Waffenbezeichnungen in althochdeutschen Glossen: Sprach- und kulturhistorische Analysen und Wörterbuch 9783050064345, 9783050062679

For the first time, this volume combines linguistic analysis of glosses with cultural and archeological sources to devel

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German Pages 315 [316] Year 2013

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Waffenbezeichnungen in althochdeutschen Glossen: Sprach- und kulturhistorische Analysen und Wörterbuch
 9783050064345, 9783050062679

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Waffenbezeichnungen in althochdeutschen Glossen

Lingua Historica Germanica Studien und Quellen zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur Band 5 Herausgegeben von Stephan Müller, Jörg Riecke, Claudia Wich-Reif und Arne Ziegler

Gesellschaft für germanistische Sprachgeschichte e.V.

Angelika O’Sullivan

Waffenbezeichnungen in althochdeutschen Glossen Sprach- und kulturhistorische Analysen und Wörterbuch

Akademie Verlag

Dissertationsschrift, Universität Heidelberg, Neuphil. Fakultät 2012

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© 2013 Akademie Verlag GmbH, Berlin Ein Wissenschaftsverlag der Oldenbourg Gruppe www.akademie-verlag.de Das Werk einschließlich aller Abbildungen ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Bearbeitung in elektronischen Systemen. Einbandgestaltung: hauser lacour Druck & Bindung: Beltz Bad Langensalza GmbH, Bad Langensalza Dieses Papier ist alterungsbeständig nach DIN/ISO 9706. ISBN eISBN

978-3-05-006267-9 978-3-05-006434-5

Inhaltsverzeichnis

1.

Einleitung .......................................................................................................

7

1.1 Ausgangssituation ............................................................................................. 1.2 Das Untersuchungsmaterial .............................................................................. 1.2.1 Die althochdeutschen Glossen ............................................................... 1.2.2 Archäologische und historische Quellen ............................................... 1.3 Forschungsstand ............................................................................................... 1.4 Methodisches Vorgehen und Zielsetzung .........................................................

7 13 13 15 18 19

2.

Aspekte der mittelalterlichen Kriegführung ........................................... 25

2.1 Die Entwicklung der Waffen während des Mittelalters .................................... 2.2 Schutzwaffen .................................................................................................... 2.2.1 Körperpanzerung ................................................................................... 2.2.2 Helme ..................................................................................................... 2.2.3 Schilde ................................................................................................... 2.3 Angriffswaffen ................................................................................................. 2.3.1 Nahkampfwaffen ................................................................................... 2.3.2 Fernkampfwaffen ................................................................................... 2.3.3 Stangenwaffen ....................................................................................... 2.4 Belagerungsmaschinen ..................................................................................... 2.4.1 Ballisten/Springolf/Onager/Mange ........................................................ 2.4.2 Bliden .....................................................................................................

3.

25 29 30 32 34 35 36 40 43 46 47 48

Semantische Auswertung des Wörterbuches .......................................... 50

3.1 Lateinisch-althochdeutsches Glossar................................................................. 50 3.1.1 Auswertung ............................................................................................ 63

6

Inhaltsverzeichnis

3.2 Synchrone onomasiologische Gliederung ....................................................... 3.2.1 Auswertung ........................................................................................... 3.3 Teilsynchrone Untersuchung der Erstbelege ................................................... 3.3.1 Auswertung ........................................................................................... 3.4 Diachrone Verbreitung .................................................................................... 3.4.1 Auswertung ...........................................................................................

66 72 73 78 79 84

4.

Resümee: Kulturhistorische Auswertung ............................................... 87

5.

Wörterbuch der althochdeutschen Waffenbezeichnungen .................. 95

5.1 Aufbau und methodisches Vorgehen ............................................................... 5.2 Das Wörterbuch ............................................................................................... 5.3 Abkürzungsverzeichnisse ................................................................................ 5.3.1 Abkürzungen der verwendeten Hilfsmittel ........................................... 5.3.2 Abkürzungen der zitierten Vorlagen ..................................................... 5.3.3 Abkürzungen der zitierten Sprachen und Dialekte ...............................

6.

95 104 298 298 299 301

Literaturverzeichnis .................................................................................... 303

1. Einleitung

1.1 Ausgangssituation Wie die kulturellen und religiösen Begebenheiten im Mittelalter das Denken der Menschen beeinflusste, veranschaulicht folgender Bericht des Arnold von St. Emmeram aus dem 11. Jahrhundert. Seine Begegnung mit einem „Drachen“ geschah um 1030 in Pannonien, wo er als Abgesandte seines Abtes tätig war: „Am zweiten Freitag nach Pfingsten, zur dritten Stunde, sah ich einen Drachen. Das Untier schwebte in der Luft und war fast eine Meile lang. Der Kopf war gefiedert; es war groß wie ein Berg und der ganze Körper war mit Schuppen bedeckt, die es wie ein Panzer oder wie eiserne Schilde schützten. Die Flanken und der Rücken waren von Ruß geschwärzt; die Bauchseite war von hellerer Farbe, sie glänzte wie Schwefel.“1 Der Mönch versucht das „Untier“ zu deuten und erinnert sich an den Teufel aus der Apokalypse des Johannes, dann verwirft er die Gedanken – der in der Bibel prophezeite Weltuntergang für die Jahrtausendwende blieb aus – und kommt nach einiger Überlegung darauf, wo er bereits von einem ähnlichen Tier gehört habe. Er erinnert sich, dass Isidor von Sevilla in den Etymologien Aussagen über die Natur der Drachen getroffen hat.2 Die oft und gern zu Rate gezogenen Etymologien Isidors3 und die Heilige Schrift4 beeinflussten im Mittelalter insbesondere den Klerus.5 Hätte 1 2 3

4

Arnold von Emmeram, De miraculis II, 22 zit. nach Neiske 2007, S. 155. Isidor, Etymologiae XII, 4,4, zit. nach ebd. Auch der Mönch Ratramnus von Corbie, ein Theologe des 9. Jhs., zieht Isidors Aussagen über die kynokephalen (hundsköpfigen) und hippopoden (pferdefüßigen) Wesen in seinen Erörterungen zu Rate bei seinen Ausführungen, ob diese zu den Menschen gezählt werden könnten, vgl. Neiske 2007, S. 153. Über die kulturelle Bedeutung Isidors siehe Möller 2008, S. 12: Das Hauptwerk Isidors von Sevilla (um 560–636), die Etymologiae, „… stellt ein Kompendium des antiken Wissens und der christlichen Lehre dar.“ In dem Werk verbindet Isidor die Tradition der klassischen Antike mit dem Alten und Neuem Testament, wobei er den Vorrang des Alten Testaments hervorhebt, vgl. ebd. Den verschiedenen Büchern der Bibel wurde im Alltag der Mönche ein unterschiedlicher Stellenwert beigemessen: Hauptsächlich spielte das Neue Testament eine Rolle (Psalter, Evangelien, Paulusbriefe als liturgische Texte). Heute lässt sich nur noch schemenhaft erkennen, was die Bibel den Menschen im Mittelalter bedeutete; jedoch sind Zeugnisse einer großen Verehrung deutlich zu erkennen. Handschriften mit dem Gesamttext der Bibel gehören in der Spätantike und im Frühmittelalter eher zur Ausnahme, vgl. Schaab 1999, S. 119.

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Einleitung

aber Arnold von St. Emmeram das unbekannte Tier auch dann mit einem Drachen assoziiert oder Isidors Aussagen in Zweifel gezogen, wenn er Kenntnisse über die zeitgenössische Fauna des Karpatenbeckens besessen hätte?6 Es gibt einen weiteren die gesamte mittelalterliche Kultur bestimmenden Faktor in diesem Zusammenhang: nämlich die Bewältigung einer Sprache, des Lateins, das zunächst in seiner klassischen Form im frühmittelalterlichen Alltag kaum noch eine Rolle spielte.7 Im 8. Jahrhundert setzt die Glossierungstätigkeit durch den Klerus ein;8 die Sprachwissenschaft setzt in diesen Zeitraum den Anfang der althochdeutschen Periode.9 Die von Karl dem Großen im Jahre 789 erlassenen Admonitio generalis10 und Epistola de litteris gegen 794/79511 waren neben der Forderung zur Verbesserung der Klerikerbildung und der größeren Sorgfalt beim Abschreiben von Büchern durch die Mönche12 auch ein konkretisierender Versuch zur Bildungsreform: 5

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Als Adressaten der Etymologiae kam „… nur die gebildete Klasse in Frage, vor allem der Klerus in und außerhalb der Klöster, soweit er zu dieser gehörte. […] Die Nachwirkungen der Etymologiae bis weit ins Mittelalter hinein waren enorm.“ In: Möller 2008, S. 16. Ähnlich Barney et. al. (2006), S. 24. Aus heutiger Sicht könnte es sich bei dem „Drachen“ um einen groß gewachsenen Vogel gehandelt haben, den Arnold noch nie zuvor gesehen und ihn mit Bildern assoziiert hat, die ihm geläufig waren. Bei der Beurteilung der Maße des Tieres spielte sicherlich auch jener Umstand eine Rolle, dass er sich zu Zeiten seiner Gesandtschaft auf immer noch überwiegend heidnischem Boden befand. Auf die Christianisierung Ungarns im 11. Jh. wird hier nicht näher eingegangen. Vgl. Scardigli 1994, S. 255. Er fügt allerdings hinzu, dass Latein zu diesen Zeiten nach wie vor die Sprache der westeuropäischen Kirche war. Für die Alltagssprache bemerkt Stevens 1999, S. 662: „Der Gebrauch des Lateinischen war zwischen dem 5. und 8. Jahrhundert zurückgegangen, und man konnte nicht länger davon ausgehen, daß Syntax und Wortschatz des klassischen Lateins in der Alltagssprache beherrscht wurden.“ Weiter ebd.: „Das karolingische Latein wurde mit der üblichen mundartlichen Aussprache gesprochen, die von Region zu Region beträchtliche Unterschiede aufwies.“ Latein in seiner mittellateinischen Ausformung war spätestens seit dem Ende des 8. Jhs. eine gelehrte Sprache, und wurde als solche in der Verwaltung, der Diplomatie, der Bildung und der Kirche verwendet; nicht nur bei den Franken sondern auch bei den von ihnen integrierten germanischen Stämmen, vgl. Löfstedt 1975, S. 3. Die Verschriftlichung des Althochdeutschen wäre ohne die Mitwirkung der Klöster kaum denkbar gewesen, vgl. Hüpper-Dröge 1983, S. 59. Der Beginn des Althochdeutschen ist mit der Ausklammerung der Namensüberlieferung und einzelner Zitate und Wörter bei den antiken Autoren und in Rechtstexten „… mit dem Einsetzen der schriftlichen Überlieferung in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts gegeben […].“ In: Splett 1988, S. 107. Die Karolinger, die sich Mitte des 8. Jhs. die fränkische Königswürde sichern konnten, dehnten ihre Herrschaft erst über Gallien und später über den größten Teil Europas aus, vgl. Riché 1992, S. 23. Die Bedeutung der Franken war nicht nur territorial enorm, sondern beeinflusste und prägte nachhaltig die Religion, Kunst und Wissenschaft, vgl. Meineke – Schwerdt 2001, S. 95. Scardigli 1994, S. 254 bemerkt jedoch, dass es ein Fehler wäre, die entscheidenden Entwicklungen, die die deutsche Sprache betreffen, ausschließlich in die Karolingerzeit zu verlagern. Man besann sich auf die Wiedereinführung des klassischen Lateins und las insbesondere zwischen 780 und 840 lateinische Texte mit einem Laut für jeden geschriebenen Buchstaben: Die Übung nannte sich litterae, vgl. Stevens 1999, S. 663. Vgl. Fleckenstein 1989, S. 95f.; Fleckenstein 1990, S. 77; Riché 1999, S. 230f.

Ausgangssituation

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In beiden Erlassen wurde der richtige Gebrauch des Lateins im Unterricht angeordnet: „… alle Klöster und Bistümer wurden aufgefordert, den Priestern anhand korrekter Bibelund anderer kirchlicher Texte Anleitung zur richtigen christlichen Religionsausübung zu geben und sie in psalmos, notas, cantus, computum, grammaticum […] zu unterweisen.“13 Darüber hinaus verlangte Karl der Große, dass die Predigten in einer den Gläubigen verständlichen Sprache abgefasst werden sollten.14 Die Beschäftigung mit der Bibel, den Kirchenvätern und dem Kirchenrecht rückt die gesamte altorientalische und antike Kultur des Mittelmeerraums in das Bewusstsein der karolingischen Geistlichen. Dadurch wächst im 8. und 9. Jahrhundert zum Beispiel auch das Interesse an die antike Kriegskunst in den Klöstern; man beschäftigt sich intensiv mit dem Epitoma rei militaris des Vegetius.15 Obwohl Isidor Vegetius als Quelle für die Etymologien nicht erwähnt, geht man davon aus, dass er seine Definitionen einiger militärischer Begriffe aus dem Epitoma rezipierte.16 Basierend auf die archäologischen und historischen Quellen weiß man heute, dass sich der hohe Klerus des Mittelalters aktiv an militärischen Auseinandersetzungen beteiligte. Die Teilnahme der Reichsbischöfe und Reichsäbte am Krieg wurde zu Zeiten Karls des Großen durch die Kapitularien institutionalisiert. „Bischöfe und Äbte haben als etablierte „Oberkirche“ eine Sonderstellung, die ihnen Kriegsdienst und weltliche Machtausübung jeder Art gestattet und sogar als Königsdienst auferlegt.“17 Karl der Große verlangte in der Admonitio generalis auch wiederholt, dass die Gehorsamspflicht des Klerus und der Mönche ihrem Bischof gegenüber eingehalten wird; gleichzeitig setzte er das Waffenverbot für Presbyter und Diakone ein und festigte somit den Schutz des hohen Klerus zugunsten der staatlichen Aufgaben.18 Auch für den Sohn und Nachfolger Karls des Großen, Ludwig den Frommen, war der hohe Klerus ein integraler

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Stevens 1999,S. 662: d. h. in den Psalmen, den tironischen Schriften, dem Gesang, dem Computus und der Grammatik. Die Renovatio hatte nachhaltige Auswirkungen auf die Aneignung des Lesens, Schreibens und Rechnens in den Klöstern. Siehe noch Le Goff 1994, S. 15: „Zwar bessert sie die Bildung der am Hofe erzogenen Söhne des Adels und der in einigen großen klösterlichen oder bi– schöflichen Zentren herangebildeten künftigen Kleriker, doch sie beseitigt fast vollständig die Überreste jenes notdürftigen Unterrichts der Merowingerklöster für die Kinder aus den umliegenden Landstrichen.“ Vgl. Hüpper-Dröge 1983, S. 62. Vgl. Prinz 1971, S. 97. Steuer 1999a, S. 321: „Waffen für das königliche Heer wurden an den königlichen Höfen und Pfalzen, aber auch in den Grundherrschaften der Großen des Reiches und vor allem in den Klöstern produziert. Überliefert sind die jährlichen Abgaben an Schilden und Lanzen.“ Siehe außerdem Last 1972, S. 84: „Lanzen erscheinen z. B. im Güterregister von St. Germain-des-Prés als Abgabe.“ Prinz 1971, S. 99. Weiter ebd.: „Die hohen Repräsentanten der Reichskirche gehören […] zu den potentes, Bischof und Reichsäbte sind – ohne daß dies in präzisen juristischen Definitionen des 8. und 9. Jahrhunderts gefaßt wird – Doppelpersonen im Rechtssinne: nämlich Oberhirten ihrer Bistümer und Abteien und gleichzeitig Repräsentanten der Reichsgewalt.“ Es ging vor allem um das Verbot aller conspirationes für Geistliche gegen den hohen Klerus, vgl. ebd., S. 92 und Anm. 63.

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Einleitung 19

Bestandteil der Reichsaristokratie, die im Krieg Dienst leisten musste. Durch die Invasionen der Normannen, der Ungarn und der Sarazenen im 9. Jahrhundert wurde der Kriegsdienst des hohen Klerus vom König weiter gefordert.20 Die Klöster waren in der Karolingerzeit durch die Gesetzgebung Ludwigs des Deutschen verpflichtet, bewaffnete Krieger mit Schild und Lanze (donum)21 zu stellen und Waffen für die Kriegführung herzustellen.22 Bei Ausgrabungen auf dem Klostergelände von San Vincenzo al Volturno im langobardisch-karolingischen Süditalien legte man zahlreiche Werkstätten frei, darunter auch solche, die Pferdezaumzeug oder Schwertgurte im karolingischen Tierstil produzierten.23 Auf den Zeichnungen des Klostergeländes von St. Gallen fand man Werkstätten des Schildmachers und des Schwertfegers.24 St. Gallen war verpflichtet jährlich zwei Pferde mit Schild und Lanze zu liefern. „Bei mehr als 600 Klöstern im Reich wäre da regelmäßig die Ausrüstung für ein beachtliches Heer zusammengekommen.“25 Seit dem 10. Jahrhundert gab es Schwertsegnungen mit liturgischen Gebeten26 und der Klerus setzte „… mit der Organisation des öffentlichen Friedens neue Maßstäbe für die Stellung des Kriegers in der Gesellschaft […].“27 Die im 11. Jahrhundert begonnenen Kreuzzüge ins Heilige Land wurden von der Kirche initiiert.28 Der Einsatz bestimmter Waffen bei kriegerischen Auseinandersetzungen „gegen Christen und Katholiken“, wie der der Armbrust und des Langbogens wurde auf dem Lateran19

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Dem hohen Klerus wurde dadurch ein Sonderstatus zugesichert Ebd., S. 86f. und bes. S. 87. F. Prinz bemerkt weiter: „Der Kern dieser Sonderstellung war die Heerfahrtspflicht, von der man ausdrücklich eximiert werden mußte.“ Prinz 1971, S. 97. Last 1972, S. 79 und Anm. 9. Steuer 1999a, S. 321: „Waffen für das königliche Heer wurden an den königlichen Höfen und Pfalzen, aber auch in den Grundherrschaften der Großen des Reiches und vor allem in den Klöstern produziert. Überliefert sind die jährlichen Abgaben an Schilden und Lanzen.“ Vgl. auch Last 1972, S. 84: „Lanzen erscheinen z. B. im Güterregister von St. Germain-des-Prés als Abgabe.“ Steuer 1999a, S. 322. Diese werden im Klosterplan emundatores [ve]l politores gladiorum, scutatores und fabrii genannt, vgl. Last 1972, S. 84 und Anm. 29. Ähnlich Steuer 1999a, S. 322. Außer diese sind auf dem Plan noch Werkstätten für den Schuster, Sattler, Drechsler, Gerber, Goldschmied und Walker verzeichnet. Diese Handwerker scheinen für die allgemeinen Bedürfnisse des Klosters zuständig gewesen zu sein, was jedoch für die beiden Waffenproduzenten nicht zutreffen kann, vgl. Capelle 1999, S. 425. Steuer 1999a, S. 322. Die Bistümer waren mit entsprechend mehr, sechs Pferde pro Jahr, verpflichtet, vgl. ebd. Ehlers 2008, S. 19. Vgl. noch Kortüm 2010, S. 154. Ehlers 2008, S. 18f. Weiter ebd. S. 19f.: Der Klerus gewann Einfluss „… auf die Regulierung der bewaffneten Auseinandersetzung; seine Forderung, daß wahrer Adel sich in spezifischen Tugenden zeigen solle, gehört zu den Vorstufen des Rittertums.“ Dendl 2000, S. 13: „Die Geschichte [des] Ersten Kreuzzuges ist die Geschichte eines Kreuzzuges, der getrost unter die größten militärischen Unternehmungen der Geschichte eingereiht werden kann. […] daneben ist [er] auch ein Teil der Geschichte des christlichen Glaubens. Zum ersten Mal in der Geschichte wurde ein Krieg begonnen, um ein religiöses Ziel zu erreichen.“ Vgl. noch Keen 1999b, S. 4, hier wird das Mittelalter auch „Age of Faith“ genannt.

Ausgangssituation

11

konzil von 1139 ausdrücklich von der Kirche unter Androhung der Exkommunikation untersagt.29 Wenn man einerseits die kulturellen Faktoren auf die Mentalität des mittelalterlichen Klerus und andererseits die aus historischen und archäologischen Quellen hervorgehenden Fakten zur seiner aktiven Teilnahme am Kriegsgeschehen berücksichtigt und voraussetzt, dass der Klerus ausreichende Kenntnisse über die zeitgenössischen Waffen bzw. Waffenführung besaß,30 stellt sich die berechtigte Frage: Ließ die enge Anbindung an das Latein als Vorlage31 in den volkssprachlichen Übersetzungen Raum, der ihre Sprachwirklichkeit widerspiegelte? Orientierten sich auch jene Mitglieder des Klerus, die die althochdeutschen Waffenbezeichnungen glossierten und diese für die Nachwelt hinterließen, hauptsächlich an den Aussagen Isidors und an der Bibel? Dienten die volkssprachlichen Glossierungen lediglich zur Verdeutlichung von Strukturen und Vorstellungen, die der Ausgangssprache, Latein, angehörten? Glied-für-Glied-Übersetzungen, welche die Lateinabhängigkeit der Glossatoren verdeutlichen, gibt es zahlreich in den Glossen, aber auch die althochdeutschen Textdenkmäler sind davon betroffen. Man muss zwischen „… grundsätzlich verschiedenen Übersetzungshaltungen“32 und dem Übersetzungsvermögen der Glossatoren unterscheiden können. Dem Wortschatz der Glossen wurde in der älteren Forschung ein geringerer Aussagewert als dem Wortschatz der literarischen Textdenkmäler zugesprochen,33 gewürdigt wurde oft allein die Überlieferung zahlreicher althochdeutscher Wörter. In erster Linie ermöglichen aber die Glossenhandschriften den Zugang zu den einzelnen Sach29 30

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Vgl. Bartlett 1996, S. 83. Ähnlich DeVries 1992, S. 41. Die durch die Kirche versuchte Ächtung der Waffen im 12. Jh. hat sich jedoch nicht durchgesetzt, vgl. Kortüm 2010, S. 157. Vgl. die Aussage von Tiefenbach 1983, S. 750 über die Werkzeugbezeichnungen in den althochdeutschen Glossen: „Im Falle des […] Tegernseer Glossars aus der Mitte des 9. Jahrhunderts fällt die Vielzahl der Wörter aus dem Bereich des Wagenbaus und der Schlittenherstellung mit einem teilweise sehr spezialisierten Vokabular auf, unter denen die meist holzbearbeitenden Geräte erscheinen; hier könnte dem Glossator die Werkstatt eines Stellmachers vor Augen gestanden haben.“ Stevens 1999, S. 662: „Die Heilige Schrift war jedoch in Latein geschrieben, wie auch diejenigen Schriften, die zu ihrer Erläuterung dienten.“ Siehe noch Schaab 1999, S. 119: „[…] die Sprache der lateinischen Bibel [war] zur „Vatersprache“ der Mönche geworden, zu ihrer zweiten Existenz, hinter welche das Althochdeutsche, die Sprache ihrer Kindheit – zumindest in den Quellen – völlig zurücktritt.“ Götz 1990, S. 320. Siehe außerdem Bergmann 2009b, S. 1096: „[…] muss auf Seiten der Glossatoren mit ganz unterschiedlichen Funktionen der Glossierung gerechnet werden, zum Beispiel einer rein grammatischen durch bloße Angabe der Wortart, einer lexikalisch-semantischen in Form einer bloßen Gattungsangabe, oder dem Wunsch nach einem tatsächlich textstellenadäquaten Übersetzungsäquivalent usw.“ Dass die Glossatoren eventuell die sprachliche Realität ihrer Zeit auch in die Übersetzungen einbezogen, wird hier nicht erwähnt. Für die Schlacht von Poitiers im Jahre 732 lässt erkennen „… daß die Einzelkampfweise, die in den poetischen Texten als recht bedeutsam erscheint, keine nennenswerte Rolle für das kriegerische Geschehen spielt.“ In: Last 1972, S. 87 und Anm. 49. Als Beispiel nennt er das Hildebrandslied und das Ludwigslied. Besonders aussagekräftig werden die Rechtsquellen beurteilt; diese entstanden bereits vor der althochdeutschen Glossenüberlieferung und stellen so den Beginn der sprachlichen Überlieferung des Deutschen dar, vgl. Hüpper-Dröge 1981, S. 107.

12

Einleitung

bereichen, wogegen in den Textdenkmälern von solchen wenig oder nichts zu erfahren ist.34 Ihre Aussagekraft als Informationsquelle für die mittelalterliche Kultur wurde trotzdem lange in Frage gestellt. Es wird auf Grundlage der folgenden Untersuchungen unter Berücksichtigung einer relevanten Methodik der modernen historischen Wortforschung und unter Bezugnahme der historischen und archäologischen Quellen zum untersuchenden Zeitraum eine Antwort gesucht. Die vorliegende Arbeit ist wie folgt aufgebaut: Im ersten Kapitel wurde die Ausgangssituation dargestellt, die die vorliegende Arbeit initiierte. Es folgt die Umschreibung des Untersuchungsmaterials, das nicht nur die althochdeutschen Glossen, sondern auch die materielle Überlieferung der Waffen im Mittelalter betrifft. An dieser Stelle werden die Probleme sowohl der historischen Sprachwissenschaft in Beschäftigung mit der althochdeutschen Glossenüberlieferung dargelegt wie auch jene Probleme, die die archäologische Erforschung des Mittelalters betrifft bzw. jene, die die mittelalterlichen Historiker in der Beschäftigung mit dem Material bewältigen müssen. Danach folgt ein Überblick über den momentanen Forschungsstand auf dem Gebiet der althochdeutschen Glossenforschung. An dieser Stelle werden die bereits erschienenen sprachwissenschaftlichen und kulturhistorischen Arbeiten über die althochdeutschen Waffenbezeichnungen dargelegt und die Fortschritte auf dem Gebiet der althochdeutschen Glossenforschung angesprochen. Danach werden das methodische Vorgehen und die Zielsetzungen der folgenden Untersuchungen vorgestellt. Im zweiten Kapitel wird ein kurzer Überblick über die Hauptwaffentypen des Mittelalters gegeben, aufgeteilt in Schutz- und Angriffswaffen, die zusammen die Ausrüstung bildeten sowie über jene Angriffswaffen, die im Mittelalter bei Belagerungen eine entscheidende Rolle spielten. Aufgrund der zeitlichen Einordnung der althochdeutschen Glossen35 wird über die Karolingerzeit hinaus das gesamte Mittelalter behandelt, wobei diese bedingt durch die Dichte der althochdeutschen Glossenüberlieferung ausführlicher behandelt wird. Als Ausblick werden die hoch- und spätmittelalterlichen Waffen behandelt, denn eine strikte Abtrennung der überlieferten Glossen der Handschriften des 14. und 15. Jahrhunderts „… würde Teilen der Überlieferung […] nicht gerecht“.36 Hier wurde das Augenmerk vorrangig auf die Entwicklungstendenzen und Innovationen der jeweiligen Waffengattungen gerichtet.

34 35 36

Vgl. Riecke 2004, Bd. 1, S. 67. Im Zuge der Ermittlung althochdeutscher Werkzeugbezeichnungen zeigte sich das gleiche Bild, vgl. dazu Tiefenbach 1983, S. 717. Ausführlicher im Kapitel 1.2.1 Die althochdeutschen Glossen. Schützeichel 2004, Vorspann, S. 3.

Das Untersuchungsmaterial

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Im dritten Kapitel folgt dann der Abschnitt zum „Wörterbuch der althochdeutschen Waffenbezeichnungen“. Es werden jene lexikologischen Ansätze aufgeführt, die den Aufbau des Wörterbuches beeinflussten und seine Transparenz verbesserten. Danach folgen eine Einführung in die Gestaltung sowie wichtige Informationen zur Benutzung des Wörterbuches. Schließlich folgt das „Wörterbuch der althochdeutschen Waffenbezeichnungen“. Im vierten Kapitel werden die semantischen Untersuchungen mit anschließender Auswertung durchgeführt: die Einteilung der Lexeme in onomasiologische Felder, die Verteilung der lateinischen Lemmata, die diachrone Verbreitung der Lexeme und schließlich die zeitliche Schichtung der Erstbelege in den Glossen.37 Im fünften und letzten Kapitel werden jene Erkenntnisse dargelegt, die sich aus der Kombination der Untersuchungsergebnisse der modernen historischen Wortforschung und der archäologischen bzw. mittelalterlichen Geschichtsforschung ergeben. Dabei gilt es zu ermitteln, welche Rolle die althochdeutschen Glossen für die historische Mittelalterforschung spielen können.

1.2 Das Untersuchungsmaterial 1.2.1 Die althochdeutschen Glossen Als Untersuchungsmaterial dienen die in den Glossenhandschriften38 überlieferten althochdeutschen39 Glossierungen zu Waffenbezeichnungen. Unter Glossen versteht man in der althochdeutschen Glossenforschung die im Text oder an den Blatträndern 37

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Da das Erkenntnisinteresse in der vorliegenden Arbeit lexikalisch-semantisch orientiert ist, werden Untersuchungen zur morphologischen Struktur der althochdeutschen Waffenbezeichnungen nicht durchgeführt. Ausführlich zu den althochdeutschen Gattungen, siehe Meineke – Schwerdt 2001, S. 99–178. Als Althochdeutsch bezeichnet man seit Jacob Grimms Deutscher Grammatik I 1819 die älteste schriftlich bezeugte Stufe der deutschen Sprache, die aus Stammesdialekten der Franken, Baiern, Alemannen und Langobarden entstand, welche die 2. Lautverschiebung mitgemacht haben, vgl. Sonderegger 1987, S. 11. Die Bezeichnung „Althochdeutsch“ bezieht sich immer auf althochdeutsche Dialekte; eine schriftliche Hoch- und Einheitssprache im modernen Sinne gab es nicht, vgl. Penzl 1986, S. 18. Siehe außerdem Haubrichs 2000, S. 289: Hier wird vermerkt, dass „… Althochdeutsch einen Kunstbegriff der frühen Germanistik darstellt und in Wahrheit ein Konglomerat von näher oder ferner miteinander verwandten Sprachen bezeichnet …“ Obwohl als Datum für die hochdeutsche Konsonantenverschiebung das Ende des 6. Jhs. gilt, herrscht allgemein die Auffassung, dass der Anfang der althochdeutschen Periode im 8. Jh. ansetzt, da um diese Zeit die schriftliche Überlieferung von Namen und Glossen in größerem Umfang beginnt: Die Ansätze der Diskussion bei Penzl 1986, S. 15f. und Wolff 2009, S. 52. Geographisch gesehen erstreckt sich das althochdeutsche Sprachgebiet auf den fränkischen Rheinland, das alemannische Ober- und Hochrheingebiet, den bairischen Donau- und Alpenraum sowie auf langobardische Sprachreste in Oberitalien, vgl. Sonderegger 1987, S. 30f.

14

Einleitung

über- oder beigeschriebenen Übersetzungen lateinischer Wörter ins Althochdeutsche,40 geleitet von der Motivation, den lateinischen Wortschatz zu vermitteln und die Kenntnis über die Schriften antiker Autoren in den Klöstern zu fördern.41 Obwohl die althochdeutschen Glossen ein umfangreiches linguistisches und historisches Quellenmaterial darstellen, erfuhren sie in der Forschung über einen längeren Zeitraum hinweg wenig Beachtung.42 Durch Glossen werden etwa zwei Drittel des frühmittelalterlichen deutschen Wortschatzes überliefert, die sich in 1309 Handschriften und in ca. 250 000 althochdeutschen und altsächsischen Glossenbelegen niederschlagen; der Gesamtwert dieser Überlieferungen ergibt die beträchtliche Zahl von 206 838 Glossen.43 Die althochdeutschen Glossen besitzen neben ihrem quantitativen Wert auch einen qualitativen: Von den 6000 althochdeutschen Erstbelegen, die vom Althochdeutschen über das Mittelhochdeutsche bis ins Neuhochdeutsche kontinuierlich überliefert wurden, enthalten die Glossen einen Anteil von 66 %; im Gegensatz zu den literarischen Denkmälern, hier beträgt die Zahl der überlieferten Lexeme 28 %.44 Diese Zahlen müssten jedoch durch die Fortschritte auf dem Gebiet der althochdeutschen Glossenforschung, was die Glossen betrifft, deutlich höher liegen. Ein gewichtiges Problem in der Erforschung dieses Gebiets stellt die zeitliche Zuordnung der Glossenhandschriften dar; zahlreiche Handschriften könnten sowohl als spätalthochdeutsch als auch als frühmittelhochdeutsch eingestuft werden. Sprachge40

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Vgl. Sonderegger 1987, S. 58. Neuerdings Stricker 2009a, S. 31f.: „Unter althochdeutschen Glossen verstehen wir interlinear oder marginal lateinischen Texten beigefügte beziehungsweise in lateinische Texte integrierte Einzelwörter oder Wortgruppen, die eine Übersetzung oder Erklärung lateinischer Wörter eines Textes oder Glossars in althochdeutscher Sprache leisten.“ Die Auseinandersetzung zwischen Althochdeutsch und Latein bestimmte die gesamte althochdeutsche Sprachgeschichte. Neben der volkssprachigen Glossierung wurde vor allem lateinisch glossiert, vgl. Meineke – Schwerdt 2001, S. 167 und Bergmann – Moulin – Ruge 2011, S. 40. Starck – Wells 1972–1990, Einleitung, S. XVI: „Die ersten Anregungen für die Beschäftigung mit der Bibel in der Form von glossierten Handschriften gingen in Deutschland von den Zentren der angelsächsischen Mission in Nord- und Mitteldeutschland aus.“ Als Hauptorte der althochdeutschen Glossierungstätigkeit sind Freising (8. Jh.), Fulda (8./9. Jh.), Reichenau (8.–10. Jh.), St. Gallen (8.–11. Jh.), Murbach (9. Jh.) sowie Regensburg (8.–10. Jh.) zu verzeichnen, vgl. Sonderegger 1987, 58. Siehe noch Bergmann – Moulin – Ruge 2011, S. 40. Starck – Wells 1972–1990, Einleitung, S. XI. Stricker 2009c, S. 187 und Anm. 6; weiter Schützeichel 2004, Einleitung, S. VII: Hier werden 27 000 Wortartikel und 250 000 Belege in fast 1300 Handschriften genannt. Beide Zahlen geben den aktuellen Forschungsstand wider. Wie rasant sich die Zahlen ändern, zeigen die Angaben bei Meineke – Schwerdt 2001, 167 aus dem Jahr 2001: Hier werden 1230 Handschriften und ca. 230 000 Belege erwähnt. 14 Jahre davor nennt Stefan Sonderegger ca. 1000 Handschriften, vgl. Sonderegger 1987, S. 58 und im Jahre 2000 verzeichnet Jochen Splett 220 000 Belege, vgl. Splett 2000a, S. 1197. Über das Verhältnis zum aktuellen Forschungsstand der literarischen Denkmäler siehe Schützeichel 2004, Vorspann, S. 3: „Demgegenüber zählt das Wörterbuch der literarischen Denkmäler etwa 12 000 Wortartikel. Diese überlappen sich weithin mit den Glossenartikeln.“ Götz 1990, S. 319.

Das Untersuchungsmaterial

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schichtlich erfolgt eine Grenzziehung zwischen dem Althochdeutschen und Mittelhochdeutschen im 11. Jahrhundert;45 diese Abgrenzung besitzt jedoch bei der Beschäftigung mit den althochdeutschen Glossen keine allgemeine Gültigkeit.46 So wurde z. B. in die Althochdeutsche Glossensammlung von E. Steinmeyer noch Glossen aufgenommen, die bis in die erste Hälfte des 12. Jahrhunderts entstanden sind.47 Die Masse der Überlieferung ebbt erst im 13. Jahrhundert ab,48 allerdings begegnet man althochdeutschen Wortformen noch im 12. und 13. Jahrhundert, sogar bis in das 14. und 15. Jahrhundert hinein.49

1.2.2 Archäologische und historische Quellen Die Kenntnis über die Bewaffnung in der Karolingerzeit50 ist in der archäologischen Forschung von mehreren Aspekten beeinflusst. Die Zahl der der archäologischen Forschung zur Verfügung stehenden Fundstücke ist nicht sehr groß, sie stammen in erster Linie aus beigabenführenden Gräbern.51 Da in der archäologischen Forschung die Überlieferung der Grabfunde durch die Beigabensitte der jeweiligen Epoche bestimmt wird, bedeutet dies wiederum, dass die in Gräbern vorgefundenen Waffen nicht unbedingt die tatsächliche Bewaffnung des Begrabenen zu seinen Lebenszeiten repräsentieren.52 Dass 45 46

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Vgl. Penzl 1986, S. 15; Wolff 2009, S. 52ff. Stricker 2009d, S. 1574: „[…] ist für die Glossenüberlieferung diese Grenze nicht gültig und wird in der Forschung weitgehend übereinstimmend so nicht betrachtet.“ Vgl. noch Splett 1988, S. 107ff. und S. 115. Die oben erwähnten Probleme lassen sich am besten an jenen Handschriften verdeutlichen, die das Summarium Heinrici vollständig oder zum Teil überliefern. Diese Handschriften stammen aus fünf verschiedenen Jahrhunderten; der Schwerpunkt der Überlieferung konzentriert sich auf das 12. und 13. Jh., vgl. Stricker 1993, S. 43ff. Vgl. Schützeichel 2004, Vorspann, S. 3. Dabei handelt es sich um kopiale Traditionen und hauptsächlich um Glossarglossen, die bei ihren Glossierungen auf althochdeutsche Quellen zurückgreifen und diese „mehr oder weniger konservativ weitertradieren.“ In: Stricker 2009d, S. 1574f. Im Jahre 2002 erschien die Dissertation Kleemann (2002) über die Bewaffnung der Sachsen und Friesen im 8. und 9. Jh. Diese Arbeit nimmt auf den nördlichen Kreis Bezug, den Frauke Stein in ihrer Arbeit von 1967 im Zuge der karolingerzeitlichen Bewaffnung behandelte. Die bis heute grundlegende Darstellung ist jedoch immer noch die Monographie Stein (1967), obwohl die Arbeit zahlreichen kritischen Rezensionen unterworfen wurde. Es gibt neben Grabfunden noch zahlreiche Streufunde und einige Siedlungsfunde. Waffen aus karolingerzeitlichen Befestigungen sind nur vereinzelt vertreten, vgl. Last 1972, S. 80. Um die karolingerzeitliche Bewaffnung rekonstruieren zu können, zieht man auch die Fundstücke aus dem sächsischen Kulturbereich zum Vergleich, vgl. Kleemann 2002, S. 372–379. Zu beachten ist, dass die Karolinger und Ottonen auch Auxiliartruppen in ihre Armeen aufnahmen, ähnlich wie die Römer; in diesen kämpften u. a. Friesen aber auch Sachsen, vgl. Reuter 1999, S. 26. Steuer – Last 1969, S. 55. Im Fränkischen Reich brach die Waffenbeigabe seit der späten Merowingerzeit in den Gräbern in den rechtsrheinischen Gebieten ab: Somit ist es kaum möglich, die „normativ-ständische Ordnung“ der Bewaffnung zu rekonstruieren, vgl. Last 1972, S. 80. Siehe dazu noch Stein 1967, S. 206f: Der Abbruch der Waffenbeigabe kann genauso mit der christlichen

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Einleitung

Waffenhandel im karolingischen Reich trotz mehrerer Verbote seitens der fränkischen Gesetzgebung intensiv betrieben wurde, wird in der archäologischen Forschung als erwiesen betrachtet.53 Allerdings lässt sich Waffenhandel in der Sachforschung „… nur indirekt erschließen, und zwar auch aus der großen Zahl der in fremdem Gebiet gefundenen Stücke, die im Übrigen durch Kriegsbeute ebenso Besitzer und Land gewechselt haben können“.54 Ein weiteres Problem ist es in der archäologischen Forschung, die in den Gräbern überlieferten Funde bezüglich der sozialen Stellung des Bestatteten zu deuten.55 Für die Karolingerzeit sind eigenständig herausgearbeitete theoretische Schriften über Bewaffnung, Heerwesen und Kriegführung nicht überliefert; es wirkten antike Traditionen fort, wie die Kompilation des Vegetius aus dem 5. Jahrhundert.56 Die ikonographischen Quellen, Buchmalereien und Elfenbeinminiaturen,57 die hinsichtlich der technischen Details auf der Höhe der Zeit sind,58 erlauben zwar einen Einblick in die Bewaffnung der Karolingerzeit, folgen jedoch oft älteren und selten bekannten Vorlagen.59 Deshalb darf ihre Interpretation bezüglich der karolingerzeitlichen Bewaffnung nur „… unter Vorbehalten und nach jeweils individueller Prüfung“60 erfolgen und bedarf daher einer entsprechenden Quellenkritik. Die Rechtsquellen werden als besonders aussagekräftig beurteilt; diese zeigen die vorhandenen Arten der Bewaffnung und das intensive Einwirken des Herrschers.61

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Sitte bzw. mit dem Erbrecht zusammenhängen, Waffen an die Kirche bzw. Familienangehörigen weiterzugeben. Die Kirchfriedhöfe im sächsischen Gebiet dagegen zeigen, dass in der ältesten Phase noch Bestattungen mit Beigabe geduldet wurden, vgl. Kleemann 2002, S. 378. Johanek 1987, S. 17: „… in c. 7 des Diedenhofener Kapitulars [geht es] im wesentlichen um die Begrenzung eines Gebietes, in dem mit Waffen gehandelt werden darf, um ein Ausfuhrverbot für Waffen, wie es in der fränkischen Gesetzgebung auch sonst bezeugt ist“. Vgl. noch Reuter 1999, S. 21. Steuer 1987, S. 151. Die Interpretation der reich ausgestatteten Gräber bedarf einer besonderen Quellenkritik. Im frühen Mittelalter sollte man auch mit der Präsenz reicher Kaufmänner rechnen, vgl. Steuer – Last 1969, S. 35f. und Anm. 28. Vgl. Last 1972, S. 78. Vgl. Tackenberg 1969,S. 277. Vgl. Last 1972, S. 81. Vgl. Reuter 1999, S. 21. Vgl. Last 1972, S. 81, Abb. 1, hier wird z. B. der Psalter von Corbie mit der Abbildung eines Kriegers mit Schild, Lanze, Schwert und Helm erwähnt. Ausführlich über die ikonographischen Quellen der Karolingerzeit siehe Tackenberg 1969, S. 277–289: u. a. der Stuttgarter Psalter, ein Werk aus St. German-des Prés (um 820), die Trierer Apokalypse und die Apokalypse aus Cambrai (beide 9. Jh.), der Teppich von Bayeux (um 1070) stellt die Schlacht bei Hastings (1066) dar. Ein Elfenbeinkästchen aus Tournai aus dem 10. Jh. zeigt auch Krieger mit Bewaffnung. Für das 12. Jh. ist z. B. die Weltchronik des Bischofs Otto von Freising zu nennen, vgl. Tackenberg 1967, S. 282. Vgl. Last 1972, S. 78. Darüber hinaus lässt diese Quellensorte die Wechselbeziehungen zwischen Bewaffnung und Verfassung erkennen, vgl. ebd.

Das Untersuchungsmaterial

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Als „unentbehrliche Zeugnisse der Geschichte des Rittertums und seine ökonomischen Grundlagen“ fungieren für das Hochmittelalter u. a. Burgen, Waffen, Pferde, Kleider und Wappen.62 Für die Rekonstruktion der spätmittelalterlichen Kriegführung werden als aussagekräftige Quellen die literarischen Texte (Chroniken und Ereignisberichte), Handschriften mit Abbildungen, Kriegsordnungen, Statuen, Lehrschriften, Rechenbücher, Inventare, Fehdebücher und Akten sowie Sachquellen (Waffen und Gerät) ausgewertet.63 „Erhebliche heuristische Probleme ergeben sich für den heutigen Bearbeiter nicht allein aufgrund der Verstreutheit der noch vorhandenen Quellen […], sondern bereits aus der Tatsache noch mangelnder oder, wenn vorhanden, oft mangelhafter Inventarisierung …“64 Es gibt zahlreiche Schutz- und Angriffswaffen des Spätmittelalters, die in verschiedenen europäischen Museen und Privatsammlungen gesammelt wurden, jedoch „… läßt die Art der musealen Präsentation in den meisten Fällen keine Schlüsse auf Brauchbarkeit und Wirkungsweise zu.“65 Des Weiteren stellt sich das gleiche Problem bei der Beschäftigung mit dieser Periode wie in der frühmittelalterlichen Archäologie: Die meisten, in schriftlichen Quellen überlieferten Kriegsgeräte wurden aus vergänglichem Material hergestellt und sind somit für die Forschung nicht mehr greifbar. Eine Abhilfe leistet die sog. experimentelle Archäologie, die z. B. durch den Rückgriff auf Nachbauten mittelalterlicher Wurfmaschinen Schussversuche unternahm, um Reichweite und Durchschlagkraft dieser Kriegsgeräte zu ermitteln.66 Von besonderer Bedeutung für die Untersuchung der militärtechnischen Entwicklung im Mittelalter ist, wie die bereits in der Antike bekannten und überlieferten Formen transferiert wurden: Geschah es durch Tradierung der einschlägigen Schriften oder durch die ununterbrochene Verwendung des bereits bewährten technischen Arsenals?67 In Bezug auf die Quellenkritik sind „… Philologen, Historiker, Prähistoriker – trotz aller Verschiedenheit der ihnen vorliegenden Zeugnisse […] mit demselben Problem befaßt, […]: Schriftquellen als auch Sachüberlieferung fungieren nicht als Abbild einer real zu denkenden historischen Wirklichkeit, vermitteln vielmehr die zeitgebundenen Vorstellungen von dieser vergangenen Wirklichkeit …“68 Eine gegenüberstellende Betrachtungsweise der althochdeutschen Bezeichnungen und der archäologischen Befunde kann aber zu differenzierten Ergebnissen führen,69 welche wiederum eine Bereicherung für beide Disziplinen bedeuten. 62 63 64 65 66 67 68 69

Ehlers 2008, S. 71. Vgl. Schmidtchen 1990, S. 22. Ebd. Ebd, S. 34. Archäologisch ist lediglich eine zerlegbare eiserne Sturmleiter in Europa überliefert worden, vgl. Schmidtchen 1990, S. 35. Vgl. Schmidtchen 1990, S. 123. Ähnlich Kortüm 2010, S. 158. Vgl. noch Kirchschlager – Stolle 2006, S. 31. Hüpper-Dröge 1983, S. 45. Vgl. Oswald 1969, S. 313.

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Einleitung

1.3 Forschungsstand Die sprachliche Erfassung der Waffen in den althochdeutschen Glossen war in der Vergangenheit mit großen Schwierigkeiten verbunden,70 denn es fehlten die entsprechenden Hilfsmittel für die Erforschung der Lexik und Etymologie des Althochdeutschen.71 Über die althochdeutschen Waffenbezeichnungen, die in den Glossen tradiert sind, gibt es bisher zwei überwiegend die Schutzwaffen behandelnde Dissertationen.72 Für eine erneute und quantitativ breiter gefasste Behandlung der Waffenbezeichnungen in den althochdeutschen Glossen eröffneten sich neue Wege durch die Intensität, die sich auf dem Gebiet der althochdeutschen Glossenforschung in den vergangenen zehn Jahren abzeichnete. Im Jahre 2004 erschien der von R. Schützeichel in zwölf Bänden vorgelegte „Althochdeutsche und altsächsische Glossenwortschatz“73 und ein Jahr später wurde von R. Bergmann und St. Stricker einer den neuesten Forschungsstand widerspiegelnde Katalog jener Handschriften veröffentlicht,74 die althochdeutsche Glossen überliefern. Es folgten im Jahr 2009 zwei Begleitbände zum Katalog,75 die die neuesten Kenntnisse im Hinblick auf die althochdeutsche Glossenforschung darbieten. In Bezug auf die kulturhistorische Erforschung der althochdeutschen Waffenbezeichnungen eröffneten sich neue Möglichkeiten durch den althochdeutschen und altsächsischen Glossenwortschatz von R. Schützeichel: Die Bedeutungsangaben der jeweiligen Lexeme sind im Gegensatz früherer zur Verfügung stehender Wörterbüchern präziser;76

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Waffen dienten bereits vor ihrer sprachwissenschaftlichen Erfassung mehreren Forschungsrichtungen, wie der Vor- und Frühgeschichte, der Rechts- und Verfassungsgeschichte, aber auch der Sozialgeschichte als aufschlussreiche Quelle, vgl. Hüpper-Dröge 1983, S. 2. Siehe hierzu Bergmann 2009a, S. 45–52. Die Arbeit Maschke (1926) wurde bereits früh verfasst und behandelt die Bezeichnungen für die Schutzbewaffnung; sie spiegelt in ihrem methodischen Vorgehen das zu jener Zeit vorherrschende methodische Prinzip der „Wörter und Sachen“-Forschung wider. Die zweite Studie, Hüpper-Dröge (1983), behandelt basierend auf der frühmittelalterlichen Formel scilt inti sper die in den Glossen vorkommenden Bezeichnungen der Schilde und der Stangenwaffen der Karolingerzeit. Schützeichel (2004). Bergmann – Stricker (Hg.) (2005). Bergmann – Stricker (Hg.) (2009a). Vgl. Schützeichel 2004, S. 4. Bei der Bedeutungsermittlung ist allerdings die Einbeziehung onomasiologischer Arbeiten über die verschiedenen Sachbereiche anzumahnen; ein Hinweis, dass diese bei der Bedeutungsermittlung nur ansatzweise Berücksichtigung fanden, lässt sich anhand des Literaturverzeichnisses über die Hilfsmittel (vgl. ebd. S. 22–31) erkennen. An der Stelle wurde nur eine willkürliche Auswahl dargeboten; jene zwei Studien, die die althochdeutschen Waffenbezeichnungen kulturhistorisch auswerteten, fanden an dieser Stelle keine Erwähnung. Ähnliche Kritik bei Tax 2009, S. 522 und Anm. 29: „… die relevanten theoretischen Arbeiten zur Kontextübersetzung (versus Vokalübersetzung) von H. Götz fehlen in der Bibliographie.“

Methodisches Vorgehen und Zielsetzung

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die lateinischen Lemmata wurden mithilfe von Experten bestimmt und es wurden im Wörterbuch neu entdeckte und bisher noch nicht edierte Glossen78 veröffentlicht. Im Katalog von R. Bergmann und St. Stricker wurden die Angaben zu den Handschriften präzisiert; nicht nur die Anlage der Handschriften, sondern auch die Glosseneintragungen wurden datiert, was wiederum eine nähere zeitliche Bestimmung der althochdeutschen Lexeme ermöglicht und neue Wege eröffnet, um diese in einem kulturhistorischen Komplex besser auswerten zu können. Nicht zuletzt sind auch die ausführlichen monographischen Untersuchungen zu zahlreichen althochdeutschen Handschriften,79 die althochdeutsche Lexeme überliefern oder die ausführlichen, meist onomasiologisch ausgerichteten Arbeiten zu den verschiedenen Sachbereichen des frühen Mittelalters seit der Wende und Anfang des 20. Jahrhunderts zu erwähnen.80

1.4 Methodisches Vorgehen und Zielsetzung Wenn bezüglich der Aussagekraft der Glossen sich in der Forschung eine immer mehr optimistische Tendenz abzeichnet, könnten die in der Einleitung formulierten Gedanken aus der Sicht der modernen historischen Wortforschung als gewagte Überlegungen gelten.81 Denkt man nur an dieser Stelle an die sich methodisch noch in den Kinderschuhen befindliche Wörter-und-Sachen-Forschung des vorigen Jahrhunderts.82 Den 77 78 79

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Schützeichel 2004, S. 2: „Von unschätzbarer Wichtigkeit waren […] die […] Hinweise […] aus benachbarten Disziplinen, wie Mittellatein, Mittelalterliche Geschichte, Anglistik …“ Vgl. Schützeichel 2004, S. 2 und bes. S. 5. Bergmann 2009a, S. 50f. und 51, Anm. 23 mit Anführung jener monographischen Arbeiten, die dem Standard folgen, der erstmals von Peter Pauly in seiner 1968 vorgelegten Arbeit über die Handschriften Pommersfelden 2671 und Antwerpen 17.4 gesetzt hatte. Zum methodischen Vorgehen Paulys ausführlich ebd. Diese Studien sind überwiegend in die Reihe „Studien zum Althochdeutschen“ aufgenommen worden. Bergmann, 2009b, S. 1099ff. bietet einen Überblick über den aktuellen Forschungsstand der onomasiologischen Arbeiten des Althochdeutschen. Bergmann 2009b, S. 1095 verweist auch auf eine „generelle Gefahr“ bei der Beschäftigung mit konkreten Gegenständen und Vorgängen in vergangenen Sprachstadien: „Natürlich existieren archäologische Funde von frühmittelalterlichen Sachen wie Waffen, Werkzeugen, Gerätschaften, Schmuckstücken usw. aber ebenso natürlich haben wir keine unmittelbare Verknüpfung dieser Gegenstände zur gleichzeitigen sprachlichen Realität.“ Vgl. noch Schmidt-Wiegand 1981, S. 4f.: „Da das Wort als ein sprachliches Zeichen aus Lautkörper und Vorstellung aufgebaut ist und die Vorstellung auf dem Begriff beruht, gibt es keine direkte Verbindung zwischen der Bezeichnung und der Sache als der im außersprachlichen Bereich liegenden Realität.“ Die Vertreter dieser, überwiegend onomasiologischen Forschungsrichtung Anfang des 20. Jhs. waren überzeugt davon, dass es ohne eine als Hilfswissenschaft betriebene detaillierte Sachforschung keine Wortforschung geben könne. In erster Linie entstanden dadurch archäologisch orientierte Arbeiten, in denen das sprachwissenschaftliche Anliegen nur noch durch Nennung und Etymologisierung der Ausdrücke Berücksichtigung fand, vgl. Reichmann 1976, S. 40f. Siehe noch

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Einleitung

Einstieg in die Arbeit mit solchen Überlegungen zu wagen, ermöglichen jedoch die bereits gewonnenen Erkenntnisse aus vergangenen Forschungen zur Aussagekraft der althochdeutschen Waffenbezeichnungen,83 die zum Teil durch die Anwendung einer relevanten Methodik der modernen historischen Wortforschung arbeiteten.84 Die vorliegende Arbeit gehört zu jenen wenigen onomasiologisch ausgerichteten Arbeiten zum Althochdeutschen, die die Sachkultur der historischen Epoche beleuchten,85 und zu deren Untersuchungsgegenstand all das gehört „… was Menschengruppen im Laufe der Kulturgeschichte an Sachgütern, an gesellschaftlichen Einrichtungen, an Erkenntnissen, Ideologien und Handlungen“86 für so wichtig hielten, dass sie sie in den Wortschatz ihrer Sprache aufnahmen. Bei dem methodischen Vorgehen ist ausschlaggebend, dass man bei der Ermittlung der „tatsächlich Gemeinten“ in früheren Sprachstadien87 neben Wort und Sache88 auch den Begriff im Sinne des Dreieckmodells von C. K. Odgen und I. A. Richards berücksichtigt.89 Die im Dreieckmodell graphisch dargelegten drei Eckpunkte, Wort – Begriff – Sache veranschaulichen, dass das Wort erst über den Begriff mit der von ihm be-

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Schmidt-Wiegand 1981, S. 5. Durch die Entwicklung der modernen Sprachwissenschaft war das methodische Prinzip, das diese Forschungsrichtung verwendete, nicht mehr zu vertreten; die berechtigte Kritik erstreckte sich auf folgende Punkte: Das Wort in der „Wörter und Sachen“ Forschung stand immer für eine einzelne „Sache“ oder „Vorstellung“ und wurde isoliert betrachtet; die Kontextgebundenheit des Wortes wurde nicht beachtet. Die Begriffe Wort oder Bezeichnung einerseits, Sache und Bedeutung andererseits wurden weitgehend gleichgesetzt, aber auch die verwendete Terminologie wurde nicht näher präzisiert, vgl. dazu Heller 1998, S. 23. Vgl. ahd. nasahelm st. m. und ahd. kampfscilt st. m. im vorliegenden Wörterbuch. Vor allem die Studie Dagmar Hüpper-Dröges verbindet Erkenntnisse und Methodik der modernen Onomasiologie um zum historischen Begriff „Schild und Speer“ zu gelangen. Hüpper-Dröge 1983, S. 393ff. und bes. 395 betont, dass die „historisch-philologische Bezeichnungsforschung“ wohl imstande ist „… einen Beitrag zur Begriffsgeschichte und Hermeneutik zu leisten.“ Das Verzeichnis der Arbeiten bei Bergmann 2009b, S. 1099ff. Zu erkennen ist, dass in den letzten Jahren ein Rückgang jener Studien zu verbuchen ist, die die semasiologische und onomasiologische Methode miteinander kombinieren. Dies ist bedauernswert, da eine onomasiologisch gegliederte Gesamtdarstellung des Althochdeutschen wie „[…] etwa des Typs ‘Dornseiff’ existiert nicht, wäre aber ein sehr erwünschtes Hilfsmittel. Ein vergleichbares Werk für das Altenglische stellt der ‘Thesaurus of Old English’ dar, an dem bereits manche Besonderheiten zu studieren sind, die bei der Organisation des historischen Wortschatzes nach einer begrifflich konzipierten Ordnung zum Vorschein kommen.“ In: Tiefenbach 2009a, S. 1125. Reichmann 1985, S. 440f. Bergmann 2009b, S. 1094. Die Gleichsetzung bestimmter althochdeutscher Waffenbezeichnungen, mit Waffentypen, über die wir aus archäologischen und historischen Quellen ausreichend Kenntnisse besitzen, wäre methodisch absolut verfehlt, wenn auch verlockend, vgl. den ahd. Lautkörper pfetarāri st. m. mit dem in der Fachliteratur gängigen nhd. Pfeterari m. „Steinschleuder“. Odgen – Richards 1960, S. 11: „Between the symbol and the referent there is no relevant relation other than the indirect one …“ Ebd.: „Between the Thought and the Referent there is also a relation; more or less direct …“ Der theoretische Ansatz der klassischen Onomasiologie und Semasiologie wurzelt in diesem Dreieckmodell.

Methodisches Vorgehen und Zielsetzung 90

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zeichneten Sache in Beziehung tritt. Da die Onomasiologie das gesamte Dreieck beachtet, ist sie in erster Linie an den Ursachen für lexikalische Veränderungen interessiert und eignet sich somit für Fragestellungen, die sowohl die geistigen Faktoren des historischen Lebens als auch seine materiellen Gegebenheiten betreffen.92 Jedoch muss man beim onomasiologischen Zugang zum Althochdeutschen stets die lexikalischen und die textuellen Begebenheiten berücksichtigen.93 Die in den althochdeutschen Glossenhandschriften überlieferten Waffenbezeichnungen werden in Form eines Wörterbuches im „Wörterbuch der althochdeutschen Waffenbezeichnungen“ dargelegt. Der Wortschatz zu den Waffenbezeichnungen wird sowohl onomasiologisch als auch semasiologisch ausgewertet. Die Erstellung des „Wörterbuches der althochdeutschen Waffenbezeichnungen“ erfolgte mittels onomasiologischer Methode;94 es wurde vom Begriff „Waffenbezeichnungen im Mittelalter“ ausgegangen und entsprechende althochdeutsche Bezeichnungen dafür gesucht. Aus dem Titel geht bereits hervor, dass bei der Gesamtdarstellung ausdrücklich althochdeutsche Substantive95 Berücksichtigung fanden; aufgenommen wurden neben Konkreta auch die Kollektiva96 aus dem gesamten althochdeutschen Glossenmaterial. Bei der Bedeutungs90 91

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Vgl. Schmidt-Wiegand 1975, S. 52f. Die Onomasiologie oder Bezeichnungslehre geht von Dingen oder Begriffen aus und fragt nach den dafür verwendeten sprachlichen Zeichen. Im Gegensatz zu Onomasiologie geht die Semasiologie oder Bedeutungslehre von sprachlichem Zeichen aus und fragt nach ihren Bedeutungen, vgl. Handbuch der Linguistik 1975, S. 292, siehe außerdem Kronasser 1952, S. 69f. Die moderne Wortforschung orientiert sich im Wesentlichen an diesen zwei Disziplinen, vgl. Schmidt-Wiegand 1975, S. 49. Dagegen beschränkt sich die Semasiologie ausschließlich auf eine Seite des Dreiecks und befasst sich somit ausschließlich mit rein linguistischen Fragen, vgl. Quadri 1952, S. 175f. und SchmidtWiegand 1979, S. 56. Es sind die lateinischen Lemmata in Glossaren oder die lateinischen Wortformen in glossierten Texten und auf textueller Ebene u. a. der metonymische, metaphorische und allegorische Wortgebrauch oder intertextuellen Beziehungen zu berücksichtigen, vgl. Bergmann 2009b, S. 1096. Auch die geographischen und chronologischen Unterschiede sowie die Gewohnheiten und Tendenzen der einzelnen Glossatoren und Schreibschulen sind immer zu berücksichtigen, vgl. Starck – Wells 1972–1990, Einleitung, S. XIII. Man muss an dieser Stelle beachten, dass nicht jeder althochdeutsche Schreibort die dialektalen Besonderheiten seiner Gegend überliefert, da es in den Klosterkonventen eine wechselnde Zusammensetzung gab. Als weitere Aspekte nennt er die wechselnden Traditionen sowie die unterschiedlichen Vorbilder der Schreiborte, vgl. Sonderegger 1987, S. 54f. Als Vorläufer der klassischen Onomasiologie und Semasiologie gilt die Wort- und Sachforschung, vgl. Reichmann 1985, S. 441. Ausführlich zu den Grundgedanken der methodischen Überlegungen der Begründer, R. Meringer und H. Suchard, und die Entwicklung der Zeitschrift Wörter und Sachen siehe Heller (1998). Mit dem Wort Substantiv bezeichnet man „Entitäten“, die „… ein eigenes, unabhängiges Dasein haben beziehungsweise genauer gesagt als Reflex des außersprachlichen Begriffs davon sprachlich so dargestellt werden.“ In: E. Meineke 1994, S. 78f. E. Meineke 1994, S. 79. Um Konkreta handelt es sich, wenn mit einem Substantiv auf der Ebene der lexikalischen Bedeutung gegenständliche, materielle, oder als solche aufgefasste „Entitäten“ bezeichnet werden. Mit Kollektiva wird dagegen in der Wortform Singular „… die Vielheit der

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Einleitung

ermittlung der Belege in den Glossen steht man dem Problem gegenüber, „… inwieweit Bedeutungszüge des glossierten lateinischen Lemmas auf das volkssprachige Wort übertragen werden können, in welchem Ausmaß der Kontext der lateinischen Vorlage auch für die Wahl der Glossierung maßgebend geworden ist oder inwiefern ein kontextunabhängiges, vokabelmäßiges Wissen von der Bedeutung des Lemmas den Glossator beeinflusst hat: Probleme, die sich bei jeder Glosse neu stellen und die oft unterschiedlich behandelt werden müssen.“97 Um die semantische Struktur des Wortschatzes der althochdeutschen Waffenbezeichnungen beleuchten zu können, wird erst ein lateinisch-althochdeutsches Glossar der althochdeutschen Waffenbezeichnungen angelegt, welches die Tendenz der Lateinabhängigkeit der Glossierungen aufzeigt. Diese Untersuchung ist in Kenntnis über die Auswirkung der lateinischen Sprache im Mittelalter unerlässlich.98 Es wird eine onomasiologische Gliederung des Wortschatzes99 angestrebt um metasprachliche Aussagen über die systemhaften Sprachzusammenhänge machen zu können.100 Um aber heuristische Aussagen über die funktionale Verwendung der Waffen treffen zu können, wird aus dem althochdeutschen Gesamtwortschatz ein Wortschatzsektor101 ausgegliedert, in den die Bezeichnungen der Waffen eingeordnet werden können. Die Differenzierung nach Wortschatzsektoren, beruhend auf den Wortarten, wurden bislang „… kaum im Lichte der Wortfeldmethodik betrachtet …“102

Dinge im menschlichen Denken als Einheit aufgefaßt.“ In: ebd. S. 82. Vgl. noch Schlaefer 2009, S. 35: „ Unterklassen der Substantive sind neben Personenbezeichnungen die Konkreta, deren Inhalt sich auf Gegenständliches bezieht, und Abstrakta […]. Die Konkreta gliedern sich u. a. in Objektbezeichnungen […], Kollektiva […] und Stoffbezeichnungen.“ 97 Vgl. Tiefenbach 1983, S. 717. Deutlich schwieriger wird die Angelegenheit erst dann, wenn man anfängt, Bedeutungsangaben zu ermitteln, die ausschließlich auf der Etymologie des jeweiligen althochdeutschen Wortes beruhen, vgl. ebd. 98 Ähnlich Riecke 2004, S. 209 und bes. S. 210. 99 Die Wortfeldforschung von J. Trier bildet den Übergang zwischen der klassischen Semasiologie und Onomasiologie und dem lexikalischen Strukturalismus. J. Trier vertrat die Meinung, dass kein Wort isoliert im Bewusstsein des Sprachbenutzers existiere, sondern jeweils in Beziehung zu einer Reihe anderer Wörter stehe. Diese Wörter seien seine Begriffsverwandten, mit dem es ein Gefüge bildet, das sogenannte Wortfeld oder sprachliche Zeichenfeld, vgl. Trier, 1973, S. 1f. Demnach wird ein Wortfeld als eine Gruppe sinnverwandter Wörter innerhalb bestimmter Sinnbezirke verstanden, vgl. Handbuch der Linguistik 1975, S. 569. Das Verdienst der Wortfeldtheorie besteht darin, dass sie anknüpfend an de Saussure auch für den Wortschatz den Systemcharakter der Sprache betonte, ihre Schwäche darin, dass J. Trier zunächst eine lückenlose und von Überschneidungen nicht betroffene Gliederung angenommen hat, vgl. Reichmann 1976, S. 46. Ausführlicher zur Kritik, siehe Gloning 2002, S. 734f. 100 Vgl. Hüpper-Dröge 1983, S. 30. 101 Vgl. Gloning 2002, S. 731. Lexeme, die bereits frühneuhochdeutsche Lautformen aufweisen, werden an dieser Stelle ausgeklammert. 102 Gloning 2002, S. 731. Vgl. außerdem die onomasiologische Gliederung der Körperteil- und Krankheitsbezeichnungen, in: Riecke 2004, Bd. 1, S. 253 und S. 376.

Methodisches Vorgehen und Zielsetzung

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Aufgrund der verbesserten Datierungsansätze sowohl der Handschriften als auch der Glosseneintragungen103 wird eine onomasiologische Untersuchung auf teilsynchroner Ebene104 innerhalb der althochdeutschen Waffenbezeichnungen durchgeführt, die zusätzlich einen kulturhistorischen Beitrag leisten kann. In die vorliegende Untersuchungsreihe werden erstmals auch die sprachhistorisch zum Teil bereits dem Frühneuhochdeutschen zuzurechnenden Lexeme eingebunden, die in althochdeutscher kopialer Tradition stehen. Es werden die Erstbelege der „althochdeutschen“ Waffenbezeichnungen, d. h. ihr erstes Erscheinen als Glossierung unter die jeweiligen Jahrhunderte (8., 9., 10. Jh. usw.) eingeordnet. Es wurde seitens des Verfassers drei nach der historischen Epocheneinteilung geschaffene zeitliche Rahmen erstellt: Frühmittelalter (8.–10. Jh.), Hochmittelalter (11.–13. Jh.) und Spätmittelalter (14.–15. Jh.).105 Ziel dieser Untersuchung ist es herauszufinden, ob auf der Grundlage der ermittelten aktuellen Bedeutungen das Aufkommen neuer Waffentypen bei den volkssprachigen Glossierungen Berücksichtigung fand. Andererseits könnte gerade diese Untersuchung eine Tendenz der Übersetzungshaltung in den verschiedenen Epochen des Mittelalters aufzeigen bzw. die Lücken in der Überlieferung aufdecken. Diese Untersuchungen können jedoch bis auf die diachrone onomasiologische Gliederung lediglich Ergebnisse zur synchronen Betrachtung des Wortschatzes106 liefern. Um zusätzlich die semantische Struktur des ermittelten Wortschatzes auch im klassischen Sinne diachron107 beleuchten zu können, wird der Wortschatz mit Hilfe semasiologischer Untersuchungen ausgewertet; es werden die weiteren Belege, wenn es solche gibt, im Mittelhochdeutschen und Neuhochdeutschen ermittelt und gesammelt. In erster Linie wird der Blick bei dieser Untersuchung auf den Bedeutungswandel108 der althochdeutschen Lexeme gerichtet. 103

Von 1309 Handschriften ermöglichen 1035 Handschriften (ca. 80 %) eine Datierung der Glossen, vgl. Stricker 2009b, S. 174. 104 Stricker 2009d, S. 1575: „Glossare des 13. bis 15. Jahrhunderts, die althochdeutsches Wortgut enthalten, vertreten das Althochdeutsche […] nicht in gleicher Weise wie Überlieferungen des 8. Jahrhunderts. Eine Untersuchung des Althochdeutschen sollte folglich neben der üblichen Unterscheidung nach Textdenkmälern und Glossen (besser noch: Glossen und Glossare) zumindest in zeitlicher Hinsicht mehrere Teilsynchronien vornehmen und das Material getrennt betrachten.“ 105 An dieser Stelle kann man natürlich die und aus der Sicht eines Außenstehenden willkürlich erstellten Rahmen kritisieren; die Kenntnis über die Entwicklung der verschiedenen Waffentypen jedoch rechtfertigt diese Einteilung. Eine weitere Kritik kann auch die Verwendung der Datierungsansätze der Glosseneintragungen betreffen. 106 Synchron im Sinne eines synchronen Sprachzustandes, vgl. Schlaefer 2009, S. 52. 107 Wenn mehrere synchrone Sprachzustände sich nach verschiedenen Merkmalen sowie Merkmalkonstellationen unterscheiden lassen, dann bilden sie miteinander eine diachrone Reihe, vgl. ebd. 108 Zu nennen sind Bedeutungserweiterung, Bedeutungsverengung, Bedeutungsverbesserung und Bedeutungsverschlechterung, vgl. Schlaefer 2009, S. 65. Dabei ist zu beachten, dass die Bindung zwischen Wort und Bedeutung im Bewusstsein einer Sprachgemeinschaft vorhanden ist und nicht willkürlich herbeigeführt und auf einen kleinen Kreis eingeschränkt wird, vgl. Kronasser 1952, S. 56.

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Einleitung

Die Fragestellungen der vorliegenden Arbeit lauten wie folgt: 1. Spiegeln die in den althochdeutschen Glossen überlieferten Waffenbezeichnungen die außersprachliche Realität wider oder sind sie bloße Glied-für-Glied-Übersetzungen, die die vorgefundenen Lemmata grammatisch und der Bedeutung so nah wie möglich wiedergeben? Konkreter formuliert: Können sie uns Hinweise über Beschaffenheit, Aussehen und Material der Waffen liefern, die zur Zeit der Glossierung in Gebrauch waren? 2. Gibt es einen Anhaltspunkt zur funktionalen Bestimmung der jeweiligen Waffen, der es ermöglicht, diese in verschiedene Wortfelder einzuordnen und auf deren Grundlage es möglich ist eine Aussage über die Kriegführung der jeweiligen Epoche zu treffen? 3. Fanden sich in den Glossen unter Berücksichtigung ihrer Datierung neue technische Merkmale einer Waffe oder fand gar eine neue Waffengattung Eingang? 4. Welche Tendenzen lassen sich bezüglich der althochdeutschen Wortbildung bei der Glossierungstätigkeit erkennen? Überwiegen Kompositionen, die initiieren, dass die Glossatoren bei der Bewältigung des Lateinischen selbst neue Wörter erschaffen mussten oder behalfen sie sich mit Lehnwörtern, weil es die entsprechende Bezeichnung in ihrer Volkssprache nicht gab? 5. Die letzte Frage lautet, ob die althochdeutschen Waffenbezeichnungen Eingang in das Neuhochdeutsche fanden. Wenn ja, geschah es in der gleicher Bedeutung oder wurden die Lexeme einem Bedeutungswandel unterworfen?109 Werden die Lexeme in unserer Gesellschaft von allen Sprechern akzeptiert oder sind sie in unserer Sprache peripher anwesend und geschieht ihre Verwendung überwiegend durch Fachleute?110

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In der deutschen Sprachgeschichte wurden kontinuierlich neue Wörter gebildet und entlehnt bzw. wurden vorhandene Wörter nicht mehr gebraucht oder haben sich verändert. „… [es] liegt nahe, danach zu fragen, wie der Wortschatz einer bestimmten Zeit aufgebaut ist oder sich gegenüber vorangehenden und folgenden Zeiträumen unterscheidet.“ In: Schlaefer 2009, S. 52. 110 Auf eine mögliche Waffenterminologie im Althochdeutschen im engeren Sinne bzw. ihre Tradierung im Neuhochdeutschen soll hier nicht näher eingegangen werden.

2. Aspekte der mittelalterlichen Kriegführung

2.1 Die Entwicklung der Waffen während des Mittelalters In der folgenden Skizze über die Entwicklung der verschiedenen Waffentypen, die während des Mittelalters bei der Kriegführung eingesetzt wurden, geht es in erster Linie nicht darum, verschiedene archäologische Typen der frühen Karolingerzeit oder eine ausführliche Entwicklungsgeschichte der verschiedenen Ausformungen der Waffen des gesamten Mittelalters darzulegen.1 Dies wäre für die Bedeutungsermittlung der in den Glossen überlieferten Belege über Waffenbezeichnungen methodisch nicht sinnvoll. Detaillierte Beschreibungen über die Merkmale einer Waffe, die in der archäologischen Forschung der Zuordnung zu einem Waffentyp dienlich sein können, würden die Aussagekraft der Glossen überfordern.2 So reicht es vollkommen z. B. im Falle eines spätmerowingischen- bzw. frühkarolingischen Schildbuckeltyps aus, der in der archäologischen Forschung mit Typ Göggingen3 umschrieben wird, dass es im Frühmittelalter eine besondere Ausformung der Schildbuckel mit konischer Spitze gab, die auch zum Angriff eingesetzt werden konnte. Ähnlich verhält es sich mit den verschiedenen Wappenzeichnungen der Schilde seit dem Hochmittelalter.4

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Eine ausführliche Darstellung und Auswertung der verschiedenen zur Verfügung stehenden Quellen zu den Waffen ist für die meisten Abschnitte des Mittelalters bereits von Fachleuten vorgelegt worden. Von archäologischer Seite über die spät- bzw. frühkarolingische Zeit die Dissertation Stein (1967) und die Dissertation Kleemann (2002). Zu den verschiedenen Sachbereichen des frühen Mittelalters sollten die hervorragenden zusammenfassenden Artikel des Reallexikon der Germanischen Altertumskunde mit weiterführender Literatur erwähnt werden. Aus historischer Sicht für das Hochmittelalter sind Bartlett (1996) und Ehlers (2008) zu erwähnen; für das Spätmittelalter die Habilitationsschrift Schmidtchen (1990). Für das gesamte Mittelalter eignet sich die verschiedene Aspekte beinhaltende Veröffentlichung mit Abbildung zahlreicher ikonographischer Quellen von Keen (Hg.) (1999a) und unter Bezug der archäologischen Quellen DeVries (1992). Neuerlich: Prietzel (2006) und Kortüm (2010). Zu erwähnen ist noch die für ein weiter gefasstes Publikum gedachte Zusammenstellung von Bennett (Hg.) (2009). Ähnlich in Bezug auf die mittelalterliche Kriegführung vgl. Kortüm 2010, S. 151. Vgl. Stein 1967, S. 19ff. Bennett (Hg.) 2009, S. 164 mit kurzer Darstellung der Problematik in der Heraldik.

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Aspekte der mittelalterlichen Kriegführung

Die Ausführungen über die mittelalterlichen Waffen beginnen im 8. Jahrhundert und werden durch einen Ausblick über die Entwicklungstendenzen der spätmittelalterlichen Kriegführung abgerundet. An manchen Stellen werden bestimmte Vorläufer des jeweiligen Waffentyps angesprochen. Dies ist erforderlich, da man von keiner starren Abgrenzung zwischen Früh-, Hoch- und Spätmittelalter ausgehen kann, auch wenn in Deutschland in der Geschichtsforschung diese Epocheneinteilung gängig ist.5 Bereits im frühen Mittelalter spielte Krieg eine besondere Rolle: „Denn Krieg war für die Elite der Karolingerzeit Mitte der menschlichen Existenz.“6 Während der Herrschaft Karls des Großen im 8. Jahrhundert berichten die Chronisten über mindestens einen Krieg im Jahr.7 Bestimmungen darüber, wer am Krieg teilnehmen sollte und was derjenige an Waffen mitzuführen hatte, bestimmten die Kapitularien.8 Die anhaltenden kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Franken und Sachsen schufen bereits im 8. Jahrhundert „eine militärisch einheitliche Welt“, in der man hinsichtlich der Waffen bzw. der Bewaffnung nicht mehr unterschied.9 Die Auseinandersetzungen mit den Arabern und den Awaren, die über eine fremdartige Bewaffnung und dadurch bedingte Kampfesweise verfügten, zwangen die Karolinger dazu,

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Das Mittelalter wird gewöhnlich in das Frühmittelalter (6.–10. Jh.: Merowinger- und Karolingerzeit), Hochmittelalter (11.–13. Jh.: Zeitalter der Ottonen, Salier, Staufer) und das Spätmittelalter (13.–16. Jh.: in dieser Epoche gibt es keine Königsdynastien mehr in Deutschland) gegliedert, vgl. Geibig – Gelbhaar 1997, Sp. 1893ff. S. weiter Lubich 2010, S. 106: „Außerhalb Deutschlands ist diese Unterteilung keineswegs üblich …“ Als Grenzen der jeweiligen Perioden gibt G. Lubich folgend an: Frühmittelalter bis zum 10. Jh., das Hochmittelalter vom 11. bis zum 13. Jh.; das Spätmittelalter beginnt ab 1250. Die zeitlichen Abgrenzungen in der deutschen Geschichtswissenschaft hängen mit den Fragestellungen und Interessen der jeweiligen Historiker zusammen. Ähnlich verhält es sich mit der Periodisierung der deutschen Sprache: „Die Einteilung einer Sprache in Sprachepochen ist aus vielerlei Gründen erforderlich, kann aber nie den Charakter einer gewissen Beliebigkeit verleugnen …“, in: Splett 1988, S. 107. Ähnlich Wolff 2009, S. 35. Steuer 1999a, S. 310. Für das Jahr 792 berichten die Fränkischen Reichsannalen, dass es in diesem Jahr keinen Krieg gegeben hätte; die Intensität der Kriegführungen kann man daraus erschließen, dass die Aufmerksamkeit der Annalen ausschließlich größeren Kämpfe galt oder solchen, an denen Karl der Große selbst teilgenommen hatte. Man führte Kriege gegen die Sachsen, Awaren, Araber und die Bretonen. Diese Unternehmungen dienten vor allem der territorialen Ausdehnung des Fränkischen Reiches, mitunter der Christianisierung jener Völker, die besiegt wurden, vgl. Prietzel 2006, S. 9f. Siehe außerdem Reuter 1999, S. 13: „Carolingian and Ottonian societies were largely organized by war.“ Diese Anordnungen konnten aber nicht immer eingehalten werden. Dies zeigt sich in den vielen, oft wiederholten Erlassen oder daran, dass der Herrscher seine Macht nicht auf die Institution „Heer“ stützen konnte, da diese wiederum keine dargestellt hatte, vgl. Prietzel 2006, S. 15. Demzufolge bestand im Karolingerreich die Grundausstattung eines Kriegers aus Schild und Lanze. Man forderte zusätzlich einen Bogen mit zwei Sehnen und zwölf Pfeile und Brünne sowie Helme; in einem anderen Kapitular verlangte der König neben Schild und Lanze ein Schwert und ein Kurzschwert sowie einen Bogen und Köcher, vgl. ebd., S. 17. Vgl. Steuer 1999a, S. 310. Siehe außerdem Kleemann 2002, S. 372–379.

Die Entwicklung der Waffen während des Mittelalters

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eine Kavallerie aufzubauen bzw. den Bogen in die Bewaffnung aufzunehmen. Für den Kampf zu Pferd wurde von den Karolingern ein im Gegensatz zu früher schlankeres Schwert, eine „erstaunlich schwere“ Flügellanze und Schild mit zuckerhutförmigem Schildbuckel entwickelt. Bereits im 7. Jahrhundert wurde der Steigbügel von den Merowingern nach Vorbild der Awaren übernommen.11 Einer der Gründe dafür, dass die Panzerreiterei seit Mitte des 8. Jahrhunderts im karolingischen Heer schließlich dominierend wurde,12 wurzelt in der Tatsache, dass sich die schwere Panzerung gegen die zeitgenössischen Angriffswaffen sehr gut bewährte.13 Die Kriegführung zwischen 950 und 1350 ist in den zentralen Teilen Nordwesteuropas durch drei Aspekte charakterisierbar: „… 1. die beherrschende Stellung der schweren Reiterei, 2. die wachsende Bedeutung der Bogenschützen (insbesondere der Armbrustschützen) und 3. die Entwicklung einer speziellen Form der Befestigung – der Burg – sowie, im Gegenzug, die Ausbildung einer entsprechenden Belagerungstechnik.“14 Innovationen auf dem Gebiet der Waffenentwicklung waren seit dem Ende des 11. Jahrhunderts verstärkt durch die Kreuzzüge geprägt.15 Die Entwicklung der Bewaffnung der Ritter und der Ritterturniere im Hochmittelalter basierte u. a. auch auf der Entwicklung der Ausrüstung; in erster Linie die der Lanze und des Pferdegeschirrs kombiniert mit der verbesserten Schutzbewaffnung.16 Während des Spätmittelalters erscheinen verstärkt Fußtruppen anstelle des schwer gerüsteten Reiterkriegers und die Kriegführung erhält eine neue Form; in der Fachliteratur wird diese als Infantry Revolu-

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Vgl. Steuer 1999a, S. 310. Ayton 1999, S. 186: „For while the armies of the Roman Empire and early modern Europe were dominated by foot soldiers, the corresponding role in those of the middle ages was played by men on horseback.“ Außerdem weiter Ehlers 2008, S. 15: „Die mit den Eroberungen wachsenden Entfernungen zwischen den Siedlungsgebieten der bäuerlichen Krieger und den Kriegsschauplätzen an der Peripherie waren von Fußtruppen nicht mehr schnell genug zu überwinden, zumal das römische Straßennetz in Gallien mittlerweile verfallen war und östlich des Rheins niemals ausgebaute Straßen vorhanden gewesen waren; […] unter dem Druck dieser Verhältnisse verlagerte sich der Schwerpunkt des fränkischen Heeres ziemlich rasch von der Fußtruppe zur Reiterei.“ Vgl. außerdem Fleckenstein 1989, S. 92f. Vgl. Steuer 1999a, S. 320. Vgl. Fleckenstein 1989, S. 92. Vgl. Prietzel 2006, S. 23. Bartlett 1996, S. 79. Hägermann 2001, S. 136 spricht geradezu von einem „gewaltigen Innovationspotenzial“. Auch das Zimmermanns- und Schiffsbauhandwerk profitierte u. a. vom Bau der Belagerungsmaschinen, Pontons usw. von den Anforderungen, die die militärischen Entwicklungen des Hochmittelalters mit sich zogen, vgl. ebd., S. 137. Ähnlich Kirchschlager – Stolle 2006, S. 33. Keen 1999b, S. 4: „[…] the middle ages are often also recalled as the Age of Chivalry …“ Hägermann 2001, S. 136 führt die Einführung des Steigbügels auf, die das Aufsitzen des Ritters erleichterte und einen besseren Halt im Sattel bot. Erwähnenswert ist an dieser Stelle, dass es sich hier um den eisernen Steigbügel handelt, der mit der awarischen Expansion nach Westeuropa gelangte und sich bereits im 7. Jh. verbreitete. Für den besseren Halt im Sattel sorgten ab dem 13. Jh. zusätzlich die sog. hohen Cantles und Sattelknöpfe, vgl. Bennett (Hg.) 2009, S. 84.

Aspekte der mittelalterlichen Kriegführung

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tion bezeichnet; die Waffenführung und die damit verbundene Taktik wurden entsprechend angepasst.18 Das Ende der Entwicklung der in vorliegender Arbeit behandelten Waffengattungen markieren die in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts auch in Europa aufkommenden Feuerwaffen, die die europäische Kriegführung nachhaltig revolutionieren.19 Waffen spielen bei der Kriegführung eine entscheidende Rolle, denn die Einsatzfähigkeit der Heere hing neben der Anzahl der Krieger auch von Bewaffnung und Ausrüstung ab.20 Über die Kriegsgeschichte der mittelalterlichen Epoche eine „sinnvolle Kriegsgeschichte“ schreiben zu wollen, ist daher ohne die Behandlung der Entwicklungsgeschichte der geführten Waffen und ihre Auswirkung auf die Taktik kaum möglich bzw. sinnvoll; im Sinne von M. Prietzels treffenden Gedanken über Krieg: „Krieg ist Teil der Kultur. Sinnvolle Kriegsgeschichte ist Kulturgeschichte.“21 Eine während einer entscheidenden Schlacht taktisch falsch oder richtig eingesetzte Waffe konnte beim Ausgang der kriegerischen Auseinandersetzungen einen Sieg oder eine Niederlage bedeuten.22 Darüber hinaus waren bestimmte, meist kostspielige Waffen während des gesamten Mittelalters an eine bestimmte soziale Gruppe gebunden.23

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Kortüm 2010, S. 160. Schmidtchen 1990, S. 193 und bes. S. 305. Von der militärgeschichtlichen Bedeutung durch das Aufkommen der Pulverwaffen abgesehen, ist in der historischen Forschung eine Debatte über die Military Revolution zu verzeichnen. Der heuristische Wert der umstrittenen Bezeichnung wurde von Mediävisten in Zweifel gezogen und inzwischen relativiert, vgl. dazu Kortüm 2010, S. 160. Schmidtchen 1990, S. 193. Prietzel 2006, S. 17. Prietzel 2006, S. 7. Ähnlich Keen 1999b, S. 3: „War is thus central to the narrative political story of the middle ages. It is also central to their cultural history.“ Wie z. B. im Falle der Lechfeldschlacht von 955, wo der Sieg durch Otto I. gegen die Ungarn errungen wurde. Die Schlacht gehörte bereits im Mittelalter zu den Gründungsmythen der ottonischen und deutschen Geschichte. Historiker versuchen neuerdings die Gründe für die Niederlage der Ungarn militärtechnisch zu erklären: Eine der vielen Theorien vermutet, dass der Reflexbogen, eine sehr wirkungsvolle und gefürchtete Waffe der Ungarn, während heftiger Gewitter unbrauchbar wurde. Auch hat „[…] darüber hinaus vor allem die planmäßige und systematische Verfolgung und Vernichtung der fliehenden Ungarn zu ihrer vollständigen Niederlage geführt.“ In: Kortüm 2010, S. 28. Ähnliches wird auch über die Bögen und Armbrüste berichtet, die im europäischen Klima oft versagten. Dies hängt mit ihrer Sehne zusammen, die bei feuchtem Wetter nicht mehr spannbar war. Mit Hilfe der Langbögen wiederum gewannen die Engländer mehrere Schlachten gegen Frankreich während des Hundertjährigen Kriegs, vgl. Bartlett 1996, S. 83. Kortüm 2010, S. 154. Weiter ebd.: Das Schwert wurde im Mittelalter z. B. zum Identifikationsmerkmal des Ritterstandes. Im Gegensatz dazu können in ihrer Herstellung billige Waffentypen an Gruppen festgemacht werden, die einem niedrigen Stand angehören. Die im späten Mittelalter vom Fußvolk eingesetzten Stangenwaffen waren zum Teil Entwicklungen aus Arbeitsgeräten.

Schutzwaffen

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Des Weiteren dienten bestimmte Waffentypen im Mittelalter als ethnisches Identifikationsmerkmal, dies belegen sowohl schriftliche als auch archäologische Quellen. So wurde z. B. im mittelalterlichen Latein mit francisca die Streitaxt der Franken bezeichnet;24 den Namen der Sachsen leitete Widukind von Corvey von „sahs“ „was soviel wie Messer bedeutet“, ab.25 Als charakteristische Waffe der Wikinger galt die Axt; die Hellebarde wurde als gefährliche Waffe den Schweizer Bauern zugeschrieben.26 Über die Schutz- und Angriffswaffen des Mittelalters geben uns vorrangig die schriftlichen und ikonographischen Quellen Auskunft; archäologisch sind sie z. B. in der Karolingerzeit oft nicht nachweisbar.27 „Trotz mancher Lücken in Quellen und Forschung ist zu erkennen, daß sich die Bewaffnung Westeuropas in der Karolingerzeit ohne wesentliche Brüche aus der der späten Merowingerzeit herausentwickelte und damit letztlich spätantike Traditionen fortbildete“.28

2.2 Schutzwaffen Die Schutzbewaffnung eines Kriegers des Mittelalters besteht aus der Rüstung29 und dem Schild; dabei spielte der Schild die dominierende Rolle.30 Die Schutzwaffen dienten dazu, eine „… offensive W.[affe]neinwirkung seines Gegners von sich abzuwenden bzw. diese wenigstens abzumildern.“31 Über das Aussehen und die Gestaltung der Schutzwaffen der Karolingerzeit geben uns vorrangig die schriftlichen und ikonographischen Quellen Auskunft; archäologisch lässt sich nur der Schild nachweisen. Obwohl die B-Redaktion der Rex Ribuaria die Wertangaben zu Helm (6 Solidi/72 Denare), Brünne (12 Solidi/144 Denare) und Beinschiene (6 Solidi/72 Denare) nennt, werden diese Schutzwaffen nicht in den Kapitularien gefordert.32 „Die Rüstung des mittelalterlichen abendländischen Kriegers, wie sie sich durch Originalfunde und Bildquellen gut belegbar seit dem 11. Jahrhundert in Europa durchsetzte, entstand aus der Berührung 24

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Erste Erwähnung der Waffenbezeichnung bei Isidor von Sevilla in den Etymologien; hier auch seine Verknüpfung mit den Franken, vgl. Dahmlos 1995, S. 471. Ähnlich Johanek 1976, S. 465: „Die Axt erscheint als Hieb- und Wurfwaffe, die letztere wurde als typische Waffe der Franken angesehen.“ Steuer 1999a, S. 320. Die Herleitung wird durch den archäologischen Befund unterstützt. Die Assoziation der Waffen mit einem bestimmten Personenverband (u. a. gens) erfolgte oft durch einen unbeteiligten Dritten, vgl. Kortüm 2010, S. 153. Vgl. Steuer 2003, S. 442. Last 1972, S. 93. Im Gegensatz zur Ausrüstung, die die gesamte Bewaffnung umfasst, bezeichnet man in der archäologischen Forschung gewöhnlich mit Rüstung den Helm und die Körperpanzerung, vgl. Steuer 2003, S. 429. Vgl. Buchholz 1976, S. 479. Geibig – Gelbhaar 1997, Sp. 1893. Vgl. Steuer 1999a, S. 310f.

Aspekte der mittelalterlichen Kriegführung

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der Kulturen der Germanen und der Steppennomaden. Es mag erstaunen, daß der römisch-antike Einfluß dabei nur eine geringe Rolle spielte.“33

2.2.1 Körperpanzerung Die Körperpanzerung aus Metall stellte seit dem frühen Mittelalter das wertvollste Stück der Rüstung dar,34 da diese sehr kostspielig in der Herstellung war,35 wodurch sie an die Elite der mittelalterlichen Gesellschaft geknüpft war.36 Seit dem frühen Mittelalter sind zwei Arten des Körperschutzes in Mitteleuropa nachzuweisen: der Schuppenpanzer37 und das Kettenhemd.38 Beim Schuppenpanzer, der ursprünglich aus dem eurasischen Steppenraum stammt,39 wurden auf einer ledernen Grundlage gerundete Plättchen aus Eisen, Kupfer oder auch Horn40 aufgenäht und bedeckten den Oberkörper und die Arme; in der Länge reichte er bis zu den Oberschenkeln.41 Diese Art der Bepanzerung blieb bis in das 12. Jahrhundert in Gebrauch42 und 33 34 35 36 37 38

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Krenn 1992a, Einleitung, S. LXX. Vgl. Prietzel 2006, S. 20. Vgl. außerdem die Angaben in den Leges. Im weiteren Verlauf des Mittelalters trug neben dem wertvollen Material (Eisen) auch die aufwendige Herstellung dieser Schutzwaffen zu ihrem hohen Wert bei, vgl. Prietzel 2006, S. 21. Ähnlich verhält es sich im Mittelalter mit dem Schwert, Kortüm 2010, S. 154.; siehe außerdem Bartlett 1996, S. 80. In der Fachliteratur auch Lamellenpanzer genannt, so Giebig – Gelbhaar 1997, Sp. 1893; auch Steuer 2003, S. 430 usw. Schmidtchen 1990, S. 138: Eine Darstellung dieser Panzerung ist auf dem Teppich von Bayeux aus dem 11. Jh. zu sehen. Archäologisch lässt sich das Kettenhemd während der Karolingerzeit auch nicht nachweisen: Steuer 2003, S. 444. Dagegen Prietzel 2006, S. 20 ohne Angaben der Fundorte. Allerdings räumt H. Steuer ein, dass für die Karolingerzeit eher mit dem Kettenhemd zu rechnen sei. Krenn 1992a, Einleitung, S. LXX begründet die Übernahme des Lamellenpanzers durch die Goten, die im 3. Jh. in der südrussischen Steppe mit den Sarmaten in Berührung kamen. Dagegen bemerkt Hofer 1996, S. 352, dass diese Art der Bepanzerung, die in Asien bis in die Neuzeit in Gebrauch gewesen ist, mit der awarischen Expansion im frühen Mittelalter nach Europa gekommen zu sein scheint. Eventuell sind beide Herkunftstheorien richtig; beide Reitervölker hatten in ihrer Schutzbewaffnung den Lamellenpanzer. Auch eine zweite Welle der Übernahme im frühen Mittelalter kann durch die Awaren erfolgt sein. Allerdings spricht für die sarmatische Theorie das Vorkommen dieser Panzerung bereits im antiken Rom, vgl. Steuer 2003, S. 431. H. Steuer führt vier Formen der Körperpanzerung im antiken Rom auf: lorica squamata (Schuppenpanzer); lorica hamata (Kettenpanzer), lorica reticulata (Netzpanzer) und lorica segmenta (Schienenpanzer). Vgl. Schmidtchen 1990, S. 138. Vgl. Prietzel 2006, S. 20. Schuppenpanzer sind archäologisch für die Karolingerzeit nicht nachweisbar, nur die Bildquellen überliefern diese Art der Körperpanzerung; archäologische Funde solcher Panzerung sind einzig aus der Merowingerzeit überliefert, vgl. Steuer 2003, S. 444. Einige der Fundorte in: Stein 1967, S. 19. Vgl. Schmidtchen 1990, S. 138.

Schutzwaffen

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bot einen ausreichenden Schutz gegen die Durchschlagkraft der Pfeile und gegen Hiebe und Stöße, die von den Handwaffen ausgingen.44 Der Vorteil dieser Körperpanzerung bestand darin, dass diese von geringem Gewicht war und eine große Beweglichkeit des Trägers erlaubte.45 Das Kettenhemd dagegen bestand aus kleinen Eisenringen, die ineinander verflochten waren46 und reichte bis zum Knie; die Ärmel waren dreiviertellang.47 Es wurde im ausgehenden 11. bzw. im 12. Jahrhundert als Ersatz für die Brünne aus Eisenringen in Europa eingeführt, nachdem die Kreuzritter diese als Reaktion auf die Effektivität der sarazenischen Schusswaffen im Orient eingesetzt hatten.48 Dieses „Haubert“ genannte Kettenhemd umhüllte die Oberschenkel des Kriegers; bei den Reitern bot es auch einen guten Schutz im Sattel, da die Schlitze, die auf der Vorder- und der Rückseite saßen, bis zum Schritt reichten.49 Den Hals schützte zusätzlich eine Kapuze aus Kettengeflecht, die an den Halsausschnitt des Hemdes angeknüpft und unter dem Helm getragen wurde: Diese Art der Körperpanzerung blieb bis in das 14. Jahrhundert in Gebrauch; die verhältnismäßig einfache Herstellung dieser Rüstung trug dazu bei, dass das Kettenhemd in diesem Zeitraum als Standardrüstung in Mitteleuropa nachweisbar ist.50 Unter dem Haubert wurde ein Unterkleid aus gestepptem Stoff oder Leder getragen, über ihn wurde seit dem 12. Jahrhundert ein tunikaähnlicher Überwurf, der Waffenrock angezogen.51 Vermutlich basierte die Einführung des Waffenrocks auf den Erfahrungen der Kreuzzüge und schützte das Kettenhemd vor dem Aufheizen. Anfänglich war der Waffenrock noch einfarbig; im 13. Jahrhundert wurde er mit heraldischen Symbolen versehen, um seinen Träger kenntlich zu machen.52 Bereits im 13. Jahrhundert kommen parallel zum Haubert die sog. Spangenharnische auf,53 da die einfachen Kettenhemden gar keinen und die aus Eisen geschmiedeten Rüstungen kaum noch Schutz gegen die Pfeile der Langbogen54 und gegen die Durchschlagskraft der Bolzen der zur dieser Zeit perfektionierten Armbrüste55 boten. V. Schmidtchen 43 44 45 46 47 48

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Hofer 1996, S. 352 favorisiert den Lamellenpanzer, dieser hätte im Gegensatz zum Kettenhemd mehr Schutz geboten. Vgl. Schmidtchen 1990, S. 138. Vgl. Steuer 1999b, S. 334. Vgl.Prietzel 2006, S. 20. Vgl. Schmidtchen 1990, S. 138. Den Vorläufer des mittelalterlichen Kettenhemds haben bereits die Römer von den Kelten übernommen, vgl. ebd. Vgl. Hägermann 2001, S. 136. Produziert wurden diese Kettenhemden in den Zentren der Drahtzieherei in Köln und Nürnberg. Es bildete sich eine spezialisierte Gruppe, die sog. Sarwortern oder Sarwürkern heraus, vgl. Schmidtchen 1990, S. 139. Vgl. ebd. Vgl. ebd. Vgl. Ehlers 2008, S. 74. Vgl. Schmidtchen 1990,S. 139f. Vgl. ebd., S. 141. Vgl. Kortüm 2010, S. 157. Vgl. Hägermann 2001, S. 136.

Aspekte der mittelalterlichen Kriegführung

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erklärt die Verbesserung der Körperpanzerung noch durch weitere Aspekte: Die Hiebe der zu dieser Zeit verwendeten Streitkolben, Streitäxte und Reiterhämmer hielt der Haubert zusätzlich zu den erwähnten Langbögen und Armbrüsten nicht mehr aus. Außerdem schützte der Haubert das Knie und das Schienbein nicht ausreichend.56 Um dies auszugleichen, versuchte man die gefährdeten Stellen mit Eisenplatten und Schienen zu schützen; die Zwischenlösung bestand aus der Anbringung von Kniebuckeln, Ellbogenkacheln, Arm- und Beinschienen, eisernen Achselstücken und einer Brustplatte.57 Bis zum 14. Jahrhundert entwickelte sich hauptsächlich aus den Übergangsformen des Spangenharnisches der Plattenharnisch; die Entwicklung war im 15. Jahrhundert abgeschlossen.58 Alles in allem waren aber diese Bemühungen um die Besserung des Körperschutzes kontraproduktiv, denn um seine Wirksamkeit zu sichern, musste man den Gewichtszuwachs der Rüstung in Kauf nehmen; die Beweglichkeit des Kriegers wurde beeinträchtigt.59 Die Entwicklung der Körperpanzerung erreicht ihren Höhepunkt ab dem zweiten Viertel des 15. Jahrhunderts, als man durch italienischen Einfluss auch in Deutschland mit der Herstellung des Harnisches begann.60

2.2.2 Helme Helme sind für die frühe Karolingerzeit archäologisch nicht belegt.61 Vom 6. bis zum 10. Jahrhundert war in Mitteleuropa der vorherrschende Kopfschutz der Bandhelm. Diese Haube wurde aus Eisen hergestellt, besaß ein breites Stirnband, und war des Öfteren auch noch durch Wangenklappen und einen Nackenschutz aus Ringelgeflecht verstärkt.62 Im 9. Jahrhundert gibt es die erste technische Verbesserung der Helme: Man fing an Helme herzustellen, die nach oben hin konisch zuliefen; im Gegensatz zu den früheren, halbrunden Helmformen.63 56 57 58 59 60 61

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Vgl. Schmidtchen 1990, S. 141. Diese Bemühungen verliefen parallel zur Entwicklung des Spangenharnisches, vgl. Schmidtchen 1990, S. 142. Vgl. Schmidtchen 1990, S. 143. Die Rüstung wurde durch Eisenschuhe mit Sporen und mit Leder gefütterte Handschuhe perfektioniert. Ihre Hersteller wurden Plattner genannt, vgl. ebd. Vgl. Ehlers 2008, S. 74. Diese Körperpanzerung bleibt bis in das 17. Jh. im Gebrauch, vgl. Krenn 1992a, Einleitung, S. LXXVIIIf. Diese sind auch im 6. und 7. Jh. in nur wenigen und reich ausgestatteten Gräbern bekannt, vgl. Stein 1967, S. 19. Siehe noch Steuer 1999b, S. 335f. zur bildlichen Überlieferung der Helme in der Karolingerzeit, wie z. B. der Stuttgarter Psalter: Hier ist nicht zu erkennen, ob diese aus Leder oder Metall hergestellt wurden. Vgl. Schmidtchen 1990, S. 146. Diese Verbesserung schützte den Krieger besser gegen Schwerthiebe, die gewöhnlich von oben geführt wurden. Die Wucht der Hiebe wurde durch die konische Spitze abgemildert, d. h. sie wurde zur Seite statt auf die Spitze des Helmes geleitet, vgl. Prietzel 2006, S. 20.

Schutzwaffen

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Der vermutlich durch die Waräger nach Gotland gebrachte und kurze Zeit später im gesamten Norden verbreitete sog. Nasalhelm64 stellte einen Fortschritt im 11. Jahrhundert dar.65 Diese kegelförmigen Ganzmetallhelme aus Eisen hatten ein Nasenblech.66 Bereits im 12. Jahrhundert war dieser Helmtyp in ganz Europa verbreitet;67 der Nachteil dieses Helmtyps bestand darin, dass er nur den Schädel bedeckte; das Gesicht blieb bis auf die Nase ungeschützt.68 Im 12. und im 13. Jahrhundert trugen die Krieger darunter eine Hirnhaube aus Eisen, die im Inneren gefüttert war.69 Im ausgehenden 11. Jahrhundert wird der Kübel- oder Topfhelm zum Schutz des Kopfes eingeführt,70 dessen Gewicht bereits im 13. und 14. Jahrhundert so groß geworden ist, dass der untere Rand mit Hilfe der Schulter getragen wurde.71 Diese zylindrische Helmform72 entwickelte sich aus einem abgeflachten Helm, der mit einer Visierplatte versehen war;73 durch die Erweiterung eines steifen Nackenschutzes umschloss dieser den Kopf des Kriegers völlig.74 Der Topfhelm wurde seit der Wende des 13. Jahrhunderts mit Wappen und Helmdecke verziert.75 Obwohl diese Helmform das Gesichtsfeld einschränkte und die Atmung und das Hören erschwerte, blieb sie bis in das Spätmittelalter im gesamten europäischen Raum in Gebrauch;76 seit dem Ende des 14. Jahrhunderts in der Form des Stechhelms mit vorgezogener Gesichtsplatte; ab dem 13. Jahrhundert kam noch die Beckenhaube hinzu.77 Aus der Beckenhaube entwickelte sich am Ende des 14. Jahrhunderts eine Helmform, bei der das Visier mit Hilfe von Visierbolzen befestigt und abgenommen werden konnte: Diese Helmform wird wegen des hundeschnauzenförmig vorgezogenen Visierteils „Hundsgugel“ genannt.78 Zu Beginn des 15. Jahrhunderts wurden diese Helmformen durch den leichteren und geschlossenen Visierhelm abgelöst.

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Der Ursprung dieser Helme ist erneut im steppennomadischen Milieu zu suchen, vgl. Ehlers 2008, S. 77. Vgl. Schmidtchen 1990, S. 146. Das Aufkommen dieser Helme datiert Steuer 1999b, S. 335 ins 10./11. Jh. Vgl. Ehlers 2008, S. 77. Vgl. Prietzel 2006, S. 20. Vgl. Schmidtchen 1990, S. 146. Vgl. Hägermann 2001, S. 136. Vgl. Schmidtchen 1990, S. 146. Vgl. ebd. Damit der Helm nicht verloren ging, wurde er mittels einer Kette, die am unteren Helmrand befestigt wurde, mit dem Körperpanzer verbunden, vgl. Schmidtchen 1990, S. 148. Die Visierplatte war um das Kinn gewölbt und mit Augen- und Luftlöchern versehen, vgl. Krenn 1992a, Einleitung, S. LXXII. Siehe außerdem Schmidtchen 1990, S. 146. Vgl. Krenn 1992a, Einleitung, S. LXXII. Vgl. Ehlers 2008, S. 78. Vgl. ebd. Zu Beginn des 15. Jhs. wurde diese Helmform durch den leichteren und geschlossenen Visierhelm abgelöst, vgl. Schmidtchen 1990, S. 148. Diese Helme waren rund geformt, ohne Naseneisen, die Wände des Helmes waren bis zum Hals herunterzogen und mit einem beweglichen Klappvisier verbunden, vgl. Ehlers 2008, S. 78. Vgl. ebd.

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Parallel zum Topfhelm kommt am Ende des 12. Jahrhunderts der Eisenhut auf,79 der dem Filzhut nachgebildet war und kein Visier besaß; eine abstehende Krempe umhüllte den runden Kopfschutz, vorrangig wurden diese Helme vom Fußvolk getragen.80

2.2.3 Schilde Der Schild gehört zusammen mit dem Helm zu den ältesten Schutzwaffen.81 Er bestand während der Karolingerzeit gewöhnlich aus Holz, der Schildkörper war mit Leder überzogen und seine Form war rund bis oval,82 sein Durchmesser betrug ca. 80 bis 100 cm.83 In der Mitte des Schildes befand sich der Schildbuckel aus Metall, welcher mit Nieten am Schildkörper festgehalten wurde; um den Schild zusätzlich zu stabilisieren, gingen von diesem metallene Verstärkungsbänder zu den Rändern hinaus.84 Für die frühe Karolingerzeit sind Schilde in den ikonographischen Quellen der Zeit abgebildet85 und auch archäologisch fassbar.86 Auch in Nordeuropa war im frühen Mittelalter die runde Schildform üblich.87 Die Entwicklung der Schildbuckel erreicht ihren Höhepunkt in der spätmerowingisch-frühkarolingischen Epoche, es kommen die sog. zuckerhutförmigen Schildbuckel auf,88 die auch zum Angriff eingesetzt werden konnten. Die eisernen Schildbuckeln mit Zuckerhutform gab es auch in der Karolingerzeit.89 Ab dem 11. Jahrhundert war sowohl bei den Reitern wie

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83 84 85 86

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Vgl. Schmidtchen 1990, S. 148. Dieser Helm war im Gegensatz zu den Topfhelmen leichter, vgl. Krenn 1992a, Einleitung, S. LXXIII. Vgl. Steuer 2004, S. 83. Die Form des runden bis ovalen Schildes bleibt im germanischen Bereich für ca. tausend Jahre gleich; eine in größerem Umfang erfolgte Änderung gab es nicht, vgl. Tackenberg 1969, S. 278. Vgl. Prietzel 2006, S. 18. Vgl. Schmidtchen 1990, S. 149. Diese sind „… in den Handschriften lange nicht so selten zur Darstellung gekommen … wie Panzer“, siehe Tackenberg 1969, S. 278. Da der Schildkörper bzw. der gesamte Schild mit Schildbuckel im Frühmittelalter aus vergänglichem Material (Holz, Leder) hergestellt wurde, gelingt es der archäologischen Forschung nur den Schild durch das Vorkommen der aus Metall hergestellten Teile des Schildes (Schildbuckel, Nieten, Randbeschläge) zu rekonstruieren. Bei günstigen Bodenverhältnissen (z. B. Moorfunde) kann es auch vorkommen, dass Schilde geborgen werden können, die aus organischem Material hergestellt waren, vgl. Steuer 2004, S. 83f. Vgl. Ehlers 2008, S. 78. Die sog. zuckerhutförmigen Schildbuckel konnten bis zu 18 cm hoch sein, vgl. Steuer 2004, S. 98. Es wird zwischen Typ Göggingen und Typ Walsum unterschieden, die wiederum von einem Typ Galgenberg abgegrenzt werden. „… ihnen schließen sich nach Westen ein englischnordfranzösischer und ein speziell englischer Typ an.“ Vgl. Tackenberg 1969, S. 280.

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auch beim Fußvolk ein hoher, fast ein Meter großer Schild bevorzugt, dessen Oberkante halbrund war und der sich unten in einer Spitze verjüngte.90 Diese Schildform bot einen ausreichenden Schutz vom Fuß bis zur Schulter; dies war auch erforderlich, da zu dieser Zeit die Körperpanzerung noch nicht ausreichend entwickelt war.91 Im 12. Jahrhundert wurde der Schild dreieckförmig; während des 13. und 14. Jahrhunderts wurde die Schutzwaffe so sehr verkürzt (petit écu),92 dass sie nur noch die linke Seite des Oberkörpers deckte.93 Diese Schildform findet bis in das 15. Jahrhundert Verwendung.94 Das Fußvolk verwendete ab dem 14. Jahrhundert einen transportfähigen, mannshohen Setzschild, den sog. Pavese, der eine länglich konvexe Wölbung und eine vertikale Hohlrippe in der Schildmitte zur Stabilisierung besaß.95 Eine weitere Schildform, die im 14. Jahrhundert erscheint, ist die Tartsche: Erst war sie oval, dann nahm sie immer mehr eine rechteckige Form an und hatte an ihrer rechten Seite einen Ausschnitt zum Einlegen der Lanze.96 Dass die Schilde während des Mittelalters immer mehr an Größe verloren haben und sich letztlich bis zum Ende des 15. Jahrhunderts erübrigten, hängt mit der parallelen Entwicklung der immer weiter verbesserten Körperpanzerung zusammen.97

2.3 Angriffswaffen Die hier vorgenommene Einteilung der Angriffswaffen des Mittelalters basiert vorrangig auf der Typologisierung von V. Schmidtchen;98 eine Modifizierung war insofern vorzunehmen, dass seine Typologie vorrangig die Funktion der verschiedenen Waffentypen des späten Mittelalters betrifft.99 Da aber in dieser Zusammenfassung auch die Entwicklung der Angriffswaffen im frühen und im hohen Mittelalter behandelt wird, wurde an einigen Stellen eine Abwandlung mit Hilfe der Terminologie des frühen Mittelalters von T. Capelle vorgenommen.100 Für die folgenden Ausführungen bedeutet es, dass jene Angriffswaffen, die bei V. Schmidtchen unter Handwaffen subsumiert wurden, hier bei den Nahkampfwaffen behandelt werden. Die Lanze und der Spieß, die 90

Vgl. Bennett (Hg.) 2009, S. 18 mit der Abbildung eines Huscarls mit seinem drachenförmigen Schild aus der Mitte des 11. Jhs. 91 Vgl. Schmidtchen 1990, S. 149. 92 Vgl. Ehlers 2008, S. 78. 93 Die Schilde wurden im Normalfall mit der linken Hand geführt, vgl. Krenn 1992b, S. 226. 94 Sie wurden seit der Mitte des 12. Jhs. mit heraldischen Symbolen versehen, vgl. Ehlers 2008, S. 78. 95 Diese Schildform eignete sich hervorragend für die Armbrustschützen, die hinter dem Schild ihre Waffen für den Angriff in Deckung vorbereiten konnten, vgl. Schmidtchen 2009, S. 151. 96 Vgl. Krenn 1992b, S. 226. 97 Vgl. Schmidtchen 1990, S. 304. 98 Schmidtchen 1990, S. 128f. 99 Vgl. ebd. 100 Capelle (1982).

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bei ihm unter den Handwaffen aufgeführt sind, werden bei den Stangenwaffen behandelt; genauso wie der Speer, der noch während des frühen Mittelalters einen hohen Stellenwert bei der Ausrüstung der Krieger genoss.101 Demnach werden bei den Nahkampfwaffen das Schwert, der Dolch, die Streitaxt, der Streitkolben und der Streithammer behandelt. Den Fernwaffen wurden die Schleuder, der Bogen, die Armbrust sowie die Wurfaxt und die Streitkeule zugeordnet. Bei den Stangenwaffen werden der Speer, die Lanze, der Spieß und der Wurfspieß, die Hellebarde (auch Halmbarte genannt), Glefe, Korseke, Runka, Kuse, Partisane, Lang-, Ahl-, und Knebelspieß sowie Kriegssense, Kriegsgabel und Drischel (Kriegsflegel) aufgeführt.

2.3.1 Nahkampfwaffen Das Schwert als Statussymbol und Waffe spiegelte den Reichtum des Kriegers wider und verlieh ihm Rang; es stellt darüber hinaus ein beliebtes Erbstück dar: Schwerter wurden häufig lange getragen; archäologisch lässt sich dies durch Abnutzungsspuren und Reparaturen sowie durch Erneuerungen an Griff und Scheide erkennen.102 Es ist zwar im Mittelalter hinsichtlich seiner Verwendung bei Kämpfen nur die zweitpopulärste Angriffswaffe hinter dem Speer, trotzdem war „… the sword […] certainly the most celebrated. Swords were intricately made, expensive to own, and generally passed down from generation to generation.“103 Unter der Waffenbezeichnung Schwert, das aus Griff104 und Klinge besteht, versteht man in der Waffenkunde eine Blankwaffe mit gerader, ein- oder zweischneidiger Klinge, die vorne spitz oder abgestumpft ist;105 die Ausformung der Klinge(n) und der Klingenspitze bestimmte ob es zum Hieb oder zum Stoß106 und Hieb verwendet wurde. Ein Schwert mit messerförmiger Klinge wurde 101

Scutum et lancea und scilt inti sper in den schriftlichen Quellen, vgl. Hüpper-Dröge 1983, S. 393f. Steuer, 2005, S. 587 und bes. S. 589: „Die Schwerter als Zeichen der ranghohen Krieger und der Elite der Ges.[ellschaft] wurden im Zuge adliger Kommunikation europaweit verbreitet.“ 103 DeVries 1992, S. 20. Das Prestige der Waffe konnte durch die zusätzliche Ausgestaltung des Griffs (auch Gefäß genannt) mit Knauf und Parierstange z. B. durch Edelmetall und Halbedelsteine gesteigert werden. Die Scheide bestand aus Holz und Leder, die ebenfalls prunkvoll ausgestaltet werden konnte. Diese wurde mit Scheidenmundblech und Ortband sowie mit Randbeschlägen versehen, vgl. Steuer 2005, S. 573. 104 Zum Griff zählt man Knauf, Griffholz und Parierstange; der Klingenquerschnitt wurde sechskantig, dreieckig, oval flach, rautenartig mit rundem oder scharfem Grat, mittig durch Hohlschliff beidseitig gekehlt oder mit mehreren schmalen Längsrillen ausgeformt. Die als Blutrinne bezeichnete Einkerbung in der Klinge war im Gegensatz zur verbreiteten Meinung als Gewichtsreduzierung gedacht, vgl. Schmidtchen 1990, S. 131. 105 Vgl. Schmidtchen 1990, S. 131 und Anm. 423. 106 Ebd., S. 131 und Anm. 424: In der Fachliteratur ist häufig „… fälschlicherweise von „Stich“ statt von „Stoß“ die Rede. Der Stich stellt jedoch das Ergebnis des Stoßes mit der Waffe dar wie ebenso der Schnitt das des Hiebes.“ Die Stoßwaffen, wie Lanzen brauchen eine erhebliche Krafteinwirkung, die durch die gesamte Masse des Reiters und des Streitrosses und seiner Geschwindigkeit 102

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zum Hieb, ein mit beidseitig geschliffener Klinge und scharfer Spitze konnte außer zum Hieb auch zum Stoß eingesetzt werden.107 Vorläufer der früh- und spätmittelalterlichen Schwerter sind der Spatha108 und der Sax. Die Saxklinge wurde seit der Merowingerzeit immer schwerer und breiter und auch länger; der Sax übernahm zeitweilig die Rolle des Schwertes. Dieses einschneidige Hiebschwert109 war bei den Sachsen im 8. Jahrhundert besonders beliebt und sie bevorzugten es gegenüber der Spatha.110 Der Sax verschwand im Laufe des 9. Jahrhunderts aus der Bewaffnung der Franken.111 Mit Spatha bezeichnet man ein zweischneidiges Langschwert;112 dieses taucht besonders oft in der Merowingerzeit als Beigabe auf.113 Die durchschnittliche Länge einer Spatha misst im 5.– 7. Jahrhundert 90 cm; im 8. Jahrhundert bestanden Knauf, Knaufplatte und Parierstange aus massiv geschmiedetem Eisen.114 Erst seit der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts wird die Klinge der Schwerter schlanker; die Spitze wird länger. Die Länge der Klingen nimmt in der Karolingerzeit anfangs zu um im Verlauf wieder abzunehmen.115 In zahlreichen Kapitularien Karls des Großen wird das Schwert erwähnt;116 diese war die wichtigste Waffe des mittelalterlichen Reiterkriegers auf dem Streitross.117 Seit dem 8. Jahrhundert gibt es zusätzlich einen intensiven Waffenexport von Schwertern,118 der sich über be-

erzeugt wurde um in den Körper einzudringen. Dolche dagegen wurden durch geringere Krafteinwirkung eingesetzt, dies erlaubte die Ausformung der Klinge. Hinter reinen Stoßwaffen, wie z. B. dem Rammbock, steckt immer eine beträchtliche Masse um die Waffe wirkungsvoll einsetzen zu können. 107 Vgl. Schmidtchen 1990, S. 131. 108 Die Spatha entwickelte sich aus dem germanischen Langschwert der spätrömischen Auxiliareinheiten, vgl. Steuer 2005, S. 573 und DeVries 1992, S. 7. 109 Vgl. Menghin 1983, S. 15. 110 Im Binnenland der Sachsen wurde der Sax als Hauptwaffe ins Grab mitgegeben, vgl. Steuer 1999a, S. 320. 111 Etwas zeitversetzt gehört er auch nicht mehr zur Ausrüstung der Sachsen, vgl. ebd. 112 Die Spatha wird im Gegensatz zum Sax auch in den germanischen frühmittelalterlichen Volkstexten genannt, Menghin 1983, S. 15 und Anm. 42. 113 Lindken 2005, S. 329; für die Merowingerzeit in Steuer 2005, S. 569: „Kaum eine Epoche kennt mehr Sch.[werter] in Gräbern …“. 114 Menghin 1983, S. 16 und bes. S. 17. 115 Steuer 2005, S. 574. Die karolingerzeitlichen Kapitularien nennen im späten 8. und frühen 9. Jh. Handel sowie Verbote des Handels sowohl für Angriffswaffen als auch für Rüstungen (z. B. Edictum Pistense von 864, erlassen durch Karl des Kahlen). Schwerter können auch durch Geschenkaustausch verbreitet worden sein, vgl. Pedersen 2005, S. 597. 116 Schwerter wurden auch in den ikonographischen Quellen der Karolingerzeit mehrfach dargestellt, vgl. Steuer 2005, S. 581. Daneben sind Schwerter in der Karolingerzeit als Gewässer- und Grabfunde überliefert, vgl. Pedersen 2005, S. 593. 117 DeVries 1992, S. 23. 118 Anhand der Fundkarten der einzelnen Waffentypen, aber vor allem für Schwerter lässt sich erkennen, dass es im 8./9. Jh. im Fränkischen Reich Werkstätten mit weitem Absatzgebiet gab, vgl. Last 1972, S. 84.

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stimmte Schwertgriff-Formen und über Schwertklingen mit der Klingeninschrift ULFBERHT nachweisen lässt.119 In erster Linie war die Qualität der Klingen ausschlaggebend: „Der Mönch von St. Gallen berichtet, daß ‚Ludwig der Deutsche‘ Schwerter, die ihm von einer normannischen Gesandtschaft als Gastgeschenk überreicht worden waren, prüfte, indem er die Klingen bog.“120 Die Damaszierung der Klingen, die auf römische Technik zurückgeht, wurde bei den germanischen Schmieden zur Waffenherstellung in der Merowingerzeit und frühen Mittelalter beherrscht.121 Die Form der Schwerter hat sich jedoch während des Frühmittelalters nicht sehr geändert; die einzige Modifikation bestand in der Ausformung der Klinge der Langschwerter; zu Beginn des 9. Jahrhunderts begann man die Klingenspitze von oben nach unten immer weiter zu verjüngen.122 „Aus dem mehr als 90 cm langen Schwert des Zweikämpfers zu Fuß wurde eine etwas kürzere Waffe mit ca. 80 cm Klingenlänge, die zudem zur Spitze hin schmaler wird. Dieses neue Schwert war auch zum Kampf vom Pferd aus geeignet.“123 Im hohen Mittelalter nimmt die Länge der Klingen wieder zu; bis zur Mitte des 10. Jahrhunderts sind Klingenlängen um 80 cm und mehr zu verzeichnen. Bei jüngeren Formen ab der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts erfolgt eine Zunahme auf ca. 90 cm; im 12. Jahrhundert erreichen sie sogar 95 bis 100 cm.124 „Diese Längenzunahme steht im umgekehrten Verhältnis zur durchschnittlichen Körpergröße und spiegelt eine gewandelte Kampfesweise“.125 In der Karolingerzeit herrschen die zweiteiligen Knäufe vor; im frühen Mittelalter werden sie durch einteilige Knäufe ohne Knaufstange ersetzt. Die Länge der Parierstange beträgt in der Karolingerzeit durchschnittlich 10–11 cm, im frühen Mittelalter erreicht sie 16–17 cm.126 Auch das Schwert des späten Mittelalters, das sog. Ritterschwert wurde nicht wesentlich verbessert. Im 14. Jahrhundert wurde eine Form des Schlachtschwertes „… für die Fußknechte […] als Sonderform der Anderthalb- oder „Bidenhänder“ entwickelt.“127

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Steuer 1987, S. 151. Das Ursprungsgebiet der VLFBERHT-Klingen ist wahrscheinlich Niederfranken. Die geographische Verbreitung erstreckt sich von Irland nach Russland und von Norwegen bis nach Mitteleuropa, vgl. Pedersen 2005, S. 597. 120 Menghin 1983, S. 17 und Anm. 53. 121 Biborski 2005, S. 564. 122 DeVries 1992, S. 23. 123 Steuer, 1999a, S. 317. 124 Steuer 2005, S. 574. 125 Der mittelalterliche Mensch war, die Männer eingeschlossen, etwas kleiner als die Menschen der Moderne. Dieser Unterschied ist auch bei den mittelalterlichen Rüstungen zu beobachten, vgl. ebd. 126 Pedersen 2005, S. 593. 127 Schmidtchen 1990, S. 181. Diese Schwerter waren 1,60 bis 1,80 cm lang, die Parierstange war bis zu 60 cm breit und erforderte von ihrem Träger eine große Geschicklichkeit und besonders viel Kraft. Sie wurde vorrangig bei solchen Schlachtordnungen verwendet, wo Spieße in der ersten Reihe aufgestellt waren, vgl. ebd.

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Bereits zu Zeiten Karls des Großen wurde in zwei der Kapitularien (804 und 811) das Mitführen des Dolches bei den Reiterheeren bestimmt.128 Der Dolch setzte sich aber erst ab dem 13. Jahrhundert als Zweitwaffe in den mittelalterlichen Heeren durch; hierdurch wurde eine Ersatzwaffe für das Schwert, – wenn dieses verloren ging –, gewährleistet.129 Im Spätmittelalter, „… sometime in the fourteenth century, knights began adding the dagger to their weaponry arsenal.“130 Zur gleichen Zeit wurde auch der Gnadendolch entwickelt, um dem Besiegten im Kampf den Gnadenstoß zu versetzen.131 Prägnante Formen der Dolche sind Schweizerdolch, Nierendolch,132 Scheibendolch und Basilard.133 Die Dolche wurden mit Herstellermarken versehen wie Dolchfunde aus London und Amsterdam zeigen.134 Der Nierendolch erhielt seinen Namen durch das nieren- oder hodenförmig gestaltete Heft und wurde im Kampf bedingt durch eine Vierkantklinge als Panzerstecher bzw. Panzerbrecher eingesetzt.135 Er ist vom frühen 14. bis zum 16. Jahrhundert belegt.136 In der archäologischen Forschung ist eine terminologische Unterscheidung zwischen Beil und Axt „schwierig und durchweg unklar”.137 Die Axt fungierte im frühen Mittelalter sowohl als Arbeitsgerät als auch als Waffe; eine Unterscheidung ist zu dieser Zeit nicht mehr möglich.138 Eine Ausnahme stellen die Wurfäxte dar.139 Die Wurfaxt, die eine wichtige Waffe der Germanen bis zum Anfang des 7. Jahrhunderts darstellte, ver-

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Im Norden war der Dolch auch bei den Angelsachsen und bei den Wikingern Teil der Bewaffnung: „… grave sites of both show the weapon buried not only with male adults, but also with women and children. […] the size of the weapon buried was related to sex and age of the corpse: the male adult was buried with the largest daggers …“ In: DeVries 1992, S. 19. 129 Geibig – Gelbhaar 1997, Sp. 1895. Im Mittelalter entwickelte sich der Dolch aus dem allzwecktauglichen Messer. Der Dolch wurde versteckt getragen und galt zeitweilig als wenig ritterliche Waffe. Dazu könnte auch der Umstand beigetragen haben, „… that at least in the early medieval Byzantine state, the dagger was the preffered weapon of assasins“, vgl. DeVries 1992, S. 19. 130 DeVries 1992, S. 19. 131 Lat. misericordia in: Clauss 2009, S. 32. DeVries 1992, S. 19: „… this was a short, thin, two-edged dagger which, when attached to the right hip, generally balanced the knight’s sword hanging down his left side.“ 132 Teegen 1993, S. 89 und S. 91, Abb. 2 sowie S. 92, Abb. 3. Ein Dolch aus Hameln hatte eine Gesamtlänge von 340 mm, die Klinge von 224,7 mm. 133 Vgl. Geibig – Gelbhaar 1997, Sp. 1895. 134 Vgl. Teegen 1993, S. 90, Anm. 16 und 17. 135 Vgl. ebd., S. 98. 136 Vgl. Teegen 1993, S. 98. In den ikonographischen Quellen des Mittelalters werden Nierendolche auch überliefert und geben Aufschlüsse über ihre Tragweise, vgl. ebd. S. 99, Abb. 10. 137 Jankuhn 1973, S. 536. Auch für die Frühgeschichte ist eine eindeutige Unterscheidung nicht durchzuführen, vgl. Steuer 1973, S. 554. 138 Vgl. Steuer 1973, S. 555. 139 Vgl. ebd.

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schwand, dagegen stellte die Streitaxt im Mittelalter bei den Reiterheeren eine gern eingesetzte Hiebwaffe dar.140 Die ersten Indizien für die Streitkeule zeigt der Teppich von Bayeux, wo die Streitkeule als Wurfgeschoß zusammen mit der Keule abgebildet ist.141 Im 12. Jahrhundert beginnt man die Keule auf dem Schlachtfeld als Waffe einzusetzen:142 Im Spätmittelalter erscheinen dann die metallenen Streitkeulen aus Eisen bzw. Bronze.143 Die Streitkolben und die Streithämmer entstanden in Mitteleuropa im 13. Jahrhundert aus der Keule, die bereits im Neolithikum als Schlagwaffe eingesetzt wurde.144 Im 14. Jahrhundert waren diese Waffen bei den Rittern sehr willkommen, da diese den Gegner auch dann verwundeten, wenn seine Panzerung sonst nicht durchbohrt werden konnte.145 Gegen Ende des 13. Jahrhunderts wurde der Kopf des Kolbens mit stumpfen Stacheln versehen, um durch die Ringe des Hauberts durchdringen zu können; im 14. Jahrhundert nennt man solche Kolben in der Söldnersprache Morgenstern.146

2.3.2 Fernkampfwaffen Zu den Angriffswaffen rechnet man die Seil- oder Schleuderwaffen hinzu, welche aus organischem Material bestanden und eine Zwischenform zwischen Fern- und Nahkampfwaffen bilden.147 In diese Gruppe reiht man gewöhnlich auch die Wurfwaffen ein. Für die Karolingerzeit geben uns die Kapitularien Auskunft über die Bewaffnung mit Pfeil und Bogen für die Jahre 770/800, 802/3 und 806; es lässt sich erkennen, dass in den Kapitularien eine Ausstattung mit Bogen und Pfeil sowohl für die Reiter (Schild, Lanze, Schwert, Sax, Pfeil und Bogen bzw. Schild, Lanze, Pfeil und Bogen) als auch für die Fußtruppen (Schild, Lanze, Pfeil und Bogen) vorgesehen war.148 „Spezielle 140

DeVries 1992, S. 16 und ebd., S. 18 vermerkt jedoch ohne Angabe der Fundorte, dass Axtklingen für das 10. bis zum 14. Jh. auch archäologisch überliefert sind. 141 Die einzige Abbildung der Streitkeule wird durch eine dreifarbig bemalte Wurfwaffe dargestellt; dies könnte den Anfang der Entwicklung der Streitkeule aus der gewöhnlichen Keule andeuten, vgl. DeVries 1992, S. 25f. 142 Vgl. ebd., S. 26. 143 Vgl. ebd., S. 27. 144 Vgl. Schmidtchen 1990, S. 181. 145 Der Hieb mit diesen Waffentypen konnte allein durch die Wucht, ohne den Plattenpanzer zu beschädigen, den Gegner aus dem Sattel werfen oder seine Arme und Beine brechen, vgl. ebd. 146 Vgl. Schmidtchen 1990, S. 181. 147 Vgl. Capelle 1982, S. 265. Schleudern sind im archäologischem Material nur indirekt zu erschließen, da sie überwiegend aus Leder, Fell, Wolle, Därmen, Haar und Pflanzenfasern hergestellt wurden d. h. auf ihre Existenz ist lediglich durch Funde von Geschossen aus Stein, Ton und Blei zu schließen, vgl. Schlüter 2004, S. 179f. 148 Vgl. Last 1972, S. 78f. Aus dem Jahr 792/793 ist keine Bewaffnung mit Pfeil und Bogen überliefert. Ob diese auf homogene und vollständige Bewaffnung hinzielenden Bestrebungen auch durchgesetzt werden konnten, ist fraglich, vgl. ebd., S. 79.

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Kontingente leichtgerüsteter Bogenschützen ([Schild,] Pfeil/Bogen) lassen sich anhand der schriftlichen Quellen für das fränkische Heer nicht nachweisen.“ Dagegen werden im Stuttgarter Psalter aus dem 9. Jahrhundert „erstaunlich häufig“ Personen mit Pfeil und Bogen abgebildet; die Darstellungen geben nicht nur Kämpfe wider, sondern stehen mit Mord und Marter, Jagd und Hinrichtung in Zusammenhang.149 Die Ausstattung mit der Zusatzbewaffnung von Pfeil und Bogen erfolgte möglicherweise durch die kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Slawen, Awaren, Langobarden und Arabern; war aber „… kaum über die Karolingerzeit hinaus wirksam.“150 Bogenstäbe sind archäologisch nicht überliefert, dagegen zeigt aber der Utrecht-Psalter kurze Reflexbögen wie die der reiternomadischen Awaren.151 Unmittelbar kann aber der Einsatz von Pfeil und Bogen archäologisch nachgewiesen werden: Im Doppelgrab von Schortens aus dem 8. Jahrhundert wurde ein Reiterkrieger mit einer Pfeilspitze im Schädel mit Schwert, Sax und Sporenpaar bestattet.152 Im Hochmittelalter benutzen die Fußtruppen in Europa oft Pfeil und Bogen bzw. die Schleuder.153 Es gibt zwei Grundformen der Schleuder: die Handschleuder oder auch flexible Schleuder genannt und die Stock- oder Stabschleuder. Die Handschleuder besteht gewöhnlich aus einem geflochtenen Schleuderriemen oder einem schmalen Schleuderband und oft einer Schleudertasche um die Geschosse zu lagern. Als Munition dienten Bachkiesel und künstlich geformte Steinkugeln, luftgetrocknete und gebrannte Tongeschosse und aus Blei gegossene Projektile. Die Stockschleuder setzt sich aus einem hölzernen Stab und einer nah am Stabende befestigten Lederschlaufe zusammen. In die Lederschlaufe wurden die zum Schuss bestimmten Geschosse gelegt. Als Geschosse hat man kugelige Steine mit einem Gewicht von mehr als 200 g eingesetzt.154 Die Schleuder verwendete man in Europa als Kriegswaffe bis in das 16. Jahrhundert.155 Für das Mittelalter sind drei verschiedene Bogentypen nachweisbar: der Kurzbogen, der Langbogen sowie die Armbrust.156 Der Kurzbogen mit bis zu 90 cm langer Sehne war im mittelalterlichen Europa insbesondere im Norden sehr beliebt: Dieser Bogentyp konnte recht wirkungsvoll eingesetzt werden, war aber in Reichweite und Durchschlagskraft dem Langbogen, der etwa 180 cm lang war, weit unterlegen.157

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Steuer 1999a, S. 311. Last 1972, S. 80. 151 Vgl. Steuer 1999a, S. 319. 152 Vgl. ebd., S. 320 und bes. S. 316, Abb. 5. 153 Vgl. Geibig – Gelbhaar 1997, Sp. 1893. 154 Vgl. Schlüter 2004, S. 179f. 155 Ihre Verwendung ist aber bei den Germanen nicht eindeutig zu belegen, vgl. ebd., S. 186. 156 Vgl. Bartlett 1996, S. 82. 157 Der Langbogen stammt ursprünglich aus Südwales und bevor er im späten 13. und 14. Jh. von den englischen Königen übernommen wurde, war seine Verwendung lokal begrenzt. Mit der Hilfe des Bogens wurde u. a. der Sieg der Engländer im Hundertjährigen Krieg gegen Frankreich errungen, vgl. ebd., S. 82f. 150

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Die Armbrust fand in Nordwesteuropa im 10. Jahrhundert immer mehr Verwendung158 und ersetzte durch ihr Aufkommen den Bogen als Kriegs- und Jagdwaffe; der Einsatz der Armbrust im Gegensatz zum Bogen erforderte nicht die gleiche Fertigkeit und das Üben mit der Waffe: Der einzige Nachteil bestand in der abgegebenen Schussfolge aufgrund der umständlichen Spannphase.159 Bereits im 12. Jahrhundert „… gehörten große Gruppen berittener Armbrustschützen zu den wirkungsvollsten und furchterregendsten Kriegsinstrumenten eines Fürsten.“160 Gegen Ende des 14. Jahrhunderts wurde die Armbrust technisch verbessert: Statt des üblichen aus Holz und Hornplatten zusammengeleimten Bogenteils wurde ein stählerner eingesetzt. Zusätzlich kamen gleichzeitig die mechanischen Spannhilfen und verschiedenen Windenkonstruktionen auf.161 Zwei Arten von Winden waren vorherrschend: die sog. englische Winde, die mit Seilzügen und zwei Kurbelarmen am Ende des Schaftes angesetzt wurde und die deutsche Zahnstangenwinde, die oben auf den Schaft gesetzt wurde und mithilfe einer horizontalen Kurbeldrehung ein Zahnrad die Zahnstange mit den Krallen in der Sehne zurückzog.162 Diese Entwicklung begann bereits in den ersten Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts, als man die Spannkraft statt mit dem Armzug mit den kräftigeren Beinen sicherte. Dafür benutzte man einen Steigbügel und einen Spanngürtel mit Haken. Die Einfußarmbrust wurde die übliche Kriegs- und Jagdwaffe, die Zweifußarmbrust als schwere Fernwaffe als Wallarmbrust an der Mauer und bei Seeschlachten auf Schiffen eingesetzt.163 Zur Ausstattung der Armbrust gehört neben den Spannhilfen noch der Köcher mit zwölf Bolzen, deren Spitze nach oben gerichtet ist, jedoch waren Köcher für die Armbrust selbst selten.164 Die Bolzeneisen wurden gewöhnlich „… auf den Bolzenschaft oder Zain mittels Tülle aufgeschoben, seltener waren die Eisen zu einem Dorn (Angel) ausgeschmiedet, der in den Zain eingeschlagen wurde.“165 158

Jene Armbrüste, die in Europa aufkommen, waren in ihrer Entwicklung unabhängig von einer eigenständigen Entwicklung in China, vgl. Schmidtchen 1990, S. 176 und Anm. 551. Anders Bartlett 1996, S. 83: „Armbrüste sind in Nordfrankreich schon für das 10. Jahrhundert bezeugt, allgemein gebräuchlich wurden sie aber erst nach dem späten 11. Jahrhundert.“ Ähnlich datieren Geibig – Gelbhaar 1997, Sp. 1893 das Aufkommen der Armbrust in Mitteleuropa ins 11. Jh. 159 Vgl. Schmidtchen 1990, S. 176. Ähnlich Bartlett 1996, S. 83. 160 Konrad IV. zählte zu den fünf Maßnahmen gegen die mongolische Invasion die Aufforderung hinzu, dass seine Truppen Armbrustschützen bereithalten sollten, in: Bartlett 1996, S. 83. 161 Vgl. Schmidtchen 1990, S. 176. 162 Vgl. ebd. 163 Vgl. Harmuth 1980, Sp. 955f. 164 Sowohl im Krieg als auch zur Jagd wurde in Europa das rhombische Bolzeneisen eingesetzt; daneben gab es noch den Harnischbolzen. Ausschließlich zur Jagd verwendete man Gabelbolzen und bärtige Bolzen, Kolbenbolzen (Prellbolzen), Brandbolzen und den Heulbolzen (Bremse). Im Hochund Spätmittelalter waren zwei verschiedene Köchertypen im Gebrauch: die taschenartigen Weichköcher, die mit Fell oder Haut überzogenen Hartköcher und die sog. Rauchköcher oder Pergamentköcher, vgl. Harmuth 1980, Sp. 969. 165 Harmuth 1980, Sp. 969. Die rohen Kriegsbolzen waren fast immer mit zwei sog. Federn aus Holz oder Leder ausgestattet, vgl. ebd.

Angriffswaffen

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2.3.3 Stangenwaffen In der Fachliteratur werden die Termini „Speer“ und „Lanze“ oft miteinander vermischt, ohne dass dabei die funktionale Bestimmung eine Berücksichtigung findet. Die Lanzen hatten ihren Schwerpunkt weit vor der Mitte und waren demnach in ihrer klassischen Funktionsbestimmung reine Stoßwaffen; dagegen stellen die Speere eine Gattung der Wurfwaffen dar.166 Daher wird in der folgenden Ausführung bis zum Hochmittelalter der Terminus „Speer“ verwendet, da in dieser Zeit die Stangenwaffe hauptsächlich zum Wurf eingesetzt wurde; einen Ausnahme bildet die Flügellanze der Karolingerzeit, die zwar zum Wurf bestimmt war, jedoch in der archäologischen Forschung einen festen Terminus besitzt. K. R. DeVries fasst die Bedeutung der Stangenwaffe für die Kriegführung im Mittelalter treffend zusammen: „… the spear […] have been the most popular offensive armament of the Middle Ages ….“167 In der Karolingerzeit bildeten Speer und Schild die Grundausstattung.168 Der Speer wurde nach der schriftlichen und der ikonographischen Überlieferung sowohl von Reiterkriegern als auch von Fußkriegern als Hauptwaffe; entweder als Wurf- oder als Stoßwaffe eingesetzt.169 Die Länge der Stangenwaffe betrug zwischen 2 m und 2,50 m; sie waren aus gehärtetem Holz hergestellt und hatten eine Eisenspitze.170 Eine technische Weiterentwicklung hinsichtlich der Form und Länge der karolingerzeitlichen damaszierten Lanzenblätter der Flügellanzen vollzog sich im Laufe des 8. Jahrhunderts aus den weidenblattförmigen Lanzenspitzen des späten 7. Jahrhunderts.171 Diese Stangenwaffe wurde auch in der Buchmalerei des frühen 9. Jahrhunderts, wo bereits Grabfunde fehlen, abgebildet.172 Warum der Flügel an die Lanzentülle angebracht wurde, ist in der Forschung umstritten; entweder hat man verhindern wollen, dass die Spitze zu tief in den verwundeten Körper eindrang173 oder die Flügel sollten ein Kreuzzeichen bilden, unter dem man gegen den heidnischen Gegner kämpfte.174 Im Hochmittelalter steht die Stangenwaffe, die Lanze, bei den Angriffswaffen immer noch an erster Stelle. Seit dem 12. Jahr166

Vgl. Capelle 1982, S. 279. DeVries 1992, S. 20. Vgl. noch Reuter 1999, S. 21: Er nennt als meist benutzte Waffe im Mittelalter das Langschwert, gefolgt von Streitaxt und Bogen. 168 Vgl. Prietzel 2006, S. 18. 169 Vgl. Steuer 1999a, S. 319; ähnlich DeVries 1992, S. 11. Der Speer wurde vom Fußkrieger als Wurfwaffe und vom Reiterkrieger zum Stoß eingesetzt. Vgl. noch Prietzel 2006, S. 18. 170 Vgl. Prietzel 2006, S. 18. Eine Längenangabe erlauben die zeitgenössischen Miniaturen, vgl. Paulsen 1969, S. 294. 171 Vgl. Paulsen 1969, S. 295. 172 Vgl. ebd., S. 299 und bes. S. 298. Im Stuttgarter Psalter hält ein behelmter Krieger im Panzer eine Flügellanze; die Szene mit David und Goliath aus dem Psalter von Corbie zeigt die Vergesellschaftung eines Schwertes mit dreiteiligem Knaufknopf, einer Flügellanze und eines Rundschildes mit zuckerhutförmigem Schildbuckel, vgl. Paulsen 1969, S. 300, Abb. 4,2 und 4,3. 173 Vgl. Prietzel 2006, S. 18, Abb. 7. 174 Vgl. Steuer 1999a, S. 319. 167

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Aspekte der mittelalterlichen Kriegführung

hundert setzte man sie als hölzerne Stoßlanze mit rhombenförmiger oder spitzovaler Eisenspitze ein.175 Man stellte die Lanze im Gegensatz zum Speer aus stärkeren und härteren Holzarten her.176 Seit der Mitte des 12. Jahrhunderts beginnt die eingelegte Lanze auf dem Schlachtfeld zu dominieren und ihr Einsatz hält auf dem Pferd des schwer bewaffneten Reiterkriegers bis zum Spätmittelalter an.177 Die Reiter hatten die Lanze um 1100 unter den Arm gelegt und stießen auf diese Weise den Gegner aus dem Sattel;178 Voraussetzung für das wirkungsvolle Einsetzen der Lanze war jedoch die Kombination des Steigbügels und Sattels.179 Aus zeitgenössischen Quellen weiß man heute, dass die Lanze auch die wichtigste Angriffswaffe der Kreuzritter im Heiligen Land darstellte; der erste Angriff bestand immer in einem sog. Schockangriff gegen die feindlichen Heere.180 Mit Schockangriff181 bezeichnet man den Angriff der schwer bepanzerten Reiter mit eingelegter Lanze: Streitross und Reiter samt Sattel, Zaumzeug und Rüstung wogen dabei einige hundert Kilogramm; dabei erreichte das Pferd eine Spitzengeschwindigkeit von 30 Stundenkilometer: „Wenn diese Masse mit solcher Geschwindigkeit auf ein feststehendes oder gar entgegenkommendes Hindernis traf und […] die gesamte Wucht des Aufpralls auf einer winzigen Oberfläche, der Lanzenspitze, lag, dann vermochte niemand einen solchen Stoß aufzufangen.“182 Seit Anfang des 14. Jahrhunderts war sie zum Schutz der Hand gegen Hieb- und Stoßwirkung mit einer trichterförmigen Brechscheibe versehen.183 Im 14. Jahrhundert erreicht die Lanze eine Länge von vier Meter, sie wurde vor allem aus Esche, Buche und Tanne gefertigt; im späten Mittelalter wies sie ein zwei- oder vierkantiges Blattoder Kanteisen auf.184 Aufgrund ihrer Erfahrungen mit der Körperpanzerung lieferten die Plattner eine Abhilfe in Form von Rüsthaken, die auf der rechten Seite des Harnisches angebracht wurden. Dieser Haken verringerte das Gewicht der Lanzen und schützte ihren Träger vor Ermüdung.185 Im Mittelalter war die universell eingesetzte Stangenwaffe der Spieß. Aus ihm leiteten sich alle zukünftigen Stangenwaffen her: Im späten Mittelalter entwickelten sich aus ihm die verschiedenen Typen von Ahlspieß, Langspieß und Partisane, Hellebarde (auch 175

Vgl. Ehlers 2008, S. 78f. Siehe außerdem DeVries 1992, S. 13: „To effectively perform mounted shock combat, significant technological changes needed to be made to the lance.“ 176 Die Stangen der Lanzen waren oft aus Ulmen- bzw. Eibenholz, die der Speere dagegen aus leichteren Hölzern wie Erle, Pappel und Weide hergestellt, vgl. Capelle 1982, S. 279. Vgl. außerdem noch DeVries 1992, S. 13. 177 Vgl. DeVries 1992, S. 14. 178 Vgl. Prietzel 2006, S. 18. Vgl. noch Schmidtchen 1990, S. 179. 179 Vgl. Ehlers 2008, S. 80. Vgl. außerdem Schmidtchen 1990, S. 179. 180 Heinrich II. in England verkündete 1181 in den Assize of Arms, dass Reiter im Kampf nur die Lanze brauchten, vgl. Bennett (Hg.) 2009, S. 76. 181 In der englischsprachigen Literatur nennt man diese Art von Angriff mounted shock combat. 182 Prietzel 2006, S. 77f. 183 Vgl. Ehlers 2008, S. 79. Vgl. außerdem Schmidtchen 1990, S. 181. 184 Vgl. Schmidtchen 1990, S. 181. 185 Vgl. ebd.

Angriffswaffen

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Helmbarte), Glefe, Kuse und Runka oder Korseke sowie Drischel und Kriegssense. Im Spätmittelalter kommen durch das verstärkt an kriegerischen Auseinandersetzungen teilnehmende Fußvolk zusätzliche Ausformungen der Stangenwaffen zum Einsatz. Diese waren hinsichtlich der teuren ritterlichen Ausrüstung billiger in der Herstellung, jedoch nicht weniger effektiv.187 Im 15. Jahrhundert kommt die Partisane auf, eine Stoßlanze mit langer, an der Basis breiter und sich in Richtung Spitze verjüngender Blattklinge mit Mittelgrad und Hohlspitze. Aus ihr entwickelten sich später die verschiedenen Formen der Korseke oder Runka.188 Die Hellebarde wurde im 13. und 14. Jahrhundert entwickelt189 und konnte als erste Stangenwaffe zum Stoß und Hieb eingesetzt werden, bedingt durch ein Beil, das als Verlängerung des Schaftes in eine schmale Stoßklinge auslief. Ihr Schaft bestand meist aus Eschenholz und wies einen vierkantigen Querschnitt auf: Die Ausformung verhinderte das Drehen der Waffe in der Hand ihres Trägers beim Hieb.190 Einen technischen Fortschritt dieser beidhändig geführten Angriffswaffe des Fußvolks stellte der Haken dar: Solange der Plattenharnisch dem Hieb mit der Beilklinge standhielt, hielt er dem Schlag mit dem Haken dagegen nicht mehr stand.191 Die Glefe war im 14. Jahrhundert in Deutschland verbreitet, wies eine Länge von ca. 2,2 m auf und besaß eine 40 bis 50 cm lange, einschneidige und spitz zulaufende Klinge auf breitem Rücken, an der zusätzlich noch ein spitzer Dorn angeschmiedet war.192 Des Weiteren wurden im späten Mittelalter noch Angriffswaffen vom Fußvolk eingesetzt, die ursprünglich aus Arbeitsgeräten entstanden; zu nennen wäre der Drischel, auch Kriegsflegel genannt, und die Kriegssense.193

186

Vgl.ebd., S. 183. Vgl. Kortüm 2010, S. 145 und S. 152. 188 Vgl. Schmidtchen 1990, S. 187 und bes. S. 305. 189 Es gibt Mediävisten, die die Hellebarde entwicklungs- und formengeschichtlich von der Kriegsaxt ableiten, vgl. Kortüm 2010, S. 156. 190 Vgl. Schmidtchen 1990, S. 188. 191 Ebd., S. 189: „Die Behauptung, der Haken sei nicht für den gezielten Hieb auf einen Punkt, sondern für das Herabreißen eines Reiters aus dem Sattel gedacht, muß als irrig bezeichnet werden.“ Dagegen Kortüm 2010, S. 156. In der ersten Hälfte des 14. Jhs. schrieb der Chronist Johannes von Winterthur dieses „gefährliche Mordinstrument“ den Schweizer Bauern zu, vgl. ebd., S. 153. 192 Im 15. Jh. war diese Stangenwaffe auch in Frankreich und Burgund verbreitet, Schmidtchen 1990, S. 190. Weiter ebd. S. 191: Eine vereinfachte Form der Glefe stellte die Kuse dar, die eigentlich ein an der Stange befestigtes Haumesser war und erfolgreich gegenüber mit Lederkollern gewappneten Gegner eingesetzt wurde. 193 Vgl. Schmidtchen 1990, S. 193. Vgl. noch Kortüm 2010, S. 152. 187

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Aspekte der mittelalterlichen Kriegführung

2.4 Belagerungsmaschinen Dass sich bereits die merowingerzeitlichen Heere der Belagerungsmaschinen bedienten,194 berichten uns die schriftlichen Quellen. In der Geschichtsforschung geht man mit hoher Wahrscheinlichkeit davon aus, dass sich das antike Geschützwesen noch teilweise bis in die Zeit der Karolinger erhalten hatte195:„… we know virtually nothing about the physical appearance of Frankish shipping and Frankish siege machinery, […], but we know that both existed.“196 Auch H. Steuer bemerkt zur karolingerzeitlichen Kriegführung, dass „… Kriegszüge in der Regel aus Belagerungen und Plünderungen bestanden.“197 An dieser Stelle zitiert man gerne den Mönch Abbo von Saint-Germain-des-Prés, der von der Belagerung von Paris durch die Normannen im Jahre 866 berichtet, und wenn auch übertrieben von Hundert Katapulten spricht, die die Mauer der „fränkischen“ Stadt schmückten; des Weiteren berichtet er über eine Waffe namens Mange, die durch die Kraft der Nerven, also von Sehnenbündeln, ihre Geschosse warf. Interessant ist für die Historiker, dass auch die Normannen über Belagerungsartillerie verfügten.198 Bereits für das 9. Jahrhundert sind Wurfgeschütze auf Torsionsbasis belegt, was wiederum bedeutet, dass der technische Transfer dieser Art von Wurfgeräten aus der Antike auf dem direkten Weg erfolgte.199 Alle antiken Wurfmaschinen basierten auf dem um 400 v. Chr. entwickelten Torsionsprinzip, bei dem die Geschütze ihre Kraft aus einem Paar ineinander verdrehter Tiersehnenbündel gewannen.200 Über den letzten Stand der Entwicklung berichtet der Byzantiner Vegetius aus dem 4. Jahrhundert n. Chr., der zwei Typen von Torsionsgeschützen nennt: den Onager und die Ballista.201 Die römischen Legionen der Kaiserzeit führten gewöhnlich eine Ballista auf Karren verladen zur Sicherung der Marschlager und ihrer Kastelle oder zur Belagerung feindlicher Städte mit sich; diese Ballisten wurden sogar bei der Feldschlacht eingesetzt.202 Archäologische Funde belegen die regelmäßige Ausrüstung der Legionen für das 1. Jahrhundert n. Chr. mit Katapulten.203 Aus den schriftlichen Quellen weiß man, dass schwere Steinwerfer in der Kaiserzeit von den Legionen eingesetzt wurden.204 Allerdings erfolgte der Einsatz 194

Wobei diese in jenen Gebieten verstärkt eingesetzt wurden, wo eine starke romanische Bevölkerung anzutreffen war, „… da die mangelnde Erfahrung der germ.[anischen] Heere mit Belagerungsgerät mehrfach bezeugt ist.“ In: Johanek 1976, S. 465. 195 Vgl. Kirchschlager – Stolle 2006, S. 31. 196 Reuter 1999, S. 22. Ähnlich Bennett (Hg.) 2009, S. 173. 197 Steuer 1996a, S. 321. 198 Vgl. Kirchschlager – Stolle 2006, S. 31. Die Diskussion, ob hier eine Blide oder Onager beschrieben wurde, bleibt offen. 199 Vgl. Schmidtchen 1990, S. 125. 200 Vgl. Kirchschlager – Stolle 2006, S. 30. 201 Den Onager nennt man umgangssprachlich auch Katapult, vgl. ebd. 202 Vgl. Schmidtchen 1990, S. 152. 203 Z. B. der Katapultfund von Cremona aus dem Jahr 69 n. Chr., vgl. Baatz 1994, S. 128. 204 Vgl. ebd., S. 129.

Belagerungsmaschinen

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der antiken Torsionsgeschütze auf kurze Distanz im flachen Direktschuss; im Bogenschuss waren die Torsionsgeschütze zwar auf längere Distanz einsetzbar, solche Schüsse waren jedoch taktisch uneffektiv.205 Die im Spätmittelalter in vielfältigen Formen und Größen eingesetzten Wurfmaschinen beruhen auf zwei Grundtypen: erstens auf einem einarmigen Wurfgeschütz auf Torsionsbasis des nach den Kreuzzügen auch in Europa eingesetzten Onagers und der Blide, zweitens auf einer Wurfmaschine nach dem Prinzip des zweiarmigen Hebels.206

2.4.1 Ballisten/Springolf/Onager/Mange Die Balliste und der Onager waren, wenn auch in verschiedenen Formen, von der Antike bis ins Mittelalter in Gebrauch und sind bis zum 7. Jahrhundert nachweisbar.207 Da aber in den mittelalterlichen Heeren der Kampf vom Pferd aus dominierte, bedurfte dieser Entwicklung keinerlei Einsatzes schwerer Waffen. Zusätzlich stellte das Fehlen erfahrener Kriegstechniker bzw. die Behinderung der operativen Fähigkeit der Reiterheere durch das Mitführen des schweren Trosses ein Problem dar.208 Bis zum ausgehenden 10. Jahrhundert gab es in Mitteleuropa selten lang anhaltende Belagerungen, da sowohl Herrensitze als auch größere Siedlungen mit Palisaden umgeben und durch Erdwall befestigt waren; die Ballisten im Kampf gegen Reiterheere einzusetzen, ergab wiederum keinen Sinn.209 Erst im Hochmittelalter fängt man mit dem Ausbau der Herrschaftssitze in Form von Adelsburgen an. Diese hatten einen Verteidigungswert, der auch durch das Aufkommen der Blide und der Pulvergeschütze nicht sofort entfiel.210 Trotzdem sind sie mit den zeitgleich existierenden Festungen im östlichen Mittelmeerraum und im Vorderen Orient nicht vergleichbar: Die taktische Bedeutung, die diese Festungen im Hochmittelalter bereits besaßen, fiel den landesherrlichen Festungen erst der frühen Neuzeit zu.211 Aufgrund der Fortschritte im Befestigungswesen im 11. Jahrhundert nutze man die Erfahrungen der Kreuzzüge, besonders im Hinblick auf die Belagerungstechnik: Man übernahm die während der Kreuzzüge kennen gelernten Belagerungstechniken byzantinischer Tradition.212 Die Ballista wurde jedoch nicht in das Arsenal der Kreuzfahrer aufgenommen und taucht erst im Hochmittelalter in Europa in der modifizierten Form des Springolfs wieder auf.213

205

Vgl. ebd., S. 144. Vgl. Schmidtchen 1990, S. 157. 207 Vgl. Kirchschlager – Stolle 2006, S. 31. Vgl. noch Schmidtchen 1990, S. 161. 208 Vgl. Schmidtchen 1990, S. 154. 209 Vgl. ebd. 210 Vgl. Meyer 2006, S. 113. 211 Vgl. ebd., S. 114. 212 Vgl. Schmidtchen 1990, S. 154. 213 Vgl. Kirchschlager – Stolle 2006, S. 31. 206

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Aspekte der mittelalterlichen Kriegführung

Die Bezeichnung Onager (schwerer Steinwerfer) stammt von den römischen Legionären, die die ruckartige Bewegung der Konstruktion beim Abschuss mit einer in Vorderasien beheimateten Wildeselart, des Onagers verglichen, der oft in den Heeren als Lasttier diente.214 Mit der antiken Form des Onagers hatten die mittelalterlichen Konstruktionen nur noch das Torsionsprinzip gemeinsam. Die in den mittelalterlichen Quellen überlieferten Wurfgeschütze vom Onager-Typ zeigen zwar die Tradierung des antiken Funktionsprinzips, weichen aber konstruktiv gesehen, erheblich von diesen ab.215 „Mit hinreichender Beweiskraft läßt sich jedoch anhand der Quellen der Name für das mittelalterliche einarmige Wurfgeschütz mit „Mange“ identifizieren“.216 Die Mangen finden zusammen mit dem Springolf bis ins Spätmittelalter hin Verwendung.217

2.4.2 Bliden Im Gegensatz zum antiken, „… schwer beherrschbaren Torsionsgeschütz“,218 setzte man im Mittelalter das energetisch von den Menschen als Ziehkrafthebelschutzgeschütz bezeichnete oder durch Gegengewicht bediente Gegengewichtshebelwurfgeschütz ein.219 Die Blide220 war eine wirkungsvolle Wurfmaschine, die vermutlich im Mittelmeerraum entstanden ist und vom Beginn des 13. Jahrhunderts bis in das 16. Jahrhundert hinein, also bis zum Aufkommen der Feuerwaffen, europaweit nachweisbar ist.221 Während der Kreuzzüge, die von Kämpfen um Festungen bestimmt waren, begegnete den Kreuzrittern eine hoch entwickelte Belagerungstechnik der Byzantiner und Araber. Während der ersten Belagerung Jerusalems im Jahre 1099 zeigten sich die Araber bereits überrascht über die „fränkischen“ Kriegsmaschinen: Historiker vermuten, dass es

214

Vgl. Schmidtchen 1990, 157. Ähnlich Kirchschlager – Stolle 2006, S. 31. Vgl. Schmidtchen 1990, S. 157. 216 Ebd., S. 157ff. 217 Vgl. ebd., S. 304. 218 In Byzanz war dieser im Mittelalter noch in Gebrauch, vgl. Hägermann 2001, S. 137. Ähnlich Schmidtchen 1990, S. 152. Weiter ebd.: Die exakt gleichmäßige Vorspannung beider Sehnenbündel, die das Torsionsprinzip bedingten, war von der Witterung abhängig. 219 Das Hebelwurfgeschütz fungierte im Mittelalter nicht nur als Angriffswaffe der Belagerer sondern auch als Verteidigungswaffe der Belagerten. So in der Bilderchronik des Petrus de Ebulo aus dem 12. Jh., in der die Belagerung Neapels von 1191 durch Heinrich VI. abgebildet ist, vgl. Hägermann 2001, S. 137 und. Anm. 12. Ähnlich Schmidtchen 1990, S. 165. 220 In der Fachliteratur auch als Trebuchet oder Tribok genannt. 221 Vgl. Gabriel 1983, Sp. 278. Dieses Wurfgeschütz war bereits in der Sung-Epoche in China bekannt und ist vermutlich im 7. Jh. über die Turkvölker Zentralasiens den Arabern bekannt geworden. Das erste Mal wird es im 11. Jh. in einem mozarabischen Manuskript erwähnt, vgl. Schmidtchen 1990, S. 161 und Anm. 494. Ähnlich Hägermann 2001, S. 137: Schuld an deren Verdrängung war hauptsächlich der Einsatz der Kanone. 215

Belagerungsmaschinen

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sich um eine Ziehkraftblide gehandelt hat. Der erste Einsatz von Bliden in Europa ist in der Mitte des 12. Jahrhunderts durch die Belagerung Lissabons (1147) durch die Kreuzfahrer belegt; in der Folgezeit wurden sie europaweit verbreitet.223 Das Belagerungsgerät bestand aus zwei aufgerichteten Balken, zwischen denen eine waagerechte Stange, die Drehachse, befestigt war. Um diese Achse konnte ein Schleuderarm schwingen; diese war durch die Drehachse in zwei ungleich lange Teile geteilt. Der Schleuderarm hatte an dem kurzen Ende einen steingefüllten Holzkasten, das Ende des längeren Hebelarmes war entweder löffelartig geformt oder hatte eine am Seil befestigte Lederschlinge zur Aufnahme des Geschosses.224 Als Geschosse für die Bliden wurden große, grob behauene Felsbrocken und Brandsätze verwendet, die in das Innere der Befestigungen geworfen wurden. Große Bliden konnten Steinblöcke von mehr als einer Tonne bis auf 100 Meter Entfernung werfen.225 Im 13. Jahrhundert war das neue Belagerungssystem in Europa bereits ausgebildet. Um die Wende des 14. Jahrhunderts erfolgte eine Innovation hinsichtlich der technischen Entwicklung der Bliden: der Übergang von Ziehkraftbliden zu Gegengewichtsbliden. Es handelte sich hierbei um die erste mechanische Nutzung der Kraft von Gewichten.226 Zu Beginn des 15. Jahrhunderts folgte eine weitere Innovation: Die Länge der Wurfschlingen konnte man verstellen und und besaß dadurch die Möglichkeit, die Wurfweite zu variieren, ohne dabei die Masse von Gegengewicht oder Geschoß zu verändern.227 In spätmittelalterlichen Handschriften finden sich Abbildungen von Bliden, bei denen als Wurfgeschoß Kadaver von Tieren sowie Fässer mit Urin und Fäkalien gedient haben; dies sollte dem Ausbruch von Seuchen und der Demoralisierung der Verteidiger Vorschub leisten. Die Erfolge dieser Praxis führten auch dazu, dass man trotz der fortschreitenden Entwicklung der schweren Pulvergeschütze bei Belagerungen bis ins 16. Jahrhundert an der Blide festhielt.228

222

Vgl. Kirchschlager – Stolle 2006, S. 33. Vgl. Schmidtchen 1990, S. 161. 224 Vgl. Gabriel 1983, Sp. 278. 225 Vgl. Schmidtchen 1990, S. 161f. Vgl. außerdem DeVries 1992, S. 137. 226 Vgl. DeVries 1992, S. 137. 227 Vgl. Schmidtchen 1990, S. 161. 228 Vgl. ebd., S. 165 und Anm. 504 mit dem Verzeichnis der überliefernden Handschriften. 223

3. Semantische Auswertung des Wörterbuches

3.1 Lateinisch-althochdeutsches Glossar Das lateinisch-althochdeutsche Glossar führt jene in den Glossen vorkommenden lateinischen Lemmata auf, zu denen Waffenbezeichnungen aus althochdeutscher bzw. (spät-)althoch-deutscher Zeit glossiert wurden.1 Ausgeklammert wurden die im 14. und 15. Jahrhundert überlieferten Lexeme, die in althochdeutscher kopialer Tradition stehen. Ein weiteres Lexem kupfa st. f. wurde in der Untersuchung nicht berücksichtigt, da zu jener Handschrift, die die Glosse zu der Prudentiusstelle mitra, pilleus scilicet militaris cuphia überliefert, keine Angaben vorliegen. Die lateinischen Lemmata werden in alphabetischer Folge aufgelistet; nach einem Trennungszeichen folgen die althochdeutschen Übersetzungen. Bei den lateinischen Lexemen wird als Erstes die Bedeutung des lateinischen Lexems im klassischen Latein angegeben; wenn das Lexem im Mittellateinischen mit einer weiteren oder gar anderen Bedeutung belegt ist, folgt diese Angabe. Sollte das lateinische Lemma erst im Mittellateinischen belegt sein, wird es im Glossar durch die Angabe der Sprachstufe in Klammern vermerkt. Jene lateinischen Lemmata werden durch Unterstreichen gekennzeichnet, deren Bedeutung nicht genügend oder nur mit Hilfe des lateinischen Glossars von L. Diefenbach oder des Du Cange zu klären sind. In das Glossar wurden nur lateinische Einzellexeme aufgenommen; Ausnahmen bestehen nur in solchen Fällen, in denen eine genitivische oder adjektivische Bestimmung vorliegt, wie z. B. bei acūmen gladii ‘Spitze des Schwertes (= Schwertspitze)’ sowie bei ferrea hasta ‘eiserner Speer’. Längere, paraphrasierende Syntagmen wie funda, dicta quae ex ea lapides fundantur id est emittantur werden nicht in ihrer ganzen Länge berücksichtigt; in solchen Fällen werden die Stichworte aufgelistet, in diesem Fall: lat. funda. Die Bedeutungsermittlung der Lemmata und die dafür verwendeten Wörterbücher sowie Hilfsmittel können dem „Wörterbuch der althochdeutschen Waffenbezeichnungen“ entnommen werden. acīnacēs ‘kurzer, krummer Säbel der Perser, Meder und der Skythen’; mlat. ‘Speer’ – azgēr st. m. ‘Lanze, Speer’ 1

Vgl. Riecke 2004, Bd. 1, S. 64 und Anm. 284.

Lateinisch-althochdeutsches Glossar

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aclys, aclydis ‘kurzer Wurfspieß mit einem Riemen’, mlat. ‘Wurfspeer’ – giscoz st. n. ‘Wurfgeschoß, Wurfspieß, Wurfwaffe’ acūmen gladii ‘Schwertspitze’ – stackulla st. f. ‘Spieß, Lanze’ aegis ‘Schild, Schutzwehr, Schuppenpanzer; mlat. ‘(Brust-)Panzer’ – brustroc st. m. ‘Brustschutz aus Textil und Leder, Untergewand unter der Brünne’ āles ‘etwas, das Flügel hat und diese braucht’ – zein st. m. ‘Geschoß; Pfeil, Bolzen’ āmentum ‘Riemenschleife, der Wurfriemen’; mlat. ‘Wurfriemen der Lanze’ – *fidering st. m. ‘Wurfriemen an der Lanze’ – *gērlīna st. sw. f. ‘Wurfriemen an der Lanze’ – laz st. m. n. ‘Wurfriemen an der Lanze’ – slinga st. sw. f. ‘Schleuderriemen; Wurfriemen an der Lanze’ ancīle ‘kleiner, ovaler Schild’; mlat. ‘Schild’ – buggilāri st. m./*buckilāri st. m. ‘(runder) Schild mit Buckel, der Buckelschild’ – buckula sw. f. ‘Schildbuckel, Schild’ – scirmscilt st. m. ‘(runder) Schutzschild’ ānsa ‘Griff, Henkel, die Handhabe’ – senawa st. sw. f. ‘Bogensehne’ apex ‘metallene, kegelförmige Helmspitze’ (der Helmkegel, in dem der Hembusch steckt), meton. ‘(pars pro toto) der Helm’ – kamb st. m. ‘Helmbusch’ apparātus ‘Zurüstung, Apparat’ (Werkzeuge, Geräte, Maschinen eingeschlossen); mlat. ‘Gerät(schaft), Ausstattung, Zubehör’, speziell ‘militärische Ausrüstung, Bewaffnung’ – garawī st. f. ‘militärische Ausrüstung’ – gisarawi st. n. ‘Ausrüstung, Rüstung; Bewaffnung, Brustpanzer’ – giziug st. m. n. ‘Kriegsgerät, Ausrüstung, Rüstzeug’ – wīggarawi st. n. ‘Ausrüstung; Kriegsgerät’ – wīggarawī st. f. ‘Ausrüstug; Kriegsgerät’ – wīggigarawī st. f. ‘Kriegsgerät’ apparātus belli ‘Kriegsausrüstung’ – gisarawi st. n. ‘Ausrüstung, Rüstung; Bewaffnung, Brustpanzer’ arcus ‘Bogen’ (Waffe, zum Abschießen der Pfeile); mlat. ‘Bogen(waffe)’ – bogo sw. m. ‘Bogen, die Waffe’ ārea ‘ein hoch gelegener freier Platz, eine Fläche’ – gisarawi st. n. ‘Ausrüstung, Rüstung; Bewaffnung, Brustpanzer’ aries ‘Belagerungsmaschine, Mauerbrecher, Sturmbock’; mlat. ‘Belagerungsmaschine’ – *loedingaere st. m. ‘Belagerungsmaschine’ – mūrbrehho sw. m. ‘Mauerbrecher’ – mūrbruhhil st. m. ‘Mauerbrecher’ – pfetarāri st. m. ‘Rammbock, Mauerbrecher, Wurfmaschine, Schleudermaschine; Wurfgeschütz’ – pfetināri st. m. ‘Mauerbrecher’ arma ‘Wehr und Waffe’; mlat. ‘Kriegsgerät, Waffe(n), Bewaffnung, (Aus-)Rüstung’ – gisarawi st. n. ‘Ausrüstung, Rüstung; Bewaffnung, Brustpanzer’ – giscirri st. n. ‘Waffe, (Schutz-)Bewaffnung’ – giwāfani st. n. ‘Bewaffnung; Waffe’ – giwerida

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Semantische Auswertung des Wörterbuches

st. f. ‘Schutzwaffe’ – giziugi st. n. ‘Ausrüstung, Waffe’ – wāfan st. n. ‘Angriffswaffe, Waffe; Schwert’ – werī st. f. ‘Verteidigungsmittel, Waffe’ arma crūrium ‘Beinschutz’ – beinberga st. sw. f. ‘Beinschutz aus Leder, Beinschiene aus Metall’ armāmentum (= armāmenta) ‘das nötige Zeug, Gerät’ – giziugi st. n. ‘Ausrüstung, Waffe’ armātura ‘Bewaffnung als Waffengattung’ – gisarawi st. n. ‘Ausrüstung, Rüstung; Bewaffnung, Brustpanzer’ – giwāfani st. n. ‘Bewaffnung; Waffe’ – *wāfanheit st. f. ‘Bewaffnung’ armillina zu Armilla ‘Ringel, Ring’ – ringilīn st. n. ‘Ringel, Ring am Panzer’ armilūstrium ‘alljährliches Fest der Waffenweihe in Rom’ – wāfan st. n. ‘Angriffswaffe, Waffe; Schwert’ arundo ‘Pfeil, Schaft des Pfeiles’; mlat. ‘Pfeil’ – pfīl st. m. ‘Pfeil, Geschoß, Wurfspieß’ – scefti st. n. ‘Speer, Pfeil, Wurfgeschoß’ – strāla st. sw. f. ‘Pfeil, Spieß, Lanze; Wurfgeschoß’ – zein st. m. ‘Geschoß; Pfeil, Bolzen’ āversa hasta ‘hintere Seite der Stange’ – sperascaft st. m. ‘Speerschaft’ *baculum (spätere Form) (= baculus) ‘Stab, Stock später ein Stock zum Schlagen’; ‘Schwertgriff’ – helza st. sw. f. ‘Schwertgriff’ balea (mlat.) ‘Schleudergeschütz, Armbrust’ – armbrust st. f. n. ‘Armbrust’ ballista (auch bālista) ‘Schleudermaschine, Wurfmaschine, Ballista’, meton. ‘Wurfgeschoß, der Wurfstein’; mlat. ’Standarmbrust, Armbrust’ – armbrust st. f. n. ‘Armbrust’ – armbrusti st. n. (?) ‘Armbrust’ – ballestar st. n. ‘Schleuder-, Wurfmaschine; von der Balliste abgeschleudertes Wurfgeschoß’ – mango sw. m. ‘Wurfmaschine’ – pfetarāri st. m. ‘Rammbock, Mauerbrecher, Wurfmaschine, Schleudermaschine; Wurfgeschütz’ – pfetilāri st. m. ‘Katapult’ – selbscoz st. n. ‘Schleuder(geschütz), Armbrust; Geschoß, Pfeil’ – slengira st. sw. f. ‘Schleudermaschine’ bellicum īnstrūmentum ‘Kriegsinstrument’ – pfetarāri st. m. ‘Rammbock, Mauerbrecher, Wurfmaschine, Schleudermaschine; Wurfgeschütz’ bipennis ‘zweischneidige Axt, Doppelaxt; mlat. ‘zweischneidig, zweischneidige (Streit-)Axt’ – ackus st. f. ‘Streitaxt’ – bīhal st. n. ‘Streitaxt; Wurfbeil’ – giscoz st. n. ‘Wurfgeschoß, Wurfspieß, Wurfwaffe’ – helmackus st. f. ‘Streitaxt’ – *helmbarta sw. f. ‘Hellebarde’ – satulackus st. f. ‘Streitaxt’ – swert st. n. ‘Schwert zum Hieb und Stoß’ bipensa (= bipenna) ‘mit zwei Flügeln versehen, zweiflügelig; übertragen auf zweischneidig, die zweischneidige Axt, die Doppelaxt’ – flugga st. f. ‘gefiederter (?) Pfeil, Geschoß’

Lateinisch-althochdeutsches Glossar

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bipellis (= bipennis) (mlat.) ‘zweischneidige (Streit-)Axt’ – bīhal st. n. ‘Streitaxt; Wurfbeil’ birrus ‘Mantelkragen oder kurzer Mantel mit Kapuze; mlat. ‘(wollener) Kapuzenmantel, (grober) Umhang’ – gēr st. m. ‘Speer’ bisacuta (= bisacutus) (mlat.) ‘zweischneidig, zweischneidige Axt’ – ackus st. f. ‘Streitaxt’ breve scūtum ‘kleiner Schild’ – *brort st. m. ‘Schildrand’; als pars pro toto ‘kleiner Schild’ – halbscilt st. m. ‘kleiner Schild’ buccula ‘das Bäcklein’; mlat. ‘Buckel, Knopf’ – rantbogo sw. m. ‘Schildbuckel, Buckelschild’ – rantboug st. m. ‘Schildbuckel, Buckelschild’ bultio (mlat.) ‘Geschoß von Bogen oder Armbrust, (Schieß-)Bolzen’ – bolz st. m. ‘Schießbolzen, Wurfgeschoß’ – bolzo sw. m. ‘Schießbolzen, Wurfgeschoß’ – zein st. m. ‘Geschoß; Pfeil, Bolzen’ calamus ‘Rohr’ – strāl st. f. m. ‘Pfeil’ – strāla st. sw. f. ‘Pfeil, Spieß, Lanze; Wurfgeschoß’ calceāmentum (auch calciāmentum) ‘Fußbekleidung, Schuhe’ – beinberga st. sw. f. ‘Beinschutz aus Leder, Beinschiene aus Metall’ calculus ‘kleiner Stein, Steinchen’ – slengistein st. m. ‘Schleuderstein’ capulus ‘Schwert-, Dolchgriff’; mlat. ‘Griff’; meton. auch ‘das Schwert’ – gihilzi st. n. ‘Schwertgriff’ – hefti st. n. ‘Schwertgriff’ – helza st. sw. f. ‘Schwertgriff’ – hilzi st. m./n. ‘Schwertgriff’ – *swerthelza st. sw. f. ‘Schwertgriff’ caput gladii ‘Schwertspitze’ – helza st. sw. f. ‘Schwertgriff’ cassiculum ‘kleines Netz’; mlat. ‘kleiner Helm’ – helmilīn st. n. ‘kleiner Helm’ cassida ‘Metallhelm’ – brunna st. sw. f. ‘Brünne, Brustharnisch, Brustpanzer’ – helm st. m. ‘Helm, schützende Kopfbedeckung aus Metall und Leder’ cassidile ‘helmähnliches Säckchen’; mlat. ‘Tasche’ – helmfuotar st. n. ‘Kopfbedeckung unter dem Helm’ cassis ‘Metallhelm, Sturmhaube’; mlat. ‘Kopfschutz, Helm, helmartiger Aufsatz’ – helm st. m. ‘Helm, schützende Kopfbedeckung aus Metall und Leder’ catapulta ‘Wurfgeschoß’; mlat. ‘Pfeil, (Schieß-)Bolzen, Spieß’ – bolz st. m. ‘Schießbolzen, Wurfgeschoß’ – bolzo sw. m. ‘Schießbolzen, Wurfgeschoß’ – selbscoz st. n. ‘Schleuder(geschütz), Armbrust; Geschoß, Pfeil’ – scoz st. n. ‘Wurfgeschoß, Wurfspieß’ – sper st. n. ‘Speer, Wurfspieß; Lanze; schweres Wurfgeschoß’ – spera sw. n. ‘Wurfspieß, Speer’ – strāla st. sw. f. ‘Pfeil, Spieß, Lanze; Wurfgeschoß’

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Semantische Auswertung des Wörterbuches

catēia ‘eine Art Wurfkeule’; mlat. ‘eine Art Wurfspieß oder Wurfkeule’ – azgēr st. m. ‘Speer’ – scaft st. m. ‘Geschoß, Pfeil, Schaft des Wurfspießes, Speer’ – *tarant st. m. ‘Wurfkeule’ catēnula ‘Kettchen’ – ringilīn st. n. ‘Ringel, Ring am Panzer’ chorda ‘der Darm’, meton. ‘Darmsaite’ – senawa st. sw. f. ‘Bogensehne’ clacendix u. claxendix ‘eine Art Muschel’; mlat. claxendix ‘Lanzenhülle’ – *sperafuotar st. n. ‘Lanzenhülle’ – sperahuot st. m. ‘Lanzenhülle’ clāva ‘Keule’ – barta sw. f. ‘Streitaxt’ – stanga st. sw. f. ‘Spieß, Speer, Wurfspieß’ clipeus ‘runder Metallschild’ (der römischen Soldaten); mlat. ‘Schild’ – buckula sw. f. ‘Schildbuckel, Schild’ – kampfscilt st. m. ‘Schild; Schild mit konisch zulaufendem Schildbuckel’ – scilt st. m. ‘Schild’ – scirmwāfan st. n. ‘Schutzwaffe; Schild’ clūnāculum (auch clūnaclum, clūnābulum) ‘kleines Schwert (oder Dolch)’ (das man hinten trug) – swert st. n. ‘Schwert zum Hieb und Stoß’ conchlium ‘Muschel- oder Schaltier; die Purpurschnecke’, meton. ‘purpurn, die Purpurfarbe’ – scilt st. m. ‘Schild’ cōnus ‘kegelförmiger Bügel am Helm, an dessen Spitze der Helmbusch eingelassen war’; mlat. ‘oberster Teil, Spitze, Gipfel; Helm’ – huot st. m. ‘Helm’ – *knopf st. m. ‘Helmknauf’ contus ‘langer Wurfspieß, Pike’; mlat. ‘Wurfkeule, Speer, langer Spieß, Lanze’ – sahs st. n. ‘kleines, zweischneidiges Schwert’ – scaft st. m. ‘Schaft des Wurfspießes, Wurfspieß’ – spiozstanga st. sw. f. ‘Schaft des Wurfspießes, Wurfspieß’ – stanga st. sw. f. ‘Spieß, Speer, Wurfspieß’ crista ‘Helmbusch, die Helmraupe’; mlat. ‘Helmzier’ – hurst st. m. f. ‘Helmbusch’ – kamb st. m. ‘Helmbusch’ – kambo sw. m. ‘Helmbusch’ cultellus ‘kleines Messer, Schwert, Dolch’ – *lammila f. ‘Schwertklinge’ culter ‘Messer’ – sahs st. n. ‘kleines, zweischneidiges Schwert’ – wāfan st. n. ‘Angriffswaffe, Waffe; Schwert’ – wāfansahs st. n. ‘kurzes Schwert’ cūpula (auch cuppula) ‘kleine Kufe, Tonne’ – rant st. m. ‘Schildbuckel’ cuspis ‘Wurfspieß, Lanze’; mlat. ‘Lanze, Griff, ‘Spieß, Speer, Lanze; Jagdspieß; Geschoß; Spitze’ – scaft st. m. ‘Geschoß; Schaft des Wurfspießes, Speer, Pfeil’ – spiozstanga st. sw. f. ‘Schaft des Wurfspießes, Wurfspieß’ – stackulla st. f. ‘Spieß, Lanze’ dimidium scūtum ‘die Hälfte eines Langschildes’ – halbscilt st. m. ‘kleiner Schild’

Lateinisch-althochdeutsches Glossar

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dolo (auch dolōn) ‘eine Art Pike, eine Art Stilett, Stoßdegen’; mlat. ‘Schwert; Pl. Streitkolben; Dolch, Stilett, Klinge; Keule, Knüppel, Stock’ – stabaswert st. n. ‘Dolch’ – stackulla st. f. ‘Spieß, Lanze’ – swertstab st. m. ‘Dolch, Stoßdegen’ ebur ‘Elfenbein’ (bei Vergil ‘Schwertscheide aus Elfenbein’) – helza st. sw. f. ‘Schwertgriff’ – untarhelza st. f. ‘Schwertscheide’ ēnsiculus ‘kleines Schwert’; mlat. ‘kleines Schwert, Dolch’ – swertilīn st. n. ‘kleines Schwert’ ēnsis ‘gerades, zweischneidiges Schwert zum Hieb’ – swert st. n. ‘Schwert zum Hieb und Stoß’ fadulus (mlat.) ‘Schwertgurt’ – *swertfezzil st. m. ‘Schwertgurt, Schwertscheide’ fallācia ‘Betrügerei, Trug, die Intrige’ – giscoz st. n. ‘Wurfgeschoß, Wurfspieß, Wurfwaffe’ falārica ‘ein großer Speer’; mlat. ‘Wurfspeer, Brandpfeil’ – ballestar st. n. ‘Schleuder-, Wurfmaschine; von der Balliste abgeschleudertes Wurfgeschoß’ – gēr st. m. ‘Speer’ – pfetarāri st. m. ‘Rammbock, Mauerbrecher, Wurfmaschine, Schleudermaschine; Wurfgeschütz’ – selbscoz st. n. ‘Schleuder(geschütz), Armbrust; Geschoß, Pfeil’ – wagastra sw. f. ‘Wurfgeschoß’ falx ‘dem Feuerhaken ähnlicher Brechhaken, Reißhaken als Mauerbrecher’ – wāfan st. n. ‘Angriffswaffe; Waffe; Schwert’ ferrea hasta ‘eiserner Speer’ – azgēr st. m. ‘Lanze, Speer’ ferrum ‘Eisen als Rohstoff; Stahl, Klinge’ – swert st. n. ‘Schwert zum Hieb uns Stoß’ ferrum in medio scūti ‘Metall in der Schildmitte’ – rantboug st. m. ‘Schildbuckel, Buckelschild’ frāctūra mūri ‘zum Brechen der Mauer (= Mauerbrecher)’ – pfetarāri st. m. ‘Rammbock, Mauerbrecher, Wurfmaschine, Schleudermaschine; Wurfgeschütz’ framea ‘Schwert, Speer, fränkische Lanze’ – stabaswert st. n. ‘Dolch’ – swert st. n. ‘Schwert zum Hieb und Stoß’ – wāfan st. n. ‘Angriffswaffe; Waffe; Schwert’ – werida st. f. ‘Bewaffnung’ francisca (mlat.) ‘fränkische Streitaxt, (fränkisches) Beil, Doppelaxt, ‘Franziska’ – helmackus st. f. ‘Streitaxt’ – helmhacka sw. f. ‘fränkische Streitaxt’ funda ‘Schleuderriemen, die Schleuder’, meton. ‘das Geschleuderte, die Kugel’ – *slenga f. ‘Schleuder’ – slengira st. sw. f. ‘Schleudermaschine’ – slinga st. sw. f. ‘Schleuderriemen; Wurfriemen an der Lanze’ – slingara st. sw. f. ‘Schleuder’

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Semantische Auswertung des Wörterbuches

fundibulum ‘Schleuder’ – *blīda st. sw. f. ‘Wurfmaschine’ – slengira st. sw. f. ‘Schleudermaschine’ – slinga st. sw. f. ‘Schleuderriemen; Wurfriemen an der Lanze’ – slingara st. sw. f. ‘Schleuder’ fūstis ‘Knüttel, Stock’ – sper st. n. ‘Speer, Wurfspieß; Lanze; schweres Wurfgeschoß’ gaesum ‘schwerer, eiserner Wurfspieß’ – tart st. m. ‘Speer, Wurfspieß; Wurfgeschoß’ galea ‘Helm aus Leder’ (mit Erz beschlagen) – helm st. m. ‘Helm, schützende Kopfbedeckung aus Metall und Leder’ galērus ‘Kappe aus Fell’ – helm st. m. ‘Helm, schützende Kopfbedeckung aus Metall und Leder’ – zisterel st. m. n. ‘Helmfütterung, Helmpolsterung’ – zisterella f. ‘Helmfütterung, Helmpolsterung’ gelenum ‘Schaft des Wurfspießes’ – scaft st. m. ‘Geschoß; Schaft des Wurfspießes, Speer, Pfeil’ genus iaculi ‘eine Art Wurfspieß’ – pfetarāri st. m. ‘Rammbock, Mauerbrecher, Wurfmaschine, Schleudermaschine; Wurfgeschütz’ genus māchinae ‘eine Art Kriegsmaschine’ – stabaslinga sw. f. ‘Speerschleuder; Wurfmaschine’ genus sagittae ‘eine Art Pfeil’ – strāl st. f. m. ‘Pfeil’ genus tēli ‘eine Art Wurfwaffe’ – pfetarāri st. m. ‘Rammbock, Mauerbrecher, Wurfmaschine, Schleudermaschine; Wurfgeschütz’ genus vāsorum ‘eine Art Kriegsgerät’ – rantbogo sw. m. ‘Schildbuckel, Buckelschild’ – rantboug st. m. ‘Schildbuckel, Buckelschild’ gladiolus ‘kleines Schwert’ – swertilīn st. n. ‘kleines Schwert’ gladius ‘messerförmiges Schwert zum Hieb und Stoß’ – azgēr st. m. ‘Lanze, Speer’– helza st. sw. f. ‘Schwertgriff’ – swert st. n. ‘Schwert zum Hieb und Stoß’ – wāfan st. n. ‘Angriffswaffe, Waffe; Schwert’ gladius brevis ‘kurzes Schwert’ – mūhhilswert st. n. ‘Dolch’ gorytus ‘Bogenbehälter, Köcher’; mlat. ‘Köcher, Bogenfutteral’ – bogafuotar st. n. ‘Köcher für Bogen und Pfeile’ – bogaskeid st. m. ‘Köcher für Bogen und Pfeile’ – *bogasnuor st. f. ‘Bogensehne’ – bogenhuot st. m. ‘Bogenköcher’ – *bo(g)ia f. ‘Köcher für Bogen und Pfeile’ habēna ‘Riemen des Wurfspießes’ (bei Vergil meton. ‘die Schleuder selbst’) – slingarsnour st. f. ‘Schleuderriemen’ hāmus ‘Haken, Ringel’; mlat. ‘Haken, Angel, Wolfsangel’ – ringilīn st. n. ‘Ringel, Ring am Panzer’

Lateinisch-althochdeutsches Glossar

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hasta ‘Speer, Wurfspieß’ – scaft st. m. ‘Geschoß; Schaft des Wurfspießes, Speer, Pfeil’ – sper st. n. ‘Speer, Wurfspieß; Lanze; schweres Wurfgeschoß’ – spera sw. n. ‘Wurfspieß, Speer’ – stackulla st. f. ‘Spieß, Lanze’ hastīle (zu hasta) ‘Schaft des Wurfspießes’ meton. ‘der ganze Wurfspieß, Speer’ – scaft st. m. ‘Geschoß; Schaft des Wurfspießes, Speer, Pfeil’ – sper st. n. ‘Speer, Wurfspieß; Lanze; schweres Wurfgeschoß’ – spiozstanga st. sw. f. ‘Schaft des Wurfspießes, Wurfspieß’ iacula (= iaculus) ‘Wurfspieß’ – scaft st. m. ‘Geschoß; Schaft des Wurfspießes, Speer, Pfeil’ iaculum (= iaculus) ‘Wurfgeschoß, Wurfspieß’ – anagiwurfida st. f. ‘Wurfgeschoß’ – giscefti st. n. ‘Wurfgeschoß, Wurfspieß’ – giscoz st. n. ‘Wurfgeschoß, Wurfspieß, Wurfwaffe’ – pfīl st. m. ‘Pfeil, Geschoß, Wurfspieß’ – scaft st. m. ‘Geschoß; Schaft des Wurfspießes, Speer, Pfeil’ – scoz st. n. ‘Wurfgeschoß, Wurfspieß’ – scuz st. m. ‘Wurfspieß, Wurfgeschoß’ – sperilīn st. n. ‘Pfeil, Wurfgeschoß’ – wurf st. m. ‘Wurfspieß’ iaculātum (= iaculātus) ‘Werfen, Schleudern’ – giscoz st. n. ‘Wurfgeschoß, Wurfspieß, Wurfwaffe’ *iater [= antēs?] pectus ‘(?)’ – brustroc st. m. ‘Brustschutz aus Textil und Leder, Untergewand unter der Brünne’ – halsberga st. f. ‘Panzer zum Schutz von Hals und Brust, Panzerhemd’ īnstrūmentum ‘Gerätschaft aller Art; Rüstzeug’ – girusti st. n. ‘Ausrüstung; Belagerungsvorrichtung’ – giziug st. m. n. ‘Kriegsgerät, Ausrüstung, Rüstzeug’ īnstrūmentum belli ‘Kriegsgerät’ – *loedingaere st. m. ‘Belagerungsmaschine’ – ‘Rammbock, Mauerbrecher, Wurfmaschine, Schleudermaschine; Wurfgeschütz’ lacertum (mlat.) ‘Armbrust’; [lacertus] ‘Oberarm’, meton. ‘der Wurf, Schlag eines kräftigen Armes’ – armbrust st. f. n. ‘Armbrust’ laeva manus ‘linke Hand’ – scirmscilt st. m. ‘(runder) Schutzschild’ lamina ‘Klinge des Schwertes’ – *klinga st. sw. f. ‘Schwertklinge’ – *lammila f. ‘Schwertklinge’ lancea ‘Speer’ (in der Mitte mit einem Riemen versehen) – azgēr st. m. ‘Lanze, Speer’– *glavīne sw. f. ‘Lanze’ – pfīl st. m. ‘Pfeil, Geschoß, Wurfspieß’ – sper st. n. ‘Speer, Wurfspieß; Lanze; schweres Wurfgeschoß’ – spera sw. n. ‘Wurfspieß, Speer’ – tart st. m. ‘Speer, Wurfspieß; Wurfgeschoß’ lanceola ‘kleine Lanze’ – sperilīn st. n. ‘Pfeil, Wurfgeschoß’ – strāla st. sw. f. ‘Pfeil, Spieß, Lanze; Wurfgeschoß’

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Semantische Auswertung des Wörterbuches

lineum tergum ‘Schildüberzug aus Leinen oder Bast’ – līh st. f. n. ‘Schildüberzug’ – scilt st. m. ‘Schild’ lōrīca ‘Panzerhemd’ (erst aus Leder, später mit Schuppen überzogen); mlat. ‘(Aus-)Rüstung, Bewaffnung, Kriegsgerät, Waffen; Ausrüstungsstück, Waffe’ – brunna st. sw. f. ‘Brünne, Brustharnisch, Brustpanzer’ – gisarawi st. n. ‘Ausrüstung, Rüstung; Bewaffnung, Brustpanzer’ – halsberg st. m. ‘Panzer zum Schutz von Hals und Brust, Panzerhemd’ – halsberga st. f. ‘Panzer zum Schutz von Hals und Brust, Panzerhemd’ – *panzier st. n. ‘Panzer, Harnisch’ lōrīca pectorālis ‘Brustpanzer’ – brunna st. sw. f. ‘Brünne, Brustharnisch, Brustpanzer’ lōrīca squamata ‘Schuppenpanzer’ – halsberg st. m. ‘Panzer zum Schutz von Hals und Brust, Panzerhemd’ machaera ‘dem Schlachtmesser, Weidmesser ähnliches Schwert’ – swert st. n. ‘Schwert zum Hieb und Stoß’ – wāfan st. n. ‘Angriffswaffe, Waffe; Schwert’ māchina ‘Maschine, Gerüst’; im Krieg: ‘eine Maschine zu Belagerungen’ – *blīda st. sw. f. ‘Wurfmaschine’ – girusti st. n. ‘Ausrüstung; Belagerungsvorrichtung’ – mango sw. m. ‘Wurfmaschine’ māchina belli ‘Kriegsmaschine’ – pfetarāri st. m. ‘Rammbock, Mauerbrecher, Wurfmaschine, Schleudermaschine; Wurfgeschütz’ māchina bellica ‘Kriegsmaschine’ – *blīda st. sw. f. ‘Wurfmaschine’ māchina tormentum ‘Schleuder-, Wurfmaschine’ – mango sw. m. ‘Wurfmaschine’ manubrium ‘Handhabe, Griff, Stiel’ – helza st. sw. f. ‘Schwertgriff’ media pars scūti ‘mittlerer Teil des Langschildes’ – rant st. m. ‘Schildbuckel’ medio scūti ‘Schildmitte’ – rantboug st. m. ‘Schildbuckel, Buckelschild’ mīlitiae cingulum mīlitiae cingulum ‘Gürtel der Soldaten’, übertragen ‘der Kriegsdienst’ – giwāfani st. n. ‘Bewaffnung; Waffe’ – wāfan st. n. ‘Angriffswaffe, Waffe; Schwert’ militare munimentum (= mūnīmentum) ‘zum Schutz der Soldaten’ – brunna st. sw. f. ‘Brünne, Brustharnisch, Brustpanzer’ missile ‘Geschoß, Wurfgeschoß, Pfeil’ – gēr st. m. ‘Speer’ – giscefti st. n. ‘Wurfgeschoß, Wurfspieß’ – giscoz st. n. ‘Wurfgeschoß, Wurfspieß, Wurfwaffe’ – scoz st. n. ‘Wurfgeschoß, Wurfspieß’ – sperilīn st. n. ‘Pfeil, Wurfgeschoß’ mortifera sagitta ‘tödlicher Pfeil’ – strāla st. sw. f. ‘Pfeil, Wurfgeschoß’ mucro ‘Schwert, Degen, Dolch’ – swert st. n. ‘Schwert zum Hieb und Stoß’ – swertstab st. m. ‘Dolch, Stoßdegen’ – wāfan st. n. ‘Angriffswaffe, Waffe; Schwert’

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nervus ‘Bogensehne’ – ring st. m. ‘Panzerring’ – senawa st. sw. f. ‘Bogensehne’ ocrea ‘metallene Beinschiene für den Unterschenkel, Beinharnisch, Beinschutz aus Leder’ – beinberga st. sw. f. ‘Beinschutz aus Leder, Beinschiene aus Metall’ – beinburga st. f. ‘Beinschiene aus Metall’ – beingiweri st. n. ‘Beinharnisch’ ōra clipei ‘Rand des runden Metallschildes’ – rant st. m. ‘Schildbuckel’ ōs ‘Antlitz, Gesicht’– beinberga st. sw. f. ‘Beinschutz aus Leder, Beinschiene aus Metall’ pālus ‘Pfahl’ – pfīl st. m. ‘Pfeil, Geschoß, Wurfspieß’ pancerium ‘Panzer’ – *panzier st. n. ‘Panzer, Harnisch’ parātus ‘bereit, gerüstet zum Kampf’ – wīggarawi st. n. ‘Ausrüstung; Kriegsgerät’ parma ‘kleiner, runder Schild’ – bara f. ‘kleiner Rundschild’ – buggilāri st. m./*buckilāri st. m. ‘(runder) Schild mit Buckel, der Buckelschild’ – kampfscilt st. m. ‘Schild; Schild mit konisch zulaufendem Schildbuckel’ – scilt st. m. ‘Schild’ – scirmscilt st. m. ‘(runder) Schutzschild’ pars posteriora ‘das hintere Stück’ – stackulla st. f. ‘Spieß, Lanze pectorālia Subst. ‘Brustharnisch, Panzer’ – halsberg st. m. ‘Panzer zum Schutz von Hals und Brust, Panzerhemd’ pedica ‘die (Fuß-)Schlinge, der Sprenkel’ – selbscoz st. n. ‘Schleuder(geschütz), Armbrust; Geschoß, Pfeil’ pelta ‘kleiner, leichter halbmondförmiger Schild’ – buggilāri st. m./*buckilāri st. m. ‘(runder) Schild mit Buckel, der Buckelschild’ – halbscilt st. m. ‘kleiner Schild’ petalum (auch petallum) ‘Estrich-; Marmor-, -Stein’ – *lammila f. ‘Schwertklinge’ pharetra ‘Köcher’ – bogafuotar st. n. ‘Köcher für Bogen und Pfeile’ – bogaskeid st. m. ‘Köcher für Bogen und Pfeile’ – kohhar st. m. ‘Pfeilköcher’ – kohhāri st. m. ‘Pfeilköcher’ pīleus ‘Filzkappe, Filzmütze’ – helm st. m. ‘Helm, schützende Kopfbedeckung aus Metall und Leder’ pīlum ‘Wurfspieß, das Pilum’ – bīhal st. n. ‘Streitaxt; Wurfbeil’ – girusti st. n. ‘Ausrüstung; Belagerungsvorrichtung’ – giscoz st. n. ‘Wurfgeschoß, Wurfspieß, Wurfwaffe’ – pfīl st. m. ‘Pfeil, Geschoß, Wurfspieß’ – tart st. m. ‘schwerer Speer, Wurfspieß’ pīnus ‘wilde Fichte, Föhre, Kiefer’ meton. (alles, das aus der Fichte hergestellt wurde), meton. ‘der Wurfspieß’ – tart st. m. ‘Speer, Wurfspieß; Wurfgeschoß’

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Semantische Auswertung des Wörterbuches

prōcīnctus ‘das Gürten, Bereitschaft zum Kampf’ – gisarawi st. n. ‘Ausrüstung, Rüstung; Bewaffnung, Brustpanzer’ – wīggarawi st. n. ‘Ausrüstung; Kriegsgerät’ – wīggigarawi st. n. ‘Kampfrüstung’ pūgio ‘Dolch, kurze Stichwaffe’ – *burdūn ‘Dolch’ – stabaswert st. n. ‘Dolch’ – swert st. n. ‘Schwert zum Hieb und Stoß’ quiris (mlat.) ‘Schwertdegen’ – spiozstanga st. sw. f. ‘Schaft des Wurfspießes, Wurfspieß’ rādīx ‘Wurzel, Baumwurzel’ (übertragen auf den untersten Teil eines Gegenstandes) – sperahuot st. m. ‘Lanzenhülle’ raeda ‘Reisewagen’ (mit vier Rädern) – gisarawi st. n. ‘Ausrüstung, Rüstung; Bewaffnung, Brustpanzer’ remella zu remera (?) (mlat.) ‘Eisenplatte’ – *klinga st. sw. f. ‘Schwertklinge’ romphaea ‘großes, langes zweischneidiges Hieb- und Wurfschwert’ – giscoz st. n. ‘Wurfgeschoß, Wurfspieß, Wurfwaffe’ – kampfswert st. n. ‘zweischneidiges Langschwert’ – swert st. n. ‘Schwert zum Hieb und Stoß’ – wāfan st. n. ‘Angriffswaffe, Waffe; Schwert’ rotundumi brevissimum scūtum ‘kleiner, runder Schild’ – scilt st. m. ‘Schild’ rusticum telum ‘schweres Geschoß’ – sper st. n. ‘Speer, Wurfspieß; Lanze; schweres Wurfgeschoß’ sagitta ‘Pfeil, Geschoß’ – flugga st. f. ‘gefiederter (?) Pfeil, Geschoß’ – pfetarāri st. m. ‘Rammbock, Mauerbrecher, Wurfmaschine, Schleudermaschine; Wurfgeschütz’ – pfīl st. m. ‘Pfeil, Geschoß, Wurfspieß’ – selbscoz st. n. ‘Schleuder(geschütz), Armbrust; Geschoß, Pfeil’ – scefti st. n. ‘Speer, Pfeil, Wurfgeschoß’ – sceida st. sw. f. ‘Pfeil’ – scoz st. n. ‘Wurfgeschoß, Wurfspieß’ – sperilīn st. n. ‘Pfeil, Wurfgeschoß’ – strāl st. f. m. ‘Pfeil’ – strāla st. sw. f. ‘Pfeil, Spieß, Lanze; Wurfgeschoß’ sagitta venenata ‘der vergiftete Pfeil’ – strāl st. f. m. ‘Pfeil’ – strāla st. sw. f. ‘Pfeil, Spieß, Lanze; Wurfgeschoß’ sagnea (mlat.) ‘Pfeil’ – strāla st. sw. f. ‘Pfeil, Spieß, Lanze; Wurfgeschoß’ scorpio ‘eine Kriegsmaschine’ (mit der man Pfeile und andere Geschosse abschleuderte), ‘der Skorpion’ – strāl st. f. m. ‘Pfeil’ – strāla st. sw. f. ‘Pfeil, Spieß, Lanze; Wurfgeschoß’ *sculptorium ‘Schildrand’ – bort st. m. ‘Schildrand’; als pars pro toto ‘der Schild’ – *brort st. m. ‘Schildrand’; als pars pro toto ‘kleiner Schild’ scutula ‘Schildchen aus Holz’ – scība sw. f. ‘runder, kleiner Holzschild’ – sciltilīn st. n. ‘kleiner Schild’

Lateinisch-althochdeutsches Glossar

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scūtum ‘großer, länglich viereckiger Schild, der Langschild’ – buggilāri st. m./*buckilāri st. m. ‘(runder) Schild mit Buckel, der Buckelschild’ – rantbogo sw. m. ‘Schildbuckel, Buckelschild’ – scība sw. f. ‘runder, kleiner Holzschild’ – scilt st. m. ‘Schild’ – scirmscilt st. m. ‘(runder) Schutzschild’ – wāfan st. n. secūris ‘Doppelaxt’ – *helmbarta sw. f. ‘Hellebarde’ secūris amazonicarum ‘Streitaxt der Amazonen’ – ackus st. f. ‘Streitaxt’ sēmispathium ‘kleine Spatha’ – sahs st. n. ‘kleines, zweischneidiges Schwert’ – sperascaft st. m. ‘Speerschaft’ sīca ‘Dolch’ – hālswert st. n. ‘Dolch’ – mordmezzisahs st. n. ‘Dolch’ – mūhhilswert st. n. ‘Dolch’ – stabaswert st. n. ‘Dolch’ – *stehmezzisahs st. n. ‘Dolch’ – wāfan st. n. ‘Angriffswaffe, Waffe; Schwert’ sparus ‘kurzer Jagdspeer’ (bestehend aus einem Holzschaft, oben befand sich eine eiserne Spitze, unten ein scharfer Widerhaken; im Krieg nur Notwaffe) – azgēr st. m. ‘Lanze, Speer’ – sper st. n. ‘Speer, Wurfspieß; Lanze; schweres Wurfgeschoß’ spatha ‘breites, zweischneidiges Hiebschwert ohne Spitze; auch der Säbel’ – helmackus st. f. ‘Streitaxt’ – swert st. n. ‘Schwert zum Hieb und Stoß’ spatula (auch spathula) Deminutiv v. spatha ‘kleiner Rührlöffel, Spatel’ – swertihhīn st. n. ‘kleines Schwert’ speciēs īnstrūmenti ‘Gestalt eines Krieginstruments’ – girusti st. n. ‘Ausrüstung; Belagerungsvorrichtung’ spentum, spetum (mlat.) ‘Speer’ – spiozstanga st. sw. f. ‘Schaft des Wurfspießes, Wurfspieß’ sperula (= sphaerula) ‘kleine Kugel’ – ringilīn st. n. ‘Ringel, Ring am Panzer’ spiculator (= speculātor) ‘Ausspäher, Spion im Krieg’ – tart st. m. ‘Speer, Wurfspieß; Wurfgeschoß’ spīculum ‘Wurfspieß, Pfeil’ – giscoz st. n. ‘Wurfgeschoß, Wurfspieß, Wurfwaffe’ – scaft st. m. ‘Geschoß; Schaft des Wurfspießes, Speer, Pfeil’ – scefti st. n. ‘Speer, Pfeil, Wurfgeschoß’ – scoz st. n. ‘Wurfgeschoß, Wurfspieß’ – sper st. n. ‘Speer, Wurfspieß; Lanze; schweres Wurfgeschoß’ – tart st. m. ‘Speer, Wurfspieß; Wurfgeschoß’ sportella ‘das Körbchen’ – slingara st. sw. f. ‘Schleuder’ strāgula (auch stragla) ‘Decke, der Teppich’ – strāl st. f. m. ‘Pfeil’ summa pars galeae ‘der oberste Teil des Helmes’ – *knopf st. m. ‘Helmknauf’ suprest ‘(?)’ – scaft st. m. ‘Geschoß; Schaft des Wurfspießes, Speer, Pfeil’

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Semantische Auswertung des Wörterbuches

tabula [cuiuslibet] metalli ‘Metallplatte’ – *lammila f. ‘Schwertklinge’ tegimentum (= tegumentum und tēgmentum) ‘Decke, Bedeckung’ – scilt st. m. ‘Schild’ tēlum ‘Fernwaffe, Wurfwaffe, Geschoß, Spieß’; später ‘jede Angriffswaffe, Schwert, Dolch, Axt’ – girusti st. n. ‘Ausrüstung; Belagerungsvorrichtung’ – giscoz st. n. ‘Wurfgeschoß, Wurfspieß, Wurfwaffe’ – pfīl st. m. ‘Pfeil, Geschoß, Wurfspieß’ – scaft st. m. ‘Geschoß; Schaft des Wurfspießes, Speer, Pfeil’ – scefti st. n. ‘Speer, Pfeil, Wurfgeschoß’ – scoz st. n. ‘Wurfgeschoß, Wurfspieß’ – scuz st. m. ‘Wurfspieß, Wurfgeschoß’ – *tarant st. m. ‘Wurfkeule’ – wāfan st. n. ‘Angriffswaffe, Waffe; Schwert’ tēlum gallicum ‘gallische Fernwaffe’ – azgēr st. m. ‘Lanze, Speer’ tēlum ingens ‘großes Wurfgeschoß’ – ballestar st. n. ‘Schleuder-, Wurfmaschine; von der Balliste abgeschleudertes Wurfgeschoß’ – gēr st. m. ‘Speer’ tībia ‘Schienbein, der Schienbeinknochen’ – beinberga st. sw. f. ‘Beinschutz aus Leder, Beinschiene aus Metall’ tībiālia ‘Binden um das Schienbein’ (zum Warmhalten getragen), ‘Beinschiene’ (Pl.) – beinberga st. sw. f. ‘Beinschutz aus Leder, Beinschiene aus Metall’ thēca ‘Hülle, Scheide’ – swertsceida st. sw. f. ‘Schwertscheide’ thēca sagittarum ‘Bewahrung für die Pfeile’ – *bo(g)ia f. ‘Köcher für Bogen und Pfeile’ thōrāx ‘Harnisch’ – brunna st. sw. f. ‘Brünne, Brustharnisch, Brustpanzer’ – brunnī st. f. ‘Brünne, Brustharnisch, Brustpanzer’ – brunniroc st. m. ‘Kettenhemd’ – brustroc st. m. ‘Brustschutz aus Textil und Leder, Untergewand unter der Brünne’ – gisarawi st. n. ‘Ausrüstung, Rüstung; Bewaffnung, Brustpanzer’ – halsberga st. f. ‘Panzer zum Schutz von Hals und Brust, Panzerhemd’ – *panzier st. n. ‘Panzer, Harnisch’ tormentum ‘Werkzeug zum Fortschleudern, die Schleuder-, Wurfmaschine, das Geschütz’, meton. ‘das daraus abgeschleuderte Geschoß’ – girusti st. n. ‘Ausrüstung; Belagerungsvorrichtung’ – pfetarāri st. m. ‘Rammbock, Mauerbrecher, Wurfmaschine, Schleudermaschine; Wurfgeschütz’ – selbscoz st. n. ‘Schleuder(geschütz), Armbrust; Geschoß, Pfeil’ – slengira st. sw. f. ‘Schleudermaschine’ – stabaslinga sw. f. ‘Speerschleuder; Wurfmaschine’ torquēs (auch torquis) ‘das Gedrehte’ – slengira st. sw. f. ‘Schleudermaschine’ umbo ‘Schildbuckel’ (Knopf oder Kegel auf der Mitte des Schildes; wurde auch als Angriffswaffe eingesetzt) – buggilāri st. m./*buckilāri st. m. ‘(runder) Schild mit Buckel, der Buckelschild’ – buckula sw. f. ‘Schildbuckel, Schild’ – ramft st. m. ‘runder Schildbuckel’ – rant st. m. ‘Schildbuckel’ – rantbogo sw. m. ‘Schildbuckel, Bu-

Lateinisch-althochdeutsches Glossar

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ckelschild’ – rantboug st. m. ‘Schildbuckel, Buckelschild’ – scirmāri st. m. ‘Schutzschild’ ūtēnsilia Subst. (= ūtēnsilis) ‘brauchbare Dinge, Gerät’ – giziugi st. n. ‘Ausrüstung, Waffe’ vāgīna ‘Schwert-, Degenscheide’ – swertsceida st. sw. f. ‘Schwertscheide’ – untarhelza st. f. ‘Schwertscheide’ vāsa [belli] ‘Kriegsgerät’ – giziug st. m. n. ‘Kriegsgerät, Ausrüstung, Rüstzeug’ – gizouwi st. n. ‘Kriegsgerät’ vectīgālis ‘Abgaben, Steuern’ (vectis) ‘Tragstange’ (galea) ‘Helm aus Leder’ (mit Erz beschlagen) – nasahelm st. m. ‘Helm mit Nasenband’ vēnābulum ‘Jagdspieß’ – spiozstanga st. sw. f. ‘Schaft des Wurfspießes, Wurfspieß’ verber ‘Schleuderwerkzeug; Riemen der Schleuder und ähnlichen Wurfwerkzeuge’ – sprenkil st. m. ‘Schleuderriemen’ – swenkil st. m. (?) ‘Schleuderriemen’ veru ‘Spieß; Brat- oder Wurfspieß’ – strāla st. sw. f. ‘Pfeil, Spieß, Lanze; Wurfgeschoß’ virtūs ‘kriegerischer Mut, Tapferkeit’ – giziug st. m. n. ‘Kriegsgerät, Ausrüstung, Rüstzeug’ wida (mlat.) ‘Schildriemen’ – *sciltriomo sw. m. ‘Schildriemen’ zaba (mlat.) ‘Panzer, Harnisch’ – gisarawi st. n. ‘Ausrüstung, Rüstung; Bewaffnung, Brustpanzer’

3.1.1 Auswertung Im Glossar wurden zu 194 lateinischen Lexemen 400 althochdeutsche Übersetzungen verzeichnet. Diese Zahlen lassen ein Übergewicht der althochdeutschen Bezeichnungen erkennen.2 Allerdings ist die Zahl der nur einmal belegten althochdeutschen Wörter relativ hoch.3 An manchen Stellen begegnen uns Übersetzungen, die aus dem Unverständnis der lateinischen Vorlage resultieren: z. B. lat. spiculator (= speculātor) ‘Ausspäher, Spion im Krieg’, glossiert mit ahd. tart st. m. ‘Speer, Wurfspieß; Wurfgeschoß’; das althochdeutsche Interpretament wurde auch zu lat. spīculum ‘Wurfspieß, Pfeil’ glossiert. In der

2 3

Vgl. Riecke 2004, Bd. 1, S. 251 und S. 374. Ein beinahe ähnliches Ergebnis konnte Riecke 2004, Bd. 1, S. 374 bei der Erstellung des lateinischalthochdeutschen Glossars der Krankheitsbezeichnungen aufzeigen.

Semantische Auswertung des Wörterbuches

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Bibelstelle Markus 6,27 „Sed misso speculatore praecepit afferi caput eius in disco quispiculointficit.“ wird nirgends ein lateinisches Wort vermerkt, das die Glossierung zu tart st. m. veranlasst hätte. Deutliche Fehlübersetzung auf Grund von Unverständnis liegt beim ahd. nasahelm zu lat. vectigalia (= vectīgālis) ‘Abgabe an den Staat, Zoll’ vor; der Glossator spaltete das zugrunde liegende Lemma in (vectis) ‘Tragstange, Torund Türriegel’ und (galea) ‘Helm aus Leder mit Erz beschlagen’ auf. Eventuell aus Unaufmerksamkeit5 resultiert die Glossierung in der A-Fassung des Summarium Heinrici, im Abschnitt De Sagittis, wo lat. corytus mit *bogasnuor st. f. ‘Bogensehne’ übersetzt wurde. In der vorangehenden Zeile der Handschrift wurde ahd. senawa sw. f. in der Bedeutung Bogensehne korrekt zu lat. corda glossiert.6 Das althochdeutsche Wort wurde in den Parallelhandschriften entsprechend durch ahd. bogafuotar st. n. korrigiert. Es gibt auch Fälle der assoziierenden Glossierungen wie laeva manus7 ‘linke Hand’ zu scirmscilt st. m. ‘(runder) Schutzschild’; bei Kämpfen hielt der Krieger gewöhnlich den Schild in der linken Hand um mit der rechten die Angriffswaffe besser einsetzten zu können.8 Das gleiche gilt für torquēs (auch torquis) ‘das Gedrehte; eine gewundene Halskette als Schmuck, der Ringel’ mit ahd. slengira st. sw. f. ‘Schleudermaschine’, vielleicht sogar mit dem Hinweis auf eine Belagerungsmaschine mit Torsionsprinzip. An dieser Stelle wäre noch virtūs ‘kriegerischer Mut, Tapferkeit’ zu erwähnen, diese wurde durch ahd. giziug st. m. n. ‘Kriegsgerät, Ausrüstung, Rüstzeug’ wiedergegeben. Dagegen sind feste Gleichungen selten, vgl. lat. pharetra ‘Köcher’ mit den morphologischen Varianten kohhar st. m. und kohhāri st. m. ‘Pfeilköcher’. Überraschend wurden jedoch zu lat. māchina ‘Maschine; im Krieg eine Maschine zu Belagerungen’ *blīda st. sw. f. ‘Wurfmaschine’; girusti st. n. ‘Ausrüstung; Belagerungsvorrichtung’; mango sw. m. ‘Katapult’ überliefert, die ein Verständnis über das Funktionsprinzip der mittelalterlichen Belagerungsmaschinen bezeugen. Prinzipiell lassen sich im Bereich der Bezeichnungen für die Belagerungsmaschinen die genaue Erfassung der Glossatoren erkennen, vgl. die Übersetzungen zu lat. māchina belli ‘Kriegsmaschine’ mit ahd. pfetarāri st. m. ‘Rammbock, Mauerbrecher, Wurfgeschütz’; lat. māchina bellica ‘Kriegsmaschine’ mit *blīda st. sw. f. ‘Wurfmaschine’ sowie lat. māchina tormentum ‘Schleudermaschine’ mit ahd. mango sw. m. ‘Katapult’. Morphologische Varianten, die eventuell einen Hinweis auf dialektale Unterschiede geben, sind auch zu verzeichnen, wie die Glossierungen zu lat. pharetra ‘Köcher’ mit kohhar st. m., kohhāri st. m. ‘Pfeilköcher’ und armbrust st. f. n. und armbrusti st. n. 4 5

6 7 8

„Und so schickte der König gleich darauf einen Henker weg und befahl, sein Haupt [des Johannes] zu bringen.“ In: Hamp – Stenzel – Kürzinger (Hg.) 2002, S. 943. Le Goff 1994, S. 16 bemerkt an dieser Stelle beinahe zynisch: „Die Mönche, die [die Bücher] in den scriptoria der Klöster mühselig abschreiben, interessieren sich nur am Rande für den Inhalt; […] sie jammern […] über die Unachtsamkeit, mit der sie durch Überspringen eines bestimmten Buchstaben ihren Fegefeueraufenthalt verlängert haben.“ Steinmeyer – Sievers 1968–1969, Bd. III, 161,10. Lindsay 1985, Lib. XVIII. ix–xiii; Möller 2008, S. 658. Schilde wurden im Normalfall mit der linken Hand geführt, vgl. Krenn 1992b, S. 226.

Lateinisch-althochdeutsches Glossar

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(?)‘Armbrust’ zeigen. Bei den althochdeutschen Interpretamenten ist ein großes Übergewicht der Kompositionen zu verzeichnen, die auf die althochdeutsche Zeit beschränkt blieben, vgl. lat. pharetra ‘Köcher’ durch die ahd. Wiedergabe bogafuotar st. n. ‘Köcher für Bogen und Pfeile’; bogaskeid st. m. ‘Köcher für Bogen und Pfeile’ oder lat. cassidile ‘helmähnliches Säckchen’; mlat. ‘Tasche’, glossiert mit ahd. helmfuotar st. n. ‘Kopfbedeckung unter dem Helm’. Für diesen Sachverhalt gibt es zwei Erklärungsmöglichkeiten: Im Falle der Kompositionen ist anzunehmen, dass der Glossator die Bedeutung des Lemmas zwar korrekt erfasste, jedoch im Althochdeutschen noch keine entsprechende Bezeichnung dafür vorhanden war. Die Mehrfachübersetzungen durch althochdeutsche Simplizia, die etymologisch miteinander nicht verwandt sind, könnten mit regionalen Unterschieden innerhalb des Althochdeutschen oder zeitlichen Unterschieden der Glossierungen zusammenhängen.9 Allerdings ist an dieser Stelle zu beachten, dass ausgerechnet die Glossierungen zu den Stangen- und Schildbezeichnungen mit etymologisch miteinander nicht verwandten Lexemen erfolgten und mit historischen Begebenheiten erklärt werden können. Auch die Polysemie der glossierten lateinischen Lexeme spielte zusätzlich eine Rolle. Beispiele hierfür sind z. B. die Glossierungen zu lat. iaculum (= iaculus) ‘Wurfgeschoß, Wurfspieß’ mit anagiwurfida st. f. ‘Wurfgeschoß’; giscefti st. n. ‘Wurfgeschoß, Wurfspieß’; giscoz st. n. ‘Wurfgeschoß, Wurfspieß, Wurfwaffe’; pfīl st. m. ‘Pfeil, Geschoß, Wurfspieß’; scaft st. m. ‘Geschoß; Schaft des Wurfspießes, Speer, Pfeil’; scoz st. n. ‘Wurfgeschoß, Wurfspieß’; scuz st. m. ‘Wurfspieß, Wurfgeschoß’; sperilīn st. n. ‘Pfeil, Wurfgeschoß’; wurf st. m. ‘Wurfspieß’. Die Unsicherheit der Glossatoren bei den Bedeutungsangaben verdeutlicht die Übersetzungsgruppe um lat. sīca ‘Dolch, Dolchstich’, die durch zeitliche Unterschiede der Glossierungen zu erklären ist: Anfangs setzt die Glossierung mit ahd. wāfan st. n. ‘Angriffswaffe, Waffe; Schwert’ ein; später erfolgt die Wiedergabe des lateinischen Lemmas ausschließlich mit Kompositionen, vgl. hālswert st. n.; mordmezzisahs st. n.; mūhhilswert st. n.; stabaswert st. n.; *stehmezzisahs st. n. ‘Dolch’. Durch die Glossierungen zu lateinischen Lemmata wurde der althochdeutsche Wortschatz morphologisch und semantisch erweitert. Dabei entstanden Neubildungen, deren kommunikative Reichweite zunächst gering war bzw. gering blieb. „Dennoch handelt es sich hierbei nicht um künstliche Morphemkombinationen, denen der Wortstatus abgesprochen werden müßte.“10 Zu erwähnen sind an dieser Stelle Glossierungen, deren Lexeme dem Wortschatz der lingua ignota der Hildegard von Bingen11 angehören. Im Bereich der Waffenbe-

9 10 11

Riecke 2004, Bd. 1, S. 251f. Meineke – Schwerdt 2001, S. 167. Bei der lingua ignota der Hildegard von Bingen handelt es sich um eine künstlich erschaffene Sprache, die in einem dreisprachigen Sachglossar niedergeschrieben wurde. Die 1000 substantivischen Lexeme wurden in zwei Handschriften überliefert, vgl. Hildebrandt 2002, S. 15.

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Semantische Auswertung des Wörterbuches

zeichnungen ist zu erkennen, dass man für bestimmte Waffenbezeichnungen eine feste Bezeichnung erschuf. Dass Hildegard diese Bezeichnungen überhaupt erschaffen konnte, wurzelt eventuell in der Tatsache, dass jene althochdeutschen Lexeme, die Hildegard von Bingen zugrunde lagen, bereits der (spät-)althochdeutschen Zeit12 und zum Großteil dem Wortschatz des Summarium Heinrici angehören.13 Die Waffenbezeichnungen umfassen vorrangig die Schild- und Stangenwaffenbezeichnungen, wobei zu berücksichtigen ist, dass es für die Bezeichnung der Stangenwaffen zwei miteinander korrespondierende Bezeichnungen gibt (bluschanz; spalun – scaft st. m.); daneben gibt es zwei Glossierungen zum Schwert. Hildegard von Bingen arbeitete mehrheitlich mit Kompositionen im Bereich der Waffenbezeichnungen (vgl. z. B. bluschanz; dilizanz; ploschinanz; zuzianz); eine Derivativabildung14 ist an dieser Stelle vielleicht im Falle von spalun – scaft zu verzeichnen. Folgende Waffenbezeichnungen wurden in der lingua ignota der Hildegard von Bingen überliefert: bichzin – buckula sw. f. ‘Schildbuckel, Schild’; bluschanz – scaft st. m. ‘Geschoß, Pfeil, Schaft des Wurfspießes, Speer’; buzion – pfīl st. m. ‘Pfeil, Geschoß, Wurfspieß’; dilizanz – swert st. n. ‘Schwert’; ploschinanz – strāla st. sw. f. ‘Pfeil, Wurfgeschoß’; ruiz – rant st. m. ‘Schildbuckel, Schild’; scurilz – scilt st. m. ‘Schild’; spalun – scaft st. m. ‘Schaft des Wurfspießes, Wurfspieß’; zuzianz – wāfan st. n. ‘Angriffswaffe, Waffe; Schwert’.

3.2 Synchrone onomasiologische Gliederung Nach der Zusammenstellung des „Wörterbuches der althochdeutschen Waffenbezeichnungen“ hat sich gezeigt, dass in den althochdeutschen Glossen zahlreiche Bezeichnungen für die Bewaffnung und Belagerungsgeräte überliefert worden sind. Die onomasiologische Gliederung der Waffen geschah mit Blick auf ihre Funktionen. Die Ausgangsfrage für die Einteilung lautete folgendermaßen: Welche Funktion besitzt ein bestimmter Waffentyp, wie wurde er im Kampf oder bei Belagerungen benutzt? Im Mittelalter wird die Bewaffnung15 des Kriegers16 einerseits durch die Schutz-, andererseits durch die Trutz- oder Angriffswaffen gebildet. Im engeren Sinne wird in 12 13 14 15

16

Riecke 2004, Bd. 1, S. 251: „in der schriftlichen Überlieferung [wird] erst mit dem Summarium Heinrici in spätalthochdeutscher Zeit größere Einheitlichkeit erzielt […].“ Die sog. Phantasiewörter stammen vorrangig aus ausgewählten Kapiteln des Summarium Heinrici, vgl. Hildebrandt 2002, S. 15f. bes. S. 16. Vgl. Hildebrandt 2002, S. 17. Gamber 1983, S. 22: Die Bewaffnung teilt man in Schutz- und Angriffswaffen ein. Zu den Schutzwaffen gehören Helm, Schild, Panzer (Ringelpanzer), bei den Angriffswaffen werden die Schlag-, Stangen- und Fernwaffen aufgeführt. In der mittelalterlichen Geschichtsforschung ist ein „kaum [zu] lösendes Problem“ die neuzeitliche Terminologie, die bei der Beschäftigung mit mittelalterlichen Kriegen oft erscheint. So gestaltet es

Synchrone onomasiologische Gliederung

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diesem Fall von einer Waffenausstattung ausgegangen, welche hauptsächlich am Körper des Kriegers17 getragen worden ist. Des Weiteren werden unter den Angriffswaffen jene Maschinen und Geräte behandelt, die bei mittelalterlichen Belagerungen zum Einsatz kamen und das technische Fachwissen der Zeit dokumentieren.18 Die folgenden Ausführungen beziehen sich auf die allgemeine Waffenterminologie der archäologischen und historischen Fachliteratur. Die verschiedenen Waffentypen teilt man allgemein einerseits in Schutz-, andererseits in Trutz- oder Angriffswaffen ein. Die Trutz- oder Angriffswaffen können im Weiteren in Fern- und Nahkampfwaffen unterteilt werden. Zu den Schutzwaffen rechnet man die Schilde, den Helm und die Brünne, unter ihnen spielte der Schild die dominierende Rolle.19 Zusätzlich werden Beinschiene aus Metall und Leder hinzugerechnet, die zum Schutz der Unterschenkel dienten. Zu den Angriffswaffen kann man die Seil- oder Schleuderwaffen hinzuzählen, welche aus organischem Material bestanden20 und eine Zwischenform zwischen Fern- und Nahkampfwaffen bildeten. Zu den Angriffswaffen zählen weiter die Schusswaffen wie Pfeil und Bogen bzw. die Armbrust sowie Wurfhölzer und Wurfkeulen, Speere und Lanzen. Die Lanzen hatten ihren Schwerpunkt weit vor der Mitte und waren demnach in ihrer klassischen Funktionsbestimmung reine Stoßwaffen; dagegen stellen die Speere eine Gattung der Wurfwaffen dar. Zu den Hiebwaffen gehören die Streitäxte, bei der Entscheidung über ihre Funktion war die Gestaltung der Schneide ausschlaggebend. Die Belagerungsgeräte und -maschinen wurden in ein gesondertes Feld eingeordnet; unterteilt in Geräte, die bei Belagerungen eingesetzt wurden, wie Rammböcke und Mauerbrecher und in mechanische Vorrichtungen, die zu ihrer Bedienung mehrere Personen beanspruchten. Nach den oben erwähnten Kriterien wurden 33 funktionale Felder erstellt. Da die Glossen oft keine näheren Angaben zur Gestaltung der Waffen lieferten, die zur Bestimmung der Funktion der jeweiligen Waffen in der archäologischen Forschung von Bedeutung ist, wurden zahlreiche Waffenbezeichnungen in mehreren Feldern eingeordnet. Ein Beispiel dafür bietet die althochdeutsche Waffenbezeichnung wāfan st. n.; sie steht sowohl als Oberbegriff für Angriffswaffen, als auch für einen bestimmten Waffentyp: das Schwert. Das Schwert kann wiederum verschiedene Funktionen in kriegerischen Auseinandersetzungen erfüllen; diese hängen mit der Gestaltung der Klinge zusammen. Es wurde als Hieb-, Stoß- und als Stichwaffe eingesetzt.21

17 18 19 20 21

sich z. B. schwierig, die Beteiligten am Krieg zu benennen. Vorgeschlagen werden als mögliche Benennungen: Soldaten, Krieger oder Kämpfer, vgl. Kortüm 2010, S. 27. Duden 2001, S. 281: Bewaffnung ist die „… Gesamtheit der Waffen, mit denen j[e]m[an]d [oder] etw.[as], ausgerüstet ist.“ Vgl. Schmidtchen 1990, S. 127. Ihre Konstruktion erforderte ingenieurwissenschaftliche Kenntnisse, über die nur wenige Spezialisten verfügten, vgl. dazu Kortüm 2010, S. 158. Buchholz 1976, S. 479. Capelle 1982, S. 265. Buchholz 1976, S. 476f.

Semantische Auswertung des Wörterbuches

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Eine weitere spezielle Behandlung erfordert die Einordnung der Schilde. Oft verbindet man mit dem Lautkörper „Schild“ nur die Schutzfunktion, die die Schilde auch vorrangig besitzen. Schilde hat man während der Vor- und Frühgeschichte aber auch zur aktiven Abwehr und sogar zum Angriff verwendet. Entscheidend bei der Bestimmung der jeweiligen Funktion war die Größe des Schildes, bzw. die Form oder Gestaltung des Schildbuckels. In der onomasiologischen Gliederung wurden Lexeme, die aus dem 14. bzw. 15. Jahrhundert stammen, nicht berücksichtigt und auch das im „Wörterbuch der althochdeutschen Waffenbezeichnungen“ aufgeführte Lexem kupfa st. f. ‘Helm’ wurde aufgrund der fehlenden Informationen zu der überliefernden Handschrift bei dieser Untersuchung nicht berücksichtigt. Nach der onomasiologischen Gliederung wird sich ein vorläufiger Überblick über die früh- mittelalterliche Kriegführung abzeichnen, bzw. wird sich zeigen, wie die Glossatoren die funktionalen Bestimmungen der Waffen ihrer Zeit aufgefasst haben. A. Bewaffnung, Waffen, Kriegsgeräte (allgemeine Bezeichnungen) (19) garawī st. f. ‘militärische Ausrüstung’ – girusti st. n. ‘Ausrüstung’ – gisarawi st. n. ‘Ausrüstung, Rüstung; Bewaffnung’ – giscirri st. n. ‘Waffe, (Schutz-)Bewaffnung’ – giscoz st. n. ‘Wurfwaffe’ – giwāfani st. n. ‘Bewaffnung, Waffe’ – giwerida st. f. ‘Schutzwaffe’ – giziug st. m. n. ‘Ausrüstung, Rüstzeug, Kriegsgerät’ – giziugi st. n. ‘Ausrüstung, Waffe’ – gizouwi st. n. ‘Kriegsgerät’– scirmwāfan st. n. ‘Schutzwaffe’ – wāfan st. n. ‘Angriffswaffe, Waffe’ – *wāfenheit st. f. ‘Bewaffnung’ – werī st. f. ‘Verteidigungsmittel, Waffe’ – werida st. f. ‘Bewaffnung’ – wīggarawi st. n. ‘Ausrüstung, Kriegsgerät’ – wīggarawī st. f. ‘Ausrüstung, Kriegsgerät’ – wīggigarawi st. n. ‘Kampfausrüstung’ – wīggigarawī st. f. ‘Kriegsgerät’ B. Schutzwaffen (65) B 1. Körperschutz (15): brunna st. sw. f. ‘Brünne, Brustharnisch, Brustpanzer’ – brunnī st. f. ‘Brünne, Brustharnisch, Brustpanzer’ – brunniroc st. m. ‘Kettenhemd’ – brustroc st. m. ‘Brustschutz aus Textil und Leder, Untergewand unter der Brünne’ – gisarawi st. n. ‘Brustpanzer’ – halsberg st. m. ‘Panzer zum Schutz von Hals und Brust; Panzerhemd’ – halsberga st. f. ‘Panzer zum Schutz von Hals und Brust, Panzerhemd’ – helm st. m. ‘Helm, schützende Kopfbedeckung aus Leder und Metall’ – helmfuotar st. n. ‘Kopfbedeckung unter dem Helm’ – helmilīn st. n. ‘kleiner Helm’ – huot st. m. ‘Helm’ – nasahelm st. m. ‘Helm mit Nasenband’ – *panzier st. n. ‘Panzer, Harnisch’ – zisterel st. m. n. ‘Helmfütterung, Helmpolsterung’– zisterella f. ‘Helmfütterung, Helmpolsterung’

Synchrone onomasiologische Gliederung

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B 1.1. zum Körperschutz gehörig (3): ring st. m. ‘Panzerring’ – ringilīn st. n. ‘Ringel, Ring am Panzer’ – brustroc st. m. ‘Brustschutz aus Textil und Leder, Untergewand unter der Brünne’ B 2. Kopfschutz (4): helm st. m. ‘Helm, schützende Kopfbedeckung aus Leder und Metall’ – helmilīn st. n. ‘kleiner Helm’ – huot st. m. ‘Helm’ – nasahelm st. m. ‘Helm mit Nasenband’ B 2.1. zum Kopfschutz gehörig (7): helmfuotar st. n. ‘Kopfbedeckung unter dem Helm’ – hurst st. m. f. ‘Helmbusch’ – kamb st. m. ‘Helmbusch’ – kambo sw. m. ‘Helmbusch’ – *knopf st. m. ‘Helmknauf’ – zisterel st. m. n. ‘Helmfütterung, Helmpolsterung’ – zisterella f. ‘Helmfütterung, Helmpolsterung’ B 3. Oberkörperschutz (6): brunna st. sw. f. ‘Brünne, Brustharnisch, Brustpanzer’ – brunnī st. f. ‘Brünne, Brustharnisch, Brustpanzer’ – brunniroc st. m. ‘Kettenhemd’ – gisarawi st. n. ‘Brustpanzer’ – halsberg st. m. ‘Panzer zum Schutz von Hals und Brust, Panzerhemd’ – halsberga st. f. ‘Panzer zum Schutz von Hals und Brust, Panzerhemd’ B 3.1. zum Oberkörperschutz gehörig (3): ring st. m. ‘Panzerring’ – ringilīn st. n. ‘Ringel, Ring am Panzer’ – brustroc st. m. ‘Brustschutz aus Textil und Leder, Untergewand unter der Brünne’ B 4. Beinschutz (3): beinberga st. sw. f. ‘ Beinschutz aus Leder, Beinschiene aus Metall’ – beinburga st. f. ‘Beinschiene aus Metall’ – beingiweri st. n. ‘Beinharnisch’ B 4.1. zum Beinschutz gehörig (–) B 5. Schilde (15): bara f. ‘kleiner Rundschild’ – bort st. m. ‘als pars pro toto ‘der Schild’ – *brort st. m. ‘als pars pro toto ‘der kleine Schild’ – buggilāri st. m./*buckilāri st. m. ‘(runder) Schild mit Buckel, Buckelschild’ – buckula sw. f. ‘Schild’ – halbscilt st. m. ‘kleiner Schild’ – kampfscilt st. m. ‘Schild; Schild mit konisch zulaufendem Schildbuckel’ – rantbogo sw. m. ‘Buckelschild’ – rantboug st. m. ‘Buckelschild’ – scība sw. f. ‘runder, kleiner Holzschild’ – scilt st. m. ‘Schild’ – sciltilīn st. n. ‘kleiner Schild’ – scirmāri st. m. ‘Schutzschild’ – scirmscilt st. m. ‘(runder) Schutzschild’ – scirmwāfan st. n. ‘Schild’ B 5.1. zum Schild gehörig (9): bort st. m. ‘Schildrand’ – *brort st. m. ‘Schildrand’ – buckula sw. f. ‘Schildbuckel’ – līh st. f. n. ‘Schildüberzug’ – ramft st. m. ‘runder Schildbuckel’ – rant st. m. ‘Schildbuckel’ – rantbogo sw. m. ‘Schildbuckel’ – rantboug st. m. ‘Schildbuckel’ – *sciltriomo sw. m. ‘Schildriemen’

70

Semantische Auswertung des Wörterbuches

C. Angriffswaffen (151) C 1. Angriffswaffen, Nahkampf (76): C 1.1. Hiebwaffen (14): ackus st. f. ‘Streitaxt’ – barta sw. f. ‘Streitaxt’ – bīhal st. n. ‘Streitaxt’ – helmackus st. f. ‘Streitaxt’ – *helmbarta sw. f. ‘Hellebarde’ – helmhacka sw. f. ‘fränkische Streitaxt’ – kampfswert st. n. ‘Schwert’ – sahs st. n. ‘kleines, zweischneidiges Schwert’ – satulackus st. f. ‘Streitaxt’ – swert st. n. ‘Hiebschwert’ – swertihhīn st. n. ‘kleines Schwert’ – swertilīn st. n. ‘kleines Schwert’ – wāfan st. n. ‘Schwert’ – wāfansahs st. n. ‘kurzes Schwert’ C 1.2. zur Hiebwaffe gehörig (10): gihilzi st. n. ‘Schwertgriff’ – hefti st. n. ‘Schwertgriff’ – helza st. sw. f. ‘Schwertgriff’ – hilzi st. m./n. ‘Schwertgriff’ – *klinga st. sw. f. ‘Schwertklinge’ – *lammila f. ‘Schwertklinge’ –*swertfezzil st. m. ‘Schwertgurt, Schwertscheide’ – *swerthelza st. sw. f. ‘Schwertgriff’ – swertsceida st. sw. f. ‘Schwertscheide’ – untarhelza st. f. ‘Schwertscheide’ C 2. Stichwaffen (13): *burdūn st. m. ‘Dolch’ – hālswert st. n. ‘Dolch’ – mordmezzisahs st. n. ‘Dolch’ – mūhhilswert st. n. ‘Dolch’ – sahs st. n. ‘kleines, zweischneidiges Schwert’ – stabaswert st. n. ‘Dolch’ – *stehmezzisahs st. n. ‘Dolch’ – swert st. n. ‘Schwert’ – swertihhīn st. n. ‘kleines Schwert’ – swertilīn st. n. ‘kleines Schwert’ – swertstab st. m. ‘Dolch’ – wāfan st. n. ‘Schwert’ – wāfansahs st. n. ‘kurzes Schwert’ C 2.1. zur Stichwaffe gehörig (10): gihilzi st. n. ‘Schwertgriff’ – hefti st. n. ‘Schwertgriff’ – helza st. sw. f. ‘Schwertgriff’ – hilzi st. m./n. ‘Schwertgriff’ – *klinga st. sw. f. ‘Schwertklinge’ – *lammila f. ‘Schwertklinge’ – *swertfezzil st. m. ‘Schwertgurt, Schwertscheide’ – *swerthelza st. sw. f. ‘Schwertgriff’ – swertsceida st. sw. f. ‘Schwertscheide’ – untarhelza st. f. ‘Schwertscheide’ C 3. Stoßwaffen (13): azgēr st. m. ‘Lanze’ – *glavīne sw. f. ‘Lanze’ – kampfscilt st. m. ‘Schild; Schild mit konisch zulaufendem Schildbuckel’ – kampfswert st. n. ‘zweischneidiges Langschwert’ – sahs st. n. ‘kleines, zweischneidiges Schwert’ – scilt st. m. ‘Schild’ – sper st. n. ‘Lanze’ – stackulla st. f. ‘Lanze’ – stanga ‘Spieß’ – strāla st. sw. f. ‘Spieß, Lanze’ – swert st. n. ‘Schwert zum Stoß’ – swertstab st. m. ‘Stoßdegen’ – wāfan st. n. ‘Schwert’ C 3.1. zur Stoßwaffe gehörig (16): *fidering st. m. ‘Wurfriemen an der Lanze’ – *gērlīna st. sw. f. ‘Wurfriemen an der Lanze’ – gihilzi st. n. ‘Schwertgriff’ – hefti st. n. ‘Schwertgriff’ – helza st. sw. f. ‘Schwertgriff’ – hilzi st. m./n. ‘Schwertgriff’ – *klinga st. sw. f. ‘Schwertklinge’ –

Synchrone onomasiologische Gliederung

71

*lammila f. ‘Schwertklinge’ – laz st. m. n. ‘Wurfriemen an der Lanze’ – slinga st. sw. f. ‘Wurfriemen an der Lanze’ – *sperafuotar st. n. ‘Lanzenhülle’ – sperahuot st. m. ‘Lanzenhülle’ – *swertfezzil st. m. ‘Schwertgurt, Schwertscheide’ – *swerthelza st. sw. f. ‘Schwertgriff’ – swertsceida st. sw. f. ‘Schwertscheide’ – untarhelza st. f. ‘Schwertscheide’ D. Angriffswaffen, Fernkampf (75) D 1. Wurfwaffen (18): azgēr st. m. ‘Speer’ – bīhal st. n. ‘Wurfbeil’ – gēr st. m. ‘Speer’ – giscefti st. n. ‘Wurfspieß’ – giscoz st. n. ‘Wurfspieß’ – helmhacka sw. f. ‘fränkische Streitaxt’ – pfīl st. m. ‘Wurfspieß’ – scaft st. m. ‘Speer’ – scoz st. n. ‘Speer’ – scuz st. m. ‘Wurfspieß’ – sper st. n. ‘Speer, Wurfspieß’ – spera sw. n. ‘Wurfspieß, Speer’ – spiozstanga st. sw. f. ‘Wurfspieß’ – stackulla st. f. ‘Spieß, Lanze’ – stanga ‘Speer, Wurfspieß’ – *tarant st. m. ‘Wurfkeule’ – tart st. m. ‘Speer, Wurfspieß’ – wurf st. m. ‘Wurfspieß’ D 1.2. zur Wurfwaffe gehörig (3): scaft st. m. ‘Schaft des Wurfspießes’ – sperascaft st. m. ‘Speerschaft’ – spiozstanga st. sw. f. ‘Schaft des Wurfspießes’ D 2. Schusswaffen (4): armbrust st. f. n. ‘Armbrust’ – armbrusti st. n. (?) ‘Armbrust’ – bogo sw. m. ‘Bogen’ – selbscoz st. n. ‘Armbrust’ D 2.1. zur Schusswaffe gehörig (2): *bogasnuor st. f. ‘Bogensehne’ – senawa st. sw. f. ‘Bogensehne’ D 2.3. Köcher (6): bogafuotar st. n. ‘Köcher für Bogen und Pfeile’ – bogaskeid st. m. ‘Köcher für Bogen und Pfeile’ – bogenhuot st. m. ‘Bogenköcher’ – *bo(g)ia f. ‘Köcher für Bogen und Pfeile’ – kohhar st. m. ‘Pfeilköcher’ – kohhāri st. m. ‘Pfeilköcher’ D 3. Seil- und Schleuderwaffen (2): *slenga f. ‘Schleuder’ – slingara st. sw. f. ‘Schleuder’ D 3.1. zur Seil- und Schleuderwaffe gehörig (4): slinga st. sw. f. ‘Schleuderriemen’ – slingarsnour st. f. ‘Schleuderriemen’ – sprenkil st. m. ‘Schleuderriemen’ – swenkil st. m. (?) ‘Schleuderriemen’ D 4. Geschosse (21): anagiwurfida st. f. ‘Wurfgeschoß’ – ballestar st. n. ‘von der Balliste abgeschleudertes Wurfgeschoß’ – bolz st. m. ‘Wurfgeschoß’ – bolzo sw. m. ‘Wurfgeschoß’ – flugga st. f. ‘Geschoß’ – giscefti st. n. ‘Wurfgeschoß’ – giscoz st. n. ‘Wurfgeschoß’ – pfīl st. m. ‘Geschoß’ – selbscoz st. n. ‘Geschoß’ – scaft st. m. ‘Geschoß’ – scefti st. n. ‘Wurfgeschoß’ – sceida st. sw. f. ‘Pfeil’ – scoz st. n. ‘Wurfgeschoß’ – scuz st. m.

Semantische Auswertung des Wörterbuches

72

‘Wurfgeschoß’ – slengistein st. m. ‘Schleuderstein’ – sperilīn st. n. ‘Pfeil, Wurfgeschoß’ – strāl st. f. m. ‘Pfeil’ – strāla st. sw. f. ‘Pfeil, Wurfgeschoß’ – tart st. m. ‘Wurfgeschoß’ – wagastra sw. f. ‘Wurfgeschoß’ – zein st. m. ‘Geschoß; Pfeil, Bolzen’ D 4.1. Pfeile (10): flugga st. f. ‘gefiederter (?) Pfeil’ – pfīl st. m. ‘Pfeil’ – selbscoz st. n. ‘Pfeil’ – scaft st. m. ‘Pfeil’ – scefti st. n. ‘Pfeil’ – sceida st. sw. f. ‘Pfeil’ – sperilīn st. n. ‘Pfeil’ – strāl st. f. m. ‘Pfeil’ – strāla st. sw. f. ‘Pfeil’ – zein st. m. ‘Pfeil’ D 4.2. Bolzen (3): bolz st. m. ‘Schießbolzen’ – bolzo sw. m. ‘Schießbolzen’ –zein st. m. ‘Bolzen’ D 4.3. Schleuderstein (1): slengistein st. m. ‘Schleuderstein’ D 4.4. schwere Wurfgeschosse (1): sper st. n. ‘schweres Wurfgeschoß’ E. Belagerungsgeräte, -maschinen (19) E 1. Kriegsgeräte (5): giziug st. m. n. ‘Kriegsgerät’ – gizouwi st. n. ‘Kriegsgerät’ – wīggarawi st. n. ‘Kriegsgerät’ – wīggarawī st. f. ‘Kriegsgerät’ – wīggigarawī st. f. ‘Kriegsgerät’ E 2. Rammböcke, Mauerbrecher (4): mūrbrehho sw. m. ‘Mauerbrecher’ – mūrbruhhil st. m. ‘Mauerbrecher’ – pfetarāri st. m. ‘Rammbock, Mauerbrecher’ – pfetināri st. m. ‘Mauerbrecher’ E 3. Katapulte (10): ballestar st. n. ‘Schleuder-, Wurfmaschine’ – *blīda st. sw. f. ‘Wurfmaschine’ – girusti st. n. ‘Belagerungsvorrichtung’ – *loedingaere st. m. ‘Belagerungsmaschine’ – mango sw. m. ‘Wurfmaschine’ – pfetarāri st. m. ‘Wurf-, Schleudermaschine; Wurfgeschütz’ – pfetilāri st. m. ‘Katapult’ – selbscoz st. n. ‘Schleuder(geschütz)’ – slengira st. sw. f. ‘Schleudermaschine’ – stabaslinga sw. f. ‘Speerschleuder, Wurfmaschine’

3.2.1 Auswertung Die onomasiologische Gliederung der durch die Glossen überlieferten Waffenbezeichnungen hat deutlich gezeigt, dass Lexeme für die Angriffswaffen (162) deutlich reicher vertreten sind als die für die Schutzwaffen (68). Besonders differenziert erscheinen die Bezeichnungen für die verschiedenen Geschosse bzw. für die Wurfwaffen, wobei es sich hier in den meisten Fällen um Synonyme handelt, die stark durch Kompositionen geprägt sind. Dagegen ist das Feld der Schusswaffen mit nur vier Lexemen schlecht belegt.

Teilsynchrone Untersuchung der Erstbelege

73

Erwähnenswert ist jedoch, dass die Bezeichnung für den Bogen zwar nur einmal erscheint, die Felder der Köcher und Pfeile jedoch dichter belegt sind. In diesem Fall kann es sich auch um die Tatsache handeln, dass „… die Felder einen Gegenstandsbereich, wie das die ältere Forschung angenommen hatte, gerade nicht lückenlos wiedergeben.“ 22 Die Felder für die Nahkampfwaffen enthalten auch zahlreiche Waffenbezeichnungen, wobei hier die Felder der Bezeichnungen für Stich- und Stoßwaffen dominieren. Unter den Schutzwaffen sind allein die Schildbezeichnungen zahlreich vertreten, wobei in den Feldern des Kopfschutzes und Oberkörperschutzes interessanterweise – wenn auch in kleiner Zahl – auch unsichtbare Teile beider Schutzbewaffnungstypen, wie das innere Futter des Helmes und das Untergewand unter der Brünne, vertreten sind. Althochdeutsche Lexeme für sichtbare Waffenteile sind sowohl für die Angriffs- als auch für die Schutzwaffen in den Feldern gleichermaßen vertreten. Die Felder der Seil- und Schleuderwaffen erhalten vier althochdeutsche Waffenbezeichnungen, dagegen erscheinen in den Feldern der Wurfwaffen und in denen der Geschosse zahlreiche Bezeichnungen für Wurfgeschosse. Vermutlich handelt es sich hier um solche, die sowohl manuell, als auch mechanisch z. B. von einem Katapult abgefeuert werden konnten. Im Bereich der Belagerungsmaschinen lässt sich erkennen, dass Bezeichnungen für Mauerbrecher (4) und Katapulte (6) in beinahe gleicher Anzahl vertreten sind. Tendenziell wurde durch die Glossatoren eine Kriegführung dokumentiert, die überwiegend auf den Einsatz der Stangen- und Schildwaffen ausgerichtet war und dies deckt sich weitgehend mit den historischen Erkenntnissen des untersuchten Zeitraums. Dass bestimmte Waffentypen nicht oder unzureichend überliefert wurden, hängt vor allem mit ihrer Auffassung der außersprachlichen Realität zusammen. Die schriftliche Überlieferung, – in diesem Fall die der Glossen – erlaubt „… immer nur einen Ausschnitt aus der Fülle dessen, was tatsächlich einmal vorhanden gewesen ist […]“23 zu erkennen.

3.3 Teilsynchrone Untersuchung der Erstbelege Die teilsynchrone Untersuchung der Waffenbezeichnungen in den Glossen ist ein Versuch, den Wortschatz nach Erstbelegen zu schichten. Die Untersuchung wird in Anlehnung auf die aktuellen Datierungsansätze in der althochdeutschen Glossenforschung durchgeführt. Ein Lexem kupfa st. f. ‘Helm’ zu lat. mitra, pilleus scilicet militaris, musste aus den Untersuchungen ausgeschlossen werden, da zu der tradierenden Handschrift keine Angaben vorliegen. Ein weiteres Lexem, **sperīsarn st. n. ‘Speerspitze (?)’ wurde an dieser Stelle auch nicht berücksichtigt, da hier das lateinische Lemma zur Ermittlung einer gesicherten aktuellen Bedeutung fehlt. An dieser Stelle werden zum

22 23

Riecke 2004, Bd. 1, S. 387. Schmidt-Wiegand 1981, S. 9.

74

Semantische Auswertung des Wörterbuches

ersten Mal auch die in althochdeutscher kopialer Tradition stehenden Lexeme aus dem 14. und 15. Jahrhundert berücksichtigt. Die Lexeme sind unter jenem Jahrhundert aufgelistet worden, in denen sie das erste Mal als Glossierung erschienen sind. Jene Lexeme, die sich an der Schwelle zweier Jahrhunderte befinden, wurden unter beiden Jahrhunderten aufgelistet. Danach wurden die Jahrhunderte in historischen Epochen eingeteilt: in Früh- (8.–10. Jh.), Hoch- (11.–13. Jh.) und Spätmittelalter (14.–15. Jh.). Die Untersuchung soll ermitteln, inwieweit die verschiedenen Waffentypen Eingang in die Glossen fanden, die während des Mittelalters bedingt durch die technischen Entwicklungen, auftauchten. Folgende Lexeme wurden aufgrund der Datierung der Glosseneintragung sowohl ins Früh- als auch ins Hochmittelater aufgenommen: barta sw. f. ‘Streitaxt’ (10. oder 11. Jh.); bīhal st. n. ‘Streitaxt; Wurfbeil’ (10./11. Jh.); brunnī st. f. ‘Brustpanzer’ [10. Jh./3. Viertel 11. Jh. (?)]; kamb st. m. ‘Helmbusch’ (10./11. Jh.). Sowohl in das Hoch- als auch Spätmittelalter wurden *gērlīna st. sw. f. ‘Wurfriemen an der Lanze’ (12. oder 14. Jh.); kampfswert st. n. ‘Schwert’ (12. oder 14. Jh.) und *loedingaere st. m. ‘Belagerungsmaschine’ (13./14. Jh.) aufgenommen. Die folgenden acht Felder sind in dieser Untersuchung in allgemeine Waffenbezeichnungen, Nahkampf-, Fernkampfwaffen sowie Stangenwaffen und Felder der Schild- und Körperschutzbezeichnungen aufgeteilt. Zusätzlich wurde ein Feld für Belagerungsgeräte und -maschinen sowie für Geschosse erstellt. Ähnlich der synchronen onomasiologischen Gliederung, wurden nicht nur komplette Waffentypen aufgenommen; es wurden auch Waffenteile berücksichtigt. Frühmittelalter (8.–10. Jh.) 1. Rüstzeug, Waffe (allgemeine Bezeichnungen): girusti st. n. ‘Rüstzeug’ – gisarawi st. n. ‘Ausrüstung, Rüstung, Bewaffnung’ – giscoz st. n. ‘Wurfwaffe’ – giwāfani st. n. ‘Bewaffnung, Waffe’ – giwerida st. f. ‘Schutzwaffe’ – giziug st. m. n. ‘Kriegsgerät, Ausrüstung, Rüstzeug’ – giziugi st. n. ‘Ausrüstung, Waffe’ – scirmwāfan st. n. ‘Schutzwaffe’ – wāfan st. n. ‘Angriffswaffe; Waffe’ – werida st. f. ‘Bewaffnung’ – werī st. f. ‘Waffe’ – wīggarawi st. n. ‘Ausrüstung, Kriegsgerät’ – wīggarawī st. f. ‘Ausrüstung; Kriegsgerät’ 2. Nahkampfwaffen: ackus st. f. ‘Streitaxt’ – barta sw. f. ‘Streitaxt’ – bīhal st. n. ‘Streitaxt, Wurfbeil’ – helza st. sw. f. ‘Schwertgriff’ – hilzi st. m./n. ‘Schwertgriff – sahs st. n. ‘kleines, zweischneidiges Schwert, kleine Spatha’ – swert st. n. ‘Schwert zum Hieb und Stoß’ – wāfan st. n. ‘Schwert’ 3. Fernkampfwaffen: bogo sw. m. ‘Bogen, die Waffe’ – kohhar st. m. ‘Pfeilköcher’ – slinga st. sw. f. ‘Schleuderriemen’

Teilsynchrone Untersuchung der Erstbelege

75

4. Stangenwaffen: giscefti st. n. ‘Wurfspieß’ – giscoz st. n. ‘Wurfspieß’ – laz st. m. n. ‘Wurfriemen an der Lanze’ – pfīl st. m. ‘Wurfspieß’ – sahs st. n. ‘Speer’ – scaft st. m. ‘Schaft des Wurfspießes, Wurfspieß’ – scefti st. n. ‘Speer’ – scuz st. m. ‘Wurfspieß’ – slinga st. sw. f. ‘Wurfriemen an der Lanze’ – sper st. n. ‘Speer, Wurfspieß, Lanze’ – spera sw. n. ‘Speer, Wurfspieß’ – sperascaft st. m. ‘Speerschaft’ – spiozstanga st. sw. f. ‘Schaft des Wurfspießes, Wurfspieß’ – stackulla st. f. ‘Spieß, Lanze’ – stanga st. sw. f. ‘Spieß, Speer, Wurfspieß’ – strāla st. sw. f. ‘Spieß, Lanze’ – strāla st. sw. f. ‘Lanze; Wurfgeschoß’ – tart st. m. ‘Speer, Wurfspieß’ – wurf st. m. ‘Wurfspieß’ 5. Schilde: bort st. m. ‘Schildrand; als pars pro toto ‘der Schild’ – halbscilt st. m. ‘kleiner Schild’ – kampfscilt st. m. ‘Schild; Schild mit konisch zulaufendem Schildbuckel’ – rantbogo sw. m. ‘Schildbuckel, Buckelschild’ – rantboug st. m. ‘Schildbuckel’ – scilt st. m. ‘Schild’ – scirmāri st. m. ‘Schutzschild’ – scirmwāfan st. n. ‘Schild’ – rantbogo sw. m. ‘Schildbuckel, Buckelschild’ 6. Körperpanzerung: beinberga st. sw. f. ‘Beinschiene aus Metall’ – beinburga st. f. ‘Beinschiene aus Metall’ – beingiweri st. n. ‘Beinharnisch’ – brunna st. sw. f. ‘Brünne, Brustpanzer, Brustharnisch’ – brunniroc st. m. ‘Kettenhemd’ – brustroc st. m. ‘Brustschutz aus Textil und Leder, Untergewand unter der Brünne’ – gisarawi st. n. ‘Brustpanzer’ – halsberg st. m. ‘Panzer zum Schutz von Hals und Brust’ – helm st. m. ‘Helm, schützende Kopfbedeckung aus Metall und Leder’ – kamb st. m. ‘Helmbusch’ – nasahelm st. m. ‘Helm mit Nasenband’ – ring st. m. ‘Panzerring’ 7. Belagerungsgeräte, -maschinen: ballestar st. n. ‘Schleuder, -Wurfmaschine’ – girusti st. n. ‘Belagerungsvorrichtung’ – mūrbrehho sw. m. ‘Mauerbrecher’ – pfetarāri st. m. ‘Rammbock, Mauerbrecher, Wurf-, Schleudermaschine; Wurfgeschütz’ – pfetināri st. m. ‘Mauerbrecher’ – stabaslinga sw. f. ‘Speerschleuder, Wurfmaschine’ 8. Geschosse: anagiwurfida st. f. ‘Wurfgeschoß’ – ballestar st. n. ‘von der Balliste abgeschleudertes Wurfgeschoß’ – flugga st. f. ‘gefiederter (?) Pfeil’ – girusti st. n. ‘Geschoß’ – giscefti st. n. ‘Wurfgeschoß’ – giscoz st. n. ‘Wurfgeschoß’ – pfīl st. m. ‘Pfeil, Geschoß’ – scaft st. m. ‘Geschoß, Pfeil’ – scefti st. n. ‘Pfeil, Wurfgeschoß’ – scuz st. m. ‘Wurfgeschoß’ – slengistein st. m. ‘Schleuderstein’ – sperilīn st. n. ‘Pfeil, Wurfgeschoß’ – strāl st. f. m. ‘Pfeil’ – strāla st. sw. f. ‘Pfeil, Wurfgeschoß’ – tart st. m. ‘Wurfgeschoß’ – wagastra sw. f. ‘Wurfgeschoß’

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Semantische Auswertung des Wörterbuches

Hochmittelalter (11.–13. Jh.) 1. Rüstzeug, Waffe (allgemeine Bezeichnungen): garawī st. f. ‘militärische Ausrüstung’ – giscirri st. n. ‘Waffe, (Schutz-)Bewaffnung’ – gizouwi st. n. ‘Kriegsgerät’ – wāfan st. n. ‘Angriffswaffe, Waffe’ – *wāfanheit st. f. ‘Bewaffnung’ – wīggigarawī st. f. ‘Kriegsgerät’ – wīggigarawi st. n. ‘Kampfausrüstung’ 2. Nahkampfwaffen: barta sw. f. ‘Streitaxt’ – bīhal st. n. ‘Streitaxt; Wurfbeil’ – *burdūn st. m. ‘Dolch’ – hālswert st. n. ‘Dolch’ – helmackus st. f. ‘Streitaxt’ – helmbarta sw. f. ‘Hellebarde’ – helmhacka sw. f. ‘fränkische Streitaxt’ – gihilzi st. n. ‘Schwertgriff’ – hefti st. n. ‘Schwertgriff’ – kampfswert st. n. ‘zweischneidiges Langschwert’ – *lammila f. ‘Schwertklinge’ – mordmezzisahs st. n. ‘Dolch’ – mūhhilswert st. n. ‘Dolch’ – stabaswert st. n. ‘Dolch’ – satulackus st. f. ‘Streitaxt’ – *stehmezzisahs st. n. ‘Dolch’ – swertihhīn st. n. ‘kleines Schwert’ – *swertfezzil st. m. ‘Schwertgurt, Schwertscheide’ – swertsceida st. sw. f. ‘Schwertscheide’ – swertilīn st. n. ‘kleines Schwert’ – swertstab st. m. ‘Dolch, Stoßdegen’ – untarhelza st. f. ‘Schwertscheide’ – wāfansahs st. n. ‘kurzes Schwert’ 3. Fernkampfwaffen: armbrust st. f. n. ‘Armbrust’ – bogafuotar st. n. ‘Köcher für Bogen und Pfeile’ – bogaskeid st. m. ‘Köcher für Bogen und Pfeile’ – *bogasnuor st. f. ‘Bogensehne’ – bogenhuot st. m. ‘Köcher’ – kohhāri st. m. ‘Pfeilköcher’ – selbscoz st. n. ‘Armbrust’ – senawa st. sw. f. ‘Bogensehne’ – *slenga f. ‘Schleuder’ – slingara st. sw. f. ‘Schleuder’ – sprenkil st. m. ‘Schleuderriemen’ – swenkil st. m. (?) ‘Schleuderriemen’ 4. Stangenwaffen: azgēr st. m. ‘Lanze, Speer’ – *fidering st. m. ‘Wurfriemen an der Lanze’ – gēr st. m. ‘Speer’ – *gērlīna st. sw. f. ‘Wurfriemen an der Lanze’ – helmbarta sw. f. ‘Hellebarde’ – scoz st. n. ‘Wurfspieß’ – slingarsnour st. f. ‘Schleuderriemen’ – *sperafuotar st. n. ‘Lanzenhülle’ – sperahuot st. m. ‘Lanzenhülle’ 5. Schilde: bara f. ‘kleiner Rundschild’ – *brort st. m. ‘Schildrand; als pars pro toto ‘der kleine Schild’ – buggilāri st. m./*buckilāri st. m. ‘(runder) Schild mit Buckel, der Buckelschild’ – buckula sw. f. ‘Schildbuckel, Schild’ – līh st. f. n. ‘Schildüberzug’ – ramft st. m. ‘runder Schildbuckel’ – rant st. m. ‘Schildrand; Schildbuckel, Schild’ – sciltilīn st. n. ‘kleiner Schild’– scirmscilt st. m. ‘(runder) Schutzschild’ 6. Körperpanzerung: beinberga st. sw. f. ‘Beinschutz aus Leder’ – brunnī st. f. ‘Brünne, Brustpanzer, Brustharnisch’ – gisarawi st. n. ‘Brustpanzer’ – halsberga st. f. ‘Panzer zum Schutz von Hals und Brust, Panzerhemd’ – helmfuotar st. n. ‘Kopfbedeckung unter dem Helm’ – helmilīn st. n. ‘kleiner Helm’ – huot st. m. ‘Helm’ – hurst st. m. f. ‘Helmbusch’ – kamb

Teilsynchrone Untersuchung der Erstbelege

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st. m. ‘Helmbusch’ – kambo sw. m. ‘Helmbusch’ – *knopf st. m. ‘Helmknauf’ – *panzier st. n. ‘Panzer, Harnisch’ – ringilīn st. n. ‘Ringel, Ring am Panzer’ – zisterel st. m. n. ‘Helmfütterung, Helmpolsterung’ – zisterella f. ‘Helmfütterung, Helmpolsterung’ 7. Belagerungsgeräte, -maschinen: *blīda st. sw. f. ‘Wurfmaschine’ – *loedingaere st. m. ‘Belagerungsmaschine’ – mango sw. m. ‘Wurfmaschine’ – mūrbruhhil st. m. ‘Mauerbrecher’ – pfetilāri st. m. ‘Katapult’ – selbscoz st. n. ‘Schleuder(geschütz)’ – slengira st. sw. f. ‘Schleudermaschine’ 8. Geschosse: bolz st. m. ‘Schießbolzen, Wurfgeschoß’ – bolzo sw. m. ‘Schießbolzen, Wurfgeschoß’ – sceida st. sw. f. ‘Pfeil’ – scoz st. n. ‘Wurfgeschoß’ – selbscoz st. n. ‘Geschoß, Pfeil’ – zein st. m. ‘Geschoß; Pfeil, Bolzen’ Spätmittelalter (14.–15. Jh.) 1. Rüstzeug, Waffe (allgemeine Bezeichnungen): (–) 2. Nahkampfwaffen: **hackebeyl st. n. ‘Streitaxt (?)’ – kampfswert st. n. ‘zweischneidiges Langschwert’ – *klinga st. sw. f. ‘Schwertklinge’ – *swerthelza st. sw. f. ‘Schwertgriff’ – **swertslūda st. f. ‘Schwertscheide’ 3. Fernkampfwaffen: armbrusti st. n. (?)‘Armbrust’ – *bo(g)ia f. ‘Köcher für Bogen und Pfeile’ 4. Stangenwaffen: *gērlīna st. sw. f. ‘Wurfriemen an der Lanze’ – **glavīne sw. f. ‘Lanze’ – *tarant st. m. ‘Wurfkeule’ 5. Schilde: *sciltriomo sw. m. ‘Schildriemen’ 6. Körperpanzerung: *īsarnhuot st. m. ‘Metallhelm’ – **platta sw. f. ‘Plattenpanzer’ 7. Belagerungsgeräte, -maschinen: *loedingaere st. m. ‘Belagerungsmaschine’ – **sliudara st. f. (?) ‘Steinschleuder’ 8. Geschosse: (–)

78

Semantische Auswertung des Wörterbuches

3.3.1 Auswertung Die teilsynchrone onomasiologische Gliederung zeigt Veränderungen in der Auffassung der Mönche über die zeitgenössische Kriegführung. Angefangen mit dem Frühmittelalter lassen sich, wie bereits die vorangehende onomasiologische Gliederung aufgezeigt hat, Aussagen über die frühmittelalterliche Kriegführung treffen. Wenn man die neu hinzugekommenen Waffenbezeichnungen im Hochmittelalter anschaut, fällt auf, dass im Bereich der Belagerungsmaschinen Bezeichnungen dazugekommen sind, die präzisere Benennungen darstellen und vor allem die tatsächlichen Begebenheiten widerspiegeln. Ähnlich verhält es sich im Bereich der Dolche; im Gegensatz zum Frühmittelalter, für das keine Dolchbezeichnung überliefert ist, kommen im Hochmittelalter zahlreiche Bezeichnungen auf. Im Falle von ahd. wāfan st. n. ‘Schwert’ lässt sich bereits innerhalb der Glossentradierung feststellen, dass das Lexem erst im Hochmittelalter in der Bedeutung zur allgemeinen Waffenbezeichnung wāfan st. n. ‘Angriffswaffe, Waffe’ dazukommt; diese Entwicklung ist auch diachron bis ins Neuhochdeutsche zu verzeichnen vgl. mhd. wâfen, wâpen st. n. ‘Waffe, Singular besonders das Schwert, alles, was zur Bewaffnung, Rüstung gehört; Wappen; Werkzeug’; frühnhd. waffe f. ‘Waffe; Gerät; nhd. Waffe f. und Wappen n. Es kommen im Hochmittelalter auch neue Bezeichnungen für das Schwert auf, vgl. swertihhīn st. n. ‘kleines Schwert’; swertilīn st. n. ‘kleines Schwert’; wāfansahs st. n. ‘kurzes Schwert’. Auch im Bereich der Schwertteile kommen verstärkt Bezeichnungen auf, vgl. gihilzi st. n. ‘Schwertgriff’; hefti st. n. ‘Schwertgriff’; *lammila f. ‘Schwertklinge’; *swertfezzil st. m. ‘Schwertgurt’; swertsceida st. sw. f. ‘Schwertscheide’; untarhelza st. f. ‘Schwertscheide’. Im Bereich der Schilde kommen nur noch Bezeichnungen der Schutzschilde hinzu; in keinem der Fälle begegnet uns eine Schildbezeichnung, die einen Schildtyp beschreibt, der neben seiner Schutzfunktion auch zum Angriff eingesetzt werden konnte, vgl. im Frühmittelalter kampfscilt st. m. Für die Geschosse werden im Hochmittelalter drei zusätzliche Bezeichnungen überliefert; es sind zum Teil Benennungen für Armbrustbolzen, vgl. bolz st. m. ‘Schießbolzen, Wurfgeschoß’; bolzo sw. m. ‘Schießbolzen, Wurfgeschoß’; zein st. m. ‘Geschoß; Pfeil, Bolzen’ zu mlat. Lemma bultio ‘Geschoß von Bogen oder Armbrust, (Schieß-)Bolzen’. Die im Bereich der Körperpanzerung neu dazugekommene Bezeichnung spiegelt auch die zeitgenössische Rüstung wieder, vgl. z. B. *panzier st. n. ‘Panzer, Harnisch’ oder ringilīn st. n. ‘Ringel, Ring am Panzer’. In diese Zeit fällt auch die Glossierung zur Kopfbedeckung unter dem Helm, vgl. helmfuotar st. n. ‘Kopfbedeckung unter dem Helm’; zisterel st. m. n. ‘Helmfütterung, Helmpolsterung’; zisterella f. ‘Helmfütterung, Helmpolsterung’. Die neu hinzugekommenen Waffenbezeichnungen im Spätmittelalter sind zwar überlieferungsbedingt nur wenige, wenn man aber die historischen Erkenntnisse mit jenen Bezeichnungen vergleicht, fällt auf, dass diese in Zusammenhang mit der zeitgenössischen Waffenführung stehen, vgl. *īsarnhuot st. m. ‘Metallhelm’; **platta sw. f. ‘Plattenpanzer’. Das gleiche gilt für die Benennungen der Belagerungsmaschinen.

Diachrone Verbreitung

79

3.4 Diachrone Verbreitung In der Tabelle wurden die althochdeutschen Waffenbezeichnungen aus den Glossen in vier Spalten eingeteilt. An dieser Stelle soll ermittelt werden, wie viele Lexeme aus den althochdeutschen Glossen sowie jene Lexeme, die in einer althochdeutschen kopialen Glossentradition stehen, im Neuhochdeutschen belegt sind. Die Belegungszeit der Lexeme wurden mit einem Pluszeichen vermerkt; wenn sie im entsprechenden Sprachstadium noch nicht oder nicht mehr belegt sind, wurde ein Minuszeichen gesetzt. Im Neuhochdeutschen wurden jene Lexeme, die dialektal verwendet werden, neben dem Pluszeichen noch durch „d.“ gekennzeichnet. Neben jenen Lexemen, die ausschließlich in der historischen oder archäologischen Fachliteratur zur Bezeichnung eines mittelalterlichen Waffentyps verwendet werden, wurde zusätzlich ein „f.“ für „fachsprachlich“ gesetzt. In der Tabelle wurden auch die Belege im Frühneuhochdeutschen verzeichnet, wobei hier der aktuelle Forschungstand berücksichtigt werden soll: Das Wörterbuch von C. Baufeld führt lediglich jene frühneuhochdeutschen Lexeme auf, die in den Werken der frühneuhochdeutschen Dichtung und Fachliteratur überliefert sind;24 das Frühneuhochdeutsche Wörterbuch ist noch nicht vollständig erschienen.25 Lexeme ackus st. f. anagiwurfida st. f. armbrust st. f. n. armbrusti st. n. (?) azgēr st. m. ballestar st. n. bara f. barta sw. f. beinberga st. sw. f. beinburga st. f. beingiweri st. n. bīhal st. n. *blīda st. sw. f. bogafuotar st. n. bogaskeid st. m. *bogasnuor st. f. bogenhuot st. m. 24 25

Baufeld 1996, Vorwort, S. IX.

Mhd. + – + + + + – + + + – + + (?) + – + –

Frühneuhochdeutsches Wörterbuch (1989ff.).

Frühnhd. + – + + – – – + + + – + + + – – –

Nhd. + – + + – + – +d. – – – + +f. – – – –

Semantische Auswertung des Wörterbuches

80

Lexeme *bo(g)ia f. bogo sw. m. bolz st. m. bolzo sw. m. bort st. m. brort st. m. brunna st. sw. f. brunnī st. f. brunniroc st. m. brustroc st. m. buggilāri st. m./*buckilāri st. m. buckula sw. f. *burdūn mhd. st. m. *fidering st. m. flugga st. f. garawī st. f. gēr st. m. *gērlīna st. sw. f. gihilzi st. n. girusti st. n. gisarawi st. n. giscefti st. n. giscirri st. n. giscoz st. n. giwāfani st. n. giwerida st. f. giziug st. m. n. giziugi st. n. gizouwi st. n. **glavīne sw. f. **hackebeyl st. n. halbscilt st. m. halsberg st. m. halsberga st. f. hālswert st. n. hefti st. n.

Mhd. + + + + + + + + – + (mnd.) + + + + + + + + + + + – (st. f.) + + + – + + + + – + + + – +

Frühnhd. + + – – + + – – – + + + – – – + + – + – – – – – – – – – – + + – – – – –

Nhd. + + + + + + +f. +f. – – +f. + – + – + +d. – + + – + + + + – + + +d. +f. – – – + – +

Diachrone Verbreitung

Lexeme helm st. m. helmackus st. f. helmbarta sw. f. *helmfuotar st. n. helmhacka sw. f. helmilīn st. n. helza st. sw. f. hilzi st. m./n. huot st. m. hurst st. m. f. **īsarnhuot st. m. kamb st. m. kambo sw. m. kampfscilt st. m. kampfswert st. n. klinga st. sw. f. knopf st. m. kohhar st. m. kohhāri st. m. kupfa st. f. lammila f. laz st. m. n. līh st. f. n. *loedingaere st. m. mango sw. m. mordmezzisahs st. n. mūhhilswert st. n. mūrbrehho sw. m. mūrbruhhil st. m. nasahelm st. m. *panzier st. n. pfetarāri st. m. pfetilāri st. m. pfetināri st. m. pfīl st. m. **platta sw. f.

81

Mhd. + + + + + – + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + – – – – + + + + + +

Frühnhd. – – – – – – – – – – + + + – – + + + + – – + + – – + – + + – – – – – + +

Nhd. + – +f. – – – – – + + – + + – – + + + + + + + + – +f. – – + + – + +f. +f. +f. + +

Semantische Auswertung des Wörterbuches

82

Lexeme ramft st. m. rant st. m. rantbogo sw. m. rantboug st. m. ring st. m. ringilīn st. n. sahs st. n. satulackus st. f. selbscoz st. n. senawa st. sw. f. scaft st. m. scefti st. n. sceida st. sw. f. scība sw. f. scilt st. m. sciltilīn st. n. *sciltriomo sw. m. scirmāri st. m. scirmscilt st. m. scirmwāfan st. n. scoz st. n. scuz st. m. slenga f. slengira st. sw. f. slengistein st. m. slinga st. sw. f. slingara st. sw. f. slingarsnour st. f. **sliudara st. f. (?) sper st. n. spera sw. n. sperafuotar st. n. sperahuot st. m. sperascaft st. m. sperilīn st. n. **sperīsarn st. n.

Mhd. + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + – + + + + – + – +

Frühnhd. + – – – + – – – – – – – + – + – – – – – + + + + – + – – + – – – – – – –

Nhd. +d. + – – + + + – +d. + + + + + + + + + – – + + + + + + – – + + + – – + – –

Diachrone Verbreitung

Lexeme spiozstanga st. sw. f. sprenkil st. m. stabaslinga sw. f. stabaswert st. n. stackulla st. f. stanga st. sw. f. stehmezzisahs st. n. strāl st. f. m. strāla st. sw. f. swenkil st. m. (?) swert st. n. *swertfezzil st. m. swerthelza st. sw. f. swertihhīn st. n. swertilīn st. n. swertsceida st. sw. f. swertslūda st. f. swertstab st. m. *tarant st. m. tart st. m. untarhelza st. f. wāfan st. n. wāfanheit st. f. wāfansahs st. n. wagastra sw. f. werī st. f. werida st. f. wīggarawi st. n. wīggarawī st. f. wīggigarawi st. n. wīggigarawī st. f. wurf st. m. zein st. m. zisterel st. m. n. zisterella f. Gesamt: 160

83

Mhd. + + + + + + + + + + + + – – + + + – + – – + + – – + – – – – – + + + +

Frühnhd. – – – – – + – + + – + – – – + – – – + – – + – – – + – – – – – + + – –

Nhd. – + – – + + – + + + (Verb) + – – – + + – – + – – + – – – + – – – – – + +d./f. – – 94

Semantische Auswertung des Wörterbuches

84

3.4.1 Auswertung Wie bereits erwähnt und aus dem Titel hervorgeht, wurden in das „Wörterbuch der althochdeutschen Waffenbezeichnungen“ ausschließlich Substantive aufgenommen. Auf synchroner Ebene lässt die Tabelle auch Rückschlüsse auf die althochdeutsche Wortbildung zu. Produktive althochdeutsche Wortstämme26 sind swert st. n. ‘Schwert’ mit zehn Bildungen, gefolgt von scilt st. m. ‘Schild’ mit neun Bildungen und helm st. m. ‘Helm, schützende Kopfbedeckung aus Metall und Leder’ mit sechs Bildungen; sper st. n. ‘Speer, Wurfspieß; Lanze; schweres Wurfgeschoß’ mit fünf Bildungen; zu erwähnen ist noch bogo sw. m. ‘Bogen’ mit vier Bildungen. Diese Lexeme sind zugleich sog. Erbwörter des Deutschen; d. h. sie sind bereits etymologisch in den älteren einzelsprachlichen Stufen des Deutschen belegt bzw. sind in den vorangehenden voralthochdeutschen Sprachstufen kontinuierlich nachzuweisen.27 In den althochdeutschen Komposita werden die semantischen Eigenschaften wie im Neuhochdeutschen vom Grundwort bestimmt, das an zweiter Stelle in einem Kompositum steht.28 Die Kompositionsglieder in den Kompositionen werden, wie im Falle des gesamten althochdeutschen Wortschatzes, von Simplizia gebildet. Trikomposita, die im Bereich der althochdeutschen Dolchbezeichnungen durch das letzte Glied in Form eines Kompositums bedingt ist, wie beim ahd. mezzisahs, belegt z. B. in *stechmezzisahs st. n. und mordmezzisahs st. n. usw., sind auch im gesamten althochdeutschen Wortschatz selten.29 Bis auf zwei Ausnahmen sind die althochdeutschen Kompositionen im Bereich der Waffenbezeichnungen mehrheitlich durch Determinativkomposita mit zwei substantivischen Glieder vertreten;30 in einem Fall begegnet uns ein exozentrisches Kompositum31 mit zwei morphologischen Varianten: armbrust st. f. n. und armbrusti st. f. (?). Kopulativkomposita liegen beim ahd. swertstab st. m. ‘Dolch’ und eventuell beim brunniroc vor; im Falle von brunniroc ist die Auffassung des Bezeichneten ausschlaggebend. Als Determinativkompositum würde es: ‘Rock; Kutte der Brünne’ bedeuten; als Kopulativkompositum: ‘Brünnenrock’; in diesem Fall lautet die aktuelle 26

27 28

29 30

31

Mit Substantiven wird die Welt als Substanz abgebildet, unabhängig von seiner lexikalischen Bedeutung, vgl. Meineke – Schwerdt 2001, S. 287. Die Rolle des Substantivs ist in der Wortbildung nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ bedingt, vgl. Fleischer – Barz 2012, S. 117. Vgl. Schlaefer 2009, S. 66. Das Grundwort trägt in den meisten Fällen auch den Kern der Bedeutung und gibt die Wortart bzw. die mit dieser verbundenen morphologischen, semantischen und syntaktischen Eigenschaften des Kompositums an, vgl. dazu Meineke – Schwerdt 2001, S. 288. Ebd., S. 289. Vgl. außerdem Splett 2009b, S. 1214. Ähnlich dem Neuhochdeutschen sind die Komposita im Althochdeutschen mehrheitlich Determinativkomposita, vgl. Meineke – Schwerdt 2001, S. 289. Ähnlich Splett 2009b, S. 1214. Die Bildung der Determinativkomposita aus zwei substantivischen Gliedern ist uneingeschränkt produktiv, vgl. hierzu Fleischer – Barz 2012, S. 81. Diese Komposita werden auch Possesivkomposita oder Bahuvrīhi-Bildungen genannt, vgl. Meineke – Schwerdt 2001, S. 290f. In diesem Fall liegt das eigentlich Bedeutete außerhalb des im Grundwort Bezeichneten. Die Tradition der exozentrischen Komposita reicht zum Teil bis ins Neuhochdeutsche, vgl. ebd. S. 291.

Diachrone Verbreitung

85 32

Bedeutung ‘Kettenhemd’, die zu einem verdeutlichenden Kompositum tendiert. Im Bereich der althochdeutschen Waffenbezeichnungen sind auch nominale Präfixbildungen zahlreich zu verzeichnen. Die Präfigierung erfolgte allerdings in großer Zahl ausschließlich mit dem Präfix gi-, dem ein -j-Suffix zugrunde liegt33 und in den meisten Fällen zur Kollektivbildungen beiträgt: gihilzi st. n.; girusti st. n.; gisarawi st. n.; giscefti st. n.; giscirri st. n.; giscoz st. n.; giwāfani st. n.; giwerida st. f.; giziug st. m. n.; giziugi st. n.; gizouwi st. n. Ein unproduktives Präfix dagegen liegt im Falle von azgēr st. m. ‘Speer, Lanze’ vor; das Verbalpräfix az existierte nur im 8. und 9. Jahrhundert.34 Suffigierungen sind dagegen seltener:35 Zu nennen ist auf -heit36 wāfanheit st. f. Hierzu sind auch im Bereich der Belagerungsmaschinen zu verzeichnende substantivische Suffixbildungen auf -āri zu nennen, vgl. pfetarāri st. m.; pfetilāri st. m.; pfetināri st. m.37 Bei den Schildbezeichnungen vgl. dazu buggilāri st. m./*buckilāri st. m. Suffixbildungen auf -ida sind dagegen nur in kleiner Zahl belegt: vgl. anagiwurfida st. f.; giwerida st. f.; werida st. f. Die meisten im Althochdeutschen bezeugten Lehnwörter im Bereich der Waffenbezeichnungen stammen aus dem Lateinischen:38 ballestar st. n.; *blīda st. sw. f. (mlat.); buggilāri st. m./*buckilāri st. m.; buckula sw. f.; *loedingaere st. m.; mango sw. m. (mlat.); pfetarāri st. m.; pfetilāri st. m.; pfetināri st. m.; pfīl st. m.; *platta sw. f. (mlat.). Im Falle von *bo(g)ia f.; zisterel st. m. n. und zisterella f. ist eine Entlehnung aus dem Lateinischen anzunehmen, jedoch nicht erwiesen. Zu erweitern ist diese Gruppe mit althochdeutschen Kompositionen, deren erstes Glied aus dem Lateinischen stammt, vgl. mūrbrehho sw. m.; mūrbruhhil st. m. in der aktuellen Bedeutung ‘Mauerbrecher’. Lehnwörter aus dem Französischen sind armbrust st. f. n.; armbrusti st. n. (?);*burdūn st. m.; *glavīne sw. f.; *lammila f.; *panzier st. n. sowie buggilāri st. m./*buckilāri st. m.39 Um Lehnwörter aus dem Italienischen handelt es sich bei laz st. m. n. und *tarant st. m. Aus dem Keltischen kommen brunna st. sw. f.; brunnī st. f. und das erste 32 33 34 35 36

37 38

39

Vgl. hierzu „Verdeutlichendes Kompositum“, in: Fleischer – Barz 2012, S. 146ff. Im Neuhochdeutschen ist dieses Modell nur noch schwach produktiv und mehrheitlich auf Sachbezeichnungen gerichtet, vgl. ebd., S. 200. Vgl. Etymologisches Wörterbuch des Althochdeutschen 1988ff., Bd. I, S. 409. Für das Neuhochdeutsche allgemein lässt sich feststellen, dass die Suffigierung stärker vertreten ist, als die Präfigierung, vgl. Fleischer – Barz 2012, S. 118. Die Suffigierung mit -heit ist erst im Mittelhochdeutschen belegt, vgl. Fleischer – Barz 2012, S. 209. Im Neuhochdeutschen gehört das Suffix zusammen mit seiner morphologischen Variante -keit zu den wichtigsten Substantivsuffixen, vgl. Lühr 1996, S. 165. Zur morphologischen Variante des Suffix -heit im Neuhochdeutschen zählt Fleischer – Barz 2012, S. 209 des Weiteren noch -keit sowie -igkeit hinzu. Vgl. hierzu Meineke – Schwerdt 2001, S. 295. Entlehnungen aus dem Lateinischen sind in jenen kulturellen Bereichen zu nennen, die in den Klöstern gepflegt wurden, wie im Bereich der Heilkunde, der Schreibtechnik, der Back- und Kochkunst sowie im Bereich des Obst- und Gartenbaus, vgl. Wolff 2009, S. 65. Entweder ist die Schildbezeichnung aus dem Lateinischen mit altfranzösischer Vermittlung in den Wortschatz gelangt oder es fand eine Doppelentlehnung statt, vgl. Etymologisches Wörterbuch des Althochdeutschen 1988ff., Bd. II, S. 415.

Semantische Auswertung des Wörterbuches

86

Glied in brunniroc st. m. Die einzigen Lehnwörter aus dem Hunnischen sind die morphologischen Varianten für den Pfeilköcher: kohhar st. m.; kohhāri st. m.: Diese sind sogar im Neuhochdeutschen belegt; Köcher bezeichnet neben dem Pfeilköcher neuerdings auch den Aufbewahrungsort von Golfschlägern sowie von optischen Geräten.40 Der Zusammenstellung der diachronen Verbreitung der Lexeme ist zu entnehmen, dass eine Großzahl der Simplizia bis ins Neuhochdeutsche überlebt hat. In einigen Fällen begegnet uns eine Bedeutungserweiterung: Ahd. scilt st. m., das im Althochdeutschen als Sammelbezeichnung für verschiedene Schildtypen stand, fungiert im Neuhochdeutschen mit dem gleichen Lautkörper und zwei Genera in zwei verschiedenen Bedeutungen: nhd. Schild m. ‘Schild’ und nhd. Schild n. ‘Verkehrszeichen’. Weitere Beispiele für die Bedeutungserweiterung sind z. B. bogo sw. m. und bolz st. m. Eine Bedeutungsverengung weisen die Lexeme ackus st. f. und bīhal st. n. auf: Bei diesen Lexemen fällt im Neuhochdeutschen die Waffenbezeichnung weg; die Bezeichnungen stehen ausschließlich für Arbeitsgeräte. Eine Bedeutungsveränderung ist z. B. beim ahd. ballestar st. n. und bort st. m.; brort st. m. aufgetreten. Die althochdeutschen Kompositionen haben nur zum Teil bis ins Neuhochdeutsche überlebt: z. B. swertsceida st. sw. f. ‘Schwertscheide’; sperascaft st. m. ‘Speerschaft’; slengistein st. m. ‘Schleuderstein’; sciltriomo sw. m. ‘Schildriemen’; mūrbrehho sw. m. ‘Mauerbrecher’; mūrbruhhil st. m. ‘Mauerbrecher’ wobei man hier erkennen kann, dass diese Lexeme keine Bedeutungsveränderung mitgemacht haben, sondern in der gleichen Bedeutung wie zu althochdeutscher Zeit fungieren. Beachten sollte man jedoch, dass diese Bedeutungen in der neuhochdeutschen Verwendungsweise unterschiedlich ausfallen können: z. B. im Falle von nhd. Schwertscheide; Schleuderstein; Speerschaft und Schildriemen sind die Glieder des Determinativkompositums im Neuhochdeutschen auch als Stein zum Schleudern bzw. Stein für die Schleuder usw. wiederzugeben;41 eine feste Gleichung ist im Neuhochdeutschen nur im Falle der Bezeichnungen für den Mauerbrecher und die Schwertscheide vorhanden. Zu erwähnen sind die in der historischen Fachliteratur verwendeten Bezeichnungen Halmbarte f. ‘Hellebarde’; Buckler m. ‘kleiner Schild aus Holz oder Metall der Byzantiner und Muslime’, Mange f. ‘Wurfmaschine’; Petrarie m. ‘schweres Hebelwurfgeschütz’ oder Selbstschuss ‘Legarmbrust als Schießfalle’ bzw. Zain m. ‘Teil des Pfeiles’. Einige der althochdeutschen Waffenbezeichnungen sind nur noch dialektal belegt; diese kommen hauptsächlich im Bairischen mit einer Bedeutungsveränderung vor, vgl. bair. Zain m. ‘Geflecht von Ruten, Korb’ auch ‘der Haufen, Stoß’ oder bair. Selbgeschoß n. (balista) ‘Büchsen, die nicht mit der Lunte abgefeuert werden müssen’.

40 41

Pfeifer 1995, S. 685f. Meineke – Schwerdt 2001, S. 290.

4. Resümee: Kulturhistorische Auswertung

Während der Auswertung des Wörterbuches der althochdeutschen Waffenbezeichnungen zeigte sich bereits, dass die Glosseneinträge in den meisten Fällen zwar von ihren lateinischen Vorlagen abhängig waren, aber keineswegs ausschließlich reine Glied-für-Glied-Übersetzungen darstellen. Die Glossen überliefern Wertvolles über die gesamte Bewaffnung und lassen auf die Kriegsführung im Mittelalter schließen. An dieser Stelle sollen einige Beispiele genannt werden, um die gewonnenen Erkenntnisse zu verdeutlichen. Ein frühes Glossar aus dem 8. bzw. Anfang des 9. Jahrhunderts, der Abrogans,1 überliefert bereits Hinweise bezüglich der Auffassung der Mönche über ihre außersprachliche Realität. In diesem wurde ein durch Fehlglossierung entstandenes Wort nasahelm ‘Helm mit Nasenband’ aus dem 8. Jahrhundert überliefert und stellt das Lexem dem archäologischen Befund gegenüber. Dieser Befund ist umso aussagekräftiger, wenn man berücksichtigt, dass karolingerzeitliche Helme weitgehend im zeitgenössischen archäologischen Fundmaterial fehlen: mit dem Erscheinen der kegelförmigen eisernen Metallhelme mit typischem Nasenblech im 10./11. Jahrhundert „… wird erneut deutlich, daß im arch.[äologischen] Fundbild keineswegs die ehemalige Wirklichkeit gespiegelt wird.“2 Bereits E. Maschke hat diese Glosse überzeugend gedeutet.3 Wie allgemein im gesamten althochdeutschen Wortmaterial, das durch Glossierungen entstanden ist, ist auch bei dieser Fehlglossierung zu beachten, dass es sich z. B. im Falle der Kompositionen nicht um künstliche Morphemkombinationen handelt, sondern dass ausschließlich solche gebildet wurden, die aufgrund des Systems und der Norm des Althochdeutschen möglich waren: „… schließlich handelt es sich bei den Glossatoren nicht um experimentierende Sprachwissenschaftler oder Werbetexter.“4 Die Glossierungen zu ahd. helm st. m., welche seit dem Ende des 8. bis ins 15. Jahrhundert kontinuierlich Bezeichnungen sowohl des ledernen als auch des metallenen Kopfschutzes überliefern (zu lat. cassida ‘Metallhelm’; cassis ‘Metallhelm, Sturmhaube’, mlat. cassis ‘Kopfschutz, Helm, helmartiger Aufsatz’; galea ‘Helm aus Leder, mit Metall beschla1 2 3 4

Vgl. Splett 2009, S. 727f. Steuer 1999b, S. 335f. Vgl. Maschke 1926, S. 20f. Vgl. noch Splett 1976, S. 398. Meineke – Schwerdt 2001, S. 167.

88

Resümee: Kulturhistorische Auswertung

gen’; galērus ‘eine Kappe (Mütze) aus Fell’; pīleus ‘eine runde, an den Schläfen fest anliegende Filzkappe, Filzmütze’) sind auch an dieser Stelle zu beachten: Die Bildüberlieferung in mittelalterlichen Handschriften zeigt oft Krieger, die Helme tragen, wobei hier das Material des Kopfschutzes nicht erkennbar ist.5 Als weiteres Beispiel wäre an dieser Stelle **īsarnhuot st. m. ‘Metallhelm’ zu lat. cassis aus dem 14. Jahrhundert in einem Sachglossar zu erwähnen.6 Der sog. Eisenhut des Fußvolks kommt Ende des 12. Jahrhunderts auf, parallel zum schweren Topfhelm und blieb bis ins 15. Jahrhundert in Gebrauch.7 Anscheinend verspürte der Glossator das Bedürfnis, das lateinische Lemma mit huot st. m. statt wie in der Vergangenheit mit helm st. m. zu übersetzen und mit dem Zusatz ‘eisern’ zu versehen. Die Glossen überliefern auch Bezeichnungen zum Beinschutz aus Leder oder Metall, welcher in der archäologischen Forschung nur durch die Auswertung der Rechtsquellen,8 aber nicht durch Grabfunde zu fassen ist. Interessant ist die Differenzierung der Beinschiene in eine metallene und später parallel glossierte lederne Schutzbewaffnung. Hinsichtlich des Körperschutzes ist die Überlieferung der Brünne bzw. der zahlreichen Bezeichnungen für den Körperschutz aus dem Früh- und Hochmittelalter zu beachten; dagegen erscheint für den Selbigen im Spätmittelalter nur noch eine Bezeichnung **platta sw. f. ‘Plattenpanzer’; allerdings spiegelt gerade diese Bezeichnung die tatsächliche zeitgenössische Schutzbewaffnung wieder.9 Im Bereich der Schusswaffen konnte gezeigt werden, dass neben zwei Bezeichnungen für die Armbrust, wobei es sich um morphologische Varianten handelt, für die Bogenbezeichnungen nur ein Lexem in den Glossen tradiert wurde: bogo sw. m. ‘Bogen’; daneben in literarischen Texten bei Notker bogo, pogo sw. m. ‘Bogen, Halbkreis’. Dieser Bezeichnung wurde vom 9. bis hin zum 14. Jahrhundert keine weitere Benennung für die Bogenwaffe zur Seite gestellt. Die archäologische und historische Forschung vermutet seit langem, dass der Bogen bei der Kriegsführung der Karolinger eine unbedeutende Rolle spielte. Dass der Bogen nicht in die Bewaffnung des Reiterkriegers übernommen wurde, hängt sowohl mit militärischen als auch ethischen Gründen zusammen.10 Es gab vor und nach der Karolingerzeit zahlreiche Einfälle steppennomadischer Völker11 in Europa, die den Bogen wirkungsvoll vom Pferd aus einzusetzen wussten. Der in Europa verbreitete Reiterbogen aus elastischem Holz war ca. ein Meter lang und hatte nur eine 5 6 7 8 9 10 11

Die Helme könnten sowohl aus Leder als auch aus Metall hergestellt gewesen sein. Vgl. Baufeld 1996, S. 66: frühnhd. eisenhut, eysenhuet m. ‘Helm des Kriegers’. Schmidtchen 1990, S. 173. Die Schutzbewaffnung eines Bogners im Spätmittelalter bestand u. a. aus Kettenhemd und Eisenhut. Z. B. die Handschrift B der Rex Ribuaria, die Wertangaben von Waffen überliefert, so kostete eine Beinschiene 6 Solidi. Last 1972, S. 89. Schmidtchen 1990, S. 304. Ebd., S. 169. Zu erwähnen sind die Hunnen in der Spätantike, danach kamen die Awaren im 6. Jh. Im 9. Jh. verzeichnete man mehrere Übergriffe der landnahmezeitlichen Ungarn. Im 13. Jh. fallen die Mongolen ein, vgl. Ayton 1999, S. 186f.

Resümee: Kulturhistorische Auswertung

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mäßige Schussleistung; dagegen war der von den Reitervölkern eingesetzte Bogen, der mehrteilige Reflexbogen,12 aus mehreren Horn-, Holz- und Sehnenschichten zusammengeleimt und sehr empfindlich gegen Feuchtigkeit. Für das klimatisch feuchtere Gebiet Mitteleuropas kam er daher nicht in Frage.13 Außerdem war die Herstellung des Bogens langwierig und setzte Fachkenntnisse voraus, die zu dieser Zeit nur den steppennomadischen Völkern bekannt waren. Darüber hinaus musste der Krieger beim Einsatz des Bogens sehr beweglich im Sattel sein und musste sich auch schnell rückwärts auf dem Pferd bewegen können:14 Eine Panzerung, die wir aus dem Hochmittelalter kennen, schließt dies weitgehend aus,15 auch wenn man zu dieser Zeit bereits über Steigbügel und festere Sättel verfügte. Es widersprach zusätzlich weitgehend dem ritterlichen Ethos, einen Gegner mittels einer Fernwaffe auf Distanz zu töten.16 In den Glossen wurden sechs Köcherbezeichnungen vom 9. bis 14. Jahrhundert kontinuierlich überliefert: bogafuotar st. n. ‘Köcher’ zu lat. gorytus, pharetra; bogaskeid st. m. ‘Köcher’ zu gorytus, pharetra; bogenhuot st. m. ‘Köcher’ zu gorytus; *bo(g)ia f. ‘Köcher’ zu gorytus und theca sagittarum; kohhar st. m. ‘Pfeilköcher’; kohhāri st. m. ‘Pfeilköcher’ zu lat. pharetra. Von diesen überlebten bis ins Neuhochdeutsche nur die morphologischen Varianten kohhar st. m und kohhāri st. m. Erstaunlich ist an dieser Stelle, dass die Köcherbezeichnungen zu lat. gorytus ‘Behälter für Bogen und Pfeile’,17 was einen reiternomadischen Köchertyp, nhd. Goryt m. bezeichnet,18 in den Kompositionen immer mit dem Erstglied bogo- bestimmt wurden. Dieser Köchertyp vereinigte den Pfeilköcher mit dem Bogenfutteral: Bei den Reitervölkern war der Bogen in diesem Köcher gespannt und wurde schussbereit aufbewahrt.19 Die Auseinandersetzungen mit den steppennomadischen Völkern während des Mittelalters schlugen sich auch in den Glossen nieder. An dieser Stelle vermerkt bereits H. Beck, dass es „… bemerkenswert [ist], daß die Termini Bogen, Pfeil und K.[öcher] letztlich aus ganz unterschiedlichen Bereichen stammen: aus heimischem Erbe, lat.[einischer] und hunnischer Sprache.“20 In diesem Zusammenhang sind auch die Ergebnisse der teilsynchronen onomasiologischen Gliederung zu berücksichtigen. Während im Frühmittelalter keine Dolchbezeichnungen glossiert wurden, erscheinen sie in den Glossen des Hochmittelalters, verstärkt seit dem Ende des 12. Jahrhunderts. Erstmals wurde lat. sīca in der Bibelstelle Judicum 3,21 in einer Glosse kurz nach dem 9. Jahrhundert21 noch mit wāfan st. n. 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21

In der Fachliteratur auch Kompositbogen genannt, vgl. Anke 2000, S. 257f. Vgl. Schmidtchen 1990, S. 169 und Anm. 522. Vgl. Anke 2000, S. 258. Vgl. Schmidtchen 1990, S. 169. Vgl. ebd., S. 170. Vgl. Beck 2001, S. 76f. Vgl. Steuer 2001, S. 78. Vgl. ebd. Beck 2001, S. 76. BStK.-Nr. 730: Die Handschrift wurde im 9. Jh. angelegt; die Glosseneintragung erfolgte nicht vor dem 9. Jh.

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‘Angriffswaffe, Waffe; Schwert’ glossiert. Die Dolchbezeichnungen setzen während des 11. Jahrhunderts ein: anfangs unbeholfen als swertstab st. m. zu den antiken Autoren; ab dem 12. Jahrhundert werden die Glossierungen zur gleichen Bibelstelle mit hālswert st. n. ‘Dolch’ übersetzt, mit dem Hinweis durch Kompositionen auf ein Mordbzw. hinterlistiges Instrument, um dann im 13. Jahrhundert in Form von *stehmezzisahs st. n. im Summarium Heinrici auch auf die Funktion der Waffe einzugehen. Dieser Befund deckt sich mit den Ergebnissen der historischen Forschung weitgehend; der Dolch etablierte sich trotz der Bemühungen Karls des Großen erst ab dem Beginn des 13. Jahrhunderts als Zweitwaffe im mittelalterlichen Reiterheer. Ähnlich verhält es sich im Bereich der Belagerungsmaschinen: Im Frühmittelalter überwiegen noch Bezeichnungen, die eher die Belagerungsmaschinen der antiken Römer widerspiegeln, vgl. stabaslinga sw. f. ‘Speerschleuder’ oder allgemeine Bezeichnungen: girusti st. n. ‘Belagerungsvorrichtung’. Für das Hoch- und Spätmittelalter lässt sich ein abweichender Befund feststellen. Ab dem Hochmittelalter werden die Bezeichnungen präziser, zum Teil ist der Wortschatz für die Belagerungsmaschinen durch Lehnwörter geprägt und lässt die zeitgenössischen Belagerungsgeräte bzw. -maschinen erkennen: *blīda st. sw. f. ‘Wurfmaschine’; *loedingaere st. m. ‘Belagerungsmaschine’; mango sw. m. ‘Katapult’; mūrbruhhil st. m. ‘Mauerbrecher’; pfetilāri st. m. ‘Katapult’; slenga f. ‘Schleudermaschine’ sowie **sliudara st. f. (?) ‘Steinschleuder’.22 Auch über die funktionalen Bestimmungen der jeweiligen Waffentypen wird in den Glossen Wertvolles tradiert, denkt man nur an die Überlieferungen zu den verschiedenen Funktionen der Stangenwaffen, welche des Öfteren mit dem Zusatz ‘Wurf-’ oder ‘Stoß-’ bestimmt werden konnten. Dieses Ergebnis wird auch durch die archäologischen und ikonographischen Quellen unterstützt, demzufolge wurde die Lanze in der Karolingerzeit als Stoß- und Wurfwaffe auf kurze Distanz eingesetzt; das Schwert und der Sax dienten vor allem als Hiebwaffe. Im Zuge der teilsynchronen onomasiologischen Gliederung ließ sich erkennen, dass ab dem Frühmittelalter ein Rückgang der neu dazugekommenen Stangenwaffenbezeichnungen zu verzeichnen ist: Aus dem Spätmittelalter sind nur noch zwei überliefert. Dieser Umstand kann auch mit der Verfestigung der Bezeichnungen zusammenhängen. Die Bezeichnung für die Hellebarde ahd. helmbarta sw. f. erschien am Ende des 13. Jahrhunderts: Die Hellebarde, auch Helmbarte genannt, wurde nach Einschätzung der Historiker im 13. Jahrhundert für das Fußvolk entwickelt.23 Zu beachten ist, dass noch aus dem 9. Jahrhundert eine Schildbezeichnung kampfscilt st. m. im Samanunga zu lat. clippeus überliefert wurde,24 die einen typisch karolingerzeitlichen Schildbuckeltyp umschreibt, der in der Karolingerzeit auch als Angriffswaffe eingesetzt wurde. Im Hochmittelalter kommen zu den Schildbezeichnungen ausschließlich solche der kleinen Schilde hinzu. Im Spätmittelalter dagegen ließ sich keine einzige 22 23 24

Vgl. dazu den Abschnitt 2.4 über die Belagerungsmaschinen in der vorliegenden Arbeit. Vgl. Schmidtchen 1990, S. 188 und S. 305. Vgl. Splett 1979, S. 53.

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Schildbezeichnung mehr nachweisen; die einzig neu dazugekommene Bezeichnung im onomasiologischen Feld war *sciltriomo sw. m. ‘Schildriemen’: Dieser Umstand kann eventuell auch mit der lückenhaften Überlieferung zusammenhängen. Der Befund deckt sich jedoch mit den Erkenntnissen der archäologischen und historischen Forschung: In der Karolingerzeit setzte man den konisch zulaufenden Schildbuckel zum Angriff ein; gegen Ende des Hochmittelalters werden die Schilde durch die verbesserte Körperpanzerung kleiner; im Spätmittelalter verschwinden sie aus der Bewaffnung.25 Die große Zahl der Bezeichnungen für Stangenwaffen und Schilde im Frühmittelalter deckt sich weitgehend mit den Erkenntnissen der archäologischen Forschung über die karolingerzeitliche Bewaffnung. Während der onomasiologischen Gliederung des althochdeutschen bzw. (spät-)althochdeutschen26 Glossenmaterials zeigte sich, dass Bezeichnungen der Angriffswaffen dominanter gegenüber denen der Schutzbewaffnung vertreten waren. Die Bewaffnung der Karolingerzeit „… steht in einer Tradition, die sich seit der Römischen Kaiserzeit abzeichnet“ und beschreibt damit eine über Jahrhunderte hinweg gleich gebliebene und überwiegend auf Angriff ausgerichtete Kriegsführung der germanischen Stämme.27 Zur Beantwortung der möglichen Überlieferung bestimmter sozialer Merkmale der Waffen konnte nicht beigetragen werden. Der Versuch, Hinweise hierfür in der Glossenüberlieferung zu finden, würde ihre Aussagekraft weit überfordern. Wie „das Weltbild eines Klosterinsassen“ 28 im Hochmittelalter aussah, gibt uns das Studium des Summarium Heinrici Hinweise, von dem vier Fünftel auf Isidors Etymologien zurückgehen.29 Es fällt beim Vergleich der Etymologien und der 1. Fassung des Summarium Heinrici auf, dass letzteres umgestellt wurde und vom Kompilator ein onomasiologisches Konzept in Form einer Realenzyklopädie nach Sachgruppen entwickelt wurde30 und für den Unterricht zum Erlernen des Lateinischen der „pueri sunt sensibus“ vorgesehen war.31 Im Bereich der Waffenbezeichnungen gibt es zahlreiche Beispiele für die Auffassung der außersprachlichen Realität der Mönche; allgemein lässt sich die eigenwillige Bearbeitung der Quellen, vor allem der Etymologien des Isidors, dem Kompilator des Summarium Heinrici zurechnen.32 Im Zuge der vorliegenden Arbeit wurde immer klarer, dass zur Ermittlung der Auffassung des mittelalterlichen Klerus über ihre außersprachliche Realität in erster Linie das Summarium Heinrici Auskunft geben kann. Diese Vermutung wird auch durch den Verfasser selbst bekräftigt: „Summarium autem 25 26 27 28 29 30 31 32

Vgl. Schmidtchen 1990, S. 304. Vgl. Riecke 2004, Bd. 1, S. 64 und Anm. 284. Vgl. Steuer – Last 1969, S. 69. Hildebrandt 2009, S. 669. Im Prosaprolog erwähnt der Verfasser, dass ihn neben Seneca Isidor inspirierte, vgl. Hildebrandt 2009, S. 665. Ebd., S. 668. Vgl. Wegstein 1985, S. 20. Vgl. jetzt auch Riecke 2012. Vgl. Wegstein, 1985, S. 20: Der Kompilator rechtfertigt sich sogar, dass er nicht immer auf Exzerpte und Florilegien zurückgreift.

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nomen hoc opusculum forte non inconvenienter habebit, eo quod multarum rerum summarum tangit et nomina perstringit.“33 Im Summarium Heinrici ist „gerade der Alltagswortschatz vertreten […], der biblischen und literarischen Texten fehlt“.34 Folgende Beispiele sind zu nennen: aries ‘Mauerbrecher, Rammbock’ fand keinen Eingang in das Summarium Heinrici,35 dagegen wurden in den Abschnitt De Hastis Waffenbezeichnungen hinzugefügt, die bei Isidor nicht verzeichnet sind: Vinea bercfreit/berfrit; Machina vel tormentum mango; Balea armbrust. Balista pfederari/ pfeiderare.36 Neu aufgenommen wurde in das Summarium Heinrici auch der Schießbolzen (Pulcio bolz) für die Armbrust als letzter Eintrag im Abschnitt De Sagittis;37 in den Etymologien dagegen wurde es nicht verzeichnet. Wie bereits W. Wegstein festgestellt hatte, gehören diese Einfügungen in den Kreis der Kulturgeschichte des 12. Jahrhunderts.38 Ich möchte hier zu R. Hildebrandts geäußerter Kritik zur späten Datierung des Sachglossars Stellung nehmen.39 Erstens: die Armbrust kommt tatsächlich mit dem Beginn der Kreuzzüge in Mitteleuropa auf; der Datierung der Bezeichnung im Summarium Heinrici in das 12. Jahrhundert widerspricht nichts, eine Datierung in die zweite Hälfte des 11. Jahrhunderts wäre an dieser Stelle doch zu früh angesetzt.40 Zudem sollte man bedenken, dass es im Mittelalter keine Medien in dem Sinne gab, wie es heute der Fall ist, d. h. es brauchte seine Zeit, bis man über einen neuen Waffentyp allgemein Kenntnisse bekam. Die Einfügung der Waffenbezeichnung erfolgte auch noch mit dem Einsetzen eines Lemmas, mlat. balea, was die Bedeutung der Bezeichnung zweifellos erkennen lässt. Unverständlich ist, warum die Einsetzung des mittellateinischen Lemmas die Belesenheit des Kompilators belegen soll, „daß die Einwohner der Balearischen Inseln schon im Altertum als Schleuderer berühmt waren […]41“ und warum soll das mittellateinische Lemma nur aus diesem Grund dem Glossator gängig gewesen sein? Da bis zum Spätmittelalter (15. Jh.) nur das Werk Vegetius’ über die antike Kriegsführung in Europa zur Rate gezogen wurde42 und im Zuge der vorliegenden Arbeit keine Hinweise für seine Verwendung bei den Glossierungen gefunden wurde, bleibt es ungewiss, ob die Glossatoren in den früh- und hochmittelalterlichen Klöstern Vegetius 33 34 35 36 37 38 39 40

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Hildebrandt 1974, S. 3 und Wegstein 1985, S. 21. Wegstein 1985, S. 44. Lindsay 1985, Lib. XVIII, ix–xiii. Hildebrandt 1974, S. 352. Diese Zusätze sind bereits Wegstein 1985, S. 45 aufgefallen. Vgl. noch Hildebrandt 2003, S. 19. Hildebrandt 1974, S. 353. Vgl. Wegstein 1985, S. 45. Dagegen Hildebrandt 2003, S. 19f. Die ausführliche Kritik zu W. Wegsteins Bemerkungen siehe in Hildebrandt 2003, S. 18ff. Hildebrandt 2009, S. 664. Vgl. noch dazu Hildebrandt 1982, Einleitung, S. XVI. Hier nennt Hildebrandt weitere Erstbelege, die eine Spätdatierung des Summarium Heinrici plausibel machen, u. a.: einscilt riter, soldinir/scoldinar sowie scahzabel. Der Verfasser der Kritik sützt sich auf Kluges Etymologisches Wörterbuch und Georges Ausführliches Lateinisches Wörterbuch I–II; die eingängige Literatur zur mittelalterlichen Waffe wurde dabei nicht berücksichtigt, vgl. Hildebrandt 2003, S. 20. Schmidtchen 1990, S. 123.

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kannten: Als primäre Quelle dienten Isidors Etymologien über die Waffengattungen der antiken Kriegsführung. Die in den Klöstern für die Nachwelt hinterlassenen Werke, seien es ikonographische oder literarische, werden in der Erforschung des Mittelalters generell als nicht aussagekräftig beurteilt. Man behauptet, dass es militärisch nicht gebildete Personen gewesen seien, die sich mit der Waffentechnologie ihrer Zeit nicht ausgekannt hätten.43 Die Autoren der schriftlichen Quellen des Mittelalters über Belagerungen „[…] verfügten jedoch nur selten über genauere Kenntnisse zu technischen Einzelheiten. Die meisten waren Mönche, und diese Männer hatten keine Ahnung von Kriegführung. Deshalb ist die für Waffen verwendete Terminologie meist ungenau.“44 Zu fragen wäre aber an dieser Stelle, warum der Autor dieser Zeilen den Bischof Gregor von Tours zu den frühmittelalterlichen Dijons als aussagekräftige Überlieferung zitiert oder zum Bericht des „jungen Mönches“ Abbo von Saint-Germain-des-Prés über die Belagerung von Paris 885–886 bemerkt , dass zwar moderne Historiker sein Latein kritisieren, das Werk Abbos trotzdem eine wichtige Quelle für die Geschichtsforschung bliebe.45An dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, dass das Mittelalter von Kriegen geprägt war,46 sodass man in dieser Epoche sozusagen gezwungen war die außersprachliche Realität bezüglich der Kriegsführung aufzunehmen. Mit dem Hintergrund der zahlreichen kriegerischen Auseinandersetzungen bzw. Plünderungen und Angriffe auf die Klöster seitens der Normannen und der Ungarn47 konnte sich sogar der Klerus dem Krieg nicht entziehen. Natürlich waren die Mönche keine Militärexperten, aber ihre außersprachliche Welt, die Strukturen der Kriegsführung haben sie genau erfasst und verschriftlicht; dies beweisen jene Untersuchungen, die im Zuge der vorliegenden Studie präsentiert wurden. Die hier dargelegten Erkenntnisse über die Aussagekraft der Glossen können in Zukunft nicht unberücksichtigt bleiben: Beinahe in allen Teilbereichen der Waffenbezeichnungen konnten mit Hilfe der Glossen, vor allem der die in Sachglossaren überliefert wurden, Ergebnisse aufgezeigt werden, die sich mit denen der historischen Forschung decken und diese sogar ergänzen. Ich möchte die Arbeit mit den treffenden Worten des amerikanischen Historikers, Arthur Meier Schlesinger Jr. abschließen: „The aim of history is to reconstruct the past according to its own pattern, not according to ours. […] But historians, try as they will 43 44 45 46

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Vgl. ebd., S. 24 und bes. S. 27ff. Bennett 2009, S. 172. Ebd., S. 174 und bes. S. 175. Keen 1999b, S. 2: „The middle age witnessed great of defensive wars, or series of wars, to resist invasions, by Vikings and Magyars for instance in the ninth and tenth century, or, later, against the Ottoman Turks in Eastern Europe. There were war of expansion, the Norman conquests of England and Southern Italy, for example, and the German conquests of former Slav territories east of the Elbe. There were also, of course, the crusades.” Ähnlich: Bennett 2009, S. 172. Freundliche Mitteilung von Péter Langó, Archäologisches Institut der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, Budapest Ungarn.

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to escape, remain prisoners of their own epoch. “No man”, wrote Emerson, “can quite emancipate himself of his own age and country, or produce a model in which the education, the religion, the politics, usages, and arts of his time shall have no share. Though he were never so original, never so wilful and fantastic, he cannot wipe out of his work every trace of the thoughts midst which it grew”.48

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Schlesinger Jr. 1989, S. 373.

5. Wörterbuch der althochdeutschen Waffenbezeichnungen

5.1 Aufbau und methodisches Vorgehen Die Erstellung des „Wörterbuches der althochdeutschen Waffenbezeichnungen“ setzt eine Wissensbasis voraus, damit die Erfassung des Gegenstandsbereiches und die Ansätze zur Bedeutungsbeschreibung gewährleistet werden können.1 Um die geeigneten Bezeichnungen für Waffen in den Glossen zu finden, war es erforderlich den Begriff „Waffe“ näher zu definieren. Unter „Waffe“ werden jene Gegenstände subsumiert, die der Mensch im Kampf verwendet, um dem Gegner körperlichen Schaden zuzufügen oder um eine offensive Waffeneinwirkung abzuwehren2 oder werden diese zur Verteidigung oder Zerstörung von Bauten eingesetzt. Des Weiteren handelt es sich bei Waffen um Werkzeuge oder Geräte zum Töten von Tieren, also Jagdwaffen.3 Bei den folgenden Untersuchungen werden jene Waffenbezeichnungen näher untersucht, welche zur Bewaffnung des Einzelnen4 gehören bzw. die verschiedene Formen der Belagerungsmaschinen.5 Eine Einschränkung erfuhren Ausdrücke, die auf den ersten Blick reine Werkzeuge bezeichnen, so wurde ahd. dehsala f. ‘Axt, Hacke’6 dehsala, dehsal f. ‘Axt, Zimmeraxt, 1 2 3 4

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Vgl. Schlaefer 2009, S. 75. Geibig – Gelbhaar 1997, Sp. 1893. Waffen, in: Der Große Brockhaus (1984), Bd. 23, S. 234. Im engeren Sinne wird von einer Waffenausstattung ausgegangen, welche hauptsächlich am Körper des Kriegers getragen worden ist, wobei die Funktion der jeweiligen Waffe als Angriffs- oder Schutzwaffe, bei der Ermittlung der Waffenbezeichnungen im Althochdeutschen erstmals keine entscheidende Rolle spielte. Messer werden bewusst nicht näher untersucht; in der archäologischen Forschung spielt Länge, Breite, Funktion bzw. Kontext eine entscheidende Rolle bei ihrer Bestimmung als Waffe. Bezeichnungen für das Streitross wurden auch ausgeklammert, obwohl dieses Pferd im Mittelalter als Waffe benutzt wurde; ihm kam in der Kriegführung eine wichtige Rolle zu, vgl. DeVries 1992, S. 44–47; er widmet diesem Tier bei den Angriffswaffen einen eigenen Abschnitt: „The Warhorse“. Hierzu gehören die Ballisten (Stand- und Wallarmbrüste, Springolfe und Malleoli), die Wurfmaschinen (Katapulte auf der Basis von Torsion und Tension) sowie Hebelwurfgeschütze (Bliden) vgl. Schmidtchen 1990, S. 129. Schützeichel 2004, Bd. II, S. 157f.

Wörterbuch der althochdeutschen Waffenbezeichnungen

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Queraxt’ nicht in das Wörterbuch aufgenommen, wobei ursprüngliche Arbeitsgeräte, wie Axt und Beil auch im Kampfgeschehen Verwendung finden konnten.8 Bei diesem Beispiel wird aber bereits in der Bedeutungsangabe durch das Erstglied des Kompositums impliziert, dass sie im klassischen Sinne keine Waffe darstellt. Kleidungsstücke bzw. Trachtbestandteile, wie Gurt, Gürtel, Wehrgehenk, die zur Befestigung der Waffen dienten,9 wurden bei der Bestandsaufnahme auch nicht berücksichtigt. Einen interessanten Gesichtspunkt hätte in Zusammenhang mit der mittelalterlichen Kriegführung die Behandlung der Pferdeausrüstung (Zaumzeug, Sattel, Steigbügel, Sporen, Trensen) dargestellt,10 allerdings war es aufgrund des umfangreichen althochdeutschen Materials für Waffenbezeichnungen nicht möglich, diese Bezeichnungen näher zu untersuchen. Des Weiteren wurden Bauten wie Schutzwälle, Burgen, Befestigungen oder Belagerungstürme11 ausgeschlossen, die in den althochdeutschen Glossen auch zahlreich überliefert sind. Die lexikalische Basis für die onomasiologischen und semasiologischen Untersuchungen lieferten jene althochdeutschen Wörter, die in R. Schützeichels „Althochdeutschen und altsächsischen Glossenwortschatz“ aufgeführt sind und durch die Bedeutungsangabe eine Waffenbezeichnung erkennen lassen.12 Bis Buchstabe

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Starck – Wells 1972–1990, S. 92: dehsala, dehsal f. Im Spätmittelalter entwickeln sich zusätzlich aus Arbeitsgeräten Waffen für die Kriegführung. Diese wurden vom Fußvolk eingesetzt wie z. B. Kriegssense, Kriegsflegel und Hellebarde, vgl. Clauss 2009, S. 131. Ähnlich Schmidtchen 1990, S. 305: „Die Umwandlung bäuerlicher Gerätschaften zu Waffen, wie Drischel und Kriegssense, muß als aus der Not geborene Sonderform betrachtet werden.“ Banck-Burgess 2000, S. 603: „In der Arch.[äologie]wird das Wort Tracht häufig generell für die K.[leidung] verwendet […]. Genauer angesprochen, wird darunter jedoch die K.[leidung] einer Gruppe verstanden, die sich durch eigene Trachtelemente bzw. -merkmale von anderen Gruppen unterscheidet. Soziale Stellung, Geschlecht oder Alter gehören ebenso zu Kriterien …“ Zur Tracht können im Mittelalter auch Waffen hinzugerechnet werden. Der Steigbügel, den die Awaren im 6. oder 7. Jh. mit sich nach Europa brachten, ermöglichte erst die Kampfesweise der Reiterkrieger mit Schild und Lanze, da dieser einen festen Sitz im Sattel garantierte, vgl. Ehlers 2008, S. 80. An dieser Stelle soll angemerkt werden, dass es sich bei Joachim Ehlers sicherlich um den metallenen Steigbügel handelt – er erwähnt die Awaren in diesem Zusammenhang –, lederne Schlaufen, die die Kampfesweise der Steppennomaden mit dem Bogen ermöglichten, sind bereits bei den Hunnen vorauszusetzen, vgl. Anke 2000, S. 258. Vgl. ebanhōhī st. f. ‘Belagerungsgerüst’, in: Schützeichel 2004, Bd. II, S. 344. Die Fertigstellung dieses Wörterbuches stellt trotz Kritik einen großen Fortschritt bezüglich der Bedeutungsangaben im Gegensatz des früher zur Verfügung stehenden Wörterbuches (Starck – Wells 1972–1990) dar, das im Hinblick auf die Mängel der genauen Bedeutungsangaben zum einzelnen althochdeutschen Lexem zahlreiche Kritik erfuhr, vgl. E. Meineke 1994, S. 210 bes. S. 211. Die Kritik erstreckte sich in erster Linie auf die unvollständige Angabe der wirklich bezeugten lateinischen Lemmata, die fehlende Ermittlung der aktuellen Bedeutungen und zuletzt die einheitliche Wiedergabe der Lexeme nach der künstlich geschaffenen sog. Tatian-Norm. Zur Kritik an Rudolf Schützeichels Glossenwortschatz vgl. Tax 2009, S. 522 bes. Anm. 29.

Aufbau und methodisches Vorgehen

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„m“ wurden die Bedeutungsangaben mit Hilfe des Leipziger Althochdeutschen Wörterbuches verglichen und bei Bedarf präzisiert; die Bedeutungsangaben der restlichen Lexeme wurden aus dem Glossenwortschatz von R. Schützeichel übernommen.14 Bei einer Großzahl der Lexeme konnten die Bedeutungsangaben mit Hilfe der Studien von E. Maschke und D. Hüpper-Dröge verfeinert werden.15 Modifiziert wurden auch Bedeutungsangaben wie z. B. beinberga st. sw. f.;16 im Glossenwortschatz von R. Schützeichel werden dazu folgende Bedeutungsangaben vermerkt: ‘Beinharnisch, Gamasche, Schuh’. Das Wort Gamasche f. erscheint jedoch erst im 17. Jahrhundert im deutschen Wortschatz17 und erfasst damit nicht die tatsächliche und zeitgenössische Bedeutung des Lexems. Wiederum gab es Beispiele, wie ahd. bīhal st. n.;18 wo die Bedeutungsangabe ‘Axt, Beil, Doppelaxt’ angesetzt wurde. Dieses Lexem ist polysem und besitzt auch die Bedeutung eines Werkzeuges, jedoch wurde der erste Verdacht durch die lateinischen Lemmata bipennis, mlat. bipennis; mlat. bipellis (= bipennis); pīlum erhärtet: hinter der Bedeutungsangabe von R. Schützeichel verbarg sich doch ein Waffentyp: die Streitaxt. Solche Bedeutungsangaben wurden entsprechend modifiziert.19 Aus den Untersuchungen wurden jene Lexeme ausgeschlossen, die nach der dialektalen Bestimmung dem Altsächsischen und Mittelniederdeutschen angehören;20 im Glos13 14 15 16 17

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Für die Überlassung des Artikels zu mango sw. m. sei an dieser Stelle Herrn Dr. phil. Torsten Woitkowitz, Arbeitsstelle Leipziger Althochdeutsches Wörterbuch, gedankt. Ähnlich verfuhr Riecke 2009, S. 1149–1160 bei der Ermittlung der aktuellen Bedeutungsangaben. Diese Vorgehensweise wird in der Lexikologie mit Wissensprüfung oder auch Wissensermittlung beschrieben, vgl. Schlaefer 2009, S. 76. Schützeichel 2004, Bd. I, S. 283f. Pfeifer 1995, S. 394 (Gamasche f.): „aus Stoff oder Leder gefertigte Schutzkleidung für die Wade oder den Oberfuß“, erster Beleg im Deutschen Anfang des 17. Jhs. Ähnlich Kluge (2011), S. 330: „eine Beinbekleidung“ (17. Jh.) mit dem Zusatz, dass dieses Wort im Neuhochdeutschen obsolet (stark veraltet) sei. Schützeichel 2004, Bd. I, S. 345f. Tax 2009, S. 522 und Anm. 29: „Es ist zu bedauern, dass das neue Glossenwörterbuch R. Schützeichels […] anscheinend bei der Bearbeitung der deutschen Glossen die lateinische Glossenumgebung nicht oder kaum berücksichtigt hat …“ Die 2. Lautverschiebung gliedert das Hochdeutsche aus dem Germanischen aus, und unterscheidet dadurch das Althochdeutsche von den anderen westgermanischen Sprachen, vgl. Bergmann – Moulin – Ruge 2011, S. 19 und bes. S. 34. Siehe dazu noch Meineke – Schwerdt 2001, S. 208. In der Forschung bezeichnet man das Altsächsische einerseits als ein kontinentalwestgermanisches Idiom, das durch seine sprachliche Mittelstellung zwischen dem Englischen und Friesischen im Norden und dem Deutschen im Süden charakterisiert wird. Die zweite und momentan vorherrschende Ansicht weist das Altsächsische neben dem Englischen und Friesischen einem nordseegermanischen Sprachkreis zu. Die Sprache hätte bereits vor der Unterwerfung der sächsischen Stämme durch die Franken Elemente aus den Idiomen unterworfener nichtsächsischer Stämme übernommen und wäre dadurch zu einer Mischsprache geworden. Die Vertreter beider Ansichten sind sich aber darin einig, dass erst in der Folgezeit nach der Eroberung durch Karl den Großen (772) eine Anpassung des Sächsischen an das Hochdeutsche erfolgte, in: Krogh, Steffen (1996): Die Stellung des Altsächsischen im Rahmen der germanischen Sprachen. (Studien zum Althochdeutschen 29). Göttingen, 138ff. Vgl. außerdem Tiefenbach 2009b, S. 1203, wo konstatiert wird, dass in der ersten Hälfte des

Wörterbuch der althochdeutschen Waffenbezeichnungen

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senwortschatz von R. Schützeichel wurden diese durch (as.) oder (mnd.) neben dem jeweiligen Lexem in Klammern gekennzeichnet.21 Diese Lexeme werden, wenn sie die gleiche Bedeutung wie die eines althochdeutschen Lexems besitzen, in den eckigen Klammern aufgeführt, demonstriert am Besispiel ahd. helm st. n.: Vgl. noch helm (mnd.) ‘Helm’.

Nach den oben angeführten Kriterien wurden insgesamt 160 Waffenbezeichnungen in den althochdeutschen Glossen ermittelt und in das „Wörterbuch der althochdeutschen Waffenbezeichnungen“ aufgenommen. Das Wörterbuch ist alphabetisch aufgebaut:22 „… die strikte Ortszuweisung eines Wortes (damit seine Auffindbarkeit), ist beim alphabetischen Wörterbuch trivialerweise durch das Formalsystem Alphabet gewährleistet …“23 Im Grimmschen Sinne24 bedeutet dies, dass die Wortartikel nicht nur für Sprachforscher sondern auch für Historiker schnell auffindbar sind.25 Gegen den onomasiologischen Zugang zu den Lexemen in Form eines Begriffswörterbuches26 sprach die Vielzahl der Belege, vor allem aber die Polysemie sowohl der althochdeutschen als auch der neuhochdeutschen Lexeme. Des Weiteren wird die alphabetische Aufführung der Lexeme dadurch begründet, dass es im Gegensatz zu der Verfahrensweise in R. Schützeichels Glossenwortschatz nicht möglich ist, dem jeweiligen Beleg eine exakte Bedeutung zuzuordnen.27 Die alphabetische Form des „Wörterbuches der althochdeutschen Waffenbezeichnungen“ wird strikt eingehalten, d. h. die althochdeutschen Kollektiva mit dem Präfix gi- wurden unter „g“ aufgeführt und nicht unter dem jeweiligen Anfangsbuchstabe des Stammwortes.28

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9. Jhs. „… einige der grundlegenden Unterscheidungen zwischen Niederdeutsch und Hochdeutsch […] in den Quellenschreibungen sichtbar werden“. Schützeichel 2004, Vorspann, S. 3. Neben den alphabetisch konzipierten Wörterbüchern gibt es noch die Begriffs- sowie Wortfamilienwörterbücher. Das Konzept eines Wortfamilienwörterbuches wurde bereits anfangs aus den Überlegungen ausgeklammert, da der Wortschatz zu spezifisch (Waffenbezeichnungen, Substantive) ist, vgl. Hundsnurscher 2002, S. 679. Ebd. Hundsnurscher 2002, S. 678. Dagegen betont Baldinger 1985, S. 47, dass ein Wörterbuch nur dann praktisch ist, wenn man auf die gestellte Frage „bequem“ eine Antwort im Wörterbuch findet. Für das Neuhochdeutsche Dornseiff, Franz (1970): Der deutsche Wortschatz nach Sachgruppen. 7. unveränderte Aufl., Berlin – New York. Ausführlicher zum Begriffswörterbuch siehe Baldinger 1985, S. 40–57. Vgl. Riecke 2004, Bd. 1, S. 71: „Die exakte Zuweisung einer Lesart zu einem bestimmten Beleg ist in der Regel […] nicht möglich.“ Dies kann man aber nicht umgehen, wenn nur ein Glossenbeleg zu dem althochdeutschen Lexem zur Verfügung steht. Das Wörterbuch richtet sich auch an Historiker und Archäologen. Ein Laie, d. h. eine sprachhistorisch nicht geschulte Person wäre mit dieser Vorgehensweise überfordert. Auch die entsprechenden neuhochdeutschen Wörterbücher verzeichnen die Kollektiva unter dem jeweiligen Anfangsbuchstabe des Kollektivums, wobei hier die Kritik erhoben wurde, dass Ableitungen vom Grundwort getrennt werden, vgl. Baldinger 1985, S. 45. Das Glossenwörterbuch von Starck – Wells (1972–

Aufbau und methodisches Vorgehen

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Der Aufbau und Erläuterungsteil(e) des „Wörterbuches der althochdeutschen Waffenbezeichnungen“30 wird wie folgt an einem Beispiel aus dem vorliegenden Wörterbuch demonstriert: bīhal st. n. ‘Streitaxt; Wurfbeil’ Lateinische Lemma(ta): bipennis ‘zweischneidige Axt, Streitaxt’ (Georges 1,833), mlat. bipennis ‘zweischneidig, Streitaxt’ (Mlat.Gl. 37); mlat. bipellis (= bipennis) ‘zweischneidige (Streit-)Axt’ (Mlat.Wb. 1,1482f.); pīlum ‘Wurfspieß, das Pilum’ (Georges 2,1708).

Erst wird das althochdeutsche Interpretament aufgeführt; R. Schützeichel führt die althochdeutschen Lexeme mit einem ostfränkisch angesetzten Leitstichwort unter den jeweiligen Bedeutungsangaben auf.31 Danach folgt die grammatische Bestimmung seiner Wortart.32 Bei der Kontrolle der Wortartbestimmungen und weiterhin der aktuellen Bedeutungen half das „Althochdeutsche Wörterbuch“ von J. Splett, das den althochdeutschen Wortschatz in Wortfamilien aufteilt, in dieser Studie „… [ist] der Ausgangspunkt das Wort und seine ihm zugeordneten Bedeutungspositionen“.33 Im Rahmen des ersten Erläuterungsteils folgt/folgen seine aktuelle(n) neuhochdeutsche(n) Bedeutungsangabe(n), worunter „… diejenige Bedeutung zu verstehen [ist], die das Wort an eben jener einzelnen Quellenstelle hat, deren Befindlichkeit das Wörterbuch im Idealfall transparent macht.“34 Dabei ist erneut darauf verwiesen worden, dass „… sachliche

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1990) ist strikt alphabetisch aufgebaut. Dagegen werden Kollektiva im Leipziger althochdeutschen Wörterbuch und im Glossenwortschatz von R. Schützeichel beim Wortstamm angegeben. Zum Erläuterungsteil gehört im „engsten Sinne“ die Bedeutungsangabe, weiter Angaben zum sachlichen Bezugsbereich, Wortbildungserläuterungen, kulturgeschichtliche Erläuterungen, noch weiter gefasst die Etymologie, semantische Komentare und Angaben zum onomasiologischen Feld und zur syntagmatischen Verwendung sowie die Aufführung der Belege, vgl. Reichmann 1989, S. 84. In der lexikologischen Praxis als Wissensorganisation genannt. An dieser Stelle wird u. a. der Auswahlprozess für die Stichwörter getroffen bzw. welche Artikelinformationen dem Benutzer geboten werden, vgl. Schlaefer 2009, S. 76. In allen einschlägigen althochdeutschen Wörterbüchern wird zur Vereinheitlichung der Belege die sog. Tatian-Norm angewandt. Allerdings ist diese Form in einigen Fällen irreführend, auch wenn „… es sich nicht um einen tatsächlichen Beleg, sondern um eine gebildete Ansatzform handelt“ in: Bergmann – Stricker 2009b, S. 1169. In unserem Fall wird es am Beispiel īsarnhuot st. m. verdeutlicht: die Glosse lautet: cassis eisenhůt. An dieser Stelle wird impliziert, dass das Wort auch in grammatikalischem und zeitlichem Sinne zum Althochdeutschen gehört und nicht überlieferungsbedingt (althochdeutsche Glossentradition) aus dem 15. Jh. aufgenommen wurde. In der Lexikologie bezeichnet man damit den grammatischen Zeichenwert eines Lexems. Außer diesem bilden noch der pragmatische und lexikalisch-semantische Zeichenwert die Bedeutung eines Lexems. Der pragmatische Zeichenwert kann, begründet durch die Überlieferung, in unserem Fall nicht berücksichtigt werden. Im engeren lexikologischen Sprachgebrauch versteht man unter Bedeutung eines Lexems nur den lexikalisch-semantischen Wert, vgl. Schlaefer 2009, S. 10. Splett 1993, Einleitung, S. XII. E. Meineke 1994, S. 203. Der lexikalisch-semantische Zeichenwert bezieht sich auf außersprachliche Sachverhalte, vgl. Schlaefer 2009, S. 10.

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Merkmale eines in der aktuellen Redesituation bezeichneten Gegenstandes [nicht] zur Bedeutung des Wortes umgedeutet werden [dürfen]“.35 Die Sememe des jeweiligen Lexems wurden mit Semikolon voneinander getrennt. Die zugehörigen Lemmata, neben den lateinischen auch die lingua ignota der Hildegard von Bingen, wurden alphabetisch in der oberen Kopfzeile aufgeführt und die lateinischen Lexeme mit Hilfe des „Ausführlichen lateinisch-deutschen Handwörterbuches“ von K. E. Georges36 ermittelt. Wenn jedoch das lateinische Lemma erst im Mittellateinischen belegt ist oder eine abweichende Bedeutung im Mittellateinischen gegenüber der des klassischen Lateins aufweist, wurden das Glossar von H. Götz,37 das „Mittellateinische Glossar“38 und das „Lateinisch-althochdeutsche Wörterbuch“ von G. Köbler39 zu Rate gezogen. In wenigen Fällen konnte die Bedeutung des Lemmas nur mit Hilfe des Glossars von L. Diefenbach40 sowie des Glossars „Du Cange“41 ermittelt werden. Die althochdeutschen Substantive und die zum jeweiligen althochdeutschen Lexem zugehörigen lateinischen Lemmata werden im Glossenwörterbuch von R. Schützeichel in Nominativform angegeben. Nach einiger Überlegung erschien es jedoch sinnvoller, in der vorliegender Arbeit die althochdeutschen Lexeme in der Form anzugeben, die in verschiedenen Editionen42 angegeben wurden; abweichende Angaben R. Schützeichels wurden bei den althochdeutschen Lexemen in eckigen Klammern vermerkt. Als zweiter Erläuterungsteil, welche die Belege umfasst, folgen die Belegstellen aus der Glossensammlung von E. Steinmeyer sowie die in verschiedenen Monographien und Aufsätzen erschienenen und in der Steinmeyerschen Glossensammlung nicht berücksichtigten Glossen,43 die wiederum R. Schützeichels Glossenwortschatz zu entnehmen 35

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Riecke 2004, Bd. 1, S. 68. Mit der sog. Wissensvermittlung umschreibt die Lexikologie alle Regelungen und Entscheidungsabläufe, die sich aus den adressatenspezifischen Grundlagen ergeben, vgl. Schlaefer 2009, S. 76. Weiter ebd., S. 77: Es darf bei der Bedeutungsumschreibung jedoch nicht so weit kommen, dass wie in wissenschaftlichen Wörterbüchern vielfach „… terminologische Kenntnisse vorausgesetzt [werden], die einem Expertenniveau entsprechen.“ Georges (1998). Götz (1999). Habel – Gröbel (Hg.) (1989). Köbler (1993). Diefenbach (1997). Du Cange (1954). Die Editionen in der Zeitschrift, Jahrbücher der Literatur 41 Anzeigeblatt (Wien 1928), konnte wegen der fehlerhaften Angaben R. Schützeichels im Rahmen der vorliegenden Arbeit nicht verwendet werden. Vgl. die Angaben bei Schützeichel (2004), Vorspann, S. 36. Trotz der Bemühungen der Bibliothekare der Universitätsbibliotheken der Justus-Liebig-Universität, Gießen und der Philipps-Universität, Marburg konnte die angegebene Jahreszahl mit der angeführten Bandnummer nicht in Einklang gebracht werden. Laut Angaben des Marburger Katalogportals ist die Zeitschrift ab 1818 (Bd. 1) bis 1849 (Bd. 128) erschienen, dann wurde die Erscheinung eingestellt. Band 41 datiert in das Jahr 1828, jedoch waren auch hier die Editionen nicht auffindbar. Neben den neu entdeckten Funden ist auch eine vollständig erhaltene Fassung des Summarium Heinrici zu nennen, die von R. Hildebrandt in den Jahren 1974–82 in zwei Bänden herausgegeben und kommentiert wurde.

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sind. Außer dem Vermerk der Belegstellen und der jeweiligen Glosse, ist das glossierte Werk angeführt und in eine bestimmte Textsorte eingeordnet.45 Die glossierten Texte der antiken Autoren (z. B. Verg. Aen.) und die Glossare (z. B. Alph. Gl.) wurden sinngemäß abgekürzt; bei den Texten aus der Bibel wurden keine Abkürzungen vorgenommen. Das Abkürzungsverzeichnis der glossierten Vorlagen findet sich im Anhang. Bei den Belegstellen aus dem Summarium Heinrici wurde die textkritische Edition R. Hildebrandts berücksichtigt;46 die entsprechenden Stellennachweise in Steinmeyers Glossensammlung wurden in eckigen Klammern angegeben. Diverse Angaben zu den Handschriften,47 welche im Wörterbuch zitiert wurden, sind mit der jeweiligen BStK.-Nr.48 versehen, die weiteren Angaben zu den Handschriften sind dort nachzuschlagen. Die Abkürzungen der Handschriften im Wörterbuch wurden aus der Abkürzungsliste des Glossenwortschatzes von R. Schützeichel übernommen. Die Neufunde49 wurden entsprechend der Glossierung unter den jeweiligen Textsorten, als letzte Aufführung, eingeordnet. Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 515,63 Prud. Ham. 419: Pilis pigil Einsiedeln, StiftsB. cod. 316 (606); BStK.-Nr. 129, f. 155r, 13 II, 673, 61 Verg. Aen. V, 307: Bipennem bihal München, BSB. Clm 305; BStK.-Nr. 447, f. 115r, 11 II, 705,38 Verg. Aen. II, 479: () Bipenni biale Paris, BN. lat. 9344; BStK.-Nr. 752, f. 61r, marg. r. quer n. Z. 33. 34

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Die römische Zahl bezeichnet den jeweiligen Band (I–V), die arabischen Zahlen geben die Seitenzahl und die Zeile in E. Steinmeyers Glossensammlung an. Bei Neufunden wurde der abgekürzte Name des Entdeckers und bei Funden, die bei E. Steinmeyer nicht berücksichtigt wurden, der Autor, Studie bzw. Aufsatz und Seitenzahl vermerkt. So erreicht man eine bessere Transparenz im Gegensatz zu Schützeichel (2004), wo die Artikel nach einem ausschließlich formalen Kriterium angeordnet werden. Diese Vorgehensweise wurde bereits an anderen Stellen „scharf kritisiert“, in: Bergmann – Stricker 2009b, S. 1169. Weiter ebd. S. 1170 Anm. 14. Auf Steinmeyer – Sievers (1968–1969) basierend: Glossen zu biblischen Schriften, Glossen zu nicht biblischen Schriften, Glossare und Adespota. Unter Adespota wurden solche Glossen aufgeführt, die E. Steinmeyer in keinen der drei anderen Texttypen einordnen konnte; an einigen Stellen konnte R. Schützeichel die Vorlagen der Glossen ermitteln. Hildebrandt (1974) und Hildebrandt (1982). Aufbewahrungsort, Bibliothekprovenienz bzw. -signatur der Handschriften, die Klassifizierungen von R. Bergmann (BStK.-Nr.). R. Bergmann – St. Stricker (Hg.) 2005. Diesem Band kann man des Weiteren die Datierung der Handschriften und der Glosseneinträge und ihre dialektale Bestimmung sowie die Klassifizierung von E. Steinmeyer entnehmen. Die Aufführung der sog. Neufunde im Glossenwortschatz von Rudolf Schützeichel besitzt einen Auflistungswert; die Angabe des Kontextes, in denen sich die Glossen befinden, fehlt. Es kann sein, dass im Falle der bereits in der Glossensammlung von E. Steinmeyer edierten Belege dies nicht erforderlich ist, jedoch wäre bei den Neufunden eine Angabe der Belegstelle (statt Prudentius; Prudentius Symm. usw.) hilfreich für die weiteren Untersuchungen gewesen.

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II, 708,30 Verg. Aen. V, 313: () Bipennes bihil (Ed.: bipennem) ebd., f. 91v, marg. l. quer n. Z. 22 Glossare: [Neu. MaL] Alph. Gl. pipennis pigel Engelberg, StiftsB. Codex 122 (früher 6/8); BStK.Nr. 138c, f. 76v, 16 [Neu. BM] Alph. Gl. bibellis pigil Königswart (Kynžvart), Schlossbibliothek [unter Verwaltung der Bibliothek des Nationalmuseums (Knihovna Národního Muzea) Prag] 20 G 22 Ms 57; BStK.-Nr. 788a, f. 13v, marg. n. Z. 18

Nach der Darlegung der Editionen der althochdeutsche Waffenbezeichnung tradierenden Glossen wird in eckigen Klammern ein weiterer, dritter Erläuterungsteil aufgeführt. Dieser Teil beinhaltet die Datierung der Glossenbelege und die weiteren Bedeutungen des Lexems in den althochdeutschen Glossen, wenn solche vorhanden sind; die diachrone Verbreitung (mhd.; frühnhd.; eventuell frühes nhd.; nhd.). Im Absatz „Wortbildung“ werden die Angaben zu Wortbildungstypen aufgeführt.50 Bei Kompositionen wird auch die Art der Bildung angegeben.51 Zuletzt werden die Erkenntnisse über die Etymologie der Lexeme und die entsprechenden Belege in den literarischen Werken des Althochdeutschen angeführt. Hier wird auch vermerkt, ob das Wort ein Erbwort ist oder dem Lehnwortschatz angehört.52 Datierung: 10. Jh./11. Jh.–14. Jh. Weitere Bedeutung(en): Beil, Axt; Henkerbeil; Zimmeraxt. Diachrone Verbreitung: Mhd. bîhel st. n. auch bîl(e), bîel ‘Beil, Axt’; frühnhd. beil n. (selten m.) ‘Beil, kurzstielige, kleine Axt, Doppelaxt’; nhd. Beil n. ‘Werkzeug, eine früher dem Beil ähnliche Waffe’. Wortbildung: Vereinzelt nimmt ahd. billi ‘Schwert, Streitaxt’ die Stelle des Lexems ein (z. B. Hildebrandslied). Etymologie: Erbwort. Mnd. bīl, byl.; auch die ahd. Form kaum zu trennen von air. bíail, biáil m.; walis. bwyall, bw(y)ell ‘Axt’. Die kelt. Wörter gehen auf idg. *bijalis- f. zurück, die germ. auf idg. *bīklo- n. Für ahd. bīhal und anord. bíldr ist die germ. Grundform *bī- Þla- vorauszusetzen. Literarische Werke: ahd. billi st. n. ‘Schwert, Streitaxt’ Hildebrandslied.

Da im Wörterbuch keine Fußnoten gesetzt wurden, sind die benutzten Arbeiten, die für die Ermittlung der aktuellen Bedeutungen herangezogen wurden, mit Quellennachweis am Ende des jeweiligen Artikels aufgeführt. Das Abkürzungsverzeichnis findet sich im Anhang.

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Da es keine die Strukturen der althochdeutschen Wortbildung zusammenfassende Darstellung gibt, werden die Typen der Wortbildung aus dem Neuhochdeutschen abgeleitet. Im Wortschatz der althochdeutschen Waffenbezeichnungen überwiegen Präfigierungen und substantivische Kompositionen. Suffigierung kommt dagegen selten vor. Substantivische Kompositionen sind: Determinativ-, Possesiv- und Kopulativkomposita, vgl. Lühr 1996, S. 149–164. Vgl. außerdem Fleischer – Barz 2012, S. 146ff. Vgl. Schlaefer 2009, S. 66. Siehe außerdem Wolff 2009, S. 64ff.

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Duden 252; EWA. II, 35–38; FWB. 3,912–915 ( beil); KFW. I, 1019f. (bīhal), I, 1020 (bīhala); Kluge 93f.; Lexer I, 271; MHW. I, 793; SAW. I, 60 (bîhal); Sch.GlW. I, 345f.; Schmeller I, 229; Sch.W. 96; StWG. 53, 792.

Der vierte Erläuterungsteil des Wörterbuches führt Anmerkungen zur Bedeutungsangabe auf. Im Fließtext werden die zitierten Quellen, wenn es sich nicht um Wörterbücher, sondern um Monographien, Aufsätze handelt, in runden Klammern mit entsprechender Seitenzahl nochmals angegeben. Die Bedeutungsangabe ‘Pfeil’ zu der Textstelle II, 515,63 (Sch.GlW.) wurde in ‘Wurfbeil’ korrigiert (vgl. die Bedeutungsangabe des KFW. I, 1020). Ausschlaggebend hierfür war der Kontext, der in KFW. abgedruckt ist: „pigil [nec non terrificas] pilis [armare catervas te Chettaee iuvat]“ (KFW. I, 1020). Die restlichen Stellen, die hier aufgeführt sind und bei Sch.GlW. in der Bedeutung ‘Doppelaxt, Axt’ verzeichnet sind, wurden dem Lemma und Kontext entsprechend in ‘Streitaxt’ korrigiert. Vgl. auch die Angaben im KFW. Ahd. bīhala sw. f. wurde hier nicht verzeichnet, da es sich hier möglicherweise um eine eigene Bildung für eine Werkzeugbezeichnung aus bīhal handelt (vgl. KFW.). Für die Vergilstellen gibt KFW. durchgehend ‘Streitaxt’ an, wobei in der Vergilstelle II, 479 die Doppelaxt in der Verwendung als Werkzeug und nicht als Waffe erscheint. H. Tiefenbach führt für bīhal das Merkmal ‘Kürze des Stiels’ Est autem manubrio brevi aus Isidors Etymologien (XIX, 19,12) an (Tiefenbach 2009a, 1129 u. Anm. 18). H. Beck vermerkt, dass es im Ahd. „[…] sprachlich und begrifflich keine eindeutige Unterscheidung von Axt und Beil“ gab (Beck 1973, 535). Die neu aufgeführte Glosse bei Sch.GlW. entstammt einem alphabetischen Glossar aus der zweiten Hälfte des 13. Jhs. (Kurzfassung des Liber Glossarum); die Glossen wurden noch nicht ediert (BStK. 4,519).

Wie bereits angesprochen, erscheinen unter den „althochdeutschen“ Waffenbezeichnungen auch Lexeme, die sprachgeschichtlich dem Mittelhochdeutschen oder gar dem Frühneuhochdeutschen angehören. Die mittelhochdeutschen Lexeme, die bei den Waffenbezeichnungen relativ großen Anteil besitzen, werden bei der Auflistung mit einem Asterisk gekennzeichnet z. B. *panzier st. n. Jene Lexeme, die zum Teil vermutlich aus dem 15. Jahrhundert stammen und die frühneuhochdeutsche Zugehörigkeit zweifelsfrei erkennen lassen, wurden mit zwei Asterisken gekennzeichnet: z. B. **sperīsarn st. n.

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Wörterbuch der althochdeutschen Waffenbezeichnungen

5.2 Das Wörterbuch ackus st. f. ‘Streitaxt’ Lateinische Lemma(ta): bipennis ‘zweischneidige Axt, Doppelaxt’ (Georges 1,833), mlat. bipennis ‘zweischneidige (Streit-)Axt’ (Mlat.Wb. 1,1482f.), ‘zweischneidig; Streitaxt’ (Mlat.Gl. 37); mlat. bisacuta (= bisacutus) ‘zweischneidig, zweischneidige Axt’ (Mlat.Wb. 1,1486); secūris amazonicarum ‘Streitaxt der Amazonen’ zu secūris ‘Doppelaxt’ (Georges 2,2565), amazonicarum zu Amāzōn ‘mythisches kriegerisches Frauenvolk’ (am Fluss Thermodon) (Georges 1,359f.). Glossare: IV, 4,61 Gl. Affatim: Bipinnis achus zuuiuuas (489,2 Bipinnis [bis acuta] securis amagonicarum) Oxford, BL. Jun. 25; BStK.-Nr. 725 (II), f. 118va, 10 [Krotz 2002, 348f., Nr. 112] Datierung: 2. Drittel 9. Jh. Weitere Bedeutung(en): Axt; Beil zum Fällen der Bäume, zum Behauen und Brechen der Steine; Beil zum Töten der Opfertiere; Richtbeil, doppelschneidige Axt; fälschlich übertragen auf das Drechseleisen, den Grabstichel. Diachrone Verbreitung: Mhd. ackes, aks, axt st. f. ‘Axt als Werkzeug, Waffe, Streitaxt’; frühnhd. akst f. ‘Axt, Schlagwerkzeug’ (vereinzelt axt; im älteren und mittleren frühnhd. ackes) mit einem sekundär angetretenen -t; nhd. Axt f. ‘Werkzeug, besonders zum Fällen der Bäume’ (Bedeutungsverengung, das semantische Merkmal ‘Waffe’ verschwindet). Wortbildung: Simplex. Ahd. Kompositionen zu halm-, helm-, riut-, satul-, siul-, scrôt- sowie thuuer(a)hackus. Etymologie: Parallelen in den germ. Einzelsprachen: as. acus f., mnd. ackes, exe f.; andfrk. ac(c)us f.; mndl. aex f., nndl. aaks, aks; ae. æx (æcs), æsc, æces, acas f., me. ax(e), ex(e), ne. ax(e); aisl. øx, x, ax f., nisl. øxi, nnorw. øks; ndän. økse; nschwed. yxa; got. aqizi f. Sowohl got. aqizi wie auch die Gemination im Ahd. gehen auf eine gemeinsame germ. Grundform *akwis- zurück, die nicht geminierten Formen im Ahd. und Aisl. x (< *akuz-) neben øx (< *akwis-) weisen auf eine damit ablautende Form *akuz- hin; in den meisten Dialekten kam eine -jō- Erweiterung hinzu. Entlehnungen sind auch im Lappisch-Norw. und im Altruss. belegt. Das Wort ist vermutlich eine Entlehnung aus einer voridg. Sprache. Literarische Werke: Ahd. ac(c)us, akus, acches, aks st. f. Notker, Otfrid, Oxforder Tatian, Tatian.

Das Wörterbuch

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Duden 224; EWA. I, 43f.; FWB. 1,724f.; KFW. I, 93f.; Kluge 79; Lexer I, 19; MHW. I, 98; SAW. I, 12 (ackus); Sch.GlW. I, 101 (ackus), Sch.GlW. XII, 6f. (zwiwas Adj.); Sch.W. 83; StWG. 19, 786. Das ahd. Wort achus mit dem Zusatz zuuiuuas in der aktuellen Bedeutung ‘Streitaxt’ ist in der Murbacher Handschrift (BStK.-Nr. 725 [II]) relativ früh belegt. Es entstammt dem alphabetischen Glossar Jc, das sich zusammen mit den Glossen zu den Murbacher Hymnen und zum Benediktinerregel in einem Codex befindet (BStK. 3,1385f.). Ausschlaggebend für die Bestimmung als Waffe (so auch Tiefenbach 2009a, 1130) ist der lat. Zusatz amazonicarium ‘Beil, Axt der Amazonen’ des Affatim-Glossars (Krotz 2002, 348), aus dem geschöpft wurde (Krotz 2009, 825). Bei der Angabe der aktuellen Bedeutung ist zu beachten, dass mit lat. bipennis bei der Wiedergabe in den Glossen nicht immer die Doppelaxt gemeint war (Beck 1973, 535). anagiwurfida st. f. ‘Wurfgeschoß’ Lateinische Lemma(ta): iaculum (= iaculus) ‘Wurfgeschoß, Wurfspieß’ (Georges 2,10f.). Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 170,70 Greg. Cura 3,16 p. 58: (Iacula) anagiuurfida München, BSB. Clm 6277; BStK.-Nr. 518, f. 121v, marg. n. Z. 21 Datierung: Hs. Anfang 9. Jh. Weitere Bedeutung(en): Anwurf. Diachrone Verbreitung: Im Mhd. nicht belegt. Im Nhd. entstand durch eine ähnliche Bildung wie im Ahd. aus nhd. Anwurf m. ‘das Anwerfen beim Ballspiel, Verputz, Vorwurf’ Angeworfene n. (veraltend) ‘Verputz’. Wortbildung: Präfixbildung mit dem Verbalpräfix ana- und dem Kollektivum giwurfida (Kollektivbildung mit dem Nominalpräfix gi- zu werfan ‘werfen’). Etymologie: ana, an präp., adv. und präf. ‘an, in, auf, ad’. As. an (selten ana), mnd. an, āne; andfrk. an, ana-, mndl. aen, ane, an, nndl. aan, an; afries. an, on; ae. me. on, an (me. auch o, a), ne. on; anord. á; nisl. á, nnorw. aa, å, adän. aschwed. ā, nschwed. å; got. ana. Außergerm. Verwandte sind vor allem avest. ana; apers. anā ‘über…hin, entlang, auf’; griech. άυα, άυά ‘auf, in die Höhe, entlang’; im Lit. anót(e) in der Bedeutung ‘gemäß, entsprechend’. Das Kollektivum giwurfida zu ahd. werfan ‘werfen’ geht auf idg. *er-b- und *er-bh- ‘drehen, biegen’ zurück. Vgl. die entsprechenden Verben weorpan im Ae. und werpan im As. Literarische Werke: nicht belegt.

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Wörterbuch der althochdeutschen Waffenbezeichnungen

BStK. 3,1036; Duden 154; EWA. I, 228 [Verweis auf ana I, 213ff. und giwurfida]; IEW. I, 1153; KFW. I, 429; SAW. I, 21 (ana), I, 1101ff. (werfan); Sch.GlW. XI, 304f.; StWG. 26. Das ahd. Wort wurde im übertragenen Sinne glossiert, der lateinische Kontext lautet: „anagiuurfida [contra irascentem dissimulat verborum] iacula [reddere, Greg. Cura 3,16 p. 58] (in: KFW. I, 429). Das Beleidigungswort wurde mit dem Geworfenen, dem Wurfgeschoß, assoziiert (vgl. ebd.). armbrust st. f. n. ‘Armbrust’ Lateinische Lemma(ta): mlat. balea ‘Schleudergeschütz, Armbrust’ (Mlat.Wb. 1,1321), mlat. ballista ‘Standarmbrust, Armbrust’ (Mlat.Wb. 1,1324f.); mlat. lacertum ‘Armbrust’ (GLAN. 365); [lacertus] ‘Oberarm’, meton. ‘Wurf’ (Schlag eines kräftigen Armes) (Georges 2,527f.). Glossare: HSH. I, 352,81 [= StSG. III, 160,52; SH A De astis]: Balea armbrust München, BSB. Clm 2612; BStK.-Nr. 461, f. 60vb, 23; Balea armbrust Wien, ÖNB Cod. 2400; BStK.-Nr. 945, f. 82v, 25; Balea armbrust Einsiedeln, StiftsB. cod. 171 (688); BStK.Nr. 118, p. 105, 8; Balea armbrust Prag, Universitní knihovna, MS XXIII E 54 (früher: Prag, Fürstlich Lobkowitzsche Bibliothek 434); BStK.-Nr. 786, f. 48v, 10; Balea arnbrust Trier, StadtB. 1124/2058 (früher 31); BStK.-Nr. 882, f. 57r, 26 HSH. I, 352,81: Balea armbrust Erlangen, UB. Erlangen – Nürnberg Ms. 396; BStK.-Nr. 145, f. 82vb, 11 HSH. II, 94,191 [= StSG. III, 215,57; SH B De armis]: Balea armbrust St. Blasien, StiftsB., verschollen; BStK.-Nr. 68 SH (XI, alphabetisch; Langfassung): Balista arbrust Basel, ÖBU. B X 18; BStK.Nr. 34d, f. 13ra, 17 [Stricker 1990, 96, Nr. 21; Meyer – Burckhardt 1966, II, 601] III, 634,28 Sachgl., Des Lebens Notdurft, Waffen und Geräte: Palesta armbrust München, BSB. Clm 14584; BStK.-Nr. 600 (I), f. 119r, 11 III, 661,43 Sachgl.: Lacertum armbrust Innsbruck, UB. 711; BStK.-Nr. 287, f. 25v, 14 Datierung: 12. Jh.–14. Jh. Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: Mhd. armbrust st. n. auch arenbrust ‘Armbrust’; frühnhd. armbrust, armbrost, armbrest, armarst, amerst, armst n. (vereinzelt f.) ‘Armbrust, aus Bogen mit Schaft und Schneller bestehende Fernwaffe zum Abschießen von Pfeilen und Bolzen’; nhd. Armbrust m. ‘Schusswaffe’ (Duden); Armbrust f. (Kluge). Wortbildung: Exozentrisches Kompositum aus arm ‘Arm’ und brust ‘Brust’, da die Zusammensetzung die ursprüngliche Bedeutung des Lexems verbirgt.

Das Wörterbuch

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Etymologie: Lehnwort. Im Spätmhd. und Frühnhd. wird das Lexem mit einer Vielfalt lautlicher Varianten tradiert; diese verraten, dass man die ursprüngliche Etymologie des Wortes aus afrz. arbalestre nicht mehr verstanden hatte. Dies zeigt sich auch beim unsicheren Gebrauch des grammatischen Geschlechts und auch noch bei der im Nhd. zu beobachtenden Anlehnung an -brust, -brüste (Pl.). Das Wort bürgerte sich auch in weiteren germ. Einzelsprachen ein, beeinflusst durch die ritterliche Bewaffnung Frankreichs: mnd. armborst; nd. armbost n. (m. f.); mndl. nndl. armborst m. n.; afries. arm-, ermbrust, auch -borst, -berst; ae. me. arblast m. (< afrz. arbaleste). Alle skandinavischen Entsprechungen sind über die mnd. Zwischenstufe entlehnt. Auch verbreitet in romanischen Einzelsprachen, vgl. ital. arcobalestra, frz. arbalète; im Katal. und Span. (arca)ballesta; sie alle gehen auf spätlat. arcu-balista ‘mit Bogen versehene Schleuder’ zurück: ein Kompositum aus lat. arcus ‘Bogen’ und ballista (auch ballistra) zu griech. *βαλλιστής. Literarische Werke: nicht belegt. Duden 166; EWA. I, 336f.; FWB. 2,122–125; KFW. I, 652; Kluge 60; Lexer I, 93; MHW. I, 357f.; SAW. I, 29 (arm1), I, 113 (brust); Sch.GlW. I, 205; StWG. 34. Obwohl die Armbrust eine ähnliche Form bzw. Funktion wie der Bogen aufweist, wurde sie nicht wie ahd. bogo ‘Bogen’ in der A-Fassung des Summarium Heinrici im Abschnitt De sagittis aufgeführt. Die Einordnung könnte mit der großen Schlagkraft zusammenhängen, die ein Bogen durch einen Pfeil im Gegensatz zu Armbrust nicht erreichen konnte. Dagegen wurde das Lexem im Abschnitt De hastis aufgeführt und findet zwischen ahd. mango und pfederari/pfeiderare Platz (vgl. Hildebrandt 1974, 352). In der B-Fassung des Summarium Heinrici wurde es mit Verzicht der näheren Bestimmung bei den Waffenbezeichnungen (De armis) eingeordnet. Es wurde auch noch in die alphabetisch erstellte Langfassung XI aufgenommen; in der Handschrift Bas B X 18 fungiert allerdings als lat. Lemma mlat. ballista statt balea (vgl. Stricker 1990, 96). Dieses Wort und das dazugehörige Lemma wurden in den Etymologien Isidors nicht aufgeführt, sondern der Kompilator des Summarium Heinrici erweiterte die Waffenbezeichnungen mit diesem Lexem (vgl. Lindsay 1985, Liber XVIII, vii– ix). Die Aufnahme des Lexems fällt zeitlich mit dem Aufkommen der Armbrüste im späten 11. Jh. in Europa zusammen (vgl. Bartlett 1996, 83 und Geibig – Gelbhaar 1997, Sp. 1893). armbrusti st. n. (?) ‘Armbrust’ Lateinische Lemma(ta): mlat. ballista ‘Standarmbrust, Armbrust’ (Mlat.Wb. 1,1324f.), ‘Standarmbrust, Armbrust’ (Mlat.Wb. 1,1324f.). Glossare: [Neu. MaL] Alph. Gl.: balista ?armbréste Engelberg, StiftsB. Codex 122 (früher 6/8); BStK.-Nr. 138c, f. 14r, 6

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Datierung: 14. Jh. Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: s. armbrust st. f. n. Wortbildung: s. armbrust st. f. n. Etymologie: s. armbrust st. f. n. Literarische Werke: nicht belegt. BStK. 1,384; Sch.GlW. I, 205. Es handelt sich um zwei morphologische Varianten: armbrust st. f. n. und armbrusti st. n. (?). Vgl. den Kommentar zu armbrust st. f. n. azgēr st. m. ‘Lanze, Speer’ Lateinische Lemma(ta): acīnacēs ‘kurzer, krummer Säbel’ (der Perser, Meder und der Skythen) (Georges 1,84), mlat. acinaces ‘Speer’ (Mlat.Wb. 1,118); catēia ‘eine Art Wurfkeule’ (Georges 1,1031), mlat. cateia ‘eine Art Wurfspieß oder Wurfkeule’ (Mlat.Wb. 2,370); ferrea hasta ‘eiserner Speer’ zu ferreus ‘aus Eisen, eisern’ (Georges 1,2732) und zu hasta ‘Stange, Stab, Schaft, insbesondere der Spieß; Wurfspieß, Speer’ (Georges 1,3013f.); gladius ‘messerförmiges Schwert zum Hieb und Stoß’ (Georges 1,2937f.); lancea ‘ein in der Mitte mit einem Riemen versehener Speer’ (ursprünglich die hispanische Lanze) (Georges 2,550f.); sparus ‘kurzer Jagdspeer’ (bestehend aus einem Holzschaft, oben befand sich eine eiserne Spitze, unten ein scharfer Widerhaken) (Georges 2,2743); tēlum gallicum ‘gallische Fernwaffe’ zu tēlum ‘Fernwaffe, Wurfwaffe, Geschoß, Spieß’; später ‘jede Angriffswaffe, Schwert, Dolch, Axt’ (Georges 2,3041) und zu gallicus (= Gallicus) ‘gallisch’ (Georges 1,2898f.). Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 609,30 Sall. Cat. 56 p. 212,14: Lanceas athger Paris, BN. lat. 10195; BStK.Nr. 758, f. 52vb, 19 II, 721,49 Verg. Aen. VII, 741: (Cateias) gallica tela azgera London, BMMss. Add. 21910; BStK.-Nr. 398, f. 60r, marg. n. Z. 20 Glossare: HSH. II, 152,58 [= StSG. III, 221,20 u. A. 7; SH a2]: Acinax, acinacis ferrea hasta id est azger Berlin, StPBK Ms. lat. 8° 93; BStK.-Nr. 53, f. 2r, 2; Acinax, cis ferrea hasta id est azger Wien, ÖNB Cod. 160 (früher 232); BStK.-Nr. 894, f. 42r, 16; Aciuax, cis arger ferrea hasta vel gladius Graz, UB. 859 (früher 42/34 4o); BStK.-Nr. 269, f. 1ra, 31 HSH. II, 152,58 [= StSG. III, 264,33; SH b]: Acinax, nacis ferrea hasta id est azger Admont, StiftsB. 269; BStK.-Nr. 4, f. 47rc, 6 HSH. II, 152,58 [= StSG. III, 293,11; SH d]: Acinax, nacis ferrea asta id est azger Florenz, Biblioteca Medicea Laurenziana Plut. 16.5; BStK.-Nr. 151, f. 87rb, 1 III, 639,36 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Acinax aziger Wien, ÖNB Cod. 804; BStK.-Nr. 926, f. 181r, 28

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III, 375, 19 Sachgl.: Sparus netger Oxford, BL. Jun. 83; BStK.-Nr. 726, f. 56 , 29 [Sch.GlW.: ?netger] Datierung: Mitte 11. Jh.–12. Jh./13. Jh. Weitere Bedeutung(en): Dreizack; speziell der Dreizack des Neptun. Diachrone Verbreitung: Mhd. atigêr, azigêr st. m. (acinax) ‘Wurfspieß’; nhd. nicht belegt. Wortbildung: Präfixbildung mit dem ahd. Verbalpräfix az- ‘zu, an, in’ usw. und ahd. gēr ‘Speer’. Etymologie: Entsprechungen sind afries. etgēr, ae. ætgār und aisl. atgeirr. Da das ahd. Verbalpräfix az nur im 8. und 9. Jh. existierte, hat das Kompositum später oft Umdeutungen erfahren. Die mhd. belegte Form atigêr ist unerklärt. Eine Entlehnung aus dem Nd. ist nicht auszuschließen, aber das Wort ist weder im As. noch im Mnd. belegt. Das erste Element germ. *at- und auch *and- bezeichneten die Bewegung des Speeres gegen den Feind. Das Zweitglied gēr zu urgerm. *aza- geht zusammen mit griech. χαĩος ‘Hirtenstab’ und gall.-lat. gaisum, gall.-griech. γαĩσον ‘Wurfspeer’ auf uridg. *ĝhaso- oder ĝheh2iso- zurück. Literarische Werke: nicht belegt. EWA. I, 408f. (azgēr), EWA. IV, 168ff. (gēr); KFW. I, 765; Lexer I, 108; MHW. I, 385; SAW. I, 300 (gêr); Sch.GlW. I, 240; StWG. 39 (azgēr), 436 (netgēr). Im Wörterbuch von Georges wird in dem Artikel sparus vermerkt, dass diese Jagdwaffe nur im Notfall als Waffe gebraucht wurde (vgl. Hüpper-Dröge 1983, 324: ‘Wurfspeer’). Die Bedeutungsangabe zur glossierten Stelle Sallusts als nhd. ‘Lanze’ im KFW. I, 765 und im Sch.GlW. I, 240 ist nicht zutreffend; die Vergesellschaftung der zwei lat. Lemmata (sparus und lancea) erlaubt nur die Angabe, dass hier eine Stangenwaffe gemeint ist. Eine Lanze fungierte aber schon immer im Kampf als schwere Stoßwaffe, nur ihre Ausformung änderte sich in den verschiedenen Epochen (vgl. die Flügellanze der Karolingerzeit und die Lanze des hohen Mittelalters). Das lat. Lemma catēia bei Vergil bedeutet eigentlich eine Art Keule der Gallier und Germanen (vgl. Georges 1,1031) und ist mit einem Beleg aus dem 12. Jh. vertreten. Der Kompilator der Handschrift hat die bei Vergil erschienene Stelle cateias mit gallica tela erweitert und nimmt vermutlich dabei einen Bezug auf Isidors Etymologien; diese Wurfkeule wird dort näher beschrieben (vgl. Hüpper-Dröge 1983, 323f.). Die glossierte Stelle zu Vergil gibt zusätzlich einen Anhaltspunkt zur Verwendung des Speeres und die Glossierung scheint auch logisch zu sein, da es sich hier eigentlich um eine gallische Wurfwaffe handelt, die wiederum die Glossierung zum Wurfspieß bzw. Speer ermöglicht. Das ahd. Lexem wurde im Summarium Heinrici, Fassung (a2) seit dem Ende des 12. bis in das 13. Jh. zu lat. acīnacēs glossiert; so auch das Sachglossar zu den Waffenbezeichnungen aus dem Ende des 12. Jhs. Das lat. Bezugswort acīnacēs ermöglicht im klassischen

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Latein einen Bezugspunkt zur orientalischen Bewaffnung, denn ihre eigentliche Bedeutung lautet: kurzer, krummer Säbel der Perser, Meder und auch der Skythen (vgl. Georges, 1,84). Das lat. Lexem wurde über das Griechische aus dem mittelasiatischen Raum ins Latein entlehnt (Hüpper-Dröge 1983, 322f.). Laut D. HüpperDröge bezeichnete das lat. Lemma des Weiteren aufgrund der Bedeutungserweiterung im Mlat. nicht nur ausschließlich den östlichen Schwerttyp, sondern fungierte als Oberbegriff für verschiedene Schwerttypen, darüber hinaus bezeichnete es eine Wurfwaffe, den Speer (vgl. Hüpper-Dröge 1983, 323). Der von D. Hüpper-Dröge zitierten Quelle (Mlat.Wb. 1,118) ist eine Bedeutungserweiterung des Lemmas im Mlat. jedoch nicht zu entnehmen. In der aus dem 13. Jh. stammenden Handschrift aus Graz wird zusätzlich das lat. Lemma gladius hinzugefügt, das ahd. Wort wurde aber verschrieben (vgl. KFW. I, 765). Die im Summarium Heinrici (b- und dFassung) überlieferte Glosse zu ferrea (h)asta soll die Bedeutungsangabe einer schweren Stoßlanze ermöglichen, die außer einer Eisenspitze auch einen metallenen Schaft hatte (Hüpper-Dröge 1983, 323). Beim ahd. Lexem netgēr st. m. handelt sich um ein ahd. Wort, das ausschließlich im Glossar Id. in der Oxforder Handschrift Jun. 83 überliefert wurde. In den literarischen Werken gibt es für das Lexem keinen Beleg. D. Hüpper-Dröge behandelt das Wort auch nicht, obwohl zwei weitere Jagdwaffentypen, ahd. weidespioz und ahd. weidemezzer in ihre Studie Eingang fanden. Der Eintrag des Lexems im Sch.GlW. bei ahd. azgēr st. m. ist nicht nachvollziehbar. Die Bedeutungsangabe im Sch.GlW. ist aufgrund des zugrunde liegenden Lemmas sparus als ‘Wurfspeer’ fraglich. Allgemein ist die Bedeutungsangabe ‘Wurfspeer’ in den verwendeten Hilfsmitteln sowohl semantisch als auch waffenterminologisch irrig: Der Lautkörper Speer beinhaltet bereits die Zweckbestimmung der Waffe zum Werfen (vgl. hierzu nhd. Arbeitslaboratorium, Schneidemesser usw.: freundliche Mitteilung von Prof. Dr. Falko Daim, Römisch-Germanisches Zentralmuseum, Mainz). ballestar st. n. ‘Schleuder-, Wurfmaschine; von der Balliste abgeschleudertes Wurfgeschoß’ Lateinische Lemma(ta): ballista (auch bālista) ‘Schleudermaschine, Wurfmaschine, Ballista’, meton. ‘Wurfgeschoß, Wurfstein’ (Georges 1,781f.); falārica ‘ein großer Speer’ (Georges 1,2674f.), mlat. falarica ‘Wurfspeer, Brandpfeil’ (Mlat.Wb. 4,45); tēlum ingens ‘großes Wurfgeschoß’ zu tēlum ‘Fernwaffe, Wurfwaffe, das Geschoß, der Spieß’; später ‘jede Angriffswaffe, Schwert, Dolch, Axt’ (Georges 2,3041) und zu in-gēns, gentis (zu gens ‘Geschlecht’) ‘sehr groß (stark), gewaltig’ (Georges 2,262). Glossen zu biblischen Schriften: I, 689,1 u. A. 1 I. Maccabaeorum 6,20: Balistas pallastar Karlsruhe, BLB. Aug. CXXXV; BStK.-Nr. 303, f. 105r, 22

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I, 696,8 I. Maccabaeorum 6,20: Balistas ballestar Würzburg, UB. M. p. th. f. 3; BStK.-Nr. 978, f. 66rb, 20 [Frank 1984, 21,20] Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 11,3 Aldh. laud. virg. 11,19: Ballista ballastar Würzburg, UB. M. p. th. f. 21; BStK.-Nr. 985, f. 8r, 2 [Frank 1984, 98]; Ballista balastar Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek Cod. Guelf. 365 Helmstadiensis; BStK.-Nr. 965, f. 6r, 28 [Frank 1984, 98f. u. A. 19] Glossare: HSH. I, 352,79 [= StSG. III, 160,44; SH A De astis]: Falarica est telum ingens ger vel balster Wien, ÖNB Cod. 2400; BStK.-Nr. 945, f. 82v, 23; Falarica est telum ingens ger vel balster München, BSB. Clm 2612; BStK.-Nr. 461, f. 60vb, 21; Falarica est telum ingens ger vel balster Trier, StadtB. 1124/2058 (früher 31); BStK.-Nr. 882, f. 57r, 24; Falarica est telum ingens ger vel balster Einsiedeln, StiftsB. cod. 171 (688); BStK.-Nr. 118, p. 105, 7; Falarica telum ingetis ger vel balster Prag, Universitní knihovna, MS XXIII E 54 (früher: Prag, Fürstlich Lobkowitzsche Bibliothek 434); BStK.-Nr. 786, f. 48v, 9 HSH. I, 352,79 De Armis: Falarica est telum ingens ger vel balster Erlangen, UB. Erlangen – Nürnberg Ms. 396; BStK.-Nr. 145, f. 82vb, 8 [Sch.GlW.: baster] HSH. II, 94,187f. [= StSG. III, 215,34; SH B De armis]: Falarica ger vel balster est telum ingens St. Blasien, StiftsB., verschollen; BStK.-Nr. 68 [Neu. BM] Alph. Gl.: phalarica Balster Königswart (Kynžvart), Schlossbibliothek [unter Verwaltung der Bibliothek des Nationalmuseums (Knihovna Národního Muzea) Prag] 20 G 22 Ms 57; BStK.-Nr. 788a, f. 83r, marg. n. Z. 10 [Neu. BM] Alph. Gl.: falarica Balstir ebd., f. 34v, marg. Datierung: 2. Drittel 9. Jh.–14. Jh. Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: Das MHW. führt das Lexem balster Subst. ‘Speer, (brennendes) Wurfgeschoß einer Wurfmaschine, Brandpfeil’ an, da dieses Wörterbuch die Belegstelle aus dem Summarium Heinrici (SH I, 352,79 und II, 94,187) auswertet. Das EWA., das die Glossen des Summarium Heinrici zum Ahd. zählt, vermerkt, dass dieses Wort im Mhd. und Nhd. nicht mehr existiert, da das Wort mit dem Verschwinden der bezeichneten Sache untergegangen sei. Bei Lexer ist das Lexem nicht verzeichnet. Im Nhd. fachspr. Balliste f. ‘antikes Wurfgeschütz’. Weitere Bildungen im Nhd. sind Ballistik f. ‘die Lehre von der Bewegung geschleuderter oder geschossener Körper’ und ballistisch (adj.). Wortbildung: Simplex. Etymologie: Lehnwort. Es finden sich keine entsprechenden Bildungen in den anderen germ. Einzelsprachen; das ahd. Wort ist anscheinend eine Entlehnung aus lat. ballistārium, das auf lat. ballista ‘Wurfmaschine’ zurückgeht, entlehnt aus griech. *βαλλιστής.

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Literarische Werke: nicht belegt. Duden 229; EWA. I, 443; KFW. I, 797; MHW. I, 417; SAW. I, 1210 (Einzeleinträge: ballestar); Sch.GlW. I, 259; StWG. 41, 790. Die Glossen aus dem 9. Jh. zum I. Maccabaeorum, wo die Belagerung der Burg von Jerusalem mit Belagerungsmaschinen durch Judas erzählt wird bzw. zu Aldhelm (im bildhaften Vergleich) aus dem zweiten Drittel des 9. Jhs. wurden zu lat. ballista in der Bedeutung ‘Wurf-, Schleudermaschine, Balliste’ (KFW. I, 797), ‘Katapult’ (Sch.GlW. I, 259) glossiert. Die Wolfenbütteler Handschrift ist eine Abschrift der Würzburger Handschrift; Entstehungszeit und Ort der Glossierung sind nicht bekannt (BStK. 4,1833). Allerdings resultiert aufgrund der Glossierung in der Würzburger Handschrift für die Wolfenbütteler eine post quem-Datierung der Glossen nach dem zweiten Drittel des 9. Jhs. Die Lexeme in der A-Fassung des Summarium Heinrici in fünf Handschriften wurden im Abschnitt De astis (= De hastis) zu lat. falarica in der Bedeutung ‘von der Balliste abgeschleudertes Geschoß, Brandpfeil’ glossiert (KFW. I, 797). Das lat. Lemma erfuhr im Mlat. eine Bedeutungserweiterung; neben dem Speer wurde mit dem lat. Lexem auch der Brandpfeil bezeichnet (Mlat.Wb. 4,45). Entsprechend glossierte man dazu ahd. gēr ‘Speer’ und ballestar ‘Wurfgeschoß’. Das ahd. Lexem wurde in der alphabetisch angeordneten Fassung des Summarium Heinrici nicht mehr tradiert. bara f. ‘kleiner Rundschild’ Lateinische Lemma(ta): parma ‘kleiner, runder Schild’ (Georges 2,1480). Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 22,18 Aldh. oct. princ. 203,21: Parmarum párono München, BSB. Clm 19440; BStK.-Nr. 665, p. 100a, 19 Datierung: um 1000 und 11. Jh. Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: – Wortbildung: Simplex. Etymologie: Ahd. bara in der speziellen Bedeutung ‘Rundschild’ steht allein in den germ. und in den außergerm. Einzelsprachen. Verwandt ist möglicherweise die anord. Ableitung mit Diminutivsuffix berlingr ‘kleiner Balken (in einem Fahrzeug)’ sowie das Kompositum aisl. berlingsáss ‘dicker Stock’, deren Grundwort auf die idg. Wurzel *bher- ‘mit einem scharfen Werkzeug bearbeiten, (entzwei)schneiden, spalten’ zurückgeführt werden kann. Wenn ahd. bara auf eine germ. Grundform *barō (< *bhorā) ‘ (Entzwei)Schneiden, Spaltung’ mit der spezifizierten Bedeutung ‘(mit scharfem Werkzeug bearbeitetes) Stück Holz’ oder ‘abgespaltete Scheibe’ zurückgeht, dann wäre ihre beste

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Parallele ahd. skilt, das zur Wurzelform *skel- ‘spalten’ gehört. Auch ahd. brort (vgl got. fotu-baurd ‘Fußbank’) und ahd. linta (vgl. lit. lentá ‘Brett’) könnten einen ähnlichen Bedeutungswandel durchgemacht haben. Keine befriedigende Etymologie. Lehnwort (?). Literarische Werke: nicht belegt. EWA. I, 467ff., KFW. I, 811; SAW. I, 1210 (Einzeleinträge: bara); Sch.GlW. I, 265; StWG. 42. Das Hapaxlegomenon begegnet uns in Clm 19440 aus dem 10./11. Jh., die zu Aldhelm glossiert wurde; hier heißt es: „[virtutes quoque] parmarum [testudine sumpta saeva profanorum contundunt tela sparorum] (in: KFW. I, 811) d. h. „mehrere Schilde [bilden] beim Kampf zwischen Tugenden und Lastern in übertragendem Sinne ein ‘Schilddach’“ (in: EWA. I, 467). Die Seltenheit und das frühe Verschwinden des Wortes könnte durch die Sache, d. h. durch die weitere Entwicklung der Waffentechnik verursacht worden sein (EWA. I, 469). An dieser Stelle ist zu erwähnen, dass der Glossator bei der Glossierung bemüht war, dass zugrunde liegende Lemma sinngemäß und grammatisch korrekt zu wiedergeben. Eventuell handelt es sich um eine Verschreibung oder Verlesung von párono als parmo zu lat. parma. Wenn dies der Fall sein sollte, handelt es sich um ein Lehnwort. Entgegen der unbefriedigenden Etymologie des ahd. Lexems bietet eine weitere Möglichkeit, dieses als Lehnwort vom lateinischen Lexem, baro ‘Mietsoldat’ (Georges 1,791), abzuleiten. In diesem Falle wäre die Bezeichnung des Schildträgers auf den Schild übergegangen. Die sprachgeographische Bestimmung des Lexems als bair. würde diesen Vorschlag auch unterstützen: Bei der Ethnogenese der Baiern ist eine bemerkenswerte römische Kontinuität zu verzeichnen. Das frühe Verschwinden des Lexems würde mit dem Untergang der römischen Ethnie im Einklang stehen und erklären, warum sich dieses Wort mit vielen weiteren Lehnwörter romanischen Ursprungs nicht dauerhaft im Bair. etablieren konnte (freundliche Mitteilung von Prof. Dr. Klaus Wolf, Universität Augsburg). Das ahd. Lexem wurde weder bei Hüpper-Dröge (1983) noch Maschke (1926) behandelt. barta sw. f. ‘Streitaxt’ Lateinische Lemma(ta): clāva ‘Keule’ (Georges 1,1201), mlat. clava ‘Keule’ (Mlat.Wb. 2,704f.). Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 515,53 Prud. Ham. 402: Clauam pbrtxn. (Ed.: d. h. partun) ł chplbfn Einsiedeln, StiftsB. cod. 316 (606); BStK.-Nr. 129, f. 154v, 15 (Sch.GlW.: parta [G.]) Datierung: 10. oder 11. Jh.

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Weitere Bedeutung(en): Zimmeraxt; Beil; Schnitz- und Böttchermesser (KFW.); entgegen der Bedeutungsangabe Böttchermesser s. Tiefenbach 1983, 721f. Diachrone Verbreitung: Mhd. barte sw. f. ‘Beil (als Werkzeug und Waffe), Streitaxt’; frühnhd. barte f. (vereinzelt m.) ‘beilartiges Instrument für unterschiedliche Zwecke und unterschiedlicher Form’ (als Waffe zum Stechen, Schlagen oder Werfen belegt; als Werkzeug des Metzgers; als Ehrenzeichen des Bergmanns als eine Art Hacke, Haue); nhd. veraltend nhd. Barte f. ‘breites Beil; Axt (als Waffe)’; obd. und md. (fränk. und schwäb.) Barten f. ‘das Beil’ besonders in Komposita wie Fleischbarten f. auch Hackbärtlein n., Langbard ‘Lanze’, Spitzbarten, Wurfbarten. Wortbildung: Substantivbildung zu bart ‘Bart’. Kompositionen, die mit barta gebildet wurden, sind. ahd. helmbarta; mhd. helmbarte. Etymologie: Erbwort. Entsprechungen fast in allen germ. Einzelsprachen: as. barda, mnd. bārde; andfrk. barda, mndl. barde, baerde m., nndl. baars; im Ae. nicht nachzuweisen; anord. barða, nisl. barða ‘Hammer um Stockfisch zu klopfen’, ndän. nschwed. bard(e). Im Got. textbedingt nicht belegt; im Langob. eventuell in Eigennamen wie Pardo (8. Jh.). Die Wortfamilie von ahd. barta ist spezifisch germanisch; die außergerm. Sprachen weisen nur aus dem Germ. entlehnte Bildungen auf. Entweder ist ahd. barta, germ. *barđon auf *bherdh- ‘schneiden’ zurückzuführen oder es ist eine relativ späte, sekundäre Ableitung vom idg. Erbwort *bhardhos ‘Bart’; einer vom Germ. ausgehende Bezeichnung einer typisch germ. und vielgebrauchten Axt. Für die zweite Möglichkeit sprechen die semantischen Parallelen im Nordgerm. (z. B. aisl. skeggøx ‘Bartaxt’, vgl. mndl. bardackse). Entlehnte Formen sind auch türkisch barda und ungarisch bárd ‘Streitaxt, Richtbeil’ (> rumänisch bardă ‘Zimmeraxt’). Literarische Werke: ahd. parta, parte sw. f. ‘Axt’ Notker. Duden 234; EWA. I, 490ff., FWB. 3,34ff.; KFW. I, 827f.; Lexer I, 131f.; MHW. I, 445f.; SAW. I, 44 (bart); Schmeller I, 283; Sch.GlW. I, 272ff. ‘Axt, Beil’; Sch.W. 93; StWG. 43, 790. In der Handschrift ZüZB Ms. Car. C. 164 (BStK.-Nr. 1008) wird zu lat. clava nur cholben glossiert (StSG. II, 515,53f.: Clauam () cholben). Zeit und Ort der Glossen sind unbekannt, aber die Entstehungszeit des Codex ermöglicht eine post quemDatierung nach dem 10. Jh. (BStK. 4,1904). Der Glossator aus dem 10./11. Jh. dachte wahrscheinlich an die Streitaxt und nicht an die Keule bei der Glossierung zu Prudentius (KFW. I, 828). Die Bedeutungsangabe des zugrunde liegenden Lemmas umschreibt einen Waffentyp, welcher bei der Kriegführung als Wurfwaffe (Wurfkeule) benutzt wurde; dafür spricht auch die Bedeutung des lat. Lemma. Deshalb ist die Bedeutungsangabe im Sch.GlW. ‘Axt’ nicht nachvollziehbar. Trotz der Bedeutungsan-

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gabe im SAW. und im Sch.GlW., die eher ein Werkzeug umschreiben, wurde das Wort in das „Wörterbuch der Waffenbezeichnungen“ aufgenommen. Als Bezeichnung „… für eine in kriegerischer Zeit besonders wichtige Waffe …“ (EWA. I, 491) hat das Wort in vielen germ. Einzelsprachen seine Entsprechungen. Allerdings stellte in den meisten Glossierungen ahd. barta eine kurzstielige Axtart mit beilartiger Schneide dar; seine vorrangige Zweckbestimmung galt als Werkzeug der Metzger und der Zimmermänner (Beck 1973, 535). Vgl. die Stangenwaffe Hellebarde (auch Halmbarte), die aus Spieß und Axt entwickelt wurde und dem Fußvolk des späten Mittelalters als Hiebwaffe diente (vgl. Schmidtchen 1990, 188 und Kortüm 2010, 156). beinberga st. sw. f. ‘Beinschutz aus Leder, Beinschiene aus Metall’ Lateinische Lemma(ta): arma crūrium ‘Beinschutz’ zu arma ‘Wehr und Waffe’ (Georges 1,575ff.), mlat. arma ‘Kriegsgerät, Waffe(n), Bewaffnung, (Aus-)Rüstung’ (Mlat.Wb. 1,956ff.) und zu [crus] crūs ‘Unterschenkel; Bein’ (Georges 1,1774f.); calceāmentum (auch calciāmentum) ‘Fußbekleidung, Schuhe’ (Georges 1,917); ocrea ‘metallene Beinschiene für den Unterschenkel, Beinharnisch, Beinschutz aus Leder’ (Georges 2,1307); ōs ‘Antlitz, Gesicht’ (Georges 2,1409f.); [tībia] ‘Schienbein, Schienbeinknochen’ (Georges 2,3121); tībiālia ‘Binden um das Schienbein’ (zum Warmhalten getragen) (Georges 2,3121), tibialia (Pl.) ‘Beinschiene’ (GLAN. 665). Glossen zu biblischen Schriften: I, 286,18 I. Regum 17,6: Ocreas peinperga Oxford, BL. Jun. 25; BStK.-Nr. 725 (I), f. 99vb, 10; Ocreas peinperga Karlsruhe, BLB. Aug. IC; BStK.-Nr. 296 (II), f. 89vb, 6. 7 I, 297,26 u. A. 13 I. Regum 17,6: Ocreas bem birga (Ed.: l. beinbirga) Paris, BN. lat. 2685; BStK.-Nr. 741, f. 60ra, 20 [Sch.GlW.: bembirga] I, 392,36 Ocrea peinperga St. Gallen, StiftsB. 295; BStK.-Nr. 223, p. 152, 4 I, 401,12 I. Regum 17,6: Ocreas peinga München, BSB. Clm 18140; BStK.Nr. 637, f. 32rb, 31; Ocreas peinga München, BSB. Clm 14584; BStK.-Nr. 600 (II), f. 133v, 30 marg.; Ocreas peinga Engelberg, StiftsB. Codex 66 (früher 4/11); BStK.-Nr. 138, f. 17r, 11; Ocreas beinga Stuttgart, WLB. HB IV 26 (früher Herm. 26); BStK.-Nr. 867, f. 17r, 29; Occreas beinbirga Zürich, ZB. Ms. Rh. 66; StSG. 654, BStK.-Nr. 1015; BStK.-Nr. 1015, p. 29, 16; Ocreas Peinga ł ledirhosa München, BSB. Clm 4606; BStK.-Nr. 486, f. 109r, 17 I, 407,1 I. Regum 17,6: Ocreas peinga München, BSB. Clm 19440; BStK.-Nr. 665, p. 103, 31 [Davids 2000, 54, Nr. 18: Ocreas tibiales. acrurib, / dicte peinga = peinperga] I, 407,35 I. Regum 17,6: Ocrea beinbirga (Ed. ocreas Vulg.) Karlsruhe, St. Peter perg. 87; BStK.-Nr. 324, f. 65va, 26 [Wadstein 1899, 75b, 12]; Ocrea béinbírega St. Gallen, StiftsB. 292; BStK.-Nr. 221, p. 31, 8

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Wörterbuch der althochdeutschen Waffenbezeichnungen

I, 408,26 I. Regum 17,6: Ocreas peinperga Karlsruhe, BLB. Aug. IC [f. 105–108]; BStK.-Nr. 296 (III), f. 105v, 26. 27 I, 801,30 (StWG. fälschlich I, 901,30) I. Regum 17,6: Ocreas peinga. háhla München, BSB. Clm 14747; BStK.-Nr. 611, f. 96v, 7 IV 266,15 I. Regum 17,6: Ocreas benb’ga Goslar, Stadtarchiv, vorl. Nr. B 4374 (früher 2); BStK.-Nr. 266, f. 114vb, 8 IV, 267,37 I. Regum 17,6: Ocrea beinga Rom, BV. Pal. lat. 288; BStK.-Nr. 798, f. 60ra, 12 Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 23,56 Aldh. oct. princ. 214,18: Ocreis peinga München, BSB. Clm 19440; BStK.-Nr. 665, p. 102a, 17. 16; () ocreis. beinberga St. Gallen, StiftsB. 242; BStK.Nr. 208, p. 165, marg. n. Z. 2 II, 374,2 Prisc. Inst. 36, 16: Ossa. ocreę peinperga Wien, ÖNB Cod. 114; BStK.Nr. 892, f. 4v, marg. o., 6 II, 623,5 Sed. (Ed.: unbekannte Schrift): Ocrea beinberga Karlsruhe, St. Peter perg. 87; BStK.-Nr. 324, f. 94ra, 38 [Wadstein 1899, 87a, 29]; Ocrea beinbirega St. Gallen, StiftsB. 292; BStK.-Nr. 221, p. 193a, 7 II, 711,47 Verg. Aen. VII, 634: Ocreas beiberegěn Paris, BN. lat. 9344; BStK.Nr. 752, f. 123r, marg. r. quer n. Z. 14. 15 II, 713,8. 9 Verg. Aen. VIII, 624: () Tibia crus dicitur. inde tibialia [ocrea] beinberWgun ebd., f. 135r, marg. r. quer n. Z. 7. 8. 9 Glossare: HSH. I, 333, 264 [= StSG. III, 152,18. 44; SH A De calciamentis]: Ocreę dicta tibialia calciamenta ledirhosin vel beinberga Einsiedeln, StiftsB. cod. 171 (688); BStK.Nr. 118, p. 97, 14 [Sch.GlW.: beinerga; StSG.: beinga]; Ocreę dicta tibialia calciamenta ledirhosun vel bainberga Trier, StadtB. 1124/2058 (früher 31); BStK.-Nr. 882, f. 53r, 15. 16 ; Ocreę dicta tibialia calciamenta lederhosen vel beinberga München, BSB. Clm 2612; BStK.-Nr. 461, f. 58rb, 35 [Sch.GlW.: beínberga; StSG.: lêderhôsen. uł beínberga]; Ocreę dicta tibialia calciamenta lederhosen vel beinberge Wien, ÖNB Cod. 2400; BStK.-Nr. 945, f. 79r, 22 HSH. I, 333,264 [= SH I, 333,6] De Calciamentis: Ocreę dicta tibialia calciamenta Ledirhosin vel beinberga Erlangen, UB. Erlangen – Nürnberg Ms. 396; BStK.Nr. 145, f. 81ra, 36 HSH. II, 389,106 [= StSG. III, 249,20; SH a2]: Ocreę arma crurium id est beinberga München, BSB. Clm 2612; BStK.-Nr. 461, f. 79va, 16; Ocreę arma crurium id est beinbsge Wien, ÖNB Cod. 2400; BStK.-Nr. 945, f. 110r, 8; Ocreę arma crurium id est beinberge [Sch.GlW.: beinberga]; Graz, UB. 859 (früher 42/34 4o); BStK.Nr. 269, f. 9vb, 25; Ocreę arma crurium id est beinberge Berlin, StPBK Ms. lat. 8° 93; BStK.-Nr. 53, f. 26v, 5. 6 HSH. II, 389,106 [= StSG. III, 282,47; SH b]: Ocreę arma curium id est beinberga Admont, StiftsB. 269; BStK.-Nr. 4, f. 60va, 12 [Sch.GlW.; StSG.: beīberga]

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HSH. II, 389,106 [= StSG. III, 304,67; SH d]: Occreę; arma crurium id est benberga Florenz, Biblioteca Medicea Laurenziana Plut. 16.5; BStK.-Nr. 151, f. 108rb, 17 HSH. II, 389, 106 [= StSG. III, 321,29; SH e]: Ocreę arma crurium id est beinberge Berlin, StBPK Ms. lat. 8° 445 (früher Prag, Fürstlich Lobkowitzsche Bibliothek 435, danach: Prag, Universitní knihovna, MS XXIII E 55); BStK.-Nr. 37, f. 24rb, 13 HSH. II, 389,106 [= StSG. III, 340,19; SH g]: Ocreę arma crurium beinberga München, BSB. Clm 17151; BStK.-Nr. 625, f. 16rb, 21; Ocree arma crurium beinberga München, BSB. Clm 17153; BStK.-Nr. 627, f. 56r, 3. 4; Ocree arma crurium beinberga München, BSB. Clm 17194; BStK.-Nr. 630, f. 201v, 15 SH: Ocrea beinbsga (lies beinberga) Köln, HA. W *91; BStK.-Nr. 345a, f. 22ra, 13 [Thies 1989, 176,11] III, 632,6 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Ocrea peinga Wien, ÖNB Cod. 1761; BStK.-Nr. 941, f. 119v, 5; Ocrea peinperga St. Gallen, StiftsB. 184; BStK.-Nr. 198, p. 261b, 11; Ocrea peinperega Erlangen, UB. Erlangen – Nürnberg B 22 (früher Ms. 2008); BStK.-Nr. 147, p. 2; Ocrea bæing München, BSB. Clm 14584; BStK.-Nr. 600 (I) [f. 1–124], f. 118v, 32 III, 634,46 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Ocrea peinga München, BSB. Clm 14689; BStK.-Nr. 604, f. 46v, marg. III, 635,20 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Ocrea peinga ebd., f. 46v, 16 III, 637,33 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Occreę peinberga Florenz, Biblioteca Medicea Laurenziana Plut. 16.5; BStK.-Nr. 151, f. 141ra, 13 [Scardigli 1987, 595: 13a: Occree peinperga] III, 637,44 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Ocree beinberga Schlettstadt, Bibliothèque et Archives Municipales Ms.7 (früher Ms. 100); BStK.Nr. 849, f. 123rb, 32 III, 660,15 Sachgl.: Oclea paimge Innsbruck, UB. 711; BStK.-Nr. 287, f. 25r, 6. 7 IV, 82,33 Gl. Salom. (a1): Ocree peinge München, BSB. Clm 17152; BStK.Nr. 626, f. 109rc, 10 IV, 153,7 Gl. Salom. (c): Ocreas, beinberge .t. London, BMMss. Add. 18379; BStK.-Nr. 391, f. 116ra, 7 IV, 206,37 Alph. Gl.: Ocrea, beinga Trier, Bibliothek des Priesterseminars Hs 61 (früher R. III. 13); StSG. 567, f. 107v, 33 IV, 216,54 Sachgl.: Ocrea bainberge Wien, ÖNB Cod. 804; BStK.-Nr. 926, f. 173r, 12; Ocrea bainberge Würzburg, UB. M. p. th. q. 60; BStK.-Nr. 998 (III), f. 104v, 13 Datierung: Beinschiene: Ende 8. Jh.–13. Jh.; Beinschutz aus Leder und Metall: 12. Jh.–14. Jh. Weitere Bedeutung(en): Beinkleid, Pluderhose der Perser; griechischer Schuh.

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Diachrone Verbreitung: Mhd. beinbe!rge sw. f. ‘(lederner) Beinschutz, Beinschiene’ (MHW.: HSH. I, 333,264), beinbe!rge st. f. ‘Beinschiene’ (Lexer); frühnhd. beinberg m. (?) ‘Beinschiene’ (Grundwort zu bergen ‘in Sicherheit bringen’); nhd. nicht belegt. Wortbildung: Determinativkompositum aus ahd. bein ‘Knochen, Gebein; Bein’ und berga zu bergan ‘(ver)bergen, schützen’. Etymologie: Mhd. beinberge; as. bēnberga; ae. bānbeorge (s. bein und bergan). Das Erstglied ahd. bein hat Entsprechungen in allen germ. Einzelsprachen, außer im Got. Im Germ. belegte Wörter lassen sich auf urgerm. *baina-, ursprünglich ‘Knochen’ zurückführen. Dieses aber steht im Idg. vereinzelt und ohne Etymologie. Meist wird das Wort mit aisl. beinn ‘gerade’ verknüpft. Das Zweitglied zu ahd. bergan, pergan ‘bergen, (auf)bewahren, (sich) verbergen’: Ein entsprechendes Verb ist in jeder germ. Einzelsprache belegt. Außergerm. und gesicherte Vergleiche beschränken sich auf das Balt.-Slav. Die germ. und balt.-slav. Wörter führen auf eine gemeinsame idg. Wurzel *bhergh- zurück. Literarische Werke: nicht belegt. EWA. I, 515f. (bein), I, 554ff. (bergan, pergan); FWB. 3,948f.; KFW. I, 847f.; Lexer I, 160; MHW. I, 529; SAW. I, 46f. (bein), I, 55f. (bergan); Sch.GlW. I, 283f.; StWG. 44, 791. Die Bedeutungsangabe ‘Beinharnisch’ (Sch.GlW.) für die Belegstelle IV, 309,8 Daniel 3, 94: Saraballa pein pe r ga. ł sarabara (Clm. 19440) ist nicht zutreffend; sowohl Davids 2000, 323, Nr. 1320 führt richtig ‘weite Beinkleider’ als auch KFW. ‘Beinkleid, Pluderhose der Perser’ an, wie es auch aus dem Beleg hervorgeht, vgl. saraballa zu sarabara ‘Pluderhose der Perser’ (Georges 2,2488). Auch die Bedeutungsangabe ‘Gamasche’ im Sch.GlW. für die lederne Beinbekleidung ist irreführend: Das Wort ‘Gamasche’ ist erst seit dem 17. Jh. im deutschen Wortschatz belegt (vgl. Kluge 330). Ein Vorschlag wäre ‘Beinbinde’. Die Bibelglossierungen zu I. Regum et ocreas aereas habebat in cruribus / Und er trug eherne Beinharnische an seinen Beinen übersetzen das lat. Lemma ocrea als metallenen Beinschutz aus dem Kontext heraus (Davids 2000, 54, Nr. 18). Die glossierten Stellen zu Aldhelm, De virg. 2854 erlauben jedoch diese Präzisierung nicht: [cruraque non careant] ocreis. Im klassischen Latein bezeichnete man mit ocrea sowohl den ledernen als auch den metallenen Beinschutz. Die bei E. Steinmeyer als unbekannte Schrift verzeichnete Stelle gibt KFW. I, 848 als De Graeca des Sedulius an. Bei der A-Fassung des Summarium Heinrici erscheinen die Glossierungen im Abschnitt ‘De Calciamentis’ und übersetzen das lat. Lemma mit dem Zusatz ‘Lederhose’. Entweder handelt es sich hier um eine Polsterung unter den Beinschienen oder um ein Kleidungsstück. Die alphabetisch erstellten Handschriften dagegen behalten die Glossierung zum metalle-

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nen Beinschutz. Der Sachglossar ‘Des Lebens Notdurft’ führt sie im Abschnitt ‘Waffen und Geräte’ auf. Die ahd. Bezeichnung einer Schutzwaffe wurde in den Glossen in zwei Bedeutungen glossiert, abhängig davon, wie die Bedeutungsangabe des glossierten Lemmas dies erforderte. Interessant ist aber die Tatsache, dass die Glossierung als lederner Beinschutz erst im 11. Jh. in der Handschrift Clm 18140 einsetzt, und parallel mit dem früher glossierten metallenen Beinschutz erscheint, der schon im 8.–9. Jh. in der Handschrift Aug. IC belegt ist. Dieser Umstand entspricht auch den Erkenntnissen der historischen Waffenkunde. beinburga st. f. ‘Beinschiene aus Metall’ Lateinische Lemma(ta): ocrea ‘metallene Beinschiene für den Unterschenkel, Beinharnisch, Beinschutz aus Leder’ (Georges 2,1307). Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 23, 56 Aldh. oct. princ. 214,18: Ocreis beinburgun Paris, BN. lat. 16668; BStK.Nr. 768, f. 38r, 27 Datierung: 10. Jh. Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: s. beinberga st. sw. f. Wortbildung: Determinativkompositum aus ahd. bein ‘Knochen, Gebein; Bein’ und burga zu (bergan) ‘(ver)bergen, schützen’. Etymologie: s. beinberga st. sw. f. Literarische Werke: nicht belegt. EWA. I, 516; KFW. I, 847f.; SAW. I, 46f. (bein), I, 55f. (bergan); Sch.GlW. I, 284; StWG. 44, 791. Es handelt sich bei beinberga st. sw. f. und beinburga st. f. um morphologische Varianten (zusammen: KFW.; EWA.; StWG.; StSG.), eine Trennung der ahd. Lexeme wurde entsprechend der Auflistung im Sch.GlW. vorgenommen, da die morphologischen Varianten eines Lexems nur in etymologischen Wörterbüchern zusammengefasst dargelegt werden sollten. beingiweri st. n. ‘Beinharnisch’ Lateinische Lemma(ta): ocrea in cruribus, in tibias zu ocrea ‘metallene Beinschiene für den Unterschenkel, Beinharnisch, Beinschutz aus Leder’ (Georges 2,1307) und zu [crus] crūs ‘Unterschenkel, Bein’ (Georges 1,1774f.) sowie zu [tībia] ‘Schienbein, Schienbeinknochen’ (Georges 2,3121).

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Glossen zu biblischen Schriften: I, 392,36 I. Regum 17,6: Ocreas [in cruribus, in tibias] beinguuueri (= V, 91,9 beingu|uueri) St. Paul, Stiftsarchiv 82/1 (früher: XXV d/82); BStK.-Nr. 779, f. 67v, 8. 9 Datierung: 10. Jh. Weitere Bedeutung(en): Beinschmuck, Beinschmuck (speziell für die Frau), Kniespange. Diachrone Verbreitung: Nicht belegt. Vgl. mhd. beinwât st. f. ‘Beinbekleidung’ (Lexer I, 160). Wortbildung: Determinativkompositum aus bein ‘Knochen, Gebein; Bein’ und dem Kollektivum giweri (Nominalpräfix gi- zu weri (= werien) ‘kleiden’). Etymologie: Das Erstglied ahd. bein s. beinberga st. sw. f. Das Zweitglied ahd. werien geht auf idg. *es- ‘kleiden’ zurück. Got. wasjan, ahd. werian, aisl. veria ‘kleiden’; ae. werian ‘Kleider tragen’. Literarische Werke: nicht belegt. EWA. I, 515f. (bein), I, 517 (Artikel beingiwâti); IEW. I, 1172f. (werian); KFW. I, 849f.; MHW. I, 531; SAW. I, 46f. (bein), I, 1103f. (werien1); Sch.GlW. I, 285; StWG. 44. Vgl. den Kommentar zu beinberga st. sw. f. bīhal st. n. ‘Streitaxt; Wurfbeil’ Lateinische Lemma(ta): bipennis ‘zweischneidige Axt, Doppelaxt’ (Georges 1,833), mlat. bipennis ‘zweischneidig, Streitaxt’ (Mlat.Gl. 37); mlat. bipellis (= bipennis) ‘zweischneidige (Streit-)Axt’ (Mlat.Wb. 1,1482f.); pīlum ‘Wurfspieß, das Pilum’ (Georges 2,1708). Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 515,63 Prud. Ham. 419: Pilis pigil Einsiedeln, StiftsB. cod. 316 (606); BStK.Nr. 129, f. 155r, 13 II, 673, 61 Verg. Aen. V, 307: Bipennem bihal München, BSB. Clm 305; BStK.Nr. 447, f. 115r, 11 II, 705,38 Verg. Aen. II, 479: () Bipenni biale Paris, BN. lat. 9344; BStK.-Nr. 752, f. 61r, marg. r. quer n. Z. 33. 34 II, 708,30 Verg. Aen. V, 313: () Bipennes bihil (Ed.: bipennem) ebd., f. 91v, marg. l. quer n. Z. 22 Glossare: [Neu. MaL] Alph. Gl.: pipennis pigel Engelberg, StiftsB. Codex 122 (früher 6/8); BStK.-Nr. 138c, f. 76v, 16

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[Neu. BM] Alph. Gl.: bibellis pigil Königswart (Kynžvart), Schlossbibliothek [unter Verwaltung der Bibliothek des Nationalmuseums (Knihovna Národního Muzea) Prag] 20 G 22 Ms 57; BStK.-Nr. 788a, f. 13v, marg. n. Z. 18 Datierung: 10. Jh./11. Jh.–14. Jh. Weitere Bedeutung(en): Beil, Axt; Henkerbeil; Zimmeraxt. Diachrone Verbreitung: Mhd. bîhel st. n. auch bîl(e), bîel ‘Beil, Axt’; frühnhd. beil n. (selten m.) ‘Beil, kurzstielige, kleine Axt, Doppelaxt’; nhd. Beil n. ‘Werkzeug; eine früher dem Beil ähnliche Waffe’. Wortbildung: Simplex. Vereinzelt nimmt ahd. billi ‘Schwert, Streitaxt’ die Stelle des Lexems ein (z. B. Hildebrandslied). Etymologie: Mnd. bīl, byl. Auch die ahd. Form ist von altir. bíail, biáil m. kaum zu trennen; walis. bwyall, bw(y)ell ‘Axt’. Die kelt. Wörter gehen auf idg. *bhijalis f. zurück, die germ. auf idg. *bhīklo- n. Für ahd. bīhal und anord. bíldr ist die germ. Grundform *bī- Þlavorauszusetzen. Literarische Werke: ahd. billi st. n. ‘Schwert, Streitaxt’ Hildebrandslied. Duden 252; EWA. II, 35–38; FWB. 3,912–915 (1beil); KFW. I, 1019f. (bīhal), I, 1020 (bīhala); Kluge 105; Lexer I, 271; MHW. I, 793; SAW. I, 60 (bîhal); Schmeller I, 229; Sch.GlW. I, 345f.; Sch.W. 96; StWG. 53, 792. Die Bedeutungsangabe ‘Pfeil’ zu der Textstelle II, 515,63 (Sch.GlW.) wurde in ‘Wurfbeil’ korrigiert (vgl. die Bedeutungsangabe des KFW. I, 1020). Ausschlaggebend hierfür war der Kontext, der in KFW. abgedruckt ist: „pigil [nec non terrificas] pilis [armare catervas te Chettaee iuvat]“ (KFW. I, 1020). Die restlichen Stellen, die hier aufgeführt sind und bei Sch.GlW. in der Bedeutung ‘Doppelaxt, Axt’ verzeichnet sind, wurden dem Lemma und Kontext entsprechend in ‘Streitaxt’ korrigiert. Vgl. auch die Angaben im KFW. Ahd. bīhala sw. f. wurde hier nicht verzeichnet, da es sich hier möglicherweise um eine eigene Bildung für eine Werkzeugbezeichnung aus bīhal handelt (vgl. KFW.). Für die Vergilstellen gibt KFW. durchgehend ‘Streitaxt’ an, wobei in der Vergilstelle II, 479 die Doppelaxt in der Verwendung als Werkzeug und nicht als Waffe erscheint. H. Tiefenbach führt für bīhal das Merkmal ‘Kürze des Stiels’ Est autem manubrio brevi aus Isidors Etymologien (XIX, 19,12) an (Tiefenbach 2009a, 1129 u. Anm. 18). H. Beck vermerkt, dass es im Ahd. „[…] sprachlich und begrifflich keine eindeutige Unterscheidung von Axt und Beil“ gab (Beck 1973, 535). Die neu aufgeführte Glosse bei Sch.GlW. entstammt einem alphabetischen Glossar aus der zweiten Hälfte des 13. Jhs. (Kurzfassung des Liber Glossarum); die Glossen wurden noch nicht ediert (BStK. 4,519).

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*blīda st. sw. f. ‘Wurfmaschine’ Lateinische Lemma(ta): fundibulum ‘Schleuder’ (Georges 1,2875); māchina ‘Maschine, Gerüst’; im Krieg: ‘eine Maschine zu Belagerungen’ (Georges 2,747f.); māchina bellica ‘Kriegsmaschine’ zu bellicus ‘zum Krieg gehörig, Kriegs-’ (Georges 1,802) und zu māchina (s. o.). Glossare: SH (Buch XI, Langfassung): Fundibula. machine bliden. Basel, ÖBU. B IX 31; BStK.-Nr. 34c, f. 212rb, 3 [Stricker 1989, 307, Nr. 218] Alph. Gl.: machina bellica, blide Karlsruhe, BLB. Aug. XC; BStK.-Nr. 324e, f. 201va, 36 [Mone 1839, 397a, 225; Sch.GlW.: blíde (Korr. BM)] [Neu. AW] Sachgl.: dachina [= machina] bleide Bern, BB. Cod. 723; BStK.Nr. 67b, f. 140r, 11 Datierung: Ende 13. Jh.–2. Viertel 15. Jh. (?). Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: Mhd. blîde st. sw. f. ‘Wurfmaschine, Steinschleuder’; nhd. fachspr. Blide f. ‘eine der größten und präzisesten Wurfmaschinen des Mittelalters’. Wortbildung: Simplex. Etymologie: Lehnwort. Anord. blíða f. ‘Wurfmaschine’; mnd. blīde < mlat. blida zu griech. *βαλίδα zu βάλλω ‘werfen’. Literarische Werke: nicht belegt. AEW. 44; Lexer I, 307; LexMa. II, 278 (Blide); MHW. I, 876 (2blîde); Sch.GlW. I, 427. St. Stricker gibt als Bedeutung ‘Steinschleuder’ zu jener Glosse an, die in der Langfassung des Summarium Heinrici überliefert ist. Hier wurde das Wort entsprechend der grammatikalischen Form des lat. Lemmas in Plural übersetzt. St. Stricker vermerkt, dass dieses Wort mit weiteren 13 der insgesamt 23 Interpretamenten, die ausschließlich in der Baseler Handschrift zum elften Buch des Summarium Heinrici überliefert sind, in die mittelhochdeusche Zeit weisen; die schriftliche Überlieferung dieser Worte beginnt erst im 13. oder 14. Jh. (vgl. Stricker 1989, 472). bogafuotar st. n. ‘Köcher für Bogen und Pfeile’ Lateinische Lemma(ta): gorytus ‘Bogenbehälter, Köcher’ (Georges 1,2952), mlat. gorytus ‘Köcher, Bogenfutteral’ (Mlat.Wb. 2,1959); pharetra ‘Köcher’ (Georges 2,1681). Glossen zu nicht biblichen Schriften: II, 716,3. 29 Verg. Aen. X, 169: Coritus (Ed.: goryti) dicitur proprie bogeuuoder Paris, BN. lat. 9344; BStK.-Nr. 752, f. 151v, marg. l. quer n. Z. 15. 16. 17

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Verg. Aen. X, 169: coriti, pharetra vel bogevoter Edinburgh, National Library of Scotland Adv. MS. 18. 5. 10; BStK.-Nr. 107, f. 30r, 2 [Mayer 1975, 26,1: coriti, pharetra vel bogevoter; Tiemensma-Langbroek 1976, 29, Nr. 48: Coritique leues humeris et letifer arcus, pharetra ł bogevoter; Langbroek 1983, 95, Nr. 76: Coritique leues humeris et letifer arcus, pharetra ł bogevoter; Langbroek 1995, 92. 93, Nr. 80: Coritique pharetra ł bogevuoter] Glossare: HSH. I, 353,91 [StSG. III, 161,8; SH A De sagittis]: Coritus bogefůter Trier, StadtB. 1124/2058 (früher 31); BStK.-Nr. 882, f. 57v, 4; Coritus bogofůter Einsiedeln, StiftsB. cod. 171 (688); BStK.-Nr. 118, p. 105, 16; Coritus bogefvter München, BSB. Clm 2612; BStK.-Nr. 461, f. 60vb, 33 [StSG.; Sch.GlW.: bogefvts]; Coritus *bogefut Wien, ÖNB Cod. 2400; BStK.-Nr. 945, f. 83r, 1 [StSG.; Sch.GlW.: bogefût]; Coritus bogifůter Prag, Universitní knihovna, MS XXIII E 54 (früher: Prag, Fürstlich Lobkowitzsche Bibliothek 434); BStK.-Nr. 786, f. 48v, 17 [Sch.GlW.: bogisnorfůter] SH. I, 353,3 = HSH. I, 353,91 De Sagittis: Coritus Bogofuoter Erlangen, UB. Erlangen – Nürnberg Ms. 396; BStK.-Nr. 145, f. 82vb, 20. 21 HSH. II, 94,192 [= StSG. III, 215,60; SH B De armis]: Coritus bogefůter St. Blasien, StiftsB., verschollen; BStK.-Nr. 68 III, 668,38 Sachgl.: Curitus pogiuoitir Innsbruck, UB. 711; BStK.-Nr. 287, f. 29r, 16 [Neu. BM] Alph. Gl.: coritus Bogits Königswart (Kynžvart), Schlossbibliothek [unter Verwaltung der Bibliothek des Nationalmuseums (Knihovna Národního Muzea) Prag] 20 G 22 Ms 57; BStK.-Nr. 788a, f. 23r, marg. n. Z. 9 Datierung: um 1000/Mitte 11. Jh.–14. Jh. Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: Mhd. bogevuoter, bocvuoter st. n. ‘Bogenfutteral, Köcher’; frühnhd. bogenfutter n. ‘Köcher für Pfeilgeschosse’; im Nhd. nicht belegt, vgl. nhd. Köcher m. Wortbildung: Determinativkompositum aus ahd. bogo zu biogan und fuotar. Etymologie: Ae. bogefōdder m. Erstglied bogo hat in allen germ. Einzelsprachen Entsprechungen: mnd. bōge; mndl. bog(h)e, booch, nndl. boog; afries. boga, nfries. bōge, bāge; ae. boga, me. bou(w)e, boge, ne. bow; aisl., nisl. bogi; nnorw. boge; ndän. bue; nschwed. båge; lapp. [norw.] boahkka ‘Bogen’; hierhin gehören auch air. boga ‘Bogen’ und krimgot. boga. Im As. nur im Kompositum swibogo ‘Schwibbogen’ erhalten. Die Wörter haben ihren Ursprung in dem urgerm. Verbalsubstantiv *uga(n) zu *eugan‘biegen’. Auch nhd. Bogen m. und mhd. boge ‘Bogen’ sind neben Sattelbogen und Regenbogen Bezeichnungen für die Bogenwaffe. Das Zweitglied fuotar ‘Hülle, Futteral’; mhd. vouter; nhd. Futter. Urgerm. *fōđra- < *pātró- entspricht aind. pắtra- n. ‘Behälter, Gefäß’. Es handelt sich um eine Ableitung auf idg. *-tro- zu idg. Wurzel *pā- ‘schützen’.

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Literarische Werke: nicht belegt. EWA. II, 225f. bogafuotar: I, 227 bogo und III, 642f. fuotar1; FWB. 3,730; KFW. I, 1245f.; Lexer I, 323; MHW. I, 918; REW. 210; Nr. 2273; SAW. I, 65f. biogan, I, 274 fuotar; Sch.GlW. I, 445; StWG. 68, 794. In der Handschrift Ed Adv. MS. 18. 5. 10 aus Edinburgh zu Vergils Aeneis hat der Glossator des 12. Jhs. das ursprünglich zur Verfügung stehende lat. Lemma pharetra aus dem 10. Jh. mit lat. gorytus ergänzt (vgl. Langbroek 1995, 153: „bogevoter […] wie auch pharetra kommentieren Coriti-, in Betracht auf ihr Lemma, beide inkongruierend; von den beiden ist wohl pharetra der frühere Kommentar.“). Hier zu beachten wäre die Tatsache, dass lat. gorytus und lat. pharetra in der Antike und somit im klassischen Latein einen Köchertyp bezeichneten, der bei nichtgriechischen bogenbewaffneten Völkern und auch bei den Skythen benutzt wurde (vgl. Oppermann 1972, 712). Dieser Köchertyp war mit einer Decke versehen, zum Schutz der im Köcher liegenden und gegen Nässe empfindlichen Bogen und Pfeile, im Gegensatz zu Köchertypen der nichtnomadischen Völker. Isidor bietet in den Etymologien im Abschnitt De Faretris eine Erklärung für pharetra und gorytus: „Faretra sagittarum theca, […] Coriti proprie sunt arcuum thecae, sicut sagittarum faretrae.“ (Lindsay 1985, Lib. XVIII. vii–ix.). Also ist Faretra das Behältnis der Pfeile. Coriti sind eigentlich Behältnisse für Bögen wie die faretrae für Pfeile (vgl. Möller 2008, 656). Entsprechend wurde in der A-Fassung des Summarium Heinrici corytus mit ahd. bogafuotar widergegeben; pharetra mit kochari. (vgl. Hildebrandt 1974, 353). Vom lat. Lemma und Kontext her ist die Glosse II, 143,17 (Schida) bogfode Can. conc. Afric. C, Leipzig, UB. Rep. II. 6; StSG. 261, BStK.-Nr. 384, unverständlich. Im KFW. wird vermutet, dass der Glossator (zweite Hand) scheda als deutsches Wort sceida ‘Hülle, Futteral’ aufgefasst hatte und durch bogfode präzisierte (KFW. I, 1246). Im Sch.GlW. ist die Belegstelle nicht verzeichnet. bogaskeid st. m. ‘Köcher für Bogen und Pfeile’ Lateinische Lemma(ta): gorytus ‘Bogenbehälter, Köcher’ (Georges 1,2952), mlat. gorytus ‘Köcher, Bogenfutteral’ (Mlat.Wb. 2,1959); pharetra ‘Köcher’ (Georges 2,1681). Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 666,44 Verg. Aen. X, 169: (Corithi) [pharetra] pogascheidi München, BSB. Clm 18059; BStK.-Nr. 634, f. 216ra, marg. l. n. Z. 47 Datierung: 11. Jh. Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: – Wortbildung: Determinativkompositum aus ahd. bogo zu biogan ‘biegen, beugen, krümmen, drehen’ und sceida zu sceidan ‘trennen, spalten’.

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Etymologie: Das Erstglied ahd. bogo: s. bogafuotar st. n. Das Zweitglied ahd. skeida geht auf idg. *(s)k(h)ed-, (s)k(h)e-n-d- ‘zerspalten, zerstreuen’ zurück; Dentalerweiterung zu *skĕi-t-; aisl. skeiđ f. ‘Weberkamm’, ‘Schwertscheide’ (Pl.); ae. skVđ, scēađ; ahd. sceida ‘Schwertscheide; Trennung, Grenze’. Literarische Werke: nicht belegt. EWA. II, 225f. (Artikel bogafuotar), I, 227 (bogo); IEW. I, 918f.; KFW. I, 1246; SAW. I, 65f. (biogan), I, 835ff. (sceidan); Sch.GlW. I, 445; StWG. 68. Die Vergilstelle X,169: gorytique leves umeris et letifer arcus: (leichte Köcher, über der Schulter hängend, und der todbringende Bogen), die bereits in den Handschriften Ed Adv. MS. 18. 5. 10 und PaBN lat. 9344 als ahd. bogafuotar st. n. glossiert wurde, erscheint hier als podascheidi (vgl. Langbroek 1995, 55). Die Bedeutungsangabe im KFW. ‘Bogenscheide’ ist anachronistisch und erfolgte aus der Glied-für-GliedÜbersetzung des Kompositums (KFW. I, 2246). Diese Glossierung schöpfte sicherlich auch aus Isidors Etymologien über die Köcherbezeichnungen. Vgl. den Kommentar zu ahd. bogafuotar st. n. *bogasnuor st. f. ‘Bogensehne’ Lateinische Lemma(ta): gorytus ‘Bogenbehälter, Köcher’ (Georges 1,2952), mlat. gorytus ‘Köcher, Bogenfutteral’ (Mlat.Wb. 2,1959). Glossare: HSH. I, 353,91 [= StSG. III, 161,10; SH A De sagittis]: Coritus bogi snŏr fůter Prag, Universitní knihovna, MS XXIII E 54 (früher: Prag, Fürstlich Lobkowitzsche Bibliothek 434); BStK.-Nr. 786, f. 48v, 17 Datierung: 13. Jh. Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: Neben mhd. bogensnuor st. f. ‘Bogensehne’ (Ottokars österreichische Reimchronik) ist im Mhd. noch ein Kompositum für die Bogensehne tradiert, vgl. mhd. bogenstrange sw. f. ‘Bogensehne’. Wortbildung: Determinativkompositum aus bogo zu biogan ‘biegen, beugen, krümmen, drehen’ und snuor ‘Schnur, Faden, Riemen, Band’. Mhd. Sprachstufe. Etymologie: Das Erstglied ahd. bogo: s. bogafuotar st. n. Das Zweitglied ahd. snuor ‘Schnur, Band, Seil’ geht vermutlich auf idg. *(snēp-), snōp-, snəp- ‘zu einem Strick zusammendrehen, Bund, Garbe’ und idg. *(s)ner- ‘drehen, winden’ zurück. Vgl. ae. snēr ‘Saite einer Harfe’ und aisl. snøri n. ‘gedrehtes Seil’. Literarische Werke: nicht belegt.

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EWA. II, 225f. (Artikel bogafuotar), I, 227 (bogo); IEW. I, 974ff.; KFW. I, 1246; Lexer I, 323; MHW. I, 918; SAW. I, 65f. (biogan), I, 891f. (snuor); Sch.GlW. I, 445 ‘Bogensehne’; StWG. 68. In der vorliegenden Glosse hat der Glossator (2. Hand) snŏr entfernt und fůter eingefügt. Dies könnte eventuell auf die Unaufmerksamkeit des Glossators hindeuten, da in der vorangehenden Zeile der Handschrift tatsächlich ahd. senawa ‘Bogensehne’ zu lat. corda glossiert wurde (vgl. StSG. III, 161,5ff. und ahd. senawa st. sw. f.). Das ahd. Wort ist das Ergebnis einer korrigierten Fehlglossierung für lat. gorytus, das richtig mit ahd. bogafuotar in den Parallelhandschriften glossiert wurde (vgl. KFW. I, 1246). Die Fehlglossierung ist nur der Edition der StSG. und dem Sch.GlW. zu entnehmen. bogenhuot st. m. ‘Bogenköcher’ Lateinische Lemma(ta): gorytus ‘Bogenbehälter, Köcher’ (Georges 1,2952), mlat. gorytus ‘Köcher, Bogenfutteral’ (Mlat.Wb. 2,1959). Glossen zu nicht biblischen Schriften: Stat. Theb. 4, 269: corytos. bogenhuot Leipzig, UB. Rep. I. 12; BStK.-Nr. 379, f. 39r, marg. o. [Klotz 1909, XXII; Sch.GlW.: bogenhvot (Korr. KS)] Datierung: wahrscheinlich 11. Jh. Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: – Wortbildung: Determinativkompositum aus bogo zu biogan ‘biegen, beugen, krümmen, drehen’ und huota ‘Wache, Bewahrung’ zu huoten ‘hüten’. Etymologie: Erstglied ahd. bogo: s. bogafuotar st. n. Das Zweitglied ahd. huota: Postverbale zu westgerm. *χōdie/a (zu huoten). Mhd. huote, huot, nhd. Hut; mnd. hXde, hōde, mndl. hoede, huede; afries. hōde. Literarische Werke: nicht belegt. EWA. II, 225f. (Artikel bogafuotar), I, 227 (bogo), IV, 1277 (huota); KFW. I, 1246; SAW. I, 65f. (biogan), I, 415 (huot); Sch.GlW. I, 445; StWG. 68. Das zweite Glied des Kompositums ahd. huota f. bedeutet u. a. ‘Wache, Bewahrung’. Wie bereits erwähnt, bezeichnet lat. gorytus einen steppennomadischen Köchertyp, der einen Deckel besaß (vgl. ahd. bogafuotar st. n.). Vielleicht wollte der Glossator dieses Wissen um die Bedeutung des lat. Lemmas wiedergeben oder es waren ihm auch Isidors Erläuterungen über den Köchertyp geläufig. Das KFW. vermerkt noch, dass am Rande dieser Glosse theca arcus angeführt ist (vgl. KFW. I, 1246).

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*bo(g)ia f. ‘Köcher für Bogen und Pfeile’ Lateinische Lemma(ta): gorytus ‘Bogenbehälter, Köcher’ (Georges 1,2952), mlat. gorytus ‘Köcher, Bogenfutteral’ (Mlat.Wb. 2,1959); thēca sagittarum ‘Pfeilköcher’ zu thēca ‘Hülle, Scheide’ (Georges 2,3102) und zu sagitta ‘Pfeil, Geschoß’ (Georges 2,2453). Glossare: Alph. Gl.: coritus teca sagittarum i. bogia Engelberg, StiftsB. Codex 122 (früher 6/8); BStK.-Nr. 138c, f. 32v, 20 [Bartsch 1873, 67,11] Datierung: 14. Jh. (Hs. in der ersten Hälfte des 14. Jhs. angelegt). Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: – Wortbildung: Simplex. Etymologie: Keine gesicherte Etymologie. Den Beleg sollte man eher zu bogo stellen und nicht zu dem nur einmal bezeugten boia ‘Halsfessel’. Vgl. ? boia f. ‘Halsfessel, Fessel’; zugrunde liegt lat. boia, das auch in den romanischen Einzelsprachen weiterlebt (EWA.). Literarische Werke: nicht belegt. BStK. 1,384; EWA. II, 227f.; Sch.GlW. I, 445. Das in einem alphabetischen Glossar überlieferte Lexem bezeichnet einen Köchertyp, der sowohl für den Pfeilköcher als auch für den Aufbewahrungsort des Bogens steht. Es stehen mindestens 170 Glossen im Kontext mit dem Liber Glossarum und auch diese Glosse schöpfte daraus (vgl. zum Inhalt: 1v–111r Liber Glossarum, in: BStK. 1,384). Eine vollständige Edition der Glossen steht noch aus (vgl. ebd.). Es handelt sich hier um ein nicht ahd. Hapaxlegomenon. bogo sw. m. ‘Bogen, die Waffe’ Lateinische Lemma(ta): arcus ‘Bogen’ (Waffe zum Abschießen der Pfeile) (Georges 1,549f.), mlat. arcus ‘Bogen(waffe)’ (Mlat.Wb. 1,907ff.). Glossen zu nicht biblischen Schriften: Verg. Aen. I, 318: habilem (arcum): bog. n Rom, BV. Pal. lat. 1631; BStK.-Nr. 836c, f. 57v, 19 [McCormick 1992, 34; Tiefenbach 2001, 99, Nr. 1] Glossare: HSH. I, 353,89 [= StSG. III, 161,3; SH A De sagittis]: Arcus Bogo Wien, ÖNB Cod. 2400; BStK.-Nr. 945, f. 82v, 30; [StSG.; Sch.GlW.: bôgo]; Arcus Bogo München, BSB. Clm 2612; BStK.-Nr. 461, f. 60vb, 31; Arcus Bogo Einsiedeln, StiftsB. cod. 171 (688); BStK.-Nr. 118, p. 105, 15; Arcus boge Trier, StadtB. 1124/2058 (früher 31); BStK.-Nr. 882, f. 57v, 3

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HSH. I, 353,89 (= SH. I, 353,1) Arcus Bogo De Sagittis. Erlangen, UB. Erlangen – Nürnberg Ms. 396; BStK.-Nr. 145, f. 82vb, 19 HSH. II, 94,192 [StSG. III, 215,58, SH (B) De armis]: Arcus bogo St. Blasien, StiftsB., verschollen; BStK.-Nr. 68 III, 350,8 SH (l): Arcus bogo Darmstadt, Hessische Landes- und Hochschulbibliothek 6; BStK.-Nr. 93, f. 99r, 13 [Wegstein 1985, 213,2] III, 359,44 Sachgl.: Arcus boge Wien, ÖNB Cod. 901; BStK.-Nr. 927, f. 29v, 7 III, 399,48 Gl. Hildegardis: Squair arcus bogo Berlin, StBPK Ms. lat. 4° 674 (früher Cheltenham, Bibliotheca Phillippica 9303); BStK.-Nr. 51, f. 60v, 14 III, 638,31 Sachgl., Des Lebens Notdurft, Waffen und Geräte: Arcus boge Wien, ÖNB Cod. 804; BStK.-Nr. 926, f. 183v, 1; Arcus boge Würzburg, UB. M. p. th. q. 60; BStK.-Nr. 998 (III), f. 105r, 19 Datierung: 9. Jh.–14. Jh. Weitere Bedeutung(en): Bogenförmiger Bauteil, bogenförmiges Bauwerk; Regenbogen; in der Geometrie: Halbkreis, Kreisbogen; Jagdgerät. Diachrone Verbreitung: Mhd. boge sw. m. st. m. ‘Bogen’ (Jagd- und Kriegswaffe) (MHW.); boge sw. m. ‘Bogen, die Waffe; Regenbogen; Gebäudeteil; gebogener Querbalken des Kreuzes; Bogen an einer Krone; astron., Abschnitt des Himmelskreisbogens; Umweg; Biegung (als Lagebezeichnung)’ (Lexer); frühnhd. bogen m.; boge, bog m. ‘krumme Linie, Krümmung, Kreisbogen, Kurve; bogenförmiger Bauteil, bogenförmiges Bauwerk; (aus einem biegsamen, mit einer Sehne bespannten Holzstab bestehende) Waffe zum Abschießen von Pfeilen; Gerät, Zierat aus gebogenem Metall; längster Rebenschössling eines Weinstocks; Gerte mit Schlinge zum Wild- und Vogelfang; Regenbogen; rechteckig zugeschnittenes Papier’; nhd. Bogen m. ‘gebogene Linie, Biegung; gekrümmtes Kurvenstück; gewölbtes Tragwerk’; in der Musik ‘Abkürzung für Haltebogen’ und ‘Abkürzung für Haltebogen’ mit Ross- oder künstlichen Haaren bespannter Stab (Pl); ‘alte Schusswaffe zum Abschießen von Pfeilen; Sportgerät; rechteckig zugeschnittenes Papier’. Wortbildung: Simplex. Verbalsubstantiv zu biogan ‘biegen, beugen, krümmen, drehen’; Kompositionen mit elin-, furi-, rant-, regan-, satal-, suui(b)bogo. Etymologie: Ahd. bogo hat Entsprechungen in allen germ. Einzelsprachen; anord. bogi m. ‘Bogen, Blutstrahl’; mnd. bōge; mndl. bog(h)e, booch, nndl. boog; afries. boga, nfries. bōge, bāge; ae. boga, me. bou(w)e, boge, ne. bow; aisl., nisl. bogi; nnorw. boge; ndän. bue; nschwed. båge; lapp. [norw.] boahkka ‘Bogen’. Hierhin gehören auch air. boga ‘Bogen’ und krimgot. boga. Im As. nur im Kompositum swibogo ‘Schwibbogen’ erhalten. Die Wörter haben ihren Ursprung in dem urgerm. Verbalsubstantiv *uga(n) zu

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*eugan- ‘biegen’. Auch nhd. Bogen und mhd. boge ‘Bogen’ sind neben Sattelbogen und Regenbogen Bezeichnungen für die Bogenwaffe. Literarische Werke: ahd. bogo, pogo sw. m. ‘Bogen, Halbkreis’ Notker. AEW. 47; Duden 304; EWA. II, 227; FWB. 3,726–729; KFW. I, 1247f.; Lexer I, 322; MHW. I, 915ff.; SAW. I, 65f. (biogan); Sch.GlW. I, 445f.; Sch.W. 100; StWG. 68, 794. Die folgenden Belegstellen sind im KFW. als Glossenwörter (zu pogo arcus), im Sch.GlW. in der Bedeutung ‘Bogen’ aufgeführt: III, 632,23; 634,45; 637,54; 668,34. IV, 35,35. V, 45,9. IV, 682,39 (?) Adespota: Arcus Bogen aus einer verschollenen Handschrift, in diesem Fall ist nicht gesichert, ob es sich um eine Glosse handelt (StSG.). Im Sch.GlW. lautet die Bedeutungsangabe der Glosse ‘Bogen’ (arcus Bogen). bolz st. m. ‘Schießbolzen, Wurfgeschoß’ Lateinische Lemma(ta): mlat. bultio ‘Geschoß von Bogen oder Armbrust, (Schieß-)Bolzen’ (Mlat.Wb. 1,1613f.); catapulta ‘Wurfgeschoß’ (Georges 1,1029), mlat. catapulta ‘Pfeil, (Schieß-)Bolzen, Spieß’ (Mlat.Wb. 2,363). Glossare: HSH. I, 353,95 [= StSG. III, 161,42; SH A De Sagittis]: Pulcio bolz Wien, ÖNB Cod. 2400; BStK.-Nr. 945, f. 83r, 5; Pulcio bolz München, BSB. Clm 2612; BStK.Nr. 461, f. 61ra, 1; Pulcio bolz Trier, StadtB. 1124/2058 (früher 31); BStK.-Nr. 882, f. 57v, 9; Pulcio bolz Prag, Universitní knihovna, MS XXIII E 54 (früher: Prag, Fürstlich Lobkowitzsche Bibliothek 434); BStK.-Nr. 786, f. 48v, 22; Pultio bozz Einsiedeln, StiftsB. cod. 171 (688); BStK.-Nr. 118, p. 105, 20 HSH. I, 353,95 (= SH. I, 353,7) De Sagittis: Pulcio bolz Erlangen, UB. Erlangen – Nürnberg Ms. 396; BStK.-Nr. 145, f. 82vb, 26 HSH. II, 94,194 [= III, 215,67; SH B De Armis]: Pulcio polz St. Blasien, StiftsB., verschollen; BStK.-Nr. 68 HSH. II, 200,02.3 [= StSG. III, 267,26; SH b]: Bulcio id est bolz München, BSB. Clm 3215; BStK.-Nr. 464, f. 4vb, 30; Bultio id est bolz Kiel, UB. Cod. Ms. KB 47; BStK.-Nr. 339, f. 4va, 3; Bulcio id est polz Admont, StiftsB. 269; BStK.-Nr. 4, f. 49rc, 18 HSH. II, 200, 02.3 [= StSG. III, 295,36; SH d]: Bulzio id est bolz Florenz, Biblioteca Medicea Laurenziana Plut. 16.5; BStK.-Nr. 151, f. 91ra, 21 SH (XI, alphabetisch; Langfassung): Bulcio. bolz. Basel, ÖBU. B IX 31; BStK.Nr. 34c, f. 210rb, 6 [Stricker 1989, 279, Nr. 65] III, 399,50 Gl. Hildegardis: Braliz bolz Wiesbaden, Hessische LB. 2; BStK.-Nr. 958, f. 463va, 15; Braliz bolz Berlin, StBPK Ms. lat. 4° 674 (früher Cheltenham, Bibliotheca Phillippica 9303); BStK.-Nr. 51, f. 60v, 14 III, 632,35 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Pulzio Polz Wien, ÖNB Cod. 1761; BStK.-Nr. 941, f. 119v, 12

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III, 634,43 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Polzio polz München, BSB. Clm 14689; BStK.-Nr. 604, f. 46v, marg. III, 635,24 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Pulcium polz ebd., f. 46v, 16 III, 637,50 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Bultio bolz Schlettstadt, Bibliothèque et Archives Municipales Ms.7 (früher Ms. 100); BStK.-Nr. 849, f. 123rc, 1 III, 638,1 u. A. 1 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Pultio polz Florenz, Biblioteca Medicea Laurenziana Plut. 16.5; BStK.-Nr. 151, f. 141ra, 16 [Scardigli 1987, 595: 16a] III, 638,46 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Pulzio polz Wien, ÖNB Cod. 804; BStK.-Nr. 926, f. 183v, 2; Pulzio polz Würzburg, UB. M. p. th. q. 60; StSG. 648, BStK.-Nr. 998 (III), f. 105r, 20 III, 639,44 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Catapulta bolz Wien, ÖNB Cod. 804; BStK.-Nr. 926, f. 181v, 1 III, 653,4 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Pulcio polz Rom, BV. Reg. lat. 1701; BStK.-Nr. 827, f. 2rf, 16 III, 668,43 Sachgl.: Cauter bulcio uł pulx polz Innsbruck, UB. 711; BStK.-Nr. 287, f. 29r, 18 IV, 41,27 Gl. Salom. (a1): Bulcio polz Zwettl, StiftsB. 1; BStK.-Nr. 1020, f. 29rd, 42; Bultio polz Wien, ÖNB Cod. 2276; BStK.-Nr. 944, f. 21vc, 49; Bulcio polz München, BSB. Clm 13002; BStK.-Nr. 558, f. 18vc, 36; Bulcio polz München, BSB. Clm 17403; BStK.-Nr. 632, f. 27rd, 26; Bultio polz Admont, StiftsB. 3; BStK.-Nr. 1, p. 42b, 40; Bulcio polz München, BSB. Clm 17152; BStK.-Nr. 626, f. 18vc, 43; Bulcio Polz Heiligenkreuz, StiftsB. 17; BStK.-Nr. 278, f. 46va, 16; Bulcio bolz München, BSB. Clm 22201; BStK.-Nr. 681, f. 21rc, 26; Bulcio bolz Prag, Knihovna Národního Muzea X A 11 (früher unsigniert); BStK.-Nr. 788, p. 37a, 41; Buclio pole Erlangen, UB. Erlangen – Nürnberg Inc. 1193 (Salomonis Glossae); BStK.-Nr. 1023, f. 25ra, 52 IV, 168,41 u. A. 10 Gl. Salom. (d): Catasta (Ed. falsches Lemma für Catapulta) polez München, BSB. Clm 23496; BStK.-Nr. 689, f. 2vb, 6 [Sch.GlW.: catapulta (?)] IV, 182,52 Alph. Gl.: Bulcio .i. sculpo (Ed.: colbo) polz Wien, ÖNB Cod. 1325; BStK.-Nr. 938, f. 54rb, 44 IV, 183,31 Alph. Gl.: Catapulta polz Melk, StiftsB. Nr. 592 (früher 969; davor K 51); BStK.-Nr. 432, p. 27, 36; Catabulta polcz Wien, ÖNB Cod. 1325; BStK.Nr. 938, f. 55rb, 24 IV, 190,33 Alph. Gl.: Catapulta polcz ebd., f. 90vb, 26 IV, 214,5 Sachgl.: Catapulta scoz polz Wien, ÖNB Cod. 804; BStK.-Nr. 926, f. 169r, 16 Sachgl.: Bulcio bolz. Lilienfeld, StiftsB. 228; BStK.-Nr. 1036, f. 29vc, 12 [B. Meineke 1990, 27, Nr. 78]

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[Neu. BM] Alph. Gl.: catapulta, sagitta, genus tale polcz München, BSB. Clm 14684; BStK.-Nr. 710ac, f. 78vb, 26 [Neu. BM] Alph. Gl.: pulta polcz ebd., f. 132va, 34 [Sch.GlW.: pulta (= catapulta?)] [Neu. BM] Alph. Gl.: bulcio polet ebd., f. 77va, 31. 32 Datierung: 11. Jh.–15. Jh. (?). Weitere Bedeutung(en): Brenneisen, chirurgisches Instrument, Marterwerkzeug; Pfahl, Pflock. Diachrone Verbreitung: Mhd. bolz st. sw. m. ‘gefiederter Pfeil (für Bogen und Armbrust); Stützbalken; Schlüsselrohr’ (MHW.), bolz st. m. ‘Bolzen’; bolze sw. m. ‘Schlüsselrohr’ (Lexer); frühnhd. bolz m. ‘(gefiederter) Pfeil für Bogen und Armbrust; dicker, runder Stift aus Holz oder Metall’; nhd. Bolzen m. ‘dicker, runder Metallschift, Geschoß der Armbrust’. Wortbildung: Simplex. Etymologie: Erbwort (?). Entsprechungen in älterer Zeit nur im Westgerm.: as. bolt ‘Bolzen, Stab, Pflugeisen (?); mnd. bolte ‘Bolzen, Pfeil, Eisenstab, großer Nagel; Fessel’; mndl. bout(e) ‘Bolzen, eiserner Nagel, Pfeil; Schenkel eines Tieres’, nndl. bout; ae. bolt ‘(Schieß-)Bolzen’, me. ne. bolt ‘Bolzen, Pfeil, Riegel’. Aus dem Mnd. sind nisl. bolti ‘Bolzen, Eisennagel’, ndän. bolt ‘Nietnagel, Eisenbolzen’, aschwed. bult, bolt, nschwed. bolt ‘Eisennagel’ entlehnt. Die Etymologie des Wortes bleibt unsicher, solange man nicht weiß, was die ursprüngliche Bedeutung von germ. *ulta(n)- vor der Einführung der Armbrust war. Pfeifer vermutet eine idg. Wurzel *bheld- ‘pochen, schlagen’. „Danach wäre Bolzen in seiner vorgeschichtlichen Bedeutung ein ‘Holznagel’, benannt nach dem Schall beim Einklopfen.“ (Pfeifer 157) Eine Parallele findet sich im aisl. bílda ‘eine Art Pfeil’. Diese Vermutung wird weiter unterstützt, da ahd. anabolz ‘Amboß’ eine Grundbedeutung zu ‘schlagen’ voraussetzt. Nach Kluge ist das Wort dagegen aus dem frühromanischen (cada-)bultjo ‘Bolzen, Pfeil’ entlehnt worden, das wiederum aus lat. catapulta f. ‘Wurfmaschine, Wurfgeschoß’ aus griech. katapéltēs ‘Schleudermaschine’ entlehnt wurde. Das EWA. stellt die plausible Abfolge der Wahrscheinlichkeit auf (1. ‘Schlagen, Stoßen’). Literarische Werke: nicht belegt. EWA. II, 234ff. (bolz2, polz2); FWB. 3,763f. (1bolz); KFW. I, 1256f.; Kluge 139; Lexer I, 324f. (bolz), I, 325 (bolze); MHW. I, 921f. (2bolz); Pfeifer 157; SAW. I, 86 (bolz1); Sch.GlW. I, 451ff. (bolz2); StWG. 69, 778. Das lat. Lemma bultio ‘Geschoß von Bogen oder Armbrust, (Schieß-)Bolzen’ ist erst im Mlat. belegt (vgl. Mlat.Wb. 1,1613f.). In der A-Fassung des Summarium Heinrici wurde dieses Wort vom Kompilator hinzugefügt, bei Isidor wurde es nicht tradiert. Die aktuelle Bedeutung des ahd. Lexems zu lat. Lemma bultio im Lilienfelder Sachglossar wurde von B. Meineke 1990, 27, Nr. 78 als ‘Wurfgeschoß’ angegeben. Stri-

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cker 1989, 279, Nr. 65 ermittelte für die alphabetische Langfassung des Summarium Heinrici zu dem gleichen lat. Lemma wiederum ‘Bolzen’. StSG. III, 632,35, Anm. 14 vermerkt, dass in der Parallelhandschrift Clm 14584 der Handschrift Wien Cod. 1761 im Sachglossar, Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte pultio zusätzlich mit lat. catapulta ergänzt wurde. bolzo sw. m. ‘Schießbolzen, Wurfgeschoß’ Lateinische Lemma(ta): mlat. bultio ‘Geschoß von Bogen oder Armbrust, (Schieß-)Bolzen’ (Mlat.Wb. 1,1613f.); catapulta ‘Wurfgeschoß’ (Georges 1,1029), mlat. catapulta ‘Pfeil, (Schieß-)Bolzen, Spieß’ (Mlat.Wb. 2,363). Glossare: III, 632,35 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Pultio catapulta polze München, BSB. Clm 14584; BStK.-Nr. 600 (I), f. 119r, 11 III, 683,4 Sachgl.: Pultio bolzo Berlin, StBPK. Ms. lat. 8° 73; BStK.-Nr. 52, f. 123rb, 18 III, 718,51 Sachgl., Marienfelder Gl.: Bulteus ł pultio bolzo Berlin, StBPK Ms. lat. 2° 735 (früher Cheltenham, Bibliotheca Phillippica 7087); BStK.-Nr. 49, f. 144rb, 9 [Pilkmann 1976, 92, Nr. 230: bulteus bolzo und bulteus pultio] Datierung: 11. Jh.–12. Jh. Weitere Bedeutung(en): Marterwerkzeug, Brenneisen. Diachrone Verbreitung: vgl. bolz st. m. Wortbildung: s. bolz st. m. Etymologie: s. bolz st. m. Literarische Werke: nicht belegt. KFW. I, 1256f. [bolz(o)]; Lexer I, 325; SAW. I, 86 (bolz1); Sch.GlW. I, 453; StWG. 795. Es handelt sich um zwei morphologische Varianten: bolz st. m. und bolzo sw. m. Vgl. den Kommentar zu bolz st. m. bort st. m. ‘Schildrand’; pars pro toto ‘der Schild’ Lateinische Lemma(ta): *Sculpto- sculpto, scultu- scutum sculptum? margo scuti? (Diefenbach 527), *sculptorium ‘Schildrand’ (KLAW. 806). Glossare: III, 656,30 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Sculturius port München, BSB. Clm 19410; BStK.-Nr. 660, p. 59, 14 [Breuer 1992, 220, Nr. 21] Datierung: Mitte 9. Jh. Weitere Bedeutung(en): Rand, Kante, Einfassung; Handgriff.

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Diachrone Verbreitung: Mhd. bort st. m. n. ‘Rand, Kante; Rand von Gewässern; Schiffsplanke, auch Seitenwand des Schiffs, Schiffsdeck, das Schiff selbst’ durch Ausfall des r aus ahd. prort ‘Rand, Vorderteil des Schiffes’; frühnhd. bord m. ‘Wandbrett, Brett, Bohle; Rand, Einfassung von Gegenständen; Rand, Ufer; Rand, Bord des Schiffes’; nhd. Bord m. ‘Schiffsrand, oberster Rand des Schiffes’ und Bord n. ‘Wand-, Bücherbrett’. Vgl noch Bord n. ‘Uferböschung, begrenzender Abhang’ (veraltet; schweizerisch) und Bordstein m. ‘Randstein des Bürgersteigs’. Wortbildung: Simplex. Etymologie: Wörter mit ähnlicher Bedeutung sind in fast allen germ. Einzelsprachen belegt; as. bord m. ‘(Schiffs)Bord, Rand, Schild’; mnd. bort (-d-) f. m. ‘Rand, Saum, Einfassung, Ufer’; mndl. boort, bort, bord ‘(Schiffs)Bord, Rand’; nndl. boord ‘Rand, Saum, Schiffsbord; afries. bord m. ‘Schiffsbord’; ae. bord n. ‘Bord, Rand, Schild’, me. bōrd n. ‘Schiff, Schild (?)’, ne. board ‘Schiffsrand’; im Got. nicht belegt. Das germ. Wort bedeutete ursprünglich ‘Brett zu verschiedenen Zwecken bzw. aus Brettern Gefertigtes’. Aus dem Germ. entlehnt ist afrz. bort, nfrz. bord ‘Rand, Seite, Saum, Schiffsbord’. Trotz verschiedener Gegenargumente ist ahd. bort ‘Schildrand, Schild’ nicht von ahd. bort ‘Brett’ zu trennen. Im Ahd. sind bort und brort auswechselbar. Das im As., Ae., Ahd. belegte germ. Wort *orđa- ‘Schild’ wird meistens zu bort gestellt und wie ae. rand, rond ‘Schild’ durch Synekdoche erklärt. Es ist trotzdem möglich, dass ahd. bort einst als Bezeichnung für den gesamten Holzschild (wie ahd. linta, skilt) stand. Literarische Werke: nicht belegt; erhalten in staimbort st. n. ‘Schild’ Hildebrandslied. EWA. II, 249ff. (bort1); FWB. 4,782ff.; KFW. I, 1267; Kluge 141 (Bord2), (Bord3); Lexer I, 329 (bort); MHW. I, 932f.; Pfeifer 159; SAW. I, 88 (bort); Sch.GlW. I, 457; Sch.W. 270; StWG. 70. Die Glosse entstammt einem lat.-ahd. Glossar zu Gerätschaftsbezeichnungen (vgl. Hüpper-Dröge 1983, 275 u. BStK. 3,1250). Obwohl das lat. Lemma unsicher ist, ermöglicht der Glossenkontext trotzdem einen Bezugspunkt: Die zwei vorangehenden Glossen hängen mit Bezeichnungen des Schildes zusammen: Umbone rant pauk und Parma skilpara (StSG. III, 656,28 und 29). E. Steinmeyer vermerkt dazu, dass diese Glosse im Mischglossar der Handschrift InnUB 711 (13. Jh.) mit breve scutum erklärt wird (StSG. III, 656, Anm. 22). Sowohl ahd. bort als auch brort übersetzen das unklare lat. Lemma sculturius, -orius (vgl. Diefenbach 527). *brort st. m. ‘Schildrand’; pars pro toto ‘kleiner Schild’ Lateinische Lemma(ta): breve scūtum ‘kleiner Schild’ zu brevis ‘kurz, klein’ (Georges 1,862f.) und zu scūtum ‘großer, länglich viereckiger Schild, der Langschild’ (Georges 2,2552); *Sculpto-

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sculpto, scultu- scutum sculptum? margo scuti? (Diefenbach 521), *sculptorium ‘Schildrand’ (KLAW. 806). Glossare: III, 668,46 Sachgl.: Scultorius prort .i. breue scutum Innsbruck, UB. 711; BStK.Nr. 287, f. 29r, 18 Datierung: 13. Jh. Weitere Bedeutung(en): Vorderteil des Schiffes, Vordersteven, Bug; Griff, Henkel; der verzierte, mit besonderem Schmuck versehene Rand oder Kante eines Gefäßes, Gerätes oder Gebäudeteils, Einfassung, Bekrönung, Kante. Diachrone Verbreitung: Mhd. brort st. m. ‘Rand, Bord’ vgl. dazu mhd. bort st. m. n.; frühnhd. borte m. ‘gewebtes Band, Zierband, Borte; Borte (als Gürtel), (als Kopf-, Haarband’ (seit dem 17. Jh. F.); nhd. nur noch mundartlich im baierischen Dialekt (im Südosten) in Brort m. ‘Rand, Bord’; nhd. Borte f. ‘Randbesatz, Band’ belegt. Wortbildung: Simplex, ablautende Form zu brart st. m. ‘Rand, Kante, Einfassung; Vordersteven’. Ahd. (?). Etymologie: Entsprechungen finden sich im Englischen: ae. brord ‘Stachel, Spitze, Keim’ und ae. breard, bre(o)rd, briord m. ‘Rand, Fläche, Ufer’, me. brērd, ne. schott. braird, brerd ‘Sproß, Sprössling’. Ähnlich im Skand.: aisl. broddr ‘Spitze; Pfeil, Wurfspeer; Strahl; kleiner Fischschwarm’, nnorw. brodd; ndän. brod; nschwed. brodd ‘Spitze, Stachel, Stich’. Die germ. Grundform ist *razd- und mit Ablaut *rezd-;*ruzd-. Literarische Werke: ahd. brort st. m. ‘Band’ Notker. BStK. 2,652; EWA. II, 357 (brort), II, 294f. (brart); FWB. 3,806ff. (borte); KFW. I, 1418; Kluge 141; Lexer I, 359 (brort); MHW. I, 932f.; SAW. I, 108 (brort); Schmeller I, 364; Sch.GlW. II, 48; Sch.W. 102; StWG. 79. Auch D. Hüpper-Dröge ermittelte als aktuelle Bedeutung des Lexems ‘Schildrand’ (vgl. Hüpper-Dröge 1983, 274). brunna st. sw. f. ‘Brünne, Brustharnisch, Brustpanzer’ Lateinische Lemma(ta): cassida ‘Metallhelm’ (Georges 1,1016); lōrīca ‘Panzerhemd’ (erst aus Leder, später mit Schuppen überzogen) (Georges 2,704), mlat. lorica ‘(Aus-)Rüstung, Bewaffnung, Kriegsgerät, Waffen; Ausrüstungsstück, Waffe’ (Mlat.Wb. 1,962f.); lōrīca pectorālis ‘Brustpanzer’ zu lōrīca (s. o.) und zu pectorālis (= pectus) ‘Brust-, zur Brust gehörig’ (Georges 2,1528); militare munimentum ‘zum Schutz der Soldaten’ zu mīlitāris ‘kriegerisch, Soldaten-, Militär-, Kriegs-’ (Georges 2,919f.) und zu

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mūnīmentum (munio) ‘Schutzmittel, Schutz’ (Georges 2,1055); thōrāx ‘Harnisch’ (Georges 2,3113). Glossen zu biblischen Schriften: I, 283,57 I. Regum 17,5: Lurica amata (Ed. squamata Vulg.) prunna kicraphotiu Oxford, BL. Jun. 25; BStK.-Nr. 725 (I), f. 97rb, 7; Lurica amata prunna kicraphotiu Karlsruhe, BLB. Aug. IC; BStK.-Nr. 296 (II), f. 84rb, 20 I, 401,6 I. Regum 17,5: Lorica amata (Ed.: squamata Vulg.) ringelohtiv halsga ł pruni München, BSB. Clm 4606; BStK.-Nr. 486, f. 109r, 17; Lorica amata ringeletero halsga pruna München, BSB. Clm 14584; BStK.-Nr. 600 (II), f. 133v, 30; Lorica amata ringelotero halsga ł prunia Engelberg, StiftsB. Codex 66 (früher 4/11); BStK.-Nr. 138, f. 17r, 11 I, 411,5 I. Regum 17,5: Et lurica amata inti brunna tiuffa Karlsruhe, BLB. Aug. IC; BStK.-Nr. 296 (II), f. 70r, 20 I, 507,64 Job 41,17: Thorax prunna München, BSB. Clm 19440; BStK.-Nr. 665, p. 326, marg. n. Z. 1; Thorax prunna München, BSB. Clm 6225; BStK.-Nr. 503, f. 38r, 12; Thorax pru,a München, BSB. Clm 18140; BStK.-Nr. 637, f. 86ra, 22 I, 554,11 Sapienta 5,19: Thorace prunna St. Paul, Stiftsarchiv 82/1 (früher: XXV d/82); BStK.-Nr. 779, f. 135r, 12; Thorace prunna St. Gallen, StiftsB. 1395; BStK.Nr. 256, p. 450, 10. 11 I, 556,28 Sapienta 5,19: Torace prunne Göttweig, StiftsB. 46/103 (früher: E 5); BStK.-Nr. 264, f. 72r, 21; Torace prunne München, BSB. Clm 13002; BStK.Nr. 558, f. 225ra, 58; Torace prunne München, BSB. Clm 17403; BStK.-Nr. 632, f. 228vb, 59; Torax prnne München, BSB. Clm 6217; BStK.-Nr. 500, f. 11r, 11; Torax prunna München, BSB. Clm 4606; BStK.-Nr. 486, f. 125v, 5; Torax prunna München, BSB. Clm 14584; BStK.-Nr. 600 (II) [f. 125–163], f. 142v, 5; Torace pruna München, BSB. Clm 14689; BStK.-Nr. 604, f. 42v, 17; Torax prunia Stuttgart, WLB. HB IV 26 (früher Herm. 26); BStK.-Nr. 867, f. 28r, 10; Torax pruniæ Engelberg, StiftsB. Codex 66 (früher 4/11); BStK.-Nr. 138, f.37v, 17; Torace prunige München, BSB. Clm 22201; BStK.-Nr. 681, f. 254vd, 32 I, 559,16 Sapienta 5,19: Torace dera prunnun Karlsruhe, BLB. Aug. IC; BStK.Nr. 296 (II), f. 90va, 12 IV, 277,9 Sapientia 5,19: Torax brunia Goslar, Stadtarchiv, vorl. Nr. B 4374 (früher 2); BStK.-Nr. 266, f. 120ra, 3 V, 3,31 I. Regum 17,5: Lorica prne Karlsruhe, BLB. Hs. Oehningen 1; BStK.Nr. 323, f. 6va, 23 V, 8,5 u. A. 5 Sapientia 5,19: Torax prne ebd., f. 12rb, 21 Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 498,21 Prud. Ham. 124: Lorica brunia St. Gallen, StiftsB. 292; BStK.-Nr. 221, p. 177a, 17II, 674,25 Verg. Aen. X, 337: Thoraca brunna München, BSB. Clm 305; BStK.-Nr. 447, f. 177v, 3; Thoraca brunna München, BSB. Clm 21562; BStK.Nr. 678, f. 202v, 14

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Greg. Reg. 3,32: (lorica) brunne Würzburg, UB. M. p. th. f. 42; BStK.-Nr. 988, f. 90r, marg. r. n. Z. 20 [Hofmann 1963, 116, Nr. 200] Glossare: HSH. II, 141,43 [= StSG. III, 221,34; SH a1]: Torax facies vel militare munimentum id est bruni (Ed.: e von jüngerer Hand) Trier, StadtB. 1124/2058 (früher 31); BStK.Nr. 882, f. 73v, 16 HSH. II, 501,132 [= StSG. III, 290,28; SH b]: Thorax lorica brunia München, BSB. Clm 3215; BStK.-Nr. 464, f. 25vb, 16 [StSG.; Sch.GlW.: brunía]; Thorax militare munimentum lorica brunia Kiel, UB. Cod. Ms. KB 47; BStK.-Nr. 339, f. 26ra, 13; Thorax militare munimentum brunna Admont, StiftsB. 269; BStK.-Nr. 4, f. 67rc, 19 HSH. II, 501,132 [= StSG. III, 309,51; SH d]: Thorax facies vel militare munimentum, lorica brunia Florenz, Biblioteca Medicea Laurenziana Plut. 16.5; BStK.Nr. 151, f. 118ra, 28 III, 359,35 Sachgl.: Torax brūne Wien, ÖNB Cod. 901; BStK.-Nr. 927, f. 29v, 4 III, 374,20 Sachgl. (Id.): Torax brůni.a Oxford, BL. Jun. 83; BStK.-Nr. 726, f. 55v, 26 Alph. Gl.: Lorica Pvnne Laibach, Archiv des Erzbischofs, Rkp 3; BStK.-Nr. 1030, f. 259rh, 12 [Stanonik 1973, 18, Nr. 179] III, 416,36 Gl. Herrad.: Thorax brúnie Straßburg, UB., Hs. des Hortus deliciarum der Herrad von Landsberg, verbrannt; BStK.-Nr. 857, f. 198ra [Reumont 1900, 56: brúnie thorax; Steinmeyer 1900. 1901, 76: brunie; Herrad of Hohenbourg. Hortus Deliciarum 1979, II, 324, Nr. 705 u. A. 2] III, 632,1 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Torax prunna Wien, ÖNB Cod. 1761; BStK.-Nr. 941, f. 119v, 4; Torax prunna St. Gallen, StiftsB. 184; BStK.-Nr. 198, p. 261b, 10; Torax prunna Erlangen, UB. Erlangen – Nürnberg B 22 (früher Ms. 2008); BStK.-Nr. 147 (früher: Ms. 2008), p. 2; Torax prunna München, BSB. Clm 14584; BStK.-Nr. 600 (I), f. 118v, 31 III, 634,41 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Torax prunna München, BSB. Clm 14689; BStK.-Nr. 604, f. 46v, marg. III, 638,5 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Torax brunie. ł cassida Wien, ÖNB Cod. 804; BStK.-Nr. 926, f. 183r, 25; Torax brunie. ł cassida Würzburg, UB. M. p. th. q. 60; BStK.-Nr. 998 (III), f. 105r, 13 III, 668,20 Sachgl.: Torax lorica casida prunne Innsbruck, UB. 711; BStK.-Nr. 287, f. 29r, 8 IV, 102,4 Gl. Salom. (a1): Thorax brunna Zwettl, StiftsB. 1; BStK.-Nr. 1020, f. 164va, 32; Thorax brunne München, BSB. Clm 13002; BStK.-Nr. 558, f. 156rd, 40; Thorax prune München, BSB. Clm 22201; BStK.-Nr. 681, f. 168rc, 21; Thorax brune München, BSB. Clm 17403; BStK.-Nr. 632, f. 165rc, 50 IV, 102,7 Gl. Salom. (a1): Thorax prunne München, BSB. Clm 17152; BStK.Nr. 626, f. 162vc, 10

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IV, 162,63 Gl. Salom. (c): Thorracem brunna .t. London, BMMss. Add. 18379; BStK.-Nr. 391, f. 143rc, 4 IV, 193,7 Alph. Gl.: Thoraca lorica brunne Melk, StiftsB. Nr. 592 (früher 969; davor K 51); BStK.-Nr. 432, p. 164, 9; Thoraca lorica Ynne ł panczier Wien, ÖNB Cod. 1325; BStK.-Nr. 938, f. 101rb, 20 Gl. Salom.: Thorax brnne Hohenfurt, (Vyšši Brod), Klášterní Knihovna CCXVIII; BStK.-Nr. 1029, f. 1ra, [9] [Ryba 1974, 20, 7. 8; Bok 1983, 25] Alph. Gl.: thoraca lorica prunne uel pantcier Rom, BV. Vat. lat. 625; BStK.Nr. 833, f. 67va, 8 [Mayer 1975, 126,12] Alph. Gl.: Torax: brunia, pectus Grece Karlsruhe, BLB. Aug. CCXLVIII; BStK.Nr. 317, f. 9rb, 3 [Klein 1968.1972, I, 103, Nr. 1329] [Neu. BM] Alph. Gl.: thoraca, lorica prnne München, BSB. Clm 14584; BStK.Nr. 600 (II), f. 147ra, 28 Adespota: IV, 222,43 Adespota: Pro torace prunun München, BSB. Clm 19410; BStK.Nr. 660, p. 37, 4 Datierung: 8. Jh.–14. Jh. (?). Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: Mhd. brünne st. sw. f. auch bruni(g)e, bronie ‘Brünne, Brustpanzer; Brustharnisch’ tradiert in Heldenepen; dagegen mhd. halsberc in höfischer Dichtung; frühnhd. brünne, brunnie, brunnige f. ‘Brustharnisch, Brustpanzer, Brünne’; nhd. Brünne f. ‘Brustharnisch, Brustpanzer’, ‘Teil der mittelalterlichen Ritterrüstung’. Wortbildung: Simplex. Etymologie: Lehnwort. Entsprechungen in fast allen germ. Einzelsprachen: as. brungę; mnd. brönje, brönni(g)e, brünne, brünny(g)e; mndl. bronie; ae. byrne, me. brinie, brunie, ne. byrnie; aisl. aschwed. brynja; ndän. nnorw. brynje; nschwed. brynja; got. brunjō; langob. in dem Personennamen Brunipert(us). Das germ. Wort wurde sehr früh aus dem Kelt. entlehnt; aus einem gall. Wort, das mit air. briunne m. ‘Brust’ verwandt war. Wie nhd. Panzer < afrz. pancier ‘Rüstung für den Leib’ auf lat. pantex ‘Wanst’ beruht, so bedeutete germ. runjō- ‘Brustschutz’. Das Material des Brustschutzes ist jedoch nicht näher bestimmbar. Entlehnungen aus dem Germ. sind mlat. brunia; afrz., mfrz. broigne, aprov. bronha ‘Brustharnisch’. Das Wort wurde ins Altkirchenslav., Altruss., Neuruss., Altpoln., Tschech. in der Bedeutung ‘Brustharnisch, Panzer’ entlehnt; im Altpreußischen und Lettischen handelt es sich auch entweder um germ. oder slav. Lehnwörter. Literarische Werke: ahd. brunna, brunia st. f. ‘Rüstung’ Otfrid und Hildebrandslied. EWA. II, 379f.; FWB. 3,1269; KFW. I, 1437f.; Lexer I, 366; MHW. I, 1050f.; Pfeifer 176; SAW. I, 110 (brunna); Sch.GlW. II, 58f.; Sch.W. 103; StWG. 80, 778 u. 796.

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Das ahd. Lexem ist seit dem 8.–9. Jh. bis ins 14. Jh. in verschiedenen Sachglossaren zahlreich belegt. Das Wort wurde vermutlich aus dem Kelt. übernommen, das ursprünglich mit air. bruinne ‘Brust’ nur den Körperteil bezeichnete; das entlehnte Wort im Ahd. bedeutete dagegen ‘Brustschutz’. Die Entlehnung aus dem Kelt. erlaubt auch einen Anhaltspunkt für die Bestimmung des Materials, nämlich dass diese Schutzwaffe aus Metall bestand, da das keltische Handwerk bezüglich der Eisenverarbeitung während der La-Téne-Zeit hochentwickelt war (vgl. Maschke 1926, 40). Im EWA. ist hingegen zu lesen, dass es nicht zu entscheiden wäre, aus welchem Material diese Schutzwaffe ursprünglich bei den Germanen bestand, und ob nicht erst später der Ringpanzer aus Eisen hergestellt wurde (EWA. II, 380). Schwierigkeiten bereitet die Theorie bezüglich der Entlehnung aus dem Kelt. Verschiedene Typen von Panzern wurden aus der östlichen und steppennomadischen Bewaffnung in die römische und byzantinische Bewaffnung übernommen, ein bestimmter Panzertyp, der Kettenpanzer, stammt jedoch aus dem keltischen Raum: „Auch die Germanen haben den Metallpanzer schon über die Kelten kennengelernt, aber nicht übernommen …“ (Steuer 2003, 431). Daher ergibt sich die Vermutung, dass die Germanen zwar die „Sache“ kannten und entsprechend mit dem entlehnten Wort aus dem Kelt. bezeichneten, den Panzer aber erst später in die Bewaffnung übernommen haben. Die Aussage: „Das mit dem Verfall des Rittertums untergegangene Wort wird von Dichtern der Romantik im 19. Jh. (Uhland, Schwab, danach R. Wagner) wiederaufgenommen.“ (Pfeifer 176) kann nicht zutreffen, da gerade brunna offenbar kein Wort des höfischen Rittertums ist (vgl. hierzu die diachrone Verbreitung von brunna). Bildlich wurden folgende Stellen zu lōrīca glossiert: II, 730,41 Lorica prunna. halsperga Vitae Patrum, Vita Hilarionis p. 76, Clm 18140, f. 260va, 16 (KFW., dagegen Sch.GlW. ‘Brustpanzer’). Die Belegstelle im StSG. III, 416,36, deren Edition (Reumont 1900, 7) im Sch.GlW. angegeben ist, ist zu berichtigen: Richtig ist 56 statt 36. Vgl. noch brungę (as.) ‘Brünne, Brustpanzer’. brunnī st. f. ‘Brünne, Brustharnisch, Brustpanzer’ Lateinische Lemma(ta): thōrāx ‘Harnisch’ (Georges 2,3113). Glossen zu biblischen Schriften: I, 556,28 Sapienta 5,19: Thorax prunni München, BSB. Clm 18140; BStK.-Nr. 637, f. 69rc, 9; Toracæ prunni München, BSB. Clm 19440; BStK.-Nr. 665, p. 310, 1; Toracę prunni Wien, ÖNB Cod. 2723; BStK.-Nr. 949, f. 58v, 11; Toracę prunni Wien, ÖNB Cod. 2732; BStK.-Nr. 950, f. 67v, 3. 4 Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 398,15 Prud. Psych. 126: Thoracam prunni Wien, ÖNB Cod. 247; BStK.Nr. 901, f. 161v, 22 Datierung: 10. Jh./3. Viertel 11. Jh. (?).

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Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: s. brunna st. sw. f. Wortbildung: Simplex. Komposition mit -rok. Etymologie: s. brunna st. sw. f. Literarische Werke: nicht belegt. EWA. II, 379f., KFW. I, 1437f.; SAW. I, 110 (brunna); Sch.GlW. II, 61; StWG. 80, 796. Es handelt sich erneut um zwei morpholgische Varianten eines Lexems brunna st. sw. f. und brunnī st. f. In anderen Hilfsmitteln finden sie sich unter einem Artikel zusammengefasst (vgl. EWA.; KFW.; SAW.; StWG.). brunniroc st. m. ‘Kettenhemd’ Lateinische Lemma(ta): thōrāx ‘Harnisch’ (Georges 2,3113). Glossen zu biblischen Schriften: I, 554,36 Sapienta 5,19: Pro torace .i. peprunniroche St. Paul, Stiftsarchiv 82/1 (früher: XXV d/82); BStK.-Nr. 779, f. 179r, 9. 10 Adespota: IV, 230,3 u. A. 3 Gl.: Torax brunnaroch Adespota, München, BSB. Clm 14456; BStK.-Nr. 588, f. 5rb, 1 Datierung: 9. Jh.–10. Jh. Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: Nicht belegt; vgl. wâfen-, wâpenroc st. m. ‘über den Panzer gezogenes Oberkleid, meist aus Seide’. Wortbildung: Verdeutlichendes Kompositum (?) aus brunna ‘(Brust)harnisch, -panzer, Rüstung’ und rok ‘Gewand, Rock, Kutte’. Etymologie: Aisl. brynjurokkr. Das Erstglied ahd. brunna: s. brunna st. sw. f. Das Zweitglied ahd. roc: mhd. roc, rok; as. rok; afries. rokk aus westgerm. *rukka- m. ‘Rock’. Außergerm. vgl. air. rucht ‘Tunika’ und walis. ruchen ‘Mantel’. Die weitere Etymologie des Wortes ist unklar. Eine Erklärung lautet mit Anlaut hr- in ahd. hroc; as. hroc; afries. hrokk (vgl. nhd. Frack m., entlehnt über das Frz. gegen 18. Jh.). Literarische Werke: nicht belegt. BStK. 3,1131; EWA. II, 381, II, 379f. (brunna); KFW. I, 1439f.; Kluge 770 (Rock); Lexer III, 632 (wâfen-, wâpenroc); SAW. I, 110 (brunna), I, 763 (rok); Sch.GlW. II, 61; StWG. 80. Die Glossierung des ahd. Wortes spricht dafür, dass die lange Brünne im 9. Jh. recht verbreitet war und führte so zur Prägung dieses Wortes als Bezeichnung des Ober-

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körperschutzes (Maschke 1926, 46). Die Bestimmung des Kompositums als Determinativkompositum (EWA.) ist in Kenntnis der bezeichneten Sache fraglich. Es handelt sich nicht um ein Gewand unter der Brünne oder gar Rock der Brünne, mit dem Lexem wurde der knielange Körperschutz bezeichnet. Der Vorschlag an dieser Stelle wäre das Kompositum als verdeutlichendes Kompositum zu bezeichnen. Ausschlaggebend ist hierfür die nhd. Wortbildung der verdeutlichenden Komposita „… mit der Verdeutlichung von Fremdwörtern durch Hinzufügung eines indigenen Kompositionsgliedes“ (in: Fleischer – Barz 2012, 146). brustroc st. m. ‘Brustschutz aus Textil und Leder, Untergewand unter der Brünne’ Lateinische Lemma(ta): aegis ‘Schild, Schutzwehr, Schuppenpanzer’ (Georges 1,174), mlat. aegis ‘(Brust-)Panzer’ (Mlat.Wb. 1,292); thōrāx ‘Harnisch’ (Georges 2,3113); iater [=antēs?] pectus ‘(?)’ ‘die Reihen; Soldatenreihe’ (Georges 1,465) und zu pectus ‘Brust, Brustknochen, Brustbein’ (Georges 2,1528). Glossen zu biblischen Schriften: I, 560,24 Sapientia 5,19: Pro torace prustroch Oxford, BL. Jun. 25; BStK.-Nr. 725 (IV), f. 174vb, 10 Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 498,22 Prud. Psych. 126: Torax brustroch Karlsruhe, St. Peter perg. 87; BStK.Nr. 324, f. 91vb, 1 [Wadstein 1899, 85b, 12]; Torax brustroc St. Gallen, StiftsB. 292; BStK.-Nr. 221, p. 177a II, 711,46 Verg. Aen. VII, 633: Torax brustroc Paris, BN. lat. 9344; BStK.-Nr. 752, f. 123r, marg. r. n. Z. 12. 13 II, 712,46 Verg. Aen. VIII, 435: Egidis brustroc ebd., f. 132r, marg. r. n. Z. 31. 32 Hor. carm. I, 15, 11: aegida, prústrohc Rom, BV. Reg. lat. 1703; BStK.-Nr. 828, f. 11r, 21 [Mayer 1975, 116,5; Siewert 1986, 275: iam g0leam pallas & aegida /Currusq. & rabiem parat prústrohc; Quak 1986, 388, Nr. 1: Genti. iam galeam pallas et aegida.] Glossare: III, 682,66 Sachgl.: Iater pectus. Inde torax halsberga. ł brustrohc. quia pectus tantum uelat Berlin, StBPK. Ms. lat. 8° 73; BStK.-Nr. 52, f. 123rb, 9 IV, 102,5 Gl. Salom. (a1): Thorax brunna est quę tegit pectus prustroch Zwettl, StiftsB. 1; BStK.-Nr. 1020, f. 164va, 32; Thorax brune est quę tegit pectus pru st roch München, BSB. Clm 17403; BStK.-Nr. 632, f. 165rc, 50 [Sch.GlW.: prustroch]; Thorracem prune est quę tegit pectus brustroch München, BSB. Clm 22201; BStK.Nr. 681, f. 168rc, 22; Thorax brunne est quę tegit pectus brustroch München, BSB. Clm 13002; BStK.-Nr. 558, f. 156rd, 40 Datierung: 9. Jh.–1. Hälfte 13. Jh. Weitere Bedeutung(en): Kleidungsstück für Frauen; Brustbinde, Mieder (?).

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Diachrone Verbreitung: Nicht belegt; vgl. mnd. borstrok; frühnhd. brustrok ‘Teil der Panzerung, Brustpanzer’; nhd. nicht belegt. Wortbildung: Determinativkompositum aus brust ‘Brust, Herz, das Innere’ und rok ‘Gewand, Rock, Kutte’. Etymologie: Mnd. borstrok; vgl. ae. brēostrocc; s. brust und rok. Das Erstglied ahd. brust: mhd. brust; mnd. borst; mndl. borst; auch got. brusts aus germ. *brusti- f. ‘Brust’ (meist Pl.). Im Ablaut germ. *breusta- n. in anord. brjóst n.; ae. brēost n.; afries. br(i)ast, burst, borst; as. briost, breost (meist Pl.). Grundlage ist idg. *bhreus- (oder ein sStamm zu *bhreu-) ‘Bauch – Brust’. Das Zweitglied ahd. roc: s. ahd. brunniroc st. m. Literarische Werke: nicht belegt. EWA. II, 403; FWB. 4,1284–1287 (1brust); KFW. I, 1461f.; Kluge 156f. (Brust), 689 (Rock); SAW. I, 113 (brust), I, 763 (rok); Sch.GlW. II, 71; StWG. 82, 796. Für die Glosse III, 623,14 schlug E. Steinmeyer eine Änderung des ursprünglich glossierten „prvstuoh“ in prvstroh vor. Das Wort bezeichnete erst einen Tuch- oder Lederpanzer, welcher dann durch die Brünne ersetzt, und nur noch als Untergewand unter diesem getragen wurde (Maschke 1926, 34). Dies würde auch die Einordnung dieser Glosse in das Einzelglossar „Des Lebens Notdurft“ in die Sachgruppe „Kleidung“ befriedigend erklären. Die Bedeutungsangaben ‘Brustpanzer’, die eine metallene Schutzwaffe bezeichnen, wurde demnach entsprechend korrigiert (vgl. KFW. I, 1462; Siewert 1986, 275). Vgl. noch Quak 1986, 388, Nr. 1: ‘Brustpanzer, Mieder’; der Autor vermerkt, dass der Glossator an dieser Stelle „freier übersetzt“ hätte, da das ahd. Wort sonst die lat. Lemmata thōrāx ‘Harnisch’ und pectoralis ‘Brustharnisch, Panzer’ (Georges 2,1528) wiedergibt. buggilāri st. m./*buckilāri st. m. ‘(runder) Schild mit Buckel, der Buckelschild’ Lateinische Lemma(ta): ancīle ‘kleiner, ovaler Schild’ (Georges 1,419), mlat. ancile ‘Schild’ (Mlat.Wb. 1,624); parma ‘kleiner, runder Schild’ (Georges 2,1480); pelta ‘kleiner, leichter halbmondförmiger Schild’ (Georges 2,1546); scūtum ‘großer, länglich viereckiger Schild; der Langschild’ (Georges 2,2552); umbo ‘Schildbuckel’ (Knopf oder Kegel auf der Mitte des Schildes; wurde auch als Angriffswaffe eingesetzt) (Georges 2,3290). Glossare: III, 323,61 SH (f): Ancille bukkellær München, BSB. Clm 12658; BStK.-Nr. 556, f. 225rb, 9 III, 374,27 u. A. 14 Sachgl. (Id.): Pelta bůkelere (Ed.: darauf Parma idem) Oxford, BL. Jun. 83; BStK.-Nr. 726, f. 55v, 28

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Sachgl.: Parmula Pu chlar Laibach, Archiv des Erzbischofs, Rkp 3; BStK.-Nr. 1030, f. 259rb, 18 [Stanonik 1973, 14, Nr. 166; Sch.GlW.: Pchlar (Korr. HD)] SH: umbus, umbo bhucels St. Florian, Bibliothek des Augustiner – Chorherrenstifts XI 588; BStK.-Nr. 154a, f. 5vb, 8. 9 [Sch.GlW.: (Korr. StSt); Jahrbücher der Literatur, 23a, 45] SH (XI, alphabetisch; Langfassung): Umbo. buckeler vel os clipei rant Basel, ÖBU. B IX 31; BStK.-Nr. 34c, f. 217vb, 46 [Stricker 1989, 375, Nr. 588a] SH (II–XI, Kurzfassung) Pelta scutum buckeler Trier, StadtB. 1124/2058 (früher 31); BStK.-Nr. 882, f. 57v, 13 [Stricker 1991a, 340] [Neu. AW] Sachgl.: umba peucler Bern, BB. Cod. 723; BStK.-Nr. 67b, f. 140v, 15 [Neu. BM] Alph. Gl.: ancile Buggillair Königswart (Kynžvart), Schlossbibliothek [unter Verwaltung der Bibliothek des Nationalmuseums (Knihovna Národního Muzea) Prag] 20 G 22 Ms 57; BStK.-Nr. 788a, f. 5v, marg. n. Z. 30 Datierung: buggilāri st. m. ‘Buckelschild’: 13. Jh.; buckilāri st. m. ‘(runder) Schild mit Buckel, der Buckelschild’ (12.–15. Jh.) Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: Mhd. buckelære, buckeler, buggeler st. m. auch pokeler, bigollere ‘Schild mit Buckel’; meton. ‘Krieger, der mit so einem Schild bewaffnet war’ (MHW.). Afrz. bocler, bucler ‘Buckelschild’ wurde gegen Ende des 11. Jhs. ins Mhd. übernommen. Bei Lexer zusätzlich ‘schlechte, hohle Münze’; frühnhd. bockeler, buckeler m. ‘Schild mit einem Buckel (Metallbeschlag in Form einer Halbkugel in der Mitte des Schildes)’; nhd. fachspr. Buckler m. ‘kleiner Schild aus Holz oder Metall der Byzantiner und Muslime’. Wortbildung: Substantivbildung mit dem Suffix -āri zu buckula ‘Schildbuckel’. Mhd. Sprachstufe. Etymologie: Lehnwort. Mnd. bok(e)lêr(e); mndl. bokelare m. f.; anord. buklari; vgl. afrz. bouclier. Ahd. buckula wurde aus lat. buccula zu lat. Diminutiv bucca ‘aufgeblasene Backe’ also ursprünglich in der Bedeutung ‘kleine Wange’ entlehnt und hat in vielen germ. Einzelsprachen seine Entsprechung. Zur Etymologie s. weiter buckula sw. f. Literarische Werke: nicht belegt. Bennett 2009, 77; BStK. 4,1519 und 1695; EWA. II, 415 (buckula); FWB. 3,711; Lexer I, 376f. (buckelære, buckeler, buggeler), I, 379 (buggeler); KFW. I, 1483f.; MHW. I, 1078f.; SAW. I, 115 (buckula); Sch.GlW. II, 77 (buggilāri st. m.) und 82 (buckilāri st. m.); StWG. 83 und 797 (buckilāri st. m.). Die Ansätze buggilāri st. m. und *buckilāri st. m. wurden zu einem Ansatz zusammengefasst, da es sich um graphische Varianten handelt. Die aktuelle Bedeutung des Lexems in der alphabetisch erstellten Langfassung des Summarium Heinrici lautet

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bei Stricker 1989, 375, Nr. 588a: ‘runder Schild mit Buckel’. Vgl. buckelere (mnd.) ‘Buckelschild’. buckula sw. f. ‘Schildbuckel, Schild’ Lateinische Lemma(ta): ancīle ‘kleiner, ovaler Schild’ (Georges 1,419), mlat. ancile ‘Schild’ (Mlat.Wb. 1,624); clipeus ‘runder Metallschild’ (der römischen Soldaten) (Georges 1,1210), mlat. clipeus ‘Schild’ (Mlat.Wb. 2,726ff.); umbo ‘Schildbuckel’ (Knopf oder Kegel auf der Mitte des Schildes; wurde auch als Angriffswaffe eingesetzt) (Georges 2,3290); bichzin (lingua ignota der Hildegard von Bingen). Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 706,12 Verg. Aen. III, 286: () Umbo (Ed.: clipeum) bucula Paris, BN. lat. 9344; BStK.-Nr. 752, f. 70r, marg. r. quer n. Z. 19. 20 II, 711,43 Verg. Aen. VII, 633: Umbonum Buckelene ebd., f. 123r, marg. r. quer n. Z. 8. 9 Glossare: III, 374,28 Sachgl. (Id.): Umbo rant bůchele Oxford, BL. Jun. 83; BStK.-Nr. 726, f. 55v, 29 III, 399,45 Gl. Hildegardis: Bichzin buckela Wiesbaden, Hessische LB. 2; BStK.Nr. 958, f. 463va, 13; Bichzin buchgela Berlin, StBPK Ms. lat. 4° 674 (früher Cheltenham, Bibliotheca Phillippica 9303); BStK.-Nr. 51, f. 60v, 14 IV, 181,4.5 Alph. Gl.: Ancille buchelle Wien, ÖNB Cod. 1325; BStK.-Nr. 938, f. 50vb, 2; Ancile bukel Melk, StiftsB. Nr. 592 (früher 969; davor K 51); BStK.Nr. 432, p. 12, 20 Alph. Gl.: ancile, abukel Rom, BV. Vat. lat. 625; BStK.-Nr. 833, f. 4rb, 26 [Mayer 1975, 118,27] [Neu. BM] Alph. Gl.: ancile bchel München, BSB. Clm 14684; BStK.-Nr. 710ac, f. 71ra, 29. 30 [Neu. StSt] SH: pelta puckel St. Florian, Bibliothek des Augustiner – Chorherrenstifts XI 588; BStK.-Nr. 154a, f. 10rb, 2 Datierung: um 1000/Mitte11. Jh.–14. Jh. (?). Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: Mhd. buckel sw. st. f. ‘Schildbuckel, halbrunder Metallbeschlag in der Mitte der Außenseite des Schildes’ (MHW.), buckel st. sw. f. st. m. ‘halbrunder Metallbeschlag in der Mitte des Schildes’ (Lexer); frühnhd. buckel m. (auch f.) ‘(kleiner) halbrunder, erhabener Metallbeschlag (als Verzierung); Rücken des Menschen, der Tiere’; meton. ‘Auswuchs des Rückens, Buckel, Höcker; Beule, Geschwulst’; nhd. Buckel m. (maskulin, nach Gerätenamen auf -el) ‘höckerartiger Rücken’, umgangsspr. ‘Rücken’. Wortbildung: Simplex.

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Etymologie: Lehnwort. Das Wort wurde aus lat. buccula zu dem lat. Diminutiv bucca ‘aufgeblasene Backe’ also ursprünglich in der Bedeutung ‘kleine Wange’ entlehnt und hat in vielen germ. Einzelsprachen seine Entsprechung: as. bukula; mnd. bok(e)le, bockele f. ‘Schildbuckel’; mndl. bockel, buckel ‘Schildbuckel’; aisl. bukl ‘Schildbuckel’; nschwed. buckla; ndän. bugle, bule. Aus lat. buccula wurde auch das afrz. nfrz. boucle ‘Schildbuckel; Schnalle’ entlehnt, woraus me. bokel, bukel, bokle, bukle, ne. buckle ‘Schnalle, Spange’ übernommen wurde. Das Wort gehört zum ritterlichen Wortschatz, daher wäre die Vermutung möglich, dass die mhd., mnd. und mndl. Wörter zum Teil aus dem Afrz. neu entlehnt wurden und nicht einfach die älteren Formen fortsetzten. Aus afrz. escu bouclier ‘Schild mit Buckel’ entstand mfrz. nfrz. bouclier ‘Schild’, daraus wiederum mhd. buckelære, -ere, mnd. bok(e)lēre, mndl. bokelare, me. bokeler, ne. buckler ‘Schild’. Literarische Werke: nicht belegt. EWA. II, 415; FWB. 3,1347f.; KFW. I, 1484f.; Lexer I, 376; MHW. 1078; Pfeifer 180; SAW. I, 115 (buckula); Sch.GlW. II, 83; StWG. 83, 797. D. Hüpper-Dröge spricht sich für die Entlehnung aus dem Frz. und gegen die aus dem Lat. aus, mit der Begründung des großen Einflusses des Frz. auf den mhd. militärischen Wortschatz (Hüpper-Dröge 1983, 267f.). Aber die Tatsache, dass die ersten Belege für ahd. buccula bereits aus dem 10. Jh. überliefert wurden, bekräftigt die Erklärung des EWA., da man zu dieser Zeit noch nicht mit einem starken frz. Einfluss rechnen kann, sondern eher mit dem des Lat. Lexer leitet mhd. buckel st. sw. f.; st. m. ‘halbrund erhabener Metallbeschlag in der Mitte des Schildes’ aus mlat. buccula, frz. boucle ab (vgl. Lexer I, 376). Im StWG. steht hinter der Belegstelle III, 310,26 ein Fragezeichen, im KFW. erscheint aber die Bedeutung des glossierten Interpretaments zu Schildbuckel, Schild als gesichert. Vgl. noch hucula (as.) ‘Schildbuckel’. *burdūn (mhd.) st. m. ‘Dolch’ Lateinische Lemma(ta): pūgio ‘Dolch, kurze Stichwaffe’ (Georges 2,2070f.). Glossare: III, 638,13 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Pugio purdun Wien, ÖNB Cod. 804; BStK.-Nr. 926, f. 183r, 26; Pugio purdun Würzburg, UB. M. p. th. q. 60; BStK.-Nr. 998 (III), f. 105r, 15 Datierung: Ende 12. Jh.–13. Jh. Weitere Bedeutung(en): Pieke, Stichdegen.

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Diachrone Verbreitung: Mhd. auch urkundlich belegt (Monumenta Wittelsbacensia); mhd. burdûn, purdûn, burdû st. m. ‘Stab, Pilgerstab; Dolch’ (MHW.); ‘Stab, Pilgerstab’ (Lexer); nhd. nicht belegt. Wortbildung: Simplex. Mhd. Sprachstufe. Etymologie: Lehnwort. Es wurde aus afrz. bo(u)rdon ‘(Pilger-)Stab’ später auch in der Bedeutung ‘Lanze’ entlehnt. Vgl. akatal. bordó ‘Bohrschwert’. Bei der Entwicklung zu einer Waffenbezeichnung spielte vielleicht eine Kontamination mit afrz. behort ‘lance pour jouter’ eine Rolle. Literarische Werke: nicht belegt. EWA. II, 456f.; KFW. I, 1524; Lexer I, 395 (burdû); MHW. I, 1138; SAW. I, 1212 (Einzeleinträge: burdûn); Sch.GlW. II, 104; StWG. 86. *fidering st. m. ‘Wurfriemen an der Lanze (?)’ Lateinische Lemma(ta): āmentum ‘Riemenschleife, der Wurfriemen’ (Georges 1,376), mlat. ‘Wurfriemen der Lanze’ (Mlat.Wb. 1,557). Glossare: HSH. I, 352,86 [= StSG. III, 160,58; SH (A) De sagittis]: Amentum fiderinc Wien, ÖNB Cod. 2400; BStK.-Nr. 945, f. 82v, 28; Amentum fiderinc München, BSB. Clm 2612; BStK.-Nr. 461, f. 60vb, 27; Amentum fiderinc Prag, Universitní knihovna, MS XXIII E 54 (früher: Prag, Fürstlich Lobkowitzsche Bibliothek 434); BStK.-Nr. 786, f. 48v, 13; Amentum fiderinch Einsiedeln, StiftsB. cod. 171 (688); BStK.-Nr. 118, p. 105, 12; Amentum uiderin,c Trier, StadtB. 1124/2058 (früher 31); BStK.-Nr. 882, f. 57r, 30 HSH. I, 352,86 Amentum fiderinc Erlangen, UB. Erlangen – Nürnberg Ms. 396; BStK.-Nr. 145, f. 82vb, 15 HSH. II, 94,195 [= StSG. III, 215,68; SH (B) De armis]: Amentum fidering St. Blasien, StiftsB., verschollen; BStK.-Nr. 68 Datierung: 12. Jh.–14. Jh. (?). Synchrone Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: Mhd. viderinc st. m. (amentum); nhd. Fiedering. Ähnliche Bildungen sind im Nhd. Fieder f. (veraltet) ‘kleine Feder’; fiederig ‘gefiedert’; Fiederung ‘Blätter mit verschiedenen Fiedern’. Im Bair. Fiderling n. ‘gefiederter Pfeil, Bolzen’. Wortbildung: Substantivbildung auf -ing mit dem ahd. Verb fidiren ‘Federn bekommen, flügge werden’. Mhd. Sprachstufe.

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Etymologie: Mndl. vederinc m. mit anderer Bedeutung; Verweis auf ahd. fedara f. ‘Feder (von Vögeln), Schreibfeder, Flosse eines Fisches’. Urgerm. *feÞrō- geht auf idg. *pet-rzurück; zugrunde liegt die idg. Wurzel *pet- ‘fliegen, auf etwas los- oder niederstürzen’. Anord. fiðri n. ‘Gefieder’ (< germ. * gafiðria-); nisl. fiður ‘Gefieder, Daunfeder’; ae. fiðre ‘Flügel’; mndl. gevedere, ahd. gifidiri ‘Gefieder’. Literarische Werke: nicht belegt. AEW. 119; BStK. 1,399; Duden 541; EWA. III, 201f., III, 96ff. (fedara); Lexer III, 336 (viderinc); KFW. III, 799f.; SAW. I, 216 (fedara); Schmeller I, 692; Sch.GlW. III, 137; StWG. 150. flugga st. f. ‘gefiederter (?) Pfeil, Geschoß’ Lateinische Lemma(ta): bipensa (= bipenna) zu bipennis (bis u. penna) ‘mit zwei Flügeln versehen, zweiflügelig’ (übertragen auf zweischneidig, die zweischneidige Axt, Doppelaxt) (Georges 1,833); sagitta ‘Pfeil, Geschoß’ (Georges 2,2453). Glossare: I, 168,3 Abr.: sagitta [phandi flukhe St. Gallen, StiftsB. 911; BStK.-Nr. 253, p. 144, 3 III, 683,3 Sachgl.: Bipensa Fluica Berlin, StBPK. Ms. lat. 8° 73; BStK.-Nr. 52, f. 123rb, 17 Datierung: Ende 8. Jh.–11. Jh. Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: (?) mhd. vlüge st. f. ‘Flug, Flügel, Flügelpaar’. Wortbildung: Verbalsubstantiv zum st. Verb fliogan ‘fliegen, auffahren’. Etymologie: Verweis auf fliogan ‘fliegen, auffahren’; Entsprechungen in anderen westgerm. Einzelsprachen und im Nordgerm. Die urgerm. Wurzel lautet *flewgan-. Literarische Werke: Nicht belegt; aber Kompositionen mit ahd. fluge: flugegerta st. f. ‘Flügelstab’; flugeros st. n. ‘Flügelroß’; flugescūh st. m. ‘Flügelschuh’ (alle bei Notker). BStK. 1,238; EWA. III, 415, 386ff. (fliogan); KFW. III, 1000; Lexer III, 418; SAW. I, 245 (fliogan); Sch.GlW. III, 223; Sch.W. 136; StWG. 166. Die vollständige Abrogansstelle lautet: rore strala spirilin phil scephti flukhe harundo sagitta (Vgl. KFW.). Vgl. die Bedeutungsangabe ‘Pfeil’ in: Splett 1976, 444. J. Splett vermerkt zusätzlich, dass bereits Graff diesen Beleg bei scaft angeführt hat (vgl. Splett 1976, 243). Die Belegstelle wurde im Sch.GlW. falsch angegeben (I, 169,3) (richtig: dagegen StSG.; KFW. und Splett 1976, 243 und 444). Die Ermittlung des lat. Lemmas zu III, 683,3 fluica bipenasa als bipenna ist „sehr unsicher“. Die Bedeutungsangabe lautet wohl ‘gefiederter (?) Pfeil’ (KFW. III, 1000).

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garawī st. f. ‘militärische Ausrüstung’ Lateinische Lemma(ta): apparātus ‘Zurüstung, der Apparat’ (Werkzeuge, Geräte, Maschinen eingeschlossen) (Georges 1,502f.), mlat. apparatus ‘speziell: militärische Ausrüstung, Bewaffnung’ (Mlat.Wb. 1,771ff.). Glossen zu biblischen Schriften: I, 703,58 II. Maccabaeorum 10,18: Apparatum gariwe München, BSB. Clm 13002; BStK.-Nr. 558, f. 225vb, 35; Apparatum gisavvor München, BSB. Clm 17403; BStK.Nr. 632, f. 230ra, 56 [Sch.GlW.: ?gisavvor] Datierung: 12. Jh. Weitere Bedeutung(en): Äußere Austattung, äußere Erscheinung, Bereitschaft, Gewand, Gewand (zum Wechseln), Habit (eines geistlichen Standes), in Bereitschaft, Kleidung, körperliche Verfassung, Lebensweise, Ornat, (Priester-)Gewand, Schmuck, Tracht, völlig, Vorbereitung, weiblicher Schmuck. Diachrone Verbreitung: Mhd. gerwe, garwe st. f. n. ‘Zubereitung, Zurüstung; Kleidung, besonders die priesterliche; Gerberei’; frühnhd. gar Adv. ‘ganz, gänzlich, völlig; sogar’; nhd. gar (Adj.) aus dem ahd. garo (Adj.) ‘gerüstet’ zu germ. *garwa- (Adj.) ‘bereit, fertig’. Wortbildung: Substantivbildung mit dem ahd. Verb garawen ‘zurüsten, (vor)bereiten, bereit machen’ (vgl. Riecke 1996, 496). Etymologie: As. gar[e]wi st. n.; afries. gare f.; ae. gearwe f.; aisl. gervi, gørvi, gjrvi f.; s. gar(a)wen ‘u. a. zurüsten’: as. gar(u)wian, ger(i)wian, gir(i)wian sw. V. ‘bereiten, bereit machen, rüsten kleiden’; mnd. ger(e)wen, gēren ‘fertig machen (sich) bereiten, (aus-)rüsten, gerben’; ahd. garo (Adj.) ‘u. a. gerüstet’ nur im Nord- und Westgerm. belegt. Direkte Anschlüsse für urgerm. *ara- fehlen, daher ist für die weitere etymologische Einordnung die semantische Nähe zu urgerm. *ara- ‘schnell, bereit’ zu beachten. Literarische Werke: ahd. garawi st. n. ‘Ausrüstung’ Isidor. Baufeld, Wb. 101; BStK. 3,1089; EWA. IV, 78f., 84ff. (garo); KFW. IV, 108ff.; Kluge 332; Lexer I, 892; I, 144; SAW. I, 1,287f. (garo); Sch.GlW. III, 398f.; Sch.W. 148; StWG. 191f. Die Glosse zur Bibelstelle wurde im KFW. als ‘Ausrüstung zum Kampf’ angegeben (vgl. KFW. IV, 110); diese Bedeutungsangabe wurde entsprechend übernommen. gēr st. m. ‘Speer’ Lateinische Lemma(ta): birrus ‘Mantelkragen oder kurzer Mantel mit Kapuze’ (Georges 1,834), mlat. birrus ‘(wollener) Kapuzenmantel, (grober) Umhang (Mlat.Wb. 1,1484f.), birrus, byr-

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rus, -rrhum: pirus zu ger (Diefenbach 75); falārica ‘großer Speer’ (Georges 1,2674f.), mlat. falarica ‘Wurfspeer, Brandpfeil’ (MlatWb. 4,45); missile ‘Geschoß, Wurfgeschoß, Pfeil’ (Georges 2,946); tēlum ingens ‘gewaltiges Wurfgeschoß’zu tēlum ‘Fernwaffe, Wurfwaffe, Geschoß, Spieß’; später ‘jede Angriffswaffe, Schwert, Dolch, Axt’ (Georges 2,3041) und zu ingens (in-gēns, gentis) ‘sehr groß’ (Georges 2,262). Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 4,3 Avit. 164: Missile ker Wien, ÖNB Cod. 261; BStK.-Nr. 902, f. 4v, 19 Glossare: HSH. I, 352,79 [= StSG. III, 160,44; SH (A) De astis]: Falarica est telum ingens ger vel balster Wien, ÖNB Cod. 2400; BStK.-Nr. 945, f. 82v, 23; Falarica est telum ingens ger veł balster München, BSB. Clm 2612; BStK.-Nr. 461, f. 60vb, 20; Falarica est telum ingens ger vel balster Trier, StadtB. 1124/2058 (früher 31); BStK.-Nr. 882, f. 57r, 24; Falarica est telum ingens ger vel balster Einsiedeln, StiftsB. cod. 171 (688); BStK.-Nr. 118, p. 105, 7; Falarica telum ingetis ger ł balster Prag, Universitní knihovna, MS XXIII E 54 (früher: Prag, Fürstlich Lobkowitzsche Bibliothek 434); BStK.Nr. 786, f. 48v, 9 HSH. I, 352,79 De Armis: Falarica est telum ingens ger vel balster Erlangen, UB. Erlangen – Nürnberg Ms. 396; BStK.-Nr. 145, f. 82vb, 8 [Stricker 1991c, 358: Ger] HSH. II, 94,187 [= StSG. III, 215,34; SH (B) De armis]: Falarica ger vel balster est telum ingens St. Blasien, StiftsB., verschollen; BStK.-Nr. 68 Gl. Salom. (c): Fuscina…cuius diminutivum fuscinule .i. angil: t. l‘ gere .t. London, BMMss. Add. 18379; BStK.-Nr. 391, f. 80va, 30 [Thoma 1951, 216] SH: Birrus eyn gher Trier, StadtB. 1124/2058 (früher 31); BStK.-Nr. 882, f. 65v, marg. n. Z. 31 [Stricker 1991b, 345] [Neu. CMK] Alph. Gl.: philarica, genus teli geír Engelberg, StiftsB. Codex 122 (früher 6/8); BStK.-Nr. 138c, f. 73v, 20 [Neu. BM] Alph. Gl.: phalarica Ger Königswart (Kynžvart), Schlossbibliothek [unter Verwaltung der Bibliothek des Nationalmuseums (Knihovna Národního Muzea) Prag] 20 G 22 Ms 57; BStK.-Nr. 788a, f. 83r, marg. n. Z. 10 [Neu. BM] Alph. Gl.: falarica GieR ebd., f. 34v, marg. unten Datierung: 11./12. Jh.–14. Jh. (?) Weitere Bedeutung(en): Speziell „Dreizack des Neptun“; Dreizack; Runenbezeichnung (Speer). Diachrone Verbreitung: Mhd. gêr, gêre st. sw. m. ‘Wurfspieß, Waffe zu Wurf und Stoß, vorne mit breitem Eisen, im 12. Jh. vom spere, der ritterlichen Waffe verdrängt’; die schwache Form gêre bedeutet ‘keil- (wurfspieß-) förmiges Stück’; ‘bes. keilförmiges Zeugstück, das unten an ein Gewand zur Verzierung oder zur Erweiterung eingesetzt ist; Tracht der kärntischen Herzoge; der so verzierte, besetzte Teil des Kleides, Schoß, Saum’. Frühnhd. ger m. ‘Wurfspieß, Lanze; Speer, an dessen Spitze ein breites Eisen angebracht

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ist; später auch ‘Fischerspieß mit einem Widerhaken versehen’; Bezeichnung für eine langgezogene, keilförmige Flur- und Ackerform; gefalteter, gefranster Teil des weiblichen Leibgewandes (im Mittelalter); Schoß des Kleides, Schoß; Besatz, Verzierung des Rocks; Borte, Litze’; nhd. Gehr m. ‘Zwickel’ und archaisierend nhd. Ger m. ‘Speer’. Wortbildung: Simplex. Kompositionen sind mit az-, fisc-, madal-, naba-, net- vorhanden. Etymologie: In ahd. Zeit sehr häufig als Namenelement verwendet. Belege in anderen germ. Einzelsprachen: as. gēr m. ‘Speer’; mnd. gēr m. ‘Wurfspieß’; mndl. geer ‘Speer, Wurfspieß (auch in aelgheer ‘Gerät zum Aalfang’); nndl. -ger, -geer (in elger, elgeer ‘Gerät zum Aalfang’); afries. -gēr m., gēr- (in etgēr ‘Spieß’, gērfonge ‘Fischgerät’, gērjeve ‘den Vatersbrüdern zufallender Wergeldanteil’), nfries. -gear (in ielgear ‘Fischspeer’); ae. gār, me. -gēr (in ālgēr ‘Fischspeer’), ne. -ger (auger ‘Bohrer’); aisl. geirr m. ‘Speer’, nisl. nnorw. geir ‘Speer’; ndän. ger ‘Speer’; langob. gaire- (gairethinx ‘das öffentliche Ding: Speerding’). Urgerm. *aza- geht zusammen mit griech. χαĩος ‘Hirtenstab’ und gall.-lat. gaisum, gall.-griech. γαĩσον ‘Wurfspeer’ auf uridg. *ĝhaso- oder ĝheh2iso- zurück. Literarische Werke: ahd. gēr st. m. ‘Speer’ Hildebrandslied. BStK. 4,1730; EWA. IV, 168ff.; FWB. 6,962ff.; KFW. IV, 219; Lexer I, 869; SAW. I, 300 (gêr); Sch.GlW. III, 439; Sch.W. 150; StWG. 197, 815. D. Hüpper-Dröge führt in ihrer Studie für die Belegstellen mit den Lemmata falarica und missile die aktuelle Bedeutung ‘Speer’ mit dem Zusatz ‘Wurf-’ an. Hier wird jedoch weiter vermerkt, „… Größe und Gewicht dieser Waffe hängen davon ab, ob sie durch Muskelkraft oder durch mechanische Kraft geschossen werden sollte.“ (Hüpper-Dröge 1983, 316). Im Lexer wird vermutet, dass das Wort wahrscheinlich kelt. Ursprung hat (zu lat. gaesum) (vgl. Lexer I, 869). *gērlīna st. sw. f. ‘Wurfriemen an der Lanze’ Lateinische Lemma(ta): āmentum ‘Riemenschleife, Wurfriemen’ (Georges 1,376), mlat. ‘Wurfriemen der Lanze’ (Mlat.Wb. 1,557). Glossare: SH: Am[ē]t[ū] g[s]leine (lies Am[en]tu[m] g[er]leine) Trier, StadtB. 1124/2058 (früher 31); BStK.-Nr. 882, f. 57v, marg. o. [Stricker 1991b, 340] Datierung: 12. oder 14. Jh. Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: Erst im Mhd. belegt.

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Wortbildung: Determinativkompositum aus gēr ‘Wurfspeer’ und līna ‘Tau, Seil, Leine, Schnur’. Mhd. Sprachstufe, im Ahd. nicht belegt. Etymologie: Erstglied ahd. gēr s. gēr st. m. Das Zweitglied: ahd. līna; mhd. līne, mnd. line; mndl. line, lijn aus germ. *leinjōn f. ‘Leine’; anord. lína; ae. līne, afries. līne. Herkunftsbildung zu Lein m. ‘Leinpflanze, Flachs’; man bezeichnete mit dem Lexem ursprünglich ein aus Flachs gedrehtes Seil. Literarische Werke: nicht belegt. BStK. 4,1695; EWA. IV, 168ff. (gêr), IV, 174 (gerî); Pfeifer 788f. (Leine); SAW. I, 300 (gêr), I, 545 (lîn); Sch.GlW. III, 440. Das Lexem wird im KFW. nicht besprochen. Vgl. jedoch die Angaben zu -gērlīn als Zweitglied des Kompositums nabagērlīn (vgl. KFW. IV, 222). gihilzi st. n. ‘Schwertgriff’ Lateinische Lemma(ta): capulus ‘Schwert-, Dolchgriff’ (Georges 1,989), mlat. capulus ‘Griff’; meton. auch ‘das Schwert’ (Mlat.Wb. 2,257), ‘Schwert-, Dolchgriff’ (GLAN. 89). Glossare: III, 638,18 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Capulum gihilze Wien, ÖNB Cod. 804; BStK.-Nr. 926, f. 183r, 28; Capulum gehilze Würzburg, UB. M. p. th. q. 60; BStK.-Nr. 998 (III), f. 105r, 17 IV, 168,40 Gl. Salom. (d): Capulus gihilzi München, BSB. Clm 23496; BStK.Nr. 689, f. 2vb, 5 IV, 213,37 Sachgl.: Capulus gehilce Wien, ÖNB Cod. 804; BStK.-Nr. 926, f. 169r, 1; Capulus gehilce Würzburg, UB. M. p. th. q. 60; BStK.-Nr. 998 (III), f. 100v, 19 [Neu. AW] Sachgl.: capulus gehilcz Bern, BB. Cod. 723; BStK.-Nr. 67b, f. 146r, 4 Datierung: 12. Jh.–15. Jh. Weitere Bedeutung(en): (Hand-)Griff. Diachrone Verbreitung: Mhd. gehilze, gehëlze st. n. ‘Schwertgriff, Heft’ zu hëlze; frühnhd. gehilz; älteres nhd. gehülze. Wortbildung: Kollektivbildung mit dem Nominalpräfix gi- zu hilzi ‘Schwertgriff, Griff’; Komposition mit swert-. Etymologie: Mnd. gehilte; ae. gehilt. Vgl. hilzi ‘Schwertgriff, Handgriff’: mhd. hilze sw. f.; as. hiltia f., hilti n., mnd. hilte f.; mndl. hilte f.; ae. hilte f. n.; helza ‘(Hand-)Griff, Heft’; mhd. helze st. sw. f.; as. helta f. ‘Griff am Steuerruder’; mndl. helte f., auch helt m.;

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vgl. aisl. hjalt n. ‘Schwertgriff, Parierstange’: < urgerm. *χeltō/a-, das im Ablaut zu urgerm. *χultan- ‘Abgeschlagenes’ steht. Literarische Werke: nicht belegt. EWA. IV, 276 (Artikel gihilmi), IV, 1012 (hilzi); KFW. IV, 1061; Lexer I, 790; SAW. I, 380 (helza); Sch.GlW. IV, 315; StWG. 209. Ausschlaggebend für die Aufnahme des Lexems war das lat. Lemma capulus, das eindeutig die Bedeutung von ‘Schwert-, Dolchgriff’ besitzt, und auch im Glossar von H. Götz in dieser Bedeutung aufgeführt wird (vgl. GLAN. 89). girusti st. n. ‘Ausrüstung; Belagerungsvorrichtung’ Lateinische Lemma(ta): īnstrūmentum ‘Gerätschaft aller Art; Rüstzeug’ (Georges 2,331f.); māchina māchina ‘Maschine, Gerüst’; im Krieg: ‘eine Maschine zu Belagerungen’ (Georges 2,747f.); pīlum ‘Wurfspieß, das Pilum’ (Georges 2,1708); speciēs īnstrūmenti ‘Gestalt eines Krieginstruments’ zu speciēs ‘die Gestalt, das Bild’ (Georges 2,2747f.) und zu īnstrūmentum (s. o.); tēlum ‘Fernwaffe, Wurfwaffe, Geschoß, Spieß’; später ‘jede Angriffswaffe, Schwert, Dolch, Axt’ (Georges 2,3041); tormentum ‘Werkzeug zum Fortschleudern, Schleuder-, Wurfmaschine, Geschütz; meton. ‘das daraus abgeschleuderte Geschoß’ (Georges 2,3150f.). Glossen zu biblischen Schriften: I, 284,51 Deuteronomium 20,20: Machinas kirusti Karlsruhe, BLB. Aug. IC; BStK.Nr. 296 (II), f. 86rb, 21; Machinas kirusti Oxford, BL. Jun. 25; BStK.-Nr. 725 (I), f. 98rb, 11 I, 374,26 Deuteronomium 20,20: Extrue machinas kizimbiri karusti Karlsruhe, BLB. Aug. IC; BStK.-Nr. 296 (II), f. 58va, 13 IV, 286,3 I. Maccabaeorum 5,30: Et machinas unde gerusdiu Oxford, BL. Laud. lat. 22; BStK.-Nr. 729, f. 32v, 14 Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 666,4 Verg. Aen. IX, 711: (Pila) girusti München, BSB. Clm 18059; BStK.Nr. 634, f. 214vb, marg. r. n. Z. 5 II, 669, 7 Verg. Aen. XI, 616: (Tormento) [telum] giruste München, BSB. Clm 18059; BStK.-Nr. 634, f. 224ra, marg. l. n. Z. 14 II, 671,54 Verg. Aen. XII, 922: (Tormento) [species instrumenti] giruste ebd., f. 230ra, marg. l. n. Z. 47 Glossare: HSH. II, 342,01.15 [= StSG. III, 243,10; SH a2]: Instrumentum lêre vel geruste Wien, ÖNB Cod. 2400; BStK.-Nr. 945, f. 105r,15; Instrumentum lera veł geruste München, BSB. Clm 2612; BStK.-Nr. 461, f. 76ra, 31 Datierung: 8. Jh.–13. Jh.

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Weitere Bedeutung(en): Ausstattung, Einrichtung, filigrane Kante; Hilfsmittel, Säule, Schanzwerk, Schiffsausrüstung, Vorrichtung, Zusammensetzung. Diachrone Verbreitung: Mhd. gerüste st. n. ‘Vorrichtung, Zurüstung; Aufbau, Gebäude; Maschine, Werkzeug, Gestell; Ausrüstung, Gerät; Waffenrüstung; Kleidung’; mnd. gerüste n.; nhd. Gerüst n. (aus ahd. girusta f.); Verbalabstraktum zu rüsten. Die Bedeutungsverengung erfolgte im Nhd. Wortbildung: Kollektivbildung mit dem Nominalpräfix gi- mit rusten ‘rüsten’. Etymologie: Auf gemeinsame idg. Wurzel *krā[u]-: krəu-: kr1- gehen isl. hrauđ f. ‘Brünne’ (poet.); ae. hréad f. ‘Schmuck’; aisl. hrjōđa; ae. hréodan ‘decken, schmücken’ zurück; hyrst m. ‘Schmuck, Rüstung’; ahd. hrust m ‘Schmuck, Rüstung’, ahd. (h)rusten ‘rüsten’. Literarische Werke: Ahd. girusti, geruste, ke- st. n. ‘Rüstung, Schutz; Zurüstung, Ausrüstung, Waffen; Aufstellung, Stellung, Bau’ Notker, Otfrid, Williram von Ebersberg. Hoheliedkommentar. EWA. IV, 381 (girusti n., girusta f.); IEW. I, 616f.; Kluge 352; Lexer I, 891f.; SAW. I, 777f. (rusten); Sch.GlW. VIII, 47f.; Sch.W. 243; StWG. 219. gisarawi st. n. ‘Ausrüstung, Rüstung; Bewaffnung, Brustpanzer’ Lateinische Lemma(ta): apparātus ‘Zurüstung, Apparat’ (Werkzeuge, Geräte, Maschinen eingeschlossen) (Georges 1,502f.), mlat. apparatus ‘speziell: militärische Ausrüstung, Bewaffnung’ (Mlat.Wb. 1,771ff.); apparātus belli ‘Kriegsausrüstung’ zu apparātus (s. o.) und zu bellicus (bellum) ‘zum Krieg gehörig, Kriegs-’ (Georges 1,802); ārea ‘hoch gelegener freier Platz, eine Fläche’ (Georges 1,554f.); arma ‘Wehr und Waffe’ (Georges 1,575ff.), mlat. arma ‘Kriegsgerät, Waffe(n), Bewaffnung, (Aus-)Rüstung’ (Mlat.Wb. 1,956ff.); armātura ‘Bewaffnung als Gattung’ (Georges 1,578); lōrīca ‘Panzerhemd’ (erst aus Leder, später mit Schuppen überzogen) (Georges 2,704), mlat. lorica ‘(Aus-)Rüstung, Bewaffnung, Kriegsgerät, Waffen; Ausrüstungsstück, Waffe’ (Mlat.Wb. 1,962f.); prōcīnctus ‘Bereitschaft zum Kampf’ (Georges 2,1943); raeda ‘Reisewagen’ (mit vier Rädern) (Georges 2,2189f.); thōrāx ‘Harnisch’ (Georges 2,3113), mlat. zaba ‘Panzer, Harnisch’ (Niermeyer 2,1479), ‘Ausrüstung’ (KLAW. 972). Glossen zu biblischen Schriften: I, 703,59 II. Maccabaeorum 10,18: Apparatum gisavvor München, BSB. Clm 17403; BStK.-Nr. 632, f. 230ra, 56

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I, 770,27 Epistola Pauli ad Ephesos 6,11: Armatura gisarivva Zürich, ZB. Ms. Rh. 66; BStK.-Nr. 1015, p. 111, 13; Armatura gisariwa Stuttgart, WLB. HB IV 26 (früher Herm. 26); BStK.-Nr. 867, f. 5v, 16; Armaturam gesarwe München, BSB. Clm 4606; BStK.-Nr. 486, f. 156v, 23; Armatura giserwi München, BSB. Clm 22201; BStK.-Nr. 681, f. 250vd, 34 IV, 306,25 Epistola Pauli ad Ephesos 6,11: Armatura gisarua Goslar, Stadtarchiv, vorl. Nr. B 4374 (früher 2); BStK.-Nr. 266, f. 130va, 20 Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 8,41 Aldh. enigm. 257,18: De lorica i. gisaruuui St. Gallen, StiftsB. 242; BStK.Nr. 208, p. 29, 4 II, 711,45 Verg. Aen. VII, 633: () Toracas Gesarauui Paris, BN. lat. 9344; BStK.Nr. 752, f. 123r, marg. r. quer n. Z. 10. 11 II, 735,46 Vitae p. VI, 656, 15: Redam. eream. kisarui Zürich, ZB. Ms. Rh. 99 (Sch.GlW.: 99a); BStK.-Nr. 1017, p. 103b, 31 Glossare: III, 411,81 Gl. Herrad.: Procinctu geserwe Straßburg, UB., Hs. des Hortus deliciarum der Herrad von Landsberg, verbrannt; BStK.-Nr. 857, f. 79r–80r [Herrad of Hohenbourg. Hortus Deliciarum 1979, II, 125, Nr. 294] III, 416,30 Gl. Herrad.: Procinctu geserwe ebd., f. 194r–197r [Herrad of Hohenbourg. Hortus Deliciarum 1979, II, 324, Nr. 705] III, 417,4 Gl. Herrad.: Procinctu geserwe ebd., f. 217v [procinctus, apparatus belli; Herrad of Hohenbourg. Hortus Deliciarum 1979, II, 356, Nr. 748 u. A. 1] IV, 111, 28 Gl. Salom. (a1): Zaba kisarwe München, BSB. Clm 22201; BStK.Nr. 681, f. 184vb, 50; Zaba kesarwe München, BSB. Clm 13002; BStK.-Nr. 558, f. 171rc, 23; Zaba kesarwe Admont, StiftsB. 3; BStK.-Nr. 1, p. 420c, 14; Zaba gisarauue München, BSB. Clm 17152; BStK.-Nr. 626, f. 179ra, 31; Zaba kiserwe Zwettl, StiftsB. 1; BStK.-Nr. 1020, f. 178rd, 21; Zaba kiserwe Heiligenkreuz, StiftsB. 17; BStK.-Nr. 278, f. 229va, 37 [Sch.GlW.: kiservve]; Zaba Giserwe Wien, ÖNB Cod. 2276; BStK.-Nr. 944, f. 200vb, 44. 45; Zaba gserba Prag, Knihovna Národního Muzea X A 11 (früher unsigniert); BStK.-Nr. 788, p. 383a, 7 IV, 166,37 Gl. Salom. (c): Zaba gesaruwa .t. London, BMMss. Add. 18379; BStK.Nr. 391, f. 149rc, 55 [Thoma 1951, 225] IV, 174,56 Gl. Salom. (e): Zabba geserve München, BSB. Clm 7999; BStK.Nr. 546, f. 142va, 15 Datierung: 9. Jh.–14. Jh. Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: Mhd. geserwe st. n. ‘Rüstung’; nhd. nicht belegt. Wortbildung: Kollektivbildung mit dem Nominalpräfix gi- zu saro ‘Rüstung’.

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Etymologie: Ahd., as. saro ‘Rüstung’; ae. searu ‘Rüstung’ n.; got. sarwa n. (Pl.) ‘Rüstung, Waffen (geknoteter, geknüpfter Harnisch)’; aisl. sørvi n. ‘kostbares Halsband’ zu idg. *ser- ‘aneinander reihen, knüpfen’. Literarische Werke: ahd. gesarewe st. n. ‘Rüstung’ Notker. EWA. IV, 386; IEW. I, 911; Lexer I, 911; REW. 800, Nr. 9584; SAW. I, 793 (saro); Sch.GlW. VIII, 109f.; Sch.W. 245;StWG. 219; 848. Das lat. Lexem zaba ist erst im Mlat. belegt. Dieses iranische Wort diente ursprünglich zur Bezeichnung des iranischen Hornschuppenpanzers; nach R. Wenskus hätten die Goten dieses Lehnwort während der Römischen Kaiserzeit übernommen vgl. hierzu Wenskus 1976, 458–462. Fraglich ist aber nach dieser Erklärung, warum das Wort nicht bereits im klassischen Latein belegt ist. Das apers. Wort zaba wurde neben agriech. thorax auch in Byzanz zur Bezeichnung des langen Panzers, des Lorikion, verwendet (Kolias 1997, Sp. 1899–1901). giscefti st. n. ‘Wurfgeschoß; Wurfspieß’ Lateinische Lemma(ta): iaculum quod mitti potest ‘Wurfspieß, der geschleudert werden kann’ zu iaculum (= iaculus) ‘Wurfgeschoß, Wurfspieß’ (Georges 2,10f.) und zu mittere ‘das Geschoß nach einem Ziel absenden, werfen, schleudern, schießen, abschießen’ (Georges 2,951–957) sowie zu potest (possum, potuī, posse) ‘können, vermögen’ (Georges 2,1799f.); missile ‘Geschoß, Wurfgeschoß, Pfeil’ (Georges 2,946). Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 463,13 Prud. Psych. 151: Missile giscefti. iaculum quod mitti potest spirilin Paris, BN. Nouv. acquis. lat. 241; BStK.-Nr. 771, f. 141v, 2; Missile giscesti. iaculum quod mitti potest spirilin München, BSB. Clm 14395; BStK.-Nr. 579, f. 146r, 10 [Sch.GlW.: giscefti] Glossare: IV, 151,25 u. A. 6 Gl. Salom. (c): Missile gescheft: t. (Ed.: d. h. geschefti) London, BMMss. Add. 18379; BStK.-Nr. 391, f. 110rc, 30 [Sch.GlW.: gescheft[i]; Thoma 1951, 218: das radierte “I” ist noch sichtbar] Datierung: 10. Jh.–13. Jh. Weitere Bedeutung(en): Schicksal, Wesen. Diachrone Verbreitung: Vgl. mhd. geschaft st. n. ‘Geschäft; Anordnung, Befehl’ (Lexer I, 396) und geschaft st. f. ‘Geschöpf, Schöpfung, Gestalt; Beschaffenheit, Eigenschaft’ (Lexer I, 395f.); nhd. mundartlich und im schweizerischen Deutsch geschäft ‘Schaft an einer Flinte’. Wortbildung: Kollektivbildung mit dem Nominalpräfix gi- zu scaft ‘Schaft, Stange, Speer, Pfeil, (Wurf)geschoß’.

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Etymologie: Ahd. scaft zu idg. *(s)k2p-, (s)k4p- und (s)k3p-; (s)k2b(h)-, skob(h)- und sk3b(h)‘mit scharfem Werkzeug schneiden, spalten’. As. skaft ‘Speer’; nndl. schacht ‘Federkiel, Lanzenschaft’; ae. sceaft m., aisl. skapt n. ‘Schaft, Stange, Speer’. Vgl. noch B. Meineke 1991, 174f. Literarische Werke: nicht belegt. EWA. IV, 395 (giskefti1); IEW. I, 930, I, 933; SAW. I, 826f. (scaban); Sch.GlW. VIII, 296; StWG. 220. An dieser Stelle ist die Überlegung geäußert worden, dass diese ahd. Bezeichnung neben ahd. scaft und scefti aufgrund der ihnen zugrunde liegenden Lemmata (ahd. scaft zu lat. (h)asta, (h)astile, telum, truncus; ahd. scefti zu lat. spiculum, arundo, ahd. giscefti zu lat. missile) in der Bedeutung sowohl die ‘schwere Stoßlanze’ als auch die ‘leichteren Wurf- und Fernwaffen’ vertrat (Hüpper-Dröge 1983, 333). Diese Überlegung scheint im Falle von giscefti st. n. durch das Lemma missile begründet zu sein. giscirri st. n. ‘Waffe, (Schutz-)Bewaffnung’ Lateinische Lemma(ta): arma ‘Wehr und Waffe’ (Georges 1,575ff.), mlat. arma ‘Kriegsgerät, Waffe(n), Bewaffnung, (Aus-)Rüstung’ (Mlat.Wb. 1,956ff.). Glossare: HSH. I, 351,59 [= StSG. III, 159,26. 51 u. A. 12; SH A De armis]: Arma gi6feni vel giscriri Einsiedeln, StiftsB. cod. 171 (688); BStK.-Nr. 118, p. 104, 22 HSH. I, 351,59 [= StSG. III, 160,1; SH A De armis]: Prma giwafin vel giscrirri Prag, Universitní knihovna, MS XXIII E 54 (früher: Prag, Fürstlich Lobkowitzsche Bibliothek 434); BStK.-Nr. 786, f. 48r, 27. 28; Arma gesærewe Trier, StadtB. 1124/2058 (früher 31); BStK.-Nr. 882, f. 57r, 5 HSH. II, 94,177 [= StSG.: III, 215,19; SH B De armis]: Arma gewefine vel gescirre St. Blasien, StiftsB., verschollen; BStK.-Nr. 68 Datierung: 12.–14. Jh. (?). Synchrone Bedeutung(en): Gerät, Gefäß. Diachrone Verbreitung: Mhd. geschirre st. n. ‘Geschirr, Gerät, Werkzeug; Weberstuhl; Kriegsgerät, Hausgerät; Einrichtung, Ordnung; Gemächt’; nhd. Geschirr n. ‘Geschirr im Haushalt; Pferdegeschirr’. Wortbildung: Präfigierte Kollektivbildung mit gi- zu sceran ‘scheren, (ab)schneiden, stutzen’. Etymologie: Mnd. geschir[e]. Im Nhd. wurde das Kollektiv zu einer nicht näher bestimmten Grundlage auf zwei verschiedene Bedeutungen festgelegt (Kluge). Nach Pfeifer er-

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folgt die nur im Deutschen übliche Kollektivbildung zu 1scheren und seinen Formen; die ursprüngliche Bedeutung wäre demnach ‘Zurechtgeschnittenes’. Literarische Werke: Ahd. kiscirri, kescirre st. n. ‘Gefäß, Gerät’ Christus und die Samariterin, Notker. EWA. IV, 398 (Artikel giskirmi); Kluge 353; Lexer I, 903; Pfeifer 437; SAW. I, 841ff. (sceran); Sch.GlW. VIII, 367; Sch.W. 258; StWG. 221. H. Götz führt das ahd. Wort giscirri bei dem lat. Lexem arma ‘Kriegsgerät, Waffen, Bewaffnung’ (GLAN. 53) nicht an. giscoz st. n. ‘Wurfgeschoß, Wurfspieß, Wurfwaffe’ Lateinische Lemma(ta): aclys, aclydis ‘kurzer Wurfspieß’ (mit einem Riemen) (Georges 1,85), mlat. aclys ‘Wurfspeer’ (Mlat.Wb. 1,119); bipennis ‘zweischneidige Axt, Doppelaxt’ (Georges 1,833), mlat. bipennis ‘zweischneidige (Streit-)Axt’ (Mlat.Wb. 1,1482f.), ‘zweischneidig, Streitaxt’ (Mlat.Gl. 37); fallācia ‘Betrügerei, Trug, Intrige’ (Georges 1,2676); iaculum (= iaculus) ‘Wurfgeschoß, Wurfspieß’ (Georges 2,10f.); iaculātum (= iaculātus) ‘Werfen, Schleudern’ (Georges, 2,10); missile ‘Geschoß, Wurfgeschoß, Pfeil’ (Georges 2,946); pīlum ‘Wurfspieß, das Pilum’ (Georges 2,1708); romphaea ‘großes, langes zweischneidiges Hieb- undWurfschwert’ (Georges 2,2407) (Georges 2,2407); spīculum ‘Wurfspieß, Pfeil’ (Georges 2,2761); tēlum ‘Fernwaffe, Wurfwaffe, Geschoß, Spieß’; später ‘jede Angriffswaffe, Schwert, Dolch, Axt’ (Georges 2,3041). Glossen zu biblischen Schriften: I, 582,27 Ecclesiasticus 46,3: Rompheas giscoz München, BSB. Clm 19440; BStK.Nr. 665, p. 318, 24 [H. Davids, Bibelglossen, 200, Nr. 705]; Rompheas giscoz Wien, ÖNB Cod. 2723; BStK.-Nr. 949, f. 63r, 8; Rompheas giscoz Wien, ÖNB Cod. 2732; BStK.-Nr. 950, f. 73v, 5; Rompheas giscoz Göttweig, StiftsB. 46/103 (früher: E 5); BStK.-Nr. 264, f. 73v, 14 Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 29,70 Arat. II, 19: Iaculata Gescôz Trier, StadtB. 1093/1694 (früher 1464); BStK.-Nr. 881, f. 214v, 2 [von Gadow 1974, 47f., Nr. 147 und 148] II, 74,56 Boeth. cons. 5, 1 p. 123,2: Spicula gisoos (Ed: l. giscoz) München, BSB. Clm 14324; BStK.-Nr. 572, f. 67r, 26 II, 398,25 u. A. 5 Prud. Psych. 151: Missile gusoz Wien, ÖNB Cod. 247; BStK.-Nr. 901, f. 162v, 3 [SchGlW.: gusoz / g[.]soz] II, 417,27 Prud. Perist. 52: Spicula kiscoz München, BSB. Clm 14395; BStK.Nr. 579, f. 8vb, 7 II, 610,21 Sall. Jug. 57 p. 298,7: Pila gesco z Paris, BN. lat. 10195; BStK.-Nr. 758, f. 64va, 31 [Sch.GlW.: gescoz] II, 614,13 Sed. Pasch. Carm.537: Tela gescoz Pommersfelden, Graf von Schönbornsche Schlossbibliothek 12 (2671); BStK.-Nr. 781, f. 2v, 9 [Pauly 1968, 60, Nr. 7]

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II, 661,55 Verg. Aen. VII, 730: (Aclydes) [telum, bipennis] giscoz München, BSB. Clm 18059; BStK.-Nr. 634, f. 207ra, marg. r. n. Z. 2 II, 772,64 Arat. II, 19: Iaculata [fallatia] kescoz Rom, BV. Pal. lat. 1716; BStK.Nr. 814, f. 30v, 20; [Schlechter 1993, 108, Nr. 126 (= De act. apost. IÍ, 19): Iaculata retorquens (darüber interlinear: kescoz id est fallatiam); Tiefenbach 1977, 22,30f.: iaculata retorquens, in magū reiiciens) uuidąr sciozenden () gescoz .i. fallatia sibi resistensis magi] Arat.: iaculatum gescoz Paris, BN. lat. 8318; BStK.-Nr. 750, f. 29v, marg. n. Z. 4 Glossare: HSH. II, 246,1 [StSG. III, 257,5; SH a2]: Spiculum spiez vel gischoz Wien, ÖNB Cod. 2400; BStK.-Nr. 945, f. 117r, 15; Spiculum spiez vel geschoz München, BSB. Clm 2612; BStK.-Nr. 461, f. 84vb, 15 III, 359,42 Sachgl.: Telum gescoz Wien, ÖNB Cod. 901; BStK.-Nr. 927, f. 29v, 7 III, 638,41 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Iaculum geschoz Wien, ÖNB Cod. 804; BStK.-Nr. 926, f. 183v, 1; Iaculum geschoz Würzburg, UB. M. p. th. q. 60; BStK.-Nr. 998 (III), f. 105r, 20 IV, 162,28 Gl. Salom. (c): Telum geshoz .t. London, BMMss. Add. 18379; BStK.Nr. 391, f. 142rb, 36 [Neu. AW] Sachgl.: iaculum geschos Bern, BB. Cod. 723; BStK.-Nr. 67b, f. 146r, 3 [Neu. JF] Sachgl.: iaculum gesoz München, BSB. Clm 4350; BStK.-Nr. 472, f. 1v, marg. l. n. Z. 7 Datierung: 9. Jh. (?)–15. Jh. (?). Weitere Bedeutung(en): Abgabe. Diachrone Verbreitung: Mhd. geschôz, geschoz st. n. ‘Geschoß; Werkzeug, mit dem man schießt; Geschoß, Stockwerk; Rheuma (?)’, vgl. mhd. geschôz st. n. ‘Kleider’ (Lexer II, 904); nhd. Geschoß n. ‘das, was aus der Waffe geschossen wird; Stockwerk’. Wortbildung: Kollektivbildung mit dem Nominalpräfix gi- zu scoz ‘(Wurf)geschoß’. Etymologie: Mnd. geschōt; mndl. gescot. Verbalabstraktum zu sciozan ‘schießen’. Die nhd. Bedeutung ‘Stockwerk’ ergibt sich aus der Bedeutung ‘rasch in die Höhe wachsen’. S. weiter ahd. scoz st. n. Literarische Werke: Ahd. gescoz st. n. ‘Geschoß’ Notker, Williram von Ebersberg. Hoheliedkommentar. Kluge 353; Lexer I, 904; Pfeifer, 438; SAW. I, 850f. (sciozan); Sch.GlW. VIII, 380f. (scoz2); Sch.W. 258; StWG. 221, 818. Den ersten Beleg für dieses Wort liefert der Codex 2723 aus Wien vom Ende des 10. Jhs., in einer Glosse zum biblischen Buch Jesus Sirach (Ecclesiasticus). Die Bedeutung des Lexems ist mit einem Waffentyp zu verbinden, der im Kampf eine Funktion

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als Wurfwaffe hatte, dies geht eindeutig aus den Bedeutungsangaben der Lemmata hervor. Die Glossierung des lat. Lemma romphea ‘Schwert zum Hieb- und Wurf’ wäre auch nur so sinngemäß. Vgl. die Bedeutungsangabe bei Davids 2000, 200, Nr. 705: ‘Wurfwaffe’; der Glossator orientierte sich an ictandos…rompheas. Das ahd. Wort wurde in der Textstelle von Arator II, 19 von von Gadow 1974, 47f., Nr. 147 und 148 als ‘Geschoß’ bestimmt (vgl. die falsche Seitenangabe im Sch.GlW.: S. 48, Nr. 147). Auch bei P. Pauly für die Textstelle bei Sedulius ist die Bedeutungsangabe, hier in Plural ‘Geschosse’ (vgl. Pauly 1968, 60, Nr. 7). Die Glossierung zur Prudentiusstelle wurde von E. Steinmeyer als and. bestimmt (vgl. StSG. II, 417,27 und Anm. 18). giwāfani st. n. ‘Bewaffnung, Waffe’ Lateinische Lemma(ta): arma ‘Wehr und Waffe’ (Georges 1,575ff.), mlat. arma ‘Kriegsgerät, Waffe(n), Bewaffnung, (Aus-)Rüstung’ (Mlat.Wb. 1,956ff.); armātura ‘Bewaffnung, Waffengattung’ (Georges 1,578); mīlitiae cingulum ‘Gürtel der Soldaten’, übertragen ‘der Kriegsdienst’ zu mīlitia ‘Kriegsdienst; Soldaten’ (Georges 2,920) und zu cingulum ‘Gurt, Gürtel’ (als Degengurt um den Leib oder als Degengehänge über die Schulter) (Georges 1,1136f.). Glossen zu biblischen Schriften: I, 552,29 Canticum Canticorum 4,4: Armatura kiuuafani Karlsruhe, BLB. Aug. IC; BStK.-Nr. 296 (II), f. 90ra, 8 I, 559,15 Sapienta 5,18: Armatura kiuufani ebd., f. 90va, 11 I, 647,30 Ezechiel 26,9: Armatura givuafane München, BSB. Clm 18140; BStK.Nr. 637, f. 196ra, 28; Armatura givuafane München, BSB. Clm 19440; BStK.Nr. 665, p. 355, 18 [Davids 2000, 294, Nr. 1174: In /armature givuafane]; Armatura givuafane Wien, ÖNB Cod. 2732; BStK.-Nr. 950, f. 49v, 2; Armatura givuaffane Wien, ÖNB Cod. 2723; BStK.-Nr. 949, f. 42v, 4; Armatura giuuafini München, BSB. Clm 14689; BStK.-Nr. 604, f. 41r, 8. 9 Glossen zu nicht biblischen Schriften: Halitgar III, 8; PL 105, 678 C: militiae cingulum giuuafine Rom, BV. Ottob. lat. 3295; BStK.-Nr. 792, f. 37rb, 23. 24 [Mayer 1982, 60, Nr. 224] Glossare: HSH. I, 351,58 [= StSG. III, 159,26. 51 u. A. 12; SH A De armis]: Arma . . . gvefene Wien, ÖNB Cod. 2400; BStK.-Nr. 945, f. 82v, 7; Arma . . . gvefene München, BSB. Clm 2612; BStK.-Nr. 461, f. 60va, 32; Prma . . . g5afeni Einsiedeln, StiftsB. cod. 171 (688); BStK.-Nr. 118, p. 104, 21; Arma . . . giwafin Prag, Universitní knihovna, MS XXIII E 54 (früher: Prag, Fürstlich Lobkowitzsche Bibliothek 434); BStK.Nr. 786, f. 48r, 27; Arma . . . gewæfene Trier, StadtB. 1124/2058 (früher 31); BStK.Nr. 882, f. 57r, 4

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HSH. I, 351,58: arma Gewefene Erlangen, UB. Erlangen – Nürnberg Ms. 396; nicht bei StSG., BStK.-Nr. 145, f. 82va, 39 HSH. II, 94,177 [= StSG. III, 215,19; SH B De armis]: Arma gewefine vel gescirre St. Blasien, StiftsB., verschollen; BStK.-Nr. 68 IV, 36,1 Gl. Salom. (a1): Armatria giwafini Zwettl, StiftsB. 1; BStK.-Nr. 1020, f. 21vc, 17; Armatura giuuafin Admont, StiftsB. 3; BStK.-Nr. 1, p. 23a, 51; Armatura giwaffene München, BSB. Clm 22201; BStK.-Nr. 681, f. 12va, marg. l. n. Z. 50 [Sch.GlW.: givvaffene (Korr. BM)]; Armatura gewafene München, BSB. Clm 13002; BStK.-Nr. 558, f. 10ra, 38; Armatura gewafene München, BSB. Clm 17403; BStK.Nr. 632, f. 18va, 28; Armatura Gewefene Prag, Knihovna Národního Muzea X A 11 (früher unsigniert); BStK.-Nr. 788, p. 20a, 48; Armatura gewouffini Erlangen, UB. Erlangen – Nürnberg Inc. 1193 (Salomonis Glossae); BStK.-Nr. 1023, f. 14ra, 31. 32 IV, 131,29 Gl. Salom. (c): Armatura ge7efini London, BMMss. Add. 18379; BStK.Nr. 391, f. 18rc, 27 IV, 131,31 Gl. Salom. (c): Armitie, gewefini London, BMMss. Add. 18379; BStK.-Nr. 391, f. 18va, 5 [Neu. BM] Gl. Salom.: armatura gweffē Wien, ÖNB Cod. 2276; BStK.-Nr. 944, f. 12rb, 31 Datierung: Ende 8./Anfang 9. Jh.–1473/1474. Weitere Bedeutung(en): Kriegsdienst. Diachrone Verbreitung: Mhd. gewæfen st. n. ‘Waffenrüstung, Bewaffnung; Schildzeichen, Wappen’; älteres Nhd. gewaffen, gewäffen. Wortbildung: Kollektivbildung mit dem Nominalpräfix gi- und wāfan ‘Waffe, Schwert’. Etymologie: As. giwāpni st. n. ‘Bewaffnung’; mnd. gewāpen; aonfrk. giwēpene st. n.; mndl. gewapen; ae. gewæpne ‘Bewaffnung, Waffe’; aisl. alvæpni. Wie as. wāpan n. aus germ. *wVpna- n. ‘Waffe’; got. wepna (Pl.); anord. vápn; ae. wVpen n.; afries. wēpen, wāpen n. Das Femininum ist seit dem Mhd. belegt [durch Nutzung des Plurals (?)]. Nndl. wapen; ne. weapon; nschwed. vapen; nisl. vopn. Herkunft unklar. Literarische Werke: Ahd. giwāfani, giwāfene, ke- st. n. ‘Bewaffnung, Waffe’ Notker, Oxforder Tatian, Tatian. EWA. IV, 435; Kluge 966 (Waffe); Lexer I, 970f.; Nr. 224; SAW. I, 1050 (wâfan); Sch.GlW. X, 333; Sch.W. 306; StWG. 226. Zur Glossierung der Ezechielstelle wurde die aktuelle Bedeutung ‘Bewaffnung’ von Davids 2000, 294, Nr. 1174 übernommen. Die Bedeutung des ahd. Wortes in der Halitgarstelle zu lat. militiae cingulum lautet ‘Kriegsdienst’ (Mayer 1982, 60, Nr. 224). Vgl. noch giwāpnidi st. n. (as.) ‘Bewaffnung’ (Sch.GlW. X, 333).

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giwerida st. f. ‘Schutzwaffe’ Lateinische Lemma(ta): arma ‘Wehr und Waffe’ (Georges 1,575ff.), mlat. arma ‘Kriegsgerät, Waffe(n), Bewaffnung, (Aus-)Rüstung’ (Mlat.Wb. 1,956ff.). Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 28,8 Arat. I, 439: Arma kfxxfrida (Ed. d. h. keuuerida) Einsiedeln, StiftsB. cod. 302 (450); BStK.-Nr. 126, p. 35b, 33 [Sch.GlW.: keuuerida (G.); Schlechter 1993, 283, Nr. 31] Datierung: 10. Jh. Weitere Bedeutung(en): Wachsamkeit. Diachrone Verbreitung: Mhd.; nhd. nicht belegt. Wortbildung: Kollektivbildung mit dem Nominalpräfix gi- und werida; Hapaxlegomenon (?) (vgl. Schlechter 1993, 283, Nr. 31). Etymologie: S. werida st. f. ‘Verteidigungsmittel; Behutsamkeit’ zu werien ‘(ab)wehren, schützen, sich hüten (vor)’. Zu idg. *er- ‘verschließen, bedecken; schützen, retten, abwehren’. Got. warjan ‘wehren’; aisl. verja; ae. werian ‘wehren, hindern, verteidigen’; ahd. weren ‘verteidigen, schützen’; as. werian ‘wehren, schützen, hindern’. Literarische Werke: nicht belegt. BStK. 2,359; EWA. IV, 446f. (Artikel giwerft: giwerida3); IEW. I, 1160f.; SAW. I, 1104f. (werien2); Sch.GlW. XI, 61 (giwerida2); StWG. 227. H. Götz führt unter lat. arma ‘Kriegsgerät, Waffe, Bewaffnung’ (GLAN. 53) das ahd. Lexem nicht auf. Die aktuelle Bedeutung in der Aratorstelle lautet bei Schlechter 1993, 283, Nr. 31 ‘Schutzwehr’. In der Parallelhandschrift (Trier Cod. 1464) ist die gleiche Stelle mit Arma Uueri glossiert worden (vgl. StSG. II, 28,8). giziug st. m. n. ‘Kriegsgerät, Ausrüstung, Rüstzeug’ Lateinische Lemma(ta): apparātus apparātus ‘Zurüstung, der Apparat’ (Werkzeug, Geräte, Maschinen eingeschlossen) (Georges 1,502f.), mlat. apparatus ‘speziell: militärische Ausrüstung, Bewaffnung’ (Mlat.Wb. 1,771ff.); īnstrūmentum ‘Rüstzeug’ (Georges 2,331f.); vāsa [belli] zu vās (Pl. vāsa) ‘Kriegsgerät’ (Georges 2,3372) und zu belli [= bellicus (bellum)] ‘zum Krieg gehörig, Kriegs-’ (Georges 1,802); virtūs ‘kriegerischer Mut, Tapferkeit’ (Georges 2,3514f.). Glossen zu biblischen Schriften: I, 630,56 Jeremias 21,4: Uasa [belli] giziuch München, BSB. Clm 18140; BStK.Nr. 637, f. 193rb, 5; Uasa [belli] giziuch München, BSB. Clm 19440; BStK.-Nr. 665, p. 350, 9 [Davids 2000, 265, Nr. 1033]; Uasa [belli] giziuch Wien, ÖNB Cod. 2723; BStK.-Nr. 949, f. 39v, 9; Uasa [belli] giziuch Wien, ÖNB Cod. 2732; BStK.-Nr. 950,

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v

f. 46 , 5; Uasa [belli] gizuoch Göttweig, StiftsB. 46/103 (früher: E 5); BStK.-Nr. 264, f. 56v, 25; Uasa [belli] gisueh München, BSB. Clm 22201; BStK.-Nr. 681, f. 240vb, 16 I, 634,65 Jeremias 51,20: Vasa [belli] giziuch Wien, ÖNB Cod. 2723; BStK.Nr. 949, f. 40v, 5; Vasa [belli] giziuch Wien, ÖNB Cod. 2732; BStK.-Nr. 950, f. 47v, 2 Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 31,4 Arat. II, V. 512: Instrumenta [virtus] Geciug Trier, StadtB. 1093/1694 (früher 1464); BStK.-Nr. 881, f. 221r, 10; [von Gadow 1974, 57, Nr. 213] II, 729,17 u. A. 6 Vitae p. V, p. 575a, 18: Apparatum gkzkxc: (Ed.: d. h. giziuc) München, BSB. Clm 18140; BStK.-Nr. 637, f. 259va, 7 [Sch.GlW.: giziuc(h)? (G.)]; Apparatum giziuc SaUB M II 279 (früher Studienbibliothek) [ = S]; BStK.-Nr. 846, f. 2rb, 24 II, 773,51 Arat. II, 512: Instrumenta [uirtutes] keziug Rom, BV. Pal. lat. 1716; BStK.-Nr. 814, f. 42r, 23 [Schlechter 1993, 137f., Nr. 193; Tiefenbach 1977, 25,15: (Instrumenta, uirtutes) geciug] Arat.: instrumentum, virtus geciug Paris, BN. lat. 8318; BStK.-Nr. 750, f. 41r, marg. n. Z. 18 Datierung: 10. Jh.–12. Jh. Weitere Bedeutung(en): Anlage, Aufgewandtes, Aufwand, Aufwendung, Ausstattung, Bestandteil, eisernes Gerät, Gerät, Grund und Boden, Hausrat, Hilfsmittel, Kosten, Mittel, Sammlung, Schreibzeug, Vorrichtung, Werkzeug, Zaumzeug, Zeug, Zubehör. Diachrone Verbreitung: Mhd. geziuc st. m. ‘Stoff, Zeug; Gerätschaft, Werkzeug; was zur Ausrüstung gehört; kriegerische Ausrüstung, Waffen, Maschine zum Kriegsgebrauch, Geschütz; Schar; die Gesamtheit der Zeugen in der Schlussformel der Urkunden’, mhd. geziuge st. n. ‘Geräte, was zur Ausrüstung und Bewaffnung gehört, Maschine zum Kriegsgebrauch; Schar’; nhd. Zeug n. ‘Gerät, Ausrüstung, Rohstoff, Material, Gewebe (Kleidung, Wäsche), Kram’. Wortbildung: Kollektivbildung zu ziug. Etymologie: Md. gezûc, -zûch m. (auch n.); as. gitiuh; mnd. getūch n.; mndl. getuge, getuuch, getuych n.; ae. getēoh n. vgl. aisl. týgi n. ‘Zeug, Gerät’. Ausgangsbedeutung des Substantivs ‘was herangezogen und benutzt wird’, zu ziohan von idg. *deuk- ‘ziehen’. Literarische Werke: Ahd. giziug, ge-, ke-, keziuc st. m. n. ‘Stoff, Mittel, Ausstattung, Werkzeug, Aufwand; Ursache’ Benediktinerregel, Goldast Benediktinerregel, Notker, Otfrid. EWA. IV, 463f. (Artikel gizîti); IEW. I, 220; Lexer I, 1004f. (geziuc st. m.), I, 1005 (geziuge st. n.); Pfeifer 1605 (Zeug), 1608ff. (ziehen); SAW. I, 1190–1195 (ziohan); Sch.GlW. XI, 433–436; Sch.W. 336; StWG. 230.

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Die Bedeutung des zur Bibelstelle Jeremias glossierten Lexems wurde von Davids 2000, 265, Nr. 1033 kontextbedingt als ‘Gerät; spez. Kriegsgerät’ angegeben. Die Glossierung zu Arator in der Bedeutung ‘Rüstzeug’ gilt allerdings nur in übertragenem Sinne als ‘Rüstzeug des Lobes’ (vgl. von Gadow 1974, 57, Nr. 213). Die Aratorstelle, De act. apost. II, 512, wurde von Schlechter 1993, 138, Nr. 193 als ‘Mittel’ bestimmt. Tiefenbach 1977, 66 gibt für die gleiche Stelle ‘Mittel, Rüstzeug’ an. giziugi st. n. ‘Ausrüstung, Waffe’ Lateinische Lemma(ta): arma ‘Wehr und Waffe’ (Georges 1,575ff.), ‘Kriegsgerät, Waffe(n), mlat. arma Bewaffnung, (Aus-)Rüstung’ (Mlat.Wb. 1,956ff.); armāmentum (= armāmenta) ‘Zeug, Gerät’ (Georges 1,577); ūtēnsilia Subst. (= ūtēnsilis) ‘brauchbare Dinge, Gerät’ (Georges 2,3330). Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 461,50 u. A. 9 Prud. Ham. 560: Armamenta, quasi arma gicivgi Paris, BN. Nouv. acquis. lat. 241; BStK.-Nr. 771, f. 126r, 14; Armamenta, quasi arma giciugi München, BSB. Clm 475; BStK.-Nr. 453, f. 14r, 12; armamenta [Sch.GlW.: giziugi? (Konj. BM)] München, BSB. Clm 14395; BStK.-Nr. 579, f. 131v, 4 Datierung: nach 10. Jh.–12. Jh. Weitere Bedeutung(en): (weltliche) Dinge, Aufwand, Ausgabe, Ausstattung (Ruderbänke), Gerät, Gerätschaften, Geschlechtsteil, Hausrat, Mittel, Schmuck, unbedeutendes Zeug, Unterhalt, Werkzeug’. Diachrone Verbreitung: Mhd. geziuge st. n. ‘was zur Ausrüstung und Bewaffnung gehört; Maschine zum Kriegsgebrauch; Schar’, älteres Nhd. gezeuge; nhd. Zeug n. ‘Gerät, Ausrüstung, Rohstoff, Material, Gewebe (Kleidung, Wäsche), Kram’. Wortbildung: Kollektivbildung mit dem Präfix gi- und ziug ‘Gerät, Ausrüstung’. Etymologie: S. ziug bzw. giziug st. m. n. zu ahd. Verb ziohan ‘ziehen’. Literarische Werke: s. giziug st. m. n. EWA. IV, 463f. (Artikel gizîti); Lexer I, 1005 (geziuge st. n.); SAW. I, 1190–1195 (ziohan); Pfeifer 1605 (Zeug); Sch.GlW. XI, 436f.; StWG. 230. Vgl. die Bedeutungsangabe von Davids 2000, 265, Nr. 1033 zu giziug st. m. n. gizouwi st. n. ‘Kriegsgerät’ Lateinische Lemma(ta): vāsa [belli] ‘Kriegsgerät’ zu vās (Pl. vāsa) ‘das Gerät’ (Georges 2,3372) und zu belli [= bellicus (bellum)] ‘zum Krieg gehörig, Kriegs-’ (Georges 1,802).

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Glossen zu biblischen Schriften: I, 630,57 Jeremias 21,4: Uasa [belli] gizou München, BSB. Clm 13002; BStK.Nr. 558, f. 222va, 18; Uasa [belli] gizeu München, BSB. Clm 17403; BStK.-Nr. 632, f. 224va, 6 [Sch.GlW.: gizen] Datierung: 2. Hälfte 12. Jh.–1. Hälfte 13. Jh. Weitere Bedeutung(en): (Musik-)Instrument. Diachrone Verbreitung: Mhd. gezouwe, -zowe st. n. ‘Gerät, Werkzeug, Rüstung; Wagen’. Im Mhd. auch gezouwe, -zowe st. f. ‘Gerät, Werkzeug, Rüstung; Zugnetz’ belegt; älteres nhd. gezähe; nhd. mundartlich vorwiegend für bergmännische Geräte: bad. gezäh f. rhein. gezähe n.; thür. gezähe n.; osächs. gezäue n. Wortbildung: Präfigiertes Nomen instrumenti zum ahd. Verb zouwen. Vorausgesetzt wird die Kollektivbildung zu *zouw-. Etymologie: Mnd. getouwe, getauwe n.; mndl. getouw[e], getauwe, getou n. Literarische Werke: nicht belegt. BStK. 3,1089; EWA. IV, 465 (Artigel gizou); Lexer I, 1007; Sch.GlW. XI, 451; StWG. 230. *glavīne sw. f. (mhd.) ‘Lanze’ Lateinische Lemma(ta): lancea ‘Speer’ (in der Mitte mit einem Riemen versehen) (Georges 2,550f.). Glossare: [Neu. AW] Sachgl.: lancea ?gleuenen Bern, BB. Cod. 723; BStK.-Nr. 67b, f. 146r, 2 Datierung: Hs. 2. Viertel 15. Jh. Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: Mhd.: glavîn, glevîn; glavîe, glevîe, glëve st. sw. f. ‘Lanze; mit einer Lanze bewaffneter Reiter’; Pl. ‘kleine Anzahl solcher Reiter’; frühnhd. glefe f. ‘von einem Ritter oder einem Berittenen getragene Angriffswaffe zum Stoß und Wurf’; nhd. Glefe f. (fachspr.) ‘lange Stangenwaffe; gebraucht im Spätmittelalter’; bair. Gläf f. oder Lanz (lancea). Wortbildung: Simplex. Zugehörigkeit zum Ahd. wird in BStK. bezweifelt; mhd. Sprachstufe. Etymologie: Lehnwort. Entlehnung aus afrz. glaive ‘Lanze’, prov. ‘glavi ‘Schwert’, das wiederum aus lat. gladius ‘Schwert’ übernommen wurde. Literarische Werke: nicht belegt. BStK. 1,267f.; FWB. 6,2284–2287; Lexer I, 1030f.; Sch.GlW. III, 472; Schmeller I, 971; Schmidtchen 1990, 190.

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**hackebeyl st. n. ‘Streitaxt (?)’ Lateinische Lemma(ta): carpentum (gallisches Wort) ‘zweirädriger Wagen, Streitwagen’ (der Gallier und Britannier) (Georges 1,1007), mlat. carpentum ‘Wagen, Fahrzeug, Fuhrwerk; Leib, Leichnam; ?Haken’ (Mlat.Wb. 2,303f.), *carpentum -axt; -messer; hacke- (Diefenbach 102f.). Glossare: [Neu. AW] Sachgl.: carpentum hackebeyl Bern, BB. Cod. 723; BStK.-Nr. 67b, f. 146r, 5 Datierung: Hs. 2. Viertel 15. Jh. Synchrone Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: Im Ahd. ist das Kompositum nicht belegt. Laut Sch.GlW. ist das Lexem mhd. Nach dem Lautstand gehört aber dieses Lexem zum Frühnhd.: vgl. frühnhd. beil n. (selten m.) ‘Beil, kurzstielige, kleine Axt, Doppelaxt’ (FWB. 3,912–915), das FWB. stellt das Lexem zu mhd. bîhel. Vgl. hierzu die zitierten frühnhd. Textstellen in FWB. Vgl. außerdem bei Lexer die Kompositionen mit dem Erstglied hacke-, hack- (z. B. hackbloc st. n.; hackbrët st. n.; hacke-, hackbanc st. f.). Wortbildung: Kompositum. Wegen des Diphthongs nicht ahd., die Zugehörigkeit zum Ahd. wird auch in BStK. bezweifelt. Etymologie: Das Erstglied hacke wurde zum Verb hacken rückgebildet. Das Verb ist auf das westgerm. Gebiet beschränkt; vgl. ahd. hackōn (11. Jh.); mnd. hakken; mhd. mndl. hacken, nndl. hacken; ae. -haccian, ne. to hack ‘mit der Hacke arbeiten, mit der Axt, mit dem Beil zerkleinern’. Das zweite Glied: beyl: Mnd. bīl, byl.; auch die ahd. Form kaum zu trennen von air. bíail, biáil m.; walis. bwyall, bw(y)ell ‘Axt’. Die kelt. Wörter gehen auf idg. *bijalis- f. zurück, die germ. auf idg. *bīklo- n. Für ahd. bīhal und anord. bíldr ist die germ. Grundform *bī- Þla- vorauszusetzen. Literarische Werke: nicht belegt. BStK. 1,267f.; EWA. II, 35–38; Lexer I, 1137; Pfeifer 491; SAW. I, 60 (bîhal); Sch.GlW. IV, 119 ‘(Streitaxt?)’. Das Kompositum aus dem 15. Jh. könnte die Waffenbezeichnung ‘Hellebarde’ verbergen. Die Hellebarde wurde im 13. und 14. Jahrhundert entwickelt; einen technischen Fortschritt dieser beidhändig geführten Angriffswaffe des Fußvolks stellte der Haken dar (vgl. Schmidtchen 1990, 189). Allerdings gilt, solange das lat. Lemma und Kontext des Lexems nicht geklärt sind, diese Vermutung als unsicher.

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halbscilt st. m. ‘kleiner Schild’ Lateinische Lemma(ta): breve scūtum ‘kleiner Schild’ zu brevis ‘kurz, klein’ (Georges 1,862f.) und scūtum ‘großer länglich viereckiger Schild, der Langschild’ (Georges 2,2552); dimidium scūtum ‘die Hälfte eines Langschildes’ zu dīmidius (dis u. medius) ‘halb, die Hälfte’ (Georges 1,2172) und zu scūtum (s. o.); pelta ‘kleiner, leichter halbmondförmiger Schild’ (Georges 2,1546). Glossen zu biblischen Schriften: I, 438,54 III. Regum 10,17 (jetzt I. Paralipomenon): Pelta halpscilti Wien, ÖNB Cod. 2732; BStK.-Nr. 950, f. 35r, 15; Pelta halpscilti München, BSB. Clm 14689; BStK.-Nr. 604, f. 39r, marg. n. Z. 19; Pelta halpscilta Göttweig, StiftsB. 46/103 (früher: E 5); BStK.-Nr. 264, f. 53v, 3; Pelta halpscilta München, BSB. Clm 13002; BStK.-Nr. 558, f. 221va, 65; Pelta halpscil Wien, ÖNB Cod. 2723; BStK.-Nr. 949, f. 28r, 19 (Sch.GlW.: halpscil[t]); Peltas [breve scutum] halpscilt München, BSB. Clm 4606; BStK.-Nr. 486, f. 113r, 12; Pelta halschilt München, BSB. Clm 22201; BStK.Nr. 681, f. 239rd, 34; Pelta [dimidium scutum] halpschilten München, BSB. Clm 17403; BStK.-Nr. 632, f. 22vb, 32; ()halpscilti München, BSB. Clm 18140; BStK.Nr. 637, f. 44va, 30 marg. I, 443,59 u. A. 20 III. Regum 10,17 (jetzt I. Paralipomenon): (Peltas) halpscklt (Ed. d. h. halpscilt) München, BSB. Clm 9534; BStK.-Nr. 548, f. 108v, marg. n. Z. 5 [Sch.GlW.: halpscilt (G.)] Datierung: 9. Jh.–13. Jh. Synchrone Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: Mhd. halpschilt st. m. ‘kleinerer Schild’; nhd. nicht belegt. Wortbildung: Determinativkompositum aus halb ‘halb, zur Hälfte’ und scilt ‘Schild’. Etymologie: Ahd. halb ‘(ein-)halb, fast ganz, teilweise’, auch in anderen germ. Einzelsprachen belegt. Urgerm. *χala- < vorurgerm. *kolpó- sind Verbaladjektive zu idg. *(s)kelp‘schneiden’; die ursprüngliche Bedeutung ist ‘zerschnitten, geteilt’. Das Zweitglied ahd. skilt; as. skild gehen auf germ. *skeldu- m. ‘Schild’ zurück; got. skildus; anord. skjldr; ae. scild; afries. skeld. Ursprüngliche Bedeutung wahrscheinlich ‘Brett’; ein Anschluss an idg. *skel- ‘spalten’ ist daher wahrscheinlich. Nndl. schild; ne. shield; nschwed. sköld; nisl. skjöldur. Literarische Werke: nicht belegt. EWA. IV, 760f. (Artikel halbkliuwa), IV, 754ff. (halb1); KFW. IV, 622; Kluge 804 (Schild); Lexer I, 1153; SAW. I, 341ff. (halb), I, 847 (scilt); Sch.GlW. IV, 125; StWG. 249.

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Dieser, ursprünglich aus organischem Material gefertigter, halbmondförmiger kleiner Rundschild diente als Schutzwaffe fremder Völker, und war bei den Germanen kaum bekannt. In die Volksprache wurde die Bezeichnung durch die Kontextinterpretation des Alten Testaments I, 438,59 zum I. Buch der Chronik (III. Regum) aufgenommen. Hier werden zwei Schildtypen, die zusammen mit scutum und pelta aufgeführt werden, voneinander abgegrenzt. Die Bedeutung ergab aus der Menge des Goldes, die für den Halbschild (pelta) aufgewendet wurde, im Gegensatz zum Langschild lat. scutum (Hüpper-Dröge 1983, 228f.). halsberg st. m. ‘Panzer zum Schutz von Hals und Brust; Panzerhemd’ Lateinische Lemma(ta): lōrīca ‘Panzerhemd’ (erst aus Leder, später mit Schuppen überzogen) (Georges 2,704), mlat. lorica ‘(Aus-)Rüstung, Bewaffnung, Kriegsgerät, Waffen; Ausrüstungsstück, Waffe’ (Mlat.Wb. 1,962f.); lōrīca squamata ‘Schuppenpanzer’ (Georges 2,2780); pectorālia Subst. ‘Brustharnisch, Panzer’ (Georges 2,1528). Glossen zu biblischen Schriften: I, 401,9 I. Regum 17,5: Lorica amata ringelohts halsch München, BSB. Clm 6217; BStK.-Nr. 500, f. 6r, 22 I. Regum 17,5: lorica halsperchringlot. hamata. halspch [zu lorica squamata] Reichenberg, Privatbesitz Katzer, Verbleib unbekannt; BStK.-Nr. 789 [Schröder 1931, 68] Glossare: I, 212,1 Abr.: pectoria halpirc St. Gallen, StiftsB. 911; BStK.-Nr. 253, p. 199, 4; pectoria halsperc Karlsruhe, BLB. Aug. CXI; BStK.-Nr. 298 (I), f. 85ra, 26; Sam.: pecturia halspirc Wien, ÖNB Cod. 162; BStK.-Nr. 895, f. 34rb, 14 III, 359,34 Sachgl.: Lorica halsch Wien, ÖNB Cod. 901; BStK.-Nr. 927, f. 29v, 4 III, 374,31 Sachgl. (Id.): Lorica halsberg Oxford, BL. Jun. 83; BStK.-Nr. 726, f. 55v, 30 III, 632,17 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Lorica halsch München, BSB. Clm 14584; BStK.-Nr. 600 (I), f. 118v, 32 HSH. I, 353,105 (= SH. I, 353,15) De Loricis: Lorica haserch Erlangen, UB. Erlangen – Nürnberg Ms. 396; BStK.-Nr. 145, f. 82vb, 36 Datierung: Ende 8. Jh.–4. Viertel 13. Jh. Weitere Bedeutung(en): Halskette (als Fehlübersetzung). Diachrone Verbreitung: Mhd. halsbërc st. m., halsbërge st. f. ‘Teil der Rüstung, der mit dem Hals zugleich den Oberkörper deckt (birgt); mit so einer Schutzwaffe ausgerüsteter Krieger’; nhd. Halsberge (SAW. I, 346). Wortbildung: Determinativkompositum aus dem Verbalsubstantiv berg zu bergan ‘verbergen, schützen’ und hals ‘Hals, Nacken’.

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Etymologie: Mnd. halsberch, mndl. halsberch; eine Entlehnung ist auch in den romanischen Einzelsprachen nachzuweisen. Literarische Werke: nicht belegt. EWA. IV, 780 (halsâdra f. IV, 780f.); KFW. IV, 639; Lexer I, 1156; SAW. I, 55f. (bergan), I, 345f. (hals); Sch.GlW. IV. 134; StWG. 250. Die Idee für die Einführung des Halsschutzes stammt aus dem Orient. Allerdings bezeichnete ahd. halsberg nicht nur den Nackenschutz, wie es bei den orientalischen Spangenhelmen der Fall ist, sondern vielmehr den vollständigen Halsschutz. Das Wort bezeichnete erst die Halskette bzw. das Halsband, und bekam mit der Zeit die Bedeutung einer vollständigen Leibrüstung (Maschke 1926, 46f.). Interessant ist auch die Glossierung zum biblischen Buch I. Regum im 12. Jh., wo das ahd. Wort zu lorica squamata gesetzt wurde, zur lat. Bezeichnung des Schuppenpanzers, der auch eine aus dem Orient stammende römische Körperpanzerung darstellt (Steuer 2003, 433). Die aktuellen Bedeutung zur Abrogansstelle lautet in Einklang mit E. Maschke ‘Halsberge’ (Splett 1976, 301); vgl. die Angaben zur Belegstelle im Sch.GlW., hier wird die Abrogansstelle als Glossierung zur Bibel aufgeführt. Das Interpretament wurde in der Samanunga „zusammen mit seiner ahd. Glossierung aus dem Abrogans übernommen“ (in: Splett 1979, 111). halsberga st. f. ‘Panzer zum Schutz von Hals und Brust, Panzerhemd’ Lateinische Lemma(ta): lōrīca ‘Panzerhemd’ (erst aus Leder, später mit Schuppen überzogen) (Georges 2,704), mlat. lorica ‘(Aus-)Rüstung, Bewaffnung, Kriegsgerät, Waffen; Ausrüstungsstück, Waffe’ (Mlat.Wb. 1,962f.); thōrāx ‘Harnisch’ (Georges 2,3113). Glossen zu biblischen Schriften: I, 401,6 I. Regum 17,5: Lorica amata ringelohtiv halsga ł pruni München, BSB. Clm 4606; BStK.-Nr. 486, f. 109r, 17; Lorica amata ringeletero halsga pruna München, BSB. Clm 14584; BStK.-Nr. 600 (II), f. 133v, 30; Lorica amata ringelotero halsga ł prunia Engelberg, StiftsB. Codex 66 (früher 4/11); BStK.-Nr. 138, f. 17r, 11 I, 401,9 I. Regum 17,5: Lorica amata giringelotvhalspirga Zürich, ZB. Ms. Rh. 66; BStK.-Nr. 1015, p. 29, 16; Lorica amata ringeloterohalsga Stuttgart, WLB. HB IV 26 (früher Herm. 26); BStK.-Nr. 867, f. 17r, 29 IV, 266,13 I. Regum 17,5: Lorica amata (Ed. squamata Vulg.) halsberga Goslar, Stadtarchiv, vorl. Nr. B 4374 (früher 2); BStK.-Nr. 266, f. 114vb, 8 Glossen zu nicht biblischen Schriften: IV, 344, 12 Prud. Psych. 124: Loricæ osgo Leiden, UB. Voss. lat. oct. 15:6 [dazu: Kopie von F. Junius in Oxford, Bodlein Library Jun. 116D]; BStK.-Nr. 373, f. 47v, 14

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Glossare: HSH. I, 353,105 [= StSG. III, 161,19; SH A De loricis]: Lorica halsperga München, BSB. Clm 2612; BStK.-Nr. 461, f. 61ra, 12; Lorica halsperga Einsiedeln, StiftsB. cod. 171 (688); BStK.-Nr. 118, p. 105, 27; Lorica halsperge Wien, ÖNB Cod. 2400; BStK.-Nr. 945, f. 83r, 13; Lorica halsberga Prag, Universitní knihovna, MS XXIII E 54 (früher: Prag, Fürstlich Lobkowitzsche Bibliothek 434); BStK.-Nr. 786, f. 48v, 29; Lorica halsberga Trier, StadtB. 1124/2058 (früher 31); BStK.-Nr. 882, f. 57v, 17 HSH. II, 94,199. 200 [= StSG. III, 216,1; SH B De Armis]: Lorica halsberga St. Blasien, StiftsB., verschollen; BStK.-Nr. 68 III, 637,43: Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Torax ł lorica halsberga Schlettstadt, Bibliothèque et Archives Municipales Ms.7 (früher Ms. 100); BStK.-Nr. 849, f. 123rb, 31 III, 638,7: Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Lorica halsge Wien, ÖNB Cod. 804; BStK.-Nr. 926, f. 183r, 25; Lorica halsge Würzburg, UB. M. p. th. q. 60; BStK.-Nr. 998 (III), f. 105r, 13 III, 682,65. 66: Sachgl.: Thorax grecę halsberga Iater pectus. inde torax halsberga. ł brustrohc. quia pectus tantum uelat Berlin, StBPK. Ms. lat. 8° 73; BStK.-Nr. 52, f. 123rb, 7 u. 9 [Neu. MaL] Alph. Gl.: lorica halsperga Engelberg, StiftsB. Codex 122 (früher 6/8); BStK.-Nr. 138c, f. 66r, 21 Datierung: 11. Jh.–14. Jh. Weitere Bedeutung(en): Halsband. Diachrone Verbreitung: S. halsberg st. m.; mhd. halsberge, älteres nhd. halsberge. Wortbildung: Determinativkompositum aus berg zu bergan ‘verbergen, schützen’ und hals ‘Hals, Nacken’. Etymologie: vgl. ae. healsbeorh; aisl. hálsbjörg. Literarische Werke: nicht belegt. EWA. IV, 780f. (Artikel halsâdra); KFW. IV, 639f.; SAW. I, 55f. (bergan), I, 345f. (hals); Sch.GlW. IV, 134; StWG. 250. Bildlich glossiert wurde: II, 730,41 Vitae patrum: lorica halsperga ‘Halsberg, Brustpanzer’ (KFW. IV, 640), dagegen Sch.GlW.: ‘Brustharnisch’. Die Glossierung aus dem 11. Jh. im Sachglossar (StSG. III, 682,65. 66) könnte aus dem Reichenauer alphabetischen Glossar aus dem 10. Jh. zu brunna st. sw. f. geschöpft haben, vgl. die Glossierung aus Reichenau Torax: brunia, pectus Grece (in: Klein 1968.1972, I., 103, Nr. 1329). hālswert st. n. ‘Dolch’ Lateinische Lemma(ta): sīca ‘Dolch’ (Georges 2,2650), ‘(Mörder-)Dolch’ (GLAN. 609).

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Glossen zu biblischen Schriften: I, 384,24 Judicum 3,21: Sica halswert Zürich, ZB. Ms. Rh. 66; BStK.-Nr. 1015, p. 24, 28; Sica halsvvert Engelberg, StiftsB. Codex 66 (früher 4/11); BStK.-Nr. 138, f. 14v, 8, Sica halswerth Stuttgart, WLB. HB IV 26 (früher Herm. 26); BStK.Nr. 867, f. 15v, 24; Sica halswer München, BSB. Clm 14584; BStK.-Nr. 600 (II), f. 132r, 26 IV, 263,8 Judicum 3,21: Sica halwert Goslar, Stadtarchiv, vorl. Nr. B 4374 (früher 2); BStK.-Nr. 266, f. 113vb, 37 Datierung: 12. Jh.–14. Jh. Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: – Wortbildung: Kompositum mit hâli ‘glatt, gleitend’ und swert ‘Schwert’. Dagegen vgl. EWA.: Verbaladejektiv ’hā[lī] zu helan ‘verborgen’ (EWA. IV, 783). Etymologie: Das Erstglied des Kompositums ist wohl zu hâli ‘glatt, gleitend’ gebildet. Zur Etymologie des Zweitglieds s. swert st. n. Literarische Werke: nicht belegt. EWA. IV, 768 und783; GLAN. 609, KFW. IV, 645; SAW. I, 344 (hâli) und 376ff. (helan), I, 981 (swert); Sch.GlW. IV, 139; StWG. 251. Der erste Bestandteil des Kompositums sollte wohl zu hâli ‘glatt, gleitend’ gestellt werden. Die Deutung zu helan ‘verbergen’ in den Wörterbüchern könnte volksetymologisch unter Einfluß der Belegstelle („Dolch des Mörders“) entstanden sein, zumal’hā[lī] ‘verborgen’ nur erschlossen ist. Im GLAN. wird das ahd. Wort beim lat. sīca ‘(Mörder-)Dolch’ aufgeführt (vgl. GLAN. 609.) Ähnlich ist die Bedeutungsangabe im KFW. ‘Dolch des Mörders’ (vgl. KFW. IV, 645). Vgl. die frühere Glossierung zur Judicum Stelle durch die Wiedergabe mit wāfan st. n. hefti st. n. ‘Schwertgriff’ Lateinische Lemma(ta): capulus ‘Schwert-, Dolchgriff’ (Georges 1,989), mlat. capulus ‘Griff’, meton. ‘auch das Schwert’ (Mlat.Wb. 2,257). Glossen zu biblischen Schriften: I, 384, 18 u. A. 10 Judicum 3,16: Capulum hfftk. ł hflzb (Ed. d. h. hefti. ł helza) München, BSB. Clm 18140; BStK.-Nr. 637, f. 24rb, 30 [Sch.GlW.: hefti (G.)] Datierung: 3. Viertel 11. Jh. Weitere Bedeutung(en): Heft, Griff, Stiel (der Axt).

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Diachrone Verbreitung: Mhd. hefte st. n. ‘woran etwas befestigt ist oder festgehalten wird: Heft, Messer- oder Schwertgriff; Steuerruder’; nhd. Heft n. ‘Griff (einer Waffe, eines Werkzeugs)’. Wortbildung: Simplex. Denominale Ableitung mit ti-Abstraktum zu haft st. m. n. (?) ‘Band, Fessel’. Etymologie: Mnd. hefte, hechte ‘Messergriff’; mndl. hecht[e], heft[e]; ae. hæft; anord. aisl. hepti ‘Halter’ zu heben, dessen ursprüngliche Bedeutung: ‘fassen, packen’ ist. Aus germ. *haft-ja- n. ‘Griff’. Literarische Werke: nicht belegt. BStK. 3,1211; EWA. IV, 883; KFW. IV, 791; Kluge 402 (Heft2); Lexer I, 1203; SAW. I, 362–367 (heffen); Sch.GlW. IV, 219; StWG. 261. Für die Ermittlung der aktuellen Bedeutung war erneut das lat. Lemma capulus ausschlaggebend. helm st. m. ‘Helm, schützende Kopfbedeckung aus Metall und Leder’ Lateinische Lemma(ta): cassida ‘Metallhelm’ (Georges 1,1016); cassis ‘Metallhelm, Sturmhaube’ (Georges 1,1016), mlat. cassis ‘Kopfschutz, Helm, helmartiger Aufsatz’ (Mlat.Wb. 2,329f.); galea ‘Helm aus Leder’ (mit Erz beschlagen) (Georges 1,2897); galērus ‘Kappe aus Fell’ (Georges 1,2897f.); pīleus ‘Filzkappe, Filzmütze’ (Georges 2,1707); galizima (lingua ignota der Hildegard von Bingen). Glossen zu biblischen Schriften: I, 276,32 I. Regum 17,5: Cassis galea helm Oxford, BL. Jun. 25; BStK.-Nr. 725 (I), f. 90A (Verlust); Cassis galea helm Karlsruhe, BLB. Aug. IC; BStK.-Nr. 296 (II), f. 66rb, 14 I, 393,35 I. Regum 17,5: Cassis. galea helm Stuttgart, WLB. Cod. theol. et phil. 2° 218; BStK.-Nr. 863, f. 27va, 1 I, 560,25 Sapienta 5,19: Galea helm Oxford, BL. Jun. 25; BStK.-Nr. 725 (IV), f. 174vb, 11 IV, 266,47 I. Regum 17,5: Cassis helm Leiden, UB. B. P. L. 191 E; BStK.-Nr. 362; f. 68r, 2; Cassis helm Leipzig, UB. Ms 106; BStK.-Nr. 376, f. 17va, 14; Cassis .i. helm Oxford, BL. Laud. lat. 14; BStK.-Nr. 728, f. 6rb, 9; Cassis helm Leipzig, UB. Ms 107; BStK.-Nr. 377, f. 13ra, 7 IV, 267,36 I. Regum 17,5: Cassis helm Rom, BV. Pal. lat. 288; BStK.-Nr. 798, f. 60ra, 12 Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 370,48 Prisc. Inst. 161,11: Cassis [galea] helm München, BSB. Clm 18375; BStK.-Nr. 642, f. 46r, 17

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II, 375,13 Prisc. Inst. 161,11: Cassis galea helm Wien, ÖNB Cod. 114; BStK.Nr. 892, f. 8v, marg. u., 12 Prisc. Inst. II, 50,20: cassis, galea pilleus .i. helm Oxford, BL. Auct. T. 1. 26; BStK.Nr. 722 (II), f. 16r, 24 [Mayer 1975, 108] II, 378,1 Prisc.Inst.: Galea [cassis] helm Köln, DB. Dom Hs. 200 (Sch.GlW.: CC); BStK.-Nr. 351, f. 12v, 29 [Sch.GlW.: (Korr. BM)] II, 461,16 Prud. Ham. 410: Casside helme Paris, BN. Nouv. acquis. lat. 241; BStK.Nr. 771, f. 123r, 6; Casside helme München, BSB. Clm 14395; BStK.-Nr. 579, f. 128r, 21 II, 497,41 Prud. Ham. 410: Casside helme Karlsruhe, St. Peter perg. 87; BStK.Nr. 324, f. 90vb, 40 [Wadstein 1899, 85a, 16]; Casside helme St. Gallen, StiftsB. 292; BStK.-Nr. 221, p. 174b, 19 II, 498,27 Prud. Psych. 140: Cassis helm Karlsruhe, St. Peter perg. 87; BStK.Nr. 324, f. 91vb, 4 [Wadstein 1899, 85b, 14]; Cassis helm St. Gallen, StiftsB. 292; BStK.-Nr. 221, p.177a, 20 II, 532,62 Prud. Psych. 140: Cassis helm Florenz, Biblioteca Medicea Laurenziana Plut. 16.5; BStK.-Nr. 151, f. 127vb, 19 II, 730,40 Vitae p. p. 76: Casside helme München, BSB. Clm 18140; BStK.-Nr. 637, f. 260va, 15 Walth. 1015: casside : helm Innsbruck, UB. Handschrift-Fragmente 89 und 90; BStK.-Nr. 288, Verweis auf Nr. 35, Fragment 90 [Strecker 1951, VI, I. 9,6] IV, 342,18 u. A. 7 Prisc. Inst. 160, 4 u. 161, 11 Bipennis happia Cassis. Id 8 galea quę helmus dicitur Leiden, UB. Voss. lat. oct. 37; BStK.-Nr. 374, f. 13r, 16 [Neu. BM] Prisc.: cassis, galea helm Köln, DB. Dom Hs. 200 (Sch.GlW.: CC); BStK.-Nr. 351, f. 37r, 7 Reg. von Canterbury: galero helm München, BSB. Clm 18580; BStK.-Nr. 710g, f. 33vb, 3 [Liebermann 1887, 363,14] Glossare: HSH. I, 353,106 [= StSG. III, 161,22; SH A De loricis]: Cassis helm Wien, ÖNB Cod. 2400; BStK.-Nr. 945, f. 83r, 15; Cassis hêlm München, BSB. Clm 2612; BStK.Nr. 461, f. 61ra, 15; Cassis helm Trier, StadtB. 1124/2058 (früher 31); BStK.Nr. 882, f. 57v, 19; Cassis helm Einsiedeln, StiftsB. cod. 171 (688); BStK.-Nr. 118, p. 105, 209; Cassis helm Prag, Universitní knihovna, MS XXIII E 54 (früher: Prag, Fürstlich Lobkowitzsche Bibliothek 434); BStK.-Nr. 786, f. 48v, 31 HSH. I, 353,106 (= SH. I, 354,1) De Loricis. Cassis helm, vel galea. Erlangen, UB. Erlangen – Nürnberg Ms. 396; BStK.-Nr. 145, f. 82vb, 39 HSH. II, 94,200 [= StSG. III, 216,2; SH B De armis]: Cassis vel galea helm St. Blasien, StiftsB., verschollen; BStK.-Nr. 68 HSH. II, 227,278 [= StSG. III, 332,22; SH g]: Cassis helm München, BSB. Clm 17151; BStK.-Nr. 625, f. 5va, 36; Cassis helm München, BSB. Clm 17153; BStK.Nr. 627, f. 14v, 7; Cassis helm München, BSB. Clm 17194; BStK.-Nr. 630, f. 179v, 29

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HSH. II, 319,147. 5 [= StSG. III, 240,65; SH a2]: Galea helm Wien, ÖNB Cod. 2400; BStK.-Nr. 945, f. 103r, 13; Galea helm München, BSB. Clm 2612; BStK.Nr. 461, f. 74vb, 7 III, 359,33 Sachgl.: Assis hêlm Wien, ÖNB Cod. 901; BStK.-Nr. 927, f. 29v, 3 III, 374,38 u. A. 17 Sachgl. (Id.): Cassis helm (Ed: darauf Calco idem) Oxford, BL. Jun. 83; BStK.-Nr. 726, f. 56r, 1 III, 399,38 Gl. Hildegardis: Galizima galea helm Berlin, StBPK Ms. lat. 4° 674 (früher Cheltenham, Bibliotheca Phillippica 9303); BStK.-Nr. 51, f. 60v, 13 III, 632,5 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Galea. ł cassis helm Wien, ÖNB Cod. 1761; BStK.-Nr. 941, f. 119v, 5; Galea helm St. Gallen, StiftsB. 184; BStK.-Nr. 198, p. 261b, 10; Galea helm Erlangen, UB. Erlangen – Nürnberg B 22 (früher Ms. 2008); BStK.-Nr. 147; Galea helm München, BSB. Clm 14584; BStK.-Nr. 600 (I), f. 118v, 31 III, 637,42 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Galea helm Schlettstadt, Bibliothèque et Archives Municipales Ms.7 (früher Ms. 100); BStK.-Nr. 849, f. 123rb, 30 III, 668,21 Sachgl.: Cassis ł galea helm Innsbruck, UB. 711; BStK.-Nr. 287, f. 29r, 9 III, 682,64 Sachgl.: Galea Helm Berlin, StBPK. Ms. lat. 8° 73; BStK.-Nr. 52, f. 123rb, 6 IV, 44,46 Gl. Salom. (a1): Cassida helm München, BSB. Clm 22201; BStK.Nr. 681, f. 24vc, 32; Cassida helm München, BSB. Clm 13002; BStK.-Nr. 558, f. 22ra, 36; Cassida ł cassis helm Admont, StiftsB. 3; BStK.-Nr. 1, p. 50b, 34; Cassida helm Prag, Knihovna Národního Muzea X A 11 (früher unsigniert); BStK.-Nr. 788, p. 44a, 31; Cassida helm München, BSB. Clm 17152; BStK.-Nr. 626, f. 22vc, 24; Cassida vel cassis helm Erlangen, UB. Erlangen – Nürnberg Inc. 1193 (Salomonis Glossae); BStK.-Nr. 1023, f. 29vb, 35 IV, 44,50 Gl. Salom. (a1): Cassis helm München, BSB. Clm 22201; BStK.-Nr. 681, f. 24vc, 43; Cassis helm München, BSB. Clm 13002; BStK.-Nr. 558, f. 22ra, 48; Cassis helm Admont, StiftsB. 3; StSG. 1, BStK.-Nr. 1, p. 50b, 43; Cassis helm Innsbruck, UB. 711; BStK.-Nr. 287, f. 117v, 2 IV, 67,19 Gl. Salom. (a1): Galea helm Zwettl, StiftsB. 1; BStK.-Nr. 1020, f. 70vb, 1; Galea helm München, BSB. Clm 22201; BStK.-Nr. 681, f. 64vc, 40; Galea helm München, BSB. Clm 13002; BStK.-Nr. 558, f. 62va, 27; Galea helm Clm 17403, f. 72rb, 34; Galea helm Admont, StiftsB. 3; BStK.-Nr. 1, p. 148c, 21; Galea helm München, BSB. Clm 17152; BStK.-Nr. 626, f. 66va, 31; Galea helm Erlangen, UB. Erlangen – Nürnberg Inc. 1193 (Salomonis Glossae); BStK.-Nr. 1023, f. 84rb, 43 IV, 124,33 Gl. Salom. (b): cassida. ł cassis. helm Laibach, Städtisches Archiv Coll. I., Fasc. 1. Abavus Maior; BStK.-Nr. 359, f. 1va, 18 (Davor IV,124,32: Cassicula retiola, cassibus. retibus. casibus periculis. cassida. ł cassis. helm .t. cassiculvm. helmili .t.)

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IV, 134,54 Gl. Salom. (c): Cassida, ł cassis, helm .t. London, BMMss. Add. 18379; BStK.-Nr. 391, f. 33vc, 22 [Thoma 1951, 211] IV, 144,32 Gl. Salom. (c): Galea, helm .t. ł helwa .t. London, BMMss. Add. 18379; BStK.-Nr. 391, f. 81vc, 10 IV, 197,56 Alph. Gl.: Hec cassis helm Trier, Bibliothek des Priesterseminars Hs 61 (früher R. III. 13); BStK.-Nr. 877, f. 104r, 26 IV, 202,62 Alph. Gl.: Galea, helm ebd., f. 106r, 9 IV, 213,41 Sachgl.: Cassis helm Wien, ÖNB Cod. 804; BStK.-Nr. 926, f. 169r, 2; Cassis helm Würzburg, UB. M. p. th. q. 60; BStK.-Nr. 998 (III), f. 100v, 20 IV, 215,17 Sachgl.: Galea et cassis helm Wien, ÖNB Cod. 804; BStK.-Nr. 926, f. 171r, 25; Galea et cassis helm Würzburg, UB. M. p. th. q. 60; BStK.-Nr. 998 (III), f. 102v, 19 Gramm.fragm. aus Lambach: cassis helín st. helm Wien, ÖNB Cod. Ser. nova 3647; BStK.-Nr. 957, f. 2r, 12 [H. Menhardt, Althochdeutsche Grammatik-Glossen, 71] Alph. Gl. Cassis. dis. galea helm. Graz, UB. 149 (früher 41/39 Fo); BStK.-Nr. 270a, f. 256r, 8 [Schmid 1987, 571, Nr. 32] [Neu. JF] Sachgl.: galea helem München, BSB. Clm 4350; BStK.-Nr. 472, f. 3r, 41 [Neu. StSt] Alph. Gl.: cassis helm St. Florian, Bibliothek des Augustiner – Chorherrenstifts XI 588; BStK.-Nr. 154a, f. 1va, 16 [Neu. BM] Alph. Gl.: cassis helm Königswart (Kynžvart), Schlossbibliothek [unter Verwaltung der Bibliothek des Nationalmuseums (Knihovna Národního Muzea) Prag] 20 G 22 Ms 57; BStK.-Nr. 788a, f. 17v, marg. n. Z. 4 [Neu. BM] Alph. Gl.: cassis heln ebd., f. 16r, marg. n. Z. 23 [Neu. BM] Alph. Gl.: galea, cassis, galeros heln ebd., f. 39v, marg. n. Z. 1 Datierung: Ende 8. Jh.–15. Jh. Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: Mhd. hëlm st. m. (auch sw. hëlme) ‘Helm; behelmter Krieger’; nhd. Helm m. ‘schützende, oben gerundete Kopfbedeckung’. Wortbildung: Substantivbildung zu helan ‘verbergen’. Etymologie: In anderen germ. Einzelsprachen u. a.: as., mnd. helm m. ‘Helm’; mndl. helm m.; afries. helm n.; ae. helm m.; me. helm (daneben me. helmet); aisl. hjalmr m.; got. hilms m. ‘Helm’; langob. in Personennamen Helme-. Aus dem Germ. ist das Wort ins Lat. als helmus ‘Helm’, darüber hinaus ins Urslav. entlehnt. Urgerm. *χelma- ist eine Ableitung von der Verbalwurzel uridg. *kel- ‘verbergen, verdecken’. Literarische Werke: ahd. helm st. m. ‘Helm’ Otfrid. EWA. IV, 945ff.; KFW. IV, 939; Lexer I, 1240f.; SAW. I, 376ff. (helman); Sch.GlW. IV, 268ff.; Sch.W. 164; StWG. 267, 780. Das zahlreich in Glossen vertretene Wort wurde zu zwei lat. Lemmata, nämlich zu cassis und galea glossiert. An das Wort helm wurde die Vorstellung eines Kopfschutzes

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geknüpft, der aus dem Orient stammende Spangenhelm, welcher bis zum 12. Jh. als Schutzwaffe diente (Maschke 1926, 18). Vgl. noch helm (mnd.) ‘Helm’. helmackus st. f. ‘Streitaxt’ Lateinische Lemma(ta): bipennis ‘zweischneidige Axt, Doppelaxt’ (Georges 1,833), ‘Streitaxt’ (GLAN. 74); mlat. bipennis ‘zweischneidige (Streit-)Axt’ (Mlat.Wb. 1,1482f.), ‘zweischneidig, Streitaxt’ (Mlat.Gl. 37), ‘(zweischneidige) Stielaxt, Streitaxt’ (GLAN. 74); mlat. francisca ‘fränkische Streitaxt’ (Niermeyer 1,590), ‘(fränkisches) Beil, Doppelaxt, ‘Franziska’ (Mlat.Wb. 4,454); spatha ‘breites, zweischneidiges Hiebschwert ohne Spitze; auch der Säbel’ (Georges 2,2744). Glossare: III, 375,15 u. A. 4 Sachgl. (Id.): Spata helmackes (Ed.: darauf Francisca idem) Oxford, BL. Jun. 83; BStK.-Nr. 726, f. 56r, 24 IV, 25,13 Liber Gl.: Bipennis helmaks Nürnberg, Germanische Nationalmuseum Hs. 42523; Nr. 486, BStK.-Nr. 716, f. 1vc, 21 [Neu. BM] Alph. Gl.: bipennis helmakist Königswart (Kynžvart), Schlossbibliothek [unter Verwaltung der Bibliothek des Nationalmuseums (Knihovna Národního Muzea) Prag] 20 G 22 Ms 57; BStK.-Nr. 788a, f. 13v, marg. n. Z. 18. 19 Datierung: 12. Jh.–14. Jh. (?). Weitere Bedeutung(en): Werkzeug. Diachrone Verbreitung: Mhd. halmackes (auch helmackes) st. f.; vgl. mhd. stilax, axthelm, helmbarte (Lexer). Wortbildung: Determinativkompositum aus ackus ‘Axt, Beil’ und helmo ‘Stiel, Handgriff’. Etymologie: Vgl. mnd. helmexe; mndl. helmaex. Literarische Werke: nicht belegt. EWA. IV, 947; KFW. IV, 631; IV, 939; Lexer I, 1150; SAW. I, 12 (ackus), I, 345 (halm2); Sch.GlW. IV; 270; StWG. 250, 267. H. Götz verzeichnet auch unter lat. bipennis das ahd. Kompositum halmackus in der Bedeutung ‘(zweischneidige) Stielaxt, Streitaxt’ (vgl. GLAN. 74). Das Wort ist seit dem 12. Jh. in Sachglossaren vertreten, wobei es hauptsächlich in den verschiedenen Handschriften des Summarium Heinrici im Abschnitt De Ferramentis tradiert wurde; diese Glossen wurden nicht in das „Wörterbuch der Waffenbezeichnungen“ aufgenommen. Der Kontext des Oxforder Sachglossars ermöglicht jedoch die Bedeutungsangabe einer Waffenbezeichnung als Hiebwaffe. Vgl. noch die Bedeutungsangabe im KFW.: ‘zweischneidige Axt mit längerem Stiel’ (KFW. IV, 939). Dieses Kompositum lässt zusätzlich auf eine spezielle Axtform schließen (Beck 1973, 535).

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*helmbarta sw. f. ‘Hellebarde’ Lateinische Lemma(ta): bipennis ‘zweischneidige Axt, Doppelaxt’ (Georges 1,833), mlat. bipennis ‘zweischneidige (Streit-)Axt’ (Mlat.Wb. 1,1482f.), ‘zweischneidig, Streitaxt’ (Mlat.Gl. 37); secūris ‘Doppelaxt’ (Georges 2,2565). Glossare: IV, 182,22 Alph. Gl.: Bypennis helmpart Wien, ÖNB Cod. 1325; BStK.-Nr. 938, f. 53vb, 9 [Neu. BM] Alph. Gl.: bypennis, securis helmpart München, BSB. Clm 14684; BStK.-Nr. 710ac, f. 76va, 5 Datierung: Ende 13. Jh. (?)–14. Jh. (?). Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: Mhd. helmbarte sw. f. ‘Hellebarde’; nhd. Hellebarde f. ‘Stoß- und Hiebwaffe, die aus einem langen Stiel mit axtförmiger Klinge und scharfer Spitze besteht’; fachspr. auch Halmbarte f. Wortbildung: Determinativkompositum aus bart ‘Axt, Beil, Haue’ und hel ‘Handgriff, Stiel’; mhd. Sprachstufe. Etymologie: Mnd. hellebārde; mndl. helmbaerde, hellebaerde. Das deutsche Wort wurde auch in andere europäische Einzelsprachen entlehnt, vgl. frz. hallebarde, engl. halbert, ital. allabarda, lat. hellemparta (vgl. Schmidtchen 1990, 188 und Anm. 589). Im 16. Jh. erfolgte eine Rückentlehnung und das Wort wurde falsch als Hellebarde ins Deutsche übernommen. Literarische Werke: nicht belegt. BStK. 3,1097; 1361; Duden 739; EWA. IV, 947 (Artikel helmackus); KFW. IV, 940; Lexer I, 1241; SAW. I, 44 (bart), I, 345 (halm2); Sch.GlW. IV, 270; Schmidtchen 1990, 188 und Anm. 589; StWG. 267. Die Bedeutungsangabe im KFW. lautet ‘zweischneidige Streitaxt mit langem Schaft, Hellebarde’; ähnlich im Sch.GlW.: ‘Hellebarde’. Vgl. die Bedeutungsangabe im KFW. zu helmackus st. f. Diese Spezialisierung ist auch durch die historischen Daten zu Hellebarde begründet. Vgl. noch helembarde (mnd.) ‘Hellebarde’. helmfuotar st. n. ‘Kopfbedeckung unter dem Helm’ Lateinische Lemma(ta): cassidile ‘helmähnliches Säckchen’ (Georges 1,1016), mlat. cassidile ‘Tasche’ (Mlat.Wb. 2,329).

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Glossare: HSH. II, 226,257 [= StSG. III, 226,24; SH a2]: Cassidile helmfûter vel tasca München, BSB. Clm 2612; BStK.-Nr. 461, f. 68va, 35; Cassidile helmfůter vel tasche Wien, ÖNB Cod. 2400; BStK.-Nr. 945, f. 94v, 9 Datierung: 12./13. Jh. Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: Mhd. hëlmvuoter st. n. (auch zu cassidile); daneben hëlmgupfe, hëlmkuppe sw. f. ‘Kopfbedeckung unter dem Helm’; nhd. nicht belegt. Wortbildung: Determinativkompositum aus fuotar ‘Hülle, Futteral’ und helm ‘Helm’ zu helan ‘verbergen’. Fehlglossierung zu cassidile. Etymologie: Ahd. helm geht auf urgerm. *χelma- zurück, das eine Ableitung von der uridg.Verbalwurzel *kel- ‘verbergen, verdecken’ ist. Zur Etymologie s. weiter helm. st. m. Ahd. fuotar ‘Hülle, Futteral’; mhd. vouter; nhd. Futter n.: Urgerm. *fōđra- < *pātró- entspricht aind. pắtra- n. ‘Behälter, Gefäß’. Es handelt sich um eine Ableitung auf idg. *-tro- zu idg. Wurzel *pā- ‘schützen’. Literarische Werke: nicht belegt. EWA. IV, 947 (Artikel helmackus); III, 642f. (fuotar1), IV, 945ff. (helm); KFW. IV, 940; Lexer I, 1242; SAW. I, 274 (fuotar), I, 376ff. (helan); Sch.GlW. IV, 270; StWG. 267. Es handelt sich hier um eine Fehlglossierung zu lat. cassidile ‘helmähnliches Säckchen, Tasche’. Der Glossator hat anscheinend das zugrunde liegende lat. Lemma zwar richtig erkannt, aber seine Bedeutungsähnlichkeit zu lat. cassis ‘Helm’ falsch gedeutet. Unter Helmfutter wurde nicht nur die Polsterung um den unteren inneren Teil des Helmes verstanden, sondern die ganze innere Polsterung des Helmes (Maschke 1926, 23). Ahd. helmfuotar bedeutet demnach ‘Helmkappe, innere Helmtasche’ (Maschke 1926, 24) und nicht wie die aus der wortwörtlichen Übersetzung abgeleitete Bedeutunsangabe im SAW. ‘Behälter für den Helm’. Das Kompositum zu ahd. helm ‘Helm’ und fuotar ‘Hülle, Futteral’ ist nur in der Langfassung des Buches XI des Summarium Heinrici überliefert. helmhacka sw. f. ‘fränkische Streitaxt’ Lateinische Lemma(ta): mlat. francisca ‘fränkische Streitaxt’ (Niermeyer 1,590), ‘(fränkisches) Beil, Doppelaxt, Franziska’ (Mlat.Wb. 4,454). Glossare: IV, 64,56 Gl. Salom. (a1) Francisca helmhacha München, BSB. Clm 22201; BStK.Nr. 681, f. 62rb, 6 Datierung: 12. Jh.

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Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: Mhd. halmackes st. f. Vgl. helmbarte; nhd. nicht belegt. Wortbildung: Determinativkompositum aus hacka ‘Haken, Hacke’ und halm ‘Stiel, Handgriff’. Etymologie: Vgl. mnd. helmexe; mndl. helmaex. Das Zweitglied hacka ist eine Werkzeugbezeichnung, die aus dem ahd. Verb hakōn (11. Jh.) rückgebildet wurde. Verweis auf mhd. hacke. Aus dem 15. Jh. ist Hackbrett n. ‘Brett zum Schneiden und Hacken von Speisen’ überliefert. Das lat. francisca ‘fränkische Streitaxt’ ist eine Entlehnung aus den germ. Einzelsprachen ins Lat. Literarische Werke: nicht belegt. EWA. IV, 947 (Artikel helmackus); KFW. IV, 940; Lexer I, 1150; Pfeifer, 491; SAW. I, 340 (hacka), I, 345 (halm2); Sch.GlW. IV, 270; StWG. 267, 779. Vgl. die Bedeutungsangabe im KFW.: ‘Streitaxt (oder Wurfbeil)’ (KFW. IV, 940). Die Streitaxt der Franken (vgl. Dahmlos 1995, 471), die sog. Francisca war ihrer Funktion nach ein Wurfbeil, dessen Beilklinge durch eine geschwungene Form gekennzeichnet ist (vgl. Hübener 1995, 472). Bei dem Lexem scheint es sich um eine Umdeutung aus helmackus st. f. zu handeln, der Bezug auf hacken ist wohl volksetymologisch. helmilīn st. n. ‘kleiner Helm’ Lateinische Lemma(ta): cassiculum ‘kleines Netz’ (Georges 1,1016), mlat. cassiculum ‘kleiner Helm’ (Mlat.Wb. 2,329). Glossare: IV, 124,34 . Gl. Salom. (b): t. cassiculvm. helmili .t. Laibach, Städtisches Archiv Coll. I., Fasc. 1. Abavus Maior; BStK.-Nr. 359, f. 1va, 18 IV, 134,56 Gl. Salom. (c): Cassicula, helmi .t. (Ed.: l. helmili) London, BMMss. Add. 18379; BStK.-Nr. 391, f. 33rc, 22 [Sch.GlW.: helmi[li] (Konj. BM); Thoma 1951, 211] Datierung: 12./13. Jh. Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: Mhd.; nhd. nicht belegt. Wortbildung: Diminutivbildung mit dem Diminutivsuffix -lîn und dem Fugenelement (-i-) und helm ‘Helm’.

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Etymologie: Mnd. helmelīn. Ahd. helm geht auf urgerm. *χelma- zurück, das eine Ableitung von der Verbalwurzel der uridg. *kel- ‘verbergen, verdecken’ ist. Zur Etymologie s. weiter helm. st. m. Literarische Werke: nicht belegt. EWA. IV, 947 (Artikel helmackus), IV, 945ff. (helm); KFW. IV, 940; SAW. I, 376ff. (helan); Sch.GlW. IV, 270; StWG. 268. Die Ableitung des lat. Lemmas cassicula, cassiculum aus lat. cassis ‘Helm’ ist nicht erwiesen, der Glossator leitete es eher von lat. cassis in der Bedeutung ‘Netz’ ab (Maschke 1926, 24) und bezeichnete damit einen kleinen Helm. Die Bedeutungsangabe bei E. Maschke als Visier des Visierhelmes ist fraglich (vgl. Maschke 1926, 25f.). helza st. sw. f. ‘Schwertgriff’ Lateinische Lemma(ta): baculum (spätere Form) (= baculus) ‘Stab, Stock’ (später ein Stock zum Schlagen) (Georges 1,776), *baculum (= Bac-apulus ł capulus) helza (Diefenbach 64); capulus ‘Schwertgriff, Dolchgriff’ (Georges 1,989), mlat. capulus ‘Griff’, meton. ‘auch das Schwert’ (Mlat.Wb. 2,257); caput gladii ‘Schwertspitze’ zu caput ‘die Spitze’ (Georges 1, 989–992) und zu gladius ‘messerförmiges Schwert’ (Georges 1,2937f.); ebur ‘das Elfenbein’ (bei Vergil: ‘Schwertscheide aus Elfenbein’) (Georges 1,2327f.); gladius ‘messerförmiges Schwert zum Hieb und Stoß’ (Georges 1,2937f.); manubrium ‘Handhabe, Griff, Stiel’ (Georges 2,804f.). Glossen zu biblischen Schriften: I, 382,14 Judicum 3,16: Capulum hanthaba. ł helza St. Gallen, StiftsB. 295; BStK.Nr. 223, p. 139b, 12 [SchGlW.: manubrium] I, 384, 18 u. A. 10 Judicum 3,16: Capulum hfftk. ł hflzb (Ed.: d. h. hefti. ł helza) München, BSB. Clm 18140; BStK.-Nr. 637, f. 24rb, 30 [Sch.GlW.: helza (G.)] IV, 264,7 Judicum, 3,16: Capulam helza Oxford, BL. Laud. lat. 92; BStK.-Nr. 730, f. 80v, 4 Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 23,53 u. A. 14 Aldh. oct. princ. 214,17: Capulus helza München, BSB. Clm 19440; BStK.-Nr. 665, p. 102a, 17; Capulus helza Paris, BN. lat. 16668; BStK.Nr. 768, f. 38r, 27; Capulus helha suncar (Ed.: l. siue car?) Florenz, Biblioteca Medicea Laurenziana Plut. 16.5; BStK.-Nr. 151, f. 140ra, 3; () Capulus. helza St. Gallen, StiftsB. 242; BStK.-Nr. 208, p. 165, marg. n. Z. 1 II, 325,40 Hieron. Epist. XIV p. 29: Capulus .i. hélza Salzburg, St.P. a IX 20; BStK.-Nr. 843, f. 20v, 2 II,373,65 Prisc. Inst. III, 32,22: Capulo helza München, BSB. Clm 18375; BStK.Nr. 642, f. 163v, 22

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II, 398,18 Prud. Psych. 137: Capulum helza Wien, ÖNB Cod. 247; BStK.-Nr. 901, f. 162r, 11 II, 410,71 Prud. Psych. 148: Ebur helza Rom, BV. Vat. lat. 5821; BStK.-Nr. 835, f. 106r, 6 II, 463,7 Prud. Psych. 137: Capulum helza dicitur a capiendo München, BSB. Clm 14395; BStK.-Nr. 579, f. 145v, 18; Capulum helza dicitur a capiendo Paris, BN. Nouv. acquis. lat. 241; BStK.-Nr. 771, f. 141r, 12 II, 498,24 Prud. Psych. 137: Capulum helza St. Gallen, StiftsB. 292; BStK.-Nr. 221, p. 177a, 20; Capulum helza Karlsruhe, St. Peter perg. 87; BStK.-Nr. 324, f. 91vb, 4 [Wadstein 1899, 85b, 13] II, 532,59 Prud. Psych. 137: Capulus (Ed.: capulum) helzza Florenz, Biblioteca Medicea Laurenziana Plut. 16.5; BStK.-Nr. 151, f. 127vb, 18 II, 545,65 Prud. Psych. 137: Capulum helza (= V, 105,6 Capulum hflzb.) London, BMMss. Add. 34248; BStK.-Nr. 402 [Comitum de Apponyi], f. 138r, marg. r. n. Z. 11 [Sch.GlW.: helza (G.)] II, 557,36 Prud. Psych. 137: Capulum heltes Trier, StadtB. 1093/1694 (früher 1464); BStK.-Nr. 881, f. 74v, 30 II, 693,47 Verg. Aen. II, 553: (Capulo tenus) usque ad capulum helza Melk, Stiftsbibliothek, Nr. 717 (früher 1863; davor C 2); BStK.-Nr. 434, f. 74r, marg. n. Z. 11 IV, 233,2 Isid. Etym.: Capulum dicitur helza. inde capularis senex. iđ capulo uicinus hoc est morti Leiden, UB. Voss. lat. oct. 15:6 [dazu: Kopie von F. Junius in Oxford, Bodlein Library Jun. 116D]; BStK.-Nr. 373, f. 23r, 16 (in StSG. früher unter Adespota) Paul. Diac.: manubrium, helza Austin The University of Texas. Miriam Lutcher Stark Library Ms File. (Beda Venerabilis). Works. B (früher Cheltenham, Bibliotheca Phillippica 816); BStK.-Nr. 18, f. 70v, marg. l. n. Z. 4 [Mayer 1975, 9] [Neu. BM] Prud.: capulus heltes Paris, BN. lat. 8088; BStK.-Nr. 774j, f. 134r, 5 [Neu. MaL] Luc.: capulum helze Erlangen, UB. Erlangen – Nürnberg Ms. 389; BStK.-Nr. 147e, f. 40v, 15 Glossare: HSH. I, 351,61 [= StSG. III, 160,5; SH A De armis]: Capulus helza Einsiedeln, StiftsB. cod. 171 (688); BStK.-Nr. 118, p. 104, 23; Capulus helza München, BSB. Clm 2612; BStK.-Nr. 461, f. 60va, 35; Capulus helza Trier, StadtB. 1124/2058 (früher 31); BStK.-Nr. 882, f. 57r, 6; Capulus helze Prag, Universitní knihovna, MS XXIII E 54 (früher: Prag, Fürstlich Lobkowitzsche Bibliothek 434); BStK.-Nr. 786, f. 48r, 29; Capulus hêlze Wien, ÖNB Cod. 2400; BStK.-Nr. 945, f. 82v, 9 HSH. I, 351,61: capulus quia macron helza Erlangen, UB. Erlangen – Nürnberg Ms. 396; BStK.-Nr. 145, f. 82va, 41 HSH. II, 94,183 [= StSG. III, 215,23; SH B De armis]: Capulus helza St. Blasien, StiftsB., verschollen; BStK.-Nr. 68

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HSH. II, 227,277 [= StSG. III, 229,33; SH a2]: Capalus hêlza München, BSB. Clm 2612; BStK.-Nr. 461, f. 69rb, 16; Capulus helze Wien, ÖNB Cod. 2400; BStK.Nr. 945, f. 95v, 8; Capalus holza ł hanthaba Wien, ÖNB Cod. 160 (früher 232); BStK.-Nr. 894, f. 43v, 42; Capulus helz. ł hanthaba Berlin, StPBK Ms. lat. 8° 93; BStK.-Nr. 53, f. 8v, 5; Capulus hilz. uł hanthabe Graz, UB. 859 (früher 42/34 4o); BStK.-Nr. 269, f. 3ra, 20 HSH. II, 227,277 [= StSG. III, 269,43; SH b]: Capulus helza Admont, StiftsB. 269; BStK.-Nr. 4, f. 50rb, 28; Capulus helza ł hanthabe München, BSB. Clm 3215; BStK.-Nr. 464, f. 5rb, 30 HSH. II, 227,277 [= StSG. III, 297,30; SH d]: Capulus helza ł anthaba Florenz, Biblioteca Medicea Laurenziana Plut. 16.5; BStK.-Nr. 151, f. 93rb, 11 HSH. II, 227,277 [= StSG. III, 314,67; SH e]: Capulus helze. ł hanthaba Berlin, StBPK Ms. lat. 8° 445 (früher Prag, Fürstlich Lobkowitzsche Bibliothek 435, danach: Prag, Universitní knihovna, MS XXIII E 55); BStK.-Nr. 37, f. 8va, 32 HSH. II, 227,277 [= StSG. III, 332, 7 u. A. 2; SH g]: Cápul helza München, BSB. Clm 17151; BStK.-Nr. 625, f. 5va, 29; Capulus helza München, BSB. Clm 17194; BStK.-Nr. 630, f. 179v, 24 SH (XI, alphabetisch; Langfassung): Capulus helze. gladii vel cultelli Basel, ÖBU. B IX 31; BStK.-Nr. 34c, f. 210va, 34 [Stricker 1989, 286, Nr. 111] III, 359,38 Sachgl.: Capulus helze Wien, ÖNB Cod. 901; BStK.-Nr. 927, f. 29v, 5 III, 374,22 Sachgl.: Capulus hilze Oxford, BL. Jun. 83; BStK.-Nr. 726, f. 55v, 27 III, 623,9 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Kleidung: Capulum helza München, BSB. Clm 14689; BStK.-Nr. 604, f. 46v, 11 III, 632,11 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Capula helza Wien, ÖNB Cod. 1761; StSG. 613, BStK.-Nr. 941, f. 119v, 7 III, 635,10 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Gapulum helzo München, BSB. Clm 14689; BStK.-Nr. 604, f. 46v, marg. III, 635,14 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Capulvs helz ebd., f. 46v, marg. Z. 23 III, 638, 34 u. A. 1 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Capulum helza Florenz, Biblioteca Medicea Laurenziana Plut. 16.5; BStK.-Nr. 151, f. 141ra, 18 [Scardigli 1987, 595, 17a–18a] III, 640,4 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Capula helza St. Gallen, StiftsB. 184; BStK.-Nr. 198, p. 255b, 3; Capula helzo St. Gallen, StiftsB. 184; BStK.-Nr. 198, f. 262a, 2 [Sch.GlW.: helza (Korr. HD)]; Capula helze. vel essela München, BSB. Clm 14584; BStK.-Nr. 600 (I), f. 118r, 11. 12 III, 642,34 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Capula helza Wien, ÖNB Cod. 1761; BStK.-Nr. 941, f. 119r, 8 III, 657,23 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Bacculum helza München, BSB. Clm 19410; BStK.-Nr. 660, p. 60, 4 [Breuer 1992, 220, Nr. 40] III, 668,28 Sachgl.: Capulus helce Innsbruck, UB. 711; BStK.-Nr. 287, f. 29r, 13

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III, 689,55 Sachgl.: Capulus helza St. Gallen, StiftsB. 299; BStK.-Nr. 225, p. 27b, 13 IV, 43,53 Gl. Salom. (a1): Capulum helza München, BSB. Clm 13002; BStK.Nr. 558, f. 21rb, 34; Capulum helze Admont, StiftsB. 3; BStK.-Nr. 1, p. 48b, 17; Capulum helz München, BSB. Clm 17403; BStK.-Nr. 632, f. 30rb, 17; Capulum hilza München, BSB. Clm 22201; BStK.-Nr. 681, f. 23vd, 5 IV, 67,40 Gl. Salom. (a1): Gapulum helza Zwettl, StiftsB. 1; BStK.-Nr. 1020, f. 70vd, 53; Gapulum helza Admont, StiftsB. 3; BStK.-Nr. 1, p. 149c, 7; Gapulum helza Erlangen, UB. Erlangen – Nürnberg Inc. 1193 (Salomonis Glossae); BStK.-Nr. 1023, f. 84vb, 50; Capulum belza Heiligenkreuz, StiftsB. 17; BStK.-Nr. 278, f. 101vb, 38 [Sch.GlW.: [h]elza (Konj. BM)]; *Gilce Gapulum helca Prag, Knihovna Národního Muzea X A 11 (früher unsigniert); BStK.-Nr. 788, p. 127b, 50; Gapulum helzę München, BSB. Clm 17152; BStK.-Nr. 626, f. 66vc, 43 IV, 117,3 Gl. Salom. (a2): Manubrium helza Zwettl, StiftsB. 1; BStK.-Nr. 1020, f. 200vd, 17; Manu9rium helza München, BSB. Clm 22201; BStK.-Nr. 681, f. 208vd, 7; Manubrium helza München, BSB. Clm 13002; BStK.-Nr. 558, f. 195rb, 20; Manubrium helza München, BSB. Clm 17152; BStK.-Nr. 626, f. 205rb, 16; Manubrium helza Erlangen, UB. Erlangen – Nürnberg Inc. 1193 (Salomonis Glossae); BStK.Nr. 1023, f. 268va, 53; Manubrium (Ed.: darüber *rucoiet) hilza Prag, Knihovna Národního Muzea X A 11 (früher unsigniert); BStK.-Nr. 788, p. 445c, 27 IV, 175,23 Gl. Abactor: Capulus helza München, BSB. Clm 14429; BStK.-Nr. 586, f. 222vb, 9 IV, 183,14 Alph. Gl.: Capulus hanthab uł helcze Wien, ÖNB Cod. 1325; BStK.Nr. 938, f. 55ra, 20 Gl. Salom.: Gapulum bel-/za. Lilienfeld, StiftsB. 228; BStK.-Nr. 1036, f. 70rd, 8. 9 [B. Meineke 1990, 32, Nr. 231] [Neu. BM] Alph. Gl.: capulus helcze München, BSB. Clm 14684; BStK.-Nr. 710ac, f. 78va, 3 [Neu. BM] Alph. Gl.: capulus Helz Königswart (Kynžvart), Schlossbibliothek [unter Verwaltung der Bibliothek des Nationalmuseums (Knihovna Národního Muzea) Prag] 20 G 22 Ms 57; BStK.-Nr. 788a, f. 16r, marg. n. Z. 24 [Neu. MaL] Alph. Gl.: capulus, manicus helza Engelberg, StiftsB. Codex 122 (früher 6/8); BStK.-Nr. 138c, f. 19r, 2 [Neu. BM] Gl. Salom.: gapulum helze Wien, ÖNB Cod. 2276; BStK.-Nr. 944, f. 71vd, 55 Datierung: 9./10. Jh.–2. Hälfte 15. Jh. Weitere Bedeutung(en): (Hand-)Griff, Heft; Griff des Messers; Griff am Steuerruder. Diachrone Verbreitung: Mhd. hëlze st. sw. f. ‘Schwertgriff, Heft, Fessel’; nhd. nicht belegt. Wortbildung: Simplex. Komposition mit swert.

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Etymologie: As. helta f. ‘Griff am Steuerruder’; mndl. helte f., auch helt m.; vgl. aisl. hjalt n. ‘Schwertgriff, Parierstange’: < urgerm. *χeltō/a-, das im Ablaut zu urgerm. *χultansteht. Vgl. holz n. Auf urgerm. *χultan- gehen ahd. helza f. ‘Schwertgriff, Heft’; as. helta f. ‘Handgriff am Ruder’; ae. hilt f. ‘Schwertgriff’; aisl. hjalt n. ‘Schwertgriff’ zurück. Literarische Werke: nicht belegt. EWA. IV, 949 und IV, 1120–1123 (holz); KFW. IV, 942f.; Lexer I, 1245; SAW. I, 380 (helza); Sch.GlW. IV; 271f.; StWG. 268. Die im Sachglossar „Des Lebens Notdurft“ (StSG. III, 623,9) im Abschnitt „Kleidung“ aufgeführte Glosse könnte mit der Vorstellung des Schwertgriffs als Trachtbestandteil zusammenhängen, vgl. dazu die prunkvolle Ausgestaltungen der Schwertgriffe und der Schwertscheiden (Steuer 2005, 573). Vgl. noch helte (mnd.) ‘Schwertgriff’; hilte (as.) ‘Schwertgriff’. hilzi st. m./n. ‘Schwertgriff’ Lateinische Lemma(ta): capulus ‘Schwert-, Dolchgriff’ (Georges 1,989), mlat. capulus ‘Griff’, meton. ‘auch das Schwert’ (Mlat.Wb. 2,257), speziell ‘Schwertgriff’ (GLAN. 89). Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 568,9 Prud. Psych. 137: Capulum hilzk (Ed.: d. h. hilzi) Köln, DB Dom Hs. 81 (Sch.GlW.: DB. LXXXI); BStK.-Nr. 348, f. 73r, 1 [Sch.GlW.: hilzi (G.)] II, 650,42 Verg. Aen. II, 553: Capulo [tenus] hiltis München, BSB. Clm 18059; BStK.-Nr. 634, f. 185va, 26 II, 706,46 Verg. Aen. IV: Capulus hilzi Paris, BN. lat. 9344; BStK.-Nr. 752, f. 77v, marg. l. quer n. Z. 18 Luc. (bell. civ.): III, 748: Capulum heltes (= hilces) Paris, BN. lat. 9346; BStK.Nr. 754, f. 35r, 5; [Steffen 1928, 447, Nr. 10; Sch.GlW.: A (Korr. KS)] Glossare: III, 637,38 Sachgl., Des Lebens Notdurft, Waffen und Geräte: Capulvs helzi Schlettstadt, Bibliothèque et Archives Municipales Ms.7 (früher Ms. 100); BStK.-Nr. 849, f. 123rb, 27 Sachgl.: capulus hilze St. Florian, Bibliothek des Augustiner – Chorherrenstifts XI 588; BStK.-Nr. 154a, f. 7rb, 35 [Sch.GlW.: Jahrbücher der Literatur, 25a, 17] SH: Capulus hilze Trier, StadtB. 1124/2058 (früher 31); BStK.-Nr. 882, f. 57v, marg. n. Z. 7 [Stricker 1991b, 340] Datierung: Ende 10. Jh.–14. Jh. Weitere Bedeutung(en): (Hand-)Griff, Pflugsterz.

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Diachrone Verbreitung: Mhd. hilze sw. f., vgl. mhd. hëlze st. sw. f. ‘Schwertgriff, Heft, Fessel’; nhd. nicht belegt. Wortbildung: Simplex. Etymologie: As. hiltia f., hilti n.; mnd. hilte f.; mndl. hilte f.; ae. hilte f./n. (vgl. helza st. sw. f.) (EWA. IV, 1012). Als morphologische Varianten neben helza. Literarische Werke: nicht belegt. EWA. IV, 1012 (hilzi); KFW. IV, 1060f.; Lexer I, 1282 (hilze), I, 1245 (hëlze); SAW. I, 380 (helza); Sch.GlW. IV, 315; StWG. 275. Vgl. den Kommentar zu helza st. sw. f. huot st. m. ‘Helm’ Lateinische Lemma(ta): cōnus ‘kegelförmiger Bügel am Helm’ (an dessen Spitze der Helmbusch eingelassen war) (Georges 1,1649), mlat. conus ‘oberster Teil, Spitze; Helm’ (Mlat.Wb. 2,1855f.). Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 695,28 Verg. Aen. III, 468: Conum hxpt. (Ed.: d. h. huot) púrst Melk, Stiftsbibliothek, Nr. 717 (früher 1863; davor C 2); BStK.-Nr. 434, f. 86r, 2 [Sch.GlW.: huot (G.)] Datierung: 11. Jh. Weitere Bedeutung(en): (Kopfschmuck), Haube, Hut, Kopfbedeckung, Kopfbinde, liturgische Kopfbedeckung (des Priesters), Mütze, Tiara, Perücke. Diachrone Verbreitung: Mhd. huot st. m. ‘Hut, Mütze, Helm, schützender Überzug, auch Maßbezeichnung, Deckel’; nhd. Hut m. ‘Kopfbedeckung’. Wortbildung: Simplex. Kompositionen: bogenhuot st. m., īsarnhuot st. m., sperahuot st. m. Etymologie: Erbwort. Entsprechungen gibt es in as. hōd st. m. (auch in darnhōd m. ‘Tarnkappe’); mnd. hōt m. ‘Hut, Kopfbedeckung’; mndl. hoet, hut m. ‘Hut, Kranz’, nndl. hoed ‘Hut; afries. hōd m. ‘Hut’ (auch als Feldzeichen gebraucht)’, nfries. hoed ‘Hut’; ae. hōd st. m. ‘Kapuze, Hut, Überwurf’; me. hōd ‘Hut’ (als schützende Kopfbedeckung und Kennzeichen eines bestimmten Ranges oder Standes), ne. hood ‘Hut, Kapuze’: < westgerm. *χōda-. Man vermutet eine ursprüngliche Kollektivbildung von westgerm. *χōda- und aisl. httr m. ‘Hut’ < urgerm. *χattu- zu idg. *kadh- ‘schützende Bedeckung’. Literarische Werke: nicht belegt.

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EWA. IV, 1274–1277; KFW. IV, 1398ff.; Lexer I, 1393f.; Pfeifer 566; SAW. I, 415 (huot); Sch.GlW. IV, 461ff.; StWG. 294. Vgl. noch die Bedeutungsangabe ‘(Kriegs-)Helm’ (KFW.). hurst st. m. f. ‘Helmbusch’ Lateinische Lemma(ta): crista ‘Helmbusch, Helmraupe’ (Georges 1,1765), mlat. crista ‘Helmzier’ (Mlat.Wb. 2,2025f.). Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 398,13 Prud. Psych. 117: Cristas hursti Wien, ÖNB Cod. 247; BStK.-Nr. 901, f. 161v, 13 Datierung: Hs. 2. Hälfte 11. Jh. Weitere Bedeutung(en): Gebüsch, Strauch. Diachrone Verbreitung: Mhd. hurst st. f. ‘Gesträuch, Hecke, Dickicht’; älteres Nhd. hurst m. f. ‘Strauchwerk, Gebüsch’; im Nhd. hat sich die nd., md. Lautform Horst m. ‘Raubvogelnest’, davor ‘Baumgruppe, Gehölz’ durchgesetzt. Wortbildung: Simplex. Glossierung als Metapher für den Helmbusch. Etymologie: Keine Angabe zur Bedeutung ‘Helmbusch’; in allen anderen germ. Einzelsprachen in der Bedeutung ‘(bewaldeter) Hügel, Gebüsch, Wäldchen’ zu idg. *kres-, *kers-, *kBs- ‘Baum, Gehölz’ belegt. Literarische Werke: nicht belegt. EWA. IV, 1281–1284; KFW. IV, 1411; Lexer I, 1397; Pfeifer 558; SAW. I, 1219 (Einzeleinträge: hurst); Sch.GlW. IV, 467; StWG. 295. Im KFW. sind einzig Belegstellen in der Bedeutung ‘Gebüsch, Gestrüpp’ verzeichnet. Die hier aufgenommene Glosse, die im Sch.GlW. veröffentlicht wurde, ist unter hurst st. f. im KFW. nicht verzeichnet. **īsarnhuot st. m. ‘Metallhelm’ Lateinische Lemma(ta): cassis ‘Helm aus Metall, Sturmhaube’ (Georges 1,1016), mlat. cassis ‘Helm, helmartiger Aufsatz’ (Mlat.Wb. 2,329f.). Glossare: [Neu. JF] Sachgl.: cassis eisenhůt München, BSB. Clm 4350; BStK.-Nr. 472, f. 3r, 41 Datierung: 14. Jh.

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Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: Mhd. îsenhuot st. m. ‘Eisenhut, Kopfbedeckung aus Eisenblech’; frühnhd. eisenhut, eysenhuet m. ‘Helm ders Kriegers’; im Nhd. nicht belegt; ab dem 16. Jh. wird mit Eisenhut m. ‘eine blaublühende Hahnenfußgattung mit helmartiger Blütenform’ bezeichnet. Wortbildung: Adjektivisches Determinativkompositum aus īsa[r]n und huot. Frühnhd. Sprachstufe (vgl. die diachrone Verbreitung). Etymologie: Erstglied: ahd. īsarn, īsan; mhd. īsern, īser, īsen; as. īsarn; mnd. īsern; īsen; mndl. īser, īsen, nndl. ijzer; ae. īsern, īsen, īren, ne. iron; anord. īsarn, durch Dissimilation īarn, jārn; nschwed. järn; got. eisarn führen auf germ. *īsarna- zurück, dem kelt. *īsarno- entspricht. Die Annahme, dass sowohl die germ. wie auch die kelt. Wurzel auf eine illyrische Bezeichnung zurückgingen, ist unsicher. Eisen bezeichnete neben ‘graues Schwermetall’ bereits in früheren Zeiten Werkzeuge und Gegenstände (z. B. das Pflugeisen). Zweitglied: Entsprechungen gibt es in weiteren germ. Einzelsprachen: as. hōd st. m. (auch in darnhōd m. ‘Tarnkappe’); mnd. hōt m. ‘Hut, Kopfbedeckung’; mndl. hoet, hut m. ‘Hut, Kranz’, nndl. hoed ‘Hut; afries. hōd m. ‘Hut’ (auch als Feldzeichen gebraucht)’, nfries. hoed ‘Hut’; ae. hōd st. m. ‘Kapuze, Hut, Überwurf’; me. hōd ‘Hut’ (als schützende Kopfbedeckung und als Kennzeichen eines bestimmten Ranges oder Standes), ne. hood ‘Hut, Kapuze’: < westgerm. *χōda-. Man vermutet eine ursprüngliche Kollektivbildung von westgerm. *χōda- und aisl. httr m. ‘Hut’ < urgerm. *χattu- zu idg. *kadh- ‘schützende Bedeckung’. Literarische Werke: nicht belegt. Baufeld, Wb. 66; BStK. 2,970; EWA. IV, 1274–1277, Lexer I, 1456; Pfeifer 273 (Eisen); Sch.GlW. V, 88. Die Bedeutungsangabe im Sch.GlW. lautet ‘Eisenhelm’. Vgl. die Bedeutungsangabe ‘Helm’ bei huot st. m. zu lat. cōnus und die früheren Übersetzungen zu lat. cassis; diese wurden beinahe durchgehend mit helm st. m. ohne Zusatzbestimmung wiedergegeben. kamb st. m. ‘Helmbusch’ Lateinische Lemma(ta): apex ‘metallene, kegelförmige Helmspitze’ (der Helmkegel, in dem der Hembusch steckt), meton. ‘(pars pro toto) der Helm’ (Georges 1,491); crista ‘Helmbusch, Helmraupe’ (Georges 1,1765), mlat. crista ‘Helmzier’ (Mlat.Wb. 2,2025f.). Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 468,29 Prud. Symm. I, 488: Cristis champun München, BSB. Clm 14395; BStK.Nr. 579, f. 177v, 8; Cristis champun Paris, BN. Nouv. acquis. lat. 241; BStK.Nr. 771, f. 170v, 3

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II, 518,26 u. A. 12 Prud. Symm. I, 488: Cristis kambin Einsiedeln, StiftsB. cod. 316 (606); BStK.-Nr. 129, f. 185v, 14 II, 524,48 Prud. Symm. 117: Cristas chbmbb (Ed.: d. h. chamba) Bern, BB. Cod. 264; BStK.-Nr. 65, p. 76, 9 [Sch.GlW.: chamb (G.)] II, 592,32 Prud. Symm. 117: Cristas champa Zürich, ZB. Ms. Rh. 62; BStK.Nr. 1014, p. 7, 23 V, 30,24 Luc. 7,158: (Cristas) crista champ Berlin, StBPK Ms. lat. 2o 35; BStK.Nr. 48, f. 87r, marg. o. r. [Cavajoni 1977, 113: CRISTAS champ] Glossare: HSH. I, 323,116 [= StSG. III, 148,16; SH A De palliis virorvm]: Crista camb Wien, ÖNB Cod. 2400; BStK.-Nr. 945, f. 77r, 25; Crista camb München, BSB. Clm 2612; BStK.-Nr. 461, f. 57ra, 37; Crista camb Bern, BB. Cod. 722,1 [ = Be]; BStK.-Nr. 66, f. 4v, 15 HSH. I, 323,116 [= StSG. III, 148,33; SH A De palliis virorvm]: Crista camb Trier, StadtB. 1124/2058 (früher 31); BStK.-Nr. 882, f. 51r, 12; Crista kamp Prag, Universitní knihovna, MS XXIII E 54 (früher: Prag, Fürstlich Lobkowitzsche Bibliothek 434); BStK.-Nr. 786, f. 43v, 9; Crista kamp Einsiedeln, StiftsB. cod. 171 (688); BStK.-Nr. 118, p. 93, 24 HSH. I, 323,116: Crista camb Erlangen, UB. Erlangen – Nürnberg Ms. 396; BStK.Nr. 145, f. 80rb, 36 HSH. I, 354,109 [= StSG. III, 161,52; SH A De loricis]: Apex . . . crista chamb Trier, StadtB. 1124/2058 (früher 31); BStK.-Nr. 882, f. 57v, 22 HSH. II, 33,71 [= StSG. III, 190,13 u. A. 9; SH B De palliis virorvm]: Crista kamb St. Blasien, StiftsB., verschollen; BStK.-Nr. 68; crista kamp Brixen, Bibliothek des Priesterseminars D 19 (Nr. 86); BStK.-Nr. 77, f. 1v (2v) 7 HSH. II, 237,419 [= StSG. III, 298,17; SH d]: Crista camp + vel galea Florenz, Biblioteca Medicea Laurenziana Plut. 16.5; BStK.-Nr. 151, f. 94rb, 22 HSH. II, 237,419 [= StSG. III, 333,31 u. A. 12; SH g]:Crista champ summitas galearum München, BSB. Clm 17151; BStK.-Nr. 625, f. 6ra, 45; Crista camp sumitas galearum München, BSB. Clm 17153; BStK.-Nr. 627, f. 16v, 1; Crista camp summitas galearum München, BSB. Clm 17194; BStK.-Nr. 630, f. 180v, 30 HSH II, 237,419: Crista ca Berlin, StBPK Ms. lat. 8° 445 (früher Prag, Fürstlich Lobkowitzsche Bibliothek 435, danach: Prag, Universitní knihovna, MS XXIII E 55); BStK.-Nr. 37, f. 9vb, 32 HSH. II, 549,3. 1 [= StSG. III, 292,27; SH b]: Xrista kamp Kiel, UB. Cod. Ms. KB 47; BStK.-Nr. 339, f. 27va, 21 (?) HSH. II, 549,3. 1 [= StSG. III, 310,59 SH e]: Xrista kramp Florenz, Biblioteca Medicea Laurenziana Plut. 16.5; BStK.-Nr. 151, f. 121rb, 9 SH (XI, alphabetisch; Langfassung): Xa kampf Basel, ÖBU. B IX 31; BStK.Nr. 34c, f. 217vd, 4 [Stricker 1989, 378, Nr. 610]

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[Neu. BM] Alph. Gl.: apex Camp Königswart (Kynžvart), Schlossbibliothek [unter Verwaltung der Bibliothek des Nationalmuseums (Knihovna Národního Muzea) Prag] 20 G 22 Ms 57; BStK.-Nr. 788a, f. 7r, marg. n. Z. 25 Datierung: 10./11. Jh.–2. Hälfte 15. Jh. Weitere Bedeutung(en): (Haar-)Kamm; Weberkamm Hahnenkamm; Borstenkamm des Drachen; (Trauben-)Kamm; Zahnreihe; obere Einfassung, oberer (gewölbter) Rand. Diachrone Verbreitung: Mhd.: kamp, kammes st. m.; kambe, kamme sw. f. m. ‘Haarkamm, Wollkamm, Weberkamm, Kamm auf dem Kopf oder Hals eines Tieres, Kamm des Drachen, Traubenkamm’; speziell in der Bergmannssprache ‘festes Gestein; Marterwerkzeug, Saugwerkzeug’; ‘Holz um den Hals des Schweines um zu verhindern, dass es durch den Zaun kommt, Binde für die Kuhschelle (tirol.), eiserner Ring’; frühnhd. kam, kamp m. ‘Kamm (Gerät zum Kämmen); Kamm auf dem Kopf des Tieres, Hahnenkamm; Erhöhung, höchste Stelle’; nhd. Kamm m. ‘mit Zinken versehenes, handliches Gerät zum Glätten und Ordnen, auch zum Feststecken des Haares; Nackenstück von Schlachtvieh, oberer, die Mähne tragender Teil des Pferdehalses, Nacken und vorderer Rücken mit den langen Borsten des Schwarzwildes (Jägerspr.); oberster Teil einer lang gestreckten Erhebung einer Reihe von Hügeln oder Felsen; oberster Teil einer Welle; Abkürzung für Weberkamm; einem Kamm ähnliche Vorrichtung an der Kämmmaschine; Querverbindung ungleich hoch liegender Hölzer (Baugewerbe); Fruchtstand einer Weintraube (Winzerspr.)’. Wortbildung: Simplex. Etymologie: Anord. kambr; as. kamb; ae. camb gehen auf germ. *kamba- m. ‘Kamm’ zu idg. *ģómbho- ‘Zahn’ zurück, das u. a. in aind. jámbha- ‘Zahn, Fangzahn’; griech. Gómphos ‘Pflock, Nagel’ enthalten ist. Im Germ. liegt weder eine Zugehörigkeitsbildung noch ein Kollektivum vor, die Bildungen stehen eher als pars pro toto für das Bezeichnete. Die verbale Grundlage ist *ģembh-, das u. a. in aind. jámbhate ‘schnappt, packt’ zu finden ist; die semantische Zusammenhänge bleiben aber vorerst ungeklärt. Literarische Werke: nicht belegt. Duden 870; KFW. V, 20ff.; Kluge 467 (Kamm); Lexer I, 1505f.; SAW. I, 440 (kamb); Sch.GlW. V, 135ff.; StWG. 320. An dieser Stelle sind die Glossierungen im Abschnitt De palliis virorum des Summarium Heinrici zu beachten; an dieser Stelle werden die Kleiderstücke aufgezählt und glossiert: „Birius vel birrus Greci, nos birrum kappa vel kozzo. Christa kamb.“ (in: Hildebrandt 1974, S. 323).

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kambo sw. m. ‘Helmbusch’ Lateinische Lemma(ta): crista ‘Helmbusch, Helmraupe’ (Georges 1, 1765), mlat. crista ‘Helmzier’ (Mlat.Wb. 2,2025f.). Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 501,7 Prud. Symm. I, 488: Crista kambo St. Gallen, StiftsB. 292; BStK.-Nr. 221, p. 189a, 20 II, 652,18 Verg. Aen. III, 468: Cristas chāpun München, BSB. Clm 18059; BStK.Nr. 634, f. 189ra, 39 Datierung: 11. Jh. Weitere Bedeutung(en): Kamm (allgemein), Kamm (der Schlange; des Drachen), Traubenkamm; Steg; obere Einfassung. Diachrone Verbreitung: s. kamb st. m. Wortbildung: s. kamb st. m. Etymologie: s. kamb st. m. Literarische Werke: nicht belegt. KFW. V, 22f.; SAW. I, 440 (kamb); Sch.GlW. V, 137; StWG. 320. kampfscilt st. m. ‘Schild; Schild mit konisch zulaufendem Schildbuckel’ Lateinische Lemma(ta): clipeus ‘runder Metallschild’ (der römischen Soldaten) (Georges 1,1210), mlat clipeus ‘Schild’ (Mlat.Wb. 2,726ff.); parma ‘kleiner, runder Schild’ (Georges 2,1480). Glossen zu biblischen Schriften: I, 276,7 Josua 8,18: Clyppeus chamfskilt Oxford, BL. Jun. 25; BStK.-Nr. 725 (I), f. 90A (Verlust); Clyppeus chamfskilt Karlsruhe, BLB. Aug. IC; BStK.-Nr. 296 (II), f. 65vb, 17 Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 329,15 Hieron. in Matth. (4,7) 33: CCpeis skíltō. ł clippeum chamfscílt München, BSB. Clm 14747; BStK.-Nr. 611, f. 91r, 7 Glossare: I, 69,16 u. A. 4 Sam.: Clippeum chamfscilt Wien, ÖNB Cod. 162; BStK.-Nr. 895, f. 17ra, 2 (Sch.GlW.: chamfskilt / chamfs[c]ilt) III, 638,25 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Palma champhschilt Wien, ÖNB Cod. 804; BStK.-Nr. 926, f. 183r, 29; Parma champhscilt Würzburg, UB. M. p. th. q. 60; BStK.-Nr. 998 (III), f. 105r, 18 Datierung: Ende 8. Jh.–13. Jh. Weitere Bedeutung(en): –

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Diachrone Verbreitung: Mhd. kampfschilt st. m. ‘Kampfschild, Schild zum gerichtlichen Zweikampf’, hierbei durfte er nicht als Waffe dienen; nhd. nicht belegt. Wortbildung: Determinativkompositum aus kampf ‘(Einzel)kampf, Zweikampf’ und scilt ‘Schild’. Etymologie: Erstglied kampf: frühe Entlehnung aus lat. campus ‘flaches Feld, Schlachtfeld’, im Mlat. auch ‘Kampf, Zweitkampf’. Mnd. nndl. kamp; ae. camp. Das Zweitglied ahd. scilt: die ursprüngliche Bedeutung ist wohl ‘Brett’; ein Anschluss an idg. *skel‘spalten’ ist wahrscheinlich. Zur Etymologie s. weiter scilt st. m. Literarische Werke: nicht belegt. KFW. V, 26; Kluge 804 (Schild); Lexer I, 1508; Pfeifer 613 (Kampf); SAW. I, 441 (kampf), I, 847 (scilt); Sch.GlW. V, 139f.; StWG. 321. Beide lat. Lemmata clipeus ‘runder Metallschild’ und parma ‘kleiner runder Schild’ wurden in den Glossen als Sammelbezeichnung für die Schutzwaffe glossiert. D. Hüpper-Dröge vermutet, unterstützt durch die archäologischen Funde aus der Merowingerund Karolingerzeit, dass sich hinter dieser Bezeichnung ein Schildtyp verbirgt, der aufgrund seiner konisch auslaufenden Buckel sowohl als Schutz- als auch als Angriffswaffe benutzt wurde (Hüpper-Dröge 1983, 236). Unterstützt wird diese Vermutung durch den Zusatz kampf- im Kompositum. Ob die Glossatoren im 13. Jh. noch das Wissen über einen spitz zulaufenden Schildbuckel aus dem 8.–9. Jh. besaßen, ist jedoch fraglich. Vgl. Splett 1979, 53, wonach es sich bei der Bezeichnung nicht um einen schweren Schild im Sinne einer reinen Schutzwaffe handele. kampfswert st. n. ‘zweischneidiges Langschwert’ Lateinische Lemma(ta): romphaea ‘großes, langes zweischneidiges Hieb- und Wurfschwert’ (Georges 2,2407). Glossare: SH: Rumphea kāpsuert (lies kampsuert) Trier, StadtB. 1124/2058 (früher 31); BStK.Nr. 882, f. 57v, marg. n. Z. 9. 10 [Stricker 1991b, 340] Datierung: ausgehendes 12. Jh. und 14. Jh. Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: Mhd. kampf-, kempfswërt st. n. (zu romphea, glaudius bis acutus); nhd. nicht belegt. Wortbildung: Determinativkompositum aus kampf ‘(Einzel)kampf, Zweikampf’ und swert ‘Schwert’. Etymologie: Erstglied kampf: frühe Entlehnung aus lat. campus ‘flaches Feld, Schlachtfeld’, im Mlat. auch ‘Kampf, Zweitkampf’. Mnd. nndl. kamp; ae. camp. Die Herkunft des

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Zweitgleides swert ist unklar, ist aber auch in anderen germ. Einzelsprachen in der gleichen Bedeutung belegt. Vielleicht zu avest. xvara- m. ‘mit einer Waffe zugefügte Wunde’. Zur Etymologie s. weiter swert st. n. Literarische Werke: nicht belegt. KFW. V, 26; Kluge 835 (Schwert); Lexer I, 1508; Pfeifer 613 (Kampf); SAW. I, 441 (kampf), I, 981 (swert); Sch.GlW. V, 140. Im KFW. ist erneut eine Glied-für-Glied Übersetzung zu lesen kampsuert mfrk. st. n. ‘Kampfschwert’ (KFW. V, 26). Bei Isidor ist zu romphaea Folgendes zu lesen: Framea vero gladius ex utraque parte acutus, quam vulgo spatam vocant. Ipsa est et romphea. (Lindsay 1985, Lib. XVIII. v–vii.). Übersetzt heißt es: Framea ist aber ein Schwert, das auf beiden Seiten scharf ist, welches das Volk spat[h]a nennt. Dasselbe ist auch romphea. (Möller 2008, 653). L. Möller fügt noch hinzu, dass Spatha ein breites zweischneidiges Schwert ist und mit rumpia das zweischneidige Schwert der Thraker bezeichnet wurde (vgl. Möller 2008, 653). An dieser Stelle wird also ein zweischneidiges Schwert beschrieben, das als Waffe von den Thrakern eingesetzt wurde. Ob der Glossator noch wusste, wer die Thraker waren, sei dahingestellt (vgl. Hildebrandt 1974, 276: In der A-Fassung sind zwar unter dem Abschnitt Item de vocabulis vel nominibus gentium die Traces verzeichnet, aber nicht glossiert.). Im Frühmittalter dominiert tatsächlich das zweischneidige Langschwert (vgl. DeVries 1992, 23); das einschneidige Sax wurde nicht weiterentwickelt und verschwindet im 9. Jh. aus der Bewaffnung der Franken und Sachsen (Steuer 1999a, 320). *klinga st. sw. f. ‘Schwertklinge’ Lateinische Lemma(ta): lamina ‘Klinge des Schwertes’ (Georges 2,547f.); remella zu *remera (?) ‘Eisenplatte’ (Diefenbach 491). Glossare: [Neu. JF] Sachgl.: remella, lamina clinge München, BSB. Clm 4350; BStK.-Nr. 472, f. 1v, 4 Datierung: 14. Jh. Weitere Bedeutung(en): Klinge (?); Quelle, (Sturz)bach, schnell fließendes Gewässer, Wasserlauf; Graben. Diachrone Verbreitung: Mhd. klinge sw. st. f. ‘Metallblättchen, Klinge des Schwertes, Schwert, Messerklinge; Gebirgsbach, Talschlucht’; frühnhd. klinge f. ‘etwas Klingendes; Leier (rotwelsch); Messerklinge, Schwertklinge; Talschlucht’; nhd. Klinge f. ‘Schwertklinge; Gießbach, Talschlucht’. Wortbildung: Verbalsubstantiv zu klingan ‘klingen, (er)tönen, gellen’.

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Etymologie: Anscheinend wurde das Wort lautmalend zu klingen gebildet, nach dem Klang des Schwertes, wenn es den Helm oder Panzer trifft. Literarische Werke: nicht belegt. Baufeld, Wb. 145; BStK. 2,970; Diefenbach 491; KFW. V, 251f.; Kluge 500; Lexer I, 1624f.; SAW. I, 466 (klingan1); Sch.GlW. V, 254 (klinga1). Die zwei hintereinander aufgeführten lat. Lemmata erlauben die Bedeutungsangabe ‘Schwertklinge’. *knopf st. m. ‘Helmknauf’ Lateinische Lemma(ta): cōnus ‘kegelförmiger Bügel am Helm’ (an dessen Spitze der Helmbusch eingelassen war) (Georges 1,1649), mlat. conus ‘oberster Teil, Spitze; Helm’ (Mlat.Wb. 2,1855f.); summa pars galeae ‘der oberste Teil des Helmes’ zu summus ‘das Oberste, Höchste’ (Georges 2,2922f.) und zu pars ‘Teil, Stück’ (Georges 2,1485ff.) sowie zu galea ‘Helm aus Leder’ (mit Erz beschlagen) (Georges 1,2897); pharicsh (lingua ignota der Hildegard von Bingen). Glossare: III, 394,17 u. A. 2 Gl. Hildegardis: Pharicsh conus cnofh Berlin, StBPK Ms. lat. 4° 674 (früher Cheltenham, Bibliotheca Phillippica 9303); BStK.-Nr. 51, f. 59r, 8 [Neu. MB] Alph. Gl.: conus knop Königswart (Kynžvart), Schlossbibliothek [unter Verwaltung der Bibliothek des Nationalmuseums (Knihovna Národního Muzea) Prag] 20 G 22 Ms 57; BStK.-Nr. 788a, f. 21v, marg. n. Z. 3 [Neu. BM] Alph. Gl.: conus Knoph ebd., f. 22v, marg. n. Z. 13 [Neu. MaL] Alph. Gl.: conuus, summa pars galee knopf Engelberg, StiftsB. Codex 122 (früher 6/8); BStK.-Nr. 138c, f. 32r, 25 Datierung: Anfang 13. Jh.–14. Jh. Weitere Bedeutung(en): Turmknopf; Knauf; Knoten, Buckel. Diachrone Verbreitung: Mhd.: knopf, knoph st. m. ‘Knopf, Astknorren, Knospe, Kugel, Knopf, Knauf am Schwert; Knopf auf einem Dach, Zelt oder Turm; Knoten, Knoten an Geiseln, Hügel als Grenzmarkierung’; frühnhd. knopf, knoff, knopff m. ‘Knopf; Knoten; knorrige, knotige Stelle einer Pfanze; Knospe; Knauf; Markierungsknoten (am Rosenkranz); kleines Gewächs, Tumor (medizinisch)’; nhd. Knopf m. ‘kleiner, meist runder, flacher, kugeliger oder halbkugeliger Gegenstand aus festem Material an Kleidungsstücken, der zusammen mit dem Knopfloch, durch das er hindurchgesteckt wird, als Verschluss dient oder der zur Zierde angebracht ist; meist runder Teil eines [elektrischen] Geräts, der auf Druck oder durch Drehen dieses ein- oder ausschaltet’.

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Wortbildung: Substantivbildung zu knupfen ‘anknüpfen, befestigen’. Etymologie: Ausdruck für verdickte Gegenstände mit Anlaut kn-, vgl. nhd. Knolle. Dem Lexem nahe stehen knüpfen und Knospe. Diese könnten vielleicht aufgrund der Bedeutungsnähe zu Knopf/knüpfen zu Knoten einen Anschluss an die Gruppe knobeln/ Knochen/Knoten ermöglichen. Nndl. knoop, ne. knob. Literarische Werke: nicht belegt. Baufeld, Wb. 146; Duden 918; KFW. V, 286f.; Kluge 508; Lexer I, 1652f.; SAW. I, 470f. (knopf); Sch.GlW. V, 273f.; StWG. 338. kohhar st. m. ‘Pfeilköcher’ Lateinische Lemma(ta): pharetra ‘Köcher’ (Georges 2,1682). Glossen zu biblischen Schriften: I, 315,44 Genesis 27,3: Pharetra cohhar Oxford, BL. Jun. 25; BStK.-Nr. 725 (IV), f. 160rb, 1 Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 19,75 Aldh. laud. virg. 166,24: Faretrarum chochoro München, BSB. Clm 23486; BStK.-Nr. 688, f. 15r, 19 Glossare: HSH. I, 353,94 [= StSG. III, 161,39; SH A De sagittis]: Fharetra chocher Trier, StadtB. 1124/2058 (früher 31); BStK.-Nr. 882, f. 57v, 8; Pharetra chocher Wien, ÖNB Cod. 2400; BStK.-Nr. 945, f. 83r, 3; Pharetra kocher Prag, Universitní knihovna, MS XXIII E 54 (früher: Prag, Fürstlich Lobkowitzsche Bibliothek 434); BStK.Nr. 786, f. 48v, 21 HSH. I, 353,94 (= SH. I, 353,6) Faretra kocher Erlangen, UB. Erlangen – Nürnberg Ms. 396; BStK.-Nr. 145, f. 82vb, 25 HSH. II, 94,192 [= StSG. III, 215,61; SH B De armis]: Pharetra kocher St. Blasien, StiftsB., verschollen; BStK.-Nr. 68 III, 374,33 Sachgl.: Pharetra cocher Oxford, BL. Jun. 83; BStK.-Nr. 726, f. 55v, 31 III, 412,78 Gl. Herrad.: Pharetra kocher Straßburg, UB., Hs. des Hortus deliciarum der Herrad von Landsberg, verbrannt; BStK.-Nr. 857, f. 99ra [Herrad of Hohenbourg. Hortus Deliciarum 1979, II, 157, Nr. 359] III, 632,33 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Pharetra chochar St. Gallen, StiftsB. 184; BStK.-Nr. 198, p. 261b, 15; Pharetra chocher München, BSB. Clm 14584; BStK.-Nr. 600 (I), f. 119r, 1 III, 637,47 Sachgl., Des Lebens Notdurft, Waffen und Geräte: Faretra Cochar Schlettstadt, Bibliothèque et Archives Municipales Ms.7 (früher Ms. 100); BStK.Nr. 849, f. 123rb, 34

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III, 637,60 Sachgl., Des Lebens Notdurft, Waffen und Geräte: Faretra cochir Florenz, Biblioteca Medicea Laurenziana Plut. 16.5; BStK.-Nr. 151, f. 141ra, 14 [Scardigli 1987, 595] III, 638,44 Sachgl., Des Lebens Notdurft, Waffen und Geräte: Pharetra chocher Wien, ÖNB Cod. 804; BStK.-Nr. 926, f. 183v, 2; Pharetra chocher Würzburg, UB. M. p. th. q. 60; BStK.-Nr. 998 (III), f. 105r, 20 III, 668,33 Sachgl.: Faretra chocher Innsbruck, UB. 711; BStK.-Nr. 287, f. 29r, 14 III, 682,72 Sachgl.: Faretra Cochar Berlin, StBPK. Ms. lat. 8° 73; BStK.-Nr. 52, f. 123rb, 14 [Neu. BM] Alph. Gl.: faretra Chochir Königswart (Kynžvart), Schlossbibliothek [unter Verwaltung der Bibliothek des Nationalmuseums (Knihovna Národního Muzea) Prag] 20 G 22 Ms 57; BStK.-Nr. 788a, f. 35r, marg. n. Z. 24 [Neu. BM] Alph. Gl.: pharetra Chochir ebd., f. 83r, marg. n. Z. 13 Datierung: 9. Jh.–14. Jh. Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: Mhd. kocher st. m. ‘Gefäß, Behälter; Pfeilköcher; Kugelmodell’; frühnhd. kocher m. ‘Köcher; weibliches Geschlechtsorgan’; nhd. Köcher m. ‘länglicher Behälter, Futteral’ (zum Aufbewahren und Tragen von Pfeilen, neuerdings auch von Golfschlägern, optischen Geräten). Wortbildung: Simplex. Etymologie: Lehnwort. Außergerm. Entsprechungen: mgriech. koúkourun n., mlat. cucura f. Lehnwort aus dem hunnischen *kukur ‘Köcher’. Durch die Vermittlung des mlat. Lexems gelangte das Wort ins Andl. cocar; ae. cocer; aonfrk. kokar st. m.; afries. koker, mndl. coker, mnd. koker ‘Köcher’. Das Mnd. vermittelte das Lexem weiter nach Skandinavien: über adän. kaager (ndän. kogger, nnorw. kogger); aschwed. kogher (nschwed. koger) ‘Köcher’. Aus dem afrz. cuivre wurde dann die Bezeichnung ins Englische in Form von quiver ‘Pfeilköcher’ übernommen. Ahd. kochar, cohhar, cohhari ‘Köcher (für Pfeile)’ ist ein Lehnwort, das als einziges aus der hunnischen Sprache ins Deutsche übernommen wurden. Literarische Werke: ahd. chohher st. m. ‘Köcher’ Notker. Baufeld, Wb. 146; KFW. V, 297f.; Kluge 511; Lexer I, 1660; Pfeifer 685f.; SAW. I, 472; Sch.GlW. V, 277f.; Sch.W. 183; StWG. 339. Sowohl ahd. kohhar st. m. als auch seine morphologische Variante kohhāri st. m. wurden seit dem 9. Jh. bis hin in das 14. Jh. hinein zum lat. Lemma pharetra, nicht aber zu lat. gorytus glossiert. Lat. gorytus wurde aus dem griech. córytos entlehnt (vgl. REW. 210, Nr. 2273); seine Herkunft ist ungesichert; vermutlich aber stammt das Wort aus dem Skythischen (Vgl. Beck 2001, 77). Sowohl lat. gorytus als auch lat. pharetra bezeichneten in der Antike und somit im klassischen Latein einen Köchertyp, der bei

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nichtgriechischen bogenbewaffneten Völkern und auch bei den Skythen benutzt wurde (Oppermann 1972, 712). Dieser Köchertyp war mit einer Decke versehen, zum Schutz der im Köcher liegenden und gegen Nässe empfindlichen Bogen und Pfeile, im Gegensatz zu Köchertypen der nichtnomadischen Völker. Wenn man die Glossierungen zu lat. corytus näher untersucht, fällt auf, dass hier die Präzisierung immer in Form eines Kompositums erfolgte; durch das Einfügen des Erstglieds bogo-. Vgl. dazu ahd. bogafuotar, bogenhuot, bogaskeid. Isidor erwähnt in den Etymologien im Abschnitt De Faretris eine Erklärung für pharetra: „Faretra sagittarum theca, a ferendo iacula dicta; sicut et feretrum, ubi funus defertur. […] Coriti proprie sunt arcuum thecae, sicut sagittarum faretrae.“ (Lindsay 1985, Lib. XVIII, vii–ix.). Also ist Faretra das Behältnis der Pfeile. Coriti sind eigentlich Behältnisse für Bögen wie die faretrae für Pfeile (vgl. Möller 2008, 656). Mit dem ahd. Wort kohhar wurde demnach die Bezeichnung eines Köchertyps aus einer osttürkischen bzw. aus der hunnischen Sprache übernommen (vgl. Beck 2001, 77), dass ausschließlich zur Aufbewahrung der Pfeile diente. Langob. cocurra ist auch in den Leges Langobardorum belegt (vgl. Hüpper-Dröge 1981, 107f. und Anm. 8). kohhāri st. m. ‘Pfeilköcher’ Lateinische Lemma(ta): pharetra ‘Köcher’ (Georges 2,1682). Glossare: HSH. I, 353,94 [= StSG. III, 161,40; SH A De sagittis]: Faretra kochari Einsiedeln, StiftsB. cod. 171 (688); BStK.-Nr. 118, p. 105, 19; Faretra kochere München, BSB. Clm 2612; BStK.-Nr. 461, f. 60vb, 37 III, 632,33 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Pharetra chochari Wien, ÖNB Cod. 1761; BStK.-Nr. 941, f. 119v, 12 III, 635,31 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Pharetra chochare München, BSB. Clm 14689; BStK.-Nr. 604, f. 46v IV, 155,6 u. A. 3 Gl. Salom. (c): Pharetra chocher: .t. (Ed.: d. h. chochere) London, BMMss. Add. 18379; BStK.-Nr. 391, f. 121rc, 41 (Sch.GlW.: chocher[e]) [Neu. MaL] Alph. Gl.: pharetra kocher Engelberg, StiftsB. Codex 122 (früher 6/8); BStK.-Nr. 138c, f. 73v, 21 Datierung: 2. oder 3. Viertel 11. Jh.–14. Jh. Synchrone Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: mhd. s. kohhar st. m. Wortbildung: s. kohhar st. m. Etymologie: s. kohhar st. m. Literarische Werke: ahd. chohher st. m. ‘Köcher’ Notker. KFW. V, 297f.; SAW. I, 472 (kohhar); Sch.GlW. V, 278; Sch.W. 183; StWG. 339. Vgl. den Kommentar zu kohhar st. m.

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kupfa st. f. ‘Helm’ Lateinische Lemma(ta): mitra ‘Turban, die Mitra’ (Georges 2,951); pilleus scilicet militaris ‘Filzkappe der Soldaten’ zu pilleus (= pīleus) ‘Filzkappe, Filzmütze’ (Georges 2,1707) und zu scīlicet Adv. ‘natürlich, versteht sich, nämlich’ (Georges 2,2528f.) sowie zu mīlitāris ‘die Soldaten oder den Kriegsdienst betreffend, kriegerisch, Soldaten-, Militär-, Kriegs-’ (Georges 2,919f.). Glossen zu nicht biblischen Schriften: [Neu. BM] Prud.: mitra, pilleus scilicet militaris cuphia Paris, BN. lat. 8088; BStK.Nr. 774j, f. 134r, marg. n. Z. 5 Datierung: unbestimmt (zur Hs. liegen keine näheren Angaben vor). Weitere Bedeutung(en): Haarnetz, Tiara, Mitra (?); Haube, Kapuze. Diachrone Verbreitung: Mhd. gupf, gupfe st. sw. m. ‘Spitze, Gipfel’; nhd. Kuppe f. (auch Koppe). Erst im 18. Jh. belegt; es stammt aus dem Nd. Die hd. Entsprechungen sind zu ahd. kupfa ‘Kopfbedeckung’ zu stellen. Wortbildung: Simplex. Etymologie: Als Lehnwort gesichert, jedoch konnte es bis heute nicht geklärt werden, aus welcher Sprache das Wort entlehnt wurde. Lat. cuppa ‘Becher’ gehört semantisch nicht hierher. Literarische Werke: nicht belegt. BStK. 3,1484; KFW. V, 534; Kluge 550; Lexer I, 1124; Sch.GlW. V, 394; StWG. 354. Die Handschrift wurde im Jahre 2002 von R. Schützeichel mitgeteilt, allerdings legen weder zur Handschrift noch zu den Glossen nähere Angaben vor (vgl. BStK. 3,1484). Hier begegnet uns einer der Fälle, wo im Hinblick auf die Bedeutungsermittlung nützlich gewesen wäre, wenn Sch.GlW. das glossierte Werk mit den Stellenangaben versehen hätte. Die erklärende Glosse erlaubt jedoch die Bedeutungsangabe ‘Helm’. *lammila f. ‘Schwertklinge’ Lateinische Lemma(ta): cultellus ‘kleines Messer, Schwert, Dolch’ (Mlat.Wb. 2,2077f.); lamina ‘Schwertklinge’ (Georges 2,547f.); *petalum (auch petallum) ‘Estrich-; Marmor-, -Stein’ (Diefenbach 431); tabula cuiuslibet metalli ‘Metallplatte’ zu tabula ‘das Brett’ (Georges 2, 3004f.), cūius Pronom. relat. ‘welchem (dem) angehörend, wessen (dessen)’ (Georges 1,1786), libet ‘es beliebt, ist gefällig, ich (du, er usw.) mag’ (Georges 2,641), metallum ‘Metall, Gold, Silber’ (Georges 2,902).

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Glossare: III, 382,50 Sachgl. (Id.): Lamina tabula cuiuslibet metalli. Petallum idem. uulgo etiam lamina lāmile cultelli dicitur Oxford, BL. Jun. 83; BStK.-Nr. 726, f. 62v, 14 Datierung: 12./13. Jh. Weitere Bedeutung(en): Klinge. Diachrone Verbreitung: Mhd. lâmel st. n. f. ‘Klinge’; vgl. nhd. Lammelle f. ‘dünner Streifen’. Wortbildung: Simplex. Mhd. Sprachstufe. Etymologie: Lehnwort. Entlehnung aus frz. lamelle, das wiederum aus lat. lāmella (Diminutivum zu lat. lām(i)na ‘Platte, Blatt, Scheibe’) entlehnt wurde. Bereits seit dem Spätmhd. ist das Wort auch in der Bedeutung ‘Messerklinge’ gebräulich. Literarische Werke: nicht belegt. Kluge 557; Lexer I, 1816; SAW. I, 514 (lanna); Sch.GlW. V, 454; StWG. 359. Die Paraphrase Lamina tabula cuiuslibet metalli. Petallum idem. uulgo etiam lamina lāmile cultelli dicitur erlaubt die Bedeutungsange einer Bezeichnung der Schwertklinge. Im REW. ist unter dem Eintrag ‘lamĕlla’ (afrz. alemelle, nfrz. alumelle) als mögliche Bedeutung des Wörtes ‘Klinge’ angegeben (REW. 395, Nr. 4866). Das lat. Lemma bezeichnet aber nicht nur das Messer, sondern auch das Schwert und den Dolch. Wenn man bedenkt, dass ‘lammile’ eigentlich schon dem Mhd. zuzurechnen ist, wo der französische Einfluss im Militärwesen bedeutend war, wäre die Bedeutungsangabe als Klinge des Schwertes oder des Dolches nicht undenkbar. Vgl. die Glosse remella, lamina clinge aus einem Sachglossar aus dem 14. Jh. zu lat. lamina ‘Klinge des Schwertes’ (Georges 2,547f.) und remella zu *remera (?) ‘Eisenplatte’ (Diefenbach 491). laz st. m. n. ‘Wurfriemen an der Lanze’ Lateinische Lemma(ta): āmentum ‘Riemenschleife, der Wurfriemen’ (Georges 1,376), mlat. ‘Wurfriemen der Lanze’ (Mlat.Wb. 1,557). Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 384,31 Prud. Psych. 325: Amento .i. lazze London, BMMss. Add. 16894; BStK.Nr. 389, f. 261rb, 10; Amento .i. lazze Göttweig, StiftsB. 34/44 (früher J 7); BStK.Nr. 263, f. 104vb, 5 II, 386,47 Prud. Psych. 325: Amento. lazze Prag, Universitní knihovna, MS VIII H 4; BStK.-Nr. 785, f. 84rc, 25 II, 390,49 Prud. Psych. 325: Amento .i. lazze London, BMMss. Add. 16894; BStK.Nr. 389, f. 180v, 21 II, 399,14 Prud. Psych. 325: Amento lazza Wien, ÖNB Cod. 247; BStK.-Nr. 901, f. 166v, 4

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II, 411,21 Prud. Psych. 325: (Amento) mitlazze Rom, BV. Vat. lat. 5821; BStK.Nr. 835, f. 109r, marg. r. n. Z. 24 [Sch.GlW.: laz] II, 463,54 Prud. Psych. 325: Amento laze Paris, BN. Nouv. acquis. lat. 241; BStK.Nr. 771, f. 145r, 10 II, 498,57 Prud. ‚Psych. 325: Amentum (Ed.: amento) lazo Karlsruhe, St. Peter perg. 87; BStK.-Nr. 324, f. 83rb, 35; Amentum lazc St. Gallen, StiftsB. 292; BStK.Nr. 221, p. 178a, 6 II, 530,58 Prud. Psych 325: (Amento) leze Einsiedeln, StiftsB. cod. 302 (450); BStK.-Nr. 126, p. 121b, marg. n. Z. 30 [Sch.GlW.: laz] II, 531,12 Prud. Psych 325: Amento lazze Einsiedeln, StiftsB. cod. 15 (487); BStK.Nr. 108, f. 106rb, 25 II, 533,31 Prud. Psych 325: Amento lazze Florenz, Biblioteca Medicea Laurenziana Plut. 16.5; BStK.-Nr. 151, f. 128ra, 22 II, 546,61 Prud. Psych 325: Amento lezze London, BMMss. Add. 34248; BStK.Nr. 402 [Comitum de Apponyi], f. 142v, 4 [Sch.GlW.: laz] II, 568,59 Prud. Psych 325: Amento laze Brüssel, BR. 9968–72; BStK.-Nr. 81, f. 93r, 20; āmento leze Köln, DB Dom Hs. 81 (Sch.GlW.: DB. LXXXI); BStK.-Nr. 348, f. 79r [Sch.GlW.: laz] II, 665,63 Verg. Aen. IX, 665: Amenta lDzE München, BSB. Clm 18059; BStK.Nr. 634, f. 214va, 9 II, 715,21 Verg. Aen. IX, 665: () Amenta laza Paris, BN. lat. 9344; BStK.-Nr. 752, f. 146v, marg. l. quer n. Z. 25. 26 Glossare: IV, 175,3 Gl. Abactor: Amento cum quo proicitur lancea lâz München, BSB. Clm 14429; BStK.-Nr. 586, f. 222ra, 11 Gl. Salomonis amentium laz London, BMMss. Add. 18379; BStK.-Nr. 391, f. 12ra, 39 [Thoma 1951, 209] Datierung: letztes Viertel 9. Jh.–13. Jh. Weitere Bedeutung(en): (Wurf-)Riemen, Bogen, Riemen, Schnur, Schwungriemen, Wurfriemen; Riemen an der Sandale; (Pflanzen-)Ranke. Diachrone Verbreitung: Mhd. laz st. m. ‘Band, Fessel; Hosenlatz’ und lâz st. m. ‘das Fahrenlassen, der Abfall; das Loslassen eines Geschosses, Abschuss’; frühnhd. latz m. ‘Schlinge, Schleife’; nhd. Latz m. ‘von Kleidungsstücke; der Kinderlatz’. Wortbildung: Simplex. Etymologie: Lehnwort. Entlehnung aus ital. laccio, prov. latz aus lat. laqueus ‘Schlinge’. Literarische Werke: nicht belegt.

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Baufeld, Wb. 157; Kluge 561; KFW. V, 653f.; Lexer I, 1842f.; Sch.GlW. V, 478; Sch.W. 191; StWG. 362. Folgende Stellen wurden im Sch.GlW. als ‘Riemen’ angegeben, entgegen dieser Bedeutungsangabe wurden folgende Belegstellen aufgrund der Bedeutungsangabe im KFW. ‘Riemen an Wurfwaffen’ aufgenommen: II, 384,31; II, 386,47; II, 390,49; II, 399,14; II, 411,21; II, 463,54; II, 498,57; II, 530,58; II, 531,12; II, 533,31; II, 546,61; II, 568,59. Um Glossenworte handelt es sich bei den Belegstellen: III, 678,58; IV, 130,9: im Sch.GlW. Wurf- bzw. Schwungriemen. līh st. f. n. ‘Schildüberzug’ Lateinische Lemma(ta): lineum tergum ‘Schildüberzug aus Leinen oder Bast’ zu lineus ‘aus Lein, aus Flachs’ (Georges 2,664) und zu tergum [clipei] ‘der Überzug’ (Georges 2,3072f.). Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 667,53 Verg. Aen. X, 784: Linea terga sckilteslihhi München, BSB. Clm 18059; BStK.-Nr. 634, f. 219rb, 12; Nr. 428, BV. 634, 11. Jh., bair. [Sch.GlW.: sckiltes lihhi] Datierung: 11. Jh. Weitere Bedeutung(en): Körper des Menschen, Leib, Leibesgestalt, Fleisch; leibliche, menschliche Gestalt; auf die Menschwerdung und das Menschsein Gottes in Jesus Christus bezogen: Menschenleib, -gestalt; toter menschlicher Körper, Leichnam; Überzug. Diachrone Verbreitung: Mhd. lîch st. f. ‘Leib, Körper; Haut, Haut- (besonders Gesichtsfarbe), Leibesgestalt, Aussehen; Leiche, Leichenbegängnis’; frühnhd. leich(e) f. ‘Leiche, Todesfall’; nhd. Leiche f. ‘Körper eines Toten, Begräbnis (periphär, veraltend)’. Wortbildung: Substantivbildung zu līhhen ‘glätten’. Etymologie: As. līk aus germ. *līka- n. ‘Körper, Fleisch, Leiche’, auch in got. leik n.; anord. lík n.; ae. līc n. Herkunft unklar. Vermutlich wurde zur idg. Wurzel *al- ‘wachsen, nähren’ ein idg. *(a)līko- (u. a.) ‘Wuchs, Körper, Gestalt’ gebildet (Kluge). Literarische Werke: Ahd. līh, līch, liih st. f. n. nur in der Bedeutung ‘Fleisch, Leib, Körper; Leichnam; Gestalt’ Isidor, Notker, Otfrid, Tatian. Baufeld, Wb. 159; Duden 1006; KFW. V, 934f.; Kluge 569; Lexer I, 1896f.; SAW. I, 539–542 (līh); Sch.GlW. VI, 79; Sch.W. 196; StWG. 374. Im KFW. ist die Bedeutungsangabe bei ahd. līh st. f. n. mit einem Fragezeichen versehen, allerdings wurde in der Belegstelle StSG. II, 667,53 sckiltes lihhi glossiert.

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*loedingaere st. m. (mhd.) ‘Belagerungsmaschine’ Lateinische Lemma(ta): aries ‘Belagerungsmaschine, Mauerbrecher, Sturmbock’ (Georges 1,571), mlat. aries ‘Belagerungsmaschine’ (Mlat.Wb. 1,948f.); īnstrūmentum belli ‘Kriegsgerät’ zu īnstrūmentum ‘Gerätschaft, Werkzeug, Rüstzeug’ (Georges 2,331f.) und zu belli [= bellicus (bellum)] ‘zum Krieg gehörig, Kriegs-’ (Georges 1,802). Glossare: Alph. Gl.: aries, instrumentum belli, lnegger Karlsruhe, BLB. Aug. XC; BStK.Nr. 324e, f. 194rb, 16 [Mone 1839, 393b, 32] Datierung: Ende des 13./Anfang des 14. Jhs. Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: Mhd. lœdingære st. m. ‘Belagerungswerkzeug’; nhd. fachspr. Onager m. ‘römische Wurfmaschine’. Wortbildung: Mhd. Sprachstufe. Etymologie: Lehnwort, vermutlich aus lat. onager, onagrus ‘Wurfmaschine’ < griech. ónagros ‘einem Esel gleichenden Form’. Die Bezeichnung Onager (schwerer Steinwerfer) stammt von den römischen Legionären, die die ruckartige Bewegung der Konstruktion beim Abschuss mit einer in Vorderasien beheimateten Wildeselart, des Onagers verglichen. (vgl. Schmidtchen 1990, 157). Literarische Werke: nicht belegt. Lexer I, 1951; Sch.GlW. VI, 141. Die Glosse wurde in einem alphabetischen Sachglossar überliefert; die Glossen wurden zeitgleich mit den Glossaren angelegt (vgl. BStK. 2,720f.). Aufgrund der lat. Lemmata ist hier eine Belagerungsmaschine oder Mauerbrecher glossiert worden. Vgl. die Glosse IV, 212,43 Aries pheterere im Wiener Cod. 804, f. 167v, 25 [aries, instrumentum belli pheterere ‘Mauerbrecher’] zu ahd. pfetarāri st. m. in einem alphabetischen Glossar mit griech.-lat., lat.-lat. und lat.-deutschen Artikeln aus dem Ende des 12. Jhs. (BStK. 4,1762f.). mango sw. m. ‘Wurfmaschine’ Lateinische Lemma(ta): ballista (auch bālista) ‘Schleudermaschine, Wurfmaschine, Ballista’, meton. ‘Wurfgeschoß, der Wurfstein’ (Georges 1,781f.); māchina ‘Maschine, Gerüst’; im Krieg: ‘eine Maschine zu Belagerungen’ (Georges 2,747f.); māchina tormentum ‘Schleudermaschine’ zu māchina (s. o.) und zu tormentum ‘Schleuder-, Wurfmaschine’, meton. ‘das daraus geschleuderte Geschoß’ (Georges 2,3150f.).

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Wörterbuch der althochdeutschen Waffenbezeichnungen

Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 613,35 Sall. Jug. 57 p. 298,9: Tormentis mangin München, BSB. Clm 14515; BStK.-Nr. 597, f. 56r, 14 Glossare: HSH. I, 352,81 [= StSG. III, 160,50 u. A. 9; SH A De astis]: Machina vel tormentum mango München, BSB. Clm 2612; BStK.-Nr. 461, f. 60vb, 23; Machina vel tormentum mango Trier, StadtB. 1124/2058 (früher 31); BStK.-Nr. 882, f. 57r, 26; Machina vel tormentum mango Einsiedeln, StiftsB. cod. 171 (688); BStK.-Nr. 118, p. 105, 8; Machina [tormentum] mango Prag, Universitní knihovna, MS XXIII E 54 (früher: Prag, Fürstlich Lobkowitzsche Bibliothek 434); BStK.-Nr. 786, f. 48v, 10; Machina vel tormentum mange Wien, ÖNB Cod. 2400; BStK.-Nr. 945, f. 82v, 25 HSH. I, 352,81: Machina vel tormentum mango Erlangen, UB. Erlangen – Nürnberg Ms. 396; BStK.-Nr. 145, f. 82vb, 10 HSH. II, 94,189 [= StSG. III, 215,36; SH B De armis]: Machina vel tormentum mango St. Blasien, StiftsB., verschollen; BStK.-Nr. 68 III, 408,23 Gl. Herrad.: Machinę mange Straßburg, UB., Hs. des Hortus deliciarum der Herrad von Landsberg, verbrannt; BStK.-Nr. 857, f. 25vb? III, 695,31 Sachgl.: Balista magge Straßburg, UB. A. 157 verbrannt; BStK.-Nr. 853, f. 3r [Sch.GlW.: ?magge] Datierung: 12. Jh.–14. Jh. Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: Mhd. mange sw. f. ‘Kriegsmaschine zum Steinschleudern; Glättrolle, Glättwalze’; nhd. Mangel f., Mange f. ‘Glättrolle’ (stark veraltet) wurde im 15. Jh. in der Bedeutung entlehnt; nhd. fachspr. Mange f. ‘Wurfmaschine’ (Vgl. Schmidtchen 1990, 157); beide aus dem mlat. Wort manganum n. entlehnt. Wortbildung: Simplex. Etymologie: Lehnwort. Entlehnung aus mlat. manganum n., manga vom griech. μάγγαυου n. ‘Wurfmaschine’. In Kluge ist zu lesen: „Die Kriegsmaschine wurde mit Steinkästen (deren Gewicht die Schleuderkraft hervorrief) betrieben, die Appreturmaschinen verwendeten entsprechende Steinkästen, um den notwendigen Druck zu erzeugen; daher die Übertragung der Bezeichnung auf die Mangel.“ Der erste Teil dieser Erklärung zeigt das Unverständnis des Prinzips, mit dem diese Belagerungsmaschine (in der Antike: Onager) betrieben wurde; diese basierte auf das Torsionsprinzip. Die Mange ist eine Weiterentwicklung des antiken Onagers im Mittelalter, die weiterhin auf das Torsionsprinzip beruhte. Kluge beschreibt demnach hier eine Blide (Gegengewichtsprinzip) (vgl. Schmidtchen 1990, 161). Literarische Werke: nicht belegt.

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Kluge 598; Lexer I, 2029; Sch.GlW. VI, 265f. ‘Katapultiergerät (bei der Belagerung)’; Schmidtchen 1990, 157–165 und 161, Abb. 22; StWG. 399. Die Bedeutungsangabe ‘Schleuder-, Wurfmaschine’ des noch nicht veröffentlichten Artikels im KFW. konnte durch die freundliche Mitteilung von Dr. Torsten Woitkowitz (Mitarbeiter des KFW.) berücksichtigt werden. mordmezzisahs st. n. ‘Dolch’ Lateinische Lemma(ta): sīca ‘Dolch’ (Georges 2,2650). Glossare: III, 716,66 Sachgl.: Sica Morthmez Berlin, StBPK Ms. lat. 2° 735 (früher Cheltenham, Bibliotheca Phillippica 7087); BStK.-Nr. 49, f. 144ra, 29 [Pilkmann 1976, 87, Nr. 113] Datierung: 2. Hälfte 12. Jh. Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: Mhd. mortmezzer st. n. ‘Mordmesser’; frühnhd. mortmezzer n. ‘Mordmesser, Messer zum töten’; nhd. nicht belegt. Wortbildung: ?Trikompositum; Bildung zu mord ‘Mord’ und mezzisahs ‘Messer’ zu maz ‘Speise, Essen’. Etymologie: Vgl. mnd mortmes. Das zweite Glied ahd. mezzisahs, mezzirahs, mezzer(es) ist aus westgerm. *matiz-sahsa- ‘Speise-Schwert’ zu erschließen und einem Wort für Schwert, das in ahd. sahs, ae. seax enthalten ist. Ahd. sahs kommt aus lat. saxum ‘Stein’ zu lat. secāre ‘schneiden’. Im Kompositum ist das s an das z assimiliert worden. Literarische Werke: nicht belegt. Baufeld, Wb. 173; Kluge 617 (Messer); Lexer I, 2207; SAW. I, 604 (mezzisahs), I, 632 (mord); Sch.GlW. VI, 430; StWG. 421. Die Umgebung der Glosse lässt die Bedeutungsangabe einer Waffe, des Dolches, zu. Sowohl die vorige als auch die folgende Glosse überliefern Waffenbezeichnungen vgl. Framea stafsuert (StSG. IV, 716,65) und Funda slengere (StSG. IV, 716,67). mūhhilswert st. n. ‘Dolch’ Lateinische Lemma(ta): gladius brevis ‘kurzes Schwert’ zu brevis ‘kurz, klein’ (Georges 1,862f.) und zu gladius ‘messerförmiges Schwert, zum Hieb und Stoß’ (Georges 1,2937f.); sīca ‘Dolch’ (Georges 2,2650). Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 534,32 Prud. Psych. 689: Sicham .i. mFhchil swert Florenz, Biblioteca Medicea Laurenziana Plut. 16.5; BStK.-Nr. 151, f. 128vb, 15

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II, 601,58 Ruf. hist. eccl. II, 20 p.95: Sica [gladius brevis] muhilisuert München, BSB. Clm 19440; BStK.-Nr. 665, p.186, marg. n. Z. 14 [Sch.GlW.: muhilsuert] Glossare: HSH. I, 351,68 [= StSG. III, 160,33; SH A De armis]: Sica muchilsvert Wien, ÖNB Cod. 2400; BStK.-Nr. 945, f. 82v, 15. 16; Sica mvchilsvert München, BSB. Clm 2612; BStK.-Nr. 461, f. 60vb, 8; Sica muchilsuert Einsiedeln, StiftsB. cod. 171 (688); BStK.-Nr. 118, p. 104, 30; Sica muchilsuert Prag, Universitní knihovna, MS XXIII E 54 (früher: Prag, Fürstlich Lobkowitzsche Bibliothek 434); BStK.-Nr. 786, f. 48r, 37; Sica mFchelswert Trier, StadtB. 1124/2058 (früher 31); BStK.-Nr. 882, f. 57r, 14 HSH. I, 351,68 (= SH. I, 351,11) De Armis: Sica a secando Muchilsuert Erlangen, UB. Erlangen – Nürnberg Ms. 396; BStK.-Nr. 145, f. 82va, 51 HSH. II, 94,180. 181 [= StSG. III, 215,21; SH B De armis]: Sica mulchilsuert St. Blasien, StiftsB., verschollen; BStK.-Nr. 68 [Neu. MaL] Alph. Gl.: sica míchílswert Engelberg, StiftsB. Codex 122 (früher 6/8); BStK.-Nr. 138c, f. 91r, 18 [Neu. BM] Alph. Gl.: sica Můschilsvert Königswart (Kynžvart), Schlossbibliothek [unter Verwaltung der Bibliothek des Nationalmuseums (Knihovna Národního Muzea) Prag] 20 G 22 Ms 57; BStK.-Nr. 788a, f. 117v, marg. n. Z. 5 Datierung: um 1000/11. Jh.–14. Jh. Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: Mhd. in der Form nicht belegt; nur das erste Glied: miucheler, mûcheler st. m. ‘Meuchler’. Sonst kommt in Kompositionen das Erstglied mhd. miuchel- vor. Wortbildung: Determinativkompositum aus ahd. mūhhil ‘Räuber, Mörderer’ und swert ‘Schwert’. Etymologie: Erstes Glied des Kompositums mūhhil zu idg. *meug- ‘heimlich, tückisch lauern’; im ahd. mūhhilāri ‘Meuchler’; nhd. Meuchler m. Zweites Glied swert: Herkunft unklar. Vielleicht zu avest. xvara- m. ‘mit einer Waffe zugefügte Wunde’. Zur Etymologie s. weiter swert st. n. Literarische Werke: nicht belegt. IEW. I, 743f.; Kluge 835 (Schwert); Lexer I, 2191 (miucheler, mûcheler); SAW. I, 635 (mûhhôn), I, 981 (swert); Sch.GlW. VI, 442f.; StWG. 422. mūrbrehho sw. m. ‘Mauerbrecher’ Lateinische Lemma(ta): aries ‘Belagerungsmaschine, Mauerbrecher, Sturmbock’ (Georges 1,571), mlat. aries ‘Belagerungsmaschine’ (Mlat.Wb. 1,948f.).

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Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 222,63 Greg. Reg. 2,10 p. 31 (Ezech. 4,2): Arietes murprehhun München, BSB. Clm 18550a; BStK.-Nr. 652, f. 155r, 25 II, 226,42 Greg. Reg. 2,10 p. 31 (Ezech. 4,2): Arietes murprehhun St. Florian, Bibliothek des Augustiner – Chorherrenstifts III 222 B; BStK.-Nr. 152, f. 124r, 17 Datierung: vor der Mitte/2. Hälfte 9. Jh. Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: Im Mhd. nicht belegt; frühnhd. mauerbrecher m. ‘große Kanone’; nhd. Mauerbrecher m. ‘metallbeschlagene Stoßbalken zum Einbrechen von Festungsmauern’. Wortbildung: Determinativkompositum aus ahd. mūra ‘Mauer’ und dem Nomen agentis bruhhil zu st. Verb brehhan ‘zerschlagen, einreißen, spalten’. Etymologie: Erstes Glied ist eine Entlehnung aus lat. mūrus; as. mūra; ae. mūr; anord. múrr m. aus lat. mūrus ‘Mauer’ f. Zweites Glied brehho (brehhan). Entsprechungen in allen anderen germ. Einzelsprachen: as. brekan, mnd. brēken; mndl. nndl. brēken; afries. breka, nfries. bräken; ae. brecan ‘zerbrechen, reißen; zerstören, unterdrücken; einbrechen, erobern (daneben sich erbrechen)’; me. brēken (auch breoken, braken), ne. break; got. brikan. Germ. *reut- (in anord. Formen) zusammen mit *rek- gehen unterschiedlich erweitert auf die idg. Wurzel *bher- ‘schlagen’ zurück. Literarische Werke: nicht belegt. Baufeld, Wb. 167; Duden 1060; EWA. II, 307ff. (brechan); Kluge 608 (Mauer); SAW. I, 646 (mūra), I, 97–100 (brehhan); Sch.GlW. VI, 474; StWG. 427. Vgl. mūrbrāka f. (as.) ‘Mauerbrecher’ (Sch.GlW. VI, 474). mūrbruhhil st. m. ‘Mauerbrecher’ Lateinische Lemma(ta): aries ‘Belagerungsmaschine, Mauerbrecher, Sturmbock’ (Georges 1,571), mlat. aries ‘Belagerungsmaschine’ (Mlat.Wb. 1,948f.). Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 610,40 Sall. Jug. 76 p. 318,13: (Arietibus) Aries . . . . . quem nos teutonici : nominare possumus murbruchil Paris, BN. lat. 10195; BStK.-Nr. 758, f. 68ra, marg. u. 3 Datierung: Mitte 11. Jh. Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: Im Mhd. nicht belegt; frühnhd. mauerbrecher m. ‘große Kanone’; nhd. Mauerbrecher m. ‘metallbeschlagene Stoßbalken zum Einbrechen von Festungsmauern usw.’

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Wortbildung: Determinativkompositum aus ahd. mūra ‘Mauer’ und Nomen agentis bruhhil zu brehhan ‘zerschlagen, einreißen, spalten’. Etymologie: Das erste Glied ist eine Entlehnung aus lat. mūrus; as. mūra; ae. mūr; anord. múrr m. aus lat. mūrus ‘Mauer’ f. Zweites Glied bruhhil (brehhan). Entsprechungen in allen anderen germ. Einzelsprachen: as. brekan, mnd. brēken; mndl. nndl. brēken; afries. breka, nfries. bräken; ae. brecan ‘zerbrechen, reißen; zerstören, unterdrücken; einbrechen, erobern’; daneben ‘sich erbrechen’; me. brēken (auch breoken, braken), ne. break; got. brikan. Germ. *reut- (in anord. Formen) zusammen mit *rek- gehen unterschiedlich erweitert auf die idg. Wurzel *bher- ‘schlagen’ zurück. Literarische Werke: nicht belegt. Baufeld, Wb. 167; Duden 1060; EWA. II, 307ff. (brechan); Kluge 608 (Mauer); SAW. I, 646 (mūra), I, 97–100 (brehhan); Sch.GlW. VI, 474; StWG. 427. Vgl. mūrbrāka f. (as.) ‘Mauerbrecher’ (Sch.GlW. VI, 474). nasahelm st. m. ‘Helm mit Nasenband’ Lateinische Lemma(ta): (galea*) ‘Helm aus Leder’ (mit Erz beschlagen) (Georges 1,2897); (vectis*) ‘Tragstange’ (Georges 2,3379); vectigalia (= vectīgālis) ‘Abgabe an den Staat, Zoll’ (Georges 2,3379). Glossare: I, 263,28 Abr.: Uecticalia [vectis, galea] nasahelmes St. Gallen, StiftsB. 911; BStK.Nr. 253, p. 279, 3; Abr.: Uentigalia [vectis, galea] nasahelmes Karlsruhe, BLB. Aug. CXI; BStK.-Nr. 298 (I), f. 90ra, 3 Datierung:. Ende 8. Jh./1. Viertel 9. Jh. Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: – Wortbildung: Determinativkompositum aus helm ‘Helm’ zu helan ‘verbergen’ und nasa ‘Nase’. Hapaxlegomenon; Fehlgossierung zu vectigalis. Etymologie: s. helm st. m. Literarische Werke: nicht belegt. SAW. I, 376ff. (helan), I, 658f. (nasa); Sch.GlW. VII; 34; StWG. 432. In der Samanunga (Wien Cod. 162) wurde das Lemma vectigal ‘Zoll, Abgabe’ richtig mit ahd. zol glossiert. Im Abrogans wurde dagegen als Bedeutungsangabe das althochdeutsche Interpretament nasahelm aufgeführt. Es handelt sich hierbei um eine Fehlglossierung der Abrogans-Glossatoren, die das zugrunde liegende Lemma vecticalia und ventigalia (im verwandten Lateincodex St. Gallen 912 lag auch vectigalia vor) in vectis und galea zertrennten und es als so verstanden angesehen, zur Bedeu-

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tungsangabe nasahelm glossierten (Maschke 1926, 19f.). Vgl. die Bedeutungsangabe bei Splett 1976, 398: ‘Helm mit Nasenband’, mit dem Zusatz, dass E. Maschke die unverständliche Glossierung „[…] überzeugend gedeutet [hat].“ Gegen das ahd. Kompositum nasahelm ist sprachlich nichts einzuwenden, und die Realienfunde zeigen, wie z. B. der Teppich von Bayeux und ein Helm aus Uppland, dass Helme mit Nasenband im 8. Jh. existierten (vgl. Maschke 1926, 21). *panzier st. n. ‘Panzer, Harnisch’ Lateinische Lemma(ta): lōrīca ‘Panzerhemd’ (erst aus Leder, später mit Schuppen überzogen) (Georges 2,704), mlat. lorica ‘(Aus-)Rüstung, Bewaffnung, Kriegsgerät, Waffen; Ausrüstungsstück, Waffe’ (Mlat.Wb. 1,962f.); *Panc- auch panserium panccierum zu mlat. pancerium (lōrīca) ‘Panzer’ (Diefenbach 408); thōrāx ‘Harnisch’ (Georges 2,3113). Glossare: IV, 193,7 Alph. Gl.: Thoraca Ynne ł panczier Wien, ÖNB Cod. 1325; BStK.Nr. 938, f. 101rb, 20. 21 Alph. Gl.: thoraca lorica prunne uel pantcier Rom, BV. Vat. lat. 625; BStK.Nr. 833, f. 67va, 8. 9 [Mayer 1975, 126,12; Sch.GlW.: (mhd.)] Sachgl.: Torax : Panzier Laibach, Archiv des Erzbischofs, Rkp 3; BStK.-Nr. 1030, f. 259rb, 15 [Stanonik 1973, 14, Nr. 163; Sch.GlW.: (mhd.)] [Neu. BM] Alph. Gl.: thoraca, lorica pāchir München, BSB. Clm 14684; BStK.Nr. 710ac, f. 147ra, 28 [Neu. JF] Sachgl.: panccierum pancier München, BSB. Clm 4350; BStK.-Nr. 472, f. 3r, 42 [Neu. AW] Sachgl.: lorica panczir Bern, BB. Cod. 723; BStK.-Nr. 67b, f. 140r, 18 Datierung: 12./13. Jh.–15. Jh. (?) Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: Mhd. panzier, panzer st. n. ‘Panzer’; nhd. Panzer m. Wortbildung: Simplex. Mhd. Sprachstufe. Etymologie: Lehnwort. Entlehnung aus frz. pancier ‘Rüstung für den Leib’, das von frz. panse f. ‘Leib’ abgeleitet ist. Das Wort wurde im 12. Jh. ins Deutsche entlehnt. Das Genus Maskulinum ist erst im Nhd. unter dem Einfluss der Gerätenamen auf -er (Maskulina) belegt. Literarische Werke: nicht belegt. Kluge 681; Lexer II, 202; SAW. I, 1228 (Einzeleinträge: panzier); Sch.GlW. VII; 235; StWG. 457. Das Lehnwort stammt in der Lautform aus afrz. panciere, das ursprünglich den Bauchharnisch bezeichnete, und erfuhr im Mhd. eine Bedeutungserweiterung als

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Bezeichnung für die Schutzbewaffnung des ganzen Körpers (vgl. Maschke 1926, 53). pfetarāri st. m. ‘Rammbock, Mauerbrecher, Wurf-, Schleudermaschine; Wurfgeschütz’ Lateinische Lemma(ta): aries ‘Belagerungsmaschine, Mauerbrecher, Sturmbock’ (Georges 1,571), mlat. aries ‘Belagerungsmaschine’ (Mlat.Wb. 1,948f.); ballista (auch bālista) ‘Schleudermaschine, Wurfmaschine, Ballista’ meton. ‘Wurfgeschoß, der Wurfstein’ (Georges 1, 781f.), mlat. ballista ’Standarmbrust, Armbrust’ (Mlat.Wb. 1,1324f.); bellicum īnstrūmentum ‘Kriegsinstrument’ zu bellicus ‘zum Krieg gehörig, Kriegs-’ (Georges 1,802) und zu īnstrūmentum ‘Gerätschaft, Rüstzeug’ (Georges 2,331f.); falārica ‘großer Speer’ (Georges 1,2674f.), mlat. falarica ‘Wurfspeer, Brandpfeil’ (Mlat.Wb. 4,45); frāctūra mūri ‘zum Brechen der Mauer (= Mauerbrecher)’ zu frāctūra ‘das Brechen, Zerbrechen’ (Georges 1,2832) und zu mūrus ‘die Mauer’ (Georges 2,1065f.); genus iaculi ‘eine Art Wurfspieß’ zu genus ‘Gattung, Klasse, Art’ (Georges 1,2921ff) und zu iaculi (= iaculum, iaculus) ‘der Wurfspieß’ (Georges 2,10f.); genus tēli ‘eine Art Wurfwaffe’ zu genus ‘Gattung, Klasse, Art’ (Georges 1,2921ff) und zu tēlum ‘die Fernwaffe, Wurfwaffe, das Geschoß, der Spieß’, später ‘jede Angriffswaffe; Schwert, Dolch, Axt’ (Georges 2,3041); īnstrūmentum belli ‘Kriegsmaschine’ zu īnstrūmentum (s. o.) und zu bellum ‘Zweikampf, Krieg’ (Georges 1,803ff.); māchina belli ‘Kriegsmaschine’ zu māchina ‘Maschine, Gerüst’; im Krieg: ‘eine Maschine zu Belagerungen’ (Georges 2,747f.) und zu bellum ‘Zweikampf, Krieg’ (Georges 1,803ff.); sagitta ‘Pfeil, Geschoß’ (Georges 2,2453); tormentum ‘Werkzeug zum Fortschleudern, Schleuder-, Wurfmaschine, das Geschütz’, meton. ‘aus dem Geschütz abgeschleudertes Geschoß’ (Georges 2,3150f.). Glossen zu biblischen Schriften: I, 642, 39 u. A. 7 Ezechiel 4,2: Arietes ph&arara Wien, ÖNB Cod. 2723; BStK.Nr. 949, f. 41v, 1 [Sch.GlW.: ph&arahi]; Arietes ph&arara Wien, ÖNB Cod. 2732; BStK.-Nr. 950, f. 48r, 19 [Sch.GlW.: ph&arahi]; Arietes phetarari Göttweig, StiftsB. 46/103 (früher: E 5); BStK.-Nr. 264, f. 57r, 24; Arietes pheterari München, BSB. Clm 14689; BStK.-Nr. 604, f. 40v, 36; Arietes pheterari München, BSB. Clm 4606; BStK.-Nr. 486, f. 137v, 18; Arietes pheterari München, BSB. Clm 6217; BStK.Nr. 500, f. 15v, 8; Arietes pheterari München, BSB. Clm 22201; BStK.-Nr. 681, f. 240vc, 39; Arietes pheterare München, BSB. Clm 13002; BStK.-Nr. 558, f. 222va, 50; Arietes pheterare München, BSB. Clm 17403; BStK.-Nr. 632, f. 224vb, 1. 2; Arietes. arieti nomen species dedit quod cum impetu murum impingit pfederare Stuttgart, WLB. HB IV 26 (früher Herm. 26); BStK.-Nr. 867, f. 34r, 7; Arietes pfederare Engelberg, StiftsB. Codex 66 (früher 4/11); BStK.-Nr. 138, f. 48v, 18; Arietes. arieti nomen species dedit quod cum impetu murum impingit pfeder:rare Zürich, ZB. Ms. Rh. 66; BStK.-Nr. 1015, p. 82, 10 [Sch.GlW.: pfeder[e]rare]; AGetes phetinara

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München, BSB. Clm 19440; BStK.-Nr. 665, p. 353, 19. 20 [Davids 2000, 282, Nr. 1115] I, 647,24 Ezechiel 26,9: Arietes temperauit ph&tarara mahhota Wien, ÖNB Cod. 2723; BStK.-Nr. 949, f. 42v, 3; Arietes temperauit ph&araha machota Wien, ÖNB Cod. 2732; BStK.-Nr. 950, f. 49v, 1 [= IV, 656,9; V, 96,23: ph&arara]; Arietes temperauit ph&araba machota Göttweig, StiftsB. 46/103 (früher: E 5); BStK.-Nr. 264, f. 57v, 8 [Sch.GlW.: ph&arahi]; Arietes temperauit ph&aramahchota München, BSB. Clm 19440; BStK.-Nr. 665, p. 355, 17 [Davids 2000, 294, Nr. 1173: Ari&es temperaū. ph&ara mahchota.]; Arietes temperauit pheterari machote München, BSB. Clm 22201; BStK.-Nr. 681, f. 240vd, 26; temperauit Arietes mahchota ph&arara München, BSB. Clm 18140; BStK.-Nr. 637, f. 196ra, 27 [Sch.GlW.: ph&arahi] V, 10,11 Ezechiel 4,2: Arietes fedsari Karlsruhe, BLB. Hs. Oehningen 1; BStK.Nr. 323, f. 17ra, 12 Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 158,23 Don. art. gramm. 373,22: Aries. animal quadrupedum. et signum in çelo. et petherari Karlsruhe, St. Peter perg. 87; BStK.-Nr. 324, f. 88ra, 36 [Wadstein 1899, 83b, 6]; Aries. animal et signum celeste. et machina belli. phederari St. Gallen, StiftsB. 292; BStK.-Nr. 221, p. 164, 21 II, 185,6 Greg. Reg. 2,10 p. 31 (Ezech. 4, 2): Ariætes phederara München, BSB. Clm 21525; BStK.-Nr. 677, f. 46r, 12 II, 198,27 Greg. Reg. 2,10 p. 31 (Ezech. 4, 2): Arietes phedere Basel, ÖBU. B V 21; BStK.-Nr. 26, f. 118r, 34 II, 209,17 Greg. Reg. 2,10 p. 31 (Ezech. 4, 2): Arietes phedirere Schlettstadt, Bibliothèque et Archives Municipales Ms.7 (früher Ms. 100); BStK.-Nr. 849, f. 96vb, 6 II, 244,3 Greg. Reg. 2,10 p. 31 (Ezech. 4, 2): Arietes federiarar Basel, ÖBU. B VII 18; BStK.-Nr. 28, f. 51r, 17 II, 325,43 Hieron. Epist. XIV p. 30: Aries. i. phédar Salzburg, St.P. a IX 20; BStK.Nr. 843, f. 20v, 26 [Sch.GlW.: ?phédar] II, 497,53 Prud. Ham. 489: Arietat. cum ariete concutit phederari St. Gallen, StiftsB. 292; BStK.-Nr. 221, p. 175a, 15; Aries peterari Karlsruhe, St. Peter perg. 87; BStK.Nr. 324, f. 91ra, 12 [Wadstein 1899, 85a, 23] II, 650,26 Verg. Aen. II, 492: Ariete [fractura muri] ph&arare München, BSB. Clm 18059; BStK.-Nr. 634, f. 185rb, 15 II, 665,72 Verg. Aen. IX, 705: Falarica [machina, genus teli] phetarari ebd., f. 214va, 49 II, 671,2 Verg. Aen. XII, 706: Ariete fedarari ebd., f. 229ra, 31 IV, 339,8 Luc. 1,384: Aries pederari Leiden, UB. Voss. lat. fol. 63; BStK.-Nr. 368, f. 7r, 1 IV, 339,16 Luc. 3,480: Tormenti phederares ebd., f. 31r, 9

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IV, 339,17 Luc. 6,198: Phalarica, aries pederari ebd., f. 65v, 12 Verg. Aen. IX, 705: falarica phedere Edinburgh, National Library of Scotland Adv. MS. 18. 5. 10; BStK.-Nr. 107, f. 29v, 30 [Langbroek 1983, 94. 95, Nr. 75; Langbroek 1995, 92, Nr. 79] Glossare: HSH. I, 352,81 [= StSG. III, 160,55; SH A De astis]: Balista phederare Trier, StadtB. 1124/2058 (früher 31); BStK.-Nr. 882, f. 57r, 27; Balista phederere Wien, ÖNB Cod. 2400; BStK.-Nr. 945, f. 82v, 25; Balista pfederari Einsiedeln, StiftsB. cod. 171 (688); BStK.-Nr. 118, p. 105, 9; Balista pfeiderare Prag, Universitní knihovna, MS XXIII E 54 (früher: Prag, Fürstlich Lobkowitzsche Bibliothek 434); BStK.-Nr. 786, f. 48v, 11; Balista pfederere München, BSB. Clm 2612; BStK.Nr. 461, f. 60vb, 23 HSH. I, 352, 82: Balista phfeidirare Erlangen, UB. Erlangen – Nürnberg Ms. 396; BStK.-Nr. 145, f. 82vb, 11 HSH. II, 94,189. 190 [= StSG. III, 215,54; SH B De armis]: Balista pfedirere St. Blasien, StiftsB., verschollen; BStK.-Nr. 68 HSH. II, 194,121. 1 [= StSG. III, 329, 45; SH g]: Balista sagitta vel genus iaculi id est pheterare München, BSB. Clm 17151; BStK.-Nr. 625, f. 4rb, 31. 32; Balista sagitta vel genus iaculi id est pheterare München, BSB. Clm 17153; BStK.-Nr. 627, f. 9v, 17. 18 HSH. II, 194,121. 1 [= StSG. III, 312, 13; SH e]: Balista. sagitta vel genus iaculi id est phederare Berlin, StBPK Ms. lat. 8° 445 (früher Prag, Fürstlich Lobkowitzsche Bibliothek 435, danach: Prag, Universitní knihovna, MS XXIII E 55); BStK.-Nr. 37, f. 5vb, 20; Balista. Sagitta vel genus iaculi id est federari Engelberg, StiftsB. Codex 66 (früher 4/11); BStK.-Nr. 138, f. 74rb, 11 SH: Balista phedsare (lies phederare) Köln, HA. W *91; BStK.-Nr. 345a, f. 4vb, 3 [Thies 1989, 160,6] SH: Balista . sagitta uel genus iaculi id est pheterari München, BSB. Clm 29670(9; BStK.-Nr. 710x, f. 2rb, 22 [B. Meineke 1994, 31] III, 419,38 Gl. Herrad.: Arietibus [bellicum instrumentum] pfederære Straßburg, UB., Hs. des Hortus deliciarum der Herrad von Landsberg, verbrannt; BStK.Nr. 857, f. 257r [Herrad of Hohenbourg. Hortus Deliciarum 1979, II, 443, Nr. 880 u. A. 5] IV, 167,47 Gl. Salom. (d): Aries phedirâri München, BSB. Clm 23496; BStK.Nr. 689, f. 1vb, 10 IV, 212,43 Sachgl.: Aries [instrumentum belli] pheterere Wien, ÖNB Cod. 804; BStK.-Nr. 926, f. 167v, 25; Aries phethrære Würzburg, UB. M. p. th. q. 60; BStK.Nr. 998 (III), f. 100r, 3 Datierung: Anfang 9. Jh.–14. Jh. Weitere Bedeutung(en): –

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Diachrone Verbreitung: Mhd. pheterære st. m. ‘eine Maschine, mit der Steine gegen den Feind geschleudert wurden’; nhd. fachspr. Petrarie m. ‘schweres Hebelwurfgeschütz’ (vgl. Kortüm 2010, 158). Wortbildung: Simplex. Etymologie: Lehnwort. Entlehnung aus lat. petraria (Lexer); petraria zu perraria ‘Blide’ (Diefenbach 424). Nhd. Bedeutung ‘Sturmbock, Mauerbrecher, Schleudermaschine; ne. rammer. Etymologie s. germ. *petr- Sb. ‘Schleuder’ oder s. lat. petraria f. ‘Schleudermaschine?’ Vgl. lat. petra f. ‘Stein, Felsstein, Fels’, griech. pétra f. ‘Fels, Felsgebirge, Klippe’. Weitere Herkunft unklar. An dieser Stelle geben die Wort- und Sachgeschichte weiterhin Rätsel auf, zumal in der Forschung nicht gesehen wurde, dass um 1600 wohl neu entlehntes Pedard, Petarde (entlehnt aus frz. pétard bzw. ital., span., port. petardo ‘Sprengbombe, Petarde’ zum Etymon peditum ‘Furz’) (vgl. hierzu Glonning 2003, 388ff.) und das ahd. Lexem etymologisch zusammen gehören. Literarische Werke: nicht belegt. BStK. 1,379; KAWB. 14; Lexer II, 242; SAW. I, 703 (pfetarâri); Sch.GlW. VII, 270ff.; StWG. 461. Die Bedeutungsangabe der ahd. Interpretamente in den Bibelstellen (Ezechiel 4,2 und 26,9) lautet ‘Rammbock’ (Davids 2000, 282, Nr. 1115; ebd., 294, Nr. 1173). Für die Vergilstelle wurde das ahd. Wort in der Interlinearglosse als ‘Kriegsmaschine zum Schleudern von Steinen, balista’ (vgl. Langbroek 1983, 95). Vgl. noch peterāri st. m. (as.). pfetilāri st. m. ‘Katapult’ Lateinische Lemma(ta): ballista (auch bālista) ‘Schleudermaschine, Wurfmaschine, Ballista’ meton. ‘Wurfgeschoß, der Wurfstein’ (Georges 1,781f.), mlat. ballista ‘Standarmbrust, Armbrust’ (Mlat.Wb. 1,1324f.). Glossare: [Neu. BM] Alph. Gl.: balista phedilare Königswart (Kynžvart), Schlossbibliothek [unter Verwaltung der Bibliothek des Nationalmuseums (Knihovna Národního Muzea) Prag] 20 G 22 Ms 57; BStK.-Nr. 788a, f. 11r, marg. n. Z. 26. 27 Datierung: 2. Hälfte 13. Jh. Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: mhd. s. pfetarāri st. m. Wortbildung: s. pfetarāri st. m. Etymologie: s. pfetarāri st. m. Literarische Werke: nicht belegt. BStK. 4,1519; Sch.GlW. VII, 272.

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pfetināri st. m. ‘Mauerbrecher’ Lateinische Lemma(ta): aries ‘Belagerungsmaschine, Mauerbrecher’ (Georges 1,571), mlat. aries ‘Belagerungsmaschine’ (Mlat.Wb. 1,948f.). Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 203,64 Greg. Reg. 2,10 p. 31 (Ezech. 4, 2): Arietes phetinare St. Paul, Stiftsarchiv 82/1 (früher: XXV d/82); BStK.-Nr. 779, f. 171r, 14 Datierung: 10. Jh. Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: mhd. s. pfetarāri st. m. Wortbildung: s. pfetarāri st. m. Etymologie: s. pfetarāri st. m. Literarische Werke: nicht belegt. SAW. I, 703 (pfetarâri); Sch.GlW. VII, 272; StWG. 461. Vgl. den Kommentar zu pfetarāri st. m. pfīl st. m. ‘Pfeil, Geschoß, Wurfspieß’ Lateinische Lemma(ta): arundo ‘Pfeil, Schaft des Pfeiles’ (Georges 1,604), mlat. arundo ‘Pfeil’ (Mlat.Wb. 1,1007f.); iaculum (= iaculus) ‘Wurfgeschoß, Wurfspieß’ (Georges 2,10f.); lancea ‘Speer’ (in der Mitte mit Riemen versehen) (Georges 2,550f.), pālus1 ‘Pfahl’ (Georges 2,1452); pīlum ‘Wurfspieß, das Pilum’ (Georges 2,1708); sagitta ‘Pfeil, Geschoß’ (Georges 2,2453); tēlum ‘die Fernwaffe, Wurfwaffe, das Geschoß, der Spieß’; später ‘jede Angriffswaffe, Schwert, Dolch, Axt’ (Georges 2,3041); buzion (lingua ignota der Hildegard von Bingen). Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 373,41 Prisc. Inst. 442,2: Pilo .i. phîl ł lancea München, BSB. Clm 280 A; BStK.-Nr. 446, f. 64r, 25; Pilo .i. phîl ł lancea München, BSB. Clm 18375; BStK.Nr. 642, f. 113r, marg. r., 47 II, 376,55 Prisc. Inst. 442,2: Pilo .i. phîl. ł lancea Wien, ÖNB Cod. 114; BStK.Nr. 892, f. 22r, marg. u. 7 II, 411,16 Prud. Psych. 323: Harundo strala ł scefte. ł phil Rom, BV. Vat. lat. 5821; BStK.-Nr. 835, f. 109r, 22 II, 515,63 Prud. Ham. 419: Pilis pigil Einsiedeln, StiftsB. cod. 316 (606); BStK.Nr. 129, f. 155r, 13 II, 518,22 Prud. Symm. I, 485: Pila, lanceo. phHl (Ed.: d. h. phîl) Einsiedeln, StiftsB. cod. 316 (606); BStK.-Nr. 129, f. 185v, 11 [Sch.GlW.: phîl (G.)]; () pilum. fihl. pila. stanf . . . . inde opilio. scafare. pilus. autem feminini generis. iđ. stamf Zürich, ZB. Ms. Car. C 164; BStK.-Nr. 1008, f. 179r, marg. r. n. Z. 5

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II, 592,25 Prud. Psych. 111: Pilis fil Zürich, ZB. Ms. Rh. 62; BStK.-Nr. 1014, p. 7, 17 II, 592,76 Prud. Psych. 323: Hyrundo phîl ebd., p. 13, 31 Glossare: I, 145,14 Abr.: [mera thane scefti edho phil St. Gallen, StiftsB. 911; BStK.-Nr. 253, p. 125, 8 [Sch.GlW.: telum?] I, 169,3 Abr.: sagitta strala spirilin phil sce[phandi flukhe ebd., p. 144, 2 HSH. I, 353,94 [= StSG. III, 161,37; SH A De sagittis]: Pilus pfil Wien, ÖNB Cod. 2400; BStK.-Nr. 945, f. 83r, 3; Pilus phil Trier, StadtB. 1124/2058 (früher 31); BStK.-Nr. 882, f. 57v, 7; Pilus phiz Einsiedeln, StiftsB. cod. 171 (688); BStK.Nr. 118, p. 105, 19; Pilus pfil München, BSB. Clm 2612; BStK.-Nr. 461, f. 60vb, 37; Pilus phfil Prag, Universitní knihovna, MS XXIII E 54 (früher: Prag, Fürstlich Lobkowitzsche Bibliothek 434); BStK.-Nr. 786, f. 48v, 21 HSH. I, 353,94 (= SH. I, 353,6): Pilus vel pilum phil De Sagittis. Erlangen, UB. Erlangen – Nürnberg Ms. 396; BStK.-Nr. 145, f. 82vb, 24 HSH. II, 94,194 [= StSG. III, 215,66; SH B De armis]: Hilus item pilum pfil St. Blasien, StiftsB., verschollen; BStK.-Nr. 68 HSH. II, 412,298 [= StSG. III, 251,28; SH a2]: Pilum iaculum pfil München, BSB. Clm 2612; BStK.-Nr. 461, f. 81ra, 34; Pilum iaculum phil Wien, ÖNB Cod. 2400; BStK.-Nr. 945, f. 112r, 24; Pilum iaculum id est phil Graz, UB. 859 (früher 42/34 4o); BStK.-Nr. 269, f. 11ra, 21 HSH. II, 412,298 [= StSG. III, 284,37; SH b]: Pilum phil Admont, StiftsB. 269; BStK.-Nr. 4, f. 62rc, 7; Pilum pfil München, BSB. Clm 3215; BStK.-Nr. 464, f. 20va, 3 [Sch.GlW.: pfíl] III, 399,53 Gl. Hildegardis: Buzion phil Wiesbaden, Hessische LB. 2; StSG. 628, BStK.-Nr. 958, f. 463va, 18; Buzion phil Berlin, StBPK Ms. lat. 4° 674 (früher Cheltenham, Bibliotheca Phillippica 9303); BStK.-Nr. 51, f. 60v, 15 III, 632,31 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Pilus phîl Wien, ÖNB Cod. 1761; BStK.-Nr. 941, f. 119v, 11; Hilus phil St. Gallen, StiftsB. 184; BStK.Nr. 198, p. 261b, 15; Hilus phil München, BSB. Clm 14584; BStK.-Nr. 600 (I), f. 119r, 1 III, 635,2 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Hilus fil München, BSB. Clm 14689; BStK.-Nr. 604, f. 46v, marg. III, 635,43 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Pilvs fil ebd., f. 46v, 16 III, 637,63 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Pilus phîl Florenz, Biblioteca Medicea Laurenziana Plut. 16.5; BStK.-Nr. 151, f. 141ra, 15 [Scardigli 1987, 595: 15a] III, 638,39 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Palus phil Wien, ÖNB Cod. 804; BStK.-Nr. 926, f. 183v, 1; Palus phil Würzburg, UB. M. p. th. q. 60; BStK.-Nr. 998 (III), f. 105r, 19

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III, 653,3 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Pilvs phil Rom, BV. Reg. lat. 1701; BStK.-Nr. 827, f. 2rf, 16 III, 668,42 Sachgl.: Pilus phil Innsbruck, UB. 711; BStK.-Nr. 287, f. 29r, 17 III, 668,50 Sachgl.: Hiluis spil (Ed.: Hilus für Pilus phil) Innsbruck, UB. 711; BStK.-Nr. 287, f. 29r, 20 III, 683,2 Sachgl.: Pilus Pil Berlin, StBPK. Ms. lat. 8° 73; BStK.-Nr. 52, f. 123rb, 16 IV, 207,34 Alph. Gl.: pilum, pil Trier, Bibliothek des Priesterseminars Hs 61 (früher R. III. 13); BStK.-Nr. 877, f. 108r, 28 (Ed. Hic pilus, loc. hęc pilus, stamp. hoc pilum, pil) [Neu. BM] Alph. Gl.: pilum phil Königswart (Kynžvart), Schlossbibliothek [unter Verwaltung der Bibliothek des Nationalmuseums (Knihovna Národního Muzea) Prag] 20 G 22 Ms 57; BStK.-Nr. 788a, f. 90r, marg. n. Z. 29 [Neu. BM] Alph. Gl.: pilum phil ebd., f. 90r, 30 Datierung: Ende 8. Jh.–14. Jh. Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: Mhd. phîl st. m. ‘Pfeil, Pfeileisen’; frühnhd. pfeil, phyl m. ‘Pfeil’; nhd. Pfeil m. ‘Bogengeschoß’; übertragen auf ‘Richtungsanzeiger’. Wortbildung: Simplex. Etymologie: Lehnwort. Das Wort wurde früh aus lat. pīlum n. ‘Wurfspieß mit Eisenspitze’ entlehnt. Vgl. ae. pīl; as. mnd. pīl ‘Pfeil’, ne. pile ‘Pfahl, Pfeiler’; mndl. nndl. pijl ‘Pfeil’. Literarische Werke: nicht belegt. Baufeld, Wb. 32; Kluge 697; Lexer II, 245; Pfeifer 996; SAW. I, 1228 (Einzeleinträge: pfîl); Sch.GlW. VII, 273f.; StWG. 461. Das Wort ist überraschenderweise nicht in den literarischen Werken überliefert. In J. Spletts Abrogans-Studie ist das Wort auch in der Bedeutung ‘Pfeil, Geschoß’ verzeichnet (Splett 1976, 489). Das Wort ist auch im Nhd. präsent, vgl. nhd. Pfeil. **platta sw. f. ‘Plattenpanzer’ Lateinische Lemma(ta): thōrāx ‘Harnisch’ (Georges 2,3113). Glossare: [Neu. AW] Sachgl.: torax platen Bern, BB. Cod. 723; BStK.-Nr. 67b, f. 140r 18 Datierung: Hs. 2. Viertel 15. Jh. Weitere Bedeutung(en): Platte, Tonsur (?); glatter Stein. Diachrone Verbreitung: Mhd. blate, plate sw. f. ‘Platte, Brustharnisch aus Metall; Tonsur, später zur Bezeichnung des geistlichen Mönchs’; frühnhd. platte, plate f. ‘Platte, Glatze, Tonsur der

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Geistlichen; Stirnfläche des Hirschs’; nhd. Platte f. ‘ebenes, flaches Gebilde, Scheibe, Hochfläche, Ebene, flache Schüssel, Glatze’. Wortbildung: Simplex. Frühnhd. Sprachstufe. Etymologie: Lehnwort. Das Wort wurde aus mlat. platta ‘Platte’, durch Substantivierung aus spätlat. plătus entlehnt. Literarische Werke: nicht belegt. Baufeld, Wb. 36; BStK. 1,267; Lexer II, 278 (plate); I, 299 (blate); Pfeifer 1018; SAW. I, 709 (platta); Sch.GlW. VII, 298; StWG. 464. Für die (spät-)mhd./frühnhd. Zugehörigkeit des Lexems spricht die Bedeutungsangabe, die aus dem lat. Lemma gewonnen werden konnte. ramft st. m. ‘runder Schildbuckel’ Lateinische Lemma(ta): umbo ‘Schildbuckel’ (Knopf oder Kegel auf der Mitte des Schildes; wurde auch als Angriffswaffe eingesetzt) (Georges 2,3290). Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 705,46 Verg. Aen. II, 546: () Umbone ranfte Paris, BN. lat. 9344; BStK.-Nr. 752, f. 62r, marg. r. quer n. Z. 16. 17 Datierung: um 1000/Mitte 11. Jh. Weitere Bedeutung(en): Brotkruste, Kante, Rand. Diachrone Verbreitung: Mhd. ranft, ramft st. m. ‘Einfassung, Rand; Schildrand; Brotrinde’; frühnhd. ranft m. ‘Rand, Einfassung; Rinde, Borke, Kruste; äußerer Rand einer Hauterkrankung, Schorf (medizinisch)’; nhd. Ranft m. ‘Brotrinde’ (perifär, regional). Bair. Rampf, Rampft, Rampf ‘die Rinde, besonders vom Brot; Baumrinde; Abschnitt; Rand’. Wortbildung: Semantische Verwandtschaft mit ahd. rant st. m. Etymologie: Zu idg. *rem-, remə- ‘ruhen, sich aufstützen; stützen’; im Germ. ‘Latte, Leiste’; auf idg. *romti ‘Stütze’ gehen aisl. rnd f. ‘Rand, Saum; Schild’; ae. rand m. ‘Schildrand, Schild’ zurück; ahd. ramft ‘Rand, Einfassung’ kann auf *romti zurückgehen, auf jeden Fall auf die Erweiterung *rembh-. Vgl. ahd rant st. m. Literarische Werke: nicht belegt. Baufeld, Wb. 187; IEW. I, 864; Kluge 744; Lexer II, 341; Sch.GlW. VII, 318; Schmeller II, 100; StWG. 471.

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rant st. m. ‘Schildbuckel’ Lateinische Lemma(ta): cūpula (cuppula) ‘kleine Kufe, die Tonne’ (Georges 1,1819); media pars scūti ‘der mittlere Teil des Langschildes’ zu medius ‘der mittlere, in der Mitte’ (Georges 2,847–852), zu pars ‘Teil, das Stück’ (Georges 2,1485ff.) und zu scūtum ‘großer, länglich viereckiger Schild, der Langschild’ (Georges 2,2552); ōra clipei ‘Rand des runden Metallschildes’ zu ōra ‘das Äußerste, Rand, Ende, Grenze’ (Georges 2,1384) und zu clipeus ‘runder Metallschild’ (der römischen Soldaten) (Georges 1,1210); umbo ‘Schildbuckel’ (Knopf oder Kegel auf der Mitte des Schildes; wurde auch als Angriffswaffe eingesetzt) (Georges 2,3290); ruiz (lingua ignota der Hildegard von Bingen). Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 498,44 Prud. Psych. 255: Vmbo (Ed. umbonis) rand Karlsruhe, St. Peter perg. 87; BStK.-Nr. 324, f. 91vb, 14 [Wadstein 1899, 85b, 22] II, 536,28 Prud. P. Hippol. 201: Umbonibus ra,ndin Florenz, Biblioteca Medicea Laurenziana Plut. 16.5; BStK.-Nr. 151, f. 131ra, 29 II, 592,63 Prud. Psych. 255: Umbonis rant Zürich, ZB. Ms. Rh. 62; BStK.-Nr. 1014, p. 11, 28 II, 650,39 Verg. Aen. II, 546: Umbone [ora clipei] ranto München, BSB. Clm 18059; BStK.-Nr. 634, f. 185va, 19 Glossare: HSH. II, 534,283 [= StSG. III, 291,37; SH b]: Umbo media pars scuti id est cupula ora clypei rant Kiel, UB. Cod. Ms. KB 47; BStK.-Nr. 339, f. 27rb, 22; Umbo media pars scutium ora clypei id est rant Admont, StiftsB. 269; BStK.-Nr. 4, f. 69vc, 18; Umbo medae pars scuti ora clipei id est rant München, BSB. Clm 3215; BStK.Nr. 464, f. 27va, 8 HSH. II, 534,283 [= StSG. III, 310,26; SH e]: Umbo media pars scutorum vel hora clipei id est rant Florenz, Biblioteca Medicea Laurenziana Plut. 16.5; BStK.-Nr. 151, f. 120va, 31 SH (XI, alphabetisch; Langfassung): Umbo. buckeler vel os clipei rant Basel, ÖBU. B IX 31; BStK.-Nr. 34c, f. 217vb, 46 [Stricker 1989, 375, Nr. 588b] III, 374,28 Sachgl.: Umbo rant bůchele Oxford, BL. Jun. 83; BStK.-Nr. 726, f. 55v, 29 III, 399,46 Gl. Hildegardis: Ruiz ranth Wiesbaden, Hessische LB. 2; BStK.-Nr. 958, f. 463va, 13; Ruiz ranth Berlin, StBPK Ms. lat. 4° 674 (früher Cheltenham, Bibliotheca Phillippica 9303); BStK.-Nr. 51, f. 60v, 14 III, 635,30 Sachgl., Des Lebens Notdurft, Waffen und Geräte: Vmbo rant München, BSB. Clm 14689; BStK.-Nr. 604, f. 46v Datierung: 11. Jh.–2. Hälfte 15. Jh. Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: Mhd. rant st. m. ‘Einfassung, Rand; Schildrand, Schild’; nhd. Rand m.

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Wortbildung: Semantische Verwandschaft mit ahd. ramft st. m. Etymologie: Zu idg. *rem-, remə- ‘ruhen, sich aufstützen; stützen’; weiter zu idg. *romti ‘Stütze’; germ. *randa-/ō ‘Rand’. Auch anord. rnd f.; afries. rand, rond; aisl. rnd f. ‘Rand, Saum; Schild’; as. rand, rond, ae. rand m. ‘Schildrand, Schild’ gehen auf die gleiche idg. Wurzel zurück. Vermutlich Dentalableitung zu einer Grundlage mit m, die auch in Rahmen vorliegt. Vgl. ahd. ranft. Literarische Werke: nicht belegt. IEW. I, 864; Kluge 744; Lexer II, 342; SAW. I, 725 (rant); Sch.GlW. VII, 319f.; StWG. 472. Vgl. die Bedeutungsangabe ‘Schildrand’ bei Stricker 1989, 375, Nr. 588b. Jedoch hat D. Hüpper-Dröge nachgewiesen, dass ahd. rant st. m. „… auf das wesentliche sachtypische Merkmal des Schildes, den Buckel“ hindeutet (Hüpper-Dröge 1983, 247). rantbogo sw. m. ‘Schildbuckel; Buckelschild’ Lateinische Lemma(ta): buccula (auch būcula) Demin. v. bucca ‘das Bäcklein’ (Georges 1,872), mlat. buccula ‘Buckel, Knopf’ (Mlat.Wb. 1,1601), buccula ‘Schild, Schildbuckel’ (KLAW.42); genus vāsorum ‘eine Art Kriegsgerät’ zu genus ‘Gattung, Klasse, Art’ (Georges 1,2921ff.) und vās (Pl. vasa) ‘Gerät; das Kriegsgerät’ (Georges 2,3372); scūtum ‘großer, länglich viereckiger Schild, der Langschild’ (Georges 2,2552); umbo ‘Schildbuckel’ (Knopf oder Kegel auf der Mitte des Schildes; wurde auch als Angriffswaffe eingesetzt) (Georges 2,3290). Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 393,36 Prud. Psych. 255: Umbonibus rantbogun Wien, ÖNB Cod. 247; BStK.Nr. 901, f. 48v, 1 II, 398,67 Prud. Psych. 255: Umbonis rantbogun ebd., f. 164v, 21 II, 507,25 Prud. P. Hippol. 201: Umbonibus rantpogen Einsiedeln, StiftsB. cod. 316 (606); BStK.-Nr. 129, f. 53r, 2 II, 525,12 Prud. Psych. 255: Umbonis rbntppgxn (Ed.: d. h. rantpogun) Bern, BB. Cod. 264; BStK.-Nr. 65, p. 87, 3 [Sch.GlW.: rantpogo (G.)] II, 546,25 Prud. Psych. 255: Umbonis equini russinesrantbogen London, BMMss. Add. 34248; BStK.-Nr. 402 [Comitum de Apponyi], f. 140v, 21 [Thoma 1951, 203, 24] II, 567,47 Prud. Psych. (Praef. 31): (Bucculas) genus uasorum. ł rantbogen Brüssel, BR. 9968–72; BStK.-Nr. 81, f. 75v, marg. n. Z. 8; (Bucculas) genus uasorum. ł rantbǒga ł cu e Köln, DB Dom Hs. 81 (Sch.GlW.: DB. LXXXI); BStK.-Nr. 348, f. 67r, marg. n. Z. 3 [Sch.GlW.: rantbogo] II, 568,33 Prud. Psych. 255: Umbonis rantbogen Brüssel, BR. 9968–72; BStK.Nr. 81; f. 88v, 18; Umbonis rbntbpgen Köln, DB Dom Hs. 81 (Sch.GlW.: DB. LXXXI); BStK.-Nr. 348, f. 76r, 20 [Sch.GlW.: rantbogo (G.)]

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II, 661,28 Verg. Aen. VII, 633: Umbonum rantpogono München, BSB. Clm 18059; BStK.-Nr. 634, f. 206va, 5 II, 755,40 Sulp. Sev. V. Mart. 3, 3 p. 200,26: (Umbonibus) Umbo. media pars scuti ł ora clippei .i. rantpogo München, BSB. Clm 18547b; BStK.-Nr. 650, f. 68r, 22 [Thies 1994, 258, Nr. 385: Umbo. media pars scuti / ł ora clippei .i. rantpogo] V, 30,17 Pers. 5,33: Umbo, scutum ł rantbogo München, BSB. Clm 19490; BStK.Nr. 676, f. 14v, 16 Glossare: III, 632,27 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Umbo rantpogo Wien, ÖNB Cod. 1761; BStK.-Nr. 941, f. 119v, 10. 11 III, 638,29 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Vmbo rantboge Wien, ÖNB Cod. 804; BStK.-Nr. 926, f. 183r, 30; Vmbo rantboge Würzburg, UB. M. p. th. q. 60; BStK.-Nr. 998 (III), f. 105r, 19 III, 638,36 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Vmbo rantpogo Florenz, Biblioteca Medicea Laurenziana Plut. 16.5; BStK.-Nr. 151, f. 141ra, 18 [Scardigli 1987, 595: 18a] Datierung: 10. Jh.–13. Jh. Weitere Bedeutung(en): Schildbuckel als (Totenbahre). Diachrone Verbreitung: Mhd. rantboge sw. m. (umbo); nhd. nicht belegt. Wortbildung: Determinativkompositum aus bogo zu Verbalsubstantiv biogan ‘biegen, beugen, krümmen, drehen’ und rant ‘Rand, Schild(rand)’. Etymologie: Das Erstglied ahd. rant- s. ahd. rant st. m.; das Zweitglied ahd. bogo s. ahd. bogafuotar st. n. Literarische Werke: nicht belegt. EWA. I, 227 (bogo); IEW. I, 864; KAWB. 38; Kluge 744; Lexer II, 342; SAW. I, 65f. (biogan), I, 725 (rant); Sch.GlW. VII, 320; StWG. 472. Ahd. rantbogo bezeichnete eigentlich den Schildbuckel und „… hat sehr bald pars pro toto den Schild mit Metallbuckel benannt“ (Hüpper-Dröge 1983, 249). Das Kompositum erfuhr mit der Zeit eine Bedeutungserweiterung, so dass ahd. rantpauc, rantbogo ‘metallener Schildbuckel’ auch in der Bedeutung ‘Buckelschild’ erscheint (Hüpper-Dröge 1983, 257). rantboug st. m. ‘Schildbuckel; Buckelschild’ Lateinische Lemma(ta): buccula (auch būcula) Demin. v. bucca ‘das Bäcklein’ (Georges 1,872), mlat. buccula ‘Buckel, Knopf’ (Mlat.Wb. 1,1601), buccula ‘Schild, Schildbuckel’ (KLAW.42);

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ferrum in medio scūti ‘Metall in der Schildmitte’ zu ferrum ‘Eisen’ (Georges 1,2733), genus vāsorum ‘eine Art Kriegsgerät’ zu genus ‘Gattung, Klasse, Art’ (Georges 1,2921ff.) und zu vās (Pl. vasa) ‘Gerät; das Kriegsgerät’ (Georges 2,3372); medio scūti ‘Schildmitte’ zu medius ‘der mittlere, in der Mitte’ (Georges 2,847–852) und zu scūtum ‘großer, länglich viereckiger Schild, der Langschild’ (Georges 2,2552); umbo ‘Schildbuckel’ (Knopf oder Kegel auf der Mitte des Schildes; wurde auch als Angriffswaffe eingesetzt) (Georges 2,3290). Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 463,34 Prud. Psych. 255: Umbonis rantboug Paris, BN. Nouv. acquis. lat. 241; BStK.-Nr. 771, f. 143v, 11; Umbonis [scutum] rantboug München, BSB. Clm 14395; BStK.-Nr. 579, f. 148v, 6 II, 498,44 Prud. Psych. 255: Vmbo (Ed. umbonis) rantboug St. Gallen, StiftsB. 292; BStK.-Nr. 221, p. 177b, 15 II, 522,63 Prud. Psych. 255: Umbonis rantbouge Einsiedeln, StiftsB. cod. 312 (541); BStK.-Nr. 128, p. 136, 12 II, 529,57 Prud. Psych. (Praef. 31): Buculas. genus . . . . ł labal siue . . . . buuga. ł chuauui Einsiedeln, StiftsB. cod. 15 (487); BStK.-Nr. 108, f. 111va, 22 [Sch.GlW.: [rant]buug (Konj. BM)] II, 530,1 Prud. Psych. (Praef. 31): () | nera uasorum |abala siue |ntbouga Einsiedeln, StiftsB. cod. 302 (450); BStK.-Nr. 126, p. 118a, marg. l. n. Z. 33 [Sch.GlW.: bucula [= buccula] [ra]ntboug (Konj. BM)] II, 530,46 Prud. Psych. 255: (Umbo) (Ed.: umbonis) rantboug Einsiedeln, StiftsB. cod. 302 (450); BStK.-Nr. 126, p. 124b, 26 II, 567,48 Prud. Psych. (Praef. 31): (Bucculas) rantbǒga ł cu e Köln, DB Dom Hs. 81 (Sch.GlW.: DB. LXXXI); BStK.-Nr. 348, f. 67r, marg. n. Z. 2 II, 574,44 Prud. Psych. (Praef. 31): Buculas lábala coi () genus uasorum ł rantboga ł geuuaigi Brüssel, BR. 9987–91; BStK.-Nr. 82, f. 101r, marg. n. Z. 9 II, 594,7 u. 35 Prud. Psych. 255: Umbonis equini. umbo dicitur tiutizze rantpouc Rom, BV. Reg. lat. 339; BStK.-Nr. 821 (I) [Fragment 1], f. 19r, 18 [Sch.GlW.: rantpoug] II, 693,45 Verg. Aen. II, 546: Umbone rantbouke Melk, Stiftsbibliothek, Nr. 717 (früher 1863; davor C 2); BStK.-Nr. 434, f. 74r, 4 II, 759,53 Sulp. Sev. V. Mart. 3, 3 p. 200,26: Vmbo (Ed.: umbonibus) rantboug St. Gallen, StiftsB. 292; BStK.-Nr. 221, p. 156b, 2 [Thies 1994, 370; 393, Nr. 21: Vmbo. media pars scuti] Prud. Psych. 255: Umbonis ruit pougi Neapel, Biblioteca Nazionale Vittorio Emanuele III ms. IV. G. 68; BStK.-Nr. 713, f. 206vb, 8 [Starck 1948, 315,8; Sch.GlW.: ruitpoug (Korr. CMK)] Glossare: I, 14,4 Abr.: puccol rantpaui Paris, BN. lat. 7640; BStK.-Nr. 747, f. 124va, 9

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I, 15,4 Abr.: buccula rantbauc St. Gallen, StiftsB. 911; BStK.-Nr. 253, p. 11, 5; Sam.: buccvla umbo rantpauc Wien, ÖNB Cod. 162; BStK.-Nr. 895, f. 11ra, 15 I, 58,4 Abr.: Buccula rantpauc Paris, BN. lat. 7640; BStK.-Nr. 747, f. 126vb, 21 I, 59,4 Abr.: Buccula rantbauc St. Gallen, StiftsB. 911; BStK.-Nr. 253, p. 46, 7. 8; Abr.: Bucula rantpauc Karlsruhe, BLB. Aug. CXI; BStK.-Nr. 298 (I), f. 78va, 23; Sam.: Buccula umbo rantpauc Wien, ÖNB Cod. 162; BStK.-Nr. 895, f. 15va, 10 I, 269,12 Sam.: Vmbonem rantpauc Wien, ÖNB Cod. 162; BStK.-Nr. 895, f. 43rb, 2 III, 656,28 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Umbone rant pauk München, BSB. Clm 19410; BStK.-Nr. 660, p. 59, 13 [Sch.GlW.: rantpauk; Breuer 1992, 220, Nr. 19] III, 668,25 Sachgl.: Umbo rant pouc Innsbruck, UB. 711; BStK.-Nr. 287, f. 29r, 12 [Sch.GlW.: rantpouc] IV, 165,56 Gl. Salom. (c): Umbo, rantbch .t. London, BMMss. Add. 18379; BStK.Nr. 391, f. 148rb, 23 [Neu. WSch] Gl.: umbo, ferrum in medio scuti rantbounc Fulda, Hessische Hochschul- und Landesbibliothek Aa 2; BStK.-Nr. 163 (II), f. 193r, marg. u. Datierung: Ende 8. Jh.–13. Jh. Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: Mhd. rantbouc, -buckel st. m. (ohne Bedeutungsangabe); nhd. nicht belegt. Wortbildung: Determinativkompositum, Substantivbildung auf boug zu biogan ‘biegen, beugen, krümmen, drehen’ und rant ‘Rand, Schild(rand)’. Etymologie: Das Erstglied ahd. rant- s. ahd. rant st. m.; das Zweitglied -boug: Das Wort ist in den meisten germ. Einzelsprachen ausgestorben. In den älteren Sprachstufen ist bōg- in as. Zusammensetzung bōggēo ‘Ringgeber, Fürst’, bōgwini ‘Diener’ enthalten. Mnd. bōch, būch ‘(Arm-)ring’; afries. bāg ‘Ring’; ae. bēag, bēah ‘Ring, Krone, Kranz’, me. bei, beg, beigh; aisl. baugr ‘Ring, Ring am Schildbuckel’ (auch Zahlungsmittel). Die Wörter gehen auf urgerm. *auaz zurück, ein Verbalsubstantiv zu *euan‘biegen’ (vgl. ahd. biogan). Literarische Werke: Ahd. rantbouc st. m. ‘Schildbuckel’ Carmen ad Deum. EWA. II, 262f. (boug); Lexer II, 343; SAW. I, 65f. (biogan), I, 725 (rant); Sch.GlW. VII, 320; Sch.W. 233; StWG. 472. „Im 8. Jh. heißt die Buckel, die Befestigung im Mittelpunkt des Schildes, Rantpaug“ (Maschke 1926, 61). Das ahd. Kompositum entstand vermutlich in einer Zeit, „als die Germanen die Buckel aus Eisen zu fertigen begannen“ (Maschke 1926, 64). Ähnlich Hüpper-Dröge 1983, 249.

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ring st. m. ‘Panzerring’ Lateinische Lemma(ta): nervus ‘Bogensehne’ (Georges 2,1146f.). Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 524,52 Prud. Psych. 127: (Neruos) rkngb (Ed.: d. h. ringa) Bern, BB. Cod. 264; BStK.-Nr. 65, p. 77, marg. n. Z. 9 [Sch.GlW.: ring (G.)] Datierung: 10. Jh. Weitere Bedeutung(en): ‘(Frucht-)Kranz, (kleiner) Ring?, (Schlüssel-)Ring, (Zuschauer-)Kreis, Arena, Bahn, Brotkranz, Halsring, Haufen, Joch, Kette, Kopfreif, Kranz, Kreis, Kringel, Öse, periodisch, Plattform, Reif, Ring, Ring?, Ring(wall?), Ringelblume, ringförmiges Gebäck, Rundbrot, Runde, Umkreis, Versammlung, Windung (der Schlange). Diachrone Verbreitung: Mhd. rinc, ring st. m. ‘Ring, Fingerring, Türring, Panzerring, Bezeichnung zur ringförmigen Gegenständen; Kreis, Umkreis, Umfang; kreisförmige Menschenmenge, Gerichtsversammlung, Gericht, Kampfplatz’; frühnhd. ring m. ‘Ring, Kreis, Umkreis des Gerichts, Gerichtsversammlung, Gericht; Ring (Schmuckstück, kreisförmiger Gegenstand); nhd. Ring m. (Finger- oder Kampfring). Wortbildung: Simplex. Fehlglossierung (?). Etymologie: Wie as. hring aus germ. *hrenga- m. ‘Ring’, auch in anord. hringr; ae. hring; afries. hring. Außergerm. Entsprechungen sind altkirchenslav. ‘Kreis’ und eventuell umbr. ‘Schulterband’. Weitere Herkunft ist unklar. Literarische Werke: Ahd. ring, rinh, rinc(h) st. m. ‘Ring; Versammlung; Kreis, Kreisbahn, Kranz; Erdkreis; Panzerring’ Georgslied, Hildebrandslied, Notker, Notker-Glossator, Otfrid, Rheinfränkische Cantica. Baufeld, Wb. 194 (ring1); Kluge 768; Lexer II, 442f.; SAW. I, 750f. (ring); Sch.GlW. VII, 416–421; Sch.W. 239; StWG. 485. ringilīn st. n. ‘Ringel, Ring am Panzer’ Lateinische Lemma(ta): *armillina zu *Armilla ornamentum armorum; balista, arma, monile, bulla (Diefenbach 49); catēnula ‘Kettchen’ (Georges 1,1032); hāmus ‘Haken, Ringel’ (Georges 1,3010), mlat. hamus ‘Haken, Angel, Wolfsangel’ (Mlat.Gl. 174), *hamus, hamos ‘Panzerring’ (Diefenbach 273); sperula (= sphaerula) ‘kleine Kugel’ (Georges 2,2759). Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 695,27 Verg. Aen. III, 467: Hamis, catenulis. ringelínan Melk, Stiftsbibliothek, Nr. 717 (früher 1863; davor C 2); BStK.-Nr. 434, f. 86r, 1

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Glossare: III, 349,47 u. A. 11 SH (l): Armilline rīderē (Ed.: indem Armilla mit Armentum verwechselt wurde, scheint aus ringelen entstellt zu sein rinderen) Darmstadt, Hessische Landes- und Hochschulbibliothek 6; BStK.-Nr. 93, f. 99r, 5 Alph. Gl.: sperula [= sphaerula] ríngelín St. Florian, Bibliothek des Augustiner – Chorherrenstifts XI 588; BStK.-Nr. 154a, f. 4rb, 31 [Sch.GlW.: (Korr. JF); Jahrbücher der Literatur, 21a, 43] Datierung: Anfang 11. Jh.–13. Jh. Weitere Bedeutung(en): Kleiner Ring, kleiner Krug, Ring. Diachrone Verbreitung: Mhd. ringelîn, ringel st. n. ‘kleiner Ring, kleiner Kreis’; nhd. Ringel m. n. (auch f.) ‘kleiner Ring, kleineres ring-, kreisförmiges Gebilde’; nhd. Ringlein n. (SAW. I, 751; KAWB. 76). Wortbildung: Diminutivbildung auf ahd. ring st. m. ‘Ring, das Runde, Kreis(bahn), Kreislauf, Windung, Wirbel; Erdkreis; Amphitheater, Mauerring; Kranz; Schleife, Schlinge, Kette, (Hals)joch; Panzerring; ringförmiges Gebäck; Versammlung’ und mit dem Diminutivsuffix -līn und dem Fugenelement (-i-). Etymologie: s. ring st. m. Literarische Werke: nicht belegt. KAWB. 76; Lexer II, 447; Pfeifer 1129 (Ring); SAW. I, 750f. (ring); Sch. GlW. VII, 426; StWG. 486. Die Glossierungen beziehen sich zu lat. hamata in der Bedeutung ‘ineinander verankerte Ringen des Ringpanzers’ (Maschke 1926, 45). E. Maschke gibt in seiner Studie zwei weitere Belegstellen aus Prudentius Psychomachia und Vergils Aeneis an, die im StWG. nicht verzeichnet sind: 1. II, 400,30 Hamis ringin Prud. psych. 675, Wien Cod. 247. 2. II, 665,74 squama amaringe (Ed.: ama = lat. hama), Verg. Aen. IX., 707, München, BSB. Clm 18059; StSG. 428, BStK.-Nr. 634 (Maschke 1926, 45). sahs st. n. ‘kleines, zweischneidiges Schwert’ Lateinische Lemma(ta): contus ‘langer Wurfspieß, Pike’ (Georges 1,1648f.), mlat. contus ‘Wurfkeule, Wurfspeer, langer Spieß’ (Mlat.Gl. 85), ‘Spieß, Lanze’ (Mlat.Wb. 2,1798); culter ‘Messer’ (Georges 1,1792), mlat. culter ‘Messer’ (Mlat.Wb. 2,2078); sēmispathium ‘kleine Spatha’ (Georges 2,2592). Glossen zu biblischen Schriften: I, 274,72 Exodus 20,25: Cultrum sahs uuafan Oxford, BL. Jun. 25; BStK.-Nr. 725 (I), f. 90va, 6; Cultrū sahs uuafan Karlsruhe, BLB. Aug. IC; BStK.-Nr. 296 (II), f. 63vb, 15

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I, 650,13 Ezechiel 39,9: Contos sahs München, BSB. Clm 19440; BStK.-Nr. 665, p. 356, 27 [Davids 2000, 299f., Nr. 1203b] Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 22,15 Aldh. octo princ. 203,20: Semispacium sahs .f. München, BSB. Clm 19440; BStK.-Nr. 665, p. 100a, 20; Semispacium sahs Florenz, Biblioteca Medicea Laurenziana Plut. 16.5; BStK.-Nr. 151, f. 139va, 27; Semspatium i. sahs (Ed. Se in spatium) Zürich, ZB. Ms. C 59; BStK.-Nr. 1002, f. 55r, 21; Semispatium .i. sahs St. Gallen, StiftsB. 242; BStK.-Nr. 208, p. 149, marg. n. Z. 14 Glossare: HSH. I, 351,65 [= StSG. III, 160,7; SH A De armis]: Semispatium sahs Wien, ÖNB Cod. 2400; BStK.-Nr. 945, f. 82v, 13; Semispatium sahs München, BSB. Clm 2612; BStK.-Nr. 461, f. 60vb, 3; Semispatium sahs Einsiedeln, StiftsB. cod. 171 (688); BStK.-Nr. 118, p. 104, 27; Semispatiū sahs Prag, Universitní knihovna, MS XXIII E 54 (früher: Prag, Fürstlich Lobkowitzsche Bibliothek 434); BStK.-Nr. 786, f. 48r, 34; Semispatium sachs Trier, StadtB. 1124/2058 (früher 31); BStK.-Nr. 882, f. 57r, 11 HSH. I, 351,64 (= SH. I, 351,8) Semispatium sahs De Armis. Erlangen, UB. Erlangen – Nürnberg Ms. 396; BStK.-Nr. 145, f. 82va, 47 HSH. II, 471,248. 1 [= StSG. III, 323,57; SH e]: Semispatium quasi semispata id est sahsa Berlin, StBPK Ms. lat. 8° 445 (früher Prag, Fürstlich Lobkowitzsche Bibliothek 435, danach: Prag, Universitní knihovna, MS XXIII E 55); BStK.-Nr. 37, f. 30vb, 16[ semispata [= spatha] HSH. II, 471,248. 1III, 344,40 u. A. 15; SH g]: Semispaciū quasi spata sahs München, BSB. Clm 17151; BStK.-Nr. 625, f. 21vb, 1; Semispaciū quasi spata sahs München, BSB. Clm 17153; BStK.-Nr. 627, f. 72r, 24; Semispacium quasi spata sahs München, BSB. Clm 17194; BStK.-Nr. 630, f. 211r, 13 HSH. II, 471,249. 1 [= StSG. III, 308,29; SH d]: Semispacium quasi semispata id est sahs Florenz, Biblioteca Medicea Laurenziana Plut. 16.5; BStK.-Nr. 151, f. 116ra, 30 SH: Semispatium sahs Köln, HA. W *91; BStK.-Nr. 345a, f. 30rb, 23 [Thies 1989, 182,17] III, 375,26 Sachgl. (Id.): Semispatium sash Oxford, BL. Jun. 83; BStK.-Nr. 726, f. 56v, 1 III, 632,19 u. A. 8 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Semispatiū. ł cultrū sahs Wien, ÖNB Cod. 1761; BStK.-Nr. 941, f. 119v, 8; Semispatium sahs St. Gallen, StiftsB. 184; BStK.-Nr. 198, p. 261b, 12; Semispatium sahst München, BSB. Clm 14584; BStK.-Nr. 600 (I), f. 119r, 1 III, 635,21 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Semispacium sahs München, BSB. Clm 14689; BStK.-Nr. 604, f. 46v, 16 III, 637,32 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Semispatium sahs Florenz, Biblioteca Medicea Laurenziana Plut. 16.5; BStK.-Nr. 151, f. 141ra, 11 [Scardigli 1987, 595: 11a]

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III, 637,40 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Semispacium sahas Schlettstadt, Bibliothèque et Archives Municipales Ms.7 (früher Ms. 100); BStK.Nr. 849, f. 123rb, 28 III, 668,45 Sachgl.: Semispacium saf (Ed.: l. sas = sahs) Innsbruck, UB. 711; BStK.Nr. 287, f. 29r, 18 IV, 96,45 Gl. Salom. (a1): Semispatum sahs München, BSB. Clm 17152; BStK.Nr. 626, f. 147vc, 19; Semispatum sah München, BSB. Clm 13002; BStK.-Nr. 558, f. 142vd, 31; Semispatum sach München, BSB. Clm 22201; BStK.-Nr. 681, f. 152vb, 26 IV, 159,54 Gl. Salom. (c): Sellularii sachs .t. sehxs [Ed.: falsches Lemma statt Semispatum (a1)] London, BMMss. Add. 18379; BStK.-Nr. 391, f. 134va, 7 u. 35 [Thoma 1951, 221] Adespota: V, 48,27 Gl.: Semispata sax Trier, StadtB. 40/1018; BStK.-Nr. 879, f. 9r, marg. o. Z. 1 [Sch.GlW.: (as.?)] Federprobe: Schützeichel 1982, 38: – sahzs Heidelberg, UB. Cod. pal. lat. 52; BStK.-Nr. 277b, f. 202r Schützeichel 1982, 38 u. A.: – sahs ebd., f. 202r Datierung: 10. Jh.–14. Jh. Weitere Bedeutung(en): Messer. Diachrone Verbreitung: Mhd. sahs st. n.; md. sas ‘langes Messer, kurzes Schwert’; speziell ‘das Schwert Dietrichs von Bern’; ‘Eisenspitze eines Geschosses’; nhd. Sachs (auch Sax) m., davor das Genus n. (bei Kluge war noch in der 23. Aufl. archaisch zu lesen; jetzt: perifär, archäologisch) ‘Schwert’. Wortbildung: Simplex. Kompositionen mit mezzi-, reba-, skar-, skara-, *skera-, skrīb-, wāfan-. Etymologie: Erbwort. Wie as. sahs aus germ. *sahsa- n. ‘Messer, Kurzschwert’, auch in anord. sax n., ae. seax n., afries. sax n. Idg. Wurzel *sek- ‘schneiden’; hierhin gehören auch Säge, Sense und Sichel. Verdunkelt ist Sachs als zweiter Bestandteil im nhd. Messer n. zu finden. Literarische Werke: nicht belegt. KAWB. 113; Kluge 780; Lexer II, 573; SAW. I, 786 (sahs); Sch.GlW. VIII, 73; StWG. 503. Die Überlieferung des ahd. Lexems begann im 10. Jh. im Codex 242, der in St. Gallen aufbewahrt wird. Das ahd. Lexem wurde bis ins 14. Jh. überwiegend in den Sachglossaren überliefert. In der A-Fassung des Summarium Heinrici ist das Lexem in fünf Handschriften im Abschnitt De Armis überliefert. In Isidors Etymologien im Abschnitt De Gladiis heißt es: Semispatium gladium est a media spatae longitu-

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dine appallatum, non, ut inprudens vulgus dicit, sine spatio, dum sagitta velicior sit. (In: Lindsay 1985, Liber XVIII, VI): Hier beschreibt Isidor ein Schwert, dessen Länge die Hälfte eines Spatha und schneller als der Pfeil ist. Das lat. Lemma contus erscheint sowohl im klassischen Latein als auch im Mlat. in der Bedeutung einer Art Wurfwaffe. Eventuell wird hier ein Schwerttyp bezeichnet, der neben seiner Hiebfunktion auch zum Wurf verwendet wurde. Im Lateinischen gibt es diesen Waffentyp als lat. romphaea ‘großes, langes zweischneidiges Schwert zum Hieb und Wurf’ (Georges 2,2407). Ahd. sahs erscheint in zahlreichen ahd. Kompositionen, neben Waffenbezeichnungen auch zu Gerätebezeichnungen (vgl. Schützeichel 1982, 38 u. Anm. 68: scrībsachs st. n. ‘Schreibgriffel, Schreibfeder’ (Tatian); scarsahs st. n. ‘Schermesser’ (Notker) usw. satulackus st. f. ‘Streitaxt’ Lateinische Lemma(ta): bipennis ‘zweischneidige Axt, Doppelaxt’ (Georges 1,833), mlat. bipennis ‘zweischneidige (Streit-)Axt’ (Mlat.Wb. 1,1482f.), ‘zweischneidig, Streitaxt’ (Mlat.Gl. 37). Glossare: III, 639,19 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Bipennis satelhachs Wien, ÖNB Cod. 804; BStK.-Nr. 926, f. 181r, 24 Datierung: Ende 12. Jh. Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: Mhd. satelackes st. f. (bipennis); nhd. nicht belegt. Wortbildung: Determinativkompositum aus ahd. satul ‘Sattel’ und ackus ‘Streitaxt, Beil’. Etymologie: Entweder gehört ahd. satul zum idg. Wurzel *sed- ‘sitzen’ zu germ. *sađulə- oder wahrscheinlicher ist die Annahme, dass es sich um ein Lehnwort, vielleicht aus dem Slav. handelt. Im Kluge wird ebenfalls eine Entlehnung vorgeschlagen, allerdings soll die Ursprungsprache offen bleiben. J. Pokorny vermutet ein ostidg. Lehnwort. Das Zweitglied ahd. ackus geht auf die germ. Grundform *akwis- zurück, die nicht geminierten Formen im Ahd. und aisl. x (< *akuz-) neben øx (< *akwis-) weisen auf eine damit ablautende Form *akuz- hin; dazu kam in den meisten Dialekten eine -jōErweiterung hinzu. Zur Etymologie s. weiter ackus st. f. Literarische Werke: nicht belegt. EWA. I, 43f. (ackus); IEW. I, 884, I, 886; KAWB. 131; Kluge 788 (Sattel1); Lexer II, 613; SAW. I, 12 (ackus), I, 794f. (satul); Sch.GlW. VIII, 114; StWG. 509. Vgl. die Bedeutungsangabe im KAWB. ‘Sattelaxt, zweischneidige Streitaxt’ (KAWB. 131). Inwieweit das erste Glied in der Bedeutungsermittlung eine Rolle spielt, müssen eingehende semantische Untersuchungen entscheiden: Wahrscheinlich

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handelt es sich um ein Determinativkompositum im Sinne von Axt des Sattels, Axt, die im Sattel aufbewahrt wird. Eine Axt zur Herstellung des Sattels ist eher unwahrscheinlich. Leider ermöglicht der Kontext der Glosse keine gesicherte Bedeutungsermittlung. selbscoz st. n. ‘Schleuder(geschütz), Armbrust; Geschoß, Pfeil’ Lateinische Lemma(ta): ballista (auch bālista) ‘Schleuder-, Wurfmaschine’ (Georges 1, 781f.), mlat. ballista ‘Standarmbrust, Armbrust’ (Mlat.Wb. 1,1324f.); catapulta ‘Wurfgeschoß’ (Georges 1,1029), mlat. catapulta ‘Pfeil, (Schieß-)Bolzen, Spieß’ (Mlat.Wb. 2,363); falārica ‘großer Speer’ (Georges 1,2674f.), mlat. falarica ‘Wurfspeer, Brandpfeil’ (Mlat.Wb. 4,45); pedica ‘(Fuß-)Schlinge, der Sprenkel’ (Georges 2,1535); sagitta ‘Pfeil, Geschoß’ (Georges 2,2453); tormentum ‘Werkzeug zum Fortschleudern, Schleuder-, Wurfmaschine, das Geschütz’ meton. ‘das daraus geschleuderte Geschoß’ (Georges 2,3150f.). Glossen zu biblischen Schriften: I, 692,42 I. Maccabaeorum 6,51: Balistas (Ed.: nach Tormenta und Scorpios) selbscoz München, BSB. Clm 18140; BStK.-Nr. 637, f. 94ra, 15; Balistas selbscoz München, BSB. Clm 19440; BStK.-Nr. 665, p. 333, marg. n. Z. 12 [Davids 2000, 351, Nr. 1458] Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 715,30 Verg. Aen. IX, 705: () Phalarica sflfscpz (Ed. d. h. selfscoz) Paris, BN. lat. 9344; BStK.-Nr. 752, f. 147r, marg. r. quer n. Z. 19. 20 [Sch.GlW.: selfscoz (G.)] Glossare: III, 350,35 SH (l): Bedica. ł sagitta selfschoz Darmstadt, Hessische Landes- und Hochschulbibliothek 6; BStK.-Nr. 93, f. 100v, 5 [Wegstein 1985, 214,16: Bedica ueł sagitta selfschoz] III, 359,45 Sachgl.: Balista selpsgoz Wien, ÖNB Cod. 901; BStK.-Nr. 927, f. 29v, 8 IV, 39,18 Gl. Salom. (a1): Balista selpscoz Zwettl, StiftsB. 1; BStK.-Nr. 1020, f. 26ra, 6; Balista selpscoz Admont, StiftsB. 3; BStK.-Nr. 1, p. 33c, 2; Balista selp scoz München, BSB. Clm 13002; BStK.-Nr. 558, f. 14rc, 26 [Sch.GlW.: selpscoz]; Balista selpsuz München, BSB. Clm 22201; BStK.-Nr. 681, f. 17rd, 57 IV, 168,49 Gl. Salom. (d): Catapulta Selpscoz München, BSB. Clm 23496; BStK.Nr. 689, f. 2vb, 12. 13 Datierung: 11. Jh.–12. Jh. Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: Mhd. sëlpschôz st. n. (balista; selbschosz unde armbrust: Liliencrons Ausgabe der historischen Volkslieder der Deutschen vom 13.–16. Jh.); vgl. mhd. sëlpgeschôz st. n.; nhd. Selbstschuss ‘Legarmbrust als Schießfalle’; bair. Selbgeschoß n. (balista)

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‘Büchsen, die nicht mehr nach älterer Art mit der Lunte abgefeuert werden brauchen’. Wortbildung: Determinativkompositum aus dem Demonstrativpronomen selb ‘selbst’ und dem Verbalsubstantiv scoz ‘(Wurf)geschoß’ zu sciozan. Nomen agentis: selbscuzzo ‘Bogenschütze’; KAWB. vermutet eine Lehnschöpfung aus lat. catapulta. Etymologie: Das Erstglied selb ist bereits im 8. Jh. überliefert. Mhd. selp; as. self; mnd. sülve; mndl. self, nndl. zelf; ae. ne. self; anord. sjālfr; nschwed. själv; got. silba. Keine sicheren außergerm. Vergleichsmöglichkeiten (Pfeifer 1276). Selbstständig erscheint das Wort im Nhd. nur noch nach einer mit dem Artikel verschmolzenen Präposition. Das Zweitglied ahd scoz ‘Geschoß, Schössling’, scuz ‘Schuss, Wurf, Schnelligkeit’zu ahd. sciozan ‘schießen, werfen, schnellend bewegen’; aisl. skjōta; ae. scēotan ‘schleudern, stoßen, schießen’ zu idg. Wurzel *(s)keud- ‘werfen, schießen, hetzen’. Literarische Werke: nicht belegt. Harmuth 1980, 968; IEW. I, 955f.; KAWB. 144; Lexer II, 869 (sëlpschôz), II, 868 (sëlpgeschôz); Pfeifer 1276f. (selb); SAW. I, 804f. (selb), I, 850f. (sciozan); Sch.GlW. VIII, 151; Schmeller II, 265; StWG. 515. Vgl. die Bedeutungsangabe im KAWB. ‘Schleudermaschine, Wurfgeschoß, Speer, Pfeil Armbrust’. Vgl. noch selfscot (as.); selfsot (as.) ‘Selbstschussvorrichtung (Katapult)’ und Silscot (mnd.) ‘Katapult’. senawa st. sw. f. ‘Bogensehne’ Lateinische Lemma(ta): ānsa ‘Griff, Henkel, die Handhabe’ (Georges 1,454); chorda ‘der Darm’, meton. ‘die Darmsaite’ (Georges 1,1119); nervus ‘Bogensehne’ (Georges 2,1146f.). Glossare: HSH. I, 353,90 [= StSG. III, 161,5; SH A De sagittis]: Corda seite vel senva München, BSB. Clm 2612; BStK.-Nr. 461, f. 60vb, 33; Corda seite vel senwe Wien, ÖNB Cod. 2400; BStK.-Nr. 945, f. 82v, 31 [Sch.GlW.: sênwé]; Corda seita uel senewa Trier, StadtB. 1124/2058 (früher 31); BStK.-Nr. 882, f. 57v, 4; Corda seita vel Senua Einsiedeln, StiftsB. cod. 171 (688); BStK.-Nr. 118, p. 105, 16; Corda seita vel Senua Prag, Universitní knihovna, MS XXIII E 54 (früher: Prag, Fürstlich Lobkowitzsche Bibliothek 434); BStK.-Nr. 786, f. 48v, 17 HSH. I, 353, 90 Corda seite vel Senua Erlangen, UB. Erlangen – Nürnberg Ms. 396; BStK.-Nr. 145, f. 82vb, 20 HSH. II, 94,192 [= StSG. III, 215,59; SH B De armis]: Corda senua St. Blasien, StiftsB., verschollen; BStK.-Nr. 68 HSH. II, 382,03.2 [= StSG. III, 304,50; SH d]: Nerua senua. Florenz, Biblioteca Medicea Laurenziana Plut. 16.5; BStK.-Nr. 151, f. 107rb, 19

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III, 632,37 Sachgl., Des Lebens Notdurft; Waffen und Geräte: Corda Senua Wien, ÖNB Cod. 1761; BStK.-Nr. 941, f. 119v, 13; Corda s: enwa ł scito (Ed.: l. seito) München, BSB. Clm 14584; BStK.-Nr. 600 (I), f. 119r, 10 [Sch.GlW.: s[.]enwa] III, 635,1 Sachgl., Des Lebens Notdurft; Waffen und Geräte: Chorda senua München, BSB. Clm 14689; BStK.-Nr. 604, f. 46v, marg. III, 635,45 Sachgl., Des Lebens Notdurft; Waffen und Geräte: Chorda senuuua ebd., f. 46v, 17 III, 638,3 Sachgl., Des Lebens Notdurft; Waffen und Geräte: Corda senua (Ed.: davor Arc9) Florenz, Biblioteca Medicea Laurenziana Plut. 16.5; BStK.-Nr. 151, f. 141ra, 17 [Scardigli 1987, 595: 17a : Arcus corda] III, 638,42 Sachgl., Des Lebens Notdurft; Waffen und Geräte: Corda senewe Wien, ÖNB Cod. 804; StSG. 600, BStK.-Nr. 926, f. 183v, 1. 2; Corda senewe Würzburg, UB. M. p. th. q. 60; BStK.-Nr. 998 (III), f. 105r, 20 III, 646,41 Sachgl., Des Lebens Notdurft; Waffen und Geräte: Corda senua St. Gallen, StiftsB. 184; BStK.-Nr. 198, f. 261c, 28 III, 653,5 Sachgl., Des Lebens Notdurft; Waffen und Geräte: Corda senuua Rom, BV. Reg. lat. 1701; BStK.-Nr. 827, f. 2rf, 17 III, 668,35 Sachgl.: Chorda senue ł satin Innsbruck, UB. 711; BStK.-Nr. 287, f. 29r, 15 III, 668,37 Sachgl.: Ansa senue ł snôr ebd., f. 29r, 15 III, 683,5 Sachgl.: Corda (Ed.: davor Arcus ohne gl.) Sena Berlin, StBPK. Ms. lat. 8° 73; BStK.-Nr. 52, f. 123rb, 19 Datierung: 11. Jh.–14. Jh. Weitere Bedeutung(en): Sehne, Darmsaite; Riemen, Schlinge; Schweif. Diachrone Verbreitung: Mhd. sënewe, sënwe, sëne sw. st. f. ‘Sehne, Bogensehne; einen Bogen abschneidende gerade Linie’; nhd. Sehne f. ‘fester, straffer Strang, der die Muskeln und Knochen miteinander verbindet’. Wortbildung: Simplex. Etymologie: Wie as. sinewa, senewa.; mnd. sēne, senne; mndl. sēnuwe, sēnewe; nndl. zenuw; ae. sinu, seonu, ne. sinew; anord. sin, nschwed. sena zu germ. *sinwō- f. ‘Sehne’. Außergerm. Vergleich ist u. a. avest. hinauu- m. ‘Band, Fessel’ (*si-nau-, germ. *si-nw-ā) ‘binden’ zu idg. *sē(i-) *sə(i)-, *sī- und *sei-, *si- ‘binden, Strick, Riemen’. Ursprünglich bedeutet Sehne ‘spannendes Band’ daher auch die Bedeutung ‘Ader, Muskel, Nerv’; darüber hinaus wurde mit dem Wort bereits früh die Sehne des Bogens, oder die der Armbrust bezeichnet. Vgl. nhd. Saite und Seil. Literarische Werke: ahd. sen(e)wa sw. f. ‘Sehne’ Notker.

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Kluge 839; Lexer II, 880; Pfeifer 1270; SAW. I, 806 (senawa); Sch.GlW. VIII, 161ff.; Sch.W. 248; StWG. 516. scaft st. m. ‘Geschoß; Schaft des Wurfspießes, Speer, Pfeil’ Lateinische Lemma(ta): catēia ‘eine Art Wurfkeule’ (Georges 1,1031), mlat. cateia ‘eine Art Wurfspieß oder Wurfkeule’ (Mlat.Wb. 2,370); contus ‘langer Wurfspieß, Pike’ (Georges 1,1648f.); cuspis ‘Wurfspieß, Lanze’ (Georges 1,1851), mlat. cuspis ‘Lanze, Griff’ (Mlat.Gl. 96), ‘Spieß, Speer, Lanze; Jagdspieß; Geschoß’ (Mlat.Wb. 2,2165f.); *gelenum ‘eyn glen en schafft’ (Diefenbach 258); hasta ‘Stange, Schaft; Speer, Wurfspieß’ (Georges 1,3013f.); hastīle ‘Schaft des Wurfspießes’ meton. ‘der ganze Wurfspieß, Speer’ (Georges 1,3015); iacula (= iaculus) ‘Wurfspieß’ (Georges 2,10f.); iaculum (= iaculus) ‘Wurfgeschoß, Wurfspieß’ (Georges 2,10f.); spīculum ‘Wurfspieß’ (Georges 2,2761); *suprest ‘(?)’; tēlum ‘die Fernwaffe, Wurfwaffe, das Geschoß, der Spieß’; später ‘jede Angriffswaffe, Schwert, Dolch, Axt’ (Georges 2,3041); bluschanz; spalun (lingua ignota der Hildegard von Bingen). Glossen zu biblischen Schriften: I, 272,68 I. Regum 17,7: Astile scaft Oxford, BL. Jun. 25; BStK.-Nr. 725 (I), f. 88va, 22; Astile scaft Karlsruhe, BLB. Aug. IC; BStK.-Nr. 296 (II), f. 59rb, 18 I, 426,36 II. Regum 11, 20: Tela mittantur scefti santon Karlsruhe, BLB. Aug. IC; BStK.-Nr. 296 (II), f. 72va, 16 I, 426,38 II. Regum 11,23. 24: Usque ad portum eī iaculas (Ed. direxerunt iacula Vulg.) unzi za portum uuarun scefti ebd., f. 72va, 18 Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 206,8 Greg. Reg. 3,16 p.58 (2 Reg. 2,23): Hasta scafte St. Paul, Stiftsarchiv 82/1 (früher: XXV d/82); BStK.-Nr. 779, f. 173v, 14 II, 209,38 Greg. Reg. 3, 16 p.58 (2 Reg. 2, 23): Auersa hasta mit abihemo scafte Schlettstadt, Bibliothèque et Archives Municipales Ms.7 (früher Ms. 100); BStK.Nr. 849, f. 96vb, 21 II, 212,42 Greg. Reg. 3, 16 p.58 (2 Reg. 2, 23): Hasta scafte ebd., f. 98ra, 8 II, 233,59 u. A. 13 Greg. Reg. 3, 16 p.58 (2 Reg. 2, 23): Auersa asta mitabeeme scacfte Karlsruhe, BLB. Aug. CCXX; BStK.-Nr. 313, (Rc.), f. 46r, 13 II, 233, A. 13 Greg. Reg. 3, 16 p.58 (2 Reg. 2,23): (Ed.: kaum abeemo. davor ist abeem..s… ausgewischt) ebd., f. 46r, 12 [SchGlW.: asta [= hasta] s[cacft]; (Konj. MF)] II, 250,10 u. A. 5 Greg. Dial. 1, 2 p. 157: Hastis tundere mit schftinsto (Ed. l. scaftin) München, BSB. Clm 18140; BStK.-Nr. 637, f. 227vb, 4 [Schulte 1993, 526f., Nr. 21b: Hastis tundere. mitschftin stozin] II, 261,14 Greg. Dial. 1, 2 p. 157: Hastis scaftin Luxemburg, BN. 44; BStK.Nr. 424, f. 11v, 11 [Schulte 1993, 95, Nr. 4]

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Wörterbuch der althochdeutschen Waffenbezeichnungen

II, 571,16 u. A. 8 Prud. Symm. II, 30: Hastis scafto… (Ed. l. scafton) Köln, DB Dom Hs. 81 (Sch.GlW.: DB. LXXXI); BStK.-Nr. 348, f. 103vb, 24 II, 660,51 Verg. Aen. VII, 497: Spicula scefti München, BSB. Clm 18059; BStK.Nr. 634, f. 205vb, 20 II, 680,35 Verg. Ekl. V, 31: Lentas hastas zaha scafta Schlettstadt, Bibliothèque et Archives Municipales Ms.7 (früher Ms. 100); BStK.-Nr. 849, f. 61va, 33 Glossare: I, 145,7 Abr.: asta scaft St. Gallen, StiftsB. 911; BStK.-Nr. 253, p. 124, 15 I, 144,13 Abr.: teli scafteo Paris, BN. lat. 7640; BStK.-Nr. 747, f. 131ra, 5 I, 145,13 Abr.: teli scesteo St. Gallen, StiftsB. 911; BStK.-Nr. 253, p. 125, 4 (Sch.GlW.: sca[f]t) I, 265,28 Abr.: asta ast scaft ebd., p. 282, 2 HSH. I, 352,74 [= StSG. III, 160,18; SH A De astis]: Astile scaft München, BSB. Clm 2612; BStK.-Nr. 461, f. 60vb, 14; Astile scaft Trier, StadtB. 1124/2058 (früher 31); BStK.-Nr. 882, f. 57r, 19; Astile scaft Prag, Universitní knihovna, MS XXIII E 54 (früher: Prag, Fürstlich Lobkowitzsche Bibliothek 434); BStK.-Nr. 786, f. 48v, 5; Astile saft Wien, ÖNB Cod. 2400; BStK.-Nr. 945, f. 82v, 19 SH. I, 352,1 (= HSH. I, 352,74) De Armis: Astile schaft Erlangen, UB. Erlangen – Nürnberg Ms. 396; BStK.-Nr. 145, f. 82vb, 3 HSH. II, 94,185 [= StSG. III, 215,28; SH B]: Astile scaft De armis. St. Blasien, StiftsB., verschollen; BStK.-Nr. 68 HSH. II, 328,01. 1 [= StSG. III, 241,64; SH a2]: Hasta schaft. Wien, ÖNB Cod. 2400; BStK.-Nr. 945, f. 104r, 3; Hasta schaft. München, BSB. Clm 2612; BStK.Nr. 461, f. 75rb, 20 III, 359,39 Sachgl.: Hasta scaft Wien, ÖNB Cod. 901; BStK.-Nr. 927, f. 29v, 6 III, 399,51 G. Hildegardis: Bluschanz schefde Wiesbaden, Hessische LB. 2; BStK.Nr. 958, f. 463va, 15 [Sch.GlW.: schafd]; Bluschanz scheftde Berlin, StBPK Ms. lat. 4° 674 (früher Cheltenham, Bibliotheca Phillippica 9303); BStK.-Nr. 51, f. 60v, 14 [Sch.GlW.: schafd] III, 399,55 Gl. Hildegardis: Spalun shaft Wiesbaden, Hessische LB. 2; BStK.Nr. 958, f. 463va, 17; Spalun shaft Berlin, StBPK Ms. lat. 4° 674 (früher Cheltenham, Bibliotheca Phillippica 9303); BStK.-Nr. 51, f. 60v, 15 III, 410,34 Gl. Herrad.: Hastile schaft Straßburg, UB., Hs. des Hortus deliciarum der Herrad von Landsberg, verbrannt; BStK.-Nr. 857, f. 44v–49r [Herrad of Hohenbourg. Hortus Deliciarum 1979, I, 77] III, 638,14 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Asta schaft Wien, ÖNB Cod. 804; BStK.-Nr. 926, f. 183r, 26; Asta schaft Würzburg, UB. M. p. th. q. 60; BStK.-Nr. 998 (III), f. 105r, 15 III, 643,32 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Suprest scapht Rom, BV. Reg. lat. 1701; BStK.-Nr. 827, f. 2re, 20 [Sch.GlW.: suprest?]

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IV, 23,65 Gl. Affatim: Uiprantia schefti clizanti [578,45 Vibrantia iacula fulgentia] Oxford, BL. Jun. 25; BStK.-Nr. 725 (II), f. 121vb, 23 [Krotz 2002, 634f., Nr. 840] III, 668,31 Sachgl.: Hasta scaft Innsbruck, UB. 711; BStK.-Nr. 287, f. 29r, 14 [Neu. AW] Sachgl.: gelonum schaft Bern, BB. Cod. 723; BStK.-Nr. 67b, f. 146r, 3 [Neu. BM] Alph. Gl.: hastile schaft Königswart (Kynžvart), Schlossbibliothek [unter Verwaltung der Bibliothek des Nationalmuseums (Knihovna Národního Muzea) Prag] 20 G 22 Ms 57; BStK.-Nr. 788a, f. 9r, marg. n. Z. 18 [Neu. BM] Alph. Gl.: cateia, hasta Schaft ebd., f. 18r, marg. n. Z. 3 [Neu. MaL] Alph. Gl.: hasta, iacula schaft Engelberg, StiftsB. Codex 122 (früher 6/8); BStK.-Nr. 138c, f. 59r, 7 [Neu. StP] Alph. Gl.: asta, contus scpafte ebd., f. 10v, 15 [Neu. BM] Alph. Gl.: cuspis, spiculum, hasta schaft München, BSB. Clm 14684; BStK.-Nr. 710ac, f. 85vb, 18. 19 Datierung: Ende 8. Jh.–2. Viertel 15. Jh. (?). Weitere Bedeutung(en): Schaft, Stab, Stange, Stecken. Diachrone Verbreitung: Mhd. schaft st. m. ‘Schaft am Speer, der Speer, die Lanze selbst; als Friedenszeichen, als Maß: Schaftlänge, Fahnenschaft; Stange, Pflanzenstengel’; nhd. Schaft m. Wortbildung: Vielleicht Verbalsubstantiv zu scaban ‘kratzen, wegschneiden, glätten’. Etymologie: Wie as. skaft aus germ. *skafta- m. ‘Schaft, Stange’auch ‘Speer, Pfeil’, auch in anord. skapt n.; ae. sceaft; afries. skeft. Zur nd. Nebenform vgl. nhd. Schacht. Ähnliche Bedeutung besitzt lat. scāpus ‘Schaft’. Literarische Werke: nicht belegt. Kluge 793; Lexer II, 634f.; SAW. I, 826f. (scaban); Sch.GlW. VIII, 268; Sch.W. 254; StWG. 531. In den Glossen steht ahd. scaft als Interpretament zu lat. (h)asta, (h)astile, iaculum, spiculum, telum und truncus, „… die Zusammenschau der Lemmata führt auf die Überlegung, daß die genannten volkssprachigen Waffenbezeichnungen dem Bereich der schweren Stoßlanze ebenso wiederspiegeln wie die Gruppe der leichten Wurfund Fernwaffen“ (Hüpper-Dröge 1983, 333). Der Einwand dagegen wäre die Tatsache, dass keine der lat. Lemmata als ‘Lanze’ glossiert wurde, und eine schwere Stoßlanze nicht zum Werfen bestimmt war. Sie wurde, wie aus dem ersten Glied des Kompositums hervorgeht, zum Stoß gebraucht. Auch das Adjektiv ‘schwer’ erklärt, warum man diese Waffe eher nicht zum Werfen verwendete. Bemängeln wäre auch die Bedeutungsangabe Hüpper-Dröges zu lat. truncus. Es wurde in ihrer Studie auf Niermeyers Angaben zu diesem Lemma verwiesen, „… [das Lexem] erfährt zum Mlat. hin eine beträchtliche Bedeutungserweiterung und kann so jetzt auch den

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Schaft eines Speeres oder pars pro toto den Speer selbst bezeichnen“ (Hüpper-Dröge 1983, 337f.). Die Bedeutungsangabe des lat. Lexems ist unter dem Quellennachweis im Niermeyers Mittellateinischen Wörterbuch wie folgend angeführt: ‘Eisenwerkzeug, Salzstück, Almosenstock, Kasten, Lade; Gerbblock, Pranger, Schemel, Bienenschwarm’ (Niermeyer 2,1366). In diesem Fall wurde die Bedeutungsangabe ‘Pranger’ überinterpretiert. Nach B. Meineke 1991, 175 lautet die aktuelle Bedeutung „nach dem jeweiligen Überlieferungszusammenhang“ ‘(Speer-)Schaft, Stock, Stamm, Stange, Stab; (Wurf-)Spieß; Geschoß’. Vgl. scapht (as.) ‘Speer’. scefti st. n. ‘Speer, Pfeil, Wurfgeschoß’ Lateinische Lemma(ta): arundo ‘Pfeil, Schaft des Pfeiles (Georges 1,604), mlat. arundo ‘Pfeil’ (Mlat.Wb. 1,1007f.); sagitta ‘Pfeil, Geschoß’ (Georges 2,2453); spīculum ‘Wurfspieß, Pfeil’ (Georges 2,2761); tēlum ‘die Fernwaffe, Wurfwaffe, das Geschoß, der Spieß’; später ‘jede Angriffswaffe, Schwert, Dolch, Axt’ (Georges 2,3041). Glossare: I, 145,14 Abr.: teli [mera thane scefti edho phil St. Gallen, StiftsB. 911; BStK.Nr. 253, p. 125, 7 I, 169,3 Abr.: sagitta strala spirilin phil scephandi flukhe St. Gallen, StiftsB. 911; BStK.-Nr. 253, p. 144, 3 [Splett 1976, 243 (richtig: 168,3): sagitta scephandi sceph[ti] flukhe] I, 257,1 Abr.: Telum scefti Karlsruhe, BLB. Aug. CXI; BStK.-Nr. 298 (I), f. 89rb, 29 HSH. I, 353,92 [= StSG. III, 161,13. 31; SH A De sagittis]: Spiculum sceifti Einsiedeln, StiftsB. cod. 171 (688); BStK.-Nr. 118, p. 105, 17; Spiculum scefti Trier, StadtB. 1124/2058 (früher 31); BStK.-Nr. 882, f. 57v, 5; Spiculum scefte München, BSB. Clm 2612; BStK.-Nr. 461, f. 60vb, 34. 35; Spiculum scefte Prag, Universitní knihovna, MS XXIII E 54 (früher: Prag, Fürstlich Lobkowitzsche Bibliothek 434); BStK.-Nr. 786, f. 48v, 19; Spiculum sefte Wien, ÖNB Cod. 2400; BStK.-Nr. 945, f. 83r, 2 HSH. I, 353,92 (= SH. I, 353,4) De Sagittis.: Spiculum scefti Erlangen, UB. Erlangen – Nürnberg Ms. 396; BStK.-Nr. 145, f. 82vb, 22 HSH. II, 94, 193 [= StSG. III, 215,64; SH B De armis]: Spiculum scefte St. Blasien, StiftsB., verschollen; BStK.-Nr. 68 III, 683,1 Sachgl.: Telum Sciefti Berlin, StBPK. Ms. lat. 8° 73; BStK.-Nr. 52, f. 123rb, 15 [Neu. BM] Alph. Gl.: sagitta Schefte Königswart (Kynžvart), Schlossbibliothek [unter Verwaltung der Bibliothek des Nationalmuseums (Knihovna Národního Muzea) Prag] 20 G 22 Ms 57; BStK.-Nr. 788a, f. 106v, marg. n. Z. 32 Datierung: Ende 8. Jh.–14. Jh. Weitere Bedeutung(en): –

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Diachrone Verbreitung: Mhd. schefte st. f. (spiculum) s. scaft st. m. Wortbildung: Vielleicht Verbalsubstantiv zu scaban ‘einritzen, wegschneiden, glätten’. Etymologie: s. scaft st. m. Literarische Werke: ahd. (scefti), scepti st. n. ‘Speer, Pfeil’ Psalm 138. Lexer II, 682 (schefte); SAW. I, 826f. (scaban); Sch.GlW. VIII, 296; Sch.W. 255; StWG. 535. Die Bedeutungen der lat. Lemmata spiculum, telum, harundo ergeben eine ähnliche Bedeutungsangabe, wie bei scaft st. m. (Hüpper Dröge 1983, 338). Siehe dagegen B. Meineke 1991, 175. Vgl. den Kommentar zu scaft st. m. sceida st. sw. f. ‘Pfeil’ Lateinische Lemma(ta): sagitta ‘Pfeil, Geschoß’ (Georges 2,2453). Glossare: III, 374,34 Sachgl. (Id.): Sagitta sceichta Oxford, BL. Jun. 83; BStK.-Nr. 726, f. 55v, 31 Datierung: 12./13. Jh. Weitere Bedeutung(en): (Holz-)Scheit, (Wels), Hülle, Scheide, Span. Diachrone Verbreitung: mhd. scheide st. f. ‘Scheidung, Trennung, Abschied; Sonderung; Grenzscheide; Schwertscheide, Messerscheide; Seilscheide’; frühnhd. scheide f. ‘Scheide, Schwertscheide’; in der Fechtkunst: ‘Kontaktnahme und Kontakt zweier Waffen’; nhd. Scheide f. ‘auch das weibliche Geschlechtsorgan’. Wortbildung: Substantiv zu sceidan (?) ‘trennen, spalten’. Etymologie: Ahd. skeida, as. skēðia aus germ. *skaÞ(j)ō- f. ‘Scheide’. Im anord. skeiðar (Pl.), ae. scēaÞ, afries. skēthe. Die anord. Pluralform zeigt, dass man ursprünglich die beiden Schutzplatten der Schwertscheide bezeichnete. Die Bedeutungszusammenhänge zum Verb scheiden sind unklar. Die Bedeutung ‘weibliches Geschlechtsorgan’ ist eine Lehnbedeutung aus lat. vāgīna, deren Entlehnung im 17. Jh. erfolgte. Literarische Werke: Ahd. sceida sw. f. nur in der Bedeutung ‘Scheide’ Oxforder Tatian, Pariser Tatianfragmente, Tatian. Baufeld, Wb. 203f; Kluge 798; Lexer II, 683; SAW. I, 835ff. (sceidan); Sch.GlW. VIII, 296f.; Sch.W. 255; StWG. 535.

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Diese Glosse ist die letzte in der Reihe der Waffenbezeichnungen im Sachglossar, in dem sowohl Schutz- als auch Angriffswaffen glossiert wurden; davor Pharetra cocher (StSG. III, 374,33). scība sw. f. ‘runder, kleiner Holzschild’ Lateinische Lemma(ta): scutula ‘Schildchen aus Holz’ (Georges 2,2551f.); scūtum ‘großer, länglich viereckiger Schild, der Langschild’ (Georges 2,2552). Glossen zu biblischen Schriften: I, 691,40 I. Maccabaeorum 4,57: Scutilis [a scuto] schvn München, BSB. Clm 6217; BStK.-Nr. 500, f. 13v, 5 [Sch.GlW.: ?scha]; Scutulis [a scuto] scibun Stuttgart, WLB. HB IV 26 (früher Herm. 26); BStK.-Nr. 867, f. 31v, 13; Scutulis [a scuto] scibun Engelberg, StiftsB. Codex 66 (früher 4/11); BStK.-Nr. 138, f. 44v, 8; Scutulis [a scuto] seibun Zürich, ZB. Ms. Rh. 66; BStK.-Nr. 1015, p. 75, 7 IV, 285,7 I. Maccabaeorum 4,57: Scutulis [a scuto] scibun Goslar, Stadtarchiv, vorl. Nr. B 4374 (früher 2); BStK.-Nr. 266, f. 122rb, 27 V, 11,11 I. Maccabaeorum 4,57: Scutulis scibíun Karlsruhe, BLB. Hs. Oehningen 1; BStK.-Nr. 323, f. 15ra, 3 [Sch.GlW.: scibía] Datierung: 12. Jh.–14. Jh. Weitere Bedeutung(en): Kugel, Plättchen, Reifen, Schale, Scheibe. Diachrone Verbreitung: Mhd. schîbe sw. f. (Singular auch st. m.) ‘Kugel, Scheibe, Kreis, Rad, Walze; speziell die Töpferscheibe; Marterwerkzeug; Wachsscheibe; Scheibe, Schnitte; Scheibe am Handgriff des Speeres, auf der Rüstung; Platte, Teller; Tischplatte’ (zu schîben); nhd. Scheibe f.; im Bair.: Schib m. ‘Scheibe’. Wortbildung: Simplex. Etymologie: Erbwort. Wie as. scīva aus germ *skībō(n) f. ‘Scheibe’ (vom Baumstamm), anord. skífa; me. schīfe; afries. skīve. Das Wort ist eine Labialerweiterung zu idg. *skei‘schneiden, spalten’. Literarische Werke: nicht belegt. Kluge 798 (Scheibe1); Lexer II, 715ff.; SAW. I, 845 (scîba); Sch.GlW. VIII, 337f.; Schmeller II, 358; StWG. 540. scilt st. m. ‘Schild’ Lateinische Lemma(ta): clipeus ‘runder Metallschild’ (der römischen Soldaten) (Georges 1,1210), mlat. clipeus ‘Schild’ (Mlat.Wb. 2,726ff.); conchlium ‘Muschel- oder Schaltier; Purpurschnecke’; meton. ‘purpurn, die Purpurfarbe’ (Georges 1,1386); lineum tergum ‘Schildüberzug’ zu

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lineus aus Lein, aus Flachs’ (Georges 2,664) und zu tergum [clipei] ‘der Überzug’ (Georges 2,3072f.); parma ‘kleiner, runder Schild’ (Georges 2,1480); rotundumi brevissimum scūtum ‘kleiner, runder Schild’ zu rotundus ‘scheibenrund, später auch kugelrund’ (Georges 2,2413f.), zu brevissimum (= brevis) ‘kurz, klein, schmal’ (Georges 1,862f.) und zu scūtum ‘großer, länglich viereckiger Schild, der Langschild’ (Georges 2,2552); scūtum (s. o.); tegimentum (tegumentum) ‘Decke, Bedeckung’ (Georges 2,3037); scurilz (lingua ignota der Hildegard von Bingen). Glossen zu biblischen Schriften: I, 447,29 III. Regum 7,40 (jetzt: I. Paralipomenon): Scutras scilta Karlsruhe, BLB. Aug. IC; BStK.-Nr. 296 (II), f. 74ra, 17 I, 633,59 Jeremias 46,4: Scutum et clipeum scilt untauveri München, BSB. Clm 18140; BStK.-Nr. 637, f. 193vb, 14; Scutum et clipeum scilt vntavueri München, BSB. Clm 19440; BStK.-Nr. 665, p. 351, 12 [Davids 2000, 273, Nr. 1072a: Scutū etclipeū· scilt / vnta vueri]; Scutum et clipeum scilt. untavueri Wien, ÖNB Cod. 2723; BStK.Nr. 949, f. 40r, 17; Scutum et clipeum scilt. uueri Wien, ÖNB Cod. 2732; BStK.Nr. 950, f. 47r, 14; Scutum et clippeum scult unt uueri Göttweig, StiftsB. 46/103 (früher: E 5); BStK.-Nr. 264, f. 57r, 5; Scutum et clipeum scilt unde were München, BSB. Clm 13002; BStK.-Nr. 558, f. 222va, 29; Scutum et clipeum schilt& unde were München, BSB. Clm 22201; BStK.-Nr. 681, f. 240vb, 48. 49; Scutum et clippeum schilt und were München, BSB. Clm 17403; BStK.-Nr. 632, f. 224va, 29; Scutum et clippeum scit untiuueri München, BSB. Clm 14689; BStK.-Nr. 604, f. 40v, 21 I, 691,7 I. Maccabaeorum 4, 6: Tegumenta scilti Wien, ÖNB Cod. 2723; BStK.Nr. 949, f. 67r, 15; Tegumenta scilti Wien, ÖNB Cod. 2732; BStK.-Nr. 950, f. 79v, 5; Tegumenta scilta Göttweig, StiftsB. 46/103 (früher: E 5); BStK.-Nr. 264, f. 75r, 8; Tegumenta scilt München, BSB. Clm 13002; BStK.-Nr. 558, f. 225va, 64; Tegumenta scilt München, BSB. Clm 17403; BStK.-Nr. 632, f. 229vb, 52; Tegumenta schilti München, BSB. Clm 22201; BStK.-Nr. 681, f. 246vd, 18 IV, 262,25 Josua 8,18: (Clippeum) silt Oxford, BL. Laud. lat. 92; BStK.-Nr. 730, f. 56r, marg. n. Z. 11 IV, 285,6 u. A. 4 I. Maccabaeorum 4,6: Tugumenta schuta Goslar, Stadtarchiv, vorl. Nr. B 4374 (früher 2); BStK.-Nr. 266, f. 122rb, 21 Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 9,61 Aldh. enigm. 256,29: De clipeo (Ed.: Clypeus) i. scilt St. Gallen, StiftsB. 242; BStK.-Nr. 208, p. 45, 18 II, 329,15 Hieron. in Matth. (4,7) 33: CCpeis skíltō. ł (Ed.: oder r) clippeum schamscílt München, BSB. Clm 14747; BStK.-Nr. 611, f. 91r, 6 II, 667,53 Verg. Aen. X, 784: Linea terga sckilteslihhi München, BSB. Clm 18059; BStK.-Nr. 634, f. 219rb, 12 Glossare: I, 14,5 Abr.: scute scilt Paris, BN. lat. 7640; BStK.-Nr. 747, f. 124va, 9 I, 69,17 Abr.: scutum sIlit St. Gallen, StiftsB. 911; BStK.-Nr. 253, p. 56, 1

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HSH. I, 353,94 [= StSG. III, 161,14 u. A. 4; SH A De clipeis]: Clipeus scilt Wien, ÖNB Cod. 2400; BStK.-Nr. 945, f. 83r, 6; Clippeis scilt Einsiedeln, StiftsB. cod. 171 (688); BStK.-Nr. 118, p. 105, 21; Clipeus scilt Prag, Universitní knihovna, MS XXIII E 54 (früher: Prag, Fürstlich Lobkowitzsche Bibliothek 434); BStK.-Nr. 786, f. 48v, 23; Clipevs Schilt München, BSB. Clm 2612; BStK.-Nr. 461, f. 61ra, 2; Clipevs Schilt Trier, StadtB. 1124/2058 (früher 31); BStK.-Nr. 882, f. 57v, 10 HSH. I, 353, 97; SH. I, 353,8; II, 322: Clippeis Schilt Erlangen, UB. Erlangen – Nürnberg Ms. 396; BStK.-Nr. 145, f. 82vb, 27 HSH. II, 94,195 [= StSG. III, 215,69; SH B De armis]: Clipeus vel scutum scilt St. Blasien, StiftsB., verschollen; BStK.-Nr. 68 HSH. II, 242,01.61 [= StSG. III, 232,34 SH a2]: Conchilium schilt. Wien, ÖNB Cod. 2400; BStK.-Nr. 945, f. 96v, 17; Conchilium schil.t München, BSB. Clm 2612; BStK.-Nr. 461, f. 70ra, 20 III, 360,61 Sachgl.: Clipeus sgilt Wien, ÖNB Cod. 901; BStK.-Nr. 927, f. 30v, 6 III, 374,26 Sachgl. (Id.): Scutum scilt Oxford, BL. Jun. 83; BStK.-Nr. 726, f. 55v, 28 III, 399,39 Gl. Hildegardis: Scurilz clipeus silt BeStBPK Ms. lat. 4° 67 Berlin, StBPK Ms. lat. 4° 674 (früher Cheltenham, Bibliotheca Phillippica 9303); BStK.Nr. 51, f. 60v, 13 III, 632,25 Sachgl., Des Lebens Notdurft, Waffen und Geräte: Scutum. ł clippeum Scilt Wien, ÖNB Cod. 1761; StSG. 613, BStK.-Nr. 941, f. 119v, 10; Scutum. ł clippeum scilt (Ed.: am Ende: parma scilt. ł scutum. ł clipeus) München, BSB. Clm 14584; BStK.-Nr. 600 (I), f. 119r, 12 III, 634,39 Sachgl., Des Lebens Notdurft, Waffen und Geräte: Scutum Scilt Berlin, StBPK Ms. lat. 4° 674 (früher Cheltenham, Bibliotheca Phillippica 9303); BStK.Nr. 51, f. cb, Sp. 2 [Sch.GlW., Degering 1917, 26a, 17: Scutum Scihilt] III, 635,29 Sachgl., Des Lebens Notdurft, Waffen und Geräte: Scutum schilt München, BSB. Clm 14689; BStK.-Nr. 604, f. 46v III, 637,36 u. A. 4 Sachgl., Des Lebens Notdurft, Waffen und Geräte: Scutum sci:lt Schlettstadt, Bibliothèque et Archives Municipales Ms.7 (früher Ms. 100); BStK.Nr. 849, f. 123rb, 25 (Sch.GlW.: sci[t]lt) III, 656,29 Sachgl., Des Lebens Notdurft, Waffen und Geräte: Parma skilpara (Ed.: das erste teil des wortes ist gewis skilt, aber para kann kaum zu peran gehören) München, BSB. Clm 19410; BStK.-Nr. 660, p. 59, 13 [Breuer 1992, 220, Nr. 20] III, 668,24 Sachgl.: Scutum clippeus parma scilt Innsbruck, UB. 711; BStK.Nr. 287, f. 29r, 11 IV, 84,30 Gl. Salom. (a1): Parma genus rotundi breuissimi scuti scilt München, BSB. Clm 17152; BStK.-Nr. 626, f. 114rc, 33 IV, 96,31 Gl. Salom. (a1): Scutum silt München, BSB. Clm 17152; BStK.-Nr. 626, f. 146va, 9 IV, 154,8 Gl. Salom. (c): Parma shilt .t. London, BMMss. Add. 18379; BStK.Nr. 391, f. 118va, 50 [Thoma 1951, 224] IV, 159,46 Gl. Salom. (c): Scutum shilt .t. ebd., f. 133rc, 64

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IV, 184,17 Alph. Gl.: Clepeus uł clypeus schilt Wien, ÖNB Cod. 1325; BStK.Nr. 938, f. 57ra, 28 IV, 213,40 u. A. 13 Sachgl.: Clypeus schilt Wien, ÖNB Cod. 804; BStK.-Nr. 926, f. 169r, 1; Clipeus scilt Würzburg, UB. M. p. th. q. 60; BStK.-Nr. 998 (III), f. 100v, 20 Sachgl.: Parma Schilt Laibach, Archiv des Erzbischofs, Rkp 3; BStK.-Nr. 1030, f. 259rb, 17 [Stanonik 1973, 14, Nr. 165] [Neu. MaL] Alph. Gl.: scutum schilt Engelberg, StiftsB. Codex 122 (früher 6/8); BStK.-Nr. 138c, f. 90r, 5 [Neu. BM] Alph. Gl.: clepeus, clipeus schilt München, BSB. Clm 14684; BStK.Nr. 710ac, f. 81rb, 37 [Neu. BM] Alph. Gl.: clipeus Schilt Königswart (Kynžvart), Schlossbibliothek [unter Verwaltung der Bibliothek des Nationalmuseums (Knihovna Národního Muzea) Prag] 20 G 22 Ms 57; BStK.-Nr. 788a, f. 20v, marg. n. Z. 17 [Neu. BM] Alph. Gl.: scutum Schilt ebd., f. 113v, marg. n. Z. 17 Datierung: Ende 8. Jh.–14. Jh. Weitere Bedeutung(en): (Muschel)Schale (SAW. I, 847). Diachrone Verbreitung: Mhd. schilt st. m. ‘Schild; Wappenschild, Wappen; Silberschildchen der Handwerksgesellen in der Zunftstube; Zeichen und Symbol des Rittertums’; meton.: ‘derjenige, der den Schild führt’; ‘der Ritter; französische Münze; Schild der Schaltiere’; frühnhd. schilt m. ‘Wappenschild, Wappen’; nhd. Schild m. (Im Nhd. erfolgt die Differenzierung des Genus nach Bedeutung) Schild m. ‘Schutzwaffe’ und Schild n. ‘Verkehrszeichen’. Wortbildung: Simplex. Kompositionen mit halb-, skirm-; -burg; -riomo; -werī; -werida. Etymologie: Wie as. skild aus germ. *skeldu-, *skelduz- m. ‘Gespaltenes; Schild’; got. skildus; anord. skjldr; ae. scild; afries. skeld. Ursprüngliche Bedeutung wahrscheinlich ‘Brett’; ein Anschluss an idg. *skel- ‘spalten’ ist wahrscheinlich. Nndl. schild; ne. shield; nschwed. sköld; nisl. skjöldur. Literarische Werke: Ahd. scilt, schilt, scild, schelt st. m. ‘Schild’ Carmen ad Deum, Hildebrandslied, Ludwigslied, Notker, Otfrid, Pariser Gespräche, Williram von Ebersberg. Hoheliedkommentar. Baufeld, Wb. 206; KAWB. 210; Kluge 804; Lexer II, 737ff.; SAW. I, 847; Sch.GlW. VIII, 348f.; Sch.W. 257; StWG. 542. Bei diesem ahd. Wort handelt es sich um die älteste Schildbezeichnung im Deutschen (vgl. Hüpper-Dröge 1983, 205). Textgetreue Wiedergabe einer Paarformel ist in der Bibelstelle III. Regum 7,40 (jetzt: I. Paralipomenon): scutum et clipeum scilt /

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unta uueri durch scilt ‘Schild’ und uueri ‘Schirm’ (vgl. Davids 2000, 273, Nr. 1072a; vgl.noch scilt (mnd.) ‘Schild’. sciltilīn st. n. ‘kleiner Schild’ Lateinische Lemma(ta): scutula ‘Schildchen aus Holz’ (Georges 2,2551f.). Glossen zu biblischen Schriften: I, 691,41 I. Maccabaeorum 4,57: Scutulis schiltelin München, BSB. Clm 22201; BStK.-Nr. 681, f. 246vd, 24 Glossare: IV, 154,43 Gl. Salom. (c): Pelta, kilin .t. (Ed.: l. skilt?) London, BMMss. Add. 18379; BStK.-Nr. 391, f. 119vb, 1 [Sch.GlW.: [s]kilin (Konj. BM)] Datierung: März 1165–13. Jh. Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: Mhd. schiltelîn st. n. ‘Schildchen, kleines Wappen’; für das Nhd. ist im Duden ist weder Schildchen n. noch Schildlein n. aufgeführt; diese Bildungen sind jedoch möglich. Wortbildung: Diminutivbildung mit dem Suffix -līn und Fugenelement (-i-) und (scilt) ‘Schild’. Etymologie: Das Grundwort ahd. scilt stammt aus germ. *skeldu-, *skelduz- m. ‘Gespaltenes; Schild’. Ursprüngliche Bedeutung wahrscheinlich ‘Brett’; ein Anschluss an idg. *skel- ‘spalten’ ist wahrscheinlich. Zur Etymologie s. weiter ahd. scilt st. m. Literarische Werke: nicht belegt. KAWB. 210 (skilt); Kluge 804 (Schild); Lexer II, 739; SAW. I, 847 (scilt); Sch.GlW. VIII, 349; StWG. 542. E. Maschke vermutete zu seiner Zeit, dass diese Schildbezeichnung den Faustschild bezeichnete (Maschke 1926, 56). Diese Bedeutungsangabe wäre möglich und erhärtet sich auch durch die ahd. Form schiltelīn ‘Schildchen’. Der Faustschild stellte einen kleinen, leichten und beweglichen Schildtyp dar. Im 12. Jh. wird der Schild dreieckförmig und während des 13. und 14. Jhs. wurde die Schutzwaffe weiter verkürzt (vgl. Ehlers 2008, 78). *sciltriomo sw. m. ‘Schildriemen’ Lateinische Lemma(ta): wida ‘Schildriemen’ (KLAW. 972), wida (= afrz. guiche, guige) (StSG. IV, 194, Anm. 12), wida (= afrz. guiche) (Sch.GlW. VIII, 349).

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Glossare: IV, 194,32 Alph. Gl.: Wida schiltrieme Wien, ÖNB Cod. 1325; BStK.-Nr. 938, f. 105va, 28; Wida isciltsame Melk, StiftsB. Nr. 592 (früher 969; davor K 51); BStK.Nr. 432, p. 176, 40 [Neu. BM] Alph. Gl.: vuida sciltieme München, BSB. Clm 14684; BStK.-Nr. 710ac, f. 153ra, 38 Datierung: 14. Jh. (?). Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: Mhd. schiltrieme sw. m. ‘Schildriemen’; vgl. mhd. schiltvezzel st. m.; nhd. Schildriemen m. Wortbildung: Determinativkompositum aus riomo ‘Riemen(peitsche), Lederstreifen, Gürtel’ und scilt ‘Schild’. Mhd. Sprachstufe. Etymologie: Zum Erstglied s. ahd. scilt st. m. Das Zweitglied: ahd. riomo, mhd. rieme; as. riomo; auch in ae. rēoma geht auf westgerm. *reumōn m. ‘Riemen’ zurück. Herkunft unklar (Kluge). Pokorny stellt das Lexem zu idg. *reu-, reə-: r1- ‘aufreißen, graben, aufwühlen; ausreißen, raffen’. Got. riurs ‘vergänglich’ (zu riurjan ‘verderben’); aisl. rrr ‘gering, arm’; vermutlich gehört ahd. riomo ‘Riemen, ledernes Band, Gürtel’; ae. rēoma, rēama ‘Riemen, ledernes Band, Gürtel; auch dünne Haut’; mnd. mndl. rūn, rūne; schwäb. raun ‘Wallach, Gaul’ usw. hierher. Literarische Werke: ahd. scil(t)riemo sw. m. ‘Schildriemen’ Notker. IEW. I, 868; KAWB. 210; Kluge 767 (Riemen1), 804 (Schild); Lexer II, 741; SAW. I, 755 (riomo), I, 847 (scilt); Sch.GlW. VIII, 349; Sch.W. 257; StWG. 542. Niermeyers Mittellateinisches Wörterbuch gibt als Bedeutung für das mlat. Lemma wida ‘Hauptmann eines Geschwaders, Geleitrecht’ (Niermeyer 2,1475) an. Die Vermutung, dass mlat. wida eine Entlehnung aus dem Germ. ins Mlat. ist, hat sich durch das Verzeichnis im REW. erhärtet. Got. wīda ‘Führer, der einen Fremden geleitet’ wurde in mehrere romanische Einzelsprachen übernommen, u. a. ins Frz. (afrz. guiche) und Nordital., hier auch in der Bedeutung ‘Stab, Schlittenlatten’. Wenn für die Entlehnung das Nordfrz. als Ausgangspunkt angenommen wird, könnte auch ahd. wido oder frk. wītan ‘beobachten’ zugrunde liegen (REW. 796f., Nr. 9528). Wie dieses mlat. Lexem zur Bezeichnung eines Schildriemens verwendet wurde, ist unklar. scirmāri st. m. ‘Schutzschild’ Lateinische Lemma(ta): umbo ‘Schildbuckel’ (Knopf oder Kegel auf der Mitte des Schildes; wurde auch als Angriffswaffe eingesetzt) (Georges 2,3290).

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Glossare: I, 269,12 Abr.: Umbone scirmari St. Gallen, StiftsB. 911; BStK.-Nr. 253, p. 288, 5 [Sch.GlW.: scirmari] Datierung: Ende 8. Jh. Weitere Bedeutung(en): Beschützer. Diachrone Verbreitung: Mhd. schirmære, schërmære, -er st. m. ‘Schützer, Beschützer, Verteidiger’; nhd. Schirmer m. (KAWB. 215). Wortbildung: Substantivbildung mit -āri zu scirm ‘Schutz, Schirm’. Etymologie: Entsprechnungen: scirmere aonfrk. st. m.; ahd. skirm, skerm, mhd. schirm, scherm; mnd. scherm, scharm; mndl. sc(h)erm. Die Herkunft des Lexems ist unklar. Eine Möglichkeit wäre das aind. Wort śárman- n. ‘Schirm, Schutz’ und seine Wortfamilie; es wird jedoch vorgezogen, das ahd. Lexem zu *kel- ‘verbergen’ zu stellen (Kluge). Pfeifer führt dagegen das ahd. Lexem auf idg. *(s)ker(ə)- ‘schneiden’ zurück. „Schirm bezeichnet ursprünglich den zurechtgeschnittenen Fell- oder Lederüberzug des Schutzschildes, dann den Schild selbst sowie die Kunst, sich mit diesem zu schützen, das Parieren.“ (Pfeifer 1202). Literarische Werke: Ahd. scirmāri, sc(h)irmāre, schirmare, scermāre st. m. ‘Beschirmer, Beschützer’ Carmen ad Deum, Notker. KAWB. 215; Kluge 806 (Schirm); Lexer II, 755; Pfeifer 1202; SAW. I, 852 (scirm); Sch.GlW. VIII, 364; Sch.W. 257; StWG. 544. „Auffällig ist [im Abrogans] die Übersetzung von umbo ‚Schild’ mit dem Nomen agentis scirmāri, das hier wohl im Sinne von ‚Schutzschild’ zu fassen ist.“ (Splett 1976, 410). Vgl. noch anfrk. skirmere, as. skermāri (?), skirmāri (?) (KAWB. 215). scirmscilt st. m. ‘(runder) Schutzschild’ Lateinische Lemma(ta): ancīle ‘kleiner, ovaler Schild’ (Georges 1,419), mlat. ancile ‘Schild’ (Mlat.Wb. 1,624); laeva manus ‘linke Hand’ zu laevus ‘link’ (Georges 2,543) und zu manus ‘die Hand’ (Georges 2,806–809); parma ‘kleiner, halbmondförmiger leichter Schild’ (Georges 2,1546); scūtum ‘großer, länglich viereckiger Schild, der Langschild’ (Georges 2,2552). Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 686,39 Verg. Aen. II, 175: Parma scirmscilt Schlettstadt, Bibliothèque et Archives Municipales Ms.7 (früher Ms. 100); BStK.-Nr. 849, f. 47v, 2

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Glossare: HSH. I, 353,99 [= StSG. III, 161,16; SH A De clipeis]: Ancile schirmiscilt Prag, Universitní knihovna, MS XXIII E 54 (früher: Prag, Fürstlich Lobkowitzsche Bibliothek 434); BStK.-Nr. 786, f. 48v, 24.25; Ancile scirmschilt Einsiedeln, StiftsB. cod. 171 (688); BStK.-Nr. 118, p. 105, 23; Ancile schirmschilt Trier, StadtB. 1124/2058 (früher 31); BStK.-Nr. 882, f. 57v, 12; Ancile schirmschilt Wien, ÖNB Cod. 2400; BStK.-Nr. 945, f. 83r, 8; Ancíle schirmschilt München, BSB. Clm 2612; BStK.Nr. 461, f. 61ra, 5 HSH. I, 353,99 (= SH. I, 353,10) De Clipeis: Ancile Schirmschilt Erlangen, UB. Erlangen – Nürnberg Ms. 396; BStK.-Nr. 145, f. 82vb, 30 HSH. II, 94,197 [= StSG. III, 215,71; SH B De armis]: Ancile scirmscilt St. Blasien, StiftsB., verschollen; BStK.-Nr. 68 Alph. Gl.: ancile [Sch.GlW.: scutum, leva, manus] schirmschilt Engelberg, StiftsB. Codex 122 (früher 6/8); BStK.-Nr. 138c, f. 7r, 4 [Bartsch 1873, 66,27: ancile schirmschilt] Datierung: 11. Jh.–14. Jh. (?). Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: Mhd. schirm-, schirmeschilt st. m. ‘Schild, der zum Parieren, zum Schutz dient; bildlich Schutz, Schirm’ Vgl. Bildung zu schirmswërt st. n. ‘Fechterschwert’; schirmswërtlîn st. n.; vgl. schirmwâfen (Lexer II, 758); nhd. nicht belegt. Wortbildung: Determinativkompositum aus scilt ‘Schild’ und scirm ‘Schutz, Schirm’. Etymologie: Zur Etymologie des Erstgliedes s. scirmāri st. m. Das Zweitglied ahd. scilt stammt aus germ. *skeldu- m. ‘Schild’; Ursprüngliche Bedeutung wahrscheinlich ‘Brett’; ein Anschluss an idg. *skel- ‘spalten’ ist wahrscheinlich. Zur Etymologie s. weiter scilt st. m. Literarische Werke: nicht belegt. Kluge 804 (Schild); Lexer II, 757f.; SAW. I, 847 (scilt), I, 852 (scirm); Sch.GlW. VIII, 366; StWG. 544. Mit dem Kompositum wurde ein Schildtyp bezeichnet, der sowohl als Schutz-, als auch als Angriffswaffe Verwendung fand (Hüpper-Dröge 1983, 245). Die Realienfunde scheinen diese These insofern zu bestätigen, dass die aus der karolingischen Zeit erhaltenen Schildbuckel z. B. vom Typ Göggingen, konisch zulaufende Buckel mit einer scharfen Spitze hatten (vgl. Stein 1967, 19ff., mit dem Verzeichnis der Fundorte) und so auch als Angriffswaffe eingesetzt werden konnten. Die vorliegende Bedeutungsangabe hat die Zusatzbestimmung aus D. Hüpper-Dröges Studie nicht übernommen, da man hier eindeutig, bestimmend durch das Erstglied, mit einer vorrangigen Schutzfunktion des Schildes zu tun hat.

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scirmwāfan st. n. ‘Schutzwaffe; Schild’ Lateinische Lemma(ta): clipeum (= clipeus) ‘runder Metallschild’ (der römischen Soldaten) (Georges 1,1210), mlat. clipeus ‘Schild’ (Mlat.Wb. 2,726ff.). Glossare: I, 69,16 Abr.: Clipeum scirmuuafan St. Gallen, StiftsB. 911; BStK.-Nr. 253, p. 56, 1; Clippeum skirmuuafan Karlsruhe, BLB. Aug. CXI; BStK.-Nr. 298 (I), f. 79ra, 22 Datierung: Ende 8. Jh./1. Viertel 9. Jh. Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: Mhd. schirmwâfen st. n.; nhd. nicht belegt vgl. nhd. Schutzwaffe f. Wortbildung: Determinativkompositum aus scirm ‘Schutz, Schirm’ und wāfan ‘Waffe; Schwert’. Etymologie: Zum Erstglied scirm s. ahd. scirmāri st. m. Das Zweitglied geht auf germ *wVpna- n. ‘Waffe’ zurück. Vgl. got. wepna (Pl.); anord. vápn; ae. wVpen n.; afries. wēpen, wāpen n. Das Femininum ist seit dem Mhd. belegt (eventuell aus der Nutzung des Plurals). Herkunft unklar. Zur Etymologie s. weiter wāfan st. n. Literarische Werke: nicht belegt. Kluge 804 (Schirm), 966 (Waffe); Lexer II, 758; Pfeifer 1202; SAW. I, 852 (scirm), I, 1050 (wāfan); Sch.GlW. VIII, 367; StWG. 545. Das Kompositum liefert in seinen Bestandteilen bereits Informationen über die Funktion der Waffe. Ahd. scirm ‘Schutz’ und wāfan ‘Angriffswaffe’ ermöglichen die Bedeutungsangabe für einen Schildtyp, der neben der Schutzfunktion, die ein Schild ursprünglich innehat, auch eine Angriffswaffe darstellte (Hüpper-Dröge 1983, 243f.). Diese Vermutung unterstützt auch die Parallelglossierung in der Samanunga aus dem 9. Jh.: Clippeum chamfscilt Wien Cod. 162. Übernommen wurde jedoch die Bedeutungsangabe J. Spletts ‘Schutzschild’ (Splett 1976, 128f. und 504). scoz st. n. ‘Wurfgeschoß; Wurfspieß’ Lateinische Lemma(ta): catapulta ‘Wurfgeschoß’ (Georges 1,1029), mlat. catapulta ‘Pfeil, (Schieß-)Bolzen, Spieß’ (Mlat.Wb. 2,363); iaculum ‘Wurfgeschoß, Wurfspieß’ (Georges 2,10f.); missile ‘Geschoß, Wurfgeschoß, Pfeil’ (Georges 2,946); sagitta ‘Pfeil, Geschoß’ (Georges 2,2453); spīculum ‘Wurfspieß, Pfeil’ (Georges 2,2761); tēlum ‘Fernwaffe, Wurfwaffe, das Geschoß, der Spieß’; später ‘jede Angriffswaffe, Schwert, Dolch, Axt’ (Georges 2,3041). Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 545,72 Prud. Psych. 151: Missile scoz London, BMMss. Add. 34248; BStK.Nr. 402 [Comitum de Apponyi], f. 138v, 3

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Glossare: HSH. II, 94,193 [= StSG. III, 215,62; SH B De armis]: Telum scoz St. Blasien, StiftsB., verschollen; BStK.-Nr. 68 HSH. II, 471,246. 1 [= StSG. III, 288,8; SH b]: Spiculum spiez vel scoz Admont, StiftsB. 269; BStK.-Nr. 4, f. 65vb, 28 SH: spiculum schos St. Florian, Bibliothek des Augustiner – Chorherrenstifts XI 588; BStK.-Nr. 154a, f. 10vb, 5 [Sch.GlW.: Jahrbücher der Literatur, 26b, 12] III, 638,33 u. A. 1 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Telum scoz Florenz, Biblioteca Medicea Laurenziana Plut. 16.5; BStK.-Nr. 151, f. 141ra, 17 [Scardigli 1987, 595: 17a] III, 668,40 Sachgl.: Iaculum scoz idem catapulta Innsbruck, UB. 711; BStK.Nr. 287, f. 29r, 17 IV, 214,5 Sachgl.: Catapulta scoz polz Wien, ÖNB Cod. 804; BStK.-Nr. 926, f. 169r, 16; Catapulta scoz. polz Würzburg, UB. M. p. th. q. 60; BStK.-Nr. 998 (III), f. 101r, 12 Alph. Gl.: spiculum scoz St. Florian, Bibliothek des Augustiner – Chorherrenstifts XI 588; BStK.-Nr. 154a, f. 4rb, 28 [Sch.GlW.: Jahrbücher der Literatur, 21a, 39] [Neu./Konj. BM] Alph. Gl.: missile [S]chos Königswart (Kynžvart), Schlossbibliothek [unter Verwaltung der Bibliothek des Nationalmuseums (Knihovna Národního Muzea) Prag] 20 G 22 Ms 57; BStK.-Nr. 788a, f. 67v, marg. n. Z. 34 [Neu. BM] Alph. Gl.: spiculum Schoz ebd., f. 122v, marg. n. Z. 12 [Neu. MaL] Alph. Gl.: sagitta schoss Engelberg, StiftsB. Codex 122 (früher 6/8); BStK.-Nr. 138c, f. 88r, 11 Datierung: 11. Jh.–14. Jh. Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: Mhd. schoz, schôz st. n. ‘Geschoß’; vgl. frühnhd. schoß m. n. ‘Steuer, Abgabe, Zins’; nhd. Schoss m. zu (schießen) ‘Zoll, Steuer, Abgabe (zuschießen)’ (veraltet). Wortbildung: Verbalsubstantiv zu sciozan ‘schießen, schleudern, werfen’. Etymologie: Ahd scoz ‘Geschoß, Schössling’, scuz ‘Schuss, Wurf, Schnelligkeit’zu ahd. sciozan ‘schießen, werfen, schnellend bewegen’; aisl. skjōta; ae. scēotan ‘schleudern, stoßen, schießen’ zu idg. Wurzel *(s)keud- ‘werfen, schießen, hetzen’. Literarische Werke: Ahd. scoz st. n. ‘Geschoß’ Notker, Notker-Glossator; auch scōzil st. m. ‘Geschoß’ Carmen ad Deum. Baufeld, Wb. 210 (schoß3); Duden 1401 (2Schoss); IEW. I, 955f.; Lexer II, 780; SAW. I, 850f. (sciozan); Sch.GlW. VIII, 380 (scoz2); Sch.W. 258; StWG. 547.

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In der Bedeutung Spitze, Stachel zu lat. spiculum (Georges 2,2761) sind folgende Belegstellen glossiert (im Sch.GlW. dagegen ‘Geschoß’): III, 508,35 Spicula scoz und III, 510,14 Tela scoz (beide in: Einzelgl., Das Pflanzenreich, Kräuter). scuz st. m. ‘Wurfspieß; Wurfgeschoß’ Lateinische Lemma(ta): iaculum ‘Wurfspieß’ (Georges 2,10f.); tēlum ‘di Fernwaffe, Wurfwaffe, das Geschoß, der Spieß’; später ‘jede Angriffswaffe, Schwert, Dolch, Axt’ (Georges 2,3041). Glossen zu biblischen Schriften: I, 281,39 u. A. 10 Genesis 49,23: Iacula uurfi skuzzi Karlsruhe, BLB. Aug. IC; BStK.-Nr. 296 (II), f. 80rb, 10; Iucula uurfi skuzzi Oxford, BL. Jun. 25; BStK.Nr. 725 (I), f. 95rb, 12 Glossen zu nicht biblischen Schriften: Hrab. Maurus XXI; PL 112, 1414 C: telo scuci Rom, BV. Ottob. lat. 3295; BStK.Nr. 792, f. 54ra, 25. 26 [Mayer 1982, 95, Nr. 439a] Hrab. Maurus XXI; PL 112, 1414 C: telo scuccin ebd., f. 54ra, 25. 26 [Mayer 1982, 95, Nr. 439b] Datierung: frühes 9. Jh./3. Viertel 9. Jh. Weitere Bedeutung(en): Schuss. Diachrone Verbreitung: Mhd. schuz st. m. ‘Schluss, Pfeilschuss, Lanzenwurf; zur Bezeichnung einer Entfernung; schnelle Bewegung; Rheuma (?)’; frühnhd. schuß, schueß, schutz, schuz m. ‘Schuss (aus einer Waffe); Stoß-, Stich-, Schussverletzung; plötzlich auftretender Schmerz, Rheuma’; nhd. Schuss m. ‘das Fortschleudern, Fortfliegen eines Geschosses, das Abfeuern einer Waffe, Knall, schnelle Bewegung, schnelles Wachstum, kleine Menge einer Flüssigkeit, die auf einmal zugegeben wird’. Wortbildung: Ablautende Abstraktbildung zu sciozan ‘schießen, schleudern, werfen’. Etymologie: Zu idg. *(s)keud- ‘werfen, schießen, hetzen’, ahd. scuz ‘Schuss, Wurf, Schnelligkeit’ zu ahd sciozan ‘schießen, werfen, schnell bewegen’; ae. scyte. Literarische Werke: Ahd. scuz st. m. ‘Blitzschlag, Geschwindigkeit’ Notker. Baufeld, Wb. 212; IEW. I, 955f.; Lexer II, 837; Pfeifer 1198 (schießen); SAW. I, 850f. (sciozan); Sch.GlW. VIII, 423; Sch.W. 260; StWG. 553. *slenga f. ‘Schleuder’ Lateinische Lemma(ta): funda ‘Schleuderriemen, die Schleuder’ (Georges 1,2874). Glossare: III, 359,46 Sachgl.: Funda slenge Wien, ÖNB Cod. 901; BStK.-Nr. 927, f. 29v, 8

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Datierung: spätes 12. Jh.; slenge sw. f. mhd. (StWG. 557). Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: Mhd. slenge f. ‘Schleuder’ vgl. mhd. slenger, slenker f. ‘Schleuder’; slinge sw. st. f. ‘Schleuder’; frühnhd. schlinge, schling, sling f. ‘Schlinge, Schleuder; Flachs (rotwelsch)’; nhd. Schlinge f. Wortbildung: Verbalsubstantiv zu slengen ‘werfen, schleudern’. Mhd. Sprachstufe. Etymologie: Zu schlingen ‘winden’; in der veralteten Bedeutung ‘Schleuder’ (mhd. slinge, ahd. slinga). Literarische Werke: nicht belegt. Baufeld, Wb. 208; Kluge 811 (Schlinge); Lexer II, 971 (slenge), II, 981 (slinge); SAW. I, 876f. (slingan); Sch.GlW. VIII, 449; StWG. 557. Im Sachglossar ist diese Glosse die letzte Bezeichnung einer Waffe. Davor Arcus boge (StSG. III, 359,44) und Balista selpscoz (StSG. III, 359,45). Wegen der Polysemie des nhd. Wortes Schleuder f. gestaltet es sich schwierig in den einschlägigen Hilfsmitteln das Gemeinte zu ermitteln: ‘Gerät zum Schleudern von Steinen’ als Stock- oder Seilschleuder (Duden 1382) oder bei gleichem Lautkörper und Genus als ‘Schleuder-, Wurfmaschine’ (Pfeifer 1212). Das vorliegende ahd. Wort wurde in der Bedeutung ‘Seil- oder Stockschleuder’ als Handwaffe glossiert. slengira st. sw. f. ‘Schleudermaschine’ Lateinische Lemma(ta): ballista (auch bālista) ‘Schleuder-, Wurfmaschine’ (Georges 1, 781f.), funda ‘Schleuderriemen, die Schleuder’ (Georges 1,2874); fundibulum ‘die Schleuder’ (Georges 1,2875); tormentum ‘Schleuder-, Wurfmaschine, das Geschütz’, meton. ‘das daraus abgeschleuderte Geschoß’ (Georges 2,3150f.); torquēs (torquis) ‘das Gedrehte’ (Georges 2,3155). Glossen zu biblischen Schriften: I, 458,30 IV. Regum, 3,25: Fundibularii. cum funda slengira Karlsruhe, St. Peter perg. 87; BStK.-Nr. 324, f. 66vb, 41 [Wadstein 1899, 76a, 23. 24: (davor: 22) Fistiles muri. id est thahine Fundibularii. cum funda: slengira: iacientes] I, 687,24 u. A. 10 Zacharias 9,15: Funda slengira Karlsruhe, St. Peter perg. 87; BStK.-Nr. 324, f. 70rb, 10 [Wadstein 1899, 77a, 12]; Funda slengura St. Gallen, StiftsB. 292; BStK.-Nr. 221, p. 64, 16 Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 354,32 Leges, Lex Ripuariorum, LXX, 2: Balista slengira Karlsruhe, St. Peter perg. 87; BStK.-Nr. 324, f. 86ra, 35 [Wadstein 1899, 83a, 27]

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Glossare: HSH. II, 35,97 [= StSG. III, 191,43; SH B]: De stramentis et reliquis quæ in usu habentur =: Funda. ł. fundibula slengira St. Blasien, StiftsB., verschollen; BStK.-Nr. 68 SH. I, 352,10: Funda Slengira Erlangen, UB. Erlangen – Nürnberg Ms. 396; BStK.Nr. 145, f. 82vb, 13. HSH. II, 94, 190 [= StSG. III, 215,55; SH B De armis]: Funda slengira St. Blasien, StiftsB., verschollen; BStK.-Nr. 68 HSH. II, 298, 81 [= StSG. III, 236,71; SH a2]: Funda slengera Wien, ÖNB Cod. 160 (früher 232); BStK.-Nr. 894, f. 45v, 36 HSH. II, 298, 81 [= StSG. III, 274,28; SH b]: Funda slengerra Admont, StiftsB. 269; BStK.-Nr. 4, f. 53vc, 25 III, 350, 34 SH (l): Balista ł funda slengera Darmstadt, Hessische Landes- und Hochschulbibliothek 6; BStK.-Nr. 93, f. 100v, 4 [Wegstein 1985, 214,15: Balista ueł funda slengera.] Datierung: 11. Jh.–14. Jh. (?). Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: Mhd. slenger, slenker f. ‘Schleuder’; frühnhd. slewder, schleuder (im 15. Jh. wurde letzteres von Luther in die Literatursprache eingeführt); nhd. Schleuder f. ‘Wurfgerät, mittelalterliche Belagerungsmaschine’; ‘Gerät zum Schleudern von Steinen’. Wortbildung: Verbalsubstantiv zu slengiren ‘werfen, schleudern’. Etymologie: Zur Etymologie s. slinga, slingan zu germ. *slangwjan ‘schleudern’; idg. *slenk-, *sleng- ‘winden, drehen, schlingen’; vgl. idg. *sel- ‘schleichen, kriechen’. Mnd. slengere sw. f. Literarische Werke: nicht belegt. Duden 1382; IEW. I, 961 (*slenk-, *sleng-), I, 900 (*sel-); KAWB. 248; Lexer II, 971; Pfeifer 1212; SAW. I, 876f. (slingan); Sch.GlW. VIII, 450; StWG. 557. Die Bedeutungsangabe im KAWB. lautet ‘Schleuder, Schleudermaschine, Schlinge’. Vgl. noch slengira (as.) ‘Schleuder’; slingira (as.) ‘Geschoß’; slengere (mnd.) ‘Schleuder’. slengistein st. m. ‘Schleuderstein’ Lateinische Lemma(ta): calculus ‘kleiner Stein, das Steinchen’ (Georges 1,920f.). Glossare: I, 70,39 Abr.: Calculus slengistain Paris, BN. lat. 7640; BStK.-Nr. 747, f. 127va, 2

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I, 71,39 Abr.: Calculus slengisteim Karlsruhe, BLB. Aug. CXI; BStK.-Nr. 298 (I), f. 79rb, 2; Calcolus slengistein St. Gallen, StiftsB. 911; BStK.-Nr. 253, p. 59, 1 Datierung: Ende 8. Jh./1. Hälfte 9. Jh. Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: Mhd. slenkerstein ‘Schleuderstein’; nhd. Schleuderstein m. ‘Stein zum Schleudern’. Wortbildung: Determinativkompositum mit dem Verbalsubstantiv slenga zu slengen ‘werfen, schleudern’ und stein ‘Stein(block), Fels(en), Klippe; Edelstein’. Etymologie: Erstglied zu slingan ‘winden’; in der veralteten Bedeutung ‘Schleuder’ (mhd. slinge, ahd. slinga), zum germ. *slengw-a- st. Verb. ‘gleiten, werfen’ gehören. Zweitglied zu ahd. stein; mhd. stein; as. stēn aus germ. *staina- m. ‘Stein’. Got. stains, anord. steinn, ae. stān, afries. stēn. Nndl. steen; ne. stone; nschwed. sten; nisl. steinm. Außergerm. zu vergleichen ist altkirchenslav. stĕna f. ‘Wand, Felswand’. Literarische Werke: nicht belegt. Kluge 811 (Schlinge), 880f. (Stein); Lexer II, 972 (slenkerstein), I, 307f. (blîdestein), I, 2030 (mangenstein); SAW. I, 876f. (slingan), I, 930ff. (stein); Sch.GlW. VIII, 450; StWG. 557. Das lat. Lemma calculus ‘kleiner Stein, das Steinchen’ gibt einen Ausganspunkt zur Bedeutungsermittlung. Die Bezeichnung Schleuder ist im Nhd. polysem; daher war hier fraglich, ob Sch.GlW. den Stein für die Schleuder (kleine Seil- oder Stockwaffe zum Schleudern) meint oder einer großen Schleudermaschine. Lat. calculus deutet eine Seil- oder Stockschleuder als Handwaffe an; zur Bezeichnung eines Steines für die Wurfmaschnie hätte man lapis ‘Stein’ (Georges 2,560f.) glossieren müssen, vgl. **sliudara st. f. (?) ‘Steinschleuder’ zu funda, dicta quae ex ea lapides fundantur id est emittantur aus dem 15. Jh. Vgl. die Bedeutungsangabe bei Splett 1976, 506 ‘Stein (zum Schleudern)’. Vgl. die Kompositionen im Mhd.: blîdestein st. m. ‘Schleuderstein für die Blide’, mangenstein st. m. ‘Schleuderstein’. slinga st. sw. f. ‘Schleuderriemen; Wurfriemen an der Lanze’ Lateinische Lemma(ta): āmentum ‘Riemenschleife, der Wurfriemen’ (Georges 1,376), mlat. ‘Wurfriemen der Lanze’ (Mlat.Wb. 1,557); funda ‘Schleuderriemen, die Schleuder’, meton. ‘das Geschleuderte, die Kugel’ (Georges 1,2874); fundibulum ‘Schleuder’ (Georges 1,2875). Glossen zu biblischen Schriften: I, 280,13 Judicum 20,16: [Fundis slingon Karlsruhe, BLB. Aug. IC; BStK.-Nr. 296 (II), f. 77vb, 20 I, 401,59 I. Regum 17,49: Funda slinka München, BSB. Clm 4606; BStK.-Nr. 486, f. 109v, 19; Funda slinca München, BSB. Clm 14584; BStK.-Nr. 600 (II), f. 134r, 4;

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Funda slinga Zürich, ZB. Ms. Rh. 66; BStK.-Nr. 1015, p. 29, 28; Funda slinga Stuttgart, WLB. HB IV 26 (früher Herm. 26); BStK.-Nr. 867, f. 17v, 5; Funda slinga Engelberg, StiftsB. Codex 66 (früher 4/11); BStK.-Nr. 138, f. 17r, 22 I, 412,31 I. Regum 25,29: Rotabitur quasi in impetu et circule funde uuiriuit samaso in anaferti inti an reife dera slingun Karlsruhe, BLB. Aug. IC; BStK.-Nr. 296 (II), f. 71va, 5 I, 508,4 Job 41,19: Funde slingun München, BSB. Clm 6225; BStK.-Nr. 503, f. 38r, 15 I, 692,46 I. Maccabaeorum 6,51: Fundibulas slinken München, BSB. Clm 4606; BStK.-Nr. 486, f. 132v, 5 IV, 266,18 I. Regum 17,49: Funda [fundibula] slinga Goslar, Stadtarchiv, vorl. Nr. B 4374 (früher 2); BStK.-Nr. 266, f. 114vb, 22 V, 3,32 I. Regum 17,49: Funda uł fundibula slínge Karlsruhe, BLB. Hs. Oehningen 1; BStK.-Nr. 323, f. 6va, 32 Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 9,44 Aldh. enigm. 265,21: De fvndibalo i. slinga St. Gallen, StiftsB. 242; BStK.Nr. 208, p. 41, 6 II, 482,28 Prud. Dittoch. 76: Funda slingun Kiel, UB. Cod. Ms. KB 145; BStK.Nr. 340, f. 105v, 11 [Kölling 1983, 123, Nr. 165] II, 678,68 Verg. Georg. I, 309: Funde slingun Schlettstadt, Bibliothèque et Archives Municipales Ms.7 (früher Ms. 100); BStK.-Nr. 849, f. 61ra, 3 Hieron. Epist. 362: funde, slinga München, BSB. Clm 18517b; BStK.-Nr. 645, f. 1v, 11 [Mayer 1975, 96] Stat. Theb. 4,153: amenta slingon Leipzig, UB. Rep. I. 12; BStK.-Nr. 379, f. 37r, 30 [Klotz 1909, XXII] Glossare: HSH. I, 352,84 [= StSG. III, 160,28; SH A De sagittis]: Funda . . . slinga München, BSB. Clm 2612; BStK.-Nr. 461, f. 60vb, 25; Funda . . . slinga Trier, StadtB. 1124/2058 (früher 31); BStK.-Nr. 882, f. 57r, 28; Funda . . . slinga Einsiedeln, StiftsB. cod. 171 (688); BStK.-Nr. 118, p. 105, 10; Funda . . . slinga Prag, Universitní knihovna, MS XXIII E 54 (früher: Prag, Fürstlich Lobkowitzsche Bibliothek 434); BStK.-Nr. 786, f. 48v, 11; Funda . . . slinge Wien, ÖNB Cod. 2400; BStK.-Nr. 945, f. 82v, 26 HSH. II, 35,97 [= StSG. III, 191,43; SH B De stramentis et reliquis quæ in usu habentur] Funda slinche vel fundibula Brixen, Bibliothek des Priesterseminars D 19 (Nr. 86); BStK.-Nr. 77, f. 1v (2v), 18 HSH. II, 298,81 [= StSG. III, 236,70; SH a2]: Funda slinga München, BSB. Clm 2612; BStK.-Nr. 461, f. 73rb, 31; Funda slinga Berlin, StPBK Ms. lat. 8° 93; BStK.Nr. 53, f. 14v, 16; Funda slinge Wien, ÖNB Cod. 2400; BStK.-Nr. 945, f. 101r, 22; Funda slinge Graz, UB. 859 (früher 42/34 4o); BStK.-Nr. 269, f. 5rb, 44 [Sch.GlW.: slínge (Korr. StK)]

Das Wörterbuch

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HSH. II, 298,81 [= StSG. III, 274,27; SH b]: Funda slinga Kiel, UB. Cod. Ms. KB 47; BStK.-Nr. 339, f. 10vb, 21; Funda slinge München, BSB. Clm 3215; BStK.Nr. 464, f. 10va, 29 HSH. II, 298,81 [= StSG. III, 300,33; SH d]: Funda slinga Florenz, Biblioteca Medicea Laurenziana Plut. 16.5; BStK.-Nr. 151, f. 99va, 6. 7 HSH. II, 298,81 [= StSG. III, 335,2; SH g]: Funda slinge München, BSB. Clm 17153; BStK.-Nr. 627, f. 30r, 22; Funda slinge München, BSB. Clm 17194; BStK.Nr. 630, f. 188r, 25 III, 348,57 SH (i) = Funda slinga Würzburg, UB. M. p. th. q. 60; BStK.-Nr. 998 (III), f. 112v, 16 [Sch.GlW.: Sachglossar] III, 639,42 Sachgl., Des Lebens Notdurft; Waffen und Geräte: Fundibula slinge Wien, ÖNB Cod. 804; BStK.-Nr. 926, f. 181r, 30 IV, 127,38 Gl. Salom. (b): Funda. genus retis linea . . . , slinga .t. Laibach, Städtisches Archiv Coll. I., Fasc. 1. Abavus Maior; BStK.-Nr. 359, f. 8va, 23 IV, 144,19 Gl. Salom. (c): Funalia, slinga .t. London, BMMss. Add. 18379; BStK.Nr. 391, f. 80ra, 2 [Thoma 1951, 216] IV, 144,21 Gl. Salom. (c): Funda, slinga .t. ebd., f. 80ra, 7 [Thoma 1951, 216] Gl. Salom. funda slinga ebd., f. 80ra, 25 [Thoma 1951, 216] Alph. Gl.: funda, slinga Karlsruhe, BLB. Aug. XC; BStK.-Nr. 324e, f. 198rb, 44 [Mone 1839, 396, 157; Sch.GlW.: slínga (Korr. BM)] [Neu. MaL] Alph. Gl.: funda, fundibulum schlínga Engelberg, StiftsB. Codex 122 (früher 6/8); BStK.-Nr. 138c, f. 56v, 7 [Neu. BM] Alph. Gl.: funda Slínga Königswart (Kynžvart), Schlossbibliothek [unter Verwaltung der Bibliothek des Nationalmuseums (Knihovna Národního Muzea) Prag] 20 G 22 Ms 57; BStK.-Nr. 788a, f. 38v, marg. n. Z. 16 Datierung: Ende 8./Anfang 9. Jh.–14. Jh. Weitere Bedeutung(en): Falle. Diachrone Verbreitung: Mhd. slinge sw. st. f. ‘Schleuder’; vgl. mhd. slenge; frühnhd. schlinge, schling, sling f. ‘Schlinge, Schleuder; Flachs (rotwelsch)’; nhd. Schlinge f. Wortbildung: Verbalsubstantiv zu slengen ‘werfen, schleudern’; Komposition mit staba-. Etymologie: Germ. *slangwjō, st. f. und germ. *slengwō, st. f. ‘Schlinge’. Vgl. idg. *slenk-, *sleng- ‘winden, drehen, schlingen, kriechen’, s. idg. *sel-. Literarische Werke: nicht belegt. Baufeld, Wb. 208; IEW. I, 900 (*sel- ), I, 961 (*slenk-, *sleng-); KAWB. 251; Kluge 811 (Schlinge); Lexer II, 981; SAW. I, 876f. (slingan); Sch.GlW. VIII, 457f.; StWG. 559. Laut KAWB.: ‘Schlinge, Schleuder, Schleuderriemen’. Vgl. die Bedeutungsangabe für die Prudentiusstelle in: Kölling 1983, 123, Nr. 165: ‘Schleuder’.

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Der Glosse im Salomonischen Glossar (b) ist eine Paraphrase zu entnehmen: Funda. genus retis linea (StSG. IV, 127,38): an dieser Stelle wird der Wurfriemen der Seilschleuder beschrieben. Diese Angabe ist durch die Bedeutung des lat. Lemmas līnea möglich, da dieses auch die Sehne des Bogens bezeichnet (vgl. Georges 2,662f.; weitere Bedeutungen sind ‘Leine, leinener Faden, Schnur; die Fäden; die Angelschnur; die Schnur der Werkleute, die Richtschnur’. slingara st. sw. f. ‘Schleuder’ Lateinische Lemma(ta): funda ‘Schleuderriemen, die Schleuder’ meton. ‘das Geschleuderte, die Kugel’ (Georges 1,2874); fundibulum ‘die Schleuder’ (Georges 1,2875); sportella ‘das Körbchen’ (Georges 2,2775f.). Glossen zu biblischen Schriften: IV, 267,9 I. Regum 17,49: Funda [fundibulum] slínK Leiden, UB. B. P. L. 191 E; BStK.-Nr. 362, f. 68r, 17; Funda [sportella] slingera Leipzig, UB. Ms 106; BStK.Nr. 376, f. 17vb, 24. 25; Funda [sportella] Clingera Oxford, BL. Laud. lat. 14; BStK.-Nr. 728, f. 6va, 14 [Sch.GlW.: clíngera (Korr. CMK)] Datierung: 2. Hälfte 12. Jh.–13. Jh. Weitere Bedeutung(en): Wurfnetz. Diachrone Verbreitung: Mhd. slinger, slinker st. f. (falarica, funda) vgl. mhd. slenger. Wortbildung: Verbalsubstantiv zu slengiren ‘werfen, schleudern’. Etymologie: S. slinga st. sw. f. Literarische Werke: nicht belegt. Lexer II, 982 (slinger, slinker); SAW. I, 876f. (slingan) (slingira sw. f.; slengira sw. f.); Sch.GlW. VIII, 458. slingarsnour st. f. ‘Schleuderriemen’ Lateinische Lemma(ta): habēna ‘der Riemen des Wurfspießes’ (Georges 1,2990). Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 715,4 Verg. Aen. IX, 587: () Abena SlknGersnuri (Ed.: d. h. SlinGersnuri) Paris, BN. lat. 9344; BStK.-Nr. 752, f. 145v, marg. l. quer n. Z. 9. 10. 11 Datierung: um 1000/Mitte 11. Jh. Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: –

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Wortbildung: Determinativkompositum mit dem Verbalsubstantiv slingar zu slengen ‘werfen, schleudern’ und snuor ‘Schnur, Faden, Riemen, Band’. G. Köbler vermutet eine Lehnschöpfung aus lat. habena (KAWB. 251). Etymologie: Das Erstglied slinga geht auf germ. *slangwjō, st. f. und germ. *slengwō, st. f. ‘Schlinge’ zurück. Vgl. idg. *slenk-, *sleng- ‘winden, drehen, schlingen, kriechen’, s. idg. *sel-. Das Zweitglied ahd. snuor, snōr; mhd. snuor; mnd. snōr; mndl. snoer. Ableitungen dazu ae. snēr ‘Harfensaite’; anord. snæri n. ‘gedrehtes Seil’, eventuell gehört noch got. snorjo ‘Korb, Netz’ hierher. Wahrscheinlich ist eine r-Ableitung zu idg. *snē- ‘spinnen’. Noch näher steht semantisch ein r/n Stamm, wie die idg. Wurzel *snēwer/n ‘Sehne, Band’; bei dieser Annahme müsste aber der Schwund des w erklärt werden. Literarische Werke: nicht belegt. IEW. I, 900 (*sel- ), I, 961 (*slenk-, *sleng-); KAWB. 251; Kluge 811 (Schlinge), 822 (Schnur1); SAW. I, 876f. (slingan), I, 891f. (snuor); Sch.GlW. VIII, 458; StWG. 559. **sliudara st. f. (?) ‘Steinschleuder’ Lateinische Lemma(ta): funda, dicta quae ex ea lapides fundantur id est emittantur ‘Schleuder ist dessen Wort, woraus Steine geschleudert werden; d. h. abgeschossen werden’ zu funda ‘Schleuderriemen, die Schleuder’ (Georges 1,2874), dictum ‘das Wort’ (Georges 1,2139f.), lapis ‘der Stein’ (Georges 2,560f.), fundere ‘(Geschosse und ähnliches) werfen, schleudern, abschießen’ (Georges 1,2876f.); ēmittere ‘heraus-, fort-, abschleudern, absenden, abschießen’ (Georges 1,2407ff.), id est ‘das heißt’. Glossen zu biblischen Schriften: IV, 267,9 u. A. 5 I. Regum 17,49: Funda [dicta quae ex ea lapides fundanur id est emittanur] ee slevd’ Leipzig, UB. Ms 107; BStK.-Nr. 377, f. 13ra, 38 Datierung: 15. Jh. Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: Mhd. slûder st. f. ‘Schleuder’; Kluge: (frühnhd. slūder, slūdern), (Pfeifer): frühnhd. slewder, schleuder (ab dem 15. Jh.; letzteres von Luther in die Literatursprache übernommen); ohne Umlaut sluder, schluder (15. Jh.); nhd. Schleuder f. ‘Wurfgerät, mittelalterliche Belagerungsmaschine; im nhd. überwiegend für Zentrifuge, die Kurzform für Wäscheschleuder’ gebraucht. Wortbildung: Simplex. Etymologie: Mnd. slūder, slauder (15. Jh.); Schlauder (16. Jh.). Zusammen mit den Verben schludern und schlottern zu idg. *(s)leut-, *(s)lūt- (Dentalerweiterung des idg. Wurzels

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Wörterbuch der althochdeutschen Waffenbezeichnungen

*(s)leu-, *(s)lū- ‘schlaff herabhängen, schlaff’. Nach Kluge/Seebold ist die Herkunft unklar; möglich ist eine Deutung als Ableitung aus griech. leúō ‘ich steinige’. Literarische Werke: nicht belegt. Kluge 810 (Schleuder); Lexer II, 990; Pfeifer 1212 (Schleuder); Sch.GlW. VIII, 465. In der Paraphrase wurde lat. lapis glossiert. E. Steinmeyer vermerkt dazu, dass diese Glosse aus dem 15. Jh. von einer jüngeren Hand der Bibelglossierung hinzugefügt wurde (StSG. IV, 267,9 u. Anm. 5. Vgl. die Belegstellen zu I. Regum unter slingara st. sw. f. sper st. n. ‘Speer, Wurfspieß; Lanze; schweres Wurfgeschoß’ Lateinische Lemma(ta): catapulta ‘Wurfgeschoß’ (Georges 1,1029), mlat. catapulta ‘Pfeil, (Schieß-)Bolzen, Spieß’ (Mlat.Wb. 2,363); fūstis ‘Knüttel, Stock’ (Georges 1,2891); hasta ‘Stange, Schaft; Speer, Wurfspieß’ (Georges 1,3013f.); hastīle ‘Schaft des Wurfspießes’, meton. ‘der ganze Wurfspieß, Speer’ (Georges 1,3015); lancea ‘Speer’ (in der Mitte mit einem Riemen versehen) (Georges 2,550f.); sparus ‘kurzer Jagdspeer’ (bestehend aus einem Holzschaft, oben befand sich eine eiserne Spitze, unten ein scharfer Widerhaken; im Krieg nur Notwaffe) (Georges 2,2743); spīculum ‘Wurfspieß, Pfeil’ (Georges 2,2761); tēlum ‘Fernwaffe, Wurfwaffe, das Geschoß, der Spieß, später jede Angriffswaffe, Schwert, Dolch, Axt’ (Georges 2,3041). Glossen zu biblischen Schriften: I, 675,3 Hieron. Paul.: Asta sper München, BSB. Clm 13002; BStK.-Nr. 558, f. 223ra, 27; Hasta sper München, BSB. Clm 22201; BStK.-Nr. 681, f. 241rd, 36; Asta sper München, BSB. Clm 17403; BStK.-Nr. 632, f. 225va, 12 Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 22,19 Aldh. oct. princ. 204,1: Sparus sper München, BSB. Clm 19440; BStK.Nr. 665, p. 100a, 21; Sparus s Florenz, Biblioteca Medicea Laurenziana Plut. 16.5; BStK.-Nr. 151, f. 139va, 27; Sparorum, sparvs i. sper Zürich, ZB. Ms. C 59; BStK.Nr. 1002, f. 55r, 23; () Sparus .i. sper St. Gallen, StiftsB. 242; BStK.-Nr. 208, p. 149, marg. n. Z. 16 II, 24,1 Aldh. oct. princ. 204,1: Sparorum spero Paris, BN. lat. 16668; BStK.Nr. 768, f. 40v, 36 II, 520,9 Prud. Symm. II, 713: Hasta spfr (Ed.: d. h. sper) Einsiedeln, StiftsB. cod. 316 (606); BStK.-Nr. 129, f. 210v, 16 [Sch.GlW.: sper (G.)]; Hasta spfr (Ed.: d. h. sper) Zürich, ZB. Ms. Car. C 164; BStK.-Nr. 1008, f. 201v, 16 [Sch.GlW.: sper (G.)] II, 609,28 Sall. Cat. 56 p. 212,14: Sparos i. sper Paris, BN. lat. 10195; BStK.Nr. 758, f. 52vb, 19 II, 611,19 Sall. Cat. 56 p. 212,14: Sparos sper Einsiedeln, StiftsB. cod. 303 (483); BStK.-Nr. 127, f. 72v, 11 II, 690,72 Verg. Aen. I, 313: Hastilia spér Melk, Stiftsbibliothek, Nr. 717 (früher 1863; davor C 2); BStK.-Nr. 434, f. 56r, 15

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Glossare: I, 144,10 Abr.: lancia sper Paris, BN. lat. 7640; BStK.-Nr. 747, f. 131ra, 4 I, 145,10 Abr.: lantia sper St. Gallen, StiftsB. 911; BStK.-Nr. 253, p. 125, 2; lantia sper Karlsruhe, BLB. Aug. CXI; BStK.-Nr. 298 (I), f. 81va, 13 HSH. I, 351,72 [= StSG. III, 160,13; SH A De astis]: Asta sper Wien, ÖNB Cod. 2400; BStK.-Nr. 945, f. 82v, 18; Asta sper München, BSB. Clm 2612; BStK.Nr. 461, f. 60vb, 11; hastis sper Trier, StadtB. 1124/2058 (früher 31); BStK.-Nr. 882, f. 57r, 17; Asta sper Einsiedeln, StiftsB. cod. 171 (688); BStK.-Nr. 118, p. 105, 1; hastis sper Prag, Universitní knihovna, MS XXIII E 54 (früher: Prag, Fürstlich Lobkowitzsche Bibliothek 434); BStK.-Nr. 786, f. 48v, 3 SH. I, 351,15 = HSH. I, 351,72 De Armis: Hasta sper Erlangen, UB. Erlangen – Nürnberg Ms. 396; BStK.-Nr. 145, f. 82vb, 1 HSH. I, 352,87 [= StSG. III, 161,1; SH A De sagittis]: Lancea sper Wien, ÖNB Cod. 2400; BStK.-Nr. 945, f. 82v, 28; Lancea sper München, BSB. Clm 2612; BStK.Nr. 461, f. 60vb, 29; Lancea sper Trier, StadtB. 1124/2058 (früher 31); BStK.Nr. 882, f. 57r, 31; Lancea sper Einsiedeln, StiftsB. cod. 171 (688); BStK.-Nr. 118, p. 105, 13; Lancea sper Prag, Universitní knihovna, MS XXIII E 54 (früher: Prag, Fürstlich Lobkowitzsche Bibliothek 434); BStK.-Nr. 786, f. 48v, 14 SH. I, 352,13 = HSH. I, 352,87 Lancea sper De Sagittis. Erlangen, UB. Erlangen – Nürnberg Ms. 396; BStK.-Nr. 145, f. 82vb, 16 [Sch.GlW.: Sper] HSH. II, 94,185 [= StSG. III, 215,27; SH B De armis]: Asta vel lancea sper St. Blasien, StiftsB., verschollen; BStK.-Nr. 68 HSH. II, 481,379 [= StSG. III, 258,3; SH a2]: Sparus spêr Wien, ÖNB Cod. 2400; BStK.-Nr. 945, f. 117v, 26; Sparus spêr München, BSB. Clm 2612; BStK.-Nr. 461, f. 85rb, 12; Sparus sper Graz, UB. 859 (früher 42/34 4o); BStK.-Nr. 269, f. 13va, 29 HSH. II, 481,379 [= StSG. III, 289,14; SH b]: Sparus spêr Kiel, UB. Cod. Ms. KB 47; BStK.-Nr. 339, f. 25rb, 24; Sparus sper Admont, StiftsB. 269; BStK.-Nr. 4, f. 66rc, 24; Sparus sper München, BSB. Clm 3215; BStK.-Nr. 464, f. 25ra, 4 HSH. II, 481,379 [= StSG. III, 309,14; SH d]: Sparis s Florenz, Biblioteca Medicea Laurenziana Plut. 16.5; BStK.-Nr. 151, f. 117rb, 4 HSH. II, 481,379 [= StSG. III, 309,15; SH d]: Sparus sper ebd., f. 117rb, 4 SH (XI, alphabetisch; Langfassung): sparus sper Basel, ÖBU. B IX 31; BStK.Nr. 34c, f. 216vb, 55 [Stricker 1989, 366, Nr. 537] SH: Sparus sper Köln, HA. W *91; BStK.-Nr. 345a, f. 31rb, 33 [Thies 1989, 184,11] III, 359,40 Sachgl.: Lancea spêr Wien, ÖNB Cod. 901; BStK.-Nr. 927, f. 29v, 6 III, 410,33 Gl. Herrad.: Hasta sper Straßburg, UB., Hs. des Hortus deliciarum der Herrad von Landsberg, verbrannt; BStK.-Nr. 857, f. 44v–49r [Herrad of Hohenbourg. Hortus Deliciarum 1979, I, 77] III, 632,3 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Lancea sper Wien, ÖNB Cod. 1761; BStK.-Nr. 941, f. 119v, 4; Lancea sper St. Gallen, StiftsB. 184;

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BStK.-Nr. 198, p. 261b, 13; Lancea sper Erlangen, UB. Erlangen – Nürnberg B 22 (früher Ms. 2008); BStK.-Nr. 147, p. 2 III, 634,38 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Lancea sper Berlin, StBPK Ms. lat. 4° 674 (früher Cheltenham, Bibliotheca Phillippica 9303); BStK.Nr. 51, f. cb, Sp. 2 [Degering 1917, 26a, 16: Lancea sper; Sch.GlW.: lancea Sper (Korr. WSch)] III, 637,25 Sachgl., Des Lebens Notdurft, Waffen und Geräte: Lancea Sper Schlettstadt, Bibliothèque et Archives Municipales Ms.7 (früher Ms. 100); BStK.-Nr. 849, f. 123rb, 23 III, 637,26 Sachgl., Des Lebens Notdurft, Waffen und Geräte: Lancea ł spiculum ł catapelta s Florenz, Biblioteca Medicea Laurenziana Plut. 16.5; BStK.-Nr. 151, f. 141ra, 9 [Scardigli 1987, 595: 9a] III, 638,10 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Lancea sper Wien, ÖNB Cod. 804; BStK.-Nr. 926, f. 183r, 26; Lancea sper Würzburg, UB. M. p. th. q. 60; StSG. 648, BStK.-Nr. 998 (III), f. 105r, 14 III, 668,32 Sachgl.: Lancea sper Innsbruck, UB. 711; BStK.-Nr. 287, f. 29r, 14 IV, 98,15 Gl. Salom. (a1): Sparus sper. . . Sparum est rusticum telum in modum pedi pedecurrum sper München, BSB. Clm 17152; BStK.-Nr. 626, f. 154rc, 47 u. 49; Sparum est rusticum telum in modum pedi recuruum sper Erlangen, UB. Erlangen – Nürnberg Inc. 1193 (Salomonis Glossae); BStK.-Nr. 1023, f. 205rb, 18 IV, 122,15 Gl. Salom. (a2): Sparus sper Zwettl, StiftsB. 1; BStK.-Nr. 1020, f. 211rd, 6; Sparus sper München, BSB. Clm 22201; BStK.-Nr. 681, f. 220rb, 21; Sparus sper München, BSB. Clm 13002; BStK.-Nr. 558, f. 205vb, 45; Sparus [fustis?] sper München, BSB. Clm 17403; BStK.-Nr. 632, f. 214vb, 55; Sparus sper Admont, StiftsB. 3; BStK.-Nr. 1, p. 510b, 43; Sparus sper München, BSB. Clm 17152; BStK.-Nr. 626, f. 216rc, 10; Sparus sper Erlangen, UB. Erlangen – Nürnberg Inc. 1193 (Salomonis Glossae); BStK.-Nr. 1023, f. 283ra, 8; Sparus [fustis?] sper Heiligenkreuz, StiftsB. 17; BStK.-Nr. 278, f. 272vb, 47; *cope (Ed.: Zweifel an Echtheit) sparus sper Prag, Knihovna Národního Muzea X A 11 (früher unsigniert); BStK.-Nr. 788, p. 473b, 28 IV, 160,44 Gl. Salom. (c): Sparus sper .t. London, BMMss. Add. 18379; BStK.Nr. 391, f. 137rc, 57 Gl.: Sparus sper Erlangen, UB. Erlangen – Nürnberg Ms. 76/3; BStK.-Nr. 147a, f. 1r, 2 [Stricker 1993, 90] Sachgl.: [lancea] Sp[er] BerStBPK Ms. theol. lat. 8o 159; BStK.-Nr. 59, innerer Vordeckel (Leimabdruck) [Mayer 1975, 13] [Neu. BM] Alph. Gl.: lancea sper Königswart (Kynžvart), Schlossbibliothek [unter Verwaltung der Bibliothek des Nationalmuseums (Knihovna Národního Muzea) Prag] 20 G 22 Ms 57; BStK.-Nr. 788a, f. 52v, marg. n. Z. 1

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Adespota: V, 48,26 Gl.: Catapulta Sper Trier, StadtB. 40/1018; BStK.-Nr. 879, f. 9r, marg. o. Z. 1 [Sch.GlW.: (as.?)] Datierung: 8. Jh.–14. Jh. (?) (Im Falle der Hs. BerStBPK Ms. theol. lat. 8o 159 werden die Glossen nicht als eigene Überlieferung betrachtet). Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: Mhd. spër st. n. ‘Speer, Waffe zu Wurf und Stoß; Sitzstange für Falken; als Längenmaß; Speerspitze’; nhd. Speer m. ‘mit einer Spitze versehener Wurfspieß’. Wortbildung: Simplex. Der Genuswechsel im Nhd. (Maskulinum) beginnt im 15. Jh.; Ende des 17. Jhs. ist er abgeschlossen. Etymologie: Ahd. sper geht auf germ. *speru- n. ‘Speer’ wie as. sper n. zurück, auch in anord. spjr n. (Pl.); ae. speru n.; afries. sper(e), spiri. Außergerm. zu vergleichen ist lat. sparum n. sparus ‘kurzer Speer’. Nndl. speer; ne. spear ‘Speer’. Literarische Werke: Ahd. sper, spera st. n. ‘Speer’ Carmen ad Deum, Hildebrandslied, Ludwigslied, Notker, Notker-Glossator, Otfrid, Oxforder Tatian, Pariser Gespräche, Tatian. BStK. 1,249; Kluge 863 (Speer); Lexer II, 1081; Pfeifer 1318 (Speer); SAW. I, 903 (sper); Sch.GlW. IX, 74f.; Sch.W. 265; StWG. 573. Für die Glossierungen im Abrogans wurde als aktuelle Bedeutung ‘Speer, Lanze’ angegeben (Splett 1976, 509). Ahd. sper bezeichnet in den Glossen eine Gattungsbezeichnung der Stangenwaffen, sowohl den leichten Speer als auch das schwerere Wurfgeschoß und die schwere Stoßlanze (Hüpper-Dröge 1983, 306). spera sw. n. ‘Wurfspieß, Speer’ Lateinische Lemma(ta): catapulta ‘das Wurfgeschoß’ (Georges 1,1029), mlat. catapulta ‘Pfeil, (Schieß-)Bolzen, Spieß’ (Mlat.Wb. 2,363); lancea ‘Speer’ (in der Mitte mit einem Riemen versehen) (Georges 2,550f.). Glossen zu biblischen Schriften: I, 675,3 Hieron. Paul.: Asta spere Wien, ÖNB Cod. 2723; BStK.-Nr. 949, f. 47v, 15; Asta spere Wien, ÖNB Cod. 2732; BStK.-Nr. 950, f. 53v, 16; Asta spere Göttweig, StiftsB. 46/103 (früher: E 5); BStK.-Nr. 264, f. 59r, 9; Hasta spere München, BSB. Clm 14689; BStK.-Nr. 604, f. 44v, marg. Z. 19 Glossare: III, 374,32 Sachgl. (Id.): Lancea spere Oxford, BL. Jun. 83; BStK.-Nr. 726, f. 55v, 30 III, 634,40 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Catabelta (Ed.: = Catapulta) spera München, BSB. Clm 14689; BStK.-Nr. 604, f. 46v, marg.

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Datierung: 10. Jh.–12./13. Jh. (?). Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: s. sper st. m. Wortbildung: Simplex. Kompositionen mit -fuotar, -huot, -scaft. Etymologie: s. sper st. m. Literarische Werke: Ahd. sper, spera st. n. ‘Speer’ Carmen ad Deum, Hildebrandslied, Ludwigslied, Notker, Notker-Glossator, Otfrid, Oxforder Tatian, Pariser Gespräche, Tatian. BStK. 4,1797; SAW. I, 903 (sper); Sch.W. 265; Sch.GlW. IX, 75; StWG. 574. Vgl. den Kommentar zu sper st. n. *sperafuotar st. n. ‘Lanzenhülle’ Lateinische Lemma(ta): clacendix und claxendix ‘eine Art Muschel’ (Georges 1,1187), mlat. claxendix ‘Lanzenhülle’ (Mlat.Wb. 2,705f.). Glossare: IV, 168,43 Gl. Salom. (d): Claxendix spervvtir München, BSB. Clm 23496; BStK.Nr. 689, f. 2vb, 8 Adespota: IV, 239,16 Adespota: Claxendix sperfǒter Straßburg, UB. A. 157 verbrannt; BStK.Nr. 853, f. 3v Datierung: 12. Jh. (?). Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: – Wortbildung: Determinativkompositum aus spera ‘Speer’ und fuotar ‘Hülle, Futteral’. Mhd. Sprachstufe. Etymologie: Das Erstglied s. sper st. m. Zweites Glied des Kompositums: ahd. fuotar ‘Hülle, Futteral’; mhd. vouter; nhd. Futter: Urgerm. *fōđra- < *pātró- entspricht aind. pắtra- n. ‘Behälter, Gefäß’. Es handelt sich um eine Ableitung mit idg. *-tro- zu idg. Wurzel *pā- ‘schützen’. Literarische Werke: nicht belegt. BStK. 4,1640; EWA. III, 642f. (fuotar1); Kluge 863 (Speer); Pfeifer 1318 (Speer); SAW. I, 274f. (fuotar), I, 903 (sper); Sch.GlW. IX, 76; StWG. 574.

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Die Lanzenhülle wurde im Mittelalter aus Leder gefertigt und diente zum Schutz der Speer- und Lanzenspitzen. sperahuot st. m. ‘Lanzenhülle’ Lateinische Lemma(ta): clacendix und claxendix ‘eine Art Muschel’ (Georges 1,1187), mlat. claxendix ‘Lanzenhülle’ (Mlat.Wb. 2,705f.); rādīx ‘Wurzel, Baumwurzel’ (übertragen auf den untersten Teil eines Gegenstandes) (Georges 2,2188f.), mlat. radix ‘Wurzel, Rettich’ (Mlat.Gl. 327). Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 377,52 Prisc. Inst.165,14: Claxendix sperehuot Köln, DB. Dom Hs. 202 (Sch.GlW.: CCII); BStK.-Nr. 352, f. 96r, 5 Glossare: HSH. I, 351,72 [= StSG. III, 160,10; SH A De astis]: Radix spêrht Wien, ÖNB Cod. 2400; BStK.-Nr. 945, f. 82v, 17; Radix sperhůt Einsiedeln, StiftsB. cod. 171 (688); BStK.-Nr. 118, p. 105, 1; Radix sht Trier, StadtB. 1124/2058 (früher 31); BStK.Nr. 882, f. 57r, 17; Radix sperht München, BSB. Clm 2612; BStK.-Nr. 461, f. 60vb, 11; Radix sperhut Prag, Universitní knihovna, MS XXIII E 54 (früher: Prag, Fürstlich Lobkowitzsche Bibliothek 434); BStK.-Nr. 786, f. 48v, 3 SH. I, 351,15 = HSH. I, 351,105 De Armis: De Hastis: Radix, radicis sperhůt Erlangen, UB. Erlangen – Nürnberg Ms. 396; BStK.-Nr. 145, f. 82vb, 1 HSH. II, 94, 184 [= StSG. III, 215,26; SH B De armis]: Radix sperhhůt St. Blasien, StiftsB., verschollen; BStK.-Nr. 68 [Neu. BM] Alph. Gl.: radix Spherhůt Königswart (Kynžvart), Schlossbibliothek [unter Verwaltung der Bibliothek des Nationalmuseums (Knihovna Národního Muzea) Prag] 20 G 22 Ms 57; BStK.-Nr. 788a, f. 101v, marg. n. Z. 13 Datierung: 11. Jh.–14. Jh. (?). Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: – Wortbildung: Determinativkompositum aus spera ‘Speer’ und huot ‘Kopfbedeckung, Hut, Mütze’. Etymologie: Das Erstglied s. sper st. m. Das Zweitglied: ahd. huot s. ahd. bogenhuot st. m. Literarische Werke: nicht belegt. EWA. IV, 1274–1277 (huot); Kluge 863 (Speer); Pfeifer 1318 (Speer); SAW. I, 415 (huot), I, 903 (sper); Sch.GlW. IX, 76f.; StWG. 574. In diesem Fall stellt die Ermittlung der Bedeutung des lat. Lemma rādīx ein Problem dar, das leider nicht zufriedenstellend geklärt werden konnte. Im klassischen Latein bezeichnet lat. rādīx ‘Wurzel des Baumes, Radieschen’ (Georges 2,2188f.), die Bedeutung bezieht sich also auf Pflanzen. H. Götz gibt im Glossar als Bedeutungs-

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angabe rein pflanzenbezogene Bedeutungen an, bzw. Ursache; ohne Erwähnung des ahd. Wortes sperhuot (GLAN. 552). Im Mlat. wurde mit lat. radix die Wurzel bzw. der Rettich’ bezeichnet (Mlat.Gl. 327). Abweichend von diesen Angaben ist die Bedeutungsangabe des „Mittellateinischen Wörterbuches“ von J. F. Niermeyer mlat. radix ‘Landsitz’ (Niermeyer 2,1149). Dieses Lemma mit dem ahd. Interpretament claxendix im Summarium Heinrici wurde in mehreren Fassungen (A, B, SH. I) im Sachbereich der Waffen ‘De Armis’ überliefert. Vielleicht beziehen sich die Glossierungen im übertragenen Sinne auf den unteren Teil des Gegenstandes (vgl. Georges), in diesem Fall auf die Spitze des Speeres. sperascaft st. m. ‘Speerschaft’ Lateinische Lemma(ta): āversa hasta in inguine zu āversa Subst. (āversus) ‘die entgegengesetzte Seite oder Richtung, entgegengesetzte, hintere Seite’ (Georges 1,760f.) und zu inguen ‘Leistengegend’ (Georges 2,268) sowie zu hasta ‘Stange, Schaft; Speer, Wurfspieß’ (Georges 1,3013f.); sēmispathium ‘kleine Spatha’ (Georges 2,2592). Glossen zu biblischen Schriften: I, 425,12 II. Regum 2,23: Auersa hasta in inguine mit hintanontigemo sperascafte in hegadruasi Karlsruhe, BLB. Aug. IC; BStK.-Nr. 296 (II), f. 72ra, 5 Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 228,48 Greg. Reg. 3,16 p. 58 (2 Reg. 2,23): Auersa asta in inguine mitsperascaftu hegadruosi St. Florian, Bibliothek des Augustiner – Chorherrenstifts III 222 B; BStK.-Nr. 152, f. 125v, 2; Auersa asta in inguine mitsperascaftu Inhegadrosi Wien, ÖNB Cod. 949; BStK.-Nr. 928, f. 115v, 3 Glossare: I, 229,3 Sam.: hAsta sperascaft Wien, ÖNB Cod. 162; BStK.-Nr. 895, f. 37ra, 16 III, 638,27 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Senispatium sperishat Wien, ÖNB Cod. 804; BStK.-Nr. 926, f. 183r, 30; Senispatium sperishat Würzburg, UB. M. p. th. q. 60; BStK.-Nr. 998 (III), f. 105r, 18 Datierung: Ende 8. Jh.–13. Jh. Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: Mhd. spërschaft st. m. ‘Schaft des Speeres’ vgl. spërstange sw. f. und spërstecke sw. m. ‘Schaft des Speeres’; nhd. Speerschaft m. (SAW.; SchGlW.) ‘Schaft des Speeres’. Wortbildung: Determinativkompositum aus spera ‘Speer’ und scaft ‘Schaft’. Etymologie: Das Erstglied s. sper st. m. Das Zweitglied: wie as. skaft aus germ. *skafta- m. ‘Schaft, Stange’auch ‘Speer, Pfeil’, auch in anord. skapt n.; ae. sceaft; afries. skeft. Zur nd. Nebenform vgl. Schacht. Ähnliche Bedeutung besitzt lat. scāpus ‘Schaft’. Literarische Werke: nicht belegt.

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Kluge 793 (Schaft), 863 (Speer); Lexer II, 1084; Pfeifer 1318 (Speer); SAW. I, 826f. (scaban), I, 903 (sper); Sch.GlW. IX, 77; StWG. 574. D. Hüpper-Dröge vermutet, dass sich der Glossator in der Samanunga „weniger um die genaue Wiedergabe der lateinischen Vorlage bemüht hat, sondern vielmehr um Glossierungen, die dem Sprachgebrauch seiner Zeit entsprechen.“ (Hüpper-Dröge 1983, 299). Vgl. noch den ähnlichen Umstand in: Splett 1976, 332 (StSG. I, 229,2f.): „Der Glossator hat pilum ‚Stampfer, Keule’ statt des hier vorliegenden pilum ‚Wurfspieß’ übersetzt.“ Dieser Glossierungsverhalten im Abrogans ist bereits D. HüpperDröge aufgefallen (vgl. Hüpper-Dröge 1983, 299 und Anm. 36). Die Glossierung zu lat. semispathium ‘kleine Spatha’, ein zweischneidiger Schwerttyp ist unverständlich; diese Glosse stammt aus einem Sachglossar (Des Lebens Notdurft; StSG. III, 638,27), allerdings bei den Waffen- und Gerätebezeichnungen aufgeführt und darüber hinaus wird sie ausschließlich von Bezeichnungen der Schutz- und Angriffswaffen umgeben. Die ahd. Entsprechung scaft des nhd. Schaft, die in Bildungen wie Nagelschaft, Stiefelschaft belegt sind, wurde nur in den Glossen überliefert. Weitere Bildungen sind: sperascaft, scafthewi, scaftruni (?), scaften, scefti, sceftikrapfo und scefta (B. Meineke 1991, 174f.). „Nach dem jeweiligen Überlieferungszusammenhang können die Bezeichnungsfunktionen ‘(Speer)Schaft, Stock, Stamm, Stange, Stab; (Wurf-)Spieß; Geschoß’ ermittelt werden.“ (B. Meineke 1991, 175). sperilīn st. n. ‘Pfeil, Wurfgeschoß’ Lateinische Lemma(ta): iaculum ‘Wurfgeschoß, Wurfspieß’ (Georges 2,10f.); lanceola ‘kleine Lanze’ (Georges 2,551); missile ‘Wurfgeschoß, Geschoß, Pfeil’ (Georges 2,946); sagitta ‘Pfeil, Geschoß’ (Georges 2,2453). Glossen zu biblischen Schriften: I, 440,38 III. Regum 18,28 (jetzt: I. Paralipomenon): Lanceolis spirilinun München, BSB. Clm 18140; BStK.-Nr. 637, f. 46ra, 8; Lanceolis spirilinun München, BSB. Clm 14689; BStK.-Nr. 604, f. 39v, 22; Lanceolis spirili Wien, ÖNB Cod. 2723; BStK.-Nr. 949, f. 31r, 5 [Sch.GlW.: spirilin]; Lanceolis spirilu Wien, ÖNB Cod. 2732; BStK.-Nr. 950, f. 36r, 18 [Sch.GlW.: spi[r]ilun]; Lanceolis spirlin München, BSB. Clm 17403; BStK.-Nr. 632, f. 223rb, 13. 14 [Sch.GlW.: sprlin (Korr. CMK)]; Lanceolis sperilin München, BSB. Clm 22201; BStK.-Nr. 681, f. 239vc, 11; Lanceolis sperlini Göttweig, StiftsB. 46/103 (früher: E 5); BStK.-Nr. 264, f. 54r, 33; Lanceolis sperlin München, BSB. Clm 13002; BStK.-Nr. 558, f. 221vb, 58 Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 383,72 Prud. Psych. 151: Missile a mittendo dicitur. ał spirilin London, BMMss. Add. 16894; BStK.-Nr. 389, f. 260va, 10; Missile a mittendo dicitur. ał spirilin Göttweig, StiftsB. 34/44 (früher J 7); BStK.-Nr. 263, f. 104ra, 22

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II, 463,13 Prud. Psych. 151: Missile giscefti. iaculum quod mitti potest spirilin Paris, BN. Nouv. acquis. lat. 241; BStK.-Nr. 771, f. 141v, 2; Missile giscesti. iaculum quod mitti potest spirilin München, BSB. Clm 14395; BStK.-Nr. 579, f. 146r, 10 II, 524,55 Prud. Psych. 151: Missile spkrklk (Ed.: d. h. spirili) Bern, BB. Cod. 264; BStK.-Nr. 65, p. 79, 7 [Sch.GlW.: spirili (G.)] II, 530,30 Prud. Psych. 151: (Missile) spirilin Einsiedeln, StiftsB. cod. 302 (450); BStK.-Nr. 126, p. 123a, marg. n. Z. 21 II, 532,65 Prud. Psych. 151: Missile sperilin Florenz, Biblioteca Medicea Laurenziana Plut. 16.5; BStK.-Nr. 151, f. 127vb, 22 II, 568,12 Prud. Psych. 151: (Missile) a mittendo dicitur. spirilin Brüssel, BR. 9968– 72; BStK.-Nr. 81, f. 84r, marg. n. Z. 20?; (Missile) a mittendo dicitur. spirilin Köln, DB Dom Hs. 81 (Sch.GlW.: DB. LXXXI); BStK.-Nr. 348, f. 73r, marg. n. Z. 26 Glossare: I, 169,3 Abr.: sagitta strala spirilin phil scephandi flukhe St. Gallen, StiftsB. 911; BStK.-Nr. 253, p. 144, 2 Datierung: Ende 8. Jh.–1. Hälfte 13. Jh. Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: – Wortbildung: Diminutivbildung zu sper ‘Speer’ mit dem Diminutivsuffix -līn und dem Fugenelement (-i-). Etymologie: s. sper st. m. Literarische Werke: nicht belegt. Kluge 863 (Speer); SAW. I, 903 (sper); Sch.GlW. IX, 78; StWG. 574. “Nicht nur das lat. sagitta, […] legen es nahe, daß scephandi aus sceph[i]‚ Wurfgeschoß, Pfeil’ und [e]ndi ‚und’ verderbt ist.“ (Splett 1976, 243). Die Bedeutungsangabe für diese Belegstelle lautet auch im Sch.GlW. ‘Pfeil’, allerdings wurde für die restlichen Belegstellen ‘kleiner Speer’ als Bedeutung angegeben. Bleibt die Frage, was mit einem kleinen Speer als Waffenbezeichnung gemeint sein könnte. **sperīsarn st. n. ‘Speerspitze (?)’ Lateinische Lemma(ta): – Glossare: [Neu. AW] Sachgl.: ? spereysin Bern, BB. Cod. 723; BStK.-Nr. 67b, f. 146r, 14 Datierung: Hs. 2. Viertel 15. Jh. Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: Frühnhd.; ahd. nicht belegt; mhd. spërîsen st. n. (auch sperîsen st. n.) ‘eiserne Spitze des Speeres’; nhd. nicht belegt.

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Wortbildung: Determinativkompositum aus sper ‘Speer’ und īsarn ‘Eisen’. Etymologie: Zum Erstglied s. sper st. m. Ahd. īsarn, īsan; mhd. īsern, īser, īsen; as. īsarn; mnd. īsern; īsen; mndl. īser, īsen; nndl. ijzer; ae. īsern, īsen, īren; ne. iron; anord. īsarn, durch Dissimilation īarn, jārn; nschwed. järn; got. eisarn führen auf germ. *īsarnazurück, dem kelt. *īsarno- entspricht. Die Annahme, dass sowohl die germ. wie auch die kelt. Wurzel auf eine illyrische Bezeichnung zurückgingen, ist unsicher. Eisen bezeichnete neben ‘graues Schwermetall’ bereits in früheren Zeiten Werkzeuge und Gegenstände (z. B. das Pflugeisen). Literarische Werke: Im Ahd. nicht belegt. BStK. 1,267; Lexer II, 1082; Pfeifer 273 (Eisen); SAW. I, 903 (sper), I, 428 f. (îsarn); Sch.GlW. IX, 78. Aus der Glied-für-Glied-Übersetzung in das Nhd. resultiert die Bedeutungsangabe ‘Speerspitze?’ im SchGlW., wenn auch dort mit einem Fragezeichen versehen. Allerdings sollte man an dieser Stelle vorsichtig sein. Es gibt kein lat. Lemma zur Ermittlung der aktuellen Bedeutung; der Kontext kann auch nicht ermittelt werden. Die Lautform des Lexems weist bereits in das Frühnhd. Zur Ermittlung kann auch die mhd. Bedeutungsangabe nicht herangezogen werden; es könnte sich im Frühnhd. eine Bedeutungsänderung vollzogen haben. Solange dieses Sachglossar nicht vollständig ediert ist, und nicht untersucht wurde, aus welchen Quellen es schöpft, gilt als Bedeutungsangabe ausschließlich mit einem Fragezeichen. Irritierend ist erneut die Tatian-Form des Lexems im Sch.GlW. spiozstanga st. sw. f. ‘Schaft des Wurfspießes, Wurfspieß’ Lateinische Lemma(ta): contus ‘langer Wurfspieß, Pike’ (Georges 1,1648f.), mlat. contus ‘Wurfkeule, Wurfspeer, langer Spieß’ (Mlat.Gl. 85), ‘Spieß, Lanze’ (Mlat.Wb. 2,1798); cuspis ‘Wurfspieß, Lanze’ (Georges 1,1851), mlat. cuspis ‘Lanze, Griff’ (Mlat.Gl. 96), ‘Spieß, Speer, Lanze; Jagdspieß’ (Mlat.Wb. 2,2165f.); hastīle (zu hasta) ‘Schaft des Wurfspießes’ meton. ‘der ganze Wurfspieß, Speer’ (Georges 1,3015); quiris ‘Schwertdegen’ (Mlat.Gl. 326); *spentum, spetum ‘Speer’ (unter ‘spita’ Niermeyer 2,1284); vēnābulum ‘Jagdspieß’ (Georges 2,3394). Glossare: HSH. I, 351,73 – 352,74 [= StSG. III, 160,15; SH A De astis]: Contus spiezstanga München, BSB. Clm 2612; BStK.-Nr. 461, f. 60vb, 13. 14; Contus spiezstacha Einsiedeln, StiftsB. cod. 171 (688); BStK.-Nr. 118, p. 105, 2; Contus spiezstânge Wien, ÖNB Cod. 2400; BStK.-Nr. 945, f. 82v, 19; Contus spiezstange Trier, StadtB. 1124/2058 (früher 31); BStK.-Nr. 882, f. 57r, 18 HSH. I, 351,73 – S. 352,74 (= SH. I, 351,16): De Armis: Contus spiezstanga Erlangen, UB. Erlangen – Nürnberg Ms. 396; BStK.-Nr. 145, f. 82vb, 2. 3

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HSH. II, 94,186 [= StSG. III, 215,31; SH B De armis]: Contus spiezstanga St. Blasien, StiftsB., verschollen; BStK.-Nr. 68 III, 413,52 Gl. Herrad.: Contus stekke stange spiezstange Straßburg, UB., Hs. des Hortus deliciarum der Herrad von Landsberg, verbrannt; BStK.-Nr. 857, f. 114v [Herrad of Hohenbourg. Hortus Deliciarum 1979, II, 189, Nr. 393 u. A. 2] III, 637,29 u. A. 6 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Astile spiezstanga Florenz, Biblioteca Medicea Laurenziana Plut. 16.5; BStK.-Nr. 151, f. 141ra, 9. 10 [Scardigli 1987, 595: 9a–10a] IV, 26,30 Abavus: Quiris spiozstanga München, BSB. Clm 14804; BStK.-Nr. 614 (I), f. 102r, 18 IV, 121,7 Gl. Salom. (a2): Quiris spiozstanga Zwettl, StiftsB. 1; BStK.-Nr. 1020, f. 209rb, 59; Quiris spiozstanga Heiligenkreuz, StiftsB. 17; BStK.-Nr. 278, f. 269vc, 49; Quiris spies stagna Erlangen, UB. Erlangen – Nürnberg Inc. 1193 (Salomonis Glossae); BStK.-Nr. 1023, f. 279vb, 4 IV, 157,22 Gl. Salom. (c): Quiris spiozstang: .t. (Ed.: d. h. spiozstanga) London, BMMss. Add. 18379; BStK.-Nr. 391, f. 127ra, 25 [Sch.GlW.: spiozstang[a]] IV, 192,1 Alph. Gl.: Speudum venabulum spiezstange Wien, ÖNB Cod. 1325; BStK.-Nr. 938, f. 97vb, 6. 7; Speudum nenabulū .i. spizstange Melk, StiftsB. Nr. 592 (früher 969; davor K 51); BStK.-Nr. 432, p. 153, 16 [Neu. BM] Alph. Gl.: spendum venabulum spizstange München, BSB. Clm 14684; BStK.-Nr. 710ac, f. 142ra, 26. 27 [Neu. BM] Alph. Gl.: asta contus spstange Königswart (Kynžvart), Schlossbibliothek [unter Verwaltung der Bibliothek des Nationalmuseums (Knihovna Národního Muzea) Prag] 20 G 22 Ms 57; BStK.-Nr. 788a, f. 9r, marg. n. Z. 18 Adespota: IV, 237,38 Adespota: Quiris spicoh stanga Zwettl, StiftsB. 49; BStK.-Nr. 1021, f. 293vb, 28; Quiris spicho. stāga Linz/Donau, Bundesstaatliche Studienbibliothek 473 (ehemals 35 bzw. Cc VII 7); BStK.-Nr. 386, f. 328r Datierung: 1./2. Viertel 9. Jh.–1473/1474. Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: Mhd. spiezstange f. ‘Stange des Spießes’; bereits im frühnhd. nur noch das Erstglied spieß, spiez, spiz, spyeß m. ‘Spieß, Speer, Lanze; am Spieß gebratenes Fleisch; Maß’ belegt; nhd. nicht belegt. Wortbildung: Determinativkompositum aus spioz ‘(Jagd)spieß, Wurf-, Speer’ und stanga ‘Stange, Stab, Stock, Spieß, Pike; Balken, Torriegel’. Etymologie: Die Herkunft des Erstgliedes spioz ist unbekannt. Weitere Belege in germ. Einzelsprachen sind: as. spiot; mnd. spēt; mndl. spiet, anord. spjōt ‘Spieß, Speer’ und nschwed. spjut ‘Speer’. Das Zweitglied geht wie as. stanga auf germ. *stangō f.

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‘Stange’ zurück; im Anord. stng; als i-Stamm daneben ae. steng m. Abgeleitet aus *steng-a- st. Verb ‘stechen’ zu anord. stinga, ae. stingan, ahd. stingen. Literarische Werke: nicht belegt. Baufeld, Wb. 222 (spieß); Kluge 876 (Stange); Lexer II, 1091; Pfeifer 1325f. (2Spieß); SAW. I, 906 (spioz), I, 939f. (stingan); Sch.GlW. IX, 99; StWG. 576. Im Ahd. bezeichnet das Kompositum die schwere Stangenwaffe: ahd. spioz ‘schwere Stangenwaffe’ und ahd. stanga ‘speerähnliche Stange’. Im mhd. Sprachgebrauch bezeichnete es eher die Stange des Spießes, die Spießstange (mhd. spiez st. m. ‘Kampfund Jagdspieß’), diese Bezeichnung wurde von den höfischen Dichtern des 13. Jhs. gemieden und dafür gewöhnlich sper gebraucht (vgl. Lexer II, 1090) und mhd. stange st. sw. f. ‘Stange; Fahnenstange’ (Lexer II, 1137). Erst später wurde die ursprüngliche Bedeutung des Lexems als Bezeichnung für eine Angriffswaffe verdrängt (Hüpper-Dröge 1983, 378f. und 382). Das lat. Lemma speutum, speudum ‘Jagdspieß’ ist eine Entlehnung aus den germ. Einzelsprachen ins Lat. (StWG. 782). sprenkil st. m. ‘Schleuderriemen’ Lateinische Lemma(ta): verber ‘Schleuderwerkzeug; Riemen der Schleuder und ähnlicher Wurfwerkzeuge’ (Georges 2,3415). Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 355,11 u. A. 7 Luc. 3,469: Uerberis (Ed.: ponderis) spenchil (Ed.: l. sprenchil = nhd. sprenkel?) München, BSB. Clm 14505; BStK.-Nr. 593, f. 31v, 8 [Sch.GlW.: verber?; Cavajoni 1977, 111: VERBERIS spenchil] Datierung: 2. Hälfte 11. Jh. Weitere Bedeutung(en): Schlinge, Geißel (?). Diachrone Verbreitung: Mhd. sprëkel st. n. Flecken auf der Haut, Sprenkel; nhd. Sprenkel m. ‘(Haut-, Spritz)fleck’. Wortbildung: Verbalsubstantiv zu springan ‘springen, herausspringen’; G. Köbler vermutet eine Lehnbedeutung zu lat. verber (KAWB. 300). Etymologie: Idg. *(s)p(h)ereg-, *(s)p(h)erəg-, *(s)p(h)rēg-, nasaliert *spreng-, eine g-Erweiterung der idg. Wurzel *sp(h)er(ə)- ‘zucken, mit dem Fuß wegstoßen, zappeln, schnellen’ und ‘streuen, sprengen, spritzen’. Ae. spærca, spearca ‘Funke; mnd. sprinkel; nndl. sprenkel; nschwed. (mundartlich) spräkkel ‘Fleck’; nisl. nnorw. sprekla, mndl. spranke ‘Funke, kleiner Fleck’; nndl. sprank; ne. spark ‘Funke’. Außergerm. Vergleich ist lat. spargere ‘streuen, sprengen, spritzen’, das auf die gleiche idg. Wurzel zurückgeht.

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Literarische Werke: Nicht belegt; Vgl. die Belege zu ahd. sprengen, sprengan sw. Verb ‘ausstreuen, (Saiten) erklingen lassen’ Benediktinerregel, Goldast Benediktinerregel, Notker. KAWB. 300; Lexer II, 1113; Pfeifer 1332 (Sprenkel); SAW. I, 913f. (springan); Sch.GlW. IX, 130; Sch.W. 267; StWG. 580. Die Bedeutung im KAWB. lautet: ‘Schleuder, Schleuderriemen, Geißel?’ Cavajoni 1977, 111 stellt, wie bereits E. Steinmeyer, das Lexem zu nhd. sprenkel (?). stabaslinga sw. f. ‘Speerschleuder; Wurfmaschine’ Lateinische Lemma(ta): genus māchinae ‘eine Art Kriegsmaschine’ zu genus ‘Gattung, Klasse, Art’ (Georges 1,2921ff) und zu māchina ‘Maschine, Gerüst’; im Krieg: ‘eine Maschine zu Belagerungen’ (Georges 2,747f.); tormentum ‘Werkzeug zum Fortschleudern, die Schleuder-, Wurfmaschine, das Geschütz’, meton. ‘das daraus abgeschleuderte Geschoß’ (Georges 2,3150f.). Glossen zu biblischen Schriften: I, 692,44 I. Maccabaeorum 6,51: Tormenta .i. stapaslingun München, BSB. Clm 18140; BStK.-Nr. 637, f. 94ra, 8. 9; Tormenta .i. stapaslingun München, BSB. Clm 19440; BStK.-Nr. 665, p. 333, 14 [Davids 2000, 351, Nr. 1459: Tormta·gen9 machinę [darüber – atorque ndo) .i˙stapaslingun]; Tormenta ł stapaslingun Wien, ÖNB Cod. 2723; BStK.-Nr. 949, f. 67v, 11; Tormenta ł stapaslingun Wien, ÖNB Cod. 2732; BStK.-Nr. 950, f. 80r, 1 Datierung: 10. Jh.–11. Jh. Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: Mhd. stapslinge sw. f. ‘Schleudermaschine’; nhd. nicht belegt. Wortbildung: Determinativkompositum aus stab ‘Stab, Stange, Stock, Keule; Barren; Strich’ und slinga ‘(Schleuder)riemen’ mit dem Fugenelement (-a-). Etymologie: Zweitglied ahd. slinga: In der veralteten Bedeutung ‘Schleuder’ (ahd. slinga; mhd. slinge); gehört zur unter schlenkern genannten Wortfamilie, die zu germ. *slengw-a- st. Verb ‘gleiten, werfen’ gehören. Literarische Werke: nicht belegt. Kluge 811 (Schlinge); Lexer II, 1141; SAW. I, 919 (stab), I, 876f. (slingan); Sch.GlW. IX, 148; StWG. 583. Die aktuelle Bedeutung in der Bibelstelle wurde bei Davids 2000, 351, Nr. 1459 als ‘Schleudermaschine’ angegeben. Die aktuelle Bedeutung wurde bei diesem Beleg durch das Erstglied des ahd. Kompositums in ‘Speerschleuder, Wurfmaschine’ korri-

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giert. Vgl. noch stephstrengiere (as.); stafslengrie (as.) ‘Speerschleuder(vorrichtung)’ (SchGlW. IX, 148). stabaswert st. n. ‘Dolch’ Lateinische Lemma(ta): dolo (auch dolōn) ‘Pike, Stilett, Stoßdegen’ (Georges 1, 2275f.), mlat. dolo ‘Dolch, Stilett, Klinge; Keule, Knüppel, Stock’ (Mlat.Wb. 3,930f.), ‘Schwert; Pl. Streitkolben’ (Diefenbach 189); framea ‘Schwert, Speer, fränkische Lanze’ (Georges 1,2833); pūgio ‘Dolch, kurze Stichwaffe’ (Georges 2,2070f.); sīca ‘Dolch’ (Georges 2,2650). Glossare: III, 638,17 Sachgl., Des Lebens Notdurft; Waffen und Geräte: Sica stabeswert Würzburg, UB. M. p. th. q. 60; BStK.-Nr. 998 (III), f. 105r, 16 IV, 191,48 Alph. Gl.: Sica nomen gladii i. Stabsuert Wien, ÖNB Cod. 1325; BStK.Nr. 938, f. 96rb, 42; Sica stabswert nomen gladii Melk, StiftsB. Nr. 592 (früher 969; davor K 51); BStK.-Nr. 432, p. 149, 20 Alph. Gl. sica nomen gladii stabsvvert asecando inde Rom, BV. Vat. lat. 625; BStK.Nr. 833, f. 62rb, 10 [Mayer 1975, 125,4] HSH. I, 351,70 SH: Dolones pugio stabeswert Erlangen, UB. Erlangen – Nürnberg Ms. 396; BStK.-Nr. 145, f. 82va, 53 SH: sica stabeswert St. Florian, Bibliothek des Augustiner – Chorherrenstifts XI 588; BStK.-Nr. 154a, f. 10vb, 10 [Sch.GlW.: Jahrbücher der Literatur, 26b, 13] Alph. Gl.: framea stapswert ebd., f. 2rb, 10 [Sch.GlW.: Jahrbücher der Literatur, 18b, 14] [Neu. BM] Alph. Gl.: syca stabeswert München, BSB. Clm 14684; BStK.-Nr. 710ac, f. 140rb, 37 Datierung: 12./13. Jh.–14. Jh. (?). Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: Mhd. stapswërt st. n. (sica); nhd. nicht belegt. Wortbildung: Determinativkompositum (?) aus stab ‘Stab, Stange, Stock, Keule; Barren; Strich’ und swert ‘Schwert’ mit dem Fugenelement (-a-). Etymologie: Erstglied stab: mhd. stap (md. auch staf) ‘Stab, Stock, Stütze’; auch ‘Pilger-, Hirten-, Bischofsstab; Kreuz; Maßstab’; as. mnd. mndl. nndl. staf, ae. stæf auch ‘Buchstabe’, ne. staff ‘Stab, Stecken, Stock, Knüppel, Stütze’; anord. stafr ‘Stab, Stock, Pfeiler, Formular, Buchstabe, Rune’; nschwed. stav ‘Stab, Stock’; got. stabim (Dativ Pl.) zu *stafs ‘Buchstabe’ gehen auf idg. *stLb(h)-, *stəb(h)-, *step- (nasaliert: *stemb(h)-, *stemp-) ‘Pfosten, Pfeiler, Stamm, Baumstamm’ sowie ‘stützen, versteifen, festhalten, anhalten, (auf)stampfen, treten, beschimpfen, staunen’ zurück. Zweitglied swert: mnd. swert; wie as. swerd aus germ. *swerda- n. ‘Schwert’; anord. sverð; ae. sweord; afries.

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swerd. Herkunft unklar. Vielleicht zu avest. xvara- m. ‘mit einer Waffe zugefügte Wunde’ (Kluge). Pfeifer führt eine unsichere Deutung zu germ. *swerða- ‘das Schneidende, Stechende’ zu idg. *ser- ‘schwären, eitern’ zu eventuell weiterer Bedeutung ‘schneiden, stechen’an. Nndl. zwaard; ne. sword; nschwed. svärd; nisl. sverð. Literarische Werke: nicht belegt. Kluge 835 (Schwert); Lexer II, 1141; Pfeifer 1262 (Schwert), 1338 (Stab); SAW. I, 919 (stab), I, 981 (swert); Sch.GlW. IX, 148; StWG. 583. Dass es sich hier um eine Bezeichnung des Dolches handelt, belegen die lat. Vorlagen. Vgl. die paraphrasierenden Angaben in den alphabetischen Glossaren. Die Waffenbezeichnung wurde im Summarium Heinrici nur in der Erlanger Handschrift überliefert. Vgl. noch stafsuert (mnd.) ‘Dolch’. Auf den ersten Blick scheint es sich bei dem Kompositum wegen dem semantischen Verhältnis um ein Kopulativkompositum zu handeln, jedoch müsste es dann stab-swert lauten; dieser Typ ist im Ahd. so gut wie nie bezeugt (vgl. hierzu Splett 2000b, 1215). stackulla st. f. ‘Spieß, Lanze’ Lateinische Lemma(ta): acūmen gladii ‘Schwertspitze’ zu acūmen ‘die Spitze; Schaft der Lanze’ (Georges 1,96) und zu gladius ‘messerförmiges Schwert’ (Georges 1,2937f.); cuspis ‘Wurfspieß, Lanze’ (Georges 1,1851), mlat. cuspis ‘Lanze, Griff’ (Mlat.Gl. 96), ‘Spieß, Speer, Lanze; Jagdspieß; Geschoß; Spitze’ (Mlat.Wb. 2,2165f.); dolo (auch dolōn) ‘Stilett, Stoßdegen, Pike’ (Georges 1,2275f), mlat. dolo ‘Dolch, Stilett, Klinge; Keule, Knüppel, Stock’ (Mlat.Wb. 3,930f.), ‘Schwert; Streitkolben (Pl.)’ (Diefenbach 189); hasta ‘Stange, Stab, Schaft, Spieß, Wurfspieß, Speer’ (Georges 1,3013f.); pars posteriora ‘das hintere Stück’ zu pars f. ‘Teil, Stück’ (Georges 2,1485ff.) und zu posterior (Komparativ zu posterus) ‘hintere, letzte, hinterste, der Hintere’ (Georges 2,1803f.). Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 6,27 Alk. gramm. 515: Cuspis stachilla Fulda, Hessische Hochschul- und Landesbibliothek Aa 2; BStK.-Nr. 163 (I), f. 33v, 13 II, 464,3 u. A. 1 Prud. Psych. 348: Cuspide, parte posteriore staculla Paris, BN. Nouv. acquis. lat. 241; BStK.-Nr. 771, f. 145v, 12; Cuspide, parte posteriore staculla München, BSB. Clm 14395; BStK.-Nr. 579, f. 150v, 13 u. n. Z. 13 [Sch.GlW.: staculla u. [staculla]] II, 547,1 Prud. Psych. 348: Cuspide stacchillo London, BMMss. Add. 34248; BStK.Nr. 402 [Comitum de Apponyi], f. 143r, 5 II, 645,71 Verg. Aen. I, 81: Cuspide, hasta stachullo München, BSB. Clm 18059; BStK.-Nr. 634, f. 179rb, 41 II, 654,61 Verg. Aen. V, 208: Cuspide stach ullo ebd., f. 195ra, 33

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II, 711,49 Verg. Aen. VII, 664: () Dolones stakkillun. sueristap (Ed.: l. suertstap) Paris, BN. lat. 9344; BStK.-Nr. 752, f. 123v, marg. l. quer n. Z. 3. 4 Glossare: III, 637,59 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Cuspis stachilla Florenz, Biblioteca Medicea Laurenziana Plut. 16.5; BStK.-Nr. 151, f. 141ra, 14 [Scardigli 1987, 595: 14a] IV, 51,58 Gl. Salom. (a1): Cuspis sthacula Zwettl, StiftsB. 1; BStK.-Nr. 1020, f. 42rd, 3 IV, 139,9 Gl. Salom. (c): Cuspis, [acumen gladii] staculla .t. London, BMMss. Add. 18379; BStK.-Nr. 391, f. 49rb, 23 [Thoma 1951, 224] Datierung: 3. Drittel 9. Jh.–13. Jh. Weitere Bedeutung(en): Pfahl, Pike, Spitze, Stange. Diachrone Verbreitung: Mhd. stachel st. m. (aculeus) ‘Stachel’; nhd. Stachel m./f. Abstraktum Stich; Nomen agentis Stecher; Nomen instrumenti Stichel. Wortbildung: Substantivbildung zu stehhan, stechen ‘stoßen’ (vgl. stahhil st. m. ‘Stachel’ im SAW. 1,930). Etymologie: Instrumentalbildung zu stechen aus westgerm. *stek-a-, davor *stik-a-. Vgl. anord. steikja ‘am Spieß braten’; got. stiks ‘Punkt’. Verschiedene Bedeutungserweiterungen des Verbes gehen vom Turnierkampf aus, bei dem der Gegner mit der Lanze aus dem Sattel gestoßen wurde. Literarische Werke: nicht belegt. Kluge 874; Lexer II, 1127; SAW. I, 928ff. (stehhan); Sch.GlW. IX, 154; StWG. 584. Für die Ermittlung der aktuellen Bedeutung war entscheidend, dass das lat. Lemma dolo ‘Stilett, Stoßdegen, Pike’ nur einmal glossiert wurde, und so erscheint diese Glossierung aufgrund der funktionalen Merkmale dieser Stich- und Stoßwaffe als logisch. stanga st. sw. f. ‘Spieß, Speer, Wurfspieß’ Lateinische Lemma(ta): clāva ‘Keule’ (Georges 1,1201f.); contus ‘Wurfspieß, Pike’(Georges 1,1648f.), mlat. contus ‘Wurfkeule, Wurfspeer, langer Spieß’ (Mlat.Gl. 85). Glossen zu biblischen Schriften: I, 650,11 Ezechiel 39,9: Contos stanga München, BSB. Clm 18140; BStK.-Nr. 637, f. 196vc, 28; Contos stanga München, BSB. Clm 19440; BStK.-Nr. 665, p. 356, 27 [Davids 2000, 299f., Nr. 1203a]; Contos stanga Wien, ÖNB Cod. 2723; BStK.Nr. 949, f. 43r, 16; Contos stanga Wien, ÖNB Cod. 2732; BStK.-Nr. 950, f. 50r, 15;

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Contos stanga Göttweig, StiftsB. 46/103 (früher: E 5); BStK.-Nr. 264, f. 57v, 24; Contos stanga München, BSB. Clm 13002; BStK.-Nr. 558, f. 222vb, 14; Contos stanga München, BSB. Clm 14689; BStK.-Nr. 604, f. 41r, 20; Contos stanga München, BSB. Clm 22201; BStK.-Nr. 681, f. 241ra, 10; Contos stangi München, BSB. Clm 17403; BStK.-Nr. 632, f. 224vb, 56 Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 16,40 Aldh. laud.virg. 172,29: Claua stanga .i. genus armorvm [ligneum vel ferrum et nodosum quod herculis simper postare consueverat] München, BSB. Clm 19440; BStK.-Nr. 665, p. 94b, 6 II, 20,24 Aldh. laud. virg. 172,29: Claua (Ed.: clavam) stanga München, BSB. Clm 23486; BStK.-Nr. 688, f. 18v, 16 II, 23,9 Aldh. oct. princ. 208,26: Contos stanga München, BSB. Clm 19440; BStK.Nr. 665, p. 101a, 11; Contos stāgun Florenz, Biblioteca Medicea Laurenziana Plut. 16.5; BStK.-Nr. 151, f. 139vb, 13; () contos .i. stagun Zürich, ZB. Ms. C 59; BStK.Nr. 1002, f. 58v, marg. l. n. Z. 18; () contos .i. stMangun St. Gallen, StiftsB. 242; BStK.-Nr. 208, p. 156, marg. n. Z. 13 II, 70,68 Boeth. cons. 2, 5 p.39, 96: Contum [genus teli] stanga Wien, ÖNB Cod. 271; BStK.-Nr. 904, f. 20v, 24 II, 383,66 Prud. Psych. 116: Conto petit mit stangun gisuohta sia London, BMMss. Add. 16894; BStK.-Nr. 389, f. 260rb, 10 [Sch.GlW.: stanga / [t]anga ? (Korr. RP)]; Conto .i. mitstango gisuahta siâ Göttweig, StiftsB. 34/44 (früher J 7); BStK.-Nr. 263, f. 103vb, 27 II, 386,44 Prud. Psych. 116: Conto .i. stanga Prag, Universitní knihovna, MS VIII H 4; BStK.-Nr. 785, f. 83vd, 18 II, 398,10 Prud. Psych. 116: Conto stanga Wien, ÖNB Cod. 247; BStK.-Nr. 901, f. 161v, 12 II, 462,78 Prud. Psych. 116: Conto stango Paris, BN. Nouv. acquis. lat. 241; BStK.Nr. 771, f. 140v, 15; Conto stango München, BSB. Clm 14395; BStK.-Nr. 579, f. 145r, 19 II, 498,16 Prud. Psych. 116: Contus stanga. ruadar St. Gallen, StiftsB. 292; BStK.Nr. 221, p. 177a, 15 II, 524,44 Prud. Psych. 116: (Conto petit) mktstbngpgksxbhtbskb (Ed.: d. h. mit stango gisuahta sia) Bern, BB. Cod. 264; BStK.-Nr. 65, p. 76, marg. r. n. Z. 8 [Sch.GlW.: stanga (G.)] II, 530,23 Prud. Psych. 116: (Conto petit) mit stangu gisuaNte sia Einsiedeln, StiftsB. cod. 302 (450); BStK.-Nr. 126, p. 120b, marg. n. Z. 19 II, 532,31 Prud. Psych. 116: Conto mit stanno. ł cholbo Florenz, Biblioteca Medicea Laurenziana Plut. 16.5; BStK.-Nr. 151, f. 127vb, 11 II, 545,50 Prud. Psych. 116: Conto stango. cholbin London, BMMss. Add. 34248; BStK.-Nr. 402 [Comitum de Apponyi], f. 137v, 11

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II, 568,5 Prud. Psych. 116: Conto stanga Brüssel, BR. 9968–72; BStK.-Nr. 81, f. 82v, 4; Conto stbn gb Köln, DB Dom Hs. 81 (Sch.GlW.: DB. LXXXI); BStK.Nr. 348, f. 72r, 4 [Sch.GlW.: stanga (G.)]. II, 665,36 Verg. Aen. IX, 510: Contis stangun München, BSB. Clm 18059; BStK.Nr. 634, f. 213vb, 5 Glossare: III, 370,7 Sachgl. (Id.): Contus stange Oxford, BL. Jun. 83; BStK.-Nr. 726, f. 53v, 15 III, 413,52 Gl. Herrad.: Contus stekke stange spiezstange Straßburg, UB., Hs. des Hortus deliciarum der Herrad von Landsberg, verbrannt; BStK.-Nr. 857, f. 114v IV, 137,55 Gl. Salom. (c): Contos stanga. Scalta. .t. London, BMMss. Add. 18379; BStK.-Nr. 391, f. 46ra, 27 Datierung: 10. Jh.–13. Jh. Weitere Bedeutung(en): (Bacchus-)Stab, (Schlag-)Stock, Spieß, Stab, Stange, Stange (zum Abstoßen des Schiffes)’. Diachrone Verbreitung: Mhd. stange st. sw. f. ‘Stange; Fahnenstange; zum Absperren der Straße; Feder aus einem Pfauenschwanz’; frühnhd. stange f. ‘Lanze’; nhd. Stange f. Wortbildung: Simplex. Etymologie: Wie as. stanga aus germ. *stangō f. ‘Stange’, auch in anord. stng; daneben als iStamm ae. steng m. aus germ. *steng-a- ‘stechen’. Nndl. stang; ne. stang, nschwed. stång; nisl. stöng. Anders: R. Lühr: das ahd. Wort stanga kann zusammen mit dem ahd. Werb stingen zu griech. οτόνυζ -υχος, οτάχυς ‘Ähre’ gestellt werden (Lühr 1988, 162). Literarische Werke: Ahd. stanga st. sw. f. ‘Stange, Stock, Spieß’ Notker, Otfrid, Oxforder Tatian, Pariser Tatianfragmente, Tatian. Baufeld, Wb. 224; Kluge 876; Lexer II, 1137; SAW. I, 939f. (stingan); Sch.GlW. IX, 163ff.; Sch.W. 268; StWG. 585. Das ahd. Wort bezeichnet zwei Typen von Angriffswaffen, den Spieß/Speer und die Keule (Hüpper-Dröge 1983, 373). Die Bedeutungsangabe wurde aufgrund der Bedeutungserweiterung des lat. Lemma contus präzisiert; dieses bezeichnete im Mlat. verschiedene Wurfwaffentypen. Die aktuelle Bedeutung der Bibelvorlage Ezechiel 39,9 lautet in Davids 2000, 299f., Nr. 1203a: ‘Spieß’. *stehmezzisahs st. n. ‘Dolch’ Lateinische Lemma(ta): sīca ‘Dolch’ (Georges 2,2650).

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Glossare: SH: sica stechmesser St. Florian, Bibliothek des Augustiner – Chorherrenstifts XI 588; BStK.-Nr. 154a, f. 10vb, 10 [Sch.GlW.: Jahrbücher der Literatur, S. 26b, 13] Datierung: 13. Jh. Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: Mhd. stëchmezzer st. n. ‘Stechmesser, Dolch’ vgl. stichmezzer st. n.; nhd. nicht belegt. Wortbildung: Determinativkompositum (Trikompositum?) aus steh und mezzihsahs. Mhd. (?). Etymologie: Das Zweitglied ahd. mezzisahs, mezzirahs, mezzer(es) s. mordmezzisahs st. n. Literarische Werke: nicht belegt. BStK. 1,425; Kluge 617 (Messer); Lexer II, 1155f. (stëchmezzer); II, 1186 (stichmezzer); Sch.GlW. IX, 185f. strāl st. f. m. ‘Pfeil’ Lateinische Lemma(ta): calamus ‘Rohr’ (Georges 1,914f.); genus sagittae ‘eine Art Pfeil’ zu genus ‘Gattung, Art’ (Georges 1,2921ff) und zu sagitta ‘Pfeil, Geschoß’ (Georges 2,2453); sagitta (s.o.); sagitta venenata ‘der vergiftete Pfeil’ zu sagitta (s.o.) und venēnātus (= venenum) ‘Gift enthaltend, giftig, vergiftet’ (Georges 2,3398); scorpio ‘eine Kriegsmaschine’ (mit der man Pfeile und andere Geschosse abschleuderte), ‘der Skorpion’ (Georges 2,2539); strāgula (auch stragla) ‘Decke, Teppich’ (Georges 2,2815). Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 528,9 Prud. Symm. I, 366: Calamos strblb (Ed.: d. h. strala) Bern, BB. Cod. 264; BStK.-Nr. 65, p. 251, 16 [Sch.GlW.: stral (G.)] Glossare: HSH. I, 353,91 [= StSG. III, 161,12; SH A De sagittis]: Sagitta strâl Wien, ÖNB Cod. 2400; BStK.-Nr. 945, f. 83r, 1 HSH. I., 353,91 (= SH. I, 353,3) De Sagittis: Sagitta strala stral Erlangen, UB. Erlangen – Nürnberg Ms. 396; BStK.-Nr. 145, f. 82vb, 21 HSH. I, 353,91 [= StSG. III, 161,36; SH A De sagittis]: Scorpio sagitta venenata gelúppete stOal Wien, ÖNB Cod. 2400; BStK.-Nr. 945, f. 83r, 3 IV, 192,24 Alph. Gl.: Stragla genus sagitte .i. stral Wien, ÖNB Cod. 1325; BStK.Nr. 938, f. 98va, 2 Alph. Gl.: stragula genus sagitte .i. stral Rom, BV. Vat. lat. 625; BStK.-Nr. 833, f. 64va, 18 [Mayer 1975, 125,29] [Neu. BM] Alph. Gl.: sagitta stral München, BSB. Clm 14684; BStK.-Nr. 710ac, f. 143ra, 31

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Datierung: 10. Jh.–14. Jh. (?). Weitere Bedeutung(en): Kamm. Diachrone Verbreitung: Mhd. strâl st. f. m. ‘Pfeil; Wetterstrahl; Blitz und Zeichen (auf einem Geschütze)’; frühnhd. stral m. ‘Blitz, Blitzschlag; Schlag, Stoß; Apoplexie, Pralysis (medizinisch)’; nhd. Strahl m. ‘Lichtstrahl; aus einer engen Öffnung hervorschießende Flüssigkeit’; darüber hinaus ‘Bezeichnung eines bestimmten Vorgangs in der Physik bzw. Mathemathik’. Wortbildung: Simplex. Etymologie: Wie as. strāla f. ‘Pfeil, Blitzschlag’ aus westgerm. *strVlō f. ‘Pfeil’, auch in ae. strVl. Außergerm. Entsprechungen sind im Altkirchenslav. und Litauischen ‘Geschoß, Pfeil’. Die weitere Herkunft ist unklar. Literarische Werke: nicht belegt; s. strāla st. f. Duden 1528; Baufeld, Wb. 227; Kluge 889; Lexer II, 1222f.; SAW. I, 946f. (strāla); Sch.GlW. IX, 266 (strāl), VI, 177 (lubben); StWG. 598. strāla st. sw. f. ‘Pfeil, Spieß, Lanze; Wurfgeschoß’ Lateinische Lemma(ta): arundo ‘Pfeil, Schaft des Pfeiles (Georges 1,604), mlat. arundo ‘Pfeil’ (Mlat.Wb. 1,1007f.); ‘Schaft des Pfeiles, Pfeil’ (Georges 1,604); calamus ‘Rohr’, meton. ‘alles aus Rohr oder Schilf; Rohrpfeil’ (Georges 1,914f.); catapulta ‘Wurfgeschoß’ (Georges 1,1029), mlat. catapulta ‘Pfeil, (Schieß-)Bolzen, Spieß’ (Mlat.Wb. 2,363); lanceola ‘kleine Lanze’ (Georges 2,551); mortifera sagitta ‘tödlicher Pfeil’ mortifera (= mortiferē Adv.) ‘tödlich’ (Georges 2,1016) und zu sagitta ‘Pfeil, Geschoß’ (Georges 2,2453); sagitta (s. o.); *sagnea ‘Pfeil’ (Du Cange VI, 272), ‘aus sagitta?’ (Diefenbach 507); sagitta venenata ‘der vergiftete Pfeil’ zu sagitta (s. o.) und zu venēnātus (= venenum) ‘Gift enthaltend, giftig, vergiftet’ (Georges 2,3398); scorpio ‘eine Kriegsmaschine’ (mit der man Pfeile und andere Geschosse abschleuderte), ‘Skorpion’ (Georges 2,2539); veru ‘Spieß; Wurfspieß’ (Georges 2,3444); ploschinanz (lingua ignota der Hildegard von Bingen). Glossen zu biblischen Schriften: I, 297,12 III. Regum 18,28 (jetzt: I. Paralipomenon): Lanceolas stralun Paris, BN. lat. 2685; BStK.-Nr. 741, f. 59va, 2 Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 411,16 Prud. Psych. 323: Harundo strala ł scefte. ł phil Rom, BV. Vat. lat. 5821; BStK.-Nr. 835, f. 109r, 22 II, 527,46 Prud. Symm. I, 230: Ueru strblb (Ed. d. h. strala) Bern, BB. Cod. 264; BStK.-Nr. 65, p. 246, 25 [Sch.GlW.: strala (G.)] II, 528,9 Prud. Symm. I, 366: Calamos strblb (Ed.: d. h. strala) ebd., p. 251, 16 [Sch.GlW.: strala (G.)]

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II, 529,32 Prud. Symm. II, 525: Calamos strblb (Ed.: d. h. strala) ebd., p. 280, 15 [Sch.GlW.: strala (G.)] II, 568,50 Prud. Psych. 323: (Arundo) strala Brüssel, BR. 9968–72; BStK.-Nr. 81, f. 93r, marg. n. Z. 18; (Arundo) strblb Köln, DB Dom Hs. 81 (Sch.GlW.: DB. LXXXI); BStK.-Nr. 348, f. 79r, marg. [Sch.GlW.: strala (G.)] II, 696,22 Verg. Aen. IV, 73: Harundo [mortifera sagitta] strala Melk, Stiftsbibliothek, Nr. 717 (früher 1863; davor C 2); BStK.-Nr. 434, f. 91v, 8 II, 760,20 Paul. Diac. S 425 M 1522: Appetiit [sagitta] ínan traf mitstralu München, BSB. Clm 14747; BStK.-Nr. 611, f. 85v, 9 II, 760,36 Paul. Diac. S 425 M 1523: Igniferis [impulsi sagittis] fuirinem. stralom. fartripane München, BSB. Clm 14747; BStK.-Nr. 611, f. 85v, 15 Ambr. Ex. 3,40: sagittas strala Augsburg, Archiv des Bistums Augsburg Hs 16 (Sch.GlW.: Hs K 16), verschollen; BStK.-Nr. 16, f. 23r, 16 [Müller 1986, 50] Glossare: I, 168,3 Abr.: sagitta strâla Paris, BN. lat. 7640; BStK.-Nr. 747, f. 131ara, 25 I, 169,3 Abr.: sagitta strala spirilin phil scephandi flukhe St. Gallen, StiftsB. 911; BStK.-Nr. 253, p. 144, 2 HSH. I, 353,91 [= StSG. III, 161,11; SH A De sagittis]: Sagitta stOala München, BSB. Clm 2612; BStK.-Nr. 461, f. 60vb, 33; Sagitta strala Trier, StadtB. 1124/2058 (früher 31); BStK.-Nr. 882, f. 57v, 4; Sagitta strala Einsiedeln, StiftsB. cod. 171 (688); BStK.-Nr. 118, p. 105, 16; Sagitta strala Prag, Universitní knihovna, MS XXIII E 54 (früher: Prag, Fürstlich Lobkowitzsche Bibliothek 434); BStK.-Nr. 786, f. 48v, 18 HSH. I, 353,93 [= StSG. III, 161,36; SH A De sagittis]: Scorpio sagitta venenata gilupputu strala Einsiedeln, StiftsB. cod. 171 (688); BStK.-Nr. 118, p. 105, 18; Scorpio sagitta venenata gilûppitv stOala München, BSB. Clm 2612; BStK.-Nr. 461, f. 60vb, 36; Scorpio sagitta venenata gelúppete stOal Wien, ÖNB Cod. 2400; BStK.-Nr. 945, f. 83r, 3 HSH. I, 353,93 [= StSG. III, 161,33; SH A De sagittis]: Scorpio sagitta venenata giluppit strala Prag, Universitní knihovna, MS XXIII E 54 (früher: Prag, Fürstlich Lobkowitzsche Bibliothek 434); BStK.-Nr. 786, f. 48v, 20; Scorpio sagitta venenata gelupet stala Trier, StadtB. 1124/2058 (früher 31); BStK.-Nr. 882, f. 57v, 7 HSH. I, 353,93 (= SH. I, 353,5): Scorpio sagitta venenata geluptirstrala De Sagittis. Erlangen, UB. Erlangen – Nürnberg Ms. 396; BStK.-Nr. 145, f. 82vb, 24 [Stricker 1991c, 359: geluptir strala] HSH. II, 94,193 [= StSG. III, 215,63; SH B De armis]: Sagitta strala St. Blasien, StiftsB., verschollen; BStK.-Nr. 68 HSH. II, 94,193. 194 [= StSG. III, 215,65; SH B De armis]: Scorpio giluppitstrala ebd. [Sch.GlW.: giluppit strala]

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HSH. II, 492,02.15 [= StSG. III, 290,1; SH b]: Stagnea strâla Kiel, UB. Cod. Ms. KB 47; BStK.-Nr. 339, f. 25va, 23; Sagnea strala Admont, StiftsB. 269; BStK.-Nr. 4, f. 66vb, 31; Sagnea strala München, BSB. Clm 3215; BStK.-Nr. 464, f. 25rb, 25 HSH. II, 492,02.15 [= StSG. III, 293,3; SH c]: Sagnea strala Erlangen, UB. Erlangen – Nürnberg B 23 (früher Ms. 2006); BStK.-Nr. 146, f. 1vb, 7 III, 399,52 Gl. Hildegardis: Ploschinanz strala Wiesbaden, Hessische LB. 2; BStK.Nr. 958, f. 463va, 15; Ploschinanz strala Berlin, StBPK Ms. lat. 4° 674 (früher Cheltenham, Bibliotheca Phillippica 9303); BStK.-Nr. 51, f. 60v, 15 III, 632,29 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Sagitta strala Wien, ÖNB Cod. 1761; BStK.-Nr. 941, f. 119v, 11; Sagitta strala St. Gallen, StiftsB. 184; BStK.-Nr. 198, p. 261b, 14; saggitta strale München, BSB. Clm 14584; BStK.Nr. 600 (I), f. 119r, 1 III, 634,42 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Sagitta strala München, BSB. Clm 14689; BStK.-Nr. 604, f. 46v, marg. III, 637,49 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Sagitta strala Schlettstadt, Bibliothèque et Archives Municipales Ms.7 (früher Ms. 100); BStK.-Nr. 849, f. 123rb, 35 III, 637,62 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Sagitta strala Florenz, Biblioteca Medicea Laurenziana Plut. 16.5; BStK.-Nr. 151, f. 141ra, 15 [Scardigli 1987, 595: 14a–15a] III, 638,37 Sachgl., Des Lebens Notdurft. Waffen und Geräte: Sagitta strale Wien, ÖNB Cod. 804; BStK.-Nr. 926, f. 183v, 1; Sagitta strale Würzburg, UB. M. p. th. q. 60; BStK.-Nr. 998 (III), f. 105r, 19 III, 668,39 Sachgl.: Sagitta strale Innsbruck, UB. 711; BStK.-Nr. 287, f. 29r, 16 III, 683,7 Sachgl.: Sagitta Strala Berlin, StBPK. Ms. lat. 8° 73; BStK.-Nr. 52, f. 123va, 1 Datierung: Ende 8. Jh.–Ende 13. Jh. Weitere Bedeutung(en): Pfeil (als Markierung). Diachrone Verbreitung: Mhd. strâle st. sw. f. ‘Pfeil; Wetterstrahl; Blitz und Zeichen (auf einem Geschütz)’; im Nhd. vgl. strāl st. f. m. Wortbildung: Vgl. strāl st. f. m. Etymologie: Vgl. strāl st. f. m. Literarische Werke: Ahd. strāla st. f. ‘Pfeil’ Notker. Lexer II, 1222f.; SAW. I, 2 946f. (strâla); Sch.GlW. IX, 266f., VI, 177; Sch.W. 272; StWG. 598. Im Sch.GlW. lautet die Bedeutungsangabe ‘Pfeil’; dagegen wurde in der Glosse Fenestras obliquas . . . simmachus toxicas giluppa strala Ezechiel 40,16, Clm 19440, p. 152, 8 (StSG. I, 655,1) zu lat. sagitta bildlich glossiert „Schießschartenähnliche

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Fensteröffnungen, bei denen die Lichtstrahlen wie giftbestrichene Pfeile einfielen“ (Davids 2000, 307f. Nr. 1240). Vgl. noch strale (mnd.) ‘Pfeil’. swenkil st. m. (?) ‘Schleuderriemen’ Lateinische Lemma(ta): verber ‘Schleuderwerkzeug; Riemen der Schleuder und ähnlicher Wurfwerkzeuge’ (Georges 2,3415). Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 355, 11 u. A. 7 Luc. 3,469: Uerberis (Ed.: ponderis) spenchil (Ed.: l. sprenchil = nhd. sprenkel?) München, BSB. Clm 14505; BStK.-Nr. 593, f. 31v, 8 [Sch.GlW.: verber?; Cavajoni 1977, 111: VERBERIS spenchil] [s. sprenkil st. m.] Datierung: 2. Hälfte 11. Jh. Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: Mhd. swenkel st. m. ‘Vorrichtung zum Schleudern’ vgl. mangenswenkel st. m. ‘Strick, Schlinge an der Wurfmaschine’; zu nhd. schwenken (?) ‘schwingend hin und her bewegen, durch die Luft schwingen, die Richtung ändern, einbiegen’. Wortbildung: Verbalstubstantiv zu swenken ‘(mit der Peitsche) schlagen’. Etymologie: Vgl. die Entsprechungen in anderen germ. Einzelsprachen zum ahd. Verb swenken (mhd. swenken): mnd. swenken ‘sein Spiel treiben’; mndl. swenken, nndl. zwenken ‘schwenken, drehen’; ae. swencan ‘belästigen, ärgern, beunruhigen’. Sie alle gehen auf idg. *seng-, senk- ‘biegen, drehend schwingen, schwenken’ zurück. Literarische Werke: nicht belegt. BStK. 3,1138; KAWB. 391; Lexer II, 1360 (swenkel), I, 2030 (mangenswenkel); Pfeifer 1262 (schwenken); Sch.GlW. IX, 392f.; nicht bei StWG. Für die Ermittlung der Etymologie bzw. nhd. Verbreitung des Lexems waren G. Köblers Angaben im KAWB. 391 hilfreich. swert st. n. ‘Schwert zum Hieb und Stoß’ Lateinische Lemma(ta): bipennis ‘zweischneidige Axt, Doppelaxt’ (Georges 1,833), mlat. bipennis ‘zweischneidige (Streit-)Axt’ (Mlat.Wb. 1,1482f.), ‘zweischneidig; Streitaxt’ (Mlat.Gl. 37); clūnāculum (auch clūnaclum, clūnābulum) ‘kleines Schwert (oder Dolch)’ (das man hinten trug) (Georges 1,1214); ēnsis ‘gerades, zweischneidiges Schwert zum Hieb’ (Georges 1,2424f.); ferrum ‘Stahl, Klinge’ (Georges 12733); framea ‘Schwert, Speer, fränkische Lanze’ (Georges 1,2833); gladius ‘messerförmiges Schwert zum Hieb und Stoß’ (Georges 1,2937f.); machaera ‘dem Schlachtmesser, Weidmesser ähnliches Schwert’ (Georges 2, 747); mucro ‘Schwert, Degen, Dolch’ (Georges 2,1031); pūgio

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‘Dolch, kurze Stichwaffe’ (Georges 2,2070f.); romphaea ‘großes, langes zweischneidiges Hieb- und Wurfschwert’ (Georges 2,2407); spatha ‘breites, zweischneidiges Hiebschwert ohne Spitze; auch der Säbel’ (Georges 2,2744); dilizanz (lingua ignota der Hildegard von Bingen). Glossen zu biblischen Schriften: I, 364,19 Numeri 25,7: Pugionem Suert Oxford, BL. Jun. 25; BStK.-Nr. 725 (IV), f. 164ra, 21 I, 416,9 II. Regum 2,26: Mucro suert München, BSB. Clm 18140; BStK.-Nr. 637, f. 36ra, 21; Mucro suert Göttweig, StiftsB. 46/103 (früher: E 5); BStK.-Nr. 264, f. 52v, 24; Mucro swert München, BSB. Clm 13002; BStK.-Nr. 558, f. 221va, 25; Mucro swert München, BSB. Clm 22201; BStK.-Nr. 681, f. 239rb, 46; Mucro swert München, BSB. Clm 17403; BStK.-Nr. 632, f. 222va, 22; Mucro suerth Wien, ÖNB Cod. 2723; BStK.-Nr. 949, f. 26v, 1; Mucro suerth Wien, ÖNB Cod. 2732; BStK.-Nr. 950, f. 32r, 18 I, 484,59 Judith 13,8: Pugio suert Wien, ÖNB Cod. 2723; BStK.-Nr. 949; Pug,io suert Wien, ÖNB Cod. 2732; BStK.-Nr. 950, f. 76r, 11 [Sch.GlW.: suer[.]t] = IV, 657,12; V, 93,19: suer:t]; Pugio suert Göttweig, StiftsB. 46/103 (früher: E 5); BStK.Nr. 264, f. 74r, 21; Pugio suert München, BSB. Clm 14689; BStK.-Nr. 604, f. 43r, 14; Pugio swert München, BSB. Clm 13002; BStK.-Nr. 558, f. 225va, 29; Pugio swert München, BSB. Clm 22201; BStK.-Nr. 681, f. 246va, 54; Pugio swert München, BSB. Clm 17403; BStK.-Nr. 632, f. 229va, 56 I, 634,5 Jeremias 47,6: Mucro suert Wien, ÖNB Cod. 2723; BStK.-Nr. 949, f. 40r, 18 [SchGlW.: pugio]; Mucro suert Göttweig, StiftsB. 46/103 (früher: E 5); BStK.Nr. 264, f. 57r, 6; Mucro swert München, BSB. Clm 13002; BStK.-Nr. 558, f. 222va, 30; Mucro swert München, BSB. Clm 22201; BStK.-Nr. 681, f. 240vb, 50; Mucro swert München, BSB. Clm 17403; BStK.-Nr. 632, f. 224va, 30 Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 9,29 Aldh. enigm. 259,1: De pvgione i. suert St. Gallen, StiftsB. 242; BStK.Nr. 208, p. 37, 6 II, 392,43 Prud. P. Calagurr. 55: Bipennem daz zwifidrigi suert: Wien Cod. 2 Wien, ÖNB Cod. 247; BStK.-Nr. 90147, f. 29v, 17 II, 601,59 Ruf. hist. eccl. II, 20 p. 95: Pugionibus suertun München, BSB. Clm 18140; BStK.-Nr. 637, f. 220rc, 8 Sall. Cat. 23 p.169, 3: ferro, suerte Rom, BV. Pal. lat. 889; BStK.-Nr. 805, f. 11r, 13 [Thoma 1963, 238] Glossare: I, 14,30 Abr.: gladii suuert Paris, BN. lat. 7640; BStK.-Nr. 747, f. 124va, 19 I, 15,30 Abr.: gladii souuerdes St. Gallen, StiftsB. 911; BStK.-Nr. 253, p. 11, 20; Abr.: gladii suertes Karlsruhe, BLB. Aug. CXI; BStK.-Nr. 298 (I), f. 76vb, 2 I, 120,29 Abr.: mugro suuert Paris, BN. lat. 7640; BStK.-Nr. 747, f. 130ra, 5

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I, 121,29 Abr.: mugro suuert St. Gallen, StiftsB. 911; BStK.-Nr. 253, p. 104, 15; Abr.: mucro suert Karlsruhe, BLB. Aug. CXI; BStK.-Nr. 298 (I), f. 80va, 31 I, 206,11 Abr.: gladius suuert St. Gallen, StiftsB. 911; BStK.-Nr. 253, p. 187, 8 I, 242,40 Abr.: gladium suuert St. Gallen, StiftsB. 911; BStK.-Nr. 253, p. 244, 4; Abr.: gladius suert Karlsruhe, BLB. Aug. CXI; BStK.-Nr. 298 (I), f. 88rb, 8 HSH. II, 94,178 [= StSG. III, 215,20; SH B De armis] Mucro vel gladius suert St. Blasien, StiftsB., verschollen; BStK.-Nr. 68 HSH. II, 481,377 [= StSG. III, 258,2; SH a2]: Spata swert Wien, ÖNB Cod. 2400; BStK.-Nr. 945, f. 117v, 26; Spata swert München, BSB. Clm 2612; BStK.-Nr. 461, f. 85rb, 12; Spata swert Graz, UB. 859 (früher 42/34 4o); BStK.-Nr. 269, f. 13va, 29 HSH. II, 481,377 [= StSG. III, 289,12; SH b]: Spata swert Kiel, UB. Cod. Ms. KB 47; BStK.-Nr. 339, f. 25rb, 23; Spata suert Admont, StiftsB. 269; BStK.-Nr. 4, f. 66rc, 24 HSH. II, 481,377 [= StSG. III, 309,12; SH d]: Spata suert Florenz, Biblioteca Medicea Laurenziana Plut. 16.5; BStK.-Nr. 151, f. 117rb, 3 III, 359,36 Sachgl.: Mucro. ensis. spata. romphea swert Wien, ÖNB Cod. 901; BStK.-Nr. 927, f. 29v, 5 III, 374,21 Sachgl. (Id.): Gladius [ensis] suert (A. 13 Ed.: darauf Mucro idem) Oxford, BL. Jun. 83; BStK.-Nr. 726, f. 55v, 26 III, 375,24 Sachgl. (Id.): Framea suert Oxford, BL. Jun. 83; BStK.-Nr. 726, f. 56r, 31 III, 399,40 Gl. Hildegardis: Dilizanz gladius swert Berlin, StBPK Ms. lat. 4° 674 (früher Cheltenham, Bibliotheca Phillippica 9303); BStK.-Nr. 51, f. 60v, 13 III, 413,44 Gl. Herrad.: Mucro swert Straßburg, UB., Hs. des Hortus deliciarum der Herrad von Landsberg, verbrannt; BStK.-Nr. 857, f. 114v [Herrad of Hohenbourg. Hortus Deliciarum 1979, II, 188, Nr. 392] III, 413,45 Gl. Herrad.: Mucrone swerte ebd., f. 114v [Herrad of Hohenbourg. Hortus Deliciarum 1979, II, 188, Nr. 392] III, 623,8 Sachgl., Des Lebens Notdurft, Kleidung: Spata ł mucro suert München, BSB. Clm 14689; BStK.-Nr. 604, f. 46v, 11 III, 632,9 Sachgl., Des Lebens Notdurft, Waffen und Geräte: Spata. mucro. ensis. gladius. Suuert Wien, ÖNB Cod. 1761; BStK.-Nr. 941, f. 119v, 6; Spata suert St. Gallen, StiftsB. 184; BStK.-Nr. 198, p. 261b, 11; Spata suert Erlangen, UB. Erlangen – Nürnberg B 22 (früher Ms. 2008); BStK.-Nr. 147, p. 2; Spata swert München, BSB. Clm 14584; BStK.-Nr. 600 (I), f. 118v, 32 III, 635,9 Sachgl., Des Lebens Notdurft, Waffen und Geräte: Gladius mucro svverth München, BSB. Clm 14689; BStK.-Nr. 604, f. 46v, marg. III, 635,12 Sachgl., Des Lebens Notdurft, Waffen und Geräte: Gladius mucro spata ensis svert München, BSB. Clm 14689; BStK.-Nr. 604, f. 46v, marg. Z. 23

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III, 637,30 Sachgl., Des Lebens Notdurft, Waffen und Geräte: Spata. et romphea. ł machera suuert Florenz, Biblioteca Medicea Laurenziana Plut. 16.5; BStK.-Nr. 151, f. 141ra, 11 [Scardigli 1987, 595: 11a] III, 637, 37 Sachgl., Des Lebens Notdurft, Waffen und Geräte: Ps svert Schlettstadt, Bibliothèque et Archives Municipales Ms.7 (früher Ms. 100); BStK.-Nr. 849, f. 123rb, 26 III, 638,16 Sachgl., Des Lebens Notdurft, Waffen und Geräte: Spata swert Wien, ÖNB Cod. 804; BStK.-Nr. 926, f. 183r, 27; Spata swert Würzburg, UB. M. p. th. q. 60; BStK.-Nr. 998 (III), f. 105r, 16 III, 668,26 Sachgl.: Spata gladius sparus ensis mucro suert Innsbruck, UB. 711; BStK.-Nr. 287, f. 29r, 13 IV, 18,30 Gl. Affatim: Rumpheam uuaffan suuert [564,1 Rumfeum gladium] Oxford, BL. Jun. 25; BStK.-Nr. 725 (II), f. 120vc, 14 [Krotz 2002, 554, Nr. 630] IV, 151,41 Gl. Salom. (c): Mucro, swert .t. sumitas acuminis .i. wassi .t. London, BMMss. Add. 18379; BStK.-Nr. 391, f. 111rb, 30 IV, 208,43 Alph. Gl.: Spata, suert Trier, Bibliothek des Priesterseminars Hs 61 (früher R. III. 13); BStK.-Nr. 877, f. 109r, 13 IV, 216,21 Sachgl.: Mucro swert Wien, ÖNB Cod. 804; BStK.-Nr. 926, f. 172v, 10; Mucro swert Würzburg, UB. M. p. th. q. 60; BStK.-Nr. 998 (III), f. 104r, 7 [Neu. JF] SH: spata svert St. Florian, Bibliothek des Augustiner – Chorherrenstifts XI 588; BStK.-Nr. 154a, f. 10vc, 17 [Neu. BM] Alph. Gl.: clunabulum Svert Königswart (Kynžvart), Schlossbibliothek [unter Verwaltung der Bibliothek des Nationalmuseums (Knihovna Národního Muzea) Prag] 20 G 22 Ms 57; BStK.-Nr. 788a, f. 20v, marg. n. Z. 21 [Neu. BM] Alph. Gl.: gladius Svert ebd., f. 41r, marg. n. Z. 21 [Neu. BM] Alph. Gl.:romphea Svert ebd., f. 105r, marg. n. Z. 3 [Neu. MaL] Alph. Gl.: gladius swert Engelberg, StiftsB. Codex 122 (früher 6/8); BStK.-Nr. 138c, f. 57v, 19 [Neu. JF] Sachgl.: gladius, ensis, mucro sQt München, BSB. Clm 4350; BStK.Nr. 472, f. 3r, 42 Adespota: IV, 221,17 Adespota: Mucro Suert Oxford, BL. Jun. 25; BStK.-Nr. 725 (IV), f. 183ra, 6 Federprobe: Schützeichel 1982, 38: – suert Heidelberg, UB. Cod. pal. lat. 52; BStK.-Nr. 277b, f. 202r Schützeichel 1982, 38: – suert ebd., f. 202r Datierung: Ende 8. Jh.–14. Jh. Weitere Bedeutung(en): –

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Diachrone Verbreitung: Mhd. swërt st. n. ‘Schwert’; frühnhd. schwert n. ‘Schwert; Reichsschwert’; nhd. Schwert n. ‘Hieb- und Stichwaffe mit ein- oder zweischneidiger Klinge’. Wortbildung: Simplex. Kompositionen mit -fezzil; -helza, -sceida. Etymologie: Ahd. mnd. swert; wie as. swerd gehen auf germ. *swerda- n. ‘Schwert’ zurück; anord. sverð; ae. sweord; afries. swerd. Herkunft unklar. Vielleicht zu avest. xvara- m. ‘mit einer Waffe zugefügte Wunde’ (Kluge). Pfeifer führt eine unsichere Deutung zu germ. *swerða- ‘das Schneidende, Stechende’ zu idg. *ser- ‘schwären, eitern’ zu einer eventuell weiteren Bedeutung ‘schneiden, stechen’ an. Nndl. zwaard; ne. sword; nschwed. svärd; nisl. sverð. Literarische Werke: Ahd. swert, suwert, shweret, swarda st. n. ‘Schwert’ Georgslied, Hildebrandslied, Notker, Notker-Glossator, Otfrid, Oxforder Tatian, Pariser Gespräche, Pariser Tatianfragmente, Tatian, Williram von Ebersberg. Hoheliedkommentar. Baufeld, Wb. 214; Kluge 835 (Schwert); Lexer II, 1364f.; Pfeifer 1262 (Schwert); SAW. I, 981 (swert); Sch.GlW. IX, 396f. (swert); XI, 485 (zwifidirīg Adj.); Sch.W. 278; StWG. 617. Das Wort scheint in den Glossen als Oberbegriff für verschiedene Schwerttypen zu stehen, wobei die Glossierung zu Prudentius Peristephanon, StSG. II, 392,43 Bipennem daz zwifidrigi suert, im Codex 247 aus dem 11. Jh. hier nicht die Streitaxt bezeichnet, sondern das typologische Merkmal eines Schwerttypes ‘zweischneidig’ andeutet (vgl. Sch.GlW.: ‘die Doppelaxt’). Die Belegstelle StSG. III, 623,8 Spata ł mucro suert, erscheint in E. Steinmeyers Sammlung im Sachglossar „Des Lebens Notdurft“ bei den Kleidungstücken; es handelt sich hier eventuell um die Auffassung des Schwertes als Trachtbestandteil. Als aktuelle Bedeutung im AffatimGlossar hat Krotz 2002, 554, Nr. 630: ‘großes, langes, zweischneidiges Schwert’ ermitteln können. Unverständlich ist die Bedeutungsangabe im Sch.GlW. für die Belegstelle StSG. II, 768,36 Walahfr. De Cult. Hort. 270, 16: Gladii suertes; handelt es hier beim lat. Lemma nicht eher um gladiolus ‘Schwertlilie’? Als Entlehnung aus germ. Einzelsprachen ins Lat. verzeichnet StWG. das lat. framea ‘Schwert, Speer, fränkische Lanze‘ (vgl. StWG. 779). *swertfezzil st. m. ‘Schwertgurt, Schwertscheide’ Lateinische Lemma(ta): *fadulus ‘Schwertgurt’ (Diefenbach 222). Glossare: HSH. I, 351,69 [= StSG. III, 160,9. u. A. 2; 31; SH A De armis]: Figidus suertuezil Prag, Universitní knihovna, MS XXIII E 54 (früher: Prag, Fürstlich Lobkowitzsche Bibliothek 434); BStK.-Nr. 786, f. 48v, 1; Figidus suertvezil Einsiedeln, StiftsB. cod.

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171 (688); BStK.-Nr. 118, p. 104, 31; Fagidilus svertveszil München, BSB. Clm 2612; BStK.-Nr. 461, f. 60vb, 7; Fagidilus sweruezil Wien, ÖNB Cod. 2400; BStK.Nr. 945, f. 82v, 15; Vagidilius svertvezel Trier, StadtB. 1124/2058 (früher 31); BStK.Nr. 882, f. 57r, 15 HSH. I, 351,69 (= SH. I, 351,12): Fagidilus Svertvezzil Erlangen, UB. Erlangen – Nürnberg Ms. 396; BStK.-Nr. 145, f. 82va, 52. 53 HSH. II, 94,183 [= StSG. III, 215,25; SH B De armis]: Fagidilus suertuezzil St. Blasien, StiftsB., verschollen; BStK.-Nr. 68 III, 638,20 u. A. 5 Sachgl., Des Lebens Notdurft; Waffen und Geräte: Faidilus swertuezzel Wien, ÖNB Cod. 804; BStK.-Nr. 926, f. 183r, 28]; Faidilus swervezzel Würzburg, UB. M. p. th. q. 60; BStK.-Nr. 998 (III), f. 105r, 17 [Neu. BM] Alph. Gl.: vagina, teca gladii Svertvessil Königswart (Kynžvart), Schlossbibliothek [unter Verwaltung der Bibliothek des Nationalmuseums (Knihovna Národního Muzea) Prag] 20 G 22 Ms 57; BStK.-Nr. 788a, f. 137v, marg. n. Z. 17 Datierung: 12. Jh.–14. Jh. (?). Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: Mhd. swërtvezzel st. m. ‘Band, mit dem man das Schwert umgürtet’ vgl. mhd. sliude, slûde f. ‘Schwertscheide’; nhd. nicht belegt. Wortbildung: Determinativkompositum aus swert ‘Schwert’ und fezzil ‘Fessel, Gurt’. Mhd. Sprachstufe. Etymologie: Zum Erstglied s. swert st. n. Das Zweitglied ahd. fezzil m.; mhd. vezzel m.; mnd. vetel ‘Band, Nestel’ zur Bezeichnung für ‘Gehänge, Band’ zu germ. *fatila-. Auch in anord. fetill m.; ae. fetel m. im Zusammenhang mit dem Verb fassen. Ab dem 16. Jh. setzt die Bedeutung ein anderes Wort fort, das seine alte Form verlor: mhd. vezzer, ahd. fezzara, as. feteros (Pl.) aus germ. *fetura- m. ‘Fessel’. Daraus entsteht das nhd. Wort Fessel f. (früher auch in Maskulinum und Neutrum gebraucht). Literarische Werke: nicht belegt. Kluge 289 (Fessel1); Lexer II, 1367 (swërtvezzel), II, 983 (sliude, slûde); SAW. I, 228 (fezzil), I, 981 (swert); Sch.GlW. IX, 403; StWG. 617. *swerthelza st. sw. f. ‘Schwertgriff’ Lateinische Lemma(ta): capulus ‘Schwert-, Dolchgriff’ (Georges 1,989), mlat. capulus ‘Griff’ meton. ‘auch das Schwert’ (Mlat.Wb. 2,257). Glossare: III, 324,49 SH (f): Capulus swstheltze München, BSB. Clm 12658; BStK.-Nr. 556, f. 226rb, 8

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Datierung: 14. Jh. ahd. (?). Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: Nicht belegt; vgl. mhd. swërtknopf, swërtknouf st. m. Wortbildung: Determinativkompositum aus swert ‘Schwert’ und helza ‘(Hand)griff, Heft’. Mhd. (?). Vgl. swerthelze st. sw. f. (mhd.) (StWG. 617). Etymologie: Zum Erstglied s. ahd. swert st. n. Das Zweitglied mhd. helze st. sw. f.; as. helta f. ‘Griff am Steuerruder’; mndl. helte f., auch helt m.; vgl. aisl. hjalt n. ‘Schwertgriff, Parierstange’: < urgerm. *χeltō/a-, das im Ablaut zu urgerm. *χultan- ‘Abgeschlagenes’ steht. Vgl. hilzi ‘Schwertgriff, Handgriff’. Literarische Werke: nicht belegt. EWA. IV, 949 (helza), IV, 1012 (hilzi); Lexer II, 1366 (swërtknopf, swërtknouf); SAW. I, 380 (helza), I, 981 (swert); Sch.GlW. IX, 403; StWG. 617. swertihhīn st. n. ‘kleines Schwert’ Lateinische Lemma(ta): spatula (auch spathula) Deminutiv von spatha ‘kleiner Rührlöffel, Spatel’ (Georges 2,2746). Glossare: Alph. Gl. spatula suerticken St. Florian, Bibliothek des Augustiner – Chorherrenstifts XI 588; BStK.-Nr. 154a, f. 4rb, 25 [Sch.GlW.: Jahrbücher der Literatur, 21a, 37] Datierung: 13. Jh. Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: Im Mhd. nicht belegt; vgl. mhd. swërtelîn, swërtel st. n. ‘kleines Schwert’. Wortbildung: Suffixbildung auf swert mit dem Diminutivsuffix -ihhīn. Etymologie: s. ahd. swert st. n. Literarische Werke: nicht belegt. BStK. 1,425; Kluge 835 (Schwert); Lexer II, 1366 (swërtelîn, swërtel); Sch.GlW. IX, 403. Der Ansatz der Glosse spatula suerticken in Anschluss an R. Schützeichel als swertihhin scheint zweifelhaft; vermutlich handelt es sich nicht um einen ahd. Beleg. Die Handschrift konnte, wie einleitend vermerkt, auf der Basis der bei R. Schützeichel abgedruckten Angaben nicht ermittelt werden.

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swertilīn st. n. ‘kleines Schwert’ Lateinische Lemma(ta): ēnsiculus ‘kleines Schwert’ (Georges 1,2424), mlat. ensiculus ‘kleines Schwert, Dolch’ (Mlat.Wb. 3,1286); gladiolus ‘kleines Schwert’ (Georges 1,2937). Glossare: IV, 57,3 u. A. 2 Gl. Salom. (a1): Ensiculi suertile Zwettl, StiftsB. 1; BStK.-Nr. 1020, f. 55vc, 50; Ensiculi siustili München, BSB. Clm 17152; BStK.-Nr. 626, f. 50vb, 23. 24 [Sch.GlW.: siRtili; (Korr. BM)]; Ensiculi swertil Wien, ÖNB Cod. 2276; BStK.Nr. 944, f. 54ra, 36; Ensiculi swertili Erlangen, UB. Erlangen – Nürnberg Inc. 1193 (Salomonis Glossae); BStK.-Nr. 1023, f. 63vb, 12; Ensiculi swertile Heiligenkreuz, StiftsB. 17; BStK.-Nr. 278, f. 81vb, 30; Ensiculi swertilin München, BSB. Clm 13002; BStK.-Nr. 558, f. 47va, 28; Ensiculi swertiS München, BSB. Clm 22201; BStK.-Nr. 681, f. 50vb, 27 [Sch.GlW.: ensiculus swertilin u. swertileín (15. Jh.)]; Ensiculi suertelin Admont, StiftsB. 3; BStK.-Nr. 1, p. 110a, 33; Ensiculi swertelin Prag, Knihovna Národního Muzea X A 11 (früher unsigniert); BStK.-Nr. 788, p. 96a, 50; Ensiculi swertelon München, BSB. Clm 17403; BStK.-Nr. 632, f. 57rd, 13 IV, 68,48 Gl. Salom. (a1): Gladiolus sverlin (Ed. l. svertlin; danach Gladius) Prag, Knihovna Národního Muzea X A 11 (früher unsigniert); BStK.-Nr. 788, p. 134a, 49 Gl. Salom.: Ensiculi. suertil. Lilienfeld, StiftsB. 228; BStK.-Nr. 1036, f. 55va, 15 [B. Meineke 1990, 31; Nr. 184] Datierung: 11./12. Jh.–1473/1474. Weitere Bedeutung(en): Schwertlilie. Diachrone Verbreitung: Mhd. swërtelîn, swërtel st. n. ‘kleines Schwert’; Diminutiv zu mhd. swërt’; frühnhd. schwertel, swertel m. n., schwertlinch m. ‘Kalmus’; nhd. Schwertel m.; nur noch in der Bedeutung ‘Bezeichnung für Pflanzen, die schmale, spitze (= schwertförmige) Blätter haben’. Wortbildung: Diminutivbildung mit dem Suffix -līn und dem Fugenelement (-i-) zu swert ‘Schwert’. Etymologie: Das nhd. Schwertel geht auf ahd. swertala, swertella, swertil f. (as. swerdula f.); mhd. swertel(e) f. zurück. Die Bezeichnung ist vermutlich eine Anlehnung an lat. gladiolus ‘Schwertchen (zur Pflanzenbezeichnung)’. Literarische Werke: nicht belegt. Baufeld, Wb. 214; Kluge 835; Lexer II, 1366; SAW. I, 981 (swert); Sch.GlW. IX, 403f.; StWG. 617. Das lat. Lemma gladiolus bezeichnet neben dem kleinen Schwert auch das schwertförmige Blatt und den Schwertel, d. h. eine Pflanze. Mit lat. ensiculus, wurde aber eindeutig die Waffe ‘Schwert’ bezeichnet.

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swertsceida st. sw. f. ‘Schwertscheide’ Lateinische Lemma(ta): thēca ‘Hülle, Scheide’ (Georges 2,3102); vāgīna ‘Schwert-, Degenscheide’ (Georges 2,3350). Glossare: HSH. I, 351,69 [= StSG. III, 160,37; SH A De armis]: Teca vel vagina suertsceida Einsiedeln, StiftsB. cod. 171 (688); BStK.-Nr. 118, p. 104, 30; Teca vel vagina svertscaida Trier, StadtB. 1124/2058 (früher 31); BStK.-Nr. 882, f. 57r, 15 III, 412,63 Gl. Herrad.: Theca ł vagina swertscheide Straßburg, UB., Hs. des Hortus deliciarum der Herrad von Landsberg, verbrannt; BStK.-Nr. 857, f. 96ra [Reumont 1900, 5; Steinmeyer 1900. 1901, 76; Herrad of Hohenbourg. Hortus Deliciarum 1979, II, 151, Nr. 349 u. A. 2] Datierung: um 1175–14. Jh. Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: Mhd. swërtscheide st. f. ‘Schwertscheide’; vgl. swërtvaz st. n. ‘Schwertscheide’; nhd. Schwertscheide f. Wortbildung: Kompositum; lat. scogilum ‘Schwertscheide’ ist eine Entlehnung aus den germ. Einzelsprachen ins Lat. Etymologie: Zum Erstglied s. swert st. n. Das zweite Glied ahd. skeida, as. skēðia geht auf germ. *skaÞ(j)ō- f. ‘Scheide’ zurück. Im anord. skeiðar Pl., ae. scēaÞ, afries. skēthe. Die anord. Pluralform zeigt, dass ursprünglich die beiden Schutzplatten der Schwertscheide gemeint waren. Die Bedeutungszusammenhänge zum Verb scheiden sind unklar. Literarische Werke: ahd. swertsceida st. sw. f. Notker. Kluge 798 (Scheide f.); Lexer II, 1366f.; SAW. I, 835ff., (sceidan), I,981 (swert); Sch.GlW. IX, 404; Sch.W. 278; StWG. 617. **swertslūda st. f. ‘Schwertscheide’ Lateinische Lemma(ta): vāgīna ‘Schwert-, Degenscheide’ (Georges 2,3350). Glossare: [Neu. MaL] Alph. Gl.: bagína swertschlùda Engelberg, StiftsB. Codex 122 (früher 6/8); BStK.-Nr. 138c, f. 13v, 23 Datierung: 14. Jh. Weitere Bedeutung(en): –

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Diachrone Verbreitung: Ahd. nicht belegt; mhd. sliude, slûde f. ‘Schwertscheide’ (Schwund des Erstglieds); nhd. nicht belegt. Wortbildung: Determinativkompositum aus swert ‘Schwert’ und slūda. Frühnhd. Sprachstufe. Etymologie: (?), vgl. sliude (mhd.) in: KMWB. (o. S.). Literarische Werke: nicht belegt. BStK. 1,384; KMWB. (o. S.); Lexer II, 983; SAW. I, 981 (swert); Sch.GlW. IX, 404. swertstab st. m. ‘Dolch, Stoßdegen’ Lateinische Lemma(ta): dolo (auch dolōn) ‘Pike, Stilett, Stoßdegen’ (Georges 1,2275f.), mlat. dolo ‘Dolch, Stilett’ (Mlat.Wb. 3,930f.), ‘Schwert; Streitkolben (Pl.)’ (Diefenbach 189); mucro ‘Schwert, Degen, Dolch’ (Georges 2,1031). Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 661,35 Verg. Aen. VII, 665: (Mucrone) suertstapa München, BSB. Clm 18059; BStK.-Nr. 634, f. 206va, marg. l. n. Z. 37 II, 711,49 Verg. Aen. VII, 664: () Dolones stakkillun. sueristap (Ed. l. suertstap) Paris, BN. lat. 9344; BStK.-Nr. 752, f. 123v, marg. l. quer n. Z. 5. 6 Datierung: 11. Jh. Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: Als Kompositum nicht belegt; nur die Kompositglieder mhd. swërt st. n. ‘Schwert’ und mhd. stap, stab st. m. ‘Stab, Schlagstock’; ähnlich im Nhd. Wortbildung: Determinativkompositum aus swert ‘Schwert’ und stab ‘Stab, Stange, Stock, Keule; Barren; Strich’. Etymologie: Das Zweitglied ahd. stab; as. staf.; mhd. stap, stab gehen auf germ. *stabi-/a- m. ‘Stab’ zurück. Got. stabeis (Pl.) ‘Elemente, Buchstaben’; anord. stafr; ae. stæf, afries. stef. Außergerm. zu vergleichen ist lit. stãbas ‘Pfosten, Säule, Götzenbild’ und aind. stambha- (nasaliert) ‘Pfosten, Pfeiler, Säule’. Ein zugrunde liegendes Verbum liegt in aind. stabhnTti ‘befestigt, stützt’ vor; die Ausgangsbedeutung ist anscheinend ‘Stütze’. Kompositionen im Nhd. wie Mitarbeiterstab gehen auf solche wie Generalstab aus dem Militärwesen zurück; übertragen durch die Bedeutung des Wortes Stab ‘Zeichen der Führungsgewalt’ (ab dem 17. Jh.). Literarische Werke: nicht belegt. Kluge 874 (Stab); Lexer II, 1364f. (swërt), II, 1138ff. (stap, stab); SAW. I, 919 (stab), I, 981 (swert); Sch.GlW. IX, 404; StWG. 617.

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Entgegen der Bedeutungsangabe im Sch.GlW. ‘Schwert’ wurde hier ‘Dolch, Stoßdegen’ als aktuelle Bedeutung angegeben; entscheidend waren dabei die lat. Vorlagen. *tarant st. m. ‘Wurfkeule’ Lateinische Lemma(ta): catēia ‘eine Art Wurfkeule’ (Georges 1,1031), mlat. cateia ‘eine Art Wurfspieß oder Wurfkeule’ (Mlat.Wb. 2,370); tēlum ‘die Fernwaffe, Wurfwaffe, das Geschoß, der Spieß’; später ‘jede Angriffswaffe, Schwert, Dolch, Axt’ (Georges 2,3041). Glossare: [Neu. CMK] Alph. Gl.: cateia, telum tarant Engelberg, StiftsB. Codex 122 (früher 6/8); BStK.-Nr. 138c, f. 21v, 21 Datierung: 14. Jh. Weitere Bedeutung(en): Skorpion (das Tier). Diachrone Verbreitung: Mhd. tarant st. m. ‘ein Belagerungswerkzeug; Skorpion, Tarantel; Skorpion als Himmelszeichen’; frühnhd. nhd. nur noch in der Bedeutung des Tieres: frühnhd. tarant, torunt m. ‘Tarantel, Skorpion; Skorpion (Sternbild, Tierkreiszeichen)’; nhd. Tarantel f. ‘große, giftige Spinne’; allerdings datiert Kluge den Erstbeleg ins 16. Jh. Wortbildung: Simplex. Etymologie: Lehnwort. Tarantel f. aus ital. tarantola, tarantella, mlat. tarantula, bezeichnet nach der Stadt Taranto (ital. Tarent). Literarische Werke: nicht belegt. Baufeld, Wb. 48; BStK. 1,384; Kluge 907; Lexer II, 1405; Sch.GlW. IX, 447. tart st. m. ‘Speer, Wurfspieß; Wurfgeschoß’ Lateinische Lemma(ta): gaesum ‘schwerer, eiserner Wurfspieß’ (Georges 1,2895); lancea ‘Speer’ (in der Mitte mit einem Riemen versehen) (Georges 2,550); pīlum ‘Wurfspieß, das Pilum’ (Georges 2,1708); pīnus ‘wilde Fichte, Föhre, Kiefer’ meton. (alles, das aus der Fichte hergestellt wurde), meton. ‘der Wurfspieß’ (Georges 2,1713f.); spiculator (= speculātor) ‘Ausspäher, Spion im Krieg’ (Georges 2,2753f.); spīculum ‘Wurfspieß, Pfeil’ (Georges 2,2761). Glossen zu biblischen Schriften: Markus 6,27: Sed misso speculatore praecepit afferi caput eius in disco: quispiculointficit. dart. (sog. Xantener Evangeliar) Brüssel, BR. 18723 [J. Riecke: bei StSG. und KFW. irrtümlich 18725]; BStK.-Nr. 84, f. 88r, 20 [de Smet 1972, 333, Nr. 9] Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 407,25 Prud. Symm. I, 485: Pila tarti Prag, Universitní knihovna, MS VIII H 4; BStK.-Nr. 785, f. 67ra, 11

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II, 463,52 Prud. Psych. 324: Lancea tart ł sagitta Paris, BN. Nouv. acquis. lat. 241; BStK.-Nr. 771, f. 145r, 9; Lancea tart ł sagitta München, BSB. Clm 14395; BStK.Nr. 579, f. 150r, 10 II, 539,65 Prud. Calagurr. 37: Spicula tarta London, BMMss. Add. 34248; BStK.Nr. 402 [Comitum de Apponyi], f. 25v, 11 II, 545,47 Prud. Psych. 111: Pilis, telis s. tartin ebd., f. 137v, 6 [Thoma 1951, 203,21] II, 546,60 Prud. Psych. 324: Lancea tart ebd., f. 142v, 3 II, 594,5 Prud. Psych. 111: Pilum dicitur thuitizze. tart Rom, BV. Reg. lat. 339; BStK.-Nr. 821 (I) [Fragment 1], f. 19r, 7 II, 613,41 Sall. Cat. 60 p. 218, 9: Pila tarta München, BSB. Clm 19479; BStK.Nr. 673, p. 51, 8 II, 663,63 Verg. Aen. VIII, 662: (Cesa) [hasta virilis, (caesus)] tarta tela München, BSB. Clm 18059; BStK.-Nr. 634, f. 210vb, marg. r. n. Z. 11 II, 673,59 Verg. Aen. V, 307: Spicula darta München, BSB. Clm 305; BStK.Nr. 447, f. 115r, 11; Spicula darta München, BSB. Clm 21562; BStK.-Nr. 678, f. 132r, 18 II, 708,28 Verg. Aen. V, 307: () Spicula darda Paris, BN. lat. 9344; BStK.-Nr. 752, f. 91v, marg. l. quer n. Z. 16. 17 II, 713,17 Verg. Aen. VIII, 662: () Cæsa dardb (Ed.: d. h. darda) ebd., f. 135v, marg. l. n. Z. 24 [Sch.GlW.: dard (G.)] II, 714,52 Verg. Aen. IX, 522: () Pinum dbrt (Ed.: d. h. dart) ebd., f. 144r, marg. l. quer n. Z. 8. 9 [Sch.GlW.: dart (G.)] Prisc. Inst. 442, 2: pilo: tart Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek Cod. Guelf. 50 Weißenburg; BStK.-Nr. 972, f. 65v, 23 [Butzmann 1964, 398, Nr. 147] V, 105,16 Prud. Calagurr. 37: Spicula tarda Trier, StadtB. 1093/1694 (früher 1464); BStK.-Nr. 881, f. 16v, 18 Glossare: IV, 160,52 Gl. Salom. (c): Spiculum tart .t. London, BMMss. Add. 18379; BStK.Nr. 391, f. 137va, 28 IV, 208,65 Alph. Gl.: Sipiculum, (Ed.: = Spiculum) dard Trier, Bibliothek des Priesterseminars Hs 61 (früher R. III. 13); BStK.-Nr. 877, f. 109r, 31 [Neu. AW] Sachgl.: parma ?tarcz Bern, BB. Cod. 723; BStK.-Nr. 67b, f. 140v, 15 Datierung: ca. 860/870–15. Jh. (?). Weitere Bedeutung(en): Dreizack, Spieß. Diachrone Verbreitung: Nicht belegt; nhd. Darts n. ‘Spiel, bei dem man mit Pfeilen auf eine Scheibe wirft’. Neuentlehnung aus ne. darts Pl. zu dart ‘(Wurf)Pfeil’. Wortbildung: Simplex. Substanbtivbildung zu ahd. terien ‘schaden, verletzen’.

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Etymologie: Idg. Wurzel *dhō- ‘schärfen’; unklar bleibt ob aufgrund *dhəro ‘gespitzt’ auch ae. darođ m. ‘Spieß, Wurfspieß’, ahd. tart m. ‘Spieß’; anord. darrađ-r m., darr n. ‘Spieß’ hierhingehören. Literarische Werke: nicht belegt. Duden 353; IEW. I, 272; SAW. I, 991f. (tara); Sch.GlW. IX, 450; StWG. 622. Mit ahd. tart wurde „… zumeist der Wurfspeer und der nicht genauer spezifizierte Speer, auch der Pfeil, kaum aber die Stoßlanze“ bezeichnet (Hüpper-Dröge 1983, 385). Die Handschrift BrüsBR 18723, die in der Glossensammlung von E. Steinmeyer und im KFW. irrtümlich 18725 vermerkt worden ist, wurde anhand der Korrektur von J. Riecke berichtigt (Riecke 2004, Bd. 2, 636). Die Belegstelle V, 105,16 Spicula tarda, konnte früher aufgrund der unklaren, bzw. fälschlich angegebenen Informationen im StSG. nicht genau geklärt werden. Hier wird die Glosse der Handschrift (DCCCVI) London, BMMss. 34248 zugewiesen, zur Belegstelle II, 554 vor Zeile 35 bei Prudentius P. Calagurr. 37. Die angegebene Zeile auf Seite 554 enthält jedoch eine Glosse zu Prudentius Calagurr. 7 und befindet sich in der Trierer Handschrift 1464 (DCCCVII). untarhelza st. f. ‘Schwertscheide’ Lateinische Lemma(ta): ebur ‘das Elfenbein’ (bei Vergil ‘Schwertscheide aus Elfenbein’) (Georges 1,2327f.); vāgīna ‘Schwert-, Degenscheide’ (Georges 2,3350). Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 532,64 u. A. 4 Prud. Psych. 148: Ebur uaginam .i. underhilze Florenz, Biblioteca Medicea Laurenziana Plut. 16.5; BStK.-Nr. 151, f. 127vb, 21. 22 Datierung: Ende 12. Jh. Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: – Wortbildung: Determinativkompositum aus dem Instrumentalpräfix (untar) ‘unter(halb), zwischen, an, in, bei, von, durch’ und helza ‘(Hand)griff, Heft, Stiel’. Etymologie: Entsprechungen in germ. Einzelsprachen zum Erstglied ahd. untar, mhd. unter (Präp.) ‘in, unter, zwischen’ sind as. undar; mnd. under; mndl. nndl. onder und ae. ne. nschwed. under; anord. undir und got. undar. Das Zweitglied ahd. helza zu mhd. helze st. sw. f.; as. helta f. ‘Griff am Steuerruder’; mndl. helte f., auch helt m.; vgl. aisl. hjalt n. ‘Schwertgriff, Parierstange’: < urgerm. *χeltō/a-, das im Ablaut zu urgerm. *χultan- ‘Abgeschlagenes’ steht. Vgl. hilzi ‘Schwertgriff, Handgriff’. Literarische Werke: nicht belegt.

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EWA. IV, 949 (helza), IV, 1012 (hilzi); Pfeifer 1488 (unter Präp. und Adv.); SAW. I, 1044f. (untar), I, 380 (helza); Sch.GlW. X, 263. wāfan st. n. ‘Angriffswaffe Waffe; Schwert’ Lateinische Lemma(ta): arma ‘Wehr und Waffe’ (Georges 1,575ff.), mlat. arma ‘Kriegsgerät, Waffe(n), Bewaffnung, (Aus-)Rüstung’ (Mlat.Wb. 1,956ff.); armilūstrium ‘alljährliches Fest der Waffenweihe in Rom’ (Georges, 1581); culter ‘Messer’ (Georges 1,1792), mlat. culter ‘Messer’ (Mlat.Wb. 2,2078); falx ‘Reißhaken als Mauerbrecher’ (Georges 1,2680); framea ‘Schwert, Speer, fränkische Lanze’ (Georges 1,2833); gladius ‘messerförmiges Schwert zum Hieb und Stoß’ (Georges 1,2937f.); machaera ‘dem Schlachtmesser, Weidmesser ähnliches Schwert’ (Georges 2,747); mīlitiae cingulum ‘Gürtel der Soldaten, übertragen ‘der Kriegsdienst’ zu mīlitia ‘Kriegsdienst, Soldaten’ (Georges 2,920) und zu cingulum ‘der um die Hüften geschlungene Gurt, Gürtel’ (als Degengurt um den Leib oder Degengehänge über die Schulter) (Georges 1,1136f.); mucro ‘Schwert, Degen, Dolch’ (Georges 2,1031); romphaea ‘großes, langes zweischneidiges Hieb- und Wurfschwert’ (Georges 2,2407); sīca ‘Dolch’ (Georges 2,2650); scūtum ‘großer, länglich viereckiger Schild, der Langschild’ (Georges 2,2552); tēlum ‘Fernwaffe, Wurfwaffe, das Geschoß, der Spieß’; später ‘jede Angriffswaffe; Schwert, Dolch, Axt’ (Georges 2,3041); zuzianz (lingua ignota der Hildegard von Bingen). Glossen zu biblischen Schriften: I, 274,72 Exodus 20,25: Cultrū sahs uuafan Karlsruhe, BLB. Aug. IC; BStK.Nr. 296 (II), f. 63vb, 15; Cultrum sahs uuafan Oxford, BL. Jun. 25; BStK.-Nr. 725 (I), f. 90va, 6 I, 316,8 Genesis 3,24: Gladium atque uersatilem uuafan inti uuerauantlihaz Karlsruhe, BLB. Aug. IC; BStK.-Nr. 296 (II), f. 53r, 7 I, 409,56 I. Regum 8,12: Fabros armorum et curruum smida uuafano inti chanzuuagano ebd., f. 69r, 15 I, 412,57 I. Regum 31,4: Euagina gladium arziuh uuafan Karlsruhe, BLB. Aug. IC; BStK.-Nr. 296 (II), f. 71va, 23 I, 425,18 II. Regum 2,26: Mucro deseuiet uuafan crimmisot Karlsruhe, BLB. Aug. IC; BStK.-Nr. 296 (II), f. 72ra, 8 I, 514,24 Psalm 9,7: Framea uvaffan München, BSB. Clm 18140; BStK.-Nr. 637, f. 99vb, 29; Framea Wien, ÖNB Cod. 2732; BStK.-Nr. 950, f. 59r, 20; Framea uuaffan München, BSB. Clm 19440; BStK.-Nr. 665, p. 290, 4 [Davids 2000, 114, Nr. 282]; Framea uuaffan München, BSB. Clm 14689; BStK.-Nr. 604, f. 43v, 16; Framea vuafan Wien, ÖNB Cod. 2723; BStK.-Nr. 949, f. 52v, 6; Framea uuafan Göttweig, StiftsB. 46/103 (früher: E 5); BStK.-Nr. 264, f. 70r, 25; Framea wafan München, BSB. Clm 22201; BStK.-Nr. 681, f. 245rc, 14; Framea wafin München, BSB. Clm

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Wörterbuch der althochdeutschen Waffenbezeichnungen v

13002; BStK.-Nr. 558, f. 224 b, 7; Framea wafin München, BSB. Clm 17403; BStK.-Nr. 632, f. 228ra, 20 I, 586,10 Ecclesiasticus 46,3: Romphea uuafan Karlsruhe, BLB. Aug. IC; BStK.Nr. 296 (II), f. 93va, 23 I, 634,4 Jeremias 47,6: Mucro uvafan München, BSB. Clm 18140; BStK.-Nr. 637, f. 193vb, 21; Mucro vuafan München, BSB. Clm 19440; BStK.-Nr. 665, p. 351, 14 [Davids 2000, 273, Nr. 1073]; Mucro uuafan Wien, ÖNB Cod. 2732; BStK.-Nr. 950, f. 47r, 16 I, 637,20 Jeremias 47,6: O mucro uuolago uuafane Karlsruhe, BLB. Aug. IC; BStK.-Nr. 296 (II), f. 99va, 16 I, 687,7 Zacharias 13,7: Framea vuaffan Wien, ÖNB Cod. 2723; BStK.-Nr. 949, f. 49r, 19; Framea uvaffan Wien, ÖNB Cod. 2732; BStK.-Nr. 950, f. 55v, 6; Framea uuaffan München, BSB. Clm 14689; BStK.-Nr. 604, f. 41v, 26; Framea wafan Göttweig, StiftsB. 46/103 (früher: E 5); BStK.-Nr. 264, f. 59v, 7; Framea wafen München, BSB. Clm 22201; BStK.-Nr. 681, f. 241va, 47; Framea wafin München, BSB. Clm 13002; BStK.-Nr. 558, f. 223ra, 61; Framea wafin München, BSB. Clm 17403; BStK.-Nr. 632, f. 225vb, 8 I, 705,4 II. Maccabaeorum 13,2: Cum falcibus mit uvafanun ł mitsegansunpilegita München, BSB. Clm 18140; BStK.-Nr. 637, f. 96va, 18. 19; Cum falcibus :mit vuafanun ł mitsegansunpilegita München, BSB. Clm 19440; BStK.-Nr. 665, p. 338, 13 [Davids 2000, 370, Nr. 1551a: Cūfalcib, / vuafanun. Łmitsegansunpilegita vuafanun]; Cum falcibus mitsegasun pilegita ł vuaffanun Wien, ÖNB Cod. 2732; BStK.Nr. 950, f. 83v, 14 I, 798,32 Apocalypsis 2, 12: Romphêam vuaffan Wien, ÖNB Cod. 2723; BStK.Nr. 949, f. 79v, 13; Romphêam vuaffan Wien, ÖNB Cod. 2732; BStK.-Nr. 950, f. 93v, 18; Rompheam wafan Göttweig, StiftsB. 46/103 (früher: E 5); BStK.-Nr. 264, f. 79r, 17; Rompheam wafin München, BSB. Clm 13002; BStK.-Nr. 558, f. 226rb, 57; Romphea uuafin München, BSB. Clm 14689; BStK.-Nr. 604, f. 43v, 14; Rompheam wafen München, BSB. Clm 17403; BStK.-Nr. 632, f. 231rb, 3; Rompheam wa phin München, BSB. Clm 22201; BStK.-Nr. 681, f. 248rd, 19 IV, 254,22 Exodus 20,25: Culter wafa| Rom, BV. Pal. lat. 288; BStK.-Nr. 798, f. 55rb, marg. r. n. Z. 32. 33 [Sch.GlW.: wafa(n)] IV, 264,10 Judicum 3,21: (Sicam) uuaf an uuafan Oxford, BL. Laud. lat. 92; BStK.Nr. 730, f. 80v, marg. n. Z. 13 Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 221,24 Greg. Reg. 2,2 p. 15: Mucrone uuaffane München, BSB. Clm 18550a; BStK.-Nr. 652, f. 154v, 9 II, 747,36 Sulp. Sev. V. Mart. 2 p.112,16: In armis İnyycfcnyn (Ed. d. h.: in uuafanun) München, BSB. Clm 18547b; BStK.-Nr. 650, f. 7r, 22 [Thies 1994, 70. 71, Nr. 31ab: in armis Inyycfcnyn (yycfcnyn: =uuafanun); Sch.GlW.: uuafan (G.)]

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Can. conc. Nic. XII; PL 67, 150 A: militiae cingulum uuafan Rom, BV. Ottob. lat. 3295; BStK.-Nr. 792, f. 11v, 3 [Mayer 1982, 26, Nr. 33] Halitgar I, 14; PL 105, 667 B: mucrone mit uuafanu ebd., f. 31ra, 15 [Mayer 1982, 51. 52, Nr. 172b] Glossare: I, 48,35 Abr.: arma uuafan Paris, BN. lat. 7640; BStK.-Nr. 747, f. 126rc, 2 I, 49,35 Abr.: arma uuaffan St. Gallen, StiftsB. 911; BStK.-Nr. 253, p. 37, 18 I, 52,11 Abr.: Armilustrium uuaffan sliffant Paris, BN. lat. 7640; BStK.-Nr. 747, f. 126rc, 26 I, 52,12 Abr.: quod armis daz uuafan ebd., f. 126rc, 26 I, 53,11 Abr.: Armilustrum uuafan slifon St. Gallen, StiftsB. 911; BStK.-Nr. 253, p. 41, 1; Abr.: Armilustrum uuafan Karlsruhe, BLB. Aug. CXI; BStK.-Nr. 298 (I), f. 78rb, 14 I, 53,12 Abr.: quod armis daz uuafan St. Gallen, StiftsB. 911; BStK.-Nr. 253, p. 41, 3 I, 68,17 Abr.: scutum uuafan Paris, BN. lat. 7640; BStK.-Nr. 747, f. 127rc, 2 I, 70,40 Abr.: gladius uuaffan Paris, ebd., f. 127va, 2 I, 71,40 Abr.: gladius uuafan St. Gallen, StiftsB. 911; BStK.-Nr. 253, p. 59, 2 I, 120,30 Abr.: gladius uuafan Paris, BN. lat. 7640; BStK.-Nr. 747, f. 130ra, 5 I, 121,30 Abr. gladius edo uuafan St. Gallen, StiftsB. 911; BStK.-Nr. 253, p. 104, 16. 17 I, 144,8 Abr.: uel gladius scar edo uuafan Paris, BN. lat. 7640; BStK.-Nr. 747, f. 131ra, 3 I, 145,6 Sam.: Framea uuafan Wien, ÖNB Cod. 162; BStK.-Nr. 895, f. 26rb, 14 I, 145,8 Abr.: uel gladius edho uuafan St. Gallen, StiftsB. 911; BStK.-Nr. 253, p. 124, 17 I, 188,4 Abr.: sine arma anŏ uuafan Paris, BN. lat. 7640; BStK.-Nr. 747, f. 132rb, 19 I, 189,4 Abr.: sine arma ano uuafan St. Gallen, StiftsB. 911; BStK.-Nr. 253, p. 162, 2; sine arma anu uuafan Karlsruhe, BLB. Aug. CXI; BStK.-Nr. 298 (I), f. 83rb, 21 I, 206,10 Abr.: Machera uuafan St. Gallen, StiftsB. 911; BStK.-Nr. 253, p. 193, 1; Machera uuafan Karlsruhe, BLB. Aug. CXI; BStK.-Nr. 298 (I), f. 84va, 25 I, 208,23 Abr: pars teli teiluuafannes St. Gallen, StiftsB. 911; BStK.-Nr. 253, p. 193, 1 I, 242,39 Abr.: Runphea uuafan St. Gallen, StiftsB. 911; BStK.-Nr. 253, p. 244, 3; Rumphea uuafan Karlsruhe, BLB. Aug. CXI; BStK.-Nr. 298 (I), f. 88rb, 8 I, 257,1 Sam.: Tela uuafan Wien, ÖNB Cod. 162; BStK.-Nr. 895, f. 41va, 20 III, 399,47 Gl. Hildegardis: Zuzianz wafun Wiesbaden, Hessische LB. 2; BStK.Nr. 958, f. 463va, 13; Zuzianz wafun Berlin, StBPK Ms. lat. 4° 674 (früher Cheltenham, Bibliotheca Phillippica 9303); BStK.-Nr. 51, f. 60v, 14 IV, 7,16 Gl. Affatim: Mucro uuaffan [539,11 Mucro gladius uel caput gladii] Oxford, BL. Jun. 25; BStK.-Nr. 725 (II), f. 119ra, 7 [Krotz 2002, 410, Nr. 235] IV, 18,28 Gl. Affatim: Rubiginem (Ed.: daneben eruginē) uuaffan [564,3 Rubiginem eruginem] ebd., f. 120vc, 13 [Krotz 2002, 554, Nr. 629]

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IV, 18,30 Gl. Affatim: Rumpheam uuaffan suuert [564,1 Rumfeum gladium] Oxford, BL. Jun. 25; BStK.-Nr. 725 (II), f. 120vc, 14 [Krotz 2002, 554, Nr. 630] [Neu. StP] Alph. Gl.: arma waffē Engelberg, StiftsB. Codex 122 (früher 6/8); BStK.Nr. 138c, f. 9v, 17 Datierung: Ende 8./Anfang 9. Jh.–14. Jh. Weitere Bedeutung(en): übertragen auf Gottes Waffe. Diachrone Verbreitung: Mhd. wâfen, wâpen st. n. ‘Waffe, Singular: bes. das Schwert, alles, was zur Bewaffnung, Rüstung gehört; Wappen; Werkzeug’; frühnhd. waffe f. ‘Waffe; Gerät; nhd. Waffe f. und Wappen n. Wortbildung: Simplex. Komposition: wāfansahs st. n. ‘kurzes Schwert’. Etymologie: Wie as. wāpan n. aus germ *wVpna- n. ‘Waffe’; got. wepna (Pl.); anord. vápn; ae. wVpen n.; afries. wēpen, wāpen n. Das Femininum ist seit dem Mhd. belegt (eventuell aus der Nutzung des Plurals). Herkunft unklar. Nndl. wapen; ne. weapon; nschwed. vapen; nisl. vopn. Wappen ist die nd.-ndl. Form von Waffe. Ursprünglich bedeuteten beide sowohl das Kampfsgerät als auch das Erkennungszeichen der Krieger. Erst im 16. Jh. verteilen sich die Bedeutungen auf den beiden Varianten. Das Verb (sich) wappnen ‘bewaffnen’ ist ein Relikt des alten Zustandes. Literarische Werke: Ahd. wāfan, wāffa(n), wāf(f)en, wāffin, wāban (?) st. n. ‘Waffe, Schwert; auch ‘Waffengewalt’ Benediktinerregel, Carmen ad Deum, Goldast Benediktinerregel, Hildebrandslied, Monseer Fragmente, Murbacher Hymnen, Notker, Notker-Glossator, Otfrid. Baufeld, Wb. 240; Kluge 966 (Waffe), 971 (Wappen); Lexer III, 629f.; SAW. I, 1050 (wâfan); Sch.GlW. X, 331f.; Sch.W. 306; StWG. 688, 832. Das ahd. Lexem wāfan wurde in den Glossenhandschriften nur zu lat. Lemmata für die Angriffswaffen tradiert, aber nie zu einer Schutzwaffenbezeichnung. Dies bedeutet „… dass die Wahl des Lexems uuafan nur in Verbindung mit der Vorstellung von einer Angriffswaffe erfolgen konnte“ (Hüpper-Dröge 1983, 243). In J. Spletts „Abrogans-Studien“ und „Samanunga-Studien“ ist ahd. wāfan auch in der Bedeutung ‘Waffe, Schwert’ angeführt (Splett 1976, 531, ders., 1979, 244). Übertragen auf Gottes Waffe ist die Glossierung in der Belegstelle StSG. I, 735,15; dagegen steht ‘Schwert’ im Sch.GlW.

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*wāfanheit st. f. ‘Bewaffnung’ Lateinische Lemma(ta): armātura ‘Bewaffnung, Waffengattung’ (Georges 1,578). Glossare: III, 416,48 Gl. Herrad.: Armatura wafenheit Straßburg, UB., Hs. des Hortus deliciarum der Herrad von Landsberg, verbrannt; BStK.-Nr. 857, f. 205rb [Herrad of Hohenbourg. Hortus Deliciarum 1979, II, 337, Nr. 710] Datierung: um 1175. Synchrone Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: Mhd. wâfenheit st. f. (armatura); nhd. nicht belegt. Wortbildung: Suffixbildung aus wâfen, wâpen (Lexer III, 629f.) und -heit. Als Suffix ist -heit erst im Mhd. belegt (vgl. Fleischer – Barz 2012, 209). Mhd. Sprachstufe. Etymologie: s. ahd. wāfan st. n. Literarische Werke: nicht belegt. Kluge 966 (Waffe); Lexer III, 631; SAW. I, 1050 (wâfan); Sch.GlW. X, 332; StWG. 688. wāfansahs st. n. ‘kurzes Schwert’ Lateinische Lemma(ta): culter ‘Messer’ (Georges 1,1792), mlat. culter ‘Messer’ (Mlat.Wb. 2,2078). Glossen zu biblischen Schriften: I, 338,23 Exodus 20,25: Culter i. uuafansahs Karlsruhe, St. Peter perg. 87; BStK.Nr. 324, f. 63va, 39 [Wadstein 1899, 74b, 19: Culter: id est uuafansahs]; Culter i. wafânsahs St. Gallen, StiftsB. 292; BStK.-Nr. 221, p. 14, 17 Datierung: 11. Jh. Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: – Wortbildung: Determinativkompositum aus wāfan ‘Waffe, Schwert, Dolch’ und sahs ‘kurzes Schwert, Speer, Speerspitze, Messer’. Etymologie: Zum Erstglied s. ahd. wāfan st. n. Zum Zweitglied des Kompositums ahd. sahs s. ahd. sahs st. n. Literarische Werke: nicht belegt. Kluge 698; SAW. I, 786 (sahs), I, 1050 (wāfan) ‘kurzes Schwert’; Sch.GlW. X, 333; StWG. 688.

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wagastra sw. f. ‘Wurfgeschoß’ Lateinische Lemma(ta): falārica ‘großer Speer’ (Georges 1,2674f.), mlat. falarica ‘Wurfspeer, Brandpfeil’ (Mlat.Wb. 4,45). Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 323,14 Hieron. Epist. CXII p. 747: Falarica uuagastria St. Gallen, StiftsB. 299; BStK.-Nr. 225, p. 286, 3 II, 323,43 Hieron. Epist. CXII p. 747: Falarica uuagastria Schlettstadt, Bibliothèque et Archives Municipales Ms.7 (früher Ms. 100); BStK.-Nr. 849, f. 74va, 30 Datierung: 2. Hälfte 9. Jh.–1. Viertel 12. Jh. Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: – Wortbildung: Kompositum aus wag Rückbildung zu wegan ‘bewegen’ und astra zu ast st. m. (?) ‘Stange’. Etymologie: *wag-, germ. (?) ‘scharf sein’ zu idg. *eUh- ‘bewegen, ziehen, fahren’; aisl. vega ‘bewegen, schwinden, heben, wiegen’; ahd. wegan ‘sich bewegen, wiegen’; as. wegan ‘bringen, führen, wägen’; got. gawagjan ‘bewegen, schütteln’. Literarische Werke: nicht belegt. IEW. I, 1118; KGW. (*wag-); SAW. I, 33 (ast), I, 1079ff. (wegan); Sch.GlW. X, 343; StWG. 689. werī st. f. ‘Verteidigungsmittel; Waffe’ Lateinische Lemma(ta): arma ‘Wehr und Waffe’ (Georges 1,575ff.), ‘Kriegsgerät, Waffe(n), Bewaffnung, (Aus-)Rüstung’ (Mlat.Wb. 1,956ff.). Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 292,40 Greg. Hom. I, 18 p. 1508: In arma vueri München, BSB. Clm 18140; BStK.-Nr. 637, f. 239vb, 7; In arma vueri München, BSB. Clm 19440; BStK.Nr. 665, p. 211, 14; In arma invueri Wien, ÖNB Cod. 2723; BStK.-Nr. 949, f. 116v, 15; In arma invueri Wien, ÖNB Cod. 2732; BStK.-Nr. 950, f. 131v, 19; In arma inweri München, BSB. Clm 9573; BStK.-Nr. 550, f. 75v, 23 Datierung: 10. Jh.–11. Jh. Weitere Bedeutung(en): (Brust-)Wehr, (Verteidigungs-)Wall, Schirm, Schlupwinkel, Schutzwehr, Verteidigung, Verteidigungsmittel. Diachrone Verbreitung: Mhd. wer, were st. f. ‘Verteidigung, Wehr, Kampf; Widerstand; Weigerung; Gesamtheit der Verteidigung; Kriegsmacht, Heer; Brustwehr, Befestigung’; frühnhd. wehr,

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weer, wer(e), wher, wör f. ‘Verteidigung, Wehr, Befestigung, Bollwerk; die zur Verteidigung dienende Waffen’ (vgl. wühr f. ‘Wehr im Wasser’); nhd. Wehr f. ‘Verteidigung’. Wortbildung: Rückbildung zu werien ‘(ab)wehren, (ver)hindern, verteidigen schützen’. Etymologie: Zu idg. *er-, eru-, rū- ‘verschließen, bedecken, schützen, retten’; er-tro ‘Schutz’. Aisl. ver n. ‘Damm, Fischwehr’; ae. wer m. ‘Damm, Fischwehr’; waru ‘Schutz’. Dehnstufig ahd. wuorī f. ‘Damm’. Mnd., mndl. were. Rückbildung zu wehren. Literarische Werke: Ahd. werī, wēre st. f. ‘Wehr, Gegenwehr, Abwehr, Verteidigung(smittel); Schutzvorrichtung, Schutzwehr’ Notker, Otfrid, Williram von Ebersberg. Hoheliedkommentar. Baufeld, Wb. 244 (wehr, weer, wer(e), wher, wör), 252 (wühr); IEW. I, 1160ff.; Kluge 976 (Wehr1); Lexer III, 767f.; SAW. I, 1104f. (werien2); Sch.GlW. XI, 59f.; Sch.W. 319; StWG. 716. werida st. f. ‘Bewaffnung’ Lateinische Lemma(ta): framea ‘Schwert, Speer, fränkische Lanze’ (Georges 1,2833). Glossare: I, 145,6 Abr.: Framea uuerida egida ploh Karlsruhe, BLB. Aug. CXI; BStK.Nr. 298 (I), f. 81va, 12 Datierung: erstes Viertel 9. Jh. Weitere Bedeutung(en): Behutsamkeit, Vorsicht. Diachrone Verbreitung: – Wortbildung: Mit dem Suffix -ida zu ahd. werī. Etymologie: S. ahd werien; mhd. wer(e)n; as. werian aus germ. *war-ija sw. V. ‘wehren’. Got warjan; anord. verja, ae. werian. Zu idg. *er-, eru-, rū-; die u-Erweiterung in Idg. zeigt sich aber nicht im Germ. Nndl. weren, nisl. verja. Literarische Werke: nicht belegt. BStK. 2,673; IEW. I, 1160ff.; Kluge 976 (wehren); SAW. I, 1104f. (werien2); Sch.GlW. XI, 60; StWG. 716. Die Zusatzglossierung framea ist „nicht recht verständlich“ (Splett 1976, 215), sonst handelt es sich bei den Vorlagen egida und ploh um seitens der Glossatoren umgedeutete Werkzeugbezeichnungen. Das Lemma ploh wurde z. B. zu pfluog ‚Pflug’ umgedeutet. Die ursprüngliche Glossierung ist ungeklärt (vgl. ebd.).

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wīggarawi st. n. ‘Ausrüstung; Kriegsgerät’ Lateinische Lemma(ta): apparātus ‘Zurüstung, Apparat’ (Werkzeuge, Geräte, Maschinen eingeschlossen) (Georges 1,502f.), mlat. apparatus speziell ‘militärische Ausrüstung, Bewaffnung’ (Mlat.Wb. 1,771ff.); prōcīnctus ‘das Gürten, Bereitschaft zum Kampf’(Georges 2,1943); parātus ‘bereit, gerüstet zum Kampf’ (Georges 2,1471ff.). Glossen zu biblischen Schriften: I, 703,55 II. Maccabaeorum 10,18: Apparatum vuichgarauvi Wien, ÖNB Cod. 2723; BStK.-Nr. 949, f. 70v, 12; Apparatum vuichgaravui München, BSB. Clm 19440; BStK.-Nr. 665, p. 337, 26 [Davids 2000, 368, Nr. 1539: Apparatū. vuichgara vui]; Apparatum vuichgaruvui Wien, ÖNB Cod. 2732; BStK.-Nr. 950, f. 83r, 16 Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 450,66 Prud. P. Rom. 419: Procinctus, paratvs vuicgarauvi Paris, BN. Nouv. acquis. lat. 241; BStK.-Nr. 771, f. 69r, 1; Procinctus, paratvs vuicgaravui München, BSB. Clm 14395; BStK.-Nr. 579, f. 69v, 23 II, 468,21 u. A. 5 Prud. Symm. I, 461: (Procinctus) vvickarivvi Paris, BN. Nouv. acquis. lat. 241; BStK.-Nr. 771, f. 169v, marg. n. Z. 22; (Procinctus) vuickarivvi München, BSB. Clm 14395; BStK.-Nr. 579, f. 177r, marg. l. o. Datierung: 10. Jh.–11. Jh. (?). Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: Im Mhd. nicht belegt, vgl. wîcgare st. f. ‘Kampfrüstung’; wîcgerüste st. n. ‘Kriegsrüstung’; wîcgeserwe st. n. ‘Kriegsgewand’; wîcgewæfen st. n. ‘Bewaffnung zum Krieg’; wîcgewant st. n. ‘Kriegskleidung; -Rüstung’; wîcgewæte st. n. ‘ Kriegskleidung; -Rüstung’; wîcgeziug st. m. n. ‘was zur Rüstung und Bewaffnung gehört’; nhd. nicht belegt. Wortbildung: Determinativkompositum aus wīg ‘Krieg’ und garawi ‘Gerät’. Etymologie: Anord. víg n. ‘Kampf; Totschlag’. Ahd. wīc, wīg; aisl. vīg; as. wīg; mnd. afrz. wīch; air. fīch ‘Streit’; mndl. wijch ‘Kampf’; nisl. víg; nnorw. vig. Got. weihan ‘streiten, kämpfen; kriegerisch angreifen’; wigana (Dat. Sg.) ‘Kampf, Krieg’; ae. ahd. wīgan ‘kämpfen, streiten’; zu idg. *eik- ‘energische, besonders feindselige Kraftäußerung’. Literarische Werke: nicht belegt. AEW. 661; IEW. I, 1129; Lexer III, 815 (wîcgare, wîcgeserwe, wîcgewæfen, wîcgewant, wîcgewæte, wîcgeziug); SAW. I, 1121f. (wîhan); Sch.GlW. XI, 122; StWG. 726. Die aktuelle Bedeutung für die Bibelstelle lautet: ‘Kriegsgerät [= Ausrüstung eines Befestigungsbaus]’ in: Davids 2000, 368, Nr. 1539.

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wīggarawī st. f. ‘Ausrüstung; Kriegsgerät’ Lateinische Lemma(ta): apparātus ‘Zurüstung, Apparat’ (Werkzeuge, geräte, Maschinen eingeschlossen) (Georges 1,502f.), mlat. apparatus speziell ‘militärische Ausrüstung, Bewaffnung’ (Mlat.Wb. 1,771ff.). Glossen zu biblischen Schriften: I, 703,55 II. Maccabaeorum 10,18: Apparatum uvichgarauvi München, BSB. Clm 18140; BStK.-Nr. 637, f. 96rc, 4; Apparatum vuichgarauvi Wien, ÖNB Cod. 2723; BStK.-Nr. 949, f. 70v, 12; Apparatum vuichgaravui München, BSB. Clm 19440; BStK.-Nr. 665, p. 337, 26 [Davids 2000, 368, Nr. 1539: Apparatū. vuichgara vui]; Apparatum uuichgarauui Göttweig, StiftsB. 46/103 (früher: E 5); BStK.-Nr. 264, f. 76r, 10; Apparatum vuichgaruvui Wien, ÖNB Cod. 2732; BStK.-Nr. 950, f. 83r, 16 Datierung: 10. Jh.–12. Jh. Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: s. wīggarawi st. n. Wortbildung: Kompositum aus wīg ‘Kampf, Streit, Krieg, Gefecht, Schlacht’ und garawī ‘Gerät’ zu garo. Etymologie: s. wīggarawi st. n. Literarische Werke: nicht belegt. BStK. 3,1211; SAW. I, 287f. (garo), I, 1120f. (wîhan); Sch.GlW. XI, 122; StWG. 726. Vgl. den Kommentar zu wīggarawi st. n. wīggigarawi st. n. ‘Kampfrüstung’ Lateinische Lemma(ta): prōcīnctus ‘das Gürten, Bereitschaft zum Kampf’ (Georges 2,1943). Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 729,60 Vitae p. II, p. 449: In procinctu inuvikkigarauva München, BSB. Clm 18140; BStK.-Nr. 637, f. 259vc, 17. 18; In procinctu invvickigaravva SaUB M II 279 (früher Studienbibliothek) [ = S]; BStK.-Nr. 846, f. 2va, 14 Datierung: 11. Jh. Weitere Bedeutung(en): Kampfbereitschaft. Diachrone Verbreitung: – Wortbildung: Kompositum aus wīg ‘Kampf, Streit, Krieg, Gefecht, Schlacht’ und gi-garawi; Lehnschöpfung zu lat. apparatus (?) (vgl. KAWB.). Etymologie: Das Erstglied ahd. wīg: anord. víg n. ‘Kampf; Totschlag’. Ahd. wīc, wīg; aisl. vīg; as. wīg; mnd. afrz. wīch; air. fīch ‘Streit’; mndl. wijch ‘Kampf’; nisl. víg; nnorw. vig. Got. weihan ‘streiten, kämpfen; kriegerisch angreifen’; wigana (Dat. Sg.) ‘Kampf,

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Wörterbuch der althochdeutschen Waffenbezeichnungen

Krieg’; ae. ahd. wīgan ‘kämpfen, streiten’; zu idg. *eik- ‘energische, besonders feindselige Kraftäußerung’. Das Zweitglied ahd. garawi: as. gar[e]wi st. n.; afries. gare f.; ae. gearwe f.; aisl. gervi, gørvi, gjrvi f.; s. gar(a)wen ‘u. a. zurüsten’: as. gar(u)wian, ger(i)wian, gir(i)wian sw. V. ‘bereiten, bereit machen, rüsten kleiden’; mnd. ger(e)wen, gēren ‘fertig machen (sich) bereiten, (aus-)rüsten, gerben’; ahd. garo (Adj.) ‘u. a. gerüstet’ nur im Nord- und Westgerm. belegt. Direkte Anschlüsse für urgerm. *ara- fehlen, daher ist für die weitere etymologische Einordnung die semantische Nähe zu urgerm. *ara- ‘schnell, bereit’ zu beachten. Literarische Werke: nicht belegt. AEW. 661; EWA. IV, 78f., 84ff. (garo); IEW. I, 1129; KAWB. 237; SAW. I, 1120f. (wîhan); Sch.GlW. XI, 123; StWG. 726. Vgl. vviggígéri (as.) ‘Kampfausrüstung’. wīggigarawī st. f. ‘Kriegsgerät’ Lateinische Lemma(ta): apparātus ‘Zurüstung, Apparat’ (Werkzeuge, Geräte, Maschinen eingeschlossen) (Georges 1,502f.), mlat. apparatus speziell ‘militärische Ausrüstung, Bewaffnung’ (Mlat.Wb. 1,771ff.). Glossen zu biblischen Schriften: I, 703,58 II. Maccabaeorum 10,18: Apparatum uuihgigariuui München, BSB. Clm 14689; BStK.-Nr. 604, f. 43r, 34 Datierung: Hs. 1. Hälfte 12. Jh. Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: – Wortbildung: Kompositum aus wīg ‘Kampf, Streit, Krieg, Gefecht, Schlacht’ und gigarawi. Etymologie: As. wīggigerwi st. n. ‘Kriegsrüstung, Kampfrüstung’. Literarische Werke: nicht belegt. BStK. 3,1154; SAW. I, 1120f. (wîhan); Sch.GlW. XI, 123; StWG. 726. wurf st. m. ‘Wurfspieß’ Lateinische Lemma(ta): iaculum ‘Wurfgeschoß, Wurfspieß’ (Georges 2,10f.). Glossen zu biblischen Schriften: I, 281,39 Genesis 49,23: Iacula uurfi skuzzi Karlsruhe, BLB. Aug. IC; BStK.Nr. 296 (II), f. 80rb, 10; Iucula uurfi skuzzi Oxford, BL. Jun. 25; BStK.-Nr. 725 (I), f. 95rb, 12 Datierung: Ende 8. Jh./Anfang 9. Jh.

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Weitere Bedeutung(en): (Wellen-)Schlag, Aufzug (der Kettfäden), Hieb, Sammlung, Wurf. Diachrone Verbreitung: Mhd. wurf st. m. ‘der Wurf allgemein; speziell beim Würfelspiel; bildlich im Zweikampf’. Im Mhd. Kompositionen mit wurf- mhd. wurfackes st. f. ‘Wurf-, Streitaxt’; wurfbarte st. f. ‘Wurf-, Streitaxt; wurfbîhel, bîl st. n. ‘Wurf-, Streitaxt’; frühnhd. wurf m. ‘Wurf; das Rutschen von Baumstämmen über Felsen und Steilhänge’ (vgl. wurffhagke(n) f. ‘Streitaxt’); ab dem 16. Jh. auch in der Bedeutung ‘Geburt bei bestimmten Tieren; alle zur gleichen Zeit geborenen Tiere eines Muttertieres’; ab dem 18. Jh.: ‘der Vorgang beim Würfelspiel und zur Bezeichnung einer gelungenen Leistung’; ‘Niederschrift; Faltenfall an Gewändern, Vorhängen’; nhd. Wurf m. ‘Vorgang und Ergebnis des Werfens’. Wortbildung: Ablautendes Verbalabstraktum zum ahd. Verb werfan ‘werfen, schleudern; austreiben, hin(aus)werfen, zerstreuen, (aus)schütten, (aus)streuen, säen, [zu Füßen] legen; schieben, reißen, stürzen; [Junge] werfen; entwerfen, weben (?)’. Etymologie: Mnd. worp; mndl. worp, wurp; nndl. worp; ae. wyrp. Das ahd. Verb hat Entsprechungen in as. werpan; mnd. werpen, warpen; mndl. nndl. werpen, ae. weorpan; ne. to warp ‘(sich) verziehen, krümmen’; anord. verpa auch ‘Eier legen’; nschwed. värpa ‘Eier legen’; got. waírpan ‘werfen’ lassen sich zusammen mit u. a. griech. ξάβδος ‘Rute, Gerte, Stab, Streifen’, lat. verbera (Pl.) ‘Ruten zur Züchtigung, Peitsche’. Sie alle gehen auf eine Labialerweiterung der idg. Wurzel *er- ‘drehen, biegen’ zurück. Als Grundbedeutung ist ‘mit drehend geschwungenem Arm schleudern’ vorauszusetzen. Literarische Werke: Ahd. wurf, worf st. m. ‘Wurf, Schlag’ Murbacher Hymnen, Oxforder Tatian, Tatian. Baufeld, Wb. 252; BStK. 2,665; 3,1383; Lexer III, 1005f. (wurf), III, 1006 (wurfackes; wurfbarte; wurfbîhel, bîl); Pfeifer 1584 (Wurf), 1557f. (werfen); SAW. I, 1101ff. (werfan); Sch.GlW. XI, 304; Sch.W. 331; StWG. 750. zein st. m. ‘Geschoß; Pfeil, Bolzen’ Lateinische Lemma(ta): āles ‘etwas, das Flügel hat und diese braucht’ (Georges 1,297f.); arundo ‘Pfeil, Pfeilschaft’ (Georges 1,604), mlat. arundo ‘Pfeil’ (Mlat.Wb. 1,1007f.); mlat. bultio ‘Geschoß von Bogen oder Armbrust, (Schieß-)Bolzen’ (Mlat.Wb. 1,1613f.). Glossen zu nicht biblischen Schriften: II, 463,48 Prud. Psych. 323: Harundo zein München, BSB. Clm 14395; BStK.Nr. 579, f. 150r, 9

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Wörterbuch der althochdeutschen Waffenbezeichnungen

II, 498,52 Prud. Psych. 323: Ales. arundo zein Karlsruhe, St. Peter perg. 87; BStK.Nr. 324, f. 91vb, 21 [Wadstein 1899, 85b, 25: Alex. (Ed.: ales) arundo: zein]; Ales. harundo zein St. Gallen, StiftsB. 292; BStK.-Nr. 221, p. 178a, 5 Glossare: III, 639,43 Sachgl., Des Lebens Notdurft; Waffen und Geräte: Bulcia zein Wien, ÖNB Cod. 804; BStK.-Nr. 926, f. 181v, 1 Datierung: 11. Jh.–Ende 12. Jh. Weitere Bedeutung(en): (Licht-)Strahl, Sonnenstrahl; Korbweide, Ochsenziemer, (Schilf)rohr, Röhre, Schaft, Schilf, Stab, Stahlstange, Stange, Zweig; Rute; Zweig; Schößling. Diachrone Verbreitung: Mhd. zein st. m. n. ‘Reis, Rute, Rohr, Stäbchen, Stab; männliches Glied; Pfeilschaft, Pfeil; Metallstäbchen, Metallspange’. Vgl. mhd. bogenzein st. m. ‘Pfeil’ und stahelzein st. m. ‘zein von Stahl’; frühnhd. zein, zain, zim, zyem, zyn m. n.; zeine f. ‘Rute, Rohr, Gerte, Stab, Reis, Zweig, Pflanzenschoß, Trieb, Pfeilschaft, Draht; geflochtener Korb, Geflecht aus Ruten, Stäben; Metallstab, Münzmetallstreifen’; nhd. Zaine f. (peripherer, regional beschränkter Wortschatz) ‘Korb’; fachspr. Zain m. ‘Teil des Pfeiles’; bair. Zain m., Zainen ‘Geflecht von Ruten, Korb’ auch Zain m. ‘Haufen, Stoß’, Scheiterzain ‘Scheiterhaufen’. Wortbildung: Simplex. Etymologie: Herkunft umstritten. Das Grundwort ist nach Kluge/Seebold offensichtlich germ. *taina- m. ‘Gerte’; Ausgangsbedeutung: ‘das aus Gerten gemachte’. Anord. teinn m. ‘Zweig, Stab’ (vgl. eggteinn ‘angeschweißte Stahlschiene an der Schwertscheide’); as. tēn st. m.; ae. tân; got. tains ‘Zweig’; mndl. teen ‘Zweig, Gerte’; mnd. tēn ‘Metallstange’. Literarische Werke: nicht belegt. AEW. 585f.; Baufeld, Wb. 255; Kluge 1002 (Zaine); Lexer I, 323 (bogenzein), II, 1130 (stahelzein), III, 1050f. (zein); SAW. I, 1177 (zein); Sch.GlW. XI, 344f.; Schmeller II, 1128; Schmidtchen 1990, 171; StWG. 756. zisterel st. m. n. ‘Helmfütterung, Helmpolsterung’ Lateinische Lemma(ta): galērus ‘Kappe aus Fell’ (Georges 1,2897f.). Glossare: HSH. I, 354,108 [= StSG. III, 161,48; SH A De Loricis]: Galeros corium dicitur. id cistrel München, BSB. Clm 2612; BStK.-Nr. 461, f. 61ra, 17; Galeros corium dicitur. .i. cistOel Wien, ÖNB Cod. 2400; BStK.-Nr. 945, f. 83r, 16; Gal,eros corium dicitur. .i. cistrel Trier, StadtB. 1124/2058 (früher 31); BStK.-Nr. 882, f. 57v, 21; Galeros corium dicitur. cisterel Einsiedeln, StiftsB. cod. 171 (688); BStK.-Nr. 118, p. 105, 30

Das Wörtbuch

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Datierung: 12. Jh.–14. Jh. Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: Mhd. zisterël st. m. n. (galerus); nhd. nicht belegt. Wortbildung: ? Substantivbildung zu ciste mit -el. Etymologie: (?) anord. kista f. ‘Kiste’; nisl. nnorw. nschwed. kista, ndän. kiste < ae. ciste < lat. cista. Hierhingehören noch kistill m. ‘kleine Kiste’; nisl. kistill, nnorw. kistel. (AEW. 310); eine Entlehnung erfolgte ins Deutsche im 11. Jh. aus lat. cista ‘Körbchen, Kistchen’ (Maschke 1926, 28f.). Literarische Werke: nicht belegt. KAWB. 260; Lexer III, 1136; SAW. I, 1240 (Einzeleinträge: zisterel); Sch.GlW. XI, 426; StWG. 766, 857. Ahd. zistrel, zisterel, zisterella, wie es im Summarium Heinrici in verschiedenen Handschriften überliefert wurde, ist eine Entlehnung des 11. Jhs. aus lat. cista ‘Körbchen, Kistchen’ (Maschke 1926, 28f.). Die Bedeutungsangabe im Sch.GlW. ‘Pelzmütze’ ist erneut irrig: Es handelt sich bei der Glossierung nicht um ein Kleidungsstück, sondern um die innere die Fütterung des Helmes. zisterella f. ‘Helmfütterung, Helmpolsterung’ Lateinische Lemma(ta): galērus ‘Kappe aus Fell’ (Georges 1,2897f.). Glossare: HSH. I, 354, 108 [= StSG. III, 161,48; SH A De Loricis]: Galeros corium dicitur. .i. cisterella Prag, Universitní knihovna, MS XXIII E 54 (früher: Prag, Fürstlich Lobkowitzsche Bibliothek 434); BStK.-Nr. 786, f. 48v, 33 HSH. I, 354, 108 galeros cisterella Erlangen, UB. Erlangen – Nürnberg Ms. 396; BStK.-Nr. 145, f. 82vb, 40 HSH. II, 94, 201 [= StSG. III, 216,3; SH B De armis]: Galerus cisterella St. Blasien, StiftsB., verschollen; BStK.-Nr. 68 Datierung: Anfang 13. Jh.–14. Jh. (?). Weitere Bedeutung(en): – Diachrone Verbreitung: s. zisterel st. m. n. Wortbildung: s. zisterel st. m. n. Etymologie: s. zisterel st. m. n. Literarische Werke: nicht belegt. SAW. I, 1240 (Einzeleinträge: zisterel); Sch.GlW. XI, 426; StWG. 766, 857. Vgl. den Kommentar zu zisterel st. m. n.

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Wörterbuch der althochdeutschen Waffenbezeichnungen

5.3 Abkürzungsverzeichnisse 5.3.1 Abkürzungen der verwendeten Hilfsmittel AAG. AEW. Baufeld, Wb. BStK. Diefenbach Du Cange EWA. FWB. Georges GLAN. IEW. KAWB. KFW. KGW. KLAW. Kluge KMWB. Lexer LexMa. MHW. MlatGl. MlatWb. Niermeyer Pfeifer REW. RGA. SAW. Schmeller Sch.GlW. Sch.W. StSG. StWG.

R. Bergmann – St. Stricker, Die althochdeutsche und altsächsische Glossographie J. de Vries, Altnordisches etymologisches Wörterbuch C. Baufeld, Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch R. Bergmann – St. Stricker, Katalog der althochdeutschen und altsächsischen Glossenhandschriften L. Diefenbach, Glossarium Latino-Germanicum mediae et infimae aetatis Carolus du Fresne dominus Du Cange, Glossarium A. L. Lloyd – O. Springer – R. Lühr, EtymologischesWörterbuch des Althochdeutschen Frühneuhochdeutsches Wörterbuch K. E. Georges, Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch H. Götz, Lateinisch-althochdeutsches-neuhochdeutsches Glossar J. Pokorny, Indogermanisches Etymologisches Wörterbuch G. Köbler, Althochdeutsches Wörterbuch E. Karg-Gasterstädt – T. Frings, Althochdeutsches Wörterbuch G. Köbler, Germanisches Wörterbuch G. Köbler, Lateinisch-althochdeutsches Wörterbuch E. Seebold (Hg.), Kluge. Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache Köbler, Mittelhochdeutsches Wörterbuch M. Lexer, Mittelhochdeutsches Handwörterbuch Lexikon des Mittelalters Mittelhochdeutsches Wörterbuch E. Habel – F. Gröbel (Hg.), Mittellateinisches Glossar Mittellateinisches Wörterbuch J. F. Niermeyer – C. van de Kieft, Mittellateinisches Wörterbuch W. Pfeifer, Etymologisches Wörterbuch des Deutschen W. Meyer-Lübke, Romanisches Etymologisches Wörterbuch Reallexikon der Germanischen Altertumskunde J. Splett, Althochdeutsches Wörterbuch J. A. Schmeller, Bayerisches Wörterbuch R. Schützeichel, Althochdeutscher und altsächsischer Glossenwortschatz R. Schützeichel, Althochdeutsches Wörterbuch E. Steinmeyer – E. Sievers, Die althochdeutschen Glossen T. Starck – J. C. Wells, Althochdeutsches Glossenwörterbuch

Abkürzungsverzeichnisse

5.3.2 Abkürzungen der zitierten Vorlagen Abavus Abr. Aldh. enigm. Aldh. laud. virg. Aldh. oct. princ. Alk. gramm. Alph. Gl. Ambr. Arat. Avit. Boeth. cons. Can. conc. Nic. Don. art. gramm. Gl. Abactor Gl. Affatim Gl. Herrad. Gl. Hildegardis Gl. Salom. Greg. Cura Greg. Dial. Greg. Hom. Greg. Reg. Gramm.fragm. Hieron. Hieron. Epist. Hieron. in Matth. Hieron. Paul. Hor. carm. Hrab. Maurus Isid. Etym. Liber Gl. Luc. (bell. civ.) Luc. Marienfelder Gl. Paul. Diac. Pers. Prisc. Inst. Prud. Prud. Dipt. Prud. Ham. Prud. Perist.

Abavus maior Abrogans Aldhelmus de metris et enigmatibus Aldhelmus de laudibus virginum Aldhelmus de virginitate, V. 2446–2904 Alkuin, Grammatica Alphabetisches Glossar Ambrosius von Mailand Arator Avitus von Vienne Boethius, De consolatione philosophiae Canones conciliorum der Dionysio - Hadriana Aelius Donatus, Artes grammaticae Glossae Abactor Glosssae Affatim Glossae Herradinae (Herrad von Landsberg) Glossae Hildegardis (Hildegard von Bingen) Glossae Salomonis Gregor der Große, Cura pastoralis Gregor der Große, Dialoge Gregor der Große, Homiliae in Evangelia Gregor der Große, Regula pastoralis Grammatik(fragment) Hieronymus Hieronymus Epistulae Hieronymus in Matthaeum Hieronymus Paulino Q. Horati Flacci opera, carminvm libri IV Hrabanus Maurus Isidorus, Etymologiarum Liber Glossarum Marcus Annaeus Lucanus (De bello civili libri) Lucan, Probae Cento Marienfelder Glossen Paulus Diaconus (Memoria Michaelis) Persius Priscian, Institutio de arte grammatical Prudentius Prudentius, Diptychon Prudentius, Hamartigenia Prudentius, Peristephanon

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300 Prud. Psych. Prud. Symm. Prud. P. Hippol. Prud. Cat. Reg. von Canterbury Ruf. hist. eccl. Sachgl. Sall. Sall. Cat. Sall. Jug. Sam. Sed. Sed. Pasch. Carm. SH Stat. Theb. Sulp. Sev. V. Mart. Verg. Aen. Verg. Ekl. Verg. Georg. Vitae p. Walah. Str. Walth.

Wörterbuch der althochdeutschen Waffenbezeichnungen Prudentius, Psychomachia Prudentius, Contra Symmachum Prudentius, Passio Hippolyti Prudentius, Cathemerinon Reginald von Canterbury, Vita s. Malchi monachi captivi Turannius Rufinus von Aquileia (Eusebii Historia ecclesiastica translate et continuata) Sachglossar Sallust Sallust, De coniuratione Catilinae Sallust, Jugurtha Samanunga Sedulius de Gaeca (unbekannte Schrift) Sedulius Caelius, Paschale Carmen Summarium Heinrici Publius Papinius Statius (Thebais) Sulpicius Severus (Vita sancti Martini) Vergil, Aeneis Vergil, Eklogen Vergil, Georgica Vitae patrum Walahfrid Strabo, De Cultura Hortorum Waltharius

Abkürzungsverzeichnisse

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5.3.3 Abkürzungsverzeichnis der zitierten Sprachen und Dialekte adän. ae. afries. afrz. ahd. aind. air. aisl. akatal. alem. and. andfrk. anord. aonfrk. apers. aprov. as. aschwed. außergerm. avest. bad. bair. balt. frk. frz. gall. germ. got. griech. hd. idg. ital. katal. kelt. langob. lapp. lat. lit. md. me. mfrk.

altdänisch altenglisch altfriesisch altfranzösisch althochdeutsch altindisch altirisch altisländisch altkatalanisch alemannisch altniederdeutsch altniederfränkisch altnordisch altostniederfränkisch altpersisch altprovenzalisch altsächsisch altschwedisch außergermanisch avestisch badisch bairisch baltisch fränkisch französisch gallisch germanisch gotisch griechisch hochdeutsch indogermanisch italienisch katalanisch keltisch langobardisch lappisch lateinisch litauisch mitteldeutsch mittelenglisch mittelfränkisch

mfrz. mgriech. mhd. mlat. mnd. mndl. nd. ndän. ne. nfries. nfrk. nfrz. nhd. nisl. nndl. nnorw. nordgerm. nschwed. obd. osächs. ostfrk. poln. port. prov. rhein. rhfrk. russ. schott. schwäb. slav. span. spätlat. tirol. thür. tschech. umbr. urgerm. uridg. urslav. walis. westgerm.

mittelfranzösisch mittelgriechisch mittelhochdeutsch mittellateinisch mittelniederdeutsch mittelniederländisch niederdeutsch neudänisch neuenglisch neufriesisch niederfränkisch neufranzösisch neuhochdeutsch neuisländisch neuniederländisch neunorwegisch nordgermanisch neuschwedisch oberdeutsch obersächsisch ostfränkisch polnisch portugiesisch provenzalisch rheinisch rheinfränkisch russisch schottisch schwäbisch slavisch spanisch spätlateinisch tirolisch thüringisch tschechisch umbrisch urgermanisch urindogermanisch urslavisch walisisch westgermanisch

6. Literaturverzeichnis

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