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German Pages [1309] Year 2019
Verwaltungsgeschichte der Habsburgermonarchie in der Frühen Neuzeit Band 1/1 Hof und Dynastie, Kaiser und Reich, Zentralverwaltungen, Kriegswesen und landesfürstliches Finanzwesen Herausgegeben von Michael Hochedlinger, Petr Mat’a und Thomas Winkelbauer
Verwaltungsgeschichte der Habsburgermonarchie in der Frühen Neuzeit Band 1 Teilband 1
Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung Ergänzungsband 62 Teilband 1
2019 Böhlau Verlag Wien
Michael Hochedlinger, Petr Maťa, Thomas Winkelbauer (Hg.)
Verwaltungsgeschichte der Habsburgermonarchie in der Frühen Neuzeit Band 1: Hof und Dynastie, Kaiser und Reich, Zentralverwaltungen, Kriegswesen und landesfürstliches Finanzwesen Teilband 1
2019 Böhlau Verlag Wien
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Umschlagabbildung: Das Konferenzzimmer im Oberen Belvedere des Prinzen Eugen von Savoyen. Kupferstich von Johann Balthasar Probst nach einer Zeichnung von Salomon Kleiner, ca. 1730, Ausschnitt; Bildnachweis: Österreichische Nationalbibliothek, Wien, Bildarchiv und Grafiksammlung, 214940-C.
Umschlaggestaltung: Michael Haderer, Wien Satz: Bettina Waringer, Wien
Vandenhoeck & Ruprecht Verlage | www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com ISBN 978-3-205-20823-5
Inhalt Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Editorische Vorbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 I. Territoriale und demographische Entwicklung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 1. Die Habsburgermonarchie (Petr Maťa) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.1. Der Begriff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2. Die Entstehung der Habsburgermonarchie . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.3. Eine mehrfach zusammengesetzte Monarchie . . . . . . . . . . . . . . . . 1.3.1. Die Erblande .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.3.2. Der böhmische Länderverband . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.3.3. Die Krone Ungarn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.4. Von dynastischer Agglomeration zu asymmetrischer Staatsintegration . . . 1.5. Territoriale Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.5.1. Erlittene und verhinderte Gebietsverluste im Dreißigjährigen Krieg .. 1.5.2. Die territoriale Expansion in den ungarischen Ländern . . . . . . . . 1.5.3. Das spanische Erbe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.5.4. Die Abrundung der Habsburgermonarchie von Maria Theresia bis zum Wiener Kongress . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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2. Die demographische Entwicklung der Habsburgermonarchie (Andreas Weigl) .. 63 3. Volkszählungen (Anton Tantner) . . . . . . . . . . . . . 3.1. Frühe Erfassungsversuche . . . . . . . . . . . . . . 3.2. Konskriptionen ab 1753 . . . . . . . . . . . . . . 3.3. Die Reform von 1762 .. . . . . . . . . . . . . . . 3.4. Die Militarisierung der Seelenkonskription 1770/72 3.5. Das Problem der Evidenzhaltung . . . . . . . . . .
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II. Dynastie und Adel. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 1. Dynastische Erbfolgeregelungen und länderspezifisches Thronfolgerecht (Thomas Winkelbauer) . . . . . . . . 1.1. Dynastische Erbfolgeregelungen . . . . . . . . . 1.2. Länderspezifisches Thronfolgerecht . . . . . . . . 1.2.1. Böhmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2.2. Ungarn . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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2. Die habsburgische Privatvermögensverwaltung (Irmgard Pangerl) . . 2.1. Das Privatvermögen vor 1765 .. . . . . . . . . . . . . . . . 2.2. Die Gründung des Familienversorgungsfonds .. . . . . . . . 2.3. Der Versuch einer Neuordnung unter Kaiser Franz II. . . . . 2.4. Die Ausprägung einer Behördenstruktur . . . . . . . . . . . 2.5. Die Kassen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.6. Die privaten Herrschaften der Familie . . . . . . . . . . . .
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3. Die Hausorden (Christian Steeb) . . . . . . . . . . . . 3.1. Der Orden vom Goldenen Vlies . . . . . . . . . 3.1.1. Die Spaltung des Ordens im 18. Jahrhundert 3.1.2. Die Ordensoffiziere der Ordenskanzlei .. . . 3.2. Der hochadelige Sternkreuzorden . . . . . . . . . 3.3. Der königlich-ungarische St. Stephans-Orden . .
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4. Das Hausarchiv (Michael Hochedlinger) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114 5. Der Adel in der Habsburgermonarchie: Standeserhebungen und adelsrechtliche Regelungen (Petr Maťa) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.1. Die Standeserhebungen im Heiligen Römischen Reich und in den österreichischen Erblanden . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2. Die Standeserhebungen in den böhmischen Ländern . . . . . . . . . . . 5.3. Die Standeserhebungen im Königreich Ungarn . . . . . . . . . . . . . . 5.4. Die landesherrliche Aufsicht über die Titel- und Wappenführung .. . . . 5.5. Auf dem Weg zum „österreichischen“ Adel . . . . . . . . . . . . . . . . 5.6. Anbindung neuer Adelslandschaften: Österreichische Niederlande, Lombardei, Galizien und Bukowina . . . . 5.6.1. Österreichische Niederlande . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.6.2. Lombardei . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.6.3. Galizien und die Bukowina . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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III. Der Hof. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149 1. Der Hofstaat des Kaisers .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.1. Das Obersthofmeisteramt (Irmgard Pangerl) . . . . . . . . . . . 1.1.1. Der Obersthofmeister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.1.2. Nachgeordnete Dienststellen des Obersthofmeisteramtes . . 1.1.2.1. Der Oberstküchenmeister. . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.1.2.2. Der Oberststabelmeister. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.1.2.3. Der Oberstsilberkämmerer.. . . . . . . . . . . . . . . . . 1.1.2.4. Der Oberstjägermeister. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.1.2.5. Lichtkämmerer, Tapezierer, Türhüter. . . . . . . . . . . . 1.1.2.6. Hofärzte und Hofchirurgen – Leibärzte und Leibchirurgen. 1.1.2.7. Hofkapelle. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.1.3. Leibgarden .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.1.4. Das Kulturleben bei Hof .. . . . . . . . . . . . . . . . . .
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1.1.5. Die oberste Finanzkontrolle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2. Besondere Zuständigkeiten des Obersthofmeisteramts . . . . . . . . . . 1.2.1. Die Kaiserliche Hofmusikkapelle (Herbert Seifert) .. . . . . . . . . 1.2.2. Die Hofbibliothek (Stefan Benz) .. . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2.2.1. Gründung und Etablierung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2.2.2. Barockzeit und Josephinismus. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2.3. Die Hofhistoriographie (Stefan Benz) . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2.3.1. Vorgeschichte. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2.3.2. Die ersten „Historiographen“. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2.3.3. Höhepunkt und Niedergang der Hofhistoriographie im 17. und 18. Jahrhundert. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2.3.4. Bewertung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2.4. Hoftheater und Hofoper (Andrea Sommer-Mathis) . . . . . . . . . 1.2.4.1. Die Voraussetzungen für eine Hoftheaterverwaltung.. . . . . . . . 1.2.4.2. Die Entwicklung eines „Theatralstaats“. . . . . . . . . . . . . . . 1.2.4.3. Pacht und Eigenbetrieb. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2.5. Die Leibgarden (Michael Hochedlinger) . . . . . . . . . . . . . . . 1.2.6. Das Hofbauwesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2.6.1. Das Hofbauwesen in Wien bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts (Markus Jeitler). . . . . . . . . . . . . . . . 1.2.6.2. Das Hofbauwesen unter Generalhofbaudirektor Gundacker Graf Althann (1716–1743) (Manuel Weinberger). . . . 1.2.6.3. Das Hofbauwesen unter der Direktion von Silva-Tarouca, Losy und Kaunitz-Rietberg (1743–1783) (Anna Mader-Kratky).. 1.2.6.4. Das Hofbauwesen in Prag (Petra Kalousek und Markus Jeitler). . . 1.2.7. Exkurs: Die Hofbauten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2.7.1. Die Wiener Hofburg (Markus Jeitler, Anna Mader-Kratky und Manuel Weinberger). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2.7.2. Augarten, Prater, Laaerberg (Anna Mader-Kratky). . . . . . . . . . 1.2.7.3. Die Favorita in Wien (Markus Jeitler). . . . . . . . . . . . . . . . 1.2.7.4. Schloss Kaiserebersdorf (Markus Jeitler). . . . . . . . . . . . . . . 1.2.7.5. Schloss Neugebäude (Markus Jeitler). . . . . . . . . . . . . . . . 1.2.7.6. Katterburg-Schönbrunn (Anna Mader-Kratky). . . . . . . . . . . 1.2.7.7. Laxenburg (Manuel Weinberger). . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2.7.8. Die Grazer Burg (Markus Jeitler). . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2.7.9. Das Linzer Schloss (Markus Jeitler). . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2.7.10. Die Innsbrucker Hofburg (Manuel Weinberger). . . . . . . . . . 1.2.7.11. Die Prager Burg (Petra Kalousek).. . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2.7.12. Die Pressburger Burg (Petra Kalousek). . . . . . . . . . . . . . . 1.3. Das Oberstkämmereramt (Irmgard Pangerl) . . . . . . . . . . . . . . . 1.3.1. Die Aufgaben des Oberstkämmerers und der Kämmerer . . . . . . . 1.3.2. Die kaiserlichen Sammlungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.3.3. Die Kanzlei des Oberstkämmereramtes . . . . . . . . . . . . . . . 1.4. Die habsburgischen Kunstsammlungen (Herbert Haupt) . . . . . . . . . 1.4.1. Schatz und Kleinodien: der gemeinsame Hausschatz .. . . . . . . . 1.4.2. Die Kunst- und Wunderkammern der Renaissance . . . . . . . . . 1.4.3. Die Kabinette des Barock . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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1.5. Das Obersthofmarschallamt (Irmgard Pangerl) . . . . . . . . . . 1.5.1. Der Obersthofmarschall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.5.2. Verfahren vor dem Obersthofmarschallamt . . . . . . . . . 1.5.3. Zivilgerichtliche Verfahren vor dem Obersthofmarschallischen Gericht .. . . . . . . . . . . . . 1.5.4. Das Obersthofmarschallamt als oberste Hofpolizeibehörde . 1.5.5. Das Obersthofmarschallamt und seine Aufgaben im zeremoniellen Bereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.5.6. Der Obersthofmarschall und sein Personal .. . . . . . . . . 1.5.7. Das Hofquartierwesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.6. Die kaiserlichen Hofjuden in den habsburgischen Ländern (Barbara Staudinger) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.7. Das Handwerk bei Hof (Herbert Haupt) . . . . . . . . . . . . . 1.7.1. Das Hofhandwerk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.7.2. Das hofbefreite Handwerk . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.7.3. Inhalt der Hoffreiheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.7.4. Weitere Entwicklung und Ende des hofbefreiten Handwerks 1.8. Das Oberststallmeisteramt (Mario Döberl) . . . . . . . . . . . . 1.8.1. Der Aufgabenbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.8.2. Amtsträger und Karriereverläufe . . . . . . . . . . . . . . . 1.8.3. Das leitende Marstallpersonal . . . . . . . . . . . . . . . . 1.8.4. Der Pferdestand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.8.5. Der Personalstand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.8.6. Herkunft des Stallpersonals . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.9. Hofgestüte und Reitschule (Mario Döberl) . . . . . . . . . . . . 1.9.1. Die Hofgestüte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.9.2. Die Reitschule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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2. Die Hofstaaten der Kaiserinnen und der Kaiserin-Witwen (Katrin Keller) .. 2.1. Quantitäten und Strukturen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2. Strukturwandel im 16. Jahrhundert .. . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3. Amtsträgerinnen und -träger und Amtsbefugnisse . . . . . . . . . .
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3. Die Hofstaaten der Thronfolger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1. Die Hofstaaten der Thronfolger im 16. und 17. Jahrhundert (Mark Hengerer) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.1. Der gemeinsame Hofstaat und der Primogenitur-Einzelhofstaat . . 3.1.2. Entwicklungsphasen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.3. Kosten und Personalstand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.4. Politische Bedeutung .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.5. Grundzüge der Instruktionsentwicklung .. . . . . . . . . . . . . 3.2. Die Hofstaaten der Thronfolger im 18. Jahrhundert (János Kalmár) . . 3.2.1. Obersthofmeister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.2. Kosten und Personalstand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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IV. Der Kaiser und das Reich.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 265 1. Der Kaiser (Axel Gotthard) . . . . . . . . . . . . . 1.1. Wie wird man Reichsoberhaupt? . . . . . . . 1.2. Inszenierung der Reichsverfassung . . . . . . 1.3. Die Wahlkapitulation . . . . . . . . . . . . . 1.4. Reservatrechte – Komitialrechte . . . . . . . 1.5. Handlungsspielräume und Rollenauslegungen 1.6. Das Ende von Kaisertum und Reich . . . . .
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2. Der Reichserzkanzler (Peter Claus Hartmann) .. . . . . . . . . . . . . . . . . 280 2.1. Die Entwicklung bis zur vollen Ausbildung der frühneuzeitlichen Funktionen ab 1519 . . . . . . . . . . . . . . . . 280 2.2. Kompetenzen und Funktionen des Reichserzkanzlers . . . . . . . . . . . 280 3. Das Reichsregiment (1500–1502, 1521–1530) (Christine Roll) .. . . . . . 3.1. Die beiden Reichsregimenter in ihrem historischen Kontext . . . . . 3.2. Das Personal der Reichsregimenter: Statthalter und Reichsregenten .. 3.3. Die Befugnisse und Aufgaben der Reichsregimenter . . . . . . . . .
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4. Die Reichsversammlungen (Axel Gotthard) . . . . . . . . . . . . . . . 4.1. Der Reichstag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.1.1. Die Entstehung des Reichstags .. . . . . . . . . . . . . . . 4.1.2. Themen, Arbeitsweise, Rolle des Reichsoberhaupts . . . . . 4.1.3. Quod omnes tangit, protestationes, amicabilis compositio . . 4.1.4. Der Reichstag wird permanent .. . . . . . . . . . . . . . . 4.2. Andere Reichsversammlungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2.1. Die Reichskreis- und Reichsdeputationstage . . . . . . . . . 4.2.2. Die Kurfürstentage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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5. Die Reichskreise (Axel Gotthard) . . . . . . . . . 5.1. Der Aufgabenbereich . . . . . . . . . . . . 5.2. Organisationsstrukturen . . . . . . . . . . 5.3. Die Bedeutung für Europa und das Reich ..
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6. Das Reichslehnswesen (Matthias Schnettger) . . . . . . . 6.1. Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.2. Typologie der Reichslehen . . . . . . . . . . . . . 6.3. Der Reichshofrat als Reichslehnsbehörde . . . . . . 6.4. Der Akt der Investitur – Entwicklungstendenzen . . 6.5. Das Reichslehnsrecht . . . . . . . . . . . . . . . .
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7. Der Reichshofrat (Eva Ortlieb) . . . . . . . 7.1. Geschichte . . . . . . . . . . . . . . 7.2. Zuständigkeit, Verfahren, Arbeitsweise 7.3. Sozialstruktur . . . . . . . . . . . . .
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8. Das Reichshoffiskalat (Gernot P. Obersteiner) . . 8.1. Vorgeschichte . . . . . . . . . . . . . . . 8.2. Aufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . 8.3. Amtsträger . . . . . . . . . . . . . . . .
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9. Die Reichshofkanzlei (Michael Hochedlinger) .. . . . . . . . . . . . 9.1. Die Anfänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9.2. Die Herstellung der Kanzleieinheit 1559 . . . . . . . . . . . . 9.3. Die Aufwertung der österreichischen Kanzleiabteilung zur „Österreichischen Hofkanzlei“ . . . . . . . . . . . . . . . 9.4. Die Entmachtung der Reichshofkanzlei .. . . . . . . . . . . . 9.5. Vom Wittelsbachischen Intermezzo zum Ende des Alten Reichs 9.6. Personalentwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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10. Das Reichskammergericht (Anette Baumann) . . . . . . . . . . . . . . . . . 333 11. Das Reichssteuerwesen (Peter Rauscher) . . . . . 11.1. Formen der Reichshilfe . . . . . . . . . . 11.2. Die Reichssteuerverwaltung . . . . . . . . 11.3. Systemänderung . . . . . . . . . . . . . . 11.4. Die Reaktivierung alter kaiserlicher Rechte
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12. Die Reichspoliceyordnungen (Karl Härter) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 347 13. Die Reichskriegsverfassung (Michael Hochedlinger) . . . . . . . . . . . . . . 350 14. Reichsitalien und die Plenipotenz (Matthias Schnettger) . . . . . . . . . . . . 355 14.1. Die zentralen Reichsinstitutionen und die italienischen Lehen . . . . . 356 14.2. Die Reichsinstitutionen in Italien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 357 15. Die habsburgischen Länder und das Alte Reich (Axel Gotthard) . . 15.1. Die habsburgischen Erbländer als Teile des Alten Reiches . . 15.2. Habsburgisches Kaisertum und Altes Reich . . . . . . . . . 15.2.1. Hat sich das Kaisertum aus Wiener Sicht ausgezahlt? . . 15.2.2. Rechte und Pflichten versus Gehorsam und Treue . . . 15.2.3. Einflusskanäle ins Reich hinein . . . . . . . . . . . . . 15.3. Reichspatriotismus und österreichische Großmachtpolitik .
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360 360 363 363 365 367 370
V. Die Maximilianeischen Reformen (Manfred Hollegger). . . . . . . . . . . . . . 375 1. Die Hof- und Zentralverwaltung . . . . . . . 1.1. Der Hofrat . . . . . . . . . . . . . . . 1.2. Der Geheime Rat . . . . . . . . . . . . 1.3. Die Hofkammer . . . . . . . . . . . . 1.4. Die Kriegskammern und Kriegsräte .. . 1.5. Die Hofkanzlei . . . . . . . . . . . . . 1.6. Registratur, Buchhaltung und Archiv . .
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377 377 381 382 385 386 387
Inhaltsverzeichnis 11
2. Die Ländergruppenzentralbehörden . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1. Die Regimente in Innsbruck, Ensisheim und Hagenau bzw. in Wien und Linz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1.1. Das Innsbrucker Regiment .. . . . . . . . . . . . . . . . 2.1.2. Das Ensisheimer Regiment . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1.3. Das Hagenauer „Regiment“ . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1.4. Das Niederösterreichische Regiment . . . . . . . . . . . . 2.2. Die Kammern in Innsbruck und Wien . . . . . . . . . . . . . 2.2.1. Die Allgemeine Österreichische Schatzkammer . . . . . . 2.2.2. Die Rechenkammern in Innsbruck und Wien . . . . . . . 2.2.2.1. Die Innsbrucker Rechenkammer. . . . . . . . . . . . . 2.2.2.2. Die Wiener Rechenkammer. . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.3. Die Hauskammern in Innsbruck und Wien . . . . . . . . 2.2.3.1. Die Hauskammer in Innsbruck. . . . . . . . . . . . . . 2.2.3.2. Die Hauskammer in Wien. . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3. Der Niederösterreichische Hofrat und die Niederösterreichische Hofkammer . . . . . . . . . . . 2.4. Das Hof- bzw. fürstliche Kammergericht in Wiener Neustadt .. 2.5. Die Hilfsämter in Innsbruck, Ensisheim und Wien . . . . . . . 2.5.1. Die Kammerprokuratoren oder Fiskale . . . . . . . . . . 2.5.2. Die Umreiter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.5.3. Die Tiroler Kanzlei .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.5.4. Die Rechenkammerkanzlei . . . . . . . . . . . . . . . . 2.5.5. Der Stab der Tiroler Kammer . . . . . . . . . . . . . . . 2.5.6. Die Ensisheimer Kanzlei . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.5.7. Die Österreichische Kanzlei . . . . . . . . . . . . . . . . 2.5.8. Der Stab der Kammerverwaltung zu Wien . . . . . . . . .
. . . . . 388
3. Die Landesverwaltungen . . . . . . . . . . . . . . . 3.1. Verwaltungsstellen in Österreich unter der Enns 3.2. Verwaltungsstellen in Österreich ob der Enns . . 3.3. Verwaltungsstellen in der Steiermark . . . . . . 3.4. Verwaltungsstellen in Kärnten . . . . . . . . . 3.5. Verwaltungsstellen in Krain . . . . . . . . . . .
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4. Exemtämter und Lokalverwaltung .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 418 5. Zusammenfassung .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 419 VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 421 1. Der Geheime Rat . . . . . . . . . . . . . . . . 1.1. Der Geheime Rat (bis 1612) (Eva Ortlieb) 1.1.1. Gründung und Entwicklung .. . . . 1.1.2. Zuständigkeit und Arbeitsweise . . . 1.1.3. Sozialstruktur . . . . . . . . . . . .
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423 423 423 425 427
12 Inhaltsverzeichnis
1.2. Der Geheime Rat nach 1612 und seine Nachfolger (Michael Hochedlinger) .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2.1. Der Geheime Rat (nach 1612) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2.2. Die Geheime Konferenz unter Leopold I. . . . . . . . . . . . . . 1.2.3. Die Geheime Konferenz im 18. Jahrhundert .. . . . . . . . . . . 1.2.3.1. Die Aufhebung der Geheimen Konferenz. . . . . . . . . . . . . 1.2.3.2. Die Wiederherstellung einer „Ständigen Konferenz“. . . . . . . . 1.2.3.3. Die Entmachtung der Geheimen Konferenz in der Ära Kaunitz. . 1.2.3.4. Andere Beratungsgremien. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2.3.5. Die Reaktivierung der Geheimen Konferenz 1790. . . . . . . . .
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430 430 432 434 434 435 437 438 438
2. Die Deputation des Status politico-oeconomico-militaris (Michael Hochedlinger) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 442 3. Die Österreichische Hofkanzlei (Michael Göbl und Michael Hochedlinger) 3.1. Die Hofkanzlei Ferdinands I. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2. Die Reichshofkanzlei als erbländische Kanzlei . . . . . . . . . . . . 3.3. Die (Wieder-)Errichtung einer Österreichischen Hofkanzlei . . . . . 3.4. Der Aufstieg der Hofkanzlei zur dominierenden Zentralbehörde . . . 3.5. Die Hofkanzlei nach dem Verlust der außenpolitischen Agenden . . . 3.6. Behördenleiter und Beamtenschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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445 445 446 446 448 449 450
4. Die Staatskanzlei (Michael Hochedlinger) . . . . . . . . . . . . 4.1. Das Konferenzsekretariat und die Staatsexpedition . . . . 4.2. Die Verselbständigung zur „Hof- und Staatskanzlei“ . . . 4.3. Der Funktionswandel der Staatskanzlei in der Ära Kaunitz 4.4. Personal und personelle Verschiebungen . . . . . . . . . 4.5. Die Kompetenzen .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.6. Die nachgeordneten Dienststellen . . . . . . . . . . . .
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453 453 454 454 455 457 458
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5. Die Böhmische (Hof-)Kanzlei (Petr Maťa) . . . . . . . . . . . . . . . 5.1. Eine Behörde zwischen der Prager Burg und dem Herrscherhof .. 5.2. Die vereinte Kanzlei unter Rudolf II. . . . . . . . . . . . . . . . 5.3. Die Austarierung der regionalen Partikularinteressen und das Ringen um die Einheit der Kanzlei . . . . . . . . . . . . . . 5.4. Der Zerfall der Behörde während des Ständeaufstands . . . . . . 5.5. Die Auseinanderentwicklung der Böhmischen Hofkanzlei und der Prager Statthaltereikanzlei . . . . . . . . . . . . . . . . 5.6. Die Monarchisierung der Böhmischen Hofkanzlei in den 1620er Jahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.7. Die Entwicklung zur Großbehörde . . . . . . . . . . . . . . . . 5.8. Die Kanzleiordnung von 1719 und die Finanzierung der Böhmischen Hofkanzlei .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.9. Die Auflösung der Böhmischen Hofkanzlei . . . . . . . . . . . .
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6. Die Ungarische Hofkanzlei (István Fazekas) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 489 6.1. Die Königliche Kanzlei im 16. und 17. Jahrhundert . . . . . . . . . . . 489
Inhaltsverzeichnis 13
6.1.1. Die institutionelle Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.1.2. Der Geschäftsgang der Hofkanzlei . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.1.3. Die Mitarbeiter der Kanzlei: Herkunft und Aufstiegsmöglichkeiten 6.2. Die Ungarische Königliche Kanzlei im 18. Jahrhundert .. . . . . . . . 6.2.1. Die Neuorganisation der Kanzlei . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.2.2. Der Geschäftsgang und Aktenlauf in der Hofkanzlei .. . . . . . . 6.2.3. Das Personal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. 489 . 494 . 494 . 496 . 496 . 498 . 499
7. Die Siebenbürgische Hofkanzlei (István Fazekas) . . . . . . . . . . . 7.1. Die Hofkanzlei der siebenbürgischen Fürsten . . . . . . . . . . 7.2. Organisation und Tätigkeit der Siebenbürgischen Hofkanzlei .. 7.3. Der Geschäftsgang bei der Siebenbürgischen Hofkanzlei . . . . 7.4. Das Personal der Siebenbürgischen Hofkanzlei . . . . . . . . .
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504 504 504 506 507
8. Die Commissio Neoacquistica (János Kalmár) . . . . . . . . . . . 8.1. Das „Einrichtungswerk des Königreichs Ungarn“ . . . . . . . 8.2. Die Gründe für die Errichtung der Commissio Neoacquistica 8.3. Zusammensetzung und Tätigkeit der Kommission . . . . . . 8.4. Die Neoacquistica ab 1718 . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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509 509 510 511 513
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9. Die Hofkommission (Hofdeputation) in Transylvanicis, Banaticis et Illyricis und die Illyrische Hofkanzlei (János Kalmár und Michael Hochedlinger) . 9.1. Die Hofkommission (Hofdeputation) in Transylvanicis, Banaticis et Illyricis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9.1.1. Vorgeschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9.1.2. Gründung der Hofkommission . . . . . . . . . . . . . . . . . 9.1.3. Fortschreitende Kompetenzauszehrung . . . . . . . . . . . . . 9.1.4. Aufhebung .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9.2. Die Illyrische Hofkanzlei . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . 516 . . . . . .
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516 516 517 518 519 519
10. Die Zentralbehörden für die italienischen Provinzen (1713–1796) (Carlo Capra) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10.1. Von der Giunta d’Italia zum Consejo de España . . . . . . . . . . . . 10.2. Vom Consiglio d’Italia zum Dipartimento d’Italia (1736–1757) .. . . 10.3. Vom Dipartimento d’Italia zur Italienischen Hofkanzlei (1758–1796)
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522 522 526 528
11. Die Wiener Behörden für die Verwaltung der Österreichischen Niederlande (Renate Zedinger) . . . . . . . . . . . . . . . . 11.1. Das spanische Erbe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11.2. Die „Spanischen Behörden“ in Wien . . . . . . . . . . 11.3. Der Höchste Rat der Niederlande (1717–1757) . . . . . 11.4. Das Niederländische Departement (1757–1793) . . . . 11.5. Die Niederländische Hofkanzlei (1793–1794) . . . . .
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534 534 534 535 537 537
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12. Das kaiserliche Kabinett (Gerhard Gonsa) .. . . . . . . . . . . . . . . . . . 541 12.1. Begriff und Grundsätzliches . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 541
14 Inhaltsverzeichnis
12.2. Die Entwicklung des kaiserlichen Sekretariats bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 543 12.3. Die Kabinette Maria Theresias, Josephs II., Leopolds II. und Franz’ II./I. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 545 12.4. Das Kabinettspersonal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 547 13. Die Maria-Theresianische Staatsreform (Michael Hochedlinger) .. 13.1. Die Beschneidung der Hofkanzleien .. . . . . . . . . . . . 13.2. Rest-Schlesien als Reformlaboratorium . . . . . . . . . . . 13.3. Die Ausdehnung des Reformsystems auf andere Erbländer . 13.4. Die Erneuerung des Militärsteuersystems . . . . . . . . . . 13.5. Die Umsetzung der Reform auf Länderebene . . . . . . . . 13.6. Umstrukturierung in der Zentrale . . . . . . . . . . . . . . 13.7. Die Konferenz in internis und das Directorium in publicis et cameralibus . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13.8. Widerstand und Kritik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13.9. Die Aufblähung des Directoriums . . . . . . . . . . . . . . 13.10. Die Zerschlagung des Directoriums . . . . . . . . . . . . 13.11. Personalentwicklung und Amtsgebäude . . . . . . . . . .
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551 552 552 553 554 555 556
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558 559 559 560 561
14. Die Böhmisch-Österreichische Hofkanzlei und die Vereinigten Hofstellen (Michael Hochedlinger) . . . . . . . . . . . . . . 14.1. Gründung und Kompetenzen . . . . . . . . . . . . . . 14.2. Kompetenzverschiebungen . . . . . . . . . . . . . . . 14.3. Kompetenzerweiterungen . . . . . . . . . . . . . . . . 14.4. Die Vereinigten Hofstellen 1782 .. . . . . . . . . . . . 14.5. Die ausgegliederten Hofkommissionen . . . . . . . . . 14.6. Die Zerschlagung der Vereinigten Hofstellen . . . . . . 14.7. Franziszeische Experimente . . . . . . . . . . . . . . . 14.8. Bemerkungen zur Personalstruktur . . . . . . . . . . .
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565 565 566 568 568 570 570 571 572
15. Der Staatsrat (Gerhard Gonsa) . . . . . . . . . . 15.1. Die Gründung des Staatsrats 1760/61 . . . . 15.2. Aufgaben, Organisation und Arbeitsweise . . 15.3. Der Geschäftsgang .. . . . . . . . . . . . . 15.4. Die Bedeutung des Staatsrats . . . . . . . . 15.5. Die Entwicklung des Staatsrats bis 1801 .. .
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575 575 576 577 578 579
16. Die Galizische Hofkanzlei (Rudolf A. Mark) 16.1. Die Entwicklung der Behörde . . . . . 16.2. Kompetenz und Tätigkeitsbereich . . . 16.3. Personal und Arbeitsweise . . . . . . . 16.4. Die Auflösung . . . . . . . . . . . . .
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586 586 587 588 588
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17. Die Polizeihofstelle (Michael Hochedlinger) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 590
Inhaltsverzeichnis 15
18. Die Oberste Justizstelle und gesamtstaatliche Rechtsvereinheitlichung im 18. Jahrhundert (Christian Neschwara) . . . . . . . . . . . . . . 18.1. Das Personal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18.2. Die Zuständigkeiten .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18.3. Die Geschäftsordnung .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18.4. Amtsgebäude und Hilfsämter . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18.5. Exkurs: Legislative Funktionen und Gesetzeskodifikationen . . .
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595 596 597 598 599 600
19. Die Sanitätshofdeputation (Michael Hochedlinger) . . . . . . . . . . . . . . 606 20. Die Studienhofkommission und die Studienrevisionshofkommission (Martina Hengl) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20.1. Gründung und Personalstand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20.2. Kompetenzen und Geschäftsgang unter Maria Theresia . . . . . . . . 20.3. Aufgaben und territorialer Wirkungskreis zwischen 1780 und 1790 . . 20.4. Die Entmachtung der Studienhofkommission .. . . . . . . . . . . . 20.5. Die Studienrevisionshofkommission (1795–1802) . . . . . . . . . . 20.6. Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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609 609 610 611 611 612 613
21. Die Bücherzensur(hof )kommission (Thomas Olechowski) .. . . . . . 21.1. Überblick über die Entwicklung bis 1751 . . . . . . . . . . . . 21.2. Die Theresianische Bücherzensurkommission (1751–1780) . . . 21.3. Die Zensurreform Josephs II. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21.4. Die Studien- und Bücherzensurhofkommission (1782–1791) . . 21.5. Die Entwicklung nach 1791 . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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615 615 616 617 617 619
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VII. Das Kriegswesen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 627 1. Einleitung (Michael Hochedlinger) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 629 2. Die Landesverteidigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1. Die österreichischen Länder (Michael Hochedlinger) . . . . . . . . . . . 2.2. Die Tiroler Landesdefension (Martin P. Schennach) . . . . . . . . . . . 2.3. Das Landesdefensionswesen der böhmischen Länder (Joachim Bahlcke) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3.1. Regionale Traditionen und Entwicklungstendenzen bis 1500 . . . . 2.3.2. Struktur und Organisation im 16. Jahrhundert . . . . . . . . . . . 2.3.3. Defension und Konföderation im Zeichen ständischer Staatsbildung 2.3.4. Zurückdrängung und Aufhebung ständischer Defensionswerke . . . 2.4. Die ungarische Landesdefension (Géza Pálffy) . . . . . . . . . . . . . . 2.4.1. Die grundlegenden Veränderungen im ungarischen Militärwesen in der Frühen Neuzeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4.2. Banderien, Kreisoberhauptmannstruppen, Privatarmeen . . . . . . 2.4.3. Die adelige Insurrektion und die Portalmiliz (militia portalis) . . . .
631 631 633 636 636 638 .640 642 644 644 645 649
16 Inhaltsverzeichnis
3. Das Stehende Heer (Michael Hochedlinger) .. . . . . . . . . 3.1. Zur Vorgeschichte: Vom saisonalen „Kriegshandwerk“ zum miles perpetuus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2. Oberkommando und Generalität . . . . . . . . . . . . 3.2.1. Oberbefehl .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.2. Generalstab . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.3.3. Generalität .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.3. Zentralbehörden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.3.1. Hofkriegsrat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.3.1.1. Gründung als Grenzverteidigungsbehörde. . . . . 3.3.1.2. Veränderung der Kernaufgaben. . . . . . . . . . 3.3.1.3. Innere Struktur des Hofkriegsrates.. . . . . . . . 3.3.1.4. Oberster Militärgerichtshof. . . . . . . . . . . . 3.3.1.5. Reformversuche und kurzzeitiger Machtverlust. . 3.3.1.6. Personalentwicklung und Amtsgebäude. . . . . . 3.3.2. Generalkriegskommissariat . . . . . . . . . . . . 3.4. Mittelbehörden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.4.1. Oberstproviantamt und Verpflegshauptamt . . . . 3.4.3. Invalidenhofkommission und Invalidenhauptamt . 3.5. Territorialkommanden . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.5.1. Der Innerösterreichische Hofkriegsrat . . . . . . . 3.5.2. Oberösterreichisches Militärdirektorium Innsbruck 3.5.3. General- und Militärkommanden . . . . . . . . . 3.6. Die Truppe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.6.1. Die Linienregimenter . . . . . . . . . . . . . . . 3.6.1.1. Infanterie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.6.1.2. Kavallerie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.6.2. Freikorps und leichte Truppen . . . . . . . . . . . 3.6.3. „Nationalregimenter“ . . . . . . . . . . . . . . . 3.6.3.1. Ungarn. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.6.3.2. Italienische und belgische Nebenlande. . . . . . . 3.6.3.3. Tirol. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.6.4. Der Einbau der Militärgrenze in das Stehende Heer 3.6.5. Mietregimenter . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.6.6. Garnisonstruppen . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.6.7. Exkurs: Heeresstärke . . . . . . . . . . . . . . . . 3.6.8. Das Offizierskorps . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.6.8.1. Rangschema. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.6.8.2. Regimentsautonomie. . . . . . . . . . . . . . . 3.6.8.3. Stellenbesetzung und Stellenkauf. . . . . . . . . 3.6.8.4. Nationale und soziale Zusammensetzung. . . . . 3.6.8.5. Reformversuche. . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.6.8.6. Die Schaffung eines Militäradels. . . . . . . . . . 3.6.8.7. Die Bildungsoffensive. . . . . . . . . . . . . . . 3.6.9. Artillerie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.6.9.1. Feldartillerie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.6.9.2. Hausartillerie. . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . 655 . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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655 658 658 659 660 663 663 663 664 665 666 667 668 671 675 675 678 680 680 683 684 687 687 687 689 690 691 691 692 693 694 696 697 698 701 702 704 706 707 708 710 710 714 715 715
Inhaltsverzeichnis 17
3.6.9.3. Schaffung einer „Generalartilleriedirektion“. . . . . . . . . . . . . 3.6.10. Militäringenieurwesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.6.10.1. Exkurs: Festungsbau. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.6.10.2. Exkurs: Militärkartographie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.6.11. Fuhrwesen (Train) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.6.12. Marine. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.7. Strukturen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.7.1. Heeresaufbringung und Heeresergänzung . . . . . . . . . . . . . . 3.7.1.1. Das „freie Söldnertum“. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.7.1.2. „Listige Werbung“ und ständische Rekrutenstellung. . . . . . . . . 3.7.1.3. Der Weg zur systematischen Zwangsverpflichtung der Untertanen. 3.7.1.4. Das Konskriptions- und Werbbezirkssystem. . . . . . . . . . . . . 3.7.1.5. Die Ausdehnung der Militärdienstpflicht auf die Juden. . . . . . . 3.7.2. Versorgung und Unterbringung des Stehenden Heeres .. . . . . . . 3.7.2.1. Die Kontribution. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.7.2.2. Gebühr und Löhnung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.7.2.3. Von der Naturalleistung zur Kriegssteuer. . . . . . . . . . . . . . 3.7.2.4. Gemeinsames Quartier oder Kasernen?. . . . . . . . . . . . . . . 3.7.3. Soldatenfamilien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.7.4. Bewaffnung und Rüstungsindustrie . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.7.5. Uniformierung .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.7.6. Remontierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.7.7. Militärgerichtsbarkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.7.8. Militärseelsorge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.7.9. Militärsanitätswesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.7.9.1. Exkurs: Das Militärveterinärwesen.. . . . . . . . . . . . . . . . . 3.7.10. Invalidenversorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
716 718 721 722 723 725 728 728 728 729 731 731 734 735 735 736 737 737 740 743 745 748 749 753 756 759 760
VIII. Das landesfürstliche Finanzwesen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 765 1. Grundzüge des habsburgischen Finanz- und Steuerwesens (Thomas Winkelbauer) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.1. Der landesfürstlich-landständische „Dualismus“ des Finanzwesens und das Steuerbewilligungsrecht der Stände .. . . . . . . . . . . . . . 1.2. Der lange Weg zu einer vorausschauenden Finanzplanung mit Staatsvoranschlägen und Rechnungsabschlüssen . . . . . . . . . . 1.3. Die Staatsausgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.4. Die Staatseinnahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.4.1. Das Camerale (Domänen, Regalien, Monopole) . . . . . . . . . . 1.4.1.1. Die landesfürstlichen Domänen. . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.4.1.2. Vom Münzregal zur Notenpresse. . . . . . . . . . . . . . . . . 1.4.1.3. Das Salzmonopol. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.4.1.4. Das Tabakmonopol. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.4.1.5. Das Lottomonopol. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.4.1.6. Amtsdarlehen, Amtstaxen und individuelle (Zwangs-)Darlehen als Voraussetzung für die Verleihung hoher Ämter. . . . . . . . .
. 767 . 767 . . . . . . . . .
771 775 779 780 780 780 782 783 784
. 784
18 Inhaltsverzeichnis
1.4.1.7. Mauten und Zölle. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.4.2. Das Contributionale und die direkten Steuern . . . . . . . . . . 1.4.3. Indirekte Steuern im engeren Sinn . . . . . . . . . . . . . . . . 1.4.4. Kredite und Subsidien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.4.4.1. Die Fugger und andere Kaufmannbankiers als Vermittler von Krediten in großem Maßstab im 16. Jahrhundert. . . . . . . . . 1.4.4.2. Die jüdischen Hoffaktoren.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.4.4.3. Weitere Kreditgeber im In- und Ausland im 18. Jahrhundert. . 1.4.4.4. Die Wiener Stadtbank. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.4.4.5. Frei zirkulierende, von den Ständen garantierte Staatsobligationen und erstes Papiergeld. . . . . . . . . . . . . . 1.4.4.6. Privatbankiers. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.4.4.7. Subsidien verbündeter Mächte.. . . . . . . . . . . . . . . . . 1.5. Der Anteil der einzelnen Länder und Ländergruppen an den Staatseinnahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.5.1. Unter Maximilian I. und Ferdinand I. (ca. 1500 bis 1564) .. . . 1.5.2. Versuche, fixe Verteilungsschlüssel für die Bewilligungen der einzelnen Länder einzuführen (1532–1697) . . . . . . . . . 1.5.3. Reformpläne in den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts . . 1.5.4. Die Verteilung der Kontribution auf die einzelnen Länder im 18. Jahrhundert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.5.5. Der wachsende Anteil Ungarns an den Staatseinnahmen .. . . . 1.6. Die Bedeutung der Reichssteuern für die Finanzen der Habsburgermonarchie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.6.1. Gemeiner Pfennig oder Reichsmatrikel? . . . . . . . . . . . . . 1.6.2. Der quantitative Umfang der Reichssteuern . . . . . . . . . . . 1.7. Zur Entwicklung der Staatsschuld . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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785 786 790 791
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793 795 797 799
. . 799 . . 801 . . 802 . . 803 . . 803 . . 804 . . 807 . . 808 . . 811 . . . .
2. Die Hofkammer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1. Die Hofkammer im 16. Jahrhundert (Peter Rauscher) . . . . . . . . . 2.1.1. Kontinuität in der obersten Finanzverwaltung beim Herrschaftsübergang von Maximilian I. auf Ferdinand I. . . . . . 2.1.2. Der Erwerb der Kronen Ungarns und Böhmens und die Rolle der Hofkammer als länderübergreifende Behörde . . . . . . . . . . . 2.1.3. Die Ordnungen der Behörde: Die Hofkammerinstruktionen . . . 2.1.4. Personelle Besetzung und Behördenchefs der Hofkammer . . . . . 2.2. Die Hofkammer im 17. Jahrhundert (Mark Hengerer) . . . . . . . . . 2.2.1. Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.2. Innere Gliederung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.2.1. Hofzahlmeister und Hofzahlmeisteramtskontrollor. . . . . . . . 2.2.2.2. Hofkriegszahlmeister. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.2.3. Hofbuchhalterei. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.2.4. Niederösterreichische Buchhalterei. . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.3. Länderkammern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.4. Ämter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.5. Kooperierende Institutionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.6. Arbeitsweisen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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813 813 815 818
. 825 . 825 . 825 . . . . . . . . . . . . . .
825 826 830 834 834 834 835 836 837 837 838 838 839 840
Inhaltsverzeichnis 19
2.2.6.1. Entscheidung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.6.2. Zahlung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.6.3. Brauchbare Illegalität. . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.6.4. In Kauf genommene Illegalität.. . . . . . . . . . . . 2.2.6.5. Intransparenz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.6.6. Kritik, Revision, Reform.. . . . . . . . . . . . . . . 2.2.6.7. Die Hofkammerinstruktion von 1681. . . . . . . . . 2.2.7. Personal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3. Die Hofkammer im 18. Jahrhundert (P. G. M. Dickson und Peter Rauscher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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840 840 841 842 843 843 845 845
. . . . . . . 848
3. Länderkammern und Kammergüter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1. Die Niederösterreichische Kammer (Peter Rauscher) . . . . . . . . . 3.1.1. Die Kammer in der Regierungszeit Maximilians I. . . . . . . . . 3.1.2. Neugründung der Kammer, Aufgabenbereiche und Entwicklung 3.1.3. Behördenchefs und Personal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.4. Tätigkeitsbereich .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.5. Die Vizedomämter in Österreich ob und unter der Enns .. . . . 3.2. Landesfürstliche Finanzverwaltung in Innerösterreich (Gernot P. Obersteiner) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.1. Vorgeschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.2. Der Vizedom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.3. Die niederösterreichische Kammer in Graz und die Innerösterreichische Hofkammer . . . . . . . . . . . . 3.2.4. Die innerösterreichische Hofkammerprokuratur .. . . . . . . . 3.3. Die Oberösterreichische (Hof-)Kammer (Wilfried Beimrohr) . . . . 3.3.1. Territoriale Zuständigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.3.2. Die Kammer in der oberösterreichischen Verwaltungsstruktur . . 3.3.3. Organisation der Kammer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.3.4. Die Kammer und ihr Finanzhaushalt . . . . . . . . . . . . . . 3.3.5. Schuldenbewirtschaftung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.4. Kameralverwaltung in den Vorlanden .. . . . . . . . . . . . . . . . 3.4.1. Vorderösterreich (Peter Steuer) .. . . . . . . . . . . . . . . . . 3.4.1.1. Die Vorderösterreichische Kammer in Ensisheim und Freiburg (1500–1752). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.4.1.2. Die vorderösterreichischen Kameralherrschaften.. . . . . . . . 3.4.2. Schwäbisch-Österreich (Peter Steuer) . . . . . . . . . . . . . . 3.4.2.1. Habsburgischer Eigenbesitz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.4.2.1.1. Markgrafschaft Burgau (Verwaltungssitz: Günzburg). . . . . 3.4.2.1.2. Grafschaft Hohenberg (Verwaltungssitz: Rottenburg). . . . . 3.4.2.1.3. Landgrafschaft Nellenburg (Verwaltungssitz: Stockach). . . . 3.4.2.1.4. Landvogtei Schwaben (Verwaltungssitz: Altdorf ). . . . . . . 3.4.2.2. Kameralverwaltung bis 1750.. . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.4.3. Nach der Theresianischen Behördenreform (1750–1805) (Peter Steuer) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.4.3.1. Die Vereinigung der Vorlande zur Provinz „Vorderösterreich“. . 3.4.3.2. Die Schaffung von Oberämtern als Mittelbehörden. . . . . . .
. . . . . . .. . . . . . .
856 856 857 858 860 861 861
. . 866 . . 866 . . 866 . . . . . . . . . .
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867 869 874 874 874 875 876 878 882 882
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882 885 887 887 887 888 888 888 888
. . 889 . . 889 . . 890
20 Inhaltsverzeichnis
3.4.4. Vorarlberg (Alois Niederstätter) . . . . . . . . . . . . . . 3.5. Die Böhmische Kammer und die Kammergüter in Böhmen (Eduard Maur) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.5.1. Die Böhmische Kammer .. . . . . . . . . . . . . . . . . 3.5.2. Die Kammergüter in Böhmen . . . . . . . . . . . . . . . 3.6. Das Rentamt und die landesherrlichen Güter in Mähren (Bronislav Chocholáč) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.6.1. Das Rentamt in Mähren . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.6.2. Die landesherrlichen Güter in Mähren .. . . . . . . . . . 3.7. Die Schlesische Kammer und die königlichen Kammergüter in Schlesien (Petr Maťa und Michał Witkowski) . . . . . . . . 3.7.1. Die Schlesische Kammer . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.7.2. Kammergefälle und untergeordnete Finanzämter . . . . . 3.7.3. Kammergüter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.8. Die Ungarische Kammer, die Zipser Kammer und die Kammergüter in Ungarn (István Kenyeres) . . . . . . . . . . . 3.8.1. Die Ungarische Kammer .. . . . . . . . . . . . . . . . . 3.8.2. Die Zipser Kammer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.8.3. Die Kammergüter und die Kammerherrschaften in Ungarn
. . . . . 893 . . . . . 896 . . . . . 896 . . . . . 899 . . . . . 903 . . . . . 903 . . . . . 906 . . . .
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908 908 911 913
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917 917 920 923
4. Salz(ober)amt in Gmunden und Salzkammergut (Martin Scheutz) . . . . . . . 928 5. Forstverwaltungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.1. Die landesfürstliche Forstverwaltung (Waldämter) in den österreichischen Ländern (Christoph Sonnlechner) . . . . 5.1.1. Historische Entwicklung .. . . . . . . . . . . . . . 5.1.2. Übergeordnete Verwaltungsstrukturen . . . . . . . . 5.1.3. Lokale Gliederung und Personal . . . . . . . . . . . 5.2. Jagdrecht und Jagdverwaltung (Martin P. Schennach) .. . 5.2.1. Das Jagdregal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2.2. Jagdberechtigte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2.3. Der normative Rahmen . . . . . . . . . . . . . . . 5.2.4. Die ländliche Bevölkerung . . . . . . . . . . . . . . 5.2.5. Die Jagdverwaltung . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . 932 . . . . . . . . . .
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932 932 932 933 934 934 935 935 936 936
6. Monopole und ihre Verpachtung: Das Lottoregal (Manfred Zollinger) 6.1. Allgemein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.2. Frühe Formen .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.3. Das Zahlenlotto .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.4. Formen der Nutzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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939 939 939 940 941
7. Banco del Giro, Wiener Stadtbank, Ministerial-Banco-Deputation, Universalbankalität, Bankalgubernium und Geheime Finanzkonferenz (Thomas Winkelbauer) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 943 7.1. Der Banco del Giro . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 943 7.2. Die Wiener Stadtbank und die Ministerial-Banco-Deputation bis 1748 . 945
Inhaltsverzeichnis 21
7.3. Die Universalbankalität und die Geheime Finanzkonferenz .. . . . . . . 949 7.4. Die Wiener Stadtbank und die Ministerial-Banco-Deputation ab 1748 .. 952 8. Die Wiener Börse (Franz Baltzarek) . . . . . . . . . . . . . . . . . 8.1. Staatsschuldenregulierung und Entstehung der Effektenbörse 8.2. Staatlicher Börsekommissär und Sensale . . . . . . . . . . . 8.3. Gegenstand des Handels und Börseusancen .. . . . . . . . .
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957 957 958 958
9. Das habsburgische Finanzwesen im Reformzeitalter (P. G. M. Dickson und Peter Rauscher) . . . . . . . . . . . . . . . . . 9.1. Die Steuerreformen unter Graf Friedrich Wilhelm von Haugwitz .. 9.2. Die Finanzreformen nach dem Siebenjährigen Krieg . . . . . . . . 9.3. Die Steuer- und Urbarialreform Josephs II. . . . . . . . . . . . . .
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960 960 968 973
IX. Wirtschaft und Post. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 983 1. Kommerzbehörden und Staatswirtschaftsdeputation (Grete Klingenstein und Eva Faber) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 985 1.1. Die Kommerzbehörden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 985 1.2. Die Staatswirtschaftsdeputation .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 988 2. Handelskompanien, Industrieförderung und staatliche Wirtschaftspolitik (Andrea Komlosy) . . . . . . . . 2.1. Koloniale Ambitionen und das Scheitern der kaiserlichen Ostindien-Kompanien . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2. Vom kolonialen zum binnenwirtschaftlichen Modell: Die Orientalischen Handelskompanien . . . . . . . . . . 2.3. Gewerbe-, Manufaktur- und Fabrikenförderung . . . . . 2.4. Semiperiphere Industriemacht im Zentrum Europas . . .
. . . . . . . . 991 . . . . . . . . 992 . . . . . . . . 994 . . . . . . . . 996 . . . . . . . 1001
3. Das Postwesen (Thomas Winkelbauer) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1. Die Reichspost . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.1. Das „Postimperium“ des Hauses Taxis und die Entstehung der „Reichspost“ im 16. Jahrhundert . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.2. Die Reichspost im 17. und 18. Jahrhundert . . . . . . . . . . . . 3.2. Die Post in der Habsburgermonarchie . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.1. Postkurse, Postmeisterdynastien und Postzentren im 16. und frühen 17. Jahrhundert . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.2. Die Hofpost im 16. Jahrhundert . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.3. Das Obersterblandhofpostmeisteramt im 17. Jahrhundert . . . . . 3.2.4. Reichspost contra Hofpost . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.5. Das Postwesen in Ungarn im 17. Jahrhundert . . . . . . . . . . . 3.2.6. Zentralisierung und Verstaatlichung des erbländischen Postwesens in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts . . . . . . . . . . . . . 3.2.7. Die Hofpostkommission (1755–1783) . . . . . . . . . . . . . . 3.2.8. Die Fahrpost . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
1005 1005 1005 1008 1010 1010 1012 1012 1014 1014 1015 1017 1017
22 Inhaltsverzeichnis
3.2.9. Ausbau und Erhaltung der Post- und Kommerzialstraßen . . . . . 3.2.10. Die Beseitigung der Sonderstellung des Postwesens in Tirol, Vorderösterreich und dem Küstenland in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.11. Das Postwesen während der Alleinregierung Josephs II. (1780–1790) .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.12. Postkurse, Postämter und Postpersonal in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.13. Der Abschluss der Verstaatlichung des Postwesens in der Habsburgermonarchie in zwei Akten (1793 und 1813) . . . . .
1018 1018 1019 1020 1021
4. Überwachung des Briefverkehrs (Postlogen und Ziffernkanzlei) (Thomas Winkelbauer) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
1025
X. Anhang. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
1029
Abkürzungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
1031
Siglenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
1033
Gedruckte Quellen und Literatur sowie Internetressourcen . . . . . . . . . . .
1038
Personenregister. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
1239
Ortsregister. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
1287
Verzeichnis der Autorinnen und Autoren .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
1305
Vorwort
Im September 2008 fand im Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien die vom Institut für Österreichische Geschichtsforschung in Kooperation mit dem Österreichischen Staatsarchiv veranstaltete internationale Konferenz „Verfassungs-, Verwaltungs- und Behördengeschichte der Frühen Neuzeit. Aufgaben und Zukunftsperspektiven“ statt, die unter anderem den Auftakt zu dem auf drei Bände angelegten Handbuch „Verwaltungsgeschichte der Habsburgermonarchie in der Frühen Neuzeit“ bilden sollte1. 2010 konnte der umfangreiche Tagungsband vorgelegt werden2. Der dort für das Jahr 2011 angekündigte Erscheinungstermin des ersten Bandes des Handbuchs3 hat sich leider als ganz und gar unrealistisch erwiesen. Mit gut siebenjähriger Verspätung kann der Band nun endlich allen an der Verwaltungsgeschichte der frühneuzeitlichen Habsburgermonarchie Interessierten vorgelegt werden. Er ist, nach Überblicken über die territoriale und demographische Entwicklung, die Dynastie und den Adel in den einzelnen Ländern und Ländergruppen, in erster L inie dem Kaiserhof und den Hofämtern, den wegweisenden Verwaltungsreformen in den österreichischen Ländern unter Maximilian I., den Wiener bzw. Prager ‚Zentralbehörden‘ der zusammengesetzten Monarchie der Habsburger in Mitteleuropa, der Rolle des Kaisers im Heiligen Römischen Reich und den am Kaiserhof angesiedelten Reichsbehörden, der Entwicklung des Kriegswesens und der landesfürstlichen Finanzverwaltung sowie den Kommerzbehörden und dem Postwesen gewidmet.
1 Vgl. den auf der Internetplattform H-Soz-Kult erschienenen Tagungsbericht: http://www.hsozkult.de/ conferencereport/id/tagungsberichte-2343 [Letztzugriff: 08.11.2017]. 2 Herrschaftsverdichtung, Staatsbildung, Bürokratisierung. Verfassungs-, Verwaltungs- und Behördengeschichte der Frühen Neuzeit, hg. von Michael Hochedlinger–Thomas Winkelbauer (VIÖG 57, Wien– München 2010). Vgl. die Rezensionen von Joachim Bahlcke: Das Historisch-Politische Buch 59 (2011) 296f.; András Oross: Századok 145 (2011) 1298–1301; Helmut Gabel: sehepunkte 12 (2012) Nr. 5, http://www. sehepunkte.de/2012/05/19107.html [Letztzugriff: 15.11.2017]; Wolfgang Reinhard: Der Staat 51 (2012) 300–302; Frank Göttmann: VSWG 99 (2012) 342f.; Guido Braun: HZ 296 (2013) 781f. und Martin P. Schennach: ZRG Germ. Abt. 130 (2013) 556–558. – Überraschenderweise werden der Sammelband und die Einzelbeiträge, insbesondere die in Anm. 3 zitierte Einführung in Geschichte und Methodik der Disziplin von Michael Hochedlinger, in der Bibliographie, im Text und in den Fußnoten der folgenden, soeben erschienenen Einführung mit Stillschweigen übergangen: Michael Stolleis, Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte. Materialien, Methodik, Fragestellungen (methodica. Einführungen in die rechtshistorische Forschung 4, Berlin– Boston 2017). 3 Thomas Winkelbauer, „Verwaltungsgeschichte der Habsburgermonarchie in der Frühen Neuzeit“ in drei Bänden – ein groß angelegtes internationales Kooperationsprojekt, in: Herrschaftsverdichtung, Staatsbildung, Bürokratisierung (wie Anm. 2) 9–17, hier 11. Zum Konzept des Gesamtprojekts siehe ebd. passim sowie vor allem Michael Hochedlinger, Verfassungs-, Verwaltungs- und Behördengeschichte der Frühen Neuzeit. Vorbemerkungen zur Begriffs- und Aufgabenbestimmung, in: ebd. 21–85.
24 Vorwort
Das Handbuchprojekt wurde von Michael Hochedlinger im Jahr 2004 initiiert. Mithilfe des von ihm ausgearbeiteten Konzepts fiel es ihm nicht schwer, Thomas Winkelbauer als Mitherausgeber ins Boot zu holen. 2009 gelang es den beiden, Petr Maťa als Dritten im Bunde zu gewinnen. Ihm ist eine Überarbeitung und partielle Revision der Gliederung des zweiten Bandes, der der Verwaltung auf Länderebene gewidmet sein wird, zu verdanken. Wir danken in erster Linie den 58, in insgesamt sieben Staaten (in Österreich, Deutschland, der Tschechischen Republik, Ungarn, Großbritannien, Italien und Polen) tätigen Autorinnen und Autoren des ersten Bandes für die exzellente, gänzlich unentgeltlich geleistete Arbeit und für die große Geduld und Langmut, mit denen sie die gewaltige Verzögerung der Drucklegung über sich ergehen ließen. Elisabeth Garms-Cornides sind wir sehr dankbar für die Übersetzung des Kapitels über die Zentralbehörden für die italienischen Provinzen (1713–1796) aus dem Italienischen. Die meisten Beiträge lagen im Manuskript 2009 oder 2010 vor und wurden 2017 möglichst auf den neuesten Forschungsstand gebracht, insbesondere durch das Nachtragen von seit Abschluss des Manuskripts erschienener wichtiger Literatur in den Berichten über Quellenlage und Forschungsstand. Die Redaktion des umfangreichen Manuskripts hat sich als Herkulesaufgabe erwiesen, sie wäre zeitweise eigentlich ein Fulltimejob gewesen. Jeder im vorliegenden Band publizierte Beitrag hat eine ganze Reihe von Redaktionsstufen hinter sich. Andrea Serles ist den Herausgebern über all die Jahre nicht nur als hochprofessionelle Lektorin und Korrektorin, sondern auch als fachlich versierte Gesprächspartnerin und Kritikerin zur Seite gestanden. Ihr sind der sprachliche Feinschliff, die formale Vereinheitlichung und das Aufspüren und Tilgen bzw. Auflösen vieler kleiner Ungenauigkeiten und Widersprüche, wie sie bei einem derartigen, von zahlreichen Autorinnen und Autoren mit unterschiedlichen Muttersprachen verfassten Werk unvermeidlich sind, zu verdanken. Sie hat auch mit schier unglaublicher Gründlichkeit das etwa 3500 Titel umfassende Quellenund Literaturverzeichnis erarbeitet. Die Herausgeber sind ihr dafür in höchstem Maße dankbar. Ebenso herzlich danken wir Martin Krenn, der mit großer Findigkeit und Präzision die dicken Bretter des Personen- und des Ortsverzeichnisses gebohrt hat. Nach dem Erscheinen des letzten Bandes soll ein Registerband mit einem Sachregister für alle drei Bände und den kumulierten Personen- und Ortsregistern die Benützbarkeit des Werkes optimieren. Auf die Ankündigung eines Erscheinungsjahres für Band 2 lassen wir uns als gebrannte Kinder lieber nicht ein, die Redaktionsarbeiten werden jedoch fortgesetzt und in wenigen Jahren hoffentlich zum Abschluss gebracht werden können. Wir hoffen, dass die Fachkritik zu dem Resümee „Gut’ Ding braucht Weile“ gelangen und das neue Handbuch als für zahlreiche Fragestellungen und Annäherungen hilfreiches Grundlagenwerk zur Verwaltungsgeschichte der Habsburgermonarchie im 16., 17. und 18. Jahrhundert anerkennen wird. Wien, Dezember 2018
Thomas Winkelbauer im Namen der Herausgeber
Editorische Vorbemerkung Jede Publikation über die Habsburgermonarchie, gleichgültig in welcher Sprache, sieht sich mit Zweifelsfällen bezüglich des Umgangs mit Orts- und Personennamen, Adelstiteln etc. konfrontiert. Eine Festlegung von Regeln ist dabei unvermeidlich, diese sind aber in der Praxis kaum ohne Ausnahmen umzusetzen. Auch die Herausgeber des vorliegenden Handbuchs mussten sich mit zahlreichen editorischen Zweifelsfällen auseinandersetzen, die ohne eine gewisse Flexibilität nicht zu lösen waren. Die wichtigsten dabei befolgten Grundsätze sind: • Die Schreibweise der Ortsnamen folgt, sofern vorhanden, den geläufigen (historischen) deutschen Namen (Prag, Breslau, Ödenburg, Triest). Liegen solche nicht vor, wurden bis auf einige wenige, als üblich geltende Ausnahmen (Fiume statt Rijeka) die heutigen amtlichen Ortsnamen verwendet. Anderssprachige Varianten sind über eine Konkordanz in Gestalt des Ortsnamenregisters erschlossen. • Personennamen: Sowohl Vornamen als auch Familiennamen von Adeligen wurden größtenteils eingedeutscht, sofern dies nicht anachronistisch erschien. • Adelstitel: Freiherrentitel wurden grundsätzlich mit, Fürsten- und Grafentitel hingegen ohne „von“ geschrieben (Freiherr von Bartenstein, Graf Trauttmansdorff, Fürst Liechtenstein). • Die den einzelnen Kapiteln nachgestellten Amtsträgerlisten widerspiegeln den höchst unterschiedlichen Forschungsstand, enthalten daher stellenweise Lücken oder unsichere Daten und erheben insgesamt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Jahreszahlen in Klammern weisen auf den quellenmäßig gesicherten frühesten oder spätesten Beleg einer Funktionsperiode. Adelstitel in Klammern weisen auf Standeserhöhungen während der Funktionsperiode. • Kommentierte Bibliographien (Überblicke über Quellenlage und Forschungsstand) schließen zumeist direkt an die einzelnen Kapitel und Unterkapitel an. Gelegentlich erschien es allerdings praktikabler, von dieser Regel abzuweichen; zu einigen Unterkapiteln gibt es daher eine gemeinsame, für gewöhnlich aber leicht auffindbare Bibliographie. • Die in den kommentierten Bibliographien verwendeten Kurztitel sind im Gesamtverzeichnis der gedruckten Quellen und der Literatur am Ende des Bandes aufgelöst.
I. Territoriale und demographische Entwicklung
1. Die Habsburgermonarchie Von Petr Maťa
1.1. Der Begriff „Habsburgermonarchie“ ist kein frühmoderner Quellenbegriff. Die Wortverbindung kam erstmals in den 1860er Jahren auf, vor dem Hintergrund staatsrechtlicher Debatten über die Umgestaltung des Habsburgerreichs, zunächst in der Form „Habsburgische Monarchie“ oder „Habsburger Monarchie“. Anfänglich handelte sich um eine eher seltene Variante des damals üblichen, allerdings erst seit etwa 1700 – zunächst in der lateinischen Form Monarchia Austriaca – sporadisch nachweisbaren und erst Jahrzehnte später als inoffizielle Staatsbezeichnung gebräuchlich gewordenen Ausdrucks „Österreichische Monarchie“ bzw. der seit 1867 üblichen Bezeichnungen „Österreich-Ungarn“ und „Österreichisch-Ungarische Monarchie“. Der Begriff Habsburgermonarchie setzte sich dann vor allem nach dem Zusammenbruch der Doppelmonarchie im Verlauf des 20. Jahrhunderts durch. In der gegenwärtigen Historiographie handelt es sich um einen eingeführten und bevorzugten Hilfsbegriff, mit dem der in den 1520er Jahren in Zentraleuropa als Union dreier Länderkonglomerate gegründete dynastische Herrschaftsbereich der jüngeren, mitteleuropäischen („deutschen“ bzw. „österreichischen“) Linie des Hauses Habsburg bezeichnet wird. Die Ablösung des älteren, ebenfalls historisierbaren Begriffs Österreichische Monarchie ist insofern nicht unlogisch, als das Adjektiv „österreichisch“ in diesem Ausdruck sich ursprünglich auf die Habsburgerdynastie (das Haus Österreich) und nicht auf das Territorium (Erzherzogtum Österreich) bezog. Der Begriff Habsburgermonarchie trägt somit sowohl der Verengung des ursprünglich mehrdeutigen Begriffs „Österreich“ auf eine engere staatlich-territoriale Einheit (die Republik Österreich) nach dem Zerfall Österreich-Ungarns 1918 Rechnung als auch dem Umstand, dass die historische Region Österreich (das Erzherzogtum Österreich unter und ob der Enns) nur einen kleinen Teil des 1526 entstandenen Herrschaftskonglomerats bildete. Der Begriff Habsburgermonarchie unterstreicht die Bedeutung der Dynastie als der vorrangigen Klammer dieser komplexen politischen Ordnung. Alternativ werden in der Geschichtsschreibung Begriffe wie „Habsburgerreich“ oder „habsburgischer Länderkomplex“ verwendet. Ähnlich wie manche andere zusammengesetzte Monarchien und „Konglomeratstaaten“ trug die Habsburgermonarchie in der Frühen Neuzeit keinen offiziellen Namen. Immerhin wurde die Umschreibung „Ihrer Majestät Königreiche und Länder“ (regna et provinciae) und deren Varianten (z. B. „Erbkönigreiche, -fürstentümer und -länder“) seitens der Dynastie und ihrer Untertanen geläufig. Mitunter war etwa von einem „Corp[us] aller unserer christlichen Erbkönigreich und Lande“ die Rede (Zwiedineck-Südenhorst
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I. Territoriale und demographische Entwicklung
1880, 201f.). Diese Formulierungen stellen – im Plural und mit der Akzentuierung des Herrschers als Klammer – eine Parallele zu ähnlich offenen Bezeichnungen anderer frühmoderner Unionsstaaten (z. B. „Verenigde Provinciën“ oder „Rzeczpospolita Obojga Narodów“) dar. Die in der Frühen Neuzeit durchaus geläufige Standardbezeichnung „Königreiche und Länder“ lässt übrigens die semantische Unterscheidung zwischen der Hausmacht der jüngeren Linie der Habsburgerdynastie einerseits und dem durch diese seit 1556/58 selbständig regierten (aber bereits seit 1531 mitregierten) Heiligen Römischen Reich (Sacrum Romanum Imperium) andererseits erkennen: Das Reich war mithin unter den „Königreichen und Ländern“ nicht subsumiert. Diese früh auftretende begriffliche Differenzierung markiert freilich nur den Ausgangspunkt des sukzessiven institutionellen Herauswachsens der altösterreichischen und der übrigen dem Haus Österreich untertänigen Territorien aus dem Reichsverband sowie der zunehmenden Verlagerung der dynastischen Interessen auf das eigene, sich zu einer europäischen Großmacht entwickelnde Habsburgerreich. Nichtsdestotrotz waren die Verklammerungen des zusammengesetzten habsburgischen Herrschaftsraums mit dem Alten Reich während der Frühen Neuzeit derart eng und vielfältig, dass es nicht sinnvoll und möglich ist, die Geschichte der Habsburgermonarchie ohne Rücksicht auf die Bedeutung der kaiserlichen Würde in der dynastischen Politik der österreichischen Habsburger sowie auf die Verschränkungen von durchaus unterschiedlicher Dichte und Intensität zwischen dem Reich und den einzelnen habsburgischen Ländern, von denen einige zum Alten Reich gehörten, einige hingegen nicht, zu betrachten. Die die habsburgische Hausmacht ausmachenden „Königreiche und Länder“ und das Alte Reich stellten zwei einander überlappende Herrschaftssysteme dar, wobei die Überlappung besonders durch die gemeinsame monarchische Spitze und die gegenseitige Durchdringung der Eliten, weniger auf institutioneller Ebene geschah. Obwohl der Erhalt der Kaiserkrone jeweils das ultimative dynastische Ziel darstellte, lief die Entwicklung in der Frühen Neuzeit aus politischen wie auch strukturellen Gründen, wenngleich nicht ohne Schwankungen, nicht auf eine verwaltungsmäßige Verschmelzung beider Herrschaftssysteme hinaus, sondern vielmehr auf eine Lockerung der Beziehung zwischen den beiden. Auch ressourcenmäßig war das Alte Reich für die Habsburgermonarchie, vor allem seit dem 18. Jahrhundert, zunehmend sekundär, wenngleich nie ganz ohne Bedeutung.
1.2. Die Entstehung der Habsburgermonarchie Die Habsburgermonarchie im oben genannten Verständnis entstand im Zuge folgenreicher macht- und geopolitischer Änderungen in Zentraleuropa aufgrund einer fundamentalen Ereigniskette der Jahre 1521 bis 1527. Ausschlaggebend für das Aufkommen der weitgehend neuen, wenn auch an ältere dynastische Pläne anknüpfenden und durch frühere Heiratspolitik (Wiener Doppelhochzeit 1515) geschickt vorbereiteten habsburgischen Machtakkumulation waren im Grunde zwei bedeutende Ereignisse: Einerseits war es die Herrschaftsteilung zwischen Karl V. und seinem jüngeren Bruder in den Verträgen von Worms (1521) und Brüssel (1522), auf deren Grundlage Erzherzog Ferdinand I. bis 1525, als die Bestimmungen der zweiten Abmachung veröffentlicht und umgesetzt wurden, zum selbständigen Herrscher über den gesamten habsburgischen Hausbesitz in Mitteleuropa mit Erbfolge seiner männlichen Linie avancierte und sich somit von seinem
1. Die Habsburgermonarchie 31
Bruder und dessen weltweitem Reich trennte. Das andere bestimmende Ereignis war der unvorhersehbare Tod des jungen und noch kinderlosen Ludwig Jagiello auf dem Schlachtfeld bei Mohács 1526, in dessen Folge Ferdinand I. aufgrund einer Serie von Wahl- und Anerkennungsakten das Erbe seines Schwagers übernahm und zum König von Böhmen und Ungarn wurde. Rückblickend betrachtet stellten die Teilungsverträge von 1521/22 eine wichtige Weichenstellung dar. Trotz allen späteren, mitunter auch intensiven Bemühungen um Förderung der dynastischen Einheit zwischen den dadurch begründeten Linien des Habsburgerhauses mittels Heiraten, Abmachungen über wechselseitige Erbfolge, Erziehung der Erzherzöge aus dem jüngeren Zweig in Spanien oder deren Beschäftigung als Statthalter in den Niederlanden kam es nie mehr zur Unterordnung der beiden getrennten Herrschaftsbereiche unter einen Regenten. Herrschafts- und verwaltungsmäßig entwickelten sich das spanische Reich Karls V. und der mitteleuropäische Herrschaftsbereich Ferdinands I. seit diesem Moment unabhängig voneinander. Ferdinand war bereits Alleinherrscher über die habsburgischen Erblande, als er 1526/27 den böhmischen und ungarischen Thron bestieg. Weder sein älterer Bruder noch dessen Erben wurden in diese Machterweiterung einbezogen, während die späteren Bemühungen um die Verankerung der Erbansprüche der spanischen Linie auf die Kronen (und zugleich bedingten Wahlreiche) Böhmen und Ungarn nie eine Feuerprobe bestehen mussten. Lediglich im Heiligen Römischen Reich verband und überlagerte sich zeitweilig (bis zur Resignation Karls V. 1556) die Herrschaft beider Brüder. Ausschlaggebend dafür waren jedoch weniger lehnsrechtliche Ansprüche Karls V. auf Oberhoheit über den Herrschaftsbereich Ferdinands I. in den Erblanden (die sich im Reich ohnehin einer weitreichenden Autonomie erfreuten) oder in den böhmischen Ländern (deren Bezug zum Reich damals geradezu minimal war), sondern umgekehrt die wiederholte Einsetzung Ferdinands als Stellvertreter Karls. Ferdinand wurde außerdem 1531 zum römischen König gewählt. Das verbreitete Stereotyp eines „im Schatten“ des älteren und ressourcenstärkeren Karls V. regierenden Ferdinands I. ist somit einer auf das Reich verengten Perspektive geschuldet und findet aus der Perspektive der entstehenden Habsburgermonarchie (in deren Einzelteilen Ferdinand vollkommen selbständig herrschte und im Verlauf seiner Regierung durchaus bedeutende Impulse setzte) keine Bestätigung. Mit dem Rückzug Karls V. und dem faktischen Übergang der Kaiserwürde auf die jüngere (mitteleuropäische) Linie des Hauses 1558 fand auch diese Doppelgleisigkeit im Heiligen Römischen Reich ihr Ende.
1.3. Eine mehrfach zusammengesetzte Monarchie Mit seiner Herrschaftsübernahme in den böhmischen Ländern und in einem großen Teil des Königreichs Ungarn 1526/27 vereinigte Ferdinand I. unter seinem Szepter drei aneinander grenzende mitteleuropäische Territorienverbände, deren Verknüpfung bis zur Auflösung der Doppelmonarchie 1918 fortdauerte. In allen drei Fällen handelte es sich um komplizierte, in einem langen Entwicklungsprozess geschaffene Länderkonglomerate, die jedoch jeweils unterschiedlich verfasst und mit jeweils anderen strukturellen Herausforderungen konfrontiert waren.
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I. Territoriale und demographische Entwicklung
1.3.1. Die Erblande Die österreichischen „Erblande“ – so lautete die seit dem 15. Jahrhundert übliche Sammelbezeichnung – bestanden aus einer Agglomeration von sich vor allem über den Ostalpenraum und das nördliche Alpenvorland um die Donau erstreckenden Einzelterritorien, die die Habsburger sukzessive zwischen 1278/82 (Herzogtümer Österreich und Steiermark) und 1500 (Grafschaft Görz), hauptsächlich jedoch bis 1363 (Tirol) erwarben und mit deren Bündelung der Aufstieg des Hauses zu einer bedeutenden mitteleuropäischen Dynastie verbunden war. Abgesehen vom kleinteiligen Splitterbesitz im Südwesten des Reiches (Vorlande), den die Habsburger in der Nähe ihres ursprünglichen Patrimoniums anhäuften, der jedoch mit anderen Territorien vermischt war und schon deswegen eine andersartige Struktur aufwies, handelte es sich um ein Konglomerat von sieben geographisch zum guten Teil geschlossenen, aber weitgehend voneinander unabhängigen Ländern unterschiedlicher Größe: das Erzherzogtum Österreich unter und ob der Enns, die Herzogtümer Steiermark, Kärnten und Krain sowie die Grafschaften Tirol und Görz. Jedes dieser Länder – auf eventuelle Abweichungen kann hier nicht eingegangen werden – verfügte jeweils über ein eigenes (Land-)Recht, eine eigene Ständegemeinde, einen eigenen Landtag, eine eigene Ämterstruktur und eine eigene Inaugurationszeremonie (Erbhuldigung), deren Absolvierung seitens jedes neuen Landesfürsten, der dabei hergebrachte ständische Freiheiten bestätigen musste, die Voraussetzung der legitimen Herrschaftsübernahme darstellte. Im Vergleich zu den böhmischen Ländern und zum Königreich Ungarn war der Territorialisierungsprozess in diesem Herrschaftsraum um 1526 noch keineswegs abgeschlossen, am sichtbarsten wohl in Krain, das außer dem 1335 erworbenen gleichnamigen Herzogtum die erst später angegliederten Bezirke („anrainende“ bzw. „angereichte Herrschaften“) Windische Mark, Möttling, Istrien und Karst mit unterschiedlichen Graden von Autonomie umfasste, sowie in der Grafschaft Tirol, deren Gebiet noch in den beiden ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts auf Kosten Bayerns, Venedigs und der ausgestorbenen Grafen von Görz wesentlich vergrößert werden konnte, deren administrative Durchdringung jedoch infolge der rechtlichen Vielfalt regional sehr ungleichmäßig war und in südlicher Richtung, bis hin zu den „welschen Konfinen“, graduell abnahm. In ganz besonderem Maß waren die Defizite der Territorialisierung durch die komplizierte kirchliche Struktur dieses Gebiets bedingt. In einigen der Länder bestanden semiautonome, teilweise großflächige Enklaven deutscher Hochstifte mit umstrittenem Status: vor allem jene Salzburgs und Bambergs in Kärnten sowie Freisings in Krain und Niederösterreich. Die Stifte Brixen und Trient, obwohl ebenfalls reichsunmittelbar, waren untrennbar mit Tirol verbunden und stellten in dessen Rahmen bis zur Säkularisierung 1803 eigenständige Körper dar, in denen etwa zwei Fünftel der tirolischen Bevölkerung lebten. Beide Fürstbischöfe verstanden sich als mit der Grafschaft vertragsmäßig verbundene Reichs- und Landesfürsten (confoederati), die lediglich „mit“ und „neben“ der tirolischen Landschaft agierten, ohne sich als deren Mitglieder zu bekennen. Besonders stark ausgeprägt war der Sonderstatus Trients, der sich auf die Eigenständigkeit des gesamten, sich auch rechtlich vom nördlichen Landesteil unterscheidenden Welsch-Tirol auswirkte. Zudem deckten sich die Grenzen der Diözesen und Kirchenprovinzen keineswegs mit den Binnengrenzen der Erblande, im Süden und im Westen nicht einmal mit deren Außengrenze. Das Gebiet Krains gehörte zu sechs, jenes Tirols sogar zu elf Diözesen,
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die größtenteils jenseits der Landesgrenze ihren Sitz hatten. Manche Bischofssitze, so vor allem die beiden wichtigsten, Salzburg und Passau, befanden sich außerhalb des habsburgischen Herrschaftsbereichs. Von den Landeshauptstädten der sieben Erblande waren nur Wien und Laibach Bischofssitze, beide allerdings nur für jeweils eine kleine enklavenartige Diözese zuständig. Dies alles war ein gewaltiger Unterschied zu den böhmischen Ländern, wo das Gebiet der drei wichtigsten Diözesen Prag, Olmütz und Breslau sich bis auf unwesentliche Ausnahmen mit jenem der drei Länder Böhmen, Mähren und Schlesien deckte, was langfristig die territoriale Geschlossenheit ungemein förderte. Doch aus der Sicht des Heiligen Römischen Reiches, zu dessen Verband die Erblande gehörten (sie bildeten seit dem frühen 16. Jahrhundert den Österreichischen Reichskreis), handelte es sich immerhin um einen weitgehend konsolidierten Territorialblock, dessen strukturelle Eigenständigkeit im Übrigen durch zahlreiche jurisdiktionelle Privilegien unterstrichen wurde. Die Erblande lassen sich als eine dynastische Union des Hauses Österreich beschreiben. Die Klammer um diesen lockeren Territorienkomplex bildeten im Grunde nur das Herrscherhaus und sein Erbrecht. Die geographische Nähe, der langjährige Besitz im Haus Österreich sowie verwandtschaftliche Verflechtungen des Adels förderten bis zu einem gewissen Grad, trotz und neben dem durchaus ausgeprägten Länderpartikularismus, ein vorsichtiges Zusammengehörigkeitsgefühl sowie ansatzweise rechtliche, verfassungs- und verwaltungsmäßige Angleichungen. Diesen Prozessen wirkten aber geographische Grenzen, schwierige Kommunikationsbedingungen und seit 1379 insbesondere die spätmittelalterlichen dynastischen Linien- und Herrschaftsteilungen entgegen, zumal die habsburgischen Herzöge keineswegs idyllische Beziehungen zueinander pflegten. Dies führte zu einer Partikularentwicklung von Ländergruppen und zu einem sukzessiven Machtzuwachs der Stände. Selbst wenn Kinderlosigkeit und Todesfälle in den herzoglichen Linien die Überwindung der Teilungen in wenigen Generationen ermöglichten, war die Erneuerung der Einheit des Hauses in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts unter Friedrich III. und Maximilian I. ein durchaus schwieriger Prozess. Ein gerade auf die Ländergruppen, nicht auf den Gesamtkomplex der habsburgischen Erblande zugeschnittener institutioneller Überbau mit drei kollegial organisierten „Regimenten“, einem für Tirol, einem für die Vorlande und einem für die östlichen Herzogtümer, war erst jüngeren Datums und ging auf die Verwaltungsreformen Maximilians I. um 1500 zurück, in deren Verlauf sich auch eine Unterscheidung zwischen „oberösterreichischen“ („oberen“) und „niederösterreichischen“ („niederen“) Ländern einbürgerte, während der Name „Österreich“ nach wie vor für die Dynastie und ihre Herrschaftsrechte („Haus Österreich“) sowie für das namengebende Erzherzogtum reserviert blieb. Die für die politische Integration der Erblande zweifelsohne bedeutende institutionelle Verklammerung der Länder mittels übergreifender Behörden, von denen jedoch einige bald wieder scheiterten, beschränkte sich gleichzeitig nur auf die landesfürstliche Verwaltung. Dauerhafte länderübergreifende Strukturen der Stände – etwa eine ständische Gesamtvertretung mehrerer Länder – entstanden nicht, obwohl Ansätze dazu in Form der Koordination politischer Entscheidungen mittels interterritorialer Ständezusammenkünfte (Länder- und Ausschusstage) nicht fehlten und einige der Landschaften untereinander politische Verbindungen unterhielten. Auch in diesem Aspekt äußerte sich allerdings die grundsätzliche Bedeutung der Ländergruppen, in deren Rahmen sich die Bereitschaft der Stände zur Koordination deutlich intensiver herauskristallisierte als im Gesamtrahmen der Erblande. Besonders aktiv waren die Landschaften in den „inneren“
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Landen Steiermark, Kärnten und Krain, die ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts mit osmanischen Einfällen konfrontiert waren und gemeinsame Gegenmaßnahmen ergriffen. Übrigens wurde die 1490/93 endlich überwundene Herrschaftsteilung des habsburgischen Hausbesitzes bald nach der Entstehung der Habsburgermonarchie zu Lasten der Integrität des österreichischen Territorienkomplexes wieder aufgegriffen und bis ins 17. Jahrhundert fortgesetzt. Ferdinand I. verfügte nämlich mit seinem 1564 in Kraft getretenen Testament die Aufteilung der Erblande unter seine drei Söhne: Während der erstgeborene Maximilian II., Nachfolger auf dem böhmischen, ungarischen und schließlich kaiserlichen Thron, die Herrschaft im Erzherzogtum Österreich unter und ob der Enns erhielt, verselbständigten sich mit den Erzherzögen Karl von Innerösterreich und Ferdinand von Tirol zwei Seitenlinien, die in den folgenden Jahrzehnten über ihr jeweiliges Teilgebiet mit Residenz in Graz und Innsbruck vollkommen selbständig regierten. Zur innerösterreichischen Ländergruppe gehörten die Herzogtümer Steiermark, Kärnten und Krain, die Grafschaft Görz und die Stadt Triest; zur oberösterreichischen die Grafschaft Tirol und die Vorlande, wobei Letztere sich trotz ihres enklavenartigen Charakters in drei Gruppen mit jeweils eigenständigen Landständen organisierten (Vorderösterreich, Schwäbisch-Österreich und Vorarlberg). Mit der übrigen Habsburgermonarchie blieben beide Ländergruppen nur kraft des Haus- und Erbrechts verbunden. Im Falle Innerösterreichs, das sich nun ebenfalls aus der um 1500 entstandenen behördlichen Struktur verabschiedete, wirkte zusätzlich die Osmanenabwehr als wichtige Klammer. Graz, Klagenfurt und Laibach gewährleisteten nämlich im Interesse der innerösterreichischen Ländergruppe die Finanzierung und Organisation der Grenzverteidigung in Kroatien und Slawonien – also in Territorien, die der kaiserlichen Linie des Hauses unterstanden. Als Erzherzog Ferdinand von Innerösterreich 1619 Nachfolger des kinderlosen Kaisers Matthias wurde, wurde die innerösterreichische Ländergruppe wieder mit dem Hauptteil der Habsburgermonarchie verbunden. Die Tiroler Linie starb bereits 1595 mit ihrem Begründer aus, die Eigenständigkeit der oberösterreichischen, interimistisch durch Statthalter im Namen der beiden anderen Linien verwalteten Ländergruppe wurde jedoch beibehalten, bis 1612 Erzherzog Maximilian III. der Deutschmeister und in den 1620er Jahren Erzherzog Leopold V. (bis 1625 Bischof von Passau und Straßburg) als selbständige Landesfürsten anerkannt wurden; ersterer für die Dauer seines Lebens, der andere mit Erbrecht. Nach dem Aussterben dieses Zweiges 1665 wurde keine weitere Teilung der Erbländer mehr vorgenommen. Dennoch blieb die von 1564 bis 1619 bzw. 1665 bestehende Autonomie bis ins 18. Jahrhundert in der Weiterexistenz der für die jeweilige Ländergruppe zuständigen Grazer und Innsbrucker „Zentralstellen“ wirksam, die nun eine Scharnierfunktion zwischen dem Kaiserhof und der Verwaltung auf Länderebene übernahmen. Trotz ihres erbrechtlichen Fundaments war die habsburgische Landesherrschaft über die österreichischen Territorien keineswegs unumschränkt. Ähnlich wie in den ungarischen und böhmischen Ländern waren die Habsburger auf die Mitwirkung der korporativ organisierten Stände angewiesen. Die meisten erbländischen „Landschaften“, deren Einfluss bereits im Spätmittelalter beträchtlich angewachsen war, nutzten die Einbettung in ein breiteres Herrschaftsgefüge seit 1526 und den aus der schnellen Verbreitung der Reformation resultierenden Konfessionskonflikt dazu, ihre gewohnheitsrechtlich begründete libertas und den Anspruch auf Herrschaftspartizipation wesentlich auszubauen. Dies führte notwendigerweise zu Konflikten mit der Landesherrschaft. Zu grundsätzlichen
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Auseinandersetzungen kam es insbesondere anlässlich der wegen ihrer Bedeutung für die Absicherung religiöser Zugeständnisse höchst umkämpften Herrschaftsantritte der habsburgischen Landesfürsten. In Österreich unter und ob der Enns verweigerten die Stände mitunter sogar die für die legitime Herrschaft unentbehrliche Erbhuldigung und stellten schließlich die habsburgische Herrschaft an sich in Frage. Nach dem politischen und konfessionellen Umbruch in der Anfangsphase des Dreißigjährigen Krieges war das Verhältnis der nunmehr katholischen Stände – Niederösterreich stellte einen Sonderfall dar – zum Landesfürstentum zugunsten der monarchischen Gewalt neu zu definieren. Die Stände wurden jedoch aus dem Herrschaftssystem nicht ausgeschlossen und ihre administrativen Strukturen blieben tragende Säulen der Landesverwaltung. Erhalten blieb weiters der fragmentierte Charakter der Erblande als eines Konglomerats von unabhängigen Ländern mit wechselseitigen, allerdings durchaus asymmetrischen Bindungen innerhalb der Ländergruppen. So verstanden sich die Steiermark, Kärnten und Krain innerhalb der Erblande bis ins 18. Jahrhundert als eine besondere Interessengemeinschaft und bezeichneten sich gerne als „verbrüderte Lande“, was allerdings Konfliktlagen zwischen dem den Führungsanspruch erhebenden Hauptland Steiermark und den beiden kleineren Herzogtümern hinsichtlich der Lastenverteilung nicht ausschloss. Ein sonderbares, gleichfalls asymmetrisches Verhältnis verband Österreich unter und ob der Enns, zwei Länder, die erst mit der Zeit die Namen Niederösterreich – zunächst allerdings „Unterösterreich“ – und Oberösterreich annahmen. Als eine gesonderte Einheit entwickelte sich das Land ob der Enns seit dem 13. Jahrhundert sukzessive aus dem (Erz-) Herzogtum Österreich heraus, von dem es sich rechtlich und verwaltungsmäßig trennte, ohne allerdings eine unanfechtbare staatsrechtliche Stellung erlangt zu haben. Obwohl das Land ob der Enns grundsätzliche Merkmale der Eigenständigkeit aufwies (Landesgemeinde, Landtag, Landrecht, Landeshauptmann, Landesfreiheiten, Landeswappen etc.), wurde es dennoch bis tief in die Frühe Neuzeit mit dem Land unter der Enns als ein Ganzes angesehen. In der Herrschertitulatur fielen beide Länder unter die Würde des „Erzherzogs von Österreich“. Noch 1521 huldigten die Stände beider Länder Erzherzog Ferdinand I. in Ybbs gemeinsam, und selbst wenn alle späteren Erbhuldigungen getrennt in Wien und Linz abgehalten wurden, teilten sich beide Landschaften gemeinsame Erbämter und traten auch im Ringen um Religionsfreiheit häufig im Schulterschluss auf (Horner Bund 1608). Aus diesen Gründen mussten sich die obderennsischen Stände seitens der anderen, insbesondere der innerösterreichischen Erblande, mit denen sie einen langwierigen Rangstreit auszutragen hatten, wiederholt den Vorwurf gefallen lassen, Oberösterreich sei nicht ein eigenes Land, sondern nur ein Anhängsel (accessorium) des Landes unter der Enns, mit dem es einen „Leib“ ausmache.
1.3.2. Der böhmische Länderverband Der böhmische Territorienkomplex, der sich bereits seit dem 15. Jahrhundert in einer sehr losen Personalunion mit der Krone Ungarn befand, ähnelte rücksichtlich seines inneren Aufbaus in wichtigen Aspekten mehr den Erblanden als etwa den beiden anderen Königreichen Ostmitteleuropas (Polen und Ungarn), mit denen er in der Forschungsliteratur häufiger auf einen Nenner gebracht wird. Auch hier handelte es sich um ein Bündel von weitgehend selbständigen Ländern mit jeweils eigener Rechts- und Ständegemeinde, eigenem Landtag, eigenem Inaugurationsritual und durchaus beträchtlichem Landesbe-
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wusstsein. Eine gesamtstaatliche institutionelle Verklammerung beschränkte sich auf den König, den Oberstkanzler und die ihm untergeordnete Kanzlei. Eine funktionale Parallele zu den im Zuge der maximilianeischen Verwaltungsreform entstandenen überterritorialen Institutionen blieb im böhmischen Länderkonglomerat bis zur Gründung der Prager Appellationskammer 1548 vollkommen aus. Der „Generallandtag“, wie gemeinsame Tagungen bevollmächtigter ständischer Delegationen der fünf Länder (oder häufiger: Verhandlungen ständischer Delegationen der vier „Nebenländer“ mit dem böhmischen Landtag) etwas euphemistisch seit dem letzten Drittel des 16. Jahrhunderts bezeichnet wurden, war eine genauso labile und beiläufig zusammengerufene Institution wie die Ausschusslandtage der österreichischen Länder – mehr ein Ereignis als eine Institution. Darüber hinaus waren die strukturellen Unterschiede zwischen den fünf Territorien, die den böhmischen Länderverband ausmachten, geradezu gewaltig und viel tiefer gehend als jene zwischen den sieben wichtigsten österreichischen Erblanden. Die beiden Kernländer – das Königreich Böhmen und die Markgrafschaft Mähren – waren einander mit Abstand am ähnlichsten. Beide hatten neben der gemeinsamen Sprache, dem miteinander eng verwandten Adel und einem vergleichbaren, wenn auch nicht gleichen, Adelsrecht eine ähnlich strukturierte und klar umrissene Ständegemeinde, deren Kern zwei Adelsstände (der Herren- und der Ritterstand) ausmachten (unterschiedlich waren hingegen die Struktur und der Einfluss des Bürger- sowie des Prälatenstandes, der im böhmischen Fall bis 1627 gänzlich fehlte). Übereinstimmend war ebenfalls die gemischte monarchischständische Struktur der Landesämter mit den institutionellen Schwerpunkten im Landrecht (zemský soud) und Landtag (sněm). Darüber hinaus hatte sich in Böhmen ebenso wie in Mähren im 15. Jahrhundert mit der Legalisierung des Utraquismus nach den Hussitenkriegen die land- bzw. gewohnheitsrechtlich abgesicherte Bikonfessionalität etabliert. Im Unterschied dazu handelte es sich beim „Herzogtum (Ober- und Nieder-)Schlesien“, dem zweitgrößten der böhmischen Territorien, eigentlich um kein einheitliches Land, sondern um ein – nicht nur im böhmischen Länderverband, sondern auch in der Habsburgermonarchie vollkommen einmaliges – Konglomerat von etwa eineinhalb Dutzend selbständiger, unterschiedlich gefestigter Fürstentümer und autonomer Herrschaften, die erst vergleichsweise spät, in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, einen stabileren institutionellen Überbau in Gestalt gesamtschlesischer Institutionen (eines „Fürstentags“, eines „Oberrechts“ und eines „Oberhauptmanns“) erhielten. Es war aber eben nur ein Überbau, denn die Ebene der kleinteilig strukturierten Fürstentümer, in die sich dieses Gebiet seit der Loslösung von Polen im 12. Jahrhundert infolge mehrfacher Erbteilungen piastischer Herzogtümer zersplitterte, blieb für das politische und Rechtsleben Schlesiens nach wie vor bestimmend. Nicht Schlesien als ein Land (das es eigentlich noch nicht gab), sondern die einzelnen Herzöge, darunter auch der Bischof von Breslau und zugleich Fürst von Neisse als Herzog von Grottkau, unterstellten sich im 14. Jahrhundert nacheinander dem böhmischen König. Landständische Gemeinden mit Landtagen und Adelsgerichten entstanden innerhalb dieser kleinen Ländchen, die zur Zeit des Herrschaftsantritts Ferdinands I. in den böhmischen Ländern noch größtenteils von den Fürsten (neben den Piasten waren es auch Přemysliden, Hohenzollern und die Nachkommen des böhmischen „Hussitenkönigs“ Georg von Podiebrad als Herzöge von Münsterberg) und von ein paar „freien Standesherren“ regiert wurden. Die mit zahlreichen Hoheitsrechten ausgestatten Lehnsfürsten unterstanden dem König von Böhmen als einem „Oberherzog in Ober- und Niederschlesien“, der allerdings in einigen der Fürstentümer auch direkt seine herrscherliche Macht ausübte („Erbfürstentümer“). Hingegen
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wurde das im Zentrum des Oderlandes gelegene Fürstentum Breslau durch die gleichnamige Handelsmetropole beherrscht, die hier als eine Art Stadtrepublik agierte. Beide übrigen, deutlich kleineren Einheiten am nordwestlichen Rand des böhmischen Länderverbandes unterschieden sich wiederum sowohl von Schlesien als auch voneinander. Die Markgrafschaft Oberlausitz war ein Städteland, das sich erst allmählich aus einem 1346 gegründeten Achtbündnis der sechs königlichen Städte entwickelte, die ihre wirtschaftliche und politische Macht der günstigen Anbindung an die ostwestliche Handelsstraße (Via Regia) verdankten. Der „Sechsstädtebund“ prägte in der Folge die Innenpolitik sowie die innere Verfassung des sich aus den drei bisherigen territorialen Einheiten um die Städte Bautzen, Görlitz und Zittau festigenden Landes, das zunächst nur als „die Sechsstädte“ bekannt wurde. Der Landadel spielte in diesem Verfassungsgefüge, bis zum machtpolitischen Umsturz im sog. Oberlausitzer Pönfall 1547, eine sekundäre Rolle. Der Name Oberlausitz wurde dieser Herrschaftsbildung erst seit dem 15. Jahrhundert von außen übergestülpt und setzte sich erst im Jahrhundert danach völlig durch. Im Gegensatz dazu etablierten sich in der benachbarten Markgrafschaft Niederlausitz keine starken Städte, während die Orientierungen des lokalen, keineswegs übermächtigen Adels von jenen in anderen Regionen der Ländergruppe merklich divergierten. Das am Rande des böhmischen Territorienkomplexes gelegene, langfristig der Expansionspolitik der Hohenzollern und der Wettiner ausgesetzte Gebiet war zudem zerrissen (in seiner Mitte befanden sich brandenburgische Besitzungen) und es mangelte ihm an territorialer Geschlossenheit. Neben den fünf wichtigsten Teilgliedern, obwohl nicht auf gleicher Augenhöhe mit ihnen, gehörten zum böhmischen Länderverband noch vier kleinere Sondereinheiten, die über eigene Ständeversammlungen verfügten und ihre Selbständigkeit und Steuerfreiheit gegenüber größeren Ländern, in deren Randgebieten sie sich befanden, in einem langfristigen Aushandlungsprozess zu verteidigen strebten. Zunächst handelte es sich um drei Bezirke im böhmischen Randgebiet (die „äußeren Kreise“ Böhmens). Die seit 1322 mit dem Königreich untrennbar verbundene ewige Reichspfandschaft Eger war ein Stadtstaat mit lehnsrechtlich organisiertem Umland (Egerland; auch Egerischer Kreis oder „Egerischer Gezirk“). Beide – die Stadt und die Egerische Ritterschaft – beschickten eine gemeinsame Ständeversammlung, die noch 1721 selbständig die Pragmatische Sanktion annahm. Auf Lehnsrecht gründete ebenfalls die Eigenständigkeit des Elbogener Kreises und des Glatzer Landes. Während der Elbogener Lehnskreis im 17. Jahrhundert seine jurisdiktionellen und steuermäßigen Freiheiten einbüßte und der böhmischen Kreisverwaltung assimiliert wurde, war das Glatzer Ländchen, 1459 zur Grafschaft erhoben, auch dank seiner günstigen geographischen Lage, erfolgreicher in der Verteidigung seiner Autonomie als einer Art „Brückenlandschaft“ zwischen Böhmen und Schlesien, mit selbständigem Landeshauptmann und der einen eigenen Landtag beschickenden Ständegemeinde. Ferner ist das langfristig zwischen Mähren und Schlesien umstrittene Fürstentum Troppau zu nennen. Es wuchs zwar aus Mähren heraus und sein Adel bediente sich des mährischen Rechts sowie der tschechischen Sprache, es schloss sich allerdings bereits im Spätmittelalter strukturell Schlesien an, mit dessen Fürstentümern es manche gemeinsame Züge hatte. Die Troppauer Stände nutzten allerdings den verfassungsrechtlichen Schwebezustand für die Wahrung ihrer Autonomie und einer eigenen Identität. Zum böhmischen Länderverband gehörten schließlich als böhmische Lehen zahlreiche kleinteilige Gebiete im Heiligen Römischen Reich (feuda extra curtem), vor allem in der Oberpfalz, im Vogtland, im Pleißen-
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land, in Meißen und Brandenburg, wobei unter den böhmischen Lehnsleuten alle drei weltlichen Kurfürsten bedeutend vertreten waren. Berücksichtigt man, zusätzlich zu allen diesen strukturellen Unterschieden, die Spaltung durch die Sprache und seit den Hussitenkriegen auch durch die Religion sowie den hohen Grad an Selbstbestimmung, die in allen Teilen dieser politischen Gemeinschaft im Spätmittelalter erkennbar ist, dann erscheint die Eigenständigkeit der einzelnen Länder der böhmischen Krone noch substantieller als jene der Erblande. In einem wichtigen Aspekt wiesen jedoch die böhmischen Länder doch eine größere Kohärenz auf: Sie waren nämlich kein lockeres, nur durch das Erbrecht des Herrscherhauses zusammengehaltenes Patrimonium (eine dynastische und mitunter Personalunion), sondern ein Konglomerat von unzertrennlich verzahnten Territorien, die miteinander auch jenseits der dynastischen Klammer verbunden waren. Zugegebenermaßen stand die Hausmachtpolitik der Luxemburger auf dem böhmischen Thron diesem Zusammenschluss Pate. Im Streben nach Absicherung der territorialen Integrität seiner Herrschaft organisierte Karl IV. in seiner Doppeleigenschaft als König von Böhmen und Reichsoberhaupt seit der Mitte des 14. Jahrhunderts seine mitteleuropäischen Besitzungen als einen transpersonalen Lehnsverband, wobei er die einzelnen Herrschaftsräume unter Rückgriff auf den Krone-Begriff (Corona Regni Bohemiae) lehnsrechtlich mit dem böhmischen Königtum verknüpfte, in zeitgenössischer Ausdrucksweise in die böhmische Krone „inkorporierte“. Diese hierarchisch konzipierte, um das Königreich Böhmen als territorialen Kern organisierte Herrschaftsstruktur, die allerdings keinen weiteren institutionellen Rahmen erhielt, erfuhr dann infolge der zahlreichen Herausforderungen des 15. Jahrhunderts – Hussitenkriege, Erlöschen der Gründerdynastie, Interregna, Minderjährigkeitsregierung, mehrfaches Doppelkönigtum und schließlich, seit 1490, eine schwache Königsherrschaft aus der ungarischen Ferne – eine grundlegende Umformung. Ein seitens Karls IV. vorgesehener „Lehensverband der Landesfürsten mit dem böhmischen König an der Machtspitze“ (Válka 1995, 112) transformierte sich in eine Vereinigung von völlig autonomen und mitunter souverän agierenden Ständestaaten unter dem Szepter des böhmischen Königs, dessen Einfluss auf die internen Verhältnisse der individuellen Länder sich gleichzeitig gravierend verminderte. Die grundsätzliche Dissonanz innerhalb dieser in der Theorie untrennbaren Struktur bestand darin, dass die Stände im Hauptland Böhmen (jenem Land, dessen Herrscher gleichzeitig Lehnsherr über die anderen Länder war) mit der Schwächung der monarchischen Gewalt nicht nur die Teilhabe an der königlichen Macht an sich zogen, sondern ebenfalls Anspruch auf Superiorität sowie Mit- und Vorherrschaft über die anderen, als Vasallen des Königreichs verstandenen Ständegemeinden erhoben. Demgegenüber nahmen die Stände in den anderen Ländern die Vereinigung der Länder unter der böhmischen Krone als eine Art Föderation gleichberechtigter Partner wahr. Die langfristige Spannung zwischen dem hegemonialen Anspruch der böhmischen Stände und dem Selbständigkeitsgefühl der Ständegemeinden in den „Nebenländern“ äußerte sich regelmäßig bei Königswahlen, die die Stände Böhmens selbständig unternahmen, ohne dass sie allerdings dem präjudizierenden Verhalten der aggregierten Länder (die zu bloßer Anerkennung der erblichen Thronfolge tendierten) vorbeugen konnten. Deshalb wurde Erzherzog Ferdinand 1526 im „Hauptland“ zum König gewählt, während die zur Prager Wahl nicht eingeladenen Stände der „Nebenländer“ die Erbansprüche seiner Ehefrau anerkannten.
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Die modernen, erst im 19. Jahrhundert vor dem Hintergrund staatsrechtlicher Kontroversen geprägten Begriffe „Hauptland“, „Kronländer“, „Nebenländer“ sowie „Wenzelskrone“ tendieren dazu, langfristige strukturelle Spannungen innerhalb des Länderverbands ungebührlich zu harmonisieren. Zeitgenossen einschließlich der Böhmischen Kanzlei bedienten sich beim Ausverhandeln des Verhältnisses zwischen den einzelnen Ländern dieser politischen Gemeinschaft in der Regel der Körpermetaphorik. Das Königreich Böhmen verstand sich als Haupt (hlava), die anderen Länder wurden hingegen als die zum Königreich „zugehörenden“ (příslušející), ihm „angebundenen“ (připojené), „zugetanen“ und in dieses „einverleibten“ (přivtělené) bzw. „inkorporierten“ (inkorporované) Glieder (údy) bezeichnet, unter denen Mähren als das „vornehmste Glied“ (přední úd) galt. Die in zeitgenössischen Dokumenten ebenfalls vielfach deklinierten Begriffe „Krone Böhmen“ („cron Böheim“) und „Königreich Böhmen“ werden in der modernen Geschichtsschreibung oft gegenübergestellt, wobei mit „Krone“ die Gesamtheit der böhmischen Territorien, mit „Königreich“ hingegen das eigentliche Land Böhmen bezeichnet wird. Eine solche bewusste Unterscheidung, die der ursprünglichen Konzeption Karls IV. entsprechen dürfte, ist jedoch in Dokumenten aus der Frühen Neuzeit selten. Vielmehr wurden die Begriffe „Königreich“ und „Krone“ als Synonyme verwendet. Aus diesem Grund wurde die Gesamtheit der böhmischen Länder üblicherweise im Plural genannt („die Krone Böhmen und derselben inkorporierte Länder“). Auf keinen Fall dürfen aber die Schlüsselbegriffe „Inkorporation“ bzw. „Einverleibung“ über das reale Verhältnis der Einzelglieder und des Hauptes hinwegtäuschen. Sie bezeichneten die untrennbare Verbindung autonomer Teile mit dem Königreich und Land Böhmen, nicht die Eingliederung in das Königreich. Die „Nebenländer“ waren nämlich, trotz der in der Historiographie häufigen Missdeutung, keine Teile Böhmens, sondern eigenständige Herrschaftsbildungen mit unabhängigen Strukturen, in deren interne Verhältnisse der böhmische Landtag nicht eingreifen konnte und deren Ständegemeinden vollkommen selbständig agierten. Sie waren unzertrennlich mit Böhmen verbunden, ohne Teile Böhmens zu sein. Dieser Umstand, verbunden mit dem hegemonialen Anspruch der böhmischen Stände und den Abwehrreaktionen der Teilglieder, führte noch im ersten Jahrhundert der Habsburgerherrschaft über die Krone Böhmen wiederholt zu Konfliktlagen und gegenseitiger Entfremdung unter den Territorien, was die Ausformung von konfessionspolitischen Frontstellungen hinderte und die protestantisch dominierten Stände in ihrem Ringen mit der katholischen Dynastie spürbar schwächte. So trat Mähren 1608 allein der ungarisch-österreichischen, die Entthronung Rudolfs II. zugunsten seines Bruders Matthias fordernden Konföderation bei, während die Stände Böhmens, Schlesiens und der Lausitzen weiterhin an Rudolf festhielten. Erst im Unabhängigkeitskrieg gegen das Haus Habsburg 1618 bis 1620 gelangten die protestantischen Stände aller fünf Territorien zu einer gemeinsamen Linie und einigten sich 1619 auf eine grundsätzliche föderale Umgestaltung des böhmischen Länderverbandes mit einem paritätisch organisierten institutionellen Überbau (Confoederatio Bohemica). Das Projekt blieb jedoch infolge des baldigen Zusammenbruchs des Aufstands episodisch und bestärkte die Habsburgerdynastie in der Strategie, die einzelnen böhmischen Länder als voneinander unabhängige Einheiten zu regieren. Dies fiel umso leichter, als beide Lausitzen an Kursachsen verloren gingen und die politischen und religiösen Spielregeln in Böhmen und Mähren im monarchischen und katholischen Sinne drastisch geändert wurden, während Schlesien infolge seiner strukturellen Besonderheiten und geopolitischen Lage einen anderen Zugang erforderte.
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1.3.3. Die Krone Ungarn Das spätmittelalterliche Königreich Ungarn wies unter den drei Länderblöcken das mit Abstand größte Maß an Kompaktheit und politischer Homogenität auf. Dabei schloss Ungarn – abgesehen von den vielen beanspruchten Territorien (Dalmatien, Bosnien [Rama], Serbien, Galizien, Lodomerien, Bulgarien und Kumanien) – ebenfalls drei real existierende politisch-territoriale Subsysteme ein, die in einem qualitativ jeweils unterschiedlichen Verhältnis zum Königreich standen. Allerdings war deren Größe im Vergleich zum Kernland deutlich geringer, sie hatten eher den Charakter fernliegender Grenzländer und zumindest zwei von ihnen (Slawonien und Siebenbürgen) genossen deutlich weniger Selbständigkeit als etwa Mähren, Schlesien oder die Lausitzen im böhmischen Länderverband. Im Vergleich zu solchen „vollwertigen“ Ländern handelte es sich in diesen beiden Fällen vielmehr um privilegierte Landesteile der Stephanskrone, die nicht nur der königlichen ungarischen Kanzlei und Kammer unterstanden, sondern bis zu einem gewissen Grad auch an Institutionen des Königreichs Ungarn partizipierten. Das Königreich Kroatien, das sich seit 1102 nominell in einer äußerst asymmetrischen Personalunion mit dem Königreich Ungarn befand, war die unabhängigste aller drei Subeinheiten und glich noch am ehesten einem Land im böhmisch-österreichischen Sinne. Es verfügte über einen eigenen Landtag (congregatio generalis), ein eigenes Recht, eine eigene Jurisdiktion und eine historische Tradition der Autonomie, es war auch – im Unterschied zu Slawonien – kirchenrechtlich von ungarischen Bistümern unabhängig, doch gab es im Spätmittelalter weder einen gesonderten kroatischen Krönungsakt mehr, noch eine kroatische Krone, ja nicht einmal – die Ereignisse an der Jahreswende 1526/27 sind als Ausnahme zu werten – eine besondere Inaugurationszeremonie, die den für die Verfassung der österreichischen und böhmischen Länder grundsätzlichen (Erb-)Huldigungen entsprochen hätte. Der deutlich zentralistischere, von den österreichischen und böhmischen Ländern grundsätzlich unterschiedliche Aufbau der ungarischen Monarchie kam noch in einem weiteren Detail zum Ausdruck: Der vom König von Ungarn aus dem Kreis der lokalen Magnaten ernannte, äußerst einflussreiche Stellvertreter in Kroatien (Banus) zählte zu den wichtigsten ungarischen Würdenträgern und war nach dem Palatin und dem Obersten Landesrichter das drittbedeutendste Mitglied des ungarischen königlichen Rates. Im Gegensatz dazu beteiligten sich der mährische Landeshauptmann oder der schlesische Oberhauptmann keineswegs an Institutionen des böhmischen Königreichs. Während Kroatien ein ursprünglich selbständiges, Ungarn angegliedertes Land war, entwickelten sich die beiden anderen Sondereinheiten – Slawonien und Siebenbürgen – aus dem Gebiet des mittelalterlichen Königreichs Ungarn heraus. Schon deshalb rangierten sie hinsichtlich ihrer Autonomie klar hinter Kroatien. Slawonien wurde zwar in spätmittelalterlichen Quellen als Regnum Sclavoniae bezeichnet (in die königliche Titulatur rückte es aber erst ab 1529 ein) und stützte sich, ähnlich wie das Nachbarkönigreich Kroatien, auf gesonderte Gerichtsbarkeit und ein System von Privilegien, von denen manche erst in den 1490er Jahren erteilt wurden. Ansonsten war jedoch Slawonien deutlich enger mit Ungarn verbunden. Anders als in Kroatien gab es in Slawonien die für Ungarn typische Komitatsstruktur, und die slawonische Ständeversammlung schickte regelmäßig Abgesandte zum ungarischen Landtag (der kroatische Landtag tat dies nur ausnahmsweise, oder er lehnte es – so 1510 – mit Hinweis auf seine Autonomie ab). Allerdings wurde die Funktion eines eigenständigen Banus von Slawonien bereits seit 1476 mit jenem von
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Kroatien zusammengelegt, der zusätzlich, vielleicht mit Rücksicht auf das kroatische Küstenland, noch das längst verlorene Königreich Dalmatien in seinem Titel führte. Die Banuswürde bestand somit als eine Klammer der beiden ungleich autonomen Königreiche. In einem ähnlich nahen Verhältnis zu Ungarn wie Slawonien befand sich das unter einem Woiwoden als dem obersten Königsbeamten stehende und aktenmäßig zumeist als partes Transylvanae, mitunter aber auch als regnum bezeichnete Siebenbürgen im östlichen Grenzgebiet der ungarischen Krone. Diese mit Abstand größte der drei politischen Subeinheiten war durch ein auf die spezifische Siedlungsstruktur dieser Provinz zurückgehendes Nebeneinander der drei jurisdiktionell selbständig und verwaltungsmäßig unterschiedlich organisierten ständeartigen Gebietskörperschaften (nationes) und deren Territorien gekennzeichnet: der ungarische Adel in den adeligen Komitaten im Westen, die Sachsen auf dem Königsboden im Süden und die Szekler im Szeklerland im Osten. Wie Slawonien verfügte auch Siebenbürgen bereits seit dem 13. Jahrhundert über eine eigene, unregelmäßig einberufene Provinzialversammlung (congregatio generalis), des Weiteren über Partikularversammlungen der einzelnen Nationen, es schickte aber zugleich Vertreter zum ungarischen Landtag. Das durch verschiedene Ethnien und Sprachgruppen besiedelte Königreich samt seinen drei Grenzländern wurde zusätzlich durch einen Krone-Begriff und eine Hungarus-Identität integriert, für die es weder in der böhmischen noch in der österreichischen Ländergruppe, wo ein ausgeprägtes Landesbewusstsein dominierte, eine Parallele gab: Schlesier verstanden sich ebenso wenig als Bohemi wie Steirer als Austriaci. Das im Vergleich zu den österreichischen und böhmischen Ländern politisch und rechtlich weitgehend zentralisierte Königreich Ungarn des Spätmittelalters kam jedoch nur noch als Fragment unter habsburgische Herrschaft. Die gleichzeitige Wahl Johann Szapolyais (1487–1540) zum Nationalkönig von Ungarn, die Feldzüge Sultan Süleymans 1529 und 1532, die dauerhafte Festsetzung der Osmanen in Zentralungarn 1541 und die Entstehung des Fürstentums Siebenbürgen als einer selbständigen politischen Einheit im Vasallenverhältnis zum Osmanischen Reich reduzierten das habsburgische („königliche“) Ungarn auf einen langen Gebietsstreifen zwischen der Adria und den Ostkarpaten, der flächenmäßig etwa ein Drittel des spätmittelalterlichen Königreichs umfasste. Diese Umwälzungen wirkten sich gravierend und jeweils unterschiedlich auf alle drei Territorien mit Sonderstatus aus. Die Beziehung Siebenbürgens zum habsburgischen Ungarn blieb größtenteils fiktiv, gestaltete sich aber denkbar kompliziert und abwechslungsreich. Ferdinand I. verzichtete nie formell auf dieses Land, und sowohl er als auch seine Nachfolger bemühten sich wiederholt darum, die Provinz unter ihre Herrschaft zu bringen, was sogar zweimal, jeweils nur für kurze Zeit (1551–1556 und 1602–1604), gelang. Bereits im Frieden von Großwardein 1538 versuchte Ferdinand (ohne Erfolg), die Vereinigung des Königreichs nach dem Tod des Gegenkönigs Johann Szapolyai zu sichern. Im Vertrag von Speyer 1570 verzichtete Johann Szapolyais Sohn Johann Sigismund (1540–1571) auf den Titel electus rex Hungariae und erklärte seinen siebenbürgischen und ostungarischen Herrschaftsbereich zum Glied (membrum) der ungarischen Krone. Die Lage war umso komplizierter, als die Regenten Siebenbürgens nicht nur diese Provinz, sondern auch angrenzende Komitate und weitere Landesteile im Osten und Nordosten des Hauptlandes Ungarn jenseits der Theiß beherrschten, die rechtlich keinen Teil Siebenbürgens ausmachten und nun als Partium (abgeleitet von dem von den Fürsten von Siebenbürgen geführten Titel Princeps Transylvaniae et partium regni Hungariae) bezeichnet wurden. Johann Sigmunds ebenfalls durch die siebenbürgischen Stände ge-
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wählter Nachfolger Stephan Báthory (1533–1586), der sich gegen Maximilian II. sogar mit einem geheimen Loyalitätseid verpflichtete, verwendete zunächst nur den Titel eines Woiwoden, um die Fiktion der habsburgischen Souveränität aufrechtzuerhalten. Weitere Versuche der Durchsetzung des habsburgischen Anspruchs auf Siebenbürgen wurden im und nach dem „Langen Türkenkrieg“ (1593–1606) unternommen. Habsburgischerseits wurde u. a. die Entsendung von Vertretern aus den an Siebenbürgen angeschlossenen Komitaten zum ungarischen Landtag gefordert, Siebenbürgen wurde zu einer mit Ungarn untrennbar verbundenen provincia erklärt und die Fürsten von Siebenbürgen bezeichnete man als Woiwoden, als ob es sich um habsburgische Stellvertreter und nicht um auf dem siebenbürgischen Landtag frei gewählte Regenten im Vasallenverhältnis zum Sultan handelte. Solche Proklamationen konnten jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass der habsburgische Anspruch auf die Oberherrschaft über Siebenbürgen größtenteils rechtliche Fiktion blieb, während die Fürsten von Siebenbürgen eine zwischen Konstantinopel und dem Wiener Hof mehr oder weniger geschickte, auf das politische Überleben bzw. die eigene Machterweiterung abzielende Politik des Lavierens betrieben und unter Umständen die Rolle gefährlicher Kontrahenten des Kaiserhauses einnehmen konnten. Das beste Beispiel ist Gabriel Bethlen († 1629), der die Krise der Habsburgermonarchie nach 1618 für eine Kriegserklärung ausnutzte und sich 1620 zum König von Ungarn wählen ließ. Im Frieden von Nikolsburg 1621, mit dem er seine Beziehungen zum Kaiserhaus wieder normalisierte, wurde er von Ferdinand II. als souveräner Fürst anerkannt und Ferdinand trat ihm gleichzeitig auf Lebenszeit sieben weitere Komitate in Oberungarn ab. Gravierende Änderungen anderer Art brachte der Zerfall Ungarns den südwestlichen Grenzländern. Von Kroatien, dessen Großteil bereits in den Jahren vor der Schlacht bei Mohács von den Osmanen allmählich erobert worden war, blieben schließlich nur die sprichwörtlichen reliquiae reliquiarum in christlichen Händen erhalten, während der Adel sich zumeist ins benachbarte Slawonien rettete. Dies beschleunigte einen Annäherungsprozess der beiden verfassungsrechtlich unterschiedlich gefestigten Kleinkönigreiche, der bereits mit der Zusammenlegung der Funktionen des Banus von Kroatien und jenes von Slawonien eingeleitet worden war und mit der allmählichen Verschmelzung der kroatischen und der slawonischen Ständeversammlung seit 1533 besiegelt wurde: 1558 berieten die kroatischen Stände in der Burg Steničnjak (Sjeničak) zum letzten Mal selbständig, seitdem versammelten sich die status et ordines regnorum Croatiae et Sclavoniae nur mehr zu gemeinsamen Verhandlungen. Diese Union der Landtage band das im Grunde nur über seine politische Elite außerhalb des angestammten Gebiets überlebende Königreich Kroatien (dessen Stände noch 1527 Ferdinand I. im Anschluss an seine Wahl zum König von Ungarn in einem selbständigen Huldigungsakt als ihren König, unter gleichzeitiger Anerkennung seines Erbrechts, annahmen) stärker an Ungarn, es stärkte aber im Gegenzug die Autonomie Slawoniens (dessen Adel sich 1527 zunächst für Johann Szapolyai entschied, Ende des gleichen Jahres sich aber auch mit Ferdinand arrangierte). In der Folge kristallisierte sich eine kroatisch-slawonische politische Einheit heraus, die zwar wesentlich mehr Gewicht als ein Komitat hatte, allerdings keineswegs als selbständiges (Neben-) Land der Krone Ungarn im böhmisch-österreichischen Sinne anzusehen ist. Die Stellung Kroatien-Slawoniens im Verband der Länder der Stephanskrone gestaltete sich dafür viel zu ambivalent. Obwohl vom vereinigten kroatisch-slawonischen Landtag (generalis congregatio), der mit der Frequenz der Sitzungen eben eher an eine Komitatsversammlung erinnerte, regelmäßig Vertreter zum ungarischen Landtag delegiert wurden, kommunizierte dieser „Landtag in Crabathen und Windischland“ zugleich direkt mit dem König
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und scheute sich nicht, die Stände im Kernland mit unangenehmen Eigeninitiativen zu überraschen, wie z. B. mit der berühmten und durchaus präjudizierenden eigenständigen Erbfolgeregelung 1712, lange bevor die Pragmatische Sanktion 1723 dem ungarischen Landtag vorgelegt wurde. Der Status des Doppelkönigreichs innerhalb der ungarischen Krone blieb langfristig ambivalent und umstritten. Er wurde zwischen der Ungarischen Hofkanzlei, der ungarischen Ständeversammlung und dem kroatisch-slawonischen Landtag ununterbrochen ausverhandelt, wovon die bereits zeitgenössisch kontroversen und im 19. Jahrhundert dann in einem geänderten politischen Kontext heftig diskutierten verfassungsrechtlichen Bezeichnungen zeugen, mit denen Kroatien-Slawonien auf einer Skala zwischen weitgehend autonomen Königreichen (regna annexa) und unterworfenen Provinzen (partes subjectae) jeweils unterschiedlich verortet wurde. Die Verschmelzung beider Einheiten zu einem kroatisch-slawonischen Doppelkönigreich – oft wurde auch das „Anspruchskönigreich“ Dalmatien mitgerechnet, obwohl das politische Konzept des „Dreieinigen Königreichs“ (regnum tripartitum) als solches erst aus dem 19. Jahrhundert stammt – erfolgte im 16. Jahrhundert vor dem Hintergrund gravierender Umgestaltungen der ethnisch-sozialen Strukturen und der verwaltungsmäßigen Zuständigkeiten in diesem Raum. Weite Teile davon wurden nämlich zum südwestlichen Ausläufer eines unter Ferdinand I. von der Adria bis zu den Karpaten organisierten Grenzverteidigungssystems, sie erhielten jedoch infolge der Ansiedlung einer privilegierten, zu militärischen Diensten verpflichteten Grenzbevölkerung eine vollkommen eigenständige Struktur und seit 1578 auch eine besondere Verwaltung. Die kroatischslawonische Grenzzone wurde damals den landesfürstlichen Stellen in Graz sowie den drei innerösterreichischen Landschaften unterstellt und verdichtete sich mit der Zeit zu einer eigenständigen, in zwei Generalate geteilten und vom Rest des Landes sowie von der zivilen Verwaltung abgetrennten territorialen Einheit. Als solche bildete sie den Kern der späteren Militärgrenze und das Modell für deren sukzessive Erweiterung. Somit bestand das eigentliche kroatisch-slawonische Doppelkönigreich räumlich nur aus dem Hinterland, das das unvollständige Territorium dreier ursprünglich slawonischer Komitate (Agram, Kreuz und Warasdin) ausmachte, für die sich allmählich die Bezeichnung Kroatien einbürgerte (auch „Zivilkroatien“ oder „Banalkroatien“). Der Raumbegriff Slawonien wurde hingegen allmählich auf weiter östlich gelegene Territorien zwischen Drau und Save übertragen (zunächst als „Unterslawonien“ bezeichnet), die am Ende des 17. Jahrhunderts von den Osmanen zurückerobert und zunächst als eine östliche Fortsetzung der Militärgrenze organisiert wurden. Ein großer Teil dieses Gebiets wurde jedoch 1745 in Form dreier Komitate (Požega, Virovitica und Syrmien) dem Banus unterstellt, obwohl die Komitate gleichzeitig eine direkte Beziehung zum ungarischen Landtag aufbauten.
1.4. Von dynastischer Agglomeration zu asymmetrischer Staatsintegration Verfassungsrechtlich gesehen war die Habsburgermonarchie bis ins 19. Jahrhundert ein Bündel von unabhängigen politischen Einheiten, die durch die Dynastie und durch das mittels der Pragmatischen Sanktion (1713) endgültig synchronisierte Thronfolgerecht unzertrennlich verklammert waren. Eine solche ausschließlich verfassungsrechtliche
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Sichtweise greift allerdings eindeutig zu kurz. Noch unter der Gründerpersönlichkeit Ferdinand I. wurde der erst kurz zuvor zusammengeschlossene Herrschaftsraum, aller rechtlicher Unabhängigkeit seiner Komponenten zum Trotz, zu einem System integriert, das die dynastische Politik zu tragen vermochte und deutlich über eine bloße Personalunion oder dynastische Agglomeration hinausging. Die Aufrechterhaltung und Stabilisierung des heterogenen Herrschaftsraumes, dessen wirtschaftliche, menschliche und politische (die böhmische Kur!) Ressourcen dem mitteleuropäischen Zweig des Hauses Österreich den wiederholten Griff nach der Kaiserkrone ermöglichten bzw. erleichterten, gehörte zu den Prioritäten Ferdinands sowie aller seiner Nachfolger. Die Festigung der Machtgrundlage war jedoch alles andere als einfach und konfliktfrei, stieß doch die Integrationspolitik auf die althergebrachten ständischen Verfassungen der Länder und auf zahlreiche Beschränkungen der Souveränität der habsburgischen Landesfürsten im Inneren ihres Reiches. Die habsburgische Integrationspolitik musste somit mit elementarer Rücksicht sowohl auf ständische Gruppen – insbesondere die regionalen adeligen Machtträger – als auch die Besonderheiten der Ländergruppen mit ihren eigenständig gewachsenen Traditionen und inneren Gleichgewichten geführt werden, denn ohne Aushandeln mit regionalen Adelseliten kam sie langfristig nicht aus. Beides – das Angewiesensein auf die Zusammenarbeit mit dem Adel und die Wahrung einer „föderativen“ Grundstruktur der Monarchie – prägte die habsburgische Integrationspolitik bis ins 19. Jahrhundert, selbst wenn die Habsburger sukzessive und unter wiederholter Gewaltanwendung, insbesondere im Dreißigjährigen Krieg, eine weitreichende Disziplinierung der Stände der böhmisch-österreichischen Länder und eine tiefgreifende politische Integration gerade dieses für die Monarchie ressourcenmäßig bedeutenden Raumes erreichen konnten. Erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, verstärkt unter Joseph II., lassen sich überhaupt einigermaßen systematische Versuche nachweisen, die Zusammenarbeit mit dem Adel und den Grundherren in größerem Ausmaß aufzukündigen, was allerdings binnen kurzem ernsthafte desintegrative Wirkungen hervorrief. Die habsburgischen Integrationsstrategien im Hinblick auf den 1526 entstandenen Herrschaftsraum waren mannigfaltig. Als bewährtes Instrument zur Sicherung des Zusammenhalts eines Länderkonglomerats galt die Integration des Adels. Die Mittel dazu waren einerseits die Anregung interterritorialer Eheverbindungen des Adels mit allen kurz- sowie längerfristigen Konsequenzen für länderübergreifende Versippungen und Besitzverschränkungen, andererseits die Bildung und Kultivierung persönlicher Loyalitäten zur Dynastie über die Verbindung zum Herrscherhof, dem gleichzeitigen Regierungszentrum, und die Vermittlung von dessen Patronage- und Klientelpotenzial. Der habsburgische Hof (der seit 1558 bis auf episodische Ausnahmen gleichzeitig Kaiserhof war), seine „Satellitenhöfe“ sowie die Höfe der in Graz, Innsbruck und zeitweise auch anderswo regierenden Erzherzöge trugen – selbst wenn man im Lichte rezenter Forschungen die Funktionalität des Hofes zur Adelsdisziplinierung nicht einseitig überbewerten darf – zur Ausbildung eines herrschaftskonformen, an Ämtern, Würden und Dynastienähe interessierten „habsburgischen Adels“ wesentlich bei. Seine langfristige integrative Wirkung – als „Kitt“ der Habsburgermonarchie (Winkelbauer 2003, Tl. 1, 191) – steht außer Frage. Integrativ wirkte ebenfalls der Faktor Religion, wenn auch dessen Rolle in der habsburgischen Staatsbildung zunächst durchaus ambivalent erschien. Die Habsburger blieben, trotz wiederholter Differenzen mit der Kurie und trotz der Indienstnahme des Kirchenbesitzes, die sie gelegentlich in Konflikte mit Rom führten, ein katholisches Haus und sie wussten diesen Umstand über Jahrhunderte zur Untermauerung innen- sowie
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außenpolitischer Ziele propagandistisch und herrschaftslegitimatorisch zu nützen. Nach dem Konzil von Trient wurden die Habsburger zu den europaweit wichtigsten weltlichen Trägern der Gegenreformation, was sie notwendigerweise mit den mehrheitlich protestantischen (lutherischen, reformierten, utraquistischen etc.) Eliten fast aller ihrer „Königreiche und Länder“ in Konflikt brachte (Tirol und Kroatien blieben wegen des Festhaltens der Stände am Katholizismus auffällige Ausnahmen). Insofern wirkte der Faktor Religion zunächst polarisierend und desintegrativ: Der Konfessionskonflikt entfremdete dem Herrscherhaus weite Teile der ständischen Eliten, provozierte oppositionelles Verhalten und legitimierte ständischen Widerstand. Spätestens seit dem Ausgang des 16. Jahrhunderts lassen sich zunehmend explosive Konfliktlagen beobachten. Im Großteil der Habsburgermonarchie rief die gegenreformatorisch ausgerichtete Politik Rudolfs II. vor dem Hintergrund des „Bruderzwistes“ bedrohliche Erosionseffekte für seine Herrschaft hervor und führte schließlich zu seiner Absetzung. Nur mit Mühe und um den Preis eines schweren Autoritätsverlustes überstand die Dynastie diese Krise. Im Gegensatz dazu gelang es Erzherzog Ferdinand von Innerösterreich, eine rücksichtslose Gegenreformationspolitik zur Stabilisierung der Herrschaft in seinem Teilgebiet zu instrumentalisieren. Im offenen Konflikt der protestantischen Stände mit der katholischen Dynastie, der 1618 ausbrach, konnte sich gerade Ferdinand mit seiner riskanten, alles auf eine Karte setzenden Politik durchsetzen und der protestantischen Front eine Niederlage mit verheerenden Folgen bereiten. Die österreichischen Länder sowie Böhmen und Mähren wurden gewaltsam rekatholisiert, der nicht-katholische Adel (mit Ausnahme Niederösterreichs) wurde zur Emigration oder zur Bekehrung gezwungen, regionale Eliten wurden im Prozess der Sanktionen und Belohnungen unterschiedlicher Art umgruppiert und die Stände erlitten einen dramatischen Machtverlust. Als nicht durchsetzbar erwiesen sich diese Maßnahmen in Ungarn, wo auch alle späteren Versuche einer flächendeckenden Rekatholisierung scheiterten. Auch in Schlesien behielt der Protestantismus, obwohl in die Defensive gedrängt, bedeutende Freiräume. Lange vor dem Toleranzpatent Josephs II. 1781 besaßen somit die Habsburger vielfache Erfahrungen mit einer „Politik des Unterschieds“ im religiösen Bereich. Die Gegenreformation blieb jedoch bis tief ins 18. Jahrhundert ein Leitgedanke der habsburgischen Politik, deren Bedeutung für die Festigung des Zusammenhalts des habsburgischen Kernraums und die kulturelle Integration der staatstragenden Eliten der Monarchie kaum zu überschätzen ist, selbst wenn das Ergebnis territorial unterschiedlich ausfiel und die auch in konfessioneller Hinsicht besondere Stellung Ungarns in der Habsburgermonarchie unterstrich. Die Frage der institutionellen Integrationspolitik der Habsburger stellt einen breiten und denkbar vielschichtigen Themenkreis dar, dessen Hauptkonturen hier freilich nur angedeutet werden können. Alleine die enorme Komplexität des habsburgischen Herrschaftsraumes und die ständische Verfasstheit seiner Komponenten machen klar, dass nur flexible Koordination und nicht mechanische Vereinheitlichung hier gangbare Wege öffnete. Dies schloss freilich die Zentralisierung von Entscheidungskompetenzen und die Herausbildung neuer Einflusszonen ein. Klarerweise hegten einzelne habsburgische Monarchen Zentralisierungsabsichten, deren Reichweite jedoch nicht überzubewerten ist und vielmehr am Maßstab der artikulierten Zielsetzungen, nicht der erst viel später erreichten oder gewünschten Ergebnisse (etwa einer im 19. Jahrhundert von den Historikern zum angeblichen Leitgedanken stilisierten „Gesamtstaatsidee“) gemessen werden darf. Adäquater lassen sich zeitgenössische Integrationsziele an dem Herrschaftsverständnis, den Ordnungsvorstellungen und dem Machtanspruch der frühmodernen habsburgischen
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Herrscher ablesen, die von Anfang an mit den überkommenen ständischen Freiheiten kollidierten: die Romtreue, das Beharren auf der oberrichterlichen Autorität, das Misstrauen gegenüber allzu breiten und von landesfürstlicher Kontrolle unabhängigen Formen ständischer Partizipation und das Bemühen, jede politische Rolle der Städte auszuschalten. Dabei lässt sich eines feststellen: Der Motor der Integration war nicht unbedingt eine teleologisch bzw. als Selbstzweck zu verstehende Zentralisierungsabsicht, sondern vielmehr die Ressourcenmobilisierung, die wiederum durch die habsburgische Kriegführung erzwungen wurde. Die Habsburgermonarchie lässt sich insofern, wie die jüngere Forschung verstärkt betont, als ein der kriegsbedingten Ressourcenextraktion dienendes System mit graduell zunehmender Komplexität verstehen. Die habsburgische Politik stand von Beginn unter dem Zwang, die finanziellen und anderen Ressourcen der Länder effizient und zweckmäßig zu nutzen. Ein Ausdruck dieses Sachverhaltes ist die nur scheinbar überraschende Feststellung, dass die Reichweite der integrativen Entwicklungen innerhalb der Habsburgermonarchie je nach Verwaltungssphäre unterschiedlich ausfiel. Politische Verwaltung und Rechtsprechung blieben bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts ausschließlich innerhalb der Grenzen der Ländergruppen organisiert und wurden durch die Hofkanzleien koordiniert. Abgesehen vom Geheimen Rat als einem bloßen Beratungsorgan gab es in diesem Bereich keine institutionelle Verklammerung über die Ländergruppen hinweg, obwohl Ferdinand I. noch am Anfang seiner Regierung als König von Böhmen und Ungarn eine solche vorsah. Anders verhielt es sich bei der landesfürstlichen Finanzverwaltung, in deren Struktur Ferdinand I. gleich mit der Hofordnung vom 1. Januar 1527 (Druck: ÖZV I/2, 100–116, sowie Wührer–Scheutz 2011, 343–363) gestaltend eingriff: Mit der Gründung der Hofkammer entstand eine für die gesamte Habsburgermonarchie zuständige, kollegial organisierte Oberinstanz mit Kontrollkompetenzen über die Länderkammern und andere Organe des Kammerwesens. Die integrierende Wirkung dieser Großbehörde auf das Gesamtsystem der habsburgischen Einkünfte und auf die Entstehung einer einheitlichen Finanzverwaltung kann (trotz der von der Forschung festgestellten Effizienzmängel) kaum überschätzt werden. Wirklich „staatsbildend“ wirkte aber das habsburgische Kriegswesen, dem die Habsburgermonarchie über die gesamte Frühe Neuzeit starke integrative und herrschaftsintensivierende Impulse verdankte. Die kriegsbedingte administrative Verdichtung lässt sich sicher nicht als Umsetzung eines zentralisierenden „Masterplans“ verstehen. Drei Etappen können hier identifiziert werden: Die langfristige militärische Auseinandersetzung mit den Osmanen und ihren Verbündeten im 16. Jahrhundert führte wenige Jahrzehnte nach der Schlacht bei Mohács 1526 zur Entstehung eines Systems der Grenzverteidigung und -finanzierung, dessen Auswirkungen weit über das ungarisch-slawonisch-kroatische Kampfgebiet hinaus reichten. Es schloss den Unterhalt permanenter militärischer Kontingente an der Grenze ein und veranlasste die Errichtung des Hofkriegsrats (1556) als einer koordinierenden Behörde, deren Zuständigkeitsbereich sich wie im Fall der Hofkammer auf den gesamten habsburgischen Herrschaftsraum erstreckte, und schließlich die Einbeziehung der Stände der österreichischen und böhmischen Länder in das System der Grenzverteidigung, wobei die meisten Länder direkte Verantwortung für die Finanzierung und Verproviantierung bestimmter Abschnitte des Grenzgebiets übernahmen. Durch diese Aufteilung von Lasten und Verantwortung wurde ein gemeinsamer, unterschiedliche Ländergruppen integrierender Rahmen geschaffen, in dem der Hof mit den Landtagen über die konkreten Modalitäten der Beitragsleistungen aus den einzelnen Län-
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dern periodisch verhandelte. Der Weg der länderübergreifenden koordinierenden Ständezusammenkünfte, deren Ferdinand I. sich (teilweise auf Anregung von Vertretern der durch die Osmanengefahr unmittelbar bedrohten Länder) intensiv, wenn auch mit wechselndem Erfolg, bediente, wurde hingegen wieder verlassen, nachdem derartige Versammlungen sich als Plattform für konfessionell motivierte Opposition und somit als ernste Gefahr für die landesfürstliche Autorität und die dynastische Macht entpuppt hatten. Insgesamt entstanden jedoch bereits unter Ferdinand I. neue und dauerhafte finanzielle und militärische Strukturen, die das gleichzeitig weitgehend zentralisierte Kammerwesen ergänzten. Zu Recht wurde die Habsburgermonarchie bereits zu dieser Zeit als eine „Militär- und Finanzunion“ (Rauscher [P.] 2010a) bezeichnet. Den zweiten, nicht weniger nachhaltigen integrativen Impuls erhielt die Monarchie mit der Entstehung des habsburgischen „Stehenden Heeres“ während des Dreißigjährigen Krieges bzw. im Zuge der Abrüstung nach dem Westfälischen Frieden – eines Feldheeres mit ständigen Bedürfnissen und Forderungen, dessen Größe, mit gewaltigen Schwankungen zwischen Kriegs- und Friedensjahren, schnell anwuchs und dessen Ansprüche mit der regelmäßig erhobenen Kriegssteuer (Kontribution) und seit den 1680er Jahren aus der periodisch durch die Stände organisierten Pferde- und Rekrutenstellung gedeckt wurden. Die Verantwortung für die regelmäßig eingehobene Kriegssteuer, über deren Höhe und Modalitäten der Hof weiterhin mit den (mittlerweile willfährigeren) Landtagen intensive und zeitaufwendige Verhandlungen führen musste, wurde zwischen 1620 und 1633 einem Block von acht Ländern aufgebürdet: Böhmen, Mähren, Schlesien, Niederösterreich, Oberösterreich, Steiermark, Kärnten und Krain. Obwohl hier an die administrativen Errungenschaften des 16. Jahrhunderts angeknüpft werden konnte (ohne dass die bestehenden Verpflichtungen bezüglich der Finanzierung der Grenzverteidigung in den ungarischen Ländern flächendeckend aufgehoben worden wären), erreichte die Belastung, insbesondere in den kriegsreichen Jahrzehnten nach der zweiten Türkenbelagerung Wiens 1683, eine durchaus neue Intensität. Damit wurde die administrative Verdichtung massiv vorangetrieben, wie die ausgeklügelten, alle sozialen Schichten und Verwaltungsebenen einbeziehenden Steuerverteilungs- und Steuererhebungsmechanismen sowie die Etablierung eines engmaschigen Systems von Verantwortungen und Geldflüssen zeigen. Eine der Folgen war der Einbau der bestehenden und teilweise sogar weiter ausgebauten ständischen Verwaltungsstrukturen, deren Funktionsweise nunmehr zunehmend synchronisiert wurde, in die werdende Kriegsmaschinerie. Dies betraf vor allem die acht genannten Länder, die sich somit in administrativer Hinsicht immer stärker annäherten. Andere Territorien des Habsburgerreiches – Ungarn, wo der Kaiserhof erst 1711 mit den Ständen einen grundsätzlichen Kompromiss einging, der eine Konsolidierung der Habsburgerherrschaft ermöglichte, Tirol und die Vorlande, die erst 1665 mit dem Rest der Monarchie verbunden wurden, sowie die sozial, wirtschaftlich und institutionell anders gearteten italienischen und südniederländischen Erwerbungen des frühen 18. Jahrhunderts – trugen ebenfalls zur Ressourcenmobilisierung bei, doch in deutlich anderer Art und Weise. Diese langfristige administrative Asymmetrie wurde durch die von Friedrich Wilhelm von Haugwitz ins Werk gesetzte „Staatsreform“ der Habsburgermonarchie in der Mitte des 18. Jahrhunderts weiter vertieft, mit der Wien auf die Schwächen des habsburgischen Finanz- und Militärsystems reagierte. Die böhmischen und die österreichischen Länder wurden nun administrativ zu einem – auch semantisch als „deutsche Erbländer“ herausgehobenen – „Kernstaat“ zusammengeschlossen und erhielten ein gemeinsames Behördenkorsett. Die Haugwitz’sche Reform leitete die dritte Etappe der kriegsbedingten
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Herrschaftsintensivierung und -verdichtung in der Habsburgermonarchie ein. Sie stellt zugleich eine Epoche systematischer und zunehmend radikaler Reformtätigkeit dar, die schließlich, in ihrer Kulminationsphase während der Alleinregierung Josephs II., alle Ebenen und alle Aspekte der Verwaltung erfasste (Kirchen- und Schulwesen, Recht, Grundherrschaft etc.) und – obwohl die kriegsbedingte Ressourcenextraktion eindeutig Pate stand und das wichtigste Ziel blieb – weit über die Sphäre der Militärfinanzierung hinaus reichte. Tendenzen zur „Verstaatlichung“ und zur Ablösung der bisher unerlässlichen intermediären (ständischen, städtischen, grundherrlichen, kirchlichen etc.) Instanzen durch bürokratisch geschulte Staatsdiener nahmen spürbar zu. Diese prägende Periode der Geschichte der Habsburgermonarchie änderte jedoch nichts an der Tatsache, dass die Herrschaftsintensivierung sich in den einzelnen Teilen der „Erbkönigreiche und Länder“ nur mit unterschiedlichem Tempo durchsetzen ließ und das Habsburgerreich auch am Ausgang der Frühen Neuzeit eine zusammengesetzte Monarchie blieb (wenn auch anders zusammengefasst als im 16. Jahrhundert). Das Ergebnis war eine territorial ungleichmäßig konsolidierte Habsburgermonarchie bzw. – will man sich einer Metapher der Gegenwart bedienen – eine Habsburgermonarchie der zwei bzw. mehrerer Geschwindigkeiten. Die 1867 eingeführte dualistische Ordnung des Habsburgerreiches war keine Fehlentwicklung des 19. Jahrhunderts, sondern eine logische Folge des spätestens seit dem Dreißigjährigen Krieg zunehmend asymmetrisch verlaufenden Prozesses innerer Verfestigung, der als wichtiges Wesensmerkmal der habsburgischen Staatsbildung aufzufassen ist. Ob man diese Ungleichmäßigkeit mit der älteren Forschung nur kritisch als Defizit deutet oder sie im Gegenteil als Ausdruck einer imperialen Strategie zur Erschließung unterschiedlicher Ressourcen im Sinne einer „Politik des Unterschieds“ begreift, bleibt vorerst eine offene Frage. Auf jeden Fall erfolgte die „asymmetrische Verfestigung“ der Habsburgermonarchie vor dem Hintergrund der Prozesse gravierender territorialer Ausdehnung und Schwerpunktverlagerung, die im Folgenden zu resümieren sind.
1.5. Territoriale Entwicklung 1.5.1. Erlittene und verhinderte Gebietsverluste im Dreißigjährigen Krieg Die Übernahme der Herrschaft nach dem kinderlosen Kaiser Matthias durch Erzherzog Ferdinand von Innerösterreich 1619 und damit die Ablöse der habsburgischen Hauptlinie durch den innerösterreichischen Zweig des Hauses Österreich erfolgte vor dem Hintergrund der wenige Wochen nach dem Prager Fenstersturz 1618 begonnenen militärischen Auseinandersetzung mit den protestantischen Ständen Böhmens („Böhmischer Aufstand“). Die konfessionspolitischen Gegensätze mündeten rasch in einen Unabhängigkeitskrieg der konföderierten böhmischen Länder, der von den Ständen Ungarns, der Landschaft in Österreich ob der Enns und einem Teil des niederösterreichischen Adels unterstützt wurde und eine Auflösung der Habsburgermonarchie bzw. die Umformung maßgeblicher Teile derselben in eine ständische Konföderation unter pfälzischem Königtum als historische Alternative entstehen ließ. Mit massiver finanzieller und militärischer Unterstützung Spaniens, des Heiligen Stuhles, des Herzogs von Bayern und des Kurfürsten von Sachsen gelang es Ferdinand II., eine derartige Entwicklung zu verhindern. In-
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folge der entscheidenden Schlacht am Weißen Berg 1620 konnte er seine Herrschaft in den böhmischen und österreichischen Ländern grundsätzlich festigen, die konfessionelle Zusammensetzung dieser Regionen auf Dauer ändern und das Erscheinungsbild der böhmischen und österreichischen Länder entscheidend umgestalten. Daran änderte auch der weitere, seit etwa 1630 für die kaiserlichen Waffen ungünstige Verlauf des Dreißigjährigen Krieges nichts. Dennoch musste die Habsburgermonarchie schwere territoriale Verluste hinnehmen. Der größte Verlust betraf die Markgrafschaften Ober- und Niederlausitz, zwei Länder der böhmischen Krone, welche im Herbst 1620 im kaiserlichen Auftrag durch kursächsische Truppen erobert wurden. Beide Lausitzen gerieten zunächst unter die kommissarische Verwaltung des Kurfürsten, 1623 in dessen Pfandbesitz und wurden ihm schließlich im Prager Frieden 1635 als böhmisches Erblehen abgetreten. Den ebenfalls drohenden Verlust Österreichs ob der Enns an Bayern konnte man 1628 nach achtjähriger Verpfändung des Landes abwenden. Etwas schwieriger gestaltete sich die Rückgewinnung der sieben oberungarischen Komitate Sathmar, Szabolcs, Ugocsa, Bereg, Semplin, Borsod und Abaúj (mit der Stadt Kaschau), die Ferdinand II. im Frieden von Nikolsburg 1621/22 an den Fürsten von Siebenbürgen Gabriel Bethlen auf Lebenszeit hatte abtreten müssen. 1630 kamen die genannten Komitate wieder unter habsburgische Herrschaft, doch Bethlens nicht weniger aggressiver Nachfolger Georg I. Rákóczi (1593–1648) verstand es, die Abtretung der sieben Komitate im Frieden von Linz 1645 neuerlich durchzusetzen. Zwei Komitate blieben im Besitz des direkten Nachfolgers Rákóczis und fielen erst 1660 wieder an das Kaiserhaus. Die völlige Erschöpfung der kaiserlichen Finanzen in den 1640er Jahren erzwang weitere temporäre Verpfändungen und sogar Gebietsabtretungen in Randgebieten der Habsburgermonarchie. Im Jahre 1645 wurde das große oberschlesische Herzogtum Oppeln-Ratibor pfandweise dem polnischen Königshaus überlassen (die Wiedereinlösung erfolgte erst 1666). Ein Jahr später wurde Wenzel Eusebius von Lobkowitz gegen Geld mit dem niederschlesischen Herzogtum Sagan belehnt, das bereits 1628 Albrecht von Waldstein (Wallenstein) zur Deckung seiner Geldforderungen als Lehen überlassen worden war. Auch eine Veräußerung der adriatischen Hafenstadt Fiume, der istrischen Grafschaft Mitterburg oder gar der gesamten Grafschaft Görz an Venedig wurde in Erwägung gezogen, doch schließlich abgewendet. Der kurioseste Fall war der Verkauf eines kleinen, aber strategisch wichtigen Teiles der Grafschaft Görz an den neuen Fürsten Johann Anton von Eggenberg 1647 in Gestalt einer neu konstituierten gefürsteten Reichsgrafschaft Gradiska. Der Kaiser behielt sich zwar Rechte hinsichtlich der gleichnamigen Isonzofestung für den Kriegsfall und den Heimfall nach dem Aussterben der Eggenberg im Mannesstamm vor, dennoch stellte die Veräußerung von habsburgischem Erbbesitz an einen Untertan aus dem erbländischen Adel einen bemerkenswerten Sonderfall dar. Die 1717 wieder an das Kaiserhaus zurückgefallene Grafschaft Gradiska wurde erst 1754 wieder mit Görz vereinigt. Der einzige direkte Gebietsverlust an Erbbesitz durch den Westfälischen Frieden 1648 und gleichzeitig die (nach den Lausitzen) zweitgrößte territoriale Einbuße war schließlich das an Frankreich abzutretende habsburgische, bis zur Unübersichtlichkeit fragmentierte, seit den 1630er Jahren militärisch verlorene Elsass (der Sundgau, die Landgrafschaft Ober- und Unterelsass sowie ein ganzes Bündel an Schutz- und Herrschaftsrechten, namentlich über die freien Reichsstädte der „Dekapolis“) samt der strategisch bedeutenden (1697/1714 zurückgewonnenen) Festung Breisach am rechten Rheinufer. Der Verzicht auf diese Territorien erfolgte allerdings nicht auf Kosten Ferdinands III., sondern der jüngeren Tiroler Linie des Hauses Habsburg.
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1.5.2. Die territoriale Expansion in den ungarischen Ländern Die im 16. Jahrhundert noch recht veränderlichen Grenzverhältnisse zwischen der Habsburgermonarchie und dem Osmanischen Reich in Ungarn und Slawonien-Kroatien stabilisierten sich zum großen Teil während des Langen Türkenkriegs, der nur geringfügige territoriale Veränderungen zur Folge hatte. Nach dem Frieden von Zsitvatorok 1606 kam es zwischen beiden Reichen über mehrere Jahrzehnte nur zu kleineren Grenzveränderungen, zu denen etwa der Verlust der strategisch wichtigen Festung Neuhäusel an das Osmanische Reich 1663 gehörte. Veränderlicher gestalteten sich die Verhältnisse in Oberungarn, wo die Habsburger mit den Fürsten von Siebenbürgen langfristig um einzelne Komitate konkurrierten. Die Grenze zwischen der Habsburgermonarchie und dem Osmanischen Reich ist freilich nicht als Linie, sondern als vergleichsweise breite Übergangs- und Pufferzone zu verstehen, die zu einem guten Teil von beiden Mächten beansprucht und belastet wurde. Die Situation änderte sich gravierend mit dem „Großen Türkenkrieg“ (1683–1699), der eine bis 1718 andauernde Serie von territorialen Gewinnen einleitete. Dieser Machtzuwachs ist umso bemerkenswerter, als er in einem „Zweifrontenkrieg“ – seit 1689 führte der Kaiser gleichzeitig einen kostspieligen Krieg gegen Frankreich – erreicht wurde. Bereits im Verlauf der 1680er Jahre erfolgte die Besetzung („Rückeroberung“) eines Großteils des seit 1541 osmanisch beherrschten Ungarn und des gesamten Fürstentums Siebenbürgen. Letzteres wurde, nachdem es zunächst 1687 militärisch besetzt worden war – die Eroberung des Landes durch Emmerich Thököly 1690 blieb Episode –, in den folgenden Jahren schrittweise als erbliches Fürstentum in die Habsburgermonarchie eingegliedert, wobei Leopold I. zunächst dem vom siebenbürgischen Landtag gewählten minderjährigen Fürsten Michael II. Apafi (1676–1713) die Fürstenwürde beließ und sich mit einer Art Oberherrschaft sowie der Einsetzung eines Guberniums begnügte. Schließlich wurde Apafi aber doch in Wien interniert und gezwungen, das Land dem Kaiser gegen eine jährliche Pension abzutreten. Siebenbürgen (seit 1765 Großfürstentum) wurde als eine von Ungarn getrennte und vollkommen unabhängige Provinz verwaltet, für die man in Wien eine eigenständige Behörde, die Siebenbürgische Hofkanzlei, errichtete. Der Friede von Karlowitz 1699 schrieb die erheblichen territorialen Gewinne der Kaiserlichen in Ungarn fest, die neben Siebenbürgen auch den gesamten ehemals osmanisch beherrschten Teil Ungarns mit Ausnahme des Temeswarer Gebiets (regio Temesvariensis) umfassten. Eine dauerhafte Integration des durch den Krieg großteils verwüsteten und entvölkerten Ungarn in die Habsburgermonarchie konnte allerdings erst nach dem Frieden von Sathmar 1711 erfolgen, der den 1703 ausgebrochenen und von Franz II. Rákóczi angeführten Aufstand („Kuruzzenkrieg“) beendete. Der dadurch erzielte politische Kompromiss zwischen dem Wiener Hof und den ungarischen Ständen bedeutete einen Wendepunkt in der Geschichte Ungarns und leitete eine Periode habsburgischer Herrschaftskonsolidierung in diesem, nunmehr wesentlich vergrößerten Teil (und gleichzeitig dem mit Abstand größten Land) der Habsburgermonarchie ein. Der 1716 ausgebrochene Türkenkrieg brachte mit dem Frieden von Passarowitz 1718 die Eroberung weiterer osmanischer Gebiete, die in drei weitgehend neu definierten Bezirken organisiert und unter neuen Namen – Temeser Banat, Königreich Serbien und Österreichische Walachei – der Habsburgerherrschaft (nicht jedoch der Krone Ungarn) unterstellt wurden. Bei der Österreichischen bzw. Kleinen oder Cis-Alutanischen Wala-
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chei (Valachia cisalutana) handelte es sich um den westlichen, durch die habsburgische Armee 1716/17 eroberten Teil des Fürstentums Walachei bis zur Aluta, eines christlichen Vasallenstaates des Osmanischen Reiches. Alle drei dünn bevölkerten Regionen wurden als voneinander getrennte Sonderdomänen des Herrschers durch eine der Aufsicht der in Wien 1719 errichteten Commissio Neoacquistica unterstellte militärisch-kamerale Verwaltung regiert und mit Siedlern katholischen Bekenntnisses aus dem Reich bevölkert. Allerdings gingen Serbien („Nordserbien“), die Walachei und ein Teil des Banats südlich der Donau im folgenden Türkenkrieg (1737–1739) wieder verloren. Der Großteil des Temeser Banats blieb aber auf Dauer unter habsburgischer Herrschaft. Der Frieden von Belgrad (1739) schrieb die Grenze der Habsburgermonarchie zum Osmanischen Reich an der Donau und Save bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts weitgehend fest. Die wiederholte Eroberung Nordserbiens durch die habsburgische Armee im letzten habsburgischen Türkenkrieg 1788 bis 1791 blieb ohne längerfristige Konsequenzen, und der Friedensvertrag von Svištov (Sistova) 1791 brachte schließlich nur geringfügige Grenzkorrekturen zugunsten der Habsburgermonarchie. Die radikale Verschiebung der Grenze zwischen der Habsburgermonarchie einerseits und dem Osmanischen Reich bzw. dessen Vasallenstaat Walachei andererseits in den Friedensschlüssen von Karlowitz (1699), Passarowitz (1718) und Belgrad (1739) führte zu mehrfacher Verlagerung und zu einem stufenweisen Ausbau des habsburgischen Grenzverteidigungssystems. Dieses wurde nach dem Beispiel der kroatisch-slawonischen Militärgrenze vollkommen neu gestaltet, und zwar in Form militarisierter, aus der Zivilverwaltung ausgenommener Zonen entlang der südlichen Grenze Ungarns, die zusammen einen cordon sanitaire herstellten. Die hier angesiedelte militärdienstpflichtige Bevölkerung bildete bald ein wichtiges Rekrutierungsreservoir der habsburgischen Armee. Zunächst wurde nach 1699 die slawonische Militärgrenze entlang der Save errichtet. Es folgte die das (damals noch osmanische) Banat umschließende Militärgrenze an Donau und Marosch, die allerdings schon 1718 ihre militärische Berechtigung einbüßte, dennoch aber erst ab den 1740er Jahren abgebaut und in die ungarische Komitatsverfassung inkorporiert wurde. Gleichzeitig betrieb Wien die Errichtung der Banater und ab der Mitte der 1760er Jahre schließlich jene der siebenbürgischen Militärgrenze, die die gesamte äußere Grenze des Großfürstentums umspannte. Die fortwährenden Forderungen des ungarischen Landtags nach Auflösung der Grenze und Reinkorporation der ehemals zur ungarischen Krone gehörenden Territorien wurden seitens der Wiener Regierung bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts konsequent zurückgewiesen; die Auflösung der Militärgrenze dauerte dann bis 1881. Immerhin war schon 1779 das in Komitate reorganisierte Temeser Banat in das Königreich Ungarn reintegriert worden.
1.5.3. Das spanische Erbe Im November 1700 erlosch die spanische Linie des Hauses Habsburg. Leopold I. als einer der Thronprätendenten entschloss sich, die Ansprüche der österreichischen Linie durch seinen zweitgeborenen Sohn mit Unterstützung einer antibourbonischen Koalition militärisch durchsetzen zu lassen. Seit 1704 befand sich der zum spanischen König erklärte Erzherzog Karl auf der Iberischen Halbinsel und bemühte sich in den folgenden Jahren mit wechselndem Erfolg, den bourbonischen Gegenkönig Philipp V. niederzukämpfen.
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Als Karl jedoch im April 1711 infolge des plötzlichen Todes seines älteren Bruders Joseph I. die Herrschaft über die Habsburgermonarchie antreten musste und auch zum Kaiser gewählt wurde, war eine Teilung der spanischen Besitzungen in Europa die einzig praktikable Lösung. Die Friedensverträge von Utrecht (1713), Rastatt (1714) und Baden (1714) brachten eine wesentliche Erweiterung der Habsburgermonarchie um die spanischen Gebiete auf der italienischen Halbinsel und um einen Großteil des ehemals burgundischen Erbes. Konkret handelte es sich um das bereits seit 1706 von kaiserlichen Truppen besetzte Herzogtum Mailand (samt dem als erledigtes Reichslehen eingezogenen Herzogtum Mantua, wo bis 1708 das Fürstenhaus Gonzaga regierte), das 1707 ebenfalls besetzte Königreich Neapel samt den toskanischen Hafen- und Festungsstädten (Stato dei Presidi), jedoch ohne Sizilien, weiters um das Königreich Sardinien und die Spanischen Niederlande. Die Erhaltung dieses gewaltigen, von der Hauptmasse der Habsburgermonarchie getrennten und daher schwer zu verteidigenden Herrschaftsbereichs mit eigenen geopolitischen Herausforderungen erwies sich als enorme Herausforderung. Die habsburgische Herrschaft in Süditalien blieb denn auch Episode. Sardinien wurde bereits 1720 gegen Sizilien getauscht, Letzteres ging jedoch im Polnischen Thronfolgekrieg 1735 gemeinsam mit dem Königreich Neapel (samt dem Stato dei Presidi) an den nachgeborenen spanischen Königssohn Don Carlos verloren. Als Entschädigung für diesen Verlust erhielt der Kaiser einerseits die norditalienischen Herzogtümer Parma und Piacenza, den bisherigen Besitz von Don Carlos, zugesprochen, andererseits wurde sein Schwiegersohn Franz Stephan von Lothringen, der Gemahl der Kaisertochter Maria Theresia, nach dem Erlöschen der Medici-Dynastie 1737 in den Besitz des Großherzogtums Toskana eingeführt, der dafür seinerseits auf sein Stammherzogtum verzichten musste. Während Parma und Piacenza bereits 1748 im Aachener Frieden wieder verloren gingen, etablierte sich in der Toskana nach dem Tod Franz Stephans 1765 mit dessen zweitem Sohn Erzherzog Peter Leopold (Pietro Leopoldo) eine habsburg-lothringische Sekundogenitur. Als dieser 1790 als Leopold II. seinem Bruder Joseph II. auf dem Thron folgte, setzten sein zweitgeborener Sohn Ferdinand und dessen Nachkommen die Linie bis 1859 fort (mit einer Unterbrechung während der Napoleonischen Kriege). Da die Toskana jedoch nie zum Territorium der Habsburgermonarchie zählte, also einen vollkommen separaten Herrschaftsbereich darstellte, wird sie im vorliegenden Kompendium nicht berücksichtigt. Anders als im Fall der Gebietsgewinne in Süditalien nach dem Spanischen Erbfolgekrieg, die schließlich alle verloren gingen, waren die Habsburger in der Lage, die oberitalienischen Provinzen – das Herzogtum Mailand samt Mantua, zunehmend als „Lombardia Austriaca“ bezeichnet – zu behaupten. Auch hier brach jedoch die österreichische Herrschaft im Polnischen Thronfolgekrieg zeitweilig zusammen. 1736 kehrte Mailand spürbar verkleinert (die westlichen Bezirke Novara und Tortona mussten an Savoyen abgetreten werden) unter das habsburgische Szepter zurück. Das wirtschaftlich und kulturell hochentwickelte Herzogtum mit der Großstadt Mailand besaß keine gemeinsame Grenze mit den Kernlanden der Habsburgermonarchie. Von der Grafschaft Tirol war es durch das Gebiet der Republik Venedig, im Norden durch das Veltlin (Untertanengebiete der Schweizer Bünde) getrennt. Die Südlichen (ehemals Spanischen, nun Österreichischen) Niederlande waren der Rest der ursprünglich 17 niederländischen Provinzen Burgunds, verkleinert um die sieben nördlichen Provinzen, die sich im 16. Jahrhundert verselbständigt hatten, und ohne die südwestlichen Provinzen und Landstriche, die von Frankreich im Laufe des 17. Jahrhun-
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derts annektiert und im Frieden von Utrecht nur zum geringen Teil restituiert worden waren. Der zusammengesetzte Länderkomplex erinnerte in manchem an die altösterreichischen Erblande. Er bestand aus einem knappen Dutzend weitgehend selbständiger Territorien und Verwaltungseinheiten sehr unterschiedlicher Größe und Bedeutung, die über jeweils eigene Privilegien, Rechte, Ständeversammlungen mit Steuerbewilligungsrecht, Verwaltung und Steuersysteme verfügten. Die Provinzen gruppierten sich in zwei durch das Territorium des Fürstbistums Lüttich getrennte Territorialblöcke und ein Mosaik von kleineren Exklaven. Das südöstlich gelegene Herzogtum Luxemburg war die größte aller Einheiten, die zwei bedeutendsten Provinzen waren jedoch das Herzogtum Brabant und die Grafschaft Flandern im Westen, gefolgt von den Grafschaften Hennegau und Namur. Die Herzogtümer Limburg (mit Brabant verbunden) und der habsburgische Teil Gelderns waren nur kleine exklavenartige Gebiete, die Herrschaft Mecheln bildete hingegen eine kleine, aber selbständige Enklave im Herzogtum Brabant. Die Stadt Tournai und ihr Umland, das Tournaisis, traten ebenfalls als jeweils selbständige Einheiten auf, jede mit eigener Ständeversammlung (états), ohne allerdings zu den ursprünglichen 17 Provinzen gezählt zu werden. Westflandern, die elfte und letzte Einheit, war seit dem Ende der 1670er Jahre von Frankreich besetzt und wurde unter der österreichischen Herrschaft als pays d’imposition (also als Verwaltungseinheit ohne Provinzialstände) behandelt. Diese durch ein starkes korporatives Bewusstsein der ständischen Eliten und eine ununterbrochene Tradition ständischer Mitwirkung geprägten, jurisdiktionell voneinander unabhängigen Provinzen unterstanden einer in Brüssel um einen Statthalter (Gouverneur général) organisierten Zentralverwaltung. Die Souveränität der österreichischen Herrschaft über dieses Länderkonglomerat war allerdings von Anfang an durch den 1715 geschlossenen und gegen Frankreich gerichteten Barrieretraktat mit der Republik der Vereinigten Niederlande spürbar beschränkt, der dem nördlichen Nachbarn das Besatzungsrecht in neun südniederländischen Festungen sowie die Mitfinanzierung der Besatzungstruppen zusicherte.
1.5.4. Die Abrundung der Habsburgermonarchie von Maria Theresia bis zum Wiener Kongress Die durch den Polnischen Thronfolgekrieg eingeleitete Periode der Territorialverluste eskalierte unmittelbar nach dem Aussterben der Habsburger im Mannesstamm mit Karl VI. am 20. Oktober 1740, als der preußische König Friedrich II. den Herrschaftsantritt der Kaisertochter Maria Theresia benutzte, um seine Ansprüche auf Schlesien anzumelden, und schon an der Jahreswende 1740/41 unversehens den größten Teil des Oderlandes militärisch besetzte. Die Okkupation des prosperierenden Landes mit großem Wirtschaftspotenzial führte schließlich zum dauernden Verlust der Provinz. Es war der größte und in finanziell-wirtschaftlicher Hinsicht wohl schmerzhafteste aller Gebietsverluste an dem 1526 entstandenen Herrschaftsraum. Der Habsburgermonarchie drohte aber noch größeres Ungemach: eine komplette Aufteilung durch eine internationale Koalition mit den Hauptakteuren Frankreich, Bayern, Sachsen und Preußen, die auf vagen rechtlichen Grundlagen Ansprüche auf Böhmen, Mähren, Schlesien, einige altösterreichische Länder und die Kaiserwürde erhoben. Der durch französische Truppen unterstützte bayerische Kurfürst Karl Albrecht drang im Herbst 1741 nach Linz und Prag vor, erzwang Huldigungen der lokalen Eliten und wurde im Januar 1742 von den Kurfürsten zum
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Kaiser gewählt. Maria Theresia gelang es allerdings, ihre Kräfte zu konsolidieren, mit der Rückeroberung Oberösterreichs und Böhmens sowie der Besetzung Bayerns die Teilungspläne abzuwenden und 1745, nach dem Tod Karl Albrechts, sogar ihrem Ehemann Franz Stephan von Lothringen die Kaiserwürde zu sichern. Ihr Überleben im Österreichischen Erbfolgekrieg (1740–1748) bezahlte die Habsburgermonarchie mit dem Verlust von Schlesien, Parma und Piacenza. Der Verlust Schlesiens (mit Ausnahme des Fürstentums Teschen, des Großteils der Fürstentümer Troppau und Jägerndorf und eines kleinen Teils des Fürstentums Neisse) samt der bis dahin mit dem Königreich Böhmen verbundenen Grafschaft Glatz war umso schmerzlicher, als es den Habsburgern seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts und nach dem Aussterben der Piastenherzöge von Brieg-Liegnitz 1675 gelungen war, das schlesische Gebietskonglomerat (trotz der im Westfälischen Frieden 1648 und in der Altranstädter Konvention 1707 völkerrechtlich verankerten konfessionellen Sonderregelungen für die schlesischen Protestanten) schrittweise zu konsolidieren und seine steuerlichen Ressourcen effektiv nutzbar zu machen, wenn auch nicht so erfolgreich, wie dies in der Folge der preußischen Verwaltung gelang. Der Österreichische Erbfolgekrieg hatte die innen- und geopolitische Verwundbarkeit der Habsburgermonarchie deutlich gemacht, deren Beseitigung nun das Programm für die Innen- und Außenpolitik Maria Theresias und ihres Sohns Joseph II. bestimmte. Unter der Leitung Friedrich Wilhelms von Haugwitz wurde noch in den 1740er Jahren ein umfassendes, auf Konsolidierung und Steigerung der finanziellen und militärischen Ressourcen abzielendes Reformprojekt in Angriff genommen. Parallel dazu wurde, unter maßgeblichem Einfluss Wenzel Antons von Kaunitz, des Staatskanzlers in den Jahren 1753 bis 1792, die herkömmliche habsburgische Bündnispolitik überdacht und Mitte der 1750er Jahre auf eine neue Grundlage gestellt: Das Allianzsystem mit den Seemächten wurde zugunsten einer Annäherung an Frankreich und die Bourbonen aufgekündigt (renversement des alliances), was u. a. die beschwerliche militärpolitische Bindung der Habsburger in den Niederlanden und in Italien entlastete. Auf dieser Grundlage konnte im Siebenjährigen Krieg (1756–1763) der kostspielige Versuch einer Rückeroberung Schlesiens unternommen werden, der allerdings ohne Erfolg blieb. Die Haugwitz’sche Staatsreform und die Änderung des habsburgischen Bündnissystems machten gleichzeitig deutlich, dass die Integrationsprozesse in der Habsburgermonarchie bis dahin mit durchaus verschiedenen Geschwindigkeiten verlaufen waren. Die böhmischen und österreichischen Erbländer wuchsen bereits seit dem 17. Jahrhundert, als ihnen (mit Ausnahme Tirols und der Vorlande) die Verantwortung für die regelmäßige Finanzierung des Stehenden Heeres aufgebürdet wurde, zu einem „Kernstaat“ zusammen. Die in den 1740er Jahren intensivierte Ressourcenextraktion beschleunigte diese Tendenz weiter. Ungarn und seine Nachbarländer gehorchten, allen Integrationsbemühungen nach dem Frieden von Sathmar 1711 zum Trotz, einer anderen Rationalität. Auch eine wirksame Integration der ehemals spanischen Gebiete stieß auf teilweise unüberbrückbare strukturelle Schwierigkeiten. Insofern blieb die Habsburgermonarchie auch im Verlauf der maria-theresianischen und josephinischen Reformen eine dezidiert „zusammengesetzte Herrschaftsbildung“ aus Einzelteilen, die auf unterschiedliche Art regiert und deren Ressourcen in unterschiedlicher Weise für die habsburgische Machtpolitik fruchtbar gemacht wurden. Die Unterrichtsmaterialien Johann Christoph Bartensteins für Kronprinz Joseph (1759) unterteilten Maria Theresias „Königreiche und Länder“ in vier Klassen, nämlich (1.) die
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Teutsche[n] Erbländer, die enger unter sich, als mit den übrigen verknüpfet seind, (2.) das Königreich Ungarn samt denen theils demselben einverleibten und theils daran anstossenden Provinzien, (3.) die Niederlanden und (4.) die Österreichische Lombardei, woneben noch das dem Kaiser eygenthumlich zugehörige Großherzogthum Toscana eine Erwähnung fand (zit. nach Otruba 1967, 353). Vor allem der südniederländische Außenposten erwies sich trotz seiner unbestreitbaren wirtschaftlichen Bedeutung als eine geopolitische Achillesferse des Habsburgerreiches, obwohl die von Frankreich ausgehende Gefahr 1756 mit dem renversement des alliances für gut drei Jahrzehnte neutralisiert werden konnte. Die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wiederholt aufgewärmten Pläne Wiens, die belgischen Provinzen gegen Bayern abzutauschen, lassen jedoch ein zunehmendes Bemühen der habsburgischen Politik um eine strategische Abrundung und strukturelle Stärkung des Staates erkennen. Diese Bestrebungen gewannen mit der Berufung Josephs II. zum Mitregenten 1765 und einer zunehmend expansionistischen Außenpolitik die Oberhand. Mit der ersten Teilung Polens 1772, der sich die Habsburgermonarchie aus Angst vor einem Ausschluss aus dem preußisch-russischen Länderschacher anschloss, eröffnete sich zum ersten Mal die realistische Möglichkeit einer Gebietserweiterung in nordöstlicher Richtung. Der österreichische Beuteanteil brachte der Habsburgermonarchie etwa 80.000 Quadratkilometer polnischen Gebiets, das – unter Rückgriff auf zwei Anspruchsgebiete aus der herkömmlichen Titulatur der ungarischen Könige – zum Königreich „Galizien und Lodomerien“ mit der Hauptstadt Lemberg zusammengefasst wurde, dabei jedoch ohne verwaltungsmäßige Anbindung an Ungarn blieb. Zwei Jahre später nutzte Wien die Schwächung des Osmanischen Reiches im Krieg gegen Russland zur Annexion eines Teils des Fürstentums Moldau, der bereits seit 1769 russisch besetzt war und nunmehr österreichischerseits als ehemaliger Teil Galiziens beansprucht wurde. Das Territorium, das zu einer strategischen Landbrücke zwischen Galizien und Siebenbürgen werden sollte und nunmehr als „Herzogtum Bukowina“ firmierte, wurde 1774/75 von k. k. Truppen besetzt, unter militärische Verwaltung gestellt und schließlich 1786 mit Galizien vereint. Eine kurze kriegerische Auseinandersetzung zwischen der Habsburgermonarchie und Preußen um die Zukunft Kurbayerns (Bayerischer Erbfolgekrieg 1778/79) brachte der Habsburgermonarchie einen Landstreifen östlich des Inns, der als Verwaltungsbezirk (Innviertel) dem Land Österreich ob der Enns zugeschlagen wurde. Die Kriege gegen die Französische Revolution und das napoleonische Frankreich (1792–1815) lösten gravierende territoriale Verschiebungen im europäischen Mächtesystem aus, die sich auch massiv auf die territoriale Ausdehnung der Habsburgermonarchie auswirkten. Zunächst brach die habsburgische Herrschaft über die Österreichischen Niederlande zusammen, die 1792 und endgültig 1794 von französischen Truppen erobert wurden. Während Österreich aus der zweiten Polnischen Teilung 1793 ausgesperrt blieb, sicherte es sich 1795 bei der endgültigen Auflösung der Polnisch-Litauischen Adelsrepublik in der dritten Teilung „Westgalizien“ zwischen Bug und Pilica samt Krakau. Der Friede von Campoformido (1797) besiegelte einerseits den Verzicht der Habsburgermonarchie auf die Österreichischen Niederlande, andererseits den Verlust des ebenfalls französisch besetzten Herzogtums Mailand mit Mantua, die in der neu geschaffenen Cisalpinischen Republik aufgingen. Entschädigt wurde Franz II. mit den Gebieten der Republik Venedig, die sich die Habsburgermonarchie, Frankreich und die Cisalpinische Republik teilten. Der Kaiser erhielt die Lagunenstadt selbst, den größten Teil der Terra ferma, das venezianische Istrien und Dalmatien. Dafür verpflichtete er sich, den Breisgau
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an den Herzog von Modena abzutreten, dessen Land an die Cisalpinische Republik fiel. Weitere, das Reich betreffende Regelungen sollten auf einem eigenen Kongress in Rastatt gelöst werden. Der Kaiser stimmte aber in einem geheimen Zusatz zum Friedensvertrag schon vorab der französischen Annexion des linken Rheinufers zu, während Frankreich der Übergabe des zu säkularisierenden Hochstiftes Salzburg und weiterer Entschädigungen an die Habsburgermonarchie nicht widersprechen sollte. Der Rastatter Kongress musste 1799 abgebrochen werden, erst der Friede von Lunéville (1801) bestätigte die Bestimmungen des Friedens von Campoformido. Zu einer reichsrechtlichen Regelung kam es 1803 mit dem „Reichsdeputationshauptschluss“. Dieser führte zu einer fundamentalen Umgestaltung des Heiligen Römischen Reiches, wobei die Entschädigung der linksrheinischen Fürsten mit rechtsrheinischen Gebieten auf Kosten der schwächeren Reichsglieder erfolgte. Die geistlichen Reichsstände wurden säkularisiert (darunter auch die mit Tirol verbundenen Fürstbistümer Brixen und Trient, die nun endgültig in die Gefürstete Grafschaft eingegliedert wurden), die Reichstädte mit wenigen Ausnahmen mediatisiert. Besonders hart traf es die habsburgische Klientel. Der schnelle Verfall des Reiches im Angesicht der napoleonischen Expansion sowie der Machtpolitik der Habsburgermonarchie und Preußens führte 1806 zur Niederlegung der Kaiserkrone und zur Auflösung des Heiligen Römischen Reiches durch Franz II., der sich bereits zwei Jahre zuvor, in Reaktion auf die bevorstehende Erhebung Napoleons zum Kaiser der Franzosen, durch die Annahme des neuen erblichen Titels „Kaiser von Österreich“ die Kaiserwürde unabhängig von der Fortexistenz des Heiligen Römischen Reiches gesichert hatte. Eine verfassungs- und verwaltungsmäßige Relevanz hatte dieser symbolisch zugegebenermaßen wirksame Akt von 1804 allerdings zunächst nicht. Die schweren Niederlagen der k. k. Armee in diesen Jahren zogen weitere territoriale Verluste nach sich. Im Frieden von Pressburg 1805 verzichtete der Kaiser auf sämtliche 1797 habsburgisch gewordenen venezianischen Gebiete, ferner auf Tirol und Vorarlberg sowie auf die verbliebenen habsburgischen Besitzungen in Südwestdeutschland (Vorder österreich). Als Entschädigung wurde der Habsburgermonarchie das säkularisierte Hochstift Salzburg samt der ebenfalls säkularisierten Fürstpropstei Berchtesgaden übergeben. Im Frieden von Schönbrunn 1809 musste das Habsburgerreich weitere territoriale Amputationen zugunsten Frankreichs und dessen Verbündeter hinnehmen. Verloren gingen Salzburg samt Berchtesgaden sowie Westgalizien mit Krakau. In Ostgalizien, Oberösterreich, Innerösterreich, Kroatien und im adriatischen Küstengebiet gingen zumindest Teile verloren. Die politische Neuordnung auf dem Wiener Kongress 1814/15 machte die von Frankreich erzwungenen territorialen Verschiebungen großteils rückgängig, im Falle der Habsburgermonarchie alle in den Friedensschlüssen von Pressburg (1805) und Schönbrunn (1809) bestimmten Gebietsverluste mit Ausnahme Vorderösterreichs und Westgaliziens. Die Habsburgermonarchie behielt daher auch endgültig das 1805 erworbene Salzburg (nun allerdings ohne Berchtesgaden). Ebenfalls restituiert wurden die österreichischen Territorien in Oberitalien, und zwar sogar in territorial erweiterter Gestalt. Diese umfassten nun die 1797 erworbenen venezianischen Gebiete sowie Mailand und Mantua, vergrößert um das Veltlin, das Napoleon 1797 der Cisalpinischen Republik zugeschlagen hatte, und wurden zu einem neu geschaffenen „Königreich Lombardo-Venetien“ zusammengefasst. Zusätzlich zu den restituierten Territorien Istrien und Dalmatien erhielt die Habsburgermonarchie die ehemals unabhängige Stadtrepublik Ragusa (Dubrovnik). Indirekt griff die Machtsphäre weit über die genannten Gebiete hinaus. Die nach dem
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Frieden von Lunéville (1801) aus der Toskana verbannte habsburgische Sekundogenitur wurde wieder in ihre Rechte eingesetzt, die Herzogtümer Parma, Piacenza und Guastalla übernahm die Tochter des Kaisers und zweite Ehefrau Napoleons, Marie Louise, und im Herzogtum Modena regierte fortan eine weitere habsburgische Nebenlinie (ÖsterreichEste). Der massive Ausbau der österreichischen bzw. habsburgischen Machtstellung in Nord- und Mittelitalien sollte die Außenpolitik der Monarchie für ein halbes Jahrhundert prägen. Literatur und Forschungsstand Einigermaßen vollständige Literaturhinweise zum einleitenden Kapitel würden einer Bibliographie zur frühmodernen Habsburgermonarchie gleichkommen. An dieser Stelle sind daher nur Hinweise auf einige Standardwerke mit bibliographisch relevanten Informationen sowie, ebenfalls in Auswahl, auf die Literatur zu den angesprochenen Kernproblemen der Zusammensetzung, Verfassung und territorialen Entwicklung des habsburgischen Länderkonglomerats möglich. Darüber hinaus und fürs Erste soll der Blick auf Tendenzen, Probleme und Fallen der Forschung zur frühmodernen Habsburgermonarchie gerichtet werden. Das vorliegende verwaltungsgeschichtliche Kompendium ist ein Produkt eines wachsenden Interesses an der Habsburgermonarchie als einer dynastisch geprägten – aber keineswegs auf die Geschichte des Herrscherhauses reduzierbaren – Herrschaftsbildung, einer zusammengesetzten Monarchie und eines Kriegs- und Steuerstaats. Politische Umstände waren der Erforschung dieses untergegangenen Staatswesens kaum förderlich. Der Forschungsstand zur Verwaltungs-, Behörden- und Integrationsgeschichte der Habsburgermonarchie und deren einzelner Teile in der Frühen Neuzeit ist nun ausführlich und aus unterschiedlichen Blickwinkeln besprochen und nach seinen vielfältigen historiographischen Kontexten und gravierenden Defiziten bewertet in Hochedlinger–Winkelbauer 2010. Der Band versteht sich als Prolegomenon des vorliegenden Werkes. Dort werden auch bedeutende Stolpersteine der Erforschung der Habsburgermonarchie als eines frühmodernen Herrschaftssystems näher beleuchtet, von denen hier die folgenden drei resümierend benannt werden sollen: 1. Die bereits seit der Entstehung der modernen kritischen Geschichtswissenschaft bestehende Segmentierung der Forschung in nationale, infolge der Sprachenvielfalt nur asymmetrisch rezipierbare Historiographien mit eigenen Agenden und besonderen, wechselseitig verschränkten nationalstaatlich perspektivierenden Geschichtsbildern, die jeweils einer eigenen Logik folgten und nur mäßiges Interesse für eine Strukturgeschichte der Habsburgermonarchie generierten (Evans 1993, Heiss–Klimó–Kolář–Kováč 2008 und demnächst Winkelbauer 2019). In den einzelnen Nationaldiskursen und Nationalhistoriographien wurde die Habsburgermonarchie vorwiegend nur in Einzelaspekten und als Teil der eigenen National- und Staatsgeschichte untersucht. Selbst im eigentlichen Österreich reduzierte sich nach den Brüchen der Jahre 1918, 1938 und 1945 das Interesse an der Erforschung des Habsburgerreiches beträchtlich. Als ein Gesamtsystem wurde die frühmoderne Habsburgermonarchie erst jenseits der Nachfolgestaaten wiederentdeckt, wobei der im britischen Forschungskontext seit den 1970er Jahren diskutierte Begriff composite monarchy einen komplexen Blick auf das vielfältige habsburgische Länderkonglomerat ohne eine Überzeichnung seiner Eigentümlichkeit ermöglichte und förderte.
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Die auf eingehenden Quellenstudien basierenden Standardwerke westeuropäischer und amerikanischer Historiker (insbes. Bérenger 1975, Evans 1979, Beales 1987/2009 und Dickson 1987) regten das Interesse an Forschungen zur Habsburgermonarchie maßgeblich an und prägen diese bis heute. 2. Die Dominanz einer stark biographischen Forschungstradition, die die Beschäftigung mit der Habsburgermonarchie allzu oft auf das Herrscherhaus, die einzelnen Herrscherpersönlichkeiten und ihr höfisches Umfeld mit einseitiger Betonung kultureller Zusammenhänge reduziert. Der Preis dafür ist ein weitgehender Verzicht auf die Erforschung institutioneller, finanzieller, militärischer, wirtschaftlicher, sozialer und demographischer Zusammenhänge der habsburgischen Herrschaftsbildung jenseits des Regierungszentrums – etwa in den einzelnen Ländern und Subsystemen der Habsburgermonarchie, die im Fall anderer zusammengesetzter Monarchien des frühmodernen Europa längst als selbstverständliche und produktive Forschungsfelder gelten und das Verständnis von europäischen Monarchien weitgehend prägen. Zahlreiche diesbezügliche Forschungsdefizite werden beim Vergleich des Forschungsstandes zur Habsburgermonarchie mit jenem zu anderen zusammengesetzten Monarchien Europas sofort sichtbar. Selbst aus der jüngeren Imperien-Forschung werden vorwiegend Impulse in Bezug auf dynastische Wechselbeziehungen zwischen der spanischen und der österreichischen Linie des Hauses Österreich (hierzu Strohmeyer 2012 und konziser Strohmeyer 2014) sowie auf die habsburgisch-osmanischen Wechselbeziehungen rezipiert, deutlich weniger im Hinblick auf eine strukturanalytische Untersuchung der Habsburgermonarchie. Als besonders ergiebig erwies sich die Fokussierung auf Herrschaftszentren bei der Erforschung der Habsburgerhöfe und des habsburgischen (Hof-)Adels. Beide eng verwobenen Bereiche, lange Zeit Stiefkinder der Forschung, erlebten seit den 1990er Jahren eine explodierende und verdiente Aufmerksamkeit und wurden zu einer bedeutenden Plattform der sich intensivierenden und durch breite internationale Zusammenarbeit gekennzeichneten Beschäftigung mit der Habsburgermonarchie (in Auswahl: Sienell 2001a, Bůžek–Král 2003, Duindam 2003, Hengerer 2003, Pečar 2003, Keller 2005, Noflatscher–Niederkorn 2005, Wührer–Scheutz 2011, Hassler 2013, Kubiska-Scharl–Pölzl 2013). 3. Das Unterschätzen und die stiefmütterliche Behandlung der Habsburgermonarchie im Vergleich zum Alten Reich. Die Verklammerung und Überlappung des habsburgischen Länderkonglomerats mit dem Heiligen Römischen Reich stellt nicht nur ein wichtiges Wesensmerkmal, sondern gleichzeitig eine Falle dar, die allzu oft den Blick einseitig auf reichsbezogene Aspekte der dynastischen Politik lenkt und die Habsburgermonarchie tendenziell eher als einen Faktor der Reichsgeschichte oder als eine Subeinheit des Alten Reiches bis zur Relativierung ihrer Staatlichkeit erfassen lässt, weniger als einen dynastischen Staat, ein Herrschaftssystem sui generis bzw. eine werdende Großmacht mit eigenem Verwaltungssystem und eigener Entwicklungslogik, die sich keinesfalls unter jene des Alten Reiches subsumieren lässt. Dazu trägt der Umstand bei, dass die nach dem Zweiten Weltkrieg florierende und institutionell gut abgesicherte Reichsgeschichte mittels zahlreicher Monographien und Editionen die Reichsinstitutionen und deren Funktionsweise in unvergleichlich größerer Breite und Tiefe aufhellte, als dies für die Institutionen der Habsburgermonarchie auf der zentralen oder der Länderebene der Fall ist. Hier weckten selbst die bedeutendsten Institutionen und Behörden wie die Hofkammer oder der Hofkriegsrat, ausgerechnet jene Behörden, die monarchieübergreifend agierten, langfristig kaum Forschungsinteresse und gelten bis heute – trotz der Impulse der letzten Jahre (siehe
1. Die Habsburgermonarchie 59
die bibliographischen Referenzen zu den einschlägigen Kapiteln des vorliegenden Handbuchs) – als weitgehend unerforscht. Eine seit etwa zwei Jahrzehnten wahrnehmbare Aufholjagd im Bereich der Forschung zur frühmodernen Habsburgermonarchie, auf die schließlich auch dieses Kompendium zurückgeht, ist nicht zuletzt mit einem Paradigmenwechsel verbunden, der die integrative und herrschaftsintensivierende Wirkung der kriegsbedingten Ressourcenmobilisierung ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken lässt (programmatisch Hochedlinger 1999a und 2001a; vgl. auch Maťa–Winkelbauer 2006, Rauscher [P.] 2010a, Winkelbauer 2016). Diese von der internationalen Debatte über die Wechselwirkungen von Kriegführung und Staatswerdung sowie über den fiscal-military state angeregte und wesentlich von den Forschungen über andere europäische Monarchien vergleichbarer Größenordnung und Bedeutung inspirierte Perspektivenänderung erweist sich als forschungsleitend, indem sie für die Habsburgermonarchie gravierende Forschungslücken erkennen lässt, neue Fragestellungen ermöglicht und etablierte Problemfelder der Habsburg Studies – vom monarchisch-ständischen Gegensatz bis hin zum Josephinismus – neu zu durchdenken erlaubt. Im Zusammenhang damit erfolgt unter neuen Vorzeichen eine scheinbare Rückkehr zu „klassischen“ (im Kontext der Habsburgermonarchie allerdings nie oder bestenfalls kaum systematisch erforschten) und nunmehr zunehmend als wechselseitig verschränkt wahrgenommenen Problembereichen wie Militärgeschichte (Hochedlinger 2000b, 2003a und 2009, Pálffy 2000 und 2012c, Tantner 2007b, Thewes 2012), Steuer- und Finanzwesen (Winkelbauer 2003, Rauscher [P.] 2004b, 2008b und 2010a, Kenyeres 2008; für die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts bleibt Dickson 1987 unübertroffen und nach wie vor anregend) und intermediäre Körperschaften (Maťa 2006, Godsey 2007 und 2014, Iwasaki 2014, David 2015, Steiner [Ph.] 2017; aus etwas anderer Denkrichtung Cerman [I.] 2011). Vor dem Hintergrund dieses Umdenkprozesses zeichnet sich ein neues, realistischeres Bild der habsburgischen Herrschaftsgebilde ab, jenseits dynastischer und nationaler Klischees, teleologischer Kurzschlüsse und willkürlicher Hervorhebung von Besonderheiten. Das Potenzial der neuen Forschungsperspektive für eine Strukturgeschichte der habsburgischen Herrschaftssysteme ist damit noch keineswegs erschöpft und eine Vergrößerung des Blickwinkels vom Regierungszentrum auf unterschiedliche Segmente und Verwaltungsebenen der Habsburgermonarchie sowie hin zu vergleichenden Untersuchungen erscheint sowohl wünschenswert als auch vielversprechend. Als moderne monographische Darstellungen der frühmodernen Habsburgermonarchie, mit unterschiedlicher Tiefe, unterschiedlichem Umfang, unterschiedlicher Aufmerksamkeit für die innere Verfasstheit, unterschiedlicher Zuverlässigkeit und unterschiedlicher zeitlicher Schwerpunktsetzung können angeführt werden: Wangermann 1973, Evans 1979, Kann 1980, Bérenger 1990, Ingrao 1994, Vocelka 2001, Hochedlinger 2003a, Sutter Fichtner 2003, Winkelbauer 2003 und Pál 2014. Zur kognitiven Wahrnehmung der Habsburgermonarchie und zur Relevanz der räumlichen Konzepte für die Analyse der sich wandelnden Strukturen, ausgehend von den polysemantischen Begriffen „Österreich“ und „österreichisch“, siehe nach wie vor die exzellenten begriffsgeschichtlichen Ausführungen bei Klingenstein 1995b (englisch: Klingenstein 1997). Die Verbreitung des Begriffes „Habsburgermonarchie“ würde eine genauere Beleuchtung verdienen. Als Hilfskonstruktion wird der Begriff in den einzelnen Historiographien und Forschungstraditionen unterschiedlich aufgefasst und zeitlich sowie räumlich teilweise unterschiedlich verstanden, was mitunter zur Unterschät-
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I. Territoriale und demographische Entwicklung
zung der Bedeutung jener grundsätzlichen geopolitischen Wende in den 1520er Jahren führt, die mit der Verbindung der habsburgischen Erblande, des böhmischen Länderverbands und der Krone Ungarn ein neues Herrschaftssystem in Zentraleuropa begründete. Eine befriedigende Abhandlung über die Zusammensetzung dieses Herrschaftssystems über die gesamte Frühe Neuzeit mit Berücksichtigung struktureller Unterschiede zwischen den einzelnen Länderkomplexen samt allen inhärenten Ambivalenzen steht aus. Lesenswert sind insbes. die entsprechenden Abschnitte bei Evans 1979 und Winkelbauer 2003. Brauneder 2006 orientiert sich zumeist an formaljuristischen Kategorien und lässt, trotz des vielversprechenden Titels, die böhmischen und ungarischen Länder außer Betracht, ist aber bezüglich der österreichischen Ländergruppe(n) sowie der administrativen und Rechtsentwicklung der deutschen Erbländer von Maria Theresia bis 1918 zu empfehlen. Selbst die innere Verfasstheit der einzelnen Länderkomplexe findet sich in der Literatur nur selten umfassend und zugleich zuverlässig dargestellt. Dies resultiert aus der Tatsache, dass manche verfassungsrechtlich grundlegenden Fragen, wie übrigens für die Frühen Neuzeit typisch, nicht eindeutig geregelt waren, über Jahrzehnte hinweg umstritten blieben bzw. Gegenstand permanenten Aushandelns bildeten und seit dem 19. Jahrhundert unter neuen Vorzeichen entweder ungebührlich harmonisiert oder aber zwischen den Nationalhistoriographien kontrovers diskutiert wurden. In den Einzelbegriffen („Reich“ – „Gesamtstaat“ – „Krone“ – „Provinz“ – „Hauptland“ – „Mutterland“ – „Kernland“ – „Nebenland“ – „Kronland“ – „Landesteil“ – „Ländergruppe“ – „Länderverband“ etc.) wirken oft einzelne Sichtweisen und Streitpositionen weiter. Diese Begriffe sollten daher nach entsprechender Hinterfragung mit großer Vorsicht verwendet werden; sie können auch in unterschiedlichen Kontexten Unterschiedliches bedeuten. Die ansatzweise Integration der habsburgischen Länder („Erblande“) im Spätmittelalter überblickt zusammenfassend (und in kritischer Distanz zu Alphons Lhotskys legitimierenden Geschichtskonstruktionen) Lackner 2005. Die Konfliktlagen der dynastischen Erbpraxis sind resümierend zusammengefasst bei Schulze 1982; weitere Problematisierungen etwa bei Ingrao 1993 und Duerloo 2011. Auf die zahlreiche Literatur zu den landes- und ständebildenden Prozessen in den einzelnen Erbländern kann hier nicht eingegangen werden, doch zu den angeführten Beispielen seien die auf langen Forschungstraditionen aufbauenden Arbeiten Chisholm 2005 und Schennach 2010 (Tirol) sowie Nared 2009 (Krain) erwähnt. Zur Frage der sukzessiven Verselbständigung des Landes ob der Enns am ausführlichsten Zibermayr 1956, zum Rangstreit der österreichischen Länder außerdem auch Wutte 1917. Eine tiefgreifende, am Beispiel Niederund Oberösterreichs erarbeitete Analyse der sich wandelnden ständisch geprägten Herrschaftsordnung der Erblande im Verlauf des Konfessionskonflikts ist Strohmeyer 2006 zu verdanken. Dort sowie in weiteren Aufsätzen desselben Autors auch vergleichende Seitenblicke auf die innerösterreichischen Länder, über die eine eigene Forschungsliteratur von uneinheitlicher Aussagekraft zur Verfügung steht. Immer noch lesenswert, wenn auch konzeptionell überholt, ist Sturmberger 1979. Zum Österreichischen Reichskreis Mally 1967 und 2000. Die Wandlungen der Binnenstruktur des böhmischen Länderverbandes im ersten Jahrhundert der Habsburgerherrschaft analysiert am kohärentesten Joachim Bahlcke (Bahlcke 1994 und 2015 [gesammelte Einzelbeiträge]), der die einleuchtenden, in zahlreichen kleineren Studien veröffentlichten und auf das böhmisch-mährische Verhältnis fokussierten Thesen von Josef Válka (zum guten Teil gesammelt in Válka 2005, in deutscher Sprache außerdem Válka 1987 und 1995) sowie die Forschungen von Jaroslav Pá-
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nek zum Ständewesen (u. a. Pánek 1985a und 1989a) fortgeführt hat. Die wichtigsten Grundlagenwerke bleiben Kalousek 1892 und Kapras 1913–1920, wenn auch deren Interpretationen infolge rechtshistorischer Perspektive und legitimatorischer Intention mit Bedacht zu lesen sind. Malý 2006 orientiert sich an formaljuristischen Kategorien und wird daher in seiner Beschreibung eines „Staats der Böhmischen Krone“ den ambivalenten Beziehungen zwischen den Ländern nicht gerecht. Die dynastische Territorialpolitik der Luxemburger ist beleuchtet bei Bobková 1993 und zusammengefasst bei Hlaváček 2005. Zu einzelnen Gebieten der böhmischen Krone kann man am besten bei folgenden Standardwerken, Übersichten und zusammenfassenden Beiträgen ansetzen: für Mähren Kameníček 1900–1905; für Schlesien Bahlcke 2005b; für die Oberlausitz Bahlcke 2001b und 2007, Kaar 2017; für die Niederlausitz Lehmann 1963; Unterschiede zwischen den beiden Lausitzen übersichtlich herausgearbeitet bei Lehmann 1958. Zu den äußeren Kreisen Böhmens grundsätzlich, obwohl leider selten beachtet, Volf 1945; zu den individuellen Gebieten außerdem Kürschner 1870 und Sturm 1951/52 (Eger), Schreiber (Rudolf ) 1935 (Elbogen) und Herzig 1996 (Glatz). Die beste Erläuterung der ambivalenten Lage von Troppau zwischen Mähren und Schlesien, in der jüngeren Literatur leider oft unbeachtet, Kapras 1908/09 und 1917a. Der Prozess der Auflösung des böhmischen Länderkonglomerats in der Habsburgermonarchie seit dem Dreißigjährigen Krieg, mit einer entsprechenden Berücksichtigung der Rolle Schlesiens im habsburgischen Gesamtsystem vor 1740, harrt noch einer angemessenen Darstellung, genauso wie das Aufkommen und die politischadministrativen Hintergründe des Konzepts der „deutschen Erbländer“. Eine ausgewogene, nationale Meistererzählungen kritisch reflektierende und für Ambivalenzen aller Art offene Darstellung der Verfasstheit der ungarischen Krone in der Frühen Neuzeit scheint, trotz zahlreicher Veröffentlichungen zu Einzelfragen, ein Forschungsdesiderat zu sein. Zur komplexen Frage der Königreiche Kroatien, Slawonien und Dalmatien und deren Verhältnis zu Ungarn existiert eine unüberschaubare Literatur. Sie reicht von den in den Jahrzehnten um den österreich-ungarischen und den ungarisch-kroatischen Ausgleich verfassten und historisch-politische Argumente liefernden Kampfschriften (hier gilt als besonders materialreich, informativ und vergleichsweise ausgeglichen Virozsil 1865–1866), deren Herangehensweise, Begrifflichkeit und Ton lange nachwirkten (Marczali 1911, Timon 1904, Guldescu 1970), bis zu nüchternen Einschätzungen sowohl der Gesamtfrage (Kessler 1981 und 1995, Kruhek 2004, Pálffy 2009, Varga [Sz.] 2008, 2013a, 2013 und wortwörtlich identisch 2014) als auch einzelner wichtiger Aspekte, etwa der historischen Wahrnehmung der Intensität der Länderverbindung (Bene 2001 und 2013), des Wandels der Raumwahrnehmung (Klaić [N.] 1973), der Verschmelzung des kroatischen und des slawonischen Landtags (Pálffy 2003b und 2005), der Ausbildung des administrativen und ökonomischen Abhängigkeitsverhältnisses zu Innerösterreich (Štefanec 2009) oder der Teilnahme von Abgesandten aus Kroatien-Slawonien am ungarischen Landtag (Szijártó 2005). Für die Literatur zur Militärgrenze, deren Ausformung und Entwicklung mit dem genannten Fragekomplex eng zusammenhängt, siehe die Kapitel VII.3.5.1 und VII.3.6.4 des vorliegenden Bandes, v. a. aber künftig den einschlägigen Abschnitt in Band 2. Besonderheiten Siebenbürgens überblickt Zach 1980/81 (Neudruck: Zach 2004), die habsburgischen Ansprüche auf Siebenbürgen und die prekäre Lage des Fürstentums zwischen dem Osmanischen Reich und der Habsburgermonarchie finden sich übersichtlich bei Oborni 2013 dargestellt. Standardwerke bleiben Köpeczi 1990 und 2001/02.
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I. Territoriale und demographische Entwicklung
Quellen zur diplomatischen Absicherung der habsburgischen Gebietsgewinne und -verluste sind anhand des Verzeichnisses der Verträge bei Bittner 1903–1917 greifbar. Das damit zusammenhängende Editionsprojekt „Österreichische Staatsverträge“ der Kommission für Neuere Geschichte Österreichs blieb leider Fragment (Pribram [A.] 1907–1913, Gooss 1911, Srbik 1912). Die territoriale Entwicklung der Habsburgermonarchie während des Dreißigjährigen Krieges und danach wird selten zusammenhängend betrachtet. Zum Verlust der Lausitzen im Kontext weiterer territorialer Einbußen und mit Hinweisen auf die ältere Literatur Rauscher (P.) 2007; zur Verpfändung Oberösterreichs am ausführlichsten Sturmberger 1976. Quellen zur Auseinandersetzung um die sieben oberungarischen Komitate sind durch Gooss 1911 erschlossen, weiters dazu Lukinich 1918. Zur Verpfändung von Oppeln-Ratibor Leszczyński 1969; zur Abtretung Gradiskas Czoernig 1873, Heydendorff 1965 und Valentinitsch 1996a; zum Verlust des Elsass Jacob 1897 und Overmann 1904/05. Zu den Rahmenbedingungen dieser territorialen Verluste Dickmann 1959, Ruppert 1979, Winkelbauer 1997a. Einen dichten Überblick über die Expansion und die Gebietsverluste der Habsburgermonarchie seit dem Großen Türkenkrieg und über die Integration neuer Territorien bietet Hochedlinger 2003a, auf dessen ausführliche bibliographische Kommentare hier zu verweisen ist. An bedeutenden neueren Publikationen sind zu nennen: zur habsburgischen Expansionspolitik im Südosteuropa Ingrao–Samardžić–Pešalj 2011; zur Übernahme des spanischen Erbes Antonelli 2014, Hertel 2014 und Van Gelder 2016; zur Stellung der ehemals spanischen Provinzen in der Habsburgermonarchie Szabo 2010 (anknüpfend an die Kaunitz-Biographie Szabo 1994); zur Eingliederung Galiziens Řezník 2016. Entsprechende Abschnitte ebenfalls in den beiden großen Biographien über Maria Theresia (Stollberg-Rilinger 2017) und Joseph II. (Beales 1987/2009). Zur Annahme des Titels „Kaiser von Österreich“ durch Franz II. 1804 pointiert Häusler 2008; siehe auch Wilson 2006.
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2. Die demographische Entwicklung der Habsburgermonarchie Von Andreas Weigl
Das demographische Wachstum im frühneuzeitlichen Europa fiel, langfristig betrachtet, vergleichsweise gering aus. Nach aktuellen Schätzungen betrug die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate im Zeitraum 1500 bis 1800 in etwa 0,26 bis 0,28 %. Der seit 1526 habsburgische Länderkomplex in Mitteleuropa bildete diesbezüglich keine Ausnahme. Vom ersten Drittel des 16. Jahrhunderts (österreichische Länder: 1527, böhmische Länder: 1529, Länder der Stephanskrone: 1495) bis 1786 zählte dieser Raum mit ca. 0,34 % jährlichem Wachstum dennoch zu den überdurchschnittlich wachsenden Teilen des Kontinents. Diese Wachstumsrate bezieht sich – zu Vergleichszwecken – auf die österreichischen Länder ausschließlich der Vorlande, des Innviertels und der Fürstbistümer Brixen und Trient, auf die böhmischen Länder ausschließlich der Lausitzen und der 1742 an Brandenburg-Preußen verlorenen Teile Schlesiens (unter der Annahme, dass österreichisch Rest-Schlesien wie um 1740 über den gesamten betrachteten Zeitraum rund ein Achtel der Gesamtbevölkerung Schlesiens stellte) sowie das gesamte Gebiet der Länder der Stephanskrone einschließlich der osmanisch besetzten Gebiete und Siebenbürgens. Nicht berücksichtigt bleiben bei dieser Berechnung auch die Lombardei, Galizien und die Bukowina. Während zu Beginn des 16. Jahrhunderts in dem zuvor beschriebenen Gebiet etwa 6,6 Mio. Menschen gelebt haben dürften, waren es gegen Ende des 18. Jahrhunderts (1786) 16,4 Mio. Im heterogenen habsburgischen Länderkomplex bestanden innerhalb der großen Ländergruppen langfristig betrachtet überraschenderweise nur geringe Wachstumsunterschiede. Dies war eine Folge einander aufhebender exogener und endogener demographischer Effekte. Während im 16. Jahrhundert vor allem das Bevölkerungswachstum der Länder der Stephanskrone (einschließlich der osmanisch kontrollierten Gebiete) deutlich unter dem Durchschnitt lag, traf das im 17. Jahrhundert auf die böhmischen Länder zu. Im 18. Jahrhundert hingegen überstieg das Wachstumsniveau in den böhmischen und wahrscheinlich auch den ungarischen Ländern in immer stärkerem Ausmaß jenes der österreichischen Länder, am augenfälligsten in den letzten beiden Jahrzehnten des Jahrhunderts. Die beschriebenen Unterschiede resultierten in erster Linie aus den indirekten Einflüssen kriegerischer Ereignisse. Obwohl zwischen den Ländergruppen erhebliche Unterschiede in der Fertilität und Mortalität bestanden, spielten diese in der Frühen Neuzeit lange Zeit eine nachrangige Rolle, nicht zuletzt weil sie sich bis zu einem gewissen Grad gegenseitig aufhoben, d. h.: Gebiete mit hoher Fertilität wiesen auch hohe Sterblichkeit auf und umgekehrt.
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I. Territoriale und demographische Entwicklung
Im 16. Jahrhundert fügten sich die österreichischen und böhmischen Länder in das Bild eines weite Teile Europas erfassenden kräftigen Bevölkerungswachstums – lediglich die „Türkeneinfälle“ der Jahre 1529 und 1532 bedeuteten für den ostösterreichischen Raum einen temporären demographischen Schock. In den Ländern der Stephanskrone sorgte vor allem der „Lange Türkenkrieg“ (1593–1606) für ein gedämpftes Bevölkerungswachstum. Im 17. Jahrhundert kostete der Dreißigjährige Krieg die böhmischen Länder insgesamt etwa ein Drittel der Einwohner, vielleicht sogar etwas mehr. Wenngleich der Aufholprozess nach 1650 bei jährlichen Wachstumsraten um 1,5 % und mehr sehr dynamisch verlief, wurde in Summe erst in den 1690er Jahren die Einwohnerzahl der Zeit vor dem Krieg wieder erreicht. In den Ländern der Stephanskrone sorgten die Türkenkriege am Beginn und gegen Ende des Jahrhunderts für ein weiterhin sehr mäßiges Wachstum. Die Krise des 17. Jahrhunderts verschonte freilich auch die österreichischen Länder nicht völlig. Vor allem der niederösterreichische Raum (mit Ausnahme des Mostviertels) litt temporär unter den Folgen des Dreißigjährigen Krieges und der Zweiten Osmanischen Belagerung. In Inner- und Vorderösterreich sorgten vor allem die indirekten Folgen der Kriege – hohe Steuerbelastung, Truppendurchzüge – für ein insgesamt eher gedämpftes Wachstum. Am höchsten war es im historischen Tirol und in der Steiermark mit rund 0,3 bis 0,4 % jährlich. Trotz nicht unerheblicher Verluste in der 1740 bis 1763 andauernden Kriegsperiode und der Hungersnot der Jahre 1770 bis 1772 wurden in den böhmischen Ländern und in Ungarn im 18. Jahrhundert Wachstumsraten um und über 1 % erreicht und damit ein Wachstumsniveau, welches jenem von England und Wales durchaus entsprach, ja dieses sogar übertraf. Noch ausgeprägter war gegen Ende des 18. Jahrhunderts das Wachstum in Galizien und der Bukowina, wo es kurzfristig sogar rund 3 % erreichte. In den Alpenländern nahm die Bevölkerung bis etwa in die späten 1780er Jahre mit rund 0,4 % deutlich schwächer zu. Gegen Ende des Jahrhunderts kam es nahezu zur Stagnation. Insgesamt zählte gerade in dieser Phase der „Proto-Industrialisierung“ die Habsburgermonarchie zu den demographisch dynamisch wachsenden Räumen in Europa. Die Napoleonischen Kriege sollten diesen Wachstumspfad jedoch noch einmal unterbrechen. Die dieser Skizze der demographischen Entwicklung zugrunde liegenden Bevölkerungszahlen beruhen allerdings vor 1754 (in Ungarn vor 1786) auf keinen in der ganzen oder in größeren Teilen der Monarchie durchgeführten „Konskriptionen“, sondern auf Schätzungen. Diese Schätzungen stützen sich am Beginn der habsburgischen Periode auf „Übernahmeprotokolle“ (Gültverzeichnisse), daneben auf Steuerlisten, Angaben über Feuerstätten, Häuser, Haushalte und Rekrutierungen. Seit dem Einsetzen der Gegenreformation lassen sich diese Quellen nach und nach ersetzen durch eine Reihe von Kommunikantenzählungen oder ähnlichen Verzeichnissen (z. B. das Verzeichnis der Untertanen nach dem Glauben für Böhmen aus dem Jahr 1651), die in der Regel Personen ab dem achten bis zwölften Lebensjahr erfassten, sowie Auszählungen aus Matriken und verwandten Quellen kirchlicher Provenienz. Durch die Kombination dieser Quellen ergibt sich ab der Mitte des 17. Jahrhunderts eine gewisse Verbesserung der Schätzgenauigkeit. Davor ist mit größeren Unschärfen zu rechnen. Auch die Genauigkeit der zu fiskalischen und militärischen Zwecken durchgeführten maria-theresianischen, josephinischen und franziszeischen Zählungen ist mit jener moderner Volkszählungen (ab 1869) nicht zu vergleichen, da von einer Untererfassung wehrfähiger Männer, gesellschaftlicher Randgruppen und – in den Ländern der Stephanskrone – auch Adeliger auszugehen ist.
2. Die demographische Entwicklung der Habsburgermonarchie 65
Betrachtet man die Habsburgermonarchie als ein Staatsgebilde, dann besaß die Außenmigration in der Frühen Neuzeit, mit einigen temporären Ausnahmen, geringes demographisches Gewicht. Namhaft war die protestantische Emigration nach Franken, Brandenburg-Preußen und in andere protestantische Territorien des Reiches. Im Zeitraum von 1620 bis 1650 verließen wahrscheinlich rund 10 % der Bevölkerung der böhmischen Länder ihre Heimat, in den österreichischen Alpenländern dürften es maximal 5 % gewesen sein. Dem stand ein Zustrom von Einwanderern aus katholischen Territorien Süd- und Südwestdeutschlands vor allem in die nördlich der Donau gelegenen Teile Nieder- und Oberösterreichs und in die Grenzregionen der böhmischen Länder gegenüber, der die Wanderungsverluste teilweise kompensierte. Die Wiederbesiedlung der zurückeroberten osmanischen Gebiete Ungarns erhielt Ende des 17. Jahrhunderts durch die Einwanderung von rund 200.000 serbischen Flüchtlingen einen erheblichen Schwung. Sie wurde verstärkt durch die von Grundherren geförderte und in weiterer Folge im Sinne einer staatlichen „Impopulationspolitik“ planmäßige Ansiedlung deutscher Protestanten („Schwabenzüge“). Vom Ende des 17. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts dürften mindestens 300.000 Deutsche in die Länder der Stephanskrone zugewandert sein. Eine gewisse Bedeutung hatten auch die jüdische Einwanderung aus Polen, Litauen und Weißrussland in die böhmischen Länder Mitte des 17. Jahrhunderts und die jüdische, rumänische Einwanderung in die Länder der Stephanskrone seit dem späten 17. Jahrhundert. Das langfristige demographische Wachstum wurde primär durch Geburtenüberschüsse bestimmt, die in den böhmischen Ländern und in Ungarn in krisenfreien Jahren bis zu 1 bis 1,5 % (bezogen auf die Gesamtbevölkerung) jährlich erreichten, während sie in den österreichischen Ländern mit Ausnahme von Nachkrisenperioden und protoindustriellen Zonen zumeist 0,5 % langfristig nicht überschritten. In den böhmischen Ländern gab es von 1613 bis 1649 durchschnittlich alle vier Jahre Geburtendefizite, von 1650 bis 1800 jedoch nur mehr vereinzelt, insgesamt lediglich in elf Jahren. Die Fertilität variierte zwischen den einzelnen Teilen der Habsburgermonarchie beträchtlich. Am geringsten war sie in den Alpenländern, wo die Geburtenrate in den Anerbengebieten 30 ‰ kaum überschritt, in den Realerbteilungsgebieten allerdings auch Werte um 40 ‰ erreichen konnte. Im heutigen Österreich lag die Geburtenrate im Durchschnitt der Jahre 1787 bis 1792 bei rund 34 ‰, so in etwa auch in Niederösterreich (ohne Wien), merklich niedriger in Nord- und Südtirol. Verstreute Angaben aus dem 17. und 18. Jahrhundert lassen vermuten, dass das Fertilitätsniveau davor in der Regel etwas, nach Wiederbesiedlungsphasen nach Mortalitätskrisen deutlich höher lag. Dieses im Durchschnitt für vorindustrielle Populationen vergleichsweise geringe Fertilitätsniveau basierte einerseits auf der durch das Anerbenrecht, eine gesindeabhängige Wirtschaftsweise und die Wirkung des politischen Ehekonsenses erzwungenen, andererseits aus der Tradition (z. B. auch in Realerbteilungsgebieten) zu erklärenden Praxis später Verheiratung (European Marriage Pattern) bis hin zu lebenslanger Ehelosigkeit. Hingegen waren in den böhmischen Ländern und im slowenischsprachigen Gebiet das Heiratsalter durch die Vererbungspraxis (frühe Übergabe, Ultimogenitur oder Verkauf an außerfamiliäre Personen) niedriger, der Gesindedienst in der Regel temporärer und Familiengründungen von Inwohnern verbreiteter. Im Durchschnitt dürfte das Heiratsalter in den böhmischen Ländern um rund fünf Jahre unter jenem der österreichischen Länder gelegen haben. Daher bewegte sich die Ge-
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burtenrate in den böhmischen Ländern auf einem durchschnittlichen Niveau von 40 bis 45 ‰. Angesichts der Notwendigkeit der Wiederbesiedlung des Landes nach der Katastrophe des Dreißigjährigen Krieges hatten die Grundherren zunächst wenig Interesse an Heiratsbeschränkungen. Dies änderte sich allerdings in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts mit Bezug auf unterbäuerliche, nichtansässige Schichten. Am frühesten wurde in den Ländern der Stephanskrone geheiratet. In Oberungarn befand sich in dieser Hinsicht eine breite Übergangszone in Richtung zu noch niedrigerem Heiratsalter, welches sich vor allem aus dem divergierenden Rechtssystem und der Praxis der Erbteilung erklärt. Im Königreich Ungarn dürften im 18. Jahrhundert rund die Hälfte der jungen Frauen vor dem Erreichen des 20. Lebensjahres und die Hälfte der jungen Männer vor Erreichen des 25. Lebensjahres verheiratet gewesen sein. Lebenslange Ehelosigkeit gab es kaum. Für die Sterblichkeit gilt ein synchrones Bild wie für die Fertilität. Während die Sterberaten in den österreichischen Ländern um oder unter 30 ‰ lagen – von 1785 bis 1795 in Niederösterreich ohne Wien und von 1787 bis 1792 in Tirol bei 28 ‰ –, waren sie in den böhmischen Ländern höher, von 1764 bis 1768 bei 35 ‰. Am höchsten lagen die Sterberaten in Ungarn, wo sie auch noch gegen Ende des 18. Jahrhunderts 40 ‰ überschritten (1777–1782: 41 ‰). Die Mortalitätskurven wiesen über den gesamten betrachteten Zeitraum jene charakteristischen Zacken auf, wie sie für Mortalitätskrisen typisch sind. Kriegerische Ereignisse haben diesen Zyklus verstärkt, ohne notwendigerweise immer dessen Verursacher gewesen zu sein. Dies galt etwa für die Pestepidemie von 1679 in Niederösterreich oder jene von 1709 bis 1713 in Ungarn und Siebenbürgen, der vermutlich 5 bis 10 % der Bevölkerung zum Opfer fielen. Die bestdokumentierte malthusianische Krise bildete die große Hungersnot von 1770 bis 1772, deren behauptete Opferzahlen – in Böhmen angeblich ein Zehntel der Bevölkerung – angesichts der Zeitreihe der Einwohnerzahlen allerdings zweifelhaft erscheinen. Quellenlage und Forschungsstand Die Bevölkerungsgeschichte der frühneuzeitlichen Habsburgermonarchie weist quellenbedingt und aufgrund nationaler Forschungstraditionen einen uneinheitlichen Forschungsstand auf. Die aggregierten Ergebnisse der maria-theresianischen, josephinischen und franziszeischen Konskriptionen waren seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Gegenstand einschlägiger statistischer Studien wie Goehlert 1854, 1879a, 1879b, 1880 und Grossmann (H.) 1916 – letztere Arbeit mit durchaus quellenkritischem Ansatz. Im Einzelfall lassen sich auch aus späteren Erhebungen Rückschlüsse auf das 18. Jahrhundert ziehen (Statistische Übersichten 1859). Einwohnerzahlen dieser Erhebungen beschränkt auf das Gebiet der Republik Österreich finden sich bei Klein (K.) 1971 und in Form einer umfassenden, kleinräumigen Sammlung bei Klein (K.) 2017. Im Fall der ersten ungarischen Zählung von 1784/87 liegt eine umfängliche Quellenedition vor, die im Stil moderner Volkszählungshefte gestaltet wurde (Danyi–David 1960). Eine ausführliche quellenkritische Würdigung erfuhren die Zählungsergebnisse der Habsburgermonarchie bei Bolognese-Leuchtenmüller 1978. Ergänzende Angaben zur Bevölkerungsgeschichte Österreichs oder österreichischer Bundesländer finden sich in Klein (K.) 1973 und 2003, Sloweniens in Zwitter 1936 und der böhmischen Länder in Fialová–Horská–Maur 1993 und Fialová–Horská–Kučera–Maur–
2. Die demographische Entwicklung der Habsburgermonarchie 67
Musil–Stloukal 1996. Auch in der wirtschaftshistorischen Literatur wurden Ergebnisse der Zählungen des 18. Jahrhunderts rezipiert wie bei Dickson 1987, Bd. 1. Für die vortheresianische Zeit liegt im Fall des Herzogtums Steiermark eine Zeitreihe der Kommunikantenzählungen des 16. bis 18. Jahrhunderts in kritischer Bearbeitung bei Straka 1961 vor, die Ergebnisse einer Zählung von 1746 für Oberösterreich bei Grüll 1957. Zusammenfassende Darstellungen der Bevölkerungsgeschichte des 16., 17. und der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts mit Schätzungen der Einwohnerzahlen auf Basis von fiskalischen, militärischen und kirchlichen Zählungen finden sich bei Klein (K.) 1973 (Österreich), Kristó 2007 (Ungarn), Fialová–Horská–Kučera–Maur–Musil– Stloukal 1996 (Tschechische Republik, Slowakei) und Breschi–Kalc–Navarra 2001 (Triest und Umland). Auch in Gesamtdarstellungen wie Mieck 1993, Winkelbauer 2003, Tl. 1, Blaznik–Grafenauer–Vilfan 1970, Kuhn–Gerber 1999 und Metz 1967 werden einschlägige Schätzungen abgegeben bzw. rezipierend wiedergegeben. Die historisch-demographische Forschung zur Fertilität und Mortalität beruht großteils auf der Auswertung von Matriken, die sich vereinzelt ab dem 16. – die ältesten Matriken stammen aus den 1530er Jahren aus Joachimsthal (Gundacker 1998, 259) –, in größerer Dichte im 17. und 18. Jahrhundert in den Pfarren, Diözesan- und Regionalarchiven erhalten haben. Im Fall der böhmischen Länder können auch die nach 1648 vorgenommenen Steuererhebungen herangezogen werden. Vor allem die tschechoslowakische und ungarische Forschung hat seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine Fülle einschlägiger mikrodemographischer Studien erarbeitet (Cerman [M.] 1997) und in den wirtschafts- und sozialgeschichtlichen Gesamtkontext gestellt (Maur 2001). Das größte migrationshistorische Interesse fanden ursprünglich die frühneuzeitlichen Fernwanderungen, vor allem die Wiederbesiedlung Ungarns nach den Türkenkriegen. Eine zusammenfassende quantitative Abschätzung dieser Kolonisationsbewegung findet sich bei Fenske 1978. In den letzten Jahrzehnten hat jedoch auch die Handwerksgeschichte frühneuzeitliche Arbeitsmigration in Mittel- und Ostmitteleuropa verstärkt zum Thema gemacht.
68
I. Territoriale und demographische Entwicklung
Tabelle 1: Schätzung der Bevölkerungsentwicklung der Habsburgermonarchie1), ca. 1500–1740
1527/1529/1495
Österreichische Länder (ohne Vorlande) 1.700.000 [heutiges Österreich] 1.500.000
1600
1517/1600*)
2.100.000 1.800.000
0,29 0,25
Österreich unter der Enns 500.000 580.000 0,20 Österreich ob der Enns2) 260.000 300.000 0,20 [heutiges Oberösterreich] 335.000 380.000 0,17 Steiermark3) 373.000 478.000 0,28 Kärnten 135.000 175.000 0,36 Krain 180.000 230.000 0,34 Görz und Gradiska samt Triester Gebiet 55.000 70.000 0,33 Triest und Umland 7.000 Tirol und Vorarlberg4) 240.000 310.000 0,35 Vorarlberg5) 32.000 40.000 0,31 Vorlande (rechtsrheinisch) Böhmische Länder (ohne Lausitzen)6) Böhmen Mähren Schlesien
2.300.000 1.110.000 550.000 650.000
2.950.000 1.400.000 650.000 900.000
0,29 0,27 0,20 0,38
Länder der Stephanskrone7) 3.100.000 Habsburgisches Ungarn Siebenbürgen8) (inkl. Partium) 500.000 Osmanisches Ungarn
3.500.000 0,12 1.800.000 900.000 900.000
Monarchie gesamt9)
8.650.000
7.100.000
0,21
*) durchschnittliche jährliche Veränderungsrate Ohne die Besitzungen in Italien und ohne die Österreichischen Niederlande. – 1746 (statt 1740). – 3) 1528 (statt 1527 etc.), 1617 (statt 1600). – 4) 1527: Ohne die Hochstifte Brixen und Trient; Südtirol geschätzt auf der Basis Nordtirol 1427–1527. – 5) 1640/43 (statt 1650). – 6) 1529. – 7) 1495. – 8) 1495 ohne das spätere Partium. 9) Durchschnitt der Jahre 1527, 1529, 1495. Ohne die Vorlande, die Besitzungen in Italien und die Österreichischen Niederlande.
1)
2)
Quelle: Klein (K.) 2017; Klein (K.) 1973, 105; Klein (K.) 2003, 34–38; Fialová– Horská–Kučera–Maur–Musil–Stloukal 1996, 386f.; Grüll 1957, 326; Metz 1967, 12; Winkelbauer 2003, Tl. 1, 14; Breschi–Kalc–Navarra 2001, 74–76; Maur 2001, 190, 203; Straka 1961, 40f.; Kristó 2007, 87, 91f., 145–147, 172f., 249; Mieck 1993, 694, 953.
2. Die demographische Entwicklung der Habsburgermonarchie 69
1650
1700
1600/1700*)
2.600.000 2.100.000
0,21 0,15
543.165 40.000
630.000 350.000 450.000 613.915 215.000 290.000 90.000 7.000 390.000 50.000 290.000
0,08 0,15 0,17 0,30 0,21 0,23 0,25
2.200.000 1.000.000 500.000 700.000
3.000.000 1.500.000 600.000 900.000
0,02 0,07 –0,08 0,00
800.000
4.000.000 2.100.000 900.000 1.000.000
0,13 0,15 0,12 0,11
9.600.000
0,12
1740
1700/1740*)
410.000
0,34
687.549
0,28
3.800.000 1.900.000 800.000 1.109.000
0,59 0,59 0,72 0,52
1.000.000
0,26
0,23 0,22
70
I. Territoriale und demographische Entwicklung
Tabelle 2: Bevölkerungsentwicklung der Habsburgermonarchie, 1754–1800
1754
1768
1780
Österreichische Länder ohne Vorlande, mit Innviertel [heutiges Österreich] Erzherzogtum Österreich Österreich unter der Enns Österreich ob der Enns [heutiges Oberösterreich1)] Steiermark2) Kärnten3) Krain2) Übriges Innerösterreich Görz und Gradiska Triester Gebiet4) Tirol und Vorarlberg5) Vorarlberg Vorlande
3.520.000 4.030.000 3.330.000 3.690.000 2.728.000 2.970.000 1.359.908 1.166.049 1.569.914 929.576 804.342 430.332 361.707 540.000 609.069 696.606 793.840 807.164 271.924 248.055 292.256 344.564 396.945 401.887 102.337 96.145 136.305 81.145 115.305 10.001 15.000 21.000 443.000 481.464 481.025 58.500 58.700 66.000 299.788 341.100
Böhmische Länder Böhmen Mähren und Schlesien Mähren2) Österr. Schlesien6)
3.010.000 3.486.300 4.000.000 1.971.613 2.021.415 2.550.609 1.041.756 1.497.300 1.444.939 886.974 1.232.900 154.782 264.400
Galizien und Bukowina7)
2.780.000
Monarchie ohne Galizien und Ungarn 6.530.000 Monarchie ohne Ungarn 6.530.000
8.030.000 10.810.000
Länder der Stephanskrone Ungarn, Kroatien und Slawonien Siebenbürgen Österreichische Niederlande8)
1.880.000
Mailand, Mantua und Mirandola9) 1.100.000 Monarchie ohne Ungarn, inkl. Niederlande und Lombardei
13.790.000
Monarchie gesamt *) durchschnittliche jährliche Veränderungsrate 782 (statt 1780). – 2) 1771 (statt 1768). – 3) 1766 (statt 1768). – 4) 1754: Triest 1 in Görz und Gradiska inkludiert, 1768: interpoliert, 1789: einschließlich Österreichisch Istrien. – 5) Ohne die Hochstifte Brixen und Trient; 1754: Vorarlberg nach Klein (K.) 2017. – 6) 1771 (statt 1768), 1787 (statt 1786), 1798 (statt 1800). – 7) 1801 (statt 1800). – 8) 1780: zeitgenössische Schätzung, 1784 (statt 1786): Volkszählung. – 9) 1780: zeitgenössische Schätzung auf Basis der Volkszählung 1773.
1)
2. Die demographische Entwicklung der Habsburgermonarchie 71
1754/1780*)
1786
1789
1800
1780/1800*)
4.150.000 4.150.000 0,40 3.800.000 0,33 3.046.000 0,55 1.621.008 1.637.153 1.001.788 619.220 0,43 619.220 0,57 819.449 800.500 0,28 294.104 287.944 0,59 412.409 405.526 1,11 139.558 149.974 119.423 119.974 2,89 20.135 30.000 0,29 506.567 512.631 0,47 71.700 0,50 353.600 359.079
3.840.000 3.840.000 3.064.000 1.646.239 1.016.510 629.729 629.729 813.370 287.183 429.866 150.979 123.635 27.344 511.644 76.500
0,19 0,04 –0,09 0,34 0,51 0,35 1,33 0,31 0,64
1,10 1,00 1,27
4.460.000 2.868.478 1.595.065
4.700.000 3.042.622 1.656.397
0,81 0,89 0,69
313.031
317.200
4.280.000 2.745.018 1.530.980
0,20 0,16 0,24
3.280.000
3.400.000
4.930.000
2,91
0,80
8.430.000 11.710.000
8.610.000 12.010.000
8.540.000 13.470.000
0,31 1,11
8.500.000 7.050.820 1.440.986
2.270.000
1.340.000
1.150.000
0,22
15.320.000
20.210.000
Quelle: Grossmann (H.) 1916, 355–360, 365, 367; Goehlert 1854, 64f.; Dickson 1987, Bd. 1, 438f.; Bolognese-Leuchtenmüller 1978, 50–54; Zwitter 1936, 90; Blaznik– Grafenauer–Vilfan 1970, 99; Goehlert 1879b, 405; Breschi–Kalc–Navarra 2001, 75f.; Goehlert 1880, 53; Statistische Übersichten 1859, 225; Kuhn –Gerber, 1999, 495; Kristó 2007, 229; Danyi–David 1960, 28; Klein (K.) 2017; Klein (K.) 1973, 105; Mieck 1993, 49f., 846, 890.
3. Volkszählungen Von Anton Tantner
Dem Romantiker Friedrich Schlegel galt das 18. Jahrhundert als ein von einer „mathematischen Staatsansicht“ beherrschtes (Schlegel 1811, 549); und tatsächlich ist diese Epoche von Ordnung und Klassifikation geradezu besessen, beseelt von dem Streben, die Kenntnis über „Land und Leute“ mittels Erfassungstechniken wie Volkszählung, Kataster und Landesaufnahme zu vermehren. Diese Techniken bilden den modernen Staat, sollen die „Regierbarmachung“ des Volks, der Natur und der Güter sicherstellen, das aus Regierungsperspektive Chaotische, Verworrene, Unübersichtliche ordnen, kalkulierbar und produktiv machen. Die bisherige Historiographie lässt die Volkszählungen in der Habsburgermonarchie zumeist mit derjenigen von 1753/54 einsetzen, ein vergleichsweise früher Beginn, der sich wahrscheinlich dadurch erklärt, dass der Innovationsdruck in den österreichischen Ländern nach dem Erbfolgekrieg besonders hoch war. In anderen Staaten waren es oft erst der Siebenjährige Krieg oder die Hungersnot von 1770, die einen ähnlichen Boom an statistischen Erhebungen mit sich brachten. Aus statistikhistorischer Perspektive findet diese Periode der habsburgischen Geschichte ihr Ende 1829, als nach mehreren vergeblichen Versuchen das statistische Büro unter der Präsidentschaft von Anton Freiherrn von Baldacci gegründet wurde.
3.1. Frühe Erfassungsversuche Bereits vor den 1750er Jahren gab es Erfassungsaktionen, die den Anspruch hatten, die Bevölkerung oder zumindest Teile davon zu verzeichnen: So wurde z. B. per Patent vom 24. März 1645 in Wien eine Erfassung der gesamten Bevölkerung angeordnet, die auch Frauen mit einbezog. Fünfzig Jahre später (1695) wurde in Niederösterreich eine Volkszählung durchgeführt, die vorwiegend fiskalische Zwecke hatte und der Finanzierung des Zweifrontenkrieges gegen Türken und Franzosen dienen sollte. Beide Male, 1645 und 1695, scheint ein Zusammenhang mit Kopfsteuerausschreibungen wahrscheinlich. Während Erhebungen dieser Art zumeist anlassbezogen und punktuell blieben, lassen sich auch Erfassungsmaßnahmen feststellen, die wiederholt stattfanden und zum Ziel hatten, die Bevölkerung bzw. von Seiten der Behörden als besonders erfassens- und verfolgenswert betrachtete Teile summarisch oder namentlich zu registrieren. Als erstes wären die sog. Judenkonskriptionen zu nennen, die spätestens seit Anfang des 17. Jahrhunderts in Böhmen, später dann auch in Wien durchgeführt wurden; sie
3. Volkszählungen 73
hatten zunächst noch vorwiegend fiskalische Zwecke und sollten die Datengrundlage für die Besteuerung der Juden und Jüdinnen liefern. In den folgenden Jahrzehnten wandelte sich allerdings der mit den Erfassungen verbundene Zweck: Die Konskriptionen sollten nunmehr die Vertreibung der jüdischen Bevölkerung vorbereiten oder aber ihrer Kontrolle dienen. Zu betonen ist, dass im Zuge dieser Judenkonskriptionen Techniken ausformuliert und zum Teil auch eingesetzt wurden, deren Anwendung seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts auf die Gesamtheit der Bevölkerung ausgedehnt wurde, worunter die Hausnummerierung und die Benennung, d. h. die Vergabe eines eindeutigen und auch nicht mehr änderbaren Namens, fallen. Neben den Judenkonskriptionen ist die im Zuge gegenreformatorischer Maßnahmen betriebene Erfassung der Protestanten zu nennen. Bemerkenswert an diesen Bemühungen ist, dass sie nicht selten über die Gruppe der evangelischen Konfessionsangehörigen hinaus auch die katholische Bevölkerung erfassten. Bereits während des Dreißigjährigen Krieges lassen sich solche Registrierungsaktionen feststellen; nach Kriegsende wurden sie noch verstärkt und insbesondere in Böhmen die Untertanen 1651 nach dem Glauben in Listen verzeichnet, die zum Teil bis heute erhalten sind. Dabei wurde zumindest der Versuch unternommen, die Erfassungen regelmäßig durchzuführen. Hervorzuheben an diesen gegenreformatorischen Bevölkerungserfassungen ist auch der Umstand, dass sich der mit der Einschickung der Verzeichnisse beauftragte Klerus zuweilen dagegen zur Wehr setzte, zum Befehlsempfänger staatlicher Stellen degradiert zu werden. Die Angaben der Pfarrer sollten daher durch die von den Grundherrschaften erstellten Untertanenverzeichnisse ergänzt und überprüft werden. Diese zumindest teilweise Doppelgleisigkeit der Erfassung weist bereits auf die Konskriptionen der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts voraus. Als dritte Erfassungsaktion sind die seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts in Wien durchgeführten policeylichen Hausbeschreibungen zu nennen. Ihr Hauptzweck war zum einen die Vertreibung der für überflüssig gehaltenen Bevölkerungsteile – der unnützen und verdächtigen, wie es in einem Patent von 1696 heißt –, zum anderen die Kontrolle der Fremden. Darüber hinaus tendierten diese Bemühungen aber dazu, die gesamte Bevölkerung zu erfassen und zu kontrollieren; auch kurzfristige Änderungen in der Zusammensetzung der Hausbewohner sollten erfasst werden. Zusammen mit den Meldezetteln, die von neu ankommenden Fremden, später auch von übergesiedelten Einheimischen auszufüllen waren, sollte ein Registrierungssystem eingeführt werden, das den aktuellen Stand der Bevölkerung festhalten und fortschreiben sollte.
3.2. Konskriptionen ab 1753 Eine Wiederholung der Zählung von 1695 in gleichmäßigen Zeitabständen scheint nicht beabsichtigt gewesen zu sein; die Durchführung regelmäßiger „Seelenkonskriptionen“ wurde seitens der Regierenden erst nach dem Ende des Österreichischen Erbfolgekrieges als notwendig erachtet, als die Reorganisation des Rekrutierungswesens und der Steuereinhebung vorangetrieben wurde. Für die Repartition von Rekrutenkontingenten und Steuern waren Angaben über die Zahl der in den Ländern lebenden Personen nötig, und die gesamte Staatsverwaltung sollte durchdrungen werden von dem Wunsch der Kaiserin, sich über Situation und Stärke der Länder zu unterrichten.
74
I. Territoriale und demographische Entwicklung
Zunächst wurde dabei auf bereits vorhandene und wohlerprobte Techniken zurückgegriffen, nämlich auf die Kommunikantenverzeichnisse der Pfarrer: Im Oktober 1753 wurden die Länderstellen in Böhmen, Mähren, Schlesien, Steiermark, Kärnten, Krain, Nieder- und Oberösterreich aufgefordert, die Einsendung einer Consignation derer BeichtKinder durch die geistlichen Behörden an das Directorium in publicis et cameralibus zu veranlassen. Kurz danach wurden in Niederösterreich auch die Grundherrschaften aufgerufen, ihre Untertanen ortsweise nach Profession, Stand und Alter zu summieren; die Einsammlung dieser Angaben sollte durch die Landgerichte erfolgen. Gleichzeitig wurde für Niederösterreich eine Landesbeschreibung angeordnet. Es fällt auf, dass die Mitglieder des Directoriums nicht viel Vertrauen in die Zuverlässigkeit der Pfarrer setzten; Anfang 1754 fiel die Entscheidung, auch in den übrigen Ländern die weltlichen Behörden miteinzubeziehen, mit der Begründung, dass durch die weltlichen Obrigkeiten die Ergebnisse viel verlässlicher als durch die Geistlichkeit zu erhalten sein dürften. Daher wurde am 19. Januar 1754 nicht nur für die der geistlichen Beschreibung unterworfenen Länder, sondern weiters auch für Tirol und Vorderösterreich eine weltliche Beschreibung aller dortlandes befindlichen Seelen angeordnet, die nun von den Grundherrschaften und Magistraten vorzunehmen war. Diesmal waren die Tabellen über die Kreisämter einzureichen, jährlich – bzw. nach einer späteren Anordnung alle drei Jahre – sollte das Ergebnis über die Länderstellen an das Directorium geschickt werden. Nach dem eigens für die grundherrschaftlichen Beamten entworfenen Schema wurden die zu beschreibenden „Seelen“ zunächst nach fünf Alterskategorien aufgegliedert, die über Zwanzigjährigen wurden weiters nach Familienstand unterschieden; alle diese Einteilungen sind nach Geschlechtern getrennt. Für die böhmischen Länder war nach demselben Schema über die Juden und Jüdinnen eine besondere Tabelle anzufertigen. Ihre Integration in eine Aufnahme der gesamten Bevölkerung änderte allerdings nichts an ihrem Sonderstatus; die Trennung in „christliche“ und „jüdische“ Seelen war die fundamentalste, durch die theresianischen Seelenkonskriptionen produzierte wie bestätigte Differenz. Die Bestimmungen vom 13. Oktober 1753, 19. Januar und 2. März 1754 setzten somit eine geistlich-weltliche Doppelzählung in Gang. Belegstellen, die die Reaktion der Bevölkerung auf die nun eingeführte Seelenkonskription dokumentieren, gibt es kaum; nur einmal heißt es, dass sie großes Aufsehen erregt habe. Die Durchführung brachte vielfältige Probleme mit sich; das Vertrauen in die erhobenen Daten war nicht groß, trotzdem wurde aber in Wien aus den Einzelergebnissen ein Haupt-Summarium erstellt. Diese Zusammenstellung gab die Bevölkerungszahl der 1754 erfassten Länder (Böhmen, Mähren, Schlesien, Ober- und Niederösterreich, Steiermark, Kärnten, Krain mit Görz und Gradiska, Tirol und Vorderösterreich) mit 6,424.069 Seelen an; es handelt sich dabei um „christliche Seelen“. Die Zahl der Juden in den böhmischen Ländern – sie betrug 49.421 – wurde nicht hinzuaddiert, was mit den ebenfalls getrennt ausgewiesenen Ergebnissen für Tirol und Vorderösterreich sehr wohl geschah. Was die Verwendung der Ergebnisse betrifft, so ist belegt, dass diese in den folgenden Jahren für militärische Zwecke, sc. zur Rekrutenrepartition, herangezogen wurden. Die ursprünglich für 1757 geplante Wiederholung wurde nur in wenigen Ausnahmefällen durchgeführt, vielleicht, weil die Verwaltung während des Siebenjährigen Krieges wichtigere Aufgaben zu übernehmen hat, vielleicht aber auch, weil es von Wien aus keine nochmalige Erinnerung gab.
3. Volkszählungen 75
3.3. Die Reform von 1762 Von zentraler Stelle aus wurde erst wieder im April 1761 eine weltliche Beschreibung angeordnet, die sich von der vorangegangenen nicht wesentlich unterschied: Neu waren eine Klassifikation der Ortschaften in vier Kategorien (große Städte, kleine Städte, Märkte und Dörfer) sowie die Erhebung der Zahl der Familien. An die Genauigkeit der Zählung wurden keine hohen Anforderungen gestellt, im entsprechenden Hofdekret vom 6. April 1761 wurde nur verlangt anzugeben, wie hoch man ungefähr die Zahl deren Familien, und Seelen rechne. Wie nicht anders zu erwarten, war das Ergebnis dementsprechend ungenau; die Direktorialbuchhalter gaben das Endergebnis mit 5,551.089 Seelen an und berechneten, dass gegenüber 1754 um 872.980 Menschen weniger erfasst waren. Die Beamten nannten auch Ursachen für die massive Abnahme: Die Rekrutierung der jungen Burschen zum Kriegsdienst bzw. deren Flucht vor ebendieser Rekrutierung sowie die durch das Militär in Böhmen eingeschleppten epidemischen Krankheiten seien dafür verantwortlich zu machen. Die Mängel der bisher stattgefundenen Zählungen blieben den Beamten und kaiser lichen Räten selbstverständlich nicht verborgen, und so wurde eine umfassende Reform der Seelenkonskription beschlossen. Mit Datum vom 24. April 1762 wurde eine neue Seelenzählung befohlen, das Hofdekret war diesmal in scharfem Ton gehalten: Für die Ungenauigkeit der letzten Zählung wurden Vertuschungen oder Nachlässigkeiten der Beamten verantwortlich gemacht. Ab sofort sollten die Zählungen jährlich stattfinden; die Zählung sollte nun wieder zweigleisig geschehen, von weltlichen (d. h. grundherrschaftlichen) und geistlichen Behörden. Es sollte bis in den November 1763 dauern, ehe die Ergebnisse bis auf jene für Tirol und Vorderösterreich in Wien eingetroffen waren und eine Summarische Haupt-Tabella für den 1762 erfassten Bevölkerungsstand erstellt werden konnte; im Vergleich zu 1761 wurde zwar eine leichte Erhöhung der Bevölkerungszahl festgestellt, doch war den Behörden nur zu bewusst, dass die Ergebnisse alles andere als exakt waren. In einzelnen Ländern differierten die Ergebnisse der weltlichen Zählung von denen der geistlichen Konskription um bis zu 31 %. Es verwundert demnach nicht, dass die Ergebnisse nach ihrem Bekanntwerden auf Skepsis stießen; als sie dem Staatsrat vorgelegt wurden, gab es heftige Debatten über ihre Verwendbarkeit. Immer wieder kam es in den 1760er Jahren zu Diskussionen über die Reform der Zählungen im Staatsrat; für die Jahre ab 1763 liegen keine Hauptsummarien der Seelenkonskriptionen vor. Offiziell eingestellt wurden die 1762 begonnenen weltlichen und geistlichen Zählungen im September 1770, als die nach neuer Fasson durchzuführende Konskription schon angelaufen war. Aus den über die Jahre hindurch eingelangten Länderergebnissen erstellte die Hofkanzlei eine Haupttabelle (18. Februar 1771, Druck: Grossmann [H.] 1916, 401–405). Demnach betrug die Anzahl der Seelen „in denen letzteren Jahren“ in den betreffenden Ländern wahlweise 5,230.748 (nach Stand) oder 5,897.745 (nach Alter).
3.4. Die Militarisierung der Seelenkonskription 1770/72 Nach jahrelangen Debatten wurde mit Patent vom 10. März 1770 das sog. Konskriptions- und Werbbezirkssystem kundgemacht, mit dem eine Militarisierung der Volkszäh-
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lung einsetzte, da nunmehr nicht mehr die Pfarrer oder grundherrschaftliche Beamte, sondern kreisamtliche Beamte und vom Militär bestimmte Kommissäre die Arbeit der Volksbeschreibung und der neu eingeführten Hausnummerierung durchführen sollten. Betroffen waren von dieser Zählung die böhmischen und österreichischen Länder mit Ausnahme Tirols und Vorderösterreichs. In letzteren beiden Ländern war die Hausnummerierung bereits 1767 vorgenommen worden. Rein rechnerisch waren es insgesamt 1.786 Personen, die auf Kreis- und Lokalebene das Beschreibungsgeschäft zu besorgen hatten; viele von ihnen wurden auf Zeit neu eingestellt. Es fiel keineswegs leicht, das benötigte Personal ausfindig zu machen, und es mangelte vor allem an geeigneten Schreibern. Ein klar gegliederter Instanzenzug legte den Weg von der einzelnen „Seele“ vor Ort hin zu den Zentralstellen der Monarchie und letztlich zur Kaiserin und ihrem Mitregenten fest. Die „Verdatung“ stützte sich zwar auf bereits vorhandene Verzeichnisse, namentlich die Kirchenbücher, geschah aber direkt beim Haus des jeweils zu Beschreibenden. Hauptzweck der Aktion war die Einführung eines neuen Rekrutierungssystems, weswegen von christlichen Männern die meisten Daten erhoben wurden: In den ihnen gewidmeten elf Rubriken wurden ihre Namen, Geburts- und eventuell Aufenthaltsorte, Stellung im „Haus“, Qualifikation und, sofern sie wehrfähig waren oder es werden konnten, ihr Alter in Jahren eingetragen. Doch auch nicht zum Militärdienst einziehbare Bevölkerungsteile waren in die „allgemeine Seelenkonskription“ miteinbezogen, namentlich Frauen und Juden: Erstere waren ohne Namensangabe zu erfassen; sie wurden in den zusammengezogenen weiblichen Geschlechts Tabellen nur summarisch nach zwei Alterskategorien (Mägdlein von 1 bis 15 Jahre und Weibspersonen über 15 Jahre) und drei Standeskategorien (Ledige, Verheyrathete und Verwittibte, Geistliche) unterschieden. Auch für jüdische Männer und Frauen galt ein viel gröberes Kategoriensystem, wobei es scheint, dass die konkrete Gestaltung der Formulare den Länderstellen überlassen war. Von militärischer Relevanz wiederum war die Erhebung des Zugviehs: Ochsen und Pferde wurden gezählt, letztere nach Hengsten, Stuten, Wallachen sowie Alter und Größe aufgegliedert. Eine lange – teils bis heute – nachwirkende Folge der Konskription bedeutete die Festlegung der Nummerierungsabschnitte, innerhalb derer die Häuser von eins an durchzunummerieren waren; diese Maßnahme war den Konskriptionskommissionen in den Ländern weitgehend selbst überlassen; zumeist dienten die Pfarren als Grundlage, da deren Grenzen im Gegensatz zu jenen der Grundherrschaften und Landgerichte eindeutiger waren und es sich bei ihnen am ehesten um geschlossene Bezirke handelte; nur in Kärnten wurde auf die Einteilung nach Landgerichten und Burgfrieden zurückgegriffen, mit der Begründung, dass dort die Kirchspiele wegen ihrer allzu vermischten, untertheilten, und zerstreuten Laage nicht in Frage kämen und die Einteilung in Landgerichte bereits bisher für administrative Zwecke herangezogen worden sei. Innerhalb der Grenzen der Pfarren bzw. Landgerichte war die Konskription nach Ortschaften durchzuführen. Eingeteilt wurden diese in Städte, Märkte und Dörfer. Kleine Ansiedlungen oder Häuser, die einzeln angetroffen wurden, sollten, sofern sie sich in der Nähe eines Dorfes befanden, in die Konskription dieses Dorfes aufgenommen werden; falls dies nicht zutraf, waren sie – eventuell mit anderen Häusern in der Nähe – „zusammenzuziehen“ und als eigene Ortschaft zu behandeln. Eine Nummerierung, die die Grundherrschaften als territoriale Grundlage genommen hätte, wurde verworfen, da es öfters vorkam, dass die Häuser eines Orts zu verschiedenen Grundherrschaften zählten,
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diese also zu „vermischt“ waren, sodass damit kein präzises Adressierungssystem geschaffen werden konnte. Die während der Seelenbeschreibung eingeführten Hausnummern („Konskriptionsnummern“) blieben teilweise bis heute an den Wänden der Häuser erhalten; die Methode der ortschaftsweisen Nummerierung sollte sich dabei insbesondere in Städten schnell als problematisch erweisen, da dadurch auf Änderungen wie Hausabrisse, Neubauten und Hauszusammenlegungen nur schwer Rücksicht genommen werden konnte, weswegen ab Mitte des 19. Jahrhunderts die uns bis heute vertrauten straßenweisen „Orientierungsnummern“ eingeführt wurden. Die Aufstellung von Ortstafeln, die am Eingang jeder Ortschaft deren Namen anzeigten, wurde in den 1780er Jahren angeordnet. Ein weiterer Nebeneffekt der Konskription von 1770/72 waren die Politischen Anmerkungen des Hofkriegsrats. Dabei handelte es sich um Berichte über die soziale und wirtschaftliche Lage der Bevölkerung in den konskribierten Ländern, die von den Offizieren zu verfassen waren. Diese hatten nach einem vorgegebenen Frageschema vorzugehen und mussten in dem von ihnen durchreisten Gebiet Erkundigungen einziehen über dort vorkommende Krankheiten, das Erbrecht, den Zustand des Gewerbes, des Handels und des Zugviehs. Die Erstellung der Politischen Anmerkungen sollte explizit ohne Wissen der „politischen“ Seite geschehen, vermutlich, um eine zu große Einflussnahme von Seiten der Grundherrschaften zu vermeiden. Die Antworten auf die Fragen wurden in Form von länderweisen Berichten zusammengefasst und schließlich Maria Theresia oder Joseph II. vorgetragen; sie lieferten der Kaiserin und ihrem Mitregenten ein umfassendes, militärisch perspektiviertes Szenario von den Zuständen der Monarchie, das in Einzelfällen zum Ausgangspunkt politischer Maßnahmen werden konnte. Es sollte in manchen Ländern der Monarchie, vor allem in Mähren, Jahre dauern, bis die Ergebnisse in die Zentrale eingeschickt werden konnten; ein Haupt-Summarium, das sowohl Männer wie Frauen, christliche wie jüdische Seelen umfasste, konnte frühestens Ende 1772 erstellt werden; im Staatsrat behandelt wurde es erst Anfang Februar 1773. Erhalten blieb es genauso wenig wie die meisten der nach Wien eingeschickten Tabellen und Summarien, womit die genaue Zahl der beschriebenen Seelen heute nicht beziffert werden kann.
3.5. Das Problem der Evidenzhaltung Mit dem Konskriptionssystem von 1770 war die Grundlage der in den folgenden Jahrzehnten durchgeführten Volkszählungen geschaffen; immer mehr Länder der Monarchie wurden davon erfasst, auch die Neuerwerbungen wurden in das Konskriptionssystem integriert (Galizien 1773, Innviertel 1779, Bukowina 1787). Ebenso wurde der Versuch unternommen, die Konskription in den bisher eximierten Ländern einzuführen (Ungarn 1785–1787, Tirol 1784–1787, Vorderösterreich 1787) – allerdings ohne dauerhaften Erfolg. Auf die immer wieder auftauchenden Probleme, insbesondere das der Evidenzhaltung der zu einem bestimmten Zeitpunkt erfassten Seelen, wurde mit weiteren Reformen geantwortet. Das Konskriptionspatent vom 17. Dezember 1777 schrieb den Grundherrschaften wieder eine wichtigere Rolle zu und führte den Begriff der „Familie“ in den Formularen
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neu ein. Zu einer Familie, so die bekannte Formulierung, zählten diejenigen, „welche nicht für sich selbst kochen“. Der Begriff kam dem des „Haushalts“ nahe und war räumlich zu verstehen: Durch die Nummerierung der Familien wurden territoriale Grenzen innerhalb eines Hauses verwaltungstechnisch sichtbar gemacht und gezogen; die heute noch in Österreich gebräuchlichen Türnummern gehen darauf zurück. Das neue Konskriptions- und Werbbezirkssystem von 1781 wiederum enthielt detaillierte Bestimmungen betreffend die Evidenzhaltung des erfassten Personenstands; die Zählungsergebnisse sollten nun jährlich überprüft werden. Das Konskriptionspatent vom 25. Oktober 1804 war – im Zeitalter der antinapoleonischen Kriege nicht verwunderlich – stark von seiner militärischen Zweckwidmung geprägt; eine Reform des Volkszählungswesens, das mehr von bevölkerungsstatistischen als von militärischen Gesichtspunkten ausging, sollte erst das Volkszählungsgesetz vom 23. März 1857 bringen. Quellenlage und Forschungsstand Da die Behörden der Durchführung der Konskription viel Aufmerksamkeit widmeten, sind in den Archiven teils recht umfangreiche Aktenbestände überliefert, was sowohl für die zentralen Behörden (Hofkriegsrat, Hofkanzlei, Hofkammer) als auch für manche Länder (insbes. Böhmen, Mähren, Steiermark) gilt (vgl. als Überblick für die frühen Konskriptionen Tantner 2007b, 11–17). Zu den frühen Beschreibungsoperationen in Böhmen zu Beginn des 18. Jahrhunderts vgl. Pekař 1914 und Maur–Píšová 1994. Die Beschreibung der Untertanen nach ihrer Konfession wurde zwischen 1993 und 2008 ediert (Soupis poddaných 1993–2008). Für den Statistiker Johann Vincenz Goehlert war das 100-Jahr-Jubiläum der ersten mariatheresianischen Volkszählung von 1753/54 Anlass zu Recherchen in den zentralen Archiven der Monarchie. Er veröffentlichte daraufhin eine Reihe von Aufsätzen zur Bevölkerungsentwicklung in der Habsburgermonarchie (Goehlert 1854, 1855, 1879a, 1880 und 1882), in denen er zumindest in Ansätzen auch auf die Bestimmungen zur Durchführung der Konskription einging. Oft beschränkte er sich darauf, Ergebnisse oder Akten abzudrucken, wobei er dafür sorgte, dass so wichtige Dokumente wie die Anmerkungen des Gubernialrats Joseph Freiherrn von Ceschi zur böhmischen Seelenbeschreibung von 1768 veröffentlicht wurden (Goehlert 1894/95). Adolf Ficker war ein weiterer Mitarbeiter der administrativen Statistik – seit 1864 war er Direktor der statistischen CentralCommission –, der sich mit der Geschichte der Statistik in der Habsburgermonarchie beschäftigte, wenngleich er den Schwerpunkt auf das 19. Jahrhundert legte (Ficker 1867 und 1870). Auch in den Biographien jener Akteure, die maßgeblich an den Debatten um die Einführung des Konskriptionssystems beteiligt waren, finden sich manchmal Abschnitte über die Erfassungsaktionen, z. B. behandelt Mitrofanov 1910, Teil 1, 359–390, ausführlich den Widerstand gegen die Konskription mit den geographischen Schwerpunkten Tirol und Ungarn. Mit Szabo (F.) 1994, 278–295, liegt eine Darstellung des erbitterten Widerstands des Staatskanzlers Kaunitz gegen die Konskription vor, während Kotasek 1956, 75–83, in der Biographie des Hofkriegsratspräsidenten Moritz Graf Lacy den Befürworter des neuen Rekrutierungssystems porträtiert. Die klassischen Arbeiten zur Geschichte der Konskriptionen erschienen noch zu Zeiten der Habsburgermonarchie: Bei Gürtler 1909, dem viel zitierten Buch über die
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theresianischen und josephinischen Volkszählungen, handelt es sich im Wesentlichen um eine Abschrift und Zusammenfassung normativer Texte, die großteils nicht auf eigener Recherche beruht (vgl. Liebhart 1923). Die zweifelsfrei bedeutendste Arbeit erschien 1916 im „Zentralorgan“ der amtlichen Statistik der Habsburgermonarchie, der Statistischen Monatsschrift (Grossmann [H.] 1916). Der Aufsatz legt den Schwerpunkt auf den Zeitraum 1754 bis 1770 und ist eine bis heute vorbildliche sozialhistorische Untersuchung. Getrübt ist Henryk Großmanns Arbeit lediglich durch den Umstand, dass der von ihm angekündigte zweite Teil seiner Untersuchung, der die Reform von 1770 behandelt hätte, nie erschienen ist. Die nach 1918 veröffentlichten Arbeiten zur Bevölkerungspolitik beschäftigen sich mit den Konskriptionen nur am Rande oder gar nicht. Mehr Aufmerksamkeit dafür zeigen demgegenüber historisch-demographisch und sozialhistorisch orientierte Werke, wobei die Arbeiten Straka 1960, 1967 und 1968 besonders hervorzuheben sind. In seiner Beschäftigung mit den Volkszählungen von 1754 und 1761, der Einrichtung der Nummerierungsabschnitte während der Konskription sowie den Politischen Anmerkungen zur Steiermark zeigte Manfred Straka viel Sinn für Details und behandelte ausführlich die Probleme, die während der Konskription auftauchten. Einen weniger weiten Horizont haben jene Arbeiten, die hauptsächlich an den Ergebnissen der Konskriptionen interessiert sind und die sich mit der Geschichte der Volkszählung nur insoweit beschäftigen, als sie dadurch die erhaltenen Zählungsbögen oder Summarien in ihrem Quellenwert richtig einzuschätzen versuchen (Dvořáček 1924–1926, Klein [K.] 1971, Durdik 1973, Bolognese-Leuchtenmüller 1978, Ehmer 1980; für Ungarn die Arbeiten Thirring 1931, 1934a, 1934b und 1938; siehe weiters Šebesta–Krejčík 1933, Radimský 1954, Reinalter 1974 und Festschrift 1979). Insbes. ist auf Dickson 1987, Bd. 2, 438–445, hinzuweisen, wo die erhaltenen Ergebnisse wiedergegeben und diskutiert werden. Zur Vorgeschichte der Konskriptionen, v. a. zu den Judenkonskriptionen und den gegenreformatorisch motivierten Erfassungsaktionen, Sedlaczek–Löwy 1887, Prokeš–Blaschka 1929, Prokeš 1934b, Franková 1970, Klein (K.) 1987 und Maur 1997. Mit Tantner 2007b ist die Frühphase der Konskriptionen verhältnismäßig gut erforscht; eine ähnliche Arbeit für die Konskriptionen ab 1777 fehlt, die Literatur dazu verzeichnet u. a. die kompilatorische Diplomarbeit Obojkovits 1991; die Politischen Anmerkungen des Hofkriegsrats liegen in der Edition Hochedlinger–Tantner 2005 vor. Zur engen Verbindung von Militär und Volkszählung vgl. Hochedlinger 2000b. Zu den Hausnummern Tantner 2007a sowie Tantner 2016.
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II. Dynastie und Adel
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II. Dynastie und Adel
1. Dynastische Erbfolgeregelungen und länderspezifisches Thronfolgerecht 83
1. Dynastische Erbfolgeregelungen und länderspezifisches Thronfolgerecht Von Thomas Winkelbauer
In Ovids Heroiden findet sich der Pentameter (Heroides 13, 84): Bella gerant alii, Protesilaus amet! („Mögen andere Kriege führen, Protesilaos soll lieben!“) Davon ist später das bekannte Distichon inspiriert worden: Bella gerant alii, tu, felix Austria, nube! / Nam quae Mars aliis, dat tibi regna Venus. („Mögen andere Kriege führen, du, glückliches Österreich, heirate! / Denn Reiche, die anderen Mars schenkt, schenkt Dir Venus.“) Diese Formulierung ist allerdings nicht bereits in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts von Zeitgenossen geprägt worden. Der Hexameter (also der erste Teil des Distichons) ist erstmals 1654 nachweisbar, das vollständige Distichon sogar erst 1852. Es ist dennoch offensichtlich, dass der Aufstieg der Habsburger zur mächtigsten Dynastie West- und Mitteleuropas nicht zuletzt durch mehrere in den Jahrzehnten um 1500 geschlossene interdynastische Heiratsverbindungen ermöglicht wurde: die Heirat Maximilians I. mit der burgundischen Erbtochter Maria 1477, die habsburgisch-spanische Doppelhochzeit 1496/97 und die habsburgisch-jagiellonische Doppelhochzeit 1515. Genealogische Zufälle sowie blutige und kostspielige (Erbfolge-)Kriege hatten schließlich die Entstehung des spanischen Weltreichs auf der iberischen Halbinsel, in den Niederlanden, in Italien und Amerika einerseits, der mitteleuropäischen Habsburgermonarchie andererseits zur Folge. Die Dynastie der Habsburger, die nach ihrem damals wichtigsten Land seit der Mitte des 14. Jahrhunderts „Haus Österreich“ (domus Austriae, casa d’Austria, casa de Austria, maison d’Autriche) genannt wurde, teilte sich als Folge der 1521/22 in mehreren Schritten erfolgten Übertragung der Herrschaft über die österreichischen Erblande an den spanischen Infanten und österreichischen Erzherzog Ferdinand (Teilungsverträge von Worms und Brüssel) und der Abdankung seines älteren Bruders, Karls V., 1555/56 in eine österreichische (oder deutsche) Linie, die von 1558 bis 1740 stets auch den Kaiser des Heiligen Römischen Reiches stellte, und eine spanische Linie. Das weiterhin existierende Bewusstsein von der Einheit des Gesamthauses kam nicht nur in den Heiraten und Eheprojekten zwischen Angehörigen der beiden Linien und von hochadeligen Mitgliedern der jeweiligen Hofstaaten sowie in der Aufnahme von Höflingen der österreichischen Habsburger in den exklusiven Hausorden vom Goldenen Vlies, als dessen Souverän der spanische König fungierte, und in die spanischen Ritterorden zum Ausdruck, sondern auch im Hofzeremoniell, in der Erziehung österreichischer Erzherzöge am spanischen Hof, in der Betrauung von Mitgliedern der österreichischen Linie mit der Statthalterschaft in den Spanischen Niederlanden und ganz allgemein im Kulturtransfer von Spanien und den Niederlanden in die Habsburgermonarchie (Kleidermode, Musik, bildende Kunst, Archi-
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tektur, Frömmigkeitsformen, kirchliche Orden, Wiener Hofreitschule etc.). Das weltumspannende Imperium der spanischen Habsburger und das Großreich der österreichischen Habsburger hatten mit Frankreich und dem Osmanischen Reich gemeinsame „Erbfeinde“, und sie können als eine „dynastische Agglomeration“ mit wechselseitigen Erbansprüchen für den Fall des Aussterbens einer Linie verstanden werden (Strohmeyer 2010 und 2012). Ebenso wie die Monarchia Hispanica und wie andere multiple Königreiche bzw. Fürstenstaaten Europas in der Frühen Neuzeit, war auch die – seit der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert so bezeichnete – Monarchia Austriaca eine „zusammengesetzte Monarchie“ (Koenigsberger 1991, Elliott 1992), eine „monarchische Union von Ständestaaten“ (Brunner 1955), ja sie war seit der 1526/27 ins Leben getretenen Personalunion der österreichischen, der böhmischen und der ungarischen Länder genau genommen sogar „eine aus zusammengesetzten Monarchien zusammengesetzte Monarchie“ (Winkelbauer 2015, 161). Für den dynastischen Zusammenhalt des Länderkonglomerats der Habsburgermonarchie waren daher nicht nur die hausrechtlichen Erbfolgeregelungen von Bedeutung, sondern auch die länder- bzw. ländergruppenspezifischen Thronfolgerechte.
1.1. Dynastische Erbfolgeregelungen Die dynastischen Haus- und Erbfolgeregelungen des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit sind in rechtlicher Hinsicht den Normtypen Einung („vertragsähnlicher Gesamtakt einer sozialen Einheit, der das Vereinbarte zur familiengenossenschaftlichen Norm werden läßt“ [Weitzel 1982, 43]) und Ordnung bzw. hausväterliches Gebot („väterliche Dispositions- und Verfügungsbefugnis gegenüber den Deszendenten“ [ebd. 42]) zuzuordnen. Mit einiger Berechtigung ist gesagt worden, die Hausnormen („Hausordnungen“, „Hausgesetze“) seien „Keimlinge und Stützen des entstehenden dynastischen Fürstenstaates“ und „frühe Zelle[n] moderner Staatlichkeit“ (ebd. 47f.) gewesen. Im Falle der Habsburger kommt hinzu, dass Herzog Rudolf IV. mit Hilfe des 1358/59 angefertigten (und von Friedrich III. 1442 als König und 1453 als Kaiser bestätigten) Fälschungskomplexes des Privilegium maius die Privilegien des Herzogtums Österreich auf alle anderen habsburgischen Länder ausdehnte, die demnach – im Gegensatz zu den Bestimmungen der von Herzog Albrecht II. 1355 unter Mitwirkung der Landherren erlassenen Hausordnung, die eine gemeinsame und gleichberechtigte Regierung aller Brüder vorsah – gemäß dem Grundsatz der Primogenitur ungeteilt vererbt werden sollten. Im Privilegium maius im engeren Sinne wurde festgelegt, dass alle Rechte und Privilegien überdies auf alle künftig von den Herzögen von Österreich durch Erbschaft, Schenkung oder Kauf erworbenen Vergrößerungen ihrer Herrschaft übertragen werden sollten. Im Hausvertrag von 1364 mit seinen jüngeren Brüdern Albrecht III. und Leopold III. ging Rudolf IV. wenige Monate vor seinem Tod vom Prinzip der Primogenitur ab, und es wurde eine gemeinsame Herrschaft der Erben mit einer übergeordneten Stellung (Direktorium) des Ältesten festgelegt (Seniorat). Dennoch kam es nach einem mehrjährigen „Bruderzwist“ 1379 (Neuberger Vertrag) zur Teilung der Dynastie in zwei und 1411 de facto in drei Linien und zu einer Realteilung der habsburgischen Länder. Die Zeit der spätmittelalterlichen Linienteilungen endete erst 1490 mit dem Herrschaftsantritt König
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Maximilians I. in Tirol und den Vorlanden. Nach dem Tod Friedrichs III. 1493 erbte Maximilian dessen gesamten Länderbesitz. Im 16. Jahrhundert setzte sich im dynastischen Hausrecht in ganz Europa in Abkehr von dem patrimonialen Grundsatz, dass im Erbfall alle Söhne eines Fürsten adäquat zu berücksichtigen sind (sei es durch Gesamtbelehnung mit Nutzungs- oder Verwaltungsteilung oder durch Realteilung), die Auffassung von der politischen Notwendigkeit eines ungeteilten Erbgangs durch. 1532 verfügte König Ferdinand I. in seinem ersten Testament („Linzer Testament“) für den Fall der Minderjährigkeit seiner (damals erst zwei) Söhne (Maximilian und Ferdinand) und der Verhinderung seines Bruders, Karls V., die Vormundschaft persönlich auszuüben, die Schaffung einer aus Vertretern aller seiner Königreiche und Länder bestehenden „obersten Regierung“. Diese sollte 14 Personen umfassen (drei aus Ungarn, zwei aus Böhmen, je eine aus Mähren und Schlesien, drei aus den niederösterreichischen Ländern, zwei aus Tirol und je eine aus den Vorlanden und aus dem Herzogtum Württemberg) und bis zur Volljährigkeit der Söhne abwechselnd je ein Jahr in den Landeshauptstädten Preßburg, Prag und Wien amtieren. Der Vorsitz in diesem Regierungsgremium war Ferdinands Witwe Anna zugedacht. Das endgültige, 1554 (sieben Jahre nach Annas Tod) verfasste Testament Ferdinands I. (Väterliche Ordnung, Auszeigung und Teilung; das Testament von 1543 und das Kodizill von 1547 können hier übergangen werden [gedruckt bei Schrötter 1766, 364–448]) wurde durch die ausdrückliche Zustimmung der Erzherzöge Maximilian, Ferdinand und Karl, von denen letzterer allerdings noch unmündig war, zu einem Familienvertrag und zu einer Hausordnung. Die darin vorgesehene Teilung der österreichischen Erbländer unter die drei Söhne bedeutete einen Schritt zurück auf dem – u. a. durch die Schaffung gemeinsamer Zentralbehörden im Jahr 1527 beschrittenen – Weg der Zusammenfassung aller habsburgischen Länder zu einem einheitlichen Gebilde. Beim Aussterben einer Linie im Mannesstamm sollten deren Besitzungen an die anderen Linien fallen. Die Reichslehen sollten alle Erben zur gesamten Hand empfangen. Nach dem Tod Ferdinands im Jahre 1564 entstanden daher aus seiner Deszendenz drei habsburgische Teillinien: Maximilian II. erhielt die böhmischen Länder, Ungarn und von den nunmehr geteilten althabsburgischen Erbländern Österreich ob und unter der Enns, Erzherzog Ferdinand bekam Tirol und die Vorlande, und in Innerösterreich wurde Erzherzog Karl neuer Landesfürst. Damit siegte noch einmal die habsburgische Familientradition des späten Mittelalters über das neue Staatsdenken, „das patrimoniale Denken überdeckte [...] noch die Auffassung, daß die Regierungsnachfolge eine staatliche Thronfolge sei“ (Sturmberger 1963, 258). Die drei Brüder waren 1554 von ihrem Vater ermahnt worden, dass sie sich nach seinem Tod mit unnd gegen ainander nit anderst hallten unnd beweisen als wann sy gar ungetaillt [wären] und unnsers haus Österreichs lannd unnd leuth durch ain aintrechtige, gemaine unnd gesampte regierung unverschaidenlich versähen unnd regierten (HHStA, Familienurkunden 1319). Nach 1564 gingen die drei Ländergruppen jedoch zum Teil getrennte Wege (etwa im Ausmaß der Duldung bzw. Bekämpfung von Nicht-Katholiken). Karl II. von Innerösterreich legte 1584 in seinem Testament – möglicherweise nach dem Vorbild seines bayerischen Schwiegervaters Herzog Albrecht V., der das Herzogtum Bayern durch seine Testamente von 1572 und 1578 zu einem Fideikommiss gemacht hatte – die Unteilbarkeit seiner Länder (Steiermark, Kärnten, Krain, Görz und Triest) fest. Im Unterschied dazu lag 1576 beim Tod Maximilians II. für die niederösterreichischen Länder keine testamentarische Erbregelung vor, sodass angesichts der großen Zahl
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von Söhnen (Rudolf, der beim Tod seines Vaters bereits römisch-deutscher, ungarischer und böhmischer König war, Albrecht, Wenzel, Ernst, Matthias und Maximilian) Konflikte vorprogrammiert waren. Im April 1578 schloss Rudolf II. mit seinen Brüdern einen Erbvergleich, der die Frage der Erbteilung jedoch nur vorläufig löste. Die Wurzeln des 1608 offen ausbrechenden „Bruderzwists“ zwischen Rudolf und Matthias lassen sich bis in diese frühen Jahren zurückverfolgen. In verfassungsgeschichtlicher Hinsicht ist von besonderem Interesse, dass in den Jahren und Jahrzehnten nach 1576 neben dem Kaiser vor allem die Landstände von Österreich ob und unter der Enns als Hüter der Einheit der niederösterreichischen Länder auftraten: Durch ihre Geldbewilligungen trugen sie wesentlich dazu bei, dass Rudolf seinen Brüdern die im Erbvergleich von 1578 festgesetzten Deputate wenigstens teilweise auszahlen konnte, wodurch eine Teilung der beiden Länder verhindert wurde. Nachdem Ferdinand von Tirol 1595 ohne erbberechtigte Söhne gestorben war, kam es zwischen Rudolf II., seinen Brüdern und der innerösterreichischen Linie zu einem Konflikt über die Herrschaft in Tirol und den Vorlanden. 1602 einigte man sich in einem Vergleich darauf, Erzherzog Maximilian III. den Deutschmeister, einen Bruder des Kaisers, im Namen des ganzen Hauses als Gubernator für Tirol und die Vorlande einzusetzen und ihm von den beiden Linien zu bestellende Assistenzräte beizugeben. Nach dem Tod Rudolfs II. (1612) wurde Erzherzog Maximilian († 1618) in den bisher von ihm nur verwalteten Gebieten als Landesfürst eingesetzt. In den Jahren 1606 bis 1609 spitzte sich der Konflikt zwischen Rudolf II. und seinem Bruder Matthias in mehreren Schritten zu, nachdem – auf Initiative Melchior Klesls – am 25. April 1606 von einem in Wien tagenden habsburgischen Familienrat Matthias (neben diesem waren sein Bruder Maximilian III. der Deutschmeister und seine Neffen Ferdinand und Maximilian Ernst von Innerösterreich beteiligt) in einem Geheimvertrag als Haupt der österreichischen Linie des Hauses Österreich anerkannt worden war. Am 11. November 1606 trat diesem Vertrag, der zunächst ohne Folgen blieb, auch Erzherzog Albrecht VII., der nach der Vermählung mit seiner spanischen Cousine Isabella Clara Eugenia 1599 gemeinsam mit dieser Regent der Spanischen Niederlande geworden war, bei. Im Verlauf des „Bruderzwists“ gelang es den Ständen Böhmens, Mährens und Schlesiens, Österreichs ob und unter der Enns sowie Ungarns, die zwei Brüder gegeneinander auszuspielen und sich die einem der beiden gewährte Unterstützung durch Zugeständnisse in der Konfessionsfrage honorieren zu lassen. 1608/09 kam es zur Formierung zweier ständischer Bündnissysteme innerhalb des bisherigen Herrschaftsbereichs Rudolfs II. – die Länder der Tiroler und der innerösterreichischen Linie der Habsburger waren davon nicht betroffen – und parallel dazu zu einer Spaltung des politischen Systems der böhmischen Länder, die erst durch die vollständige Entmachtung Rudolfs, dem die Stände Böhmens, Schlesiens und der beiden lausitzischen Markgrafschaften zunächst die Treue gehalten hatten, und die Annahme und Krönung seines Bruders Matthias zum König von Böhmen im Jahre 1611 wieder überwunden wurde. Im Juni 1612, fünf Monate nach dem Tod Rudolfs II., wurde Matthias in Frankfurt auch zum Kaiser gewählt und gekrönt. Anspruch auf die Nachfolge des kranken Kaisers Matthias, der schließlich im März 1619 kinderlos starb, erhoben einerseits Ferdinand von Innerösterreich, auf den sich Matthias und dessen noch lebende, ebenfalls erbenlose Brüder Maximilian III. und Albrecht VII. als Kandidaten geeinigt hatten, und andererseits König Philipp III. von Spanien. Erzherzog Ferdinand traf im März 1617 in Prag und im Juli 1617 in Wien in Geheimverhandlungen mit dem spanischen Sonderbotschafter Iñigo Vélez de Guevara y
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Tassis, Conde de Oñate, ein für beide Seiten akzeptables Arrangement, die sog. OñateVerträge (1631 erneuert). Für den Fall seiner Wahl zum Kaiser versprach er Philipp III., ihn mit den oberitalienischen Reichslehen Finale und Piombino zu belehnen, die Spanien bereits militärisch besetzt hatte, und ihm die österreichischen Herrschaften und Rechte im Elsass und in der Ortenau zu übereignen. Letztere sollten dazu dienen, die spanischen Nachschublinien von Oberitalien (Herzogtum Mailand) in die Spanischen Niederlande zu sichern. Nach dem Tod Matthias’ musste Ferdinand von Innerösterreich seine Herrschaftsansprüche gegen die durch Bündnisse konföderierten Stände, die ihn entweder absetzten und andere Herrscher – Friedrich V. von der Pfalz zum König von Böhmen und Gabriel Bethlen zum König von Ungarn – wählten oder ihm (sc. in Österreich unter und ob der Enns) die Erbhuldigung verweigerten, erst militärisch durchsetzen. Die Vereinigung der Herrschaft über seine innerösterreichischen Stammlande mit dem Kaisertum und der Landesherrschaft über die böhmischen Länder und über Österreich ob und unter der Enns gelang ihm erst in der zweiten Hälfte des Jahres 1620, über das königliche Ungarn erst Ende des Jahres 1621. Er übersiedelte mit seinem Hof nach Wien, und der selbständige innerösterreichische Territorialstaat hörte auf zu existieren. Nach dem Beispiel Spaniens bzw. des im April 1548 zwischen Karl V. und seinem Bruder Ferdinand geschlossenen Vertrags über die Verehelichung der Infantin Maria mit Erzherzog Maximilian sowie nach dem Vorbild seines Vaters Karl, der, wie erwähnt, in Innerösterreich bereits 1584 das Primogeniturerbrecht eingeführt hatte, legte Ferdinand II. ein halbes Jahr nach dem militärischen Sieg über die Ständeopposition und den Gegenkönig Friedrich von der Pfalz (Schlacht am Weißen Berg) in seinem Testament vom 10. Mai 1621 für alle seine Länder die Primogeniturerbfolge fest und untersagte für alle Zukunft Erbteilungen. Er begründete die Notwendigkeit dieser Regelung sowohl mit der Türkengefahr als auch mit der Gefahr von Aufständen im Inneren (diweiln wier bey disen gefärlichen leuffden, ungetreuer nachbarschafft, sonderlich des christlichen nahmens erbfeinde des Türggen, auch anderen schädlichen empörungen und geschwindikeitten mehrers als hievor jemahln geschehen, darzue verursacht sein). In der betreffenden, für die Staatsbildung und die verfassungsrechtliche Entwicklung der Habsburgermonarchie wichtigen Passage heißt es wörtlich, daß von nuhn hinfüran zu ewigen zeitten alle unsere erbkünigreich, erzherzogthumber, fürstenthumber, lande und leuthe, sambt aller ein- und zugehörung, keines wegs [...] zerthailt oder zertrennt, sondern allezeit innsgesambt auf den eltisten descendenten nach art und ausweisung des juris primogeniturae und maioratus fallen und verstammet werden sollen (Turba 1911/12, Bd. 2, 341f.). Im zweiten Kodizill zu seinem Testament bestätigte Ferdinand diese Bestimmungen am 8. August 1635 und dehnte sie ausdrücklich auf alle etwa künftig noch unter seine Herrschaft kommenden fürstenthumb, margraff-, graff-, herrschaften, landt, leüthe und underthonen aus (ebd. 360). Diese Union der Länder war ein souveräner fürstlicher Akt – den Ländern und ihren Ständen blieb diese Bestimmung bis zur Bekanntmachung des Testaments anlässlich der Anerkennung der Pragmatischen Sanktion durch die einzelnen Landtage (1720ff.) unbekannt. Im selben Testament verpflichtete Ferdinand seinen ältesten Sohn und Nachfolger aber auch, die einzelnen Länder bey iren von uns und unseren lieben voreltern erlangten und wohlhergebrachten genaden, rechtmäßigen freyheitten, rechten und gerechtikeitten vestiglich handtzuhaben und sie so zu regieren, wie er ime solliches vor dem angesicht Gottes zu verantworten und zu vertädingen getrauen maag (ebd. 349).
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1623 und 1630, wenige Jahre nach dem Testament von 1621, sah sich Ferdinand II. freilich trotzdem veranlasst, Tirol und die Vorlande seinem Bruder Leopold, der Tirol seit 1618 als Gubernator verwaltet hatte, in zwei Schritten als erbliches Fürstentum zu überlassen. Dieser erneuten Abtrennung Tirols und der Vorlande war ein erfolgloser Versuch Ferdinands vorausgegangen, die österreichischen Erbländer zu einem Königreich zu machen, um sie rangmäßig mit den böhmischen und den ungarischen Ländern auf eine Ebene zu heben. Ähnlich wie nach 1576 die Stände von Österreich ob und unter der Enns, waren seit 1595, dem Jahr des erbenlosen Todes Ferdinands von Tirol, die Tiroler Stände als entschiedene Verfechter der Einheit des Landes aufgetreten und hatten insbesondere aus Graz kommende Pläne der Teilung der oberösterreichischen Länder erfolgreich abgewehrt. Erst nach dem Aussterben der Jüngeren Tiroler Linie des Hauses Habsburg im Jahre 1665 wurde diese letzte Länderteilung überwunden. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen in Graz und in Innsbruck wurden zwar nicht unmittelbar nach 1619 bzw. 1665 (sondern erst in der Regierungszeit Josephs I. [1705–1711]) aufgelöst, sie wurden jedoch den Wiener Zentralbehörden untergeordnet. Am Hof Leopolds I. fiel im Sommer 1703, drei Jahre nach dem Aussterben der spanischen Habsburger im Mannesstamm, die endgültige Entscheidung, eine neue spanische Linie des Hauses Österreich zu begründen. Am 5. September 1703 übertrugen Leopold und sein älterer Sohn Joseph, dem als Erstgeborenem aufgrund der in Spanien geltenden Primogeniturerbfolge die Sukzession zustand, in Anwesenheit von fünf Mitgliedern der Geheimen Konferenz das Recht auf das spanische Erbe – mit der in einem eigenen, erst 1931 publizierten (Turba 1931, 105–107) Familienvertrag festgelegten Ausnahme der italienischen Reichslehen Mailand und Finale – an Josephs jüngeren Bruder Karl (Cessio monarchiae Hispanicae); dieser nahm die Übertragung an. Durch das Pactum mutuae successionis vom 12. September 1703 wurde unmittelbar vor der Abreise Karls nach Spanien die Erbfolge zwischen den Nachkommen der beiden Brüder dergestalt geregelt, dass die legitimen männlichen Nachkommen in der Spanischen ebenso wie in der Österreichischen Monarchie nach dem Grundsatz der Primogenitur den weiblichen Mitgliedern stets vorgehen sollten und dass beim Erlöschen einer der beiden Linien deren Länder an das erbberechtigte männliche Mitglied der anderen Linie fallen sollten. Für den Fall, dass auch die zweite Linie im Mannesstamm ausstürbe, sollte das Sukzessionsrecht an die älteste Tochter Josephs I. fallen und erst nach dem Tod seiner letzten Tochter an die älteste Tochter Karls III. (VI.) übergehen. Wörtlich heißt es im Pactum über die weiblichen Nachkommen Josephs I., dass sie den weiblichen Nachkommen Karls III. (VI.) unter allen Umständen vorangehen sollten (quae eas ubivis semper praecedunt). Am Tag vor seiner Abreise aus Barcelona zur Kaiserkrönung in Frankfurt und zur Übernahme der Regierung in Wien veränderte Karl VI., der damals noch keine Kinder hatte, diese Bestimmungen am 26. September 1711 in seinem Testament in, wie sich später zeigen sollte, entscheidender Weise: Er drehte die Reihenfolge der weiblichen Sukzession zugunsten seiner künftigen eigenen Töchter und zu Ungunsten der beiden Töchter Josephs I. (Maria Josepha [geb. 1699] und Maria Amalia [geb. 1701]) um. Seit dem Tod Josephs I. im April 1711 war sein jüngerer Bruder Karl der einzige lebende männliche Vertreter der Dynastie und vereinigte alle habsburgischen Erbansprüche in seiner Hand. Seine eigene Ehe mit Elisabeth Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel war zu diesem Zeitpunkt noch kinderlos. Die Bestimmungen des Pactum mutuae successionis waren nur den unmittelbar beteiligten Personen bekannt, nicht aber dem Hof, den Ständen der Länder der Habsburgermonarchie und der europäischen Öffentlichkeit. Der
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Anlass, hier Klarheit zu schaffen, war ein doppelter: Erstens äußerte – auf Initiative des Bischofs von Agram und stellvertretenden Banus Emmerich Esterházy, also eines Mitglieds eines führenden ungarischen Magnatengeschlechts – der kroatische Landtag am 11. März 1712 aus eigenem Antrieb und ohne Kenntnis der habsburgischen Hausgesetze den (die Souveränität Kroatien-Slawoniens unterstreichenden und insofern gegen Ungarn gerichteten) Wunsch, Kroatien und Slawonien mögen auch für den Fall des Erlöschens der Habsburger im Mannesstamm stets mit den österreichischen Ländern unter demselben Herrscher verbunden bleiben; zudem erkannte der kroatische Landtag das Erbrecht der weiblichen Mitglieder des Hauses Habsburg an. Übrigens hatte der kroatische Landtag bereits am 26. August 1620, einen Tag nach der Wahl Gabriel Bethlens zum König von Ungarn, eine Union und ein Bündnis (mutuam unionis et certae confoederationis devinctionem) mit den Landständen der Steiermark, Kärntens und Krains beschlossen. Den zweiten Anlass bot ein Schreiben, das Amalie Wilhelmine, die Witwe nach Joseph I., auf Anregung ihres Vetters Georg Ludwig von Braunschweig-Lüneburg, des Kurfürsten von Hannover, am 25. März 1713 an den Kaiser richtete und in dem sie um eine Erläuterung des Ranges (der Präzedenz) und somit der Sukzessionsrechte ihrer beiden Töchter Maria Josepha (seit 1719 vermählt mit Friedrich August, dem Sohn und seit 1733 Nachfolger des polnischen Königs und Kurfürsten von Sachsen August II.) und Maria Amalia (seit 1722 vermählt mit Karl Albrecht, dem Sohn und seit 1726 Nachfolger des bayerischen Kurfürsten Max Emanuel) ersuchte. Auch die Frage des Ranges und der Erbrechte der beiden noch lebenden Töchter Leopolds I. und Schwestern Karls VI., Maria Elisabeths und Maria Magdalena Josephas, war zu (er)klären, da der Inhalt des Pactum von 1703 damals – nach dem Tod Leopolds I., Josephs I. und von acht weiteren Zeugen der Publikation des Pactum am 12. September 1703 – nur noch Karl VI., dem österreichischen Hofkanzler Johann Friedrich (seit 1713) Graf von Seilern, der 1703 (damals noch als „einfaches“ Mitglied der Geheimen Konferenz) den Text des Pactum entworfen hatte, dem Fürsten Anton Florian von Liechtenstein und Heinrich Franz Graf von Mansfeld bekannt war. Zur Erstellung eines Gutachtens in diesen Fragen rief der Kaiser vier Mitglieder der Engeren (oder „Geheimeren“) Konferenz unter dem Vorsitz des Prinzen Eugen von Savoyen Ende März und Anfang April 1713 zu mehreren Sitzungen zusammen. Es wurde beschlossen, dem Kaiser nach vorheriger Information der beiden Kaiserin-Witwen – Eleonore Magdalena von Pfalz-Neuburg, Witwe nach Leopold I., und Amalie Wilhelmine von Braunschweig-Lüneburg, Witwe nach Joseph I. – die Verlesung des Pactum mutuae successionis und dessen feierliche Bekräftigung vor ausgewählten Würdenträgern und Geheimen Räten vorzuschlagen. Eine Schlüsselrolle bei den Beratungen spielte naturgemäß Hofkanzler Seilern. Nach den Empfehlungen der Engeren Konferenz fand am 19. April 1713 in Anwesenheit von 24 ihrer Verschwiegenheitspflicht entbundenen Amtsträgern (einschließlich des österreichischen, des ungarischen und des siebenbürgischen Hofkanzlers, des böhmischen Oberstkanzlers sowie des Reichsvizekanzlers) und Geheimen Räten in der Geheimen Ratsstube der Wiener Hofburg ein feierlicher Staatsakt statt; im Zeremonialprotokoll des Wiener Hofes heißt es lapidar, der Kaiser habe alle geheimbe räthe und capi von denen instantien nacher hoff beruffen und zu einen stehenden rath ansagen lassen (Turba 1931, 99 und Tafel X). Der Hofkanzler persönlich las die Urkunden des Jahres 1703 über die Zession, deren Annahme und den Familienpakt über die wechselseitige Erbfolge vor und der Kaiser „erläuterte“ diesen. Die notarielle Protokollierung dieses Aktes durch Dr. Georg Friedrich von Schickh, Hofrat, Sekretär und Referendar
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der Österreichischen Hofkanzlei, ist das Originalinstrument der spätestens seit 1719 sog. Pragmatischen Sanktion. Die Deklaration des Kaisers enthält auch „eine authentische Interpretation“ (Tezner 1909 und Bernatzik 1915) der bereits zitierten strittigen Worte des Pactum, und zwar, wie bereits in seinem Testament vom 26. September 1711, zugunsten der Bevorzugung der Töchter Karls VI. vor jenen Josephs I. Im weiteren Sinn gehören zur Pragmatischen Sanktion auch die testamentarischen Verfügungen Ferdinands II. von 1621 und 1635 sowie die Urkunden des Jahres 1703. Im engeren Sinn bezieht sich die Bezeichnung Pragmatische Sanktion aber nur auf den Gesetzgebungsakt Karls VI. vom 19. April 1713, der „als verbindliche Auslegung des bestehenden Thronfolgerechtes hingestellt“ wurde, weshalb „im Falle eines Widerspruches zwischen [den] Anordnungen [der Pragmatischen Sanktion] und dem Inhalt der älteren das Thronfolgerecht regelnden hausrechtlichen Bestimmungen nur der Inhalt dieses Gesetzgebungsaktes entscheidend“ war (Tezner 1909, 138). Deshalb kommt der Erörterung und Beantwortung der Frage, ob durch die Bevorzugung der Töchter Karls VI. vor jenen Josephs I. in der Pragmatischen Sanktion die Bestimmungen des Pactum mutuae successionis verletzt worden seien, „keine praktische Bedeutung bei“ (ebd.). Andererseits lässt sich kaum bestreiten, dass Karl VI. beim Erlass der Pragmatischen Sanktion eher von persönlichen als von rechtlichen Überlegungen geleitet wurde (Ingrao 1993, 77): „If he stressed the Pragmatic Sanction’s debt to the pactum, it was to bolster the legitimacy of his own testament, including the single passage that deviated from it.“ Eine Sanctio Pragmatica galt den Zeitgenossen als besonders feierliche Form einer lex fundamentalis. Diese stellte ihrerseits „im Ancien régime nach heutigem Sprachgebrauch innerstaatliches Verfassungsrecht dar“ (Mohnhaupt 1982, 4 und 14). Beinahe gleichzeitig und ebenfalls parallel zu den Utrechter Friedensverhandlungen errichtete übrigens König Philipp V. die neue spanische Sukzessionsordnung vom 10. Mai 1713, und am 13. August 1713 dekretierte König Friedrich Wilhelm I. von Preußen die Unveräußerlichkeit aller seiner Länder und Domänengüter. Die Pragmatische Sanktion bekräftigte unter Berufung auf die Bestimmungen des Pactum mutuae successionis die Unteilbarkeit des habsburgischen Länderkomplexes und die Primogeniturerbfolge. Dabei legte sie, wie schon ausgeführt, die Nachfolge der Nachkommen (also auch der Töchter) Karls VI., dessen Ehe damals noch kinderlos war, vor den Töchtern Josephs I. fest – in den prägnanten Worten Gustav Turbas (Turba 1911/12, Bd. 1, 81): „Die Deklaration ordnete alle Erbfälle nach Linien, deren Rang durch die Primogeniturregel bestimmt wurde. Innerhalb jeder derselben sollte der Vorzug des männlichen Geschlechtes herrschen und erst, wenn die ganze Linie auch im weiblichen Geschlecht konsumiert war, der Erbanfall auf die rangnächste Linie erfolgen.“ Es kann kaum ein Zweifel daran bestehen, dass 1713 eine bewusste Abänderung der 1703 vereinbarten Erbfolge der weiblichen Nachkommen Josephs I. und Karls III. (VI.) zugunsten der Töchter des letzteren stattfand. Diese Bestimmung erregte jedenfalls infolge der zitierten Formulierung über den Erbvorrang der Töchter Josephs I. vor jenen Karls VI. im Pactum von 1703 Widerspruch und diente nach dem Tod Karls VI. als rechtliche Begründung für die Anfechtung der Pragmatischen Sanktion durch Sachsen und Bayern. Während im Pactum hinsichtlich weiblicher Erben nur von den „Linien“ Josephs und Karls die Rede war, erstreckte Karl VI. in seiner feierlichen Erklärung am 19. April 1713 die Nachfolgeordnung ausdrücklich auch auf die älteren Linien des habsburgischen Frauenstammes, also vor allem auf seine Schwestern und deren Nachkommen, d. h. auf die Leopoldinische Linie.
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Der Text bzw. die Texte der Pragmatischen Sanktion wurde(n) zunächst nicht veröffentlicht. Erst nach der Renunziation der Erzherzogin Maria Josepha (1719) und als sich abzeichnete, dass ihm kein Sohn mehr geboren werden würde, bemühte sich Karl VI. um Annahmeerklärungen durch die Stände seiner Königreiche und Länder gemäß der jeweiligen Landesverfassung (juxta cuiusque usum et morem) sowie – mit dem Ziel, die 1713 fixierte habsburgische Erbfolgeordnung zu einem integralen Bestandteil des Völkerrechts bzw. des Jus publicum Europaeum und somit der europäischen Friedensordnung zu machen – um Garantien seitens der europäischen Mächte. Letzteres geschah vor allem auf Drängen Johann Christophs von Bartenstein (seit 1727 geheimer Staatssekretär und Protokollführer der Geheimen Konferenz), der den Kaiser davon überzeugen konnte, die Thronfolgegarantie zum „Angelpunkt seiner Außenpolitik“ (Hrazky 1958, 233) zu machen. Den Ständen der österreichischen und böhmischen Länder wurden 1720 Abschriften der Hausgesetze von 1621, 1635, 1703, 1713 und 1719 (Renunziationsinstrumente anlässlich der Heirat der Erzherzogin Maria Josepha) übermittelt. Die meisten Landtage nahmen die Erbfolgeregelungen noch 1720 an. Die Stände Siebenbürgens und Ungarns wurden erst 1722 einberufen und stimmten Ende März bzw. Mitte Juli dieses Jahres ebenfalls zu. 1723 und 1724 folgten die Stände der Österreichischen Niederlande und zuletzt 1725 die Städte Konstanz und Fiume. Im Herzogtum Mailand wurde die Pragmatische Sanktion durch ein kaiserliches Reskript vom 14. März 1725 ‚oktroyiert‘. In Gesetzesform gegossen wurde die Thronfolgeordnung nur in Ungarn (Sanktionierung der „ungarischen Pragmatischen Sanktion“ am 19. Juli 1723 als Gesetzesart. II und III von 1722/23) und, erst unter Maria Theresia, in Siebenbürgen (Siebenbürgischer Gesetzesart. XXXIII von 1743/44). „Mit der [praktisch – vgl. aber Bernatzik 1915, 142–146, und d’Eszláry 1952, 75–77] einheitlichen Erbfolge in allen Ländern kam es gleichsam zur Institutionalisierung des gemeinsamen Landesfürsten.“ (Brauneder 1988, 75) Oder, mit den Worten von Oswald Redlich (Redlich [O.] 1962, 235): „Dieses erste Grundgesetz der Monarchia Austriae war nicht bloß eine dynastische, sondern auch eine gesamtstaatliche Errungenschaft.“ Die Töchter Josephs I. mussten, wie erwähnt, bei ihrer Heirat mit den Kurprinzen von Sachsen und Bayern (1719 bzw. 1722) Verzichtserklärungen (Renunziationen) abgeben. Am 30. April 1725 und neuerlich 1731 garantierte Spanien die Pragmatische Sanktion. 1731 wurde die Garantie der Pragmatischen Sanktion – pro Communi totius Europae Bono (Kunisch 1982, 60 Anm. 35) – in den Bündnis- und Friedensvertrag mit Großbritannien aufgenommen (Wiener Abkommen vom 16. März 1731, dem am 20. Februar 1732 auch die Niederländischen Generalstaaten beitraten). Als Gegenleistung musste Karl VI. in die Auflösung der Ostendischen Handelskompanie einwilligen. Im Frieden von Wien nach dem Polnischen Thronfolgekrieg erkannte am 18. November 1738 (auf der Basis der Friedenspräliminarien vom Oktober 1735) auch Frankreich die Pragmatische Sanktion an. Außerdem wurde die Pragmatische Sanktion von Russland (1726), Brandenburg-Preußen (Berliner Allianz vom 23. Dezember 1728, auf der Grundlage des nicht ratifizierten Bündnisses von Wusterhausen vom 12. Oktober 1726), Dänemark (1732) und Sachsen (1733) anerkannt. 1732 gab der Immerwährende Reichstag in Regensburg eine Garantieerklärung ab (Reichsgutachten vom 12. Januar und kaiserliche Ratifikation vom 3. Februar 1732). Im Reichskonklusum werden die Besitzungen des Hauses Habsburg einschließlich der zum Reich gehörenden Erbländer als selbständige (Groß-)Macht anerkannt. „Mit der Anerkennung der Pragmatischen Sanktion durch den
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Reichstag trat die Bildung einer österreichischen Staatsnation in ein konkretes Stadium ein.“ (Kunisch 1982, 67) Es scheint, dass die Garantie der Pragmatischen Sanktion durch das Reich und die europäischen Mächte „den Prozeß der österreichischen Staatsbildung in beträchtlichem Maße beschleunigt hat“ (ebd. 71). Oswald Redlich hat es 1938 so formuliert (zit. nach Redlich [O.] 1962, 239): „Diese Reichsgarantie, gleichwie die Garantien der auswärtigen Mächte[,] sind der Abschluß der Großmachtbildung Österreichs.“ Trotz aller Garantien erhoben bekanntlich Bayern und Sachsen nach dem Tod Karls VI. Erbansprüche, die von Frankreich unterstützt wurden (Österreichischer Erbfolgekrieg 1740–1748). Die langfristige verfassungsrechtliche Bedeutung der Pragmatischen Sanktion erhellt aus dem Umstand, dass sie bis 1918, also auch in der konstitutionellen (Doppel-)Monarchie, den Rang eines Grundgesetzes der Habsburgermonarchie bzw. (seit 1867) Österreich-Ungarns beanspruchen konnte. Alle österreichischen Verfassungen von 1848/49, das Oktoberdiplom von 1860 und das Februarpatent von 1861 verweisen, insbesondere bezüglich der Erbfolgeordnung, auf die Pragmatische Sanktion. In der Dezemberverfassung von 1867 fehlt eine ausdrückliche Bezugnahme auf die Pragmatische Sanktion, was darauf zurückzuführen ist, dass die Staatsgrundgesetze, aus denen die Dezemberverfassung besteht, „als Ergänzung der Reichsverfassung 1861 verstanden wurden, so daß kraft dieser auch die Pragmatische Sanktion weiterhin als Grundgesetz galt“ (Brauneder 1988, 79). In der staatsrechtlichen Literatur sowohl Cisleithaniens als auch Ungarns galt die Pragmatische Sanktion als die wichtigste rechtliche Grundlage der durch den Ausgleich von 1867 geschaffenen Realunion und der „Gemeinsamen Angelegenheiten“ der beiden Reichshälften bzw. Staaten, die deshalb auch als „Pragmatische Angelegenheiten“ bezeichnet wurden. Seit Maria Theresia hatte das Haus Habsburg bzw. Habsburg-Lothringen keine Probleme mehr mit mangelnder männlicher Nachkommenschaft. 1765, nach dem Tod Franz Stephans von Lothringen, wurden eine Sekundo- und eine Tertiogenitur eingerichtet. Das Großherzogtum Toskana regierte der zweite Sohn Maria Theresias und Franz Stephans, Leopold (Pietro Leopoldo), seit 1765 als souveräner Fürst. Maria Theresias dritter Sohn, Ferdinand (Karl Anton), erhielt durch die 1771 erfolgte Heirat mit Maria Beatrix von Este 1780 das Nachfolgerecht im Herzogtum Modena und begründete hier die Tertiogenitur Habsburg-Este. Maria Theresia hatte, wie allseits bekannt, 16 Kinder. Leopold II., ihr zweiter Sohn, hatte ebenfalls 16 Kinder, darunter zwölf Söhne. Leopolds ältester Sohn Franz begründete die kaiserliche Linie. Weitere auf Söhne Leopolds II. zurückgehende legitime und – im Unterschied zu der von Erzherzog Johann mit Anna Plochl begründeten Linie der Grafen von Meran – erbberechtigte Linien waren die Linie Toskana, die Linie des Erzherzogs Karl, die ungarische Linie des Erzherzogs und Palatins von Ungarn Joseph sowie die Linie Erzherzog Rainers, des Vizekönigs von Lombardo-Venetien.
1.2. Länderspezifisches Thronfolgerecht In den – von 1379 bis 1490 auf zwei bzw. drei Linien aufgeteilten – österreichischen Erblanden war, wie schon der sich ab der Mitte des 15. Jahrhunderts im habsburgischen Kanzleigebrauch allmählich durchsetzende Name sagt, das Erbrecht der herrschenden Dynastie grundsätzlich unbestritten, es existierte aber bis 1621 keine durch Hausordnun-
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gen oder Landesgesetze etablierte Primogeniturerbfolge. Die Nachfolge in den Erblanden musste deswegen mit jener in den böhmischen Ländern und in Ungarn synchronisiert werden, was mitunter Schwierigkeiten zur Folge hatte (1619). Die seit dem ausgehenden Mittelalter üblichen Erbhuldigungen für den neuen Landesfürsten waren bis 1620 keine einseitigen Gehorsamserklärungen, sondern reziproke, die Bestätigung der ständischen Privilegien seitens des neuen Landesfürsten voraussetzende und die legitime Herrschaft erst begründende Akte, funktional mit den Krönungen durchaus vergleichbar. Indes geschah die Nachfolge in den Erblanden im 16. und in den ersten beiden Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts selten automatisch, sondern in der Regel erst nach harten Verhandlungen mit den Ständen. Infolge der Zuspitzung des Religionskonflikts seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts kam es mitunter zu wochen- oder monatelanger Verweigerung der Erbhuldigungen. Erbhuldigungen fanden in den innerösterreichischen Ländern letztmals 1728 (für Karl VI., also erst 17 Jahre nach seinem tatsächlichen Herrschaftsantritt) und in Österreich ob der Enns letztmals 1743 statt; nur in Österreich unter der Enns ließen sich – mit der bezeichnenden Ausnahme Josephs II. – bis 1848 alle Habsburger huldigen, zuletzt im Jahre 1835 Ferdinand I. Bei den Ländern der ungarischen und der böhmischen Krone handelte es sich im Unterschied zu den österreichischen Ländern – jedenfalls beim Aussterben einer Dynastie – um Wahlmonarchien. Ferdinand I. beugte sich 1526/27 gegenüber den Ständen der Hauptländer der böhmischen und der ungarischen Krone letztlich deren Rechtsauffassung, obwohl er von seinem Erbrecht und insbesondere jenem seiner Gemahlin Anna, der Schwester des letzten ungarischen und böhmischen Königs aus dem Hause Jagiello, überzeugt war.
1.2.1. Böhmen Der böhmische Landtag hatte 1497 den Beschluss gefasst, dass für den Fall, dass der böhmische König ohne Erben sterben sollte, die böhmischen Stände das Recht hätten, einen neuen König zu wählen. Nachdem die böhmischen Stände das Erbrecht Annas von Jagiello mit der Begründung, dass sie ohne Zustimmung der Stände verheiratet worden sei, abgelehnt hatten, wurde am 23. Oktober 1526 Erzherzog Ferdinand von einem 24-köpfigen Ausschuss des böhmischen Landtags (je acht aus jedem Stand) zum König gewählt. Die Nebenländer der böhmischen Krone (Mähren, Schlesien, Ober- und Niederlausitz) nahmen Ferdinand, und zwar ausdrücklich aufgrund des Erbrechts seiner Gemahlin Anna, als König an. Bereits im März 1527, kurz nach seiner am 24. Februar erfolgten Krönung im Prager Veitsdom, konnte Ferdinand die böhmischen Stände dazu bewegen, sein bzw. seiner Gemahlin und seiner Erben Erbrecht auf die böhmische Krone anzuerkennen. Nachdem 1541 beim Brand der Prager Burg auch die böhmische Landtafel vernichtet worden war, ersetzte Ferdinand im Zuge von deren Wiederherstellung im September 1545 seinen alten Krönungsrevers vom 13. Dezember 1526 gegen den Widerstand der Stände durch einen neuen, in dem das Erbrecht der Königin Anna ausdrücklich anerkannt ist. Nach der Niederschlagung der Ständerevolte von 1546/47 akzeptierten die böhmischen Stände auf dem Bartholomäuslandtag 1547 schließlich das Erbrecht der Kinder aus der Ehe Ferdinands mit Anna auf den böhmischen Thron. In der Redaktion der böhmischen Landesordnung, die zwischen 1547 und 1549 durch eine gemischte, aus
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Vertretern des Königs und der Stände bestehende Kommission ausgearbeitet wurde, ist eine Königswahl nur für den Fall vorgesehen, dass Ferdinand (Anna war 1547 gestorben) „keine Erben“, also auch keine Tochter, hinterlassen sollte. Im Februar 1549 nahm der böhmische Landtag unter dem Druck Ferdinands, der die Gefahr eines Interregnums nach seinem Tod beseitigen wollte, dessen ältesten Sohn Maximilian II. vivente rege als König an (gewissermaßen als Titularkönig mit Nachfolgerecht). Gekrönt wurde Maximilian aber erst 1562, die Regierung trat er erst nach dem Tod seines Vaters 1564 an. Auch Rudolf II. wurde bereits zu Lebzeiten seines Vaters nach langen Verhandlungen zwischen Maximilian II. und den böhmischen Ständen 1575 von den Ständen als König angenommen. Nach Rudolfs erzwungenem Thronverzicht wurde sein Bruder Matthias, der schon 1608 von den Ständen als Kronanwärter (čekanec) angenommen worden war und dem Rudolf im selben Jahr die Herrschaft über Ungarn und Mähren hatte abtreten müssen, 1611 vom böhmischen Landtag zum König ausgerufen und gekrönt. Die von Turba vertretene Ansicht, die böhmischen Stände hätten 1547 und 1549 nur allgemein das Erbrecht der Nachkommen Ferdinands I. und Annas, nicht aber das Primogeniturerbrecht anerkannt, trifft nicht zu. Im Erbfolgegesetz Karls IV. von 1348 war die Primogenitur für die männliche Nachkommenschaft des Königs festgelegt worden, und in der Goldenen Bulle von 1356 hatte Karl IV. für die Kurfürstentümer des Heiligen Römischen Reiches und damit auch für das Königreich Böhmen Unteilbarkeit und Primogeniturerbfolge proklamiert. Der böhmische Landtag hielt 1549 im Zusammenhang mit der Königsannahme Maximilians II. ausdrücklich fest, „dass, weil das Privilegium des Königreichs Böhmen dies enthält und einschließt, auf jeden König nach dessen Tod der älteste Sohn als böhmischer König folgen soll“ (Poněvadž privilegium královstvie Českého to v sobě obsahuje a zavírá, že každého krále J. M. najstarší syn po smrti J. M. Kr. za krále českého zůstati má; Sněmy české 1877–1954, 2 [1880] 569; vgl. Kapras 1913–1920, Bd. 2, 402). Die Primogenitur war seit dem 14. Jahrhundert ein Bestandteil des böhmischen ‚Verfassungsrechts‘ – also nicht erst seit der Verneuerten Landesordnung von 1627 oder gar erst seit der Anerkennung der Pragmatischen Sanktion durch den böhmischen Landtag 1720 (Turba 1903, 295f.). Nachdem die Erzherzöge Maximilian III. und Albrecht VII., die beiden noch lebenden Brüder Rudolfs II., sowie König Philipp III. von Spanien auf etwaige Ansprüche auf die böhmische Krone verzichtet hatten, nahmen die böhmischen Stände Anfang Juni 1617 Erzherzog Ferdinand von Innerösterreich als König und Nachfolger des kinderlosen Matthias an. Im Sommer 1619, während des Böhmischen Ständeaufstands, setzte der Generallandtag der böhmischen Länder Ferdinand ab und wählte an seiner Stelle Friedrich V. von der Pfalz zum König. Einige Jahre nach dem Intermezzo des Ständeaufstands, für dessen Dauer die Länder der böhmischen Krone auf der Grundlage der Böhmischen Konföderationsakte (Confoederatio Bohemica, 31. Juli 1619) kurze Zeit eine echte Wahlmonarchie waren, dekretierte Ferdinand II. aus fürstlicher Machtvollkommenheit die Verneuerten Landesordnungen von 1627 und 1628. Durch deren ersten Artikel wurden das Königreich Böhmen und die Markgrafschaft Mähren endgültig zu habsburgischen Erbländern, und zwar beim Fehlen eines männlichen Erben ausdrücklich auch in weiblicher Linie. Neben der Krönung fand künftig, jeweils am Tag vor der Krönung, der neu eingeführte feierliche Akt der Erbhuldigung der böhmischen Stände statt. Das Erbrecht der herrschenden Dynastie wurde durch die Ausdehnung des Huldigungseids auf den Nachfolger des neuen Königs zusätzlich abgesichert.
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1.2.2. Ungarn Im Unterschied zu Böhmen kam es in Ungarn 1526 zu einer Doppelwahl: Die Mehrheit der Stände (die magyarische „Nationalpartei“) wählte am 10. November in der traditionellen Krönungsstadt Stuhlweißenburg den ungarischen Magnaten und Woiwoden von Siebenbürgen Johann Szapolyai zum König von Ungarn und Kroatien. Die (viel kleinere) „Hofpartei“ um die Königin-Witwe Maria, die Schwester Karls V. und Ferdinands I., wählte am 17. Dezember in Preßburg Erzherzog Ferdinand, der zunächst darauf bestanden hatte, dass die Ständeversammlung lediglich sein Erbrecht anerkenne, zum König. Der kroatische Landtag (sabor) anerkannte am 1. Januar 1527 im Franziskanerkloster in Cetin (nahe der kroatisch-bosnischen Grenze) Ferdinand als König, nachdem die kroatischen Stände zuvor dessen und seiner Gemahlin Anna Erbrecht anerkannt hatten. Die Kroaten hatten übrigens bereits im Februar 1526, ein knappes halbes Jahr vor der Schlacht bei Mohács, den Beschluss gefasst, ihr Land, da es seit Jahren vom ungarischen König im Stich gelassen werde, dem Schutz Ferdinands zu unterstellen. Die in der Burg Dubrava (östlich von Agram) versammelten slawonischen Stände hingegen erkannten die am 11. November 1526 erfolgte Krönung Johann Szapolyais an und riefen diesen am 6. Januar 1527 zum König aus. Aus dem auf die Doppelwahl folgenden Krieg zwischen den Truppen der beiden Könige von Ungarn, in dessen Kontext auch die erste Wiener Türkenbelagerung 1529 gehört, ging Ferdinand I. als Sieger hervor, er konnte aber langfristig nur einen Teil des alten Königreichs Ungarn behaupten. 1541 kam es zur „vorläufig endgültigen“ Teilung Ungarns in das von den Habsburgern beherrschte „Königliche Ungarn“, „Türkisch-Ungarn“ und Siebenbürgen. Das Fürstentum Siebenbürgen löste sich spätestens 1571, nach dem Aussterben der Szapolyai, vom Königreich Ungarn und wurde erst 1687 durch einen zwischen Kaiser und König Leopold I. und dem siebenbürgischen Fürsten Michael Apafi geschlossenen Vertrag wieder der Herrschaft der Habsburger unterstellt. Von der Krönung Maximilians II. 1563 bis zur Krönung Ferdinands V. 1830 fanden die ungarischen Königskrönungen mit einer Ausnahme (Ferdinand III. wurde 1625 wegen der in Preßburg ausgebrochenen Pest in Ödenburg gekrönt, Joseph II. ließ sich überhaupt nicht krönen) in der Preßburger Pfarr- und Propsteikirche zum Heiligen Martin statt. 1547 bestätigte der ungarische Landtag (Gesetzesart. V von 1547) grundsätzlich das Erbrecht des Hauses Österreich, die ungarischen Stände beharrten allerdings auf ihrem Recht, unter den erbberechtigten männlichen Mitgliedern der Dynastie auszuwählen. Maximilian II. und Rudolf II. wurden 1563 bzw. 1572 aber nicht förmlich gewählt, sondern vom Landtag zu Lebzeiten ihrer Väter als Könige angenommen bzw. zu Königen ernannt (nominatus statt electus). König Matthias II. hingegen wurde 1608 im Zuge des „Bruderzwists“ durch eine regelrechte Wahl ungarischer König. Auch Ferdinand II. musste sich 1618 zum König wählen lassen, desgleichen 1625 Ferdinand III., 1647 Ferdinand IV. und 1655 Leopold I. Im November 1687, ein gutes Jahr nach der Rückeroberung Ofens, der alten Hauptstadt des Königreichs, verzichteten die in Preßburg zum Landtag versammelten ungarischen Stände auf ihr Wahlrecht, erkannten die Erblichkeit der ungarischen Krone im Haus Habsburg im Mannesstamm an und verpflichteten sich, künftig den nach dem Grundsatz der Primogenitur bestimmten Thronfolger bereits zu Lebzeiten seines Vaters zum König zu krönen. Gleichzeitig wurde das Thronfolgerecht auf die männliche Deszendenz Karls II. von Spanien, also auf die spanische Linie der Dynastie, ausgedehnt. Am 9. Dezember 1687 wurde Joseph, der älteste, damals neun Jahre alte Sohn Leopolds I., als
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II. Dynastie und Adel
erster erblicher König von Ungarn mit der Stephanskrone gekrönt. Ungarn war seither ein habsburgisches Erbreich. Seit dem Frieden von Sathmar von 1711 waren die Habsburger im Mannesstamm auch erbliche Fürsten von Siebenbürgen. Durch die Pragmatische Sanktion wurde die Erblichkeit sowohl in Ungarn (Gesetzesart. I und II von 1723) als auch in Siebenbürgen 1722/23 auf die weibliche Linie ausgedehnt. In den Jahren unmittelbar vor und nach dem Beschluss des ungarischen Landtags von 1687 hatten die kaiserliche Armee und ihre Verbündeten den Großteil der bisher unter osmanischer Herrschaft stehenden Gebiete Ungarns, Kroatiens und Slawoniens sowie Siebenbürgens erobert und dadurch eine erhebliche territoriale Erweiterung des habsburgischen Besitzstandes bewirkt. Leopold von Ranke formulierte 1833 in seinem Aufsatz über „Die großen Mächte“ zutreffend, dass Österreich erst durch die Wiedereroberung Ungarns „zu einer selbständigen und europäisch bedeutenden Macht“ geworden sei. Dieser militärische und politische Vorgang hatte auch verfassungsrechtliche Auswirkungen auf den habsburgischen Gesamtstaat. Im Bewusstsein der Zeitgenossen bildeten die österreichischen, böhmischen und ungarischen Länder trotz ihrer unterschiedlichen verfassungsrechtlichen Stellung gegen Ende des 17. Jahrhunderts eine politische Einheit. Die spanischen Königreiche, Länder und Herrschaften waren schon im 17. Jahrhundert als Monarchia Hispanica bezeichnet worden. Seit dem Frieden von Karlowitz (1699) und dem etwa gleichzeitigen Aussterben der spanischen Linie des Hauses Habsburg (1700) oder jedenfalls seit dem daran anschließenden Spanischen Erbfolgekrieg (1700– 1713/14) wurde es parallel dazu üblich, das gesamte Herrschaftsgebiet der deutschen oder österreichischen Linie der Habsburger mit dem Namen Monarchia Austriaca oder „Österreichische Monarchie“ zu bezeichnen. Z. B. finden sich in dem weiter oben erwähnten Testament Karls III./VI. vom 26. September 1711 beide Bezeichnungen nebeneinander. Quellenlage und Forschungsstand Die Entwicklung des habsburgischen Hausrechts im Allgemeinen sowie Vorgeschichte, Gegenstand, Kontext und Folgen der Pragmatischen Sanktion im Besonderen können dank der akribischen Untersuchungen und Quelleneditionen des Mittelschullehrers und Titularprofessors bzw. (seit 1917) Extraordinarius für Österreichische Geschichte an der Universität Wien Gustav Turba (Turba 1903, 1906, 1911/12, 1913, 1923 und 1931) als gut untersucht gelten; vgl. aber die im Einzelnen recht kritischen Besprechungen von Turba 1903 durch Ferdinand Kogler im Monatsblatt des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich 2 (1903) 241–255 und Karl Uhlirz in der HZ 99 (1907) 617–621. Das einschlägige Werk Franz Ferdinand Schrötters (Schrötter 1766), der in den 1760er Jahren als erster „auf der Grundlage eines ausgeprägten Quellenbezugs im Umfeld einer zum einen gemeinrechtlich, zum anderen vernunftrechtlich dominierten Jurisprudenz eine historisch konzipierte, genuine österreichische Staatsrechtswissenschaft ausgebildet hat“ (Hoke 1987, 91), ist durch die Publikationen Turbas inhaltlich endgültig überholt, enthält aber im Quellenanhang (364–503) nach wie vor die einzigen (nicht ganz fehlerfreien) Drucke der – im HHStA im Bestand Familienurkunden verwahrten – Testamente Ferdinands I. von 1543, 1547 und 1554. Einen problemorientierten Überblick bietet Schulze 1982; vgl. auch Strohmeyer 2006. Zur Geschichte des eingangs zitierten Distichons (Bella gerant alii [...]) Klecker 1997 und Möcker 2000. Zur Bedeutung der Fürsten und der Dynastie für die Staatsbildung in Europa bzw. zu den
1. Dynastische Erbfolgeregelungen und länderspezifisches Thronfolgerecht 97
Zusammenhängen zwischen Dynastiesicherung und Staatsbildung in der Frühen Neuzeit vgl. z. B. Weber (W.) 1998. Zu den habsburgischen Hausnormen und Hausordnungen des Spätmittelalters zusammenfassend Hellbling 1969 und Lackner 2002, 17–26, sowie Niederstätter 2001, 144f., 146–151, 168f. und 178–181, und Niederstätter 1996, 140–149, 171–178 und 238–255; vgl. auch Lhotsky 1957, Heimann 1993 und Lackner 2005. Zum Charakter der Habsburgermonarchie als „zusammengesetzte Monarchie“ und „monarchische Union von Ständestaaten“ Brunner 1955 und Brauneder 2006; vgl. auch Sturmberger 1961, 1963 und 1969 sowie Evans 1986, Winkelbauer 2003 und 2015, Szakály 2010; allgemein Koenigsberger 1977, 1991 und 2007 sowie Elliott 1992; zur „dynastischen Agglomeration“ der spanischen und der österreichischen Linie der Habsburger im 16. und 17. Jahrhundert Strohmeyer 2010 und 2012; vgl. auch Kohler 1992, 1994 und 1998. Zu den Teilungsverträgen von Worms und Brüssel 1521/22 nach wie vor grundlegend Bauer (W.) 1907; im Wesentlichen auf derselben Quellengrundlage Lhotsky 1971 und 1976; außerdem Turba 1908, Sutter 1971, 43*–48*, Burkert 1987, Thomas (Ch.) 1989 und Edelmayer 2002b. Zur Erbteilung Rudolfs II. mit seinen Brüdern bzw. zum Erbverzicht der letzteren (1578) und zum „Bruderzwist“ zwischen Rudolf und Matthias (1608–1611) v. a. Fischer (J.) 1897 und Sturmberger 1957; vgl. auch Sturmberger 1953, Vocelka 1983, Bahlcke 1994, Strohmeyer 2006 und Bůžek 2010. Eine Edition der lateinischen und der deutschen Fassung des Oñate-Vertrags (1617) zuletzt in Lorenz (G.) 1991, 186–209. Zur Pragmatischen Sanktion, neben Gustav Turbas Lebenswerk, überdies Fellner 1898, Hauke 1907, Tezner 1909, 132–159, Bernatzik 1915, Michael 1929 und 1939, Redlich (O.) 1962, 23–26 und 226–240, Royder 1972, Ingrao 1981 und 1993, Brauneder 1988 (= erweiterte Fassung von Brauneder 1985), Urfus 2002 und zuletzt Vocelka 2010; eine prägnante Zusammenfassung unter besonderer Berücksichtigung der Folgen der Pragmatischen Sanktion für das Verhältnis zwischen dem Heiligen Römischen Reich und der als „pragmatische Monarchie“ apostrophierten Habsburgermonarchie bietet Burkhardt 2006, 346–363; zur ungarischen Pragmatischen Sanktion siehe auch Marczali 1911, 52–55, Csekey 1916, d’Eszláry 1952, Barcsay 2002, 16–18, und Bahlcke 2005a, 199–201; zur sog. kroatischen Pragmatischen Sanktion Klaić (V.) 1915 und Bahlcke 2005a, 179–183; zu den Garantierklärungen der europäischen Fürsten und Staaten sowie des Immerwährenden Reichstags ZwiedineckSüdenhorst 1895, Mecenseffy 1934, Naumann 1936, Mikoletzky (H.) 1967, 124–129, und Duchhardt 1997 (Register s. v. Pragmatische Sanktion); vgl. auch Baumgart 1990 und Bergerhausen 2002; zur rechtsgeschichtlichen Einordnung der Pragmatischen Sanktion Kunisch 1979 und 1982 sowie Mohnhaupt 1982 und Weitzel 1982. Auch zum Sukzessions- und Thronfolgerecht in den österreichischen und böhmischen Ländern sowie in Ungarn sind die Arbeiten Turbas noch immer grundlegend, insbes. Turba 1903 und 1911/12. Zu den Erbhuldigungen in den österreichischen Ländern Godsey 2005. Zum Thronfolgerecht und zu den Thronfolgemodalitäten (Wahl bzw. Annahme, seit 1627 zusätzlich zur Krönung Erbhuldigung) in Böhmen in habsburgischer Zeit: Gluth 1877, Rezek 1877 und 1878, Huber (A.) 1888, 537–549, Kalousek 1892, 168–244, 577–582 und 597f., Turba 1903, 279–312, Rieger 1908, 152–159, Kapras 1913–1920, Bd. 2, 399–408, und Bd. 3, 83–94, Peterka 1928, 77–79 und 137f., Janáček 1968/84, Bd. I/2, 7–40, Pánek 1996/97 sowie Berning 2008, 60–73, 133–136 und 155–164; zur „Annahme“ Ferdinands als König in Mähren und Schlesien
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II. Dynastie und Adel
Dvořák 1899–1914, 373–383, Kameníček 1900–1905, Bd. 1, 124–127 und 513, und Schelle 1979; zum Thronfolgerecht in der Verneuerten Landesordnung für Böhmen (1627) zuletzt Rentzow 1998 und Bergerhausen 2001. Zum Thronfolgerecht und zu den Thronfolgemodalitäten in Ungarn und Kroatien in habsburgischer Zeit: Gindely 1873, Smolka 1878, Huber (A.) 1888, 549–563, Turba 1903, 340–360, Timon 1904, 520–537, Kadlec 1907, 27f., Rieger 1908, 159–162, Ortvay 1912, 49–96, Šišić 1917, Redlich (O.) 1961, 418–426, Bak 1973, 65–73, Barta 1978 und Barc say 2002; aus sprachlichen Gründen konnten Salamon 1866, Csekey 1917, Fraknói 1921 und Bartoniek 1939 nicht herangezogen werden. Zu den Wahlkapitulationen und Krönungsreversen der ungarischen und böhmischen (sowie der polnischen) Könige in der Frühen Neuzeit Rauscher (R.) 1925, 33–40 (Böhmen, Mähren, Schlesien), 47–54 (Ungarn, Siebenbürgen, Kroatien) und passim.
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2. Die habsburgische Privatvermögensverwaltung Von Irmgard Pangerl
2.1. Das Privatvermögen vor 1765 Ein erster Hinweis auf eine private Kasse des Herrschers findet sich in der Oberstkämmererinstruktion vom 1. Januar 1537, wo als eine der Aufgaben des Oberstkämmereramtes die Verwaltung der Gelder für die Leib- oder geheime Kammer genannt wird. Der Oberstkämmerer konnte jederzeit das erforderliche Geld aus der Hofkammer anfordern, war jedoch zur genauen Buchführung verpflichtet. Die Kammerkassengeschäfte führte ein geheimer Kammerzahlmeister, der dem Oberstkämmerer unterstellt war. Etwa hundert Jahre später ist erstmals eine Verpflichtung des Herrschers zur Versorgung der nichtregierenden Mitglieder seines Hauses schriftlich überliefert. In seinem Testament vom 10. Mai 1621 bestimmte Ferdinand II., dass jedem Erzherzog jährlich 45.000 fl. zu seinem Unterhalt sowie eine in den Erblanden gelegene Herrschaft zu seiner Hofhaltung zu überlassen seien. War die Deckung dieser Ausgaben nicht durch das Patrimonial- oder Allodialvermögen gegeben, sollte ein eventueller Abgang aus den Staatseinkünften bestritten werden. Erst 1754 wurde auch eine Regelung für die Versorgung der Erzherzoginnen getroffen. Im Familienstatut vom 3. April 1754 bestimmten Maria Theresia und Franz I., dass nebst freier Verpflegung und Wohnung am Hoflager den nachgeborenen Erzherzögen weiterhin 45.000 fl. in monatlichen Raten ausgezahlt werden sollten. Hielt sich ein Erzherzog nicht bei Hof auf, so standen ihm als Entschädigung für Verpflegung und Wohnung zusätzlich 24.000 fl. zu. Bezüglich der Erzherzoginnen wurde vereinbart, dass allen, solange sie unverheiratet blieben und nicht in ein Kloster eintraten, ein Unterhaltsbeitrag von 24.000 fl. sowie freie Kost und Logis am Hoflager geleistet werden. Die Entschädigungssumme wurde für vom Hoflager abwesende weibliche Familienmitglieder mit 12.000 fl. festgelegt. Sonderbestimmungen traten mit dem Zeitpunkt der Vermählung einer Erzherzogin ein: Sie erhielt in diesem Fall 100.000 fl. Heiratsgut und einen Ausstattungsbeitrag in der Höhe von mindestens 25.000 fl. Diese Regelung wurde erst am 30. November 1780 durch kaiserliches Handschreiben Josephs II. außer Kraft gesetzt.
2.2. Die Gründung des Familienversorgungsfonds Schon in seinem Testament vom 28. Januar 1751 schuf Franz I. die Grundlagen für rein „privates“ Vermögen seiner Nachkommenschaft. In den Punkten 19 und 20 be-
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stimmte er, dass die im Königreich Ungarn gelegenen Güter Holitsch und Sassin niemals veräußert oder verschenkt werden dürften, sie vielmehr immer als privates Eigentum bestehen bleiben sollten und niemals in das Staatseigentum einzuverleiben seien. Nach dem Tod von Franz I. am 18. August 1765 in Innsbruck errichteten seine Witwe Maria Theresia und sein ältester Sohn und Universalerbe Joseph II. mit Vertrag vom 16. Oktober 1765 den Familienfonds zur besseren Versorgung und standsmässigen Unterhalt Unserer Kinder und Abstammung. Der Fonds wurde vorerst mit einer Summe von 5,8 Mio. fl. aus der Erbschaft nach Franz I. sowie den Gütern Mannersdorf und Ungarisch-Altenburg aus dem Besitz der Kaiserin dotiert. Am 30. Januar 1766 erwarb Maria Theresia mit Geldmitteln des Familienfonds das Herzogtum Teschen, die Domänen Göding-Pawlowitz, Holitsch und Sassin sowie Eckartsau, Essling und Schlosshof von Joseph II. und vermehrte so den Anteil der Realitäten an der Vermögensmasse des Familienfonds entscheidend.
2.3. Der Versuch einer Neuordnung unter Kaiser Franz II. Am 18. November 1800 setzte Franz II. eine Hofkommission zur Regelung der Angelegenheiten des Familienvermögens seines Hauses ein. Er wollte für seine Nachfolger normative, jeden Zweifel ausschließende Grenzen zwischen den Staats- und den Hausleistungen zur Versorgung der Mitglieder des Erzhauses definieren. Die Beratungen führten zur Festlegung neuer Grundsätze für die Verwaltung des 1765 gestifteten Familienversorgungsfonds: Der Regent hatte das Recht, die Höhe der Versorgungsbeiträge der Familienmitglieder zu bestimmen, und er konnte jenen, die bei besonderen Gelegenheiten mehr Geldmittel benötigten, größere Summen zukommen lassen, eine willkürliche Bevorzugung eines Einzelnen sollte jedoch nicht stattfinden. Das Familienoberhaupt musste dabei aber Sorge tragen, dass das Kapital nie vermindert wurde und durch einen möglichen Abgang keine Last für den Staat entstand. Sollte ein Familienmitglied durch Erbanfall oder auf anderem Wege zu einem so reichlichen Einkommen gelangen, dass damit sein standesgemäßer Unterhalt gedeckt wäre, so konnte das Familienoberhaupt die Unterstützung aus dem Familienfonds ganz oder teilweise einstellen.
2.4. Die Ausprägung einer Behördenstruktur Im 18. Jahrhundert umfasste der Wirkungsbereich des Oberstkämmereramtes auch den geheimen Kammerzahlamtsdienst und die oberste Leitung der Güterverwaltung. Die geheime Kammerkasse war sowohl für die Verwaltung des hofärarischen Vermögens, also jener Mittel, die dem Herrscher aus Staatseinnahmen zur Deckung seiner Repräsentationsaufgaben zustanden, als auch für die Verwaltung der Privatgelder des Monarchen zuständig. An der Spitze des Kammerzahlamtes stand ein geheimer Kammerzahlmeister: Von 1749 bis 1756 bekleidete Karl Joseph Edler von Dier, von 1757 bis 1780 Johann Adam Edler von Mayer diese Funktion. Dem Kammerzahlmeister unterstanden zwei Kammerzahlamtsoffiziere sowie ein Offizial und ein Praktikant. Unter Joseph II. wurde der bis dahin bestehenden Vermischung von Staats- und Privatvermögen ein Ende bereitet. Er
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übertrug die Aufgaben im Bereich der privaten Vermögensverwaltung der Familienkasse und ernannte den kaiserlichen Rat Dominik von Deldono zum geheimen Kammerzahlmeister, der aber mehr für die staatlichen Ausgaben zuständig war. Die Oberaufsicht über beide Verwaltungen behielt der Oberstkämmerer. Die Anfänge einer privaten Güterverwaltung gehen auf die Verpfändung der böhmischen Kameralgüter durch Maria Theresia an ihren Gemahl Franz Stephan von Lothringen zurück. Diese Maßnahme war durch den erhöhten Finanzbedarf im Österreichischen Erbfolgekrieg erforderlich geworden. Zum ersten Administrator bzw. obersten Direktor der Kameralgüter wurde Baron Franz Joseph de Toussaint, ein Sekretär Franz Stephans, bestellt. Toussaint schuf die Grundlagen für die Verwaltung in den von ihm verfassten Instruktionen 1755–1756. Neben den Kameralgütern hatte Franz Stephan weitere Besitzungen in Böhmen, Ungarn und Österreich als Privatvermögen erworben. Die Verwaltung dieser Domänen führten ab 1752 der geheime Kammerzahlamtsmeister Johann Adam von Mayer als Oberadministrator der in Ungarn gelegenen Güter und der Vertraute des Kaisers Johann Adam Freiherr von Posch als Administrator der österreichischen und böhmischen Güter. 1783 erfolgte eine Neustrukturierung: Der geheime Kammerzahlamtsmeister Albert Edler von Mayer wurde als Direktor der k. k. Familienherrschaften mit der Oberaufsicht über die Verwaltung aller kaiserlichen Güter betraut. Unter seine Aufsicht wurden die Familienkasse, die Aviticalkasse und die großherzoglichen Kassen sowie die k. k. Familiengüterbuchhaltung gestellt. Die Verschmelzung der Privatvermögensverwaltung mit dem Aufgabenbereich des Oberstkämmereramtes blieb für den Kassenbereich bis 1818 bestehen. In diesem Jahr wurde das Kammerzahlamt in das Hofzahlamt umgewandelt und war ab dann nur mehr für die hofärarischen Ausgaben und Einnahmen zuständig. Erst 1823 endete die nominelle Unterstellung der Behörden der Privatvermögensverwaltung unter das Oberstkämmereramt.
2.5. Die Kassen Die von Franz Stephan mit Zustimmung Maria Theresias errichtete Familienkasse verwahrte einerseits das Unterhaltsvermögen der Erzherzöge und der Erzherzoginnen, welches ihnen laut Familienstatut von 1754 zustand, und andererseits jenes Vermögen, welches mittels Stiftungsurkunde vom 16. Oktober 1765 dem Familienversorgungsfonds zugeteilt wurde. Eine Instruktion wurde nicht erlassen. Das Vermögen der Familienkasse galt als Fideikommiss, weder Obligationen noch Grundstücke durften verkauft werden. Erträge und Einsparungen sollten für den Ankauf neuer Herrschaften verwendet werden. Aus der Kasse waren auch die Kosten für die Herstellung von Wirtschaftsgebäuden, die Unterstützung der Untertanen in Notfällen wie Missernten, Wetterkatastrophen und Feuerschäden zu decken. Aufgabe der Aviticalkasse war die Verwaltung des Aviticalvermögens. Den Ursprung dieses Vermögens bildete die Schenkung der Herrschaften Ráckeve und Bellye durch Kaiser Karl VI. an seine Frau Elisabeth Christine. Im Erbwege gelangten diese Herrschaften an Maria Theresia, die den Besitz an ihre Tochter Marie Christine verkaufte. Der Kauferlös von 1,88 Mio. fl. bildete den Grundstock des Aviticalvermögens.
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Joseph II. verfügte, dass die Vermögenserträge nicht mehr in den Kammerbeutel, sondern in die Aviticalkasse fließen sollten. Im Juni 1781 wurde auch noch die Herrschaft Mannersdorf-Scharfeneck dem Aviticalbesitz zugeschlagen. Als Gründungstag der Aviticalkasse gilt der 13. März 1781, ihre Ersteinlage betrug 1.355.000 fl.; diese wurde ihr von Graf Leopold von Kolowrat, dem damaligen Präsidenten der Hofkammer und Ministerial-Banco-Deputation, übergeben. Auch für die Verwaltung dieser Kasse existierten keine schriftlichen Instruktionen. Aus diesem Fonds sollte an sämtliche Geschwister des Familienoberhauptes jährlich Unterhaltsgeld ausbezahlt werden. Die Josephinische und die Leopoldinische Kasse verwalteten das sog. Patrimonialoder Allodialvermögen, welches aus den Verlassenschaften der Kaiser Joseph II. und Leopold II. stammte. Die Josephinische Kasse wurde von Leopold II. mit dem Kapital aus der Erbschaft seines Bruders gegründet. In die Leopoldinische Kasse gelangten das Vermögen, welches aus den Ehepakten Leopolds und seiner Gemahlin durch Heiratsgut und Widerlager entstand, sowie Einzahlungen aus den toskanischen Einkünften. Letztlich wurde auch noch die Verlassenschaft der Kaiserin Maria Ludovika dieser Kasse zugeschrieben. Beide Institutionen wurden im Juni 1804 von Franz II. aufgelöst, das Vermögen gelangte zur Verteilung. Die Josephinische Kasse mit einem Wert von 5.872.373 fl. wurde in zwei Hälften geteilt, wovon eine dem Kaiser, die andere seinen sieben Brüdern zufallen sollte. Die Leopoldinische Kasse mit einem Wert von 7.055.736 fl. erhielten der Kaiser und seine Brüder zu jeweils gleichen Teilen.
2.6. Die privaten Herrschaften der Familie Am 1. Juli 1799 legte der Oberdirektor der gesamten k. k. Familienherrschaften und Güter Augustin Holzmeister eine tabellarische Übersicht über alle zu diesem Zeitpunkt im privaten Besitz der Familie Habsburg-Lothringen stehenden Herrschaften in Ungarn, Mähren und Österreich vor, die sich in Familienherrschaften und Aviticalherrschaften teilten. Im Königreich Ungarn besaß die Herrscherfamilie noch aus dem Erbe Franz Stephans die Herrschaften Holitsch und Sassin, die der Kaiser 1749 erworben hatte. In Mähren gehörten der Familie die Domänen Göding und Pawlowitz, ebenfalls aus dem Erbe nach Franz Stephan. In Niederösterreich wurde bei den Familienherrschaften zwischen den „unterteiligen“ und den „oberteiligen“ Herrschaften unterschieden: Erstere lagen entweder im Viertel unter dem Manhartsberg oder im Viertel unter dem Wiener Wald. Es waren dies die Herrschaften Schlosshof an der March, Eckartsau, Essling, Scharfeneck (Mannersdorf am Leithagebirge), Laxenburg und Vösendorf. Die oberteiligen Herrschaften umfassten Leiben, Pöggstall, Oberranna, Gutenbrunn und Weinzierl. Im Königreich Ungarn lagen die beiden Herrschaften Ráckeve und Bellye, welche einst dem Prinzen Eugen gehört hatten, dann aber von Karl VI. für seine Gemahlin Elisabeth Christine erworben wurden. Maria Theresia erbte diese Besitzungen nach dem Tod ihrer Mutter 1750. Nach 1780 bildete Joseph II. aus eben diesen Herrschaften und Vermögenswerten den Aviticalfonds.
2. Die habsburgische Privatvermögensverwaltung 103
Auf österreichischem Boden gehörte nur das 1754 von Franz Stephan erworbene Gut Scharfeneck (Mannersdorf ) zu den Aviticalherrschaften, denen es 1781 von Joseph II. zugeschlagen wurde. Quellenlage und Forschungsstand Die wichtigsten Quellen zur Geschichte des habsburgisch-lothringischen Privatvermögens erliegen im HHStA. Es sind dies Urkunden betreffend die Errichtung und Ausgestaltung des Familienfonds im Bestand der Familienurkunden. Wichtig sind weiters die Akten des Ministeriums des kaiserlichen Hauses und der Hofkommission in Familienangelegenheiten. Für die ersten Jahre des Familienversorgungsfonds hat sich die Handregistratur des Verwalters Johann Adam Freiherr von Posch in dem nach ihm benannten Bestand der Posch-Akten teilweise erhalten. Im Bereich der Hofarchive sind v. a. die Registraturen des Oberstkämmereramtes und des Geheimen Kammerzahlamtes zu nennen, da diese bis 1823 die Privatvermögensverwaltung mitadministrierten und erst ab 1824 eine eigene Behörde errichtet wurde, welche außerhalb der Hofdienste stand. Die Registratur der sog. Älteren Reihe der Generaldirektion der Privat- und Familienfonde ist nur fragmentarisch vorhanden. Vgl. dazu die entsprechenden Kapitel in Kraus (W.) 1937 und Reinöhl 1937a im Gesamtinventar des HHStA. Bis 1918 erfolgte eine wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Privatvermögen der Herrscherfamilie praktisch nur am Rande; in der finanzgeschichtlichen Publikation Beer 1895b und im Standardwerk zum Hofstaat Žolger 1917 werden die einzelnen Fonds erwähnt. Das Ende der Donaumonarchie und die damit verbundene Frage nach der Verfügungsgewalt der Familie Habsburg über ihr Privatvermögen waren der Beginn einer ersten Diskussion über die Geschichte der Privatvermögensverwaltung: Zwei von der Generaldirektion der Privat- und Familienfonde abgefasste Denkschriften (Denkschrift betreffend die rechtliche Natur des Eigentums an mehreren in Deutschösterreich befindlichen Vermögensmassen des Kaisers und des Erzhauses Habsburg Lothringen und Denkschrift betreffend die rechtliche Natur des Seiner Majestät dem Kaiser Karl I. beziehungsweise dem kaiserlichen Familienfonde bücherlich zugeschriebenen, in Böhmen, Mähren und slovakischen Gebietsteilen gelegenen Immobiliarbesitzes) sind als Plädoyers gegen das Gesetz vom 3. April 1919 betreffend die Landesverweisung und die Übernahme des Vermögens des Hauses Habsburg-Lothringen und das Gesetz vom 30. Oktober 1919 betreffend die Landesverweisung und die Übernahme des Vermögens des Hauses Habsburg-Lothringen zu verstehen. Mit der Rechtsnatur des Familienvermögens haben sich Schager-Eckhartsau 1922 (Albin Schager-Eckhartsau war der letzte Sektionschef der Generaldirektion der Privat- und Familienfonde), Stritzl-Artstatt 1924 (Fritz Stritzl-Artstatt war der Rechtsanwalt der Familie Habsburg) sowie Turba 1925 und 1929 auseinandergesetzt. Fleischer 1932 geht in der Einleitung kurz auf die Entstehung der geheimen Kammerzahlamtsbücher ein. Erst ab Mitte der 1950er Jahre beschäftigte sich Hanns Leo Mikoletzky wieder vermehrt mit der Frage der Wirtschaftspolitik Franz Stephans von Lothringen und dem Familienfonds (Mikoletzky [H.] 1956, 1957, 1961a–c, 1963 und 1980a). Mikoletzky (H.) 1961c über den Ursprung des habsburgisch-lothringischen Familienvermögens ist bis heute unübertroffen; leider wurde der Behördenstruktur darin keinerlei Aufmerksamkeit geschenkt. Mikoletzky (H.) 1980b behandelt nochmals Franz Stephan als
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II. Dynastie und Adel
Wirtschaftsfachmann; Wagner (H.) 1979 versucht eine erste Darstellung des geheimen Kammerzahlamtes. Vgl. auch Mikoletzky (H.) 1961b und Mrva 2000 über die Herrschaften Holitsch und Sassin sowie Pšeničková 2000 über die Kameralgüter. Kramar– Stuiber 2001 widmet ein Kapitel Franz Stephan als dem „Millionär aus Zeitvertreib“. Zwei Dissertationen, List 1982 und Wilcek 1991, beschäftigen sich nur peripher mit der Frühzeit der privaten Vermögensverwaltung; ihr Schwerpunkt liegt auf dem 19. Jahrhundert. Erst im Rahmen der politischen Debatte um die Restitution von Vermögenswerten, die der Familie Habsburg von den Nationalsozialisten entzogen wurden, rückte auch der Familienfonds wieder in den Blickpunkt der Forschung. 1935 war mit dem Bundesgesetz betreffend die Aufhebung der Landesverweisung und die Rückgabe von Vermögen des Hauses Habsburg-Lothringen die teilweise Rückgabe von Besitzungen verfügt worden. Die Übergabe wurde jedoch nach dem Anschluss 1938 wieder rückgängig gemacht. Eine Aufarbeitung dieser angedachten Rückgabe findet sich bei Mosser 1979. Die Arbeiten Binder (D.) 2003, Böhmer–Faber 2003 und 2004 sowie Graf 2003 und die ältere Studie Griesser 1986 beschäftigen sich sowohl von historischer als auch juristischer Seite mit dem Familienfonds. Eine umfassende Aufarbeitung seiner Behörden- und Verwaltungsgeschichte steht noch aus.
3. Die Hausorden 105
3. Die Hausorden Von Christian Steeb
3.1. Der Orden vom Goldenen Vlies Dieser bis heute bestehende, als der vornehmste aller existierenden Orden angesehene Ritterorden wurde am 7. Januar 1430 in Sluys von Herzog Philipp dem Guten von Burgund anlässlich seiner dritten Vermählung mit Isabella von Portugal gestiftet. Diese Stiftung entsprach bereits bestehenden Orden wie dem englischen Hosenbandorden. Ihrer Prägung nach den spätmittelalterlichen Rittergesellschaften nicht unähnlich, wurden sie allmählich zu Hausorden der jeweiligen Dynastien. Der Stiftung des Ordens vom Goldenen Vlies (Ordo Velleris Aurei, Toison d’or) folgten in Brügge am 10. Januar 1430 die ersten 24 Aufnahmen. Beim nächsten Treffen der Ritter des Ordens, am Festtag des Hl. Andreas, wurde den Mitgliedern ihr Eid auf die zu Ryssel (Lille) am 30. November 1431 veröffentlichten Statuten abgenommen. Waren die Aufnahmen der ersten Ritter des Ordens noch durch den Stifter vorgenommen worden, erfolgten diese ab nun durch Wahl durch das Ordenskapitel. Als eine bis heute bestehende Einrichtung wurden vier Ordensbeamte eingesetzt: der Kanzler (Chancelier), der Schatzmeister (Trésorier), der Sekretär (Greffier) und der Wappenkönig (Roi d’Armes), auch „Herold“ oder Toison d’or genannt. Mit dem Tod Karls des Kühnen 1477 erloschen die Herzöge von Burgund im Mannesstamm. Die Souveränität des Ordens ging gemäß Artikel 65 der Statuten auf seine Tochter Maria über, die am 14. August 1477 Maximilian Erzherzog von Österreich zum Mann nahm. Drei Tage nach der Eheschließung wurde dieser Chef et Souverain des Ordens, auf dessen Statuten er am 30. April 1478 in Brügge seinen feierlichen Eid ablegte. Philipp der Schöne, der seit seiner Volljährigkeit als Souverän des Ordens fungierte, konnte eine drohende Spaltung des Ordens im Kapitel von Brüssel 1501 abwenden, wobei er den Rittern Privilegien zugestehen musste. Nach seinem Tod 1506 übernahm sein Sohn Karl, der 1501 in Brüssel investiert worden war, die Agenden des Ordens. Unter ihm wurden Artikel 3 der Statuten und die Trageweise des Ordenskleinods geändert, und die Zahl der Ritter wurde von 31 auf 51 erhöht. Die Statutenänderung führte zur bevorzugten Aufnahme von Adeligen der iberischen Halbinsel. Im Oktober 1555 übertrug Karl seinem Sohn Philipp die Regierung der Niederlande und zugleich die Ordenssouveränität. Dies bedeutete eine Koppelung der Regierung der Niederlande mit der Souveränität des Ordens, was zum Hauptargument der im 18. Jahrhundert geführten Auseinandersetzungen um die Souveränität des Ordens werden sollte. Ab Ende der 1550er Jahre verlagerte sich das Schwergewicht des Ordenslebens ganz nach Spanien. Mit der Übergabe der Herrschaft in den Niederlanden an Philipps Tochter Isa-
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bella kam es dann zur vollständigen Trennung vom alten Kernland des Ordens, wobei sich Philipp II. die Souveränität des Ordens vorbehielt. Unter seinen Nachfolgern Phi lipp III. und Philipp IV. kam es zu keinen tiefgreifenden Veränderungen. Ferdinand III. und Leopold I. wurden aus Wien um Verleihung des Ordens für ihre wichtigsten Hofchargen in Madrid vorstellig. Diesen Bitten wurde in der Regel nachgekommen, wobei die Investituren in Wien dann im Auftrag des Ordenssouveräns durch den Kaiser vollzogen wurden. Nach dem Tod Karls II. von Spanien am 1. November 1700 entstand zwischen den Habsburgern und den Bourbonen nicht nur um den spanischen Thron, sondern auch um die zukünftige Ordenssouveränität eine erbitterte Auseinandersetzung.
3.1.1. Die Spaltung des Ordens im 18. Jahrhundert Am 16. November 1700 erfolgte in Versailles die Proklamation Philipps von Anjou zum König von Spanien, worauf er am 4. Mai 1700 im Schloss Buen Retiro bei Madrid als Ordensritter investiert wurde und den Eid als Souverän ablegte. Erste Aufnahmen durch König Philipp V. fanden in Versailles im Juni 1701 statt. Nachdem der spätere Kaiser Joseph I. im September 1703 zugunsten seines jüngeren Bruders Karl auf den spanischen Thron verzichtet hatte, spitzte sich der Konflikt weiter zu: Nach der Ausrufung Erzherzog Karls zum spanischen König (Karl III.) wurde dieser von 33 Ordensrittern als Chef und Souverän des Ordens anerkannt. Dies führte am 29. Oktober 1704 zum Ausschluss von 32 Ordensrittern durch Philipp V. Nach der Krönung Karls zum Kaiser in Frankfurt am Main (Dezember 1711) wurde am 9. Januar 1712 die Ernennung von 22 neuen Ordensrittern bekannt gemacht. Am Tag zuvor war Kaiser Karl VI. durch drei Ritter des Ordens als Chef und Souverän des Ordens vereidigt worden. Nach langwierigen Beratungen stellte man sich in Wien auf den Rechtsstandpunkt, dass die Ordenssouveränität weder an den Besitz des Herzogtums Burgund noch den der spanischen Krone, sondern allein an die direkte Nachkommenschaft aus dem Geblüt der Herzöge von Burgund gebunden sei. Die noch durch König Karl II. von Spanien aufgenommenen Ritter versammelten sich zu Ostern 1712 in der Ratsstube der Wiener Hofburg, um Karl VI. ihren Huldigungseid zu leisten. In den Haager Friedenspräliminarien 1712 hatte sich Karl VI. durch seine Gesandten ausdrücklich alle Rechte auf den Orden vorbehalten. Durch den Frieden von Rastatt gelangte der Kaiser auch formalrechtlich in den Besitz des Archivs und des Ordensschatzes. Noch im Artikel 3 der am 22. Juli 1718 zu London geschlossenen Quadrupelallianz hatte Karl VI. seinen Gegner Philipp V. zwar als König von Spanien anerkannt, ihm aber dessen Anspruch auf die Ordenssouveränität bestritten. Erst durch die Verträge vom 30. April und 1. Mai 1725 kam es zu einer Annäherung, denn jeder der beiden Herrscher sollte sich aller bis dahin geführten Titel, und damit auch jenes des Souveräns des Ordens vom Goldenen Vlies, weiterhin bedienen dürfen. Unter Kaiser Karl VI. wurde der Orden vom Goldenen Vlies in Österreich zu einem unverzichtbaren Symbol seines absolutistischen Herrschaftsanspruchs, was sich sowohl in der bevorzugten Stellung der Ordensritter im Rahmen des Hofzeremoniells wie im Festhalten am spanischen Mantelkleid ausdrückte. In seiner Regierungszeit ernannte Karl VI. insgesamt 96 Ritter des Ordens, wobei man sich bei den Aufnahmen streng an das Vorbild einer Beschreibung des protokollarischen Ablaufs eines Ordensfestes aus dem Jahr 1545 hielt, die Feiern des St. Andreastages jedoch auf zwei Tage beschränkte.
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Erst nach dem Tod Karls VI. machte der spanische Geschäftsträger in Wien 1741 erneut Ansprüche seines Königs geltend. Auch dies blieb ohne Resultat, denn am An dreastag des Jahres 1742 leistete Franz Stephan Herzog von Lothringen (ab 1745 Kaiser Franz I.) seinen Eid als Souverän des Ordens. Obwohl noch anlässlich der Friedensverhandlungen zu Aachen 1748 durch König Ferdinand VI. eine Protestnote die Ordenssouveränität betreffend überreicht wurde, blieb diese Frage weiterhin ungeklärt. Als es am 14. Juni 1752 in Aranjuez zur Ratifizierung des Defensivbündnisses zwischen Maria Theresia, Ferdinand VI. von Spanien und Emanuel III. von Sardinien kam, wurde die immer noch ungelöste Streitfrage von keiner der Parteien mehr zur Sprache gebracht, womit die endgültige Spaltung in einen österreichischen und einen spanischen Zweig des Ordens vollzogen war. Franz I. nahm 68 Aufnahmen in den Orden vor. Die in den Statuten des Ordens vom Goldenen Vlies festgelegte Inkompatibilitätsbestimmung, das Verbot der Annahme anderer Orden, wurde in Österreich erstmals 1757 durch die Stiftung des Militär-Maria-Theresien-Ordens sowie abermals 1764 durch die Stiftung des königlich ungarischen St. Stephans-Ordens gebrochen. Besonders Franz I. stand der Stiftung des St. Stephans-Ordens ablehnend gegenüber, weil er für das Goldene Vlies einen Prestigeverlust befürchtete. Da jedoch an der traditionellen Verleihung des Ordens an Katholiken aus regierenden Häusern bzw. dem Hochadel festgehalten worden war, diente der zur Belohnung von Zivilverdiensten gestiftete St. Stephans-Orden in erster Linie dazu, auch verdiente Persönlichkeiten anderer Konfessionen auszuzeichnen. Von Joseph II. wurden 48 Aufnahmen in den Orden vom Goldenen Vlies vorgenommen, dem Leopold II. mit nur 14 Verleihungen folgte. Die lange Regierungszeit Franz’ II. (I.) führte zu insgesamt 78 Verleihungen des begehrten Ordens.
3.1.2. Die Ordensoffiziere der Ordenskanzlei Zur Besorgung der Geschäfte des Ordens dienten seit seiner Stiftung die vier Ordensoffziere der Ordenskanzlei, die durch einen Eid zur Wahrung der Geheimnisse des Ordens verpflichtet wurden. Eine 28 Artikel umfassende Dienstanweisung im Anhang zu den eigentlichen Statuten regelte ihre Aufgaben. Die Kanzlei besorgte die Ausstellung der Patente, verwaltete die Insignien, führte das Kollanenbuch, zog zu erlegende Taxen ein und sandte Todesanzeigen (Annoncen) aus. Der Kanzler, ein Bischof oder Abt, hatte das Ordenssiegel zu verwahren und die Befragung der Ritter bei den corrections auf den Kapiteln durchzuführen, Urteile zu verkünden und Wahlen zu überwachen. Der Schatzmeister hatte das Ordensarchiv, den Schatz, die Bibliothek und die Garderobe des Ordens zu verwalten sowie die Kapitelsitzungen vorzubereiten. Der Sekretär als „Historiker“ des Ordens hatte die Kapitelprotokolle zu führen. Der Wappenkönig führte als Zeichen seiner Würde ein spezielles Abzeichen bzw. trug bei feierlichen Anlässen die „Potence“ mit den Wappen aller lebenden Ritter des Ordens. Er war in der burgundischen Zeit dazu verpflichtet, über die richtige Darstellung der Wappen der Ordensritter zu wachen, später diente er vor allem dazu, die Ernennungen (Lettres de promesse) zu überbringen. Abweichend von der burgundischen und spanischen Tradition des Ordens war seit der Spaltung des Ordens der Kanzler des österreichischen Ordens vom Goldenen Vlies kein geistlicher Würdenträger mehr, sondern ein Beamter der kaiserlichen Verwaltung. Karl VI. richtete in Wien eine eigene Konferenz ein, die mit allen den Orden betreffenden Agenden betraut wurde. Dieser Konferenz gehörten neben im Hofdienst stehenden
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Vliesrittern, wie z. B. dem kaiserlichen Obersthofmeister, auch die Ordensoffiziere an. Provisorisch seit 1712, definitiv ab 1720 hatte der Kammerherr, Hofrat und geheime Sekretär Johann Theodor (ab 1721 Freiherr) von Imbsen das Amt des Kanzlers und bis zu seinem Tod am 13. Februar 1742 auch das des Greffier inne. Alle den Orden betreffenden Angelegenheiten wurden in Wien seit 1712 von der Hofkanzlei, seit 1785 vom Kabinett (der Kabinettskanzlei) wahrgenommen. Aus den Reihen der Beamten dieser „Behörden“ wurden die Kanzler und die Wappenkönige, bis 1776 auch die Sekretäre ernannt. Bei der Wahl der ersten Ordensoffiziere wahrte der jeweilige Souverän die Tradition, möglichst gebürtige Niederländer auszuwählen, um dem burgundisch-niederländischen Ursprung des Ordens gerecht zu werden. Nach dem Tod des Greffier Cornelius Franz Freiherrn von Neny (Mac Nenny) 1776 und des Chancelier Urban Franz von Molitoris 1781 blieben vorerst beide Funktionen vakant. Zum Ordenskanzler wurde 1793 der ehemalige Lehrer Franz’ II. Johann Baptist Freiherr von Schloissnigg ernannt, der wegen Unbotmäßigkeit 1794 aus dem Dienst entlassen wurde. Seit 1802 bildete sich in der Kabinettskanzlei das System der „Kabinettsreferenten“ heraus, die für den Kaiser Gutachten in Geschäftssachen ihres jeweiligen „Ressorts“ verfassten. Die jeweiligen Leiter des Referats für „Justizsachen“ stellten nun bis zum Jahr 1848 die Kanzler des Ordens vom Goldenen Vlies. Von 1848 bis 1918 waren stets die Kabinettsdirektoren zugleich Kanzler des Ordens vom Goldenen Vlies. Bis zum Jahr 1802 befand sich der Sitz des Trésorier des Ordens in Brüssel. Nach der Rettung des Ordensschatzes vor den Franzosen und seiner 1794 erfolgten Übersiedlung über Würzburg nach Wien wurde er 1795 der kaiserlichen Schatzkammer zur Aufbewahrung übergeben (darunter auch die bereits erwähnte „Potence“). Nach dem Tod des Schatzmeisters François-Guillaume Vicomte de Patin 1802 wurden die Aufgaben des Trésorier Beamten des Geheimen Kabinetts übertragen. Die Aufgaben des Roi d’Armes übernahm von 1709 bis 1734 der Geheime Kammerzahlmeister Johann Baptist von Ysendyck. Als gegen Ende des 18. Jahrhunderts die Eidesleistungen schriftlich erfolgten und Patente und Insignien mit diplomatischen Kurieren versandt wurden, erübrigte sich die Funktion des Wappenkönigs. Seit dem Tod des Roi d’Armes Charles-Jean Chevalier Beydaels de Zittaert 1811 wurde diese Funktion zu einem reinen Ehrenamt, das verdienten Beamten der Kassenoberdirektion und später der Kabinettskanzlei verliehen wurde. Obwohl die Ordenskanzlei von Anfang an teilweise, seit Beginn des 19. Jahrhunderts vollständig der kaiserlichen Administration eingefügt war, macht ihre Organisation deutlich, dass der Orden selbst eine eigenständige Institution darstellte. Dieser Status wurde von den Ordensoffizieren mit größter Sorgfalt überwacht, da ihnen daraus finanzielle Vorteile erwuchsen. Energisch setzte man sich daher gegen jeden Versuch der Finanzoder Kontrollbehörden zur Wehr, sich in Ordensangelegenheiten einzumischen. Schon 1712 berief sich der Trésorier Claude-François de Humyn Vicomte de Saint-Albert darauf, dass der Orden lediglich dem Kaiser selbst unterstehe und daher die Privat- oder Familienkassa (Familienhauptkassa) für alle finanziellen Belange zuständig sei. Auch die Besoldung der Ordensoffiziere erfolgte durch den Kaiser selbst bzw. wurde indirekt durch die für Aufnahmen vorgeschriebenen Taxen sichergestellt.
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Quellenlage und Forschungsstand Das Archiv des Ordens vom Goldenen Vlies befindet sich heute als Depot im HHStA und kann nur mit Erlaubnis des Chefs und Souveräns bzw. des Ordenskanzlers benützt werden. Näheres zum Bestand findet sich v. a. bei Ruwet 1956, Auer (E.) 1961/62, Weber (A.) 1971 und Auer (L.) 2007a. Eine vergleichende Zusammenfassung zur Frühgeschichte des Ordens im Kontext mit anderen bereits bestehenden – oft kurzlebigen – Ordensgründungen sind Boulton 1975 und 1987 zu verdanken. Eine systematische und überaus wertvolle Erforschung der spätmittelalterlichen Ritter- und Turniergesellschaften erfolgte für den deutschen Sprachraum durch Kruse–Paravicini–Ranft 1991, obgleich eine daran anschließende Aufarbeitung der erhaltenen bildlichen Darstellungen durch die Kunstgeschichte noch aussteht. Für die Vorgeschichte der Gründung des Ordens vom Goldenen Vlies bzw. die politischen Motive kann auf Jorga 1896, Terlinden 1970, Lecat 1989, Lachenal–Rochard 1986 und v. a. auf Kintzinger 2000, Slanička 2002 und Chattaway 2007 verwiesen werden, die sich mit den Kreuzzugsabsichten und der Entwicklung und Vergabe von fürstlichen „Devisen“ am englischen, burgundischen und den französischen Höfen eingehend auseinandergesetzt haben, wobei einige ikonographische Aspekte von Tourneur 1956 und Düllberg 1990, wichtige biographische Informationen zu den Trägern des Ordens von Smedt 2000 berücksichtigt wurden. Sonja Dünnebeil ist die Edition der Protokollbücher des Ordens unter Philipp dem Guten und Karl dem Kühnen zu verdanken (Dünnebeil 2002/03), die in ihrem Beitrag (Dünnebeil 2006) auch ausführlich auf die wichtigste Literatur, speziell zur burgundischen Zeit des Ordens, hingewiesen hat. Diese (Dünnebeil 2005) hat weiters, wie Gruben 1997 und Strechi 2005, auf die Hintergründe und Wirkung der prunkvollen Feste des Ordens aufmerksam gemacht. In einem weiteren Beitrag (Dünnebeil 2007) hat sie sich mit dem Übergang des Ordens an das Haus Österreich auseinandergesetzt. Zu den Ursachen der Schwierigkeiten der Akzeptanz des Ordens in Spanien Fleckenstein–Hellmann 1980; zur Geschichte des Ordens in Spanien Kalff 1963, Griffen 1988, Ceballos y Gila 1996 und Azcárraga 2000. Den Orden am Wiener Hof des 17. Jahrhunderts betreffende Rangstreitigkeiten, Ansuchen in Spanien und viele andere essentielle Details zur Hierarchie des kaiserlichen Hofstaates veranschaulicht Hengerer 2004c. Dem Zeremoniell der Ordensfeste in Wien im 17. und 18. Jahrhundert widmen sich Wielach 2007 und Stacher-Gfall 2007. Zur politischen Bedeutung des Ordens Höbelt 2007, zu seiner Spaltung Auer (L.) 2007a. Eine unverzichtbare Quelle für das 18. Jahrhundert stellt die Tagebuchedition Khevenhüller-Metsch 1742–1776/1780 dar. Religiöse Aspekte bzw. mit der Ordenszugehörigkeit verbundene Privilegien behandeln Weber (A.) 1971, Kovács 1979, Schachenmayr 2007 und Brandmayr 2007, bis hin zum Aspekt der von den Rittern geforderten Lebensführung durch Strechi 2007. Zur Einrichtung der Ordenskanzlei in Wien und deren Personal besonders Weber (A.) 1971 und Auer L. 2007. Zu den Ordensoffizieren ausführlich Koller (F.) 1971, wobei die biographischen Angaben unbedingt durch Weber (A.) 1971 und die wichtige Darstellung Reinöhl 1963 zu vervollständigen sind. Erklärungen zum Statutenbuch erfolgten durch Polzer-Hoditz o. J. und Gerstinger 1934; speziell zur Inkompatibilität Auer (E.) 1955 und Müller (H.) 2000. Zur Geschichte der Präbende des Ordens ausführlich bei Auer (E.) 1962; zum Schatz des Ordens Terlinden 1970 und Fillitz 1988; zur Garderobe Auer (E.) 1950 und Kugler 1996. Der Ordensgeschichte und dabei speziell dem Aussehen des Ordenszeichens
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selbst widmen sich Měřička 1974, Procházka (R.) 1979, Stolzer–Steeb 1996, Schwarz (W.) 2005 und besonders ausführlich mit zahlreichen Abbildungen Ortner–Ludwigstorff 2017. Zur aktuellen Geschichte des Ordens sei in erster Linie auf die Beiträge des Ordenssymposiums in Heiligenkreuz 2006 (Haus Österreich 2007) verwiesen (im Anhang eine aktuelle Liste der Ritter des Ordens vom österreichischen Goldenen Vlies). Eine Liste Nominale der Ritter des spanischen Ordens bis zum Jahr 1962 findet sich im Katalog Toison d’or 1962, eine aktuelle im Prachtband Ceballos y Gila 1996. Ein besonderes Desiderat wäre ein biographisches Lexikon der in der Liste Nominale angeführten Ordensritter, zu denen sich natürlich umfangreiches biographisches Material im Archiv des Ordens selbst bzw. in zahlreichen adeligen Familienarchiven in Österreich und anderen Nachfolgestaaten der Monarchie befindet. Ebenso wäre auch eine neuere Arbeit zu den Karrieren der Ordensoffiziere von Interesse. Zahlreiche neue Erkenntnisse zum österreichischen Adel bzw. zum Selbstverständnis der Führungsschichten der Monarchie ließen sich auch durch die Auswertung der vorhandenen Ansuchen um Aufnahme in den Orden gewinnen, denen nicht stattgegebenen wurde. Überdies sind die zu bestimmten Themen der Ordensgeschichte von den Beamten des Ordens eigens verfassten Arbeiten – aufgrund ihrer Verpflichtung zur Geheimhaltung – ebenfalls bis heute größtenteils unpubliziert und damit der Forschung nur erschwert zugänglich.
3.2. Der hochadelige Sternkreuzorden Der erste in Österreich ausschließlich für Damen gestiftete Orden war der von der Witwe Ferdinands III., der aus der herzoglichen Linie des Hauses Gonzaga-Nevers stammenden Kaiserin Eleonora (1630–1686), 1662 gestiftete „Orden der Sklavinnen der Tugend“. Diesem heute kaum mehr bekannten Orden war jedoch keine lange Dauer bestimmt, da seine Mitgliederzahl auf lediglich dreißig Damen hochadeliger Herkunft beschränkt war. Bis zum heutigen Tag jedoch existiert eine andere, ebenfalls Eleonora zu verdankende Ordensstiftung: der Sternkreuzorden. In der Nacht des 6. Februar 1668 kam es zu einem Brand im Leopoldinischen Trakt der Hofburg, vor dem die Kaiserin-Witwe und ihre zwei Töchter Eleonore Maria Josepha (1653–1697) und Maria Anna Josepha (1654–1689) nur mit Mühe gerettet werden konnten. Eleonora war durch die Zerstörung der Kammerkapelle der Hofburg zutiefst erschüttert. In dieser hatte sich auch eine von ihr besonders innig verehrte Kristall-Phiole befunden, welche zwei Holzpartikel des Hl. Kreuzes umschlossen hatte. Als wie durch ein Wunder diese Holzpartikel unversehrt in den Trümmern aufgefunden wurden, kam es zur Einleitung eines kanonischen Prozesses. Nach eingehenden Untersuchungen kam man zu dem Urteil, das Holz des heiligen Kreuzes sei auf wunderbare Weise im Feuer erhalten geblieben. Nachdem Papst Clemens IX. am 2. August 1668 durch die Bulle Redemptoris et Domini nostri, der Fürstbischof von Wien Philipp Friedrich Graf Breuner und auch der Kaiser die ausgearbeiteten Satzungen bestätigt und approbiert hatten, erfolgte in Wien am 18. September 1668 durch die Kaiserin-Witwe zum Andenken an dieses Wunder die Stiftung des hochadeligen Damenordens vom Sternkreuz (Ordo Stellatae Crucis). Die Intentionen der Stifterin waren die Förderung der Verehrung des Hl. Kreuzes, eine Hinwendung zu einem tugendhaften Leben und damit verbundene wohltätige Handlungen.
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Von der Schwiegertochter der Stifterin, Kaiserin Eleonore Magdalena (1655–1720), der dritten Frau Leopolds I., wurde der Orden neu konstituiert und zum höchsten adeligen Damenorden erhoben. Dadurch wurden die ursprünglich religiösen Motive zurückgedrängt, was dazu führte, dass vom 18. Jahrhundert an vorwiegend Damen der Hofgesellschaft aufgenommen wurden. Die Aufnahmen (Promotionen) wurden in der Regel zweimal jährlich, am 3. Mai und am 14. September, am Wiener Hof vorgenommen. Insignie dieses Ordens war ein ovaler, durchbrochen gearbeiteter und gold emaillierter Anhänger, in dessen Mitte sich ein auf einem Doppeladler aufgelegtes emailliertes Kreuz, überhöht von der Inschrift „SALUS ET GLORIA“, befindet. Dieses Ordenszeichen wurde bzw. wird an der linken Schulter bzw. Brust an einer schwarzen Bandmasche getragen. Die Ordenszeichen selbst wurden den in einer eigenen Feier im Rahmen einer heiligen Messe aufgenommenen Damen immer nur leihweise zur Verfügung gestellt. Nach dem Tod einer Sternkreuzordensdame musste das Ordenszeichen der Kanzlei des Ordens zurückgestellt werden. Das Oberhaupt bzw. die „Oberste Schutzfrau des Ordens“ war gemäß Artikel 2 seiner Statuten immer „eine aus dem Erzhaus stammende Frau“, in der Regel die Kaiserin selbst, die ihre Funktion auf Lebenszeit ausübte. Der Obersten Schutzfrau zur Seite standen die Erste und die Zweite Assistentin des Ordens, die von der Kaiserin aus den Reihen der Ordensdamen im Hofdienst ausgewählt wurden. Bis zum Ende der Monarchie konnten, mit Ausnahme der Mitglieder des Kaiserhauses selbst, nur verehelichte Damen oder Witwen des katholischen Adels, deren Zahl jedoch nicht beschränkt war, in den Orden aufgenommen werden. Diese mussten eine, den seit 26. Januar 1754 bzw. 14. Juni 1745 gültigen Normativen der k. (u.) k. Kämmerer- und Hoffähigkeitsprobe entsprechende Ahnenprobe auf acht väterliche und vier mütterliche adelig geborene Ahnen vorlegen. Die Probanden hatten vor der eigentlichen Aufnahme in den Orden auf diese Art jedoch nicht nur ihre eigene, sondern auch die Abstammung ihrer Ehemänner nachzuweisen. Letztere mussten selbst entweder bereits die k. (u.) k. Kämmererwürde bekleiden, oder durch ihre nachweisbare altadelige Abstammung in der Lage sein, um die Verleihung dieser Hofwürde einzukommen. Ein durch die Oberste Schutzfrau eigens dazu ernannter Sternkreuz-Ordens-Sekretär war für die Überprüfung der Ahnenproben verantwortlich, die im Archiv des Ordens hinterlegt wurden. Auch wenn alle formalen Erfordernisse erfüllt waren, bestand jedoch – wie bei der Verleihung der Kämmererwürde durch den Kaiser – kein wie immer gearteter Anspruch auf Aufnahme in den Orden, da diese allein im Ermessen der Obersten Schutzfrau lag. Quellenlage und Forschungsstand Das heute vom Sekretär des Ordens verwahrte und verwaltete Archiv des Ordens bzw. dessen Restbestände sind bis heute wissenschaftlich nicht erschlossen. Es war in der NSZeit beschlagnahmt und wurde im HHStA verwahrt. Für die Geschichte des Hofes im 18. Jahrhundert bzw. zu den familiären Verbindungen und Netzwerken im Hofdienst stehender Familien ließen sich vermutlich zahlreiche interessante Details finden. Besonders vom Standpunkt der Genealogie wäre es wünschenswert, diese wichtigen Quellen der Forschung zugänglich zu machen. Zur Geschichte des Ordens nach 1918 liegt noch keine umfassende Darstellung vor.
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Was den kaum bekannten „Orden der Sklavinnen der Tugend“ betrifft, sei auf Distelberger 1991 und Dikowitsch 1996b verwiesen, wobei letztere Arbeit die Geschichte des Sternkreuzordens, des St. Elisabeth-Ordens und des nur als Projekt bekannt gewordenen „Damenordens der Hl. Theodora“ ausführlich behandelt. In diesem Zusammenhang sei auch auf die Ausführungen zu den Stiftsabzeichen der zahlreichen k. k. adeligen Damenstifte hingewiesen (Dikowitsch 1996a), denen bisher kaum wissenschaftliche Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Die Geschichte der Stiftung, die Intention der Stifterin, der kirchliche Aufnahmemodus etc. werden eingehend wiedergegeben in: Ordre des Dames 1761, Versammlung 1805, Kastner-Michalitschke 1896 und 1909. Eine Liste der Sternkreuzordensdamen bis zum 14. September 1760 mit dem genauen Datum ihrer Promotionen enthält das in Wien bei Trattner gedruckte Werk Ordre des Dames 1761. Vorsicht ist jedenfalls bezüglich der oftmals unrichtig geschriebenen Familiennamen angebracht. Hier findet sich auch eine Abbildung der in ihrem Aussehen variierenden Ordenszeichen seit der Stiftung, wobei dazu besonders auf die zahlreichen Abbildungen in Ortner–Ludwigstorff 2017 verwiesen sei. Zu den geforderten Ahnenproben ist Langer (C.) 1862 die beste Quelle, denn dort werden die Voraussetzungen für die Verleihung der Kämmererwürde behandelt, ebenso wie die vorgeschriebenen Proben zur Aufnahme in den Johanniter- bzw. Malteser-, den Deutschen, den toskanischen St. Stephans-Orden etc. und es werden zahlreiche Circulare zu Adelsanerkennungen (z. B. in der Bukowina, Dalmatien etc.) bis hin zu den für Standeserhöhungen zu erlegenden Taxen wiedergegeben. Ergänzungen bzw. Zusammenfassungen dazu finden sich bei Frank-Döfering 1989. Zur Geschichte der Kämmererwürde, den Proben etc. unverzichtbar ist immer noch das Standardwerk Pickl von Witkenberg 1903, wobei auf die das 17. Jahrhundert betreffende wichtige Untersuchung Hengerer 2004c verwiesen werden muss. Ebenfalls auf Pickl von Witkenberg 1903 stützt sich – was die Monarchie betrifft – die Darstellung Duwe 1990, die jedoch viele gravierende Fehler enthält und nur aufgrund der zahlreichen und daher wertvollen Abbildungen von Kämmererschlüsseln und Uniformen auch kleiner deutscher Fürstentümer erwähnt werden muss. Zu den heute gültigen Bestimmungen des Sternkreuzordens ist auf die von der Kanzlei des Sternkreuzordens herausgegebenen Statutenbücher (Wien 1985 und Wien o. J.) hinzuweisen, deren jeweils aktuelle Fassung bei Aufnahmen in den Orden ausgegeben wird. Aus Anlass des 350jährigen Jubiläums der Ordensgründung ist soeben erschienen: Salm-Reifferscheidt-Raitz 2018.
3.3. Der königlich-ungarische St. Stephans-Orden Um sich der dringend notwendigen finanziellen Unterstützung der ungarischen Magnaten im Kampf gegen Preußen zu versichern, stiftete Maria Theresia den königlich ungarischen St. Stephans-Orden (Magyar Király Szent István Lovagrend). Die Großmeisterwürde war laut Artikel 2 der Statuten an den Besitz der ungarischen Krone geknüpft, das jährlich stattfindende Ordensfest fand am 20. August (Artikel 1 und 8) statt. Erste Aufnahmen in den Orden, dessen Dekoration wie Ornat in ihrem Aussehen traditionell ungarische Elemente beinhalteten, fanden anlässlich des prunkvollen Stiftungsfestes in Wien am 5. und 6. Mai 1764 statt. Dieser Ordensstiftung standen die konservativen Mitglieder der Hofgesellschaft um Franz I. anfänglich ablehnend gegenüber, wobei ihr Widerstand
3. Die Hausorden 113
bald durch Verleihungen des Ordens an die wichtigsten Chargen des Hofes gebrochen werden konnte. Der Orden selbst, für dessen Verleihung zumindest anfänglich laut Statuten noch eine Ahnen- bzw. Abstammungsprobe vorgeschrieben worden war, kam in drei Klassen (Ritter- bzw. Kleinkreuz, Kommandeur- bzw. Komturkreuz, Großkreuz) zur Verleihung, wobei dem jeweiligen Kanzler des Ordens ein entsprechendes Vorschlagsrecht vorbehalten war. Statutengemäß war die Zahl der Großkreuze anfänglich auf 20, der Komturkreuze auf 30 und der Kleinkreuze auf 50 Träger beschränkt. Diese Stiftung eines Ordens für Zivilverdienste (er konnte auch an Nicht-Katholiken verliehen werden) wurde besonders von den ungarischen Ständen mit Begeisterung begrüßt. Als erster Großmeister des Ordens fungierte die Stifterin Maria Theresia selbst, bis sie diese Würde 1765 auf ihren Sohn Joseph II. übertrug. Wie die Ritter der anderen Orden nahmen die Mitglieder des königlich-ungarischen St. Stephans-Ordens bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts im Ordensornat an der Fronleichnamsprozession des Hofes teil, die traditionell als Fest aller Ritterorden galt. Mit dem Orden wurden vor allem Persönlichkeiten aus der Beamtenschaft, dem diplomatischen Korps und hohe geistliche Würdenträger ausgezeichnet. Der jeweilige Erzbischof von Gran (und Primas von Ungarn) fungierte als Ordensprälat und war stets Ritter des Großkreuzes des Ordens. Neuerliche Verdienste konnten auch die Verleihung einer höheren Stufe des Ordens nach sich ziehen. Erst seit Ende des 18. Jahrhunderts kam es zu vermehrten Verleihungen des Großkreuzes an Souveräne anderer Konfessionen, wobei das Ordenszeichen auch in Brillanten verliehen werden konnte. Die verliehenen Ordenszeichen selbst waren nach dem Tode des Trägers rückgabepflichtig. Eine eigene Ordenskanzlei in Wien war für alle den Orden betreffenden administrativen Tätigkeiten verantwortlich. Quellenlage und Forschungsstand Die wichtigsten Quellen zur Geschichte des St. Stephans-Ordens befinden sich in Budapest im MNL. Eine unverzichtbare zeitgenössische Quelle stellt das edierte Tagebuch Khevenhüller-Metsch 1742–1776/1780, Bde. 6, 7 und 8 dar. Zur Geschichte der Gründung des Ordens Pandula 1996, wo auch zahlreiche ungarische Quellen zitiert und auf einige spezielle Aufsätze zu Sonderformen der Dekorationen des Ordens hingewiesen wird. Auf die anfängliche Ablehnung des Ordens durch Franz I. geht Steeb 2000 ein. Die Statuten und Ornate beschreibt Gräffer (A.) 1809, wobei die Geschichte Letzterer auch durch Kugler 1996 behandelt wurde. Zur anfänglich laut Statuten vorgesehenen Ahnenprobe siehe die Bemerkungen bzw. Auszüge aus den Statuten bei Langer (C.) 1862. Die wichtigste Quelle zu den genauen Daten der einzelnen Aufnahmen bzw. Verleihungen des Ordens bildet das von der Ordenskanzlei herausgegebene Namensverzeichnis 1914 mit allen Trägern des Ordens. Zum Ordenszeichen selbst siehe Měřička 1974, Stolzer–Steeb 1996 und besonders ausführlich Ortner–Ludwigstorff 2017. Ein Desiderat wäre eine biographische Darstellung aller Träger des Ordens bis 1918. Auch zu der kaum bekannten Periode der Erneuerung des Ordens, der zwischen 1938 und 1944 in Ungarn von Reichsverweser Admiral Nikolaus von Horthy verliehen wurde, fehlt es an entsprechender Literatur. Zu ergänzen ist noch, dass der Orden im Jahr 2011 unter Ministerpräsident Viktor Orbán unter dem Namen Magyar Szent István-rend (Ungarischer Sankt-Stephans-Orden) wiederbelebt wurde.
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II. Dynastie und Adel
4. Das Hausarchiv Von Michael Hochedlinger
Die schwere Lebenskrise der Habsburgermonarchie nach dem Tode Karls VI. 1740 machte nicht zuletzt die Wichtigkeit einer geordneten Aufbewahrung von Staats- und Familienurkunden in besonders dramatischer Weise deutlich. Von einer raschen Auffindbarkeit auch wichtigster Rechtstitel konnte allerdings alleine schon aufgrund ihrer zerstreuten und unsystematischen Lagerung an verschiedenen Residenzorten keine Rede sein. Hatte Maximilian I. Anfang des 16. Jahrhunderts noch – ergebnislos – die Errichtung eines Zentralarchivs in Innsbruck geplant, so verschlechterten die Länderteilung von 1564 und die Übersiedlung Rudolfs II. nach Prag die unübersichtliche Archivsituation weiter. Neben den alten Schatzarchiven in Wien und Innsbruck, die hauptsächlich Urkunden und Register umfassten, entstanden weitere Repositorien in Graz und Prag. Bei den Zentralbehörden entwickelten sich gleichzeitig rasch wachsende Aktenarchive. Selbst in Wien gab es mehrere Urkundensammlungen. Das alte Urkundendepot der Herzöge von Österreich lagerte im Schatzgewölbearchiv der Wiener Hofburg, die jüngeren Familienurkunden wurden ab der Mitte des 16. Jahrhunderts nicht mehr dem von der Niederösterreichischen Regierung verwalteten Schatzgewölbearchiv überwiesen, sondern unter der Sperre von Obersthofmeister und Oberstkämmerer neben den Kleinodien in der Schatzkammer aufbewahrt. Um diese Zersplitterung zu sanieren, entschloss sich Maria Theresia 1749 zur Gründung eines „Geheimen Hausarchivs“, dessen Leitung Theodor Anton Taulow von Rosenthal (1702–1779), Sekretär beim Directorium in publicis et cameralibus, übernahm. Das Geheime Hausarchiv war ein Auslesearchiv, eine künstliche Sammlung von Familienund Staatsurkunden, also staatspolitisch wichtigen Rechtstiteln wie Heiratskontrakten, Testamenten, Friedens- und Bündnisverträgen, Sukzessionsordnungen, Länderverfassungen und -privilegien. Den Grundstock der Bestände bildeten das Schatzgewölbearchiv und das Schatzkammerarchiv, hinzu kamen bald Beutestücke aus mehrheitlich sehr erfolgreichen Plünderungsaktionen Taulows in Prag, Innsbruck und Graz. Nach den Bestimmungen der ersten Dienstordnung von 1753 – der Personalstand umfasste damals zwei Archivare, einen Archivsadjunkten und fünf Kanzlisten – sollte das Geheime Hausarchiv eine Rüstkammer für die hohe Politik und kein wissenschaftliches Institut sein. Von einer Benützung durch Externe war selbstverständlich keine Rede. Dem staatspolitischen Zielauftrag entsprach die 1753 erfolgte Unterstellung des Archivs unter die Oberleitung des Vizedirektors des Directoriums Johann Christoph Freiherr von Bartenstein, der das von Taulow zusammengetragene Material auch für seine Tätigkeit als Staatsrechtslehrer Josephs II. nützen konnte. 1762 – nach der Auflösung des Direc-
4. Das Hausarchiv 115
toriums – übernahm die Staatskanzlei die Aufsicht über das Hausarchiv, das von 1753 bis Ende des 19. Jahrhunderts mehr schlecht als recht im Reichskanzleitrakt der Wiener Hofburg untergebracht war. Gerade die Staatskanzlei beschäftigte das Hausarchiv immer wieder mit der Erstellung von rechtshistorischen Gutachten und Deduktionen, Taulow selbst plante einschlägig nutzbare historisch-diplomatische Arbeiten wie eine Geschichte Böhmens und Österreichs sowie ein Ius publicum Austriacum. Dies sicherte den Hausarchivaren zwar zunächst eine gute Position in der Beamtenhierarchie und ein vergleichsweise stolzes Salär, behinderte aber die Bewältigung der eigentlichen archivischen Aufgaben, insbesondere die rasche Repertorisierung des Urkundenbestandes und die systematische Anlage von Abschriftensammlungen zur Schonung der Originale. Der Nachfolger Taulows wurde konsequenterweise nach seiner Eignung für breitenwirksame Staatspropaganda ausgewählt. Kaunitz entschied sich für den in seiner Zeit berühmten Würzburger Professor für Reichsgeschichte Michael Ignaz Schmidt (1736– 1794). Die Enttäuschung über den anhaltend geringen praktischen Nutzen des Archivs führte dazu, dass die Staatskanzlei das Hausarchiv in weiterer Folge verstärkt an die Kandare nahm und es durch archivfremde Direktoren aus dem Personalstand der Staatskanzlei oder aber durch den Archivreferenten der Staatskanzlei führen ließ, wobei die faktische Geschäftsleitung natürlich dem Ersten Hausarchivar zukam. Die Konzentration auf die urkundliche Seite der archivalischen Überlieferung hatte den Sammeleifer des Hausarchivs bald erlahmen lassen. Die Aufhebung des Jesuitenordens und der josephinische Klostersturm der 1780er Jahre wurden für die Bestandsvermehrung kaum genützt; auch die Staatskanzlei als vorgesetzte Behörde hat bis ins 19. Jahrhundert nur sehr wenig an das Hausarchiv abgegeben. Selbst die regelmäßige Deponierung der aktuellen Staats- und Familienurkunden konnte erst an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert durchgesetzt werden. Zu diesem Zeitpunkt bescherten auch die Umbrüche und territorialen Verschiebungen im Gefolge der Revolutions- und Napoleonischen Kriege dem Hausarchiv mit den schlagartig archivreif gewordenen Aktenbeständen aufgelöster Behörden und verschwundener politischer Einheiten jenen massiven Materialzuwachs, der die Natur des Archivs nachhaltig veränderte. Schon 1811 erklärte der Kaiser das zum „Haus-, Hof- und Staatsarchiv“ gewordene „Hausarchiv“ zum „Centralinstitut aller für die Geschichte und das Interesse des Staates wichtigen Urkunden und Instrumente“ – Ansporn genug, die Sammel- und Einziehungstätigkeit im großen Stil wieder aufzunehmen und die Plünderungszüge Taulows zu einem Abschluss zu bringen. Direktor des Geheimen Hausarchivs 1780–1794
Michael Ignaz Schmidt Erste Hausarchivare
1749–1779 1779–1780 1780–1782 1782–1806
Theodor Anton Taulow von Rosenthal Ferdinand von Freysleben Adam Hops Kassian Anton Roschmann von Hörburg
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II. Dynastie und Adel
Quellenlage und Forschungsstand Das relevante archivalische Material zur Geschichte des Hausarchivs (HHStA) ist in dessen Registratur, den sog. Kurrentakten, konzentriert. Sie sind durch Bittner 1936 erschöpfend ausgewertet worden. Knappere Zusammenfassungen finden sich bei Hochedlinger 2003b, 2004a und 2013. Die Gründungsjahre beleuchtet eingehend Winter (G.) 1903.
5. Der Adel in der Habsburgermonarchie: Standeserhebungen und adelsrechtliche Regelungen 117
5. Der Adel in der Habsburgermonarchie: Standeserhebungen und adelsrechtliche Regelungen Von Petr Maťa
Der Herrschaftsbereich Ferdinands I., wie er 1526 aus der Vereinigung der österreichischen, böhmischen und ungarischen Länder unter einem Szepter entstand, umfasste von Beginn an höchst unterschiedliche Adelslandschaften. Der Adel einzelner Länder unterschied sich nicht nur hinsichtlich seiner ständischen Freiheiten, sondern auch und vorwiegend hinsichtlich seiner Zahl und Dichte (bzw. seines Anteils an der Gesamtbevölkerung), seiner inneren Rangsysteme, der sozialen Differenzierung, der sprachlichkulturellen Prägung und der wirtschaftlichen und besitzrechtlichen Fundierung seiner Stellung. Das Zusammenwachsen der distinkten Adelsgesellschaften, zu denen sich im 18. Jahrhundert mit den neuerworbenen Provinzen, insbesondere den Österreichischen Niederlanden, Mailand, Galizien und der Bukowina, noch weitere sehr spezifische Adelsregionen gesellten, zu einem „österreichischen“ Adel war ein langer und keinesfalls geradliniger Vorgang, in welchem die Differenzen zwischen den Adelslandschaften nur zum Teil abgebaut wurden, sich infolge regional unterschiedlicher Entwicklungen (Rekatholisierung, Konzentration des adeligen Besitzes) teilweise sogar weiter verschärften. Beachtliche Unterschiede gab es dabei auch innerhalb der einzelnen Ländergruppen. In Schlesien stand etwa ein zahlreicher Kleinadel den zahlenmäßig abnehmenden lokalen Fürstendynastien gegenüber, weshalb sich das Land gravierend von der böhmisch-mährischen Adelslandschaft unterschied, wo die Dominanz eines mit ausgedehntem Großgrundbesitz ausgestatteten Herrenstands und ein gradueller zahlenmäßiger Rückgang des Adels während der Frühen Neuzeit typisch waren. Durch einen starken, als gesonderte Korporation organisierten Herrenstand unterschieden sich Österreich unter und ob der Enns von den anderen altösterreichischen Erblanden. Der italienische Adel in Krain nahm eine Sonderstellung ein und prägte zugleich wesentlich die Grafschaft Görz und die südlichen Teile Tirols. Der Adel des Königreichs Ungarn zeichnete sich durch seinen besonders hohen Anteil an der Gesamtbevölkerung aus sowie durch die allmähliche Herauslösung eines titulierten Magnatenstandes aus der bis dahin rechtlich egalitären Adelsgesellschaft, in der erbliche Adelsgrade nur marginal entwickelt waren. Eine weitere wichtige Facette stellen das Verhältnis der habsburgischen Kaiser zum (an habsburgischen Höfen und in habsburgischen Diensten häufig präsenten) Reichsadel und dessen unterschiedlich intensive Verflechtung mit den Adelslandschaften unter dem habsburgischen Szepter dar. Die Abgrenzung zwischen dem Adel etwa im Erzherzogtum Österreich, in Böhmen, in den Vorlanden oder in Schlesien einerseits und dem Reichsadel
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II. Dynastie und Adel
andererseits gestaltete sich jeweils spezifisch und generierte unterschiedliche Problemlagen. Es ist kaum überraschend, dass die ersten Ansätze einer Integration des sich unter der Herrschaft Ferdinands I. zusammenfindenden Adels (insbes. des Hochadels) sowohl durch Heirat und Verschwägerung als auch durch die Bindung an habsburgische Höfe (bereits im Mittelalter gängige Herrschaftstechniken und Mittel der Herrschaftskonsolidierung) gleich in der ersten Jahren nach 1526 zu beobachten sind. Den habsburgischen Herrschern standen im Hinblick auf den Adel aber auch weitere wichtige Instrumente zur Verfügung, namentlich das Nobilitierungs- und Standeserhebungsrecht, das es einerseits ermöglichte, politische Gefolgsleute zu belohnen, zu weiterem Dienst anzuspornen und ihre soziale Stellung zu stabilisieren oder zu stärken, andererseits aber auch die Gelegenheit bot, in die herkömmlichen Rang- und Machtverhältnisse einzelner Länder einzugreifen oder sie weitgehend umzustrukturieren. Gerade der Herausbildung einer der Habsburgerdynastie loyalen, sich an habsburgischen Höfen orientierenden katholischen Adelsschicht – des „habsburgischen“ Adels – im ersten Jahrhundert nach 1526 wird seit Langem und zu Recht eine vorrangige herrschaftsstabilisierende Wirkung zugeschrieben. Über einen habsburgischen Adel lässt sich jedoch nur in einem sozio-kulturellen Sinn sprechen. In rechtlicher Hinsicht gab es infolge des dezidiert zusammengesetzten Charakters der Habsburgermonarchie bis ins 19. Jahrhundert – und da der ungarische Adel rechtlich gesondert war, eigentlich bis zum Ende der Monarchie – keinen „gesamtstaatlichen“ Adel. Die Adelstitel wurden jeweils für ein konkretes Verwaltungsgebiet (eine Ländergruppe) durch die zuständige habsburgische Kanzlei verliehen bzw. ausgestellt. Um die aus den Adelstiteln abgeleiteten ständischen Rechte mussten sich die Begnadeten erst durch den Erwerb von Landmannschaft, Inkolat, Indigenat und anderen Varianten der „ständisch qualifizierten Staatsbürgerschaft“ im konkreten Land (oder in konkreten Ländern: die böhmische Ländergruppe hatte ein gemeinsames Inkolat) bemühen. Selbst die gesetzmäßige Verwendung eines Titels in einem anderen regionalen Bereich als in dem, zu welchem der Begnadete ressortierte, erforderte eine „Nostrifizierung“ durch die zuständige Kanzlei. Infolge dieser rechtlichen Gemengelage sind verallgemeinernde Aussagen über Befugnisse des Adels der Habsburgermonarchie schwierig. Über ein österreichisches Adelsrecht lässt sich bis zu den Reformen des frühen 19. Jahrhunderts höchstens im Sinne eines komplexen Bestands von länderspezifischen Rechtstraditionen und für unterschiedliche Länder und Ländergruppen ad hoc erlassenen Normen sprechen. Im Folgenden werden die Begriffe „Nobilitierung“, „Standeserhebung“ und „Standeserhöhung“ synonym für die Erteilung des Adels und die Verleihung eines höheren Adelsgrades verwendet. Wappen- und Adelsbriefe lassen sich ab der Mitte des 14. Jahrhunderts nachweisen, eine massenhafte Verbreitung fanden sie aber erst seit der Frühen Neuzeit. Seit der Mitte des 15. Jahrhunderts waren die habsburgischen Erzherzöge aufgrund eines kaiserlichen Privilegs berechtigt, Standeserhebungen mit Geltung für ihre Territorien und das Heilige Römische Reich zu erteilen. Als König von Böhmen und König von Ungarn (seit 1526) und schließlich als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches (seit 1558) konnte Ferdinand I. vom Majestätsrecht der Wappenerteilung und Nobilitierung auch in diesen Eigenschaften Gebrauch machen. Er und seine Nachfolger auf den drei Thronen bis an die Schwelle zum 18. Jahrhundert verliehen somit den Adel und verschiedene Adelsgrade aufgrund von vier unterschiedlichen Berechtigungen und für drei unterschiedliche, in sich strukturierte Herrschaftsbezirke: die böhmischen Länder, das Königreich Ungarn und das Heilige Römische Reich (einschließlich der österreichischen Erblande, doch ohne
5. Der Adel in der Habsburgermonarchie: Standeserhebungen und adelsrechtliche Regelungen 119
die böhmischen Länder, in denen die aus der Reichshofkanzlei erlassenen Adelsdiplome keine Geltung hatten). Weitere Standeserhebungsbefugnisse erwarb Karl VI. als Herrscher jener Territorien, die bis 1713/14 zur Spanischen Monarchie gehört hatten (Südliche Niederlande, Herzogtum Mailand, Königreich Neapel und Sizilien). Das System der bestehenden und der neu verliehenen Adelsgrade war jedoch in all diesen Territorialkomplexen (teilweise sogar innerhalb derselben) nicht einheitlich. Wesentlich unterschiedlich war zunächst ebenfalls die Akzeptanz landesfürstlicher Adelsverleihungen und Standeserhebungen seitens der adeligen Stände der einzelnen Länder, die rechtliche Barrieren aufbauten, um den Zuzug von homines novi und protégés des Herrschers zu steuern oder – besonders in den Jahrzehnten des zugespitzten Konfessionskonflikts um 1600 – durch die Aufnahme eigener (protestantischer) Kandidaten auszugleichen.
5.1. Die Standeserhebungen im Heiligen Römischen Reich und in den österreichischen Erblanden Im Heiligen Römischen Reich galt das Standeserhebungsrecht als ein Reservatrecht des Reichsoberhaupts, was allerdings keineswegs bedeutet, dass es nur die Kaiser waren, die im Alten Reich diese Art von Gnadenakten setzten. Vor allem in drei Zusammenhängen traten neben dem Kaiser zunehmend andere Wappen- und Adelsverleiher auf: Erstens wurde das kaiserliche Standeserhebungsrecht seit der Mitte des 17. Jahrhunderts während einer Sedisvakanz von den beiden Reichsvikaren (dem Kurfürsten von Sachsen und dem Kurfürsten von Bayern bzw. von der Pfalz) in Anspruch genommen und im 18. Jahrhundert sogar exzessiv ausgeübt, sodass Kurfürst Karl Theodor von Bayern und der Pfalz 1790 in der zehnmonatigen Sedisvakanz 113 Adels-, 57 Freiherrenstands- und 79 Grafendiplome erteilte. Dementsprechend gering war allerdings das Ansehen solcher Reichsvikariatsdiplome. Zweitens übertrugen die Reichsoberhäupter die Befugnis zur Ausübung bestimmter Reservatrechte einschließlich der Wappenerteilung und der Nobilitierung in Gestalt der sog. Palatinate (Hofpfalzgrafenämter) an Dritte. Als eine ständige reichsrechtliche Einrichtung bildeten sich die Hofpfalzgrafenämter um die Mitte des 14. Jahrhunderts heraus, wobei die primäre Aufgabe ihrer Träger in der Ernennung von Notaren, der Legitimierung unehelich Geborener, der Durchführung von Volljährigkeitserklärungen sowie der Bestätigung von Adoptionen u. Ä. bestand. Später gehörten auch Doktorpromotionen und die Ernennung von gekrönten Dichtern (poetae laureati) zu ihren Tätigkeitsfeldern. Neben dem institutionellen, an juristische Personen (vor allem an Universitäten und andere Ausbildungsanstalten) verliehenen Palatinat unterschied man nach dem Umfang der durch die Palatinatsdiplome übertragenen pfalzgräflichen Befugnisse das kleine, nur auf Lebenszeit erteilte (comitiva minor) und das große, erbliche Palatinat (comitiva maior), dessen Inhaber kleine Palatine aus eigener Machtvollkommenheit ernennen durften. Mit dem kleinen Palatinat wurde seit Karl V. (punktuell bereits im 15. Jahrhundert) auch die Befugnis zur Ausstellung von Wappenbriefen für Bürgerliche verliehen, während das große Palatinat in der Regel das Recht auf Erteilung des einfachen Adelsstands mitumfasste. Jürgen Arndt schätzt die Gesamtzahl der von den Kaisern und (seit 1745) Reichsvikaren von der Mitte des 14. Jahrhunderts bis 1806 erteilten Palatinate auf bis zu 2.500
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(Arndt 1964). Die meisten (kleinen) Palatinate wurden Rechtsgelehrten verliehen, worunter auch Vizekanzler der Reichshofkanzlei, Reichshofräte und Reichshofratspräsidenten regelmäßige Empfänger waren. Als frühes Beispiel des großen Palatinats gilt das von Karl V. für Gabriel Salamanca, Graf von Ortenburg, den Generalschatzmeister und Berater seines Bruders Ferdinand, erlassene Comitiv (1524). Als Vorläufer der comitivae maiores sind die Freiheitsbriefe für das Haus Habsburg (1453) und das Geschlecht der Paläologen (1491), die bereits einem großen Palatinat entsprechende, ja diese übertreffende Befugnisse umfassten, anzusehen. Bis zum endgültigen Ende der Hofpfalzgrafenämter infolge der Auflösung des Alten Reiches 1806 wurden rund 100 große Palatinate verliehen. Empfänger der großen Palatinate waren – besonders unter Ferdinand II. und Ferdinand III., die beide mit dieser Auszeichnung sehr großzügig umgingen – Mitglieder der hofnahen Aristokratie aus den Reihen des erbländischen Adels. Unter Leopold I. und seinen Nachfolgern wurde mit den Comitiven zunehmend der Reichsadel und der italienische Adel bedacht. Eine notgedrungen unvollständige Liste der Empfänger von großen Palatinaten umfasst die Familien Liechtenstein (1607, 1633, 1654), Waldstein (1622), Nostitz (1623), Harrach (1624), Teuffenbach (1624, 1633), Lobkowitz (1624, 1647, 1672), Eggenberg (1625), Fürstenberg (1627, 1642), Breuner, Würben und Freudenthal (1628), Kinsky (1628, 1676), Trčka (1628, 1629), Fugger (1629), Dietrichstein (1629, 1631), Slawata (1630), Žďárský von Žďár (1631), Martinitz (1633), Czernin (1635), Cavriani, Ungnad von Weißenwolff (1636), Lažanský (1637), Caprara (1638), Lamberg (1641), Trauttmansdorff (1648), Auersperg, Boineburg (1653, 1746), Colonna von Fels (1656), Walderode (1658), Portia (1662), Schönborn (1663), Schwarzenberg, Sprinzenstein (1671), Königsegg (1675), Metternich (1679), Esterházy (1687), Albani, Schwarzburg-Rudolstadt (1710), Trautson (1711), Caraffa (1715), Cardona (1716), Colloredo (1724), Windischgrätz (1730), Eltz (1733), Kuefstein (1734), Stadion (1756) und Starhemberg (1765). Hingegen wurde das große Palatinat nicht an bedeutende „alte“ Reichsfürsten verliehen. Seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts lassen sich in den deutschen Territorialstaaten restriktive Maßnahmen sowohl hinsichtlich der Tätigkeit der Hofpfalzgrafen (Comites Palatini) als auch im Hinblick auf die Gültigkeit des dadurch generierten Palatinatsadels erkennen. Auch in den habsburgischen Ländern wurde die Gültigkeit von Palatinatsdiplomen zur gleichen Zeit an die Bestätigung der Kanzleien gebunden (böhmische Länder: 1681; Innerösterreich: 1688). Seit Anfang des 18. Jahrhunderts wurde das große Palatinat nur noch selten mit der Nobilitierungsbefugnis ausgestattet, eine weitere Beschränkung der Befugnisse der Hofpfalzgrafen erfolgte unter Maria Theresia Anfang der 1760er Jahre. Drittens wurde das kaiserliche Standeserhebungsrecht seitens der Kur- und Reichsfürsten seit dem 17. Jahrhundert allmählich ausgehöhlt. Die großzügigen Erhebungen kaisertreuer Vertrauensleute in den Reichsfürsten- und Reichsgrafenstand seit Ferdinand II. lösten noch zu dessen Lebzeiten Diskussionen am Reichstag aus und führten zu Versuchen, den Kaiser mittels Wahlkapitulation in seinem Recht zu beschränken und die Einführung der Erhobenen in den Reichsfürstenrat bzw. die Reichsgrafenkollegien an die Bedingung reichsunmittelbaren Besitzes zu binden. Zudem geriet das Reservatrecht des Reichsoberhaupts in ein Konkurrenzverhältnis zur Territorialhoheit der bedeutenderen Reichsfürsten, die zunehmend die Kontrolle über die Geltung kaiserlicher Diplome in ihren Herrschaftsbereichen übernahmen und begannen, die kaiserlichen Standeserhebungen landesfürstlicherseits zu registrieren und für ihre Territorien anzuerkennen oder
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es sogar – wie der Kurfürst von Brandenburg 1691 – ihren Untertanen verbaten, ohne landesfürstliche Bewilligung beim Reichsoberhaupt eine Standeserhöhung zu erbitten. Schließlich nahmen die bedeutendsten unter den Kur- und Reichsfürsten (bes. die Kurfürsten von der Pfalz, Bayern und Brandenburg) ein eigenes Standeserhebungsrecht in Anspruch und fingen an, den Briefadel aus landesfürstlicher Macht zu verleihen, ähnlich wie das Haus Österreich es aus erzherzoglicher Autorität bereits seit dem 15. Jahrhundert getan hatte. Obwohl sich Nobilitierungen und Standeserhebungen der Territorialherren sporadisch bereits früher nachweisen lassen (z. B. erstes Adelsdiplom in Bayern 1606), ganz abgesehen von den peripheren Gebieten des Reiches, wo sie – beispielsweise in den Hochstiften Trient und Brixen – bereits im Spätmittelalter nachweisbar sind, erfolgte die Herausbildung des landesfürstlichen Standeserhebungswesens (bis zur Grafenwürde inklusive) seit der Mitte des 17. Jahrhunderts. Seine Rechtmäßigkeit blieb bis zur Auflösung des Alten Reiches umstritten. Das Standeserhebungsrecht der Habsburgerdynastie ging den Nobilitierungen der Reichsfürsten voraus und stellt einen Sonderfall dar. Es geht – obwohl die Landesfürsten von Tirol bereits früher Wappen bestätigten – auf das Privileg Friedrichs III. von 1453 zurück, in dem der Kaiser die Privilegien des Hauses Österreich bestätigte und zugleich seiner (d. h. der innerösterreichischen) Linie weitere Rechte verlieh. Unter diesen befand sich auch die Befugnis, dass die über die Steiermark, Kärnten und Krain regierenden Erzherzöge in allen Ihren Landen, Herrschafften und Gebieten [...] Graffen, Freyen, Herren, Ritter, Knecht, auch Tugsamb, und verdient Personen, von newen Edelmachen [!], denselben Wappen und Kleinod mit Helmb, und allerley Zierheit, Farben, und Plasmierungen geben und Leihen [...] also daß dieselbe Graffen, Freyen, Herren, Ritter, Knecht, Edelleuth [...] durch das gantz Heilig Römisch Reich für solch gehalten, und aller und jeglicher Privilegien, Freyheiten, Begabungen und Gnaden, und Ihrer Würden und Ambt gebrauchen [...] sollen und mögen, als ander Graffen, Freyen, Herren, Ritter, Knecht und Edelleuth [...] von Kaiserlichen Gewalt gemacht und creirt, der gebrauchen, üben und niessen (Schrötter 1762, 207–209; Regest und Hinweise auf Editionen der parallelen lateinischen Ausfertigung bei Herold–Holzner-Tobisch 2001, 183–186). Von Friedrich III. ging dieses, einem sehr weit gefassten Palatinat entsprechende Recht auf seine Nachfolger über, sodass Ferdinand I. noch vor seiner Wahl zum König von Böhmen und Ungarn als Adelsverleiher auftreten konnte. Nach der Länderteilung 1564 ergingen dann Gnadenakte nicht nur im Namen des jeweiligen Hauptes der Dynastie aus der Primogenitur der Söhne Ferdinands I., sondern auch namens der habsburgischen Teilregenten in Innerösterreich und in Tirol. Alleine von den Regenten Tirols, beginnend mit Erzherzog Ferdinand II. bis zu Sigmund Franz, wurden über 2.100 Adelsdiplome und Wappenbriefe verliehen (Pfeifer 2001, 20). Auch Matthias von Habsburg stellte vor seiner Kaiserwahl und -krönung 1612 Standeserhebungen aus (sein Fürstenbrief für Karl von Liechtenstein 1608 wurde allerdings de regia potestate unterfertigt und als Bestätigung der durch seinen kaiserlichen Bruder kurz davor unterschriebenen – tatsächlich jedoch nicht ausgefertigten bzw. herausgegebenen – Urkunde konzipiert). Die Tatsache, dass die Inhaber dieses 1530 durch Karl V. zum ersten Mal bestätigten dynastischen Rechts häufig zugleich Reichsoberhäupter waren und somit Diplome aus kaiserlicher wie auch erzherzoglicher Autorität erlassen konnten, erschwerte zunächst die Unterscheidung eines Reichs- und eines erbländischen Adels. Eine eindeutige und dauerhafte Abgrenzung beider voneinander scheint erst während der Auseinandersetzungen zwischen der Reichshofkanzlei und ihrer erbländischen Abteilung erwachsen zu sein, die sich an
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der Jahreswende 1619/20 als unabhängige Österreichische Hofkanzlei konstituierte und Adelsdiplome sowohl für das Reich als auch für die Erblande ausstellte. Gerade die Frage der Taxen und der Ausfertigungsgebühren bei den Standeserhebungen, die eine ergiebige Einnahmequelle der Kanzleien darstellten, ist zu einer der wichtigsten Reibungsflächen zwischen beiden Behörden geworden. Während die Reichskanzlei eine ausschließliche Kompetenz hinsichtlich der Gnadenakte mit Geltungskraft im Reich beanspruchte, vertrat die Österreichische Hofkanzlei die Ansicht, die erbländischen Untertanen dürften ohne ihr Zutun keine Standeserhebungen erbitten, und sie erließ Diplome nicht nur nomine archiducali, sondern auch nomine caesareo, was seitens der Reichskanzlei als Usurpation gewertet wurde. Die ungeklärte Sachlage ermöglichte die gelegentliche Verweigerung der Geltungskraft der von einer der beiden Kanzleien erlassenen Diplome durch die andere und hatte einen langfristigen Konkurrenzkampf zur Folge, in dem sich die Kanzleien gegenseitig mit ihren Taxen unterboten und den Bewerbern günstigere Bedingungen anboten. Die grundsätzliche Frage, ob bzw. bis wann die durch die österreichische Abteilung der Reichskanzlei und später durch die Österreichische Hofkanzlei verliehenen Diplome als Reichsadelsdiplome anzusehen sind, ist in der Forschung noch nicht geklärt worden. Die Gesamtzahl der von Karl V. bis Karl VI. im Zeitraum von 1519 bis 1740 aus der deutschen Expedition der Reichskanzlei verliehenen Standeserhebungen (ohne Wappenbriefe und Adelsbestätigungen, die einen großen Teil ausmachten, doch mit Einschluss der Palatinate) wird auf ungefähr 6.700 Diplome für insgesamt ca. 10.200 Personen geschätzt (im Durchschnitt etwa 30 Diplome pro Jahr). Davon waren etwa 450 bis 500 Diplome für Ratsherren, Bürger und Beamte von Reichsstädten bestimmt. Die auf einzelne Kaiser entfallenden Jahresdurchschnitte waren dabei sehr unterschiedlich, auffallend hoch für Ferdinand II. (62), Rudolf II. (45), Joseph I. (43) und Ferdinand III. (35), hingegen niedrig für Maximilian II. und Karl V. (je zwölf ) sowie Ferdinand I. (sechs). Das Jahrzehnt von 1620 bis 1630 stellt mit über 700 Standeserhebungen aus der Reichskanzlei den absoluten Höhepunkt des Nobilitierungseifers dar (Riedenauer 1968). Diesen Zahlen – selbst wenn wir über keine parallelen Vergleichswerte der Gnadenakte der Österreichischen Hofkanzlei verfügen – entspricht durchaus der Befund, dass die habsburgische Standeserhebungspolitik vom 16. bis zum 18. Jahrhundert auf eine Titelinflation hinauslief. Neben den Wappenbriefen an Bürgerliche und den einfachen Adelsdiplomen, die das Gros der Standeserhebungsurkunden ausmachten, wurden im 16. Jahrhundert die Freiherrentitel zunehmend häufiger. Rudolf II. stellte bereits mehrere Dutzend Freiherrendiplome aus, insbesondere in seinen letzten Regierungsjahren, als er sich im sog. Bruderzwist vergeblich bemühte, den Adel im Erzherzogtum Österreich auf seine Seite zu bringen. Rudolf II. war es auch – nach sporadischen Einzelfällen unter Ferdinand I. –, der seit den 1590er Jahren dazu überging, Grafentitel an seine Vertrauensleute zu verleihen: zunächst an Höflinge und Diplomaten wie Hans Khevenhüller und Paul Sixt Trautson, später eher an Militärs wie Hermann Christoph Russworm und Adolf von Althann. Doch die regelrechte Explosion der Grafendiplome setzte erst unter Ferdinand II. ein, der zugleich begann, im Kampf gegen den Ständeaufstand besonders verdiente Vertrauensleute in den Erblanden und im Kernreich mit Fürstendiplomen zu belohnen (frühere Ernennungen von Reichsfürsten waren selten und betrafen zumeist den spanisch-burgundischen Raum). Die Nachfolger Ferdinands II. setzten diese Standeserhebungspolitik fort, wobei die Reichshofkanzlei nunmehr Standeserhöhungsdiplome auch für jene Adeligen erließ, die außerhalb des Kernreiches und der österreichischen Erblande beheimatet waren, namentlich für den Adel aus den böhmischen Ländern, der ansonsten in Gnadensachen zur
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Böhmischen Kanzlei ressortierte. Einen zahlreichen Empfängerkreis der aus der Reichshofkanzlei verliehenen Fürstendiplome bildete der italienische Hochadel (auch hier verstärkt ab Ferdinand II.); vereinzelt wurden auch Aristokraten aus anderen Nationen – Spanier, Franzosen, Briten, Ungarn, Polen und Russen – begnadet. Im Gegensatz zu den Grafen- und Freiherrendiplomen, die mit der Zeit auch durch die Österreichische, die Böhmische und die Ungarische (Hof-)Kanzlei verliehen wurden, nahmen die habsburgischen Kaiser Erhebungen in den Fürstenstand bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts ausschließlich im Wege der Reichshofkanzlei vor. In einigen Familien – z. B. Dietrichstein (1624), Auersperg (1653), Portia (1662), Schwarzenberg (1670) – war der Fürstenstand lediglich in der Primogenitur erblich und weitere Mitglieder dieser Häuser blieben im Grafenstand, sofern die Begnadungen nicht später auf sie ausgedehnt wurden. Andere Fürstentitel waren – ähnlich den niedrigeren Adelsgraden – in der gesamten Nachkommenschaft erblich. Die durch die habsburgische Standeserhöhungspolitik ausgelöste Titelinflation veränderte den rangmäßigen Charakter des Adels in den österreichischen Erblanden gravierend. Während dieser noch Anfang des 16. Jahrhunderts aus wenigen Grafen- und Herrengeschlechtern und großteils aus Angehörigen des rittermäßigen Adels bestanden hatte, formierte sich bis zum Ende des 17. Jahrhunderts eine zahlenmäßig starke Schicht des Hochadels. Der Ritterstand (in Ober- und Niederösterreich eine selbständige ständische Korporation) wurde zunehmend zu einem aus nobilitierten Aufsteigern bestehenden „Pool“. Dem Beispiel ihrer Standesgenossen in den böhmischen Ländern folgend, bemühten sich die Adelsstände in den österreichischen Ländern in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts (nicht zuletzt aus religiösen Gründen), den bis dahin einfachen Eintritt der kaiserlicherseits kreierten homines novi in ihre Reihen zu erschweren, weshalb sie Kriterien definierten und eine formalisierte Aufnahmeprozedur einführten. Dabei diente die Aufnahmeordnung der niederösterreichischen Stände von 1579 als Muster.
5.2. Die Standeserhebungen in den böhmischen Ländern Die adelsrechtlichen Verhältnisse im Königreich Böhmen gestalteten sich zur Zeit der Entstehung der Habsburgermonarchie in vielerlei Hinsicht anders. Der ständisch organisierte Adel entwickelte im Spätmittelalter ein Rangsystem, das auf seiner Gliederung in zwei Ständekorporationen (Herrenstand und Ritterstand) beruhte, den ausländischen, in Böhmen nicht üblichen Adelsgraden (etwa dem Fürsten- und Grafentitel) keine Geltungskraft gewährte und den Einfluss des seit den Hussitenkriegen geschwächten Königtums auf die Gnadenverleihung wesentlich relativierte. Der erste bekannte, ausschließlich in der Eigenschaft eines böhmischen Königs verliehene Wappenbrief datiert aus dem Jahr 1461. Bis an die Schwelle der Neuzeit eröffnete ein solcher aus der königlichen Kanzlei erteilter Wappen- und Adelsbrief (list erbovní) dem damit Begnadeten den Zugang zum Ritterstand und zur Eintragung seines Landbesitzes in die böhmische Landtafel, sofern er gewillt war, den bürgerlichen Beruf aufzugeben und sich den anderen Rittern im Lebensstil anzupassen. Infolge der in den Jahrzehnten um 1500 ausgetragenen Auseinandersetzungen zwischen den beiden adeligen Ständen des Königreichs einerseits und den königlichen Städten andererseits nahm jedoch der Ritterstand allmählich eine zunehmend schärfere Stellung gegenüber den königlicherseits Neugeadelten ein, die sich zum großen
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Teil eben aus den Bürgern der königlichen Städte rekrutierten und sich der politischen Linie des Adels nicht immer anschlossen. Kraft eines 1497 gefassten Landtagsbeschlusses wurde das Recht auf Eintragung in die Landtafel – ein Zeichen und Nachweis der Zugehörigkeit zum „echten“ Adel – erst den Söhnen der Neugeadelten ermöglicht. Es folgten Versuche, neue Bewerber um die Teilhabe an den Rechten des Ritterstands einer Kon trolle zu unterwerfen, und etwa seit den späten 1520er Jahren begann die Zugehörigkeit der sich durch diese Veränderungen als neue Schicht formierenden bloßen Wappenträger (erbovníci) zum Ritterstand an eine formelle Aufnahme in diese ständische Adelskorporation geknüpft zu werden. Ein ähnliches Kooptationsrecht praktizierte bereits im 15. Jahrhundert der Herrenstand den Rittern gegenüber. Infolge dieser Entwicklung wurde der eigentliche Herren- bzw. Rittertitel in Böhmen nicht aufgrund der königlichen Verleihung eines Adelsgrades, sondern durch die Aufnahme in den jeweiligen Adelsstand durch dessen Mitglieder verliehen. Die Rolle des Monarchen blieb auf die Erteilung von Wappenbriefen beschränkt. Dabei unterschied man in Böhmen zunächst nicht zwischen der Wappenmäßigkeit und dem einfachen Adel, und zwar im Gegensatz zur Praxis im Heiligen Römischen Reich, wo sich bereits im 15. Jahrhundert eine Abgrenzung der Wappen- und Adelsbriefe voneinander durchgesetzt hatte. Die durch die böhmischen Könige verliehenen Wappenbriefe qualifizierten die Begnadeten zur Aufnahme in den Ritterstand. De facto schlossen sie, um dies gemäß späterer Terminologie zu benennen, die Nobilitierung ein. In der Praxis wurde jedoch die Zugehörigkeit zum Adel erst durch die Aufnahme des Wappenträgers in den Ritterstand erreicht. Stellte ein königlicher Wappenbrief in einem solchen Fall eine Bedingung dar, war bei der Aufnahme eines Ritters in den Herrenstand eine monarchische Standeserhöhung weder erforderlich noch gebräuchlich, obwohl der König aufgrund des entsprechenden Privilegs Wladislaws II. von 1502 seine Zustimmung (in der Regel in der Form eines Empfehlungsschreibens) äußern musste und einige Bewerber sogar Freiherrendiplome aus der Reichshofkanzlei vorweisen konnten. Selbst dann leitete sich jedoch die Zugehörigkeit zur Gruppe der böhmischen Herren erst aus dem Akt der Aufnahme durch die entsprechende Ständekorporation ab. Gleichzeitig mit dieser weitgehenden Beschränkung des monarchischen Standeserhebungsrechts entwickelten beide böhmischen Adelsgemeinden vom 15. bis zum Anfang des 17. Jahrhunderts ein System von ständischen Barrieren, beruhend auf generationenlanger Anwartschaft und nicht vollberechtigter Mitgliedschaft, das einen schnellen ständischen Aufstieg verhinderte und den Vorrang der alten (starožitný) Ritterstands- und Herrenstandsfamilien vor den neu Aufgenommenen über drei Generationen lang gewährleistete. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts musste ein Bewerber um den Ritterstand neben dem Wappenbrief noch weitere Qualifikationen (eheliche Abstammung und Wohlverhalten) vorweisen, später auch die eheliche Abstammung seiner Eltern und seit der Ritterstandsordnung von 1609 (Klecanda 1928, 85–87) auch jene seiner Großeltern. Er und seine Kinder und Nachkommen bis in die dritte Generation sollten sich nach der Aufnahme mit einer Stellung unter den neuen (novožitný) Ritterfamilien abfinden. Erst nach weiteren vier Generationen (so der diesbezügliche Herrenstandsbeschluss von 1501) gab es für eine solche Familie die theoretische Möglichkeit, durch den Herrenstand in die höhere Adelskorporation aufgenommen zu werden, wo sie allerdings über weitere drei Generationen hinweg unter den neuen Herren verbleiben musste, bevor sie die volle Gleichbereichtigung mit den alten Familien erhalten konnte.
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Sehr ähnliche Verhältnisse bildeten sich zur selben Zeit in Mähren aus: Auch hier gab es einen Herren- und einen Ritterstand, die intern in alte und neue Familien differenziert waren und den Zugang zu den einzelnen Klassen autonom per Aufnahme und unter Befolgung strikter Regeln sicherten. Im Einklang mit diesen landes- und gewohnheitsrechtlich sanktionierten Normen erteilten die Habsburger auf dem böhmischen Thron aus der Böhmischen Kanzlei bis zum Ständeaufstand 1618 fast ausschließlich Wappenbriefe, die zugleich Adelsbriefe in dem oben angesprochenen Sinne waren, bzw. Bestätigungen des Ritterstandes für jene, die noch vor der Einführung der Aufnahme Mitglieder dieser ständischen Korporation geworden waren. Die seltenen, seit der Mitte des 16. Jahrhunderts bekannten Erhebungen in den Herrenstand betrafen auffälligerweise fast ausschließlich in Mähren sesshafte oder in dieses Land zugezogene Adelige oder sind als Sonderfälle zu werten. In der Institution der sog. Wappenvetternschaft (erbovní strýcovství) verfügten die böhmischen Wappenträger über das Recht, den Gebrauch des eigenen Wappens auf andere Personen auszudehnen, wozu allerdings eine königliche Konfirmation notwendig war. Der Systemwechsel in den 1620er Jahren brachte eine gravierende Änderung des böhmisch-mährische Adelswesens, und zwar weniger durch die kurzen und nicht ganz eindeutigen Formulierungen in den Verneuerten Landesordnungen für Böhmen (1627) und Mähren (1628), als vielmehr infolge zweier präzisierender Resolutionen – vom 10. März 1629 für Böhmen (Weingarten 1701, 12–14; Gindely 1886a, 20f.) und vom 25. März 1629 für Mähren (Gindely 1886a, 21–23; Kameníček 1900–1905, Bd. 3, 784–787). Beide Erlässe bewirkten zwischen dem monarchischen und dem ständischen Anteil an der Nobilitierung ein vollkommen neues Kräfteverhältnis. Die bisherige Verleihung des Standes und Titels durch die Aufnahme seitens des Herren- bzw. Ritterstandes wurde zugunsten königlicher Standeserhöhung beseitigt, die Ferdinand II. für sich als königliches Regal reklamierte. Von der einstigen ständischen Freiheit, neue Mitglieder per Aufnahme in den jeweiligen Stand mit dem Herren- bzw. Rittertitel auszustatten, verblieb den böhmischen und mährischen Adelsständen lediglich das Vorrecht, jenen Bewerbern die Session zuzuweisen, die durch monarchische Privilegierung bereits über einen Ritter- oder höheren Stand verfügten und bestimmte ständische Kriterien erfüllten (vier Generationen adeliger Vorfahren für den Herrenstand und drei Generationen ehrbarer [„ehrlicher“] Vorfahren für den Ritterstand, von welchen Qualifikationen der König jedoch dispensieren durfte und in der Praxis auch häufig dispensierte). Somit wurden die adeligen Ständekorporationen in Böhmen und Mähren in dieser Frage zu Notaren degradiert, die lediglich die Unterlagen der Bewerber überprüfen durften, deren Entscheidung jedoch (auch hinsichtlich der Zuordnung der Bewerber unter die neuen oder die alten Familien) vom Tenor der königlichen Adelsdiplome abhängig war. Die Nobilitierungspraxis der Böhmischen Hofkanzlei ging Hand in Hand mit Änderungen des normativen Rahmens, teilweise eilte sie diesen voraus. Der militärische Triumph des Kaisers über die protestantischen Stände 1620 löste eine regelrechte Flut von höhere Adelsgrade verleihenden Diplomen aus, die in wenigen Jahrzehnten eine gravierende rangmäßige Umstrukturierung des Adels in den böhmischen Ländern herbeiführte. Die Beseitigung des ständischen Einflusses auf das Titelwesen ermöglichte es dem Landesherrn, die Verleihung des Herren- und Rittertitels gleich mit der Erhebung in den jeweiligen Stand zu verbinden. Bereits in den frühen 1620er Jahren begann die Böhmische Hofkanzlei, solche Ritter- und Herrenstandsdiplome zu expedieren, die den Begnadeten gleich in den alten Herren- oder Ritterstand erhoben. In den folgenden Jahrzehn-
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ten wurde die Differenzierung der Diplome in einen alten und einen neuen Ritter- und Herrenstand zur Regel und gleichzeitig zu einer Besonderheit der königlich-böhmischen Adelsgrade, die erst unter Maria Theresia verschwand. Eine weitere Neuerung bestand in der Einführung höherer, der böhmischen Kanzleipraxis bisher unbekannter Titel. Den Anlass dazu dürfte einerseits die Übernahme konfiszierter Herrschaften in Böhmen und Mähren durch fremde betitelte Adelige gegeben haben, andererseits die Verleihung von Grafen- und Fürstentiteln aus der Reichshofkanzlei an jene Adeligen, die sich nach 1618 um die kaiserliche Sache verdient gemacht hatten. Um ihre Standeserhöhung in Böhmen bzw. Mähren geltend zu machen, ließen sich die Begnadeten solche Titel durch die Böhmische Hofkanzlei bestätigen (als erste vermutlich Jaroslav Bořita von Martinitz und Wilhelm Slawata 1622, nachdem beide ein Jahr zuvor den Reichsgrafentitel erhalten hatten). Spätestens 1642 übernahm jedoch die Böhmische Hofkanzlei diese taxträchtige Agende in eigene Regie. Auf ähnliche Art und Weise begann die Böhmische Hofkanzlei zur selben Zeit, die Anrede „Hoch- und Wohlgeboren“ den böhmischen Adeligen, die sie aus der Reichskanzlei erhalten hatten, zu bestätigen und schließlich selbst zu erteilen. Als letzte Neuerung setzte sich die Unterscheidung eines per Diplom erteilten Ritterstandes von der „gemeinen Nobilitation“ durch, die ihrerseits jedoch über einem bloßen Wappenbrief stand. Wegen der Komplexität der Rangverhältnisse und der Uneindeutigkeit der Vorschriften erfolgte die Änderung der bisherigen Praxis nicht ohne Widersprüche. Besonders bei der Abgrenzung des Ritterstandes vom einfachen Adel ergaben sich – auch infolge des zweisprachigen Betriebs der Böhmischen Hofkanzlei, die in den tschechischen und deutschen Adelsdiplomen unterschiedliche Formeln benutzte – vielfach chaotische Verhältnisse. Erst um die Mitte des 17. Jahrhunderts gelang es, die Vieldeutigkeit zu beseitigen, weshalb die Böhmische Hofkanzlei Diplome für folgende Adelsränge ausstellte: Grafentitel, alter und neuer Herrenstand, alter und neuer Ritterstand und Adelsstand. Darüber hinaus wurden (wenn auch zunehmend seltener) einfache Wappenbriefe und die Anrede „Hoch- und Wohlgeboren“ verliehen. Hiermit erfolgte eine Annäherung der durch die Reichshofkanzlei bzw. die verselbständigte Österreichische Hofkanzlei einerseits und durch die Böhmische Hofkanzlei andererseits erteilten Ränge. Weniger übersichtlich als in Böhmen und Mähren ist die Rechtslage in Schlesien, dessen zusammengesetzter Charakter und dessen stärker ausgeprägte Lehnsverhältnisse verallgemeinernde Aussagen ebenso erschweren wie das Vorhandensein von Regenten, deren Titel sich aus ihren Herrschaftsbereichen ergaben, die in den beiden südlichen Nachbarländern keine Entsprechungen hatten. Die schlesischen Fürsten und „freien Standesherren“ (nichtfürstliche Regenten kleiner, aus den Herzogtümern cum omni jure ducali abgesonderter Herrschaften) waren Land- und Lehnsherren des lokalen Adels. Ihre durch Belehnung oder andersartige Übertragung der Herrschaft begründeten Würden bedeuteten daher viel mehr als bloß einen Rang und Titel. Dies brachte kuriose Asymmetrien hervor, sobald Adelige aus Böhmen oder aus anderen Ländern der Habsburgermonarchie mit erledigten schlesischen Fürstentümern belehnt wurden oder sobald eine freie Standesherrschaft einem unbetitelten Adeligen übertragen wurde. Üblicherweise wurde dann die neu gewonnene Eigenschaft ergänzend durch eine entsprechende Standeserhöhung untermauert. Dieser kleinen Gruppe schlesischer Fürsten und freier Standesherren stand der zahlreiche nicht betitelte schlesische Adel gegenüber, üblicherweise als „Adel“, „Ritterschaft“ oder „Mannschaft“ bezeichnet. Noch zu Beginn des 17. Jahrhunderts galt in Schlesien
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die Grafenwürde als unüblich. Schlesier mit einem (Frei-)Herrentitel bildeten vor dem Dreißigjährigen Krieg – einschließlich der vier freien Standesherren – eine überschaubare Gruppe von ungefähr 30 Familien. Die rechtliche Grundlage des in Schlesien verwendeten Herrentitels scheint dabei zunächst durchaus heterogen gewesen zu sein: Mindestens vier Freiherrentitel für Schlesier gingen auf die Kanzlei Maximilians I. zurück. 16 Familien erhielten den Titel aus der Böhmischen oder der Reichskanzlei zwischen 1526 und 1619 (sechs unter Ferdinand I., sieben unter Rudolf II.), wobei die Habsburgerkönige gerne ihre Vertrauensleute aus dem Umfeld der Schlesischen Kammer und der katholischen Kirche belohnten. Zum Teil brachten ausländische Adelige den Titel mit ins Land. Das war vor allem in Oberschlesien der Fall, dessen Herzogtümer teilweise aus dem mährischen Gebiet herausgewachsen waren oder zumindest das böhmisch-mährische Recht rezipierten. In den Fürstentümern Troppau, Jägerndorf, Oppeln-Ratibor und Teschen entwickelte sich der Herrenstand als jeweils gesonderte Adelskorporation, wobei einige der Herrenstandsfamilien aus Böhmen oder Mähren stammten. Ob die Zugehörigkeit zu diesem fürstentumsweise organisierten Herrenstand in Oberschlesien (der jedoch über das 16. Jahrhundert hinweg wenig zahlreich blieb: in Troppau fünf, in Teschen nur zwei Familien) einer königlichen Standeserhöhung bedurfte oder zunächst (wie in Böhmen und Mähren) durch autonome ständische Selektionsmechanismen bedingt wurde, lässt sich auf Grundlage des derzeitigen Forschungsstands nicht sagen. Spätestens im 17. Jahrhundert wurde jedoch auch hier das Standeserhöhungsdiplom maßgebend. Der Titelumbruch seit dem Dreißigjährigen Krieg betraf Schlesien in ähnlichem Ausmaß wie Böhmen und Mähren. Er verband sich hier jedoch mit der allmählichen Ablösung der Schicht der lokalen Fürsten aus königlichen und reichsfürstlichen Häusern durch Angehörige des kaisertreuen Adels, die mit Grafen- und Freiherrentiteln aus der Böhmischen Hofkanzlei (seltener auch der Reichskanzlei) begnadet wurden. Von 1620 bis 1740 ergingen – mit einiger Verspätung gegenüber Böhmen und Mähren, aber dann umso zahlreicher – ungefähr 60 Grafendiplome für insgesamt 45 Familien aus dem alten schlesischen Adel. Die ebenfalls freigebige Erteilung des Freiherrenstands, der Zuzug des betitelten fremden Adels und der Aufstieg eines lokalen Briefadels veränderten die Hierarchien innerhalb der schlesischen Adelsgesellschaft signifikant. Unter Karl VI. wurden etwas mehr als die Hälfte aller aus der Böhmischen Hofkanzlei expedierten Standeserhebungsdiplome für Schlesier bzw. für sich in Schlesien sesshaft machende Empfänger ausgestellt. Über die Nobilitierungspraxis der Böhmischen Hofkanzlei liegen zunächst nur punktuelle Orientierungszahlen vor. Unter Karl VI. wurden insgesamt 562 Gesuche um Nobilitierung bzw. Standeserhebung durch diese Behörde positiv erledigt (einfacher Adelsstand 163, Ritterstand 195, alter Ritterstand 32, Herrenstand 88, alter Herrenstand 35, Grafenstand 48 sowie ein Herzogstitel). Die Böhmische Hofkanzlei wachte – aus staatsrechtlichen Gründen oder in der Absicht, den Genuss der reichen Taxeinnahmen sicherzustellen – über ihre Zuständigkeit hinsichtlich der Nobilitierungen in den Ländern der Wenzelskrone. Fremde Adelstitel der Einwanderer wurden respektiert, hingegen unterlagen die in den böhmischen Ländern bereits sesshaften Personen einem Kanzleizwang. Sie sollten sich daher der Verwendung der aus anderen Kanzleien verliehenen Titel in den böhmischen Ländern enthalten, solange solche fremden Adelstitel nicht durch die Böhmische Hofkanzlei bestätigt und den Landesstellen intimiert wurden (die diesbezügliche Resolution von 1653 ist nur bei Schlechta Wssehrdsky von Wssehrd 1890/91, 221, zitiert). Das bezog sich so-
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wohl auf die aus der Reichs- und der Österreichischen Hofkanzlei herausgegebenen Diplome als auch auf die durch Comites Palatini erteilten Nobilitierungen und Wappenbriefe, da es sich ja hierbei um ein vom Reichsoberhaupt delegiertes Recht handelte. In der Praxis scheint gegen diese Regel vielfach verstoßen worden zu sein, doch gab es zugleich exemplarische Fälle wie jenen des in Mähren sesshaften Grafen Ernst Dominik Franz Ugarte (1658–1715), dem die Verwendung des seinem Vater bereits 1676 aus der Reichshofkanzlei verliehenen Grafentitels 1708 untersagt wurde, bis er 1713 ein böhmisches Grafendiplom erhielt.
5.3. Die Standeserhebungen im Königreich Ungarn Ungarn gehörte im europäischen Kontext zu den Landschaften mit einer sehr hohen Adelsdichte. Genauere Zahlen, die den Anteil des Adels an der Gesamtbevölkerung im Durchschnitt mit 5 %, für einige nördliche und östliche Regionen Ungarns jedoch mit bis zu 16 % angeben (in Kroatien und Slawonien hingegen nur 3 %), stehen erst aus der Regierungszeit Josephs II. zur Verfügung. Gleichzeitig wird angenommen, dass sich die instabilen politischen Verhältnisse in Ungarn in den beinahe zwei Jahrhunderten nach der Schlacht bei Mohács auf den Prozentsatz des Adels in der ungarischen Gesellschaft unterschiedlich ausgewirkt haben dürften: Einerseits lichteten die kriegerischen Ausein andersetzungen gerade die Reihen des Adels, andererseits schufen die Dreiteilung des Landes und die Militarisierung der dadurch entstehenden Grenzgesellschaften günstige Bedingungen für massenhafte Nobilitierungen und schlossen zugleich eine effiziente Aufsicht der königlichen Macht über den Gebrauch von Adelstiteln aus. Auf jeden Fall wies der ungarische Adel zahlreiche Spezifika nicht nur im Hinblick auf seine absolute und relative Zahl auf, sondern auch hinsichtlich seiner Struktur, Zusammensetzung und Rangverhältnisse. Die Zugehörigkeit zum Adel blieb in den unteren Rängen bis ins 18. Jahrhundert unscharf definiert, und eine klare Grenze zwischen dem – zu einem beträchtlichen Teil gar nicht wohlhabenden oder sogar besitzlosen – Adel und der nicht-adeligen Bevölkerung zeichnete sich hier später ab als anderswo. Zwischen beiden lagen graue Zonen von halbadeligen Privilegierten sowie untertanenlosen (und daher besteuerten) Adeligen (nobiles unius sessionis), die häufig in einem (Kriegs-)Dienstverhältnis zu reichen Grundbesitzern standen. Zahlreiche regionale Eigentümlichkeiten, die es im habsburgischen Teil Ungarns (einschließlich Kroatiens und Slawoniens) gab, wurden nach der Eroberung weiterer Teile des mittelalterlichen Königreichs inklusive Siebenbürgens Ende des 17. Jahrhunderts noch manifester: In einzelnen Regionen bestanden spezifische Gruppen von Privilegierten, die sich als besondere Gemeinschaften mit kollektivadeligem Status und eigener Rechtsstellung und Gerichtsbarkeit verstanden und als solche mehr oder weniger anerkannt wurden. Dazu zählten die sprachlich und kulturell assimilierten Gruppen der ehemals ethnisch distinkten Gesellschaften der Grenzwächter und Landesverteidiger: die Kumanen (kunok) und Jazigier bzw. Jazygen (jászok) in Zentralungarn und besonders die Szekler (székelyek) im Osten Siebenbürgens. Kleinere halbadelige Gesellschaften lebten u. a. im kroatischen Turopolje und in der Zips (nobiles lanceati). Nach dem Beispiel der Szekler entstand eine weitere spezielle Adelsgemeinschaft, als Stephan Bocskay mit Freiheitsbriefen vom 12. Dezember 1605 und 2. September 1606 die ungefähr 10.000 Mann
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zählende Schar der am Aufstand gegen die Habsburger beteiligten Haiducken (hajdúk) nobilitierte und sie auf freiem Land im Grenzgebiet seiner Herrschaftssphäre gegen das Osmanische Reich ansiedelte. Abgesehen von diesen regionalen, über eigene Strukturen verfügenden Gemeinschaften kannte das ungarische Adelsrecht zwei legale Arten des Adelserwerbs: durch königliche Schenkung eines Adelsgutes (donatio regia) und durch einen Adels- und Wappenbrief (litterae armales). Jene, die die zuletzt genannte Begnadung erhielten, waren verpflichtet, ihr aus der Ungarischen Hofkanzlei verliehenes Adelsdiplom auf der Versammlung jenes Komitats, in dem sie beheimatet waren, verkünden und dadurch registrieren zu lassen (worüber dann auch auf dem Diplom vom Komitatsnotar ein Vermerk gemacht wurde). Der ungarische Landtag vollzog keine Aufnahme in den Adelsstand. Dagegen besaß er das Vorrecht, das Einverständnis mit den königlicherseits erteilten Indigenaten für ausländische Adelige auszusprechen, deren Namen dann in den Landtagsschluss „inartikuliert“ werden mussten. Im Gegensatz zu den Adelslandschaften im Erzherzogtum Österreich und in den böhmischen Ländern, wo sich bereits im Spätmittelalter je ein Herrenstand und ein Ritterstand etabliert hatten, verfügte der ungarische Adel bis zum Beginn der Habsburgerherrschaft über keine erblichen ständischen Ränge und beinahe keine erblichen Adelsgrade. Die in István Werbőczys Opus Tripartitum (1517) verankerte juristische Fiktion einer in ihren Rechten und Pflichten gleichen Gesellschaft der Privilegierten war im ungarischen Adel tief verankert, den gravierenden sozialen Unterschieden zum Trotz: Alle ungarischen Prälaten, Magnaten und Adeligen ratione nobilitatis, et bonorum temporalium, una eademque libertatis, exemptionis, et immunitatis praerogativa gaudent, nec habet dominorum aliquis magis, nec nobilis quispiam minus de libertate. Der im verfassungsrechtlichen Gefüge Ungarns seit dem Mittelalter ebenfalls fest verankerte Grafentitel (comes) war nicht erblich und verband sich mit dem Amt eines Komitatsvorstandes. Dem lateinischen Begriff comes entsprach somit die Würde, welche auf Ungarisch ispán bzw. auf Deutsch Gespan hieß. Die Verbreitung der erblichen Adelsgrade erfolgte in Ungarn später; die dadurch ausgelöste Titelinflation ging hier – und das war ein weiteres Spezifikum Ungarns – Hand in Hand mit der Herausbildung einer geschlossenen, eben durch die höheren erblichen Adelsgrade vom gemeinen Komitatsadel abgehobenen Magnatenschicht, die das Recht auf privilegierte Vertretung innerhalb des ungarischen Landtags hatte. Dies war ein langsamer Prozess, dessen Anfänge tief ins Mittelalter zurückreichen, als die Großgrundbesitzer sich als Großer Rat des Königs zu versammeln und getrennte Beratschlagungen am Landtag zu führen pflegten. Die bereits im 16. Jahrhundert gewohnheitsrechtlich konsolidierte, am Landtag 1608 auch gesetzlich konstituierte Magnatentafel bestand aus den ungarischen Erzbischöfen und Bischöfen (praelati), den Obersten ungarischen Würdenträgern (barones ex officio, auch veri barones regni genannt) und eben den Mitgliedern der aus der Ungarischen Kanzlei mit dem Grafen- oder Baronstitel ([Frei-]Herrentitel) begnadeten Adelshäuser (barones naturales). Die Reihen dieser erblichen titulierten Besitzaristokratie mit Recht auf ein individuelles königliches Einladungsschreiben sowie – ebenfalls im Gegensatz zum übrigen, durch Komitatsgesandte vertretenen Adel – auf persönliche Teilnahme und Stimme am Landtag verbreiterten sich bereits unter den ersten Habsburgern beträchtlich, sodass gerade der erbliche Titel mit der Zeit zu einem unabdingbaren Zeichen der Magnatenschicht wurde.
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Vor 1526 waren jedoch die Barons- und Grafentitel (in der westeuropäischen Bedeutung des Wortes) in Ungarn nicht üblich. Dass einige mächtige Adelshäuser in Kroatien und Slawonien (die Grafen von Blagay, Korbavien, Frankopan, Zrínyi), seltener auch im eigentlichen Ungarn (die Grafen von Szent-György und Pösing), bereits im Spätmittelalter den erblichen Grafentitel aufgrund ihrer aus der Komitatsverwaltung eximierten Besitzungen in Anspruch nahmen, blieb eine Ausnahmeerscheinung. Noch seltener waren die ersten ausdrücklichen Verleihungen des erblichen Grafentitels an Johann Hunyadi (Graf von Besztercze) durch Ladislaus Postumus 1453 und an Johann Vitovec (Graf von Zagorien) sowie an Emerich Szapolyai (Graf von der Zips) durch Matthias Corvinus 1463 bzw. 1465. Erst das 16. Jahrhundert brachte hier eine Änderung. Bereits die Jagiellonen begannen, am Anfang des 16. Jahrhunderts den Titel baro in Einzelfällen zu verleihen. Die Habsburger setzten diese Strategie verstärkt fort, wobei die verliehenen Titel als Belohnung verdienter Militärs und Politiker und zur Absicherung der sozialen Position innerhalb des ungarischen Adels für loyale Adelige genutzt wurden. Beginnend 1535 mit Franz Nyáry, erhielten bis 1608 rund 50 Familien das Baronat. Im 17. Jahrhundert, b eginnend 1606 mit Georg Thurzó, verstärkt aber erst unter Ferdinand II. und Ferdinand III., verlieh die Ungarische Kanzlei den ungarischen Magnaten neben dem Baronstitel auch den erblichen Grafentitel (comes). Laut Johann Matthias Korabinsky zählte der ungarische Magnatenstand (ohne die zahlreichen ausländischen Familien mit ungarischem Indigenat mitzurechnen) bereits 131 Familien, davon zwei mit dem Fürsten- und dem Grafen-, 65 nur mit dem Grafen-, 15 mit dem Grafen- und dem Barons- und 49 nur mit dem Baronstitel (Korabinsky 1778, 57–60). In der Tat dürfte die Zahl jedoch noch um einiges höher gewesen sein. Der Fürstentitel wurde nicht durch den König von Ungarn verliehen, sondern Mitglieder dreier besonders wohlhabender Magnatenfamilien (Esterházy 1687 und 1783, Batthyány 1764, Grassalkovich 1784) wurden durch Diplome aus der Reichshofkanzlei, seit Maria Theresia mit zeitgleich erlassenen entsprechenden Gnadenakten aus der jeweiligen erbländischen Kanzleibehörde, zu Fürsten des Heiligen Römischen Reiches ernannt. Karl Joseph Hieronymus Pálffy wurde 1807 als erster unter den ungarischen Magnaten nur mehr in den österreichischen Fürstenstand erhoben. Ebenso wenig verlieh die Ungarische Kanzlei den Rittertitel, der damit in der ungarischen Adelsgesellschaft – ein auffälliger Unterschied zu den westlichen Ländern der Habsburgermonarchie – keine Verbreitung fand (abgesehen vom zugezogenen Adel). In Siebenbürgen verliehen nach der Verselbständigung zum autonomen Wahlfürstentum die Fürsten den einfachen Adel (jedoch keine höheren Titel), der in den Komitaten des habsburgischen Ungarns in der Praxis anerkannt wurde, genauso wie die Adels- und Titelverleihungen aus der Ungarischen Hofkanzlei der Habsburger in Siebenbürgen Anerkennung fanden. Nach der Übernahme Siebenbürgens durch die Habsburger Ende des 17. Jahrhunderts wurden das Fürstentum und dessen Adel weiterhin als eigenständige Provinz durch eine neu errichtete und auch als Adelsbehörde agierende Siebenbürgische Hofkanzlei verwaltet. Diese verfolgte gleich in der ersten Konsolidierungsphase eine beschleunigte, der ungarischen Praxis entsprechende Titelverleihungspolitik: Bereits zwischen 1693 und 1705 verlieh Leopold I. aus der Siebenbürgischen Hofkanzlei zwölf Grafen- und zwei Freiherrendiplome wie auch 250 Adelstitel und -bestätigungen – Zahlen, die die Bemühung um die Stabilisierung der neuen Herrschaft durchaus erkennen lassen. Nach einer durch den Rákóczi-Aufstand bedingten Unterbrechung setzten Karl VI. (fünf
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Grafen- und 15 Freiherrendiplome) und Maria Theresia (17 Grafen- und 22 Freiherrendiplome) diese Standeserhebungspolitik fort. Die Angliederung der osmanischen Teile des Königreichs Ungarn an die Habsburgermonarchie Ende des 17. Jahrhunderts und der darauf folgende Rákóczi-Aufstand machten die vielfach konfusen Verhältnisse hinsichtlich der fast unüberschaubaren ungarischen Adelsgesellschaft manifest. Um Ordnung in dieses Chaos zu bringen, erfolgten zwischen den 1720er und den 1740er Jahren mehrfach Versuche, den ungarischen Adel mit Hilfe von komitatsweise aufgestellten Kommissionen zu registrieren und echten von zweifelhaftem Adel zu unterscheiden (nobilium investigatio, nobilium inquisitio). Damit zusammenhängend ergingen in Patenten vom 1. September 1725 und 1. Februar 1735 genaue Vorschriften hinsichtlich der zur Anerkennung des Adels notwendigen Nachweise und zur Kategorisierung des zweifelhaften Adels, wobei die Frage der Gültigkeit der durch die siebenbürgischen Wahlfürsten verliehenen Adelsdiplome nochmals erörtert wurde. Eine generelle Adelskonskription zu Steuerzwecken fand in Ungarn 1754/55 statt.
5.4. Die landesherrliche Aufsicht über die Titel- und Wappenführung Die Erteilung von Wappen und Adelsgraden gestaltete sich in der Frühen Neuzeit zunehmend als ein routinemäßiges bürokratisches Verfahren, das üblicherweise mit einer Supplik eingeleitet wurde, die bereits Wünsche hinsichtlich des erbetenen Wappens umfassen konnte, und mit der Herausgabe des Diploms durch die einschlägige Hofkanzlei sowie Versendung der entsprechenden Intimationen an die Landesstellen abgeschlossen war. Die Entscheidungsfindung kann anhand der mit der Zeit in immer größerer Dichte vorliegenden Nobilitierungsakten mit zunehmender Präzision rekonstruiert werden. Ein wichtiger Teil dieses Prozederes war die Wappenzensur. Als erster Wappenzensor (Wappeninspektor) wurde in der Reichshofkanzlei 1707 der irische Exulant und Heraldiker William O’Kelly of Aughrim ernannt, der in den folgenden Jahren auch die Wappenvorschläge für die Österreichische und die Böhmische Kanzlei betreute und somit bis zu seinem 1751 erfolgten Tod einen maßgeblichen Einfluss auf die habsburgische Kanzleiheraldik ausübte. Nach O’Kellys Tod gab es sowohl im Directorium bzw. in der Böhmisch-Österreichischen Hofkanzlei als auch in der Reichshofkanzlei je einen eigenen Wappenzensor. Die Ungarische Hofkanzlei und zeitweilig auch die Galizische Hofkanzlei scheinen selbständige Wappenzensoren angestellt zu haben. Aus dem Charakter der Nobilitierungsbefugnis als monarchisches Regal ergab sich die landesherrliche Aufsicht über die rangmäßig korrekte Titel- und Prädikatsführung. Die habsburgischen Regenten machten es sich zur Aufgabe, unbefugte Adels-, Wappenund Prädikatsführungen und die Anmaßung von Standesrechten zu verhindern. Mit dieser Zielsetzung, die in den Bereich der monarchischen „Sozialdisziplinierung“ gehörte, wurden einerseits Normen (Rangvorschriften, Verbote angemaßter Titel- und Prädikatsführung) erlassen, andererseits Mechanismen der Aufsicht entwickelt und perfektioniert. Gleichzeitig blieb jedoch diese aus Normierung, Aufsicht und Bestrafung bestehende Tätigkeit während der gesamten Frühen Neuzeit nach Ländern bzw. Ländergruppen organisiert und mutmaßlich mit lokalen Auseinandersetzungen um Rang und Titel – etwa in dem langen Streit zwischen dem Herrenstand und dem Ritterstand in Österreich unter und ob der Enns um die Titulatur – verflochten. Als wichtige Vorschriften, über deren
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Entstehung und Verwendung noch kaum Forschungen vorhanden sind, gelten etwa die undatiert vorliegende Titelordnung Rudolfs II. (um 1608?) für das Erzherzogtum Österreich (Codex Austriacus, Bd. 2, 335f.) und das Generalmandat Ferdinands II. für Innerösterreich vom 1. März 1631 (Dimitz 1862, 70f.), welche den Gebrauch der Titel regelten („Hoch- und Wohlgeboren“ für besondere Empfänger, „Wohlgeboren“ für Grafen und Freiherren, „Edler Gestrenger“ für Ritter, „Edelvest“ für andere Adelige etc.). In Böhmen und Mähren war jene Titulatur, durch die sich der alte Ritterstand von Wappenträgern und neu aufgenommenen Standesgenossen unterschied, durch die Landesordnungen fixiert. Viele – darunter auch grundsätzliche – Normen wurden jedoch in Form von Ad-hoc-Entscheidungen der Kanzleien erlassen. Mit der Aufsicht über die rechtmäßige Verwendung von Wappen, Titeln, Prädikaten, Anreden und Rechten sowie über die Bestrafung des Missbrauchs wurden in den österreichischen Ländern sog. Wappeninspektoren aus den Reihen der Beamten der Länderstellen beauftragt. Zum ersten Mal ist ein Wappeninspektor in Graz 1616 durch seine Instruktion nachweisbar und man vermutet, dass es bereits unter Karl II. von Innerösterreich einen Vorgänger gab. Aufschlussreich für das Verständnis der Breite und Ausrichtung dieser Aufsicht ist die ausführliche Instruktion für den 1736 zum Wappeninspektor für die innerösterreichische Ländergruppe ernannten Protokollisten der Geheimen Stelle in Graz (Klun 1852b, 61–64). Im Königreich Böhmen wurde dieser Bereich dem königlichen Prokurator spätestens seit den 1670er Jahren reskript- und instruktionsmäßig aufgebürdet. Seit den 1650er Jahren hört man von der Bekämpfung der unbefugten Adelsführung in Schlesien, an der die dortigen Fiskale mitwirken sollten. Die Zuständigkeit des Kammerprokurators in puncto Aufsicht über die Arrogation von Standesrechten wurde schließlich infolge eines Konferenzbeschlusses 1753 auch in den österreichischen Ländern eingeführt.
5.5. Auf dem Weg zum „österreichischen“ Adel Trotz aller rangmäßigen Synergien, die das Nebeneinander von habsburgischen Standeserhebungen aus kaiserlicher, erzherzoglicher, böhmischer und zum Teil auch ungarischer Autorität förderten, blieben die Adelstitel an die Rechtsgebiete gebunden, für welche sie verliehen wurden, und sie durften – zumindest in der Theorie – nicht ohne Weiteres in anderen Teilen der Habsburgermonarchie geführt werden. Die Hofkanzleien wachten, schon aus Rücksicht auf die Taxeinnahmen, über ihre Zuständigkeiten; gleichzeitig ergaben sich zwischen ihnen langfristige Streitfragen hinsichtlich der Voraussetzungen für die Gültigkeit der Standeserhebungen in den Einzugsbereichen der anderen Kanzleien. In den 1740er Jahren wurden wichtige Weichenstellungen für die weitere Entwicklung auf diesem Feld vorgenommen. Der Verlust der Kontrolle über die Reichshofkanzlei in den Jahren 1740 bis 1745 und die Tatsache, dass daran anschließend bis 1780 Reichsoberhaupt und Landesfürst nicht mehr deckungsgleich waren, erhöhten die Bedeutung der habsburgischen „Landeskanzleien“ für den Bereich der Standeserhebungen. In den im Vorfeld ihrer Kaiserwahlen geschlossenen Verträgen mit dem Erzkanzler gewährten Karl VII. (1742) und Franz I. (1745) der Reichskanzlei bedeutende Konzessionen auf Kosten der rivalisierenden Behörden (Kretschmayr 1897, 490). Künftig sollten alle kais[erlichen] und reichsstandeserhebungen sowohl für die aus denen erblanden als aus dem reich und auswärtigen staaten gebürtige impetranten ausschließlich aus der Reichshofkanz-
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lei erlassen (ein Vorstoß gegen die Österreichische Hofkanzlei) und durch alle übrige[n] canzleien und stellen [...] ohne abforderung einer neuen tax anerkannt werden (ein Vorstoß gegen die Böhmische Hofkanzlei). In Reaktion auf diese Abmachung erfolgte eine genauere Abgrenzung des Reichsadels vom österreichischen und böhmischen Adel. 1746 behielt Maria Theresia das bis dahin von den Inhabern der Standeserhebungen aus der Österreichische Hofkanzlei in Anspruch genommene Bestimmungswort „Reichs-“ der Reichshofkanzlei vor, was eine endgültige Absonderung des Reichsadels vom österreichisch-erbländischen Adel bedeutete. Durch den Vergleich vom 11. April 1746 zwischen Franz I. als Kaiser und Maria Theresia als Königin von Böhmen und mit dem Reskript der Kaiserin vom 3. Oktober 1746 wurde die über lange Jahre umstrittene, auch in kaiserlichen Wahlkapitulationen wiederholt angesprochene Frage der Gültigkeit des Reichsadels in den böhmischen Ländern im Sinne der wechselseitigen Parität gelöst: Sowohl die Reichshofkanzlei als auch die Böhmische Hofkanzlei wurden verpflichtet, die aus der anderen Kanzleibehörde erlassenen Standeserhebungen anzuerkennen und im ersten Fall gegen einer moderirten tax (Pinsker 1899, 460), im anderen unentgeltlich zu intimieren. Gleichzeitig wurde es jedoch Böhmen und Reichsuntertanen untersagt, sich durch die jeweils andere Kanzlei in einen höheren Stand versetzen zu lassen, als ihnen in ihrer Heimat gebührte. Sich auf diesen Vergleich stützend, begann die Böhmische Hofkanzlei, Fürstentitel zu verleihen, was weitere Streitereien zur Folge hatte: Zunächst wurde im Dezember 1746 der bereits 1670 verliehene und lediglich in der Primogenitur erbliche Reichsfürstentitel der Schwarzenberg aus der Böhmischen Hofkanzlei auf alle Familienmitglieder ausgedehnt, darauf folgte noch im gleichen Monat die Verleihung des böhmischen Fürstentitels an Stephan Wilhelm Kinsky. Infolge der Auflösung (bzw. Zusammenlegung) der Böhmischen und der Österreichischen Hofkanzleien im Jahr 1749 wurde zunächst der Staatskanzler für die Unterfertigung der Adelsdiplome formell mit der Würde eines böhmischen Oberstkanzlers und eines österreichischen Hofkanzlers betraut, während das Directorium in publicis et cameralibus die Unterlagen vorbereitete, 1751 übernahm das Directorium jedoch den gesamten Aufgabenbereich. Im gleichen Jahr hörte die Verleihung böhmischer Ritter- und Adelsdiplome auf und am 6. Juli 1752 entschloss sich Maria Theresia, Standeserhebungen künftighin gemeinsam aus böhmisch-königlicher und österreichisch-erzherzoglicher Macht vorzunehmen. Mit Entschließung vom 29. November 1752 ordnete die Kaiserin eine einheitliche Gestaltung einfacher Adelsdiplome mit Geltungskraft für alle „deutschen“ (d. h. österreichischen und böhmischen) Erbländer an; böhmische und österreichische Standeserhebungsakten wurden in der Folge nur mehr registraturmäßig unterschieden. Vereinzelt verlieh die Kaiserin noch einige höhere Adelsränge – insbesondere die Fürstenwürde – gesondert als Königin von Böhmen. Hinsichtlich des Geltungsbereichs der durch das Directorium, die Böhmisch-Österreichische Hofkanzlei und die Nachfolgebehörden erteilten Adelsränge herrschte terminologische Unklarheit: Die Diplome nennen „Unsere gesammte Erb-Königreich, Fürstentum und Lande“, die „deutschen Erbkönigreiche, Fürstenthümer und Lande“, „sämtliche k. k. Erbstaaten“ oder die „gesammten österreichisch-böhmischen Länder“, während das Heilige Römische Reich unregelmäßig miterwähnt wird. Seit dem zweiten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts verlieh man schließlich den Adel des „österreichischen Kaiserstaates“. Die genannten Maßnahmen hatten einen wahrnehmbaren Rückgang der bei der Reichskanzlei angesuchten Standeserhöhungen zur Folge, der durch spätere Verordnungen noch verschärft wurde. 1767 wurde den erbländischen Untertanen die zusätzliche Pflicht
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auferlegt, bei Ansuchen um Standeserhebungen bei der Reichskanzlei das Einverständnis der Böhmisch-Österreichischen Kanzlei beizubringen. Dies wurde durch eine Konvention vom 14. Juli 1773 insofern korrigiert, als nun sowohl österreichische Untertanen als auch Reichsinsassen sich frei entscheiden durften, bei welcher der beiden Kanzleien sie um Standeserhebung ansuchten. Falls der Bewerber jedoch zur anderen Kanzlei ressortierte, kam dieser ein Begutachtungs- und Vetorecht zu. Die böhmischen Untertanen sollten dem 1746 gemachten Vergleich entsprechend behandelt werden (Kretschmayr 1897, 493f.). Die Regierung Maria Theresias und insbesondere die 1750er Jahre brachten noch weitere neue Impulse im Bereich des Adelsrechts. Einerseits wurde 1754 der Zugang zur Kämmererwürde an eine Ahnenprobe geknüpft und somit der adelige Hofzutritt zum ersten Mal durch den – bis dahin nur bei Domkapiteln, in den Ritterorden und im ständischen Bereich erforderlichen – förmlichen Nachweis adeliger Ahnen reguliert. Ähnlich wurde der Zugang zu den in Prag, Innsbruck und Wien errichteten adeligen Damenstiften an eine Ahnenprobe gebunden (Ahnenprobepatent vom 31. Mai 1766, Langer [C.] 1862, 77–85). Beide Maßnahmen leiteten eine Serie von Versuchen der Angleichung der unterschiedlichen Definitionen des Adels in den einzelnen Provinzen der Monarchie ein. Andererseits legte Maria Theresia die ersten Grundlagen zur systemmäßigen Adelsverleihung, die nicht ad hoc, aufgrund der positiven Begutachtung einer Supplik, sondern infolge der Erfüllung bestimmter Voraussetzungen erfolgte. 1757 wurde Offizieren, die über dreißig Jahre Militärdienst unter vordefinierten Voraussetzungen absolviert hatten, der Anspruch auf taxfreie Nobilitierung zuerkannt. Ähnlich erhielten Träger der neu gegründeten Orden – des Militär-Maria-Theresien-Ordens (1757) und des St. StephansOrdens (1764) – Anspruch auf taxfreie Erhebung in den Ritter-, den Freiherren- und im zweiten Fall sogar den Grafenstand. Feste Konturen und zahlenmäßige Bedeutung gewann der systemmäßige Adel jedoch erst im 19. Jahrhundert, nach der Gründung neuer „Massenorden“: des Leopoldsordens (1808) und des Ordens der Eisernen Krone (1816).
5.6. Anbindung neuer Adelslandschaften: Österreichische Niederlande, Lombardei, Galizien und Bukowina An der Herausbildung eines gesamtösterreichischen Adels nach österreichischem Muster nahmen die einzelnen Territorien der Habsburgermonarchie in unterschiedlichem Maße Anteil. Ungarn und Siebenbürgen blieben abseits. Wenig integriert erscheinen auch die durch die Friedensverhandlungen von Utrecht, Rastatt und Baden 1713/14 der Habsburgermonarchie zugesprochenen Territorien der spanischen Krone. Hier fanden die österreichischen Regenten ganz andersartige Adelsverhältnisse vor, die eine Anpassung an das in den österreichisch-böhmischen Ländern gegebene Schema Herrenstand-Ritterstand gar nicht ermöglichten, wiewohl die habsburgische Regierung in die adelsrechtlichen Verhältnisse der Provinz eingriff.
5.6.1. Österreichische Niederlande Die Österreichischen Niederlande blickten auf eine lange und reiche Tradition der Heraldik zurück. Karl VI. fand hier also ein verfeinertes System von Adelstiteln gepaart
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mit eigentümlichen rechtlichen Besonderheiten einzelner Provinzen vor. Die österreichische Regierung konnte auf der spanischen Tradition der vereinheitlichenden Adelslegislative für die niederländischen Provinzen aufbauen. Bereits die Könige von Spanien hatten in den Südlichen Niederlanden ein Monopol hinsichtlich der Standeserhöhungen besessen (abgesehen von den wenigen Ämtern, deren Ausübung den Adel automatisch verlieh). Die adeligen Verhältnisse und Titelfragen wurden durch die Adelsedikte von 1595 und 1616 umfassend geregelt. Neben dem einfachen Adel, der sich durch Nobilitierungen (annoblissement) rekrutierte, gab es eine feudale Aristokratie, die eine Vielfalt von Titeln – duc, prince, marquis, comte, vicomte und baron – trug, die jedoch zumeist an bestimmte Lehnsherrschaften gebunden waren, lediglich durch einen Gnadenakt des Herrschers verliehen werden konnten und einem Erbgang innerhalb der Primogeniturlinie unterlagen (titres patrimoniaux). Im Fall des Aussterbens einer Familie in männlicher Linie konnten die Titel durch Frauen nicht an die verschwägerte Verwandtschaft übertragen werden, sondern es war eine neue Verleihung notwendig. Keineswegs qualifizierte der bloße Kauf einer solchen Herrschaft den Käufer zur Übernahme des Titels. Allerdings ging der Titel mit dem Verkauf der Titelherrschaft oder einer unstandesgemäßen Verminderung des jährlichen Einkommens für die Familie verloren. Seit der Mitte des 17. Jahrhunderts (zum ersten Mal bereits 1628) wurden zunehmend auch solche Titel verliehen, die nur an die Familiennamen gebunden waren, ohne Bezug auf eine Herrschaft, deren Erblichkeit jedoch den gleichen Bedingungen unterlag (titres patronymiques). Der Titel chevalier, von dem im Mittelalter üblichen Ritterschlag abgeleitet, glich hingegen nur einer persönlichen Auszeichnung und war nicht erblich. Die Anbindung der Südlichen Niederlande an die Habsburgermonarchie weckte zwar Erwartungen auf eine Liberalisierung dieser Praxis (bis auf einige neufürstliche Familien waren ja Titel in anderen Adelslandschaften der Habsburgermonarchie unter allen männlichen Nachkommen erblich), doch die lokalen Autoritäten wehrten sich mit Erfolg gegen „l’usage d’Allemagne“ (Arendt–De Ridder 1896, 39), sodass das Erstgeburtsrecht bis zum Ende des Ancien Régime der prägende Charakterzug des südniederländischen Adels blieb. Da sich Karl VI. als Regent der Österreichischen Niederlande gegen seinen Rivalen Philipp V. erst während des Spanischen Erbfolgekrieges durchsetzen musste, entstand die Frage der Gültigkeit jener Standeserhebungen, die Philipp V. und sein kurzfristiger und eigentlich nur virtueller Nachfolger Maximilian II. Emanuel von Bayern verliehen. In einer Serie von Edikten von 1716 bis 1720 annullierte Karl VI. alle diese Gnadenakte, jene Philipps V. wurden jedoch später aufgrund des Wiener Vertrags von 1725 wieder anerkannt. Für Gnadenakte mit Gültigkeit in den Österreichischen Niederlanden waren grundsätzlich der Conseil Suprême des Pays-Bas in Wien und später dessen Nachfolgeinstanzen zuständig. Diplome der Österreichischen und der Reichskanzlei besaßen in den westlichen Außenposten der Habsburgermonarchie keine Rechtskraft und lokale Behörden weigerten sich, diese zu registrieren. Die sich auf die kaiserliche Wahlkapitulation von 1711 berufende Reichskanzlei vertrat in dieser Sache zunächst eine andere Meinung, doch wurden ihre Ansprüche in den 1730er Jahren endgültig abgewiesen und die inzwischen erlassenen Diplome mussten nostrifiziert werden. Abgesehen von einer durch diese Nostrifizierung hervorgebrachten Welle blieb die Zahl der in der österreichischen Periode verliehenen Nobilitierungen und Adelstitel ohne größere Schwankungen und setzte die Praxis der spanischen Zeit fort. Als eine der Änderungen galt, dass der Titel chevalier in
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der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zum erblichen Titel umgestaltet wurde: Zwischen 1765 und 1782 wurden sieben erbliche chevaliers ernannt, zwischen 1782 und 1792 weitere 18. Die Aufsicht über Missbräuche hinsichtlich Titelführung und Wappengebrauch oblag seit der spanischen Zeit den für jeweils eine Provinz (Brabant, Flandern, Hennegau, Namur, Mecheln, Limburg, Geldern und Luxemburg) zuständigen Herolden und Wappenkönigen (les rois et hérauts d’armes). Zusammen bildeten sie die sog. Heraldische Kammer (Chambre héraldique) unter Vorsitz des ersten Wappenkönigs (premier roi d’armes). Diese Behörde, die 1785 ein eigenes Amtsgebäude in Brüssel erhielt, übte aufgrund ihrer Beratungs- und Aufsichtskompetenzen einen maßgeblichen Einfluss auf das Zeremoniell und allerlei Wappen-, Titel- und Adelssachen aus. In der Heraldischen Kammer wurden verliehene Adelstitel registriert, und unter ihrer Mitwirkung entstand – nach wiederholten vergeblichen Versuchen um eine Aktualisierung der Norm aus dem Jahre 1616 – das Adelsedikt vom 11. Dezember 1754 (Gérard 1846, 252–280; Arendt–De Ridder 1896, 207–216), welches die adelsrechtliche Grundlage bis zum Ende der österreichischen Herrschaft über die Niederlande bildete.
5.6.2. Lombardei In dem bereits 1706 militärisch eroberten Herzogtum Mailand gab es zwei Arten von Adel. Die dominierende Elite stellte das kommunalrechtlich organisierte Patriziat der Hauptstadt Mailand dar: eine reiche und stolze Gruppe, die sich seit dem 16. Jahrhundert vom Handelsberuf, der einstigen Quelle ihres Reichtums, völlig abgewandt und einen adeligen Lebensstil auf höchstem Niveau entwickelt hatte. Das Patriziat kontrollierte die städtischen Ämter und Kollegien und übte somit einerseits den entscheidenden politischen Einfluss im Herzogtum aus, andererseits wachte es über die Ergänzung der eigenen Reihen mittels strenger Aufnahmekritierien, welche Kaufleute, Notare und andere nicht genügend ehrbare Professionen ausschlossen. Unter den für 1768 festgestellten 5.160 in Mailand lebenden Adeligen beiderlei Geschlechts (etwa 4 % der Stadteinwohner) zählte der patriziato milanese wenige Hundert Familien. Zwischen 1702 und 1796 wurden 129 neue Familien in das Patriziat aufgenommen. Die betitelte feudale Aristokratie gründete auf der anderen Quelle der Adeligkeit, der herrscherlichen Begnadung, doch war sie mit dem Patriziat, das den alten Adel absorbiert hatte und aus dem sich gleichzeitig der betitelte Adel zu einem beträchtlichen Teil rekrutierte, engstens verwachsen, allerdings nicht vollkommen deckungsgleich. Keineswegs handelte es sich also um eine vom Patriziat abgeschottete und schon gar nicht um eine ihm übergeordnete Gruppe. Der Kern der betitelten Aristokratie bestand seit spanischer Zeit aus marchesi und conti, deren Titel an das jeweils verliehene Lehen gebunden war und nur in der Primogenitur erblich blieb. Als Herzöge von Mailand verliehen die spanischen Könige zwischen 1554 und 1706 nicht weniger als 276 solche Titel, deren Träger jedoch infolge der strikten Erbfolgeregelungen relativ schnell ausstarben. 82 % der Begnadeten stammten aus dem Herzogtum, mehr als die Hälfte waren Mailänder, überwiegend die patrizi milanesi. Im Jahr 1700 lebten im Herzogtum 273 betitelte Adelsfamilien, von welchen jedoch nur 175 durch die spanischen Könige in ihrer Eigenschaft als Herzöge von Mailand von 1554 bis 1700 kreiert worden waren. Weitere 50 betitelte Familien
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hatten ihre Titel vor der spanischen Herrschaft erworben, während 48 ihre Titel den Regenten anderer Staaten verdankten (17 davon waren vom Kaiser verliehen worden). Die im 17. Jahrhundert spürbar zunehmende Frequenz der Titelvergabe kulminierte unter Karl VI., der von 1707 bis 1740 124 Titel vergab. Seine Nachfolgerin und deren Nachfolger bis 1796 verliehen dann nur mehr 76 Adelstitel. Mehr als die Hälfte der während der 90 Jahre der österreichischen Herrschaft verliehenen Titel waren nicht an eine Lehnsherrschaft gebunden, was eine Innovation darstellte und der Entwicklung in den Österreichischen Niederlanden nicht unähnlich ist, doch gab es zugleich Versuche, die neu Begnadeten zum Kauf eines Lehens zu zwingen. Die Empfänger der Adelstitel im 18. Jahrhundert waren bloß zu 40 bis 45 % Mailänder (aus denen viele erst später als Patrizier angenommen wurden), was eine teilweise Spaltung zwischen dem Patriziat und der betitelten Aristokratie bedeutete. Abgesehen von eher punktuellen Interventionen Karls VI., die auf eine Überprüfung der bestehenden Adelstitel und der Besitzrechte an den Lehnsherrschaften wie nicht weniger auf eine Lockerung der Aufnahmeregeln des mailändischen Patriziats hinausliefen, erfolgten die ersten Schritte zur Neuorganisierung der Adelsverhältnisse in der Lombardei erst unter Maria Theresia. Die Reform der äußerst verworrenen Rang- und Titelfragen postulierte zunächst eine monarchische Nobilitierungsbefugnis. Die autonome Kooptation der mailändischen Patrizier basierend auf hergebrachten Aufnahmeregeln wurde zwar als solche nicht in Frage gestellt, allerdings der Aufsicht landesfürstlicher Instanzen unterstellt. Der Vorrang der patrizischen Hierarchie vor dem durch den Monarchen verliehenen Adel wurde so tendenziell unterminiert. 1750 errichtete die Kaiserin in Mailand ein Ufficio araldico mit dem Auftrag, ein genaues Verzeichnis des gesamten Adels im Herzogtum anzulegen. Die Arbeiten blieben jedoch – u. a. wegen der mangelnden Unterstützung seitens der mailändischen patrizischen Kollegien – nach wenigen Jahren stecken. Es war daher notwendig, die Behörde 1768 unter einem neuen Namen zu reaktivieren. Angeregt wurde dieser Vorgang durch den Bedarf des Wiener Hofes an Expertise hinsichtlich italienischer Bewerber um die (1754 an eine Ahnenprobe geknüpfte) Kämmererwürde und durch die in Aussicht genommene Übersiedlung Erzherzog Ferdinands nach Mailand. Das neue Tribunale araldico, welches die komplexen Adelsverhältnisse im Herzogtum in Ordnung bringen und die Aufsicht über die Rang- und Titelfragen ausüben sollte, erarbeitete das umfangreiche, am 20. November 1769 für die ganze Lombardia Austriaca proklamierte Adelsgesetz (Druck: Memoriale 1883). Hier wurden die Kriterien der Adeligkeit und die Voraussetzungen für deren Anerkennung genau definiert und die Kompetenzen der entscheidenden Instanzen aufeinander abgestimmt. Vor dem Hintergrund dieses adelsrechtlichen Grundgesetzes, das die erste Systematisierung der adelsrechtlichen Normen im Herzogtum hervorbrachte, stellte das Tribunale araldico in den folgenden Jahren Verzeichnisse und Genealogien des lombardischen Adels (der Patrizier von Mailand und jener der kleineren lombardischen Städte wie auch des betitelten Adels) zusammen und überprüfte die Rangansprüche einzelner Familien. Bereits 1770 händigte die Stadt Mailand dem Tribunal ein Verzeichnis aller damals lebenden 259 mailändischen patrizischen Familien mit Angaben zu ihrer genauen Abstammung aus (171 dieser Familien – also volle zwei Drittel – hatten bereits vor 1701 zum Patriziat gehört). Bis 1796 erfolgten Korrekturen und Aktualisierungen, die diese Zahl um weitere 25 Adelsfamilien vermehrten. Im Herzogtum Mantua beschäftigte sich eine eigenständige Deputazione araldica seit 1771 mit der Reorganisierung des lokalen Adels, der weiterhin als vom Adel des Her-
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zogtums Mailand getrennter Körper aufgefasst wurde. Aufgrund dieser Überprüfung, die gleichsam einen mantuanischen Adelskörper schuf, erkannte das Tribunal 1778 die Adeligkeit von 162 Familien an (fünf principi, 35 marchesi, 63 conti, 52 nobili non titolati und sieben cittadini nobili). 1786 wurde sowohl die mailändische als auch die mantuanische heraldische Behörde aufgelöst; die Agenden gingen auf eines der Departements des neu gegründeten josephinischen Consiglio di governo in Mailand über.
5.6.3. Galizien und die Bukowina Auf die Eingliederung Galiziens in die Habsburgermonarchie 1772 folgte eine gravierende Umstrukturierung des zahlenmäßig beträchtlichen, in sozialer Hinsicht reich differenzierten, rechtlich jedoch auf dem Grundsatz der Standesgleichheit beruhenden polnischen Adels in diesem neu erworbenen Gebiet. Den modernen Schätzungen zufolge dürfte dieser aus etwa 67.000 Adelspersonen (in der Literatur kursierende höhere Berechnungen sind vermutlich nicht realistisch) bzw. aus 19.000 Familien bestanden haben, manche davon besitzlos und nicht immer mit sicherem adeligem Status. Damit machte der Adel im Durchschnitt bis zu 3 % der Bevölkerung Galiziens aus, allerdings mit starken regionalen Unterschieden. Der erste österreichische Gouverneur wusste, noch lange bevor der österreichischen Regierung halbwegs genaue Daten über die Zusammensetzug des galizischen Adels vorlagen, nach Wien zu berichten, dass fast jeder der einzurichtenden Kreise in Galizien mehr Adelige zähle als Nieder- und Oberösterreich zusammen. Im Zuge der Einführung der ständischen Verfassung nach böhmisch-österreichischem Muster und als deren Voraussetzung wurde der galizische Adel in einen Herrenund einen Ritterstand geteilt. Die polnischen Adelstitel wie Woiwode/Palatin, Kastellan und Starost, die sich von konkreten Funktionen bzw. Würden herleiteten, wurden für erloschen erklärt und die Adelsgesellschaft des neu kreierten Königreichs Galizien und Lodomerien wurde nach dem erbländischen Rangschema (Fürst, Graf, Freiherr, Ritter) reorganisiert. Um den entsprechenden Rang im neuen Schema einzunehmen, mussten Adelige selbst um die Bestätigung bzw. Anerkennung der Titel ansuchen und die dazu notwendigen Dokumente bzw. eine Adelsprobe vorlegen. Jenen vormals senatorischen Familien, die den Anspruch auf hochadelige Titel und den Herrenstand hatten, drohte bei Versäumen der (ursprünglich nur einjährigen) Frist ein rangmäßiges Zurückfallen in den Ritterstand (das grundlegende Ständepatent vom 13. Juni 1775 bei Piller 1772–1818, Jg. 1775, 98–106; unvollständig und mit Lesefehlern bei Mayerhofer 1901, 119–121). Die mit der Zeit adaptierten Kriterien und Bedingungen förderten die Rückkoppelung von Adelsstatus und Grundbesitz, benachteiligten also tedenziell den besitzlosen Kleinadel und liefen somit auf eine Reduktion des Adelsstandes hinaus, was als ein weiterer Schritt in Richtung Angleichung der galizischen Verhältnisse an jene der böhmischösterreichischen Erbländer zu werten ist. Der Prozess der Legitimation als solcher verlief jedoch schleppend und die Fristen mussten mehrfach verlängert werden. 1782 wurde dem Adel zusätzlich die Pflicht auferlegt, sich in die galizische Adelsmatrikel eintragen zu lassen, wenn er seinen Adelsstatus nicht verlieren wollte. Erst in diesem Jahr, im Zusammenhang mit der Einberufung des ersten galizischen Landtags, intensivierten sich Bemühungen des galizischen Adels um die Legitimation. Die nun einsetzende Flut an Anträgen überforderte für mehrere Monate die überprüfenden Instanzen. Obwohl die Zahl der Anträge dann wieder abnahm, zog sich der Prozess weiter in die Länge und war vor den
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Napoleonischen Kriegen keineswegs abgeschlossen. Die Legitimierung des größten Teils des bisherigen polnischen Kleinadels (szlachta), der unter den neuen Verhältnissen den Rittertitel beanspruchte, wurde zunächst durch eine fünfköpfige Magnatenkommission administriert, seit 1782 jedoch den noch aus der Zeit des ungeteilten polnischen Königreichs stammenden Grod- und Landgerichten (sądy grodzkie i ziemskie) anvertraut, die allerdings bereits 1783/84 aufgelöst wurden, weshalb der ständische Ausschuss (Collegium Statuum) diese Aufgabe übernahm. Seit 1817 war eine Legitimierung nur mehr durch kaiserlichen Entschluss möglich. Ähnliches wurde in der spärlich besiedelten, 1774 durch Österreich besetzten und zunächst militärisch verwalteten, 1786 dann Galizien einverleibten Bukowina dekretiert. Auch hier wurden 1787 die ursprüglichen lokalen Eliten in einen Herren- und Ritterstand geteilt, herkömmliche Adelstitel abgeschafft und neue (Graf, Freiherr, Ritter) eingeführt (Patent vom 14. März 1787, Piller 1772–1818, Jg. 1787, 35–37; Mayerhofer 1901, 123; Prokopowitsch 1983, 119f.). Die Einbeziehung des lokalen Adels in den Verband der galizischen Stände wurde allerdings durch Leopold II. 1790 rückgängig gemacht, ohne dass der neu konstituierte Bukowiner Adel einen eigenen Landtag erhielt – ein Zustand, der bis zur neuerlichen Eingliederung des Bukowiner Adels in die galizischen Stände 1817 dauerte. 1800 wurden die rangmäßige Umgruppierung des Adels und seine Legitimierung bei der Adelsmatrikel auch für das 1795 erworbene Westgalizien verfügt (Patent vom 16. Oktober 1800, Mayerhofer 1901, 121–123). Die Gründung des Kaisertums Österreich 1804, die Auflösung des Alten Reiches 1806 und die territorialen Verschiebungen während und infolge der Kriege mit Frankreich eröffneten in der Entwicklung der adelsrechtlichen Verhältnisse der Habsburgermonarchie ein neues Kapitel. Dieses war durch eine Serie von systematischen Regelungen gekennzeichnet, die auf eine strikte Vereinheitlichung der Adelsverhältnisse in verschiedenen Territorien – inklusive des Königreichs Lombardo-Venetien, jedoch unter Ausschluss von Ungarn und Siebenbürgen – und auf die Schaffung eines einheitlichen österreichischen Adelsrechts hinausliefen, wozu in der Frühen Neuzeit lediglich der Grund gelegt worden war. Quellenlage und Forschungsstand Eine konzise Einführung in den Problembereich der Nobilitierungen im frühmodernen Europa bietet Lukowski 2003, wo aber um die Habsburgermonarchie typischerweise ein großer Bogen gemacht wird. Zur unterschiedlichen Ausprägung der Adelslandschaften in der Habsburgermonarchie Press 1990, Winkelbauer 1992 und 1999, Evans 2001 (englisch: Evans 2007) und Maťa 2010a. Die Erforschung der habsburgischen Standeserhebungen der Frühen Neuzeit wurde durch das sich im 19. Jahrhundert ausbildende österreichische Adelsrecht angeregt und gleichzeitig von der Rückprojektion des Adelsrangschemas des 19. Jahrhunderts in die frühere Zeit geprägt. Die Adelsreformen im Österreichischen Kaiserstaat wirkten sich auch auf die Gestalt der Quellenüberlieferung maßgeblich aus. Vor dem Hintergrund der Bemühungen um die Vereinheitlichung der adelsrechtlichen Verhältnisse sowie der Debatten um die Einführung eines Reichsherolds und die Anlegung einer zentralen Adelsmatrikel im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts, nicht zuletzt auch im Zusammenhang mit der Neuorganisation der Registratur der Hofkanzlei, wurde 1828 das k. k.
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Adelsarchiv als Registraturabteilung und zugleich Hilfsorgan der Hofkanzlei (später des k. k. Ministeriums des Innern) errichtet. Seine Aufgabe bestand in der Evidenzhaltung und der retrospektiven Erfassung der Adels-, Inkolats- und Privilegienverleihungen seit dem 16. Jahrhundert aus allen Kanzleien der österreichischen Habsburger, jedoch unter Ausschluss Ungarns und Siebenbürgens. Noch im Vormärz sammelte das Adelsarchiv die Akten zu den Adelsverleihungen und Standeserhöhungen aus den Registraturen der 1749 aufgehobenen Böhmischen und Österreichischen Hofkanzleien sowie ihrer Nachfolgebehörden, übernahm Adelsakten der 1806 aufgelösten Reichshofkanzlei und ließ sich einschlägige Akten aus den alten Registraturen der Länderstellen in Abschrift und Original liefern (Goldinger 1960, Cornaro 1972, Hochedlinger 2013). Im Zusammenhang mit diesem ambitiösen Unternehmen wurde die bereits unter Maria Theresia eingeleitete Herstellung von Abschriften der aus der Reichshofkanzlei sowie der Böhmischen und der Österreichischen Hofkanzlei erlassenen Adelsdiplome neben anderen Privilegien auf Grundlage der in den Altregistraturen aufbewahrten Konzepte fortgeführt. Als Ergebnis dieser Bemühungen entstand bis in die 1840er Jahre eine stattliche Reihe sog. Salbücher (Abschriften von Konzepten der Adelsdiplome und anderer Privilegien, teilweise auch ältere Kopialbücher und Originalregister der Österreichischen Hofkanzlei; dazu Broucek 1966 unter Ausschluss der böhmischen Salbücher; vgl. dazu die stichprobenartige Untersuchung zum Inhalt und zur Eintragungspraxis der Salbücher in Seitschek 2014). Das den Zusammenbruch der Habsburgermonarchie 1918 in Gestalt der Alten Gratialregistratur überlebende Adelsarchiv gelangte erst 1933 vom Ministerium des Innern in das Staatsarchiv, weshalb der Bestand der Vernichtung beim Brand des Justizpalastes 1927 entging und heute im AVA aufbewahrt wird (eine nützliche Bestandsbeschreibung ist Županič 2014). Die Adelsakten der Böhmischen Hofkanzlei und die Salbücher mit den Abschriften der aus der Böhmischen Hofkanzlei erlassenen Adelsdiplome (117 Bde.) wurden nach dem Ersten Weltkrieg an die Tschechoslowakische Republik ausgeliefert und sind heute in den Beständen Česká dvorská kancelář [Böhmische Hofkanzlei] und Salbuchy [Salbücher] der ersten Abteilung des NA aufbewahrt (Pazderová 1997/2000, Bd. I/1, Culková 2008b, Sedláčková–Malinovský 2008). Neben den eigentlichen Adelsakten der Reichshofkanzlei, der Österreichischen Hofkanzlei und der nach 1749 wirkenden Oberbehörden für die deutschen Erbländer verfügt die Bestandsgruppe der Adelsakten im AVA über eine reiche Sammlung von Adelsgeneralien, die der systematischen Auswertung harrt. Die Reorganisation der archivalischen Überlieferung im Vormärz schlägt sich in den meisten zur Verfügung stehenden Verzeichnissen der Adelsdiplome nieder. Die Wappenverleihungen, Standeserhebungen und Adelsbestätigungen, die aufgrund der im Wiener Adelsarchiv (allerdings keineswegs lückenlos) versammelten Adelsmaterialien (Konzepte, Salbücher etc.) nachweisbar waren, wurden in Frank (K.) 1967–1974, einem seit 1928 vorbereiteten Nachschlage- und Standardwerk, verzeichnet. Die Akten der Böhmischen Hofkanzlei, die sich damals bereits in Prag befanden, wurden dabei nicht oder nur unsystematisch berücksichtigt, ebenso jene umfangreiche Aktenreihe, die Verhandlugen um Standeserhebungen dokumentierte, die zu keiner Verleihung führten. Diese als „Reichsadelsverhandlungen“ firmierenden, wenn auch keineswegs nur Gesuche um Reichsadel umfassenden Akten (heute Teil der Serie der Reichsadelsakten) sind nunmehr durch Seitschek 2016 erschlossen. Die rege Tätigkeit des Adelsarchivs in den ersten Jahren nach seiner Gründung förderte die systematische Erschließung der Nobilitierungsakten und die Beschäftigung
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mit der Nobilitierungspraxis in den einzelnen Ländern der Habsburgermonarchie. Dies brachte mitunter quellengestützte retrospektive Adelsverzeichnisse (z. B. die von 1828 bis 1833 zusammenstellte mährische Adelsmatrikel, Žouželka 2009b; zu parallelen Bemühungen um eine Adelsmatrikel in Böhmen Letošník 1937/38), Abschriften von Adelsdiplomen (Burdová 1999) und andere handschriftliche Behelfe hervor. Anton Schimon, der als Archivar des Prager Gubernialarchivs mit der Erschließung der alten Registraturen für das Adelsarchiv beauftragt wurde (Kollmann 1992), konnte aufgrund seiner langjährigen Vertrautheit mit dem Bestand als überhaupt Erster die aus dem Majestätsrecht des böhmischen Königs erlassenen Nobilitierungen zusammenstellen (Schimon 1859). Als Ergänzung dazu veröffentlichte der Genealoge August von Doerr ein für seine private Sammlung hergestelltes Verzeichnis der Wappenbriefe und Adelsdiplome aus den böhmischen Salbüchern des Adelsarchivs seit 1530 (Doerr 1900), wobei er 2.174 Gnadenakte feststellen konnte, die in Schimons Kompendium nicht aufscheinen; gleichzeitig zog er aber einige relevante Salbücher – wohl aus Versehen – nicht heran (Pazderová 1997/2000, Bd. I/1, Culková 2008b). Der Amateurheraldiker Adalbert Král von Dobrá Voda ergänzte schließlich Schimons Verzeichnis um genaue Quellenhinweise und um weitere Informationen aus neu erschlossenen Quellen, was aus seinem Repertorium (Král von Dobrá Voda 1904) ein Nachschlagewerk ersten Ranges macht, das für die böhmischen Länder neben Frank (K.) 1967–1974 herangezogen werden muss. Die in 15 Foliobänden, den sog. Tiroler Wappenbüchern, zusammengebundenen Konzepte von Wappenbriefen und Standeserhebungen der Tiroler Landesfürsten von 1565 bis 1665, welche 1834 an das Adelsarchiv extradiert und in die Reihe der Salbücher eingegliedert wurden, sind regestiert in Goldegg 1875/76, wo auch auf den lückenhaften Charakter dieser Hauptquelle zur Nobilitierungspraxis der habsburgischen Sekundogenitur in Tirol hingewiesen wird. Entsprechende Gnadenakte der Landesfürsten Innerösterreichs sind in einem zeitgenössischen, zur Evidenzhaltung der Urkundenausfertigungen angelegten Gedenkbuch der Innerösterreichischen Regierung erfasst (ediert und analysiert durch Puschnig 1984), das jedoch erst 1592 einsetzt und aus der Zeit bis 1619 insgesamt 598 Betreffe zu Wappensachen und Adelsangelegenheiten erfasst. Neben den Adelsakten des AVA bilden auch die Registraturen der einzelnen Kanzleien, aus denen die habsburgischen Standeserhebungen erfolgten, einen wichtigen Quellenfundus. Während die Bestände der Österreichischen Hofkanzlei und ihrer Nachfolgeinstitutionen vernichtet wurden, umfasst der rekonstruierte Bestand Česká dvorská kancelář [Böhmische Hofkanzlei] des NA die Reihe der während der Archiv- und Aktentrennung zwischen den Republiken Österreich und Tschechoslowakei Anfang der 1920er Jahre extradierten böhmischen Nobilitierungsakten. Für den Reichsadel sind die Reichsregister im HHStA und die betreffenden Findbücher von Bedeutung. Hinsichtlich der Adelserhebungen aus der Ungarischen und aus der Siebenbürgischen Hofkanzlei, die im Wiener Adelsarchiv nicht berücksichtigt sind, bilden die 1527 einsetzenden Register der königlichen Schenkungen und anderer Gnadenakte – die sog. Königlichen Bücher (Libri regii) – den Ausgangspunkt, obwohl sie die verliehenen Standeserhöhungsdiplome, hauptsächlich im 16. und 17. Jahrhundert, nur sehr lückenhaft erfassen. Als Libri regii wurden Registerbücher auch in der Kanzlei der Fürsten (!) von Siebenbürgen geführt (Fejér–Szász 2006); die Siebenbürgische Hofkanzlei der Habsburger setzte diese Reihe ab 1693 fort (Vajay 1988). Infolge des Ausgleichs mit Ungarn 1867 wurden die Libri regii (67 Bände aus der Ungarischen und 16 Bände aus der Siebenbürgischen Hofkanzlei) zusammen mit den Archiven beider Behörden 1872 von Wien nach Buda-
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pest gebracht, wo sie im MNL verwahrt werden. Sie wurden – sowohl die ungarische als auch die siebenbürgische Reihe – durch Illéssy–Pettkó 1895 erschlossen; die Bände aus der Ungarischen Hofkanzlei stehen heute auch als Digitalisate zur Verfügung (Ungarisches Archivportal 2017). Eine wichtige Ergänzung zu den Königlichen Büchern stellt das Verzeichnis der auf dem kroatisch-slawonischen Landtag in den Jahren 1557 bis 1848 kundgemachten Adels- und Wappenbriefe dar, das Bojničić Kninski 1896 auf Basis der Landtagsprotokolle zusammenstellte. Es umfasst Betreffe zu ungefähr 700 Adelsfamilien, von denen nur etwa ein Zehntel in den Libri regii vorkommt. Präsentationen der Adelsstandserhebungen und Adelsdiplome wurden freilich auch in Protokollen der Versammlungen einzelner ungarischer Komitate verzeichnet. Die eigentlichen Nobilitierungsakten finden sich in den ehemaligen Registraturen der Ungarischen und der Siebenbürgischen Kanzlei im MNL (beschrieben bei Nyulásziné Straub 1992). Komplementäre, auf die Lücken in den Salbüchern des Adelsarchivs hinweisende Quellen zur Nobilitierungspraxis der einzelnen Kanzleien sind die Intimationen über die erfolgten Gnadenakte an die Länderstellen und die Stände der einzelnen Provinzen, die in einigen Landesarchiven in beachtlicher Menge vorliegen und zum Teil sogar durch Verzeichnisse erschlossen sind; so die Mitteilungen an die ständischen Verordneten in der Steiermark (Zahn 1885) und die Intimate des schlesischen Oberamts und der Landeshauptmannschaft in Troppau (Modelhart 1917). In Böhmen und Mähren bieten die entsprechenden Bände („Quaterne“) der jeweiligen Landtafel (im NA und im MZA Brno) eine reiche Sammlung an laufend „intabulierten“ Adelsdiplomen. Betreffend das Quellenmaterial zu den habsburgischen Standeserhebungen haben sich Wappenbriefe immer einer besonderen Aufmerksamkeit erfreut. Die Entwicklung dieser Quellengattung ist durch Arndt 1971 basierend auf detaillierten Forschungen dargelegt worden. Jäger-Sunstenau 1985 (neu Jäger-Sunstenau 1986) bringt wenig Neues. Unter Berücksichtigung regionaler Besonderheiten Jankovič 1987, Krejčík 2001, Pfeifer 2001, 2004 und 2007. Krejčík 2011 bietet eine gute Klassifikation zur formalen Gestaltung der Wappenbriefe. Einige der (teilweise imposanten) Sammlungen von Wappenbriefen wurden durch (Teil-)Editionen und Regestenkataloge erschlossen, mit jeweils unterschiedlich gewichteter Berücksichtigung heraldisch-bildlicher und diplomatisch-textueller Aspekte: Áldásy–Czobor 1904–1942, Rexa 1909/10, Horváth 1909, Faust 1937, Tompos 1967–1970, Nyulásziné Straub 1987, Fiala– Hrdlička–Županič 1997, Fiala 2001, Županič–Fiala 2001, Müller (Karel) 2001, Pfeifer 2001, Marian 2001 (mit Hinweisen auf weitere Zusammenstellungen aus dem österreichischen Raum), Fiala–Krejčík 2011, Županič–Fiala–Koblasa 2014. Ein breites Spektrum von weiteren Quellen zu den Nobilitierungen mit Bezug auf die böhmische Ländergruppe wird durch Brňovják 2009a, hinsichtlich Ungarn und Siebenbürgen durch Nyulásziné Straub 1992 diskutiert. Zum Fragenkomplex der habsburgischen Nobilitierungen und Standeserhebungen liegt – berücksichtigt man genealogisch-heraldische Fallstudien und Miszellen – eine nahezu unüberschaubare Masse an zum Teil detailverliebter und repetitiver Literatur vor. Eine eingehende Bearbeitung, wie man sie zu den adelsrechtlichen Verhältnissen im 19. Jahrhundert besitzt (Waldstein-Wartenberg 1964/65, Binder-Krieglstein 2000, Županič 2006a, Kučera 2012), fehlt aber bislang und wird erst nach Schließung der klaffenden Forschungslücken entstehen können. Der Rückblick bei Županič 2006a, der bis auf geringfügige Ergänzungen in Županič 2006b seine wortwörtliche Neuverwendung fand, ist ein solider Versuch, der sich jedoch zu einem beträchtlichen Teil
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aus Arbeiten anderer, bisweilen in beinahe plagiatorischer Weise speist (namentlich aus Frölichsthal 2001). Für den komplexen Bereich der Standeserhebungen im Heiligen Römischen Reich stellt Seyler 1890 einen Steinbruch dar. Für die Nobilitierungen der Reichsvikare und -fürsten ist die Datenzusammenstellung Gritzner 1880/81 relevant. Die über Einzelfälle hinausgehende Forschung über Hofpfalzgrafen und Palatinate geht auf Dobler 1950 (nicht eingesehen) zurück und wurde von Arndt 1964–1988 durch systematische Quellenerschließung und -auswertung fortgesetzt. Bisher gibt es jedoch – abgesehen von den im Werk von Frank (K.) 1967–1974 verstreuten Angaben – keine vollständige Übersicht der erteilten großen Palatinate. Die durch die Comites Palatini erteilten Nobilitierungen wurden in einigen Fällen zusammengestellt (sofern es die meist unvollständige Überlieferung erlaubt) und ausgewertet. Vorbildhaft Bader–Platen 1954 für die Fürstenberg (mit der Edition der Palatinatsurkunde) und Fiala–Loch 2008 für die Martinitz (mit Editionen der durch die martinitzschen Palatine verliehenen Diplome). Weitere Zusammenstellungen gibt es für die Grafen von Ortenburg aus den Familien Salamanca, Widmann und Portia (Beckh-Widmannstetter 1889/90, zum Palatinatsdiplom: Rill [G.] 1993/2003, Bd. 2), für die Eggenberg (einander ergänzend: Mistruzzi di Frisinga 1955 und Záloha 1988), Liechtenstein (Gritzner 1880/81, Arndt 1964– 1988, Bd. 1, Winkelbauer 1999, Mrvík 2007), Schwarzenberg (Záloha 1989), Slawata (Teplý 1924, Kasík 1993) und Waldstein/Wallenstein (Svátek [J.] 1977). Zu den durch Nicht-Adelige ausgeübten Hofpfalzgrafenämtern exemplarisch Přibyl 1974 und 1983, Pařez–Pokorný 1998. Über die Palatinate der Schlesier informiert ausführlich Pfotenhauer 1892. Die wichtigste Datensammlung zu Nobilitierungen und Standeserhebungen der deutschen Reichsfürsten ist wiederum Gritzner 1880/81. Als grundsätzlicher Ausgangspunkt zu diesem Fragenkomplex ist die weit über Bayern hinausgehende Darstellung Riedenauer 1984a anzusehen, die viel mehr bietet, als der Titel erwarten läßt. Speziell zur Ausformung des landesfürstlichen Standeserhebungswesens der bayerischen Herzöge und Kurfürsten Riedenauer 1984b. Zu den Adels- und Wappenverleihungen der Brixner und Trienter Bischöfe Fischnaler 1937 bzw. Laszloczky 1955. Auf den Arbeiten von Erwin Riedenauer aufbauend versucht Frölichsthal 2001 den ersten zusammenfassenden Überblick über Standeserhebungen im Heiligen Römischen Reich. Zur Konkurrenz zwischen der Reichskanzlei und der Österreichischen Hofkanzlei in puncto Standeserhebungen bietet Gross (L.) 1933 (neben und in Anknüpfung an Kretschmayr 1897) wichtige Einblicke. Eine komplexe Betrachtung zur Abgrenzung des Reichs- und des erbländischen Adels steht jedoch noch aus. Ebenso wenig wurden bisher die durch beide Kanzleien betriebene Standeserhebungspolitik und die daraus entstehende Titelinflation näher untersucht. Als Ausnahmen gelten die Erhebungen in den Fürstenstand (Klein [Th.] 1986), die durch Riedenauer 1968 und 1973 genau analysierten Standeserhebungen für reichsstädtische Bürger und bayerische Landsassen sowie die unter Karl VI. und Maria Theresia verliehenen Gnadenakte für Handelsleute und andere wirtschaftlich Tätige (Mahringer 1968 und Andel 1969). Frank (K.) 1967–1974 stellt vielfach den Ausgangspunkt für Forschungen dar, harrt jedoch einer statistischen Auswertung. Statistische Daten für den Zeitraum 1701 bis 1918 bei JägerSunstenau 1963, die auf eine Mitte der 1750er Jahre einsetzende Nobilitierungs- und Standeserhöhungswelle hindeuten, fußen bezüglich des 18. Jahrhunderts auf lückenhaften Daten des älteren Adelslexikons des Direktors des HKA (Megerle von Mühlfeld
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1822/24). Das Adelslexikon berücksichtigt zwar selektiv auch böhmische, aber keine galizischen Adelsdiplome, außerdem läßt es die Anteile der unterschiedlichen Hofkanzleien nicht erkennen. Die auf der Analyse der böhmischen Standeserhebungsakten beruhende Detailuntersuchung Brňovják 2015b macht diese Verzerrungen deutlich. Riedenauer 1968 und 1973 stellen auf Basis der Durchsicht der Findbücher zu den Reichsregistern wichtige Zahlenangaben zusammen, wiewohl nur am Rande der Studien. Die Aufnahmeprozeduren seitens der Stände der fünf niederösterreichischen Länder um 1600 analysiert beruhend auf Quellenforschungen in den Landesarchiven Klecanda 1928, um eine Vergleichsbasis für Böhmen und Mähren zu gewinnen. Leider wird diese wichtige, bereits wegen der vergleichenden Perspektive bemerkenswerte Studie in der deutsch- und englischsprachigen Forschung weitgehend ignoriert. MacHardy 2003, die die Auswirkung der landesfürstlichen Nobilitierungspolitik auf die Verhärtung der konfessionspolitischen Fronten in Niederösterreich untersuchte, war sie unbekannt. Der Fragenkomplex um die Erteilung von Inkolat/Indigenat/Landmannschaft und damit auch um die Aufnahmen in regionale ständische Adelskorporationen der österreichischen Länder, mit denen, anders als in Böhmen und Mähren, kein neuer Titel vergeben wurde (dazu Godsey 2006), wird jedoch erst in Band 2 des vorliegenden Kompendiums angesprochen werden. Die erste wissenschaftliche, bis heute lesenswerte Darstellung der Entwicklung von Rangverhältnissen in Böhmen ist Gindely 1886a. Diese diente als Grundlage für ausführlichere, doch nicht immer genaue Betrachtungen zweier ambitionierter, einander bekämpfender Genealogen (Schlechta Wssehrdsky von Wssehrd 1890/91 und [ohne Anton Gindely zu nennen] Mejtský 1901), deren amateurhafte Forschungen übrigens im Kontext ihrer Beteiligung an dubiosen „Renobilitierungen“ um 1900 standen, für welche sie – der eine als Angestellter des Adelsdepartements des Innenministeriums, der andere als versierter genealogischer Agent – nach einem durch ihre Streitereien ausgelösten Prozess 1902/03 zu Freiheitsstrafen verurteilt wurden (Županič 2009). Schwarzenberg 1943 und 1947 bieten nur einige wenige Einblicke und Kuriosa. Die aus sprachlichen Gründen häufig rezipierten Ausführungen Procházka (R.) 1963–1968 und 1981 (ND in: Procházka [R.] 1990), die etwa im Hinblick auf eine dort erfundene „Rangordnung des böhmischen Fürsten- und Herrenstandes“ von 1502 auch renommierte Autoren in die Irre führten, sind mit Vorsicht zu genießen. Eine grundsätzliche Präzisierung erfuhr die Frage der Erhebung/Aufnahme in den böhmischen Ritterstand vor 1620 durch Klecanda 1928 (Schlechta Wssehrdsky von Wssehrd 1895 wurde dadurch obsolet); ergänzend zur rechtlichen Stellung der Wappenträger Klecanda 1931. Weitere Einsichten dazu bietet Starý 2006. Macek 1992–1999, Bd. 2, bemüht sich um eine Klärung der vielfach chaotischen Rangverhältnisse im niederen Adel Böhmens um 1500 anhand der Analyse der sozialen Terminologie. Revisionistische Einsichten hinsichtlich der Bildung von ständischen Barrieren durch den Herrenstand im 15. Jahrhundert bei Novotný (R.) 2004. Die Aufnahmen von Rittern in den Herrenstand im ersten Jahrhundert der Habsburgerherrschaft analysierte grundlegend Starý 2010. Die Rangverhältnisse nach 1620 sind weniger erforscht. Die Titelinflation und die Auswirkung der Adelshierarchie im Heiligen Römischen Reich auf das Rangsystem in Böhmen skizziert in groben Zügen Maťa 2004 (speziell zu Auseinandersetzungen um den Fürstentitel im Dreieck Böhmen–Schlesien–Reich Maťa 2012). Es besteht jedoch noch Bedarf an weiteren Forschungen. Eine Zusammenstellung der in den böhmischen
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Ländern ansässigen Fürstenfamilien (mit unterschiedlich vollständiger Berücksichtigung der schlesischen Verhältnisse) bei Procházka (R.) 1967–1970 und Županič–Stellner–Fiala 2001. Županič 2005 stellt ein Verzeichnis der in der böhmischen Salbücherreihe eingetragenen Grafenbriefe 1622–1830 zusammen (leider ohne Unterscheidung der „beigemischten“ Reichsdiplome). Für Mähren sind die quellenmäßig solide untermauerten Ausführungen in Kameníček 1900–1905, Bd. 3, 29–55, am ergiebigsten. Die dort erstellten Listen der in den Herren- und Ritterstand Aufgenommenen (bis 1618) überschneiden sich mit der in Doerr 1904 publizierten. David 2009 weist auf die Kontinuitäten nach dem Erlass des Patents von 1629 hin. Die Entwicklung der adeligen Rangverhältnisse im stark dezentralisierten Schlesien wartet noch auf eine systematische quellenkritische Untersuchung und die bestehende Literatur ergibt noch kein zufriedenstellendes Gesamtbild. Conrads 2005 und Maťa 2010a bieten eine Einführung. Zu den freien Standesherren grundsätzlich Ptak 1993. Brňovják 2007 lässt den hohen Anteil der Schlesier an den von der Böhmischen Hofkanzlei unter Karl VI. erlassenen Gnadenakten erkennen. Jarosław Kuczer dokumentiert anhand unterschiedlicher Quellen die steigende Zahl des betitelten Adels unter den Grundherren und Amtsträgern der einzelnen schlesischen Territorien seit dem 17. Jahrhundert (Kuczer 2009, 2011a, 2011b, 2012 und 2013a). Die auf der missverständlichen Konstruktion eines gesamtschlesischen Herrenstandes basierende monographische Darstellung Kuczer 2013b sammelt zahlreiche Details, wird aber der Komplexität der schlesischen Verhältnisse nicht gerecht, denn sie verengt den verfassungsrechtlich verwickelten Problembereich auf die bloße Titelfrage ohne entsprechende rechtliche und administrative Differenzierung und verdunkelt insgesamt mehr, als sie zu beleuchten vermag. Die relevante Literatur zu einzelnen schlesischen Regionen ist in Bahlcke–Mrozowicz 2010 zu finden. Die Handhabung des Standeserhebungsrechts aus der böhmischen Königsgewalt ist für die Zeit Karls VI. (Brňovják 2006, zusammenfassend Brňovják 2008b), für die erste Hälfte der Regierung Maria Theresias (Žouželka 2009a) und neulich für das 18. Jahrhundert (Brňovják 2015b, mit exzellenter Kontextualisierung und zahlreichen rückblickenden Beobachtungen) anhand des Aktenmaterials vorbildlich analysiert (weitere Aspekte Brňovják 2008a, 2009a und 2010). Für das 16. Jahrhundert vgl. die heraldisch-diplomatische, den böhmischen Adels-/Wappenbriefen gewidmete Stichprobe Fiala 1993/94. Wenig gelungen, weil ohne tiefere Einsicht in die Verwaltungszusammenhänge und ohne sachverständige Fragestellung: Austová 2016. Aus der Perspektive der königlichen Gnadenakte versuchte neulich Brňovják 2015a einen zusammenfassenden Überblick über drei Jahrhunderte der habsburgischen Standeserhebungen im böhmischen Länderverband. Eine gute Einführung in die Geschichte des ungarischen Adels in der Frühen Neuzeit bieten Schimert 1995 und 2007, doch für das 18. Jahrhundert bleiben Evans 2001 (englisch: Evans 2007) und der kurze Abschnitt bei Dickson 1987, Bd. 1, aufschlussreich. Viel weniger gelungen fällt die Skizze Čaplovičová 2003 aus. Eine übersichtliche Darstellung, wenn auch eher mit Fokus auf mittelalterliche Zustände, findet man in der Verfassungsgeschichte Timon 1904. Die romantisch-naive Betrachtung Segner 1969 ist entbehrlich. Zur Absonderung des Magnatenstandes und zur Einführung neuer Titel bleibt Schiller 1900 nach wie vor das Standardwerk (eine eher allgemein ausgefallene deutschsprachige Zusammenfassung: Schiller 1903, kurzer Überblick auch bei Timon
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1904). Die Verleihung von Baronstiteln im 16. Jahrhundert analysiert Pálffy 2010a (inhaltlich vollkommen identisch: Pálffy 2012b; etwas dünner Pálffy 2009; in allen drei Werken eine Liste der von 1535 bis 1608 Begnadeten, die sich mit genauen Quellenhinweisen auch bei Pálffy 2010b findet). Zur Verleihung von Grafentiteln in derselben Periode Pálffy 2012a. Für die Zeit seit dem Dreißigjährigen Krieg bis ins 18. Jahrhundert muss man auf ein fehlerhaftes Verzeichnis der neu ernannten Grafen und Barone bei Lehotzky 1796, 167–170, zurückgreifen oder die Daten aus Illéssy–Pettkó 1895 herausfiltern. Nützliche Einzeldaten und Zusammenstellungen befinden sich auf der Homepage des durch Katalin Péter geleiteten Projekts „A magyar arisztokrácia családi kapcsolatrendszere a 16–17. században“ [Das Beziehungssystem der ungarischen Aristokratie im 16. und 17. Jahrhundert] (A magyar arisztokrácia 2017). Der als denkbar vollständigster Evidenzbehelf projektierte Magyarország címeres könyve 1913 ist leider nur Fragment geblieben. Die Bibliografie Baán–Kóczy–Gazda 1984 kann mit Gewinn verwendet werden. Abgesehen von dieser Literatur gilt der Gesamtkomplex der Nobilitierungen durch die Ungarische Kanzlei als unerforscht. Kasnyíková 1998 ist kaum brauchbar. Über Kanzleitaxen kann man sich bei Kóta 1997 kundig machen. Die Zahlen der Magnatenfamilien 1778 bei Marczali 1910, 123, und Schimert 1995, 152, bzw. 2007, 217, gehen auf Korabinsky 1778 zurück, sind jedoch infolge grober Rechenfehler falsch. Ein Vergleich mit dem Verzeichnis der Verleihungen von Grafenund Baronstiteln bei Lehotzky 1796, 167–170, ergibt ungefähr 70 indigene bis 1778 begnadete Magnatenfamilien, die in Korabinskys Aufstellung fehlen, wobei aber nicht alle 1778 ausgestorben waren. Zu den im 18. Jahrhundert in Ungarn erfolgten Adelsuntersuchungen gibt es leider keine monographische Darstellung. Die Ergebnisse der Adelskonskription 1754/55 sind ediert in Illéssy 1902, zu den früheren gibt es nur Splitter der komitatsweise ausgewerteten und edierten Verzeichnisse: Förster 1909, Joódy 1943, Lengyel 1942 und 1943, Romhányi 1913–1916, Schneider (M.) 1934, 1938, 1939a, 1939b, 1940 und 1947, Šikura 1942. Für die diesbezügliche Gesetzgebung muss man immer noch auf die Regesten bei Kövy 1800 zurückgreifen, die jedoch nur Orientierungspunkte bieten und kein Gesamtbild ergeben. Bemerkenswerte mikrohistorische Einblicke in die Praxis gibt es immerhin bei Tóth 1996. Die habsburgische Standeserhebungspolitik im Fürstentum Siebenbürgen seit 1690 analysiert basierend auf den Einträgen in den Königlichen Büchern Vajay 1988 (mit übersichtlichen Verzeichnissen der Titel-, Indigenats- und Prädikatsverleihungen; weitere Angaben zu einfachen Adelsverleihungen sind bei Illéssy–Pettkó 1895 zu finden). Zur habsburgischen Kanzleiheraldik, zu den Wappenzensoren und Wappenmalern Jäger-Sunstenau 1984 (tschechisch: 1988) sowie Göbl 1989 und 2004. Eine materialreiche Analyse von O’Kellys heraldischen Expertisen für die Böhmische Hofkanzlei bei Brňovják 2010. Zum System der monarchischen Kontrolle über den rechtmäßigen Gebrauch der Adelswappen und -titel liegen kaum Untersuchungen vor, die Literatur bietet nur kurze Einblicke zu einigen Ländern: zu Böhmen Demel 1905/09, Bd. 2, zu Schlesien Modelhart 1917. Die Namen der innerösterreichischen Wappeninspektoren bei Jäger-Sunstenau 1984 (bzw. 1988). Der Umgang mit adeliger Titulatur ist ein wichtiger und vielfach unterschätzter Aspekt, ohne dessen Kenntnis die habsburgischen Standeserhebungen nicht zur Gänze verständlich werden können. Das Thema bedarf noch einer eingehenden Untersuchung, wie die lesenswerten Exkurse bei Zajic 2004
5. Der Adel in der Habsburgermonarchie: Standeserhebungen und adelsrechtliche Regelungen 147
(zum Adel in Österreich unter und ob der Enns im 16. und 17. Jahrhundert) und Winkelbauer 1999 (zur Titulatur neuer und alter Fürsten) anschaulich vor Augen führen. Die Zusammenlegung des böhmischen und des österreichisch-erbländischen Adels nach 1749 und dessen Abgrenzung vom Reichsadel sind nur ansatzweise untersucht, lassen sich aber anhand von Gindely 1886a, Kretschmayr 1897, Pinsker 1899, Rieger 1906, Gross (L.) 1933, Andel 1969 und Brňovják 2015a in groben Zügen rekonstruieren; Khevenhüller-Metsch 1742–1776/1780 bietet dazu einen laufenden Kommentar und einige ergänzende Aktenstücke. Die habsburgische Adelsgesetzgebung im 17. und 18. Jahrhundert wurde nie systematisch erforscht, weshalb in der Literatur nur punktuelle, teilweise richtige, teilweise unrichtige Hinweise auf Einzelerlässe aus unterschiedlichen juristischen Sammlungen (z. B. Codex Austriacus, Weingarten 1701 etc.) zu finden sind. Die Einführung und Praxis der Ahnenprobe am Wiener Hof analysiert Godsey 2011. Zu den Anfängen des systemmäßigen Adels, obwohl nur mit retrospektivem Blick, Waldstein-Wartenberg 1964/65 und Binder-Krieglstein 2000. Cornaro 1990 thematisiert die Konsequenz für den Taxenempfang der Kanzleien. Die adelsrechtlichen Verhältnisse in den Südlichen Niederlanden stellte zunächst Gérard 1846 dar. Eine umfangreichere rechtshistorische Bearbeitung (mit Edition zahlreicher normativer Quellen aus der spanischen und österreichischen Zeit) stammt von den Beamten des belgischen Außenministeriums (Arendt–De Ridder 1896). Das moderne Standardwerk zur Entwicklung des Adels in dieser Region in der Frühen Neuzeit ist Janssens 1998. Es ergänzt die auf das Herzogtum Luxemburg fokussierte Studie Hudemann-Simon 1985. Die Organisation der Herolde, der Wappenkönige und der Heraldischen Kammer im 18. Jahrhundert und ihre Rolle während der mariatheresianischen Reformen analysiert Duerloo 1991 (knappe Einführung bei Duerloo 1994 und 1995). Die Reformen der Ahnenproben in den Österreichischen Niederlanden unter Maria Theresia untersucht Mertens 2007 (kürzere deutsche Version: Mertens 2011). Die spanischen Nobilitierungen und Verleihungen von Adelstiteln sind verzeichnet bei Broncaert 1705 und Le Roux 1715 (einschließlich der frühen Karls VI. und jener seines bourbonischen Kontrahenten). Offizielle Verzeichnisse der rezenten Adelsdiplome wurden im 18. Jahrhundert in unregelmäßigen Zeitabständen publiziert. Die Jahre 1659 bis 1782 sind bei Ermens 1784 zusammengestellt und durch Jonghe–Gérard 1847 (mit einer nützlichen Übersicht über die Verzeichnisse des Adels in den ehemaligen Südlichen Niederlanden) ergänzt bzw. überholt. Die Diplome Karls VI. bis 1720 sind veröffentlicht nach den Konzepten im Archiv des belgischen Außenministeriums in der (unvollständig gebliebenen) kommentierten Edition Stein d’Altenstein 1857–1869. Den grundlegenden modernen Behelf stellen die Wappenbücher Janssens–Duerloo 1992 bzw. Duerloo–Janssens 1992–1994 dar. Zur Nobilisierungspolitik Karls VI. jüngst Van Gelder 2016. Zu den Aufnahmen in das mailändische Patriziat während der spanischen und österreichischen Zeit Pino 1979 und Arese 1982 (beide mit Editionen der Quellen). Die Zusammensetzung des betitelten Adels in der spanischen Zeit analysiert Arese 1977/78 auf Basis der vom selben Autor zusammengestellten tabellarischen Übersichten in Storia di Milano, Bd. 11 [1958], I–XX. Eine konzise und mit Zahlenangaben untermauerte Darstellung der Osmose zwischen Patriziat und Feudalaristokratie bringt Arese 1980. Eine detaillierte Untersuchung der österreichischen Titelverleihungen in der Lombardei, abgesehen von summarischen Angaben, scheint jedoch nicht vorzuliegen. Insgesamt ist
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II. Dynastie und Adel
die betitelte Aristokratie deutlich weniger erforscht als das mailändische Patriziat. Zur Reorganisierung der Adelsverhältnisse im Herzogtum Mailand unter Maria Theresia am aufschlussreichsten und mit tiefem Verständnis für die sozialhistorischen Implikationen Mozzarelli 1991. Einen lesenswerten Überblick bieten auch Donati 1988 und zusammenfassend Capra 2009. Die kommentierte chronologische Übersicht über die unter der österreichischen Regierung erlassenen adelsrechtlichen Normen Biandrà di Reaglie 1981 erleichtert die Orientierung. Die Matrikel der mailändischen Patrizier von 1770 ist abgedruckt bei Calvi 1875, 394–448. Die spezifische Entwicklung im Herzogtum Mantua deckt Vaini 1973 ab. Den rechtlichen Rahmen der Integrierung des polnischen (galizischen) und bukowinischen Adels skizziert die Einführung im Behelf Poczet szlachty 1857, der zugleich eine Zusammenstellung der (zahlenmäßig enormen) Adelsbestätigungen beinhaltet. Ein Verzeichnis der österreichischen Standeserhebungen für Polen ab 1773 stellt Kruczkowski 1935 zusammen. Die sozio-politische Skizze des Umbruchs in den Adelskreisen dargestellt bei Grodziski 1971, Glassl 1975 und detaillierter bei Rychlikowa 1988a und 1988b, diese jedoch ohne die Möglichkeit, die Wiener Archivbestände benützen zu können. Speziell zum Kleinadel ist grundlegend Ślusarek 1994 (vgl. auch Ślusarek 2012). Górzyński 2009 untersucht die Formierung des galizischen Hochadels durch Bestätigungen der bestehenden und Verleihung neuer Titel. Bei der Studie Górzyński 1997, die sich lediglich auf die habsburgischen Nobilitierungen in Galizien (mit Fokus auf das 19. Jahrhundert) konzentriert, ist die Frage der Adelsbestätigungen noch ausgeklammert. Grundsätzlich wird der Problembereich nunmehr anhand der Wiener, Lemberger und Breslauer Archivbestände durch Řezník 2016 erörtert und in den auf die Eingliederung Galiziens in die Habsburgermonarchie hinauslaufenden Denk- und Verhandlungsprozess eingebettet. Zur Integrierung des Adels in der Bukowina (mit Verzeichnissen des lokalen Adels) Prokopowitsch 1983. Waldstein-Wartenberg 1964/65 bietet einen ausgewogenen Überblick über die rechtliche Vereinheitlichung des Adels im Kaisertum Österreich nach 1804/06. Zum Weiterleben des Reichsadels nach 1806 Steinbauer 1951/54. Mayerhofer 1901 versammelt wichtige Angaben zur Genese des österreichischen Adelsrechts inklusive Rückblicke auf die vor 1804 erlassenen Normen, die jedoch – weil die Darstellung der juristischen Betrachtungsweise der österreichischen Adelsgesetzgebung des 19. Jahrhunderts verhaftet bleibt – eine sinnvolle Rekonstruktion der Adelsverhältnisse des maria-theresianischen und josephinischen Staates nicht ermöglicht. Granichstaedten-Czerva 1947/49 enthält einige interessante Details zum gleichen Thema, ist jedoch für die Frühe Neuzeit entbehrlich.
III. Der Hof
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III. Der Hof
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1. Der Hofstaat des Kaisers
1.1. Das Obersthofmeisteramt Von Irmgard Pangerl Der Wirkungskreis des Obersthofmeisters umfasste die Aufsicht über alle Personal-, Organisations- und Wirtschaftsangelegenheiten des Hofes. Ihm unterstanden die Hofbediensteten, also jener direkt bei Hof beschäftigte Personenkreis, der bei Amtsantritt dem Kaiser den Treueid zu schwören hatte und dessen Amtszeit mit dem Tod des Herrschers endete. In die Verantwortung des Obersthofmeisters fielen die Repräsentation und das Zeremoniell bei Hof, ihm oblag auch die vierteljährliche Auszahlung der Gehälter. Weiters kam dem Obersthofmeister von Anfang an die höchste Stellung unter allen Beamten und Hofwürdenträgern zu, auch führte er für gewöhnlich in Abwesenheit des Monarchen den Vorsitz im Geheimen Rat bzw. in der Geheimen Konferenz. Ab dem 16. Jahrhundert hatten sich die Ämterstrukturen des Hofes soweit konsolidiert, dass die vier obersten Hofchargen – der Obersthofmeister, der Obersthofmarschall, der Oberstkämmerer und der Oberststallmeister – die alltägliche Routine von Tisch, Bett, Stall, Jagd und Kirche bei Hof abdecken konnten.
1.1.1. Der Obersthofmeister Die Hofordnungen vom 1. Januar 1527 und 1. Januar 1537 (Druck: ÖZV I/2, 100– 116 und 116–126, sowie Wührer–Scheutz 2011, 343–363 und 375–448) schufen die grundlegende Struktur des Wiener Hofes, die in den Grundzügen bis zum Ende der Monarchie 1918 bestehen blieb. Als Vorbilder dienten der spanische und der burgundische Hof. Die Hofordnung von 1527 brachte eine Rahmenregelung der Dienstpflichten des Obersthofmeisters und der ihm unterstellten Hofbeamten und Diener. Der Obersthofmeister hatte die Tätigkeit dieser nachgeordneten Ämter durch Instruktionen zu regeln und deren Einhaltung zu überwachen. Über die ihm zugeordneten Hofbediensteten übte er die Dienst- und Disziplinargewalt aus. Instruktionen für die Hofämter im engeren Sinn enthielt die Hofordnung von 1537. So wurden für den Obersthofmeister im Hofstaat König Ferdinands I. drei grundlegende Zuständigkeitsbereiche festgelegt: 1. die Besorgung des fürstlichen Hauswesens und der die allgemeine Wohlfahrt der Herrscherfamilie betreffenden Angelegenheiten, 2. die Wahrung und Demonstration der Würde und des Ansehens des Herrscherhauses, 3. die Unterstützung des Fürsten bei der Ausübung seiner Herrscherpflichten.
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III. Der Hof
Die Hofordnung regelte somit die Haus- und Hofverwaltung, den zeremoniellen Ehrendienst und die Regierungstätigkeit. Dem Obersthofmeister kam als erstem Hofbeamten und oberstem Hofwürdenträger die dominierende Stellung zu. Unterstützt wurde er von einem eigenen Stab, in dem sowohl adelige als auch nicht-adelige Personen dienten. Nur die höheren Ämter der Hofverwaltung und die Ehrendienste um die Person des Herrschers waren dem Adel vorbehalten. Von Maximilian II. ist die Obersthofmeisteramtsinstruktion vom 1. Mai 1561 erhalten (Druck: ÖZV I/2, 134–138), die das Tätigkeitsprofil konkretisiert und auch ein Ernennungserfordernis festhält: das römisch-katholische Glaubensbekenntnis. Der Obersthofmeister hatte sich bei allen feierlichen Anlässen im unmittelbaren Umfeld des Herrschers zu befinden. Er konnte auch im Namen des Kaisers, als sein Stellvertreter, in zeremoniellen Angelegenheiten fremde Fürsten empfangen. Die Hofangestellten unterstanden ihm in Disziplinarangelegenheiten, aber auch in ihren persönlichen wirtschaftlichen Belangen. Im Einvernehmen mit dem Oberstkämmerer war er für die oberste Kontrolle in Finanzsachen des Hofes verantwortlich, Rechtsfragen wurden gemeinsam mit dem Obersthofmarschall entschieden. Dem Obersthofmeister als oberstem Hofbeamten leisteten neu eingestellte Hofbedienstete den Diensteid, ebenso waren bei ihm Urlaube anzumelden. Den Personalstand des Hofes erfassten eigene Hofstaatsverzeichnisse, in die alle Veränderungen einzutragen waren. Sie wurden vierteljährlich in Zusammenarbeit mit dem Obersthofmarschall einer Revision unterzogen. In Ausübung seiner Aufsichtstätigkeit inspizierte der Obersthofmeister das Hofpersonal, wobei er nicht nur die Personen selbst, sondern auch ihre Unterkünfte, ihre finanzielle Lage und sogar ihre Pferde überprüfte. Nachlässige Bedienstete mussten ermahnt und im Wiederholungsfall dem Herrscher angezeigt werden, dem allein eine allfällige Dienstentlassung zustand. Gemeinsam mit dem Obersthofmarschall hatte der Obersthofmeister für die Einhaltung der guten Sitten bei Hof zu sorgen, wozu auch die genaue Erfüllung religiöser Pflichten durch die Hofangehörigen gehörte. Eine zentrale Aufgabe des Obersthofmeisters war die oberste Kontrolle der Hoffinanzen. Er hatte einen Voranschlag über die Ausgaben des Hofes zu erstellen und musste die vierteljährlich von den einzelnen Hofabteilungen vorgelegten summarischen Rechnungen auf ihre Richtigkeit und Bedeckung überprüfen. Im Falle einer Kostenüberschreitung hatte er unverzüglich den Herrscher zu informieren. Des Weiteren kontrollierte er jährlich die Inventarlisten, insbesondere jene der Silberkammer, und trug gemeinsam mit dem Obersthofmarschall dafür Sorge, dass das Hofpersonal, welches über keine Hofquartiere verfügte, nicht Opfer von Mietwucher wurde. Erst unter Ferdinand III. erfolgte eine nachhaltige Verschriftlichung in der Amtsgebarung des Obersthofmeisteramtes. Erste Aufzeichnungen zu Hofbediensteten und zu öffentlichen Zeremonien finden sich vereinzelt bereits ab dem 15. Jahrhundert, aber erst jetzt wurde der systematischen Beschreibung des öffentlichen Lebens bei Hof größere Bedeutung beigemessen. Seit 1637 dürfte jedenfalls eine eigene Kanzlei existiert haben, denn zu diesem Zeitpunkt setzt die regelmäßige Führung der „Hofparteienprotokolle“, Auslaufregister der Kanzlei des Obersthofmeisteramtes, ein. Allerdings war die Kanzlei hier noch nicht innerhalb des Hofstaats institutionalisiert; es dürfte sich also um privates Personal des Obersthofmeisters gehandelt haben. Nach dem Tod des Obersthofmeisters Maximilian Graf von Trauttmansdorff 1650 setzte sein Nachfolger Maximilian Fürst von Dietrichstein 1651 eine Kommission ein, deren Aufgabe es war, Ordnung in die Hofverwaltung zu bringen und
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die bereits bestehenden Instruktionen für die vier obersten Hofämter den neuen Gegebenheiten anzupassen. Ein Ergebnis der Arbeit dieser Hofkommission war die Schaffung eines Hofsekretärspostens beim Obersthofmeisteramt, dem die Betreuung der Zeremonialangelegenheiten übertragen wurde. Zentrale Aufgabe dieses Sekretärs war die im September 1652 einsetzende Führung der Zeremonialprotokolle, die die wichtigsten Zeremonien bei Hof festhielten und somit Richtlinien für die Zukunft bestimmten. Wahrscheinlich fiel auch die Führung der Hofparteienprotokolle in seinen Zuständigkeitsbereich. Eine institutionalisierte Kanzlei des Obersthofmeisters lässt sich ab 1702 nachweisen. Sie umfasste einen deutschen und einen spanischen Hofsekretär sowie einen Amtsschreiber. Unter Karl VI. vermehrte sich das Personal der Kanzlei, an deren Spitze nun ein Kanzleidirektor stand. Im Laufe des 18. Jahrhunderts kam es zu Kompetenzverschiebungen zwischen den Hofämtern. Schon zu Beginn des Jahrhunderts verlor der Obersthofmeister die Aufsicht über die Schlosshauptmannschaften an den Oberstkämmerer. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts musste er Zuständigkeiten im Bereich der Hofgerichtsbarkeit schrittweise an den Obersthofmarschall abgeben, bis dieser schließlich alleinverantwortlich die volle Gerichtsbarkeit ausübte. Die Hoftheaterangelegenheiten wechselten im Laufe des 18. Jahrhunderts mehrmals zwischen dem Obersthofmeisteramt und dem Oberstkämmereramt, und schließlich bedeutete die klarere Scheidung zwischen Hofverwaltung, Staatsverwaltung und hoher Politik, dass der Obersthofmeister allmählich auch seinen politischen Einfluss verlor. Dafür wurde die Hofhaltung immer glanzvoller und vielseitiger, zeremonielle Angelegenheiten nahmen die Hofbeamten immer mehr in Anspruch, sodass für eine Beteiligung an den Regierungsgeschäften ohnedies kaum Zeit geblieben wäre.
1.1.2. Nachgeordnete Dienststellen des Obersthofmeisteramtes 1.1.2.1. Der Oberstküchenmeister Im Küchen- und Kellerdienst unterstützte den Obersthofmeister der Oberstküchenmeister mit den Mund- und Meisterköchen, den Bratmeistern, den Mund- und den Zuckerbäckern, dem Sommelier, dem Hofeinkäufer, dem Zuschrotter (dem Fleischhauer des Hofes), den Zehrgadnern (Verwalter der Speisekammer sowie des Küchen- und Kräutergartens), dem Personal für das Geflügel und dem Hofkellermeister. Der Oberstküchenmeister hatte die Einhaltung der Hygienebestimmungen zu überwachen und die Qualität der Lebensmittel, für deren Einkauf und korrekte Lagerung er ebenfalls verantwortlich war, zu prüfen. Dabei hatte er Ausgabebücher zu führen, welche vom Hofkontrollor geprüft wurden. Alle Rechnungen mussten dem Obersthofmeister zur Genehmigung vorgelegt werden, ehe die Beträge von der Hofkammer bereitgestellt wurden. Bereits die Hofordnungen Ferdinands I. unterstellten den Oberstküchenmeister, den Oberststabelmeister und den Oberstsilberkämmerer direkt dem Obersthofmeister; die Amtsträger sollten aus dem Adelsstand kommen. Im Laufe der Jahrhunderte erhielten diese Ämter einen zunehmend zeremoniellen Charakter, sodass die Aufsicht an der Tafel, das Servieren sowie das Zuschneiden des Fleisches nur mehr bei besonderen Zeremonien von den Amtsträgern selbst vorgenommen wurden. Die tägliche Arbeit übernahm zunehmend vom Küchenmeister, vom Speisenmeister und vom Kellermeister beaufsichtigtes Personal.
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III. Der Hof
Dem Oberstküchenmeister unterstand auch das Küchenpersonal des Hofes, wobei für die Mitglieder der Herrscherfamilie eigene Mundküchen eingerichtet waren und die Hofküche für die Verköstigung der Hofbediensteten zuständig war. Neben der Zubereitung der Speisen hatten die Angehörigen der Hofküche auch auf die sorgfältige Verwahrung des Geschirrs zu achten. Der Hofkellermeister führte die Aufsicht über die Vorratshaltung des Hofes, wobei er vom Hofsommelier unterstützt wurde. Dieser war in Rücksprache mit dem Oberstküchenmeister und dem Hofkontrollor für den Einkauf, die Lagerung und die Ausgabe der Weine aus dem Hofkeller sowie für die Verwahrung und Ausgabe des Mundglases des Kaisers zuständig. Bei seiner Tätigkeit standen ihm ein Kellermeister und ein Kellerschreiber zur Seite. Der Hofsommelier hatte zwischen Weinen, die ausschließlich für den Herrscher bestimmt waren, und Weinen, die an die Hofbediensteten ausgegeben wurden, zu unterscheiden. Letztere wurden in verschiedene Güteklassen geteilt und standen den Hofbediensteten je nach ihrem Rang zu. Der Kellerschreiber hatte ein Kellerbuch zu führen, worin die vorrätigen Weinsorten und deren Mengen täglich überprüft und eingetragen werden mussten. Zusätzlich beaufsichtigte der Hofsommelier die Lagerung des Brotes. 1.1.2.2. Der Oberststabelmeister Der Oberststabelmeister war für die Kontrolle der zum Dienst an der kaiserlichen Tafel eingeteilten Hofbediensteten verantwortlich. Dabei unterstanden ihm die Mundschenken, die Vorschneider und die Truchsesse. Aufgabe der Truchsesse war die Abholung der Speisen aus der Küche und ihre Verbringung in den Speisesaal. Dort wurde das Fleisch von den Vorschneidern zurechtgeschnitten und erst dann von den Truchsessen auf die Tafel gestellt. Beaufsichtigt wurden diese dabei vom Unterstabelmeister, der besonders darauf zu achten hatte, dass die Speisen nicht in die Hände fremder Personen gelangen konnten, also keine Möglichkeit bestand, den Herrscher zu vergiften. Aus demselben Grund war auch ein spezieller Mundschenk für das Mundglas des Kaisers zuständig. Der Oberststabelmeister führte während der Mahlzeiten des Kaisers die Aufsicht über die Tafel und durfte daher den Speisesaal erst nach dem Rückzug des Kaisers verlassen. Bei öffentlichen Tafeln musste er für Recht und Ordnung beim zusehenden Publikum Sorge tragen und durfte auch ungebührliches Benehmen bestrafen lassen. 1.1.2.3. Der Oberstsilberkämmerer Der Oberstsilberkämmerer hatte das Silber, das Tafelzeug und die Tischtücher des Hofes zu verwahren und zu verwalten. Durch seine Tätigkeit nahm er eine Verbindungsposition zwischen dem Hofküchenpersonal und dem Tafeldienst ein. Er hatte bei den Vorbereitungen zu einer allerhöchsten Tafel sowie bei der Tafel selbst anwesend zu sein und sollte diese auch beaufsichtigen. Mit seinem Personal musste er die Tafel decken, wobei er Sitzplan sowie Menükarten vom Obersthofmeister entgegennahm. Die Besorgung der Tafeldekoration mit Gebäck, Obst und Konfekt oblag seinem Stab in Zusammenarbeit mit der Hofküche, dem Hofsommelier und den Zehrgadnern. Dabei war er auch für die Qualitätskontrolle der Nahrungsmittel zuständig.
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Nach Beendigung der Tafel war der Oberstsilberkämmerer einerseits für die Reinigung des Geschirrs (wobei er sich der Silberwäscher und der Silberjungen bediente), andererseits für die Säuberung der Tischwäsche verantwortlich. Besondere Aufmerksamkeit war dabei auf das Mundzeug des Herrschers, sein persönliches Essbesteck, zu richten. Eine weitere wichtige Aufgabe des Oberstsilberkämmerers war die Führung eines Inventars über das umfangreiche Silbergeschirr des Kaiserhauses. Die Inventarisierung erfolgte aufgrund des hohen Wertes immer gemeinsam mit dem Hofkontrollor. Zusätzlich mussten beide Amtsträger für die Aussonderung von alten oder beschädigten Stücken auch die Genehmigung des Kaisers einholen. Der hohe Wert des Silbergeschirrs wurde auch dadurch unterstrichen, dass Silberwäscher und Silberjungen ihre Schlafstätten in der Silberkammer hatten, und diese daher stets von Angehörigen des Oberstsilberkämmererstabes beaufsichtigt wurde. 1.1.2.4. Der Oberstjägermeister Eine Sonderstellung unter den nachgeordneten Ämtern des Obersthofmeisterstabes nahm traditionell das Jägermeisteramt ein. Schon Maximilian I. hatte für die östliche und die westliche österreichische Ländergruppe je ein Jäger- und Forstmeisteramt mit einer „Jagdschreiberei“ als Kanzleistelle eingerichtet. Unter Ferdinand I. wurde das Forstwesen aus dem Wirkungskreis des Oberstjägermeisteramtes ausgeschieden. Die Ämter der tirolerischen obersten Jäger bestanden bis in die Zeit der maria-theresianischen Reformen, das österreichische Jägermeisteramt – gleichbedeutend mit dem Oberstjägermeisteramt – wurde erst mit Ende des 18. Jahrhunderts auch für Tirol zuständig. Instruktionen für den Jägermeister aus der frühesten Zeit sind nicht erhalten. Seine Agenden können jedoch aus einzelnen Berichten rekonstruiert werden. So fielen die Hege des Wildes, die Aufsicht über die Waldbestände und die Leitung der kaiserlichen Hofjagden in seinen Wirkungskreis. Schon vor 1600 dürfte der Oberstjägermeister über einen Sekretär bzw. über einen Verwalter des Amtes verfügt haben, der sich jedoch meist aus dem privaten Umfeld des Amtsträgers rekrutierte und auch von diesem und nicht vom Hof besoldet wurde. 1678 umfasste der Personalstand des Oberstjägermeisteramtes sechs Forstmeister, neun reitende Jäger und 18 Jägerjungen. Unter Karl VI. bestand der Stab des Oberstjägermeisteramtes aus dem Obersthofjägermeister, dem Landjägermeister, den Jägern und Jagdjungen, einem Amtssekretär, einem Amtsschreiber, einem Kaplan, einem Physikus, den Forstmeistern von Auhof, Wolkersdorf, Ebersdorf, (Wiener) Neustadt, Baden und im Prater, einem Hofreisjäger und mehreren Rüdenmeistern, die für die kaiserlichen Jagdhunde verantwortlich waren. Der Oberstjägermeister hatte den Herrscher auf den Jagden zu begleiten und das Jagdprogramm zu entwerfen. Er musste auf die Hege des Wildes achten und hatte daher auch gegen Wald- und Wildfrevel einzuschreiten. Außerdem kam ihm die Jurisdiktion über seine Untergebenen zu. Bis 1768/69 war das Oberstjägermeisteramt eigenständig; es rangierte in den Hofstaatsverzeichnissen nach den vier obersten Hofstäben an fünfter Stelle. Ab 1770 zählte das Oberstjägermeisteramt wieder zu den dem Obersthofmeister unterstellten Hofdiensten, bildete aber das selbständigste und im Hinblick auf den Umfang seiner Agenden größte Amt. Ab 1774 lässt sich eine Amtskanzlei des Oberstjägermeisteramtes nachweisen, die über einen Konzipisten und mehrere Schreibkräfte verfügte; mit diesem Zeitpunkt setzte die regelmäßige Führung von Kanzleibüchern ein.
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III. Der Hof
Neben dem Oberstjägermeisteramt bestand ein eigenes Oberstfalkenmeisteramt. Der Oberstfalkenmeister und sein Stab waren auch für eine besondere jagdliche Vorliebe der Herrscher, die Reiherbeize, zuständig. Ab etwa 1600 treten dem Falkenmeister unterstellte Falkner auf. Unterschiedlichen Techniken der Beizjagd entsprachen verschiedene Falknereispezialisten wie der Krähenflug-, der Elsternflug-, der Entenflug-, der Reiherflug-, der Habichts- und der Revierfalkner. Als Hilfskräfte und Boten gehörten Laufknechte, Falknerbuben und Reiherwärter zum Stab. Noch unter Karl VI. war das Oberstfalkenmeisteramt ein eigenständiger Hofdienst, ehe es dem Oberstjägermeisteramt eingegliedert und schließlich gemeinsam mit diesem dem Obersthofmeister unterstellt wurde. 1.1.2.5. Lichtkämmerer, Tapezierer, Türhüter Zum Stab des Obersthofmeisteramtes gehörten auch der Lichtkämmerer, die Tapezierer und die Türhüter, welche für die Instandhaltung der Räumlichkeiten verantwortlich waren. Für bauliche Maßnahmen an den Hofgebäuden waren die Bediensteten des Hofbauamtes (Kap. III.1.2.6) sowie die einzelnen Schlosshauptmänner zuständig. Der Lichtkämmerer war mit der ordnungsgemäßen Übernahme, Verwahrung und Ausgabe des Wachses für die Kerzen in den einzelnen Räumen betraut. Dabei hatte er beim Ankauf der Kerzen deren Qualität und Gewicht zu kontrollieren und über Empfang und Abgabe an die einzelnen Hofstellen schriftliche Aufzeichnungen zu führen. Diese musste er monatlich dem Obersthofmeister, dem Oberstküchenmeister und dem Hofkontrollor zur Prüfung vorlegen. Darüber hinaus war er (oder ein ihm unterstellter Hofdiener) verpflichtet, den Hof auf Reisen zu begleiten, um die Versorgung mit Kerzen sicherzustellen. Eine erste Instruktion für den Lichtkämmerer hat sich aus dem Jahr 1577 erhalten. Die Tapezierer waren für die Dekoration der Räume mit Tapisserien und die Bespannung der Möbel mit passenden Stoffen zuständig; ihnen standen Untertapezierer und Tapezierergehilfen zur Seite. Unter Maria Theresia übernahm der Hofmobilieninspektor die Verwaltung der Möbel des Kaiserhauses – samt der Aufgabe, eine Inventarisierung durchzuführen. Die Bewachung der einzelnen Kammern erfolgte durch die Türhüter. 1.1.2.6. Hofärzte und Hofchirurgen – Leibärzte und Leibchirurgen Aufgabe der dem Obersthofmeisteramt zugeordneten Hofärzte und Hofchirurgen war die medizinische Versorgung der Hofbediensteten. Für den Herrscher selbst sorgten die Leibärzte und Leibchirurgen, die aber nicht dem Stab des Obersthofmeisters, sondern jenem des Oberstkämmerers angehörten. Auch beim Apothekeramt unterschied man zwischen Hof- und Leibapotheker, doch wurden beide Ämter meist von einer Person ausgeübt. 1.1.2.7. Hofkapelle Für die Seelsorge und den Kirchendienst bei Hof war das Personal der geistlichen Kapelle zuständig. Bereits Ferdinand I. erließ 1537 eine Capellenordnung. An der Spitze stand der Oberhofkaplan, ihm unterstellt war eine wechselnde Zahl von Hofkaplänen, daneben
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gehörten noch ein Zeremoniar und ein Elemosinar sowie ein Mesner und ein Kapellendiener zum Personalstand. Den Dienst auf der Kanzel versahen die Hofprediger, die sich meist aus dem Jesuitenorden rekrutierten. Unter Joseph I. wurden die Stellen des Zeremoniars und des Elemosinars aufgelassen und es wurde ein Hof- und Burgpfarrer installiert. Neben seinen priesterlichen Aufgaben war der Oberhofkaplan auch Vorgesetzter des geistlichen Personals der Hofkapelle. Er hatte für Ordnung und gutes Benehmen Sorge zu tragen, ihm oblagen die Leitung der Kirchendienste und die Aufsicht über die Verteilung der Almosen. Aufgabe der Hofkapläne waren die tägliche Messfeier, das Benedicite und das Deo Gratias bei der kaiserlichen Tafel. Für die Auslegung des Evangeliums war der Hofprediger zuständig. Seit Karl VI. bestand auch das Amt eines Feiertagspredigers, das von einem zweiten Hofprediger ausgeübt wurde. Für die musikalische Umrahmung der kirchlichen Feiern war die Hofmusikkapelle (Kap. III.1.2.1) zuständig.
1.1.3. Leibgarden Für den Schutz des Kaisers und seiner Familie sorgten die Angehörigen der Hartschieren- und der Trabantenleibgarde. Die Trabanten versahen ihren Dienst am Eingang zur inneren Burg, die Hartschiere in den Gängen und vor den Türen zu den kaiserlichen Gemächern. In der Nacht oblag den Angehörigen der Leibgarden die Feuerwache in der Burg. Bei höfischen Festen hatten die Garden in Waffen zu erscheinen und für Ordnung zu sorgen. Ebenso mussten sie den Herrscher auf Reisen und auf der Jagd begleiten. (Näheres zu den Leibgarden in Kap. III.1.2.5.)
1.1.4. Das Kulturleben bei Hof Auch die Obsorge für das kulturelle Leben bei Hof fiel in den Aufgabenbereich des Obersthofmeisters. Er führte die Aufsicht über die kaiserliche Kammermusik (Kap. III.1.2.1), die Tänzer (die als Tanzlehrer für Hofdamen und Edelknaben, aber auch für Mitglieder des Erzhauses eine Rolle spielten), die Hofbibliothek (Kap. III.1.2.2), die Hofhistoriographen (Kap. III.1.2.3), das Hoftheaterwesen (Kap. III.1.2.4) sowie die zum Theatralstaat zählenden Hofpoeten und die Herolde.
1.1.5. Die oberste Finanzkontrolle In Fragen der Finanzgebarung und Buchhaltung wurde der Obersthofmeister vom Hofkontrollor und dessen Stellvertreter unterstützt. Dem Hofkontrollor kam als Finanzund Wirtschaftsprüfer sowie als Kontrollorgan über die Besoldung des gesamten Hofpersonals eine Schlüsselrolle am Wiener Hof zu. Er sollte täglich mit dem Obersthofmeister Rücksprache halten und konnte sich bei Kompetenzkonflikten mit anderen Amtsträgern immer direkt an diesen wenden. Deshalb musste er auch alle Instruktionen für die Hofämter in Evidenz halten. Der Hofkontrollor hatte alle wirtschaftlichen Vorgänge am Wiener Hof zu überwachen, was mittels „Tagzetteln“, mit denen die Geld- oder Sachmittel für den täglichen Bedarf der einzelnen Hofdienste angefordert wurden, erfolgte. Auf diesen Belegen wurden Empfang und Ausgabe von Lebensmitteln, Weinen oder Kerzen ver-
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III. Der Hof
merkt und dem Hofkontrollor vorgelegt. Neben dieser täglichen Abrechnung mussten die Hofdienste dem Hofkontrollor monatlich einen Rechnungsabschluss sowie vierteljährlich einen Quartalsbericht präsentieren. Ein weiterer Aufgabenbereich des Hofkontrollors war die Überprüfung der Sauberkeit aller Amtsräume – besonders jener, in welchen Nahrungsmittel oder Ausstattungsgegenstände (z. B. Tapisserien) gelagert wurden. Beim Einkauf von Fleisch führte er die Qualitätsprüfung durch, und er musste beim Abwiegen und Einlagern vor Ort sein. In diesem Tätigkeitsbereich arbeitete der Hofkontrollor mit dem Oberstküchenmeister und dem Kellermeister zusammen. Obersthofmeister (seit 1740 „Erster Obersthofmeister“) 1518–(1521) (1523) 1523–1526 1526–1530 1530–1539 1539–1545 1546–1563 1564–1566 1566–1576 1576–1590 (1591)–1600 1600–1603 1603–1606 1606 1607 1607–1609 1609–1611 1611–1612 1612–1617 1617–1619 1619–1624 1624–1625 1625–1637 1637–1650 1651–1655 1655–1657 1657–1665 1665–1674 1675–1682 1683 1683–1698 1699–1705 1705–1709
Wilhelm von Rogendorf Claude Bouton de Corbaron Cyriak von Polheim Wilhelm Truchsess Frhr. von Waldburg Wilhelm von Rogendorf Leonhard Frhr. von Völs (Fels) vakant (Verwalter seit spätestens 1552 Hans Trautson Frhr. zu Sprechenstein und Schrofenstein) Leonhard von Harrach Frhr. zu Rohrau Hans Trautson Frhr. zu Sprechenstein und Schrofenstein Adam von Dietrichstein Frhr. zu Hollenburg, Finkenstein und Talberg Wolfgang Rumpf Frhr. zum Wielroß (bis 1594 Verwalter) Karl von Liechtenstein (Verwalter) Friedrich Graf zu Fürstenberg (Verwalter) Jakob Breuner Frhr. zu Stübing (Verwalter) Karl von Liechtenstein Hermann Frhr. von Attems (Verwalter) Georg Ludwig Landgraf von Leuchtenberg (Verwalter) Ernst Frhr. von Mollard (Verwalter) Friedrich Graf zu Fürstenberg Leonhard Helfried Frhr. von Meggau (Verwalter) Johann Ulrich Frhr. (Fürst ) von Eggenberg Gundaker Fürst Liechtenstein Leonhard Helfried Graf Meggau Maximilian Graf Trauttmansdorff Maximilian Fürst Dietrichstein Johann Weikhard Fürst Auersperg Johann Ferdinand Graf (Fürst) Portia Wenzel Eusebius Fürst Lobkowitz Johann Maximilian Graf Lamberg Albrecht Graf Zinzendorf Ferdinand Josef Fürst Dietrichstein Ferdinand Bonaventura Graf Harrach Karl Theodor Otto Fürst zu Salm
1. Der Hofstaat des Kaisers 159
1709–1711 Johann Leopold Donat Graf (Fürst) Trautson 1711–1721 Anton Florian Fürst Liechtenstein 1721–1724 Johann Leopold Donat Fürst Trautson 1724–1747 Sigmund Rudolf Graf Sinzendorf 1747–1751 Josef Lothar Graf zu Königsegg-Rothenfels 1752 vakant 1753–1769 Anton Corfiz Graf Ulfeld 1770–1776 Johann Josef Fürst Khevenhüller-Metsch Josef Adam Fürst Schwarzenberg 1776–1782 1782–1807 Johann Georg Adam Fürst Starhemberg
(zusammengestellt von Irmgard Pangerl und Petr Maťa)
Oberstjägermeister 1500–1533 1533–1554 1554–1558 1559–1560 1562–1575 1575–1598 1600–1609 1610–1629 1629–1644 1644–1649 1649–1655 1655–1666 1666–1672 1672–1682 1682–1684 1684–1702 1702–1707 1708–1709 1709–1711 1712–1724 1724–1746 1746–1758 1758–1788 1788–1808
Wilhelm Ritter von Greiß Erasmus von Liechtenstein Andreas Volkra zu Steinabrunn Hanns von Scherffenberg Erasmus von Scherffenberg Wolf Sigmund Frhr. von Auersperg Karl Frhr. von Harrach Adam Eusebius Frhr. von Herberstein Bruno Graf Mansfeld Michael Johann Graf Althann Franz Albrecht Graf Harrach Albrecht Graf Zinzendorf Franz Bernhard Graf Urschenbeck Wilhelm Graf Oettingen Franz Christoph d. J. Graf Khevenhüller Christoph Johann Graf Althann Leopold Matthias Graf (Fürst) Lamberg Josef Ignaz Graf Paar Karl Ludwig Graf Dietrichstein Hartmann Fürst Liechtenstein Johann Julius Graf Hardegg Karl Anton Graf Harrach Franz Wenzel Graf (Fürst) Clary und Aldringen Johann Franz Graf Hardegg Quellenlage und Forschungsstand
Die schriftliche Überlieferung der Tätigkeit des Obersthofmeisteramtes und der ihm untergeordneten Dienststellen befindet sich in der Bestandsgruppe Hofarchive des HHStA; siehe dazu Kraus–Huter–Lacroix 1937. Ein geschlossenes Archiv der Hofburgpfarre als Hofdienst hat sich leider nicht erhalten. Auch in der Hofmusikkapelle wurde erst ab der Mitte des 18. Jahrhunderts eine eigene Registratur eingeführt; der ent-
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III. Der Hof
sprechende Bestand im HHStA setzt daher nicht vor dem Jahr 1757 ein. Auch für die Erforschung der Hofapotheke ist in erster Linie der Bestand des Obersthofmeisteramtes heranzuziehen. Das HHStA verwahrt zwei Kleinbestände zur Hofapotheke, diese beziehen sich allerdings auf die Zeit nach 1797. Die Reste des Archivs des Hofkontrollors sind in der Sonderreihe des Hofwirtschaftsamtes zu finden, dabei setzen die Geschäftsbücher schon 1701 ein, obwohl erst ab 1757 eine eigene Kanzlei bestand. Die Eigenständigkeit des Oberstjägermeisteramtes spiegelt sich auch in der schriftlichen Überlieferung wider. Diverse Amtsschriften reichen bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts zurück. Eine regelmäßige Führung von Kanzleibüchern setzte jedoch erst 1774 ein. Das Schriftgut des Oberstjägermeisteramtes bildet das umfangreichste Archiv der dem Obersthofmeisteramt unterstellten Hofdienste. Im Archiv des Oberstjägermeisteramtes haben sich auch Akten des Oberstfalkenmeisteramtes erhalten. Eine eingehende wissenschaftliche Darstellung der Geschichte der Behörden des Wiener Hofes liegt bis dato nicht vor; überblicksartige Beiträge bieten Meiller 1871, Menčík 1899 und Žolger 1917. Eine namentliche Auflistung der Inhaber der Hofämter findet sich bei Payer von Thurn 1902 und 1906. Erst die Studie Ehalt 1980 rückte den Wiener Hof wieder in den Blickpunkt. Einen ersten Überblick über die Forschungslage zum Wiener Hof brachten die Beiträge Klingenstein 1995a und 1996, Auer (L.) 1998 und 2001 sowie Duindam 2004. Wührer 2009 zeigt die Forschungslücken zur Organisationsgeschichte des Wiener Hofes auf. Einige Studien beschäftigen sich mit den Hofstaaten einzelner Herrscher, so Firnhaber 1861 mit dem Hof Ferdinands I., Hausenblasová 2002 mit dem Hof Rudolfs II., Sienell 2001b und Freisleben–Hilscher–Ottner–Sienell 2002 mit dem Hofstaat Leopolds I., Topka 1954, Pečar 2003, Kubiska 2009 und Pangerl 2011 mit dem Hof Kaiser Karls VI. Bei Pölzl 2012 und 2013 stehen die Hofstaaten von fünf Kaiserin-Witwen im Mittelpunkt der Forschung. Duindam 2003 vergleicht für die Zeit von 1550 bis 1780 die Situation am Wiener Hof mit jener in Versailles bzw. Paris; Hengerer 2004c untersucht den Kaiserhof, wie er sich zur Mitte des 17. Jahrhunderts darstellte; Huss 2008 bietet eine Kulturgeschichte des Wiener Kaiserhofes von Leopold I. bis Leopold II. Mit dem Aspekt der Ungarn am Wiener Kaiserhof beschäftigt sich der Sammelband Fundárková–Fazekas 2013. Scheutz 2015 untersucht die adelige Elite als Amtsträger bei Hof. Barta Fliedl–Parenzan 1996 sowie Haslinger 1993 und 1997 untersuchen den kaiserlichen Haushalt und die mit der Führung der Hofwirtschaft beauftragten Ämter. Die Ergebnisse eines Forschungsprojekts an der Universität Wien zu „Personal und Organisation des Wiener Hofes im 18. Jahrhundert“ führten zu den Publikationen Kubiska-Scharl–Pölzl 2013, 2014 und 2018. Bei Kubiska 2011 und 2013 werden die in den Hofparteienprotokollen enthaltenen Suppliken der Hofbediensteten für die Mitte des 18. Jahrhunderts untersucht. Zu den ab 1652 geführten sog. Zeremonialprotokollen, in die alles eingetragen wurde, was an einem Tag um die Person des Herrschers bei Hof geschah (öffentlicher Kirchgang, Taufen, Empfang von Gesandten, Audienzen von Würdenträgern, Feiern, an denen der Kaiser und/oder die Kaiserin teilnahmen, etc.), und den Zeremonialakten Hengerer 2004b. Auch der Sammelband Pangerl– Scheutz–Winkelbauer 2007 beschäftigt sich mit den unterschiedlichen Aspekten des Hofzeremoniells, ebenso wie Hengerer 2001, Pečar 2005 und Seitschek 2011. Die Instruktionsbücher des Zeremonialdepartements wertet die monumentale Edition Wüh-
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rer–Scheutz 2011 aus. Instruktionen für Hofämter sind außerdem in Menčík 1899 und ÖZV I/2 abgedruckt. Zur Geschichte des Oberstjägermeisteramtes vgl. Leeder 1909; zur Jagdordnung von Kaiser Maximilian I. Dudík 1867; Mitis 1912 widmet sich der Jagd am Hof Kaiser Karls VI. Im Auftrag des Oberstjägermeisters Leopold Gudenus entstand Sterneck– Leeder 1901 – ein Band mit 21 Schwarz-Weiß-Darstellungen der Oberstjägermeister von 1500 bis 1900. Der Jagd und der Jagdrobot im kaiserlichen Forstamt in Ebersdorf widmet sich die Dissertation Weigl (N.) 1993. Untersuchungen zu den Hofärzten und Hofapothekern fehlen weitgehend: Einen kurzen Überblick bringt Herzog 1986; desgleichen Weinpolter 1949 zur Hofapotheke. Wolfsgruber 1905 ist das Standardwerk zur geistlichen Hofkapelle. Zu den Beichtvätern vgl. Bireley 1990 und Kovács 1983. Mit den Karrieremöglichkeiten der Wiener Hofmusiker befasst sich Haas (M.) 2014. Bezüglich weiterer Literatur zu den einzelnen Ämtern vgl. auch die einschlägigen Kapitel im vorliegenden Band.
1.2. Besondere Zuständigkeiten des Obersthofmeisteramts 1.2.1. Die Kaiserliche Hofmusikkapelle Von Herbert Seifert Maximilian I. erbte 1493 die Hofmusikkapelle seines Vaters, nachdem er schon 1477 die seines Schwiegervaters übernommen hatte, die aus 26 Sängern und Instrumentalisten bestand. 1490 kam dazu die Innsbrucker Hofkapelle, deren wichtigstes Mitglied der berühmte Organist Paul Hofhaimer war. Wir wissen nicht, ob und wie diese drei Kapellen vereinigt wurden. Jedenfalls nahm der König 1496 Heinrich Isaac und Ludwig Senfl, der zu dieser Zeit noch ein Knabensopran war, auf. Die Musiker begleiteten Maximilian oft auf seinen ausgedehnten Reisen durch die österreichischen und deutschen Gebiete. 1498 beschloss der König, eine Hofkapelle in Wien zu gründen, zu deren Kapellmeister er Georg von Slatkonia aus Laibach ernannte (seit 1513 Bischof von Wien). Nach der Zeremonialordnung nahm die Musik einen wichtigen Platz bei Hoffestlichkeiten ein. Dennoch war die dem Obersthofmeisteramt unterstehende Hofkapelle in erster Linie eine geistliche Institution, deren hierarchische Struktur daher auch an der Spitze von Geistlichen dominiert wurde. Der Hofprediger nahm den ersten Platz ein, gefolgt von den Kaplänen. Den zweiten Rang hatte die Kantorei, geführt vom Kapellmeister. Diese Gruppe bestand aus Männern, Sängerknaben mit ihrem Lehrer, einem Kopisten, einem Organisten und dem Kalkanten, der als Balgtreter der Orgel fungierte und für deren Betreuung zuständig war. 1520 entließ Karl V. die mittlerweile berühmt gewordene Hofkapelle. Zu dieser Zeit bestand sie aus acht Kaplänen, je sechs Bässen und Tenören, sieben Altisten und 21 Singknaben. Einer der Bassisten war gleichzeitig Organist. Als Erzherzog Ferdinand Ende 1526 König von Ungarn und Böhmen wurde, richtete er seine eigene Hofkapelle in Wien
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III. Der Hof
ein. Im späteren 16. Jahrhundert war die Anzahl der Hofkapläne mit nur vier bis fünf geringer als in den 1520er Jahren. Eine der Pflichten des Obersten Kaplans (oder Elemosinarius) war die Aufnahme der Kapellmusiker, doch wurde er dabei vom Kapellmeister beraten. Dieser hatte natürlich neue Kompositionen zu liefern, musste den Musikunterricht der Kapellknaben übernehmen und für diese auch sorgen. Diese Knaben, deren Anzahl zwischen zehn und 23 lag, sangen nur die Sopranstimmen in mehrstimmigen Werken, während die Alt- wie die tieferen Stimmen an Männer (Falsettisten) vergeben wurden. Altisten, Tenoristen und Bassisten gab es zur Zeit von Ferdinand I. nur zwischen drei und fünf für jede Stimmlage. Die Musiker in der Kapelle Ferdinands I. kamen zunächst aus Österreich oder dem Reich, mit Ausnahme des Kapellmeisters Arnold von Bruck (d. h. „von Brügge“). Seit den 1540er Jahren begannen die flämischen Musiker die Hofmusikkapelle zu dominieren. Bei der Aufteilung des Erbes Ferdinands 1564 entstanden drei neue Hofstaaten mit eigenen Hofkapellen. In der zweiten Jahrhunderthälfte änderte sich die Anzahl der Sänger in der Wiener Hofkapelle: jetzt gab es nur mehr zwölf bis 16 Knaben, aber seit 1564 dazu bis zu vier Männersoprane, und die übrigen Stimmlagen wuchsen bis zu einem Maximum von zehn Alten, elf Tenören und 13 Bässen. Dem entsprechend stieg auch der Bedarf an Organisten an: 1573 waren es drei und ein Substitut. Maximilian II. hatte eine große Trompetergruppe in seinen Diensten; bis zu 16, fast alle Italiener, und ein Pauker sind bekannt. Sie gehörten nicht der Hofkapelle an, ebenso wie die Kammermusiker, die wir erstmals zu dieser Zeit finden. Die Trompeter waren für die Repräsentation weltlicher Macht unverzichtbar, die Kammermusiker für die musikalische Unterhaltung verantwortlich: Einige Sänger und Sängerinnen, Streicher, Zinkenisten, Kammerorganisten und ein Lautenist, auch vorwiegend Italiener, wurden als musici für diese Funktionen bezahlt. 1573 berichtete der bayerische Hofkapellmeister Orlando di Lasso über diese kaiserliche Kammermusik, dass sie unsagbar exquisit sei. Rudolf II. entließ die Musiker seines Vaters nicht, sondern nahm sie mit nach Prag. Allerdings war sein Interesse an Musik geringer, sodass auch weniger Veränderungen nachweisbar sind. Seinem Kapellmeister Philipp de Monte, der sich zur Ruhe setzen wollte, gestattete der Kaiser nicht, den Hofstaat zu verlassen. Kaiser Matthias reduzierte die Kapelle, die zu dieser Zeit schon einige italienische Mitglieder hatte, ebenso wie die Kammermusik. Einige der Trompeter und Pauker wurden von da an in die Kapelle integriert, da sie nun zunehmend in Kirchenkompositionen eingesetzt wurden. Diese „Trompeter und Musiker“ oder „musikalischen Trompeter“ wurden besser besoldet als ihre Kollegen, die nur Signale blasen mussten, nicht eigentliche (komponierte) Musik. Einen Bruch in der Kontinuität des Personals der kaiserlichen Kapelle brachte die Thronbesteigung Ferdinands II., der 1619 fast alle Musiker entließ, da er schon seit 1596 in seiner Residenz Graz eine italianisierte Hofmusik aufgebaut hatte und nun deren 53 Mitglieder nach Wien mitnahm. Dies bedeutete das Ende der musikalischen Vorherrschaft der Niederländer und den Beginn einer italienischen Ära. Natürlich lag unter Ferdinand II. die Hauptfunktion der Hofmusikkapelle im Bereich der Kirchenmusik, doch nahm nun auch die Bedeutung der weltlichen Musik, darunter der Opern, zu, die zusammen mit Mitgliedern der Hofkapelle von den Kammermusikern ausgeführt wurde. Dieser Institution gehörten zu jener Zeit zwischen 18 und 23 erwachsene Sänger an, ungefähr
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zwölf Singknaben, zwei bis drei Organisten und 19 bis 23 Instrumentalisten; dazu kamen noch etwa zwölf Trompeter. Ferdinands Kapellmeister waren die Komponisten Giovanni Priuli und – nach dessen Entlassung wegen moralischer Verfehlungen – seit 1626 der hochbegabte Giovanni Valentini, der bald den Titel eines kaiserlichen Rats erhielt und in den Adelsstand erhoben wurde. Selbst die Krisenzeit des Dreißigjährigen Krieges brachte für die Kapelle keine Einschränkungen, im Gegenteil: Ferdinand II. erweiterte den Stand vielmehr bis zu seinem Tod 1637 von 53 auf 68 Musiker. Mit Ferdinand III. beginnt die Reihe von vier musikalisch begabten, sogar komponierenden Kaisern, die sich ihrer Hofmusik sehr intensiv annahmen. Ferdinand III. hatte schon seit seiner Wahl zum römischen König seine eigene Kapelle unter dem Kapellmeister Pietro Verdina, doch nach Herrschaftsantritt übernahm er fast das gesamte Personal seines Vaters mit dem Kapellmeister Valentini an der Spitze. Verdina musste sich mit dem Posten des Vizekapellmeisters zufriedengeben. Einige Kapellsänger gingen mit Caecilia Renata, der Schwester des Kaisers, nach Polen, dessen König sie geheiratet hatte, und einige kehrten in ihre Heimat Italien zurück. Für diese sechs Abgänge nahm Ferdinand III. aber 15 neue Sänger auf. 1645 mussten allerdings mindestens elf Musiker entlassen oder pensioniert werden. Nach 1648 konnte der Kaiser seine Hofkapelle vor allem mit italienischen Kastraten aufstocken, die nun u. a. für die immer wichtiger werdenden Opern gebraucht wurden. Der Kaiser selbst komponierte nicht nur Kirchenmusik und Madrigale, sondern auch eine Oper. Im Durchschnitt bestand seine Kapelle aus etwa 55 Musikern und zwölf Knaben. Nach Bedarf konnten sie durch die Musiker seiner Stiefmutter Eleonora Gonzaga unterstützt werden, die von 1637 bis zu ihrem Tod 1655 eine eigene Hofkapelle unterhielt. Leopold I. stellte 1657 die formell entlassenen Mitglieder der Hofmusik seines Vaters wieder ein und hatte mit Kapellmeister Giovanni Bertali und dessen Stellvertreter Giovanni Felice Sances fruchtbare Komponisten in seinem Dienst. Außerdem nahm er zahlreiche jüngere Musiker auf, die weiterhin vor allem aus Italien kamen. Immerhin stammte jetzt aber doch etwa ein Drittel wieder aus Österreich oder dem Reich. Eine der wichtigsten Akquisitionen war nach dem Erlöschen der Tiroler Linie 1665 das Opernensemble des erzherzoglichen Hofs zu Innsbruck unter der Leitung Antonio Cestis. Diese Musiker waren für die Produktion der spektakulären Oper Il pomo d’oro 1668 von größter Bedeutung. Cestis Rolle als Opernkomponist übernahm anschließend Antonio Draghi, Kapellmeister der Witwe Ferdinands III., Eleonora Gonzaga, die für die Rezeption italienischer Musik in Wien wieder hochbedeutend war, u. a. mit der Einführung des Oratoriums seit 1660. Die beiden Witwenkapellen des 17. Jahrhunderts hatten jeweils 24 Musiker und dienten u. a. bis 1686 als unentbehrliche Quellen zur Verstärkung der kaiserlichen Hofmusikkapellen. Als der 1682 zum Kapellmeister bestellte Draghi alt und krank wurde, stellte Leopold I. Hofkomponisten zu seiner Unterstützung an: 1694 Carlo Agostino Badia, 1698 Johann Joseph Fux und 1699 Giuseppe Torelli und Giovanni Bononcini. Etwa seit der Mitte des 17. Jahrhunderts gab es eine Instanz zwischen Obersthofmeister und Kapellmeister, nämlich einen mit Theater und Musik beauftragten Adeligen, der im 18. Jahrhundert Musik-Oberdirektor, Musikgraf oder Cavagliere di musica genannt wurde. Der erste war wohl Vincenzo Graf Hercolani, dem 1661 Franz Augustin Graf Waldstein folgte. Aus der nebenamtlichen Beraterfunktion machte Karl VI. 1712 eine feste Stelle, was zu Reibungen mit dem Obersthofmeister führte.
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III. Der Hof
Joseph I. veränderte in der Hofmusik nicht viel, außer dass er in sie eine Gruppe von drei bis vier Oboisten und einem Fagottisten eingliederte, die er schon seit 1700 – als er noch römischer König war – angestellt hatte, und diese schließlich auf zehn aufstockte; sie konnten auch für Blockflöten, Querflöten und Chalumeaux eingesetzt werden. Als Karl VI. nach Josephs I. Tod 1711 aus Barcelona nach Wien kam, brachte er fünf musikalische Trompeter und einen Pauker aus seiner spanischen Kapelle mit, mit denen er diese für die Repräsentation wichtige Gruppe von höchstens acht auf mindestens zwölf Spieler vergrößerte. Auch er übernahm den Großteil der vorhandenen Besetzung. An Stelle der entlassenen Hofkomponisten Giovanni und Antonio Bononcini bevorzugte Karl VI. Fux, Antonio Caldara und Francesco Conti. Nach 1720 erreichte seine Hofkapelle den Höchststand von 134 Musikern (ohne die Singknaben). Zu dieser Zeit finden wir bis zu fünf Altkastraten, je acht Soprankastraten, Organisten und Bassisten, neun Sängerinnen und elf Tenoristen. Maria Theresia reduzierte unter großem Sparzwang den Personalstand der Hofkapelle zunächst auf 87 und gliederte diese 1751 sogar zum Teil aus der Hofverwaltung aus: Der Stand sollte auf dem nun erreichten Niveau von 50 Personen gehalten werden; der Kapellmeister erhielt dafür eine Pauschale von 20.000 fl., die aber öfters überschritten werden musste. Da sich dadurch keine wirkliche Einsparung erzielen ließ, wurde die Kapelle 1772 wieder in den Hofstaat übernommen. Ab 1788 konnte die nur mehr für die durch Joseph II. ohnehin sehr eingeschränkte Kirchenmusik zuständige Hofkapelle auf dem Stand von 50 Köpfen inklusive der zehn Sängerknaben gehalten werden: je ein Kapell- und Vizekapellmeister, je fünf Tenöre und Bässe, zwölf Violinisten, je zwei Cellisten, Kontrabassisten, Oboisten, Klarinettisten, Fagottisten, Hornisten, Posaunisten und Organisten. Trompeter und Pauker gehörten der Kapelle nicht mehr an, sondern wurden ihr bei Bedarf zur Dienstleistung zugewiesen. Hofkapellmeister 1498–1501 1501–1520 1526–1527 1527–1545 1546–1562 1563–1564 1564–1567 1568–1603 1612–1614 1616–1619 1619–1626 1626–1649 1649–1669 1669–1679 1679–1680 1683–1700 1700–1709 1709–1715 1715–1741 1746–1772
Hans Kerner Georg von Slatkonia Heinrich Finck Arnold von Bruck Pieter Maessins Johann Castileti (Jean Guyot) Jacob Vaet Philippe de Monte Lambert de Sayve Christoph Strauss Giovanni Priuli Giovanni Valentini Giovanni Bertali Giovanni Felice Sances Johann Heinrich Schmelzer Antonio Draghi Antonio Pancotti Marc’Antonio Ziani Johann Joseph Fux Luc’Antonio Predieri; Georg von Reutter
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1772–1774 1774–1788 1788–1824
Florian Leopold Gassmann Joseph Bonno Antonio Salieri Quellenlage und Forschungsstand
Zentral für die Erforschung der Hofmusik sind die Hofzahlamtsbücher des HKA sowie der Bestand Obersthofmeisteramt im HHStA, insbes. die 1637 einsetzenden Protokolle. Vgl. auch Knaus 1967–1969. Zu den Dienstinstruktionen der Mitglieder der Hofkapelle Ferdinands I. Hirzel 1909; zur Hofkapelle Leopolds I. vgl. die edierte Instruktion bei Wührer–Scheutz 2011, 709–712. Eine ganze Reihe musikhistorischer Arbeiten haben die kaiserliche Hofmusikkapelle untersucht, im größeren zeitlichen Querschnitt (Köchel 1869, Antonicek–Brosche 1998, Fritz-Hilscher–Krones–Antonicek 1998–2011, Bd. 2, Grassl 1998, Seifert 1998 und 2005), aber auch konzentriert auf spezielle Zeitabschnitte (Nettl 1929–1932, Koczirz 1930/31, Pass 1980, Heinig 1989, Lampert 1998, Rosenberg 2003, Fritz-Hilscher 2012 und 2013, Grassl 2012) bzw. auf einzelne Hofkapellmeister (Wessely [O.] 1959 [Bruck], Wimmer [S.] 1998 [Salieri], Hochradner–Janes 2008 [Fux], Fritz-Hilscher–Krones–Antonicek 1998–2011, Bd. 1 [Slatkonia], Flotzinger 2015 [Fux]).
1.2.2. Die Hofbibliothek
Von Stefan Benz 1.2.2.1. Gründung und Etablierung Als 1575 der Niederländer Hugo Blotius zum kaiserlichen Bibliothekar ernannt wurde, war er nicht der erste mit dem Auftrag, sich um den Wiener Bücherbesitz der Habsburger zu kümmern. Doch begann mit seiner offiziellen Bestallung die Geschichte der Institution Hofbibliothek. Als erste Aufgaben stellten sich ihm und seinen Nachfolgern die Regelung der Benutzung, wofür es zunächst keine klaren Anweisungen gab, Bucherwerb und Bestandsaufbau, Bestandspflege durch Binden und Restaurieren, Korrespondenz mit dem Buchhandel und speziell mit dem schon bestehenden kaiserlichen Bücherkommissariat der Frankfurter Messe sowie die organisatorische und finanzielle Abwicklung der Bücherlieferungen. Der Präfekt entschied über die Anstellung von Gehilfen, denen seit den 1590er Jahren ein eigenes Gehalt zugewiesen war. Vom Rang einer Hilfskraft, oft nur zeitweise bestellt, stiegen sie erst im 18. Jahrhundert zum dauernden Rang eines Schreibers auf. Diese Hilfskräfte dienten zunächst der Inventarisierung der 1575 übernommenen Bestände, was rasch abgeschlossen werden konnte. Die Katalogisierung einerseits, systematische Aufstellung andererseits blieben allerdings während der ganzen Epoche nie befriedigend gelöste Aufgaben. Zeitweise erhielt Blotius mit Reichard Strein von Schwarzenau einen Oberaufseher, zumal der Hof unter Rudolf II. nach Prag
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III. Der Hof
verzogen war. Später war die Hofbibliothek eindeutig Teil des Kompetenzbereichs des Obersthofmeisteramts. Der naheliegende Versuch, die Hofbibliothek als Zentralbibliothek für das Heilige Römische Reich zu etablieren und vor allem ein Pflichtexemplarrecht einzuführen, wurde zwar wiederholt und schon unter Blotius (1579) und seinem Nachfolger Sebastian Tengnagel unternommen, scheiterte jedoch letztlich an finanziellen und organisatorischen Unzulänglichkeiten (teurer Büchertransport nach Wien), den historischen Umständen des sich im 17. Jahrhundert wandelnden Buchmarkts sowie dem Desinteresse vieler Verleger und mancher Bibliothekare. Auch innerhalb der österreichischen Länder wurde diese Funktion nicht wahrgenommen, weil ein Großteil der einheimischen Buchproduktion nicht als sammelwürdig galt (Pflichtexemplarrecht für die Monarchie erst 1808). Außerdem waren einer geregelten Ankaufspolitik wegen der stets zu geringen jährlichen Ankaufsmittel enge Grenzen gezogen, ein Problem fast aller Bibliothekare, das durch die Koppelung besonderer staatlicher Einnahmen mit dem Ankaufsetat wie der Zeitungssteuer im 18. Jahrhundert eher noch verschärft wurde. Jedoch war es meist kein Problem, große Erwerbungen en bloc mittels eigens genehmigter Sondermittel zu tätigen. Die Bibliothek war der Öffentlichkeit im gesamten Untersuchungszeitraum jederzeit zugänglich (offizielle Bibliotheksordnung 1726). Vor allem von Studenten und fremden Gelehrten wurde sie stark genutzt. Während der Frühen Neuzeit konnte sie ihren Rang als erste Bibliothek Mitteleuropas halten. Quelle von Verdruss blieb stets die Ausleihe von Büchern außer Haus, speziell an Privilegierte. Der Literaturversorgung des Hofes diente sie unter Rudolf II. (vgl. Molino 2015), im 18. Jahrhundert aber nur ausnahmsweise und auf Anforderung, weil die verschiedenen Höfe der Erzherzöge private Buchbestände und die wichtigen Behörden Amtsbibliotheken besaßen. 1.2.2.2. Barockzeit und Josephinismus Nach einer Ära der Stagnation konnte Peter Lambeck 1662 zunächst als erster Vizepräfekt, 1663 dann als wieder alleiniger Verantwortlicher die Bibliothek übernehmen. Die gewaltige Arbeitslast einer Bibliothek mit geregelten Öffnungszeiten, einem anspruchsvollen Monarchen und zahlreichen auch prominenten Besuchern sowie die selbstgestellte Aufgabe der Zusammenfassung aller Buchbestände der Dynastie (Innsbruck, Ofen, später auch Graz) scheint Lambeck allein mit Hilfskräften bewältigt zu haben. Seinem Nachfolger Daniel Nessel, zuerst nur Unterbibliothekar, wurde wegen Überlastung daher zeitweise ein zweiter Bibliothekar beigestellt. Auch nach Nessels Tod konnte man sich noch zu keiner institutionellen Neuregelung bequemen, suchte vielmehr einen „neuen Lambeck“. Dazu fand ein geregeltes Bewerbungsverfahren mit Prüfung der Kandidaten im Obersthofmeisteramt statt (Hadamowsky 1953), dessen erhaltene Akten zeigen, dass keiner der Bewerber das nötige universale Format besessen haben dürfte. Schon vergangene Personalrekrutierungen hatten offenbart, dass aussichtsreiche Kandidaten entweder protestantisch oder durch ein Ordensgelübde gebunden waren. Berufen wurde schließlich ein Salzburger Spitzenbeamter, Johann Benedikt Gentilotti. Mit ihm, für den die Präfektur nur eine wichtige Zwischenstation seiner Karriere war, begann die italienische Ära der Hofbibliothekare, die erst unter Maria Theresia endete. Hatte Gentilotti oft noch Schwierigkeiten, auch nur regelmäßig sein Gehalt ausbezahlt zu bekommen, änderte sich die Situation 1723 grundlegend, als die neuen Prä-
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fekten über die Einrichtung und Ausstattung der Bibliothek für Karl VI. gutachteten, der bekanntlich mit dem Prunksaalgebäude zugleich für eine angemessene Raumausstattung sorgte. Statt der Zuteilung eines Gehilfen und gegebenenfalls eines oder mehrerer Schreiber wurde nun ein Personalplan mit Besoldungsordnung erstellt, der vom Monarchen im Wesentlichen gebilligt wurde (Druck: Stummvoll 1968, 214–217): Er sah zwei Präfekten, zwei Kustoden (den ersten, italienischen, und einen zweiten, deutschen), einen Korrektor, vier Skriptoren und drei Bibliotheksdiener vor. Dass nicht alle Stellen besetzt wurden, z. B. war die zweite Kustodenstelle bis 1727 vakant, muss angesichts der Finanzlage nicht überraschen. Grundsätzlich war ein Verwendungsaufstieg möglich, zahlreiche Beamte der Hofbibliothek klommen langsam, aber stetig die Karriereleiter empor. Adam Franz Kollár etwa hatte 1748 als erster Skriptor begonnen und wurde 1772 Interimsverwalter der Präfektur. Neu geschaffen wurden vorübergehend die Direktorenstelle und zunächst (1772–1777) die Stelle eines dritten Kustos, 1791 erneut eines dritten und schließlich vierten Kustos, die sich aus einem Supernumerarius mit Gnadengehalt entwickelt hatten. Wie die real besetzten Stellen zeigen, waren dies jedoch keine festen Stellenpläne (1777 insgesamt elf ohne Knechte), sondern eher eine Manövriermasse. 1778 gab es neben dem Präfekten, einem gerade neu ernannten Ex-Diplomaten, und dem Direktor zwei Kustoden, fünf Skriptoren, drei Bibliotheksdiener, die mit bibliothekarischwissenschaftlichen Aufgaben betraut waren, also zwölf Stellen, ferner zwei Hausknechte (Personalstand und Kompetenzverteilung: Stummvoll 1968, 314f., Frank [P.] 2007). Dazu kamen bis zu zwölf weitere, aber nur befristet angestellte Gelehrte für Katalogarbeiten 1780/81; darunter mögen sich manch bekannte Namen befunden haben, die immer wieder in Zusammenhang mit der Hofbibliothek genannt werden, aber nicht in ihren Amtslisten erscheinen, z. B. Johann Melchior von Birkenstock oder Anton Ferdinand von Geusau (1776). Eine vorübergehende Ausweitung des ohnehin schon breit angelegten Sammelbereichs brachte die Zeit der Klosteraufhebungen ab 1781, als die Hofbibliothek der Mode der Zeit gemäß eine Urkundensammlung aufzubauen versuchte, die jedoch 1811 dem Hausarchiv als zuständigem Verwahrungsort übergeben werden musste. Zeitgleich erfolgte vorübergehend eine starke Zentralisierung der Buchbestände in der Monarchie in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, weil ab 1773 mit der Aufhebung der Gesellschaft Jesu zahlreiche geistliche Bibliotheken aufgelöst wurden, doch betraf dieser Vorgang auch profane Einrichtungen, die ihre Altbestände abgaben (Stadt Wien, Universitätsbibliothek Wien). Diese Vorgänge erklären das Auftauchen einiger Ex-Jesuiten in der Bibliothek, die ihre Handschriften und Forschungsprojekte teilweise mitbrachten (Michael Denis, Joseph Benedikt Heyrenbach). Mit dem Tod von Bibliotheksdirektor Joseph von Martines 1788 wurde seitens der Bibliothek eine Neugruppierung und Besoldungsanpassung vorgeschlagen, aber erst 1791 genehmigt. Dabei galten die Gehälter der Hofbibliothekare im Wiener Vergleich ohnehin eher als niedrig. Nun arbeiteten unter dem Präfekten drei, bald vier Kustoden, fünf Skriptoren und vier Bibliotheksdiener. Dieser Personalstand blieb bis 1800 unverändert. Präfekten 1575–1608 1608–1636 1636?–1650 1650–1663
Hugo Blotius Sebastian Tengnagel Wilhelm Rechberger Matthäus Mauchter
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III. Der Hof
1663–1680 1680–1700 1700–1705 1705–1723 1723–1739 1723–1725 1739–1745 1745–1772 1772–1777 1777–1803
Peter Lambeck Daniel Nessel; (1690 genannt Johann Georg von Buol) Hermann von Grevenbruck (Interimsverwalter) Johann Benedikt Gentilotti von Engelsbrunn Pius Nikolaus Garelli Alessandro Riccardi (gleichberechtigt mit Garelli) Nikolaus Forlosia (Interimsverwalter, erster Kustos) Gerard Frhr. van Swieten Adam Franz Kollár von Keresztén (Interimsverwalter, erster Kustos bzw. Direktor) Gottfried van Swieten Quellenlage und Forschungsstand
In der Handschriftensammlung der ÖNB werden v. a. zu den Präfekten Blotius, Tengnagel und Lambeck ausgesprochene Gelehrtennachlässe verwahrt. Die Überlieferungsform, ergänzt um einige eher archivalische Einheiten wie Rechnungsbücher von Lambeck (Cod. SN 356 und 357), zeigt an, dass dienstliche und private Tätigkeit noch nicht geschieden waren. Es handelt sich um umfangreiche Briefsammlungen, zumeist empfangene Briefe, im Falle von Blotius auch zahlreiche persönliche Papiere, die das europäische Netz des commercium litterarium bezeugen und eine schon vielfach beachtete, aber noch nicht restlos ausgewertete Quelle für die Wissenschaftsgeschichte der Zeit darstellen (Rühl 1958, Benz 2003, Sojer–Gastgeber 2013, Molino 2015 und Molino–Zedelmaier 2015). Zudem starb man häufig im Amte und ohne Nachfahren, was die Überlieferung technisch erleichterte. Durch die teils über das Internet recherchierbaren Kataloge, aber auch über die „Geschichte der Österreichischen Nationalbiblio thek“ (Stummvoll 1968) mit ihrem Handschriftenregister kann dieser Bestand als gut erschlossen gelten. Die Trennung von privater und amtlicher Biographie, die Tatsache, dass eine Reihe von Präfekten eher nebenamtlich für die Hofbibliothek tätig war, insbes. die Ärzte Garelli und van Swieten, wie auch die sich ändernden Kommunikationsformen in der res publica litteraria des 18. Jahrhunderts lassen umfangreiche Briefsammlungen als eher persönliche Quelle versiegen (einige Nachlasssplitter von Gentilotti, Garelli und Forlosia in Cod. 9737u). Immerhin gibt es eine Edition für den Briefwechsel Kollárs zu melden (Kollár 2000). Gentilottis Nachlass, der als Elekt von Trient verstarb, soweit er in Rovereto im Familiennachlass aufbewahrt wird, enthält fast ausschließlich Briefe nach seiner Wiener Zeit bzw. private Korrespondenz. Für die Italiener überhaupt, die in Wien nie ganz heimisch wurden, und Gerard van Swieten fließen eher geistesgeschichtliche Quellen (Übersicht am ehesten Benz 2004a). Kontakte und Vernetzung, sofern nachweisbar, erreichen nie mehr das europäische Ausmaß wie unter Lambeck. Für ihn und Nessel (zum Jahr 1683) gibt es Selbstzeugnisse (verzeichnet bei Stummvoll 1968). In der Bibliothek selbst wurde erst im 19. Jahrhundert ein geregelter Geschäftsgang mit Aktenführung eingerichtet. Dennoch ist ein gewisser archivalischer Altbestand vorhanden, der in einem eigenen, handschriftlichen Repertorium von Ignaz Franz Edlen von Mosel (1829–1830) erschlossen ist (vgl. dazu Mosel 1835, 273–275). Darunter befindet sich zwar noch die Bestallung des Blotius, doch setzt die Überlieferung insgesamt erst in
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der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ein. Sie umfasst Benutzungsfragen und amtsinternes Schriftgut, (erfolglose!) Bewerbungen, auch Sitzungsprotokolle. Im HHStA enthält das Selekt „Wissenschaft, Kunst und Literatur“ der Staatskanzlei Material zu einzelnen speziellen, meist benutzungstechnischen Fragen. Am wichtigsten ist der Bestand der unmittelbar vorgesetzten Behörde, des Obersthofmeisteramts: Seit der Zeit Lambecks gibt es Protokolle, ferner eine sich verdichtende Aktenreihe und eine Aktensonderreihe; besonders Kt. 46 sammelt Pertinenzen zur Hofbibliothek, angefangen mit Lambeck. Erschöpfend finden sich Akten zu Personal- und Finanzfragen, die zum Teil recht detailliert die Buchankäufe aufschlüsseln. Sonderreihe Kt. 152 bildet einen Index sämtlicher Agenden der k. k. Hofbibliothek vom Jahre 1676 bis 1849. Es muss ferner festgestellt werden, dass es anders als für Wolfenbüttel keine Benutzerbücher gibt und nie geben konnte, weil der Zugang zur Hofbibliothek stets frei war und keinen besonderen Kontrollen unterworfen wurde. Lambeck eröffnete mit dem ersten Band der Commentarii über die kaiserliche Bibliothek 1665 nicht nur eine beeindruckende Reihe gedruckter Kataloge (Lambeck 1665– 1679) mit Editionen, sondern informierte zugleich erschöpfend über die Geschichte der Institution und selbst über die dazu überlieferten Quellen. Bibliotheksdirektor Kollár besorgte ab 1766 eine Neuauflage, die die Bibliotheksgeschichte kommentierte und v. a. bis in die Gegenwart des Berichterstatters fortschrieb (Kollár 1766–1782/1790). Auf diesen Arbeiten bauten alle späteren Darstellungen auf. Zu den Katalogisierungsarbeiten vgl. auch Petschar 2001 und Gastgeber 2011. Zum (vorübergehenden) Aufbau einer Urkundensammlung und die Übernahme von Beständen aus Klosterbibliotheken Laschitzer 1881. Als zentrales Überblickswerk zur Geschichte der ÖNB muss nach wie vor Stummvoll 1968 angesehen werden. Benz 2004b fasst dieses zusammen, dort auch die wichtigste Literatur zu den Präfekten im Einzelnen. Bestandsgeschichtlich orientiert und ebenfalls mit neuerer Literatur und Überblick ist Handbuch 1994. Benz 2004a hingegen verfolgt einen gänzlich anderen Ansatz, indem die Bibliothek nicht als Ort von Verwaltung, sondern des Wissenstransfers gesehen wird, ähnlich Fingernagel 2001. Zum späten 16. Jahrhundert und zur wissensgeschichtlich faszinierenden Figur des Hugo Blotius forscht seit längerem Paola Molino. Siehe nunmehr v. a. Molino 2017. Zahlreiche Einzelbeiträge lieferten Festschrift NB 1926, die Festschrift für Josef Bick (Stummvoll 1948a), hierin besonders der Überblick über die Präfekten (Stummvoll 1948b), und flankierend Lhotsky 1941–1945, Bd. 2/1. Noch immer lesenswert sind einzelne Beiträge in Mayerhöfer–Ritzer–Razumovsky 1970, Tl. 1. Wichtige neuere Beiträge entstanden v. a. über die Frühzeit der Hofbibliothek (Fingernagel 2001, Klecker 2005, Gastgeber 2011). Letzte Zusammenfassung Mittendorfer 2010.
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III. Der Hof
1.2.3. Die Hofhistoriographie Von Stefan Benz 1.2.3.1. Vorgeschichte Zentrum der europäischen Geschichtswissenschaft und Historiographie war in der Frühen Neuzeit der belgisch-burgundische Raum, der trotz seiner Habsburgernähe und trotz der mit Justus Lipsius’ Ernennung zum königlichen (spanischen) Historiographen und Chronisten 1595 begründeten Tradition eines zeitweise gesamthabsburgischen Historiographats in Zusammenhang mit einer Lehrkanzel an der Universität Löwen im vorliegenden Zusammenhang keine Rolle spielt. Die Historikerschule um Maximilian I., die als Anfang systematischer Hofhistoriographie gilt, erscheint aus der europäischen Perspektive als Resultat in Burgund gemachter Erfahrungen verbunden mit ererbten väterlichen, dynastiebezogenen Interessen. In Burgund begegnet auch der offiziell für Höflinge verliehene Titel eines Historikers, der die Befassung mit der Geschichte oder der Zeitgeschichte anzeigte. Obwohl der Titel als solcher bekannt war, z. B. bei Joseph Grünpeck (1473–1532), ist es bis heute nicht gelungen, einen Nachweis über eine offizielle Ernennung eines Hofhistoriographen an Maximilians Hof, vergleichbar einer Dichterkrönung, zu finden. Vielmehr amtierten die einschlägig Befassten als Universitätsprofessoren oder Geistliche mit entsprechenden Pfründen. Dies bedeutet, dass eine regelmäßige Besoldung für Ladislaus Suntheym (ca. 1445–1513), Conrad Celtis (1459–1508), Jakob Mennel (1460–1526), Johannes Stabius (nach 1460–1522), Johannes Cuspinian (1473–1529) und eine Reihe anderer Mitarbeiter noch nicht stattgefunden hat. In den Augen der Zeitgenossen wurden diese Männer jedoch als „Chronikmacher“ wahrgenommen, wie es ihrer Selbsteinschätzung ebenfalls entsprach, und sie werden daher seitdem als Hofhistoriographen verstanden. Der Primat der Funktion führte jedoch nicht dazu, dass eine Verwaltungsstruktur (ein Amt) entstanden wäre. Vielmehr erfolgten alle Beauftragungen mit „historischen Arbeiten“ ad hoc durch den Monarchen oder Hofstellen, etwa als Auftrag zur Begutachtung, woran sich in den folgenden Jahrhunderten nichts änderte. Als Institution mit einer geregelten Verwaltung kann man die Hofhistoriographie folglich nie bezeichnen, obwohl an sie von diesem Anfang an alle klassischen Aufgaben des Historikers via facti gestellt wurden: Erforschung der Vergangenheit, deren Konstruktion zur Geschichte, Etablierung eines – noch überwiegend literarisch verstandenen – Speichergedächtnisses und Beschreibung der vergehenden Gegenwart. So ist es zugleich den wenigen uns überlieferten Bestallungsurkunden für Historiker zu entnehmen, wenngleich in weniger systematisierter Form. 1.2.3.2. Die ersten „Historiographen“ Unter Ferdinand I. kam es zunächst zu einer Beschränkung auf den zeitgeschichtlichen Bereich, als der schlesische Literat Caspar Ursinus Velius 1527 ad hoc mit einer Beschreibung des königlichen Kriegszugs gegen Ungarn beauftragt wurde, sodass wir heute eher von einer journalistischen Tätigkeit sprechen würden. Dennoch dürfte der 1517 zum Dichter gekrönte Ursinus damit der erste beauftragte, bezahlte und installierte Historiker des Wiener Hofs gewesen sein; zudem nutzte er intensiv das neue Druckmedium. Ein Nachfolger wurde erst mit dem Mediziner und Leibarzt Wolfgang Lazius 1547 bestallt,
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dessen Sold noch unter dem eines kaiserlichen Rats lag. Der Historiker Johannes Sambucus (ernannt ca. 1566) erwarb nach einiger Zeit als erster das Ratsprädikat; an dieser Ranggruppe sind die Historiker seitdem zu messen: So wurde der nur titulierte (belgische) Historiograph Jean-Baptiste Gramaye (1579–1635) 1623 von Ferdinand II. zum kaiserlichen Rat ernannt. Mit dem Tod eines Kaisers erlosch das Dienstverhältnis. Der neue Monarch übernahm Sambucus z. B. erst 1578. Diesen Befund bestätigen die erzherzoglichen Nebenhöfe, von wo es wohl etliche Beauftragungen zu melden gäbe, doch erst recht keine Integration in eine administrative Struktur, zumal sich Sambucus einer Zusammenarbeit mit der (damals hoffernen) Hofbibliothek verweigerte. Der Ungar Sambucus, wie Lazius Arzt, hob Geschichtsschreibung deutlich von der Dichtung ab und begründete damit einen eigenen akademischen Stand des Historikers bei Hofe. In den ihm folgenden Jahrzehnten lässt sich eine Differenzierung nach einem ungarischen Amt und nach einem deutsch-ständischen Titel beobachten. Ferner wird bei dem Tod des Historiographen Johann-Michael Brutus 1592 erstmals der offizielle Charakter des Titels deutlich: Die Wiener Hofstellen befahlen der Ungarischen Kammer in Pressburg, den Nachlass des Historikers zu beschlagnahmen, um sich dessen Arbeiten zu versichern. Auffällig ist die große Zahl von Niederländern in Amt und Würden, die sich gegenseitig protegierten. 1.2.3.3. Höhepunkt und Niedergang der Hofhistoriographie im 17. und 18. Jahrhundert Wie die Zusammenstellung der Hofhistoriographen zeigt, ist die Situation unter Rudolf II. und seinen Nachfolgern durch Vakanzen und kaum fassbare Personen gekennzeichnet. Ähnliches gilt auch für die Zeit Josephs II., wiewohl einzelne Ex-Jesuiten in unklarer Stellung besoldet wurden und historisch gearbeitet haben wie Joseph Pohl (1711–1786) und Georg Pray (1723–1801), für den das ungarische Hofhistoriographat revitalisiert wurde. Ihren Höhepunkt erlebte die Hofhistoriographie unter den Kaisern Leopold I., Joseph I. und Karl VI. Damals differenzierte sich das Amt nach Sprachen in einen italienischen und einen lateinisch-deutschen Zweig, sodass stets zwei Historiker beamtet waren. Der italienische Zweig wurde unter Karl VI. wohl als Folge des lothringischen Hofstaats in Wien und der Tätigkeit der Belgier schließlich zu einem französischen, zuerst mit dem Calvinisten Jean Dumont, der 1717 gegen den Willen des Obersthofmeisteramts als dritter Historiograph besoldet wurde. Dennoch fehlt bislang jeder Hinweis auf eine mehr als temporäre behördliche Struktur und eine Kompetenzverteilung, die nicht herrscherlicher Laune, sondern einer klar definierten Amtsaufgabe folgte. Die Personalverwaltung und Besoldung ist für diesen Zeitraum gut durch die Zahlamtsbücher der Hofkammer und die Hofparteienprotokolle des Obersthofmeisteramts nachvollziehbar. Diesem Amt blieben die Historiker stets zugeordnet. Bis zur Übernahme des Historiographentitels durch die mit Marquard Herrgott aus dem Benediktinerkloster St. Blasien im Schwarzwald begründete Historikerschule und der nun wieder stärker antiquarischen Forschung dominierte die Zeitgeschichtsschreibung; hiervon ist vieles ungedruckt (und liegt im Handschriftenbestand der Österreichischen Nationalbibliothek). Es wurden politisch-ethische Werke publiziert und blühten Casualcarmina und Casualhistorien, letztere in Nachfolge des Heroldsamts, das zeitweise
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III. Der Hof
erloschen zu sein scheint (am Ende der Monarchie aber wieder besteht, anders als das kaiserliche Historiographat). Erst Herrgott und teilweise auch Gottfried Philipp Spannagel wandten sich wieder der genealogischen Geschichte zu, während Landesgeschichte am Hof eine jesuitische Domäne außerhalb des Hofhistoriographats war und blieb. 1.2.3.4. Bewertung Das Historiographenamt war geradezu eine Pfründe der Ausländer in Wien. Es dominierten Belgier, Italiener, mitteldeutsche Konvertiten oder konfessionelle Exoten. Ordensleute und Geistliche sind die Ausnahme bis auf die Reihe der Sankt Blasianer in der theresianischen Zeit. Diese waren jedoch nicht am Hof institutionalisiert, sondern richteten ihr Institut an ihrem Heimatkloster im Schwarzwald ein, gehorchten also nicht dem Obersthofmeisteramt. Kann die Sozialgeschichte der Historiker am Hofe als weitgehend geklärt gelten, steht eine wirklich tief schürfende zeitbezogene Analyse der Funktionen von Geschichtsschreibung für die Epoche der Frühen Neuzeit aus. Hofhistoriographen Da Funktionsperioden im engeren Sinn nicht angegeben werden können, enthält die folgende Aufstellung zur Orientierung die Lebens- und (wenn möglich) Ernennungsdaten der Historiographen.
Caspar Ursinus Velius (ca. 1493–1539) Wolfgang Lazius (1514–1565) Johannes Sambucus (1531–1584) Johann-Michael Brutus (1525–1592) Hieronymus Megiser (1556–1619) Hugo Blotius (1533–1608) Nikolaus Gabelmann († 1595) Franz Radicius Claudius Ancantherius († 1601) Jakob Typotius (1540–1601) Jakob Beurer († 1605) Elias Berger (1562–1644) Franz Guillimann (ca. 1568–1612) Georg Závěta ze Závětic (1575–1638) Abraham Hossmann (1561–1617) Sebastian Forteguerra († 1631) Nikolaus Crusenius († 1629) Paolo Pozino (Poggino?)
Gelehrter; ernannt bzw. beauftragt 1527 Professor, Mediziner; ernannt 1547 Mediziner; ernannt ca. 1566 Gelehrter; ernannt 1588 Professor; ernannt 1590 (von Erzherzog Ernst) Bibliothekar/Universalgelehrter; ernannt in den 1590er Jahren (?) Akademiker; Funktion ohne Titel ab ca. 1593 ernannt und tätig ab 1598 unklar Gelehrter; ernannt 1598 (?) Professor (Freiburg); ernannt 1602, ohne Gehalt Beamter (?), vorläufig letzter „Ungar“; ernannt 1604 ernannt 1609 (Titel) Ernennung fraglich, tätig in Prag Schriftsteller; 1612 als historicus genannt Geistlicher; ernannt 1623 Augustinereremit; ernannt 1626 genannt 1628, 1633
1. Der Hofstaat des Kaisers 173
Paul Pepinus
Dominikaner; ernannt 1628 zum lateinischen Historiographen Cornelius Curtius (1590–1638) Augustinereremit; ernannt 1629/30 (?) Philipp Carl († 1639) Ehem. Professor (Altdorf ); ernannt ca. 1634 Kaspar Gevaerts (1593–1666) Jurist; ernannt 1644 (Titel) Johann Wilhelm Mannagetta (1588–1666) Leibarzt; 1654 (und unter Leopold I.) historicus Berufsgelehrter; Ernennung fraglich Everhard Wassenberg (1610–nach 1681?) Johann Augustin Pastorius († nach 1661) Geistlicher; 1658 Titel angemaßt, 1661 als „Unfug“ aberkannt Peter von Lambeck (1628–1680) Bibliothekar; ernannt 1662 (Ehrentitel) Galeazzo Gualdo Priorato (1606–1678) Diplomat und Militär; ernannt ca. 1663 Matthias Abele von Lilienberg (1616–1677?) Beamter; 1671 (Titel, aber mit Ehrensold) Beamter; ernannt vor 1677 (?), lateiJohann Peter von Vaelckeren († 1690) nischer Historiograph Hieronymus Branchi (1635–1700) Dichter (?); ernannt erstmals 1679, aber befristet Giovanni Battista Comazzi (1654–1711) Diplomat (?); ernannt 1685, italienischer Historiograph (Nachfolger Gualdos) Heinrich Brewer (1640–1715?) Geistlicher (Köln); ernannt 1676/77 (Titel) Giuseppe de Prata († nach 1719) Beamter; ernannt ca. 1700 (Nachfolger Branchis) Franz Wilhelm Triangi (1677–1740?) Beamter; ernannt und 1714 bestätigt (Nachfolger Comazzis), letzter „echter“ Italiener Gerhard Johannes Kerkherdere (1677–1738) Professor (Löwen); ernannt 1708 Jean Dumont von Carlscroon (1667–1727) ernannt 1717, zeitweise in den Niederlanden Apostolo Zeno (1665–1733) Dichter; ernannt 1718 (als Ehrentitel zur Rangverbesserung) Bibliothekar; ernannt 1727 Gottfried Philipp Spannagel (1675–1748) Marquard Herrgott (1694–1762) Benediktiner (St. Blasien); ab 1733 besoldet, ernannt 1736 Benediktiner (St. Blasien); ernannt Rustenus Heer (1715–1769) 1764 Quellenlage und Forschungsstand Da keine Institution existierte, entstand auch keine Behördenregistratur. Schon der sicher umfangreiche Nachlass der maximilianeischen Hofhistoriographie scheint eher zerstreut denn systematisch gesammelt worden zu sein. Immerhin sind Suntheyms forschungsreisend erworbene Aufzeichnungen zur Landeskunde ediert worden (Uhde 1993), wobei
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III. Der Hof
zugleich die spätere informelle Benutzung gezeigt werden konnte. Ähnliches ist für Mennels Arbeiten zu vermuten, die z. B. Pontus de Huyter (Heuterus, 1535–1602) als Vorlage seiner österreichischen Geschichten nannte. Als Quellen stehen v. a. Nachlasssplitter zur Verfügung. Am wichtigsten sind die Protokollserien von Hofkammer und Obersthofmeisteramt, diese mit teils ausführlichen Referaten der Behörde; sie sind in beträchtlichem Umfang, aber zerstreut, in Regestenform gedruckt (nähere Angaben bei Benz 2003). Dazu gibt es jeweils Aktenserien unterschiedlicher zeitlicher Dichte, die Begleitakten enthalten, z. B. die natürlich schon vielfach teiledierten Hofstaatsverzeichnisse. Für das 18. Jahrhundert wurden ferner beim HHStA Selekte gebildet, etwa zu Wissenschaft, Kunst und Literatur als Teilbestand des Bestands Staatskanzlei, die einschlägige Materialien umfassen können. In den Handschriftenbeständen der ÖNB (vgl. in den Katalogen v. a. unter „Spannagel“) und des HHStA findet man zahlreiche Manuskripte und Aktenkonvolute, die von der Tätigkeit der Historiker zeugen, doch scheint nichts über einen klassischen Gelehrtennachlass hinauszugehen. Zweit- oder Abschriften privater Materialien existieren auswärts – vornehmlich in der Bayerischen Staatsbibliothek München, Bestand Oefeleana. Als umfangreichster Teilbestand darf die Sammlung Dumont gelten: 33 Bände historischer Kollektaneen in der Handschriftensammlung des HHStA (vgl. dazu Antonius [F.] 1938, bes. 140f., 245–253; siehe auch Böhm 1872/74, Suppl., 81–96); die bei Fritz Antonius angedeutete Geschichte dieses Bestandes lässt vermuten, dass die Hofhistoriker jeweils zur Entourage eines adeligen Ministers gehörten, sodass nicht ohne Grund Bestände in Adelsarchiven vermutet wurden. Relevant sind ferner das GLA Karlsruhe und das Stiftsarchiv St. Paul für die aus Baden vertriebenen Sankt Blasianer (vgl. Ortner [J.] 1972). Hofhistoriographie wird bislang über Autoren, deren Texte und Themen definiert und erschlossen (Benz 2003, Strohmeyer 2004, Coroleu Oberparleiter 2007, Brockmann 2008), die Rhetorizität aller Gattungen, auch der Retrospektion, ist dargestellt im Überblick Klecker 2008. Grundlegende und neuere Sammelbände zur Hofhistoriographie mit europäischer Perspektive sind Grell 1998 und 2006 (darin der Beitrag zu Habsburg: Bérenger 2006) sowie Völkel–Strohmeyer 2009. Mit der burgundischen Tradition der Hofhistoriographen beschäftigt sich Vermaseren 1941; mit den Historiographen im Umkreis Maximilians I. Müller (J.-D.) 1982, Schirrmeister 2003 und Wiesflecker-Friedhuber 2003. Wichtige diachrone Perspektiven bietet Kennedy 1995. Die ältere Literatur und eine Analyse auch des Umfelds in Wien sowie der Nebenhöfe und Belgiens bei Benz 2003. Zum publizistischen Umfeld Béhar–Schneider 2004. Eine Einschätzung der Wirkungsmöglichkeiten und die Funktionen im Diskurs der Zeit der Historiker bietet Benz 2009, innerhalb der zeitgenössischen Medienlandschaft Goloubeva 2000. Wichtige synchrone Analysen der Geschichtskultur der österreichischen Stände für die Zeit um 1600 sind Strohmeyer 2002a und 2002b, ein fundierter Überblick über höfische und ständische Geschichtsschreibung im Vergleich Strohmeyer 2004. Winkelbauer 2003, Tl. 1, 227–281, ersetzt die ältere Überblicksdarstellung Coreth 1950 zum Thema österreichische Geschichtsschreibung/Geschichtsschreibung über Österreich, die Vogel–Gruber 1779–1785, gleichwohl ein unersetzlicher Überblick, exzerpiert hatte. An Literatur zu einzelnen Werken und Historiographen kann angeführt werden: Bauch 1886 (Ursinus Velius); Gerstinger 1968, Visser 2005 und Almási 2009 (Sambucus); Svatek (P.) 2006 (Lazius); Ortner (J.) 1972 (Herrgott), Báthory 2010 (Pray). Zu den italienischen Hofhistoriographen Moraw 1962/63 (mit gründlicher Textkenntnis). Eine grundlegende Textanalyse v. a. zu den Ehrenwerken und Johann Ludwig Schönleben bietet Brockmann 2008; zu den Ehrenwerken siehe außerdem Völkel 1998.
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1.2.4. Hoftheater und Hofoper Von Andrea Sommer-Mathis 1.2.4.1. Die Voraussetzungen für eine Hoftheaterverwaltung Obwohl Theater und Musik von jeher wesentliche Bestandteile des höfischen Lebens waren, lassen sich erste Ansätze zur Organisation und Verwaltung des Theater- und Musikbetriebs am Kaiserhof erst im 17. Jahrhundert feststellen. Dies lag daran, dass einerseits Schauspiel und Tanz zunächst hauptsächlich von höfischen Laien betrieben wurden und andererseits die fallweise auftretenden berufsmäßigen Komödianten ebenso wie die italienischen Commedia dell’arte-Truppen, die seit der Mitte des 16. Jahrhunderts an den Habsburgerhöfen in Prag und Wien bezeugt sind, direkt aus dem Hofzahlamt oder aus der Privatschatulle des Kaisers bezahlt wurden. Erst die neue Gattung der italienischen Oper, die sich in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts auch am Kaiserhof etablierte, verlangte von Anfang an nach professionellen Künstlern, die zunächst nur für bestimmte festliche Anlässe wie Geburten, Hochzeiten, Krönungen, Geburts- oder Namenstage engagiert wurden. In der Folge entwickelten sich diese musiktheatralischen Festveranstaltungen jedoch zu einer dauerhaften Einrichtung, die zunehmend mehr Personal, damit aber auch Reglementierung und Verwaltung erforderte. 1.2.4.2. Die Entwicklung eines „Theatralstaats“ Das ständig wachsende Personal und seine immer komplexer werdenden Aufgabenbereiche machten es notwendig, dem Theaterbetrieb ein leitendes und koordinierendes Oberhaupt zu geben. Schon Leopold I. hatte eine Art Theaterintendanten eingesetzt, der als Bindeglied zwischen ihm selbst als dem obersten Theaterdirektor, dem Obersthofmeister als seinem ersten und obersten Hofbeamten und den Vorständen der jeweiligen künstlerischen Sparten fungieren sollte. Dabei entsprach es der Vorherrschaft der Musik im höfischen Theaterbetrieb, dass sich für diesen Theaterintendanten im Laufe der Zeit die Bezeichnung Musikgraf oder Musikkavalier durchsetzte; er war das Gegenstück zum Spielgrafen, der obersten Instanz für alle bürgerlichen Berufskünstler. Diese Stelle wurde von einem Hofadeligen eingenommen, der sie zunächst ohne jede Bezahlung neben einem anderen Amt bei Hof bekleidete. Im voll entwickelten „Theatralstaat“ Karls VI. war der Posten des Musikkavaliers hingegen mit einem Jahresgehalt von 3.000 fl. ausgesprochen gut dotiert und dementsprechend begehrt. Der erste in dieser Funktion war der Trabantenhauptmann Franz Augustin Graf Waldstein, der u. a. mit der Spezialaufgabe betraut wurde, die Festlichkeiten anlässlich der ersten Hochzeit Leopolds I. mit der spanischen Infantin Margarita Teresa (1666/67) zu organisieren und auszustatten; er war auch für den aus diesem Anlass projektierten Bau des Theaters auf der Cortina und die dortige Aufführung der Prunkoper Il pomo d’oro (1668) verantwortlich. Ihm folgte der Oberstsilberkämmerer Peter Ernst Graf Mollard. Solange der jeweilige Musikkavalier sein Amt nur als Nebenberuf ausübte, hatte er kaum mehr als beratende Funktionen. Als daraus jedoch ab 1712 eine Stelle mit einem tatsächlichen Wirkungskreis wurde, ergaben sich sofort Kompetenzstreitigkeiten sowohl mit den über- als auch mit den untergeordneten Stellen. Der Musikgraf war dem Oberst-
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hofmeister bzw. ab 1776 dem Oberstkämmerer unterstellt, der jeden Eingriff in seine Rechte energisch abzuwehren wusste. Aber auch nach unten kam es, vor allem mit dem Hofkapellmeister, immer wieder zu Konflikten. Neben dem Musikkavalier bestellte der Kaiser schon sehr früh einen Theatralsekretär oder Theatralinspector. Ab 1671 bekleidete Giovanni Benaglia dieses Amt, ab 1711 gefolgt von seinem Sohn Giovanni Antonio. 1707 schuf Joseph I. die neue Stelle eines Theatraladjutanten oder Theatral Commissarius, der in erster Linie für die Garderobeverwaltung zuständig war. Giovanni Battista Vitali war bis zum Tod des Kaisers am 30. September 1711 in dieser Funktion tätig. Als Karl VI. die Regierung antrat, betraute er Francesco Cantù, den er aus Barcelona mitgebracht hatte, mit diesem Amt. Nach dessen Tod im Jahre 1720 kehrte wieder Vitali auf seinen ehemaligen Posten zurück; ihm folgte 1728 der Kammerdiener des Musikkavaliers, Fabio Zilly. Nach dem Tod von Giovanni Antonio Benaglia vereinigte das Obersthofmeisteramt die Aufgaben des Theatralsekretärs mit denen des Theatraladjutanten und übertrug diese Doppelfunktion Fabio Zilly, der sie von 1734 bis 1752 ausfüllte. Nach dem Ableben Karls VI. (1740) verlor der Musikkavalier zunehmend an Bedeutung gegenüber den sog. Appaltatoren (Pächtern). Die Institution der Theaterpächter geht allerdings bereits auf das Jahr 1720 zurück, als die Hofkammer mit Franz Ferdinand Klaninger einen Vertrag schloss, der diesen zum Hoff- in specie aber Theatral Liefferanten machte. Er war damit als eine Art Generalunternehmer für die Abwicklung und Kontrolle des gesamten Wirtschaftsbetriebs des Hoftheaters zuständig. Gegen eine Pauschalzahlung von 56.000 fl. im Jahr übernahm er die Verpflichtung, alljährlich drei große Opern, eine Serenata, alle musikalischen Kammeraufführungen und Tafeldienste sowie die Oratorien und die drei Heiligen Gräber in der Hofkapelle auszustatten. Aus diesen Verpflichtungen entstand im Laufe der Zeit ein klar umrissener Spielplan festlicher Anlässe mit nahezu kanonisch festgelegten Spielorten. Während die wirtschaftliche Gebarung des Hoftheaters zur Gänze den Pächtern überantwortet wurde, blieb die künstlerische Leitung weiterhin in den Händen des Hofes. Bezüglich der Produktion von Opern und der Organisation von Festen waren die Pächter den Anweisungen des Musikgrafen, bezüglich der Heiligen Gräber dem Generalbaudirektor unterworfen. Da die Zahlungsmoral des Kaiserhofes zu wünschen übrig ließ, ging Klaninger bereits nach drei Jahren bankrott. An seine Stelle traten 1723 Johann Wolfgang und dessen Sohn Philipp Joseph Haymerle, die eine Pauschale von 50.000 fl. erhielten und dafür alle Opern und alle weltlichen und religiösen Festveranstaltungen bei Hof ausstatten sollten; inkludiert waren auch die Proben und Wiederholungen, nur für Veranstaltungen außerhalb Wiens gab es Sonderverträge. Der Vertrag mit den Haymerles wurde mehrfach erneuert, und schließlich konnten sie 1740 auf die beachtliche Pachtzeit von 17 Jahren zurückblicken, in der sie etwa 1 Mio. fl. für ca. 130 Opern, Serenaden, Kammerfeste und Oratorien ausgegeben hatten. 1.2.4.3. Pacht und Eigenbetrieb Bis zum Tod Karls VI. war die Oper ein sorgsam gehütetes Vorrecht des Hofes. Er erteilte zwar 1728 zwei Mitgliedern seines Hofstaates, dem Tenoristen Francesco Borosini und dem Hoftanzmeister Franz Joseph Selliers, ein Theaterprivileg auf 20 Jahre, das sie in dem 1708/09 von der Stadt Wien errichteten Kärntnertortheater ausüben sollten, doch durften sie dort offiziell nur Comedien mit einigen untermischt gesungenen Intermedien und
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keine Opern aufführen. Sie wählten als Notlösung zunächst die singspielartige Kleinform der intermezzi musicali, führten unter dieser Bezeichnung aber auch ganze dreiaktige drammi per musica auf. Erst mit Maria Theresia war die Epoche der großen höfischen Oper barocken Stils endgültig vorbei. Sie schloss 1741 mit Selliers, mittlerweile alleiniger Pächter des städtischen Kärntnertortheaters, einen Vertrag, in dem sie ihn zwar verpflichtete, auch die höfischen Opern ganz im Stile ihrer Vorfahren als Festtheater für die kaiserliche Familie und den Hofadel auszustatten, erteilte ihm aber gleichzeitig die Erlaubnis, das nicht mehr genützte Hofballhaus am Michaelerplatz auf eigene Kosten als Theater zu adaptieren und kommerziell zu nutzen. Dieses sog. Theater nächst der Burg war von Anfang an gegen Bezahlung einer Eintrittsgebühr allgemein zugänglich und damit nicht mehr ein Hoftheater im eigentlichen Sinn. Nachdem Baron Rocco di Lo Presti 1747 Selliers als Pächter abgelöst hatte, baute er für die immer zahlreicher werdenden Bälle und Tanzveranstaltungen die alten „Leopoldinischen Hoftheater“ zu Redoutensälen um und gab auch dem Theater nächst der Burg die Gestalt eines echten Theaters, in dem zunächst hauptsächlich italienische Opern gespielt wurden. In den folgenden Jahren wechselten einander Pacht- und Eigenbetrieb des Hofes mehrfach ab, doch lag das Hauptgewicht der Theateraktivitäten bald bei den öffentlichen Theatern, während sich der Hof mit seinen privaten Aufführungen in die Residenzen (Hofburg, Schönbrunn und Laxenburg) zurückzog. Im Jahre 1752 setzte Maria Theresia im Zuge einer kompletten Neuordnung des Theaterwesens Franz Graf Esterházy als höfischen Generalspektakeldirektor über die beiden Wiener Bühnen ein; ihm zur Seite stand Giacomo Graf Durazzo, der ab 1754 für zehn Jahre die alleinige Leitung der Hoftheater übernahm. Das Burgtheater erhielt in diesen Jahren durch das Engagement eines französischen Schauspielensembles eine neue Bestimmung und auch einen neuen Namen: Das Théâtre Français près de la Cour war zunächst reines Sprechtheater, diente jedoch ab 1755 auch der französischen opéra comique als Spielstätte. Diese Entwicklung hing eng zusammen mit der frankophilen Haltung des lothringischen Kreises um Franz I. und des Staatskanzlers Kaunitz, des eigentlichen Oberdirektors über das Wiener Theaterwesen in diesen Jahren. Anders als das Burgtheater war das Kärntnertortheater als Bühne der deutschen Komödianten von vornherein eine Domäne des Bürgertums. Nachdem es 1761 durch einen Brand zerstört worden war, kaufte der Hof das Areal und ließ das Theater vom Hofarchitekten Nicolò Pacassi neu aufbauen; 1763 wurde es als „kaiserliches Hoftheater“ wieder eröffnet. Damit waren beide Bühnen Eigentum des Hofes, wurden von diesem verwaltet und unterstanden dem jeweiligen Musikgrafen. Nach dem Tod von Franz I. im Jahre 1765 beschloss seine Witwe Maria Theresia, sich nicht weiter mit der Erhaltung des teuren Theaterbetriebs zu belasten, und verpachtete beide Hoftheater an den früheren Ballettmeister des Burgtheaters, Franz Anton Hilverding van Wewen, zu dem 1767 Giuseppe d’Afflisio als zweiter Pächter hinzukam. Nach Hilverdings Tod (1768) übernahm d’Afflisio beide Bühnen, hatte allerdings von Anfang an gegen das Defizit anzukämpfen, das vor allem auf das teure französische Schauspiel und die hohen Kosten der beiden Ballettensembles im Burg- und im Kärntnertortheater zurückzuführen war. 1770 flüchtete d’Afflisio aus Wien und hinterließ seinem Geldgeber, dem ungarischen Magnaten Johann Nepomuk Graf Koháry, die beiden hoch verschuldeten Theater; dieser ging drei Jahre später in Konkurs, und auch dessen Kurator Joseph
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Graf Keglevich konnte die verfahrene finanzielle Situation nicht mehr retten. Darauf entschloss sich Joseph II., das Wiener Theaterwesen komplett zu reorganisieren. Im Jahr 1776 stellte er mit zwei Handbillets die entscheidenden Weichen für die Zukunft. In seinem Schreiben an den Statthalter von Niederösterreich Christian August Graf Seilern, der für sämtliche Spielgenehmigungen zuständig war, gewährte er allgemeine Schauspielfreiheit und schuf damit die Grundlage für die Gründung von mehreren Privattheatern in den Vorstädten während der folgenden Jahre (u. a. 1781 Theater in der Leopoldstadt, 1787 Freihaustheater auf der Wieden, 1788 Theater in der Josefstadt). In einem zweiten Billet an den Obersthofmeister Johann Josef Fürst KhevenhüllerMetsch wies Joseph II. aus ökonomischen Überlegungen der billigeren deutschen Schauspieltruppe das Burgtheater als Spielstätte zu, während er alle anderen Künstler entließ. Dieses Theater sollte nunmehr „teutsches Nationaltheater“ heißen, was jedoch nicht als ‚ideologisches‘ Programm, sondern im Sinne der Sprachbezeichnung der dort aufgeführten Werke – Originale und Übersetzungen in deutscher Sprache – zu verstehen ist. Die deutschen Schauspieler bildeten damit das erste Berufsschauspielerensemble im Dienste des Wiener Hofes und sollten das Theater nach dem Vorbild der Comédie Française im künstlerischen Bereich zunächst auch selbst verwalten. Von 1776 bis 1779 war eine sog. Schauspielerversammlung für die Auswahl der zur Aufführung eingereichten dramatischen Werke, die Spielplangestaltung und die Rollenbesetzung zuständig und wählte aus ihrem Kreise einen Direktor mit dem Funktionstitel „Regisseur“. Er wurde in den Jahren 1779 bis 1789 von einem aus fünf Schauspielern bestehenden Ausschuss abgelöst, dessen Tätigkeit allerdings von ständigen Intrigen und Machtkämpfen begleitet war. Aus diesem Grund wurde 1789 mit Franz Karl Hieronymus Brockmann ein einzelner Schauspieler zum ersten Direktor des Burgtheaters gemacht; er sollte es bis zum Tod Leopolds II. im Jahre 1792 leiten. Durch die Aufhebung des Theatermonopols stand das Kärntnertortheater ab 1776 im Prinzip allen nach Wien kommenden Truppen kostenlos zur Verfügung, doch behielt sich der Kaiser die Entscheidung über deren Auswahl vor. 1785 wurde die Bühne renoviert und danach wieder in die Verwaltung des Hofes übernommen; man spielte nun auch dort – wie am Burgtheater – abwechselnd deutsche Schau- und Singspiele sowie italienische Opern. 1788 wurde das Kärntnertortheater für drei Jahre geschlossen und erst unter Leopold II. wieder eröffnet, der es in erster Linie als repräsentatives Opernhaus führte und auch wieder ein Ballettensemble engagierte. Joseph II. und Leopold II. waren nicht nur Eigentümer der beiden Hoftheater, sondern auch ihre eigenen Direktoren, die sich sogar um unbedeutende Angelegenheiten des Theaterbetriebs persönlich kümmerten. Leopolds Nachfolger auf dem Kaiserthron, Franz II./I., behielt zwar über das Oberstkämmereramt und die diesem unterstellte Oberste Hoftheaterdirektion die formale Leitung der beiden Hoftheater, verpachtete sie aber 1794 an den Bankier Baron Peter von Braun. Diesem räumte der Kaiser zudem dasselbe ausschließliche Theaterprivileg ein, das die Hoftheaterpächter zwischen 1765 und 1776 besessen hatten. Allerdings konnte der Kaiser die aus der 1776 gewährten Schauspielfreiheit hervorgegangenen Privilegien der Vorstadttheater nicht mehr rückgängig machen. Dort vollzog sich die bemerkenswerte Sonderentwicklung zum Wiener Volkstheater, während sich Burg- und Kärntnertortheater im 19. Jahrhundert als Spielstätten für Sprechtheater und Oper etablierten und in dieser Konstellation, wenn auch in anderen Häusern, bis heute weiter bestehen.
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Musikgrafen 1661–1668 1669–1686 1686–1705 1705–1709 1709/10–1711 1712–1716 1716 1717–1721 1721–1732 1732–1742 1743–1761 1762/63 1764–1774
Franz Augustin Graf Waldstein Peter Ernst Graf Mollard Ferdinand Ernst Graf Mollard Josef Ignaz Graf Paar Marchese Scipione Publicola di Santa Croce Ferdinand Ernst Graf Mollard Johann Karl Graf Kuefstein (interimistische Leitung) Don Juan de Buxados Graf Cavella Luigi Fürst Pio di Savoia Ferdinand Graf Lamberg Adam Philipp Graf Losy von Losinthal Giacomo Graf Durazzo (damaliger Leiter der Hoftheater) Johann Wenzel Graf Sporck (Hof und Cammer Music Director)
Ab 1774 blieb der Posten unbesetzt, wobei die Agenden interimistisch zunächst vom Obersthofmeister Khevenhüller-Metsch und nach dessen Tod 1776 vom Oberstkämmerer Franz Xaver Wolf Graf Orsini-Rosenberg übernommen wurden; damit wechselte die höfische Theaterverwaltung aus dem Kompetenzbereich des Obersthofmeisteramtes in den des Oberstkämmereramtes, wo sie auch verblieb. Erst 1791 bestellte Leopold II. mit Johann Wenzel Graf Ugarte wieder einen Musikgrafen. Quellenlage und Forschungsstand Die wichtigsten Archivbestände befinden sich im HHStA (Obersthofmeisteramt, Oberstkämmereramt, Zeremonielldepartement, Kabinettskanzlei, Staatskanzlei, Interiora, Hofarchiv, Archiv der Generalintendanz), im HKA (Hofzahlamtsbücher, Kameral-Zahlamtsrechnungen, Niederösterreichische Herrschaftsakten Wien, Kontrakte und Reverse; vgl. dazu u. a. Haupt 1993) sowie im AVA (Böhmisch-Österreichische Hofkanzlei, Polizeiakten). Darüber hinaus wären das WStLA und das NÖLA zu konsultieren. Die Instruktionen der beiden Theatraladjudanten Vitali und Zilly sind bei Wührer–Scheutz 2011, 727f. und 749–751, ediert. Bedeutende Primärquellen zur Wiener Theatergeschichte bieten zeitgenössische Journale, Theaterkalender und Almanache, aber auch die Tagebuchaufzeichnungen von Adeligen und Theaterleuten, etwa von Kardinal Ernst Adalbert von Harrach (1629–1667, Edition: Keller–Catalano 2010), Khevenhüller-Metsch (1742–1780, Edition: Khevenhüller-Metsch 1742–1776/1780; siehe auch die theaterspezifische Auswahledition Grossegger 1987) oder Karl Graf Zinzendorf (1749/52–1813, Auswahleditionen: Wagner [H.] 1972, Breunlich–Mader 1997, Klingenstein–Faber–Trampus 2009; vgl. dazu auch Harbecke 1969). Die Geschichte des Theaters am Wiener Kaiserhof während der Frühen Neuzeit ist quellenmäßig gut dokumentiert und auch bibliographisch weitgehend erschlossen, wobei die Autoren der frühesten Studien zu diesem Thema (Teuber 1896 und Weilen 1899) noch Zugang zu heute verlorenem Aktenmaterial hatten. Allerdings konnten spätere Theaterhistoriker
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zahlreiche Dokumente und Quellen erschließen (u. a. Schindler [O.] 1976 und 2000), die zuvor keine Beachtung gefunden hatten, etwa das Kabinettsarchiv im HHStA, das erst nach dem Zusammenbruch der Österreichisch-Ungarischen Monarchie geöffnet wurde. Hadamowsky 1955 war die erste Studie zum Barocktheater am Wiener Kaiserhof, in der nicht nur den künstlerischen Ereignissen, sondern auch den administrativen Abläufen Aufmerksamkeit geschenkt wurde; in späteren Arbeiten (Hadamowsky 1976 und 1978), vor allem zum Burgtheater und zur josephinischen Theaterreform, wurde dieser Ansatz vertieft. Die nach wie vor grundlegende Theatergeschichte Wiens Hadamowsky 1988 bietet einen umfassenden, manchmal vielleicht sogar zu detailreichen Überblick über die Entwicklung des Wiener Theaters vom Mittelalter bis zum Ende des Ersten Weltkriegs, wobei Franz Hadamowsky immer wieder auf die unterschiedlichen Verwaltungsstrukturen von Hof- und Privattheatern verweist. Eine populärwissenschaftliche Darstellung der Wiener Theatergeschichte vom Mittelalter bis in die Siebzigerjahre des 20. Jahrhunderts wurde zuvor schon in der Reihe „Wiener Geschichtsbücher“ mit dem Band Keil-Budischowsky 1983 vorgelegt. Yates 1996 gibt den ersten Überblick über die Wiener Theatergeschichte in englischer Sprache und spannt einen großen Bogen von der josephinischen Theaterreform des Jahres 1776 bis in die Zweite Republik, wobei der Schwerpunkt auf dem 19. Jahrhundert liegt. Während Hadamowsky sich eingehend auch mit den Verwaltungsstrukturen des Hoftheaters im 17. und in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts auseinandergesetzt hat – die Arbeiten Köchel 1869, Knaus 1967–1969, Seifert 1985 und Sommer-Mathis 1992 befassen sich zwar ausführlich mit dem musiktheatralischen Personal bzw. mit den Opernaufführungen am Kaiserhof, gehen dabei aber nicht auf die Frage der administrativen Abwicklung des Theaterbetriebes ein –, liegen für die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts zahlreiche Spezialstudien zur Praxis des höfischen Theaterwesens vor, die vielfach auf Dissertationen an der Universität Wien basieren. So setzen sich etwa Kunz 1954 und 1958 mit dem höfischen Theaterbetrieb unter Maria Theresia auseinander, wobei nicht nur die Aufführungen im Burg- und im Kärntnertortheater in Betracht gezogen werden, sondern auch jene in Schönbrunn, in Laxenburg und in den adeligen Privattheatern. Zechmeister 1971 ergänzt und erweitert diese Studien, indem auch die nicht-höfischen Theaterproduktionen einbezogen werden und ein Spielplan für die Regierungszeit Maria Theresias und ihres Mitregenten Joseph II. bis zu dessen Theaterreformen im Jahre 1776 erstellt wird. Diese Darstellung ist zwar nicht immer ganz übersichtlich, enthält aber wertvolle Hinweise auch auf die Verwaltung und Finanzierung des Theaterbetriebs in diesen Jahren. Michtner 1970 schließt chronologisch an die vorgenannte Arbeit an und führt das Repertoire weiter bis zum Tod Leopolds II. im Jahre 1792, beschränkt sich aber aus nicht ganz einsichtigen Gründen auf die musiktheatralischen Produktionen und damit auf das Burgtheater. Link (D.) 1998 konzentriert sich hingegen auf ein knappes Jahrzehnt (1783–1792), was es ermöglicht, auf die Quellen detailliert einzugehen und einen ausführlichen kommentierten Aufführungskalender zu erstellen; daher sind alle das Musiktheater betreffenden Einträge aus den Tagebüchern Zinzendorfs sowie aus den Kassabüchern der beiden Hoftheater ediert und das reiche Quellenmaterial durch Informationen aus zeitgenössischen Theaterzetteln, Almanachen, Journalen und Korrespondenzen ergänzt. Das Kärntnertortheater erscheint in seiner Frühphase als ‚Stiefkind‘ der theaterhistorischen Forschung: Die unveröffentlichte Dissertation Schenk (E.) 1969 widmet sich den Anfängen der Bühne in den Jahren 1710–1748, der Aufsatz Haider-Pregler 1974
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der Spielzeit 1769/70; eine zusammenhängende Darstellung über Spielplan und Organisationsform dieser Bühne fehlt jedoch bisher. Seit 2010 widmet sich ein von der Stadt Wien gefördertes Forschungsprojekt am Institut für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte der Österreichischen Akademie der Wissenschaften der Geschichte des Kärntnertortheaters in den Jahren 1728 bis 1748; es setzt sich auch mit Fragen der Verwaltung der Bühne zwischen städtisch-bürgerlichem Schauspielhaus und höfischem Opernbetrieb auseinander. Erste Ergebnisse dieses Projekts liegen vor in Sommer-Mathis 2015. Dem gegenüber ist dem Burgtheater in seinen verschiedenen Phasen von jeher größeres Interesse entgegengebracht worden. Schon 1876 erschien die erste Chronik des Burgtheaters für die Jahre 1741–1875 (Wlassack 1876). Die Dissertation Henn 1937 befasst sich hingegen nur mit jenen Jahren, in denen das Burgtheater als Théâtre Français près de la Cour geführt wurde (1752–1765, 1768–1772). Mit der ersten dieser beiden Perioden beschäftigen sich auch Brown 1986 und 1991; diese kenntnis- und detailreichen Arbeiten geben nicht nur einen Überblick über das Repertoire, sondern auch über die Verwaltung der Hoftheater unter der Direktion von Durazzo (vgl. dazu auch Haas [R.] 1925). Die daran anschließende Zeit der Verpachtung des Burgtheaters in den Jahren 1765/1767–1770 wurde in Grossegger 1995 dargestellt. Diese Studie stützt sich auf Quellen aus dem HHStA und dem HKA, die hier erstmals im Wortlaut veröffentlicht sind. Besondere Aufmerksamkeit schenkte man dem Jahr 1776 als dem Jahr der „Erhebung des Burgtheaters zum Nationaltheater“ bzw. der josephinischen Theaterreform. 200 Jahre danach organisierte das Österreichische Theatermuseum eine Ausstellung mit begleitender Publikation (Mayerhöfer 1976); der Sammelband Dietrich 1976 vereinigt zahlreiche wichtige Beiträge zur Geschichte des Burgtheaters und seines Publikums bis zur Ersten Republik; es erschienen aber auch zahlreiche Einzelstudien, die sich mit dem umstrittenen Jubiläum auseinandersetzen, vor allem die Arbeiten Hadamowsky 1976 und 1978 sowie Dirnberger 1976. Während sich John Rice (Rice 1987, 1998 und 2003) mehrfach dem Wiener Musiktheater in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gewidmet hat und dabei stets – über sein musikwissenschaftliches Hauptinteresse hinaus – auch Verwaltungsaspekte berücksichtigt hat, kommt Elisabeth Großegger das Verdienst zu, die sog. Pächterzeit des Burgtheaters in den Jahren 1794 bis 1817 anhand zahlreicher Dokumente aus dem ÖStA und dem NÖLA erschlossen zu haben (Grossegger 1989); sie hat in ihrer quellenorientierten Arbeit aber auch die unterschiedlichen Erwartungen skizziert, die Kaiserhof, Pächter und Publikum an der Schwelle vom 18. zum 19. Jahrhundert an das Theater knüpften.
1.2.5. Die Leibgarden Von Michael Hochedlinger Zum habsburgischen Hofstaat zählten seit dem 16. Jahrhundert auch Gardeformationen, die für den Schutz des Herrschers und seiner Familie sowie für die Bewachung der Residenzen zuständig waren. Schon das Hofstaatsverzeichnis Maximilians I. von 1519 nennt zwei Garde-Abteilungen: eine Hartschierengarde (ursprünglich „Ainspennige“; der Begriff Hartschier wohl von französisch archer oder italienisch arciere für Bogenschütze) und eine Trabantenleibgarde zu Pferd und zu Fuß. Im Hofstaatsverzeichnis Ferdinands I.
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von 1527/28 hat sich an dieser Zweiteilung nichts geändert. Die Hartschiere galten als die höherwertige Einheit, die in den Gängen der Burg Dienst versah, während die Trabanten die Eingänge zur Wiener Burg bewachten. Bei Ausgängen des Kaisers in der Stadt hatten die Garden der allerhöchsten Person Platz zu verschaffen. Die zahlenmäßig schwachen Gardeformationen – 1576 unter Rudolf II. jeweils ca. 100 Mann – unterstanden als Hofdienste dem Obersthofmeisteramt und waren anders als in anderen Ländern wie Frankreich oder England, wo die Gardetruppen traditionell die Elite der bewaffneten Macht darstellten, keine militärischen Truppenkörper im eigentlichen Sinne. Nach der Kaiserkrönung Franz Stephans von Lothringen (1745) wurde auch am Wiener Hof eine Schweizergarde heimisch (über eine ältere Schweizergarde am Wiener Hof ist leider nur wenig bekannt), die seit 1699 in Lothringen bestanden hatte und 1738 von Franz Stephan als Großherzog von Toskana in sein italienisches Fürstentum verpflanzt worden war. 1745 begleitete sie den Gemahl Maria Theresias zur Kaiserkrönung nach Frankfurt und kam dann dauerhaft nach Wien (1750: 141 Mann, 1763: 173 Mann), wo sie Teile der Funktionen der Trabanten übernahm. Die Schweizergarde, die vor allem als optischer Aufputz für besondere Feierlichkeiten herangezogen wurde, rekrutierte sich seit ihrer Lothringer Zeit aus dem Kanton Luzern. Für Joseph II. als römischen König wurde 1763 sogar eine römisch-königliche Schweizergarde errichtet, die nur 41 Mann zählte und nach dem Tode Franz’ I. 1765 mit dessen älterer Schweizergarde verschmolz. 1766/67 wurde die Schweizergarde aufgelöst, die Gardisten kamen, sofern sie nicht in die Heimat zurückkehrten, in den Residenzen Innsbruck und Prag sowie auf den Schlössern Schlosshof und Holitsch unter. Mit Entschließungen vom 7. und 8. September 1760 und dem Gründungsdiplom vom 11. September 1760 trat die Ungarische Adelige Leibgarde (Ungarische Nobelgarde, Praetoriana nobilis turma Hungarica) ins Leben, die 120 bis 150 Mann zählen sollte und von Anfang an als Militärkorps der Jurisdiktion des Hofkriegsrates unterstand, in Hofdienstsachen dem Obersthofmeister. Als Kaserne diente das Palais Trautson. Mit dem ungarischen Gesetzesart. VI von 1765 wurde der Gardekapitän unter die barones regni eingereiht, erhielt also Sitz und Stimme an der Oberen Tafel des ungarischen Landtags. Die ungarischen Gardisten wurden in maria-theresianischer bzw. josephinischer Zeit zu Kurierritten für den k. k. diplomatischen Dienst, ansonsten nur für Festanlässe oder als kaiserliche Eskorte herangezogen. Die Ungarische Leibgarde diente auch als eine Art Ritterakademie für junge ungarische Adelige. Die Finanzierung hatten die Stände des Königreichs Ungarn zu tragen. Seit dem 14. Jahrhundert bestand zur Bewachung des ungarischen Kronschatzes in Ofen bzw. Pressburg eine königlich ungarische „Kronwache“. Der progressive Verfall des Sozialniveaus bei Hartschieren und Trabanten führte 1763 zu einer Neustrukturierung. Mit Entschließungen vom 25. August und 27. Dezember 1763 kam es zur Errichtung einer – aus den „deutschen“, d. h. den österreichischen und böhmischen Erbländern rekrutierten – römisch-königlichen Arcierenleibgarde zu Pferd (30 Mann) und einer k. k. adeligen Arcierenleibgarde zu Pferd (50 Mann), die nach dem Tod Franz’ I. 1765 zusammengelegt wurden. Untergebracht war die Arcierenleibgarde im Unteren Belvedere. Die alte Hartschierenleibgarde lief aus und verschwand in den 1780er Jahren vollständig. Die Trabanten gingen mit den Schweizern in der neuen Trabantenleibgarde auf. Die neue Arcierenleibgarde sollte nur mehr aus Offizieren adeliger Geburt und (bis 1780) katholischer Religion bestehen, doch wurden auch Bürgerliche aufgenommen. Seit 1806 führte die Arcierenleibgarde den Namen „k. k. Erste Arcieren-Leibgarde“.
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Neben den genannten Formationen bestanden auch eine Garde des bosquets (Gartenwacht, 34 Mann), eine Garde de palais und eine Invalidengarde von 45 Mann (für den Polizeidienst in der Burg). Die josephinischen Reformen machten aus diesen 1767 eine Leibgarde zu Fuß (seit 1790 „k. k. Trabantenleibgarde“), die 1772 100 Mann zählte und im Kameralhaus auf der Seilerstätte, später auf der Mariahilferstraße kaserniert war, und eine neue Schlossgarde oder Garde de palais (134 Mann), deren in den Sommerschlössern Dienst tuende Teile dann auch wieder als Garde des bosquets bezeichnet wurden. Die Entschließung vom 28. Januar 1781 setzte die Schlossgarde auf den Aussterbeetat. An die Stelle der Gartenschlossgarde traten zunächst 50 Invalide, die als „Invalidengarde“ firmierten. Sie wurde 1802 durch die „Hofburgwache“ ersetzt. Mit Diplom vom 16. November 1782 wurde ein der Ungarischen Leibgarde entsprechendes (de facto schon seit Jahresbeginn bestehendes) galizisches Pendant mit 40 Gardisten geschaffen. Die Galizische Leibgarde war im Kaiserspital am Rennweg untergebracht und diente nach ungarischem Vorbild als Pflanzstätte des galizischen Adels. Im Dezember 1790 wurde sie wieder aufgelöst, ein Teil als galizische Abteilung in die Arcierenleibgarde integriert (definitive Auflösung 1816). Die Gardeformationen waren in der Frühen Neuzeit Teil des kaiserlichen Hofstaates (der Obersthofmeister fungierte bis 1917 zugleich als Oberst sämtlicher Leibgarden) und werden in den Hofstaatsverzeichnissen angeführt. Ab dem späteren 18. Jahrhundert unterstanden die Leibgarden in Hofdienstsachen, in ökonomischen und Versorgungssachen dem Obersthofmeister, in allen übrigen Belangen aber dem Hofkriegsrat. Die Regelung des inneren Dienstes und die Jurisdiktion standen den Gardekapitänen wie den Regimentsinhabern der Linienregimenter zu. Quellenlage und Forschungsstand Die einzelnen Gardeformationen verfügten über jeweils eigene Kanzleien, deren Schriftgutnachlässe heute die Bestände der Bestandsgruppe Leibgarden im KA bilden. Dieses hat das Archivgut 1922 leihweise aus dem HHStA übernommen. Das Archiv der Ungarischen Nobelgarde wurde 1927 an Ungarn abgetreten und befindet sich heute im Ungarischen Kriegsarchiv in Budapest. Reiche Komplementärüberlieferung hält natürlich die Bestandsgruppe Hofarchive des HHStA bereit. Zahlreiche Instruktionen für die Leibgarden sind bei Wührer–Scheutz 2011 gedruckt. Eine erschöpfende Geschichte der Leibgarden auf Aktengrundlage bleibt zu schreiben. Einen Überblick bieten Žolger 1917, 91–104, Lüdin 1965, Rakuschka 1981, Broucek–Zivkovic–Klima 1988 und Urrisk-Obertyński 2004. Speziell zur Arcierenleibgarde vgl. Paskovits 1914, zu den Schweizergarden Tepperberg 1991, zur Galizischen Leibgarde Gestrich 2013 und Baczkowski 2014.
1.2.6. Das Hofbauwesen Die für das Hofbauwesen zuständige Verwaltung entwickelte sich in enger Verflechtung mit der habsburgischen Kammerverwaltung und wuchs aus dieser heraus. Angesichts der Vielfalt der habsburgischen Residenzen war das Hofbauwesen nicht zentral organisiert. Das Wiener Hofbauamt entwickelte sich erst sukzessive zu einer personell
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umfangreich ausgestatteten Behörde. Aus den Jahren 1617, 1674, 1754 und 1761 sind Aufstellungen der Bauten, für deren Errichtung und Instandhaltung es zuständig war, bekannt. Darunter verstand man in Wien neben dem Hofburgbereich das Arsenal und das Vizedomamtshaus, außerhalb Wiens u. a. die Schlösser Kaiserebersdorf, Neugebäude, Laxenburg, Katterburg-Schönbrunn, Favorita und Wiener Neustadt. Einzelne Aktivitäten wurden sogar bis nach Ungarn unternommen, so sind Einbeziehungen des Hofbauamtes in Bautätigkeiten nachweisbar. Neben dem um die Residenzen in Wien und außerhalb Wiens organisierten Hofbauwesen verdient vor allem das sich eigenständig entwickelnde Hofbauwesen in Prag Erwähnung. 1.2.6.1. Das Hofbauwesen in Wien bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts Von Markus Jeitler Die ersten Ansätze der Organisation des nachmaligen Hofbauamtes reichen bis in die Zeit Maximilians I. zurück. Dazu zählen Beamte und Handwerker, die baugewerbliche Kenntnisse vorweisen mussten, was vor allem für den Bauschreiber und den „Baumeister der niederösterreichischen Lande“ galt. Diese beiden Funktionen sind bereits früh feststellbar. Mit Hans Gey(e)r ist 1494 ein Baumeister und mit Hanns Oberman 1508 ein Bauschreiber bekannt; später wurden ein ständiger Maurer und ein Zimmermann aufgenommen, um die hoffsnotturfften in Österreich bey Jr Mt. slossern vnnd anderen gepewen zu betreuen. Die Besoldungen des Baumeisters, des Bauschreibers und einzelner befristet angestellter Baumeister wurden vom Vizedomamt bestritten; der jeweilige Vizedom fungierte als Vorgesetzter. Dieses System ist für alle Vizedomämter in den österreichischen Erbländern nachweisbar, doch nimmt das Vizedomamt unter der Enns aufgrund der guten Quellenlage und der Bautätigkeiten in und um Wien eine besondere Rolle ein, weshalb diesem hier verstärktes Augenmerk zukommt. Mit dem Regierungsantritt Ferdinands I. in den österreichischen Erbländern 1521/22 werden die vorhandenen Strukturen zunächst übernommen und Personen weiter besoldet, die schon unter Maximilian I. angestellt waren. Die Niederösterreichische Kammer bzw. die Hofkammer fungierten als übergeordnete Instanzen, dazu kam die Niederösterreichische Buchhalterei als beratendes Organ. Der Niederösterreichischen Kammer oblag dabei als einziger Institution die Erteilung von Bauaufträgen, sofern diese nicht direkt vom Hof angeordnet wurden. Sie koordinierte auch die Finanzierung von größeren Bauprojekten mit Mitteln des Vizedomamtes und einzelner Behörden wie dem Salzamt; außerdem kontrollierte sie die vom Bauschreiber erstellten und abgerechneten Partikulare. Als weitere Funktion führte man 1546 in der Person Hermes Schallautzers den Bausuperintendenten ein, der sich hauptsächlich um die Koordination der Bautätigkeiten innerhalb Wiens und um die Stadtbefestigung zu kümmern hatte. Nach Schallautzers Tod 1561 wurde meist der jeweilige Bauschreiber zum Bausuperintendenten befördert. 1580 scheiterte die Bewerbung von Pietro Ferrabosco, und das Amt wurde vorübergehend nicht mehr besetzt. Nach einer Zeit stark reduzierten Personals, in der sämtliche Aufgaben vom Bauschreiber Johann Marienbaum administriert wurden, kann ab 1630 eine ständige Verbindung mit dem Bauschreiberamt nachgewiesen werden. Unter Rudolf II. und Matthias gab es für das Hofbauwesen generell schwere organisatorische Prob-
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leme, da Erzherzog Ernst 1591 das Bauschreiberamt einsparen wollte und nach dem Tod des Baumeisters Anton de Moys 1611 kein Nachfolger ernannt wurde. Diese Situation änderte sich mit dem Regierungsantritt Ferdinands II., der mit Giovanni Battista Carlone (1580/90–1645) wieder einen Baumeister der niederösterreichischen Lande bestellte; daneben gab es einen weiteren vom Hofzahlamt besoldeten kaiserlichen Baumeister, z. B. 1637 bis 1643 Giuseppe Mattei. Nun sind auch die Bezeichnungen Ingenieur und architetto feststellbar, etwa Giovanni Pieroni und Philiberto Lucchese als kaiserliche Ingenieure und ab 1652 speziell für das Theaterwesen die Familie Burnacini als architetti. Nach dem Tod Luccheses 1666 bewarb sich Giovanni Pietro Tencalla um dessen Nachfolge und übte das Amt als Hofingenieur bzw. architetto bis 1700 aus, danach wurde Johann Lukas von Hildebrandt als Hofingenieur bestellt. Zu diesen eigentlichen Amtsträgern kamen mit den Bauinspektoren und Bauzahlmeistern zeitlich befristete Funktionäre. Das Inspektorenamt wurde zumeist von einem Hofkammerrat ausgeübt und hatte übergeordnete Aufsichtsfunktionen, während der Bauzahlmeister für die Verwaltung der Finanzen bestimmter Bauprojekte verantwortlich war. Ende des 17. Jahrhunderts scheinen die einzelnen Kompetenzen zum Teil nicht mehr genau voneinander abgegrenzt gewesen zu sein, da der Vizedom unter der Enns im Jahre 1692 ausdrücklich darauf verwies, dass ihm die Unterämter des Bauamtes (Baumaterialverwalter, Bauamtsübergeher, Holzverwalter und Steinschreiber) unterstünden. Anlässlich der Bestellung eines neuen Amtsträgers wurde diesem zumeist eine Instruktion mitgegeben, die seine Aufgaben und Kompetenzen umreißen sollte. Dies kann für mehrere Funktionen festgestellt werden, dazu kommen Bestellbriefe und Bauordnungen. Sie wurden üblicherweise im Nachhinein ausgestellt und blieben über längere Zeit unverändert. Am genauesten ist man über die Tätigkeit des Bauschreibers informiert, sein Bestellbrief wurde nach dem Entschluss des Hofes von der Niederösterreichischen Kammer ausgefertigt. 1546 wurden die Aufgaben erstmals für Anton Gienger zusammengefasst. Diese zunächst aus zwölf Punkten bestehenden Bestimmungen wurden 1555 für Thoman Eiseler auf 18 erhöht und blieben fortan bis ins 17. Jahrhundert unverändert. Dabei legte man Wert auf die alltäglichen Amtsabläufe, die Pflege des Werkzeugs und Baumaterials, Ankäufe, die Andingung von Arbeitern und Handwerkern sowie deren Entlohnung. Der Baumeister der niederösterreichischen Lande war hauptsächlich für die Errichtung und Instandhaltung der Hofgebäude verantwortlich, konnte aber zudem gegen „Liefergeld“ für Begutachtungen herangezogen werden, was speziell unter Ferdinand I. große Ausmaße annahm. Der Reichsbauzahlmeister hatte für die ausreichende und rechtzeitige Bereitstellung von Geldmitteln, vornehmlich für Baumaßnahmen an den Befestigungen der Stadt Wien, zu sorgen. Der Holzverwalter im Fletzstadel an der Donau war für die Einlagerung von Bau- und Brennholz verantwortlich. Das Amt des Hofbauamtsmaterialverwalters ist erst seit Ende des 17. Jahrhunderts fassbar. Der jeweilige Amtsträger hatte sämtliche Warenein- und -ausgänge zu überwachen.
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1.2.6.2. Das Hofbauwesen unter Generalhofbaudirektor Gundaker Graf Althann (1716–1743) Von Manuel Weinberger Zu Beginn des 18. Jahrhunderts hatte das Hofbauamt annähernd die gleiche Gliederung wie im Jahrhundert zuvor. Das Amt selbst war nach wie vor dem Vizedomamt unter der Enns unterstellt, dieses wiederum der Hofkammer. Für größere Bauvorhaben wie den Aus- und Neubau Schönbrunns wurden eigene Bauaufsichten ernannt, die aufgrund der verworrenen Situation mehrerer zuständiger Stellen das System nachhaltig verkomplizierten und zu Ineffizienz führten. Mit der Bestellung Gundaker Graf Althanns am 25. Juni 1716 zum ersten Generalbaudirektor aller „Hof-, Zivil-, Lust- und Gartengebäude“ erfolgte eine grundlegende Neuordnung des Hofbauwesens. Althann unternahm sofort Versuche, den Einfluss des Hofkammerpräsidenten wie auch des Obersthofmeisters zu begrenzen, und er wollte alleine dem Kaiser verantwortlich sein. 1717 schlug er u. a. vor, dass alle Personen des Hofbauamtes ausschließlich ihm unterstehen und Neubesetzungen von ihm vorgeschlagen werden sollten, dass das Hofbauamt nur im Bezug auf die Baurechnungen von der Hofkammer abhängig sein dürfte, ansonsten von diesen beiden Stellen aber keinerlei Verordnungsgewalt auszugehen habe. 1718 verfasste er eine Instruktion an seinen Bauschreiber mit dem Befehl, dass dieser nur von ihm als Generalbaudirekter Anordnungen zu empfangen habe und der Baufundus nur auf seinen Befehl angetastet werden dürfe. Darüber hinaus enthält die Instruktion Anordnungen bezüglich der Verrechnung, Inspektions- und Berichtspflichten sowie der Amtsführung. Trotz dieser vom Kaiser grundsätzlich bewilligten Vorschläge betrachtete das Obersthofmeisteramt das Hofbauamt teilweise weiterhin als unterstellte Behörde, was vermutlich auch darin begründet lag, dass mehrere Künstler dem Obersthofmeisterstab angehörten. Durch die Bestellung Althanns erhielt auch die Gliederung des Hofbauamtes einen strafferen Charakter: Unter dem Generalbaudirektor schienen nun der Hof- und LandBau-Schreiber, gefolgt von den Architekten und Ingenieuren und dem Garten-Ingenieur auf. Hierauf folgten die Verwaltungsstellen, welche aus den Baumaterial- und Bauholzverwaltern, dem Bau-Übergeher, den Amts- und Unteramtsschreibern sowie dem SteinSchreiber und dem Bauholz-Beschauer, dem Kalkmesser, dem Hofbrunn-Meister und dem Hofbauamts-Sandwerfer bestanden. Im Weiteren werden die „vier geschworenen Bau- und Handwerksmeister“, nämlich der Steinmetz-, Maurer-, Zimmer- und Ziegeldeckermeister, genannt. Es folgen die Gärtner, die Poliere und eine große Anzahl unterschiedlicher Hofkünstler und Hofhandwerker. Althann wollte auch gegen den Widerstand der Hofkammer und des Obersthofmeisteramtes mit dem Hofbauamt eine zentrale Behörde schaffen, die für alle Bauten und Gärten des Hofes innerhalb der Erbländer verantwortlich sein sollte. Obwohl in den Akten keine eindeutige Bestätigung bezüglich des Erfolges oder Scheiterns dieses Planes gefunden werden konnte, dürfte dieses Vorhaben nicht gelungen sein. Althann stellte 1742 aufgrund seines hohen Alters ein Rücktrittsgesuch. Dennoch wird er bis 1747 in den Hofkalendern als Generalbaudirektor geführt, obwohl dieses Amt bereits 1743 de facto von Emanuel Tellez da Menezes e Castro, Herzog von Silva-Tarouca, übernommen worden war.
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Die gesamte erste Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde von den Architekten Johann Lukas von Hildebrandt sowie Vater und Sohn Fischer von Erlach bestimmt. Obwohl den beiden Fischer bei höfischen Planungen stets der Vorzug gegeben wurde und Hildebrandt nur zu Beginn, und auch dann eher als Ingenieur, eingesetzt worden sein dürfte, sind die exakte dienstliche Funktionsbezeichnung und der hierarchische Status der drei Architekten fraglich, finden sich für sie doch auch in offiziellen Quellen unterschiedliche Bezeichnungen (Kaiserlicher Oberarchitect und Ingenieur; Kaiserlicher Architect und Ingenieur; K. Hoff Ingenieur und Architect; Kaiserl. Hof-Architect). Finanziell wurde das Hofbauamt vor allem durch die Verlagsgelder des Vizedomamtes unter der Enns bzw. später vom kaiserlichen Bancal-Hof-Gubernium durch vierteljährliche Auszahlungen versorgt. In der Praxis reichten die verfügbaren Summen nie, sodass zusätzliche finanzielle Mittel verschiedenster Stellen zugeführt und weitere Finanzierungsmöglichkeiten gefunden werden mussten. 1.2.6.3. Das Hofbauwesen unter der Direktion von Silva-Tarouca, Losy und Kaunitz-Rietberg (1743–1783) Von Anna Mader-Kratky Bei der Amtsübergabe an Silva-Tarouca hatte die Behörde mit einer hohen Schuldenbelastung zu kämpfen und war personell stark unterbesetzt. Dem alternden Hildebrandt, der zumindest pro forma bis zu seinem Tod 1745 das Amt des Hofarchitekten innehatte, folgte u. a. der lothringische Architekt Jean Nicolas Jadot, der 1745 nach Wien kam. Eine führende Rolle nahm auch Mauro Ignazio Valmagini als Hofbauinspektor und -kontrollor ein. Förderung durch Silva-Tarouca erfuhr weiters Nikolaus Pacassi, der 1745 zum Unterbaumeister und im Mai 1748 zum Hofarchitekten avancierte. Instruktionen, die das Tätigkeitsfeld der einzelnen Mitarbeiter näher umreißen, fehlen für diesen Zeitraum gänzlich. Silva-Taroucas Bestrebungen zu einer Beseitigung der strukturellen Probleme führten im Februar 1746 zu einem kaiserlichen Dekret, das zwar die Arbeitsabläufe regulierte, die finanziellen Engpässe des Hofbauamtes allerdings nicht merklich besserte. Der Generalhofbaudirektor war mehrfach gezwungen, dringende Ausgaben aus eigener Tasche zu bestreiten oder Mitglieder des Hofstaates um finanzielle Zuwendungen zu bitten. Trotz zäher Bemühungen blieb die fehlende Aufteilung von Zuständigkeiten evident, und SilvaTarouca trat am 3. Dezember 1749 zurück. Am 19. Januar 1750 wurde Adam Philipp Graf Losy von Losinthal zum Generalhofbaudirektor ernannt, und zu Beginn des Jahres 1754 trat eine neue Hofbauamtsordnung in Kraft, deren Ziel die verstärkte Zusammenarbeit von Bauausführung und Bauverwaltung war. Die Aufgaben jedes Mitarbeiters waren künftig in Instruktionen exakt festzuhalten. Anträge in Bauangelegenheiten durchliefen einen Instanzenweg, der nach einer Begutachtung im Hofbauamt über den Hofbauschreiber und den Generalhofbaudirektor in einen Vortrag an die Kaiserin mündete. Das neu geschaffene Amt des Gegenhandlers im Hofbauamt diente der Entlastung (und wohl auch der Kontrolle) des Hofbauschreibers. Der Hofarchitekt musste sich verpflichten, alle Hofgebäude sowohl in der Stadt als auch auf dem Land in regelmäßigen
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Intervallen aufzusuchen und zu kontrollieren; zu den durch das Hofbauamt betreuten Gebäuden in der Stadt zählten die Hofburg mit allen Nebengebäuden, die Augustinerund Kapuzinerkirche, diverse kaiserliche Stallungen und die Hofwasserleitung. Vor den Stadtmauern wurden an Residenzbauten die beiden Favoriten, das Belvedere, Schloss Schönbrunn und Schloss Hetzendorf, das Neugebäude und Laxenburg unterhalten; auch die Karlskirche, weitere Stall-, Lager- und Verwaltungsgebäude und kaiserliche Häuser zählten zum Zuständigkeitsbereich (Aufstellung vom 6. November 1754). Trotz der neuen Regelungen hinsichtlich Angabe und Abrechnung von Bauarbeiten kam es auch weiterhin zu Ungereimtheiten. Aufgrund explodierender Baukosten beim Umbau von Schloss Schönbrunn und der daraus erwachsenden Schuldenlast des Hofbauamtes stellte die Hofkammer 1768 den Antrag, ihr das Hofbauwesen zu unterstellen und die Oberaufsicht über das Baupersonal bzw. alle Bauführungen einzuräumen. Im Zuge dieser Entscheidung wurde Jean-Baptiste Brequin zum Vizehofbaudirektor befördert und übernahm die Aufsichtsfunktion der Hofkammer, der gegenüber er allein weisungsgebunden war. Brequins Kontrollfunktion beinhaltete auch den regelmäßigen Besuch der Bauplätze gemeinsam mit Vertretern der Hofkammer. Graf Losy blieb zwar weiterhin Generalhofbaudirektor, doch war er in seiner Entscheidungsgewalt stark beschnitten worden. Seinen Unmut machte er in unkooperativem Verhalten gegenüber der Hofkammer deutlich; 1772 trat er schließlich zurück. Bereits im August 1772 hatte Pacassi sein Amt als Oberhofarchitekt (seit 1760) niedergelegt, da er die künstlerische Arbeit des Hofbauamts durch die nach rein ökonomischen Gesichtspunkten agierende Hofkammer gefährdet sah. Im November 1772 wurde Ernst Christoph Graf Kaunitz-Rietberg, Sohn des Staatskanzlers, als Generalhofbaudirektor im Amt bestätigt; mit seiner Ernennung ging eine Stärkung des Verwaltungsapparates einher. Noch vor Kaunitz’ Amtsübernahme trat im September 1772 eine neue Hofbauamtsinstruktion in Kraft, die den Hofarchitekten Franz Anton Hillebrandt (seit 1772) als zentrale Figur neben Johann Baptist von Bolza, Hofrat bei der Hofkammer, nennt. Eine nun wöchentlich tagende Baukommission unter der Leitung des Generalhofbaudirektors wurde als Entscheidungsgremium eingeführt und musste in Hinkunft alle Bauführungen, auch kleine Reparaturen, genehmigen. Die Protokolle dieser Sitzungen (seit Dezember 1772) dokumentieren die Tätigkeit des Hofbauamtes annähernd lückenlos. Hillebrandt war künftig weniger planender Architekt denn prüfender Bauaufseher, der alle geplanten Arbeiten zu begutachten, zu bewilligen und der Baukommission vorzutragen hatte. Langwierig wurde der Entscheidungsprozess durch die Verpflichtung, für alle Arbeiten mehrere Kostenvoranschläge einzuholen. Mit Einführung der wöchentlichen Sitzungen traf das Hofbauamt viele Entscheidungen intern, ohne die Kaiserin im Vorfeld zu konsultieren. Über laufende Arbeiten erfuhr sie aus dem Protokoll jeder Sitzung, das der Generalhofbaudirektor jeweils zur Approbation vorlegte, nur wichtige Fragen wurden auch weiterhin an höchster Stelle vorgebracht. Für eine effiziente Betreuung der Hofgebäude mussten zu Beginn des Jahres 1773 Generalpläne aller Hofbauten angefertigt und ein entsprechendes Planarchiv eingerichtet werden. Die Einführung von Deutsch als verpflichtender Amtssprache sollte den Arbeitsalltag zusätzlich erleichtern. Zur Entlastung von Hillebrandt kamen im November 1776 der französische Architekt Isidor Ganneval (später italianisiert in Canevale) und Johann Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg als Hofarchitekten hinzu, die sich die Verantwortung für die Hofgebäude teilten: Hillebrandt zeichnete für alle Hofbauten innerhalb der Stadtmauer verantwort-
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lich, Ganneval für die Gebäude zwischen Stadt und Linienwall und Hohenberg für die Bauten außerhalb der Linie. Alle geplanten Bauführungen waren auch weiterhin durch das Hofbauamt zu genehmigen; am Ende des Monats hatte jeder der Hofarchitekten einen „Ausweis der Arbeiten“ an seinen Bauplätzen abzugeben, wodurch alle tatsächlich durchgeführten Baumaßnahmen nachvollziehbar werden. Mit dem Tod Maria Theresias reduzierte Joseph II. alle Bauarbeiten in den Hofgebäuden auf ein Minimum und wies Kaunitz an, nur die notwendigsten Ausgaben zu tätigen. Im Sommer 1783 verfügte der Kaiser eine völlige Neuordnung des Hofbauwesens, die im November desselben Jahres wirksam wurde: Die Schaffung einer Oberbaudirektion zielte auf eine strikte Zentralisierung des Bauwesens in einer einzigen Behörde unter der Leitung von Kaunitz, die künftig für alle Hofbauten, öffentlichen Gebäude und Wasserbauführungen in den Ländern zuständig war. Über kleinere Reparaturen entschieden die lokalen Baudirektionen autonom und berichteten vierteljährlich nach Wien. Pläne für größere Bauvorhaben oder Neubauten mussten ausnahmslos in der Oberbaudirektion eingereicht, begutachtet und bewilligt werden. Das Hofbauamt war künftig gleichbedeutend mit einer Landesstelle, sein Zuständigkeitsbereich blieben die Hofbauten in und um Wien. Joseph II. verfolgte das Baugeschehen aufmerksam durch regelmäßige Visiten der Baustellen und äußerte seine Wünsche entweder direkt vor Ort oder teilte sie Kaunitz in Handschreiben mit. Die Neuordnung des Hofbauwesens 1783 war zwar ein erster Versuch einer behördlichen Zentralisierung, doch machen die beständigen Regulierungsmaßnahmen der kommenden Jahre die Schwierigkeit eines von Wien aus gesteuerten Apparates evident. Hofbaudirektoren 1716–1742 1742–1749 1750–1772 1772–1789
Gundaker Graf Althann Emanuel Tellez da Menezes e Castro, Herzog von Silva-Tarouca (bis 1744 nur provisorisch) Adam Philipp Losy von Losinthal Ernst Christoph Graf Kaunitz-Rietberg 1.2.6.4. Das Hofbauwesen in Prag Von Petra Kalousek und Markus Jeitler
Das bis dato in seiner Organisationsstruktur nur teilweise erforschte Bauamt der Böhmischen Kammer bzw. das Prager Hofbauamt dürfte bereits anfänglich dem Wiener Pendant wesensgleich gewesen sein. In seine Zuständigkeit fielen die Errichtung und die Instandhaltung von Bauten auf der Prager Burg und den böhmischen Kammergütern. Die Amtsleitung hatte zuerst der Burgbaumeister inne, der direkt dem Herrscher bzw. der Böhmischen Kammer unterstand. Eine systematische Erfassung der Aufgaben und Besoldung dieser Funktion fehlt, letztere wurde über konkrete Bauauftragsentlohnungen abgegolten, ähnlich wie bei anderen Hofbauamtsfunktionen, etwa dem Hofmaurermeister. Das Baugeschehen bestimmte zwar primär der Herrscher, seine Entscheidungen wurden aber durch die Landstände geregelt, die über ihre Genehmigung der Finanzierung maßgeblich in die Baumaßnahmen eingreifen konnten. Um eine bessere Kontrolle der Ausgaben
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und eine bessere Vermittlung zwischen Bauamt, Herrscher und Kammer zu gewährleisten, wurde die Funktion des Bauschreibers eingeführt. Dieser war zuerst dem Burgbaumeister unterstellt, wurde jedoch später zum eigentlichen Leiter des Hofbauamtes. Bezüglich der Organisation der Prager Burgbauten lassen sich seit den späten 1530er Jahren bis zu Maximilian II. überdies enge Kontakte zu den Wiener Behörden nachweisen, die insbesondere während der Statthalterschaft Erzherzog Ferdinands (1547–1567) intensiviert wurden. Dazu zählen Begutachtungen und Entwürfe für Bauordnungen und Instruktionen, die Kontrolle von Rechnungen und Personalentscheidungen. Dieses System lief dann unter Rudolf II. in umgekehrter Richtung weiter. Mit der böhmischen Krone übernahm Ferdinand I. auch den jagiellonischen Burgbaumeister Benedikt Ried; bald wurde die Leitung maßgeblicher Bauten wie des Belvedere aber italienischen Künstlern wie Paolo Stella (Nachfolger Rieds 1543) übergeben, bei technisch anspruchsvollen Angelegenheiten konsultierte man den in Wien tätigen Brünner Johann Tscherte. 1552 folgte auf Stella der kompetente Bautechniker Hans von Tirol, wenngleich künstlerisch anspruchsvolle Planungen weiterhin auswärtigen Architekten wie z. B. Pietro Ferrabosco übergeben wurden. Weitere bedeutende Burgbaumeister dieser Zeit waren Bonifaz Wolmuth und Ulrico Aostalli. Anhand erhaltener Quellen lässt sich die Besoldung Aostallis festmachen, die von jährlich 40 Talern (1560) nach seiner Ernennung zum Hofbaumeister (1567) auf 100 Taler aufgestockt wurde, ab 1573 erhielt er als Amtsverwalter 200 Taler. Auch unter ihm wurden Entwürfe anderer Architekten wie Giovanni Gargiolli ausgeführt. Als Hofbaumeister folgten ihm Konrad Engler, Orazio Fontana und Giovanni Maria Filippi. Die Übertragung der Hauptresidenz nach Wien im Laufe des 17. Jahrhunderts bedingte eine Kompetenzverschiebung, indem der Prager Bauschreiber mangels Burgbaumeister nur mehr mit der Organisation von Bauaufträgen betraut wurde. Nach 1620 setzte eine Umstrukturierung des Bauamtes ein, Entscheidungsträger war nicht mehr der Herrscher direkt, sondern die der Wiener Hofkammer unterstehende Böhmische Kammer. Die Hofbaumeisterstelle blieb lange unbesetzt, anfallende ausführende Tätigkeiten wurden vom Hofmaurermeister erledigt. Die Planung und Aufsicht über den Ausbau der Burg unter Ferdinand II. leitete der Hofarchitekt Giuseppe Mattei, der vom Schatzmeister Dionisio Miseroni unterstützt wurde. Neben den Hofmaurermeistern waren Ende des 17. Jahrhunderts wiederholt auch Architekten entwerfend tätig, die keinen offiziellen Hoftitel hatten, so Jean-Baptiste Mathey, der vermutlich über Vermittlung des böhmischen Kammerpräsidenten Franz Josef Schlick beauftragt wurde. Erst Anfang des 18. Jahrhunderts setzte man mit Giovanni Battista Alliprandi als kaiserlichem Hofarchitekten und Bauinspektor wieder einen eigenen Burgbaumeister ein, dessen Entlohnung aber wesentlich geringer war als die der Wiener Hofarchitekten. Dazu kamen andere, zum Teil in Personalunion besetzte Funktionen wie Fortifikationsbaumeister oder Kammergestütbaumeister, der 1727 ein Gehalt von 250 fl. erhielt. 1723 ernannte Karl VI. Franz Maximilian Kaňka zum Prager Hofarchitekten; zu seinen Pflichten gehörte zweimal jährlich die Inspektion aller Schlösser auf den Kammergütern nebst der Prager Burg. Auch der Hofbauamtsschreiber blieb als wichtige Funktion in der Verwaltung des Amtes bestehen, während die Funktionen des Hofzimmermanns, Hofsteinmetzes etc. anscheinend nur mehr als Ehrentitel weitergeführt wurden. Mit der Zentralisierung des Bauwesens 1783 wurde das Prager Hofbauamt der Oberbaudirektion in Wien unterstellt.
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Quellenlage und Forschungsstand Die Quellenlage ist für die Länder Österreich unter und ob der Enns recht unterschiedlich. Das quantitativ bedeutendste und aussagekräftigste Aktenmaterial befindet sich im ÖStA (bes. im FHKA sowie im HHStA). Für die Zeit bis zur Hofkammerreform 1749 bilden die Materialien der Niederösterreichischen Kammer, der Österreichischen Hoffinanz und der daraus selektierten Niederösterreichischen Herrschaftsakten (u. a. mit dem Bestand Hofbauamt), die Gedenkbücher, die Hofzahlamtsbücher und die Vize domamtshauptrechnungen die umfangreichsten Quellen; dabei sind sowohl die Einzelakten als auch die Protokollbücher zu berücksichtigen. Der Bestand Hofbaudepartement im HHStA gliedert sich in Geschäftsbücher, die mit dem Jahr 1772, also mit der Einführung wöchentlicher Sitzungen im Hofbauamt, einsetzen, und Akten. Für den Zeitraum 1718 bis 1770 halten diese allerdings nur verstreutes Material bereit, erst mit den Jahren 1771/72 verdichtet sich der Aktenbestand. Ergänzend dazu ist das Material der Neuen Hofkammer ab 1762 (Kamerale Österreich, Fasz. 23, Hofbauwesen) zu berücksichtigen. Für die Geschichte des Hofbauamtes im 18. Jahrhundert von Bedeutung sind Nachlässe der Generalbaudirektoren, doch sind diese teilweise verschollen (Althann) oder noch nie vollständig nach diesem Gesichtspunkt gesichtet worden (z. B. der Nachlass Silva-Taroucas im MZA Brno). Die personelle Zusammensetzung des Hofbauamtes im 18. Jahrhundert lässt sich seit 1702 über die Hof- und Staatskalender mehrheitlich erschließen. Einzelne Instruktionen für das Hofbaumat bzw. die Obersthofarchitekten liegen für das 18. Jahrhundert im Druck vor (Wührer–Scheutz 2011, 934–937, 1008–1026, 1037– 1042). Das Planarchiv des Hofbauamtes (rund 4.000 Blätter) befindet sich heute zum überwiegenden Teil in der Architektursammlung der Wiener Albertina (vgl. Benedik 1996b). Der Planbestand ist nach topographischen Gesichtspunkten geordnet und beinhaltet neben Bestandsplänen und Detailstudien auch Entwurfszeichnungen zu unausgeführten Projekten. Teile des Planmaterials haben sich auch in den Kartensammlungen der ÖNB und des FHKA erhalten. Eine erstmalige umfassende Bearbeitung der Quellen zum Hofbauwesen wurde u. a. durch das Hofburgprojekt der ÖAW in Zusammenarbeit mit dem FWF (2004–2011) geleistet, deren Ergebnisse in den beiden Bänden für die Zeit von 1521–1705 bzw. 1705–1835 veröffentlicht wurden (Jeitler 2014a und 2014b bzw. Benedik 2016, Mader-Kratky 2016a, 2016b und 2016c, Weinberger 2016 und Mader-Kratky 2016d). Eine konsequente Aufarbeitung der im APH vorhandenen Quellen des Hofbauamtswesens in Böhmen fehlt bis dato, wenngleich im Rahmen der Baugeschichte der Prager Burg (Vlček 2000) und anderer Teilbereiche bereits grundlegendes, wenn auch punktuelles Wissen publiziert worden ist. Zum Teil reichhaltiges Aktenmaterial, vor allem zum 16. Jahrhundert, befindet sich im NA und im FHKA. Die historische Entwicklung und die Struktur des Wiener Hofbauwesens sind für die Frühe Neuzeit bislang nicht ganzheitlich erforscht worden, wobei jeweils entweder die Anfänge (Nast 1948, Kühnel 1956–1961, Tl. 3, Hassmann 2004) oder die späteren Veränderungen außer Acht gelassen wurden. Zu einigen Persönlichkeiten des Hofbauwesens sind zum Teil eingehende biographische und prosopographische Untersuchungen erschienen, die mitunter wertvolle Hinweise über die Organisationsformen liefern können (Leisching 1900, Plesser 1910, Biach 1924–1928, Schaffran 1938,
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III. Der Hof
Nast 1948, Kühnel 1956–1961, Tl. 3, Czeike 1959/60, Kelényi 1976, Fidler 1988 und 1990, Schönburg-Hartenstein–Zedinger 2004, Haupt 2007). Die im Zusammenhang mit dem Hofbauwesen im 18. Jahrhundert oft zitierte Arbeit Pohl (B.) 1968 muss in vielen Punkten als oberflächlich und fehlerhaft angesehen werden. Hauser 1949 erwähnt das Hofbauamt kurz im Rahmen der Biographie Althanns und nennt hier nur die wesentlichen Grundzüge. Wissenschaftlich bedeutend relevanter sind für die Amtszeit Althanns Matsche 1981 und für die Ära Silva-Taroucas Benedik–Garms 2005. Auf die Reformversuche unter Maria Theresia und Joseph II. konzentrieren sich Benedik 1996a und 2006. Springer 1996 behandelt die Gründung der Oberbaudirektion 1783 und ihre Folgen.
1.2.7. Exkurs: Die Hofbauten 1.2.7.1. Die Wiener Hofburg Von Markus Jeitler, Anna Mader-Kratky und Manuel Weinberger Die Ursprünge der Wiener Hofburg reichen in das 13. Jahrhundert zurück, wobei der Baubeginn in den 1230er Jahren und ihr Abschluss unter König Přemysl Ottokar II. um 1275 angenommen werden. Die Burg war mit Adelshäusern dicht umbaut, neben dem großen Wohnturm stand das Widmertor, und im Stadtgraben erstreckten sich zum Teil Gartenanlagen; bedeutend sind St. Michael als Hofkirche und das 1327 von König Friedrich dem Schönen hierher verlegte und neu bestiftete Augustinerkloster. Herzog Albrecht V. ließ die Burgkapelle um 1420 großzügig ausbauen, ebenso Friedrich III. um 1449. Dieser ist auch für den Erwerb von Liegenschaften um die Burg verantwortlich, etwa den Cillierhof, der zu einem Zeughaus umfunktioniert wurde. Der Teilungsvertrag von 1458 zwischen den Brüdern Friedrich III., Albrecht VI. und Sigmund zur gemeinsamen Nutzung der Burg lässt wichtige Aussagen zur Funktion einzelner Bereiche zu. Während der 1480er Jahre scheint Friedrich III. u. a. ein Klosterprojekt bei der Hofburg verfolgt zu haben, von dem lediglich die unvollendete „Öde Kirche“ bis in die 1550er Jahre übrigblieb. Ferdinand I. hatte nach seiner Ankunft in den österreichischen Erbländern 1521/22 zunächst mit gravierenden politischen Problemen zu kämpfen. Erst die Türkenbelagerung Wiens 1529 bedeutete für die Hofburg einen baulichen Wendepunkt: 1531 begann der Bau der Burgbastei. Danach fanden kontinuierliche Aus- und Neubauten der Burg und ihrer Gartenanlagen statt. Dazu gehören ab 1540 unter der Leitung von Johann Tscherte und Pietro Ferrabosco die Errichtung eines Ballhauses und monumentalen Wendeltreppenturms beim Lustgarten, die Neugestaltung von Innenräumen, eine Prunkstiege, der teilweise Neubau zweier Trakte mitsamt dem „Schweizertor“ (datiert 1552/53), des „Kindertraktes“ und der Stallburg (anstelle der Öden Kirche), weiters die Errichtung des Augustinergangs, des Hofspitals, der Ankauf des Hauses von Martín de Guzmán und der Neubau eines Traktes am Burgplatz. Diese Ausbauten waren u. a. für die Unterbringung von Behörden erforderlich. Maximilian II. ließ um 1574/76 Ausbauten für die Reichshofkanzlei durchführen; unter Rudolf II. kam es ab 1582 zu weitreichenden Veränderungen an der Alten Burg („Sommerhaus“, Basteitrakt, Neuausstattung der Repräsentationsräume, Galeriebau am Ballhaus) und dem Ausbau des Cillierhofes in mehreren Etappen
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zwischen 1582 und 1609/10 zur Residenz Erzherzog Ernsts am Burgplatz bzw. „Neuen Burg“ (später Amalienburg). Außerdem wurden zur Erweiterung der bestehenden Verwaltungsbauten am Burgplatz die beiden angrenzenden Gebäude (Herberstein-Haus und Harrach-Haus) erworben, wodurch hier ein geschlossener Trakt zwischen der Neuen Burg und der Alten Burg entstand. Ferdinand II. war für die Errichtung des „Tanzsaales“ (1629/31) als Vorgänger der heutigen Redoutensäle verantwortlich. Mit der Berufung der unbeschuhten Augustiner-Eremiten in das Augustinerkloster wurden dort bedeutende Um- und Neubauten vorgenommen, wie die 1627 von Kaiserin Eleonora Gonzaga gestiftete Loretokapelle. Ferdinand III. ließ eine umfassende Sanierung des Ballhaus-Schatzkammer-LustgartenEnsembles durchführen (1639–1644). Seine Stiefmutter Eleonora erhielt Wohnräume in der Stallburg, die nach ihrem Tode 1655 von Erzherzog Leopold Wilhelm bezogen wurden, der hier seine Kunstsammlung unterbrachte. Die bis heute wirksamste und bedeutendste Baumaßnahme des 17. Jahrhunderts war der unter Leopold I. von Philiberto Lucchese entworfene Leopoldinische Trakt, der unter Einbeziehung des bestehenden Kindertraktes die „Alte“ mit der Neuen Burg verband und damit den Burgplatz schloss. Die Freskenausstattung stammte von Carpoforo Tencalla. Nach einem Brand 1668 entschloss man sich zur Erweiterung und Aufstockung des Traktes. Andere Bautätigkeiten Leopolds I. an der Hofburg betrafen das hölzerne „Comödihaus“ auf der Kurtine (1666) und die Reitschule am Tummelplatz (1681–1685). Während der zweiten Türkenbelagerung Wiens wurden die Gebäude der Hofburg zum Teil schwer beschädigt. Nach der Wahl Josephs I. zum römisch-deutschen König 1690 residierte dieser im Leopoldinischen Trakt, wo bedeutende Ausstattungsarbeiten mit Ölgemälden Peter Strudels erfolgten. Ansonsten wurden unter Josephs Regierung keine größeren Bauvorhaben vorgenommen, obwohl diese geplant gewesen sein dürften. Nachdem zahlreiche deutsche Fürsten um 1700 ihre Residenzen erneuert oder erweitert hatten, kam auch beim Kaiser der Wunsch nach Vergrößerung und baulicher Vereinheitlichung der Burg auf. Josephs I. kurze Regierungszeit hat diese Pläne vereitelt. Zu erwähnen sind allerdings Umbauten im Bereich der Alten Burg, des Leopoldinischen Trakts und der Amalienburg. Erst Karl VI. setzte durch seine forcierte Baupolitik neue Akzente; federführend waren hierbei Vater und Sohn Fischer von Erlach. Ab 1718 wurden die Hofstallungen außerhalb der Stadtmauern geschaffen. Die Bestände der Bibliothek sollten ebenfalls einen Neubau erhalten. Planungen dazu gab es etwa ab 1716; 1722/23 wurde mit dem Bau am Ort der Reitschule auf dem Tummelplatz begonnen. Nach dem Tod Johann Bernhard Fischers von Erlach 1723 setzte sein Sohn Joseph Emanuel den Bau fort, seit April 1731 war die Bibliothek vollendet und stand Besuchern offen. Nach der Umsiedlung der Österreichischen Hofkanzlei 1722 in das von Johann Lukas von Hildebrandt errichtete Gebäude am Ballhausplatz entschloss sich auch Reichsvizekanzler Karl Friedrich Graf Schönborn zu einem Neubau der Reichskanzlei. Dieser von Hildebrandt geplante und 1723 begonnene Bau wurde im Kern und zur Schauflergasse hin den Plänen entsprechend vollendet. Mit Fischer von Erlach d. J. beauftragte Karl VI. dann seinen Favoriten mit einer neuen Fassade zum Inneren Burghof (1726 begonnen). Durch den Bau der Hofbibliothek wurde der Neubau eines Reitschulgebäudes notwendig; 1729 erfolgte der Baubeginn der Winterreitschule durch Fischer von Erlach d. J., vollendet 1735. Ab den 1720er Jahren entstanden erste Pläne für eine Umgestaltung der Michaelerfront als repräsentative Fassade der Hofburg zur Stadt. Ein Projekt Fischers von Erlach d. J. (ca. 1732/33) wurde nur
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teilweise ausgeführt; die Rotunde der Michaelerkuppel blieb bis ins 19. Jahrhundert ein Torso. Beide Fischer von Erlach wie auch Hildebrandt waren Architekten im Hofbauamt und standen in dauernder Rivalität zueinander, die zumeist zugunsten der Fischer von Erlach ausging. Alle drei Hofarchitekten erstellten radikale Neubaupläne für die gesamte Hofburg, die aus Kostengründen und aus Traditionsbewusstsein gegenüber dem gewachsenen Zustand der Residenz nicht verwirklicht wurden. Neben seinen spektakulären Bauprojekten veranlasste Karl VI. auch eine Neuaufstellung der Gemäldesammlungen in der Stallburg, die durch das gemalte Inventar Ferdinand Storffers dokumentiert ist. Unter Maria Theresia trat das Baugeschehen an der Hofburg in eine ruhigere Phase, wenngleich namhafte Architekten (Balthasar Neumann, Jean Nicolas Jadot, Nikolaus Pacassi) ab 1745 Neubau- und Umbauprojekte vorlegten, die auf eine Vereinheitlichung der Residenz zielten. Vorerst konzentrierten sich die baulichen Maßnahmen aber auf die Adaptierung von Innenräumen (Umbau des Ballhauses zum Hoftheater 1741–1748; Adaptierung des Komödiensaales zu den Redoutensälen 1744–1748) und die Erschließung älterer Trakte durch neu angelegte Treppenhäuser (Säulen- und Botschafterstiege; Adlerstiege, um 1750). Das Paradeappartement in der Alten Burg und im Leopoldinischen Trakt wurde in seiner Raumdisposition beibehalten, in seiner Ausstattung allerdings ab 1748/49 modernisiert. Der Neubau des Augustinerganges entlang der vorstadtseitigen Fassade der Hofbibliothek (1756) bot die Möglichkeit, die naturwissenschaftlichen Sammlungen Franz’ I. in den daran angrenzenden Kabinetten unterzubringen. 1770 bewilligte Maria Theresia die Pläne ihres Hofarchitekten Pacassi, den Bibliotheksplatz (Josefsplatz) durch Angleichung der seitlichen Fassaden an die Hofbibliothek zu vereinheitlichen. Die Bauinitiativen Josephs II. beschränkten sich auf den Bereich der Innenausstattung; dazu zählt auch die regotisierende Umgestaltung der Augustinerkirche nach Plänen von Johann Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg 1784. Für das heutige Erscheinungsbild der Wiener Hofburg zeichnen monumentale Bauprojekte des 19. Jahrhunderts unter Franz Joseph I. und Thronfolger Franz Ferdinand verantwortlich. 1.2.7.2. Augarten, Prater, Laaerberg Von Anna Mader-Kratky Im kaiserlichen Jagdgebiet der Donauauen gründete Kaiser Matthias 1614 einen Hofbesitz, für den erst später die Bezeichnung „Augarten“ gebräuchlich wurde. Im 17. Jahrhundert konnte der Besitz durch den Ankauf weiterer Grundstücke vergrößert, ein Lustgarten angelegt und das bestehende Lustgebäude ausgebaut werden. Diese „Alte Favorita“ wurde 1683 schwer in Mitleidenschaft gezogen und blieb bis ins 18. Jahrhundert in Trümmern bzw. wurde nur teilweise wiederaufgebaut. 1712 legte Jean Trehet seine Pläne für eine Neugestaltung des Parks vor, dessen Erweiterung 1720 erfolgte. Joseph II. machte den Augarten 1775 für jedermann zugänglich und beauftragte Isidor Ganneval (Canevale) mit dem Bau eines Portals mit der Inschrift „Allen Menschen gewidmeter Erlustigungsort von Ihrem Schätzer“. Auf dem ehemaligen Grund des kroatischen Konvikts erbaute Ganneval ein Gartengebäude für den Kaiser, das sog. Kaiser-Joseph-Stöckl.
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Bereits 1766 hatte Joseph II. das kaiserliche Jagdgebiet Prater der Bevölkerung als Erholungsraum zugänglich gemacht und mit einem System von Alleen erschließen lassen. Das Lusthaus, das schon unter Maximilian II. als „Grünes Lusthaus“ Erwähnung fand, bildet den Kreuzungspunkt von sechs sternförmigen Alleen und wurde 1781 bis 1783 von Ganneval erneuert. Zeitgleich entstand auf dem Laaerberg ein Lusthaus in derselben Form, das wenige Jahre nach seiner Fertigstellung abbrannte. 1.2.7.3. Die Favorita in Wien Von Markus Jeitler Die Anlage der kaiserlichen Favorita als Sommerresidenz auf der Wieden geht auf einen bis ins 13. Jahrhundert nachweisbaren Hof zurück (seit dem 16. Jahrhundert „Pöglhof“), der 1614 durch Kauf an Kaiserin Anna gelangte. Erste Bauarbeiten begannen noch zu ihren Lebzeiten; 1623 ist eine erste Bezeichnung als „Favoritenhof“ belegt, ab 1642 auch als „Favorita“. Der Baukomplex umfasste 1672 zwei von einstöckigen Trakten umgebene Höfe und ausgedehnte Gartenanlagen (u. a. „Margrantengarten“, Blumengarten Erzherzog Leopolds, Teich und Grotte) sowie eine Kapelle. Dabei war die Anlage vermutlich nach 1657 erweitert worden und befand sich im Besitz der Kaiserin-Witwe Eleonora Gonzaga. 1683 wurden die Gebäude und das Areal der Favorita schwer beschädigt und teils zerstört, nach dem Tode Eleonoras (1686) begann der Wiederaufbau, wohl nach Plänen Giovanni Pietro Tencallas; neu hinzu kamen u. a. eine Orangerie, eine Schießstätte und ein Gartentheater. Ab etwa 1698 fanden in der Favorita bedeutende Empfänge und Feste statt, z. B. der Besuch Zar Peters I. (1698), der Empfang Amalie Wilhelmines von Braunschweig-Lüneburg (1699) oder die Proklamation Karls VI. zum spanischen König (1703), der 1740 in der Favorita verstarb. Von der Ausstattung haben sich u. a. der „Peregrinsaal“ (ehemalige Ritterstube), das „Goldkabinett“, die Kapelle und der Speisesaal (ehemalige Sala terrena) erhalten. Maria Theresia war an der Favorita nicht mehr interessiert und übergab sie 1746 den Jesuiten zur Einrichtung eines Seminarium Nobilium – der heutigen Theresianischen Akademie. 1.2.7.4. Schloss Kaiserebersdorf Von Markus Jeitler Die Geschichte des Schlosses (Kaiser-)Ebersdorf lässt sich bis in das 12. Jahrhundert zurückverfolgen. Die Burg diente als Adelsresidenz. 1499 mussten die Brüder Wolfgang und Veit von Ebersdorf Schloss und Herrschaft an Maximilian I. abtreten, 1529 setzten es osmanische Truppen in Brand, sodass es unbewohnbar war. Die kaiserliche Familie schätzte Kaiserebersdorf – es handelte sich um eines ihrer bevorzugten Jagdreviere im Umkreis Wiens – und förderte den Ausbau und die Ausstattung des Schlosses. 1550 begannen umfangreiche Neubauten, wofür ein Großteil der alten Anlage demoliert wurde. Die bis 1565 andauernden, von ständigem Geldmangel behinderten Bau- und Ausstattungsarbeiten sind mit den Baumeistern Johann Tscherte und Pietro Ferrabosco verbun-
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den. Die Neubauten betrafen hauptsächlich den „Uhrtrakt“, Nebengebäude, die Gartenflächen und die Menagerie; unter Maximilian II. dürften der „Zöglingstrakt“ und der nördliche Verbindungstrakt entstanden sein. Eine weitere Blütezeit erlebte das Schloss unter Ferdinand II., zeitweilig hielt sich hier der Hof im Oktober und November zur Jagd auf; nach dem Brand im Leopoldinischen Trakt der Hofburg (1668) musste Leopold I. nach Kaiserebersdorf ausweichen. 1683 wurde die Anlage schwer beschädigt und 1687 bis 1689 wiederaufgebaut; Tätigkeiten Christian Alexander Oedtls sind gesichert, jene Giovanni Pietro Tencallas wahrscheinlich. Leopold I. hielt sich ab 1692 im Herbst fast ständig hier auf, doch unter Joseph I. und Karl VI. ging die Bedeutung als Residenz zurück. Maria Theresia schenkte das Schloss 1745 dem Ebersdorfer Pfarrer Franz Xaver Anton Marxer, der ein Armen- und Waisenhaus einrichten ließ. 1.2.7.5. Schloss Neugebäude Von Markus Jeitler Die Reste des Schlosses Neugebäude in Wien-Simmering zählen zu den spektakulärsten Bauvorhaben des 16. Jahrhunderts im Umfeld Wiens. Die Anlage war als ausgedehnte Gartenfläche konzipiert, zu der sukzessive Gebäude errichtet wurden, die jedoch ausschließlich für Lustbarkeiten ausgerichtet waren (z. B. Ballspielhaus, Grotten, Arkadengänge). Die Arbeiten am „Neuen Garten“ begannen 1569, im folgenden Jahr waren bereits der Mittlere „innere“ Garten, die vier Polygonaltürme und die Arkadengänge fertiggestellt. Bis zum Tod Maximilians II. (1576) kamen der Obere Garten mit Rundtürmen und der langgestreckte mittlere Bauteil mit Nebengebäuden hinzu. Inzwischen hatten Alexander Colin, Giulio Licinio und Bartholomäus Spranger an der Ausstattung gearbeitet. Rudolf II. ließ die Bauarbeiten durch den Baumeister Pietro Ferrabosco fortsetzen, 1580 entstanden die Säulengänge, 1597 wurden die Arbeiten eingestellt. 1600 stürzte ein Teil des Gewölbes im Mittelteil ein, worauf der Baumeister Anton de Moys Vorschläge zur Sanierung unterbreitete. 1607 wurde die Menagerie aus Schloss Kaiserebersdorf ins Neugebäude verbracht, dennoch schritt der Verfall voran, die vier Polygonaltürme wurden demoliert. 1683 blieb die Anlage weitgehend verschont, 1704 wurde sie jedoch verwüstet. 1736 kam die Menagerie Prinz Eugens hinzu, 1744 richtete man ein Pulvermagazin ein, 1752 wurde die Menagerie nach Schloss Schönbrunn transferiert, 1775 folgten die Säulengalerien und andere Architekturteile (Gloriette, Römische Ruine). 1.2.7.6. Katterburg-Schönbrunn Von Anna Mader-Kratky 1569 beauftragte Maximilian II. seinen Kämmerer Peter von Mollard mit den Verhandlungen zum Ankauf des dem Stift Klosterneuburg gehörenden Anwesens Katterburg, das aus einem Lusthaus samt Mühle, Wirtschaftsgebäuden und Ländereien bestand. Das Areal, das dem Kaiser fortan als Tiergarten einheimischen Jagdwildes und demnach zur Jagd dienen sollte, wurde eingezäunt, später ummauert. Maximilians botanisches Inter
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esse führte zur Einrichtung eines Lustgartens, der sukzessive ausgeweitet werden sollte (spätestens 1574). Ab 1569 fanden zwar laufend Instandhaltungsarbeiten an den Gebäuden statt, doch zu Bautätigkeit kam es erst unter Eleonora Gonzaga, der das Anwesen 1638 als Witwensitz zugesprochen wurde. Nach Abtragen der Katterburgmühle wurde 1640 mit der Errichtung des Gonzagaflügels begonnen, gleichzeitig ließ die KaiserinWitwe den Lustgarten neu gestalten. Nach den Zerstörungen 1683 wurde Schönbrunn vorerst nicht instand gesetzt, erst 1695/96 erfolgte der Baubeginn eines Jagdschlosses für König Joseph I. unter Einbeziehung des baufälligen Gonzagaflügels. Die Pläne zum neuen Corps de Logis, das um 1698/1700 auf Anraten Leopolds I. um Seitentrakte erweitert wurde, lieferte Johann Bernhard Fischer von Erlach. Quellenmäßig gesichert ist die Anlage eines Gartens durch den Garteningenieur Jean Trehet ab 1695. Nach dem Tod Josephs I. diente Schönbrunn Amalie Wilhelmine bis 1722 als Witwensitz; Karl VI. nutzte das Schloss nur selten für Jagdaufenthalte. Nachdem Maria Theresia 1742 Schloss Hetzendorf als Sommersitz für ihre Mutter Elisabeth Christine erworben hatte, ließ sie Schönbrunn ab 1743 zu ihrer Sommerresidenz ausbauen. Die erste Umbauphase (1743–1749) unter der Leitung von Nikolaus Pacassi konzentrierte sich auf die Appartements im Ostflügel (u. a. „Blaue Stiege“) und den Mitteltrakt, die zweite Phase (1754–1765) betraf vor allem den Innenausbau des Westflügels, der Großen bzw. Kleinen Galerie und die Fertigstellung der Fassaden. Parallel zum Schlossausbau widmete sich Franz I. der Einrichtung einer Menagerie und der Gestaltung des Schönbrunner Gartens, die erst mit der Errichtung von Gloriette, Römischer Ruine und Obeliskenbrunnen (1775–1778) einen Abschluss fand. Nach dem Tod Maria Theresias stellte Joseph II. alle Arbeiten in Schloss und Park ein. 1.2.7.7. Laxenburg Von Manuel Weinberger Laxenburg kam 1306 an Herzog Rudolf III. und blieb bis 1919 im Besitz des Hauses Habsburg-Lothringen. Herzog Albrecht III. ließ das Schloss in dem unter ihm zum Markt erhobenen „Lachsenburg“ umbauen und Lustgärten sowie Tiergehege anlegen. Maximilian I. schuf einen niederländischen Ziergarten, Kaiser Matthias machte Laxenburg wieder zur Jagdresidenz. Mit der Übergabe an Kaiserin Eleonora kamen die kaiserliche Hofhaltung und der angeschlossene Wirtschaftsbetrieb wieder unter eine einheitliche Verwaltung. Unter Leopold I. wurden die jährlichen Jagdaufenthalte des Hofes im Frühjahr zur Regel, die Umgestaltungen im Inneren des Schlosses erfolgten durch Ludovico Burnacini. Die verstärkte Präsenz des Hofes förderte die Ansiedlung von Adelspalästen rund um das Schloss nach 1683. Unter Maria Theresia wurde der Kaiserhof zum größten Bauherrn in Laxenburg. Um den erhöhten Raumbedarf abzudecken, wurden ab 1756 der „Blaue Hof“ und mehrere Bürgerhäuser zugekauft und durch Nikolaus Pacassi adaptiert. Zusätzlich erfolgten der Neubau des Theaters und der Ausbau des sog. Speisesaaltraktes sowie eine einheitliche Fassadierung weiterer angekaufter Anwesen.
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III. Der Hof
1.2.7.8. Die Grazer Burg Von Markus Jeitler Die Ursprünge der Grazer Burg lassen sich ins späte Mittelalter zurückführen. In der Nähe bestand bereits das Vizedomamtshaus; die neue Anlage sollte eine Ergänzung der älteren Burg am Schlossberg in wehrtechnischer und urbanistischer Sicht sein. Die Bauarbeiten dürften um 1438 begonnen haben und schufen einen mehrteiligen Baukomplex, der aus einem Wohnbereich mit Doppelchorkapelle (1447), dem Vizedomamtshaus, dem Zeughaus und Gartenanlagen bestand und durch einen Gang mit der Anlage am Schlossberg verbunden war. Diese „Friedrichsburg“ wurde von Maximilian I. ab 1494 u. a. um einen Quertrakt erweitert, der eine Doppelwendeltreppe (1499/1500) enthält. Unter Ferdinand I. entstanden weitere Ausbauten, zu denen eine Prunkstiege (um 1554) zählt. Sein Sohn Karl II. von Innerösterreich ließ ab 1566/67 Aufstockungen vornehmen, ehe ab 1570/71 die Burg durch einen vom kaiserlichen Baumeister Pietro Ferrabosco geplanten neuen Trakt vergrößert wurde. Zu den erst nach Karls Tod (1590) fertiggestellten Bauteilen zählen u. a. ein Tanzsaal und die Hofkapelle. Während noch bis zum Tod der Erzherzogin Maria (1608) größere Arbeiten stattfanden, gingen diese unter Ferdinand II. bereits zurück, und für die seltenen Aufenthalte der kaiserlichen Familie im 17. und 18. Jahrhundert (z. B. Hochzeit Leopolds I. 1673 oder Erbhuldigung Karls VI. 1728) wurden lediglich Adaptierungen der Ausstattung vorgenommen. 1.2.7.9. Das Linzer Schloss Von Markus Jeitler Die Befestigung des Linzer Schlossberges reicht mit der Martinskirche (799) bis ins Frühmittelalter zurück. Die mittelalterliche Burg, die als Sitz des Landeshauptmannes ob der Enns diente, erhielt unter Herzog Albrecht VI. und besonders Friedrich III. den Charakter einer Residenz. Er ließ die Anlage ab 1484 ausbauen, ebenso Maximilian I. Im Jahr 1521 feierte Ferdinand I. im Linzer Schloss seine Hochzeit und hielt sich öfter dort auf, was zu etlichen Adaptierungen führte (z. B. neue Kapelle). 1567 übersiedelte Ferdinands Tochter Katharina, Königin von Polen, nach Linz. 1582 nahm Erzherzog Matthias hier seinen Wohnsitz und plante ein größeres Bauprogramm, das aber von Rudolf II. mehrheitlich abgelehnt wurde; lediglich ein Stallgebäude wurde errichtet. Rudolf II. setzte nach seinem Besuch in Linz 1599 einen teilweisen Neubau nach Plänen Anton de Moys’ um, der bei Rudolfs Tod 1612 weitgehend fertig war; dazu war ein Teil der alten Burg demoliert worden. Die Innenausstattung war nicht vollständig abgeschlossen, so etwa die erst nach 1630 von Marx Spaz fertiggestellte Kapelle (1672 durch Domenico und Martino Carlone erneuert). Im Jahre 1768 erhielt Nikolaus Pacassi den Auftrag zu einem Umbau des Linzer Schlosses; 1800 brannte die als Lazarett verwendete Anlage vollständig ab.
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1.2.7.10. Die Innsbrucker Hofburg Von Manuel Weinberger Die Innsbrucker Hofburg geht auf Herzog Sigmund den Münzreichen zurück, der das übernommene Areal erweiterte und ausbaute. Unter Maximilian I. und Ferdinand I. wurde die Burg weiter ausgebaut, es entstanden Nord- und Westtrakt um den Großen Burghof und weitere Veränderungen am Osttrakt. Erzherzog Ferdinand II. von Tirol ließ Arbeiten durch Giovanni Lucchese vornehmen, darunter die Silberne Kapelle. Ab 1665 war Innsbruck nicht mehr dauerhafte Residenz, von 1678 bis 1717 residierten hier Gubernatoren. Die Stadt blieb Sitz der Oberösterreichischen Regierung und diente der kaiserlichen Familie auf dem Weg nach Italien als Quartier. 1670 wurde der hölzerne, erdbebensichere „Neue Palast“ nordöstlich der alten Burg errichtet, den die Gubernatoren teilweise als Residenz nützten, der meist aber leer stand und 1728 abbrannte. Maria Theresia ließ Umbauarbeiten durchführen, die das heutige Erscheinungsbild weitgehend bestimmen. Von 1754 bis 1756 sowie 1765 bis 1773 leitete Johann Martin Gumpp d. J. und ab 1765 Constantin Johann Walter die Bauarbeiten, 1766 wurde Nikolaus Pacassi eingeschaltet. Nach dem Tod Franz’ I. verfügte Maria Theresia außerdem die Gründung des Adeligen Damenstifts, für das bis 1773 ein eigenes mit der Hofburg verbundenes Gebäude errichtet wurde. 1.2.7.11. Die Prager Burg Von Petra Kalousek Der Prager Burgkomplex bildete nicht nur das politische, sondern auch das geistliche Zentrum der böhmischen Kronländer. Die Gründung der Burg geht auf das Ende des 9. Jahrhunderts zurück, um 1140 wurde sie zum Hauptsitz der Přemysliden ausgebaut. Eine der wichtigsten Bauphasen des Burgareals war die Hochgotik, eingeleitet unter Karl IV. mit dem Neubau des Veitsdomes, der Allerheiligenkirche (1370er Jahre) und dem großzügigen Ausbau des Königspalastes. Nach einer Zeit des Verfalls während der Hussitenkriege (1420–1436) wurden erst unter König Wladislaw II. ab 1483 die Befestigungsanlage der Burg erneuert und die Wohnräume des Königspalastes repräsentativ umgestaltet (Wladislaw-Saal 1490–1502). Besonders bereichert wurde das Burgareal durch die Errichtung neuer Adelspalais. Benedikt Ried, Architekt und Burgbaumeister der Ja giellonenzeit, blieb auch nach der Übernahme der böhmischen Krone durch Ferdinand I. Burgbaumeister, wenngleich Ferdinand für seine Bauten zumeist andere Architekten als planende Künstler bevorzugte. Ferdinands erstes Bauvorhaben war die Anlage eines neuen königlichen Gartens im nördlichen Vorfeld der Prager Burg (1534) mit dem Lustschloss Belvedere (Paolo della Stella ab 1538, Obergeschoß nach Plänen Pietro Ferraboscos und Bonifaz Wolmuths ab 1554). 1541 wurde mit einem großzügigen Umbau der bestehenden Wohnräume und einem nach Westen ausgerichteten Ausbau der Burg in der Nähe der südlichen Burgbefestigung begonnen. Unter der Statthalterschaft und Aufsicht Erzherzog Ferdinands
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III. Der Hof
(1547–1567) wurden unweit von Prag das kleine Jagdschloss Stern und der Tiergarten in Bubeneč angelegt. Maximilian II. ließ den königlichen Garten um ein Ballspielhaus (Wolmuth 1567– 1569) erweitern. Der Ausbau der Burg wurde mit der Neugestaltung der Verwaltungsräume (Landstube von Wolmuth 1557–1564), der Errichtung neuer Wohnräume im Querflügel (bis 1567, vermutlich Ferrabosco) und dem Bau der St. Adalbert-Kapelle vorangetrieben. Besondere Bedeutung gewann die Prager Burg mit der Thronbesteigung Rudolfs II. im Jahr 1576, der sie kurz darauf zu seiner Hauptresidenz machte. Die wichtigsten Erweiterungen Rudolfs betrafen den neuen Nordflügel mit Stallungen im Erdgeschoß und Bildergalerie im Obergeschoß (nach Plänen Giovanni Gargiollis, Planungen ab 1586), die Sommerzimmer im Südflügel (1587) und den Verbindungsflügel zwischen dem zweiten und dem dritten Burghof mit den Kunstkammerräumen des Kaisers (Datierung unsicher, Entwurf wahrscheinlich Gargiolli). Nach Plänen Giovanni Maria Filippis wurde 1602 bis 1606 der Nordflügel nochmals umgestaltet („Neuer“ bzw. „Spanischer Saal“) und der Bischofsturm mit Aussichtspavillon im Verbindungsflügel errichtet. Nach seinem Entwurf entstand auch das erst unter Kaiser Matthias realisierte westliche Burgtor (1613/14). Auch nach der Rückübersiedlung des Hofes nach Wien wurde an der Prager Burg weitergebaut (Kaiserinnen-Trakt, Quertrakt 1638–1644). Die Belagerungen Prags während des Dreißigjährigen Krieges machten die Überalterung der Befestigungswerke deutlich, deren Erneuerung und Ausbau sich aber bis in das 18. Jahrhundert hinziehen sollten. Größere bauliche Eingriffe in die Residenz erfolgten erst unter Leopold I., der Jean-Baptiste Mathey mit dem Bau einer neuen Reitschule beauftragte (1649, der verbindende Galeriegang zur Burg erst 1696). In den folgenden Jahren beschränkten sich Baumaßnahmen im Burgareal auf die Instandhaltung der vorhandenen Gebäude. Erst unter Maria Theresia kam es zu einer umfassenden und bis heute maßgeblichen Neugestaltung des Burgareals, die sich in Umbauten und der Neuausstattung der Innenräume der Wohntrakte, besonders aber in der Vereinheitlichung der einzelnen Gebäudetrakte durch eine zusammenfassende Fassadengestaltung manifestierte. Diese Umgestaltung wurde 1755 mit dem Umbau des Rosenbergerpalais zum Adeligen Damenstift begonnen, fortgesetzt durch den Umbau des Quertraktes zwischen zweitem und drittem Hof, der Gebäude um den zweiten Hof mit neuer Burgkapelle und schließlich durch die Errichtung neuer, einen Ehrenhof über dem zugeschütteten Burggraben bildenden Flügel abgeschlossen. Planender Architekt war der Wiener Hofarchitekt Maria Theresias Nikolaus Pacassi. 1.2.7.12. Die Pressburger Burg Von Petra Kalousek Durch die osmanische Besetzung Ofens und Stuhlweißenburgs wurde Pressburg de facto Hauptstadt Ungarns, erreichte aber nie den vollen Status einer Residenzstadt. Die Burg diente bis 1780 als Versammlungsort der Landstände, Sitz des ungarischen Primas und der Landesverwaltungsorgane. Ein entsprechender Ausbau der Vorgängeranlage wurde von Ferdinand I. veranlasst und Pietro Ferrabosco anvertraut (1552–1562): Der
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Südflügel (königlicher Wohntrakt) wurde um eine Kapelle (Giulio Licinio, erhaltene Reste von Groteskenmalerei) bereichert, während im Osttrakt die neuen Verwaltungseinrichtungen untergebracht wurden. Nach schweren Schäden während der Besetzung der Burg 1619 durch Gabriel Bethlen und ihrer anschließenden Belagerung gab Ferdinand II. der Burg nach Plänen Giovanni Battista Carlones unter der Aufsicht des Palatins Nikolaus Pálffy ihr heutiges Aussehen. Die Fertigstellung erfolgte erst unter Ferdinand III. unter Berücksichtigung der Innenausstattung (Deckenbildserie zur Ehre Ferdinands II. nach einem Elogium des Jesuiten Wilhelm Lamormaini). Anlässlich der Krönung Karls VI. 1712 zum ungarischen König wurden eine neue Zufahrtsstraße und das sog. Wiener Tor errichtet, ansonsten verkam die Burg zusehends. Erst für den Aufenthalt Maria Theresias nach ihrer Krönung 1741 hat man die Burg renoviert und ein Modernisierungsprojekt von Jean Nicolas Jadot angedacht, das aber vorerst nicht realisiert wurde. 1761 wurde die Idee nach Plänen von Nikolaus Pacassi wieder aufgegriffen und unter Aufsicht Franz Anton Hillebrandts ausgeführt (neues Treppenhaus im Westtrakt, königliches Appartement entlang des Südtrakts, Osttrakt mit Privaträumen, im Nordtrakt Kapelle und Repräsentationsräume). Anlässlich der Übertragung der Statthalterschaft an Albert von Sachsen-Teschen 1767 wurde das sog. Theresianum an der Ostseite, ebenfalls unter Hillebrandts Leitung, angebaut. Mit der Auflösung der Statthalterschaft und der Verlegung der Landesämter nach Ofen wurde die Pressburger Burg zum Schulgebäude des neuen Generalseminars (ab 1784) und später dem Militär zugewiesen (1802). 1811 zerstörte ein Feuer die Burg bis auf die Grundmauern. Quellenlage und Forschungsstand Für eine Gesamtbetrachtung der habsburgischen Residenzen im Überblick kann auf Polleross 1998 verwiesen werden. Zur Bau- und Ausstattungsgeschichte der Wiener Hofburg sind während der vergangenen 150 Jahre bereits viele wissenschaftliche Arbeiten entstanden, die sowohl Einzel- als auch Gesamtdarstellungen betreffen. Als erstes bedeutendes Werk ist die ÖKT 14 zu nennen, die eine akribisch recherchierte, auf Schrift- und Bildquellen basierende Arbeit darstellt, die in manchen spezifischen kunsthistorischen Fragen zwar überholt ist, aber dennoch als Grundlagenwerk unentbehrlich bleibt. Die Bautätigkeiten des 19. Jahrhunderts werden bei Lhotsky 1939 und 1941–1945 erstmals neben den älteren Bauphasen behandelt. Nach dem Zweiten Weltkrieg veröffentlichte Harry Kühnel zwei populärwissenschaftliche Gesamtdarstellungen (Kühnel 1964 und 1971). Einzelbeiträge zur Geschichte der Wiener Hofburg behandeln spezifische Baukörper oder Epochen. Eine erste wichtige Arbeit ist Karajan 1863, die sich der mittelalterlichen Geschichte annimmt und neben den Idealrekonstruktionen des Burghauptmannes Ludwig Montoyer v. a. eine detaillierte chronologische Regestensammlung publiziert. Der Burgkapelle ist eine eigene Monographie (Wolfsgruber 1905) gewidmet, die wie eine Bearbeitung der Pläne von 1640 zum Ballhaus-Schatzkammer-Lustgarten-Ensemble (Sitte 1909) auf intensivem Quellenstudium fußt. Die Arbeit Buchowiecki 1957 über die Hofbibliothek ist in ihren Schlussfolgerungen teilweise überholt. Harry Kühnels bedeutende Einzelbeiträge zu Fragestellungen des 16. und 17. Jahrhunderts (Kühnel 1956–1961) bringen viele Ergänzungen zur ÖKT 14 und zu Lhotsky 1939 und 1941– 1945, konnten aber dennoch nicht alle wichtigen Quellenbestände berücksichtigen. Das
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heute baulich nicht mehr präsente Hof- oder Kaiserspital hat mit Nowotny 1978 eine eigene Abhandlung erhalten, bei der nicht nur auf die Baugeschichte, sondern v. a. auf die Sozial- und Wirtschaftsgeschichte sowie die mit dem Spital verbundene Herrschaft Wolkersdorf Wert gelegt wird. Der Beitrag Matsche 1981 ist für die allgemeine Baupolitik Karls VI. wichtig, ebenso Benedik 1989. Während der letzten 25 Jahre erlebte die Forschung um die Wiener Hofburg wieder einen Aufschwung, so wurden wichtige Beiträge zur Aufteilung der herrschaftlichen Appartements (Benedik 1990/91), zur Entwicklung der Michaelerplatzfassade (Bösel–Benedik 1992), zu den Redoutensälen (Benedik 1993) und zur Topographie um die Burg bzw. Bauprojekten Friedrichs III. veröffentlicht (Perger 1993). Die ÖZKD (Jg. 51/1997) widmete dem Thema „Wiener Hofburg“ einen Sonderband (vgl. insbes. Benedik 1997). Die Befunde der archäologischen Untersuchungen des Michaelerplatzes und der angrenzenden Teile des Hofburgareals sind durch Krause 2007 und Krause– Reichhalter–Sakl-Oberthaler 2008 veröffentlicht, die Reichskanzlei und ihr ikonographisches Programm behandelt Matsche 2011. Teilweise bereits im Umfeld des Hofburgprojektes der ÖAW sind in jüngster Zeit mehrere Beiträge und größere Publikationen erschienen: Jeitler 2008 zum Forschungsstand, Holzschuh-Hofer 2007 zur Zeit Ferdinands I., Karner 2014 zum 16. und 17. Jahrhundert, Lorenz (H.) 2008 und Lorenz–Mader-Kratky 2016 zur Bautätigkeit im 18. Jahrhundert. Kurdiovsky 2008 vereint Beiträge zum Leopoldinischen Trakt, Paravicini–Wettlaufer 2010 und das Sonderheft zur „Wiener Stadt- und Burgbefestigung“ der ÖZKD (Jg. 64/2010) (Jeitler–Kurdiovsky–Mader-Kratky 2010) legen Ergebnisse zweier Tagungen vor. Die Erkenntnisse aus dem Hofburgprojekt selbst wurden bislang in vier Bänden unter Mitarbeit mehrerer Autorinnen und Autoren vorgelegt (Telesko 2012, Karner 2014, Schwarz (M.) 2015, Lorenz–Mader-Kratky 2016). Zu Zeremoniell und Appartementaufteilung unter Maria Theresia erschien zuletzt Beck 2017. Zur Baugeschichte der Favorita ist hauptsächlich die Monographie Schlöss 1998 zu erwähnen, die hier ganzheitlich mit den für die Erfordernisse der Diplomatischen Akademie vorgenommenen baulichen Veränderungen durch den Architekten Erich Schlöss behandelt wird; die Zeit der Kaiserinwitwe Eleonora Gonzaga wurde von Jeitler 2015 bearbeitet. Zur Entwicklung des Augartens existiert ein undatiertes Manuskript im HHStA (Obersthofmeisteramt, Sonderreihe 148), das v. a. durch Dehio 1993 ergänzt wird; der Geschichte des Lusthauses im Prater widmet sich Zinsler 2000. Mit den Adaptierungen und Umbauten in der heutigen Justizanstalt Kaiserebersdorf, dem ehemaligen gleichnamigen Schloss, wurden umfangreiche Bauforschungen und archäologische Untersuchungen samt einem historischen Beitrag von der Stadtarchäologie Wien vorbildhaft umgesetzt und veröffentlicht (Müller [M.] 2008). Das Schloss Neugebäude geriet in den 1980er Jahren in den Blickpunkt des kunsthistorischen Interesses, hier sind die Forschungen von Hilda Lietzmann (Lietzmann 1987) und der Projektgruppe um den Architekten Manfred Wehdorn (Wehdorn 2004) hervorzuheben. Die Besitz-, Bau- und Wirtschaftsgeschichte des Ansitzes Katterburg wurde erstmals umfassend bei Hassmann 2004 behandelt, grundlegend zur Baugeschichte von Schloss Schönbrunn und seinen Appartements sind Raschauer 1960, Hajós (G.) 1976, Schmitt 1990, Iby–Koller 2007, Iby 2013 und Beck 2017. Die Gestaltung der Gartenanlage referieren v. a. Hajós (B.) 1995 und der Band „Schönbrunner Gärten“ der ÖZKD (Jg. 57/2003). Die Anlage von Laxenburg wird v. a. in Laxenburg 2013 behandelt, während das Hauptaugenmerk von Hajós (G.) 2001, 2006 und 2007 der Gartengestaltung und der Franzensburg gilt.
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Letztere wurde auch von Häusler 2006 bearbeitet. Die Arbeit Hanzl-Wachter 2001 muss in diesem Zusammenhang für den Schlosspark ebenfalls genannt werden, ebenso das Werk Benesch 1920, das die erste Gesamtbearbeitung des Schlosses präsentiert. Die Grazer Burg erfuhr nach dem Vorbild der ÖKT 14 eine intensive Bearbeitung durch Thiel 1927. Diesen Erkenntnissen folgt im Wesentlichen die ÖKT 53; im Rahmen der „Geschichte der Stadt Graz“ wurde sie durch Toifl 2003 nochmals mit Hilfe von Quellenstudien bearbeitet. Die Baugeschichte des Linzer Schlosses lässt sich mit Hilfe der ÖKT 42, der eine umfassende Quellensammlung zugrunde liegt, einer biographischkunsthistorischen Arbeit über den Baumeister Christoph Canevale (Hartl [A.] 1989) und einem Sammelband zum Linzer Schlossmuseum (Schultes 2016) sehr gut erschließen. Die Baugeschichte der Innsbrucker Hofburg wird von Hanzl-Wachter 2004 referiert, eine Arbeit, die sich v. a. auf die Zeit von Maria Theresia bis Franz Joseph I. konzentriert. Weitere Informationen finden sich in der ÖKT 48. Die neuesten Erkenntnisse zum „Neuen Palast“ wurden in der Detailstudie Weigl (H.) 2007 veröffentlicht. Das erste umfassende der Prager Burg gewidmete Überblickswerk ist Čelakovský 1907. Die punktuellen Studien der Zwischenkriegszeit (Vojtíšek 1919, Chytil 1923) weisen bereits auf die Forschungsschwerpunkte der unmittelbaren Nachkriegszeit und insbes. der 1960er Jahre hin, die sich v. a. mit dem romanischen Bau und der rudolfinischen Zeit auseinandersetzen. Mit der Bauperiode des 17. Jahrhunderts beschäftigen sich ausführlich Morávek–Wirth 1947, Morávek 1957 und 1958. Auch ins Deutsche übertragene Überblickswerke zur Baugeschichte der Prager Burg sind Formánek 1965 und Burian–Svoboda 1973. Während in den 1970er bis 1990er Jahren einige wichtige Studien zur Renaissance (Muk 1980) und zur rudolfinischen Architektur verfasst wurden (bes. Krčálová 1975, Vilímková–Kašička 1976a, 1976b und 1977, Muchka 1983 und 1989), beschränkt sich die Erforschung der umfangreichen Umbauten des 18. Jahrhunderts auf punktuell tiefer gehende, zum Teil künstlermonographische Studien (Vilímková–Pokorný 1985, Vilímková 1986). Die vorherrschenden Forschungsthemen bleiben weiterhin die früh- bis spätmittelalterlichen Bauphasen und die rudolfinische Architektur (Chotěbor 1998). Zum Lustschloss Belvedere vgl. Bažant 2006. Eine genaue faktographische Zusammenfassung mit Quellen- und Literaturhinweisen ist in Vlček 2000 zu finden. Die barocken Neu- und Umgestaltungen des Prager Burgareals werden mehrfach in Macek (P.) 2015, dem Überblickswerk zur böhmischen Barockarchitektur, aufgegriffen. Zuletzt widmete Uličný 2017 den rudolfinischen Umgestaltungen einen ausführlichen Beitrag. Die Grundlagen zur Erforschung der Pressburger Burg wurden in den 1930er Jahren von Mencl–Menclová 1936 und Menclová 1938 gelegt. Hand in Hand mit den Überlegungen zur Erhaltung und Nutzung der Pressburger Burg wurde ab 1953 intensive Bauforschung betrieben, deren Ergebnisse 1960 in einer dem Bau gewidmeten Monographie zusammengefasst und veröffentlicht wurden (Ratkoš 1960). Der Bauphase der Renaissance widmen sich besonders Kresák 1987, 1988 und 1990 sowie Šulcová 1992. Die maria-theresianischen Ausbauten thematisieren Šášky 1962 und 1982. Einen deutschsprachigen Überblick der gesamten Baugeschichte der Burg bieten Holčík– Štefanovičová 1982 und (ausführlicher) Fiala–Šulcová–Krútky 1995. Anlässlich der seit den 1950er Jahren permanent durchgeführten umfassenden Renovierung samt teilweisen Neubauten und der mit der Gründung der Slowakischen Republik neu aufgeworfenen Frage nach der Revitalisierung und Nutzung der Burg erschien in der Sondernummer Pamiatky a múzeá 1993 eine Zusammenfassung dieser Erkenntnisse und
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Maßnahmen. Den jüngsten Überblick zur Baugeschichte liefert Kemény 2008. Mit den bis zum Tod Franz’ I. 1765 vorgenommenen Umbauten Maria Theresias (also vor dem Anbau des Theresianums) beschäftigen sich Pötzl-Malíková 2008 und Garms 2010.
1.3. Das Oberstkämmereramt Von Irmgard Pangerl Der zentrale Aufgabenbereich des Oberstkämmerers war die Sorge um das persönliche Wohlbefinden des Herrschers, um seine Gesundheit, seine Garderobe, seine geheimen Finanzen, sein Privateigentum und seine Kunstsammlungen. Ihm oblagen aber auch die Kontrolle über den Zugang zu den Privatgemächern des Kaisers und die Aufsicht über die Wohnung und das Mobiliar. In der Hofordnung Ferdinands I. vom 1. Januar 1527 (Druck: ÖZV I/2, 100–116, sowie Wührer–Scheutz 2011, 343–363) wurde im Abschnitt über die Ordnung kgl. Mt. Camer der Kammerdienst, also der innere Dienst in den Privatgemächern des Kaisers, als Tätigkeitsbereich des Oberstkämmerers und seiner Gehilfen festgelegt. Der Oberstkämmerer musste von adeliger Geburt sein, da er kraft seines Amtes jederzeit freien Zutritt zum Herrscher hatte. Er war daher stets ein enger Vertrauter des Kaisers, nahm aber ursprünglich nur den dritten Rang innerhalb der Hierarchie der Hofämter hinter dem Obersthofmeister und dem Obersthofmarschall ein.
1.3.1. Die Aufgaben des Oberstkämmerers und der Kämmerer Die Wichtigkeit des Amtes unterstreicht die am 1. Januar 1537 ergangene Oberstkämmererinstruktion als Teil der Hofordnung Ferdinands I. (Druck: ÖZV I/2, 116–126, sowie Wührer–Scheutz 2011, 375–448). Hierin wurde dem Oberstkämmerer die Aufsicht über die Wohnung, die Garderobe und das Mobiliar sowie die leibliche Gesundheit des Kaisers übertragen. Weiters war er für die Verwahrung und Evidenzhaltung der in den kaiserlichen Appartements aufgestellten Kunstgegenstände verantwortlich; zugleich fungierte er auch als Verwalter der Privatkasse und der Leibkammer des Kaisers. Mehrere – ebenfalls adelige – Kämmerer wurden dem Oberstkämmerer zur Seite gestellt. Sie hatten Anrecht auf je vier Pferde sowie auf Quartier und Speisung bei Hof. Bis in die Zeit Ferdinands III. war die Bekleidung eines Amtes im äußeren Hofstaat Voraussetzung für die Erlangung der Kämmererwürde. Zum Aufgabenbereich der Kämmerer gehörte der Dienst in der Kammer, der Garderobe, bei Audienzen oder als Nachtwache vor dem kaiserlichen Schlafzimmer. Zusätzlich mussten sie bei der Mittagstafel in der Antecamera die Speisen vorkosten. Im Jahr 1559 arbeiteten unter der Aufsicht des Oberstkämmerers folgende Hofbedienstete, deren Tätigkeit durch eigene Instruktionen normiert war, in der kaiserlichen Kammer: drei Kammerdiener, zwei Garderobiere, ein Kammerfourier, ein Zimmerheizer, drei Leibärzte, ein Apotheker, ein Wundarzt, zwei Leibbarbiere, vier Kammer- und Zimmertürhüter, zwei Panathiere, vier Herolde, ein Quartiermeister, vier Hoffouriere, ein Stabelmeister, drei Fürschneider, fünf Mundschenke, elf Truchsesse, neun Silberkämmerer,
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vier Angehörige der Kellerpartei, sechs Angehörige der Küchenpartei, sechs Mund- und Unterköche, drei Tapissiere, ein Lichtkämmerer, zwei Wäscherinnen, 15 Trompeter, ein Kontrollor, ein Almosenspender, ein Prediger, neun Kapläne, ein Kapellmeister sowie die Kapelle samt den Sängern. Aus der Instruktion vom 2. März 1562 (Druck: Menčík 1899, 517–523) ergibt sich ein detaillierter Pflichtenkatalog des Oberstkämmerers: Er wurde darin ausdrücklich angewiesen, beim Aufstehen und Schlafengehen des Kaisers stets anwesend zu sein, er hatte dem Herrscher die Kleider zu reichen, während der Nacht musste er aus Sicherheitsgründen in der Nähe der Kammer des Kaisers schlafen, um – vor allem im Brandfall – rasch handeln zu können. Im Rahmen der Dienstaufsicht über die ihm unterstellten Personen galt es, einerseits zu verhindern, dass in Gegenwart des Herrschers unwürdiges Verhalten an den Tag gelegt wurde, und andererseits sicherzustellen, dass sich das Kammerpersonal auch außerhalb des Hofes anständig benahm. Unzucht, Leichtfertigkeit und Tratsch sollten von dem in unmittelbarer Nähe des Kaisers eingesetzten Personal unbedingt vermieden werden. Der Oberstkämmerer musste die Inventare über die kaiserliche Garderobe führen sowie die Abrechnung der Kleiderausgaben für die kaiserliche Kammer in Zusammenarbeit mit der Hofkammer vornehmen. Zudem hatte er die Oberaufsicht über die Schatzkammer, die Antiquitätensammlung, die Bibliothek und die Bildergalerie. Auf Reisen war er gemeinsam mit dem Kammerfourier für das kaiserliche Hoflager verantwortlich. Ende des 16. Jahrhunderts – während der Regierung Rudolfs II. – nahm die Bedeutung des Oberstkämmerers innerhalb des Hofstaats zu und er verdrängte schließlich den Obersthofmarschall in der Hofhierarchie vom zweiten Platz. Schriftlich dokumentiert ist diese Verschiebung in der Rangordnung erstmals in einem wahrscheinlich aus dem Jahr 1589 stammenden Dokument, in dem der Obersthofmarschall nur mehr an dritter Stelle genannt wird (Hausenblasová 2002, 457). An der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert erhielt der Oberstkämmerer auch das Recht, die Gesandten beim Kaiser einzuführen, ihre Kreditive zu übernehmen und dem Herrscher auszuhändigen. Bei diesen Aufgaben wurde der Oberstkämmerer in zeremoniellen Angelegenheiten durch den Audienzkommissar unterstützt, der die Botschafter im Burghof in Empfang nahm und dann zum Oberstkämmerer geleitete. Ferdinand III. unterstrich die bevorzugte Stellung, aber auch die damit verbundene Verantwortung der Kämmerer und der ihnen unterstellten Kammerdiener in einer In struktion von 1651 (Druck: Scheutz–Wührer 2007, 177f.) nochmals ausdrücklich. Darin verbot er den Kämmerern und den Kammerdienern, sich im eigenen Interesse oder im Namen Dritter an den Kaiser zu wenden und so ihre Nähe zum Monarchen zu missbrauchen. Ebenso wurde ihnen nur dann erlaubt, mit dem Kaiser zu sprechen, wenn sie von diesem gefragt würden. Generell unterlagen sie der Schweigepflicht, da keinesfalls Gesprächsinhalte aus der Kammer an die Öffentlichkeit gelangen durften. Die Kammerdiener mussten sich daher zwar in der Nähe der kaiserlichen Wohnung aufhalten, sollten aber nicht in Hörweite sein. Schließlich wurde ihnen der Zutritt zu den Gemächern des Kaisers während seiner Abwesenheit verboten. Über die Einhaltung dieses Verbotes sowie über den ausschließlichen Zutritt von berechtigten Personen zu den Privatgemächern des Herrschers wachten die Saaltürhüter mit Unterstützung der Leibgarden. Wer zu welchem Gemach Zutritt erhielt, wurde in eigenen Kammerzutrittsordnungen festgeschrieben. Bereits unter Maximilian II. war zwischen diensttuenden Kämmerern und solchen, welche zwar weiter die Kämmererwürde innehatten, aber nicht mehr Dienst versahen,
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III. Der Hof
unterschieden worden; ab dem 17. Jahrhundert entwickelte sich das Amt des Kämmerers zunehmend zu einem Ehrenamt. Die Zahl der Ernennungen stieg rasant an, und schließlich bürgerte sich die Unterscheidung in wirkliche und außerordentliche Kämmerer ein. Allen aber wurde als Zeichen ihrer Würde der Kämmererschlüssel verliehen. Dienst versahen nur die wirklichen Kämmerer, die auch einen Sold für ihre Tätigkeit erhielten. Die außerordentlichen Kämmerer wurden nur zu Ehrendiensten herangezogen und mussten nicht immer bei Hof anwesend sein. Als Folge der Umwandlung in einen Ehrendienst verloren die Kämmerer beim Tod des Herrschers nicht mehr ihre Würde. Der Rang der Kämmerer ergab sich aus ihrer Anciennität. Die Kämmererwürde war ein Einstiegsamt für eine Karriere bei Hof geworden. Die Voraussetzungen für die Erlangung der Kämmererwürde blieben auch für das Ehrenamt bestehen: Nur Adelige und Katholiken konnten dieses Amt erhalten. Unter Kaiser Karl VI. gliederte sich das Aufgabenspektrum des Oberstkämmerers im Wesentlichen in vier Bereiche. Der wohl wichtigste war nach wie vor die Aufsicht über das Kammerpersonal. Dazu gehörten die Kämmerer, die Beichtväter, die Kammerdiener, der Ober- und der Unterkammerfourier, der Kammerheizer, die Antekammertürhüter und die Kammertrabanten. Zum Kammerpersonal zählten aber auch die für die Gesundheit des Herrschers zuständigen Leibärzte und Leibapotheker, der Leibbarbier (Leibchirurg) sowie der Kammerzahn- und Mundzahnarzt. Hinzu kam die Verantwortung für die Garderobe. Dabei bediente man sich des Garderobiers und seines Gehilfen, des Leibperückenmachers, des Leibhutmachers, des Kammerstickers, des Leibkürschners sowie der Leibkreserin, die für die festlichen Krausen am Mantelkleid zuständig war, der Leibwäscherin und der Leibnäherin. Ein zweites Tätigkeitsfeld des Oberstkämmerers war die Aufsicht über die Vermögensverwaltung. Bis 1823 wurde dabei nicht zwischen ärarischem (staatlichem) und privatem Vermögen unterschieden. In dieser Aufgabe wurde der Oberstkämmerer vom Kammerzahlmeister, vom Bankalitätszahlmeister, dem Zahlamtskassier und dem Kontrollor unterstützt. Ein Geheimer Kammerlieferant fungierte als Einkäufer. Der Schatzmeister und sein Gehilfe wachten über die Kleinodien und die Kunstgegenstände des Hofes. Als dritter Zuständigkeitsbereich ist die Gebäudeverwaltung zu nennen. Dem Oberstkämmerer unterstanden der Burggraf zu Wien, die Schlosshauptleute von Laxenburg, Ebersdorf, Schönbrunn, Augarten und der Favorita sowie der Hauptmann zu Wiener Neustadt. Die Aufsicht über Kunst und Handwerk bei Hof bildete den vierten Tätigkeitsbereich des Oberstkämmerers. Ihm unterstanden der Galerie- und Kunstkammerinspektor sowie der Antiquitäten- und Medailleninspektor. Kammermaler, Optiker, Kupferstecher, Edelsteinschneider, Kammerjuwelier und Goldarbeiter, Kammeruhrmacher, Kammerbarometermacher, Elfenbeinstecher, Wappen-, Siegel- und Steinschneider, Kammermedailleur, Kammerbildhauer, Kammertischler und Kammerballenmeister waren die wichtigsten Professionisten, die unter der Aufsicht des Oberstkämmerers für den Hof arbeiteten. Am Beginn des 19. Jahrhunderts umfasste der Aufgabenbereich – neben den Kammeragenden im engeren Sinn und dem geheimen Kammerzahlamtsdienst – auch noch die Prüfung der Ahnenproben von zu ernennenden Kämmerern, die oberste Leitung der habsburgischen Güterverwaltung, die Aufsicht über die kunst- und naturhistorischen Sammlungen, die Oberleitung der Theater, die Joseph II. 1792 aus dem Bereich des Obersthofmeisteramtes an das Oberstkämmereramt übertragen hatte (bis 1867), sowie
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die Fürsorge für das Personal der kaiserlichen Kabinettskanzlei und die Schlosshauptmannschaften.
1.3.2. Die kaiserlichen Sammlungen Die Eingliederung der von Franz Stephan von Lothringen geschaffenen wissenschaftlichen und künstlerischen Sammlungen in die Hofverwaltung führte nach dem Tod des Kaisers zu einer Erweiterung des Wirkungskreises des Oberstkämmerers. Das von Franz I. gegründete physikalisch-astronomische Kabinett wurde 1765 von Abbé Jean-François de Marcy als Direktor geleitet, ihm zur Seite standen ein Uhrmacher und ein Kabinettsdiener. 1767 wurde zusätzlich die Stelle eines Kabinettsinspektors geschaffen. Nach dem Abgang Abbé Marcys folgte diesem Joseph Nagel als Direktor, dem als Personal der Inspektor und ein Kabinettsdiener, den er sich jedoch mit dem Medaillenkabinett teilen musste, zur Seite gestellt wurden. Ebenfalls 1765 erfolgte die Vereinigung des kaiserlichen antiken Münzkabinetts mit dem von Franz I. gegründeten modernen Medaillenkabinett. Dieses gemeinsame Kabinett wurde in neuen Räumlichkeiten im Augustinertrakt der Hofburg untergebracht. Als Direktor wurde der Jesuit Joseph Hilarius Eckhel, der Begründer der modernen Numismatik als Wissenschaft, installiert. Dieser sollte ein Inventar anlegen und mit der Herausgabe eines Münzkatalogs beginnen. Bereits 1774 wurden antikes und modernes Münzkabinett wieder getrennt und ein eigener Direktor für jedes Kabinett eingesetzt. Zum Kurator für die antiken Münzen im k. k. Münzkabinett unter der Oberleitung von Valentin Jamerai Duval wurde der nunmehrige Ex-Jesuit Eckhel ernannt; 1776 folgte er Duval als Direktor der antiken Münzen am k. k. Münz- und Medaillenkabinett nach. 1766 erfolgte die Übertragung der Naturaliensammlung in das k. k. Naturalienkabinett, das unter der Leitung des Chevalier Jean de Baillou ebenfalls im Augustinertrakt untergebracht werden sollte. Erst 1780 wurde dem Direktor als personelle Verstärkung ein Adjunkt beigegeben. Die Eingliederung der Sammlungen Franz Stephans hatte auch Auswirkungen auf den Bereich der Schatzkammer. Nach und nach wurden die dort aufbewahrten Waffen, Medaillen, Reliquien, Gemälde sowie Hörner und Steine an die sachlich zuständigen Kabinette bzw. an die Hofkapelle abgegeben. Seit 1784 erfolgte in der Schatzkammer die öffentliche Präsentation der ungarischen Krone (Stephanskrone) samt Zepter, Reichsapfel und Krönungsmantel, der böhmischen Krone (Wenzelskrone) sowie des österreichischen und des steirischen Erzherzogshutes. Als Folge dieser Umstrukturierung wurde auch eine Neuordnung der k. k. Bildergalerie vorgenommen. 1765 stand der Galerieinspektor Johann Martin Rausch von Traubenberg an der Spitze der in der Stallburg untergebrachten Sammlungen. 1772 folgte ihm Joseph Rosa als Direktor nach, wobei dieser bei seiner Ernennung den Auftrag erhielt, ein neues Inventar – unter Einbeziehung der in den kaiserlichen Schlössern Laxenburg, Hetzendorf, St. Veit, Pressburg und Schlosshof befindlichen Gemälde – zu erstellen. Platzmangel in der Stallburg führte zur Übersiedlung der Bildergalerie in das Belvedere, wo eine Präsentation nach nationalen Schulen vorgenommen wurde. Ab 1783 war die Bildergalerie an drei Tagen der Woche für den Publikumsverkehr geöffnet.
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III. Der Hof
1.3.3. Die Kanzlei des Oberstkämmereramtes Für die frühe Zeit lässt sich keine Kanzlei des Oberstkämmereramtes nachweisen, es ist daher anzunehmen, dass der jeweilige Oberstkämmerer auf seine Kosten einen Schreiber anstellte bzw. von seiner bereits bestehenden Privatkanzlei Gebrauch machte. Die Vermutung, dass sich der Oberstkämmerer für seinen Schriftverkehr der Kanzlei einer anderen Hofbehörde bediente, lässt sich nicht belegen. Zwischen 1715 und 1718 wurde dem Oberstkämmerer ein Kabinettssekretär (jedoch ohne Schreiber und ohne Kanzlei) als Hofbediensteter zur Seite gestellt. Erwähnenswert ist, dass von 1715 bis 1718 sowie von 1747 bis 1793 auch die Kabinettssekretäre der Monarchen und das Personal der Kabinettskanzlei zum Stab des Oberstkämmerers gehörten. 1770 wird erstmals ein Oberstkämmereramtssekretär erwähnt. Erst 1778 findet sich in den Hof- und Staatskalendern ein Oberstkämmereramtskanzlist genannt. Bis 1823 gehörten auch die Bediensteten der privaten Vermögensverwaltung zum Stab des Oberstkämmerers. Oberstkämmerer bis 1527 Antoine de Croy, Seigneur de Sempy Niklas Graf Salm (spätestens seit 1537 vertreten durch Martín 1527–1550 de Guzmán) (1551)–1559 Martín de Guzmán 1559–1564 Scipio Graf Arco 1564–(1565) Leonhard Frhr. von Harrach (gleichzeitig Obersthofmeister) (1566)–(1570) vakant 1573–(1575) Adam von Dietrichstein Frhr. zu Hollenburg, Finkenstein und Talberg Wolfgang Rumpf (Frhr.) zum Wielroß 1576–1600 1600–1604 Peter Frhr. von Mollard (Verwalter) 1604–1606 Wilhelm Slawata von Chlum und Koschumberg (Verwalter) Ulrich Desiderius von Proskau (bis 1611 Verwalter) 1606–1612 1612–1619 Leonhard Helfried Frhr. von Meggau 1620–1637 Johann Jakob Frhr. von Khiesl (Graf zu Gotschee) 1637–1651 Johann Rudolf Graf Puchheim 1651–1655 Maximilian Graf Waldstein 1655–1657 Annibale Fürst Gonzaga 1657–1661 Johann Ferdinand Graf Portia (Verwalter) 1661–1675 Johann Maximilian Graf Lamberg 1675–1690 Gundaker Graf (Fürst) Dietrichstein 1690–1702 Karl Ferdinand Graf Waldstein 1703–1705 Heinrich Franz Graf Mansfeld, Fürst zu Fondi 1705–1709 Johann Leopold Donat Graf Trautson 1709–1711 Karl Ernst Graf Waldstein 1711–1724 Sigmund Rudolf Graf Sinzendorf 1724–1740 Johann Kaspar Graf Cobenzl 1741–1742 Ferdinand Leopold Graf Herberstein (Verwalter) 1742–1743 Franz Anton Graf Starhemberg (Verwalter)
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1743–1765 Johann Josef Graf (Fürst) Khevenhüller-Metsch (bis 1745 Verwalter) 1765–1769 Anton Graf Salm-Reifferscheidt 1769–1774 Heinrich Fürst Auersperg 1774–1796 Franz Xaver Graf (Fürst) Orsini-Rosenberg 1796–1806 Franz de Paula Karl Graf Colloredo-Wallsee
(zusammengestellt von Irmgard Pangerl und Petr Maťa)
Quellenlage und Forschungsstand Da im Oberstkämmereramt erst sehr spät eine eigene Kanzlei eingerichtet wurde, sind die Akten für die frühe Zeit dieser Hofbehörde nicht geschlossen überliefert. Frühe Archivalien zur Tätigkeit des Oberstkämmerers finden sich in den Familienarchiven der jeweiligen Amtsinhaber. Eine echte Behördenregistratur ist erst ab 1744 erhalten; sie wird im HHStA verwahrt. Instruktionen des Oberstkämmerers sind bei Menčík 1899, ÖZV I/2, Scheutz–Wührer 2007 und Wührer–Scheutz 2011 publiziert. Zu einzelnen Instruktionen für Ämter im Stab des Oberstkämmerers s. ebenfalls Wührer–Scheutz 2011. Eine umfassende wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Oberstkämmereramt als Behörde fand bis zum heutigen Tage nicht statt. Knappe Darstellungen finden sich bei Meiller 1871, Menčík 1899 und Žolger 1917. Einzig Hassler 2013 räumt dem Oberstkämmereramt einen größeren Raum ein. Den Wandel des Kämmereramtes hin zu einem Ehrenamt untersucht Pečar 2003. Pangerl 2007 beschäftigt sich mit den Kammerzutrittsordnungen. Einzelne Teilbereiche des Oberstkämmereramtes – Theater, Museen, Audienzen – wurden näher untersucht, jedoch kaum in behördengeschichtlicher Sicht. Besser ist die Lage bezüglich der Sammlungen (weitere Literatur dazu auch in Kap. III.1.4): Zimmermann–Handlirsch–Smital 1920 beschäftigt sich mit den Sammlungen der beiden Hofmuseen sowie der Hofbibliothek. In Hassmann 2012 und 2013/14 wird eine umfangreiche Sammlung von Regesten zur Schatzkammer, zur Gemäldegalerie und zu den kaiserlichen Kabinetten aus den Akten des Oberstkämmereramtes publiziert. Weitere Archivaliensammlungen zur Kulturgeschichte des Wiener Hofes bei Pillich 1959–1966 und Haupt 1979–1983. Die Kabinette Franz Stephans von Lothringen untersuchen Riedl-Dorn 2000 sowie Zedinger 2000b und 2000c. Mit dem Münz- und Antiken-Kabinett beschäftigte sich erstmalig dessen Direktor Joseph von Arneth (Arneth [J.] 1845); wichtig auch die materialreiche Studie Bergmann 1857; aktuell ist auf Hassmann–Winter 2016 zu verweisen. Zur Geschichte des Naturalienkabinetts Fitzinger 1856/68 und RiedlDorn 1998. Besonders intensiv wurde die kaiserliche Gemäldegalerie erforscht: beginnend mit Frimmel 1899 bis zu den Ergebnissen mehrerer Forschungsprojekte in letzter Zeit (Swoboda [G.] 2008 und 2013, Haag–Swoboda 2010). Mit der Übernahme der Sammlung Erzherzog Leopold Wilhelms in die kaiserliche Sammlung beschäftigt sich Schreiber (Renate) 2004.
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III. Der Hof
1.4. Die habsburgischen Kunstsammlungen Von Herbert Haupt 1.4.1. Schatz und Kleinodien: der gemeinsame Hausschatz Nur wenige Wörter haben ihre Bedeutung seit Menschengedenken so unverändert beibehalten wie das des Schatzes. In ihm vereinigte sich seit alters her alles, was dem Besitzer in irgendeiner Form wertvoll schien. Der mittelalterliche Schatz (thesaurus, tesoro, trésor) umfasste im Wesentlichen drei Gruppen: 1. Gebrauchs- und Prunksilber, Pretiosen, Prunkgewänder und -waffen; 2. Memorabilia und dynastische Herrschaftssymbole, Devotionalien aller Art; 3. Curiosa und Naturalia. Stets in direkter räumlicher und inhaltlicher Verbindung mit dem Schatz standen seit dem Mittelalter die Urkunden und Bücher. Herzog Rudolf IV. begründete 1364 den gemeinsamen habsburgischen Hausschatz, der nach dem Senioratsprinzip dem jeweiligen Familienoberhaupt zur Verfügung stehen sollte. Auf die kurzzeitige Aufteilung zwischen den Herzögen Albrecht V., Leopold IV., Ernst und Friedrich IV. 1409 folgte unter Kaiser Friedrich III. die schrittweise Wiedervereinigung der habsburgischen Schätze, die vorwiegend in der Burg zu Wiener Neustadt aufbewahrt wurden. Eine bedeutende Erweiterung erfuhr der Schatz 1439 durch die Übernahme des wertvollen Kleinodienbesitzes Herzog Friedrichs IV. von Tirol. Friedrich III. kann als erster habsburgischer Sammler mit besonderem Interesse für die Goldschmiedekunst gelten. Die historisch-antiquarische Geisteshaltung Maximilians I., sein ausgeprägter Sinn für Curiosa, das starke Interesse an der Waffenproduktion sowie gezielte Ankäufe und Auftragsarbeiten vermehrten die Schatzkammerbestände, markierten aber auch das Ende einer Entwicklung. Der mittelalterliche Schatz, wie er im Auftrag Maximilians in der „Ehrenpforte“ idealisierend verherrlicht wurde, bot in seiner disparaten, aber doch schon deutlich strukturierten Zusammensetzung die Grundlage für die weitere Entwicklung der habsburgischen Kunstsammlungen.
1.4.2. Die Kunst- und Wunderkammern der Renaissance Das Sammelwesen als Spiegelbild der jeweils aktuellen kulturell-geistigen Entwicklungen passte sich im 16. und 17. Jahrhundert auch in den habsburgischen Ländern den Idealen der Renaissance an. Neben dem Interesse an den Werken des Altertums sind die sich bildenden habsburgischen Kunstkammern durch ein ausgeprägt historisch-genealogisches Moment charakterisiert. Die räumliche Trennung von Pretiosen und Gemälden von Mobiliar und Einrichtungsgegenständen belegt einen wesentlichen Wandel im Verhältnis des Sammlers zu seinem Besitz. Die Verwaltung von Garderobe, Schatz- und Wunderkammer lag im Aufgabenbereich des Oberstkämmerers als des für den inneren Dienst in den Privatgemächern des Herrschers zuständigen Amtsinhabers. Die Instruktion Ferdinands I. vom 1. Januar 1537 verpflichtete den Oberstkämmerer zur sorgfältigen Verwahrung und Evidenzführung der Kunstwerke, Raritäten, Bücher und sonstigen Schätze und Kostbarkeiten. In seinem Testament von 1554 nahm Ferdinand I. neben der Teilung seiner Länder auch eine Teilung des Hausschatzes vor. Mit Ausnahme der königlichen Insignien sollten alle anderen in
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der Schatzkammer befindlichen Pretiosen unter Ferdinands jüngeren Söhnen, den Erzherzögen Ferdinand von Tirol und Karl II. von Innerösterreich, aufgeteilt werden. Ungeteilt verblieb Ferdinands ältestem Sohn und Nachfolger Maximilian II. lediglich die von seinem Vater mit großer Bedachtnahme zustande gebrachte Sammlung von Münzen, Medaillen und Antiquitäten. Nach dem Tod Ferdinands I. 1564 kamen seine Söhne überein, dass zwei Gegenstände von besonderer Wertschätzung, die Achatschale und das „Ainkhürn“, von nun an als unveräußerliche Erbstücke immer vom jeweils ältesten Familienmitglied verwahrt werden sollten. Graz (1564–1619) und Innsbruck (1564–1665) verfügten als Residenzen der neu geschaffenen Landesherrschaften von Innerösterreich und von Tirol seit 1564 über eigene Kunstsammlungen. Immer mehr verlangte der in den Kunstkammern angewachsene Reichtum an Einzelobjekten nach einem Ordnungsprinzip. Die Devise des Lernens durch Anschauung fand ihre Entsprechung in vornehmster Weise in den Kunst- und Wunderkammern von Erzherzog Ferdinand von Tirol und Kaiser Rudolf II. Die Erwerbung der Ambraser Sammlung aus dem Nachlass des 1595 verstorbenen Erzherzogs Ferdinand durch Rudolf II. 1606 erhöhte das Ansehen der kaiserlichen Kunstkammer zusätzlich und machte Prag zum Kristallisationspunkt von Wissenschaft und Kunst. Die Verwaltung der auch nach der Residenzverlegung von Prag nach Wien unter den Kaisern Matthias und Ferdinand II. am Prager Hradschin verbliebenen Rudolfinischen Kunstkammer lag in den Händen von bewährten Schatzmeistern und Schlosshauptleuten, unter denen der Steinschneider Dionisio Miseroni (1607–1661) hervorragte.
1.4.3. Die Kabinette des Barock Mit der gezielten Plünderung der Rudolfinischen Kunstkammer durch die Schweden im Juli 1648 und dem Abtransport der Prager Kunstschätze nach Stockholm endete ein Kapitel in der Geschichte des Sammelwesens. Die persönliche Einflussnahme des Herrschers wich dem Geschmack von Erzeugern und Kunsthändlern, der oft im bloßen Virtuosentum sein Auslangen fand. Unter Ferdinand II. und Ferdinand III. begnügte sich der Wiener Hof vorwiegend mit der reinen Verwaltung des durch Erbschaften und Ankäufe vermehrten Kunstbesitzes. Leopold I. bereicherte den habsburgischen Kunstbesitz durch zwei Erbschaften qualitativ und quantitativ wesentlich. Erzherzog Leopold Wilhelm, eine der bedeutendsten Sammlerpersönlichkeiten des Hauses Habsburg, begründete während seiner Regentschaft in den Spanischen Niederlanden (1647–1656) in Brüssel eine Kunstsammlung von internationalem Rang mit den Schwerpunkten Malerei und Tapisserien. Mit dem Ende der Statthalterschaft gelangte der in Kunst- und Schatzkammer aufgeteilte Kunstbesitz Leopold Wilhelms nach Wien, wo er in der neu adaptierten Stallburg untergebracht wurde. 1661 (Kunstkammer) und 1664 (Schatzkammer) übernahm Leopold I. die Verlassenschaft seines Onkels Leopold Wilhelm. Wenig später erbte Leopold I. auch die reiche Ambraser Kunstkammer des letzten Tiroler Landesfürsten, Erzherzog Sigmund Franz († 1665), die er in mehreren Transporten nach Wien bringen ließ. Dem persönlichen Interesse Karls VI. für (Familien-)Geschichte und Ökonomie entsprach das 1712 in den kaiserlichen Privatgemächern in der Hofburg errichtete Münzkabinett. Die Medaille sollte die Taten und Leistungen des Herrschers in wertvollem Material der Mit- und Nachwelt überliefern. Dem gleichen Ziel dienten auch das 1723
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III. Der Hof
bis 1726 neu errichtete Hofbibliotheksgebäude und die neue Innengestaltung von Galerie und Kunstkammer in der Stallburg, wie sie in dem 1720 bis 1733 fertig gestellten dreibändigen gemalten Bildinventar von Ferdinand Astorffer (1693–1771) detailgetreu festgehalten ist. Die weltliche und die geistliche Schatzkammer bezogen unter Karl VI. Räumlichkeiten in der alten Burg. Während die Hofbibliothek dem Obersthofmeisteramt unterstand, waren Galerie und Kunstkammer, die Schatzkammer und das „Antiquitäten- und Medaillenkabinett“ auch weiterhin dem Oberstkämmereramt angegliedert. Als leitende Hofbeamte werden der Schatzmeister, der Galerie- und Kunstkammerinspektor sowie der Münz- und Antiquitäteninspektor genannt. Die durch die Kosten des Österreichischen Erbfolgekriegs stark in Mitleidenschaft gezogenen Schatzkammerbestände erforderten eine Neuaufstellung, die Josef Angelo de France (1691–1761) 1748 durchführte. Joseph II. verfügte die verwaltungsmäßige Trennung der beiden Schatzkammern: Die Bestände der geistlichen Schatzkammer standen ab nun der Hofburgkapelle und damit dem Obersthofmeisteramt zu. Unter Maria Theresia wurde das Münzkabinett Karls VI. mit der Münzsammlung Franz’ I. vereinigt. Das so entstandene Cabinet impérial fand seine Bleibe in vier Sälen des 1759 bis 1765 neu erbauten Augustinerganges hinter der Hofbibliothek. Sowohl das Naturalienkabinett als auch das physikalisch-mathematische Kabinett verdanken ihr Entstehen dem persönlichen Interesse und der tatkräftigen Förderung Franz’ I. Auch die kaiserliche Gemäldegalerie in der Stallburg begann sich während der Regentschaft Maria Theresias und ihres Sohnes Joseph II. zu einem wissenschaftlich orientierten Institut zu entwickeln. Den Anstoß für die 1776 begonnene und 1781 abgeschlossene Übersiedlung der Galerie in die Räume des Oberen Belvedere bot die Erwerbung von fünf überformatigen Altarbildern von Peter Paul Rubens aus ehemaligen Jesuitenkirchen in Antwerpen und Brüssel durch Maria Theresia 1775. Die Neugestaltung der Galerie lag in den Händen von Christian von Mechel (1737–1817), der die Bilder nach italienischen, niederländischen und deutschen Meistern und Malschulen gruppierte. Quellenlage und Forschungsstand Die Geschichte der Kunstsammlungen wurde in der Literatur bisher mehr unter allgemein kunst- und kulturgeschichtlichen als unter verwaltungsgeschichtlichen Gesichtspunkten behandelt. Zum Sammelwesen in der Frühen Neuzeit allgemein vgl. Grote 1994, Minges 1998 und Bergvelt–Meijers 2005 mit weiteren Literaturangaben; für die habsburgischen Kunstsammlungen bis 1918 allgemein Tietze 1925. Nach wie vor unentbehrlich und unübertroffen ist Lhotsky 1941–1945, Bd. 2, für die spätere Zeit Haupt 1991a und 1995. Als ergänzende Literatur zur Kunst- und Wunderkammer sind zu nennen Lhotsky 1974b, Scheicher 1979 und Distelberger 1985. Die grundlegende Abhandlung Schlosser 1908 erfuhr 1978 eine den Erwartungen leider nur bedingt gerecht werdende erweiterte zweite Auflage. Die Geschichte der Rudolfinischen Kunstkammer in Prag erschließen das Kunstkammerinventar Bauer–Haupt 1976 und allgemein Fučíková 1988. Die Geschichte der weltlichen Schatzkammer wurde u. a. von Weixlgärtner 1938 sowie Fillitz 1954 und 1959 dargestellt; zur Geschichte der Ambraser Sammlung neben Scheicher 1979 v. a. Lhotsky 1974a. Mit Einzelthemen aus der Geschichte der habsburgischen Kunstsammlungen waren die im Kunsthistorischen Museum in der Nachfolge von Alphons Lhotsky tätigen Erwin Maria Auer (Auer
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[E.] 1981), Georg Johannes Kugler (Kugler 1982) und Herbert Haupt (Haupt 1991a, 1994 und 1995) befasst. Für die verwaltungsgeschichtlichen Aspekte ist noch immer auf Žolger 1917 zurückzugreifen, wertvolle Ergänzungen finden sich bei Strobl-Albeg 1908, bei Scheutz–Wührer 2007 und Wührer–Scheutz 2011.
1.5. Das Obersthofmarschallamt Von Irmgard Pangerl Kernaufgabe des Obersthofmarschallamts war die Rechtsprechung über die Bediensteten des Hofstaats, die Angestellten der Hofkanzlei, der Hofkammer, der Ratsgremien, aber auch über die ausländischen Gesandten und ihr Personal sowie über die hofbefreiten Handwerker und die unter kaiserlichem Schutz stehenden Juden. Außerdem war das Hofquartieramt dem Obersthofmarschallamt untergeordnet.
1.5.1. Der Obersthofmarschall Die Hofordnungen Ferdinands I. vom 1. Januar 1527 und vom 1. Januar 1537 (Druck: ÖZV I/2, 100–116 und 116–126, sowie Wührer–Scheutz 2011, 343–363 und 375–448) bestimmten den Hofmarschall einerseits zum Hausbeamten und andererseits zum Mitglied der am Hof bestehenden Regierungsgremien, aus denen er jedoch sukzessive verdrängt und auf Hofstaatsangelegenheiten beschränkt wurde. Die Bezeichnung Obersthofmarschall wurde erst 1537 eingeführt. Ab diesem Zeitpunkt folgte der Obersthofmarschall im Rang dem Obersthofmeister; der jeweilige Amtsträger musste von adeligem Stand sein. In den Hofstaatsordnungen von 1527 und 1537 sowie in der Instruktion vom 24. November 1544 (Druck: ÖZV I/2, 126–129) wurde der Zuständigkeitsbereich des Obersthofmarschalls genauer geregelt: Gemeinsam mit dem Obersthofmeister führte er die Zivil- und Strafgerichtsbarkeit über den gesamten Hofstaat; ausgenommen von dieser Regelung waren Disziplinarangelegenheiten, welche in die alleinige Verantwortung des Obersthofmeisters fielen. Der Hofmarschall leitete das Verhör und legte die Entscheidung über die Schwere des Vergehens sowie die Höhe der Strafe gemeinsam mit dem Hofmeister fest. Nur bei besonders schwierigen Fällen konnten die beiden Hofwürdenträger einige Räte zuziehen. Verhaftungen erfolgten durch den dem Hofmarschall unterstehenden Hofprofosen. Zusätzlich musste er gemeinsam mit dem Obersthofmeister jedes Quartal die Musterung der Ausrüstung des Hofgesindes vornehmen und das sittsame Benehmen sowie die korrekte Religionsausübung überwachen. Schließlich überprüfte er gemeinsam mit dem Hofzahlmeister die Haushaltsführung. Bis 1559 führte der Hofmarschall den Vorsitz im landesfürstlichen Hofrat, danach ging dieser durch die Schaffung eines „neuen“ Reichshofrats mit der Reichshofratsordnung vom 3. April 1559 (Druck: ÖZV I/2, 281–288) an den Reichshofratspräsidenten über; der Hofmarschall schied damit aus diesem Gericht aus. Eine Neuregelung des Zuständigkeitsbereichs erfolgte durch eine Instruktion von 1564 (Druck: Menčík 1899, 495–500, vgl. zur Datierung Hausenblasová 2002, 99),
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in der Maximilian II. die alleinige Zuständigkeit des Hofmarschalls in Straf- und Zivilrechtssachen sowohl in streitigen als auch in außerstreitigen Angelegenheiten des Hofgesindes normierte. Weiters regelte er auch Details der Prozessführung und bestimmte insbesondere, dass der Hofprofos niemanden ohne Genehmigung des Obersthofmarschalls in Arrest nehmen dürfe und dass bei Streitigkeiten zwischen dem Hofgesinde verschiedener Stäbe bei der Verhandlung auch die Vorstände der betroffenen Hofbehörden beizuziehen seien. Außerdem wurde in dieser Instruktion die Oberleitung für das Quartierwesen auf Reisen dem Obersthofmarschall übertragen, womit der Quartiermeister seiner Aufsicht unterstellt wurde. In der Regierungszeit Rudolfs II. verdrängte der Oberstkämmerer den Obersthofmarschall im Rangverhältnis der obersten Hofchargen vom zweiten Platz; auch verlor der Marschall jetzt seinen angestammten Platz im Geheimen Rat. Schriftlich dokumentiert ist diese Verschiebung in der Rangordnung erstmals in einem wahrscheinlich aus dem Jahr 1589 stammenden Dokument, in dem der Obersthofmarschall nur mehr an dritter Stelle genannt wird (Hausenblasová 2002, 457). Ferdinand III. erlaubte erstmals in der Instruktion vom 6. April 1637 (Druck: ÖZV I/2, 129–134) die Heranziehung von in Justizsachen kundigen Hofbediensteten zur Unterstützung des Obersthofmarschalls. Die Polizeiordnung von 1659 anerkannte die Exterritorialität des Personals ausländischer Gesandtschaften und übertrug die Jurisdiktionsgewalt über diese dem Obersthofmarschall. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts machte die Österreichische Hofkanzlei dem Obersthofmarschall einen Teil seiner Gerichtsrechte streitig und zog ab 1683 tatsächlich die Revision obersthofmarschallischer Urteile an sich. Karl VI. führte beim Obersthofmarschallischen Gericht beeidete Beisitzer (Assessoren) mit Stimmrecht ein; die Entscheidungen wurden nach dem Mehrheitsprinzip getroffen, wobei das Verfahren schriftlich durch den Amtssekretär festgehalten werden musste. Ein Ergebnis der maria-theresianischen Reformen war die Trennung von Justiz und politischer Verwaltung (Februar 1749). Der Obersthofmarschall verlor dadurch seine Jurisdiktionsbefugnisse an die Niederösterreichische Regierung, die nun zum Hofgericht aufstieg. Die Agenden des Obersthofmarschalls wurden auf zeremonielle Aufgaben beschränkt. Die Aufhebung des Obersthofmarschallischen Gerichtes bewährte sich jedoch nicht – bereits ab 1759 sind Bestrebungen feststellbar, die Gerichtsbarkeit des Obersthofmarschalls wiederherzustellen. Diese erfolgte schließlich mit Resolution vom 27. März 1763. Einzige Ausnahme bildete die 1749 verlorengegangene Gerichtsbarkeit über das Jägereipersonal, die in der Zuständigkeit der Niederösterreichischen Regierung verblieb. Aus der Instruktion für den Obersthofmarschall von 1763 (Druck: Wührer– Scheutz 2011, 938–945) lässt sich die neue Praxis der Geschäftsführung erkennen: In Anwesenheit des Hofmarschalls musste dreimal in der Woche eine Gerichtssitzung abgehalten werden. Wichtigste Person war nun der Kanzleidirektor, der als Amtsleiter fungierte und durch dessen Hände jedes Schriftstück ging, das die Kanzlei verließ. Neu eingeführt wurden die jährliche Vorlage eines Geschäftsberichtes an die Monarchin und die Führung eines Waisen- und Verlassenschaftsregisters der Hofbediensteten. Die josephinische Justizreform beschränkte die Zuständigkeit des Obersthofmarschallischen Gerichtes ab 1783 auf die Mitglieder des Kaiserhauses und auf einige privilegierte Personen wie Familienangehörige von regierenden auswärtigen Häusern.
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1.5.2. Verfahren vor dem Obersthofmarschallamt Im 16. Jahrhundert mussten die Gesuche und Berichte schriftlich eingebracht werden, worauf ein Amtssekretär die Erledigung vorbereitete, die dann vom Obersthofmarschall zu genehmigen war. Zur Entscheidung von Streitsachen wurden – je nach Streitgegenstand – entweder zwei Mitglieder des Reichshofrates, der Niederösterreichischen Regierung oder der Hofkanzlei zugezogen, welche gemeinschaftlich mit dem Obersthofmarschall zu entscheiden hatten. Bei Entscheidungen über „Ehrenhändel“ zwischen Ministern, Botschaftern und adeligen Personen wurde vom Hofmarschall unter Beiziehung von Adels-, Standes- oder Offizierspersonen entschieden. Konnte man sich in diesen Fällen nicht auf einen Vergleich einigen oder Einstimmigkeit unter den Richtern herstellen, so bestand die Möglichkeit, an den Kaiser cum voto zu referieren; dieser fällte dann die Entscheidung. Bei Vergehen des Hofgesindes wurde die Strafe vom Hofmarschall verhängt, die Exekution der Freiheits- bzw. Leibesstrafe erfolgte durch den Hofprofosen. Bei Kriminalfällen, in die Hofbedienstete verwickelt waren, hatte die Behörde, welche den Delinquenten aufgegriffen hatte, binnen 24 Stunden das Obersthofmarschallamt zu verständigen. Der Beschuldigte konnte in das Gefängnis des Obersthofmarschallamtes überstellt werden, und der Hofmarschall leitete die Voruntersuchungen. Bestätigte sich dabei der Tatverdacht, so wurde der Fall dem Stadtgericht zur Urteilsfindung übergeben. Vor Vollstreckung des Urteils musste dieses jedoch zur Erstellung eines Gutachtens und zur Einholung der allerhöchsten Genehmigung an das Obersthofmarschallamt übermittelt werden. Erst danach konnte das Urteil vollstreckt werden. Das Obersthofmarschallische Gericht war nur in Ausnahmefällen für Strafsachen zuständig, nämlich dann, wenn gegen ausländische Bedienstete fremder Gesandtschaften ermittelt wurde. Hier führte das Obersthofmarschallamt die Voruntersuchung, die Hauptverhandlung musste jedoch an das Wiener Kriminalgericht delegiert werden.
1.5.3. Zivilgerichtliche Verfahren vor dem Obersthofmarschallischen Gericht Das Obersthofmarschallische Gericht war als Zivilgericht erster Instanz zuständig für die Mitglieder des allerhöchsten Kaiserhauses, die nicht unter einer anderen Souveränität standen oder selbst Souveräne waren. Außerdem war es auch zur Schlichtung der Rechtsangelegenheiten des Gesandtschaftspersonals der auswärtigen Mächte berufen. Ursprünglich waren gegen Urteile des Obersthofmarschallischen Gerichts keine Appellationen gestattet, jedoch waren Revisionsansuchen an die Reichshofkanzlei oder den Reichshofrat zulässig. Der Ablauf des gerichtlichen Verfahrens bildete sich fast ausschließlich durch die Praxis heraus. Zwei Entwürfe für eine regelrechte Zivilprozessordnung des Obersthofmarschallamtes von 1635 und 1700 fanden nicht die kaiserliche Genehmigung. Den Gerichtsvorsitz führte der Obersthofmarschall, ihm beigestellt war der Kanzleidirektor des Amtes, der ihn auch im Verhinderungsfall vertrat. Je nachdem, ob es sich um adelige oder nicht-adelige Betroffene handelte, gehörten im ersten Fall vier Räte des niederösterreichischen Landrechts und im zweiten Fall vier Räte des Wiener Zivilgerichtes dem Senat an. Der Wirkungskreis umfasste alle Angelegenheiten der Zivilgerichtsbarkeit in streitigen und außerstreitigen Rechtsangelegenheiten (Zivilprozesse, Verlassenschaftsabhandlungen, Pupillar- und Kuratelsachen). Nach der maria-theresianischen Behörden-
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reform von 1749 ging der Instanzenzug vom Obersthofmarschallischen Gericht an das Wiener Appellationsgericht oder an die Oberste Justizstelle.
1.5.4. Das Obersthofmarschallamt als oberste Hofpolizeibehörde Der Obersthofmarschall war als Hüter von Ordnung, Sicherheit, Zucht und Sittsamkeit innerhalb des Burgfriedens auch mit dem Vollzug der allgemeinen Polizeiordnungen bei Hof beauftragt. Zu seiner Unterstützung wurde als Vollstreckungs- und Polizeiorgan das Amt des Hofprofosen geschaffen. In dessen Aufgabenbereich fiel einerseits die Vollstreckung der vom Obersthofmarschallischen Gericht verhängten Strafen, wobei der Hofprofos für die Inhaftierung der Verurteilten zuständig war und die ihm unterstellten Stockmeister die verhängten Leibesstrafen vollzogen. Eine weitere wichtige Aufgabe des Hofprofosen war es, für Ruhe und Ordnung zu sorgen, sowohl auf Reisen des Hofes als auch in den ständigen Residenzen. Seiner polizeilichen Gewalt unterlagen dabei nicht nur die Hofstaatsmitglieder, sondern alle Personen, die sich vorübergehend oder ständig im Bereich des Burgfriedens aufhielten. Außer bei Gefahr im Verzug durfte der Hofprofos grundsätzlich nur auf Befehl des Obersthofmarschalls tätig werden. Auch in Fällen, in welchen ein Mitglied des Hofstaats in finanzielle Schwierigkeiten geriet und seine Schulden nicht begleichen konnte, hatten sich die Gläubiger an den Obersthofmarschall zu wenden. Dieser verfügte nach Prüfung der Rechtmäßigkeit der Ansprüche die Befriedigung der Gläubiger durch das Hofzahlmeisteramt. Der Schuldbetrag wurde dem Hofbediensteten von seinem Lohn abgezogen.
1.5.5. Das Obersthofmarschallamt und seine Aufgaben im zeremoniellen Bereich Der Obersthofmarschall gehörte zu jenen obersten Hofwürdenträgern, die den engeren Hofstaat des Monarchen bildeten. In dieser Eigenschaft war er verpflichtet, an Hoffestlichkeiten teilzunehmen und das Schwertträgeramt zu versehen. In zeremoniellen Angelegenheiten war der Obersthofmarschall Stellvertreter des Obersthofmeisters und in dieser Funktion auch meist der erste Repräsentant des Hofstaates, der in Kontakt mit ausländischen Botschaftern und fremden Gästen kam. In seinen Tätigkeitsbereich fiel die Abwicklung des Empfangs- und Begrüßungszeremoniells, er hatte die Ankommenden vor den Toren der Stadt zu empfangen und sie in feierlichem Zug in ihre Stadtquartiere zu begleiten, die von dem ihm unterstehenden Quartiermeister vorbereitet wurden. Einige Angelegenheiten durften von Obersthofmeister und Obersthofmarschall nur gemeinsam bearbeitet werden. Dazu gehörten die Musterung und Revision des Hofstaates, alle Rechnungslegungen sowie die Verfügung über die Garden.
1.5.6. Der Obersthofmarschall und sein Personal Bereits seit 1527 unterstützten den Hofmarschall bei seiner Amtstätigkeit ein Hofprofos und zwei Steckenknechte. Einen Sekretär gab es vorerst bestenfalls als aus eigener Ta-
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sche entlohnten Privatbeamten. Erst ab 1564 wurde dem Obersthofmarschall ein Sekretär als Hofbediensteter zur Seite gestellt; 1584 ein Schreiber zugewiesen. Den Obersthofmarschall unterstützten in Rechtsangelegenheiten Räte, die zuerst vom Reichshofrat, später von der Niederösterreichischen Regierung oder der Hofkanzlei in das Richterkollegium delegiert wurden. Seit Mitte des 17. Jahrhunderts wurden unbesoldete und unbeeidete Juristen aus dem Advokatenstand als Assessoren zur Ausübung obersthofmarschallischer Gerichtsfunktionen herangezogen, da diese Aufgaben mit dem eigenen Personal nicht mehr bewältigt werden konnten. Erst 1697 wurden fünf besoldete Assessorenstellen beim Obersthofmarschallamt eingerichtet. 1712 umfasste der Personalstand des Obersthofmarschallamtes den Obersthofmarschall, vier ordentliche und zwei supernumerari Assessoren, einen Expeditor, der gleichzeitig Registrator und Taxator war, je einen Adjunkten, Protokollisten und Kanzlisten, drei Amtstrabanten (Exekutions- und Zustellorgane), den Profosen samt seinem Leutnant und Steckenknecht. Bis 1763 stieg der Status des Marschallamtes auf einen Kanzleidirektor (im Rang eines Hofrats), acht Assessoren (im Rang von Regierungsräten), fünf Sekretäre, zehn Kanzleibeamte, zwei Amtstrabanten, einen Profosen und einen Profosenleutnant. 1786 wurden die Ämter des Hofprofosen und des Profosenleutnants abgeschafft. Der Stab des Obersthofmarschallamtes war damit unter den Hofämtern jener mit dem geringsten Personalstand (zwischen 35 und 40 Personen), er wies dafür aber die höchste „Akademikerquote“ auf, da sowohl der Kanzleidirektor als auch die Assessoren Doktoren beider Rechte sein mussten. Das älteste Amtslokal des Obersthofmarschallamtes war das Profosengefängnis, welches sich im 17. und 18. Jahrhundert im Haus „zu den drei Lilien“ befand. Erst zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde für die Kanzlei und Registratur des Amtes ein Hofquartier im „Moni’schen Haus bei St. Stephan“ eingeräumt, von dort übersiedelte man in das „Modenizische Haus“ am Graben (Ecke Bräunerstraße). Obersthofmarschälle Jehan de Nyeuela (1522/23) Wolfgang Volkra zu Steinabrunn (1528)–1531 (1532)–1539 Leonhard Frhr. von Völs (Fels) 1539–(1542) Melchior von Lamberg (1543)–1544 Balthasar Presingen (von Prösing) Frhr. zum Stein 1544–1564 Hans Trautson Frhr. zu Sprechenstein und Schrofenstein 1564–(1566) Ludwig Ungnad Frhr. zu Sonnegg (1570)–1576 Weikhard Frhr. zu Auersperg 1576–1581 Otto Heinrich Graf Schwarzenberg 1581–1600 Paul Sixt (Graf ) Trautson Frhr. zu Sprechenstein und Schrofenstein 1601 vakant 1602–1606 Jakob Frhr. von Breuner 1606–1612 Ernst Frhr. von Mollard 1612–1626 Wolf Siegmund Frhr. (Graf ) von Losenstein (1627)–1631 Georg Ludwig Graf Schwarzenberg 1631–1637 Leonhard Karl Graf Harrach 1637–1671 Heinrich Wilhelm Graf Starhemberg
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III. Der Hof
1671–1678 1679–1683 1683–1684 1685–1692 1692–1694 1694–1701 1701–1705 1705–1708 1708–1711 1711–1722 1722–1724 1724–1726 1726 1726–1729 1729–1735 1735–1742 1742–1745 1745–1749 1749–1776 1776–1789 1789–1797 1797 1798–1811
Franz Eusebius Graf Pötting (zugleich von 1670 bis 1673 Ferdinand Bonaventura Graf Harrach als Amtsverwalter) Albrecht Graf Zinzendorf Franz Augustin Graf Waldstein Ferdinand Fürst Schwarzenberg Gottlieb Graf Windischgrätz Heinrich Franz Graf Mansfeld, Fürst zu Fondi Georg Adam Graf Martinitz Karl Ernst Graf Waldstein Maximilian Guidobald Graf Martinitz Adam Franz Fürst Schwarzenberg Johann Kaspar Graf Cobenzl Franz Jakob Graf Brandis (Verwalter) Hieronymus Graf Colloredo Johann Baptist Graf Colloredo Adolf Bernhard Graf Martinitz Heinrich Fürst Auersperg Johann Josef Graf Khevenhüller Karl Maximilian Fürst Dietrichstein Josef Adam Fürst Schwarzenberg Eugen Graf Würben und Freudenthal Ernst Christoph Graf (Fürst) Kaunitz-Rietberg Franz Anton Graf Khevenhüller-Metsch Anton Gotthard Graf Schaffgottsch
(zusammengestellt von Irmgard Pangerl und Petr Maťa)
1.5.7. Das Hofquartierwesen Das Hofquartieramt war sowohl für die Beschaffung der Quartiere für den Kaiser und dessen Gefolge bei Hofreisen als auch für die Unterbringung der Hofbediensteten in der jeweiligen Residenzstadt zuständig. Eine erste Normierung des Tätigkeitsbereichs des Hofquartiermeisters erfolgte mittels Instruktion vom 1. Januar 1625. Anspruch auf Hofquartier hatten ursprünglich nur die Hofstaatsmitglieder und die ausländischen Gesandten, um 1612 wurde auch den Beamten der Niederösterreichischen Regierung und den Offizieren der Stadtguardia ein solches Recht eingeräumt. Da die Anzahl der Berechtigten immer größer wurde, die Zahl der Quartiere aber nicht proportional zunahm, reduzierte Leopold I. in der Hofquartierordnung vom 14. Mai 1669 den Kreis der Anspruchsberechtigten. Die „Quartierfähigkeit“ war zeitlich beschränkt, sie galt nur, solange der Bedienstete aktiv war. Bei Pensionierung oder Tod des Berechtigten musste die Wohnung innerhalb eines halben Jahres geräumt werden. Bereits Ferdinand I. hatte die unentgeltliche Einquartierung abgeschafft und Taxen eingeführt, welche die Hofbediensteten für Wohnung, Verpflegung und Futter an die Quartiergeber zu entrichten hatten. Grundlage der zu leistenden Zahlungen bildete die Taxordnung, die der Hofquartiermeister zu erstellen hatte, wobei vom Einquartierten grundsätzlich nicht mehr als ein Drittel des üblichen Mietzinses gezahlt wurde. Zusätzlich hatte das Hofquartieramt bei der Vergabe von Wohnungen auf die Befreiung von
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der Quartierpflicht Rücksicht zu nehmen. Es wurden zwei Kategorien von Befreiungen unterschieden: Quartiersimmunität und Baufreijahre. Bei der Quartiersimmunität handelte es sich um eine Befreiung, die zu einer gänzlichen Aufhebung der Hofquartierpflicht führte. Die Baufreijahre bezogen sich auf Befreiungen, die den Hausherrn – für einen Teil oder auch alle Quartiere in seinem Haus – der Verpflichtung enthoben, Hofbedienstete unterzubringen, jedoch war dafür eine finanzielle Kompensation zu leisten. Welche Art von Quartierbefreiung auf welchem Haus lag, wurde in den Hofquartiersbüchern vermerkt. Von Beginn an waren Häuser, deren Besitzer dem landständischen Adel oder der Geistlichkeit angehörten ebenso wie Benefiziatenhäuser und öffentlichen Zwecken dienende Gebäude (Schulen, Spitäler, Amtsstuben etc.) von der Quartierpflicht ausgenommen. Diese sowie alle kleinen Häuser mit höchstens vier Räumen wurden als „Freihäuser“ bezeichnet. Von den im Quartierbuch 1566 verzeichneten 1.205 Häusern waren zwischen 400 und 500 vom Hofquartier befreit. Das Hofquartieramt war dem Obersthofmarschallamt untergeordnet. Die Zahl der Beschäftigten schwankte über die Jahrhunderte zwischen sechs und maximal neun Personen. An der Spitze stand der Hofquartiermeister, der bei seiner Arbeit von den Hoffourieren, dem Amtsschreiber und einem Amtsdiener sowie in der Frühzeit von den Einspännigen, einer Art bewaffneter Reiter, unterstützt wurde. Auf Reisen musste der Quartiermeister die passenden Unterkünfte für den Kaiser und seinen Hofstaat finden, wobei zu beachten war, dass dem Kaiser das beste Quartier gebührte und dem Gefolge ranggemäße Unterkünfte zuzuweisen waren. Die Quartiere wurden mit Zeichen versehen. Das Entfernen dieser Zeichen war bei schwerer Strafe verboten. Der Hofquartiermeister war der Vorgesetzte aller Hoffouriere, egal ob sie für den kaiserlichen oder einen erzherzoglichen Hofstaat arbeiteten. Die Verteilung der ausgewählten Wohnungen wurde den Fourieren übertragen. Im Falle eines Streites zwischen den einzelnen Fourieren entschied der Obersthofmarschall selbst. Die Führung der Amtsprotokolle und die Ausfertigung der Quartieramtsberichte erledigte der Amtsprotokollist, der bis in die Spätzeit als Privatschreiber des Hofquartiermeisters von diesem angestellt und besoldet wurde. Erst 1770 erfolgte seine Aufnahme in den Hofdienst. In Beschwerdefällen gegen den Quartiermeister hatte man sich an den Obersthofmarschall zu wenden, der den Konflikt schlichtete. Ebenso hatte der Obersthofmarschall auf Ersuchen des Quartiermeisters in unklaren Fällen betreffend die Einquartierung eines ausländischen Botschafters zu entscheiden. Das Hofquartieramt wurde am 27. April 1781 von Joseph II. aufgelöst, sein Personal bis auf drei Fouriere entlassen. Die Gelder der Hofquartierskasse wurden der Hofkammer übergeben; damit wurde ein Quartiergeldfonds für die Beamten und Hofchargen geschaffen. Die Hofbediensteten hatten innerhalb eines Jahres ihre Quartiere zu räumen oder eine neue Mietvereinbarung mit dem Hausherrn zu schließen. An die Stelle des Hofquartiers trat nun die Einrichtung des Quartiergeldes, mit dem die Anmietung von Wohnungen durch die Hofbediensteten subventioniert wurde. Parallel zur Hofbehörde gab es auch beim Wiener Stadtmagistrat eine Kommission, die sich mit Fragen der Quartierpflicht befasste und die Interessen der Hausherren wahrnahm. Hier wurde gleichfalls ein Quartierbuch (Gemeiner Stadt Wien Hofquartierbuch) geführt, welches mit dem des Hofquartieramtes genau übereinstimmen musste und unter der Obhut des Obersteuereinnehmers der Stadt Wien stand.
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III. Der Hof
Hofquartiermeister 1539–1548 Hanns Kheisler 1550–1554 Leonhard Neumair 1556 Hans Kogschner 1557–1558 Ulrich Ferenberger Andreas Khielmann 1558–1563 1563 Johann Baptist von Paar 1563–1564 Hans Georg von Preißing Georg Freidenreich 1564–1565 1566 Wolf Freyberg von Geissenhausen zu Oberfellabrunn 1566–1572 Jeremias Bayde (Boyde) 1573 Ulrich Franz Rothuet Hans Jakob Herbrot 1573–1587 Gregor Bönl 1589–1601 nach 1601–1612 Maximilian Wolgemuth von Muthburg Ernst Lamparter 1612–1619 Maximilian de Cochi 1621 1628–1634 Daniel von Thau 1635–1657 Christoph Ulrich von Putz Johann Kunibert Wenzel von Wenzelsberg 1658–1680 1680–1684 Wolfgang Wilhelm Prämer 1684–1714 Johann Kollmann Gögger von Löwenegg (Levenegg) Josef Faber Edler von Faborn 1715–1725 1725–1736 Ferdinand Philipp von Goor 1736–1747 Franz Raison von Klöckersfeldt 1747–1770 Franz Anton Joachim von Joachimsburg Johann von Schouppe 1771–1781
(zusammengestellt von Irmgard Pangerl und Maximilian Maurer)
Quellenlage und Forschungsstand Die archivalische Überlieferung des Obersthofmarschallamtes gelangte im Juni 1919 – mit Ausnahme der an Gerichtsbehörden zu Amtszwecken entlehnten Teile – komplett in das HHStA. Von dieser Abgabe waren die Testamente und Verlassenschaftsabhandlungen ausgenommen, die erst 1924 aus dem Wiener Landesgerichtsarchiv an das HHStA bzw. an das WStLA kamen (Hochedlinger 2001b, Hochedlinger–Pangerl 2004). Eine kontinuierliche Aktenwirtschaft setzt beim Obersthofmarschallamt, auch wenn die sog. Alten Akten bis ins 15. Jahrhundert zurückreichen, erst 1783 ein. Vgl. dazu die Ausführungen über das Obersthofmarschallamt bei Kraus–Huter–Lacroix 1937. Ein nützlicher Ausgangspunkt für Forschungen zum Marschallamt ist ein 1842 von Anton Ulrich verfasstes Manuskript mit einer Darstellung zur Entstehung und Entwicklung und zum Wirkungskreis des Obersthofmarschallamtes, das sich in der Reihe der Amtsbücher des Obersthofmarschallamtes befindet. Bis vor Kurzem waren die Arbeiten Strobl-Albeg 1907 und 1908 die einzige wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Obersthofmarschallamt im Speziellen.
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Durch die sehr materialreiche Dissertation Rescher 2016 liegt nun eine eingehende Darstellung des Obersthofmarschallamtes für das 17. und 18. Jahrhundert vor. Vgl. auch Rescher 2013 (zur Eidpflicht) und 2014. Aufschlüsse über die Jurisdiktion des Obersthofmarschallamtes gibt das Tagebuch des Fürsten Johann Josef Khevenhüller-Metsch (Khevenhüller-Metsch 1742–1776/1780, Bd. 1), das mit seiner Ernennung zum Obersthofmarschall 1742 einsetzt. Ansonsten standen immer nur Teilaspekte, speziell die kunst- und kulturhistorisch bedeutsamen Testamente und Verlassenschaftsabhandlungen, im Mittelpunkt der Forschung. Beispielhaft seien hier Mansfeld 1955, Haupt 1991b und 2007 sowie Rescher 2018 genannt. Instruktionen für den Obersthofmarschall sind abgedruckt in Menčík 1899, ÖZV I/2, Scheutz–Wührer 2007 und Wührer–Scheutz 2011. Bei Menčík 1899, 504–512, findet sich außerdem eine obersthofmarschallische Prozessund Gerichtsordnung, die im FA Harrach überliefert ist. Verzeichnisse der Obersthofmarschälle bei Menčík 1899, ÖZV I/1 und Strobl-Albeg 1907 sind, insbes. bezüglich des 16. Jahrhunderts, vielfach fehlerhaft und wurden daher für den vorliegenden Beitrag anhand von Primärquellen korrigiert. Der schriftliche Nachlass des Quartiermeisteramtes (1563–1782) befindet sich seit den 1880er Jahren im HKA. Vgl. dazu Walter 1951b. Die ab 1563 einsetzenden Hofquartiersbücher stellen ein Register der innerhalb der Befestigungsanlagen gelegenen Häuser dar. Sie enthalten nach Gassen geordnet Informationen über den Besitzer und bei allen nicht von der Hofquartierpflicht befreiten Häusern Angaben über die Räume (Stube, Kammer, Küche, Plätze im Stall, im Keller und auf dem Dachboden), die für Einquartierungen beansprucht werden konnten. Ebenso weisen diese Bände die Höhe der Quartiertaxe aus, welche der Quartiernehmer dem Hausbesitzer zu entrichten hatte. Die Hofquartiersbücher wurden bis 1780 geführt. Die Registratur des Hofquartiermeisteramtes ist nur fragmentarisch (seit 1612) erhalten, außerdem ist die Tätigkeit des Hofquartiermeisteramts durch 78 jahrweise Protokollbände dokumentiert. Eine Instruktion für den Hofquartiermeister ist in den Instruktionsbüchern des Obersthofmeisteramtes enthalten und bei Scheutz–Wührer 2007 ediert. Die mit Hofdekret vom 14. Mai 1669 erlassene Verneuerte Hofquartiersordnung befindet sich im WStLA. Fragen des Quartierwesens wurden bis vor Kurzem von der Forschung fast gänzlich ignoriert. Birk (E.) 1869 sowie Lichtenberger 1982 beschäftigen sich mit den Hofquartiersbüchern als Quelle für die Geschichte der Topographie Wiens. Erste Untersuchungen zur Organisationsgeschichte sind Kallbrunner 1925 und 1926 sowie Waniek 1931 (zu Beamtenwohnungen unter Maria Theresia); Megner 2010 widmet ein Kapitel den Hofquartieren. Spielman 1993 und der Sammelband Pils–Niederkorn 2005 untersuchen das Verhältnis zwischen Hof und Stadt. Eine erste umfassende Studie zum Hofquartierwesen in der Frühen Neuzeit ist Maurer (M.) 2013a. Maurer (M.) 2013b beschäftigt sich im Speziellen mit dem Personal des Quartiermeisteramtes, hingegen streift Hengerer 2004c das Quartierwesen nur knapp, ebenso Haupt 2007.
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III. Der Hof
1.6. Die kaiserlichen Hofjuden in den habsburgischen Ländern Von Barbara Staudinger Die jüdische Minderheit war in den Ländern der Habsburgermonarchie in der Frühen Neuzeit unterschiedlichen territorialen judenrechtlichen Bestimmungen unterworfen. Diese bildeten den Rahmen jüdischen Lebens, darüber hinausgehende Regelungen wurden in Privilegien ad personam bzw. lokalen Judenordnungen getroffen. Um einzelne, ökonomisch potente Juden enger an sich zu binden, vergaben die habsburgischen Landesfürsten ab den 1570er Jahren, zunächst in Prag und etwa ab der Jahrhundertwende auch in Wien, Hofjudenprivilegien. 1615 wurden in Wien elf jüdische Familien zu Hofjuden ernannt. Die Mehrzahl der Einzelprivilegierungen erging bis zum Jahr 1624, als die Wiener jüdische Gemeinde insgesamt im Zuge ihrer Umsiedlung in die Judenstadt im Unteren Werd weitgehende Rechte erhielt. Die sog. Zeit des zweiten Wiener Ghettos, die 1670 mit der Ausweisung der Juden aus Wien und Niederösterreich zu Ende ging, war geprägt durch die Hofjuden, an deren Privilegien sich die Rechtsstellung der Wiener Juden orientierte und die den Gemeindevorstand besetzten. Nach der Vertreibung konnte sich mit Samuel Oppenheimer schon in den 1680er Jahren wieder ein erster kaiserlich privilegierter Hofjude in Wien niederlassen. Ihm folgten Samson Wertheimer und schließlich einige prominente Familien (Arnstein, Eskeles, Sinzheim, Schlesinger u. a.), die bis ins 19. Jahrhundert die große Zeit der Wiener Hofjuden repräsentierten. Diese spätere Hofjudenzeit unterschied sich hinsichtlich der rechtlichen Stellung der Juden von der früheren Zeit insofern, als nach 1670 bis ins 19. Jahrhundert Juden eine Gemeindebildung in Wien offiziell untersagt war. Ausschließlich privilegierten Juden und ihren Haushalten wurde der dauerhafte Aufenthalt in der Stadt gestattet. Gemeindestrukturen bestanden nur inoffiziell. Die Existenz jüdischen Lebens in Wien war daher vom Vorhandensein privilegierter Familien abhängig. Nach einer Zählung aus dem Jahr 1752 lebten zwölf privilegierte Familien in der Stadt, die inklusive ihrer Angestellten insgesamt 452 Personen umfassten, was einen Durchschnitt von 37 Personen pro Haushalt ausmacht. Die Institution des Hofjudentums entstand aus dem wachsenden Finanzbedarf der habsburgischen Kaiser für Hofhaltung und Kriegführung ab dem späten 16. Jahrhundert, war jedoch mit keiner festen Funktion am Hof verbunden. Im Gegenzug zu den im Privileg zugestandenen Rechten und Freiheiten dienten die Hofjuden in erster Linie als Händler und Kreditgeber für den Kaiserhof. Während das frühe Hofjudentum nur durch eine geringe und vor allem nicht ausschließliche Abhängigkeit vom Kaiserhof geprägt war, änderte sich dies ab dem Ende des 17. Jahrhunderts. Die jüdischen Finanziers (nun als „Hoffaktoren“ bzw. „Oberhoffaktoren“ bezeichnet) standen in einer exklusiven Beziehung zum Kaiser, die nicht zuletzt auch im postumen Konkurs Samuel Oppenheimers als Folge der kaiserlichen Zahlungsweigerung zum Ausdruck kam. Um eine Monopolstellung, wie sie Samuel Oppenheimer innegehabt hatte, in Zukunft zu vermeiden, wurden die Geschäfte nach 1703 auf mehrere Konkurrenten aufgeteilt, 1705/06 erfolgte außerdem die Gründung der Wiener Stadtbank. Die Hofjuden traten aber nicht nur als Kreditgeber auf. In der früheren Hofjudenzeit lieferten sie in erster Linie Stoffe, Proviant und Pferde an die Türkengrenze, engagierten sich im Altmetallhandel und Münzwesen (insbes. in der sog. Kipper- und Wipperzeit,
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1620–1623) oder waren Pächter von Mauten und Händler von Luxusprodukten. Daneben unterhielten sie Handelsbeziehungen außerhalb des Hofes und hatten ihre Handelsgewölbe in der Stadt. Nach Salomon Oppenheimer und seinen direkten Nachfolgern Samson Wertheimer, Löw Sinzheim und anderen ging bis in die 1730er Jahre die Bedeutung der Hofjuden als Heeres- und Hoflieferanten zurück. An ihre Stelle trat nun die Beteiligung von Juden an staatlichen Gesellschaften. So war diese Zeit charakterisiert durch die Pacht verschiedener Monopole wie das Tabak- und Glücksspielmonopol, den Pulver- und Waffenhandel sowie den Ausbau der Tätigkeit als Kreditgeber bis zur Gründung der ersten Privatbanken durch Hofjuden. Der später in den Adelsstand erhobene Bankier Bernhard Eskeles rief 1773 das Bankhaus Arnstein und Eskeles ins Leben, 1816 war er Mitbegründer der Österreichischen Nationalbank und engagierte sich 1819 bei der Gründung der österreichischen Spar-Casse. Hofjudenprivilegien (vor allem in der Zeit vor 1670, aber auch spätere wie der Schutzbrief Samuel Oppenheimers) konnten sehr unterschiedliche Rechte bzw. Befreiungen umfassen, doch lassen sich auch einige allgemeine Punkte identifizieren: Die bis 1624 für die Wiener Juden geltende Kennzeichnungspflicht (ein gelber Ring am Obergewand) wurde den Hofjuden erlassen. Der Privilegierte stand unter besonderem kaiserlichen Schutz und Geleit und hatte Kultusfreiheit. Als Angehöriger des Hofes war er der Jurisdiktion des Obersthofmarschalls unterworfen. Daneben verbriefte das Privileg das Aufenthaltsrecht sowie die Handels- und Gewerbeerlaubnis für den Privilegierten und seinen Haushalt in der Residenzstadt sowie zumeist ein generelles Niederlassungsrecht in den Erblanden wie auch im gesamten Heiligen Römischen Reich an allen Orten, an denen Juden ansässig waren. Weiters setzte ein Hofjudenprivileg für Juden geltende diskriminierende Bestimmungen wie die Leibmaut bzw. erhöhte Mautsätze außer Kraft. Daneben konnten Hofjudenprivilegien die unterschiedlichsten individuell ausgehandelten Rechte beinhalten, die sich in erster Linie an der wirtschaftlichen Tätigkeit des Privilegierten orientierten, aber auch an religiösen Bedürfnissen (z. B. Einrichtung einer Synagoge) oder an dem Wunsch nach Repräsentation (Verleihung von Siegel und Wappen). Das Hofjudenprivileg umfasste nicht nur den Privilegierten selbst, sondern auch seine Familie und alle dem Haushalt angehörigen Personen (soweit diese nicht ausdrücklich ausgenommen waren). So lebten insbesondere in der späteren Hofjudenzeit, in der sich – abgesehen von Untertanen des Sultans – das Ansiedlungsrecht für Juden in der Hauptund Residenzstadt Wien ausschließlich auf Hofjuden erstreckte, wesentlich mehr jüdische Personen in der Stadt als dies die Privilegierungen vermuten lassen. Grundsätzlich konnten nicht nur Männer, sondern auch Frauen in den Genuss eines Hofjudenprivilegs kommen, wie dies etwa für Gertraud Munk (Theomim), die Frau des Wiener Gemeindegründers Veit Munk d. Ä., belegt ist. Hofjudenprivilegien waren zeitlich befristet und mussten von den Erben des Privilegierten oder auch bei einem Herrscherwechsel erneuert werden. Ein Hofjudenprivileg erlaubte ein zumindest in mancher Hinsicht an den adeligen Lebensstil angepasstes Leben. Während sich der kulturelle Austausch in der Zeit des zweiten Wiener Ghettos auf wenige Punkte beschränkte, konnten sich die Hofjuden insbesondere des 18. Jahrhunderts zumindest partiell in die Hofgesellschaft eingliedern. Teilnahme an höfischen Festen und ein Bedürfnis nach adelsähnlicher Repräsentation, das z. B. auch das Tragen von Degen einschloss, legen davon Zeugnis ab. Auch waren die Hofjuden Träger der Aufklärung. So unterhielt die Schwiegertochter des kaiserlichen Hoffaktors Adam Isaak Arnstein, Fanny Arnstein, Ende des 18. Jahrhunderts in Wien einen eigenen literarischen, an den Idealen der Aufklärung orientierten
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III. Der Hof
Salon. Das Palais Arnstein am Hohen Markt war Treffpunkt von Diplomaten, Künstlern und Journalisten. Hofjuden waren nicht nur Kulturvermittler, sondern natürlich auch Erhalter und Bewahrer jüdischer Kultur und Autonomie. Innerhalb der jüdischen Gemeinde besetzten die Hofjuden in der Regel die zentralen Positionen. Samson Wertheimer wurde salopp als „Judenkaiser“ bezeichnet. Zu einer Zeit, als eine Gemeindebildung untersagt war, bildeten die Haushalte der Hofjuden überhaupt das Zentrum jüdischen Lebens. Synagogen waren in ihren Privathäusern untergebracht (eine Tatsache, die im späten 17. und 18. Jahrhundert, als die Einrichtung einer Gemeindesynagoge in Wien untersagt war, besondere Bedeutung gewann), und sie traten als wohltätige Spender und Stifter auf, die etwa auch Lehrhäuser (Jeschiwot) finanzierten und quasigemeindliche Strukturen zur Verfügung stellten. Durch die Nähe zum Osmanischen Reich gab es in Wien bereits im 17. Jahrhundert nicht nur eine aschkenasische Gemeinde, sondern auch eine sefardische Minderheit. Zu den Sefardim, den im Gegensatz zu den aus Mitteleuropa stammenden Aschkenasim ehemals spanischen bzw. portugiesischen Juden, die mit der Vertreibung von 1492/98 in das Osmanische Reich ausgewandert waren, gehörte auch Diego d’Aguilar. Dieser hatte das Tabakmonopol in Pacht und stand bei Maria Theresia als Kreditgeber hoch in Gunst. Bevor sich im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts schließlich eine sefardische Gemeinde gründen konnte, versammelte d’Aguilar einige jüdische Familien aus dem Osmanischen Reich in der Hauptstadt. Das Phänomen des Hofjudentums war nicht auf die Haupt- und Residenzstadt Wien beschränkt, welche allerdings das Zentrum des Hofjudentums in den habsburgischen Ländern bildete. Neben den Fürstenhöfen im Reich unterhielten auch die erzherzöglichen bzw. königlichen Höfe in den anderen habsburgischen Ländern Hofjuden. Während sich frühe Hofjuden in Prag nachweisen lassen, gab es im 17. Jahrhundert sowohl in Vorderösterreich als auch in Innsbruck Hofjuden, deren Anbindung an den Fürstenhof jedoch mit Ausnahme des Handelshauses May in Innsbruck nicht in dem Maße gegeben war wie in Wien. Der Hofjude und ungarische Landesrabbiner Samson Wertheimer residierte im ungarischen Eisenstadt, andere Hofjuden waren in den verschiedenen städtischen Zentren oder in deren Umland tätig. Das Toleranzpatent Josephs II. (1782) änderte die Rechtsstellung der Juden nicht grundlegend. Diskriminierende Bestimmungen wie die Judentracht und die Leibmaut wurden zwar abgeschafft, eine grundsätzliche Gewerbefreiheit gewährt sowie das System der „Judenhäuser“ in Wien aufgehoben, die Anwesenheit von Juden war jedoch auch weiterhin nur durch Schutzgeldzahlungen und wirtschaftliche Nützlichkeit legitimiert. Durch die Verankerung jüdischer Wirtschaftsleistung als Grundbedingung für die Toleranz in der Gesetzgebung Josephs II. wurde ein Grundstein für den wirtschaftlichen Aufstieg der tolerierten Familien gelegt. Quellenlage und Forschungsstand Für die wirtschaftliche Tätigkeit sowie ökonomische Bedeutung der Hofjuden muss in erster Linie das HKA genannt werden, v. a. die Bestände der Hoffinanz (Protokolle und Akten) sowie die Niederösterreichischen Herrschaftsakten mit dem Selekt J 15 (zu Juden), W 61/C 43 (zu den Wiener Juden) und M 55 (zur Münze). In der Reihe der
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Gedenkbücher finden sich auch für die Geschichte der Wiener Hofjuden wichtige Kopialeinträge. In den Hofzahlamts- bzw. den beiden erhaltenen Kriegszahlamtsbüchern sind zahlreiche Kredite von Hofjuden protokolliert. Zur rechtlichen Situation der Wiener Juden sind neben den Akten im AVA (Bestand Hofkanzlei und Unterricht und Kultus), die weitgehend bereits von Alfred F. Přibram für seine Edition (Pribram [A.] 1918) ausgewertet wurden, und den Hauptarchivsakten des WStLA v. a. die Bestände des HHStA heranzuziehen (Staudinger [B.] 2004a). Die überlieferten Privilegien finden sich dort in den Beständen Reichshofrat, Confirmationes Privilegiorum, sowie im Bestand Reichskanzlei, Agententitel Hofjudenprivilegien (diese abschriftlich auch im AVA, Salbücher der Hofkanzlei). Da der Reichshofrat bis 1670 auch als Revisionsinstanz des Obersthofmarschallamts, dessen Prozessakten für das 17. Jahrhundert nicht überliefert sind, gedient hat, sind in den Judizial- und Gratialakten des Reichshofrats verschiedene Prozesse von Wiener Hofjuden überliefert. In den Obersthofmarschallamtlichen Abhandlungen sind auch Nachlassverfahren von Hofjuden dokumentiert, die in Taglicht 1917 ediert sind. Die interne Überlieferung der jüdischen Gemeinde fehlt für die Zeit vor 1670. Ab Ende des 18. Jahrhunderts ist sie heute in den Central Archives for the History of the Jewish People in Jerusalem verwahrt. Nach den ersten Studien Wolf (G.) 1859, 1864 und 1876 hat die Historische Kommission der Israelitischen Kultusgemeinde Wien zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit ihren „Quellen und Forschungen zur Geschichte der Juden in Österreich“ zahlreiche noch heute gültige Standardwerke und Editionen zur Geschichte der Wiener Juden herausgebracht. Dies gilt insbes. für Pribram (A.) 1918, die wohl wichtigste Quellensammlung obrigkeitlicher Akten zur Geschichte der Wiener Juden im 16. bis 19. Jahrhundert, durch eine Vielzahl wesentlicher Quellen ergänzt und am neuesten Forschungsstand Rauscher–Staudinger 2011. Wachstein 1912/17 präsentiert eine umfassende wissenschaftliche Aufarbeitung des bis 1783 belegten frühneuzeitlichen Wiener Friedhofes, der auch eine der zentralsten Quellen für die Wiener Hofjuden darstellt. Bei Landau– Wachstein 1911 ist eine durch Zufall überlieferte Postsendung jüdisch-deutscher Briefe, die 1619 von Prag nach Wien geschickt werden sollten, ediert. Sie enthält die für die Geschichte der Wiener Juden vor 1670 wichtigste Quelle aus innerjüdischer Perspektive. Die von Taglicht 1917 edierten Verlassenschaftsakten, Inventare und Testamente der Wiener Juden, Eheverträge (Ketubbot) und Testamente in deutscher und hebräischer Sprache aus dem 17. und 18. Jahrhundert bieten neben den von Schwarz (I.) 1909 edierten Häuserbeschreibungen des Ghettos im Unteren Werd ebenfalls eine wertvolle Quelle zur Sozialgeschichte der Hofjuden. Die bereits Ende des 19. Jahrhunderts publizierte Studie Kaufmann 1889 ist v. a. wegen ihrer Einbeziehung hebräischer Quellen noch immer unverzichtbar. Daneben bieten auch Gesamtdarstellungen zur Geschichte der Wiener Juden Informationen zur Hofjudenschaft: Tietze 1933, wo die ältere Literatur (v. a. Grunwald 1914, Schwarz [J.] 1914 und Pribram [A.] 1918) zusammenfasst ist, und Grunwald 1936. Modernere Überblicke liegen in Aufsatzform (Hödl 2003), als Handbuch (Brugger–Keil–Lichtblau–Lind–Staudinger 2006) oder auch in essayistischem Stil (Lohrmann 2000) vor. Mitte des 20. Jahrhunderts haben Stern 1950 und Schnee 1953–1967 (antisemitisch) die maßgeblichen Werke der Hofjudenforschung vorgelegt. Die moderne Forschung ist wesentlich durch die Arbeiten Ries 1999a und 1999b und Battenberg 1999
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III. Der Hof
und 2003 getragen. Der Sammelband Ries–Battenberg 2002 fasst zudem die neuere Forschung zu einzelnen Persönlichkeiten sowie aktuelle Forschungsfragen zusammen. Daneben finden sich insbes. im Sammelband Hödl–Rauscher–Staudinger 2004 einige paradigmatische Aufsätze zu den frühen Hofjuden. Kulturelle Aspekte greift der Katalog Mann–Cohen 1996 auf. Neben diesen Werken sind noch biographische zu einzelnen Hofjuden zu nennen (z. B. Grunwald 1913 und Gerber 1990), zu Familien (Morton 2004) oder auch zu Typen (Dubin 1999), die zum Teil ebenfalls maßgeblich auf die Hofjudenforschung wirkten. Ausgehend von älteren Werken (Schwarz [I.] 1914, Grunwald 1914, beide allerdings mit dem Fokus auf die Wiener Gemeinde, sowie Schnee 1953–1967, Bde. 3 und 5), Schubert (K.) 1991 und den Synthesen Lind 2006 und Staudinger (B.) 2006 war v. a. für die Frühzeit des Hofjudentums das Forschungsprojekt „Austria Judaica“ richtungsweisend. Mit Schwerpunkt auf der Steuerentwicklung und der Wiener Gemeinde s. Hödl 1998, Gröbl–Hödl–Staudinger 2000 und Rauscher (P.) 2005a; zu den Hofjudenprivilegien Staudinger (B.) 2001a; zur Rechtsstellung Staudinger (B.) 2001b und 2004b. Daneben ist die ökonomische Funktion der Hofjuden am besten untersucht (Trawnicek 2000 und 2010, Hödl–Staudinger 2003, Rauscher [P.] 2004a). Familiengeschichtliche Aspekte finden sich bei Hödl 1999; zu einzelnen Familien Kaufmann 1898. Die Familie Ries-Oettingen lässt sich auf die Familie Günzburg-Ullmann zurückführen, die im 16. Jahrhundert in Schwaben ansässig war (Maggid 1899, Löwenstein 1899–1902), andere Wiener Familien, wie die Munk-Teomim, stammten aus Prag (Löwenstein 1913, Wachstein 1929). Dennoch sind besonders familien- und kulturgeschichtliche Fragestellungen bis heute wenig untersucht. Zur ökonomischen Funktion der Wiener Hofjuden nach 1670 s. neben der älteren Literatur (Mensi 1890) v. a. Dickson 1987, Bd. 1, 140–178, und allgemeiner Bérenger 1975, zur ökonomischen Funktion Samuel Oppenheimers Bérenger 1994. Mayer (S.) 1917 konzentriert sich entgegen dem Titel v. a. auf das 19. Jahrhundert. Zu den ersten Nobilitierungen von Juden s. Jäger-Sunstenau 1950 und McCagg 1989. Weitaus zahlreicher sind die Forschungen zu einzelnen Personen. Zur ersten Generation der Hofjuden nach 1670: Grunwald 1913, die bis heute gültige Monographie zum Hofjudentum zur Zeit Samuel Oppenheimers. Zu Samson Wertheimer s. Kaufmann 1888 und 1892, zu Wertheimers Sohn Mevorach 1972 und Battenberg 2002. Ebenfalls zur ersten Generation der Hofjuden gehörte der sich zwischen Ungarn und Wien bewegende Lebl Höschl (Buchberger 2004). Andere Arbeiten weisen bereits in das späte 18. Jahrhundert (Grunwald 1910, Spiel 1962 und Mittenzwei 1992/93, alle zur Familie Arnstein). Angesichts der wenigen Studien stellen somit die Wiener Hofjuden des 18. Jahrhunderts ein Forschungsdesiderat dar. (Manuskript abgeschlossen 2012)
1. Der Hofstaat des Kaisers 227
1.7. Das Handwerk bei Hof Von Herbert Haupt 1.7.1. Das Hofhandwerk Das Hofhandwerk entwickelte sich aus dem Bedürfnis des Herrschers, sich mit Menschen seines Vertrauens zu umgeben, deren Aufgabenbereiche je nach spezieller Fähigkeit aufgefächert waren. Die Größe des Hofes bestimmte die Anzahl der Spezialisten. Die Entstehung des Hofhandwerks steht in engem Zusammenhang mit der Häufigkeit der Hofreisen. Das Fehlen fester Residenzen ließ den Kaiser und seinen Hof einen Großteil des Jahres aus verschiedenen Anlässen im Reich unterwegs sein. Auf den langen, beschwerlichen Reisen bei jeder Witterung und auf schlechten Straßen benötigten der Kaiser und sein Gefolge Handwerker, die sie begleiteten und mit den notwendigen Dienstleistungen versahen. Dies galt allgemein für das Nahrungsmittel- und Bekleidungsgewerbe (Bäcker, Köche, Schneider, Schuster), aber auch für jene Handwerker, die auf die Betreuung und Instandsetzung der für die Reise nötigen Pferde, Sänften und Wagen spezialisiert waren (Sattler, Riemer, Huf- und Wagenschmiede, Wagner, Schlosser). Innerhalb des Hofhandwerks im ursprünglichen Sinn nahmen die direkt für die Versorgung der kaiserlichen Familie zuständigen sog. Leib- und Mundhandwerker (Leibund Mundköche, Leibschuster, Leibschneider) eine besonders angesehene Position ein. Ähnliches galt auch für die Hofhandelsleute (Hofhändler), denen die Aufgabe zukam, den Hofstaat mit den jeweils benötigten Rohprodukten zu versorgen. Darüber hinaus hatten sie die für die kaiserliche Repräsentation unumgänglich notwendigen, meist fremdländischen Luxusgüter bereitzustellen. Die Hofhandwerker waren je nach Art der Dienstleistung dem Obersthofmeister- bzw. dem Oberststallmeisteramt unterstellt. Als Hofdiener und Teil des „inneren“ Hofstaats stand den Hofhandwerkern eine regelmäßige, in ihrer Höhe vertraglich vereinbarte Besoldung zu. Ihr Gerichtsstand war der Obersthofmarschall in seiner Funktion als oberster Hofrichter. Waren die Hofhandwerker zunächst primär für den Transport und für persönliche Dienstleistungen zuständig gewesen, bedingten die verfeinerten Lebensformen des späten Mittelalters und der Frühen Neuzeit die Aufnahme von hoch spezialisierten Fachkräften (Federschmucker, Schwertfeger, Korduaner u. Ä.). Das Prinzip der Vertrauenswürdigkeit blieb für das Hofhandwerk aber stets ebenso charakteristisch wie die vergleichsweise geringe Anzahl. Das dadurch gewährleistete Naheverhältnis zum jeweiligen Herrscher galt in besonderer Weise für die Kammer- und Leibhandwerker. Die Leibbarbiere und Leibschneider, die Kammermaler, Kammerjuweliere und Kammergoldschmiede waren in des kaysers aigner cammer tätig oder hatten zumindest freien Zutritt zu dieser. Die Konfession des Herrschers bestimmte die Konfession auch der Hofhandwerker. Dem Hofhandwerker standen die Hoftafel und ein angemessenes Hofquartier zu. Der bei der Aufnahme in den Hofdienst obligate Arbeitsvertrag konnte von der Reichskanzlei, dem Obersthofmarschallamt oder (seit 1619/20 überwiegend) von der Österreichischen Hofkanzlei ausgestellt werden. Der Arbeitsvertrag bestimmte, dass der Hofhandwerker ab Dienstantritt primär für den Hof zu arbeiten hatte, schloss aber das gleichzeitige Betreiben offener Läden und Werkstätten nicht prinzipiell aus. Der Arbeitsvertrag galt grundsätzlich nur bis zum Tod des
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III. Der Hof
Herrschers, ein Vererbungsrecht war nicht vorgesehen. Der neue Herrscher war frei in der Auswahl seines Hofstaates, in den er nach eigener Entscheidung ehemalige Hofhandwerker wieder aufnahm oder durch neue Hofhandwerker ersetzte.
1.7.2. Das hofbefreite Handwerk Das Auftreten des hofbefreiten Handwerks verlief parallel zur Entstehung ständiger Residenzen. Das Anwachsen des Hofstaates, verfeinerte Lebensformen und das damit verbundene größere Luxusbedürfnis, die steigende Bautätigkeit, die wachsende Bedeutung des repräsentativen Festes als Ausdruck imperialer Selbstdarstellung sind Teilaspekte, die spätestens im Verlauf des frühen 16. Jahrhunderts dazu führten, dass die Herrschenden zusätzlich zu den vorhandenen Hofhandwerkern vermehrt fremde Handwerker verpflichteten, die im Ruf besonderer Fähigkeiten, Techniken und Innovationen standen. Bei diesen Spezialisten waren in der Regel weder die Konfession noch die Nationalität ein Hinderungsgrund. Ihre Verpflichtung erfolgte auf Empfehlung befreundeter Höfe oder durch Hinweise eigens dafür bestellter Agenten, die europaweit tätig waren. Die hofbefreiten Handwerker waren, wie der Name sagt, vom obligaten Zunftzwang des städtisch-bürgerlichen Handwerks befreit und sollten mobil und für die Bedürfnisse des Hofes stets einsatzbereit sein. Ein wesentlicher Unterschied zum Hofhandwerk bestand darin, dass die Hofbefreiten nicht regelmäßig besoldet waren, sondern nur bei Bedarf für den Hofdienst herangezogen wurden und nach Maßgabe ihrer Arbeitsleistung bezahlt wurden. Das unkontrollierte Anwachsen der hofbefreiten Handwerker veranlasste Maximilian II. 1572, eine eigene, nicht erhalten gebliebene Ordnung für die hofbefreiten Handelsleute, Krämer und Handwerker zu erlassen. In ihr wurde neben der Einführung einer Höchstzahl von 72 Freimeistern auch die verpflichtende Ausstellung eines Freibriefes bestimmt. Dass sich dafür unabhängig voneinander drei Körperschaften – die kaiserliche Reichskanzlei, das Obersthofmarschallamt und später auch die Österreichische Hofkanzlei – in gleicher Weise für befugt erachteten, hatte eine nicht geringe Rechtsunsicherheit zur Folge. Die wenigen aus dem 16. Jahrhundert erhalten gebliebenen schriftlichen Hoffreiheiten stammen aus der Reichskanzlei. An der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert häufen sich dann die vom Obersthofmarschall ausgestellten Freibriefe, letztlich setzte sich aber die 1619/20 geschaffene Österreichische Hofkanzlei durch. Ab der Mitte der Dreißigerjahre des 17. Jahrhunderts wurde die Ausstellung der Freibriefe durch die Österreichische Hofkanzlei zum Regelfall, wenngleich daneben auch die Reichskanzlei während des gesamten 17. und 18. Jahrhunderts noch weiter Hoffreiheiten erließ. Dem Obersthofmarschallamt blieben die nachträgliche Protokollierung und die Zweitregistratur der ausgestellten Freibriefe. Weiters fungierte der Obersthofmarschall vor Ort als Vorgesetzter des gesamten Hofgesindes und damit auch der Hof- und hofbefreiten Handwerker und Handelsleute. Er beaufsichtigte die Einhaltung der mit der Erteilung der Hoffreiheit verbundenen Rechte und Pflichten und bestimmte, nach Absprache mit dem Obersthofmeister, welche Handwerker und Handelsleute dem Kaiser und seinem Hof zu folgen hatten.
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1.7.3. Inhalt der Hoffreiheit Die Hoffreiheit galt als Privileg, das ausschließlich ad personam verliehen wurde. Die Vererbung oder die Weitergabe bzw. der Verkauf an Dritte waren nicht vorgesehen. Die Hofbefreiung beschränkte sich auf die Lebensdauer des Herrschers. Nach dessen Tod konnte der Nachfolger die Hofbefreiung bestätigen, war dazu aber nicht verpflichtet. Sowohl die Erstausstellung als auch die Konfirmationen waren mit nicht unerheblichen Kosten verbunden. Freibriefe haben sich in der Regel als Abschriften und nur in seltenen Fällen im Original erhalten. Der Rechtsinhalt der Freibriefe lässt sich im Wesentlichen in folgenden Punkten zusammenfassen: 1. Der Handwerker wird mit dem Datum der Ausstellung des Freibriefs zu einem Mitglied des Hofstaates. Er ist damit in allen rechtlichen Belangen direkt dem Obersthofmarschall unterstellt. 2. Der Hofbefreite ist berechtigt, am jeweiligen Ort des Hoflagers einen offenen Laden und eine eigene Werkstätte zu unterhalten. 3. Die bürgerlich-zünftigen Meister werden aufgefordert, die hofbefreiten Handwerker in ihrer Tätigkeit nicht zu behindern und sich ihnen gegenüber kooperativ zu verhalten. 4. Die Freimeister sind befugt, in ihren Werkstätten Gesellen einzustellen, Lehrjungen auszubilden und sie nach der festgesetzten Lehrzeit freizusprechen. 5. Die hofbefreiten Handwerker haben den Hof auf Reisen zu begleiten. Während ihrer Abwesenheit sind die in den Residenzen befindlichen Läden und Werkstätten zu schließen. Dies galt aber nur für jene Hofbefreiten, deren Dekrete von der Reichskanzlei ausgestellt worden waren. Den von der Österreichischen Hofkanzlei mit einem Freibrief versehenen Handwerkern war das Offenhalten ihrer Läden und Werkstätten in Wien auch während der Abwesenheit des Hofes ausdrücklich gestattet. 6. Die Hofbefreiten sind verpflichtet, für den Hof zu einem billigen Preis und ohne Übervorteilung zu arbeiten. Der Obersthofmarschall behält sich diesbezügliche Kontrollen jederzeit vor. 7. Allen Hofbefreiten wird ein ehrbarer, friedfertiger und zu keiner Klage Anlass bietender Lebenswandel aufgetragen. 8. Im Fall des vorzeitigen Ausscheidens aus dem Hofdienst hat der hofbefreite Handwerker das ihm ausgehändigte Original des Freibriefs an die obersthofmarschallamtliche Kanzlei zurückzustellen. 9. Die Annahme der Hoffreiheit schließt den gleichzeitigen Besitz des Bürgerrechts ausdrücklich aus. Die Regelmäßigkeit, mit der sich der Hof genötigt sah, vor allem das zuletzt genannte Verbot zu wiederholen, ist ein Indiz dafür, dass es um seine Einhaltung schlecht bestellt war. In kaum einem Punkt klaffen Anspruch und Wirklichkeit weiter auseinander. Der Hofbefreite sah sich mit einer unsicheren Zukunft konfrontiert: Die Hoffreiheit erlosch mit dem Tod des Herrschers und es gab keine Garantie für die Wiederbestätigung („Konfirmation“) durch den neuen Herrscher. So ist es nicht verwunderlich, wenn so mancher Hofbefreiter unbeschadet des ausdrücklichen Verbotes das Bürgerrecht beibehielt, um so für den Fall der Nichtbestätigung vorzusorgen.
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III. Der Hof
1.7.4. Weitere Entwicklung und Ende des hofbefreiten Handwerks Die von Maximilian II. 1572 festgesetzte Höchstzahl von 72 Freimeistern wurde unter seinen Nachfolgern weit überschritten. Für die Regierungszeit der Kaiser Rudolf II. und Matthias kann realistischerweise eine Zahl von 350 bis 400 Hof- und hofbefreiten Handwerkern angenommen werden, die damit zur ernstzunehmenden Konkurrenz für das bürgerlich-zünftige Handwerk wurden. Diese Konfliktsituation konnte zwar in der Folgezeit durch gewerbepolitische Maßnahmen (Beschränkung der Neuvergabe von Freibriefen) seitens des Landesherrn entschärft werden, ohne aber an Aktualität zu verlieren. Der vermehrte Bedarf an qualifizierten Handelsleuten, Künstlern und Handwerkern unter der Regierung Karls VI. hatte eine kurzzeitige Zunahme der Zahl der Hofbefreiten zur Folge, wurde im Wesentlichen aber durch die Vergabe befristeter Schutzdekrete („Dekretisten“) gedeckt. Mit Handschreiben vom 24. November 1764 verkündetet Maria Theresia mit dem Aussetzen der Vergabe von Hoffreiheiten auch das Ende der Institution des hofbefreiten Handwerks, das im 19. Jahrhundert allerdings in Form des prestigeträchtigen Hof- und Kammertitels weiterlebte. Unbeeinflusst davon blieb das Hofhandwerk im engeren Sinn als unverzichtbarer Bestandteil des Hofstaates bis zum Ende der Monarchie erhalten. Quellenlage und Forschungsstand Quellen zum Thema finden sich u. a. im HHStA (Bestand Reichsregisterbücher), im AVA (Bestand Salbücher) und im HKA (Kammer- und Hofzahlamtsbücher). Grundlegend auch die im WStLA aufbewahrten Quellen (Hauptarchiv- und Innungsakten). Zur Quellenlage allgemein Haupt 2007. Während sich Warnke 1985 dem Thema v. a. unter dem Gesichtspunkt des Hofkünstlers nähert, beschäftigen sich Přibram (K.) 1905, Stürmer 1986 und Buchner 2001 mit Teilaspekten des Themas. Wichtige Angaben zum Hofhandwerk finden sich bei Thiel 1911, Zatschek 1949 und Otruba 1987. Als Quellenwerke mit Bezug auf das Hofhandwerk sind v. a. Hajdecki 1908, Fleischer 1932 und Harrer-Lucienfeld 1953–1958 zu nennen. Aus der Sicht der Verwaltungsgeschichte finden sich Hinweise auf das Thema bei Strobl-Albeg 1908, Žolger 1917 und zuletzt bei Scheutz–Wührer 2007 bzw. Wührer–Scheutz 2011. Grundlage für die Forschung und auch für die obige Darstellung ist Haupt 2007, wo auch frühere Veröffentlichungen des Autors über das Hof- und hofbefreite Handwerk (Haupt 1989/90, 1998 und 2005) zusammengefasst sind.
1.8. Das Oberststallmeisteramt Von Mario Döberl Der fürstliche Marstall bildete an den Höfen des mittelalterlichen Europa in der Regel eine eigene Organisationseinheit, der meist ein Hofmarschall vorstand. Seit dem Regierungsantritt Ferdinands I. leitete an seinem Hof und an den Höfen seiner Nachfolger ein Oberststallmeister die Hofstallungen. Auch wenn dieser mehrmals versuchte, dem
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Obersthofmarschall den Rang streitig zu machen (etwa 1589 und 1651), bekleidete er schließlich doch nur den letzten Platz unter den vier obersten Hofchargen.
1.8.1. Der Aufgabenbereich Die Kompetenzen des Oberststallmeisters erstreckten sich über die Pferde, Maultiere und Esel des Hofes, die als Reit-, Zug- und Lasttiere für zeremonielle Auffahrten, tägliche Dienstfahrten, höfische Vergnügungen wie Jagden, Turniere oder Schlittenfahrten sowie für den Reitunterricht benötigt wurden. Der Leiter der Hofstallungen verwaltete verschiedenste Transportmittel wie Kutschen, Karossen, Sänften, Tragsessel, Schlitten und Leibschiffe. Auch die Harnisch- bzw. Rüstkammer, die Sattelkammer und die Zeltkammer sowie die Hofreitschule und die Hofgestüte (Kap. III.1.9) fielen in seinen Zuständigkeitsbereich. Dem Oberststallmeister oblag die Erziehung und Ausbildung der Edelknaben, wofür ein eigener Lehr- und Betreuungsstab bereitstand, der ebenfalls dem Oberststallmeister zugeteilt war. Selbst manche Jagdkompetenzen fielen in den Bereich des Oberststallmeisters: Er befehligte die Büchsenspanner und für rund zwei Jahrzehnte, bis zu ihrer Auflösung im Jahr 1788, auch die für Hetzjagden bestimmte „Vénerieabteilung“. Daneben gehörten auch Trompeter und Heerpauker seinem Stab an. Unter den Kaisern Maximilian II., Rudolf II. und Matthias werden im Personalstab des Oberststallmeisters sogar Wärter für Wildtiere wie Elefanten und Raubkatzen aufgelistet. Die vielen Personen, Tiere und Fahrzeuge des Hofmarstalls machten einen großen Teil dessen aus, was nach außen hin vom Hof sichtbar wurde. Führt man sich einen öffentlichen Akt außerhalb der Hofburg vor Augen, beispielsweise einen Einzug, bei dem der Kaiser unter dem Klang der Trompeten und dem Schlagen der Pauken mit einem Prunkharnisch gerüstet auf seinem Leibpferd in eine Stadt einritt oder das Stadttor in einer Karosse passierte, begleitet von zahlreichen Paradepferden, Kutschen, Edelknaben, Lakaien und anderem prächtig livrierten Stallpersonal, wird deutlich, wie beachtlich die Rolle des Oberststallmeisterstabs für die „Imagepolitik“ des Monarchen war. Mehrere überlieferte Instruktionen, aber auch verschiedene Gesandtenberichte und Beschreibungen von Hoffesten vermitteln einen Eindruck von den Aufgaben des Oberststallmeisters. Er war für das Funktionieren des Hofmarstalls, die Disziplin des ihm unterstellten Personals, die korrekte Verwendung der ihm anvertrauten Gelder und die ordentliche Führung der Stallinventare letztverantwortlich. Wenn der Fürst ausritt, war die Anwesenheit des Oberststallmeisters erforderlich. Er musste dem Monarchen beim Auf- und Absteigen vom Pferd behilflich und auf dessen Sicherheit bedacht sein. Fuhr der Herrscher in der Karosse, begleitete ihn der Oberststallmeister im Fahrzeug selbst, ging nahe am Wagenschlag neben der Karosse des Herrschers oder nahm in seinem eigenen Wagen an der Fahrt teil. Wenn eine Hofreise bevorstand, musste sich der Oberststallmeister mit den Vorständen der übrigen Hofstäbe beraten, um die benötigten Transportmittel rechtzeitig bestellen zu können. Der Leiter der Hofstallungen genoss auch verschiedene Privilegien. Laut Bericht eines toskanischen Botschafters um 1606/07 gingen damals nicht nur sämtliche für den Kaiser unbrauchbar gewordenen Pferde und Wägen in das Eigentum des Oberststallmeisters über, sondern auch das Reitzeug von Pferden, die der Kaiser als Geschenk erhielt.
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1.8.2. Amtsträger und Karriereverläufe Die Position an der Spitze der Hofstallungen spielte im 16. Jahrhundert eine wichtige Rolle für die Integration des ausländischen Adels. So besetzten mit Christoph Graf Frankopan für kurze Zeit ein Kroate und mit Pedro de Córdoba und Pedro Laso de Castilla für 25 Jahre Spanier die Oberststallmeisterstelle; Jaroslaw und Wratislaw von Pernstein waren die einzigen böhmischen Adeligen während der Regierung Ferdinands I. und Maximilians II., die ein oberstes Hofamt bekleideten, und mit Sigmund Graf Lodron, Claudio Graf Trivulzio und Ottavio Spinola standen Personen dem Hofmarstall vor, die der italienischen Partei zugerechnet wurden. Seit der Regierung Leopolds I. wurde das Oberststallmeisteramt schließlich über weite Strecken von Vertretern prominenter und schon seit längerer Zeit am Kaiserhof etablierter Adelsfamilien geleitet. Die engen dynastischen Verbindungen zwischen Spanien und Österreich hatten im 16. Jahrhundert auch Konsequenzen für den Hofmarstall und dessen Spitzenposition. Wie bereits erwähnt, dienten zwei Spanier als Oberststallmeister Ferdinands I.; die Tochter eines der beiden, Anna Maria Laso de Castilla, war mit einem Oberststallmeister Philipps II. von Spanien, Don Diego Fernández de Córdoba, verheiratet. Außerdem hielten sich mehrere Oberststallmeister bzw. Amtsverweser, die selbst keine Spanier waren (Wratislaw von Pernstein, Trivulzio, Spinola), nachweislich für längere Zeit am spanischen Königshof auf. Die Frage, ob diese engen personellen Verbindungen zwischen Madrid und Wien bzw. Prag auch zu parallelen Entwicklungen in der Organisation der jeweiligen Hofmarställe führten, ließ die Forschung bisher außer Acht. Prosopographische Untersuchungen zum Oberststallmeisteramt fehlen bis dato weitgehend; einzig Mark Hengerer recherchierte die Karriereverläufe der Marstallvorstände zur Zeit Ferdinands II. und Ferdinands III. Zum Oberststallmeister wurde damals in der Regel jener kaiserliche Kämmerer ernannt, der schon am längsten diesen Titel trug. Der Posten des Oberststallmeisters galt seinerseits als sicheres Sprungbrett in das Oberstkämmereramt. Ein anderer Weg zur Erlangung des Oberststallmeisterpostens führte über die vorhergehende Leitung eines erzherzoglichen Marstalls. Im 16. und frühen 17. Jahrhundert beschritten der königliche Oberststallmeister Lodron (zuvor Oberststallmeister bei Erzherzog Maximilian) sowie die kaiserlichen Oberststallmeister Trivulzio (zuvor Oberststallmeister bei den Erzherzögen Rudolf und Ernst), Ottaviano Graf Cavriani (zuvor Oberststallmeister bei Erzherzog Matthias), Maximilian Graf Dietrichstein (zuvor Oberststallmeister bei Erzherzog Ernst) und Johann Jakob Khiesl (zuvor Oberststallmeister bei Erzherzog Ferdinand) diesen Karriereweg.
1.8.3. Das leitende Marstallpersonal Weilte der Oberststallmeister nicht am Hof oder war sein Amt vakant, übernahm eine andere Person ersatzweise dessen Agenden. Zuweilen war in der Marstallabteilung selbst ein ständiger Stellvertreter vorhanden, der im Lauf der Zeit verschiedene Amtstitel trug und als Erster Stallmeister, Unter- oder Vizestallmeister bezeichnet wurde. War aber kein solcher Stellvertreter unter dem Stallpersonal bestellt, setzte der Herrscher interimistisch einen Oberststallmeisteramtsverwalter ein. Das administrative Tagesgeschäft des Hofmarstalls wurde nicht vom Oberststallmeister oder dessen Stellvertreter erledigt,
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sondern oblag dem Personal des Hoffuttermeisteramts (Anfang des 19. Jahrhunderts in „Oberststallmeisteramt“ umbenannt). Ihm stand der Hoffuttermeister (seit Anfang des 19. Jahrhunderts „Kanzleidirektor“) vor, dem wiederum ein Hoffutterschreiber zur Seite gestellt war. Weiters zählten der Edelknabenhofmeister, der Oberbereiter, die Gestütsmeister und die Sattelknechte zum wichtigsten Führungspersonal des Hofmarstalls. Für alle diese Leitungsfunktionen existieren aus der Frühen Neuzeit datierende Dienstinstruktionen, die Auskunft über die jeweiligen Aufgabenbereiche der Amtsträger geben. Es mag überraschen, dass auch die Sattelknechte zum Führungspersonal zählten. Es handelte sich bei ihnen keineswegs um niederrangige Hofdiener, wie die Bezeichnung „Knecht“ nahelegt. Die Sattelknechte waren für die Sättel, das Reitzeug und die Fahrzeuge zuständig und hielten mit den Hoflieferanten Kontakt. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde die subaltern klingende Bezeichnung „Sattelknecht“ durch den bedeutender wirkenden Amtstitel „Equipagen-Inspektor“ ersetzt.
1.8.4. Der Pferdestand Der Reichtum und die militärische Macht eines Fürsten wurden der Umwelt nicht zuletzt durch die Qualität und die Zahl seiner Pferde vermittelt. Zum Pferdestand in den kaiserlichen Stallungen während der Frühen Neuzeit haben sich zwar keine kontinuierlichen Aufzeichnungen erhalten, vereinzelte Nachrichten – die meisten davon beruhen auf Schätzungen – geben aber einen guten Einblick über die im Lauf der Jahrhunderte sich ändernde Größe des Hofmarstalls. 1537 befanden sich ca. 45 Leibpferde in den Stallungen Ferdinands I. (Hofstaatsordnung Ferdinands I. vom 1. Januar 1537, Druck: Wührer– Scheutz 2011, 375–448, hier 418–423); zwei Jahrzehnte später umfassten sie etwa 50 bis 60 Pferde (1557). In den Anfangsjahren der Regierung Rudolfs II. wurden rund 100 Pferde in den kaiserlichen Stallungen gehalten (1581). Zu Beginn des 17. Jahrhunderts war der kaiserliche Hofmarstall schon auf etwa 290 Tiere angewachsen; davon befanden sich im sog. Spanischen Stall 160 Reitpferde und im Zugstall 100 Wagenpferde sowie 30 Zelter und cortaldi (Pferde mit abgeschlagenem Schweif und gestutzten Ohren) (1606/07). Die Hofstallungen Ferdinands II. sollen gar 600 Pferde umfasst haben. Davon waren 100 als Parade- und 50 als Strapazierreitpferde für den persönlichen Gebrauch des Kaisers sowie 240 als Zugpferde bestimmt. Die übrigen Tiere standen für die Edelknaben und Hofdiener bereit (1628). In den ersten Jahren der Regierung Leopolds I. beherbergten dessen Stallungen nur etwa 300 Pferde (1661). Einen Höchststand, der bis zum Ende der Monarchie nur ein einziges Mal, nämlich während des Wiener Kongresses 1814/15, übertroffen werden sollte, erreichte der Pferdestand unter Karl VI. In seinen Stallungen standen um 1720 zumindest 800 Pferde. Der königliche Marstall von Maria Theresia und Franz Stephan wies 1744 einen Stand von 739 Tieren auf, davon waren 680 Pferde und 59 Maultiere. Unter Joseph II. wurde der Hofmarstall verkleinert und beinhaltete 1786/87 nur noch 518 Tiere. Bis 1800 war der Pferdestand schließlich wieder auf 686 Tiere angewachsen.
1.8.5. Der Personalstand Unser Kenntnisstand über den genauen Umfang und die numerische Entwicklung des Personalstandes ist leider wesentlich schlechter als jener über den Pferdestand. Zwi-
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schen Personal- und Pferdestand bestand allerdings eine enge Relation, die Rückschlüsse auf die anzunehmende Mindestzahl an Stalldienern erlaubt. Wie etliche Instruktionen belegen, galt vom 15. bis zum 19. Jahrhundert nämlich die Regel, dass ein Pferdewärter nicht mehr als drei Tiere pflegen und versorgen konnte. Die Gesamtzahl des Stallpersonals lag deshalb mit Sicherheit stets deutlich über einem Drittel des Pferdestandes, da viele Bedienstete der Hofstallungen gar nicht mit der Pflege der Tiere betraut waren. Die Pferdewärter arbeiteten oft nur als Taglöhner und wurden mit steigendem oder sinkendem Pferdestand aufgenommen oder entlassen. In den Hofstaatsverzeichnissen scheinen sie deshalb meist ebenso wenig auf wie das dem Oberststallmeister unterstellte Gestütspersonal. Die in den Quellen erwähnten Gesamtzahlen und Listen des Stallpersonals sind deshalb mit Vorsicht zu behandeln. Dabei ist nicht immer klar, welche Dienstkategorien mitgezählt wurden und welche nicht. Folgendes Beispiel mag die Problematik illustrieren: Ein Hofstaatsverzeichnis vom Beginn der Regierung Rudolfs II. aus dem Jahr 1576 führt nur 76 dem Oberststallmeisterstab zuzuordnende Personen an. Das Hofzahlamtsbuch desselben Jahres nennt im Unterschied dazu mehr Stallpersonal, nämlich 100 Personen, wenn man jenes Stallpersonal ausklammert, das Rudolf II. nicht vom Hofstaat seines Vaters übernahm. Bei der ersten Zahl sind die Stallknechte, Kutscher, Eseltreiber und das Gestütspersonal nicht mitgezählt, bei der zweiten fehlen neben dem Gestütspersonal (1575 waren zumindest acht Personen im kaiserlichen Gestüt Mönchhof tätig) auch die 18 bis 20 damals dienenden Edelknaben. Eine dritte Zahl aus dem Jahr 1576 ist bedeutend höher als die ersten beiden: Laut Aussage des Nuntius Giovanni Dolfin seien zu Beginn der Regierungszeit Rudolfs II. dem kaiserlichen Oberststallmeister rund 300 Personen unterstanden (1576). Die Diskrepanz zwischen den genannten Zahlen (76 – 126/128 – ca. 300) für das Jahr 1576 lässt sich nicht einfach erklären. Ihre mangelnde Zuverlässigkeit ist aber leider charakteristisch für vergleichbare Listen und Angaben jener Zeit. Um dennoch eine Vorstellung von der Entwicklung des Personalstands im Hofmarstall zu bekommen, seien trotz der geschilderten Schwierigkeiten einige weitere Zahlen dazu erwähnt: Ein frühes Hofstaatsverzeichnis vom Ende der Regierung Maximilians I. aus dem Jahr 1519 weist 89 Stalldiener aus (ohne die 14 Trompeter und Pauker, welche damals allem Anschein nach nicht dem Hofmarstall zugeordnet waren). In einer offenbar vollständigen Liste des Jahres 1612 sind 175 Mitarbeiter der kaiserlichen Stallungen erfasst. Vom Jahr 1639 datiert ein Verzeichnis des Hofstallpersonals, das 159 Personen auflistet. Darin fehlen allerdings die sonst angeführten Handwerker sowie die Trompeter und das Gestütspersonal. Rund vierzig Jahre später werden in einem Hofstaatsverzeichnis Leopolds I. von 1678 286 zum Oberststallmeisterstab zählende Personen registriert, allerdings werden auch in dieser Quelle nicht alle Dienstkategorien angegeben. In den folgenden Jahrzehnten vergrößerte sich der Oberststallmeisterstab stetig und wuchs stärker als die übrigen Hofstäbe. Ein vergleichsweise umfassendes Abbild der personellen Situation in den Hofstallungen liefert ein Entwurf des Jahres 1711, der die Namen von 435 aktiven Besoldeten (darunter neun Tagelöhner) nennt. Jedoch sind auch hier die Gestütsdiener ausgeklammert. Unter Karl VI. stieg die Zahl des Stallpersonals noch weiter an, um nach seinem Tod wieder zu sinken. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde der Personalstand der Hofstallungen schließlich erneut erhöht. Im Jahr 1779 arbeiteten laut einer Personalliste des Stallmeisteramtes 459 Personen im Oberststallmeisterstab. Aber auch diese Zahl gibt das reale Bild leider nicht vollständig wieder, sind doch Tagelöhner und Gestütsknechte dabei nicht berücksichtigt. Allein die Gruppe der in der Wiener Hofmarstallsabteilung beschäftigten Tagelöhner bestand im Jahr 1791 aus 70 Personen. Hinzu
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kamen damals 357 Personen mit fester Anstellung (Hof- und Staatsschematismus 1791; Aufzählung ohne Gestütspersonal).
1.8.6. Herkunft des Stallpersonals Über die Herkunft des Stallpersonals geben die vorhandenen Hofstaatsverzeichnisse zwar keine sicheren Auskünfte, allerdings lässt sich aus den Nachnamen schließen, dass während der Frühen Neuzeit der überwiegende Teil der Marstallmitarbeiter aus deutschsprachigen Gebieten stammte. Einzelne Stallabteilungen waren jedoch von anderssprachigen Personengruppen dominiert. Beispielsweise finden sich über weite Strecken der Frühen Neuzeit unter den Bereitern besonders viele Spanier und Italiener; im 18. Jahrhundert wurden die Läufer fast ausschließlich von Italienern gestellt und die Jäger der Vénerieabteilung trugen vorwiegend französische Namen. Oberststallmeister 1522–1523 1523–1528 1528–1547 1548–1556 1556–1560 1560–1564 1564–1566 1567–1576 1576–1591 1591–1592 1592–1599 1599–1600 1600–1603 1603–1604 1604–1606 1606–1611 1611–1612 1612–1613 1613–1616 1616–1619 (1619) 1620–1637 1637–1651 1651–1653 1654–1655 1655–1657 1657–1658
Christoph Graf Frankopan Pedro de Córdoba Pedro Laso de Castilla (seit 1545 Alfonso Marrada [Marcada] als Verwalter) Sigmund Graf Lodron (sein Amt wurde zeitweise von Alfonso Marrada [Marcada] und Julius de Salazar verwaltet) Jaroslaw von Pernstein Volkard von Auersperg (nur Stallmeister) Wratislaw von Pernstein Rudolf Khuen von Belasy Claudio Graf Trivulzio (1581–1589 Ottavio Spinola als Verwalter) Ottavio Spinola (Verwalter) Albrecht Graf Fürstenberg (bis 1594 Verwalter, 1597–1598 Ladislaus Berka von Duba als Verwalter) Peter von Mollard (Verwalter) Ulrich Desiderius von Proskau (Verwalter) Peter von Mollard (Verwalter) Johann Liebsteinsky von Kolowrat (Verwalter) Adam d. J. von Waldstein Maximilian Graf Salm Ottaviano Graf Cavriani Maximilian von Liechtenstein Maximilian Graf Dietrichstein (bis 1618 Verwalter) Johann Jakob Khiesl Bruno Graf Mansfeld Maximilian Graf Waldstein Georg Achaz Graf Losenstein Annibale Fürst Gonzaga Franz Albrecht Graf Harrach Johann Ferdinand Graf Portia (Verwalter)
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1658–1675 1675–1677 1677–1699 1699–1705 1705–1708 1708–1711 1711 1711–1716 1716–1722 1722–1732 1732–1738 1738–1742 1742–1765 1765–1807
Gundaker Graf Dietrichstein Franz Julius Graf Breuner (Verwalter) Ferdinand Bonaventura Graf Harrach Philipp Sigmund Graf Dietrichstein Leopold Ignaz Fürst Dietrichstein Leopold Matthias Fürst Lamberg Adam Franz Fürst Schwarzenberg Philipp Sigmund Graf Dietrichstein Michael Johann Graf Althann Adam Franz Fürst Schwarzenberg Gundaker Graf Althann Franz Anton Graf Starhemberg Heinrich Fürst Auersperg Johann Karl Fürst Dietrichstein Quellenlage und Forschungsstand
Die Geschichte des Oberststallmeisteramtes und seiner Vorstände ist nur unzureichend erforscht. Die Ursache dafür liegt wohl zu einem Gutteil in der unbefriedigenden Quellenlage, ist doch der zentrale Aktenbestand, die im HHStA aufbewahrten Archivalien des Oberststallmeisteramtes, für die Zeit vor 1813 nur höchst unvollständig erhalten. Die wenigen aus der Frühen Neuzeit stammenden Akten des Oberststallmeisteramtes, die sich erhalten haben, stammen fast ausschließlich aus dem 18. Jahrhundert. Einige interessante Akten zum kaiserlichen Marstall befinden sich außerdem in verschiedenen Faszikeln des Sammelkonvoluts Niederösterreichische Herrschaftsakten, W 61, des HKA. Auch in den verschiedenen Familienarchiven der Oberststallmeister sind zahlreiche unerforschte Quellen zu den Hofstallungen zu erwarten. Ein Beispiel dafür ist das im AVA aufbewahrte FA Harrach, das mehrere Hofmarstallangelegenheiten berührende Archivalien aus der Amtszeit der beiden Oberststallmeister Franz Albrecht und Ferdinand Bonaventura Graf Harrach beinhaltet. Zentrale Quellen zum Verständnis der Aufgabenverteilung in den Hofstallungen sind Instruktionen für die verschiedenen Amtsträger. Einige dieser Dienstanweisungen sind bereits ediert: Menčík 1899, ÖZV I/1 und I/2, Hübl 1912, Scheutz–Wührer 2007 und Wührer–Scheutz 2011. Der überwiegende Teil der Dienstinstruktionen liegt jedoch bislang noch nicht in gedruckter Form vor. Eine frühe Auseinandersetzung mit der Geschichte der Vorstände des Hofmarstalls fand im Oberststallmeisteramt selbst statt. Im Jahr 1883 wurden dort eine erste – für das 16. und 17. Jahrhundert stark fehlerhafte – Liste der Oberststallmeister angelegt, Kurzbiographien zu den Amtsträgern erstellt und nach Porträts von ihnen gesucht. Publiziert wurden die Ergebnisse in Oberststallmeisteramt 1883. Knappe, zusammenfassende Darstellungen der Aufgaben des Oberststallmeisters bieten Menčík 1899 und Žolger 1917. Hausenblasová 2002 liefert darüber hinaus erschöpfende Daten zur Entwicklung des Personalstands im Oberststallmeisterstab während der Regierung Rudolfs II. Informationen zum Marstallpersonal im 18. Jahrhundert bieten Topka 1954 und Kubiska-Scharl–Pölzl 2013. Die bisher ausführlichste Darstellung der Kompetenzen des Oberststallmeisters und der Aufgabenverteilung innerhalb des Oberststallmeisterstabs ist in Pangerl–Scheutz–Winkelbauer 2007 zu finden. Rill (G.)
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1993/2003 und Laferl 1997 stellen biographische Informationen zu den ersten Oberststallmeistern Ferdinands I. bereit; Campori–Campori 1872 bietet eine gründliche Momentaufnahme zu den Aufgaben und zur personellen Zusammensetzung des Hofmarstalls während der letzten Regierungsphase Rudolfs II.; Hengerer 2004c liefert Details zur Karriere von Franz Albrecht Graf Harrach, Oberststallmeister unter Ferdinand III. Eine wichtige Quelle zu einem Oberststallmeister Rudolfs II. gibt Koldinská–Maťa 1997 der Forschung mit der Edition des Tagebuchs Adams d. J. von Waldstein zur Hand. Auch Reisetagebücher von Oberststallmeister Ferdinand Bonaventura Graf Harrach liegen bereits in Teileditionen vor (Gaedeke 1872, Menčík 1913). Einen Überblick über die vorhandene Literatur zu kaiserlichen Hofwägen vom Spätmittelalter bis zum 19. Jahrhundert enthält Döberl 2004. Aus der Regierungszeit Leopolds I. datierende Inventare der vom Oberststallmeister verwalteten Wägen, Schlitten, Sänften, Tragsessel und Zelte sind ediert bei Döberl 2010 und 2011. Döberl 2016 bietet einen aktuellen Beitrag über die kaiserlichen Oberststallmeister der Frühen Neuzeit und den Hofmarstall. Mit Laso de Castilla 1584 hat sich auch ein Werk aus der Feder eines Oberststallmeisters der österreichischen Habsburger erhalten, das sich mit hippologischen Fragen auseinandersetzt. Der Autor des 1584 postum erschienen Buches „Ritterliche Reutter Kunst“, das sich dem Thema Pferd vorrangig von zuchttechnischer und tierärztlicher Seite nähert, wird am Titelblatt auch als „gewesener Keyserlicher Maiestat Stallmeister“ bezeichnet. Von ihm waren bislang einzig die Initialen „L. v. C.“ bekannt. Es kann sich bei diesem Autor nur um Pedro Laso de [„von“] Castilla, königlicher Oberststallmeister des späteren Kaisers Ferdinand I., oder um dessen Bruder Francisco handeln, der lange Jahre als erzherzoglicher Stallmeister des späteren Kaisers Maximilian II. diente. Die diesem Beitrag beigefügte Liste der Oberststallmeister weicht von entsprechenden Listen bei Oberststallmeisteramt 1883, Menčík 1899, ÖZV I/1, Hausenblasová 2002 und geringfügig auch von Döberl 2016 ab. Die vorgenommenen Korrekturen bzw. Ergänzungen ergaben sich nach Recherchen in der neueren Literatur, in Regestenwerken, Hofstaatsverzeichnissen, Hofzahlamtsbüchern, Gesandtenberichten, in der Internet-Datenbank Documenta Rudolphina 2017 und in den Akten des Oberststallmeisteramtes.
1.9. Hofgestüte und Reitschule Von Mario Döberl 1.9.1. Die Hofgestüte Um den großen Bedarf an Pferden für den Kaiserhof zu befriedigen, wurden in der Frühen Neuzeit in verschiedenen Teilen der Monarchie Hofgestüte eingerichtet, die sich der Zucht von Reit-, Zug- und Tragtieren widmeten. Da das heimische Pferdematerial den hohen Ansprüchen nicht genügte, begann bereits unter Ferdinand I. der Import von spanischen und neapolitanischen Zuchttieren, der unter seinen Nachfolgern Maximilian II. und Rudolf II. noch intensiviert werden sollte. Auch orientalische und friesische Pferde wurden schon im 16. Jahrhundert den Hofgestüten zugeführt. Die Integration
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ausländischer Deckhengste in den Zuchtbetrieb blieb auch in den darauffolgenden Jahrhunderten Praxis. Ein früh etabliertes Hofgestüt lag im Falkenhof in Himberg bei Wien, über den nur wenig bekannt ist. Der Zuchtbetrieb entstand, nachdem König Ferdinand im Jahr 1533 einen gewissen Juan Maria mit dem Kauf neapolitanischer Pferde und der Errichtung eines „niederländischen“ Gestüts beauftragt hatte. Wie lange das Himberger Gestüt bestehen blieb, ist ungewiss. Mehr ist über das kaiserliche Hofgestüt in Mönchhof bekannt. Es befand sich in der Nähe des Neusiedler Sees, also im Königreich Ungarn, und wurde 1536 für Maria von Ungarn als „neapolitanisches“ Gestüt angelegt. 1553 übernahm es ihr Neffe, der spätere Kaiser Maximilian II. Unter ihm erfuhr das Gestüt einen weiteren Ausbau und wurde ab 1564 zum wichtigsten Pferdelieferanten für den Kaiserhof. Im Jahr 1652 erfolgte die Auflösung des Hofgestüts; seine Tiere wurden nach Böhmen überstellt. Mehrere Jahrzehnte später, im Jahr 1717, sollte das Hofgestüt allerdings wiederbelebt werden. Damals kaufte Karl VI. Halbturn, den Nachbarort Mönchhofs, und richtete dort ein Hofgestüt ein, dessen Betrieb jedoch schon 1743 endgültig aufgegeben wurde. Neben Mönchhof erlangte auch Kladrub an der Elbe bereits im 16. Jahrhundert den Rang eines kaiserlichen Hofgestüts. Im Jahr 1560 erwarb der spätere Kaiser Maximilian II. die Herrschaft Pardubitz, zu der auch Kladrub zählte, vom schwer verschuldeten kaiserlichen Oberststallmeister Jaroslaw von Pernstein. Seit 1562 unterhielt Maximilian in Kladrub ein Gehege für spanische Pferde und Kamele. Die Erhebung zum Hofgestüt erfolgte aber nach derzeitigem Kenntnisstand erst 1579. Anfang des 17. Jahrhunderts hatten die beiden kaiserlichen Hofgestüte Kladrub und Mönchhof schon eine beachtliche Größe erreicht. Laut Roderico Alidosi, toskanischer Botschafter am Kaiserhof in Prag, wurden 1606/07 in Kladrub 800 und in Mönchhof 700 Zuchtstuten gehalten – Zahlen, die erstaunlich hoch erscheinen, bedenkt man, dass 1644 in Mönchhof nur noch 216 Pferde gezählt wurden. Nuntius Carlo Caraffa berichtete 1628, dass der Züchtungsschwerpunkt im böhmischen Hofgestüt bereits zu jener Zeit auf Wagenpferden gelegen sei. In den darauffolgenden Jahrhunderten sollten in Kladrub jene charakteristischen Rasseeigenschaften weiterentwickelt werden, welche die Kladruber zu idealen Wagenpferden für die kaiserlichen Hofstaatszüge machten. Mit großen Problemen war Kladrub während des Siebenjährigen Krieges konfrontiert. Im Jahr 1757 vernichtete ein Großbrand nicht nur mehrere Gestütsgebäude, sondern auch sämtliche Zuchtbücher. Der Großteil der Pferde war aufgrund der Kriegsereignisse glücklicherweise bereits ein Jahr zuvor in das Gut Enyed auf der Großen Schüttinsel und nach Koptschan in Ungarn evakuiert worden. Das durch die Feuersbrunst schwer beeinträchtigte Hofgestüt wurde vorläufig aufgelassen. Enyed erhielt damals statt Kladrub für einige Jahre den Status eines kaiserlichen Hofgestüts. Mit der Reaktivierung des Kladruber Hofgestüts im Jahr 1770 kehrte ein Teil der in Ungarn untergebrachten Pferde schließlich wieder nach Böhmen zurück. Wie Kladrub ist auch Lipizza ein bis heute aktives Gestüt. Die im slowenischen Karst nahe Triest gelegene Pferdezuchtanstalt wurde 1580 von Karl II. von Innerösterreich gegründet. Schon ein Jahr später wurden sechs für das Karster Gestüt bestimmte Hengste aus Spanien importiert. Sie bildeten den Grundstock für die Pferdezucht in Lipizza. Hauptaufgabe des Gestüts war vorerst die Belieferung des Grazer Hofes mit Pferden. Erst nach 1619 entwickelte sich Lipizza vom erzherzoglichen zum kaiserlichen Hofgestüt. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts bildete sich endgültig die heute unter dem Namen
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Lipizzaner bekannte Kulturpferderasse heraus. Die sechs existierenden Hengststämme der Lipizzanerrasse lassen sich alle auf zwischen 1765 und 1819 geborene Vaterpferde zurückführen. Lipizzaner eigneten sich sowohl als Reitpferde für die „Hohe Schule“ wie auch als leichte Wagenpferde für die kaiserlichen Kutschen. Das jüngste unter den in der Frühen Neuzeit gegründeten Hofgestüten lag in Koptschan auf der 1736 von Franz Stephan von Lothringen angekauften Herrschaft Holitsch. Dort richtete er in den 1740er Jahren ein Privatgestüt ein, das aber schon bald Aufgaben eines Hofgestüts übernahm. Als 1756 die Pferde aus Kladrub evakuiert werden mussten, nahm das Koptschaner Gestüt für mehrere Jahre einen Teil davon auf. Nach dem Tod Franz’ I. 1765 wandelte sich das lothringische Privatgestüt vollends zum Hofgestüt. Zunächst wurden in Koptschan vor allem große, schwere Wagenpferde für den Kaiserhof, die „Holitscher Schimmel“, gezüchtet. Diese wurden Ende des 18. Jahrhunderts nach Kladrub transferiert. Später spezialisierte sich das Gestüt auf die Zucht englischer Vollblüter. Dieses Zuchtvorhaben scheiterte allerdings nach wenigen Jahrzehnten, was 1826 zur Auflösung des Gestüts führte. In administrativer Hinsicht unterstanden die Hofgestüte dem Oberststallmeister. Sie wurden in der Regel von einem Gestütsmeister geleitet, dem ein Gestütsgegenschreiber bzw. -kontrollor zur Seite gestellt war. Weiters verrichteten ein Schmied, mehrere Pferdesowie Wagenknechte und zuweilen auch Bereiter Dienst in den Gestüten. Eine wichtige Rolle kam dem Gestütsschmied zu, denn ihm oblagen laut einer Instruktion von 1658 auch die tierärztlichen Agenden. Unter Rudolf II. war ein Schmied sogar als Gestütsleiter eingesetzt. Personalstandlisten der Hofgestüte sind nur in seltenen Fällen und selbst dann meist nur unvollständig erhalten. Die überlieferten Namen lassen häufig auch keine sicheren Rückschlüsse auf die Herkunft des Gestütspersonals zu. Während der Regierung Ferdinands III. wurde Kladrub von vier verschiedenen Personen geleitet. Drei davon waren zuvor kaiserliche Ober- oder Unterbereiter gewesen – die enge Verbindung zwischen Reitschule und Gestüten wird hier offensichtlich. Die Namen von drei der vier Gestütsmeister lassen eine italienische Herkunft vermuten. Ganz anders das Bild im Jahr 1798: Die damaligen Gestütsmeister von Lipizza, Kladrub und Koptschan stammten aus Ungarn, Mähren und Böhmen. Sie hatten zuvor keinen Bereiterdienst am Kaiserhof versehen, sondern reine Gestütskarrieren durchlaufen und waren allesamt Absolventen einer artistischen bzw. philosophischen Fakultät oder Tierärzte. Die personelle Durchlässigkeit zwischen Hofreitschule und Gestüt hatte sich in der Zwischenzeit verringert, der Spezialisierungsgrad erhöht. Über die Zahl der Angestellten und Tagelöhner in den Hofgestüten ist nur sehr wenig bekannt. Der Personalstand von Mönchhof wird für 1575 mit acht und 1603 mit 22 angegeben, für Kladrub 1657 mit 30 und für Lipizza im Jahr 1635 mit 13, 1710 bereits mit 90. Möglicherweise sind bei den Zahlen des 16. und 17. Jahrhunderts aber Tagelöhner nicht mitgezählt. Ein Großteil des niederen Gestütspersonals wurde wohl in der näheren Umgebung rekrutiert. Darauf weist die Tatsache hin, dass der Kaplan von Lipizza 1658 dazu angehalten wurde, das Evangelium in slowenischer Sprache zu erläutern, damit es auch die Pferdeknechte und -hüter verstünden.
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III. Der Hof
1.9.2. Die Reitschule An den europäischen Fürstenhöfen der Renaissance erwachte das Interesse an der von antiken Autoren überlieferten und in der Zwischenzeit in Vergessenheit geratenen Reitkunst. Ausgehend von Italien wurden an verschiedenen Höfen Europas Reitakademien gegründet und neue Reitlehren veröffentlicht. Die Ausübung des Kunstreitens ist dabei selbstverständlich nicht nur unter zivilen Gesichtspunkten zu sehen, sondern hatte auch einen militärischen Hintergrund. Die Wiener (bzw. Prager) Hofreitschule unterstand dem Oberststallmeister. Für ihren Betrieb wurden besonders lernfähige, sprungkräftige und elegante Pferde benötigt, welche die Hofgestüte bereitzustellen hatten. Die Pflege der Hohen Schule des Reitens war Hauptaufgabe der Hofreitschule. Sie diente aber auch als Ausbildungs- und Trainingsstätte für Bereiter, für Mitglieder der kaiserlichen Familie, für die Edelknaben und nicht zuletzt für die Leibpferde selbst. Ein genaues Datum für die Gründung einer königlichen bzw. kaiserlichen Hofreitschule lässt sich nicht feststellen. Ihre Anfänge dürften aber in die Regierungszeit Ferdinands I. fallen. Zwischen 1524 und 1564 beschäftigte er stets ein bis drei Bereiter. Mehrere davon waren eindeutig spanischer Herkunft. Unter Maximilian II. und Rudolf II. wurde die Zahl der kaiserlichen Bereiter deutlich erhöht. 1567 dienten unter Maximilian II. bereits sieben Bereiter. Eine ausführliche Beschreibung des kaiserlichen Marstallpersonals von 1606/07 nennt einen Oberbereiter, drei weitere gewöhnliche Bereiter, zwei Ausbilder für Zelter bzw. Tragtiere, zwei „Pastinbereiter“, deren Aufgabe es war, die von den Hofgestüten kommenden Jungtiere abzurichten, sowie einen Trainer für Wagenpferde und cortaldi (Pferde mit abgeschlagenem Schweif und gestutzten Ohren). Von diesen neun Personen stammte eine aus Savoyen, vier aus Mantua, zwei aus Neapel, eine andere wahrscheinlich ebenfalls aus Italien und eine weitere aus Schlesien. Dies spiegelt die damals vorherrschende europaweite Überlegenheit italienischer Reitlehrer in Theorie und Praxis wider. Die auffallende Dominanz italienischer Bereiter am Kaiserhof lässt sich bis zum Beginn der Regierungszeit Karls VI. nachweisen. Danach nahm sie rasch ab: 1740 standen kaum noch Italiener im Dienst der Hofreitschule. Ende des 18. Jahrhunderts finden sich in ihren Reihen fast nur noch Bereiter mit deutschen Nachnamen. Hinsichtlich der Zahl der Bereiter zeigt sich zwischen der Situation Anfang des 17. Jahrhunderts (1606/07: neun Personen) und zu Beginn des 18. Jahrhunderts (1702: acht Personen) kaum eine Veränderung; bis Ende des 18. Jahrhunderts ist dann aber beinahe eine Verdoppelung der Bereiterzahl (1800: 18 Personen) zu verzeichnen. Das Ansehen, das die kaiserlichen Oberbereiter genossen, wird auch in der Höhe ihrer Besoldung evident. Zuweilen waren sie die bestbezahlten Personen des gesamten Oberststallmeisterstabs und verdienten sogar mehr als dessen Vorsteher. Manche Nachnamen von Bereitern sind über mehr als nur eine Generation an der Hofreitschule nachzuweisen. Ein besonders auffälliges Beispiel dafür ist die Reiterdynastie Weyrother, die unter Karl VI. erstmals einen kaiserlichen Oberbereiter stellte; über mehr als ein Jahrhundert bekleideten Familienmitglieder leitende Funktionen an der Hofreitschule. Im 18. Jahrhundert gewann an den Höfen Europas neben der klassischen Reitkunst die militärische Reiterei zunehmend an Bedeutung. In Wien führten diese Tendenzen um die Jahrhundertmitte zur Gründung einer zweiten Reitlehranstalt, der sog. Campagne-
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Reitschule. Dort nahmen fortan auch die Mitglieder der kaiserlichen Familie ihre Reitstunden. Um die Lehranstalt für die Hohe Schule von der Campagne-Reitschule sprachlich abzugrenzen, wurde erstere als „Stadt-Reitschule“ und später, im Hinblick auf die ursprüngliche Herkunft der Schulpferde, auch als „Spanische Reitschule“ bezeichnet. Die rasch wachsende Bedeutung und Größe der Campagne-Reitschule lässt sich gut an der zahlenmäßigen Verteilung des Personals auf die beiden Hofreitschulen ablesen: Im Jahr 1800 versahen an der Stadt-Reitschule sechs Bereiter ihren Dienst, während der Campagne-Reitschule damals schon zwölf Bereiter zugeteilt waren. Das Wort „Reitschule“ bezeichnet nicht nur eine Institution, sondern auch den Ort, an dem tatsächlich Reitunterricht und Vorführungen stattfinden. Bereits unter Ferdinand I. wurde auf dem Prager Hradschin eine große Reitschule erbaut. Die älteste Nachricht von einem Hofreitplatz in Wien stammt aus dem Jahr 1565, als nahe der Burg ein Ausbildungsort für Pferde („Tummelplatz“) errichtet wurde. Dieser war zunächst nicht überdacht und daher bei Schlechtwetter nicht benutzbar. Im 17. Jahrhundert entstand auf dem Areal des heutigen Josephsplatzes eine erste gedeckte Reithalle. Karl VI. ließ schließlich 1729 bis 1735 mit der Winterreitschule einen noch existierenden Reitsaal erbauen. Er beherbergt bis heute die Spanische Hofreitschule. Die Campagne-Reitschule war hingegen in den Hofstallungen vor dem Burgtor untergebracht. Die ältesten bekannten Direktiven eines Oberbereiters der Wiener Hofreitschule sind – im Unterschied etwa zu Lehrbüchern der französischen Schwesterinstitution – relativ späten Datums. Sie stammen aus der Zeit um 1720 und wurden von anonymer Hand verfasst. Mit einiger Wahrscheinlichkeit handelt es sich beim Autor aber um den kaiserlichen Oberbereiter Johann Christoph von Regenthal. Quellenlage und Forschungsstand Die Überlieferung der Akten des Oberststallmeisteramts aus der Zeit vor 1813 ist äußerst dürftig, weshalb auch nur wenige die Hofgestüte und Hofreitschulen betreffende Archivalien aus der Frühen Neuzeit erhalten blieben. Im Bestand Oberststallmeister des HHStA befinden sich nur noch einige Rechnungsbücher und Zuchtlisten des 18. Jahrhunderts zu den Gestüten Enyed, Halbturn, Kladrub und Lipizza. Aufgrund der vorliegenden Quellenlage müssen für Forschungen zu den Themenbereichen Hofreitschule und Hofgestüte in der Frühen Neuzeit v. a. alternative Archivbestände herangezogen werden, etwa Hofstaatsverzeichnisse, Gesandtenberichte, Quellen des HKA (z. B. Niederösterreichische Herrschaftsakten) oder Familienarchive (FA Harrach im AVA zu Lipizza und Kladrub). Dienstinstruktionen für einen Gestütsmeister in Lipizza aus dem Jahr 1655 finden sich im FA Harrach und aus dem Jahr 1658 vollständig abgedruckt bei Auer (J.) 1880 und Kugler–Bihl 2002. Die ältesten bekannten Direktiven eines kaiserlichen Oberbereiters stammen aus der Zeit um 1720 und sind bei Schirg 1996 wiedergegeben. Die üppige Literatur über die Hofgestüte – meist steht Lipizza im Zentrum der Betrachtungen – und die Spanische Hofreitschule ist vorwiegend aus dem Blickwinkel des Hippologen, Reiters oder Pferdeliebhabers, seltener aber von Historikern verfasst. Häufig handelt es sich dabei um bildlastige Publikationen, die sich an ein breites Publikum wenden. Die derzeit beste und aktuellste Arbeit zum Themenkomplex Hofgestüte und Hofreitschule ist Kugler–Bihl 2002, eine zuverlässige Synthese der älteren Literatur. Eine Zusammenfassung der bereits existierenden Literatur über die Geschichte der
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III. Der Hof
Hofgestüte und der Hofreitschule ist Haller 2002. Mikoletzky (L.) 1985 korrigiert ein lange Zeit falsch überliefertes Gründungsdatum der Spanischen Hofreitschule. Die Quellenedition Campori–Campori 1872 (Relazione Alidosi) bringt eine ausführliche Momentaufnahme der Situation in den Hofgestüten Mönchhof und Kladrub sowie des Personalstands an der Prager Hofreitschule in der letzten Regierungsphase Rudolfs II. Über den spanischen Einfluss auf die Hofreitschule und die Hofgestüte finden sich in Khevenhüller-Metsch–Probszt-Ohstorff 1971 (Tagebuch Hans Khevenhüllers über seine Zeit am Hof Philipps II.) und Laferl 1997 zahlreiche Detailinformationen. Letzterer präsentiert auch die wenigen bisher verfügbaren Nachrichten zum Gestüt König Ferdinands in Himberg. Eine kurze und kompakte historische Darstellung der ersten Phase (bis 1652) von Mönchhof/Halbturn als Hofgestüt liefert Prickler 1981; die zweite Phase (1717–1743) behandelt Antonius (O.) 1937, wo die erhaltenen Gestütsbücher und Pferdeportraits ausgewertet und vorranging unter hippologischen Gesichtspunkten interpretiert werden. Zum Kladruber Hofgestüt ist nach wie vor Motloch 1886 grundlegend. Rudolf Motloch, erst Schreiber und später Gestütsmeister im Kladruber Hofgestüt, stellt zwar Zuchtaspekte in den Vordergrund seines Buches, behandelt aber auch die Geschichte des Gestüts. Aktueller sind die Arbeit Záliš 1997–1999 (tschechisch, englisch), die neben einem historischen Überblick auch eine Liste der Gestütsmeister beinhaltet, sowie die jüngst publizierte dreibändige Chronik des Kladruber Hofgestüts Hájek 2011–2013, bei der leider auf einen wissenschaftlichen Anmerkungsapparat verzichtet wurde. Das grundlegende Werk zu Lipizza und Hauptquelle aller nachfolgenden Publikationen über dieses Hofgestüt ist Auer (J.) 1880 mit einer (lückenhaften) Liste der Gestütsmeister und einer Edition wichtiger Quellen zur Gestütsgeschichte. Über die Lipizzaner erschien vor wenigen Jahren der Sammelband Brem 2011, der sich der Geschichte und Gegenwart dieser Pferderasse aus verschiedenen, vor allem naturwissenschaftlichen Richtungen, wie beispielsweise der Genetik, nähert und dabei auch Themenfelder berührt, die bis in die Frühe Neuzeit zurückreichen. Zum Koptschaner Hofgestüt existiert bisher keine eigenständige Abhandlung; einige Nachrichten dazu sind z. B. bei Erdelyi 1827 oder zuletzt bei Kugler–Bihl 2002 zu finden. Unter den älteren Werken, die mehrere Hofgestüte behandeln, sind Erdelyi 1827 und Gassebner 1896 hervorzuheben, deren Fokus auf hippologischen Aspekten liegt, die aber auch für die Geschichte der Hofgestüte teilweise immer noch mit Gewinn herangezogen werden können.
2. Die Hofstaaten der Kaiserinnen und der Kaiserin-Witwen 243
2. Die Hofstaaten der Kaiserinnen und der Kaiserin-Witwen Von Katrin Keller
2.1. Quantitäten und Strukturen Jedes Mitglied des Kaiserhauses – sowohl Männer wie Frauen – verfügte über einen eigenen Hofstaat, der nicht den Hofstäben des Kaisers eingegliedert bzw. unterstellt war. Alle zusammen bildeten den kaiserlichen Gesamt-Hofstaat, denn seit 1621 war festgeschrieben, was man seit dem 15. Jahrhundert offenbar bereits dauerhaft praktiziert hatte: Aus der Einheit des Hauses Habsburg resultierte auch die Einheit des Hofstaates insofern, als das jeweilige Oberhaupt, also der regierende Erzherzog bzw. Kaiser, über alle Einzelhofstaaten der Angehörigen des Hauses eine Oberhoheit ausübte. Nachdem es im 16. Jahrhundert durch die Trennung des Hauses in mehrere Linien noch einmal zur Ausbildung mehrerer Hofstaaten (in Wien bzw. Prag, Innsbruck und Graz) gekommen war, sollte dies im 17. Jahrhundert sein Ende finden. Seit dem Aussterben der Tiroler Linie 1665 gab es nur noch einen habsburgischen, und zwar den kaiserlichen Hofstaat, in den rechtlich gesehen die Hofstaaten aller nicht regierenden Mitglieder des Hauses integriert waren. Aus der beschriebenen rechtlichen Konstruktion des kaiserlichen Gesamt-Hofstaates resultierten zwei Sachverhalte, die für das Verhältnis zwischen den Hofstaaten von erheblicher Bedeutung waren: Zum einen war der regierende Vertreter des Hauses Habsburg, also in der Regel der Kaiser, als Oberhaupt aller Hofstaaten berechtigt, die Amtsträger für alle Familienmitglieder zu ernennen. Dieses Recht übte er auch immer wieder aus, ohne es freilich bis hin zu den dienenden Chargen zu praktizieren. Die Vereidigung des Obersthofmeisters der Kaiserin durch den Kaiser bzw. den kaiserlichen Obersthofmeister sowie die Präsentation der Obersthofmeisterin vor dem Hofstaat der Kaiserin durch den Obersthofmeister demonstrierten diese rechtliche Einheit. Sie bezog sich allerdings nur auf die Person des Kaisers – der kaiserliche Obersthofmeister hatte dagegen bis ins 18. Jahrhundert keinen Zugriff auf den Obersthofmeister der Kaiserin. Zum anderen resultierte aus dieser engen Verbindung eine besondere Struktur der Hofstaaten der kaiserlichen Gemahlinnen wie der in Wien lebenden, nicht regierenden Erzherzöge und der Erzherzoginnen, die sich auch in Zahlenverhältnissen ausdrückt, die folgende Beispiele belegen: Direkt nach Regierungsantritt Kaiser Matthias’ im Jahr 1612 umfasste der kaiserliche Hofstaat 764 Personen; darunter zählten ungefähr 60 zum Hofstaat der Kaiserin Anna. Zum Hofstaat Leopolds I. gehörten 1675 etwa 1.125 Personen, darunter ca. 70 im Hofstaat der Kaiserin und 170 Personen sowie 49 Gardisten im Hofstaat der KaiserinWitwe Eleonora Gonzaga d. J. Auffällig ist an diesen Zahlen natürlich zum einen das extreme Ungleichgewicht hinsichtlich der Hofstaaten des Kaiserpaares, aber auch der er-
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heblich größere Hofstaat der verwitweten Kaiserin im Vergleich zu dem der kaiserlichen Gemahlin. Dieser Befund ist dabei nicht nur für das 17. Jahrhundert typisch; er gilt vielmehr auch für die Zeit um 1500, als Bianca Maria Sforza über 100 bis 200 Personen im Hofstaat verfügte, während der Maximilians I. mindestens doppelt so groß war. In den 1730er Jahren umfasste der kaiserliche Hofstaat Karls VI. in Wien 2.175 Personen, von denen aber nur etwa 75 zum Hofstaat der Kaiserin zählten. Dabei fällt auch ins Auge, wie sehr sich der Personalumfang des kaiserlichen Hofstaates zwischen dem Beginn des 16. und dem 18. Jahrhundert vergrößerte. Die Hofstaaten der Kaiserinnen, deren Personalstand zwischen 1612 und 1762 in den Hofzahlamtsbüchern nachvollziehbar ist, blieben dagegen weitgehend unverändert. Die fast 200 Personen um 1500 waren ein Höchststand, der später kaum wieder erreicht wurde; vielmehr schwanken die Angaben für das 17. und 18. Jahrhundert zwischen 60 und knapp über 90 Personen im Hofstaat der Kaiserin. Selbst wenn niederes Dienstpersonal dabei nicht vollständig erfasst wurde, weil auch Besoldung aus der Privatschatulle der Kaiserin möglich war, so wird doch die Zahl von 100 Personen kaum überschritten worden sein. Die großen Differenzen zwischen den Hofstaaten der Kaiserinnen und dem des Kaisers erklären sich aus dem Zuschnitt der Frauenhofstaaten auf die persönliche Versorgung, die Alltagsbewältigung für Kaiserin und Erzherzoginnen. Zum Hofstaat gehörten Geistliche, die für ihre private Andacht, nicht für den öffentlichen, zeremoniellen Gottesdienst zuständig waren, Sekretär bzw. Schatzmeister, die das persönliche Hab und Gut, die Kammerkasse der Fürstin, verwalteten, der Mundkoch für die Zubereitung kleiner Mahlzeiten und spezieller Wünsche, nicht für die Versorgung des gesamten Hofstaates etc. Ein nicht geringer Teil des niederen Personals im Hofstaat der Kaiserin war außerdem notwendig, um die stets bei Hof lebenden Amtsinhaberinnen zu versorgen und zu betreuen. Zu diesen Personen mit repräsentativen Aufgaben gehörten Obersthofmeister und Obersthofmeisterin sowie die Hofdamen und die für diese verantwortliche Fräuleinhofmeisterin, die für das standesgemäße Auftreten der Fürstin und deren repräsentative Begleitung bei öffentlichen Anlässen zu sorgen hatten. Charakteristisch war für den Hofstaat der Kaiserin eine deutlich höhere Zahl von Frauen unter dem Personal als im Gesamthofstaat. Neben den genannten Amtsträgerinnen zählte dazu auch weibliches Dienstpersonal: Kammerfrauen, Kammerdienerinnen, Krankenwärterin, Leibnäherin, Kreserin, Wäscherin, Hebamme, Küchenarbeiterin, Kammerkehrerinnen. Außer dem Obersthofmeister gab es allerdings im Hofstaat ebenso Männer in niederen Ämtern und dienenden Positionen: Hofkapläne und Beichtväter, Sekretär, Leibmedicus, Schatzmeister, Apotheker, Sommelier, Kammerdiener, Tanzmeister, Garderobediener, mehrere Türhüter, Mundköche, Leibschneider, Kammerheizer, Kammertrabanten, Auskehrer, Tafeldecker, Träger, Diener. Im Hofstaat der regierenden Kaiserin waren die Positionen damit je etwa zur Hälfte von Frauen und Männern besetzt. Die zeitgenössische Bezeichnung der Umgebung der Fürstin als „Frauenzimmer“ trug diesem Befund Rechnung, ohne dass freilich daraus zu schließen wäre, es habe im Hofstaat der Fürstin ausschließlich Frauen gegeben. Im Unterschied zur regierenden Kaiserin, die – von Reisen abgesehen – ihre Hofhaltung am gleichen Ort wie der Kaiser hatte, verfügte die Kaiserin-Witwe zumindest zeitweise über eine separate Hofhaltung: Seit den 1640er Jahren waren Schönbrunn bzw. die Favorita auf der Wieden im Sommer, die Amalienburg im Winter die üblichen Residenzen der verwitweten Kaiserinnen. Obwohl rechtlich gesehen auch der Hofstaat der Kaiserin-Witwe Bestandteil des kaiserlichen Gesamt-Hofstaates war, resultierte aus dieser räumlichen
2. Die Hofstaaten der Kaiserinnen und der Kaiserin-Witwen 245
Trennung des Witwenhofstaates von dem des Kaisers die Notwendigkeit, ein komplettes Spektrum von Hofämtern zu besetzen, d. h. die Kaiserin-Witwe verfügte dauerhaft über von Männern besetzte Ämter; neben dem Obersthofmeister über einen Oberststallmeister, einen Gardehauptmann, einen Oberstsilberkämmerer, einen Oberstküchenmeister und eine gewisse Anzahl adeliger Hofkavaliere, die meist zugleich kaiserliche Kämmerer waren, aber auch über eine eigene Hofkapelle und eine eigene Wache. Ein deutlicher Unterschied bestand also zwischen dem Hofstaat der regierenden und jenem der verwitweten Kaiserin in Hinblick auf die Zahl repräsentativer, von adeligen Herren eingenommener Ämter, die für Zeremoniell und Organisation des Hofstaates wichtig waren, sowie hinsichtlich der „Vollständigkeit“ des Hofstaates, was etwa Musiker oder Künstler betrifft. Resultat dieser Zusammensetzung war, dass der Anteil von Frauen im Hofstaat hier deutlich geringer war, obwohl sich die absolute Zahl von Amtsträgerinnen und Dienerinnen kaum unterschied.
2.2. Strukturwandel im 16. Jahrhundert Die geringe Zahl von Amtsträgern im Hofstaat der regierenden Kaiserin war ein Resultat der immer engeren Verbindung der Hofstaaten von Fürst und Fürstin, die sich mit der Durchsetzung einer dauerhaften gemeinsamen Residenz ergeben hatte. Dieser Entwicklungsprozess hatte in struktureller Hinsicht Folgen: Der Hofstaat Bianca Maria Sforzas umfasste 1504 neben dem Hofmeister noch einen Marschall, einen Stallmeister, einen Silberkämmerer und weitere neun adelige Diener ohne Amt. Zum Hofstaat von Königin Anna gehörten zum Zeitpunkt ihres Todes 1547 an männlichen Amtsträgern der Obersthofmeister, der Unterhofmeister (zugleich Stabelmeister), ein Stallmeister, ein Oberstsilberkämmerer, ein Untersilberkämmerer, drei Vorschneider und Mundschenken, fünf Truchsesse und vier adelige Diener ohne Amt. Im Hofstaat von Königin bzw. Kaiserin Maria lassen sich 1560 und 1566 ein Stallmeister und ein Silberkämmerer erkennen, und auch Kaiserin Anna verfügte zwischen 1612 und 1618 noch über einen Stabelmeister. In das seit dem 17. Jahrhundert in Wien gültige Modell des „Frauenhofstaates“ flossen zudem mit dem Übergang der Kaiserwürde an die innerösterreichische Linie Traditionen des erzherzoglichen Hofes in Graz ein. Außer dem Obersthofmeister verfügte die regierende Kaiserin nach 1618 dauerhaft über keine männlichen Amtsträger mehr. Wann immer sie allein auf Reisen ging, wurden ihr temporär Stallmeister, Silberkämmerer oder auch Gardehauptmann zugewiesen, der Hofstaat also aus den Ressourcen des Gesamthofstaates sozusagen komplettiert, Ressourcen, auf die die Kaiserin sonst in der Residenz Zugriff hatte. Im Hofstaat der Kaiserin-Witwe blieb dagegen eine Struktur erhalten, die weitgehend der des kaiserlichen Gesamthofstaates entsprach, während im Hofstaat der regierenden Kaiserinnen männliche Amtsträger bis auf den Obersthofmeister verschwanden. Parallel zu den meisten männlichen Amtsträgern verschwanden auch die verheirateten adeligen Damen aus dem Hofstaat, die noch im 16. Jahrhundert nachweisbar gewesen waren: Die Obersthofmeisterinnen der Kaiserinnen waren seit 1618 gewöhnlich verwitwete Damen aus gräflichen, vereinzelt auch fürstlichen Familien, ebenso die Hofmeisterinnen (Ayas) der kaiserlichen Kinder. Alle Hofdamen, die in Wien zutreffender als „Hoffräulein“ bezeichnet werden, waren junge, unverheiratete Mädchen aus adeligen, seit dem 17. Jahrhundert meist gräflichen Familien. Die Zahl der Hoffräulein schwankte zwischen zehn und 20, wobei es im 18. Jahrhundert Bestrebungen zu einer Reduktion der Zahl ge-
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III. Der Hof
geben zu haben scheint, die aber nicht von Dauer waren. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts treten unter diesen Mädchen zuerst sog. Kammerfräulein in Erscheinung, die weitreichendere Zutrittsrechte genossen und von der Kaiserin zur persönlichen Dienstwartung herangezogen wurden. Im 18. Jahrhundert werden diese beiden Kategorien von Hoffräulein auch in den Hofzahlamtsbüchern getrennt ausgewiesen, was auf eine stärkere Hierarchisierung deutet. Die in den eher an spanischen Vorbildern orientierten Hofstaaten der Kaiserinnen Maria de Austria, Maria Anna und Margarita Teresa auftretenden Doñas de honor als Amtsträgerinnen auf einer Stufe zwischen Hofmeisterinnen und Hofdamen wurden nicht zur dauerhaften Einrichtung in Wien.
2.3. Amtsträgerinnen und -träger und Amtsbefugnisse Die Amtsobliegenheiten der Hoffräulein lassen sich nur sehr allgemein beschreiben; über Veränderungen oder Entwicklung der Zuständigkeiten ist kaum etwas bekannt. Das liegt freilich nicht nur am Mangel an Quellen, sondern auch am Amt selbst. Die Hoffräulein waren in erster Linie der Kern des repräsentativen Gefolges der Kaiserin; ihre Anwesenheit bei allen öffentlichen Auftritten der Fürstin war Ausdruck von deren Rang. Wann immer die Kaiserin oder die Kaiserin-Witwe ihre Retirade verließ, wurde sie zumindest von mehreren, wenn nicht allen Hofdamen begleitet. Ein deutlich fassbarer Bestandteil der Amtspflichten der Hoffräulein war dabei der Tafeldienst: Sie präsentierten die Speisen bei der Tafel, wenn Kaiser und Kaiserin gemeinsam speisten, teilweise auch in Anwesenheit ausländischer Gäste, legten vor und schenkten Getränke nach. Den Kammerfräulein kam eine herausgehobene Stellung im Rahmen des Tafelzeremoniells zu, und sie standen in der internen Rangordnung des Frauenhofstaates auch vor den anderen, „gewöhnlichen“ Hoffräulein. Sie waren der Kaiserin beim Ankleiden behilflich, versahen den Tafeldienst für sie persönlich und hatten selbst während der Zeit des Kindbettes Zutritt zur Kaiserin. Sehr viel detaillierter als über die Amtsobliegenheiten der Hoffräulein sind wir dank mehrerer Instruktionen (Druck: Scheutz–Wührer 2007, 214–228; Wührer–Scheutz 2011, 699–705, 780–784) über die Zuständigkeiten der Fräuleinhofmeisterin im Hofstaat der Kaiserin informiert. Sie überwachte die Hoffräulein und deren Auftreten, sorgte für deren Gesundheit und moralisches Wohlergehen. Dabei oblag ihr die Überwachung der jungen Frauen in religiöser Hinsicht genauso wie deren pünktliches Erscheinen zum Dienst, die Schlichtung von Streitigkeiten ebenso wie die Kontrolle von Besuchen. Sie hatte dafür zu sorgen, dass die Regeln des Tagesablaufes eingehalten wurden und war für die nächtliche Schließung des Frauenzimmers verantwortlich, dessen Schlüssel sich in ihrer Obhut befand. Sie beaufsichtigte die in den jüngeren Instruktionen genau geregelte Konversationsstunde mit den Kavalieren des Hofes und hatte dabei sich eventuell anbahnende „Galanterien“ im Auge zu behalten. Neben diesen umfangreichen Aufsichts- und Erziehungsfunktionen bezüglich der Hofdamen traten repräsentative Funktionen der Fräuleinhofmeisterin deutlich zurück. Allerdings muss man gerade aufgrund ihrer engen Bindung an die Hofdamen davon ausgehen, dass sie fast immer gemeinsam mit ihnen im Gefolge der Kaiserin unterwegs und somit ebenfalls permanent in der höfischen Öffentlichkeit präsent war. Die Zuständigkeitsbereiche der Fräuleinhofmeisterin und der Obersthofmeisterin unterschieden sich deutlich, denn die Letztgenannte war nicht nur in der Hierarchie des Frauenhofstaates die wichtigste Person nach der Kaiserin, sondern auch mit der Beaufsich-
2. Die Hofstaaten der Kaiserinnen und der Kaiserin-Witwen 247
tigung des gesamten weiblichen Personals im Frauenzimmer beauftragt. Leider fehlen regelrechte Instruktionen für die Obersthofmeisterin fast völlig, sodass ihre Zuständigkeiten wesentlich weniger detailliert beschreibbar sind als die der Fräuleinhofmeisterin. Generell war jedoch die Führung des Haushalts, d. h. des Hofstaates der Kaiserin die Aufgabe der Obersthofmeisterin. Sie war etwa verantwortlich für das Führen eines Inventars über Kleidung und Schmuck der Kaiserin sowie des Registers über die Kostgelder und war an der Verwaltung der Gelder für den Unterhalt des Frauenhofstaates zumindest beteiligt. An die Obersthofmeisterin, die auch die Einhaltung zeremonieller Regeln des Zugangs zur und des Umgangs mit der Kaiserin zu überwachen hatte, wendeten sich all die Personen, die der Fürstin einen Brief, ein Memorial mit einer Bitte um Unterstützung oder ein Präsent überreichen wollten. Der Obersthofmeister als männliches Pendant spielte dabei wahrscheinlich zunächst nur in Abwesenheit des Kaisers eine Rolle. Erst seit der Mitte des 17. Jahrhunderts wird diese Befugnis vorrangig ihm zugewiesen, wobei aber der Obersthofmeisterin auch später die Obliegenheit verblieb, Briefe von Frauen und Geistlichen entgegenzunehmen sowie deren Audienzen anzusagen. Nur in Abwesenheit des Obersthofmeisters war sie jedoch für Schriftstücke bzw. Audienzen von Männern zuständig. Neben diesen praktischen, für das tägliche Funktionieren des Hofstaates wesentlichen Aufgaben war die Obersthofmeisterin jedoch auch im höfischen Zeremoniell von erheblicher Bedeutung. Sie nahm an zeremoniellen Auftritten der Kaiserin an hervorgehobener Stelle teil, indem sie z. B. gemeinsam mit dem Obersthofmeister – diesem allerdings deutlich nachgeordnet – dem Empfang von Botschaftern beiwohnte und bei Audienzen für Fürstinnen des Reiches diese empfing. Der Obersthofmeisterin war als einziger der Zutritt zur Schlafkammer der Kaiserin erlaubt; sie war gemeinsam mit den Kammerfräulein und den Kammerdienerinnen auch am Ankleiden der Fürstin und an der Morgentoilette beteiligt. Zu den Amtsobliegenheiten der Obersthofmeisterin gehörte schließlich auch, die intensive persönliche Nähe zur Fürstin besonders unterstreichend, ihre Anwesenheit bei der Niederkunft. Sowohl die Fräuleinhofmeisterin wie die Obersthofmeisterin verfügten also über durchaus erhebliche Amtsbefugnisse innerhalb des Frauenhofstaates. Hinsichtlich ihres Ranges wie hinsichtlich seiner Amtsbefugnisse war der Obersthofmeister der Kaiserin ihnen jedoch übergeordnet. Allerdings bestand zwischen diesen drei adeligen Amtsträgern bzw. Amtsträgerinnen innerhalb des Frauenhofstaates keine klare Hierarchie; dies zeigen schon die Instruktionen der Fräuleinhofmeisterinnen, in denen stets darauf hingewiesen wird, dass alle drei in gutem Einvernehmen und zur Ehre der Fürstin ihre Ämter ausüben sollten. Daraus resultierten zahlreiche Reibungsflächen, etwa deshalb, weil der Obersthofmeister erst im 18. Jahrhundert eine direkte Weisungsbefugnis über die weiblichen Mitglieder des Hofstaates erhielt. Die Fräuleinhofmeisterin war zwar mit weitgehenden Aufsichtspflichten gegenüber den Hofdamen versehen, sie verfügte jedoch über keine direkte Strafkompetenz, sondern musste Verstöße beim Obersthofmeister bzw. der Obersthofmeisterin anzeigen, die sie wieder der Kaiserin bzw. dem Kaiser zu melden hatten. Allerdings scheint das in den ersten überlieferten Instruktionen für den Obersthofmeister klar erkennbare Kompetenzgeflecht zwischen ihm und der Obersthofmeisterin zunehmend weniger Bedeutung gehabt zu haben. Schon die Instruktion von 1631 (Druck: Keller 2005, 222–231) reduzierte die konkreten Überwachungsaufgaben der Obersthofmeisterin zugunsten der Befugnisse des Obersthofmeisters sowohl gegenüber dem Hofstaat wie gegenüber der Kaiserin. Als wesentliche Obliegenheiten des Obersthofmeisters lassen sich neben einer allgemeinen Aufsichtspflicht, die der Sicherung des Respekts gegenüber der Fürstin und ihrem Frauenzimmer dienen sollte, vor allem seine Anwesenheit bei Audienzen der Kaiserin,
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III. Der Hof
die Regelung des Zutritts zur Antecamera sowie die Begleitung der Kaiserin bei Ausfahrten und Reisen finden. Auch die Abstimmung der dazu erforderlichen Vorbereitungen mit dem Obersthofmeister bzw. Oberststallmeister des Kaisers fiel in die Kompetenz des Obersthofmeisters der Kaiserin, und er hatte neuen Amtsträgern und Dienern den Amtseid abzunehmen – beides Funktionen, die im 16. Jahrhundert noch ihm gemeinsam mit der Obersthofmeisterin zugeordnet wurden. Daneben sollte er die Rechnungsführung des Schatzmeisters der Kaiserin kontrollieren, die notwendigen Absprachen mit der Hofküche treffen und für die Tafel im Frauenzimmer sorgen. Schließlich kam ihm für die Kontakte der Kaiserin nach außen, über den Hofstaat und den Hof hinaus, eine Schlüsselposition zu. Über den Obersthofmeister wurden Finanzangelegenheiten geregelt wie beispielsweise die Aufnahme von Darlehen, über ihn liefen größere Einkäufe und die Organisation von Bauarbeiten an Sommer- bzw. Witwensitzen der Kaiserinnen, er diente als Vermittler von Anliegen an die Kaiserin, die brieflich vorgetragen wurden, und spielte eine Rolle bei der Führung von Korrespondenzen. Während sich an den prinzipiellen Amtsobliegenheiten der Fräuleinhofmeisterin zwischen dem letzten Drittel des 16. und der Mitte des 18. Jahrhunderts nur sehr wenig änderte, ihre Überwachungsfunktion lediglich ausgedehnt und differenziert wurde, zeichnet sich hinsichtlich der Obersthofmeisterin eine deutliche Tendenz zur Reduzierung ihrer Zuständigkeiten ab. Die Kontroll- und Überwachungsfunktionen des Obersthofmeisters der Kaiserin gegenüber dem Hofstaat wie der Kaiserin selbst wurden im 17. Jahrhundert ausgebaut, wobei allerdings deren praktische Wirksamkeit und Zielrichtung derzeit noch nicht abgeschätzt werden können. Der Obersthofmeisterin verblieben als zentrale organisatorische Kompetenzen die Oberaufsicht über züchtiges Verhalten und Pflichterfüllung der Hoffräulein wie des weiblichen Personals, die Schlüsselgewalt und die Verwaltung von Ausstattung und Bekleidung der Fürstin inklusive der Kontrolle darüber zu führender Inventare. Die beschriebene Kompetenzverteilung unterlag allerdings nach 1740, als die Kaiserin zugleich wesentliche Regierungsaufgaben übernahm, einem weiteren Wandel sowohl hinsichtlich der Einbindung des Hofstaates der Kaiserin in den Gesamthofstaat wie hinsichtlich der Befugnisse des Obersthofmeisters innerhalb wie außerhalb dieses Hofstaates. Gerade zur Rolle des Obersthofmeisters, dem jetzt ein zweiter, wohl in erster Linie für den Frauenhofstaat zuständiger Amtsträger an die Seite gestellt wurde, stehen jedoch weitere Forschungen aus. Obersthofmeister und Obersthofmeisterinnen der Königinnen, Kaiserinnen und Kaiserin-Witwen Aufgrund der Quellensituation weist die folgende Zusammenstellung erhebliche Lücken für das 16. Jahrhundert sowie für die Hofstaaten der Kaiserin-Witwen auf. Für die Zeit Maria Theresias ist nicht sicher, ob die Obersthofmeister wirklich vorrangig für den Frauenhofstaat zuständig waren.
Bianca Maria Sforza (1493–1510) 1494–1509 1509–1510
Obersthofmeister Nikolaus von Firmian Hans Kaspar von Laubenberg (Verwalter)
1494–1510 1510
Obersthofmeisterinnen Paula von Firmian (geb. de Cavallis, verw. Thun) Sophie von Laubenberg (geb. Mandach)
2. Die Hofstaaten der Kaiserinnen und der Kaiserin-Witwen 249
Anna von Ungarn und Böhmen (1521–1547) (1521) (1522) (1524)–1526 (1527)–(1533) 1535–1547
Obersthofmeister Sigmund Frhr. von Dietrichstein Georg Frhr. von Puchheim Bernhard Graf Eberstein Hans Frhr. von Lamberg Joseph Frhr. von Lamberg
(1530)–(1533) (1537)–1541 bis 1547
Obersthofmeisterinnen Anna von Prag (geb. Fuchs von Fuchsberg) Veronika von Thun (geb. Neudegg) Barbara von Weißpriach (geb. Lengyel)
Maria von Spanien (1564–1576, 1576–1603 Kaiserin-Witwe) 1551–1558 (1560)–1570
Obersthofmeister Pedro Laso de Castilla Francisco Laso de Castilla
(1560)–1577
Obersthofmeisterin Ana María Folch de Cardona (geb. Requeséns de Soler) Anna von Tirol (1611–1618)
1611–1616 1616–1618
Obersthofmeister Georg Sigmund Frhr. von Lamberg Maximilian Frhr. von Trauttmansdorff
1611–1618 1618
Obersthofmeisterinnen Katharina Liebsteinsky von Kolowrat (geb. Boymont) Margarethe Gräfin Mörsberg (geb. Stommel)
Eleonora d. Ä. Gonzaga (1622–1637, 1637–1655 Kaiserin-Witwe) 1622–1637 1637–1655
Obersthofmeister Maximilian Graf (Fürst) Dietrichstein Friedrich Graf Cavriani
1622–1624 1624–1637 1637–1644 (1647) (1652)–1655
Obersthofmeisterinnen Anna Juliana Gräfin Valmarana (geb. Portia) Ursula Freiin (Gräfin) von Attems (geb. Breuner) Margarita Freiin von Herberstein (geb. Valmarana) Ottavia Gräfin Strozzi (geb. Strozzi) Anna Eleonora Freiin von Metternich (geb. Brömser) Maria Anna von Spanien (1630/31–1646)
1631–1646 1630–1638
Obersthofmeister Franz Christoph Graf Khevenhüller Obersthofmeisterinnen Victoria de Velasco, condesa de Siruela (geb. Pacheco y Colonna)
250
III. Der Hof
interimistisch 1643–1646
Susanna Eleonora Gräfin Khevenhüller (geb. Kollonitsch) Juana de Mendoza y Bazán, condesa de Flores Dávila Maria Leopoldine von Tirol (1648–1649)
1648–1649
Obersthofmeister Maximilian Fürst Dietrichstein
1648–1649
Obersthofmeisterin Anna Eleonora Gräfin Wolkenstein (geb. Spaur)
Eleonora d. J. Gonzaga-Nevers (1651–1657, 1658–1686 Kaiserin-Witwe) 1651–1652 1652–1655 1655–1662 1662–1668 1668–1670 1670–1675 1675 1675–1685 1685–1686
Obersthofmeister Johann Maximilian Graf Lamberg Marquard Graf Fugger Friedrich Graf Cavriani Annibale Gonzaga di Bozzolo Bartolomé de Soler Marradas y Salent Albrecht Graf Zinzendorf Vincenzo Gonzaga di Guastalla Karl Ferdinand Graf Waldstein Sigismund Helfried Graf Dietrichstein
1656 1657–1668
Vizehofmeister Konrad Balthasar Graf Starhemberg Bartolomé de Soler Marradas y Salent
1651–1674 1674–1686
Obersthofmeisterinnen Maria Elisabeth Gräfin Wagensberg (geb. Herberstein) Anna Gräfin Dietrichstein (geb. Meggau) Margarita Teresa von Spanien (1666–1673)
1666–1673
Obersthofmeister Ferdinand Fürst Dietrichstein
1666–1673
Obersthofmeisterin Margarita Teresa de Erill Claudia Felicitas von Tirol (1673–1676)
1673–1676
Obersthofmeister Ferdinand Fürst Dietrichstein
1673–1674 1674–1676
Obersthofmeisterinnen Maria Margaretha Gräfin Trautson (geb. Rappach) Franziska Gräfin Slawata (geb. Meggau)
Eleonore Magdalena von Pfalz-Neuburg (1676–1705, 1705–1720 Kaiserin-Witwe) 1676–1685
Obersthofmeister Ferdinand Fürst Dietrichstein
2. Die Hofstaaten der Kaiserinnen und der Kaiserin-Witwen 251
1685–1690 1690–1692 1692–1703 1704–1716 1716–1720
Karl Ferdinand Graf Waldstein Franz Maximilian Graf Mansfeld Ferdinand Fürst Schwarzenberg Karl Maximilian Graf Thurn-Valsassina Maximilian Guidobald Graf Martinitz
1676–1679 1679–1687 1689–1703 1703–1709 (1712)–1720
Obersthofmeisterinnen Maria Franziska Gräfin Harrach (geb. Eggenberg) Maria Theresia Gräfin Rappach (geb. Brandis) Maria Theresia Gräfin Puchheim (geb. Losenstein) Maria Elisabeth Gräfin Colonna von Völs (geb. Scherffenberg) Maria Theresia von Fünfkirchen (geb. Spaur)
Amalie Wilhelmine von Braunschweig-Lüneburg (1705–1711, 1711–1742 Kaiserin-Witwe) 1699–1708 1708–1709 1709–1735 1736–1742
Obersthofmeister Ferdinand August Fürst Lobkowitz Karl Ernst Graf Waldstein Joseph Ignaz Graf Paar Emanuel Anton Fürst Liechtenstein
1699–1726 1727–1742
Obersthofmeisterinnen Katharina Gräfin Caraffa della Spina (geb. Cardona) Anna Margaretha Fürstin Esterházy de Galantha (geb. Desana) Elisabeth Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel (1711–1740, 1740–1750 Kaiserin-Witwe)
1708–1729 1730–1734 1735 1735–1736 1736–1738 1738–1747 1747–1750
Obersthofmeister José Folch (Fürst) Cardona Philipp Hyazinth Fürst Lobkowitz Adolf Bernhard Graf Martinitz Josef Lothar Graf Königsegg-Rothenfels Julius Graf Visconti Josef Lothar Graf Königsegg-Rothenfels Karl Ferdinand Graf Königsegg-Erps
(1708)–1714 1714–1741 1741–1750
Obersthofmeisterinnen Maria Ernestina Gräfin Oettingen-Katzenstein (geb. Oettingen-Wallerstein) Maria Theresia Fürstin Auersperg (geb. Rappach) Maria Josefa Gräfin Paar (geb. Oettingen-Spielberg) Maria Theresia (1740–1780)
1741–1746
Obersthofmeister (Erste Obersthofmeister) Sigmund Rudolf Graf Sinzendorf (bereits seit 1724 Obersthofmeister Karls VI.)
252
III. Der Hof
1747–1751 Josef Lothar Graf Königsegg-Rothenfels 1752 vakant 1753–1769 Anton Corfiz Graf Ulfeld 1770–1776 Johann Josef Fürst Khevenhüller-Metsch (seit 1765 „mittlerer“ Obersthofmeister) 1741–1742 1742–1743 1743–1745 1746–1775 1775–1780
Zweite Obersthofmeister Ferdinand Leopold Graf Herberstein (bereits seit 1738 Obersthofmeister Maria Theresias) Franz Anton Graf Starhemberg Johann Josef Graf Khevenhüller-Metsch („Angesetzter Zweiter Obersthofmeister“) Johann Wilhelm Fürst Trautson Franz Philipp Graf Sternberg
1728–1754 1754–1771 1771–1780
Obersthofmeisterinnen Maria Karolina (Charlotte) Gräfin Fuchs (geb. Mollard) Maria Josefa Gräfin Paar (geb. Oettingen-Spielberg) Maria Anna Vasquez de Pino (geb. Kokořovec) Maria Josepha von Bayern (1765–1767)
1765–1767
Obersthofmeister Franz Philipp Graf Sternberg
1765–1766 1766–1767
Obersthofmeisterinnen Johanna Barbara Gräfin Aspremont-Reckheim-Lynden (geb. Nostitz) Maria Josepha Gräfin Khevenhüller (geb. Saint Julien) Maria Ludovica von Spanien (1790–1792)
1790–1792
Obersthofmeister Anton Graf Thurn-Valsassina
1790–1792
Obersthofmeisterin Antonia Fürstin Batthyány (geb. Batthyány) Maria Theresia von Neapel-Sizilien (1792–1807)
1790–1807
Obersthofmeister Anton Gotthard Graf Schaffgotsch
1790–1807
Obersthofmeisterin Antonia Gräfin Wratislaw (geb. Kinsky)
(zusammengestellt von Katrin Keller und Petr Maťa)
3. Die Hofstaaten der Kaiserinnen und der Kaiserin-Witwen
253
Quellenlage und Forschungsstand Weder die Quellen- noch die Literaturlage zum Thema ist zufriedenstellend. Besonders gravierend sind Quellenlücken und Überlieferungsausfälle für die Zeit bis etwa 1630 – die Entwicklung bis zu diesem Zeitpunkt kann, ähnlich wie für den kaiserlichen Hofstaat generell, bislang nur anhand einiger Bruchstücke nachvollzogen werden. Überlieferungen aus der Administration der Hofstaaten selbst fehlen fast völlig, was die Situation für die Hofstaaten der Kaiserin-Witwen zusätzlich problematisch macht, da für sie auch kaum Überlieferung aus der Hofkammer vorhanden ist. Untersuchungen zur Geschichte der Hofstaaten von Kaiserinnen und Kaiserin-Witwen sind deshalb immer auf eine breite Suche von Informationen in einer Vielzahl von Beständen angewiesen, und die Erstellung eines geschlossenen Bildes wird voraussichtlich nie völlig gelingen. Quellen zu den Hofstaaten der Kaiserinnen befinden sich dabei in erster Linie im HHStA in den Beständen Ältere Zeremonialakten und Zeremonialprotokolle. Zu Fragen quantitativer Entwicklung und zur Besoldung, aber auch zur prosopographischen Erschließung des Personalbestandes sind die Hofzahlamtsbücher im HKA eine unverzichtbare Quelle. Einzelne Stücke für die Zeit um 1500 befinden sich im TLA. Außerdem sind Informationen über Zusammensetzung und Funktion der Frauenhofstaaten jedoch auch in den Archiven der Familien bedeutender höfischer Amtsträger zu finden, etwa der Familien Lamberg (OÖLA), Dietrichstein (MZA Brno), Harrach (AVA), Trauttmansdorff (AVA) etc. Edierte Quellen zu den Frauenhofstaaten sind selten (Oberleitner 1860, 229–231, Thiel 1916/30, Tl. 1, Bues 1994, Heinig 2000, Keller 2005, Scheutz–Wührer 2007 und Wührer–Scheutz 2011); manche andere Quelle (Lünig 1719/20, Khevenhüller 1721/22, Khevenhüller 1721–1726, Pribram– Pragenau 1903/04), v. a. Selbstzeugnisse höfischer Amtsträger (Wolf [A.] 1880, Khevenhüller-Metsch 1742–1776/1780, Keller–Catalano 2010), enthält jedoch einzelne interessante Hinweise zu Funktion und Zusammensetzung der Frauenhofstaaten. Die Forschung hat sich für die Hofstaaten der Kaiserinnen lange allenfalls im Kontext einer Gesamtgeschichte des kaiserlichen Hofes interessiert (Sienell 2001b, Duindam 2003, Hengerer 2004c, Kubiska-Scharl–Pölzl 2013, Žolger 1917). Auch einige Studien zu einzelnen Fürstinnen enthalten genauere Informationen über deren Hofstaaten (Bastl–Heiss 1996, Laferl 1997, Weiss (S.) 2004 und 2010, Betz 2008, Unterholzner 2015). Der erste Versuch einer Behandlung der Frauenhofstaaten in längerer zeitlicher Sicht und unter Berücksichtigung neuerer geschlechtergeschichtlicher Fragestellungen ist jedoch erst vor wenigen Jahren unternommen worden (Keller 2005; vgl. auch Keller 2014a sowie Pölzl 2012 und 2013). Vergleichsmöglichkeiten zu anderen europäischen Höfen bieten neuerdings beispielsweise Kägler 2011, Keller 2014b sowie Schleuning 2016.
3. Die Hofstaaten der Thronfolger
3.1. Die Hofstaaten der Thronfolger im 16. und 17. Jahrhundert Von Mark Hengerer Der Begriff „Thronfolger“ lässt an die Vererbung einer kompakten Herrschaft an eine einzelne Person denken. In mehrfacher Hinsicht verhielt es sich bei den österreichischen Habsburgern jedoch anders. Nur ein Teil der Herrschaften waren „Erbländer“: Das Heilige Römische Reich blieb bis zu seinem Ende Wahlmonarchie, Böhmen und Ungarn (jeweils mit starken Einschränkungen) bis 1627 bzw. 1687. Außerdem sah das habsburgische Erbfolgerecht (Kap. II.1) grundsätzlich Erbteilung vor, bis Ferdinand II. 1621/35 die von seinem Vater Karl für Innerösterreich statuierte Primogenitur zum Prinzip für die nachfolgenden Generationen erhob. Folglich waren bis zu diesem Zeitpunkt jeweils mehrere ältere Söhne Thronfolger.
3.1.1. Der gemeinsame Hofstaat und der Primogenitur-Einzelhofstaat Die beiden ältesten (das Kleinkindalter überlebenden) Söhne hatten bis ins 17. Jahrhundert hinein stets einen gemeinsamen Hofstaat (Maximilian [II.] und Ferdinand; Rudolf [II.] und Ernst; Johann Karl und Ferdinand [III.]). Der Altersabstand betrug in diesen drei Generationen maximal drei Jahre. Ferdinand III. hingegen gab seinen beiden älteren überlebenden Söhnen Ferdinand (IV.) und Leopold (I.) je einen eigenen Hofstaat. Als Grund kommt der Altersabstand von fast sieben Jahren in Betracht, aber auch der Umstand, dass Ferdinand der erste Knabe war, der bereits als Kind PrimogeniturThronfolger war. Außerdem wurde sein Einzelhofstaat erst sehr spät eingerichtet – bis zum dreizehnten Lebensjahr teilte Ferdinand (IV.) einen Hofstaat mit seiner nur um zwei Jahre jüngeren Schwester Maria Anna.
3.1.2. Entwicklungsphasen Säuglinge und Kleinkinder verfügten noch über keinen eigenen Hofstaat, sondern lebten im Hofstaat der Mutter bzw. einer Ersatzperson, in dem die sog. Aya als Erzieherin mit weitgehend weiblichem Hilfspersonal wie Ammen, Leibwäscherinnen und Köchinnen für die Versorgung und frühe Ausbildung einzelner oder auch mehrerer Kinder gleichzeitig verantwortlich war. Die meisten Ayas, die diesen „Kindskammern“ als Hof-
3. Die Hofstaaten der Thronfolger 255
meisterinnen vorstanden, waren Witwen, deren Ehemänner geachtete Funktionsträger gewesen waren. Einen von einem Obersthofmeister (Ayo) geleiteten eigenen bzw. gemeinsamen Hofstaat, dem nun bis auf wenige Ausnahmen kein weibliches Kammerpersonal mehr angehörte, erhielten die älteren Söhne je nach Geschwisterkonstellation und weiteren Umständen im Alter von etwa sechs bis zwölf Jahren. Diese Hofstaaten waren dennoch logistisch vom Hofstaat der Eltern bzw. vom Gesamthofstaat abhängig. Idealtypisch lassen sich als Phasen bzw. Zäsuren der Entwicklung dieser Thronfolgerhofstaaten identifizieren: 1. die Phase, in der Edelknaben im Wechsel verschiedene Ehrendienste (Kammer, Schenk, Truchsess, Geleit) übernahmen; 2. der Zeitpunkt der individuellen Zuordnung verschiedener Ehrenämter an Höflinge; 3. der Zeitpunkt der Zuweisung eines Kammerstabes; 4. die Phase stärkeren Wachstums des Hofstaates mit Angliederung weiterer Amtsbereiche – diese Phase konnte ab einem gewissen Alter die Übernahme der Regierung in Kleinterritorien einschließen: Ferdinand II. beispielsweise übertrug 1625 dem Thronfolger Erzherzog Ferdinand (* 1608) das Herzogtum Oppeln-Ratibor und die Grafschaft Glatz gewissermaßen zur Einübung (Münzprägung, Kanzlei), gleichzeitig aber mit der Absicht, die katholischen Stimmen im schlesischen Fürstentag zu vermehren; 5. entfalteter Hofstaat in Erwartung der Übernahme der Regierung. Auf die Kindskammer bzw. den „Pflegehofstaat“ des Säuglings- und Kleinkindalters folgten also im Rahmen des Thronfolgerhofstaats eine Sozialisationsphase (1–3), eine Regentschaftvorbereitungsphase (4) sowie eine Bereitschaftsphase (5).
3.1.3. Kosten und Personalstand Im Hofstaat von Maximilian (II.) und Ferdinand (von Tirol) übernahmen die Edelknaben zunächst die verschiedenen Ehrenämter. 1538 verfügten sie gemeinsam über zwölf Edelknaben, von welchen vier dem Kämmerer, vier dem Stabelmeister und vier dem Stallmeister unterstanden, wie aus der Instruktion für den Hofstaat der beiden Erzherzöge vom 13. Oktober 1538 hervorgeht (Druck: Wührer–Scheutz 2011, 451–466). Zwischen 1539 und 1543 wurden die Ämter bei der Tafel und in der Kammer einzelnen Adeligen zugewiesen, und die Zahl der Edelknaben wurde dementsprechend verringert. Maximilian erhielt im Hinblick auf das künftige Königtum 1544 einen eigenen Hofstaat mit fünf Kämmerern, fünf Mundschenken, fünf Fürschneidern, vier Panathiers, 16 Edelknaben, Falkenmeister, Hartschier- und Trabantenwache und mehreren Dienern von Adel ohne Amt nebst weiterem Personal; dieser Hofstaat entwickelte sich kontinuierlich zum königlichen und kaiserlichen Hofstaat. Ferdinands I. dritter Sohn Karl (* 1540) hatte um 1548 einen eigenen Hofstaat, der neben Obersthofmeister und Präzeptor bereits einen Kämmerer, einen Stabelmeister, zwei Schenken, einen Fürschneider, zwei Truchsessen, einen Silberkämmerer, einen Stallmeisteramtsverwalter, sechs Edelknaben und subalternes Personal umfasste. Spätestens 1554 hatte er zudem einen Oberstkämmerer, drei Kämmerer und Kammerdiener, zusätzliche Truchsessen, einen Stallmeister und weiteres Personal. 1562 werden neben anderen bereits fünf Mundschenken und sieben Truchsessen genannt. Trotz allmählichen Wachstums war die Personalfluktuation der Thronfolgerhofstaaten noch vergleichsweise gering. Rudolf II. und Erzherzog Ernst hatten zwischen 1561 und 1576 etwa 15 verschiedene Kämmerer. Obersthofmeister des gemeinsamen Thronfolgerhofstaates war Adam von
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III. Der Hof
Dietrichstein, der dieses Amt auch während des Spanienaufenthalts der beiden Erzherzöge innehatte. Ihre Tafelämter (Mundschenk, Panathier, Truchsess) wurden anfänglich von Edelknaben versehen und erst später individuell zugeordnet. Insgesamt dienten bei ihnen in den Tafelämtern zwischen 1561 und 1571 bei etwas stärkerer Fluktuation etwa 30 Personen. Die allmähliche Entwicklung der Thronfolgerhofstaaten spiegelt sich in steigenden Kosten wider. Beispielsweise schlug der gemeinsame Hofstaat von Erzherzog Ferdinand Franz (* 1633) und seiner Schwester Maria Anna (* 1634) im Hofzahlamtsbuch für 1641 mit 4.369 fl. und in jenem für 1642 mit 3.842 fl. zu Buche; 1646 wurde der gemeinsame Hofstaat getrennt und Ferdinand (IV.) erhielt einen eigenen Hofstaat. 1647 verfügte sein Obersthofmeister über ein Kammerdeputat von jährlich 3.500 fl. Im Hofzahlamtsbuch für 1649 wurden für Kammer und Hofstaatsbesoldung des Thronfolgers 7.460 fl. eingestellt. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde die Kinder-Hofhaltung wieder aufwendiger. Sein Nachrücken in die Thronfolgerposition zeigen die Kosten für den Hofstaat Leopolds (I.) (* 1640). Für den Frauenpflegehofstaat des Säuglings wurden 1641 1.722 fl. und 1642 1.275 fl. verrechnet. Für seinen Sozialisationshofstaat der Phase 3 hingegen wurden zwischen 1651 und 1653 jährlich rund 13.000 fl. verbucht, im Jahr des Todes seines älteren Bruders (1654) bereits 17.996 fl., im Jahr 1655, in dem er zum ungarischen König gekrönt wurde, 21.817 fl. Der Kaiser ordnete dem nachgerückten Thronfolger einige Kämmerer des verstorbenen Thronfolgers zu. Für Hofstaats- und Kammerausgaben des nächsten lebenden Kaisersohnes Karl Joseph (* 1649) wurden 1651 rund 4.500 fl. und 1653 5.770 fl. verrechnet.
3.1.4. Politische Bedeutung Alle Thronfolgerhofstaaten nahmen in Kammer- bzw. Hoftafelämter Adelige aus verschiedenen habsburgischen und nahestehenden Herrschaftsbereichen auf. Die Thronfolgerhofstaaten erfüllten so neben der Vermittlung von Sprach- und Interaktionskompetenz die Funktion der Integration führender Adelskreise. Vielfach entwickelten Thronfolger zudem ein enges Vertrauensverhältnis zu einigen Höflingen ihrer Jugendzeit, wobei die Kämmerer herausragen. Dieses Verhältnis wurde später regelmäßig zur Basis für die Erlangung hoher und führender Ämter in der Zeit der Regierung ihres ehemaligen Schützlings. So konnten auch Obersthofmeister noch junger Thronfolger Führungspersonen der nächsten Generation bei Hof werden und diese Position bis weit in das Erwachsenenalter eines Thronfolgers (Regenten) behaupten. Erst später rückten Höflinge, die etwa gleichaltrig zum Thronfolger waren, als Berater und Funktionsträger nach. Dies gilt umso mehr, als alle Thronfolgerhofstaaten der Phase 5 bereits politische Probleme zu bewältigen hatten. Der Hofstaat des auf die eigene Regierung wartenden Thronfolgers wurde als politisches Subjekt bzw. Objekt konzipiert, in welchem der Thronfolger, beeinflusst von seinen Höflingen, politische Präferenzen für seine zukünftige Regentschaft auszubilden vermochte. Der Thronfolgerhofstaat Maximilians (II.) etwa war stark österreichisch-böhmisch und protestantisch geprägt; der junge Rudolf (II.) hatte demgegenüber mehr katholische Höflinge aus Spanien bzw. spanischem Einflussgebiet. Spanien versuchte später auch, den sorgfältig ausbalancierten Hofstaat Ferdinands (III.) nach der
3. Die Hofstaaten der Thronfolger 257
Hochzeit mit der spanischen Infantin Maria Anna (1631) zum Instrument spanischer Militärpolitik zu machen. Der Hofstaat des Thronfolgers Joseph (I.) wiederum versammelte etliche Staatsreformpolitiker.
3.1.5. Grundzüge der Instruktionsentwicklung Der an der Spitze des Kinder- bzw. Thronfolgerhofstaats stehende (Oberst-)Hofmeister erhielt Instruktion und Weisungen vom Kaiser bzw. vom regierenden Erzherzog. Die Hauptfunktion des Thronfolgerhofstaats, die Sozialisation in einem stark geschützten und abgeschirmten Raum, zeigt bereits die Instruktion für den Hofstaat der Kinder Ferdinands I. vom 1. November 1529 (Druck: Wührer–Scheutz 2011, 367–374). Der Obersthofmeister musste dafür sorgen, dass kein Unbekannter zu den Kindern gelangte. Den Knaben und Mädchen (die Instruktion galt dem Gesamthofstaat der in Innsbruck weilenden Kinder: Elisabeth, Maximilian, Anna und Ferdinand) war festes Sozialisationspersonal zugeordnet. Die Instruktion von 1538 für den gemeinsamen Hofstaat Maximilians (II.) (* 1527) und Ferdinands (* 1529) übertrug dem Oberstkämmerer die Pflicht, selbst Tag und Nacht bei den beiden Erzherzögen zu sein. Er sollte sie zur Achtung Gottes, der Eltern, geschwisterlicher Liebe und brüderlicher ainigkeit erziehen. Er hatte in der erzherzoglichen Kammer zu übernachten und standesgemäße Konversation zu lehren. Edelknaben und Kammerdiener übernahmen das Ankleiden. Nach dem Aufstehen hörten die Thronfolger die Messe, erhielten die Frühsuppe, hatten anderthalb Stunden Unterricht und eine Stunde Exercitium. Es folgten das Frühmahl und um ein Uhr nachmittags anderthalb Stunden Unterricht. Danach gab es Obst, um 16 Uhr das Nachtmahl, um 19 Uhr auf Wunsch weitere Nahrung. Wie bereits erwähnt, hatten zwölf Edelknaben turnusmäßig Dienst, wobei jene vier, die in der Kammer dienten, mit den Erzherzögen nur Latein, Tschechisch oder andere Fremdsprachen sprechen durften. Die weitere Instruktionsentwicklung lässt sich hier nicht lückenlos verfolgen. Festzuhalten aber ist, dass die Instruktion für den Obersthofmeister des ersten von klein auf als Primogenitur-Erbfolger erzogenen Kaisersohnes (Ferdinand IV., * 1633) Elemente der Instruktion für den Obersthofmeister von 1538 aufnimmt. Die Instruktion unterrichtet im Detail über die Abschirmung des Thronfolgers und seine Vorbereitung auf wichtige Aspekte der Regentschaft, vor allem in den Bereichen Lebensführung, Religion, Ausbildung, Kommunikation und Zeremoniell (Instruktion Ferdinands III. für den Obersthofmeister seines ältesten Sohnes, Johann Weikhard Graf Auersperg, November 1644). Nachdem der Kaiser dem Thronfolger Kämmerer zugeordnet hatte, erließ er eine Neufassung (Januar 1645), die den Dienst der Kämmerer und den Zugang zum Erzherzog mitsamt der Vorzimmerordnung regelte. Die späteren Instruktionen für die Obersthofmeister der jüngeren Brüder dieses Thronfolgers (des Erzherzogs Leopold 1650–1652 und des Erzherzogs Karl Joseph 1659) folgen der Fassung vom Januar 1645.
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III. Der Hof
3.2. Die Hofstaaten der Thronfolger im 18. Jahrhundert Von János Kalmár 3.2.1. Obersthofmeister Zentralfigur des vom Hofstaat des Kaisers abhängigen Hofstaats des Thronfolgers war der stets aus adeliger Familie stammende Ayo, der die Verantwortung für die Erziehung der kaiserlichen Kinder trug und zugleich ihr Hofmeister war. Der Ayo war der Oberaufseher über den Haushalt, regelte die Lebensweise des Prinzen und das Zeremoniell. Er unterrichtete zwar die Kinder nicht selbst, trug aber die Gesamtverantwortung für Ausbildung und Erziehung, etwa durch Gestaltung des Stundenplanes. Die kaiserlichen Kinder – die „junge Herrschaft“ – hatten einen gemeinsamen Ayo, die Prinzessinnen (und die kleinen Prinzen so lange sie in der Kindskammer lebten) eine Aya. Die Thronfolger erhielten gleichzeitig mit einem eigenen Hofstaat einen eigenen Ayo, der natürlich das volle Vertrauen des regierenden Herrscherpaares genießen musste. Nur erfahrene und gebildete Leute kamen für diesen Posten in Frage, ihr Einfluss auf die Thronfolger war nicht selten so bestimmend, dass sie diesen auch nach der Thronbesteigung ihrer Schützlinge behielten und mit der bei Hof zentralen Funktion des kaiserlichen Obersthofmeisters ausgezeichnet wurden, so Johann Ferdinand Graf Portia, Ayo Leopolds (I.), Karl Theodor Otto Fürst Salm, Ayo Josephs (I.), oder Anton Florian Fürst Liechtenstein, Ayo Karls (VI.). Da Maria Theresia erst mit ihrem 18. Lebensjahr (1735) einen eigenen Hofstaat unter der Leitung des bereits 1733 ernannten Obersthofmeisters Franz Anton Graf Starhemberg erhielt, spielten die Ayas eine hervorgehobene Rolle für die Entwicklung der Erzherzogin: Anna Dorothea Gräfin Thurn-Valsassina (1717–1724), Anna Isabella von Stubenberg (1724–1728) und Maria Karolina („Charlotte“) Gräfin Fuchs (1728–1735). Gräfin Fuchs, eine Tochter des Hofkammervizepräsidenten Ferdinand Ernst Graf Mollard, war zuvor bereits Hofdame der Erzherzogin Maria Anna, einer Schwester Karls VI., gewesen. Kaiserin Elisabeth Christine bestellte die verwitwete Gräfin 1728 zur gemeinsamen Aya ihrer drei Töchter: Maria Theresia, Maria Anna und Maria Amalia. Sie war nicht nur Maria Theresias Erzieherin, sondern auch zeitlebens ihre engste Vertraute. Erzieher des in Wien aufgewachsenen späteren Kaisers Franz I. waren der kaiserliche Oberstkämmerer Johann Kaspar Graf Cobenzl und Wilhelm Reinhard Freiherr von Neipperg. Joseph (II.) erhielt als Ayo, nachdem der zuerst in Aussicht genommene Oberststallmeister Johann Josef Graf Khevenhüller den Posten abgelehnt hatte, den Feldmarschall Karl Josef Graf Batthyány, einen bewährten Soldaten und Diplomaten. Da Batthyány ab 1752 auch der Ayo der jüngeren Brüder Josephs wurde, wurde im selben Jahr die bereits im Thronfolgerhofstaat Josephs I. nachweisbare Position eines Vize-Ayo wieder eingeführt und den jüngeren Erzherzögen erst nach einigen Jahren ein eigener Obersthofmeister zugestanden. Vize-Ayo Erzherzog Leopolds (des späteren Großherzogs von Toskana, als Kaiser Leopold II.) wurde der kränkliche Graf Johann Philipp Joseph Graf Künigl. Als dieser 1760 Leopolds Ayo wurde, wurde ihm General Franz Graf Thurn-Valsassina, ein Vertrauter Herzog Alberts von Sachsen-Teschen, als neuer Vize-Ayo zur Seite gestellt, der nun das Amt der Erziehers und Hofmeisters de facto versah.
3. Die Hofstaaten der Thronfolger 259
Erzieher des späteren Kaisers Franz II./I. am großherzoglichen Hof zu Florenz war Franz de Paula Karl Graf Colloredo-Wallsee; auch er wurde von Maria Theresia ausgewählt und war nicht nur Ayo von Franz, sondern auch für die Erziehung der jüngeren Erzherzöge in Florenz zuständig. Er blieb Zeit seines Lebens engster Vertrauter seines Schützlings und bekleidete ab 1792 das einflussreiche Amt eines Kabinettsministers.
3.2.2. Kosten und Personalstand Der Hofstaat des Erzherzog-Thronfolgers unter Leitung des Ayo war, gemessen am kaiserlichen Hofstaat, natürlich bescheiden. 1690, kurz vor der römischen Königswahl des damals zwölfjährigen Josephs (I.) (seit 1687 immerhin König von Ungarn), bestand sein Hofstaat aus 49 Personen. Dennoch benötigte Joseph 1698, dem Jahr vor der Verehelichung mit Amalie Wilhelmine von Braunschweig-Lüneburg, rund 80.000 fl. für die Hofhaltung; nach der Hochzeit wurden dem jungen Paar 400.000 fl. für ihren Hofstaat bewilligt. Der spätere Kaiser Karl VI. erhielt als Neunjähriger einen eigenen Hofstaat, der außer dem Ayo aus vier (seit 1700 sieben) Kammerdienern, einem Kammer- und einem Saaltürhüter, einem Perückenmacher, einem Kammerheizer, einem Silberdiener, einem Koch, einem Unterkoch, einem Pferdediener, zwei Kammertrabanten, sechs Edelknaben und ihrem Hofmeister, einem Edelknabenpräzeptor, einem Sattelknecht, einem Büchsenspanner, einem Edelknabentafeldecker, vier (später sechs) Leiblakaien und einer Wäscherin bestand, wozu später noch zwei Läufer und zwei Edelknabendiener kamen. Die Hauptaufgabe dieser Hofhaltung war die Befriedigung der elementaren Bedürfnisse: Wohnung, Nahrung und Kleidung. 1701 betrugen die Kosten dieses Hofstaates etwa 11.600 fl., ein Zehntel des Aufwands für den kaiserlichen Hofstaat der 1680er Jahre. Eine Änderung trat hier erst durch die große Kinderschar Maria Theresias ein: 1752 waren bereits 96 Bedienstete für die Versorgung der Kinder nötig; 1765 zählten zu den Kinderhofstaaten nicht weniger als 483 Personen. Der spätere Joseph II. (* 1741) erhielt zwischen 1747 und 1749 einen eigenen „Männerhofstaat“, der aus einem Obersthofmeister bzw. Ayo, fünf adeligen Kammerherren, vier Kammerdienern, zwei Kammertürhütern, zwei Kammerheizern, drei Kammertrabanten, einem Sommelier und Silberdiener, einem Friseur und einem Garderobier bestand. Außerdem gehörten zu seinem 22 Personen umfassenden Hofstaat noch ein Beichtvater und ein Instruktor. Der dienstversehende Kammerherr half dem Thronfolger bei seiner Toilette, begleitete ihn zur Messe und bediente ihn beim Mittag- und Abendessen. Die Kammerdiener sorgten dafür, dass er morgens und abends die Hände und den Mund und einmal wöchentlich die Füße wusch. Sie kämmten ihn und machten sein Bett. Die Zähne des Thronfolgers wurden zweimal pro Woche vom Zahnarzt geputzt. Die Beichtväter der Thronfolger waren im 18. Jahrhundert allesamt Jesuiten. In einigen Fällen (regelmäßig bei den kleinen Erzherzoginnen) waren sie nicht nur für das Seelenheil zuständig, sondern unterrichteten außerdem verschiedene Fächer, vor allem Latein und Religion. So waren beispielsweise zwischen 1723 und 1735 die Beichtväter Erzherzogin Maria Theresias die Jesuiten Franz Xaver Vogl, Franz Brean und Ignaz Kampmüller. Ein weiterer Jesuitenpater, Johann Franz Keller, gab ihr bis 1730 Latein- und Geschichteunterricht.
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III. Der Hof
Zum Hofstaat des Thronfolgers gehörten auch seine weltlichen Lehrer im engeren Sinne. Maria Theresias Geschichte- und Geographielehrer wurde der Hofbibliothekar Gottfried Philipp Spannagel, der umfangreiche Biographien Josephs I. und Karls VI. verfasste. Ihre Musiklehrer waren Vizehofkapellmeister Antonio Caldara und der Komponist Georg Christoph Wagenseil. Italienisch lernte sie vom Hofpoeten Claudio Pasquini aus Siena, Französisch und Spanisch von Johann Franz Chièvre. Tanzunterricht gab Simon Pietro Lavassori della Motta. Beichtvater Josephs (II.) war von 1747 bis 1765 P. Ignaz Anton Höller. Für den zehnjährigen Kronprinzen bestimmten seine Eltern 1751 den Staatsreferendar Johann Christoph Freiherrn von Bartenstein zum Studienleiter. Für die Erziehung des Thronfolgers erarbeitete Bartenstein einen ausführlichen Unterrichtsplan; als pädagogische Neuerung, mit der er Eifer und Fleiß Josephs anspornen wollte, schlug er vor, den Erzherzog gemeinsam mit einigen Zöglingen der 1746 gegründeten Theresianischen Ritterakademie zu unterrichten. Für die Unterweisung in Geschichte und Staatsrecht verwendete Bartenstein sogar Quellenmaterial aus dem Geheimen Hausarchiv. Natur- und Völkerrecht erscheinen im Kronprinzenunterricht Josephs erstmals als neue Fächer. Ab dem Jahr 1760 scheinen in den Hofstaatsverzeichnissen für Joseph keine Lehrer mehr auf, dafür kamen eigene Oberstkämmerer- und Obersthofmarschallstäbe (1764) hinzu. Nach der Einrichtung einer Leibgarde umfasse der Hofstaat Josephs II. beim Ableben seines Vaters (1765) bereits 273 Personen. Obersthofmeister von Thronfolgerhofstaaten Die folgende Zusammenstellung der Obersthofmeister beansprucht in Anbetracht des Forschungsstandes keine Vollständigkeit (insbes. für die Zeit vor Ferdinand III. liegen häufig nur Informationen für einzelne Jahre vor). Wurden Obersthofmeister eines Thronfolgerhofstaats in den kaiserlichen Hofstaat übernommen, so wurde das Ende ihrer Tätigkeit erst mit dem (endgültigen) Ausscheiden angegeben.
Thronfolger Ferdinands I. 1529–(1545) 1547–1551
„Kinderhofstaat“ in Innsbruck Veit Frhr. (Graf ) von Thurn Joseph von Lamberg
1538–(1542) (1543)
Maximilian (II.) und Ferdinand (von Tirol) Zdislav Berka von Duba Johann Gaudenz Frhr. von Madruzzo (1538–1542 Oberstkämmerer der Erzherzöge)
1544 (1546) (1547)–1551 1551–(1562) 1563–1566
Maximilian (II.) Don Pedro Laso de Castilla Friedrich Graf Fürstenberg Don Pedro Laso de Castilla Christoph Frhr. von Eitzing Leonhard Frhr. von Harrach
1544–1553
Ferdinand (von Tirol) Luis de Tovar (gleichzeitig Oberstkämmerer)
3. Die Hofstaaten der Thronfolger 261
1553–1568
Franz Graf Thurn-Valsassina
1550–1554 seit 1554 (1562)–1572
Karl (von Innerösterreich) Leonhard Frhr. von Harrach Georg Mäminger zu Kirchberg Kaspar Frhr. zu Herberstein Thronfolger Maximilians II.
1561–1590
Rudolf (II.) und Ernst Adam von Dietrichstein Frhr. zu Hollenburg, Finkenstein und Talberg (ab 1576 alleiniger Obersthofmeister Rudolfs II.) Thronfolger Karls von Innerösterreich
Ferdinand (II.) 1585/86–(1588) Jakob Adam Frhr. von Attems 1589–1615 Johann Balthasar Frhr. von Schrattenbach Hans Ulrich Frhr. (Fürst) von Eggenberg 1615–1624 Thronfolger Ferdinands II. 1615–1619
Johann Karl und Ferdinand (III.) Christoph Simon Frhr. von Thun
1619–1635 1635–1650
Ferdinand (III.) Christoph Simon Frhr. (Graf ) von Thun Maximilian Graf Trauttmansdorff Thronfolger Ferdinands III.
1644/45–1654
Ferdinand Franz (Ferdinand IV.) Johann Weikhard Graf (Fürst) Auersperg
1650–1651 1651–1652 1652–1665
Leopold Ignaz (Leopold I.) Johann Maximilian Graf Lamberg Marquard Graf Fugger Johann Ferdinand Graf (Fürst) Portia Thronfolger Leopolds I.
1685–1709
Joseph (I.) Karl Theodor Otto Fürst Salm
1694–1721
Karl (VI.) Anton Florian Fürst Liechtenstein Thronfolgerin Karls VI.
1733–1738 1738–1742
Maria Theresia Franz Anton Graf Starhemberg Ferdinand Leopold Graf Herberstein
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III. Der Hof
Thronfolger Maria Theresias 1748–1764 1764–1765
Joseph (II.) Karl Josef Graf Batthyány (bis 1760 Ayo, dann Obersthofmeister, 1752 bis 1760 nominell auch für die beiden jüngeren Erzherzöge zuständig) Anton Graf Salm-Reifferscheidt
Karl Joseph (gest. 1761) und Peter Leopold (Leopold II.) 1752–1765 Johann Philipp Joseph Graf Künigl (bis 1760 Vize-Ayo, dann Ayo/ Hofmeister, 1764 Obersthofmeister) (1761)–1765 Franz Graf Thurn-Valsassina (Vize-Ayo) Thronfolger Leopolds II. 1774–1792
Franz (II./I.) Franz de Paula Karl Graf Colloredo-Wallsee
(zusammengestellt von Mark Hengerer und Petr Maťa)
Quellenlage und Forschungsstand Die einschlägigen Hofstaatsverzeichnisse finden sich im HHStA, Obersthofmeisteramt, Sonderreihe (Maximilian II., Erzherzog Ferdinand von Tirol, Erzherzog Karl von Innerösterreich, Erzherzog Johann; Rudolf II., Ernst, Albrecht, Matthias; Ferdinand von Innerösterreich und Geschwister, darunter Erzherzog Leopold V. von Tirol). Für das 16. Jahrhundert bietet ÖZV I/2, 237f., einen Überblick über die vorhandenen Hofstaatsverzeichnisse der Hofstaaten der Erzherzöge. Auch Hofstaatslisten von Erzherzoginnen sind enthalten. Die Hofstaatslisten der Thronfolger befinden sich oft hinter den Höflingslisten der regierenden Väter. Für das 18. Jahrhundert sind außerdem die Familienakten der Habsburgisch-Lothringischen Familienarchive heranzuziehen. Hofstaatsverzeichnisse sind auch außerhalb des HHStA erhalten (u. a. Archiv der Universität Wien; ÖNB; Familienarchive von Höflingen, z. B. FA Harrach [AVA]). Zu berücksichtigen sind zudem die Hofzahlamtsbücher im HKA und einschlägige Korrespondenzen in den FA Portia (KLA) und Trauttmansdorff (AVA). Über den erzherzoglichen Hofstaat Josephs (II.) informieren ausführlich die Tagebücher des Obersthofmeisters Khevenhüller (KhevenhüllerMetsch 1742–1776/1780, Bde. 2 und 3). Zu den Instruktionen der Obersthofmeister Wührer–Scheutz 2011. Bei Menčík 1899 finden sich neben den Instruktionen für Christoph von Eitzing und Adam von Dietrichstein sowie zwei „Edelknabenordnungen“ auch etliche Amtsträgerlisten, die jedoch wegen zahlreicher Fehler nur mit Vorsicht zu benützen sind. Als exemplarisch ist hingegen die Bearbeitung der Hofstaatsverzeichnisse Rudolfs II. durch Hausenblasová 2002 zu bezeichnen, die zwar erst mit 1576 einsetzt, aber dennoch wichtige Informationen zum gemeinsamen Hofstaat der Brüder Rudolf und Ernst beinhaltet, v. a. Hinweise zu den bis dato noch nicht edierten Hofstaatsverzeichnissen des gemeinsamen Thronfolgerhofstaats (S. 40–43). Eine Namensliste des Hofstaats von Maximilian (II.) aus dem Jahr 1546 ist bei Oberleitner 1860, 230, wiedergegeben.
3. Die Hofstaaten der Thronfolger 263
Den Forschungsstand zu den Hofstaatsverzeichnissen erschließt Noflatscher 2004a, wobei die (Teil-)Editionen Thiel 1916/30, Tl. 1, und ÖZV I/2 zu ergänzen wären. An neueren Arbeiten sind v. a. Kubiska-Scharl–Pölzl 2013 und 2018 zu erwähnen. Die für die Sozialisation wichtigen Edelknaben sind, da unbesoldet, im Untersuchungszeitraum nicht vollständig ermittelbar, Spurenlese ist aber möglich (z. B. Abfindungszahlungen in den Hofzahlamtsbüchern). Ihr Dienst ist anhand der Instruktionen für Präzeptoren und Oberststallmeister sowie die Edelknaben selbst zu ermitteln, die zunächst in den das Oberststallmeisteramt betreffenden Akten zu finden sind. Instruktionen für den Edelknabenhofmeister und die Edelknaben selbst sind bei Menčík 1899, Scheutz–Wührer 2007 und Wührer–Scheutz 2011 ediert. Hübl 1912 bietet neben (Teil-)Editionen von Instruktionen auch eine Zusammenfassung der Entwicklung der Edelknaben am frühneuzeitlichen Wiener Hof mit reichem Namensmaterial. Eine übergreifende Untersuchung zu Thronfolgerhofstaaten ist ein Desiderat der Forschung. Praktisch das gesamte Schrifttum zu Erziehung, Biographie und Prosopographie sowie zum Hof der Habsburger gibt für sich genommen wertvolle, aber bezüglich der Thronfolgerhofstaaten nur vereinzelte Hinweise. Erwähnenswert in Bezug auf die personelle Ausstattung der Kindskammern, den Unterricht und die Instruktionen für die Obersthofmeister der Thronfolger ist Weiss (S.) 2008; dort auch Darstellungen der Kindheit Ferdinands II., Maria Theresias und Josephs II. mit zahlreichen Verweisen auf Quellen. Ebenso finden sich bei Auer–Rauch–Sandbichler–Seidl 2007 allgemeine Untersuchungen zum Thema Kindheit im Hause Habsburg. Über den Kammerzutritt und das Audienzwesen der Thronfolger informiert Hengerer 2004c. Dem Thronfolger Maximilian (II.) ist die ältere Studie Holtzmann 1903 gewidmet. Zu den spanischen Obersthofmeistern Laso de Castilla und Tovar der Thronfolgerhofstaaten Maximilians (II.) und Ferdinands (von Tirol) ausführlich Laferl 1997. Für den Hofstaat Ferdinands (von Tirol) während seiner Statthalterschaft in Böhmen sollten neben Hirn 1885/88 auch Vorel 2005a und Bůžek 2009 herangezogen werden. Die biographische Arbeit Edelmayer 1992 über Adam von Dietrichstein beleuchtet exemplarisch das Leben des Hofmeisters eines gemeinsamen Hofstaats zweier Erzherzöge (Rudolf [II.] und Ernst) im 16. Jahrhundert. Khevenhüller 1721–1726, Bd. 2, widmet sich ausführlich der Zeit nach der Errichtung des Thronfolgerhofstaats Ferdinands (II.), ebenso wie Hurter 1850–1864, Bd. 2. Für den Hofstaat der „jungen Herrschaft“ zur Zeit Leopolds I. ist Sienell 2001b mit Gewinn zu lesen. Zu vergleichen sind schließlich auch allgemeine Arbeiten über den kaiserlichen Hofstaat wie etwa Žolger 1917, Ehalt 1980 oder Duindam 2003. Eine knappe Einführung in die Thronfolgerhofstaaten des 18. Jahrhunderts mit Namenslisten findet sich bei Kubiska-Scharl–Pölzl 2013. Über den Umfang der Hofstaaten im 18. Jahrhundert unterrichtet auch Mikoletzky (H.) 1956. Sporadische Informationen zu den Thronfolgerhofstaaten finden sich in den Biographien der einzelnen Herrscher: zu Maria Theresia Arneth (A.) 1863–1879, Bde. 1 und 4; zu Joseph II. Beales 1987/2009, Bd. 1; zu Leopold II. Wandruszka 1963/65, Bd. 1; zu Franz II./I. Wolfsgruber 1899 und Langsam 1949. Die jüngst erschienen biographischen Arbeiten zu Maria Theresia beleuchten nicht nur ihre Jugend und Erziehung, sondern auch Auswahl und Aufgaben der Hofmeister und Lehrer ihrer Kinder (exemplarisch: Stollberg-Rilinger 2017). Ebenso bergen biographische Arbeiten zu einzelnen Erziehern und Obersthofmeistern wertvolles Material. Siehe u. a. zu Spannagl, dem Lehrer Maria Theresias, Tschol 1961; zum Obersthofmeister der Söhne Maria Theresias, Batthyány, Binder (S.) 1977 und Batthyány-Strattmann 1980; zu Bartenstein Hrazky 1958
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III. Der Hof
und Högl 1959. Der „Kronprinzenunterricht“ Josephs (II.) wird außerdem bei Benna 1967 erörtert. Teile der Vorträge, die im Rahmen dieses Unterrichts gehalten wurden, sind u. a. bei Conrad 1964 und Hartl–Busch–Reisinger 2013 ediert. Die Erziehung aller Kinder Maria Theresias beleuchtet die Dissertation Wachter 1968.
3. Die Hofstaaten der Thronfolger 265
IV. Der Kaiser und das Reich
1. Der Kaiser Von Axel Gotthard
1.1. Wie wird man Reichsoberhaupt? Das Reichsoberhaupt wurde von den Kurfürsten auf Lebenszeit gewählt. Dem Papst, der zum letzten Mal 1530 einen Kaiser gekrönt hatte, wurde die kurfürstliche Wahlentscheidung fortan nur noch zur Kenntnis gebracht, das neuzeitliche Kaisertum bedurfte keiner päpstlichen Krönung mehr. Der mittelalterliche Dreischritt (Wahl in Frankfurt, Königskrönung in Aachen, Kaiserkrönung in Rom) schrumpfte auf nur einen maßgeblichen Akt ein, die Wahl in Frankfurt, der die immerhin noch pompös inszenierte Krönung angehängt wurde. Die Goldene Bulle von 1356 verbürgte den Kurfürsten, neben anderen Vorrechten, ihr exklusives Königswahlrecht, bezeichnenderweise wurden sie seit dem ausgehenden 13. Jahrhundert dann auch als „Kurfürsten“ (als das Reichsoberhaupt „kürende“ Fürsten) und, vorerst freilich noch sporadisch, als collegium apostrophiert. Es war kein abrupter verfassungsgeschichtlicher Neubeginn, das Wahlrecht hatte sich, ohne dass Warum und Wie unstrittig geklärt wären, in den vorangehenden eineinhalb Jahrhunderten auf diese kleine Gruppe von Reichsfürsten eingeengt – in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts verblasste das Konsensrecht der Fürsten bei der Bestellung der Reichsspitze, das im 13. Jahrhundert wurzelnde kurfürstliche Vorstimmrecht wurde zum ständisch exklusiven Wahlrecht, was die Goldene Bulle normativ festsetzte und durch ihre Vorschriften zum fürstenfreien Wahlkonklave sinnfällig machte. Erst bei den Wahlen des 15. Jahrhunderts einigermaßen genau beachtet, wird man die Goldene Bulle dann in der Neuzeit als ältestes der „Reichsgrundgesetze“ rühmen, dabei mehr verklären als strikt einhalten. Übrigens werden die Kurfürsten auch, trotz des 1356 verankerten, damals durchaus avantgardistischen Mehrheitsprinzips, noch bei den neuzeitlichen Wahlen stets Einhelligkeit suchen – sogar 1619, als selbst der nachmalige „Winterkönig“, Friedrich von der Pfalz, mangels Alternative und angesichts des kollegialen Konsensdrucks dem habsburgischen Kandidaten Ferdinand [II.] seine Stimme gibt. Auch wenn sich zumal in den beiden letzten Dritteln des 17. Jahrhunderts manche Reichsfürsten daran reiben werden: Das Reichsoberhaupt zu wählen, war und blieb nun definitiv Sache lediglich der Kurfürsten. Und so formulierten denn auch lediglich sie die Wahlkapitulationen, erstmals 1519; das kritisierten in der zweiten Hälfte der Frühen Neuzeit ebenfalls manche andere Reichsstände, indes vergeblich. Durch vielsagendes Stillschweigen bestätigte die Goldene Bulle, was Kernaussage einer Erklärung der 1338 in Rhens versammelten Kurfürsten gewesen war, dass nämlich der von ihnen mehrheitlich
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IV. Der Kaiser und das Reich
zum König Gewählte keiner päpstlichen Approbation mehr bedürfe; sukzessive wird sich bis 1562 auch das Kaisertum von der Kurie emanzipieren, die Goldene Bulle wird zum Kaiserwahlgesetz. Die Kurfürsten firmieren in den Akten häufig als „Säulen des Reiches“. Diese Säulen oder grundvesten des Reichsbaus waren im ausgehenden Mittelalter und im ersten neuzeitlichen Jahrhundert: die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier, der Pfalzgraf bei Rhein (pfälzische Wittelsbacher), der Herzog von Sachsen (ernestinische, seit 1547 albertinische Linie der Wettiner), der Markgraf von Brandenburg (Hohenzollern) sowie der König von Böhmen (seit 1526 Habsburger), der aber lediglich als Königswähler agierte, sich an den anderen reichspolitischen Aktivitäten des Kurkollegs jedoch nicht beteiligte – nicht im Kurfürstenrat des Reichstags votierte, nicht bei Kollegialtagen mitberiet und nicht im Kurverein war. Es gab also drei geistliche und vier weltliche Kurfürsten. Die Zahl der letzteren erhöhte sich im 17. Jahrhundert auf sechs. Der Westfälische Frieden sah nämlich eine achte Kur für jene pfälzischen Wittelsbacher vor, denen sie das Reichsoberhaupt im Dreißigjährigen Krieg genommen hatte, um den mit ihm verbündeten Bayernherzog Maximilian damit zu belohnen; und im Jahr 1692 versuchte der Kaiser eine neunte Kur für den Herzog von Braunschweig-Lüneburg (Kurhannover) zu kreieren. Der Reichstag hat das erst 1708 bestätigt, quasi im Gegenzug (die Welfen waren evangelisch) wurde der katholische Böhmenkönig zum Kurkolleg „readmittiert“; er beteiligte sich seither an allen kollegialen Aktivitäten. Sieben Kurfürsten also im 15. und 16., neun am Ende des 17. Jahrhunderts; im 18. Jahrhundert verringerte sich die Zahl wieder auf acht, weil 1777 die Münchner Kurlinie ausstarb. Ganz kurzlebig waren einige in den allerletzten Jahren des Reiches, im Kontext der Umwälzungen der Napoleon-Zeit geschaffene Kuren: die von Salzburg (dann Würzburg), Baden, Württemberg und Hessen-Kassel. Die Kurfürsten versammelten sich in den drei frühneuzeitlichen Jahrhunderten 16 Mal zum Wahlkonklave. Wiewohl die Goldene Bulle diese Möglichkeit nicht anspricht, wählten sie sieben Mal vivente Imperatore, also ohne damit auf den Tod des zuletzt amtierenden Kaisers zu reagieren; sie bestimmten vielmehr schon zu dessen Lebzeiten seinen Nachfolger. Die Kurfürsten waren (eindeutiger als damalige und heutige Gelehrte) der Ansicht, dass ihnen die Goldene Bulle das jedenfalls nicht verbiete, und wenn sie erstmals in der Wahlkapitulation von 1612 verankerten, dass eine Königswahl nicht zwingend der Zustimmung des amtierenden Kaisers bedürfe, impliziert das ja, dass eine solche Wahl vivente Imperatore ihrer Ansicht nach grundsätzlich statthaft war. Die Kurfürsten wählten also in sieben von 16 Fällen einen römischen König, der nicht auch schon römischer Kaiser war: nämlich 1531, 1562, 1575, 1636, 1653 (der damals Gewählte, Ferdinand [IV.], starb als römischer König, also vor Kaiser Ferdinand III.), 1690 und 1764. Wenn Akten des späten 16., des 17. und 18. Jahrhunderts vom „König“ sprechen, meinen sie den bereits vivente Imperatore gewählten künftigen Kaiser – nicht mehr und nicht weniger. Nicht mehr: Der König konnte aus seiner Wahl keine eigenen Regierungsrechte ableiten, solang der amtierende Kaiser noch lebte; in seiner Wahlkapitulation musste er versprechen, sich keiner Regierung noch Administration [...] weiter oder anders zu unterziehen, als ihm das vom Kaiser vergönnt und zugelassen werde, Hoheit und Würden des amtierenden Kaisers keinen Eintrag tuen zu wollen. Nicht weniger: In dem Augenblick, in dem der amtierende Kaiser starb, wurde der König neues Reichsoberhaupt, ohne dass es dafür noch eines zusätzlichen Ernennungsaktes bedurft hätte. Sechs
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der sieben neuzeitlichen Vivente-Imperatore-Wahlen fielen auf den ältesten lebenden Sohn des gerade amtierenden Reichsoberhaupts, nur 1531 wurde dessen Bruder gewählt. In neun von 16 Fällen (nämlich 1519, 1612, 1619, 1658, 1711, 1742, 1745, 1790 und 1792) schritten die Kurfürsten erst nach dem Tod des letzten Kaisers zur Wahl des neuen. Sie wählten vacante Imperio, um so die kaiserlose Zeit, das Interregnum, zu beenden. Während des Interregnums übernahmen die Kurfürsten von der Pfalz und von Sachsen als Reichsvikare die provisorische Reichsverwaltung in ihrem jeweiligen Vikariatssprengel; nachdem die pfälzischen Wittelsbacher ihre Kur im Dreißigjährigen Krieg an die bayerische Linie des Hauses verloren hatten, gab es langwierige Auseinandersetzungen um das Rheinische Reichsvikariat, ehe man sich 1745 auf eine alternierende Ausübung durch die beiden Linien verständigte. Die kurfürstlichen Akten sind voll von Überlegungen über den rechten Zeitpunkt der Kür. Durch zeitige Königswahlen vermied man Interregna, und kaiserlose Zeiten galten den frühneuzeitlichen Kurfürsten aus heute schwer nachvollziehbaren, in traumatisierenden mittelalterlichen Erfahrungen wurzelnden Gründen als unkalkulierbare Gefahren bzw. potentielle Reichskrisen. Sehenden Auges und fröhlichen Herzens auf ein Interregnum zuzusteuern, wäre ihnen nicht in den Sinn gekommen, außer den Pfälzern freilich, deren Fundamentalkritik am politischen System des Reiches im Konfessionellen Zeitalter nicht zuletzt daran sichtbar wird, dass sie auf die vermeintlich destabilisierende Wirkung von Interregna hofften und auch darauf, dann das Reichsvikariat konfessionspolitisch fruchtbar machen zu können (was sich indes nie realisieren ließ). Mit dieser Position waren sie im Kurkolleg durchgehend isoliert. Weil die allermeisten Kurfürsten Interregna für riskant hielten, konnten sie sogar mehr als der gerade amtierende Kaiser auf eine zügige Regelung der Nachfolgefrage drängen – so insbesondere unter dem siechen Rudolf II.: Seit 1580, also seit dem vierten Regierungsjahr eines Kaisers, der dem Reich 36 Jahre lang vorstehen sollte, sind kurfürstliche Überlegungen nachweisbar, die um eine rasche Königswahl kreisen, doch blockte Rudolf ab. Das ist aber nicht typisch, in der Regel waren Kaiser an zügigen Königswahlen interessiert – weil sie eine geregelte Fortführung ihres Lebenswerks wünschten und weil sie vivente Imperatore Einfluss auf die Wahl nehmen, ihren Wunschkandidaten lancieren konnten. Warum kam es dann doch manchmal zu einem Interregnum? Es waren jedes Mal wieder andere, besondere Umstände verantwortlich, doch spielte auch eine konstant gültige politische Kalkulation hinein: War dem amtierenden Kaiser einmal sein Wunschnachfolger gewählt, hatten die Kurfürsten ein wichtiges Faustpfand ihres Einflusses auf die Politik der Wiener Hofburg aus der Hand gegeben; schon deshalb galt es, nicht allzu hurtig und beflissen kaiserlichen Wahlwünschen nachzukommen. Umgekehrt waren die Kaiser des kurfürstlichen Wahlrechts wegen tendenziell auf eine defensive Reichspolitik verwiesen, auf die Respektierung der teutschen libertät, der Reichsgesetze wie der ungeschriebenen Spielregeln des politischen Systems – denn ein allzu wuchtiger Regierungsstil gefährdete die Wahlchancen des erwünschten Nachfolgers. Schon weil das Kaisertum nicht erblich war, hatten die Kaiser nie die Chance, das Reich zu einem straff zentralisierten Untertanenverband zu machen. Die Kurfürsten wussten um das Spannungsverhältnis zwischen der tausendfach beschworenen freyen wahl und Küren vivente Imperatore, zumal dann der amtierende Kaiser kräftig Wahlkampf für seinen Wunschkandidaten, in der Regel den ältesten Sohn, machen konnte. Sie waren deshalb in allen Formfragen sehr sensibel, ließen sich demonstrativ zu keiner Wahl drängen, und seit der nicht einhelligen Königswahl Ferdinands von
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IV. Der Kaiser und das Reich
1531 hatte sich zum ungeschriebenen Kurfürstenrecht verdichtet, dass sich die Königswähler vor einem etwa vivente Imperatore angesetzten Wahltag eigens und ohne kaiserliche Emissäre zur Klärung der quaestio an versammelten, sich also erst einmal untereinander versichern mussten, dass ein solcher Wahltag überhaupt von ihnen allen gewünscht wurde, ehe ihn der Kurfürst von Mainz dann ausschrieb. Es fällt auf, dass die so angestrengt hochgehaltene freye wahl, ehe das Haus Habsburg 1740 im Mannesstamm ausstarb, immer auf einen Angehörigen dieser Dynastie gefallen ist. Das Intermezzo unter dem Wittelsbacher Karl Albrecht (Karl VII.) von 1742 bis 1745 lud nicht zur Wiederholung ein – indem man danach zuerst den Gemahl, dann den Sohn der Erbin der habsburgischen Länder, Maria Theresia, wählte, lenkte man nicht im Sinne eines genealogischen Purismus, aber machtpolitisch aufs alte Gleis zurück. Nur, warum regierte das Reich immer ein Angehöriger jener Dynastie, die auch die österreichischen Erblande und die böhmischen und ungarischen Länder regierte? Die letztgenannte Komponente ist die wichtigste, denn es liegt nach Ausweis der Wahlakten am „Türken“, dem vormodernen Feindbild schlechthin. Das königliche Ungarn grenzte an die Türkenfront. Unter allen möglichen requisita der etwa geeigneten Kandidaten, die vor jeder Wahl in unzähligen Gutachten hin- und hergewendet wurden (die persönlichen qualiteten pflegten dort ziemlich nachrangig zu sein und waren allenfalls 1612 wahlentscheidend, für Matthias, gegen den als noch problematischer eingeschätzten Brüsseler Erzherzog Albrecht), war die territoriale Ausstattung das gewichtigste. Das Haus Habsburg gebot über ausreichend land und leut – Kaiser bezogen kein Gehalt, konnten sich in der Neuzeit nicht mehr an einem „Reichsgut“ schadlos halten, das Amt verzehrte mehr Ressourcen, als es eintrug. Und land und leut lagen an der rechten Stelle, an der Türkenfront. Machte man einen Habsburger zum Reichsoberhaupt, sorgte dieses schon aus Eigeninteresse dafür, dass sich das Osmanische Reich nicht weiter nach Westen, womöglich gar in den Reichsverband hineinschob. Umgekehrt ließen sich die Reichsstände eher zum Engagement an der Türkengrenze hinreißen, wenn die entsprechenden Hilfsappelle vom Kaiser kamen. Habsburg war propugnaculum contra Turcam, Bollwerk gegen das Osmanische Reich: Dieses Kalkül beherrscht die Wahlakten des 16. und 17. Jahrhunderts. Nach einer langen Reihe habsburgischer Kaiser begann ferner die Tradition zum Argument für diese Dynastie zu werden, doch wurden vor jeder neuzeitlichen Wahl auch Pro und Contra vieler anderer Kandidaten durchgespielt. Außer Rudolf II., der Prag wählte, pflegten Habsburgs Kaiser in Wien zu residieren, weshalb auch Reichshofrat und Reichskanzlei dort angesiedelt waren. Wien war nicht der, aber ein Hauptort des Reiches.
1.2. Inszenierung der Reichsverfassung Was sprachlich im Topos von der freyen wahl der Kurfürsten (und eben nur der Kurfürsten) geronnen war, wurde am Wahltag sinnfällig gemacht. Die Frühe Neuzeit kannte am Tag der Stimmabgabe mehrere die Umwelt reduzierende ‚Filter‘, bis schließlich, beim alles entscheidenden Votieren in der Kurkapelle der Frankfurter Bartholomäuskirche, nur noch die Kurfürsten beisammensaßen. Im weiteren Sinne war die ganze Wahlstadt Konklave. Die Goldene Bulle schrieb vor, dass während der Wahlverhandlungen nur Frankfurter sowie die Kurfürsten mit ihrem Gefolge in der Stadt weilen durften. Was einmal der Sicherheit der Wähler dienen und die freye wahl vor Repressionsversuchen abschirmen
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sollte, wurde in der Frühen Neuzeit als standespolitische Demonstration verstanden, weshalb die Wahlakten häufig von Auseinandersetzungen um die ausschaffung der frembden berichten. Was herausstrich, dass einzig und allein die Kurfürsten die Reichsspitze bestellten, wollten die mächtigeren unter den Reichsfürsten immer weniger selbstverständlich hinnehmen. Seit 1658 wagte man die Fürstlichen erst am Vortag des eigentlichen Wahlakts „auszuschaffen“, 1711 und 1745 nahmen es die einstigen „Säulen des Reiches“ nahezu widerstandslos hin, dass Vertreter diverser Reichskreise am Wahlort ihre Assoziationspläne hin- und herwendeten, ja, 1745 fielen Wahl- und Reichstagsort zusammen. War die massenwirksame Botschaft der Wahlinszenierung die, dass Massen dort nichts verloren hatten, erlebte sich das Reich am Krönungstag viel spektakulärer als bei kaiserlichen Namens- oder Geburtstagen als Festgemeinschaft. Am üblichen Krönungsort Frankfurt führte sich die altständische Gesellschaft selbst auf – der pövel auf den billigen Rängen, die Honoratioren schauten von oben zu, quasi aus der Loge, nämlich ihren Patrizierhäusern, die Hauptrollen gaben Angehörige des Hochadels: ein barockes Freilichttheater. Nach dem Verständnis der neuzeitlichen Kurfürsten waren zwar keine rechtlich konstitutiven Rituale mehr zu bestaunen, weshalb man auch je nach den Zeitumständen improvisieren und en détail variieren konnte – die Krönung war schon im 16. Jahrhundert unübersehbar ‚nur‘ noch dekoratives Anhängsel der staatsrechtlich konstitutiven kurfürstlichen Wahl. Einen Ortswechsel war das nicht mehr wert, zum letzten Mal war in Aachen 1531 Ferdinand gekrönt worden, danach blieb man hierfür am Wahlort. Kein umwandelndes Ritual mehr also – aber die abbildenden Gehalte waren enorm, alles hatte großen Symbolwert. Das Reich wurde am Krönungstag als ein Heiliges vorgeführt – so hielt der Erzkanzler in seiner Eigenschaft als Erzbischof von Mainz eine Messe, in Anlehnung an die Dreikönigstagsliturgie, nach dem Halleluja legte sich der König mit ausgestreckten Armen wie bei einer Klerikerweihe vor dem Altar nieder, beim Krönungseid legte er den Schwurfinger auf das Aachener Evangeliar – um nur einige Einzelheiten zur Illustration zu nennen. Sodann wurde sinnfällig, dass das Reich ein altehrwürdiges war, durch viele Details (etwa die auf Karl den Großen zurückgeführten Waffen, den Ritterschlag im Anschluss an die Krönung erteilte das neue Reichsoberhaupt auf einer Nachbildung des „Karlsthrones“) und weil Wahl wie Krönung nach Drehbüchern des 14. Jahrhunderts inszeniert wurden: nämlich insbesondere der Goldenen Bulle von 1356 und der Königskrönungsordnung von (spätestens) 1309. Was viele im späten 18. Jahrhundert als Erstarrungsvorgang deuten werden, gliederte das Reichsoberhaupt legitimitätssteigernd einer jahrhundertealten, lange Zeit ehrfurchtgebietenden Reihe an. Natürlich wurden am Wahl- und am Krönungstag, neben den oligarchischen (elitäre Leitfunktion der Kurfürsten), die monarchischen Gehalte in der Mischverfassung des Reiches herausgestrichen, und doch: Dem Reichsoberhaupt wurden auch seine Grenzen aufgezeigt. Die Frankfurter Bürgerschaft, die den vor Ort präsenten Ausschnitt der Reichsöffentlichkeit abgab, leistete den Treueid erst, nachdem der Neugewählte versprochen hatte, die städtischen Privilegien zu bestätigen. Und dieser Neugewählte, um als solcher proklamiert zu werden, hatte zuvor am Wahltag die Wahlkapitulation, seinen Kompetenzkatalog, zu unterschreiben (oder durch seine bevollmächtigten Vertreter unterschreiben zu lassen).
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IV. Der Kaiser und das Reich
1.3. Die Wahlkapitulation Dass das Reich zur Wahlmonarchie wurde, war eine hochmittelalterliche Weichenstellung mit bedeutenden Fernwirkungen auch auf die Neuzeit. Denn dass sich das Prinzip der freyen wahl gegen das dynastische Geblütsprinzip durchsetzte, gehört zum Ursachenbündel dafür, dass die föderativen Gehalte der deutschen Geschichte ein in Europa nicht ganz singuläres, aber doch (zumal vom 13. bis zum 19. Jahrhundert) auffallend großes Gewicht besaßen. Der präsumtive König musste seinen Wählern finanzielle und politische Zusagen machen, seit 1519 bündelten sie ihre reichs- und standespolitischen Forderungen in der Wahlkapitulation, einer Liste von Forderungen, die zu erfüllen der Kandidat durch seine Unterschrift versprechen musste. Die Kurfürsten verpackten darin auch standespolitische Anliegen, strichen ihre eigene Schlüsselstelle im politischen System heraus; vor allem aber agierten sie als Sprecher aller Reichsstände, sie suchten durch eine Vielzahl ganz konkreter Regelungen einer selbstherrlichen Regierungspraxis vorzubeugen. Für alle nur denkbaren Regierungshandlungen wurde deshalb der jeweils notwendige Grad an Abstimmung im Reichsverband festgelegt – wann muss der Kaiser die Kurfürsten konsultieren, wann sich gar des Konsenses aller Reichsstände versichern? Die Wahlkapitulation eines jeweiligen Kaisers listet also seine Befugnisse, vor allem aber deren Grenzen auf, sie ist sein Kompetenzkatalog. Zu den zentralen Bestimmungen, die schon die erste Wahlkapitulation enthielt, gehören an prominenter erster Stelle Verpflichtung und Vorsatz, die cristenheit und den stul zu Rom, auch bebstliche Heiligkeit und die kirchen als derselben advocat in guetem bevelch und schirm haben zu wollen; seit 1562 stellten die evangelischen Wähler anschließend klar, dass sie die betreffende Passage nicht „bewilligt“ hatten. Erst dann folgt der Auftrag, im Reich friden, recht und ainigkeit zu phlanzen, zur Kirchenadvokatie kommt der Friedensschutz im Reich. Die nächste Bestimmung von 1519 kann man so in modernem Deutsch zusammenfassen: Respekt vor den bestehenden Reichsgesetzen; deren Novellierung nur mit Zustimmung des Reichstags. Es folgt, beispielsweise, die Forderung, die Reichsstände bei ihren herkömmlichen Rechten und Freiheiten zu belassen. Der Kaiser soll die Kurfürsten nicht davon abhalten, sich zu Kollegialtagen zu treffen. Er darf in des reichs hendeln kein Bündnis schließen, weder mit frömbden nationen noch sonst im reiche, ohne dafür den Konsens der Kurfürsten eingeholt zu haben. Will er, wiewohl ihn die Kapitulation den cristenlichen gewelten gegenüber zur Friedfertigkeit anhält, doch einen Krieg anfangen, will er gar ausländische Truppen über Reichsboden führen, braucht er für beides die Zustimmung des Reichstags oder aber zum wenigsten der sechs churfursten. Letztere, die Kurfürsten, müssen der Erhebung von Reichssteuern zustimmen (tatsächlich haben sie das außer 1636 immer Reichstagen überlassen) und ebenso der Einberufung eines Reichstags. Der Kaiser hat den normalen Rechtsweg zu respektieren; vor der Verhängung der Reichsacht müssen Verhör und ordentlicher Prozess stattfinden (weshalb Luther zwei Jahre später nach Worms zitiert werden muss). Der Kaiser darf sich keiner succession oder erbschaft des oft ernennten Römischen reichs anmassen, darf also nicht versuchen, das Reich in eine Erbmonarchie zu verwandeln; die Kurfürsten sind bei ihrer freien wael zu belassen. Der Kaiser hat sich seinerseits an die bestehenden Reichsgesetze zu halten, sie gelten auch für ihn. Seit 1519 zum ersten Mal eine Wahlkapitulation zusammengestellt worden ist, wurden diese Texte von Mal zu Mal umfangreicher, weil man mit jedem Kaiser auch schlechte
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Erfahrungen gemacht hat und einer Wiederholung vorbeugen wollte. Richtig gelesen, sind die jeweiligen Novellen daher eine Abrechnung mit dem Regierungsstil des letzten (oder, bei einer Wahl vivente Imperatore, des noch amtierenden) Kaisers. Seit den späten 1630er Jahren geriet, neben anderen Faustpfändern der „kurfürstlichen Präeminenz“, auch das ständisch exklusive ius adcapitulandi der Kurfürsten ins Visier machtbewusster Fürstenhäuser, ja, die Wahlkapitulation rückte sogar überhaupt in den Mittelpunkt des chronisch werdenden standespolitischen Ringens: Denn weil dort – viel umfassender als im allzu berühmten, allzu berüchtigten Art. VIII des Instrumentum Pacis Osnabrugense (IPO) – die Grundzüge der Reichsverfassung skizziert wurden, ließ sich der Kampf um diese Verfassung als Kampf um die Kapitulation führen. Das eine negotium remissum von 1648 umfasste alle weiteren remissa. Die Fürstlichen forderten eine Marginalisierung exklusiv kurfürstlicher Kompetenzzuschreibungen in der Kapitulation und dass sie selbst an ihrer Redaktion beteiligt würden, Ersteres erfolgreich. Die Kurfürsten beharrten zwar auf ihrem exklusiven ius adcapitulandi, also dem Recht, jedem neuen Reichsoberhaupt einen wieder etwas modifizierten und ergänzten Kompetenzkatalog zu präsentieren, das Project einer von Kurfürsten und Fürsten gemeinsam erarbeiteten beständigen Kays[erlichen] Wahl-Capitulation von 1711 gewann nie Gesetzeskraft. Inhaltlich aber gaben die Kurfürsten an vielen Stellen schrittweise nach, sie wurden so zu Notaren ihres Kompetenzverlusts. Das Reichsoberhaupt gewann dadurch keine neuen Freiräume; was die Kurfürsten preisgaben, kam der Gesamtheit der (zum Reichstag versammelten) Reichsstände zugute.
1.4. Reservatrechte – Komitialrechte Das Reichsoberhaupt konnte nur im Zusammenwirken mit den Reichsständen politisch wirksam werden. Es waren also nicht nur viele Hoheitsrechte vom Gesamtsystem auf die Glieder (konkret: die Regierungen der Reichsterritorien) abgewandert, selbst auf der zentralen Ebene originärer Reichspolitik konnte der Kaiser keinesfalls selbstherrlich agieren. Die Reichspublizistik des 18. Jahrhunderts sortierte seine Befugnisse gern in drei Gruppen auseinander. Erstens gab es demzufolge iura comitialia, Komitialrechte – hier musste der Reichstag zustimmen. Fast alle eigentlich politischen, machtpolitisch relevanten Regierungshandlungen fallen darunter: Reichssteuern, Reichsgesetze, der Kern dessen, was die Vormoderne als ius pacis ac belli etikettierte – Kriegserklärungen, Friedensschlüsse, militärische Allianzen. Umgekehrt kam natürlich auch der Reichstag nie ohne kaiserliche Zustimmung voran: Nur seine Ratifikation machte ja aus Reichsgutachten Reichsschlüsse, verlieh ihnen also Gesetzeskraft. Zweitens kannte die Publizistik neben den Komitialrechten die iura caesarea reservata limitata: Hier musste der Kaiser die Zustimmung der Kurfürsten einholen, so beispielsweise, ehe diese Institution permanent wurde, wenn er einen Reichstag einberufen oder wenn er über ein heimgefallenes Reichslehen verfügen wollte. Drittens gab es schließlich iura caesarea reservata, Reservatrechte – hier konnte der Kaiser alleine schalten und walten. Nur, was war überhaupt noch Reservatrecht? So manches konnte für davon betroffene Personen oder Korporationen schon von Bedeutung sein, etwa das Recht, Universitätsprivilegien zu verleihen. Befugnisse wie die, uneheliche Kinder zu legitimieren, Adoptionen zu bestätigen oder akademische Grade zu verleihen, unterstrichen zwar, dass
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IV. Der Kaiser und das Reich
der Kaiser eine Autorität für jeden einzelnen Reichsbewohner war, dass jeden der kaiserliche Arm prinzipiell erreichen konnte; sie brachten die zentrale Ebene der Reichspolitik, über die Ebene der vielen Landesregierungen hinweg, mit dem einzelnen Bewohner Mitteleuropas in Kontakt, wofür natürlich auch die letztinstanzliche Rechtsprechung des in diesem Kapitel nicht zu behandelnden Reichshofrats sorgte; er und das reichsständische Kammergericht gewährleisteten ein nach vormodernen Maßstäben bemerkenswertes Maß an Rechtsschutz für jeden Einzelnen. Für die große Politik wichtig waren aber nur wenige Reservatrechte: die Ernennung der Reichshofräte; das Recht, dem Reichstag eine Liste der abzuarbeitenden Tagesordnungspunkte (die Proposition) vorzulegen; oder das Recht, Standeserhöhungen vorzunehmen, so beispielsweise neue Reichsfürsten zu kreieren – was aber nur in Ausnahmefällen auf die Zusammensetzung des Reichstags durchschlug, weil die Altfürstlichen traditionell der Ansicht waren, für neue Fürstenratsstimmen sei ihr Konsens erforderlich, sodass jeder Vorstoß der Reichsspitze, habsburgtreue Dynastien mit fürstlichen Reichstagsstimmen auszustatten, langwierige Verhandlungen auslöste. Schließlich wird der sog. Jüngste Reichsabschied von 1654 festhalten, dass kein Neugefürsteter ohne Vorwissen und Consens der Reichsstände zur Seßion und Stimm in Fürsten-Rath zugelassen werden dürfe, gerade zwei Handvoll neuer Fürstenratsstimmen hat es danach noch gegeben. Den kaiserlichen Reservatrechten ist gemein, dass sie auf der zentralen reichspolitischen Ebene vom Kaiser allein ausgeübt wurden. Doch konkurrierte er darin in manchen Fällen mit den landespolitischen Aktivitäten in den einzelnen Reichsterritorien. Will man die Schematisierung weitertreiben, kann man die iura reservata deshalb weiter unterteilen in solche, die dem Kaiser ausschließlich zustanden (iura reservata exclusiva: Standeserhöhung, Ernennung von Notaren) und in solche, in deren Ausübung er mit den verschiedenen Landesregierungen konkurrierte (iura reservata communia: Volljährigkeitserklärungen, Legitimation von Unehelichen). Manche Landesherren versuchten die Ausübung der iura reservata exclusiva von ihrem Plazet abhängig zu machen und die der iura reservata communia in ihrem Territorium zu unterbinden, um so die unmittelbare Verbindung zwischen Reichsspitze und einzelnem Reichsbewohner doch zu kappen, allerdings ohne dauerhaften Erfolg. Reservatrechte, iura reservata limitata, Komitialrechte – diese drei Schubladen waren nicht über drei neuzeitliche Jahrhunderte hinweg gleich gefüllt. Die Reichsacht zu verhängen (einen Delinquenten „vogelfrei“, rechtlos zu machen), war ursprünglich kaiserliches Reservatrecht, ehe die Wahlkapitulation von 1636 die zuziehung der Kurfürsten und die Kapitulation von 1711 die Zustimmung des Reichstags verlangten. Unserem Schema folgend, könnte man also sagen, dass hier ein Reservatrecht über die Kategorie der iura reservata limitata hin zu den Komitialrechten wanderte – aber das ist nur ein Beispiel. In den ganz großen Zügen gab es keine radikalen Änderungen. Was das 18. Jahrhundert als wichtige Komitialrechte ansehen wird, war schon seit der Schwelle zur Neuzeit am Reichstag angesiedelt gewesen: die Reichsgesetzgebung sowieso, aber faktisch auch die Steuerbewilligung, denn Kollegialtage pflegten von der kurfürstlichen Kompetenzzuschreibung der Wahlkapitulation außer im Jahr 1636 keinen Gebrauch zu machen. Kaiserliche Kriegserklärungen und Militärallianzen banden die Wahlkapitulationen an den Konsens zum wenigsten der Kurfürsten, übrigens vor wie nach 1648, während der Westfälische Frieden das ius pacis ac belli am Reichstag ansiedelte. Tendenziell wurden, über die neuzeitlichen Jahrhunderte hinweg gesehen, die Komitialrechte stattlicher, wohingegen
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die Kategorie der iura caesarea reservata limitata seit der Mitte des 17. Jahrhunderts an Substanz verlor. Für das Gewicht des Kaisers im Gefüge des Reichsverbands wohl mindestens so hoch zu veranschlagen wie das nicht besonders imposante Grüppchen der Reservatrechte war seine Lehnshoheit. Der Kaiser war und blieb oberster Lehnsherr des Reiches. Das Reich war politisches System und war Lehnsverband. Beide waren räumlich inkongruent, weil der Kaiser auch die Lehnshoheit über Gebiete beanspruchte, die sich nicht das Recht herausnahmen, aktiv Reichspolitik zu gestalten, sich nicht der Pflicht unterzogen, auch die entsprechenden Lasten zu tragen: so insbesondere über rund dreihundert italienische Reichsvasallen. Doch ließ sich die räumlich weiter ausgreifende Lehnshoheit auch für das politische System nutzbar machen. Dieses kannte eigentlich nur Rechte und Pflichten, keine „Gefolgschaft“. Das Lehnswesen aber hielt den Lehnsmann zur „Treue“ an, und für viele Kaiser hieß das auch: „Gehorsam“ im reichspolitischen Alltag. Ihn reklamierten sie als oberste Lehnsherren, und die Drohung, im Fall von Felonie (Bruch der vasallitischen Treue) das als Lehen ausgegebene Reichsterritorium einzuziehen, war ein treffliches Druckmittel – nur selten realisiert, aber als Drohkulisse im Hintergrund dauerhaft politisch wirksam. Der Kaiser, eher Koordinator und Schiedsrichter denn Herrscher, hatte allein kaum politische Kompetenzen und war doch ein gewichtiger Faktor im politischen System des Reiches, aus diesen gar nicht immanenten Gründen: Weil er – als Habsburger – über einen stattlichen Erbbesitz gebot und als oberster Lehnsherr. Schon das bezeichnet ein Spannungsverhältnis. Hinzu kam, dass sich die neuzeitlichen Kaiser unterschiedlich genügsam mit den reichsrechtlich vorgegebenen Beschränkungen ihrer Kompetenzen abfanden. Die Skala der Rolleninterpretationen durch die neuzeitlichen Reichsoberhäupter ist sehr breit.
1.5. Handlungsspielräume und Rollenauslegungen Die Paragraphen einer bestimmten Wahlkapitulation zu referieren oder sich auf die Systematisierungsversuche der Reichspublizistik des 18. Jahrhunderts einzulassen, könnte zu dem Fehlschluss verleiten, die kaiserlichen Handlungsoptionen und Einflusskanäle ließen sich enumerativ aufzählen, gar semel pro semper über die ganze Neuzeit hinweg. Diese Annahme ginge völlig am Wesen des Alten Reiches vorbei. Dieses war und blieb ein lockerer Dachverband, dessen zahlreiche Glieder ein bemerkenswert kräftiges Eigenleben entfalteten. Die Reichsorgane, darunter das Kaisertum, sorgten lediglich für ein Mindestmaß an Koordination, ohne dass die Zeitgenossen dies in der Regel als Defizit empfunden hätten. Im Mittelalter stellten Franken, Bayern, Sachsen und Schwaben Könige und Kaiser, aber keines dieser Völker wurde zum alle anderen marginalisierenden eigentlichen „Reichsvolk“, es stellte noch nicht einmal eines dauerhaft das Reichsoberhaupt, es entstand keine Reichshauptstadt. Über Deutschlands Regionen wölbten sich noch keine vom Kaiserhof losgelösten Organe „des Reiches“, wölbte sich lediglich das römische Kaisertum. Das diesem Kaisertum entfließende Charisma, der entsprechende Stolz der daran partizipierenden regionalen Eliten und ihr Grundkonsens, zusammenzugehören und beisammenzubleiben, nicht etwa Institutionen und Bürokratien stabilisierten das Reich – sein inneres Gerüst war vor 1500 denkbar schwach ausgeprägt.
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Das änderte sich zwar an der Schwelle zur Neuzeit, das Reich bekam nun ein viel präziseres Regelsystem und ein institutionelles Gerüst, dennoch mündete der Kampf um die sog. Reichsreform nicht in einen Triumph der Reichsspitze, übrigens auch nicht in Konsens, sondern in Kompromiss: keine einseitige Ermächtigung des Kaisers, keine Entmachtung der Reichsstände. Im nun einigermaßen festgezurrten Zusammenspiel zwischen Kaiser und Ständen lag die Zukunft. Man darf sich freilich auch das Regelwerk des neuzeitlichen Reiches nicht wie eine moderne Verfassung vorstellen. Das Reich besaß nicht die eine Satzung, seine Spielregeln waren an allen möglichen Stellen niedergeschrieben und sehr unterschiedlich alt. „Die Reichsverfassung“ – das war kein kohärenter Text aus einem bestimmten Jahr mit einer benennbaren Anzahl an Paragraphen. Schon deshalb war sie auch nicht statisch, sie entwickelte sich – manchmal mit großer Dynamik (so in der Zeit der „Reichsreform“), manchmal (wie alles in allem seit den 1680er Jahren) eher langsam. Die verbreitete Auffassung, der Westfälische Frieden habe die Handlungsspielräume des Kaisertums einschneidend (und zwar einengend) verändert, ist aus heutiger Sicht nicht mehr haltbar. Dass Art. VIII IPO einen exzessiv föderativen „Sonderweg“ der Deutschen begründet, die Territorialherren zu „Souveränen“ gemacht, Kaisertum und Reichszusammenhalt hingegen ruiniert habe, war ein lang nachhallender Forschungsmythos der borussophilen Geschichtsschreibung. Tatsächlich tarierte der Westfälische Frieden lediglich, wieder einmal, die Gewichte im politischen System aus. Er betonte die traditionellen Grenzen der Macht eines Reichsoberhaupts, das nicht auf dem Verordnungsweg, sondern im Zusammenwirken mit dem Reichstag zu amtieren und das die reichsständische Gepflogenheit hinzunehmen habe, sich bei gegebenen Anlässen zu Allianzen zusammenzuschließen: Antwort auf die Auflösung der Liga, Antwort auf die langen reichstagslosen Jahre seit 1613 – an den weiter oben vorgestellten Schematismus der kaiserlichen Rechte anknüpfend, könnte man sagen, dass Art. VIII IPO die Komitialrechte auflistet, damit auch festschreibt. Der Westfälische Frieden kreierte keine neue Reichsverfassung, ja es wurden 1648 noch nicht einmal die Gewichte neu verteilt, vielmehr Patts ausbalanciert, die sich seit der anhebenden Neuzeit eingependelt hatten – zwischen Kaiser und Reichsständen, zwischen Kurfürsten und anderen reichsständischen Gruppen. Weil die beiden Ferdinande das politische System auf die Reichsspitze hin umgepolt, weil allenfalls noch die (auch nicht kontinuierlich, aber wenigstens ab und an konsultierten) Kurfürsten von diesem Führungsstil profitiert hatten, suchte der Westfälische Frieden solche Kriegsfolgelasten wegzuräumen, indem er die herkömmliche Balance zwischen zentralisierender Vereinnahmung und föderativer Vereinzelung wiederherstellte. Er hat den föderativen Charakter des Reichsverbands nicht begründet, sondern stabilisiert. Das Regelsystem des Reiches war zwar insgesamt sehr wortreich, doch nicht eindeutig. Sogar manche Grundgesetze des Reiches, bis hin zum vielzitierten Art. VIII IPO, waren bemerkenswert offen formuliert, Kompromiss wurde oft nicht auf halbem Wege zwischen zwei Maximalforderungen festgezurrt, äußerte sich vielmehr in dehnbaren Formeln, in Termini, die verschiedene Interessengruppen auf verschiedene Weise füllen konnten. Die nicht verbauten, die bewusst freigegebenen Auslegungsmöglichkeiten schrieben dem vermeintlich so starren, zu großen Teilen altehrwürdigen Reichsrecht eine erstaunliche Wandlungsfähigkeit ein – lediglich beim Augsburger Religionsfrieden hat sich dieses Prozedere nicht bewährt. Jener notorische Auslegungsstreit, der Reichsgeschichte zur Rechtsgeschichte macht, kann heute bei ersten Annäherungsversuchen ans Alte Reich abstoßen, aber die Soll-Lücken, gleich eingebauten Interpretationsspielräu-
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men, machten die Reichsverfassung in ihrer Zeit so unwiderstehlich und damit langlebig. Die „Zeitelastizität“ (Niklas Luhmann) dieses seit dem nationalstaatlichen 19. Jahrhundert vielgeschmähten politischen Systems war konkurrenzlos groß. Das Regelsystem des Reiches beließ nicht zuletzt dem Kaisertum manche Spielräume. Man kann jedem neuzeitlichen Reichsoberhaupt einen recht spezifischen Regierungsstil attestieren, der wiederum die Haltung der Reichsglieder der Spitze gegenüber prägte – und in der nächsten Wahlkapitulation, dem Kompetenzkatalog für den Nachfolger, seinen Niederschlag fand. Pflegten Ferdinand I. oder Maximilian II. einen ausgesprochen kommunikativen Führungsstil, schaffte es auch Leopold I., allen wichtigen Mitakteuren das Gefühl zu vermitteln, sie seien stetig in die Reichspolitik eingebunden, waren die Kommunikationsströme unter Rudolf II., einem oft im Wortsinn unzugänglichen Kaiser, großflächig gestört. Zwei Kaiser erlagen gar der Versuchung, Waffenerfolge in weitreichenden politischen Terraingewinn auszumünzen, das politische System des Reiches im zentralistischen Sinne zu deformieren: sicher Karl V. und wohl auch Ferdinand II. Diese Vorstöße sind unterschiedlich rasch, aber gründlich gescheitert. Das Reich ließ sich nicht auf dem Verordnungsweg regieren.
1.6. Das Ende von Kaisertum und Reich Dass das Reichsende schon vom Westfälischen Frieden eingeläutet worden sei, ist Forschungsmythos. Wann aber setzte dann der Niedergang von Kaiseramt und Reichsidee ein? Aus Wiener Sicht verlor das Amt seit dem ausgehenden 17. Jahrhundert in einem schleichenden, den Protagonisten lange Zeit gar nicht bewusst werdenden Prozess an Gewicht. Dass es freilich nicht gegen Habsburg, noch nicht einmal ohne seine Ressourcen ging, demonstrierte das unglückselige Kaisertum Karls VII., ein Quasi-Interregnum. Das Kaisertum kehrte nach dem wittelsbachischen Intermezzo 1745 wieder an die Hofburg zurück, aber war es noch dasselbe? Ein Kaiser von Preußens Gnaden – diese Kalkulation an der Spree war nicht aufgegangen. Weil das nächste Reichsoberhaupt zwar streng genommen auch kein Habsburger war, aber eben doch mit Maria Theresia verheiratet, hieß es nun aus preußischer Sicht das Kaisertum überhaupt zu schwächen. Es gelang König Friedrich II., den Reichsverband auf allen Ebenen zu polarisieren, vom Reichstag bis hinab zu den Loyalitäten des Gemeinen Mannes. Wie einst, als das politische System unter konfessionellen Vorzeichen polarisiert wurde, litt das Kaisertum hierunter, weil es dem Reichsoberhaupt nicht gelang, sich schlichtend über die Fronten zu stellen, für (fast) jeden eine Integrationsfigur zu sein. Den Untergang bewirkte dann aber äußerer Druck, und der Rest Europas hatte Napoleons Machthunger nicht mehr entgegenzustellen, als dies „Kaiser und Reich“ vermochten. Weil das Alte Reich bereits drei Jahre vor seinem Untergang so umgeformt wurde, dass es von Wien aus kaum noch zu steuern war, sollte eine Analyse der Agonie des Reichsverbandes mit dem langen Anlauf hin zum Reichsdeputationshauptschluss vom 25. Februar 1803 einsetzen. Mit dem Frieden von Basel aus dem Ersten Koalitionskrieg ausscheidend, hatte sich die Berliner Regierung 1795 zusichern lassen, im Falle einer definitiven Abtretung ihrer linksrheinischen Gebiete dafür rechts des Rheins entschädigt zu werden. Diese Zusage präzisierend, stellten die Berliner Verträge des Folgejahres Säkularisationen in Aussicht, sie sprachen sogar schon vom Princip der Secularisationen. Im Jahr
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IV. Der Kaiser und das Reich
1797 schloss Habsburg seinen Separatfrieden mit dem siegreichen Frankreich. Es trat im Vertrag von Campoformido verschiedene Besitzungen an Frankreich ab; darunter waren Reichsgebiete (so insbesondere die Österreichischen Niederlande), außerdem sollte der seitherige Herzog von Modena im Breisgau, also mitten im Reich, entschädigt werden. Als Ausgleich für die Verluste der Habsburgermonarchie waren das Erzstift Salzburg und die rechts des Inn gelegenen Teile Bayerns vorgesehen – Reichsgebiet. Im Frühjahr 1798 willigte die Reichsdeputation am Rastatter Kongress prinzipiell in die Abtretung des linken Rheinufers und in recht weitgehende Säkularisationen, die die Entschädigungsmasse schaffen sollten, ein. Weil der Zweite Koalitionskrieg ausbrach, endete der Kongress ohne rechtskräftiges Resultat, doch legalisierte dann der Friede von Lunéville 1801 die französische Annexion der linksrheinischen Reichsgebiete. Mit der französischen Rheingrenze hat der Vertrag auch die Entschädigung der davon betroffenen weltlichen Reichsstände verbindlich vorgeschrieben, ohne schon die territorialen Einzelheiten zu regeln. Nach den Vorgaben eines französisch-russischen Entschädigungsplans tat das dann der Reichsdeputationshauptschluss. Während aus Pariser Sicht künftig ein Gürtel von Vasallenstaaten das Vorfeld rechts des nun französischen Rheins absicherte, war die Wiener Bilanz negativ: Die andere deutsche Großmacht, Preußen, gehörte zu den Hauptgewinnern der territorialen Umwälzungen; da fast alle geistlichen Reichsterritorien und die meisten Reichsstädte aufgelöst worden waren, hatte die Hofburg ihre traditionellen Klienten verloren, damit auch jede zuverlässige Unterstützung an jenem Reichstag, der nun fest in evangelischer Hand war. Zu Grabe tragen durfte das Reich 1806 Franz II., nicht ohne schon zuvor zur Unzeit durch die Ausrufung eines Kaisertums Österreich (1804) signalisiert zu haben, dass er sowieso mit dem baldigen Ableben des Alten Reiches rechnete. Der Friede von Pressburg musste 1805 den strapazierten Reichsgedanken weiter schwächen, so machte Napoleon die von ihm zu Königen (Bayern, Württemberg) bzw. zum Großherzog (Baden) beförderten Verbündeten des Dritten Koalitionskrieges dort etwas verschnörkelt zu Souveränen – es stehe ihnen die Souveränität über ihre Territorien in der Weise zu, wie sie Preußenkönig und Hofburg (man müsste ergänzen: schon länger faktisch) über ihre zum Reich gehörenden Länder ausübten. Souveränität und Reichsbindungen vertrugen sich schwerlich (weshalb die Souveränitätserklärungen von 1813, zumal in den Verträgen von Ried und Fulda, eine Wiederherstellung des Alten Reiches am Wiener Kongress schon in dessen Vorfeld vereiteln werden). Handelten die von Napoleon Begünstigten tatsächlich als Souveräne (und dazu waren sie entschlossen), war das ein unerklärter Austritt aus dem Reichsverband – wie in den letzten Jahrzehnten schon sukzessive die beiden deutschen Großmächte, so waren nun auch Bayern, Württemberg und Baden von Reichsterritorien zu Staaten geworden. Erst im Mai 1806 scheint man in Paris den definitiven Beschluss gefasst zu haben, die gelockerten Reichsbande vollends aufzulösen. Am 12. Juli 1806 schlossen sich vier Kurfürsten und zwölf Reichsfürsten zum Rheinbund unter Napoleons Protektorat zusammen. Art. I der Rheinbundakte erklärte, die Bundesmitglieder hätten für immer aufgehört, Teil des Reiches zu sein. Am 1. August 1806 teilten die Rheinbundstaaten dem Reichstag ihre Trennung vom Reich mit; Frankreich erklärte, die Reichsverfassung nicht mehr anzuerkennen, leugnete also die Existenz eines verbleibenden Restreichs. Schon zehn Tage zuvor hatte Napoleon ultimativ die Niederlegung der Kaiserkrone verlangt, am 6. August beugte sich die Hofburg diesem Diktat. Dass Franz nicht einfach abdankte, sondern das römische Kaisertum, ja das Reich für erloschen erklärte, war an sich juris-
1. Der Kaiser 279
tisch heikel, doch warf niemand ernsthaft die Kompetenzfrage auf, weil es zwar nicht an nostalgischen Sympathien mit dem altehrwürdigen Reichsverband, wohl aber angesichts der aktuellen Erschütterungen am unbedingten politischen Willen zur Fortführung des Reiches fehlte. Quellenlage und Forschungsstand Zur kaiserlichen Reichspolitik bietet das HHStA reichhaltiges Material. Kurfürstliche Akten besitzt besonders geschlossen das HStA Dresden, aber auch das Mainzer Erzkanz lerarchiv im HHStA; das BayHStA bietet den Vorteil, die Hinterlassenschaften von gleich zwei Kurfürstentümern (Kurpfalz, seit 1623 Kurbayern) unter einem Dach zu vereinen. Neuerdings existiert endlich eine moderne Edition aller Wahlkapitulationen: Burgdorf 2015a. Weiterhin nützliche, da rasche erste Zugriffe ermöglichende Synopsen: Müldener 1697, Riegger 1781/82, Wahlcapitulation 1793. Eine systematische Analyse des kaiserlichen Amtes, seiner Möglichkeiten und Grenzen, der Amtsauffassungen seiner Inhaber im Verlauf der Frühen Neuzeit existiert nicht. Eine freilich ganz kursorische Zusammenschau versuchen Gotthard 2006c sowie, vom anderen Pol des Spannungsfeldes, der „Libertät“ her, Gotthard 2005. Zur Libertät auch Kretschmann 2000. Eine Reihe interessanter Fallstudien vereint Duchhardt– Schnettger 1999. Literatur zu den einzelnen Reichsoberhäuptern seit Karl V. bietet, neben durchweg substantiellen Lebensbildern, Schindling–Ziegler 1990. Mit der freyen wahl der Kurfürsten, Gefahren für die kurfürstliche Wahlfreiheit (materiellem und militärischem Druck, der Gefahr der dynastischen Thronfolge), auch der Rolle der Reichsfürsten und der Kurie, sodann besonderen Problemen von Vivente-Imperatore-Wahlen befasst sich Gotthard 1999, Bd. 2, 483–652. Vgl. zum zuletzt genannten Aspekt auch Neuhaus 1996b und Neuhaus 1997b. Im Gegensatz zur Inszenierung der Wahl (dazu aber Gotthard 1999) genoss die der Frankfurter Krönung seit jeher große Aufmerksamkeit, z. B. Wanger 1994. Anfang des Jahrtausends erschienen zwei material- und bilderreiche Sammelbände hierzu: Brockhoff–Matthäus 2006 und Heidenreich–Kroll 2006. Die Geschichte der Wahlkapitulationen ist noch nicht umfassend aufgearbeitet. Erste Bausteine bieten Kleinheyer 1968 und Burgdorf 2015b. Natürlich spiegelt sich in den Wahlkapitulationen auch der je und je gegebene Stand der kurfürstlichen „Präeminenz“ im Reichsverband, hierzu Gotthard 1999, Bd. 2, 653–852, sowie, knapp zusammenfassend, Gotthard 2006b. Den Forschungsmythos, wonach der Westfälische Frieden die Reichsstände „souverän“ gemacht, das kaiserliche Amt aber ruiniert habe, dekonstruiert Gotthard 2004; ganz ähnlich jetzt die bündige Zusammenfassung bei Burkhardt 2006, Kap. A § 1. Die Agonie des Alten Reiches bieten, in gerafften Analysen, Press 1988 und Neuhaus 1996a. In ereignisgeschichtlicher Fülle, aus der Perspektive der Mainzer Erzkanzlerakten: Aretin 1967. In der seit Langem strittigen Frage, ob und wie intensiv das Ende des Alten Reiches von seinen seitherigen Bewohnern bedauert wurde, kamen wir jüngst durch wahrnehmungsgeschichtliche Analysen deutlich weiter, vgl. insbes. Burgdorf 2006 sowie Roll–Schnettger 2008.
2. Der Reichserzkanzler Von Peter Claus Hartmann
2.1. Die Entwicklung bis zur vollen Ausbildung der frühneuzeitlichen Funktionen ab 1519 Schon um 820 wird die Position eines „Erzkanzlers“ als Leiter der Kanzlei des deutschen Königs erstmals in den Quellen erwähnt; der Titel setzte sich seit dem 10. Jahrhundert endgültig durch. Erzkanzler wurden im Reich im Spätmittelalter die drei wichtigsten Erzbischöfe, d. h. die Metropoliten von Mainz, Köln und Trier, und zwar für die Kanzleien für Germanien, Italien sowie Gallien und Burgund. Während die Reichskanzlerämter für Italien und Burgund mit der Zeit reine Ehrentitel wurden, gelang es dem Mainzer Erzbischof, seit dem frühen 15. und vor allem Ende des 15. Jahrhunderts, seinem Erzkanzlertitel reale Bedeutung zu verschaffen. Viele der später erreichten Vorrechte und Funktionen beanspruchte der Kurfürst (zunächst mit wenig Erfolg) schon 1298, 1314 und 1460. Als sich die Kurfürsten im frühen 15. Jahrhundert zu einem eigenen Gremium formierten, konnte der Mainzer als Dekan dieses Kollegiums, als „Dignität“ des Reiches, schon eine gewisse Bedeutung erlangen. Nach der Wahl Friedrichs III. verfocht Kurfürst Diether von Isenburg kurzfristig das Recht, die Reichskanzlei zu leiten und mit Leuten seiner Wahl zu besetzen – freilich nur solange Friedrich III. im „Reich“ weilte, was dieser selten tat. Erst Kurfürst Berthold von Henneberg, dem es im Rahmen der Reichsreformbewegung gelang, weitgehend als Sprecher der Reichsstände gegenüber dem Kaiser aufzutreten, schuf die Grundlage für die Stellung des Mainzer Kurfürsten als „zweiter Mann“ im Reich. Albrecht von Brandenburg baute diese Position weiter aus. 1519 erhielt der Mainzer „die prinzipielle Oberhoheit über die Kanzlei“ zugestanden und das Recht, für die Zeit der Abwesenheit des Kaisers einen Reichsvizekanzler zu bestellen.
2.2. Kompetenzen und Funktionen des Reichserzkanzlers Der Rechtswissenschaftler und Staatsrechtslehrer Josephs II., Christian August von Beck, charakterisierte die große Anzahl an Rechten und Funktionen des Mainzer Kurfürsten mit den Worten: welcher des Heiligen Römischen Reichs Erzkanzler durch Germanien ist und sowohl in dem geistlichen als weltlichen Staat von Deutschland nach dem Kaiser die erste Person vorstellt. Hierauf gründen sich dessen besondere Vorzüge und Rechte bei der Kaiserwahl
2. Der Reichserzkanzler 281
und Krönung, das Directorium auf dem Reichstage und insonderheit in dem kurfürstlichen Collegio, die Visitation des kaiserlichen Reichshofrates und Kammergerichtes, die Schutzgerechtigkeit über die Reichsposten und andere mehr. Johann Jacob Moser nennt darüber hinaus etwa das Recht, „den Reichs-Vice-Canzler zu ernennen“ sowie die Führung der kaiserlichen Siegel. Drei Funktionen hatten besondere politische Bedeutung: Die Leitung der Kaiser- oder Königswahl in Frankfurt am Main. Beim Tod des Reichsoberhauptes wurde der Mainzer Kurfürst zur „Hauptfigur der Politik“ im Reich. Er lud seine Mitkurfürsten zur Wahl ein und leitete diese. Bei der Kaiserkrönung war er in der Neuzeit immer beteiligt, meist fungierte er auch als Konsekrator des Hochamtes und als Hauptkoronator. Im Prinzip hatte er das Recht (im Einvernehmen mit dem Kaiser), das Personal der Reichshofkanzlei in Wien zu ernennen, zumindest aber den Reichsvizekanzler zu präsentieren. Kurmainz erließ die Reichskanzleiordnungen. Die Reichshofkanzlei fertigte die Schreiben des Kaisers als Reichsoberhaupt aus und verwahrte das Reichsarchiv. Die Ausübung des Reichsdirektoriums auf dem Reichstag, besonders auf dem Immerwährenden Reichstag ab 1663, kam einer Art Präsidentschaft dieses „Staatenhauses“ gleich. Beim Mainzer Direktorium hatten sich die Reichstagsgesandten der Reichsstände und der ausländischen Mächte zu legitimieren. Ferner war es Aufgabe des Direktoriums, die propositiones des Kaisers, die zur Abstimmung gelangen sollten, per dictaturam den übrigen Reichsständen mitzuteilen. Das Gleiche galt für Anträge der Reichsstände oder Dritter. Das Reichstagsdirektorium koordinierte ferner das Abstimmungsverfahren der drei Reichstagsgremien (Kurkollegium, Reichsfürstenrat, Reichsstädtekollegium), brachte die Voten in schriftliche Form und übergab das Ergebnis dem Kaiser (oder dessen Vertreter) als „Reichsgutachten“. Kurmainz präsidierte zugleich dem Kurkollegium. Reichserzkanzler 1484–1504 1505–1508 1508–1514 1514–1545 1545–1555 1555–1582 1582–1601 1601–1604 1604–1626 1626–1629 1629–1647 1647–1673 1673–1675 1675–1678 1679 1679–1695 1695–1729 1729–1732 1732–1743 1743–1763
Berthold von Henneberg Jakob von Liebenstein Uriel von Gemmingen Albrecht von Brandenburg Sebastian von Heusenstamm Daniel Brendel von Homburg Wolfgang von Dalberg Johann Adam von Bicken Johann Schweikhard von Cronberg Georg Friedrich von Greiffenklau Anselm Casimir Wamboldt von Umstadt Johann Philipp von Schönborn Lothar Friedrich von Metternich-Burscheid Damian Hartard von der Leyen Karl Heinrich von Metternich-Winneburg Anselm Franz von Ingelheim Lothar Franz von Schönborn Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg Philipp Karl von Eltz Johann Friedrich Karl von Ostein
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IV. Der Kaiser und das Reich
1763–1774 1774–1802 1802–1803
Emmerich Joseph von Breidbach-Bürresheim Friedrich Karl Joseph von Erthal Karl Theodor von Dalberg Quellenlage und Forschungsstand
Da der Mainzer Reichserzkanzler ein sehr wichtiges Amt im Reich ausübte, sind viele aussagekräftige, für das Reichsgeschehen bedeutende Quellen entstanden und erhalten geblieben. Diese Schriftgutüberlieferung der Reichserzkanzler kam nach einer abenteuerlichen Odyssee 1852 in das HHStA als Bestand Mainzer Erzkanzlerarchiv. Erfreulicherweise ist als Ergebnis eines von Alois Gerlich betriebenen Forschungsprojektes ein Inventar des Mainzer Erzkanzlerarchivs im HHStA erschienen (Bucher 1990); in derselben Reihe findet sich auch Gross (L.) 1933. Rechtshistorisch interessant sind Moser (J.) 1755, 1737–1754 und 1766–1782. Conrad 1964 zeigt die Stellung des Reichserzkanzlers zur Zeit Maria Theresias. Für das Reichsvizekanzleramt ist noch immer auf den umfangreichen Beitrag Kretschmayr 1897 zu verweisen. Einzelne Artikel zu relevanten Themen finden sich auch in Jürgensmeier 1997–2002. Speziell mit den Wahl- und Krönungsakten von 1486–1711 befasst sich der instruktive Band Schlösser 1993, mit dem Konflikt zwischen Wittelsbachern und Habsburgern nach 1740 Schlösser 1986. Dem wissenschaftlich so lange im 19. und frühen 20. Jahrhundert weitgehend unbearbeiteten Forschungsfeld „Reichserzkanzler“ hat sich seit den frühen 1960er Jahren der Mainzer Rechtshistoriker Johannes Bärmann zugewendet. Er gründete den „Interdisziplinären Arbeitskreis Mainzer Reichserzkanzler“, bei dem schon bald die Historiker Gerlich und Helmut Mathy mitarbeiteten. Letzterer informierte in einem 1965 erschienenen Sammelbandbeitrag über den damaligen Stand und die Aufgaben der Forschung (Mathy 1965). Nach der Übernahme der Leitung des Arbeitskreises hat Gerlich seit den frühen 1970er Jahren nicht nur die Erfassung der Quellen zum Reichserzkanzler vorangetrieben, sondern gleichzeitig auch die Forschung durch die Vergabe von einschlägigen Dissertationen, die aufschlussreich die Politik von zwei Mainzer Reichserzkanzlern analysieren (Duchhardt 1969, Litzenburger 1985), bereichert. 1994 übergab er die Leitung des Arbeitskreises an seinen Mainzer Kollegen Peter Claus Hartmann, der versuchte, durch interdisziplinäre Kolloquien zum Reichserzkanzlerthema (Hartmann 1997a, 1998, 2001, 2002 und Hartmann–Pelizaeus 2005) die Reichskanzlerforschung in ihren verschiedensten Bereichen und Fragestellungen voranzubringen. Aus den so entstandenen Bänden besonders hervorzuheben sind die Beiträge Decot 1998, Lanzinner 1998, Neuhaus 1998, Roll 1998, Sellert 1998 und Schubert (E.) 2002. Außerdem hat Hartmann akademische Arbeiten zum Thema angeregt wie die Doktorarbeit Blisch 2005. Von 2005 bis 2013 leitete sein Schüler Ludolf Pelizaeus den Arbeitskreis, der Forschungsprojekte organisiert, Kolloquien durchführt (Pelizaeus 2008 und stark auf Kurmainz konzentriert Pelizaeus–Pelgen 2011) und eine Datenbank zum Thema (Datenbank Reichserzkanzler 2017) erstellt.
3. Das Reichsregiment (1500–1502, 1521–1530) Von Christine Roll
3.1. Die beiden Reichsregimenter in ihrem historischen Kontext Das Reichsregiment war eine kollegiale Reichsregierung, die vom Kaiser und von den Reichsständen nach einem bestimmten Schlüssel besetzt wurde. Das Wort „Regiment“ bedeutete im zeitgenössischen Sprachgebrauch „Regierung“ und bezeichnete sowohl das Abstraktum, das Regieren, als auch das Konkretum, die Regierung. Der Gedanke, die Regierung des Reichs von der Person des Reichsoberhaupts zu lösen, an die Mitwirkung der Reichsstände zu binden und in einem Reichsregiment zu institutionalisieren, entstammt den Diskussionen des 15. Jahrhunderts über eine Reform des Reichs mit dem Ziel vor allem der Durchsetzung des Landfriedens. Dabei ging es aber natürlich auch um Herrschaft – und damit um politische Aushandlung. Erstmals auf dem Wormser Reichstag von 1495 wurde über ein solches Reichsregiment verhandelt. Doch lagen die Vorstellungen Maximilians I. und der ständischen Verhandlungsführer über den institutionellen Zuschnitt des Regiments so weit auseinander, dass man von seiner Realisierung zunächst absah, um die Einigung auf die anderen Ordnungen und Institutionen – „Handhabung Friedens und Rechts“, Reichskammergericht, Gemeiner Pfennig – nicht zu gefährden. Nach einer Reihe politischer und militärischer Niederlagen musste sich Maximilian im Sommer 1500 jedoch dem Druck von reichsständischer Seite beugen und sich auf ein Reichsregiment einlassen, das seine Regierungsrechte erheblich beschränkte. Allerdings waren die meisten Reichsstände säumig in der Bezahlung wie der personellen Besetzung des Regiments, sodass Maximilian kaum Mühe hatte, es 1502 wieder aufzulösen. Auf dem Reichstag in Köln 1505, nach dem Erfolg im Landshuter Erbfolgestreit, kam er dann auf seinen Vorschlag von 1500 zurück (das Reichsregiment als eine Art kaiserlicher Reichsrat), doch die Stände wollten nicht einmal über das Projekt beraten; Maximilian ließ es dann ebenfalls auf sich beruhen. Das Reichsregiment war mithin keine Verwaltungsbehörde der Habsburgermonarchie, sondern eine der politisch umstrittensten Institutionen des Reichs an der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert. Strittig waren seine personelle Besetzung und Finanzierung, seine Kompetenzen, sein reichsrechtlicher Status wie sein Bestehen überhaupt; und gestritten wurde darüber nicht bloß zwischen Reichsoberhaupt und Ständen, sondern ebenfalls – was oft übersehen wird – unter den Reichsständen selbst. Diese Komplexität der Verhältnisse zeigt sich noch sehr viel deutlicher beim zweiten Reichsregiment: Zum einen bestand es viel länger, nämlich beinahe zehn Jahre. Zum anderen waren zahlreiche Strukturen der politischen Ordnung des Reichs in den 1520er
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IV. Der Kaiser und das Reich
Jahren bereits viel stärker verfestigt als um 1500. Zum dritten und vor allem aber kam hier die außerdeutsche Hausmacht Kaiser Karls V. ins Spiel: Bei seiner Wahl 1519 gehörte ein regiment […], wie vormals bedacht und auf der pan gewest, zu den Forderungen der Kurfürsten (Wahlkapitulation Karls V., Art. 3/4). Diese wollten mit der Bindung wichtiger kaiserlicher Regierungsrechte an die Stände der Gefahr begegnen, dass das Reich in die europäischen Auseinandersetzungen Karls V. verwickelt würde. Trotz des Rekurses auf 1500 und vieler Übereinstimmungen im Wortlaut der Regimentsordnungen waren die Unterschiede zwischen den beiden Reichsregimentern allerdings erheblich. Den Verhandlungsführern Karls auf dem Wormser Reichstag von 1521 gelang es nämlich, die ohnedies nur schwach ausgearbeiteten ständischen Konzeptionen – nach allem, was man weiß, hatten keinerlei Vorberatungen der Stände stattgefunden – in kaiserlichem Sinne zu verändern und insbesondere die Wirksamkeit des Reichsregiments auf die Zeit der Abwesenheit des Kaisers zu beschränken. Damit gaben die Stände ein Hauptanliegen gesamtständischer Reichsreform auf und das Reichsregiment wurde zur kaiserlichen Regentschaft im Rahmen des entstehenden Regentschaftssystems Karls V. mit Erzherzog Ferdinand als kaiserlichem Statthalter. In den Jahren 1523/24 machte sich das Reichsregiment durch seine ritterfreundliche Politik die Kurfürsten von der Pfalz und von Trier sowie den Landgrafen von Hessen, alle drei Lehnsherren vieler Ritter, zu scharfen Gegnern. Diese brachten in Verbindung mit den Herzögen von Bayern das Reichsregiment zu Fall und sorgten dafür, dass der Reichstag 1524 dem Regiment alle Befugnisse in der Rechtsprechung entzog und den Reichsständen ihre Präsenzpflichten am Regiment reduzierte. Seither verdankte das Regiment sein Weiterbestehen bis zur Rückkehr Karls V. ins Reich 1530 vor allem dem politischen Engagement und den Geldzahlungen Ferdinands: Dieser trug fortan sechs Jahre lang die Hälfte der Personalkosten des Regiments, sorgte für dessen ausreichende personelle Besetzung und sicherte damit seine eigene Statthalterschaft; diese erhielt dann 1531 mit seiner Wahl zum römischen König die angemessene institutionelle Grundlage. Das Regiment freilich war ab 1524 vollends keine die kaiserliche Regierung beschränkende Institution mehr.
3.2. Das Personal der Reichsregimenter: Statthalter und Reichsregenten Zum Reichsregiment gehörten der vom Reichsoberhaupt zu ernennende Statthalter und weitere 20 (erstes Regiment) bzw. 22 (zweites Regiment) Personen aus dem Reich. In jedem Quartal sollte einer der sechs Kurfürsten persönlich anwesend sein, die fünf übrigen hatten jeweils einen Rat zu senden. Auch unter den geistlichen und weltlichen Fürsten sollte die persönliche Sessionspflicht quartalsweise wechseln, ebenso unter einer Reihe von Städten. Dazu kamen je ein Rat aus den sechs Reichskreisen sowie je ein Graf und Prälat, ferner je ein Rat aus den niederländischen und den österreichischen Erblanden. Karl V. setzte 1521 durch, dass er als Kaiser zwei weitere Räte ernennen konnte. Kennzeichnend war also für beide Regimenter ein Nebeneinander von personeller Kontinuität und institutionalisierter Fluktuation sowie von persönlicher Präsenz einiger Stände mit der Vertretung anderer durch Räte. Während das Personal des ersten Regiments kaum bekannt ist, lässt sich das des zweiten nahezu vollständig rekonstruieren. Nach dem Reichstag von 1524, der festlegte, dass
3. Das Reichsregiment (1500–1502, 1521–1530) 285
in jedem Quartal nur noch ein Kurfürst oder Fürst persönlich anwesend sein musste und sich auch der Prälat durch einen Rat vertreten lassen konnte, kam es zu einer bemerkenswerten personellen Verfestigung auf der Ebene niederadeliger und bürgerlicher Räte. Wie die Reichsinstitutionen überhaupt trug also auch das zweite Reichsregiment zur Herausbildung einer Funktionselite im Reich bei. Die Beschlussfassung erfolgte in beiden Regimentern mit Mehrheit – im kurialen System der ständischen Vertretungen Alteuropas selten und ein enormer Modernisierungsschub. Das Quorum lag bei 14, wobei die Zustimmung des Statthalters erforderlich war. In wichtigen Fällen hatte das Regiment die Möglichkeit, sich um alle der zur Rotation vorgesehenen Stände zum Regimentstag zu erweitern.
3.3. Die Befugnisse und Aufgaben der Reichsregimenter Die Befugnisse beider Regimenter erstreckten sich auf das gesamte Reich; dem Ansinnen Karls V., die Niederlande und die österreichischen Länder vom Geltungsbereich explizit auszunehmen, widersetzten sich die ständischen Verhandlungsführer erfolgreich. Die Regimentsordnung fasste Aufgaben und Kompetenzen des Regiments in die Generalklausel des heiligen reich sachen, recht, frid und ir baider volziehung und handhabung, auch widerstand gegen den anfechteren des reichs und Teütscher nation (Regimentsordnung 1521, Art. 1; ähnlich 1500). Daraus und aus weiteren Bestimmungen ergibt sich, dass beide Regimenter letztinstanzliche Befugnisse in der Landfriedenswahrung hatten; das zweite Regiment musste dabei allerdings mit konkurrierenden bzw. komplementären Institutionen rechnen: Seine Stellung im entstehenden institutionellen Gefüge des Reichs (Reichstag, Reichskammergericht, Reichskreise und Schwäbischer Bund) war kaum bzw. widersprüchlich geregelt. Beide Regimenter waren ferner zuständig für die Verteidigung bei Angriffen auf das Reich, für den Schutz der Religion im Reich und damit auch für die Abwehr der Türken im Falle eines Angriffs. Selbständig einen Reichstag ausschreiben durften beide Regimenter indessen nicht. Das zweite war jedoch befugt, Bündnisverhandlungen zu beginnen, es durfte aber ohne Zustimmung des Kaisers keine Bündnisse abschließen. Der gesamte Bereich außenpolitischer Befugnisse – einer der Hauptstreitpunkte mit Maximilian I. – war für das erste Regiment dagegen ungeregelt geblieben. Auch von Befugnissen im Lehnswesen ist nur beim zweiten Regiment die Rede, das Karl V. bei der Belehnung vertrat bzw. Indulte erteilte. Ob das Reichsregiment für das Reichsoberhaupt eine Beschränkung bedeutete, hing also von den institutionellen Rahmenbedingungen ab, aber auch von der Entschlossenheit der Beteiligten, die Spielräume politisch zu nutzen. Maximilian sah sich vor allem in seiner Italienpolitik eingeengt, war es aber nur so lange, wie die Stände einig waren. Der Wormser Reichstag von 1521 hingegen hatte manches zugunsten des Kaisers festgeschrieben – Ergebnis erfolgreicher Verhandlungsstrategie der Räte Karls V.: Das Regiment amtierte bloß als Statthalterschaftsrat; seine Mandate wurden nicht nur, wie 1500, vom anwesenden Kurfürsten, sondern von diesem und dem Statthalter unterzeichnet, den Treueid schworen die Reichsregenten allein dem Kaiser. Die günstigeren Ausgangsbedingungen nutzten die habsburgischen Brüder; doch dass ihnen das gelang, konnte man 1521 nicht wissen.
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IV. Der Kaiser und das Reich
Statthalter der beiden Reichsregimenter 1. Erstes Regiment (Tagungsort 1500–1502 Nürnberg) Kurfürst Friedrich III. (später „der Weise“) von Sachsen 2. Zweites Regiment (Tagungsorte 1521–1524 Nürnberg, 1524–1526 Esslingen, 1526–1530 Speyer) Erzherzog (ab 1526 König) Ferdinand als alter ego des Kaisers im Rahmen des entstehenden Regentschaftssystems Pfalzgraf Friedrich II. 1521–1523 und 1528–1530 locumtenens in absentia Ferdinandi Markgraf Philipp I. von Baden 1524–1528 Quellenlage und Forschungsstand Eine geschlossene archivalische Überlieferung der beiden Reichsregimenter liegt nicht vor. Insgesamt ist die Quellenlage für das erste Regiment sehr viel schlechter als für das zweite, für das im HHStA immerhin Teile der ursprünglichen Regimentsüberlieferung gefunden werden konnten: in den Reichskammergerichtsakten des Mainzer Erzkanzlers zwei Rechnungsbücher des Reichspfennigmeisters, die für die Jahre 1522/23 und 1524– 1526 das Personal von Regiment und Kammergericht verzeichnen, und in den Reichskammergerichtsvisitationsakten der Reichskanzlei Korrespondenz des Regiments. In den „Reichssachen“ im StA Amberg befinden sich zudem wichtige Teile der Überlieferung des Pfalzgrafen Friedrich als Statthalter beim Reichsregiment. Unter den gedruckten Quellen sind für die Verhandlungen von 1495 und die Geschichte des zweiten Regiments die Reichstagsakten (Angermeier 1981: 1495; Wrede [Adolf ] 1896: 1521) von zentraler Bedeutung, ferner die habsburgische Familienkorrespondenz (Bauer [W.] 1912, Bauer–Lacroix 1937/38, Thomas–Wolfram 1973), für das zweite Regiment zudem die Berichte des kursächsischen Regimentsrats Hans von der Planitz (Wülcker–Virck 1899). Während die ältere Forschung die Geschichte der Reichsregimenter, namentlich die des ersten, zumeist auf den Gegensatz zwischen Kaiser und Ständen reduziert hat – oder sogar auf einen persönlichen Gegensatz zwischen dem Mainzer Erzkanzler Berthold von Henneberg und Maximilian I. –, sind mit differenzierteren Auffassungen über die Reichsreform zunächst durch Heinz Angermeier (Angermeier 1984 und 1970) und dann v. a. durch Peter Moraw (Moraw 1989) zahlreiche neue Akzente gesetzt worden; vgl. dazu den Forschungsüberblick bei Roll 1998. Im Detail informativ sind die älteren Studien Kraus (V.) 1883 (Quellenbeilagen!) und Ziehen 1937 (Zitate zahlreicher Quellen!) sowie neuerdings Hollegger 2005. Die beste einordnende Darstellung beider Regimenter ist Rabe 1991. Für das zweite Reichsregiment liegt mit der Dissertation Roll 1996 eine neuere Monographie mit der Analyse der institutionellen Rahmenbedingungen und der personellen Struktur des Regiments vor (umfassende Literaturangaben); darüber hinaus ist hier neu, dass das Reichsregiment auch als Statthalterschaftsrat Karls V. begriffen wird; die Regierungspraxis des zweiten Regiments harrt indessen nach wie vor der Untersuchung. Freilich hat das Reichsregiment, wie die Reichsreform überhaupt, in den letzten zehn Jahren
3. Das Reichsregiment (1500–1502, 1521–1530) 287
an Interesse eingebüßt; im Zeichen des cultural turn erscheinen neue Fragen erforderlich. Insbesondere die Studien von Barbara Stollberg-Rilinger und die neueren kulturwissenschaftlichen Ansätze der Verwaltungsgeschichte versprechen hier viele neue Einsichten: Stollberg-Rilinger 2008 und Brakensiek–Bredow–Näther 2014 (darin vor allem der Beitrag von Stefan Haas und der Schlusskommentar von Barbara StollbergRilinger). Über Herrschaft, Politik und Verfassung des Reichs um 1500 ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.
4. Die Reichsversammlungen Von Axel Gotthard
4.1. Der Reichstag Der Reichstag war die Vollversammlung der Reichsstände. Er brachte also die regionalen Herrschaftsträger (bzw. ihre Gesandten) zusammen, nicht etwa gewählte Vertreter der einzelnen Bewohner Mitteleuropas – es gab keine wie auch immer gearteten Wahlen zum Reichstag.
4.1.1. Die Entstehung des Reichstags Jener Reichstag, der seit den 1520er Jahren fast drei Jahrhunderte lang das zentrale politische Forum Mitteleuropas gewesen ist, formierte sich im ausgehenden 15. Jahrhundert. Diese Feststellung mag überraschen, berichten doch manche Verfassungsgeschichten von „mittelalterlichen Reichstagen“. Das ist aber irreführend. Natürlich kannte auch das Mittelalter politisch gewichtige Versammlungen, beispielsweise Hoftage: Der König versammelte die Kurfürsten, andere ihm genehme oder gerade in der Nähe weilende Vasallen um sich, diesmal jene, das nächste Mal andere; oder „Königslose Tage“: Veranstaltungen der Kurfürsten unter wenig präsenten Reichsoberhäuptern (Wenzel, Friedrich III.), die auch andere Reichsglieder besuchten, so sie ein Anliegen umtrieb. Diese offene Situation changierender, gleichsam unverbindlicher Beteiligung am politischen System des Reiches wurde angesichts wachsender Anforderungen an den Reichsverband, wie sie nicht zuletzt äußere Gefahren mit sich brachten (man denke nur an die Hussitenkriege, dann auch die Furcht vor dem expandierenden Osmanischen Reich), immer unhaltbarer. Eine Reaktion auf diese Herausforderungen war die Anlage von Reichsmatrikeln (die erste dieser Steuerlisten wurde 1422 fixiert), die alle Reichsglieder, unabhängig von ihrer personalen Beziehung zum König, auf bestimmte, ihrer Leistungsfähigkeit entsprechende Beiträge zur Abwehr äußerer Gefahren verpflichteten. Das hatte verfassungsgeschichtliche Implikationen. So gewann das Reich einen wichtigen Indikator für Reichszugehörigkeit und Reichsgebiet: Die Matrikel legte beides unausweichlich fest – denn so, wie moderne Kartographen, wenn sie die Reichsgrenzen ziehen müssen, waren dort schon die Zeitgenossen zu einer klaren Entscheidung gezwungen. Reichskriege und Steuermatrikeln dürften ferner Katalysatoren bei der Entstehung des Reichstags, der Vollversammlung der Reichsstände, gewesen sein: Wer zur Leistungsgemeinschaft beitrug, wollte auch mitre-
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den, umgekehrt konnte dem, der zahlte, nicht dauerhaft die Mitsprache verweigert werden. Aus dem Ringen zwischen den Versammlungsformen Königlicher Hoftag und Königsloser Tag erwuchs im Lauf des 15. Jahrhunderts der Reichstag, an der Schwelle zur Neuzeit gewann er seine dann bis 1806 maßgebliche Gestalt, ohne dass es hierfür eine genau datierbare Geburtsstunde oder einen förmlichen Einsetzungsakt gegeben hätte. Der neuzeitliche Reichstag war keine eher formlose Versammlung irgendwo zwischen Beratungszirkel und Beschlussfassungsorgan, mit vom Reichsoberhaupt willkürlich gewähltem Teilnehmerkreis – als Vollversammlung der Reichsstände war er in seiner Zusammensetzung vom Belieben des Kaisers unabhängig. Auch die anderen Grundlinien der Reichstagsordnung standen erst seither fest: Dass man in drei Kurien tagte; dass der Kurerzkanzler das Direktorium innehatte, der Kaiser hingegen bei den Beratungen vor der thüre stand (wie Maximilian I. lamentierte); dass die Reichsstände den Kaiser nicht nur unverbindlich berieten, sondern allen wesentlichen Regierungshandlungen förmlich zustimmen mussten – was die Wahlkapitulationen seit 1519 bekräftigten; dass die Beschlüsse eines Reichstags, vom Kaiser ratifiziert, Rechtskraft besaßen (wenngleich die Verbindlichkeit auch für überstimmte und dann „protestierende“ Minderheiten ein Dauerproblem blieb). Die um 1500 praktizierte – nicht schriftlich fixierte – ‚Geschäftsordnung‘ hat sich in der Folgezeit kaum mehr verändert. Doch haben neuere Untersuchungen zur Regierungspraxis unter Maximilian I. den Zäsurcharakter der 1490er Jahre etwas relativiert. Zum einen ähnelten die Reichstage dieser Ära in mancher Hinsicht noch mehr mittelalterlichen Hoftagen als Reichstagen des Konfessionellen Zeitalters – wenig Normierung, kleine Teilnehmerkreise; einen Entwicklungsschub hinsichtlich der Reichstagsbinnenkommunikation (Verschriftlichung und Verrechtlichung der Verfahren) wie des Aufmerksamkeitswerts brachten dann die frühen „Reformationsreichstage“ seit 1521. Zum anderen versuchte noch Maximilian I., mit politisch gefügigen Partikularversammlungen nach Art der alten Hoftage, die gar nicht das ganze Reich zusammenbringen sollten, Politik zu machen, und experimentierte umgekehrt sein großer Gegenspieler, der Mainzer Kurfürst Berthold, mit Königslosen Tagen. Beide Versammlungsformen waren aber nicht mehr zeitgemäß; erstere stellte das monarchische Element in der Mischverfassung des Reiches zu sehr heraus, letztere das oligarchische, während der Reichstag die nun in den Grundzügen festgezurrte Binnenstruktur des Reichsverbandes konkurrenzlos widerspiegelte. In der Reformationsepoche, die spektakuläre und die teutsche nation fesselnde, ihre zentralen Anliegen thematisierende Reichstage gesehen hat, wurde diese Entwicklung irreversibel. Die Reformationsreichstage wurden in jenen größeren Reichsstädten veranstaltet, die dann bis 1613 Reichstagsorte bleiben werden: Augsburg, Nürnberg, Speyer, dazu zweimal Worms, seit 1594 stets Regensburg. Zwischen 1613 und 1640 fand kein Reichstag statt, einige Kurfürstentage versuchten, als Surrogate einzuspringen und den Entscheidungsnotstand im Reich abzuarbeiten. Nach dem Westfälischen Frieden gab es 1654 noch einen letzten bzw. „Jüngsten“ Reichsabschied; der nächste, 1663 (wie die Vorgängertagungen) in Regensburg zusammentretende Reichstag ging nicht mehr auseinander.
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IV. Der Kaiser und das Reich
4.1.2. Themen, Arbeitsweise, Rolle des Reichsoberhaupts Der Reichstag war nach Ausweis frühneuzeitlicher Akten die unstrittig cräfftigste Reichsversammlung. Schon, weil der Kaiser für alle wirklich wichtigen Regierungshandlungen die Zustimmung des Reichstags benötigte (Komitialrechte), hat sich dieser auch mit allen wichtigen Politiksegmenten befasst: von Währungsproblemen bis hin zu solchen der inneren Ruhe und Rechtswahrung, von Handel und Wandel bis hin zu Krieg und Frieden. Brauchte der Kaiser, insbesondere zur Sicherung der Reichsgrenzen, einmal die finanzielle Unterstützung der Reichsstände, musste er die seiner Ansicht nach notwendige Geldsumme, übrigens mit wohlüberlegter Begründung und genauer Zweckangabe, am Reichstag beantragen, der sie dann lediglich ad hoc, für dieses eine Mal, und nicht immer in der gewünschten Höhe bewilligte. Beantragt wie bewilligt wurden übrigens jedes Mal soundso viele „Römermonate“. Diese irritierende Bezeichnung hat ihre eigene Geschichte: Im Jahr 1521 plante Karl V. einen Romzug zum Zwecke der Kaiserkrönung, die damals angefertigte Reichsmatrikel hielt fest, mit wie großen Truppenkontingenten sich jeder dort aufgelistete Reichsstand zu beteiligen hatte. Der anvisierte Romzug fand gar nicht statt, doch der Name der Rechnungseinheit für Reichshilfen blieb. Hatte ein Reichstag fünf Römermonate bewilligt, hieß das konkret: Jeder Reichsstand musste das Geld abliefern, mit dem man die hinter seinem Namen in der Matrikel genannte Anzahl von Soldaten fünf Monate lang besolden konnte. Natürlich waren dort, mit vielen Inkonsequenzen, für große Territorien höhere Truppenzahlen festgehalten als für ganz kleine. Bevor der jeweilige Reichstag seine Beratungen aufnahm, wurde vom Kaiser oder seinem Vertreter die kaiserliche Proposition, die den Beratungsstoff vorgab, verlesen (das gehörte zu den kaiserlichen Reservatrechten). Man beriet über jeden Tagesordnungspunkt getrennt in den drei Kurien (Kurfürsten-, Fürsten-, Städterat), und zwar in Abwesenheit des Kaisers. Der Direktor der jeweiligen Kurie ließ zu diesem Zweck umfragen. Man darf sich keine freie Debatte, keine Diskussion im modernen Sinne darunter vorstellen: In immer derselben feststehenden Reihenfolge gaben nacheinander alle Mitglieder der betreffenden Kurie ihr Votum ab; spätestens dem zwanzigsten oder dreißigsten Votanten blieb natürlich nur noch übrig, sich cum grano salis einem der vielen Vorredner anzuschließen, weil nichts Neues mehr zu sagen war. Ergab sich nach dieser Umfrage kein eindeutiges Meinungsbild, wurde in derselben Weise ein weiteres Mal oder auch noch mehrere Male von allen votiert. Hatte sich in der ersten wie in der zweiten Kurie jeweils ein konsens- oder wenigstens eindeutig mehrheitsfähiges Meinungsbild herauskristallisiert, trafen sich beide (oder auch nur ihre Direktoren) zur Re- und Correlation: Man tauschte auf gleichsam neutralem Boden, in einem eigens dafür vorgesehenen Saal, die Beratungsergebnisse aus. Wurden gravierende Differenzen zwischen der kurfürstlichen Relation und der Correlation des Fürstenrats deutlich, musste man darüber wieder kurienweise beraten, das Ganze konnte sich mehrere Male wiederholen, bis die Positionen homogenisiert waren. Erst dann zog man pro forma noch die Städtekurie bei; diese dritte Kurie war in der Reichstagspraxis nur von minderem Gewicht. Hatten die Reichsstände zu einem bestimmten Tagesordnungspunkt eine gemeinsame Position gefunden, formulierte der Kurfürst von Mainz ein consultum Imperii (Reichsgutachten), aus dem die kaiserliche Ratifikation ein conclusum Imperii (Reichsschluss) und damit, modern gesprochen, ein Reichsgesetz machte. Bevor sich der Reichstag wieder zerstreute, formulierte der Kurmainzer einen langen Text, der alle conclusa dieses Reichstags aneinanderreihte und den sog. Reichsabschied bildete.
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Der Kaiser kam am Anfang und am Schluss ins Spiel: Er berief ein und formulierte die Tagesordnung. Freilich musste er vor dem Ausschreiben den kurfürstlichen Konsens einholen, und weil die Kurfürsten wissen wollten, wozu sie ihre Zustimmung erteilten, wurde in der Reichstagspraxis auch die Tagesordnung eng mit ihnen abgestimmt. Dennoch können wir festhalten, dass – modern formuliert – die Gesetzesinitiative weitgehend beim Kaiser lag. Und er musste am Ende zustimmen; ob wir Reichsabschiede nun als Verträge nehmen, die der Kaiser als Vertragspartner signierte, ob wir sie besser als von ihm ratifizierte Gesetze bezeichnen sollten, darüber zu streiten ist müßig, wichtig ist nur, dass die Reichsstände das Reichsrecht ohne kaiserliche Zustimmung weder ändern noch ergänzen konnten. Aber das Reichsoberhaupt allein konnte es eben auch nicht – vor 1648 gelegentlich geäußerte Ansichten, wonach es ihm nach byzantinischem Kaiserrecht oder als Souverän im Sinne der Bodinschen Staatslehre doch zustehe, zeugen von verfassungstheoretischem Extremismus, der wenig Gespür für die Funktionsbedingungen des politischen Systems des Reiches verrät und im Reichsherkommen trotz einiger weniger Präzedenzfälle nicht verankert war. Zu ihnen gehört eventuell das Augsburger Interim von 1548 (dessen formgerechte Verabschiedung durch einen Reichstag umstritten war und ist), gehören sicherer der Geistliche Vorbehalt und die Declaratio Ferdinandea von 1555: Der Augsburger Religionsfrieden führt aus, weil sich beder religions stende über einen Bestandsschutz für die verbliebenen geistlichen Territorien nit haben vergleichen können, habe ihn König Ferdinand kraft der ihm vom Kaiser verliehenen volmacht und heimstellung erklert, also einseitig verfügt. Im Gegenzug ergänzte der König den Religionsfrieden durch eine ebenso einseitige Erklärung, wonach landsässiger Adel, Städte und Gemeinden unter der Landesherrschaft eines geistlichen Fürsten, die längst schon evangelisch geworden seien, eben dieses bleiben dürften. Bezeichnenderweise griff das Interim nur dort vorübergehend, wo ihm kaiserliche Truppenpräsenz Nachdruck verlieh, erkannten im Konfessionellen Zeitalter viele Protestanten dem Geistlichen Vorbehalt keine Rechtskraft zu, umgekehrt verneinten die Katholiken eine über Ferdinands Tod hinausreichende Verbindlichkeit seiner Declaratio. Und als die Hofburg 1629 im Restitutionsedikt ihre Lesarten des Religionsfriedens für verbindlich erklärte, fingierte sie, Ferdinand II. habe, um eine Erörterung der allfälligen Gravamina (also Beschwerden der Konfessionsparteien über Verdrehungen des Religionsfriedens durch den Widerpart) gebeten, ein Urteil gefällt, um so zu verhüllen, dass das Restitutionsedikt nach Form und Inhalt legislativen Charakter hat: Denn ein kaiserliches Recht, Gesetze zu erlassen oder auch nur authentisch auszulegen, war nie konsensfähig. Solche Versuche der Hofburg warfen immer die Machtfrage auf und waren nicht dauerhaft erfolgreich. Im normalen Reichstagsprozedere lag zwar die Gesetzesinitiative weitgehend beim Kaiser, und Gesetzesvorlagen bedurften seiner Ratifikation; hingegen waren Beratung, Formulierung, Publikation und Exekution in ständischer Hand. Die Wahlkapitulationen betonten, dass einmal verabschiedete Reichsgesetze auch das Reichsoberhaupt banden. In dieser Rolle, als Reichsoberhaupt, war der Kaiser nicht einmal als Beobachter anwesend, wenn die Reichsstände, gegliedert in die drei Reichstagskurien, die einzelnen Tagesordnungspunkte unter sich berieten. Gewiss war Österreich im Fürstenrat vertreten, sogar prominent (täglich alternierend mit dem Vertreter des Erzstifts Salzburg führte der Österreicher das Direktorium, bei jeder zweiten am Reichstag behandelten Materie hatte er also im Fürstenrat den Vorsitz inne, leitete er die entsprechenden Umfragen), und seit 1708 votierte ein Vertreter des Königreichs Böhmen im Kurfürstenrat, war Habsburg hiermit
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in den beiden maßgeblichen Kurien vertreten. Aber Reichstagsdirektor war nicht etwa das Reichsoberhaupt, sondern der Reichserzkanzler. Diese Würde bekleidete, wie eben schon deutlich wurde, der Kurfürst von Mainz. Er hatte gewissermaßen die Geschäftsführung inne, eine Fülle von Vorrechten gewährleisteten erheblichen Einfluss auf das Reichstagsgeschehen. Beispielsweise mussten alle Schriften an den gerade versammelten Reichstag, ob Briefe europäischer Regenten oder Supplikationen (Bittschriften) von Reichsständen und Privatpersonen, durch das Nadelöhr der Mainzer Kanzlei – nur, was der Mainzer den Kanzlisten der anderen Reichsstände „diktieren“ ließ, gewann amtlichen Charakter, hat für den Reichstag förmlich existiert. Somit hatte der Mainzer trotz des kaiserlichen Propositionsrechts auch erheblichen Einfluss darauf, was am Reichstag überhaupt besprochen wurde. Der Reichserzkanzler war ein Kurfürst, und so profitierte die erste, die kurfürstliche Kurie auch von seinen Vorrechten. Viele Einzelheiten des herkömmlichen Reichstagsprozedere strichen die Vorrangstellung der „Säulen des Reiches“ (columnae Imperii) heraus: Die kleinste Kurie, mit sechs bis neun Mitgliedern, war die mit Abstand wichtigste, übrigens gerade wegen ihrer geringen Größe auch handlungsfähigste. Dass Reichsgutachten der Relation und Correlation zwischen Kurien mit extrem unterschiedlicher Mitgliederstärke erwuchsen, lief faktisch auf ein Wägen der Stimmen zu Gunsten jedes einzelnen Kurfürsten hinaus. Wie die Zusammensetzung der ersten, vom Mainzer geleiteten Kurie ist auch die der minderwichtigen dritten Kurie leicht erklärt: Hier votierten die Reichstagsgesandten der reichsstädtischen Magistrate unter Leitung des Vertreters des Tagungsortes. Alle anderen Reichsglieder votierten im Fürstenrat. Die zweite Kurie war mithin die mitgliederreichste und inhomogenste. Virilstimmen führten nur die Reichsfürsten. Jene Mehrheit der Reichsprälaten, die nicht gefürstet war, und die vielen Reichsgrafen waren hingegen lediglich an einigen wenigen Kuriatstimmen (Gruppenstimmen pro Sitzbank, ‚Sammelstimmen‘) beteiligt. Rund hundert Reichsgrafen mussten sich vier Kuriatstimmen teilen, über vierzig Prälaten zwei; man votierte auf vier Grafenbänken (Wetterau, Schwaben, Franken, Westfalen) und zwei Prälatenbänken (Schwaben, Rheinland). Neben manchen ad hoc eingerichteten interkurialen Ausschüssen mit Fachleuten aus allen drei Kurien zur Vorbereitung spezieller, auf Fachkompetenzen angewiesener Entscheidungen des Plenums gab es an allen Reichstagen einen interkurialen Supplikationsausschuss, der sich vorsortierend, etwaige Bescheide vorbereitend der oft zahlreichen eingehenden supplicationes annahm: Denn jeder Bewohner eines Reichsterritoriums konnte sich mit einer Beschwerde oder besonderen Bitte an den Reichstag wenden. Der Supplikationsausschuss ist ein Vorläufer der Petitionsausschüsse moderner Parlamente.
4.1.3. Quod omnes tangit, protestationes, amicabilis compositio Ein Dauerproblem der deutschen Verfassungsgeschichte war die Verbindlichkeit der Reichsabschiede. Jeder Reichstag sah förmlich eingereichte protestationes, mit denen einzelne Reichstagsteilnehmer oder reichsständische Gruppen, die mit einem soeben mehrheitlich gefassten Beschluss nicht einverstanden waren, dessen Gültigkeit für sich selbst in Zweifel zogen. Was mit modernen parlamentarischen Vorstellungen nicht vereinbar ist, fügte sich gut zu einer für den vormodernen Reichstag wichtigen Maxime, der Formel: Quod omnes tangit, ab omnibus approbari debet. Dieser an sich altrömische Grundsatz
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will zum Ausdruck bringen, dass einem Beschluss all diejenigen (im Fall des Reichstags: Reichsstände) zustimmen müssen, die von seinen Folgen betroffen sind. Für die Stabilität des Reiches war es nicht prekär, wenn diese Reichsstadt oder jener kleine Reichsgraf erklärte, eine mehrheitlich beschlossene Reichssteuer nicht sogleich und in voller Höhe entrichten zu können. Ein viel gravierenderes Problem riss die berühmte Protestation von 1529 auf, denn hinter ihr stand eine stattliche Gruppe von Reichsständen aus allen drei Kurien, und sie begründete ihre Verwahrung grundsätzlich, nämlich mit Gewissenszwängen. Die „Protestanten“ von 1529 bestritten, dass man die Majorität in Glaubens- und Gewissensfragen ausspielen dürfe, lehnten es ab, sich bei hierfür einschlägigen Themen Mehrheitsentscheidungen zu beugen. Dieser fortan prinzipiell beibehaltene evangelische Rechtsstandpunkt machte die Reichstagsarbeit (noch) beschwerlicher, denn was war in der Reformationszeit, erst recht aber im Konfessionellen Zeitalter nicht alles Glaubensfrage! Seit dem ausgehenden 16. Jahrhundert bezweifelten manche Protestanten sogar die Verbindlichkeit von mehrheitlich beschlossenen Reichssteuern, diese nämlich sollten nur die evangelische Seite ausmatten, während sie der Kaiser seinen katholischen Parteigängern ohnehin unter der Hand erlasse. Wenn die Verbindlichkeit der Beschlüsse des zentralen politischen Forums derart in Frage stand, drohte das die Funktionsfähigkeit des politischen Systems zu blockieren. Der Westfälische Frieden von 1648 zog daraus die Konsequenz, in Glaubensfragen nur mehr die gütliche Vereinbarung zwischen den Konfessionen zuzulassen. Der Reichstag konnte sich seitdem kurienübergreifend in seine katholische und seine evangelische Hälfte aufspalten (itio in partes), beide Seiten mussten sich dann ohne Möglichkeit des Majorisierens, gleichsam eins zu eins, einigen (amicabilis compositio). Seit 1648 konnte der Reichstag also auf zwei verschiedene Weisen beratschlagen – in den herkömmlichen, hierarchisch definierten Kurien oder nach Konfessionen. Es formierten sich deshalb zwei konfessionell definierte Corpora, das Corpus Evangelicorum und das Corpus Catholicorum. Auch die Katholiken sahen natürlich ein, dass die 1648 vorgesehene itio in partes ab und an das konfessionsspezifische Zusammentreten der Reichstagsgesandten erforderlich machte, aber für sie waren diese Corpora einfach technische Notbehelfe zur Durchführung einer itio in partes, entsprechend locker gefügt war ihr nur sporadisch zusammentretendes Corpus. Hingegen verfestigte sich das Corpus Evangelicorum rasch zu einer Dauereinrichtung, zur Quasi-Reichsinstitution, zur Organisation des evangelischen Reichsteils. Man traf sich recht häufig am Rand des sich zur Permanenz hinentwickelnden Reichstags, um die Reichstagsarbeit der zahlreichen evangelischen Gesandten aufeinander abzustimmen, so ihr Auftreten in den verschiedenen Kurien zu homogenisieren, versuchte aber auch, zumal in Zeiten zugespitzter konfessioneller Konfrontation, die Entsendehöfe gleichsam auf Kurs zu bringen, die an den vielen Residenzen des Reiches betriebene Politik konfessionell aufzuladen. Für die katholischen Reichsstände war all das verfassungswidrig, sie akzeptierten das so genannte Corpus der Protestanten als Abstimmungskörper zur Herbeiführung einer amicabilis compositio, nicht aber als politisches Gremium. Damit hätte es nur recht selten aktiv werden können, denn Normalfall blieb die Beratung in den traditionellen Kurien. Allein das Wissen, dass die evangelische Seite auf eine itio in partes, das Auseinandertreten des Reichstags nach Konfessionen, pochen konnte, wirkte disziplinierend, vereitelte eine Instrumentalisierung der in den beiden ersten Kurien gegebenen katholischen Majorität für konfessionspolitische Zwecke.
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IV. Der Kaiser und das Reich
4.1.4. Der Reichstag wird permanent Der Reichstag hatte keine Periodizität, auch die Frequenz war sehr wechselhaft, Phasen mit fast jährlichen Reichstagen folgten solche mit ein bis zwei Reichstagen pro Dekade. Nach einem vollkommen gescheiterten (1608) und einem sehr krisenhaften (1613) Reichstag fand ausgerechnet in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges gut eine Generation lang keiner mehr statt (bis 1640), was eine lebhafte politologische Debatte über mögliche Surrogate auslöste; praktisch haben vor allem Kurfürstentage den Entscheidungsnotstand abzuarbeiten versucht. Zwischen der Verlesung der Proposition sowie der Verlesung und Beurkundung des Reichsabschieds konnten wenige Wochen oder zehn Monate (1547/48) vergehen. Dass die Reichstagsarbeit in einen Reichsabschied mündete, war die Regel, doch gab es Ausnahmen. Der Reichstag von 1608 brachte keinen Reichsabschied zustande und tröpfelte gewissermaßen auseinander, weil manche Protestanten erbost abzogen und die anderen schließlich auch nicht mehr mit der nun noch erdrückenderen katholischen Mehrheit weiterverhandeln wollten. Auch der Reichstag von 1546, der lediglich die Kriegsvorbereitungen des Kaisers bemänteln sollte und dann, als die Truppen formiert waren, eilends vertagt wurde, erarbeitete keine Reichsgesetze, mündete ohne Atempause in den Schmalkaldischen Krieg. Hatten sich die Reichsstände bislang in ganz unregelmäßigen Abständen immer einmal wieder für einige Monate in einer Reichsstadt zum Reichstag versammelt, insgesamt rund fünfzig Mal, sollte der 1663 nach Regensburg einberufene gar nicht mehr enden. Der Reichstag wurde „immerwährend“, weil sich keine Einigung in der Behandlung der 1648 skizzierten negotia remissa erzielen ließ; spezieller hingen die dauernden Streitfragen vor allem mit der mittlerweile umstrittenen Präeminenz der Kurfürsten im Reichssystem zusammen, es ging also um das Gewicht der oligarchischen Züge in der Mischverfassung des Reiches. Man rang Jahr um Jahr darum und begann sich schließlich damit abzufinden, dass der Reichstag immerwährend geworden war. Die Permanenz wurde nie förmlich beschlossen, stellte sich ein. Das veränderte natürlich das Antlitz des Reichstags. Waren die Territorialherren bisher jedenfalls bei ihnen wichtig dünkenden Tagesordnungspunkten persönlich am Reichstag erschienen, wurde dieser nun zum Gesandtenkongress – die Reichsfürsten hatten ja anderes zu tun, als jahraus, jahrein in den Regensburger Beratungssälen zu sitzen, mussten sich beispielsweise zuhause um Land und Leute kümmern. Auch der Kaiser ließ sich nun durchgehend durch seinen „Principal-Commissarius“ vertreten, einen vornehmen Reichsfürsten, dem meistens ein „Concommissarius“, ein diplomatisch versierter Jurist, zur Seite gestellt wurde. War die glanzvolle Repräsentation nicht delegierbar, hing es vom politischem Ehrgeiz und den juristischen Kenntnissen des Prinzipalkommissars ab, ob er die politischen Geschäfte ohne einen Konkommissar allein abwickelte, sich die Reichstagsroutine mit diesem teilte oder sie ihm weitestgehend überließ. Kaiserliche Kommissionsdekrete gaben fortan den Verhandlungsstoff vor, approbierten Reichsgutachten. Da der Reichstag nicht mehr auseinanderging, gab es keine Reichsabschiede mehr, nur noch Reichsschlüsse. Sie steckten, wie zuvor die Reichsabschiede, ein weites Themenfeld ab: wichtige Fragen der äußeren Sicherheit wie der inneren Friedenswahrung; daneben erließ der Reichstag immer wieder Rahmengesetze für Handel und Gewerbe im Reich, so, beispielsweise, die bekannte Reichshandwerksordnung von 1731.
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4.2. Andere Reichsversammlungen Dass der Reichstag über drei Jahrhunderte hinweg, fast immer völlig unstrittig, das zentrale politische Forum des Reiches war, auch nach den beiden desaströsen Tagungen von 1608 und 1613 zwar für eine Generation als gescheitert galt, danach aber wieder in den Mittelpunkt der Reichspolitik rückte: Dieses erstaunliche Faktum liegt daran, dass der Reichstag die Struktur des neuzeitlichen politischen Systems, die Binnengliederung des Reichsverbandes, seine Prestigeverteilung sinnfällig machte. Er führte alle Regionen und reichsständischen Gruppen (von den Säulen des Reiches bis hinab zu Vertretern der Reichsstädte) zusammen, und er bildete ständische Libertät wie ständische Ungleichheit ab, ja, er brachte beides wieder und wieder zur Aufführung, wobei jeder Akteur, da mitspielend, die überkommene Rollenverteilung neu bekräftigte. Weil der Reichstag die teutsche libertät gleichzeitig verbürgte und darstellte, garantierte wie demonstrierte, hatten all die sattsam bekannten, heutzutage gern gallig kommentierten Erzwingungsschwächen und Vollzugsdefizite, die vielbeklagten protestationes und lamentationes ihren guten Sinn, das gilt genauso für die modernen parlamentarischen Vorstellungen Hohn sprechende Konkurrenz des quod omnes tangit zum ‚fortschrittlicheren‘ Mehrheitsprinzip. Die neben der Libertät wieder und wieder zur Aufführung gebrachte ständische Ungleichheit war in Form der Kuriengliederung tragendes Konstruktionsprinzip. Messen wir nicht anachronistisch an modernen Vorstellungen von Repräsentation, passt alles: Die Kurfürsten bewohnen die schönste Stube, aber nicht allein das ganze Haus, dessen stützende Säulen zu sein sie vorgeben; die Städte im Kämmerchen, die Allerkleinsten (nämlich die reichsunmittelbaren, aber eben nicht reichsständischen Reichsritter) haben gar kein Wohnrecht. Nur weil der Reichstag den Aufbau des Reichsverbands abbildungstreuer als alle denkbaren Alternativen widerspiegelte, konnte er jahrhundertelang das zentrale politische Forum sein und bleiben. So darf die Leistungsfähigkeit des Reichstags nicht nur an seinem legislativen Output gemessen werden, er integrierte (als Forum des Gedankenaustauschs, informelles Beziehungsgeflecht) und differenzierte, war gerade wegen seiner heute altertümlich anmutenden Zeichenhaftigkeit nach damaligen Maßstäben durchaus effektiv. Diese Inszenierung, Visualisierung, Veranschaulichung des politischen Systems konnte keine andere Reichsversammlung leisten: sowieso nicht der Reichskreistag mit seiner lediglich regionalen, nicht ständischen Gliederung; auch nicht der Reichsdeputationstag, an dem eben nicht alle Reichsstände beteiligt gewesen sind; auch nicht der ständisch exklusive Kurfürstentag.
4.2.1. Die Reichskreis- und Reichsdeputationstage Versammlungen von Kreisvertretern spielten für die Reichspolitik der 1540er bis 1570er Jahre eine gewisse Rolle, befassten sich insbesondere mit der „Moderation“, also einer „gerechteren“ Neuredaktion der Reichsmatrikel, und mit Münzfragen. Dass sie keine umfassenden reichspolitischen Kompetenzen an sich ziehen konnten und dann aus der Übung kamen, lag am kurfürstlichen Widerstand: Es erwies sich als prekär, am Reichskreistag sowohl den von den rheinischen Kurfürsten beanspruchten zeremoniellen Vorrang vor den östlichen Standeskollegen als auch die korporative Geschlossenheit des
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IV. Der Kaiser und das Reich
Kurkollegs institutionell zu verankern, und beides auch noch mit dem geographischen, nicht hierarchischen Konstruktionsprinzip der Kreisverfassung zu versöhnen. Wie schon der anders gelagerte, aber ebenfalls auf Effektivität und Kostenersparnis zielende Versuch, die schwerfällige Reichstagsarbeit durch interkuriale Ausschüsse zu flexibilisieren, scheiterte auch dieser Ansatz, dem Reichstag eine weniger aufwendige, dadurch zügiger arbeitende Versammlung zur Seite zu stellen, an den auf ihre hergebrachte Präeminenz pochenden Kurfürsten. Länger haben Ordentliche Reichsdeputationstage eine gewisse Rolle für die Reichspolitik gespielt. Die Reichsexekutionsordnung von 1555 sah sie als Antwort auf gravierende Landfriedensstörungen vor – das war ihre originäre Kompetenz. Doch befassten sich Deputationstage dann auch im Auftrag mancher Reichstage, die sich so von diffizilen, Fachkenntnis erfordernden Problemen entlasten wollten, mit anderen Themen, insbesondere mit Münzfragen, der Reichsmatrikel, der policey (Reichspolizeiordnung von 1577), der Reform und Visitation des Reichskammergerichts. Sie waren gewissermaßen ein verkleinertes Abbild des Reichstags. Allerdings wurden Deputationstage vom Erzkanzler ausgeschrieben (bei schweren Landfriedensstörungen) bzw. durch Reichsabschiede angesetzt, und es gab nur zwei Kurien: die der Kurfürsten und eine zweite aller anderen Mitglieder der Deputation, also der Fürsten, Grafen, Prälaten und Städte. Das Direktorium dieses Fürstenrats führte Österreich allein; seit 1570 verstärkte die Regierung des Burgundischen Kreises den habsburgischen Einfluss auf die überwiegend katholische Ordentliche Reichsdeputation. Wie die Vollversammlung der Reichsstände, repräsentierte auch ihre Schrumpfform alle Regionen und reichsständischen Gruppen, denn sie wurde von Reichsständen aller zehn Kreise und aus allen drei Reichstagskurien beschickt; weil hier indes eben gerade nicht jeder einzelne Reichsstand mitstimmen durfte, blieb der Deputationstag reichspolitisch dem Reichstag gegenüber in einem dienenden Verhältnis. In kleinem Kreise sollten immer wieder einmal zwischen zwei Reichstagen bestimmte, von der letzten Vollversammlung des Reiches vorgegebene und recht genau umrissene Probleme erörtert, manchmal auch entschieden werden. Der Deputationstag bestand zunächst aus 16, dann lange Zeit aus 20, zuletzt aus 28 Mitgliedern. Der Reichsdeputationstag florierte in den letzten vier Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts, wurde dann aber 1601 noch vor dem Reichstag aus konfessionspolitischen Gründen gesprengt, danach galten erneute Versuche vierzig Jahre lang als aussichtslos. Doch sahen die 1640er und 1650er Jahre eine zweite Blütezeit; dass sich der Reichstag seit 1663 zur Permanenz entwickelte, machte Deputationstage obsolet. Freilich konnte der Reichstag weiterhin ad hoc, aus bestimmten Anlässen, speziell auf deren Bearbeitung zugeschnittene „außerordentliche Reichsdeputationen“ einsetzen; eine solche hat den berühmten Reichsdeputationshauptschluss von 1803 erarbeitet.
4.2.2. Die Kurfürstentage Ehe ein permanent werdender Reichstag anderen Reichsversammlungen keinen Raum mehr beließ, waren ständisch exklusive Versammlungen nur der Kurfürsten die nach dem Reichstag zweitwichtigste Tagungsform für die Reichspolitik. Man kann das nur verstehen, wenn man sich die politische Leitfunktion der Kurfürsten im Reichsverband vor Augen führt. Gewiss hatte die Konjunkturkurve der kurfürstlichen Präeminenz
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schon in den letzten Jahrzehnten des Mittelalters ihren Höhepunkt überschritten – die institutionelle Ausformung des Dreikurienreichstags ist hierfür nur das gewichtigste Indiz. Aber auch die Neuzeit sah durchaus politische Konstellationen, die dem Kurkolleg wieder eine besondere, herausgehobene politische Verantwortung zuspielten: als flexibles, rasch handhabbares Beratungsgremium eines kooperativ agierenden Kaisers, der jeden Resonanzboden zu nutzen suchte, aber auch als Speerspitze des Reiches gegen kaiserliche Anmaßungen in Zeiten, in denen die Formel „Kaiser und Reich“ ein bipolares Spannungsverhältnis beschrieb und die reichsinternen Kommunikationsströme gestört waren. Das besondere reichspolitische Gewicht der Kurfürsten hing natürlich zum einen mit ihrem exklusiven Wahlrecht zusammen: Der amtierende Kaiser musste auf die Kurfürsten schon deshalb besonders Rücksicht nehmen, weil er mit einer massiv an ihren Vorstellungen vorbeigehenden Reichspolitik die Wahl des gewünschten Nachfolgers, den Verbleib der Kaiserwürde bei der Dynastie aufs Spiel gesetzt hätte. Nicht nur deshalb freilich suchten die meisten Kaiser des 16. und 17. Jahrhunderts einen engen und recht stetigen Kontakt zu den Kurhöfen. Wegen der Vielzahl von Reichsterritorien und unter den damaligen Kommunikationsbedingungen war es ganz unmöglich, die Reichspolitik je und je mit allen Reichsgliedern abzustimmen; erst, dass der Reichstag, die Vollversammlung der Reichsstände, im späten 17. Jahrhundert permanent wird, ändert die Rahmenbedingungen kaiserlicher Politik. Bis dahin hielten die meisten Reichsoberhäupter, um den Anschein einer selbstherrlichen Regierungsweise zu meiden, wieder und wieder Rücksprache mit der reichsständischen Führungselite, dem Kurkolleg. Kaiser, die Feedback suchten (also Ferdinand I. oder Maximilian II. mehr als Karl V. oder Rudolf II.), suchten es an den Kurhöfen bzw. an Kurfürstentagen – zumal sich die Kurfürsten in ihrem Kurverein (seine Satzung wurde zum letzten Mal 1558 redigiert, blieb dann so bis 1806 in Geltung) selbst besonderes Engagement in der Reichspolitik, besondere Verantwortung für das Reichsganze auferlegt haben. Der Kurverein diente einerseits standespolitischer Interessenwahrung, so hielt die Satzung alle Mitglieder an, bei der Verteidigung der kurfürstlichen Präeminenz zusammenzustehen, an reichsständischen Tagungen als ein wesen unnd samblungk, also geschlossen aufzutreten. Aber die Kurfürsten verpflichteten sich in ihrem Kurverein auch selbst darauf, im Rollenensemble eines frühneuzeitlichen Reichsstands der Rolle des Reichspolitikers (neben der des Landesherrn oder beispielsweise des Erzbischofs) eine gewisse Priorität einzuräumen. Das kam dem Wunsch der Hofburg, einen Resonanzboden für die kaiserliche Reichspolitik zu bekommen, entgegen. Die Akten titulieren die Kurfürsten deshalb tausendfach als innerste räte des Reichsoberhaupts. Sie kennen aber auch eine andere ganz geläufige Formulierung: Die Kurfürsten seien die vorderisten glieder unter den Reichsständen – ihre herausgehobenen Repräsentanten, Sprecher der Reichsspitze gegenüber. Was in der Wahlkapitulation kondensiert war, prägte auch sonst den Gang der Reichspolitik: Dass die vorderisten die Interessen auch aller anderen Glieder des Reiches vertraten, wenn sie dem Kaiser als dessen innerste räte Wegweisung gaben, dass sie dabei Reiches Stimme führten. Lange Zeit haben das die nachgeordneten Reichsstände keinesfalls als kurfürstliche Anmaßung empfunden. Das Kurkolleg war cardo Imperii, Scharnier zwischen dem Reichsverband und seiner Spitze. Das gab Tagungen der Säulen des Reiches besonderes Gewicht. Will man sie systematisieren, kann man zunächst einmal wählende und nichtwählende Kurfürstentage unterscheiden. Wahltage kreierten nicht nur das nächste Reichsoberhaupt, sie berieten ebenso gerade virulente Probleme der Reichspolitik. Die Kurfürsten trafen sich bis 1640 auch immer wieder zu nichtwählenden Kurfürstentagen. Formal zerfiel diese Versammlungs-
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IV. Der Kaiser und das Reich
form in zwei Unterkategorien: Kurfürstentage nach Art der Goldenen Bulle, auf kaiserliche Anregung und mit kaiserlicher Beteiligung (der Kaiser versammelt seine innersten räte um sich); und Kurvereinstage, bei denen kaiserliche Emissäre lediglich Zaungäste, bisweilen aber auch gar nicht erwünscht waren. Die Frequenz des nichtwählenden Kollegialtags schwankte stark; gab es unter Karl V. gar keinen, sahen die zwanzig Jahre nach seiner Resignation gleich sieben derartige Veranstaltungen. Die Themenpalette der Kurfürstentage entspricht der von Reichstagen, doch scheuten die Kurfürsten Beschlüsse, die alle Reichsstände viel Geld kosten konnten – da griff das Prinzip des quod omnes tangit. Ausgeschrieben hat die meisten neuzeitlichen Kollegialtage der Kurfürst von Mainz, oft folgte eine Art Nebenausschreiben der Hofburg oder doch die Mahnung an diesen und jenen der innersten räte, dem mainzischen Ausschreiben Folge zu leisten, wobei die Hofburg freilich sensibel auf die kurfürstliche Präeminenz achten musste. Als Ferdinand II. 1629 um die Ansetzung eines Kollegialtags bat und dabei erwähnte, dass doch auch 1627 mit seiner Einwilligung einer stattgefunden habe, waren die Kurfürsten schockiert. Unverzüglich stellte man klar, dass man den Kaiser vor zwei Jahren keinesfalls um seine Einwilligung angegangen sei, ihm die Tagung lediglich, und übrigens freiwillig, notificirt habe. Die Peripetie dieser Tagungsform liegt im zweiten Viertel des 17. Jahrhunderts. Der große deutsche Konfessionskrieg sah mehrere glanzvolle, europaweit beschickte kurfürstliche Konvente, die versuchten, den Entscheidungsnotstand im Reich zu beenden. Sie bewirkten manches, auf nicht wenigen Themenfeldern, von der Heeresorganisation bis hin zur Eindämmung der Hexenverfolgungen. Das 1629 erlassene Restitutionsedikt hat der Kollegialtag in Mühlhausen (1627) angeregt, der Regensburger Kollegialtag von 1630 erzwang die Entlassung des kaiserlichen Heerführers Wallenstein. Subjektiv vertraten die Kurfürsten dabei nicht standespolitische, sondern reichsständische Interessen, führten sie Reiches Stimme. Dass sie dem Kaiser 1636 die Einziehung einer Reichssteuer bewilliget haben, so die zentrale Funktion des Reichstags substituierten, wurde freilich an vielen Fürstenhöfen als Anmaßung, als Überdehnung der kurfürstlichen Leitfunktion im Reich interpretiert. Die Säulen des Reiches trafen sich 1640 noch einmal zu einem nichtwählenden Kurfürstentag; mussten sich dort aber selbst eingestehen, dass eine cräfftigere Versammlung nottat, und wurden auch von verschiedenen Reichsfürsten in diesem Sinne bestürmt: also Erweiterung zum Reichstag, nach 27 reichstagslosen Jahren. Dass danach – trotz zeitweise, zuletzt in den 1680er Jahren, sehr intensiver Debatten darüber – nie wieder ein nichtwählender, reichspolitisch motivierter Kurfürstentag stattgefunden hat, ist nur im größeren Rahmen des intensiven kurfürstlich-fürstlichen Ringens um die Kompetenzverteilung im Reichsverband zu verstehen, das der Reichspolitik im halben Jahrhundert zwischen den frühen 1630er und der Mitte der 1680er Jahre kräftig den Stempel aufgedrückt hat. Jene größeren Fürstenhäuser, die seit den 1630er Jahren gegen die angeblich drohende oligarchia anrannten und es in einem rund fünfzigjährigen Ringen schafften, die kurfürstliche Präeminenz ein Stückweit zu schleifen, hätten reichspolitisch motivierte Kurfürstentage im letzten Viertel des 17. Jahrhunderts nicht mehr hingenommen, mit dem nun viel beschworenen Fürstentag gekontert. Die Kurfürsten haben die Kraftprobe nicht gewagt. Die Kompetenzen des Kurfürstentags waren bis in die 1630er Jahre hinein kaum je thematisiert, gar problematisiert worden – die Kurfürsten gaben eben dem Reichsoberhaupt Ratschläge, und dieses war gut beraten, wenn es darauf Rücksicht nahm. Die Verbindlichkeit dieser Wegweisungen für das Gesamtreich hatte man im Bereich des Ungeklärten, des am besten nicht zu Klärenden belassen. Für diese Grauzone blieb indes keine
4. Die Reichsversammlungen 299
Nische mehr ausgespart, seit die Protagonisten des Fürstenstandes eine definitive Klärung der legislativen Kompetenzen im politischen System des Reiches einforderten und diese ausschließlich an einer Stelle lokalisierten, nämlich am Reichstag – einem nun ja stets präsenten, ansprechbaren Reichstag. Dass dort seit 1663 „das ganze Reich“ beisammensaß, hat das Ende der Ära aktiver Mitgestaltung der Reichspolitik durch Kurfürstentage besiegelt. Wählende Kurfürstentage hat es natürlich weiterhin gegeben. Prinzipalkommissare 1662–1668 1668–1669 1669–1685 1685–187 1688–1691 1692–1699 1700–1712 1712–1716 1716–1725 1726–1735 1735–1743 1743–1745 1745–1748 1748–1773 1773–1797 1797–1806
Guidobald Graf Thun-Hohenstein, Fürsterzbischof von Salzburg David Ungnad Graf Weißenwolff (interimsweise) Marquard Schenk von Castell, Fürstbischof von Eichstätt Sebastian Graf Pötting, Fürstbischof von Passau Hermann Markgraf von Baden Ferdinand August Fürst Lobkowitz Johann Philipp Graf Lamberg, Fürstbischof von Passau Maximilian Karl Fürst Löwenstein-Wertheim Christian August Herzog Sachsen-Zeitz, Erzbischof von Gran Frobenius Ferdinand Fürst Fürstenberg-Messkirch Joseph Wilhelm Ernst Fürst Fürstenberg-Stühlingen Alexander Ferdinand Fürst Thurn und Taxis Joseph Wilhelm Ernst Fürst Fürstenberg-Stühlingen Alexander Ferdinand Fürst Thurn und Taxis Karl Anselm Fürst Thurn und Taxis Karl Alexander Fürst Thurn und Taxis Quellenlage und Forschungsstand
Reichstagsakten findet man in jedem größeren Archiv zuhauf, so zahlreich die Reichsstände (also Reichstagsteilnehmer), so zahlreich die Fundorte. Die reichhaltigste Überlieferung zu Kurfürstentagen bieten, wohl in dieser Reihenfolge, das HStA Dresden, das BayHStA (mit der kurpfälzischen und der kurbayerischen Überlieferung unter einem Dach) sowie das HHStA. Eine wachsende Zahl von Reichstagen vor 1663 ist durch die Edition der Deutschen Reichstagsakten mit ihren verschiedenen Reihen (MR, JR, Reichsversammlungen 1556–1662) dokumentiert, auch schon ein Reichsdeputationstag (der von 1586). Die Bände sind durchweg von sehr hoher Qualität, auch wenn die im Verlauf des 16. Jahrhunderts immer weiter anschwellenden Aktenmassen, ferner Kostenprobleme zuletzt zu schmerzlichen Einschränkungen zwangen, insbes. zur Konzentration auf die Kurien- und Ausschussverhandlungen sowie auf Verhandlungsakten, zu Lasten v. a. der sich um den Reichstag rankenden Korrespondenzen (im Einzelnen nachgewiesen auf der Homepage der Historischen Kommission bei der BAW: Reichstagsakten 2017). Die im HHStA verwahrten Akten des Prinzipalkommissars am Immerwährenden Reichstag liegen auch als Mikrofiche-Edition vor (Prinzipalkommission 1993). Von den vormodernen Editionen ist bis zur Komplettierung der Deutschen RTA nach wie vor Schmauss–Senckenberg 1747 unersetzlich, bezeichnenderweise werden
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IV. Der Kaiser und das Reich
dort auch wichtige Kurfürstentagsbeschlüsse abgedruckt. Für Untersuchungen zum Immerwährenden Reichstag sind wir nach wie vor und wohl noch lang auf Pachner von Eggenstorff 1740–1777 angewiesen. Zahlreiche weniger zentrale vormoderne Editionen zur Geschichte der Reichsversammlungen listen die der Frühen Neuzeit gewidmeten Bände der „Quellenkunde zur deutschen Geschichte der Neuzeit“ auf: Müller (Klaus) 1982, Dotzauer 1987, Becker 1995. Weil der Reichstag in der Reformationszeit rasch das Forum wurde, an dem die die deutsche Nation elektrisierenden Themen verhandelt wurden, geben zahlreiche reformationsgeschichtliche Monographien über einzelne Reichstage der Regierungszeit Karls V. Auskunft; auch die Reichsversammlungen unter seinen beiden Nachfolgern im Kaiseramt sind mittlerweile gut erforscht. Wichtige übergreifende Darstellungen zu den Reichstagen von Maximilian I. bis hin zu Maximilian II. sind Aulinger 1980 und Neuhaus 1982. Ist erstere eher beschreibend und nicht zuletzt kulturgeschichtlich aufschlussreich, befasst sich letztere betont analytisch und in verfassungsgeschichtlicher Fragestellung mit Arbeitsweisen und Funktionen nicht nur des Reichstags, sondern auch des Reichskreistags und des Reichsdeputationstags. Über die institutionengeschichtlichen Fortschritte, die sich zuletzt insbes. infolge zahlreicher neuer Editionen in den drei frühneuzeitlichen Reihen der Deutschen RTA eingestellt haben, informiert Lanzinner–Stohmeyer 2006. Sind die ersten acht Jahrzehnte des an der Schwelle zur Neuzeit entstandenen Reichstags unterschiedlich intensiv, aber alles in allem doch hinreichend erforscht, gilt dies für die Reichstage des späteren 16. und des frühen 17. Jahrhunderts keinesfalls. Auch hinsichtlich des Immerwährenden Reichstags ist noch sehr viel zu tun, lediglich seine Anfangs- und Schlussjahre hat die neuere Forschung beachtet. Über die Entwicklung hin zur Permanenz informiert instruktiv Schindling 1991, den letzten beiden Dekaden ist Härter 1992 gewidmet. Eine systematische Würdigung der Tagungsform Reichstag über die gesamte Frühneuzeit hinweg existiert nicht. Hinsichtlich der lange vernachlässigten Kurfürstentage wurde immerhin ein erster derartiger Versuch vorgelegt (Gotthard 1999, Bd. 1, 199–475). Zu den seit einiger Zeit besonders intensiv untersuchten Inszenierungs- und Rangfragen am Reichstag äußerten sich schon Luttenberger 1987 und zuletzt Ott 2008; zum Rangkampf am Immerwährenden Reichstag Gotthard 2001. Eine grundlegende Untersuchung des Reichstagsverfahrens von der rechtsgeschichtlichen Seite bietet Schlaich 1977/78. Schubert (F.) 1966, diese klassische, seinerzeit sehr verdienstvolle, weil von den damals üblichen nationalstaatlichen Verdikten abrückende Pionierstudie ist heute hauptsächlich von forschungsgeschichtlichem Interesse, die Lektüre macht die eminenten Fortschritte der letzten vierzig Jahre deutlich. So etwas wie eine Ehrenrettung auch des Immerwährenden Reichstags hielt Burkhardt 1999 für angezeigt.
5. Die Reichskreise Von Axel Gotthard
Die schon im ausgehenden Mittelalter immer wieder diskutierte Idee, Reichsterritorien regionenweise zu gruppieren, um so Aufgaben angehen zu können, zu deren Bewältigung dem Reich eigene Verwaltungseinrichtungen, dem einzelnen Territorium Macht und Mittel fehlten, wurde an der Schwelle zur Neuzeit realisiert, indem man 1500 sechs, 1512 weitere vier Kreise einrichtete. Es waren dies, ungefähr nach ihrer Bedeutung gereiht: der Schwäbische, der Fränkische, der Oberrheinische, der Niederrheinisch-westfälische, der Niedersächsische, der Kurrheinische, der Bayerische, der Obersächsische, der Österreichische und der Burgundische Reichskreis (vgl. Kapitel IV.15.1).
5.1. Der Aufgabenbereich Sukzessive übernahmen die Kreise wichtige Aufgaben für den Reichsverband, insbesondere als Exekutivorgane. Sie sorgten beispielsweise für die Verkündung und notfalls die Vollstreckung der Reichsgesetze, gewährleisteten die Vollstreckung der Urteile der höchsten Reichsgerichte. Vor allem aber kümmerten sie sich um die öffentliche Ruhe und Sicherheit – in damaliger Terminologie: um den Landfriedensschutz. Die Reichs exekutionsordnung von 1555 legte eine Stufenordnung immer kräftigerer Reaktionen auf eskalierende Landfriedensstörungen fest: zunächst durch die unmittelbar betroffene Territorialobrigkeit, dann durch den jeweiligen Reichskreis. Reichte das nicht aus, konnte letzterer bis zu vier Nachbarkreise um ihre Hilfe angehen; genügte auch das noch nicht, um der Gefahr Herr zu werden, hatte der Erzkanzler einen Reichsdeputationstag einzuberufen, der dann über noch weitreichendere Gegenmaßnahmen beriet. Da der Landfrieden auch von Kriegen in den dem Reich benachbarten Ländern gefährdet werden konnte, wuchs den Kreisen die Aufgabe der Grenzsicherung zu. Nicht nur gegen regionale Landfriedensstörer, auch wenn in der betreffenden Region die Außengrenze des Reiches gefährdet schien, stellten die Kreisstände dem Kreisobristen ad hoc, für diesen Notfall, Truppen zur Verfügung. Mehrere Reichsschlüsse der Jahre 1681 und 1682 – sie werden manchmal missverständlich zur sog. Reichskriegsverfassung zusammengezogen – besiegelten die konstitutive Bedeutung der Kreise für das Reichsmilitärwesen. Sie legten fest, dass jeder Kreis im Fall eines Reichskrieges mit einem bestimmten Quantum zum Reichsheer beitragen musste. Dieses bestand also aus Kontingenten der zehn Kreise (die wiederum aus Kontingenten zusammengestellt wurden, die die einzelnen Kreisstände aufboten). Angriffskriege konnten so natürlich keine geführt werden; gravierender war, dass das Reich
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IV. Der Kaiser und das Reich
mit einem derart kompliziert zusammengesetzten und langsam aufzubringenden Heer auch nur bedingt verteidigungsbereit gewesen ist. Indes ließen die geringe Bereitschaft der Reichsstände, sich vom Reichsganzen vereinnahmen zu lassen und sich für das Reichsganze zu engagieren, sowie die Scheu, der Reichszentrale missbrauchbare Machtmittel an die Hand zu geben, den Aufbau eines effektiven Reichsmilitärwesens nicht zu. Die Reichskreise nahmen nicht nur für das Reichsganze, gewissermaßen ‚von oben‘ beauftragt, wichtige Aufgaben wahr; daneben waren sie regionale Selbstverwaltungskörper und Selbsthilfeeinrichtungen. Sie griffen Sorgen und Nöte auf, die einzelne Kreisstände, gewissermaßen ‚von unten‘, an sie herantrugen – von der Verkehrsinfrastruktur oder von Marktordnungen bis hin zum koordinierten Vorgehen gegen Räuberbanden. Darin waren sie allerdings ganz unterschiedlich rege: Wo die Anliegen vieler mindermächtiger (also allein häufig ohnmächtiger) Kreisstände zu koordinieren waren, bestand mehr Interesse an den Kreisaktivitäten als in Zirkeln, die sich aus wenigen großen Territorien zusammensetzten oder von einem einzigen übermächtigen Kreisstand dominiert wurden.
5.2. Organisationsstrukturen Mit dem sukzessiven Anwachsen des zirkulären Aufgabenbereichs im 16. Jahrhundert korrespondierte die Ausformung fester Organisationsstrukturen. Unregelmäßig kamen alle Reichsstände eines bestimmten Kreises zum Kreistag zusammen. Er war Beratungsforum und Entscheidungsgremium für diesen Kreis – so wie der Reichstag für das Reich, doch bedurften Kreistagsschlüsse keiner kaiserlichen Ratifikation. Zu den Kompetenzen des Kreistags gehörte die Wahl des schon erwähnten Kreisobristen, des Führers der (je und je im Bedarfsfall zusammengestellten) Kreistruppen – er war für die Friedenswahrung nach innen und außen zuständig. Hingegen wurde das Amt des Kreisausschreibenden früh durch Herkommen erblich. Manchmal übte es ein Fürst alleine aus, in anderen Kreisen gab es zwei Kreisausschreibende, einen geistlichen und einen weltlichen Fürsten. Die Kreisausschreibenden beriefen die Kreistage ein und führten die Korrespondenz mit den anderen Kreisen, es wuchs ihnen gewissermaßen die Geschäftsführung zu – konkret sie waren es, beispielsweise, die Reichsgesetze zur Publikation vor Ort an die einzelnen Kreisterritorien weiterversandten. Es gab eine Reihe nachgeordneter Kreiseinrichtungen wie eine Kreiskanzlei, eine Kreiskasse oder ein Kreisarchiv.
5.3. Die Bedeutung für Europa und das Reich Im späten 17. und frühen 18. Jahrhundert, zur Blütezeit der „Kreisassoziationen“, konnte man vorübergehend den Eindruck gewinnen, aus Verwaltungseinheiten des Reiches würden Akteure im Theatrum Europaeum. Immer wieder schlossen sich damals verschiedene Kreise zusammen, um gemeinsam und mit über viele Monate, gar über Jahre hinweg unterhaltenen Truppen die Sicherheit einer gefährdeten Reichsregion zu gewährleisten. Insgesamt haben damals militärische Anstrengungen der von außen bedrohten zirkulären Teilräume des Reiches mehr zur Verteidigung der Reichsgrenzen beigetragen als von allen Reichsständen beschickte „Reichsheere“. Und die Kreisassoziationen wurden ih-
5. Die Reichskreise 303
res militärischen Potentials wegen, was ein mittlerer Reichsstand oder ein einzelner Kreis niemals werden konnte: auf europäischer Ebene als Bündnispartner attraktiv. Besonders im Verlauf des Spanischen Erbfolgekriegs sah es zeitweise so aus, als könnten derartige Assoziationen im Konzert der Großen mitspielen, freilich sollte diese ‚europäische Phase‘ des Reichskreiswesens nicht lange währen. Deshalb war die erhebliche Bedeutung der Reichskreise, aufs Ganze der Frühneuzeit gesehen, vor allem eine mitteleuropäische. Die Kreise kontrollierten und gewährleisteten, dass in den Reichsorganen gefällte Entscheidungen auch in die Tat umgesetzt wurden. Sie waren eine wichtige Binnengliederung des weiträumigen Alten Reiches, ein unverzichtbares Surrogat einer ansonsten nicht institutionalisierten, an keinem zentralen Punkt verorteten Reichsexekutive. War der Kaiser an Legislative und Jurisdiktion beteiligt, etwa über die Ratifikation der Reichsgutachten oder über den kaiserlichen Reichshofrat, funktionierte die Exekutive prinzipiell ohne ihn. Quellenlage und Forschungsstand Kreisakten, auch Kreistagsprotokolle, bieten zahllose mitteleuropäische Archive. So können hier nur sehr allgemeine Hinweise zur ersten Orientierung geboten werden, je nach Fragestellung wird man auch andere Häuser konsultieren. Eine Annäherung an den Schwäbischen Kreis erleichtern die reichhaltigen Bestände im HStA Stuttgart und GLA Karlsruhe. Akten des Fränkischen Kreises bieten beispielsweise die StA Bamberg, Nürnberg und Würzburg. Zum Oberrheinischen Kreis wird man rasch im LA Speyer fündig, für den Niederrheinisch-westfälischen Kreis dürfte das Nordrhein-westfälische HStA Düsseldorf erste Wahl sein. Unter verschiedenen für den Niedersächsischen Kreis einschlägigen Häusern verdient besonders das Stadtarchiv Mühlhausen erwähnt zu werden. Die Geschichte des Kurrheinischen Kreises erschließt sich am raschesten in den Erzkanzlerakten des HHStA. Bayerischer Kreis: BayHStA, auch SLA. Akten des Obersächsischen Kreises bietet das HStA Dresden. Burgundischer und Österreichischer Kreis: Kreisakten im weiteren Sinne (Kreistage haben hier ja keine stattgefunden) sind über verschiedene Bestände des HHStA verteilt. Akteneditionen nennt Dotzauer 1998 (über den ganzen Band verstreut, bes. 501ff.). Über einzelne Zeitabschnitte in der Entwicklung einzelner Reichskreise informieren zahlreiche Monographien, häufig ältere Dissertationen, von sehr unterschiedlicher Qualität. Leider existiert lediglich eine einzige neuere Gesamtdarstellung, mit erheblichen konzeptionellen und sprachlichen Unzulänglichkeiten, im Grunde eher fleißig zusammengetragene Materialsammlung denn Analyse: Dotzauer 1998. Dort werden Studien zu den einzelnen Reichskreisen genannt. Nachzutragen sind für den Niedersächsischen Reichskreis Gittel 1996, für den Bayerischen Reichskreis Hartmann 1997b und für den Obersächsischen Reichskreis Nicklas 2002; sowie für die Kreisassoziationen Plassmann 2000. Eine Reihe anregender Beiträge findet man bei Wüst 2000 sowie jetzt insbesondere auch bei Wüst–Müller 2011.
6. Das Reichslehnswesen Von Matthias Schnettger
6.1. Grundlagen Es war in der Forschung lange Zeit kaum üblich, das Alte Reich der Frühen Neuzeit als Lehnssystem in den Blick zu nehmen. Gleichwohl blieb das Reich bis zu seinem Ende ungeachtet der institutionellen Entwicklungen seit der Reichsreform auch ein Lehnsreich, an dessen Spitze der Kaiser stand. Die Stellung als oberster Lehnsherr gehörte zu den wichtigsten kaiserlichen Reservatrechten in der Neuzeit. In der Neuzeit war das Reichsgebiet fast zur Gänze in das Reichslehnssystem einbezogen. Reichsallodien (wie die Grafschaften Saarwerden und Zollern) gab es nur noch ganz vereinzelt, da viele frühere Allodien schon im Mittelalter von ihren Besitzern in Reichslehen umgewandelt worden waren (aufgetragene Lehen), was für kleine Herrschaftsträger ein wichtiges Mittel war, um ihrer Mediatisierung entgegenzuwirken. Für die Reichsstandschaft war der Besitz eines Reichslehens eine wichtige Vorbedingung. Das Reichslehnssystem beschränkte sich nicht auf das engere deutsche Reichsgebiet, sondern umfasste insbesondere weite Teile Ober- und Mittelitaliens („Reichsitalien“). Bei einem Reichslehen handelte es sich freilich nicht notwendigerweise um ein Territorium, sondern alle möglichen Arten von Gütern, Ämtern und Gefällen konnten Reichslehen sein. Bekannt ist das Beispiel des Reichsgeneralpostmeisteramts, das die Thurn und Taxis seit 1615 als kaiserliches Erbmannlehen innehatten. De jure galt immer noch das Prinzip, dass der Lehnsherr im Akt der Investitur dem Vasallen eine Sache oder ein Recht zum Nießbrauch (dominium utile) auf Lebenszeit übertrug, während er sich selbst das Obereigentum (dominium directum) vorbehielt. Der Belehnungsakt verpflichtete die beiden Teile einander in einem wechselseitigen Treueverhältnis, wobei der Lehnsherr den Dienst des Vasallen durch die Übernahme einer Schutzverpflichtung honorierte. Auch wenn diese Verpflichtungen oft genug nicht eingehalten wurden, waren sie als Norm nicht bedeutungslos. Verletzte ein Vasall seine Treuepflicht, bot dies dem Kaiser unter Umständen die Handhabe für einen Felonieprozess, der im Extremfall mit Lehensentzug enden konnte. Noch in der Zeit des Spanischen Erbfolgekrieges gingen einige Reichsvasallen aufgrund begangener Felonie dauerhaft (z. B. Mantua) oder vorübergehend (z. B. Bayern) der Herrschaft verlustig. Der unmittelbare Zugriff des kaiserlichen Oberherrn auf die Lehen war in der Frühen Neuzeit die große Ausnahme, da die Lehen längst erblich geworden waren. Trotz des in den Wahlkapitulationen immer wieder eingeschärften Leihezwangs, der den Kaiser daran hinderte, willkürlich Reichslehen der eigenen Hausmacht zuzuschlagen, und des von den
6. Das Reichslehnswesen 305
Kurfürsten beanspruchten Mitspracherechts bei der Vergabe größerer Lehen behielten die frühneuzeitlichen Kaiser einen recht weitgehenden Handlungsspielraum in Lehnsfragen, der neben Fällen von Felonie insbesondere bei umstrittener Erbfolge ins Gewicht fiel. Bereits im Mittelalter hatte sich eine mehrstufige Lehnspyramide ausgebildet, da die vom Kaiser belehnten Vasallen (Kronvasallen) einen Teil ihrer Lehen an sog. Aftervasallen weiterverliehen. Das Reichslehnssystem war aufgrund der Bindung einzelner Vasallen an mehrere Lehnsherren sowie durch Samtbelehnungen an mehrere Vasallen besonders komplex. Das Reichslehnssystem stützte den Territorialisierungsprozess wesentlich ab, indem den Vasallen durch die kaiserliche Investitur mit dem dominium utile auch wichtige Regalien und damit Hoheitsrechte übertragen wurden. Zudem stabilisierte die sog. Territorialisierung des Lehnsrechts die Landesherrschaften, denn nunmehr war ein Vasall nicht bloß seinem Lehnsherrn, sondern dem Territorium verpflichtet. Das Reichslehnswesen konnte andererseits aber auch quer zu den Landesherrschaften stehen, da ein Reichsstand durchaus von einem anderen mit Teilen seines Territoriums belehnt werden konnte. Bis ins 18. Jahrhundert gab es zudem außerhalb des Territoriums gelegene „Außenlehen“. Die Tendenz ging jedoch eindeutig dahin, fremde Lehnsrechte im Bereich der eigenen Landesherrschaft zurückzudrängen und innerhalb des eigenen Territoriums gelegene Lehen nicht an landfremde Vasallen zu vergeben und auf diese Weise nach Möglichkeit Landesund Lehnshoheit zu synchronisieren. Hatte also ursprünglich das Reichslehnswesen einen entscheidenden Beitrag zur Ausbildung der Landeshoheit der deutschen und italienischen Fürsten besessen, wirkte es im Verlauf der Neuzeit zunehmend als ein Hindernis für die Erlangung der vollen Souveränität der Reichsstände, indem diese als Vasallen dem kaiserlichen Oberlehnsherrn unterstellt blieben.
6.2. Typologie der Reichslehen Unter den reichsunmittelbaren Lehen lassen sich mehrere Unterscheidungen treffen: Relevanter als die alte Differenzierung zwischen weltlichen Fahnen- und geistlichen Zepterlehen blieb die zwischen Mannlehen und Weiberlehen (Kunkellehen; vgl. Röckelein 2006), d. h. zwischen solchen Lehen, in denen nur Agnaten oder subsidiär auch Frauen (sowie aus kognatischer Verwandtschaft hervorgegangene Männer) erbfolgeberechtigt waren. Wichtig war in der Frühen Neuzeit die Unterscheidung zwischen kaiserlichen Thronlehen und Reichshofratslehen. Über erstere wurde vom Kaiser in feierlicher Zeremonie die Investitur erteilt, während die minderen Lehen der Reichshofrat in schlichterer Form an die Vasallen bzw. ihre Bevollmächtigten vergab. Für Reichsfürsten wurde der Besitz eines Thronlehens obligatorisch, während sich die minderen Lehen oftmals in den Händen nichtfürstlicher Personen, geistlicher Korporationen oder Kommunen befanden. Ein Unterschied bestand auch zwischen den Lehen der deutschen und denen der lateinischen Expedition (feuda latina). Letztere hatten, wie noch auszuführen ist, einen minderen Status gegenüber den deutschen Lehen. Die Bezeichnung als feuda latina erklärt sich daraus, dass alle offiziellen Schriftstücke, welche diese Lehen betrafen, in Latein als der zweiten offiziellen Reichssprache verfasst sein mussten.
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IV. Der Kaiser und das Reich
6.3. Der Reichshofrat als Reichslehnsbehörde Für alle Lehnsangelegenheiten, insbesondere für alles, was mit den Investituren zusammenhing, war der Reichshofrat die zuständige Reichsbehörde. Kaiserliche Gerichtsbarkeit und Lehnshoheit gehörten untrennbar zusammen, denn nicht zuletzt aus letzterer leitete der Kaiser sein höchstrichterliches Amt ab, wie besonders für die italienischen Lehen deutlich zu beobachten ist. Die Behandlung der Lehnsangelegenheiten im Reichshofrat und der Anteil, den diese in seiner Arbeit ausmachten, sind noch nicht hinreichend erforscht. Nach dem gegenwärtigen Kenntnisstand ist jedoch davon auszugehen, dass in praktisch jeder Reichshofratssitzung Lehnsangelegenheiten behandelt wurden, sei es, dass das Ansuchen eines Vasallen um Investitur geprüft und bewilligt wurde, sei es, dass der Reichshofratspräsident den Lehnseid eines minderen Vasallen entgegennahm. Beraten wurden im Reichshofrat auch Fragen wie die Veräußerung oder Verpfändung von Lehen, der Lehensentzug in Fällen von Felonie, das vor allem Reichsitalien betreffende Problem der verschwiegenen Lehen, der Schutz der Vasallen gegenüber mächtigen Nachbarn und ihren Mediatisierungsbestrebungen, aber auch der Schutz der mittelbaren Reichsuntertanen vor Übergriffen der Vasallen. In besonders heiklen und wichtigen Fällen wurde auch in Lehnsangelegenheiten ein ausführliches Reichshofratsgutachten ausgearbeitet und dem Kaiser vorgelegt. In Routinefällen, wie unstrittigen Lehnserneuerungen, entschied der Reichshofrat selbst. Grundsätzlich hatten sich alle Reichshofräte auch mit Lehnsangelegenheiten zu beschäftigen. Es steht jedoch zu vermuten, dass es Spezialisten für diesen Themenkomplex gab, wie unter Franz I. und Joseph II. Heinrich Christian von Senckenberg, der nicht nur vor seiner Berufung in den Reichshofrat durch einschlägige Publikationen in Erscheinung getreten war, sondern in dessen Nachlass sich auch zahlreiche Akten zu einzelnen Reichslehen fanden. Auch die sog. Nebenpersonen des Reichshofrats waren regelmäßig mit Lehnsangelegenheiten befasst. Insbesondere die Reichshofratsagenten übernahmen hier immer weitere Aufgaben und erscheinen im 18. Jahrhundert vielfach als die eigentlichen Beauftragten der Vasallen in Lehnsfragen. Zu den wichtigsten Aufgaben des Reichshoffiskals gehörte das Aufspüren verschwiegener Reichslehen bzw. die Strafverfolgung von Vasallen, die ihren Pflichten nicht nachkamen. Das Reichshofratssekretariat hatte die Reichslehnssachen zu bearbeiten, die Protokolle zu führen und die vom Reichshofrat beschlossenen Schriftstücke auszufertigen. Die eigentlichen Lehnsbriefe wurden nach den Vorgaben des Reichshofrats freilich von der Reichskanzlei ausgefertigt. Letztere führte auch die Reichslehnsbücher, die es ermöglichten nachzuprüfen, ob alle Vasallen ihren Verpflichtungen zur regelmäßigen Investiturerneuerung nachkamen. Auch die nicht im engeren Sinne Reichsinstitutionen am Kaiserhof mussten sich immer wieder mit Reichslehnsangelegenheiten beschäftigen, so der Geheime Rat, wenn er über ein diesbezügliches Reichshofratsgutachten zu beraten hatte, oder die Hofkammer, wenn es um die Erhebung von Kontributionen von den italienischen Reichsvasallen ging. Davon blieb jedoch die primäre und übergeordnete Zuständigkeit des Reichshofrats unberührt, der den Reichslehen und ihrer Erhaltung erhebliche Aufmerksamkeit widmete, und das durchaus aus wohlverstandenem Eigeninteresse, denn aus der Zuständigkeit für alle Reichslehnsfragen leitete er zu einem nicht geringen Teil seine Existenzberechtigung ab. Für die italienischen Lehen war, unter
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der Kontrolle des Reichshofrats, seit dem Beginn des 18. Jahrhunderts die kaiserliche Plenipotenz in Italien zuständig.
6.4. Der Akt der Investitur – Entwicklungstendenzen Wie ausgeführt, wurde trotz faktischer Erblichkeit der Lehen auch in der Frühen Neuzeit grundsätzlich bei jedem Wechsel in der Person des Lehnsherrn oder des Vasallen eine Erneuerung des Lehnsverhältnisses qua Investitur erforderlich. Die Investitur, die in der Frühen Neuzeit immer stärker lehnsrechtlich normiert wurde, nahm ihren Anfang mit der sog. Mutung, der förmlichen Bitte des Vasallen um die Belehnung, die binnen Jahr und Tag nach dem Eintreten des Herren- oder Mannfalls erfolgen musste. Diesem spätestens seit dem 17. Jahrhundert zwingend schriftlichen Ansuchen waren neben einem Prokuratorium für den Bevollmächtigten der jeweils letzte gültige Lehnsbrief im Original oder in einer von der Reichshofkanzlei beglaubigten Kopie sowie Dokumente beizulegen, welche die rechtmäßige Nachfolge des Bittstellers belegten. Hatte der Reichshofrat nichts zu beanstanden, erfolgte die Zulassung zur eigentlichen Investitur. Falls Hindernisse für die fristgerechte Investitur bestanden, etwa wenn der Vasall die erforderlichen Unterlagen nicht rechtzeitig beibringen konnte, erbat dieser einen sog. Lehnsindult, der ihm Aufschub gewährte und nicht unzutreffend in die Nähe einer „Interimsbelehnung“ (Schönberg 1977) gerückt worden ist. Denn kraft des ausgestellten Indultscheins erkannte der Kaiser den Petenten vorläufig als rechtmäßigen Inhaber des Lehens an. Das Zeremoniell der Thronbelehnungen bot dem Kaiser die Gelegenheit, sich wirkungsvoll als Oberhaupt des Reiches zu inszenieren. Für diesen Aspekt hat Barbara Stollberg-Rilinger bemerkenswerte Entwicklungen im Verlauf der Frühen Neuzeit herausgearbeitet: Bis ins 16. Jahrhundert fanden regelmäßig öffentliche persönliche Belehnungen von Thronvasallen im Rahmen von Reichstagen statt, mit den traditionellen Ritualen wie „Berennen“ des Kaiserthrons, formalisierter Fürsprache für den Vasallen und Übergabe der Lehnsfahnen. Dann wurde jedoch die Belehnung am Kaiserhof die Regel, bei der alte Elemente wie das Berennen in Vergessenheit gerieten, das Kernelement des Treueschwurs des knienden Vasallen bzw. seines Bevollmächtigten jedoch erhalten blieb. Der Kaiser nutzte das Zeremoniell der Thronbelehnungen, um seine Stellung an der Spitze der Reichshierarchie öffentlichkeitswirksam zu inszenieren. Seit dem 16. Jahrhundert ließen sich die Thronvasallen bei der Investitur in der Regel durch Bevollmächtigte vertreten. Die Norm, dass der Vasall persönlich zu erscheinen habe, wurde freilich dadurch aufrechterhalten, dass der Gesandte den Kaiser um Entschuldigung für das Nichterscheinen seines Auftraggebers bat. Dennoch bedeutete die Vertretungsregelung fraglos eine Schwächung des durch das Lehnsverhältnis konstituierten Personenverbands, wie er für das Mittelalter prägend gewesen war. Die um 1500 noch verbreitete Praxis, dass insbesondere niederrangige Reichsvasallen, wie Grafen oder Ritter, den Lehnseid stellvertretend einem benachbarten Fürsten oder eigens entsandten kaiserlichen Kommissaren leisteten, kam im Verlauf der Frühen Neuzeit außer Übung. Auch bei den Reichshofratsbelehnungen bestand die Tendenz, immer weniger hochrangige Gesandte zum Lehnsempfang zu schicken: Im 18. Jahrhundert war es üblich, dass der Treueid gegenüber dem Reichshofratspräsidenten durch einen einfachen Reichshof-
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IV. Der Kaiser und das Reich
ratsagenten abgelegt wurde. Eine hierarchische Unterscheidung zwischen deutschen und nichtdeutschen Vasallen wurde dadurch betont, dass die Vertreter letzterer bei der Eidesleistung vor dem Reichshofratspräsidenten bzw. dessen Stellvertreter zu knien hatten, während die der Erstgenannten den Treueschwur stehend ableisten durften. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts geriet das Reichslehnswesen in eine fundamentale Krise, als der preußische König Friedrich II. als Preis für die brandenburgische Kurstimme dem Wittelsbacher Kaiser Karl VII. vor seiner Wahl das Zugeständnis abtrotzte, bei seiner Investitur auf wesentliche Elemente des bis dahin üblichen Lehnszeremoniells zu verzichten: So sollte die Belehnung nicht länger öffentlich, sondern in der kaiserlichen Retirade stattfinden und der Bevollmächtigte Friedrichs dabei weder vor dem Kaiser knien noch seinen Herrn für seine Abwesenheit entschuldigen müssen. Damit wurde das Investiturzeremoniell wesentlicher Elemente entkleidet, die bis dahin für das Reich als hierarchisch aufgebauten Personenverband konstitutiv gewesen waren. Eine verheerende Wirkung entfalteten die Zugeständnisse Karls VII., weil sich die übrigen Kurfürsten und großen Fürsten die preußischen Forderungen zu Eigen machten. Als Franz I. zu den unter Karl VI. üblichen Formen zurückkehren wollte, richtete er weder mit Strenge noch mit Entgegenkommen viel aus. Es waren im Wesentlichen nur noch die geistlichen und mindermächtigen Fürsten bereit, die Investituren zu nehmen. Sogar als Joseph II. 1787/88 grundsätzlich und ausdrücklich das Knien bei Belehnungen untersagte, konnte er das Rad nicht zurückdrehen. Nur durch die nach wie vor erfolgenden Mutungen blieben die großen Vasallen noch locker in das Reichslehnssystem eingebunden. Bis zum Ende des Reichs erfolgten jedoch Investituren der Mindermächtigen, und Kaiser und Reichshofrat hielten an der Oberlehnshoheit des Reichsoberhaupts fest. Ihren Abschluss fand die Investitur in der Ausstellung einer Urkunde, des Lehnsbriefs, der die ordnungsgemäße Belehnung bestätigte und das betreffende Lehnsgut in seinem Umfang und seiner lehnsrechtlichen Qualität genau bezeichnete. So wurden bei einem Territorium als Lehnsgut möglichst exakt dessen Ausdehnung und Grenzen sowie die in die Belehnung eingeschlossenen Regalien und Sonderrechte aufgeführt. Festgehalten wurde beispielsweise auch, ob es sich um ein Mann- oder Weiberlehen handelte oder ob etwaige besondere Absprachen bezüglich der Investiturerneuerung bestanden. Diese Lehnsbriefe erlangten im Zuge der sich verbreitenden Schriftkultur und einer Verrechtlichung des Lehnswesens schon im Mittelalter eine wachsende Bedeutung, und um ihre Abfassung wurde bisweilen zwischen dem Reichshofrat als dem Vertreter des Lehnsherrn und dem Vasallen bzw. dessen Beauftragten heftig gerungen. Das galt insbesondere für den ersten Lehnsbrief bei der Neubegründung eines Lehnsverhältnisses bzw. bei der Übertragung eines Lehens auf einen anderen Vasallen oder eine andere Linie einer bereits investierten Familie, weil dieser das Vorbild für alle folgenden Urkunden abgab. Während der Vasall oder dessen Beauftragter für alle seine Reichslehen insgesamt den Lehnseid ablegen konnte, war es üblich, für die einzelnen Lehen separate Investitururkunden auszustellen. Als wichtige Entwicklungstendenzen des Reichslehnswesens im Allgemeinen und der Investitur im Besonderen sind also ein Vordringen der Schriftlichkeit, eine Verrechtlichung und Standardisierung, eine rückläufige Bedeutung des Lehnszeremoniells und die Lockerung der persönlichen Bindungen zwischen Lehnsherrn und Vasall auszumachen. Neben den geschilderten Veränderungen im Lehnszeremoniell führten diese Entwicklungen auch zu einem gelegentlichen Verzicht des Kaisers auf Lehnserneuerung bei jedem Mann- und Herrenfall.
6. Das Reichslehnswesen 309
In diesem Zusammenhang ist auch der Ersatz von Lehnsdiensten durch Geldzahlungen zu nennen. Neben den lehnsrechtlich begründeten Reichshilfen gegen Türken und andere Reichsfeinde, zu denen auch die italienischen Vasallen herangezogen wurden, waren auch die Zahlungen im Zusammenhang mit den Investituren durchaus ertragreich. Besonders lukrativ waren die Laudemien, die endgültig seit Karl VI. nicht mehr der Kammer, sondern direkt den Reichshofräten zuflossen, was sie bewog, diese Abgabe mit besonderem Nachdruck einzufordern. Das Laudemium wurde allerdings nicht bei jeder Investitur fällig, sondern nur bei Besitzerwechseln, Investiturerweiterungen sowie bei allen Belehnungen der Toten Hand. Berechnungsgrundlage für das Laudemium waren der Kaufpreis für ein neuerworbenes Lehen oder die Jahreseinkünfte des betreffenden Lehens, wobei die Quote allerdings erheblich schwankte und ein Sechstel oder auch ein Drittel derselben betragen konnte. Es gab also erheblichen Verhandlungsspielraum, auch für die Lehnstaxen und Kanzleigebühren.
6.5. Das Reichslehnsrecht Die andauernde Bedeutung des Reichslehnsrechts bis ins 18. Jahrhundert äußerte sich in der anhaltenden Aufmerksamkeit, welche die Reichspublizistik diesem Thema widmete, so auch Johann Jacob Moser, der im neunten Band seines „Neuen Teutschen StaatsRechts“ die „Teutsche Lehens-Verfassung“ behandelte (Moser [J.] 1766–1782, Bd. 9 [1774]). Es gab aber auch spezielle Reichslehnsrechtskompendien, wie die 1685 erstmals erschienene und bis 1761 noch dreimal aufgelegte „De Feudis Imperii Commentatio Methodica“ von Johann Wilhelm Itter oder Heinrich Christian von Senckenbergs 1740 erstmals und 1772 in zweiter Auflage erschienenes „Corpus Juris Feudalis Germanici“. Neben derartigen Kompendien beschäftigten sich auch kleinere und größere Schriften mit besonderen Aspekten des Reichslehnswesens oder auch mit einzelnen Lehnsverhältnissen. Gerade mit solchen kleineren Schriften und Dissertationen reagierten die Reichspublizisten vielfach auf aktuelle reichslehnsrechtliche Probleme, unterstützten oder kritisierten die Positionen von Kaiser und Reichshofrat. Seit dem späten 17. Jahrhundert wurde von Juristen, die in territorialfürstlichen Diensten standen, gegen die von den kaiserlichen Rechtsgelehrten bis zum Ende des Reichs hochgehaltenen traditionellen Positionen die Anschauung vertreten, dass die Investitur lediglich ein Treueverhältnis des Vasallen zum Reich, nicht aber das Besitzrecht am Lehnsgut begründe und daher keine essentielle Bedeutung besitze. Ein vergleichbarer aktueller Bezug lässt sich beispielsweise zu Beginn des 18. Jahrhunderts beobachten, als die Wiederbelebung der Reichsrechte gegenüber den italienischen Vasallen von einer ganzen Reihe reichslehnsrechtlicher Schriften begleitet wurde. Wie die reichslehnsrechtlichen Publikationen häufig durch die Tätigkeit des Reichshofrats angeregt wurden, wirkten sie umgekehrt auch auf dessen Arbeit zurück und stellten Argumente für Relationen und Gutachten bereit. Quellenlage und Forschungsstand Die zentrale Überlieferung zum Reichslehnswesen findet sich in den im HHStA aufbewahrten Lehensakten des Reichshofrats. Wichtige Überblicke stellen die Reichsle-
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IV. Der Kaiser und das Reich
hensbücher bereit. Doch auch in den anderen Beständen des Reichshofratsarchivs, v. a. den Judizialakten, den Reichshofratsprotokollen, -relationen und -gutachten finden sich umfassende Informationen zu den Reichslehen. Punktuell können auch die Staatenabteilungen oder die Vorträge der Reichshof- und der Staatskanzlei nützlich sein. Für die italienischen Lehen ist ferner das im Bestand Feudi imperiali des AS Milano aufgegangene Archiv der Plenipotenz einschlägig (hierzu Del Pino 1994). Komplementär zu benutzen sind die in den verschiedensten Staats- und Privatarchiven verstreuten Überlieferungen der Vasallen. Mit Ausnahme von Schnettger 2008b haben die meisten Überblicksartikel in den gängigen Nachschlagewerken, wie Spiess 1978, Diestelkamp 1991 und Auge 2016, ihren Fokus auf dem mittelalterlichen Lehnswesen, tragen jedoch auch einiges zur Frühen Neuzeit bei. Das gilt ebenso für aktuelle Einträge zu Einzelaspekten des Lehnswesens (z. B. Dilcher 2016, Lück 2016, Miller 2016, Rödel 2016a–d). Ferner sind Monographien und Sammelbände heranzuziehen, die sich vorwiegend mit dem mittelalterlichen Lehnswesen beschäftigen, etwa Spiess 2011 und Spiess 2013. Spezifische Studien zum frühneuzeitlichen Lehnswesen wie die vergleichende Betrachtung des kaiserlichen und päpstlichen Lehnswesens (Schnettger 2007c) sind noch immer dünn gesät. Schönberg 1977 eröffnet zwar einen Zugang zum frühneuzeitlichen Reichslehnsrecht. Die einschlägigen zeitgenössischen Publikationen, die großen Kompendien wie Lünig 1727, Itter 1730, Titius 1730, Jenichen 1750–1754, Senckenberg 1772, Moser (J.) 1766–1782, Bd. 9 [1774], Gmeiner 1795 und die zahlreichen Einzelstudien (z. B. Müller–Seyfert 1685) harren jedoch der weiteren Auswertung. Auch die Wechselwirkungen zwischen den Publikationen zum Lehnsrecht und der Praxis des Reichslehnswesens wären noch genauer in den Blick zu nehmen. Den Stellenwert des Reichslehnswesens in der Reichspolitik, zumal in Reichsitalien, hat zuerst wirklich ernst genommen Aretin 1992 und 1993–2000. Von dem in den letzten Jahren erwachten Interesse am Reichshofrat und seiner Arbeit ist das Reichslehnswesen bislang weitgehend ausgespart geblieben, wenngleich Überblickswerke zum Reichshofrat (wie das Standardwerk Gschliesser 1942) oder seinen Nebenpersonen (Obersteiner 1992 und 2003; Dorfner 2015) die eine oder andere Information hierzu beisteuern. Abgesehen von der durch Stollberg-Rilinger 2006b und 2008 aufgearbeiteten zeremonialgeschichtlichen Komponente sind wir auch über den zentralen Akt der Investitur und seine Praxis noch nicht hinreichend unterrichtet. Nicht nur die Eidesleistung, sondern gerade auch die Praxis der Mutung, Gewährung von Indulten, Ausstellung von Lehnsbriefen und Erhebung von Abgaben wäre noch genauer zu beleuchten, als dies etwa im kursorischen Überblick Noël 1968 möglich war. Da die zeitgenössischen Publikationen v. a. den Stand des 18. Jahrhunderts behandeln, wären besonders die frühe Frühe Neuzeit und die Entwicklungen von einem offeneren zu einem immer stärker reglementierten Verfahren zu beleuchten. Um nicht nur die Norm, sondern v. a. die Praxis des frühneuzeitlichen Lehnswesens aufzuarbeiten, könnte die Untersuchung von Fallbeispielen über einen möglichst langen Zeitraum nützlich sein (vgl. für das Beispiel Genua Schnettger 2006). Nicht vergessen werden sollten hierbei die kleinen Vasallen, die auch nach der Krise des Reichslehnssystems im 18. Jahrhundert ihren Pflichten nachkamen und für die ihrerseits die Pflege der Lehnsbeziehungen zu Kaiser und Reich von entscheidender Bedeutung für die Wahrung ihrer Unabhängigkeit war.
7. Der Reichshofrat Von Eva Ortlieb
Der Reichshofrat – Höchstgericht, Verwaltungsinstitution und kaiserlicher Rat – arbeitete in erster Linie als „Reichsbehörde“, gehörte aber auch zu den Institutionen der Habsburgermonarchie.
7.1. Geschichte Ein kollegial organisierter, als hofrat bezeichneter Rat des Reichsoberhaupts für Reich und Erbländer hat sich bisher zum ersten Mal für das ausgehende 15. Jahrhundert nachweisen lassen. 1497 organisierte König Maximilian die bisher für ihn tätigen hofrete als Hofrat, der alle und jeglich hendel sachen und geschefte erledigen sollte, unabhängig davon, ob sie aus dem heiligen reiche deutscher nacion oder unsern erblichen fürstenthumben und landen kamen (Hofordnung vom 13. Dezember 1497, ÖZV I/2, 6–16, Zitat 7). Tatsächlich war dieser Hofrat überwiegend mit Rechts- und Verwaltungsangelegenheiten geringer politischer Brisanz, meist aus den Erbländern, befasst. Ein Reformplan von 1518 (Innsbrucker Libell, ÖZV I/2, 84–91) dokumentiert das Bemühen der österreichischen Landstände um Einfluss auf die Zusammensetzung des Hofrats sowie das Bestreben des Herrschers, zentrale politische Fragen nicht im Hofrat, sondern in einem eigenen Ratsgremium (Geheimer Rat) beraten zu lassen. Die von Maximilian konzipierte Institution konnte sich in der Regierungszeit der Kaiser Karl V. und Ferdinand I. (1519–1564) endgültig etablieren. In den 1540er Jahren entwickelte sich der von Karl V. zunächst nur für die Dauer der von ihm persönlich besuchten Reichstage bestellte Rat zu einer ständigen Institution, für die mit dem sog. Ordo consilii (1550) eine Geschäftsordnung vorliegt (Winter [G.] 1893; Sellert 1980/90, Bd. 1, 18–21). Angelegenheiten der von der österreichischen Linie des Hauses Habsburg regierten Länder gehörten nur ausnahmsweise zu seinem Tätigkeitsfeld. Zur Erledigung dieser Vorgänge hat Erzherzog, später König (Böhmen, Ungarn, römischer König) und Kaiser Ferdinand I. vermutlich im Verlauf des Jahres 1526 einen Hofrat eingesetzt, der als Zentralinstitution für die gesamte Habsburgermonarchie geplant war, sich aber nur für die österreichischen Erbländer durchsetzte. Dieser Hofrat war wegen der Position Ferdinands als Stellvertreter des Kaisers im Reich auch mit Reichsangelegenheiten befasst. Mit der Abreise Karls V. nach Spanien 1556 übernahm er Agenden und Struktur des kaiserlichen Hofrats. Die neuen Verhältnisse wurden 1559 in einer Ordnung festgeschrieben (ÖZV I/2, 281–288; Sellert 1980/90, Bd. 1, 27–36). Da-
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IV. Der Kaiser und das Reich
mit gehörten sowohl Reichs- als auch erbländische Angelegenheiten grundsätzlich zu den Aufgaben des Reichshofrats. Bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts lässt sich zum einen eine Zunahme der reichshofrätlichen Tätigkeit feststellen. Seit den 1620er Jahren wurde das Höchstgericht am Kaiserhof häufiger in Anspruch genommen als das zweite oberste Reichsgericht, das Reichskammergericht. Zum anderen gewannen die richterlichen Agenden an Bedeutung, deren Behandlung zunehmend prozessrechtlichen Grundsätzen folgte. Die im 16. Jahrhundert noch zahlreich nachweisbaren Angelegenheiten der österreichischen Erbländer verloren dabei zugunsten von Reichsangelegenheiten deutlich an Gewicht. Mit der Gründung der Österreichischen Hofkanzlei (1620), an die die Funktion des Reichshofrats als erbländische Institution überging, schuf Ferdinand II. die institutionellen Voraussetzungen für eine Separierung, die sich in einem mehrjährigen, jedenfalls bis zur Revisionsordnung Ferdinands III. (1637) (ÖZV I/2, 498–503) andauernden Prozess vollzog. Die Reichshofratsordnung von 1654 (Sellert 1980/90, Bd. 2, 45–260) erwähnt – anders als die Ordnung von 1559 – Angelegenheiten der Erbländer nicht mehr. Die verstärkte Tätigkeit im Reich, aber auch die Versuche vornehmlich Rudolfs II., den Reichshofrat als kaiserliches Instrument in der Auseinandersetzung um Reichsverfassung und Konfession einzusetzen, führten zu intensiven verfassungspolitischen Diskussionen um den Charakter der Institution zwischen „Reichsbehörde“ und kaiserlichem Rat. Im Friedensinstrument von Osnabrück (1648), dem sog. Jüngsten Reichsabschied (1654) und einer deutlich erweiterten Reichshofratsordnung (1654) wurde eine Lösung fixiert, die – bei einigen Zugeständnissen an Reichsstände und Konfessionsparteien – die enge Bindung des Reichshofrats an das Reichsoberhaupt erhielt. Im 18. Jahrhundert, insbesondere unter Karl VI. und Joseph II., erreichte der Reichshofrat den Höhepunkt seiner Tätigkeit, die nunmehr ganz überwiegend in der höchstrichterlichen Rechtsprechung im Reich außerhalb der Erbländer bestand. Die Bedeutung des Reichshofrats wird von der Forschung – neben rechtshistorischen, vor allem prozessrechtlichen Aspekten – überwiegend in einer Stabilisierung des Reichs durch die gewaltfreie Regelung von Konflikten auf der Grundlage der Reichsverfassung und den Schutz der sog. mindermächtigen Reichsglieder gesehen und hoch veranschlagt.
7.2. Zuständigkeit, Verfahren, Arbeitsweise Der Reichshofrat nahm mehrere verschiedene Funktionen wahr. Als Höchstgericht des Reichs war er in erster Instanz für Klagen gegen (juristische und natürliche) Personen, die Kaiser und Reich unmittelbar unterworfen waren, zuständig – sofern keine Austragsvereinbarungen bestanden –, darüber hinaus für Klagen wegen Landfriedensbruchs sowie Beschwerden wegen Rechtsverweigerung bzw. Rechtsverzögerung. Weiters verhandelte er Appellationen gegen Urteile und Verwaltungsverfügungen von Gerichten und Institutionen der Territorien des Reichs, sofern dem keine Appellations- oder Exemtionsprivilegien entgegenstanden. Es bestand eine Zuständigkeitskonkurrenz mit dem Reichskammergericht, die durch den Grundsatz der Prävention geregelt wurde, wonach das Gericht für die Angelegenheit zuständig blieb, das zuerst damit befasst worden war. Daneben gab es Bereiche exklusiver Zuständigkeit des Reichshofrats, etwa für die Reichslehen in Oberund Mittelitalien. Die Prozesse betrafen zumeist zivilrechtliche, kaum strafrechtliche
7. Der Reichshofrat 313
Materien. Überwiegend ging es um Auseinandersetzungen wegen Schulden, Erbschaftsangelegenheiten und familiären Verpflichtungen sowie hoheitlichen Rechten, etwa die Erhebung von Steuern. Für die österreichischen Erbländer beanspruchten die Erzherzöge aufgrund von Privilegien eine Exemtion von der reichshofrätlichen Rechtsprechung als Reichsgericht. Dasselbe gilt für das Königreich Böhmen, wo sich auch der Adel erfolgreich gegen die Zuständigkeit der Reichsorgane zugunsten von böhmischen Gerichten und Institutionen wehrte. Allerdings zog die Böhmische Hofkanzlei nach ihrer Umgestaltung in ein Revisionsgericht 1627 noch mehrere Jahrzehnte lang Reichshofräte zur Erledigung der betreffenden Fälle heran. Das Königreich Ungarn war der reichshofrätlichen Rechtsprechung nicht unterworfen. Ansprüche gegen Parteien aus dem Reich außerhalb Österreichs und Böhmens mussten aber gegebenenfalls vor dem Reichshofrat verfolgt werden. Von seiner Funktion als Höchstgericht zu unterscheiden ist die Tätigkeit des Reichshofrats als Verwaltungsinstitution des Reichsoberhaupts. Als solche war er in erster Linie für Fragen im Zusammenhang mit Reichslehen und kaiserlichen Privilegien zuständig. Darüber hinaus bearbeitete er die verschiedensten Ansuchen an das Reichsoberhaupt: um Legitimation unehelich Geborener, um Volljährigkeitserklärungen, um Bestellung von Vormündern oder um Bestätigung von Testamenten und Verträgen, darüber hinaus um Fürbitt-, Empfehlungs- und Ermahnungsschreiben, Geleit-, Pass- und Schutzbriefe sowie Begnadigungen. Als Bitt- bzw. Antragsteller traten auch Personen aus den österreichischen Erbländern und Böhmen, vereinzelt auch aus Ungarn auf. Darüber hinaus wurden der Reichshofrat oder einzelne seiner Mitglieder als Ratgeber des Kaisers herangezogen. Bis ins 17. Jahrhundert war der Reichshofrat in einer Doppelfunktion auch Institution der österreichischen Länder der Habsburgermonarchie. Nach der Länderteilung (1564) beschränkte sich diese Tätigkeit – mit Ausnahme der Jahre 1595–1602, als in den oberösterreichischen Ländern (Tirol, Vorarlberg, Vorlande) keine habsburgische Nebenlinie regierte – auf Österreich ob und unter der Enns. Nach seinen Beschlussprotokollen übernahm der Reichshofrat als erbländische Institution im Wesentlichen folgende Aufgaben: die Beratung des Landesfürsten in politischen bzw. rechtspolitischen Fragen (z. B. ständische Gravamina, Gerichtsordnungen der Länder), die Regelung von Auseinandersetzungen wegen landesfürstlicher Lehen, wenn es zu Beschwerden gegen die zuständigen Regierungen an den Landesfürsten gekommen war, sowie die Entscheidung über die obligatorische Bestätigung von Todesurteilen durch den Landesfürsten. In diesen drei Bereichen wurde der Reichshofrat nach bisherigem Kenntnisstand allerdings nicht allzu oft tätig. Wesentlich häufiger behandelte er im Zuge der landesfürstlichen Rechtswegaufsicht Beschwerden von Parteien, nicht zu ihrem Recht kommen zu können, sowie als landesfürstliche Institution für Gnadensachen Ansuchen um Privilegien und sonstige Vergünstigungen, Fürbittschreiben und Interventionen. Ebenfalls zu seinen Kernaufgaben gehörten Anträge auf Revision (revisio actorum) und Restitution (restitutio ad appellationem) gegen Entscheidungen der Regierung(en). In dieser Funktion stand der Reichshofrat an der Spitze des erbländischen Instanzenzugs und fungierte als Vorgängerinstitution der Österreichischen Hofkanzlei und der Obersten Justizstelle. Darüber hinaus war der Reichshofrat Revisionsinstanz für Entscheidungen des Obersthofmarschallamts, zu dessen Gerichtssitzungen immer wieder Reichshofräte hinzugezogen wurden, und Gerichtsstand seiner eigenen Mitglieder.
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IV. Der Kaiser und das Reich
Das Verfahren vor dem Reichshofrat wurde – von wenigen mündlichen Elementen insbesondere im 16. Jahrhundert abgesehen – schriftlich geführt. Seine Endurteile waren inappellabel, konnten aber durch Beschwerden an den Kaiser angegriffen werden. Charakteristisch blieb – trotz der erwähnten Professionalisierung im 17. Jahrhundert – eine weitreichende verfahrensrechtliche Flexibilität. Dem entspricht die große Bedeutung der meist zur Vermittlung eingesetzten kaiserlichen Kommissionen. Politische Überlegungen und außerrechtliche Erwägungen konnten in die Entscheidungsfindung einfließen. In kontroversen und wichtigen Angelegenheiten holten die Reichshofräte mittels des votum ad imperatorem die direkte Entscheidung des Kaisers ein. Der Reichshofrat war als Kollegialorgan ohne Senate unter der Leitung eines Präsidenten organisiert. Entscheidungen erfolgten, gegebenenfalls nach Vorbereitung durch Referenten bzw. Deputationen, nach der sog. Umfrage durch Mehrheitsbeschluss. Sitz des Reichshofrats war der kaiserliche Hof, der sich zumeist in Wien bzw. Prag, aber auch in anderen Residenzen bzw. auf Reisen befand. Erst im 18. Jahrhundert ließ sich der Rat dauerhaft in Wien nieder (1740–1745 Frankfurt am Main). Er verfügte nicht über eine eigene Kanzlei, sondern arbeitete mit der Reichskanzlei zusammen.
7.3. Sozialstruktur Zum Personal des Reichshofrats gehörten der Reichshofratspräsident, sein Stellvertreter und die Reichshofräte. Seit dem Ende des 16. Jahrhunderts wurden kaiserliche Fiskale bestellt, die über Hilfspersonal verfügten. 1693 entstand ein Fiskalat für die Plenipotenz in Italien. Im 17. Jahrhundert setzte sich die Vertretung der Parteien vor dem Reichshofrat durch sog. Reichshofratsagenten, am Reichshofrat nach einer Prüfung eingetragene Anwälte, durch. Aufgrund seines Amts Zutritt zum Reichshofrat hatte der Reichsvizekanzler; darüber hinaus wurden während der Reichstage bis 1654 zusätzliche Reichshofräte benannt. Die Finanzierung des Reichshofrats und die Auswahl der Räte erfolgten durch den Kaiser. Zu einer im Vergleich zu anderen Ämtern am Hof hohen, allerdings nicht immer regelmäßig ausgezahlten Besoldung kamen diverse (z. B. steuerliche) Vergünstigungen, individuell bewilligte Gnadengelder sowie die bisher wenig erforschten ökonomischen und sozialen Aufstiegsmöglichkeiten durch eine Position im Umkreis des kaiserlichen Hofs. Mit der Verstetigung des Hofrats musste die unter Karl V. zunächst übliche Leitung durch einen Reichsfürsten aufgegeben werden. Ebenso wenig setzte sich die Praxis Ferdinands I. durch, wonach der Inhaber eines Hofamts (Obersthofmarschall) den Vorsitz im Hofrat übernahm. Seit 1556 wurden eigene Reichshofratspräsidenten benannt, die stets dem Hochadel entstammten. In der Regel handelte es sich um Vertreter von dem Kaiserhaus nahestehenden Grafenfamilien aus dem Südwesten des Reichs (Hohenzollern, Oettingen) sowie um Grafen aus den österreichischen Erbländern (Schwarzenberg, Trautson, Windischgrätz). Der Reichshofratspräsident führte die Dienstaufsicht über die Reichshofräte und bestimmte die Referenten, nahm aber auch an den Sitzungen teil, wobei sein Votum bei Stimmengleichheit den Ausschlag gab. Bei Abwesenheit wurde er durch einen Vizepräsidenten vertreten. Die Anzahl der Reichshofräte wurde in der Reichshofratsordnung von 1654 auf 18 begrenzt (Tit. 1 § 2, Sellert 1980/90, Bd. 2, 54). De facto lag sie zwischen um oder
7. Der Reichshofrat 315
unter zehn (16. Jahrhundert) und annähernd 30 (18. Jahrhundert) Personen. Seit 1648 mussten mindestens sechs Protestanten im Kolleg vertreten sein. Zu Reichshofräten wurden einerseits Adelige, andererseits Juristen, die ein Universitätsstudium absolviert und in der Regel auch einen akademischen Grad erworben hatten, ernannt. Die Unterscheidung einer sog. Herren- von einer sog. Ritter- und Gelehrtenbank trug dieser Praxis Rechnung. Auf der Gelehrtenbank saßen insbesondere seit dem späteren 17. Jahrhundert auch Adelige mit entsprechender Ausbildung; manche gelehrte Räte erreichten die Nobilitierung. Der Reichshofrat war damit adelig dominiert. Knapp die Hälfte der Reichshofräte stammte aus den österreichischen und böhmischen Ländern, der Rest aus dem übrigen Reich einschließlich der zum Reich gehörenden Gebiete Italiens und der Niederlande. Diese Zusammensetzung blieb, von kurzfristigen Verschiebungen abgesehen, im Verlauf der Geschichte des Reichshofrats im Wesentlichen unverändert. Die im 16. Jahrhundert noch hohe Fluktuation bei den Räten verminderte sich später, blieb insbesondere bei den adeligen Mitgliedern aber zum Teil beachtlich. Viele der gelehrten Mitglieder hatten ihre Laufbahn in den Verwaltungen dem Kaiser nahestehender Reichsstände oder der Habsburgermonarchie begonnen oder waren am Reichskammergericht tätig gewesen. Unter ihnen finden sich prominente, auch akademisch oder publizistisch tätige Juristen. Die Fiskale am Reichshofrat und an der Plenipotenz in Italien, die die Interessen von Kaiser und Reich vor dem Rat vertreten sollten und ein juristisches Studium vorzuweisen hatten, wurden meist aus dem Kreis der Amtsträger von Reichshofrat, Reichskanzlei und dem Erzherzogtum Österreich unter der Enns rekrutiert. Über Herkunft und Karrieren der Reichshofratsagenten ist noch wenig bekannt. Reichshofratspräsidenten (Hofrat Ferdinands 1526–1556: Leitung durch den Obersthofmarschall) Matthäus Lang, Erzbischof von Salzburg, Kardinal (1520–1521) Albrecht Markgraf von Brandenburg, Kurfürst von Mainz (Reichstag 1521) Friedrich Pfalzgraf bei Rhein (Reichstage 1530, 1532, 1541, 1544) Otto Truchsess von Waldburg, Bischof von Augsburg, Kardinal (Reichstage 1545, 1545/46) Maximilian Erzherzog von Österreich (Reichstag 1547/48) Sebastian von Heusenstamm, Kurfürst von Mainz (Reichstag 1550/51) 1556–1559 1559–1563 1563–1576 1576–1581 1582–1594 1594–1596 1601–1604 1606–1609 1609–1623 1623–1631 1632–1637 1637–1647 1648–1670
Karl Graf von Hohenzollern Ludwig Graf von Löwenstein Philipp Frhr. von Winneburg Otto Heinrich Graf von Schwarzenberg Paul Sixt von Trautson Georg Ludwig Landgraf von Leuchtenberg Georg Ludwig Landgraf von Leuchtenberg Georg Ludwig Landgraf von Leuchtenberg Johann Georg Graf von Hohenzollern Wratislaw Graf von Fürstenberg Johann Ernst von Fugger Johann Frhr. von der Reck Ernst Graf von Oettingen
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IV. Der Kaiser und das Reich
1670–1683 1683–1708 1708–1713 1713–1727 1728–1740 1742 1744–1745 1745–1750 1751–1778 1778–1791 1791–1801 1801–1806
Johann Adolf Fürst von Schwarzenberg Wolfgang Graf von Oettingen Rupert Frhr. von Bodmann Ernst Friedrich Graf Windischgrätz Johann Wilhelm Graf Wurmbrand Heinrich Karl Graf Ostein Johann Jakob Truchsess von Waldburg-Zeil Johann Wilhelm Graf Wurmbrand Ferdinand Bonaventura Graf Harrach Johann Hugo Frhr. von Hagen Wolfgang Christoph Graf Überacker Philipp Karl Graf von Oettingen-Wallerstein Quellenlage und Forschungsstand
Das Archiv des Reichshofrats wird im HHStA aufbewahrt. Es enthält verschiedene Protokollbuchreihen und die reichshofrätlichen Verfahrensakten, getrennt nach Tätigkeitsbereichen (Judicialia, Gratialia et Feudalia – mit jeweils zahlreichen Unterserien). Dazu kommen Akten zu bestimmten Einrichtungen oder Gegenständen (Agentenarchive, Fiskalarchiv, Archiv der Plenipotenz, Münz-, Post-, Zollwesen im Reich etc.). Material zu Organisation und Personal des Reichshofrats bieten die Verfassungsakten von Reichshofrat und Reichskanzlei einschließlich der Testamente, Sperr- und Verlassenschaftsabhandlungen. Zur Übersicht ist der entsprechende Abschnitt im Gesamtinventar des HHStA heranzuziehen (Gross [L.] 1936a, ergänzend Winter [O.] 1955), zur wissenschaftlichen Bedeutung des Archivs und zu Auswertungsmöglichkeiten Auer (L.) 1997 und 2010b sowie Schenk (T.) 2012b; zur Archivgeschichte Auer (L.) 2010a, zu den Protokollbuchserien Gross (L.) 1933, Staudinger (B.) 2001c und Schenk (T.) 2012a, zu den Testamenten Auer (L.) 2011b. Angaben zu den einzelnen Serien, teilweise bis hin zu den einzelnen Vorgängen, finden sich im AIS des ÖStA (ÖStA/AIS 2017). Wissenschaftlichen Anforderungen Rechnung tragende Inventare liegen zu den sog. Alten Prager Akten (Judicialia, überwiegend 16. Jahrhundert) vor und werden derzeit zu den sog. Antiqua (Judicialia, überwiegend 17. Jahrhundert) laufend publiziert (Sellert 2009–2017, Reichshofratsakten 2017, Schenk [T.] 2017). Darüber hinaus liegen gedruckte Findbücher zu einzelnen Regionen vor, mit Bezug auf die Habsburgermonarchie Ruwet 1956 und Buzási 1979. Zu den Druckprivilegien ist Koppitz 2008 zu vergleichen. Für viele Fragestellungen müssen Quellen außerhalb des Reichshofratsarchivs, insbes. aus der Überlieferung der Betroffenen, herangezogen werden. Akten aus der Tätigkeit des Reichshofrats als Institution der Habsburgermonarchie fehlen zum großen Teil. Sie wurden möglicherweise nach der Gründung der Österreichischen Hofkanzlei an diese abgetreten oder vernichtet (Gross [L.] 1936b), aber auch zur Bildung von Pertinenzbeständen im 19. Jahrhundert verwendet. Reste finden sich in den reichshofrätlichen Judizialakten, Gratialia und Miscellanea (insbes. „Revisiones“) sowie in den Österreichischen Akten des HHStA. Zentrale Quelle sind die nicht durchgehend erhaltenen sog. Referendarsprotokolle (Gross [L.] 1933 und 1936b). Die wichtigsten Ordnungen des Reichshofrats sowie die organisatorisch und prozessrechtlich wichtigen sog. Gemeinen Bescheide liegen ediert vor: ÖZV I/2, Winter (G.)
7. Der Reichshofrat 317
1893, Sellert 1980/90, Oestmann 2017; Sammlungen von Reichshofratsakten und auf den Reichshofrat bezügliches Material erschienen bereits im 17. und 18. Jahrhundert: Uffenbach 1683, Moser (J.) 1726–1732, 1740 und 1743/44, Moser (F.) 1752– 1764, Bergstraesser 1792/93. Eine Datenbank auf der Internetseite Untertanensuppliken 2017 bietet Scans der Akten von rund 1.500 Verfahren zwischen 1576 und 1612, die durch nicht-adelige, reichsmittelbare Personen ausgelöst wurden. Knappe Überblicksdarstellungen aus juristischer und historischer Sicht und Literaturberichte: Moraw 1990a, Härter 1994b, Press 1994, Sellert 1996a, Westphal 1999 und 2007b, Westphal–Ehrenpreis 2001, Haug-Moritz 2004, Ortlieb– Westphal 2006, Ortlieb 2009b und 2013a, Auer (L.) 2011a sowie das Themenheft Westphal–Ortlieb–Baumann 2004 zur Reichsgerichtsbarkeit. Eine heutigen Fragestellungen Rechnung tragende Gesamtdarstellung der Geschichte des Reichshofrats fehlt. Noch immer nützliche, wenn auch in Einzelfällen unzutreffende Informationen enthält Herchenhahn 1792. Literatur zu den Reformen Maximilians I. wird im entsprechenden Abschnitt in diesem Band nachgewiesen. Für die Frühphase des Reichshofrats bis ca. 1564 sind die Arbeiten Rosenthal 1887, Winter (G.) 1893, Rill (G.) 1993/2003, Bd. 2, Ortlieb 2003, 2006, 2009a und 2015a heranzuziehen. Zu Rudolf II. liegt die auf konfessionelle Konflikte konzentrierte Studie Ehrenpreis 2006a vor, den Reichshofrat Karls VI. untersucht – anhand von zwei exemplarischen Fällen (Mecklenburg, Ostfriesland) – Hughes 1988. Die Inanspruchnahme behandelt die aus den Archivbehelfen zum Reichshofratsarchiv gearbeitete Übersicht Ortlieb–Polster 2004. Informationen zur Stellung des Reichshofrats in der Reichsverfassung und zu seinem Verhältnis zu diversen Reichsinstitutionen finden sich bei Hafke 1972, Sellert 1994a und 1998, Ehrenpreis 1999, Jahns 2001, Ortlieb 2010 und 2015b; zur Reisetätigkeit Wacha 1972. Die größte Aufmerksamkeit in der Forschung hat bisher die Tätigkeit des Reichshofrats als Gericht gefunden. Zur Zuständigkeit und dem Prozessrecht (erstinstanzliches ordentliches und Mandatsverfahren) liegen die teilweise einen Vergleich zum Reichskammergericht herstellenden Studien Sellert 1965 und 1973 sowie Uhlhorn 1990 vor, die weitgehend von der geschichtlichen Entwicklung abstrahieren und de facto fast ausschließlich die Verhältnisse im 18. Jahrhundert beschreiben. Zum Appellationsprozess finden sich mehrere relevante Aufsätze in Auer–Ortlieb–Franke 2013, außerdem Auer (L.) 2017, zur Revision gegen reichshofrätliche Urteile, zum (umstrittenen) recursus ad comitia sowie zur (nicht verwirklichten) Visitation Sellert 1990, 2011a und 2014. Einen gewissen Schwerpunkt der Forschung bilden die kaiserlichen Kommissionen, die eine nicht nur verfahrensrechtlich wichtige Besonderheit des Reichshofrats darstellen, mit überregionalem Bezug Ortlieb 2001 sowie Ullmann (S.) 2006a, 2006b und 2010, zu den sog. Debitkommissionen zuletzt Auer (L.) 2014. Die zahlreichen regionalen und Einzelstudien zu Kommissionsfällen können im Wesentlichen über die genannten Arbeiten erschlossen werden. Die Bedeutung der kommissarischen Zeugeneinvernahmen als Quelle für Wissensbestände in der Frühen Neuzeit hat Ullmann (S.) 2002 untersucht. Zum Achtverfahren und zu den reichshofrätlichen vota ad imperatorem liegen die juristischen Dissertationen Landes 1964 und Leyers 1976 vor, zu allgemeinen gerichtsorganisatorischen und prozessrechtlichen Fragen wie Entscheidungsfindung, Urteilsbegründung, richterlicher Unabhängigkeit und Vollstreckung Sellert 1986, 1995, 1996b und 2004, Hartmann-Polomski 2001 und Rasche 2015. Auf besonderes, lange
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IV. Der Kaiser und das Reich
Zeit geradezu exklusives Interesse stieß die Tätigkeit des Reichshofrats im Rahmen von innerstädtischen Unruhen, Auseinandersetzungen zwischen Territorialherren und ihren Landständen sowie Untertanenkonflikten, in denen man eine „politische“ Funktion des Reichshofrats erkennen wollte. Forschungsgeschichtlich wichtig wurden, nach dem Überblick Hertz (F.) 1961, insbes. die programmatischen Ausführungen Schulze 1980 und Press 1982. Zur Rolle des Reichshofrats in innerstädtischen Konflikten ist auf die allgemeinen Bemerkungen in Noël 1970 und Lau 1999b, die Fallstudie Lau 1999a sowie Petry 2011 und 2012 zu verweisen; zu Auseinandersetzungen zwischen Landesherren und Landständen auf den programmatischen Aufsatz Hughes 1977 und die Fallstudien Wunder 1991 und Haug-Moritz 1993; zu den Untertanenkonflikten insbes. auf die materialreichen Arbeiten Trossbach 1985 und 1987, monographisch z. B. Fink 2004. Auch einzelne Amtsträger fanden ihren Weg vor den Reichshofrat: Bader 1947, Ortlieb 2013c. Andere Felder der gerichtlichen Tätigkeit des Reichshofrats wurden, obwohl quantitativ zum Teil erheblich bedeutender, zumeist erst in den letzten Jahren und bisher nicht in vergleichbarer Intensität behandelt. Das gilt etwa für dynastische und territoriale Streitigkeiten (Westphal 2002, 2005b, 2010, Ullmann [S.] 2010, Wieland 2014), wirtschaftliche Auseinandersetzungen jenseits der Debitkommissionen (Gross [L.] 1942, Amend-Traut 2013a, Ullmann [S.] 2013, Schneider [B.] 2016), Asylkonflikte (Härter 2007), Religionsprozesse (Ehrenpreis 2006a und 2006b), Policeysachen (Sellert 2008b), Ehekonflikte und Scheidungsprozesse (Westphal 2009 und 2014), Fürsten- und Grafenabsetzungen (Trossbach 1986, Marquardt 2007), Strafsachen (Kleinheyer 1971) oder die Hexenverfolgung (Seger–Putzer 1987, Gehm 2000, Marquardt 2007). Vergleichsweise intensiv wurde die Tätigkeit des Reichshofrats im Zusammenhang mit jüdischen Beteiligten diskutiert: Ehrenpreis–Gotzmann–Wendehorst 2001, Kommentar: Staudinger (B.) 2003; Frey 1983, Staudinger (B.) 2001b, 2004b und 2005, Obersteiner 2007, Kasper-Marienberg 2012, Ehrenpreis–Gotzmann–Wendehorst 2013, Griemert 2013 und 2014. Zu Frauen vor dem Reichshofrat liegen die Studien Staudinger (B.) 2005 sowie Westphal 2005a und 2007a vor. Zu den Aufgaben des Reichshofrats in Reichsitalien sind Schnettger 1999, 2006, 2007a und 2013 sowie Auer (L.) 2006 und 2017 heranzuziehen. Dazu kommen hier nicht im Einzelnen nachzuweisende Arbeiten über einzelne Prozesse sowie zur Bedeutung des Reichshofrats in regionalen Kräftefeldern; einen interessanten Einzelfall aus dem Bereich der Sexualgeschichte beleuchtet Puff 2005. Weit weniger hat sich die Forschung mit der Tätigkeit des Reichshofrats im Zusammenhang mit Reichslehen und den sog. Gnadensachen beschäftigt. Literatur zu Reichslehen wird im entsprechenden Abschnitt in diesem Band nachgewiesen, speziell zum Reichshofrat Noël 1968, Schenk (T.) 2013 und 2014 sowie Sellert 2017. Einen Überblick über die Gnadensachen, konzentriert auf die Frühphase des Reichshofrats, bietet Ortlieb 2007. Literatur liegt zu den kaiserlichen Druckprivilegien vor, wobei buch- bzw. urheberrechtsgeschichtliche Fragestellungen im Vordergrund stehen (Lehne 1939, Koppitz 1997 und 2008, Wadle 2007, Gergen 2014 und 2015); wenig behandelt ist die Rolle des Reichshofrats im Rahmen der kaiserlichen Zensur (Ehrenpreis–Wendehorst 2011, grundlegend Eisenhardt 1970). Zur reichshofrätlichen Inanspruchnahme im Zusammenhang mit Privilegien gibt es die Arbeiten Kleinheyer 1986 und Diestelkamp 2007a, 2007b und 2015, zu den Appellationsprivilegien Eisenhardt 1980, Sydow 2002 und Lück 2013. Wenig an verwaltungsgeschichtlichen
7. Der Reichshofrat 319
Fragestellungen interessiert sind die vorliegenden Beiträge zu Ersten Bitten und Laienherrenpfründen (Feine 1931, Gross [L.] 1938, Benna 1952, Hirschmann 1973, Reden-Dohna 1980, Dickel 1985, Gnant 2002) sowie zu Standeserhöhungen (Wretschko 1910, Flood 2003, Schirrmeister 2003). Supplikationen an den Kaiser sind das Thema von Ullmann (S.) 2005 sowie eines inzwischen abgeschlossenen Forschungsprojekts (Haug-Moritz–Ullmann 2015, Hausmann–Schreiber 2015, Untertanensuppliken 2017). Die Tätigkeit des Reichshofrats als kaiserlicher Rat ist bisher nicht zusammenhängend untersucht worden, obwohl sie in Studien zu einschlägigen Themen (z. B. Dreißigjähriger Krieg und Westfälischer Frieden) erwähnt wird. Zum Personal des Reichshofrats liegt – für Reichshofratspräsidenten und Reichshofräte – die noch immer maßgebliche Studie Gschliesser 1942 vor; Ergänzungen für die Zeit Rudolfs II. finden sich bei Ehrenpreis 2006a, für die Zeit Josephs II. bei Kasper-Marienberg 2012, ein Überblick bei Gschliesser 1972. Zur konfessionellen Besetzung des Reichshofrats sind Hafke 1972 und Sellert 2009 heranzuziehen. Besoldung und Arbeitszeit der Reichshofräte behandeln Sellert 2008a und 2013, nach Korruption fragen Sellert 1994b und Ehrenpreis 2010. Eingehende biographische Studien wurden bisher nur zu wenigen Mitgliedern des Reichshofrats publiziert, die meist nicht in erster Linie als Reichshofräte auf das Interesse der Forschung stießen, z. B. Johann Weikhard Fürst Auersperg (Mecenseffy 1938), Dr. Georg Eder (Fulton 2007), Andreas Gaill (Kempis 1988), Gottfried Wilhelm Leibniz (Bergmann 1858, Faak 1966, Sellschopp 2005), Dr. Georg Sigmund Seld (Vogel 1933) oder Dr. Johann Baptist Weber (Edel 1997). Weitere biographische Arbeiten: Demelius 1969, Conrads 1974, Hammerschmidt 1987, Eckhardt 1990, Nolte 1992, Jörn 2000, Rast 2014, Schönlau 2014. Zu den kaiserlichen Fiskalen sind Obersteiner 2003 und 2007 heranzuziehen, zu den Reichshofratsagenten Ehrenpreis 2003 und 2015, Sellert 2011b sowie insbesondere Dorfner 2015, zu den Honoraren Oestmann 2015/16, allgemein Weitzel 1998. Die Tätigkeit des Reichshofrats als Institution der Habsburgermonarchie und im Zusammenhang mit Betroffenen aus der Habsburgermonarchie ist systematisch bisher für die österreichischen, böhmischen und mährischen Juden erforscht: Staudinger (B.) 2001b; zur Quellenlage allgemein Staudinger (B.) 2004a. Einen Überblick über die Thematik bietet Ortlieb 2016, speziell zu den Revisionen Ortlieb 2013b. Darüber hinaus liegen die knappen Ausführungen und exemplarischen Aufzählungen Gross (L.) 1936b und Ogris–Ortlieb 2006 sowie die Fallstudie Herrmann 1999 vor. Mit der Rolle des Reichshofrats in der kaiserlichen bzw. habsburgischen Politik haben sich explizit beispielsweise Aretin 1997, Rauscher (P.) 1998, Haug-Moritz 2004 und Schenk (T.) 2013 befasst. Generell wird in der jüngsten Forschung mehr Wert auf eine entwicklungsgeschicht liche Differenzierung, das Zusammenwirken des Reichshofrats mit anderen Institutionen, insbesondere dem Reichskammergericht, und die Kontextualisierung einzelner Verfahren gelegt. Eine laufend aktualisierte Auswahlbibliographie mit Publikationen zum Reichshofrat findet sich auf der Internetseite Reichshofratsakten 2017.
8. Das Reichshoffiskalat Von Gernot P. Obersteiner
8.1. Vorgeschichte Das Fiskalat als Organ zur Wahrnehmung der (finanziellen) Rechte und Interessen von König bzw. Kaiser und Reich begegnet nach Anfängen im staufischen Sizilien Friedrichs II. im deutschen Teil des Heiligen Römischen Reiches seit den 1420er Jahren, als ein procurator fiscalis vor dem Hofgericht und dem Kammergericht auftrat, um die kaiserlichen Prärogativen bei Majestätsverbrechen, Verstößen gegen das Lehnsrecht sowie bei Übertretung kirchlicher und königlicher Privilegien zu vertreten. Die Ordnung von 1500 für das von Maximilian I. 1495 neu gegründete Reichskammergericht legte fest, dass das Fiskalat mit einer redlichen und fachlich geeigneten Person zu besetzen sei. Im 16. Jahrhundert klagte der vom König zunächst auf reichsständischen Vorschlag hin ernannte Reichsfiskal sowohl vor dem Reichskammergericht als auch vor dem Reichshofrat, denn die Reichshofratsordnung Ferdinands I. von 1559 nennt fiskalische Agenden oder ein Fiskalsamt nicht ausdrücklich. Späteren Hinweisen zufolge dürfte aber unter Karl V. bereits kurze Zeit ein Reichshoffiskalat bestanden haben. Die definitive Einrichtung eines kontinuierlichen Reichshoffiskalates erfolgte nachweislich erst unter Rudolf II. im Jahre 1596, wohl als Reaktion auf die chronische Überbürdung des Reichskammergerichtes mit Prozessen und dem gleichzeitigen dringenden Bedarf an finanziellen Mitteln für den Türkenkrieg, war doch 1594 die Einführung einer allgemeinen Reichssteuer gescheitert. Zur Unterstützung erhielt der Reichshoffiskal alsbald einen Adjunkten beigesellt. Der Reichshoffiskal in den deutschen Territorien des Reiches besorgte etwa ein Jahrhundert lang auch die fiskalischen Angelegenheiten in Reichsitalien, ehe Leopold I. 1693 ein eigenes kaiserliches Fiskalat in Italien ins Leben rief, das seit deren Einrichtung im Jahre 1715 an der kaiserlichen Plenipotenz in Mailand angesiedelt war. Dieses Amt bleibt im vorliegenden Zusammenhang ausgeklammert.
8.2. Aufgaben Ein beachtlicher Teil der fiskalischen Angelegenheiten im Reich konnte sowohl vom Reichshoffiskal als auch vom Fiskal am Reichskammergericht wahrgenommen und vor den Reichsgerichten eingeklagt werden, darunter Verstöße gegen die Goldene Bulle, den Augsburger Religionsfrieden, die Reichspoliceyordnungen sowie die Reichsmünzordnungen und Münzedikte. Ausschließlich in den Kompetenzbereich des Reichshoffiska-
8. Das Reichshoffiskalat 321
lats gehörten, der zeitgenössischen staatsrechtlichen Literatur zufolge, das Lehnswesen (Eruierung verschwiegener und Einziehung heimgefallener Reichslehen, Aufsicht über fristgerechte Ableistung des Lehnseides und Behebung der Lehnsbriefe), das Aufspüren und Abstellen angemaßter (Adels-)Titel, Wappen und Würden sowie Untersuchungen wegen Verweigerung der Türkenhilfe und Ausfuhr von Reichsgeld. Hinzu kamen Majestätsverbrechen und Judenangelegenheiten sowie Bücher- und Druckprivilegiensachen. Zahlenmäßig überwogen aber bei Weitem die vom Reichshoffiskal vor dem Reichshofrat angestrengten Prozesse in Lehnsangelegenheiten.
8.3. Amtsträger Die Reichshofratsordnung von 1654 und nachfolgende Bestimmungen beschreiben den idealen Reichshoffiskal als in Reichs- und Kammergeschäften und in der Justiz wohlerfahrenen Deutschen katholischen Glaubens. Nach dem Tode des ersten Reichshoffiskals (1605) gelangte das Amt bis zum Jahre 1800 noch 15 Mal zur Nachbesetzung, wobei sich insgesamt 41 Personen bewarben. Darunter bildeten die Reichshofratsagenten die größte Interessentengruppe, gefolgt von ehemaligen Reichshofvizefiskalen, Beamten von Reichshofkanzlei und Reichshofrat, von kaiserlichen Fiskalen in Reichsitalien, Juristen und Advokaten aus dem Erzherzogtum Österreich unter der Enns, Professoren der Rechtswissenschaft sowie Juristen im Dienste von Reichsfürsten. Das Eidformular für den Reichshoffiskal war im Wesentlichen gleichlautend mit jenem seines Amtskollegen am Reichskammergericht gemäß der Reichskammergerichtsordnung von 1555. Die Vereidigung erfolgte vor dem versammelten Reichshofrat, vor dem der Fiskal kraft seines Amtes mit rotem Mantel erschien. Die Besoldung des Reichshoffiskals bestand aus einem festen Gehalt (es stieg im Laufe der Zeit von 800 auf 2.000 fl. an), Gnadengaben sowie einem drei- bis zehnprozentigen Anteil gewisser von ihm eingebrachter Werte bzw. Strafgelder. Bei seiner amtlichen Tätigkeit bediente sich der Fiskal mitunter auch eigener Informanten, die für ihre Nachrichten ebenso einen Denunziantenanteil erhielten. Bei zufriedenstellender Dienstleistung für Kaiser und Reich winkte dem Reichshoffiskal der Titel eines „kaiserlichen Rates“, manch einer krönte seine Laufbahn als wirkliches Mitglied des Reichshofrates. Reichshoffiskale 1596–1605 1606–1607 1608–1620 1620–1646 1647–1668 1668–1684 1685–1689 1690–1713 1713–1727 1727–1740 1745–1775 1775–1779
Dr. Stephan Engelmair d. Ä. Dr. Johann Drezler Dr. Johann Wentzel Lic. jur. Bartholomäus Immendorffer (von Immendorff) Dr. Veit Sartorius von Schwanenfeld Lic. jur. Franz Carl Sartorius von Schwanenfeld Alexander Visintainer (von Löwenberg) Lic. jur. Wolfgang Maximilian Bell Johann Thomas Edler (Frhr.) von Quentel Dominicus Joseph Hayeck von Waldstätten Ämilian Gottfried (Edler von) Helm Joseph Aloys Leporini
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IV. Der Kaiser und das Reich
1779–1783 1783–1800 1800–1806
Johann Baptist (Edler von) Steeb Johann Paul Boulanger von Ehrenritt Franz Xaver von Orlando Quellenlage und Forschungsstand
Der zentrale archivalische Quellenbestand zur Geschichte des Reichshoffiskalates befindet sich im HHStA (Fiskalarchiv des Reichshofrates, Denegata Recentiora, Judicialia Miscellanea Resolutionsprotokolle, Verfassungsakten). Die Wurzeln des Fiskalates im Reich wurden in der Dissertation Knolle 1965 dargelegt, allerdings mit Schwerpunkt Reichskammergericht. Die erste und bis dato grundlegende Studie zum Reichshoffiskalat sowie zum Fiskal in Reichsitalien ist die Staatsprüfungsarbeit Obersteiner 1992, ohne die Biographien der Amtsträger im Druck erschienen 2003. Gschliesser 1942 erwähnt das Amt nur in wenigen Zeilen. Reichhaltiger ist die Literatur über den Reichshofrat an sich, also über jenen kaiserlichen Gerichtshof, von dem die durch den Reichshoffiskal angestrengten Verfahren behandelt wurden. Hier sind grundlegend Sellert 1973 und 1980/90 sowie Ehrenpreis 1997 und 2006a zu nennen. Weitere Literatur zum Reichshofrat wird in Kap. IV.7 nachgewiesen.
9. Die Reichshofkanzlei Von Michael Hochedlinger
9.1. Die Anfänge Die Kanzlei ist immer eine der ältesten organisatorisch verdichteten Verwaltungseinheiten. So auch im Falle des Heiligen Römischen Reichs. Mit der Verbindung von Kapelle und Kanzlei im 9. Jahrhundert zeichnete sich eine Entwicklung ab, die bis zum Ende des Alten Reichs 1806 charakteristisch bleiben wird: Unter dem ehrenamtlich aufgefassten, seit Otto I. dauernd mit dem Erzbistum Mainz verbundenen Erzkanzleramt führte ein Kanzleichef die tatsächlichen Amtsgeschäfte. Die Erzkanzellariate für Italien (Erzbischof von Köln) und Burgund (Erzbischof von Trier) bildeten keine eigenen Kanzleiorgane aus, sondern bedienten sich des einen geschäftsführenden Kanzlers, der je nachdem in Vertretung des zuständigen Erzkanzlers rekognoszierte. Versuche der beiden Erzbischöfe, ihre alten Kanzleirechte zu reaktivieren, scheiterten unter Karl V. Unter Friedrich III. kam es zu Versuchen des Mainzer Kurfürsten, seinen Einfluss auf die meist „römische Kanzlei“ genannte Reichskanzlei geltend zu machen. Die saubere Abgrenzung gegenüber der erbländischen Hofkanzlei war bis zum Tod des Kaisers einigermaßen problematisch. Zwar wurde dem Mainzer das auch später wiederholt bestätigte und tatsächlich geübte Recht verbrieft (1486), im Falle persönlicher Anwesenheit am königlichen bzw. kaiserlichen Hoflager alle Rechte eines Kanzleichefs in Reichsangelegenheiten tatsächlich auszuüben, doch schlummerte der potentielle Konflikt während Friedrichs Regierungszeit. Erst unter Maximilian I., dessen turbulente Außenpolitik die Grenzen der Reichspolitik allenthalben überschritt, trat der Gegensatz zwischen erbländischen und reichischen Agenden auch kanzleimäßig hervor. 1494 bis 1502 leitete Erzbischof Berthold von Mainz, nachdem er an den Hof gezogen war, tatsächlich die Reichskanzlei. Aus dem Jahre 1494 stammt auch die älteste Kanzleiordnung (Druck: Seeliger 1888). Das Itinerar des Kaisers und jenes der Reichskanzlei, die nun stets dem Erzkanzler folgte, sind ab 1495 nicht mehr deckungsgleich. Ein schwerfälliger Schriftverkehr zwischen Kanzler und Reichsoberhaupt war die Folge. Mit dem Verlust der Kontrolle über die Reichskanzlei endete die Ära einer einheitlichen „Zentralkanzlei“: Die Betreuung der Haus- und erbländischen Sachen ging daher an eine eigene Kanzlei, neu entstehende Zentralbehörden dotierten sich in der Regel mit eigenen Schreibstellen. In der Hofordnung von 1497/98 ist die reichische Kanzlei gar nicht mehr berücksichtigt, die „österreichische“ Hofkanzlei erscheint als ausschließliches
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IV. Der Kaiser und das Reich
Organ des königlichen Hofrates, der für erbländische Angelegenheiten ebenso zuständig blieb wie für reichische Belange. 1498 erzwang der Erzkanzler eine Regelung der für ihn ungünstigen Kanzleiverhältnisse (Reichskanzleiordnung vom 12. September 1498, Druck: Seeliger 1889, 208– 211; ÖZV I/2, 48–50) mit dem Ziel einer durchgehenden Entflechtung von Reichs- und erbländischen Agenden, die in der Praxis nicht umgesetzt wurde, obwohl gleichzeitig (?) eine diesbezüglich beschränkende Ordnung für die erbländische Hofkanzlei erging (Fragment, Druck: ÖZV I/2, 50–54). Denn der Wirkungskreis des königlichen Hofrates wurde von der kanzleimäßigen Separierung weiterhin nicht berührt. Mit dem Zusammenbruch des „Reichsregiments“ 1502 endete auch die Phase der Mainzer Kanzleiherrschaft, die römische Kanzlei hörte auf, Organ des ständischen Reichsregiments zu sein. Das bis zum Ende des Alten Reichs bestehende Recht persönlicher Kanzleiführung durch den Kurfürsten bei Anwesenheit am Hof blieb davon unberührt, wie überhaupt der Mainzer eine Art „Schriftführer des Reiches“ gewesen ist: Auch die Reichstagskanzlei stand unter Mainzischer Leitung, und der Einfluss auf die Kanzlei des Reichskammergerichts war ebenfalls beträchtlich. Die Hofkanzlei Maximilians betreute so ab 1502 auch wieder die Reichsgeschäfte. Diese Doppelzuständigkeit sowohl der Kanzlei wie auch des Hofrates wurde 1518 in Innsbruck bestätigt (dass unser canzler beede des reichs und oesterreichischen landen sachen unter handen haben [soll]). Einem Sekretär für reichische Agenden stand je ein Sekretär für die niederösterreichischen und die oberösterreichischen Sachen gegenüber. Karl V. billigte dem Mainzer Erzkanzler 1519 das Recht zu, einen Stellvertreter oder Vizekanzler zu bestellen, der nun zu einer ständigen Einrichtung wurde. Die Wahl fiel auf den ersten, vor allem mit Reichsangelegenheiten befassten Sekretär der maximilia neischen Hofkanzlei Nikolaus Ziegler († 1526). Doch schon 1521 überließ der Mainzer seine erzkanzlerischen Befugnisse faktisch dem Großkanzler Karls V. Mercurino Gattinara (1465–1530), dem Nicolas Granvelle (bis 1550), dann dessen Sohn Antoine als Kanzleileiter folgten. Der Vizekanzler sank auf diese Weise vom faktischen Amtsleiter zum stellvertretenden Kanzleichef bzw. zum höheren Kanzleibeamten ab, dem ohnedies nur mehr die deutschen Kanzleiausfertigungen zustanden. Auch die häufigen Abwesenheiten des Kaisers brachten keinen gestaltbaren Freiraum, da in diesen Fällen die (österreichische) Hofkanzlei Ferdinands I. als Expeditionsbehörde in Reichssachen auftrat. Immerhin hatte der Reichsvizekanzler seinen Sitz im Reichshofrat. Ziegler gab seinen Posten 1525 auf, seine Nachfolger – Balthasar Merklin († 1531), Dr. Matthias Held (1531–1540), Jean Naves de Messancy (1540/41–1547) und ab 1551 nach längerer Vakanz Dr. Georg Sigmund Seld – wurden allesamt vom Kaiser und nicht vom Erzbischof-Erzkanzler ernannt.
9.2. Die Herstellung der Kanzleieinheit 1559 Die Reichskanzlei Karls V. löste sich mit seiner Abdankung 1556 auf, die Geschäftsführung übernahm nun definitiv die Hofkanzlei seines Bruders Ferdinand unter Dr. Jakob Jonas († 1558). 1558/59 gewann allerdings der Mainzer Kurfürst und Erzkanzler wieder sehr deutlich an Gewicht. Ferdinand I. gestand dem Mainzer sogar das Recht zu,
9. Die Reichshofkanzlei 325
in Abstimmung mit ihm das Kanzleipersonal zu ernennen. Allerdings wurden zahlreiche Mitarbeiter der alten „österreichischen“ Hofkanzlei Ferdinands übernommen. Am 1. Juni 1559 erhielt die Reichshofkanzlei eine neue Ordnung (Druck: Kretschmayr 1897, 463–480; ÖZV I/2, 288–307). Sie betreute ab nun kanzleimäßig auch die habsburgisch-österreichische Außenpolitik und die Verhandlungen mit den Landtagen in den Erblanden und führte zudem das Protokoll des Geheimen Rates und des 1559 reorganisierten Reichshofrates, der keine eigene Kanzlei ausbildete und sich bis 1806 für alle Schreibarbeiten der Reichskanzlei bedienen musste. Eigene österreichische Sekretäre hatten sich nach den Vorschriften der neuen Kanzleiordnung, die auf eine klare Scheidung von Reichs- und erbländischen Angelegenheiten Wert legte, der Austriaca anzunehmen, doch blieb ihre Stellung längere Zeit unbestimmt. Auch die wichtigen ungarischen Sachen verblieben über 1559 hinaus – bis ins 17. Jahrhundert – im Einflussbereich der Reichshofkanzlei, der die „ungarische Expedition“ am allerhöchsten Hoflager zugeordnet war. Zum Reichsvizekanzler wurde im Juni 1559 der bereits unter Karl V. als Vizekanzler tätige Dr. Seld bestellt. Dieser musste alleine schon aus praktischen Erwägungen dem Reichshofrat (als Repräsentant des Mainzer Kurfürsten) und dem Geheimen Rat (als dessen Exekutivorgan) angehören. Der Reichsvizekanzler – in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts führte er in den Hofstaatsverzeichnissen noch den alten „österreichischen“ Titel „Hofvizekanzler“ – übte in Vertretung des Erzkanzlers die Aufsicht und Befehlsgewalt über sein Personal und beanspruchte auch die Gerichtsbarkeit über die Kanzleiverwandten, woraus sich – vor allem in Verlassenschaftssachen – im 17. und 18. Jahrhundert heftige Konflikte mit dem Obersthofmarschallamt ergaben. 1759 richtete der Erzkanzler eine eigene Kommission zur Besorgung der Vormundschafts- und Kuratelsachen sowie zur Rechtsprechung in Streitsachen ein. Die Kriminalgerichtsbarkeit war einer eigenen Kommission unter Vorsitz des Vizekanzlers übertragen, Verurteilungen zu Leibes- und Lebensstrafen blieben allerdings dem Kaiser vorbehalten. Die Kanzlei selbst teilte sich in eine deutsche und eine lateinische „Expedition“ (Abteilung). Die Zuständigkeit der deutschen Expedition erstreckte sich zunächst primär auf die zehn Reichskreise, die lateinische Expedition betreute darüber hinaus reichende Angelegenheiten, insbesondere die italienischen, führte auch die Korrespondenz mit den kaiserlichen Gesandten außerhalb des Reichs sowie die herrscherliche Familienkorrespondenz und war insbesondere auch mit kirchlichen Pfründen- und Benefiziensachen befasst. Die federführenden Spitzenbeamten der Reichshofkanzlei waren die „Sekretäre“, von denen unter Ferdinand I. vorerst sechs bestanden. Stabil blieben aber – nach dem Ausscheiden der österreichischen Abteilung 1619/20 – je ein Sekretär der deutschen und der lateinischen Expedition (die ab 1707/10 den Titel „Reichsreferendar“ führten, um mit gleichzeitigen Entwicklungen bei der Böhmischen und Österreichischen Hofkanzlei und dem Hofkriegsrat mithalten zu können) und ein deutscher und ein lateinischer Reichshofratssekretär. Wie die Reichsvizekanzler hat man auch die Sekretäre gerne für diplomatische Missionen verwendet. 1617 wurde in der Reichskanzlei die Funktion eines Reichshofratsprotonotars geschaffen, der das Audienz- bzw. Exhibitenprotokoll zu führen und die Prozessakten zu rubrizieren hatte.
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IV. Der Kaiser und das Reich
9.3. Die Aufwertung der österreichischen Kanzleiabteilung zur „Österreichischen Hofkanzlei“ Die Kanzleiordnungen von 1566 (Druck: ÖZV I/2, 313–318) und 1570 (Druck: ÖZV I/2, 357–360) lassen das allmähliche Auseinandertreten von Reichs- und erbländischen Angelegenheiten auch kanzleimäßig sehr deutlich werden. Seit 1566/70 bestand für die österreichischen Sachen – nach der Länderteilung von 1564 sind damit nur noch Österreich ob und unter der Enns gemeint – auch ein eigener Registrator. Mit der Übersiedlung Rudolfs II. nach Prag 1583 blieb in Wien eine Außenstelle der Reichshofkanzlei („hinterlassene Reichskanzlei“) zurück, die die an der Spitze der Wiener Regierung stehenden Brüder des Kaisers zu unterstützen hatte. Das Personal entstammte der Reichshofkanzlei, die in Prag aber weiterhin eine eigene Abteilung für die Austriaca unterhielt. Matthias verfügte in Wien neben der „hinterlassenen“ Reichskanzleiabteilung auch über eine eigene „Hofkanzlei“, die mit der Machtübernahme in Österreich ob und unter der Enns, Ungarn und Mähren 1608 die Aufgaben der nun verschwindenden Reichskanzleidependance übernahm und fallweise schon als „österreichische Hofkanzlei“ bezeichnet wurde. 1612 ist sie in die kaiserliche Reichshofkanzlei eingegliedert worden. Die Kanzleiausfertigungen an die österreichischen Länder wurden vom Reichsvizekanzler und dem österreichischen Sekretär unterfertigt. Die österreichische Abteilung hatte sich schon unter Matthias – mächtig gefördert vom „Direktor des Geheimen Rates“ Bischof Melchior Khlesl – zu einem allmählich aus der Reichskanzlei herauswachsenden „Zentralregierungsorgan“ entwickelt, als Ferdinand II. an der Jahreswende 1619/20 den entscheidenden Schritt tat und sie auch formal aus der Reichsbehörde ausgliederte. Die derart geschaffene „Österreichische Hofkanzlei“ übernahm nun als Expeditionsbehörde neben den die Erblande betreffenden Angelegenheiten (Provincialia) insbesondere die Familien- und Hofkorrespondenz mit Spanien und den italienischen Staaten. Der gewöhnliche diplomatische Schriftverkehr, alle formalen Schriftsätze sowie die Protokollführung im Geheimen Rat verblieben noch auf längere Zeit der Reichskanzlei. Erst mit den Westfälischen Friedensverhandlungen wird die Stellung der Österreichischen Hofkanzlei im Bereich der habsburgischen Außenpolitik deutlich stärker. Proteste und Beschwerden des Mainzer Erzkanzlers und der Reichshofkanzlei selbst, die durch die Abspaltung einen erklecklichen Teil ihrer Einkünfte aus den Kanzleitaxen speziell der Standeserhöhungsdiplome verlor, begleiteten die ersten Lebensjahre der neuen Behörde.
9.4. Die Entmachtung der Reichshofkanzlei Einen ersten entscheidenden Wendepunkt markiert der Tod des mächtigen, 1637 ohne Konsultation des Mainzers eingesetzten Reichsvizekanzlers Ferdinand Sigismund Graf Kurz (1592–1659). Sein Nachfolger, der Mainzer Domkapitular Wilderich von Walderdorff, galt als Kreatur des Mainzer Erzkanzlers Johann Philipp von Schönborn, dessen politisches Verhältnis zum Kaiser in dieser Zeit ein sehr gespanntes war. Dennoch hatte er sich 1656 nochmals ausdrücklich das Recht der alleinigen Disposition über die Bestellung von Vizekanzler und Personal gesichert. Die Österreichische Hofkanzlei konnte diese Si-
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tuation für großen Terraingewinn auf Kosten der Reichshofkanzlei nützen. Insbesondere unter der langen Kanzlerschaft Johann Paul Hochers (1667–1683) überflügelte die erbländische Kanzlei die Reichsbehörde auch auf dem Feld der Außenpolitik. Der Reichsvizekanzler blieb zunächst sogar aus der Mitte der 1660er Jahre entstandenen Geheimen Konferenz ausgesperrt. Dennoch wird man für die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts das Ringen zwischen Österreichischer Hofkanzlei und Reichshofkanzlei um die außenpolitische Kompetenz als noch nicht endgültig entschieden betrachten dürfen. Die Stellung der Kanzleien schwankte mit der individuellen Machtposition des Behördenleiters bei Hofe. So gewann Reichsvizekanzler Graf Königsegg (1669–1694) nach einer bitteren Zeit der Kaltstellung ab Mitte der 1670er Jahre wieder deutlich an Einfluss, was sich nicht zuletzt in seiner Aufnahme in die Geheime Konferenz niederschlug. Reichsvizekanzler Dominik Andreas Graf Kaunitz (1698–1705) galt ohnedies als eines der Häupter der „erbländisch-österreichischen Partei“, betrachtete sich als Minister des Kaisers und ließ den Erzkanzler links liegen. Die Schwäche des österreichischen Hofkanzlers Julius Friedrich Buccelleni (1662– 1712) war Kaunitz’ Stärke. Die Funktion der Reichskanzleisekretäre als Protokollanten der Geheimen Konferenz und Federführer der diplomatischen Korrespondenz blieb von der schwankenden Position der Reichsvizekanzler lange Zeit unberührt. Den endgültigen Niedergang der Reichshofkanzlei brachte 1705 die Berufung des Grafen Friedrich Karl von Schönborn (1674–1746), des Neffen des damaligen Erzkanzlers. Dem als „Fremden“ betrachteten Schönborn wollte man von den geheimsten Staats- und Hausangelegenheiten keine „Wissenschaft“ geben. Zwar ließ sich Schönborns Aufnahme in die 1709 neu errichtete „Generalkonferenz“ nicht verhindern, doch kon struierte man im Gegenzug eine „engere Konferenz“, der er nicht angehörte. Schon 1706 hatte Joseph I. zudem klargestellt, dass die Führung der außenpolitischen Korrespondenz nunmehr, außer in Reichssachen, Aufgabe der Österreichischen Hofkanzlei sein sollte. Abweichungen von der Regel finden sich weiterhin. So blieben die Russlandkontakte fürs Erste noch eine Domäne der Reichskanzlei (und teilweise auch des Hofkriegsrates), vielfach war – bis ans Ende des Alten Reichs – Doppelberichterstattung der diplomatischen Vertretungen üblich. Die Zuständigkeit für die Beziehungen zum Osmanischen Reich hatte die Reichsbehörde 1610 vollständig an den Hofkriegsrat verloren. Der 1711 abgeschlossene sog. Kanzleivertrag zwischen dem Kaiser und dem Erzkanzler und Kurfürsten von Mainz vermochte am Abstieg der Reichsbehörde gar nichts zu ändern. Im Gegenteil: Eine Instruktion für die „Reichskonferenz“ (September 1721), der die Beratung und Entscheidung von Reichsangelegenheiten vorbehalten war, verringerte den Spielraum des Vizekanzlers weiter, der wichtige Expeditionen seiner Behörde der Konferenz zu referieren und im Konzept vorzulegen hatte. Entsprechendes sah aber die wenig später ergangene Instruktion für die Geheime Konferenz auch in Bezug auf den österreichischen Hofkanzler vor, sodass wir weniger von einem Misstrauensvotum gegen Schönborn als vielmehr von einer generellen Stärkung der Konferenz als Kontroll- und Regierungsorgan auszugehen haben. 1734 resignierte Schönborn (mittlerweile Bischof von Bamberg und Würzburg und daher meist abwesend), nachdem Fälle von Geheimnisverrat durch Personal der Reichskanzlei seine letzten Jahre überschattet hatten.
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9.5. Vom Wittelsbachischen Intermezzo zum Ende des Alten Reichs Den Tod Karls VI. im Oktober 1740 und das entstehende Interregnum wollte Mainz, zumal im November 1740 auch der Reichsvizekanzler Johann Adolf Graf Metsch verschied, für eine Stärkung seiner Rechte auf die Kanzlei nützen. Dies schien nach der Kaiserwahl des bayerischen Kurfürsten auch tatsächlich zu gelingen, der als neues Reichsoberhaupt noch im Januar 1742 einen Kanzleivertrag mit dem Mainzer Kurfürsten unterzeichnete. Die Reichskanzlei – nunmehr mit Sitz in Frankfurt – sollte ab sofort die einzige kaiserliche „Reichs-, Hof- und Staatskanzlei“ sein. Karl VII. Albrecht bestellte mit Johann Georg Graf Königsfeld (1679–1750) einen bayerischen Adeligen zum Vizekanzler. Von Maria Theresia forderte der Mainzer Kurfürst schon im Herbst 1741 die Auslieferung des Reichsarchivs, doch versandeten die Verhandlungen. Auch der Großteil der Beamtenschaft blieb zunächst in Wien, erst 1744 reisten die meisten – und auch dann nur über Aufforderung des Erzkanzlers – nach Frankfurt ab. Die Rückgewinnung der Kaiserkrone ermöglichte noch im September 1745 die Wiedereinsetzung des Grafen Rudolf Joseph Colloredo, der schon 1737–1740 Substitut des Reichsvizekanzlers Metsch, 1740–1742 während des Interregnums kurz dessen Amtsnachfolger gewesen war. Franz Stephan von Lothringen hatte als neuer Kaiser im September 1745 einer Bestätigung des für Mainz so vorteilhaften Kanzleivertrags von 1742 zugestimmt, der dann unter massivem österreichischem Druck korrigiert werden musste. Die formale Position der Reichshofkanzlei war gleichwohl eine bessere als unter Karl VI. Reichsvizekanzler Colloredo stand trotz seiner anfänglichen Anbiederungsversuche an den Wittelsbacher bei Franz Stephan in hoher Gunst. Seit 1743 gehörte er der Geheimen Konferenz an. Maßgeblichen Einfluss auf die äußere Politik hat die Reichsbehörde aber nicht mehr gewinnen können. Die Staatskanzlei der Ära Kaunitz (ab 1753) dominierte und drängte selbst die Geheime Konferenz völlig in den Hintergrund. Mit dem Übergang der Kaiserkrone an Joseph II. 1765 wurde die Stellung des Reichsvizekanzlers problematisch. Der neue Kaiser betrachtete Reichsangelegenheiten nur aus dem Blickwinkel österreichischer Machtpolitik. Schon 1767 bis 1772 bestand eine von Kaunitz gewollte und kontrollierte „Reichskonferenz“, die Vorträge des Reichsvizekanzlers wurden vor ihrer Resolvierung zur Begutachtung an den Staatskanzler geleitet. Diese klare Unterordnung der Reichsangelegenheiten wurde noch krasser, als Joseph ab 1780 auch die Alleinherrschaft in den Erblanden antrat. 1781 verfügte der Kaiser unter Bruch der Kanzleiverträge mit Mainz, dass die Kreditive der fremden nicht reichsständischen Gesandten in der Staatskanzlei abzugeben und von dieser auch die Beglaubigungsschreiben der eigenen Diplomaten auszustellen waren. Gleiches galt für die Instruktionen und Weisungen an den k. k. diplomatischen Dienst. Zudem schmälerte Josephs scharfes Eingreifen in das Geschenkwesen der Reichskanzlei und die Taxamtsagenden die Einkünfte Colloredos und seiner Beamten beträchtlich. Die mit Josephs Nachfolgern auf dem Kaiserthron abgeschlossenen Kanzleiverträge von 1790 und 1792 schrieben für Kreditive eine doppelte Ausfertigung vor, hinsichtlich der Weisungen und Berichte folgte die Zuständigkeit dem Sachinhalt. Waren Reichsangelegenheiten betroffen, war die Reichskanzlei kompetent, ansonsten die Staatskanzlei. Diese verfassungsmäßigere Vorgangsweise, insbesondere unter Leopold II., war ein letztes Aufbäumen vor dem Ende. Der Reichsvizekanzler blieb – gegen die Bestimmun-
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gen der Kanzleiverträge – aus der 1790 reaktivierten Geheimen Konferenz ausgeschlossen. Dafür ist unter Leopold II. erneut eine Reichskonferenz nachweisbar. Am 6. August 1806 legte Franz II. die Kaiserkrone nieder und entband alle Reichsangehörigen und Reichsbediensteten ihrer Pflichten gegen das Reichsoberhaupt. Mit dem Reichsverband war damit auch die Reichshofkanzlei aufgelöst.
9.6. Personalentwicklung Die meisten Reichsvizekanzler stammten aus dem Reich (hier vor allem aus dem schwäbisch-bayerischen Raum), nur vier (Windischgrätz, Kaunitz und die beiden Colloredos) kamen aus den Erblanden. Eine ähnliche Verteilung gilt für die Ebene der Sekretäre: Von 80 Sekretären waren (nach Gross [L.] 1933) 19 in den Erblanden, 49 im Reich geboren, bei zwölf ist die Herkunft ungewiss. Im 16. Jahrhundert besaßen fast alle Reichsvizekanzler ein juristisches Doktorat, Weber, Viehäuser und Freymon kamen aus bayerischen Diensten. Viele spätere Vizekanzler – so auch der letzte Reichsvizekanzler Colloredo – saßen vor ihrer Berufung im Reichshofrat, der ja auch ein bevorzugter Personalpool für den kaiserlichen diplomatischen Dienst gewesen ist. Königsegg war Vizepräsident des Reichshofrates, als er zum Vizekanzler berufen wurde (und blieb es parallel noch bis 1671); Metsch hatte als Reichshofratsvizepräsident amtiert, verfügte also bereits über Erfahrung als Vertreter des Reichsvizekanzlers. Ein sozialer Querschnitt zeigt eine bei anderen Kanzleibehörden ganz ähnlich verlaufende Entwicklung: Von bürgerlichen Juristen führt der Weg schließlich zu Angehörigen des höheren Reichs- und erbländischen Adels. Die Stra(h)lendorffs waren ein mecklenburgisches Rittergeschlecht. Ulm entstammte der schwäbischen Reichsritterschaft, die Kurz waren eine ursprünglich in Tirol, dann in Bayern ansässige Familie aus dem Mitarbeiterkreis der Fugger. 1636 wurde sie in den Reichsgrafenstand erhoben. Die Walderdorffs gehörten ursprünglich zur fränkischen Reichsritterschaft. Mit Graf Königsegg (1669) ist dann eine völlige Aristokratisierung des Kanzleramtes feststellbar. Die anhaltinischen Metsch hatten mit dem Vater des Reichsvizekanzlers den Grafenstand erreicht. Walderdorff und Schönborn waren die beiden einzigen Geistlichen an der Spitze der Behörde – und machten später noch eine steile kirchliche Karriere: Walderdorff wurde Bischof von Wien, Schönborn Bischof von Bamberg und Würzburg. Die Familien Stralendorff, Kurz von Senftenau und Colloredo stellten jeweils zwei Reichsvizekanzler, außer im Falle der Kurz waren es jeweils Vater und Sohn. Freymon und Jakob Kurz waren Schwiegersöhne des Reichsvizekanzlers Weber. Alle Reichsvizekanzler waren Katholiken, Stralendorff d. Ä. und Metsch jedoch Konvertiten. Auf der Ebene der Sekretäre (Referendare) blieb das bürgerliche Element vorherrschend. In der Regel glückte der Aufstieg in den Briefadel, aber auch in den Reichshofrat. Manche erreichten spezielle Vertrauensstellungen und fungierten zugleich als Kabinettsoder Privatsekretäre des Kaisers wie der österreichische Sekretär Hans (Freiherr von) Cobenzl unter Ferdinand I. und Johannes von Walderode († 1674), Sekretär der lateinischen Expedition und Protokollant des Geheimen Rates (mit Stimme) bzw. der Geheimen Konferenz unter Leopold I. Unter Rudolf II. übte der lateinische Sekretär Dr. Johann Anton Barvitius († 1620), der es sogar zum Mitglied des Geheimen Rates brachte, großen Einfluss. Nicht zuletzt als Protokollant der Geheimen Konferenz spielte schließlich der
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Sekretär der deutschen Expedition Kaspar Florentin von Consbruch (1655–1712) über zwei Jahrzehnte eine beträchtliche Rolle in der Wiener Außenpolitik. Egidius Freiherr von Borié (1719–1793) war Reichshofrat, ehe er den Posten des deutschen Sekretärs (1759–1760) erhielt, um von hier in den Staatsrat berufen zu werden. Sein Nachfolger (1761–1766), der Konvertit Christian August von Beck (1720– 1784), ist als Professor für öffentliches Recht an der Theresianischen Akademie bekannt geworden, unterrichtete dann den späteren Kaiser Joseph II. im Staatsrecht und war vor seinem Wechsel in die Reichsbehörde Hofrat-Staatsoffizial in der Staatskanzlei. Die letzten drei Referendare der deutschen Expedition kamen dafür aus kurkölnischen bzw. kurmainzischen Diensten, ebenso die drei letzten lateinischen Referendare. Beide Abteilungen waren mit jeweils eigenen Konzipisten (ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts) und Registratoren ausgestattet; letztere hatten die Reichsregister zu führen. Eine große Rolle spielte angesichts der großen finanziellen Bedeutung der Tax einkünfte der Taxator. Ausdruck des Stellenwerts dieses Amtes ist die Tatsache, dass der Posten ab der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts mit der Funktion des kurmainzischen Residenten am Kaiserhof verbunden war. Seit 1739 bestand in der Reichshofkanzlei das Amt des Expeditors (der deutschen Expedition), der eine Art Aufseher über die Kanzlisten sein sollte, da man mit deren Arbeitsleistung damals nicht zufrieden war. Außerdem verfügte die Reichskanzlei, da mit der Ausfertigung von Adelsstandserhebungen befasst, über einen Wappeninspektor und einen Wappenmaler. Erster Wappeninspektor war der auch als lateinischer Dichter bedeutende irische Exulant William O’Kelly of Aughrim, Professor an der Wiener Ritterakademie. 1740 zählte die Reichshofkanzlei auf der Ebene des Kanzleipersonals im engeren Sinne (ohne Taxamt, Rollisten und Diener) drei Mitarbeiter in der Registratur, zwei Konzipisten, zwei Expeditoren und 20 Kanzlisten in der deutschen Expedition, in der lateinischen Abteilung drei Registratoren bzw. Registratursadjunkten, einen Konzipisten und zwei Kanzlisten. 1784 umfasste die deutsche Expedition nur mehr einen Registrator, einen Konzipisten, einen Expeditor und 16 Kanzlisten; die lateinische einen Registrator, einen Registranten (Hilfskraft), einen Konzipisten und sechs Kanzlisten. 1806, im letzten Lebensjahr des Alten Reichs, war die lateinische Expedition bereits ganz aus dem Staatsschematismus verschwunden. Das verbliebene Personal umfasste nur mehr zwei Registraturangehörige, zwei Konzipisten, einen Expeditor mit Adjunkt und neun Kanzlisten. Amtssitz der Reichsbehörde war die Residenz des Kaisers, d. h. seit dem Dreißigjährigen Krieg – mit einer kurzen Unterbrechung während der Kaiserzeit Karls VII. Albrecht – nur mehr Wien. 1723 bis 1730 hatte die Reichskanzlei (neben dem Reichshofrat, dem Obersthofmeisteramt und dem Obersthofmarschallamt) hier nach Plänen von Joseph Emanuel Fischer von Erlach ein eigenes Amtsgebäude erhalten, den sog. Reichskanzleitrakt der Hofburg. Reichsvizekanzler 1559–1563 1563–1577 1577–1587 1587–1594 1594–1597
Dr. Georg Sigmund Seld Dr. Johannes Baptist Weber (1565–1570 Dr. Johann Ulrich Zasius als zweiter Reichsvizekanzler) Dr. Sigmund Viehäuser Jakob Kurz von Senftenau (bis 1593 Verweser) Dr. Johann Wolf Freymon (Freymann) (Verweser)
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1597–1606 1606–1612 1612–1627 1627–1637 1637–1659 1660–1669 1669–1694 1694–1695 1698–1705 1705–1734 1734–1740 1740–1742 1742–1745 1745–1788 1789–1806
Rudolf Coraduz (Verweser) Leopold Frhr. von Stralendorff (bis 1607 Verweser) Hans Ludwig Frhr. von Ulm zu Erbach Peter Heinrich Frhr. von Stralendorff Ferdinand Sigismund Graf Kurz von Senftenau Wilderich Frhr. von Walderdorff Leopold Wilhelm Graf Königsegg-Rothenfels Gottlieb Graf Windischgrätz (danach interimistische Leitung durch den Reichshofratsvizepräsidenten Sebastian Wunibald Truchsess Grafen von Waldburg-Zeil) Dominik Andreas Graf Kaunitz Friedrich Karl Graf Schönborn (1731–1733 vertreten durch den Reichshofratsvizepräsidenten Johann Adolf Graf Metsch) Johann Adolf Graf Metsch Rudolf Josef Graf Colloredo (bereits 1737–1740 Substitut des Reichsvizekanzlers) Johann Georg Graf Königsfeld Rudolf Josef Graf (Fürst) Colloredo Franz de Paula Gundaker Fürst Colloredo Quellenlage und Forschungsstand
Der Schriftgutnachlass der Reichshofkanzlei ist im Wesentlichen in den Bestandsgruppen Reichskanzlei und Reichshofrat des HHStA gebündelt erhalten. Das diplomatische Schriftgut wurde großteils in den Bestand Staatenabteilungen eingearbeitet. Für die Organisationsgeschichte der Reichskanzlei sind insbes. die Verfassungsakten von Reichskanzlei und Reichshofrat sowie das ebenfalls im HHStA deponierte Mainzer Erzkanzlerarchiv relevant. Vgl. allgemein Kaiser 1925 und konkret Bucher 1990. Heute zerstörte Überlieferung im Staatsarchiv des Innern und der Justiz (AVA) erwähnt Kretschmayr 1897. Privat- und Familienarchive können punktuell wichtige Ergänzungen liefern. Mit Gross (L.) 1933 liegt für die Zeit ab 1559 eine hervorragende Behördengeschichte vor, der kaum etwas hinzugefügt werden kann (vgl. immerhin auf ergänzender Quellengrundlage ÖZV I/1, 143–150). Für die Zeit Maximilians I. und Karls V. bieten Seeliger 1889 und Kretschmayr 1897 tiefergehende Informationen, die kanzleimäßig undurchsichtige Regierung Friedrichs III. behandelt – prosopographisch erschöpfend – Heinig 1997, Tl. 1. Unergiebig Stöckelle 1987. Zum Kanzleiwesen der frühen Zeit insbes. Walther 1909b. Den Konflikt zwischen Hofkanzlei und Reichskanzlei leuchtet Gross (L.) 1924/25 aus. Ihn ergänzt für seinen Betrachtungszeitraum Sienell 2001a. Für die Zeit des Interregnums bzw. das wittelsbachische Zwischenspiel wichtig Schlösser 1986. Für eine prosopographische Untersuchung des Personals stellt Gross (L.) 1933 das wesentliche Material bereit, ergänzend Gschliesser 1942 (für Reichshofräte) und 1972. Baumann (A.) 2003 enthält überraschenderweise keinen Beitrag zur Reichshofkanzlei. Hinweise zu Behörde und Behördenchefs natürlich auch in ereignisgeschichtlichen Arbeiten zum Alten Reich, namentlich bei Aretin 1993–2000. Zu nicht wenigen Reichsvizekanzlern wurde biographisch gearbeitet. Vgl. u. a. Headley 1983 und Kodek 2004 (Gattinara), Kohlweg 1978 (Ziegler), Hasen
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clever 1919/20 (Merklin), Vogel 1933 und Laubach 2010 (Seld), Meusser 2004 (Zasius), Edel 1997 (Weber), Koenig 1935 und Huetner 1936 (Ulm), Stögmann 2001 (Kurz), Jürgensmeier 1984 (Walderdorff), Hantsch 1929 (Schönborn). Braubach 1974 (Kaunitz) ist in der Hauptsache diplomatische Ereignisgeschichte, Hantsch 1973 ohne Belang. Zur Baugeschichte des Reichskanzleitraktes vgl. Gross (L.) 1919 und Matsche 1986.
10. Das Reichskammergericht Von Anette Baumann
Das „kaiserliche und Reichskammergericht“, kurz Reichskammergericht, ist ein Produkt der Reformbestrebungen des 15. Jahrhunderts, hervorgegangen aus dem Ringen zwischen dem Kaiser als Reichsoberhaupt und den Reichsständen. Die Reichsstände waren neben dem Kaiser an der Bestellung der Richter, Assessoren genannt, beteiligt. Anfangs musste nur die Hälfte der Richter ein Studium der Rechte vorweisen, die andere Hälfte sollte adelig sein. Schließlich mussten aber alle Assessoren ein Rechtsstudium absolviert haben. Der Kammerrichter, der vom Kaiser im Einvernehmen mit dem Kurfürsten und Erzkanzler von Mainz ernannt wurde, leitete die Behörde, war aber nicht an der Urteilssprechung beteiligt. Die Mandanten wurden durch Advokaten und Prokuratoren vertreten, die vom Gericht zugelassen worden waren. Die Finanzierung des Gerichts oblag den Reichsständen, die oft nur widerwillig zu Zahlungen bereit waren. Das Gericht selbst sollte nicht in der Residenzstadt des Kaiserhofes arbeiten, um kaiserliche Einflüsse zu vermeiden. Das Reichskammergericht war in erster Instanz zuständig für Zivilprozesse gegen Reichsunmittelbare, Fälle von Landfriedensbruch, Nichtigkeitsbeschwerden sowie Klagen wegen Rechtsverweigerung oder -verzögerung der Untergerichte. Zur Anfechtung von Urteilen landesherrlicher und reichsstädtischer Obergerichte in Zivilsachen diente das Reichskammergericht als Appellationsinstanz. Finanziert wurde das Gericht durch die Stände des Reiches mit Hilfe des Gemeinen Pfennigs und später durch den Kammerzieler. Die Reichsstände waren hierfür nach einer Matrikel mit unterschiedlich hohen Beiträgen veranschlagt. Meist kamen sie ihrer Zahlungspflicht jedoch nicht nach bzw. versuchten das Gericht damit zu erpressen. Seit der Gründung des Reichskammergerichts 1495 wurde das Gericht zum Maßstab für die Bereitschaft des Kaisers, sich mit dem Reich und seinen Ständen auseinanderzusetzen. Nach einer Zeit der Wanderschaft, in der der Kaiser versuchte, das Reichskammergericht in seiner Umgebung zu behalten, wurde seit 1527 Speyer der ständige Sitz des Reichskammergerichts. Während der Wirren der Reformation gelang es Karl V., das Reichskammergericht kurzzeitig zum kaiserlichen Gericht zu machen, da er alle Assessorenstellen mit von ihm ausgewählten Personen besetzte. Diese Praxis überlebte den Augsburger Religionsfrieden jedoch nicht. Die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts bildete die Hochphase des Reichskammergerichts, bis 1587 wurde seine Arbeit durch jährliche Visitationen überprüft. Jedes Jahr wurden rund 500 bis 700 Prozesse neu begonnen. Allerdings belastete der allmähliche Aufstieg des Reichshofrates, der direkt am Kaiserhof angesiedelt war, das Reichskammer-
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IV. Der Kaiser und das Reich
gericht und seine Arbeit. Während jedoch Ferdinand I. und Maximilian II. sowie Rudolf II. in seinen Anfangsjahren das Reichskammergericht als Konkurrenz zum Reichshofrat keinesfalls begünstigten, scheint sich dies zu Anfang des 17. Jahrhunderts geändert zu haben. Im Dreißigjährigen Krieg griff der Kaiser massiv in die Geschäfte des Reichskammergerichts ein, als er den Kammerrichter von 1635 bis 1645 wegen seiner Parteinahme für den französischen König gefangen hielt. Immerhin brachte der Westfälische Friedensvertrag die paritätische Besetzung des Reichskammergerichts mit evangelischen und katholischen Assessoren. 1654 wurde im Jüngsten Reichsabschied zudem eine Reform des umständlichen Prozessrechtes verwirklicht. Allgemein jedoch nutzten die Kaiser Ferdinand II. und vor allem Leopold I. ihre Regierungszeit zu einer kaiserlichen Restaurationspolitik, in der das Reichskammergericht nur eine Nebenrolle spielte. Zudem wurde Speyer 1688/89 durch die Franzosen zerstört. Eine Verlegung des Reichskammergerichts nach Wetzlar erwies sich als unumgänglich. Dort entwickelte sich ein Streit um die Besetzung einer Assessorenstelle zu einem Machtkampf zwischen Kaiser und Erzkanzler. Joseph I. machte seine kaiserliche Autorität geltend, indem er eine Visitation initiierte, die 1707 zusammentrat. Die kaiserliche Aufmerksamkeit befreite das Reichskammergericht aus seiner Isolation. Es erhielt einen Teil seiner Autonomie zurück, die durch die Praxis der Berufung an den Reichstag eingeschränkt gewesen war. Diese Phase währte jedoch nur kurz, da der Wittelsbacher Karl VII. in seiner Wahlkapitulation die Rechtmäßigkeit der Beschwerde über das Reichskammergericht am Reichstag wieder anerkannte. Sein Nachfolger Franz I. versuchte, durch die Wahl ihm ergebener Kammerrichter seinen Einfluss auf das Gericht zu stärken. Das Reichskammergericht wurde in dieser Zeit als Stätte geistiger Kultur hoch geschätzt, bedurfte laut öffentlicher Meinung nur einer Reform. Diese Idee griff der junge Joseph II. auf, was jedoch bei den Reichsständen auf wenig Gegenliebe stieß. Sie begriffen die kaiserlichen Reformversuche als Angriff auf ihre Autonomie. Als Joseph II. die Verschleppungstaktik der Reichsstände öffentlich kritisierte, kam es zum Eklat, und Joseph II. resignierte in seinen Bemühungen um das Gericht. Am 6. August 1806 hörte mit dem Ende des Heiligen Römischen Reiches auch das Reichskammergericht auf zu existieren. Kammerrichter am Reichskammergericht 1495–1496 1496 1496–1499 1500/01 1503/04, 1507/08 1509–1511 1512–1518 1521–1535 1536–1539 1541–1547 l 548–1555 1556/57 1558–1561 1562–1568
Eitelfriedrich II. Graf Zollern Magnus Fürst Anhalt Jakob Markgraf von Baden Adolf Graf Nassau Wiguleus Fröschl, Bischof von Passau Adolf Graf Nassau Sigmund Graf von Haag Adam Graf Beichlingen Johann Pfalzgraf von Simmern (von Pfalz-Simmern) Johann Graf Montfort Wilhelm Werner Graf Zimmern Johann Graf Hoya, Bischof von Osnabrück Michael Helding, Bischof von Merseburg Friedrich Graf Löwenstein
10. Das Reichskammergericht 335
1569–1581 1582/83 1584–1610 1611–1652 1652–1676 1677–1710 1711 1718–1721 1722–1729 1730–1742 1742–1744 1746–1763 1763–1797 1797–1801 1803–1806
Marquard von Hattstein, Bischof von Speyer Philipp Frhr. von Winneburg Eberhard von Dienheim, Bischof von Speyer Philipp Christoph von Sötern, Bischof von Speyer, Erzbischof von Trier Wilhelm Markgraf von Baden Johann Hugo von Orsbeck, Bischof von Speyer, Erzbischof von Trier Franz Alexander Fürst Nassau-Hadamar Frobenius Ferdinand Fürst Fürstenberg Philipp Karl Caspar Graf Hohenlohe-Bartenstein Franz Adolf Dietrich Frhr. von Ingelheim Ambrosius Franz Friedrich Christian Adelbert Reichsgraf von und zu Virmont-Bretzenheim Carl Philipp Franz Graf Hohenlohe-Bartenstein Franz I. Graf Spaur von Pflaum und Valeur Philipp Carl Reichsgraf zu Oettingen-Wallerstein Heinrich Graf Reigersberg Quellenlage und Forschungsstand
Eine der Grundlagen für die Erforschung des Reichskammergerichts bilden die rund 80.000 heute noch erhaltenen Prozessakten, die in einer eigens geschaffenen Gerichtskanzlei verwaltet wurden. Sie folgten in den Anfangsjahren dem Gericht auf seiner Wanderschaft, bis das Reichskammergericht eine feste Bleibe in Speyer fand. Als die Franzosen die Reichsstadt Ende der 1670er Jahre ernsthaft bedrohten, bemühte sich das Gericht, die Akten in Sicherheit zu bringen. Das gelang nur mit einem Teil der Archivalien, die 1681 nach Frankfurt geschickt werden konnten. Nach der Besetzung Speyers transportierten die Franzosen die Hauptmasse der Akten 1688/89 nach Straßburg. Ein geringer Rest – wahrscheinlich die Urteilsbücher – verblieb in Speyer, wo er verbrannte. Im Rijswijker Frieden 1697 restituierten die Franzosen die Akten. Der neue Gerichtsort Wetzlar besaß jedoch nicht genug Aufnahmekapazitäten, sodass der Erzkanzler beschloss, einen Teil der Archivalien in sein Aschaffenburger Schloss zu bringen. 1751 gelangten schließlich die schon 1681 nach Frankfurt verbrachten Akten nach Wetzlar. 1808 wurden die Archivalien durch den Fürstprimas Karl Theodor von Dalberg endgültig zusammengeführt. Im Jahre 1815 fiel Wetzlar an Preußen, das auch die Verwaltung des Archivs des Reichskammergerichts übernahm. 1821 setzte der Deutsche Bund eine Kommission ein, die die Auslieferung der ca. 80.000 Prozessakten an seine Mitgliedstaaten vorbereitete. Es wurde ein Verzeichnis der reichskammergerichtlichen Akten angelegt, das sog. Generalrepertorium. Die Aufteilung der Akten auf die „Länder“ dauerte von 1847 bis 1852. Nur der „Untrennbare Bestand“ von Urteilsbüchern, Personalakten und Prozessakten damaliger souveräner Staaten etc. verblieb in Frankfurt. Heute werden sie im Bundesarchiv in Berlin-Lichterfelde verwahrt. Der preußische Bestand von ca. 23.000 Akten lagerte bis 1925 in Wetzlar und wurde danach an die altpreußischen Staatsarchive verteilt. Vor allem die wissenschaftlichen Anstöße durch Winfried Schulze und seine Schüler ebenso wie die von Bernhard Diestelkamp machten ab Mitte der 1970er Jahre die Archiv-
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IV. Der Kaiser und das Reich
referentenkonferenz der Länder der Bundesrepublik Deutschland auf Reichskammergerichtsakten aufmerksam. Es entstand eine Kommission, die verbindliche Verzeichnungskriterien erarbeitete, die sog. Frankfurter Grundsätze. Sie bilden heute das Gerüst für die wissenschaftliche Verzeichnung, die zu Beginn der 1980er Jahre in knapp 50 Archiven begann. Die wissenschaftliche Erschließung der Akten in sämtlichen Archiven ist (Stand Januar 2017) zu rund 95 % abgeschlossen. Ein großer Teil der Inventarbände ist inzwischen erschienen. Neue Quellenfunde und Inventare kamen in den letzten Jahren hinzu: So konnten 2009 persönliche Notizen und Gutachten der Assessoren des Gerichts aus den Jahren 1524 bis 1627 gefunden werden. Sie wurden in einer Datenbank verzeichnet (Baumann [A.] 2015). Eine weitere Datenbank entsteht zu den Visitationsakten des Gerichts im 16. Jahrhundert, die sich im Mainzer Erzkanzlerarchiv befinden. Die Veröffentlichung ist für 2018 geplant. Auch bezüglich der Literatur zum Reichskammergericht hat sich in jüngster Zeit viel getan. Grundlegend für den Aufbau des Gerichts, sein Verhältnis zum Kaiser und zu den Reichsständen bleibt nach wie vor Smend 1911, auch wenn er zum Teil als überholt gilt. Moraw 1990b und Press 1996 sind Überblicksarbeiten zum Reichskammergericht sowie zu seiner Bedeutung im Reich und für das Kaisertum. Diese Arbeiten dienen v. a. dazu, kurz und umfassend zu informieren. Gute Einführungen für den Laien bieten der Führer des Reichskammergerichtsmuseums (Reichskammergerichtsforschung 1997) sowie der Ausstellungskatalog Scheurmann 1994. Darin werden, anschaulich und mit viel Bildmaterial angereichert, der Aufbau des Gerichts, seine Besetzung, sein Verhältnis zum Kaiser und seine über dreihundertjährige Geschichte dokumentiert. In den letzten Jahrzehnten hat sich v. a. Diestelkamp umfassend mit dem Gericht beschäftigt (Diestelkamp 1976 und 1986). Er thematisiert nicht nur die politische Funktion des Gerichts (Diestelkamp 1993), sondern geht auch auf die Vorläufer des Reichskammergerichts ein. Zudem äußert er sich zum ständigen Spannungsverhältnis zwischen Gericht, Erzkanzler und Kaiser (Diestelkamp 1997); Diestelkamp 1990 und 1998 erläutern die neueren Forschungstendenzen und weisen immer wieder auf große Forschungslücken hin, die aktuell dabei sind geschlossen zu werden. Auch Duchhardt 1970 thematisiert das Verhältnis von Gericht, Erzkanzler und Kaiser zu einem früheren Zeitpunkt: Am Beispiel des Präsidenten und späteren Kammerrichters von Ingelheim wird aufgezeigt, dass die Uneinigkeit um Stellenbesetzungen zwischen Kaiser und Erzkanzler sogar zum Stillstand des Gerichts führen konnte. Dick 1981 widmet sich der formalen Seite der Entwicklung eines reichskammergerichtlichen Verfahrens, v. a. gestützt auf die Reichskammergerichtsordnung von 1555; zu dieser ebenso die Edition Laufs 1976. Auch Weitzel 1976 befasst sich mit juristischen Fragen am Gericht wie der Bedeutung der Appellationsinstanzen und der Umgehung des Reichskammergerichts mit ihrer Hilfe. Einen gänzlich anderen Zugang zum Gericht finden Ranieri 1985 und Baumann (A.) 2001. Sie stellen mit Hilfe quantitativer Methoden den Geschäftsanfall des Gerichts dar und analysieren ihn. Beide Studien kommen zu dem Ergebnis, dass der Geschäftsanfall am Gericht in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts am größten war. Im 17. und 18. Jahrhundert verloren die Kaiser das Interesse am Reichskammergericht und zogen den Reichshofrat vor. Das hatte auch den Rückgang von Prozesseingangszahlen zur Folge. Regionale Untersuchungen, wie z. B. Gabel 1990, ergänzen und vertiefen die Beobachtungen von Filippo Ranieri und Anette Baumann. Der Befund von Baumann und Ranieri wird von Aretin 1993–2000 auf anderer Ebene bestätigt. Die Studie über das Alte Reich zeigt, dass das mangelnde Interesse der Kaiser am Gericht sich auch in der Besetzung des
10. Das Reichskammergericht 337
Amtes des Kammerrichters widerspiegelte. Sie stammten im 18. Jahrhundert nicht mehr aus hochadeligen Geschlechtern wie zuvor, sondern die Kaiser griffen verstärkt auf Persönlichkeiten aus gräflichem Hause zurück. Als überholt kann die These in Sellert 1999 angesehen werden, wonach Reichshofrat und Reichskammergericht als Konkurrenten anzusehen wären. Inzwischen hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass Reichskammergericht und Reichshofrat sich in ihrer Tätigkeit eher ergänzten als miteinander konkurrierten. Das Wechselspiel von Gericht, Kaiser und Reich wird in Haug-Moritz 1992, Rauscher (P.) 1998 und Fischer (M.) 2007 diskutiert. Während sich die ersten beiden Arbeiten auf die Endzeit des Alten Reiches konzentrieren, erforscht letztere die Gründung des Reichskammergerichts im Spannungsfeld zwischen Kaiser Maximilian I. und den Reichsständen. Der Schwerpunkt des Interesses liegt beim Erzkanzler von Mainz, Berthold von Henneberg. Gerade zur Anfangszeit des Reichskammergerichts ergeben sich noch große Forschungslücken, die jedoch allmählich gefüllt werden. Programmatisch hierfür sind der Aufsatzband Baumann–Kemper 2016, der erstmals die Rolle der Reichsstadt Speyer für das Gericht im 16. Jahrhundert thematisiert, und der Aufsatz von Anette Baumann über die Tatbestände Landfriedens- und Religionsfriedensbruch am Reichskammergericht im 16. Jahrhundert (Baumann [A.] 2018a). Darin wird auch die Haltung der Kaiser zum Gericht problematisiert. Neue Forschungen sind auch bezüglich der Visitationen zu vermelden, zu denen bis jetzt nur eine Studie über das 16. Jahrhundert (Mencke 1984) existierte, die sich zudem ausschließlich auf gedruckte Quellen stützte. Eine Monographie zu den Visitationen des 16. Jahrhunderts, die auf den Akten des Mainzer Erzkanzlerarchivs und der Reichshofkanzlei basiert, wird 2018 erscheinen (Baumann [A.] 2018b). Ein Aufsatz mit den ersten Ergebnissen liegt bereits seit 2016 vor (Baumann [A.] 2016). Karl Otmar von Aretin hat (Aretin 1990 und 1997) das Verhältnis Kaiser Josephs II zum Reichskammergericht näher untersucht (Aretin 1990 und 1997). Er analysiert die Motive des Kaisers, die Visitation des Reichskammergerichts nach jahrzehntelangem Stillstand in Angriff zu nehmen, und stellt das Scheitern dieses Vorhabens dar. Denzler 2016 untersucht ebenfalls die Visitation, verfolgt aber einen gänzlich anderen Zugriff. Er will nicht den Erfolg oder Misserfolg der Reichskammergerichtsvisitation untersuchen, sondern nähert sich dem Thema unter dem Aspekt einer grundlegenden Wandlung der Anwesenheitsgesellschaft in der Vormoderne und begreift die Visitation als ein Ergebnis des „Akten- und Druckzeitalters“. Forschungen zu den Assessoren (Jahns 2003–2011) sowie zu den Advokaten und Prokuraten des Reichskammergerichts im 18. Jahrhundert (Baumann [A.] 2006) liegen ebenfalls vor. In dem Sammelband Baumann–Oestmann–Wendehorst–Westphal 2003 werden sie zudem als Teil der Reichselite begriffen.
11. Das Reichssteuerwesen Von Peter Rauscher
Von den finanziellen Mitteln, die die Reichsstände für gemeinsame militärische, institutionelle (Unterhaltung von Reichskammergericht oder Reichsregiment) oder politische (z. B. Gesandtschaften) Ziele auf den Reichstagen bewilligten und – zum Teil mit erheblichen Abstrichen – auch tatsächlich bereitstellten, sind für das Habsburgerreich allein die Kriegshilfen von Bedeutung. Versuche, vor allem in den Jahrzehnten um 1700, die Steuerleistungen der Reichsstädte und der Juden an den Kaiser wieder durchzusetzen, scheiterten weitestgehend.
11.1. Formen der Reichshilfe Neben der traditionellen Stellung von Truppen seitens der Reichsstände waren bereits im 15. Jahrhundert einzelne Kriegshilfen in Geld bewilligt worden. Hatte jeder Reichsstand bei der Aufstellung einer Reichsarmee ein bestimmtes Truppenkontingent beizutragen, wurde in Analogie dazu auch bei Finanzhilfen des Reichs die bewilligte Summe über eine Matrikel auf die einzelnen Stände umgelegt (grundlegend: Reichsmatrikel/„Wormser Matrikel“ von 1521). Als Berechnungsgrundlage für diese Kontingent- bzw. Repartitionssteuer diente der sog. Römermonat, die einmonatigen Besoldungskosten für eine Truppe von 20.000 Fußknechten und 4.000 Reitern, die 1521 Karl V. als Unterstützung für seinen geplanten Romzug zur Kaiserkrönung von den Reichsständen zugesagt worden waren. Rechnerisch betrug ein solcher Römermonat 128.000 fl., tatsächlich machte die Summe der in der Wormser Matrikel aufgeführten Teilbeträge lediglich 127.074 fl. aus. Da die Reichsmatrikel fehlerhaft war und auch Reichsstände verzeichnete, die aus unterschiedlichen Gründen nie ihre Beiträge leisteten, betrug ein Römermonat de facto wesentlich weniger: in den letzten vier Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts (1566/67–1607) zwischen ca. 64.000 und 84.000 fl. Wegen Zahlungssäumigkeiten der Reichsstände wurden in der Praxis aber auch diese Summen nicht vollständig erreicht. Wie diese Gelder von den Untertanen der Reichsstände aufzubringen waren, lag in der Kompetenz der Reichsstände selbst, in der Regel in Kooperation mit deren Landständen, und wurde vom Reich nicht zentral geregelt. Diese Form von in Geld zu leistenden Kriegshilfen („Reichssteuern“) setzte sich im Verlauf des 16. Jahrhunderts schließlich durch, auch wenn es bis etwa zur Jahrhundertmitte weiterhin Truppenhilfen des Reichs oder einzelner Stände und alternative Systeme der Steuerumlage etwa zur Finanzierung des Reichskammergerichts („Kammerzieler“) oder einer reichsweiten Kopf- und Vermögenssteuer gab.
11. Das Reichssteuerwesen 339
Diese Art der Besteuerung, die als „Gemeiner Pfennig“ erstmals 1495 und letztmals 1542 bzw. 1544/51 in die Praxis umgesetzt wurde, unterschied sich von den Matrikularabgaben vor allem dadurch, dass reichsweit die gleichen Steuersätze galten: Bis zu einem bestimmten Vermögen war ein Pauschalbetrag, eine Kopfsteuer, abzuführen, danach wurde nach Vermögensklassen gestaffelt; da es sich allerdings um keine progressive Steuer handelte, wurden die vermögenderen Bevölkerungsgruppen bevorzugt. Die gleiche Wirkung hatte die relativ niedrige Vermögensobergrenze des Gemeinen Pfennigs von 1495, mit dem alle Personengruppen (wobei Juden höhere Kopf- und Vermögenssteuern zu leisten hatten) besteuert wurden und bei dem der Beitrag eines Reichsstands nicht im Vorhinein festgelegt war. Hätte sich dieses Steuersystem tatsächlich durchgesetzt, wären einerseits wohl die Reichssteuereinnahmen erheblich gestiegen, andererseits hätte es die für die Reichsstände bei der Matrikularabgabe bestehende Möglichkeit, die Untertanen überzubesteuern, verhindert und das Steuerbewilligungsrecht der Landstände eingeschränkt. Eine längerfristige Folge wäre zweifellos die Schwächung der intermediären Gewalten (Reichs- und Landstände) zwischen dem Reichsganzen und den Untertanen gewesen. Um eine vollständig zentralisierte Reichssteuer handelte es sich allerdings auch beim Gemeinen Pfennig der 1540er Jahre nicht, da seine Erträge nicht in eine gemeinsame Kasse flossen, sondern auf der Ebene der Reichskreise bzw. der Stände verbleiben sollten. Die Reichshilfen dienten der Finanzierung der Kriege bzw. der Verteidigungsmaßnahmen (Fortifikation, Aufstellung und Unterhaltung der Grenztruppen) gegen das Osmanische Reich. Da der Hauptkriegsschauplatz im Königreich Ungarn lag und sowohl die österreichischen als auch die böhmischen Länder der Habsburgermonarchie von allen Reichsständen am unmittelbarsten von Kampfhandlungen, Verwüstungen und Übergriffen gegen die Zivilbevölkerung bedroht waren, lag die Mobilisierung des Reichs im Kampf gegen die „Türken“ im besonderen Interesse der habsburgischen Kaiser. Der Umfang dieser Reichshilfen schwankte je nach Bedrohungslage und der inneren Situation im Reich nicht nur stark, auch ihre Formen unterschieden sich in einzelnen Phasen erheblich. Ihren Höhepunkt erlebten die sog. Türkenhilfen in den drei Jahrzehnten zwischen 1576 und dem Ende des „Langen Türkenkriegs“ 1606, als auf den Reichstagen von 1576, 1582, 1594, 1597/98 und 1603 hohe Summen bewilligt wurden. Insgesamt wurden die Leistungen des Reichs – der auf den Reichstagen bewilligten Hilfen sowie zusätzlicher Zahlungen einzelner Reichskreise und sonstiger Beiträge – für den Zeitraum von 1556 bis 1607 auf 30,8 Mio. fl. geschätzt (W. Schulze). Besonders ab 1576 überstiegen die durchschnittlichen jährlichen Hilfen aus dem Reich die Leistungen der habsburgischen Länder. Damit trug das Reich maßgeblich zur Finanzierung des Dauerkonflikts mit den Osmanen bei. Seine große Bedeutung für die kaiserliche Kriegführung verlor das Reich mit dem Ende des Türkenkriegs 1606 und den zunehmenden konfessionellen Spannungen, die ein gemeinsames Handeln der Reichsstände schließlich unmöglich machten. Die vorläufig letzte, relativ niedrige Reichshilfe wurde Kaiser Matthias am Regensburger Reichstag von 1613 nur noch von den katholischen Ständen gewährt. Das Auseinanderbrechen des Reichsverbands in den ersten beiden Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts und im folgenden Dreißigjährigen Krieg hatte zur Folge, dass es – abgesehen von entsprechenden Willenserklärungen im Prager Frieden von 1635 und am Regensburger Kurfürstentag von 1636 – bis zum Reichstag von 1640/41 zu keinen weiteren Reichshilfen mehr kam. Die 1640/41 bewilligten Gelder sollten einer Reichsarmee dienen, die die Reichsfeinde bekämpfen und den Frieden im Reich wiederherstellen sollte. Im Westfälischen Frieden wurde der Kaiser
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IV. Der Kaiser und das Reich
ganz im Gegensatz zum Kriegsgegner Schweden für seine Kriegskosten kaum finanziell aus dem Reich entschädigt. Zwar hatten katholische Reichsstände Ferdinand III. bereits im Zuge der Friedensverhandlungen Gelder zur Abrüstung der Truppen versprochen und zahlten diese später teilweise auch aus, dieser Beschluss wurde aber von einer protestantischen Ständegruppe nicht mitgetragen. Auch in den Kriegen gegen die Osmanen und Frankreich seit den 1660er Jahren wurden mehrmals, vor allem in den 1680er und 1730er Jahren, Reichshilfen bewilligt. Allgemein durchsetzbar waren solche Beschlüsse des (seit 1663 „Immerwährenden“) Reichstags allerdings nicht mehr. Zum einen konnte man sich bis zum Ende des Reichs nicht auf die Verbindlichkeit von Mehrheitsbeschlüssen in Finanzfragen verständigen. Zum anderen waren nach 1648 diejenigen Stände, die über ein stehendes Heer verfügten („armierte Stände“), nicht mehr bereit, Kriegshilfe in Form von Geld zu gewähren, sondern bestanden darauf, Truppen zu stellen. Da kein gemeinsames Reichsverteidigungssystem aufgebaut werden konnte, existierte auch kein einheitliches System zur Kriegsfinanzierung. Es bleibt festzuhalten: 1. Es existierte keine einheitliche Reichsfinanzverfassung. 2. Die Reichshilfen in Form von Geld sind nicht von Truppenhilfen, die in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wieder üblich wurden, zu trennen. 3. Da weder 1613 noch 1648 die Mehrheitsbeschlüsse in Finanzsachen am Reichstag durchgesetzt werden konnten und die armierten Stände sich an der Reichsverteidigung höchstens in Form von Truppenhilfen beteiligten, kam es zu keinen Finanzhilfen des Reichs mehr, an denen sich zumindest alle am Reichstag aktiven Stände beteiligt hätten. 4. Während die Bewilligung von Reichshilfen gegen die Türken auf den Reichstagen seit den 1540er Jahren immer mehr zur Regel wurde, kam es dazu nach 1613 nur noch relativ selten.
11.2. Die Reichssteuerverwaltung Entsprechend dem Wandel der Reichsfinanzhilfen einerseits und der kaiserlichen Stellung im Reich sowie der konfessionellen Spannungen andererseits änderte sich auch der Einfluss des Reichsoberhaupts auf die Verwaltung der Reichshilfen. Die Zahlungen der Reichsstände erfolgten nämlich – in der Regel – nicht direkt in kaiserliche Kassen, sondern wurden in bestimmten Reichsstädten hinterlegt. Als Bindeglieder zwischen diesen sog. Legstädten und den zu besoldenden Truppen fungierten ab 1557 die beiden „Reichspfennigmeister“. Entsprechend der Einteilung des Reichs in zwei Vikariatsbezirke amtierten auch zwei Reichspfennigmeister, von denen einer für die beiden sächsischen und der andere für die übrigen, sog. oberdeutschen Reichskreise zuständig war. Ihre entscheidende Aufgabe war es, Kredite auf die zugesagten Reichshilfen aufzunehmen, diese Gelder an die Truppen weiterzuleiten und für die Rückzahlung der Darlehen zu sorgen. Diese Zahlmeister waren zunächst den Reichsständen unterstellt, die allerdings 1570 auf die Kontrolle der Abrechnungen der Reichspfennigmeister verzichteten und dem Kaiser die Besetzung des Amts überließen. Gleichzeitig verstetigte sich das Amt, indem die Reichspfennigmeister nun nicht mehr nur für eine bestimmte Reichshilfe zuständig waren, sondern dauerhaft ihr Amt ausübten. Dies bedeutete eine – zumindest partielle – Integration vor allem des oberdeutschen Reichspfennigmeisters, der im Wirtschafts- und Finanzzentrum Augsburg residierte, in die kaiserliche Finanzverwaltung. Entsprechend ihrer Funktion als Bindeglied zwischen den Legstädten und den vom Reich besoldeten
11. Das Reichssteuerwesen 341
Truppen sowie dem Kaiserhof und dem Finanzmarkt verfügten die Reichspfennigmeister über persönliche und geschäftliche Netzwerke innerhalb der Augsburger Kaufmannschaft bzw., wie im Fall der Familie Ilsung, auch zu ranghohen Mitgliedern der kaiserlichen Verwaltung und in der Regel über Beziehungen zum bayerischen Hof. Herausragende oberdeutsche Reichspfennigmeister waren Georg Ilsung von Tratzberg und Zacharias Geizkofler. Die sächsischen Reichspfennigmeister entstammten bis ins 18. Jahrhundert, als auch auf diesem Feld Preußen als Konkurrent Sachsens auftrat, alle dem kursächsischen Adel, waren oft Inhaber hoher Hofstellen und wurden traditionsgemäß vom dortigen Kurfürsten vorgeschlagen, mussten aber vom Kaiser bestätigt werden. Mit dem Auslaufen der letzten großen Reichstürkenhilfe von 1603 nahm auch die Bedeutung des Reichspfennigmeisteramts stark ab. Die Reihe der Augsburger Reichspfennigmeister endete mit dem Bankrotteur Matthäus Welser, dem 1609 der aus Innerösterreich stammende Stephan Schmidt von Freihofen nachfolgte. Mit dessen Tod und dem Ausbleiben weiterer Reichshilfen wurde das Amt vorläufig vakant. Erst als Ferdinand III. am Regensburger Reichstag von 1640/41 neuerlich Reichshilfen zur Kriegführung forderte, knüpften die Stände ihre Zustimmung an die Bedingung, wiederum einen Reichspfennigmeister zu installieren. Ziel der Stände war es, damit einer missbräuchlichen Verwendung der Gelder, die man für den Fall befürchtete, dass die Reichshilfen allein von den kaiserlichen Behörden verwaltet würden, einen Riegel vorzuschieben. Der Kaiser gab dem Druck der Stände nach, ernannte aber mit Hubert Bleimann neuerlich einen habsburgischen Parteigänger, der wie schon Georg Ilsung oder Zacharias Geizkofler auch als kaiserlicher Kriegslieferant tätig war. Er sollte nach dem Westfälischen Frieden auch für die Einhebung der kaiserlichen Kriegsentschädigung aus dem Reich zuständig sein. Mit ihm, der im neuen Finanzzentrum Frankfurt am Main residieren durfte, war die enge Verbindung des Reichspfennigmeisteramts mit Augsburg beendet. Obwohl die Finanzhilfen aus dem Reich im 18. Jahrhundert de facto nicht mehr über die Reichspfennigmeister an die Truppen weitergeleitet wurden, blieb die unklare Zuordnung des Amts zwischen Kaiser und Reich weiter bestehen. Einerseits betonten die kaiserlichen Instruktionen für die Reichspfennigmeister auch ab 1641 deren Unterordnung unter die kaiserliche Hofkammer, die seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts öfter auch „Reichshofkammer“ genannt wurde, andererseits wurde seit dem Entwurf der beständigen Wahlkapitulation im Jahr 1711 (Art. V) in die folgenden Wahlkapitulationen der Passus aufgenommen, dass die Reichspfennigmeister dem Reichstag über die Einnahme der Reichssteuern Rechnung zu legen hätten.
11.3. Systemänderung Ab der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde das Reich in ganz unterschiedlicher Weise zur Kriegsfinanzierung herangezogen. In den Beschlüssen des Reichstags zur Reformierung der Reichsverteidigung von 1681/82 war die Unterhaltung der Truppen den einzelnen Reichskreisen überantwortet worden, während aus der gemeinsamen „Reichsoperationskasse“ lediglich die Ausgaben für die Generalität der Reichsarmee und einige zentrale Organisationseinheiten und Aufgaben bestritten werden sollten. Diese Kasse, die von einem Generalkriegskommissar geführt wurde, unterstand der Reichsgeneralität. Den
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IV. Der Kaiser und das Reich
kaiserlichen Truppen standen aus diesen Kontingenten keine Mittel zur Verfügung, vielmehr musste sich das Reichsoberhaupt für den Österreichischen Reichskreis mit der Stellung eines Fünftels der Truppenstärke überdurchschnittlich stark in der geplanten Reichsarmee engagieren. Hatte es ab den 1540er Jahren zum Teil erhebliche Zahlungen des Reichs an das königliche/kaiserliche Hofzahlamt gegeben und hatte der Kaiser durch die ihm unterstellten Reichspfennigmeister über maßgeblichen Einfluss auf die Verwendung der Reichshilfen verfügt, war man nun wieder zu den Truppenhilfen zurückgekehrt. Allerdings gelang es dem Kaiser in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, seinen Einfluss auf die Bestellung der Reichsgeneralität zu stärken. Waren die Finanzhilfen des Reichs dem unmittelbaren Zugriff des Kaisers entzogen, so konnte er seine Interessen immerhin über die Führungsebene der Reichsarmee wahren.
11.4. Die Reaktivierung alter kaiserlicher Rechte Trotz der Unmöglichkeit, einen reichsweit einheitlichen Modus zur Kriegsfinanzierung zustande zu bringen, versuchte die kaiserliche Reichspolitik um 1700, lange Zeit brach gelegene, ehemals kaiserliche Einnahmen aus dem Reich zu reaktivieren. Anknüpfungspunkte boten vor allem das Lehnsrecht, über das seit den 1680er Jahren besonders Inhaber italienischer Reichslehen zu Zahlungen verpflichtet wurden, sowie vor allem die kaiserliche Oberhoheit über die Reichsstädte und das Judenregal. Obwohl beide Versuche, das Reichskammergut („Reichscamerale“) zu reaktivieren und die Städte zur Leistung von Urbarsteuern sowie die Judenschaft im Reich zur Abfuhr der „Kronsteuer“ und des „Goldenen Opferpfennigs“ zu bewegen, bei Weitem nicht die teilweise hochgesteckten Erwartungen erreichten und für die kaiserlichen Finanzen unbedeutend waren, handelte es sich dabei um bemerkenswerte Bemühungen, parallel zum Aufstieg Österreichs zur Großmacht auch den kaiserlichen Einfluss im Reich zu erhöhen. Dem entsprach, dass – nach ersten Sitzungen in den Jahren 1707 bis 1709 – das unter Karl VI. 1716 eingerichtete oberste Beratungsgremium in Finanzsachen, die sog. Finanzkonferenz, sich mehrmals mit Vorschlägen zur Einnahmesteigerung aus dem Reichscamerale beschäftigte, die eine bis in die 1750er Jahre tätige „Reichscameraldeputation“ ausgearbeitet hatte. Auch die Hofkammer wurde nun in ihrer Instruktion von 1717 erstmals ausdrücklich mit den Reichsfinanzen betraut, indem die erste ihrer sechs „Hauptcommissionen“, die „Haupthofcommission“, auch für das Reichscamerale zuständig sein sollte. Diese Bestimmung richtete sich offenbar gegen die Österreichische Hofkanzlei, der vorgeworfen wurde, die Reichsangelegenheiten zumindest zum Teil an sich gezogen zu haben. Im weiteren Verlauf der Regierung Karls VI. nahmen die Versuche, das Reich fiskalisch zu nutzen, ab. In finanzieller Hinsicht hatte sich die Habsburgermonarchie damit weitgehend vom Reich gelöst. Reichspfennigmeister und Reichsbauzahlmeister Einnehmer der Türkenhilfe und Reichspfennigmeister vor 1557 Reichshilfe 1542 Walter von Habsberg (Muster- und Pfennigmeister) Reichshilfe 1543 Walter von Habsberg (Reichspfennigmeister)
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Reichshilfe 1544 Hans Lochinger (Generaleinnehmer König Ferdinands I. für die Kreise Schwaben, Franken, Bayern und Obersachsen) Reichsbauzahlmeister (Verwalter des „Reichsbaugelds“ von 1548 und 1557/59) 1548–1567 (Amtsantritt) 1548 1556? 1563
Hans Lochinger Andreas Hirsch Hans Freydenreich
Oberdeutsche/Ober- und Niederrheinische Reichspfennigmeister (Amtsantritt) 1557 1566 1580 1583 1589 1603/04 1609 1635 1641 1654 1658 1674 1676 1677 1716 1754 1763
Wolf Haller Georg Ilsung (trug bereits ab 1553 den Titel eines kaiserlichen Pfennigmeisters) Maximilian Ilsung Johann Achilles Ilsung Zacharias Geizkofler Matthäus Welser Stephan Schmidt von Freihofen Johann Adolf von Wolfstirn (nur für dieses Jahr belegt) Hubert Bleimann Daniel Resteau von Beaufort (Einnehmer der Restanten der 100 Römermonate kaiserlicher Armeesatisfaktion auf dem Reichstag von Regensburg 1653/54) Achaz von Hohenfeld Heinrich von Pergen Johann Elsener Frhr. von Löwenstern Wilhelm Lothar von Hohenfeld Franz Frhr. von Reigersberg Johann Philipp von Hohenfeld Ferdinand Josef von Hohenfeld Sächsische Reichspfennigmeister (Amtsantritt)
1557 1586 1609 1620 1637 1642 1658 1671 1689 1693 1696
Damian von Sebottendorf Christoph von Loß d. Ä. Christoph von Loß d. J. Joachim von Loß Johann (Hans) von Ponikau Friedrich Metzsch Wolf Siegfried von Lüttichau Friedrich von Burkersroda Ernst Dietrich Graf Taube Johann Georg Frhr. von Meusebach Christoph Dietrich von Bose
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IV. Der Kaiser und das Reich
1721 Christian Heinrich Graf von Watzdorf (von Kursachsen vorgeschlagen, nimmt das Amt nicht ein) 1721–1736/38 vakant (Nikolaus [Niklas] von Danckelmann und Hans Adam Frhr. von Ende gehörten zur brandenburgisch-preußischen Klientel und wurden offenbar nie offiziell in das Amt aufgenommen) Hieronymus von Münchhausen (Braunschweig-Wolfenbüttel) 1736/38? 1745 Thomas Frhr. von Fritsche Quellenlage und Forschungsstand
Grundlegend für die Erforschung der Reichssteuern sind die Reichstagsakten, deren Edition für das späte 15. und das 16. Jahrhundert in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht hat (im Einzelnen nachgewiesen auf der Homepage der Historischen Kommission bei der BAW: Reichstagsakten 2017). Von den – in zahlreichen reichsständischen Überlieferungen vorhandenen – Reichstagsaktenserien sind besonders jene der Reichshofkanzlei und des Mainzer Erzkanzlerarchivs (beide HHStA) hervorzuheben. Zu den Reichspfennigmeistern besonders HHStA, Reichskanzlei Reichsakten in specie 74– 76. Die Instruktionen der Reichspfennigmeister sind zersplittert überliefert (bes. HKA, Instruktionen, Gedenkbücher und Reichsakten; HHStA, Reichskanzlei Reichsakten in specie). Zu den finanziellen Beziehungen zwischen Kaiser und Reichsständen vgl. HKA, Reichsakten, dort auch zahlreiche Quellen zu den Reichssteuern. Einen Glücksfall stellt die Überlieferung des FA Geizkofler im StA Ludwigsburg dar (Bestand B 90), in dem sich die Akten des Reichspfennigmeisters Zacharias Geizkofler erhalten haben. Grundlegend zur Entstehung des Reichsmatrikelwesens im 15. Jahrhundert ist noch immer die ältere Studie Sieber 1910. Das Reichsfinanzwesen (Kammergut, Regalien, Steuern) im 15. Jahrhundert wurde ausführlich dargestellt in Isenmann (E.) 1980 und 1999. Aus verschiedenen Blickwinkeln – Möglichkeiten der Einhebung durch die Obrigkeit (Blickle 1976), als Quelle für die Sozial- und Bevölkerungsgeschichte (Rowan 1977 und 1980) – und für ein unterschiedliches Publikum – vgl. die drei, sich keineswegs auf den Gemeinen Pfennig beschränkenden populärwissenschaftlichen Abrisse Moraw 1986, Schattkowsky 2007 und den ältesten aber ausführlichsten Seiler 1914 – hat sich die Forschung mit dem Gemeinen Pfennig von 1495 beschäftigt. Im Zuge der Reichstagsaktenforschung wurde diese Kopf- und Vermögenssteuer eingehend bei Schmid (P.) 1989 dargestellt. Ältere Arbeiten wie Gothein 1877 sind damit überholt. Ausführlich bzw. lexikalisch repräsentieren Lanzinner 2012a und 2012b den derzeitigen Forschungsstand zum Gemeinen Pfennig im ausgehenden 15. und im 16. Jahrhundert, während sich Angermeier 1971 zu Unrecht nur auf die Steuer von 1495 konzentriert hat. Einen detaillierten Überblick über die Reichssteuern des 16. Jahrhunderts gibt es bisher nicht. Die Darstellungen Müller (J.) 1902 sowie Schattkowsky 2006 sind entweder veraltet oder fassen für ein breiteres Publikum die vorliegende Literatur knapp zusammen. Blaich 1992 basiert auf wenigen gedruckten Quellen und der Literatur bis Ende der 1970er Jahre, die knappen Ausführungen zum Reichsfinanzwesen in North 2012 konzentrieren sich auf das 15. und ausgehende 16. Jahrhundert sowie das ausgehende 18. Jahrhundert und rezipieren die Forschung nur sehr partiell.
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Besonders für die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts wäre eine Revision der Forschung u. a. auf Basis des im Rahmen der Jüngeren Reihe der RTA neu edierten Materials sicherlich sinnvoll, wobei die Stellung von Truppen durch die Reichsstände berücksichtigt werden müsste und ein rein finanzgeschichtlicher Zugang wenig sinnvoll ist. Der noch immer maßgebliche Überblick ist Schmid (P.) 1983. Die verdienstvolle Pionierstudie Steglich 1972 ist an einigen Stellen zu korrigieren und kann als veraltet gelten. Eine Zusammenfassung der Forschung vor dem Hintergrund der habsburgischen Politik während der Epoche Karls V. versucht Rauscher (P.) 2001a. Einzelne Steuerprojekte behandeln Müller (J.) 1898 und Eltz 1986. Relativ breite Beachtung fand das Reichsfinanzwesen der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts bis zum Ende des Langen Türkenkriegs 1606. Die grundlegende Untersuchung zum Thema allgemein und zu den „Türkenreichstagen“ des ausgehenden 16. Jahrhunderts im Besonderen ist Schulze 1978b, flankiert von Schulze 1975, 1978a, 1989, 1993. Jüngst wies auch Kenyeres 2012 auf die essentielle Bedeutung der Reichshilfen für die Finanzierung des Langen Türkenkriegs hin. Die Reichssteuern im Kontext der kaiserlichen Finanzkrise im Vorfeld des Dreißigjährigen Kriegs diskutiert Rauscher 2013c. Der Zeit vorher widmet sich, wesentlich breiter als der Titel vermuten lässt und weit in die erste Hälfte des Jahrhunderts ausgreifend, Lanzinner 1993. Besonders die Diskussion über die Vor- und Nachteile von Gemeinem Pfennig und Matrikelsteuer ist hier, neben vielen anderen Aspekten, detailliert behandelt. Sehr erkenntnisfördernd erwies sich der Blick auch auf die Konsequenzen der Reichssteuern für die Territorien (vgl. auch Lanzinner 1994b). Die Reichssteuern in den Kontext der königlichen/kaiserlichen Finanzen stellen Rauscher (P.) 2003 und 2004b. Zur königlichen Kreditaufnahme auf den Gemeinen Pfennig Mitte des 16. Jahrhunderts, zu Verhandlungen mit Reichsständen und auch zum Transport der eingehobenen Gelder siehe die auf Akten beruhende Studie Pflüger 2005, 94–133. Zu den handelnden Akteuren im Reichssteuerwesen, v. a. zu den Reichspfennigmeistern, ist der Forschungsstand sehr unterschiedlich. Im Zentrum des Interesses stand eindeutig Zacharias Geizkofler, dessen Archiv erhalten blieb und zu dem daher eine breite Quellenbasis vorhanden ist. Neben den Arbeiten Winfried Schulzes sind noch immer die älteren Darstellungen Müller (J.) 1900 und 1938 wichtig. Erst vor kurzem haben sich Sigelen 2009 und 2012 und Landsteiner 2015 noch einmal mit Geizkofler in einem breiteren Kontext beschäftigt. Im Gegensatz zu Geizkofler sind die Reichspfennigmeister der Familie Ilsung zu Unrecht weniger erforscht. Zusammenfassungen zur Person des langjährigen Reichspfennigmeisters Georg Ilsung mit Nennung der älteren Literatur finden sich bei Lanzinner 1993 und 1994a sowie bei Rauscher (P.) 2004b. Ebenfalls noch unzureichend erforscht sind die sächsischen Reichspfennigmeister. Der maßgebliche Überblick ist Ludwig 1997. Eine umfangreiche Studie zur Person eines sächsischen Reichspfennigmeisters ist Schattkowsky 2007, ohne dass hier neue Ergebnisse zum Reichsfinanzwesen im engeren Sinn enthalten sind (vgl. auch Schattkowsky 2001). Die – im Vergleich zu den „Türkenreichstagen“ der letzten drei Jahrzehnte des 16. Jahrhunderts – relativ unwichtigeren Reichsbewilligungen des 17. und 18. Jahrhunderts sind schlechter untersucht; siehe jetzt aber Rauscher (P.) 2010c und 2012b, zu den Koalitionskriegen v. a. Härter 1992. Über die Wiedereinführung des „vorderen“ Reichspfennigmeisteramts berichtet Bierther 1971, mit Entschädigungszahlungen für den Kaiser aus dem Reich nach dem Dreißigjährigen Krieg beschäftigt sich Rauscher
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IV. Der Kaiser und das Reich
(P.) 2009; zahlreiche Hinweise finden sich in dem monumentalen Werk Aretin 1993– 2000. Wenig bekannt ist über das unwichtig gewordene Reichspfennigmeisteramt des 18. Jahrhunderts. Weiterhin eng verbunden mit den Finanzen ist die Kriegführung des Reichs. Hingewiesen sei hier lediglich auf den ausführlichen Abriss Neuhaus 1986 sowie Plassmann 2010. Vgl. auch den Beitrag zum Reichskriegswesen im vorliegenden Band (Kap. IV.13). Im Gegensatz zu den Reichssteuern dieser Epoche fanden die Versuche der Kaiser, die Einkünfte aus dem Reichscamerale zu reaktivieren bzw. italienische Vasallen zu Zahlungen zu verpflichten, immer wieder die Aufmerksamkeit der Forschung. Mit letzteren beschäftigten sich u. a. Niederkorn 2006, Storrs 2006 oder Schnettger 2010. Der maßgebliche, leider nicht entsprechend gewürdigte Artikel zu den Bemühungen, nennenswerte Einnahmen aus kaiserlichen Regalien zu erzielen, ist Müller (Klaus) 1993, mit den in diesem Zusammenhang wichtigen Judensteuern befasst sich ausführlich Rauscher–Staudinger 2004 (mit weiterer Literatur).
12. Die Reichspoliceyordnungen Von Karl Härter
Die „gute Policey“ bildete in der Frühen Neuzeit eine zentrale Leitvorstellung und ein Betätigungsfeld der inneren Verwaltung: Als die „gute Ordnung“ eines Gemeinwesens bzw. Staates bezeichnete der Policeybegriff sowohl die darauf bezogenen obrigkeitlichen Normsetzungen als auch die Regierungs- und Verwaltungstätigkeit zur Umsetzung von Policeygesetzen und zur Herstellung des Idealzustands guter Policey. Das Wort „Policey“ lässt sich im deutschen Sprachraum erstmals 1451 in einer Wiener Handwerksordnung nachweisen, stammt also aus dem Umfeld des Kaisers, und findet sich seit dem 16. Jahrhundert in der stetig anwachsenden obrigkeitlichen Ordnungsgesetzgebung. Krisenhafte Symptome und Entwicklungen wie Bevölkerungszunahme, Teuerung, Hunger, Seuchen, Fehde und Gewalttaten, die von den Obrigkeiten als „Missstände“, „Unordnung“ und Ordnungskrise wahrgenommen wurden, sowie Verfassungskrise und Reichsreform im Besonderen stimulierten die (Policey-)Gesetzgebung des Alten Reiches. Eingeleitet wurde sie vom Reformreichstag von 1495, der dem Reichsregiment auftrug, Ordnung und Policey vorzunehmen und eine Policeyordnung zu erarbeiten. Die 1495 erfolgte Zuweisung zum Aufgabenbereich des Reichsregiments macht im Übrigen deutlich, dass gute Policey auch als konkrete Aufgabe der Exekutive verstanden wurde und Felder obrigkeitlicher Ordnungs- und Verwaltungstätigkeit beschrieb, die durch Policeygesetze geregelt werden sollten. Die folgenden Reichsversammlungen verabschiedeten zahlreiche Beschlüsse zur „guten Ordnung und Policey“, und der Reichstag von 1521 beriet erstmals über einen Entwurf, der ältere Bestimmungen der Reichsabschiede zusammenfasste, aber auch einige neue Normen enthielt. Er bildete die Grundlage für die Römischer Kayserlicher Majestät Ordnung und Reformation guter Policey, im Heiligen Römischen Reich, zu Augspurg Anno 1530 auffgericht, welche der Reichstag von 1548 und der Reichsdeputationstag von 1577 erweiterten und modifizierten. Wichtige Regelungsbereiche („Policeymaterien“) der Reichspoliceyordnung waren: die Gotteslästerung und das Fluchen und Schwören; die ständisch differenzierte Kleiderordnung; Luxus und übermäßiger Aufwand bei Festen sowie das Zutrinken; Bettler/ Betteln (Bettelverbot für fremde Bettler, kommunale Armenfürsorge, Differenzierung würdiger Bettler und arbeitsfähiger Müßiggänger); vagierende Gruppen und „Zigeuner“ (Migrationsbeschränkung, Ausweisungsdrohung); Wucherverträge und Kreditwesen (Waren-, Sach- und Geldwucher); das Verbot des öffentlichen Ehebruchs; die Arbeitsbedingungen von Tagelöhnern, Arbeitern, Dienstboten und Gesinde; Preis- und Angebotsvorschriften für Gaststätten; Vorschriften zum Handel und das Verbot des Für- bzw.
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IV. Der Kaiser und das Reich
Vorkaufs; Qualitätsnormen für Gewürze und den Verkauf von Ingwer; das Verbot des Judenwuchers (Zinsnahme durch Juden und Hehlerei); Handwerksmissbräuche und die Einführung einheitlicher Maße und Gewichte. Die Ordnung von 1548 erweiterte, ergänzte oder präzisierte den Katalog der Policeymaterien: Der Ehebruch wurde um das Verbot anderer leichtfertiger und unziemlicher Beywohnungen und der Kuppelei ergänzt; die Überwachung der Apotheken und der Arzneimittel wurde eingeführt; umfassende Bestimmungen regelten Einsetzung, Pflichten und Überwachung von Vormündern, die Amtsführung von Richtern, Advokaten und Prokuratoren, den Schutz der Bevölkerung vor Soldatenübergriffen und das Vorgehen gegen vagierende Kriegsknechte sowie die Zensur; aufgenommen wurden weiterhin Qualitätsvorschriften für den Gewürz- und Weinhandel, Ausfuhrbeschränkungen für Wolle, die Verfolgung und Bestrafung flüchtiger Bankrotteure, das Verbot des Fürkaufs bei Feldfrüchten und Wein, Vorschriften für Gold- und Silberschmiede sowie das Verbot von Preisabsprachen bzw. der Preistreiberei im Handwerk und die Aufhebung des Zunftausschlusses für „unehrliche“ Handwerker und Berufe. Nur wenige Bereiche des Reichspoliceywesens wurden noch außerhalb der Policeyordnung in besonderen Ordnungen geregelt; so vor allem das Münzwesen und die öffentliche Sicherheit im gesamten Reich, d. h. die Wahrung des Landfriedens und das Vorgehen bei Aufständen und Unruhen. Die schließlich 1577 ohne große Debatte vorgenommene „Reformation“ brachte nur noch geringfügige Ergänzungen: Das Reich untersagte nun das übermäßige Trinken schlechthin, ergänzte die Wucher- und Fürkaufbestimmungen, legte den Zinssatz beim Rentenkauf auf 5 % fest, erließ Verbote des Tuchfärbens mit schädlichen Farben und der Rohlederausfuhr und trug den Reichskreisen das Vorgehen gegen umherziehende Kriegsknechte auf. Das von einigen Reichsstädten angestrebte Verbot des Hausierhandels scheiterte dagegen. Einige Themen blieben daher umstritten, so Regelungen zum Kreditwesen (Rentenkauf ) und zum Judenwucher, die Ausweitung der Handwerksbestimmungen und die Einführung allgemeiner Lohntaxen für Handwerker und Arbeitskräfte, die Verschärfung der Zensur sowie Aufwandsbestimmungen und Regelungen zum Glücksspiel. Der Kaiser sowie einige Reichsstädte und Fürsten lehnten genauere Vorschriften ab, weil sie kaum umgesetzt werden konnten und den jeweiligen regionalen Gegebenheiten angepasst werden mussten. Die Reichspoliceyordnung enthielt daher eine „salvatorische Klausel“ bzw. beauftragte und ermächtigte die Reichsstände zum Erlass partikularer Ordnungsgesetze. Das Reich gab folglich nicht für alle Bereiche Policeygesetze vor; vielmehr dominierten eher auf ‚Sittlichkeit‘, soziale Randgruppen und Disziplinierung zielende Normen sowie überregionale Probleme wie Militär/Sicherheit, Kredit- und Münzwesen oder Handel und Handwerk. Die Reichspoliceyordnungen waren Ergebnis intensiver Verhandlungen zwischen Kaiser und Reichsständen, in die auch Ordnungsvorstellungen und Policeynormen der Reichsmitglieder einflossen und die den vereinbarten konsensfähigen Grundbestand an reichsweiten Ordnungsnormen repräsentierten. Sie verdichteten partikulare Policeynormen zu einer Rahmengesetzgebung, welche die Gesetzgebung der Reichsstände befruchtete und als Richtlinie wie Legitimationsgrundlage für deren Ordnungsgesetzgebung diente. Die Reichspoliceygesetzgebung bewirkte insofern eine begrenzte Homogenisierung der Ordnungsnormen im zersplitterten Alten Reich, da viele Obrigkeiten – auch noch im 18. Jahrhundert – die Grundsatznormen des Reiches wörtlich oder sinngemäß übernahmen oder sich zumindest an diese anlehnten. Der Reichspoliceyordnung wurde
12. Die Reichspoliceyordnungen 349
daher die Qualität eines ‚Reichsgrundgesetzes‘ zugemessen, das auch im juristisch-staatsrechtlichen Diskurs – und zwar noch in der Policeywissenschaft des späten 18. Jahrhunderts – Beachtung fand, denn sie prägte Regelungsgegenstände der guten Policey und den Gesetzestypus der Policeyordnung. Gerade die gedruckten Policeyordnungen demonstrierten Dauerhaftigkeit, Stabilität und einen umfassenderen Ordnungsanspruch, der alle ‚Missstände‘ bündelte und darauf mit einem konzisen, auf künftiges obrigkeitliches (Verwaltungs-)Handeln gerichteten Entwurf einer idealen Gesamtordnung antwortete. Zwar besaßen die Reichspoliceyordnungen allgemeine Geltungskraft, doch blieben Gesetzespublikation, Um- und Durchsetzung den Reichsständen überlassen. Im Reichssystem mit seinen großen regionalen Unterschieden und Besonderheiten waren reichseinheitliche Policeynormen nur begrenzt funktional und mussten zudem Ordnungsbedürfnisse der Reichsstände aufnehmen, um überhaupt eine gewisse Um- und Durchsetzungsfähigkeit aufzuweisen. Nach 1648 konnten sich die Reichsstände immer seltener auf gemeinsame Policeynormen einigen. Der Immerwährende Reichstag verabschiedete zwar zwischen 1666 und 1676 zu einzelnen Bereichen Entwürfe und Reichsgutachten, die jedoch zu keiner neuen Reichspoliceyordnung führten. Im 18. Jahrhundert ging die Policeygesetzgebung des Reiches mit Ausnahme des Münzwesens und der Handwerksproblematik dann auch stark zurück. Die Reichsmitglieder erließen dagegen eine wachsende Zahl partikularer Ordnungsgesetze, die spezifisch für das jeweilige Herrschaftsgebiet – und damit auch die jeweiligen Verwaltungen – einzelne Bereiche des Policeywesens reglementierten. Da die Umsetzung der Reichspoliceygesetze weitgehend den Reichsständen überlassen war, etablierte das Reich keine eigenen „Policeyorgane“. Reichsinstitutionen wie die Reichskreise, der Reichsfiskal, der Reichshofrat und das Reichskammergericht wandten die Reichspoliceyordnungen nur gelegentlich an. Insofern blieb der Einfluss der Reichspoliceyordnungen auf konkrete Verwaltungstätigkeit im Rahmen der Reichsinstitutionen deutlich begrenzt. Dennoch kommt der Policeygesetzgebung insgesamt eine zentrale Funktion bezüglich der Professionalisierung der Verwaltung und der normativen Fixierung neuer Aufgabenbereiche, Tätigkeitsmerkmale und staatlicher Verwaltungsverfahren zu; in ihr zeigt sich sowohl die Ausdifferenzierung der Verwaltungstätigkeit als auch die Disziplinierung der ‚staatlichen‘ Amtsträger. Die Reichspoliceyordnungen haben hierzu zumindest im 16. Jahrhundert einen wesentlichen Beitrag im Hinblick auf die Ausdifferenzierung der frühneuzeitlichen Ordnungsgesetzgebung und des Policeybegriffs geleistet, indem sie einen flexiblen ordnungspolitischen Rahmen vorgaben und partikulare Ordnungsgesetzgebung beeinflussten und ermöglichten; in dieser Hinsicht haben sie langfristig die vormoderne Verwaltungsentwicklung zumindest indirekt beeinflusst. Quellenlage und Forschungsstand Eine Edition der drei Reichspolizeiordnungen bietet Weber (M.) 2002. Die ältere Literatur ist verarbeitet und erschlossen bei Härter 1993 und 2006. Spezifische Aspekte wie die Reichspoliceyordnung von 1548 und das Verhältnis zur Reichsgerichtsbarkeit behandeln Härter 1994a, Ludwig 2000 und Sellert 2008b. Zum Zusammenhang zwischen Reichspoliceygesetzgebung und Ordnungsgesetzgebung der einzelnen Reichsstände siehe Härter 2005 und das noch nicht abgeschlossene Repertorium Härter– Stolleis 1996–2017.
13. Die Reichskriegsverfassung Von Michael Hochedlinger
Die Kosten für die Reichsverteidigung, insbesondere an der gefährlichen Türkengrenze, hat der Kaiser nicht nur aus erbländischen Mitteln bestritten. Der Anteil des Reichs – „eilende Hilfe“ für einen unmittelbar bevorstehenden Feldzug, „harrige“ Hilfe über mehrere Jahre, speziell für den Festungsbau in der Pufferzone zwischen den Erblanden und dem Osmanischen Reich – war ein durchaus beträchtlicher. Zwischen 1556 und 1607 flossen Reichssteuern in der Höhe von etwas über 30 Mio. fl. in die Türkenabwehr. Die letzte Reichstürkensteuer wurde 1737 bewilligt. Ein modernes Reichskriegswesen konnte sich aber trotz mehrerer Anläufe – speziell in der Ära Maximilians I. – nicht etablieren. Grundlage für die Stellungspflicht bzw. für die Steuerquoten („Anschläge“) war – nach einer ersten Reichsmatrikel 1422 – die Wormser Matrikel von 1521, die die Gesamtstärke des Reichsheeres und die einzelnen Kontingente der Reichsstände für einen fiktiven „Romzug“ auf sechs Monate festlegte. Dieses sog. Simplum betrug 4.000 Reiter und 20.000 Fußknechte. Der entsprechende monatliche Unterhaltsbetrag – berechnet auf 4 fl. für den Knecht und 12 fl. für den Reiter – war der sog. Römermonat (128.000 fl.), der sich rasch anstelle des Romzugs zur Recheneinheit für Geldhilfen des Reichs entwickelte. Je nach Gefahrenlage konnten die matrikelmäßig vorgeschriebenen Beiträge verdoppelt oder verdreifacht werden (Duplum, Triplum). Allerdings sank der Römermonat bis zum 18. Jahrhundert auf bloß 50.000 fl. Auch der 1495 beschlossene „Gemeine Pfennig“, eine Einkommens- und Vermögenssteuer, sollte – neben der Finanzierung des Kammergerichts – militärischen Zwecken dienen und dem Kaiser die ergänzende Anwerbung von Söldnertruppen erlauben, konnte sich aber gegen die Matrikularbesteuerung nicht als Finanzgrundlage für das Reichskriegswesen durchsetzen. Die Einhebung der Matrikelsteuern für die Römermonate nutzten die Reichsstände für eine intensivierte Fiskalpolitik in ihren Territorien und damit insgesamt für eine Machtverdichtung im eigenen Interesse. Ab der Mitte des 16. Jahrhunderts (Reichsexekutionsordnung 1555) verlagerten sich die Exekutivgewalt und schließlich auch die Reichsverteidigungsorganisation in die 1500/1512 eingerichteten Reichskreise. Die Kreise stellten bei Bedarf eigene Truppenverbände auf, nicht zuletzt um ihre Hauptaufgabe – die Sicherung des Landfriedens und die Exekution der Reichskammergerichtsurteile – erfüllen zu können, und wurden so allmählich auch zur Zwischeninstanz für die Aufbringung des Reichsheeres im Falle eines Reichskriegs. Die Kreise führten außerdem über ihre Kreisobristen – in der Regel ein mächtiger Kreisstand – die Aufsicht über die im Kreis stattfindenden Söldnerwerbungen,
13. Die Reichskriegsverfassung 351
die sich jedenfalls nicht gegen Kaiser und Reich richten durften. Spätestens im 17. Jahrhundert war das Kreisobristenamt vielfach erloschen. Im Schwäbischen Kreis etwa bestand ab 1696 das nicht wirklich vergleichbare Amt des Kreisgeneralfeldmarschalls. Zu ernstzunehmenden militärischen Faktoren wurden fallweise auch Bünde verschiedener Reichsstände, die wie etwa die Schmalkaldische Liga 1531 oder der französisch inspirierte Rheinbund von 1658 auch antikaiserlich orientiert sein konnten. Die Türkenabwehr in der Regierungszeit Rudolfs II., in die auch der sog. Lange Türkenkrieg (1593–1606) fiel, wurde mehr als durch Truppenkontingente aus dem Reich durch die Bewilligung von „Türkenhilfen“ in Geld – insgesamt wohl 20 Mio. fl. – unterstützt. Der Zerfall des Reichsverbandes in zwei rivalisierende (und bewaffnete) konfessionelle Bündnisblöcke zu Beginn des 17. Jahrhunderts, in die katholische Liga (1609) einerseits und die protestantische Union (1608) andererseits, brachte das Reichsverteidigungswesen faktisch zum Erliegen. Die Bündnisse und ihre militärischen Verbände verteidigten nicht den Reichsverband, sondern ihre konfessionell-politischen Interessen und zogen fremde Mächte und deren Truppenverbände in großer Zahl auf Reichsboden. Als 1635 der Kaiser und der Kurfürst von Sachsen als führender evangelischer Reichsfürst den Prager Frieden mit dem Fernziel schlossen, im gesamten Reich wieder Ruhe und Ordnung herzustellen und fremde Puissancen möglichst fernzuhalten (die meisten Reichsstände schlossen sich dem Frieden an), wurde auch die Aufstellung eines organisatorisch einheitlichen, konfessionell aber gemischten Reichsheeres unter dem nominellen Oberbefehl des Kaisers beschlossen, in dem die bestehenden „Armaden“ der einzelnen Reichsstände aufgehen sollten. Von den vorgesehenen 80.000 Mann sollte der größte Teil unter unmittelbar habsburgischem Befehl (ausgeübt durch den König von Ungarn, den späteren Ferdinand III.) stehen, 20.000 Mann aber vom sächsischen Kurfürsten befehligt werden. Die Finanzierung hatte über Beitragsleistungen der Reichsstände zu erfolgen. Ob man die Bemühungen um ein dem Kaiser unterstehendes Reichsheer als ernstzunehmenden Versuch des Wiener Hofes werten kann, den losen Föderativverband in eine „wirkliche Monarchie“ umzuwandeln, darf bezweifelt werden. Zu groß mussten alleine schon die vorhersehbaren Schwierigkeiten mit dem Kurfürsten von Bayern und den von ihm geführten Truppen der katholischen Liga sein. Selbst die Eidesleistung auf das Reichsoberhaupt kam nicht zustande. Noch 1635 sah man sich gezwungen, die bayerische Sonderstellung durch ein drittes Armeekommando zu sanktionieren. 1636 folgte ein viertes Generalat für den Kurfürsten von Brandenburg. Die Beitragsleistungen gingen nur zum Teil ein, die evangelischen Reichsfürsten verhielten sich mit wenigen Ausnahmen reserviert, Hessen-Kassel setzte im Bund mit Schweden und Frankreich den Kampf gegen den Kaiser nach kurzer Pause fort. Mit dem Westfälischen Frieden trat das Reich in eine neue Verfassungssituation, die auch das Reichskriegswesen tangierte. Geopolitisch rückte die Verteidigung gegen Frankreich allmählich ins Zentrum der Reichsverteidigung. Das ius armorum, das Recht zum Unterhalt stehender Heere (und die Verpflichtung der Untertanen zu deren Finanzierung), sowie das ius foederis, die den mit Landeshoheit begabten Reichsständen durch das Friedenswerk von 1648 und den Reichsabschied von 1654 endgültig zugebilligt worden waren, unterminierten trotz gegenteiliger Friedensbestimmungen langfristig die Stellung der Reichskreise als organisatorische Schwerpunkte und Kontrollinstanzen. Die Reichsarmee selbst blieb auch im Zeitalter des miles perpetuus ein Bedarfsheer, das nur zur Verteidigung des Reichsterritoriums im Falle eines im Zusammenwirken von
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IV. Der Kaiser und das Reich
Kaiser und Reichstag zu erklärenden Reichskrieges (gegen Frankreich: 1674, 1689, 1702, 1734 und 1793) oder zur Sicherung des Reichsfriedens im Inneren (z. B. Reichsexekution gegen Preußen 1757) berufen war. Vor dem Hintergrund der ludovicianischen Expansionspolitik im französischen Vorfeld wurde die Reformbedürftigkeit des Reichskriegswesens besonders deutlich, an vereinzelten Versuchen, dieses zu professionalisieren, fehlte es nicht. Erst 1681/82 kam es aber im Zusammenwirken von Kaiser und Reichstag zu einer größeren Reform, die die zentrale Rolle der Reichskreise bei der Aufbringung des Reichsheeres und die Kreiskontingente festschrieb und eine „Verkaiserlichung“ des Reichsheeres verhinderte. Die Mannschaftsstärke der Reichsarmee wurde durch die neue Defensionalordnung („Reichskriegsverfassung“) auf 40.000 Mann (Simplum) erhöht (28.000 Mann Infanterie und 12.000 Mann Kavallerie), wovon der Österreichische Reichskreis, also der Kaiser, alleine 8.000 Mann übernahm, ohne dass Wien im Gegenzug die angestrebte reichsoberhauptliche Kontrolle über das Reichsheer hätte durchsetzen können. Im Falle eines Reichskriegs war – lediglich auf dem Papier – die Stellung des Triplum (120.000 Mann) vorgesehen. Stellungsparteien waren die Reichsstände der einzelnen Reichskreise, aus deren Kreiskontingenten sich die Reichsarmee zusammensetzte. Eine schillernde Buntscheckigkeit der militärischen Reichshilfe und ernste Kooperationsschwierigkeiten zwischen den heterogenen Kontingenten waren die logische Folge. Alleine die Truppen des Schwäbischen Kreises mussten nach der Kreismatrikel von 90 Kreisständen aufgebracht werden. Einzelne Kreisregimenter, besonders in den politisch kleinteiligen Kreisen, setzten sich aus Mannschaften zusammen, die von bis zu 50 verschiedenen stellungspflichtigen Ständen aufgebracht wurden. Kreise und Reichstag gewährten immer wieder Moderationen oder sogar Exemtionen, sodass sich neben der Reichsmatrikel von 1681 auch eine „Usualmatrikel“ mit geringeren Anschlägen herausbildete. Die Ablöse der Gestellungspflicht in Geld (Reluierung) war möglich. Die Reichsritterschaft blieb von Leistungen für die Reichsarmee befreit und leistete freiwillige Beiträge. Für den Unterhalt des Generalstabs der Reichsarmee, das Artillerie- und Geniewesen bestand eine Reichskriegskasse, während Kreiskriegskassen den Geldbedarf der einzelnen Kreiskontingente deckten. 1682 erging ein Artikelbrief für die Reichsarmee. Größere Reichsstände („armierte Reichsstände“) und auch der Kaiser für sein aus den Steuermitteln der Erblande unterhaltenes stehendes Heer (die kaiserliche Armee im Unterschied zur Reichsarmee), aus dem das österreichische Kreiskontingent entnommen wurde, beanspruchten, da sie oft in mehreren Reichskreisen stellungspflichtig waren, das Recht, ihre stehenden Truppen nicht kreisweise zu zersplittern, sondern geschlossen operieren zu lassen. Kleinere Reichsfürsten delegierten ihre Rüstungspflicht mitunter gegen Subsidienzahlung an die „Armierten“. Auch der Kaiser wusste die geübten Truppen der armierten Reichsfürsten zu schätzen und sicherte sich im Krisenfall durch Subsidienverträge und politische Zugeständnisse entsprechende Kontingente. Eine permanente Unterhaltung von Kreistruppen ist nur teilweise zustande gekommen. Ein relativ wirksames diplomatisch-militärisches Instrument gegen Frankreich waren ab dem späten 17. Jahrhundert aber die Kreisassoziationen, die insbesondere von den westlichen („vorderen“) Reichskreisen getragen wurden und gleichsam als Völkerrechtssubjekte sogar in die anti-französischen Bündnissysteme der Mächte Einlass fanden. Insbesondere in Franken und Schwaben lassen sich früh Pläne für ein stehendes Kreismilitär nachweisen, mit dem man französische Erstschläge so lange aufhalten wollte, bis das Reichsheer und die Truppen der „Armierten“ zur Stelle waren. Im Pfälzischen Erbfolge-
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krieg mussten die fränkisch-schwäbischen Kreistruppen die nie zur Aufstellung gelangte Reichsarmee sogar ersetzen und Süddeutschland so gut wie möglich gegen französische Vorstöße sichern. 1697 schlossen sich der Schwäbische, der Fränkische und die drei Rheinischen Reichskreise im Frankfurter Assoziationsrezess zusammen (1702 im Nördlinger Traktat unter Beitritt des Österreichischen Kreises erneuert), wobei die Aufstellung einer ansehnlichen Truppenmacht von 40.000 Mann (im Kriegsfall 60.000 Mann) beschlossen wurde. Der Rheinsicherung dienten auch die beiden Reichsfestungen Kehl und Philippsburg. Letztere verfiel, nachdem sie 1734 nochmals eine größere Rolle gespielt hatte, in der zweiten Jahrhunderthälfte. Als problematisch erwies sich erwartbarerweise auch die Frage des Oberbefehls. Die Bipolarität von Kaiser und Reich und die konfessionelle Spaltung fanden ihren Ausdruck nicht zuletzt in dem 1664 für den Fall eines Reichskrieges vorgesehenen Reichskriegsrat, der aus je sechs Kriegsräten der beiden Konfessionen zu bestehen hatte. Seit 1664 existierte eine eigene, nach Waffengattung gegliederte Reichsgeneralität, deren Rangstufen jenen der kaiserlichen Armee entsprachen (Reichsgeneralfeldmarschall, Reichsgeneral der Kavallerie, Reichsgeneralfeldzeugmeister, Reichsgeneralfeldmarschallleutnant). Sie war religionsparitätisch zu besetzen, sodass es ab dem Beginn des 18. Jahrhunderts für jede Charge einen katholischen und einen protestantischen Reichsgeneral gab. Für ihre Kreiskontingente bestellten die Kreise eine eigene, nur auf sie verpflichtete Kreisgeneralität. Die Schwierigkeiten, die sich für die Kommandoführung daraus ergaben, wurden dadurch wesentlich gemildert, dass die vom Reichstag vorzuschlagende Reichsgeneralität zunehmend mit der kaiserlichen Generalität deckungsgleich wurde. Der Reichskriegsrat verschwand, auch wenn der Kaiser nominell hinsichtlich der Reichsarmee keine kriegsherrlichen Befugnisse hatte und natürlich für seine eigene Reichswerbung und Truppendurchzüge die Zustimmung der betroffenen Reichsstände benötigte. Bereits in der Anfangsphase des Spanischen Erbfolgekrieges war jeder Reichsgeneral zugleich auch kaiserlicher General. Hofkriegsratspräsident Prinz Eugen von Savoyen wurde 1707 als Nachfolger des von Wien wegen seiner eigenständigen Linie schon länger misstrauisch verfolgten Ludwig Wilhelm von Baden auch katholischer Reichsgeneralfeldmarschall. Als solcher zog er im Polnischen Thronfolgekrieg 1734/35 nochmals gegen die Franzosen ins Feld. Letzter Reichsgeneralfeldmarschall war (1796) Erzherzog Karl. Dass Kaiserdienst dem Reichsdienst stets vorging, liegt auf der Hand, und dies entsprach letztlich auch der Rolle der Reichsarmee als Auxiliartruppe der Kaiserlichen bzw. der „Armierten“. Die Mehrheit der als Reichsgenerale nominierten kaiserlichen Generäle kam auf oberer Ebene aus den reichsfürstlichen Häusern, der Rest aus dem Reichsgrafen- und Reichsfreiherrenstand. Ungeachtet der Tatsache, dass eine Reichsarmee nur im Reichskriegsfall bestand, wurden Vakanzen in der Reichsgeneralität ab den 1720er Jahren auch in Friedenszeiten nachbesetzt. Die Reichsoperationskasse verwaltete der Reichsgeneralkriegskommissär. Im Siebenjährigen Krieg nach der Niederlage bei Roßbach an der Seite des alten Reichsfeindes Frankreich (November 1757) gegen Preußen als „Reißausarmee“ verächtlich gemacht, hat sich die zahlenmäßig nicht unbeträchtliche Reichsarmee auch im Reichskrieg gegen das revolutionäre Frankreich ab März 1793 nicht wirklich bewährt. Immerhin beschloss der Reichstag im Oktober 1794 die Aufstockung des Reichsheeres auf das Quintuplum (200.000 Mann), während gleichzeitig Friedensfühler ausgestreckt werden sollten. 1795/96 zerfiel die Reichsverteidigung rasch, als Preußen im Alleingang mit Frankreich Frieden schloss, Norddeutschland neutralisiert wurde und 1796 im Ange-
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IV. Der Kaiser und das Reich
sicht der Invasion Süddeutschlands durch französische Truppen schließlich auch die süddeutschen Stände Waffenstillstandsabkommen eingingen. K. k. Truppen umstellten 1796 sogar die verbliebenen schwäbischen Kreistruppen und entwaffneten sie, als sich letztere, der geänderten politischen Lage entsprechend, von den Kaiserlichen absetzen wollten. Im Zweiten Koalitionskrieg kam kein Reichsheer mehr zustande, obwohl der Reichstag 1799 neuerlich die Armierung gegen Frankreich und 100 Römermonate beschloss. Der Norden des Reichs blieb im Fahrwasser Preußens neutral. Quellenlage und Forschungsstand Archivmaterial zum Reichskriegswesen findet sich in den Archiven aller Reichsstände und natürlich besonders in den Reichsarchiven des HHStA sowie im KA. Weniger eindrucksvoll ist die Behandlung des Problems in der Fachliteratur. Der schlechte Ruf der Reichsarmee ließ den Historikern des 19. und frühen 20. Jahrhunderts die Beschäftigung mit der Verkörperung der machtpolitischen und militärischen Schwäche und Zersplittertheit des Reichsverbands als wenig attraktiv erscheinen. Die Verachtung für die „militärische Kleinstaaterei“ ist vor demselben Zeithintergrund zu sehen wie die retrospektive Entrüstung der nationalen Geschichtsschreibung über den „Soldatenhandel“ der deutschen Fürsten. Der Aufschwung der Reichsgeschichte nach 1945 hat nicht wirklich zu einer erhöhten Aufmerksamkeit für das Reichskriegswesen geführt. Die Mehrheit der Literatur ist reichs- und diplomatiegeschichtlich und weniger (militär)organisationsgeschichtlich orientiert. Vgl. etwa Fester 1886, Dirr 1901, Steglich 1972, Müller (Klaus) 1973, Kampmann 1993. Allgemeiner und im vorliegenden Zusammenhang relevant: Jähns 1877, FZPE 1876–1892, Bd. I/1, 463–472, KGFR 1, 112–128, Weigel 1912, Angermeier 1965, Papke 1979, 236–256, Koller (L.) 1990 und Rauscher (P.) 2010c mit finanzgeschichtlichem Fokus. Die maximilianeische Zeit beleuchtet – nicht immer übersichtlich – Kurzmann 1985. Für die Zeit an der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert vgl. auch Heischmann 1925, 55–135. Die Frage einer bikonfessionellen Reichsarmee nach dem Prager Frieden 1635 behandelt Haan 1968. Zum ius armorum bis 1648 Götschmann 1993, besonders zur Reichsgeneralität Neuhaus 1986 (mit einer Liste der Reichsgeneräle), die der Reichskriegsverfassung gewidmete Habilitationsschrift des Letzteren (1985) blieb leider ungedruckt; vgl. aber Neuhaus 2000. Zum Kampf des Reichs gegen Friedrich II. von Preußen vgl. Neuhaus 1989 (mit der älteren Literatur). Die Diplomatiegeschichte des Reichskriegs gegen die Französische Revolution eingehend bei Härter 1992. Den Artikelbrief von 1682 referiert Merzbacher 1952. Die Rolle der Kreise innerhalb der Reichskriegsverfassung behandeln Sicken 1966, Storm 1974 und auch Wilson 1998. Zu den Kreisassoziationen Süss 1955/56 und Wunder 1980. Speziell zu den militärischen Leistungen im Pfälzer Erbfolgekrieg Plassmann 2000 und (zusammenfassend) 2010.
14. Reichsitalien und die Plenipotenz Von Matthias Schnettger
Als Reichsitalien wird die neuzeitliche Fortsetzung des auf langobardische Ursprünge zurückgehenden Regnum Italiae bezeichnet, das seit der Zeit der Ottonen mit dem deutschen Königtum in Personalunion verbunden war und einen Teil des mittelalterlichen Imperium bildete. Anders als im Deutschen Reich fand in Reichsitalien am Beginn der Frühen Neuzeit keine institutionelle Verdichtung statt. Karl V. war der letzte römischdeutsche Kaiser, der sich 1530 mit der Eisernen Krone der Langobarden krönen ließ. Auch den Titel eines „italienischen Königs“ führten die neuzeitlichen Kaiser nicht. Gleichwohl hielten sie an ihren lehnsherrlichen Rechten in Italien fest, die sie ohne weitere Formalität nach ihrer Kaiserwahl und -krönung wahrnahmen. Die Lehnsbindung an das Reichsoberhaupt und die daraus resultierende Pflicht der Investiturerneuerung bei jedem Wechsel in der Person des kaiserlichen Lehnsherrn oder des Vasallen waren das Kernstück der frühneuzeitlichen Verfassung Reichsitaliens, aus dem alle übrigen Rechte des Kaisers wie Privilegienerteilung, Höchstgerichtsbarkeit und Abgabenerhebung abzuleiten sind. Infolgedessen waren die Kaiser bestrebt, vage Oberhoheitsansprüche wie über Genua oder Florenz in feste feudalrechtliche Formen zu gießen, stießen aber gerade in den genannten Fällen auf den heftigen Widerstand der Betroffenen. Aufgrund der Zurückweisung der Reichshoheit durch einige Potentaten, aber auch konkurrierender päpstlicher Oberlehnsansprüche (Parma) ist es schwierig, den genauen territorialen Umfang des neuzeitlichen Reichsitalien zu fixieren. Die Reichsansprüche konzentrierten sich auf das Gebiet nördlich und westlich des Kirchenstaats und der Republik Venedig. Wichtige Reichslehen waren etwa Mailand, Mantua, Modena und Montferrat. Den stärksten Zugriff besaßen Kaiser und Reich aber auf die kleinen Reichslehen, die vom Umfang her den deutschen Reichsgrafschaften oder reichsritterschaftlichen Herrschaften vergleichbar waren. Ihr Einfluss war stark von den politischen Konjunkturen abhängig und erreichte dann besondere Höhepunkte, wenn die Kaiser aufgrund ihrer eigenen territorialen Basis eine Hegemonialstellung in Italien besaßen, so in der Zeit Karls V. und in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Sein Ende fand Reichsitalien in dem Verzicht von Kaiser und Reich auf die italienischen Reichslehen in den Friedensschlüssen von Campoformido (1797) bzw. Lunéville (1801). Die italienischen Reichsvasallen waren keine Reichsstände, hatten keinen Sitz im Reichstag und damit auch kein Mitspracherecht in Reichsangelegenheiten. Ihr minderer Rang im Reichsverband wurde durch eine zeremonielle Differenzierung bei den Investituren unterstrichen: Während bei den Thronbelehnungen deutsche wie italienische Vasallen bzw. deren Vertreter vor dem kaiserlichen Lehnsherrn zu knien hatten, war dies bei
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IV. Der Kaiser und das Reich
Investituren mit Reichshofratslehen nur für die Italiener verpflichtend. Eine Ausnahmeposition unter den italienischen Fürsten nahm der Herzog von Savoyen ein, der für sein dem Oberrheinischen Reichskreis zugerechnetes Stammland Sitz und Stimme im Reichstag besaß. Auch die italienischsprachigen Gebiete des Österreichischen Reichskreises, das Hochstift Trient, die „Welschen Confinen“ sowie die Grafschaften Görz und Gradiska, gehörten rechtlich zum deutschen Reichsteil.
14.1. Die zentralen Reichsinstitutionen und die italienischen Lehen Der Reichshofrat als oberste Reichslehnsbehörde war die wichtigste Institution für Reichsitalien, durch welche der Kaiser seine Kompetenzen ausübte. Er war auch das Höchstgericht für Reichsitalien. Nur ausnahmsweise gelangten italienische Rechtsstreitigkeiten vor das Reichskammergericht. Der Stellenwert Reichsitaliens in der Perspektive des Kaisers lässt sich daraus ableiten, dass das Reichshofratssekretariat (seit 1651) ebenso wie die Reichshofkanzlei über eine lateinische Abteilung (Expedition) verfügte, die sich zu einem erheblichen Teil mit italienischen Angelegenheiten beschäftigte. Offizielle Verwaltungssprache für Reichsitalien blieb bis zuletzt Latein; Eingaben in italienischer Sprache pflegten zurückgewiesen zu werden. Dass gleichwohl italienische Sprachkompetenzen in den genannten Institutionen wichtig waren, lässt sich daran erkennen, dass unter ihren Amtsträgern viele Männer aus den italienischsprachigen Teilen der österreichischen Erblande waren. Reichshofräte aus dem eigentlichen Reichsitalien, wie im 17. Jahrhundert Giulio Spinola, Marchese von Arquata, waren die große Ausnahme; durch die Reichshofratsordnungen war Nichtdeutschen die Aufnahme in diese Institution grundsätzlich verwehrt. Gerade unter den Reichshoffiskalen waren viele Italiener, was darauf verweist, dass eine wichtige Aufgabe der Fiskale die Suche nach verschwiegenen italienischen Lehen war. Auch andere Institutionen wie Geheimer Rat, Hofkammer und Hofkriegsrat beschäftigten sich immer wieder mit Reichsitalien. Wenn sie dabei die Reichsinteressen zugunsten österreichischer oder habsburgischer Hausinteressen missachteten, konnte dies zu Konflikten mit dem Reichshofrat führen. Keine praktische Bedeutung besaß in der Frühen Neuzeit das Erzkanzellariat per Italiam, da der Kölner Kurfürst dieses Amt nur bei Aufenthalten des Kaiserhofs südlich der Alpen theoretisch hätte wahrnehmen können. Reichsitalien war in erster Linie eine Angelegenheit des Kaisers. Die Reichsstände beschäftigten sich vornehmlich dann mit reichsitalienischen Fragen, wenn sie vom Reichsoberhaupt ersucht wurden, eine seiner Entscheidungen von übergeordneter Bedeutung zu sanktionieren oder wenn italienische Potentaten eine Intervention gegen die kaiserliche Italienpolitik betrieben. Dies geschah vor allem auf Wahltagen, wenn die Wahlkapitulation ein Mittel darbot, um den neuen Kaiser zu einem Politikwechsel zu zwingen. Auch der Reichstag beschäftigte sich gelegentlich mit reichsitalienischen Problemen, wenn diese an ihn herangetragen wurden. Ebenso setzte sich die Reichspublizistik immer wieder grundsätzlich oder fallbezogen mit dem Thema Reichsitalien auseinander. Die meisten Veröffentlichungen zu diesem Thema sind in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts zu verzeichnen. Doch noch 1795 begann Johann Anton Ludwig Seidensticker eine Publikation zum „Reichsstaatsrechte der Welschen Nation“, die jedoch aufgrund des Untergangs Reichsitaliens nicht über den ersten Band hinauskam.
14. Reichsitalien und die Plenipotenz 357
14.2. Die Reichsinstitutionen in Italien Die Reichspräsenz südlich der Alpen war eher schwach ausgeprägt. Zwar gab es die alte Institution der Reichsvikare, doch diese fungierten schon seit dem Spätmittelalter weniger als Stellvertreter der Reichsgewalt, sondern das (erbliche) Reichsvikariat mutierte zu einem Herrschaftstitel, der den italienischen Fürsten zum Ausbau ihrer territorialen Macht diente. Der Herzog von Savoyen beanspruchte seit dem späten 16. Jahrhundert ein allgemeines Reichsvikariat über Italien und versuchte dieses noch Ende des 18. Jahrhunderts während der Thronvakanz auszuüben, ohne jedoch damit durchzudringen. Um Präsenz vor Ort zu zeigen und seine Rechte wahrzunehmen, griff der Kaiser seit der Zeit Ferdinands I. auf das Mittel fallbezogen ernannter Kommissare zurück. Hierbei handelte es sich um lokale Würdenträger oder um Gesandte des Kaiserhofs, zumeist Reichshofräte. In Ermangelung eigener Machtmittel blieb die Kooperation mit den Machthabern vor Ort von entscheidender Bedeutung, wofür sich insbesondere die Mailänder Funktionäre der spanischen Könige anboten, die freilich in erster Linie ihre eigenen Interessen verfolgten. Die Bestrebungen, die Reichspräsenz in Italien auf eine festere institutionelle Grundlage zu stellen und so die italienischen Lehen systematisch zu den Reichslasten heranziehen zu können, intensivierten sich angesichts der finanziellen Engpässe in der Zeit des „Langen Türkenkriegs“ (1593–1606). Besondere Bedeutung kam in diesem Zusammenhang der Mission des Reichshofrats Paul Garzweiler nach Italien 1603/04 zu, der nicht nur eine Liste der italienischen Reichslehen erstellte, sondern auch eine Reihe von Reformvorschlägen unterbreitete, deren Kern die Ernennung eines Generalkommissars mit allgemeiner Zuständigkeit für ganz Reichsitalien bildete (publiziert in Itter 1730). Mit einigen Jahren Verzögerung wurden diese Vorschläge aufgegriffen, ohne dass sich über die Anfänge des italienischen Generalkommissariats genaue Aussagen treffen ließen. Anfang der 1620er Jahre beanspruchte Federico II. Landi diesen Titel. Sicher ist, dass seit 1624 die Herzöge von Guastalla, Ferrante II. Gonzaga und nach ihm sein Sohn Cesare II., das Amt ausübten. Die Generalkommissare des frühen 17. Jahrhunderts entstammten dem reichsunmittelbaren italienischen Adel. Zu ihren Aufgaben zählte neben der Geldbeschaffung auch das Justizwesen, wobei sie allerdings nicht selbst als Richter, sondern allenfalls als Vermittler tätig wurden und Entscheidungen des Reichshofrats umzusetzen hatten. Hypotheken für ihre Amtsausübung waren der Mangel an Sanktionsmitteln und die latente Gegnerschaft des Reichshofrats, der immer wieder die Ineffizienz der Generalkommissare beklagte, dabei aber auch seine eigenen Interessen verfolgte, um seine Allzuständigkeit für Reichsitalien nicht zu gefährden. Nach dem Ausscheiden des Fürsten Andrea Doria Landi im Jahr 1639 erreichte es der Reichshofrat, dass der Kaiser keinen neuen Generalkommissar ernannte, sondern zur Praxis der fallweise ernannten Kommissare zurückkehrte. Freilich wurden bewährte Kommissare wie Vitaliano Borromeo immer wieder berufen, was einer Verfestigung der Kommunikationsstrukturen zwischen dem Kaiserhof und Reichsitalien Vorschub leistete. Eine grundlegende Veränderung bahnte sich zu Beginn des 18. Jahrhunderts an, als die österreichischen Habsburger die Vormachtstellung in Italien errangen. Parallel und komplementär zum Ausbau der habsburgischen Territorien südlich der Alpen betrieb der Wiener Hof nun die Reorganisation Reichsitaliens. Die angestrebte Ausweitung und Intensivierung der Reichsherrschaft wurde institutionell abgestützt durch die Rückkehr zum Generalkommissariat, nunmehr auch Plenipotenz in Italien genannt. Als erster Plenipo-
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IV. Der Kaiser und das Reich
tentiar trat 1715 Carlo Borromeo Arese sein Amt an. Im Prinzip wurde ihm eine Allzuständigkeit für die italienischen Reichslehen übertragen. Erschwert wurde seine Aufgabe dadurch, dass er über keine eigenen Sanktionsmittel gegen unbotmäßige Vasallen oder Untertanen verfügte, sondern diesbezüglich auf die Unterstützung der Mailänder Behörden angewiesen war. Außerdem war der Reichshofrat bestrebt, den Plenipotentiar an der kurzen Leine zu halten, und widersetzte sich insbesondere allen Bestrebungen, die Plenipotenz zu einer ordentlichen gerichtlichen Instanz für Reichsitalien auszubauen. Während die ersten drei Plenipotentiare aus dem italienischen Reichsadel stammten, wurde mit Johann Sigismund Khevenhüller-Metsch 1774 erstmals ein Deutscher in dieses Amt berufen. Die beiden letzten Amtsinhaber Karl Gotthard von Firmian und Johann Joseph Maria von Wilczek waren zugleich bevollmächtigte Minister in der österreichischen Lombardei. Dadurch entfielen die früheren Reibungsverluste, aber auch die Unabhängigkeit gegenüber der Mailänder Provinzialregierung, die dadurch unterstrichen worden war, dass der Amtssitz der Plenipotenz 1748 von Mailand nach Pisa und 1754 nach Pavia verlegt worden war. Problematisch für die Arbeit der Behörde war es, dass der Plenipotentiar Antonio Ottone Botta Adorno seit 1757 als Gouverneur der Toskana in Florenz residierte, der größte Teil des Archivs und die Beamten aber in Pavia verblieben. Nach den Plenipotentiaren waren die italienischen Reichsfiskale die wichtigsten Funktionsträger der Plenipotenz, zu deren Aufgaben neben der Justizpflege und dem Untertanenschutz auch das Aufspüren verschwiegener Reichsrechte gehörte. Der erste italienische Reichsfiskal Mezzabarba Birago wurde 1693 berufen. Von den elf italienischen Fiskalen waren sieben Italiener, davon vier aus den italienischsprachigen Erblanden und drei aus dem eigentlichen Reichsitalien, sowie drei Deutsche. Mehrere von ihnen verfügten über eine Vorkarriere am Kaiserhof. Immerhin drei italienische Fiskale stiegen später zu Reichshoffiskalen auf. Da der italienische Fiskal auch eine Kontrollfunktion gegenüber dem Plenipotentiar ausübte, kam es immer wieder zu Spannungen zwischen den beiden Amtsträgern. Plenipotentiare 1715–1734 1734–1740 1745–1753 1754–1774 1775–1782 1782 1782–1797
Carlo Conte Borromeo Arese Carlo Conte Stampa Carlo Conte Stampa Antonio Ottone Conte Botta Adorno Johann Sigismund Fürst Khevenhüller-Metsch Karl Gotthard Graf Firmian Johann Joseph Maria Graf Wilczek Italienische Reichsfiskale
1693–1697 1698–1706 1709–1710 1715–1722 1722–1736 1739–1740 1740?–1745 1746–1771
Francesco Conte Mezzabarba Birago Celestino Conte Passerini Johann Thomas Edler von Quentel (kommissarisch) Johann Jacob Joanelli Dr. Christoph Edler von Werth Francesco Conte Abbiati Forieri Giuseppe Alemanno Conte Passerini Anton Eberhard Rath
14. Reichsitalien und die Plenipotenz 359
1772–1775 1775–1793 1793–1797
Joseph Aloys Leporini Ippolito de Maggi Franz Xaver Orlando Quellenlage und Forschungsstand
Die wichtigste und umfangreichste Überlieferung zu Reichsitalien befindet sich im HHStA. Wesentlich umfangreicher als der kleine Bestand Plenipotenz sind die Bestände Feuda latina und Judicialia latina, welche die Lehns- und Gerichtsakten zu den italienischen Lehen umfassen. Die Verfassungsakten des Reichshofrats enthalten wertvolles Material zu den italienischen Fiskalen. Auch in zahlreichen anderen Beständen wie dem Fiskalarchiv, den Reichshofratsrelationen, -voten und -protokollen sowie den Staatenabteilungen finden sich Quellen zu Reichsitalien, ebenso in den Gedenkbüchern und den Reichsakten des HKA. Im Bestand Feudi imperiali des AS Milano ist das Plenipotenzarchiv aufgegangen. Zudem ist es nützlich, die private Überlieferung der Kommissare zu konsultieren. Überlieferungen der italienischen Vasallen finden sich in zahlreichen italienischen staatlichen und Privatarchiven. Neben dem Archivgut sind auch die zeitgenössischen Abhandlungen (z. B. Moser [J.] 1766–1782, Bd. 20 [1772]: „Teutsches Auswärtiges Staats-Recht“, Seidensticker 1795; vgl. Brauneder 1994) und Kompilationen älterer Dokumente (z. B. Lünig 1725–1735) zu berücksichtigen. Überblicke über die Geschichte Reichsitaliens bieten Pugliese 1932/35 sowie Aretin 1992 und 1993–2000, Schnettger–Verga 2006, Schnettger 2007c, Cremonini–Musso 2010 sowie Taddei–Schnettger–Rebitsch 2017. Die Ablösung der Reichsvikare durch Kommissare behandelt Rill (G.) 1965. Gerhard Rill hat auch zur Mission Garzweiler einen wichtigen Beitrag geleistet (Rill [G.] 1978). Dennoch bleibt gerade die Geschichte der (General-)Kommissare des 17. Jahrhunderts über weite Strecken noch zu schreiben. Erwähnung verdient hierzu der Beitrag Del Pino 1994, der freilich nicht frei von Ungenauigkeiten ist. Den damaligen Forschungsstand zur Institutionengeschichte Reichsitaliens fasst zusammen Schnettger 1999; zum Verhältnis zwischen Reichshofrat und Plenipotenz Schnettger 2007a und 2008a; zu den Verwaltungssprachen Reichsitaliens Schnettger 2007b. Ein wertvoller Beitrag zur Geschichte des italienischen Fiskalats ist Obersteiner 2003 (leider gekürzt gegenüber der Staatsprüfungsarbeit Obersteiner 1992). Mit der Geschichte Reichsitaliens und der Plenipotenz hat sich auch Cinzia Cremonini befasst, jüngst im Rahmen einer Biographie des ersten Plenipotentiars Carlo Borromeo Arese (Cremonini 2004 und 2008). Zur weiteren Aufarbeitung der Geschichte der Verwaltungspraxis Reichsitaliens dürften Fallstudien zu einzelnen Territorien oder Lehen nützlich sein (vgl. für Genua Schnettger 2006, für das Haus Savoyen Bellabarba–Merlotti 2014), ebenso die Beschäftigung mit den einzelnen Kommissaren und Plenipotentiaren. Besonders dringlich sind Forschungen zum 16. und 17. Jahrhundert.
15. Die habsburgischen Länder und das Alte Reich Von Axel Gotthard
15.1. Die habsburgischen Erbländer als Teile des Alten Reiches Es gehört zu den Merkwürdigkeiten des mehrschichtigen Verhältnisses zwischen der Habsburgermonarchie und dem Alten Reich, dass die politischen Ambitionen des Hauses Österreich stets weit über Mitteleuropa hinausragten – nach Süden auf die Apenninenhalbinsel, weit im Südwesten war die Iberische Halbinsel zeitweise das Gravitationszentrum der Gesamtdynastie, danach wuchs man südostwärts den Balkan hinab, sogar die Ostsee war in den 1620er und 1630er Jahren im Visier – und die meisten der von der Hofburg oder aus anderen habsburgischen Residenzen regierten Länder doch zugleich unstrittig Glieder des Reichsverbands gewesen sind. Wiewohl das fingierte Privilegium maius den Landesherrn des Erzherzogtums Österreich von der Hoffahrts- und weitgehend auch der Heerfahrtspflicht befreit hatte, waren die Erblande in die Reichsmatrikel von 1521 einbezogen, und der Landesherr von Österreich nahm am neuzeitlichen Reichstag teil. Freilich nicht in einer Schlüsselposition, womit sich erneut ein merkwürdiges Spannungsverhältnis auftut: Habsburger trugen die Kronen des nicht zum Reich gehörenden Königreichs Ungarn, des im östlichen Grenzsaum des Reiches liegenden Königreichs Böhmen, gleichsam gewohnheitsmäßig außerdem die Kaiserkrone, aber am Reichstag führten sie lediglich zwei der zahlreichen Virilstimmen der zweiten Kurie, für Österreich und für Burgund; noch weniger fiel die Beteiligung an einer Kuriatstimme der schwäbischen Grafenbank (für die Grafschaften Montfort und, seit 1765, Hohenems) ins Gewicht. Immerhin nahm Österreich den ersten Platz auf der geistlichen Bank des Reichsfürstenrats ein, und es führte seit 1535 alternierend mit Salzburg das Direktorium dieser Reichstagskurie. In der ersten, der kurfürstlichen Kurie, die der Reichstagsarbeit fast durchgehend den Takt und häufig auch die Richtung vorgab, votierte kein Habsburger. Das änderte sich erst 1708 mit der Readmission Böhmens ins Kurkolleg, also seiner Zulassung zu allen kollegialen Aktivitäten der Kurfürsten. Damit war Habsburg in der ersten Reichstagskurie angekommen - spezifisch böhmische Politik betrieben seine Votanten dort nicht, auch wenn 14 der 17 kurböhmischen Gesandten, die Regensburg seit 1708 nacheinander sah, in Böhmen begütert waren. Gehörte nun Böhmen zum Alten Reich? Bis zum 15. Jahrhundert schon, faktisch und formal. Waren die Amtsvorgänger des ersten Jagiellonen unter der Wenzelskrone, Wladislaws II., immer wieder an Hoftagen erschienen, besuchten die jagiellonischen Böhmenkönige (1471–1526) grundsätzlich keine Reichsversammlungen, weil sie sich nicht als Reichsstände verstanden. Jenem enormen Verdichtungsschub der Jahrzehnte um 1500,
15. Die habsburgischen Länder und das Alte Reich 361
den wir als Reichsreform etikettieren, entzog sich das jagiellonische Böhmen, darin der alten Eidgenossenschaft vergleichbar. Wiewohl Böhmen in der Reichsmatrikel verzeichnet war, ignorierte Wladislaw II. alle Reichslasten. Böhmen blieb allen Reichsinstitutionen fern. Bei den böhmischen Eliten, den böhmischen Landständen, setzte sich die Auffassung durch, nur die Kur und das Erzschenkenamt, nicht aber die Länder der Krone Böhmen selbst seien Reichslehen. Grundsätzlich übernahmen die Habsburger seit 1526 diese Position, doch konnten sie wie die Landstände aus aktuellen Anlässen schon auch einmal gegenteilig argumentieren, was bereits Zeitgenossen wenig glaubhaft fanden. Als die Aufständischen nach dem Prager Fenstersturz die Hilfe der Union von Auhausen zu mobilisieren versuchten, argumentierten die Skeptiker am Rothenburger Unionstag im Herbst 1618 auch gleichsam staatsrechtlich: Es sei Bohemen dem reich nit underworffen, habe Böhmen aigene zunge, gesatzen und ordnungen. Die unions Verfassung ziele uf conservation der reichs Constitution, Böhmen aber habe bishero absonderliche Verfassung gehabt. Selbst der Votant des pfälzischen Unionsdirektors musste resümierend einräumen, es sei der Union scopus uf ußländische nit gemeinet, versuchte dann die Einwände so zu entkräften: Er sehe wohl, dass Böhmen under reichs constitutiones nit falle, doch sei der Böhmenkönig ja schon ein reichsglidt, welle sich gar eximiren vom reich, bleib doch ein Stand. Das konfuse Resümee des Ludwig Camerarius ist bezeichnend für eine formal wie faktisch verwickelte Situation. Feudum Imperii war Böhmen nach Ansicht der meisten Reichsstände bis 1806 durchaus, nach Ansicht der böhmischen Herrscher und Landstände keinesfalls – außer, irgendeine Notlage legte gerade die gegenteilige Beteuerung näher. Kann man wenigstens eindeutig konstatieren, dass Böhmen von 1471 bis 1708 kein membrum Imperii gewesen ist? Im 17. Jahrhundert gab es mehrere Vorstöße von Trägern der Wenzelskrone, in den Kurverein aufgenommen zu werden (freilich vergeblich, erst Maria Theresia wird man vereidigen). Leopold I. wurde durch den wieder anwachsenden osmanischen Expansionsdruck veranlasst, die Länder der Krone Böhmen 1670, im Rahmen der Reichskriegsverfassung, gegen äußere Feinde in den Schutz des Reiches nehmen zu lassen; bezeichnenderweise bestand seine Gegenleistung in einem erhöhten Beitrag des Österreichischen Reichskreises, Böhmen blieb von Reichslasten befreit. Das änderte sich dann mit der Readmission von 1708. War zuvor zweieinhalb Jahrhunderte lang das Votum am Wahltag das einzige kräftige Bindeglied zum Reich gewesen, übernahm Böhmen nun einen kurfürstlichen Anschlag bei den Römermonaten, ebenso gab es einen böhmischen Assessor am Reichskammergericht und einen böhmischen Votanten im Regensburger Kurfürstenrat – ohne, dass die böhmischen Länder deshalb etwa der Rechtsprechung des Wetzlarer Gerichtshofs und der Gesetzgebungstätigkeit des Immerwährenden Reichstags unterstellt worden wären. Es blieb dabei, dass die böhmischen Länder nicht in die Kreisverfassung des Reiches einbezogen waren. Eine eigene Konjunkturkurve durchliefen die Beziehungen Schlesiens zum Reich: im späten 16. und im 17. Jahrhundert eine faktische Connexion mit dem Reichsverband, die jene der anderen Länder der Krone Böhmen überstieg, nach 1740 völlige faktische wie normative Entkoppelung. Die Reichsgerichtsbarkeit freilich drang in der ganzen Frühen Neuzeit auch hier nicht durch, Reichstagsbeschlüsse beachtete man allenfalls, wenn es opportun schien, keinesfalls trug man irgendwelche Reichslasten. Wie sehr die schlesischen Fürsten und Stände ihre Reichsverbundenheit herausstrichen, hing nicht von staatsrechtlichen Überzeugungen und erst recht nicht von nationalen oder reichspatriotischen Loyalitäten ab, sondern von pragmatischem politischem Kalkül. Versuchte auf der einen
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IV. Der Kaiser und das Reich
Seite Habsburg, durch die Vergabe schlesischer Herzogtümer an habsburgtreue, auch in Reichsfürstenrang beförderte Adelige und durch eine Forcierung personeller Verflechtungen zwischen schlesischer und Reichskirche dem Katholizismus in Schlesien aufzuhelfen, ihm Rückhalt an der Germania Sacra zu verschaffen, schien auf der anderen Seite den evangelischen schlesischen Ständen in den Generationen nach dem Augsburger Religionsfrieden demonstrative Reichshinwendung eine Gewähr für religiöse Freiräume zu sein – man wollte auch der Wohltaten dieses Reichsgesetzes teilhaftig werden. Nachdem der Zweite Religionsfrieden von 1648 (IPO Art. V) eigens für Schlesien spezifische konfessionelle Freiräume festgeschrieben hatte, avancierten die schlesischen Religionsgravamina zum Dauerthema am Immerwährenden Reichstag, allerdings nur bis zur Altranstädter Konvention von 1707, sodass ausgerechnet etwa zeitgleich mit der Readmission der Krone Böhmen zum Kurkolleg die Verzahnung Schlesiens mit dem Reich wieder zurückging. Konsequent gekappt hat sie dann Friedrich II. von Preußen, der sich als souveränen Herzog von Schlesien erachtete; auch die zeitgenössische Publizistik, vordem schwankend, hielt Schlesien nun nahezu einhellig nicht mehr für ein Glied des Alten Reiches. Anders als die Länder der Krone Böhmen waren die Erzherzogtümer Österreich unter und ob der Enns, die Herzogtümer Steiermark, Kärnten und Krain, die Grafschaften Görz und Tirol sowie die Vorlande 1512 zum Österreichischen Reichskreis zusammengefasst worden. Nur der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass auch ein Burgundischer Reichskreis existierte; aber die beiden komplizierten Kapitel der selektiven Verklammerung der an Habsburg fallenden Teile des alten Königreichs Burgund mit dem Reich und des sukzessiven Herauswachsens der nördlichen Regionen dieser Erbmasse aus dem Reichsverband sind hier nicht aufzuschlagen. Der Österreichische Reichskreis grenzte im Süden an die venezianische Terraferma, im Osten an das Königreich Ungarn, im Norden an Böhmen und Mähren, Salzburg und Bayern. Weil auch der vorderösterreichische Streubesitz dazugehörte, war das ‚Kreisgebiet‘ (eine angesichts der räumlichen Zerrissenheit auch anderer und zumal des Kurrheinischen Reichskreises wohl anachronistische Formulierung) des Österreichischen Reichskreises besonders zersplittert. Hingegen war seine Herrschaftstopographie völlig eindeutig: Der Österreichische war der Reichskreis Habsburgs. Die Wormser Reichsmatrikel von 1521 nennt als Kreismitstände lediglich eine Reihe von Landständen der Habsburgerlande, mit Ausnahme der Fürstbischöfe von Brixen und Trient, die freilich als Vasallen und politisch im Sog Tirols standen und von der somit rein habsburgischen Benennung der Beisitzer für das Reichskammergericht ausgeschlossen blieben. Die Kreisverfassung des Alten Reiches war dort am vitalsten, wo die Anliegen vieler mindermächtiger, also allein häufig ohnmächtiger Kreisstände zu koordinieren waren. Am wenigsten vital war deshalb der Österreichische Reichskreis, im Grunde eine Rechtsfiktion für kreisförmiges Handeln des Hauses Österreich im Bedarfsfall. Es gab keine Kreistage, wozu auch, dort hätte Habsburg mit sich selbst gesprochen. Es formten sich keine Kreisämter aus, sogar das Kreisobristenamt existierte meistens nur auf dem Papier. Eine fortlaufende Geschichte des Österreichischen Reichskreises lässt sich deshalb nicht schreiben. Es wurden von ihm Beisitzer am Reichskammergericht präsentiert, in ihrer Eigenschaft als Kreisstände entrichteten Habsburger (selten genug) ein Quantum Geld für von anderen durchgeführte Landfriedensexekutionen. Die Circular-Repartition der fragmentarischen Reichsdefensionsordnung von 1681/82 erlegte dem Österreichischen Kreis das mit Abstand größte Kontingent (nämlich rund ein Fünftel der vorgesehenen Reichsarmee) auf, doch rekrutierten die mittlerweile „armierten“ habsburgischen
15. Die habsburgischen Länder und das Alte Reich 363
Landesherren neben ihren stehenden Truppen natürlich keine zusätzlichen Kreisaufgebote. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ermöglichte die Rechtsfiktion eines Österreichischen Kreises die Einbeziehung Habsburgs in Kreisassoziationen, nennenswert sind nur die österreichischen Beiträge zur Nördlinger Assoziation in der Anfangsphase des Spanischen Erbfolgekrieges, als kaiserliche Truppen, nominell als Aufgebot des Österreichischen Kreises, mithalfen, den Oberrhein in einer Phase schwerster militärischer Bedrohung (1702–1704) gegen Frankreich abzuschirmen. Die Spanischen, seit 1714 Österreichischen Niederlande (über die burgundische Reichstagsstimme und die Kreisverfassung) sowie Böhmen (über die Mitwahl des Reichsoberhaupts; 1708 werden die Beteiligung am Reichstag, die Zahlung von Römermonaten und Kammerzielern, die Präsentation eines Beisitzers am Kammergericht, nicht aber die Unterwerfung unter dessen Urteile oder die Einbeziehung in die Kreisorganisation dazukommen) waren nur locker in das politische System des Reiches verflochten, die Erzherzogtümer, Herzogtümer und Grafschaften zwischen Innsbruck und Graz schon fester, indes nicht so innig wie zahlreiche andere Reichsterritorien. Wenn wir Reichstagsbeschickung, Entrichtung von Reichssteuern, Akzeptanz der Urteile der Reichsgerichte und Mitarbeit in den Kreisen als die wichtigsten Kriterien für die Intensität des Reichsbezugs eines Territoriums heranziehen, ist der Befund im Falle der österreichischen Länder nur zweimal uneingeschränkt positiv, beim Österreichischen Reichskreis aber zwiespältig und hinsichtlich der Rechtsprechung des Reiches negativ. Gestützt auf das Privilegium minus von 1156 und das Privilegium maius von (wahrscheinlich) 1358/59 behauptete das Haus Habsburg nämlich die umfassende Exemtion aller österreichischen Gebiete von der Rechtsprechung der Reichsgerichte, was ein Strafgebot Karls V. vom 28. Juni 1530 bekräftigte, das die Freiheit der österreichischen Länder von jeglichem Gerichtszwang des Reichs, aller Land und Leut halben unterstrich. Das Reichskammergericht hat sich im ersten Jahrhundert seiner Existenz immer wieder dagegen verwahrt, dass sich die Exemtion auch auf Gebiete erstrecke, die zum Zeitpunkt der mittelalterlichen Privilegia noch nicht habsburgisch gewesen waren, so insbesondere auf die Grafschaft Tirol. Um 1600 scheint der Speyerer Gerichtshof dann aber die Differenzierung zwischen Neuerwerbungen und Reichspfandschaften einerseits, den alten Erblanden andererseits aufgegeben zu haben. Die österreichischen Länder entrichteten auch keinen Kammerzieler zur Finanzierung des ständischen Obersten Reichsgerichts, wohl aber waren sie, über den Österreichischen Reichskreis, in das ständische Präsentationssystem für Beisitzer einbezogen, und der Kaiser besetzte die Positionen des Kammerrichters wie der Präsidenten der Senate.
15.2. Habsburgisches Kaisertum und Altes Reich 15.2.1. Hat sich das Kaisertum aus Wiener Sicht ausgezahlt? Im November 1575 legte Kurfürst August von Sachsen seinen Räten die Frage vor, ob denn die österreichischen Habsburger darmitt wolgetan, das sye so lange Jar nach der keyserlichen Wyrden gethrachtett. Er erhielt eine uneingeschränkt bejahende Antwort: Die habsburgischen Länder wären sonst längst vom Türken gefressen, meinten die Ratgeber, aber durch den Kaisertitel hätten sich die Habsburger das Reich so verwandt gemacht, dass es sich ihrer mehr dan anderer Stende annemmen müsse. Während die gewählten Reichs-
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IV. Der Kaiser und das Reich
oberhäupter, soweit wir wissen, erst in den 1740er Jahren und dann wieder während der Agonie des Alten Reiches im frühen 19. Jahrhundert explizit über den Nutzen eines gewohnheitsmäßig habsburgischen Kaisertums räsonierten und entsprechende Gutachten in Auftrag gaben, waren die Königswähler vor jeder Kür mit dieser Frage konfrontiert: Was nützt ein habsburgischer Kaiser dem Reich, was der Kaisertitel dieser Dynastie? Fast alle der zahlreichen kurfürstlichen Gutachten, die vor den Wahltagen des 16. und 17. Jahrhunderts die Vorzüge der sich eventuell anbietenden Kandidaten hin und her wendeten, arbeiteten resümierend diese ideale Symbiose von Reichspatriotismus und habsburgischer Hausräson heraus: Machte man einen Habsburger zum Reichsoberhaupt, sorgte dieses schon aus Eigeninteresse dafür, dass sich das Osmanische Reich nicht westwärts in den Reichsverband hineinschob. Umgekehrt ließen sich die Reichsstände eher zum Engagement an der Türkengrenze hinreißen, wenn die entsprechenden Hilfsappelle vom Kaiser kamen. Der moderne Historiker mag Habsburg vorwerfen, die Türkengefahr oft propagandistisch aufgebauscht, tatsächlich aber anderen außenpolitischen Herausforderungen, wie der Dauerrivalität mit Frankreich, mehr Aufmerksamkeit und Energie gewidmet zu haben – für die Kurfürsten des 16. und 17. Jahrhunderts war diese sehr lebendig empfundene Gefahr der subjektiv wichtigste Gesichtspunkt bei der Kandidatensuche. Vor allen anderen Kriterien (wie der teutschen zunge, die meistens für wichtig erachtet wurde, oder den durchgehend nachrangigen, wiewohl schon erörterten persönlichen qualiteten der Kandidaten) wog dieses Kalkül am schwersten: Das Reich, das in sich selbs erschopft und unvormoglich war, brauchte ein Oberhaupt mit macht, eines, das land und leute hatte, und im Fall Habsburgs lagen land und leute an der richtigen Stelle, im Grenzgürtel des christlichen Abendlandes. Natürlich überwogen in den kurfürstlichen Gutachten die reichspatriotischen Gesichtspunkte. Hier müssen wir uns umgekehrt fragen, ob sich ein gewohnheitsmäßig habsburgisches Kaisertum auch aus Wiener Perspektive ausgezahlt hat. Nehmen wir das Wort auszahlen in seinem engsten Wortsinn, ist die Antwort zwiespältig. Mit dem Kaiseramt war kein Gehalt verbunden, das neuzeitliche Reichsoberhaupt konnte sich nicht mehr an einem Reichsgut schadlos halten, die bei der Ausübung diverser Reservatrechte (siehe Kap. IV.1.4) anfallenden Gebühren dürfen wir, wiewohl sie kräftig überzogen waren, bei der Gesamtrechnung vernachlässigen. Anders die Beiträge des Reichs beim Abwehrkampf gegen das oft genug expansive Osmanische Reich: Reichstürkenhilfen waren an zahlreichen Reichstagen des 16. Jahrhunderts, dann wieder 1663/64 und seit den 1670er Jahren auf dem sich zur Permanenz hinentwickelnden Regensburger Reichstag ein wichtiges Thema, und die Reichsstände übernahmen insgesamt doch erhebliche Lasten, finanzierten den ständigen „kleinen“ Grenzkampf wie die Abwehr großer expansiver Vorstöße und auch die Anlage von Grenzfestungen mit. Im Jahrhundert vor dem Dreißigjährigen Krieg waren Türkensteuern die quantitativ weit überwiegende Art von Reichssteuern überhaupt. Nicht nur Protestanten unterschieden dabei freilich sorgsam zwischen der Eroberung Ungarns als einem habsburgischen, der Verteidigung des bestehenden ungarischen Sicherheitskordons als einem abendländischen Anliegen. Solang der unmittelbare Gegner Johann Szapolyai hieß, neigten die Reichsstände zur Zurückhaltung, danach und eklatant im letzten Viertel des 16. Jahrhunderts wuchs ihre Zahlungsbereitschaft. Wurden in der langen Regierungszeit Karls V. insgesamt Türkensteuern in der Höhe von 73 ½ Römermonaten bewilligt, beschloss allein der Reichstag von 1594 eine Reichstürkenhilfe von 80 Römermonaten; während des „Langen Türkenkriegs“ (1593–1606) kamen zu den hohen Reichstagsbewil-
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ligungen noch beträchtliche Kreissteuern für die Türkenfront. Es lag an dieser als gesamt reichisch angesehenen Verteidigungsaufgabe, dass die jährliche Durchschnittsbelastung der Reichsstände mit Reichssteuern von ungefähr zwei Römermonaten pro Jahr unter Karl V. auf fast zwölf Römermonate während des Langen Türkenkriegs anwuchs. Gelegentlich kämpften auch reichsständische Truppenverbände im Osten, 1532 hielten sie Süleymans Armee davon ab, Wien ein zweites Mal, wie drei Jahre zuvor, zu belagern. Vor allem aber gelang es 1683, als Kara Mustafa vor Wien stand, Kontingenten des Oberrheinischen und des Fränkischen Kreises, aus Bayern und Kursachsen (und übrigens, wohl kriegsentscheidend, polnischen Reitern), die Donaumetropole zu entsetzen. Reichspatriotismus und – die Polen! – ein spätes letztes Mal die Idee des christlichen Abendlandes haben die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass in den folgenden anderthalb Jahrzehnten österreichische Truppen unter Prinz Eugen von Savoyen das habsburgische „Staatsgebiet“ beträchtlich südostwärts vergrößern konnten. Sogar hierbei halfen, wenn auch mit abnehmendem Gewicht, Truppen aus dem Reich, unter zum Teil (man denke an den „Türkenlouis“, Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden-Baden, oder den bayerischen Kurfürsten Max Emanuel, den Eroberer Belgrads) bedeutenden Heerführern; Türkensteuern bewilligte der Reichstag sogar noch einmal 1737, um Wien im Russisch-Österreichischen Krieg gegen die Osmanen von 1736 bis 1739 zu unterstützen. Gar nicht in Geld, dennoch nach vormodernen Wertmaßstäben hoch zu veranschlagen ist, dass der Kaisertitel europaweit Prestige und zeremonielle Vorrechte eintrug - das neuzeitliche Europa der werdenden Nationalstaaten räumte dem Kaisertum keine im engmodernen Wortsinn politischen, wohl aber Ehrenvorrechte ein.
15.2.2. Rechte und Pflichten versus Gehorsam und Treue Nach dem Regierungsantritt des Kaisers oder eines Territorialherrn musste letzterer (oder sein Vertreter) den Lehnseid schwören (lassen), was stets aufs Neue in Erinnerung rief, dass das Reichsoberhaupt auch oberster Lehnsherr war. Fürstenlehen gab er persönlich im Rahmen einer feierlichen Zeremonie am Kaiserhof aus, die anderen weniger feierlich der Reichshofrat. Die Lehnsabhängigkeit der Reichsglieder spielte der Hofburg bei umstrittenen Erbfolgen oder Vormundschaftsregierungen besondere politische Einflussmöglichkeiten zu, war aber nicht nur unter solchen besonderen Umständen wichtig. Das Alte Reich war ein politisches System, dessen Regelwerk allen Gliedern bestimmte Rechte und Pflichten zuwies; und es war ein Lehnsverband, dessen Spitze von den Vasallen Gehorsam und Treue einfordern konnte. Die Hofburg spielte die ganze Klaviatur, gern mit gemischten Tönen, sie betrieb also bewusst keine trennscharfe Scheidung zwischen den Rollen des gewählten Reichsoberhaupts und des obersten Lehnsherrn. Routinemäßig, im reichspolitischen Alltag, also ohne vordergründig lehnsrechtliche Bezüge, pflegten Wiener Schreiben die Reichsfürsten als gehorsame Reichsstände zu apostrophieren, durch pflichten und ayd seien sie bekanntlich dem Reich und Kayserlicher Majestet verwant. Solche Rhetorik konnte, scheinbar banal, irgendwelche fiskalischen Forderungen flankieren, politisch brisanter war es schon, wenn die Wiener Gehorsams-Rhetorik auf missliebige außenpolitische Aktivitäten der Reichsstände reagierte – denn diese betrieben ja quasistaatliche Außenpolitik, vor und nach 1648, seitdem nicht mehr nur nach Gewohnheitsrecht.
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IV. Der Kaiser und das Reich
Weil die Hofburg auf Gehorsam pochte, konnte es in Wiener Perspektive auch keine neutralitet im Reichsverband geben – nicht bei (vornehmlich oder auch) internen Ausein andersetzungen wie dem Schmalkaldischen Krieg, dem Fürstenkrieg und dem großen deutschen Konfessionskrieg seit 1618, nicht, wenn die Reichsspitze den Reichsverband gegen einen auswärtigen Herrscher zu mobilisieren versuchte (wie im Holländischen Krieg). Die Hofburg billigte den einzelnen Reichsterritorien also keine eigene Staatsräson zu oder doch keine, die nicht im an der Donau definierten Reichswohl aufging. Dem Reichsoberhaupt gegenüber konnte man folgsam sein oder aber ungehorsam; dem obersten Lehnsherrn konnte man seine Loyalität erweisen oder aber untreu sein, ein Tertium namens neutralitet war aus Wiener Warte nicht gegeben. Es war eine gängige Floskel in kaiserlichen Schreiben, dass neutralitet wider [...] das oberhaupt [...] nicht statthaben könne. Dergleichen praetendierende neutralität trug die erschütterung des schuldigen gehorsams auf dem rücken. Der Reichsabschied von 1641 schrieb diesen kaiserlichen Rechtsstandpunkt fest: Er erklärte jedwede hochschädliche Neutralität für expresse cassirt, alldieweil in den Reichs-Verfassungen nicht zu finden, dass einigem Stand, auß was für Ursachen, Ehehafften und Noth dasselb auch seyn möchte, zugelassen worden, in allgemeiner Noth und Gefahr deß Vatterlands von dem andern sich abzusondern, und machte etwaige künftige Neutralitätserklärungen von Vorwissen und Genehmhaltung des Reichsoberhaupts abhängig. Freilich haben sich Reichsstände auch danach immer wieder auf ihre neutralitet versteift, ob sie durften, war im späten 17. und im 18. Jahrhundert Thema vieler gelehrter Abhandlungen. Der inflationäre Gebrauch der Termini gehorsamb und trew in Wiener Schreiben darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese Floskeln nicht harmlos waren. Sie aktualisierten stets aufs Neue die latente Drohung, im Fall der Felonie (also des Bruches der vasallitischen Treue) das als Lehen ausgegebene Reichsterritorium einzuziehen. Das war als Drohkulisse im Hintergrund dauerhaft reichspolitisch wirksam, auch wenn die Hofburg die Probe aufs Exempel nicht leichtfertig machte, zumal bei größeren Reichsterritorien drohten dann ja militärische Auseinandersetzungen. Einige Weichenstellungen der deutschen Geschichte hängen aber doch mit dem Wiener Anspruch zusammen, „Ungehorsam“ bestrafen zu dürfen, denn mit dieser Begründung griff die Hofburg mehrmals in die Zusammensetzung des Kurkollegs ein. In allen Fällen waren die Opfer extrem geschwächt, sodass Wien die Probe aufs Exempel eben doch wagte. Dass Karl V. 1547 die sächsische Kur von der ernestinischen auf die albertinische Linie des Hauses Wettin transferierte, war eine Frucht seines Triumphes im Schmalkaldischen Krieg. Gebhard von Köln hatte auch nach Ansicht vieler Protestanten gegen den Geistlichen Vorbehalt verstoßen, als 1583 der Papst mit Hilfe des kanonischen Rechts (Absetzung des Erzbischofs) und der Kaiser mit Hilfe des Lehnsrechts (Ächtung Gebhards, Belehnung Ernsts von Bayern mit dem heimgefallenen Reichslehen) erneut von externer Seite aus Zugriffsmöglichkeiten auf die Zusammensetzung des Kurkollegs fanden. Die seit dem Desaster am Weißen Berg vagabundierende pfälzische Exilregierung konnte nur publizistischen Widerstand mobilisieren, als Ferdinand II. 1623 die bislang pfälzische Kur auf die bayerische Linie des Hauses Wittelsbach übertrug. Besaß der Kaiser ein ius creandi electores, wie publizistische Vertreter eines dezidiert monarchischen Reichsverständnisses behaupteten, oder stand dem schon der korporative Charakter des Kurkollegs entgegen? Die Goldene Bulle gab, wie in so vielen in der Neuzeit brisanten Fragen des ‚Kurfürstenrechts‘, etwa der Frage einer Zulässigkeit von Königswahlen vivente Imperatore, keine eindeutige Auskunft. Fraglos sprach sie dem Kaiser das Recht der Neuregelung
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zu, falls aliquem ex huiusmodi principatibus ipsorum imperio sacro vacare contingeret. Vom Konsens der Kurfürsten ist keine Rede – sticht das argumentum ex silentio? Und wann war eine Kur eigentlich als vakant anzusehen? Wenn sie der Kaiser als vakant erachtete bzw. durch die Reichsacht vakant machte, weil es ihm reichspolitisch nützte? Karl handelte ganz so, als besäße er ein derartiges (damals noch nicht gedruckt formuliertes) ius, die Belehnung des Albertiners Moritz war ein Spektakel zur Ausschmückung von Karls Geburtstag, eine Demonstration kaiserlicher Machtvollkommenheit. Ferdinand II. behauptete, aus Keyserlicher Volmacht über Kuren verfügen zu können, Herzog Maximilian von Bayern erhob er zum neuen Kurfürsten, weil er darüber seines gefallens zu disponiren macht habe. Aber geteilt hat diesen Rechtsstandpunkt selbst unter den katholischen Kurfürsten damals nur einer, Ferdinand von Köln. Es war eine Machtfrage. Nach 1648 war die Zeit für solche auch zuvor sporadischen Experimente ex plenitudine potestatis vorbei. Zwar einigten sich Kaiser Leopold I. und Herzog Ernst August von Braunschweig-Lüneburg im Kurtraktat von 1692 auf die Einrichtung einer neuen, welfischen Kurwürde, ehe alle bisherigen Kurfürsten Zustimmung signalisiert hatten, und wiewohl bei einer Abstimmung im Herbst des Jahres drei Kurfürsten mit Nein gestimmt und aus Protest gegen den anderslautenden Mehrheitsbeschluss den Kurfürstenrat verlassen hatten, erfolgte noch im Dezember des Jahres die Belehnung des Welfen mit der Kur, die Fürsten wurden sowieso übergangen. Aber tatsächlich Zugang zum Kurfürstenrat fand erst der Nachfolger Ernst Augusts, Georg Ludwig, nachdem 1708 alle drei Reichstagskurien förmlich um ihr Plazet angegangen worden waren. Den Weg hierfür ebnete die Ächtung der beiden opponierenden wittelsbachischen Kurfürsten von Bayern und von Köln, die im Spanischen Erbfolgekrieg (1701–1714) für Frankreich kämpften, weshalb sie wegen Felonie ihrer Länder verlustig erklärt wurden. Joseph I. hatte für diese Achtserklärung, seiner Wahlkapitulation entsprechend, die Zustimmung des Kurfürstenrats eingeholt. Der 1648 nicht kreierte, aber bekräftigte konsensorientierte Regierungsstil wurde nicht mehr verlassen, auch nicht, als sich das Kaisertum zu einer letzten erstaunlichen Hausse aufschwang, während des letzten Vierteljahrhunderts Leopolds I. und unter Joseph I.
15.2.3. Einflusskanäle ins Reich hinein Dass die habsburgischen Residenzen für den Adel des Reiches attraktiv waren (fränkische, sogar rheinische Familien wurden von Wien angezogen, für Schwaben war lange Zeit Innsbruck wichtig), ließ Einflusskanäle und Steuerungsmöglichkeiten entstehen, die eine nur die Rechtsnormen analysierende Verfassungsgeschichte gar nicht erfassen kann. Gewiss war die Donaumetropole zuvörderst für die Integration der erbländischen Eliten wichtig, aber Hof und Reichsorgane übten eben daneben – erst Joseph II. wird beides nicht mehr verstehen – erhebliche Sogkraft auf die adeligen und akademischen Eliten des Reiches aus. Sie wollten höfischen Glanz oder aber, als ehrgeizige Juristen, die Arbeitsweise von Reichskanzlei und Reichshofrat kennenlernen; die kaiserliche Armee, der diplomatische Dienst und die Verwaltung der habsburgischen Länder boten Karrierechancen. Nach dem Tiefpunkt kaiserlichen Ansehens in den 1640er und 1650er Jahren hat Leopold I. ganz bewusst und planvoll auf diese an sich traditionellen Einflusskanäle gesetzt. Er ließ Wien zum Barockzentrum ausbauen, der Wiener Hof sollte ähnlich dem in Versailles den maßgeblichen Adel persönlich heranlocken und so der Suggestivkraft
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kaiserlicher Präsenz aussetzen; den niederen Reichsadel zog das Heer der Türkenkriege an, außerdem eröffneten die Eroberungen seit den späten 1680er Jahren vor allem in Ungarn gute Chancen zum Landerwerb. Einerseits also sollten die verschiedenen Adelskreise auf Wien hin gepolt werden. Andererseits versuchte der oberste Lehnsherr des Reiches, erbländischen, besonders habsburgtreuen Adel im Reich zu begütern, den Reichsadel so gewissermaßen mit erbländischem zu durchsetzen. Die Aussicht, in Fürstenrang aufsteigen zu können, erhöhte die Attraktivität einer engen Anlehnung an die Hofburg, auch Rangerhöhungen gehörten zur Klientelpflege. Dass alle habsburgischen Höfe altgläubig blieben, bewirkte seit der Reformation besondere Affinitäten der noch existierenden katholischen Hochadelskreise, zumal der überlebenden Teile der Germania Sacra, zu den habsburgischen Zentren. Die Habsburger gerierten sich einerseits – neben den bayerischen Wittelsbachern – als Schutzherren der sich bedrängt fühlenden Reichskirche, andererseits hatte der Kaiser eine Reihe von Einwirkungsmöglichkeiten auf die Germania Sacra. So das Recht der Ersten Bitten: Er konnte Anwartschaften auf die ersten nach seiner Krönung freiwerdenden Pfründen von Domoder Kollegiatstiften und manchen Pfarrkirchen vergeben. Beim Versuch, Bischofswahlen zu beeinflussen, konkurrierten die Habsburger mit anderen politisch oder auch materiell interessierten Dynastien, doch half manchmal die Drohung, unter Berufung auf formale Mängel oder weil die Wahl einen vorab für unliebsam erklärten Kandidaten getroffen habe, die Regalienbelehnung zu verweigern. Leopold I. betrieb mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln (bis hin zu systematischer Wahlwerbung für habsburgtreue Kandidaten durch kaiserliche Wahlgesandtschaften) gezielte Reichskirchenpolitik und begründete so eine bis in die Spätphase des Reiches weiterwirkende Tradition enger Anhänglichkeit; auch die Reichspolitik von Franz I. baute in besonderer Weise auf die Germania Sacra. Neben der konfessionellen Polarisierung im Gefolge der Reformation führte die wachsende Kluft zwischen Potentiores und nicht armierten Mindermächtigen der Hofburg Klientelen zu. Dass Wien tendenziell die Kleinen, des schützenden Reichsdaches Bedürftigen, die im administrativen Professionalisierungswettlauf zurückbleibenden Modernisierungsverlierer stützte, prägt die zweite Hälfte der frühneuzeitlichen Reichsgeschichte in besonderer Weise, hat aber ältere Wurzeln. Karl V. und seine beiden Nachfolger unterstützten die Formation der noch reichsunmittelbar gebliebenen Ritter zur „Reichsritterschaft“. Sodann erwog Karl V. 1547 ernsthaft, diese Ritterschaft, ja, vielleicht sogar den landständischen Adel in den straff von ihm selbst geleiteten Kaiserlichen Bund einzubeziehen, um die selbstbewussten Reichsfürsten gewissermaßen in die Zange zu nehmen; bekanntlich wurde dieser Bundesplan nicht realisiert. Leopold I. setzte solche Überlegungen dann aber in stetige Reichspolitik um: Er schützte den reichsmittelbaren Adel vor absolutistischem Übereifer – verweigerte beispielsweise jenem Passus eines Reichsgutachtens, der die Landstände zur Übernahme aller Rüstungsausgaben des Fürsten verpflichtet hätte, seine Ratifikation, ließ gegen seine Wahlkapitulation Klagen der Landstände am Reichshofrat zu – und protegierte bewusst die Kleinen unter den Reichsunmittelbaren, nicht zuletzt die nicht reichsständischen Reichsritter, übrigens wegen deren starker Stellung in vielen Domkapiteln auch über seine gezielte Reichskirchenpolitik. Fühlten sich die reichsritterschaftlichen Familien zu besonderer Loyalität dem Kaiser gegenüber verpflichtet, dann konnte dieser auf eine kaiserfreundliche Grundstimmung in vielen Domkapiteln bauen, auch zahlreiche geistliche Kurfürsten entstammten ritterschaftlichen Familien. Eine besonders enge Beziehung bestand sodann traditionell zwischen dem Kaiserhof und den Reichsstädten. Deren Bewohner mochten von den sich oligarchisierenden
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Magistraten noch so gegängelt werden, sie waren doch stolz darauf, nicht irgendeinem Landesherrn, sondern „Kaiser und Reich“ zu unterstehen. Wie selbstverständlich wurden Reichstage stets in Reichsstädten veranstaltet, das Reichskammergericht residierte in einer Reichsstadt (zunächst Speyer, seit 1689 Wetzlar). Die Reichsmatrikel veranschlagte diese Kommunen unverhältnismäßig hoch, die potenteren von ihnen waren auch, solange es ihre Wirtschaftskraft noch zuließ, wichtige Kreditgeber des Kaisers – der in einer Reichsstadt, nämlich Frankfurt, gewählt und gekrönt worden war, nachdem man die Reichskleinodien aus den Reichsstädten Nürnberg und Aachen dorthin gebracht hatte. Mangels Macht und militärischen Potentials bedurften diese am Beginn der Neuzeit teilweise noch ökonomisch florierenden, später mit nur wenigen Ausnahmen verarmenden und hochverschuldeten Kommunen des kaiserlichen Rückhalts gegen die allfälligen Zudringlichkeiten der benachbarten Territorialfürsten. Besonders im Süden und Südwesten, wo ja die meisten Reichsstädte lagen, gewährte Wien diese Unterstützung gern. Die neuzeitliche Stadtverfassung einer Reihe dieser Kommunen verdankt sich sogar unmittelbar einer kaiserlichen Intervention, denn Karl V. ließ 1551/52 durch seinen Kommissar Heinrich Hase die Ratsverfassungen der schwäbischen Reichsstädte umschreiben, um die Herrschaft der vornehmen großen Familien zu verfestigen, bei denen er mehr Besonnenheit und Reichstreue als in den Zünften vermutete. Dieser Verfassungsoktroi gab schon länger ablaufenden Oligarchisierungsprozessen einen neuen Schub, provozierte aber auch langfristig viel Opposition gegen die einengenden Verfassungsstrukturen. Dass die Gemeinden den verkrusteten Ratsgremien Nepotismus und Misswirtschaft vorwarfen, brachte wieder und wieder Wien ins Spiel, den Reichshofrat, kaiserliche Kommissionen, die an den Symptomen herumkurierten. Unentwegt erklärten oppositionelle Bewegungen, sie erkennen keine andere obrigkeit und richter als den Kayser, um ihre Anliegen dementsprechend nach Wien zu tragen, wo sie oft eigene Agenten unterhielten. Im 18. Jahrhundert mit seinen zahllosen reichsstädtischen Konflikten konnte man geradezu den Eindruck gewinnen, der Reichshofrat sei das oberste Regierungsgremium vieler Reichsstädte. Aus reichsstädtischer Perspektive wird man urteilen müssen, dass die Exzesse bekämpfenden, aber systemstabilisierenden Dauerinterventionen des Reichshofrats mit ihren nicht abreißenden Reskripten und Conclusa, Zwischenbescheiden und Fingerzeigen oligarchische Herrschaftsstrukturen und veraltende Wirtschaftsvorstellungen konservierten, die Kraft zum innerstädtischen Kompromiss unterminierten, die Konflikte vor unkalkulierbaren Eskalationen bewahrten, insofern eindämmten, aber verstetigten. Der Reichshofrat konnte dafür sorgen, dass in einem eng abgesteckten Rahmen der ökonomische Sachverstand opponierender Eliten fruchtbar gemacht wurde, musste aber von seinem ganzen Selbstverständnis her innovativen, also systemsprengenden Remeduren abgeneigt sein; er hat die Konflikte nicht gelöst, vielmehr die Konfliktsituation stabilisiert. Aus Wiener Perspektive hat er sich damit als Ferment des Reiches bewährt, im Sinne einer Verdichtung des Reichsverbands durch extensive Rechtsprechung. Ambivalent präsentiert sich, so man den Wiener Standpunkt einnimmt, die Kreisverfassung des Reiches. Die Reichsexekutionsordnung von 1555 organisierte den Landfriedensschutz kaiserfrei. Andererseits war Habsburg über zwei mehr auf dem Papier stehende als in der Realität wirksame Kreise (Burgund, Österreich) einbezogen; Rudolf II. instrumentalisierte Kreistage erfolgreich für die Türkenabwehr, und Leopold I. benützte den Assoziationsgedanken, also die Idee des freiwilligen Zusammenschlusses mehrerer Reichskreise zum Zwecke der regionalen Selbstverteidigung, zur zeitweiligen Kräftigung seines reichspolitischen Einflusses. Bei der Laxenburger Allianz des Oberrheinischen, des
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Schwäbischen und des Fränkischen Kreises von 1682 und der modifizierten Neuauflage dieses Bündnisses von 1686 (Augsburger Allianz) war er selbst mit von der Partie; die in der Schlussphase des Pfälzischen Erbfolgekrieges (1697) in Frankfurt gegründete Assoziation und die anlässlich des Spanischen Erbfolgekrieges 1702 in Nördlingen formierte sahen sich sub auspiciis Caesaris und kooperierten eng mit der Hofburg.
15.3. Reichspatriotismus und österreichische Großmachtpolitik Da die neuzeitlichen Kaiser fast immer dem Haus Habsburg bzw. Habsburg-Lothringen angehört haben, agierten sie in einer chancenreichen wie potentiell spannungsvollen Doppelrolle: als Regenten über einen stattlichen Erbbesitz und als gewählte Reichsoberhäupter. Sie hatten für das Wohl des Reiches zu sorgen, aber auch für das ihrer Erbländer und sogar für das der Dynastie (die im 16. und 17. Jahrhundert ferner in Spanien regierte). Das eröffnete reichspolitische Möglichkeiten und konnte von Reichspolitik ablenken. Hatten die Reichsstände im 16. und 17. Jahrhundert des Öfteren, zumal unter Karl V. und dann wieder im Dreißigjährigen Krieg, die Sorge, der Kaiser könne seine Hausmachtressourcen dafür missbrauchen, seinem Willen in der Reichspolitik unangemessen Geltung zu verschaffen und das libertäre politische System zentralistisch zu deformieren – diese Sorge hat in den Westfälischen Friedensverträgen tiefe Spuren eingegraben –, wurde im 18. Jahrhundert zunehmend zum Problem, dass Habsburgs Kaiser der Rolle des Reichsoberhaupts im Ensemble ihrer Herrscherpflichten einen immer geringeren Rang zuerkannten, weil ihnen ihr südosteuropäischer Erbbesitz mehr am Herzen lag als das mitteleuropäische Wahlamt. Das ist ein wichtiger Grund dafür, dass die wechselhafte Konjunkturkurve des Kaisertums, die sich nach einem ersten Tiefpunkt in den Vierzigerbis Sechzigerjahren des 17. Jahrhunderts wieder in erstaunliche Höhen aufgeschwungen hatte, im 18. Jahrhundert dauerhaft und irreversibel absank. Seit wann war dieses mitteleuropäische Wahlamt für die Hofburg nur noch minderwichtiges Anhängsel des Erbbesitzes? Gewiss darf man auch habsburgische Reichspolitik des 16. und 17. Jahrhunderts nicht reichspatriotisch verklären. Die Dynastie hatte immer Interessen, die einerseits viel spezieller waren als das Reichswohl und andererseits Reichspolitik weit überstiegen. Für Karl V. war das Reich ein Baustein seines Imperiums unter vielen. Seine Nachfolger verbrachten ihre Jugendzeit nicht etwa mit dem Studium der Arbeit der Reichsbehörden, verlebten vielmehr prägende Jahre in Spanien (Maximilian, Rudolf ) bzw. als Statthalter der Niederlande (Matthias). Aber für Ferdinand I., Maximilian II. und auch für Matthias war Reichspolitik doch ein zentraler Tätigkeitsbereich; dass das für Rudolf II. zu Zeiten nicht galt, hat weniger strukturelle denn psychi(atri)sche Gründe. Dass 1620 die Österreichische Hofkanzlei aus der Reichshofkanzlei herausgelöst wurde, mag langfristig das Zusammenwachsen der damals noch von verschiedenen Residenzen aus regierten Erbländer zu einem vom Reich getrennten Körper befördert haben, signalisiert aber noch keine Abwendung vom Reich. Gerade die beiden Kaiser des Dreißigjährigen Krieges versuchten sehr energisch, das politische System des Reiches auf die Spitze hin zu polen, ob lediglich im Dienste einer effektiven Kriegführung oder doch auch mit originär verfassungspolitischen Zielsetzungen ist umstritten. Die häufig geäußerte Ansicht, der Westfälische Frieden von 1648 habe den Kaiser auf den Ausbau seiner erbländischen Territorialgewalt verwiesen, weil er ihn als Reichs-
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oberhaupt einschneidend geschwächt, als Landesherrn aber wie alle Reichsstände gestärkt habe, ist nicht haltbar, weil sie auf einer überholten Sicht auf den Westfälischen Frieden basiert. Weder machte das Instrumentum Pacis Osnabrugense die Landesherren zu „Souveränen“, noch hat es das Reichsoberhaupt entmachtet, vielmehr wurden damals wieder einmal die Gewichte im politischen System austariert, und geschickte Kaiser konnten mit den Justierungen von 1648 trefflich leben – wie die lange Regierungszeit Leopolds I. nachdrücklich unter Beweis stellen wird. Schon, weil dieser Kaiser, nach unsicheren Anfangsjahren, erfolgreich wie (das ist hier entscheidender) engagiert Reichspolitik betrieb, wird man auch das Jahr 1654, als Ferdinand III. ohne Mitwirkung der Reichsstände eine neue Reichshofratsordnung erließ, nicht zum Ausgangspunkt eines nachhaltigen Rückzugs Habsburgs aus dem Reich nehmen. Einen ersten kräftigen Schub hierfür sahen die Jahrzehnte um 1700. Als Schlüsseldaten kann man die Jahre 1683 (letzte gefährliche Offensive des Osmanischen Reiches bis vor die Tore Wiens) und 1713/14 (Friedensverträge am Ende des Spanischen Erbfolgekrieges, Pragmatische Sanktion) nehmen. Habsburgischer Siege über osmanische Truppen und des Aussterbens des spanischen Zweigs der Dynastie wegen erfuhren die Erblande des Hauses Österreich noch einmal beträchtlichen äußeren Zuwachs, und zwar außerhalb des Reichsverbands, auf dem Balkan und auf der Apenninenhalbinsel. Im 18. Jahrhundert hatte der Chef des Hauses Habsburg über so viele nichtreichische Gebiete zu herrschen, dass es fast zwangsläufig anmutet, wenn Reichspolitik zu einem Segment seiner Regierungstätigkeit neben vielen absank. Die 1713 verkündete Pragmatische Sanktion verband alle habsburgischen Länder im Reich wie außerhalb des Reichsverbandes zum unteilbaren Ganzen unter einem Herrscher und mit einheitlicher Erbfolgeordnung. Dass 1714 getrennte Friedensverträge für das Haus Habsburg (Rastatt) und das Reich (Baden) signiert wurden, wobei die Bestimmungen des ersteren allem reichsständischen Sträuben zum Trotz den zweiten Vertrag präjudizierten, illustriert, wie die Habsburgermonarchie und der Reichsverband auseinanderzutreten und wie die europäischen Interessen der Hofburg ihre mitteleuropäischen Bindungen zu marginalisieren begannen. Dieser sehr langfristige Prozess setzte keinesfalls erst als Abwehrreaktion auf die destruktive preußische Reichspolitik seit 1740 ein. Für Joseph I. und erst recht für Karl VI. war Reichspolitik nicht mehr Dreh- und Angelpunkt ihrer Regierungstätigkeit. Die Großmacht Österreich erforderte so viel Aufmerksamkeit, dass Reichspolitik zur Nebensache verkam, bei Karl, der zeitlebens seinen spanischen Königsträumen nachtrauerte, auch emotional. Ausgerechnet unter dem intelligenten und ehrgeizigen Reichsvizekanzler Friedrich Karl von Schönborn (1674–1746) verlor die Reichshofkanzlei gegenüber der Österreichischen Hofkanzlei an Boden. Sie wird sich im Lauf des 18. Jahrhunderts immer schwerer gegen die Behörden der Habsburgermonarchie behaupten können, sogar in der Abwicklung reichspolitischer Geschäfte. Außerdem fand Schönborn kaum Zugang in den engsten Beraterkreis um Joseph I., und Karl VI. hörte fast nur auf spanische und italienische Räte, die seinen Blick vor allem auf die Apenninenhalbinsel lenkten. Reichspolitik hatte in Wien keine starke Lobby mehr. Es verstärkte die emotionale Distanz, dass die Habsburgermonarchie in ihrem Selbstbehauptungskampf unter der jungen Maria Theresia wenig auf das Reich und seine Organe zählen konnte. Der wittelsbachische Schattenkaiser Karl VII. führte seinen nicht weniger verzweifelten Überlebenskampf in Frontstellung zur Wiener Hofburg; Reichshofkanzlei und Reichshofrat waren nach Frankfurt abgezogen worden, aber die für die Habsburgermonarchie wichtigen Weichen wurden sowieso anderswo gestellt. Stürzte es viele
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Reichsstände in peinigende Loyalitätskonflikte, dass die seitherige gewohnheitsmäßige Kaiserdynastie gegen das aktuelle Reichsoberhaupt kämpfte, empfand es Maria Theresia in subjektiv ehrlicher Entrüstung so, dass sie das Reich in ihrem Existenzkampf im Stich lasse. Sie habe deshalb, wie sie rückblickend festhielt, ihre Gedenckensart geändert und solche allein auf das Innerliche deren Länder gewendet und seit 1745 die Konsolidierung, dann Modernisierung der Erblande fokussiert. Schon im Sommer 1745 konfrontierte man den englischen Gesandten am Wiener Hof mit dieser rhetorisch gemeinten Frage: „Ist denn die Kaiserkrone mit dem Verlust Schlesiens zu vergleichen?“ Im März 1749 beauftragte das Kaiserpaar die Konferenzminister, gutachterlich zu analysieren, ob es angesichts des Dahinschwindens der Kohäsionskräfte im Reichsverband überhaupt noch lohne, an der Kaiserkrone festzuhalten (was sie dann immerhin unterschiedlich eindringlich bejahten). Im Juli 1758 erklärte Maria Theresia dem französischen Botschafter in Wien, dass la chimère dieser fatalen Krone dem Haus Habsburg seit Jahrhunderten nur geschadet habe. Was nun allein wichtig schien, nämlich Österreich eine der Hauptrollen im Theatrum Europaeum zu sichern, nahm Maria Theresia in die resoluten eigenen Hände, der politisch minderbegabte Gemahl versuchte sich als Kaiser Franz I. einigermaßen gutwillig in Reichspolitik, also auf einer Nebenbühne, ohne viel Einfluss aufs Große und Ganze der Wiener Außenbeziehungen nehmen zu können. Noch waren Reichspolitik und habsburgische Großmachtpolitik im Bewusstsein ihrer Protagonisten nicht antithetisch, aber erstere war nur noch ein Segment neben anderen, mindestens gleichrangigen, im politischen Gesamttableau der Hofburg. Noch blieben Reichspolitik und habsburgische Europapolitik sachlich miteinander verzahnt, aber die schleichende personelle Entflechtung hatte nun doch bereits die oberste Ebene erreicht – Maria Theresia und ihr Staatskanzler Kaunitz überließen Reichspolitik zumeist arbeitsteilig Franz I. Es zementierte die Prioritäten, dass das Reich im Dritten Schlesischen Krieg seit 1756 nicht entscheidend mehr half als im Ersten; die Verhängung der Reichsacht über den preußischen Friedensbrecher misslang, Reichstruppen marschierten zwar eine Zeitlang, doch wenig erfolgreich – die europäische Großmacht Brandenburg-Preußen konnte man mit den herkömmlichen Mitteln der Reichsverfassung nicht mehr in die Knie zwingen. Dass in der Schlussphase des Siebenjährigen Krieges nacheinander alle möglichen Reichsfürsten separate Waffenstillstandsverträge mit Preußen signierten (mit anderen Worten: auf eigene Faust ihre Mitarbeit an einer vom Reichstag beschlossenen Militäraktion einstellten), dass schließlich der Reichstag im Februar 1763 das Reich in einem gewaltsam ausgetragenen Konflikt zwischen seinem gewählten Oberhaupt und einem Landfriedensbrecher für neutral erklärte, war ein schwerer Schlag für den Zusammenhalt von „Kaiser und Reich“. Es blieb nach dem Tod von Franz I. bei der personellen Entflechtung. Dass dem gutwilligen Gemahl der politisch hochbegabte, doch (eine für Reichspolitik fatale Eigenschaft) ungeduldige Sohn nachfolgte, sorgte nur kurzfristig für eine Revitalisierung der Reichspolitik. Weil sein Versuch, das Reichskammergericht zu reformieren, statt Dank vor allem Opposition und Obstruktion erntete, verstieg sich Joseph in eine grimmige Anti-Haltung zum Reichsgedanken, und er investierte seine beträchtlichen Energien fortan in lohnendere Projekte: Expansion, zunächst außerhalb des Reiches (Galizien, Bukowina), dann auf seine Kosten (Bayerischer Erbfolgekrieg); sowie, nach dem Tod Maria Theresias, hemmungslose erbländische Reformen. Konnte der Kaiser der Hüter des Status quo, der Beschützer der mindermächtigen Modernisierungsverlierer sein und zugleich in einer anderen Rolle am Arrondierungswettlauf der europäischen Großmächte teilnehmen sowie, um hierfür die innere Basis zu schaffen, die Erblande seiner straffen Lenkung un-
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terwerfen, also modernisieren? Die latente Spannung zwischen diesen Politikzielen hatte sich lange aufgebaut und war bislang unausgetragen geblieben, Joseph löste sie unsentimental zu Gunsten der erbländischen Anliegen auf. Der schleichende Bedeutungsverlust der Reichspolitik schlug um in offene Missachtung des Reiches. Damit waren „Kaiser und Reich“ just am Vorabend der Herausforderung durch französische Revolutionstruppen, dann Napoleons Weltherrschaftsanspruch unübersehbar auseinandergetreten. Ob das den Untergang des Alten Reiches präjudiziert hat? Es lässt sich wissenschaftlich nicht erhärten, Napoleon hat die ganze europäische Landkarte umgemalt. Dass die Hofburg in der trügerischen Hoffnung, dafür Kompensationen herausschlagen zu können, sukzessive die herkömmliche Form des Reiches preisgab, war eine Reaktion – so schon 1797 in Campoformido – auf französische Waffenerfolge. Die Entscheidung, wie und ob das Alte Reich überleben sollte, konnte nicht mehr in Wien fallen. Quellenlage und Forschungsstand Die geschriebenen und ungeschriebenen Spielregeln der Reichspolitik erklärt Gotthard 2013; dort werden auch die zentralen Knotenpunkte der frühneuzeitlichen Reichsgeschichte aufgesucht. Sehr präzise von der normativen Seite her Neuhaus 1997a, vgl. auch Hartmann 2005. Lesenswerte Reichsgeschichten in ereignisgeschichtlicher Abfolge: Schmidt (G.) 1999, Herbers–Neuhaus 2005, Stollberg-Rilinger 2006a, Burkhardt 2009, Whaley 2012. Vgl. zum ‚habsburgischen Anteil‘ an der Reichsgeschichte und zur Wiener Sicht auf den Reichsverband: Kann–Prinz 1980, Brauneder–Höbelt 1996, Klueting 1999, Mazohl–Wallnig 2005. Das zuletzt genannte Handbuch gibt einen Überblick über die Geschichte des Reiches, zumal in seiner Spätphase, unter ausführlicher Einbeziehung erbländischer Entwicklungen; die davor genannten Sammelbände bieten eine Reihe substanzieller Einzelstudien zu bestimmten Abschnitten der Reichsgeschichte. Gewinnbringend ferner Winkelbauer 2003, Tl. 1, 311–407. Von rechtsgeschichtlicher Seite: Hoke 1992. Die Frage, ob Böhmen zum Reichsverband gehöre, beantworten Akten des 16. und 17. Jahrhunderts selten eindeutig mit Nein und erst recht nicht einfach mit Ja, hingegen wurden in neuerer Forschungsliteratur beide Positionen oft sehr entschieden eingenommen. Vgl. umfassend, mit der Nennung der reichhaltigen älteren Literatur, Begert 2003. Eine komprimierte Skizze bietet Pánek 1995. Die mittelbaren und unmittelbaren Auswirkungen der Reichstage auf die böhmischen Länder im ersten Jahrhundert der Habsburgerherrschaft in Böhmen untersucht Vorel 2005b. Vorel 2010 und 2013 führen aus, die böhmischen Länder seien Ende des 15. Jahrhunderts aus dem Reich ausgeschieden und erst seit dem 17. Jahrhundert reintegriert worden. Schlaglichter von der wahrnehmungsgeschichtlichen Seite: Gotthard 2006a. Schlesien und der Reichsverband: Weber (M.) 1992 und mit etwas anders gesetzten Akzenten Ptak 2006. Über den Österreichischen Reichskreis existiert mit Mally 1967 lediglich eine einzige moderne Untersuchung. So wenig der Reichstag von der Forschung bislang zusammenfassend als Tagungsform analysiert worden ist, lässt sich die Rolle Habsburgs am Reichstag triftig resümieren. Die Vertreter der Hofburg auf dem Immerwährenden Reichstag stellt Fürnrohr 1983/84 vor. Eine umfassende Analyse der Reichstürkenhilfen existiert lediglich für das Konfessionelle Zeitalter durch Schulze 1978b.
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IV. Der Kaiser und das Reich
Warum die Kurfürsten, bei stets ausgiebiger Würdigung auch von Alternativen, am Ende doch fast immer einen Habsburger zum Reichsoberhaupt wählten, analysiert Gotthard 1999, Bd. 2, 525–567. Das Lehnswesen ist natürlich aus rechtsgeschichtlicher Warte längst erschöpfend untersucht, aber eine betont politikgeschichtliche Analyse steht noch aus; erste Bausteine hierzu liefert Gotthard 2014 (im großen Neutralitätskapitel und zusammenfassend 828–866; zu den Gründen für die notorischen Akzeptanzprobleme der Neutralität in der Vormoderne gehört der Lehnsnexus, die Hofburg stellte Neutralität gewohnheitsmäßig unter Felonieverdacht). Als wichtige Arbeiten zur Reichsritterschaft haben nach wie vor Press 1976 und 1980 Bestand, zu den Reichsstädten Press 1987. Die hier v. a. interessierenden Interventionen des Reichshofrats ins reichsstädtische Verfassungsgefüge thematisiert Gotthard 1984. Unser Bild vom Reich zwischen 1648 und 1800 hat sich in den letzten dreißig Jahren stark verändert, wenn auch die Zerrbilder der älteren, kleindeutsch-borussophilen Historiographie (kritische Auseinandersetzung hiermit: Gotthard 2004) zähe Beharrungskraft entfalten. Wichtig war eine Neubewertung der kaiserlichen Stellung im Reich zwischen 1648 und 1740 bei Press 1989. Alle neueren reichsgeschichtlichen Arbeiten basieren, eingestanden oder unausgesprochen, auf dieser Neubewertung des späten Kaisertums, so auch die erschöpfende ereignisgeschichtliche Darstellung der mitteleuropäischen Haupt- und Staatsaktionen seit 1648 bei Aretin 1993–2000. Ein knapper Versuch, die zentralen Probleme der Reichspolitik im Jahrhundert nach dem Westfälischen Frieden im Brennspiegel des Erzkanzlertums zu analysieren, ist Gotthard 2002. Auch zur friderizianischen Reichspolitik – eine solche wollte die ältere Friedrich-Forschung gar nicht erkennen – hat Volker Press (Press 1986) eine bahnbrechende Studie vorgelegt. Vgl. zur Reichspolitik im Zeichen des Dualismus ausführlich Kulenkampff 2005 sowie Externbrink 2006.
15. Die habsburgischen Länder und das Alte Reich 375
V. Die Maximilianeischen Reformen Von Manfred Hollegger
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V. Die Maximilianeischen Reformen
1. Die Hof- und Zentralverwaltung
Am deutschen Königshof und an den übrigen Fürstenhöfen bildete sich im Laufe des 14. Jahrhunderts im Anschluss an die Kanzlei ein für alle Hofwürdenträger und sonst am Hofe anwesenden einflussreichen Personen offener Rat heraus, dessen führende Persönlichkeiten Hofmeister und Kanzler waren; der Hofmarschall trat erst später hinzu. Ein Trend zur Ausgliederung der Finanzfragen aus diesem Rat ist insofern erkennbar, als damit zunehmend einzelne, mit der Materie besonders vertraute Fachleute oder persönlich wohlhabende Räte befasst wurden, nachdem bereits zuvor die Verwaltung der königlichen Einkünfte rein technisch vom offenen Rat abgetrennt und dem Kämmerer, später Kammermeister, übertragen worden war. Ebenfalls recht früh vom offenen Rat gelöst wurde die Gerichtsbarkeit, zuerst als Hofgericht und dann, im Laufe des 15. Jahrhunderts, als es den Zusammenhang mit dem Herrscher zunehmend verlor, als königliches/kaiserliches Kammergericht. Darüber hinaus ist bereits unter Friedrich III. auch ein erster Ansatz zur Bildung eines engeren Rats erkennbar, der unter Maximilian I. als Secretum Consilium die Vorstufe für den erst nach ihm unter Ferdinand I. institutionalisierten Geheimen Rat bildete. Auf diese Strukturen bauten die maximilianeischen Reformen auf, was gleichermaßen für die Verwaltungsorganisation auf Ländergruppen- und Länderebene und deren ältere Strukturen gilt. Die zwar von Anfang an umstrittene, aber lange Zeit von der Mehrheit der Forschung angenommene Vorbildwirkung der burgundischen Verwaltung durch die Rezeption ihrer Regierungs- und Verwaltungstechniken in Österreich ist im Einzelnen kaum durch Ordnungen oder Personen nachweisbar und für das Gesamtbild nicht wirklich relevant. Gleich war nur die Zielsetzung, die zeitlich phasenverschoben überall in Europa beobachtbar ist, nämlich ein zuvor recht undifferenziertes Gebilde „Hof“ zu einem immer stärker reglementierten und durchorganisierten Herrschaftszentrum auszuformen. Als eine der stärksten Triebfedern wirkte dabei die der Steigerung der Einkünfte durch eine bessere Verwaltung des Kammerguts, insbesondere auch hinsichtlich der Kontrolle, da in der beginnenden Zeit der Söldnerheere gelt der grünt [die Grundlage] aller kriegerey und damit zum nervus rerum wurde. Das bestätigt die These, dass „Kriegskunst“ und staatliche Zentralisation auf einer gewissen Stufe der sozialen und kulturellen Entwicklung eng zusammenhängen, zumal es erklärtes Ziel Maximilians I. war, „ein kriegerisches Regiment“ zu führen.
1.1. Der Hofrat Zunächst übte auch Maximilian I. seine Herrschaft (Alleinregierung ab 1493) im Stil des persönlichen Regiments aus und ließ die gewachsenen Strukturen seines in der Tradi-
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V. Die Maximilianeischen Reformen
tion der mittelalterlichen Kaiser und Könige zeitlebens wandernden Hofes bis zur Hofreform 1497/98 unverändert, selbst als er 1495 unter dem Druck der Stände am Wormser Reichstag sein königliches Kammergericht unter dem Vorsitz des Grafen Eitelfriedrich von Zollern zugunsten der Einrichtung des Reichskammergerichts preisgeben musste. Obwohl die ältere Ratsform als offen Rat bzw. nach 1508 offen kayserlich hoff-Ratt ebenso weiterlebte wie das Secretum Consilium, ein geheimer Rat aus besonderen Vertrauensleuten, machten die sich verschärfende Reichsreformfrage und die drückende finanzielle Lage nach dem gescheiterten Italienzug von 1496 eine Hofreform notwendig, wodurch sowohl die Reichsstände hinsichtlich der obersten Behörden vor vollendete Tatsachen gestellt als auch die Finanzen geordnet werden sollten. Der erste Schritt war der Erlass einer Hofordnung am 13. Dezember 1497 (RI XIV/2/1, Nr. 5610) mit der Einrichtung eines rein maximilianeischen Hofrats, um, wie es dort einleitend heißt, den König zu entlasten, eine bessere Regierung zu gewährleisten und den Parteien Unkosten zu ersparen. Zugleich zielte die Besetzung der Spitzenpositionen im Hofrat auf eine Spaltung der kurfürstlich-fürstlichen Opposition im Reich ab, denn mit Friedrich von Sachsen als Statthalter, seinem Bruder Johann als Stellvertreter, Georg von Bayern-Landshut als Hofmeister und Heinrich von Fürstenberg als Hofmarschall standen ein Kurfürst, zwei Reichsfürsten und ein Reichsgraf dem Hofratskollegium vor. Ständisch geschichtet bestand dieser erste, insgesamt 18-köpfige Hofrat aus jeweils drei Fürsten, Prälaten (davon zwei Bischöfe), Grafen, Herren, Rittern und Juristen. Regional gesehen stammten die Hofratsmitglieder, von denen die Hälfte Reichsstandschaft besaß, bis auf die sächsischen Brüder alle aus dem süddeutschen (Bayern, Schwaben) und österreichischen (Tirol, Österreich) Raum. Mit zunehmenden Jahren und dann insbesondere nach 1512, dem Todesjahr des Hofmeisters Graf Eitelfriedrich von Zollern, dominieren im Hofrat österreichisch-erbländische Freiherren und Herren sowie in der Hofverwaltung aufgestiegene Beamte. 1515 taucht der Plan eines Hofrates mit 40 (!) Mitgliedern auf – 14 davon erbländisch-österreichische –, wofür im Gegenzug das Niederösterreichische Regiment aufgelöst und die Landeshauptmannschaften gestärkt und verselbständigt werden sollten. Dahinter witterten die Landstände aber zu recht den Versuch einer Verschärfung des Zentralismus, weil alles direkt vom Hof abhängen sollte. Auch wenn damit Maximilians Plan eines gesamtstaatlichen Hofrats für das Reich und die österreichischen Erbländer vorerst am Widerstand der Stände scheiterte und dieses Vorhaben erst 1518 im Innsbrucker Libell betreffend die Hofordnung wieder aus der Schublade geholt wurde, kam es ab 1515 dann doch de facto zur weitgehenden Verselbständigung der vier niederösterreichischen Länder Österreich ob der Enns, Steiermark, Kärnten und Krain, indem deren Landeshauptmannschaften und Vizedomämter mit landesfürstlichen Landräten ergänzt wurden und so jene regimentsähnlichen Kollegien entstanden, über die dann die Stände von Österreich unter der Enns nach dem Tod Maximilians klagten, da sie weiter dem Niederösterreichischen Regiment unterstellt geblieben waren. Der Hofrat des Jahres 1518 setzte sich aus neun kaiserlichen Vertrauensleuten und neun Vertretern der österreichischen Erbländer zusammen, wovon die niederösterreichische Ländergruppe fünf und die oberösterreichische vier entsandte. Ein österreichischerbländisches Übergewicht konnte Maximilian nur verhindern, indem er fünf Vertreter des Reiches durchsetzte, die allerdings von ihm und nicht von den Reichsständen nominiert wurden.
1. Die Hof- und Zentralverwaltung 379
Das Hofstaatsverzeichnis beim Tod des Kaisers 1519 schließlich listet 15 Hofräte auf, von denen sieben aus der Hofkanzlei kamen und ein Drittel Juristen waren. Was die Reichsfürsten von einem solchen Hofrat und seinen Mitgliedern hielten, zeigten sie nach dem Tod Maximilians (1519), als sie im Rahmen der Verhandlungen über die Wahlkapitulation Karls V. forderten, für die Reichsregierung nur Deutsche und keinesfalls – wie unter Maximilian – Personen niederen Standes heranzuziehen. Ein Budgetansatz ist für den Hofrat vor 1502 nicht erhalten. Die dann in den „Gossembrot-Verträgen“ (siehe Kap. V.1.3) vorgesehenen 6.000 fl. pro Jahr erklären sich nur aus dem inzwischen erfolgten Ausscheiden der Reichsfürsten aus dem Hofrat und dessen personeller Verkleinerung auf die Hälfte. Die Spitze bildeten nun zwei Reichsgrafen als Hofmeister bzw. Hofmarschall, gefolgt von zwei weiteren Grafen, dem Hofkanzler, dem Tiroler Kanzler und Verwalter der Hofkanzlei sowie drei Herren (zwei davon aus Tirol). Der nächste Budgetansatz in Höhe von 10.000 fl. blieb nur auf dem Papier, weil die damit 1509 geplante Aufstockung des Hofrats mit je einem Vertreter aus Österreich unter und ob der Enns, der Steiermark, Kärnten, Krain, Tirol und den Vorlande nicht durchgeführt wurde, sodass der Budgetansatz von 8.000 fl. aus dem Jahr 1514 vermutlich die tatsächlichen durchschnittlichen Kosten widerspiegelt. Wirklich nachrechnen lassen sich die Kosten für den Hofrat nur 1519, da erstmals alle seine Mitglieder samt den ihnen bewilligten „Pferden“ (= Gefolge), dem Gradmesser der sozialen und politischen Stellung dieser Zeit, an der Spitze eines Hofstaatsverzeichnisses aufgelistet werden. Mit Hilfe der auf ebendiesen „Pferden“ fußenden Besoldungsvorschriften des Hofstaats- und Hofbehördenlibells von 1518 lassen sich rund 11.000 fl. pro Jahr errechnen. Obwohl laut Ordnung von 1497 auf dem Papier mit umfassender Kompetenz ausgestattet, durfte der Hofrat in der Praxis zu allen „großen und schweren Sachen“, d. h. allen innen- und außenpolitischen Fragen von Gewicht, wenn er überhaupt damit befasst wurde, nur einen Ratschlag abgeben, während Maximilian im Kreise seiner geheimen Räte die letztgültige Entscheidung traf; so festgeschrieben wurde dies allerdings erst in der Hofordnung von 1518. In Parteiensachen jedoch wurde in beiden Hofordnungen jegliche procurei (Intervention beim König) verboten. Alles sollte beim Hofrat eingebracht werden, dessen Mitglieder der rats aid daher neben dem ausschließlichen Dienst für Maximilian und der Amtsverschwiegenheit bis in den Tod ausdrücklich auch zu Unbestechlichkeit und Unparteilichkeit verpflichtete. Dies hatten auch der Hofkanzler, der Protonotar und die zwei Hofratssekretäre zu schwören. Aufgrund dieser Konzeption vor allem als „Parteienrat“ (Thomas Fellner–Heinrich Kretschmayr), was im Unterschied zum älteren offenen Rat eine stärkere Behördenmäßigkeit erforderte, bestand für die ordinari Hofräte Anwesenheitspflicht bei den im Bedarfsfall täglich von 7 bis 9 und von 12 bis 16 Uhr stattfindenden Ratssitzungen, denen sie nur im Krankheitsfall oder mit Erlaubnis der Behördenchefs fernbleiben durften. In der Praxis jedoch war der Hofrat kaum je vollzählig versammelt. Mit fortschreitenden Jahren waren immer weniger Hofräte auch tatsächlich bei Hofe anwesend, öfters nur mehr zwei oder drei, manchmal auch gar keiner, weil sie in der Diplomatie und im Krieg mit Spezialaufgaben eingesetzt wurden. Diesen Mangel versuchte man durch die verstärkte Heranziehung von nicht ständig dienstverpflichteten und daher billigeren Räten von Haus aus zu steuern. Wie die Quellen zeigen, interagierte der Hofrat nur sehr vereinzelt mit auswärtigen Mächten, wobei es sich fast ausschließlich um Empfehlungsschreiben aufgrund von Interventionen bei Hof oder um kleinere Rechtsangelegenheiten handelt. In erster Linie amtierte er als Gerichtshof und Parteienrat, sowohl in Rechts- als auch in Gnadensachen.
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V. Die Maximilianeischen Reformen
Neben Angelegenheiten des Hofes und der sog. Hofverwandten war er dabei überwiegend mit Suppliken oder Appellationen österreichisch-erbländischer Parteien beschäftigt. Solche aus dem Reich finden sich in deutlich geringerer Zahl. Während der Hofrat Maximilian in Regierung und Verwaltung der österreichischen Erbländer spürbar entlastete, blieb er für die Reichsregierung fast ohne Bedeutung, weil die sich herausbildenden reichsfürstlichen Territorialstaaten gegen einen königlichen bzw. kaiserlichen Zentralismus durch weitreichende Privilegien abgesichert waren. Da alle Versuche Maximilians scheiterten, die Reichsstände nach dem Ende ihres Reichsregimentes (1500–1502) wieder zur Mitarbeit im Hofrat zu gewinnen, besaß aufgrund der gemeinsamen Beschlüsse auf dem Wormser Reichstag von 1495 (Kammergerichts-, Landfriedens- und Handhabungsordnung) neben ihm und dem Reichstag nur noch das Reichskammergericht allgemeine Autorität im Reich, vor das teils in erster, teils in zweiter Instanz (Appellation) die Masse der kleineren und größeren Streitigkeiten im Reich gebracht wurde. Maximilian versuchte zwar, das Reichskammergericht, das zunächst in Frankfurt tagte, dann mit Sitz in Regensburg wiederbelebt und während des Landshuter Erbfolgekrieges (1504/05) nach Augsburg verlegt worden war, an seinen Hof zu ziehen, um es als Hofbehörde unter seinen Einfluss zu bringen oder zugunsten des Hofrates überhaupt aufzulösen. Unter dem Druck des Venezianerkrieges, für den er die Hilfe der Reichsstände brauchte, musste er aber 1509 hinnehmen, dass das Reichskammergericht endgültig nach Worms kam. Daneben blieb vor allem auch noch das Rottweiler Reichshofgericht eine den Hofrat ständig konkurrierende Gerichtsgewalt. Eine Einheit von Hof-, Reichs- und erbländischer Gerichtsverwaltung bestand unter Maximilian I. nur theoretisch, zumal auch er sich als Landesfürst jede Verletzung der österreichischen Gerichtsprivilegien de non evocando et de non appellando ganz entschieden verbat. Selbst die Praxis, erbländische Rechtsfälle schon in erster Instanz oder, wenn keine Appellation mehr zulässig war, wie beim Landrecht in Österreich unter der Enns, über den Umweg einer Supplik an den Hof zu ziehen und an den Hofrat zu weisen, wurde von seinen engsten Beratern in Frage gestellt, um daraus keine Präzedenzfälle werden zu lassen, sollten die Habsburger einmal nicht mehr das Heilige Römische Reich regieren. Obwohl mit der Einrichtung der Hofkammer 1498 auch auf der höchsten Ebene die zeitübliche Ressorttrennung zwischen der allgemeinen, militärischen und Gerichtsverwaltung einerseits sowie der Finanzverwaltung andererseits Platz griff, die in den österreichischen Erbländern bereits durchgeführt war, war diese auch bei den Hofbehörden insofern nicht absolut, als die Hofkammer bei sehr schwierigen und wichtigen Fragen die Mithilfe des Hofrats suchen sollte. Dass das tatsächlich auch so gehandhabt wurde, zeigen die großen Darlehensverträge auf Silber und Kupfer, die in aller Regel von einer der Hofratsspitzen mitunterzeichnet wurden. Bis 1503 verwischte sich die Ressortabgrenzung zwischen Hofrat und Hofkammer immer mehr, und beide Behörden amtierten immer öfter gemeinsam, was in der Folge wohl ebenso zum Stillstand der Hofkammerordnung beitrug, wie die Lockerung der Bestimmungen für die Gültigkeit von Zahlungsanweisungen, die ab 1503 auch von Maximilian I. allein unterschrieben sein konnten. 1507 zwar wiederbelebt, brachte das Jahr 1514 de facto die Auflösung der Hofkammer. Ihre Aufgaben übernahm ein aus Hofräten gebildeter Ausschuss, der sog. Kammerrat, während der nun als Einzelbeamter für die Finanzen zuständige Generalschatzmeister sowie der Hofkammermeister in den Hofrat einrückten, sodass ab nun seine Mitglieder meist als „Hof- und Kammerräte“ bezeichnet werden.
1. Die Hof- und Zentralverwaltung 381
Vorsitzende des Hofrats (Statthalter bzw. Hofmeister und Hofmarschälle)
1498–1499 1498–1499 1498–1502 1502–1512 1512–1519 1513
Friedrich Kurfürst von Sachsen (Statthalter) Johann Herzog von Sachsen (Stellvertreter des Statthalters) Georg Herzog von Bayern-Landshut (Hofmeister) Eitelfriedrich Graf Zollern (Hofmeister) Wilhelm Frhr. von Rappoltstein (Hofmeister) Sigmund Graf Lupfen (Hofmeisteramtsverweser)
1498–1499 1502–1509 1509–1519
Heinrich Graf Fürstenberg (Hofmarschall) Wolfgang Graf Fürstenberg (Hofmarschall) Leonhard Rauber Frhr. zu Plankenstein (bis 1511 Hofmarschallamtsverweser, dann Hofmarschall)
1513–1516
Oswald von Windischgrätz (Hofmarschallamtsverweser)
1.2. Der Geheime Rat Keinerlei Behördenmäßigkeit erlangte unter Maximilian I. das Secretum Consilium, der Geheime Rat, für den sich ad personam nur eine einzige Bestallung findet, nämlich für den Mailänder Baldassare de Pusterla 1494, allerdings ohne nähere Bestimmung seiner Pflichten. Sonst ist in den Dokumenten immer nur von „geheimen“ oder „geheimsten Räten“ die Rede, mit denen Maximilian I. die hochpolitischen Fragen von Krieg und Frieden oder die Verhandlungen mit den Reichs- und erbländischen Ständen sowie die Finanzen besprach. Fallweise wurde dazu auch die Meinung des Innsbrucker Regiments sowie der auswärtigen Gesandten am Hof Maximilians eingeholt, wobei vor 1500 der ständige Mailänder Gesandte Erasmus Brascha eine besondere Rolle für die Italienpolitik gespielt zu haben scheint. Nach 1502 waren mit den arcana Imperii in aller Regel aber die Spitzen des Hofrats (Graf Eitelfriedrich von Zollern, Graf Wolfgang von Fürstenberg) und der Hofkammer (Melchior von Meckau, Paul von Lichtenstein), der secretarius regius (Matthäus Lang), die Kanzler (Dr. Konrad Stürtzel, Zyprian von Serntein) und die führenden Sekretäre der Hofkanzlei (Nikolaus [Niklas] Ziegler, Hans Renner) befasst. Begünstigt durch die Schwäche von Hofrat und Hofkammer bildeten von 1511 bis 1513 Lang, Serntein und Lichtenstein die sog. Hecke um den Kaiser, der sie allerdings entmachtete, als sie versuchten, auch ihn selbst einzuschränken. Nach Lichtensteins Tod (1513) rückte der Generalschatzmeister Jakob Villinger in dessen Stellung ein, aber unter Ausnützung der Interessen der verschiedenen Gruppen an seinem Hof hatte Maximilian I. inzwischen dafür gesorgt, dass diese zweite Trias nicht mehr übermächtig werden und sein persönliches Regiment unterlaufen konnte, das er sich trotz aller Behördeneinrichtungen noch in seiner letzten Hofordnung ausdrücklich vorbehielt und dazu „etliche geheime Räte“ nach eigener freier Wahl beizog.
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V. Die Maximilianeischen Reformen
1.3. Die Hofkammer 1498 folgte nach dem Hofrat mit der Hofkammerordnung vom 13. Februar 1498 (RI XIV/2/1, Nr. 5869) die Einrichtung einer Zentralfinanzbehörde für das Reich und die österreichischen Erbländer, die ebenfalls den wandernden Hof begleitete und sich aus fünf Statthaltern bzw. ab 1499 fünf Räten – an ihrer Spitze der aus Sachsen stammende vormalige Hofrat Melchior von Meckau, Bischof von Brixen – zusammensetzte. Als administrativer Apparat wurden ihnen ein Oberster Schatzmeister, ein Pfennigmeister für die Hofausgaben, ein Expeditor, ein Sollizitator, ein Sekretär und ein Registrator beigeordnet. Um die laufende Kontrolle außerhalb des Hofes sicherzustellen, wurden zusätzlich drei Superintendenten über alle Einnahmen und Ausgaben bestellt (je einer für die beiden österreichischen Ländergruppen und einer für das Reich), welche gleichfalls einen Amtseid auf die Hofkammerordnung zu leisten hatten. Gleich wie im Hofrat stand ein Fürst an der Spitze, während sich der Rest aus Freiherren und Herren aus dem süddeutschen und österreichischen Raum rekrutierte, allesamt Finanzfachleute und vermögend oder mit Verbindungen zum süddeutschen Großkapital. Ebenfalls gleich dem Hofrat erscheint die Hofkammer 1502/03 personell halbiert, bis sie nach dem Ruhen der Hofkammerordnung mit der verneuten hofcamerordnung 1507 wieder den Personalstand von 1498/99 erreichte, nun allerdings mit dem Tiroler Freiherrn Paul von Lichtenstein an der Spitze, der seit der Jahreswende 1499/1500 Hofkammermitglied war, anscheinend den häufig abwesenden Meckau als Behördenchef vertrat und nach dem Auslaufen der GossembrotVerträge ab 1504 die Hauptverantwortung für die Finanzen übernommen hatte. Durch den Tod von fünf Hofkammermitgliedern seit 1511 personell immer mehr ausgedünnt, schien man 1514 zunächst zwar an eine Wiederbesetzung der Hofkammer gedacht zu haben, entschloss sich dann aber, ihre Agenden von einem Ausschuss des Hofrats besorgen zu lassen, in den zugleich der Generalschatzmeister und der Hofkammermeister eingegliedert wurden. Eine von den Landständen geforderte Wiedererrichtung der Hofkammer im Zuge der Reformen von 1518 lehnte Maximilian ab, weshalb im Hofstaatsverzeichnis von 1519 auch keine Hofkammerräte aufscheinen. Die 1498 erlassene Hofkammerordnung bestimmte, dass Zahlungsbefehle ausschließlich auf den Obersten Schatzmeister lauten durften, um die Übersicht über den Stand der Finanzen nicht zu verlieren. Dabei verstand sich Maximilian I. für sein sonst praktiziertes persönliches Regiment zu einer erstaunlichen Selbstbindung: Zahlungsbefehle, die nicht nach obiger Vorschrift ausgefertigt und ihm von jemand anderem als einem damit beauftragten officier der Hofkammer vorgelegt wurden, wollte er nicht mehr unterzeichnen; aus Vergessenheit nur von ihm allein unterzeichnete Zahlungsanweisungen sollte der Oberste Schatzmeister weder befolgen noch annehmen. Allerdings hob er diese Selbstbeschränkung 1503 wieder auf, und schon zuvor muss sie sehr löchrig gewesen sein, da die Hofkammer im August 1500 den Verwalter der Hofkanzlei sowie den persönliche Sekretär Maximilians I. und drei weitere Sekretäre aufforderte, die von ihnen ausgefertigten Verschreibungen von Pflegen, Ämtern und Geld sowie andere derartige camerhenndl der Hofkammer zu melden und in Zukunft nichts ohne Wissen der Hofkammer vom König unterzeichnen zu lassen. Dessen persönlicher Sekretär sollte zusätzlich das bisher verwendete große Siegel abliefern und nur noch ein kleines Sekretsiegel verwenden. Die Statthalter der Hofkammer sollten sich zu täglichen Sitzungen, sooft es die Geschäfte erfordern, versammeln. Für die Jahre 1498, 1500 und 1501 lassen sich die
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einzelnen Sitzungen und die dabei behandelten Materien sehr gut anhand der Hofkammerbuchhaltung nachverfolgen. Geheime und steckend (strittige) Sachen musste die Hofkammer Maximilian zur Entscheidung vorlegen, andere schwierige Fälle, die sie allein nicht lösen konnten, dem Hofrat. Von 1498 bis 1499 waren die Hofkammerstatthalter dazu verhalten, alles Geld durch die zwei Schatzmeister sowie durch den Tiroler Kammermeister und den Pfennigmeister auf Maximilians Etatpläne hin ausgeben zu lassen und keine höheren Zahlungsbefehle zu erteilen, als tatsächlich Geld aus den laufenden Einnahmen vorhanden war. Diese hatten der Reichsschatzmeister aus dem Reich und der Oberste Schatzmeister aus den Erbländern einzuheben und der Hofkammer abzuliefern. Mit dem Ende der Innsbrucker Schatzkammer (1499) löste sich dieses strikte Ausgabenund Einnahmensystem auf. Die Hofkammerreform vom Dezember 1499 (RI XIV/3/1, Nr. 9635) bestimmte, dass Zahlungsanweisungen nun wieder direkt an die Vizedome und Amtleute der niederösterreichischen Länder ergehen konnten, wobei Summen über 100 fl. (1507 wurde dieser Grenzbetrag auf 20 fl. herabgesetzt) neben der Unterschrift eines Hofkammerrates auch jener Maximilians bedurften. Für die Einbringung der Überschüsse von den Vizedomen und Amtleuten der niederösterreichischen Länder blieb der Faktor des früheren Obersten Schatzmeisters, der nun als Hofkammermeister in die Hofkammer inkorporiert wurde, zuständig, während die Überschüsse der Amtleute der oberösterreichischen Länder in die Tiroler Kammer flossen und vom dortigen Kammermeister etatgebunden verwendet wurden. Für den Unterhalt seines Hofes und den seiner Gemahlin, Bianca Maria Sforza, erstellte Maximilian 1498 einen Jahresetat in Höhe von 100.000 fl., welche die Hofkammer in Vierteljahresraten durch den Obersten Schatzmeister an den Pfennigmeister auszuzahlen hatte, der davon alle ordentlichen und außerordentlichen Hofausgaben tätigte. Mit der Reform Ende 1499 übernahm die Hofkammer die Agenden des Obersten Schatzmeisters und zahlte nun die notwendigen Gelder direkt dem Pfennigmeister für die Bezahlung von Zahlmeister (Garde, Söldner) und Hofamtleuten aus. Der frühere Oberste Schatzmeister Balthasar Wolf von Wolfstal wurde nun Hofkammermeister, scheint aber nur die Rechnungskontrolle über die Zahlmeister und Zahlschreiber ausgeübt zu haben. Im Zusammenhang mit den Gossembrot-Verträgen schuf man 1502 das Amt des Kon trollors (RI XIV/4/1, Nr. 15863 und 16306b), das auch nach Auslaufen der GossembrotVerträge (1504/06) bis 1519 beibehalten wurde. Die Kontrollore hatten wöchentlich im Beisein des Rechenmeisters (dieses Amt wurde anscheinend 1500 geschaffen, spätestens 1507 aber wieder aufgegeben), des Buchhalters und des Pfennigmeisters mit den Hofoffizieren und Amtleuten abzurechnen und diese auch sonst laufend zu überwachen. Doch wie die großangelegte Revision durch Paul von Lichtenstein im Jahre 1511 und andere Quellen zeigen, herrschte am Hof mit fortlaufenden Jahren immer größere Unordnung, deren Folge mangelnde Übersicht und fehlende Abrechnungsunterlagen waren. Wie die sog. Gedenkbücher im Verein mit den Akten dokumentieren, besorgte die Hofkammer vor allem die Finanzverwaltung und die Hofausgaben, während die eigentliche Finanzpolitik, die im Wesentlichen unter Maximilian I. Darlehens- und Verpfändungspolitik war, den Generalschatzmeistern und Finanzsonderbevollmächtigten (Simon von Hungersbach, Hans von Landau, Balthasar Wolf von Wolfstal, Heinrich Wolf von Wolfstal, Georg Gossembrot, Hans von Stetten, Paul von Lichtenstein und Jakob Villinger) oblag. Unter ihnen ragten drei „Finanzer“ heraus: Georg Gossembrot († 1502), der, abgesichert durch zwei Pfandverschreibungen auf die gesamten ordentlichen Jahreseinkünfte der österreichischen Erbländer – den „Oberösterreichischen Vertrag“ 1501 und
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V. Die Maximilianeischen Reformen
den „Niederösterreichischen Vertrag“ 1502 –, den gesamten ordentlichen Haushalt mit einem Gesamtvolumen von 178.600 fl. bevorschusste, wodurch die Nachteile der älteren Ämterpacht vermieden blieben. So konnten bis zur Auflösung der Verträge mit Gossembrots Testamentsvollstreckern Lukas Gassner und Hans Baumgartner (1504) 120.000 fl. Schulden abgebaut werden, ohne auf die außerordentlichen Einnahmen (im Wesentlichen die von den Ständen bewilligten Steuern) zurückgreifen zu müssen. Diese speisten den 1502 Heinrich Wolf von Wolfstal übertragenen außerordentliche Haushalt, dessen Volumen aufgrund der Diskrepanz zwischen bewilligten und tatsächlich geleisteten Steuern nicht seriös anzugeben ist. Auf Gossembrot folgte Paul von Lichtenstein († 1513), der neben seinen finanziellen Leistungen – 1504 bis 1512 bewegte er im ordentlichen Haushalt ein Geldvolumen von rund 840.000 fl. Einnahmen und 870.000 fl. Ausgaben – durch eine großangelegte Revision der Hoffinanzverwaltung 1511 sowohl arbeitstechnischen Mängeln als auch Korruption und Unterschleif zu steuern suchte, aber am Widerstand des Apparats letztlich scheiterte. Lichtensteins Nachfolger wurde Jakob Villinger († 1529), der nach seinen Anfängen im Bereich der Finanzregistratur und Finanzbuchhaltung (Registrator 1501–1502, Verweser der Hofkammerbuchhaltung und Finanzregistratur ab September 1502, Buchhalter ab September 1503) seinen eigentlichen Aufstieg 1508 mit der Verwaltung des Hofkammermeisteramts für den kriegsbedingt abwesenden Balthasar Wolf von Wolfstal begann. 1512 zum Schatzmeister aller Einkünfte mit Ausnahme der des Reiches und Österreichs bestellt, übernahm er nach dem Tod des Hans von Landau im Jahr 1513 auch die Geschäfte des Reichschatzmeisters und stieg 1514 zum Generalschatzmeister auf. Damit setzte sich unter dem Druck der kriegsbedingten, außerordentlichen Finanznot endgültig der Typ des monokratischen Kreditpolitikers gegenüber der kollegialen Kammerverwaltung durch. Bei der 1514 begonnenen Hofstaats- und Hofbehördenreform wurde anfänglich zwar noch an Kollegialität gedacht und die Hofbuchhalterinstruktion vom Februar noch auf eine Hofkammer abgestimmt, diese wurde dann aber zugunsten der Monokratie aufgegeben und Villinger zum Generalschatzmeister bestellt, sodass am 1. Januar 1515 eine entsprechend abgeänderte Hofregistratur- und Hofbuchhaltungsordnung sowie eine ganz auf die monokratische Finanzpolitik Villingers abgestimmte Einnehmer- und Hofstaatsgeldordnung erlassen werden mussten. Neben diesen unmittelbaren Auswirkungen für die Hofverwaltung zeigten sich auch mittelbare im Bereich der Ländergruppenverwaltung, da Villinger auch die Vizedome und Exemtämter der niederösterreichischen Länder (die Salzämter zu Aussee und Gmunden, die Aufschläge zu Engelhartszell, Tarvis und Laibach sowie die Mauten zu Vordernberg, Eisenerz, Rottenmann, Oberdrauburg und Kötschach-Mauthen) unterstellt waren. Für die Niederösterreichische Raitkammer in Wien war das der Anfang vom Ende, während es für die Innsbrucker Raitkammer zu einer sprunghaft ansteigenden Arbeitslast führte, da sie als einzig verbliebene Kontrollinstanz der Hof- und erbländischen Finanzen den gesamten öffentlichen und privaten Haushalt abrechnungstechnisch zu bewältigen hatte. Es ist vermutlich kein Zufall, dass beginnend genau mit dem Jahr 1514 die Oberösterreichischen Kammerraitbücher nicht mehr jährlich abgerechnet wurden, wie bisher, sondern geschlossen erst 1521. Villingers Tätigkeit als Generalschatzmeister entwickelte eine Eigendynamik, die ihn zu einem immer größeren persönlichen Risiko zwang, wie seine Generalabrechnung 1527 mit einer aushaftenden Schuldforderung von über 200.000 fl. belegt, nachdem er von 1510 bis 1519 ein Geldvolumen von rund 1,1 Mio. fl. Einnahmen und 1,3 Mio. fl. Ausgaben bewegt hatte.
1. Die Hof- und Zentralverwaltung 385
Hofkammerpräsidenten 1498–1506? 1507–1513
Melchior von Meckau, Bischof von Brixen Paul von Lichtenstein
1.4. Die Kriegskammern und Kriegsräte 1502/03 ist vereinzelt von der Einrichtung einer „Kriegskammer des Heiligen Reiches“ die Rede. Der in der Literatur vermutete enge personelle Zusammenhang mit der Hofkammer lässt sich weder verifizieren noch falsifizieren, da weder eine Ordnung noch ein Personalstand überliefert sind. Weil diese „Kriegskammer“ spätestens im Landshuter Erbfolgekrieg (1504/05) amtiert haben müsste, ist sie über das Planungsstadium offensichtlich nicht hinausgekommen. Anders verhält es sich mit der Kriegskammer in Trient nach dem Ausbruch des Venezianerkrieges (1508–1516), für die zumindest das registrierte Konzept ihrer Instruktion vom 2. März 1508 samt Personalstand erhalten ist. Acht der dort genannten zehn „Räte und Verwalter der Kriegskammer“ waren nicht personengleich mit der Hofkammer, aus der nur der Pfennigmeister und der Proviantmeister stammten. Vielmehr ging es um militärische Führung und Strafgerichtsbarkeit, wie die Zusammensetzung aus fünf Hauptleuten – an ihrer Spitze einer der Innsbrucker Statthalter, nämlich der Oberste Zeugmeister und Feldhauptmann der Grafschaft Tirol, Hans Kaspar von Laubenberg, und der Hauptmann der vier Waldstädte am Rhein, Ulrich von Habsberg, als Feldmarschall – sowie zwei Juristen und einem Profos zeigt. Weil offenbar überhastet eingerichtet und ihren Aufgaben hinsichtlich Besoldung und Nachschub nicht gewachsen, ist schon Ende März 1508 nirgends mehr von dieser „Kriegskammer“ die Rede. Ihre Mitglieder erscheinen nun teils im Kriegsrat des Markgrafen Kasimir von Brandenburg in Calliano, teils im Kriegsrat des Bischofs Georg von Neudegg in Trient. Für alle weiteren Kollegien wird in den Dokumenten nie mehr die Bezeichnung „Kriegskammer“ verwendet. Unter verschiedenen Titeln handelte es sich um lokale bis regionale Kriegsräte samt Kompetenzen für eine Art Militärregierung und Verwaltung. Während der Kriegsrat in Lienz unter dem Inhaber der dortigen Herrschaft und Tiroler Landhofmeister Michael von Wolkenstein nicht wirklich zustande kam, lassen sich solche Kollegien für Verona und Görz, wo der Oberste Feldhauptmann der niederösterreichischen Länder, Herzog Erich I. von Braunschweig-Lüneburg, zeitweise sogar von einer Frau, nämlich seiner Gemahlin Katharina von Sachsen, vertreten wurde, von 1509 bis 1516 ständig nachweisen sowie ansatzweise 1510 für Villach. Die angedachte Verlegung der Regimente von Innsbruck bzw. Wien nach Bozen bzw. Villach wurde nicht umgesetzt, sondern 1511 bis 1514 Matthäus Lang als „Generalstatthalter in Italien“ gemeinsam mit einem neunköpfigen Kollegium aus Hauptleuten, an deren Spitze Markgraf Gianfrancesco II. Gonzaga von Mantua als Generalhauptmann der kaiserlichen Truppen in Italien stand, die oberste Führung des Krieges anvertraut. Nach Langs Abberufung übernahm der spanische Vizekönig von Neapel, Ramón de Cardona, als kaiserlicher Generalhauptmann das Kommando, bis es 1516 erstmals von Maximilian I. persönlich übernommen wurde, um den drohenden Verlust Veronas abzuwenden, wobei er allerdings scheiterte und der Friedensvermittlung seines Enkels Karl (V.), seit 1515 König von Spanien, zustimmen musste. In den genannten Kollegien die Wurzel des späteren Hof-
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kriegsrates zu sehen, erscheint problematisch, weil sich dieser in Österreich wie in Spanien aus dem Hofrat und aus dem Geheimen Rat herausentwickelt hat.
1.5. Die Hofkanzlei 1494 übernahm Erzkanzler Berthold von Henneberg, Erzbischof von Mainz, die persönliche Führung der römischen Kanzlei (Reichskanzlei), sodass sich Dr. Konrad Stürtzel von Buchheim auf die Leitung der Hofkanzlei beschränken musste. Bis zur Abforderung des Siegels von Erzkanzler Berthold 1503 bestanden damit auf oberste Ebene zwei Kanzleien nebeneinander, nämlich die Reichskanzlei, der mit der Gründung des Reichskammergerichts 1495 auch die dortige, von einem Protonotar geführte Kanzlei unterstand, und die Hofkanzlei. Erst mit der Reichskanzleiordnung vom Herbst 1498 (RI XIV/2/1, Nr. 6699) wurden die Kompetenzen genauer abgegrenzt, während die vorausgehenden Ordnungen für die Reichskanzlei (1494) und die Hofkanzlei (vermutlich 1497) nur die inneren Abläufe und die Pflichten der Sekretäre, der Schreiber sowie des Registrators geregelt hatten. Nach 1502/03 (Auflösung des Reichsregiments) bestand nur die Kammergerichtskanzlei weiter, während die Reichskanzlei auf die Schreibgeschäfte der Reichstage beschränkt blieb, da die Hofkanzlei wieder unterschiedslos Hof-, Reichs- und erbländische Schriftstücke ausfertigte. 1500 umfasste die Hofkanzlei laut einer Winterkleidungsquittung vom Dezember einschließlich ihrer Knechte und Diener (darunter zwei Köche, ein Kellner und ein Schmied) 44 Personen, wovon 26 dem schreibenden Personal zuzurechnen sind. Dieser Personalstand blieb bis 1519 ziemlich gleich, nur das Verhältnis zwischen Sekretären und Kanzleischreibern kehrte sich von 9:15 zu 14:8 um. Die Besoldungs- und Unterhaltskosten sowie der Aufwand für Kanzleibedarf sollten aus den Kanzleitaxen finanziert werden. Über ihre Höhe haben sich aus maximilianeischer Zeit keine Taxregister erhalten, sondern nur Einzelnachrichten, die zugleich auch zeigen, dass es bei der Einhebung der Taxen immer wieder zu Problemen kam. Neben den Taxen war die Annahme von Trinkgeldern in „geziemender Höhe“ erlaubt. Wohl um Bestechlichkeit möglichst hintanzuhalten, wurden die Sekretäre, fallweise aber auch die Kanzleischreiber, relativ häufig mit heimfallenden Lehen oder Anteilen daran begabt. Der mit ca. 30 % noch relativ hohe Anteil an Klerikern unter den Kanzlisten, aus denen sogar ein Erzbischof und vier Bischöfe hervorgingen, um nur die Spitzenkarrieren zu nennen, erhielt geistliche Benefizien. Wie Hofrat und Hofkammer zog natürlich auch die Hofkanzlei mit dem wandernden Hof mit (wobei manchmal schon eine Brieflade verloren ging) und wurde in möglichster Nähe zum König (Kaiser) und den Hofbehörden einquartiert. Ständig bei sich hatte der König nur seine persönliche Kabinettskanzlei (1494–1503 unter Matthäus Lang als secretarius regius bzw. camersecretari, 1503–1519 unter Gabriel Vogt mit zwei Schreibern und Marx Treitzsauerwein als Geheimschreiber). In der Praxis gliederte sich die Hofkanzlei in sachliche (Sekretariat des Königs bzw. Kaisers, des Hofrats und der Hofkammer) und sprachliche (Deutsch, Latein, Französisch) Zuständigkeiten mit jeweils ein bis zwei Sekretären, aber alles noch mit fließenden Übergängen, selbst bei der von der Hofkammerordnung an sich geforderten scharfen Abgrenzung der Schriftstücke finanziellen Inhalts, die eigentlich nur von den Hofkammersekretären bzw. ab 1514 von den Finanzsekretären ausgestellt und unterschrieben sein sollten. Eine schon vorher angedeutete territoriale Zu-
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ständigkeit war erst ausdrücklich in der Hofordnung 1518 mit je einem Sekretär für das Reich, die oberösterreichische und die niederösterreichische Ländergruppe vorgesehen. 1513 hatten sich die einzelnen Abteilungen schon so weit verselbständigt, dass ihre führenden Sekretäre Front gegen Hofkanzler Serntein machten, der fürchtete, Maximilian I. könnte auf ihre Einflüsterung hin sein Amt abschaffen und sich der führenden Sekretäre allein bedienen, da der Kaiser ihn sechs Monate lang nicht an den Hof zurückkehren ließ. Arbeitsbeginn in der Hofkanzlei war im Sommer um 6 Uhr, im Winter um ca. 7 Uhr. Unterbrochen von drei Essenspausen wurde bei Bedarf auch bis in die Nacht hinein gearbeitet, sieben Tage die Woche. Ein Formelbuch, wie das für die burgundische Kanzlei von Claude Carondelet zusammengestellte, fehlt zwar, aber immer wieder ist die Rede vom stilus cancellariae, der einzuhalten sei bzw. dem eine Urkunde nicht entspreche. Gelernt wurde der Kanzleistil anscheinend in der Praxis, wobei man als Unterschreiber oder, im Falle eines absolvierten Studiums, als Schreiber begann. Bei großen Massen, wie offenen Mandaten oder Ausschreiben ins Reich, bediente man sich immer häufiger der Drucktechnik und, ab 1507, eines Stempels („Katsched“) des kleinen königlichen Handzeichens per regem, der trocken aufgedrückt und dann mit Tinte nachgezogen wurde; das normalerweise eigenhändige per se Maximilians I. wurde fallweise in seinem Auftrag von einem Vertrauensmann hinzugefügt. Einen Stempel mit dem großen Handzeichen (Maximilianus rex) gab es nicht, und der mit der Annahme des Titels eines „erwählten Kaisers“ 1508 eigentlich zu erwartende Stempel per Caesarem erscheint erst nach dem Ende des Venezianerkrieges ab 1516. Hofkanzler 1494–1509 1509–1519
Dr. Konrad Stürtzel von Buchheim (1493–1494 römischer Kanzler) Zyprian von Serntein (1500–1509 Verwalter der Hofkanzlei)
1.6. Registratur, Buchhaltung und Archiv Die Registratur, die in erster Linie Kontrollzwecken, aber auch als „schriftliches Gedächtnis“ diente, teilte sich 1494 in eine der Reichskanzlei und in eine der Hofkanzlei, aus der im Zuge der Hofreformen 1497/98 die Hofkammersachen herausgelöst und einem eigenen Hofkammerbuchhalter übertragen wurden. Durch die Auflösung der Hofkammer 1514 obsolet geworden, wurde diese Abtrennung der Finanzangelegenheiten mit der Hofregistratur- und Hofbuchhalterordnung vom 1. Januar 1515 wieder aufgehoben. Bis 1506 führte man die gesamte Registratur mit dem wandernden Hof mit. Ab dann wurden die vollgeschriebenen Bücher und die nicht mehr am Hof benötigten Unterlagen nach Innsbruck geschickt, wofür man dort ein eigenes Haus anmietete und einen eigenen Registrator bestellte. Auch in den Burgen von Wien und Wiener Neustadt wurden wertvolle habsburgische Hausurkunden verwahrt, während sich die „Principal-Truhe“ (vermutlich mit den wichtigsten Reichsurkunden) in Ulm befand. Alle diese Gewölbe und Truhen wurden unter strengstem Verschluss gehalten. Nach dem Tod Maximilians I. in Wels 1519 wurde der Hofbuchhalterstellvertreter umgehend mit der Hofregistratur nach Innsbruck geschickt, während die ungeordneten Materialien Hofkanzler Sernteins († 1524) erst 1533 mit drei Wagen von Schloss Fragenstein nach Innsbruck überführt wurden. Die Ordnung und Inventarisierung der Innsbrucker und Wiener Archivalien
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wurde die Lebensaufgabe Wilhelm Putschs, die in Innsbruck 1540 mit einem fünfbändigen und in Wien 1547 mit einem vierbändigen sowie einem Görzer Repertorium, alle mit Index, abgeschlossen war.
2. Die Ländergruppenzentralbehörden Mit dem Tod Kaiser Friedrichs III. (1493) war die spätmittelalterliche Herrschaftsteilung der Habsburger vorerst überwunden und alle ihre österreichischen Länder waren wieder in einer Hand vereinigt. Ein einheitlicher Verwaltungskomplex einschließlich der von Maximilian I. seit 1477 regierten burgundischen Länder scheint zwar kurz angedacht worden zu sein, aber die Planungen dafür kamen über einen ersten groben Entwurf nicht hinaus, zumal dagegen entschiedener Widerstand der Generalstaaten zu erwarten war. Vielleicht befürchtete man in den österreichischen Ländern Ähnliches, sodass man auch sie nicht zentral, sondern entlang der Hauptbruchlinie der früheren habsburgischen Länderteilungen in zwei Ländergruppen verwaltete. Tirol und die Vorlande bildeten die sog. oberösterreichischen Länder, von denen die gefürstete Grafschaft Tirol, die Herrschaften vor dem Arlberg, die Reichslandvogtei Schwaben, die Markgrafschaft Burgau, die Landgrafschaft Nellenburg, die Herrschaft Hohenberg und die Donaustädte (Ehingen, Riedlingen und Saulgau) unmittelbar dem Innsbrucker Regiment unterstanden. Das Elsass, der Sundgau, der Breisgau, die vier Waldstädte am Rhein (Rheinfelden, Säckingen, Laufenburg und Waldshut) und der Schwarzwald unterstanden dem Obersten Hauptmann und Landvogt im Elsass, ab 1510 Chef des neuen Regiments zu Ensisheim. Deren Oberbehörde war das Innsbrucker Regiment, dem ab 1504 auch die Landvogtei im Unterelsass zu Hagenau (ab 1512 vereinzelt als Regiment bezeichnet) unterstand, nachdem Maximilian I. nach Verhängung der Reichsacht über Philipp von der Pfalz die an Kurpfalz verpfändete Reichslandvogtei eingezogen hatte. Die beiden Österreich unter und ob der Enns, Steiermark, Kärnten und Krain samt der Windischen Mark, Möttling, Istrien und den Herrschaften auf dem Karst bildeten die sog. niederösterreichischen Länder, deren Eigenständigkeit zwar insofern aufrecht blieb, als die Landeshauptmannschaften sowie die Landschreiber- und Hubmeisterämter bzw. ab 1498 einheitlich Vizedomämter weiter bestanden, aber sie erhielten zuerst mit den Ländergruppenbehörden (Regiment und Rechenkammer) und dann mit den Hofzentralbehörden (Hofrat und Hofkammer) vorgesetzte Behörden, deren Weisungen sie auszuführen hatten bzw. an die der Instanzenzug ging.
2.1. Die Regimente in Innsbruck, Ensisheim und Hagenau bzw. in Wien und Linz In den niederösterreichischen Ländern hatte es im Laufe des 15. Jahrhunderts schon Statthalterschaften mit allgemeiner Verwaltungs- und Gerichtskompetenz gegeben, und zwar sowohl als landesfürstlich bestimmte Kollegien wie z. B. die 14 „Anwälte“ Herzog Albrechts V. als auch als ständisch bestimmte wie z. B. die zwölf „Anwälte“ Friedrichs III. oder die zwölf „Anwälte“, die für Ladislaus Postumus die vormundschaftliche Regierung
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führten. Unter Friedrich III. wurden keine dauernden Statthalterschaften mehr bestellt, sondern nur in bestimmten Notfällen Einzelpersonen damit betraut, etwa der Kammerprokurator Dr. Johannes Keller für Wien oder der Erzbischof von Gran, Johann Beckenschlager, für Österreich, Steiermark, Kärnten und Krain nach der Flucht des Kaisers vor den anrückenden Ungarn. Anders war die Entwicklung in Tirol und den Vorlanden, in den Ländern Erzherzog Sigmunds, den die Landstände im „geordneten Rat“ von 1487 („Meraner Regiment“) weitgehend entmachteten und unter Kuratel stellten, um den von den „bösen Räten“ des Erzherzogs unterstützten Griff der bayerischen Wittelsbacher nach Tirol und den Vorlanden im Einvernehmen mit Friedrich III. und Maximilian I. abzuwehren und das Land zu entschulden.
2.1.1. Das Innsbrucker Regiment Im Gegensatz zu Erzherzog Sigmund, der 1490 gegen eine lebenslange Jahrespension von 52.000 fl. Tirol und die Vorlande an Maximilian I. übergab, war für diesen nach der Herrschaftsübernahme die Einrichtung eines Kollegiums von „Statthaltern, Räten und Anwälten“ zunächst nicht Folge landständischen Drucks bzw. Mitregierungsanspruchs (dieser wurde erst ab 1505 und insbesondere ab 1508/09 wirksam), sondern die Notwendigkeit, Regierung und Verwaltung für die Zeit seiner Abwesenheit als Herzog von Burgund und römischer König sicherzustellen. Dies brauchte zunächst wohl deshalb keine nähere Ordnung als die tatsächlich erfolgte gewalt (Bevollmächtigung) seitens des neuen Landesfürsten, alle Angelegenheiten stellvertretend für ihn wahr zu nehmen. Die Verwaltungsorganisation Tirols konnte unverändert bleiben, weil sie bereits gut entwickelt war, und die personelle Kontinuität im Regiment wurde fast durchgehend gewahrt, da Maximilian I. keinen Grund hatte, nicht jenen die Statthalterschaft anzuvertrauen, die sich gegen die „bösen Räte“ und die Wittelsbacher Expansionsbestrebungen bereits bewährt hatten. Als notwendig erachtet wurde 1490 offenbar nur eine Ordnung für die Siegelführung: Nur im Rat durfte gesiegelt werden, und zu verwahren hatte das Siegel der Hofmeister. Dies änderte sich mit der neuen Ordnung für die Regierung und Verwaltung der oberösterreichischen Ländergruppe am 24. Dezember 1499 (RI XIV/3/1, Nr. 9632) samt Nachtragsverordnung vom 27. Januar 1500 (RI XIV/3/1, Nr. 9760), nachdem sich die ab 1496 amtierende und 1498 kompetenzmäßig auf die neue Hofkammer abgestimmte Allgemeine Österreichische Schatzkammer (Kap. V.2.2.1) nicht bewährt hatte. Ab nun verwahrte der Tiroler Kanzler das Siegel selbst, da er als dritter Mann nach Landhofmeister und Regimentsmarschall an der Spitze des Regiments einrückte. Von den alten Kompetenzen wurde dem Regiment mit der Ordnung von 1499 grundsätzlich die allgemeine Stellvertretung des Landesfürsten mit den entsprechenden Ordnungs- sowie Schutz- und Schirmaufgaben erneuert, jedoch ausdrücklich ohne die Befugnis, auch Landtage abzuhalten. Zugleich wurde die bisherige Gewohnheit bestätigt, alle Quatember (Vierteljahre) als ordentliches Gericht das in Tirol im Gegensatz zu den fünf niederösterreichischen Ländern ungetrennte Land- und Hofrecht nördlich des Brenners abzuhalten, während dies südlich des Brenners Aufgabe des Hauptmanns an der Etsch war, wie der Landeshauptmann Tirols meist genannt wurde. Neu war dabei die Verfahrensvorschrift, dass den Parteien bzw. deren Anwälten nur noch drei Anhörungen zustanden, um die Prozesse zu beschleunigen. Neu neben der alten Funktion des Regiments
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als Lehnsgericht, als Schiedsgericht im Güteverfahren und als Appellationsgericht war auch seine Funktion als Verwaltungsgericht für kleinere Streitfälle zwischen der Rechenkammer und den Amtleuten, während größere Streitfälle an die Hofkammer zu weisen waren. Weiters verblieb dem Regiment die Vergabe der Erblehen und kleiner geistlicher Lehen an den Grenzen Tirols und der Vorlande, um durch rasche Belehnung ihre Entfremdung zu verhindern, während strittige und fällige Lehen sowie alle geistlichen Lehen bis auf vorgenannte Ausnahme dem Hofrat zur Verleihung durch Maximilian I. zu melden waren. Ebenfalls wieder in die Kompetenz des Regiments fiel ab 1499 die Aufsicht über die Bergwerke. Die dem Regiment 1496 entzogenen Finanzkompetenzen bekam es zunächst nur für Ausgaben bis 100 fl. zurück, während für alle höheren Ausgaben und für sämtliche Geldanforderungen aus den Ämtern ein Befehl der Hofkammer an den Tiroler Kammermeister vorliegen musste. Nur für den Kriegsfall wurden Regiment und Rechenkammer gemeinsam bevollmächtigt, selbständig Geld aufzubringen. Um den Staatshaushalt zu sanieren, wurde am 28. August 1501 der sog. Oberösterreichische Vertrag auf dreieinviertel Jahre (RI XIV/3/1, Nr. 12393) und am 3. Januar 1502 der sog. Niederösterreichische Vertrag auf drei Jahre (RI XIV/4/1, Nr. 15842) mit Georg Gossembrot abgeschlossen, der sowohl Mitglied des Regiments als auch Haupt der Rechenkammer in Innsbruck war und hinter dem das Kapital des Augsburger Bankund Handelshauses gleichen Namens stand. In diesen Verträgen hatte sich Gossembrot zur Bevorschussung des gesamten österreichisch-erbländischen Staatshaushaltes mit fester Ausgabenplanung verpflichtet, wofür ihm sämtliche ordentlichen Einnahmen als Rückzahlung verschrieben waren, nicht aber die Verfügungsgewalt über die einzelnen Ämter, womit die klassische Ämterpacht mit all ihren nachteiligen Folgen vermieden blieb. Für den Vollzug des Niederösterreichischen Vertrages mit Gossembrot wurde mit Hans von Stetten erstmals ein niederösterreichischer Kammermeister eingesetzt, der gemeinsam mit einem Gegenschreiber die ordentlichen Einnahmen und Ausgaben durchzuführen und darüber einmal jährlich den niederösterreichischen Raiträten in Wien Rechnung zu legen hatte. Für die vom Vertrag nicht betroffenen außerordentlichen Einkünfte – hauptsächlich waren das die außerordentlichen Steuern – und ihre Verwendung nach Weisung der Hofkammer wurde mit dem Nürnberger Großkaufmann Heinrich Wolf von Wolfstal für die Laufzeit der Gossembrot-Verträge ein eigener Einnehmer bestellt, der einmal jährlich vor der Innsbrucker Raitkammer abzurechnen hatte. Als Gossembrot im Juni 1502 verstarb, wurden seine Testamentsvollstrecker in das Innsbrucker Regiment aufgenommen, das zugleich wieder zu Darlehensoperationen mit den Fuggern und anderen Augsburger Großkaufleuten und Bankiers bevollmächtigt wurde. Nach der letztmaligen Verlängerung der Gossembrot-Verträge bis Ende 1506 übernahmen Regiment und Rechenkammer die Verbindlichkeiten aus dem Oberösterreichischen Vertrag und damit gemeinsam mit Paul von Lichtenstein, der 1507 und 1509 weitreichende Sondervollmachten für Kreditoperationen bekam, de facto wieder die Haushaltsplanung der Tiroler Finanzen. Festgeschrieben wurde dies 1509 im Bozener Landtagsabschied, der dem Innsbrucker Regiment, gestützt auf die Tiroler Stände, deren Geld- und Truppenhilfe für Maximilian I. nach den ersten Niederlagen gegen die Venezianer unabdingbar wurde, eine neue Qualität brachte, nämlich umfassende Regierungsbefugnisse einschließlich der Finanzen, in die Maximilian I. nicht eingreifen durfte; selbst Landvögte, Hauptleute und Pfleger konnte er nur mehr mit Rat des Regiments ein- oder absetzen. Vorbehalten blieben ihm nur das Nachbesetzungsrecht von Regenten, die Verleihung der geistlichen und weltlichen Lehen sowie die Vergabe im Krieg eroberter und konfiszierter Güter. Hatte 1496 der
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Widerspruch gegen Maximilians finanzielle Forderungen ohne Rücksicht auf die Überschuldung der Tiroler Kammer für das Regiment noch zum Entzug der Finanzkompetenzen geführt, setzten sich 1509 die Statthalter und Regenten mit ihrer Forderung nach Verknüpfung ihrer nun dreijährigen Funktionsperiode mit einem festen Etat (stat) durch, um der Verschuldung Grenzen und Maximilians Eingriffen Schranken zu setzen. Als diese nach Ablauf der dreijährigen Funktionsperiode am 24. Dezember 1511 sofort wieder sprunghaft anstiegen, forderten die Statthalter und Regenten als Bedingung für die Weiterführung der Geschäfte erneut einen festen Haushaltsplan ohne kaiserliche Eingriffsmöglichkeiten. Zunächst lehnte Maximilian I. ab. Als aber das Regiment ihm drohte, die Geschäfte niederzulegen und einen Landtag einzuberufen, der wohl ein ständisches Regiment wie zu Zeiten Erzherzog Sigmunds gebracht hätte, lenkte er ein und verlängerte zu Weihnachten 1512 das Regiment rückwirkend ab Weihnachten 1511 für weitere vier Jahre. Die Frage des Tiroler Haushalts und seiner Führung blieb zunächst offen, bis man sich 1513 auf 10.000 fl. jährliches Fixum für den Kaiser einigte, dem auch ein allfälliger Haushaltüberschuss zustehen sollte. 1515 wiederholten sich diese Verhandlungen zur Regimentsverlängerung, wenn auch mit einer wesentlich höheren Summe, nämlich rund 70.000 fl., die Regiment und Rechenkammer für den Verzicht auf kaiserliche Eingriffe in die Tiroler Finanzen zu den 120.000 fl. jährlich beisteuern mussten, die Maximilian I. in der neuen Ordnung für den Unterhalt seines Hofes festgesetzt hatte und wovon die restlichen 50.000 fl. aus der niederösterreichischen Ländergruppe kamen. Bei der Regimentsverlängerung war mit der Klausel bis auf Gefallen ein beiderseitiges Kündigungsrecht vorbehalten, von dem die Statthalter und Regenten im Frühjahr 1518 Gebrauch machten, nachdem sie bereits im November 1516 aufgrund der finanziell völlig erschöpften Tiroler Kammer ihren Rücktritt angeboten hatten, da Regierung und das ganze wesen [zeitgenössisch stehen die Begriffe stat und wesen nebeneinander und sind noch nicht zu „Staatswesen“ zusammengezogen] ernider ligen muesste, wenn der Kammer nicht von außen geholfen werde. Da dies nicht der Fall und der von Maximilian I. 1518 vorgeschlagene Finanzierungsplan undurchführbar war, gab es bis in den November 1518 keine aufgericht oder besteet Regierung. Von der Hofkamarilla, die schon 1509 am liebsten „Pech und Schwefel“ in das Innsbrucker wesen geworfen hätte, wurden Regiment und Rechenkammer der Misswirtschaft, Schwarzmalerei, Untreue, mangelnden Leistungswillens und persönlicher Bereicherung beschuldigt. Dagegen verteidigten sie sich mit einem Auszug der Ausgaben der Tiroler Kammer in den letzten neun Jahren, in Summe 2,7 Mio. fl., lehnten aber ab, als sie der Kaiser für weitere sechs bis acht Jahre mit der Regierung betrauen wollte. Am 9. November konnte er Regiment und Rechenkammer daher nur zur Führung aller Geschäfte bis 24. Dezember 1518 bevollmächtigen, erreichte dann aber doch ihr Versprechen, anschließend wenigstens Regierung und Verwaltung bis auf die Finanzen weiterzuführen, für die sie letztmalig einen Etat bis zum 24. Dezember erstellten. Nach dem Tod Maximilians I. (12. Januar 1519) amtierte das Regiment unter Beiziehung eines von ihm angeforderten landschaftlichen Ausschusses auf Ersuchen der Stände unverbündlich weiter, bis seine Bestätigung durch Karl V. vom 5. Februar 1519 eintraf. Spannungen mit dem Hof Ferdinands I. wegen des erneuten Vorwurfs der Pflichtverletzung und Misswirtschaft führten 1523 zum Rücktritt des Regiments, von dessen zuletzt zehn Mitgliedern allerdings die vier nicht explizit landständischen dann in den neuen ferdinandeischen Tiroler Hofrat übernommen wurden.
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Bestand das landständische Regiment von 1487 bis 1490 insgesamt aus 24 Mitgliedern (16 Tirolern und acht Vorländern), so wurde das maximilianeische ab 1490 auf zwölf Statthalter (acht Tiroler und vier Vorländer) halbiert, sodass das Regiment einschließlich des Obersten Amtmannes 13 Mitglieder hatte. Nach dem Ausscheiden des Obersten Amtmannes und der Vorländer 1491 – diese traten an die Seite des Obersten Hauptmanns und Landvogts im Elsass, woraus sich dann das Ensisheimer Regiment (Kap. V.2.1.2) entwickelte – bestand das Innsbrucker Regiment im Kern bis 1519 aus acht Mitgliedern, wozu noch zwei bis fünf Juristen als Räte oder Beiräte und mindestens drei adelige Landräte kamen, um die für die Funktion als Gerichtshof geforderte Zwölfzahl an Beisitzern sicherzustellen. Die Notlage des Venezianerkrieges, welche die Hilfe aller Tiroler Landstände erforderte, führte 1509 zunächst zur Rückkehr je eines Landrats von den Städten und Gerichten, womit nach 1487 bis 1490 erstmals auch die Bürger und Bauern wieder im Regiment vertreten waren. Warum gerade ihre Landräte 1514 nicht nachbesetzt wurden, als man aufgrund der Klage wegen angeblicher Überfremdung des Regiments mit der Aufnahme des Erbtruchsessen und des Erblandhofmeisters der Grafschaft Tirol sowie zweier weiterer Ständevertreter reagierte, ist unklar, aber vielleicht fand man einfach nur keinen Nachfolger für den auf eigenen Wunsch ausgeschiedenen Vertreter der Städte und für den mit seiner Besoldung unzufriedenen Vertreter der Bauern. Mit 18 Mitgliedern erreichte das Regiment 1514 seinen personellen Höchststand, aber da einer seinen Dienst dann nicht antrat und ein zweiter bald auf den Bischofsstuhl von Trient wechselte, bestand es bis 1518 de facto aus 16 Mitgliedern, bei seinem Rücktritt 1523 allerdings nur mehr aus zehn. Die im Innsbrucker Kollegium an der Spitze stehenden Hofämter – Hofmeister und Hofmarschall – bezeichneten zwar unverändert soziale Ränge, wurden aber vom ursprünglichen Amt abgelöst, was sich 1499 auch in der Änderung der Titulatur in Landhofmeister und Marschall des Regiments ausdrückt. Von den Landeserbämtern war zunächst nur der Erbschenk kurz Regimentsmitglied (1490/91). Erst ab 1514 rückten der Erbtruchsess und der Erblandhofmeister ins Regiment ein, was das bereits vorher enge Vertrauensverhältnis zwischen dem Regiment und den Tiroler Landständen weiter vertiefte, aus deren führenden Familien die Statthalter, Regenten und Räte ohnehin kamen und daher in hohem Grad untereinander verschwägert waren. Diese enge Verbindung zwischen Regiment und Landständen manifestierte sich augenfällig auf dem Innsbrucker Ausschusslandtag 1518, für den die Tiroler Stände Landhofmeister Michael von Wolkenstein als Haupt ihres Ausschusses nominierten. Ständige Anwesenheitspflicht bestand für die Statthalter und Regenten nicht, sondern sie sollten nur die überwiegende Zeit des Jahres in Innsbruck sein; aus einzelnen Bestallungen mit zwei Monaten bezahltem Urlaub im Jahr ist zu schließen, dass mit „überwiegend“ zehn Monate gemeint waren. Da Landhofmeister Michael von Wolkenstein ab 1514 die Residenzpflicht ganz erlassen wurde, und Regimentsmarschall Paul von Lichtenstein von allen Gerichtssachen und Routinefällen der Verwaltung freigestellt war bzw. als Haupt der Hofkammer ab 1507 meist nicht in Innsbruck sein konnte, trugen der Kanzler bzw. sein Verweser gemeinsam mit den fünf Statthaltern und Regenten die Hauptlast der Arbeit. Als Arbeitsort des Regiments wird in der Ordnung von 1499 die Ratsstube der Tiroler Kanzlei im Neuhof (ehemalige Stadtresidenz Erzherzog Sigmunds) angegeben, aber nach Fertigstellung des Mitterhofes (maximilianeische Hofburg) scheint das Regiment um 1510 dorthin umgezogen zu sein.
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Unterbrochen nur während der Jahre 1496 bis 1502 befasste sich das Regiment ständig in hohem Maß mit der Finanzplanung, um die Beschaffung der Mittel für die auf Hegemonie in Europa ausgerichtete Politik Maximilians mit der Aufrechterhaltung eines ordentlichen Haushalts möglichst zur Deckung zu bringen. Zum täglichen Brot neben den Finanzen gehörte für das Innsbrucker Regiment seine Arbeit als Gerichtshof, weiters die Aufsicht über die Straßen und ihre Erhaltung, die Überwachung von Handel und Wandel (Zoll- und Passbriefe) sowie die Sorge für die innere und äußere Sicherheit, wobei während der Tirol und die Vorlande betreffenden Kriege von 1499 (Schweizer- oder Schwabenkrieg), 1504/05 (Landshuter Erbfolgekrieg) und 1508 bis 1516 (Venezianerkrieg) neben der Landesverteidigung, deren Organisation im Tiroler Landlibell von 1511 ihren Höhepunkt fand, und der Kriegsfinanzierung vor allem auch die Organisation des Nachschubs besorgt wurde. Laufend waren die ganzen Jahre bis auf 1496 bis 1499/1502 in enger Zusammenarbeit mit der Rechenkammer Herrschaften und Ämter zu visitieren und zu reformieren, Amtleute, Schmelzer, Gewerken, Hütten- und Bergbeamte bzw. Arbeiter zu inquisitieren, ein- oder abzusetzen, einmal jährlich ein Synodium betreffend die Bergwerke abzuhalten und an den Abrechnungen der großen Amtleute teilzunehmen. Von Anfang an entfaltete das Regiment auch eine rege gesetzgeberische und ordnungspolitische Tätigkeit, wobei sich der Bogen von der Tiroler Halsgerichtsordnung 1499 (Strafgesetz) über Verfahrensvorschriften, Festlegung von Gerichtsgebühren und Bergwerksordnungen bis zu „Policeyordnungen“ gegen Absager (Fehdeführer), Totschläger, Hausierer, Landstreicher, Bettler, Müßiggänger und Spieler spannt, aber auch Ordnungen gegen den Fürkauf (eine Art Waren-Termin-Geschäft), vor allem von Getreide, Wein, Vieh und Holz, teils verbunden mit Exportverboten, Ordnungen zur Lebensmittelkontrolle samt Überwachung der Preise, Maße und Gewichte, Bauvorschriften zum Brandschutz, Vorschriften zur Abfall- und Abwasserbeseitigung sowie Ordnungen zur Eindämmung der Pest bis hinunter zu Bekleidungsvorschriften für die officier der Rattenberger Hütte umfasste. Behördenchefs Sigmund Frhr. von Wolkenstein (Hofmeister zu Innsbruck) Paul Frhr. von Lichtenstein (Hof- bzw. Regimentsmarschall zu Innsbruck) 1496, 1498 Degen Fuchs von Fuchsberg (Verweser des Marschallamts) 1499–1523 Michael Frhr. von Wolkenstein (Landhofmeister) 1503/04, 1510, 1513 Hans Kaspar von Laubenberg (Verweser des Marschallamts) 1514–1523 Georg von Firmian (Hofmarschall zu Innsbruck)
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2.1.2. Das Ensisheimer Regiment Hervorgegangen ist das Regiment in Ensisheim aus der Landvogtei im Elsass, deren Oberstem Hauptmann und Landvogt mehrere Räte für das Hofrecht, ein Landschreiber für die Kanzleibelange und ein Hubschreiber für die Finanzen zur Seite standen. Neben dem Obersten Hauptmann und Landvogt weist der Personalplan 1494 zwei Statthalter und sechs Räte aus, der von 1497 einen Statthalter und vier Räte, der von 1502 nur vier Räte und der von 1505 einen Verweser, sieben Räte, sechs Einspännige und zwei reitende
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Boten. Obwohl dieses Kollegium in den Dokumenten bereits vor 1510 immer wieder als Regiment bezeichnet wird, geht aus der Instruktion für seine Einrichtung laut stat und Ordnung vom 29. Januar 1510 klar hervor, dass es zwar schon früher geplant war, dann aber nicht entlichen aufgericht oder wie dazumal furgenomen gehalten worden ist. 1510 wurde das Ensisheimer Regiment auch formal eingerichtet, und zwar mit einem Obersten Hauptmann und Landvogt an der Spitze, sieben Regenten und Räten, einem Kanzler mit vier Kanzleischreibern, einem Untermarschall, sechs Einspännigen und zwei reitenden Boten. Durch den Tod einiger Regenten und Räte sank ihre Zahl 1513 auf vier, wobei 1514 nur eine Stelle nachbesetzt wurde, sodass nach dem Wechsel eines Regenten nach Innsbruck 1517 erst mit den Neubesetzungen Mitte Oktober 1518 wieder die Siebenzahl erreicht wurde, darunter stets zwei Doktoren, der Rest Herren und Ritter. Regimentssitz blieb beständig Ensisheim, Arbeitsort war die dortige Burg. Der Tätigkeitsbereich des Ensisheimer Regiments umfasste die allgemeine Verwaltung der Vorlande als verlängerter Arm des Innsbrucker Regiments mit Ausnahme der Finanzen, die Obsorge für die innere und äußere Sicherheit, die Abhaltung des Hofgerichts zu Ensisheim, die Ausübung der obersten landesfürstlichen Kirchenvogtei, die Sicherung und der Ausbau der habsburgischen Herrschaft im deutschen Südwesten beiderseits des Rheins durch aktive Mitwirkung am dortigen Einungswesen (Schwäbischer Bund und Niederer Verein) sowie die Nachbarschaftsdiplomatie mit den Eidgenossen und die Beobachtung aller dortigen Aktivitäten, um eine Kriegsgefahr möglichst früh zu erkennen und rechtzeitig Abwehrmaßnahmen treffen zu können. Behördenchef
1510–1519
Wilhelm II. Frhr. von Rappoltstein, Oberster Hauptmann und Landvogt im Elsass (ab 1512 kaiserlicher Hofmeister, daher vertreten von seinem Schwager Leo Frhr. von Staufen als Statthalter)
2.1.3. Das Hagenauer „Regiment“ Obwohl in den Quellen 1512, 1517 und 1518 ausdrücklich von einem Regiment gesprochen wird, erhielt die Landvogtei im unteren Elsass zu Hagenau, wie die bis 1504 an Kurpfalz verpfändete Reichslandvogtei nach ihrem Einzug als Folge der über Philipp von der Pfalz verhängten Reichsacht genannt wurde, nie eine entsprechende Ordnung samt Personalplan. Aus anderen Dokumenten sind jedoch unter dem Landvogt zunächst zwei Räte nachzuweisen, nämlich der Schultheiß und Forstmeister sowie der Zinsmeister zu Hagenau, deren Zahl sich ab 1515 kontinuierlich durch die Bestellung weiterer Räte oder Diener – überwiegend von Haus aus – bis auf zehn im Jahr 1518 steigerte. Sie unterstützten den Landvogt bei der Rechtsprechung, der Friedenswahrung und beim Einungswesen und scheinen ziemlich regelmäßig Ratssitzungen gehalten zu haben. Landvögte 1504–1511 1511–1530
Kaspar Frhr. von Mörsberg und Belfort Hans Jakob Frhr. von Mörsberg und Belfort
2. Die Ländergruppenzentralbehörden 395
2.1.4. Das Niederösterreichische Regiment Während des Ungarnfeldzuges (1490/91) hatte Maximilian I. – allerdings als römischer König und nicht etwa als Landesfürst der niederösterreichischen Länder – in Wien namentlich unbekannte Statthalter und Räte zurückgelassen, die ihn während seiner Abwesenheit vertraten und Steuern für die Kriegführung einmahnten, wie die fünf zu diesem Kollegium erhaltenen Dokumente zwischen 18. März und 17. November 1491 nahelegen. Anschließend fehlt jeder Beleg, sodass anzunehmen ist, dass Friedrich III. bald nach dem Frieden von Pressburg (7. November 1491) keine Notwendigkeit mehr für maximilianeische Statthalter sah, zumal er weder im Reich noch in den niederösterreichischen Ländern eine Nebenregierung seines Sohnes duldete. Um die Soldkosten für den Ungarnkrieg hereinzubringen, bestellte Maximilian I. am 11. August 1491 Simon von Hungersbach zu seinem Generalschatzmeister, der neben den Reichshilfsgeldern für die Kriegskosten jene Steuern und Aufschläge einzuheben hatte, die Maximilian I. vom Vater in Österreich, Steiermark, Kärnten und Krain zugewiesenen worden waren. Unterstützt wurde Hungersbach dabei in Österreich von einem obersten Aufseher und Gegenschreiber zur Überwachung der damit befassten friedericianischen Amtleute sowie von einem Rentmeister der Aufschläge. Die Absetzung Hungersbachs durch den Kaiser im Oktober 1492 vollzog Maximilian I. erst im April 1493 nach und beschränkte die Tätigkeit des Schatzmeisters auf die Einhebung der Gelder aus dem Reich. Nach dem Tod Friedrichs III. (19. August 1493) ließ Maximilian I. im Herbst 1493 für die Zeit seiner Abwesenheit im Türkenkrieg ein Statthalterkollegium aus teils in seinem, teils bereits im Dienst des verstorbenen Kaisers bewährten Räten in Wien zurück, wobei Zyprian von Serntein als Sollizitator die Verbindung zum König hielt, auf dessen Weisung hin die Statthalter agierten. Als Maximilian 1494 endgültig wieder aus Wien abreiste, erließ er für seine dortigen „Statthalter, Regenten und Räte“ gleich wie in Innsbruck 1490 vorerst keine schriftliche Ordnung, sondern bevollmächtigt sie ebenfalls nur, ihn in allen landesfürstlichen Agenden zu vertreten, wobei er versprach, weder in ihre Geschäftstätigkeit ein- noch ihre Mittel anzugreifen. Daran musste ihn das Regiment allerdings bald erinnern, ansonsten es seine Aufgaben nicht weiter erfüllen könne. Diese waren umfassend und reichten von der Obsorge für die Sicherheit im Inneren und nach außen über die allgemeine Verwaltung und die Gerichtsbarkeit in zweiter Instanz (Appellation) bis zu den Finanzen und Cameralia. Den Kassendienst führte aufgrund von Zahlungsanweisungen des Regiments der für die niederösterreichischen Länder wiederbestellte Generalschatzmeister Simon von Hungersbach, der mit vier dazu verordneten Regimentsräten auch die größeren Abrechnungen besorgte. Sie bildeten innerhalb des Regiments ein spezielles Kollegium, das bereits 1494 als Raitkammer (Rechenkammer) (Kap. V.2.2.2.2) bezeichnet wird. Mit der Zentralisierung der Finanzen ab Mitte 1496 in der Allgemeinen Österreichischen Schatzkammer verlor auch das Wiener Regiment seine Finanzkompetenzen und die Kammergutsverwaltung. An die Spitze trat nun ein Oberster Hauptmann, der dann 1498 instruiert wurde (RI XIV/2/1, Nr. 5776), seine Regimentsmitglieder mit Versicherung des königlichen Dankes für die bisherige Arbeit eindringlich aufzufordern, trotz der beschnittenen Kompetenzen im Regiment zu bleiben. Am 21. April 1501 teilte Maximilian I. die durch den sog. provisorischen Hofrat ausgearbeitete neue Zentralbehördenorganisation für die niederösterreichische Ländergruppe (Nürnberger Libell, RI XIV/3/1, Nr. 11856) den Ständen und Untertanen mit und befahl, sich künftig nicht mehr an ihn, sondern nur noch an die jeweils dafür zuständigen Be-
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hörden – Regiment, Hofgericht, Hofrat, Hofkammer, Hauskammer – zu wenden, die, abgehend vom bisher gültigen Prinzip der Statthalterschaft, auch im Amt blieben, wenn er selbst im Land war. Zuständig war das neue, im Kern auf die Hälfte verkleinerte Regiment nur noch für die innere und äußere Sicherheit. In Gerichts-, Lehns- und Kammergutsachen durfte es nicht mehr selbständig, sondern nur noch auf Weisung der dafür zuständigen neuen Behörden unterstützend handeln. Nach Abschluss des Niederösterreichischen Vertrags mit Georg Gossembrot löste Maximilian I. 1502 den Niederösterreichischen Hofrat und die Niederösterreichische Hofkammer wieder auf, was eine Neuordnung des Regiments notwendig machte, die am 25. Februar 1502 erging (RI XIV/4/1, Nr. 16113). Der österreichische Kanzler kehrte vorerst nicht ins Regiment zurück, sondern blieb in Wien, wo er die frühere Aufgabe des Niederösterreichischen Hofrates von 1501 (Kap. V.2.3) übernahm. Dem Regiment in Linz teilte er instruktionsgemäß einen Sekretär (Johann Witl) mit einem Sekretsiegel zur Ausfertigung der Regimentsschriftstücke zu, dem Hofgericht in Wiener Neustadt aber nur einen Hofgerichtsschreiber (Lukas von Pforzheim), da er die Ladungen und Urteile des Hofgerichts selbst auszufertigen und zu siegeln sowie in Hofgerichtssachen mitzuhelfen hatte. Die Zuständigkeiten des Regiments wurden nun in einer Mischung von Bestimmungen der Ordnung für das Innsbrucker Regiment 1499 und jener für das Ennser Regiment 1501 geregelt. Neu war die Aufsicht über die Bergwerke der niederösterreichischen Ländergruppe, wobei die rechtliche Entscheidung von Streitfällen allerdings beim Innsbrucker Regiment verblieb. Dem Linzer Regiment stand bei Bergwerksstreitigkeiten nur ein Güteversuch zu, was auch für die allgemeine Gerichtskompetenz galt, die weiter zugunsten des Wiener Neustädter Kammergerichtes und des Landrechtes in Österreich beschnitten blieb, das unter dem Vorsitz des Landmarschalls bzw. seines Verwesers vierteljährlich gehalten wurde. Allerdings konnte das Regiment ab 1502 von allen Untertanen, also auch den Bauern, bereits in erster Instanz zwecks Gütevergleichs angerufen und damit die patrimoniale Gerichtsbarkeit durchbrochen werden. Das führte zum heftigen Widerstand des Adels, der solche Ladungen oft ignorierte, weil ihrer Meinung nach laut ihren Landhandfesten (Sammlung der Freiheiten und Privilegien) niemand verpflichtet war, außer Landes zum Recht zu erscheinen. Daher suchte Maximilian I. 1505 per Verordnung durchzusetzen, dass jedermann den Vorladungen des Regiments zur gütlichen Streitbeilegung zwischen Personen jedweden (!) Standes nachkommen müsse und erst danach die jeweiligen ordentlichen Gerichte zuständig seien. Um dem Nachdruck zu verleihen, wurde in den Ergänzungen vom 31. März 1506 zur bisherigen Regimentsordnung zusätzlich bestimmt, dass Beklagte bei Nichterscheinen zum Güteversuch dem Kläger Kostenersatz zu leisten hätten. Schon auf dem Ausschusslandtag von 1502 in Wiener Neustadt war gefordert worden, das Regiment mit je zwei Landleuten aus Österreich unter und ob der Enns, Steiermark, Kärnten und Krain an Stelle der Juristen zu besetzen, die wider das Gewohnheitsrecht alles in die geschrieben recht [ius commune / Gemeines Recht] und merklich verderben zögen. Dieser Forderung wurde im Jahr 1506 insofern Rechnung getragen, als wenigstens sieben Hausräte aus beiden Österreich bestellt wurden, und zwar vor allem als Gerichtsbeisitzer bei Ehrenhändeln und Streitfällen wegen urkundlicher Besitztitel, die nun vom Wiener Neustädter Kammergericht ans Regiment kamen. Zunächst sollte es diesbezüglich nur ein Gutachten als Entscheidungsgrundlage für Maximilian I. erstellen, der zu seiner Entlastung jedoch bald anordnete, sie im gemeinrechtlichen Verfahren mit je drei Schriftsätzen und einer beslus schrift pro Partei gleich nach Recht und Billigkeit zu
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entscheiden. Nur Kammergutstreitfälle entschied beim Scheitern des Güteversuchs vor dem Regiment Maximilian I. bzw. nach Supplik dagegen das Wiener Neustädter Kammergericht. Wohl wegen des Übergangs von Gerichtskompetenzen vom Kammergericht an das Regiment sollte der Kammerprokurator (Kap. V.2.5.1) nun beim Regiment mitarbeiten, wenn er nicht in Wiener Neustadt gebraucht wurde. Den Großteil der Ergänzungen von 1506 machten jedoch Bestimmungen zur Verleihung der erblichen Lehen durch das Regiment und zu ihrer Nutzung durch die Belehnten aus, während strittige oder heimgefallene sowie alle geistlichen Lehen, die 1505 in einer Hofrotel erfasst worden waren, weiter Maximilian I. zur Belehnung vorbehalten blieben. Weil in der Folge das Geld für den Unterhalt des Regiments fehlte, waren kaum Räte anwesend, manchmal sogar nur der Oberste Hauptmann Wolfgang von Polheim allein. Dadurch erwuchsen den Parteien lange Wartezeiten bis zur Erledigung ihrer Anliegen, was die allgemeine Unzufriedenheit mit dem Regiment derart nährte, dass Polheim 1509 Maximilian I. geradezu flehentlich um Abhilfe bat. Aufgrund des Ausbruchs des Venezianerkriegs (1508–1516) erhielten die Forderungen der Landschaften auf den Ausschusslandtagen von Mürzzuschlag (1508), Salzburg (1509) und Bruck an der Mur (1509) immer mehr Gewicht, die ihre Steuerbewilligungen von Zugeständnissen bei Regierung und Verwaltung abhängig machten. Auch wenn die Stände mit ihrer Maximalforderung zur Besetzung des Regiments nicht durchkamen – aus jedem der fünf niederösterreichischen Länder sollte ein Regent von den Ständen und einer vom Kaiser bestellt werden, der kaiserliche jedoch vorbehaltlich der Zustimmung der Stände, womit Maximilian I. von den zwölf Regimentsmitgliedern nur den Obersten Hauptmann und einen Rat hätte frei ernennen können –, musste sich Maximilian doch zuerst 1509 zur Aufhebung des Wiener Neustädter Kammergerichtes und dann, im Augsburger Libell vom 10. April 1510, zum Erlass einer neuen Regierungs- und Verwaltungsordnung für die niederösterreichische Ländergruppe bereitfinden. Wegen des nun größeren ständischen Einflusses wurde dabei der statthalterschaftliche Charakter des Regiments stark betont, das Maximilian I. nach freiem Ermessen zu sich erfordern und aufheben oder weiterarbeiten lassen konnte, wenn er persönlich im Land war. Gemäß den Forderungen der Stände, denen die Auflösung des Wiener Neustädter Kammergerichtes endgültig bestätigt wurde, war das Regiment in erster Instanz nur noch bei rechtlichen Ansprüchen an den Landesherrn zu Güte und Recht zuständig, wogegen eine Appellation an den Hofrat zulässig war. In allen anderen Fällen konnte es nur mehr als Appellationsgerichtshof gegen Urteile der ordentlichen Gerichte auf Lokal- und Landesebene angerufen werden; die Übertragung der Appellationsgerichtsbarkeit betreffend die niederösterreichischen Bergwerke von Innsbruck nach Wien erfolgte jedoch nur auf Widerruf, und die Bergwerksaufsicht sollte nach den Innsbrucker Vorschriften erfolgen. Bei Beschwerden gegen landesfürstliche Amtsträger war in leichten Fällen ein Güteversuch vor den Landeshauptleuten und Vizedomen im Verein mit einigen landesfürstlichen Landräten vorgesehen, ein Rechtsspruch aber erfolgte durch das Regiment. Konkurrenzkämpfe mit dem einflussreichen Vizedom von Österreich unter der Enns, dem aus Salzburg stammenden ehemaligen Faktor der Hofschneiderei Lorenz Sauerer, der ab 1510 zu allen Ratssitzungen betreffend Kammerangelegenheiten beigezogen und 1512 überhaupt ins Regiment aufgenommen werden musste, fehlende Mittel und ständiges Unterlaufen der Gerichtshoheit durch kaiserliche Schubbriefe (Aussetzen von Prozessen und/ oder Urteilen) beeinträchtigten die Arbeit des Wiener Regiments, das wahrscheinlich erstmals nach Wolfgang von Polheims Tod († 1512) kurz vor der Auflösung stand, als Maximi-
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lian I. im Frühsommer 1513 Markgraf Ernst I. von Baden-Durlach zum neuen Obersten Hauptmann bestellte. Gegen ihn konnte sich das Regiment noch behaupten, das ab Dezember 1513 unter Landhofmeister Georg von Rottal, Marschall Hans von Puchheim und Kanzler Dr. Johann Schneitpeck wieder allein die Regierungs- und Verwaltungsgeschäfte führte. Aber als es sich immer mehr in einen Bestechungsskandal verstrickte, den Studenten- und Bürgerunruhen in Wien kaum Herr wurde und 1514 zusätzlich zwischen Rottal und Puchheim ein Vorrangstreit ausbrach, scheint es seinen Rückhalt bei Maximilian I. verloren zu haben. Statt des Regiments und der Rechenkammer für die ganze niederösterreichische Ländergruppe schlug er den Ständen in den Landtagsverhandlungen 1514/15 vor, in jedem der fünf Länder eigene Kollegien als eine Art kleine Regimente und Kammern mit den jeweiligen Landeshauptmännern und Vizedomen an der Spitze einzurichten. Nicht nur, weil die Bestellung der Räte dieser Kollegien aus dem Kreis der landesfürstlichen Landund Hausräte allein Sache Maximilians gewesen wäre, lehnten die Stände ab, sondern auch, weil diese Justiz- und Verwaltungskollegien direkt dem Hof unterstellt sein sollten. Obwohl sich die Stände unter Berufung auf das Augsburger Libell von 1510 für Regiment und Rechenkammer in Wien einsetzten, konnten sie doch nicht verhindern, dass Maximilian bei der Bestellung des Landeshauptmanns der Steiermark 1515 in obigem Sinne vorging und ihn vom Wiener Regiment unabhängig machte, was offensichtlich auch für Österreich ob der Enns, Kärnten und Krain erfolgt sein muss, da die unterennsischen Landstände während der Wirren nach dem Tod Maximilians I. den anderen vier Ländern vorhielten, bereits unter ihm ihre eigenen Regimente gehabt zu haben. Tatsächlich war die Frage, ob das Wiener Regiment nach dem Tod des Herrschers weiter anzuerkennen sei, nur in Österreich unter der Enns ein Problem. Zunächst hatte es die Mehrheit der Landschaft auf seiner Seite, aber als die Städte unter der Führung Wiens ins Lager seiner Gegner übergingen, musste es vor der ständischen Gegenregierung nach Wiener Neustadt ausweichen, wo es auf dem Papier bis 1521 weiterbestand und 1522 als Ankläger gegen die Führer der selbsternannten Ständeregierung von 1519/20 auftrat, die wegen Rebellion hingerichtet wurden. Das Wiener Statthalterkollegium von 1493 bestand aus sieben, teils bereits im Dienst des verstorbenen Kaisers, teils im Dienst Maximilians I. bewährten Räten mit seinem vertrauten, langjährigen Freund Sigmund Prüschenk, Freiherr zu Stettenberg und Erbschenk in Österreich, Christoph von Liechtenstein, Landmarschall Österreichs unter der Enns, und Dr. Konrad Stürtzel, Hofkanzler und Tiroler Kanzler sowie 1493/94 auch römischer und österreichischer Kanzler, an der Spitze. Da Stürtzel als Hofkanzler mit dem König im Frühjahr 1494 Wien wieder verließ, wurde der ehemalige Verwalter der römischen Kanzlei unter Friedrich III., Johann Waldner, zum österreichischen Kanzler bestellt. Zusätzlich wurden zwei weitere Räte ins Regiment verordnet, das damit aus acht Mitgliedern bestand. 1501 wurde es im Kern auf vier Mitglieder verringert, nämlich auf den seit 1496 an der Spitze stehenden Freiherrn Wolfgang von Polheim als Oberstem Hauptmann sowie drei Statthalter und Räte, wobei der Oberste Hauptmann im Bedarfsfall noch neun dafür bestellte Hausräte anfordern konnte, sodass das Regiment in Vollversammlung 13 Mitglieder hatte. 1502 blieb es beim Kern von vier Mitgliedern, die anzufordernden Hausräte jedoch wurden auf sechs verringert. 1506 wurden der Oberste Hauptmann, fünf Regenten und sieben Hausräte ins erneuerte Regiment bestellt, das nun erneut 13 Mitglieder umfasste. 1510 schließlich wurde es mit dem Obersten Hauptmann bzw. ab 1513 Landhofmeister Freiherrn Georg von Rottal, dem Marschall Freiherrn Hans von Puchheim und dem Kanzleiverwalter bzw. ab 1513 Kanzler Dr. Johann Schneitpeck an der Spitze mit neun Regenten und Räten besetzt, sodass es ab nun bis 1519 endgültig zwölf Mitglieder hatte. Nicht
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aus der niederösterreichischen Ländergruppe stammten während der ganzen Amtszeit nur jeweils ein bis zwei Regimentsmitglieder, was auch für den Anteil der Juristen unter ihnen gilt, sodass die Klagen über „Ausländer“ und „Doctores“ als Topoi zu werten sind. Die Herren waren gegenüber den Rittern stets in der Mehrheit, Geistliche erst ab 1510 vertreten, nämlich zunächst der Propst von Klosterneuburg und ab 1514 der Bischof von Wien. Städtevertreter gab es nie; sie wurden erst spät nach Innsbrucker Vorbild gefordert, ohne natürlich auch von den dort ebenfalls vertretenen Bauern zu reden, da diese in keinem der niederösterreichischen Länder Landstandschaft besaßen. Arbeitsort des Niederösterreichischen Regiments war von 1493/94 bis 1500 Wien, 1501 Enns, 1502 bis 1509 Linz – unterbrochen nur während des Landshuter Erbfolgekrieges (1504/05) und des Ungarnfeldzuges (1506), als es zeitweilig nach Schärding bzw. nach Wien verordnet wurde, um den Kriegsschauplätzen näher zu sein – und ab 1510 wieder Wien. Residiert hat das Regiment in den jeweiligen Burgen, wobei die von Linz und Wien wohl auch deshalb renoviert wurden. Für Wien ist nachzuweisen, dass man aus Wiener Neustadt Tapisserien heranholte, um die Räumlichkeiten repräsentativer zu gestalten, wenn auswärtige Gesandte zu erwarten waren. Grundsätzlich ist für die Statthalter und Räte wie in Innsbruck Residenzpflicht für die überwiegende Zeit des Jahres anzunehmen, während die Hausräte nur auf Anforderung erscheinen mussten. Arbeitszeit war im Sommer täglich von sechs bis zehn und von zwölf bis 15 Uhr, im Winter von acht bis zehn und von 13 bis 15 Uhr. Dass das Regiment häufig unterbesetzt war, lag an den fast durchgehenden Besoldungsschwierigkeiten. Die wenigen einschlägigen Quellen lassen schließen, dass die Soldhöhe ungefähr dem Innsbrucker Niveau entsprach, sodass das Wiener Regiment einschließlich des Untermarschalls, zweier Türhüter, dreier Einspänniger und dreier reitender Boten mit durchschnittlich jährlich rund 5.200 fl. für die ständigen Mitglieder und rund 650–750 fl. für die Hausräte ungefähr auch das Gleiche kostete. Für die Zeit von 1494 bis 1496 lässt sich für das Wiener Regiment z. B. aus den Registereinträgen im Gedenkbuch 3a (HKA) ein ähnlich umfassender Tätigkeitsbereich nachweisen, wie er für das Innsbrucker Regiment beschrieben wurde. Mit der Einrichtung der Allgemeinen Österreichischen Schatzkammer und der Hofbehördenorganisation verlor es dann aber immer mehr Kompetenzen und war auch durch die immer stärker vom Hof geleitete Arbeit der Landeshauptleute bzw. Verweser und Vizedome in seinem Wirkungskreis beschränkt, aus dem neben Gerichts- und Sicherheitsaufgaben nach innen und außen nur noch Belege zu Nachbarschaftsdiplomatie gegenüber Ungarn und Böhmen hervorstechen. Behördenchefs
1493/94 1496–1512
1513–1519
Sigmund Prüschenk Frhr. zu Stettenberg (Graf von Hardegg) Wolfgang Frhr. von Polheim zu Wartenburg (Oberster Hauptmann) Georg Frhr. von Rottal zu Talberg (Landhofmeister)
1493–1506 1507–1519
Christoph von Liechtenstein (Landmarschall unter der Enns) Benesch von Ebersdorf (Landmarschall unter der Enns)
1510–1519
Hans von Puchheim (Regimentsmarschall)
400
V. Die Maximilianeischen Reformen
2.2. Die Kammern in Innsbruck und Wien 2.2.1. Die Allgemeine Österreichische Schatzkammer Maximilians I. Italienzug im Jahr 1496 führte aufgrund des Ausbleibens der Hilfsgelder aus dem Reich zur finanziellen Überlastung der Erbländer, vor allem Tirols. Als das Innsbrucker Statthalterkollegium angesichts einer Schuldenlast von 305.000 fl. bei maximal 160.000 fl. Jahreseinnahmen der Tiroler Kammer eine weitere Finanzierung der Italienpolitik für unmöglich erklärte, reagierte der König mit dem Entzug aller Finanzkompetenzen der Regimente in Innsbruck und Wien und der Einrichtung einer „Allgemeinen Österreichischen Schatzkammer“ in Innsbruck, in die vier Statthalter und Räte und vier Schatzmeister (Generalschatzmeister und zugleich Oberster Österreichischer Schatzmeister, Burgundischer Schatzmeister, Tiroler Schatzmeister und Hausschatzmeister) verordnet wurden. Von den Rechenkammern in Innsbruck und Wien blieb nur der Kammerstab (Sekretär, Buchhalter, Kammerschreiber) übrig, wobei der Innsbrucker direkt in die Schatzkammer übernommen und der Wiener der Innsbrucker Zentrale nachgeordnet wurde. Die Regimente in Innsbruck und Wien wurden auf die Sicherheits- und die Justizverwaltung beschränkt, während die Vizedome der niederösterreichischen Länder der Schatzkammer unterstellt und zusätzlich in beiden Ländergruppen Landräte und sog. Superintendenten verordnet wurden, die vor allem bei der Bestellung oder Entlassung von Amtleuten mitzuwirken hatten. Damit amtierte ab Sommer 1496 die erste österreichische Gesamtstaatsbehörde, um die Finanzen in einer ortsfesten Zentralkasse zu bündeln, über die nun die gesamten Einnahmen und Ausgaben zu laufen hatten, um nicht mehr so arm zu sein. Diese reine Ankündigung genügte den Spitzen des Regiments allerdings nicht, sondern sie verlangten im Beisein eines ständischen Ausschusses von den Schatzkammerräten konkrete Antworten, wo das Geld herkommen soll und wie für den Fall von Landesnot vorgesorgt sei. Wurde alles mit Schweigen verantwort, heißt es im über diese Besprechung angelegten Protokoll. Bald zeigte sich tatsächlich, dass diese Behörde viel zu schwerfällig war und mit der ihr vorgegebenen strengen Schriftlichkeit sowohl bei der Bestellung von Amtleuten – z. B. 17 Schreibvorgänge für die Bestellung eines einzigen Vizedoms – als auch beim ausgabenseitigen Anweisungssystem einen großen bürokratischen Aufwand erzeugte, ohne damit die Einnahmen wirklich verbessern zu können. Mit der Einrichtung der Hofkammer als neuer oberster Finanzbehörde wurde am 13. Februar 1498 zugleich eine darauf abgestimmte Ordnung für die Schatzkammer (RI XIV/2/1, Nr. 5871) erlassen, die ihr zugunsten der Hofkammer die Einnahmen und Ausgaben in der niederösterreichischen Ländergruppe entzog, sie in Finanzpolitik und -verwaltung von den Weisungen der Hofkammer abhängig machte und sie im Wesentlichen auf eine Kontrollbehörde beschränkte. Als solche hatte sie in der oberösterreichischen Ländergruppe unmittelbar und in der niederösterreichischen Ländergruppe mittelbar über die dortigen Vizedome alle Ämter zu überprüfen, dabei Einsparungspotential zu suchen, allen Amtleuten neue Urbare auszuhändigen und davon abschriftlich ein zentrales Urbarbuch anzulegen. Auf dieser Grundlage sollte sie dann die Jahresabrechnungen mit den Amtleuten in der oberösterreichischen Ländergruppe selbst und in der niederösterreichischen Ländergruppe durch die Vizedome durchführen, die ihrerseits wieder einmal
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jährlich wie die ihnen nicht unterworfenen Exemtamtleute (siehe Kap. V.4) und Bergrichter vor der Schatzkammer abrechnen mussten. Personell wurde die Schatzkammer 1498 auf vier Räte beschränkt, von denen einer zugleich die Kanzlei verwaltete. Einen Behördenchef hatte die Schatzkammer nicht, sondern bestand aus gleichrangigen Räten, die nach Erledigung der Jahresabrechnungen heimreiten durften und nur vierteljährlich mehrheitlich zur Erledigung der anstehenden Geschäfte wieder erscheinen mussten. Für den ihnen beigeordneten Kammermeister und den Kammerstab bestand hingegen ständige Anwesenheitspflicht, um inzwischen die laufenden kleinen Kammerangelegenheiten zu besorgen. Mit Jahresende 1499 wurde die Schatzkammer aufgelöst, deren Agenden auf die Hofkammer (Steuerung der Einnahmen und Ausgaben) sowie auf die Rechenkammern in Innsbruck und Wien (Rechnungskontrolle) übergingen.
2.2.2. Die Rechenkammern in Innsbruck und Wien Das landesfürstliche Kontroll- und Rechnungswesen hatte in Tirol bereits vor Maximilian I. eine lange Tradition – die Tiroler Kammerraitbücher sind die ältesten im deutschen Sprachraum –, und schon in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts eine im Obersten Amt zentralisierte Finanz- und Ämterverwaltung mit einem eigenen Hilfsbeamtenstab zur Führung der Kassengeschäfte und Buchhaltung, während in den niederösterreichischen Ländern eine gleiche Zentralisierung aufgrund der Länderteilungen fehlte und auch unter der Herrschaft Friedrichs III. nicht eingerichtet wurde. 2.2.2.1. Die Innsbrucker Rechenkammer Die weitere Differenzierung der Tiroler Finanzverwaltung in den Jahren ab 1490 vollzog sich innerhalb des Statthalterkollegiums: Zuerst von einem Einzelbeamten hin zur Kollegialität – der 1491 der Unterschlagung von rund 30.000 fl. überführte Oberste Amtmann (Antonio de Cavallis/Anton vom Roß) wurde durch vier unser geordenten Rete, so unser Obrist Amt hie zu Ynsprugg verwesen ersetzt –, was dann zur endgültigen ressortmäßigen Aufteilung der Finanzverwaltung innerhalb des Statthalterkollegiums im Jahre 1494 führte. Die großen Darlehensgeschäfte und die Oberaufsicht über die Finanzverwaltung blieben beim Gesamtkollegium, ihre kassenmäßige und verwaltungstechnische Durchführung aber fiel den Verwaltern des Obersten Amtes und den diesem beigeordneten Hilfsbeamten (Kammermeister, Kammerschreiber, Buchhalter, Finanzsekretär) zu. Da dies verstärkt eine abrechnungsmäßige Kontrolltätigkeit neben der Führung der alten Agenden des Obersten Amts war, taucht bald die Bezeichnung vier raete als unsere anwelde in der raytung zu Innsprugg auf, die ab 1494 nur mehr als „Verweser der Raitung“ oder „Räte in Raitung“ bezeichnet werden. Deutlich wird diese Veränderung auch in den Kammerraitbüchern: Bis 1494 waren die Verweser des Obersten Amts abrechnungspflichtig und es finden sich auch entsprechende Einträge, während sie nach 1494 nicht mehr vorkommen, da nun die Abrechnung und die Kontrolle der nachgeordneten lokalen Ämter zur eigentlichen Aufgabe dieses Kollegiums wurden, das von dort her auch seine Bezeichnung „Raitkammer“ (Rechenkammer) bezog. Bis in die Mitte des Jahres 1496 blieben die „Räte in Raitung“ jedoch in das Regiment integriert, wie die großen
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Darlehensverträge zeigen, für die das Kollegium bürgt und wo deshalb alle seine Mitglieder namentlich angeführt sind. Vorerst wurde in der oberösterreichischen Ländergruppe also keine Kompetenztrennung zwischen der allgemeinen Verwaltung sowie der Gerichtsund Finanzverwaltung vorgenommen, was insbesondere im Hinblick auf die Frage des burgundischen Einflusses auf die Verwaltungsorganisation Maximilians I. bemerkenswert ist, da in Burgund längst die Finanzen von der übrigen Verwaltung abgetrennt waren und dort der Prozess der Abtrennung der allgemeinen Verwaltung von der Gerichtsverwaltung bereits weit fortgeschritten war. In Österreich wurde die Abtrennung der Finanzen von der übrigen Verwaltung erst Mitte 1496 mit der Einrichtung der Allgemeinen Schatzkammer vollzogen. Mit der Reform vom 24. Dezember 1499 wurde die Schatzkammer wieder zur Rechenkammer umgebaut, der einschließlich des Innsbrucker Hauskämmerers und des Tiroler Kammermeisters zunächst sechs und ab 1502 bis 1519 stets vier Räte angehörten, deren Besoldung und Liefergeld jährlich knapp 2.000 fl. ausmachte. Dazu kam ab 1509 noch ein Hausrat, der die Rechenkammer ebenso wie die fallweise zur Kammer verordneten Hof- und Lokalbeamten bei besonders umfangreichen oder schwierigen Abrechnungen unterstützte. Als Länderguppenzentralorgan für die Finanzverwaltung (Ämteraufsicht, Kassendienst) und Finanzkontrolle (Abrechnungen) wurde sie 1499 zwar als echte selbständige Behörde mit einem Hilfsbeamtenstab und einer Kanzlei eingerichtet, aber in enger Bindung an das Regiment, das wie vor 1496 nun wieder die eigentliche Finanzpolitik bestimmte, als Oberbehörde der Rechenkammer auch in Verwaltungsrechtsfällen agierte und zu großen Abrechnungen zwecks Kontrolle ein bis zwei Räte entsandte. Arbeitsort der Rechenkammer war der sog. Neuhof (heute das Haus mit dem Goldenen Dachl), dem im sog. Hinteren Stöckl in den Jahren 1511 bis 1516 ein feuersicheres Archivgewölbe angebaut wurde. An sich waren zwar auch alle Rechenkammermitglieder residenzpflichtig, aber wirklich vollzählig versammelt waren sie nur von Januar bis Juni bei den alljährlichen Abrechnungen mit den 60 bis 100 Amtleuten ihres Verwaltungsbereichs. Ständig anwesend waren nur der Kammermeister und sein Stab, die den Kassendienst und die Bücher führten: der Kammermeister ein „Sernal“ (Journal) mit den täglichen Einnahmen und Ausgaben, das am Zweiten jeden Monats den Rechenkammerräten vorzulegen war, um die Monatsbilanzen zu erstellen, und der Kammerschreiber ein „Amtbuch“ (Hauptbuch), das bis zum 24. Dezember jeden Jahres nach Einnahmen und Ausgaben sowie darunter nach Sachgruppen geordnet als Unterlage für die am 8. Januar beginnenden Ämterabrechnungen fertigzustellen war. Auf der Basis der daraus gewonnenen Monats- und Vierteljahresbilanzen suchte man den Verschuldungsgrad der Kammer zu steuern und zumindest die Zinsenbelastung nicht durch unkontrollierte Darlehensaufnahmen unnötig zu steigern, sondern damit in der Regel nur das aktuelle oder das bis Jahresende vorausberechnete Haushaltsdefizit zu decken, sodass relativ ausgeglichene Jahresbilanzen entstanden, die Rechenkammer aber zugleich auch stets in der Lage war, ihre Gesamtschuldenbelastung auszuweisen. Mit den Jahren zunehmend wurden der Innsbrucker Rechenkammer aufgrund ihrer Leistungsfähigkeit und Genauigkeit, die sogar Fürsten im Dienst Maximilians I. zu spüren bekamen, immer öfter auch Abrechnungen aus dem Bereich der Hof-, Kriegs- und niederösterreichischen Finanzverwaltung übertragen. Bei der letzten Verwaltungsreform Maximilians I. 1518 war sie dementsprechend als einzige und zentrale Rechenkammer für den Hof und die Erbländer vorgesehen.
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Vorstände der Innsbrucker Rechenkammer 1499–1502 1502–1510 1510–1523
Georg Gossembrot Florian Waldauf von Waldenstein Blasius Hölzl 2.2.2.2. Die Wiener Rechenkammer
Neben und mit dem 1493 für die niederösterreichischen Länder wieder eingesetzten Generalschatzmeister Simon von Hungersbach, der aufgrund von Zahlungsanweisungen des Regiments den Kassendienst führte, besorgten vier dazu verordneten Regimentsräte auch die Abrechnungen. Sie bildeten innerhalb des Regiments ein spezielles Kollegium, das bereits 1494 als Raitkammer (Rechenkammer) bezeichnet wird, welche alle größeren Ämter selbst abrechnete. Vor ihr waren auch die Hubmeister und Landschreiber bzw. Vizedome der niederösterreichischen Ländergruppe mindestens einmal jährlich rechnungspflichtig, die ihrerseits den lokalen Pflegern und Amtleuten die Rechnung abnahmen, womit nach oft langen Zeitspannen ohne Abrechnungen während der Herrschaft Friedrichs III. das gesamte landesfürstliche Kammergut bis hinunter in den lokalen Bereich wieder erfasst war. Die Allgemeine Österreichische Schatzkammer entzog ab Mitte 1496 auch der Wiener Rechenkammer ihre Agenden, von der nur der Stab (Kammerschreiber, Gegenschreiber und Buchhalter) auf Weisung der Schatzkammer hin weiterarbeitete. Ihre Aufhebung Ende 1499 machte auch eine Neuorganisation der Verwaltung in der niederösterreichischen Ländergruppe notwendig. Durch sog. Umreiterkommissionen (siehe Kap. V.2.5.2) wurden alle Ämter des Kammergutes überprüft und abgerechnet, um einen Überblick über dessen finanzielle Leistungsfähigkeit zu erlangen und vermutlich auch um die Finanzverträge mit Georg Gossembrot vorzubereiten. Gegen Ende des Jahres 1500 schließlich beorderte Maximilian I. wohl zum selben Zweck die wieder ins Leben gerufene Niederösterreichische Rechenkammer mit allen Büchern und Registern von Wien nach Linz, um dort mit allen Amtleuten der niederösterreichischen Länder abzurechnen. 1501 wurde als Arbeitsort der Rechenkammer das an die Wiener Burg angrenzende Haus des Fürsten von Anhalt vorgesehen, weil die Räumlichkeiten in der Burg für alle 1501 neu geschaffenen niederösterreichischen Behörden zu klein wurden. Zu einer dauernden Einrichtung kann die Niederösterreichische Rechenkammer aber in der Folge nicht geworden sein, da Maximilian I. 1510 die entsprechende ständische Forderung ausdrücklich ablehnte und an der bisherigen Organisationsform eines ständig arbeitenden Hilfsbeamtenstabes und nur für die Rechnungsprüfung versammelter Rechenkammerräte festhielt. Stattdessen bediente er sich direkt der Vizedome, und zwar unterstützt vom Anwalt (Österreich ob und unter der Enns) bzw. von den Landesverwesern und einem oder zwei landesfürstlichen Land- oder Hausräten, als er zur Jahresmitte 1510 alle landesfürstlichen Ämter, Pflegen und Güter in den niederösterreichischen Ländern systematisch überprüfen und alle Solde verringern ließ. Alle Pfleger, Amtleute und Pfandherrn hatten nach Aufforderung der Vizedome unverzüglich ihre Abrechnungen vorzulegen. Zugleich mussten alle Vogteien überprüft werden, ebenso alle Ungeldbefreiungen, alle Pfandschaften, damit dort die Bauern nicht ungerecht belastet werden, und alle Grundbücher, da Maximilian den Adel verdächtigte, sich landesfürstlichen Grund und Boden angeeignet zu haben. In dieselbe Richtung zielte das Generalmandat, dass alle Lehnsinhaber, die
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V. Die Maximilianeischen Reformen
noch nicht vor dem Kaiser zum Lehnsempfang erschienen waren, vor diesem oder dem Wiener Regiment zur Belehnung zu erscheinen hatten, um das Verschweigen von Lehen und deren heimliche Überführung in Eigen zu verhindern. 1516 wurde die – heute vollständig verlorene – Buchhaltung der Wiener Rechenkammer mit dem Buchhalter und Nebenbuchhalter nach Innsbruck beordert, damit man dort mit den Amtleuten der niederösterreichischen Ländergruppe abrechnen konnte, wofür die Innsbrucker Rechenkammer mit zwei 1517 eigens dafür ernannten niederösterreichischen Raiträten verstärkt wurde. Daher darf man wohl für 1516/17 die faktische Auflösung der Wiener Rechenkammer annehmen, deren Wiedererrichtung Maximilian I. 1518 den niederösterreichischen Ständen abschlug. Behördenchef 1494–1513, 1522
Georg Frhr. von Rottal zu Talberg
2.2.3. Die Hauskammern in Innsbruck und Wien 2.2.3.1. Die Hauskammer in Innsbruck Für die engere landesfürstliche Hausverwaltung (Erzhütten, Hofmühle, Zeughaus, Burgen und Schlösser, Hauswirtschaft, Jagd und Fischerei) war schon unter Erzherzog Sigmund ein eigener Beamter, der sog. Hauskämmerer, zuständig, der als Einzelbeamter neben dem Obersten Amtmann und dem Tiroler Kammermeister als den beiden Spitzen der gesamten landesfürstlichen Finanzverwaltung tätig war. Dies wurde nach der Übernahme Tirols durch Maximilian I. zunächst genauso beibehalten. Der Hauskämmerer gehörte im Jahr 1490, wie auch der Oberste Amtmann, dem Statthalterkollegium an, wurde 1491 dann einer der vier Verweser des Obersten Amtes, 1494 einer der vier verordneten Raiträte und 1496 als Hausschatzmeister Mitglied der Allgemeinen Österreichischen Schatzkammer. 1498 wurden die Hauskammerangelegenheiten nicht in die Kompetenz der Hofkammer übertragen, sondern blieben ausschließlich Sache Maximilians I., der allein darüber entschied und die entsprechenden Instruktionen und Mandate sowie Verfügungen über allfällige Geldüberschüsse in seiner Kabinettskanzlei ausfertigen ließ. Diese völlig selbständige Leitung seines „privaten“, landesfürstlichen Haushalts wurde in den überarbeiteten Hauskammerordnungen der Jahre 1503, 1506 und 1509 dann noch stärker betont. Dass dies als Kompensation Maximilians I. für den weitgehenden Verzicht auf die freie Verfügungsgewalt über die „öffentlichen“, „staatlichen“ Finanzen in der Hofkammerordnung zu verstehen ist, legt die am 26. Mai 1498 folgende Hauskammerordnung (RI XIV/2/1, Nr. 6217, und dazu Nr. 6216 und 6289) nahe, mit der Maximilian verhinderte, dass ihm die Hofkammer Beschränkungen in seinem persönlichen Lebensstil mit den bekannten Vorlieben für Jagd und Fischerei auferlegen konnte. Die in der offiziellen Begründung für die Einrichtung einer eigenen Hauskammer angeführten Mängel und Defizite in den Schmelzhütten zu Mühlau und Innsbruck, im Zeughaus, im Bauwesen und in der Hauswirtschaft sowie beim Jagd- und Fischereiwesen in den ober- und niederösterreichischen Ländern hätten auch die Hofkammer oder die Innsbrucker Schatzkammer beheben können.
2. Die Ländergruppenzentralbehörden 405
Die neun Verweser und Handler der Hauskammer mit dem Hauskämmerer an der Spitze sollten sich, wenn notwendig, täglich in der unteren Stube des Neuhofes vollzählig oder zumindest in Mehrheit versammeln und die Hauskammerangelegenheiten beraten. Eine ständige Anwesenheitspflicht aller war nicht möglich, da der Oberste Forstmeister, der Oberste Überreiter (berittener Kontrollor) und der Oberste Fischmeister naturgemäß häufig von Innsbruck abwesend waren; die geforderte Mehrheit aber sicherten der Hauskämmerer, der Hauskammerrat und der Bauschreiber im Verein mit dem Tiroler Kammermeister, dem Obersten Hauszeugmeister und dem Tiroler Kammerschreiber, die aufgrund ihrer eigentlichen Ämter außerhalb der Hauskammer ohnehin ständig in Innsbruck sein mussten. Die Einnahmen und Ausgaben der Hauskammer hatte der Bauschreiber zu besorgen, wobei die Quittungen bzw. Zahlungsanweisungen stets vom Hauskämmerer abgezeichnet sein mussten. Die Einnahmen durften nur im Beisein des Hauskammerschreibers, die Ausgaben nur im Beisein des Kammerschreibers der Tiroler Kammer vorgenommen werden, da beide als Gegenschreiber des Bauschreibers fungieren, d. h. eigene Einnahmen- bzw. Ausgabenregister als Gegenregister anzulegen hatten. Diese begleitende Kontrolle war einerseits als buchhalterische Hilfe bei der jährlichen Abrechnung des Bauschreibers für die Finanzgebarung der Hauskammer vor der Österreichischen Schatzkammer bzw. nach 1499 vor der Innsbrucker Rechenkammer gedacht, wo die Abrechnung des Bauschreibers, die auf seinem Register fußte, mit den vom Hauskämmerer abgezeichneten Quittungen bzw. Anweisungen und den Gegenregistern verglichen werden musste. Andererseits dienten diese Register auch als Grundlage für die Quatemberbilanzen, welche die Hauskammer vierteljährlich an die Hofkammer zu schicken hatte. Eine eigene Kanzleiabteilung hatte die Hauskammer nicht, sondern ihren Schriftverkehr besorgte die Schatzkammerkanzlei bzw. nach 1499 die Tiroler Kanzlei. Gesiegelt wurde in der Schatzkammer bzw. nach 1499 im Regiment. Die Ordnung von 1498 weist einen äußerst geringen Jahresetat von rund 2.900 fl. für die Hauskammer aus (1.850 fl. für das Zeughaus, 900 fl. für das Jagdwesen und 150 fl. für das Fischereiwesen, keine Voranschläge für Bauwesen und Hauswirtschaft). Offensichtlich ging es wegen der kriegsbedingt überlasteten Finanzen 1498 in erster Linie darum, den Betrieb in den Schmelzhütten aufrechtzuerhalten, die aus der Verarbeitung der dem Landesfürsten aus allen Bergwerken zustehenden Fron (jeder zehnte Kübel Erz) den Gewinn für die Finanzierung der Hauskammer abwarfen, auch wenn ein Teil der Produktion als Deckung für Darlehen – insbesondere der Fugger – verwendet wurde. Diesem Umstand wurde aber erst in den Überarbeitungen der Hauskammerordnung 1503, 1506 und 1509 Rechnung getragen. 1498 sollte man generell äußerst sparsam vorgehen, nur das Allernotwendigste bauen und Maximilian I. Einsparungspotential im Bereich des Zeug-, Jagd- und Fischereiwesens nennen. 1502 sah der Haushaltsplan für die Innsbrucker Hauskammer jährlich 20.000 fl. vor (6.000 fl. für das Zeughaus, 3.000 fl. für das Jagdwesen, 1.000 fl. für das Fischereiwesen, 5.000 fl. für das Bauwesen und 5.000 fl. für die Hauswirtschaft) – inklusive der Wiener Hauskammer insgesamt 44.000 fl. und damit ein Viertel des gesamten ordentlichen Haushaltes auf Grundlage der beiden GossembrotVerträge. 1506 blieb es bei den 20.000 fl. von 1502, nun allerdings finanziert aus der Rattenberger Hütte. Wegen ihrer rückläufigen Einnahmen musste die Summe 1509 um 7.000 fl. auf 13.000 fl. jährlich gekürzt werden. Mit der Hauskammerordnung von 1498 wurde im Wesentlichen die Trennung zwischen dem öffentlichen und dem privaten landesfürstlichen Haushalt vollzogen und für die Zukunft grundgelegt. Den Zusammenhang mit der übrigen Verwaltung bilde-
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V. Die Maximilianeischen Reformen
ten nur noch jene Teile, die sich mit ihr entweder finanziell, wie die landesfürstlichen Schmelzhütten, welche mit ihren Erträgnissen auch den öffentlichen Haushalt speisten, oder verwaltungstechnisch – einerseits, was die beratende Unterstützung, andererseits, was die Abrechnung bzw. Rechnungskontrolle betrifft – überschnitten. Alle in den späteren Jahren folgenden Hauskammerordnungen sind Abänderungen einzelner Teilbereiche aufgrund geänderter Rahmenbedingungen oder ergingen im Zuge der Bestellung eines neuen Hauskammermeisters. Am Grundsätzlichen aber wurde nichts mehr verändert, sondern die Hauskammer hatte gegenüber den Verwaltungskollegien des öffentlichen Haushaltes eine exemte Stellung, worauf z. B. Regiment und Raitkammer zu Innsbruck im Jahr 1510 in der Frage der Verantwortlichkeit für das Innsbrucker Zeughaus auch ausdrücklich verwiesen. Hauskämmerer 1490–1492 1493–1506 1506–1509 1509–1522
Peter Rumel von Lichtenau Rudolf Harber zu Zwingenberg Martin Aichhorn (Hauskammeramtsverweser) Wolfgang Haller 2.2.3.2. Die Hauskammer in Wien
Gleichzeitig mit der Gründung der Innsbrucker Hauskammer (Mai 1498) kündigte Maximilian I. die Einrichtung einer „Baukammer“ genannten Unterbehörde mit Sitz in Wien an, die in der niederösterreichischen Ländergruppe für die landesfürstlichen Gebäude und Zeughäuser sowie für das Jagd- und Fischereiwesen zuständig sein, ausgabenmäßig aber der Innsbrucker Hauskammer unterstehen sollte. Zwar kam es dann nicht zur Errichtung dieser Baukammer, aber am 27. Juni 1498 wurde ein Einzelbeamter, nämlich der bisherige Hubmeister (oberster landesfürstlicher Finanzbeamter) der beiden Österreich zum Landbaumeister aller niederösterreichischen Länder bestellt. Erst im Zuge der Behördenreform von 1501 wurde in Wien eine Hauskammer mit drei Räten, darunter der obgenannte niederösterreichische Landbaumeister, für alle Belange des Bau-, Zeug-, Falknerei-, Fischerei- und Jagdwesens sowie anderen haushabungen eingerichtet, die bis 1505 bestand und dann aus Einsparungsgründen zugunsten der Innsbrucker Hauskammer wieder aufgelöst wurde. Landbaumeister aller niederösterreichischen Länder 1501–1505
Ladislaus Prager
2.3. Der Niederösterreichische Hofrat und die Niederösterreichische Hofkammer Um die Ordnungen des Niederösterreichischen Regiments, des Wiener Neustädter Hofgerichts, der Niederösterreichischen Hauskammer und der Niederösterreichischen Hofkammer beständig zu machen und sich der vielfältigen Klagen der Untertanen zu entziehen, die ihn von wichtigen Geschäften abhalten, wie es im Nürnberger Libell heißt,
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richtete Maximilian I. 1501 einen siebenköpfigen Niederösterreichischen Hofrat mit Graf Heinrich (Prüschenk) von Hardegg und im Machland an der Spitze in Wien ein. In zentraler Stellung gehörte ihm auch der österreichische Kanzler, Dr. Georg von Neudegg, an, der dann 1502 als Einzelperson die Aufgaben dieses Hofrates übernahm, welcher Beschwerden über das Regiment, das Hofgericht (Kap. V.2.4), die Hofkammer und die Hauskammer gütlich beilegen sollte. Gelang das nicht, war die Sache samt Gutachten Maximilian I. vorzulegen, ebenso Bitten um Ämter oder Benefizien, da keine Parteien mehr an den Königshof kommen sollten. Weiters hatte der Hofrat die Hauskammer und die Hofkammer zu unterstützen, deren Mitglieder umgekehrt auch im Hofrat mitzuarbeiten hatten, wenn sie der Oberste Burgvogt und Statthalter in Wien, Christoph von Liechtenstein, und der österreichische Kanzler anforderten. Die Unterstützung des Fiskals war gemeinsame Aufgabe mit der Hofkammer, welche auch die Lehen rechtlich zu prüfen und dann dem Hofrat zur Verleihung zu melden hatte. Der Kanzler des Hofrats, dem auch der Regimentssekretär und der Hofgerichtsschreiber unterstanden, fertigte zudem alle Ladungen und Urteile des Wiener Neustädter Hofgerichtes sowie alle Briefe und Verschreibungen der Hauskammer und der Hofkammer aus. Zugleich mit dem Hofrat wurde neben der Hauskammer eine Hofkammer mit drei Kommissaren und Räten in Wien eingerichtet, deren Haupt Jakob von Landau als Oberster Vizedom in Österreich war. Die Hofkammer sollte alles behandeln, was das Kammergut, Gülten und Gefälle in den niederösterreichischen Ländern betraf. Diesbezügliche Forderungen sollten nach Gebühr erledigt werden oder, wenn ein Rechtsspruch nötig war, sollte das Wiener Neustädter Hofgericht damit befasst werden. 1502 wurden sowohl der Niederösterreichische Hofrat als auch die Niederösterreichische Hofkammer – wahrscheinlich als Einsparungsmaßnahme im Zug des Niederösterreichischen Vertrags mit Georg Gossembrot – wieder aufgelöst.
2.4. Das Hof- bzw. fürstliche Kammergericht in Wiener Neustadt Ebenfalls im Zuge der Reformen von 1501 wurde in Wiener Neustadt ein Hofgericht mit zwölf Beisitzern – drei davon Juristen – gegründet, dem Georg von Losenstein als Hofrichter vorsaß. Dieses Hofgericht tagte alle Quatember und hatte alle vorgebrachten Händel anzunehmen. Gelang dem Hofrichter kein Gütevergleich, hatte er mit den Beisitzern den Spruch zu fällen. Kläger und Angeklagte durften nicht mündlich gehört werden, sondern jeder hatte maximal drei Schriftsätze (Klage bzw. Klagsbeantwortung oder Widerklage und zwei Stellungnahmen) einzubringen. Das Urteil war unwiderruflich und musste durch das Regiment sofort exekutiert werden. Um Verfahrenskosten zu sparen, sollte vor der Anrufung des Hofgerichts eine gütliche Einigung vor dem Regiment gesucht werden; scheiterte diese, hatte der Oberste Hauptmann die Parteien an das Hofgericht zu weisen. Obwohl die Landschaften diesem Hofgericht von Anfang an ablehnend gegenüberstanden, weil ihre Freiheiten und Gerichtsprivilegien als obersten Gerichtsherrn den Landesfürsten persönlich vorsahen und sie neben dem Regiment keine Notwendigkeit für eine weitere Behörde sahen, die permanent an seine Stelle trat und im „Ausland“ tagte, war Maximilian I. 1502 nur zu einer Namensänderung in fürstliches Kammergericht bereit. Auch als sich die Stände Österreichs unter der Enns 1507 beklagten, ihr Recht außerhalb des Landes suchen zu müssen, da es mit dem der Steiermark, dem „minderen
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V. Die Maximilianeischen Reformen
Lande“, vereinigt ist, weshalb Maximilian I. das Wiener Neustädter Kammergericht mit dem Regiment innerhalb Österreichs zusammenlegen möge, mussten sie sich belehren lassen, die Reformen nicht richtig zu verstehen; aber sie mögen sie nur in Gang kommen lassen, dann würden sie schon sehen, dass sich täglich alles zum Besseren entwickle. Erst als die Ausschusslandtage von Mürzzuschlag (1508) und Salzburg (1509) jede Kriegshilfe gegen Venedig verweigerten, sollten ihre Beschwerden nicht abgestellt werden, gestand Maximilian I. dem Generallandtag von Bruck an der Mur (1509) die Aufhebung des Wiener Neustädter Kammergerichts zu, was er dann im Augsburger Libell (10. April 1510) endgültig bestätigte.
2.5. Die Hilfsämter in Innsbruck, Ensisheim und Wien Die neue „Ständigkeit des Staates“, repräsentiert und getragen durch die zuvor beschriebenen Hof- und Ländergruppenzentralbehörden, und die staatliche „Verdichtung“ wurden im Zuge der Verwaltungsreformen Maximilians I. ganz besonders auch auf dem Gebiet der Kontrolle und des Abrechnungswesens spürbar. Beides sollte die finanzielle Leistungsfähigkeit des frühmodernen Staates heben, die ja eine der Hauptantriebsfedern der Reformen war, und die Erstellung von Budgets – damals bezeichnenderweise stat genannt – ermöglichen, aber vor allem die Unterschlagung von Geldern oder die Entfremdung von Kammergut verhindern, was die Kammerprokuratoren rechtlich zu verfolgen hatten. Voraussetzung dafür war durchgehende Schriftlichkeit, für welche die den Regimenten und Rechenkammern angegliederten Kanzleien und Kammerstäbe zu sorgen hatten.
2.5.1. Die Kammerprokuratoren oder Fiskale Das Amt des Kammerprokurators oder Fiskals diente der Kontrolle und Obsorge für das Kammergut im weiteren Sinn einschließlich der Lehen. Weil dazu insbesondere auch die gerichtliche Verfolgung derartiger Angelegenheiten als Kläger im Namen des Landesfürsten sowie dessen Rechtsvertretung als Beklagter gehörten, musste der Fiskal ab 1500 rechtsgelehrt sein, was jedoch bereits vorher die Regel war. Für das Reich konnte Maximilian dieses Amt direkt von seinem Vater übernehmen – bereits 1491 sagte er dem „Kammerprokuratorfiskal“ Friedrichs III., Heinrich Martin, zu, ihm nach dem Tod des Kaisers weiter das Camer viscal Ambt zu lassen und ihn gleich zu halten wie der Kaiser. Die Klage der niederösterreichischen Stände, der Fiskal sei eine unerhörte Neuerung Maximilians I., da es ein solches Amt vorher nie gegeben hätte, legt nahe, dass es – zumindest in Österreich – nicht zuerst im Territorium bestand, sondern dort erst im Zuge der maximilianeischen Reformen – wohl nach dem Vorbild des Reichsfiskalats – eingeführt wurde. Wann genau dies geschah, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, wahrscheinlich aber 1496. Jedenfalls stammt aus diesem Jahr die vergebliche Bitte des Dr. Wolfgang Gwerlich an Maximilian, ihm das Fiskalamt wieder zu erlassen, weil er wegen der Feindschaft des Adels und der Prälaten um Leib und Leben fürchte. Um Dr. Georg Breitnauer im Jahr 1500 zum Kammerprokurator in der oberösterreichischen Ländergruppe zu bestellen, forderte die Innsbrucker Rechenkammer von Gwerlich eine allgemeinen Auskunft über das Fiskalamt und Abschriften seiner Vollmachten, Befehle und Instruktionen sowie sei-
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ner Ladungsschreiben vor das Niederösterreichische Regiment an. Daher darf angenommen werden, dass sich Amtsaufgaben und Amtsführung in beiden Ländergruppen nicht unterschieden haben, sodass die Generalvollmacht für Breitnauer auch die Befugnisse des niederösterreichischen Fiskals bzw., nach dessen Umbenennung aufgrund der landständischen Proteste, des niederösterreichischen Kammerprokurators widerspiegelt. In der angesprochenen Generalvollmacht wurde Breitnauer die Amtsgewalt übertragen, entweder im Gütevergleich oder auf dem Prozessweg gegenüber jedermann die Ansprüche Maximilians I. aus dem Titel seiner Obrigkeitsrechte, seines Eigentums, seines Forst-, Wild-, Jagd- und Fischereiregals, aus Straf- und Bußgeldern, Zinsen, Renten, Nutzungen, Gülten und Zehenten sowie aus Stift- und Urbargütern, Konfiskationen und anderen Kammergütern, ohne Unterschied zwischen Lehen und Eigen sowie fahrender und liegender Habe, durchzusetzen und einzubringen. Alle, die sich widerrechtlich landesfürstliche Rechte und/oder Güter angeeignet hatten und diese nicht abtreten oder die in den alten Urbarbüchern festgelegten Zinse nicht leisten wollten, waren vor dem Regiment zu klagen, ebenso alle ungehorsamen Amtleute. Alle Urkunden, die von landesfürstlichen Pflegern und Amtleuten oder von Pfandherren bzw. deren Amtleuten ausgestellt worden waren und den Verkauf, das „Versetzen“ (als Pfand bzw. Sicherstellung einsetzen), das Teilen oder eine andere Veränderung der landesfürstlichen Stiftgüter zum Inhalt hatten, mussten vom Kammerprokurator ebenso widerrufen und für kraftlos und ungültig erklärt werden, wie diejenigen über Nachlass oder Veränderung der Zinse samt allen anderen, dem Kammergut schädlichen und abträglichen Urkunden. Schließlich hatte sich der Kammerprokurator bei Ansprüchen auf Kammergut und landesfürstliches Eigentum stellvertretend für Maximilian I. vor Gericht zu verantworten. Kammerprokuratoren der oberösterreichischen Ländergruppe waren unter Maximilian I. nacheinander Dr. Georg Breitnauer und Dr. Jakob Frankfurter, die als Hausbzw. Beiräte dem Regiment angegliedert waren, und in der niederösterreichischen Ländergruppe, wo sie ab 1506 ins Regiment bestellt wurden, nacheinander Dr. Wolfgang Gwerlich, Dr. Jobst Welling, Dr. Wilhelm von Reichenbach, Dr. Johann Stefan Reuß, Dr. Philipp Altinger von Altingen und Dr. Johann Fuchssteiner, denen ab 1511 wegen der großen Zahl der Geschäfte als Kammeradvokaten Dr. Georg Besserer und Dr. Peter Thanhauser zur Seite standen.
2.5.2. Die Umreiter Neben den ständigen Hilfsämtern wurden fallweise auch fliegende Kommissionen, die sog. Umreiter und Reformierer, gebildet. Bald nach der endgültigen Einrichtung der Österreichischen Schatzkammer (Februar 1498) bereisten bis Ende 1498 solche Kommissionen alle Pflegen und Ämter der niederösterreichischen Ländergruppe, um das gesamte landesfürstliche Kammergut zu reformieren. Zu diesem Zweck wurden Amtsführung und Tauglichkeit jedes Amtmannes und Pflegers überprüft, seine Einnahmen und Ausgaben kontrolliert und die Urbare richtiggestellt. Ganz allgemein versuchten Umreiter und Reformierer die Finanzkraft zu steigern, indem Pacht-, Bestands- und Pfandverschreibungen in ihrem Wert neu eingestuft und anderen, die mehr boten, die Ablöse von den bisherigen Inhabern erlaubt sowie unrentable Ämter und Pflegen möglichst abgestoßen bzw. gegen bessere getauscht wurden. Zu den Aufgaben dieser Kommissionen gehörte auch die Schlichtung von Streitigkeiten zwischen Untertanen einerseits und Pflegern und Amtleu-
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V. Die Maximilianeischen Reformen
ten anderseits. Eine neue Welle des Umreitens setzte in den niederösterreichischen Ländern 1500 zur Vorbereitung der Behördenreformen von 1501/02 und der GossembrotVerträge ein. Dauernd bestellt waren Salz- und Eisenumreiter, die das Handelsverbot mit fremdem Salz und Eisen sowie die Einhaltung des Straßenzwangs und der vorgeschriebenen Absatzgebiete zu überwachen hatten. Neben diesen flächendeckenden Kontrollen und Reformierungen wurden solche auch fallweise für einzelne Ämter (Salzämter Hall in Tirol sowie Aussee und Gmunden, Ämter des steirischen Erzberges, Hütte zu Rattenberg) durchgeführt. Neben Maßnahmen zur Produktivitätssteigerung wurden dabei vor allem Kollegialität und Schriftlichkeit als tragende Säulen der Kontrolle verordnet. Wie die Amtsinhaber hatten auch ihre Gegenschreiber über alle Einnahmen und Ausgaben Buch zu führen. Beide Bücher, das Amtbuch und das Gegenbuch, wurden dann bei den in der Regel einmal jährlichen Abrechnungen durch die Rechenkammern in Innsbruck und Wien miteinander verglichen und anhand der vorgeschriebenen Einnahmen- und Ausgabenquittungen geprüft, wobei für alle Ausgaben auch zusätzlich die entsprechenden Zahlungsbefehle durch die vorgesetzten Behörden vorzulegen waren, welche ihrerseits Auslaufregister über alle Bestallungen und Weisungen führten (in Innsbruck die bis heute erhaltenen Kammerkopialbücher mit den Untergruppen Bekennen und Embieten und Befelh, in Wien die verlorenen Amtbücher Österreich, Steiermark, Kärnten und Krain).
2.5.3. Die Tiroler Kanzlei Da die Tiroler Kanzler bis auf die Jahre 1499 bis 1501 immer auch Hofkanzler waren, führten Verweser oder Verwalter ihre Geschäfte in Innsbruck, die manchmal auch als „Vizekanzler“ bezeichnet werden. Seit 1499 nahmen sie die dritte Position im Regiment ein, wo ihr Einfluss mit den Jahren beständig zunahm, während die Sekretäre der Tiroler Kanzlei niemals derart mächtig wurden wie die der Hofkanzlei. Der Personalstand der Tiroler Kanzlei umfasste neben dem Kanzler bzw. Kanzleiverwalter vier Sekretäre – zwei Ratssekretäre, ein Taxator und Registrator sowie ein Sekretär für die lateinische und italienische Korrespondenz – und drei Schreiber. An Ausgaben für die Kanzlei wurden in den Etats von 1502 und 1505/06 jährlich 1.200 fl. eingeplant, die aus den Taxen erwirtschaftet werden sollten, was bis 1507 auch durchaus gelang, während man ab 1510 im Schnitt nur mehr die Hälfte der Kanzleikosten daraus decken konnte, sodass die Tiroler Kammer den Rest übernehmen musste. Der Arbeitsort der Tiroler Kanzlei ist, im Gegensatz zur Innsbrucker Rechenkammerkanzlei, nicht mit Sicherheit zu bestimmen. Bis 1510 könnte es der Neuhof gewesen sein, dann vermutlich der inzwischen ausgebaute Mitterhof, die maximilianeische Innsbrucker Hofburg als Sitz des Regiments. Gearbeitet wurde, wie in allen maximilianeischen Kanzleien, sieben Tage in der Woche, wahrscheinlich angeglichen an die Arbeitszeiten des Regiments, aber, so es notwendig war, wie etwa in Kriegszeiten, auch bis in die Nacht oder sogar die Nacht durch, wofür es dann allerdings Bonifikationen gab.
2. Die Ländergruppenzentralbehörden 411
Tiroler Kanzler und Verweser der Tiroler Kanzlei
1490–1499 1499–1501 1502–1524
Dr. Konrad Stürtzel von Buchheim Oswald von Hausen zu Weiherburg (bereits seit 1490 Verweser) Zyprian von Serntein (Verweser: 1502–1513 Dr. Matthias Khuen von Belasy; 1513–1524 Hans Kantz)
2.5.4. Die Rechenkammerkanzlei Die Rechenkammerkanzlei hatte keinen Kanzler, sondern wurde in Arbeitsteilung von zwei Sekretären geführt; erst 1515 wurde der eine von ihnen zum Kanzleiverwalter ernannt. Der Personalstand der Schreiber war schwankend, da nur einer fest bestellt war, während man Arbeitsspitzen mit Lohnschreibern auffing. Einschließlich von ein bis zwei Lehrlingen sowie des Kammerschreibers und Buchhalters arbeiteten im Schnitt zwischen sieben und zehn Personen in dieser Kanzlei. Arbeitsort der Rechenkammerkanzlei war der Neuhof, und an Ausgaben für sie einschließlich des Kammerschreibers und Buchhalters lassen sich aus den Oberösterreichischen Kammerraitbüchern rund 800 fl. jährlich errechnen. Kanzleiverwalter der Rechenkammer 1515–1521
Andreas Teubler d. Ä.
2.5.5. Der Stab der Tiroler Kammer Dem Tiroler Kammermeister beigeordnet waren ein Gegenschreiber, ein Kammerschreiber und ein Buchhalter, wobei aus Einsparungsgründen 1507 das Kammerschreiber- und das Buchhalteramt zusammengelegt sowie 1509 das Gegenschreiberamt abgeschafft wurden. Der aus der Hofverwaltung stammende Titel „Rechenmeister“ erscheint nur einmal in der Ordnung von 1499 auf dem Papier. Tatsächlich blieb man in Innsbruck aber bei der alt eingeführten Bezeichnung Kammerschreiber, der auch die Funktion eines Rechenmeisters ausübte. Die Buchhaltung der Tiroler Kammer entspricht dem Muster des 1493 in Italien erschienenen Lehrbuchs von Luca Pacioli (Memorial, Journal und Hauptbuch), nur wurden die Belege nicht in ein Memorial kopiert, sondern lose in einer Truhe aufbewahrt, sowie Journal und Hauptbuch als Sernal und Ambtpuech bezeichnet. Das Journal/Sernal mit den chronologisch fortlaufenden Einträgen aller Einnahmen und Ausgaben führte der Kammermeister, wobei bis 1509 parallel dazu zwecks Kontrolle vom Gegenschreiber ein zweites Journal zu führen war. Die Führung des Hauptbuchs/Amtbuchs mit seiner Ordnung nach Sachgruppen war Aufgabe des Kammerschreibers und diente der Abrechnung. Während für die Regierungszeit Maximilians I. insgesamt 34 dieser sog. Oberösterreichischen Kammerraitbücher im TLA erhalten sind, ist anscheinend keines der Schuldbücher erhalten, die der Buchhalter ebenfalls führte, sehr wohl aber lückenlos die Ein- und Auslaufregister (Kammerkopialbücher).
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V. Die Maximilianeischen Reformen
2.5.6. Die Ensisheimer Kanzlei Theoretisch waren in der Ordnung von 1510 für die Ensisheimer Kanzlei sechs Personen vorgesehen – ein Kanzler, zwei Sekretäre, ein Taxator und zwei Kanzleischreiber –, in der Praxis wurden dann aber keine Sekretäre bestellt, und 1513 wurde auch dem fast ständig abwesenden Kanzler sein Amt gekündigt. Tatsächlich führte seit 1510 ein Kanzleiverweser, der zugleich als Taxator fungierte, die Geschäfte mit drei Schreibern. Im Oktober 1513 wurde dieser Personalstand endgültig so festgelegt und durch die Kündigung des Kanzlers eine Kosteneinsparung von 700 auf 400 fl. erreicht. Kanzler 1510–1513 1513–1519 1522
Dr. Johann Schad Niklas Papst (Kanzleiverweser) Niklas Papst
2.5.7. Die Österreichische Kanzlei Die Österreichische Kanzlei unterstand bis 1506 einem Kanzler, dann klafft in den Quellen eine Lücke, bis 1510 zunächst ein Kanzleiverwalter aufscheint, der 1513 dann zum Kanzler aufsteigt. Im Gossembrot-Vertrag von 1502 sind für die Österreichische Kanzlei, die weiters zwei Sekretäre und sechs Schreiber umfasste, jährlich 1.200 fl. eingeplant, was sich später etwas verteuert haben muss, da spätestens 1510 ein Taxator – die älteste erhaltene Instruktion stammt allerdings erst aus dem Jahr 1517 – und ab 1513 ein lateinischer Sekretär dazu traten, sodass sie dann insgesamt aus elf Kanzlisten bestand bzw. einschließlich der ihr bis 1517 angeschlossenen Kammerkanzlei mit einem Buchhalter, einem Nebenbuchhalter, einem Sekretär und zwei Schreibern aus 16 Personen. Arbeitsort der Österreichischen Kanzlei war zunächst das Haus des Kanzlers Waldner, das, um seinen Namen in Vergessenheit geraten zu lassen, da er 1502 durch Selbstmord aus dem Leben geschieden war, ab 1509 zum Haspel- bzw. Hasenhaus umgebaut wurde, sodass dann wohl die Burg oder das daran angrenzende Anhalt’sche Haus als Arbeitsort anzunehmen sind. Kanzler 1494–1501 1501–1506 1510–1521
Johann Waldner Dr. Georg von Neudegg Dr. Johann Schneitpeck (bis 1513 Kanzleiverwalter)
2.5.8. Der Stab der Kammerverwaltung zu Wien Da in der niederösterreichischen Ländergruppe von 1493 bis 1499 der zentrale Kassendienst über den Generalschatzmeister lief, benötigte man dort, anders als in der oberösterreichischen Ländergruppe, zunächst keinen Kammermeister, sondern nur einen Kammerschreiber, einen Gegenschreiber – für ihn taucht die einzige französische Amtsbezeichnung, Griffier, in der maximilianeisch-österreichischen Verwaltung auf, was aber an
3. Die Landesverwaltungen 413
der Person Hans Maders liegt, der in dieser Funktion in Burgund tätig war – und einen Buchhalter, der ab 1495 durchgehend nachweisbar ist und später von einem Nebenbuchhalter unterstützt wurde. Erst ab dem Niederösterreichischen Vertrag mit Gossembrot amtierte von 1502 bis 1509 Hans von Stetten als niederösterreichischer Kammermeister, Handler und Vollzieher des Vertrags mit Gossembrot als dessen bzw. seiner Testamentsvollstrecker verlängerter Arm bis zur Vertragskündigung (1504) und anschließend als Mittelsmann der Hofkammer bis 1509. Mit der Sicherstellung Paul von Lichtensteins auf die Einkünfte der niederösterreichischen Ämter (1509–1513) und der Bestellung Jakob Villingers zum Generalschatzmeister (1514) genügte wieder der Stab der Kammerverwaltung allein. Von der Niederösterreichischen Buchhaltung hat sich nichts erhalten, aber bei ihrer Überführung nach Innsbruck 1516 umfassten die Aktenstücke mehrere Wagenladungen.
3. Die Landesverwaltungen Während in Tirol, den Vorlanden und im Unterelsass die Regimente zugleich die Landesverwaltung besorgten – nur für das Gebiet der Grafschaft Tirol südlich des Brenners, dem „Land an der Etsch“, fungierte ein Landeshauptmann mit Sitz auf Schloss Tirol, der auch das Hofrecht an der Etsch präsidierte, während das Hofrecht in Innsbruck vom Regiment abgehalten wurde (in Tirol gab es keine Trennung von Land- und Hofrecht) – und alle Ämter der oberösterreichischen Ländergruppe unmittelbar der Tiroler Rechenkammer unterstanden, waren den oben beschriebenen Behörden der niederösterreichischen Ländergruppe auf Länderebene in Österreich unter der Enns das Landmarschallamt und in den übrigen Ländern die Landeshauptmannschaften mit Sitz in Wien, Linz, Graz, St. Veit und Laibach nachgeordnet sowie in allen Ländern jeweils ein eigenes Vizedomamt. Unterstützt wurden sie von Unter- und Hilfsbeamten und fallweise von landesfürstlichen Land- oder Hausräten, sodass sich im Laufe der Zeit in allen Ländern kleine Kollegien auszubilden begannen, die Maximilian dann 1515 von Regiment und Rechenkammer unabhängiger machte. Der Landmarschall in Österreich bzw. die Landeshauptleute der übrigen niederösterreichischen Länder waren sowohl dem Landesfürsten als auch den Landständen verpflichtet, hatten also eine Doppelstellung inne. Neben militärischen Aufgaben im Sinne der Sicherung des Landes nach außen und der Aufrechterhaltung oder Wiederherstellung der inneren Sicherheit und Ordnung, waren die Abstimmung der landesfürstlichen politischen Linie unter Beobachtung der ständischen Interessen, vor allem auf Landtagen, sowie der Bereich der Gerichtsverwaltung (Landschranne, Hoftaiding, Lehnsgericht, Schiedsgerichtsbarkeit) ihre wesentlichen Aufgabenfelder, zu denen fallweise auch die stellvertretende Ausübung der obersten landesfürstlichen Kirchenvogtei kam. Neben den Landeshauptmannschaften, die gleich den Vizedomen von landesfürstlichen Land- und Hausräten unterstützt wurden, war das Amt des Anwalts (in den beiden Österreich) bzw. des Landesverwesers (in Steiermark, Kärnten und Krain) als Vorsitzende des Landrechts am bedeutendsten. Bestellt wurde der Landesverweser, der in Personalunion zugleich auch Stellvertreter des Landeshauptmanns war, vom Landesfürsten offenbar auf Vorschlag der Landstände unter der Führung des Landehauptmanns; im Übrigen beschränkte sich die Mitwirkung der Stände an der Landesverwaltung in der Regel auf
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V. Die Maximilianeischen Reformen
ihre autonome Steuereinhebung und auf den Beisitz in der Landschranne. Nur ganz außergewöhnliche Umstände führten zu einer Zusammenarbeit zwischen landesfürstlichen und landständischen Institutionen, etwa bei der Steuereinhebung in der Steiermark 1516 oder nach dem Tod Maximilians, in Gestalt der Mitwirkung landständischer Ausschüsse bei der Sicherung des Landes. Um seine übergeordneten Stellung auch gegenüber den Landeshauptleuten zu betonen, wurde von 1496 bis 1512 der Vorsitzende des Niederösterreichischen Regiments, Wolfgang von Polheim, als sog. Oberster Hauptmann bestellt. Das führte dazu, dass in Österreich ob der Enns nach der Berufung des bisherigen Landeshauptmanns Georg von Losenstein zum Vorsitzenden des Wiener Neustädter Hof- bzw. Kammergerichts von 1501 bis 1513 kein eigener Landeshauptmann mehr eingesetzt wurde, sondern diese Funktion Polheim innehatte, und erst nach seinem Tod wieder ein Landeshauptmann bestellt wurde. Auch die Steiermark blieb nach dem Tod Reinprechts von Reichenburg von 1505 bis 1515 ohne Landeshauptmann, ebenso Kärnten nach dem Tod des Ulrich von Weißpriach von 1501 bis 1519. Nur in Krain amtierte – wohl wegen der gefährdeten Grenzlage des Landes – während der ganzen Regierungszeit Maximilians immer ein Landeshauptmann, und in Österreich unter der Enns konnte sich der Landmarschall halten, allerdings nur wegen des energischen Eintretens der Stände, die ihre Gerichtsinstanz, eben das landmarschallische Gericht, keinesfalls preisgeben wollten. Mit dieser Nichtbestellung von Landeshauptleuten versuchte Maximilian offenbar, die Länderautonomie auszuhöhlen. Ein zweiter wesentlicher Unterschied zur oberösterreichischen Ländergruppe ist, dass die niederösterreichischen Länder keine gemeinsame Kammer wie die Tiroler Kammer als Zentralkasse hatten, sondern die gewachsenen Strukturen der landesfürstlichen Finanzverwaltung in den einzelnen Ländern fortgeführt wurden. Bis gegen die Mitte des 15. Jahrhunderts waren die Landschreiber die obersten Finanzbeamten in den Ländern, dann übernahmen in Österreich ihre Funktion die Hubmeister, während in den innerösterreichischen Ländern die Landschreiber beibehalten wurden und die ihnen nachgeordneten Hubmeister die Abgaben von den landesfürstlichen Gütern einhoben und verwalteten. Unter Maximilian kam es zur Vereinheitlichung in ursprünglich sieben, dann, nachdem 1498 das Vizedomamt Cilli dem steirischen und das Vizedomamt Triest dem Krainer Vizedomamt inkorporiert worden waren, fünf Vizedomämtern. Ausnahme für ca. ein Jahr (April 1501–Mai 1502) ist hierbei, dass die beiden Österreich einen gemeinsamen Vizedom, den sog. Obersten Vizedom in Österreich, über den Hubmeistern hatten, dem zugleich als verlängerter Arm der Hofkammer auch eine gewisse Leitungsfunktion für alle Vizedome in den niederösterreichischen Ländern zugekommen zu sein scheint. Auch in den übrigen Jahren wurden die Vizedomämter sowohl unmittelbar vom Hof als auch über einen Generalschatzmeister (bis 1496 und wieder ab 1514), über die Allgemeine Österreichische Schatzkammer (1496–1498), über einen obersten erbländischen Schatzmeister (1498/99) und über einen Finanzsonderbevollmächtigten (1509–1513) bezüglich der Verwendung von Einnahmen und Ausgaben geleitet. Nur im Zuge des sog. Niederösterreichischen Vertrages mit Georg Gossembrot kam es ab 1502 zur Bestellung eines niederösterreichischen Kammermeisters, der auch nach Kündigung der Gossembrot-Verträge (1504) bis 1509 im Amt blieb und der Hofkammer unterstellt war. Den Vizedomen, die eine kleine Kanzlei, einen Hilfsbeamtenstab (Gegenschreiber, Hubmeister, Marchfutterer, Urbarer, Hansgraf ) und zwei bis vier Landräte zu Seite hatten, oblagen die Verwaltung des landesfürstlichen Kammergutes einschließlich der Jurisdiktion in Finanzverwaltungsangelegenheiten, der zentrale Kassendienst bezüglich der
3. Die Landesverwaltungen 415
Einnahmen und Ausgaben in den Ländern sowie die Rechnungskontrolle über alle ihnen unterstellten landesfürstlichen Pflegen und Ämter mit Ausnahme der Exemtämter (siehe Kap. V.4). Zu den Ämterabrechnungen hatten die Vizedome einige landesfürstliche Landräte und meist den Landesverweser beizuziehen. Wohl ebenfalls im Verein mit den landesfürstlichen Landräten übten die Vizedome die Jurisdiktion in Kammergutsangelegenheiten in erster Instanz aus, wobei zuerst die Appellation an das Niederösterreichische Regiment, dann an den Landmarschall bzw. die Landeshauptleute ging. Das Recht, Amtleute selbständig ein- oder abzusetzen, hatten sie aber nicht. Ihrerseits einmal jährlich rechnungspflichtig waren die Vizedome der Wiener Rechenkammer bzw. während des Bestehens der Allgemeinen Österreichischen Schatzkammer von 1496 bis 1499 dieser Behörde, der sie für diese Zeit auch nachgeordnet waren. Ab 1500 unterstanden die Vizedome der Hofkammer bzw. den großen Finanzmonokraten Georg Gossembrot, Paul von Lichtenstein und schließlich Jakob Villinger und hatten diesen ihre Überschüsse abzuliefern. Zur Organisation von festen und ständigen landesfürstlichen Landrätekollegien zur Unterstützung vor allem der Vizedome bei den Abrechnungen scheint es erst ab 1515 gekommen zu sein, obwohl landesfürstliche Räte bereits früher Landeshauptmann und Vizedom fallweise in ihren Geschäften zur Seite standen. Für die Landesregierung und -verwaltung am Übergang zur Neuzeit praktisch bereits bedeutungslos und auf reine Ehrenämter herabgesunken waren die althergebrachten höfischen Landeserbämter.
3.1. Verwaltungsstellen in Österreich unter der Enns Landmarschall
1493–1506 1507–1519
Christoph von Liechtenstein (zuvor bereits unter Friedrich III.) Benesch von Ebersdorf Anwalt
1501–1506
Benesch von Ebersdorf Hubmeister
1493 1493–1498 im Januar 1494 1498–1501
Martin Burger (zuvor bereits seit 1490 unter Friedrich III.) Hans Harrasser Ruprecht Ennser Sigmund Schneitpeck Hubschreiber
1495–1503 1503–(1508)
Hans Mader Wolfgang Strauss Vizedom
1498–1501 1501/02
Sigmund Schneitpeck Jakob von Landau (Oberster Vizedom)
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V. Die Maximilianeischen Reformen
1503–1508 1508–1523
Hans Mader (1502/03 Verweser) Lorenz Saurer
3.2. Verwaltungsstellen in Österreich ob der Enns Landeshauptmann
1493 1494–1501 1501–1512 1513–1521
Gotthard von Starhemberg (zuvor bereits unter Friedrich III.) Georg von Losenstein Wolfgang von Polheim (1496–1512 Oberster Hauptmann) Wolfgang IV. Jörger von Tollet Anwalt
1501–1508 1508–1510 1510/11 1517–1519
Georg von Seisenegg Erhard Schweinpeck zu Haus Georg von Rorbach Andreas Bruckner Vizedom
1498–1502 1502–1519
Kaspar I. Perkheimer zu Würting Georg Sigharter zu Leombach
3.3. Verwaltungsstellen in der Steiermark Landeshauptmann
1493/94 1494–1505 1515–1533
Georg von Losenstein (zuvor bereits unter Friedrich III.) Reinprecht von Reichenburg Sigmund von Dietrichstein Landesverweser
1493–1498 1498/99 1499–1511 1511–1516 1516–1527
Andreas von Spangstein (bereits unter Friedrich III. seit 1492) Sigmund Welzer Kaspar von Khünburg Andreas von Spangstein Leonhard III. von Harrach Vizedom
1494–1498 1498/99 1499–1522
Leonhard von Ernau Ulrich Stoppl (1498–1499 Anton Patriarch Verweser) Leonhard von Ernau
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Hubmeister
1493/94 1494 1494–1500
Veit Wulfing (zuvor bereits unter Friedrich III. seit 1491) Diepold von Harrach Kaspar Grafenberger
3.4. Verwaltungsstellen in Kärnten Landeshauptmann
1493/94 1499–1501
Jakob Székely Ulrich von Weißpriach Landesverweser
1494–1521
Veit Welzer (1510–1521 Christoph V. Welzer d. Ä. Statthalter)
1494–1505 1505–1511 1512–1519
Georg Waldenburger (zuvor bereits unter Friedrich III.) Blasius Hölzl (1505–1511 Hans Mansdorfer Verweser) Andreas Rauber
Vizedom
3.5. Verwaltungsstellen in Krain Landeshauptmann
1493–1501 1501–1529
Wilhelm von Auersperg (zuvor bereits unter Friedrich III.) Hans von Auersperg Landesverweser
1499–1518 1518/19
Paul Rasp Erasmus von Dornberg Vizedom
1493–1498 1498–1514
1514/15 1515–1526
Wilhelm von Auersperg Georg (Jörg) von Eck (Egkh) (1510 Erasmus von Dornberg Verweser) Hans von Auersperg Erasmus Brau(n)wart (bereits 1513 Verweser)
418
V. Die Maximilianeischen Reformen
4. Exemtämter und Lokalverwaltung Wegen ihrer außerordentlichen finanziellen Leistungsfähigkeit waren in der niederösterreichischen Ländergruppe die Salzämter zu Aussee und Gmunden, die Aufschläge zu Engelhartszell, Tarvis und Laibach sowie die Mauten zu Vordernberg, Eisenerz, Rottenmann, Oberdrauburg und Kötschach-Mauthen nicht der Verwaltungshoheit der Vizedome unterstellt, woraus sich ihre Bezeichnung als Exemtämter erklärt. Der Rechenkammer in Wien bzw. von 1496 bis 1499 der Allgemeinen Österreichischen Schatzkammer in Innsbruck waren sie nur insoweit verbunden, als sie einmal jährlich dort ihre Abrechnungen vorzulegen hatten. Ihre Weisungen erhielten die Exemtämter direkt von der Hofkammer bzw. von den großen Finanzmonokraten Georg Gossembrot, Paul von Lichtenstein und schließlich Jakob Villinger, denen sie wie die Vizedome auch ihre Überschüsse abzuliefern hatten. Da die Ausbildung von frühmoderner Staatlichkeit in erster Linie auf die Durchsetzung des ausschließlichen Gewalt-, Rechts- und Steuermonopols abzielte, liegt der wesentliche Unterschied zwischen mittelalterlichem und frühneuzeitlichem Staat nicht in der Verfassung, sondern in der Verwaltungsordnung und -organisation sowie in der Verwaltungspraxis und in der Intensität der Gesetzgebung. Auch wenn sich dieser Prozess der Staatsbildung am sichtbarsten auf den oberen Ebenen, d. h. am Hof (Hofrat, Hofkammer), in der zentralen Ländergruppenverwaltung (Regimente und Rechenkammern) und in der Landesverwaltung (Landeshauptmannschaften, Vizedomämter) vollzog, traf er doch auch den lokalen Bereich, zumindest soweit es sich um unmittelbaren landesfürstlichen Besitz (landesfürstliche Städte und Märkte, Pflegen, Ämter und Gerichte = engeres Kammergut) handelte. Seit dem 13. Jahrhundert begann in diesem Bereich die Organisation der Lokalverwaltung mit der Schaffung von Ämtern, wo nun nicht mehr vom Lehnsrecht abhängige Amtsträger tätig wurden. Im lokalen Bereich schlug der Vorgang der Durchsetzung zentralstaatlicher Gewalt aber nur dann durch, wenn die Pflegen, Ämter und Gerichte, die durchaus auch Herrschaften heißen und sein konnten, in der Hand des Landesfürsten blieben. Alle Verkäufe und Verpfändungen wurden davon nicht berührt, weil sie damit der Patrimonialverwaltung und -gerichtsbarkeit der neuen Inhaber, in der Regel des landständischen Adels, anheimgestellt wurden, was wirksam erst im 18./19. Jahrhundert zugunsten der Zentralverwaltung abgebaut werden konnte, wiewohl die Landesfürsten seit dem 16. Jahrhundert mit der Penetration des zum Staatsgebiet werdenden Herrschaftsbereiches des engeren und weiteren Kammerguts (landesfürstliche Städte sowie Prälaten) begonnen hatten. Um auf der lokalen Ebene mehr Einfluss zu gewinnen, wurde im Zuge der Reformen des Jahres 1502 bestimmt, dass das Regiment von jedermann, also auch von den bäuerlichen Untertanen einer verpfändeten landesfürstlichen Herrschaft, in erster Instanz als Gericht, wenn auch nur zum Güteversuch, angerufen werden konnte, wodurch die Patrimonialgerichtsbarkeit des Adels durchlöchert wurde. Selbstverständlich musste dies den scharfen Protest des Adels hervorrufen, zumal der Fall des steirischen Bauers Mert Tapper nach Ausweis ähnlicher Fälle in Österreich unter der Enns und in Krain offensichtlich kein Einzelfall war, ja, wenn man dem Deutschordenskomtur zu Laibach glauben will, eigentlich die Regel. Von den landesfürstlichen Herrschaften waren gerade während der Regierungszeit Maximilians viele zur Geldbeschaffung verpfändet. Da die Pfandherrn möglichst viel aus ihren Pfändern herauszuwirtschaften versuchten, wurden die Bauern
5. Zusammenfassung 419
immer drückenderen neuen Roboten und Abgaben unterworfen und die von Maximilian so gut wie alljährlich geforderten Steuerhilfen wurden trotz Verbotes von ihren Herrn auf die Bauern überwälzt, was zwar bereits 1496 der Fiskal beklagte, wogegen sie von Maximilian I. aber trotz einiger Versuche offenbar nicht wirksam genug geschützt werden konnten. Diese ständige Rechtsverschlechterung war es, welche die Bauern schließlich unter eben dieser Parole, nämlich der Forderung nach dem „alten Recht“ (stara pravda) 1514/15 in der Untersteiermark, Kärnten und Krain zum Aufstand trieb.
5. Zusammenfassung Eine wirkliche Einheit von Reichsverwaltung und erbländischer Verwaltung gab es unter Maximilian I. – sowohl was die allgemeine Verwaltung und die Gerichtsverwaltung (Hofrat), die Finanzverwaltung (Hofkammer) und das Kriegswesen (Reichskriegskammer) betrifft – nur theoretisch. Tatsächlich bestand lediglich eine Einheit von Hofverwaltung und österreichisch-erbländischer Verwaltung. Zu einer spürbaren Beschränkung der Länderrechte kam es nur in der niederösterreichischen Ländergruppe mit den Reformen von 1501/02, als das dortige Regiment zu einer permanenten Behörde wurde und in Wiener Neustadt bis 1509 ein für alle fünf Länder zuständiges landesfürstliches Kammergericht amtierte. Das Zusammenwachsen der Länder zu einem Gesamtstaat bereitete sich eher in Reaktion auf große Finanznöte oder auf von außen drohende militärische Gefahren vor: durch „Gesamtstaatsbehörden“ im Bereich der Finanzen wie der Allgemeinen Österreichischen Schatzkammer (1496-1499), der Innsbrucker Hauskammer (gesamterbländische Zuständigkeit 1498–1501 und wieder ab 1506) und der Innsbrucker Rechenkammer (gesamterbländische Rechnungskontrolle 1516/17–1518/19) einerseits, und anderseits durch Ausschuss- oder Generallandtage sowie durch Beschlüsse zur gemeinsamen Landesdefension mehrerer bzw. aller österreichischen Länder (1502, 1518/19). Gerade der massive Widerstand der Landstände von 1501/02 bis 1510 zeigt aber auch deutlich, wie nahe Maximilian durch verschiedenste offene und verdeckte Maßnahmen, die direkt oder indirekt auf die Landesverwaltung und insbesondere auf den Bereich von Recht und Gericht, zumindest daran war, mit seinen „unerhörten Neuerungen“, wie die Stände sie nannten, mehr Zentralismus, Dirigismus, Disziplinierung, Normierung und Kontrolle – also mehr „Staat“ – zu schaffen. Quellenlage und Forschungsstand Die Quellenlage für die maximilianeischen Reformen am Hof und in den österreichischen Erbländern ist aufgrund der großen Masse an Akten (Maximiliana im HHStA sowie im TLA) zwar durchaus gut, aber während sich die Verwaltung der oberösterreichischen Ländergruppe (Tirol und die Vorlande) mit Hilfe der im TLA fast geschlossenen erhaltenen Ein- und Auslaufregister (Kopialbücher der älteren Reihe, Kammerkopialbücher) und der Oberösterreichischen Kammerraitbücher im Verein mit Spezialkodizes (Etats, Personalstände) bis ins Detail nachverfolgen lässt, sind diese Register für die Verwaltung der niederösterreichischen Ländergruppe (die beiden Österreich, Steiermark,
420
V. Die Maximilianeischen Reformen
Kärnten und Krain) weitgehend verloren; kein einziges Niederösterreichisches Kammerraitbuch hat sich erhalten. Etwas ausgeglichen wird dies durch die, wenn auch lückenhaft erhaltenen, Register der Hofverwaltung (Reichsregisterbücher im HHStA, Gedenkbücher im HKA). Für den Zeitraum 1493 bis 1504 in Regestenform bereits ediert, sind viele dieser Dokumente in den RI XIV (auch online) zu finden; Volltexte wichtiger Ordnungen etc. in ÖZV I/2, Hofmann (H.) 1976 und Wiesflecker-Friedhuber 1995. Über die allgemeine Entwicklung im Reich hin zu frühmoderner Staatlichkeit und ihre Ausbildung sowie über deren Grundprobleme und Strukturen informieren die grundlegenden Studien bzw. Sammelbände Hofmann (H.) 1967, Oestreich 1969, Hattenhauer 1980, Jeserich–Pohl–Unruh 1983 (darin insbes. die Beiträge Willoweit 1983b und Link [Ch.] 1983), Angermeier 1984, Moraw 1989, Stolleis 1990, Buschmann (A.) 1994 und Diestelkamp 2003. Speziell für Österreich bieten zusätzliche Überblicke im Längsschnitt: ÖZV I/1, Žolger 1917, Brunner 1939, Schimetschek 1984, Bruckmüller 1985, Megner 1985 und Niederstätter 1996. Die Verhältnisse unter Friedrich III. erhellt die materialreiche Untersuchung Heinig 1997, die Zeit der Doppelregierung (1486–1493) die Spezialuntersuchung Wolf (S.) 2005 und die Anfänge des Reichsfiskalats Knolle 1965, während für die Zeit Maximilians I. als Standardwerk die 5-bändige Biographie dieses Herrschers von Hermann Wiesflecker (Wiesflecker [H.] 1971–1986) mit den einschlägigen Kapiteln über die Reformen heranzuziehen ist; ergänzend dazu Wiesflecker (H.) 1999 und Moraw 2002 – mit dem Spannungsbogen zwischen Bewahrung und Reform – sowie Hollegger 2005 mit knappen Abrissen zu den Verwaltungsreformen und Behörden innerhalb der Herrscherbiographie. Da eine moderne Gesamtdarstellung zur Verwaltung des Reiches und der habsburgischen Erbländer fehlt, ist noch immer auf die erste umfangreiche Untersuchung der maximilianeischen Zentralverwaltung durch Adler (S.) 1886 zurückzugreifen. Auf dieses Werk geht die burgundische Rezeptionstheorie zurück, gegen die bereits Walther 1909a sowie Mayer (Th.) 1920 und 1923 argumentierten, deren Sicht Link (Ch.) 1983 sowie Cauchies 2006 und Hollegger 2006 mit weiteren Argumenten bekräftigten. Die verwaltungsgeschichtlichen Spezialdissertationen Kreuzwirth 1964, Jankovits 1968 und Hollegger 1983 (dort auch Kurzbiographien aller Räte und Kanzlisten ab 1510), die im Anhang jeweils die personelle Zusammensetzung der verschiedenen maximilianeischen Behörden auflisten, verbreitern und verfeinern das Wissen um die Struktur sowie die inneren Abläufe der Verwaltungseinrichtungen Maximilians I., wozu die Spezialuntersuchungen Geyer 1929 zur Niederösterreichischen Raitkammer und Bischoff 1982 zum Ensisheimer Regiment sowie die Dissertationen Gänser 1976 über die Beamten, Watzenig 1983 über die Finanz- und Wirtschaftspolitik und Wiesflecker (A.) 1987 über die Oberösterreichischen Kammerraitbücher sowie die umfassende Studie Noflatscher 1999 über die habsburgischen Eliten zwischen 1480 und 1530 wie auch Hollegger 1990 und 2014 wertvolle Ergänzungen liefern, was für Kögl 1975b über das Niederösterreichische Regiment nur mit Abstrichen gilt.
VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen
1. Der Geheime Rat
1.1. Der Geheime Rat (bis 1612) Von Eva Ortlieb Der Geheime Rat war im 16. Jahrhundert das politisch wichtigste Ratsgremium des Herrschers der Habsburgermonarchie und zugleich eine ihrer wenigen echten Zentralinstitutionen. In der Bezeichnung fließen zwei Bedeutungen des Begriffs „geheim“ zusammen. Auf der einen Seite steht eine ältere, personenbezogene Bedeutung des Begriffs, wonach es sich bei einem ‚geheimen‘ Rat um einen ‚vertrauten‘ Ratgeber, einen Angehörigen der herrscherlichen familia mit besonderer Nähe zum Herrscher handelt. Auf der anderen Seite bezieht sich ‚geheim‘ sachlich auf wegen ihrer Wichtigkeit vertraulich zu behandelnde Angelegenheiten, die die Staatsrechtslehrer des 17. Jahrhunderts in der Lehre von den arcana (imperii) behandelten. Dass es sich bei der Herrschernähe ebenso wie bei der Ratgeberschaft in vertraulichen Angelegenheiten auch um einen Anspruch handeln konnte, der im Begriff „Geheimer Rat“ zum Ausdruck gebracht wurde, zeigen die überlieferten Formulierungen von den Kurfürsten und den Erzherzögen von Österreich als „Geheimen Räten“ des Kaisers. Die von Karl V. nach dem Tod Maximilians I. und seiner Wahl zum Kaiser von Spanien aus eingesetzte Übergangsregierung für Reich und Erbländer (Augsburger Regiment) wurde ebenfalls als „Geheimer Rat“ bezeichnet.
1.1.1. Gründung und Entwicklung Die Vorgeschichte des Geheimen Rats lässt sich bis ins Spätmittelalter zurückverfolgen. Für Friedrich III. konnte nachgewiesen werden, dass er sich in wichtigen politischen Angelegenheiten von einem vergleichsweise kleinen (ca. sechs Mitglieder umfassenden), einigermaßen konstanten Kreis von Räten beraten ließ, die sein besonderes Vertrauen genossen – unabhängig von und zusätzlich zu dem Rat der an seinem Hof anwesenden Reichs- und anderen Vasallen. In ähnlicher Weise umgab sich König bzw. Kaiser Maximilian I. mit wenigen vertrauten Räten, mit denen er sich mehr als mit anderen beriet und die dementsprechend als besonders einflussreich galten. Forderungen der österreichischen Landstände, die Regierungsgeschäfte am Hof durch ordnungsgemäß bestallte und mit Vertretern der Länder besetzte Ratsgremien erledigen zu lassen, gab Maximilian in dem sog. Libell, das Behördenwesen betreffend, von 1518 (ÖZV I/2, 84–91) teilweise nach, behielt sich aber ausdrücklich vor, seine aigenen geheimen grossen sachen (ebd. 85) mit Räten seiner Wahl zu beraten und durch spezielle Sekretäre erledigen zu lassen. Die Dis-
424
VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen
kussionen auf dem Ausschusslandtag belegen damit einerseits ein Bedürfnis der Stände nach einer Institutionalisierung der Beratung des Herrschers, das von diesem prinzipiell anerkannt wurde. Andererseits verweisen sie auf eine von beiden Seiten grundsätzlich akzeptierte Sonderstellung bestimmter Gegenstände, eben der aigenen geheimen grossen sachen, für deren Beratung und Erledigung dem Herrscher keine Vorschriften gemacht werden konnten. Insbesondere die Auswahl der Personen, mit denen diese Angelegenheiten besprochen werden sollten, stand dem König bzw. Kaiser frei, obwohl dabei in erster Linie die Mitglieder des teilweise ständisch besetzten Hofrats berücksichtigt werden sollten. Die Frage, ob am Hof Maximilians nicht nur vertraute Räte arbeiteten, sondern ein Geheimer Rat bestand, ist in der Forschung sowohl bejaht (Hollegger 1983) als auch verneint (Noflatscher 1999) worden. Ähnlich wie für Maximilian I. stellt sich die Situation für die ersten Jahre der Regierung des späteren Königs und Kaisers Ferdinand I. dar. Auf der einen Seite gibt es Belege dafür, dass der junge Erzherzog von einer gewissen Zahl ihm vertrauter Räte, möglicherweise unter der Leitung eines Präsidenten, beraten wurde. Daraus ist auf die Existenz eines Geheimen Rats bereits für die ersten Regierungsjahre geschlossen worden. Auf der anderen Seite werden in diesem Zusammenhang vergleichsweise viele Namen genannt, deren Träger situationsgebunden zur Beratung des Herrschers herangezogen wurden, sodass nicht zwangsläufig von einem institutionalisierten Ratsgremium ausgegangen werden kann. Mitte der 1520er Jahre allerdings verfestigte sich die Organisationsstruktur am Hof Ferdinands. Am Beginn des Jahres 1526 und in mehreren Notizen aus diesem Jahr ist mit dem Trienter Bischof und späteren Kardinal Bernhard von Cles eindeutig ein Präsident eines Geheimen Rats nachweisbar. In der Hofstaatsordnung vom 1. Januar 1527 (ÖZV I/2, 100–116) wird der Geheime Rat nicht nur erwähnt, sondern auch im Hinblick auf seine Aufgaben und sein Verhältnis zu den anderen Ratsgremien Ferdinands knapp charakterisiert. In Ermangelung einer in diesem Text angekündigten, möglicherweise aber gar nicht erlassenen Instruktion des königlichen (später kaiserlichen) Geheimen Rats hat die Hofstaatsordnung von 1527 als die früheste und beinahe auch ausführlichste normative Quelle zum Geheimen Rat in der Habsburgermonarchie im 16. Jahrhundert zu gelten. Für diese Entwicklung hin zu institutionalisierten Ratsgremien – neben dem Geheimen Rat erscheinen in der Hofstaatsordnung von 1527 auch ein Hofrat und eine Hofkammer – sind vor allem zwei Faktoren verantwortlich gemacht worden: zum einen das niederländische bzw. spanische Vorbild, zum anderen die völlig neue Aufgabenstellung für Regierung und Verwaltung am Hof Ferdinands durch dessen Wahl zum König von Ungarn und Böhmen 1526. Die 1527 sichtbar werdende Organisation des Geheimen Rats, gekennzeichnet durch Nähe zum Herrscher – der häufig an den Sitzungen teilnahm –, eine kleine Anzahl (ca. fünf ) von Räten, die Einbeziehung der Inhaber oberster Hof- und Verwaltungsämter (Obersthofmeister, Hofkanzler) und eine hohe Sitzungsfrequenz, blieb bis zum Ende der Regierungszeit Ferdinands I. im Wesentlichen unverändert. Die Übernahme des Kaisertums 1556 bzw. 1558 bedeutete keine grundlegende Neuorientierung, da der Geheime Rat als Ratsgremium des Stellvertreters des Kaisers im Reich bzw. römischen Königs bereits zuvor mit Reichssachen befasst war. Mit der Länderteilung nach dem Tod Ferdinands 1564 verlor der Geheime Rat insofern einen Teil seiner Zuständigkeit, als sich in Tirol und Innerösterreich eigene Regierungszentralen bildeten. Weitere organisatorische Veränderungen ergaben sich aus dem Regierungsstil Rudolfs II., der mit seinem Geheimen Rat seit 1583 von Prag aus regierte. Rudolf blieb in seinen letzten Lebensjahren den Bera-
1. Der Geheime Rat 425
tungen des Geheimen Rats zunehmend fern und verzichtete auf eine straffe Regierungsführung. Durch innere Uneinigkeit, Intrigen seiner Mitglieder und den Verlust der Nähe zum Herrscher verlor der Geheime Rat an Bedeutung.
1.1.2. Zuständigkeit und Arbeitsweise Eine Instruktion oder Ordnung für den Geheimen Rat, die die im Rat zu behandelnden Angelegenheiten und die Grundsätze ihrer Erledigung festgelegt hätte, ist bisher nicht bekannt geworden; ein Entwurf von ca. 1612 findet sich in einem von Max Neudegger edierten Gutachten (Neudegger 1898). Die Hofstaatsordnung von 1527 weist dem Geheimen Rat die hoch, schwer und gehaim sachen (ÖZV I/2, 107) zu, die sich der Kaiser bereits 1518 zur Beratung und Erledigung mit Räten und Sekretären seiner Wahl vorbehalten hatte. Worum es sich dabei handelte, wurde 1527 in einem erklärenden Passus präzisiert. Danach kann insbesondere die Außenpolitik (wie mit frembden potentaten zu practiciren sei) als Domäne des Geheimen Rats gelten. Die Formulierung von den frembden practiken [...], zerrüttung und zufell, denen mit Hilfe des Geheimen Rats zuvorzukommen sei, von der erhaltung küniclicher und fürstlicher hocheit und die Erwähnung der casus status verweisen auf den später von der Arcana imperii-Literatur erläuterten Politikbereich, bei dem es um Techniken zur Erhaltung und Erweiterung der herrscherlichen Macht geht. Zu den Beratungsgegenständen gehörten wahrscheinlich darüber hinaus die von den politischen Agenden kaum zu trennenden Familienangelegenheiten, obwohl die 1518 noch mit den geheimen in Zusammenhang gebrachten aigenen Sachen 1527 nicht explizit erwähnt wurden. Weitere Hinweise auf Aufgaben und Arbeit des Geheimen Rats ergeben sich aus den Bestimmungen der Instruktionen und Ordnungen anderer Institutionen am Hof sowie aus seiner personellen Besetzung. Dass die Geheimen Räte Hof- und Kammerräte vorladen konnten, deutet darauf hin, dass die im Hofrat behandelten Justiz- und Gnadensachen sowie die in der Hofkammer erledigten Finanzfragen gegebenenfalls zu den Beratungsgegenständen des Geheimen Rats zählten. Darüber hinaus wird deutlich, dass der Geheime Rat den anderen Ratsgremien nicht nur im Rang übergeordnet war, sondern auch eine Art Regierungszentrale bilden sollte, die in der Lage war, trotz der Vielzahl der Geschäfte eine einheitliche politische Linie zu entwickeln und vorzugeben. In dieselbe Richtung deutet die Berücksichtigung der Inhaber der wichtigsten Hofämter (Obersthofmeister, Hofkanzler, ab 1558 Reichsvizekanzler) bei der Besetzung des Geheimen Rats. Seine Aufgabe war nicht nur die vertrauliche Beratung des Fürsten, sondern die Koordination und Leitung verschiedener, unterschiedlichen Gremien anvertrauter Regierungs- und Verwaltungsaufgaben. Deshalb ließ sich, wie der Text von 1527 ausdrücklich feststellt, die sachliche Zuständigkeit des Geheimen Rats nicht präzisieren; entscheidend für ihre Qualifikation als Beratungsgegenstand war weniger die Natur als die Bedeutung einer Sache. Auf die Expertise der damit leitend befassten Räte konnte dabei nicht verzichtet werden. Eine exklusive Zuständigkeit des Geheimen Rats für Außenpolitik und zentrale politische Fragen lässt sich den normativen Quellen auf den ersten Blick allerdings nicht entnehmen. In der Hofstaatsordnung von 1537 (ÖZV I/2, 116–126) werden die ‚geheimen‘ Sachen nicht dem Geheimen Rat, sondern dem Hofrat zugewiesen, und auch die Hofratsordnung von 1541 enthält einen entsprechenden Passus (ÖZV I/2, 272–275).
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VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen
Die Forschung hat daraus auf eine noch nicht vollzogene Kompetenzabgrenzung zwischen Geheimem Rat und Hofrat geschlossen, die erst mit der Hofratsordnung von 1559 (ÖZV I/2, 281–288; Sellert 1980/90, Bd. 1, 27–36) beseitigt worden sei. Der Blick auf die inzwischen etwas besser erforschte hofrätliche bzw. reichshofrätliche Praxis im 16. Jahrhundert zeigt aber, dass der Hofrat zwar politische, insbesondere reichspolitische Agenden beriet, und zwar weit über das Jahr 1559 hinaus. Den Schwerpunkt seiner Tätigkeit bildeten diese Angelegenheiten aber nicht. Der Reichshofrat war bis 1806 ausdrücklich angehalten, wichtige und unter den Räten umstrittene Angelegenheiten dem Kaiser in einem sog. votum ad imperatorem vorzulegen; viele dieser Voten wurden, wie sich aus Vermerken erschließen lässt, im Geheimen Rat behandelt. Auch darüber hinaus gehörte die Erstellung von Gutachten für den Kaiser im Zuge der Vorbereitung politischer Entscheidungen zu den Aufgaben des Reichshofrats. Die Beratung politischer Angelegenheiten durch die Reichshofräte erscheint vor diesem Hintergrund weniger als Konkurrenz zur Tätigkeit des Geheimen Rats denn als – angefragt oder aus eigener Initiative – Information des Herrschers und des ihn direkt beratenden Geheimen Rats zum Zweck der einheitlichen Führung der politischen Geschäfte, wie sie der Funktion des Geheimen Rats als koordinierender Regierungszentrale entsprach. Die Geschäftsverteilung folgte funktionalen Gesichtspunkten und wurde pragmatisch gehandhabt. Angelegenheiten politischer Brisanz gehörten selbstverständlich zu den Beratungsgegenständen des Geheimen Rats, unabhängig davon, ob es sich dabei um außenpolitische, Justiz- oder Finanzsachen handelte. Auf diese Weise konnte z. B. ein als Prozess einzustufender Vorgang wie die Untersuchung der Ehebruchsvorwürfe gegen die Herzogin Jakobe von Jülich-Kleve-Berg ausschließlich vor dem Geheimen Rat abgewickelt werden. Aufschluss über die tatsächlichen Arbeitsschwerpunkte des Geheimen Rats verspricht eine systematische Analyse seiner Praxis, die an den erhaltenen Protokollen anknüpfen müsste, was angesichts deren Lückenhaftigkeit aber nur eingeschränkt möglich ist. Immerhin ergibt sich, dass die Geheimen Räte in Übereinstimmung mit den normativen Vorgaben die jeweils aktuellen politischen Angelegenheiten hoher Brisanz behandelten. Dabei handelte es sich um außen- und reichspolitische Fragen (z. B. Beziehungen zum Osmanischen Reich, Trienter Konzil, Reichstage), aber auch um Finanz- und Kriegssachen. Darüber hinaus lassen sich Bereiche erkennen, die unabhängig von einer besonderen Brisanz mit einer gewissen Regelmäßigkeit durch den Geheimen Rat bearbeitet wurden. Dazu zählen insbesondere die Korrespondenz mit den eigenen Gesandten und Amtsträgern im Ausland und im Reich einschließlich der Ausarbeitung ihrer Instruktionen sowie die Abfertigung der Gesandten fremder Mächte und wichtiger Reichsfürsten, aber auch die Korrespondenz mit regierenden Fürsten und Königen – unter Umständen auch dann, wenn es sich um bloße Courtoisieschreiben handelte. Ein nicht unerheblicher Teil der Beratungen war Vorgängen aus dem Bereich des Gnaden- und Lehnswesens gewidmet, etwa der Vergabe von Privilegien und Gratifikationen, Fürbittschreiben und lehnsrechtlichen Transaktionen. Sie kamen weniger wegen ihrer politischen Brisanz in den Geheimen Rat denn als ‚eigene‘ Sachen des Herrschers; auch eine Einflussnahme einzelner Geheimer Räte ist anzunehmen. Justizsachen wurden ebenfalls im Geheimen Rat verhandelt, beispielsweise Fragen im Zusammenhang mit dem Reichskammergericht sowie die erwähnten vota ad imperatorem des Reichshofrats, aber auch Vorgänge, die sich für eine Behandlung durch den Reichshofrat qualifiziert hätten, an den sie gelegentlich auch übergeben wurden. Zu den Beratungsgegenständen des Geheimen Rats gehörten
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Fragen aus allen Teilen des habsburgischen Länderkomplexes und dem Reich, was ihn zu einer echten Zentralinstitution der Monarchie macht. Nur sehr wenige Informationen bieten die Hofordnungen zur Arbeitsweise des Geheimen Rats. Vorgesehen waren tägliche Sitzungen – eine Vorgabe, die, soweit die erhaltenen Protokolle erkennen lassen, in der Praxis nicht befolgt wurde. Dafür zeigen die Protokolle, dass der König bzw. Kaiser (mit Ausnahme des letzten Regierungsjahrzehnts Rudolfs II.) an vielen Sitzungen des Geheimen Rats persönlich teilnahm und den Vorsitz übernahm. Zu den Sitzungen wurden – je nach Beratungsgegenstand – gegebenenfalls geeignete Auskunftspersonen eingeladen. Den Vortrag der Angelegenheiten dürfte in der Regel der Hofkanzler bzw. Reichsvizekanzler übernommen haben, der auch die notwendigen Ausfertigungen in der Kanzlei veranlasste. Für eine formale Umfrage und Abstimmung in dem sehr kleinen Gremium sind keine Belege bekannt. Die Protokollierung der Sitzungen erfolgte durch einen Sekretär der Hofkanzlei, die 1556 mit der Auflösung der Reichskanzlei Kaiser Karls V. in die ferdinandeische Reichskanzlei überging. Über eine eigene Expeditionsstelle verfügte der Geheime Rat nicht.
1.1.3. Sozialstruktur Der Kreis der Mitglieder des Geheimen Rats war insofern nicht ganz geschlossen, als der König bzw. Kaiser jederzeit zusätzliche Räte oder Auskunftspersonen in den Rat bitten konnte, deren Fachwissen zur Erledigung der anstehenden Fragen nützlich erschien. Dies gilt nicht nur für die in der Hofstaatsordnung von 1527 angesprochenen Hof- und Hofkammerräte, sondern auch für andere Amtsträger am Kaiserhof oder im Reich. Auch die Söhne Kaiser Ferdinands sollen an einzelnen Ratssitzungen teilgenommen haben. Auf der anderen Seite ist feststellbar, dass die Geheimen Räte angesichts ihres Rangs, ihrer Fähigkeiten und Erfahrung häufig zu diplomatischen Missionen bzw. als Vertreter des Herrschers beispielsweise bei ständischen Versammlungen herangezogen wurden und in dieser Zeit nicht an den Ratssitzungen teilnehmen konnten. Die Mitglieder des Geheimen Rats nahmen in der höfischen Hierarchie den höchsten Rang unter allen Räten ein und bildeten bei zeremoniellen Anlässen die unmittelbare Umgebung des Herrschers. Die Bezeichnung Bernhards von Cles als Präsident des Geheimen Rats stellt das früheste Zeugnis für die Existenz dieses Ratsgremiums dar. Nach seinem Tod 1539 allerdings wurde die Praxis, einen eigenen Amtsträger mit der Leitung des Rats zu beauftragen, aufgegeben. Erst aus dem letzten Jahr der Regierungszeit Rudolfs II. ist mit Herzog Heinrich Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel wieder ein bestellter Leiter (Direktor) des Geheimen Rats belegt. Den Vorsitz in den Sitzungen übernahm, sofern er an ihnen teilnahm, der König bzw. Kaiser, in seiner Abwesenheit der Obersthofmeister oder der dienstälteste Rat. Fragen der Dienstaufsicht wurden wahrscheinlich ebenfalls durch den Obersthofmeister als oberstem Amtsträger am Hof und den König bzw. Kaiser erledigt. Der Verzicht auf einen Präsidenten deutet auf einen vergleichsweise geringen Institutionalisierungsgrad und einen stärker informellen Charakter des Geheimen Rats hin. Auswahl und Besoldung der Geheimen Räte erfolgten ausschließlich durch den König bzw. Kaiser. Ansprüche auf Mitsprache seitens der Land- bzw. Reichsstände wurden kaum geäußert. Allerdings hat beispielsweise Rudolf II. gelegentlich wichtige Reichsstände gebeten, ihm Kandidaten für seinen Geheimen Rat zu nennen. Ungeachtet der Freiheit des
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Herrschers bei der Auswahl seiner Geheimen Räte lässt sich feststellen, dass die Inhaber bestimmter Ämter im 16. Jahrhundert durchgehend in den Geheimen Rat berufen wurden, sodass von einer Mitgliedschaft qua Amt auszugehen ist. Dies gilt einerseits für den Obersthofmeister, andererseits für den Hof-, seit 1558 Reichsvizekanzler. Der Obersthofmarschall dagegen wurde im späteren 16. Jahrhundert langsam aus dem Geheimen Rat verdrängt. Einige Oberste Kanzler des Königreichs Böhmen fanden im Geheimen Rat Berücksichtigung, während bis 1612 kein Amtsträger des Königreichs Ungarn zu den Räten zählte. Entsprechend ihren Aufgaben hatten die Geheimen Räte – neben dem Vertrauen des Herrschers – insbesondere Erfahrung auf den Gebieten Politik und Diplomatie, Recht und Finanzen vorzuweisen. Es handelte sich daher häufig um Personen, die bereits auf eine längere Karriere in königlichen bzw. kaiserlichen Diensten zurückblicken konnten, die sie in der Regel als meist langjähriger Geheimer Rat beendeten. Rund drei Viertel der Geheimen Räte im gegenständlichen Zeitraum waren adelig. Etwa die Hälfte stammte aus den österreichischen Erbländern und den böhmischen Ländern, unter ihnen Angehörige bedeutender österreichischer und böhmisch-mährischer Adelsgeschlechter (Dietrichstein, Harrach, Lobkowitz, Trautson). Die Geheimen Räte aus dem Reich – unter ihnen auffallend viele Bürgerliche – kamen überwiegend aus dessen Südwesten. Über ein Drittel der Räte hatte ein Studium – in der Regel der Rechte – absolviert und zumeist mit dem Erwerb eines akademischen Grads abgeschlossen. Während die Verteilung zwischen Räten aus den österreichischen Erbländern und den böhmischen Ländern auf der einen und dem Reich auf der anderen Seite im Untersuchungszeitraum einigermaßen konstant blieb, deutet sich im Hinblick auf ihre ständische Qualität eine Zurückdrängung der bürgerlichen und gelehrten zugunsten der adeligen Räte an. Bis zum Ende der Regierungszeit Rudolfs II. gehörten dem Geheimen Rat vereinzelt auch Protestanten an. Die Ernennung zum Geheimen Rat bedeutete – neben materiellen Vorteilen – eine große Ehre, mit der zu belohnen in Einzelfällen unabhängig von der Eignung einer Person für die Ratsgeschäfte empfehlenswert erscheinen konnte. Die Benennung von Titularräten, die lediglich zu zeremoniellen Verwendungen herangezogen wurden, trug diesem Sachverhalt Rechnung. Sie führte im 17. Jahrhundert zu einer starken Zunahme der im 16. Jahrhundert noch einigermaßen konstanten Anzahl der Geheimen Räte, die neue administrative Maßnahmen notwendig machte. Quellenlage und Forschungsstand Die lange weitgehend informelle Arbeitsweise des Geheimen Rats, das Fehlen einer eigenen Kanzlei und Registratur sowie der kleine Kreis der überwiegend mündlich untereinander und mit dem Herrscher kommunizierenden Mitglieder bedingt, dass sich kaum einschlägige zusammenhängende Archivbestände erhalten haben. Diese Problematik wird durch archivarische Neuordnungen (Auflösung des Bestands Geheimer Rat im HHStA) und die mangelnde Erschließung relevanter Bestände (Dorsalvermerke) noch verschärft. Leicht greifbar sind die in die Reihe der Resolutionsprotokolle des Reichshofrats im Bestand Reichshofrat des HHStA eingeteilten Protokolle aus dem Geheimen Rat, die sich für einige Jahre des gegenständlichen Zeitraums erhalten haben (vgl. Gross [L.] 1933, 237–247). Dazu kommen Protokolle und Protokollfragmente in anderen Beständen, beispielsweise in den Reichstagsakten der Reichskanzlei im HHStA. Hofstaatsverzeichnisse
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und Hofzahlamtsbücher geben Auskunft über die personelle Besetzung des Rats, Besoldung und Gratifikationen. Schriftstücke, die im Geheimen Rat behandelt wurden, lassen sich in einigen Fällen durch Dorsalvermerke identifizieren. Über die Beschäftigung des Geheimen Rats mit Gnaden-, Lehns- und Justizsachen informieren die vota ad imperatorem des Reichshofrats, von denen anzunehmen, zum Teil durch Vermerke nachzuweisen ist, dass sie Gegenstand der Beratungen des Geheimen Rats waren. Wichtige Rückschlüsse auf Personal und Arbeitsweise des Geheimen Rats ergeben sich aus den Berichten von Gesandten, Agenten und verschiedenen Informanten am Kaiserhof sowie aus der Korrespondenz der Geheimen Räte bzw. Sekretäre des Geheimen Rats und anderer Mitglieder des Herrscherhofs. Die entsprechenden Familienarchive können weitere zentrale Quellen, etwa protokollarische Aufzeichnungen oder im Geheimen Rat behandelte Akten, enthalten, die bisher nicht systematisch erfasst wurden. Eine ganz dem Geheimen Rat gewidmete, die sozialhistorische Perspektive berücksichtigende Arbeit, die den gegenständlichen Untersuchungszeitraum allerdings nur zum kleinen Teil erfasst, liegt mit der Studie Schwarz (H.) 1943 vor. Zur Entstehung und Frühzeit des Geheimen Rats sind noch immer die klassischen verwaltungsgeschichtlichen Arbeiten heranzuziehen, insbes. die Überblicksdarstellung von Thomas Fellner und Heinrich Kretschmayr (ÖZV I/1), knapp auf neuerem Forschungsstand Link (Ch.) 1983. Eine Kontroverse löste dabei v. a. die Frage aus, ob sich der Geheime Rat aus dem Hofrat oder der engeren Umgebung des Herrschers (Kammer) gebildet habe. Diskutiert wurden darüber hinaus Gemeinsamkeiten der Geheimen Ratsgremien in verschiedenen Territorien des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation und anderen europäischen Monarchien, wobei häufig auf die Vorreiterrolle des österreichischen Hofs im Reich hingewiesen wurde: Fellner 1887, Rosenthal 1887, Hintze 1887 und 1941 mit vergleichender Perspektive, Neudegger 1898, Oestreich 1935, Dülfer 1956, Willoweit 1983a, Lanzinner 1992, Molas Ribalta 1996 zur gesamteuropäischen Entwicklung. Edition des Bestallungsdekrets für Bernhard von Cles als Präsident des Geheimen Rats 1526 bei Ausserer 1922. Neuere verwaltungsgeschichtliche Arbeiten haben sich mit den administrativen Verhältnissen unter einzelnen Kaisern bzw. Königen befasst: Hollegger 1983, Rill (G.) 1993/2003, Bd. 2, Heinig 1997, Laubach 2001, Hausenblasová 2002. Weitere Perspektiven für die Geschichte des Geheimen Rats ergeben sich aus der jüngeren Hofforschung, die weniger von Institutionen als von Personen ausgeht. Dementsprechend steht häufig weniger die Tätigkeit einer Person im Geheimen Rat im Mittelpunkt des Interesses als ihre (sich auch materiell manifestierende) Beziehung zum Herrscher sowie ihre Einbindung in Netzwerke und Klientelstrukturen: Goetz 1963, Castrillo-Benito 1979 insbes. zur Vorbildfunktion der burgundischen bzw. spanischen Verwaltung, Lanzinner 1994a, Noflatscher 1999, 2004b und 2005, Edelmayer 2002a. Einzelne Hinweise auf (Titular-?) Geheime Räte aus Böhmen finden sich bei Maťa 2004. Die jüngere Forschung hat einzelne Geheime Räte auch in den Kontext der herrscherlichen Favoriten gestellt (Noflatscher 2004b und 2005, sachlich ähnlich Rill [G.] 1993/2003, Bd. 2, zum Phänomen Elliott–Brockliss 1999, Kaiser–Pečar 2003, Hirschbiegel– Paravicini 2004). Einen guten Überblick über die allgemeine Forschungsgeschichte und methodische Überlegungen bietet Weber (W.) 1999. Wegen der Berührungspunkte der Tätigkeit des Geheimen Rats mit der anderer Ämter (Obersthofmeister, Obersthofmarschall, Hofkanzler, Reichsvizekanzler) bzw. Ratsgremien (Hof- bzw. Reichskanzlei, Hof- bzw. Reichshofrat, Hofkammer) sind darüber
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hinaus die Arbeiten zu den jeweiligen Institutionen heranzuziehen, insbes. Gross (L.) 1933, Ehrenpreis 1997, übernommen in Ehrenpreis 2006a, Rauscher (P.) 2004b. Darüber hinaus sind die vorhandenen biographischen Arbeiten zu einzelnen Geheimen Räten von Interesse, die allerdings hinsichtlich der Tätigkeit ihrer Protagonisten im Geheimen Rat von verschiedenem Informationsgehalt und stark unterschiedlicher Qualität sind: Ilwof 1897 (Hermann IV. von Attems); Bůžek 2016, Lietzmann 1993 (Heinrich Julius Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel); Walten 1985 (Jakob von Breuner); Prodi 1987, Rill–Thomas 1987, Strnad 2004, Tisot 1969 (Bernhard von Cles); Edelmayer 1992 (Adam von Dietrichstein); Haberer 2011, Harrach 1906 (Leonhard III. und Leonhard IV. von Harrach); Ehrlicher 1972 (Hans Hofmann); Hebeisen 1923 (Johann Georg Fürst von Hohenzollern-Hechingen); Burmeister 1971 (Jakob Jonas); Wagner (I.) 1956 (Georg Ludwig Landgraf von Leuchtenberg); Falke 1877, Haupt 1983, Stloukal-Zlinský 1912 (Karl Fürst von Liechtenstein); Schmidt (B.) 1888 (Heinrich IV. von Plauen, Burggraf von Meißen); Edelmayer 1994 (Wolfgang Siegmund Rumpf zum Wielroß); Laubach 2010, Lieb 1958, Vogel 1933 (Georg Sigmund Seld); Hadriga 1996 mit zahlreichen Inkonsistenzen und sachlichen Fehlern (Johann II. und Paul Sixt Graf von Trautson); Koenig 1935 (Johann Ludwig von Ulm); Edel 1997 (Johann Baptist Weber); Meusser 2004 (Johann Ulrich Zasius). Eine zuverlässige und vollständige Liste der Geheimen Räte bis 1612 lässt sich auf dieser Basis, auch unter Heranziehung zentraler Quellen wie den Hofstaatsverzeichnissen und Hofzahlamtsbüchern, nicht erstellen. In der Regel wenig ergiebig für die Geschichte des Geheimen Rats sind inhaltliche Studien über die Vorgänge, die seine zentralen Beratungsgegenstände bildeten – angesichts der Zuständigkeit des Geheimen Rats beinahe alle Fragen von insbes. außenpolitisch größerer Bedeutung. Ein sehr spezielles Beispiel untersucht Ortlieb 2005. Stolleis 1980 bietet eine der wenigen Arbeiten über die theoretische Fundierung des Geheimen Rats, konzentriert auf das 17. Jahrhundert.
1.2. Der Geheime Rat nach 1612 und seine Nachfolger Von Michael Hochedlinger 1.2.1. Der Geheime Rat (nach 1612) Die Geschichte des Geheimen Rates während der kurzen Regierungszeit Kaiser Matthias’ von 1612 bis 1619 wird ganz von der Person des Bischofs von Wien Kardinal Melchior Khlesl (1553–1630) dominiert, der auch „Director“ dieses Beratungsgremiums gewesen ist. Ausländische Gesandte betrachteten ihn zu Recht als eine Art Premierminister und jedenfalls als wichtigsten Ansprechpartner. Fehlte eine solche Zentralfigur, musste die fremdstaatliche Diplomatie bei einzelnen Geheimen Räten ansetzen. Seit dem 16. Jahrhundert hört man davon, dass Mitglieder des Geheimen Rates spanische Pensionen bezogen. Es spricht einiges für die Annahme, dass die Abneigung Ferdinands II. gegen die 1618 gewaltsam beendete Alleinherrschaft Khlesls auch auf die Arbeitsweise des Geheimen Rates entscheidenden Einfluss hatte: Einen eigens bestellten Ratsdirektor oder Ratspräsi-
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denten gab es nicht mehr, der Obersthofmeister führte in Abwesenheit des Herrschers als höchster Hofwürdenträger den Vorsitz. Der Rat als kompaktes Gremium wurde de facto von einzelnen Kommissionen aus „deputierten Räten“ abgelöst, die der Monarch mit der Vorberatung einer konkreten Frage betraute. Unter diesen deputierten Räten konnten sich Fachleute (etwa aus dem Reichshofrat) befinden, die selbst nicht Geheime Räte waren. Auch am Schriftgutnachlass des Geheimen Rates wird diese Änderung greifbar: Die bis dahin zu Jahresbänden gebundenen Sitzungsprotokolle des Rates enden, zu den Einzelfällen erstatteten die deputierten Räte Bericht (conclusum in consilio deputatorum) in Gestalt von Vorträgen, die vor dem Kaiser und dem Plenum der Geheimen Räte verlesen, abgeändert oder approbiert wurden. Wie die Zentralbehörden erhielt auch der Geheime Rat Vortragsaudienzen beim Monarchen (lectum Sacrae Caesareae Majestati in consilio secreto et placuit wie geraten). Die (großteils) pertinenzmäßige Ablage dieser Vorträge macht die Beschäftigung mit dem Geheimen Rat und seinen Kommissionen heute besonders mühsam. Parallel zu dieser Zerteilung in Kommissionen kam es zu einer schrittweisen Vermehrung der Geheimen Räte. Die Geheimratswürde war stark nachgefragt, da sie den Rang bei Hof bestimmte und nach den obersten Hofwürdenträgern die vornehmste Stellung garantierte, seit etwa Mitte des 17. Jahrhunderts auch die Anrede „Exzellenz“ verlieh. Entsprechend gewaltig waren die für ein Geheimratsdekret zu entrichtenden Taxen. Die in der zeitgenössischen Fürstenspiegel-Literatur genannten idealen Teilnehmerzahlen von vier bis sechs Personen wurden so im kaiserlichen Geheimen Rat rasch und sehr erheblich überschritten (1615: 9, 1628: ca. 20, 1654: 13, 1656: 30, 1670: 26, 1676: 31, 1684: 41, 1692: 53). Der Quantensprung erfolgte – das registrierten schon venezianische Diplomaten – unter Ferdinand III. und Fürst Johann Weikhard von Auersperg (1615–1677), der, wie Leopold I. selbst 1665 scharf kritisierte, durch inflationäre Ratsernennungen das Gremium als Machtkonkurrenten habe ausschalten wollen. Dem Geheimen Rat gehörte man nicht vi officii, sondern nur ad personam an. Das Problem der Geheimhaltung wurde immer wieder thematisiert, auch die Approbierung der Vorlagen der deputierten Räte erfolgte daher zunehmend in verkleinerter Runde, woraus sich ein „engerer Geheimer Rat“ entwickelte. Für die Zeit Ferdinands II. konstatiert die Forschung eine Konzentration der Berufungspolitik auf den erbländischen (Hoch-)Adel, während die bürgerlichen Juristen und der „reichische“ Aspekt zurückgedrängt wurden. Stark blieb allerdings weiterhin – trotz der Schaffung einer eigenen Österreichischen Hofkanzlei 1620 – die kanzleimäßige Abhängigkeit von der Reichshofkanzlei. Die in den 1630er Jahren erwähnte „Geheimratsexpedition“ besorgten Sekretäre der Reichshofkanzlei, die oft zugleich auch Reichshofräte waren. 1646 erschien mit Paul Pálffy († 1653) der erste Ungar im Geheimen Rat. Protestanten blieben aufgrund einer besonderen Eidesformel bis in die Zeit Josephs II. von der Geheimratswürde ausgeschlossen. Die zahlenmäßige Vermehrung der Ratsmitglieder konnte umso leichter geschehen, als die Räte sichtlich nur mehr einen „Personalpool“ bildeten, aus dem der Kaiser bei Bedarf „Teams“ zusammenstellte. Beim Tod Leopolds I. 1705 zählte man gewaltige 164 Geheime Räte. Es musste daher notgedrungen zwischen wirklichen Geheimen Räten (bezeugt seit Ferdinand II.) und bloß titulierten Räten (Honorar Geheime Räte oder „Dekretisten“) unterschieden werden, doch ist von reten ad honores schon in der Hofstaatsord-
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nung von 1527 die Rede. Joseph II. hob diese Unterscheidung zu einem Zeitpunkt auf, als der Geheime Rat längst ein Titel ohne Mittel geworden war. Die verliehene Geheimratswürde war an den ernennenden Herrscher gebunden und musste von seinem Nachfolger gegen Erneuerung des Eides bestätigt werden. Bis 1740 waren die Geheimen Räte stets kaiserliche Geheime Räte. Zwischen 1740 und 1745 kreierte Maria Theresia königliche, ab 1745 kaiserlich-königliche Geheime Räte. Die Ausfertigung der Dekrete war zwischen Österreichischer Hofkanzlei und Reichshofkanzlei umstritten, ehe die Staatskanzlei diese Aufgabe übernahm (nach 1848 das Ministerium des Äußern). Als deputierte Räte wurden auch bei Abwesenheit des Kaisers in Wien „hinterlassene“ Geheime Räte bezeichnet, die in Stellvertretung des Monarchen die Regierung führten. Dieser Usus ist schon seit Maximilian II. nachweisbar. Als hinterlassene Geheime Räte und unmittelbare Stellvertreter des abwesenden Landesfürsten sind in diesem Sinne auch jene Geheimen Räte in Innsbruck und Graz zu verstehen, die – im Zuge der Länderteilung 1564 an den neuen Residenzorten entstanden – nach der Wiedervereinigung von 1619 bzw. 1665 zur höchsten Verwaltungs- und Rechtsprechungsinstanz für die jeweilige Ländergruppe geworden waren und es bis zur theresianischen Verwaltungsreform Ende der 1740er Jahre blieben.
1.2.2. Die Geheime Konferenz unter Leopold I. Die Zunahme der Geheimen Räte hatte schon unter Ferdinand II. dazu geführt, dass die Vorträge der deputierten Räte (man sprach die Versammlungen der Deputierten jetzt auch als „Giunte“, „Junten“ oder „Konferenzen“ an) nicht mehr im Plenum des Geheimen Rates erstattet wurden, sondern sich ein innerer Kreis besonderer Vertrauensräte herausschälte. Leopold I. scheint diesen Usus 1657 zur Richtlinie erhoben zu haben. Stefan Sienell spricht von einem „engeren Geheimen Rat“ aus obersten Hofwürdenträgern und Behördenchefs und sieht hierin den Nucleus eines „neuen“ Beratungsorgans – der Geheimen Konferenz, die spätestens Anfang 1665 greifbar wird und sich mit den geheimsten und wichtigsten Haus- und Staatssachen zu befassen hatte, vor allem mit Fragen der Außenpolitik (Sienell 2001a). Eine Instruktion erhielt auch die Geheime Konferenz nicht. Die Geheime Konferenz ist ein „Rat der Alten und Erfahrenen“. Weiterhin fehlen die Ungarn; stark vertreten finden wir hingegen hochadelige Reichsdeutsche und natürlich Aristokraten der österreichischen und böhmischen Länder. Bürgerliche von Geburt sind nur die österreichischen Hofkanzler – die studierten Juristen Paul Hocher (1616–1683), Theodor Althet Stratmann (ca. 1637–1693) und Johann Friedrich Seilern (1645/46– 1715) – allerdings nur bis Anfang des 18. Jahrhunderts, dann ging auch die Führung der Hofkanzlei in hochadelige Hände über. Vom Geheimen Rat und der kurzfristigen Erscheinung des „ersten Ministers“ übernahm die Konferenz als eine Art „kollektives Ministerium“ die Rolle einer nicht mit einer Stimme sprechenden Kontaktstelle gegenüber den ausländischen Diplomaten. Die eigenen Auslandsvertretungen berichteten offiziell an den Kaiser, korrespondierten aber darüber hinaus auch privatdienstlich mit jenen Konferenzministern, deren politische Orientierung ihnen am meisten zusagte bzw. deren Klientelsystem sie sich zugehörig fühlten. In der Geheimen Konferenz fielen die Beschlüsse zunächst unmittelbar, und zwar meist in Gegenwart des Kaisers, die Konferenz war also keine Vorberatungsstelle des Ge-
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heimen Rates, sondern ein eigenwertiges Gremium in Konkurrenz zu bzw. – zunehmend – über dem Geheimen Rat. In den Hofstaatsverzeichnissen erscheinen die Konferenzminister vor den Geheimen Räten. Bei Abwesenheit des Kaisers führte der Obersthofmeister den Vorsitz in der 1690 zehn Mitglieder zählenden Konferenz. Sie tagte dann nicht in der geheimen Ratsstube der Hofburg, sondern in der Behausung des Obersthofmeisters. Prinz Eugen von Savoyen wird später als Präses mehrerer Beratungsgremien in seinen Wiener Residenzen über eigene „Conferentz-Zimmer“ verfügen. Auch in der kaiserlichen „Favorita“ auf der Wieden bestanden ein „inneres Konferenzzimmer“ und ein Ratszimmer. In den ersten Jahren der Konferenz blieb der als Agent des Mainzer Erzkanzlers betrachtete Reichsvizekanzler aus der Geheimen Konferenz ausgeschlossen, die beherrschende Gestalt war lange Zeit – auch auf dem Gebiet der auswärtigen Politik – der österreichische Hofkanzler Dr. Paul Hocher. Auch den Kanzleidienst der Konferenz vermochte die Reichshofkanzlei daher nicht mehr zu monopolisieren. Als Protokollanten und Sekretäre der Konferenz traten nun Mitarbeiter der Österreichischen Hofkanzlei – ab 1671 dominant der Hofkanzleireferendar Christoph Abele von Lilienberg (1627–1685) – ebenso auf wie fallweise Bedienstete der Reichsbehörde oder auch des Hofkriegsrates, wenn der Hofkriegsratspräsident zugleich Konferenzminister war. Anfang der 1680er Jahre beginnt sich mit dem Tod der markantesten Konferenzräte erneut der Zerfall der Konferenz als Gesamtkollegium abzuzeichnen. Schon seit Ende der 1670er Jahre waren wieder deputierte Räte zur Vorbehandlung bestimmter Fragen eingesetzt worden, schließlich traten spezialisierte Kommissionen (auch: „Deputationen“) für bestimmte stabile Sachbereiche, aber auch zu aktuellen Problemen auf, die zeitgenössisch ebenfalls als Konferenzen bezeichnet wurden. Selbst die 1697 gegründete Deputation in Militärsachen (Kap. VI.2) führte bisweilen die Bezeichnung „Konferenz“. Diesen Kommissionen gehörten nicht nur Mitglieder der Geheimen Konferenz, sondern auch Vertreter der sachlich zuständigen Zentralstellen an. Die Voten der „deputierten Räte“ und der Kommissionen wurden in Plenarsitzungen der Konferenz vorgetragen bzw. vom Kaiser direkt – ohne Anhörung des Gesamtgremiums – resolviert. Letzteres wurde die Regel, als sich Leopold I. zu Beginn der 1690er Jahre (vielleicht wegen zunehmender Schwerhörigkeit) in sein „Kabinett“ zurückzog, um von hier aus einen überwiegend verschriftlichten Kontakt mit den Zentralbehörden, aber auch mit seinen obersten Beratungsgremien zu pflegen. Aus den mündlichen „Vorträgen“ wurden damit schriftliche Berichte, die aber die ursprüngliche Bezeichnung beibehielten. Die Geheime Konferenz als Gremium trat zu Ende des 17. Jahrhunderts nur mehr selten zusammen, beim Tod des Kaisers 1705 – man zählte elf Konferenzräte – tagte die Konferenz überhaupt nicht mehr in pleno, die Beratungen in oberster Instanz waren zur Gänze auf die Kommissionen übergegangen, eine Zersplitterung, die vielleicht auch mit dem Tod des wichtigsten kaiserlichen Ministers, des Grafen Franz Ulrich Kinsky, 1699 zusammenhängen mag. Joseph I. sanktionierte diesen Zustand, indem er die Konferenz auch formal aufhob. Der „alte“ Geheime Rat mit etwa zehn bis 15 aktiven Teilnehmern befasste sich noch bis in die 1680er Jahre mit staatspolitischen Themen. Danach engte sich seine Prüf- und Beratungskompetenz auf Gnaden-, Lehns- und vor allem Jurisdiktionssachen ein. Die Revision von Urteilen des Reichshofrates (trotz gegenteiliger kaiserlicher Zusagen an die Reichsstände) und Prozessen aus Österreich ob und unter der Enns sowie aus den böhmischen Ländern gelangte weiterhin vor den Geheimen Rat. Revisionssachen aus Tirol, den Vorlanden und Innerösterreich behandelten die Geheimen Räte in Innsbruck und Graz.
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Noch in den 1740er Jahren war es üblich, dass an die Österreichische Hofkanzlei gediehene Revisionsprozesse Maria Theresia im Geheimen Rat zur Entscheidung vorgetragen wurden. Die venezianischen Gesandten nannten den Geheimen Rat etwas voreilig schon in den 1670er Jahren ein tribunale criminale e civile. Ansonsten waren die Geheimen Räte (bzw. Teile derselben) bis zum Ende der Monarchie 1918 nur mehr Hofwürdenträger, die bei feierlichen Zeremonien wie Erbhuldigungen, Landtagseröffnungen, Botschafteraudienzen etc. das repräsentative Gefolge des Herrschers zu bilden hatten oder auch – etwa bei der Beschwörung des Pactum mutuae successionis und der Proklamation Erzherzog Karls zum König von Spanien 1703, der Promulgierung der Pragmatischen Sanktion 1713 oder 1767 bei der Renuntiation der Erzherzogin Marie Christine etc. – als „Umstand“ (Zeugen) auftraten. Oberstkämmerer bzw. Obersthofmarschall Graf (Fürst) Johann Josef Khevenhüller(-Metsch) (1706–1776) erwähnt noch für die 1740er Jahre Geheimratssitzungen zur Behandlung von Reichslehnssachen und vota ad imperatorem in Anwesenheit von Maria Theresia und Kaiser Franz I.
1.2.3. Die Geheime Konferenz im 18. Jahrhundert 1.2.3.1. Die Aufhebung der Geheimen Konferenz Die als Gremium de facto nicht mehr bestehende Geheime Konferenz wurde am 7. Juni 1705 von Joseph I. aufgehoben und zugleich die kommissionelle Behandlung der wichtigsten Staatsgeschäfte zur Regel erhoben. Die Beratung des Kaisers übernahmen jetzt sieben auch „Konferenzen“ genannte Kommissionen mit jeweils drei bis fünf Räten, die aus der Gesamtzahl von damals über 150 Geheimen Räten ausgewählt wurden: 1. Kommission für Reichsangelegenheiten, der auch die polnischen, schwedischen und dänischen Sachen zugewiesen waren; 2. Kommission für englische, holländische und französische Angelegenheiten; 3. spanische Angelegenheiten; 4. „romanische“ (und italienische) Angelegenheiten; 5. Schweiz; 6. Turcica; 7. Politico-Militaria, also primär Truppendislokation und Feldzugsplanung, doch mit Überschneidungen gegenüber der Agenda der Deputation (Referat des Hofkanzlers Grafen Sinzendorf 2. Oktober 1706, mit kaiserl. Resolution, ÖZV I/3, 43–49). Externe Experten konnten beigezogen werden, bei der militärpolitischen Kommission etwa der Vizepräsident des Hofkriegsrates, der Hofkammerpräsident und der Generalkriegskommissar. Die Koordination übernahmen der Obersthofmeister des Kaisers Karl Theodor Otto Fürst Salm (1645–1710) und jeweils einer der beiden Hofkanzler, die allen Kommissionen beizuwohnen hatten. Die Rangfolge der Geheimen Räte ergab sich aus ihrem Ernennungsdekret, doch waren Vorreihungen möglich, so etwa 1705 für Eugen von Savoyen, der in Anerkennung seiner besonderen Verdienste Platz 6 zugewiesen erhielt (1711 Rangnummer 1). Um dieselbe Zeit entschied die Österreichische Hofkanzlei das jahrzehntelange und höchst wechselhafte Ringen mit der Reichshofkanzlei um die „außenpolitische Kompetenz“ formal für sich. Nach einem letzten Aufbäumen in der Amtszeit (1698–1705) des gut kaiserlichen Reichsvizekanzlers Dominik Andreas Graf Kaunitz setzte der Zweite Hofkanzler Philipp Ludwig Graf Sinzendorf (1671–1742) nach der in Wien missbilligten Bestellung des Grafen Friedrich Karl von Schönborn (1674–1746) zum Reichsvizekanzler durch, dass die Reichskanzlei aus dem arcanum dominii austriaci ausgesperrt blieb und
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ausdrücklich nur mehr jene Kanzleiaufgaben zu erfüllen hatte, bei denen der Kaiser nomine Imperii auftrat oder das Reich in corpore mitwirkte. 1.2.3.2. Die Wiederherstellung einer „Ständigen Konferenz“ Die kommissionelle Beratung erwies sich, zumal angesichts der „Salmischen confusiones“, als zu schwerfällig, sodass man im März 1709 zur Einrichtung einer „ständigen Konferenz“ (Generalkonferenz) aus acht Geheimen Räten zurückkehrte, die sich unter dem Vorsitz des Kaisers zweimal pro Woche (montags und freitags) zur Beratung der „Staats-, Haus- und Kriegssachen“ in der „Retirada“ der Hofburg versammelten. Die Konferenz erhielt nun erstmals eine förmliche Instruktion (Druck: ÖZV I/3, 52–55), die sich wegen sachlicher und personeller Überschneidungen nebenbei auch mit der Deputation auseinandersetzte. Wie üblich gehörte dem höchsten Beratungsgremium niemand ratione officii an. Gründungsmitglieder der neuen Konferenz waren der Obersthofmeister, der Oberstkämmerer, der ehemalige Oberstkämmerer und Hofkriegsratspräsident Heinrich Franz Graf Mansfeld (1641–1715), sein Nachfolger an der Spitze der Kriegsbehörde Eugen von Savoyen, die beiden österreichischen Hofkanzler, der spätere böhmische Oberstkanzler, zugleich „Chefdiplomat“ Josephs I., Johann Wenzel Graf Wratislaw (1669–1712), und – offensichtlich auf Abruf – der Kardinal-Fürstbischof von Passau Johann Philipp Graf Lamberg (1651–1712). Bei Abwesenheit des Kaisers präsidierte der rangälteste oder „Erste“ Geheime Rat (der Obersthofmeister), der dann auch das Conclusum mündlich zu referieren hatte. Die Rangordnung der Geheimen Räte wurde bei jedem Regierungswechsel neu festgelegt. Als Protokollführer fungierte der Hofkanzleireferendar Johann Georg von Buol (1655–1727). Der Reichsvizekanzler gehörte als „Reicher“ der Konferenz zunächst nicht an und wurde gemeinsam mit dem Reichshofratspräsidenten und den sachlich zuständigen Reichskanzleireferendaren nur dann zugezogen, wenn Reichsangelegenheiten zur Sprache kamen. Nach der erst unter Druck aus Hofkreisen erfolgten Aufnahme Schönborns im August 1709 bildete sich neben der „großen Konferenz“ ein engerer Kreis heraus, die „kleine wahre“ oder „engere Konferenz“, bisweilen Conferentia secretior genannt, zu der nur der neue Obersthofmeister Johann Leopold Graf (Fürst) Trautson (1659–1724), Graf Wratislaw, die beiden Hofkanzler und Eugen von Savoyen Zutritt hatten. 1712 stieß Hofkammerpräsident Gundaker Thomas Graf Starhemberg (1663–1745) zu diesem engeren Kreis. Joseph I. selbst unterschied bei seinen eigenen Konferenznotaten (auch nach 1709) konsequent Konferenzsitzungen, die einem konkreten Thema gewidmet waren (Conferentia in …), und die Conferentia secreta. Zur Vorbereitung zirkulierten die wichtigsten Schriftstücke wie Relationen der kommandierenden Generäle oder diplomatische Berichte unter den Konferenzräten, doch konnten Behördenvertreter auch zum Vortrag in die Konferenzsitzungen bestellt werden. Für Sonderbereiche wurden bald wieder anlassbezogene und temporäre Spezialkommissionen oder „Deputationen“ gebildet. Die Finanzfragen oberster Instanz wurden 1716 der Geheimen Finanzkonferenz (Kap. VIII.7.3) auf Dauer überantwortet. Schon 1709 (und neuerlich in der Konferenzordnung von 1721) ist von einer Stattconferenz die Rede, der fallweise komplexere Materien zur Vorberatung übertragen werden konnten. Sie tagte, wie die Bezeichnung zum Ausdruck bringt, nicht bei Hof, also ohne den Kaiser, und hatte ein Referat zu erstellen, das dem Monarchen pro ultima decisione in einer eigenen
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Konferenzsitzung vorzulegen war. Nicht in den Bereich der Geheimen Konferenz gehören die sog. Hofkonferenzen aus Hofwürdenträgern, die unter Vorsitz des Obersthofmeisters anlassbezogen zeremonielle Fragen, insbesondere im Zusammenhang mit wichtigen Herrschaftsakten, besprachen. Karl VI. hat an der Konferenzordnung seines Bruders und Vorgängers nicht viel geändert, die 1711 verfügte Beiziehung des Reichsvizekanzlers wurde lebhaft bekämpft (dass der Schönborn unmöglich in die Arcana Domus mit hineinschawen kann, undt dass man in seiner Gegenwarth in viellen Stücken nicht wirdt candide et rotunde reden können, Wratislaw an Karl III./VI., 27. Mai 1711 – Arneth [A.] 1856, 166). Die Instruktion für die Österreichische Hofkanzlei aus dem Jahre 1720 schreibt nochmals die Teilnahme der beiden österreichischen Hofkanzler an den Konferenzsitzungen fest. Am 14. Dezember 1721 erging eine neue Ordnung für die Geheime Konferenz (Druck: ÖZV I/3, 410f.), die im Wesentlichen die Bestimmungen von 1709, namentlich zur Berichtlegung anderer Zentralbehörden vor den Konferenzministern, wiederholte. Deutlicher als zuvor wird jetzt allerdings die zentrale Stellung des österreichischen Hofkanzlers, der die an die Konferenz gelangende Information filterte und dessen Staatsreferendar (bis 1727 Buol, danach Johann Christoph Bartenstein [1689–1767]) dem Kaiser die Ergebnisse der Konferentialberatschlagungen in Gestalt von Vorträgen zur Approbation vorlegte. Zum Kompetenzbereich der Konferenz gehörten neben den „Staats- und Hausgeschäften“ auch die wichtigsten Militaria und die Turcica des Hofkriegsrates sowie die Vorlagen des Spanischen (Italienischen) und des Niederländischen Rates. War 1709 von einem Zirkulieren einkommender Berichte die Rede, so rückt die Konferenzordnung von 1721 zusammenfassende Vorträge in den Mittelpunkt, bei denen der Hofkanzler die Relationen der eigenen Gesandten und die Anbringen der ausländischen Diplomaten in Wien referierte und mit seinem mündlichen Votum begleitete. Der Konferenz blieb neben außenpolitischen Grundsatzentscheidungen eine gewisse Kontrollfunktion gegenüber der Hofkanzlei, indem diese – zumindest in der Theorie – Konzepte und Ausfertigungen des wichtigsten diplomatischen Schriftverkehrs vorzulegen hatte. Den Reichssachen waren spezielle Konferenzsitzungen reserviert, in denen zumindest der Reichsvizekanzler, in den „großen Reichskonferenzen“ auch der Reichshofratspräsident, offensichtlich in Anwesenheit von Reichshofräten, berichtete. De facto steuerte der Protokollführer Freiherr von Bartenstein die Konferenz spätestens seit Beginn der 1730er Jahre, als fortschreitende Senilität Prinz Eugen von Savoyen als Zentralfigur der habsburgischen Außenpolitik ausschaltete. Nach dem Tod des österreichischen Hofkanzlers Philipp Ludwig Wenzel von Sinzendorf und der Gründung der Staatskanzlei Anfang 1742 übernahm diese die faktische Lenkung der Konferenz. Das Protokoll führte Freiherr von Bartenstein, nun als Hofrat der neuen Staatskanzlei. Die starke Stellung der Staatskanzlei und insbesondere des subalternen Bartenstein wurde gewiss auch durch eine Reihe von Todesfällen unter den Konferenzministern und eine daraus resultierende personelle Instabilität Anfang der 1740er Jahre erleichtert. Der jahrzehntelangen Erfahrung Bartensteins hatten die neuen Konferenzminister bestenfalls ihren höheren sozialen Rang entgegenzusetzen. Dem jeweiligen Obersthofmeister, der sichtlich als ältester Konferenzminister betrachtet wurde, verblieb immerhin der Vorsitz der Konferenz. Die Arbeitsweise der Konferenz blieb gleich. Mit den Tagebüchern des Oberstkämmerers Johann Josef Grafen Khevenhüller, der im Sommer 1744 zum Konferenzminister berufen wurde, verfügen wir erstmals über eine wichtige Innensicht. Neben der „normalen“
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Konferenz und der Reichskonferenz erwähnt Khevenhüller noch andere „Konferenzen“, die wohl nach dem zeitüblichen Sprachgebrauch als nur temporäre Kommissionen zu verstehen sind, und eine (stabile) „Hofconferenz“, die Haus- und Hofsachen im engeren Sinne zu besprechen hatte. Bedeutsamer ist die von Khevenhüller vermerkte Tatsache, dass auch Mitte der 1740er Jahre engere Konferenzsitzungen (Colloquia) stattfanden, denen nur ein kleiner Kreis von Konferenzministern angehörte. 1.2.3.3. Die Entmachtung der Geheimen Konferenz in der Ära Kaunitz Gegen Ende der 1740er Jahre war die Ära Bartenstein – und damit auch die von ihm faktisch beherrschte Geheime Konferenz – in die Krise geraten. Gegen allfälligen Widerstand Bartensteins fühlten sich selbst Maria Theresia und der Kaiser machtlos, wagten es aber nicht, den allmächtigen „Federführer“ der österreichischen Außenpolitik zu kränken, und suchten Beratung vielfach außerhalb der Konferenz. Vor die Konferenz kamen damit nach Meinung Khevenhüllers nur noch jene Angelegenheiten, die die Staatskanzlei nicht im Alleingang zu entscheiden wagte, und auch dies angeblich nur, um die Schuld für ein etwaiges Scheitern auf die Konferenz abwälzen zu können. Mit der Berufung Kaunitz’ zum Staatskanzler im Mai 1753 und der Verdrängung Bartensteins endete diese verfahrene Situation. Die erste Konferenz der Ära Kaunitz ließ noch im Mai 1753 alleine schon an Äußerlichkeiten erkennen, dass mit dem neuen Staatskanzler auch ein neues „System“ Einzug gehalten hatte. Waren die Konferenzminister bisher vom Präses der Konferenz im Wege des Geheimen Ratsansagers zu den Sitzungen geladen worden, so schrieb Kaunitz (bereits seit Anfang 1749 selbst Konferenzminister) nun selbst zum allgemeinen Skandal der Teilnehmer Stunde und Tagungsordnungspunkte mittels versiegelter Ansagezettel vor. Die Sitzung, zu der Kaunitz mit seinem Staatsreferendar und einem Hofrat der Staatskanzlei als Protokollanten erschien, gestaltete sich turbulent, da die Requisiten wie Stühle, Tinte und Papier, die üblicherweise vom Ansager vorbereitet wurden, fehlten und erst beigeschafft werden mussten. Zwar kehrte man daraufhin zum früher üblichen Einladungsprocedere zurück (aus Rücksichtnahme auf den Staatskanzler wollte man künftig nicht mehr in der Wohnung des Obersthofmeisters, sondern im Spiegelzimmer der Hofburg tagen), doch war dies ein bloß äußerlicher Sieg. Denn Kaunitz entmachtete die Konferenz als Lenkungsorgan der Wiener Außenpolitik, die er nun in direktem Kontakt mit der Herrscherin gänzlich monopolisierte. Die übliche „Konferenzzirkulation“ wichtiger Papiere endete, die Nachrichten über Konferenzsitzungen verebben allmählich. Khevenhüller beklagt sich schon 1759, dass die Conferenz-Ministri von denen Internis meistentheils excludiret worden; von der Zeit an ist es damit so weit gekommen, daß man uns auch in wichtigen Staatssachen zum öffteren praeteriret (Khevenhüller-Metsch 1742–1776/1780, Bd. 5, 103). Die Staatskanzlei Kaunitz’ war eben nicht mehr die Expeditionsstelle der Konferenz, sondern ein quasi alleinverantwortliches „Außenministerium“ moderner Prägung. Zu einer formellen Aufhebung der nur mehr aus Obersthofmeister Anton Corfiz Graf Ulfeld (1699–1769), Khevenhüller, dem Reichsvizekanzler, dem Staatskanzler und dem Ayo Josephs II. Feldmarschall Karl Josef Graf (Fürst) Batthyány (1698–1772) bestehenden Konferenz, an deren zusehends sporadischen Sitzungen das Kaiserpaar immer wieder teilnahm, ist es nicht gekommen, auch wurde der Titel eines Konferenzministers (meist
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in Kombination mit dem des „Staatsministers“) weiterhin, wenngleich sehr spärlich, verliehen. Noch 1764 und 1767 sind jedenfalls Sitzungen der Geheimen Konferenz (1767 „Ministerialconferenz“ genannt) nachweisbar. 1.2.3.4. Andere Beratungsgremien Das „War Cabinet“ (Franz Szabo), das ab Juli 1756 den Staatskanzler, den Präsidenten des Directoriums in publicis et cameralibus, den Hofkriegsratspräsidenten, den Generalkriegskommissar, schließlich auch den Bancopräsidenten und den Hofkammerpräsidenten zu wöchentlichen Sitzungen zusammenführte, sollte weniger ein Beratungs- oder gar Beschlussorgan, sondern in erster Linie eine Koordinationsstelle für die Kriegsanstrengungen sein, deren Bündelung sich Kaunitz als espèce de premier ministre (KhevenhüllerMetsch 1742–1776/1780, Bd. 4, 138) besonders angelegen sein ließ. Als Kopf dieses War Cabinet – die Protokolle führte die Staatskanzlei – begann Kaunitz sogar, die strategisch wichtige Korrespondenz mit den kommandierenden Generälen an sich zu ziehen. Das Scheitern des War Cabinet als zu schwerfällige Versammlung von Behördenchefs (bzw. entsandter Stellvertreter) ließ in Kaunitz schon bald die erstmals im Sommer 1758 konkretisierte Idee eines „Staatsrates“ reifen, der eben nicht aus ex officio Mitgliedern bestehen sollte. Eine in den Tagebüchern Khevenhüllers 1757/58 nachweisbare Zusammentretung von Teilen des War Cabinet (Militärkonferenz) mit den Konferenzministern wurde „Conferenz in mixtis“ genannt und tagte unter dem Vorsitz des Obersthofmeisters, während die Bezeichnung „(große) Conferenz“ auch für Beratungen in internis mit breitem Teilnehmerkreis verwendet wurde, etwa zur Vorbesprechung der Landtagspostulata, der sogar die Länderchefs beigezogen werden konnten. Inwiefern es sich hier um eine in der Zusammensetzung veränderte Konferenz in internis gehandelt hat, kann nur tieferdringende Forschung klären. Auch in der Ära Kaunitz bestand die „Reichskonferenz“ fort. Von 1767 bis 1772 ist ein eigener „Conseil in Reichssachen“ nachweisbar, den Joseph II. offenbar auf Vorschlag Kaunitz’ ins Leben rief. Er sollte aus dem Reichsvizekanzler und zwei bis drei ausgewiesenen Experten (konkret waren es die beiden Mitglieder des Staatsrates Johann Anton Graf von Pergen [1725–1814] und Egyd Freiherr von Borié [1719–1793]) bestehen, die meist in Abwesenheit des Kaisers, aber unterstützt von den beiden Reichsreferendaren und dem Staatsreferendar Friedrich Freiherrn Binder von Krieglstein (1708–1782) zu tagen hatten. Nach dem Verschwinden des Conseils blieb der starke Einfluss der Staatskanzlei auf die Reichsangelegenheiten in der gesamten Ära Josephs II. aufrecht. Staatskanzler Kaunitz begutachtete von 1767 bis 1790 die Vorträge der Reichskanzlei, ehe der Kaiser sie resolvierte. 1.2.3.5. Die Reaktivierung der Geheimen Konferenz 1790 Der unmittelbar persönliche Kontakt zwischen Fürst Kaunitz und Joseph II. war, da der Staatskanzler nicht mehr bei Hof erschien, in den 1780er Jahren deutlich zurückgegangen und nach der Rückkehr des Kaisers aus dem Türkenkrieg Ende 1788 überhaupt eingeschlafen. Staatsvizekanzler Philipp Graf Cobenzl (1741–1810) war Ende 1789 Richtung Österreichische Niederlande abgereist, sodass der von seiner Todeskrankheit gezeich-
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nete Kaiser ausgerechnet in einer Phase einer akuten inneren wie äußeren Krise über keine institutionalisierte Beratung mehr verfügte. Mit Handschreiben vom 29. Januar 1790 reaktivierte Joseph daher zum Unmut des Staatskanzlers die Geheime Konferenz und überantwortete ihr die Behandlung der wichtigsten Staatsgeschäfte. Nach dem Tod des Kaisers fungierte die Konferenz bis zum Eintreffen des Nachfolgers als eine Art Regentschaftsrat. Drei bisher nur ihrem Titel nach bestehende Konferenzminister – Obersthofmeister Georg Adam Fürst Starhemberg (1724–1807), Oberstkämmerer Franz Xaver Graf (Fürst) Orsini-Rosenberg (1723–1796) und der Militärberater Josephs II. und ehemalige Hofkriegsratspräsident Franz Moritz Graf Lacy (1725–1801) – hatten sich nun zu allen wichtigen Entscheidungen in Staatsangelegenheiten zu versammeln und ihre Wohlmeinung darüber abzugeben. Kaunitz selbst nahm nicht an den Sitzungen teil, sondern votierte schriftlich und entsandte ein bis zwei Spitzenbeamte der Staatskanzlei als Vertreter (meist Vizekanzler Philipp Cobenzl und Staatsreferendar Anton Freiherr von Spielmann [1738–1813]). Die Staatskanzlei sorgte auch für die Protokollführung durch einen Hofrat der Staatskanzlei. Die Beiziehung „externer Fachleute“ war möglich. Die Informationsvorlagen der Staatskanzlei kanalisierten zunächst die Beratungen der Konferenz (was zu Beschwerden einzelner Konferenzminister führte); die Zeit der unbestrittenen Alleinherrschaft war allerdings vorbei. Mit dem Rücktritt Kaunitz’ im August 1792 und der Geschäftsübernahme durch Cobenzl und Spielmann kam es zu einer deutlichen Machtverschiebung in Richtung Konferenz. Erst nach der Blamage der Zweiten Polnischen Teilung und der Berufung des Freiherrn Franz von Thugut (1736–1818) an die Spitze der Staatskanzlei (März 1793) konnte das Monopol der Staatskanzlei wieder einigermaßen hergestellt werden. Es ist kein Zufall, dass erst der Sturz Thuguts 1800/1801 den Weg frei machte für eine von Erzherzog Karl gewünschte Systemänderung, die den bloß schriftlich arbeitenden Staatsrat und die anämische Geheime Konferenz zu einem aus einem Kriegs- und Marineminister, einem „Innenminister“ und einem „Außenminister“ bestehenden Staats- und Konferenzministerium unter Vorsitz des Kaisers zusammenführte (Handschreiben vom 31. August 1801). Die Verbindung zum kaiserlichen Kabinett stellte die Abordnung eines seiner Sekretäre ins Staats- und Konferenzministerium sicher, der die Protokollierung der allerhöchsten Resolutionen zu besorgen hatte. Die gewiss schädliche Trennung von Innen- und Außenpolitik in oberster Instanz war damit aufgehoben, allerdings nur für kurze Zeit. Mit der Machtübernahme Clemens Wenzel Lothar Graf, später Fürst Metternichs (1773–1859) 1809 wurde die Staatskanzlei bis 1848 wieder – weit über ihren Geschäftskreis hinaus – zur beherrschenden Zentralbehörde. Quellenlage und Forschungsstand Die wenigen erhaltenen (gebundenen) Geheimratsprotokolle des 16. und frühen 17. Jahrhunderts sind heute Teil der Reihe der Reichshofratsprotokolle im HHStA. Ab der Regierungszeit Ferdinands II. sind die Voten der Geheimen Räte bzw. der deputierten Räte dann als lose Vorträge in den Teilbeständen Reichskanzlei Vorträge und Staatskanzlei Vorträge, aber auch zersplittert auf die Staatenabteilungen und andere einschlägige Bestände, etwa für die 1670er bis 1690er Jahre (mit Vorakten) die Österreichische Geheime Staatsregistratur (Repertorium N), erhalten. Gleiches gilt für die Beschlussprotokolle
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(Voten) der Geheimen Konferenz. Vgl. dazu Sienell 2004. Konferenznotizen aus den Jahren 1672/73 finden sich auch im HKA (Varia). Die Überlieferung zum Geheimen Rat bzw. zur Geheimen Konferenz im Archiv der Hofkanzlei ist 1927 zugrunde gegangen. Ab Anfang des 18. Jahrhunderts gewähren zum Teil Konferenzrapulare (Mitschriften) der protokollierenden Sekretäre interessante Einblicke in die Debatten selbst. Auf dieser Grundlage entstanden dann vom Protokollführer bzw. von den Staatssekretären Buol und Bartenstein unterfertigte Referate an den abwesenden Kaiser (relationes conferentiae), der seine Entscheidung schriftlich in Resolutionsform darauf setzte. Zweit- und Drittüberlieferungen finden sich auch in anderen Behördenregistraturen, wichtige Ergänzungen natürlich in den Archiven jener bedeutenden Adelsfamilien, die Geheime Räte bzw. Konferenzminister stellten. Dies gilt auch für den privatdienstlichen Schriftverkehr zwischen kaiserlichen Diplomaten und einzelnen Geheimen Räten bzw. Konferenzministern. Wichtig sind auch die Handschreiben und Billets Karls VI. an Bartenstein (HHStA, Große Korrespondenz). Sowohl Joseph I. als auch Karl VI. haben eigenhändige Konferenznotizen hinterlassen, die im Zusammenspiel mit anderen Aufzeichnungen wichtig sein können. Konferenznotate des späteren Kaisers Franz II. aus den Jahren 1790 bis 1792 finden sich in HHStA, Handarchiv Kaiser Franz. Listen von Geheimen Räten u. a. (für das ausgehende 17. Jahrhundert) im FA Harrach (AVA). Die Protokolle des „War Cabinet“ erliegen in HHStA, Staatskanzlei Vorträge (Komplementärüberlieferung in KA, Generalkriegskommissariat), wo sich auch die Protokolle der 1790 wiederbelebten Geheimen Konferenz finden; jene des Reichsconseils 1767– 1772 in Reichskanzlei Vorträge. Die Gutachten Kaunitz’ zu den Vorträgen der Reichskanzlei („Reichscirculanda“) sind im Teilbestand Staatskanzlei Interiora zu suchen. Zu den Geheimratsernennungen vgl. HHStA, Reichskanzlei Geheime Räte und Staatskanzlei Interiora. Grundlegend, wenn auch recht knapp bleibt ÖZV I/1, 37–60 und 64–67 (zu den Geheimen Räten). Hintze 1887 ist vernachlässigbar. Zu den Geheimen Räten und ihrem Status bei Hof Žolger 1917, 146–150. Schwarz (H.) 1943, das lange Zeit als Standardwerk zur Geschichte des Geheimen Rates im 17. Jahrhundert galt, ist (auf der schwachen Grundlage von Handbuchliteratur) leider vorwiegend biographisch-prosopographisch orientiert und bietet daher zur Arbeits- und Funktionsweise des Ratsgremiums sehr wenig. Ihn fasst zusammen Lanzinner 1992. Versteckt Tezner 1898/1902, H. 1, ergänzende Hinweise bei Turba 1923. Über Rolle und Zusammensetzung des Geheimen Rates in der ersten Hälfte bzw. zur Mitte des 17. Jahrhunderts vgl. nun auch Winkelbauer 1999 und Hengerer 2004c. Viel zusätzliche Information bieten Gross (L.) 1924/25 und 1933 (v. a. zu Fragen der Protokollierung und zur Rolle der Reichshofkanzlei). Die Geheime Konferenz in der Zeit Leopolds I. behandelt eingehend die vorzügliche Arbeit Sienell 2001a, die auch eine Fundgrube für biographische Details darstellt. Eine parallele Edition der Protokolle der Geheimen Konferenz steht in Vorbereitung. Vorbereitende und begleitende kleinere Arbeiten sind Sienell 1997, 1999a und 1999b. Grossmann (J.) 1872, Bérenger 1975 und 1980 sind durch Sienell überholt. Die Situation unter Joseph I. und Karl VI. beleuchten Hantsch 1929 und Ingrao 1979, einige Hinweise, insbes. zum Aufstieg Bartensteins, bei Braubach 1963–1965 und Mezgolich 1967. Die Hintergründe der Machtkämpfe in der Spätzeit Leopolds I. und unter der Regierung Josephs I. erhellen die Schreiben Wratislaws an Karl III. von Spanien: Arneth (A.) 1856. Curiosa deckt auf Hochedlinger 2011.
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Die Geschichte der Konferenz im 18. Jahrhundert ist dagegen bisher nicht geschrieben worden. Für die maria-theresianische Zeit bieten die Tagebücher des Oberstkämmerers, Obersthofmarschalls und Obersthofmeisters Khevenhüller (KhevenhüllerMetsch 1742–1776/1780) wichtige Aufschlüsse. Zur „Hofkonferenz“ vgl. Pečar 2003. Das „War Cabinet“ thematisiert Szabo (F.) 1994. Die Reaktivierung der Konferenz 1790 wird bei Hochedlinger 1996 und 2000a (ausführlicher in der ungedruckten Fassung 1997) mitbehandelt. Viele Konferenzminister sind als prominente Akteure biographisch gewürdigt worden. Auch weniger bekannte Gestalten wie Batthyány, Starhemberg und Lacy erfuhren dabei Berücksichtigung: Kotasek 1956 (besser aber die wesentlich umfangreichere ungedruckte Fassung dieser bei Heinrich von Srbik entstandenen Dissertation von 1944), Eichwalder 1969, Binder (S.) 1977.
2. Die Deputation des Status politico-oeconomico-militaris Von Michael Hochedlinger
Spezialisierte Zusammentretungen der zuständigen Behördenleiter zur Ermittlung des Geld- und Naturalbedarfs des kaiserlichen Heeres und insbesondere zur Vorberatung der den Landtagen vorzulegenden landesfürstlichen Postulate sind schon in den 1660er Jahren nachweisbar. Spätestens seit Mitte der 1690er Jahre verfestigte sich eine solche Kommission für Militärfinanzfragen. Mit Dekreten vom 24. November 1697 ernannte Leopold I. eigene deputierte Räte zur handhab- und beobachtung des neu eingerichtet- und regulirten status politico- et oeconomico-militaris. Die Institutionalisierung einer eigenen „Clearingstelle“ stand also explizit im Zusammenhang mit der großen Reform des Militärquartiers- und -versorgungswesens von 1697 und der Neufestlegung der Länderkontributionen sowie des aus ihnen gespeisten Militärbudgets. Die verlässliche Bezahlung der deutlich erhöhten Militärsteuer, die zeitgerechte Rekruten- und Pferdestellung und die Beistellung tauglicher Quartiere samt Naturalverpflegung durch die Stände sollten mit größerer Disziplin der Truppe und möglichster Schonung der Länder honoriert werden. Diesen Interessenausgleich zwischen den Erbländern und dem Militär zu garantieren und allfällige Beschwerden abzustellen, war Aufgabe der Deputation des Status politico-oeconomico-militaris (auch: Deputation des Status publico-oeconomico-militaris), die am 10. Dezember 1697 ihre Instruktion (Druck: ÖZV I/3, 24–38) erhielt. Die Vorstände der zuständigen Hofstellen, der Hofkammer, des Hofkriegsrates, der Böhmischen und der Österreichischen Hofkanzlei, waren von Amts wegen Mitglieder der Deputation. Als Schlüsselfigur des neuen Beratungsgremiums ist allerdings der Generalkriegskommissar anzusprechen, der den jährlichen Finanz- und Rekrutenbedarf der Armee zu ermitteln und damit die zahlenmäßigen Grundlagen für die landesfürstlichen Forderungen an die Länder bereitzustellen hatte. Dennoch hat man das Generalkriegskommissariat nicht zu einer unmittelbaren Hofstelle aufgewertet. Es verblieb weiterhin in einer merkwürdigen Doppelunterstellung unter die Hofkammer (in Finanzangelegenheiten) und den Hofkriegsrat (in Militärsachen). Obwohl auch die Finanz- und Naturalbeiträge Ungarns, Siebenbürgens, nach 1714 der italienischen und belgischen Provinzen in der Deputation zur Sprache kamen, waren die Vorstände der hier zuständigen Kanzleien nicht kraft Amtes Mitglieder des Gremiums. Mit dem ungarischen und dem siebenbürgischen Hofkanzler scheinen eigene Koordinationssitzungen anberaumt worden zu sein. Ähnliches galt für den Präsidenten des Spanischen (Italienischen) Rates. Der Teilnehmerkreis der Deputation war grundsätzlich viel offener als jener der Geheimen Konferenz. So nahm – wohl als kaisertreuer
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Ungarn-Experte – Kardinal Leopold Karl Graf Kollonitsch (1631–1707) an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert an den Deputationssitzungen teil; ab den 1730er Jahren erscheinen auch der Bankalitätspräsident und der niederösterreichische Landmarschall regelmäßig in den Präsenzlisten der Protokolle. Das Präsidium der Deputation führte jeweils der dienstälteste der deputierten Räte; erster Vorsitzender wurde der böhmische Oberstkanzler Franz Ulrich Graf Kinsky (1634– 1699), ihm folgte Ferdinand Bonaventura Graf Harrach (1636–1706), der als Obersthofmeister nicht ex officio Mitglied der Deputation war. Noch in den frühen 1730er Jahren saß Eugen von Savoyen der Deputation vor. Die Behördenchefs konnten sich nötigenfalls durch einen hochrangigen Mitarbeiter vertreten lassen. Die Deputation sollte instruktionsgemäß zweimal wöchentlich, montags und donnerstags, tagen. Tatsächlich entfaltete sie eine beträchtliche Aktivität und tagte zwischen Dezember 1697 und Dezember 1699 200 Mal. Die Konferenzordnung von 1709 setzte dagegen einen nur mehr 14tägigen Sitzungsrhythmus fest, doch wollte der Kaiser nun persönlich an den Sessionen teilnehmen. Unter Karl VI. unterschied man eine „Hofdeputation“ von einer „Stadtdeputation“ (deputatio in urbe bzw. in civitate habita) oder auch „Mittelsdeputation“. Letztere versammelte die Zentralstellenleiter und bereitete die Beschlussfassungen der Hofdeputation vor, der der Landesfürst selbst präsidierte, sofern die Vorschläge der Stadtdeputation nicht direkt mittels Vortrag oder Sitzungsprotokoll unterbreitet und approbiert wurden. In einer eigenen Deputationssitzung gegen Ende des Militärjahres wurde in Gegenwart des Kaisers das Militärbudget des Folgejahres beschlossen. Die institutionelle Abgrenzung zu anderen, manchmal nur temporären Deputationen und Kommissionen in Finanzangelegenheiten wird durch personelle Überschneidungen und terminologische Verwirrung erheblich erschwert. In den frühen 1730er Jahren erscheint neben der Deputation regelmäßig eine eigene „Konferenz“, die in Zusammensetzung und Agenden im Wesentlichen der Deputation entspricht. Als Vorsitzender dieser Konferenz wie auch der Deputation amtierte in der Regel Gundaker Thomas Graf Starhemberg (1663–1745), zugleich Präsident der Ministerial-Banco-Deputation und der Geheimen Finanzkonferenz, seltener der österreichische Hofkanzler Philipp Ludwig Graf Sinzendorf. In den ersten kritischen Regierungsjahren Maria Theresias wurden nahezu alle kriegswichtigen Interna („Hauptpublica“ bzw. „Hauptpolitica“) der Monarchie in dieser zunächst weiterhin von Starhemberg, danach vom Obersthofmeister geleiteten Deputation bzw. Konferenz behandelt. Graf Johann Josef Khevenhüller spricht in seinem Tagebuch 1746 von der Conferenz oder sogenanten Deputation (Khevenhüller-Metsch 1742– 1776/1780, Bd. 1, 73). Zu den Sitzungsteilnehmern gehörten nun auch der neue Staatskanzler Corfiz Graf Ulfeld und Staatssekretär Johann Christoph Freiherr von Bartenstein, der die Protokollführung an sich zog. Die Nachfolge dieser Konferenz/Deputation trat 1749 die nur kurzlebige Konferenz in internis an. Quellenlage und Forschungsstand Da die Deputation über keinen eigenen Beamtenstab verfügte, sich der jeweilige Präses für die Kanzleiarbeiten meist also seiner Stammbehörde bedienen musste, liegen die Protokolle der Deputation nicht geschlossen vor. Die erste Überlieferungstranche findet
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VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen
sich im HHStA im Bestand Staatskanzlei Vorträge (bis 1702). Deputationsprotokolle für die Jahre 1699 bis 1705 erliegen auch im FA Harrach, das im AVA deponiert ist. Dichtere Überlieferung an Deputations- und Konferenzprotokollen besteht für ca. 1730–1746 im Bestand Reichsakten des FHKA. Der Bestand geht für die Jahre 1748/49 in die Protokolle der Haugwitz’schen Hauptdeputation über. Die Literatur ist überaus spärlich. Die ersten Jahrzehnte beleuchtet im raschen, aber kompetenten Durchgang ÖZV I/1, 60–63, 255f., 263. Vgl. auch Mensi 1890, Bérenger 1975, besonders 472–477, wo die Deputation etwas plakativ als „ministère des finances collectif“ bezeichnet wird, und Sienell 2001a. Slottman 1999 ist leider bloß eine Skizze, deren Schwerpunkt nicht im behördengeschichtlichen Bereich liegt. Vgl. schon Slottman 1997, 205–278. Zur Kompetenzerweiterung der Deputation in den frühen 1740er Jahren Arneth (A.) 1871a, 176–178. Holl (Brigitte) 1976 beschränkt sich auf den Zeitraum 1703–1715, gibt daher zu dieser Spätphase in der Karriere Starhembergs nichts her.
3. Die Österreichische Hofkanzlei Von Michael Göbl und Michael Hochedlinger
3.1. Die Hofkanzlei Ferdinands I. Das Innsbrucker Libell von 1518 hat die seit dem Scheitern des „Reichsregiments“ durchgesetzte Kompetenz der kaiserlichen Reichskanzlei für Reichs- und erbländische Angelegenheiten noch einmal festgeschrieben. Unter Erzherzog Ferdinand leitete zunächst Gabriel Salamanca (bis Ende 1525) als oberster Sekretär die natürlich nur mehr für die Erblande zuständige Hofkanzlei. Die letzten Abmachungen zwischen Maximilian I. und den Ständen der österreichischen Länder scheinen nicht beachtet worden zu sein. Erst der Augsburger Generallandtag brachte 1526 unter dem Druck der Stände eine Regulierung der unklaren Verhältnisse. Im März 1526 erging eine erste Hofkanzleiordnung (ÖZV I/2, 91–96), und auch die Hofordnung von 1527 (ÖZV I/2, 100–116) enthält Bestimmungen über die Hofkanzlei und ihr Personal. Die Kanzlei war keine entscheidende, sondern nur eine exekutierende bzw. expedierende Behörde: Sie betreute den Schriftverkehr der landesfürstlichen Zentralorgane, des Geheimen Rates und des Hofrates. Die Hofkammer verfügte über eine eigene Kanzleistelle. Die Agenden waren nach großteils territorialen Gesichtspunkten auf die Sekretäre verteilt. Die Ordnung von 1526 sah zwei Abteilungen vor, eine für die niederösterreichischen Lande und eine zweite für die ober- und vorderösterreichischen Lande, die auch die Reichs-, die Schweizer und die württembergischen Angelegenheiten zu betreuen hatte. Ein dritter Sekretär war für die kanzleimäßige Betreuung der Justiz- und Parteiensachen zuständig. In der Hofordnung von 1527 ist die Zahl der Sekretäre bereits gewaltig aufgebläht, neben den Sekretären für die nieder-, ober- und vorderösterreichischen Sachen und dem Hofratssekretär finden sich nun auch ein burgundisch-französischer, ein spanischer und ein lateinischer Sekretär genannt. Die Tatsache, dass Ferdinand 1526/27 die Nachfolge der ausgestorbenen Jagiellonen in den Königreichen Böhmen und Ungarn antrat, findet bald ihren Niederschlag in der Kanzlei: Anfang 1528 sind böhmische und ungarische Sekretäre nachweisbar. Schon bald haben sich die böhmischen und ungarischen Kanzleiexposituren wieder verselbstständigt, und nach 1539 ist das böhmische und ungarische Kanzleipersonal aus dem Personalstand der Hofkanzlei gänzlich ausgeschieden. An der Spitze der Kanzlei stand nach dem Ableben des ersten ferdinandeischen Hofkanzlers Leonhard von Harrach 1527 der Präsident des Geheimen Rates Bernhard Cles († 1539), Kardinal-Fürstbischof von Trient, als Oberster Kanzler. Er erhielt im Februar 1528 eine eigene Instruktion (ÖZV I/2, 238–246).
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VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen
Mit Cles’ Tod erlosch die Funktion eines Obersten Kanzlers. Danach wurden nur mehr bürgerliche Hof(vize)kanzler ernannt, zunächst Dr. Georg Gienger, Burggraf zu Enns (1544 zurückgetreten). Ihm folgte der bisherige kurmainzische Kanzler Dr. Jakob Jonas. Nach der Abdankung Karls V. als Kaiser im September 1556 übernahm Jonas auch die Expedition der nun Ferdinand als römischem König zufallenden Reichssachen. Diese Konstruktion bestand bis zum Tod von Jakob Jonas Ende Dezember1558.
3.2. Die Reichshofkanzlei als erbländische Kanzlei 1559 verschmolz (auch personell) die Hofkanzlei des im März 1558 zum Kaiser proklamierten Ferdinand nach langen Verhandlungen mit dem Erzkanzler, dem Kurfürsten von Mainz, endgültig mit der Reichshofkanzlei (Kap. IV.9). An die Spitze dieser neuen Reichshofkanzlei trat Dr. Georg Sigmund Seld, der schon in den letzten Jahren Karls V. Reichshofvizekanzler gewesen war. In der Einleitung zur Reichskanzleiordnung von 1559 wird bestimmt, dass die Reichskanzlei nur für die Angelegenheiten des Reichs bestimmt sei und die Sachen und Geschäfte der ansehnlichen Königreichen, Landen und Fürstentümer, mit denen Kaiser Ferdinand sonst noch versehen sei, nit under einander vermischt werden sollten. Gleichwohl schließen die Vorschriften für die Sekretäre mit der Bestimmung, dass der Kaiser dieselben auch in unsern eignen, auch unser Erbkönigreichen und Landen Sachen zu gebrauchen bedacht sein werde, wofern sie mit unsern kaiserlichen Reichsgeschäften nit beladen und es ungehindert derselben geschehen könne. Insbesondere sollten die böhmischen und ungarischen Angelegenheiten, für die ohnedies eigene Kanzleien bestanden, nicht von der Reichshofkanzlei betreut werden. Die strenge Trennung von reichischen und erbländischen Agenden – in den Kanzleiordnungen von 1566 und 1570 neuerlich betont – scheint in der Praxis nicht eingehalten worden zu sein. Erst die Verlegung des Hofes und von Teilen der Zentralbehörden nach Prag im Jahre 1583 und die praktischen Auswirkungen führten auch in der Arbeit der Kanzleien zu einer stärkeren Differenzierung. In Wien blieb eine mit besonderen Vollmachten für die donauösterreichischen Länder und Ungarn ausgestattete „stellvertretende Regierung“ zurück, an deren Spitze abwechselnd einer der drei Brüder des Kaisers – die Erzherzöge Ernst, Maximilian und Matthias – trat. Diese Entwicklung verfestigte sich, als Rudolf II. 1608 seinem in Wien residierenden Bruder Matthias (König von Ungarn) die Regierungsgeschäfte in Ungarn, Österreich ob und unter der Enns sowie Mähren übertragen musste. Die Wiener Exposituren der nach Prag verlegten Zentralstellen wurden nun – unter Beibehaltung des angestammten Personals – zu Behörden eigenen Rechts. Die erzherzogliche Hofexpedition zu Wien stieg so zu einer „königlichen Hofkanzlei“ auf. Diese „Parallelregierung“ bestand bis zum Tod Rudolfs II. im Januar 1612.
3.3. Die (Wieder-)Errichtung einer Österreichischen Hofkanzlei Nach der Kaiserwahl Matthias’ wurde mit Hans Ludwig von Ulm ein neuer Reichsvizekanzler bestellt, und die Reichskanzlei zog wie schon zuvor sowohl die Reichsangele-
3. Die Österreichische Hofkanzlei 447
genheiten als auch die österreichischen Sachen wieder in ihren Zuständigkeitsbereich. Im Hofstaatsverzeichnis von 1615 wird ausdrücklich eine österreichische Kanzleiabteilung als unter dem Reichsvizekanzler stehend und zur Reichskanzlei gehörig angeführt. Mit Ferdinand II. kam 1619 die Grazer Nebenlinie des Hauses Habsburg auf den Kaiserthron und übernahm auch die Herrschaft in den Ländern der Stephans- und Wenzelskrone. Österreich ob und unter der Enns und die innerösterreichischen Lande wurden wieder vereint. Ferdinand II. verselbständigte nun die österreichische Abteilung der Reichskanzlei. Sie sollte aber nicht nur wie bisher eine Expeditionsstelle für die österreichischen Länderangelegenheiten, sondern eigentlich eine Kanzlei des Hauses Habsburg sein, die auch die iura und die authoritas domus Austriacae zu wahren hatte. Mit ihrer schwer greifbaren Gründung an der Jahreswende 1619/20 begann auch die bis zum Ende des Alten Reichs anhaltende Rivalität mit der Reichshofkanzlei, die zunächst vor allem über den Verlust von Kanzleitaxen beunruhigt schien. In den ersten Jahren blieb die Hofkanzlei noch überwiegend Länder- und Hauskanzlei im engeren Sinne. Von der Führung der geheimen Korrespondenz des Herrschers und der habsburgischen Familienkorrespondenz ausgehend, usurpierte sie dann aber rasch immer mehr außenpolitische Kompetenzen, die bisher die Reichshofkanzlei wahrgenommen hatte. Die älteste erhaltene Kanzleiordnung stammt aus dem Jahre 1628 (ÖZV I/2, 455– 474) und stimmt in vielen Punkten mit den Reichskanzleiordnungen des 16. Jahrhunderts überein. Sie definiert als Aufgabenbereich: alle und jede Sachen gedachtes unser Herzogtums Österreich, desselbigen Hochheit, Recht, Herrlich- und Gerechtigkeiten, Pfandschaftlösung, Regalien, Privilegien, Indult, Confirmation, Lehenverleihung und anderswie solches Namen haben mag. Aus dem Kreis der innerösterreichischen Vertrauten Ferdinands II. stammte der erste österreichische Hofkanzler Johann Baptist Verda (1582–1648), der schon in Graz als Kammerprokurator eine Vertrauensstellung eingenommen hatte. Seine Position festigte er durch die Heirat mit Maria Theresia Coronini aus altem Görzer Adel und reichen Gütererwerb, hauptsächlich in Mähren, Österreich unter der Enns und Krain. 1630 wurde er in den Grafenstand erhoben. Ihm folgte ein weiterer sozialer Aufsteiger, der Bauernsohn und studierte Jurist Johann Matthias Prickhelmayer (1589–1656), zuvor Reichshofrat. Er erreichte 1647 den Freiherrnstand. Noch bis in die Zeit Ferdinands II. war der Reichshofrat – wohl aus Gründen der Ersparnis – Revisionsinstanz für jene Prozesse gewesen, die aus Österreich ob und unter der Enns über die Niederösterreichische Regierung an den Kaiser gelangten. Mit der Revisionsordnung von 1637 finden wir schließlich anstelle der Reichsbehörde der Hofkanzlei zugeordnete Revisionskommissionen – vorbehaltlich einer Prüfung durch den Geheimen Rat – als Appellations- und Revisionsinstanz eingesetzt. Die aktenmäßige Erledigung erfolgte durch die Österreichische Hofkanzlei, die sogar versuchte, Prozesse vor dem Hofkriegsrat und dem Obersthofmarschallamt ihrer Revision zu unterwerfen. Ab 1683 wurden die oberstgerichtlichen Befugnisse nicht mehr von an die Kanzlei angebundenen Kommissionen, sondern von der Behörde selbst und direkt wahrgenommen. Insbesondere die Entwicklung zum Gerichtshof hat die ab Mitte des 17. Jahrhunderts greifbare schrittweise Umgestaltung von einer Expeditionsstelle zu einer Kollegialbehörde vorangetrieben. In der durch privilegia de non appellando et non evocando geschützten inner- und oberösterreichischen Ländergruppe endete der Rechtszug bei den Geheimen Räten in Graz und Innsbruck.
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VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen
3.4. Der Aufstieg der Hofkanzlei zur dominierenden Zentralbehörde Die obersten Behörden für die innerösterreichische Ländergruppe sanken nach der Übersiedlung Ferdinands nach Wien zu Mittelbehörden herab, denen die Österreichische Hofkanzlei vorgeordnet wurde. Innerhalb der Hofkanzlei bestanden – jeweils unter einem eigenen Sekretär samt dem erforderlichen Kanzleipersonal – eine niederösterreichische Expedition für Österreich ob und unter der Enns und eine innerösterreichische Expedition. Nach der „Heimholung“ Tirols und der Vorlande (1665) trat noch eine oberösterreichische Expedition hinzu. Die Hofkanzleiinstruktion von 1669 (ÖZV I/2, 538–591) sprach sogar von drei Hofkanzleien. Die inner- und die oberösterreichische Expedition waren in den „neuen“ Ländergruppen für alle Materien zuständig, die ressortmäßige Differenzierung ließ hier noch auf sich warten. Die Innerösterreichische und die Oberösterreichische Kammer ressortierten daher in oberster Instanz bis Anfang des 18. Jahrhunderts nicht zur Wiener Hofkammer, so wie der Innerösterreichische Hofkriegsrat bis in die Regierungszeit Josephs I. nicht dem Wiener Hofkriegsrat unterstand. Die Kanzleiordnung von 1683 (ÖZV I/3, 1–16) hat die separierten Expeditionen zwar nicht aufgehoben, zeigte sich aber doch deutlich bestrebt, aus den Referenten, dem Hofvizekanzler und dem Hofkanzler ein Gesamtgremium zu bilden, das die zur Behandlung anstehenden Geschäfte kollegial zu beraten hatte. Die Sekretäre (Referendare) waren zugleich die Räte der Behörde. Zu diesem Zeitpunkt kam im Tätigkeitsspektrum der Hofkanzlei neben der inneren Verwaltung, wozu insbesondere die Verhandlungsführung mit den Ländern und ihren Landtagen gehörte, und der obersten Justiz für die österreichischen Länder der Außenpolitik bereits großer Stellenwert zu. Es ist bemerkenswert, dass trotz der allmählichen Umgestaltung der Österreichischen Hofkanzlei von einer Haus- und Länderkanzlei zu einem obersten Gerichtshof für die österreichischen Länder und einer Art „Außenministerium“ (in scharfer Konkurrenz zur Reichshofkanzlei) die Behördenspitze bis ins erste Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts ganz von bürgerlichen Juristen dominiert wurde. Einzige Ausnahme blieb – für weniger als ein Jahrzehnt – der Konvertit und ehemalige Reichshofrat Hans Joachim von Sinzendorf († 1665). Sinzendorfs Nachfolger Johann Paul Hocher (1616–1683) wurde zur beherrschenden Figur in der habsburgischen Politik der 1670er und frühen 1680er Jahre. Wiewohl bürgerlicher Jurist (Freiherrnstand 1667), dann Tiroler Regierungskanzler, hatte er sich seine Sporen als engagierter Verteidiger gesamthabsburgischer Interessen am Regensburger Reichstag verdient. In seiner Amtszeit marginalisierte die Hofkanzlei nahezu alle konkurrierenden Kräfte am Wiener Hof, namentlich die Reichshofkanzlei. Einen ganz ähnlichen Verlauf nahm auch die Karriere von Hochers ebenfalls bürgerlichem Nachfolger Theodor Althet Heinrich Strattmann († 1693), der sich – aus dem Klevischen stammend – als geschickter Verhandler in kurbrandenburgischen, dann pfalzneuburgischen Diensten einen Namen gemacht hatte. Unter seinem Amtsnachfolger, dem allgemein als farblos geschilderten Julius Friedrich Grafen Buccelleni († 1712) aus einer innerösterreichischen, aber bereits in Niederösterreich ansässigen Adelsfamilie, der bereits seit 1678 als geheimer Referendar in der Kanzlei tätig gewesen war, hat die Österreichische Hofkanzlei ihre Rolle als Gestalterin der Wiener Außenpolitik vorübergehend wieder an die erstarkte Reichshofkanzlei unter dem Reichsvizekanzler Dominik Andreas Graf Kaunitz verspielt.
3. Die Österreichische Hofkanzlei 449
Dieser letzte Höhenflug der Reichsbehörde endete mit dem Tod Kaunitz’ und dem Herrschaftsantritt Josephs I. 1705. Buccelleni resignierte, sein Nachfolger wurde der aus einfachen Verhältnissen stammende Jurist, erfahrene Diplomat und Reichshofrat Johann Friedrich Seilern († 1715). Ihm zur Seite trat jetzt als Zweiter Hofkanzler der Karrierediplomat Philipp Ludwig Graf Sinzendorf (1671–1742). Joseph I. hat auch die Kompetenzstreitigkeiten zwischen Hof- und Reichskanzlei durch ein Machtwort weitgehend beendet. Bald nach seinem Regierungsantritt entschloss sich Joseph I., die Zersplitterung der Kanzleigeschäfte zu beenden. Die gesamte diplomatische Korrespondenz – mit Ausnahme der Reichsangelegenheiten, wenn sich der Kaiser nomine Imperii an die Reichsstände wandte und das Reich in corpore betroffen war – war nun von der Österreichischen Hofkanzlei zu bearbeiten. Die Korrespondenz mit dem Osmanischen Reich, teilweise auch mit Russland verblieb einstweilen noch dem Hofkriegsrat. Für die Besorgung des diplomatischen Schriftverkehrs entwickelte sich innerhalb der Hofkanzlei schon bald eine eigene „Staatsexpedition“ (Kap. VI.4.1). Nach der Kompetenzabgrenzung von 1705 sollte der Erste Hofkanzler mit zwei Räten die „Haus- und fremden Staatssachen“ behandeln und spielte daher in der Geheimen Konferenz die zentrale Rolle des vortragenden „Fachministers“. Der Zweite Hofkanzler war für die innere Verwaltung der österreichischen Länder und die der Hofkanzlei übertragenen oberstgerichtlichen Agenden zuständig. Nach dem Tod Seilerns 1715 stieg Sinzendorf zum Ersten Hofkanzler auf. Wohl nach dem Vorbild der ersten Instruktion für die Böhmische Hofkanzlei von 1719 erhielt im März 1720 endlich auch die Österreichische Hofkanzlei eine Instruktion (ÖZV I/3, 347–397), die eine Teilung der Agenden in zwei Abteilungen, eine (unter dem Ersten Hofkanzler) für die Haus- und fremden Staatssachen und eine zweite (unter dem Zweiten Hofkanzler) für die Provincialia, festschrieb. Die Separierung in drei, den Ländergruppen entsprechende Expeditionen wurde jetzt beseitigt und die Kanzlei zu einem weiterhin kollegial organisierten „Corpus“ umgeformt, an dessen Spitze die beiden Hofkanzler, ein Vizekanzler und neun Räte standen. Während die außenpolitischen Agenden nicht der gremialen Beratung unterlagen (für die Willensbildung war hier die Geheime Konferenz zuständig, die Hofkanzlei nur Expeditionsbehörde), wurden für die übrigen Agenden zwei Senate gebildet, ein Justizsenat, in dem üblicherweise der Erste Kanzler den Vorsitz führte, und ein Senat für die Provinzialangelegenheiten, die Politica. 1727 folgte ein Instruktionszusatz (ÖZV I/3, 398–400) zur Bereinigung von Kompetenzstreitigkeiten zwischen Erstem und Zweitem Kanzler.
3.5. Die Hofkanzlei nach dem Verlust der außenpolitischen Agenden Maria Theresia benützte den Tod des Ersten Hofkanzlers Grafen Sinzendorf Anfang 1742, um der Hofkanzlei ihre außenpolitischen Zuständigkeiten zu nehmen. Mit königlicher Entschließung vom 14. Februar 1742 wurde die außenpolitische Abteilung der Hofkanzlei als „Staatskanzlei“ (Kap. VI.4.2) verselbständigt. Ihr übertrug Maria Theresia auch die Funktion einer Hauskanzlei. Damit stand die Österreichische Hofkanzlei als reine „Provinzialkanzlei“ auf einer Stufe mit der Böhmischen und der Ungarischen Hofkanzlei, der nur noch die Länderund Justizsachen verblieben. Die Funktion eines Zweiten Kanzlers fiel damit weg. Selbst
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VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen
die Stellung der Hofkanzlei als Revisionsbehörde für die österreichischen Prozesse war gefährdet. Angesichts offensichtlich unbewältigbarer Rückstände wurde der Kanzlei zunächst die Revision der obersthofmarschallischen Prozesse entzogen. Gleichsam in Vorbereitung der maria-theresianischen Justizreformen und der durch diese umgesetzten Trennung von Justiz und Verwaltung erfolgte im Februar 1745 die Einrichtung eines höchsten Revisionsgerichts. Dieses ging aus einem 1744 in einer konkreten Angelegenheit eingesetzten Judicium delegatum hervor. So war die Position der Österreichischen Hofkanzlei bereits bedenklich unterminiert, als Mitte der 1740er Jahre Friedrich Wilhelm Graf Haugwitz (1702–1765) sein Reformwerk Schritt für Schritt umzusetzen begann. Nach mehreren Jahren gefährlicher Doppelgleisigkeiten beseitigte ein Handschreiben Maria Theresias Anfang Mai 1749 die Österreichische und die Böhmische Hofkanzlei.
3.6. Behördenleiter und Beamtenschaft Die Hofkanzlei Ferdinands I. umfasste, wie die Hofstaatsverzeichnisse von 1527/28 zeigen, unter dem Hofkanzler zehn Sekretäre, die sich eine ebenso große Anzahl von Schreibern, Taxatoren und Registratoren teilten. Das Hofstaatsverzeichnis 1557/58 weist 16 Personen (inkl. Taxator, Registrator, Gegenschreiber und Expeditor) aus. Nach Harrach und Cles standen ab 1539 nur mehr studierte Juristen an der Spitze der Hofkanzlei. Die erste erhaltene Hofkanzleiordnung von 1628 normiert einen Hofkanzler, unter dem Sekretäre, Registratoren, Taxatoren, Gegenhandler, Schreiber und anderes Hilfspersonal zu arbeiten hatten, nennt aber keine genaue Personenzahl. Die Hofkanzleiordnung von 1720 führt zwei Hofkanzler, einen Vizekanzler, neun Räte und eine unbestimmte Anzahl von Hilfskräften an. Österreichische Hofkanzler
1526–1527 1528–1539 1539–1544 1544–1558 1558–1559 1559–1619/20 1619/20–1637 1637–1656 1656–1665 1667–1683 1683–1693 1694–1705 1705–1715 1705–1742
1719–1735 1735–1749
Leonhard von Harrach Bernhard von Cles, Fürstbischof von Trient und Brixen, Kardinal Dr. Georg Gienger (Hofvizekanzler) Dr. Jakob Jonas Dr. Georg Sigmund Seld in die Reichshofkanzlei integriert Johann Baptist Verda (Frhr. bzw. Graf von Verdenberg) Dr. Johann Matthias Prickhelmayr (Frhr. von Goldegg) Hans Joachim Graf Sinzendorf Dr. Johann Paul Hocher (Frhr. von Hohengran) Theodor Althet Heinrich Frhr. (Graf ) von Strattmann Julius Friedrich Graf Buccelleni Johann Friedrich (I.) Frhr. (Graf ) von Seilern (Erster Hofkanzler) Philipp Ludwig Graf Sinzendorf (bis 1715 Zweiter, dann Erster Hofkanzler) Georg Christoph Graf Stürgkh (Zweiter Hofkanzler) Johann Friedrich (II.) Graf Seilern (Zweiter Hofkanzler, ab 1742 alleiniger Hofkanzler)
3. Die Österreichische Hofkanzlei 451
Quellenlage und Forschungsstand Der im Archiv des Ministeriums des Innern und der Justiz verwahrte, schon im frühen 19. Jahrhundert durch dramatische Skartierungen in seinem Bestand deutlich gelichtete Schriftgutnachlass der Österreichischen Hofkanzlei wurde beim Justizpalastbrand des Jahres 1927 zu einem hohen Prozentsatz vernichtet. Die kümmerlichen Reste werden heute als „Brandakten“ im AVA verwahrt. Einen kursorischen Überblick vermittelt das Inventar aus dem Jahre 1909 (Inventar 1909). Hofkanzleimaterial hat allerdings durch Abtretung älteren Schriftguts an nach 1848 neugebildete Ministerien – insbes. an das Ministerium für Cultus und Unterricht, aber auch an andere Zentralarchive wie das KA oder das HHStA – überlebt. Zuletzt hat das Archiv des Ministeriums des Innern in den 1880er Jahren zahlreiche Akten an die vorgenannten Stellen abgetreten. Erhalten sind auch die Adelsakten der Hofkanzlei. Zu den Salbüchern vgl. Broucek 1966, zu den Adelsakten Goldinger 1960. Heute Vernichtetes ist zum Teil in größeren Quellensammlungen zur Kunstgeschichte (in den Jahrbüchern der Kunsthistorischen Sammlungen des Kaiserhauses), zur Geschichte der Stadt Wien oder in den Aktenbänden der ÖZV erhalten. Das außenpolitische Schriftgut der Hofkanzlei kam 1742 an die Staatskanzlei und befindet sich heute in den einschlägigen Beständen des HHStA. Vorderösterreichbetreffe aus der Aktenüberlieferung der Hofkanzlei sind bei Springer 1989 zusammengestellt. Wichtiges Schriftgut aus der Tätigkeit Bernhards von Cles als Präsident des Geheimen Rates und Oberster Kanzler („Clesiana“), das dieser nach der Instruktion von 1528 bei sich zu verwahren hatte, befand sich bis zum Zusammenbruch der Monarchie im HHStA (Große Korrespondenz) und musste dann an Italien ausgeliefert werden (Mikrofilme im HHStA erhalten). Den grundlegendsten, bis heute nicht überholten Überblick über die Geschichte der Hofkanzlei, auf den sich auch dieser Beitrag stützt, bietet der Band ÖZV I/1 samt den zugehörigen Aktenbänden (ÖZV I/2 und I/3). Er baut auf mehreren Vorarbeiten wie Bidermann 1867/89, Rosenthal 1887 und auch auf eigenen Vorarbeiten der Bearbeiter wie Fellner 1887 auf. Wichtig ist trotz des missverständlichen Titels Tezner 1898/1902, H. 1, wo die Hofkanzleien nicht als nach dem Provinzialsystem geordnete Regierungsbehörden eines Einheitsstaates, sondern als „Sonderstaatsbehörden“ betrachtet werden. Ergänzungen zur ÖZV bringen Thiel 1916/30 (wichtige Hinweise zur Gründung der Hofkanzlei bzw. zu ihrem Herauswachsen aus der innerösterreichischen Verwaltung sowie zu den Sonderkompetenzen der Kanzlei in innerösterreichischen Kammer- und Militärsachen) und Fischer (J.) 1929 (Referendariat der innerösterreichischen Kammer bei der Hofkanzlei). Zur Abtrennung einer Österreichischen Hofkanzlei von der Reichshofkanzlei und der anhaltenden Rivalität zwischen den beiden Behörden, namentlich auf dem Gebiet der Außenpolitik, vgl. auch Gross (L.) 1924/25 und 1933. Zur konkurrierenden Rolle des Reichshofrats als Revisionsgericht für die österreichischen Lande Ortlieb 2013b. Die Forschung zum Personal der Österreichischen Hofkanzlei – beginnend mit Wolf (A.) 1869, wo die Hofkanzler Prickhlmayr, Sinzendorf und Hocher besonders nach ihrer gesellschaftlichen Stellung beurteilt werden – ist unbefriedigend und beschränkt sich bisher fast ausschließlich auf die Kanzler. Zum Obersten Kanzler Cles vgl. Goetz 1963, Rill–Thomas 1987 und Strnad 2004; über Hocher besonders Noflatscher 1988. Sienell 2001a bringt Kurzbiographien der Hofkanzler Hocher, Strattmann, Buccelleni und Seilern sowie einiger Sekretäre. Hengerer 2004c untersucht Laufbahnen und Ein-
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VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen
flussmöglichkeiten der Hofkanzler Verdenberg, Prickhlmayr und Hans Joachim Sinzendorf. Über den ersten Hofkanzler Verda vgl. insbes. Tersch 1995 und 1998. Nur Strattmann – mit Kuczynski 1934 und Schmidt (H.) 1982 – und Seilern (Turba 1923) sind biographisch eingehender gewürdigt worden.
4. Die Staatskanzlei Von Michael Hochedlinger
4.1. Das Konferenzsekretariat und die Staatsexpedition Die allmähliche Herausbildung einer eigenen Abteilung für die Behandlung außenpolitischer Fragen innerhalb der Österreichischen Hofkanzlei (Kap. VI.3) lässt sich bis in die Regierungszeit Josephs I. zurückverfolgen. Die gute Zusammenarbeit zwischen dem Ersten Hofkanzler Graf Johann Friedrich von Seilern (1645/46–1715) und dem in der diplomatischen Korrespondenz wesentlich federführenden Sekretär der deutschen Expedition der Reichskanzlei Kaspar Florentin von Consbruch († 1712) hat die Rivalität um die außenpolitische Kompetenz zwischen Hofkanzlei und Reichsbehörde wenigstens kanzleitechnisch kalmiert. Unter Karl VI. wird dann allerdings im Staats- und Standes-Kalender für 1721 explizit einer „österreichischen Staatskanzlei“ (besser wohl: „Staatsexpedition“), also einer Kanzleistelle für Fragen der „Hohen Politik“, Erwähnung getan. Ein Zusammenhang mit der in der Hofkanzleiordnung von 1720 festgeschriebenen Organisationsänderung und Aufgabenteilung liegt nahe. Die „Haus- und Staatssachen“ wurden dabei dem Ersten Hofkanzler Philipp Ludwig Grafen Sinzendorf übertragen, die Provincialia und Judicialia einem Zweiten Hofkanzler. Die kanzleimäßige Detailarbeit der außenpolitischen Sektion – darunter die Aufgaben eines Sekretärs der Geheimen Konferenz (Kap. VI.1.2.2 und VI.1.2.3) – versah der geheime Hofkanzleireferendar Johann Georg Freiherr von Buol (1655–1727), Erzieher und Rechtslehrer Josephs I. und Karls VI., von dem es schon 1718 hieß, dass er für „Referat und Expedition“ der geheimsten Staatsgeschäfte verantwortlich sei. Die „Staats- und Extraordinariprotokolle“ der Hofkanzlei, die die erhaltene Geschäftsbuchreihe der Staatskanzlei eröffnen, beginnen jedenfalls mit 1710, Buol wird ab 1711 als „Geheimer Staatssecretarius“ bezeichnet und führte bereits seit 1709 das Konferenzprotokoll. Auf Buol folgte 1727 sein bisheriger Adjunkt Hofrat Johann Christoph (Freiherr von) Bartenstein (1689–1767), der sich gegen alle Anfeindungen in der besonderen Gunst Karls VI. zu halten verstand. Der Konvertit und bürgerliche Jurist aus Straßburg führte in der Geheimen Konferenz das Protokoll, erstattete auf dieser Grundlage die Vorträge an den Monarchen und betreute den Schriftverkehr mit den kaiserlichen Vertretungen im Ausland. Auch Bartenstein wird als „geheimer Staatssekretär“ oder „Staatsreferendar“ bezeichnet; französische Diplomaten vergleichen seine Rolle mit jener eines premier commis des affaires étrangères, die in dem Maße noch bedeutender wurde, in dem seit Anfang der 1730er Jahre Prinz Eugens von Savoyen fortschreitende Senilität die Konferenz lähmte.
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VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen
Bartensteins „Staatskanzlei“ bestand bei Amtsübernahme aus zwei Konzipisten, zwei Kanzlisten, einem Registrator und einem Expeditor. In den 1730er Jahren erfolgte eine merkliche Personalaufstockung auf der Ebene der Kanzlisten. Die außenpolitische Abteilung der Hofkanzlei arbeitete im neuen Amtsgebäude am Ballhausplatz, das bei ihr anfallende Schriftgut wurde bis zum Tode Buols allerdings in dessen Privatwohnung aufbewahrt.
4.2. Die Verselbständigung zur „Hof- und Staatskanzlei“ Der Tod des Ersten Hofkanzlers Sinzendorf Anfang Februar 1742, der gleichzeitige Verlust der Kaiserkrone und die Abberufung der Reichshofkanzlei an das neue kaiserliche Hoflager gaben das Signal für eine Restrukturierung der habsburgischen Außenpolitik und ihrer Organe. Mit Handschreiben vom 14. Februar 1742 (Druck: ÖZV I/3, 479–481) ordnete Maria Theresia die Übertragung der außenpolitischen Agenden und der Haussachen von der Österreichischen Hofkanzlei an eine eigene „Hof- und Staatskanzlei“ an, die nichts anderes war als das verselbständigte Büro Bartensteins. Der Hofkanzlei verblieben nur mehr die Politica, Provincialia und Justitialia der österreichischen Ländergruppe. An die Spitze der neuen Hofstelle trat Corfiz Graf Ulfeld (1699–1769), Großbotschafter an der Hohen Pforte nach dem Frieden von Belgrad 1739 und seit 1741 Konferenzminister. In der Praxis führte Bartenstein unter dem allgemein als nicht besonders fähig eingeschätzten Ulfeld als bloßer Galionsfigur die Staatskanzlei wie einen Einmannbetrieb weiter. Nach anfänglicher Eiszeit im Verhältnis zur neuen Monarchin wurde er rasch zu einer der wesentlichsten und auch geschätztesten Stützen Maria Theresias. Der Personalstatus der Staatskanzlei sah mittelfristig neben dem Kanzler und Staatssekretär nur einen Registrator, einen Expeditor und vier Kanzlisten vor; 1748 betrug der Personalstand allerdings immerhin 15 Personen. Staatskanzler Ulfeld arbeitete in seiner Stadtwohnung, da der Zweite Hofkanzler Johann Friedrich Graf Seilern das Amtsgebäude noch bis zur großen Staatsreform und Aufhebung der Österreichischen Hofkanzlei 1749 mit Beschlag belegte. Die finanzielle Basis blieb mit den zugewiesenen Geheimratstaxen vorerst sehr bescheiden. De jure war die neue Kanzlei weiterhin wenig mehr als die Expeditionsbehörde der Geheimen Konferenz. Bartenstein erarbeitete seiner Dienststelle allerdings via facti einen bedeutend größeren Stellenwert. Die Abfassung der Konferenzprotokolle bzw. -referate und der Weisungen an die kaiserlichen Diplomaten eröffnete beträchtliche Möglichkeiten der Politiksteuerung – selbst an den Konferenzministern vorbei. Bartenstein war aufgrund seines direkten und „undiplomatischen“ Wesens sowohl bei den am Wiener Hof akkreditierten ausländischen Diplomaten als auch innerhalb der aristokratisch geprägten politischen Führungsspitze der Habsburgermonarchie stark umstritten.
4.3. Der Funktionswandel der Staatskanzlei in der Ära Kaunitz Mit der 1749 erfolgten Berufung des Grafen Wenzel Anton von Kaunitz (1711– 1794) in die Geheime Konferenz und dem Siegeszug des von ihm befürworteten außen-
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politischen Systemwechsels zeichnete sich das Ende der Ära Bartenstein ab. Der Übergang erfolgte schleichend im direkten Kontakt zwischen Kaunitz und dem Kabinettssekretariat Maria Theresias. Mit dem Tod des Obersthofmeisters und Konferenzministers Josef Lothar Dominik Grafen Königsegg im Dezember 1751 ergab sich die Gelegenheit zu einem größeren personellen Revirement. Die Kaiserin-Königin ließ Kaunitz noch im selben Monat den Posten des Staatskanzlers anbieten. Nach längeren Verhandlungen, bei denen Kaunitz seine sehr weitgehenden Wünsche hinsichtlich der Umstrukturierung und Ausstattung der Staatskanzlei durchsetzen konnte, wurde am 13. Mai 1753 die Ernennung des neuen Staatskanzlers bekannt gegeben. Ulfeld räumte das Amtsgebäude und avancierte zum Obersthofmeister, der schwierige Bartenstein, mit dem Kaunitz keinesfalls zusammenarbeiten wollte, wurde auf den Posten des Vizekanzlers beim Directorium in publicis et cameralibus abgeschoben und engagierte sich vermehrt in der Erziehung des Kronprinzen Joseph. Wohl beeinflusst durch das Vorbild des französischen Staatssekretariats für auswärtige Angelegenheiten erneuerte Kaunitz Struktur und Personal seiner Dienststelle von Grund auf. Unter seiner Ägide war die Staatskanzlei eben nicht mehr Exekutivorgan der Geheimen Konferenz, sondern, wie schon Zeitgenossen erkannten, eine streng monokratisch verfasste Behörde, die von nun an die Gestaltung der habsburgischen Außenpolitik im direkten Zusammenwirken mit dem Monarchen vollständig monopolisierte. Die Geheime Konferenz wurde rasch marginalisiert, die traditionelle Vielstimmigkeit der Wiener Außenpolitik dadurch beseitigt: Die Staatskanzlei war auch für ausländische Diplomaten die einzige Anlaufstelle. Jours fixes und Empfänge in der Staatskanzlei dienten der diplomatischen Arbeit ebenso wie der Geselligkeit. Gleichzeitig sicherte sich Kaunitz mit dem 1761 geschaffenen „Staatsrat“ (Kap. VI.15), dem der Staatskanzler als einziger „Ressortminister“ angehören durfte, großen Einfluss auf die Innenpolitik der Habsburgermonarchie.
4.4. Personal und personelle Verschiebungen Unter Anleitung des Staatskanzlers und seines langjährigen Privatsekretärs Friedrich von Binder-Krieglstein (1708–1782) als Staatsreferendar arbeiteten im Kanzleigebäude am Ballhausplatz vergleichbar den premiers commis im französischen Außenamt vier bürgerliche bzw. briefadelige „Hofräte und geheime Staatsoffiziale“. Ihnen waren Hofsekretäre als Helfer beigegeben; in diesen sah Kaunitz die wichtigste Pflantz-Schule für seine Hofräte, wobei bevorzugt Landeskinder zum Einsatz kommen sollten. Aristokraten fanden, sieht man von Kaunitz’ Sohn Joseph (1743–1785) in den späten 1770er Jahren ab, keinen Einlass. Unter den führenden Mitarbeitern der Staatskanzlei finden sich auch prominente Wissenschafter wie der Jurist und Rechtslehrer Josephs II. Christian August von Beck (1720–1784), der Staatsrechtler und Historiker Franz Ferdinand (von) Schrötter (1736–1780) oder der Orientalist Bernhard Freiherr von Jenisch (1734–1807). Zwischen Staatsoffizial und Hofsekretär war die nur fallweise besetzte Rangstufe des Rates angesiedelt, darunter jene des (Hof-)Konzipisten. 1766 sah der Status personalis der Staatskanzlei (im engeren Sinne) einen Staatsreferendar, vier Hofräte und Staatsoffiziale, vier Hofsekretäre, einen Registrator, einen Expeditor, drei Konzipisten, acht Kanzlisten, zwei Kanzleidiener und einen Heizer (insgesamt
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VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen
also 25 Personen) vor. In den 1770er Jahren stieg die Zahl der Hofräte auf bis zu acht, pendelte sich dann aber wieder bei durchschnittlich vier bis fünf ein. Hinzu kamen die Bediensteten des Niederländischen und des Italienischen Departements, die jeweils ca. neun bis zehn mittlere Beamte zählten. 1767 umfasste die Staatskanzlei insgesamt 58 Mitarbeiter, wovon bloß 23 auf die auswärtige Abteilung und 35 auf das Niederländische und Italienische Departement entfielen. Im Todesjahr Kaunitz’ (1794) stand die Staatskanzlei nach Ausgliederung der niederländischen und italienischen Agenden stabil bei 23 Beschäftigten aller Rangstufen. Krisenerscheinungen in der Kaunitz’schen Alleinherrschaft zeigten sich bald nach der Berufung Josephs II. zum Mitregenten 1765. Wechselseitige Kränkungen und Rücktrittsdrohungen sowohl des Staatskanzlers wie auch des Kaisers und Koregenten wiederholten sich über die nächsten Jahre, mit einem Höhepunkt im Jahre 1773, als Joseph, natürlich auch zum Schaden der Kaunitz’schen Machtposition, ein „Geheimes Kabinett“ an die Spitze der Behördenpyramide stellen wollte. Der Entlastung des immer wieder Amtsmüdigkeit signalisierenden Staatskanzlers von Routinegeschäften sollte die Funktion eines Vizekanzlers bzw. Staatssekretärs dienen, die de facto Binder versah. Als dieser 1766 in den Staatsrat wechselte, erhielt Kaunitz Johann Anton Graf Pergen (1725–1814) ohne offizielle Funktionsbezeichnung zur Seite gestellt. Zugleich wurde Georg Adam Graf Starhemberg (1724–1807), k. k. Botschafter am französischen Königshof, nach Wien zurückberufen, um zu Kaunitz’ Nachfolger aufgebaut zu werden. Dazu kam es nicht, Starhemberg blieb auf seine Mitgliedschaft im Staatsrat beschränkt, ehe er 1770 als bevollmächtigter Minister nach Brüssel ging. Pergen wurde 1771 in die Landesverwaltung abgeschoben, und der auf Drängen Josephs II. aus dem Staatsrat entfernte Binder kehrte als rechte Hand des Staatskanzlers an den Ballhausplatz zurück. Sein Ausscheiden machte im Mai 1779 Platz für die Berufung des beim Kaiser wohlgelittenen und von Binder protegierten österreichischen Verhandlers auf dem Teschener Friedenskrongress Graf Philipp Cobenzl (1741–1810) zum Hof- und Staatsvizekanzler, der den Staatskanzler in allen Routinesachen zu entlasten hatte. Damit beruhigten sich die Spannungen zwischen Joseph II. und Kaunitz, die für die Dekade der Alleinherrschaft des Kaisers zu einem guten Arbeitsverhältnis fanden. Spätestens gegen Ende der 1780er Jahre schoben sich Vizekanzler Cobenzl und Hofrat Anton von Spielmann (1738–1813) immer stärker in den Vordergrund, der alternde und zunehmend schwierige Kaunitz wurde vielfach umgangen, was umso leichter fiel, als Kaunitz seit Langem nicht mehr bei Hof erschien und der direkte Kontakt zwischen Staatskanzlei und Herrscher zunächst Binder, dann Cobenzl anvertraut war. Ende Januar 1790 signalisierte die Wiederbelebung der Geheimen Konferenz durch den sterbenden Joseph II. auch äußerlich das Ende der Kaunitz’schen Prädominanz. Leopold II. schüttelte die letzten Zügel ab, die der greise Staatskanzler als Vertreter der alten Machtpolitik dem außenpolitisch unerfahrenen Kaiser anlegen wollte, und arbeitete bevorzugt mit Cobenzl und vor allem Spielmann zusammen, der seit 1790 auch Staatsreferendar, also Organ der Staatskanzlei in der Geheimen Konferenz, war. Ganz ähnlich agierte Franz II. Die Vielstimmigkeit der Wiener Außenpolitik, wie sie vor 1753 geherrscht hatte, wurde neuerlich hörbar. Im August 1792 trat Staatskanzler Kaunitz angesichts seiner schon kränkend deutlich gewordenen Entmachtung, aber auch aus Unzufriedenheit mit der neuen außenpolitischen Linie von der Leitung der Geschäfte zurück (er behielt den Staatskanzlertitel, seine vollen Bezüge, das Appartement im Staatskanzleigebäude sowie Einblick in die Ge-
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schäfte), die nun auch offiziell Vizekanzler Cobenzl, unterstützt von Spielmann, übernahm. Die peinliche Ausmanövrierung Österreichs durch Preußen und Russland in der Zweiten Polnischen Teilung führte indes schon Ende März 1793 zum Sturz der beiden. Das Ruder der österreichischen Außenpolitik wurde im März 1793 dem bürgerlichen Aufsteiger und ehemaligen k. k. Internuntius an der Hohen Pforte Franz de Paula Freiherrn von Thugut (1736–1818) als „Directeur général des affaires étrangères“ anvertraut. Nach dem Tod des Staatskanzlers Kaunitz im Juli 1794 durfte sich Thugut „Ministre des affaires étrangères“ nennen und erhielt auch die übrigen Agenden eines „Geheimen Hof-, Staats- und Hauskanzlers“ übertragen (erst 1821 wurde der Titel „Staatskanzler“ wieder verliehen). Der Schiffbruch seiner unerbittlich anti-französischen Politik führte im Januar 1801 zur endgültigen Entlassung Thuguts. Die Leitung der Staatskanzlei ging nun bis 1805 an den Kabinettsminister Grafen Franz de Paula Karl Colloredo-Wallsee (Waldsee) (1736–1806), der zunächst durch Ferdinand Graf Trauttmansdorff (1749–1827), ab Herbst 1801 durch Graf Ludwig Cobenzl (1753–1809) in der praktischen Geschäftsführung unterstützt wurde. Nach dem Sturz Colloredos übernahm zu Jahresende 1805 Johann Philipp Graf Stadion (1763–1824) die Leitung der auswärtigen Geschäfte.
4.5. Die Kompetenzen Neben der Staatskanzlei behielt im Betrachtungszeitraum auch die Reichshofkanzlei (Kap. IV.9) einen schwindenden Restbestand an außenpolitischen Kompetenzen, jedenfalls soweit der Kaiser als Reichsoberhaupt auftrat. Es kam daher bis zum Ende des Alten Reiches 1806 weiterhin zu Kompetenzstreitigkeiten, die freilich den absoluten Vorrang der Staatskanzlei nicht mehr in Frage stellten und sich hauptsächlich auf Formalia erstreckten. Der Hofkriegsrat, dessen Gründungsmission Aufbau und Organisation der Türkengrenze gewesen war und der daher seit dem 16. Jahrhundert auch die diplomatischen Beziehungen zum Osmanischen Reich betreut hatte, verlor dagegen diese Zuständigkeit mit dem Amtsantritt Kaunitz’ 1753 an die Staatskanzlei. In der Russlandpolitik des Kaiserhofs hat der Hofkriegsrat entgegen einer weitverbreiteten Ansicht wohl niemals ähnliche Kompetenzen besessen. Ende März 1757 übernahm Kaunitz die Verwaltung der belgischen und italienischen Provinzen, die schon seit der Anbahnung der Annäherung an den traditionellen Erbfeind Frankreich Anfang der 1750er Jahre zumindest teilweise als Tauschobjekte und damit als Gegenstand der Außenpolitik betrachtet wurden. Der Niederländische und der Italienische Rat wurden der Staatskanzlei als eigene Departements angegliedert. Aus der „Geheimen Hof- und Staatskanzlei der auswärtigen Geschäfte“ wurde die „Geheime Hof- und Staatskanzlei der auswärtigen, niederländischen und italienischen Geschäfte“. Die beiden neuen Departements blieben räumlich disloziert, zunächst in Notquartieren, ab 1765 im ehemaligen Palais Trautson in der Herrengasse. Zwischen 1772 und 1774, also bis zur Errichtung einer eigenen Galizischen Hofstelle (Kap. VI.16), übernahm die Staatskanzlei die oberstinstanzliche Administration der neuen Provinzen Galizien und Lodomerien. Die prekäre militärisch-politische Lage der Österreichischen Niederlande führte noch vor Ausbruch des Krieges mit dem revolutionären Frankreich im März 1792 zur Etab-
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VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen
lierung einer beratenden Hofkommission „in Belgicis“ (Jointe aulique pour les affaires des Pays-Bas) aus Mitarbeitern der Staatskanzlei und Brüsseler Fachleuten, der der Leiter des Niederländischen Departements der Staatskanzlei August Gottlob Freiherr von Lederer (1723–1795) vorstand, und schließlich zur Wiedererrichtung einer eigenen Niederländischen Hofkanzlei (27. Februar 1793) unter der Leitung des ehemaligen bevollmächtigten Ministers in den Österreichischen Niederlanden Ferdinand Graf Trauttmansdorff. Nach dem endgültigen Verlust der belgischen Provinzen 1794 hörte die Niederländische Hofkanzlei 1795 zu bestehen auf. Länger überlebte die im März 1793 für den von der Leitung der Staatskanzlei entfernten Grafen Philipp Cobenzl errichtete Italienischen Hofkanzlei. Den italienischen Hofkanzler unterstützte – ganz ähnlich der belgischen Jointe Aulique – eine schon von Leopold II. eingerichtete Giunta Aulica d’Italia als beratendes Organ. Die mit dem Frieden von Campoformido 1797 österreichisch gewordenen venezianischen Gebiete (Terra Ferma, Istrien, Dalmatien, Albanien) wurden 1798 kommissarisch dem Vorstand der Staatskanzlei Freiherrn von Thugut anvertraut. Cobenzl trat im Mai 1799 als italienischer Hofkanzler zurück, ihm folgte nach kurzer Zwischenverwaltung durch das Kabinett bzw. die Staatskanzlei Joseph Graf Mailáth als dirigierender Minister für die Angelegenheiten der neuen Besitzungen in Italien bis zur Auflösung der Italienischen Hofkanzlei im Dezember 1803. Ihre Aufgaben gingen großteils an die Vereinigte Hofkanzlei, nur die Angelegenheiten Dalmatiens und Albaniens wurden weiterhin gesondert von einer Dalmatinisch-Albanesischen Hofstelle unter Mailáth betreut, die 1809 verschwand.
4.6. Die nachgeordneten Dienststellen Die k. k. Konsulate in der Levante, also jene Repräsentativorgane, die im Herrschaftsgebiet des Osmanischen Reiches zum Schutz der Handels- und Schifffahrtsinteressen und zur Ausübung einer Sondergerichtsbarkeit auch in Zivil- und Strafrechtssachen über k. k. Untertanen amtierten, wurden im Mai 1752 der Staatskanzlei unterstellt. Der Internuntius in Konstantinopel fungierte zugleich als Generalkonsul für den Bereich der Levante. Die nicht-levantinischen Konsulate ressortierten weiterhin zu der für Kommerzsachen zuständigen Hofstelle bzw. zur Hofkammer, ab 1849 zum Handelsministerium. Erst 1859 wurden alle Konsularämter dem Ministerium des Äußern als Nachfolgebehörde der Staatskanzlei unterstellt, doch verblieben dem Ministerium für Handel bis 1867 breite Kompetenzen in Handels- und Schifffahrtssachen. Die kaiserliche bzw. k. k. Diplomatie verfügte über keine spezielle Bildungsanstalt für angehende Diplomaten. Der sprachlich-kulturellen Ausbildung für den sehr speziellen Dienst an der Hohen Pforte diente das Institut der sog. Sprachknaben in Konstantinopel. 1754 trat an dessen Stelle die „k. k. Akademie der orientalischen Sprachen“ (1898: Konsularakademie) in Wien, die anfangs vom Jesuitenorden geführt und teilfinanziert wurde. Neben der sprachlichen Ausbildung bot die Akademie auch allgemeine und juristische Bildungsfächer an. Eine ganze Reihe von k. k. Diplomaten mittlerer Ebene und auch führende Mitarbeiter der Staatskanzlei zählten zu den frühen Absolventen der Orientalischen Akademie, unter denen an erster Stelle Außenminister Freiherr von Thugut zu nennen ist. 1762 übernahm die Staatskanzlei die Oberaufsicht über das 1749 gegründete Geheime Hausarchiv (Kap. II.4). Die Unterordnung des daraus hervorgegangenen Haus-,
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Hof- und Staatsarchivs unter die Staatskanzlei bzw. das Ministerium des kaiserlichen Hauses und des Äußern bestand bis 1918. Vorstände der Staatskanzlei 1742–1753 1753–1794 1793–1801
Corfiz Graf Ulfeld (Staatskanzler) Wenzel Anton Graf (Fürst) Kaunitz-Rietberg (Staatskanzler) Franz de Paula Frhr. von Thugut (Directeur bzw. Ministre des affaires étrangères) Quellenlage und Forschungsstand
Der Schriftgutnachlass der Staatskanzlei wird im HHStA verwahrt (Mayr 1936), zum Teil nach Pertinenz versprengt auf den Bestand Staatenabteilungen. Für die Organisationsgeschichte der Behörde sind insbes. die Teilbestände Vorträge und Interiora relevant. Die Finanzakten des Italienischen Departements der Staatskanzlei werden (mit älterer Überlieferung) im FHKA verwahrt. Die archivalische Überlieferung zu den k. k. Konsulaten ist stark zersplittert und verteilt sich auf das HKA (Kommerz) und das HHStA (Konsulatsarchive). Zur Orientalischen Akademie vgl. ebd. Staatskanzlei Interiora. Ungeachtet der hervorragenden Quellenlage ist über die innere Geschichte der Staatskanzlei – selbst in der stark beforschten Ära Kaunitz – nur sehr wenig bekannt. Die der Staatskanzlei gewidmeten Abschnitte in ÖZV I/1, 163–169, ÖZV II/1/1, 77–79, 239– 241, 493–495, ÖZV II/1/2/2, 203–214, bleiben an der Oberfläche. Editionen wie etwa Beer 1873 oder Arneth–Flammermont 1889/91 bieten nur wenig Einblick in die Interna. Einige Hinweise zum Personal in den frühen 1740er Jahren in Pillich 1950, tiefere Einsichten gewährt der Vortrag Kaunitz’ vom 28. September 1766, der in Khevenhüller-Metsch 1742–1776/1780, Bd. 6, 450–457, abgedruckt ist. Erst für die Zeit Metternichs liegt eine behördengeschichtliche Arbeit (Mayr 1935a) vor. Ein Vortrag Bartensteins vom 21. Mai 1749, der die Geschichte der außenpolitischen Sektion der Hofkanzlei beleuchtet, ist in Matsch 1986, 142–148, abgedruckt, wo auch die Literatur handlich zusammengefasst ist. Die Amtsübernahme durch Kaunitz wird in Klingenstein 1974, 1975, 284–301, und 1977 beleuchtet. Die Anbahnung der Kaunitz’schen Machtübernahme wird bei Schlitter 1899a gut greifbar. Für die Zeit bis 1780 enthält Szabo (F.) 1994 wesentliche Informationen, die Spätzeit Kaunitz’ und die innerbehördlichen Spannungen beleuchten Hochedlinger 1996 und 2000a. Dazu auch einige Schlaglichter bei Schlitter 1899b. Die durch Arneth (A.) 1885 edierten Memoiren Philipp Cobenzls sind leider relativ unergiebig. Über Thugut vgl. die Biographie Roider 1987 und den durch Vivenot 1872 herausgegebenen Briefwechsel mit Kabinettsminister Colloredo. Kursorischer Ausblick bei Roider 1989; am Rande auch Cordes 1978. Über den Dipartimento d’Italia der Staatskanzlei informieren Capra 1982a und Scharrer 1995 (nach einer Diplomarbeit von 1991), über das Niederländische Departement Baelde 1995. Die Jointe Aulique von 1792/93 behandelt Monten 1996, die Italienische Hofkanzlei nach 1793 Mayr 1929. Einige führende Mitarbeiter der Staatskanzlei sind biographisch bearbeitet worden: Pergen von Bernard (P.) 1991, Binder-Krieglstein von Strimitzer 1996 und 1998,
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67–91, der langjährige Vorstand des Dipartimento d’Italia und Förderer der Wiener Akademie der bildenden Künste Joseph von Sperges (1725–1791) von Pascher 1965 und Spielmann von Büttner 1936. Einen Beamten mittlerer Ebene im Dipartimento d’Italia, Johann Georg Obermayer (1733–1801), behandelt autobiographisch dessen Tochter (Weckbecker 1929). Zu Bartenstein vgl. Arneth (A.) 1871a, Braubach 1950, 405–452, und 1953, Hrazky 1958, Benna 1967 (auch zu Buol) und einige Informationen zu seiner Frühzeit bei Peper–Wallnig 2009. Eine abschließende Biographie fehlt. Dies gilt auch für Kaunitz. Zu dem nach Plänen von Johann Lukas von Hildebrandt 1717–1721 errichteten, von den Ständen der österreichischen Länder finanzierten Gebäude am Ballhausplatz vgl. Wandruszka–Reininghaus 1984. Zum Konsularwesen vgl. im Überblick am besten Kammerhofer 1996 (mit weiteren Nachweisen). Zur Orientalischen Akademie Weiss-Starkenfels 1839, Konsulara kademie 1904, Pfusterschmidt-Hardtenstein 1989, Rathkolb 2004.
5. Die Böhmische (Hof-)Kanzlei 461
5. Die Böhmische (Hof-)Kanzlei Von Petr Maťa
Die Böhmische Kanzlei war bis zum Dreißigjährigen Krieg wesentlich mehr als eine Expeditionsstelle des böhmischen Königs. Neben dem Schriftverkehr des Monarchen besorgte sie die Amtsgeschäfte des böhmischen königlichen Rates, die Agenden der jeweiligen Stellvertreter des Herrschers im Königreich (Statthalter), schließlich aber auch die Korrespondenzen der böhmischen Stände. Der königliche Rat, ein Beratungsgremium des Monarchen und zugleich ein ausführendes Organ des böhmischen Landtags, spielte hier die Rolle eines Scharniers. Bereits angesichts dieser sehr vielfältigen Zuständigkeiten ist die Betrachtung der Böhmischen Kanzlei als „Zentralbehörde“ der Habsburgermon archie notwendigerweise problematisch. Auch die Stellung der Behörde innerhalb des böhmischen zusammengesetzten Staates war zunächst eine asymmetrische, entsprechend der Konstruktion dieses Länderkonglomerats. Gewiss war die Böhmische Kanzlei das eigentliche administrative Bindeglied der Länder der Wenzelskrone. Gleichzeitig betreute sie aber – bis zur endgültigen Absonderung einer Kanzlei der böhmischen Statthalterei im 17. Jahrhundert – auch Agenden, die nur das Königreich Böhmen betrafen, während in den mit dem Königreich untrennbar verbundenen „Nebenländern“ dafür eigene Landeschefs – der mährische Landeshauptmann, der schlesische Oberhauptmann und die oberbzw. niederlausitzischen Landvögte – zuständig waren. Durch diese vielfältigen Zuständigkeiten geprägt, lag die Funktionsweise der Böhmischen Kanzlei vielfach quer zu dem modernen Bild einer Behörde, weshalb sie in bedeutenden Aspekten häufig missverstanden wurde. Eine wichtige Eigenschaft der Böhmischen Kanzlei war, dass sie bis tief ins 17. Jahrhundert je nach Bedarf wiederholt in zwei (gelegentlich sogar mehr) Abteilungen zwischen der Prager Burg als eigentlichem Sitz der Kanzlei und dem landesfürstlichen Hoflager zerfiel. Diesen Trennungen zum Trotz blieben jedoch beide Kanzleistellen ein dem böhmischen Oberstkanzler unterstellter Körper. Bei Anwesenheit des regierenden Königs in Prag verschmolzen beide Teile. Sie verfügten über eine gemeinsame (wenn auch oft räumlich geteilte) Registratur. Der sich zwischen dem aktuellen Hoflager des Königs, der böhmischen Metropole und seinen privaten Besitzungen bewegende und jeweils an seinem aktuellen Aufenthaltsort amtierende Oberstkanzler war nicht nur Vorstand, sondern auch Vereinigungspunkt der geteilten Behörde. Die Beamten in beiden Teilkanzleien unter Einschluss des Vizekanzlers wurden, obwohl aus unterschiedlichen Mitteln besoldet, durch ihn (wenn auch sicher mit Einwilligung des Königs) ernannt und auch auf ihn eidlich verpflichtet. Einfluss, Kompetenzen, personelle Ausstattung und gegenseitiges Verhältnis beider Teilkanzleien unterlagen Veränderungen und sind bis heute nur teilweise beleuchtet wor-
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VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen
den. Im Zeitraum von 1583 bis 1612, als Rudolf II. die noch unter Ferdinand I. typische „Reiseherrschaft“ aufgab und dauerhaft in Prag residierte, war die Kanzlei wiederum vereint, unter Kaiser Matthias kehrte sie jedoch zur früheren Praxis zurück, wobei ihre Einheit nunmehr aus anderen Gründen herausgefordert wurde: Zeitweilig wurden eine unabhängige mährische Expedition gebildet (1608–1611), eine schlesisch-lausitzische Kanzleistelle abgesondert (1611–1616) und eine Teilkanzlei Ferdinands III. errichtet (1634–1637). Erst am Ende des Dreißigjährigen Krieges war die Trennung zwischen der an den Kaiserhof gebundenen Böhmischen Hofkanzlei und der ihr nunmehr unterstellten und in Prag amtierenden Kanzlei der böhmischen Statthalterei endgültig. Dieser Teilung gingen eine wesentliche Stärkung der Kompetenzen der Böhmischen Hofkanzlei und die Beseitigung ihres ständischen Charakters durch die Verneuerte Landesordnung 1627 vor aus. Die Vorstellung einer Verlegung der Böhmischen Hofkanzlei nach Wien im Jahre 1624, die in der Literatur häufig erwähnt und mitunter zu einem wichtigen Wendepunkt stilisiert wird, erweist sich bei näherer Betrachtung als unbegründet. Die Trennung der Kanzlei in zwei Behörden erfolgte erst allmählich und stützte sich auf keine normative Verfügung und auf kein bestimmtes Ereignis (etwa einen „Umzug“). Im Jahrhundert von ca. 1650 bis 1749 profilierte sich die Böhmische Hofkanzlei – neben der Ungarischen und der 1620 als selbständige Behörde organisierten Österreichischen Hofkanzlei – als ein „Landesministerium“, dem alle die böhmischen Länder betreffenden politischen Agenden (mit Ausnahme der Cameralia und Militaria) zustanden. Im Zuge der Haugwitz’schen Staatsreform wurde die Böhmische Hofkanzlei 1749 aufgelöst. Die Bezeichnung „Böhmische Hofkanzlei“ (česká kancelář dvořská) begann sich bereits Mitte des 16. Jahrhunderts allmählich durchzusetzen, wobei sie allerdings nur auf die Teilkanzlei am Hoflager sowie auf die in Prag vereinte Kanzlei unter Rudolf II. anwendbar war. Um 1600 war diese Bezeichnung bereits geläufig. Seitens der böhmischen Stände wurde der Begriff wegen seiner Implikationen ungern gesehen und eher selten verwendet. Verbreitet war die unspezifische Bezeichnung „Böhmische Kanzlei“ (česká kancelář), mit der noch während des Dreißigjährigen Krieges beide Teilbehörden (jene in Prag und jene am Hoflager) selbst in offiziellen, durch die inzwischen „verköniglichte“ Kanzlei expedierten Schriftstücken bezeichnet wurden, wobei zur Unterscheidung die Worte „hier“ und „dort“ verwendet werden mussten.
5.1. Eine Behörde zwischen der Prager Burg und dem Herrscherhof Die Teilung der Kanzlei war beim Regierungsantritt Ferdinands I. in den böhmischen Ländern 1526 längst eingeführter Usus. Bereits seit 1490, als der böhmische König Wladislaw Jagiello den ungarischen Thron bestieg und nach Ofen übersiedelte, fehlte Böhmen ein im Land residierender Monarch. Wladislaw und sein Nachfolger Ludwig besuchten seitdem Böhmen nur ausnahmsweise (die Gesamtlänge ihrer vier Prager Aufenthalte betrug nicht einmal drei Jahre). Das Jahr 1490 war für die königliche Kanzlei in mehrfacher Hinsicht bedeutsam. Während der kriegerischen Auseinandersetzungen nach der Proklamation Matthias Corvinus’ zum (Gegen-)König von Böhmen 1469 erfolgte nämlich eine Spaltung des böhmischen Länderkonglomerats, die das Aufkommen zweier rivalisierender Kanzler und selbstredend auch die Spaltung der kanzleimäßigen Agenden
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zur Folge hatte. Während der Zuständigkeitsbereich der Kanzlei Wladislaws 1479 auf das Königreich Böhmen schrumpfte, dehnte Matthias Corvinus die Kompetenz seiner (um Kanzleikräfte aus den böhmischen Ländern verstärkten) Kanzlei auf alle inkorporierten Länder aus: Mähren, Schlesien, Ober- und Niederlausitz. Die Wahl Wladislaws zum König von Ungarn beseitigte 1490 diese Trennung, bewirkte dafür aber eine neue. Diese war Ausdruck der im Verlauf des 15. Jahrhunderts wesentlich gestärkten Macht der böhmischen Stände gegenüber dem Königtum, sodass sie eine völlige Verlegung der königlichen Kanzlei nach Ofen verhindern und sich Einfluss auf die Verschriftlichung bedeutender königlicher Resolutionen wahren konnten. Der Oberste Kanzler, Vorstand der Kanzlei, gleichzeitig aber (seit den frühen Regierungsjahren Wladislaws) ein Mitglied des böhmischen Herrenstands und seit 1497 zu den obersten Landesoffizieren Böhmens gerechnet, behauptete nämlich die Aufbewahrung des großen Wappensiegels des Königs, obwohl er dem Monarchen nicht nach Ungarn folgte und den Königshof nur mehr selten besuchte. Wladislaw errichtete in seiner neuen Residenz eine von der ungarischen Kanzleistelle unabhängige böhmische Teilkanzlei mit einer wechselnden Zahl von Protonotaren bzw. Sekretären an der Spitze. Dieser Kanzleistelle stand lediglich die Ausfertigung offener Briefe und Missive unter dem Sekretsiegel bzw. dem Signet zu. Privilegien mit dem großen Wappensiegel musste der König dem Oberstkanzler zur Besiegelung übermitteln, auf dessen Mitwirkung er angewiesen war. Diese Regelung öffnete Tür und Tor für Missbräuche oder gar Fälschungen und wurde insbesondere in den Nebenländern als misslicher Umstand empfunden, weshalb dort auch die ohne Mitwirkung des Oberstkanzlers verfertigten und nur mit dem böhmischen oder gar dem ungarischen Sekretsiegel besiegelten Urkunden akzeptiert wurden, welche in Böhmen keine Geltungskraft besaßen. Das Ringen um den Einfluss in der Kanzlei zwischen dem königlichen Hof und dem zumeist abwesenden Oberstkanzler manifestierte sich in Auseinandersetzungen um das große Wappensiegel. 1509 benützte der König das Misstrauen zwischen den Ständen und dem Oberstkanzler Albrecht von Kolowrat (1463– 1510) und brachte das Siegel nach Ofen, spätestens seit 1517 befand es sich jedoch wiederum in den Händen von Kolowrats Nachfolger. Trotz der weitverbreiteten Unsicherheit hinsichtlich der Echtheit und Geltungskraft der unter königlichem Siegel ausgehenden Schriftstücke blieb der Zustand einer geteilten Kanzlei bis zum Ende der Jagiellonenzeit bestehen und wurde unter Ferdinand I. fortgesetzt, auch wenn dieser die böhmische Metropole zunächst öfter besuchte als die beiden letzten Jagiellonen. Die anfänglichen Versuche Ferdinands I., die an seinem vielreisenden Hoflager errichtete böhmische Kanzleistelle vom Vorstand seiner Hofkanzlei abhängig zu machen (vgl. die Ordnung für die Hofkanzlei vom 12. Februar 1528, ÖZV I/2, 238–246), scheiterten am Widerstand der Stände und wurden rückgängig gemacht. Im Grunde bleibt es unklar, wie weit die angestrebte Integration überhaupt erfolgte. Ein folgenschwerer Eingriff in die Kompetenz des Oberstkanzlers war hingegen die Zuweisung der Verwaltung der königlichen Einkünfte und des gesamten Kammerwesens an die 1527 in Prag gegründete und der Hofkammer unterstellte Böhmische Kammer, deren Kanzlei ebenfalls mit einem Sekretsiegel des Königs ausgestattet wurde. Bis auf Majestätsbriefe, die dem König zur Unterschrift und dem Oberstkanzler zur Besiegelung vorgelegt werden mussten, blieb die Kammer von der Böhmischen Kanzlei unabhängig. Ansonsten behielt das böhmische Kanzleiwesen unter Ferdinand I. die Organisation aus der Zeit vor 1526, mit dem Unterschied, dass die häufigen Reisen des Königs die Kommunikation innerhalb der geteilten Kanzlei erschwerten und mitunter auch eine
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weitere Dezentralisierung und Verkomplizierung des Schriftverkehrs verursachten. Unter Ferdinand I. hielten sich die Oberstkanzler noch häufig auf ihren böhmischen Herrschaften auf, weshalb die mit dem großen Wappensiegel zu besiegelnden Urkunden ihnen an ihren aktuellen Aufenthaltsort geschickt werden mussten. Auch innerhalb der am Hoflager amtierenden Kanzleistelle kam es gelegentlich zu Spaltungen, wenn z. B. der zum Reichstag aufbrechende König einen Teil dieser Teilkanzlei in Wien hinterließ. Selbst wenn der genaue Schriftverkehr zwischen den Abteilungen bisher nur ungenügend erforscht ist, scheint die in der Literatur verbreitete Bezeichnung der Teilkanzlei am Hoflager als bloße „Expositur“ der Prager „Hauptkanzlei“ unzutreffend zu sein und der wachsenden Bedeutung dieser Kanzleistelle nicht zu entsprechen. Der Bedeutungszuwachs, den die Teilkanzlei am Hoflager im Verlauf des 16. Jahrhunderts erlebte, erhellt aus der Tatsache, dass die Oberstkanzler – beginnend mit Heinrich von Plauen (1510– 1554) waren sie in der Regel mit dem Titel eines Geheimen Rats begnadet – verstärkt dem Hof folgten bzw. spätestens ab Joachim von Neuhaus (1526–1565) am Hoflager ihren Hauptwohnsitz nahmen. Auch die rasche Vermehrung der schriftlichen Agenden, die die Kanzlei von einer Urkundenausfertigungsstelle allmählich zu einem Regierungsorgan mit Entscheidungskompetenz aufsteigen ließ – Ausfertigungen von Privilegien unter dem Majestätssiegel wurden zu einem bloßen Segment im breiten Tätigkeitsfeld der Behörde –, stärkte die Bedeutung der an das Hoflager gebundenen Kanzleistelle. Zwischen der in Ofen amtierenden Böhmischen Kanzlei Ludwig Jagiellos und jener Ferdinands I. lassen sich strukturelle und personelle Kontinuitäten erkennen. Bereits in den späten Jahren der Jagiellonenperiode bestand die Kanzlei (bzw. der dem Hoflager folgende Teil) aus zwei Expeditionen – einer böhmischen und einer deutschen. Die Teilung der Agenden zwischen den Expeditionen richtete sich in der Jagiellonenzeit nach territorialen Gesichtspunkten, in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts jedoch bereits nach der Sprache. Die böhmische Expedition betreute den Schriftverkehr mit den tschechischsprachigen Regionen Böhmens und Mährens und mit dem tschechisch- und polnischsprachigen Oberschlesien, die deutsche Expedition hauptsächlich jenen mit Niederschlesien, den beiden lausitzischen Markgrafschaften, mit deutschsprachigen Städten und Grundherren in Böhmen und Mähren sowie mit Behörden, in denen die deutsche Sprache vorherrschte (Böhmische Kammer). In ihr Referat gehörten schließlich auch die die böhmischen Reichslehen betreffenden Angelegenheiten. Die Böhmische Kanzlei Ludwig Jagiellos zählte (neben subalternen Beamten, über die kaum Nachrichten vorliegen) vier höhere Kanzleibeamte – zwei Protonotare und zwei Sekretäre. Zwei davon – der erfahrene Olmützer und Brünner Dompropst Dr. Wenzel von Wilhartitz und der aus Schlesien stammende Georg von Loxan – setzten neben dem Oberstkanzler Adam I. von Neuhaus (1494–1531) ihre Tätigkeit in der Böhmischen Kanzlei Ferdinands I. nahtlos fort. Sie wurden als Sekretäre (um 1530 mit dem Titel Vizekanzler) an die Spitze der beiden Expeditionen gestellt. Den dritten jagiellonischen Kanzleibeamten Georg Žabka von Limberg († 1552) ernannte Ferdinand I. 1527 zum Sekretär der neu errichteten Böhmischen Kammer, 1532 kehrte Žabka jedoch in die Böhmische Kanzlei zurück, wo er dem böhmischen (d. h. der böhmischen Expedition vorstehenden) Vizekanzler Wilhartitz nachfolgte. Lediglich der vierte Beamte, Franz Grym (Grimm), der in Ofen unter der Bezeichnung „doctor Ruprecht“ der Kanzleiabteilung für die Lausitzen und Schlesien vorstand, verschwand 1526 aus der Kanzlei nach Schlesien, wo sich seine Spuren verlieren. Erst ab den späten 1540er Jahren wurden neben beiden Vizekanzlern auch Sekretäre ernannt, je einer für jede Expedition. In den folgenden Jahr-
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zehnten setzte sich somit die höhere Beamtenschaft der Böhmischen Kanzlei im Idealfall aus einem Oberstkanzler und je zwei Vizekanzlern und Sekretären zusammen. In der Praxis waren jedoch nicht immer alle Posten besetzt. Während die Struktur der Kanzleistelle am Hoflager anhand der Hofstaatsverzeichnisse relativ klar ist, bleiben die Gestalt und die kanzleimäßige Funktionsweise der Prager Stelle weniger sichtbar. Vermutlich unterhielten hier die Oberstkanzler auf halbprivate Art und Weise einen Sekretär und einige weitere Kanzleikräfte. Etwas klarere Konturen nahm die Prager Stelle erst seit 1549 an, als in der Person Oswalds von Schönfeld (1524–1589) ein Sekretär Erzherzog Ferdinands in dessen Eigenschaft als böhmischer Statthalter zum Sekretär der Prager Kanzleiabteilung ernannt wurde, wohl auch deren Leitung übernahm und diese mit Sicherheit nach dem Weggang des Erzherzogs nach Tirol 1567 behielt. 1578 wechselte Schönfeld aus der Prager Abteilung in die am Hoflager amtierende, wo er dem verstorbenen böhmischen Sekretär Nikolaus Walter von Waltersberg († 1578) nachfolgte.
5.2. Die vereinte Kanzlei unter Rudolf II. Die Übersiedlung Rudolfs II. nach Prag 1583 und dessen – im Gegensatz zu seinen Vorgängern – reisefeindlicher Regierungsstil markieren in der Geschichte der Böhmischen Kanzlei eine besondere Epoche. Zum ersten Mal seit 1490, gleichzeitig aber auch zum letzten Mal überhaupt trat auf längere Zeit der Idealzustand ein, für den das böhmisches Staatswesen konzipiert war: Der Herrscher residierte längerfristig auf der Prager Burg und bediente sich regelmäßig des böhmischen königlichen Rates. Die Teilkanzleien verschmolzen wiederum zu einer Behörde. Dieser Zustand ermöglichte ein enges Zusammenwirken der Kanzlei mit dem königlichen Rat. In seinen Sitzungen, die in der Ratsstube der Böhmischen Kanzlei im Ludwigsflügel der Prager Burg stattfanden und durch Sekretäre der Böhmischen Kanzlei protokolliert wurden, wurden sowohl die Verwaltung als auch die Justiz betreffende Angelegenheiten (die genaue Kompetenz ist nicht klar und wurde vermutlich auch nie genau festgelegt) verhandelt und beraten, bevor der Oberstkanzler sie dem Kaiser zur Resolution vorlegte. Hand in Hand mit dieser verstärkten Verbindung des Rates und der Kanzlei erfolgte eine Ausweitung der gerichtlichen Befugnisse des Rates und der Kanzlei sowohl im Königreich Böhmen als auch in den Nebenländern. Die eigentliche Kanzlei, welche die Erledigung der weniger wichtigen Suppliken selbst, ohne Beteiligung des Rats, besorgte, erreichte im vereinten Zustand ein beachtliches Ausmaß, selbst wenn die auf einer Schätzung von Stloukal 1931 beruhende Zahl von 15 Kanzlisten der böhmischen Expedition (neben den quellenmäßig nachweisbaren sechs Kanzlisten der deutschen Expedition) möglicherweise zu hoch gegriffen ist. Beide Expeditionen amtierten in dieser Zeit weitgehend unabhängig voneinander: Sie waren mit jeweils eigenem Personal ausgestattet, das getrennte Räumlichkeiten nutzte, führten separate Reihen von Kanzleibüchern, waren taxenmäßig getrennt und standen miteinander im Schriftverkehr. Im Gegensatz zur personellen Aufblähung der Kanzlei steht die Entwicklung bei den leitenden Kanzleistellen: Rudolf II., der sich zur Besetzung freigewordener Schlüsselpositionen häufig nur zögernd entschloss, ließ das Amt des Oberstkanzlers von 1582 bis 1585, von 1593 bis Januar 1597 und neuerlich von Januar 1598 bis September 1599
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unbesetzt, und auch an anderer Stelle wurde die Kanzlei geschwächt, sodass ihre Leitung in den 1590er Jahren an zwei protestantisch gesinnte Beamtenadelige – den böhmischen Vizekanzler Christoph Želinský († 1606) und den böhmischen Sekretär Johann Milner (Müldner) – fiel, die der einsetzenden Gegenreformation jahrelang Hindernisse in den Weg zu legen vermochten. Dadurch geriet die im Schnittpunkt unterschiedlicher Interessen arbeitende Böhmische Kanzlei in einen besonders engen Zusammenhang mit dem sich zuspitzenden Ringen zwischen dem katholischen Königtum und der protestantischen Ständeopposition. Insbesondere die am Kaiserhof mit zunehmender Entschlossenheit wirkenden päpstlichen Nuntien, die die Böhmische Kanzlei als eine grundsätzliche Schaltstelle zur Förderung der Rekatholisierung der böhmischen Länder betrachteten, pochten auf die Besetzung des Oberstkanzleramts mit einem entschiedenen Anhänger der Gegenreformation. Die Beförderung Zdenko Adalberts von Lobkowitz (1568–1628) in das Amt des Oberstkanzlers 1599 markierte eine entscheidende Wende. Wie seine Vorgänger entstammte Lobkowitz einer etablierten Herrenstandsfamilie und war, wie alle Oberstkanzler mit Ausnahme des indifferenten bzw. zur Reformation neigenden Heinrich von Plauen, katholisch gesinnt. Er unterschied sich von ihnen jedoch durch seine innere Hinwendung zur radikalen Gegenreformation. Karrieremäßig wurde er nicht wie seine Vorgänger in der ständisch-monarchischen Landesverwaltung Böhmens sozialisiert, sondern er wirkte bereits seit 1591 im Reichshofrat und im diplomatischen Dienst der Habsburger. Als Oberstkanzler nahm der bürokratisch versierte Lobkowitz die Kanzleivorgänge selber fest in die Hand, ersetzte protestantische Kanzleikräfte, besonders jene an bedeutenden Posten, schnell und zielbewusst durch Katholiken und schaltete auf einen konfessionellen Konfrontationskurs um. Die Kanzlei wurde somit, in Zusammenarbeit mit dem königlichen Rat, in dem seit den 1590er Jahren Katholiken verstärkt die Führung übernahmen, zu einer wirkmächtigen Drehscheibe der Gegenreformation in den böhmischen Ländern. Ihr zunehmend kontroverses Vorgehen – konfessionell motivierte Verfahren gegen Protestanten, Eingriffe in Kompetenzen der Gerichtshöfe, Vorladung unbequemer Personen in die Kanzlei, Verwendung von ohne die Unterschrift des Landesfürsten erlassenen Dekreten u. Ä. – wirkte destabilisierend und regte schließlich 1608 in Verklammerung mit dem Machtkampf zwischen Rudolf II. und seinem Bruder Matthias den ständisch-protestantischen Widerstand in allen Ländern der Wenzelskrone an. Obwohl die evangelischen Stände Böhmens und Schlesiens 1609 von Rudolf II., der durch den Verzicht auf die Regierung in Ungarn, Österreich und Mähren ein Jahr davor geschwächt worden war, weitgehende Garantien der freien Religionsausübung erwirken konnten, gelang es ihnen nicht, den verhassten und gefürchteten Oberstkanzler Lobkowitz (der den berühmten Majestätsbriefen mit Berufung auf sein Gewissen die Unterschriftsleistung verweigerte) zu stürzen. Die ständischerseits erzwungene Besetzung der böhmischen Vizekanzlerstelle mit dem Protestanten Bohuslaus von Michalowitz († 1621) 1611 erwies sich längerfristig als unzulängliche Garantie gegen das Wirken der Kanzlei im Sinne der Gegenreformation, die auch unter Matthias fortgesetzt wurde. Außerdem wurde durch die Errichtung einer selbständigen Kanzleiabteilung auf Verlangen und unter Obhut der schlesischen und lausitzischen Stände (siehe im folgenden Abschnitt) ein Keil in die protestantische Opposition der böhmischen Länder getrieben.
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5.3. Die Austarierung der regionalen Partikularinteressen und das Ringen um die Einheit der Kanzlei Das Verhältnis der Kanzlei zu den mit dem Königreich verbundenen „Nebenländern“ stellte längerfristig einen neuralgischen Punkt dar. In Mähren, Schlesien und den beiden Lausitzen wurde die Bindung der Kanzlei an Prag und an die Person des Oberstkanzlers ungern gesehen, einerseits, weil dies die Kommunikation mit dem König wesentlich erschwerte, andererseits, weil dadurch die Böhmen Gelegenheit bekamen, in die Verhältnisse der „inkorporierten“ Länder einzugreifen. Der Oberstkanzler war sowohl dem Landesfürsten als auch den böhmischen Ständen eidlich verbunden, nicht jedoch den Ständen der übrigen Länder der Wenzelskrone, weshalb er von diesen nicht zu Unrecht als Agent einer böhmischen Hegemonialpolitik betrachtet wurde, die bisweilen zur Missachtung der ständischen Freiheiten tendierte. Die Stände dieser Länder strebten daher nach einem direkteren Zugang zum König bzw. nach einer möglichen Lösung der Kanzlei oder der die inkorporierten Länder betreffenden Agenden aus dem Machtbereich der böhmischen Amtsträger. Dies war einerseits durch die Umgehung des Oberstkanzlers, andererseits mit Hilfe eigener Ansprechpartner und Interessenvertreter in der Kanzlei zu erreichen. Die Spannungen hatten sich bereits beim Herrschaftsantritt Ferdinands I. geäußert: Während die böhmischen Stände den zu wählenden König darauf verpflichteten, Majestätsbriefe und andere Urkunden für das Königreich und dessen Nebenländer ausschließlich aus der Böhmischen Kanzlei, nur unter Mitwirkung des Oberstkanzlers und nur unter dem böhmischen königlichen Siegel zu erlassen, verlangten die Mährer bei der Annahme Ferdinands eine Beseitigung der Bindung an die Böhmische Kanzlei. Die Möglichkeit, Urkunden und Briefe aus anderen Kanzleien ihres Landesfürsten zu empfangen, wurde mährischerseits als Teil der ständischen Freiheiten verstanden. Da ihr Verlangen nicht umgesetzt wurde, drängten die Mährer 1529 darauf, dass der Oberstkanzler zumindest seinen Aufenthaltsort am Hoflager nehme. Die Besetzung bedeutender Kanzleistellen mit Personen aus den inkorporierten Ländern ermöglichte es teilweise, diese Spannungen zu entschärfen und die Interessen innerhalb der Kanzlei auszutarieren. Bis 1589 konnten sich die Schlesier und Lausitzer auf einen für ihre Länder zuständigen „deutschen“ Vizekanzler berufen, wobei insbesondere der für Ferdinand I. auch diplomatisch tätige Georg von Loxan und der Breslauer Patriziersohn Georg Mehl von Strehlitz (1517–1589) eine herausragende Stellung in und außerhalb der Kanzlei erreichten. Die „böhmischen“ Vizekanzler galten hingegen bis 1564 als Ansprechpartner der Mährer: Alle drei – Wenzel von Wilhartitz, Georg Žabka und Sigmund Helt († 1564) – stammten entweder aus Mähren oder sie waren dort sozialisiert worden. Die Beförderung des böhmischen Ritters und langjährigen Sekretärs der Prager Kanzleistelle Oswald von Schönfeld zum Vizekanzler Ende der 1570er Jahre (nach jahrelanger Nichtbesetzung der Stelle) rief einen Protest der Mährer hervor (Kameníček 1900–1905, Bd. 3, 694f.). Dennoch wurde diese Stelle 1590 erneut mit dem böhmischen Ritter und Amtsträger Christoph Želinský besetzt, auf den 1601 Heinrich von Pisnitz (1555–1608), ebenfalls ein böhmischer Beamtenadeliger, folgte. Unter Rudolf II. überwog somit in der Kanzlei eine einseitig auf das eigentliche Königreich orientierte und die Interessen Böhmens bevorzugende Personalpolitik, der sich die inkorporierten Länder ausgeliefert sahen. Die Unzufriedenheit verband sich mit der
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allgemeinen Kritik an den Verhältnissen in der Kanzlei, die unter Rudolf II. auf eine immer autoritärere Art und Weise zu agieren begann, Eingriffe in Gerichtsverfahren anderer Instanzen wagte und seit 1599 zur Drehscheibe der Gegenreformation wurde. Die Beteiligung der Stände Mährens an der Revolte Erzherzog Matthias’ gegen Rudolf und die Abtretung dieses Landes an ersteren durch den Vertrag von Lieben vom 25. Juni 1608 ermöglichten es den Mährern, sich der lästigen Herrschaft der Böhmischen Kanzlei zu entledigen und die Errichtung einer separaten, unter dem Einfluss der Stände stehenden mährischen Kanzleistelle am Hof des zum König von Ungarn gewählten Erzherzogs zu forcieren. Dieser durch den mährischen evangelischen Ständeführer Karl d. Ä. von Zierotin energisch vorangetriebene Gedanke wurde von Matthias nur zögerlich umgesetzt. Dennoch erfolgte die Errichtung einer mährischen Hofexpedition (die mitunter auch als „mährische Hofkanzlei“ bezeichnet wurde) unter der Leitung des durch Zierotin empfohlenen und bereits Ende 1608 als mährischer Sekretär nachweisbaren Friedrich Jordan von Klausenburg. Wohl in der Absicht, den Einfluss der protestantischen Stände auf die Kanzlei zu neutralisieren, stellte Matthias die neu errichtete Stelle unter die Direktion des in Mähren begüterten Katholiken Ladislaus d. J. von Lobkowitz (1566–1621), des älteren Bruders des böhmischen Oberstkanzlers. Die mährische Sonderkanzlei erwies sich nur als eine vorübergehende Einrichtung, deren raison d’être mit der Übernahme der Herrschaft durch Matthias in den übrigen Ländern der Wenzelskrone 1611 verschwand. Aufgrund eines (allerdings erst nach harten Verhandlungen auf dem Prager Generallandtag erzielten) Vergleichs zwischen den böhmischen und den mährischen Ständen vom 26. Mai 1611 (Brandl 1864, 154–163; Kameníček 1900–1905, Bd. 2, 635–645) willigten die Letztgenannten in die neuerliche Unterstellung unter die Böhmische Kanzlei ein. Sie sicherten sich jedoch Garantien gegen deren Übergriffe und eine wesentliche Stärkung des Einflusses des mährischen Landeshauptmanns auf Kosten der Kanzlei. Die energische Forderung der Mährer nach Anerkennung eines Vorschlagsrechts hinsichtlich des Vizekanzlers wurde böhmischerseits nicht akzeptiert, obwohl die Delegation der Mährer die Gelegenheit bekam, sich an der gleichzeitigen Ernennung des neuen Vizekanzlers Michalowitz zu beteiligen. Die mährische Kanzlei wurde aufgelöst: Ihre Registratur wurde der Böhmischen Kanzlei übergeben und der mährische Sekretär Jordan 1613 entlassen. Gleichzeitig erließ Matthias am 19. Februar 1613 auf wiederholtes Drängen der Mährer eine landesfürstliche Bestätigung des mährischerseits als Grunddokument der mährischen ständischen Libertät und des böhmisch-mährischen Verhältnisses gedeuteten Vergleichs (d’Elvert 1848, 86–90). Bald nach dem Vergleich über die Wiedereingliederung der mährischen Agenden in die Böhmische Kanzlei schieden Schlesien und die Lausitzen aus ihrem Geschäftskreis aus. Während seiner Huldigungsreise nach Schlesien wurde Matthias in Breslau im Oktober 1611 durch eine mehrwöchige Huldigungsverweigerung gezwungen, eine Verselbständigung der deutschen Kanzleiexpedition zuzugestehen. Diese sollte unter der uneingeschränkten Leitung von aus Dreiervorschlägen der schlesisch-lausitzischen Stände zu ernennenden, am Hoflager amtierenden und durch die Stände aller drei Länder (Schlesien, Oberlausitz und Niederlausitz) zu besoldenden Amtsträgern stehen: eines nur auf den König (und nicht mehr den Oberstkanzler) vereidigten Vizekanzlers, eines Sekretärs und zweier Räte. Aufgrund der königlichen Konzession vom 7. Oktober 1611 (ÖZV I/2, 414–417) rückten diese vier den Ständen verpflichteten Amtsträger schlesisch-lausitzischer Herkunft in die unmittelbare Nähe des Herrschers. Noch während des Aufenthalts von Matthias in Breslau wurden bestellt: Georg Freiherr von Schönaich (1557–1619), ein
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wohlhabender, kalvinistisch gesinnter Adeliger und bisheriger schlesischer Kammerrat, als Vizekanzler, der bisherige schlesische Kammersekretär Adam Rößler (1560–1617) als Kanzleisekretär und die bisherigen Räte des Prager Appellationsgerichts Otto von Nostitz (1574–1630) und Dr. Otto Melander (1571–1640) als Räte der neuen Behörde. Der Vizekanzler Schönaich begann sich bald als Kanzler zu stilisieren, und schlesischerseits wurde er ebenfalls als per Silesiam et Lusatiam utramque cancellarius tituliert. Die genaue Auswirkung dieser Verselbständigung der – in vielen Aspekten bereits früher autonom operierenden – deutschen Expedition als einer (so die bald verwendete Bezeichnung) „Schlesischen (bzw. Schlesisch-Lausitzischen) (Hof-)Kanzlei“ auf die Böhmische Kanzlei und deren Registratur und auf die Organisation des Schriftverkehrs ist nicht in allen Facetten nachvollziehbar. Jedenfalls wurden die Schlesien und die Lausitzen betreffenden Schriftstücke nunmehr mit den Unterschriften des schlesischen Vizekanzlers und Sekretärs expediert, ohne dem Oberstkanzler Lobkowitz vorgelegt zu werden bzw. vor den böhmischen königlichen Rat zu gelangen. Sicher ist, dass während die leitenden Stellen in der schlesischen Expedition neu errichtet wurden, die Hauptkanzlei die beiden bisherigen, dem Oberstkanzler verpflichteten Sekretäre der deutschen Expedition – Johann Plateis († 1620) und Philipp Fabricius († 1632) – im Amt beließ, wiewohl ihr Einflussbereich infolge der Neugründung der schlesisch-lausitzischen Behörde schrumpfte. Der verselbstständigten Kanzlei wurden Konzipisten und Kanzlisten aus der bereits bestehenden deutschen Expedition zugewiesen, dagegen sollten beide Behörden einen gemeinsamen Registrator haben und damit wohl auch eine gemeinsame Registratur führen. Dennoch erschwerte die Böhmische Kanzlei der rivalisierenden Behörde den Zugang zur Registratur. Diese mit Rücksicht auf beharrliche Proteste des Oberstkanzlers Lobkowitz und der böhmischen Stände nur interimistisch erfolgte Lösung wurde in den folgenden Jahren zum Zankapfel zwischen den nunmehr durch die Mährer unterstützen böhmischen und den schlesisch-lausitzischen Ständen. Die langwierigen Verhandlungen der Delegationen aller fünf böhmischen Länder vor königlichen Vermittlungskommissaren über Existenz und Charakter der schlesisch-lausitzischen Behörde in Prag von Juni bis August 1616 zeigten überdeutlich die Sprengkraft der Kanzleifrage, denn diese tangierte direkt die Schwachstellen der Herrschaftsordnung im gesamten böhmischen Staatsverband. Es wurde ein Bündel von grundsätzlichen Fragen aufgeworfen und kontrovers diskutiert: die Unterstellung der inkorporierten Länder unter Böhmen, das Verhältnis von landesherrlicher Autorität und ständischer Libertät und die Beziehung der einzelnen böhmischen Länder zum Heiligen Römischen Reich. Da die Beilegung des Streits auf Basis einer gütlichen Einigung nicht zu erwarten war, ordnete Matthias aus eigener Machtvollkommenheit die Unterordnung der verselbständigten schlesischen Expedition unter den Oberstkanzler und ihre Inkorporierung in die Böhmische Kanzlei unter Beibehaltung aller 1611 neu errichteten Stellen an. Die schlesische Expedition sollte ihre Autonomie und die Zuständigkeit für die drei nördlichen Länder behalten, allerdings erhielt der Oberstkanzler die Berechtigung zurück, die Schlesien und die Lausitzen betreffenden Agenden zu beratschlagen und die in diese Länder expedierten Schriftstücke mitzusignieren. Die am 19. September 1616 erlassene Ordnung (ÖZV I/2, 424–427) war nur als eine provisorische Lösung gedacht, zumal die grundsätzlichen Streitfragen (die eidliche Verpflichtung des schlesischen Vizekanzlers gegenüber dem Oberstkanzler, die Beibehaltung der neuen Stellen und der Einfluss der
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böhmischen und der schlesisch-lausitzischen Stände auf ihre Besetzung) dadurch keine Erledigung fanden. Eine endgültige Beilegung des Streites hatte der Erlass nicht zur Folge. Die schlesischen Fürsten und Stände protestierten und setzten (mit etwas zögerlicher Unterstützung ihrer Standesgenossen aus den Lausitzen) ihren Kampf für eine unabhängige Kanzlei fort, wozu der Tod des Sekretärs Rößler im Januar 1617 und der gesundheitsbedingte Rückzug Schönaichs aus dem Amt im September 1617 (beide Stellen wurden nachbesetzt, wenn auch zunächst nur provisorisch) weitere Anstöße gaben. Auch nach dem Erlass der Interimsordnung bezeichneten die Schlesier die umstrittene Expedition als Schlesische vnd Laußiczische Cancelley (Palm–Krebs 1865–1906, Bd. 1, 16). Im Frühjahr 1618 verhandelten die Stände Schlesiens und der beiden Lausitzen über Korrekturen der Ordnung von 1616, über die Besetzung der vakanten Stellen und über eine finanzielle Absicherung der Expedition, da ohne vncosten derogleichen der Länder Cleinot neben der freyen nomination derer darczue [...] zugelaßenen Personen nicht erhalten werden könte (Palm–Krebs 1865–1906, Bd. 1, 20). Erst der Zusammenschluss der protestantischen Stände der böhmischen Länder während des Aufstands gegen die Habsburger ermöglichte einen komplexen, wenn auch nur kurzlebigen Ausgleich in der Kanzleifrage. Infolge der militärischen Niederschlagung des Ständeaufstandes verschwand der Anspruch der schlesisch-lausitzischen Stände auf die Vertretung in der Kanzlei von der Tagesordnung.
5.4. Der Zerfall der Behörde während des Ständeaufstands Abgesehen von der umstrittenen Kanzleifrage bedeutete die Regierung von Matthias in den Ländern der Wenzelskrone seit 1611 eine Rückkehr zur früheren Praxis der Kanzleispaltung in Abhängigkeit vom herrscherlichen Itinerar. Die beiden Teile (jener in Prag und jener am Hoflager) blieben jedoch in engem Kontakt, schon deswegen, weil Matthias – eine in der Literatur kaum berücksichtigte Tatsache – 1615 bis 1617 mehr als zweieinhalb Jahre ununterbrochen in Prag und Brandeis an der Elbe residierte. Mit dem Kaiser reiste Ende des Jahres 1617 wiederum ein Teil der Böhmischen Kanzlei mit dem Oberstkanzler Lobkowitz nach Wien bzw. nach Pressburg ab. Der andere Teil blieb in Prag, wo der Kanzleisekretär Fabricius am 23. Mai 1618 gemeinsam mit den Statthaltern Slawata und Martinitz durch die revoltierenden Stände aus einem Fenster der Kanzleiräume der Prager Burg geworfen wurde. Der Ständeaufstand erreichte die Böhmische Kanzlei in dem Moment, in dem sie – obwohl rechtlich gesehen immer nur ein Körper – eigentlich dreifach geteilt war. Erstens war sie räumlich zwischen Prag und dem Hoflager (damals in Pressburg) geteilt. Zweitens war sie arbeitsorganisatorisch in zwei weitgehend unabhängige Expeditionen geteilt, deren Beamte durch jeweils andere Loyalitäten gebunden waren (die Beamten der schlesisch-lausitzischen Expedition gelangten als Vertreter der schlesischen und lausitzischen Stände, von denen sie auch besoldet wurden, ins Amt). Drittens war die Kanzlei konfessionell geteilt, denn der durch die Stände mitgesteuerte Regierungsantritt von Matthias in den Ländern der Wenzelskrone 1611 hatte den Anteil der Protestanten in der Kanzlei gestärkt. Der Aufstand brachte nun eine weitere Teilung mit sich – einerseits in jene Amtsträger und Beamten, die der Habsburgerdynastie treu blieben und sich in Wien um den Oberstkanzler Lobkowitz und den damaligen Verwalter des schlesischen Vize-
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kanzleramts Nostitz scharten, und andererseits jene, die sich dem Aufstand anschlossen und in Prag 1619 eine neue Böhmische Kanzlei gemäß den Bestimmungen der unter den protestantischen Ständen aller fünf böhmischen Länder akkordierten Konföderationsurkunden aufzubauen halfen. Diese komplexe Situation führte zu einer interessanten räumlichen und politischen Umgruppierung des Kanzleipersonals. Der defenestrierte, bis Mai 1618 in Prag amtierende deutsche Sekretär Fabricius floh an den Kaiserhof, um dort sein Sekretärsamt weiter zu versehen. Er folgte somit dem protestantischerseits verhassten böhmischen Sekretär Paul Michna († 1632), der Prag bereits kurz vor dem Fenstersturz verlassen und dadurch sein Leben gerettet hatte. Der katholische Konvertit Otto von Nostitz, eigentlich ein Vertreter der schlesischen und lausitzischen Stände in der Kanzlei, verwandelte sich während des Aufstands zu einem radikalen Vertreter der monarchischen Politik gegenüber den böhmischen und den schlesischen Ständen. Bohuslaus von Michalowitz, der ähnlich wie Nostitz die Stelle eines böhmischen Vizekanzlers den protestantischen Ständen verdankte, erreichte die Nachricht vom Fenstersturz während eines Kuraufenthaltes in Karlsbad; er verfügte sich folglich nach Prag, wo er sich den Aufständischen anschloss und nachträglich in das Kollegium der Direktoren gewählt wurde, was er 1621 mit seinem Leben bezahlte. Die Strategien der einzelnen Kanzleibeamten in diesen dramatischen Monaten waren offenbar vielfältig. Der deutsche Sekretär Johann Plateis († 1620) harrte während des Aufstands, obwohl er der Habsburgerdynastie die Treue hielt und von den Aufständischen schikaniert wurde, in Prag aus und ignorierte die Aufforderungen des Oberstkanzlers, sich an den Hof zu begeben. Einige Kanzleibeamte wechselten die Seiten erst während der Auseinandersetzung. Der Konzipist Georg Závěta verließ die Kanzlei Ferdinands II. Ende des Jahres 1619, um sich für die Kanzlei der böhmischen Direktoren zu engagieren. Johann Liebe (Lüben), der seit Frühjahr 1618 das erledigte Sekretariat der schlesischlausitzischen Expedition verwaltete, signierte noch im Dezember 1618 als Sekretär ein Reskript der Wiener Kanzlei. Im Januar 1620 verehrten ihm die Fürsten und Stände als ehemaligem Sekretär der Schlesischen Kanzlei ein Honorar, und 1623 taucht er schließlich als Sekretär des Fürsten von Brieg, Johann Christian (1591–1639), in Schlesien auf. Anstelle der Böhmischen Kanzlei errichteten die am 25. Mai 1618 gewählten 30 ständischen Direktoren unmittelbar nach dem Prager Fenstersturz ihre eigene Kanzlei unter der Leitung des zum Sekretär ernannten Benjamin Fruwein, zu dem sich später noch Dr. Kaspar Luck von Boguslawitz als deutscher Sekretär gesellte. Diese Kanzlei amtierte insgesamt 19 Monate. Durch die Konföderationsakte vom 31. Juli 1619 (tschechisch: Kameníček 1900–1905, Bd. 2, 649–669; deutsch: Kočí–Polišenský–Čechová 1971–1981, Bd. 2, 151–165) wurden der Böhmischen Kanzlei – deren Vorstand künftig evangelischen Bekenntnisses sein sollte – Schranken gesetzt. Aufgrund der mit den einzelnen inkorporierten Ländern am 4. September 1619 abgeschlossenen Spezialartikel (Kameníček 1900–1905, Bd. 2, 669–694) akzeptierten die Böhmen das Recht der Schlesier und Lausitzer, den deutschen Vizekanzler und Sekretär zu ernennen, und das Recht der Mährer, sich an der Auswahl des böhmischen Vizekanzlers zu beteiligen. Der Oberstkanzler wurde verpflichtet, Agenden der Nebenländer ausschließlich im Beisein des jeweiligen Vizekanzlers dem König vorzutragen. Aufgrund dieses Vergleichs wurde die Direktorenkanzlei in November 1619, nach der Wahl und Krönung Friedrichs von der Pfalz zum König von Böhmen, in eine regelrechte Böhmische Kanzlei umgestaltet: Der neue Oberstkanzler, der bisherige Präsident
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des ständischen Direktoriums Wenzel Wilhelm von Ruppa (1580–1634), hatte zwei Expeditionen mit je einem Vizekanzler und Sekretär unter sich. Während die böhmische Expedition unter Vizekanzler Peter Milner (einem Sohn des 1601 aus der Kanzlei hinausmanövrierten protestantischen Sekretärs) und Sekretär Johann Oršinovský von Fürstenfeld (1585–um 1632) sich zügig konstituierte, wurde die deutsche/schlesischlausitzische Expedition vermutlich erst während Friedrichs Huldigungsreise nach Breslau im Februar/März 1620 auf Vorschlag der schlesischen Fürsten und Stände besetzt, und zwar mit dem bedeutenden Ratgeber des „Winterkönigs“ Dr. Ludwig Camerarius (1573–1651) als Vizekanzler und dem Prager Bürger Abraham Günzel († 1656) als Sekretär. Die beiden 1611 errichteten Ratsstellen der schlesischen Expedition wurden nicht mehr besetzt.
5.5. Die Auseinanderentwicklung der Böhmischen Hofkanzlei und der Prager Statthaltereikanzlei Im Grunde klärte die Spaltung der Böhmischen Kanzlei in zwei rivalisierende, je einem der beiden einander bekämpfenden Monarchen loyale Behörden die seit dem Bruderzwist verwirrende Gemengelage um die Böhmische Kanzlei. Nachdem das böhmischpfälzische Regime in der Schlacht am Weißen Berg (8. November 1620) militärisch beseitigt worden war, war es die kaisertreue Abteilung der Böhmischen Kanzlei in Wien um Oberstkanzler Lobkowitz, Vizekanzler Nostitz und die Sekretäre Michna und Fabricius, die die Kontinuität sicherte, während die wichtigsten Amtsträger der Prager Kanzlei dem „Winterkönig“ ins Exil folgten oder sich (wie Abraham Günzel) mit dem neuen Regime arrangierten und ihre Karriere in anderen Ämtern fortsetzten. Karl von Liechtenstein (1569–1627), der mit besonderen Vollmachten ausgestattete Kommissar und (seit Januar 1622) Statthalter bzw. Gubernator Böhmens, musste den Prager Teil der Kanzlei neu aufbauen. Obwohl die Prager Abteilung mit Hans Hegner von Rößelfeld bereits im Frühling 1621 wieder einen Sekretär erhielt, ist das Verhältnis beider Kanzleistellen zueinander nicht genau zu erkennen. Sicher ist, dass nicht einmal in den 1620er Jahren eine endgültige Separation in zwei selbständige Behörden erfolgte. Der 1628 zum Oberstkanzler beförderte Wilhelm Graf Slawata (1572–1652) ernannte in den 1630er Jahren Kanzleibeamte der Prager Abteilung immer noch nach eigenem Gutdünken, mitunter sogar gegen den Willen der Statthalter, und die Räumlichkeiten der Prager Kanzlei auf der Prager Burg wurden noch Anfang der 1640er Jahre als der eigentliche Sitz der größtenteils abwesenden Böhmischen Hofkanzlei betrachtet (unserer König. Böhmischen Hoff-Cantzley gewöhnliche Rath-Stuben, Weingarten 1701, 38). Ein genauer Zeitpunkt der endgültigen Verselbständigung der Prager Abteilung als Statthaltereikanzlei lässt sich nicht ausmachen. Anders als die bisherige Literatur suggeriert, handelte es sich dabei keinesfalls um eine „Verlegung“ der Kanzlei von Prag nach Wien (die Behörde befand sich ja bereits seit 1617 wieder in Wien), sondern um eine allmähliche Auseinanderentwicklung der zwischen Prag und Wien bzw. anderen kaiserlichen Aufenthaltsorten (Regensburg, Pressburg etc.) geteilten Behörde. Nicht normative Festlegung, sondern die amtliche Praxis steuerte den langsamen Trennungsprozess. Die Itinerare Ferdinands II. und III. und die besonders unter Ferdinand III. in böhmischen Adelskreisen auflebenden Hoffnungen auf eine längerfristige
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„Verlegung“ der herrscherlichen Residenz nach Prag spielten dabei eine wesentliche Rolle. Besuchte der Herrscher Prag, was unter Ferdinand II. eher selten (1623, 1627/28), unter Ferdinand III. jedoch wieder öfters passierte (1634, 1635, 1637, 1638, 1646, 1647/48, 1652, 1656), wurden beide Behörden für die Zeit des landesfürstlichen Aufenthaltes in der böhmischen Metropole zusammengelegt. Erst die Stabilisierung der kaiserlichen Residenz in Wien nach dem Westfälischen Frieden scheint die Trennung in zwei weitgehend unabhängige Kanzleien endgültig besiegelt zu haben. Die obersten Landesoffiziere Böhmens, die als königlicher Rat bis dahin die höchste Instanz darstellten, für die die Böhmische Kanzlei nur ein Hilfsorgan war, gerieten in ihrer Eigenschaft als Prager Statthalter in eine ähnliche hierarchische Unterordnung zur Böhmischen Hofkanzlei wie das 1629 umgestaltete Oberamt in Schlesien und das 1636 gegründete königliche Tribunal in Mähren. Die Auseinanderentwicklung beider Kanzleien wurde in den Jahren 1634 bis 1637 durch die zeitweilige Errichtung einer böhmischen Sonderkanzlei für Ferdinand III. verkompliziert. Nachdem Ferdinand II. seinem Sohn bereits am 27. April 1632 das gubernament im eigentlichen Königreich Böhmen (nicht jedoch in den böhmischen Nebenländern) überlassen hatte (die Zession sollte jedoch erst mit einer Übersiedlung Ferdinands III. nach Böhmen in Kraft treten, ÖZV I/2, 474–482), konstituierte sich die böhmische Kanzlei des Thronfolgers im Frühling 1634 anlässlich seiner Reise über Prag zur kaiserlichen Armee. Zum Vorstand wurde bereits im Vorfeld Georg Adam Graf Martinitz (1602–1651) mit der Würde eines „Kanzlers des böhmischen Königs“ bestimmt, ansonsten wurde die neue Behörde mit Personal sowohl der Wiener als auch der Prager Kanzlei ausgestattet. Die Teilung der Böhmischen Kanzlei in eine böhmische und eine deutsche Expedition wurde in beiden Kanzleien fortgesetzt. Martinitz als Kanzler des Königs standen zwei Sekretäre zur Seite, während die abgetrennte Kanzlei am Kaiserhof neben dem Oberstkanzler Slawata nur mehr einen Vizekanzler und einen Sekretär zählte. Die Karriere Jakob Luckenbergers (von Luckenberg), der seit den 1620er Jahren Sekretär der Böhmischen Kanzlei in ihrer Prager Abteilung war, von 1634 bis 1637 der Kanzlei Ferdinands III. zugeordnet war und nach dessen Thronbesteigung seine Sekretärsstelle in der wiedervereinigten Abteilung am Hoflager fortsetzte, führt die fortwirkende Verflechtung der Kanzleiabteilungen in diesen Jahren anschaulich vor Augen. War die Kanzlei Ferdinands III. in Prag anwesend, verschmolz sie mit der dortigen Abteilung, die ansonsten den böhmischen Statthaltern zur Verfügung stand. Weilte sie jedoch am gleichen Ort wie der Kaiser (in Wien bzw. 1636/37 in Regensburg), verhielt sie sich selbständig und beide Kanzler referierten die Agenden ihrer Stellen separat: Slawata (Angelegenheiten Mährens, Schlesiens bzw. der aus dem böhmischen Länderverband ausscheidenden Lausitzen und einige reservierte Agenden mit Bezug auf Böhmen wie Ausschreibung der Landtage, Lehnssachen etc.) im Geheimen Rat Ferdinands II., Martinitz (die das eigentliche Königreich Böhmen betreffenden Angelegenheiten einschließlich der Standeserhebungen, Inkolatserteilungen und Ämterbesetzungen) König Ferdinand III. Trotz der ansonsten freundlichen Beziehung Slawatas zu Martinitz d. J. rief die genaue Aufteilung der Agenden und Taxen mitunter Spannungen hervor. Ebenso verlief die Wiedervereinigung beider Kanzleien nach dem Tod Ferdinands II. 1637 nicht ohne Friktionen. Sie endeten mit einem Kompromiss, der Martinitz die vom Regierungsantritt Ferdinands III. erwartete Beförderung ins Oberstkanzleramt verwehrte. Stattdessen wurde ihm die Verwahrung der Siegel entzogen und er musste sich lebenslang mit dem ungewöhnlichen Titel des königlichen Kanzlers und einem beschränkten Handlungsspielraum innerhalb der Kanzlei begnügen. Immerhin trat der gealterte Oberstkanzler 1644 einen
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großen Teil seiner Agenden und Amtseinkünfte freiwillig an seinen jüngeren Kollegen ab und beschränkte seine Tätigkeit in der Kanzlei auf die wichtigsten Materien, sodass der Kanzler Martinitz, nachdem er bereits 1638 für die Verlängerung Slawatas im Amt mit der Geheimratswürde entschädigt worden war, schließlich doch genügend Freiraum gewann, um unter die maßgeblichen Minister im Umfeld Ferdinands III. aufzurücken. Obwohl die Existenz einer Sonderkanzlei des Thronfolgers von 1634 bis 1637 in der gesamten Geschichte der Böhmischen Kanzlei nur eine kurzlebige Erscheinung blieb, wurde in den Jahren 1639/40 und 1642/43 nochmals ein ähnliches Arrangement getroffen, als nämlich Ferdinand III. das gubernament im Königreich Böhmen an seinen Bruder Leopold Wilhelm für die Zeit von dessen militärisch bedingten Aufenthalten im Königreich abtrat. Dem Erzherzog wurde die Prager Abteilung der Böhmischen Kanzlei zur Verfügung gestellt, an deren Spitze zunächst der Appellationsrat Georg Wilhelm Michna von Weitzenau († 1640), bei der zweiten Gelegenheit jedoch der Hauptmann des Elbogener Kreises (und spätere Oberstkanzler) Johann Hartwig von Nostitz (1610–1683) als Direktoren gestellt wurden. Immerhin wird seit den 1640er Jahren ein fortschreitendes Auseinanderfallen der Prager und der Hofkanzlei deutlich, das sich auch semantisch in der seit diesen Jahren immer häufiger belegbaren Bezeichnung kancelář místodržická („Statthaltereikanzlei“) für die Prager Behörde manifestiert, obwohl die unspezifische Bezeichnung Böhmische (königliche) Kanzlei für die Statthaltereikanzlei auch weiter verwendet wurde. Schließlich aber beschränkte sich die Verbindung beider Kanzleien darauf, dass die Böhmische Hofkanzlei während der (nunmehr ganz seltenen) Aufenthalte der Monarchen in Prag (1673, 1679/80, 1723 und 1743) die Funktion der Statthaltereikanzlei übernahm.
5.6. Die Monarchisierung der Böhmischen Hofkanzlei in den 1620er Jahren Im Zusammenhang mit dem Systemwechsel in den böhmischen Ländern nach der militärischen Niederschlagung des Ständeaufstands erfolgten eine wesentliche Ausdehnung der Kompetenzen der Böhmischen Kanzlei und eine Stärkung ihrer Autorität als eines administrativen Mittelpunkts der böhmischen Länder. Mit dem Einfluss der Stände auf die Behörde wurde in der Verneuerten Landesordnung für Böhmen (1627) aufgeräumt und die Kanzlei wurde ganz vom König abhängig gemacht. Der Oberstkanzler wurde zum königlichen Amtsträger, nicht mehr dem Königreich, sondern nur mehr dem Herrscher verpflichtet. Dies schlug sich – beginnend mit dem 1628 ernannten Wilhelm Slawata – auch in seiner Titulatur nieder: Regis Bohemiae Supremus Cancellarius anstatt wie bisher Supremus Regni Bohemiae Cancellarius. Die Dienstzeit der Oberstkanzler wurde ähnlich wie bei den obersten Landesoffizieren Böhmens (zu denen der Oberstkanzler als der sechste in der Reihenfolge nach wie vor gerechnet wurde, obwohl er größtenteils an den Hof gebunden war) auf fünf Jahre beschränkt, freilich mit Aussicht auf eine Wiederbestätigung im Amt, die in der Regel gewährt wurde. Immerhin wurden von den elf nach 1627 ernannten Oberstkanzlern zwei – beide in der kurzen Regierungszeit Josephs I. – aus Altersgründen vorzeitig abgelöst. Außerdem resignierte Franz Ferdinand Kinsky (1678–1741) 1736 freiwillig aus gesundheitlichen Gründen und Philipp Joseph Kinsky (1700–1749) wurde nolens volens 1745 in die Bankaldeputation befördert.
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Im Rahmen der Monarchisierung der Kanzlei wurde ihre Verbindung mit dem (aus den obersten Landesoffizieren bzw. den Beisitzern der böhmischen Adelsgerichte bestehenden) königlichen Rat aufgehoben und letzterer dadurch gelähmt. Als Rat der Böhmischen Hofkanzlei – „böhmischer Hofrat“ oder Consilium Bohemicum – galt künftig ein Kollegium, das aus den höheren Kanzleibeamten (Oberstkanzler, Kanzler, Vizekanzler und Sekretäre) bestand und nach Bedarf um weitere zu konkreten Verhandlungen berufene auswärtige Räte verstärkt wurde. In diesem zunächst sehr engen Kreis referierten die Sekretäre die ihnen vom Oberstkanzler zugeteilten Agenden und eingelaufenen Schriftstücke. Im Rat wurde dann beschlossen, wie die Materien zu erledigen sind – nämlich ob man weiterer Berichte und Gutachten von einschlägigen Ämtern, Behörden und Parteien bedurfte, oder ob die Sache durch den Oberstkanzler bzw. dessen Stellvertreter dem Landesfürsten im Geheimen Rat (ähnlich den anderen Hofstellen) mit dem Kanzleivotum zur Entscheidung vorgetragen werden könnte (die Oberstkanzler verfügten, wiewohl sie üblicherweise Geheime Räte waren, in Agenden ihrer eigener Kanzlei über keine Stimme). Allerdings legten die Oberstkanzler, wie man aus ihrer Privatkorrespondenz erfährt, gerne bestimmte Angelegenheiten dem Kaiser auch unter Umgehung des Geheimen Rates (ad partem) zur Entscheidung vor. Eine gravierende Änderung war die Ausweitung der Befugnisse der Behörde in den Bereich der Rechtsprechung. Bereits im ersten Jahrhundert der Habsburgerherrschaft über die böhmischen Länder hatte die Kanzlei allmählich in Prozessführungen zu intervenieren begonnen, was vor allem unter Rudolf II. häufig missbraucht wurde. Die Verneuerten Landesordnungen für Böhmen (1627) und Mähren (1628) kodifizierten den Einfluss der Böhmischen Hofkanzlei auf das Gerichtswesen, indem sie einerseits die Prozessführung in ausdrücklich angeführten, Leben und Ehre betreffenden Fällen, die direkt vor den König gebracht werden durften, administrieren sollte, und indem andererseits durch die Hofkanzlei der Revisionszug von den bisher inappellablen Tribunalen an den König eröffnet wurde. Die Befugnisse der Kanzlei als einer die königlichen Urteile vorbereitenden Gerichtsstelle und Revisionsinstanz mit Kompetenz in allen drei böhmischen Ländern wurden im Verlauf des 17. Jahrhunderts weiter präzisiert und wesentlich ausgedehnt. Diese neuen Bestimmungen und die wachsende Zahl der an die Böhmische Hofkanzlei gelangenden Materien überforderten augenscheinlich die personellen Ressourcen der Behörde. Außerdem verpflichtete die Verneuerte Landesordnung für Böhmen den Oberstkanzler, bei der Beratung der Revisions- und der übrigen durch die Kanzlei geführten Prozesse das Kollegium der Kanzleiräte um weitere Personen zu verstärken und die Prozesse im Beisein von mindestens neun Räten zu beraten. Dachte die Landesordnung in dieser Sache zunächst noch an die obersten böhmischen Landesoffiziere, so wurden die Oberstkanzler infolge der häufigen und schließlich permanenten Abwesenheit der Kanzlei von Prag gezwungen, zur Verstärkung des böhmischen (in den Jahren 1634 bis 1637 sogar in zwei Teile gespaltenen) Hofrats Juristen aus anderen am Kaiserhof amtierenden Gerichtsstellen (vorwiegend aus dem Reichshofrat und der Niederösterreichischen Regierung) zu berufen. Unter Ferdinand II. fanden solche Beratungen üblicherweise sogar im Haus des Reichsvizekanzlers Peter Heinrich von Stralendorff statt. Dies stellte freilich einen bemerkenswerten Eingriff in die Verwaltungsautonomie der böhmischen Ländergruppe dar, zugleich aber auch eine Art „Outsourcing“ der Agenden, zu deren Bewältigung die Böhmische Hofkanzlei lange Zeit über keine entsprechenden Ressourcen verfügte. Erst 1708 erreichte die Zahl der zur Teilnahme im böhmischen Hofrat berechtigten
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Kanzleibeamten das festgelegte Quorum, und erst die personelle Verstärkung des Kanzleipersonals unter Karl VI. machte die Mitarbeit auswärtiger Räte unnötig.
5.7. Die Entwicklung zur Großbehörde Die am Hoflager arbeitende Teilkanzlei, aus der sich die verselbstständigte Böhmische Hofkanzlei entwickelte, war zunächst bescheiden ausgestattet und konnte die seit 1627 anwachsenden Agenden nur unter Schwierigkeiten versehen. Nachdem der böhmische Vizekanzler sich während des Ständeaufstands kompromittiert hatte, setzte sich endgültig ein Modell durch, das mit nur einem Vizekanzler (und zwar dem deutschen) rechnete. Dessen Tätigkeit blieb jedoch nicht mehr auf die deutsche Expedition beschränkt, sondern umfasste die gesamte Behörde. Die für Georg Adam von Martinitz errichtete Stelle eines „Kanzlers des böhmischen Königs“, die auch nach der Wiedervereinigung der Kanzleien 1637 fortbestand, wurde nach Martinitz’ Tod 1651 zunächst nicht mehr besetzt. In die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts trat die Böhmische Hofkanzlei mit einem Oberstkanzler, einem Vizekanzler, drei Sekretären und 13 subalternen Beamten, darunter sieben Kanzlisten, ein. Gemessen am subalternen Personal war sie somit ungefähr halb so groß wie die Kanzlei der Hofkammer und ebenfalls deutlich kleiner als die Kanzlei der ihr unterstellten Statthalterei in Prag, die in den 1660er Jahren (ohne die Kriegsexpedition mitzurechnen) zwar nur mit zwei Sekretären, dafür aber mit elf Kanzlisten und insgesamt 27 Beamten ausgestattet war und 1691 einschließlich der Kriegsexpedition 37 Beamte, davon drei Sekretäre und 15 ordentliche Kanzlisten, zählte. In den Jahrzehnten nach 1650 erfolgte eine bemerkenswerte Vermehrung des Personals der Böhmischen Hofkanzlei, besonders auffällig in den höheren Rängen: Bald nach dem Regierungsantritt Leopolds I. entstand die neue Stelle eines (Hofkanzlei-)Rats (auch Assessor genannt), hierarchisch positioniert zwischen dem Vizekanzler und den (ebenfalls als Räte betitelten) Sekretären mit Votum im Kanzleirat. Das Assessoramt wurde zunächst als bloß zeitweilige Ersatzstelle für den Appellationsrat und ehemaligen Kanzler der Thronfolger Ferdinand IV. und Leopold I., Franz von Scheidlern († 1682), errichtet, bevor dieser 1663 in die Prager Statthalterei befördert wurde. Als Assessor war Scheidlern nur Ersatz für einen der drei Sekretäre, doch 1666 wurde die Stelle des Assessors als eine selbständige Funktion neben den drei Sekretären mit dem böhmischen Kammerrat Johann Gräff Freiherr von Gräffenburg († 1675) neu besetzt und mit einer eigenen Besoldung dotiert. Obwohl durch den Zuwachs von Agenden begründet, hing die Errichtung dieser neuen Stelle in der Tat mit Auseinandersetzungen innerhalb der böhmischen Machtelite um die Kanzlei zusammen, in der der Aufsteiger Gräffenburg den Einfluss des damaligen Vizekanzlers Franz Ulrich Graf Kinsky (1634–1699) ausbalancieren sollte. 1681, wenige Jahre nach Gräffenburgs Tod, wurde die Stelle wieder besetzt. Da die Oberstkanzler zumeist danach strebten, sie für eigene Söhne oder Verwandte zu reklamieren und diesen dadurch Einfluss in der Kanzlei zu gewährleisten, finden wir unter Gräffenburgs Nachfolgern, beginnend mit Anton Johann von Nostitz (1659–1736), bereits den etablierten Hochadel. Die Beteiligung der Assessoren an den Kanzleigeschäften war unterschiedlich. Auf den in den Jahren 1685 bis 1691 als kaiserlicher Gesandter in Schweden wirkenden und 1695 aus der Kanzlei wieder hinausmanövrierten Nostitz folgte 1697 der spätere Kanzler und Oberstkanzler Johann Wenzel Wratislaw von Mitrowitz
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(1669–1712). Seine durch diplomatische Missionen bedingte Abwesenheit nutzte der von 1700 bis 1705 amtierende Oberstkanzler Johann Franz von Würben und Freudenthal (1634–1705), um 1701 eine zweite Assessorstelle für seinen Sohn Josef (1675–1755) zu erwirken und diesem ein günstiges Sprungbrett für seinen weiteren Aufstieg inner- und außerhalb der Kanzlei zu bieten. Die Zahl der Sekretäre stieg ebenfalls. 1689 bewilligten die schlesischen Stände einen jährlichen Beitrag von 3.000 fl. für einen vierten Sekretär, und 1708 kam noch ein fünfter Sekretär hinzu, der mit 4.000 fl. besoldet wurde, die zum Teil aus den Taxeinnahmen, aber auch aus einem jährlichen Beitrag der mährischen Stände stammten. Noch während des Dreißigjährigen Kriegs wurden die Sekretäre häufig aus den Beamten der Böhmischen Kanzlei rekrutiert, doch seit der Mitte des 17. Jahrhunderts wurden sie fast ohne Ausnahme aus den wichtigsten Behörden der drei böhmischen Länder in die Böhmische Hofkanzlei berufen: dem Appellationsgericht in Prag, das bereits früher als Reservoir für höhere Kanzleibeamte der Böhmischen Kanzlei gedient hatte, und den 1629 bzw. 1636 gegründeten Kollegialbehörden in Breslau (Oberamt) und Brünn (königliches Tribunal). Dadurch war zugleich gewährleistet, dass die Sekretäre über die gewünschte Vertrautheit mit den Agenden der einzelnen böhmischen Länder verfügten. Die Verteilung der Geschäftsfälle an die einzelnen Sekretäre folgte überwiegend dem Territorialprinzip. So administrierten 1712 je ein Sekretär die Böhmen, Mähren und den Großteil Schlesiens betreffenden Angelegenheiten, einem anderen Sekretär waren der Rest Schlesiens, die Grafschaft Glatz und die das Heilige Römische Reich betreffenden Belange zugewiesen. Der fünfte Sekretär besorgte die Contributionalia. Infolge dieser Territorialisierung der Agenden verschwindet – Details sind bisher nicht ersichtlich – die Teilung der Kanzlei in zwei Expeditionen aus den Akten. Schließlich wurde 1703 die 1651 erloschene Stelle des Kanzlers reaktiviert und seitdem als eine Art Anwartschaft für designierte Nachfolger des Oberstkanzlers verwendet. Fünf der zwischen 1705 und 1745 ernannten sieben Oberstkanzler verbrachten einige Jahre in diesem Amt, das nur in den Jahren 1712 bis 1714, 1724 bis 1733 und 1739 bis 1749 unbesetzt blieb. Die Zahl der höheren Kanzleibeamten stieg somit von fünf um die Mitte des 17. Jahrhunderts auf neun im ersten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts. Eine weitere Stellenvermehrung, aber auch Umstrukturierungen in den höheren Kanzleistellen brachte die Kanzleiordnung aus dem Jahr 1719. Sie führte – neben Oberstkanzler, Kanzler und Vizekanzler – ein Kollegium von acht böhmischen Hofkanzleiräten (zwei aus dem Herrenstand und sechs Ritter bzw. Gelehrte) ein. Diese übernahmen zum großen Teil die Kompetenzen der bisherigen fünf Sekretäre-Referendare, die zu bloß konzipierenden Beamten degradiert wurden und deren durch Todesfälle und die Verurteilung des korrupten Sekretärs Georg Wenzel Schwabel von Schwalbenfeld reduzierte Zahl wieder auf drei sank. Zwei bisherige Sekretäre und ein subalterner Beamter wurden zu Hofkanzleiräten befördert; weitere vier Hofkanzleiräte wurden aus dem Prager Appellationsgericht, dem mährischen Tribunal und dem schlesischen Oberamt berufen, und die achte Stelle wurde schließlich mit Franz Heinrich Graf Schlick (1696–1766), einem Sohn des amtierenden Oberstkanzlers, besetzt. Bald nach seinem Dienstantritt stellte der Oberstkanzler Franz Ferdinand Kinsky 1723 einen Antrag auf Errichtung zweier weiterer Hofkanzleiratsstellen und die Ernennung eines zusätzlichen Sekretärs, den der Kaiser 1726 bewilligte. Mit zehn besoldeten Hofratsstellen erreichte die Böhmische Hofkanzlei, nunmehr eine kollegiale Behörde im vollen Wortsinn, den größten Umfang. Seit 1728
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sind außerdem unbesoldete Anwärter auf die sehr gefragten Hofratsstellen des Herrenstands nachweisbar. Im Jahre 1733 zählte die Böhmische Hofkanzlei 53 Beamte, was einer Verdreifachung des Kanzleipersonals innerhalb von 80 Jahren entspricht: einen Oberstkanzler, einen Vizekanzler, elf Hofräte (einschließlich eines Supernumerarius), vier Sekretäre, neun Offizianten, elf Kanzlisten, 13 Akzessisten und drei Türsteher. Bei der Behörde waren außerdem sechs beeidigte Advokaten und 14 Agenten akkreditiert. Der wachsende Einfluss und das zunehmende Prestige der Böhmischen Hofkanzlei und ihrer Vorstände manifestierten sich Anfang des 18. Jahrhunderts im Bau eines prächtigen Kanzleigebäudes in der Wipplingerstraße, wo die Kanzlei bereits seit Jahrzehnten ihr Quartier in Wien hatte. Das Palais, dessen Gestalt nach dem Umbau und der Erweiterung in den 1750er Jahren für die Zwecke des Directoriums in publicis et cameralibus wesentlich verändert wurde und heute nur zum Teil rekonstruierbar ist, wurde um 1709 durch den böhmischen Kanzler Johann Wenzel Wratislaw von Mitrowitz, einem Günstling Josephs I., der den damaligen Oberstkanzler Wenzel Norbert Oktavian Grafen Kinsky (1642–1719) in den Hintergrund drängte und ihm schließlich 1711 nachfolgte, bei Johann Bernhard Fischer von Erlach in Auftrag gegeben. Vollendet wurde der Bau 1714 unter Wratislaws Schwager und Nachfolger, Oberstkanzler Leopold Josef Graf Schlick (1663–1723). Das Gebäude war als repräsentative Wohnung des Kanzlers, zur Abhaltung der Ratssitzungen und zur Aufbewahrung der Registratur konzipiert. Die Anmietung eigener Räumlichkeiten durch die Oberstkanzler war also nicht mehr nötig. Die bisherige Gewohnheit, dass die Kanzleiräte die Akten in ihren Wohnungen abarbeiteten, blieb jedoch nach wie vor bestehen. Um die höheren, durch den Hochadel besetzten Stellen in der Böhmischen Hofkanzlei stritten sich in der Regel verschiedene adelige Netzwerke. Ein gutes Beispiel für diese Machtkämpfe ist die Beförderung von Franz Ulrich Graf Kinsky, einem Neffen des kaiserlichen Ministers Johann Ferdinand Graf Portia, in das Vizekanzleramt (1664), seine Ausmanövrierung bald nach Portias Tod (1667) und seine neuerliche Berufung zum Oberstkanzler 1683. Die Oberstkanzler, Kanzler und Vizekanzler entstammten nach dem Systemwechsel in den 1620er Jahren fast ausschließlich dem alten böhmischen oder zumindest in Böhmen sozialisierten Adel (so Johann Hartwig Graf Nostitz und Johann Franz Graf Würben und Freudenthal, beide aus ursprünglich schlesischen Familien, doch karrieremäßig bereits jahrelang mit den böhmischen Landesämtern verbunden). Nur unter den Vizekanzlern kamen vereinzelt auch Schlesier (Johann Wolfgang Graf Frankenberg), Mährer (Karl Maximilian Graf Thurn) oder Ausländer (Franz Eusebius Graf Pötting) zum Zug. Alle bis 1705 ernannten Oberstkanzler wirkten vor ihrer Beförderung längerfristig unter den obersten Landesoffizieren (und zugleich Statthaltern) Böhmens und wurden somit aus der böhmischen Landesverwaltung an den Hof berufen. Beginnend mit Johann Wenzel Graf Wratislaw, der 1711 zum Oberstkanzler ernannt wurde, verliefen die Karrieren der Oberstkanzler in anderen Bahnen: Die Vorstände der Böhmischen Hofkanzlei stiegen nun zumeist innerhalb der Kanzlei als Räte, Vizekanzler oder Kanzler in Leitungsfunktionen auf, in der Regel versahen sie aber vor ihrer Berufung wichtige diplomatische Aufträge. Ungewöhnlich war die Beförderung des Militärs Leopold Josef Graf Schlick (eines Schwagers Wratislaws) 1713 aus dem Amt des Generalkriegskommissars und jene Friedrich Augusts Graf Harrach 1745, der bis dahin als kurböhmischer Gesandter in Regensburg (1729–1732), Obersthofmeister (1732–1741) der Brüsseler Statthalterin Maria Elisabeth von Österreich (1680–1741) und niederösterrei-
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chischer Landmarschall (1744–1745) gewirkt und weder mit der Böhmischen Hofkanzlei noch mit der Landesverwaltung in den böhmischen Ländern unmittelbare Erfahrungen gemacht hatte.
5.8. Die Kanzleiordnung von 1719 und die Finanzierung der Böhmischen Hofkanzlei Die während der Amtszeit Leopold Josefs Grafen Schlick für die Böhmische Hofkanzlei erlassene ausführliche Instruktion vom 26. April 1719 (ÖZV I/3, 301–335) stellt nicht nur die erste und einzige schriftliche Kanzleiordnung dieser Behörde dar, sie führte außerdem einige gravierende Änderungen durch. Angesichts der Vermehrung der Agenden und eines langjährigen Aktenstaus im Justizwesen zielte die Instruktion insbesondere auf die Effizienzsteigerung in der Aktenbearbeitung ab. Dies sollte einerseits durch die bereits erwähnte Vermehrung des Personalstands, andererseits durch die Spaltung des Kanzleirats und eine getrennte Beratung der Publica und der Judicialia durch zwei in besonderen Ratsstuben viermal wöchentlich vormittags gleichzeitig tagende Senate erreicht werden. Dem politischen Senat wurden der Vizekanzler, zwei Hofräte und ein Sekretär zugeordnet, den Vorsitz im Justizsenat mit sechs Hofräten und zwei Sekretären sollte der Kanzler führen. Die ungleiche Aufteilung zeigt, zu welcher Belastung gerade die Justizagenden sich mit der Zeit entwickelt hatten. Dem Oberstkanzler stand es frei, an den Verhandlungen des einen oder des anderen Senats teilzunehmen, bei seiner Abwesenheit verschoben sich die Zuständigkeiten des Kanzlers und des Vizekanzlers. Bestimmte Materien – neben den Revisionen, für deren Verhandlung nach wie vor ein Neunersenat erforderlich war, ging es um Dienstersetzungen o. ä. – sollten in gemeinsamer Sitzung beider Senate beraten werden. Die neue Kanzleiordnung reglementierte hauptsächlich jene Kanzleivorgänge, die die eigentliche Entscheidungsfindung und deren Vorbereitung, also die höheren Kanzleistellen betrafen. Sie traf Bestimmungen zur Aufteilung der Materien unter die Senate und Beamten, zur Ordnung bei den Ratssitzungen, zur zügigen Erledigung der Agenden und zur Wahrung guter und korrekter Beziehungen unter den Kanzleibeamten. Gerade der letzte Punkt dürfte ein brennendes Problem gewesen sein, denn die Beziehungen zwischen Oberstkanzler, Kanzler und Vizekanzler waren häufig gespannt. Die neue Instruktion und die dadurch eingeführte Rollenteilung waren dabei nicht nur neutrale Hilfsmittel zur Optimierung des Geschäftsgangs, sondern gleichzeitig Kampfmittel im Ringen um Einfluss innerhalb der Kanzlei. Die neue, im Sinne des Oberstkanzlers Schlick verfasste Ordnung wurde bald nach ihrem Erlass durch den Kanzler Franz Ferdinand Kinsky, der sich gegen seine Zuordnung zum Justizsenat und seinen Ausschluss aus den „politischen“ Angelegenheiten wehrte, bekämpft. Bereits im April 1720 gelang es ihm, eine Änderung der neuen Ordnung herbeizuführen und seine Position im senatus publicorum zu behaupten, während der Vizekanzler nunmehr dem Justizsenat zugewiesen wurde. Wichtige Änderungen brachte die Ordnung hinsichtlich der Finanzierung der Kanzlei und der Gehälter ihrer Beamten. Ursprünglich wurde die Kanzlei vor allem aus den Taxeinnahmen finanziert. Diese bestanden aus mehreren Posten (der eigentlichen Kanzleitaxe, den iura cancellariae, dem Regal für Sekretäre, den bibalia für subalterne Offizianten etc.), die jeweils nach einem genauen Schlüssel unter den Kanzleibeamten verteilt
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wurden. Zusätzlich bezogen die Bediensteten auch feste Besoldungen. Dabei bezahlte der Oberstkanzler (der größte Nutznießer der eigentlichen Kanzleitaxe, aus der ihm nach Abzug der Kanzleiausgaben zwei Drittel zufielen) die durch ihn bestellten und ihm verpflichteten subalternen Kanzleibeamten aus eigenem Beutel. Oberstkanzler, Vizekanzler und Sekretäre erhielten hingegen ihre Besoldung aus dem landesfürstlichen Säckel durch das Hofzahlamt, ähnlich anderen in den Hofstaatsverzeichnissen genannten Personen. Interessanterweise wurde der Beitrag für den Unterhalt der Kanzlei und der subalternen Beamten zunächst in die Besoldung des böhmischen Vizekanzlers (1.600 fl.) eingerechnet, bis dessen Stelle nach 1564 für ein Jahrzehnt unbesetzt blieb. Die Oberstkanzler erhielten eine Besoldung (180 fl. monatlich, also 2.160 fl. jährlich) zunächst nur für die Zeiten ihrer Anwesenheit am Hoflager. Später bezogen sie in der Regel weitere 2.000 fl. in ihrer Eigenschaft als Geheime Räte. Die Verantwortung für die Gehälter der Offizianten scheint vom böhmischen Vizekanzler auf sie übergegangen zu sein. 1611 übernahmen die schlesischen und lausitzischen Stände die Finanzierung der verselbstständigten deutschen Expedition, bis diese in den Wirren des böhmischen Aufstands wieder mit der Kanzlei verschmolz. Andere Fixbesoldungen aus landesfürstlichen Mitteln gab es zunächst nur vereinzelt; so wurde die 1666 errichtete Assessorstelle mit einer festen Besoldung (2.000 fl.) vom Ärar dotiert. Paradoxerweise wurden die Ausgaben für die Kanzlei seit ihrer Monarchisierung in den 1620er Jahren zunehmend auf die Stände abgewälzt. Die noch Ende des Dreißigjährigen Krieges aus dem Hofzahlamt ausbezahlten Besoldungen von je 800 fl. für die drei Sekretäre wurden seit Anfang der 1650er Jahre von der böhmischen Steuerbewilligung abgerechnet und aus dem böhmischen Steueramt überwiesen. Seit 1689 steuerten die Stände Schlesiens die jährliche Besoldung von 3.000 fl. für den vierten Sekretär bei, ab 1708 die Mährer 800 fl. für den fünften. Seit 1703 die Stelle des böhmischen Kanzlers reaktiviert worden war, gaben die Stände aller drei böhmischen Länder insgesamt 12.000 fl. für sein Gehalt. Infolge der Beförderung des nicht reich begüterten Kanzlers Wratislaw in das Oberstkanzleramt 1711 und einer zeitweiligen Vakanz in der Kanzlerstelle wurde dieser Beitrag auf Dauer für den Oberstkanzler umgewidmet. Die Kanzleiordnung von 1719 stellte zum ersten Mal feste, durch das Ärar garantierte Besoldungen aller Kanzleibeamten in Aussicht, obwohl die allgemein verhassten Taxen erhalten bleiben sollten. Die Einnahmen aus allen Quellen sollten nun in einer besonderen Kasse zusammenfließen, aus der dann die Besoldungen vierteljährlich auszubezahlen waren. Ein eventueller Überschuss war der Hofkammer abzuführen, reichten die Einnahmen nicht aus, sollte das Ärar einspringen. Außerdem wurde die Annahme von Geschenken strengstens untersagt und die bisher übliche Nachsicht der Taxen seitens der individuellen Beamten verboten. Der Taxator wurde der Hofkammer unterstellt, durch diese ernannt und war dieser und dem Oberstkanzler zur Rechnungslegung verpflichtet. Die 1719 neu bemessenen Gehälter zeigen die Böhmische Hofkanzlei als eine kostenintensive Behörde. Die Gesamtkosten (inkl. der für die Betriebskosten kalkulierten 5.000 fl.) machten 144.700 fl. aus, wovon allerdings beinahe die Hälfte auf die Gehälter der drei leitenden Amtsträger entfiel: Der Oberstkanzler Schlick bezog 40.000 fl. (24.000 fl. jährliche Besoldung und 16.000 fl. als Pension), der Kanzler 20.000 fl. (12.000 fl. Besoldung und 8.000 fl. Pension) und der Vizekanzler 8.000 fl. Besoldung. Das neu errichtete Kollegium von acht Hofräten kostete 40.000 fl. Dank eines sparsameren Umgangs mit den außerordentlichen Pensionen in den späteren Regierungsjahren
5. Die Böhmische (Hof-)Kanzlei 481
Karls VI. gelang es, die Kosten zu reduzieren, doch betrugen sie 1739 immer noch ca. 130.000 fl. (ohne Betriebskosten).
5.9. Die Auflösung der Böhmischen Hofkanzlei Die Aufgabenreduktion infolge des Verlustes des größten Teils Schlesiens nach dem Berliner Frieden von 1742 stellte den seit 1719 aufgeblähten Personalstand der Böhmischen Hofkanzlei in Frage und provozierte Reformvorschläge. Der im April 1747 fixierte Personalstatus sah eine Verringerung der Beamtenstellen und der Gehälter vor (die Zahl der besoldeten Hofräte sollte von zehn auf sieben sinken), die jedoch dem tatsächlichen Agendenschwund nicht entsprach und darüber hinaus nur durch natürlichen Abgang umgesetzt werden sollte. Trotzdem gestaltete sich die Erledigung der Justizangelegenheiten nach wie vor schleppend und wurde mit der Zeit zu einem weiteren wichtigen Argument gegen die Kanzlei. In den ersten Regierungsjahren Maria Theresias verstanden es die Oberstkanzler dennoch, die Autonomie der Behörde gegenüber anderen Hofstellen, mit denen sie häufig in Kompetenzstreitigkeiten lagen, zu wahren, ja sogar zu stärken. Mit Unterstützung des Oberstkanzlers Philipp Josef Graf Kinsky wurden der rivalisierenden Österreichischen Hofkanzlei (Kap. VI.3) 1742 durch die Schaffung der Staatskanzlei (Kap. VI.4) die außenpolitischen Kompetenzen entzogen und ihre Zuständigkeiten auf die Provincialia beschränkt. Als „Landesministerien“ sahen sich beide Kanzleien bereits seit Jahrzehnten vergleichbaren Herausforderungen ausgesetzt und wurden einander strukturell immer ähnlicher – etwa durch die um 1720 in beiden Kanzleien umgesetzte Scheidung von Justiz und Verwaltung. Im Hinblick auf das Steuerkontingent der Ländergruppen vertraten jedoch beide Kanzleien gegensätzliche Interessen, und beide wurden – nicht zu Unrecht – als Hindernisse der einsetzenden Staats- und Finanzreform betrachtet. Nachdem in der Konferenzsitzung vom 29. Januar 1748 das ständefreundliche Reformprojekt des böhmischen Oberstkanzlers Friedrich August Graf Harrach (1696–1749) verworfen und der Reformplan Friedrich Wilhelm Graf Haugwitz’ angenommen wurde und unter zunehmender Ausschaltung der etablierten Hofstellen zur Verwirklichung gelangte, wurde die Stellung der Böhmischen Hofkanzlei prekär. Ein rascher Abbau ihrer Befugnisse im Bereich der politischen und der Länderverwaltung zugunsten der Haugwitz’schen Hauptdeputation beschränkte die Agenden der Kanzlei zunehmend auf das Justizwesen. Der Tenor der auf eine vollkommene Trennung der Verwaltung von der Justiz pochenden und die Hofkanzleien als wesentliche Hindernisse des Reformwerks denunzierenden Vorträge Haugwitz’ richtete sich gegen beide Kanzleien, ihre Vorstände und Referendare; die Feindseligkeit war offenbar gegenseitig. Im Mai 1749 wurde schließlich eine weitgehende Umgestaltung der Verwaltungsstruktur im Zentrum der Monarchie vorgenommen. Mit Handschreiben der Kaiserin vom 2. Mai 1749 (ÖZV II/2, 269–285) wurden beide Hofkanzleien aufgelöst und zu einer neuen Behörde – der Obersten Justizstelle – zusammengelegt, alle Publica, Provincialia und Cameralia hingegen einer Konferenz in internis und ihrem (ebenfalls für alle böhmischen und österreichischen Länder zuständigen) ausführenden Organ, dem Directorium in publicis et cameralibus, übertragen. Von den damals neun böhmischen Hofräten wurde der bereits früher mit Haugwitz kooperierende Hermann Lorenz Kannegießer
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VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen
(† 1766) als einziger in das Directorium übernommen, alle anderen schob man in die neue Justizbehörde ab. Der bisherige böhmische Vizekanzler Rudolf Josef Graf Kořenský († 1770) wurde zu deren Vizepräsident (seit 1753 Präsident). Die Würde des böhmischen Oberstkanzlers behielt man bei, um den Vollzug bestimmter Prärogativen (böhmische Standeserhebungen, Belehnungen, Vollmachten für den Vertreter der böhmischen Kurstimme am Reichstag) zu ermöglichen. Zusammengelegt mit der Würde des österreichischen Kanzlers und getragen durch entschiedene Vertreter des maria-theresianischen Zentralismus – seit 1749 durch den Staatskanzler Anton Corfiz Graf Ulfeld, seit 1752 durch Friedrich Wilhelm Graf Haugwitz – ging sie 1761 mit der Errichtung der BöhmischÖsterreichischen Hofkanzlei auf deren ersten Vorstand über. Mit der in adeligen Kreisen Skepsis und Wehmut (der letzte Oberstkanzler Harrach habe sich von weinenden Kanzleibeamten verabschiedet und es habe ihme zuletzt selbsten das Hertz gebrochen, mithin er nicht im stande gewesen, seine Rede zu endigen; Khevenhüller-Metsch 1742–1776/1780, Bd. 2, 320), jedoch keine offenen Proteste, geschweige denn offenen Widerstand hervorrufenden Auflösung der Böhmischen Hofkanzlei verschwand eine wichtige Garantie der autonomen Stellung der böhmischen Ländergruppe innerhalb der Habsburgermonarchie. Längerfristig hatte dies weitreichende Folgen, denn es ermöglichte deren zunehmende verwaltungsmäßige Verschmelzung mit den österreichischen Erblanden und vertiefte zugleich die asymmetrische Entwicklung der „deutschen“ Provinzen und des Königreichs Ungarn innerhalb der Habsburgermonarchie. Böhmische Oberstkanzler Adam I. von Neuhaus 1523–1531 1531–1537 Hans Pflug von Rabenstein (1538)–1542 Wolf von Kraig Heinrich (Fürst) von Plauen 1542–1554 1554–1565 Joachim von Neuhaus 1566–1582 Wratislaw von Pernstein 1583–1584 vakant 1585–1593 Adam II. von Neuhaus 1594–1596 vakant 1597–1598 Georg Bořita von Martinitz 1599–1628 Zdenko Adalbert (Fürst) von Lobkowitz 1628–1652 Wilhelm Graf Slawata von Chlum und Koschumberg 1652–1683 Johann Hartwig Graf Nostitz 1683–1699 Franz Ulrich Graf Kinsky 1700–1705 Johann Franz Graf Würben und Freudenthal 1705–1711 Wenzel Norbert Oktavian Graf Kinsky 1711–1712 Johann Wenzel Graf Wratislaw von Mitrowitz 1713–1723 Leopold Josef Graf Schlick 1723–1736 Franz Ferdinand Graf Kinsky 1736–1738 Wilhelm Albrecht Graf Krakowsky von Kolowrat 1738–1745 Philipp Josef Graf Kinsky 1745–1749 Friedrich August Graf Harrach
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Kanzler des böhmischen Königs 1634–1651 Georg Adam I. Graf Martinitz 1652–1702 vakant 1703–1705 Wenzel Norbert Oktavian Graf Kinsky 1705–1711 Johann Wenzel Graf Wratislaw von Mitrowitz 1712–1714 vakant 1715–1723 Franz Ferdinand Graf Kinsky 1724–1733 vakant 1734–1736 Wilhelm Albrecht Graf Krakowsky von Kolowrat Philipp Josef Graf Kinsky 1736–1738 1739–1749 vakant Böhmische Vizekanzler um 1530–1532 Dr. Wenzel von Wilhartitz 1532–1552 Georg Žabka von Limberg Sigmund Helt von Kement 1552–1564 1565–1578 vakant (1579)–1589 Oswald von Schönfeld 1590–1599 Christoph Želinský von Sebusein 1600 vakant Heinrich von Pisnitz 1601–1608 1609–1610 vakant Bohuslaus von Michalowitz 1611–1619 Deutsche Vizekanzler um 1530–1550 Georg von Loxan Chrysogon Dietz 1551–? Georg Mehl von Strehlitz (1553)–1589 1590–1610 vakant 1611–1617 Georg Frhr. von Schönaich 1618–1630 Otto (Graf ) von Nostitz 1631–1648 Albrecht Liebsteinsky von Kolowrat 1649–1664 Franz Eusebius Graf Pötting 1664–1667 Franz Ulrich Graf Kinsky 1667–1678 Adolf Wratislaw Graf Sternberg 1678–1685 Karl Maximilian (Graf ) Lažanský 1685–1693 Karl Maximilian Graf Thurn 1693–1700 Thomas Zacheus Graf Czernin 1700–1705 Johann Wolfgang Graf Frankenberg 1705–1715 Franz Ferdinand Graf Kinsky 1715–1719 Josef Graf Würben und Freudenthal 1719–1734 Wilhelm Albrecht Graf Krakowsky von Kolowrat 1735–1749 Rudolf Josef Graf Kořenský
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VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen
Quellenlage und Forschungsstand Die Reste der Registratur der Böhmischen Kanzlei sind heute in unterschiedlichen Beständen der ersten Abteilung des NA überliefert (Entstehung und Schicksale der Bestände sind umfassend geschildert bei Kollmann 1992, knapp bei Pazderová 1997/2000, Bd. I/1). Das meiste Archivgut aus dem ersten Jahrhundert der Habsburgerherrschaft, das auf der Prager Burg als „alte Registratur“ aufbewahrt worden war, wurde seit dem 18. Jahrhundert aus der ursprünglichen chronologischen Ordnung gebracht und gemeinsam mit den Akten der Böhmischen Kammer und der böhmischen Statthalterei nach sachlichen Kriterien in den großen Bestand Stará manipulace [Alte Manipulation] umgeordnet. Separiert wurden damals Akten, die die inkorporierten Länder betrafen, aus denen die Bestände Morava [Mähren] und Lužické spisy [Lausitzer Schriften] bis heute überliefert sind, während die Schlesien und die Grafschaft Glatz betreffenden, im Zweiten Weltkrieg nach Breslau ausgelieferten Akten als verschollen gelten (Beránek– Beránková 2002). An das Aktenmaterial aus diesem Zeitraum schließt sich ein reicher Bestand von über 250 Kanzleibüchern in mehreren (teilweise lückenhaft, teilweise ganz fragmentarisch überlieferten) Reihen an, deren Erschließung mit Čelakovský 1890 begann (eine Ergänzung dazu Kratochvíl 1893). Etwa die Hälfte der Kanzleibücher ist im Bestand Registra [Registerbücher] überliefert, v. a. Registerbücher zu den Diplomen, den offenen Briefen (14 Bde. aus dem Zeitraum 1541–1606, verzeichnet und analysiert durch Letošník 1926/27) und Missiven (52 Bde., hauptsächlich aus den Zeiträumen 1529–1562 und 1599–1608, verzeichnet und analysiert durch Kristen 1927). Dazu kommen noch beinahe 100 aus den Jahren 1559 bis 1620 überlieferte und dem Bestand Česká dvorská kancelář [Böhmische Hofkanzlei] eingegliederte Auslaufprotokolle hauptsächlich der deutschen Expedition (verzeichnet und analysiert durch Pešák 1929b) und über 20 Einlaufprotokolle von 1563 bis 1617. Einzelstücke der in der Böhmischen Kanzlei entstandenen Kanzleibücher sind auch in anderen Beständen des NA zu finden. Das spätere, seit dem Dreißigjährigen Krieg entstandene und in Wien bei der Böhmischen Hofkanzlei aufbewahrte Aktengut wurde in den Jahrzehnten nach 1749 auf mehrere Bestände zerstreut und erlitt durch Skartierungen bald nach der Auflösung der Behörde und unter Joseph II. gewaltige (auf 90 % geschätzte) Verluste. Die einst in den Beständen unterschiedlicher Wiener Archive (Archiv des Innenministeriums, Adelsarchiv, Archiv des Ministeriums für Cultus und Unterricht, HHStA) vorhandenen Reste, größtenteils aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, welche teilweise als Grundlage für den einschlägigen Abschnitt in ÖZV I/1 und für die Aktenbände ÖZV I/2 und I/3 herangezogen wurden, wurden infolge der Archiv- und Aktentrennung Anfang der 1920er Jahre erneut zusammengeführt, dem (heute nicht mehr bestehenden) Archiv des Innenministeriums der Tschechoslowakischen Republik (Archiv Ministerstva vnitra Republiky Československé) übergegeben und somit vor der Vernichtung beim Brand des Wiener Justizpalastes 1927 gerettet (Opočenský 1923, Prokeš 1934a). Dieses heute ebenfalls im NA lagernde Aktenmaterial (immerhin 1.036 Kartons) bildet den Bestand Česká dvorská kancelář [Böhmische Hofkanzlei] und ist durch ein detailliertes Inventar erschlossen (Kollmann–Beránek 1966). Im gleichen Bestand sind außerdem Auslaufprotokolle der Kanzlei aus dem Zeitraum 1700 bzw. 1706 bis 1749 in zwei lückenlosen Reihen in beinahe 100 Bänden überliefert. Hinzu kommen zwei wissenschaftlich bisher ebenfalls nicht erschlossene Ratsprotokolle (1708 und 1709), die einen willkommenen Einblick in
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die Vielfalt der Agenden und deren Verteilung unter die Referendare gewähren. Für den Zeitraum 1620 bis 1699 sind hingegen keine Kanzleibücher überliefert. Die in der Böhmischen Hofkanzlei ausgefertigten Schriftstücke (Privilegien, Patente, Missive/Reskripte, Dekrete etc.) finden sich selbstredend, teilweise in beachtlicher Menge, in Archiven aller Empfänger, besonders in den Beständen der landesfürstlichen und ständischen Behörden, in Stadt- und Klosterarchiven und in adeligen Nachlässen. Bedeutendes, bisher nur zum geringen Teil erschlossenes Quellenmaterial ist in einigen adeligen Familienarchiven überliefert. Zu berücksichtigen sind die Nachlässe v. a. folgender Oberstkanzler, Kanzler und Vizekanzler: Joachim von Neuhaus, Adam II. von Neuhaus und Wilhelm Slawata (SOA Třeboň/JH, RA pánů z Hradce [FA Neuhaus] und RA Slavatů [FA Slawata]), Wratislaw von Pernstein und Zdenko Adalbert von Lobkowitz (LRRA Zámek Nelahozeves, Privatbesitz; vgl. Kopička–Maťa 2010), Otto und Johann Hartwig von Nostitz (SOA Plzeň/Klášter, RA Nostitz-Rienecků [FA Nostitz-Rieneck]), Leopold Josef Schlick und Franz Ferdinand Kinsky (SOA Zámrsk, RA Šliků [FA Schlick] und RA Kinských [FA Kinsky]), Philipp Josef Kinsky (AVA, FA Kinsky, Privatbesitz). Für die Geschichte der Böhmischen Hofkanzlei wurden diese Bestände bisher nur am Rande herangezogen (Borovička 1931). Ebenso wenig berücksichtigt wurden die Aktenbände aus dem Nachlass Philipp Josef Kinskys im NA, Sbírka Ústředního zemědělsko lesnického archivu [Sammlung des Landwirtschaftlich-forstlichen Zentralarchivs], welche den Zustand und die Entwicklung der Kanzlei im 18. Jahrhundert dokumentieren; hier u. a. auch der erwähnte ausführliche, gegen den Aufstieg des österreichischen Hofkanzlers zu einem ersten bzw. Staatsminister argumentierende Vortrag Kinskys von ca. 1741. Hinsichtlich anderer Amtsträger sei hier auf den umfangreichen Nachlass des Sekretärs Johann Christoph von Sannig im HHStA (Conrads 1971) hingewiesen. Von großer Relevanz sind weiters Korrespondenzen der einzelnen Kanzleibeamten mit außerhalb der Kanzlei stehenden Amtsträgern, von denen sich einige beachtliche Bestände erhalten haben, so z. B. im Nachlass des Schlesiers Christoph Wenzel von Nostitz (SOA Plzeň/ Klášter, RA Nostitzů [Planá] [FA Nostitz (Plan)]) und des böhmischen Magnaten Franz Josef Grafen Czernin (SOA Třeboň/JH, RA Černínů [FA Czernin]; hier u. a. die fast lückenlos überlieferten Briefe des böhmischen Hofrats Rudolf Josef Kořenský von 1720 bis 1733). Wertvolle Einblicke in die Kanzleipraxis, das konkrete Verhandeln mit Kanzleibeamten bzw. die in der Kanzlei vollzogenen Belehnungsrituale bieten außerdem Berichte von Abgesandten und Agenten einzelner Städte bzw. vornehmer Supplikanten in Lehns- und anderen Angelegenheiten, die vereinzelt auch in Edition vorliegen (Sněmy české 1877– 1954, Bd. 9; Palm–Krebs 1865–1906, Bd. 4, Krebs 1887, Czepko 1980, 115–195, Keller–Scheutz–Tersch 2005). Aus dem edierten Material zur Geschichte der Böhmischen Hofkanzlei sind an erster Stelle zu nennen die Aktenstücke in ÖZV I/2 und I/3. Das Auslaufprotokoll der Kanzlei der böhmischen ständischen Direktoren 1618 bis 1619 ist ediert in Prokeš 1934c. Wichtige, selten berücksichtigte Quellenangaben zu Personalstand und Funktionsweise der Böhmischen Kanzlei in den Jahrzehnten unmittelbar vor und nach 1526 befinden sich verstreut in der Quellensammlung Archiv český 1840–1944, besonders die Bde. 9–12, 18 und 20. Der Forschungsstand hinsichtlich der Böhmischen Hofkanzlei ist äußerst unausgeglichen, was dem selektiven und schwankenden Interesse für deren Geschichte entspricht. Nach den ersten punktuellen und teilweise irreführenden Bemerkungen bei Gindely 1863/65, Bd. 2, Bidermann 1867/89, Fellner 1887 und Rosenthal 1887 legte
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VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen
Čelakovský 1890 mit einer kurzen, aber in einigen Aspekten bis heute als Referenzwerk dienenden Studie den eigentlichen Grundstein zur Erforschung der Behörde. Die bis heute umfangreichste Darstellung der Gesamtentwicklung der Böhmischen Hofkanzlei von 1526 bis 1749 bietet der einschlägige Abschnitt in ÖZV I/1, der Jaromír Čelakovskýs Ausführungen rezipiert und anhand einer Durchsicht der Wiener Aktenbestände, insbes. was den Zeitraum nach 1620 betrifft, zum Teil wesentlich weiterführt. Zu einigen Mängeln und Schwachstellen dieser bis heute nicht überholten Bearbeitung (ungleiche Verteilung der Aufmerksamkeit, Missverständnis der Kanzlei vor ihrer Monarchisierung als eines bloßen „Schreiborgans“, unvollständige Berücksichtigung der Forschungsliteratur) vgl. die Besprechung von Kamil Krofta in ČČH 16 (1910) 216–236. Kurze Skizzen über die Entwicklung der Kanzlei mit einigen neuen (teilweise richtigen, teilweise problematischen oder irrigen) Einschätzungen bei Kapras 1913–1920, Vojtíšek 1936, Vašků 1971, Janák–Hledíková 1989, Kollmann 1992, Hledíková–Janák–Dobeš 2005 und Ebelová 2007. Die größte Aufmerksamkeit wurde der Böhmischen Kanzlei und deren Überlieferung in der Zwischenkriegszeit zuteil, wobei aktenkundliche Fragestellungen dominierten und der Fokus auf dem ersten Jahrhundert der Habsburgerherrschaft in den böhmischen Ländern (insbes. auf der Regierungszeit Rudolfs II.) lag (zum Kontext dieser Forschungen Maťa 2010b). Eine Serie von aktenkundlichen Studien erschloss die Kanzleibücher und einzelne Aktentypen (Letošník 1926/27, Kristen 1927 und 1933, Pešák 1929b, Culková 2008a). Stloukal 1931 ist eine minuziöse aktenkundliche Analyse des Geschäftsgangs in der Böhmischen Hofkanzlei und deren Zusammensetzung im ersten Jahrzehnt der Kanzlerschaft Zdenko Adalberts von Lobkowitz am Anfang des 17. Jahrhunderts. Zum innenpolitisch folgenschweren Ringen um den Einfluss der Katholiken und Protestanten in der Kanzlei in den 1590er Jahren und zur Person des Vizekanzlers Želinský siehe Borovička 1922 und ausführlicher aufgrund des gleichen Aktenmaterials (v. a. der Nuntiaturberichte) Stloukal 1925. Der Eintritt Zdenko Adalberts von Lobkowitz in das Amt des Oberstkanzlers 1599 und seine Übernahme der Agenden wurden durch Borovička 1931 anhand einer Analyse von Manualen und Tagebüchern des Oberstkanzlers beleuchtet. Zu den Übergriffen des Oberstkanzlers und zum Versuch der protestantischen Stände, ihn 1609 seiner Stelle zu entsetzen, vgl. ergänzende Aktenstücke bei Čechura–Černá 2007/08. Andere Aspekte der Entwicklung der Böhmischen Kanzlei gelten als wesentlich schwächer untersucht. Zur Entwicklung der Böhmischen Kanzlei in der Regierungszeit der Jagiellonen Kristen 1927, Macek 1952 und 1992–1999, Bd.1, Heřman 1963 sowie Kalous 2009; vgl. aber auch Kollmann 1992, wo die pointierte Meinung vertreten wird, dass das gängige Bild der jagiellonischen Kanzlei durch das Fehlen ihrer (nach der Schlacht bei Mohács gänzlich verlorenen) Registratur wesentlich deformiert sei und der Dynastiewechsel 1526 hinsichtlich der Kanzleivorgänge keinen modernisierenden Bruch mit sich gebracht habe. Der königliche Rat fand bei Flieder 1910 eine rechtshistorisch verengte Bearbeitung, welche das Zusammenwirken des Rates mit der Kanzlei größtenteils außer Acht lässt. Den besten Einblick in diese schlecht dokumentierte und bisher nicht vollständig geklärte Verflechtung bieten die fragmentarisch überlieferten Sitzungsprotokolle des königlichen Rates von 1602 bis 1610, genau analysiert und ediert durch Pešák 1931 und 1950 (ergänzendes Quellenmaterial bietet Rezek 1887). Zur Entwicklung der böhmischen Statthalterei ist Roubík 1967 das Referenzwerk, wiewohl deren kanzleimäßige Trennung von der Böhmischen Kanzlei unterbelichtet bleibt. Die
5. Die Böhmische (Hof-)Kanzlei 487
Rolle der Prager Kanzleiabteilung im 16. Jahrhundert ist mit Ausnahme der untypischen Regierungsjahre Rudolfs II. ungenügend erforscht. Für die Anfänge der Statthalterschaft Ferdinands von Tirol bringt Vorel 2005a einige wenige Angaben. Die kurzlebige Existenz der mährischen Kanzleistelle (1608–1611) lässt sich anhand von Chlumecky 1862/79 und Urbánková-Hrubá 1954 beleuchten. Die Verhandlungen über die Rückkehr Mährens in den Geschäftsbereich der Böhmischen Kanzlei 1611 rekonstruierten Kameníček 1900–1905, Bd. 2, und Konopka 1914, beide mit abgedruckten Aktenstücken, welche zahlreiche Übergriffe der Kanzlei gegen die ständischen Freiheiten belegen. Weitere Quellen sind abgedruckt bei d’Elvert 1848, Brandl 1864 und in ÖZV I/2. Zum Ringen um eine eigenständige schlesische Kanzlei bieten wichtige Exkurse Hammer-Purgstall 1847–1851, Bd. 3, 253ff. – irrtümlich datiert auf 1617 statt 1616; Gindely 1863/65, Bd. 2, Rachfahl 1894 und ÖZV I/1. Zusammenhängende Quellen sind ediert und regestiert bei Hammer-Purgstall 1847–1851, Bd. 2, Palm– Krebs 1865–1906, Bde. 1–3, Buckisch 1998 und angesprochen bei Kilián 2005b (wortgetreuer Abdruck eines Kapitels aus Kilián 2005a). Zum Gesamtkontext der Auseinandersetzung um die schlesische Kanzlei Bahlcke 1994. Eine komplexe, die reichhaltigen Quellen ausschöpfende Darstellung dieser bedeutenden Episode fehlt, ebenso eine Untersuchung der Böhmischen Kanzlei während des Ständeaufstands und in den Jahren unmittelbar nach seiner Niederlage. Was die Entwicklung der Böhmischen Hofkanzlei seit den 1620er Jahren betrifft, ist der Abschnitt in ÖZV I/1 bisher nicht überholt, ja kaum ergänzt worden. Die Analyse der Kanzleiakten betreffend die böhmischen Standeserhebungen in der Regierungszeit Karls VI. durch Brňovják 2006 stellt eine der wenigen Ausnahmen dar. Maťa 2016 untersucht die Umwandlung der Kanzlei in das Höchstgericht der böhmischen Länder und die Folgen dieses Prozesses für die Behörde. Das Gebäude der Böhmischen Hofkanzlei erfuhr Aufmerksamkeit seitens der Kunsthistoriker im Zusammenhang mit den Forschungen über Fischer von Erlach (resümierend Olechowski 2001 und Lorenz [H.] 2007); vgl. auch Irmisch 1903 und Schwärzler 1988). Monographisch wurde das Leben des Oberstkanzlers Heinrich von Plauen (Schmidt [B.] 1888) bearbeitet, im Grunde enthält jedoch die biographische Literatur zu anderen Oberstkanzlern, wenn überhaupt vorhanden, kaum nennenswerte verwaltungsgeschichtliche Bezüge. Die für die Funktionsweise der Kanzlei im 16. Jahrhundert nicht unbedeutenden Itinerare der Oberstkanzler wurden bisher nicht systematisch untersucht, ansatzweise dazu am Beispiel dreier Oberstkanzler aus dem Hause Neuhaus Ledvinka 1995. Zur Rolle der höheren Kanzleistellen in den Karrieren der böhmischen Aristokratie vorerst Maťa 2004. Hinsichtlich der Vizekanzler und Sekretäre wurden die Schicksale einiger in den zwei dramatischen Jahrzehnten vor dem böhmischen Ständeaufstand agierender Personen beleuchtet: Johann Milner (Müldner 1934), Heinrich von Pisnitz (Stloukal 1932) und Philipp Fabricius (Kilián 2005a). Kurze biographische Skizzen der letzten Hofräte bei Maasburg 1891; außerdem gibt es gelungene Biogramme über den Sekretär Johann Christoph Sannig (Conrads 1971) und den Hofrat Hermann Lorenz Kannegießer (Ruzicka 2002). Aus der Fülle der überlieferten Korrespondenzen der Kanzleibeamten mit verwaltungsgeschichtlich relevanten und teilweise sehr erleuchtenden Inhalten liegen nur zwei Editionen vor: Briefe des Vizekanzlers Sigmund Helt an den Oberstkanzler Joachim von Neuhaus (Tischer 1901) und der (nur teilweise edierte) Briefwechsel des Oberstkanzlers Slawata mit Kanzler Martinitz und dessen Vater Jaroslav
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VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen
von Martinitz (1583–1649) aus den 1630er Jahren (Tischer 1883–1886). Nur wenige Anhaltspunkte hinsichtlich der Kanzlei enthält hingegen die spanische Korrespondenz des Oberstkanzlers Lobkowitz mit seiner Frau Polyxena von Pernstein-Lobkowitz (1566– 1642) aus den 1620er Jahren (Marek 2005). Die prosopographische Erschließung der Böhmischen Hofkanzlei bleibt ein dringendes Desiderat. Zur Parallelentwicklung der Böhmischen und der Österreichischen Hofkanzlei brachte vor und neben ÖZV I/1 auch Tezner 1898/1902, H. 1, wichtige Beobachtungen. Die Auflösung der Böhmischen Hofkanzlei wurde vor dem Hintergrund der Haugwitz’schen Staatsreform mehrmals thematisiert. Nach der ersten Betrachtung bei Arneth (A.) 1863–1879 und Maasburg 1891 sowie in den nach wie vor lesenswerten Abschnitten bei Rieger 1889/93, Bd. 2, und Pekař 1932 ist ÖZV II/1/1 samt den Aktenstücken in ÖZV II/2 das eigentliche Standard- und Grundlagenwerk (resümierend auch Walter 1958 und Olechowski 2006). Zur Rolle des letzten Oberstkanzlers Harrach legte Menčík 1900 interessante Aktenstücke vor. Bei Prokeš 1926a, wo noch die 1927 verbrannten Akten ausgewertet werden konnten, gibt es u. a. interessante Rückblicke auf die Praxis der Böhmischen Hofkanzlei aus der 1761 durchgeführten Enquete über die Frage der Weiterexistenz des Haugwitz’schen Directoriums.
6. Die Ungarische Hofkanzlei Von István Fazekas
6.1. Die Königliche Kanzlei im 16. und 17. Jahrhundert 6.1.1. Die institutionelle Entwicklung Im spätmittelalterlichen Ungarn war die königliche Kanzlei das wichtigste Regierungsorgan. Bis auf die Finanzen betreute sie alle Verwaltungszweige. An der Spitze der Kanzlei stand der Erzbischof von Gran als Erz- und Geheimer Kanzler. Seit den Reformen Matthias’ I. (1458–1490) leitete sie jedoch de facto ein Kanzler. Neben diesem spielten im Leben der Kanzlei vor allem die königlichen Sekretäre eine wichtige Rolle. Ihre Anzahl wuchs ständig an und belief sich in den 1520er Jahren bereits auf acht. Die königlichen Sekretäre waren nicht ausschließlich Kanzleiangestellte. Nach dem Tod Ludwigs II. 1526 hatte Ungarn mit Johann I. Szapolyai (1526–1540) und Ferdinand I. (1526–1564) zunächst zwei Könige. Beide schufen sich eigene Kanzleien. Jene Johanns I. entsprach stark der Kanzlei der Jagiellonenzeit; sie sollte nach 1540 in der Kanzlei der siebenbürgischen Fürsten weiterleben (Siebenbürgische Hofkanzlei [Kap. VI.7]). Nachdem Ferdinand I. im Sommer 1527 den Großteil Ungarns besetzt und sich am 3. November 1527 zum König hatte krönen lassen, musste auch er eine eigene Kanzlei für die ungarischen Angelegenheiten errichten. Der Schriftverkehr mit den ungarischen Magnaten wurde vor der Errichtung dieser Ungarischen Hofkanzlei von Johann May, Propst von Zwettl und Sekretär der lateinischen Expedition der Hofkanzlei Ferdinands I., betreut. Zu seinem ungarischen Kanzler ernannte Ferdinand I. nun einen seiner wichtigsten Anhänger in Ungarn, Thomas Szalaházy (1481/83–1535), den Bischof von Erlau. Ihm war die Kanzleiarbeit vertraut, denn er hatte schon zwischen 1520 und 1523 als königlicher Sekretär gewirkt und an der Jahreswende 1525/26 die Kanzlei sogar einige Monate lang geleitet. Eine Entfaltung der Kanzleitätigkeit in vollem Umfang wurde durch die schnelle Veränderung der politischen Verhältnisse jedoch verhindert. Als Ferdinand I. schon im Februar 1528 Ungarn für längere Zeit verließ, ordnete der Kanzler in der Person des Franz Ujlaky († 1555) einen Sekretär an den Hof ab, dessen Aufgabe es war, den Schriftverkehr mit den ungarischen Behörden aufrechtzuerhalten. Szalaházy verblieb in Ungarn, wirkte zunächst als Mitglied des von Ferdinand aufgestellten Statthaltereirates in Ofen, hielt sich aber später vorwiegend in Pressburg und Wien auf, nachdem die habsburgische Herrschaft in Ungarn im Sommer 1529 infolge des osmanischen Angriffs zusammengebrochen war. Nach seinem Tod (1535) wurde bis 1540
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VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen
kein neuer Kanzler mehr ernannt. Leiter der Kanzlei, die nunmehr aus einer einzigen Abteilung direkt beim Herrscher bestand, war Franz Ujlaky als königlicher Sekretär. Ernsthafte Rivalen der Ungarischen Hofkanzlei bei der Erledigung der ungarischen Angelegenheiten waren der Hofvizekanzler, später der Reichsvizekanzler und speziell die Sekretäre der lateinischen Expedition, die einen bedeutenden Teil der Ungarn betreffenden politischen Korrespondenz an sich zogen. Ujlaky erhielt erst in der letzten Phase seines Wirkens den Titel Vizekanzler (1539–1540). Keine wesentliche Veränderung in der Lage der Ungarischen Hofkanzlei brachte die Ernennung des einflussreichen Magnaten Peter Perényi (1540–1542) zum Kanzler. Er hatte sich nur unter der Bedingung, dass er dafür den Kanzlertitel erhalte, bereit erklärt, auf die Seite Ferdinands überzutreten. Als Kanzler übte er allerdings kaum eine wirkliche Funktion aus, zumal ihn Ferdinand I. nach der fehlgeschlagenen Belagerung von Pest im Jahre 1542 für mehrere Jahre in Haft nehmen ließ. Perényi war bis Anfang des 18. Jahrhunderts der einzige ungarische Kanzler, der nicht dem geistlichen Stand angehörte. Eine entscheidende Wende brachte die Ernennung von Nikolaus Oláh (1493–1568) zum Vizekanzler (1543). Er leitete die Institution 25 Jahre lang in verschiedenen Funktionen (1543–1546 als Vizekanzler, 1546–1553 als Kanzler, 1553–1568 als ErzkanzlerErzbischof von Gran). Oláh, der bereits 1525 kurze Zeit in der jagiellonischen Kanzlei gedient und später als Sekretär (1525–1539) von Königin Maria Erfahrungen gesammelt hatte, organisierte die Kanzlei neu. Es gelang ihm, die Situation seiner Institution zu stabilisieren: Seine kirchlichen und weltlichen Würden (1562–1568 war er auch Statthalter von Ungarn) verliehen jetzt dem früher bedeutungsarmen Amt entscheidendes Gewicht. Militär- und Finanzangelegenheiten wurden freilich auch weiterhin in der Mehrheit der Fälle unter Umgehung der Ungarischen Hofkanzlei erledigt. Die Hofkanzlei verfügte außer dem Kanzler und dem Sekretär (den Sekretären) über keine fest besoldeten Angestellten. Der Registrator, der gleichzeitig die Funktion des Siegelbewahrers (conservator sigilli) innehatte, lebte von den Gebühren. Die Kanzleischreiber hingegen waren Privatangestellte des Kanzlers bzw. des Sekretärs. Im dritten Viertel des 16. Jahrhunderts, in der Zeit Maximilians II. (1564–1576), wurde die Institution der auch außerhalb der Kanzlei – in Verwaltung und Diplomatie – eingesetzten königlichen Sekretäre abgeschafft, lediglich die Kanzleisekretäre blieben erhalten. Nach dem Tode Oláhs übernahm Johann Liszthy († 1577) die Leitung der Kanzlei, zunächst im Rang eines Vizekanzlers, später als Kanzler (1568–1577). Er konnte auf eine lange Kanzleipraxis zurückblicken, denn er hatte als Kanzleischreiber (juratus notarius) begonnen und sich von dort die Stufenleiter hinaufgedient. Liszthy genoss das Vertrauen Maximilians II. und führte für ihn auch wichtige politische Korrespondenzen, so jene mit dem Woiwoden von Siebenbürgen, dem späteren polnischen König Stephan Báthory. Eine radikale Wende in der Organisation der Kanzlei trat mit der Übersiedlung Rudolfs II. von Wien nach Prag (endgültig 1583) ein, die eine dauerhafte Teilung der Kanzlei mit sich brachte. Der Kanzler und einer der Kanzleisekretäre bzw. Schreiber folgten dem Herrscher in seine neue Residenz, während der andere Sekretär mit dem Rest des Personals bei Erzherzog Ernst in Wien verblieb. Liszthys Nachfolger im Kanzleramt (1578–1586) war Georg Draskovich d. Ä. (1525–1587), Bischof von Raab und Erzbischof von Kalocsa, der sich lieber in seiner Diözese als in Prag aufhielt. Auch die Besetzung des Sekretärspostens war erst nach langem Suchen erfolgreich: Tiburtius Himelreich († 1610) leitete von 1585 bis 1609 die ungarische Kanzlei-Abteilung in Prag, die lediglich aus dem Sekretär, dem Registrator und einem oder zwei Schreibern bestand.
6. Die Ungarische Hofkanzlei 491
Bis zum Verzicht Rudolfs auf die Stephanskrone (25. Juni 1608) arbeitete die Ungarische Hofkanzlei – wie auch die anderen Organe der Zentralverwaltung – mit zwei Abteilungen, einer in Prag und einer in Wien. Die Thronbesteigung Matthias’ II. setzte dieser Doppelgleisigkeit ein Ende. Die Rückkehr nach Wien war jedoch mit keiner grundlegenden Reform verbunden, nur die Zahl der Kanzleisekretäre wurde von zwei auf einen reduziert. Der Erzkanzler, der Erzbischof von Gran, trat im Geschäftsgang der Kanzlei nicht mehr in Erscheinung, blieb aber Bewahrer des Majestätssiegels (sigillum duplex). An der Spitze der Kanzlei stand weiterhin der Kanzler, der in der Regel gleichzeitig Diözesanbischof war. Ein Vizekanzler bzw. stellvertretender Kanzler (cancellarius substitutus) wurde nur mehr selten bestellt, etwa wenn der Kanzler in anderer Mission den Hof verließ. Anders als in anderen Behörden (z. B. der Ungarischen Kammer) entwickelte sich in der Ungarischen Hofkanzlei keine Ebene von Konzipisten, die zwischen den Sekretären und den Kanzleischreibern standen. In der Zeit Ferdinands II. zog die Ungarische Hofkanzlei immerhin die politische Korrespondenz mit den ungarischen Magnaten und dem Fürstentum Siebenbürgen an sich. In der Mitte des 17. Jahrhunderts standen zwei ambitionierte Hofkanzler an der Spitze der Behörde: Georg Lippay (1600–1666), Bischof von Veszprém, später von Erlau, sowie Georg Szelepcsényi (1597–1685), Bischof von Veszprém, später von Neutra. Beide nützten ihr Amt als Sprungbrett zu den höchsten kirchlichen Ämtern Ungarns und wurden Erzbischöfe von Gran. Ihr politischer Einfluss war beträchtlich, war doch während des 17. Jahrhunderts der Erzbischof von Gran neben dem Palatin einer der wichtigsten Ratgeber der habsburgischen Herrscher. Dritter im Bunde war der ungarische Hofkanzler, der meist das besondere Vertrauen des Monarchen genoss. Durch seinen ständigen Aufenthalt bei Hof verfügte er über Informationen, die den ungarischen Ständen nicht zugänglich waren. Für den Hof wiederum war der Hofkanzler in erster Linie durch seine fundierten Kenntnisse über Ungarn von großer Bedeutung. Von der individuellen Geschicklichkeit der einzelnen Kanzler hing es ab, wofür sie ihren Einfluss einsetzten. Es war wohl kein Zufall, dass nach der Amtszeit Szelepcsényis ab 1666 Kanzler ernannt wurden, die weniger ehrgeizig waren und jedenfalls keine selbständige Politik betrieben. Mehrfach versuchte der ungarische Landtag, ungarische Räte in der Hofkanzlei zu platzieren (Gesetzesart. XXXVIII von 1569; Art. IX von 1588; Art. XXV von 1613; Art. XXVIII von 1635), doch blieben die Beschlüsse sichtlich ohne Wirkung. Bis 1747 hatte die Kanzlei kein eigenes Amtsgebäude in Wien, sie arbeitete in der Wohnung des jeweiligen Kanzlers. Ein Teil der Akten wurde im Quartier des Sekretärs oder des Registrators untergebracht. In der Zeit von Nikolaus Oláh und Johann Liszthy (1550–1578) befand sich die Kanzlei in dem von Oláh erworbenen Haus in der Wallnerstraße (an der Stelle des heutigen Palais Esterházy), später, in der Amtszeit seines Nachfolgers Georg Draskovich in der Johannesgasse. Die dauernd wechselnden Unterkünfte trugen in hohem Maße zur Vernichtung von Schriftgut bei. Wie bereits erwähnt, war die Ungarische Hofkanzlei im Mittelalter für alle Regierungszweige mit Ausnahme der Finanzen zuständig gewesen. 1526 änderte sich die Lage: Die Finanzverwaltung ging nun in die Hände der Hofkammer bzw. der formell selbständigen, in Wahrheit jedoch mit der Hofkammer eng verbundenen Ungarischen Kammer (1527) über. Allerdings verkehrte der Herrscher mit der Ungarischen Kammer zum Teil über die Ungarische Hofkanzlei. Für den militärischen Bereich, insbesondere auch für die Türkenabwehr auf dem Boden des Königreichs Ungarn, war seit 1556 der Hofkriegsrat zuständig. Gesetzesart. XXXVIII von 1569 sanktionierte diesen Zustand, doch sollten bei
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VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen
Hofkammer und Hofkriegsrat Dolmetscher bestellt werden, die die Anliegen von Ungarn zu unterstützen hatten. Zu den Aufgaben der Ungarischen Kanzlei gehörten auch in habsburgischer Zeit die Ausübung der königlichen Majestätsrechte und der Schutz der Landesinteressen. Sie stellte Urkunden über königliche Schenkungen aus und bestätigte Schenkungsurkunden von Landeswürdenträgern, etwa des Palatins und des Obersten Landesrichters (judex curiae). Die Hofkanzlei stellte Privilegien für Gemeinden und Städte aus, fertigte schließlich auch die Standeserhöhungsdiplome aus und überwachte die Verleihung weltlicher und kirchlicher Würden. Grundsätzlich verkehrte der Monarch mit den ungarischen Regierungsorganen (z. B. mit der Ungarischen Kammer, den Komitaten und den Städten) bzw. mit den ungarischen ständischen Würdenträgern, dem Palatin, dem Obersten Landesrichter etc. über die Ungarische Hofkanzlei. Die Kanzlei schaltete sich aber auch in den Gesetzgebungsprozess ein, indem die Kanzleibeamten den Herrscher bzw. seine Beauftragten zum ungarischen Landtag begleiteten. Die Ungarische Hofkanzlei verfasste die dem Landtag vorzulegende königliche Proposition und stellte die Repliken des Herrschers auf die ständischen Stellungnahmen zusammen. Der Kanzler oder der Sekretär formulierte die endgültige Fassung der Gesetzestexte, wie die Entstehungsgeschichte des berüchtigten Gesetzesart. XXII von 1604 belegt. Die Mitwirkung der Kanzlei an der Rechtsprechung betraf nur einen engen Bereich, sie galt als Berufungsinstanz für die von den höheren Gerichten (Palatin, Personalis und judex curiae) gefällten Urteile. So erreichten z. B. die Gnadengesuche den Herrscher regelmäßig über die Hofkanzlei. Praktisch wurde der Herrscher im Bereich der Rechtsprechung durch den Personalis und die von diesem geleitete cancellaria minor vertreten. Die auswärtigen Angelegenheiten der Habsburgermonarchie zählten zum Aufgabenbereich der Reichshofkanzlei (bzw. später teilweise zu jenem der Österreichischen Hofkanzlei). Der Einfluss der Ungarischen Hofkanzlei auf diesem Gebiet war sehr gering. Die Präsentation (Nomination) der ungarischen Bischöfe an der päpstlichen Kurie etwa wurde durch die Ungarische Hofkanzlei vorgenommen. Wenn es um Angelegenheiten ungarischer Untertanen ging, trat der Herrscher auch mit dem polnischen König im Wege der Ungarischen Hofkanzlei in Kontakt. Der dritte Staat, gegenüber dem der Ungarischen Hofkanzlei – was den Schriftverkehr betrifft – eine außenpolitische Rolle zukam, war das auf dem Territorium des Königreichs Ungarn entstandene Fürstentum Siebenbürgen. Für den Kontakt mit den siebenbürgischen Fürsten setzten die Habsburger fast immer ungarische Gesandte ein, die ihre Anweisungen von der Ungarischen Hofkanzlei erhielten. Auch die Korrespondenz mit den Fürsten Siebenbürgens wurde durch die Ungarische Hofkanzlei abgewickelt. Die Konzepte stammen fast ausnahmslos vom Sekretär der Hofkanzlei. Als „glaubwürdiger Ort“ (locus credibilis) durfte die Kanzlei auch gewisse notarielle Funktionen ausüben; sie war berechtigt, Privaturkunden, Testamente u. Ä. zu bekräftigen. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts rivalisierte die Ungarische Hofkanzlei mit anderen Kanzleien, die ebenfalls an der Erledigung ungarischer Angelegenheiten beteiligt waren, insbesondere mit der außerordentlich einflussreichen lateinischen Expedition der Hofkanzlei Ferdinands I. In der Amtszeit von Kanzler Nikolaus Oláh festigte sich die Situation der Ungarischen Hofkanzlei, ohne dass der Einfluss fremder Verwaltungsorgane ganz ausgeschlossen worden wäre. Darauf weist ein Beschluss des ungarischen Landtages von 1559 hin, der den Herrscher aufforderte, durch Hofkammer und Hofkanzlei keiner-
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lei „die Rechte und Freiheiten des Landes“ betreffende Anweisungen zu erteilen (Gesetzesart. IX von 1559). Damit war der Kampf der Ungarischen Hofkanzlei um ihre volle Anerkennung noch nicht abgeschlossen. Der ungarische Hofkanzler Franz Forgách d. J. (1566–1615) musste Anfang des 17. Jahrhunderts Versuche, seine Zuständigkeit in ungarischen Angelegenheiten zu beschneiden, energisch zurückweisen. Der Geheime Rat entschied, dass dem ungarischen Kanzler in ungarischen Belangen mutatis mutandis dieselbe Kompetenz gebühre wie dem böhmischen Kanzler in böhmischen Angelegenheiten. Gesetzesart. IX von 1608 bestimmte, dass nur von der Ungarischen Hofkanzlei ausgestellte Schenkungsurkunden Gültigkeit haben sollten. In ungarischen Angelegenheiten sollte sich der König nur mit ungarischen Ratgebern besprechen; ungarische Antragsteller durften keine „ausländische“ Hilfe in Anspruch nehmen (also von Hofbediensteten, Geheimen Räten etc.) (1608: Art. X). Diese Artikel wurden auch später mehrfach wiederholt (1613: Art. XXV; 1618: Art. VIII; 1622: Art. XVII; 1630: Art. XXIX). War die Ungarische Hofkanzlei ein selbständiges Regierungsorgan oder lediglich eine Expeditionsstelle? Richtig ist, dass die Ungarische Hofkanzlei in dieser Zeit nicht als Ratsbehörde organisiert war und ohne Billigung des Herrschers kaum Maßnahmen ergreifen durfte. Eine meritorische Bearbeitung der Angelegenheiten gab es daher in der Tat nicht, und in mehreren Fällen war es tatsächlich nur ihre Aufgabe, bei anderen Behörden verfasste Konzepte zu expedieren. Es ist zugleich nicht zu leugnen, dass in zahlreichen Fällen die Begutachtung durch den Kanzler oder den Sekretär die Entscheidung maßgeblich beeinflusste. In ungarischen Angelegenheiten wurden die Entscheidungen entweder aufgrund der Vorschläge des Geheimen Rates getroffen oder sie fielen in der Audienz, die der Herrscher dem ungarischen Kanzler oder dem Sekretär in Anwesenheit einiger Geheimer Räte gewährte. Die durch den Geheimen Rat vorbereitete herrscherliche Entschließung gelangte in Form eines von der Hofkanzlei, der Reichshofkanzlei, später der Österreichischen Hofkanzlei ausgestellten Dekrets zur Kenntnis der Ungarischen Hofkanzlei, die dann im Sinne der Entscheidung vorging. Die Betreuung der auf ungarischem Territorium errichteten Militärgrenze fiel dagegen ganz in den Kompetenzbereich des Hofkriegsrates, der erforderlichenfalls Kontakt mit der Hofkanzlei aufnahm und Informationen erbat, etwa zu den durch türkische Einfälle in Friedenszeiten verursachten Schäden. Kooperation mit der Ungarischen Hofkanzlei war auch erforderlich, wenn die militärische Unterstützung der Komitate und ungarischer Würdenträger oder deren Mitwirkung an Befestigungsarbeiten und in Angelegenheiten der Militärverpflegung benötigt wurden. Die ungarischen Finanzen wurden von der Ungarischen Kammer und ihrem Aufsichtsorgan, der Hofkammer, bearbeitet. Die Hofkammer interessierte sich speziell für jene Ländereien, die dem Herrscher zugefallen waren und dann erneut vergeben werden sollten. Im Zusammenhang mit diesen Fällen kritisierte sie mehrmals, dass die Ungarische Hofkanzlei ohne Rücksprache mit der Kammer Schenkungsurkunden ausgestellt hatte, und trachtete, diese Praxis zukünftig zu unterbinden (1582, 1598, 1605). Traf der Herrscher über eine Schenkung oder eine Verpfändung (inscriptio) eine Verfügung, so richtete die Hofkammer (bzw. die Ungarische Kammer) ein Schreiben an die Kanzlei, die die Urkunde auszustellen hatte. Die Hofkanzlei fertigte auch die in Kammerangelegenheiten ergehenden Mandate und Patente der Hofkammer aus und diente bisweilen als Auskunftei in Hungaricis, besonders in der Prager Zeit Rudolfs II., als es sich als problematisch erwies, von Prag aus
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verlässliche Informationen über Ungarn einzuholen. Das Verhältnis zwischen der Ungarischen Kammer, die rasch zum Schlüsselorgan der ungarischen Verwaltung aufgestiegen war, und der Ungarischen Hofkanzlei blieb nicht frei von Spannungen. Schließlich besorgte die Ungarische Hofkanzlei auch die Kanzleiarbeit für den den Herrscher in ungarischen Fragen beratenden Ungarischen Hofrat (Consilium Hungaricum), der in der Regel viermal jährlich tagte. Die Formulierung der Vorträge an den König war in der Regel Aufgabe der Kanzleisekretäre.
6.1.2. Der Geschäftsgang der Hofkanzlei Es fällt schwer, über Geschäftsgang und Aktenlauf in der Ungarischen Hofkanzlei ein klares Bild zu gewinnen, denn lediglich ein Bruchteil des Schriftguts der Kanzlei aus der Zeit vor 1690 ist erhalten geblieben, darunter besonders die sog. Königlichen Bücher (Libri regii) (1527–1690). Die erste schriftliche Instruktion ist wohl jene von 1690 (siehe Kap. VI.6.2.1). Die tägliche Arbeit leiteten die Sekretäre/der Sekretär bzw. der Vizekanzler. Sie verfassten die komplizierteren Konzepte und kontrollierten die von den Notaren und Kanzleischreibern angefertigten Schriftstücke. Neben Kanzler und Sekretär(en) galt der Registrator, der zugleich auch als Siegelbewahrer fungierte und einfachere Schriftstücke anfertigen durfte, bis zur Kanzleireform von 1690 als dritter ständiger Beamter. Er bezog zwar kein festes Gehalt, doch stand ihm ein Neuntel der Kanzleigebühren zu. Der spätmittelalterlichen Praxis folgend haben die Habsburger in ihrer Funktion als Könige von Ungarn verschiedene Siegel verwendet. Das Siegel für das Justizwesen (sigillum judiciale) verwahrte und benutzte der Personalis. Obwohl das Büro des Personalis im Laufe des 16. Jahrhunderts noch oft cancellaria minor genannt wurde, hatte sie sich längst von der Hofkanzlei getrennt. Das im Amtsverkehr meistbenutzte Siegel war das Sekretsiegel (sigillum secretum), das der Registrator der Hofkanzlei führte. Das Majestäts- oder Doppelsiegel (sigillum duplex) verwahrte wie im Mittelalter der Erzkanzler, also der Erzbischof von Gran. Es wurde für feierliche Diplome (z. B. für Adelsstandserhebungen) benützt.
6.1.3. Die Mitarbeiter der Kanzlei: Herkunft und Aufstiegsmöglichkeiten Der Personalstand der Kanzlei war anfangs sehr gering; er umfasste neben dem Kanzler, dem Sekretär und dem Registrator nur drei bis sieben Kanzleischreiber. Die Kanzler waren in dieser Phase, bis auf Peter Perényi, durchwegs kirchliche Würdenträger. Die Bevorzugung von Klerikern hatte wohl zwei Gründe: Zum einen kam für den Unterhalt von Bischöfen deren Diözese auf (bis auf Nikolaus Oláh bezogen die Kanzler kein gesondertes Gehalt außer dem sog. Taxeinkommen), zum anderen waren die Kleriker meist bescheidener Herkunft und daher weniger mit der ständischen Struktur Ungarns verflochten; ihre Loyalität gegenüber dem Herrscher schien somit weitgehend verbürgt. Es ist kein Zufall, dass sich in der Gruppe der Kanzler fünf spätere Erzbischöfe von Gran (Nikolaus Oláh, Johann Kutassy, Franz Forgách, Georg Lippay und Georg Szelepcsényi) sowie vier Erzbischöfe von Kalocsa (Georg Draskovich, Martin Pethe, Valentin Lépes und Johann Gubasóczy) finden. Der ungarische Episkopat in der Frühneuzeit war, im Gegensatz zum Episkopat des Heiligen Römischen Reiches, eine deutlich weniger ex-
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klusive Gesellschaft; seine Mitglieder stammten mehrheitlich aus kleinadeligen, fallweise aus bürgerlichen, ja sogar aus Leibeigenenfamilien. Auch die Kanzler kamen großteils aus dem Klein- bzw. Beamtenadel (Martin Pethe, Georg Lippay), Franz Forgách, Thomas Pálffy und Stephan Sennyey gehörten dem hohen Adel an, Nikolaus Oláh und Johann Liszthy waren Bürgerliche. Aus dem Niederadel stammte Peter Heresinczy (nobilis praedialis). Zahlreiche Kanzler nutzten die einmalige Gelegenheit und erwarben für ihre Familie die Adelsbestätigung oder eine Rangerhöhung wie Nikolaus Oláh (1548, 1558) oder Johann Liszthy (1554, 1573). Die Gruppe der Sekretäre (insgesamt 20 Personen) bestand bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts ebenfalls aus Klerikern, seit Andreas Dudith (1563–1565) hatte jedoch ausnahmslos weltliche „Intelligenz“ diesen Posten inne – zunächst hoch qualifizierte Humanisten, dann ab Ende des 16. Jahrhunderts Personen mit juristischer Ausbildung. Die Mehrheit der Kleriker machte innerhalb der Kanzlei Karriere, stieg weiter auf, wurde Vizekanzler oder Kanzler (drei Vizekanzler und zwei Kanzler von sechs Personen können zum Beweis angeführt werden). Von den sieben Juristen brachten es fünf zum Personalis und einer zum locumtenens palatinalis. Als unüblich kann man die Laufbahn des humanistischen Gelehrten Faustus Verancsics (1550–1617) bezeichnen, der erst im Alter eine kirchliche Laufbahn einschlug und später Bischof von Csanád wurde (1598– 1608). Unter den „Humanisten-Sekretären“ sind zwei herausragende Geschichtsschreiber zu nennen: Nikolaus Istvánffy (1538–1615) und Franz Forgách d. Ä. (1530?–1577). Eine ungewöhnliche Laufbahn schlug Georg Bocskay († 1585) ein, der ein berühmter Kalligraph seiner Zeit war. Interessant ist ferner, dass zwei maßgebliche Persönlichkeiten unter den Sekretären, Tiburtius Himelreich († 1610) und Lorenz Ferencffy († 1640, tätig als Sekretär 1610 bis 1640) nicht weiter aufstiegen; sie blieben ihr ganzes Leben im Dienste der Kanzlei. Der Buchverleger und Druckereiinhaber Ferencffy war der letzte Repräsentant der „Humanisten“ in der Geschichte der Kanzlei. Mehr als die Hälfte der Sekretäre (elf Personen) studierte nachweislich an Universitäten – und zwar fast ausnahmslos in Italien (Padua und Bologna). Besonders hoch qualifiziert waren jene Sekretäre, die in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts Dienst versahen. Unter den Sekretären der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts hingegen war der zur Verwandtschaft des Erzbischofs von Gran, Georg Szelepcsényi, zählende Johann Maholányi der einzige, der eine Universität (Wien) besucht hatte. Ihrer sozialen Herkunft nach stammten die Sekretäre mehrheitlich aus dem Nieder adel, manche Familien hatten erst ein bis zwei Generationen zuvor den Adelsstand erreicht. Nur wenige Sekretäre (Himelreich und Liszthy) waren Bürgerliche. Letztere nützten den Kanzleidienst für den sozialen Aufstieg ihrer Familien und erwirkten Adelsbriefe. Zum nicht sehr starken ungarischen Beamtenadel zählten Johann Lippay, Johann Joó oder Stephan Orbán. Einige erwarben in ihrer späteren Karriere das Baronat; in erster Linie war hier die Würde des Personalis ein wichtiges Karrieresprungbrett (z. B. für Orbán 1679 und Maholányi 1693). Die Zusammensetzung der niederrangigen Kanzleiangestellten (Notare und Kanzleischreiber) wurde im 16. und 17. Jahrhundert in hohem Maße dadurch beeinflusst, dass sie keine ständigen Angestellten waren – etwa im Gegensatz zur Ungarischen Kammer, wo Kanzleiangestellte ein Gehalt bezogen. Im Falle der Kanzlei waren die Kanzleischreiber Privatangestellte des Sekretärs bzw. des Kanzlers, deren Anstellung gleichzeitig mit dem Ausscheiden ihres Herrn erlosch. Dies erklärt das Bestreben der Notare und Kanz-
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leischreiber, eine sichere Anstellung bei der Ungarischen Kammer oder in den Dreißigstämtern zu erlangen. Einige traten in zentrale Regierungsorgane ein (Hofkriegsratskanzlei drei Personen, Reichshofkanzlei und Hofkammer je eine Person). Zehn Notare machten innerhalb der Kanzlei Karriere und stiegen zu Sekretären auf, manche durch den Umweg über die Ungarische Kammer. Die Karrierebeispiele stammen in erster Linie aus den ersten zwei Dritteln des 16. Jahrhunderts. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts waren die Kanzleischreiber noch vielfach Kleriker, nach 1550 war dies kaum noch der Fall. Ihren Platz übernahmen zunächst Bürgerliche, im letzten Drittel des 16. Jahrhunderts immer häufiger Adelige, vor allem aus Westungarn (Komitate Pressburg, Ödenburg, Eisenburg und Zala). Es ist deutlich sichtbar, dass die Sekretäre und Kanzler ihre Mitarbeiter aus ihrem eigenen Umfeld wählten. Nikolaus Oláh bevorzugte Siebenbürger, während in der Zeit des Kanzlers Georg Draskovich (1578–1586) bzw. des Sekretärs Johann Joó (1578–1587) Adelige aus den Komitaten Eisenburg und Zala die Kanzlei dominierten. In den 1670er Jahren wird eine Gruppe von kroatisch-slawonischen Kleinadeligen greifbar. Die Kanzleischreiber waren zwar als Klientel mit den Sekretären bzw. dem Kanzler verbunden, in vielen Fällen sind jedoch noch zusätzliche Bindungen nachzuweisen: Sie erledigten Angelegenheiten einzelner Magnaten oder Städte und belieferten diese mit Nachrichten aus Wien oder Prag. Interessanterweise lebten diese Magnaten nicht selten in jenen Regionen, aus denen die Kanzleiangestellten, also die Notare, stammten. Eine Anstellung in der Kanzlei hatte natürlich Vorteile. Zahlreichen Kanzleischreibern wurden – vor allem im Laufe des 16. Jahrhunderts – kleinere oder größere Donationen zuteil, viele nutzten die Möglichkeit, als Nicht-Adelige einen Adelstitel zu erhalten, und wenn sie bereits zum Adel gehörten, dann diesen Adelstitel bestätigen zu lassen. Das Fehlen eines Gehalts erhöhte zumeist die Korruptionsgefahr: Ein Geschenk in natura oder in bar gehörte normalerweise zu einer schnellen Geschäftsabwicklung.
6.2. Die Ungarische Königliche Kanzlei im 18. Jahrhundert 6.2.1. Die Neuorganisation der Kanzlei Nach der Rückeroberung Ungarns (1683–1699), das nun beinahe wieder seinen spätmittelalterlichen Umfang erreicht hatte, musste eine grundlegende Restrukturierung auch in der Kanzlei Platz greifen. Mit diesen Reformfragen befasste sich die dem Herrscher 1688 überreichte Eingabe der ungarischen Stände genauso wie das zur gleichen Zeit unter Leopold Kollonitsch erarbeitete Einrichtungswerk (1689). Die im Einrichtungswerk formulierten Vorstellungen wurden zwar nur teilweise umgesetzt, zu den tatsächlich realisierten Vorhaben gehörte jedoch die Reform der Ungarischen Hofkanzlei, die 1690 zu einem modernen Regierungsorgan wurde. Die am 30. Juli 1690 erlassene königliche Instruktion verwandelte die Kanzlei nach dem Vorbild der anderen Kanzleien in eine Kollegialbehörde, d. h. die (Vor-)Entscheidungen mussten in einer Sitzung unter Beteiligung von Kanzler, vier Räten und zwei Sekretären (Referendaren) gefällt werden. Die territoriale Zuständigkeit der reformierten Ungarischen Hofkanzlei erstreckte sich auf Ungarn im engeren Sinne, aber auch auf Kroatien, Slawonien und Dalmatien, nicht aber auf die militärisch verwaltete Militärgrenze und das 1717 bis 1778 ebenfalls unter
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Sonderverwaltung stehende Banat. Die siebenbürgischen Angelegenheiten wurden von der 1693/95 gegründeten Siebenbürgischen Hofkanzlei abgewickelt. Durch den zunehmenden Geschäftsanfall wuchs auch der Personalstand der Kanzlei: Die 1690 festgelegte Anzahl von 14 Personen erwies sich als zu gering. 1727 waren bereits fünf Räte tätig, zwei von ihnen waren sog. Referendare, die die Vorträge beim Kaiser vorbereiteten. Die dritte Instruktion von 1746 spricht schon von acht Räten, drei Sekretären sowie zehn Kanzleiangestellten (Gesamtpersonal: 27 Personen). 1770 wurde eine in der Geschichte der Kanzlei wichtige Reform des Geschäftsganges realisiert, indem man die ordentliche Protokollierung einführte und dafür auch eine gesonderte Einlaufstelle mit vier Mitarbeitern schuf. Im selben Jahr verlor die Kanzlei die Einhebung und Verrechnung der Taxen an die Hofkammer. Die Entlohnung der Angestellten war davon aber nicht betroffen. Die Zeit Josephs II. brachte eine weitere Aufstockung des Personals mit sich: 1783 waren zehn Räte, zehn Sekretäre, elf Konzipisten und 28 Kanzleiangestellte in der Ungarischen Hofkanzlei tätig. Das gesamte Personal der Kanzlei ohne die Abteilung für Siebenbürgen belief sich zu dieser Zeit auf 75 Personen. Allerdings stieg auch die Zahl der Aktenvorgänge von 6.609 im Jahre 1780 auf 15.609 1784. 1847 zählte die Kanzlei schließlich 142 Angestellte. Auch die Gehälter der Beamten stiegen beträchtlich. 1690 erhielt der Kanzler lediglich 1.500 ungar. fl. (Forint), seine Räte mussten sich mit jeweils 1.000 fl. begnügen. 1727 hatte der Kanzler bereits Anspruch auf 12.000 fl., das Gehalt der Räte bewegte sich zwischen 4.000 und 6.000 fl., während die Sekretäre 1.500 bis 2.000 fl., die Akzessisten 400 bis 800 fl. verdienten. Erst in der Regierungszeit Maria Theresias wurde die Frage der Unterbringung der Kanzlei gelöst. Die Herrscherin genehmigte 1747 den Ankauf des Palais Windischgrätz (heute Bankgasse 6) in Wien. Der Umbau des Palais erfolgte nach Plänen des Hofarchitekten Nikolaus Pacassi in den Jahren 1766/67 (die Gesamtkosten des Umbaus beliefen sich auf 300.000 fl.). Für die Siebenbürgische Hofkanzlei wurde 1783 das Palais Trautson (heute Bankgasse 4) neben der Ungarischen Hofkanzlei erworben, das für die nunmehr vereinigten Kanzleien – mit einheitlicher Fassade – umgebaut wurde (1783/84). Die Ungarische Hofkanzlei fungierte gleichzeitig als Kanzlei des 1761 gegründeten Sankt Stephans-Ordens (Kap. II.3.3). Der ungarische Hofkanzler war Ordenskanzler, weitere Beamte fungierten als Herold und Sekretär des Ordens. Unter den zwischen 1764 und 1848 ernannten etwa 600 Ordensträgern befanden sich 40 Kanzleibedienstete. Die Instruktion von 1690 erweiterte den ursprünglichen Wirkungskreis der Kanzlei (Wahrung der königlichen Majestätsrechte, Rangerhöhungen, Titelverleihungen, Ernennungen, Donationen kirchlicher Benefizien, Verleihung des Indigenats, königliche Konsense) um die Beaufsichtigung der Komitate, der königlichen Freistädte und der privilegierten Gebiete (z. B. die Distrikte der Jazygen und Kumanen bzw. der Haiducken) sowie um die Kontrolle der Neuwahl der Stadträte. Über diesen erweiterten Wirkungsbereich verfügte sie jedoch nicht allzu lange, denn einen beträchtlichen Teil ihrer Verwaltungstätigkeit zog der 1724 ins Leben gerufene Statthaltereirat an sich. Dafür übertrug die Instruktion von 1727 der Hofkanzlei neue Aufgaben wie die Aufsicht über Ansiedlungsangelegenheiten, Verkehrs- sowie das Zoll- und Steuerwesen. 1776 schließlich entzog Maria Theresia der Hofkammer die ungarischen und siebenbürgischen Commercialia und übertrug sie (vorübergehend) der Hofkanzlei.
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VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen
Grundlegende Veränderungen brachte die Regierungszeit Josephs II. Am 2. April 1782 wurde der Kanzlei die Erledigung der ungarischen und siebenbürgischen Kameralangelegenheiten übertragen. Die Vereinigung der Ungarischen und der Siebenbürgischen Hofkanzlei (27. Mai 1782) schloss die josephinische Verwaltungsreform ab. Das Schul-, das Religions- und das Stiftungswesen gehörten allerdings nicht zu den Kompetenzen der neuen ungarisch-siebenbürgischen Zentralbehörde, sondern wurden jeweils eigenen Hofkommissionen übertragen. Hauptaufgaben der Kanzlei waren auch nach der neuen Instruktion von 1785 die angestammte Vermittlerrolle zwischen dem König und den Landesbehörden und die Ausübung der königlichen Hoheitsrechte. Ein Teil der Verwaltungsaufgaben ging wieder an den Statthaltereirat, die judizielle Kompetenz an die Septemviral-Tafel. Die intensive Reformtätigkeit Josephs II. belastete die Vereinigte Ungarisch-Siebenbürgische Hofkanzlei enorm, sie konnte jedoch den in sie gesetzten Erwartungen weitgehend entsprechen. Am 20. Februar 1791 ordnete Leopold II. die Trennung der Ungarisch-Siebenbürgischen Hofkanzlei in zwei selbständige Behörden an. Die Kameralangelegenheiten fielen wieder an die Wiener Hofkammer. Zugleich wurde eine eigene Illyrische Hofkanzlei (Kap. VI.9.2) errichtet. Damit war im Wesentlichen jener Zustand erreicht, der für die nächsten 50 Jahre Bestand haben sollte. Geringfügige Modifikationen dienten vor allem der Entlastung des Monarchen in Routinefällen. Mit Resolution vom 23. Dezember 1800 überließ Franz II. die niederen Gnadensachen (die Ernennung auf subalterne Beamtenund Seelsorgerstellen, Pensionsangelegenheiten etc.) der selbständigen Entscheidung durch die Kanzlei. Maßnahmen ähnlicher Art folgten 1806 und 1809. Die Zentralverwaltungsreformen des 18. und frühen 19. Jahrhunderts – die Schaffung des Staatsrates (1761), die Einsetzung spezieller Hofkommissionen, die Gründung der Staatskonferenz (1809) und der kontinuierliche Ausbau der Kabinettskanzlei zu einer Instanz zwischen den Zentralbehörden und dem Herrscher – betrafen auch Arbeit und Stellung der Ungarischen Hofkanzlei. Der Staatsrat war zwar offiziell nicht für ungarische Angelegenheiten zuständig, hat aber dennoch auch auf diese großen Einfluss genommen. Die Funktion des ungarischen Hofkanzlers war in besonderem Maße ein Vertrauensposten, wie der Fall des Grafen Nikolaus Pálffy (1710–1773) beweist, der – nachdem er Maria Theresias Vertrauen verloren hatte – enthoben wurde (1762). Sein Nachfolger, Franz Esterházy (1715–1785), hatte harte Kämpfe mit Joseph II. auszufechten. Esterházys Nachfolger hingegen, Karl Pálffy (1735–1816), gehörte schon einer neuen Generation ungarischer Funktionsträger an. Die gegen die altehrwürdigen ständischen Strukturen Ungarns gerichteten Weisungen des Monarchen exekutierte er mit geringeren Skrupeln als seine Vorgänger. Bis dahin war die Ungarische Hofkanzlei wohl noch eher eine Wiener Bastion des ungarischen Ständewesens denn bloßes Exekutivorgan des Herrscherwillens gewesen.
6.2.2. Der Geschäftsgang und Aktenlauf in der Hofkanzlei Die Instruktion von 1690 sah neben dem Kanzler vier Räte und zwei Sekretäre vor. Sie bildeten den Rat der Ungarischen Kanzlei. Der Rat kam laut Instruktion von 1727 vier Mal in der Woche zusammen. Die inhaltliche Behandlung der Angelegenheiten sowie deren Vorbereitung für die Ratssessionen zählten zu den Aufgaben der Sekretäre. Die Agenten, die erst nach abgelegtem Agenteneid ihre Tätigkeit aufnehmen durften, waren offiziell zwar keine bezahlten Angestellten der Kanzlei, mit ihr aber dennoch
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eng verbunden. Ihre Aufgabe war es, Gesuche von Privatklienten in entsprechende Form zu bringen und einzureichen. Die ersten Agenten wurden nach der Neuorganisation im Jahre 1690 nach dem Muster anderer Zentralbehörden zugelassen. Anfangs arbeiteten vier bis fünf, 1727 neun, nach den josephinischen Reformen sogar 20 Agenten bei der Ungarisch-Siebenbürgischen Hofkanzlei. Die Instruktion von 1727 sah vor, dass die Hofkanzlei nur noch Parteieingaben annehmen sollte, die entweder von einem Agenten oder vom Anwalt des Petenten durch Unterschrift beglaubigt waren. 1796 erging eine eigene Instruktion für die Agenten (56 Punkte). Sie verlangte von diesen Unbescholtenheit, entsprechende Sprachkenntnisse, ein abgeschlossenes Studium der Rechte, eine dreijährige Praxis im Justizwesen oder in der Verwaltung und – zumindest auf dem Papier – ein eigenes Vermögen in Höhe von 10.000 fl. Der Kandidat hatte sein Wissen in einer schriftlichen und einer mündlichen Prüfung unter Beweis zu stellen.
6.2.3. Das Personal Den Kanzlerposten bekleideten bis 1732 Kleriker – wie in früheren Jahrhunderten. Der erste weltliche Kanzler seit Peter Perényi war Graf Nikolaus Illésházy (1653?–1723), dem bis 1732 vorübergehend wieder Kleriker folgten. Es war kein Zufall, dass im Jahre 1725 sogar zwei Kanzler innerhalb kürzester Zeit zurücktraten. Die Rücktritte machen deutlich, dass es für den Kanzlerposten nun einer entsprechenden Amtspraxis und eines soliden Fachwissens bedurfte. Ein gutes Beispiel lieferte dafür Graf Ludwig Batthyány (1696–1765), der aus einer der vornehmsten Familien des Landes stammte; seine Mutter Gräfin Eleonora Strattmann pflegte bekanntlich ein besonders gutes Verhältnis zu Prinz Eugen von Savoyen. Dennoch musste Ludwig die amtliche Stufenleiter durchlaufen: Er war neun Jahre lang Rat (1718–1727) und sechs Jahre Vizekanzler (1727–1733). Erst nach insgesamt 15 Dienstjahren in der Kanzlei erreichte er 1733 den Kanzlerposten. Die Mehrheit der späteren Kanzler wurde ebenfalls erst nach mehrjähriger Tätigkeit als Rat oder Vizekanzler Leiter des Amtes. Graf Nikolaus Pálffy war zwischen 1739 und 1746 als Rat tätig, ehe er von 1758 bis 1762 die Funktion des Hofkanzlers ausübte. Die im Laufe des 18. Jahrhunderts ernannten Kanzler waren ohne Ausnahme Aristokraten im Grafenstand, ebenso die Vizekanzler. Der Posten des Vizekanzlers wurde in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts nur noch vorübergehend besetzt. Größere Bedeutung kam ihm erst nach der Professionalisierung des Geschäftsgangs und mit der Zunahme des Arbeitsanfalls, speziell in der Zeit Josephs II., zu. Während der Vereinigung der Siebenbürgischen und der Ungarischen Hofkanzlei zwischen 1782 und 1791 bestanden sogar zwei Vizekanzler, der eine war für die ungarischen, der andere für die siebenbürgischen Angelegenheiten zuständig. Die Ungarische Hofkanzlei der Zeit nach 1791 verfügte wieder nur über einen Vizekanzler; erst im Vormärz wurden regelmäßig zwei Vizekanzler ernannt. Von den vier in der Instruktion von 1690 vorgesehenen Räten war in der Regel einer für die kroatischen Angelegenheiten zuständig. 1690 bis 1693 hatte Paul Tuscan, Regent des Collegium Croaticum, des Seminars der Diözese Agram in Wien, diesen Posten inne. Ihm folgte Balthasar Patachich (Patačić) (1693–1719), der einen Entwurf für eine umfassende Landesreform erstellte. Ein anderer Ratsposten ging – zumindest in der Zeit Karls III. – konsequent an einen Österreicher. Johann Georg von Hoffmann (1690/92) machte den Anfang, gefolgt von Georg Weigler (1699–1716); beide waren zuvor in der
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VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen
Niederösterreichischen Regierung tätig gewesen, während Bernhard Heinrich Germeten (1725–1739) als Kabinettsdirektor Franz Stephans von Lothringen fungiert hatte. Wenn die Kanzler bzw. Vizekanzler im Laufe des 18. Jahrhunderts auch keine Kleriker mehr waren, so gab es unter den Räten doch weiterhin in der Regel einen Kleriker, der die Religionsangelegenheiten betreute: 1746 bis 1751 Georg Klimó (Rat im Statthaltereirat 1744–1746), 1751 bis 1760 Adam Patachich und 1782 bis 1785 Emmerich Okolicsányi (Rat im Statthaltereirat 1777–1782). Die Kleriker kamen nach Amtspraxis beim Statthaltereirat meist als Titularbischöfe nach Wien und verließen die Stadt nach einigen Jahren im Dienste der Hofkanzlei als ungarische Diözesanbischöfe. Bedeutende Karrieren nahmen nach der Reform von 1690 ihren Ausgang in der Hofkanzlei. War bis dahin die Ungarische Hofkammer die Basis des ungarischen Beamten adels gewesen, so nahm nun die Attraktivität der Hofkanzlei gewaltig zu. Viele Beamte widmeten jetzt ihr ganzes Leben dem Dienst in der Hofkanzlei, während andere über mehrere Vorstufen in die Hofkanzlei gelangten. Ihre berufliche Laufbahn begann meist in der Komitatsverwaltung, setzte sich bei der Ungarischen Kammer oder dem Statthaltereirat, eventuell bei einem Obergericht fort, erst dann folgte die Kanzlei; von hier führte der Weg unter Umständen zu einer hohen Landeswürde. Eine Karriere dieser Art machte Georg Fekete (1711–1788), der vom Anwalt zum Personalis (1748–1762), später zum Vizekanzler der Ungarischen Hofkanzlei (1762–1773) und schließlich (1773–1783) zum judex curiae avancierte. Es gab natürlich auch Blitzkarrieren wie z. B. jene von Joseph Izdenczy (1734–1811), dem das glückte, wozu andere Familien zwei bis drei Generationen benötigten: Ungarischlehrer Erzherzog Karls, 1761 Konzipist in der Hofkanzlei, 1763 bis 1769 Protokollführer, 1769 bis 1771 Hofsekretär, 1771 bis 1776 Hofrat bei der Siebenbürgischen Hofkanzlei, 1776 bis 1785 Hofrat der Ungarischen Hofkanzlei und schließlich 1785 als erster Ungar Mitglied des Staatsrates. Für die Ebene der Sachbearbeiter, Räte, Sekretäre und Konzipisten bot sich neben einer Amtskarriere auch die Möglichkeit, ihre gesellschaftliche Stellung zu verbessern und ihre Vermögenssituation zu festigen. Allein im 18. Jahrhundert erwarben sechs Angestellte der Kanzlei den Titel eines Barons bzw. eines Grafen (u. a. Balthasar Patachich 1706 Baron, Alexander Patachich 1723 Graf, Franz Xaver Koller 1752 Baron). Auch den subalternen Beamten ermöglichte die Kanzlei Aufstiegschancen, wenn auch auf einer anderen Ebene. Der Weg war hier holpriger, dauerte länger, war aber dennoch meistens ein erfolgreicher. Zahlreiche bürgerliche Kanzleischreiber und Akzessisten erhielten einen Adelstitel als Belohnung für jahrzehntelange Dienste. Ein gutes Beispiel liefert das Schicksal der Familie Dombay: Über zwei Generationen gingen aus dieser Familie Kanzleiheizer und Türsteher hervor (Johann Dombay, Heizer 1711–1724; sein Sohn, Joseph Dombay, Heizer 1724–1750 und Pförtner 1750–1769). In zweiter Generation findet sich in der Familie dann auch ein Kanzleischreiber, Franz Dombay d. Ä. (1723–1734 Akzessist, 1734–1747 Kanzleischreiber, 1747–1761 Expeditor), nach dessen Tod Witwe und Waisen geadelt wurden. Ein Sohn, Michael Franz Dombay, kam 1754 als Praktikant in die Kanzlei. Ein anderes Familienmitglied, Franz Dombay d. J. (1758–1810), studierte an der Orientalischen Akademie (1781). Nach Abschluss seiner Studien bekam er eine Anstellung in der Staatskanzlei als Dolmetscher für orientalische Sprachen und wurde zu Ende seines Lebens sogar Rat. 1783 war er Mitglied einer Gesandtschaft nach Marokko und verfasste nach dieser Reise die erste marokkanisch-arabische Grammatik (1800) sowie eine Geschichte Marokkos (1801).
6. Die Ungarische Hofkanzlei 501
Woher kamen die Beamten der Hofkanzlei? Einige standen bereits davor im Dienste des Hofkanzlers oder eines Magnaten, andere wiederum begannen ihre Laufbahn durch verwandtschaftliche Beziehungen oder arbeiteten früher als Beamte bei einer anderen Behörde (z. B. beim Statthaltereirat), als Juristen oder Protonotare bei den Gerichten von Personalis, Palatin und judex curiae bzw. kamen aus der Kammerverwaltung (z. B. Paul Festetich 1762), denn der weit gespannte Aufgabenbereich der Kanzlei erforderte die Anstellung unterschiedlicher Fachkräfte. Umgekehrt führten Beamtenlaufbahnen auch zu diesen Verwaltungsgebieten zurück. Einige Beamte der Hofkanzlei wurden Räte beim Statthaltereirat wie etwa Joseph Sigray (1730). Eine Kontinuität zu früheren Zeiten weist die mehrmalige Berufung von Kanzleiräten auf den Posten des Personalis auf (z. B. Ladislaus Hunyady 1724, Franz Xaver Koller 1762 und 1765 sowie Jakob Svetics 1765–1779). Im 18. und 19. Jahrhundert verbanden den Beamtenadel nicht nur die Anstellung und die gemeinsame Laufbahn, sondern in zahlreichen Fällen auch familiäre Beziehungen. Letzteren kam oft große Bedeutung am Beginn oder für den Fortgang einer Karriere zu. Die Gattin von Anton Brunszvik d. Ä., der eine glänzende Karriere machte, war z. B. eine Tochter von Johann Adelffy, einem Hofrat der Ungarischen Hofkanzlei (1733–1750). Das spektakulärste Beispiel ist jedoch die Verwandtschaft PászthorySzögyény. Eine Tochter von Alexander Pászthory (1749–1798), einem der gebildetsten Ungarn zu Ende des 18. Jahrhunderts, der im Laufe seiner Karriere als Hofsekretär, später als Hofrat in der Kanzlei arbeitete, wurde die Gattin des Sigmund Szögyény (Hofrat der Ungarischen Hofkanzlei). Deren Sohn, Ladislaus Szögyény-Marich d. Ä., zunächst Hofrat (1840–1844), dann Vizekanzler (1846–1848), spielte eine wichtige Rolle bei der Entstehung des Ausgleiches 1867. Sein Sohn, Ladislaus Szögyény-Marich d. J., Minister am allerhöchsten Hoflager, war lange Jahre Gesandter in Berlin (1892–1914) und ein Vertrauter von Kronprinz Rudolf. Die Kanzleibeamten spielten mit ihren vielfältigen familiären Beziehungen auch eine wichtige kulturelle Vermittlerrolle Richtung Ungarn. Die Möglichkeiten der Beamtengesellschaft waren bei jeder Schicht unterschiedlich. Hofkanzler Franz Esterházy errichtete ein luxuriöses Schloss mit einer reichen Bibliothek und einem wunderbaren Garten in Cseklész (Komitat Pressburg). Viele der in ihre Diözesen zurückgekehrten hohen geistlichen Würdenträger gründeten Bibliotheken wie z. B. Ladislaus Adam Erdődy in Neutra, Georg Klimó in Fünfkirchen (Ungarns erste öffentliche Bibliothek), Adam Patachich in Kalocsa. Für letztere arbeitete wiederum der Kanzleiagent Georg Bernáth als Bucheinkäufer. Einige Räte und Sekretäre waren auch im Bereich der Literatur aktiv. Paul Szlávy übersetzte Juan Luis Vives ins Ungarische (1779), Agent Joseph Kereszthúry gab die lateinische Zeitung Ephemerides Vindobonenses (1776–1784) heraus. Unter den Beamten fanden sich nicht nur Gelehrte, sondern auch Künstler: Hofsekretär Nikolaus Zmeskáll (1759–1833) gewann im Wiener Gesellschaftsleben als Cellist und Komponist Ansehen und Freunde. Zmeskáll, der 40 Jahre lang in der Kanzlei diente (1785–1825), ist durch seine Freundschaft mit Ludwig van Beethoven berühmt geworden.
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VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen
Vorstände der Ungarischen Hofkanzlei (Hofkanzler, Vizekanzler und Erzkanzler)
1527–1535 1539–1540 1540–1542? 1543–1568
1568–1577 1578–1586 1586–1590 1592–1597 1598–1602 1602–1607 1608–1623 1623–1635 1635–1642 1642–1644 1644–1666 1666–1669 1669–1679 1679–1686 1686–1690 1690–1695 1696–1705 1706–1723 1725 1725 1725–1733 1733–1746 1746–1758 1758–1762 1762–1787 1787–1807
Thomas Szalaházy, Bischof von Erlau Franz Ujlaky, Bischof von Raab (Vizekanzler) Peter Perényi (1542 verhaftet) Nikolaus Oláh, Bischof von Agram, später von Erlau, dann Erzbischof von Gran (1543–1546 Vizekanzler, 1546–1553 Kanzler, 1553–1568 Erzkanzler) Johann Liszthy, Bischof von Veszprém, später von Raab (1568– 1573 Vizekanzler, 1573–1577 Kanzler) Georg Draskovich, Bischof von Raab und Erzbischof von Kalocsa Peter Heresinczy, Bischof von Raab Johann Kutassy, Bischof von Raab Martin Pethe, Bischof von Raab Franz Forgách d. J., Bischof von Neutra Valentin Lépes, Bischof von Neutra Stephan Sennyey, Bischof von Raab Georg Lippay, Bischof von Veszprém, später von Erlau Stephan Bosnyák, Bischof von Veszprém Georg Szelepcsényi, Bischof von Veszprém, später von Neutra Franz Szegedy, Bischof von Waitzen Thomas Pálffy, Bischof von Waitzen, später von Erlau Johann Gubasóczy, Bischof von Neutra Peter Korompay, Bischof von Neutra Blasius Jaklin, Bischof von Tinnin Ladislaus Mattyasovszky, Bischof von Tinnin Nikolaus Graf Illésházy Ladislaus Adam Erdődy, Bischof von Neutra Emmerich Esterházy, Bischof von Veszprém Adam Acsády, Bischof von Veszprém Adam Graf Batthyány Leopold Graf Nádasdy Nikolaus Graf Pálffy Franz Graf Esterházy Karl Graf Pálffy Quellenlage und Forschungsstand
Das Archiv der Ungarischen Hofkanzlei wurde kurz nach der Auflösung der Kanzlei im Jahre 1867 von Wien nach Budapest gebracht (1872) und nach einigen Jahren dem neu gegründeten Ungarischen Staatsarchiv (heute MNL) übergegeben. Aus der Zeit vor 1690 hat sich nur sehr wenig Material erhalten, den wertvollsten Teilbestand bilden die Libri regii. Über das Archiv der Hofkanzlei vgl. das Archivrepertorium Bélay 1973, ein neuerer kurzer Überblick findet sich bei Kosáry 2003, eine ältere Darstellung ist Tagányi 1898a. Nützliche Informationen bieten auch ältere gedruckte Behelfe: Illéssy–
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Pettkó 1895, Illéssy 1898 und 1900. Die Libri regii stehen auf CD-Rom/DVD zur Verfügung bzw. im Internet: Trostovszky 2006, www.hungaricana.hu. Loránd Szilágyi plante nach seinem grundlegenden Artikel über die Hofkanzlei zur Zeit des Matthias Corvinus und der Jagiellonen (Szilágyi 1930) eine Arbeit zur Geschichte der Ungarischen Hofkanzlei in der Frühen Neuzeit, doch erschien am Ende nur ein Artikel über die königlich ungarischen Sekretäre des 16. und 17. Jahrhunderts (Szilágyi 1937). Eine kurze Beschreibung der Hofkanzlei liefert das Handbuch von Győző Ember über die ungarische Verwaltung in der Türkenzeit (Ember 1946). Zur Ungarischen Hofkanzlei und ihrem Personal im 16. und 17. Jahrhundert Fazekas 2002 und 2013. Der Bearbeitungsstand ist für das 18. Jahrhundert trotz der guten Quellenlage noch schlechter als für das 16. und 17. Jahrhundert. Abgesehen von der kurzen Zusammenfassung bei Ember 1983 existiert keine nennenswerte Literatur. Eine Liste der Hofkanzler und Erzkanzler bringt Fallenbüchl 1988 (mit kleineren Fehlern). Auch die einzelnen Hofkanzler und Angestellten der Hofkanzlei sind kaum behandelt worden, als eigene soziale Gruppe wurden sie bisher nicht erkannt. Eine Ausnahme bildet die Monographie über den königlichen Sekretär und Buchdrucker Lorenz Ferencffy (Holl [Béla] 1980, Federmayer 2013). Die Geschichte der Wiener Gebäude der Ungarischen Hofkanzlei ist hingegen gut erforscht (Takáts 1906, Mraz [G.] 1994).
7. Die Siebenbürgische Hofkanzlei Von István Fazekas
7.1. Die Hofkanzlei der siebenbürgischen Fürsten Nach seiner Wahl zum König von Ungarn 1526 richtete Johann Szapolyai (Johann I.) seine Verwaltung nach dem Beispiel der früheren ungarischen Könige ein. Der berühmte Rechtswissenschaftler István Werbőczy, der Verfasser des Opus Tripartitum (1517), übernahm das Kanzleramt. Die Kanzleigeschäfte führten königliche Sekretäre und Notare. Nach dem Tode Johanns I. besetzten die Osmanen die königliche Hauptstadt Ofen (1541); die Witwe, Königin Isabella, und der junge Thronfolger, Johann II. (Johann Sigismund), übersiedelten nach Siebenbürgen, wo unter der Leitung von Frater Georg (Georg Utješenović [Martinuzzi]) langsam der osmanische Vasallenstaat Siebenbürgen entstand. Siebenbürgen übernahm sehr viele Institutionen des mittelalterlichen Ungarn und gestaltete sie nun für seine Ansprüche um. Es muss daher eher als Nachfolger des Königreichs Ungarn denn als Nachfolger der mittelalterlichen siebenbürgischen Woiwodschaft betrachtet werden. Zentralorgan des Fürstentums Siebenbürgen war die Hofkanzlei, deren Kompetenz und deren Jurisdiktion sich auf alle Gebiete der Verwaltung erstreckten. Sie wurde von einem Kanzler geleitet, seine wichtigsten Mitarbeiter waren zwei bis drei Sekretäre. Auf der untersten Rangstufe standen die Schreiber (Notare), deren Anzahl sich auf bis zu 20, gelegentlich sogar auf 25 belief. Typisch für diese frühe Zeit sind die starken Eingriffe des jeweils regierenden Fürsten in den Geschäftsgang der Behörde. Einzelne Fürsten wie z. B. Gabriel Bethlen (1613–1629) oder Georg Rákóczi I. (1630–1648) leiteten ihre Kanzlei persönlich, Letzterer verzichtete sogar lange Zeit auf einen Kanzler.
7.2. Organisation und Tätigkeit der Siebenbürgischen Hofkanzlei Nach der Eingliederung des siebenbürgischen Fürstentums in den habsburgischen Herrschaftsbereich Ende des 17. Jahrhunderts wurde auch die Verwaltung des Landes umgestaltet. Neue Regierungsorgane entstanden, deren spätere Entwicklung das Machtverhältnis zwischen dem Herrscher einerseits und den siebenbürgische Ständen andererseits widerspiegelt. Aufgrund des Diploma Leopoldinum von 1691 wurde Siebenbürgen nicht mit dem Königreich Ungarn vereinigt, sondern blieb ein eigenes Fürstentum (ab 1765 Großfürstentum) mit selbständigen Regierungsorganen. In Wien wurde eine Siebenbürgische Hof-
7. Die Siebenbürgische Hofkanzlei 505
kanzlei eingerichtet. Um deren Kompetenzen und Personal haben die siebenbürgischen Stände, die sich eine bloße Vermittlungsstelle wünschten, und der Wiener Hof 1692 bis 1695 zäh gerungen. Der Kampf endete im Herbst 1695, als der Hofkanzler und die Beamten ihren Amtseid ablegten und eine Instruktion (31. Oktober 1695) erhielten. An die Spitze der neuen Hofkanzlei trat Hofvizekanzler Graf Samuel Kálnoky, da der Hofkanzler Graf Nikolaus Bethlen seine Position als Mitglied des Guberniums bevorzugte und daher in Siebenbürgen blieb. Die Sonderstellung Siebenbürgens kam auch bei der Auswahl der Kanzleibeamten (zwei Räte und zwei Sekretäre) zum Ausdruck: Es war ein multikonfessionelles Land mit multikonfessionellen Ständen als starken Interessenvertretungen. So finden sich unter den ersten Kanzleibeamten ein katholischer und ein reformierter Rat, ein lutheranischer und ein unitarischer Sekretär. Die konfessionelle Vielfalt ließ sich mit der Zeit immer weniger aufrechterhalten, und die protestantischen Hofräte und Hofsekretäre wurden zunehmend in den Hintergrund gedrängt. So war 1727 nur ein einziger evangelischer Hofrat in Amt (Simon Friedrich Baussnern). Da mit der Verhaftung von Nikolaus Bethlen (1704) die Hofkanzlerwürde eigentlich vakant geworden war (und es bis 1742 blieb), wurde die Siebenbürgische Hofkanzlei in den nächsten Jahrzehnten weiterhin nur durch einen Hofvizekanzler geführt. Während der Regierungszeit Karls III. (VI.) gewann die Hofkanzlei immer mehr an Bedeutung und Selbständigkeit, ihr Wirkungsbereich wurde zunehmend ausgedehnt. Demgegenüber sank der Stellenwert des Guberniums. Andererseits musste die Siebenbürgische Hofkanzlei hinnehmen, dass Entscheidungen in siebenbürgischen Angelegenheiten nun im Wesentlichen von zwei Hofkommissionen, der Ministerialkonferenz in Transylvanicis und der Neoacquistica Commissio (Kap. VI.8) (1719–1745) vorbereitet wurden, die man praktisch als Oberbehörden der Hofkanzlei betrachten kann. Die Verwaltungsreformen Maria Theresias ließen auch Siebenbürgen nicht unberührt, das wesentlich stärker mit der Zentralverwaltung verbunden war als die Verwaltung des Königreichs Ungarn und dessen Stände deutlich weniger Widerstand leisten konnten als die ungarischen. Nach der Auflösung der Neoacquistica Commissio (1745) übernahm die Hofkommission in Banaticis, Transylvanicis et Illyricis (Kap. VI.9.1) die Führung der siebenbürgischen Angelegenheiten, sie verlor aber abgesehen von den griechisch-orthodoxen Religionsangelegenheiten schon 1751 ihren Einfluss auf das Fürstentum Siebenbürgen. Eine neue Geschäftsordnung für die Hofkanzlei von 1752 wurde nur teilweise umgesetzt. Eine neue Ära begann mit der Ablöse des Hofkanzlers Graf Gabriel Bethlen 1765. Bis 1777 blieb das Amt des siebenbürgischen Hofkanzlers vakant, die Leitung wurde nominell von den Vorständen anderer Zentralstellen übernommen, z. B. von Karl Adam Breuner, dem Vizepräsidenten der Obersten Justizstelle (1765–1774). Tatsächlich lag die Führung der Hofkanzlei in diesen Jahren in den Händen von Samuel (von) Bru(c)kenthal (1721–1803), der als Leiter der der Siebenbürgischen Hofkanzlei vorgesetzten Siebenbürgischen Hofkommission bis zu seiner Ernennung zum siebenbürgischen Gubernator 1777 entscheidenden Einfluss auf die Geschäftsführung ausüben konnte. Dieser Einfluss war nicht zuletzt deshalb so bedeutsam, weil mit dem Rücktritt Bethlens auch zwei erfahrene Hofräte, Franz Bándi und Albert Somlyai, entfernt worden waren. 1775 wurde der Geschäftsgang der Kanzlei reformiert, wobei man endlich die geordnete Protokollierung und das Referentensystem einführte. Nach dem Ausscheiden Brukenthals 1777 übernahm Simon Thaddäus Reischach die Leitung der Hofkanzlei, der auch wieder den Kanzlertitel erhielt (August 1777).
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VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen
In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde die Anzahl des Personals der Hofkanzlei wesentlich vermehrt: 1695 umfasste es nur zehn Personen, 1756 schon 19 und 1775 29 Personen. Der Großteil der seit Beginn des 18. Jahrhunderts sprunghaft angewachsenen Kosten für die Hofkanzlei (worunter das Gehalt der Behördenleiter einen ansehnlichen Prozentsatz ausmachte) wurde durch Mittel aus Siebenbürgen gedeckt. Die tiefgreifenden Verwaltungsreformen Josephs II. betrafen auch die Siebenbürgische Hofkanzlei. Am 27. Mai 1782 wurde sie mit der Ungarischen Hofkanzlei vereinigt. Anfänglich wurden die siebenbürgischen Angelegenheiten in getrennten Sitzungen behandelt und gesondert protokolliert, es bestand eine eigene Expedition und Registratur. Die Sonderstellung wurde jedoch 1784 beseitigt, 1785 und 1787 folgten weitere Änderungen des Geschäftsgangs. Die siebenbürgischen Angelegenheiten betreute bis 1787 Graf Georg Bánffy, früher erster Rat der Siebenbürgischen Hofkanzlei und sodann ihr interimistischer Präsident. Am 20. Februar 1791 wurden die ungarischen und die siebenbürgischen Angelegenheiten wieder getrennt, und am 20. August 1791 wurde mit Graf Samuel Teleki ein neuer siebenbürgischer Hofkanzler ernannt. Ebenfalls 1791 übertrug Leopold II. sein herrscherliches Begnadigungsrecht der Hofkanzlei, während die deutliche Stärkung der Stellung des siebenbürgischen Guberniums eine Verminderung des Arbeitsanfalls bei der Hofkanzlei in Wien bewirkte. Bei der Siebenbürgischen Hofkanzlei fungierten auch beeidete Agenten, deren Zahl mit der Zeit wesentlich zunahm: Waren es 1719 nur zwei, so boten 1798 18 Agenten ihre Dienste an. Nach 1798 wurde ihre Zahl reduziert, und im selben Jahr wurde auch die Entscheidung getroffen, dass in Hinkunft nur noch gebürtige Siebenbürger die Agententätigkeit ausüben durften. 1817 werden nur noch acht Agenten genannt. Zu Beginn ihrer Existenz hatte die Siebenbürgische Hofkanzlei keine ständige Residenz in Wien, sondern sie mietete drei Räume im Wirtshaus zum Goldenen Löwen (Krugerstraße) an. Hier residierte die Hofkanzlei mehrere Jahrzehnte lang, ehe sie in die Seilergasse übersiedelte. Eine wesentliche Veränderung ihrer Lage brachte der Kauf des Palais Sinzendorf durch die siebenbürgischen Stände im Jahre 1755 (Hintere Schenkenstraße). Aber das kostspielig eingerichtete Palais diente nur kurze Zeit als Quartier der siebenbürgischen Behörde; nach der Vereinigung der Ungarischen und der Siebenbürgischen Hofkanzlei ordnete Joseph II. 1783 die Übersiedlung beider Institutionen in ein gemeinsames Gebäude an. Für die Siebenbürgische Hofkanzlei bedeutete dies den Verkauf des Palais Sinzendorf und den Kauf des Palais Trautson (Bankgasse), das neben der Ungarischen Hofkanzlei stand.
7.3. Der Geschäftsgang bei der Siebenbürgischen Hofkanzlei Nach der Instruktion von 1695 wurden die meisten Angelegenheiten im Rat der Hofkanzlei kollegial beraten und entschieden. Im Geschäftsgang hatten die Verwaltungs- und Judizialangelegenheiten Vorrang. Die Konzipierung der Entscheidung war Aufgabe der Sekretäre. Die Zeichnung übernahm der Hofkanzler bzw. der Vizekanzler. Der Registrator, der zugleich Taxator war und auch die Konzepte zur Mundierung unter die Kanzlisten verteilte, führte außerdem die zur Rechtssicherung wichtigen Kopialbücher, speziell die sog. Königlichen Bücher (Libri regii).
7. Die Siebenbürgische Hofkanzlei 507
7.4. Das Personal der Siebenbürgischen Hofkanzlei Die siebenbürgischen Hofkanzler und Vizekanzler stammten meistens aus hochadeligen Familien, oft aus alten siebenbürgischen Familien wie Sigmund Kornis, Gabriel Bethlen, Ladislaus Gyulaffy und Samuel Teleki. Aber die Kanzlei bot auch Aufsteigern die Möglichkeit zu einer steilen Karriere. Besonders beeindruckend war jene von Johann Kászoni (nach seiner Erhebung in den Freiherrenstand Bornemissza genannt), der vom einfachen Beamten zum Hofkanzler aufstieg und ein bedeutendes Vermögen erwarb. Ein weiterer bedeutender Aufsteiger, Samuel Brukenthal, konnte allerdings als Protestant nicht Kanzler werden. Unter den Hofkanzlern verdient schließlich noch der reichste Mann Siebenbürgens im 18. Jahrhundert, Gabriel Bethlen, genannt zu werden. Er heiratete die einzige Tochter des Obersthofmeisters Maria Theresias, Johann Josef Fürst Khevenhüller-Metsch. Nach dem Rücktritt Bethlens fungierte dieser (Bethlen) als Obersthofmeister Alberts von Sachsen-Teschen und dessen Gemahlin Erzherzogin Marie Christine in Pressburg. Als hochgebildeter Mäzen muss auch Samuel Teleki erwähnt werden, der die Teleki-Bibliothek (Teleki-Téka) in Neumarkt am Marosch gründete und die Gedichte des Renaissance-Dichters Janus Pannonius herausgab. Für mehrere Hofkanzler war das Kanzleramt nur eine Zwischenstation auf dem Weg zur bedeutendsten siebenbürgischen Würde, jener des Gubernators, so im Fall von Sigmund Kornis, Ladislaus Gyulaffy und Georg Bánffy. Einige Hofräte der Kanzlei machten innerhalb der Institution selbst Karrieren und arbeiteten über mehrere Jahrzehnte in der Behörde wie z. B. Alexander Horváth (1756 Ratsprotokollist, 1761 Registrator, 1765 Hofrat) oder Farkas Cserey (1756 Sekretär, 1761 Hofrat). Andere dienten nur wenige Jahre, wie z. B. Joseph Izdenczy (1771–1776), der später das erste ungarische Mitglied des Staatsrates wurde, oder Joseph Freiherr von der Marck. Eine Gruppe von Räten stammte nicht aus Siebenbürgen, einige kamen aus Ungarn (z. B. Johann Fiáth, 1699–1711 Hofrat), andere sogar aus den österreichischen Erb ländern oder aus den Ländern der böhmischen Krone (z. B. Joseph von der Marck oder Joseph Franz von Reichmann), weshalb diese auch keine Verbindung mit der ständischen Welt Siebenbürgens hatten. Ein Teil der Räte war protestantisch, manche konvertierten jedoch aus Karrieregründen wie z. B. Ladislaus Kemény im Jahre 1745. Die Mehrheit der Sekretäre und der niederen Beamten stammte aus Siebenbürgen. Einigen glückte ein bemerkenswerter Aufstieg in die Gruppe der Hofräte. Farkas Cserey etwa wurde zu einem der wichtigsten Mitarbeiter der Hofkanzlei in den 1770er Jahren, ja eigentlich war er es, der die Behörde in den kanzlerlosen Jahren führte. Die interessanteste Gestalt unter den Sekretären war der aus der Zips stammende Johann Christian Engel (1791 Akzessist, 1812 Sekretär), der mehrere Bücher über die ungarische Geschichte publizierte, unter diesen auch die heute noch oft verwendete „Geschichte des ungarischen Reichs und seiner Nebenländer“ (Halle 1797–1804). Selbst Kanzlisten konnten zu Hofräten aufsteigen wie z. B. Michael Benők und Joseph Kozma, die beide 1765 pensioniert wurden und in den 1730er Jahren als Kanzlisten begonnen hatten.
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VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen
Vorstände der Siebenbürgischen Hofkanzlei (Hofkanzler, Hofvizekanzler und Präsidenten)
1695–1704 1695–1706 1710–1713 1713–1740 1742–1754
1755–1765 1765–1775 1775–1777 1777–1782 1781 1782–1791 1792–1822
Nikolaus Graf Bethlen (Hofkanzler) Samuel Graf Kálnoky (geschäftsführender Vizekanzler) Sigmund Kornis (Vizekanzler) Johann Kászoni (Bornemissza) (Vizekanzler) Ladislaus Graf Gyulaffy (1742 zunächst Vizekanzler, noch im selben Jahr zum Hofkanzler ernannt) Gabriel Graf Bethlen (Hofkanzler) Beaufsichtigung der Siebenbürgischen Hofkanzlei durch die Oberste Justizstelle bzw. die Böhmisch-Österreichische Hofkanzlei Michael Graf Kornis (interimalis praeses) Simon Thaddäus Frhr. von Reischach (Präsident) Georg Graf Bánffy (interimistischer Präsident) vereinigt mit der Ungarischen Hofkanzlei Samuel Graf Teleki (Hofkanzler) Quellenlage und Forschungstand
Das Schicksal des Archivs der Siebenbürgischen Hofkanzlei ist jenem der Ungarischen Hofkanzlei ganz ähnlich (siehe zur Quellenlage Kap. VI.6). Es kam 1872 kurz nach der endgültigen Aufhebung der Kanzlei 1867 von Wien in das Ungarische Staatsarchiv (heute MNL) nach Budapest (vgl. Trócsányi 1973 und 1976, Kosáry 2003 sowie die ältere Darstellung Tagányi 1898b). Die siebenbürgischen Libri regii liegen auch auf DVD vor (Gyulay 2006). Zur Geschichte der fürstlichen Kanzlei im 16. Jahrhundert Pécsi 1938. Die Geschichte der Hofkanzlei ist durch Trócsányi 1980 gut aufgearbeitet; zu den ersten Jahrzehnten der habsburgischen Herrschaft (1690–1740) und zur Entwicklung des Personals vgl. auch Trócsányi 1988a, weiters Trócsányi 1985, 1986 und 1988b. Über die Geschichte der Siebenbürgischen Hofkanzlei in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ist hingegen nur wenig bekannt. Die Hofkanzler listet Fallenbüchl 1988 auf, doch sind einige Korrekturen erforderlich. Biographische Arbeiten liegen – außer zu Brukenthal (Schuller 1969) – nicht vor. Die Geschichte der Amtsgebäude der Siebenbürgischen Hofkanzlei ist teilweise mit jener der Ungarischen Hofkanzlei identisch, diese ist gut erforscht und bearbeitet: Takáts 1906, Mraz (G.) 1994.
8. Die Commissio Neoacquistica Von János Kalmár
8.1. Das „Einrichtungswerk des Königreichs Ungarn“ 1687/88 ließ die Wiener Regierung – als Vorbereitung für die Zeit nach der vollständigen Rückeroberung Ungarns – Pläne zu einer Neuorganisation der betreffenden Landesteile ausarbeiten. Denn dort waren entweder während der etwa hundertfünfzigjährigen osmanischen Herrschaft die früheren Verwaltungsstrukturen völlig zusammengebrochen oder sie waren an sich nicht mehr zeitgemäß. Das betroffene Gebiet war nur spärlich besiedelt, die Wirtschaft lag großteils darnieder, um die sozialen und konfessionellen Verhältnisse war es schlecht bestellt. Um diesen Landesteil wieder in das Königreich Ungarn integrieren zu können, benötigte man klare und präzise, mit den Zielen der Wiener Regierung in Einklang stehende Richtlinien. Sowohl der ungarische Landtag von 1687/88, der das Thronfolgerecht der Habsburger anerkannte, als auch die Magnaten des Landes – unter ihnen der Palatin Paul Esterházy – bestanden auf der Wahrung der Landesverfassung. Diese garantierte in ihren Augen die völlige institutionelle Unabhängigkeit und unterband jede weitere Integration Ungarns in die Habsburgermonarchie. Sie beharrten daher auf den oft überholten, vielfach bis ins Mittelalter zurückgehenden ständischen Privilegien, die jede Modernisierung von Wirtschaft und Gesellschaft hemmten. Das beweisen der vom Palatin 1688 verfasste Einrichtungsplan und dessen ein paar Monate später von einer ungarischen ständischen Kommission überarbeitete und ergänzte Version. Um unter diesen Verhältnissen die gesamtmonarchischen Interessen durchsetzen zu können, beauftragte Leopold I. am 10. Juni 1688 eine der Geheimen Konferenz untergeordnete „Hauptdeputation“, Vorschläge für die künftige Einrichtung der neuerworbenen („neoacquistischen“) Gebiete zu unterbreiten. Den Vorsitz in der Hauptdeputation übernahm der kaiserliche Obersthofmeister Ferdinand Fürst Dietrichstein, die übrigen Mitglieder waren der böhmische Oberstkanzler Franz Ulrich Graf Kinsky, der österreichische Hofkanzler Theodor Althet Heinrich Graf Strattmann, der Hofkammerpräsident Wolfgang Andreas Graf Orsini-Rosenberg und der Vizepräsident des Hofkriegsrates Ernst Rüdiger Graf von Starhemberg. Für die Ausführung der konkreten Arbeiten setzte die Hauptdeputation eine aus sieben Mitgliedern bestehende Subkommission ein, mit deren Leitung der Kaiser am 29. Juli 1688 den Kardinal-Bischof von Raab Leopold Graf Kollonitsch beauftragte. Dieser war zwischen 1671 und 1684 Präsident der Ungarischen Kammer und Mitglied des 1673 von Leopold I. ernannten und 1681 abgeschafften Guberniums gewesen, also jener „Regierung“ Ungarns, die die alte Konstitution systematisch
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VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen
missachtet hatte. Mitglieder der Subkommission waren die Hofkriegsräte Christoph von Dorsch und Franz Joseph Krapf(f ), der auch als Aktuar der Kommission fungierte, der Hofkammervizepräsident Seifried Christoph Graf Breuner, der österreichische Hofvizekanzler Julius Friedrich Graf Buccelleni, der böhmische Vizekanzler Karl Maximilian Graf Thurn, der niederösterreichische Regimentsrat (und ebenfalls Mitglied des ehemaligen Guberniums) Johann Georg von Hoffmann sowie der Hofkammerrat Karl Gottlieb Freiherr von Aichpichl. Diese Subkommission erarbeitete zwischen dem 29. Juli 1688 und dem 15. November 1689 in nicht weniger als 80 Sitzungen unter dem Titel Einrichtungswerk des Königreichs Hungarn ein aus fünf Kapiteln (Justitiarium, Ecclesiasticum, Politicum, Militare und Camerale) bestehendes, etwa 500 Manuskriptseiten umfassendes Elaborat, welches dann in der Hauptkommission bis August 1691 diskutiert und von deren Mitgliedern mit Bemerkungen versehen wurde. Einen mit den Voten des vorgesetzten Gremiums versehenen Auszug (Compendium) des Textes erhielt schließlich auch Leopold I. vorgelegt. Das „Einrichtungswerk“ wurde nie zum offiziellen „Regierungsprogramm“. Einige Räte hielten es für zu mild und viel zu „ungarnfreundlich“, während der einflussreiche General Antonio Graf Caraffa gegen jene Bemerkungen protestierte, mit denen die Ausschreitungen der kaiserlichen Soldateska kritisiert wurden. Infolge der wachsenden politischen Unzufriedenheit in Ungarn und des 1703 ausbrechenden Rákóczi-Aufstands verlor das Einrichtungswerk vorübergehend seine Aktualität. Trotzdem wurden nach 1711 mehrere seiner Anregungen, allerdings ohne ausdrückliche Bezugnahme, verwirklicht.
8.2. Die Gründe für die Errichtung der Commissio Neoacquistica Am Wiener Hof betrachtete man die seit 1683 den Osmanen mit Waffengewalt abgenommenen Gebiete des Königreichs Ungarn als neoacquisitiones, d. h. Neuerwerbungen. Diese durch das fiskalische Interesse (und die Absicht, damit zumindest einen Teil der hohen Kriegskosten zu decken) bestimmte Einordnung gab Anlass zu einer Revision der Besitzverhältnisse auf ehemals türkischem Gebiet. Ein Erlass Leopolds I. vom 9. November 1688 verfügte, dass Grundbesitz auf den nach 1683 dem Osmanischen Reich entrissenen ungarischen Gebieten den alten Besitzern bzw. deren Rechtsnachfolgern nur gegen schriftlichen Nachweis des Besitzrechts sowie eine Ablösesumme des sog. Waffenrechts (ius armorum) im Wert von 10 % des Grundbesitzes zurückzugeben sei. Der ehemalige osmanische Teil Ungarns wurde als Kammergut betrachtet, über welches der König seine Hoheitsrechte auszuüben berechtigt war. Sämtlicher Grundbesitz in den mit Waffengewalt zurückeroberten Gebieten wurde mit allem Zubehör und allen Rechten der Hofkammer in Wien unterstellt. Laut einem Patent des Kaisers vom 11. August 1690 sollten die neoacquistischen Güter aufgeteilt und veräußert werden. Für die Administration der diesbezüglichen Angelegenheiten wurde innerhalb der Hofkammer eine Neoacquistische Kommission (Neoacquistica Commissio) eingerichtet, die ihren Sitz ebenfalls in der kaiserlichen Residenzstadt hatte. Die Grundbesitzer mussten bei der Kommission (persönlich oder durch einen Beauftragten) die ihr Besitzrecht belegenden Urkunden oder beglaubigte Abschriften vorlegen. Die Ungarische Kammer in Pressburg bzw. die mit den Kameralangelegenheiten der neuungarischen Gebiete beauftragte, unmittelbar der Hofkammer unterstellte Ofener Kameraladministration (errichtet
8. Die Commissio Neoacquistica 511
als Cameral-Inspection durch eine am 5. November 1686 erlassene Instruktion, seit 1691 Kameraladministration genannt) sollte die Güter aufgrund einer von ihr ausgearbeiteten Methode bewerten lassen, konskribieren und eine gerechte Steuer in Bargeld vorschreiben. Die Hälfte der Steuer kam der Hofkammer in Wien zu. Der Herrscher behielt sich die Regalien und seine den Verkauf der Güter betreffenden Rechte (ius regium) vor. Die Güter sollten an den Meistbietenden veräußert werden. Diejenigen Besitzer, die ihren Besitz ganz oder teilweise mit den darauf sitzenden Hörigen verkaufen wollten, hatten im Sinn des Patents die dafür zuständige Kommission vorher darüber schriftlich zu informieren. Wer das Gut erwerben wollte, musste die Kaufsumme bar bezahlen können. Es wurde allen, die einen Rechtstitel auf irgendein Gut oder Einkommen auf bzw. von ehemals osmanischem Gebiet anmeldeten, vorgeschrieben, die Beweisdokumente zwischen dem 1. September 1690 und dem 1. März 1691 der Neoacquistischen Kommission vorzulegen. Nur unter dieser Bedingung hatten sie eine Chance, die Güter ihrer Familie aus königlicher Gnade zurückzuerhalten. Diesbezügliche Ansprüche von Bewerbern, die die nötigen Dokumente nicht bis zum 7. März 1691 präsentierten, wurden anfangs für nichtig erklärt. Mit diesen Maßnahmen hätte die Regierung die alten Besitzer in den ab 1683 eroberten Landesteilen nicht nur in der Verwaltung ihrer Güter und der Ausübung ihrer Rechte einschränken, sondern sie hätte deren Güter sogar unter Berufung auf das Recht des Eroberers (iure et titulo neoacquisticae) konfiszieren können. Es war aber unmöglich, den erwähnten Vorschriften zu entsprechen; ein halbes Jahr reichte für die Beweisführung in den meisten Fällen nicht aus. Wahrscheinlich aus diesem Grund musste der Ofener Kameralinspektor und -administrator durch ein herrscherliches Mandat vom 6. Juli 1693 beauftragt werden, eine Namensliste der Grundbesitzer im Zuständigkeitsbereich der Ofener Kameraladministration zusammenzustellen. Zwei weitere, erneut die fiskalischen Rechte betonende Verordnungen (30. August und 9. Dezember 1695) scheinen ebenfalls den „Fehlstart“ zu beweisen. Gleichzeitig wurde auch die Ungarische (Hof-)Kanzlei angewiesen, in keiner neoacquistischen Angelegenheit eine Entscheidung zu treffen. Im nächsten Jahr wurden zwei weitere verschärfte Patente erlassen (30. August und 9. November 1696): Die betroffenen Grundbesitzer mussten der Neoacquistischen Kommission die nötigen Dokumente sofort vorlegen, widrigenfalls die Veräußerung zu exekutieren war.
8.3. Zusammensetzung und Tätigkeit der Kommission Die Commissio Neoacquistica begann ihre eigentliche Tätigkeit mit dem Patent vom 30. August 1696 und arbeitete ohne Unterbrechung bis zum 31. August 1703. Die Hofkammer delegierte – mit Einverständnis des Herrschers – sechs Personen in die Kommission. Mitglieder der Kommission waren die Hofkammerräte Karl Gottlieb Freiherr von Aichpichl, Tullio Miglio Freiherr von Brunnberg, Johann Jakob Theobald von Mayer(n), Johann Georg Hoffmann, Franz Joseph Krapff und – als einziger Ungar – der königlichungarische Hofkanzleirat Baron Johannes Mednyánszky. Außer den Genannten nahmen noch zwei Sekretäre teil. Die Sitzungen wurden gewöhnlich vom Hofkammerpräsidenten, vom ungarischen Hofkanzler oder von einem der Kommissionsmitglieder, manchmal nur vom Hofkammersekretär Rüdiger Goswin von Fürstenbusch geleitet. Die Kommission tagte anfangs vier- bis fünfmal pro Woche (montags, dienstags, donnerstags und freitags,
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VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen
manchmal sogar samstags) – und zwar meistens in voller Besetzung. Zwischen 1700 und 1702 wurden wöchentlich nur noch ein bis zwei Sitzungen abgehalten, später sogar nur noch monatliche. Das Gremium unterbreitete seine Vorschläge und Entscheidungen dem Herrscher, mit dessen Genehmigung diese dann von der Hofkammer ausgefertigt wurden. Letztere teilte durch Hofdekrete die Beschlüsse der Ungarischen Hofkanzlei mit, damit diese weitere Maßnahmen setzen konnte. Die Ungarische Hofkanzlei musste in Besitzangelegenheiten auch die fiskalischen Interessen berücksichtigen. Dem Palatin, von dem man vermutete, dass er in manchen Fällen auf der Seite der Besitzer stehen würde, war es untersagt, in solchen Fragen zu intervenieren. Die Neoacquistische Kommission hatte das Recht, für die Vorlage der Dokumente Aufschub zu gewähren. Die Behörde übersandte die Urkunden zur Prüfung ihrer Authentizität der Anwaltschaft der Heiligen Krone Ungarns (causarum regalium directoratus). Meist war es der Vizedirektor (causarum regalium vicedirector) und nicht der Direktor (causarum regalium director [et sacrae coronae fiscalis]), der die Gültigkeit der Dokumente begutachtete. Nach seiner Stellungnahme, die die Kommission fast immer akzeptierte, wurde der Grundbesitzer vom Resultat der Untersuchungen in Kenntnis gesetzt. War der Betreffende mit der Stellungnahme des Vizedirektors nicht einverstanden, durfte er der Kommission eine Eingabe unterbreiten, welche dann die Sache zur erneuten Überprüfung an den Vizedirektor weiterleitete. Nachdem die Kommission – manchmal erst nach mehreren Protesten der Besitzer – ihre endgültige (in der Regel für die Besitzer nachteilige) Entscheidung getroffen hatte, wies sie die Ofener Kameraladministration an, das besitzrechtlich fragliche und für den Fiskus zu beschlagnahmende Gut in Anwesenheit des Grundbesitzers offiziell ausmessen und konskribieren zu lassen. Die Vorlage der erforderlichen Urkunden gestaltete sich für viele Betroffene sehr schwierig. In der Türkenzeit waren viele Dokumente verloren gegangen; eine beglaubigte Abschrift von einem Glaubwürdigen Ort (locus credibilis) zu bekommen oder gar jene Familien aufzusuchen, die möglicherweise Dokumente über eventuelle Pfandrechte verwahrten, kostete Geld und Zeit; die dafür nötigen Reisen und Aufenthalte waren für die meisten kleinen Grundbesitzer kaum erschwinglich. Die größten Ausgaben verursachte ein Aufenthalt in Wien, und zwar auch dann, wenn man nicht persönlich anreiste, sondern einen Beauftragten in die Hauptstadt schickte. Nach ungarischem Gesetz konnte man durch königliche Donation (donatio regia), durch sog. neue Donation (donatio nova) und durch Donation des Palatins (donatio palatinalis) bzw. durch Ankauf oder durch Hinterlegung (Realhypothek) in den Besitz von Liegenschaften gelangen. Die Gültigkeit der neuen Donationen (alter und rechtmäßiger Besitz, der aber nicht entsprechend dokumentiert werden konnte), der „palatinalen Gaben“ (der Palatin hatte das Recht, mit bis zu 32 Fronhöfen zu belehnen) sowie der Ankäufe und der Realhypotheken wurde am häufigsten bestritten. Sogar das Erbrecht von in Gefangenschaft geratenen Besitzern wurde von der Kommission mit dem Argument in Frage gestellt, dass sie während ihrer Abwesenheit in der Ausübung ihrer Eigentumsrechte verhindert gewesen seien und daher auch keine Erbschaft antreten hätten können. Demnach wäre niemand anderer als die königliche Kammer der rechtmäßige Erbe. Infolge dessen kam es zu zahlreichen Gütersperren bzw. -konfiskationen. Vergeblich suchten viele Betroffene bei der ungarischen königlichen Tafel (tabula regia) Recht, denn auf Anweisung der Hofkammer untersagte die Ungarische Hofkanzlei diesem Gericht, sich mit Angelegenheiten zu befassen, in denen die Wiener Regierung ausschließlich die Neoacquistische Kommission als zuständig anerkannte.
8. Die Commissio Neoacquistica 513
Die Stände des Komitats Pest-Pilis-Solt qualifizierten das Vorgehen der Kommission als beleidigend und gesetzwidrig, ja als der Konstitution Ungarns widersprechend (diese betrachtete ja in allen Landesfragen nur einheimische Behörden als kompetent). Sie nahmen die Entscheidungen und Urteile dieser als unbefugt betrachteten Behörde nicht hin, war doch in ihren Augen die Kommission in derselben Sache gleichzeitig Kläger und Richter. Obwohl also die Commissio Neoacquistica auch ungarische Behörden (die Ungarische Kammer, die Anwaltschaft der Heiligen Krone Ungarns und die Ungarische Hofkanzlei) in ihre Tätigkeit mit einbezog und in ihren Verfahren keinen Unterschied zwischen einfachen Adeligen und Magnaten (inkl. der Naturalisierten oder indigenae) machte, rief sie mit ihrer Tätigkeit in Ungarn verständlicherweise heftige Kritik hervor. Sie veranlasste zahlreiche Adelige, sich dem Rákóczi-Aufstand (1703–1711) anzuschließen. Schon 1706 erklärte der Senat der Aufständischen die Aufhebung des neoacquistischen Rechts zu einer Vorbedingung für eine Aussöhnung mit dem König. Die Kommission beendete am 31. August 1703 ihre Tätigkeit, ohne sich formell aufgelöst zu haben. Dies war aber keineswegs gleichbedeutend mit der Aufgabe der finanziellen Forderungen der Kammer. Gesetzesart. X von 1715, der eine schnellere und wirksamere Abhilfe der diesbezüglichen Klagen bezweckte, hatte die Einrichtung je einer Neoacquistischen Kommission in Pressburg, Kaschau und Agram zur Folge. Die Ofener Kameraladministration wurde 1709 aufgehoben und dieser Schritt durch den Gesetzesart. XVIII von 1715 bestätigt. An ihre Stelle trat bis 1743 ein der Ungarischen Kammer unterstelltes Ofener Kammerinspektorat (cameralis inspectoratus Budensis). Das Essegger (für Slawonien), das Arader und das Szegediner Kammerinspektorat setzten aber ihre Tätigkeit noch bis 1715 im Rahmen der Hofkammer fort. Ab dieser Zeit hatte sich das Ofener Kammerinspektorat um die Ablösezahlungen zu kümmern, die die häufig verschuldeten Adeligen kaum oder gar nicht leisten konnten. Die Hofkammer forderte daher die entsprechenden Summen von den Komitaten, die ihrerseits diesem Ansinnen meist nur durch eine Anleihe entsprechen konnten und das Geld am Ende doch wieder von den Adeligen selbst einzutreiben suchten, in der Regel mit großer Verspätung. Eine Ausnahme bildete die katholische Kirche, die frei von der redemptio iuris armorum war. Auch dem habsburgtreuen Adel und den hohen Staatsbeamten wurden verschiedene Erleichterungen gewährt.
8.4. Die Neoacquistica ab 1718 Mit dem Frieden von Passarowitz (1718) galten der schon 1699 zurückgewonnene Teil Slawoniens, das 1716/17 zurückeroberte Banat von Temeswar, einige Gebietsstreifen nördlich von Theiß und Marosch – in der Zuständigkeit des Szegediner Kammerinspektorats – und das Fürstentum Siebenbürgen mit dem Partium als Neoacquistica. Im April 1719 wurde für die Verwaltung der genannten ungarischen Gebiete sowie für Nordserbien und die cisalutanische Walachei ein „Konsess“ eingerichtet, die Neoacquistische Kommission, die sich aus Vertretern des Hofkriegsrates, der Hofkammer und der Ministerial-Banco-Deputation zusammensetzte. Die Ursprünge dieser Verwaltungskonstruktion reichen bis 1717/18 zurück, als ein Referendar des Hofkriegsrates (Anton Joseph von Öttl), ein Hofkammerrat (Peter Anton Hillebrand Freiherr von Brandau [† 1767]) und ein Referendar der Geheimen Finanzkonferenz (Bernhard Georg von
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VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen
Mikosch) – später kam noch ein Vertreter des Generalkriegskommissariats hinzu – die Neoacquistica zu betreuen begannen. Die Commissio Neoacquistica, der die gemischt kameral-militärischen Landesverwaltungen in den Neoacquistica untergeordnet waren, übernahm Aufgaben der ungarisch-siebenbürgischen Hauptkommission der Hofkammer. Ihre Mitglieder versammelten sich selten, die eigentliche Koordinationsarbeit lag bei einer Subdelegation, die wieder mit Räten des Hofkriegsrates, der Hofkammer, der Universalbankalität und des Generalkriegskommissariats beschickt wurde. Ihre Vorträge gingen an den Hofkriegsrat und die Hofkammer und in wichtigen Fragen weiter an den Kaiser. Den Vorsitz führte in den 1730er Jahren sehr häufig der bereits erwähnte Hillebrand von Brandau. Fallweise wurden auch Vertreter der Ungarischen Hofkanzlei beigezogen. Die Weisungen an die Landesstellen fertigte jeweils jene Hofstelle aus, in deren Zuständigkeit die Materie überwiegend fiel. 1745 trat an die Stelle der Commissio Neoacquistica die Hofdeputation in Transylvanicis, Banaticis et Illyricis. Hillebrand von Brandau wurde Hofkammervizepräsident. Quellenlage und Forschungsstand Die Ausfertigung des Einrichtungswerks ist nicht erhalten. Eine zeitgenössische Kopie für Leopold Kollonitsch (1701) verwahrt die ÖNB. Ein ebenfalls zeitgenössisches, zahlreiche Ergänzungen und Verbesserungen aufweisendes Konzept findet sich im FHKA. Mehrere, wahrscheinlich aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts stammende Abschriften erliegen in verschiedenen ungarischen Archiven und Handschriftensammlungen. Die erste vollständige, mit Anmerkungen versehene Edition des Einrichtungswerks mit den dazu gehörenden Dokumenten und Beilagen, den Konferenzprotokollen und einigen anderen Vorschlägen zeitgenössischer ungarischer Staatsmänner samt ausführlicher Einleitung bietet Kalmár–Varga 2010. Über die Entstehung und Voraussetzungen des Einrichtungswerks informiert Varga (J.) 1991. Die einzige und trotz ihrer Unzulänglichkeiten immer noch unentbehrliche Biographie über Kardinal Kollonitsch ist Maurer (J.) 1887; ebenfalls grundlegend Mayer (Th.) 1911. Wellmann 1965 versucht das Einrichtungswerk in das geistige Milieu des Wiener Kameralismus des 17. Jahrhunderts einzuordnen. Kalmár 1993b untersucht die Meinungen der Geheimen Konferenzminister zum Einrichtungswerk. Zu Kollonitschs angeblichen Germanisierungstendenzen vgl. Benczédi 1987. Der größte Teil der Literatur beschäftigt sich mit dem die Religionssachen betreffenden Kapitel: Adriányi 1986, Bérenger 1998, Hodson 2007, Kalmár 2008. In Iványi 1971 sind das Projekt der ungarischen Magnaten, das sog. Ungarische Einrichtungswerk, und der Vorschlag des Palatins Paul Esterházy publiziert; vgl. auch Iványi 1987. Das wahrscheinlich von Balthasar Patachich (Patačić), Rat der Ungarischen Hofkanzlei, verfasste und durch den Landesrichter Adam Graf Batthyány um 1700/1701 vorgetragene Einrichtungselaborat ist behandelt bei Donáth 1968 und Varga (J.) 2007. Ein ebenfalls zeitgenössischer, Ungarn betreffender italienischer Einrichtungsplan ist in Takáts 1900 publiziert; siehe dazu auch Gherardi 1981. Zum vermutlichen Einfluss dieses Projekts auf die Verwaltungsreformen Josephs II. vgl. Szántay 1997. Mit dem späteren Schicksal und der partiellen Verwirklichung des Einrichtungswerks beschäftigen sich Kónyi 1932, Mraz (H.) 1984 und 1988, Varga (J.) 1992 und 1997, Kalmár 1993a.
8. Die Commissio Neoacquistica 515
Die archivalischen Quellen zur Geschichte der Commissio Neoacquistica befinden sich teilweise im MNL (Ungarische Kammer: Archiv der Ofener Kammeradministration, Commissio Neoacquistica Viennensis, Cameralis Inspectoratus Budensis), teilweise im FHKA (Hoffinanz Ungarn/Vermischte ungarische Gegenstände: Neoacquistica des Karlowitzer und Passarowitzer Friedens, Protokolle der Neoacquistischen Subdelegation). Hinsichtlich der Schwierigkeiten mit den Ablösezahlungen ist reiches Material in den Akten der betreffenden Komitate und in deren Korrespondenz mit den Kammerbehörden zu finden. Einen Kleinbestand zur Commissio Neoacquistica (1719 ff.) verwahrt auch das KA. Ergänzend ist immer die Schriftgutüberlieferung des Hofkriegsrates heranzuziehen. Eine zusammenfassende Bearbeitung der Neoacquistica Commissio liegt nicht vor. Sporadische Informationen enthält der Archivbehelf Nagy–Kiss 1995. Die Literatur konzentriert sich auf die erste, bis 1709 dauernde Phase der Tätigkeit der Kommission: Pálfy 1937, Mezősi 1942; eine Ausnahme ist, zumindest Siebenbürgen betreffend, Trócsányi 1980/81; jüngst für das Komitat Pest-Pilis-Solt (bis 1703) Soós 2008 und 2009. Zum Nachweis des Besitzrechts und zu den Ablösezahlungen ebenso Soós 2008. Zur nova donatio Illés 1941. Im Übrigen hat v. a. die Ofener Kameraladministration die Forschung beschäftig: Tagányi 1897a, 1897b und 1897c, Fallenbüchl 1983, in militärischer Hinsicht Oross 2006, in Bezug auf die Agrarstruktur Várkonyi 1970. Zur Pressburger, Ofener und Kaschauer Kommission Iványi 1974. Eine kurze Darstellung der slawonischen Kameraladministration ist Kiss (E.) 1988.
9. Die Hofkommission (Hofdeputation) in Transylvanicis, Banaticis et Illyricis und die Illyrische Hofkanzlei Von János Kalmár und Michael Hochedlinger
9.1. Die Hofkommission (Hofdeputation) in Transylvanicis, Banaticis et Illyricis 9.1.1. Vorgeschichte Entlang der Grenzflüsse Save, Donau, Theiß und Marosch spielten – speziell seit einer großen Einwanderungswelle im Jahre 1690 – orthodoxe Serben („Raizen“, „Raszianer“) aus dem Osmanischen Reich eine nicht unwesentliche Rolle. Mit serbischen Immigranten wurden ab 1699 neue, dem geänderten Grenzverlauf angepasste Anschlussstücke der Militärgrenze bemannt: die slawonische Militärgrenze und die Theiß-Marosch-Grenze. Das Siedlungsgebiet der Serben war aber kein geschlossenes und beschränkte sich auch nicht auf den Bereich der Militärgrenze. Wichtige Siedlungsinseln reichten bis in die Gegend von Ofen. Wiederholt erneuerte kaiserliche Protektionaldiplome und Nationsprivilegien sicherten dem ausdrücklich als patrimonium Domus Austriae bezeichneten corpus Illyricae Nationis eine nicht territorial, sondern nach dem Personalprinzip definierte Sonderstellung mit Selbstverwaltungsrechten außerhalb der ungarischen Landesverwaltung und außerhalb der Komitatsstruktur sowie freie Religionsausübung unter einem orthodoxen Metropoliten mit Sitz in Karlowitz zu. (NB: Die Verwendung der Adjektiva „illyrisch“ bzw. „illyricus“ ist eine im 17. Jahrhundert aufkommende antikisierende Reminiszenz an die den Westbalkan besiedelnden Illyrer der klassischen Antike, die jetzt aber griechischorthodoxe Südslawen bezeichnete. Zutreffender nannten die Franzosen die 1809 von Österreich abgetretenen Gebiete an der östlichen Adriaküste „Illyrische Provinzen“. Als „Illyrismus“ bezeichnete man das nationale und kulturelle Erwachen der Kroaten ab den 1830er Jahren.) Die extensive Privilegierung der Serben war anfangs wohl nur als tagespolitisch vernünftiges Zugeständnis für vorübergehend auf habsburgisches Territorium geflüchtete Verbündete im Kampf gegen die Osmanen betrachtet worden, entwickelte sich dann aber mit der stabilen Ansiedlung zu einem Dauerproblem für die habsburgische Verwaltung. Die Serben bewährten sich zwar als habsburgtreue, verlässlich anti-ungarische Kraft während des Rákóczi-Aufstandes (1703–1711), jedoch waren auch Tendenzen, einen „Staat im Staat“ zu bilden, nicht zu übersehen. Dies widersprach insbesondere der beginnen-
9. Die Hofkommission (Hofdeputation) in Transylvanicis, Banaticis et Illyricis
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den territorialen und verwaltungstechnischen Wiederherstellung der Länder der Stephanskrone in ihrem traditionellen Umfang. Auch das ehemals osmanisch besetzte nicht-militarisierte Territorium Ungarns (ein Teil Slawoniens, Syrmien sowie das Temeswarer Banat) und das früher selbständige Fürstentum Siebenbürgen waren nach ihrer Rückeroberung ab den 1680er Jahren nicht mehr in das ungarische Verwaltungssystem integriert worden. Sie wurden militärischerseits vom Hofkriegsrat, in wirtschaftlicher Hinsicht von der Hofkammer administriert. Beide Zentralstellen zusammen beschickten die Commissio Neoacquistica. Aus Dankbarkeit für die am Landtag von 1741 zugesagte Unterstützung gegen Preußen bewilligte Maria Theresia zunächst die Wiedereingliederung der mit dem Erwerb des Banats 1718 ohnedies obsolet gewordenen Theiß-Marosch-Grenze sowie der Distrikte von Temes, Syrmien und Unter-Slawonien in die Länder der Stephanskrone (Gesetzesart. XVIII). Obwohl dieses Versprechen vorerst nicht umgesetzt wurde, löste es unter den privilegierten Militärgrenzern beträchtliche Unruhe aus, hätte es sie doch unter die Gerichtsbarkeit der Komitate und die alte grundherrliche Gewalt gezwungen. Nicht minder beunruhigend war der auf Drängen der kroatischen Stände zustande gekommene Art. XXXXIV, der die Güterbesitzfähigkeit in Dalmatien, Kroatien und Slawonien auf Katholiken beschränkte und den griechisch-orthodoxen Metropoliten ihre traditionellen Rechte über Klerus und Volk nahm. Hinzu kamen wiederholte, auch von Wien mitgetragene Bemühungen, die „schismatischen“ Serben der katholischen oder zumindest der griechisch-unierten Kirche zuzuführen. Zwischen 1745 und 1750 verschwand zunächst die Theiß-Marosch-Grenze. Die serbischen Grenzerfamilien übersiedelten zum Teil ins Banat, wo sie eine „Illyrisch-Banater“ Grenzeinheit bildeten, zum Teil aber wanderten sie nach Russland aus („Nova Serbia“, heute Ukraine), das mehr und mehr die für Wien bedrohliche Rolle einer Schutzmacht der Orthodoxie auf dem Balkan übernahm.
9.1.2. Gründung der Hofkommission Schon 1744 erhob der Karlowitzer Nationalkongress der Serben vor diesem Hintergrund Beschwerde und forderte u. a. auch die Errichtung einer serbischen Sonderbehörde, zum Teil mit Erfolg. Maria Theresia selbst hatte noch 1743 die seit Leopold I. erteilten Nationalprivilegien neuerlich bestätigt. Die Serben wollten diese Konfirmation nun feierlich publiziert und auf dem nächsten ungarischen Landtag unter die Gesetze des Königreichs aufgenommen sehen, was die ungarischen und kroatischen Stände ablehnten. Anders als die Ungarische Hofkanzlei unterstützte der Hofkriegsrat die Interessen der orthodoxen Grenzer. Die Hofkammer verhielt sich in diesem innerbürokratischen Konflikt defensiv, lehnte aber eine Erweiterung der serbischen Sonderrechte ab. Mit Handschreiben vom 24. Juli 1745 hob Maria Theresia die Neoacquistische Kommission auf und setzte eine ihr unmittelbar unterstellte Hofkommission unter dem Vorsitz des bisherigen Hofkammerrates Ferdinand Alois Graf Kolowrat ein. Diese Hofkommission in Banaticis, der auch die Temeswarer Landesadministration unterstellt wurde, war mit Ausnahme militärischer Fragen für alle Angelegenheiten des Banats zuständig. Gleichzeitig wurde die Kommission aber auch mit der Bearbeitung der Illyrica, also der „raizischen Nationsangelegenheiten“, betraut. Rasch wurden ihre Kompetenzen auf Slawonien ausgedehnt (Hofkommission in Banaticis et Illyricis) und
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VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen
schließlich durch Handschreiben vom 2. Dezember 1745 auch auf das Oeconomicum und Camerale Siebenbürgens erstreckt. Nicht zu den Kompetenzen der Hofkommission zählte das Münz- und Bergwesen innerhalb ihres territorialen Zuständigkeitsbereichs, das dem gleichnamigen Hofkollegium unter Karl Ferdinand Graf Königsegg-Erps verblieb. Kontributions-, Kommerz-, Verwaltungs- und Religionssachen Siebenbürgens wurden von der Hofkommission im Einvernehmen mit der Siebenbürgischen Hofkanzlei bearbeitet. Diese stark segmentierte Verantwortung führte wiederholt zu Reibungen zwischen den beteiligten Behörden, in „illyrischen“ und siebenbürgischen Angelegenheiten insbesondere mit der Ungarischen bzw. Siebenbürgischen Hofkanzlei, die sich gegen jede Abweichung von ungarischem Recht und Herkommen sträubten. Auch nach der 1751 erfolgten Reintegration Slawoniens in das ungarische Komitatssystem rissen die Auseinandersetzungen mit der Ungarischen Hofkanzlei nicht ab, da für das Kontumaz- und Schmuggelwesen und die Wahrung der raizischen Privilegien weiterhin die Hofkommission zuständig blieb. Erst 1747 erhielt die Hofkommission den Rang eines „independenten Hofmittels“ und nannte sich fortan Hofdeputation in Transylvanicis, Banaticis et Illyricis. 1749 wurde sie mit eigenen Hilfsämtern (Expedit und Buchhalterei) ausgestattet, löste sich also deutlicher von der Hofkammer, in deren Räumen sie aber weiterhin untergebracht blieb.
9.1.3. Fortschreitende Kompetenzauszehrung Nach dem Tod des Grafen Kolowrat 1751 übernahm Graf Königsegg-Erps, Präsident des Hofkollegiums in Münz- und Bergsachen, auch den Vorsitz der „Hofdeputation“. Mit Handschreiben vom 13. September 1751 wanderten die siebenbürgischen Kameralangelegenheiten zum Hofkollegium in Münz- und Bergsachen, die Landesangelegenheiten, das Provinciale, aber zur Siebenbürgischen Hofkanzlei, mit Ausnahme der Religionssachen, der sog. Diaetalia und der Ernennungen auf wichtigere Dienstposten, die Königsegg einer eigenen Ministerialkonferenz in Transylvanicis zu referieren hatte. Aus der Aufgabenreduktion ergab sich eine Namensänderung in Hofdeputation in Banaticis et Illyricis. Die Reibungen zwischen der Deputation und der Ungarischen Hofkanzlei hielten indes an, denn es war beinahe unmöglich, die Landesangelegenheiten der in den ungarischen Komitaten lebenden Griechisch-Orthodoxen (die in die Kompetenz der ungarischen Behörde fielen) von ihren Religionssachen und Privilegien, insbesondere den Bischofswahlen (wofür die Hofdeputation zuständig war), zu trennen. 1753 wurde auf Antrag Königseggs der Kreis der Teilnehmer an den Deputationssitzungen so erweitert, dass außer den ständigen Räten auch noch Vertreter des Directoriums in publicis et cameralibus, des Hofkriegsrates, der Hofkammer (möglichst ein Ungar) und der Ungarischen Hofkanzlei, außerdem der jeweilige Beichtvater der kaiserlichen Familie teilzunehmen hatten. Nach Königseggs Ansicht betrafen die Illyrica (d. h. die Religionssachen und Privilegien aller Griechisch-Orthodoxen und Unierten) eben nicht nur Ungarn, Kroatien und die in diese inkorporierten Kameralherrschaften, sondern auch die Militärgrenze (konkret das Warasdiner und Karlstädter Generalat, die slawonische und die syrmische Grenze) und das Temeswarer Banat. Zeitgleich mit der Betrauung des Grafen Königsegg mit der Leitung der Hofkammer (März 1755) wurden der Hofdeputation die Banatica abgenommen. Die Banater Ange-
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legenheiten (mit Ausnahme des Montanwesens, das nach wie vor dem Hofkollegium in Münz- und Bergsachen zur Bearbeitung blieb) kehrten damit in den Kompetenzbereich der Hofkammer zurück. Auch die 1751 von der Hofdeputation abgetrennten und dem Hofkollegium zugeordneten siebenbürgischen Kameralgefälle ressortierten nun wieder zur Hofkammer (mit Ausnahme des dortigen Montanwesens, das ebenfalls vom Hofkollegium für Münz- und Bergsachen betreut wurde). Damit verblieben der Hofdeputation, an deren Spitze von 1755 bis 1767 Johann Christoph Freiherr von Bartenstein, Vizekanzler des Directoriums in publicis et cameralibus und bisher schon Stellvertreter Königseggs, stand, nur noch die Illyrica. Der Name wurde folgerichtig in Hofdeputation in Illyricis geändert.
9.1.4. Aufhebung Im Dezember 1777 wurde die seit dem Tod Bartensteins unter dem Vorsitz des Hofrats der Ungarischen Hofkanzlei Franz Xaver Freiherrn von Koller stehende Hofdeputation in Illyricis gänzlich aufgehoben. Ihre Kompetenzen teilten sich von nun an der Hofkriegsrat (für den Bereich der Militärgrenze) und die Ungarische Hofkanzlei (für Zivilungarn, zu dem ab 1778 auch wieder das Banat zählte). Dass das „illyrische Problem“ in Wahrheit nicht gelöst war, zeigten im Oktober 1777 von zentralstaatlichen Eingriffen in serbisch-orthodoxe Begräbnisgebräuche ausgelöste Unruhen in Neusatz und Werschetz. Die raizischen Privilegien galten letztlich nur in Glaubensfragen (1770 und wieder 1777 wurden die Kirchensachen erstmals in einem eigenen „Regulament“ geregelt und 1779 durch ein rescriptum declaratorium modifiziert), in allen anderen Punkten waren auch die Serben von ihren Grundherren, der Komitatsoder Stadtverwaltung und in letzter Instanz von der Ungarischen Hofkanzlei abhängig.
9.2. Die Illyrische Hofkanzlei Die kurzfristige Wiedererrichtung einer eigenen Zentralstelle für die Angelegenheiten der „serbischen“ Nation im Jahre 1791 ist im Zusammenhang mit den akuten Nachwehen der josephinischen Reformen in Ungarn und dem harten Ringen zwischen Leo pold II. und den ungarischen Ständen zu sehen. Schon im September 1790 hatte der gegen ungarischen Widerstand bewilligte illyrische Nationalkongress in Temeswar nicht nur eigene Zentral- und Landesbehörden, sondern sogar ein eigenes Territorium gefordert (konkret in Aussicht genommen wurde das Banat), ein Ziel, das erst 1849 bis 1860 kurzfristig erreicht wurde. Ende September 1790 sagte Leopold II. immerhin die Errichtung einer eigenen Hofstelle zu. Diese Bedrohung für Ungarn ließ sich nun zum Besten der Wiener Politik in die Waagschale werfen. In der Tat mäßigten die Ungarn ihre hochgespannten Forderungen. Leopold wurde problemlos zum König gekrönt, sein Bruder Alexander Leopold zum Palatin gewählt. Dennoch hielt der Kaiser den Serben Wort. Mit Handschreiben vom 20. Februar 1791 (Druck: ÖZV II/4, 152f.) wurde dem ungarischen Hofkanzler die Errichtung einer eigenen Illyrischen Hofkanzlei für die Betreuung der serbischen Nationsangele-
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VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen
genheiten, insbesondere für Kirchen- und Schulangelegenheiten, notifiziert und dieser Entschluss mit der generellen Rückkehr zu jenem Verfassungszustand, der unter Maria Theresia bestanden hatte, begründet. An die Spitze der neuen Behörde trat der ehemalige Banus von Kroatien Graf Franz Balassa (1731–1807), der als engagierter Josephiner in Ungarn keinen guten Ruf besaß. Unter ihm arbeiteten drei bis vier Hofräte (darunter der orthodoxe Bischof von Temeswar Peter Petrović), vier Hofsekretäre (unter ihnen der spätere Präsident des Generalrechnungsdirektoriums und Armeeminister Anton von Baldacci), fünf bis sechs Konzipisten und weiteres subalternes Kanzleipersonal. Untergebracht war die Illyrische Hofkanzlei im ehem. Laurenzerkloster am Fleischmarkt. Die erste konstituierende Ratssitzung fand ungeachtet lebhafter ungarischer Proteste am 5. März 1791 statt. Für die Wirksamkeit vor Ort verfügte die Kanzlei natürlich über keine nach unten fortgebildete Behördenstruktur. In kirchlichen Dingen ergingen die Verfügungen daher im Wege des nicht-unierten Episkopats, für die weltlichen Angelegenheiten in Slawonien bestand immerhin eine slawonisch-illyrische Landeskommission in Peterwardein. In Kroatien und dem Banat war der jeweils kommandierende General Ansprechpartner. Schon mit Handschreiben vom 3. Juli 1792 hob Franz II. die Illyrische Hofkanzlei sowie die slawonisch-illyrische Landeskommission wieder auf und übertrug die Aufgaben der Ungarischen Hofkanzlei. Der Hofkriegsrat wurde für den Bereich der Militärgrenze ebenfalls wieder an der Betreuung der Illyrica beteiligt. Zum Ausgleich sollten griechisch-nichtunierte Räte in die Ungarische Hofkanzlei und den Statthaltereirat aufgenommen werden, ein Brauch, der allerdings schon Anfang des 19. Jahrhunderts wieder außer Übung kam. Den orthodoxen Bischöfen gestand man Stimmrecht auf dem ungarischen Landtag zu. Präsidenten der Hofdeputation 1745–1751 1751–1755 1755–1767 1767–1777
Ferdinand Alois Graf Kolowrat Karl Ferdinand Graf Königsegg-Erps Johann Christoph Frhr. von Bartenstein Franz Xaver Frhr. von Koller Illyrischer Hofkanzler
1791–1792
Franz Graf Balassa Quellenlage und Forschungsstand
Die archivalische Überlieferung der Hofdeputation in (Banaticis, Transylvanicis et) Illyricis wurde 1777 der Ungarischen Hofkanzlei übergeben, ebenso 1792 der archivalische Nachlass der kurzlebigen Illyrischen Hofkanzlei. 1947 mussten diese Archivbestände, die Johann Heinrich Schwicker noch im „Ungarischen Landesarchiv“ in Budapest benützt hatte (Schwicker 1880), von Ungarn an Jugoslawien ausgeliefert werden (heute Archiv der Vojvodina, Novi Sad); vgl. Valrabenštajn 1996/97 und 2000. Splitter finden sich im HHStA, Staatskanzlei Provinzen Illyrien (1752–1792). Vgl. auch ebd. Staatenabteilungen Illyrico-Serbica. Viele Illyrica enthielten die 1945 schwer in Mitleidenschaft gezogenen Alten Kabinettsakten im Kabinettsarchiv des HHStA. Ratsprotokolle der Hof-
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deputation 1745–1752 erliegen in den Banater Akten des HKA, Protokolle in Banaticis et Transylvanicis für die 1750er Jahre im Bestand Münz- und Bergwesen („Schreibtischnachlass“ Königsegg-Erps). Splitterüberlieferung findet sich weiters in den Beständen Kamerale Ungarn und Kamerale Siebenbürgen. Stets wird auch die komplementäre Überlieferung von Hofkriegsrat (Wien) und Ungarischer und Siebenbürgischer Hofkanzlei sowie Ungarischer Kammer (Budapest) heranzuziehen sein. Eine spezielle Darstellung der „illyrischen“ Sonderbehörden liegt nicht vor. Grundlegend sind weiterhin die entsprechenden Abschnitte von Friedrich Walter (unter Verwendung heute vernichteter Staatsratsakten) in ÖZV II/1/1, 85–89, 230–238, und ÖZV II/1/2/1, 83–87. In Bezug auf die maria-theresianischen Reformen Walter 1958. Einen kurzen, aber klaren Überblick (fokussiert auf Ungarn) bietet Eckhart 1922. Auf das Banat konzentrieren sich Juhász 1962, Jordan (S.) 1967 und Feneşan 1997. Auf den an Serbien abgetretenen Akten der Deputation und der Hofkanzlei basiert zum Teil Adler (Ph.) 1976/77 (mit weiterer Literatur). Zur Vorgeschichte Langer (J.) 1889 sowie (die neuen Abschnitte der Militärgrenze betreffend) Wessely (K.) 1973 und 1973/74. Die historische Entwicklung der Militärgrenze verfolgt Amstadt 1969 (mit einer Gesamtbibliographie). Für die Situation der in den Kronländern Ungarns lebenden Serben Schwicker 1880, ausführlicher Popović 1959. Vgl. auch die Zusammenfassung bei Arató 1975, für die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zustände der serbischen Militärgrenze Koroknai 1974. Die Serbenprivilegien gesammelt bei Radonić– Kostić 1954; vgl. außerdem Szalay 1861. Tischler 2000 (Diss. 1999) schweigt zur Illyrischen Hofkanzlei wie überhaupt zur Politik der Habsburgermonarchie gegenüber den Serben auf eigenem Staatsgebiet. Dazu im Überblick Vucinich 1967 (mit weiterer Literatur).
10. Die Zentralbehörden für die italienischen Provinzen (1713–1796) Von Carlo Capra
10.1. Von der Giunta d’Italia zum Consejo de España Durch das am 12. September 1703 zwischen den beiden Söhnen des regierenden Kaisers Leopolds I. geschlossene Pactum mutuae successionis wurden dem Erstgeborenen, dem römischen König und damit zukünftigen Kaiser Joseph I. die Erblande der deutschen Linie des Hauses Österreich sowie Ungarn zugesprochen, während der Jüngere, Karl, die spanische Krone mit den Südlichen Niederlanden und den italienischen Nebenländern erhalten sollte. Für Erzherzog Karl, der seit 1705 als Karl III. von Spanien in Barcelona residierte, nahmen daher im Spanischen Erbfolgekrieg (1701–1713/14) kaiserliche Heere unter Prinz Eugen von Savoyen und Feldmarschall Leopold Joseph von Daun Mailand (1706) und Neapel (1707) in Besitz. Zwar sah ein Geheimartikel des Pactum mutuae successionis den Übergang des Reichslehens Mailand an die kaiserliche Linie vor, doch sollte dies durch die Ereignisse bald hinfällig werden. In Barcelona setzte Karl III. zunächst eine Giunta d’Italia ein (1707), die aus dem Neapolitaner Francesco Duca di Moles, dem aus Apulien stammenden, zum Grafen erhobenen Rocco Stella und dem ehemaligen Staatssekretär des Königreichs Navarra, Juan Antonio Romeo y Anderaz, Marqués de Erendazu, bestand. Am 21. September 1709 wurde diese für Italien zuständige „Kommission“ zu einem Consiglio d’Italia aufgewertet, wodurch diese Ratsbehörde, wenngleich in bescheidener Besetzung, zur Rivalin des kontinuierlich seit den Zeiten Philipps II. in Madrid sitzenden Italienischen Rates als zentralem spanisch-habsburgischem, nunmehr bourbonischem Regierungsorgan für die italienischen Nebenländer wurde. Der vorzeitige Tod Josephs I. und die Wahl Erzherzog Karls zum Kaiser beschleunigten die von den Seemächten England und Generalstaaten einerseits, Frankreich andererseits bereits eingeleiteten Friedensverhandlungen. Mit dem Frieden von Utrecht (April 1713) wurde die Aufteilung des spanischen Erbes definitiv vollzogen: Der Bourbone Philipp V. erhielt Spanien und die überseeischen Territorien, Karl VI. die Südlichen Niederlande und die italienischen Nebenländer mit Ausnahme Siziliens, das an Viktor Amadeus II. von Piemont-Savoyen ging und diesem den Königstitel einbrachte. Der neue Kaiser wollte sich allerdings mit den vollendeten Tatsachen nicht abfinden: Nicht nur legte er erst ein Jahr später die Waffen gegen Frankreich nieder (April 1714, Friede von Rastatt), sondern er führte auch bis 1725 den Titel eines spanischen Königs,
10. Die Zentralbehörden für die italienischen Provinzen (1713–1796) 523
während er den effektiv regierenden Philipp V. mit dem Appellativ eines „Herzogs von Anjou“ als Usurpator kennzeichnete. Vor diesem politischen Hintergrund und in Anbetracht der Anhänglichkeit Karls VI. für alles Spanische kann es nicht verwundern, dass die im Dezember 1713 in Wien zur Verwaltung der neugewonnenen italienischen Provinzen geschaffene Behörde Consejo de España benannt wurde. Für den Schriftverkehr zwischen Wien einerseits, Mailand, Neapel und Sardinien andererseits blieben Kastilisch als Amtssprache und der Kanzleistil der spanischen Habsburger verbindlich. Dass zur Verwaltung der aus dem spanischen Erbe stammenden Territorien – nicht nur derjenigen auf italienischem Boden, sondern bis 1717 (Gründung eines gesonderten Conseil Suprême des Pays-Bas autrichiens) auch der Südlichen Niederlande – eine eigene Behörde eingerichtet wurde, hatte neben den bereits genannten noch andere gewichtige Ursachen, die in deren tatsächlicher Bedeutung im Gesamtkomplex der habsburgischen Monarchie zu suchen sind: Nach dem für Österreich vorteilhaften Tausch Sardiniens gegen Sizilien (1720) machte die Bevölkerung der ehemals spanischen Dominien nach Aussage eines piemontesischen Diplomaten insgesamt 8,4 Mio., also mehr als die Hälfte der insgesamt für die Monarchie angenommenen 16,2 Mio. Seelen aus. Mag letztere Ziffer auch etwas zu tief angesetzt sein, so dürfte die erste annähernd stimmen, und sie erklärt hinlänglich, warum über den „spanischen Traum“ – das unerbittliche Festhalten am Anspruch auf das habsburgische Erbe – Karls VI. hinaus neue politische und wirtschaftliche Perspektiven auf Atlantik und Mittelmeer sich eröffnen und wirksam werden konnten. Ebenso erklärt sich dadurch der große Einfluss, den die spanischen und italienischen Berater des Kaisers aus dem Umfeld des Consejo de España – oft im Gegensatz zu der vom Prinzen Eugen und dem Hofkanzler Philipp Ludwig von Sinzendorf angeführten „deutschen Partei“ – auszuüben vermochten. Wie in Barcelona wurde auch in Wien vor der Gründung der eigentlichen Ratsbehörde eine dem Umfang nach beschränkte Giunta d’Italia eingesetzt (Januar 1712). Ihre sechs Mitglieder wurden fast alle in den mit kaiserlicher Entschließung vom 29. Dezember 1713 eingesetzten Spanischen Rat übernommen, allen voran der Präsident, Fray Antonio Folch de Cardona, Erzbischof von Valencia, ein grober und aufbrausender Franziskanermönch, der erst kurz zuvor zu den austriacistas, den spanischen Parteigängern der casa de Austria, gestoßen war. Sein Jahresgehalt war mit 24.000 fl. festgesetzt. 14.000 fl. sollte der Generalschatzmeister (Tesoriere generale) Don Juan Francisco Pacheco, Duque de Uceda, beziehen (der Posten wurde nach dem Tod Pachecos 1718 nicht nachbesetzt) und 8.000 fl. betrug das jährliche Gehalt der Räte sowohl von der Herren- wie von der Gelehrtenbank (Consiglieri di cappa e spada bzw. Reggenti togati). Je zwei in beiden Kategorien entsandten Mailand und Neapel, während Sardinien zwei „Ritter“ und einen Rat in der richterlichen toga zu stellen hatte. Die tatsächliche Zusammensetzung des Rates entsprach allerdings nicht immer dem vorgesehenen Verteilungsschema. Was beim ersten Spanischen Rat (Dezember 1713) ins Auge fällt, ist das absolute Überwiegen der Spanier, und unter diesen der Katalonier: Von den zwölf Mitgliedern (Präsident, Schatzmeister, vier Consiglieri und sechs Reggenti) waren nur vier Italiener, nämlich zwei Neapolitaner (der schon genannte Rocco Stella und Giovanni Battista Ravaschieri), ein Mailänder (Giovanni Battista Modignani) und ein Vertreter Sardiniens (Giovanni Battista Cugia). Alle übrigen Mitglieder des Rates waren iberischer Herkunft. Aus Mailand bzw. Neapel stammten allerdings der Fiskal, Giovanni Battista Belcredi, und dessen Stellvertreter, Alessandro Riccardi. An dieser Charakteristik des Spanischen Rates
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VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen
sollte sich in der Zeit seines Bestehens kaum etwas ändern. Das einzige Mitglied deutscher Zunge war der 1718 ernannte Johann Wilhelm von Sinzendorf, ein Sohn des Hofkanzlers. Beim untergeordneten Personal war die Dominanz der Spanier noch eklatanter: Von den 32 im März 1714 ernannten Offizialen, Kanzleischreibern und Türstehern waren mindestens 21 spanischer Herkunft. Bei den etwa zwanzig als Agenten für den Spanischen Rat anerkannten Personen war das Verhältnis zwischen Spaniern und Italienern etwas ausgeglichener. Ihre Aufgabe war es, als Vertreter der Bittsteller beim Consejo Ansuchen einzureichen und weiter zu verfolgen, wofür behördlich festgesetzte Gebühren zu bezahlen waren. Die Gesamtzahl der Personen, die der Spanische Rat an seinem prächtigen Amtssitz, dem Palais Caprara in der Wallnerstraße, beschäftigte, sagt viel aus über die hervorragende Stellung, die er unter den Wiener Zentralstellen einnahm: ungefähr fünfzig, die sich bis 1736 sogar auf 78 steigerte. Ein anderes Indiz ist die Höhe der ausgezahlten Gehälter, die – bei Berücksichtigung des Dienstgrades – in etwa doppelt so hoch waren wie bei anderen Behörden. In den Augen des Monarchen war diese Großzügigkeit für die Exil-Spanier gerechtfertigt, hatten sie doch aus Treue zu den Habsburgern ihre Heimat und ihr Vermögen zurückgelassen. Das kaiserliche Wohlwollen galt im Übrigen fast in gleichem Maße jenen spanischen Flüchtlingen, die keine Anstellung oder Pension bekamen, ob sie sich nun in Wien oder in einem der ehemals spanischen Territorien Italiens aufhielten. Die dominante Stellung des Spanischen Rates wurde durch die Ernennung des katalanischen Juristen Ramón de Vilana Perlas zum Segretario di Stato e del Dispaccio für die Spanische Monarchie weiter ausgebaut. Der 1710 zum Marqués de Rialp erhobene Vilana Perlas hatte sich seit den Jahren in Barcelona das Vertrauen, ja die Freundschaft des Monarchen erworben und hatte jederzeit ungehinderten Zutritt zu diesem. Nach dem Tod des Favoriten Rocco Stella (1720) und des Erzbischofs von Valencia (1724), dem der farblose und schwache Don José de Silva y Menezes, Marqués de Villasor, Conde de Montesanto, als Präsident des Spanischen Rates nachfolgte (1725), behauptete Rialp unangefochten seine Position im Zentrum eines ausgedehnten Beziehungs- und Klientelnetzes und galt als die führende Persönlichkeit der Behörde. Seinem Einfluss wurde es von vielen Seiten, darunter auch von dem venezianischen Diplomaten Marco Foscarini, zugeschrieben, dass die italienischen Provinzen ab der Mitte der Zwanzigerjahre höchst „unkorrekt und zügellos“ verwaltet wurden. Der 1713 eingesetzte Spanische Rat folgte, was seine Zuständigkeiten und seinen Geschäftsgang betrifft, dem Vorbild des von Philipp II. 1558 eingesetzten Italienischen Rates. Er hatte die consulte (Fachgutachten oder Beschlüsse der intermediären Behörden), die Beschwerde- und Bittschriften entgegenzunehmen, die aus den italienischen Provinzen eintrafen, darüber dem Monarchen Bericht zu erstatten und dabei eine entsprechende Maßnahme vorzuschlagen, sei es ein Antwortschreiben, eine Weisung oder eine Ernennung. Diese Berichte wurden gemeinsam mit der Stellungnahme der Behörde vom Sekretär (Segretario del Dispaccio) dem Herrscher vorgelegt, der seine zumeist dem Vorschlag folgende Entschließung diesem wieder zur Weitergabe an den Rat mitteilte, in dessen Amtsstuben dann die für die einzelnen Provinzen zuständigen Sekretariate die Weisungen (dispacci) ausarbeiteten. Von da ergingen sie dann an den jeweiligen Vizekönig oder Gouverneur. Es war ein umständliches System, das Bestechung und Nepotismus Tür und Tor öffnete und zugleich immer mehr die Entscheidungsfreiheit der höchsten Vertreter des Herrschers vor Ort einschränkte: Alles zielt darauf ab, die Beschlüsse und damit auch den Gewinn nach Wien zu ziehen, beobachtete der venezianische Resident in Mailand, Paolo
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Imberti, am 1. Januar 1716. „Es gibt kaum ein Amt oder einen Posten, die man nicht mit Geld kaufen kann, das man aber bar nach Wien bringen oder schicken muss“, wusste auch der französische Agent Jean-Guillaume (?) Leblond (Le Blond) (31. März 1716). Dadurch erhöhten sich die ohnehin schon beachtlichen 240.000 fl., die die italienischen Untertanen für den Spanischen Rat aufzubringen hatten (die Hälfte war Neapel aufgebürdet, je ein Viertel Mailand und Sardinien, später statt letzterem Sizilien), in beträchtlichem Ausmaß: Da galt es einerseits, die zahlreichen Ernennungen zum unbesoldeten oder besoldeten Reggente onorario zu vergüten, andererseits mit Verehrungen, die in den Geheimen Kammerbeutel des Kaisers oder in die Taschen der Minister flossen, Protektion oder Unterstützung zu erkaufen. Ernennungen, Gnadenakte und die Zuerkennung von Steuerpachten waren heiß begehrt und oft umstritten; meist fiel die Entscheidung so aus, wie es den persönlichen Interessen der in Wien sitzenden Funktionäre am besten entsprach. Zudem griff der Spanische Rat weit über seine Kompetenz für die italienischen Provinzen hinaus, „da er auch für Fragen höchsten Interesses zuständig war [...] Von der gegenüber Philipp V. zu verfolgenden Spanienpolitik zu den Beziehungen zum Papsttum, von den Beziehungen zu den Osmanen und den nordafrikanischen Barbareskenstaaten zur Wirtschaftspolitik und zu den Plänen, eine Kriegs- und Handelsmarine zu gründen, nicht zu vergessen das Verhältnis zu den anderen italienischen Staaten“ (Marcello Verga); mit einem Wort, der Spanische Rat trachtete, die Außenpolitik Karls VI. insgesamt zu beeinflussen, was sich an der Teilnahme seiner höchsten Funktionäre (Folch de Cardona, Stella, Rialp) an den Sitzungen der Geheimen Konferenz ablesen lässt. Wenngleich die österreichische und die italienische Geschichtsschreibung von verschiedenen Ausgangspositionen kamen, so stimmten sie doch in ihrem negativen Urteil über die Tätigkeit des Spanischen Rats weitgehend überein, wenn sie ihn nicht überhaupt völlig außer Acht ließen. Abgesehen von moralisierenden Urteilen und nationalistischen Voreingenommenheiten ist zunächst einmal zu bedenken, dass Korruption und Käuflichkeit aus den Verwaltungsabläufen und der Regierung frühneuzeitlicher Staaten – und nicht nur dieser – kaum wegzudenken sind. Darüber hinaus hat Marcello Verga aufgezeigt, welcher Modernisierungsschub sich der Tatsache verdankt, dass die Entscheidungsfindung nach Wien gezogen wurde und sowohl im Zentrum als auch an der Peripherie mehrheitlich Landfremde die lokalen Eliten an den Spitzen der Verwaltung ablösten. „Mit unnachgiebiger Zähigkeit wurde der Zentralismus auf Kosten des Ansehens der Vizekönige und Statthalter durchgeführt“, kommentierte schon Heinrich Benedikt (Benedikt 1963, 30), dem man sicher keine Sympathie für den Spanischen Rat nachsagen kann. In einigen Fällen und zu bestimmten Zeiten wurden auf diese Weise, ob bewusst oder nicht, Reformen angedacht, die später unter Maria Theresia und Joseph II. realisiert werden sollten. Besonders aussagekräftig ist das Mailänder Beispiel der Giunta regia del censimento, welcher der aus Neapel stammende und bereits in Barcelona als Mitglied des dortigen Italienischen Rats erprobte Vincenzo de Miro vorsaß. Dieser weitgehend mit Spaniern wie Miguel de Esmandia und Marco Marañon besetzten „Königlichen Steuerkommission“ gelang es, in der kurzen Zeitspanne ihrer Tätigkeit von 1718 bis 1733 den Widerstand der einheimischen Eliten weitgehend zu brechen und eine grundlegende Erneuerung in den Kriterien der Steuererhebung herbeizuführen. Damit war zumindest auf fiskalischem Gebiet die Überwindung einer hierarchischen und ständischen Gesellschaftsordnung angedacht. In Neapel verbündete sich die „spanische“ Politik der Wiener Zentrale mit dem ceto togato, der vielleicht am ehesten mit einem Bildungsbürgertum vergleichbaren Juristenkaste, und unterstützte dessen Tätigkeit, die sich hauptsächlich gegen
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Immunitäten und Übergriffe des Klerus richtete. Nicht zuletzt ist hervorzuheben, dass die von Francesca Gallo herausgegebenen Instruktionen für die nach Sizilien entsandten Vizekönige davon Zeugnis ablegen, mit welcher Umsicht der Spanische Rat von Wien aus den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fortschritt der Insel zu lenken versuchte.
10.2. Vom Consiglio d’Italia zum Dipartimento d’Italia (1736–1757) Mit dem Beginn des Polnischen Thronfolgekrieges und der Besetzung Mailands sowie der Königreiche Neapel und Sizilien durch die verbündeten französisch-piemontesischen und spanischen Truppen (1733–1734) kam der legale und weniger legale Geldfluss aus diesen Ländern nach Wien zu einem plötzlichen Stillstand und mit ihm die gesamte Mittelmeerpolitik Karls VI. Der Wiener Präliminarfrieden vom 3. Oktober 1735 sah zwar die Rückkehr der Österreicher nach Mailand vor, die im darauffolgenden Herbst stattfinden konnte, doch war dies mit dem Verlust zweier weiterer Provinzen (Novara und Tortona) an den König von Sardinien verbunden. Vor allem aber gingen Neapel und Sizilien an Don Carlos von Bourbon – der Erwerb von Parma und Piacenza konnte in dieser Situation nur einen schwachen Trost für Karl VI. darstellen. Die gleichzeitig getroffene Vereinbarung über die Nachfolge in der Toskana, wo das Aussterben der Medici zu erwarten war und 1737 tatsächlich eintrat, brachte dem Spanischen Rat keine Erweiterung seines Einflussbereiches in Italien, war doch das Großherzogtum dem Gemahl Maria Theresias, Franz Stephan von Lothringen, als persönliches Herrschaftsgebiet und nicht als Teil der habsburgischen Besitzungen in Italien zugesprochen worden. Nunmehr drastisch geschrumpft, benötigten diese, bestehend aus dem nach Westen verkleinerten Herzogtum Mailand, den Herzogtümern Mantua sowie Parma und Piacenza (letzteres ging im Österreichischen Erbfolgekrieg wieder verloren) keineswegs mehr die bisherige kostenaufwendige zentrale Regierungsstelle. Ein wesentlich schlankerer Consiglio d’Italia ersetzte daher den aufgelösten Spanischen Rat als gemeinsame höchste Behörde für die „Lombardia Austriaca“, wie die verbliebenen Territorien nun genannt wurden. Eine Weisung vom 15. Dezember 1736 regelte Zusammensetzung und Kompetenz dieses Italienischen Rates: ein Präsident, ein Rat aus dem Herrenstand (Consultore di cappa e spada) und fünf von der Gelehrtenbank. Unter den letzteren, den Reggenti togati, sollten drei Einheimische (nazionali) jeweils die Herzogtümer Mailand, Mantua sowie Parma und Piacenza vertreten, denen ein Sekretär für jedes der drei Territorien beigegeben wurde. Nach dem Rücktritt Rialps wurde die Segreteria di Stato e del Dispaccio aufgelöst – und damit auch die Postdirektion für Italien (Direzione delle Poste d’Italia), deren Agenden eine einfache Amtsstelle übernahm. Vom Präsidenten, dem Marqués de Villasor, abwärts kamen die Räte und Sekretäre allerdings mehrheitlich aus dem alten Spanischen Rat, und ausdrücklich wurden dem neuen Organ die „gleichen Regierungsvollmachten, Zuständigkeiten und Vorrechte“ des aufgelösten Vorgängers bestätigt. Mit der Einführung des Italienischen als Amtssprache verabschiedete man sich auch äußerlich vom „spanischen Traum“ Karls VI., doch waren für diesen neuen realistischen Ansatz wohl eher Sparzwänge als ein grundsätzliches politisches und verwaltungstechnisches Umdenken verantwortlich. Der Regierungsantritt Maria Theresias (1740) hatte zunächst keine grundsätzliche Auswirkung auf Zusammensetzung und Arbeit des Italienischen Rates. Unter den durch Todesfälle oder Versetzungen hervorgerufenen personellen Veränderungen war die Be-
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stellung eines neuen Präsidenten in der Person des Portugiesen Emanuel Tellez da Menezes e Castro, Herzog von Silva-Tarouca, besonders folgenreich, der 1750 die Stelle des verstorbenen Villasor übernahm. Silva-Tarouca hatte bereits zehn Jahre zuvor die unter dem Prinzen Eugen erfolgreich eingeschlagene militärische Laufbahn gegen den Vorsitz im Niederländischen Rat eingetauscht und galt als Freund und treuer Ratgeber, ja als „Mentor“ der jungen Herrscherin. Sein Amtsantritt an der Spitze des Italienischen Rats fällt zeitlich mit der ersten großen Reformwelle in der Verwaltung und in der Finanzpolitik der Lombardia Austriaca zusammen, die Gian Luca Pallavicini zuerst als bevollmächtigter Gesandter, dann als Gouverneur zuwege brachte (1750–1753). Man kann jedoch dem Ratspräsidenten und dem neuernannten Reggente für Mantua, Emanuele Lupo Amor de Soria, das Verdienst nicht absprechen, innerhalb des Italienischen Rates Pallavicinis Initiativen voll unterstützt zu haben. Besonders wichtig war dies in Hinblick auf die Wiedereinberufung der Steuerkommission (Seconda Giunta regia), die unter dem Vorsitz des aus der Toskana stammenden Juristen Pompeo Neri in harten Auseinandersetzungen das große Werk der Landesaufnahme als Voraussetzung einer neuen Steuergesetzgebung durchzusetzen hatte. Nach dem Abgang Pallavicinis (1753) kam es zwischen dessen Nachfolger als bevollmächtigtem Minister, Beltrame Cristiani, und Neri zum Streit über das weitere Vorgehen bei der Erstellung des Katasters, was sich auch auf das Verhältnis Cristianis zum Italienischen Rat negativ auswirkte, dem er Langsamkeit und Umständlichkeit in den Geschäften, aber auch Kompetenzüberschreitungen des Sekretärs Mauro Ignazio Valmagini vorwarf. Cristiani konnte sich hingegen nach einem Wienbesuch im Jahre 1753 und dem erfolgreichen Abschluss der Heiratsverhandlungen mit Modena des vollen Vertrauens und der Dankbarkeit Maria Theresias sicher sein. Es gelang ihm in der Folge, die Herrscherin dazu zu überreden, entgegen ihrem eigenen Gefühl den Rücktritt Silva-Taroucas anzunehmen, den dieser aus Ärger über die Kritik am Italienischen Rat angeboten hatte. Die übereinstimmenden Zeugnisse des Obersthofmeisters Johann Josef Fürst Khevenhüller-Metsch und des venezianischen Gesandten Pietro Correr wie auch die Korrespondenz Cristianis mit dem Staatskanzler Kaunitz, seinem Verbündeten und Bewunderer, lassen keinen Zweifel daran, dass auch der nächste Schritt von Cristiani entscheidend beeinflusst war: Während eines neuerlichen ausgedehnten Aufenthalts in Wien (August 1756 bis März 1757) erreichte er die Aufhebung der beiden Ratsbehörden, der italienischen und der niederländischen, deren Aufgaben nunmehr von zwei Abteilungen (Dipartimenti) der Hof- und Staatskanzlei wahrgenommen werden sollten. Dass zwei dem „Außenministerium“ untergeordnete Dienststellen diese Kompetenzen erhielten, war schon damals erstaunlich, sodass die Entschließung vom 31. März 1757 den ungewöhnlichen Schritt mit dem Verweis auf die zahlreichen mit den italienischen und niederländischen Besitzungen verbundenen außenpolitischen Fragen (in Hinsicht auf Frankreich, die Generalstaaten, die anderen italienischen Staaten) und die besondere Situation der mit dem zentralen Länderkomplex geographisch nicht zusammenhängenden peripheren Territorien rechtfertigen musste. In Wahrheit kam diese Lösung zum einen den persönlichen Ambitionen Cristianis entgegen, der sich nunmehr für die lombardischen Angelegenheiten mehr Unabhängigkeit und weniger Verschleppungstaktik erwarten durfte, zum anderen entsprach sie Kaunitz’ Wunsch, in Anbetracht des durch den Ausbruch des Siebenjährigen Krieges prekären politischen und finanziellen Zustands der Monarchie auch in die Innenpolitik „einzutreten“ (Walter 1932b). Unmittelbar kam die neue Lösung jedenfalls dem bevollmächtigten Minister am meisten zugute: In den folgenden 15 Monaten bis zu seinem Tod (2. Juli 1758) schaltete
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und waltete Cristiani in der Lombardei nach seinem Gutdünken, erneuerte den Vertrag mit den Generalpächtern vor dessen Ablaufdatum, schloss einen Handelsvertrag mit dem Heiligen Stuhl, der einem Konkordat ähnliche Geheimartikel über Besteuerung bzw. Exemtion des Klerus enthielt, entließ Pompeo Neri und löste die Katasterkommission auf. Cristiani selbst arbeitete die Richtlinien für das neue Dipartimento d’Italia aus und legte Kaunitz die personellen Entscheidungen nahe; als Sekretär schlug Cristiani den aus Venedig stammenden Luigi Giusti vor, ehedem die rechte Hand Pallavicinis. An die Spitze des Dipartimento wurde der Wallone Adeodat Joseph Philipp du Beyne de Malechamps gestellt, der Legationssekretär während der kurzen diplomatischen Mission Kaunitz’ in Turin gewesen und danach in der Staatskanzlei untergekommen war. Von der blassen Persönlichkeit des neuen Referendars, der wenig Erfahrung in italienischen Dingen hatte, musste Cristiani keine Schwierigkeiten befürchten, wenn er dem Staatskanzler die Konzepte für dessen Berichte an Maria Theresia bereits vorschrieb und sogar die dispacci reali schon unterschriftsreif mitschickte.
10.3. Vom Dipartimento d’Italia zur Italienischen Hofkanzlei (1758–1796) Der frühe Tod Cristianis (3. Juli 1758), auf dessen Stelle der aus Welschtirol stammende Graf Karl Firmian, ein Protegé Kaunitz’, ernannt wurde, und die starke Persönlichkeit Giustis, der Anfang 1762 unter Beibehaltung des Sekretariats auch Du Beynes Position als Referendar des Dipartimento einnahm, waren nicht nur vordergründig Ursache dafür, dass sich der Schwerpunkt der die Lombardei betreffenden Entscheidungsprozesse nach Wien verlagerte. Dahinter stand natürlich auch das Fortdauern des Siebenjährigen Krieges, durch den die habsburgische Staatsmaschine auf eine harte Probe gestellt wurde und einschneidende Maßnahmen in Zentrum und Peripherie sich als unumgänglich erwiesen. So war es Giusti, der mit voller Unterstützung des Staatskanzlers in den Sechzigerjahren für die Lombardei eine neue Welle von Reformen in Gang setzte. Das ging von der Offensive gegen die Privilegien und die Macht der Kirche über die teilweise Entmachtung des Senats zu einer generell gegen die lokalen ständischen Körperschaften und die oligarchischen städtischen Patriziate gerichteten Politik. Diese wurde ergänzt durch die Schaffung neuer Behörden wie des Supremo Consiglio di Economia (einer Art „Superministerium“ für wirtschaftliche Angelegenheiten) und der Deputazione agli Studi (ein „Wissenschaftsrat“ mit Kompetenzen für Schulen und Universitäten) sowie durch die Einrichtung einer gemischten Generalpacht, bei der der Staat als Teilhaber eintrat. In der Zwischenzeit veränderte sich auch das Dipartimento d’Italia; zu Beginn noch Erbe der Struktur und des Personals des Italienischen Rats, nahm es zunehmend den Charakter einer modernen, hierarchisch strukturierten Bürokratie an: „Unter meiner Leitung leistete ein einziger Referendar mit Hilfe eines Sekretärs das, womit sich vorher vier Räte und ein Sekretär beschäftigten“, brüstete sich Kaunitz in einem Vortrag an Maria Theresia vom 30. Juli 1762 (zit. nach Pascher 1965, 33); im Vergleich zu den Zeiten des Italienischen Rats hatten sich die Kosten halbiert, von 59.400 fl. auf 27.600 fl. Der Staatskanzler schlug eine Erhöhung auf 32.700 fl. vor, wofür die von Giusti in seiner Person vereinigten Funktionen des Referendars und des Sekretärs wieder getrennt und einige neue Angestellte statt der alten Beamten und Kanzleischreiber beschäftigt werden sollten,
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da letztere ihren Aufgaben nicht mehr gewachsen seien. Kaunitz’ Vorschläge wurden angenommen, und so wurde am 25. November 1762 eine Neuordnung für die Angestellten des Dipartimento d’Italia (Regolamento stabile per gli individui del Dipartimento d’Italia) erlassen, die nicht nur die Aufgaben der 16 Beamten regelte und die Amtsstunden festsetzte (von neun Uhr bis ein Uhr mittags, und am Nachmittag von sechs bis acht Uhr, wobei der Dienst für den Herrscher grundsätzlich keiner zeitlichen Beschränkung unterlag), sondern auch die Bewahrung des Amtsgeheimnisses und das Verbot privater Korrespondenzen einschärfte. Darüber hinaus wurde betont, dass Beförderungen in Hinkunft einzig vom Verdienst, nicht aber vom Dienstalter abhängen sollten. Mit der Einstellung von Franz Oetgens und Johann Georg Obermayr als direkte Mitarbeiter des Referendars begann man, die alte Garde, die im Wesentlichen noch auf den Spanischen Rat zurückging und mehrheitlich aus von hochgestellten Persönlichkeiten protegierten Spaniern und Italienern bestand, allmählich mit einer neuen Generation von Angestellten zu ersetzen, für deren Auswahl allein die Fähigkeit ausschlaggebend sein sollte, die sie sich nicht zuletzt an den seit Kurzem reformierten Ausbildungsstätten – Schulen und Universitäten – erworben hatten. Obermayer ist dafür ein gutes Fallbeispiel: Zunächst „Bettelstudent“ an der Wiener Universität, trat er als Hauslehrer in den Dienst Don Gaetano Salernos, eines hohen Funktionärs zunächst des Italienischen Rats, dann des Dipartimento d’Italia. Aufgrund seiner Sprachkenntnisse wurde ihm bald von seinem Dienstherrn die Konzipierung der in seine Kompetenzen fallenden dispacci anvertraut. Kaunitz, der davon erfuhr, ließ den jungen Obermayer zu sich rufen, legte ihm einige „Prüfungs“-Fragen vor und stellte ihn daraufhin als Kanzlisten im Dipartimento ein. Dort machte Obermayer Karriere und erreichte schließlich in den Neunzigerjahren den Grad eines Oberoffizials (Ufficiale maggiore), den Salerno, sein ehemaliger Dienstgeber, innegehabt hatte. Aufsehen erregte er nicht zuletzt durch das Aufzeigen skandalöser Unterschleife im Monte S. Teresa, der staatlichen Pfandleihanstalt in Mailand. Ein anderer Vertreter dieser neuen Beamtengeneration war Pietro Paolo Giusti: Der Sohn Luigi Giustis arbeitete nach Beendigung der Universitätsstudien zunächst als Sekretär Seite an Seite mit dem Vater, bis er nach Mailand geschickt wurde, um sich mit den lombardischen Angelegenheiten noch besser vertraut zu machen. Vermutlich wollte der Vater ihn zu seinem Nachfolger aufbauen, was durch Luigis frühen Tod im Mai 1766 verhindert wurde. Überhaupt zeichnete sich mit dem zeitgleich erfolgten Tod des Referendars am Niederländischen Departement, Friedrich Wilhelm Dorn, und mit Kaunitz’ Rücktrittsdrohung eine Krise in dem 1757 geschaffenen System ab. Freilich konnte Maria Theresia den Kanzler von seiner Absicht abbringen, und an die Stelle der zwei verstorbenen Referendare traten Männer, auf die sich der Staatskanzler voll verlassen konnte, aber nun nicht mehr mit dem Amtstitel Referendar, sondern dem eines Hofrates (Consigliere aulico): der Tiroler Joseph Sperges (Spergs), bis dahin Archivar des Dipartimento d’Italia, und für die Österreichischen Niederlande der Sachse August von Lederer. Die Aufsicht über das Personal der beiden Dipartimenti hatte mit Johann Anton Pergen, dem zukünftigen Polizeiminister, ein weiterer Vertrauensmann Kaunitz’ inne. Am 20. Oktober 1766 legte Kaunitz der Kaiserin eine weitere Neuordnung der zur Staatskanzlei gehörigen Amtsstellen vor: Der auf zwanzig Personen festgelegte Stab des Dipartimento d’Italia sollte neben Sperges einen Hofsekretär (Pietro Paolo Giusti), einen Oberoffizial (Gaetano Salerno), zwei weitere Sekretäre (Angelo de Medina und Gaetano Balbi), einen Rechnungsbeamten (Ragionato, Oetgens), sieben ordentliche Beamte, davon
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einen supernumerario, einen Kassier und einen Kassaoffizial, einen Archivar, zwei Türhüter, einen Kanzleigehilfen (Rollista) und einen Diener umfassen. Die Nachfolge von Pietro Paolo Giusti, welcher mit anderen Aufgaben betraut worden war, trat auf Empfehlung Pietro Verris 1770 Luigi Lambertenghi, ein junger Mitarbeiter der Zeitschrift Il Caffè, an, wodurch die notwendige Sachkenntnis in lombardischen Betreffen gesichert wurde; ein anderer Freund Verris, Ilario Corte, hatte zu eben dieser Zeit in eineinhalbjähriger harter Arbeit das Archiv des Dipartimento neu geordnet. Verri ist es auch, der uns eine genaue Beschreibung vom Funktionieren, ja vom Aktenlauf innerhalb des Dipartimento d’Italia hinterlassen hat, wofür er sich durch einen langen Wienaufenthalt zwischen Mai und September 1771 die nötige Einsicht verschafft hatte – ein Aufenthalt, bei dem er mit Sperges, Firmian und anderen hohe Funktionären über notwendige Änderungen in Verwaltung und Regierung der Lombardei diskutiert hatte (zit. nach Greppi 1910–1942, Bd. 4, 322f.): „Die Kaiserin kümmert sich kaum um die Mailänder Dinge, es sei denn, dass sie manchmal jemanden, dem sie ihr Wohlwollen erzeigen möchte, dort unterbringen will. Ansonsten richtet sie sich nach den Ansichten des Fürsten Kaunitz. Diese werden immer schriftlich fixiert, und das nennt man ‚Berichte‘; die rapporti werden immer vom Fürsten unterschrieben, verfasst sind sie aber von den Beamten des Dipartimento, das von Sperges geleitet wird. Dorthin gehen alle Briefe und dispacci, die von der Post für Fürst Kaunitz gebracht werden. Dort werden sie auch alle geöffnet und gelesen, und um dem Fürsten dieses langweilige Geschäft zu ersparen, wird von jedem Brief ein Resümee in einigen wenigen Worten angefertigt. An Posttagen werden auf einem Doppelblatt vorne die Resümees aller Briefe zusammengeschrieben und auf dem nächsten die Zusammenfassungen der Antworten. Dazwischen legt man die eingegangene Post und diejenige, die der Fürst unterschreiben soll. Er lässt sich vorlesen, was auf dem Blatt steht, und normalerweise unterschreibt er dann die vorbereiteten Briefe.“ Tatsächlich ließ der Staatskanzler in den italienischen Angelegenheiten, die er während des Strümpfe- und Schuhanziehens zu regeln behauptete, den Referendaren und Sekretären weitgehend freie Hand. So konnte Verri auch anmerken, dass „der erste, der anschaffte, Du Beyne, danach Giusti und später Sperges“ war: „Jeder Wechsel in diesem Amt war wie der Regierungsbeginn eines neuen Herrschers.“ Verglichen mit Giustis Amtszeit, brachte die lange „Herrschaft“ von Sperges eine gewisse Entspannung im Verhältnis zum Mailänder Patriziat, war sie doch in erster Linie auf das Verhältnis zur Kirche und auf die Reformen im Unterrichts- und Fürsorgewesen konzentriert. Gleichwohl darf man Verris Worte nicht dahingehend auslegen, dass die Entscheidungen gänzlich Sperges und seinen Mitarbeitern überlassen wurden. Besonders nach dem Aufenthalt Josephs II. in Mailand (1769) und nach der Übernahme der Statthalterschaft durch Erzherzog Ferdinand (1771) wurde das Zusammenspiel der verschiedenen Kräfte, die auf die habsburgische Politik in der Lombardei Einfluss ausübten oder auszuüben versuchten, zusehends komplexer; auch die Mitglieder einzelner Behörden in Mailand, und nicht nur der Statthalter oder der bevollmächtigte Minister, waren im Stande, je nach persönlicher Meinung den Beschluss oder die Durchführung bestimmter Maßnahmen zu befördern oder zu behindern. Die Thronbesteigung Josephs II. konzentrierte schließlich alles in der Hand des Kaisers und wies sowohl der Mailänder Regierung wie dem Dipartimento d’Italia, ja selbst dem Staatskanzler Kaunitz eine reduzierte Rolle zu. Die Reaktion Leopolds II. (1790–1792) auf den josephinischen „Despotismus“ und die feste Absicht des neuen Herrschers, den lokalen Eliten wieder mehr Stimme zu geben,
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wirkten sich auch in einer Reform aus, die das bisherige Zusammenlaufen aller Entscheidungsprozesse beim Dipartimento aushebeln sollte. Mit Weisung vom 11. August 1791 bestimmte der Kaiser, dass in Zukunft alle lombardischen Angelegenheiten von einer Kommission unter dem Vorsitz des Referendars behandelt werden sollten. Die Herzogtümer Mailand und Mantua sollten je einen Vertreter in diese Giunta d’Italia entsenden, die durch zwei vom Herrscher ernannte Konsultoren ergänzt wurde. Sperges erlebte das Inkrafttreten dieser Neuordnung nicht mehr, da er am 17. November 1791 verstarb. Sein aus Triest gebürtiger Nachfolger Leopoldo Giuliani konnte weder die Erfahrung noch das Prestige, das der bejahrte Tiroler genossen hatte, in sein Amt einbringen. Zudem veränderte sich zusehends das politische Klima durch den Tod Leopolds II., den Beginn des Krieges gegen Frankreich und das definitive Ende einer vom Reformwillen geprägten Epoche. Die Giunta d’Italia wurde eigentlich nie wirklich handlungsfähig, wobei zum Widerstand des Dipartimento d’Italia gegenüber den aus Italien entsandten Personen jener der Entourage des neuen Kaisers, des jungen Franz II., kam, die grundsätzlich der Idee einer repräsentativen Deputation feindselig gegenüber stand. So kann es nicht erstaunen, dass auf die nach dem Rückzug des greisen Staatskanzlers erfolgte Amtsübernahme Franz de Paula von Thuguts (1736–1818) als Außenminister unmittelbar die Ausgliederung des Dipartimento aus der Staatskanzlei folgte. Dessen Geschäfte wurden nunmehr von einer 1793 eingesetzten Italienischen Hofkanzlei wahrgenommen, an deren Spitze der ehemalige Staatsvizekanzler Philipp Cobenzl stand. Während die parallel dazu für die Österreichischen Niederlande gegründete Behörde bereits 1795 abgeschafft wurde, konnte sich die Italienische Hofkanzlei unter der Leitung Cobenzls bis 1799 halten. Aber die Tage der österreichischen Herrschaft in der Lombardei waren gezählt, wenn sie auch später in veränderter Form wiedererstehen sollte. Präsidenten des Spanischen (bis 1736) bzw. Italienischen Rates
1713–1724 1726–1736/50 1750–1757
Fray Antonio Folch de Cardona, Erzbischof von Valencia Don José de Silva y Menezes, Marqués de Villasor, Conde de Montesanto Emanuel Tellez da Menezes e Castro, Herzog von Silva-Tarouca Italienischer Hofkanzler
1793–1799
Philipp Graf Cobenzl Quellenlage und Forschungsstand
Zentrale Quellengrundlage ist der im HHStA verwahrte Bestand Italien – Spanischer Rat mit seinen Teilbeständen (Spanischer Rat, Italienischer Rat, Dipartimento d’Italia, Italienische Hofkanzlei, Vorträge der spanisch-italienischen Zentralbehörden, Lombardei Korrespondenz, Lombardei Collectanea, Mantua, Neapel, Sizilien). Vgl. dazu den entsprechenden Abschnitt im Gesamtinventar des HHStA (Mayr 1938). Umfangreiches Quellenmaterial verwahren auch das HKA (Akten des Italienischen Departements) und die Handschriftensammlung der ÖNB. Unter den italienischen Staatsarchiven sind für unser Thema an erster Stelle jene in Neapel, Mailand (AS Milano und ASC) und in Venedig zu nennen.
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VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen
Die gedruckten Quellen (Dekrete und Erlässe, Hof- und Staatskalender, Biographien und Autobiographien, diplomatische Berichte, Briefwechsel etc.) sind zu zahlreich, um einzeln angeführt zu werden. Exemplarisch kann auf die Berichte der venezianischen Botschafter (Arneth [A.] 1863), auf die 1735 abgefasste Storia arcana des Venezianers Marco Foscarini (Foscarini 1843) und auf die Autobiographie Pietro Giannones verwiesen werden, die die unmittelbaren Erfahrungen des Autors mit dem Spanischen Rat wiedergibt (Giannone 1960); wichtige Informationen zur Geschichte der Behörde und ihres Personals enthalten auch die entsprechenden Bände des Tagebuchs des Obersthofmeisters Fürsten Johann Josef Khevenhüller-Metsch (Khevenhüller-Metsch 1742– 1776/1780) oder die Biographie, die die Tochter eines Beamten im Dipartimento d’Italia dem Andenken ihres Vaters widmete (Weckbecker 1929). Ebenso finden sich zahlreiche interessante Informationen und Urteile in der Korrespondenz zwischen Pietro und Alessandro Verri (Greppi 1910–1942; diese ältere Edition endet mit September 1782, für die Jahre 1782–1797 vgl. die moderne Ausgabe Rosini 2008, Di Renzo Villata 2012). In allen der Österreichischen Monarchie in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts gewidmeten historischen Überblickswerken wird mehr oder weniger ausführlich über den Höchsten Spanischen Rat gehandelt wie z. B. in Redlich (O.) 1962 und Mikoletzky (H.) 1967. Die Probleme der Beziehungen zu den habsburgischen Besitzungen in Italien hat Auer (L.) 1978 besonders klar analysiert. Karl VI. ist biographisch wenig behandelt, doch sind die spanische Zeit und die Probleme des spanischen Erbes bei León Sanz 2003 gut aufgearbeitet. Eine brauchbare Übersicht über die habsburgische Herrschaft in Italien und die dafür zuständigen zentralen Verwaltungsorgane bei Benedikt 1964, zusammenfassend auch Wandruszka 1963. Speziell zum Spanischen Rat bleibt Reitter 1964 grundlegend. Unter den italienischsprachigen Studien sind besonders Verga 1985 und 1995 hervorzuheben. Die Karrieren einiger Funktionäre des Spanischen und später des Italienischen Rates sind untersucht bei Garms-Cornides 1999. Die einzelnen habsburgischen Territorien in Italien gewidmeten Arbeiten befassen sich natürlich auch mit dem Spanischen Rat, seinem Wirken und seiner Beurteilung sowie mit dem Nachfolgeorgan, dem Italienischen Rat: für Mailand und Mantua Capra 1984; für das Königreich Neapel Benedikt 1927, Di Vittorio 1969/73, Ricuperati 1970 und 1972, Garms-Cornides 1993; zu Sizilien mit einer Edition der Instruktionen für die Vizekönige Gallo 1993. Zum Italienischen Rat liegen keine spezifischen Untersuchungen vor, doch hat sein zweiter Präsident, Silva-Tarouca, dank seines Nahverhältnisses zu Maria Theresia und auch dank seiner zweiten Funktion als Generalhofbaudirektor (1744–1749/50), das Interesse der Historiker auf sich gezogen. Ihm ist ein Kapitel in Walter 1959 gewidmet sowie eine von einem Nachfahren verfasste Biographie: Silva-Tarouca 1960. Vgl. auch Höfler 1992 und die auf Berichten Taroucas an die Kaiserin basierende Studie Benedik–Garms 2005. Besser steht es um die Erforschung der Anfänge des Dipartimento d’Italia und dessen Unterstellung unter Staatskanzler Kaunitz. Hier muss natürlich auf die Monographie Szabo (F.) 1994 verwiesen werden. Franz A. J. Szabo ist zusammen mit Grete Klingenstein auch für den anlässlich des 200. Todestags des Staatskanzlers erschienenen Sammelband verantwortlich: Klingenstein–Szabo 1996, in dem sich ein speziell dem Verhältnis Kaunitz’ zur Lombardia Austriaca gewidmeter Beitrag befindet (Capra 1996). Zu Entwicklung, Struktur und Personal des Dipartimento Capra 1982b und Scharrer 1995. Zu seinem zweiten Leiter Sperges Lentze 1952, Pascher 1965
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sowie Garms-Cornides 1970. Dem Sohn Luigi Giustis und Hofsekretär im Dipartimento, Pietro Paolo Giusti, der auch in diplomatischer Mission in Spanien tätig war, gilt Gallotti 1988–1989; zu dessen Nachfolger in Wien, Luigi Lambertenghi, vgl. Capra 1989. Zu den Reformen Leopolds II. und zu den letzten Jahren des Dipartimento muss natürlich auch auf den „Klassiker“ Wandruszka 1963/65 verwiesen werden, dazu einige neue Aspekte bei Riva 2003. Aus dem Italienischen übersetzt von Elisabeth Garms-Cornides
11. Die Wiener Behörden für die Verwaltung der Österreichischen Niederlande Von Renate Zedinger
11.1. Das spanische Erbe Die bei der Teilung des spanischen Erbes in den Friedensschlüssen von Utrecht, Rastatt und Baden 1713/14 an das Haus Habsburg gefallenen zehn südniederländischen Provinzen, nunmehr Österreichische Niederlande genannt, umfassten in etwa den Raum des heutigen Belgien und Luxemburg unter Ausschluss des Reichsfürstbistums Lüttich. Im Einzelnen handelte es sich um die Herzogtümer Brabant, Geldern, Limburg und Luxemburg, die Grafschaften Flandern, Hennegau und Namur sowie die Herrschaften Mecheln, Tournai und Tournai-Tournaisis – zehn Provinzen mit eigenen Privilegien und Gesetzen, deren Einhaltung der Landesherr im Rahmen der Inaugurationszeremonien jeweils geloben musste. Die Kontrolle der zugesicherten Rechte oblag dem Rat von Brabant (Conseil de Brabant), somit den Adeligen der einflussreichsten Provinz. Die Verwaltung im Land konnte nach dem Muster der spanischen Zeit weiterarbeiten. Der Statthalter (Gouverneur général) repräsentierte den Landesherrn vor Ort; gemäß der im Vertrag von Arras (1579) getroffenen Vereinbarung sollte dies ein Mitglied des Königshauses sein. Den Statthaltern wurde ein bevollmächtigter Minister (Ministre plénipotentiaire) bzw. Obersthofmeister (Grand maître) als Leiter der Kanzlei zur Seite gestellt. Kollateralräte (Conseils Collatéraux) unterstützten den Statthalter bei der Ausübung der Regierungsgeschäfte: Staatsrat (Conseil d’État), Geheimer Rat (Conseil privé) und Finanzrat (Conseil des finances). Der fernab residierende Landesherr selbst verfolgte das politische Geschehen anhand der Berichte, die der Statthalter den Zentralbehörden übermittelte.
11.2. Die „Spanischen Behörden“ in Wien Wie seinerzeit in Madrid mussten nun auch in Wien oberste Behörden für die Verwaltung der ehemals spanischen Nebenländer eingesetzt werden. Die beiden sog. Spanischen Behörden waren bis zur Gründung des Höchsten Rates der Niederlande, also zwischen 1711 und 1717, auch für die niederländischen Angelegenheiten zuständig. Bereits im Oktober 1711 wurde in Wien eine Kanzlei mit Sitz im Palais Caprara (Wallnerstraße) geschaffen, die schon in ihrer Bezeichnung den habsburgischen Anspruch auf die gesamte Spanische Monarchie zum Ausdruck brachte: Secretaria de Estado y de
11. Die Wiener Behörden für die Verwaltung der Österreichischen Niederlande 535
Despacho por la Monarquía de España. Sie vermittelte den Geschäftsverkehr zwischen den ehemals spanischen Provinzen und dem neuen Landesherrn. Amtssprache war weiterhin Spanisch. An der Spitze der Secretaria stand zunächst Don Juan Antonio Romeo y Anderaz, Marqués de Erendazu, dann ab Dezember 1713 Don Ramón de Vilana Perlas, Marqués de Rialp. Der Staatssekretär wurde von fünf Offizialen unterstützt. Mit kaiserlichem Dekret vom 29. Dezember 1713 wurde als oberste Verwaltungsbehörde für sämtliche italienischen und belgischen Provinzen der Supremo Consejo de España (Höchster Spanischer Rat) geschaffen. Auch hier blieb Spanisch Amtssprache. Erster Präsident wurde Fray Antonio Folch de Cardona, Erzbischof von Valencia, mit einem Jahresgehalt von mehr als 30.000 fl. Ihm unterstand eine Vielzahl von Sekretären, Kanzlisten und Offizialen. Der Consejo teilte sich mit dem Spanischen Staatssekretariat das Palais Caprara in der Wallnerstraße. Die aus Brüssel einlangenden Berichte erhielt trotzdem zuerst die Secretaria, die sich durch das diplomatische Geschick des Marqués de Rialp und das in ihn gesetzte Vertrauen sehr schnell zur Drehscheibe des gesamten kaiserlichen Schriftverkehrs entwickelte. Die Secretaria war an die Person des Marqués de Rialp gebunden. Als dieser 1736 aus Altersgründen aus dem Amt schied, wurde sie aufgelassen und die Korrespondenz von den jeweiligen Behörden erledigt. Statthalter in den Österreichischen Niederlanden war seit 1716 Prinz Eugen von Savoyen, der sich durch den bevollmächtigten Minister Marchese Ercole de Prié in Brüssel vertreten ließ. Eugens besonderes Anliegen war es nun, die Verwaltung der Österreichischen Niederlande aus dem Einflussbereich der spanischen Emigranten zu lösen.
11.3. Der Höchste Rat der Niederlande (1717–1757) Mit der Gründung des Höchsten Rats der Niederlande am 1. April 1717 gab Karl VI. dem Drängen Prinz Eugens nach und griff auf die bewährten Strukturen der spanischen Habsburger zurück. Die Behörde trug in ihrer Anfangsphase verschiedene Bezeichnungen, die gleichbedeutend verwendet wurden: Höchster Rat von Flandern, Höchster Flandrischer Rat, Höchster Rat der Niederlande. Mit dem Beginn der Statthalterschaft des Prinzen Karl Alexander von Lothringen (1744–1780) setzte sich schließlich das Französische als Kanzleisprache durch und damit auch die Bezeichnung Conseil Suprême des Pays-Bas autrichiens. Zum ersten Präsidenten wurde José Folch Fürst Cardona (1651– 1729), berufen. Dieser hatte sich schon früh auf die Seite Habsburgs gestellt und mit Karl die spanische Heimat verlassen. Der Kaiser vergalt ihm die Treue mit dem gut dotierten Posten des Präsidenten des Höchsten Rates und verlieh ihm 1721 den Titel eines Grande de España. Da sich Karl VI. bis an sein Lebensende als rechtmäßiger Erbe der spanischen Königreiche fühlte, entsprach es durchaus seinem Selbstverständnis, an die Spitze der Behörde für die Verwaltung der Österreichischen Niederlande, die er immer noch als Teil der Monarchia Hispanica ansah, einen Präsidenten spanischer Herkunft zu stellen. Der Höchste Rat der Niederlande umfasste rund zehn Personen: vier Räte, von denen zwei aus den belgischen Provinzen stammen sollten, dazu je nach Bedarf vier bis sechs Sekretäre und Kanzlisten. Für ihre Besoldung stellte der Kaiser jährlich insgesamt 80.000 fl. zur Verfügung.
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VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen
Die Ratsmitglieder versammelten sich zweimal täglich (ebenfalls im Palais Caprara), um Justiz-, Polizei- und Religionsangelegenheiten zu behandeln und um über die vorgeschlagenen Postenbesetzungen und Standeserhöhungen zu gutachten. Mit der Ernennung Erzherzogin Maria Elisabeths, der Schwester Karls VI., zur Statthalterin in Brüssel (1725) wurde in guter spanischer Tradition wieder ein Mitglied des Erzhauses zur Repräsentantin der Zentralgewalt. Damit setzte auch eine regelmäßige Berichterstattung nach Wien ein. Mit Ausnahme von außenpolitischen und militärischen Angelegenheiten war der Höchste Rat der Niederlande nun mit allen Bereichen befasst, die die Verwaltung der Österreichischen Niederlande betrafen. Mit dem Herrschaftsantritt Maria Theresias 1740 vollzog sich auch im Höchsten Rat ein Generationenwechsel: Juan Antonio de Baxador (Boxador), Visconde de Roccaberti, Conde de Savalla, der langjährige Präsident des Höchsten Rates, bat um Pensionierung. Seine Nachfolge trat Ende 1740 Emanuel Tellez da Menezes e Castro, Herzog von SilvaTarouca, an. Statthalter in Brüssel wurde, gemeinsam mit seiner Gemahlin Erzherzogin Maria Anna, der Schwester Maria Theresias, Karl Alexander von Lothringen. Die Berufung in den Conseil Suprême nach Wien war begehrt, nicht nur wegen der guten Bezahlung; belgische Beamte erhielten nach ihrer Rückkehr in die Heimat zumeist gute Positionen. Die Eigenständigkeit und Wichtigkeit der belgischen Behörde sollte auch durch ein neues Gebäude sichtbar werden, der Conseil Suprême mit seinem Präsidenten Silva-Tarouca residierte nunmehr in einem Palais auf der Bastei, dem Vorgängerbau der Albertina. Die Diensteinteilung sah als einzig freien Tag der Woche den Donnerstag vor, die Erledigung der Geschäftskorrespondenz richtete sich nach den Tagen, an denen die Kuriere ankamen bzw. abgefertigt wurden (Mittwoch und Samstag). Weiterhin lief die gesamte die Österreichischen Niederlande betreffende Korrespondenz (und damit auch der Prozess der Entscheidungsfindung) über den Conseil Suprême. Die Staatskanzlei wurde über die niederländischen Angelegenheiten lediglich informiert. Die gleichzeitige Ernennung des Grafen Wenzel Anton Kaunitz zum Hof- und Staatskanzler und des Grafen Johann Karl Philipp Cobenzl zum Bevollmächtigten Minister in Brüssel (Mai 1753) hatte weitreichende Folgen. Kaunitz erkannte die Bedeutung der Österreichischen Niederlande als Drehscheibe der europäischen Politik und war daher bestrebt, die Verwaltung der belgischen Provinzen unter seine Kontrolle zu bringen. Dem Höchsten Rat der Niederlande gelang es trotz verzweifelter Bemühungen nicht, seine Eigenständigkeit gegenüber der Hof- und Staatskanzlei zu behaupten. Die Abkehr von den traditionellen Bündnispartnern, den Seemächten, und die Allianz mit Frankreich am 1. Mai 1756 verstärkten die Spannungen. Die belgischen Stände fühlten sich in ihren nationalen Gefühlen verletzt. Mit Beginn des Siebenjährigen Krieges stellte Kaunitz die Österreichischen Niederlande und deren Stände als Unsicherheitsfaktor dar. Er forderte von Maria Theresia verstärkten Einfluss auf die belgischen Angelegenheiten und damit die Auflösung des Höchsten Rates der Niederlande. Nicht ganz vier Jahre hatte Kaunitz benötigt, um die gewünschte Neuordnung der Verwaltung durchzusetzen.
11. Die Wiener Behörden für die Verwaltung der Österreichischen Niederlande 537
11.4. Das Niederländische Departement (1757–1793) Mit 1. April 1757 wurden die bisher vom Höchsten Rat der Niederlande behandelten Angelegenheiten in den Kompetenzbereich der Hof- und Staatskanzlei eingegliedert und dort von einem eigenen Niederländischen Departement betreut. Mit der Eingliederung wollte Kaunitz auch das nationale Element, also die in Wien tätigen belgischen Juristen, zurückdrängen. Mit der Leitung der Abteilung betraute er Hofrat Johann Jakob von Dorn, den Kaunitz als zuverlässigen und absolut loyalen Beamten kennengelernt hatte; zusätzlich waren weitere zehn bis zwölf Beamte im Niederländischen Departement beschäftigt. Die Geschäftsordnung sah vor, dass die Beamten täglich von 9 Uhr 30 bis 13 Uhr und von 16 Uhr 30 bis 19 Uhr arbeiteten. Auch räumlich sollte die Neuordnung sichtbar gemacht werden, das Niederländische Departement übersiedelte in das Palais Trautson in der Wiener Herrengasse. De facto bedeutete die Eingliederung in die Hof- und Staatskanzlei das Ende jener Selbständigkeit, die die Verwaltung der belgischen Provinzen im Rahmen der Zentralverwaltung bislang genossen hatte. Damit hatte Kaunitz nun auch direkten Zugriff auf die sehr beträchtlichen Geldflüsse aus den Österreichischen Niederlanden, die er für den Siebenjährigen Krieg dringend benötigte. Die Einnahmen aus den Österreichischen Niederlanden machten bereits jetzt einen beträchtlichen Teil des Gesamtbudgets der Monarchie aus, bis 1792 sollte der finanzielle Zustrom die enorme Summe von 111 Mio. fl. erreichen. Dies ist auch als Indiz für die gedeihliche innere Entwicklung der belgischen Provinzen unter Karl Alexander von Lothringen zu werten. Die Kritik an der Übertragung der belgischen Agenden an die Hof- und Staatskanzlei verstummte noch lange nicht. Wirkliche Unruhe lösten jedoch in den Achtzigerjahren die josephinischen Reformen aus, die 1789/90 zur Brabantischen Revolution und zur Gründung der République des Etats belgiques unis führten. Leopold II. gelang Ende 1790 die fast kampflose Rückeroberung, doch blieb die Lage nicht zuletzt durch die Nähe zum revolutionären Frankreich instabil. Franz II. hoffte, die Belgier mit einem Rückgriff auf das alte Verwaltungssystem besänftigen zu können. Im März 1792 schuf er ein Gremium, das ihm – neben dem Niederländischen Departement – in den belgischen Angelegenheiten beratend zur Seite stehen sollte. Diese „Hofjointe“ (Jointe aulique pour les affaires des Pays-Bas) stand unter der Leitung von August Gottlob von Lederer, der schon seit 1766 als Nachfolger Dorns das Niederländische Departement der Staatskanzlei geleitet hatte. Ihr war jedoch kein langes Dasein beschieden, da sie sowohl in Brüssel als auch in Wien abgelehnt wurde. Im April 1792 erklärte Frankreich der Habsburgermonarchie den Krieg, französische Truppen drangen in die Österreichischen Niederlande ein. Von November 1792 bis März 1793 stand Belgien unter französischer Kontrolle.
11.5. Die Niederländische Hofkanzlei (1793–1794) Mit Dekret vom 1. März 1793 erhielten die Österreichischen Niederlande in Wien wieder einen eigenen Verwaltungsapparat, der aus dem Kompetenzbereich der Hof- und Staatskanzlei herausgelöst wurde und der die Eigenständigkeit und die Sonderstellung
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VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen
der belgischen Provinzen betonen sollte. Kanzler der Niederländischen Hofkanzlei wurde Ferdinand Graf Trauttmansdorff-Weinsberg, ehemals bevollmächtigter Minister in den Österreichischen Niederlanden. Schon als bevollmächtigter Minister (Oktober 1787 bis Dezember 1789) hatte Trauttmansdorff wenig politisches Geschick bewiesen, sodass die tatsächliche Leitung der Kanzlei weiterhin in den bewährten Händen von Hofrat August Gottlob von Lederer lag. Auch das Personal wurde von der Vorgängerinstitution übernommen. Die endgültige Eroberung der Österreichischen Niederlande durch französische Revolutionstruppen im Sommer 1794 nahm der Niederländischen Hofkanzlei schon bald ihre Daseinsberechtigung. Mit Resolution vom 2. August 1794 löste Franz II. die Regierung der Österreichischen Niederlande auf. Die letzte Sitzung der Niederländischen Hofkanzlei fand am 5. September 1795 statt. Viele finanzielle und personelle Probleme der geflüchteten, ehemals habsburgischen Beamten blieben unerledigt. Ihre Aufarbeitung beschäftigte ein eigenes sog. Liquidationskomitee (Comité provisoire pour la liquidation des affaires financières belgiques) noch bis ins Jahr 1804. Vorstände des Spanischen Staatssekretariats 1711–1713 1713–1717
Don Juan Antonio Romeo y Anderaz, Marqués de Erendazu Don Ramón de Vilana Perlas, Marqués de Rialp
Präsident des für die Österreichischen Niederlande und die italienischen Provinzen zuständigen Höchsten Spanischen Rates 1713–1724
Fray Antonio Folch de Cardona, Erzbischof von Valencia Präsidenten des Höchsten Rates der Niederlande
1717–1729 1729–1740 1740–1757
José Folch Fürst Cardona Juan Antonio de Baxador, Vicomte de Roccaberti, Conde de Savalla Emanuel Tellez da Menezes e Castro, Herzog von Silva-Tarouca Vorstand der Hofjointe
1792–1793
August Gottlob von Lederer Präsident der Niederländischen Hofkanzlei
1793–1794
Ferdinand Graf Trauttmansdorff-Weinsberg Vorstand des Liquidationskomitees
1797–1804
Ange de Limpens
11. Die Wiener Behörden für die Verwaltung der Österreichischen Niederlande 539
Quellenlage und Forschungsstand Die sehr dichte archivalische Überlieferung zur Geschichte der obersten Behörden für die Verwaltung der Österreichischen Niederlande wird im HHStA verwahrt, insbes. die Bestände Italien – Spanischer Rat (vgl. den Archivbehelf Mayr 1938) und Belgien (vgl. eingehend Schmid [O.] 1938). Hinzu kommen die Bestände der Archives Générales du Royaume / Algemeen Rijksarchief in Brüssel, v. a. der Bestand Département des Pays-Bas de la Chancellerie de la Cour et d’État à Vienne / Departement van de Nederlanden van de Hof- en Staatskanselarij te Wenen (Breyne 1906). In Brüssel verdient noch der Bestand Secrétairerie d’État et de Guerre / Secretarie van State en Oorlog besonderes Augenmerk. Die biographisch interessanten Versorgungsanträge belgischer Flüchtlinge befinden sich im FHKA (vgl. Zedinger 1998b und 1998c). Den Forschungsstand zur Verwaltungsgeschichte referiert ausführlich Zedinger 2010. Schon früh hat sich die belgische Historiographie mit ihrer habsburgischen Zeit auseinandergesetzt und auf Quellenmaterial hingewiesen, welches in ausländischen – v. a. in Wiener – Archiven aufbewahrt wird. Die erste einschlägige Untersuchung stammt von Joseph Laenen (Laenen 1924); auf dessen Arbeit aufbauend hat Joseph Ruwet Wiener Archive nach infrage kommenden Dokumenten durchgesehen, wie z. B. Familienarchive, das Archiv des Ordens vom Goldenen Vlies und das Archiv des Deutschen Ordens, aber auch Bibliotheken und Sammlungen (Ruwet 1956). Die verdienstvollen und sehr umfangreichen Arbeiten dieser beiden Historiker behandeln den Zeitraum seit der Herrschaft Maximilians I., bieten jedoch für den hier aufgezeigten Themenbereich kaum Brauchbares. Von Seiten Belgiens vermittelt Soenen 1994 einen ersten Einstieg in die Vielfalt der belgischen Behörden; den besten Einblick in die Verwaltung, sowohl in spanischer als auch in österreichischer Zeit, ermöglichen Aerts 1994 und 1995 (Behördengeschichten mit ausführlichen Quellen- und Literaturangaben); für die Zeit bis 1725 nunmehr grundlegend mit aktueller Bibliographie Van Gelder 2016; wichtig auch die Aufsätze und Monographien Baelde 1975, 1981 und 1995, weiters Boom 1932, Lefèvre 1941, Monten 1996, Bruneel–Hoyois 2001, Koll 2003, Bernard (B.) 2004b und 2008, Hasquin 2007 und 2008, Van Gelder 2014a und 2014b. Auch die allgemeinere (belgische) Literatur über die Geschichte der Österreichischen Niederlande und insbes. über die Revolte gegen die josephinischen Reformen bietet Hinweise zum Thema: Juste 1846, Discailles 1872, Gachard 1880, Delplace 1890, Pirenne 1926, Dhondt 2002. Die österreichische Geschichtsschreibung hat sich erst spät mit der österreichischen Herrschaft in den belgischen Provinzen auseinandergesetzt, was mit der familiären Verbindung zum belgischen Königshaus im 19. Jahrhundert zusammenhängen mag. Nach einigen Aufsätzen mit speziellen Themen, wie etwa Schmid (O.) 1937 (unbefriedigend), erschien mit Benedikt 1965 eine gut lesbare, übersichtliche Gesamtdarstellung jener Zeit, die jedoch aufgrund fehlender Quellen- und Literaturangaben nur geringen wissenschaftlichen Anspruch aufweist. Zur Geschichte der verschiedenen Wiener Behörden für die Verwaltung der Österreichischen Niederlande in deutscher Sprache am geeignetsten Zedinger 2000d. Szántay 2005 beschränkt sich auf die Einführung der Intendanzen, die in den belgischen Provinzen seit den 1730er Jahren immer wieder diskutiert worden war. Archivmaterial zur Geschichte der Österreichischen Niederlande in den ersten Jahrzehnten der österreichischen Herrschaft erschließen Editionen bzw. Quellenreferate wie Pichorner 1990, 1991, 1992 und v. a. Kovács–Pichorner–Stern 1993.
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VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen
Zu den spanischen Ausgangsbehörden Reitter 1964 und León Sanz 1993; über die Systemumstellung in der Kaunitz-Zeit Galand 1996 und Zedinger 1996. An biographischen Studien mit verwaltungshistorisch relevantem Inhalt sind zu nennen: Sandner 1944, Braubach 1963–1965, Bd. 4, bes. 113–215, Bernard (B.) 1993, Galand 1993, Szabo (F.) 1994. Silva-Tarouca 1960 gehört leider mehr der historischen Belletristik an. Zum Ende der österreichischen Herrschaft in Belgien und zum Problem der belgischen Emigranten in Wien Zedinger 1998a, 2000a und 2004.
12. Das kaiserliche Kabinett Von Gerhard Gonsa
12.1. Begriff und Grundsätzliches Unter Kabinett (von frz. cabinet) verstand man am Wiener Hof seit dem 18. Jahrhundert das persönliche Regierungsgemach des Monarchen sowie die mit der Erledigung seiner Geschäfte, insbesondere seines offiziellen und privaten Schriftwechsels, betraute Kanzlei mitsamt deren Mitarbeiterstab (Schreibkräfte, Sekretäre und Räte). Schon im 17. Jahrhundert hatte das Modewort „Kabinett“ begonnen, den älteren Ausdruck „Kammer“ abzulösen, wobei der Begriff zunächst wohl nur räumlich verstanden wurde: Gemeint war damit das vom Herrscher benützte private Arbeits- und Schreibzimmer. Die Ausdehnung des Begriffs auf eine dem Monarchen unterstellte Schreibstube und deren permanente Mitglieder erfolgte erst zu einer Zeit, als behördengeschichtliche Entwicklungen in Verbindung mit den hohen Anforderungen an die persönliche Regierungstätigkeit die Einrichtung einer selbständig organisierten, regelrechten Kanzlei notwendig machten. Es war Maria Theresia, die sich zuerst eines solchen, zu Beginn wohl noch recht bescheidenen, persönlichen bürokratischen Apparats bediente. Gleichsam folgerichtig findet sich in Akten ihrer Regierungszeit dafür schon wiederholt die Bezeichnung Kabinettskanzlei, die – synonym mit Kabinett verwendet – offenbar aber nur inoffiziell gebraucht wurde. Unter der Geheimen Kabinettskanzlei verstand man nach 1750 gleichzeitig das seit Karl VI. unter wechselndem Namen bestehende, dem Kabinett unterstellte Ziffern sekretariat bzw. -kabinett. Im offiziellen Sprachgebrauch der Hof- und Staatsschematismen führte man seit den 1740er Jahren zwar die Namen der einzelnen Geheimen Kabinettssekretäre, also der Kanzleileiter, sowie später auch jene der ihm unterstellten Kabinettskonzipisten und -kanzlisten an; eine expressis verbis als „Geheimes Kabinett“ bezeichnete Dienststelle findet sich dort jedoch nicht vor 1793. Erst nach 1848, beginnend mit dem Jahr 1853 und dann durchgehend bis zum Ende der Monarchie, wird das kaiserliche Sekretariat offiziell als „Kabinettskanzlei Seiner k. k. (k. u. k.) Apostolischen Majestät“ bezeichnet. Die Geschichte der Kabinettskanzlei beginnt gleichwohl mit dem unter Maria Theresia vollzogenen Heraustreten eines Kabinettssekretariats aus dem Verband der Hof- und Staatsämter. Dieser Tatsache entsprechend werden im vorliegenden Artikel die Begriffe Kabinett und Kabinettskanzlei auch schon bezüglich der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts im erläuterten Sinn verwendet. Charakteristisches Merkmal des Kabinetts war die unmittelbare Unterstellung unter die Person und den Befehl des Monarchen, wodurch es sich jeglicher Abhängigkeit von den Hofämtern und staatlichen Zentralbehörden entzog. Formell ein bloßes Hilfs
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VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen
amt ohne eigene behördliche Befugnisse, lag seine Rolle als mitunter bedeutender Faktor im Gefüge der an Verwaltung und Regierung beteiligten Stellen freilich gerade auf einer informellen, der Außenwelt entzogenen, weil dem Zwischenmenschlich-Privaten zugehörigen Ebene begründet: Aus dem persönlichen Vertrauensverhältnis zwischen dem Herrscher und seinem Kabinettssekretär ergaben sich nicht geringe Möglichkeiten der Einflussnahme auf die kaiserlichen Entschließungen. Das tatsächliche Gewicht des Kabinetts war in besonderem Maße abhängig vom Naturell des Monarchen und seiner bevorzugten Regierungsform. Prinzipiell eine Begleiterscheinung des persönlichen Regiments der Herrscher, stand das Kabinett für die alleinige, von vollziehenden und Ratsbehörden losgelöste Regierungstätigkeit des Monarchen. In welchem Umfang die Sekretäre über die bloße schriftliche Erledigung und auch sachliche Bearbeitung des von den Behörden an den Herrscher kommenden und von diesem an sie ergehenden Ein- und Auslaufs hinaus auch als persönliche, effektiv maßgebliche Ratgeber und somit politische Akteure fungierten, war von Herrscher zu Herrscher, und auch graduell von Materie zu Materie, verschieden; ausschlaggebend war die noch recht willkürliche Gewichtung im Einzelnen. Der aufgeklärte Absolutismus österreichischer Prägung blieb generell dem bürokratischen Regierungssystem verhaftet, in welchem dem Kabinett die Rolle eines Hilfsamts mit zwar durchaus wesentlichem, jedoch begrenzt bleibendem Einfluss zukam. Dem extremen Idealbild einer rein autokratischen Kabinettsregierung, also der gänzlichen Verlegung der Herrschaft ins fürstliche Kabinett unter Aufgabe der unmittelbaren Verbindung zu den obersten Behörden wie in Preußen, kam man in Österreich erst in den Jahren 1792 bis 1805 nahe: Der junge, größeren Versammlungen und Beratungen abgeneigte Franz II. machte sein Kabinett zur zentralen, faktisch über allen Zentralbehörden der Monarchie stehenden, wichtigsten Regierungsinstanz. Franz de Paula Karl Graf Colloredo-Wallsee (Waldsee) (1736–1806), der nicht mehr bloß als Kabinettssekretär, sondern als Kabinettsminister titulierte Leiter des Kabinetts und enge Vertraute des Kaisers, amtierte in dieser Zeit de facto als Premierminister, der den Monarchen im Kontakt mit den Hofstellen vertrat und ihm in der Regel alleine im Kabinett Vortrag hielt. Colloredo und sein Kreis schirmten den Kaiser gegenüber seinen Behördenleitern in einer Art und Weise ab, gegen die diese nicht aufzukommen vermochten. Mit seinem Sturz endete die große Zeit des Kabinetts. Die Stelle eines Kabinettsministers wurde danach bis 1918 nicht mehr besetzt, die Kabinettsleiter trugen ab 1807 den Titel Kabinettsdirektor. Gegen Ende der Monarchie und bald danach unternahmen mehrere Autoren den recht schwierigen Versuch, Beschaffenheit und Aufgaben des Kabinetts exakt und umfassend zu definieren. Eine solche Auseinandersetzung mit dem Wesen des Kabinetts ergibt auch für dessen frühe Zeit wertvolle Aufschlüsse, insbesondere was die Abgrenzung seiner sehr verschiedenartigen, grundsätzlich getrennten Rechtssphären angehörenden Tätigkeitsfelder betrifft. Unter Kabinettskanzlei ist also eine Kanzlei zu verstehen, die zur Entgegennahme und Bearbeitung unmittelbar an die Person des Fürsten gerichteter und zur Verfassung, Ausfertigung und Expedition unmittelbar vom Fürsten ausgehender Schriftstücke bestimmt ist (Žolger 1917, 383). Näher besehen umfasste der zu führende Schriftverkehr einerseits offizielle Stücke in behördlichen und persönlichen Angelegenheiten, die der Ausübung der Hoheitsrechte, der Hofgewalt oder der Hausgewalt des Herrschers entspringen konnten (Reinöhl 1963, VIII), und andererseits private Schreiben. Die Zuständigkeit oder Nicht-Zuständigkeit des Kabinetts in offiziellen Angelegenheiten richtete sich grundsätzlich nicht nach Materien, auch wenn natürlich diesbezügliche Regelungen getroffen werden konnten. Sie war bestimmt durch die Zugehörigkeit der
12. Das kaiserliche Kabinett 543
Geschäftsstücke zur Ebene der persönlichen Bearbeitung durch den Kaiser. Im 18. Jahrhundert ordnete man das Kabinett dem Hofstaat zu, später zeitweise den Staatsbehörden. Seit den 1850er Jahren wurde es, entsprechend seiner verfassungsrechtlichen Zwischenposition als Hilfsorgan des Kaisers sowohl bei der Ausübung seiner subjektiven Rechte als auch in seiner Funktion als Staatsorgan, als eine dem Hof bloß angegliederte Kanzlei im unmittelbaren Dienst des Kaisers betrachtet, die keinem der beiden Bereiche zugehörte. Neben der Abwicklung des Behördenschriftwechsels oblag dem Kabinett auch die Behandlung von Eingaben Privater, insbesondere von Bittschriften, Rekursen und diversen Vorschlägen und Projekten, sowie die Vermittlung von Audienzen. Ihm angegliedert war die von Karl VI. wohl 1716 eingerichtete Geheime Ziffernkanzlei (Kap. IX.4) zur zentralen Überwachung der Korrespondenzen der diplomatischen Vertreter fremder Staaten, deren Leitung zusammen mit jener des Kabinetts in der Hand des Geheimen Kabinettssekretärs lag.
12.2. Die Entwicklung des kaiserlichen Sekretariats bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts Schon seit jeher bedienten sich die Herrscher der Hilfe von Sekretären. Für die habsburgischen Könige und Kaiser war zunächst die Reichshofkanzlei nichts anderes als eine persönliche Schreib- und Expeditionsstelle. Als Ausgangspunkt eines sich seit dem 16. Jahrhundert entwickelnden Apparats an Ratsbehörden und Hofämtern übernahm die Reichskanzlei dann auch selbst deren Kanzleigeschäfte; daneben führte sie jene des Kaisers weiter. Als dessen aigen sachen waren dabei die Angelegenheiten der österreichischen Erblande, seine politischen Korrespondenzen und die habsburgischen Haussachen zu verstehen. Da die Kaiser das Recht beanspruchten, zur Erledigung ihrer Angelegenheiten nach Belieben Sekretäre heranzuziehen, kam es schon früh zu Konflikten mit dem Mainzer Erzkanzler, dem das Ernennungs- und Aufsichtsrecht für das Kanzleipersonal der Reichskanzlei zukam. Immer wieder wurde den Sekretären und Schreibern verboten, ohne Wissen des (Vize-)Kanzlers an den Hof zu gehen; von ihnen im Namen des Kaisers entworfene und hinausgehende Schriftstücke waren von ihm gegenzuzeichnen. Im Zuge der Behördenreformen Ferdinands I. blieb die Reichskanzlei allgemeine Schreib- und Ausfertigungsstelle am Hof, sie war – im Hinblick auf ihre Agenden und anachronistisch formuliert – zugleich Staats-, Hof-, Haus- und Kabinettskanzlei. Nach der 1620 erfolgten Herauslösung einer selbständigen Österreichischen Hofkanzlei aus der Reichshofkanzlei gingen erbländische, aber zunehmend auch außenpolitische Agenden allmählich auf diese neue, für mehr als ein Jahrhundert zentrale Herrscherkanzlei der Habsburger über. Ihre überragende Stellung gegenüber den anderen Hofstellen verlor die Österreichische Hofkanzlei 1742 mit der Gründung der Haus-, Hof- und Staatskanzlei; sie wurde damit zu einer bloßen Länderkanzlei. Mit den an die Staatskanzlei abgetretenen Aufgaben ging auch die besonders enge und unmittelbare Verbindung zum Herrscher und seinen Angelegenheiten, somit die Funktion eines kaiserlichen Sekretariats, verloren. Während für die Österreichische Hofkanzlei zu wenige Details erforscht sind, kennt man für die Reichskanzlei immerhin die Namen einiger kaiserlicher Sekretäre: So entsprach die Tätigkeit der Sekretäre der lateinischen Expedition Marx Singmoser (Ferdinand I., Maximilian II.), Hans Cobenzl (Ferdinand I.), Kaspar Lindegg (Maximilian II.)
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VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen
und Dr. Johann Anton Barvitius (Rudolf II.), des deutschen Sekretärs Wolf Unverzagt (Maximilian II.) und des Reichsvizekanzlers Jakob Kurz (Rudolf II.) der Funktion der späteren Kabinettssekretäre. Von Leopold I. ist belegt, dass er sich in seinen späten Regierungsjahren die Voten der Geheimen Konferenz – und auch anderer Ratskollegien – zunehmend in seinem Kabinett referieren ließ, um sie dort alleine zu entscheiden. Zur Hand ging ihm dabei der damals bedeutendste Sekretär der Reichskanzlei, der auch für die Arbeit in der Konferenz am häufigsten herangezogene Kaspar Florentin von Consbruch. Neben diesem ersten, sozusagen „behördlichen“ Entwicklungsstrang des kaiserlichen Sekretariats, für den die bevorzugte Heranziehung von Angehörigen der Reichshofkanzlei und der Österreichischen Hofkanzlei für persönliche Dienste typisch ist, gab es einen zweiten, der direkt im informell-persönlichen und behördenunabhängigen Aspekt des Kabinetts seinen Ursprung hat: Immer wieder übertrugen die Herrscher Männern ihres nächsten, besonders vertrauten Umfelds die Erledigung ihrer Schreibgeschäfte. Besondere Ausmaße nahm diese Gepflogenheit unter Rudolf II. an, der sich nicht nur völlig von der Außenwelt zurückzog, sondern sich in seinen Herrschergeschäften von einer Reihe Kammerdiener so weitgehend abhängig machte, dass diese Periode als „Kammerdienerregiment“ bezeichnet werden kann. Hieronymus Makovský (1599–1603) und Philipp Lang (1603–1608) vermittelten Audienzen, nahmen für den Kaiser einlangende Schriftdokumente entgegen und expedierten die von ihm unterzeichneten Geschäftsstücke. Dabei missbrauchten sie ihre große Macht, indem sie Eingaben unterdrückten, Geschäfte ohne Wissen des Kaisers erledigten, eigenmächtig über die Besetzung höchster Stellen bestimmten und durch Unterschlagung und Erpressungen Reichtümer anhäuften. Bis zu seinem Sturz erledigte Lang Schreibarbeiten der offiziellen und privaten Korrespondenzführung des Kaisers in einem Umfang, der die dauernde Heranziehung mehrerer zusätzlicher Schreibkräfte erforderlich machte. Dem Wesen nach entspricht die Tätigkeit seiner Schreibstube durchaus schon der späteren Kabinettskanzlei. 1627 berichtete der päpstliche Nuntius Carlo Caraffa, dass ein Kammerdiener, Anton Steinacker, die privaten Schreiben Ferdinands II. erledigte und dem Kaiser überreichte Bittschriften zunächst in dessen Cabinet – das Wort wird hier für Österreich zum ersten Mal verwendet – gebracht wurden. Eine wichtige Rolle unter Kaiser Karl VI. spielte Johann Theodor von Imbsen († 1742). Sein Wirken sollte wegbereitend für die Kabinettskanzlei werden. Zunächst als Kammerdiener (cubicularius) bezeugt, war er der erste, der – seit 1716 – den offiziellen Titel eines Kabinettssekretärs trug. Im Hof- und Staatsschematismus des Jahres 1719 scheint er als kaiserlicher Hofrat, Geheimer Sekretär und Referendar der Innerösterreichischen Hofkanzlei und erstmals als „kaiserlich geheimer Cabinets- […] Secretarius“ auf. Diese Titel sind ein beredtes Zeugnis der Entwicklung des Kabinettssekretariats bis unmittelbar vor dessen eigenständigem Hervortreten unter Maria Theresia: Ausgehend von der nahezu prototypischen Position des kaiserlichen Vertrauten, dem Amt eines Kammerdieners, war Imbsen institutionell alsbald in der Hofkanzlei verankert, wo er für Haussachen und Publica zuständig war. Dem entsprechend wird sein Name 1719 beim Stab der Hofkanzlei angeführt; das Amt des Geheimen Kabinettssekretärs wird naheliegender Weise ebendort ergänzend ad personam angegeben. Imbsens besonders bevorzugte Stellung an der Seite Karls VI. – nach dem Zeugnis eines Zeitgenossen wurden ihm selbst vertraulichste Behördenkorrespondenzen offen übergeben – mag dem Bedürfnis des Kaisers entsprochen haben, in wichtigen Angelegenheiten stets auf persönliche Vertraute zurückzugreifen. Fritz Reinöhl vermutete, dass sich Karl VI.
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aus Anlass der unbefriedigenden Verhandlungsergebnisse des Obersten österreichischen Hofkanzlers betreffend die von den Ungarn gestellten Bedingungen zur Annahme der Pragmatischen Sanktion dazu entschloss, ein persönliches, von ständischem Einfluss freies Kabinettssekretariat ins Leben zu rufen. Da kaum Kabinettsdokumente aus der Zeit Imbsens überliefert sind, ist über dessen genaue Tätigkeit nichts bekannt; ob er Hilfskräfte hatte, kann nicht beurteilt werden. Seit 1734 war er jedenfalls auch Leiter der Geheimen Ziffernkanzlei („Ober-Inspector des geheimen Zyffer-Secretariates“), daneben schon seit 1712 Kanzler und Greffier des Ordens vom Goldenen Vlies (1719: „Kaiserlich geheimer Cabinets- und des goldenen Vlieses Ritter-Ordens-Secretarius“), somit auch in der Verschränkung dieser Funktionen Muster für seine Nachfolger. Seine Tätigkeit als Kabinettssekretär endete wohl mit dem Tod Karls VI. 1740.
12.3. Die Kabinette Maria Theresias, Josephs II., Leopolds II. und Franz’ II./I. Dem Hofstaat, der für die jungvermählte Erzherzogin Maria Theresia 1736 eingerichtet wurde, gehörte auch ein Kabinettssekretär an, Joseph Ignaz von Wolffscron († 1773). Er wurde in den Personalstand der Kanzlei Franz Stephans von Lothringen, des Gemahls Maria Theresias, aufgenommen, wo er dem Großherzog als Registrator diente. In seiner Funktion als Kabinettssekretär hatte er lediglich den offiziellen Briefwechsel der nunmehrigen Großherzogin zu führen, was er ohne Hilfskräfte bewältigte. Mit dem Regierungsantritt Maria Theresias 1740 änderte sich die Situation grundlegend: Die junge Herrscherin bedurfte angesichts der nun ungleich größeren Herausforderungen eines Kabinettssekretärs, der hinsichtlich seiner Stellung und seiner Kenntnisse an das Format Imbsens heranreichte. Gefragt war ein nicht dem Kreis der obersten Beamten angehörender, unabhängig agierender und fähiger persönlicher Berater in allen Regierungssachen, dem sie – im Gegensatz zu den ihr anfangs zur Verfügung stehenden betagten Staatsmännern aus der Zeit Karls VI. – ihr volles Vertrauen schenken konnte. Maria Theresia fand den richtigen Mann in der Person des Hofkriegsrats Ignaz von Koch (1697–1763), der nach mehr als zwanzigjähriger Tätigkeit in verschiedenen Bereichen des Staatsdienstes und insbesondere als langjähriger geheimer Sekretär des Prinzen Eugen die notwendige politische Erfahrung mitbrachte. Kochs Ernennung zum Geheimen Kabinettssekretär erfolgte 1742, bis dahin amtierte weiterhin Wolffscron. Ignaz von Koch wird als scharfsinnig, geistreich und dabei besonders verlässlich und verschwiegen beschrieben. Rasch gewann er das uneingeschränkte Vertrauen Maria Theresias. Nach ihrem eigenen Bekunden zog sie ihn auch in höchstpersönlichen Dingen zu Rate. Mit dem Eintritt Kochs ergaben sich wesentliche Veränderungen für sein Amt. Angesichts des für Maria Theresia wohl offenbaren großen Nutzens eines ihr persönlich unterstellten Kabinettssekretärs von solchen Fähigkeiten und gleichzeitig als Konsequenz der schon erwähnten Entwicklung im Bereich der Zentralbehörden, die mit der Einrichtung der Staatskanzlei eingetreten war, wurde aus dem Kabinettssekretariat nun auch formell eine selbständige, von den Staatsbehörden losgelöste Dienststelle. Einsetzend mit dem Jahrgang 1746 wurde fortan im Hof- und Staatsschematismus das Amt des kaiserlichköniglichen Geheimen Kabinettssekretärs, bald ergänzt auch um seine wichtigsten Mitarbeiter, gesondert angeführt. Der Kabinettssekretär wurde organisatorisch zunächst dem
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VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen
Stab des Oberstkämmerers zugerechnet, was sich mit seiner charakteristischen Nähe zur Person (und Kammer) des Herrschers erklären lässt. Koch bearbeitete innere, militärische und Haussachen; er extrahierte und referierte die Vorträge der Hofstellen an die Kaiserin und erstellte für sie Resolutionsentwürfe. Daneben nahm er Bitt- und Denkschriften entgegen und sorgte für die Übermittlung der allerhöchsten Entschließungen an die Adressaten. Im Auftrag Maria Theresias führte Koch wichtige Korrespondenzen mit den Leitern innerer Behörden. Ein Zeugnis seiner Aktivitäten auch auf außenpolitischem Gebiet ist der Briefwechsel, den er hinter dem Rücken des zuständigen Staatskanzlers Anton Corfiz Graf Ulfeld und des Geheimen Staatssekretärs Johann Christoph Freiherr von Bartenstein in den Jahren 1750 bis 1752 mit dem damaligen k. k. Gesandten in Paris, Wenzel Anton Graf Kaunitz, führte. Neben der Leitung des Kabinettssekretariats oblag ihm auch jene des Geheimen Ziffernkabinetts. Von Beginn an wurde Koch durch Carl Joseph von Püchler (Pichler) unterstützt, daneben konnte er sich weiterer Schreibkräfte, zunächst in heute unbekannter Zahl, bedienen. Die genannten weitreichenden Kompetenzen Kochs blieben nicht durchgehend unverändert; Maria Theresia entwickelte mit der Zeit ein vielschichtiges Netzwerk an offiziellen und inoffiziellen Ratgebern, die sie gezielt für verschiedene Materien heranzog. Die außenpolitischen Aufgaben Kochs scheinen mit der Übernahme der Leitung der Staatskanzlei durch Kaunitz stark eingeschränkt worden zu sein, dessen Vorträge hinfort von der Kaiserin direkt erledigt wurden – eine Gepflogenheit, die im Übrigen von ihren Nachfolgern beibehalten wurde. Als 1761 der Staatsrat seine Arbeit aufnahm, ging die Bearbeitung der Vorträge in inneren Angelegenheiten zum allergrößten Teil auf die neue Ratsbehörde über. Zur Entlastung wurde Koch gegen Ende seines Lebens Cornelius Franz Freiherr von Neny (Mac Nenny) (1718–1776) zur Seite gestellt, der einen Teil seiner Aufgaben – offenbar in einem eigenen Kabinett – übernahm und ihm 1763 im Amt des Geheimen Kabinettssekretärs nachfolgte. Nicht alle Agenden Kochs gingen damals jedoch auf Neny über. Die besonders geheimen Korrespondenzen Maria Theresias, etwa jene mit der diplomatischen Vertretung am französischen Königshof (betreffend vor allem ihre Tochter Marie Antoinette), und die Führung der Ziffernkanzlei blieben Püchler vorbehalten, der, wie vor ihm Koch, in besonderem Ausmaß ihr Vertrauen genoss und den Titel eines „Geheimen Sekretärs beim Kabinett“ verliehen bekam. Demgegenüber stufte sie bei aller Wertschätzung Neny als zu wenig verschwiegen ein (il parle facilement). Nach Nenys Tod folgte ihm Püchler nach; die eine Zeit lang getrennt geführten Kabinette wurden wieder vereinigt. Insgesamt kann man, angesichts einer relativ reichen Überlieferung an eigenständigen Korrespondenzen Kochs, Nenys und Püchlers, den Einfluss der Kabinettssekretäre Maria Theresias als groß bewerten. Einen markanten Einschnitt, nicht weniger als die Schaffung einer selbständigen Instanz zwischen der Kaiserin und ihren Behörden, hätte die Verwirklichung des 1773 von Joseph II., dem Sohn und Mitregenten Maria Theresias, vorgelegten Plans bedeutet, ein mit umfassenden Kompetenzen sowohl in inländischen als auch auswärtigen Angelegenheiten ausgestattetes „dirigierendes“ Kabinett unter seiner Leitung zu schaffen. Da davon nach entschiedenem Widerstand Maria Theresias und ihres Staatskanzlers Kaunitz nur eine Reform des Staatsrats übrig blieb, behielt das Kabinett weiterhin den Charakter eines bloßen Sekretariats. Als Kaiser und Mitregent verfügte Joseph II. über ein eigenes Kabinett am Wiener Hof, welches zunächst von seinem ehemaligen Erzieher Philipp Stefan von Lamine († 1777) und danach von Joseph Franz Stephan Freiherrn von Kronenfels (1735–1812) geleitet wurde. Nach Maria Theresias Tod im Jahr 1780 wurde es mit de-
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ren Kabinett zusammengelegt. Zum Leiter des neuen kaiserlichen Gesamtkabinetts Josephs II. wurde Püchler bestellt, nach dessen Pensionierung übernahm 1786 Kronenfels die Leitung von Kabinett und Ziffernkanzlei. 1792, angesichts der Ernennung ColloredoWallsees zum Kabinettsminister, hatte Kronenfels in den Hintergrund zu treten. Nach Colloredos Sturz kehrte er indessen an die Spitze des Kabinetts Franz’ II./I. zurück. Unter Joseph II. gewann das Kabinett gegenüber der Zeit Maria Theresias mehr Gewicht hinsichtlich der Bearbeitung der inneren Angelegenheiten: Als wahrer „Selbstregierer“ bevorzugte er vielfach die Behandlung der Behördenvorträge im Kabinett gegenüber jener im Staatsrat, wobei er allerdings die Neigung seiner Mutter zur verstärkten Einbindung persönlich vertrauter Experten in Entscheidungen nicht teilte. Nichtsdestotrotz wurde auch von ihm beispielsweise der ehemalige Präsident des Hofkriegsrats, Moritz Graf Lacy, weiterhin intensiv als Berater in militärischen Angelegenheiten herangezogen. Die Miteinbeziehung solcher, später als „Kabinettsreferenten“ bezeichneter zusätzlicher Berater artete unter Josephs Neffen Franz II./I. seit 1805 – also als Ersatz für den damals entlassenen Colloredo – zum regelrechten System aus; Franz gewährte seinen alsbald mit fixen Sachreferaten betrauten Räten freien Zugang zum Kabinett und unterlief damit regelmäßig die Arbeit der zuständigen Zentralbehörden. Joseph II. nahm selbst regen Anteil an der Sacharbeit im Kabinett, etwa indem er Konzepte diktierte und verbesserte. Auch wenn er sich generell, verglichen mit Maria Theresia, in seiner Regierungstätigkeit verstärkt seines Kabinetts bediente, verfügten dessen Leiter allem Anschein nach über keine den geheimen Sekretären Maria Theresias vergleichbaren eigenständigen Kompetenzen. Josephs Auffassung vom Kabinett dürfte damit mehr institutionell – im Sinne eines bestmöglich organisierten Büros – und weniger persönlich orientiert gewesen sein. Den Mitarbeitern verlangte Joseph gleich allen Staatsbeamten ein hohes Arbeitsethos ab. Er brachte die Kabinettskanzlei ganz in der Nähe seiner Privatgemächer, am Kontrollorgang der Hofburg, unter. Die Kanzleiangehörigen hatten ausnahmslos in der Burg zu wohnen, um jederzeit verfügbar zu sein. Leopold II. entließ bis auf Kronenfels alle Kanzleibeamten des Geheimen Kabinetts seines Bruders Joseph, Franz II. übernahm 1792 nur die Hälfte jener, die unter Leopold gedient hatten. Beide Male offenbart sich darin der für das Kabinett typische Charakter eines persönlichen Herrscherdienstes. Leopold II. stärkte – anschließend an Maria Theresia – wieder die Position des Staatsrats, das Kabinett verlor im Vergleich zu Joseph II. an Bedeutung. Unter Franz II./I., dessen Idealbild die Regierung des Fürsten aus dem Kabinett war, erfuhr dieses konsequenterweise die schon erwähnte starke Aufwertung. Er ernannte 1792 seinen früheren Erzieher, den ihm loyal ergebenen Franz de Paula Karl Grafen Colloredo-Wallsee, zu seinem Kabinetts- und Konferenzminister. Jahrelang übte Colloredo bestimmenden Einfluss auf die Staatsgeschäfte sowohl des Inneren als auch des Äußeren aus, ohne dass seine Kompetenzen dabei eine nähere Festlegung oder Begrenzung erfahren hätten.
12.4. Das Kabinettspersonal Beginnend unter Maria Theresia und offenbar besonders unter Joseph II. erfolgte der Ausbau der Kabinettskanzlei zu einem wohl organisierten Apparat. Mangels einer Kanzleiordnung oder Beamten-Instruktion – eine solche erging erstmals 1822 – gibt eine
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VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen
von Cornelius Franz Freiherrn von Neny stammende Erwiderung auf die 1773 geäußerte Kritik Josephs II. an der wenig glücklichen Organisation und Geschäftsführung der Kabinette seiner Mutter einen willkommenen Eindruck von seinen eigenen, nichtsdestoweniger sehr ambitionierten Bemühungen. Neny führte dabei aus, dass hinsichtlich der Expeditionen und der Ordnung, Protokollierung und Aufbewahrung der Schriften in seiner Kanzlei nur wenig zu verbessern sei, ja dass wohl keine andere in Wien befindliche Einrichtung dieser Art die seine übertreffen oder auch nur an sie heranreichen könne. Die Anzahl der Mitarbeiter der Kabinettskanzlei blieb seit 1780 sehr konstant: Vom Zeitpunkt der Vereinigung der Kabinette Maria Theresias und Josephs II. an waren es bis 1800 neben dem Geheimen Kabinettssekretär 15 Personen – neun Konzeptsbeamte, vier Kabinettsboten und zwei Diener. Mit dem Jahr 1800 kamen zwei weitere Konzeptsbeamte hinzu. Die Kabinettsleiter, die den unterschiedlichsten Nationen angehörten, kamen durchwegs aus dem Ritterstand, teilweise waren sie juristisch gebildet. Zumeist erfolgte bald die Erhebung in den Freiherrenstand. Die weiteren Mitarbeiter stammten zum Teil aus dem niederen Adel, überwiegend waren es Bürgerliche. Eine spezielle Arbeitsteilung unter den Konzeptsbeamten scheint es noch nicht gegeben zu haben, sodass jeder mit allen Kanzlei tätigkeiten betraut werden konnte. Vom Kabinett Josephs II. ist bekannt, dass Militärisches den Offizieren im Kabinettsdienst vorbehalten war und französische Schriftstücke den entsprechend sprachkundigen Kanzleiangehörigen zugewiesen wurden. Geheime Kabinettssekretäre und Kabinettsminister 1716–1740 1736–1742 1742–1763 1759–1776 1763–1786 1786–1792 1792–1805
Johann Theodor (Frhr.) von Imbsen Joseph Ignaz Edler von Wolffscron Ignaz Frhr. von Koch Cornelius Franz Frhr. von Neny Carl Joseph Frhr. von Püchler Joseph Franz Stephan von Kronenfels Franz de Paula Karl Graf Colloredo-Wallsee (Kabinettsminister) Quellenlage und Forschungsstand
Die Akten der kaiserlichen Kabinettskanzlei bis 1918 werden heute im HHStA verwahrt (Bestandsgruppe Kabinettsarchiv). Eine dichtere Aktenüberlieferung setzt generell erst mit dem 19. Jahrhundert ein, zudem ist nur ein Teil des verbliebenen Materials zu den frühen Kabinetten des 18. Jahrhunderts in der Kabinettsregistratur überliefert: Zu nennen sind dort v. a. die Alten Kabinettsakten, die Reste der Akten bis 1803 enthalten, und die Protokolle und Indices der Kabinettskanzlei, eine Ende 1764 einsetzende Reihe von Geschäftsbüchern, die die Ein- und Ausgänge mit den Resolutionstexten verzeichnen und so immerhin wertvolle Einblicke in die laufende Geschäftstätigkeit geben. Die zugehörigen Akten sind für das 18. Jahrhundert nicht erhalten. Ergänzend dazu liegt wesentliches Quellenmaterial für diese Zeit – insbes. handelt es sich dabei um die zahlreichen, von den geheimen Kabinettssekretären Maria Theresias in deren Auftrag geführten Korrespondenzen und den umfangreichen Aktennachlass des Kabinettsministers Colloredo – sehr verstreut in diversen anderen Aktenbeständen des HHStA. Neben den folgenden,
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ausgewählten Signaturangaben können weitere Details dazu der Homepage ÖStA/AIS 2017 entnommen werden. Zu den Ursachen dieser Zersplitterung, insbes. Aktenhinterlegungen in den Registraturen fremder Behörden, und zur generell komplizierten Überlieferungsgeschichte der Kabinettsakten im größeren Verbund der Staatsratsregistratur siehe Reinöhl 1937b, 118–121. Ursprünglich aus dem kaiserlichen Kabinett stammende Akten des 18. Jahrhunderts zu militärischen Gegenständen werden heute im KA verwahrt. Sie sind dort entweder den Alten Feldakten jahrgangsweise in einer Sonderreihe angegliedert oder aber in die Kriegswissenschaftlichen Mémoires eingeteilt worden. Angesichts der wenig systematischen Überlieferung ist man für eine Geschichte des Kabinetts im kanzleihistorischen Sinn für das 18. Jahrhundert weitestgehend auf sehr verstreutes personengeschichtliches Material und – mangels Kanzleiordnungen – auf Rückschlüsse anhand der äußeren Merkmale der nur spärlich erhaltenen laufenden Geschäftsakten angewiesen. Die wohl älteste Darstellung der Geschichte der Kabinettskanzlei findet sich in zwei Manuskripten „Chronik der Kabinets-Kanzlei Seiner kaiserlichen und königlichen apostolischen Majestät“ (Wien 1868) und „Chronik der k.k. Kabinets-Kanzlei und des Kabinets-Archivs von 1751 bis 1871“ (Wien 1871), verfasst vom damaligen Direktor des kaiserlichen Kabinettsarchivs, Josef Fischer (HHStA, Kabinettskanzlei Direktionsakten, Bde. 26 und 25). Die noch heute nützliche Darstellung besteht in der Auflistung wesentlicher Grunddaten der Sekretäre und weiterer Kanzleiangehöriger, deren Namen, Titel, Ernennungsdaten etc. anhand der Angaben in den Hof- und Staatsschematismen jahrweise aufgelistet werden, ergänzt um Zitate aus Akten verschiedener Behörden mit Kabinettsbezug. Aufschlussreiche Einblicke gibt hinsichtlich Aufgaben und Organisationsproblemen der praktischen Kabinettsarbeit eine 1806 verfasste Denkschrift des Staats- und Konferenzrates Anton von Baldacci zur Organisierung der Zentralbehörden (HHStA, Nachlässe der Kabinettskanzlei, Nachlass Baldacci 6). Ein geschlossener kleiner Aktennachlass Nenys findet sich unter den Nachlässen der Kabinettskanzlei. Bei Weitem das umfangreichste Aktenmaterial ist von Kabinettsminister Colloredo erhalten (Tagebücher, Korrespondenzen, Aufsätze etc.), allerdings verteilt auf mehrere Bestände des HHStA (Hausarchiv, Sammelbände 73–84, Colloredo-Akten; Kabinettsarchiv: Kaiser-Franz-Akten 80 und 81, Vertrauliche Akten 33, 37 und 38; Große Korrespondenz 3, 448, 451–468 und 477–480; Kriegsakten 391, 394, 395, 399, 404 etc.). Zahlreiche Korrespondenzen des Kammerdieners Lang sind in den „Langakten“ des Hausarchivs erhalten. Details zur Arbeitsweise des frühen Kabinetts sind in der systematischen Auseinandersetzung Josephs II. mit dessen Tätigkeit in seinem 1773 verfassten, letztlich nicht realisierten umfassenden Plan zur Verbesserung der Zentralverwaltung enthalten. Der Vorschlag ist gedruckt in ÖZV II/3, 47–73. Nenys Erwiderung mit wertvollen Details zum Geschäftsgang seines Kabinetts liegt ein unter HHStA, Kabinettsarchiv, Staatsrat Präsidialakten 1, fol. 528–533. Die wesentlichsten Dokumente zur Tätigkeit des Kabinettsministers Colloredo, u. a. betreffend seinen Wirkungskreis und die Verhältnisse im Kabinett, finden sich ediert in ÖZV II/5, besonders Nr. 1–8, S. 1–31. Der Text der erwähnten, in ihrem ersten Teil das Kabinett betreffenden Denkschrift Baldaccis aus dem Jahr 1806 findet sich im Anhang von ÖZV II/5, 497–633, bes. 497–511. Die Korrespondenz Kochs mit Kaunitz wurde ediert in Schlitter 1899a; ein Bericht Nenys zur Innsbrucker Reise von 1765 bei Bernard–Zedinger 2005.
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VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen
Die ersten gedruckten, bei aller Beschränkung auf das Wesentlichste gleichwohl informativen Überblicksdarstellungen der Geschichte der Kabinettskanzlei stammen von Ivan von Žolger, der sich im Anhang seines Werkes zum Hofstaat den außerhalb der Hofstäbe stehenden Ämtern und Diensten am Hof, darunter auch die Kabinettskanzlei, widmete (Žolger 1917, 382–393), und vom Kabinettsdirektor Kaiser Karls I., Arthur von PolzerHoditz (Polzer-Hoditz 1929, 589–597). Die erste genauere Untersuchung zur Geschichte des Kabinetts, allerdings noch mit dem besonderen Schwerpunkt auf der ausführlichen Beschreibung und inhaltlichen Erschließung seiner im HHStA verwahrten Aktenserien, ist Reinöhl 1937b, schon mit einem kanzleigeschichtlichen Überblick (S. 115–121). Aufbauend auf seinen Vorarbeiten aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg, veröffentlichte Reinöhl später eine umfassende, auf der Auswertung der noch ungeschmälert von Kriegsschäden vorhandenen Archivquellen basierende institutionengeschichtliche Darstellung der Kabinettskanzlei, die bis heute maßgeblich geblieben ist: Reinöhl 1963. Zu den Verlusten des Jahres 1945 Coreth 1958. Zum Kabinett Colloredos liegt eine Darstellung in ÖZV II/1/2/2, 34–50 vor. Eine auf der Arbeit Friedrich Walters basierende zusammenfassende Darstellung dieser Zeit samt der relevanten Literatur bietet die Dissertation Cordes 1978, bes. 23–40. Einen kurzen Abriss der Geschichte des österreichischen Kabinetts und seiner Exponenten im 18. Jahrhundert enthält die vergleichende Studie Neugebauer (W.) 1994. Angesichts durchaus vorhandener Parallelen zwischen Potsdam und Wien relativiert der Autor die hinsichtlich des politischen Gewichts oftmals konstatierte Einzigartigkeit des preußischen Kabinetts. Zu dessen näherer Entwicklung Neugebauer (W.) 1993 und Meisner 1924, zum Begriff bes. 39f. Daneben bietet der Artikel „Kabinett“ (Erler 1978) Grundsätzliches. Erwähnt aufgrund seiner anregend weiten, in der politischen Praxis unserer Tage gewonnenen Perspektive sei schließlich der Beitrag Maier 2006. Zur Reichskanzlei und ihren einzelnen Sekretären können sich die Hinweise hier auf das nach wie vor grundlegende Werk Gross (L.) 1933 beschränken. Zur Geheimen Konferenz und dem Kabinett Leopolds I. Sienell 2001a, bes. 252–258 und 375–394. Die Geschichte vom Aufstieg und Fall des Kammerdieners Lang wird detailreich geschildert bei Hurter 1851. Vgl. auch Noflatscher 2004b. Zu zwei Kabinettssekretären des 18. Jahrhunderts liegen neuere, die gesammelten Angaben bei Reinöhl 1963 ergänzende, biographische Arbeiten vor: Huber (M.) 1983 (Koch), Bernard (B.) 2004a (Neny). Ein Bericht über den 1782 begangenen Hochverrat des Generalstabsoberleutnants und Geheimen Kabinettskonzipisten Valentin Günther an seinem Herrn und Gönner Joseph II. findet sich bei Weckbecker 1929, 44–50. Zur engen Verbindung Johann Theodor Imbsens mit dem Orden vom Goldenen Vlies Auer (L.) 2007a.
13. Die Maria-Theresianische Staatsreform Von Michael Hochedlinger
Die Strukturprobleme der Habsburgermonarchie, wie sie in der Existenzkrise des Österreichischen Erbfolgekrieges grell zutage traten, wurden sehr weitgehend der Unzulänglichkeit der allmächtigen obersten Länderverwaltungsbehörden der böhmisch-österreichischen Länder, der miteinander in Dauerkonflikt lebenden Österreichischen und der Böhmischen Hofkanzlei, zugeschrieben. Sie waren mit der Hofkammer zu einem erheblichen Teil dafür verantwortlich, dass sich Maria Theresia, wie sie in ihrem „Politischen Testament“ klagt, bei Herrschaftsantritt ohne Geld, ohne Credit, ohne Armee, ohne eigene Experienz und Wissenschaft und endlich auch ohne allen Rat fand. Die Charge eines oberisten Kanzlers hat respectu deren böhmischen Länder vor den landesfürstlichen Dienst die stärkeste Inconvenienzen und schädlichste Wirkungen nach sich gezogen, heißt es hier weiter (zit. nach Kallbrunner 1952, 29, 44), und der allmächtige „Erste Österreichische Hofkanzler“ kam keineswegs besser davon. Friedrich Tezner stellte nicht ohne Berechtigung fest, dass die Hofkanzleien keine nach dem Provinzialsystem geordneten Regierungsbehörden darstellten (die Habsburgermonarchie war eben kein Einheitsstaat), sondern „Sonderstaatsbehörden“, die auch die „Sonderstaatlichkeit“ der Länder zementierten. Den Reformern der maria-theresianischen Zeit – und unter ihrem Einfluss schließlich auch der Monarchin selbst – galten die Kanzleien weniger als Sachwalter des Landesfürsten denn als Interessenvertreter der jeweiligen Landstände. Heinrich Otto Meisner hat sie als „diplomatische Vertreter der ständischen Macht bei Hofe“ angesprochen (Meisner 1941). Als solche verhinderten sie länderübergreifende Solidarität und blockierten den Weg zum militärisch-fiskalischen Machtstaat preußischer Prägung, der nun als Musterbeispiel vermeintlich widerstandsloser Ressourcenextraktion soweit möglich kopiert werden sollte. Mit der Niederschlagung der böhmisch-österreichischen Ständerebellion 1620 waren die Stände zwar definitiv als politische Konkurrenten des Landesfürsten ausgeschaltet, als Geldgeber und Träger wesentlicher Verwaltungsfunktionen für den jenseits der Wiener Zentrale schwach ausgebildeten landesfürstlichen Verwaltungsapparat blieben sie aber weiterhin ebenso unentbehrlich wie widerständig. Die Verwaltungsstruktur war also ein „Spiegel des unfertigen Absolutismus und einer entsprechenden Staatsbildung“ (Meisner 1941). Aus dem Herbst 1748 stammen sehr scharfe programmatische Ohnmaßgebige Anmerkungen (ÖZV II/2, 238–246) aus der Feder jenes Mannes, der die treibende Kraft hinter den Reformen der frühen theresianischen Zeit gewesen ist: Friedrich Wilhelm Graf Haugwitz (1702–1765). Sie können als eine Art politisches Glaubensbekenntnis gelesen
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VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen
werden und haben den Tenor der „Politischen Testamente“ Maria Theresias sichtbar beeinflusst. Die österreichische Monarchie, schreibt Haugwitz hier, hat sich bis nun zu nach jedermänniglichen Ausspruch durch eitle miracula erhalten. Dieses Wunderwerk därfte vielleicht nicht erfolget sein, wann Gott der Allmächtige durch einen starken Arm denen frommen Landesfürsten nicht jenes übernatürlich ersetzen wollen, was ehrgeizige, mithin vor das gemeine Wesen übelgesinnte Bedienten und Ministri der landesfürstlichen Autorität und Ansehen entzogen. Die Kanzleien vergaßen sich unter Verweis auf von ihnen selbst konstruierte angebliche Landesverfassungen soweit, gegen den Willen des Landesherrn zu opponieren, und waren bereit, ehender alles zu sacrificiren, als ihrer vermeintlichen eigenen Autorität etwas derogiren zu laßen. Das gefährliche Monopol der Hofkanzleien auf den Kontakt zwischen Landesfürst und Ständen galt es daher zu brechen und Maria Theresia nach Reinigung des ständischen „Augiasstalles“ (Friedrich Walter) in effectu in die souveraineté und Beherrschung ihrer Länder zu setzen.
13.1. Die Beschneidung der Hofkanzleien Die sachliche Allzuständigkeit der Hofkanzleien im Rahmen ihres nur territorial umgrenzten Kompetenzbereichs war ein wesentlicher Grund für ihre Überforderung. Im Falle der Österreichischen Hofkanzlei kam auch eine echt zentralbehördliche Funktion für den Gesamtbereich der Monarchie hinzu, nämlich die ihr Anfang des 18. Jahrhunderts übertragene Stellung als „Außenministerium“. Diese ging schon 1742 nach dem Tod des Ersten Hofkanzlers Grafen Sinzendorf an die neu errichtete Staatskanzlei verloren. Als problematisch empfand man auch den enormen Rückstau bei der Abarbeitung der Revisionsprozesse und nützte dies wohl auch als Vorwand für eine schrittweise Beschneidung der Kanzleikompetenzen. Zunächst wurde die Überprüfung obersthofmarschallischer Urteile durch die Österreichische Hofkanzlei beseitigt. Im Februar 1745 entstand ein eigenes höchstes Revisionsgericht für Österreich ob und unter der Enns sowie die Länder der böhmischen Krone, das im September 1746 zu einer unmittelbaren Hofstelle erhoben wurde.
13.2. Rest-Schlesien als Reformlaboratorium Erst Ende 1745 – also nachdem das Schlimmste überstanden war – gewann Wien hinreichend Freiraum, um die Strukturmodernisierung nach preußischem Muster auf breiterer Front in Angriff zu nehmen. Da man stets rasch an tatsächliche oder vermeintliche Verfassungsgrenzen stieß, war es mit einer bloßen „Verwaltungsreform“ nicht getan, es bedurfte einer regelrechten „Verfassungsreform“, die in der Forschung nicht unzutreffend auch als „Staatsreform“ bezeichnet wurde. Ihr Angelpunkt war die Frage der Kriegsfinanzierung, als Motor hinter der beginnenden Staatsmodernisierung fungierte der seit 1725 in der schlesischen Landesverwaltung, seit 1735 im Oberamt zu Breslau tätige Friedrich Wilhelm Graf Haugwitz. Es ist daher in der Literatur sowohl von der „maria-theresianischen“ als auch von der „Haugwitz’schen“ (Staats-)Reform, ja von der „Haugwitz-Revolution“ die Rede. Zu Recht hat aber Peter
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Dickson wieder darauf aufmerksam gemacht, dass weite Teile zumindest der Finanzreformen auf ältere Versuche und Pläne zurückgingen. Als Präsident des neuen königlichen Amtes für Rest-Schlesien in Troppau (ab 1742) hatte Haugwitz Gelegenheit, aus nächster Nähe Effizienz und Erfolg der friderizianischen Steuerpolitik im preußisch gewordenen Teil Schlesiens zu beobachten und seinen Amtssprengel zum Experimentierfeld für erste Reformversuche zu machen. Als wesentliche Gründe für die Überlegenheit preußischer Steuerabschöpfung identifizierte Haugwitz die Beseitigung der verwirrenden Steuervielfalt aus habsburgischer Zeit, die Zusammenlegung von politischer und Finanzverwaltung (sowohl bei den Provinzialbehörden als auch in der Zentrale) und die nachhaltige Zurückdrängung ständischer Mitspracherechte – bis hin zur Ersetzung der ständischen Steuereinhebung durch eine rein landesfürstliche. In seiner prononcierten Ständefeindlichkeit war Haugwitz stark vom Werk des Kameralisten Wilhelm von Schröder beeinflusst, dessen dezidiert machtstaatliches Prinzip – Sicherung fürstlicher Herrschaft durch ein starkes stehendes Heer und eine gut gefüllte Staatskasse – auch die maria-theresianische Staatsreform prägte. Die zukunftsweisende Zusammenfassung von Provinzial-, Militärsteuer- und Kameralverwaltung war im königlichen Amt für Schlesien bereits weitgehend realisiert. Mit dem Wiener Hof ist Haugwitz über den Kaiser, Emanuel Tellez da Menezes e Castro, Herzog von Silva-Tarouca, Maria Josepha Gräfin Daun und den Kabinettssekretär Maria Theresias Ignaz von Koch in engeren Kontakt gekommen. Schon im Winter 1743/44 konnte er erste Vorschläge zur Verbesserung des rest- und gesamtschlesischen Kontributionswesens vorlegen (ÖZV II/2, 130–152), und bald wurde Haugwitz auch außerhalb seines engeren schlesischen Geschäftskreises tätig. Schon in dieser frühen Phase hat er für die Schaffung einer neuen, die politische und Finanzverwaltung bündelnde Zentralbehörde plädiert.
13.3. Die Ausdehnung des Reformsystems auf andere Erbländer Anfang 1747 entsandte die Kaiserin-Königin Haugwitz als unmittelbar landesfürstlichen, von den Hofstellen gänzlich unabhängigen Kommissar nach Krain, um vor dem Hintergrund ständeinterner Zwistigkeiten die Gebarung der dortigen Stände zu prüfen und Verwaltungsreformen einzuleiten. Im März desselben Jahres wurde der Auftrag auf das schwer verschuldete Kärnten ausgedehnt. Im April 1747 entstand in Laibach eine auch für Görz-Gradiska und das Litorale zuständige landesfürstliche „Cameral-, Commercial- und politische Repraesentation“, im Juni 1747 folgte eine analoge Behörde für Kärnten. Das den neuen Landesstellen als Arbeitsgrundlage vorgeschriebene Wirtschaftsund Finanzsystem bestand insbesondere auf einer sauberen Trennung des Contributionale vom ständischen Schuldenwesen. Auf Steuerveranlagung und -einhebung nahmen die neuen landesfürstlichen Behörden starken Einfluss. Haugwitz’ Grundüberzeugung war, daß das publicum und der eigene Dienst meistens von denen Landschaften am schlechtesten besorget würden. Wolle man ein Land in Gefahr bringen, erklärte er im Januar 1748, dann müsse man den Ständen einfach freie Hand lassen. Die Krainer und Kärntner „Repraesentationen“ waren nicht dem Geheimen Rat in Graz unterstellt, sondern über diese altehrwürdige Zwischenbehörde für die innerösterreichische Ländergruppe hinweg direkt an die Wiener Zentrale gewiesen. Auch hier
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musste nun eine adäquate Oberbehörde entstehen, zumal die schärfsten Gegner der Haugwitz’schen Neuorganisation in den alten Zentralbehörden wie Hofkanzlei und Hofkammer saßen und auch die Stände, insbesondere die Kärntner, ihre Kontakte zum Hof nutzten, um aktiv Widerstand zu leisten. Die ab Sommer 1747 in Wien amtierende „Hofkommission in kärntnerischen und krainerischen Angelegenheiten“ unter Vorsitz des österreichischen Kanzlers Johann Friedrich Graf Seilern (1675–1751) kann allerdings Haugwitz’ Hoffnungen auf eine Abnabelung vom Gängelband der alten Zentralbehörden unmöglich erfüllt haben, bestand sie doch just wieder aus deputierten Räten von Hofkammer und Hofkanzlei. Haugwitz wohnte den Sitzungen bei und revidierte die Sitzungsprotokolle. Die Sonderkommission bestand als „Probestück“ späterer Entwicklungen bis ins Jahr 1748.
13.4. Die Erneuerung des Militärsteuersystems Noch im Sommer 1747 wurde Haugwitz unter strenger Geheimhaltung auch mit der Ausarbeitung eines „Militarsystems“ betraut, worunter hier der Entwurf eines neuregulierten Militärbudgets zu verstehen ist. Nur der Generalkriegskommissar Franz Ludwig Graf Salburg (1689–1758) mit einem Referenten des Generalkriegskommissariatsamtes und ein Hofkriegsrat wurden beigezogen. Der Vorschlag (Cameral- und Militarsystemata, ÖZV II/2, 181–188) trug auf eine Armee von 108.000 Mann an (ohne das Truppenpotential der belgischen und italienischen Provinzen von ca. 50.000 Mann und das mit 24.000 Mann veranschlagte Reservoir der Militärgrenze), für die man eine jährliche Kontributionsgesamtsumme (inkl. der extra proportionem stehenden Länder Ungarn, Siebenbürgen, Banat, Slawonien-Syrmien, Militärgrenze, Tirol, Vorderösterreich, Görz-Gradiska) von ca. 14 Mio. fl. veranschlagte. Hinzu kamen über 2 Mio. fl. zur Schuldentilgung, in Summe also Länderleistungen von über 16 Mio. fl. Haugwitz rechnete dabei vor, dass die Länder schon bisher in Kriegszeiten unter verschiedenen Steuertiteln pro Jahr (massive Reibungskosten aus Rekrutierung und Einquartierung gar nicht eingerechnet) an die 13,5 Mio. fl. beigetragen hatten, die Realerhöhung, zumal angesichts wesentlicher Erleichterungen, also recht gering ausfiel. Denn gleichzeitig sollten hinfort alle bisher üblichen Natural- und Extraleistungen der Länder (Rekrutierung, Remontierung, Verpflegung, Einquartierung etc.) aufhören und sich die Truppen selbst rekrutieren, verpflegen, kurz jede „externe“ Leistung bar bezahlen. Zu den Haugwitz’schen Plänen legte der böhmische Oberstkanzler Friedrich August Graf Harrach (1696–1749) im Januar 1748 einen fundierten Gegenvorschlag vor, der allerdings den Ständen weiterhin weitgehend freie Hand bei der Aufbringung der jeweils vorgeschriebenen Steuersummen lassen wollte. Haugwitz reagierte mit einem Konterprojekt, in dem Steuereintreibung und -verwaltung völlig landesfürstlichen Beamten übertragen wurden, und setzte durch, dass seine und Harrachs Vorschläge der Geheimen Konferenz zur Entscheidung vorgelegt wurden. Die berühmte Konferenzsitzung vom 29. Januar 1748 (Sitzungsprotokoll: ÖZV II/2, 195–206) versammelte neben Kaiser und Kaiserin Staatskanzler Anton Corfiz Ulfeld, den böhmischen Oberstkanzler Harrach, den Präsidenten der Ministerial-Banco-Deputation Philipp Joseph Graf Kinsky, den Reichsvizekanzler Rudolf Graf Colloredo und als externe Experten Haugwitz sowie den Generalkriegskommissar Graf Salburg. Johann Josef Graf
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Khevenhüller votierte schriftlich. Gegen den einigermaßen geschlossenen Widerstand der Konferenzminister erklärte Maria Theresia das Haugwitz’sche System für angenommen, dem ebenfalls in der Konferenzsitzung anwesenden Bruder des Kaisers Karl Alexander von Lothringen übertrug man die Umsetzung der militärischen Aspekte der Reform, wofür eine eigene Kommission aus führenden Militärs instituiert wurde.
13.5. Die Umsetzung der Reform auf Länderebene Haugwitz selbst übernahm jetzt die Aufgabe, die Länder von der Sinnhaftigkeit des neuen Systems zu überzeugen. Da man Angst vor einer geschlossenen Front des Widerstands hatte, entschloss man sich, mit den Ländern – wie schon wiederholt seit 1701 – Einzelverträge auf zehn Jahre (Dezennalrezesse) abzuschließen, in denen die jährlich fix zu entrichtende Steuersumme festgelegt wurde. Das formale Bewilligungsrecht der Stände blieb unangetastet, aber der Entfall jährlicher Verhandlungen mit betraglich ungewissem Ausgang erleichterte die Budgetierung, und mehr noch tat dies das eigentlich sensationell Neue an der Haugwitz’schen Steuerreform: die Abstellung des bisherigen Usus, von den Ständen über die Militärkontribution hinaus erbrachte Naturalleistungen (Rekruten, Verpflegung, Vorspann etc.) von der Militärsteuer des nächsten Jahres abrechnen zu lassen, sodass verlässliche Vorausplanungen kaum möglich waren. Aus der erhöhten Militärsteuer hatte die „staatlich ausfinanzierte“ Armee ihren gesamten Bedarf künftig selbst zu decken. In den Ländern der böhmischen Krone stieß Haugwitz auf keinerlei Schwierigkeiten – Böhmen, Mähren und Schlesien hatten bis August 1748 zugestimmt. Problematisch war die Situation in Österreich unter der Enns, wo der Rezess erst nach größeren Turbulenzen geschlossen werden konnte (September 1748). Österreich ob der Enns folgte im Oktober 1748. Den hartnäckigsten Widerstand leisteten die innerösterreichischen Länder, wo Haugwitz die Rezessverhandlungen nicht selbst führte. Nur unter großem Druck vermochte man mit Steiermark und Krain (allerdings bloß dreijährige) Steuerverträge zu schließen. In Kärnten kam man hingegen gar nicht weiter. Die neue Kontribution musste hier jure regio und ohne ständische Zustimmung eingehoben werden – ein Zustand, der bis 1768 anhielt. Das neue Militär-, Kameral- und Schuldensystem hatte am 1. November 1748 (Militärjahr 1749) in Kraft zu treten. Zu den Grundsätzen des Haugwitz’schen Systems gehörte auch die Aufhebung der Steuerfreiheit der adeligen Eigenwirtschaft, des Dominicale, dem immerhin noch ein günstigerer Steuersatz eingeräumt wurde. Die Steuerpflicht von Adel und Klerus wurde nun von einer ausnahmsweisen (in Kriegszeiten) zu einer regelmäßigen. Die Grundlage für die Steuerrektifikation sollte eine länderweise „Kontributionsperäquation“, also eine Korrektur der Bemessungsgrundlagen, bilden, die bis 1760 – außer in Tirol und Schlesien – durchgeführt wurde („Theresianischer Kataster“). Dass die Steuereinhebung weiterhin den Herrschaften und Städten überlassen werden musste, widersprach dem ursprünglichen Plan Haugwitz’. Als Garanten des neuen Systems entstanden in den gleichgeschalteten Ländern ab Sommer 1748 – beginnend in den böhmischen Ländern – eigene landesfürstliche Dienststellen zur Besorgung des Militare mixtum (Rekrutierung, Bequartierung, Marschwesen, Verpflegung, Vorspann etc.), des Militärsteuerwesens (Contributionale) und des landesfürstlichen Camerale, die zunächst den Namen „Deputationen“ führten. Ab Mai 1749
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hießen sie treffender „Repräsentationen und Kammern“, weil sie den abwesenden Monarchen im jeweiligen Land zu „vertreten“ hatten. In Rest-Schlesien wurde die Bezeichnung „königliches Amt“ für die landesfürstliche Landesbehörde beibehalten. Bewusst hat man die Deputationen zunächst mit Landfremden besetzt; gerne griff Haugwitz dabei auch auf erprobte „Schlesier“ zurück. Die Ähnlichkeit der neuen Länderbehörden mit den preußischen Kriegs- und Domänenkammern war schon Zeitgenossen bewusst. In Militärsteuersachen oblag den Deputationen bzw. Repräsentationen die Aufsicht über die Repartition der bewilligten Steuersummen. Neue landesfürstliche Ausführungsorgane auf unterer Ebene waren die den Deputationen untergeordneten, außerhalb Böhmens und Mährens erst einzurichtenden Kreisämter. Als „Außenposten der landesfürstlichen Zentralverwaltung“ (Gernot Obersteiner) waren sie anfangs primär als Nachfolger der ständischen „Kriegskommissare“ gedacht, also vor allem mit Agenden in militaribus mixtis betraut, und überwachten dann zunehmend – weniger aus humanitär-aufklärerischen Motiven denn aus fiskalischen und populationistischen Erwägungen – das oft problematische Verhältnis zwischen den Grundherren und ihren Untertanen, durchlöcherten also die jahrhundertealte grundherrschaftliche Isolierschicht zwischen dem Landesfürsten und seinen nicht immediaten Untertanen. Der „Staat“ drang erstmals flächendeckend bis in die unterste Verwaltungsebene vor. Die Geheimen Stellen zu Innsbruck und Graz verschwanden 1749 ebenso wie die Ländergruppen. Die Länder des so geschaffenen böhmisch-österreichischen „Kernstaates“ (Friedrich Walter) standen nunmehr gleichberechtigt nebeneinander. Die Regierungen in Graz und Innsbruck und die alten Landeshauptmannschaften in den nachgeordneten Ländern wurden zu bloßen Rechtsinstanzen, erstere blieben aber noch bis in die josephinische Zeit Revisionsgerichte für ihren traditionellen Einzugsbereich. Eine Appellation nach Wien war von hier aus nur in Ausnahmefällen möglich. Das Problem der ungleichen Lastenverteilung konnte auch das neue Haugwitz’sche System nicht lösen. Tirol und die Vorlande wurden zwar in die Verwaltungsreform einbezogen, an ihrer traditionell niedrigen bis bescheidenen Steuerleistung hat sich aber nichts geändert. Die belgischen und italienischen Provinzen und natürlich Ungarn blieben gänzlich außerhalb der Neugestaltung der Länderverwaltung und auch von der nun anstehenden Umstrukturierung in der Zentrale unberührt. Der Kohäsion der Habsburgermonarchie hat dies zweifellos nicht genützt. Neben einen böhmisch-österreichischen „Kernstaat“ traten nun deutlicher als je zuvor das 1711 in seiner „Sonderstaatlichkeit“ vertraglich abgesicherte Ungarn und die dislozierte Peripherie der belgischen und italienischen Provinzen, die nicht umsonst gerade in dieser Zeit wiederholt zu Objekten einer Politik des Ländertausches und Länderschachers wurden.
13.6. Umstrukturierung in der Zentrale Die Umstellung der Verwaltungsstrukturen in den Ländern machte über kurz oder lang einen entsprechenden Umbau in der Zentrale unausweichlich. Die Berichte der Länderdeputationen gingen zunächst unmittelbar an die Kaiserin-Königin. Schon Ende April 1748 drängte Haugwitz auf eine Neuorganisierung der Wiener Hofstellen, um wechselseitige Konterkarierung der beteiligten Hofstellen zum Schaden des Reformprozesses abzustellen. Der böhmische Oberstkanzler Harrach hatte selbst eine Kommission in
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Vorschlag gebracht, die über das neue System beraten sollte, und Haugwitz schloss sich der Idee eines zentralen Konsultativorgans an. Als solches bestand seit August 1748 eine „Hauptdeputation“ („Geheime Hofdeputation in militari mixto, contributionali et camerali“, manchmal auch „Finanzendirectorium“ genannt), an deren Sitzungen neben dem Kaiserpaar, Graf Harrach, dem Kriegskommissar und den Hofräten Karl Hieronymus Holler von Doblhoff, Johann Christoph Jordan und Johann Ferdinand von der Marck natürlich auch Haugwitz teilnahm. Eine spezielle Stellung hatte er nicht, er war immer noch Präsident des königlichen Amtes in Schlesien, immerhin aber auch – seit Januar 1743 – Geheimer Rat. Die Expeditionen an die Länderstellen besorgte nach allerhöchster Beschlussfassung und auf der Grundlage der in einer eigenen Registratur aufzubewahrenden Protokolle je nach Zielgebiet die Böhmische bzw. die Österreichische Hofkanzlei. Die Hofkammer behielt vorerst noch in cameralibus ein gewisses Aufsichtsrecht über die Länderdeputationen, doch zeichnete sich bald die rapide Entmachtung der Finanzbehörde ab. Diese kam auch darin zum Ausdruck, dass Haugwitz sich die Einsichtnahme in die Konzepte für die Kammerexpeditionen an die Länder vorbehalten konnte. Ende Dezember 1748 wurden der Hofkammer dann das Ländercamerale, das Camerale universale und das Camerale militare abgenommen und samt Buchhaltung der Deputation zugewiesen. Dies lief de facto auf eine Zerschlagung der Kammer hinaus. Deutlich weniger Erfolg hatte Haugwitz bei seinen Bemühungen, die obstruierenden Kanzleien auszuschalten und ihm genehme Hofräte der Kammer, der Österreichischen Hofkanzlei und der Böhmischen Hofkanzlei „seiner“ Hauptdeputation auf Dauer zuteilen zu lassen. Hier wogen verfassungsrechtliche Bedenken Maria Theresias sichtlich schwer. Anfang November 1748 erreichte Haugwitz immerhin, dass unter seinem Präsidium mit den in die Hauptdeputation entsandten Mitarbeitern der Kanzleien Vorbesprechungen über die Berichte der Länderdeputationen stattfanden. Diese dienten der Vorbereitung (und damit wohl auch der Steuerung) der Hauptsitzungen unter Vorsitz der Monarchin und Beiziehung der Kanzler. Mit der Abziehung der meisten Publico-Politica zur Deputation verblieben den Kanzleien ohnedies nur mehr die Judizialsachen in oberster Instanz und die Provincialia im engeren Sinne. Dieser äußerst unbefriedigende institutionelle Schwebezustand in der Zentrale wurde erst Anfang Mai 1749 beseitigt. Mit Organisationshandschreiben vom 2. Mai 1749 (ÖZV II/2, 269–294) hob Maria Theresia die Österreichische und die Böhmische Hofkanzlei auf, trennte die Publica und Politica der Länder von den Justizangelegenheiten und übertrug letztere einer eigenen Obersten Justizstelle, in die Räte der aufgehobenen Länderkanzleien berufen wurden. An ihre Spitze trat der bisherige österreichische Hofkanzler Graf Seilern. In der Obersten Justizstelle ging auch das 1745 geschaffene oberste Revisorium auf. Die Hofkammer wurde auf das Aulicum, also die Buchung und Überprüfung der Kosten für Hofhaltung und Verwaltung im Wege der Kameralhauptbuchhalterei (bis Dezember 1750), sowie das ungarische und das Reichscamerale beschränkt. Die Trennung von Justiz und Verwaltung und damit die Beschleunigung und Verbesserung der Rechtsprechung ist schon von Maria Theresia gerne als zentrale Begründung für die auch von Zeitgenossen als revolutionär empfundene Umgestaltung des Verwaltungsaufbaus ins Treffen geführt worden. Die historische Forschung folgte dieser öffentlichkeitswirksamen Argumentation zum Teil. In Wahrheit liegt der Urgrund der Staatsreform natürlich ganz im Real- und Machtpolitischen. Durch Abtrennung der Justizagenden war die politische und Finanzverwaltung neuen Stils gänzlich frei von den Fesseln des alten Herkommens. Friedrich Walter sprach gar vom „toten Geleise der
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Rechtspflege“. Die Einrichtungspatente für die neuen landesfürstlichen Behörden in den Ländern lassen denn auch am eigentlichen Ziel der Staatsreform, der Schaffung einer stabilen finanziellen Grundlage für ein starkes Heer, keinen Zweifel aufkommen.
13.7. Die Konferenz in internis und das Directorium in publicis et cameralibus Oberste Instanz der politischen und Finanzverwaltung sowohl für die böhmischen als auch für die österreichischen Länder wurde als Nachfolgerin der Hauptdeputation die Konferenz in internis, der Haugwitz, Generalkriegskommissar Graf Salburg und die schon bisher der Deputation beigezogenen Hofräte angehörten. Den Vorsitz in dieser ursprünglich wöchentlich tagenden Konferenz führten die Kaiserin bzw. der Kaiser, erster Konferenzminister in internis war der ehemalige böhmische Obersthofkanzler Graf Harrach, der auch die Expeditionen zu unterzeichnen hatte. Als premier ministre pour les affaires du dedans wird man ihn aber nur dem Namen nach bezeichnen dürfen. Harrach starb schon im Juni 1749 und erhielt keinen Nachfolger. Somit verkümmerte die Konferenz in internis, die faktische Geschäftsleitung fiel nun dem – nach den preussischen Exempl, so ohnehin pro norma diser ganzen neuen Einrichtung dienen muste, (KhevenhüllerMetsch, 1742–1776/1780, Bd. 2, 319) konzipierten – Directorium in publicis et cameralibus zu, dem Haugwitz als Direktorialpräsident vorstand. Ursprünglich bloß als ausführendes Organ der Konferenz in internis ausgegeben, war das Directorium zum unangefochtenen „Innen- und Finanzministerium“ der Monarchie aufgestiegen und betreute die Geschäfte alleinverantwortlich in direktem Kontakt mit der Herrscherin. Die Entwicklung ist hier also ähnlich jener im Bereich der Außenpolitik verlaufen und dem Verhältnis zwischen Geheimer Konferenz und Staatskanzlei vergleichbar, die ja ursprünglich ebenfalls nur Exekutivorgan bzw. Kanzlei der Konferenz sein sollte, um sich dann unter Kaunitz’ Leitung zum selbständigen Außenministerium zu entwickeln. Die Geheimen Konferenzminister erhielten schon seit Bestehen der Hauptdeputation in die innere und Finanzverwaltung keinen Einblick mehr, worüber im April 1749 Klagen laut wurden, betrachteten sie sich in den Worten Khevenhüllers doch als der Zufluß und der Point de raillement aller Regierungsgeschäfften. Der Aufgabenkreis der Konferenz in internis bzw. des Directoriums (ÖZV II/2, 279f.) umfasste das Contributionale, das Camerale und das Militare mixtum der böhmisch-österreichischen Erblande, weiters die Wahrung der landesfürstlichen Gerechtsame, die Aufsicht über die Stände und Städte, die Betreuung der Landtagssachen, die Bestätigung der Bischofs- und Prälatenwahlen, Religionssachen insgesamt, Angelegenheiten der Universitäten, Akademien und gelehrten Gesellschaften, Lehnssachen, das Post- und Straßenwesen, Judensachen etc. – in summa alles, so in das publicum et politicum deren Länder einschlaget. Denn, wie Haugwitz schon Ende 1748 erklärte: Alle Abtheilung stehet der Wesenheit eines Directorii entgegen. Die bisher vom österreichischen bzw. böhmischen Kanzler vorgenommene Unterfertigung der (erbländischen) Standeserhöhungsdiplome, der Lehnsbriefe etc. ging 1749 zunächst an den Staatskanzler über, während die Sacharbeit selbst im Directorium erledigt wurde. 1752 hat man unter Aufhebung der böhmischen Besonderheiten eine einheitliche Diplomgestaltung durchgesetzt und die Unterfertigung dem Direktorialpräsiden-
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ten übertragen. Vor diesem Hintergrund wurde Haugwitz im Mai 1753 zum „Obersten Böhmischen und Ersten Österreichischen Kanzler“ ernannt. Der Direktorialvizepräsident (seit 1751) Feldmarschall-Leutnant Johann Karl Graf Chotek, der sich im Krieg bei der Verwaltung des besetzten Bayern Verdienste erworben hatte, wurde Kanzler, der aus der Staatskanzlei entfernte Staatsreferendar Freiherr von Bartenstein Vizekanzler. Die gewaltigen Direktorialagenden waren auf ausdrücklichen Wunsch Maria Theresias in Länderdepartements (Böhmen, Mähren, Schlesien, Österreich unter der Enns, Österreich ob der Enns, Kärnten, Steiermark und Krain, Tirol-Vorderösterreich) und nicht nach Sachgebieten zu bearbeiten. An der Spitze der Abteilungen standen erfahrene, großteils aus den aufgelösten Kanzleien übernommene Referenten („Geheime Referendare und Hofräte“), die von sechs Sekretären, subalternem Kanzleipersonal und – für die Finanzagenden – von zwei, ab 1756 nur mehr von einer Buchhalterei(en) unterstützt wurden.
13.8. Widerstand und Kritik Die Reform schuf erhebliche Verbitterung, zumal ganz gegen frühere Usancen auch nicht suaviter in modo vorgegangen, also speziell in personalpolitischen Entscheidungen nicht immer auf die Empfindlichkeiten der Hofeliten Rücksicht genommen wurde. Staatskanzler Graf Ulfeld bedauerte schon in der Konferenzsitzung vom Januar 1748, dass man sich für eine Orientierung am preußischen Beispiel entschieden hatte. Graf Khevenhüller, freilich ein entschiedener Reformgegner, kritisierte in seinem Tagebuch den Traditionsbruch als gänzliche Verker- oder Umgiessung einer durch ville Saecula und von Anbeginn des durchlauchtigsten Ertzhauses üblich gewesenen Regierungsform (Khevenhüller-Metsch 1742–1776/1780, Bd. 2, 322). Der Diarist berichtet 1748/49 aber nicht nur von Niedergeschlagenheit in den Reihen der „Traditionalisten“ – der Abschied des Grafen Harrach von der aufgelösten Böhmischen Hofkanzlei gerät hier zu einem tränenreichen Rührstück –, sondern er notiert auch buchstäblich tätliche Angriffe auf den Reformmotor Haugwitz. Schon im Sommer 1748 wurde sein Wiener Quartier mit Steinen beworfen, daraufhin eine Leibwache zu seinem Schutz abgeordnet. Auch Maria Theresia spricht in ihrem zweiten „Politischen Testament“ von viel Geschrei am Hof. Angesichts allgemeiner Verunsicherung meinte man den „Umsturz“ vom Mai 1749 durch eine gedruckte Mitteilung (14. Mai 1749) und eine entsprechende Einschaltung im Wienerischen Diarium rechtfertigen zu sollen. Dabei wurde die Restrukturierung der inneren Verwaltung ein weiteres Mal als Justizreform dargestellt.
13.9. Die Aufblähung des Directoriums Die Zentralisierungstendenzen hatten mit dem Sieg Haugwitz’ im Mai 1749 noch bei Weitem nicht ihren Höhepunkt erreicht. Die grenzenlose Aufblähung der Zuständigkeiten des Directoriums zu einem gigantischen Mammutministerium für Inneres und Finanzen war es schließlich auch, die das „System Haugwitz“ während des Siebenjährigen Krieges kollabieren ließ.
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1751 zog das Directorium die bisher der Obersten Justizstelle überlassene Verwaltungsrechtspflege (Publica contentiosa) in oberster Instanz an sich. Beim Directorium angesiedelt nahm sich nun ein eigener Justizrat dieser Fragen an. In den einzelnen Ländern bestanden als Erstinstanzen den Repräsentationen und Kammern untergeordnete „Consessus in causis summi principis et commissorum“. Im Februar 1752 ging die Kommission in Sicherheits- und milden Stiftungssachen im Directorium auf. Im Januar 1753 übernahm Haugwitz die Leitung der bis dahin bei der Niederösterreichischen Regierung angedockten Sanitätshofdeputation. Ab 1757 führte sie Vizekanzler Bartenstein. Im Dezember 1753 wurde das Kommerzdirectorium zu einer mit dem Directorium vereinigten unmittelbaren Hofstelle erklärt. In den Ländern waren die Commercialia schon seit 1749 den Deputationen bzw. Repräsentationen und Kammern zugewiesen. Zwar misslang 1755 die von Haugwitz nach dem Tod des langjährigen Hofkammerpräsidenten Johann Franz Grafen Dietrichstein angestrebte Totalliquidierung der Hofkammer, doch konnte sich das Directorium Anfang 1757 immerhin das Münz- und Bergwesen als „eigene Hofcommission“ unter dem Präsidium von Heinrich Wilhelm Freiherrn von Haugwitz (1711–1758), einem Vetter des „großen“ Haugwitz, einverleiben. Gleichzeitig übernahm es die Verantwortung für die Banatica und das Camerale Transylvanicum. Im Dezember 1757 wurde auch noch die Invalidenhofkommission aufgehoben und als selbständige Organisationseinheit in das Directorium integriert. Als nachgerade selbstmörderisch erwies sich die Übernahme der Agenden des Generalkriegskommissariats zumal in Kriegszeiten. Auslöser waren 1757 ausgebrochene Zwistigkeiten zwischen Haugwitz und dem Generalkriegskommissar Grafen Salburg in der Frage der Kriegskassenorganisation. Salburg trat daraufhin im Spätherbst 1757 zurück, die Aufgaben des Kommissariats wurden dem Directorium überwiesen und dort vorerst von einer besonderen Kommission unter Oberstkriegskommissar Joseph Graf Wilczek separatim behandelt. Wilczek gehörte schon seit Längerem der Führungsspitze des Directoriums an und war im Personalstatus vor Bartenstein gereiht, obwohl er keine spezielle Direktorialfunktion innehatte. Bald setzte Haugwitz die gänzliche Einschmelzung der Commissariatica in den Kompetenzenkreis seiner Behörde durch (Dezember 1757), überschwemmte das Directorium auf diese Weise mit den Details der Militärverwaltung und lud sich damit Mitverantwortung für das militärische Versagen im Revanchekrieg gegen Preußen auf.
13.10. Die Zerschlagung des Directoriums Die Kritik an der Staatsreform war auch nach 1749 nicht verstummt. Noch anlässlich des Todes von Haugwitz, der âme damnée der Kaiserin, im Jahre 1765 bemerkte Khevenhüller bitter: Diser Mann wird in historia patriae nostrae nicht leicht vergessen werden, indeme er das Haubt-Instrumentum aller deren anno 1748 vorgegangenen Veränderungen gewesen, wordurch das ganze Systema unserer innerlichen Verfassung erschütteret und verkeret worden ist (Khevenhüller-Metsch 1742–1776/1780, Bd. 6, 133). Das „Unösterreichische“ der Staatsreform (Haugwitz selbst war „sächsischer“ Konvertit) und die Nachahmung preußischer Einrichtungen wurden immer wieder thematisiert. Aus den Reihen des Directoriums selbst verschafften sich kritische Stimmen Gehör, darunter insbesondere der
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Vizekanzler Freiherr von Bartenstein, der sich einerseits zwar zum Reformwerk bekannte, andererseits aber doch die Vielregiererei bedauerte und für vermehrte Rücksichtnahme auf die unterschiedlichen Länderverfassungen plädierte. Nach Friedrich Walter war die permanente Kompetenzerweiterung des Directoriums keine echte Zusammenschmelzung wie beim preußischen Vorbild, dem Berliner Generaldirektorium, sondern eine undurchsichtige Addition von Zuständigkeiten unter der Oberleitung Haugwitz’, der als Organisator und „Politiker“ eine glücklichere Hand bewiesen haben dürfte denn als Detailadministrator. Nach Bartensteins sarkastischer Kritik war der Verwaltungsaufbau am Ende derart komplex, dass das Directorium den Kompetenzdschungel selbst nicht mehr durchblickte. Das Haugwitz’sche System war als Friedenssystem konzipiert, im Siebenjährigen Krieg zeigten sich auch die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit. Umständliche Koordinierungskonferenzen mit anderen für die Kriegsanstrengungen zuständigen Zentralbehörden machten dies nur noch deutlicher. Zwar wird angenommen, dass die Gesamteinnahmen durch die Reform tatsächlich um 50 % gesteigert werden konnten, doch reichte dies natürlich bei Weitem nicht, um die exorbitanten Kriegskosten auch nur annähernd abzudecken. Die Kräfteverhältnisse zwischen Haugwitz und seinen Gegnern begannen sich entscheidend zu verschieben, als Staatskanzler Kaunitz seine außenpolitischen Ziele durch die schwindende Leistungsfähigkeit der Richtung Staatsbankrott driftenden Monarchie gefährdet sah, in die Reihen der Haugwitz-Kritiker eintrat und auch nach der innenpolitischen Führung griff. Schon 1758 plädierte Kaunitz für die Einrichtung einer neuen Konferenz in internis, deren Mitglieder aber (bis auf ihn selbst) nicht mehr anderen Behörden vorstehen oder angehören sollten. Die Idee des zwei Jahre später tatsächlich ins Leben gerufenen Staatsrates war geboren. Die ersten Terrainrückgewinne gegen das zunehmend überforderte Directorium erzielte ausgerechnet die von Haugwitz zu einem Schatten ihrer selbst degradierte Hofkammer. 1760 wurde sie nach der Übernahme der Präsidentschaft durch Rudolf Graf Chotek für das Münz- und Bergwesen zuständig gemacht und erhielt auch das siebenbürgische Camerale übertragen. Anfang 1761 gingen die Publica contentiosa zurück an die Oberste Justizstelle. Mit seiner Berufung in den Staatsrat (10. Dezember 1760) verlor Haugwitz zugleich die Leitung des Directoriums, die nun sein bisheriger Stellvertreter Johann Karl Graf Chotek übernahm. Die im Dezember 1761 erfolgte endgültige Auflösung des Directoriums in publicis et cameralibus und die Errichtung einer Böhmisch-Österreichischen Hofkanzlei als Nachfolgebehörde waren allerdings kein Revanchesieg des alten Systems, denn die Ecksteine der Haugwitz’schen Reformen blieben auch nach seinem Sturz erhalten.
13.11. Personalentwicklung und Amtsgebäude Die Anfänge des Directoriums waren bescheiden. Ein Personalstatus vom Mai 1749 (ÖZV II/2, 291f.) weist sieben „Räte und Geheime Referendarien“ aus. Männer der ersten Stunde, die Haugwitz schon 1748 als künftige Mitarbeiter identifiziert hatte, waren u. a. Franz Anton Edler von Saffran (ehemals Hofkammer), der Schwager Bartensteins, Karl Hieronymus Holler von Doblhoff († 1767) aus der Österreichischen Hofkanzlei
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VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen
und Hermann Lorenz von Kannegießer (1700/01–1766) aus der Böhmischen Hofkanzlei. Hinzu kamen Anton Maria Stupan von Ehrenstein († 1776) aus der MinisterialBanco-Deputation und der Schlesier Karl Josef Cetto von Kronstorf (1697–1765) von der Niederösterreichischen Regierung. Aus der Österreichischen Hofkanzlei trat 1751 auch Anton Franz von Buol (1699–1767) über den Umweg der Obersten Justizstelle in den Personalstand des Directoriums. Kannegießer, Doblhoff und Stupan wurden später von Kaunitz als Ritterstandsmitglieder für den Staatsrat vorgesehen; schließlich ist aber nur Stupan ernannt worden. Den Sprung in den Staatsrat, dessen Referendar er bis 1770 gewesen ist, schaffte schließlich auch der Direktorialhofrat Anton König von Kronburg. Gemeinsam mit Bartenstein schrieben Buol, Doblhoff, Kannegießer und Stupan Ende der 1750er Jahre Lehrbehelfe für die Einführung des Thronfolgers Erzherzog Joseph in die innere Verfassung der böhmisch-österreichischen Länder. Unter den Hofräten und Referendaren arbeiteten im Directorium (1749) sechs geheime Sekretäre (unter ihnen auch der geheime Hausarchivar Theodor Taulow von Rosenthal), 14 Kanzlisten, das übliche Kanzleiunterpersonal und eine noch sehr kleine Buchhalterei mit acht höheren bzw. mittleren Beamten. Der Staatskalender für 1754 nennt dann bereits 18 Hofräte, von denen allerdings nicht alle „Geheime Referendare“ waren. Auffällig ist nun zum einen, dass Hofräte des Directoriums auch anderen Behörden angehörten. So war z. B. der ehemalige niederösterreichische Regierungskanzler Johann Joseph Martin Managetta von Lerchenau († 1764) zugleich auch Vizepräsident der Niederösterreichischen Repräsentation und Kammer, Karl Joseph Edler von Dier fungierte als geheimer Kammerzahlmeister und Johann Ferdinand von der Marck als Kanzleidirektor des Generalkriegskommissariats; der aus der Gruppe der geheimen Sekretäre aufgestiegene Dionysius Ferdinand Gröller, schon 1748 Sekretär der Hauptdeputation, war Hofkriegsrat. Vier Hofräte votierten 1760 auch in der Obersten Justizstelle. Zum anderen fällt die Verschiebung des Sozialprofils innerhalb der Kategorie der Hofräte auf. Der exklusiv bürgerlich-briefadelige Charakter war sichtlich verloren gegangen. Mit dem ehemaligen niederösterreichischen Regimentsrat Nikolaus Graf Stella, Franz Graf Esterházy, dem späteren ungarischen Hofkanzler, und Ludwig Graf Zinzendorf (1721–1780), 1762 Präsident der Hofrechenkammer, hatte auch die Aristokratie Einlass in die Beamtenschaft des Directoriums gefunden. Im Staatskalender für 1760 findet sich dann auch noch Franz Wenzel Graf Sinzendorf (1724–1792) genannt. Schon 1754 wird Franz Freiherr von Bartenstein, ein Sohn des Direktorialvizekanzlers, unter den Hofräten geführt. Die Aufnahme von sehr bedeutenden Juristen ist bemerkenswert: Johann Bernhard von Zenker (1724–1785) und Johann Franz Bourguignon Freiherr von Baumberg (1722–1784), Direktor der juridischen Fakultät der Universität Wien und Hofrat der Obersten Justizstelle, sind hier in erster Linie zu nennen. Die Zahl der Hofräte insgesamt betrug 1760 30, die Zahl der verantwortlichen Abteilungsleiter („Referendare“) unter ihnen hat sich zwischen 1749 und 1760 – durch die laufende Integrierung ehemals selbständiger Behörden – mehr als verdoppelt. 1754 arbeiteten bereits elf (1760: 18) geheime Sekretäre im Directorium. Hinzu kamen (1754) 19 Konzipisten, 16 Kanzlisten (mit 11 Anwärtern), relativ zahlreiches Registraturpersonal, eine eigene „Einlaufstelle“ (Exhibitenprotokoll), in der 1760 gewaltige 13 Personen tätig waren, sowie ein Taxamt, Buchhaltereien und das Kameralzahlamt mit in Summe über 80 Personen (1760).
13. Die Maria-Theresianische Staatsreform 563
Das Directorium erhielt 1749 die bis dahin von der Niederösterreichischen Regierung okkupierten Zimmer in der Hofburg zugewiesen und besiedelte dann das Gebäude der Böhmischen Hofkanzlei (Judenplatz-Wipplingerstraße), das von 1752 bis 1754 für die ständig expandierende Behörde ausgebaut werden musste. Maria Theresia und Franz I. haben das Gebäude im Januar 1756 mit ihrem Besuch beehrt. Quellenlage und Forschungsstand Der Schriftennachlass der Hofkanzleien sowie des Directoriums in publicis et cameralibus ist beim Brand des Justizpalastes 1927 vernichtet bzw. schwer in Mitleidenschaft gezogen worden. Grundlegendes Material (zum Teil aus dem Geschäftsgang der „Hauptdeputation“), das der Monarchin im Vorfeld der Staatsreform vorgelegt wurde, fand sich früher in den Alten Kabinettsakten des HHStA, die allerdings ihrerseits im Zweiten Weltkrieg erheblich gelitten haben (vgl. Coreth 1958). Die wichtigsten Schriftstücke sind glücklicherweise gedruckt bzw. resümiert in ÖZV II/2. Protokolle der Hauptdeputation finden sich im HKA, Bestand Reichsakten, wo sie die im Oktober 1746 endenden Protokolle der „alten Deputation“ ablösen. Eine in ein Handschreiben an den Hofkriegsratspräsidenten gekleidete „Geschäftsordnung“ der Deputation (August 1748) ist im Bestand Hofkriegsrat des KA erhalten (HKR Exp 1748 August 390). Der interessante Nachlass des Direktorialhofrates Hermann Lorenz von Kannegießer wird im HHStA verwahrt. Das vorliegende Kapitel steckt nur den Rahmen für die Länderkapitel in Band 2 ab, wo auch die länderspezifische Detailliteratur nachgewiesen wird. Das auf intensiver Archivarbeit basierende Standardwerk zur Haugwitz-Reform in der Zentrale bleibt ÖZV II/1/1 von Friedrich Walter mit dem zugehörigen älteren Aktenband ÖZV II/2. Kleinere Vorarbeiten – Walter 1937a und 1937b – sind in die Darstellung eingearbeitet. Damit waren die biographisch ausgerichteten Arbeiten Arneth (A.) 1863–1879 und Guglia 1917 weitgehend überholt. Kurz zusammengefasst finden sich Walters Erkenntnisse unverändert bei Walter 1934b (Ausschnitt) und 1958. Ergänzende Einsichten enthalten die „Politischen Testamente“ Maria Theresias (neu ediert: Kallbrunner 1952). Eine strukturanalytische Interpretation des Reformwerks ist Walter nicht gelungen. Diese liefern Meisner 1941 und Haussherr 1953. Sehr gute Zusammenfassungen mit breitem, nicht bloß verfassungs- und verwaltungsgeschichtlichem Fokus bieten Scott 1990 und (zugespitzt) 1995 sowie (bes. auf der Grundlage der ÖZV) Dickson 1987, Bd. 1, wo sich auch wertvolle Informationen zur Beamtenschaft finden. Die finanziellen Implikationen der Staatsreform werden dort erstmals klar herausgearbeitet. Siehe auch Dickson 1996. Eine knappe, aber gute Übersicht über die von Land zu Land ganz unterschiedlich durchgeführte theresianische Steuerrektifikation bei Mensi 1906. Ausführlicher an konkreten Länderbeispielen die Arbeiten Hackl (B.) 1997, 1998/99 und 2004. Die Rezessverhandlungen mit Niederösterreich beleuchtet eingehend Iwasaki 2007, die Zentralität Schlesiens Bergerhausen 2008a. Walter bewertet vor dem Zeithintergrund und als überzeugter „Großdeutscher“ den Umbau der Staats- und Verwaltungsstruktur nach preußischem Vorbild überaus positiv, die Darstellung der ständischen Seite fällt wohl zu einseitig abwertend aus; Szabo (F.) 1994, bes. 74–83, sieht das Reformwerk Haugwitz’ von einem prononciert antipreußischen Standpunkt aus sehr kritisch und nimmt so die nach 1945 begonnene Diskussion über die Langzeitfolgen von Zentralismus und „Absolutismus“ auf die politische Ent-
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VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen
wicklung Österreichs auf. So auch schon Liebel-Weckowicz 1985. Die „Verpreußung“ Österreichs haben bereits Exponenten der „Österreichischen Aktion“ (Ernst Karl Winter, Alfred Missong etc.) in der Zwischenkriegszeit kritisiert. Auch tschechische Historiker standen der Staatsreform, die das Ende der böhmischen „Eigenstaatlichkeit“ brachte, eher distanziert bis ablehnend gegenüber. Wichtig ist die erfreulich materialreiche, allerdings kaum verbreitete Biographie des Grafen Haugwitz (Ruzicka 2002), die auch das Haugwitz’sche Familienarchiv ausgewertet hat. Zur Amtszeit Haugwitz’ als Direktorialpräsident bzw. Kanzler schweigt sie leider. Dieser Lebensabschnitt sollte in einem eigenen Aufsatz gewürdigt werden, der aber nicht erschienen ist. Die Rolle einiger Direktorialhofräte bei der Erziehung Josephs II. beleuchtet Benna 1967. Nützliche Hintergrundinformationen bietet das Tagebuch des Reformgegners Khevenhüller (Khevenhüller-Metsch 1742–1776/1780). Auf eine ganze Reihe kleinerer Gelegenheitsarbeiten zur Staatsreform sei der Vollständigkeit halber hingewiesen: Kallbrunner 1918/19, Lorenz (R.) 1930 (stark deutschnational), Brusatti 1981, Baumgart 1995, Olechowski 2006. Meyl 1950 basiert nur auf der bekannten Literatur. Dass die Trennung von Justiz und Verwaltung rein pragmatische Gründe hatte, unterstreicht besonders Ogris 1979. Eine Gesamteinschätzung des aufgeklärten Reformwerks in der Habsburgermonarchie von 1740 bis 1780 skizziert Klingenstein 1981, zur Staatsreform nun auch Ogris 1997. Die Umsetzung der Reformen in einem konkreten Land untersucht mustergültig (aus gemäßigt „landesfürstlicher“ Perspektive) Obersteiner 1993. Die ständische Perspektive nimmt am Beispiel Kärntens Wallas 1987 und 2002 ein. Zu den Kreishauptmannschaften liegt eine Reihe von Detailstudien aus den Ländern vor, eine Bilanz ist aber noch nicht gezogen worden (ungenügend Gründler 1970). Für die Steiermark im Überblick etwa Obersteiner 1990. Das Amtsgebäude am Wiener Judenplatz (Wipplingerstraße) – heute Sitz der obersten Gerichtshöfe öffentlichen Rechts – behandelt Irmisch 1903 (mit Abbildungen), darauf basierend Schwärzler 1988 und Olechowski 2001. Es war zwischen 1711 und 1714 zur Unterbringung der Böhmischen Hofkanzlei nach Plänen Johann Bernhard Fischers von Erlach entstanden.
14. Die Böhmisch-Österreichische Hofkanzlei und die Vereinigten Hofstellen Von Michael Hochedlinger
14.1. Gründung und Kompetenzen Mit der Schaffung des Staatsrates in internis Ende 1760 war das Ende der Ära Haugwitz besiegelt; Staatskanzler Graf Kaunitz sicherte sich nun auch für den Bereich der Innenpolitik eine dominante Stimme. Haugwitz’ Berufung in das neue Beratungsgremium (Dezember 1760) bedeutete, da Staatsminister nicht zugleich auch Vorstände einer Behörde sein durften, seine Abberufung von der Spitze des Directoriums in publicis et cameralibus, dessen Leitung nun Johann Karl Graf Chotek (1704–1787) übernahm. Noch als Haugwitz’ Stellvertreter und Kanzler des Directoriums war er – wie auch der Vizekanzler Freiherr von Bartenstein – mit kritischen Denkschriften gegen die eigene Behörde hervorgetreten, deren Zerschlagung er befürwortete. Im Februar 1761 begannen im Staatsrat die Debatten über die Neuorganisation der inneren Verwaltung und den Umbau der Behördenstruktur, an deren Ende die auch von Staatskanzler Kaunitz gewollte Auflösung des maßlos aufgeblähten Directoriums stehen musste (ÖZV II/3, 84–122). Mit Handschreiben vom 29. Dezember 1761 (Druck: ÖZV II/3, 122–124) setzte Maria Theresia als oberste politische Verwaltungsbehörde – als „obriste Länderstelle“ – für die böhmisch-österreichischen Länder eine „böhmische und österreichische Hofkanzlei“ ein, nahm ihr aber die Kameral- und kommissariatischen Agenden ab. Hofkammer und Generalkriegskommissariat erstanden neu. An die Spitze der Behörde trat als „Oberster Böhmischer und Erster Österreichischer Kanzler“ der Bruder Johann Karl Choteks, Rudolf Graf Chotek (1706–1771), der sich rasch als Vertreter des traditionellen Ständetums erweisen sollte und dabei auf schärfsten Widerstand Kaunitz’ stieß. Gegen den Versuch Choteks, die Uhren zurückzudrehen, blieb die in der Haugwitz’schen Reform geschaffene Struktur der Länderverwaltung (abgesehen von Änderungen in der Behördenbezeichnung) unangetastet. Die neue Böhmisch-Österreichische Hofkanzlei erhielt am 21. Juni 1762 ihre Instruktion (Druck mit Begleitstücken: ÖZV II/3, 124–164, resümiert – mit ausführlicheren Bemerkungen zu Kanzlei und Registratur – bei Prokeš 1926b). Ihre Mission war es, die allgemeine Wohlfahrt gesamter böhmischen und teutschen Erblanden zu befordern; ihre Agenden umfassten ueberhaupt alle den statum publicum et politicum deren teutschen Erblanden betreffenden Angelegenheiten, wobei – kennzeichnend für die Zeit der Wirtschafts- und Finanzkrise
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VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen
am Ende des Siebenjährigen Krieges – die dringende Notwendigkeit einer umfassenden Wirtschaftsförderung besonders betont wurde. Die Kernzuständigkeiten entsprachen natürlich jenen der alten Hofkanzleien, entweder als erste und einzige Instanz oder aber als oberste Aufsichts- und Leitungsbehörde der Länderstellen. Einige wenige Punkte seien herausgegriffen: Wahrnehmung des jus supremae advocatiae et patronatus, geistliche und milde Stiftungssachen, Handhabung der landesfürstlichen Regalrechte in oberster Instanz, Ratsrenovationen in den Städten, Wahrung der Länderverfassungen, oberstinstanzliche Aufsicht über das Sicherheitswesen und die „Policey“ in den Ländern, Genehmigung der Errichtung von Fideikommissen, Betreuung der Landtagssachen, Erstellung der Postulate für die Landtage (in Absprache mit den Finanzstellen), Angelegenheiten der Universitäten, Akademien und gelehrten Gesellschaften, Oberaufsicht über Lehnssachen, Verkehrsangelegenheiten und schließlich die Militaria mixta (Einquartierung, Rekrutenstellung, Marsch- und Vorspannwesen). Die 1751 dem Directorium überantwortete Verwaltungsgerichtsbarkeit ging an die Oberste Justizstelle. Die tatsächliche Umsetzung eines ganz wesentlichen Teils der aufgeklärten Reformpolitik lastete damit auf den Schultern der Hofkanzlei, indem diese die Gesetzesentwürfe anderer Hofstellen zu begutachten, die in die Länder zu erlassende[n] Gesätze, Befehle und Verordnungen zu entwerfen und der Kaiserin vorzulegen hatte. Routinesachen bearbeitete die Kanzlei im selbständigen Wirkungsbereich, gewichtige Fragen mit Weichenstellungsfunktion aber nur als Ausführungsorgan des Staatsrates. Die Hofkanzlei expedierte außerdem die landesfürstlichen Privilegien (Diplome) und war als Adelsbehörde für Erhebungen in den erbländischen Adelsstand zuständig. Der Status salariorum sah einen Obersten Kanzler, einen Vizekanzler, insgesamt acht Hofräte (des Herren-, Ritter- und Gelehrtenstandes) und fünf Sekretäre zuzüglich des entsprechenden Kanzleipersonals vor. Der von Chotek gewollten Teilung in eine böhmische und eine österreichische Kanzlei trat die Kaiserin-Königin scharf entgegen. Die Union der böhmischen und österreichischen Länder durfte im Behördenaufbau nicht konterkariert werden, und auch die Referatseinteilung innerhalb der Kanzlei hatte nach Materien, nicht nach territorialen Gesichtspunkten zu erfolgen. Die Hofkanzlei blieb eine kollegial organisierte Behörde, die ihre Beschlüsse in Ratssitzungen fasste.
14.2. Kompetenzverschiebungen Als problematisch erwies sich der bald inflationäre Usus, Kommissionen mit Zuständigkeiten aus dem Agendenfeld der Hofkanzlei zu verselbständigen und immediat zu stellen, den Geschäftsgang aber weiterhin über die Hofkanzlei laufen zu lassen. So korrespondierte die 1765 wieder der Kanzlei untergeordnete Kommerzhofstelle mit den Ländern durch Vermittlung der Böhmisch-Österreichischen Hofkanzlei und erhielt auf gleichem Wege die Berichte. Ganz ähnlich verhielt es sich mit der Studienhofkommission und der Bücherzensurhofkommission, deren Recht zum unmittelbaren Vortrag beim Landesfürsten die Hofkanzlei nicht beseitigen konnte. Den halbselbständigen Kommissionen war dieser merkwürdige Zustand durchaus recht, da sie sich für die mühsame Kanzleiarbeit der Hofkanzlei bedienen konnten, ohne deswegen – übrigens gegen die Bestimmungen der Instruktion von 1762 – den direkten Kontakt mit dem Monarchen
14. Die Böhmisch-Österreichische Hofkanzlei und die Vereinigten Hofstellen 567
aufgeben zu müssen (ÖZV II/3, 433–441). Eine Geistliche Hofkommission (Consessus in publico-ecclesiasticis) bestand Anfang der 1770er Jahre unter der Leitung des Staatsrates Franz Karl Kressel von Gualtenberg (1720–1801). Die Kommissionen wurden mit Beamten der Hofkanzlei, aber auch, insbesondere in Studien- und Zensursachen, mit externen Experten beschickt. Den Vorsitz führten allerdings in der Regel Personen, die in keinem Dienstverhältnis zur Hofkanzlei standen. Mit der Reorganisation der Finanzzentralverwaltung verlor die Hofkanzlei – unter ausdrücklichem Protest gegen diesen „Bruch der Länderverfassung“ – eine ihrer ältesten Aufgaben, die bisher alleinige Betreuung des Militärsteuerwesens, des Contributionale, und anderer Ländersachen, die das Finanzwesen betrafen (Handschreiben vom 14. Mai und 12. Juni 1765, Druck: ÖZV II/3, 254f. und 266f.). Die Kontributionserhebung und -beitreibung wurde nun Aufgabe der Hofkammer, die damit auch zwei Räte der Hofkanzlei als Sachbearbeiter sowie das nötige Unterpersonal zugewiesen erhielt. Der Kanzlei verblieb nur die technische Verhandlungsführung mit den Ländern; andere Finanzfragen bedurften nunmehr der regelmäßigen Koordination zwischen den beiden Behörden (zum Kompetenzgerangel zwischen Kanzlei und Kammer vgl. die Belegstücke in ÖZV II/3, 259–301). Schon Ende 1771 kehrten die Kontributionssachen wieder in den Aufgabenbereich der Hofkanzlei zurück, dafür verlor letztere die Kommerzagenden – kurzfristig – an die Hofkammer. Gerade in den Diskussionen um die Zuständigkeit in Kontributionssachen waren Vorwürfe laut geworden, die Kanzlei vertrete gleichsam als Schutzbastion der Ständefreiheiten allzu oft den Standpunkt der Länder, sehe also weniger auf die Gesamtstaatserfordernisse als die übrigen Zentralbehörden, insbesondere in Finanzfragen. So hieß es 1764, die Hofkanzlei sei traditionell nichts als eine politische Stelle, welche sich von allen Zeiten her in dem Besitze des ständischen Vertrauens zu erhalten gesuchet hat und die Klagen der Stände wieder die Finanzen allerhöchsten Ortes geltend zu machen und durch ihre Vorstellungen zu unterstützen gleichsam ihrer Pflicht zu seyn erachtet (ÖZV II/3, 226). Besonders scharf wurden die Auseinandersetzungen zwischen dem Hofkriegsrat und der Hofkanzlei auch im Zusammenhang mit der Einführung des Konskriptions- und Werbbezirkssystems ab 1769 und den von Joseph II. gewollten Eingriffen des Militärs in die innere Politik ausgetragen. Auch für die Dekade der josephinischen Alleinregierung hat man der Kanzlei das Bemühen unterstellt, den radikalen Reformeifer des Kaisers abbremsen zu wollen. 1789 trat sogar der Hofkanzler Johann Rudolf Graf Chotek (1748– 1824) aus Protest gegen Josephs Steuer- und Urbarialregulierung zurück. Leopold II. wird ihn 1791 an die Spitze von Hofkammer und Ministerial-Banco-Deputation berufen. Freilich: Die Aufrechterhaltung der Länderprivilegien zählte instruktionsgemäß zu den Aufgaben der Hofkanzlei. Wies schon die Restrukturierung der Finanzzentralbehörden 1765 gegen die Grundlinien der Kaunitz’schen Konterreform von 1760/61 in Richtung einer Rezentralisierung in Haugwitz’scher Manier, so schien 1771 eine Wiedervereinigung der politischen mit der Finanzverwaltung in der Zentrale bevorzustehen. Der Oberste Kanzler Graf Chotek hatte wegen eines Schlaganfalls seines Amtes enthoben werden müssen, und im Juni 1771 übernahm Karl Friedrich Graf Hatzfeld (1718–1793) zusätzlich zu seiner de facto-Funktion als „Finanzminister“ auch die Position des Obersten Kanzlers. Seine Ambitionen gingen allerdings noch weiter: in Richtung einer Totalkontrolle der Innenpolitik. Joseph II. setzte im Dezember 1771 seine Abschiebung in den Staatsrat durch, dem Hatzfeld als di-
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VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen
rigierender Staats- und Konferenzminister vorsitzen sollte. Neuer Oberster Kanzler wurde der bisherige Staatsminister Heinrich Kajetan Graf Blümegen (1715–1788).
14.3. Kompetenzerweiterungen In Blümegens Amtszeit fallen wichtige Kompetenzerweiterungen: Von der Rückkehr des Contributionale in den Zuständigkeitsbereich der Hofkanzlei (1771) war bereits die Rede. 1776 fiel der Kanzlei auch das Commerciale zu, nur die ungarisch-siebenbürgischen Handelssachen kamen an die Ungarische Hofkanzlei. Im April 1776 wurde die Galizische Hofkanzlei aufgehoben, ihre Aufgaben gingen nun, da Galizien und Lodomerien als integrale Bestandteile der böhmisch-österreichischen Länder betrachtet wurden, mit Ausnahme des Salz-, Münz- und Mautwesens an die Böhmisch-Österreichische Hofkanzlei (Handschreiben vom 27. April 1776, Druck: ÖZV II/3, 300f.). Gleichzeitig wurde eine innere Umstrukturierung der Kanzlei verfügt: Sie sollte in zwei getrennten Senaten oder Abteilungen unter jeweils einem eigenen Kanzler arbeiten, einem Senat für Böhmen, Mähren, Schlesien und Galizien und einem zweiten für die österreichischen Länder, Tirol, Triest (Küstenland) und das Banat. In wichtigen Fällen konnte auch das Plenum aus beiden Senaten zusammentreten. Mit Handschreiben vom 12. Januar 1778 (Druck: ÖZV II/3, 441f.) wurde die Studienhofkommission der Hofkanzlei einverleibt. Die Studiensachen waren jedoch auch künftighin in eigenen Sitzungen unter Beiziehung der Fakultätsdirektoren der Wiener Universität zu behandeln, und auch die speziellen Sitzungsprotokolle in Studiensachen gingen direkt an den Hof.
14.4. Die Vereinigten Hofstellen 1782 Bald nach dem Herrschaftsantritt Josephs II. kam es zu bemerkenswerten Rationalisierungsmaßnahmen in der Gliederung der Länderverwaltungsbehörden, die durch Zusammenlegung halbiert werden konnten. Auch in der Zentrale stand eine durchgreifende „Concentrirung der Hofstellen“ im Raum. Joseph II. missfiel insbesondere der lähmende zwischenbehördliche Verkehr in oberster Instanz; eine Aufweichung der vorherrschenden kollegialen Behördenverfassung zugunsten einer monokratischen Organisation unter der Verantwortung der Leiter und auch eine Beseitigung des schriftlichen Vortragswesens zugunsten mündlicher Besprechungen zwischen dem Monarchen und den Behördenchefs wurden erwogen. 1781 begannen im Staatsrat die Beratungen. Ausgerechnet Staatskanzler Kaunitz, der 1760 wesentlich zum Fall des Haugwitz’schen Systems beigetragen hatte, regte nun nach dem Beispiel des preußischen Generaldirektoriums die Bildung einer monumentalen Zentralstelle an (ÖZV II/4, 1–20). Eine grundlegende Reform in diesem Sinne wurde möglich, als der Oberste Kanzler Graf Blümegen im Juni 1782 über sein zu enges Einvernehmen mit den mährischen Ständen stolperte und zurücktreten musste und auch Hofkanzler Heinrich Graf Auersperg in eine Untersuchung verwickelt wurde.
14. Die Böhmisch-Österreichische Hofkanzlei und die Vereinigten Hofstellen 569
Im Dezember 1782 entstand durch Zusammenlegung dreier Zentralstellen tatsächlich eine gewaltige Behörde nach Haugwitz’schem Zuschnitt, die „Vereinigte böhmischösterreichische Hofkanzlei, Hofkammer und Ministerial-Banco-Deputation“, kurz: Vereinigte Hofstellen genannt wurde. Die geschwindere Beförderung der allgemeinen innerlichen politischen Staatsgeschäfte und eine gleichförmigere Mitwirkung aller dazu erforderlichen Dicasterien zu einem und demselben Endzwecke zu erzielen, den esprit public den erstern Staatsbedienten einzuflössen und zugleich den Staat von der Bürde überflüssiger Beamten zu entledigen, sind die Absichten der Vereinigung der Böhmisch-Österreichischen Hofkanzlei mit der Hofkammer und der Ministerial-Banco-Deputation, heißt es in der Instruktion der neuen Behörde (Druck: ÖZV II/4, 41–70). Die Instruktion wiederholt den Aufgabenkatalog von 1762 und vermehrt ihn um die zwischenzeitlich zugewachsenen Agenden sowie um die Kammer- und Bancosachen. Der neue Behördenkoloss war damit für die Publica, die Politica, das Camerale und das Bancale der böhmisch-österreichischen Erblande zuständig. Das ungarische Camerale fiel der Ungarischen Hofkanzlei zu. Die josephinisch-aufklärerische Mission der neuen Riesenbehörde kam auch in der Präambel der Instruktion zum Ausdruck, in der – neben der Aufrechterhaltung und Verbreitung des wahren Gottesdienstes – programmatisch auf die gottgefällige Toleranz, das zunehmend kritisch gesehene Verhältnis Grundherr-Untertan, die Reform des Steuerwesens und die Schüzung jeden Standes, jedes Individui in der Ausübung seiner bürgerlichen Freyheit und seines gesezmäßigen Eigenthums Bezug genommen wird. An die Spitze der Vereinigten Hofstellen trat als „Oberster Böhmischer und Erster Österreichischer Kanzler“ der bisherige Hofkammerpräsident Leopold Graf KolowratKrakovsky (1727–1809), der weiterhin von einem Kanzler und einem Vizekanzler unterstützt wurde. Die Geschäfte wurden auf 13 Abteilungen verteilt, deren Leitung jeweils einem referierenden Hofrat zufiel. In jedem Referat, das über entsprechende Büroräume im Hofkanzleigebäude verfügte, arbeiteten zusätzlich ein Hofsekretär und ein Konzipist. Die Publico-Politica, die Cameralia und die Contributionalia waren länderweise zusammengefasst: 1: Böhmen, 2: Mähren und Schlesien, 3: Galizien, 4: Österreich ob und unter der Enns, 5: Innerösterreich und Triest samt Triestiner Commerciale, 6: Tirol und die Vorlande. Die übrigen Materien wurden je einer eigenen Abteilung zugewiesen: 7: Commercialia der ganzen Monarchie außer Triest, Ärarialfabriken und Postwesen der böhmisch-österreichischen Länder, Salzwesen in Galizien; 8: Maut- und Tarifsachen; 9: Domänen und Ex-Jesuitengüter; 10: Akzisen und Tranksteuer außer Galizien, Depositenwesen, Tabak-, Lotto- und Stempelwesen, Hofbauamt; 11: Salzwesen, Monetarium und Montanisticum, Hofquartierssachen; 12: Geistliche Kommission, Stiftungen, Studien-, Normalschulen- und Zensurwesen, Toleranzsachen; 13: Kassadirektion, Kredit- und Taxwesen, Pensionen. Ein eigener Hofrat – Joseph von Sonnenfels (1732–1817) – war für die Stilisierung der Generalien, Patentaufsätze und die Kompilierung der politischen Gesetze zuständig. Das Münzwesen betreute die bereits 1745 aus der allgemeinen Hofkammer herausgelöste Hofkammer in monetariis („in Münz- und Bergwesen“) in Unterordnung unter die Vereinigten Hofstellen. Die Kollegialverfassung wurde beibehalten. Die Behörde kam zweimal wöchentlich zu Ratssitzungen zusammen. Die Vereinigten Hofstellen verfügten über zwei Registraturen, eine für das Camerale und Bancale und eine für die politische Verwaltung.
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VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen
14.5. Die ausgegliederten Hofkommissionen Drei Arbeitsbereiche waren an eigene Hofkommissionen ausgelagert, die zwar separate Protokolle ihrer Sitzungen führten, aber der Oberaufsicht der Vereinigten Hofstellen unterstanden, über diese ihre Vorträge dem Monarchen unterbreiteten und sich wie schon unter Maria Theresia für ihre Expeditionen der Kanzlei der vorgesetzten Behörde bedienten: Für die Wahrnehmung der im Zeichen der josephinischen Reformen besonders wichtigen landesfürstlichen Gerechtsame in Kirchensachen und die Administrierung der Klosteraufhebungen bestand – mit Filialkommissionen in den Ländern – eine Geistliche Hofkommission (Juli 1782) wieder unter Kressel (ÖZV II/4, 71–110), für die Studienund Bücherzensursachen eine jetzt vereinigte Studien- und Bücherzensurhofkommission (1782) unter Gottfried van Swieten (1733–1803) (ÖZV II/4, 111–122), die auch das Normalschulwesen überantwortet erhielt, und für die milden Stiftungen eine Stiftungshofkommission (1783/84) unter Johann Nepomuk Graf Buquoy (1741–1803). Nur temporär (1784–1790) und anlassbezogen ausgegliedert waren die Robotabolitions- und die Steuerregulierungshofkommission. Die Sonderstellung dieser Hofkommissionen war wesentlich mitbedingt durch die Tatsache, dass ihre Zuständigkeit nicht nur die böhmisch-österreichischen Länder, sondern auch die Länder der Stephanskrone mit umfassen sollte. Der Widerstand der Ungarn führte im Falle der Geistlichen Hofkommission dazu, dass der Kaiser ihr den Charakter einer selbständigen Stelle absprach und sie als bloßen „Konsess“ aus Räten der Vereinigten Hofstellen und der Ungarischen Hofkanzlei mit externen Experten tarnte.
14.6. Die Zerschlagung der Vereinigten Hofstellen Bereits im November 1790 wies Leopold II. den Staatsrat an zu prüfen, ob nicht die Trennung der Finanzsachen von den Publico-Politica vernünftig sei. In der Tat war der Ratstisch der aufgeblähten Vereinigten Hofstellen so groß, dass eine Beratschlagung im herkömmlichen Sinne unmöglich schien: Die meisten Teilnehmer konnten den Beratungen alleine schon akustisch nicht mehr folgen. Nachdem sich der Staatsrat für die bis 1782 übliche Agendenteilung zwischen Finanzstelle und politischer Stelle ausgesprochen hatte (Staatsratsprotokoll vom 24. November 1790, Druck: ÖZV II/4, 161–174), ergingen am 25. Januar 1791 die entsprechenden Handschreiben (Druck: ÖZV II/4, 174f.). Graf Kolowrat blieb als Oberster Kanzler an der Spitze der wiedererrichteten Böhmisch-Österreichischen Hofkanzlei; auf Referentenebene fand ein größerer Personalaustausch statt, indem Räte der Provinzialgubernien in die Zentrale einberufen wurden. Die Stiftungshofkommission wurde mit der Geistlichen Hofkommission zusammengelegt, ihre Zuständigkeit für ungarische Angelegenheiten ebenso wie bei der Studienund Bücherzensurhofkommission beseitigt. Van Swieten fiel in Ungnade, die Zensur- und Studiensachen wurden vollständig in die Hofkanzlei integriert (30. Dezember 1791). Die länderbezogenen Studienfragen waren von den Länderreferenten zu bearbeiten, ein eigener Studienhofreferent, Johann Melchior Edler von Birkenstock (1738–1809), betreute hinfort die allgemeinen Studiensachen (ÖZV II/4, 180–185).
14. Die Böhmisch-Österreichische Hofkanzlei und die Vereinigten Hofstellen 571
Die Commercialia wanderten zur Hofkammer, die Contributionalia blieben bei der Kanzlei. Die ungarischen und siebenbürgischen Cameralia fielen nun wieder in den Aufgabenbereich der Hofkammer (Handschreiben vom 20. Februar 1791), die dafür einen ungarischen Vizepräsidenten und eigene ungarische Räte erhielt.
14.7. Franziszeische Experimente Die von Leopold II. verfügte Dezentralisierung hatte kaum Zeit, Wurzeln zu schlagen. Schon im September 1792 nahm der Staatsrat auf Wunsch Franz’ II. neuerlich Beratungen über die Organisation der Zentralverwaltung auf, wobei der Monarch seine Präferenz für eine erneute Zusammenlegung von Kanzlei und Kammer deutlich zu erkennen gegeben hatte. Mit Handschreiben vom 13. November 1792 (Druck: ÖZV II/5, 297–306) wurde die gewünschte Rückkehr zu den josephinischen Strukturen verfügt. In dem äußerst schwerfälligen Titel der neuen Mammutbehörde kam das Anknüpfen an die Haugwitz-Reform von 1749 deutlich zum Ausdruck: „Directorium in cameralibus der hungarisch-siebenbürgischen und deutschen Erblanden wie auch in publico-politicis dieser letzteren“ (kurz: Directorium). Oberster Direktorialminister blieb unter Beibehaltung des verfassungsrechtlich für wichtig erachteten Titels eines „Obersten Böhmischen und Ersten Österreichischen Kanzlers“ Graf Kolowrat. Der bisherige böhmische Oberstburggraf Heinrich Franz Graf Rottenhan (1737–1809) vertrat als Direktorialhofkanzler den Behördenchef in publico-politicis, zusätzlich bestanden nun zwei Kameralvizepräsidenten, einer für die ungarisch-siebenbürgischen Angelegenheiten, ein weiterer für die erbländischen Cameralia. Die Binnenstruktur unterschied sich von den Vereinigten Hofstellen der josephinischen Zeit: Nunmehr bestanden nur noch sechs territorial definierte deutsch-erbländische Referate (1. Böhmen, 2. Mähren-Schlesien, 3. Galizien, 4. Österreich ob und unter der Enns, 5. Innerösterreich, 6. Tirol und die Vorlande) und eine siebente Abteilung für die ungarisch-siebenbürgischen Finanzagenden. Die deutsch-erbländischen Büros umfassten jeweils zwei Hofräte, nämlich einen Kameralhofrat und einen politischen Referenten. Hinzu kamen ein Sekretär und zwei Konzipisten, in Summe also fünf Personen pro Referat. Die Agenden der Kommission in geistlichen und milden Stiftungssachen und der Spezialreferate für Salz, Tabak, Zoll, Akzisen etc. wurden auf die Länderreferate verteilt. Nur für die Studiensachen hielt sich ein eigenes Referat, die Hofkammer in Münz- und Bergwesen arbeitete weiterhin unter einem eigenen Vizepräsidenten in Unterordnung unter das Directorium. Aus der maria-theresianischen Zeit wurde die Teilung in zwei Senate übernommen, deren einer für die Publico-Politica und Cameralia der österreichischen Provinzen sowie die ungarisch-siebenbürgischen Cameralia, der zweite für die politische und Kameralverwaltung von Böhmen, Mähren-Schlesien und Galizien zuständig gemacht wurde. Die bedrohliche Entwicklung Richtung Staatsbankrott machte die Betreuung der Staatsfinanzen zu einer so zentralen Aufgabe, dass eine Vermischung von Finanz- und politischer Verwaltung absolut untunlich erscheinen musste. Mit Handschreiben vom 2. September 1797 (Druck: ÖZV II/5, 306f.) wurden die Finanzagenden daher ausgegliedert.
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VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen
Im selben Jahr verlor das Directorium nicht nur die Handelssachen, sondern auch die Zuständigkeit für das in der Dritten Polnischen Teilung mächtig angewachsene Galizien, das wegen der besonderen Beschaffenheit und verschiedenen Verhältnisse im November 1797 neuerlich eine eigene Hofkanzlei erhielt (1802 aufgehoben). Dafür wurde im Oktober 1797 die Oberste Justizstelle der politischen Stelle eingeordnet, die jetzt wieder „Böhmisch-Österreichische Hofkanzlei (in politischen und Justizangelegenheiten)“ hieß. Für die Justizangelegenheiten wurde allerdings ein eigener Präsident eingesetzt, Karl Anton Freiherr von Martini (1726–1800). Schon im April 1801 kam es erneut zu einer Zusammenfassung von Hofkammer und Hofkanzlei, ehe man im August 1802 endlich nach einem Jahrzehnt mehrheitlich verunglückter organisatorischer Experimente wieder die traditionelle Trias aus Hofkanzlei, Hofkammer und Oberster Justizstelle herstellte. Diese Konstruktion blieb nunmehr bis 1848 stabil.
14.8. Bemerkungen zur Personalstruktur Die Böhmisch-Österreichische Hofkanzlei begann mit einem Personalstand von neun Hofräten, sechs Hofsekretären, acht Hofkonzipisten und einer vergleichsweise starken Kanzlei- und Registraturabteilung (inkl. Heizer und Hausmeister) von 38 Personen (1763). Der Hof- und Staatsschematismus für 1779 weist demgegenüber schon 18 Hofräte, zwölf Sekretäre, elf Konzipisten und 20 supernumerari Konzipisten nach. Die Schaffung der Vereinigten Hofstellen 1782 vergrößerte den Personalstand auf der Ebene der höheren und mittleren Beamten kaum. 1784 zählte man 19 Hofräte, 16 Hofsekretäre und 21 Konzipisten. Nur das subalterne Kanzleipersonal explodierte auf ca. 170 Bedienstete (ohne das Archiv). Alle Obersten Kanzler gehörten dem böhmisch-mährischen Adel an bzw. waren dort zumindest reich begütert (Hatzfeld). Die Familien Kolowrat und Chotek dominierten die Geschicke der Böhmisch-Österreichischen Hofkanzlei über Jahrzehnte. Auffallend ist der regelmäßige Personalaustausch zwischen dem Staatsrat und der Führungsspitze der Hofkanzlei. Abgelöste Oberste Kanzler wechselten auf den Posten des dirigierenden Staats- und Konferenzministers (Hatzfeld 1771, Kolowrat 1796). Der ehemalige Hofkanzler Judas Thaddäus Freiherr von Reischach wurde 1782 Staatsminister, ebenso der Direktorialhofkanzler Graf Rottenhan (1796) und der frühere Vizekanzler Leopold Graf Clary und Aldringen (1797) – Reischach sowie Clary und Aldringen allerdings erst nachdem sie zwischenzeitlich andere hohe Posten innegehabt hatten. Umgekehrt wurde Staatsminister Blümegen 1771 Oberster Kanzler; die briefadeligen Kanzler Kressel und Tobias Philipp Freiherr von Gebler (1720–1786) kamen aus den Reihen der Staatsräte. Die Ebene der Hofkanzleiräte umfasste – anders als etwa in der Staatskanzlei – durchaus Mitglieder hochadeliger Geschlechter, insgesamt dominierten aber (aufgeklärte) bürgerliche Juristen, darunter sehr bekannte Namen: Paul Joseph Riegger (1705–1775), Karl Anton Martini (1726–1800), Johann Bernhard Zenker (1720–1785), Franz Anton von Blanc (1734–1806). Eine Trennung in Herren- bzw. Ritter- und Gelehrtenbank findet sich in der späteren Hofkanzlei (anders als in der Ungarischen Hofkanzlei) nicht mehr.
14. Die Böhmisch-Österreichische Hofkanzlei und die Vereinigten Hofstellen 573
Die Böhmisch-Österreichische Hofkanzlei, ab 1848 k. k. Ministerium des Innern, übernahm 1761 das sog. Direktorialgebäude, das Amtsgebäude des Directoriums in publicis et cameralibus (Wipplingerstraße/Judenplatz), das es sich allerdings bis 1840 (mit Unterbrechungen) mit der Obersten Justizstelle teilen musste. Oberste Böhmische und Erste Österreichische Kanzler 1762–1771 1771 1771–1782 1782 1782–1796 1796–1802
Rudolf Graf Chotek Karl Friedrich Graf Hatzfeld Heinrich Kajetan Graf Blümegen Judas Thaddäus Anton Joseph Frhr. von Reischach (interimistisch) Leopold Graf Kolowrat (1792–1796 Oberstdirektorialminister) Prokop Graf Lažanský (1796–1797 Oberstdirektorialminister) Hofkanzler
1775–1778 1778–1782 1782–1789 1789–1792 1792–1796
Judas Thaddäus Anton Joseph Frhr. von Reischach Heinrich Graf Auersperg Johann Rudolf Graf Chotek Franz Karl Kressel Frhr. von Gualtenberg Heinrich Franz Graf Rottenhan Vizekanzler
1762–1767 1769–1771 1775–1780 1780–1782 1782–1786 1787–1791
Johann Christoph Frhr. von Bartenstein Leopold Graf Kolowrat Leopold Graf Clary und Aldringen Maria Joseph Graf Auersperg Tobias Philipp Frhr. von Gebler Johann Wenzel Graf Ugarte Quellenlage und Forschungsstand
Die aktenmäßige Grundlage, die Registratur der Böhmisch-Österreichischen Hofkanzlei und ihrer Nachfolgebehörden, ging 1927 im Justizpalastbrand zugrunde. Reste werden heute als „Brandakten“ im AVA verwahrt (die Kontributionsakten für die Jahre 1765 bis 1771 entsprechend der kurzzeitigen Zuständigkeit der Hofkammer im HKA). Friedrich Walter konnte als Bearbeiter der ÖZV noch ersatzweise die Überlieferung des Staatsrates heranziehen, die 1945 ihrerseits vernichtet wurde. Heute wird daher die Geschichte der aufgeklärten Reformen in der Habsburgermonarchie nur mehr über die Länder und die dortige, oft sehr reichhaltige Überlieferung zu schreiben sein. Notdürftigen Ersatz schafft der umfangreiche Schreibtischnachlass des Obersten Kanzlers Leopold Grafen Kolowrat im HHStA. Die Vernichtung der archivalischen Überlieferung der Hofkanzlei hat auch für unsere Kenntnis der nachgeordneten Hofkommissionen fatale Auswirkungen. Die Religions- und Studiensachen sind dem Justizpalastbrand von 1927 entgangen, da die darauf bezüglichen Registraturteile schon 1848 herausgelöst und dem neuen Ministerium für
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VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen
Cultus und Unterricht übergeben worden waren (heute Bestände Studienhofkommission und Alter Cultus im AVA). Gottfried van Swietens Handakten (Reinöhl 1937b, 228), einst im Staatsratsarchiv, sind verschollen. Zur Geistlichen Hofkommission vgl. komplementär auch die Domänenakten im FHKA (Geistliche Domänen 1788–1800) und die zersplitterten Klosterakten, deren Hauptteil sich im HHStA befindet. Die Registraturen der Robotabolitions- und Steuerregulierungshofkommission befinden sich im HKA, die Amtspapiere des Präsidenten der Hofkommission in Stiftungssachen Johann Grafen von Buquoy im FA Buquoy (heute SOA Třeboň), ein Teil der Amtsregistratur wohl unter der Signatur IV O 1 in den Hofkanzleiakten. Die beste Grundlage bleiben die entsprechenden Abschnitte in der ÖZV II/1/1, 463– 476, ÖZV II/1/2/1, 23–47 und 95–100, ÖZV II/1/2/2, 215–234; sie sind aber durch die damals bereits eingetretenen Quellenverluste relativ dünn (nicht mehr als ein – schwaches – Exzerpt aus der ÖZV ist Picha 1940). Walter 1932b und 1933 stellen Vorstudien dar. Materialreich Beer 1894. Aus der Zeit vor dem Justizpalastbrand stammen die Arbeiten Prokeš 1926a und 1926b zur Zerschlagung des Directoriums. Bloß eine Zusammenfassung der ÖZV stellt der entsprechende Abschnitt bei Haussherr 1953 dar. Ergänzend aus Kaunitz’scher Perspektive Szabo (F.) 1994, bes. 83–99 („Kaunitz reform“), und auch Dickson 1987, wo insbes. nützliche Zusammenstellungen zum Personal der Hofkanzlei geboten werden. Biographisch sind mehrere Mitarbeiter der Hofkanzlei bzw. der Vereinigten Hofstellen bearbeitet worden, natürlich allen voran Joseph von Sonnenfels, über den eine umfangreiche, hier nicht zu detaillierende Literatur vorliegt. Vgl. etwa Osterloh 1970 und Reinalter 1988. Hofkanzler Rudolf Chotek wurde durch Wolf (A.) 1852 sehr kursorisch gewürdigt, nun besser die Arbeit Cerman (I.) 2008 über die Familie Chotek. Zu Blümegen vgl. Smutný 2001. Gebler, ein Konvertit aus Thüringen, hat mehr als Dramatiker und Korrespondenzpartner von Lessing und Nicolai die Aufmerksamkeit auf sich gezogen, zuletzt Schläger 1971 (mit der älteren Literatur). Vgl. auch Bernard (P.) 1973. Hofkanzleirat Franz von Greiner (1732–1798), Vater der Schriftstellerin Karoline Pichler, ist von Arneth (A.) 1859 im Spiegel seiner Korrespondenz mit Maria Theresia behandelt worden. Zahlreiche Hinweise auf die Tätigkeit der Böhmisch-Österreichischen Hofkanzlei finden sich auch in der Ereignisgeschichte. Vgl. namentlich Arneth (A.) 1863–1879, Mitrofanov 1910 (unter starker Berücksichtigung der Hofkanzlei-Überlieferung) und zuletzt Beales 1987/2009.
15. Der Staatsrat Von Gerhard Gonsa
15.1. Die Gründung des Staatsrats 1760/61 Angesichts der schweren Krise, in der sich die Habsburgermonarchie infolge der totalen Erschöpfung der finanziellen Kräfte im jahrelangen Krieg gegen Preußen befand, entschloss sich Maria Theresia Ende 1760, dem Drängen des Staatskanzlers Wenzel Anton von Kaunitz (1711–1794) auf eine neuerliche Reform der Zentralbehörden nachzugeben. Der Umbau der durch Friedrich Wilhelm von Haugwitz (1702–1765) geprägten Strukturen sollte die Effizienz der Verwaltung und damit die Staatseinnahmen steigern. Kaunitz stellte der Kaiserin-Königin nicht weniger in Aussicht, als damit den drohenden Abstieg Österreichs zu einer Macht zweiten Ranges zu verhindern. Ausgangspunkt und Herzstück dieses nach seinem Initiator benannten „Systems Kaunitz“ war der am 14. Dezember 1760 gegründete Staatsrat. Bereits 1758 – und zunächst erfolglos – hatte Kaunitz den Plan zur Gründung einer Konferenz in internis, also eines dauernd eingerichteten obersten Rates für inländische Angelegenheiten, präsentiert (Vortrag vom 6. August 1758). Nun, im November und Dezember 1760, griff er diesen Plan in mehreren Vorträgen an die Kaiserin, die ausführlich auf Struktur und Aufgaben des nunmehr Staatsrat (Conseil d’État) genannten Kollegiums eingingen, wieder auf. Nach längeren Beratungen, in denen neben der Beschaffenheit vergleichbarer früherer Ratskollegien, insbesondere der Geheimen Konferenz unter Karl VI., auch schon die Namen in Frage kommender Mitglieder erörtert wurden, billigte Maria Theresia die Gründung des Staatsrats mittels allerhöchster Resolution auf einen Vortrag Kaunitz’ vom 14. Dezember 1760: Ich erwarte mit grossem Verlangen den Anfang dieses neuen Staatsrathes als das Heil Meiner Erblanden, Beruhigung Meines Gemüthes und Gewissens. Seinem Wesen nach war der Staatsrat eine dem Monarchen zur Seite gestellte oberste Beratungsbehörde mit Regierungsfunktion, die allerdings, im Gegensatz zu den im vorkonstitutionellen Staat von der Regierung getrennten obersten Verwaltungsbehörden, mit keinerlei vollziehender Gewalt ausgestattet war. Ohne selbst in die laufenden Geschäfte einzugreifen, hatte der Staatsrat die von der Kaiserin zu fassenden Beschlüsse auf die legislatorischen und administrativen Eingaben der Hof- und Länderstellen durch Gutachten vorzubereiten, wobei seine allerwichtigste Funktion darin bestand, mittels Anwendung einheitlicher Regierungsmaximen für die bisher fehlende Koordinierung der Maßnahmen in den nach Verwaltungszweigen getrennt geführten inneren Angelegenheiten der Monarchie zu sorgen. Der Staatsrat solle, wie es Kaunitz bereits 1758 ausdrückte, sein Au-
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VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen
genmerk auf das Beste der ganzen Monarchie richten; er war von seinem Schöpfer als im Sinne der Gesamtstaatsidee wirkendes Instrument gegen den Partikularismus der Länder und Zentralstellen geplant worden.
15.2. Aufgaben, Organisation und Arbeitsweise Bei der ersten Sitzung des Staatsrats, die am 26. Januar 1761 in Anwesenheit von Franz I., Maria Theresia und des Prinzen Karl von Lothringen stattfand, kamen Kaunitz’sche Entwürfe über die Agenden sowie über die Organisierung und den Geschäftsgang des Staatsrats zur Erörterung. Beide Vorlagen wurden unverändert von der Kaiserin genehmigt – die damals beschlossene Geschäftsordnung ist gleichzeitig die älteste Staatsrats-Instruktion (Druck: ÖZV II/3, 15–26). Bei den Aufgaben sollten zunächst die näheren Details der eigenen Organisation, die allgemeinen Grundsätze und Regeln der Staatsverwaltung und – damit unmittelbar zusammenhängend – die bestmögliche Zusammensetzung der Zentralbehörden im Mittelpunkt stehen. Dann galt es, sich den dringlichen Fragen der Erfordernisse der Armee und der Einnahmen und Ausgaben des Staates überhaupt zuzuwenden. Die Regierungslast der Kaiserin sollte durch die Befassung des Staatsrats mit den laufend an sie gerichteten Vorträgen der Hofstellen verringert werden, wobei Entwürfe für ihre allerhöchsten Entschließungen zu erarbeiten waren. Nach einmal ergangenen Anordnungen Maria Theresias hatte der Staatsrat deren tatsächliche Durchführung durch die Hofstellen zu kontrollieren. Um geeignete Mittel zur Verbesserung der inneren Staatsverwaltung ausfindig zu machen, sollten entsprechende Vorschläge genau geprüft werden, Fehler und Mängel waren anzuzeigen. Grundsätzliche Maximen für das Handeln des Staatsrats waren die Aufrechterhaltung der Religion, von Recht und Gerechtigkeit. Darüber hinaus hatte er den Erfordernissen von Justiz, Polizei und Kredit, der Vermehrung und Verbesserung der Manufakturen, des Handels und des Ackerbaus etc. Rechnung zu tragen. Sachlicher Wirkungskreis des Staatsrats waren also innere Staatsangelegenheiten in einem weiten, faktisch das Nicht-Auswärtige umfassenden Sinn. Sein territorialer Wirkungskreis wurde zunächst allerdings ausdrücklich auf die böhmisch-österreichischen Länder beschränkt. Die amtliche Bezeichnung im Hof- und Staatsschematismus lautete dementsprechend bis 1763 „Staatsrat in deutsch-inländischen Geschäften“. Der Staatsrat sollte aus bis zu acht Mitgliedern bestehen, zunächst waren es sechs, davon je drei aus dem Herrenstand („Staatsminister“) und drei aus dem Ritterstand („Staatsräte“). Hinzu kamen ein Referendar und Hilfspersonal zur Erledigung der Kanzleigeschäfte. Die Staatsminister und Staatsräte waren rang- und gehaltsmäßig den Chefs der Hofstellen bzw. den Hofräten übergeordnet. Bemerkenswert war, dass die Mitglieder des Staatsrats im Interesse größtmöglicher Unparteilichkeit, und damit sie die Arbeit im Rat nicht auf Kosten sonstiger Angelegenheiten vernachlässigten, kein weiteres öffentliches Amt ausüben durften. Einzige Ausnahme sollte der Staatskanzler – also Kaunitz selbst – sein, der wegen der engen Verbindung seines Amtes mit den inländischen Geschäften gleichzeitig auch Mitglied des Staatsrats sein konnte. Zu den Staatsministern der ersten Stunde zählten neben Kaunitz noch Haugwitz und Feldmarschall Leopold von Daun (1705–1766), die aufgrund dieser Unvereinbarkeitsregel ihre bisherigen Ämter niederzulegen hatten. 1762 musste Kaunitz dennoch die zusätzliche Ernennung Dauns zum Hof-
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kriegsratspräsidenten hinnehmen; weitere Doppelfunktionen blieben seltene Ausnahmen. Auf die Ernennung von Mitgliedern aus dem Ritterstand wurde ausdrücklich Wert gelegt, weil man diesen aus verschiedensten Behörden in den Staatsrat berufenen, von Partikular interessen freien Verwaltungsexperten aufgrund ihrer persönlichen Fähigkeit und Erfahrung das Vorantreiben von Reformen auch in Zeiten der Krise zutraute. Da der Staatsrat unmittelbar dem Kaiser und der Kaiserin unterstand, sollten seine Versammlungen in deren direkter Nähe in der Geheimen Ratsstube der Hofburg stattfinden. Den Vorsitz führte in wichtigen Angelegenheiten Maria Theresia persönlich, in Abwesenheit der beiden Majestäten und des Kronprinzen Joseph präsidierte in ihrer Vertretung der älteste bzw. ranghöchste Staatsminister, der als Primus inter Pares auch die Tätigkeit des Staatsrats insgesamt koordinierte und leitete. Als Dirigierender oder Erster Staatsminister fungierte anfangs Friedrich Wilhelm von Haugwitz. Die bestimmende Rolle spielte freilich Kaunitz, der den Staatsrat als institutionelle Bühne seiner nunmehr auch innenpolitisch führenden Stellung benützte, dabei jedoch keineswegs immer anwesend war und die Leitungsfunktion anderen überließ. Im Vorschlag Kaunitz’ zur Organisation des Staatsrats ist zunächst die Rede von wöchentlich zwei Konferenzterminen, Montag und Freitag, tatsächlich traf man sich dann in der Regel einmal pro Woche, wobei bei Bedarf weitere, außerordentliche Sitzungen einberufen werden konnten. Als festen Termin erwähnt Maria Theresia 1768 in ihrem ausführlichen Handschreiben über die Organisierung des Staatsrats (Druck: ÖZV II/3, 34–39) ausdrücklich den Donnerstagvormittag, die Versammlungen fänden an diesem Tag bei Hof an einem von ihr zu bestimmenden Ort statt, wobei sie sich die Dauer ihrer eigenen und der Anwesenheit des Kaisers vorbehielt. Die Kanzlei des Staatsrats übersiedelte auf Antrag Josephs II. 1774 in die Hofburg, wo nächst dem Kontrollorgang einige Zimmer adaptiert wurden. Davor hatte sie sich in der Wohnung des Dirigierenden Staatsministers Karl Friedrich Anton Graf Hatzfeld (1718–1793) befunden.
15.3. Der Geschäftsgang Die der Kaiserin zur Entscheidung vorgelegten und von ihr an den Staatsrat zur Beratung weitergegebenen Vorträge und Gutachten der Behörden oder sonstigen Geschäftsstücke wurden zuerst dem Staatsrats-Referendar zugestellt, der daraus selbst oder durch einen Sekretär der Staatsratskanzlei auf die wesentlichen Fakten beschränkte Extrakte (Auszüge) anfertigte und in einen Begutachtungsbogen eintrug. Dann leitete er die Originalschriften der unterbreitenden Hofbehörden zusammen mit dem Extrakt im Wege der „Zirkulation“ (des Aktenumlaufs) an alle Mitglieder des Staatsrats weiter. Soweit es zur gründlichen Beurteilung einer Materie notwendig erschien, stand es dem Referendar frei, den Unterlagen auch ergänzende Vorakten beizulegen, die ihm aus den Archiven und Registraturen der Hofstellen zur Verfügung zu stellen waren. Die Mitglieder des Staatsrats hatten sich nun der Reihe nach, und zwar angefangen mit dem jüngsten aus dem Ritterstand bis hinauf zum Dirigierenden Staatsminister, mit der Materie zu befassen und ihr schriftliches Votum auf dem Bogen einzutragen. Waren die Meinungen einhellig und in der Sache keine weiteren Beratungen und kein neuerlicher Rundlauf notwendig, erfolgte ein der allgemeinen Ansicht entsprechender Resolutionsentwurf, der der Kaiserin zum Beschluss vorgelegt wurde. Schon im Februar 1761 wurde festgelegt, dass minder
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VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen
wichtige Angelegenheiten, in denen keine schriftlichen „Erinnerungen“ seitens einzelner Staatsräte erfolgten, ohne Weiteres zur allerhöchsten Beschlussfassung weitergeleitet werden sollten. Nur besonders wichtige und umfangreiche Geschäfte oder solche, in denen aufgrund abweichender Meinungen nähere Erörterungen vor den Regenten notwendig waren, wurden in den wöchentlichen Versammlungen des Staatsrats mündlich verhandelt. In der Praxis überwog sicherlich die schriftliche Erledigung durch Aktenzirkulation. Die Sitzungen begannen mit der Verlesung des Extrakts und der zu behandelnden Fragen durch den Referendar, um der Kaiserin und den Räten den jeweiligen Beratungsgegenstand ins Gedächtnis zu rufen. Daraufhin hatte der Reihe nach jeder Staatsrat – zur Vermeidung unerwünschter Rücksichtnahme aus Respekt wieder in der schon erwähnten Abfolge – womöglich kurz und ohne Wiederholungen des bereits Geäußerten sein mündliches Votum abzugeben, wobei dieses verlesen oder auch bloß vorgetragen werden konnte. Die einzelnen Äußerungen wurden protokolliert. Meist gleich daran anschließend fasste Maria Theresia ihre Beschlüsse. Die entsprechenden Resolutionstexte wurden daraufhin in der Kanzlei auf die Vorlagen der Hofbehörden aufgetragen und von Maria Theresia unterzeichnet; mitunter konzipierte und vermerkte sie den Wortlaut ihrer allerhöchsten Entschließungen auch eigenhändig. Bei neu hinzukommenden Aspekten oder voneinander abweichenden Meinungen sollte noch einmal Umfrage unter den Mitgliedern gehalten werden, um Pro und Kontra ausführlich gegeneinander abzuwägen und möglichst zu einer einhelligen, die Entscheidung der Kaiserin erleichternden Auffassung zu gelangen. Grundsätzlich wurde jedoch nicht abgestimmt, um einen Mehrheitsbeschluss zu erreichen. Im Mittelpunkt des Interesses Maria Theresias standen die freimütig geäußerten Einzelmeinungen der Räte zu den vorgelegten Materien.
15.4. Die Bedeutung des Staatsrats Der von Kaunitz ins Leben gerufene Staatsrat war in seiner grundsätzlichen Arbeitsweise ein typisches Produkt aufgeklärten Denkens: Im neuen obersten Forum sollten die zu ergreifenden wichtigen Maßnahmen der inneren Verwaltung in all ihren Aspekten der Dialektik der Debatte (Szabo [F.] 1994, 59) unterworfen werden. Im Zuge der gründlichen Beratung der Vor- und Nachteile von Entscheidungen traten für den Herrscher schon vorab wertvolle alternative Handlungsoptionen und, in Gestalt der Äußerungen der einzelnen Staatsräte, gesellschaftlich repräsentative Reaktionen zu Tage, die der Formulierung einer planvollen und kontinuierlichen Politik nur förderlich sein konnten. Als oberste Kontrollinstanz, durch die alle wichtigen Gesetzesvorlagen gingen, wurde der maria-theresianische Staatsrat ungeachtet seines Mangels an Exekutivgewalt zum wichtigsten Legislativkörper der Habsburgermonarchie. Da sich die Kaiserin in hohem Maße auf den Staatsrat stützte und ihn weitgehend in die sehr zahlreichen, von ihr persönlich zu treffenden Entscheidungen mit einbezog, übten die Räte in ihrer Regierungszeit mit ihren Gutachten großen, vorentscheidenden Einfluss aus. Als verlängerter Arm der Herrscherin stärkte der Rat einerseits den monarchischen Zentralismus und Absolutismus, gleichzeitig wirkte er absolutistisch-willkürlichen Tendenzen hemmend entgegen. Die Verlagerung der politischen Debatten von den vollziehenden Behörden in den Staatsrat entzog deren Chefs maßgeblichen Einfluss, was dem Vorantreiben wichtiger Re-
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formen sicherlich dienlich war. Insgesamt wurde der Staatsrat in den ersten Jahrzehnten seines Bestehens seiner Aufgabe durchaus gerecht: Alle weiteren Reformen des aufgeklärten Absolutismus wurden in ihm diskutiert und vorbereitet, seine Errichtung markiert den Beginn einer eigentlichen österreichischen Gesamtstaatspolitik.
15.5. Die Entwicklung des Staatsrats bis 1801 Von Bedeutung ist zunächst die schon bald vollzogene Ausdehnung der territorialen Zuständigkeit auch auf Ungarn und dessen Nebenländer, die man anfangs mit Rücksicht auf die ungarischen Gesetze vermieden hatte. Tatsächlich hatte sich der Staatsrat jedoch seit seiner Gründung aufgrund der engen wirtschaftlichen und militärischen Verflechtungen mit den übrigen Ländern der Monarchie intensiv auch mit ungarischen Fragen auseinandergesetzt, wobei man den von Seiten Ungarns vertretenen Grundsatz, dass ungarische Angelegenheiten der Regelung durch ungarische Behörden und Räte vorbehalten bleiben sollten, in der Praxis überging. Später – seit Joseph II. – trug man ihm insofern Rechnung, als jeweils ein eigens zuständiger ungarischer Referent in den Staatsrat berufen wurde. Vorrangiges Ziel jeglicher Gesamtstaatspolitik musste es vor allem sein, die Staatseinnahmen in Ungarn zu erhöhen, was der Staatsrat durch eine wenigstens teilweise Besteuerung des ungarischen Adels und die Steigerung der staatlichen Abgaben der Bauern, bei gleichzeitiger Herabsetzung ihrer grundherrschaftlichen Lasten, zu erreichen suchte. Diesen faktischen Gegebenheiten, also Ungarns stillschweigender Miteinbeziehung in den Wirkungskreis des Staatsrats, wurde nach einigen Jahren auch nach außen hin Rechnung getragen: Die offizielle Beschränkung auf die „deutsch-inländischen“ Geschäfte wurde aufgegeben, und als „Staatsrat in inländischen Geschäften“ (seit 1765) erstreckte sich seine Zuständigkeit auf alle Länder der Habsburgermonarchie mit Ausnahme der italienischen und niederländischen Besitzungen. Im Juni 1762 äußerte sich Maria Theresia in einem Billet an den Staatsrats-Referendar Anton König lobend über die bisherige Tätigkeit des Staatsrats. Von Belang ist die im selben Handschreiben von ihr vorgenommene Präzisierung der diesen „vertrauten Ratgebern“ gebührenden hervorgehobenen Stellung: Die Staatsminister, ihrem Rang nach Wirkliche Geheime Räte, sollten den ranggleichen Leitern der Hofstellen, und zwar ohne es zu deklarieren und nur de facto, vorgezogen werden. Die Staatsräte seien den Hofräten übergeordnet und daher in Hinkunft nicht mehr Hof- und Staatsräte, sondern nur mehr Staatsräte zu nennen. Sie genossen gewisse Vorrechte beim Hofzugang und waren der Jurisdiktion des Obersthofmarschalls, nicht jener der Niederösterreichischen Regierung unterworfen. Das besondere in sie gesetzte Vertrauen und die ihnen seitens der Monarchin für die geleisteten Dienste entgegengebrachte Dankbarkeit zeigen sich – neben Standeserhöhungen und sonstigen Begünstigungen – in den weiteren Dienstkarrieren vorzeitig ausscheidender Staatsräte: Sie wechselten durchwegs in hohe Funktionen der Staatsverwaltung. Bei allem Nutzen, den die Tätigkeit des Staatsrats zur Entlastung der Monarchen und als zentrale „Reformmaschine“ der Monarchie brachte, waren seiner Kapazität schon alleine aufgrund seiner Struktur und Arbeitsweise von Beginn an Grenzen gesetzt. Was einerseits den Vorteil hatte, übereilte oder widersprüchliche Beschlüsse zu vermeiden, wirkte sich andererseits bei stetig wachsendem Arbeitsanfall zwangsläufig lähmend auf das
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VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen
Tempo des Geschäftsganges aus. Durch die ganze Geschichte des Staatsrats ziehen sich die Klagen über seine Belastung mit unwichtigen Kleinigkeiten, die ihn daran gehindert hätten, sich seiner Bestimmung gemäß den wichtigen, grundsätzlichen Fragen zuzuwenden. Immer wieder wurden neue Anläufe unternommen, mit Hilfe detaillierter Instruktionen – in der Regel in Form von allerhöchsten Handschreiben erlassene Staatsrats-Statute, die erste regelrechte „Instruktion“ erging erst 1792 (Druck: ÖZV II/5, 37–43) – die „Vielschreiberei“ beim Staatsrat einzudämmen und die Effizienz seines Geschäftsganges zu erhalten bzw. wiederherzustellen. Offenbar geschah das regelmäßig ohne nachhaltigen Erfolg, die Durchsetzung der erhaltenen ausführlichen Richtlinien scheiterte offenbar an der Praxis. Ironischerweise wurde der Staatsrat 1764/65 bereits selbst zu den Problemfeldern der weiteren inneren Verwaltungsreform gezählt. Wie sehr sich die Arbeit allmählich anhäufte, kann man gut an der Entwicklung der Anzahl der Mitglieder der Staatsratskanzlei ablesen. Ursprünglich waren 1760/61 neben dem Referendar bloß vier Personen, zwei Hofsekretäre und zwei Kanzlisten, vorgesehen gewesen; 1762 wurde eine Aufstockung auf acht genehmigt. Im Jahr 1768 umfasste die Kanzlei inklusive zwei Dienern und Heizern bereits mindestens 16 Personen – die Anzahl war nach oben hin flexibel, da für jeden „frequentierenden“ Staatsminister und Staatsrat jeweils ein weiterer Konzipist herangezogen wurde. 1792 war man schließlich bei 33 Personen angelangt. Zur Verringerung des Arbeitsaufwandes erfolgte bereits 1762 zum ersten Mal der Vorschlag, vom allgemeinen Aktenumlauf abzugehen. Der unbekannte Verfasser einer Denkschrift – wahrscheinlich Staatsrat Anton Maria Stupan von Ehrenstein († 1776) – wollte Materienreferate einrichten und je nach Spezialgebiet fixe Zuständigkeiten festlegen. Prinzipielle Reformversuche in diese Richtung wurden von Kaunitz und seinen Mitstreitern bis in die Zeit Franz II./I. hinein regelmäßig abgelehnt. Schon 1760 hatte der Staatskanzler die Verteilung der Gegenstände auf ordentliche Referenten ausdrücklich ausgeschlossen, da sie der postulierten besonderen Charakteristik des Staatsrats zuwiderliefe, also der Kenntnis und Betrachtung des Allgemeinen, nicht nur des Besonderen. Außerdem wurden die einzelnen Räte seit jeher bewusst aus verschiedenen Verwaltungszweigen und Territorien geholt, um alle benötigten Fachbereiche abzudecken. Natürlich schlug sich dieses unterschiedliche Expertenwissen von Beginn an zumindest informell auch in der täglichen Arbeitspraxis und einer mehr oder weniger intensiven und eigenständigen Auseinandersetzung mit den einzelnen Materien nieder. Mit der Zeit wurde diesen Gesichtspunkten dann auch formell Rechnung getragen, so durch fixe Zuteilung des Erstvotums nach Gegenständen, nicht nur bezüglich der bereits erwähnten ungarischen Betreffe. In der späteren Zeit gab es dann auch regelrechte Materienreferate mit alleiniger Zuständigkeit einzelner Referenten. Vom Standpunkt Kaunitz’ aus konnten die Übelstände nur durch Rückbesinnung auf die Maximen des Jahres 1760 beseitigt werden. Gute Beispiele für Versuche dieser Art sind das Handschreiben Maria Theresias vom 16. Dezember 1768 (Druck: ÖZV II/3, 34–39) und die Staatsrats-Instruktion Franz’ II. von 1792. Im Wesentlichen wollte man 1768 – nicht ganz neu! – die Arbeitslast der Räte durch rigorose Abstufung der Materien nach ihrer Wichtigkeit und eine entsprechend unterschiedlich ausführliche Behandlung im Staatsrat verringern. Unwichtige Gegenstände hatten vom Erstvotanten sogleich von den übrigen abgesondert und gesammelt in den wöchentlichen Sitzungen der Kaiserin vorgetragen zu werden. Die volle Konzentration sollte wieder der Oberaufsicht über die bedeutendsten Staatsgeschäfte gelten. Das wichtige erste Votum sollte turnusweise für je-
15. Der Staatsrat 581
weils zehn Eingangsstücke auf drei Staatsräte verteilt werden. Noch in viel späterer Zeit, als die Arbeit des Staatsrats unter den gegenüber der Zeit Maria Theresias gänzlich verschiedenen Rahmenbedingungen der Regierung Franz’ II. schon beinahe unmöglich geworden war, sah Graf Hatzfeld, nach 20 Jahren Mitgliedschaft selbst Personifizierung des Kaunitz’schen Staatsrats, in den gleichen alten Rezepten die einzig mögliche Abhilfe: Die auf seinen Vorschlägen basierende Staatsrats-Instruktion vom 17. Oktober 1792 wandte sich noch einmal ausdrücklich gegen – damals offenbar faktisch bestehende – Länder- und Materienreferate. Schon 1793 kehrte man in bewusster Abkehr von der Kaunitz’schen Tradition aus praktischer Notwendigkeit zu einer fixen Referatseinteilung zurück. 1770 wurde das Amt des Staatsrats-Referendars abgeschafft, nachdem sein Inhaber König die damit verbundene, nicht unbedeutende Position dazu missbraucht hatte, seinen eigenen Einfluss ungebührlich zu vermehren. Die Oberaufsicht über die Kanzlei wurde seither jeweils einem Staatsminister zugewiesen. Seit 1765 erfolgten mehrere Versuche des Mitregenten Joseph II., der schon seit 1761 den Staatsratssitzungen beigewohnt hatte, einschneidende Reformen des Gesamtstaats, darunter die Umwandlung des Staatsrats in ein Geheimes Kabinett mit umfassenden Kompetenzen in der Außen- und Innenpolitik, durchzusetzen. Diese scheiterten, und nach beiderseitigen Rücktrittsangeboten setzte sich Kaunitz bei Maria Theresia gegenüber dem Mitregenten und Kaiser durch. Übrig blieben einige kleinere Reformen des Staatsrats, mit denen sich Joseph II. selbst an dessen Spitze setzte: So durften seit 1771 die Resolutionsentwürfe, davor maßgeblich bestimmt durch Staatsminister Heinrich Kajetan von Blümegen (1715–1788), nicht mehr ohne Weiteres, d. h. ohne die Kontrolle Josephs, auf die Originalvorträge gesetzt werden, auch übernahm er selbst die Einteilung der Gegenstände nach ihrer Wichtigkeit und setzte wesentliche personelle Änderungen durch. Mit dem Regierungsantritt Josephs (1780) verringerte sich der Einfluss des Staatsrats im Vergleich zur Zeit Maria Theresias massiv. Die Anzahl der Mitglieder sank, in die wichtigen Finanz-, also insbesondere Staatskreditsachen wurde einzig und allein der Dirigierende Staatsminister Graf Hatzfeld eingebunden; der Staatsrat insgesamt verlor dafür die Zuständigkeit. Abweichende Meinungen des Staatsrats waren selten von Gewicht, die nach wie vor mit allen wichtigen Reformmaterien befassten Räte dienten dem Kaiser in erster Linie als Rezensenten seiner Ideen und zur Anregung seines Geistes. Wiederholten Äußerungen kann man entnehmen, dass dem Rat die ohne sein Mitwirken ergangenen kaiserlichen Beschlüsse sowie die von seinen Vorschlägen abweichenden Resolutionen kaum mehr mitgeteilt wurden. Bei den Beratungen wurden die Chefs der Hofstellen vermehrt eingebunden. Unter Franz II. wurde der Staatsrat in seiner bisherigen Form schließlich gänzlich unbrauchbar. In seine Regierungszeit fallen zahlreiche, mitunter knapp aufeinander folgende und inhaltlich gegensätzliche Reformversuche. Angesichts einer sich allgemein ausweitenden und von einer immer weitläufigeren schriftlichen Aktenerledigung geprägten Verwaltung verbanden sich die erwähnten strukturellen Probleme des Staatsrats fatal mit der Neigung des Kaisers, kaum Versammlungen abzuhalten und anstehende Fragen rasch zu entscheiden. Unter diesen Voraussetzungen konnte selbst die Erhöhung der Mitgliederzahl von den bisher üblichen durchschnittlich fünf bis sechs Personen auf bis zu zehn (1801) nur das gerade Gegenteil des gewünschten Erfolges bewirken. Dazu kam die entschlossene Gegnerschaft der (hochadeligen) Behördenchefs, die der ihnen lästigen Kontrollinstanz und den sich im Staatsrat profilierenden Bürgerlichen und Neuadeligen gleichermaßen galt.
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VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen
Vorläufiger Schlusspunkt in der Entwicklung des Staatsrats war seine Auflösung am 6. September 1801. An seiner Stelle wurde nach Plänen Erzherzog Karls ein Staats- und Konferenzministerium errichtet, das in drei Abteilungen (Auswärtiges, Krieg und Marine, Inneres) als oberste Revisionsstelle in sämtlichen Staatsgeschäften fungierte. 1809 wurde der Staatsrat reaktiviert. Er bestand weiter bis 1848, erlangte jedoch nie wieder die alte Bedeutung. Staatsminister und Staatsräte 1760–1794 1760–1765 1760–1766 1760–1771 1760–1776 1761–1770 1762–1763 1762–1770 1762–1771 1766–1771 1766–1772 1766–1796 1768–1782 1771–1793 1771–1782 1771–1782 1773–1780 1774–1801 1782–1801 1782–1788 1785–1801 1785–1801 1792–1801 1796–1801 1796–1801 1796–1800 1796–1801 1797–1800 1799–1801 1800–1801
Wenzel Anton Fürst Kaunitz-Rietberg (StM) Friedrich Wilhelm Graf Haugwitz (dir. StM) Leopold Josef Graf Daun (StM) Heinrich Kajetan Graf Blümegen (StR mit dem Titel StM) Anton Maria Frhr. von Stupan und Ehrenstein (StR) Egid Valentin Felix Frhr. von Borié zu Schönbach (StR) Ignaz Frhr. von Koch (StR, Titularmitglied) Anton Frhr. von König zu Kronburg (StR und Referendar) Friedrich Frhr. von Binder, Edler von Krieglstein (StR) Georg Adam Fürst Starhemberg (dir. StM) Johann Anton Graf Pergen (StM) Franz Xaver Graf (Fürst) Orsini-Rosenberg (StM, Titularmitglied) Tobias Philipp Frhr. von Gebler (StR) Karl Friedrich Anton Graf Hatzfeld (dir. StM) Franz Karl Kressel Frhr. von Gualtenberg (StR) Johann Friedrich Frhr. von Löhr (StR) Ludwig Friedrich Julius Graf Zinzendorf und Pottendorf (StM) Franz Moritz Graf Lacy (StM, Titularmitglied) Simon Thaddäus Frhr. von Reischach (StM) Karl Anton Frhr. von Martini (StR) Friedrich Frhr. von Eger (StR) Joseph von Izdenczy von Monostor (StR) Karl Johann Christian Graf Zinzendorf und Pottendorf (StM) Leopold Graf Krakowsky von Kolowrat (dir. StM) Heinrich Franz Graf Rottenhan (StM) Johann Anton Edler von Vogel (StR) Karl Ludwig Frhr. von Türkheim (StR) Leopold Kaspar Graf Clary und Aldringen (StM) Johann Philipp Graf Cobenzl (StM) Konrad Ludwig Graf Lehrbach (StM)
Abkürzungen: StM = Staatsminister; dir. StM = dirigierender Staatsminister; StR = Staatsrat
15. Der Staatsrat 583
Quellenlage und Forschungsstand Die Dokumente des Staatsrats werden heute im Aktenbestand Staatsrat im HHStA verwahrt (Bestandsgruppe Kabinettsarchiv). Untergliederung und Verzeichnisse der einzelnen, im Folgenden erwähnten Aktenreihen können über ÖStA/AIS 2017 online abgerufen werden. Nebst einem kurzen Abriss der Geschichte der Institution und Ausführungen zur Geschichte des Staatsratsarchivs nach 1848 finden sich ausführliche Bestandsbeschreibungen bei Reinöhl 1937b, 223–250. Leider wurde der Bestand Staatsrat am Ende des Zweiten Weltkrieges weitgehend vernichtet. Vgl. Coreth 1958, bes. 515 und 523f. Aus der Reihe der Staatsratsakten 1761–1848, einer jahrweise geführten, über alphabetische Indices erschlossenen Zahlenregistratur, fehlen heute die Jahrgänge 1761 bis 1833 (Nr. 5000) bis auf äußerst geringe Reste – einige Abschriften und Beilagen – komplett, erhalten blieben die Akten von Nr. 5001/1833 bis zum Jahrgang 1848. Wie zum Trost sind die jährlich geführten Geschäftsbücher zu den Staatsratsakten, die Staatsrats-Protokolle und -Indices, vollständig erhalten geblieben, sodass, wenn auch nicht die Gutachten und sonstigen persönlichen Schriften der Mitglieder, immerhin die behandelten Sachbetreffe und der Wortlaut der zu ihnen ergangenen kaiserlichen Resolutionen vorliegen. Vernichtet wurden auch die offenbar nur zwischen 1761 und 1776 geführten Staatsratssitzungsprotokolle. Erhalten blieben drei Bände mit ursprünglich wohl zum Gebrauch eines Referenten angefertigten Abschriften von Sitzungsprotokollen und Akten der Jahre 1781 bis 1786. Eine nach 1848 erfolgte Zusammenführung der sich auf die Organisation und das Personal des Staatsrats beziehenden Akten stellt die glücklicherweise erhaltene Reihe der Präsidialakten des Staatsrats dar; sie enthalten u. a. die für die Geschichte des Staatsrats wichtigen Staatsrats-Instruktionen. Ergänzungen bieten Fremdprovenienzen in Teilbeständen des Staatsrats sowie weiteren Aktenbeständen des Kabinettsarchivs und sonstiger Bestandsgruppen des HHStA: Die Voten des Fürsten Kaunitz zu Staatsratsakten (1767–1794) enthalten Konzepte, die in der Staatskanzlei erstellt wurden, die Kollerakten Handakten des StaatsratskanzleiSekretärs Joseph von Koller aus den Jahren 1776 bis 1780. Unter dem eher irreführenden Titel „Materialien zur Geschichte des Staatsrats“ finden sich Manuskripte Johann Ernst Kutscheras, Direktors des kaiserlichen Kabinettsarchivs, der nach 1844 daran ging, eine Geschichte des Staatsrats zu schreiben. Dessen Darstellung blieb freilich weitgehend unvollendet: Nach einer allzu ausführlichen Vorgeschichte geht sie nicht über das Jahr 1768 hinaus. Überlieferungssplitter finden sich weiters in den Alten Kabinettsakten, den Kaiser-Franz-Akten, den Vertraulichen Akten oder den Akten der Studienrevisionshofkommission. Beginnend mit dem Jahr 1771 wurden in den Kabinetten Josephs II., Leopolds II. und Franz’ II. durchgehend jährliche Ein- und Auslaufprotokolle geführt. In diesen, heute im Bestand Protokolle und Indices der Kabinettskanzlei vereinigten Geschäftsbüchern wurden auch die staatsrätlichen Gegenstände – oftmals in eigenen Bänden – erfasst. Da die Kabinettsprotokolle die kaiserlichen Resolutionen im Wortlaut enthalten, dienen sie, was den Staatsrat betrifft, als gleichlautende Ergänzung der schon erwähnten Staatsrats-Protokolle. Unter den Nachlässen der Kabinettskanzlei enthält der schmale Nachlass Kaunitz den Staatsrat betreffende Akten wie etwa die Vorträge bezüglich seiner Errichtung im Dezember 1760. Einzelne Akten zu Staatsratsgegenständen liegen verstreut im Nachlass Leopold
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VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen
Graf Kolowrat-Krakowsky (1727–1809), einige relevante Dokumente sind in vier Bänden mit Abschriften von Akten betreffend die Einrichtung der Hofstellen 1761 bis 1771 im Nachlass Zinzendorf enthalten. Ergänzend zu den schon erwähnten Präsidialakten des Staatsrats finden sich im Bestand Staatskanzlei Vorträge zahlreiche der zur Einrichtung und Organisation des Staatsrats wesentlichen Quellen; einige weitere Akten etwa auch unter Staatskanzlei Interiora sowie unter Österreichische Akten, Österreich-Staat, in den Sammelbänden des Hausarchivs und im Nachlass Stahl. Eine gedruckte Zusammenstellung der wichtigen Aktenstücke zur organisatorischen Geschichte des Staatsrats (darunter alle Instruktionen) bietet die von Friedrich Walter parallel zu seiner Darstellung in den Textbänden der ÖZV geführte Editionsreihe: ÖZV II/3, 1–84, ÖZV II/4, 154–159, und ÖZV II/5, 35–103. Anhand der später verlorenen Sitzungsprotokolle stellte Hanns Schlitter ergänzend zur Edition des Khevenhüller-Tagebuches eine gedruckte Liste aller Staatsratssitzungen vom Beginn (26. Januar 1761) bis zum Ende des Jahres 1765 zusammen, wobei jeweils das genaue Datum und die Tagesordnungspunkte angegeben werden: KhevenhüllerMetsch 1742–1776/1780, Bd. 6, 555–582. Einen Glücksfall auch für die österreichische Geschichtsforschung stellen die systematischen, noch aus dem Vollen schöpfenden Forschungen der ungarischen Historiker in den Wiener Zentralarchiven der Zwischenkriegszeit dar. Einer der besten Kenner des Staatsrats war zweifellos Győző Ember, der in jahrelanger Arbeit im HHStA von der Hand der Staatsräte stammende Schriftstücke zu ungarischen Betreffen abgeschrieben und später – teils im vollen Wortlaut, teils auszugsweise – publiziert hat. Teil 1 enthält einleitend eine erhellende Darstellung der Institution und ihrer Arbeitspraxis: Ember 1959/60. Ebenfalls der ungarischen Historikerschule entstammt die ergänzend zu einem Textband erschienene Quellensammlung zur Religionsausübung in der Zeit von 1781 bis 1789, die viele abgedruckte (deutschsprachige) Staatsratsakten nebst ungarischen Erläuterungen bietet: Mályusz 1940. Die erste Gesamtdarstellung der Geschichte des Staatsrats anhand der Quellen stammt von dem österreichischen Finanzexperten und Staatsmann Carl von Hock (1808– 1869), der – selbst seit 1865 Mitglied des (jüngeren) Staatsrats – Zugang zu den Akten des Staatsratsarchivs hatte: Hock–Bidermann 1879. Das sowohl organisatorische als auch inhaltliche Aspekte umfassende Werk behandelt ausführlich die Zeit Maria Theresias und Josephs II., die weitere Zeit bis 1848 wurde aus dem Nachlass Hocks kurz und bündig von Hermann Ignaz Bidermann fertiggestellt. Überholt ist diese trotz einiger Schwächen – v. a. dem zeittypischen Fehlen von Quellenzitaten – beachtliche Arbeit seit dem Erscheinen der auf drei Bände der ÖZV verteilten Darstellung Friedrich Walters, die noch auf die Zwischenkriegszeit zurückgeht und den damaligen Forschungsstand samt umfassenden Quellen- und Literaturhinweisen wiedergibt: ÖZV II/1/1, 261–281, 309– 314, 425–463, ÖZV II/1/2/1, 87–90, und ÖZV II/1/2/2, 51–76. Auf Walter und dessen Aktenedition basieren Meisner 1941, bes. 346–357, Haussherr 1953, 97–120, und Cordes 1978, bes. 65–73. Zum Wechselspiel zwischen Staatsrat und Kabinett Reinöhl 1963, 22–26, 44f., 213–215. Grundlegendes zum Staatsrat allgemein auch bei Szabo (F.) 1994, 55–61, 83–86, 94–112 etc. Einzelstudien haben die Staatsratsakten als Quellengrundlage für ihre spezifischen Fragestellungen herangezogen: Maasburg 1881, Voltelini 1911, Gotzlirsch 1925, Hämmerle 1939, Klima (H.) 1941, Sashegyi 1958.
15. Der Staatsrat 585
U. a. eine recht ausführliche allgemeine Einleitung zum frühen Staatsrat und seinen einzelnen Mitgliedern, in der die Auffassung vertreten wird, dass die Staatsräte aus dem Ritterstand – Stupan und besonders Borié – bei der Erarbeitung der Gutachten die entscheidende Rolle spielten, bietet Schünemann 1936. Ergänzend zu der schon erwähnten Einleitung zu den edierten Staatsratsakten mit Ungarnbezug sind von Győző Ember noch heranzuziehen: Ember 1935, 1982a und weitere Arbeiten. Zu wirtschaftspolitischen Fragestellungen anhand der Staatsratsakten erarbeitet wurde die Studie von Müller (Konrad) 1961, die detailliert auf diverse Wirtschaftszweige und die Handelspolitik eingeht. Basis des Buches ist Konrad Müllers vorzeitig beendete Dissertation von 1943, die kriegsbedingt – der Autor starb an der Front – nicht über den Zeitraum 1761–1773 hinaus weitergeführt werden konnte. Vgl. auch Schünemann 1933 und Csapodi 1959. Zahlreiche Staatsräte wurden biographisch gewürdigt: Szabo (F.) 1994 (Kaunitz), Ruzicka 2002 (Haugwitz), Thadden 1967 (Daun), Muzik 1973/2010 (Borié), Ember 1936 (Borié), Strimitzer 1996 (Binder-Krieglstein), Eichwalder 1969 (Starhemberg), Xaver 1975 (Lehrbach), Bernard (P.) 1991 (Pergen), Schläger 1971 (Gebler), Picha 1940 (Hatzfeld), Hebeis 1996 (Martini), Strada 1943 (Izdenczy), Klingenstein–Faber–Trampus 2009, Bd. 1 (Zinzendorf ), Lebeau 1991 und 1996 (Zinzendorf ), Weitensfelder 1996 (Rottenhan), Rumpel 1955 (Stahl). Einen hilfreichen Überblick über die Karrierestationen der einzelnen Mitglieder ermöglichen die gesammelten Angaben bei Dickson 1987, Bd. 1, 348–362.
16. Die Galizische Hofkanzlei Von Rudolf A. Mark
Die Galizische Hofkanzlei war das oberste staatliche Leitungsorgan für die Königreiche Galizien und Lodomerien nach deren Annexion im Zuge der Ersten Polnischen Teilung 1772 und nach der am 16. Oktober 1772 erfolgten Aufhebung der antiqua officia der Rzeczpospolita. Behördensitz war Wien. Die Galizische Hofkanzlei war zunächst nur als eine Interimsbehörde gedacht. Unter ihrer Oberaufsicht fungierten bis 1776 das Gubernium und das Verordnete Collegium des Landtages in Lemberg sowie die entsprechenden Gerichtsinstanzen als höchste Regierungs- und Verwaltungsorgane.
16.1. Die Entwicklung der Behörde Nach der Annexion Galiziens waren die galizischen Verwaltungsgeschäfte zunächst von der Staatskanzlei geführt worden, deren Diplomaten unter Kaunitz maßgeblich zum Erwerb der neuen Provinz beigetragen hatten. Kaunitz’ Wunsch, der Staatskanzlei, die bereits die Verwaltung der Lombardei und der Niederlande versah, auch die Zuständigkeit für das neue Erbland, zumindest aber die direction aller diesfälligen geschäfte auf zwei Jahre ohne Einmischung anderer Hofstellen zu sichern, schien zunächst die Zustimmung Maria Theresias zu finden (ÖZV II/3, 296). Sie sah darin eine Übergangslösung, bis die Frage der Inkorporierung in das Königreich Ungarn bzw. als Teil der böhmisch-österreichischen Erbländer geklärt war. Joseph II. war gegen eine ungarische Lösung, weil sie die Beibehaltung der Steuerexemtion des galizischen Adels bedeutet hätte. Daher plädierte er für die Integration der annektierten Gebiete als deutsches Erbland. Der Mitregent wollte eine Dezentralisierung der Regierungsstellen, aber gleichzeitig die entsprechenden Ämter klein und den bürokratischen Aufwand möglichst gering halten. Er plante eine Hofkanzlei, wie sie für Siebenbürgen bereits bestand. Auch eine Zusammenlegung der galizischen Verwaltung mit der Böhmisch-Österreichischen Hofkanzlei wurde von ihm erwogen, weil diese Behörde als hinreichend erfahren galt, um auch die Verwaltung der neuen Provinz zu übernehmen. Dafür riskierte Joseph II. einen schweren Konflikt mit Staatskanzler Kaunitz, dem der Kaiser den nötigen Reformeifer nicht mehr zutrauen wollte. Nach seiner Galizienreise von 1773 einigte sich Joseph II. schließlich mit seiner Mutter auf die Errichtung einer von der Staatskanzlei unabhängigen, temporären galizischen Zentralbehörde in Wien. Die praktische Umsetzung dieses Planes erforderte aber einige Zeit. Johann Anton Graf Pergen (1725–1814), der Gouverneur in den „recouperirten“ Königreichen, der un-
16. Die Galizische Hofkanzlei 587
ter Oberaufsicht von Kaunitz der Galizischen Hofkanzlei zunächst hätte vorstehen sollen, konnte sein Amt nicht antreten. Er wurde durch dienstliche Obliegenheiten in Galizien festgehalten. Außerdem verzichtete der um seine Kompetenzen ringende Staatskanzler erst nach längerem Drängen Josephs II. im November 1773 auf die oberste Leitung der galizischen Angelegenheiten. Nach ausführlicher Behandlung im Staatsrat wurde am 7. Januar 1774 auf Vorschlag des Kaisers der bisherige Hofkammervizepräsident Eugen Wenzel Graf Wrbna (Würben und Freudenthal) zum Präsidenten eines eigenen Departements für Galizien ernannt. Um dessen provisorischen Charakter zu verdeutlichen, erhielt es vorerst die Bezeichnung Hofdeputation. Ihre Tätigkeit sollte nach einigen Jahren überprüft, ihre Kompetenzen gegebenenfalls neu verteilt werden. Schon am 21. Mai des gleichen Jahres wurde Wrbna für seine Amtsführung und die von ihm dem Kaiserhaus erwiesenen Dienste der Titel Hofkanzler und seiner Behörde die Bezeichnung Galizische Hofkanzlei verliehen. Nach knapp zweijähriger Tätigkeit verlor die Hofkanzlei ihre Eigenständigkeit wieder. Sie hatte es – mit den Worten Josephs II. – in was immer für geschäften nicht geschafft, die Vorstellungen und Vorgaben des Kaisers umzusetzen (ÖZV II/3, 299). Die Galizische Hofkanzlei wurde daher am 27. April 1776 von Maria Theresia, die von Anfang an nicht viel von Wrbna gehalten zu haben scheint, aufgehoben. Das Salz-, Münz-, Maut- und Domänenwesen wurden der Hofkammer zugewiesen, die Aufsicht über die politischen sowie die Wirtschafts- und Handelsangelegenheiten aber der Böhmisch-Österreichischen Hofkanzlei übertragen. Dazu wurde diese in zwei Senate, zwei Geschäftsbereiche mit jeweils einem Kanzler an der Spitze, geteilt. Jenem für Böhmen, Mähren und Schlesien wurde Galizien zugeordnet, das damit endgültig zu den deutschen Erblanden der Monarchie zählte. Über den beiden Kanzlern stand noch der Oberste Kanzler, der nach eigenem Gutdünken auch jeweils diesem oder jenem Senat präsidieren konnte.
16.2. Kompetenz und Tätigkeitsbereich Die Galizische Hofkanzlei war eine unmittelbare, von anderen Hofstellen unabhängige oberste Regierungsbehörde. Unter ihre Kompetenz und Amtsführung fielen grundsätzlich alle die annektierten Territorien betreffenden politischen Entscheidungen und Provinzialangelegenheiten. Sie war zuständig für die Steuererhebung (Kontributionswesen), die Justiz, alle Finanz- und Wirtschaftsfragen sowie für Grundobrigkeitsangelegenheiten. Sie fungierte nach dem Gubernium als vierte und höchste Gerichtsinstanz für Bürger und Bauern, als dritte für adelige Kläger. Lediglich das Münz- und das Bergwesen ressortierten bei dem Montandepartement der Hofkammer. Allerdings hatte der Präsident der Deputation bzw. der Hofkanzlei in allen Galizien betreffenden Bergwerksangelegenheiten ein Mitzeichnungsrecht. Darüber hinaus sollte sich die Hofkanzlei aber ausdrücklich auch mit der Umgestaltung und institutionellen Eingliederung der neu gewonnenen Provinz beschäftigen und den Ausbau der dazu nötigen Einrichtungen vorantreiben. Als Vorbild sollte sie sich an der erfolgreichen Tätigkeit der Böhmisch-Österreichischen Kanzlei orientieren. Joseph II. kam es dabei vor allem auf drei Ziele an: Erstens sollten die annektierten Gebiete so rasch wie möglich institutionell und strukturell in die Monarchie eingepasst werden, um ihre polnische Vergangenheit vergessen zu machen. Zweitens sollten durch
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VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen
weitgehende Reformen der Privilegienkatalog des einheimischen Adels, der Szlachta, massiv beschnitten und die aus der uneingeschränkten Gutsherrschaft resultierenden Nachteile der leibeigenen Untertanen beseitigt werden, um den Ruin der bäuerlichen Bevölkerung zu verhindern. Die zahlreichen Bauernaufstände der Vergangenheit und die Landflucht von Untertanen galten als Menetekel. Drittens wurde die Verbesserung der Wirtschaftsleistung Galiziens angestrebt, um aus dem neu erworbenen Land möglichst hohe Einkünfte zu erzielen. Dazu musste auch in Galizien ein einheitliches Besteuerungssystem eingeführt werden. Außerdem gehörte die Hebung der Volksbildung zu den prioritären Aufgaben der neuen Verwaltung.
16.3. Personal und Arbeitsweise Personell wurde die Galizische Hofkanzlei mit Stellen für sechs Hofräte (Ludwig Graf Cavriani, Hermann Evers, Alexander Heiter von Schwonet, Joseph Izdenczy, Anton Koczian, Matthias Puechberg) als Leiter der einzelnen Referate sowie für vier Hofsekretäre, vier Hofkonzipisten und weitere untergeordnete Kanzleibeamte ausgestattet. Ihre Auswahl hatte Graf Wrbna selbst zu treffen und der Kaiserin samt vorgesehenem Gehalt zur Ernennung vorzuschlagen. Allerdings hat auch Joseph II. auf die Berufung der leitenden Beamten Einfluss genommen. Zwei der Hofräte waren Mitglieder der Hofrechenkammer gewesen, ehe sie durch Beförderung zur Galizischen Hofkanzlei wechselten. Cavriani hatte zuvor eine Ratsstelle am niederösterreichischen Landrecht inne und war anschließend im böhmischen Gubernium tätig. Nach Auflösung der Galizischen Hofkanzlei wurde er Vizepräsident der Obersten Justizstelle. Izdenczy wechselte als Rat zur Ungarischen Hofkanzlei. Ab 1. Mai 1774 wurden die Personalkosten der Hofkanzlei nicht mehr von der Hofkammer, sondern direkt aus den Landeseinkünften Galiziens bestritten. Die Galizische Hofkanzlei handelte auf direkte Anweisung des Monarchen, dessen Anordnungen sie vorbereitete, ausfertigte und nach Lemberg weiterleitete. Umgekehrt nahm sie die aus dem Landtag oder von anderer Stelle vorgebrachten und über das Gubernium nach Wien geschickten Anfragen, Beschwerden und Petitionen entgegen. Die Landstände besaßen laut Patent vom 13. Juni 1775 das Eingaberecht. Dabei wurde auch bestimmt, dass das Gubernium entsprechende allerunterthänigste Vorstellungen nur mit einem Gutachten versehen an die Galizische Hofkanzlei weiterleiten durfte (Demian 1804, Bd. 2, 130). Die Hofkanzlei hatte diese zu prüfen und – wo geboten – Kaiserin und Kaiser direkten Vortrag zu erstatten.
16.4. Die Auflösung Die besonderen Verhältnisse in Galizien, die über Jahrhunderte gefestigte Macht des Adels, dessen kaum einzudämmende Willkürherrschaft über die bäuerliche Bevölkerung, unterschiedliche Vorstellungen zwischen Maria Theresia und Joseph II. über Dominikalangelegenheiten und Untertanenrechte, die Inkompetenz von Beamten sowie Spannungen und Konkurrenzverhalten zwischen Hofkanzlei und Gubernium standen einer raschen Umsetzung der von Wien gewünschten Veränderungen in den Königreichen entgegen. Sie führten schließlich zu einer Intervention Josephs II., der die Zustände in
16. Die Galizische Hofkanzlei 589
der Hofkanzlei als unakzeptabel bezeichnete. Den Hintergrund scheinen Streitigkeiten zwischen der Wiener Zentralstelle und dem amtierenden Gouverneur Heinrich Graf Auersperg gebildet zu haben. Darüber hinaus monierte Joseph II., dass die Mehrzahl der in Galizien tätigen Beamten keine Vorstellung von den Länderverfassungen Böhmens und Mährens hätte, obgleich diese als Modell für die staatlich-administrative Einrichtung Galiziens betrachtet wurden. Der Kaiser nahm daher ein bei Hof nötig gewordenes Revirement zum Anlass, die Kaiserin zu bitten, Wrbna mit dem vakanten Amt eines Obersthofmarschalls zu bestallen und die Galizische Hofkanzlei aufzulösen. Präsident der Galizischen Hofdeputation bzw. Galizischen Hofkanzlei 1774–1776
Eugen Graf Wrbna (Würben und Freudenthal) Quellenlage und Forschungsstand
Der Schriftgutnachlass der Galizischen Hofkanzlei wird im AVA verwahrt (Bestand Hofkanzlei Galizien, Kt. 229–232, 342, dabei auch Teile des Schriftverkehrs zwischen der Galizischen Hofkanzlei und lokalen Behörden). Die Verluste durch den Justizpalastbrand 1927 sind zu bedenken. Ergänzend kommen in Frage HHStA, Staatskanzlei Notenwechsel mit der Galizischen Hofkanzlei, Kt. 4 und 5; Staatskanzlei Provinz Galizien, Kt. 1–7 (u. a. Korrespondenz mit dem galizischen Landesgubernium); sowie Kabinettskanzlei, Kaiser Franz Akten, Galizische Angelegenheiten, Fasz. 11, 49, 50, 78–86. Die Kameralakten der Galizischen Hofkommission bzw. Hofkanzlei werden im HKA verwahrt. Zu den wichtigsten Darstellungen, die auf einer breiten Basis von teilweise inzwischen vernichteten Archivalien beruhen, gehören Khevenhüller-Metsch 1742– 1776/1780, Bd. 7, 425–429, Arneth (A.) 1863–1879, Bde. 8 und 10, ÖZV II/1/1 und II/3, Rozdolski 1962 (deutsche Übersetzung von Bd. 1 Rozdolski 1992). Neuere Arbeiten, die inzwischen Standardwerke zu den Regierungsstrukturen und der Funktionsweise der Landesverwaltung in Galizien darstellen und teils mit viel Liebe zum Detail und eigenen Akzenten Informationen über Behördenorganisation, Hierarchien, Arbeitsweise, Geschäftsordnungen, Personalbestand und bürokratische Apparate geben, sind Glassl 1975 und Dickson 1987, Bd. 1. Viele Einzelinformationen, teils auch Auszüge aus Patenten, Dekreten etc. findet man in frühen „staatswissenschaftlichen“ Beschreibungen wie Luca 1791 oder Demian 1804. Für den historischen Hintergrund und Einzelaspekte nützlich sind Grodziski 1971, Beales 1987/2009, Bd. 1, Mark 1994 und Maner 2007. Einen Blick auf die („menschlichen“) Hintergründe von Errichtung (Wunsch Josephs II.) und Auflösung (interne Streitigkeiten und mangelnde Führungskompetenz Wrbnas) der Hofkanzlei wirft Khevenhüller-Metsch 1742–1776/1780, Bd. 8, 135.
17. Die Polizeihofstelle Von Michael Hochedlinger
Polizei (Policey) ist in der Frühen Neuzeit ein weiter und vielschichtiger Begriff, der ursprünglich das gesamte Feld der „inneren“ bzw. „öffentlichen“ Verwaltung umfasst. Noch im Jahre 1767 beinhaltet ein von Maria Theresia in Auftrag gegebener Katalog der Hauptgegenstände und Zweige der Policey Agenden wie die Aufsicht über das Gesundheits-, Sanitäts-, Markt-, Gewerbe- oder Bauwesen, staatliche Verwaltungssegmente, für die auch heute noch der Polizeibegriff verwendet wird (Gesundheitspolizei, Baupolizei etc.). Erst im späten 18. Jahrhundert schält sich allmählich ein engerer Polizeibegriff heraus, der nur mehr die Ordnungs- und schließlich bloß noch die Sicherheitspolizei im engeren Verständnis meint. 1801 hieß es in einer Instruktion für k. k. Polizeibeamte schon: Die Polizey in der engern Bedeutung des Wortes ist: Die ununterbrochene Aufsicht über die innere Sicherheit, sowohl des Staates im allgemeinen als der Personen, des Eigenthums und der Ehre aller einzelnen Staatsbürger insbesondere. Bereits im Zuge der Haugwitz’schen Reformen war im Herbst 1749 unter dem Vorsitz des niederösterreichischen Regierungspräsidenten Adam Philipp Graf Losy von Losinthal und in direkter Unterordnung unter das Directorium in publicis et cameralibus eine „Polizeihofkommission“ errichtet worden (Dekret vom 26. September 1749, ÖZV II/2, 402–406), die sich aus Hofräten des Directoriums und niederösterreichischen Regierungsräten zusammensetzte. Außerhalb Niederösterreichs bestanden bei den neuen Landesverwaltungsbehörden, den Repräsentationen und Kammern, jeweils Länderkommissionen. Der volle Titel der Kommission – Hofkommission in Polizei-, Armenverpflegs-, Sicherheits- und Schubsachen – lässt die Breite der Zuständigkeit erkennen, nicht aber die wirkliche Kernkompetenz der neuen Stelle, nämlich die „Luxus- und Kommerzpolizei“, die Förderung der inländischen Produktion und die Blockierung der Einfuhr aus dem Ausland (Direktorialprotokoll 7. August 1749, ÖZV II/2, 391–401) – eine Aufgabe, die man eigentlich beim Universalkommerzdirektorium (Kap. IX.1.1) vermuten möchte. Auch die Sittenpolizei zählte zu ihren Aufgaben („Keuschheitskommission“). 1751 wurde die erst 1750 gegründete Stiftungshofkommission mit der Polizeihofkommission vereinigt. Im Februar 1752 ging die Polizei- und Stiftungshofkommission, zunächst zu einer eigenen Abteilung zusammengefasst, im Directorium auf. 1753 kamen die Agenden an die neu eingerichtete niederösterreichische Landesstelle. Besonderen Augenmerks bedurfte natürlich die Haupt- und Residenzstadt Wien. Hier entstand Mitte des 18. Jahrhunderts ein verwirrendes Geflecht von Polizei- und Kontrollorganen, speziell zur Handhabung eines sich professionalisierenden Meldewesens und damit wohl im Zusammenhang mit den ersten Versuchen einer Volkszählung (siehe
17. Die Polizeihofstelle 591
Kap. I.3). Schon im April 1751 waren landesfürstliche Polizeibezirke geschaffen worden, die ältere Institution der Viertel- und Gassenkommissäre wurde erneuert. 1753/54 setzte man zur Führung der Polizeigeschäfte aus den Reihen der Niederösterreichischen Repräsentation und Kammer eigene Polizeiräte ein, die von 188 aus der Wiener Bürgerschaft gewählten Unterkommissären unterstützt werden sollten (1756 aufgehoben). Sie wurden von im Jahre 1773 massiv aufgestockten Polizeioberaufsehern angeleitet. 1754 treffen wir in Wien ein Anzeigeamt (Meldeamt) an. Die wohl Anregungen aus Frankreich aufnehmende Polizeireform von 1776 schließlich schuf für Wien vier innerstädtische Polizeibezirke, die den Stadtvierteln entsprachen, acht in den Vorstädten mit jeweils einem Bezirksaufseher (1791: Bezirksdirektor) an der Spitze. Für die übergeordnete Koordinierung war nur ein Wiener Polizeiamt vorhanden. Seit 1773 bestand im Lande unter der Enns als Abteilung der Niederösterreichischen Regierung eine eigene Sicherheitskommission als Aufsichtsstelle für die nachgeordneten Exekutivorgane. 1782 wurde unter der Bezeichnung „Stadthauptmann“ ein eigener Kreishauptmann für Wien eingesetzt, dem ursprünglich auch die Aufgaben eines Polizeioberaufsehers zugedacht waren. Als Polizeiwachkörper war in Wien 1569 durch Zusammenlegung mehrerer älterer Wachkörper die „Stadtguardi(a)“ entstanden, die ursprünglich auf Bürgermeister und Rat vereidigt wurde, dann aber rasch „verkaiserlichte“. Anfang des 17. Jahrhunderts bedeutend verstärkt, bewachte sie nicht nur die Stadt, sondern versah innerhalb der Mauern auch den Sicherheitsdienst. Als Obristen der Stadtguardia amtierten stets hohe Militärs. Spätestens Anfang des 18. Jahrhunderts war die Stadtguardia durch komplette Verbürgerlichung – die Soldaten gingen großteils als Störer einem Gewerbe nach und zersiedelten mit ihren „Basteihäuschen“ die Befestigungsanlagen, die Frauen betrieben Fürkauf – zur Erfüllung ihrer militärischen und sicherheitspolizeilichen Aufgaben nicht mehr in der Lage und wurde 1741/42, 1.200 Mann stark, aufgelöst. Den Schutz der Stadt übernahm nun eine militärische Garnison. Neben der Stadtguardia bestand als Ordnungsorgan noch die zahlenmäßig winzige „Rumorwache“. Sie unterstand nicht dem Magistrat, sondern der Niederösterreichischen Regierung, doch durfte sich das Stadtgericht der Rumorwache bedienen. 1773/75 wurde durch Zusammenlegung der Rumorwache mit der Tag- und Nachtwache eine neue uniformierte „(Militär-)Polizeiwache“ mit einer Stärke von ca. 250–350 Mann gebildet, die zunächst dem Stadtgericht zugeordnet war. Von 1791 bis 1793 verfügte man für die Vorstädte über eine ebenfalls uniformierte „Civil-Polizeiwache“. Nicht-uniformierte kriminalpolizeiliche Agenten aus den Reihe der bestehenden Wachkörper sind schon im 18. Jahrhundert nachweisbar; im Verborgenen agierende mouches („Schmeißfliegen“) nach französischem Vorbild wollte man noch unter Maria Theresia nur zögernd einsetzen. Die allmähliche Herauslösung der Polizeiagenden im engeren Sinne aus den Angelegenheiten der allgemeinen Verwaltung (Publico-Politica) erfolgte schrittweise während der Regierungszeit Josephs II., der sich nach anekdotischer Überlieferung bei seiner Frankreichreise 1777 vom französischen Polizeiwesen tief beeindruckt gezeigt haben soll. Ihren Ausgang nahm die Professionalisierung der Sicherheitspolizei logischerweise in Wien. Zutreffend ist vom „Aufstieg der Wiener Polizei zur österreichischen Polizei“ (Oberhummer [H.] 1938) gesprochen worden. Die maßgebliche Person bei der Reformierung und Modernisierung des Polizeiwesens war der niederösterreichische Landmarschall Johann Anton Graf Pergen, der im Februar 1782 zum niederösterreichischen Regierungspräsidenten ernannt und damit auch für die
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VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen
polizeilichen Agenden in Österreich unter der Enns und Wien zuständig wurde. Nur in der Hauptstadt konnte er auf eine bestehende Polizeiorganisation zurückgreifen. Schon im Mai 1782 erreichte Pergen beim Kaiser die Umwandlung des Wiener Polizeiamtes in eine Polizei(ober)direktion, die vom Stadthauptmann unabhängig sein und ihm, Pergen, als niederösterreichischem Regierungspräsidenten direkt berichten sollte. Der Polizei(ober)direktor Franz Anton Beer († 1796), schon seit 1765 im Wiener Polizeidienst, seit 1773 als Polizeioberaufseher tätig, übernahm insbesondere die „geheimen Aufträge“, die Zuständigkeit im Bereich der „öffentlichen Polizei“ (auch: „Gassenpolizei“) blieb schwammig. Die Polizei(ober)direktion durfte nunmehr über die Polizeiwache verfügen. Pergen selbst berichtete in Polizeiangelegenheiten unter Umgehung der vorgesetzten Stelle, der Hofkanzlei, direkt dem Kaiser. Im Sommer 1784 regte Pergen an, das in Niederösterreich eingeführte System auf die übrigen Länder auszudehnen, wo die Polizeisachen weiterhin von den Länderstellen administriert wurden. Pergen strebte eine Zentralisierung des Polizeiwesens unter seiner Kontrolle an, der Kaiser entschied sich aber für ein verworrenes Mischsystem. So bewilligte Joseph II. 1785 die Schaffung von neuen Polizeidirektionen in Prag, Brünn, Pressburg, Ofen, Troppau, Graz (mit Wirkungsbereich für ganz Innerösterreich) und Freiburg im Breisgau. 1787 folgten Linz, Mailand, Pest, Hermannstadt und Innsbruck. In Lemberg, Triest und Brüssel hat es ähnliche Polizeianstalten schon früher gegeben, die nun nach dem neuen Muster reorganisiert wurden. Die Polizeidirektionen in den Ländern berichteten aber nur in Angelegenheiten der „geheimen Polizei“ („Staatspolizei“) direkt an Graf Pergen, der seinerseits dem Kaiser immediate Bericht erstattete. In allen übrigen Polizeisachen blieben den Polizeidirektionen die Länderchefs vorgeordnet, die ihrerseits der Hofkanzlei unterstanden. Diese Doppelgleisigkeit wurde mit kaiserlichem Handschreiben vom 20. September 1786 festgeschrieben, das zugleich Graf Pergen die „oberste Polizeidirektion“ für alle Erblande überantwortete. Als Zwischeninstanz zwischen den Landespolizeidirektionen und Pergen fungierte die von der niederösterreichischen Landesstelle unabhängige Wiener Polizeioberdirektion. Als Pergen zu erblinden drohte, gab er im Februar 1789 die Funktion des niederösterreichischen Regierungspräsidenten ab, blieb aber Landmarschall und Leiter der von ihm aufgebauten Polizeiorganisation. Mit zwei Sekretären der niederösterreichischen Landesregierung und dem Wiener Polizeioberdirektor Beer als Stellvertreter bildete er nun eine Art Zentralbüro für Polizeisachen („Staatspolizeioberdirektion“), dem die Länderchefs ab sofort in Polizei- und Sicherheitssachen zu berichten hatten. Die Arme der Pergen’schen Polizei reichten über die Ortsmagistrate und nebenberuflichen Bezirks- und Viertelkommissäre, die Grundrichter, das Maut- und Tabakgefällenamtspersonal und die Dienstboten in den Privathaushalten bis tief in die städtischen Strukturen und auf das flache Land. Zugleich war an die Aufstellung einer berittenen Polizeitruppe (maréchaussée) gedacht; der Plan wurde aber nicht verwirklicht. Erst 1849 entstand die Gendarmerie. Zu Leopold II. vermochte Josephs oberster Polizist keine guten Beziehungen aufzubauen. Bereits kurz nach dem Regierungswechsel 1790 wurde der fast erblindete Pergen als Landmarschall enthoben, im März 1791 demissionierte er auch als „Polizeiminister“. Die Polizeidirektionen wurden vollständig den Länderchefs untergeordnet (in Ungarn und Siebenbürgen war dies schon im März 1790 erfolgt), sogar in Österreich unter der Enns die Polizeiagenden wieder der Niederösterreichischen Regierung übergeben (Handschreiben an den Obersten Kanzler 8. März 1791, ÖZV II/4, 160). Die Polizeiberichte aus den Ländern sollten fortan an den Obersten Kanzler, die staatspolizeilichen Geheim-
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berichte der Wiener Polizeioberdirektion aber an die Staatskanzlei gerichtet werden. Die staatliche Polizeiorganisation hatte auf Drängen Joseph von Sonnenfels’ ihr Schwergewicht wieder auf die „öffentliche Polizei“ zu legen, wozu nun auch die polizeiärztliche Armenbetreuung zählte; für den Bereich der Staatspolizei verfügte Leopold II. über einen recht zwielichtigen geheimen Mitarbeiterkreis. Mit Handschreiben vom 30. Dezember 1792 (Druck: ÖZV II/5, 400f.) bzw. Hofdekret vom 3. Januar 1793 berief Franz II. Pergen – bald durch eine Operation wieder zu voller Sehkraft gelangt – neuerlich zum „Polizeiminister in allen Erblanden“ und stellte die josephinische Polizeiorganisation wieder her. 1793 erhielt dieser mit dem Direktorialhofrat Franz Josef Graf Saurau (später Finanzminister, Hofkammerpräsident und Oberster Hofkanzler) einen Adlatus zur Seite gestellt. Die Personalausstattung der Polizeihofstelle blieb in der Ära Pergen denkbar bescheiden: Zwei Räte, ein Sekretär und das nötige subalterne Kanzleipersonal arbeiteten nicht in einem eigenen Amtsgebäude, sondern in der Privatwohnung Pergens in der Weihburggasse. Wesentlich größer war von Anfang an der Verwaltungsapparat des unmittelbaren Ausführungsorgans der Hofstelle, der Wiener Polizeioberdirektion (Seitzergasse 4). 1801 wurde der ehemalige vorderösterreichische Regierungspräsident Joseph Thaddäus Vogt Freiherr von Sumerau († 1817) zum Vizepräsidenten der Polizeihofstelle ernannt. Pergen trat Ende 1803 fast achtzigjährig zurück. Die früher hinderlichen Reibungen zwischen Polizeiorganisation und Länderverwaltung wollte man bei der Reorganisation von 1792 dadurch reduzieren, dass die Länderchefs verstärkt eingebunden wurden und die Polizeidirektionen in den Landeshauptstädten ihnen untergeordnet blieben. In besonders wichtigen staatspolizeilichen Fällen war den Regierungspräsidenten die Korrespondenz mit der Polizeihofstelle grundsätzlich vorbehalten, und sogar für den unmittelbaren Verkehr zwischen den Polizeidirektionen und Pergen wurde ein Einsichtsrecht der Länderchefs vorgesehen. Die ganz geheime, mit dem Chiffren-Kabinett (Kap. IX.4) in Verbindung stehende Polizei oblag, insbesondere wenn Fragen der Außenpolitik berührt wurden, der Staatskanzlei. Die rasche Wiedererrichtung des josephinischen Polizeisystems ist vor dem Hintergrund von Krieg und ideologischem Abwehrkampf gegen das revolutionäre Frankreich zu sehen. Hielt man sich in Wien – zumindest im Kreise der überzeugten aufgeklärten Reformer – anfänglich noch für durch das Reformwerk des aufgeklärten Absolutismus hinreichend gegen die revolutionäre Ansteckungsgefahr immunisiert, so sorgten die Radikalisierung in Frankreich selbst und schwer zu leugnende Auswirkungen auf die innere Ruhe der Monarchie (z. B. die „Jakobinerverschwörung“) mit der Zeit für eine politische Verknöcherung und eine Entwicklung in Richtung Polizei- und Überwachungsstaat. Polizeihofstelle und Polizeidirektionen konzentrierten sich dementsprechend auf die staatspolizeiliche Tätigkeit, insbesondere auf die Beobachtung und Beeinflussung der Volksstimmung, die Überwachung des fremdstaatlichen diplomatischen Personals, aber auch der eigenen Beamten und des einheimischen Klerus, die Zerschlagung geheimer Clubs und die Aufspürung von „Staatsverbrechern“. Die öffentliche Polizei, also Bau-, Feuer-, Preis-, Straßen- und Sanitätspolizei, gehörte nun – außer in Wien – trotz gewisser Schwankungen nicht mehr zu den Aufgaben der Pergen’schen Polizeiorganisation, sondern fiel in die Kompetenz der ordentlichen Verwaltungsbehörden. Der Pergen’schen Polizei verblieben allerdings verwaltungspolizeiliche Zuständigkeiten, die eng mit ihrer staatspolizeilichen Kernfunktion zusammenhingen wie das Anzeige- und Meldewesen, insbesondere die Fremdenpolizei, die Inspektion der Theater und Badeorte, die Ausstel-
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VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen
lung von Pässen oder die Genehmigung von Volksbelustigungen etc. Ab 1789 war auch das Wiener Judenamt der Polizeioberdirektion eingegliedert. Seit 1793 strebte Pergen offensiv die Übertragung der Zensurangelegenheiten an die Polizeihofstelle an, doch ist es erst im September 1801 zu dieser für die Geschichte des Vormärz charakteristischen Kompetenzerweiterung gekommen („Polizei- und Zensurhofstelle“). Die Polizeihofstelle wurde im März 1848 aufgehoben, ihre Aufgaben dem neuen Ministerium des Innern übertragen. Behördenleiter 1789–1791, 1793–1803
Johann Anton Graf Pergen
Quellenlage und Forschungsstand Die einst gewaltige archivalische Überlieferung der Polizeihofstelle („Pergen-Akten“, Ältere Polizei und Polizeihofstelle) wurde beim Brand des Justizpalastes 1927 schwer beschädigt bzw. vernichtet. Die Reste werden heute im AVA verwahrt. Eine Sach- und Personenkartei lässt die enorme Reichhaltigkeit des Bestandes erkennen, gerade auch in Hinblick auf eine (politische) Kulturgeschichte. Vgl. die entsprechende Nutzung durch Fournier 1913; August Fournier war bis zu seiner Berufung auf eine Prager Professur selbst Archivar im Archiv des Ministeriums des Innern. Der Notenwechsel zwischen Polizeihofstelle und Staatskanzlei (HHStA, Staatskanzlei) ist kein tauglicher Ersatz. Zu prüfen wäre die Signatur IV M 1 („Polizeibehörden“) im Bestand Hofkanzlei im AVA. Bis 1784 zurückreichende Polizeiberichte der Staatskanzlei finden sich im Bestand Informationsbüro (Ministerium des Äußern) des HHStA. Die Akten der Wiener Polizeioberdirektion und der Stadthauptmannschaft Wien werden seit 1909 im NÖLA verwahrt, jene des Linzer Polizeiamts (1786–1866) im OÖLA. Wiener Polizeoberdirektionsakten aus dem Zeitraum 1779 bis 1805 besitzt auch das AVA. Der Nachlass Pergen im HHStA ist nicht erheblich. Zur Polizei- und Stiftungshofkommission (1749–1752) vgl. ÖZV II/1/1, 241–249, zur Pergen’schen Organisation Walter 1927 (noch auf der Grundlage der im Erscheinungsjahr vernichteten archivalischen Überlieferung), ÖZV II/1/2/1, 53–63, 92–94, ÖZV II/1/2/2, 280–294, Oberhummer (H.) 1938, Benna 1942, im Druck zusammengefasst Benna 1953 (Personallisten), auf der Grundlage heute noch vorhandener Hofkanzlei- und Polizeiakten Mayer (I.) 1985 und 1986 (Zusammenfassung). Schwendenwein 1990 liegt leider außerhalb unseres Betrachtungszeitraums. Bloß aphoristisch Fournier 1912 und Kallbrunner 1916. Ein lehrreiches, recht breites kulturhistorisches Panorama entwickelt Bibl 1927. Unbrauchbar Leitner (H.) 1994. Biographisch zu Pergen Bernard (P.) 1991. Die Irrtümer zu Familie und früher Lebensgeschichte des „Polizeiministers“ stellt nun Godsey 2009 richtig. Zur Wiener Stadtguardia vgl. noch immer am ausführlichsten Veltzé 1902, neuerdings auch Steinwender 1992 und Fischer (K.) 2004. Die ideologische Konfrontation mit dem revolutionären Frankreich und auch die meist sehr kritisch beleuchtete Rolle der Polizeihofstelle in diesem Zusammenhang sind u. a. thematisiert bei Wangermann 1959, Silagi 1962, Reinalter 1980, Hochedlinger 1996/97 und 2003c. Chvojka 2010 liegt außerhalb unseres Betrachtungszeitraums. Die Anfänge des Prager Polizeidirektoriums beleuchtet Roubík 1926.
18. Die Oberste Justizstelle und gesamtstaatliche Rechtsvereinheitlichung im 18. Jahrhundert Von Christian Neschwara
Die Oberste Justizstelle verdankt ihre Existenz als selbständige Hofstelle der Staatsreform von 1749. Die der Österreichischen und der Böhmischen Hofkanzlei verbliebenen Justizsachen wurden, nachdem ein für die Aufarbeitung der bei den Hofkanzleien aufgestauten Rückstände als höchstes Revisionsgericht eingerichteter „Consessus“ nicht den gewünschten Erfolg gebracht hatte, in einer neuen obersten Hofstelle gebündelt. Durch die gänzliche Separation deß Justiz-Weesens von denen Publicis und Politicis sollte eine Beschleunigung und Aufwertung der Rechtspflege erzielt werden (Instruktion Maria Theresias für Johann Friedrich Graf Seilern vom 1. Mai 1749, Druck: Maasburg 1891, 360–366, Zitat: 361). Die Oberste Justizstelle fungierte aber nicht nur als höchste Revisionsinstanz in Zivil- und Strafrechtssachen, sondern partiell auch als Verwaltungsgerichtshof, außerdem war sie mit der obersten Leitung der Justizverwaltungsgeschäfte und gemeinsam mit speziell dafür kreierten Gesetzgebungskommissionen auch mit legislativen Agenden betraut – zunächst allerdings nur für die Gruppe der böhmischen Länder sowie für Österreich unter und ob der Enns. Für die übrigen Erbländer der innerösterreichischen Ländergruppe sowie für Tirol und die Vorlande bestanden bis zur Reorganisation der Obersten Justizstelle 1763 eigene Revisionsstellen (Consesse) in Graz, Innsbruck und Freiburg fort; auch für das 1772 erworbene (Ost-)Galizien wurde zunächst ein eigenes oberstes Tribunal in Lemberg eingerichtet. Erst im Zuge der seit 1780 anlaufenden Vereinheitlichung des mittleren und unteren Gerichtswesens wurden auch diese Länder der Obersten Justizstelle unterstellt. Die von Ende 1797 an bestehende organisatorische Verbindung der obersten Justiz mit den Verwaltungsagenden des Direktoriums in der neuen Böhmisch-Österreichischen bzw. der Galizischen Hofkanzlei zog keine Änderungen für die bestehende Zuordnung der Justizsachen nach sich. 1802 lebte die Selbständigkeit der Obersten Justizstelle als Hofstelle unverändert wieder auf. Die 1749 nach Schaffung von Repräsentationen und Kammern als Trägern der gesamtstaatlichen Verwaltung in den Ländern bei den Regierungen als Landesjustizstellen verbliebenen Rechtsprechungsagenden wurden 1763 wieder mit den Verwaltungsfunktionen der neu eingerichteten Gubernien verbunden, seit 1782 aber – unter Einschluss der Agenden der Revisionsstellen in Graz, Innsbruck und Freiburg – dauernd auf die staatlichen Appellationsgerichte übertragen: in Wien für Österreich unter und ob der Enns, in Klagenfurt für die inner- und oberösterreichischen Länder (ab 1790 für Tirol und Vorarlberg Appellationsgericht in Innsbruck), in Prag für Böhmen, in Lemberg für Galizien und die Bukowina. In Freiburg (1787/90 war das Wiener Appellationsgericht für
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VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen
Vorderösterreich zuständig) und Brünn waren Appellationsinstanzen bei den Landesregierungen eingerichtet. In erster Instanz erfolgte von 1782 an in den einzelnen Ländern die Zuordnung der Zivilgerichtsbarkeit an die (ständischen) Landrechte sowie an die städtischen Magistrate und sonstigen Ortsgerichte (Grund-, Dorf- oder Marktgerichte), deren Zahl aber erheblich vermindert wurde. Die sonst bis dahin noch bestandenen Sondergerichtsstände wurden aufgehoben – von den Berg-, Merkantil- und Wechsel- sowie Militärgerichten abgesehen; auch das Hofmarschallamt blieb als privilegierter Gerichtsstand erhalten, allerdings nur mehr für das Kaiserhaus und Exterritoriale. In Zivil- und Strafrechtssachen war die Justiz funktionell in den Erbländern somit tatsächlich von der Verwaltung getrennt und in einem einheitlichen dreigliedrigen Instanzenzug organisiert. Der Versuch, 1787 die Strafgerichtsbarkeit in erster Instanz auf Kreisebene bei staatlichen Kriminalgerichten zu konzentrieren, scheiterte am Widerstand der Stände. Im Übrigen bewirkte die Vereinheitlichung der Justizorganisation in den Erb ländern aber – unter Ausschaltung der Stände – eine weitgehende Verstaatlichung der Justiz. Sie fand eine wirkungsvolle Ergänzung in der Vereinheitlichung des Justizrechts durch Allgemeine Gesetzbücher (Kodifikationen). Ebenfalls vereinheitlicht wurden die Ausbildung der Juristen und ihre Zulassung zur Rechtspraxis. Die Gerichtsbarkeit wurde in zweiter und dritter Instanz ausschließlich von staatlich geprüften und besoldeten Richtern gehandhabt, auch bei den Magistraten und Ortsgerichten durften nur mehr staatlich approbierte Richter angestellt werden.
18.1. Das Personal Die Oberste Justizstelle ist im Mai 1749 formell als neue Hofstelle ins Leben getreten, sie stand in personeller Hinsicht aber in Kontinuität zur Österreichischen und zur Böhmischen Hofkanzlei. Innerhalb des Gremiums der Hofräte der Obersten Justizstelle wurde zunächst nach Mitgliedern aus dem Herren- bzw. Ritterstand und Räten des Gelehrtenstands unterschieden. Diese ständische Differenzierung als Grundlage der Rangverhältnisse im Kollegium wurde 1786 beseitigt, seitdem war dafür allein das Dienstalter ausschlaggebend. Ursprünglich wurden – einschließlich des Präsidiums – 15 Hofratsstellen festgelegt. 1752 wies der Personalstand an referierenden Hofräten nur mehr drei aus dem Herren- und neun aus dem Ritter- und Gelehrtenstand aus; davon waren einige überdies seit 1752/53 nahezu ausschließlich für legislative Arbeiten zu besonderen Gesetzgebungskommissionen abgestellt, sodass die Zahl der vortragenden Hofräte faktisch auf neun zusammenschmolz. Nach einer 1763 erfolgten Reorganisation schwankte die Zahl der Hofräte in der Regierungszeit Maria Theresias zwischen zehn (1773) und 19 (1776/77), sodann unter Joseph II. und danach bis 1796 zwischen 16 (1790, 1794) und 23 (1782) bzw. 19 (1792). Seit 1797 betrug die Zahl der bei der Böhmisch-Österreichischen und bei der Galizischen Hofkanzlei beschäftigten Justiz-Hofräte 21. 1802 wurde die Oberste Justizstelle als selbständige Hofstelle mit 17 referierenden Hofräten wiederhergestellt. Die Leitung der Obersten Justizstelle oblag einem Präsidenten, bei Verhinderungen wurde er vom zweiten Präsidenten (Vizepräsidenten), allenfalls durch den (im Rang) ältesten Rat, vertreten. Der Präsident hatte für eine möglichst gleichmäßige Verteilung der Geschäftsstücke zu sorgen und darüber ein Referentenbuch zu führen. Er war berechtigt,
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den Vorsitz in einem der Senate nach Ermessen zu wählen. Zunächst bestanden nur zwei Senate, ein österreichischer und ein böhmischer, allerdings jeweils gemischt aus Räten der beiden ehemaligen Hofkanzleien zusammengesetzt, wobei bei letzterem die Rechtssachen aus Böhmen, Mähren und Schlesien, zunächst auch jene aus Galizien konzen triert wurden; die Rechtssachen aus den übrigen Ländern hatte der österreichische Senat zu erledigen. Erst seit 1786 bestand ein eigener galizischer sowie – vorübergehend von 1803 bis 1805 – auch ein italienischer Senat. Ein nur wenige Monate dauerndes Intermezzo blieb die durch die Kriegsereignisse im Frühjahr 1797 bedingte Verlegung eines böhmisch-galizischen Senats nach Prag. Nach der Neuorganisation von 1763 wurden die „Consessualsachen“ bis zur Aufhebung der besonderen Revisionsstellen in Graz und Innsbruck – vorrangig – in einem eigenen Senat behandelt.
18.2. Die Zuständigkeiten Gemäß Instruktion vom 1. Mai 1749 umfasste die Zuständigkeit der Obersten Justizstelle in letzter Instanz alle Contentiosa und Contradictoria, die im Rechtsmittelweg – durch Appellation, Revision, Rekurs oder Nichtigkeitsbeschwerde – aus den ihr unterstellten Erbländern „nach Hof“ gelangten. Darunter waren nicht nur Zivil- und Kriminalsachen, sondern auch Verwaltungssachen zu verstehen, sodass die Oberste Justizstelle partiell auch als Verwaltungsgerichtshof angesehen werden konnte. In ihren Zuständigkeitsbereich fielen ferner bestimmte Steuerstreitigkeiten, Beschwerden von Untertanen gegen Obrigkeiten, einzelne Delikte des Kameral- und Gefällrechts sowie Lehnssachen. Hinzu kam die Handhabung von einzelnen kaiserlichen Reservatrechten, etwa Volljährigkeitserklärungen, Bestätigung von Privilegien, Wiedereinsetzung in den vorigen Stand in Zivilrechtssachen sowie Wiederherstellung von Ehre und Ruf nach strafrechtlicher Verurteilung. Außerdem zählten zum Wirkungsbereich der Obersten Justizstelle auch Gegen stände, welche Merkmale von Justiz- und Verwaltungssachen aufwiesen. Zu diesen als Mixta etikettierten Gegenständen gehörten: allgemein streitige Ansprüche des öffentlichen Rechts, sofern mit diesen auch privatrechtliche Fragen verknüpft waren oder über das Recht eines Dritten bzw. eine res judicata entschieden werden musste; darüber hinaus speziell Entscheidungen über die Genehmigung der Errichtung oder Belastung von Fideikommissen sowie die Bewilligung des Ankaufs von Liegenschaften durch geistliche Stiftungen oder andere zu solchen Rechtsgeschäften nicht befähigte „Communitäten“. Außerdem oblag der Obersten Justizstelle die Lösung von Kompetenzkonflikten unter den Justizstellen in den Ländern, wodurch sie funktionell sogar als Verfassungsgericht angesehen werden konnte. Sie war überdies für die Entscheidung von einzelnen Angelegenheiten des besonderen Verwaltungsrechts zuständig, etwa im Bereich des Innungswesens, und sie wirkte auch bei der Vergabe von Dienststellen bei den Justizbehörden sowie bei der Zulassung von Hofagenten zur Parteienvertretung bei der Obersten Justizstelle mit. Schon unmittelbar nach ihrer Einrichtung wurden einige Kompetenztatbestände aus ihrem Wirkungsbereich wieder ausgeschieden, nämlich Lehns- und Religionssachen sowie einige der Contentiosa mixta. Noch weiter gehende Modifikationen folgten Ende Januar 1751 mit der Überweisung aller dem öffentlichen Recht verbundenen Gegenstände an die – differenziert nach Publica, Cameralia, Contributionalia und Militaria mixta – jeweils sachlich zuständigen obersten Verwaltungsbehörden. Die Restriktion der Zu-
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VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen
ständigkeit der Obersten Justizstelle – im Wesentlichen auf Zivil- und Strafrechtssachen – bewirkte bei den Verwaltungsbehörden einen entsprechenden Anstieg von Verwaltungsrechtssachen; im Directorium in publicis et cameralibus wurde daher – ähnlich wie früher bei den Hofkanzleien – ein eigener Justizsenat installiert. In der Folge gewannen um 1760 auch wieder Überlegungen über eine Rückkehr zum Status vor 1749 im Sinne einer Vereinigung der Justiz mit der Verwaltung an Gewicht. 1763 kam es aber stattdessen bloß zur Umbenennung des Directoriums in Böhmisch-Österreichische Hofkanzlei, während der Großteil der Publica contentiosa wieder an die Oberste Justizstelle rücküberwiesen wurde; überdies erhielt sie – im Vergleich zum Kompetenzenkatolog von 1749 – sogar neue Zuständigkeiten: die Oberaufsicht im Mündelwesen, die Genehmigung von Moratorien in Privatsachen, die Zusicherung freien Geleits in Zivil- und Strafrechtssachen und die Bewilligung von Pfändung oder Zwangsvollstreckung auf landesfürstliche Gehälter. 1768 mussten einige Kompetenzen, wie die Volljährigkeitserklärung und andere Entscheidungen im Bereich freiwilliger Gerichtsbarkeit, der Hofkanzlei abgetreten werden, außerdem wurde der Wirkungsbereich der Obersten Justizstelle in Lehnssachen auf gerichtsanhängige Streitigkeiten beschränkt. Jedoch erhielt ihre Zuständigkeit 1769 nach Erlass der Halsgerichtsordnung mit der Entscheidung über Gnadenrekurse wieder einen kleinen Zuwachs.
18.3. Die Geschäftsordnung Die Oberste Justizstelle verfügte zunächst über keine eigene Geschäftsordnung; bedingt durch die personelle Kontinuität wurden die früher bei den Hofkanzleien in Übung gestandenen Regeln sinngemäß weiter angewendet. Erst am 4. Februar 1763 wurde eine solche Instruktion erlassen (Druck: Maasburg 1891, 397–427). Danach war die Oberste Justizstelle verpflichtet, das Amtsgeheimnis zu wahren, jedermann unparteiisch zu behandeln und gleichen Schutz und gleiches Recht zukommen zu lassen; sie war außerdem allgemein angehalten, die Beendigung von anhängigen Streitsachen im Vergleichsweg zu fördern und sie hatte speziell auf die Einhaltung des Instanzenzuges durch die unteren Instanzen und auf die Beachtung der geltenden Gesetze bei den Länderstellen zu dringen sowie auch darauf zu achten, dass keine einander widersprechenden Entscheidungen zustande kamen. In Zivilrechtssachen betrug das Präsenzquorum fünf, in Kriminalsachen und bei anderen Gegenständen sieben Stimmführer; dem Präsidenten war es vorbehalten, bei wichtigen Rechtssachen eine Plenarberatung anzuordnen oder Koreferenten zu bestellen; ihm oblag es auch, je nach Bedeutung der Rechtssache, seine Entscheidung ohne kollegiale Beratung dem Kaiser selbst vorzulegen. Die Oberste Justizstelle hielt ihre ordentlichen Sitzungen dreimal wöchentlich (Montag, Donnerstag, Samstag) jeweils vormittags über vier Stunden ab; vorrangig zu behandeln waren die wichtigen, keinen Aufschub leidenden Gegenstände und Kriminalsachen, sodann die laufenden Geschäfte. Die Verhandlungssprache war Deutsch, im galizischen Senat anfangs Latein. Der Geschäftsanfall bei der Obersten Justizstelle zeigt von 1749 an eine steigende Tendenz; etwa 10 % der Rechtssachen entfielen auf das Zivilrecht im engeren Sinn, der Rest betraf Strafsachen und andere Gegenstände. Bis 1763 wurden im Jahresdurchschnitt etwa 4.400 Geschäftsstücke erledigt, knapp zwei Drittel davon im österreichischen und etwas mehr als ein Drittel im böhmischen Senat. Im nächsten Jahrzehnt stieg der durchschnitt-
18. Die Oberste Justizstelle und gesamtstaatliche Rechtsvereinheitlichung im 18. Jahrhundert 599
liche Geschäftsanfall auf gut 4.800 pro Jahr an, wobei bei der Verteilung auf die beiden Senate auch eine leichte Zunahme der österreichischen Rechtssachen zu verzeichnen ist. Bis 1783 ergab sich bei einem Anstieg der Geschäftsstücke auf etwa 5.500 pro Jahr folgende Verteilung: 45 % waren österreichische, 35 % böhmische und 20 % galizische Rechtssachen. Bis 1796 ist sodann bei einem Abfall des durchschnittlichen jährlichen Geschäftsanfalls auf gut 5.100 Geschäftsstücke ein deutlicher Anstieg der österreichischen Rechtssachen auf 60 % zu verzeichnen, während die böhmischen auf knapp 25 % und die galizischen auf etwas mehr als 15 % zurückgingen. Der Erwerb von Westgalizien führte sodann zu einem Anstieg des durchschnittlichen jährlichen Geschäftsanfalls auf fast 5.600 Geschäftsstücke; davon wurden seit der Verwaltungsreform von 1797 etwa zwei Drittel vom Justizsenat der Böhmisch-Österreichischen Hofkanzlei und das übrige Drittel von jenem der Galizischen Hofkanzlei erledigt. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts sind – bedingt durch die Kriegsereignisse – zunächst rückläufige Geschäftszahlen zu verzeichnen.
18.4. Amtsgebäude und Hilfsämter Die Oberste Justizstelle befand sich seit 1749 an wechselnden Standorten in Wien: Zunächst war sie im Gebäude der ehemaligen Böhmischen Hofkanzlei in der Wipplingerstraße untergebracht, 1750 wurde sie – unter Ausschluss von Registratur und Archiv – für ein Jahrzehnt zunächst in die Obere Bäckerstraße verlegt und 1782 sodann in das sog. Münzhaus in der Himmelpfortgasse übersiedelt, von wo sie 1797 nach der organisatorischen Vereinigung mit der Böhmisch-Österreichischen Hofkanzlei vorerst (bis 1838) wieder in die Wipplingerstraße zurückkehrte. Für die laufende Protokollführung und die Aktenverwaltung bestanden bei der Obersten Justizstelle als Hilfsämter eine Kanzlei mit Registratur, ein Expedit und ein Archiv (seit Joseph II. in Länderabteilungen gegliedert) sowie später (seit 1805) auch ein Präsidialbüro; sie befanden sich – von der Registratur im ersten Jahrzehnt ihres Bestandes abgesehen – stets im selben Gebäude wie die Oberste Justizstelle. Die Kanzlei stand unter Aufsicht von zwei Justiz-Hofräten als Kanzleidirektoren; der Personalstand umfasste Beamte unterschiedlicher Rangklassen, er zeigte eine ansteigende Tendenz: Um 1750 gab es in den höheren Rangklassen vier Hofsekretäre und zwei Ratsprotokollisten, 1790 waren es sechs bzw. drei; die Zahl der Bediensteten in niedrigeren Stellungen belief sich um 1750 auf etwa 25, 1790 waren es mehr als 30. Oberste Präsidenten
1749–1750 1750–1751 1753–1760 1761–1777 1779–1791 1791–1797 1797–1802
Johann Friedrich Graf Seilern Ferdinand Bonaventura Graf Harrach Rudolf Josef Graf Kořenský Karl Adam Graf Breuner Christian August Graf Seilern Leopold Graf Clary und Aldringen Prokop Graf Lažanský (1797–1801 zusammen mit der Leitung der wiedererrichteten Böhmisch-Österreichischen Hofkanzlei auch mit der Leitung der Justizverwaltung betraut)
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VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen
Vizepräsidenten
1749 1749–1753 1749–1750 1750–1761 1752–1753 1753–1771 1770 1771–1779
1780–1791 1791 1792–1800
Johann Christoph Heinrich Graf Oedt Rudolf Josef Graf Kořenský Ferdinand Bonaventura Graf Harrach Karl Adam Graf Breuner Otto Graf Frankenberg Michael Johann Graf Althann Christian August Graf Seilern Franz Wenzel Graf Sinzendorf (1777–1779 interimistisch mit der Leitung betraut) Leopold Graf Clary und Aldringen Ludwig Graf Cavriani Karl Anton Frhr. von Martini (in der Zeit der Vereinigung der Obersten Justizstelle mit der Böhmisch-Österreichischen Hofkanzlei mit der Geschäftsführung der Justizverwaltung betraut)
18.5. Exkurs: Legislative Funktionen und Gesetzeskodifikationen Die in den Instruktionen von 1749 und 1763 aufgelisteten Kompetenzen trugen zwar in Bezug auf die Rechtsprechungsfunktion der Obersten Justizstelle einen taxativen Charakter, sie waren aber insofern nicht als streng enumeriert anzusehen, als es im Belieben der Monarchen stand, ihr nicht nur weitere Kompetenzen zuzuweisen, sondern die ihr zugewiesenen Kompetenzen mit Machtspruch auch an sich zu ziehen, sodass von einer Unabhängigkeit der Justiz keine Rede sein konnte, insbesondere nicht in der Regierungszeit Maria Theresias. Erst unter Leopold II. wurde das monarchische Gängelband gelockert. Das 1797 im Entwurf des Bürgerlichen Gesetzbuches festgeschriebene Machtspruchverbot ist dann zwar nicht in den Text des Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuches eingegangen, es wurde von Franz II. aber konsequent respektiert. Eine Ausweitung des mit den Instruktionen von 1749 und 1763 festgelegten Wirkungsbereichs der Obersten Justizstelle auf Initiative der Monarchen ist vor allem im Bereich der Legislative zu verzeichnen, nämlich in Bezug auf eine vielfältige Palette von Agenden, durch welche die Oberste Justizstelle an der Gesetzgebung des Monarchen mitwirkte, was sich insbesondere in der Begutachtung oder der Ausarbeitung von Gesetzesentwürfen und in Wechselwirkung mit der Rechtsanwendung – in zunehmendem Maße vor allem unter Joseph II. – im Erlass von authentischen Interpretationen über einzelne in der Rechtspraxis umstrittene Rechtsvorschriften niederschlug. Hierbei stand die Oberste Justizstelle in Konkurrenz mit speziellen Gesetzgebungskommissionen, mit welchen sie personell und institutionell eng koordiniert war. Die Mehrzahl ihrer Mitglieder wurde aus dem Kollegium der Obersten Justizstelle rekrutiert; mit der Leitung war in der Regel ihr Vizepräsident betraut. Beide Einrichtungen befanden sich im 18. Jahrhundert – ausgenommen die Zeit der Dislozierung der Kompilationskommission in Brünn von 1753 bis 1756 – stets am selben Sitz; für beide gab es eine gemeinsame Protokollführung; Registratur und Archiv standen beiden Gremien gleichermaßen zur Verfügung. Die Hauptaufgabe der Gesetzgebungskommissionen bestand in der Ausarbeitung von Allgemeinen Gesetzbüchern (Kodifikationen)
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für die Erbländer der Österreichischen Monarchie als Grundlage für das Handeln der einheitlich organisierten Justiz. Die Vereinheitlichung des Justizrechts für den Gesamtstaat setzte auch nahezu zeitgleich mit der Staatsreform von 1749 ein. Sie konnte auf Rechtsvereinheitlichungsprojekte einzelner Länder zurückgreifen, welche bis in das 17. Jahrhundert zurückgehen, wie das Projekt einer umfassenden Landesordnung für Österreich unter der Enns, woraus noch im ausgehenden 17. Jahrhundert eine Reihe von Einzelgesetzen hervorgegangen ist, auf dem Gebiet des Privatrechts 1679 etwa eine Untertanenordnung, der Tractatus de juribus incorporalibus, oder auf dem Gebiet des Strafrechts bereits 1656 eine Landgerichtsordnung. Infolge von Problemen mit der praktischen Handhabung des Tractatus, der inzwischen auch in anderen Ländern in Geltung gesetzt worden war, wurde 1751 eine Reform der grundherrlichen iura incorporalia in Angriff genommen und zu diesem Zweck eine juristische Expertenkommission eingesetzt. Nahezu zeitgleich begann eine andere Kommission in Prag mit dem Versuch einer Rechtsangleichung im Strafrecht auf der Grundlage der für Niederösterreich 1656 erlassenen Landgerichtsordnung (Ferdinandea) und der für die Länder der böhmischen Krone 1707 erlassenen Halsgerichtsordnung (Josephina). Beide Kommissionen waren mit Hofräten der Obersten Justizstelle besetzt, die Kriminalkommission zumindest zum Großteil. Angeregt durch diese Initiativen schlug sodann 1752 eine anonyme Denkschrift auch eine umfassende gesamtstaatliche Vereinheitlichung der Privatrechtspflege auf Grundlage einer „allgemeinen“ Gerichtsordnung und eines „gleichen“ Landrechts vor. Auf Anregung der Obersten Justizstelle wurde dafür Anfang 1753 unter der Leitung ihres Präsidenten eine Juristenkommission eingesetzt. Sie bestand aus Kennern der einzelnen Rechtsgebiete der Habsburgermonarchie, nämlich Böhmen, Mähren und Schlesien, Nieder- und Oberösterreich, Innerösterreich mit Steiermark, Kärnten und Krain samt Görz und Triest sowie Tirol mit den Vorlanden. Diese wurden von Maria Theresia mit der Ausarbeitung eines gesamtstaatlichen Codex civilis auf der Grundlage der Landesrechte beauftragt. Nachdem diese Kompilationskommission Ende 1753 nach Brünn verlegt worden war, lag 1755 der Entwurf des ersten von vier geplanten Teilen eines Codex Theresianus über das Personenrecht vor. Nach massiver Kritik durch die Wiener Hofstellen wurde der Entwurf einer Revision durch eine unter Leitung des Directoriums in Wien gebildete Kommission unterzogen; ihre Mitglieder kamen aus der Prager Kriminalkommission und wurden durch einige Verwaltungs-Hofräte verstärkt. Nach der im Juli 1756 erfolgten Auflösung der Brünner Kommission war die Revisionskommission in Wien die einzige Gesetzgebungskommission; sie sollte nun auch den Kriminalkodex ausarbeiten und wurde deswegen durch die bislang federführenden Referenten der Brünner Kommission, Josef Azzoni und Josef Ferdinand Holger, verstärkt. Aufgrund dieser Personalrochade gewann das Privatrecht in der neugebildeten Kompilationskommission zunächst zwar das Übergewicht, weitere konkrete Ergebnisse blieben aber vorerst aus. Die Bemühungen um die Strafrechtsangleichung kamen sogar ganz zum Stillstand. Erst mit der 1759 erfolgten Reaktivierung der Kriminalkommission zeigten sich auch hier Fortschritte, obwohl die Mehrzahl der Mitglieder zugleich in der Kompilationskommission mit der Ausarbeitung des Zivilkodex beschäftigt war. Im Frühjahr 1761 lag der Entwurf einer Constitutio criminalis vor, der aber, nachdem er im Staatsrat Bedenken hervorgerufen hatte, einer Revision unterzogen werden musste. Als dann im März 1766 der revidierte Entwurf des Codex criminalis vorlag, stand auch der Codex civilis – allerdings ohne die als vierter Teil geplante Gerichtsordnung – schon knapp vor der Endredaktion. Die 1752 angestrebte Rechtsver-
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VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen
einheitlichung schien sich nun in großem Umfang anzubahnen. Mit dem vorläufigen Abschluss der Arbeiten der Kompilationskommission am Zivil- und Strafrecht wurden nun auch die Weichen für den Beginn der Ausarbeitung einer vom Zivilkodex abgesonderten Allgemeinen Gerichtsordnung gestellt. Während der Staatsrat sich wegen Arbeitsüberlastung außer Stande sah, den Codex criminalis selbst zu prüfen und die Begutachtung dem Prager Appellationsgerichtspräsidenten überließ, nahm er den Entwurf des Ende 1766 vorgelegten Codex civilis selbst in Augenschein. Obwohl der Kriminalkodex – geprägt von Inquisitionsverfahren und Folter – dem Zeitgeist der Aufklärung und vernunftrechtlichen Postulaten widersprach, wurde er Ende 1768 sanktioniert und als Constitutio criminalis mit Geltungsbeginn ab 1769 für die Erbländer kundgemacht. Der Zivilkodex fand aber bei der bis Ende 1770 laufenden Revision unter den Staatsräten einhellige Ablehnung. Die Kombination von Gesetz und Lehrbuch, vor allem aber der enorme Umfang des Entwurfs mit mehr als 8.000 Bestimmungen verteilt auf acht starke Foliobände, ließen an der Praktikabilität des Kodex zweifeln. Nur eine massive Kürzung und Umarbeitung auf Grundlage von Richtlinien des Staatsrates konnte dem abhelfen, außerdem sollte er aus seinen Bindungen zum römischgemeinen Recht, aber auch aus seinen Grundlagen im Provinzialrecht herausgelöst und stärker auf vernunftrechtliche Grundlagen gestellt werden. Zugleich mit der Entscheidung zur Revision des Zivilkodex erging Ende 1770 an die Kompilationskommission auch der Auftrag zur Ausarbeitung einer Gerichtsordnung, konkrete Arbeiten dazu konnten jedoch erst im Frühjahr 1772 aufgenommen werden. Inzwischen war die Überarbeitung und Kürzung des Zivilrechtsentwurfes weitergelaufen und konnte für den ersten Teil auch abgeschlossen und bis Ende 1773 partiell auf den zweiten und den dritten Teil ausgedehnt werden; die Revisionsarbeiten kamen dann aber zum Stillstand, weil nun die Fertigstellung der Gerichtsordnung in den Vordergrund rückte. Sie wurde zügig durchgeführt und konnte bis August 1776 auch abgeschlossen werden. Der Entwurf erhielt danach zwar grundsätzlich die Sanktion, allerdings vorbehaltlich der Klarstellung der Geltung von widersprüchlichem Provinzialrecht; die Kundmachung musste schließlich unterbleiben. Erst Anfang 1779 kam diese Frage mit der Bestellung eines Komitees der Obersten Justizstelle zur Revision des Entwurfs wieder auf die Tagesordnung. Die Beratungen waren nach zwei Jahren abgeschlossen – im Januar 1781 konnte die Gerichtsordnung endlich kundgemacht werden: Damit lag die erste Kodifikation des Zivilprozessrechts für die deutschen Erbländer vor. Während die Gerichtsordnung auf dem Weg zur Realisierung war, blieb die Fortsetzung der Arbeiten am Zivilrechtsentwurf weiterhin in Schwebe, insbesondere nachdem sich die Oberste Justizstelle im März 1780 über den Erfolg der bisherigen Bemühungen kritisch geäußert hatte. Auch nach der Kundmachung der Gerichtsordnung blieb das Zivilrecht unter den Gesetzgebungsprojekten der Kompilationskommission im Hintergrund, weil seit März 1781 die Revision des Strafkodex in den Vordergrund rückte, und zwar – nachdem bereits 1776 in Verbindung mit der Aufhebung der Folter auch eine wesentliche Einschränkung der Anwendung der Todesstrafe erfolgt war – unter dem Gesichtspunkt der Aufhebung der Todesstrafe und der Milderung von Härten im Strafensystem der Constitutio criminalis. Dies sollte – auf Anregung der Kompilationskommission – jedoch nicht durch eine Adaptierung des nicht mehr zeitgemäßen Kriminalkodex geschehen, sondern im Rahmen eines neuen Strafgesetzes, das sich in gerichtlich strafbare Kriminal- und andere polizeilich strafbare politische Verbrechen gliedern und für das Verfahren einen grundsätzlich dreigliedrigen Instanzenzug vorsehen sollte. Zu Jahresbeginn
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1787 war diese Voraussetzung dann auch soweit erfüllt, dass das inzwischen ausgearbeitete neue Strafgesetz kundgemacht werden konnte; im selben Jahr folgte noch der Erlass von Vorschriften für das Verfahren bei politischen Verbrechen und Mitte des nächsten Jahres eine Kriminalgerichtsordnung. Danach konnte sich die Kompilationskommission wieder den seit 1774 sistierten Kodifikationsarbeiten auf zivilrechtlichem Gebiet widmen – und bald stellten sich auch hier konkrete Erfolge ein: Auf Basis der vorliegenden Revisionsentwürfe wurde 1783 ein Ehepatent erlassen, das zur Verstaatlichung des Eherechts führte; im Mai 1786 folgte mit dem Erbfolgepatent die erste gesamtstaatliche – in ihrer Geltung auf die Erbländer beschränkte – Kodifikation über einen einzelnen Bereich des Zivilrechts, der aus dem dritten Teil des Entwurfs zum Bürgerlichen Gesetzbuch herausgelöst und vorläufig kundgemacht wurde. Dasselbe geschah danach im November 1786 mit dem ersten Teil dieses Entwurfs mit dem Personenrecht. Die weiteren Arbeiten mussten mit Ende 1786 aber – bedingt durch den Abschluss der Strafrechtsreform – wieder abgebrochen werden; und sie blieben bis zum Tod von Joseph II. auch sistiert. Von den danach unter Leopold II. einsetzenden Bestrebungen zum Abbau der josephinischen Errungenschaften wurde auch die Organisation der Gesetzgebung erfasst. Im Februar 1790 erfolgte die Auflösung der Kompilationskommission. An ihre Stelle trat im darauffolgenden April zwar eine neue Gesetzgebungshofkommission; sie war aber nicht dazu berufen, die Kodifikationsprojekte wieder aufzunehmen, sondern sollte die josephinischen Gesetzbücher evaluieren. Erst unter Franz II. wurde – unter Leitung von Karl Anton Martini und Franz Georg Keeß als Referenten – mit der Revision der vorliegenden Kodifikationen begonnen. Mit den für den Gesamtstaat konzipierten Entwürfen wurde sodann im 1795 erworbenen Westgalizien vorläufig auch schon ein Versuch gemacht, nämlich 1796 mit dem Entwurf der revidierten Gerichtsordnung und zum neuen Strafgesetz sowie 1797 mit dem Entwurf des Bürgerlichen Gesetzbuches. Nach Fortführung der Revisionsarbeiten auf der Grundlage dieser sodann auch für Ostgalizien und die Bukowina in Geltung gesetzten Kodifikationen konnte Ende 1803 zunächst ein neues Strafgesetz für die Erbländer kundgemacht werden. Die Ende 1797 anlaufende Schlussredaktion der Zivilrechtskodifikation erreichte unter Leitung von Matthias Wilhelm Haan und Franz Zeiller als Referenten 1801 ihre letzte Phase und konnte Mitte 1811 mit der Kund machung des Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuches (ABGB) für die Erbländer beendet werden. Damit war der Gesetzgebungskommission auch schon ihr letzter Erfolg beschieden: Die geplante Kodifizierung des Außerstreitverfahrens konnte ebenso wenig realisiert werden wie die abermalige Revision des Strafrechts; auch die Gesetzgebungsprojekte auf dem Gebiet des Handelsrechts verliefen im Sande. Und das Projekt zur Kodifizierung des Verwaltungsrechts in einem Politischen Kodex wurde mit dem Tod seines Protagonisten, Joseph von Sonnenfels, zu Grabe getragen. Quellenlage und Forschungsstand Die bei der Obersten Justizstelle bestehende Registratur wurde 1849 vom Obersten Gerichts- und Kassationshof übernommen und 1897 in das neugegründete Justizarchiv inkorporiert. Die bis 1848 mit der Obersten Justiz verbundenen Akten und Geschäftsbücher samt den Materialien der Gesetzgebungskommissionen bildeten sodann seit 1921 einen Bestandteil des Staatsarchivs des Inneren und der Justiz (heute AVA), das damals
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VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen
gerade in das Wiener Justizpalastgebäude am Schmerlingplatz übersiedelte. Die Bestände der Obersten Justiz wurden am 15. Juli 1927 beim Justizpalastbrand in großem Umfang vernichtet (die Aktenbestände über niederösterreichische Rechtssachen um fast 75 % reduziert), ein Großteil ist wegen Brandschäden nur beschränkt benutzbar; verschont geblieben sind allein die Akten für Tirol und die Vorlande sowie Dalmatien. Erhebliche Verluste betrafen auch den Bestand der Beratungsprotokolle der Obersten Justizstelle, v. a. die ältesten Jahrgänge bis 1763 wurden zur Gänze vernichtet; es fehlen aber (oder sind schwer beschädigt) auch einzelne spätere Jahrgänge. Von der Brandkatastrophe des Jahres 1927 verschont geblieben sind nur die Geschäftsbücher und Beratungsprotokolle der Gesetzgebungskommissionen. Die Gesetzgebungsmaterialien selbst sind dagegen zum Teil verloren gegangen oder weisen erhebliche Brandschäden auf. Eine kurzgefasste Geschichte des Archivs der Obersten Justiz aus der Sicht eines Archivars bietet Stritzko [um 1930]. Aus den ursprünglichen Beständen konnte Maasburg 1891 für die Geschichte der Obersten Justizstelle noch umfassend schöpfen; dasselbe gilt für die Edition der Gesetzgebungsmaterialien zum ABGB und zu dessen Vorläufern durch Pfaff–Hofmann 1877a, 8–35, und 1877b, 1–54, Harrasowsky 1883 und Ofner (Julius) 1889. Dies gilt auch für die Beiträge zur Gesetzgebungsgeschichte des Justizrechts: zum Strafrecht durch Wahlberg 1877a und 1877b, Maasburg 1880 und 1881, Hoegel 1904; zum Privatrecht durch Harrasowsky 1868 und Voltelini 1911; oder über einzelne Akteure der Gesetzgebungskommissionen durch Binder–Suchomel 1911 (Keeß) und Coulon 1911 (Haan). Eine Ergänzung fanden diese Darstellungen und Beiträge durch die quellenfundierten Arbeiten Tezner 1898/1902, H. 2, und Domin-Petrushevecz 1869 über die Entwicklung der frühneuzeitlichen Verwaltungsorganisation und insbes. die Organisation der Justiz im 18. Jahrhundert. Danach ist eine quellenfundierte Beschäftigung mit solchen Fragen erst wieder mit den Beiträgen des Historikers Friedrich Walter zur Geschichte der österreichischen Zentralverwaltung unter Maria Theresia und Joseph II. festzustellen (ÖZV II/1/1, ÖZV II/1/2/1, 10f., 51f., 66, und ÖZV II/1/2/2, 226–238, 272–280). Auf den Grundlagen früherer Forschungen setzt nach dem Zweiten Weltkrieg allmählich auch wieder eine Beschäftigung von Rechtshistorikern mit Fragen der Geschichte des österreichischen Justizrechts und der Justizorganisation im 18. Jahrhundert ein: zum einen in Zusammenhang mit der Gesetzgebungs- und Wirkungsgeschichte des kodifizierten Strafrechts (Conrad 1963) bzw. Privatrechts (Korkisch 1953, Strakosch 1976, Brauneder 1987a, Wesener 1997 und 2001) oder mit einzelnen Akteuren in den Gesetzgebungskommissionen (Hofmeister 1980, Kocher 1980, Pauli 1980 und Wagner [W.] 1980 zu Zeiller; Ogris 1990 zu Sonnenfels); zum anderen in Zusammenhang mit der Verwaltungsgeschichte (Link [Ch.] 1983). Hinzuweisen ist außerdem auf Biografien über die an den Kodifikationsarbeiten beteiligten Juristen (bes. Azzoni, Martini, Sonnenfels, Haan, Kees und Zeiller) bei Brauneder 1987b. Eine Beschäftigung mit Archivbeständen ist zunächst nur vereinzelt zu verzeichnen, und zwar in Zusammenhang mit dem Verhältnis des Monarchen zur Justiz (Ogris 1973), seit den ausgehenden 1970er Jahren aber verstärkt, in Zusammenhang mit der Kodifizierung des Zivilprozessrechts durch Loschelder 1978 und v. a. mit den Arbeiten Kocher 1978, 1979a und 1979b über Höchstgerichtsbarkeit und Privatrechtskodifikation, womit die von Friedrich von Maasburg nur am Rande behandelten Wirkungsbereiche der Obersten Justizstelle in Bezug auf ihre Funktion als oberster Gerichtshof und ihren Einfluss auf die Gesetzgebung im Bereich des Privatrechts wesentlich ergänzt werden konnten.
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Ähnliches hat später Wagner (St.) 2004 in Zusammenhang mit Projekten zur Kodifizierung des Verwaltungsrechts geleistet. Gleichzeitig begannen Niedermayr–Faistenberger 2003–2010 mit der Edition von Verfahrensprotokollen der Obersten Justizstelle als Revisionsinstanz; fortgesetzt durch Oberhummer (R.) 2012. Auf Grundlage zeitgenössischer Literatur (Zeiller 1806–1809 und 1822; Pratobevera 1815–1824) in Verbindung mit Quellen aus dem Archivkomplex Oberste Justiz ist in den letzten Jahren eine Reihe von Beiträgen über einzelne Aktivitäten der Gesetzgebungskommissionen entstanden: Neschwara 1998, 2002, 2004, 2009, 2010, 2012, 2013/17 sowie 2016a und 2016b. Ergänzende Details zur räumlichen Unterbringung der Obersten Justizstelle sowie zu Personal und Hilfsämtern bei Waldstätten 2011. Das Verzeichnis der Obersten Präsidenten und Vizepräsidenten der Obersten Justizstelle basiert auf den Angaben bei Maasburg 1891, 70–109.
19. Die Sanitätshofdeputation Von Michael Hochedlinger Bis Mitte des 18. Jahrhunderts waren Aufsicht und Koordinierung des Sanitätswesens, insbesondere die Bekämpfung von Seuchen bei Mensch und Tier, in den österreichischen Ländergruppen Sache der Regierungen. Der konkrete Dienst an den Menschen oblag freilich ganz überwiegend von den Landständen oder auch den Städten angestellten Ärzten, Chirurgen, Apothekern und Hebammen. Bei der Niederösterreichischen Regierung lässt sich schon im 16. Jahrhundert eine eigene Sanitätskommission oder consilium sanitatis (ab 1719 auch missverständlich Hofkommission genannt) nachweisen, die im Wesentlichen Pestbehörde gewesen ist und Infektionsordnungen verlautbarte. Ähnliches gilt für eine innerösterreichische Sanitätshofkommission, die um 1710 vorübergehend greifbar wird. Ausgangspunkt institutioneller Verdichtung war aber die niederösterreichische Kommission. Sie griff bald weit über die österreichischen Länder hinaus und hatte sich insbesondere auch um den 1728 geschaffenen Pestkordon an der Türkengrenze zu kümmern. An der Spitze dieser Sanitätskommission stand der Vizestatthalter der niederösterreichischen Ländergruppe (nach der maria-theresianischen Reform der Präsident der Niederösterreichischen Repräsentation und Kammer), mit der Ausdehnung der Kompetenzen traten zu den niederösterreichischen Regierungsräten Räte anderer Hofstellen. Ihre Berichte gingen an die Regierung und von dieser an die Österreichische Hofkanzlei. Als im Januar 1753 der Präsident des Directoriums in publicis et cameralibus Friedrich Wilhelm Graf Haugwitz an die Spitze einer Sanitätshofdeputation berufen wurde (Reskript vom 3. Januar 1753, Druck: ÖZV II/2, 375f.), bedeutete dies einen Quantensprung. Aus eigens ernannten Räten, die durch Räte alteingeführter Behörden unterstützt wurden, wurde nun nämlich eine immediate, also direkt von der Monarchin abhängige Hofstelle geschaffen, die in Gesundheitssachen selbständig und letztinstanzlich entschied und für die gesamte Monarchie zuständig war. Auch der Pestkordon und die Direktoren der Kontumazstationen in der Militärgrenze wurden an die Hofdeputation gewiesen. Mit den in den österreichischen Ländern eingesetzten Landessanitätskommissionen korrespondierte die Sanitätshofdeputation über die Landesstellen und das Directorium, ab 1762 über die Böhmisch-Österreichische Hofkanzlei, hinsichtlich der ungarischen Agenden durch die Ungarische Hofkanzlei. Ab 1757 ließ sich Haugwitz vom Direktorialvizekanzler Johann Christoph Freiherrn von Bartenstein vertreten. Die medizinische Fachberatung fiel Gerard van Swieten, seit 1745 Protomedicus der Kaiserin, als Konsulenten zu, doch saßen auch im zentralen Sanitätskolleg und in den Länderkommissionen einige ausgebildete Ärzte.
19. Die Sanitätshofdeputation 607
In die Amtszeit des letzten Deputationspräses Franz Xaver Freiherrn Koller (zugleich Präsident der Illyrischen Hofdeputation) fiel die Ausarbeitung des großen Sanitätsnormales (Januar 1770) zur Verstaatlichung der „Gesundheitsverwaltung“, das neben der Seuchenbekämpfung auch so etwas wie eine „allgemeine Gesundheitspflege“ einführte und außerdem einen sanitätspolizeilichen Instanzenzug vom Kreisphysikus über den Protomedicus bei den Ländersanitätskommissionen zur Sanitätshofdeputation schuf. Die Sonderbehandlung des Sanitätswesens schien damit überflüssig. So sah sich der Deputationspräses in einem Vortrag vom April 1775 veranlasst, selbst die Auflösung der Gesundheitsbehörde vorzuschlagen (Vortrag vom 29. April 1775 mit ausführlicher Geschichte der Hofdeputation, Druck: ÖZV II/2, 376–383). Mit Handschreiben vom 2. Januar 1776 (Druck: ÖZV II/2, 384–386) wurde die Sanitätshofdeputation nun tatsächlich aufgelöst und ihr Aufgabenbereich unter die jeweils nach dem Territorialprinzip zuständigen Hofstellen verteilt. Die böhmisch-österreichischen Länder samt Triest unterstanden sohin auch in Sanitätsangelegenheiten der Böhmisch-Österreichischen, die Länder der Stephanskrone der Ungarischen, Siebenbürgen der Siebenbürgischen und das neu erworbene Galizien der nur kurze Zeit bestehenden Galizischen Hofkanzlei. Die als cordon sanitaire so wichtige Militärgrenze wurde auch hinsichtlich der sanitätspolitischen Agenden in die Kompetenz des Hofkriegsrates übertragen. Die Zerschlagung der Zentralbehörde bedingte logischerweise die totale Dezentralisierung der Gesundheitspolizei, die nun in den Ländern von den politischen Landesstellen (in der Militärgrenze von den Generalkommanden) wahrgenommen werden musste. An dieser Situation hat sich bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts nichts mehr geändert. Präsidenten
1753–1755 1755–1757
1757
1757–1767 1767–1776
Friedrich Wilhelm Graf Haugwitz Karl Ferdinand Graf Königsegg-Erps (zugleich Hofkammerpräsident) Friedrich Wilhelm Graf Haugwitz, vertreten durch, dann selbständig: Johann Christoph Frhr. von Bartenstein (1766–1767 Führung des Präsidiums) Franz XaverFrhr. von Koller Quellenlage und Forschungsstand
Die erst Ende der 1760er Jahre (wieder) aufgebaute Registratur der Deputation ist nach 1776 schrittweise zerschlagen worden. Trümmer finden sich heute im KA (Sanitätshofkommission, v. a. bis 1719 zurückreichende Abschriftensammlung, Akten schütter ab 1738; 1780/1785 hatte der Hofkriegsrat den Großteil seiner Sanitätsakten samt zugehörigen Geschäftsbüchern an die Böhmisch-Österreichische Hofkanzlei abzutreten), und – stark mit anderen Provenienzen vermischt – im HKA (Sanitätsakten zu Seuchenbekämpfungsmaßnahmen an der Türkengrenze bis 1745, Kommission bei der Niederösterreichischen Repräsentation und Kammer 1750–1752 und Jüngere Banater Akten Abt. 51).
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VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen
Anders als das landständische Sanitätswesen (z. B. Ottner 2007) haben die landesfürstlichen Aufsichtsorgane kaum Aufmerksamkeit gefunden. Die Geschichte der Sanitätshofdeputation stellt Friedrich Walter sehr summarisch in ÖZV II/1/1, 216–219, dar. Die zugehörigen Aktenstücke sind in ÖZV II/2, 375–386, abgedruckt. Nützliche Ergänzungen, auch zur frühneuzeitlichen Gesundheitspolitik im Allgemeinen, bei Lesky 1959. Das Sanitätswesen des 18. Jahrhunderts beleuchtet am steirischen Beispiel Wimmer (J.) 1991. Zu den steirischen Sanitätskommissionen Obersteiner 1993.
20. Die Studienhofkommission und die Studienrevisionshofkommission Von Martina Hengl
20.1. Gründung und Personalstand Die Studienhofkommission war die erste staatliche Zentralbehörde für das Schul- und Studienwesen in den österreichischen und böhmischen Erbländern und ist als Vorläuferin des 1848 ins Leben gerufenen Unterrichtsministeriums zu betrachten. Sie wurde von Maria Theresia mit Dekret vom 22. März 1760 (Druck: ÖZV II/3, 434–436) gegründet. Die Studienhofkommission ging aus der zwischen 1757 und 1760 bestehenden Studienkommission hervor, die ihrerseits das Studienprotektorat abgelöst hatte. Der Wirkungskreis der Studienkommission, einer dem Directorium in publicis et cameralibus unterstellten Einrichtung, war eingeschränkt. Ihr Präsident, der Wiener Erzbischof Christoph Anton Graf Migazzi (1714–1803), regte bei der Kaiserin daher an, die Studienkommission zu einer selbständigen Hofkommission zu erheben, um nachhaltige Reformen im Bildungsbereich bewirken zu können. Die Mitglieder der Studienkommission wurden in die Studienhofkommission übernommen. Deren Personalstand belief sich auf durchschnittlich zehn Personen. Erster Vorsitzender war Migazzi; als Vizepräsident fungierte der angesehene Leibarzt Maria Theresias, Gerard van Swieten (1700–1772). Letzterer übte eine Doppelfunktion innerhalb der Kommission aus, da er als Direktor der medizinischen Fakultät der Universität Wien zusätzlich eine Referentenstelle innehatte. Zu den Gründungsmitgliedern zählten weiters die Direktoren der juridischen, philosophischen und theologischen Fakultät der Wiener Universität, der Referent für die Gymnasialstudien (Director humaniorum) und der Generalienreferent (Professor institutionum). Dieses Ressort bekleidete beinahe zwei Jahrzehnte lang Hofrat Karl Anton von Martini (1726–1800), der erste Inhaber des Lehrstuhls für Naturrecht an der Universität Wien. Im Laufe der Jahre wurde die Studienhofkommission durch die Schaffung des Normalschulreferates sowie des Geistlichen Referates personell aufgestockt. Ab 1772 war auch ein Verwaltungsjurist als Beisitzer tätig. Er zählte gemeinsam mit dem Generalienund dem Geistlichen Referenten zu den sog. Schulverwaltungsreferenten. In den 1770er Jahren nahm außerdem ein Angehöriger der Ungarischen Hofkanzlei an den monatlich stattfindenden Kommissionssitzungen teil. Die Anzahl des Kanzleipersonals wechselte und ist nicht mehr im Detail zu rekonstruieren. Es blieb wohl dem Kanzleidirektor überlassen, bei Bedarf Hilfskräfte zur Erledi-
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VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen
gung der Schreibarbeiten zuzuziehen. Angesichts der zu bewältigenden Verpflichtungen war der Mitarbeiterstand der Studienhofkommission vergleichsweise gering. Dies wirkte sich jedoch auf ihren Arbeitserfolg keineswegs nachteilig aus. Das Schulwesen, von Maria Theresia 1770 ausdrücklich zum Politicum erklärt, erlangte einen immer höheren Stellenwert im Staatsverständnis der Zeit. Die Schaffung einer eigens dafür zuständigen selbständigen Behörde trug dieser Entwicklung Rechnung. Nicht nur in der Habsburgermonarchie zogen die im Stil des Aufgeklärten Absolutismus regierenden Fürsten des 18. Jahrhunderts die Unterrichtsangelegenheiten an sich, da sie die Schule als Mittel zur Hebung des Volkswohlstandes, aber auch als Herrschaftsinstrument erkannt hatten. Der Widerstand der Kirche gegen ihre fortschreitende Entmachtung in Schulangelegenheiten blieb daher ergebnislos. Allerdings konnten die theresianischen Schulreformen nur erfolgreich sein, weil der Klerus sie mitgestalten durfte und Geistliche weiterhin leitende Funktionen im Schulsystem bekleideten.
20.2. Kompetenzen und Geschäftsgang unter Maria Theresia Der Zuständigkeitsbereich der Studienhofkommission beschränkte sich unter Maria Theresia auf das Sekundar- und Tertiärschulwesen der böhmischen und österreichischen Erbländer. Sie agierte de jure unabhängig von den übrigen Verwaltungsbehörden, war dem Directorium – später der Böhmisch-Österreichischen Hofkanzlei – zwar nicht untergeordnet, aber infolge ihres umständlichen Geschäftsganges doch an diese oberste Verwaltungsstelle gebunden. Die Kommission war berechtigt, ihre Vorträge direkt an Maria Theresia zu richten. Diese leitete die Akten an das Directorium zur Begutachtung weiter. Dort verfasste man dazu eigene Protokolle, die gleichfalls der Kaiserin vorgelegt wurden. Sie entschied daraufhin per Resolution über Annahme oder Ablehnung der Kommissionsvorträge. Im Falle der Annahme arbeitete die Studienhofkommission einen sog. Erledigungsentwurf aus, den sie an das Directorium zur Approbation zu senden hatte. Das Directorium schließlich sorgte für die verordnungsmäßige Ausfertigung der Schriftstücke und auch für deren Veröffentlichung in den Ländern. Im Aktenlauf zwischen der Studienhofkommission und ihren Länderstellen, den Studienkommissionen, war also das Directorium zwischengeschaltet. Die Studienkommissionen ihrerseits hatten ihre Mitteilungen ebenfalls an das Directorium zu richten, sodass die Studienhofkommission immer erst mit Verzögerung von den Entwicklungen in den Provinzen erfuhr. Dieser Geschäftsgang erwies sich in der Praxis als umständlich und zeitaufwändig. 1762 schlug der Oberste Kanzler daher vor, dass die Studienhofkommission ihre Eingaben künftig direkt und ohne Umweg über die Kaiserin an die Hofkanzlei zu senden hätte. Ein Vertreter der Kommission sollte an der wöchentlich stattfindenden Sitzung der Hofkanzlei teilnehmen und über die aktuellen Bildungsangelegenheiten referieren. Unterschiedliche Auffassungen zwischen Studienhofkommission und Hofkanzlei könnten dann sofort an Ort und Stelle ohne langwierigen Schriftverkehr ausdiskutiert werden, was eine Beschleunigung des Verfahrens zur Folge hätte. Maria Theresia lehnte den Vorschlag ab. Sie legte ausdrücklich Wert darauf, dass die Studienhofkommission ihren direkten Zugang zum Thron behielt. 1774 erwog die Monarchin dann sogar eine völlige Verselbständigung sowie eine Ausweitung der Kompetenzen der Studienhofkommission. Deren Einflussbereich sollte sich
20. Die Studienhofkommission und die Studienrevisionshofkommission 611
auf alle Schul- und Studienangelegenheiten sämtlicher Erbländer erstrecken. Die Kommission selbst lehnte dies mit dem Hinweis auf eine mögliche Gefährdung der bewährten Ordnung zwischen den Hofstellen und auf die Nachteile vermehrter Kanzleitätigkeit ab, schlug aber eine Vereinfachung des Geschäftsganges vor, was auf Zustimmung Maria Theresias stieß. So nahm fortan ein Rat der Hofkanzlei an den Sitzungen der Studienhofkommission teil. Die eigenständigen Beratungen der Hofkanzlei über das Bildungswesen wurden abgeschafft. Umso überraschender kam dann das kaiserliche Handschreiben vom 12. Januar 1778 (Druck: ÖZV II/3, 441f.), demzufolge die Studienhofkommission der Hofkanzlei einverleibt wurde, um den zeitlichen Aufwand für den Schriftverkehr zwischen den Behörden zu verringern. Die personelle Zusammensetzung der Kommission blieb unverändert. Auch war sie weiterhin berechtigt, ihre Protokolle direkt Maria Theresia vorzulegen; allerdings waren fortan alle Studienakten vom Obersten Kanzler zu unterschreiben.
20.3. Aufgaben und territorialer Wirkungskreis zwischen 1780 und 1790 Unter Joseph II. wurde der Zuständigkeitsbereich der Studienhofkommission schrittweise erweitert. 1781 erfolgte die Eingliederung des Primarschulwesens der böhmischen und österreichischen Länder; im Jahr darauf wurde der Kommission die Zensur unterstellt und sie demzufolge in Studien- und Bücherzensurhofkommission (Kap. VI.21) umbenannt. Durch die Übernahme der Mitglieder der bisherigen Zensurhofkommission verdoppelte sich ihr Personalstand. 1783 schließlich übertrug ihr der Kaiser sämtliche Schul-, Studien- und Zensurbelange Ungarns und Siebenbürgens. Die Studienhofkommission widmete sich in diesen Jahren unter der Präsidentschaft des Aufklärers Gottfried van Swieten (1781–1791) verstärkt wirtschaftlichen Angelegenheiten, etwa dem Studienfonds, dem Stipendienwesen, Stiftungen und dem Schulbau. Hatte die Kommission in Bezug auf ihre Kompetenzen den Höhepunkt ihrer Bedeutung erlangt, so blieb ihre untergeordnete Stellung gegenüber der Hofkanzlei dennoch aufrecht, umso mehr, als sie den direkten Zugang zum Thron einbüßte. Alle Protokolle hatten nun der Hofkanzlei übergeben zu werden.
20.4. Die Entmachtung der Studienhofkommission Joseph II. hatte als strikter Verfechter des Zentralismus das gesamte Unterrichtswesen der Länder der Studienhofkommission in Wien zugeteilt. Dies missfiel insbesondere den Vertretern des Königreichs Ungarn. So wandte sich die Ungarisch-Siebenbürgische Hofkanzlei unmittelbar nach Josephs Tod an seinen Nachfolger Leopold II. und forderte unter Berufung auf althergebrachte Rechte die Wiedereingliederung der Bildungsangelegenheiten Ungarns und Siebenbürgens in ihren Zuständigkeitsbereich. Der eher föderalistisch gesinnte Leopold kam dem Ansuchen nach und beschränkte den Wirkungskreis der Studienhofkommission per Anordnung vom 14. April 1790 auf die böhmischen und österreichischen Erbländer. Beinahe gleichzeitig wurde der Studienhofkommission mit der bereits von Joseph II. initiierten Studieneinrichtungskommission eine Behörde gegenübergestellt, welche die
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VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen
aufgedeckten Missstände im Bildungswesen beseitigen und eine Reorganisation desselben durchführen sollte. Zum Präses der neuen Kommission ernannte Leopold II. seinen ehemaligen Lehrer Karl Anton von Martini, einen sowohl in persönlicher als auch fachlicher Hinsicht erbitterten Gegner Gottfried van Swietens, des Vorsitzenden der Studienhofkommission. Diese verlor zusehends an Einfluss, führte de facto nur noch die laufenden Geschäfte, war also auf den Status eines rein ausführenden Organs reduziert. Die Studieneinrichtungskommission erarbeitete binnen kurzer Zeit Vorschläge zur Umgestaltung insbesondere des Tertiär- und Sekundarschulwesens. Die neuen Studienund Lehrpläne, die vor allem Martinis Werk waren, fanden die uneingeschränkte Zustimmung des Kaisers. Nachdem die Studienhofkommission das von Leopold eingeforderte Bekenntnis zu den Reformen abgegeben hatte, beschloss der Herrscher im Februar 1791, die Studieneinrichtungskommission aufzulösen und die Ausführung eben dieser neuen Pläne allein der Studienhofkommission zu überlassen. Gottfried van Swieten gab allerdings ein vernichtendes Urteil über die Konzepte seines Kontrahenten Martini ab, was diesen dazu veranlasste, einen Wechsel an der Spitze der Studienhofkommission und die Wiedererrichtung der Studieneinrichtungskommission anzuraten, da andernfalls die Reformen nicht durchgeführt würden. Tatsächlich setzte Leopold mit der Überprüfungskommission eine weitere Behörde ein, die zu dem Ergebnis kam, Martini für ein bis zwei Jahre zum Präsidenten der Studienhofkommission zu erheben, damit er seine Lehrpläne umsetzen könne. Nach Ablauf dieser Zeit sollte die Studienhofkommission aufgelöst und das Bildungswesen den Vereinigten Hofstellen überantwortet werden. Auch im Staatsrat sprach man sich für diese Lösung aus. Die Räte empfahlen allerdings, Gottfried van Swieten für sein jahrelanges – unentgeltliches – Wirken in der Kommission und seine dabei erworbenen Verdienste um das Studienwesen zumindest in Gnaden zu entlassen. Die Entscheidung des Kaisers erfolgte umgehend im Dezember 1791. Van Swieten wurde seines Amtes enthoben, jedoch (wie vom Staatsrat angeregt) als Anerkennung für sein Wirken taxfrei mit der Wirklichen Geheimen Ratswürde ausgezeichnet. Die Studienhofkommission selbst wurde mit Wirkung vom 1. Januar 1792 aufgehoben, ihre Agenden gingen auf einen eigens bestellten Referenten der Vereinigten Hofstellen über. Die Kompetenzen der Länderstellen wurden erweitert. Leopold versprach sich von dieser Regelung und der damit einhergehenden Dezentralisierung eine schnellere Abwicklung der Studiengeschäfte. Die eigentliche Entscheidungsgewalt in Bildungsangelegenheiten lag bei Karl Anton von Martini. Er erhielt Einblick in sämtliche das Unterrichtswesen betreffende Akten. Die Verwirklichung seiner Studienreform wurde zum vorrangigen Ziel erklärt.
20.5. Die Studienrevisionshofkommission (1795–1802) Die Erledigung der Unterrichtsagenden durch eine Einzelperson erwies sich als wenig zielführend. Der Referent, Johann Melchior von Birkenstock (1738–1809), vormals Director humaniorum in der Studienhofkommission, war bereits mit der Erledigung der laufenden Geschäfte ausgelastet, sodass vor allem die angestrebte Studienreform nur schleppend vor sich ging. Ein Gutachten des Hofkanzlers Heinrich Franz Graf von Rottenhan (1737–1809) über das Schul- und Studienwesen bewog Franz II. dazu, dieses doch besser wieder von einer eigenen Behörde besorgen zu lassen. Im Oktober 1795 wurde demzufolge unter dem Vorsitz des Grafen Rottenhan die Studienrevisionshofkommission ge-
20. Die Studienhofkommission und die Studienrevisionshofkommission 613
gründet. Sie bestand aus 15 Personen, darunter Birkenstock und zwei weitere Beisitzer der früheren Studienhofkommission. Die neue Behörde sollte eine Bestandsaufnahme der Bildungsanstalten vornehmen sowie den zahlreichen Beschwerden nachgehen und entsprechende Neuerungen vorschlagen. Alle drei Monate hatte sie über ihre Arbeit Bericht zu erstatten. Die hohen Erwartungen des Kaisers an die Studienrevisionshofkommission erfüllten sich nicht. So fand etwa deren erste Sitzung nach mehr als einjähriger Vorbereitung erst im Januar 1797 statt. In der Folge kamen die Mitglieder zwar regelmäßig zusammen, brachten aber kaum konkrete Ergebnisse zustande. Zur Beschlussfassung genügte eine einfache Mehrheit, doch gingen die Meinungen oft so weit auseinander, dass eine Einigung gar nicht oder erst nach heftigen Kontroversen erzielt wurde. Außerdem erwies sich der Geschäftsgang als kompliziert, da die Akten der Kommission dem Staatsrat vorzulegen waren, der sie schriftlich kommentierte und dann an den Kaiser weiterleitete. Im Herbst 1799 präsentierte die Studienrevisionshofkommission ihren Abschlussbericht. Nach teils heftiger Kritik des Staatsrates an einzelnen Punkten des Konzepts einigte man sich schließlich doch auf eine gemeinsame Linie. In seiner Resolution sprach sich der Staatsrat u. a. für die Wiedererrichtung einer in Wien ansässigen Zentralbehörde für das Bildungswesen und die Zensur aus. Wider Erwarten unterschrieb Franz diese Resolution nicht. Die aus der außenpolitischen Krise resultierenden Finanznöte mögen ihn dahingehend beeinflusst haben, bis auf Weiteres von grundlegenden und somit kostspieligen Reformen abzusehen. Der Auftrag an die Studienrevisionshofkommission, die Lehrpläne aller Schultypen zu überarbeiten, brachte kein zufriedenstellendes Ergebnis, da sich die Kommissionsmitglieder wie schon in den Jahren zuvor kaum jemals einigen konnten. Am 22. August 1802 wurde die Studienrevisionshofkommission schließlich aufgelöst. Für die Unterrichtsangelegenheiten war nun ein Referent des Staats- und Konferenzministeriums, das 1801 den Staatsrat ersetzt hatte, zuständig. Die Kompetenzen dieses Referenten beschränkten sich hauptsächlich auf das Verfassen von Resolutionen; er war nicht einmal zu den Sitzungen der Minister zugelassen, konnte aber zumindest vom Kaiser zum direkten Vortrag geladen werden. Bei dieser Regelung blieb es bis zum Jahre 1808.
20.6. Ausblick Im Zuge einer Verwaltungsreform im Frühjahr 1808 kündigte Franz I. die erneute Konstituierung einer eigenen Behörde für das Bildungswesen an, da diese Materie für eine einzige Person zu umfangreich sei. Eine unabhängige Stellung gewährte Franz der wiedererrichteten Studienhofkommission nicht; sie war der Hofkanzlei untergeordnet, arbeitete jedoch selbständig. Ihre Protokolle hatte sie dem Obersten Kanzler zur Einsicht vorzulegen. Dieser überreichte sie dann dem Kaiser. Durchschnittlich elf Personen gehörten der Studienhofkommission des 19. Jahrhunderts an. In den vier Jahrzehnten zwischen 1808 und 1848 verzeichnete die Kommission keine herausragenden Erfolge. Grundlegende Neuerungen an Schulen und Universitäten waren vor 1808 und somit ohne Mitwirkung der Kommission vonstatten gegangen. Die Studienhofkommission war im Wesentlichen mit der Verwaltung der bestehenden Einrichtungen beschäftigt. Im Zuge der Revolution von 1848 wurde die Kommission aufgelöst. Ihre Aufgaben übernahm das Ministerium für Cultus und Unterricht.
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VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen
Präsidenten der Studienhofkommission bzw. (seit 1782) der Studien- und Bücherzensurhofkommission 1760–1774 1774–1778 1778–1781 1781–1791
Christoph Anton Graf Migazzi, Erzbischof von Wien Franz Karl Kressel Frhr. von Gualtenberg Heinrich Kajetan Graf Blümegen Gottfried Frhr. van Swieten
Präsident und Vizepräsident der Studienrevisionshofkommission (1795–1802) Heinrich Franz Graf Rottenhan (Präsident) Joseph Frhr. von der Marck (Vizepräsident) Quellenlage und Forschungsstand Das umfangreiche Schriftgut der Studienhofkommission – mehr als 1.000 Kartons – erliegt im AVA. Der Großteil des Materials betrifft allerdings die Jahre 1792 bis 1847, inhaltlich v. a. Schul- und Unterrichtsangelegenheiten der einzelnen Erbländer. Material zur Studienhofkommission als solcher, etwa auch zur Personalentwicklung und den Agenden der Kommission, ist selten. Der Schriftgutnachlass der Studienrevisionshofkommission wird im HHStA (Bestandsgruppe Kabinettsarchiv) verwahrt (vgl. Reinöhl 1937b, 270f.). Grundlegend für die Beschäftigung mit den zentralen Unterrichtsbehörden sind insbes. die entsprechenden Abschnitte in der ÖZV II/1/1, II/1/2/1, II/3 und II/4 ebenso wie die ungedruckte Dissertation Hengl 2001. 1960, aus Anlass des 200-Jahr-Jubiläums der Errichtung einer österreichischen Unterrichtsverwaltung, erschienen mehrere Festschriften, die sich auf die Gründung der Studienhofkommission beziehen. Verwiesen sei dabei auf Mayer (E.) 1960, Meister 1960, Spreitzer 1960 sowie Walter 1960. In der Sekundärliteratur wird die Studienhofkommission immer wieder erwähnt, aber nicht in ihrer ganzen Geschichte dargestellt. Reiche Literatur liegt hingegen zur Geschichte des Unterrichtswesens vor. Vgl. insbes. Engelbrecht 1980, 1984 und 1995, wo die Geschichte des österreichischen Bildungs- und Erziehungswesens ausführlich darstellt wird. In Scheipl–Seel 1985 werden die Entwicklungen des Schulwesens in Österreich in den Jahren 1750 bis 1938 aufgezeigt. Zu Gottfried van Swieten auch Wangermann 1978, zu Rottenhan und Birkenstock Weitensfelder 1996. Mit den unterschiedlichen Zielsetzungen von Reformen im Bildungsbereich, etwa mit dem Tertiärschulsystem unter Joseph II., beschäftigt sich u. a. Heindl 1991. Auch fand die Studienhofkommission Eingang in Überblickswerke zur Geschichte des 18. und 19. Jahrhunderts, so bei Mikoletzky (H.) 1967 und 1972b. (Manuskript abgeschlossen 2011)
21. Die Bücherzensur(hof )kommission Von Thomas Olechowski
21.1. Überblick über die Entwicklung bis 1751 Als erstes umfassendes Zensurgebot für das Heilige Römische Reich gilt das Wormser Edikt Karls V. vom 26. Mai 1521, welches die Zensur von Druckschriften zu einer Aufgabe sowohl der Ortsbischöfe als auch der Universitäten machte. Beide hatten schon im Mittelalter häretische, die Sitten gefährdende und auch mangelhaft kopierte Handschriften aufgespürt und vernichtet; der Kompetenzkonflikt zwischen ihnen wurde mit dem Wormser Edikt nicht gelöst, sondern prolongiert. In der Folgezeit entstand eine Fülle weiterer Kontrollmechanismen für das Bücherwesen, wobei Kaiser und Papst, Landesfürsten und Diözesanbischöfe, Ortsobrigkeiten und Universitäten miteinander um Macht und Einfluss rangen. Visitationen von Buchhandlungen und Buchdruckereien sowie drakonische Strafen gegen einzelne Personen waren dabei zwar aufsehenerregend, vermochten aber zunächst nur punktuelle Erfolge zu erzielen. Erst im 17. Jahrhundert entwickelte sich allmählich eine flächendeckende Kontrolle über den Büchermarkt. Zugleich gelangte die Zensur immer mehr in die Hände der Jesuiten, welche in den habsburgischen Ländern einen dominierenden Einfluss auf das Universitätswesen entwickelt hatten. Ein Beispiel dafür ist die Universität Wien. Sie war schon seit Mitte des 16. Jahrhunderts mit dem Jesuitenkolleg eng verbunden und wurde mit ihm 1623 förmlich fusioniert. Parallel dazu wurde die umfassende Zensurkompetenz der Universität mit einer Verordnung der Niederösterreichischen Regierung vom 12. Januar 1621 wiederhergestellt, sodass von da an kaum eine Druckschrift in Wien gedruckt oder nach Wien gebracht werden konnte, ohne zuvor sie die Genehmigung der Jesuiten erhalten zu haben. Es war wohl mehr die große politische Macht der jesuitisch-universitären Zensur an sich als deren angebliches Versagen, die die absolutistischen Landesfürsten im 18. Jahrhundert bewog, den Einfluss der Jesuiten zurückzudrängen und selbst eine direkte Zensurgewalt zu etablieren. Während zu diesem Zweck 1723 in Prag und vor 1732 in Graz (später auch in anderen Landeshauptstädten) je eine Bücherrevisionskommission eingesetzt wurde, vermochten die Jesuiten in Wien ihr Monopol noch länger aufrecht zu erhalten. Die ab 1730 beginnenden Versuche der Niederösterreichischen Regierung, eine Oberaufsicht über die Universitätszensur zu etablieren, blieben vorerst ohne Erfolg.
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VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen
21.2. Die Theresianische Bücherzensurkommission (1751–1780) Die theresianische Zensurreform war unmittelbare Folge der Staatsreform von 1749, da das neu gegründete Directorium in publicis et cameralibus noch im selben Jahr eine Bestandsaufnahme der Zensur in den einzelnen Provinzen anordnete und hierauf Vorschläge für eine Reform derselben erarbeitete. In der Niederösterreichischen Regierung war zu jener Zeit ein einziger Beamter, Johann Graf Saurau, mit der Revision der aus dem Ausland kommenden Bücher betraut und völlig überlastet; der Vizepräsident des Directoriums, Johann Karl Graf Chotek, schlug vor, Saurau an die Spitze einer siebenköpfigen, geistlich-weltlichen Kommission zu stellen. Diese Pläne wurden von Gerard van Swieten (der bereits im Zuge seiner Bemühungen um eine Reform der Universität in Konflikt mit den Jesuiten geraten war), aber auch vom Wiener Erzbischof Johann Joseph von Trautson (der hoffen konnte, seinen Einfluss auf die Zensur auf Kosten der Jesuiten zu stärken) lebhaft unterstützt. Mit Handschreiben Maria Theresias vom 17. Juli 1751 wurde eine Bücherzensurkommission eingerichtet; ihr oblag zunächst nur die sog. Bücherrevision, d. h. vor allem die Zensur der aus dem Ausland eingeführten Bücher. Die umfangmäßig weniger bedeutsame Manuskriptenzensur, also die Entscheidung über die Drucklegung inländischer Manuskripte, wurde noch zwei Jahre lang von der Universität fortgeführt und erst dann von der Bücherzensurkommission übernommen; der Universität Wien wurde am 1. April 1753 bekannt gegeben, dass sie von nun an keine Druckbewilligungen mehr erteilen dürfe. In der Kommission waren drei Zensoren für theologische, zwei für politische, einer für juristische Werke zuständig. Die medizinischen, die philosophischen und die materiae mixtae hatte sich van Swieten selbst vorbehalten, womit er einen dominierenden Einfluss auf die Kommission hatte; von 1759 bis zu seinem Tod 1772 war er auch formal ihr Präses. Auf ausdrücklichen Wunsch Maria Theresias wurden die geistlichen Zensoren zunächst teils vom Erzbischof nominiert, teils von der Gesellschaft Jesu gestellt, doch gelang es van Swieten 1764, den letzten Jesuiten durch einen Domherrn zu ersetzen. Von den sonstigen Zensoren, die der theresianischen Zensurkommission zumindest zeitweise angehörten, sind hier noch Joseph von Sonnenfels, Karl Anton Freiherr von Martini und Johann Melchior Edler von Birkenstock namentlich zu nennen. Alle Zensoren waren ehrenamtlich tätig und kamen je nach Notwendigkeit einmal oder mehrmals im Monat zu Kommissionssitzungen zusammen, womit der geringe Arbeitsanfall in der Anfangszeit deutlich beschrieben ist. Unterstützt wurden sie von einem Sekretär, einem Kanzlisten und einem Amtsdiener, welche ein jährliches Gehalt bezogen. Erst 1772 wurde damit begonnen, hauptamtliche Zensoren anzustellen, die der Kommission nicht angehörten, sondern ihr offenbar zuarbeiteten, ihre Zahl stieg bis 1779 auf elf an. Die theresianische Bücherzensurkommission war bei der Niederösterreichischen Repräsentation und Kammer als Nachfolgerin der vormaligen Niederösterreichischen Regierung eingerichtet worden, wurde jedoch 1752 aus dieser gelöst und dem Directorium in publicis et cameralibus (ab 1761: Böhmisch-Österreichische Hofkanzlei) eingegliedert. Die Kommissionen in den Provinzen blieben daneben bestehen, und die Frage nach dem Verhältnis der Kommissionen zueinander blieb bis 1780 ungelöst. Daher konnte es weiterhin vorkommen, dass ein Werk von der Wiener Zensurkommission erlaubt, von der Grazer Kommission hingegen verboten wurde und umgekehrt, was zu erheblicher Rechtsunsicherheit führte.
21. Die Bücherzensur(hof )kommission 617
21.3. Die Zensurreform Josephs II. Bereits unmittelbar nach Antritt seiner Alleinherrschaft, am 4. Dezember 1780, warf Joseph II. aus Anlass einer Neubesetzung in der Prager Zensurkommission die Frage auf, ob es nicht besser und einförmiger wäre, die Zensurkommissionen in den Ländern aufzuheben und die Wiener Kommission für alle erbländischen Zensurangelegenheiten zuständig zu machen (ÖZV II/4, 112). Die Idee wurde zwar nicht von der Mehrzahl der Wiener Zensoren, wohl aber von der Hofkanzlei lebhaft begrüßt. Schon wenige Tage später legte der Kaiser dem Staatsrat eine offenbar persönlich verfasste und in zwölf Punkte gegliederte Denkschrift vor, die Grund-Regeln zur Bestimmung einer ordentlichen künftigen Bücherzensur (Klueting 1995, Nr. 86). Mit dieser Denkschrift wurde das österreichische Presserecht im Sinne der Aufklärung revolutioniert. Die Zensur sollte in der gesamten Monarchie, einschließlich Ungarns, vereinheitlicht und in einer Bücherzensurshauptkommission zentralisiert werden; in den Ländern sollten lediglich Bücherrevisionsämter für gewisse Restmaterien verbleiben. Der heimliche Verkauf von Büchern sei überhaupt keine Sache der Zensur, sondern der Polizei; Truhen und Säcke der Reisenden sollten nicht mehr nach verbotenen Büchern durchsucht werden. In inhaltlicher Sicht unterschied Joseph II. scharf zwischen gelehrten Schriften und ungereumten Zotten. Erstere sollten mit großer Nachsicht beurteilt, wissenschaftliche Werke, die weder das Geistliche noch das Staatswesen berührten, überhaupt nicht beanstandet werden. Am berühmtesten ist wohl jene Passage, die sogar Kritik am Landesfürsten für zulässig erklärte, sofern es sich nicht um reine Schmähschriften handelte. Nach den neuen Grundsätzen sollten alle bisher ergangenen Verbote überprüft und erforderlichenfalls zurückgenommen werden. Obwohl mehrere Staatsräte und auch der Wiener Erzbischof Christoph Anton Graf Migazzi schwere Einwände erhoben, erließ Joseph II. im Juni 1781 länderweise Zensurpatente, die die Grund-Regeln auf die jeweiligen Landesverhältnisse umlegten und insofern geringfügig voneinander abweichen. Bei dem in den meisten Quelleneditionen abgedruckten Zensurpatent vom 11. Juni 1781 (z. B. bei Kropatschek 1785–1790, Bd. I, 524ff., oder auch bei Gnau 1911, 255ff.) handelt es sich um das für Österreich unter der Enns ergangene Patent. Die Bücherzensurshauptkommission sollte aus einem Präses, sechs weltlichen und fünf geistlichen Zensoren bestehen. Das Personal der alten Kommission wurde dabei nur teilweise übernommen; der bisherige Präses, Leopold Graf Clary und Aldringen, hatte von sich aus um Enthebung von seinem Amt gebeten. Neuer Präses wurde Johann Rudolf Graf Chotek, der jedoch schon ein Jahr später in die Hofkammer wechselte, was der Kaiser zum Anlass nahm, die Zensurkommission mit Handschreiben vom 8. April 1782 (ÖZV II/4, 119f.) mit der Studienhofkommission zur Studien- und Bücherzensurhofkommission unter Leitung von Gottfried van Swieten, dem Sohn Gerards, zu vereinigen.
21.4. Die Studien- und Bücherzensurhofkommission (1782–1791) Im Gegensatz zur theresianischen Zensurkommission kamen in der 1782 geschaffenen Studien- und Bücherzensurhofkommission die einzelnen Zensurfälle nur mehr in Ausnahmefällen, namentlich bei „wichtigeren“ Werken oder in Fällen, bei denen es zu Klagen oder Beschwerden gekommen war, zur Beratung ins Plenum (ÖZV II/4, 120).
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VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen
In diesen Fällen führte das Kommissionsmitglied Joseph von Sonnenfels das Referat. Ansonsten hatten die hauptamtlich angestellten Zensoren weitgehend selbständig die ausländischen Bücher und inländischen Manuskripte zu beurteilen. Über ihre Tätigkeit hatten sie Protokoll zu führen und dem Präses van Swieten wöchentlich zu berichten. Die Kommissionstätigkeit war also im Wesentlichen nur mehr eine überwachende und kontrollierende. Die Lockerung der Zensur durch Joseph II. war in der Öffentlichkeit lebhaft begrüßt worden, in mehreren anonymen Broschüren wurde die vom Kaiser gewährte Preßfreyheit gepriesen. Das Ausmaß der Liberalisierung der Zensur wird nicht zuletzt daraus ersichtlich, dass in den folgenden Jahren die Zahl der hauptamtlichen Zensoren nicht vermehrt, sondern verringert wurde: 1784 waren es nur mehr neun und 1788 nur mehr sechs Zensoren. Als durchschnittliches Arbeitspensum wurden etwa 200 Werke pro Zensor und Jahr angegeben; das jährliche Gehalt betrug zwischen 300 und 500 fl. Die Reduktion der Tätigkeit in Wien wurde aber auch durch andere Maßnahmen erreicht, etwa dadurch, dass jedes Werk, das nach Wien zu schicken war, mit einem Attest eines Gelehrten, Professors oder Geistlichen zu versehen sei, dass nichts wider Religion und Staat darin enthalten sei. „Minderwichtige Dinge“ mussten überhaupt nicht nach Wien geschickt werden, sondern erhielten die Druckbewilligung von den Revisionsämtern bei den einzelnen Landesstellen; zu diesen Druckwerken zählten übrigens sogar die – von Joseph II. sonderbarerweise völlig vernachlässigten – Tageszeitungen. Auch in Wien bestand ein Revisionsamt, dessen Wirkungskreis zwar kleiner als jener der Ämter in den Provinzen war, dennoch die umfangreichste Geschäftstätigkeit hatte, da hier sämtliche Manuskripte und Bücher eingebracht und an die Zensoren weiter und nach erfolgter Zensur auch wieder zurück gegeben werden mussten; ein direkter Kontakt zwischen Zensor und Autor war aus nahe liegenden Gründen streng verboten. Viele der Zensoren waren selbst literarisch tätig. Aus josephinischer Zeit sind hier vor allem Aloys Blumauer, Johann Baptist von Alxinger oder Joseph von Retzer zu nennen, aus der Zeit des Vormärz Joseph Schreyvogel oder Joseph Mayerhofer. Die Berufung von Literaten zu Zensoren trug wesentlich zur eben genannten Preßfreyheit bei, konnte sie aber mitunter in einen Interessenkonflikt bringen. Hinzuweisen ist auch auf die Logenzugehörigkeit vieler josephinischer Zensoren, wie ja auch Gottfried van Swieten selbst Freimaurer war. Über das Zensurverfahren existieren nur vereinzelte, nicht immer zuverlässige Quellen, vor allem aus der Zeit des Vormärz; vieles davon wird aber schon in josephinischer Zeit gegolten haben. Demnach musste jedes zum Druck eingereichte Manuskript von zwei Zensoren gelesen werden, die ihre Bemerkungen unabhängig voneinander auf je ein Beiblatt zu schreiben hatten. Nur wenn beide ein admittitur gaben, erteilte der Revisor ein imprimatur, womit das Manuskript in Druck gehen konnte. Sollten bestimmte Passagen aus dem Text entfernt werden, wurde ein omissis deletis hinzugefügt; in der Praxis etablierte sich auch die Dezise admittitur (imprimatur) correctis corrigendis. In Fällen, in denen es nicht opportun schien zu zeigen, dass das Werk von der österreichischen Zensur genehmigt worden war, konnte ein Verbot erteilt werden, einen inländischen Druckort zu nennen (absque loco impressionis), es wurde diesfalls ein unrichtiger ausländischer oder überhaupt ein fingierter Druckort genannt. Ein gänzliches Druckverbot aus politischen, sittlichen oder religiösen Gründen (non admittitur) wurde nach 1781 nur selten ausgesprochen; der starke Anstieg an literarisch seichten Schriften in den folgenden Jahren führte aber 1784 dazu, dass auf Vorschlag van Swietens eine neue Dezise – typum non
21. Die Bücherzensur(hof )kommission 619
meretur – geschaffen wurde, die gleichfalls ein Druckverbot bedeutete. Besonders kompliziert waren die Regelungen über den Import ausländischer Bücher, die nur selten generell verboten wurden (damnatur). Häufiger wurde die Freigabe auf einzelne, namentlich bestimmte Personen beschränkt, die das Buch nur erga schedam, also gegen Vorlage eines besonderen Erlaubniszettels, erhielten. Für den Wiederabdruck bereits im Ausland erschienener Werke im Inland nannte die Zensurordnung 1781 drei Klassifikationen: Nur im Fall von admittitur war der Wiederabdruck völlig frei; im Fall von permittitur musste der (echte) ausländische Originaldruckort oder sonst ein fingierter ausländischer Druckort angegeben werden; im Falle von toleratur war zwar nicht das Buch an sich, jedoch der Wiederabdruck verboten. Nur gegen große Widerstände seiner Behörden konnte Joseph II. 1787 eine weitere, auf den Raum Wien beschränkte Reform durchsetzen, wonach die Drucker bereits vor erfolgter Zensur mit dem Druck beginnen durften und nur noch mit der Verbreitung zuwarten mussten, bereits 1789 musste dieser Reformschritt wieder zurückgenommen werden. 1790, unter Leopold II., wurde dann auch wieder die Kritik am Landesfürsten verboten, womit das Kernstück der josephinischen Zensurreform aufgegeben war. Am 8. Dezember 1791 beschloss Leopold II. – aus Gründen, die nicht das Zensurwesen betrafen –, die Studien- und Bücherzensurhofkommission mit Jahresende aufzulösen. Die Zensoren wurden unmittelbar der Böhmisch-Österreichischen Hofkanzlei unterstellt, und Johann Melchior Edler von Birkenstock, der der Zensurkommission schon seit 1771 angehört hatte, erhielt in der Hofkanzlei das Zensurreferat.
21.5. Die Entwicklung nach 1791 Die Geschichte der Zensur zwischen 1791 und 1801 ist bisher kaum erforscht worden. Birkenstock wirkte laut Hof- und Staats-Schematismus noch bis 1797 als Zensurreferent; in diese Periode fällt insbesondere die Zensurordnung vom 22. Februar 1795, mit der die Zensur in Österreich – als mittelbare Folge der sog. Jakobinerprozesse – ein Höchstmaß an Perfektion und Strenge erreichte. Hinweise auf die Organisation der Zensur enthält das Patent von 1795 keine. Offenbar im Zusammenhang mit der Behördenreform 1797 ging das Zensurreferat im selben Jahr an Franz Sales von Greiner; er hatte der Studien- und Bücherzensurhofkommission seit deren Gründung 1782 (und davor der Studienhofkommission) angehört. Am 7. November 1798 beschloss Franz II., ein Studien- und Zensur-Hofdirektorium zu errichten, wozu es jedoch aus unbekannten Gründen nicht kam; im Hof- und Staats-Schematismus dieses und der folgenden Jahre wird das Zensurreferat als vakant (vacat) bezeichnet. Mit Handschreiben vom 12. September 1801 wurde über Antrag des Vizepräsidenten der Polizeihofstelle, Joseph Thaddäus Vogt Freiherr von Sumerau, die Polizei- und Zensurhofstelle errichtet, bei der die Zensur bis 1848 verblieb. Erst am 11. Januar 1848 erfolgte eine neue Zensurreform, und es wurde ein Zensuroberdirektorium als neue oberste Zensurbehörde geschaffen; die Unzufriedenheit mit dieser Reform war mit ein Grund für den Ausbruch der Revolution zwei Monate später.
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VI. Die landesfürstlichen Zentralverwaltungen
Präsides der Bücherzensurkommission 1751–1753 1753–1759 1759–1772 1772–1773 1773–1778 1778–1781
Johann Graf Saurau Franz Anton Graf Schrattenbach Gerard Frhr. van Swieten Gottfried Frhr. von Koch Johann Kaspar Graf Lanthieri Leopold Graf Clary und Aldringen Präses der Bücherzensurshauptkommission
1781–1782
Johann Rudolf Graf Chotek
Präses der Studien- und Bücherzensurhofkommission 1782–1791
Gottfried Frhr. van Swieten
Referenten für die Bücherzensur in der Böhmisch-Österreichischen Hofkanzlei bzw. im Directorium 1791–1801 1791–1797 1798 ab 1799
Johann Melchior Edler von Birkenstock Franz Sales von Greiner vakant Quellenlage und Forschungsstand
Die Zensurakten sind, soweit sie das Revolutionsjahr 1848 überlebt haben, beim Justizpalastbrand 1927 verloren gegangen. Einige wenige, die Zensur betreffende Akten finden sich im AVA im Bestand der Studien-Hofkommission (etwa Kt. 133 mit Sitzungsprotokollen aus der Zeit 1776 bis 1791), im Bestand Hofkanzlei (Sig. IV M 2), sowie für die Zeit ab 1793 im Bestand der Polizeihofstelle (über Zettelkatalog erschlossen, siehe v. a. Stichwort „Bücherzensur“). Akten zur Entstehung der Zensurvorschriften sowie auch Akten zu besonderen, das Ausland berührenden Zensurfällen sind im Bestand Staatskanzlei (Kt. 58) im HHStA erhalten. Gedrucktes Quellenmaterial enthalten v. a. die zeitgenössischen Gesetzessammlungen wie insbes. Kropatschek 1785–1790; siehe auch ÖZV II/4 sowie Klueting 1995. Im Rahmen mehrerer FWF-Projekte konnten fast alle der – halbmonatlich von der Zensurkommission herausgegebenen – Zensurlisten aus Archiven in Wien, Innsbruck, Prag, Brünn und Budapest zusammengetragen werden, sodass die Website http://www. univie.ac.at/censorship nunmehr eine annähernd vollständige Liste aller zwischen 1753 und 1848 verbotenen Bücher enthält; vgl. Bachleitner 2010. Eine Geschichte der österreichischen Zensur wurde erstmals von Adolph Wiesner (Wiesner 1847) vorgelegt; seine für einen hochpolitischen Zweck verfasste Schrift ist von beindruckendem Materialreichtum, in vielen Punkten aber schon relativ bald von der nachfolgenden Forschung überholt worden; für die theresianische Zeit ist besonders auf die Studien Fournier 1877 und Klingenstein 1970, für die josephinische Zeit auf Gnau 1911 und Sashegyi 1958 hinzuweisen; letztere ging aus jahrzehntelangen Arbeiten hervor und verwertete daher auch noch zur Zeit der Drucklegung bereits verloren ge-
21. Die Bücherzensur(hof )kommission 621
gangenes Archivgut. Als relativ dünn sind demgegenüber die Darstellungen von Friedrich Walter in ÖZV II/1/1 und II/1/2/1–2 zu bezeichnen. Auch nachfolgende Forschungen, wie etwa Giese (U.) 1966 und Wagner (H.) 1977, vermochten (nicht zuletzt aufgrund der schlechten archivalischen Quellenlage) nur mehr einzelne Aspekte stärker hervorzuheben. Olechowski 2004 bietet einen geschlossenen Überblick über die Entwicklung der österreichischen Zensur seit Beginn der Neuzeit als Teil der Geschichte des Presserechts; die kleine Studie Olechowski 2007 geht etwas stärker auch auf die Zensoren der josephinischen Ära ein. Die Bedeutung der Zensur im Gesamtbild der josephinischen Reformen wurde zuletzt auch in der großen Joseph-Biographie Beales 1987/2009, Bd. 2, entsprechend gewürdigt.
Verwaltungsgeschichte der Habsburgermonarchie in der Frühen Neuzeit Band 1 Teilband 2
Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung Ergänzungsband 62 Teilband 2
2019 Böhlau Verlag Wien
Michael Hochedlinger, Petr Maťa, Thomas Winkelbauer (Hg.)
Verwaltungsgeschichte der Habsburgermonarchie in der Frühen Neuzeit Band 1: Hof und Dynastie, Kaiser und Reich, Zentralverwaltungen, Kriegswesen und landesfürstliches Finanzwesen Teilband 2
2019 Böhlau Verlag Wien
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.de abrufbar. © 2019 by Böhlau Verlag GmbH & Co. KG, Kölblgasse 8–10, A-1030 Wien Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages.
Umschlagabbildung: Das Konferenzzimmer im Oberen Belvedere des Prinzen Eugen von Savoyen. Kupferstich von Johann Balthasar Probst nach einer Zeichnung von Salomon Kleiner, ca. 1730, Ausschnitt; Bildnachweis: Österreichische Nationalbibliothek, Wien, Bildarchiv und Grafiksammlung, 214940-C.
Umschlaggestaltung: Michael Haderer, Wien Satz: Bettina Waringer, Wien
Vandenhoeck & Ruprecht Verlage | www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com ISBN 978-3-205-20823-5
VII. Das Kriegswesen
1. Einleitung Von Michael Hochedlinger
Das frühneuzeitliche Kriegswesen der Habsburgermonarchie ruhte bis zur ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts auf zwei tragenden Säulen: einerseits – in der Tradition der mittelalterlichen Landfolge – auf den autonomen Landesverteidigungsorganisationen der einzelnen Länder, andererseits auf bei Bedarf (zunächst nur für einen Feldzug) angeworbenen Söldnern („extraordinari Kriegsvolk“). Im Bereich der „Militärgrenze“, die sich ab der Mitte des 16. Jahrhunderts institutionell verfestigte, entwickelte sich eine effiziente Symbiose von längerfristig verpflichtetem Söldnertum (in den größeren Festungen und Grenzorten) und milizartiger Selbstverteidigung der Grenzbewohner. Ansonsten aber verlagerte sich das Interesse des Landesfürsten noch im 16. Jahrhundert ganz auf das Söldnerwesen und die entsprechenden Geldleistungen der Landstände für Anwerbung und Unterhalt des Kriegsvolks. Die ständischen Landesdefensionen, die der Herrscher nur bedingt kontrollierte, galten hingegen schon bald als dilettantische Verschwendung von Human- und Finanzressourcen. Die Stilisierung des bewaffneten Untertanen zum idealen Landesverteidiger durch einzelne Militärschriftsteller des 16. Jahrhunderts bestand den Praxistest nicht und kollidierte zudem mit der Einsicht, dass im Zeitalter großer sozialer Unruhe (zu der gerade der durch die Rüstungsausgaben erhöhte Steuerdruck beitrug) die massenhafte Bewaffnung der untertänigen Bevölkerung gefährlich sein mochte. Spätestens im Dreißigjährigen Krieg wurde an vielen Beispielen offenkundig, dass die Aufgebote den professionellen Söldnern der stehend werdenden Heere hoffnungslos unterlegen waren. Die Remilitarisierung des Landadels, in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wiederholt thematisiert, misslang ebenfalls. Dennoch musste man bis Anfang des 19. Jahrhunderts immer wieder für Sicherungsund Hilfsdienste und zur Entlastung der regulären Truppen auf die zahlenmäßig recht ergiebigen Landesaufgebote zurückgreifen. Nur in Tirol, das allerdings bis Anfang des 18. Jahrhunderts aus dem Militärsteuersystem der Monarchie herausfiel, hat sich die vormoderne Selbstverteidigung über diesen engen Bereich hinaus auch militärisch gegen Invasoren bewährt (1703, 1809) und entsprechende Aufmerksamkeit in der Historiographie gefunden.
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VII. Das Kriegswesen
Quellenlage und Forschungsstand Überblicksdarstellungen zum kaiserlichen bzw. k. k. Heerwesen sind Müller (F.) 1845, Meynert 1852–1854, Wrede (Alphons) 1898–1905 (detaillierte Formationsgeschichte, die institutionengeschichtlichen Abschnitte sind nicht erschienen), Unser Heer 1963 (populär), Zimmermann (J.) 1965, Allmayer-Beck 1978 und 1981 (essayistisch), Hochedlinger 2003a, 2004b, 2006, 2009 und 2010. Einen Querschnitt, allerdings nur für die erste Hälfte der maria-theresianischen Zeit, bieten Duffy 1977 und 2000. Die genannte Literatur fasst in der Regel nur ältere Studien zusammen. Zu beinahe jedem Teilbereich fehlt Grundlagenforschung aus den Quellen, sodass auch die folgende Zusammenfassung nicht mehr sein kann als eine orientierende Einführung. Zu Quellenlage und Erkenntnischancen einer „neuen“ Militärgeschichte der frühneuzeitlichen Habsburgermonarchie Hochedlinger 2004c, zur Geschichte der Militärhistorioraphie in Österreich (mit der weiteren Literatur) Hochedlinger 1999a. Zumindest bibliographisch hilfreich Broucek–Peball 2000.
2. Die Landesverteidigung
2.1. Die österreichischen Länder Von Michael Hochedlinger Steuer und militärisches Aufgebot (auch „Rüstung“ oder „Zuzug“ genannt) waren außerordentliche Leistungen der Länder in akuten Krisensituationen und wurden über Aufforderung des Landesfürsten von den Ständen bewilligt. Während die Steuerleistungen trotz jährlicher Verhandlungsrituale auf den Landtagen sehr rasch zu einer Dauereinrichtung wurden und ab den 1520er Jahren fast zur Gänze in die Türkenabwehr, insbesondere in den Grenzverteidigungsgürtel flossen, hat man die Landesdefensionen weiterhin nur bei Gefahr zu Bereitschaft aufgerufen oder tatsächlich mobilisiert. Erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts treten Forderungen nach der Stellung (oder Mobilisierung) von Aufgebotsmannen auch in Friedensjahren ohne unmittelbare Feindgefahr auf, da der Landesfürst die ständischen Einheiten entweder tatsächlich an der Militärgrenze einsetzen oder zumindest Abschlagszahlungen der Länder erzwingen wollte. Es waren die Hussitenstürme der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, die das eingeschlafene mittelalterliche Aufgebotswesen (und insbesondere das infanteristische Aufgebot der Untertanen) zu neuer institutioneller Verdichtung geführt hatten (Aufgebotsordnungen von 1431 und 1432 für Österreich). Auch die Vierteleinteilung der österreichischen Länder geht auf diese Zeit zurück. Die in eigenen Landesdefensionsordnungen geregelte ständische Rüstung umfasste: 1. den bis Anfang des 18. Jahrhunderts nachweisbaren „persönlichen Zuzug“ der Gültenbesitzer, falls auch der Landesfürst oder ein Angehöriger des Erzhauses ins Feld zog, 2. ein Kontingent gerüsteter Reiter, das in den österreichischen Ländern wie die Steuer nach der Steuerfähigkeit, der Gült, angeschlagen wurde („Gültrüstung“), aber bald versöldnerte, jedenfalls aber nicht das ursprünglich erwünschte adelige Sozialprofil aufwies, und 3. das Aufgebot zu Fuß der Untertanen aus Stadt und Land, je nach Gefahrenlage der 30., 20., 10. oder 5. Mann. Bei äußerster Not konnten alle männlichen Untertanen aufgemahnt werden („Universalaufgebot“ oder „Landsturm“). Die Defensionspflicht lastete grundsätzlich auf den hausgesessenen Bauern, die sich allerdings vertreten lassen konnten. Der Aktionsradius des Aufgebots blieb der mittelalterlichen Tradition entsprechend beschränkt: zeitlich auf zwei bis drei Monate, räumlich auf die Defensive zum Schutz des Landes. Die Einberufung erfolgte trotz gegenteiliger
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VII. Das Kriegswesen
Vorschriften von 1518 nur länderweise, länderübergreifende Organisationsstrukturen bildeten sich immerhin mit den innerösterreichischen Defensionsordnungen der 1570er Jahre nach der Länderteilung von 1564 aus, als dieser Ländergruppe die weitgehend selbständige Betreuung des kroatisch-slawonischen Militärgrenzabschnitts zufiel. In die Verantwortung der Stände bzw. – auf unterer Ebene – der Grundherrschaften fiel auch ein Alarm- und Fluchtortesystem, das die ungeschützte Landbevölkerung bei feindlichen Einfällen mit Kreidfeuern und Signalschüssen in befestigte Sammelstationen rufen sollte. Die Vernachlässigung dieses „Frühwarnsystems“ sollte 1683 verheerende Auswirkungen haben. Zu Festungsbau und -instandhaltung trugen die Länder nicht nur finanziell, sondern auch durch die Landrobot (oder deren geldliche Ablöse) bei. Die Stellungspflicht der Grundherrschaften folgte schließlich auch bei den an sich nach Untertanenköpfen ausgeschriebenen Aufgeboten zu Fuß dem Steueranschlag, ab Ende des 16. Jahrhunderts gerne auch der Zahl der Feuerstätten, da man ungeachtet beginnender volkszählerischer Ambitionen hinsichtlich der tatsächlichen Zahl der Bevölkerung (oder der wehrfähigen Männer) über keinen verlässlichen Überblick verfügte. Im Laufe der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts verfestigten sich die „Gültreiter“ und der 30. Mann (auch „Büchsenschützen“ genannt) zu einer – wenigstens in der Theorie – regelmäßig einexerzierten, besser ausgerüsteten und ansatzweise sogar uniformierten Miliz. Die prall gefüllten ständischen Zeughäuser belegen zumindest den prinzipiellen Wehrwillen der Landschaften, jedenfalls ihre Entschlossenheit, Wehrhaftigkeit zu demonstrieren. Auch wenn Aufgebot und „Landmilizen“ die in sie gesetzten Erwartungen nicht zu erfüllen vermochten und das ständische Defensionswesen Ende des 16. Jahrhunderts weitgehend versöldnerte: Die nötigen administrativen Vorbereitungs- und Begleitmaßnahmen mündeten gemeinsam mit steuertechnischen Erfordernissen in neue Herrschaftstechniken und Organisationsstrukturen, deren man sich dann ab dem 17. Jahrhundert für die Rekrutierung des Stehenden Heeres bedienen wird. Zu Recht ist in diesem Zusammenhang von einem – allerdings noch landständischen und nicht zentralstaatlichen – „Bürokratisierungs- und Herrschaftsverdichtungsschub“ die Rede gewesen. Natürlich wuchs auch der Steuerdruck durch das Defensionswesen beträchtlich an. Neue „extraordinari“ Steuern mit sprechenden Namen wie „Rüstgeld“, Büchsenschützengeld, Aufgebotsgeld etc. mussten die ständische Wehrhaftigkeit finanzieren helfen. Bald wurde auch das Rüstgeld (und seine Namensvettern) – ganz wie die alte Gült – zur Steuereinheit. Die geringe Effizienz der Aufgebote und ihrer im 16. Jahrhundert geschaffenen milizartigen Verdichtungen veranlasste die Stände der böhmisch-österreichischen Länder – zumal im Angesicht der modern organisierten schwedischen Kriegsmaschinerie – ab der Spätphase des Dreißigjährigen Krieges immer wieder zur Errichtung von halbprofessionellen „Landregimentern“, die nach dem Vorbild der Regimenter des kaiserlichen Heeres organisiert und ausgerüstet waren und von Vertretern des Landadels befehligt wurden. Sie sollten nur zum Zwecke der Landesverteidigung verwendet werden, wurden aber auch außer Landes eingesetzt. Nach Abflauen der unmittelbaren Feindgefahr hat man diese ständischen Regimenter regelmäßig dem Kaiser überlassen, der sie dann bei seinen eigenen Regimentern „unterstoßen“ ließ.
2. Die Landesverteidigung 633
Quellenlage und Forschungsstand Reiches Material zum landständischen Defensionswesen schlummert in den ständischen Archiven der Länder, aber auch in einzelnen Herrschaftsarchiven (z. B. Musterungslisten). Nur für Tirol ist die Landesdefension durch die archivbasierte Arbeit Schennach 2003 zum 16./17. Jahrhundert befriedigend bearbeitet worden. Die weitere Literatur ist wohl zahlreich, erschöpft aber selten das Thema. Über die Ursprünge im Spätmittelalter vgl. etwa Erben 1902a und 1903, Frisch 1907, Rothenberg (I.) 1924 und Auer (L.) 1992. Ein früher Klassiker bleibt Kurz 1811. Der Rest der Literatur konzentriert sich auf die Hochzeit des ständischen Defensionswesens, geographisch liegt der Schwerpunkt der Literatur etwas einseitig auf der Steiermark bzw. auf Innerösterreich: Wrede (Alphons) 1898–1905, Bd. 3, 3–81, Loebl 1907, Steinwenter 1915 und 1918, Posch 1990. Das zunehmende Interesse der deutschen Geschichtswissenschaft nach 1945 an den ständischen Defensionssystemen ordnet sich ein in den Aufschwung der Ständeforschung. Vgl. daher auch Schulze 1973, Schnitter 1977; für Krain Simoniti 1991, für Kärnten eingehend Wutte 1915/16. In kursorischem Überblick Hochedlinger 2006. Eine Reihe von Dissertationen liefert (großteils unorganisiertes) Material, lässt aber die meisten Fragen offen: Logitsch 1939, Pertl 1939, Schneider (A.) 1939, Hametner 1970, Herold 1970, Stangler 1972, Ortner (G.) 1974, Hummer 1976, Neugebauer (G.) 1979. Eine später ansetzende Fallstudie zum Land ob der Enns während des Spanischen Erbfolgekrieges, als im Angesicht der bayerischen Bedrohung Landmilizen teilweise reguläres Militär ersetzen mussten, ist Hochedlinger 1993. Zum Kreidfeuer- und Fluchtortesystem u. a. Newald 1883, Otruba 1956, Nägl–Bohaumilitzky 1982 und Eggendorfer 1985.
2.2. Die Tiroler Landesdefension Von Martin P. Schennach Die von der älteren Tiroler Historiographie vertretene Auffassung einer herausragenden Sonderstellung des Tiroler Landesdefensionswesens, die auf das Engste mit Schlagworten wie „Tiroler Wehrhaftigkeit“ und „Treue zum Haus Habsburg“ verbunden und im Kontext einer Instrumentalisierung von Geschichte zwecks Konstruktion einer spezifischen Identität zu sehen ist, kann aufgrund jüngerer Forschung als weitestgehend überholt angesehen werden, ist doch das Landesdefensionswesen im Sinne der Nutzbarmachung des militärischen Potentials der Untertanen eine Konstante im Kriegswesen der österreichischen Länder im Spätmittelalter und in der Frühneuzeit. Im Vergleich mit anderen Territorien weisen die ersten beiden, 1478 und 1479 unter dem Eindruck der Bedrohung der österreichischen Länder durch die Türken zustande gekommenen Tiroler Defensionsordnungen („Zuzugsordnungen“) tatsächlich ein verhältnismäßig spätes Entstehungsdatum auf, wenngleich Belege für die Aufgebote der ländlichen und städtischen Bevölkerung bis Ende des 13. Jahrhunderts zurückreichen. Weitere das Aufgebot regelnde Normenkomplexe wurden in den folgenden Jahren und Jahrzehnten ebenfalls anlassbezogen im Zusammenwirken von Landständen und Landesfürst ausgearbeitet (bes. 1499 und 1508–1511). Ihnen ist gemeinsam, dass sie stets Angaben über
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VII. Das Kriegswesen
die Höhe und Dauer einer ständischen Mannschaftsbewilligung enthalten, gefolgt von weiteren Normen über die Organisation des Zuzugs. Das sog. Landlibell vom 23. Juni 1511, dessen Textbestand auf den Ordnungen seit 1508 beruht, bildet in dieser Hinsicht keine Ausnahme: Es teilte im Wesentlichen die Streitkraft des Landes in vier sog. Anschläge zu 5.000, 10.000, 15.000 und 20.000 Mann ein und sah im Notfall die Mobilisierung der gesamten wehrfähigen Bevölkerung vor. Wenngleich inzwischen hervorgehoben wurde, dass Entstehungsart und -zeitpunkt, die Art des Zustandekommens unter Mitwirkung der Landstände und selbst die äußere Form eines feierlichen kaiserlichen Privilegs nicht ohne Parallelen in anderen Territorien waren, so bleibt die Rezeptionsgeschichte als Partikularität des Landlibells wohl erhalten: Diese schlägt sich nicht nur in dem um 1550 geprägten Eigennamen nieder; zunehmend wurde das Landlibell von den Tiroler Landständen als eine Landesfreiheit angesehen und als Mittel herangezogen, um weiter reichende Belastungen seitens der Landesfürsten nach Möglichkeit zu unterbinden. So stellte das Landesdefensionswesen in den folgenden Jahrhunderten bis zu den Koalitionskriegen immer wieder eine zwischen Ständen und Landesfürst äußerst umstrittene Materie dar. Schließlich wurden seitens der Habsburger sowie der Wiener Behörden (speziell des Hofkriegsrats) immer dezidierter sowohl eine Anpassung der Verteidigungsorganisation an die sich ändernden Rahmenbedingungen als auch ein Beitrag des Landes zum Stehenden Heer postuliert. Die in Bedrohungssituationen deutlich zutage tretenden Defizite veranlassten entsprechende Reformpläne, deren Umsetzung sich jedoch vielfach als schwierig erwies. Dies zeigte sich bereits bei der Implementation der Landmilizreform Erzherzog Maximilians III. von 1605. Sie sah die Formierung ständiger „Ausschüsse“ vor, deren numerische Stärke für jedes Gericht und jede Stadt genau festgeschrieben wurde, die einheitlich uniformiert und bewaffnet sowie regelmäßig exerziert werden sollten. Spätere „Zuzugsordnungen“ (vor allem 1636, 1661, 1704, 1714, 1799, 1802, 1804 und 1805) versuchten aufgetretenen Mängeln gegenzusteuern, wobei ein Weg in der Reduktion der Mannschaftsstärken bei verbesserter Ausbildung und erhöhter Chargenzahl bestand. Ab 1646 begann ferner nach Salzburger und bayerischem Vorbild die Einbeziehung von „Schützen“, die in eigenen Kompanien zusammengefasst wurden und ab 1714 ihre Offiziere selbst wählen durften. Jedoch kann der Terminus „Schütze“ im 17. und 18. Jahrhundert nicht auf den genossenschaftlich organisierten „Schützen“ reduziert werden, sondern zielte schlichtweg auf vorhandene Fähigkeiten im Umgang mit Schusswaffen ab. Neben den Aufgeboten bzw. der Landmiliz gab es noch den sog. Landsturm, in dessen Rahmen bei akuter Bedrohung alle wehrfähigen Männer zur Landesverteidigung verpflichtet waren, wenngleich der Begriff „Landsturm“ teilweise anachronistisch ist und erst im 18. Jahrhundert allmählich aufkam. Vielmehr scheint er im Quellenmaterial des Untersuchungszeitraumes nicht auf: Man sprach vom „allgemeinen Aufgebot“, „Generalaufgebot“, gegebenenfalls von der „Universallandgegenwehr“ oder vom „gemeinen Land alarm“. Um die Aufgebotenen deutlich als Kombattanten zu kennzeichnen, wurden in den Zwanzigerjahren des 17. Jahrhunderts Uniformen angeschafft. Angesichts der Kostenbelastung wurde dies jedoch nicht beibehalten, vielmehr hielt man im 18. Jahrhundert die Milizionäre und Schützen an, sich durch rote oder grüne Ärmelaufschläge und Krägen kenntlich zu machen, während die Offiziere nunmehr tatsächlich uniformiert wurden. Die Administration des Landesdefensionswesens oblag neben den Behörden der allgemeinen Verwaltung (Oberösterreichische Regierung und Kammer) vornehmlich dem
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Obristen Feldhauptmann der Grafschaft Tirol, der um 1480 erstmals nachweisbar ist und dessen Amt bis 1661 bestand. Allerdings hatte der Obriste Feldhauptmann bereits im 17. Jahrhundert kontinuierlich an Bedeutung verloren, insbesondere im Gefolge der Schaffung des Oberösterreichischen Kriegsrats (gegründet 1632). Ebenfalls vom ausgehenden 15. Jahrhundert bis 1661 nachweisbar sind die Landräte, die ein ständisches Beratungsgremium in Angelegenheiten der Landesdefension konstituierten. In ihrer Nachfolge ist die 1703 und ab 1796 belegte landschaftliche Schutzdeputation zu sehen, die sich mit Angelegenheiten der Landesverteidigung befasste. 1702 wurde erstmals ein Militärdirektor für die vorder- und oberösterreichischen Länder mit Sitz in Innsbruck installiert, 1707 ein „Militärdirektorium und Generalkommando“ institutionalisiert. An der Peripherie dienten die seit dem beginnenden 15. Jahrhundert nachweisbaren Viertel der Koordination der Aufgebote, die grundsätzlich auf Gerichtsebene organisiert wurden. Deren Zahl stieg bis in das 17. Jahrhundert sukzessive bis auf 16, wobei an der Spitze ein Viertelhauptmann stand. Das Urteil von Militärsachverständigen über den Wert der Aufgebote war vom 16. bis in das ausgehende 18. Jahrhundert nahezu einhellig negativ. Ganz im Gegensatz zur Tiroler Historiographie seit dem 19. Jahrhundert und zu ihrem Hohelied auf den „wehrhaften Tiroler“ betonte man angesichts der Vielfalt von wahrgenommenen Defiziten die Reformbedürftigkeit des Landesdefensionswesens. Derartigen Ansätzen widersetzten sich die Tiroler Landstände mit Vehemenz, sodass jede Zuzugsordnung im Vorfeld zu einem Kräftemessen zwischen den Beharrungskräften der Tiroler Landstände einerseits und dem Landesfürsten und der (Militär-)Bürokratie andererseits wurde. Als überaus brisant und erhebliches soziales Unruhepotenzial beinhaltend erwies sich die Auswahl der im Aufgebot Dienstpflichtigen bzw. der Milizioten. Diese stellte in den Gemeinden und Gerichten einen ewigen Streitpunkt dar, zumal mit der Nominierung in die erste Auslage die zusätzliche Bürde regelmäßigen Exerzierens verbunden war. Hier waren die Bruchlinien und Interessengegensätze nachweislich vom 15. bis in das 18. Jahrhundert identisch: Die „angesessenen“, Grund und Boden besitzenden, vollberechtigten Gemeindemitglieder versuchten die Last des Milizdienstes von sich ab- und auf die „unangesessenen“ Taglöhner und Knechte überzuwälzen – was bei diesen entsprechende Widerständigkeiten und Missmut über offensichtliche Benachteiligungen hervorrief, zeigte sich doch ein ausgeprägtes Beziehungsnetz zwischen den an der Auswahl beteiligten lokalen Obrigkeiten und den wohlhabenderen Bevölkerungsschichten. Umgekehrt waren es durchgehend vor allem die Militärpersonen, die primär die „Angesessenen“ zur militärischen Dienstleistung heranziehen wollten, da man aus Erfahrung wusste, dass sich Knechte und Taglöhner im Fall eines Einsatzes häufig durch raschen Ortswechsel dem obrigkeitlichen Zugriff und damit der Dienstpflicht in der Miliz entzogen. Zudem war man sich gerade seitens des Militärs der verhängnisvollen Auswirkungen der offensichtlichen Bevorzugung einer Bevölkerungsgruppe auf die Einsatzbereitschaft der in der Miliz verbleibenden Männer bewusst. Allerdings kristallisierte sich für unwillige „Angesessene“ ein ganzes Arsenal von Vermeidungsstrategien heraus, um dem gehassten Dienst in Landmiliz und Aufgebot zu entgehen. Dieses reichte von der Bestechung der an der Auswahl der Kriegsdienstpflichtigen beteiligten zivilen Obrigkeiten und Militärpersonen bis zur durchgehend möglichen Stellung eines Ersatzmannes (hier warb der primär Verpflichtete zu Exerzierübungen und gegebenenfalls auch zu Aufgeboten als Privatperson auf eigene Kosten einen Stellvertreter an). Im 18. Jahrhundert trat die Option hinzu, sich bei einem Schießstand einzuschreiben. Ob der Betreffende dort tatsächlich aktiv wurde oder nicht,
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VII. Das Kriegswesen
war für die Zielerreichung sekundär. Vielmehr konnte er, wenn die Wahl zum Aufgebot auf ihn fiel, den Einwand erheben, ohnehin schon „Schütze“ zu sein. Die trotz wiederholter Anläufe virulent bleibenden, das Auswahlprozedere betreffenden Konflikte in den Städten und Gerichten fanden ihr Pendant in den Auseinandersetzungen zwischen dem Adels- und Prälatenstand einerseits und den Städten und Gerichten andererseits über den Beitrag der oberen Stände zur Landesdefension, der aus Sicht der niederen Stände zu gering ausfiel. Es sei darauf hingewiesen, dass man die Erfolge und den Einsatz der Tiroler Aufgebote während der Erhebung 1809 abweichend von der älteren Historiographie nicht verkürzt mit dem Funktionieren gegebener Organisationsstrukturen erklären kann, sondern diese eher die Folie darstellen, auf der sich die Aufstellung der lokalen Kontingente regional in durchaus erheblich variierender Weise vollzog. Früher zu Tage getretene Mängel, Widerständigkeiten und Fahnenflucht waren daher auch 1809 zu beobachten. Quellenlage und Forschungsstand Die Tiroler Landesdefension zählt traditionell zu den am intensivsten behandelten Landesverteidigungseinrichtungen der Habsburgermonarchie. Neben der älteren Arbeit Stolz 1960 vgl. nunmehr die beiden größeren Arbeiten Schennach 2003 (für den Zeitraum 1600–1650) und 2004 (Quellenband), die auf die reiche archivalische Grundlage im TLA verweisen. Ergänzend und zeitlich darüber hinausgreifend: Schennach 2002, 2005a, 2005b und 2005c. Speziell zum Landlibell Schennach 2011, zu 1809 Schennach 2009.
2.3. Das Landesdefensionswesen der böhmischen Länder Von Joachim Bahlcke 2.3.1. Regionale Traditionen und Entwicklungstendenzen bis 1500 Für die Ausbildung der ständischen Landesdefension in den Ländern der Wenzelskrone stellt das Jahr 1526, in dem die Habsburger den böhmischen Thron bestiegen, keine Zäsur dar. Wichtige Weichenstellungen, die unmittelbar mit der hussitischen Revolution und den Auswirkungen der Hussitenkriege (1419–1434) in Zusammenhang stehen, erfolgten vielmehr bereits in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Die Erfahrungen jener faktisch königlosen Zeit, die den unter den luxemburgischen Königen formierten Länderverband zutiefst spalteten, begünstigten regionale, dezentrale Tendenzen und verhinderten bis Ende des 16. Jahrhunderts die Ausbildung gemeinsamer, die Grenzen der Einzelterritorien überschreitender Militär- und Verteidigungsstrukturen. Hinzu kommen spezifische, aus der geographischen Lage und den Raumbeziehungen der Länder resultierende Faktoren, die wichtige Entwicklungsschritte der jeweiligen ständischen Defensionswerke beeinflussten: das Verhältnis im und zum Heiligen Römischen Reich sowie die Bedrohung durch die Osmanen.
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Im Hauptland der Krone, im Königreich Böhmen, bildete der als Verteidigungskrieg der hussitischen causa fidei empfundene Kampf gegen den legitimen König seit 1419 das einigende Band, das verschiedene gesellschaftliche Gruppen zusammenführte. Die recht unterschiedliche Zusammensetzung der hussitischen Heere erforderte einheitliche Richtlinien für die gesamte Organisation des Kriegswesens, die von 1420 bis in die 1430er Jahre hinein in Heeres- und Kriegsordnungen mit exakten disziplinarischen Vorschriften festgehalten wurden. Besonderen Einfluss gewann die 1423 in Königgrätz erlassene Kriegsordnung Jan Žižkas, die u. a. Bestimmungen für das Verhalten auf dem Marsch, im Gefecht und beim Wachdienst (Art. I–III, V, VI), zur inneren Ordnung im Heer (Art. VIII, IX, XI), über den Umgang mit Deserteuren (Art. X) sowie die Verteilung von Beute (Art. VII) enthielt. Die Übereinstimmung des tschechischen Begriffs für Heerlager (tábor) mit dem biblischen Namen für den Berg der Verklärung spielte in Ideologie und Mobilisierung der „Streiter Gottes“ eine wichtige Rolle. Die Radikalisierung erforderte nicht nur eine weitgehende Selbstorganisation unter den Herren des Ritterstandes mit ihren Kriegsmannen, den Bürgeraufgeboten aus den Städten, den unzureichend ausgerüsteten Kriegshaufen der Landbevölkerung und eigens angeworbenen Söldnern. Sie machte auch eine Modernisierung der vorhandenen Wehrverfassungen der Städte notwendig. Im Ergebnis konnte sich das schlagkräftige, in Militärtaktik, Ausrüstung und Befehlsstruktur überlegene hussitische Heer in mehreren Kreuzzügen behaupten. Die gewachsene Bedeutung der Stände in Böhmen und Mähren nach der hussitischen Revolution lässt sich institutionell in Gerichten, Land- und Kreistagen sowie in der Ämterorganisation ablesen. Den Kreisen, die in Analogie zu den alten Burgbezirken als Militär- und Gerichtsbezirke die Aufgabe der Friedenswahrung und Gerichtsexekution innehatten, standen Ende des 14. Jahrhunderts noch vom König eingesetzte Kreisrichter vor (popravci). Ein Jahrhundert später waren diese von ständischen Kreishauptleuten verdrängt worden, deren Kompetenzen auch die militärische Organisation der Kreisabteilungen des Aufgebots einschloss. Ähnliches gilt für die an die Instruktionen der Stände gebundenen, nicht aber von der Einberufung durch den Landesherrn abhängenden Landtagsausschüsse, die sich mit allen Fragen der Landesdefension befassten. An der Wende zum 16. Jahrhundert war in den einschlägigen Landesordnungen Böhmens (Vladislavské zřízení zemské, 1500) und Mährens (Kniha Tovačovská, 1480) der Grundsatz fest verankert, dass sich das Landesaufgebot (zemská hotovost) als bloße Defensivinstitution ausschließlich auf die Grenzverteidigung beziehen dürfe. Der Adel verfügte in dieser Phase über zahlreiche Privilegien, die seinen Einfluss im Bereich der Landesdefension absicherten. Die politische Entwicklung im 15. Jahrhundert blieb nicht ohne Einfluss auf das Verhältnis Böhmens zur Landfriedensordnung des Reiches. In dem 1383 von König Wenzel abgeschlossenen Landfrieden, der das Reich in vier parteyen, Vorläufer der späteren Reichskreise, eingeteilt hatte, war Böhmen noch selbstverständlich als Teil des Reichsverbands mitberücksichtigt worden. Bereits im 1438 entworfenen Landfrieden wurde das Königreich samt seinen Nebenländern allerdings ausdrücklich ausgeklammert. Mehrere Exemtionsprivilegien garantierten Böhmen, sich an der Reichsdefension finanziell nicht beteiligen zu müssen. 1512 blieb das Land, dessen Landesherr als Kurfürst künftig nicht mehr am Reichsregiment teilnahm, außerhalb der von Maximilian I. geschaffenen Kreisordnung, die in ihrem militärisch relevanten Teil den Unterhalt von Truppen und Kriegsmaterial regelte und eine wechselseitige Unterstützung bei feindlichen Angriffen vorsah.
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In Schlesien, der Ober- sowie der Niederlausitz hatte die hussitische Bedrohung umgekehrt nachhaltige Verteidigungsanstrengungen notwendig gemacht. Mit Blick auf die Entwicklung der ständischen Landesdefension wirkte der Widerstand gegen die Bedrohung aus Böhmen strukturbildend. Auf dem schlesischen Fürstentag von 1427 wurden erste Ansätze einer gemeinsamen militärischen Organisation erkennbar: Man legte neue Musterrollen an, erließ Vorschriften für eine regelmäßige Ausbildung und teilte das Land in zwei großflächige Gebiete, Ober- und Niederschlesien, ein. Auffällig ist auch die gemeinsame Privilegierung der im 15. Jahrhundert in zahlreichen Städten entstehenden militärischen Korporationen von Armbrustschützen. Mehrere Landfrieden, die zwischen den 1430er und den 1520er Jahren beschlossen wurden, erhöhten die innere Sicherheit und förderten erste Zentralisierungsansätze des Herzogtums, dessen unterschiedlich gefestigte Einzelterritorien eine Vielzahl historisch gewachsener Formen von Landesaufgeboten und Lehnsverpflichtungen aufwiesen. So bezog sich die Verpflichtung, Ritterdienste zu leisten, nur auf die Lehnsleute der dem König von Böhmen direkt unterstehenden Erbfürstentümer, während die freien Standesherren und die Fürsten der Mediatfürstentümer bzw. ihre Lehnsleute dazu nicht verpflichtet waren; im Fürstentum Neisse, dem sog. Bistumsland, bildeten die polnischen Landsassen der Anfang des 15. Jahrhunderts noch rund 50 unter polnischem Recht verbliebenen Ortschaften den Kern der Reiterei. Vom Bedeutungszuwachs des Adels in Böhmen vermochten letztlich auch die schlesischen Fürsten und Stände zu profitieren, die im Großen Landesprivileg von 1498 durchsetzen konnten, dass fortan kein schlesischer Untertan zu Kriegsdiensten außerhalb der Landesgrenzen verpflichtet sei. Vergleichbare Entwicklungen lassen sich in den Lausitzen erkennen, wo seit den Hussitenkriegen mehrfach zu gleicher Zeit Landesaufgebote angeordnet wurden; auch Absprachen der Landvögte in Fragen der defensio terrae wurden seither regelmäßig getroffen.
2.3.2. Struktur und Organisation im 16. Jahrhundert Die älteren Strukturen der Landesdefension aus vorhabsburgischer Zeit blieben im Kern auch während des 16. Jahrhunderts bestehen, trotz der aus Sicht des Königs zunehmend schlechten Erfahrungen mit den nur schwerfällig zu aktivierenden, militärisch ungeübten, auf die Stände vereidigten und wiederholt ungehorsamen Aufgeboten während der Türken- und Ungarnkriege, ungenügenden Zuzugs und chronischer Unterfinanzierung. Der Landesherr versuchte zwar seine Abhängigkeit von den Ständen zu überwinden, die eigene Verfügungsgewalt in Militärangelegenheiten zu stärken und den allgemein zu beobachtenden Trend der Entwicklung vom Lehnsheer zum Söldnerheer zu beschleunigen, doch fehlten ihm hierzu sowohl die notwendigen Machtmittel als auch die finanziellen und personellen Ressourcen. Neben der Steuerfrage – und eng mit dieser verwoben – war die Organisation des Defensionswesens ein dauerhafter Gegenstand des Streits zwischen dem Landesherrn und den Ständen. In Böhmen hatte der König das Recht, im Kriegsfall das ständische Landesaufgebot einzuberufen. Alle weiteren Entscheidungen fielen allerdings in die Hoheit des Landtags: Dieser entschied über die Größe des Kontingents an bewaffneten Fußsoldaten und Reitern, das die einzelnen Grundherren und Stände zu stellen hatten, und die Verteilung aufzubringender Geschütze und Waffen; er konnte einzelnen Adeligen Ausnahmen vom Landesaufgebot zugestehen oder beschließen, dass bestimmte Geldsummen alternativ für die
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Erneuerung wichtiger Burgen oder Festungen verwendet wurden. Der Landtag setzte die Frist fest, bis zu der das Aufgebot im Feld bleiben sollte. Strebte der König einen Einsatz außerhalb der Landesgrenzen an, zu dem die Böhmen nach Landesrecht nicht verpflichtet waren, hatte darüber ebenfalls die Ständeversammlung zu entscheiden. Zuständig für die Anordnung des Aufgebots und die Heeresleitung war gemäß Landesordnung der an der Spitze der obersten Landesbeamten stehende Oberstburggraf, der auch den Vorsitz im Landtag hatte. Versuche Ferdinands I., diese Befugnisse loyalen Parteigängern zu übertragen und mit der Kriegführung erfahrene Heerführer zu betrauen, scheiterten 1541 am Widerstand der Stände. Die Stände der Nebenländer erteilten ferner ihren Abgesandten zu den Generallandtagen in der Regel keine Beschlussvollmacht, sodass Versuche überregionaler Verteidigungsmaßnahmen schon im Ansatz scheiterten. Erfolglos war der König zunächst auch mit seinem Versuch, sich anstelle des Landesaufgebots von den Ständen reine Geldhilfen für die Anwerbung gut ausgebildeter und jederzeit dispositionsfähiger Söldner bewilligen zu lassen; durchsetzen konnte er lediglich, dass 1537 und 1540 die Stände selbst für ihn Söldner warben. Im 16. Jahrhundert existierten in Böhmen nebeneinander drei Arten der ständischen Landesdefension: erstens der persönliche Zuzug des Adels (osobní do pole tažení), der aber nur selten, in Situationen extremer Bedrohung (bes. 1566, letztmals 1594), unternommen und an die Bedingung der persönlichen Teilnahme des Landesherrn am Feldzug geknüpft wurde; zweitens das Landesaufgebot (veřejná hotovost, auch veřejnost), das aus Untertanen der Grundherren und Bürgern der Städte zusammengestellt wurde und ausschließlich zur Verteidigung des Gebiets der böhmischen Krone bestimmt war; und drittens die Stellung und Finanzierung geworbener Söldner durch die Stände, unter dem Kommando ständischer oder zumindest zu den Landleuten gehörender Befehlshaber. Seit Maximilian II. (1571), besonders aber seit dem Ausbruch des Langen Türkenkrieges (1593–1606) wurde diese dritte Defensionsform zur üblichen Variante, während das Landesaufgebot nur mehr ausnahmsweise einberufen wurde (1594 und 1605). Eine wichtige exekutive Funktion für die Landtage hatten in Böhmen die Kreistage bzw. die Kreishauptleute, in deren Zuständigkeit Vermögensschätzung, Steuereintreibung und Landesaufgebot fielen. Der Einteilung des Heeres lag zum größeren Teil die bis Ende des 15. Jahrhunderts etablierte Kreiseinteilung zugrunde. Entsprechend fiel bis 1547 der Befehl über die Kreisabteilungen den aus dem Herren- oder Ritterstand stammenden Kreisfeldhauptleuten (nicht mit den Kreishauptleuten zu verwechseln) und damit ständischen Amtsträgern zu; später hatten die Feldhauptleute des Aufgebots keinen Bezug zu den Kreisen mehr, obwohl das Aufgebot weiterhin kreisweise organisiert wurde. Die vom König angestrebte Professionalisierung des Defensionswesens lässt sich an der Einsetzung eigener, vom Landtag gewählter Kreismusterherren erkennen, denen seit 1565 die Musterung des Aufgebots und anderer Formen der Defension in den einzelnen Kreisen oblag. Die Größe des zu stellenden Kontingents richtete sich dabei wie die Landessteuern nach der geschätzten Höhe der Einzelvermögen. In Struktur und Organisation unterschied sich das Defensionswesen in Mähren nur unwesentlich von demjenigen in Böhmen. Ein wichtiger Unterschied bestand darin, dass es in Mähren vor 1526 keine Kreisverwaltung gab (das Land war vielmehr in zwei Gerichtsbezirke geteilt). Die Kreise entstanden erst im Zusammenhang mir der Organisierung der Landesdefension gegen die osmanische Bedrohung. 1527 beschloss der mährische Landtag die zwei Jahre später realisierte Einrichtung von vier, ebenfalls von Angehörigen des Herren- und Ritterstands und damit ständischen Amtsträgern geführten
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Kreisen, die 1569 um einen fünften erweitert wurden. Nichtmilitärische Aufgaben übernahmen die Kreishauptleute jedoch erst später. Als Befehlshaber des Aufgebots waren sie ursprünglich nicht den böhmischen Kreishauptleuten, sondern den bis 1547 gewählten Kreisfeldhauptleuten ähnlich, und ihr Amt erlosch zunächst in Friedensjahren wieder. Die vom Olmützer Bistum verliehenen Mannschaften erschienen in dieser Zeit noch unter dem Banner des Bischofs. Angesichts der kontinuierlich von der Türkengefahr betroffenen Markgrafschaft fielen hier die Bewilligungen höher aus als in Böhmen; der vom Landesherrn angestrebten Festlegung der Geldleistungen für Defensionszwecke unter den einzelnen Ländern blieb der Erfolg dagegen auf den Generallandtagen bis zum letzten Drittel des 16. Jahrhunderts versagt. Wie in Böhmen, erfolgte auch in Mähren in den letzten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts der Übergang vom Landesaufgebot zu seitens der Stände geworbenen, finanzierten und befehligten Söldnerkontingenten. Auch in Schlesien gab die Bedrohung durch die Osmanen Ende der 1520er Jahre neue Impulse für die Organisation der Landesverteidigung. Zur Erhaltung des Glaubens und zur Abwehr der vom Osmanischen Reich ausgehenden Bedrohung schuf man auf dem Fürstentag von 1529 ein zentral organisiertes, von den Ständen finanziertes Defensionswesen, das an frühere Vereinbarungen aus dem Widerstand gegen die Hussiten anknüpfte. Das gesamte Herzogtum wurde in vier „Quartiere“ eingeteilt, an deren Spitze jeweils ein vom Fürstentag gewählter, für Musterungen, Waffenübungen und die Befestigung der Städte zuständiger Kreisoberster stand, der von weiteren Amtsträgern unterstützt werden sollte (u. a. Proviant-, Rumor- und Wagenburgmeister, Musterschreiber und Regimentsschulze). Das Recht zum Erlassen des Aufgebots oblag dem Oberhauptmann, der zugleich das Kommando über die Defensionstruppen führte; gelegentlich wurde für diese Aufgabe auch ein eigener Feldhauptmann aus den Reihen der Fürsten oder freien Standesherren ernannt. Die Tatsache, dass die Militärbezirke die alten Grenzen der Fürstentümer unbeachtet ließen, zeigt die prinzipielle Bedeutung dieser Ordnung für die territoriale Verdichtung Schlesiens ebenso wie die Einführung eines einheitlichen Landessymbols für die gemeinsame militärische Aktion – unabhängig davon, dass die u. a. an den weiterhin bestehenden regionalen Musterungs-, Verteidigungs- und Defensionsordnungen ablesbaren innerschlesischen Regionalismen auch hier eine tatsächliche Bewährung dieser Bestimmungen verhinderten. Immerhin wurde die Ordnung von 1529 durch mehrere Fürstentagsbeschlüsse (1532, 1541, 1543) ergänzt und verfeinert und erhielt 1578 eine endgültige Fassung.
2.3.3. Defension und Konföderation im Zeichen ständischer Staatsbildung War auf den Generallandtagen der Jahre 1585 und 1587 in Prag noch vergeblich über ein länderübergreifendes Defensionswerk verhandelt worden, weil die Stände hierin lediglich eine Stärkung der landesherrlichen Macht sahen, so bewirkte die Zuspitzung der politischen Krise in Böhmen um 1600 ein Umdenken aller Ständegemeinden. Das erstmalig in Angriff genommene Verteidigungssystem für sämtliche Länder der Krone erlebte während des ständischen Staatsbildungsexperimentes der Jahre 1618 bis 1620, in der die militärische Mobilisierung ähnlich wie zwei Jahrhunderte zuvor der Selbstbehauptung der religiösen, politischen und gesellschaftlichen Ordnung diente, sich gleichzeitig aber verselbständigte und schließlich gegen den Landesherrn kehrte, seinen Höhepunkt. Auf der Grundlage einzelner Defensionsbündnisse – etwa dem „Religions defension werck“
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der evangelischen Stände Böhmens und Schlesiens von 1609, das die aequalitas und proportio Arithmetica bei der Aufteilung der Hilfsleistungen besonders betonte – entwickelte sich 1619 ein völlig neues Staats- und Verfassungsmodell. Ideengeschichtlich schob sich dabei neben den regional besetzten älteren Begriff der defensio (in ständischen Akten und Apologien häufig in der Kombination legitima defensio) sukzessive der neue einer confoederatio. Zentrale Streitpunkte der Diskussionen auf den Generallandtagen blieben die Festsetzung der einzelnen Kontingente, des Steuerschlüssels, des Einsatzgebietes der Truppen und der Befehlsgewalt. Die Intensität, mit der in diesen Jahren über ein gesamtständisches Defensionswerk nachgedacht wurde, zeigt der 1606 von Johann Milner (Müldner) von Mühlhausen, einem sowohl in landesfürstlichen als auch in ständischen Behörden tätigen Beamten, vorgelegte Discurs und bericht per Defensionsordnung. Ausgehend von einer typologischen Differenzierung der einzelnen Defensionswerke, prüfte er diese auf ihren möglichen Nutzen und auf ihre Anwendbarkeit in den böhmischen Ländern. Zahlreiche Reformansätze enthält überdies eine 1612 im Umfeld Karls von Liechtenstein in der Markgrafschaft Mähren entstandene, alle Probleme von Landesdefension, Ausbildung und Rechtsfragen diskutierende Wehrverfassung, die zugleich Ober- und Niederösterreich erfasste; diese Ordnung sah beispielsweise erstmals eine einheitliche Kleiderordnung der Truppen in den verschiedenen habsburgischen Ländern vor. Die politischen Ereignisse in Ungarn sowie die sich vertiefende Dynastie- und Staatskrise bewirkten freilich eine Radikalisierung des Defensions- und Widerstandsgedankens. Diese fand zunächst in den unruhigen Jahren 1608 bis 1611 praktische Umsetzung, als die evangelischen Stände in Böhmen, Mähren und Schlesien wiederholt zur eigenmächtigen – seitens des Landesfürsten als illegal angesehenen – Anwerbung von Kriegsvolk sowie zur Einberufung des Aufgebots schritten, um auf diese Weise den Landesherrn unter Druck zu setzen und zur Nachgiebigkeit in der Religionsfrage zu bewegen. Als wichtigste ständische Institution bewährte sich das Defensorenkollegium, das sich in diesen Jahren von einem kirchenpolitischen Instrument der utraquistischen Stände in Böhmen zu einem gesamtstaatlichen Organ entwickelte. Nach Ausbruch des Ständeaufstands 1618 in Prag schuf die neue Direktorialregierung innerhalb kürzester Zeit Strukturen einer effektiven Landesverteidigung. In der Confoederatio Bohemica von 1619 wurde festgeschrieben, dass die (als Synonym zu bzw. als integraler Bestandteil der Konföderation verstandene) „Generaldefension“ eine wechselseitige Hilfsleistung der Länder vorsehe, die einander künftig in allen begebenden Notfällen unvorsezlich und ohne Tergiversation bei- und zuspringen (Art. LXX) sollten. Überdies wurden präzise Modalitäten für die gemeinsame Absprache und Beschlussfassung, klare Befehlswege und realistische Finanzierungsformen vereinbart. Die nunmehr in allen Ländern gewählten Defensoren, die über den Militärbereich hinaus zentrale Funktionen übernahmen, erhielten weitgehende Befugnisse und Kontrollrechte; gleichzeitig wurde Vorsorge gegen eine Verletzung oder Nichtbeachtung dieser Vereinbarungen getroffen (Art. LIX–LXVIII, LXXI–XCIV). Bis zur folgenschweren Schlacht am Weißen Berg bei Prag im November 1620 bildeten sich in der Praxis weitere Anpassungen der bisher regional organisierten Defensionswerke heraus, die allerdings angesichts der zeitgleich zu leistenden Aufgaben, namentlich im Bereich des Finanzwesens, oft nur von kurzer Dauer waren.
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2.3.4. Zurückdrängung und Aufhebung ständischer Defensionswerke Im Zuge des verfassungsrechtlichen Systemwechsels in Böhmen und Mähren während des Dreißigjährigen Krieges wurde auch das völlig autonome ständische Defensionswesen, wie es sich in den beiden ersten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts ausgeformt hatte, beseitigt. Im Hauptland der Krone bestimmte die Verneuerte Landesordnung von 1627, dass fortan die Stände im Kriegsfall zu einer uneingeschränkten Hilfeleistung verpflichtet und alle Werbungen oder Musterungen ohne Bewilligung des Landesherrn verboten seien, ebenso sämtliche Bündnisse und Allianzen der Stände untereinander (Art. A. XI– XIII); in der 1628 erlassenen Verfassung für die Markgrafschaft Mähren wurde die Aufhebung des ständischen ius armandi ebenfalls gesetzlich verankert. Das bereits seit dem Ende des 16. Jahrhunderts nicht mehr übliche Aufgebot verschwand endgültig im Zuge der Ausbildung des Stehenden Heeres nach dem Dreißigjährigen Krieg. Noch in der Endphase des Krieges kam allerdings das Aufgebot subsidiär zum Einsatz: Als Teile Böhmens wiederholt durch die Schweden besetzt wurden, wurde das Aufgebot auf der Ebene der Kreise (Kreisaufgebot) nochmals aufgestellt (1642, 1645); in Schlesien wurde das Generalaufgebot 1626 gegen den Einfall Mansfelds (allerdings mit geringem Erfolg) einberufen. Zum letzten Mal wurde, und zwar in allen drei Kronländern, ein Landesaufgebot zur Abwendung der Gefahr eines Osmaneneinfalls nach Mähren im Herbst 1663 aufgestellt. In den Jahrzehnten danach wurde die ständische Pflicht zum Aufgebot durch die Stellung von Rekruten („Landrekruten“) abgelöst. Die Kreishauptleute in Böhmen und Mähren wahrten allerdings auch mit dem Aufkommen Stehender Heere Teile ihrer bisherigen Funktionen im Militärsektor und blieben Ansprechpartner für durchziehende oder im Kreis stationierte Truppen, deren Verpflegung und Stationierung; Ende des 17. Jahrhunderts kamen weitere Aufgaben im Bereich der Rekrutenerhebung und -beaufsichtigung hinzu. Weniger durchdringend wirkten sich die Maßnahmen des Hofes in Schlesien aus, wo ständische Autonomiebereiche sowie lehnsrechtliche Elemente in Teilen bis zum Beginn der preußischen Herrschaft erhalten blieben. Quellenlage und Forschungsstand Angesichts der engen thematischen Nähe der ständischen Landesdefension zu anderen Aspekten der Politik-, Rechts- und Gesellschaftsgeschichte der böhmischen Länder finden sich einschlägige archivalische Quellen verstreut in allen großen Archiven in Prag, Brünn und Breslau, für die mehrere Archivbehelfe existieren (der oben genannte Reformplan einer länderübergreifenden Defensionsordnung des Johann Milner von Mühlhausen im NA, Militare, Kart. 22, 1606, fol. 14r–33v). Hervorzuheben ist der Bestand Militare im NA, der in großen Teilen durch eine die Jahre 1527 bis 1648 umfassende achtbändige, in der Schriftenreihe „Quellen zur tschechoslowakischen Militärgeschichte“ erschienene Regestenedition erschlossen wurde (Roubík–Líva 1937–1955). Gesamtstaatliche Bedeutung hat ferner die mehrbändige Quellenedition der böhmischen Landtagsverhandlungen und -beschlüsse für die Jahre 1526 bis 1611 (Sněmy české 1877–1954), die wohl umfangreichste Quellensammlung zum Thema Landesdefension. Lediglich für den exponierten Zeitraum von 1618 bis 1629 sind als Pendant für Schlesien die von Palm–Krebs
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1865–1906 herausgegebenen Verhandlungen und Korrespondenzen der schlesischen Fürsten und Stände vorhanden; für diese Phase sind zu allen Fragen der Landesdefension auch die Editionen Prokeš 1934c, Hrubý 1934–1937, Kočí–Polišenský–Čechová 1971–1981 (hier in Bd. 2, 151–165, die Konföderationsurkunde von 1619 ediert) sowie Urbánková 1979 heranzuziehen. Einschlägig sind ferner Landesordnungen und andere Gesetze (Malý–Pánek 2001, Kreuz–Martinovský 2007); reine Defensionsordnungen sollten zwar verlesen und so auch dem „gemeinen Mann“ bekannt gemacht werden; sie wurden allerdings, wie das Beispiel Schlesien zeigt, aus Gründen der Geheimhaltung nicht als Einzeldrucke publiziert und sind heute selbst als Handschriften kaum zu ermitteln (Weber [M.] 1996, Bahlcke 2001a). Immerhin ist die wichtige schlesische Defensionsordnung des Jahres 1578 gedruckt in Neudorff und Mertzdorff 1691, 97–120. Nur wenige Quelleneditionen gelten darüber hinaus ausschließlich Aspekten der Landesdefension (Schier 1914, Żerelik 2002, Kozák 2010). Da die Anordnung der Landesdefension in der Regel viel leichter quellenmäßig nachweisbar ist als deren Einsatz, besitzen Ego-Dokumente jener Adeliger, die an der Defension teilnahmen, einen hohen Informationswert, z. B. die Memoiren von Pavel Korka von Korkyně (Palacký 1829/30) und Heinrich Hieserle (Petráčková 1979). Das böhmische Landesaufgebot von 1594 ist durch die Akten des Generals Peter Wok von Rosenberg sehr gut dokumentiert (Pánek 1985b, Bůžek 1989a, 1989b und 1998, Stejskal– Bůžek 1991); über jenes von 1605 gibt es wertvolle Nachrichten in zwei Tagebüchern (Koldinská–Maťa 1997 und Žitný 2009) und eine Aktenedition (Kameníček 1894a). Die älteren, in ihrer Tendenz häufig populären und teilweise zeitpolitisch motivierten Überblicksdarstellungen zur spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Militärgeschichte der böhmischen Länder (Wagner [E.] 1905, Bouček 1915, Kapras 1917b, Volf 1932, Kurfürst 1937, Staszewski 1938, zuletzt Procházka [Z.] 1985–1989, Bde. 1 und 2) wurden zwar in den letzten zwei Jahrzehnten durch neue, meist ebenfalls ein breites Publikum ansprechende Werke (Frais 1998, Bělina 2002, Čornej 2002, Koldinská–Šedivý 2008) ersetzt, doch liefern diese Werke nur sehr punktuell neue Einsichten für die regional recht unterschiedlich organisierten Landesaufgebote in der Vormoderne. Hilfreich sind unverändert die einschlägigen Standardwerke zur Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte der böhmischen Länder (Kapras 1913–1920, Janák–Hledíková 1989). Anders als in der Politik-, Religions- und Sozialgeschichte zur Frühen Neuzeit konzentrierte sich die tschechische Militärgeschichtsschreibung lange auf das 15., das „hussitische“ Jahrhundert, das zahlreiche technische, strategische und heeresorganisatorische Innovationen zum spätmittelalterlichen Kriegswesen hervorbrachte (als Überblick zuletzt Čornej 2002). Überdies stand nach 1945 in der Forschung lange Jahrzehnte die Frage der Türkenabwehr, ihrer Finanzierung und ihrer im engeren Sinn militärischen Organisation im Vordergrund (ein unverändert wertvoller Quellen- und Literaturüberblick bei Kopčan 1983, Überblicksstudien bei Pánek 1981 und 1988/89). Nur punktuell wurde die prinzipielle Verbindung von Landesdefension und ständischer Oppositionsbildung in Böhmen an verschiedenen Zeitschnitten näher untersucht (Janáček 1968/84, Pánek 1982, Eberhard 1985, Bahlcke 1993 und 1994). Auffallend sind die regionalen Ungleichgewichte. V. a. zur Entwicklung im Königreich Böhmen (grundlegende Information zu den Kreisen und der auf der Kreisebene erfolgenden Organisation der Landesdefension bietet v. a. Rieger 1889/93), über dessen militärische Entwicklung nicht nur die Fachzeitschrift Historie a vojenství (seit 1952) in-
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formiert, sondern auch ein aktueller Forschungsüberblick vorliegt (Šedivý 2002), gibt es eine größere Zahl neuerer, ganz unterschiedliche Aspekte der Landesdefension aufgreifender Studien – Wechselwirkungen von Militär- und Sozialverfassung (Romaňák 1983), Militarisierung der Gesellschaft (Pánek 1989b), ökonomische Probleme der Landesaufgebote und Söldnertruppen (Frankenberger 1990) oder das Entstehen einer institutionalisierten Militärseelsorge im 17. Jahrhundert (Kokošková 1995). Auch zu einzelnen Feldzügen existiert Literatur (Miltner 1880, Horáček 1966). Für Mähren ist das Thema nach den quellennahen, nach wie vor grundlegenden Arbeiten Kameníček 1886, 1894a, 1894b, 1896 und insbes. 1900–1905 (bes. Bd. 2, 170–400) v. a. in Hinblick auf die kriegerischen Verwicklungen der Markgrafschaft in der Frühen Neuzeit behandelt worden (Měšťánek 1997). Wichtige neue Erkenntnisse zum Anteil der Stadt Brünn an der Landesdefension und zum ständischen Arsenal (die sog. Rüst- bzw. Harnischkammer) bieten Sterneck 2003 und 2006. Für Schlesien, wo die älteren deutschen Studien (Palm 1869, Grünhagen 1872, Rachfahl 1894, Wagner [E.] 1905, Klawitter 1941) bis heute nicht durch neuere Arbeiten ersetzt werden konnten (einen informationsreichen Überblick bietet Conrads 1984), existiert mit Majewski–Kusiak–Szytko 1992 erstmals ein detaillierter Forschungsüberblick zur Militärgeschichte Schlesiens (vgl. ergänzend Hohrath 2005). Seither ist das Thema der ständischen Landesdefension aus unterschiedlichen Blickwinkeln in Monographien (Jurek 1991, Przyłęcki 1998, Maroń 2000) und in regionalen Fallstudien aufgegriffen worden, etwa zu den Ritterdiensten im Fürstentum NeisseOttmachau während des 15. Jahrhunderts (Goliński 1998). Für die Ritterdienste und die Organisation des Aufgebots in den einzelnen Fürstentümern kann man weiterhin die darauf bezüglichen Passagen in Croon 1912 und Hatalska 1979 heranziehen. Die Verhältnisse in der Niederlausitz (hier ist noch immer Joksch-Poppe 1906 heranzuziehen) und in der Oberlausitz werden vielfach in einschlägigen Untersuchungen zur Reichsgeschichte berücksichtigt.
2.4. Die ungarische Landesdefension Von Géza Pálffy 2.4.1. Die grundlegenden Veränderungen im ungarischen Militärwesen in der Frühen Neuzeit Das ungarische Militärwesen hat von der Schlacht bei Mohács (29. August 1526) bis zur Niederlage bei Raab (14. Juni 1809), der letzten Schlacht, an der die ungarische Adelsinsurrektion beteiligt war, mehrere entscheidende Wandlungen durchgemacht. Die tiefste Zäsur bedeutete der Übergang der Stephanskrone an das Haus Habsburg 1526/27, der auch das Ende eines selbständigen ungarischen Militärwesens brachte. Spätestens seit der Gründung des Hofkriegsrates 1556 wurden die zentralen militärischen Entscheidungen in Wien getroffen, wobei aber die ungarischen Vorschläge immer Berücksichtigung fanden. Die gemeinsame Handhabung des Militärwesens der Monarchie und Ungarns wurde von der Mitte des 16. Jahrhunderts an sehr gut durch die sog. Hauptfahnen symbolisiert,
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die für die Hauptleute der Grenzfestungen gegen die Osmanen gefertigt wurden. Auf der einen Seite dieser Fahnen war neben dem Kruzifix die gekrönte Schutzheilige des Königreichs Ungarn (Patrona Hungariae), Maria mit dem Jesuskind auf dem Arm, zu sehen, auf der anderen Seite der zweiköpfige Adler als Symbol für die kaiserlich-königliche Macht und die Domus Austriaca, mit dem ungarischen Staatswappen auf der Brust des Letzteren. Eine ähnlich entscheidende Wende in der Entwicklung der ungarischen Militärangelegenheiten bedeutete auch, dass der mittelalterliche ungarische Staat seine südlichen und mittleren Gebiete (ca. 40 % des Territoriums) verlor und zu einer echten Grenzregion wurde. Wien, die österreichischen und die böhmischen Länder mussten durch den Aufbau einer effizienten Türkenabwehr geschützt werden. Da diese Situation mit kleineren Veränderungen bis Ende des 17. Jahrhunderts fortbestand, war die militärische Zentralisierung auf dem Gebiet Ungarns viel stärker als in den österreichischen oder böhmischen Ländern. So entschied man im Wiener Hofkriegsrat nicht nur über Militärreformen großen Stils, sondern über sämtliche wesentlichen Fragen jeder kleineren oder größeren Grenzfestung: von der Ernennung der Hauptleute und Offiziere über die Planung der bedeutenderen Festungsbauarbeiten bis hin zur Stärke der in den Grenzburgen einzusetzenden Soldaten. Obwohl die unmittelbare Türkengefahr durch die vollständige Rückeroberung des Gebietes des mittelalterlichen ungarischen Staates bis 1718 wesentlich zurückgegangen war, blieben Ungarn und Kroatien weiterhin „Bollwerke“ gegen Südosten. Die dritte markante Umgestaltung erfolgte schließlich durch die allmähliche Aufstellung eines stehenden kaiserlichen Heeres ab dem Dreißigjährigen Krieg. Zum einen spielten dabei ab 1688 auch ungarische Regimenter (wie Barkóczy, Csáky, Pálffy, Batthyány, Zichy, Kéry, Czobor und Deák) eine immer größere Rolle. Zum anderen akzeptierten im Gesetzesart. VIII von 1715 in Pressburg auch die ungarischen Stände eine Verpflichtung zu einer Beitragsleistung für das kaiserliche Heer. Trotz dieser Veränderungen blieben „traditionelle“ Elemente des ungarischen Militärwesens bis Ende des 17., ja teilweise sogar bis Mitte des 19. Jahrhunderts erhalten. Zu diesen gehörten in erster Linie die Banderien, die Adelsinsurrektion und die Portalmiliz (militia portalis), die wichtige Elemente der ungarischen Landesdefension darstellten. Das Adjektiv „traditionell“ bedeutet jedoch nicht unbedingt rückständig. Einerseits machten auch diese Institutionen im Laufe der Jahrhunderte kontinuierliche Veränderungen durch, andererseits war ihr Fortbestand nicht nur mit militärischen Gründen, sondern auch mit altehrwürdigen Traditionen des Königreichs Ungarn und den grundlegenden Interessen seiner politischen Elite zu erklären.
2.4.2. Banderien, Kreisoberhauptmannstruppen, Privatarmeen Den Großteil des etwa 26.000 Reiter und Fußknechte zählenden Heeres des ungarischen und böhmischen Königs Ludwig II. auf dem Schlachtfeld bei Mohács 1526 stellten neben den ausländischen (böhmischen, polnischen und deutschen) Söldnern die Banderien des Königreichs Ungarn. Dies zeigt, dass die Banderien bis Anfang des 16. Jahrhunderts den wichtigsten, zu dieser Zeit bereits zweifelsohne „traditionellen“ Teil des militärischen Potentials des ungarischen Staates bildeten. Die Bezeichnung stammt von dem italienischen Ausdruck bandiero bzw. dem lateinischen banderium. Banderien waren nämlich die unter einem Banner (Fahne) marschierenden Soldaten. Die bereits in der Arpa-
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denzeit nachweisbare Institution wurde von König Karl I. (1308–1342) im Zuge seiner militärischen Reformen erneuert. Da größere Söldnerheere damals wegen der gewaltigen Kosten europaweit noch selten waren, wollte er auf diesem Wege die Aufstellung eines stärkeren Heeres erreichen. Diese Form der Heeresorganisation versuchten König Sigismund (1387–1437) in den Jahren 1432 und 1433, dann um die Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert Wladislaw II. (1490–1516) und Ludwig II. mehrere Male effizienter zu gestalten (Gesetzesart. XIX–XXI von 1492, XV und XX–XXI von 1498 und XI–XIII von 1518). Bei der Aufstellung der Banderien, die den Löwenanteil des nur für einzelne Feldzüge einberufenen königlichen Heeres ausmachten, kam jedem gesellschaftlichen Stand Ungarns eine spezifische Rolle zu. Dementsprechend gab es dreierlei Banderien: 1. Das königliche Banderium (banderium regium bzw. regale) stellte der Herrscher aus seinen eigenen Einkünften. Den Sold zahlte im Spätmittelalter der königliche Schatzmeister (thesaurarius regius) aus. Nach dem Gesetzesart. XXI von 1498, als erstmals in der ungarischen Geschichte die Stärke der Banderien fixiert wurde, bestand es aus 1.000 Reitern. Mehrere Faktoren erhöhten die Bedeutung des königlichen Banderiums. Einerseits trug es im Gegensatz zur Mehrheit der Banderien überwiegend ständigen Charakter. Andererseits sorgten die Angehörigen des königlichen Banderiums für den persönlichen Schutz des Herrschers und seines Hofes. Eine eigene königliche Leibgarde gab es damals noch nicht. Mit dem Anstieg der Türkengefahr ab Beginn des 16. Jahrhunderts versah ein bedeutender Teil der Einheit – meist als Husarenhauptleute – Dienst in den wichtigsten Festungen entlang der Südgrenze des Königreichs: Griechisch Weißenburg (später Belgrad), Temeswar, Karansebesch und Jajce. Sie wurden daher Hofhusaren (husarones aulici, husarones aulae regiae) genannt. Dank ihrer hervorgehobenen Rolle verfügten sie über verschiedene Privilegien. 2. Die Banderien der Barone (banderia baronum) wurden von den „wahren Baronen“ des Königreichs (veri barones regni), d. h. von den obersten Landeswürdenträgern, gestellt. Zu diesen gehörten im 14. und 15. Jahrhundert der Palatin, der Woiwode von Siebenbürgen, der Gespan der Szekler, der Banus in Kroatien und Slawonien, der Oberste Landesrichter, der ungarische Schatzmeister (tavernicorum regalium magister) sowie die königlichen obersten Hofwürdenträger. Als hochrangige Funktionäre und Großgrundbesitzer hatten sie jeweils einige hundert Soldaten unter eigener Fahne zu stellen. Das Gleiche galt für die hohen geistlichen Würdenträger des Königreichs Ungarn, also für die Erzbischöfe und Bischöfe, ja sogar für die Königinnen. Schon seit Beginn des 15. Jahrhunderts waren außerdem die militärischen Funktionseliten, die den südlichen Grenzschutz des Landes organisierten, der Oberhauptmann in Niederungarn (supremus capitaneus partium regni Hungariae inferiorum, zugleich Gespan des Komitats Temes), die Bane von Mačva, von Severin und von Griechisch Weißenburg etc. verpflichtet, eigene Banderien auszurüsten. Mehr noch: Im Sinne des Gesetzesart. XXI von 1498 nahmen – ähnlich den königlichen Banderien – die jeweils 400 Mann starken Banderien des Woiwoden von Siebenbürgen, des Gespans der Szekler, des Banus von Kroatien und des Gespans des Komitats Temes sogar ständigen Charakter an. Auf diese Weise verfügten die Jagiellonen-Könige in Ungarn am Ende des Mittelalters de facto neben den ausländischen Söldnern über ein kleines „stehendes“ Heer von einigen tausend Mann. Schließlich schrieb der Gesetzesart. XXII von 1498 außer für die obersten Landeswürdenträger auch für die bedeutendsten Aristokraten, nämlich für etwa 50 namentlich genannte Grafen und Magnaten, die Aufstellung von Banderien vor. Die Berechnungsgrundlage für ihre Kontingente bildete die Anzahl ihrer Leibeigenen, weshalb sie ebenfalls mit Kontingenten von mehreren hundert Solda-
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ten ins Feld ziehen mussten. Obwohl die Landtagsdekrete generell die Aufstellung von schweren und leichten Reitern anordneten, bildeten bereits mit Handfeuerwaffen ausgerüstete Fußknechte in den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts den Großteil sowohl der weltlichen als auch der kirchlichen Banderien. 3. Schließlich zogen in den Banderien der Komitate (banderia comitatuum) unter Führung des Gespans und unter der Fahne des Komitats sowohl die persönlich erscheinenden Adeligen als auch die von ihrem Grundbesitz gestellten Soldaten in den Krieg. Erstere waren durch die adelige Insurrektion zum Waffendienst verpflichtet, Letztere hingegen wurden aufgrund von Landtagsbeschlüssen aufgestellt. Auch die königlichen Freistädte waren gehalten, Banderien (banderia civitatum) zu stellen und Kanonen, Handfeuerwaffen und Kriegsmaterial zu liefern und zu transportieren. Der Kampfwert der Komitatsbanderien war – im Gegensatz zu den geübten Banderien des Königs oder des Banus – bereits im Spätmittelalter ziemlich unterschiedlich, ja eher gering, da sie (auch die Adeligen unter ihnen) nicht ständig, sondern nur bei Bedarf Dienst taten. Immerhin trug ein Großteil der Einheiten aus den Komitaten Anfang des 16. Jahrhunderts bei Kriegseinsätzen neben dem Säbel bereits Handfeuerwaffen. Obwohl sich in der Fachliteratur unterschiedliche Schätzungen finden, dürfte das Königreich Ungarn am Ende des Mittelalters durch die banderielle Kriegsorganisation zur Aufstellung eines Heeres von bis zu 25.000 Mann fähig gewesen sein – selbstverständlich ohne die persönliche Insurrektion der Adeligen und der siebenbürgischen Szekler, durch die die Gesamtstärke auf 50.000 bis 60.000 Mann gestiegen sein könnte. 25.000 Mann waren auch im gesamteuropäischen Kontext beachtlich, es entsprach dies in etwa der Stärke der größeren Heeresverbände des französischen und englischen Königs oder Kaiser Maximilians I. Die Zäsur von 1526 brachte unter mehreren Gesichtspunkten eine entscheidende Wende in der auf den Banderien basierenden Kriegsorganisation bzw. in der Landesdefension Ungarns. Das stehende königliche Banderium verschwand bzw. wurde nur für größere Feldzüge auf ungarischem Territorium (1566, 1591–1606, 1663–1664, 1683–1699) einberufen. In Abwesenheit des Herrschers wurde es entweder von einem Erzherzog oder von einem ungarischen obersten Landeswürdenträger unter der Fahne des Königreichs Ungarn geführt. Als Leibgarde wurde das königliche Banderium nicht mehr benötigt. In den ersten drei Jahrzehnten nach der Schlacht bei Mohács behielten sowohl Ferdinand I. als auch der Gegenkönig Johann I. Szapolyai (1526–1540) die Hofhusaren bei. Sie wurden zu dieser Zeit allerdings nicht mehr in den Grenzfestungen gegen die Türken eingesetzt, sondern nahmen an den Feldzügen gegen König Johann Szapolyai und die Osmanen als Hauptleute der leichten Reiterei teil (1532: 758 leichte Reiter unter 15 Hauptleuten, April 1533: 654 Hofhusaren unter 16 Hauptleuten). Die Reiter wurden zu dieser Zeit bereits von der Ungarischen Kammer in Pressburg bezahlt. Hofhusaren waren es übrigens, die im Schmalkaldischen Krieg (1546–1547) Johann Friedrich von Sachsen (1532–1547) gefangen nahmen. Ab der Regierungszeit Ferdinands I. begleiteten mehrere hundert Mann starke Kontingente von Hofhusaren in prächtiger ungarischer Tracht die habsburgischen Herrscher als Repräsentanten des Königreichs Ungarn zu den deutschen Reichstagen und sogar zu den Kaiser- und böhmischen Königskrönungen. Ihre militärische Rolle in den Festungen an der Türkengrenze übernahmen ab den 1560er Jahren vom Hofkriegsrat bestallte Husarenhauptleute. Im 16. und 17. Jahrhundert veränderten sich Situation und Rolle der Banderien der Barone, Magnaten und Prälaten grundlegend. Durch die Abspaltung des Fürstentums Sie-
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benbürgen schieden der Woiwode von Siebenbürgen und der Gespan der Szekler aus der Reihe der obersten Landeswürdenträger Ungarns aus, ebenso der Oberhauptmann in Niederungarn und die Bane am Unterlauf der Donau und der Save. Dafür stieg die Bedeutung des Banus von Kroatien und Slawonien. An die Stelle der Würdenträger, die im Spätmittelalter ein stehendes Banderium unterhalten hatten, traten jedoch bald neue militärische Kommandofunktionen: die „Kreisoberhauptleute“ oder auch „Kreisgenerale“ (Kreisobersten, kerületi főkapitány), die ab den 1540er und 1550er Jahren in drei großen Gebietseinheiten Rumpf-Ungarns, den sog. Kreisen, kommandierten: 1. Transdanubien, 2. Cisdanubien (von Wien aus gesehen Niederungarn), 3. Oberungarn. Sie wurden vom Herrscher ernannt, mussten jedoch (wie der kroatisch-slawonische Banus) ausschließlich den Reihen der ungarisch-kroatischen Aristokratie entnommen werden. Die Truppen der Kreisoberhauptmannschaften wurden von der Ungarischen Kammer aus der von den ungarischen Ständen auf den Landtagen beschlossenen Kriegssteuer (dica) bezahlt. Die Kreistruppen wurden daher „Reiter und Fußknechte des Landes“ (ország lovasai és gyalogosai) genannt. Während das Kontingent des kroatisch-slawonischen Banus im Vergleich zum Spätmittelalter etwas zunahm (es bestand aus 250 kroatischen Reitern und 250 kroatischen Fußknechten), bestanden die Truppen der drei Kreisoberhauptleute generell aus je 100 bis 150 ungarischen Husaren und Fußknechten. Besonders in Niederungarn (Cisdanubien) kam es jedoch vor, dass der Kreisgeneral außer dem ordentlichen Banderium auch über eine außerordentliche (extraordinari) Truppe von etwa 100 Reitern und 100 Fußknechten verfügte, die der Kreisoberstleutnant (Vizegeneral) anführte. Mit dem Ausbau der neuen Türkenabwehr ab 1560/70 wurden die stehenden Banderien des Banus und der Kreisgenerale zugleich Bestandteile der neuen Grenzverteidigungsorganisation. Die 500 Mann starke Truppe des Banus wurde auf die Festungen der südwestlich der Burg Sissek entstehenden Banalgrenze (1588 z. B. in den Burgen von Sredičko, Brest, Gora, Brkišovina, Šišinec und Španov grad) verteilt. Eine ähnliche Praxis entwickelte sich in Transdanubien. Hier waren es jedoch immer die Person des Kreisoberhauptmannes, die Lage seiner Besitzungen und seine aktuelle Funktion, die die Stationierung der Reiter und Fußknechte festlegten, denn der Oberhauptmann stimmte gerne den Schutz seiner eigenen Güter mit den Interessen des Landesteiles ab. Während Nikolaus Zrínyis (Zrinskis) Oberhauptmannschaft (1563–1566) war das Banderium z. B. in Sziget konzentriert, als sein Sohn Georg 1582 bis 1590 als Grenzoberst von Kanischa amtierte, in Kanischa, um die Familiengüter auf der Murinsel zu verteidigen. In der Zeit der Kreisoberhauptmannschaft der drei Kreisgenerale aus der Familie Batthyány (Adam I., Christoph III. und Adam II.) waren die Banderialtruppen von 1633 bis 1703 auf den Batthyánygütern am Raab-Ufer in Körmend stationiert. In Niederungarn hingegen standen die Truppen der Kreisoberhauptmannschaften fast immer in Neuhäusel (mitunter auch in den Festungen von Lewenz, Surány und Neugrad), in Oberungarn meist in der Oberhauptmannsresidenz Kaschau. Die Situation in Westungarn spiegelt nicht zuletzt den Interessenausgleich wider, den die erwähnten ungarischen Aristokratenfamilien mit dem Wiener Hofkriegsrat zum Schutze der Residenzstadt, Niederösterreichs und von Teilen der Steiermark im 16. und 17. Jahrhundert eingegangen waren. Das Bild wurde dadurch noch bunter, dass die Mehrheit der Kreistruppen sowohl im Fall der Zrínyis als auch der Nádasdys und Batthyánys deren Privatarmeen (500–1.200 Mann) entnommen wurde. Das war auch im Fall der Esterházys und der Thurzós in Niederungarn (Cisdanubien) nicht anders; auch die Familien Homonnai Drugeth, Csáky, Forgách und Koháry ließen ihre Gefolgsleute (familiares) in großer Zahl in die Kreistruppen in Oberungarn integrieren.
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Magnaten, Grafen und Prälaten waren im 16. und 17. Jahrhundert aus Mangel an finanziellen Ressourcen mehrheitlich nicht zur Aufstellung von Banderien in der Lage. Ganz besonders galt das für die königlichen obersten Hofwürdenträger und die Bischöfe. Hofwürdenträger existierten nämlich in der habsburgischen Zeit für Ungarn nur noch nominell. Ihre innenpolitische Rolle blieb zwar nach wie vor bedeutend, ihre militärische Funktion ging allerdings dauerhaft verloren. Infolge der türkischen Eroberungen hatte auch der Großteil der Bischöfe den angestammten Besitz verloren, sodass sie von den ungarischen Ständen lediglich für den Fall größerer osmanischer Offensiven verpflichtet werden konnten, 50 bis 100 Reiter zu stellen. Dennoch wurden sie alle auch weiterhin als Bannerherren (dominus banderiatus, zászlósúr) tituliert. Eine Ausnahme blieb der Erzbischof von Gran. Er hatte aus den Einkünften seiner weiterhin relativ bedeutenden Herrschaften zur Versorgung der in Neuhäusel dienenden ungarischen Soldaten, wenn auch nicht in Form eines eigenen Banderiums, regelmäßig beizutragen. Die Banderien der Magnaten, deren Zahl durch die Verbreitung des ungarischen Freiherrn- und Grafentitels im 16. und 17. Jahrhundert in Ungarn gewachsen war, und auch die Komitatsbanderien wurden ausschließlich im Kriegsfalle zum Einrücken aufgefordert. Selbst die Wohlhabendsten mobilisierten aber nur selten Truppen in einer Stärke von mehr als einigen hundert Mann. Bei all dem blieb der Brauch, Banderien mit Repräsentationscharakter aufzustellen, in der Frühen Neuzeit erhalten, und zwar auch bei den Königskrönungen in Pressburg und Ödenburg. Bei solchen Anlässen kam es auf den Feldern in der Nähe der ungarischen Grenze zu pompösen Militärparaden von weltlichen, kirchlichen und Komitatsbanderien. Ab Anfang des 18. Jahrhunderts ging die Bedeutung der Banderien weiter zurück. Nach der Vertreibung der Osmanen aus Ungarn und mit der Schaffung eines stehenden kaiserlichen Heeres, zu dem ab 1715 auch Ungarn regelmäßig beitrug, war ihr Einsatz im Grenzschutz oder in offener Feldschlacht entbehrlich. Wie das königliche Banderium wurden daher an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert auch die Kreisoberhauptmannstruppen allmählich abgeschafft. Die Banderien wurden jedoch durch Gesetze von 1715 nicht abgeschafft, und weiterhin hießen die obersten Landeswürdenträger Ungarns auch Bannerherren. Grund dafür waren aber nicht militärische, sondern politische und wirtschaftliche Interessen, und zwar der Kampf des ungarischen Adels um die Aufrechterhaltung seiner Steuerfreiheit (vgl. István Werbőczys Opus Tripartitum [1517], Tl. I, Titel 9) und den äußeren Anschein symbolischer Souveränität innerhalb der Habsburgermonarchie. Im 18. Jahrhundert kam den Banderien auf diese Weise nur noch zur Zeit des Österreichischen Erbfolgekrieges (1740–1748) sowie bei den Krönungen in Pressburg (1712, 1714 und 1741) bzw. Ofen (1792) eine wesentlichere Bedeutung zu, und zwar in erster Linie ihrem dritten Typ, den Truppen des Komitatsadels.
2.4.3. Die adelige Insurrektion und die Portalmiliz (militia portalis) Seit dem Spätmittelalter gab es zwei Arten der Aufstellung von Komitatsbanderien: zum einen den persönlichen Kriegseinsatz der Adeligen, d. h. die Adelsinsurrektion (personalis insurrectio, személyes felkelés), zum anderen die Stellung von Soldaten durch die Adeligen nach der Anzahl der Grundstücke (Sessionen) ihrer Leibeigenen (Portalmiliz, militia portalis).
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Die bereits in der Goldenen Bulle von 1222 erwähnte adelige Insurrektion aus der Arpadenzeit hatte ihrerseits zwei Formen. Bei Gefahr für das ganze Land verkündete der König eine Generalinsurrektion (generalis insurrectio, általános felkelés) oder auch Generallandesaufgebot, bei einem kleineren feindlichen Angriff hingegen nur eine Partikularinsurrektion (particularis insurrectio, részleges felkelés), die sich im Mittelalter auf einen Landesteil, im 16. und 17. Jahrhundert auf die kroatisch-slawonische Banschaft und auf die drei Kreise Ungarns nördlich der Drau beschränkte. Von der persönlichen Insurrektion waren lediglich Kranke, Alte, Personen mit mehreren minderjährigen Kindern, Kirchenvertreter, Witwer, minderjährige Waisen, später im 18. Jahrhundert auch Berufssoldaten, Staatsbedienstete, Lehrer, Ärzte und Chirurgen befreit. Die mittelalterliche Insurrektion führte der König selbst oder ein von ihm ernannter Oberhauptmann (supremus capitaneus) an, ab Mitte des 16. Jahrhunderts – sofern die Funktion besetzt war – der Palatin (palatinus) oder in seiner Abwesenheit, etwa während einer Erkrankung, der vom ungarischen König an seiner Stelle ernannte Oberhauptmann (supremus et generalis capitaneus). So wurde in der Zeit des Türkenkriegs 1663/64 z. B. in Abwesenheit Leopolds I. und während der Krankheit von Palatin Franz Wesselényi (1655–1667) zunächst im Herbst 1663 der Feldherr, Politiker und Dichter Banus Nikolaus Zrínyi (1648–1664), später im Frühjahr 1664 Franz III. Nádasdy, Oberster Landesrichter (1655–1670), neben der Führung der Banderien auch mit dem Befehl über die Adelsinsurrektion betraut. Die Anführer der Partikularinsurrektionen waren der Banus und die erwähnten Kreis oberhauptleute. Während der Banus lediglich die Truppen dreier Komitate der allmählich vereinigten kroatisch-slawonischen Gebiete befehligte (wobei nur ein Bruchteil des Komitats Kreuz unter habsburgischer Oberhoheit verblieben war), konnten die Kreisobersten in Ungarn Adelige in bedeutenderer Zahl ins Feld rufen. Der Wirkungsbereich des Kreisgenerals in Transdanubien weitete sich nämlich auf zehn, in Niederungarn (Cisdanubien) auf elf und in Oberungarn auf 13 Komitate aus. Die Dienste der Adelsinsurrektion konnte der König traditionell nur auf ungarischem Territorium in Anspruch nehmen, allein bei besonderer Bezahlung durften die Adeligen zu einer ausländischen Expedition verpflichtet werden. Adelige beteiligten sich also im 15. Jahrhundert nur gegen Sold an Feldzügen in Serbien oder Bosnien. An den größeren Streifzügen in osmanisches Gebiet nahmen im 16. und 17. Jahrhundert oft auch die von den Kreisgeneralen angeführten adeligen Insurgenten teil, ebenso an den Türkenkriegen der Jahre 1591 bis 1606 und 1683 bis 1699. Sowohl die Herrscher als auch die ungarischen Adeligen betrachteten diese Gebiete lediglich als vorübergehend verlorene Teile des Königreichs, Steuern wurden weiterhin erhoben, ja sogar die Besitzungen und die Leibund Grundherrschaft über die Bauern in Osmanisch-Ungarn blieben zum Teil erhalten. Einzelheiten des Einsatzes einer Adelsinsurrektion wurden zwar ab dem Spätmittelalter durch die ungarischen Landtage mehrmals modifiziert (z. B. durch die Gesetze von 1454, 1458, 1481, 1492, 1498, 1523, 1542, 1545, 1554, 1556, 1557, 1574, 1578, 1659, 1662 etc.), ihr Verlauf hatte dennoch mehrere Jahrhunderte hindurch grundsätzlich ähnlichen Charakter. Nach den Landtagsbeschlüssen (iuxta publicas regni constitutiones) stimmte der König im 16. und 17. Jahrhundert die Einzelheiten des Kriegseinsatzes im Allgemeinen vorher mit den Kreisgeneralen und den Leitern der ungarischen Stände ab und verkündete die Einberufung sowie die Musterung der Adeligen zu einem bestimmten Zeitpunkt und Ort. Wegen der Reduzierung des Territoriums auf eine Sichelform erfolgte die Heerschau generell in jedem Kreis getrennt, im Allgemeinen auf ei-
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ner größeren Ebene. In Oberungarn versammelten sich die Insurgenten oft auf der Ebene bei Szendrő (südlich von Kaschau), in Niederungarn in der Nähe von Neuhäusel oder Pressburg, die kroatisch-slawonischen Truppen hingegen in der Gegend von Agram oder Warasdin. In Transdanubien war ein großes Feld beim Dorf Vat am Fluss Marcal, der die Komitatsgrenze zwischen Veszprém und Eisenburg bildete, einer der häufigsten Orte für die Musterung (von 1593 bis 1809). Obzwar die Adeligen immer zu Pferd und ab Anfang des 16. Jahrhunderts auch mit Feuerwaffen ausgestattet in den Krieg zogen, reduzierten mehrere Faktoren ihre Einsatzfähigkeit in größeren Schlachten. Ein Teil war kriegsunerfahren bzw. verstand zu wenig von regulärer Kriegführung, zum anderen gestalteten sich Versorgung und Mobilisierung der Adelstruppen in Ermangelung einer ständigen Organisation und an Nachschubeinheiten problematisch, ganz zu schweigen von ihrer Disziplinlosigkeit. Der bedeutendste ungarische Feldherr und Militärwissenschaftler des 17. Jahrhunderts, Nikolaus Zrínyi, schlug Leopold I. im Sommer 1663 die Einberufung der Generalinsurrektion vor, zweifelte aber selbst an ihrem militärischen Nutzen. Allgemein war man überzeugt, dass die Insurrektionstruppen am ehesten dazu geeignet waren, den Nachschub des Feindes zu stören, Diversionsaufgaben durchzuführen, an bedeutenderen Streifzügen teilzunehmen oder neuralgische Punkte und Flussübergänge zu schützen; bei größeren Kriegsoperationen, Schlachten oder Belagerungen von Städten und Festungen waren sie hingegen kaum zu gebrauchen. Für den „kleinen Krieg“ waren sie auch im 17. Jahrhundert oft im Einsatz. In Transdanubien z. B. wurden die Adelsinsurrektionen zwischen 1640 und 1690 mindestens ein Dutzend Mal einberufen. Die getroffenen Feststellungen gelten auch für die Portalmiliz (militia portalis, telekkatonaság), die den anderen Teil der Komitatstruppen bildete. Ihre Aufstellung geht auf König Sigismund zurück, der auf dem Landtag 1397 in Temeswar mehrere militärische Reformen vorschlug, um die südlichen Grenzen Ungarns wirksamer gegen die Osmanen zu schützen. Dazu gehörte auch die Aufstellung der Portalmiliz. Das bedeutete, dass die Adeligen – neben der persönlichen Insurrektion – verpflichtet waren, in die Truppen der einzelnen Komitate zunächst von je 20 Grundstücken (portae) ihrer Leibeigenen, später, nach 1435, um die Lasten der Leibeigenen zu mildern, von je 33 Porten einen berittenen Bogenschützen zu stellen; von daher rührt die Bezeichnung der Institution. Die Zählung der Leibeigenengüter wurde komitatsweise von den Stuhlrichtern (iudex nobilium) unter Zuhilfenahme eigener Kommissare durchgeführt. Der Herrscher wollte auf diese Weise zusätzliche leichte Reiter für die Grenzverteidigung mobilisieren, für deren Verpflegung der Adel von seinen Leibeigenen auch eine Steuer erhob. Zwar sind hinsichtlich der zahlenmäßigen Stärke der neuen Armee lediglich Schätzungen überliefert, sie dürfte sich aber theoretisch auf bis zu 20.000 Mann belaufen haben. Im Spätmittelalter, besonders aber im 16. und 17. Jahrhundert durchlief auch die Portalmiliz einen schrittweisen Wandel. Anfangs machte König Matthias Corvinus (1458–1490) noch von ihr Gebrauch, nach 1471 setzte er aber eher seine Söldnertruppen ein. Die Veränderungen fanden in den Gesetzesartikeln der Landtage ihren Niederschlag. Zum einen wurde die Basis der Aufstellung mehrfach modifiziert. Seit dem 16. Jahrhundert waren die Adeligen verpflichtet, im Allgemeinen bereits von 100 Leibeigenen zwei bis drei bewaffnete Reiter (oder statt zweier Reiter drei Fußknechte) aufzubringen. Zum anderen stellte man Truppen nicht mehr nur für einen Feldzug auf. Angesichts der permanenten Türkengefahr lag es im ureigensten Interesse der Komitate, sich an der Verteidigung der auf ihrem Territorium befindlichen königlichen Grenzfestungen und Burgen,
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aber auch der Schlösser und Wachthäuser in kirchlichem und weltlichem Eigentum aktiver zu beteiligen. Die Portalmiliz wurde also im monatlichen Wechsel (vor allem zur Zeit der großen türkischen Streifzüge im Sommer), manchmal auch in Permanenz (continuus miles) aufgestellt. So wurden die Truppen des Komitats Ödenburg z. B. mehrere Male nach Pápa oder auf Wache in der Nähe von Raab (Bodonhely, Mórichida, Rábapatona) beordert, die Fußtruppen des Komitats Zala nach Keszthely am Plattensee und Szentgrót am Fluss Zala, die Soldaten des Komitats Eisenburg aber wurden zur Verteidigung der Raab-Linie herangezogen. Es kam auch vor, dass Adelige die Aufstellung der Portalmiliz sabotierten oder einfach ihre Privatsoldaten ins Feld stellten. Dennoch ist die Institution im 16. und 17. Jahrhundert ein ergänzendes Element der Landesdefension geblieben. Im 18. Jahrhundert veränderten sich Adelsinsurrektion und Portalmiliz neuerlich. Die Stände stellten sich nun auf den Standpunkt, dass der Herrscher die Insurrektion nur mit Zustimmung des Landtags einberufen durfte. In früheren Jahrhunderten war dies keine Bedingung gewesen, obwohl sich die Könige vor den Insurrektionen oft mit den Mitgliedern des Ungarischen Rates (Consilium Hungaricum) abgestimmt hatten. Die neue Praxis wurde im Gesetzesart. II von 1808 konkretisiert. Dafür hatte sich schon der Jurist und spätere Jakobiner Joseph Hajnóczy (1750–1795) in seiner Dissertatio politica publica de regiae potestatis in Hungaria limitibus (1791) ausgesprochen. Diese Entwicklung stand natürlich mit der Erstarkung des Kleinadels in Zusammenhang, der die Komitate repräsentierte und in der Unteren Tafel des Landtags die Mehrheit bildete. Königin Maria Theresia hatte der Verrechtlichung Vorschub geleistet, indem sie für die Feldzüge der Jahre 1741/42, 1744/45 und 1778 die Einzelheiten der von ihr verkündeten Insurrektion später auf den Landtagen oder auf dem sog. Konkurs (concursus) in Pressburg mit den Ständen ausführlich abgestimmt und sogar in Gesetzen präzisiert hatte. 1809 wurde die Adelsinsurrektion bereits auf Grundlage der Beschlüsse des Landtags von 1808 einberufen. Ab 1741 stellten die Komitate, den Organisationsformen eines Stehenden Heeres folgend, aus der Mannschaft der Adelsinsurrektion Husarenregimenter auf. Die Komitate Pest, Pressburg, Komorn und Raab nahmen z. B. mit ihren zwei Insurrektionshusarenregimentern von jeweils 800 Mann bzw. mit einem von 750 Mann am Feldzug teil, ein Teil wurde später in das reguläre Husarenregiment Beleznay eingegliedert. Auch die Banderien der Magnaten und hohen kirchlichen Würdenträger dienten zur Ergänzung regulärer Einheiten. Die Reiter und Fußknechte der Portalmiliz wurden zu dieser Zeit ebenfalls in Regimentern organisiert (zwei Kavallerie- und vier Infanterieregimenter). Ausrüstung und Unterhalt wollten die Stände aus den ordentlichen Militärsteuern (Kontribution, contributio) Ungarns finanzieren. Obwohl in den zeitgenössischen Quellen und in historischen Studien unterschiedliche Zahlen genannt werden, ist mit einiger Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass die Adelsinsurrektion, die Portalmiliz und die freiwilligen Aufgebote der Aristokraten 1741/42 10.000 bis 14.000 Reiter und annähernd 15.000 Infanteristen erbrachten. Die Mehrheit der Komitate stellte weit weniger Insurgenten ins Feld, als gesetzlich vorgeschrieben war; im Allgemeinen nur so viel sie konnten, wollten oder eben für akzeptabel hielten. Ihr Kampfwert war nicht gerade hoch. Auch die Versorgung der Insurrektionstruppen entwickelte sich entsprechend der Praxis der früheren Jahrhunderte. Sie belastete innerhalb der Landesgrenzen mehrheitlich die Stände sowie die Ungarische Kammer. Ende Februar 1745 waren die 7.000 Kavalleristen und 2.000 Infanteristen der neuen
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Adelsinsurrektion etwa ein halbes Jahr lang unter der Führung des Grafen Joseph Esterházy in Schlesien stationiert. In Bezug auf die Portalmiliz entfaltete sich um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert eine intensive verfassungsrechtliche Diskussion zwischen den königlich gesinnten rechtswissenschaftlichen Autoren, in erster Linie Joseph Keresztury, Michael Piringer, Anton Gustermann, Georg Sigismund Lakics (1739–1814) und Martin Georg Kovachich (1744–1821), auf der einen und den Vertretern der ungarischen Stände auf der anderen Seite. Erstere argumentierten, dass der ungarische Adel, da er seiner (auch in Friedenszeiten bestehenden) gesetzlichen Verpflichtung zur Stellung der Portalmiliz nicht mehr nachkäme, nunmehr auch besteuert werden könnte. Diese Auffassung stellte eine schwere Verletzung des alten Privilegs der adeligen Steuerfreiheit dar. Der Wiener Hof hat niemals versucht, diese Ideen in die Praxis umzusetzen. Die Gegenpartei hob in ihren schriftlichen und mündlichen Äußerungen regelmäßig hervor, dass das Stehende Heer 1715 in Ungarn an Stelle der Portalmiliz und unter Verwendung ihrer finanziellen Basis entstanden sei, sodass ihre Aufstellung lediglich in Kriegszeiten und auch dann nur gemeinsam mit der auf dem Landtag beschlossenen Adelsinsurrektion in Frage käme. In der Tat zogen in der banderiellen Kriegsorganisation Insurrektion und Portalmiliz seit dem Spätmittelalter immer gemeinsam unter den Fahnen der Komitate ins Feld; vor allem seit dem 17. Jahrhundert waren sie praktisch miteinander verschmolzen. Adelsinsurrektion und Portalmiliz hörten also weder mit der Vertreibung der Osmanen aus Ungarn noch durch die Beteiligung Ungarns am Stehenden Heer des Kaisers ab 1715 zu bestehen auf. Sie existierten im Gegenteil bis ins 19. Jahrhundert. Obwohl zu dieser Zeit zahlreiche Pläne und Reformvorschläge zur Erneuerung der ungarischen Kriegsorganisation und der Landesdefension (zwei von ihnen aus der Feder des Palatins Erzherzog Joseph) ventiliert wurden, kam es zu keiner wirklichen Erneuerung der Adelsinsurrektion mehr. Das letzte Mal wurde sie 1809 gegen die Franzosen einberufen, sie erlitt jedoch in der Schlacht bei Raab eine schmachvolle Niederlage. Trotzdem funktionierten die sog. Adelsinsurrektionskassen oder -fonds (fundus insurrectionalis concurrentionalis) noch im zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts, und aus den Zinsen des Fondskapitals wurden zahlreiche Institutionen für Kultur und Bildung in den Komitaten (Museen, Vereine und Gesellschaften) finanziert. Die Portalmiliz verschwand erst 1848 mit der Aufhebung der Grundherrschaft. Obwohl den weltlichen und kirchlichen obersten Würdenträgern Ungarns auch danach noch ein gutes halbes Jahrhundert lang der Titel Bannerherr gebührte, war das traditionelle ungarische Wehrsystem Mitte des 19. Jahrhunderts endgültig untergegangen. Quellenlage und Forschungsstand Da die Banderien, die Adelsinsurrektion und die Portalmiliz zumeist keine ständigen militärischen Einrichtungen waren, ist ein eigener Archivbestand vor der Mitte des 18. Jahrhunderts nicht erhalten geblieben. Zur Geschichte der Adelsinsurrektion nach 1740 findet sich hingegen beachtliches Schriftgut im Ungarischen Militärhistorischen Archiv (Farkas 2000, Bonhardt 2001) bzw. in den verschiedenen Sammlungen der Ungarischen Kammer und der Königlichen Statthalterei im MNL sowie in den ungarischen Komitatsarchiven. Daraus erklärt sich, dass die Landesaufgebote im 18. Jahrhundert (1741: Éble 1897 und 1910; 1744: Andorka 1893; allgemein: Markó 1940,
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VII. Das Kriegswesen
Ódor 1987 und 1987/88, Zachar 1995/96 und 2004, Schlag 1999, Szijártó 2005) und v. a. die Adelsinsurrektion des Jahres 1809 gründlich bearbeitet wurden (Ungarn: Gömöry 1889; Siebenbürgen: Jakab 1889; allgemein: Kiss [István R.] 1909, Vizi 2000 und 2007 sowie Lázár 2009; Schlacht bei Raab: Vizi 2006). Die ungarische Geschichtsschreibung widmete auch der verfassungsrechtlichen Diskussion über die Adelsinsurrektion im 18. und 19. Jahrhundert großes Augenmerk (Bolgár 1937 und 1938, vgl. auch Szabó [D.] 1910 und Ujhelyi 1914). Zuletzt war es der Budapester Historiker János Poór, der sich mit diesem Thema auseinandersetzte (Poór 2003, vgl. noch Vizi 2000 und Szijártó 2005). Mehrere Autoren befassten sich mit den Möglichkeiten und Fehlschlägen einer Reform der Institution an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert (Gyalókay 1925/26, Ódor 1989). Eine Auseinandersetzung mit der gesamten Geschichte der Adelsinsurrektion fehlt (vgl. Zachar 2009). Auf Grundlage der nunmehrigen Gesamtausgabe der ungarischen Gesetzesartikel des Mittelalters (Döry 1976/89, Bak 1989–2011), der erhalten gebliebenen Urkunden und der Ausgaben von István Werbőczys Opus Tripartitum (neuerdings Bak–Banyó– Rady 2006) sowie dank der Monografie Borosy 1971 (vgl. noch Held 1977, Borosy 1982, Mályusz 1990) ist die Geschichte der Portalmiliz, durch die Forschungen Kubinyi 1982, 1999 und 2007 (vgl. Rady 2000) auch jene der Banderien im Spätmittelalter gut aufgearbeitet. Zur Geschichte der Banderien und der Adelsinsurrektion in der Frühen Neuzeit fehlt eine zusammenfassende Studie. Für das 16. und 17. Jahrhundert ist dies recht mühsam, denn fragmentarische Daten müssen im Schriftgut des Wiener Hofkriegsrates, der verschiedenen Kammern, der größeren Familien- und Stadtarchive etc. systematisch gesammelt werden. So hat der Verfasser des vorliegenden Artikels die Eigenheiten dieser Periode in erster Linie aufgrund seiner bisherigen eigenen Publikationen (Pálffy 2000 und 2002 bzw. eine Fallstudie zur Generalinsurrektion im Jahre 1663: Pálffy 2016; vgl. auch Kiss [István N.] 1971, Varga [J.] 1981 und 1986, Zimányi 1984, Iványi 1991, Czigány 2004, Varga [Sz.] 2005, Dominkovits 2006, Zachar 2010) und seiner noch nicht veröffentlichten Archivforschungen zusammengefasst. Dazu bieten die Gesetzesartikel der ungarischen Landtage (Márkus 1899–1901) und die in den vergangenen Jahrzehnten in Regestenform erschienenen Komitatsprotokolle viel Material. Letztere stehen auch als DVD-ROM zur Verfügung (Varga–Kenyeres–Tóth 2009). Eine Liste der Kreisgenerale bzw. der Bane Kroatiens und Slawoniens als Bannerherren in Ungarn im 16. und 17. Jahrhundert ist bei Pálffy 2002, 118–124, zu finden.
3. Das Stehende Heer Von Michael Hochedlinger
3.1. Zur Vorgeschichte: Vom saisonalen „Kriegshandwerk“ zum miles perpetuus Die ständischen Landesdefensionen waren für Operationen außer Landes nur im Ausnahmefall einsetzbar. Für Offensivkriege benötigte der Landesfürst daher schon seit dem (Spät-)Mittelalter kostenintensive, dafür aber universell einsetzbare Söldner. Nicht nur der vasallitische Ritterdienst des landsässigen Adels, die Heerfolge, war längst versöldnert (in Österreich plante Maximilian I. 1498 die Aufstellung einer über 1.800 Mann starken Soldreitertruppe, der „Kyrisser“), auch der bäuerlich-bürgerliche Fußkämpfer, der im Hundertjährigen Krieg und in den Schweizerkriegen der Habsburger seine Überlegenheit über die schwerfälligen Panzerreiter eindrücklich demonstriert hatte, war schließlich an der Schwelle zur Neuzeit als Schweizer Reisläufer oder als süddeutscher Landsknecht für Geld zu haben. Der einfache Kriegsknecht und der Condottiere als Zwischenhändler für einen Kriegsherrn waren gleichermaßen Unternehmer. Beider Verhältnis zum Auftraggeber stellt sich als ein privatrechtliches und vor allem wirtschaftliches dar. Die Reibungen des sich formierenden europäischen Mächtesystems zwangen die führenden Protagonisten zu enormen Rüstungsausgaben und erzeugten einen nie dagewesenen Kostendruck, der als nun nicht mehr ausnahmsweiser, sondern permanenter Steuerdruck nach unten weitergegeben wurde. Krieg war dabei bis ans Ende des 16. Jahrhunderts noch ein saisonales Geschäft. Die Söldner, das „extraordinari Kriegsvolk“, wurden anfangs nur für einen Feldzug angeworben und bei Einbruch der schlechten Jahreszeit – tunlichst unter Ausbezahlung einer Abfindung – entlassen („abgedankt“), im nächsten Jahr wieder angeworben. Die durch dieses auch extrem kostenintensive Procedere freigesetzten Kämpfer konnten dann, insbesondere bei ungeregelter Entlassung und offenen Soldforderungen, als „gartende Knechte“ zu einer wahren Landplage werden. Aber auch während eines Feldzugs traten die sehr selbstbewussten Knechte in „Arbeitsstreik“, meuterten also gegen ihren Obristen oder den Kriegsherrn selbst, wenn ihre wirtschaftlichen Erwartungen (etwa die Aussicht auf reiche Beute) enttäuscht wurden. Lediglich an der Türkengrenze mussten angesichts des dort herrschenden Dauerkleinkriegs neben den eingeborenen Grenzverteidigern schon in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts auch ausländische („deutsche“) Söldner als „ordinari Kriegsvolk“ dauernd unter Waffen bleiben. Spätestens seit dem Langen Türkenkrieg Rudolfs II. (1593–1606) ließ man auch beim Feldheer Einheiten über den Winter gegen geringeren Wintersold durchdienen, obwohl der „große Krieg“ in der kalten Jahreszeit weiterhin pausieren musste.
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VII. Das Kriegswesen
Nach Kriegsende wurde freilich, vor allem aus Kostengründen, sehr rasch abgerüstet. Außer im Bereich der Militärgrenze verfügten die Habsburger daher in Friedenszeiten über keine nennenswerte Militärmacht. Selbst die Söldnertruppen, die der Kaiser in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts ins Feld stellte, standen nur zu einem Teil unter seiner vollen Verfügungsgewalt. Denn die Stände gingen zu Ende des 16. Jahrhunderts vermehrt dazu über, im Kriegsfall nicht mehr ihre Landesaufgebote zu aktivieren, sondern ersatzweise auf eigene Kosten Söldner anzuwerben und diese dem Landesfürsten – allerdings unter ständischem Befehl – zur Verfügung zu stellen. Der Kaiser und seine Berater hätten gewiss die komplette Ablöse der ständischen Rüstungspflicht in Geld oder die Übernahme bereits bestehender Einheiten in landständische Besoldung und Verpflegung vorgezogen, doch wollten die Stände in einer Zeit der sich akut zuspitzenden Konfrontation zwischen katholischem, bald gegenreformatorischem Zentralismus und protestantisch-ständischem Widerstandsdenken die Kontrolle über die ja aus ihren Mitteln finanzierte bewaffnete Macht verständlicherweise nicht völlig aus der Hand geben. Die Versöldnerung der Landesaufgebote an der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert mag auch damit in Zusammenhang stehen, dass Gültreiter und 30. Mann – eigentlich „verfassungswidrig“ – auch außer Landes, speziell im Bereich der Militärgrenze, eingesetzt werden sollten und die „mittelalterliche“ Mobilisierungsdauer von zwei bis drei Monaten der durchschnittlichen Feldzugsdauer angepasst, also auf etwa fünf bis sieben Monate ausgedehnt werden musste. Die böhmisch-österreichische Ständerevolte ab 1618 überraschte den Kaiser militärisch unvorbereitet, ja praktisch wehrlos. Die ständischen Rüstungen standen nun nicht mehr im Dienste der Türkenabwehr, sondern kehrten sich gegen den Landesfürsten und vernetzten sich zu allem Überfluss auch noch grenzüberschreitend. Die rasche Gegenrüstung und schließlich der Sieg über die Rebellion wurden nur durch Subsidien befreundeter Mächte, namentlich des Papstes und Spaniens, und die Truppen der Katholischen Liga möglich. Der Triumph von 1620 führte zu einer durchgreifenden „Entmilitarisierung“ der Stände, denen Werbung und Rüstung nur mehr im Auftrag des Landesfürsten gestattet waren. Finanzkraft und Organisationsvermögen des werdenden Zentralstaats reichten aber immer noch nicht aus, um das Kriegswesen in die eigene Hand zu nehmen. So kam der Kaiser vom Regen in die Traufe, als er den Aufbau einer schlagkräftigen Armee für den europäischen Krieg, in den der Ständeaufstand mündete, in die Hände des Kriegsgroßunternehmers Albrecht von Waldstein (Wallenstein) legte. Gestützt auf ein komplexes Kreditsystem und Eigenmittel errichtete Wallenstein 1625 als „Generalcapo“ (Generalissimus) ein Armeekorps von 40.000 Mann, dessen Unterhalt er zunächst bei gutem Kriegsglück durch „Brandschatzungen“, also Gelderpressungen in den Operations- und Durchmarschgebieten, bestreiten konnte. Noch Ende der 1620er Jahre erreichte die kaiserliche Armada eine Gesamtstärke von ca. 100.000 Mann. Seine gewaltigen Schulden musste Ferdinand II. in Land und Titeln abstottern. Wallenstein konnte sich so nicht nur in seinem nordböhmischen Herzogtum Friedland eine solide Machtbasis aufbauen (die im Übrigen auch der Versorgung und Ausrüstung „seiner“ Armee zugutekam), sondern erlangte 1629 mit dem Herzogtum Mecklenburg auch noch den Reichsfürstenstand. Nur für kurze Zeit (1630/31) gelang es den Kurfürsten, den Kaiser zur Entlassung des gefährlich mächtigen Wallenstein zu zwingen, ehe Ferdinand den Friedländer 1632 angesichts der fatalen militärischen Lage nach dem schwedischen Eingreifen zurückholen musste.
3. Das Stehende Heer 657
Die blutige Ausschaltung des mit eigenen militärischen und politischen Ambitionen schwanger gehenden Generalissimus (1634) führte mit der überfälligen Domestizierung des Söldnertums zur „Monarchisierung“ des von Wallenstein aufgebauten Heeresapparats und zum Ende des „Condottieretums“ großen Stils, das den Kaiser in gefährliche Abhängigkeiten gebracht hatte. Zunehmend war der Offiziers-, ja der Militärdienst insgesamt öffentlich-rechtlich grundiert, die unternehmerisch-söldnerische Komponente trat schrittweise in den Hintergrund, ohne bis ins 18. Jahrhundert ganz zu verschwinden. Die Finanzmittel für den Unterhalt der Regimenter – und bald auch der Großteil der Re kruten – kamen nun ausschließlich vom Kriegsherrn selbst, der dafür auch immer weiter gehende Eingriffs- und Kontrollrechte in Anspruch nahm. Wallensteins Ermordung hinterließ aber auch organisatorisch-logistisch eine gewaltige Lücke, die man nur dadurch einigermaßen zu schließen vermochte, dass man verstärkt auf vitale Leistungen der politisch zwar gebrochenen, als Organe der Provinzial- und Lokalverwaltung aber unangefochtenen Stände der böhmischen und österreichischen Länder zurückgriff. Sie hatten das kaiserliche Heer nicht nur über ihre Steuerbewilligungen zu finanzieren, sondern auch durch Naturalleistungen vielfältigster Art zu unterstützen und schließlich sogar durch zwangsweise gestellte Untertanen zu ergänzen. Ein relativ kleines Aufgabensegment wurde fallweise an Privatunternehmer ausgelagert. Auch nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges blieb ein zahlenmäßig bescheidener Kern an kaiserlichen Truppen stehen (neun Regimenter zu Fuß und zehn zu Pferd, ca. 15.000–20.000 Mann) und die in der Spätphase des Konflikts eingespielte Trägerfunktion der Landstände für das Stehende Heer des Kaisers für mehr als ein Jahrhundert erhalten. Erst in der Zeit Maria Theresias konnte der nun organisatorisch und finanziell deutlich kräftigere „Zentralstaat“ das traditionelle „Outsourcing“ auslaufen lassen und immer mehr früher den Ständen aufgebürdete Zuträgerdienste einer sich deutlich professionalisierenden Militärverwaltung überantworten. Quellenlage und Forschungsstand Zum unternehmerischen Söldnertum siehe insbes. Redlich (F.) 1964/65. Über die „Landsknechte“ bietet Baumann (R.) 1994 eine nützliche Einführung, die Verwandlung des selbstbewussten „Söldners“ zum „Soldaten“ thematisieren (allerdings für den norddeutschen Raum) die Arbeiten von Burschel 1994a, 1994b und 1997. Den schleichenden Übergang vom saisonalen Söldnertum zum über den Winter stehen bleibenden Heer arbeitet für die Habsburgermonarchie Heischmann 1925 heraus. Den problematischen Rüstungsstand des Kaisers während des „Bruderzwists“ bzw. in der Anfangsphase des Dreißigjährigen Krieges beleuchten Schmid (J.) 1928 und Tepperberg 2008. Wallensteins Tätigkeit als Armeeorganisator ist weniger gut erforscht, als die massive, allerdings überwiegend biographische Wallenstein-Literatur vermuten ließe. Vgl. immerhin Loewe 1895, Konze 1906, Ernstberger 1929 und 1954 sowie Kunisch 1986.
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VII. Das Kriegswesen
3.2. Oberkommando und Generalität 3.2.1. Oberbefehl Oberster Kriegsherr war selbstverständlich der Kaiser, doch hat er den Oberbefehl im späten 16. und 17. Jahrhundert nicht mehr ausgeübt. Joseph I. nahm immerhin als Kronprinz an Operationen des Spanischen Erbfolgekrieges teil, Joseph II. leitete im Bayerischen Erbfolgekrieg 1778/79 die Verteidigungsanstalten gegen die Preußen und zog sich 1788 im letzten Türkenkrieg der Monarchie seine Todeskrankheit zu. In der Regel aber ließ sich der Monarch im Oberbefehl vertreten. Das früheste Beispiel für einen solchen „Generalissimus“ – die zeitgenössischen Bezeichnungen sind vielfältig (Oberster Feldgeneral, Generalobristfeldhauptmann, Obristfeldhauptmann etc.) – in der Zeit, als die Truppen stehend wurden und der Oberbefehl eben kein bloß temporäres Kommando für einen Feldzug mehr sein konnte, ist Albrecht von Waldstein (Generalissimus als „Capo über alles kaiserliche Volk“ 1625–1630, 1631–1634). Angesichts der offensichtlichen Gefahren, die mit der Einsetzung eines beinahe allmächtigen Oberbefehlshabers verbunden waren („Wallenstein-Komplex“), entschloss man sich nach der Beseitigung Wallensteins, Mitglieder des Erzhauses mit der Armeeführung zu betrauen. 1634 übernahm der spätere Kaiser Ferdinand III. als König von Böhmen und Ungarn das Oberkommando, 1639 sein Bruder Erzherzog Leopold Wilhelm (1639–1643, 1645– 1646). Seit Anfang des 17. Jahrhunderts tritt auch die Funktion eines Generalleutnants auf, der, wie der Name sagt, der unmittelbare Vertreter des „Generals“ und Oberbefehlshabers sein sollte. Der Generalleutnant entwickelte sich auch später nicht zu einem militärischen Rang, sondern blieb ein Amt, das parallel zu dem des Generalissimus auftritt bzw. diesen überhaupt ersetzen musste wie z. B. Matthias Gallas von 1643 bis 1645, der schon 1633 Wallensteins Stellvertreter im Rang eines Generalleutnants gewesen war. Mit dem Ende des Dreißigjährigen Krieges, als die Funktion des Generalissimus verschwand, wurde der Generalleutnant definitiv zum Stellvertreter des Kaisers im militärischen Oberbefehl. Er spielte in allen militärischen Fragen eine wichtige Rolle, zu einer bürokratischen Dienststelle hat sich der Generalleutnant aber nicht entwickelt. Die Militäradministration lag einzig und allein beim Hofkriegsrat (Kap. VII.3.3.1), der auf Befehl des Kaisers auch die Feldarmeen durch Weisungen dirigierte. Extreme Funktionsbündelungen waren möglich. So amtierte Eugen von Savoyen nicht nur als Generalleutnant, sondern auch als Hofkriegsratspräsident und Reichsgeneralfeldmarschall. Maria Theresias Gatte, Franz Stephan von Lothringen, war der letzte Generalleutnant. Danach ist es erst 1806 in der Person Erzherzog Karls wieder zur Bestellung eines diesmal „Generalissimus“ genannten Obergenerals gekommen. Generalleutnants 1619–1621 1622–1625 1627–1634 1628–1630 1630–1632
Karl Bonaventura Graf Buquoy Hieronymus Caraffa Balthasar Graf Marradas (mit Unterbrechungen) Rambald Graf Collalto Johann t’Serclaes Graf Tilly
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1633–1639 1643–1645 1645–1647 1648–1656 1664–1680 1680–1690 1691–1707 1708–1736 1737
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Matthias Graf Gallas Ottavio Fürst Piccolomini d’Aragona Raimondo Fürst Montecuccoli Karl V. Herzog von Lothringen Ludwig Wilhelm Markgraf von Baden Prinz Eugen von Savoyen-Carignan Franz Stefan von Lothringen, Großherzog von Toskana
3.2.2. Generalstab Ein Generalstab mit jenen Funktionen, die wir heute von einer Institution dieses Namens erwarten, bestand in der Habsburgermonarchie erst seit 1758. In der Zeit davor bezeichnete man als Generalstab einerseits die bei einer Feldarmee eingeteilten Generäle, also das Hauptquartier („großer Generalstab“), und andererseits die dem Hauptquartier zugeordneten Hilfskräfte („kleiner Generalstab“). So war der Generalquartiermeister anfangs ein wichtiger, hierarchisch aber vergleichsweise untergeordneter Funktionsträger (Oberst- oder Oberstleutnantsrang), der sich mit praktischen, wirtschaftlich-organisatorischen Fragen, insbesondere mit Marsch und Lager zu beschäftigen hatte. Ihn unterstützte der „Generalwagenmeister“ für den Wagentrain. Die Kanzleigeschäfte der Armee führte eine eigene, von einem Kanzleidirektor oder einem Feldkriegssekretär geleitete „Feldkriegskanzlei“ (auch „Feldkriegsexpedition“). Hinzu kamen Feldärzte und Justizpersonen, die für die allgemeine Ordnung zu sorgen hatten, und die Ende des 17. Jahrhunderts auftretenden (General-)Adjutanten. Aus den führenden Generälen seiner Armee bildete der Feldherr der Frühen Neuzeit in Ermangelung eines „echten“ Generalstabs auch seinen „Kriegsrat“, wenn es galt, wichtige Entscheidungen zu treffen. Dabei spielte neben der Schätzung von Expertenmeinung auch die Absicherung gegen Vorwürfe im Falle einer Niederlage eine Rolle; die Probleme der Koalitionskriegführung mit heterogenen Hilfstruppen insbesondere aus dem Reich machten solche „Lagebesprechungen“ auch zu einer politischen Notwendigkeit. Erst im Siebenjährigen Krieg ist es 1757/58 zu einer organisatorischen Zusammenfassung aller Quartiermeisterdienste versehenden Offiziere gekommen. Die traditionelle Teilung in einen „großen“ Feldgeneralstab (Generäle) und einen „kleinen“ Feldgeneralstab (Generalquartiermeisterstab), dem die Spezialeinheiten (Jäger, Pioniere, Pontoniere), der militärische Schutz des Hauptquartiers (Stabsinfanterieregiment) und der „innere Dienst“ (Stabsdragoner als Kuriere, Wagenmeister, Ärzte und Chirurgen, Geistliche, Auditoren etc.) zugeordnet waren, blieb für den Krieg vorerst aufrecht. Erster Chef des Generalquartiermeisterstabes wurde 1758 Franz Moritz Graf Lacy, der spätere Hofkriegsratspräsident. Daneben verfügten auch alle operierenden Armeen über Generalquartiermeister. Zu den Aufgaben des Generalquartiermeisterstabes zählten nun nicht mehr nur die infrastrukturellen Begleitmaßnahmen, sondern auch die aktive Teilnahme an den operativen Planungen. Nach Kriegsende wurde der Generalquartiermeisterstab nicht aufgelöst, sondern als topographisches Korps für die eben beginnende kartographische Aufnahme der Monarchie („Josephinische Landesaufnahme“, 1764–1787) eingesetzt. Das Spezialkorps war
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auch durch eine eigene Uniformfarbe (dunkelblauer Rock) ausgewiesen, die in den Revolutionskriegen zu Ende des Jahrhunderts (wegen der Gefahr der Verwechslung mit dem französischen Gegner) in dunkelgrün geändert werden musste. Die militärischen Aufgaben des Generalquartiermeisterstabes im Kriegsfall wurden im sog. Generalsreglement von 1769 im Detail geregelt. Der Generalquartiermeisterstab unter einem Generalquartiermeister im Rang eines Feldmarschall-Leutnants hatte dann 42 Offiziere und 30 „Parteien“ zu umfassen. Die dem Generalquartiermeisterstab zugeordneten Truppen („Stabstruppen“ und Spezialtruppen) zählten über 7.500 Mann, bestanden aber stets nur im Kriegsfall. Als „Generalstab“ bezeichnete das Generalsreglement nur mehr die Generäle und ihre Adjutanten. Vor Kriegsausbruch 1792 zählten die Offiziere des Generalquartiermeisterstabes drei Obristen, zwei Oberstleutnants, fünf Majore, acht Hauptleute und zwölf Oberleutnants. Erst ab 1801 war der „Chef des Generalquartiermeisterstabes“ eine auch in Friedenszeiten permanent besetzte Spitzenfunktion des habsburgischen Militärwesens. Die Funktion des Generaladjutanten Seiner Majestät des Kaisers bestand durchgehend seit 1792. Quellenlage und Forschungsstand Der Bestand General(quartiermeister)stab im KA setzt erst 1816 ein. Älteres Schriftgut ist auf die alten Kernbestände des KA, die Alten Feldakten und die Kriegswissenschaftlichen Mémoires (teilweise leidlich geschlossen in Gruppe XI), verteilt worden. Auch Feldarmeen bzw. deren Feldkriegskanzleien waren übrigens Schriftgutproduzenten. Das bei ihnen anfallende Schriftgut musste nach Feldzugsende dem Hofkriegsrat eingeliefert werden. Heute sind die entsprechenden Akten zumeist in den Alten Feldakten des KA zu finden, nur zum Teil haben sich auch echte Armeeregistraturen in den Armeeakten einigermaßen unzerstört erhalten. Hinzuweisen ist auf Teile von „Kriegskanzleien“ prominenter Heerführer des Dreißigjährigen Krieges im RA Buquoyů [FA Buquoy] (SOA Třeboň), RA Gallasů [FA Gallas] (SOA Litoměřice/Děčín) und RA Piccolominiů [FA Piccolomini] (SOA Zámrsk). Ein Spezialfall ist die Wallenstein’sche Kriegskanzlei. FZPE 1876–1892, Bd. I/1, 187–190, 300–304. Zum Generalstab Angeli 1876a, Regele 1966, Peball 1967, Hackl (O.) 1997, Zeinar 2006; zu den topographischen und kartographischen Aufgaben des Generalquartiermeisterstabes gründlich Paldus 1919. Broucek 1997 gibt trotz des Titels nur wenig her. Eine gründliche Untersuchung zum frühen Generalquartiermeisterstab ab 1758 steht aus. ÖEFK 1, 351–357, KGFR 1, 217–220. Zum Phänomen des „Kriegsrates“ vgl. Angeli 1876b. Über die Pioniere kursorisch Müller-Elblein 1967.
3.3.3. Generalität Die Generalsränge haben sich erst während des Dreißigjährigen Krieges herausgebildet und wurden zunächst, jedenfalls bis Anfang des 17. Jahrhunderts, als Funktionen oder „Ämter“ verstanden, die nur auf Zeit, eben für den Feldzug („Ämter im Veldt“), vergeben und meist von Obristen ausgeübt („bedient“) wurden, wie ja auch die Truppen bis dahin nur temporär bestanden. Man sprach von „Generalsbefehlen“, „Generalsämtern“ oder „Kriegsämtern“. Eine wohldefinierte Rangleiter außerhalb der Regimenter, also über den
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Rang des „Obristen“ hinaus, entwickelte sich erst, als die Truppen stehend wurden, die Armeekörper auch zahlenmäßig massiv anwuchsen und die Befehlsstruktur entsprechend ausgebaut werden musste. Der Oberbefehlshaber über eine ohne organisatorische Zwischenstufen bloß aus Regimentern aufgebaute Armee hieß noch im Langen Türkenkrieg Rudolfs II. (1593–1606) „Generalobrist“, sein Stellvertreter „Generalobrist-Leutnant“. Am Ende des Dreißigjährigen Krieges ist der Prozess abgeschlossen und eine feste Hierarchie ausgebildet. Die Obristen waren jetzt nur mehr Regimentskommandanten bzw. Regimentsinhaber, über ihnen stand die Generalität, wobei Generäle natürlich auch Regimentsinhaber sein konnten. Unterster Generalsrang war der Generalfeldwachtmeister (auch Obristfeldwachtmeister), ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts mehr und mehr auch „Generalmajor“ genannt, der im Felde eine Brigade zu kommandieren hatte. Über dem Generalfeldwachtmeister stand der Feldmarschall-Leutnant, der ursprünglich der Vertreter des Feldmarschalls war. Dieser Generalsrang ist seit 1632 nachweisbar, zunächst nur für eine Person. Im 18./19. Jahrhundert bezeichnete er etwa einen Divisionskommandanten. Eine Ebene darüber standen der Feldzeugmeister (Generalfeldzeugmeister, Obristfeldzeugmeister) als „General der Infanterie“ bzw. der Artillerie – die Bezeichnung verrät den Ursprung in der artilleristischen Funktion, in der Aufsicht über das „Zeug“ – und der General der Kavallerie („General der Reiterei“), seit 1676 gleichberechtigt. Die Spitze der Generalshierarchie bildete der Feldmarschall (Generalfeldmarschall), der noch im 16. Jahrhundert nur Befehlshaber der Reiterei und Verwalter der obersten Feldjustiz und Feldpolizei gewesen ist. Der Feldmarschall moderneren Typs tritt in kaiserlichen Diensten seit Anfang des 17. Jahrhunderts auf und scheint zunächst ebenfalls nur von Feldzug zu Feldzug als Hilfskraft des Oberbefehlshabers ernannt worden zu sein; ab den 1630er Jahren wurde die Zahl der Feldmarschälle deutlich vermehrt, eine Ernennung bedeutete jetzt nicht mehr nur die Ersetzung einer erledigten Stelle. 1705 umfasste die kaiserliche Generalität 22 Feldmarschälle, elf Generäle der Kavallerie, elf Feldzeugmeister, 36 Feldmarschall-Leutnants und 60 Generalfeldwachtmeister. 1792 zählte man 13 Feldmarschälle, 18 Feldzeugmeister, 13 Generäle der Kavallerie, 79 Feldmarschall-Leutnants und 232 Generalmajore. Zu dieser Zeit waren bereits Ernennungen ad honores, etwa aus Anlass der Versetzung in den Ruhestand, üblich. Promotionsschübe wie jener von 1754 (alleine 17 Feldmarschälle) hatten auch mit dem Geldbedarf des Ärars zu tun, das auf diese Weise hohe Promotionstaxen lukrieren konnte. Der Rang des Generalobristen war in der Habsburgermonarchie bis Anfang des 20. Jahrhunderts nicht üblich und erscheint nur im 16. und frühen 17. Jahrhundert für den stellvertretenden Befehlshaber der Infanterie bzw. Reiterei einer Feldarmee (General-Obrist über die Reiterei bzw. über das Fußvolk). Für die Generalität wie für das Offizierskorps des Kaisers ist, das lässt sich auch ohne tiefer dringende prosopographische Forschungen sagen, ein sehr hoher „Ausländeranteil“ besonders charakteristisch, auch wenn ein prononciert kosmopolitischer Charakter der Führungsspitze die meisten frühmodernen Armeen kennzeichnet. Ob der beachtliche „Ausländeranteil“ das Ergebnis einer bewussten „Personalpolitik“ gewesen ist, mit der der Hof auf die bis zur offenen Rebellion getriebene Opposition des einheimischen (protestantischen) Adels gegen den habsburgischen Frühabsolutismus reagieren wollte, muss offen bleiben. Auch im Zeichen der „Wallenstein-Affäre“ mochte man landfremde Söldnerführer vorziehen. Es waren ja Exponenten dieser Gruppe, die für die Beseitigung des gefährlichen Condottiere sorgten, bald selbst mit Grundbesitz in den böhmisch-ös-
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terreichischen Ländern ausgestattet heimisch wurden und sich mit den alten Familien verbanden. Wahrscheinlich ist eher von einer gewissen Verweigerungshaltung des politisch entmachteten, gegenreformatorisch bearbeiteten einheimischen Landadels auszugehen, eine Abstinenz, die sich die dem Kaiser nahestehenden hoch- und hofadeligen Familien nicht leisten konnten. Die weit über das eigene Territorium hinausgreifende Einflusspolitik der österreichischen Habsburger (etwa in Italien) und insbesondere die römisch-deutsche Kaiserkrone erweiterten den Einzugsbereich für die Rekrutierung von militärischen Führungskräften beträchtlich, sodass eine systematische Verpflichtung des indigenen Adels zum Militärdienst anders als in Preußen wohl nicht notwendig erschien. Die nachhaltigen Erfolge, die die christlichen Waffen unter habsburgischer Führung ab 1683 gegen den Glaubensfeind erkämpften, haben gerade im „Heldenzeitalter“ die Attraktivität des Dienstes unter kaiserlichen Fahnen merklich erhöht und der Armee Adelige, ja Hocharistokraten aus allen Teilen Europas in erklecklicher Zahl zugeführt. Für die zahlreichen Reichsfürsten, die von der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts bis in die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts in der kaiserlichen Generalität zu finden sind, wird auch der vom Kaiser politisch koordinierte und in Summe erfolgreiche Abwehrkampf gegen den zweiten Erbfeind, Frankreich, entscheidend gewesen sein. Quellenlage und Forschungsstand Das KA verwahrt für die Frühe Neuzeit keine dossierförmigen Personalunterlagen zu Offizieren und Generalspersonen. Anhand des Sonderbestands Bestallungen können bestenfalls die Ernennungsdaten höherer Offiziere und Generäle rekonstruiert werden, eine Aufgabe, die das KA bereits Ende des 19. Jahrhunderts mit den mehrbändigen, aber ungedruckten „Generals- bzw. Stabsoffiziersbüchern“ erfüllt hat. Eine Studie zur kaiserlichen bzw. k. k. Generalität existiert in Ermangelung einer soliden empirischen Basis nicht, doch steht ein „Lexikon“ als Gemeinschaftsprojekt des KA mit Antonio Schmidt-Brentano in Vorbereitung. Angesichts der bisher fehlenden Materialgrundlagen müssen Aussagen über die ethnische und soziale Zusammensetzung der Generalität in habsburgischen Diensten weitgehend spekulativ ausfallen. Wichtig sind jedoch die nur maschinschriftlich vervielfältigten Listen von Zivkovic 1985. Hochedlinger 2007 ist eine Anleitung zur biographisch-prosopographischen Forschung (deutsche Fassung über die Homepage des ÖStA). Zur Herausbildung einer Generalshierarchie im Dreißigjährigen Krieg Spigl 1882 und Sörensson 1932. Einige Momentaufnahmen zur Mitte des 18. Jahrhunderts Hochedlinger 1999b. Lund 1998 und 1999 sind kaum brauchbar.
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3.3. Zentralbehörden 3.3.1. Hofkriegsrat Von im Kriegsfall länderweise zu bestellenden und den Landeshauptleuten zugeordneten „Kriegsräten“ ist bereits im Zusammenhang mit den maximilianeischen Defensionsordnungen ab Beginn des 16. Jahrhunderts die Rede. Die Landesverteidigung war dezentral und ständisch organisiert, das Kriegswesen zudem nur ein saisonales Geschäft. Es bestand daher kein Bedarf für eine militärische Zentralbehörde. Dies änderte sich erst mit dem Herrschaftsantritt der Habsburger in Ungarn 1526/27 und der daran haftenden Hypothek der Türkengefahr. 3.3.1.1. Gründung als Grenzverteidigungsbehörde Um 1500 hat Maximilian I. eine Kriegskammer ins Leben gerufen, doch war dieser kein langer Bestand beschieden. Für 1531, als osmanische Angriffspläne ruchbar wurden, ist uns eine Instruktion für vier Kriegsräte bei Hof erhalten (ÖZV I/3, 531–534), die unter dem Vorsitz des niederösterreichischen Regimentsrats Felician von Petschach Abwehrmaßnahmen zu beraten und zu koordinieren hatten. Von einem aus Räten der Regierung und der Raitkammer zu bildenden Kriegsrat wird auch in der Instruktion für die Niederösterreichische Regierung von 1532 gesprochen. In den Ländern lag die militärische Führung im Ernstfall – wie schon in den Defensionalvorkehrungen des Innsbrucker Libells von 1518 vorgesehen – weiterhin bei den Landeshauptleuten im Zusammenwirken mit sechs Kriegsräten, die zusammen eine Art Landesverteidigungsausschuss bilden sollten. Ein Mitglied desselben war zum Landesfeldhauptmann zu bestellen. Wohl Ende 1555 startete Ferdinand I. eine energische Initiative zur Errichtung eines dauernden („steten“) Kriegsrates. Die ungarisch-slawonisch-kroatische Militärgrenze gegen die Türken, die sich von den Karpaten bis an die Adria erstreckte und von den Erblanden finanziert wurde, konnte von der Zivilverwaltung nicht mehr mitbetreut werden, war aber überlebenswichtig und erforderte eine zentrale Koordinierungsstelle, die die bereits bestehenden Kriegsämter überwachte und anleitete. Die Suche nach geeigneten und vor allem dienstwilligen Räten aus den Reihen der österreichischen Landleute gestaltete sich zunächst überaus schwierig. Am 17. November 1556 erging die erste Instruktion (Druck: Firnhaber 1864, 129–132, und ÖZV I/2, 276–280) für die fünf „verordneten Kriegsräte“, die zusammen ein Kollegialorgan bildeten: den (Hof-) Kriegsrat. Dieser sollte im Kriegsfall für das Feldkriegswesen, in erster Linie aber für Grenzbefestigung und Grenzverteidigung zuständig sein; das Haupttätigkeitsfeld der neuen Behörde lag also auf dem Territorium des Königreichs Ungarn. Von den vorgesehenen fünf Räten sollten zwei bis drei bei Bedarf im Feld stehen oder Inspektionsreisen unternehmen. 1615 ist bereits von mindestens sechs Räten – der Präsident nicht mitgezählt – die Rede (Instruktion vom 14. November 1615: Firnhaber 1864, 147–158, und ÖZV I/2, 401–414). Dem Hofkriegsrat waren zunächst unterstellt: der Oberste Zeugmeister in Niederösterreich, der Superintendent der Militärgebäude in Wien samt den Baumeistern in den Grenzfestungen, der oberste Proviantmeister, der Arsenalsverwalter, der Oberstmustermeister, der Schiffmeister, in weiterer Folge natürlich die Grenzobristen. Der Hofkriegsrat
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verfügte über eine eigene Hofkriegskanzlei (Instruktion von 1564: Firnhaber 1864, 140–147, und ÖZV I/2, 307–313). Problematisch war die große Abhängigkeit des Hofkriegsrates von der obersten Finanzbehörde, der Hofkammer. Die Kriegsbehörde verfügte über kein eigenes Budget und durfte daher keine nennenswerten Zahlungsanweisungen an den Kriegszahlmeister ausstellen; ein Hofkammerrat fungierte als Verbindungsmann zwischen Kammer und Kriegsrat. Viele Mittelbehörden wanderten im Laufe des 16. Jahrhunderts in eine eindeutige Unterstellung unter die Hofkammer (Kriegszahlmeister, Proviantamt) oder in ein bedenkliches doppeltes Abhängigkeitsverhältnis von Hofkriegsrat und Hofkammer. Ein bemerkenswertes Novum war die rein sachlich definierte Kompetenz der Kriegsbehörde ohne Rücksicht auf die Länderpartikularismen. Die Zuständigkeit des Hofkriegsrates umfasste schließlich alle Länder der Habsburgermonarchie, mit Einschluss Ungarns, jedenfalls insoweit die Grenzverteidigung betroffen war. Die entsprechenden Befugnisse wurden von den ungarischen Ständen anerkannt. Tirol und die Vorlande behielten eine Sonderstellung, die durch das spezielle Landesdefensionssystem begründet war. „Der Hofkriegsrat wurde das festeste Bindemittel der habsburgischen Länder“ (ÖZV I/1, 241). Zentrale Aufgabe des Hofkriegsrates blieb bis zum Dreißigjährigen Krieg die Verwaltung der Militärgrenze. Er behielt auch die Oberaufsicht, als nach der Länderteilung in Graz 1578 ein eigener Innerösterreichischer Hofkriegsrat für die kroatisch-slawonische Grenze geschaffen wurde (Kap. VII.3.5.1). Von Anfang des 17. Jahrhunderts bis 1753 betreute der Hofkriegsrat den diplomatischen Verkehr mit dem Osmanischen Reich. Abwesenheiten der Herrscher führten auch in der Geschäftsführung des Hofkriegsrates zu einer Teilung der Behörde in einen mitreisenden (also „anwesenden“) und einen in der Haupt- und Residenzstadt verbleibenden („hinterlassenen“) Teil, der Routinesachen erledigen konnte, wichtige Angelegenheiten aber einzuberichten hatte. Als Rudolf II. seine Residenz Anfang der 1580er Jahre auf Dauer nach Prag verlegte, hatte dies natürlich entsprechende Auswirkungen auf die Arbeit der obersten Kriegsbehörde. In Prag amtierte ab ca. 1593 eine dem Kaiser beigegebene Dauerexpositur, und auch Hofkriegsratspräsident Karl Ludwig Graf Sulz blieb nach Jahren der Verwirrung ab Oktober 1606 am Kaiserhof, während der „hinterlassene“ Wiener Hofkriegsrat unter dem StadtguardiaObristen und Hofkriegsratsdirektor Freiherrn Johann von Mollard (bis dahin Hauszeugmeister und rangältester Hofkriegsrat) für König Matthias arbeitete. 1607 erging eine Kanzleiordnung für den sog. Prager Hofkriegsrat. 3.3.1.2. Veränderung der Kernaufgaben Mit dem Dreißigjährigen Krieg und der Errichtung eines für die gesamte Kriegsdauer mobilisierten, also „stehenden“ Heeres veränderten sich die Aufgaben des Hofkriegsrates nachhaltig, vor allem als 1648/49 erstmals auch über das Kriegsende hinaus ein kleiner Kern von etwa 20.000 Mann in Sold blieb. In den Mittelpunkt der Tätigkeit des Hofkriegsrates rückte nun die Verwaltung dieses kaiserlichen miles perpetuus, der ja auf Dauer verpflegt, bequartiert und ergänzt werden musste. Die Betreuung der Militärgrenze verlor demgegenüber an Bedeutung, vor allem nachdem es bis 1699 gelungen war, die Grenzen zum Osmanischen Reich weit nach Süden vorzuschieben. Unterstützt bzw. konkurrenziert wurde der Hofkriegsrat von einer in den 1640er Jahren
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entstandenen neuen Behörde, dem Generalkriegskommissariat (Kap. VII.3.3.2), das sich insbesondere um Rekrutierung, Remontierung, Standeskontrolle und Kassasachen zu kümmern hatte und sowohl dem Hofkriegsrat als auch der Hofkammer unterstand. Der Hofkriegsrat diente dem Kaiser zudem als eine Art Militärkanzlei, vermittelte die allerhöchsten Befehle an die Kommandeure im Feld, entschied in Absprache mit dem Kaiser bzw. nach seinen Weisungen die höheren Personalfragen etc. Strategische Entscheidungen von großer Tragweite wurden im Geheimen Rat bzw. in der Geheimen Konferenz diskutiert und gefällt. Für Fragen der Heeresfinanzierung, Heeresergänzung etc. bestand als oberstes Beratungsorgan ab 1697 die Deputation des Status politico-oeconomico-militaris (Kap. VI.2), der auch der Hofkriegsratspräsident von Amts wegen angehörte. Die Stellung der Behörde hing stark von der Position des Präsidenten bei Hof ab. Bedeutende Behördenchefs wie Raimondo Montecuccoli (1668–1680), Eugen von Savoyen (1703–1736), die Feldmarschälle Daun (1752–1766) und Lacy (1766–1774) vermochten sich mehr Gehör zu verschaffen als Präsidenten geringeren Gewichts. Die Ära des Prinzen Eugen war es auch, in der die zentrifugalen Entwicklungen nach der Länderteilung von 1564 endlich rückgängig gemacht werden konnten. 1705 wurden der Innerösterreichische Hofkriegsrat und das Oberösterreichische Militärdirektorium (Kap. VII.3.5.2) in Innsbruck dem Wiener Hofkriegsrat gleichsam als Landesmilitärbehörden unterstellt; die letzten Reste einer Sonderstellung verschwanden in den 1740er Jahren. Ansonsten wurden im Laufe des 18. Jahrhunderts zuerst in den Grenzgebieten, dann in allen Erbländern Generalkommanden (Kap. VII.3.5.3) als verlängerte Arme des Hofkriegsrates institutionalisiert. 3.3.1.3. Innere Struktur des Hofkriegsrates Die Aufgabenvielfalt erforderte schon seit dem 17. Jahrhundert eine klarere Zuständigkeitsabgrenzung für die Sachbearbeitung. Die Instruktion vom 10. Februar 1650 (Druck: Firnhaber 1864, 163–165, und ÖZV I/2, 533–537), die auch das Amt eines Vizepräsidenten einführte und im übrigen eine stabilitas loci der Hofkriegsräte festschrieb, definierte vier Abteilungen, die jeweils von einem Hofkriegsrat geführt wurden: 1. Zeughäuser und Artillerie; 2. Proviantwesen; 3. Werbungs- und Remontierungswesen; 4. militärisches Bauwesen. Eine Vierteilung der Agenden bestand noch Anfang des 18. Jahrhunderts. Den vier Referaten oder Expeditionen waren zu dieser Zeit folgende Aufgabenkreise zugeordnet: 1. Militärverwaltung in genere; 2. Hungarica und Turcica (unter Einschluss persischer, polnischer und moskowitscher Angelegenheiten, auch in Bezug auf den diplomatischen Dienst); 3. Artillerie; 4. Militärjustiz. 1710 bis 1714 bestand zudem ein eigenes Referat für das eben erst dem Hofkriegsrat unterstellte innerösterreichische Kriegswesen. Die Referate wurden spätestens seit Beginn des 18. Jahrhunderts nicht mehr von den Hofkriegsräten des Militärstandes („im Herrenstand“), sondern von den höchsten Zivilbeamten des Hofkriegsrates, den bürgerlichen bzw. briefadeligen „Referendaren“, geführt. Gerade in der Spätzeit des Prinzen Eugen haben diese die hohen Militärs marginalisiert und offensichtlich am Gremium der Behörde vorbeiagiert, ja die Ratsschlüsse nach eigenem Gutdünken abgeändert. Die Herrschaft der Zivilisten ist bemerkenswert, hatte Eugen doch 1710 und wieder 1713 nachdrücklich gefordert, dass die Hofkriegsräte mit wenigen Ausnahmen dem Militärstand entnommen werden müssten.
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Besonders verhasst war der aus einer angesehenen Passauer Bürgerfamilie stammende Augustin Thomas von Wöber (Weber) (1692–1771), dessen Vater der erste und lange Jahre einzige Referendar des Hofkriegsrates gewesen war. 1736 und 1740 wurde gegen die Herrschaft der Referendare von Seiten der Generalität, angeführt von Hofkriegsratsvizepräsident Ludwig Andreas Graf Khevenhüller, vehement opponiert und die bürokratische Misswirtschaft der Behörde für den Verfall des Militärwesens verantwortlich gemacht. Maria Theresia hat unter diesem Druck für Reformen gesorgt. 1745 wurde die Stellung des Präsidenten bedeutend erweitert (Instruktion vom 23. März 1745, Druck: ÖZV I/3, 433–441, mit neuer Taxordnung ebd. 442–450), kanzleitechnische Maßnahmen und die Pflicht zur gremialen Beratung sollten Eigenmächtigkeiten der federführenden Zivilbeamtenschaft unterbinden. Als Referendare und Sekretäre waren tunlichst Leute mit Kriegserfahrung aus den Feldkriegskanzleien aufzunehmen. Wöber hat sich aber als wichtigster Referent, dem Freiherrn von Bartenstein in der Hof- bzw. Staatskanzlei in manchem vergleichbar, weiterhin halten können. Noch Feldmarschall Daun forderte 1761 – also vor der Amtsübernahme – eine weitergehende Militarisierung der Spitzenfunktionen. Selbst Anfang des 19. Jahrhunderts war die Konkurrenz zwischen Militärs und Zivilbeamten nicht überwunden. Die Geschäftseinteilung wurde 1753 nach Ausscheidung der Justitialia und Abgabe der Turcica an die Staatskanzlei nach dem Vorbild der Departementsstruktur des Directoriums in publicis et cameralibus neu gestaltet (Handschreiben vom 12. März 1753, Druck: ÖZV II/2, 373f.). Anstelle der 1745 geschaffenen drei Materienreferate wurden jetzt vier überwiegend territorial definierte Departements eingerichtet: 1. für Ungarn und seine Nebenlande, 2. für die welschen und niederländischen „Staaten“, 3. für das Artilleriewesen und 4. für die deutschen Erblande. Ab 1762 war der Hofkriegsrat dann in drei sachlich bestimmte Geschäftsgruppen gegliedert, denen neun, seit 1776 nur mehr mit Buchstaben bezeichnete Departements zugeordnet waren: 1. militare quoad publica (oder kurz publica), auch in publicis et politica und pure militaria, das den Hofkriegsräten des Militärstandes vorbehalten war, 2. das militare justitiale oder justitialia (der wieder eingegliederte Militärjustizrat), 3. das militare oeconomicum, das zunächst nur assoziierte, 1766 voll integrierte Generalkriegskommissariat. Die Zivilräte, die nun nicht Hofkriegsräte, sondern bloß Hofräte zu titulieren waren, sollten nur mehr ein votum informativum führen (Instruktionshandschreiben vom 30. Januar 1762, Druck: ÖZV II/3, 412–417). 3.3.1.4. Oberster Militärgerichtshof Der Hofkriegsrat war auch oberster Militärgerichtshof. Umsonst versuchte noch 1704 die Österreichische Hofkanzlei die Revision der hofkriegsrätlichen Urteile an sich zu bringen. Als eine Art Ausführungsorgan der hofkriegsrätlichen Gerichtsbarkeit in Zivil- und Strafrechtssachen bestand der seit 1636 nachweisbare General(feldkriegs)auditor (mit Kanzlei), der ab 1664 zugleich auch Hofkriegsrat war und im Kriegsfall als „obrister Feldrichter“ bei der Hauptarmee zu stehen hatte. Er war insbesondere mit Prozessen außerhalb der Regimentsgerichtsbarkeit, also mit Verfahren gegen höhere Offiziere und Generäle oder Regimenter in corpore, befasst. Dem General(feldkriegs)auditoriat (im Dreißigjährigen Krieg noch „Generalfeldschultheißenamt“) zugeordnet war das „kaiserliche Kriegsgericht“ (auch: „Hofkriegsgericht“) und „Regiments-Schultheißenamt“ in Wien, das Gerichtsstand für die im Bereich Wiens befindlichen Militärpersonen (also eine Art
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Garnisonsgericht) und hauptsächlich für Schuldforderungen an höhere Offiziere und Klagen von Zivilpersonen gegen das Militär zuständig war. Generalauditor-Leutnants (samt Kanzleipersonal) bestanden um 1740 in Graz, Raab, Esseg, Hermannstadt, Temeswar, Szegedin, Mailand und Brüssel; Landesauditoren in Ofen, Komorn, Kaschau, Peterwardein und Innsbruck. Bei den Armeen im Feld betreute ebenfalls ein Generalauditor-Leutnant jene Rechtssachen außerhalb der Regimentsgerichtsbarkeit, die dem kommandierenden General zufielen. 1745 wurde die höchstgerichtliche Funktion des Hofkriegsrates durch die Schaffung eines speziellen, von der Verwaltungsbehörde deutlicher abgesonderten „Hofkriegsjustizrates“ separiert (Instruktion vom 23. März 1745), der aus vier Zivilbeamten der Behörde und drei Herrenstandsräten (Generälen) unter der Leitung des Hofkriegsratsvizepräsidenten Feldmarschall Gaspar de Córdoba (Cordova, Cordua) bestand. Nominell saß dem Justizrat der Hofkriegsratspräsident vor. Der Hofkriegsjustizrat verfügte über eine eigene Kanzlei. Mit Handschreiben vom 12. März 1753 (ÖZV II/2, 370–375) wurde der Militärjustizrat unter seinem Präsidenten Córdoba als „hofkriegsrätliche Justizstelle“ völlig verselbständigt. Auf Córdoba folgte Feldmarschall Daun, auf diesen im Januar 1761 Feldmarschall-Leutnant Augustin Thomas von Wöber. Schon 1762 hat man die oberste Militärgerichtsbarkeit allerdings wieder in den Hofkriegsrat eingegliedert und erst mit 1. Januar 1803 zur Entlastung der Militärzentralbehörde ein Militärappellationsgericht als zweite Instanz ins Leben gerufen. Der Justizsenat des Hofkriegsrates blieb noch bis 1848 oberste Revisions- und Berufungsinstanz. Beim Hofkriegsrat waren (wie auch bei anderen mit Gerichtsfunktionen ausgestatteten Zentralbehörden) Agenten akkreditiert, die Parteianliegen betrieben oder von den Regimentern mit der Durchsetzung spezieller Anliegen betraut wurden. In Justizsachen und bei Ernennungen von Generälen, Offizieren und Militärbeamten wurden (1745 gewaltig erhöhte) Taxen fällig, für deren Erhebung der Taxator des Hofkriegsrates zuständig war (Instruktion vom 1. April 1745, Druck: ÖZV I/3, 442–450). 3.3.1.5. Reformversuche und kurzzeitiger Machtverlust Seit den 1790er Jahren stand eine Reform der obersten Militärbehörde in Planung, die aber vor dem Hintergrund der Revolutionskriege zunächst nicht umgesetzt werden konnte. Festzuhalten ist jedoch die Tatsache, dass seit Juni 1796 Angelegenheiten der Militärökonomie, Verpflegung, Rekrutierung, des Grenz- und Militärjustizwesens auch im Staatsrat (Kap. VI.15), dem obersten Beratungsgremium der Habsburgermonarchie in Fragen der inneren Verwaltung, behandelt wurden. 1814 hat man dafür sogar eine eigene Militärsektion gegründet. Innere Reformkraft wurde dem Hofkriegsrat sichtlich nicht mehr zugetraut. Mit Handschreiben vom 28. Dezember 1791 setzte Leopold II. eine militärisch zusammengesetzte Kommission ein, die unter dem Vorsitz seines Sohnes Erzherzog Franz das gesamte Militärwesen der Habsburgermonarchie zu durchleuchten und Reformvorschläge zu Fragen der Armeestärke, der Dislokation, der Ausrüstung, der Rekrutierung, der Militärbildungsanstalten, des Remontierungs- und Monturwesens etc. zu unterbreiten hatte. Nach Herrschaftsantritt im März 1792 übertrug der nunmehrige Kaiser Franz II. den Vorsitz der Kommission dem General der Kavallerie Friedrich Moritz Graf Nostitz-Rieneck (1728–1796). Dieser legte 1795 einen ausgreifenden Plan zur Reform des Hofkriegsrates
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vor, der allerdings bis Kriegsende verschoben werden musste. Die Kommission arbeitete bis 1796, als Nostitz das Präsidium des Hofkriegsrates übernahm (Handschreiben vom 12. Mai 1796, Druck: ÖZV II/5, 401–406), aber schon bald darauf starb. Die Mitglieder der Kommission wurden großteils in den Personalstand des Hofkriegsrates überführt. Mit Handschreiben vom 9. März 1798 betraute Franz II. den Feldzeugmeister und späteren Feldmarschall Joseph Freiherr Alvinczy (Alvintzy) von Berberek (1735–1810) mit dem Vorsitz über eine weitere, ebenfalls nur aus Offizieren zusammengesetzte „Militärhofkommission“, die nach dem katastrophalen Ende des Ersten Koalitionskrieges 1797 gegen Frankreich eine Neugestaltung des habsburgischen Militärwesens, insbesondere der Militärorganisation, in Angriff nehmen sollte. Ihre Vorschläge hat Erzherzog Karl vehement kritisiert. Wirklich einschneidende – auch institutionelle – Veränderungen brachte die Reformzeit unter Erzherzog Karl (1801–1809), der am 9. Januar 1801 zum Hofkriegsratspräsidenten und am 12. September 1801 zum Kriegs- und Marineminister berufen wurde. Das Kriegs- und Marineministerium war dem Hofkriegsrat vorgeordnet. Letzterer verlor daher sein unmittelbares Vortragsrecht beim Kaiser und war im Grunde nur mehr Vermittler der erzherzoglichen Befehle an die Mittel- und die militärischen Landesbehörden, im Übrigen aber bloßes Verwaltungsorgan. Gleichzeitig hat Karl bisher selbständige Mittelbehörden wie die Generalartilleriedirektion (bis 1809), die Generalgeniedirektion (bis 1809), das Verpflegshauptamt oder das Invalidenamt als Departements in den Hofkriegsrat integriert. Neuerlich war von einer dringend notwendigen „Militarisierung“ des Hofkriegsrates die Rede, in dem angeblich wieder die „Zivilhofräte“ die Oberhand gewonnen hatten. Auch die Zivilbediensteten der Behörde erhielten 1802 Uniformen. Sie unterstanden aber traditionell nicht der Militärgerichtsbarkeit, sondern bis 1783 dem Obersthofmarschallamt als Gerichtsstand der Hof- und Zentralbehördenbediensteten, danach der je nach Geburtsstand kompetenten Zivilgerichtsbarkeit (Magistrat für die Bürgerlichen, niederösterreichisches Landrecht für die Adeligen). Die beim Hofkriegsrat angestellten Generäle und Stabsoffiziere gehörten selbstverständlich unter die Militärgerichtsbarkeit. Das Reformwerk Erzherzog Karls – verbunden mit einer drastischen Personalreduktion – stieß innerhalb wie außerhalb des Hofkriegsrates auf heftigsten Widerstand. Im Zusammenhang mit Richtungskämpfen, die sich an der Frankreichpolitik der Habsburgermonarchie entzündeten, zwang Franz II. seinen Bruder Karl im März 1805 zur Wiederherstellung des Hofkriegsrates als immediater Hofstelle mit eigenem Präsidenten. Karl hatte sich als Kriegs- und Marineminister im Wesentlichen auf seine beratende Funktion zurückzuziehen. Nach der vernichtenden Niederlage Österreichs im Feldzug von 1805 musste auf Wunsch des Anfang 1806 auch zum Generalissimus ernannten Karl der Hofkriegsrat wieder zum ausführenden Organ des Generalissimus-Kriegsministers zurückgestuft werden. Nach der Niederlage von Wagram trat Erzherzog Karl noch im Juli 1809 von allen Leitungsfunktionen zurück. Im Oktober 1809 wurde der Hofkriegsrat wieder in seine alte Machtfülle eingesetzt. Erst 1848 trat ein Kriegsministerium neuen Typs an seine Stelle. 3.3.1.6. Personalentwicklung und Amtsgebäude Mit der Zunahme der Aufgaben schwoll auch der Personalstand des Hofkriegsrates deutlich an. Schon in der Instruktion von 1650 musste die Teilnahme an den Sitzungen
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dem Präsidenten und Vizepräsidenten sowie den fünf ältesten Hofkriegsräten vorbehalten werden, worunter jedenfalls der Stadtkommandant von Wien zu sein hatte. Auch im Hofkriegsrat saßen die Räte wohl seit Beginn des 17. Jahrhunderts getrennt auf einer „Herrenbank“, hier gebildet aus hohen Militärs (Hofkriegsräte), und einer „Ritter- und Gelehrtenbank“ aus den wichtigen Zivilbeamten (Referendare bzw. Hofräte). Bis 1740 war alleine die Zahl der Räte auf 25 im Herrenstand (von denen nur wenige wirklich an den Sitzungen teilnehmen konnten) und elf gelehrte Räte (darunter vier Referendare) gestiegen. Das Personal insgesamt betrug 1740 über 144 Köpfe (1617: 27 Personen, 1672: 32 Personen, 1726: 55 Personen), darunter alleine 28 Sekretäre und 16 Konzipisten. Maria Theresia hat noch am Beginn ihrer Regierung eine radikale Personalreduktion durchgeführt, die Herrenstandsräte von 25 auf drei, jene „außerm Herrenstand“ von elf auf acht, die Sekretäre auf sechs reduziert, das übrige Personal wurde von 78 auf 48 zurückgestutzt. Seit der Gründung war der Hofkriegsrat mit seinen Akten in verschiedenen Gebäuden der Wiener Innenstadt untergebracht, im 18. Jahrhundert belegte er insgesamt neun verschiedene Quartiere (Schlosserhof in der Burg, Zeughaus auf der Seilerstätte, „Kaiserhaus“ in der Wallnerstraße etc.). 1776 konnte die Behörde das ehemalige Professhaus der Jesuiten auf dem Platz am Hof beziehen, wo auch die Nachfolgebehörde, das Kriegsministerium, bis 1913 untergebracht blieb. Das Gebäude teilte sich die Kriegsbehörde allerdings lange Zeit mit dem Kriegszahlamt, dem Genie- und Fortifikationshauptamt, dem Artilleriehauptzeugamt, dem Verpflegsamt, dem niederösterreichischen Generalkommando, der Hofkriegsbuchhaltung etc. Hofkriegsratspräsidenten
1556–1560 1560–1566 1566–1578 1578–1584 1584–1599 1599–1600 1600–1609 1609–1619 1619–1624 1624–1630 1632–1650 1650–1665 1665–1668 1668–1680 1681–1691 1691–1701 1701–1703 1703–1736 1736–1738 1738–1762 1762–1766 1766–1774
Ehrenreich von Königsberg Gebhard von Welzer Georg Teufel Frhr. von Guntersdorf Wilhelm Frhr. von Hofkirchen David Ungnad von Weißenwolff Melchior Frhr. von Redern Karl Ludwig Graf Sulz Johann Frhr. von Mollard (ab 1606 Direktor des hinterlassenen Hofkriegsrates in Wien) Johann Kaspar Graf Stadion Rambald Graf Collalto Heinrich Graf Schlick Wenzel Eusebius Fürst Lobkowitz Annibale Gonzaga di Bozzolo Raimondo Graf (Fürst) Montecuccoli Hermann Markgraf von Baden-Baden Ernst Rüdiger Graf Starhemberg Heinrich Franz Graf Mansfeld Prinz Eugen von Savoyen-Carignan Josef Lothar Graf Königsegg-Rothenfels Johann Philipp Josef Graf Harrach Leopold Josef Maria Graf Daun Franz Moritz Graf Lacy
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1774–1790 1790–1796 1796 1796–1801
Andreas Graf Hadik Michael Johann Graf Wallis Friedrich Moritz Graf Nostitz-Rieneck Ferdinand Graf Tige (interimistische Leitung) Quellenlage und Forschungsstand
Der gewaltige Schriftgutnachlass des Wiener Hofkriegsrates (inkl. der Überlieferung des Innerösterreichischen Hofkriegsrates und der Prager Außenstelle) wird seit 1889 im KA verwahrt, doch sind Hofkriegsratsakten durch die Plünderungszüge der Kriegsarchiv offiziere ab 1801 auch in viele andere Bestände des KA geraten (z. B. in die Alten Feldakten). In anderen Abteilungen des ÖStA ist der Schriftwechsel des Hofkriegsrats mit den übrigen Zentralbehörden der Monarchie zu suchen (z. B. Staatskanzlei Notenwechsel mit dem Hofkriegsrat, Reichskanzlei Notenwechsel mit dem Hofkriegsrat). Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts führte der Hofkriegsrat auch die Aufsicht über die diplomatischen Beziehungen mit dem Osmanischen Reich. Mit der Abgabe der Kompetenzen an die Staatskanzlei 1753 wurden auch die entsprechenden Akten abgetreten. Die nicht teilbaren Protokolle verblieben dem Hofkriegsrat und finden sich daher heute im KA, die zugehörigen diplomatischen Akten im HHStA. Die Abgrenzung erfolgte nicht durchwegs sauber. Vgl. auch Pálffy 2004. Der Schriftgutnachlass der Hofkommissionen Nostitz-Rieneck und Alvinczy gelangte 1886 aus dem kaiserlichen Kabinettsarchiv an das KA. Viel komplementäres Material zur militärischen Zentralverwaltung enthalten die sog. Kriegsminister-Lacy-Akten im KA. Franz Moritz Graf Lacy (1725–1801), 1766 Präsident des Hofkriegsrates, blieb auch nach seinem Rücktritt vom Präsidium als engster Militärberater Josephs II. sowie Staats- und Konferenzminister die „graue Eminenz“ des habsburgischen Militärwesens. Auf in Familienarchiven eingeschlossene Schriftennachlässe von Hofkriegsratspräsidenten darf der Vollständigkeit halber hingewiesen werden. Eine befriedigende Geschichte des Hofkriegsrates existiert nicht. Regele 1949 ist unbrauchbar. Am nützlichsten sind immer noch die entsprechenden Abschnitte in der ÖZV I/1, 234–269 (Firnhaber 1864 ist damit überholt), ÖZV II/1/1, 18–31, 238f., 345– 353, sowie die Momentaufnahmen (um 1700) in FZPE 1876–1892, Bd. I/1, 190–194, und (für die Zeit um 1740) auf gründlicher Quellenkenntnis ÖEFK 1, 306–325. Egger 1993 thematisiert den Hofkriegsrat als oberste Leitungsbehörde des Militärgrenzwesens (bes. zu seinem Aktenwesen), Egger 1983 enthält Angaben zum Prager Hofkriegsrat. Zur Situation des Hofkriegsrats unter Prinz Eugen vgl. auch Braubach 1963–1965, bes. Bd. 5. Zur Erzherzog-Karl-Zeit Angeli 1897, ÖZV II/1/2/2, 295–323, und mit der weiteren Literatur Hochedlinger 2005. Schindler (I.) 1996 ist zu speziell. Das 1776 bezogene Amtsgebäude Am Hof behandelt Eberle 1913. Die Liste der Hofkriegsratspräsidenten basiert im Wesentlichen auf Zivkovic o. J. Janko 1874 ist nicht wirklich brauchbar. Unter den biographischen Würdigungen der Hofkriegsratspräsidenten, von denen nur die prominentesten (allerdings meist als Feldherren) behandelt wurden, ragt Kotasek 1956 über Lacy hervor (besser die ungedruckte Langfassung Kotasek 1944).
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3.3.2. Generalkriegskommissariat Für das „ordinari Kriegsvolk“ in der Militärgrenze und die fallweise mobilisierten Landesaufgebote bestanden schon im 16. Jahrhundert Aufsichts- und Kontrollorgane, an deren Spitze das Oberstmustermeisteramt stand. Auch (landesfürstliche oder landständische) Kriegskommissare, die das Zusammenwirken zwischen der bewaffneten Macht des Landesfürsten einerseits und der Bevölkerung bzw. der ständischen Verwaltung andererseits beaufsichtigten und steuerten, sind seit dem 16. Jahrhundert bezeugt. Während des Dreißigjährigen Krieges, als Größe und Bedarf des Heeresapparats ungekannte Ausmaße annahmen, werden in einzelnen Erbländern Generalproviantmeister und General(land)kommissare (wahrscheinlich im Zusammenhang mit dem Beginn des Kontributionswesens) greifbar, die dem Landesadel oder der hohen Landesverwaltung entnommen wurden und wohl eher als Mediatoren zwischen den Ständen einerseits, den kaiserlichen Truppen und ihren Ansprüchen an die Länder andererseits zu verstehen sind. In Mähren erscheint sogar der Kardinal-Fürstbischof von Olmütz Franz von Dietrichstein 1632 als Generalkriegskommissar. Bei den großen Armeen standen wenigstens seit der Wallenstein-Zeit dem jeweiligen Hauptquartier zugehörige General(feldkriegs)kommissare, deren zeitgenössische Amtsbezeichnung „Obrist Muster-, Zahl- und Quartierkommissar“ das bald sehr breite Zuständigkeitsspektrum der künftigen Kommissariatsbehörde im Bemühen um Kontrolle und Einhegung des Militärunternehmertums erahnen lässt. Die Landstände bildeten eine eigene Kommissariatsstruktur aus. Erst 1647 ist das landesfürstliche Kriegskommissariatswesen in stabilere, wenn auch nicht leicht zu durchschauende Formen gegossen worden. An seine Spitze wurde Ernst von Traun als Generalkriegskommissar berufen. Traun wurden für Böhmen, Mähren und Schlesien jeweils zwei Generallandkommissare unterstellt, von denen einer im Land blieb, der andere aber den Truppen folgte. Auch die Generalproviantmeister in den Ländern, die fernab bei den Armeen im Reich stehenden Kriegskommissare und schließlich sogar der Kriegszahlmeister wurden Traun zugewiesen. Der schon damals vom Hofkriegsrat abhängige Generalkriegskommissar wurde von einer Reihe bürgerlicher (Ober-)Kriegskommissare unterstützt, die nicht selten aus dem Händler- oder Kaufmannsstand hervorgegangen waren. Die Funktion des Generalkriegskommissars überdauerte zunächst gemeinsam mit dem Nukleus eines stehenden Heeres das Ende des Dreißigjährigen Krieges. In der Hofkriegsratsinstruktion von 1650 wird das Generalkriegskommissariat als feststehende „Behörde“ auch in Friedenszeiten genannt, und zwar zunächst in Unterstellung unter den Hofkriegsrat (ebenso in der Hofkriegsratsordnung von 1668). Nach dem Rücktritt Trauns 1651 kam es zu keiner Neubestellung eines Generalkriegskommisssars, die Funktion wurde fürs Erste nur mehr in Kriegs- und Krisenzeiten besetzt, ab den 1660er Jahren dann aber durchgehend. In den Ländern amtierten ohne Unterbrechung auch nach 1651 (Ober-)Kriegskommissare. In den 1670er Jahren wurde von militärischer Seite heftige Kritik an den Versuchen der Hofkammer laut, das Kommissariat in ihren Einflussbereich zu ziehen. Die Berufung Trauns 1647 hatte sie als Eingriff in ihre Zuständigkeiten gesehen. In der Tat finden wir dann in den 1660er und 1670er Jahren die langjährigen Vizepräsidenten der Hofkammer Ferdinand von Hohenfeld und Seifried Christoph Graf Breuner an der Spitze der Behörde. Der Hofkammerordnung von 1681 ist bereits zu entnehmen, dass das Generalkriegskommissariat ratione militaris dem Hofkriegsrat, ratione oeconomiae aber der Hofkammer unterstand; dabei blieb es bis in die 1740er Jahre. Die Kriegskommissare
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waren eben die ambulanten Agenten der beiden „immobilen“ Zentralstellen. Dies führte klarerweise immer wieder zu Kompetenzproblemen, erleichterte aber auch das Bemühen des Amtes, sich durch diese Zwitterstellung größeren Freiraum zu erkämpfen. Die Aufgaben des Generalkriegskommissariats auf dem weiten Feld der „Militärökonomie“ blieben dabei stets die gleichen: Durchführung der Musterungen bei der Truppe (ein ewig kritischer Knackpunkt im problematischen Verhältnis zwischen den äußerst unpopulären Kommissariatsbeamten und der Armee), Überprüfung der Geldwirtschaft der Einheiten, Sicherstellung der Heeresversorgung im weitesten Verstande (Sold, Material, Proviant, Vorspann, Quartier, Medizin etc.). Das Generalkriegskommissariat erstellte auch den jährlichen Militärfinanzbedarf, den „Militäranordnungsstaat“, der gemeinsam mit dem Kameralanordnungsstaat den „Generalanordnungsstaat“ („Budgetvoranschlag“) bildete, und ermittelte auf Grundlage der Meldungen der Truppenkörper das Rekrutenund Remontierungserfordernis. Mit der allmählichen institutionellen Verfestigung seiner Dienststelle trat der Generalkriegskommissar de facto in die Reihe der Behördenchefs ein. Ab 1697 war er auch Mitglied der neu errichteten Deputation des Status politico-oeconomico-militaris, die die Bedürfnisse des Militärs mit den Länderinteressen abzugleichen und insbesondere das aerarium bellicum, das jährliche Militärbudget, zu beraten hatte. An der Spitze des Generalkriegskommissariats, das auch über eine eigene Amtskanzlei und Registratur verfügte, standen der nun mit wenigen Ausnahmen der Generalität entnommene Generalkriegskommissar und sein Stellvertreter, der Oberstkriegskommissar. Bei den Armeen im Felde und in den Hauptstädten der Erblande amtierten kommissariatische Funktionäre unterschiedlicher hierarchischer Ebene, also je nach Bedeutung und Größe des Landes Oberfeldkriegskommissare, Feldkriegskommissare und kommissariatische Amtsoffiziere. Ungarn wurde Ende des 17. Jahrhunderts in eigene Militär- und Kommissariatsdistrikte geteilt. Außerdem war jedem Regiment auf ein Jahr ein Kommissariatsoffizier zugeteilt, dem die laufende Revision auf Grundlage der monatlichen Standes- und Diensttabellen oblag. Die beiden feierlichen Hauptmusterungen im Frühjahr und im Herbst (samt Revision der Kassabücher) wurden von einem externen (Ober-) Kriegskommissar vorgenommen. Anders als in Brandenburg-Preußen haben die kaiserlichen Kriegskommissare die Steuer- und Polizeiverwaltung in den Ländern nicht übernommen, sondern blieben im Wesentlichen vorgeschobene Beobachtungsposten in den Provinzhauptstädten. Um 1700 zählte das monokratisch verfasste Kriegskommissariat 15 Ober(feld)kriegskommissare, 56 (Feld-)Kriegskommissare, zwei Amtsoffiziale, einen Hofkammerrat als Kanzleidirektor, drei Sekretäre, einen Registrator, einen Adjunkten, einen Buchhalter, einen Buchhaltereiadjunkten, zwei Konzipisten, zehn Kanzlisten und fünf Akzessisten. 1745 wurden, nur hinsichtlich des Fachpersonals, 18 Oberkriegskommissare, 53 Kriegskommissare und 20 Amtsoffiziere normiert. Das Personal in der Zentrale umfasste 1740 (neben Generalkriegskommissar und Oberstkriegskommissar) einen Kanzleidirektor, vier Amtssekretäre, einen Registrator und Expeditor mit Adjunkten, einen Buchhalter mit Gehilfen, fünf Konzipisten, 26 Kanzlisten, elf Akzessisten und drei Supernumerarii; 1746 insgesamt 64, zum Teil auf verschiedene Kriegsschauplätze abkommandierte Personen. Das Personal unter dem (hoch)adeligen Generalkriegskommissar und einem Oberstkriegskommissar war bürgerlich geprägt. Die Instruktion vom 28. Dezember 1746 (Druck: ÖZV I/3, 450–479) und das Zirkularreskript vom 6. Januar 1747 erhoben das Generalkriegskommissariat schließlich zu einer
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unmittelbaren, dem Hofkriegsrat und der Hofkammer gleichgeordneten Hofstelle mit direktem Vortragsrecht bei der Monarchin, obwohl die Kommissariatsgeschäfte während des Österreichischen Erbfolgekrieges völlig verfallen waren und der Hofkriegsrat scharf gegen die Aufwertung des Generalkriegskommissariats auftrat (Personalstand 1748: 155 Köpfe, davon elf Oberkriegskommissare, 54 Kriegskommissare und 23 Kommissariatsoffiziere). Der Generalkriegszahlmeister, alle Kriegskassiere und ab 1749 auch die ursprünglich bei der Hofkammer angesiedelte, personell sehr starke Hofkriegsbuchhalterei als oberste Rechnungskontrolle wurden dem Generalkriegskommissariat unterstellt; in Ungarn unterstanden die Kontributionskassen allerdings dem Palatin bzw. der Statthalterei. Die sog. Militaria mixta, also alle militärischen Angelegenheiten, bei denen die Länder involviert waren (Rekrutierung, Remontierung, Marsch- und Quartiersachen etc.), sollten schon ab 1755 gemeinsam von Directorium, Hofkriegsrat und Generalkriegskommissariat in eigenen Zusammentretungen behandelt werden, doch gab es sichtlich Koordinationsprobleme. Nachdem zunächst im November 1757 die Militärkassageschäfte direkt in den Aufgabenkreis des Directoriums in publicis et cameralibus übertragen worden waren, die übrigen kommissariatischen Geschäfte aber – nach dem Rücktritt des Generalkriegskommissars Franz Ludwig Grafen Salburg – kurzfristig von einer vom Directorium abhängigen Kommission unter dem Oberstkriegskommissar Joseph Grafen Wilczek bearbeitet werden sollten, kam es schon im Dezember 1757 zur vollständigen Vereinigung des Kommissariats mit der obersten Zivilverwaltungs- und Finanzbehörde der Monarchie (ÖZV II/2, 355–370). Dem Vorgang in der Zentrale entsprach die Einordnung der Kommissariatsgeschäfte auf Länderebene in die Landesverwaltungsbehörden, die „Repräsentationen und Kammern“. Die Oberleitung über das Militärproviantwesen übernahm das Directorium ebenfalls Ende 1757. Diese Konstruktion bewährte sich gerade in der kritischen Zeit des Siebenjährigen Krieges überhaupt nicht, Anfang 1761 kam es daher auf Initiative des Staatskanzlers Kaunitz zu einer Strukturveränderung für die Dauer des Krieges. Bei der operierenden Hauptarmee sollte ein Kommissariats- und Proviantdirektor angestellt, in Wien aber aus den Räten, die die kommissariatischen Agenden bis dahin im Rahmen des Directoriums beraten hatten, eine unmittelbare Hofkommission als Leitungsbehörde eingerichtet werden, der auch die Hofkriegsbuchhalterei zu unterstehen hatte. Im Februar 1761 wurde dementsprechend das Militärökonomiewesen wieder aus dem heillos überlasteten Directorium herausgelöst und einer immediaten „commissariatisch und proviantischen Hofcommission“ (auch „Militärökonomiehofkommission“) unter Leitung des Vizepräsidenten des Directoriums, Graf Johann Karl Chotek (1704–1787), überantwortet (Handschreiben vom 3. Februar 1761, Druck: ÖZV II/3, 398f.). Beim Feldheer in Böhmen und Mähren amtierte mit Johann Georg (Freiherrn von) Grechtler, einem bürgerlichen Aufsteiger, der seine Karriere als Gastwirt und Fuhrunternehmer im Breisgau begonnen hatte und schon ab 1753 in Unterordnung unter den Generalkriegskommissar die bis dahin verpachtete Proviantierung der Armee geleitet hatte (OberstFeldproviantamt), ein Generaldirektor in commissariaticis et provianticis (1762: Oberstkriegskommissar), der unmittelbar der Kaiserin-Königin unterstand (Handschreiben vom 23. Februar 1761, Druck: ÖZV II/3, 400). Mit der Ernennung des Grafen Chotek zum Generalkriegskommissar (Handschreiben vom 23. Dezember 1761, Druck: ÖZV II/3, 401f.) entstand das Generalkriegskommissariat als eigenständige, wenn auch nicht mehr immediate Hofstelle neu, um allerdings schon im Januar 1762 als dritte Abteilung dem Hofkriegsrat assoziiert bzw. inkorporiert
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zu werden. In Kassasachen stand das Kriegskommissariat unter der Aufsicht der drei Finanzhofstellen, mit denen auch der jährliche Militärhaupterfordernisaufsatz zu erstellen war (Handschreiben vom 30. Januar 1762, Druck: ÖZV II/3, 417–420). Bis Anfang 1767 erfolgte nach dem Rücktritt Choteks die vollständige Amalgamierung des Kommissariats mit dem Hofkriegsrat, die Angelegenheiten der Militärintendanz wurden nun auf allen Ebenen vom Militär selbst wahrgenommen. Die Kriegskassen in den Ländern ordnete man den dortigen Finanzstellen, in oberster Instanz der Generalkassedirektion zu. Die Verantwortung für die Hofkriegsbuchhalterei teilten sich ab 1776 Hofkriegsrat und Generalrechnungsdirektorium. Generalkriegskommissare 1647–1651 1657–1661 1663–1674 1674–1678 1678–1685 1685–1688 1688–1693 1693–1696 1696–1705 1705–1713 1713–1726 1726–1745 1746–1757 (1757–1761 1761–1766
Ernst Graf Traun Alexander Schiffer (Schiefer) Frhr. von Freyling Ferdinand Frhr. von Hohenfeld Kaspar Zdenko Graf Kaplíř von Sullowitz Seifried Christoph Graf Breuner Rudolf Graf Rabatta Antonio Graf Caraffa Johann Donat Graf Heißler von Heitersheim Maximilian Ludwig Graf Breuner Leopold Josef Graf Schlick Franz Sebastian Graf Thürheim Johann Hermann Graf Nesselrode Franz Ludwig Graf Salburg Teil des Directoriums in publicis et cameralibus) Johann Karl Graf Chotek Quellenlage und Forschungsstand
Im KA ist Schriftgut des Generalkriegskommissariats nur sehr bruchstückhaft und auch dies nur für die letzte Phase seines Bestehens erhalten (ab 1738). Was an älterem Schriftgut, etwa als Vorakten, in die Registratur des Directoriums in publicis et cameralibus gelangt sein mag, ist 1927 wohl zum Großteil vernichtet worden. Schon 1673 war allerdings in der Registraturführung beträchtliche Unordnung eingerissen (vgl. HKA, Österreichische Hoffinanz, 12. März 1673). 1648 gingen ältere Akten in der Schlacht bei Zusmarshausen an die Schweden verloren. Jüngeres Schriftgut (insbes. die Militärdirectorialia ab 1756) kam 1762 von der Böhmisch-Österreichischen Hofkanzlei an den Hofkriegsrat. Die Tätigkeit des Kommissariats im 17. und frühen 18. Jahrhundert kann daher nur aus der Schriftgutüberlieferung der übergeordneten Behörden Hofkriegsrat und Hofkammer rekonstruiert werden (Bestände Hofkriegsrat im KA und Hoffinanz im HKA). Protokolle der Militärökonomiehofkommission, allerdings nur in Kassasachen, finden sich im gleichnamigen Bestand des KA, wichtigere Vorträge der Kommission im Bestand Generalkriegskommissariat. Die Literatur ist angesichts der schwierigen Überlieferungslage sehr unbefriedigend. FZPE 1876–1892, Bd. I/1, 194f., ÖEFK 1, 335–341, und v. a. ÖZV I/1, 253f., 262f., ÖZV
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II/1/1, 31–35, 223–228, 342–345, und ÖZV II/3, 395–431, bieten noch die wesentlichsten Anhalte. Zur Gründung und zu den ersten Jahren sehr eingehend und auf solider Quellengrundlage Hoyos 1972, 1–73, weniger die gedruckte Zusammenfassung Hoyos 1976.
3.4. Mittelbehörden In komplizierten Abhängigkeitsverhältnissen von den stabilen Zentralbehörden bearbeiteten seit dem 17. Jahrhundert auch mehrere Mittelbehörden militärisch relevante Agenden. Lange Zeit, im Grunde bis zu seiner Erhebung zu einer unmittelbaren Hofstelle, gehörte auch das Generalkriegskommissariat hierher, doch ist es dem Kommissariat schon Ende des 17. Jahrhunderts gelungen, sich eine fast gleichberechtigte Sonderstellung im Behördenaufbau zu sichern, wie die Instruktion für die Deputation von 1697 zu belegen scheint. In allen wirtschaftlichen Belangen bestand ein besonderes Aufsichts- und Leitungsrecht der obersten Finanzbehörde, der Hofkammer. Der Hofkriegsrat, der über kein frei verfügbares „Budget“ disponierte, war zum Teil ganz ausgeschaltet (wie etwa in Verpflegsfragen) oder hatte nur die militärfachliche Expertise im engeren Sinne beizutragen. Die thematische Bündelung im Großkapitel Kriegswesen scheint aus Gründen der Übersichtlichkeit vertretbar. Nicht behandelt werden hier Kommissionen, an denen der Hofkriegsrat zwar beteiligt war, deren inhaltliche Arbeit aber nicht-militärischen Fragen galt, sondern etwa der Landesverwaltung der Neoacquistica (Commissio Neoacquistica [Kap. VI.8]) oder sanitätspolizeilichen Fragen (Sanitätshofkommission [Kap. VI.19]). Zu erwähnen sind immerhin die schon 1749 geplanten, aber erst 1765 eingeführten Generalinspektoren der einzelnen Waffengattungen (Infanterie, Kavallerie, Grenztruppen, Fuhrwesen und Verpflegswesen ab 1776), die auf die Einhaltung der zentralstaatlichen Anordnungen, insbesondere der Dienstreglements und der Vorschriften hinsichtlich Bewaffnung und Ausrüstung, zu sehen und Eigenmächtigkeiten der Regimentsinhaber und -kommandanten abzustellen hatten.
3.4.1. Oberstproviantamt und Verpflegshauptamt Für die Proviantmagazinsangelegenheiten im Frieden (Beschaffung der Vorräte, Errichtung von Magazinen) und die Versorgung der Feldarmeen im Krieg bestand nach Errichtung des Stehenden Heeres in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, in Unterstellung unter die Hofkammer, ein Obrist- oder auch General-Proviantamt. Der dauernde Personalstand der Behörde war denkbar bescheiden. Noch 1740 standen unter dem Proviantamtsobristleutnant – es war dies über lange Zeit der Aufsteiger Hofkammerrat Johann Georg Freiherr (1729) von Harrucker (1662–1742) – nur ein Oberproviantkommissar, ein Proviantkommissar, ein Amtskassier, ein Buchhalter, ein Proviantverwalter und neun Kanzlei- und Buchhaltereioffiziere. Zahlenmäßig bedeutend waren lediglich das Bäckerpersonal und das Fuhrwesen, die allerdings nur im Kriegsfall aufgenommen wurden. Den Feldarmeen waren dann auch eigene, von Feldproviantdirektoren geleitete Feldproviantstäbe beigegeben. Diesen war das Feldproviantfuhrwesen zugeordnet, das die Versorgungsgüter aus den Magazinen zur operierenden Armee zu transportieren hatte. Wegen der schwachen Stände des Feldproviantfuhrwesens war der Landesvorspann für
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größere Antransporte aus dem Hinterland wichtig. Immer wieder mussten das Proviantgeschäft und das Proviantfuhrwesen an private Großunternehmer verpachtet werden („Proviantadmodiation“), so bis 1753 und wieder nach dem Siebenjährigen Krieg bis 1770 (meist an jüdische Unternehmer). Harrucker selbst hatte 1719 bis 1732 die Verpflegung der ungarischen Garnisonen in Pacht. Nach dem Ende der Proviantadmodiation wurde 1770 ein von Freiherrn von Grechtler geleitetes semiautonomes Verpflegshauptamt mit eigener Buchhalterei und Verpflegssubstitutionen in den Ländern (Instruktionen von 1770) errichtet, 1776 aber aufgelöst und als Referat dem Hofkriegsrat eingegliedert, während in den Ländern bei den Generalkommanden entsprechende Proviantämter fungierten. 1780 wurde (gegen den Vorschlag des Hofkriegsrates) ein kollegial organisiertes Verpflegsamt (Militar-Haupt-Verpflegsamt) als dem Hofkriegsrat unmittelbar nachgeordnete Mittelbehörde zur Leitung des gesamten „Militar-Verpflegs- und Better-Geschäfts“ neu errichtet. Es erhielt 1782 eine gedruckte Instruktion. In einzelnen Landeshauptstädten arbeiteten eigene, von einem (pensionierten) Stabsoffizier geleitete Verpflegsämter mit breiterer territorialer Zuständigkeit (Wien z. B. für Österreich ob und unter der Enns, Tirol und Vorderösterreich), die Vorräte für den Ernstfall horteten; für die Feldarmeen waren spezielle Felddirektionen vorgesehen. An der Spitze des Verpflegsamts stand ein General als Verpflegsinspektor. Das Personal des Verpflegsamts umfasste bloß elf Personen. Hinzu kam das militärische Bäckerpersonal. Im Kriegsfall wurde außerdem bei der Hauptarmee ein Oberstlandeskommissar eingesetzt, der den Reihen der Gubernialbürokratie jenes Erblands zu entnehmen war, in dem sich das Hauptaufmarschgebiet der Truppen befand. Er stellte die Verbindung zwischen der Zivillandesverwaltung und der Armee her. Ende 1793 hat man das Hauptverpflegsamt aufgelöst und zu einer Verpflegsinspektion herabgestuft, die zentralbehördlichen Agenden gingen auf das Departement A des Hofkriegsrates über. 1801 wurde das Verpflegshauptamt wiederhergestellt, im Januar 1803 aber dann definitiv aufgehoben. Quellenlage und Forschungsstand Vom alten Obrist-Proviantamt ist keine geschlossene Registratur auf uns gekommen, Material zu seiner Tätigkeit ist besonders in den Beständen des HKA (Hoffinanz) zu erwarten. Das KA verwahrt einen ansehnlichen Bestand an Akten und Geschäftsbüchern aus der Zeit des Verpflegshauptamts (1780–1803). Die beste Übersicht über das Tätigkeitsprofil desselben gewährt die Instruktion von 1782. Die Literatur ist dürftig: FZPE 1876–1892, Bd. I/1, 195f. (dort auch 684–690 eine Instruktion für einen Feldproviantamtsdirektor aus dem Jahre 1705); ÖEFK 1, 341–343. Die interessante Person Harruckers, der seit den 1690er Jahren als Feldkriegskommissar bzw. Proviantkommissar, dann als Proviantdirektor tätig war, wurde biographisch gewürdigt von Sixt 1967. 3.4.2. Oberst-Schiff- und Brückenmeisteramt Das schon ab den 1530er Jahren zunächst als „Schiffmeisteramt“ genannte OberstSchiff- und Brückenamt hatte, obwohl der Oberstschiffmeister (ab 1598 nur mehr Oberschiffmeisteramts-Leutnant o. ä.) 1558 dem Hofkriegsrat untergeordnet wurde, keinen
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ausschließlich militärischen Charakter und darf nicht als Zentralbehörde für das frühe Seekriegswesen der Habsburgermonarchie missverstanden werden. Es war neben der Instandhaltung der durchaus beträchtlichen Flussschiff-Flottille, meist Zillen und Plätten (1740: 842 Fahrzeuge), und der Beförderung von Truppen, Kriegsgerät oder Proviant auf dem Stromnetz der Habsburgermonarchie auch für die Einhebung der Überfuhrund Brückengelder zuständig, ebenso für den Verwaltungs- und Strompolizeidienst sowie den kaiserlichen Salztransport auf Donau und Theiß. Hinzu kam die Aufsicht über die schiffamtlichen Waldungen (z. B. bei Scharnstein in Oberösterreich). Im Krieg stellte es außerdem das Material für Schiff- oder Kriegsbrücken (stabile Brücken und Feldkriegsbrücken, Blech- und Holzpontons) an wichtigen Flussübergängen samt Zugvieh für den Gegentrieb bereit. Zugleich besorgte es die Schifffahrten des Kaiserhofes zu den ungarischen Landtagen nach Pressburg oder auch für kaiserliche Jagdpartien. Das Obrist-Schiff- und Brückenamt war ab dem Ende des 16. Jahrhunderts nicht nur dem Hofkriegsrat, sondern auch (allerdings nur bis 1749) der Hofkammer und ab Mitte des 17. Jahrhunderts auch noch dem Generalkriegskommissariat unterstellt. Das Amt unterhielt unter dem Kommando von Bruckhauptleuten oder Bruckleutnants Filialen an wichtigen Flussstationen, an denen ständige Schiffbrücken bestanden. Stationen (Schiff ämter bzw. Schiff- und Zillenverwahrungen) des Oberstschiffamtes waren um 1740: Stein, Traismauer, Tulln, Korneuburg, Klosterneuburg, Pressburg, Raab, Komorn, Gran (bis 1745), Pest, Baja (bis 1745), Uj Palanka, Peterwardein, Pancsova, Esseg, Szegedin, Zenta, Titel und Temeswar. Das Schiffsarmement (siehe Kap. VII.3.6.12) im Türkenkrieg Leopolds I. war vom Schiffamt unabhängig und unterstand einem eigenen „Admiral“. An der Spitze des Amtes stand der Oberstschiffamtsobristleutnant – ein Obrist-Schiffmeister wurde schon ab 1600 nicht mehr ernannt – mit (1740) Sitz in Wien-Leopoldstadt „am Tabor“ und einem winzigen Personalstab (um 1700 fünf Personen). Über die Stationen in Ungarn führte der bis Ende des 17. Jahrhunderts gänzlich selbständige, dann mit dem Oberstschiffamtsobristleutnant in Personalunion verbundene Oberbruckhauptmann in Pressburg die Aufsicht. Seit 1758 übernahm das im Rahmen der Stabstruppen des Generalquartiermeisterstabs neu geschaffene Pionierbataillon Aufgaben des Schiff amts (etwa das Laufbrückenwesen), das sich dafür nach dem Siebenjährigen Krieg auch mit der Reaktivierung des Schiffsarmements zu beschäftigen hatte, also mit regelrechten Flussschiffen. In Klosterneuburg wurde zu diesem Zweck eine Schiffswerft errichtet, 1766 konnte die erste Fregatte vom Stapel laufen. Der Oberstschiffamtskommandant Karl Freiherr von Magdeburg befehligte 1788/89 auch die Donauflotille für den Türkenkrieg. Das möglichst aus geübten Zimmer- und Bergleuten geworbene Pionierkorps war dagegen noch während des Siebenjährigen Krieges (1761) aufgelöst worden und wurde für den Bayerischen Erbfolgekrieg kurzfristig neu errichtet. Erst seit 1809 bestand – auch in Friedenszeiten – ein stabiles Pionierkorps. Die Organisation des k. k. Militärbrückenwesens wurde durch die Errichtung des Pontonierbataillons (mit Hauptquartier in Klosterneuburg) im Juni 1767 wesentlich verändert; eigene Feldbrückenkompanien hatten zumindest um die Mitte des 18. Jahrhunderts schon im Verband des Oberstschiffamtes bestanden. Die Oberleitung über das Pontonierbataillon (Ende des 18. Jahrhunderts 416 Mann) kam dem Vorstand des Oberstschiffamts zu, das seit 1763/64 als eindeutig militärische Einrichtung unter Oberleitung des Hofkriegsrates galt. Der Kommandant war ein hoher Generalstabs- oder Ingenieuroffizier, der rasch Generalsrang erreichte. Eine „Hauskompanie“ aus minder tauglichen Leuten versah den Dienst bei den einzelnen Schiffämtern an Donau, Drau
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und Save. Der Kommandant des Pontonierkorps war im späten 18. Jahrhundert zugleich Oberbruckhauptmann in Ungarn und Chef des Oberstschiffamtes. Mit allerhöchster Entschließung vom 27. Januar 1843 wurde das Oberstschiffamt (zuletzt „Oberstes Militärschiffamt und Pontonier-Bataillon“) aufgelöst, sein Personal samt dem Pontonierkorps dem Pionierkorps eingegliedert. Obristschiffmeisteramts-Leutnants, Oberstschiffamtsoberstleutnants, Kommandanten des Pontonierbataillons (ab 1600) Leopold Wagner 1601–1621 1621–1623 Lorenz Ott 1623–1629 Georg Denkhardt 1629–1651 Hans Schubhardt Andreas Piller 1651–1663 Lukas Ehrlinger von Ehrnthal 1663–1692 1692–1714 Johann Ludwig Gössinger Johann Paul Hetzer 1714–1722 Franz Anton Gössinger 1722–1729 1729–1757 Claudius Le Fort du Plessis 1757–1763 vakant Ludwig Rudolf Frhr. von Ripke 1763–1773 1773–1801 Karl Frhr. von Magdeburg Quellenlage und Forschungsstand Ein Archiv des Oberstschiffamtes ist nicht erhalten geblieben. Ein kleiner Splitterbestand wird heute im KA verwahrt. Ab 1753 bestehen in der Registratur des Hofkriegsrates jedoch eigene Rubriken für Schiffamtsangelegenheiten. Ergänzendes findet sich im Bestand Oberstjägermeisteramt in den Hofarchiven des HHStA. Eine aus den Akten gearbeitete fragmentarische Geschichte des Kriegsbrückenwesens im 17. Jahrhundert erliegt in den Kriegswissenschaftlichen Mémoires des KA (XIV-79 und 80). Die Literatur ist spärlich; FZPE 1876–1892, Bd. I/1, 200–202, ÖEFK 1, 348–350, KGFR 1, 241, bieten kurze Übersichten; am ausführlichsten ist Brinner 1878–1881.
3.4.3. Invalidenhofkommission und Invalidenhauptamt Der Erzbischof von Gran Georg Széchényi († 1695) hat 1692 u. a. auch 157.000 fl. für ein Soldatenspital in Pest gestiftet. Das Geld blieb lange Zeit ungenutzt, bis der neue Erzbischof, Christian August Kardinal von Sachsen-Zeitz, 1715 den Hofkriegsrat auf die Stiftung aufmerksam machte. Noch im selben Jahr wurden Gründe angekauft, und im Februar 1716 begann auf Initiative des Kommandanten von Ofen Feldzeugmeister Maximilian Ludwig Graf Regal der Bau. Dann gerieten die Arbeiten allerdings ins Stocken, da die Geldmittel kurzerhand für andere Zwecke verwendet wurden. Erst 1728, als die Entscheidung für drei Hauptinvalidenhäuser in Pest, Wien und Prag fiel, kam wieder frischer
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Wind in das kaiserliche Invalidenwesen. Das Pester Invalidenhaus konnte 1729 die ersten Versorgungsberechtigten aufnehmen. Für die Koordinierung des Invalidenwesens (Kap. VII.3.7.10) und die Verwaltung der dem Bau eines Invalidenhauses in Pest gewidmeten Stiftungen ist schon 1715 eine Art Invalidenkommission („Pester Invalidenkommission“) nachweisbar, die im Mai 1723 unter dem Präsidium des Hofbaudirektors Gundaker Graf von Althann förmlich institutionalisiert worden zu sein scheint. Sie umfasste in weiterer Folge Hofkriegsräte, Räte der Hofkammer und der Ungarischen Hofkanzlei sowie Angehörige des Generalkriegskommissariatsamts. Die Expeditionen erfolgten durch die Hofkammer und den Hofkriegsrat. Mit dem neuen, im März 1750 verlautbarten Generalinvalidensystem wurde die Pester Invalidenhauskommission aufgelöst und mit 1. Mai 1750 eine neue Invalidenkommission in Tätigkeit gesetzt, die im November 1751 in den Rang einer wirklichen Hofkommission aufstieg und einen eigenen Kanzleiapparat erhielt (ÖZV II/2, 387–391). Das Präsidium der aus Räten des federführenden Directoriums in publicis et cameralibus, des Hofkriegsrates, des Generalkriegskommissariats und der Ungarischen Hofkanzlei bestehenden Hofkommission führte der Oberstkriegskommissar und Vizepräsident des Directoriums Johann Karl Graf Chotek. Alle geistlichen und Militärstiftungen wurden bereits 1750 der neuen Zentralbehörde zur Finanzierung des Systems übergeben. Unter der Hofkommission sollten in Österreich unter der Enns, Mähren und Böhmen eigene gemischt militärisch-politische Filialkommissionen amtieren. Schon im Dezember 1757 wurde die Invalidenhofkommission dem Directorium einverleibt. Nach der Zerschlagung der Haugwitz’schen Zentralbehörde wanderten die Invalidensachen im November 1761 zum wiederhergestellten Generalkriegskommissariat, mit der Übertragung der Commissariatica an den Hofkriegsrat aber zu letzterem (April 1762). Dennoch erscheint die personell gut ausgestattete Invalidenhofkommission unter Chotek bis Ende der 1760er Jahre selbständig im Hof- und Staatsschematismus, danach eine Invalidenkommission. Sie verwaltete über die Militärinvalidenkassa weiterhin die einschlägigen Fonds und Stiftungen, führte die Korrespondenz mit den Landesinvalidenhäusern und legte ihre Gestionsprotokolle dem Hofkriegsrat vor. 1768 wurde Feldmarschall-Leutnant Maximilian Freiherr von Krottendorf zum ersten Präses dieser jetzt „Invalidenamt“ bzw. „Militärinvalidenamt“ genannten militarisierten (Mittel-)Behörde bestellt, die ohne Zusammenhang mit dem Hofkriegsrat im Hof- und Staatsschematismus angeführt ist. Ab 1772 erhielt das „Invalidenamt“ (1776: 20 Mitarbeiter, überwiegend Kanzlisten) auch die Betreuung der Soldatenkinder und der gebrechlichen Soldatenfrauen samt den dazu gewidmeten Finanzmitteln übertragen. 1772 wurden die 1750 eingerichteten Länderkommissionen aufgehoben, die Invalidenhäuser verwalteten sich hinfort selbst. Ende Januar 1803 übernahm das Departement L des Hofkriegsrates unter Auflassung des Invalidenamtes die Invalidensachen. 1702 bis 1745 bestand als Hilfsorgan des Hofkriegsrats mit verwandter Zuständigkeit eine „Pupillarkommission“ für die Angelegenheiten der Waisen nach verstorbenen Militärpersonen. 1745 gingen ihre Agenden an den Hofkriegsrat in justitialibus, 1754 an das hofkriegsrätliche Justizkollegium.
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Quellenlage und Forschungsstand Der große Schriftgutnachlass der Hofkommission bzw. des Invalidenhautpamtes (1723–1803) und der Pupillarkommission wird im KA verwahrt. In der Literatur hat die interessante Behörde, die auch für die Soldatenknabenerziehungshäuser und das Offiziers töchterinstitut zuständig war, keine Berücksichtigung gefunden. Vgl. ÖZV II/1/1, 228– 230. An der Oberfläche bleibt Tuider 1974, besser Wunder 1984 und (breiter) 2000.
3.5. Territorialkommanden Flächendeckende territoriale Kommandostrukturen haben sich in der Habsburger monarchie erst ab dem 18. Jahrhundert entwickelt. In der Zeit davor folgte die Befehlsgewalt in der Regel den Festungskommandanten, aus denen sich dann mit der Zeit – wie etwa im Falle des Wiener Stadtkommandanten für Österreich unter und ob der Enns, Brünn (Spielberg) für Mähren, Prag für Böhmen, Groß-Glogau für Schlesien etc. – ein größerer Kommandobereich entwickeln konnte. Nur in der kroatisch-slawonischen Militärgrenze bildeten sich schon relativ früh – seit dem 16. Jahrhundert – größere Grenzabschnitte als Kommandoeinheiten aus.
3.5.1. Der Innerösterreichische Hofkriegsrat Die Länderteilung von 1564 konnte nicht ohne Einfluss auf die Organisation der Kriegsverwaltung bleiben. Während Tirol und die Vorlande jenseits der autonomen Landesverteidigung kaum Bedarf an institutionalisierten Militärbehörden hatten, fielen der innerösterreichischen Ländergruppe Organisierung und Finanzierung des ihr südlich vorgelagerten kroatisch-slawonischen Grenzabschnitts zu. In Graz operierten daher nicht nur die üblichen Zentralbehörden wie Geheimer Rat, Hofkanzlei und Hofkammer, sondern bald auch ein eigener Hofkriegsrat. 1577 wurde beschlossen, die Aufsicht über die einzelnen Sektoren der Militärgrenze zu dezentralisieren, um die offensichtlich beträchtlichen Koordinationsprobleme zu lösen. Die Administration der von den innerösterreichischen Ländern Steiermark, Kärnten und Krain finanzierten Grenzabschnitte, also der „windischen“ oder slawonischen Grenze (mit Zentrum Warasdin) und der kroatischen Grenze (mit Zentrum Karlstadt, ab 1579), übernahm nun Erzherzog Karl von Innerösterreich. Die förmliche Vollmacht folgte am 25. Februar 1578. Erzherzog Karl (und nach ihm die Gubernatoren Erzherzog Ernst und Maximilian, ab 1603 Karls Sohn Ferdinand) war nach der Instruktion als „Generalobristleutnant“ nur der Vertreter des „Grenzobersten“, des Königs von Ungarn, für den Grenzgürtel bis zur Drau. In Kriegs- und Grenzsachen unterstand ihm der Banus von Kroatien. In wichtigen und nicht dringlichen Grenzangelegenheiten waren weiterhin kaiserliche Befehle einzuholen. Auch die Bestellung der Grenzobristen für die beiden Grenzabschnitte bedurfte der Abstimmung mit dem Kaiser. Die ungarische Grenze verblieb Kaiser Rudolf als König von Ungarn bzw. in seiner Vertretung Erzherzog Ernst. 1578 übernahm vor diesem Hintergrund eine eigene Verwaltungsbehörde in Graz, der sog. Innerösterreichische Hofkriegsrat, die Betreuung der Innerösterreich übertrage-
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nen Abschnitte und damit die Oberaufsicht über das Kriegsvolk an der Grenze und die Grenzfestungen. Die Instruktion datiert vom 2. Januar 1578 (Direktiven vom 11. März 1578; weitere Instruktionen 8. Oktober 1593 und 6. April 1675). Dem Grazer Kriegsrat waren u. a. ein Hofkriegszahlmeister bzw. Hofkriegszahlmeisteramtsverwalter (ab 1605 ein rein landesfürstliches Organ) und ein Baukommissariat für die Grenzfestungen (1583 aufgelassen) zugeordnet. Dem Hofkriegsrat und der Innerösterreichischen Hofkammer subordiniert war das oberste Zeugmeisteramt. In den Grenzabschnitten bestanden eigene (Oberst-)Proviantmeister bzw. Proviantmeisteramtsverwalter. Anders als der Wiener Hofkriegsrat war sein innerösterreichisches Pendant keine rein landesfürstliche Behörde. Vielmehr entsandten die Stände der Steiermark, Kärntens und Krains Vertreter aus ihren Reihen als Räte in das Gremium (zwei Räte aus der Steiermark, je ein Hofkriegsrat aus Kärnten und Krain). Nach den Interessen der drei Landschaften vergab die Behörde auch die wichtigeren Posten in der Grenze selbst (z. B. die Hauptmannschaften) an Landleute, nur die niedrigeren Funktionen durften von den Grenz obristen selbständig besetzt werden. Über die Rechnungsgebarung führte die Grazer Hofkammer die Aufsicht, der als landesfürstlicher Kontrollbehörde überhaupt eine sehr starke Stellung in Angelegenheiten der Militärverwaltung und des Grenzwesens zukam, insbesondere im Bereich der Zeughausverwaltung. Der Innerösterreichische Hofkriegsrat überdauerte, wie auch die übrigen innerösterreichischen Spezialbehörden und -gremien, die Wiedervereinigung Innerösterreichs mit Österreich ob und unter der Enns 1619. In der innerösterreichischen Abteilung der Österreichischen Hofkanzlei bestand hinfort eine vom innerösterreichischen Hofsekretär besorgte innerösterreichische Kriegsexpedition, die den Verkehr zwischen dem Grazer Hofkriegsrat und dem Herrscher (der sich ab 1669 auch die Besetzung der wichtigeren Posten vom Grenzhauptmann aufwärts über Vorschlag des Grazer Hofkriegsrates vorbehielt) herstellte. In der Praxis aber war der Innerösterreichische Hofkriegsrat in der Zeit nach dem Ende der Länderteilung ein beratendes und ausführendes Organ des Innerösterreichischen Geheimen Rates. Er blieb Schaltstelle der Landes- und Grenzverteidigung, hatte aber in Angelegenheiten des kaiserlichen Stehenden Heeres keinen Einfluss. 1663 umfasste der Innerösterreichische Hofkriegsrat einen Präsidenten (der häufig auch innerösterreichischer Geheimer Rat war), vier Räte, drei Sekretäre, zwei Registratoren, drei Kanzlisten, einen Buchhalter, einen Adjunkten, zwei Raitdiener, einen Zahlmeister und einen Türhüter. Seit 1675 standen nur mehr hohe kaiserliche Generäle an der Spitze der Behörde. Im Juni 1705 wurde der Innerösterreichische Hofkriegsrat nach scharfer Kritik des Prinzen Eugen aus der Unterordnung unter die Österreichische Hofkanzlei gelöst und dem Wiener Hofkriegsrat unterstellt (ÖZV I/3, 49–51). Der hartnäckige Widerstand Innerösterreichs konnte erst 1709 weitgehend gebrochen werden. Der Grazer Hofkriegsrat sank zur innerösterreichischen Kriegsstelle („in den innerösterreichischen Landen bestellte Kriegsstelle“) herab, für die seit 1717 auch kein eigener Präsident mehr bestellt wurde (Instruktion vom 20. August 1722). Ein Verpflichtungsverhältnis gegenüber den Ständen bestand nun nicht mehr, das Nominationsrecht auf die hofkriegsrätlichen Ratsstellen wurde massiv eingeschränkt und vielfach missachtet. Die Zuständigkeiten wurden dabei wesentlich erweitert, indem man der Innerösterreichischen Hofkammer die Zeughausverwaltung endgültig abnahm. Die Kriegsstelle korrespondierte über den Wiener Hofkriegsrat, war also eigentlich nur mehr eine Art Bindeglied zwischen Wien, Innerösterreich und den beiden Grenzgeneralaten. Ihr ver-
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blieben die Aufsicht über die Landes- und Grenzbefestigungen, die Erhaltung und Verwaltung der in den Plätzen ihres Bereichs liegenden Hausartillerie, die Wirtschaft mit den Bau-, Proviant- und Munitionsgeldern, die Aufsicht über die in Innerösterreich und den Grenzgeneralaten befindlichen Proviant- und Munitionsmagazine sowie die Rechnungsprüfung. Bei Besetzung höherer Offiziersstellen und Kommandofunktionen waren von der Kriegsstelle und vom Kaiser Mitwirkungsrechte der innerösterreichischen Stände zu beachten und innerösterreichische Adelige zu bevorzugen. Ab 1737 unterstand die Warasdiner Grenze nur noch in Artillerie- und Justizsachen der Grazer Stelle, sonst unmittelbar dem Hofkriegsrat zu Wien. Beim Wiener Hofkriegsrat bestand von 1710 bis 1714 ein eigenes Departement für Innerösterreich und die Militärgrenze. Mit 1. Januar 1744 wurde die innerösterreichische Kriegsstelle aufgehoben und in ein Militär(ober)direktorium umgewandelt, an dessen Spitze Feldmarschall Herzog Joseph Friedrich von Sachsen-Hildburghausen (1702–1787), zugleich kommandierender General in den innerösterreichischen Landen und in der Militärgrenze, berufen wurde. Er hatte schon 1736/37 im Rahmen erster Reformversuche in der Militärgrenze und besonders im Warasdiner Generalat einschlägige Erfahrungen sammeln können. Er plädierte seit damals konsequent für eine Umwandlung der Militärgrenze von einer weitgehend obsolet gewordenen Grenzverteidigungseinrichtung in ein militärisch besser nutzbares Mannschaftsreservoir für das Stehende Heer der Habsburgermonarchie insgesamt. Den Einfluss der innerösterreichischen Kriegsstelle und der innerösterreichischen, insbesondere steirischen Stände auf das Grenzgebiet und deren eigennützige Personalpolitik – ihm schien die Grenze mehr eine steyerische Monarchie als kayserliche Granitz – bekämpfte er auf das entschiedenste. 1737 war Hildburghausen noch am Widerstand der Stände (und am Ausbruch des Türkenkrieges) gescheitert. Unter Maria Theresia aber wurde die Restrukturierung der Militärgrenze nun nach seinen Grundsätzen wirklich durchgeführt, den innerösterreichischen Ständen die Ämterbesetzung in der Militärgrenze endgültig entzogen, schließlich auch die direkte ständische Finanzierung der Grenzabschnitte aufgehoben. Im März 1749 legte Hildburghausen seine Funktionen zurück. Ab 1750 amtierte in Graz ein normales Generalkommando. Innerösterreichische Hofkriegsratspräsidenten 1578–1583 Franz von Poppendorf 1583–1589 Servatius von Teuffenbach 1589–1602 Johann Friedrich Frhr. von Trauttmansdorff 1602–1604 Wilhelm Frhr. von Windischgrätz 1604–1611 vakant Johann Jakob Frhr. von Khiesl 1611–1613 1614–1620 Gottfried Frhr. von Stadl 1621–1637 Georg Frhr. von Galler 1637–1642 Johann Gottfried Frhr. von Falbenhaupt 1642–1650 Johann Wilhelm Frhr. von Galler 1650–1661 Wilhelm Leopold Graf Tattenbach-Rheinstein 1663–1665 Otto Ehrenreich Graf Trauttmansdorff 1665–1669 Johann Christian Frhr. von Galler 1671–1674 Johann Weikhard Vetter von der Lilie 1675–1692 Jakob Graf Leslie 1693–1694 Ferdinand Frhr. von Stadl
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1695–1701 1701–1708 1708–1717 1717–1735 1735–1743
Johann Maximilian Graf Thurn-Valsassina Siegbert Graf Heister Johann Franz Graf Gronsfeld-Bronkhorst Maximilian Adam Graf Lengheim (Vizepräsident) Albrecht Graf Heister (Vizepräsident) Quellenlage und Forschungsstand
Das Schriftgut des Grazer Hofkriegsrates wurde im Jahre 1750 nach Wien überstellt und kam gemeinsam mit der Überlieferung der Wiener Kriegsbehörde 1889 ins KA. Mit der Errichtung des Innerösterreichischen Hofkriegsrates gingen zwar die Betreffe zur kroatisch-slawonischen Militärgrenze im Schriftgut des Wiener Hofkriegsrates deutlich zurück, hörten aber nie völlig auf. Es sind daher für Studien über die innerösterreichisch verwalteten Grenzbereiche auch die Protokolle und Akten der Wiener Behörde heranzuziehen. Italienische Betreffe im Bestand Innerösterreichischer Hofkriegsrat weist Cova 1989, 133–174, nach. Die Umsetzung der vom Innerösterreichischen Hofkriegsrat verfügten Maßnahmen war Sache der Stände der innerösterreichischen Länder, sodass reiches komplementäres Material in den ständischen Archiven der Steiermark, Kärntens und Krains erliegt, speziell im Ständischen Archiv des StLA. Kurze Einstiege bieten FZPE 1876–1892, Bd. I/1, 193f., ÖEFK 1, 321f., ÖZV I/1, 257–260. Die umfassendste Darstellung bietet Thiel 1916/30, Tl. 1, 48–58, Tl. 2, 595– 615. Vgl. auch Thiel 1914, Steinwenter 1924 und Loserth 1934. Die Instruktion von 1675 ist bei Firnhaber 1864, 165–176 (Beilage 20), irrig als Instruktion für den Wiener Hofkriegsrat abgedruckt. Die schwierige Eingliederung des Innerösterreichischen Hofkriegsrates und des Vorderösterreichischen Militärdirektoriums wird vielfach angesprochen bei Bidermann 1867/89, 2. Abt. (auf Grundlage Tiroler Archivalien). Vgl. zu letzterem auch Langer (J.) 1902. Die Literatur zum ständischen Defensionswesen in Innerösterreich ist in Kap. VII.2.1 diskutiert.
3.5.2. Oberösterreichisches Militärdirektorium Innsbruck Nach der Länderteilung von 1564 fielen die Militärangelegenheiten Tirols und der Vorlande in die Zuständigkeit der oberösterreichischen Regierungsbehörden. Eine eigene Kriegsstelle wurde hier anders als in Graz nicht errichtet. Schon während des Dreißigjährigen Krieges und vollends nach der Wiedervereinigung der oberösterreichischen Ländergruppe entsandte Wien eigene Militärbeauftragte, um den Geheimen Rat in Innsbruck zu unterstützen. Schon 1665 wird in dieser Funktion Generalfeldwachtmeister Johann Franz Freiherr von Kaiserstein genannt, den wir auch 1689 wieder als „Militärdelegierten“ antreffen. 1698 übernahm Feldmarschall-Leutnant Johann Martin Freiherr Gschwindt von Pöckstein als wirklicher oberösterreichischer Geheimer Rat (mit Sitz und Stimme) diese Aufgabe. Von einer regelrechten „Militärsektion“ des Geheimen Rates wird sich wohl kaum sprechen lassen, dazu waren insbesondere die Aktivitäten der ganz auf das traditionelle ständische Landesverteidigungswesen
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konzentrierten Tiroler zu unbedeutend. Diese Militärbeauftragten unterstanden wie der Innerösterreichische Hofkriegsrat der Österreichischen Hofkanzlei. Mit Ausbruch des Spanischen Erbfolgekrieges ist dann ein „Ober- und Vorderösterreichisches Militärdirektorium“ auf Dauer institutionalisiert worden, wohl um den Innsbruckern die Kontrolle über die Festungen zu entwinden. Der Militärdirektor war nicht mehr der Hofkanzlei, sondern dem Wiener Hofkriegsrat untergeordnet, blieb aber weiterhin Mitglied des Oberösterreichischen Geheimen Rates. Die durchlaufende Liste der Militärdirektoren setzt mit Ernst Freiherrn von Winkelhofen (1706–1709) ein, doch war schon Gschwindt – in Landesverteidigungssachen von einem ständischen Defensionsrat unterstützt – im September 1702 mit dem Titel eines Militärdirektors selbständig gestellt worden. Dem Militärdirektor war eine eigene Kriegskanzlei beigegeben, die eng mit der Innsbrucker Kammer zusammenhing. Auch der erste Kanzleidirektor Peter Paul Daiser von Sillbach und das nötige Unterpersonal wurden dem Personalstand der Hofkammer entnommen. Ende der 1720er Jahre bezog die Kriegskanzlei ein eigenes Amtsgebäude „im Stall-Gassel“. Ein Vorderösterreich und Tirol zusammenspannendes Generalkommando bestand ungeachtet der Trennung im Bereich der Zivilverwaltung bis 1767, ein eigener Obrist-Land- und Hauszeugmeister für Ober- und Vorderösterreich wird noch 1740 genannt.
3.5.3. General- und Militärkommanden Nach dem Vorbild der alten Grenzzonen amtierten in den ab Ende des 17. bzw. zu Beginn des 18. Jahrhunderts neu hinzugewonnenen Ländern und Provinzen kommandierende Generäle mit zum Teil statthalterartigen Kompetenzen (etwa in Siebenbürgen). In einzelnen Ostgebieten wie Nordserbien oder dem Banat stand der kommandierende General überhaupt an der Spitze der gemischt militärisch-kameralen Verwaltung. Vorgeordnete Verwaltungsbehörde war hier ab 1719 die Commissio Neoacquistica. Erst in der theresianischen Zeit scheint es zu einer durchgehenden Einrichtung von Generalkommanden für Ländergruppen bzw. größere Länder gekommen zu sein. Das Königreich Ungarn erhielt 1740 ein eigenes „Generalkommando“, ein „oberungarisches Generalkommando“ hatte schon länger bestanden, auch von einem Ofener Militäroberdirektorium war bereits lange davor die Rede. Die windische Grenze wurde in den 1740er Jahren zum Warasdiner Generalkommando, die Kroatische zum Karlstädter Generalkommando. Bis zur zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts war dann die gesamte Habsburgermonarchie mit einem flächendeckenden Netz von Territorialkommanden überzogen, wobei sich die Organisationsstruktur in weiterer Folge natürlich wiederholt den Veränderungen der Verwaltungsstrukturen anpassen musste. Für den Kanzleidienst verfügten die Territorialkommanden wie die Armeen im Feld über Feldkriegskanzleien. Den für Ländergruppen zuständigen Generalkommanden konnten in einigen Provinzhauptstädten sog. Militärkommanden (Militäroberkommanden) untergeordnet sein. Etwas speziell war die Situation in den italienischen und belgischen Nebenlanden. Hier führte nominell der Generalgouverneur (vielfach ein Mitglied des Herrscherhauses) als Generalkapitän auch den Oberbefehl über die dort stationierten kaiserlichen bzw. k. k. Truppen. Die tatsächliche Funktion eines Truppenkommandanten versah der kommandierende General als ausführendes Organ des Generalgouverneurs in militärischen Belangen. Vorgesetzte Behörde des Generalgouverneurs war der Italienische bzw. Nieder-
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ländische Rat in Wien, ab 1757 das Italienische bzw. Niederländische Departement der Staatskanzlei, der kommandierende General aber unterstand dem Hofkriegsrat. In den Österreichischen Niederlanden führte die innenpolitische Krise ab 1787 kurzfristig zur Entmachtung der Generalgouverneure und zu einer massiven Stärkung der Position des kommandierenden Generals. Die Generalkommanden waren die verlängerten Arme des Hofkriegsrates in den einzelnen Erbländern der Habsburgermonarchie; ihnen wurden alle Truppen und Militäreinrichtungen ihres Zuständigkeitsbereichs unterstellt. Die früher direkt mit dem Hofkriegsrat geführte Korrespondenz der Regimenter, Korps und sonstigen Kommanden durfte ab 1767 nur mehr über die zuständigen Generalkommanden als Mittelbehörden laufen. Der administrative Apparat der territorialen Kommandoeinheiten entsprach in den Grundzügen jenem des Hofkriegsrates. Sie gliederten sich im späten 18. Jahrhundert in die Feldkriegskanzlei (militärisch-politische Agenden) unter dem Feldkriegssekretär, das damals schon vollständig militarisierte Kriegskommissariat (für Geld-, Gebühren- und Standeskontrollsachen) unter einem (Ober-)Kriegskommissar und das Judicium delegatum (pure) militare bzw. Judicium delegatum militare mixtum (wenn Zivilrichter beigezogen wurden) für das Justizwesen (ab 1853 rein militärische „Landesmilitärgerichte“). Die ab 1753 errichteten Judicia unter dem Vorsitz des kommandierenden Generals blieben bis zur Auflassung der selbständigen Militärzivilgerichtsbarkeit 1868/69 in erster Instanz für die Zivilrechtssachen und die freiwillige Gerichtsbarkeit (Verlassenschaftsabhandlungen) von Militärpersonen außerhalb der Regiments-, Korps- oder Anstaltsgerichtsbarkeit zuständig (Generalität, Obristen, pensionierte Offiziere und Militärbeamte etc.). Bis dahin hatte das nächstgelegene Regimentsgericht oder ein Zivilgericht die ersten Schritte gesetzt, der Hofkriegsrat aber die Verlassenschaftsabhandlung zu Ende geführt. Von der Zuständigkeit der Judicia waren Militärpersonen ausgeschlossen, die Fideikommiss- oder Grundbesitzer bzw. Lehnsträger waren. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde die Geschäftsordnung der Generalkommanden deutlich ausdifferenziert, die Kompetenzen wuchsen im Zuge der Reformen Erzherzog Karls ab 1801 merklich an. Ein Generalkommando bestand nunmehr aus fünf Abteilungen (Departements): einer militärischen (Personalia, Militaria im engeren Sinne), einer politischen (auch Referat in publicis-politicis; Kanzleisachen, Rekrutierung, Konskription, Entlassungen, Heiratsbewilligungen, Beurlaubungen), einer ökonomischen (Geld- und Kassasachen, Bequartierung, Ergänzungswesen), dem Verpflegsdepartement und dem Justizdepartement, denen jeweils eigene Referenten – in der Militärabteilung ein Stabsoffizier, im politischen Departement der Feldkriegssekretär (zugleich Kanzleidirektor), bei der Ökonomie der Oberkriegskommissär, bei der Justiz der Generalauditorleutnant (ersatzweise ein Stabsauditor) – vorstanden. In den Militärgrenzprovinzen waren die Generalkommanden zugleich Militär- und Landesstelle. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts bestanden 14 Generalkommanden: Wien (Österreich ob und unter der Enns, kurzzeitig mit Vorderösterreich, daher „Generalkommando in Österreich ob und unter der Enns und in den Vorlanden“; nachgeordnet: Militärkommando in Linz), seit 1753 mit Judicium delegatum militare mixtum in Wien Graz (Innerösterreich, ab 1784 mit Tirol, daher: „Inner- und oberösterreichisches Generalkommando“), seit 1754 mit Judicium delegatum militare mixtum
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Innsbruck (Ober- und Vorderösterreichisches Militärdirektorium, 1776–1779 Ober- und Vorderösterreich getrennt, Tiroler Militärkommando 1784 Innerösterreich unterstellt) Freiburg im Breisgau (Vorderösterreich, bis 1767 gemeinsam mit Tirol als „Ober- und Vorderösterreichisches Militärdirektorium“ verwaltet, 1767–1779 getrennt, 1779–1784 wieder zusammengelegt; in Freiburg amtierte ein Innsbruck unterstelltes Militärkommando, Juni 1784 Auflösung und Unterstellung des vorderösterreichischen Militärbezirks unter das Niederösterreichische Generalkommando), seit 1775 mit eigenem Judicium delegatum militare mixtum Prag (Böhmen), seit 1754 mit Judicium delegatum militare mixtum Brünn (Mähren und Österreichisch-Schlesien; mit nachgeordnetem Militärkommando in Troppau), seit 1754 mit Judicium delegatum militare mixtum Lemberg (Galizien und Lodomerien; mit nachgeordnetem Militärkommando in Czernowitz), seit 1775 mit Judicium delegatum militare mixtum Pressburg, dann Ofen (Ungarn), mit Judicium delegatum militare Hermannstadt (Siebenbürgen), seit 1754 mit Judicium delegatum militare Temeswar (Banat), mit Judicium delegatum militare (1783–1790 Generalkommando Esseg und Banater Generalkommando Temeswar zu einem gemeinsamen Generalkommando in Peterwardein zusammengelegt) Peterwardein (ab 1783, vorher Esseg, für die slawonische Grenze und Syrmien, mit Militärkommando in Semlin), mit Judicium delegatum militare Agram (ab 1786 Sitz des Kroatischen Generalkommandos, das aus der Vereinigung des Karlstädter mit dem Banal-Warasdiner Generalkommando entstand), mit Judicium delegatum militare Die Karlstädter und die Warasdiner Grenze waren 1744 bis 1749, 1763 bis 1768 und 1786 bis 1790 vereinigt (1786–1790 auch mit der Banalgrenze, 1783–1786 Banalund Warasdiner Grenze vereinigt). Die slawonisch-syrmische Grenze blieb bis 1849 selbständig (1783–1790 mit dem Banat vereinigt). Mailand, mit Judicium delegatum militare Brüssel (Österreichische Niederlande, bis 1794), mit Judicium delegatum militare Mit dem Erwerb des venetianischen Dalmatien 1797 wurde auch in Zara ein Militärbzw. später Generalkommando (Dalmatien, Albanien, Ragusa) samt Judicium delegatum militare errichtet. Quellenlage und Forschungsstand Das KA verwahrt heute die Registraturen oder zumindest nennenswerte Registraturteile der General- bzw. Militärkommanden für Österreich ob und unter der Enns (Wien), Innerösterreich (Graz, alter Teil vernichtet), Vorderösterreich (Freiburg), Tirol (1781–1801, älterer Teil schon vor 1776 vernichtet) und die Österreichischen Niederlande. Splitterschriftgut von Territorialbehörden (z. B. Temeswar, Hermannstadt) kam im Zuge der während der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts intensivierten Sammeltätigkeit des KA in Zuwachs. Zu Beginn der 1890er Jahre wurden die Registraturen der einzelnen Korpskommanden zur Sichtung ihrer Bestände in Hinblick auf historisch wertvolles Material angehalten. Das fallweise nach Wien ausgelieferte Material wurde dort in der Regel auf andere Bestände verteilt. Das Schicksal der Registratur des italienischen Generalkom-
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mandos ist aufgrund der Wechselfälle nach 1796/1859/1866 einigermaßen unklar. Teile gerieten in den Bestand des Grazer Generalkommandos, die 1919 an Italien ausgelieferten Teile sind nicht mehr feststellbar. In den Archiven der übrigen Nachfolgestaaten befinden sich heute u. a. die Registraturen der Territorialkommanden für Böhmen und Mähren (Prag), Ungarn (Budapest), Slawonien (Agram), Galizien (Lemberg, heute Warschau), Siebenbürgen (Hermannstadt), Banat (Temeswar). Die ursprünglich reichhaltige Überlieferung der Administration für Nordserbien (1718–1739) wurde schon im 19. Jahrhundert fast vollständig skartiert; die kümmerlichen Reste hat man in den 1980er Jahren an Jugoslawien ausgeliefert. Brauchbare Literatur existiert nicht. Vgl. FZPE 1876–1892, Bd. I/1, 203f., ÖEFK 1, 326–335. Für die Lombardei aber Dattero 2014.
3.6. Die Truppe 3.6.1. Die Linienregimenter Als Geburtsstunde des Stehenden Heeres gilt in der Habsburgermonarchie das Jahr 1649, als der kaiserliche Entschluss fiel, auch nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges neun Infanterie- und zehn Kavallerieregimenter auf dem Fuß zu lassen. 3.6.1.1. Infanterie Die zentrale taktische, administrative und judizielle Einheit des kaiserlichen bzw. k. k. Kriegswesens war – bei Infanterie und Kavallerie gleichermaßen – das „Regiment“, der Befehlsbereich eines Obristen. Ein „Regiment deutscher Knechte“, bald auch einfach „Regiment zu Fuß“ genannt (unter Zusatz des Namens des Regimentsinhabers), umfasste am Beginn des Dreißigjährigen Krieges in der Regel zehn Kompanien oder „Fähnlein“ zu je 200 bis 300 Mann. Die Binnengliederung der Kompanien in sechs (1769: vier) Korporalschaften, die ihrerseits in drei „Kameradschaften“ (Zelt- und Kochgemeinschaften) zerfielen, ist eine spätere Entwicklung. Mit der Beibehaltung eines Stehenden Heeres nach Kriegsende 1648 wurde die Unterscheidung von Kriegs- und Friedensstand üblich; ersteren erreichte man durch Verstärkung der einzelnen Kompanien. Spätestens in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts setzte sich auch das Bataillon als rein taktische Gliederungsebene durch. Zwischen 1650 und 1695 bestand ein durchschnittliches kaiserliches Regiment zu Fuß aus zwei Bataillonen zu je fünf Kompanien, ab 1695 zählte man pro Regiment zwölf Kompanien in drei Bataillonen (à vier Kompanien), doch blieb die Gesamtstärke in etwa gleich (Friedensstand: 1.800 Mann, Kriegsstand: 2.000–2.100 Mann). Mit Ausbruch des Spanischen Erbfolgekrieges 1701 wurden die Infanterieregimenter dann auf vier Bataillone gesetzt (Friedensstand: 2.400 Mann, Kriegsstand: 2.900 Mann); sie zählten nunmehr 16 Füsilierkompanien (à 150 Mann) und erhielten zusätzlich eine eigene Kompanie großgewachsener und distinkt uniformierter Elitesoldaten, die vor allem im Graben- und Festungskrieg Handgranaten gegen den Feind schleuderten: die Grenadiere (100 Mann). Letztere traten erstmals 1670 im kaiserlichen Heer auf, als man 100 im Kampf gegen die Türken auf Kreta erprobte venezianische Grenadiere in kaiserliche
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Dienste übernahm. Bis um 1700, als sie endlich zu Kompanien zusammengezogen wurden, hatten die Grenadiere innerhalb der Regimenter keine feste Organisation, sondern waren truppweise den einzelnen Kompanien zugewiesen. Die 1705 aus Finanznot verfügte Reduktion der Regimentsstärken auf jeweils 2.180 Mann wurde gegen den Widerstand der Generalität nur sehr teilweise umgesetzt. 1711 wurde eine zweite Grenadierkompanie normiert. Ein Infanterieregiment sollte ab 1712 im Frieden aus drei Bataillonen zu fünf Kompanien (à 120 Mann) und zwei Grenadierkompanien, im Krieg aber aus vier Bataillonen zu fünf Kompanien und zwei Grenadierkompanien bestehen. Im Frieden zählte ein Infanterieregiment daher 2.016, im Krieg 3.000 Mann (Kriegsstand der Füsilierkompanien: 140 Mann), doch schwanken die Angaben. Massive Aufrüstung bei Kriegsausbruch (so z. B. 1733) erfolgte aber nicht nur durch Schaffung vierter Bataillone („Auktionskompanien“), sondern weiterhin auch durch Aufstellung neuer Regimenter. Zu Beginn des Polnischen Thronfolgekriegs wurden neun Regimenter neu errichtet. Die große Abrüstung von 1736 führte auch zu einer abgeschlankten Binnenstruktur der Regimenter insgesamt, die vierten Bataillone wurden aufgelöst, die Mannschaften zur Auffüllung der Lücken verwendet. Den Österreichischen Erbfolgekrieg (1740–1748) focht man daher mit Infanterieregimentern, die nur mehr drei Bataillone zu fünf Kompanien und zwei Grenadierkompanien zählten (Kriegsstand ab 1743: 2.300 Mann). Erst 1748 ist man zur Aufstellung in vier Bataillonen (zu je vier Kompanien zuzüglich zweier Grenadierkompanien) mit einem Mannschaftsstand von 2.400 Mann zurückgekehrt, allerdings nur für kurze Zeit. In den Siebenjährigen Krieg zog ein k. k. Infanterieregiment (Kriegsstärke 2.693 Mann) mit zwei Feldbataillonen (zu je sechs Kompanien) und einem zunächst schwächeren sog. Garnisonsbataillon (zu vier Kompanien), das aus minder tauglichen Leuten bestand und Festungsdienst zu versehen bzw. die Abrichtung der Rekruten in der Etappe zu übernehmen hatte. Bis 1757/58 war der Bedarf an Kampfeinheiten allerdings so stark gewachsen, dass auch die auf sechs Kompanien verstärkten Garnisonsbataillone an die Front geholt werden mussten. Im Hinterland blieben nur mehr „Depositorien“ aus ein bis zwei Offizieren und 120 bis 150 Mann zurück, die die Aufgaben der bisherigen Garnisonsbataillone übernahmen. Nach dem Siebenjährigen Krieg kehrte man rasch zu jener Einteilung zurück, die man am Vorabend des Konflikts getroffen hatte und die bis zum Ende des Jahrhunderts gleich blieb (Friedensstand: zwei Bataillone zu sechs Kompanien, ein Garnisonsbataillon zu vier Kompanien, zwei Grenadierkompanien; Kriegsstand: drei Bataillone zu sechs Kompanien und zwei Grenadierkompanien). Was sich änderte, waren die Kompaniestärken. Bis Ende der 1760er Jahre blieb man zunächst bei einer Friedensstärke der Regimenter von ca. 2.100 Mann und einer Kriegsstärke von etwa 2.700 Mann. 1769 setzte man die Stärke der Füsilierkompanien für den Ernstfall jedoch auf 153 Mann, sodass sich eine Einsatzstärke von über 3.000 Köpfen ergab. Mit der Umsetzung des reformierten Konskriptionsund Werbbezirkssystems machte man 1779 einen neuerlichen Quantensprung. Nun betrug schon der Friedensstand einer Füsilierkompanie 180 Mann, der Kriegsstand aber 232 Mann, der Friedensstand eines Regiments wuchs damit auf gewaltige 3.176 Köpfe, der Kriegsstand gar auf 4.476 Mann. In das Jahr 1769 fallen zwei Entscheidungen von länger- bzw. mittelfristiger Wirksamkeit. Schon im Siebenjährigen Krieg hatte man Grenadierkompanien fallweise und ad hoc aus ihren Regimentern gelöst und so besonders schlagkräftige Stoßtruppen gebildet. Im Januar 1769 wurden die Grenadiere (die übrigens den Gebrauch der namengebenden Handgrana-
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ten schon Mitte des 18. Jahrhunderts eingestellt hatten) auch in Friedenszeiten von ihren Stammregimentern abgetrennt und zu eigenen zusammengesetzten Grenadierbataillonen unter einem Obristleutnant, der dem Bataillon auch seinen Namen gab, zusammengezogen. Der administrative Konnex der (1770) 21 Grenadierbataillone mit dem Regiment (etwa im Ergänzungswesen) ging aber nicht verloren. 1797 wurden die teilselbständigen Grenadierbataillone aufgelöst, die Kompanien wieder bei ihren Stammregimentern eingeteilt. Im August 1769 erhielten die bisher ausschließlich nach ihrem Chef benannten Regimenter zusätzlich eine feste Nummer, die sie hinfort auch bei Inhaberwechsel behielten. Die Nummerierung fixierte dabei den Status des Jahres 1769 nach dem Rang der Inhaber. Die Nummernfolge eröffneten die „Hausregimenter“, deren nominelle Inhaber Mitglieder des Erzhauses waren. Daran schlossen sich die Garnisonsregimenter an, an diese wiederum die 59 damals bestehenden deutschen Infanterieregimenter, gefolgt von den Grenzinfanterieregimentern. Die letzte Nummer (77) ging an das Tschaikistenbataillon (siehe Kap. VII.3.6.12). 3.6.1.2. Kavallerie Die Mannschaftsstärke eines „Regiments zu Pferd/zu Ross“ schwankte während des Dreißigjährigen Krieges ganz beträchtlich – zwischen 500 und 1.000 Mann. Alleine die gigantische Zahl der damals bestehenden Regimenter (101 Kavallerieregimenter im Jahre 1636) lässt vermuten, dass die tatsächlichen Stärken in Wahrheit weit darunter lagen. Auch bei der Kavallerie war die Kompanie die wichtigste Untereinheit des Regiments. Ihre Zahl pro Regiment schwankte zwischen fünf und zehn (zu jeweils 100 Mann). Als taktische Einheit fungierte die Eskadron, die zunächst – sehr unverbindlich – aus „mehreren“ Kompanien bestand. Wie bei der Infanterie gab es auch hier sog. einschichtige Kompanien, die kein Regiment formierten und nur zu Garnisons- und Sicherungsdiensten verwendet wurden. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde auch die Binnenorganisation der Kavallerieregimenter mit zehn Kompanien in fünf Eskadronen normiert. Eine Eskadron bestand somit aus zwei Kompanien, die der ältere Kompaniekommandant führte. Seit 1695 zählten die Kavallerieregimenter zwölf Kompanien in sechs Eskadronen mit einem Sollstand von um die 1.000 Mann; der durchschnittliche Friedensstand betrug im 18. Jahrhundert 800 Mann, der Kriegsstand 1.000 Mann, mitunter – so etwa im Türkenkrieg Josephs II. und während der Revolutionskriege ab 1792 – auch mehr (1.200– 1.600 Mann); die Husarenregimenter konnten im Kriegsfall auf über 2.200 Mann anwachsen. Bei scharfen Abrüstungen nach Kriegsende wurden die Zahl der Kompanien und damit auch der Mannschaftsstand nahezu halbiert, die Anzahl der Pferde entsprach nur selten der Kopfzahl der Mannschaft. Je nach Rüstung und Bewaffnung zerfiel die Kavallerie in unterschiedliche Kategorien. Zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges treffen wir die anfangs noch schwer gepanzerten „Kürisser“ oder Kürassiere („deutsche Reiter“), die weiterhin die nobelste, vom Adel bevorzugte Waffengattung blieben, die etwas leichter gepanzerten „Lanzierer“ und die Arkebusiere („Schützenreiter“) mit deutlich reduzierter Rüstung und Feuergewehr (Arkebuse) an, die aber 1644 verschwanden. Ihre Rolle übernahmen zum Teil die in den 1620er Jahren auftretenden Dragoner, beritten gemachte Infanterie, die denn auch bis ins 18. Jahrhundert viele infanteristische Reminiszenzen aufwiesen. So hießen hier die Kom-
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paniekommandanten Hauptmänner, die Cornets waren bei den Dragonern Fähnriche und statt der kavalleristischen Trompeten führte man Trommeln. 1715 wurde bei jedem Kürassierregiment eine Karabinierkompanie, bei jedem Dragonerregiment aber eine tatsächlich mit Handgranaten ausgerüstete Grenadierkompanie aufgestellt. 1768 bildete man aus den Karabinier- und Grenadierkompanien zwei selbständige Karabinierregimenter (1798 abgeschafft). Seit 1759 entstanden durch Umwandlung von Dragonerregimentern Chevauxlegers-Regimenter (bis 1851). Joseph II. trug sehr häufig die grüne Uniform eben jenes Chevauxlegers-Regiments (ehemals „Kaiserdragoner“), dessen Oberst-Inhaber er war. Ab 1784 bestand, gleichsam als Tribut an die neue, in der Ersten Polnischen Teilung erhandelte Provinz Galizien, ein Ulanenkorps, ab 1791 als reguläres Ulanenregiment. Die Ulanen führten eine Lanze und trugen mit der Kurtka und einer gelben kurzen Czapka als Kopfbedeckung wesentliche Elemente der polnischen Nationalkleidung. 1769 hatten auch die Kavallerieregimenter eine Nummerierung erhalten; diese lief zunächst ohne Rücksicht auf Reitergattung und Spezialbezeichnung durch. Das neue Lacy’sche Kavalleriereglement beseitigte zeitgleich die Bezeichnung Kompanie und verankerte als taktische und administrative Einheit die Eskadron, die ihrerseits in zwei „Flügel“ zerfiel. Zwei Eskadronen bildeten in taktischer Hinsicht eine Division, die (ähnlich wie bei den Bataillonen der Infanterie) nach der jeweiligen Stabskompanie benannt wurde (Oberstdivision, Oberstleutnantsdivision, Majorsdivision).
3.6.2. Freikorps und leichte Truppen Für den Vorposten- und Parteigängerkrieg waren die Grenzer wie geschaffen, weshalb anders als in anderen Heeren der Bedarf an zusätzlichen Plänklern und Scharfschützen in der k. k. Armee zunächst sehr gering war. Im Österreichischen Erbfolgekrieg und wieder im Siebenjährigen Krieg, als sich die Mode der „leichten Truppen“ in ganz Europa definitiv durchgesetzt hatte, wurden für den Freischärlerkrieg in den Vorposten und den koordinierten Kampf in aufgelöster Ordnung außerhalb der Linienformationen aber zusätzlich sog. Freikorps zu Fuß und zu Pferd aufgestellt, die – bunt zusammengewürfelt – nur auf Kriegsdauer bestanden. Die wohl berühmteste Einheit war das 1741 in Slawonien errichtete Trenck’sche „Pandurenkorps“, das, anfangs noch nach türkischer Art gekleidet, 1745 sogar in ein reguläres Infanterieregiment umgewandelt wurde. Im Türkenkrieg von 1788 bis 1791 bestanden über 20.000 Mann solcher Freitruppen. Gegen das revolutionäre Frankreich konnte man ab 1792 zudem auf militärisch organisierte Verbände französischer Emigranten und auf desertierte Einheiten der königlich französischen Linienarmee zurückgreifen, die auf die eine oder andere Weise in die k. k. Heeresorganisation eingepasst wurden. 1758 errichtete General Lacy als Generalquartiermeister ein eigenes „Jägerkorps“, das nach Friedensschluss wieder verschwand, doch schrieb das Generalsreglement von 1769 fest, dass im Kriegsfall für den Dienst bei der Avantgarde aus den Scharfschützen der Freikorps und Grenzer neuerlich ein eigenes Jägerkorps zu formieren sei. In der Tat bestanden während des Bayerischen Erbfolgekrieges (1778/79) ein mährisch-schlesisches Feldjägerkorps und ein Tiroler Scharfschützenkorps, die sich beide bewährten. Schon im November 1787, im Vorfeld des Türkenkrieges, wurde die Anwerbung von 2.500 bis 3.000 „Jägern“ verfügt, die in Trupps zu je 15 Mann bei den Bataillonen der Feldarmee
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eingeteilt werden sollten. Überschüssige Mannschaft wurde im Tschaikistenbataillon verwendet oder dem Pionierbataillon zugeteilt. Selbst die Kavallerie erhielt „Jäger“ zugewiesen. Im November 1789 schließlich veranlasste Joseph II. die Bildung eines deutschen Jägerkorps und eines Tiroler Scharfschützenkorps, deren Personalgrundlage die schon bei den Regimentern eingeteilten Jäger bilden sollten. Mit Ende des Türkenkriegs wurden die Jägerformationen zum Teil aufgelöst, zum Teil zur Bekämpfung der belgischen Insurgenten nach Luxemburg geschickt. Mit Ausbruch des Kriegs gegen Frankreich mussten bald wieder neue Formationen errichtet werden. Solche Spezialeinheiten, namentlich die Tiroler Scharfschützen, wurden fallweise mit technisch avancierteren Waffensystemen ausgestattet, etwa mit der Windbüchse Girandoni, einem frühen Repetiergewehr, das geräuschlos und rauchfrei mit Luftdruck arbeitete.
3.6.3. „Nationalregimenter“ Bis Anfang des 18. Jahrhunderts waren die Infanterie- und Kavallerieregimenter des Stehenden Heeres mehrheitlich „deutsche“ Regimenter, womit man die Tatsache zum Ausdruck bringen wollte, dass die Einheiten überwiegend aus in den böhmisch-österreichischen Erblanden und im Reich geworbenen Söldnern bzw. aus zwangsverpflichteten Untertanen des Kaisers als Erzherzog von Österreich und König von Böhmen bestanden. Über die tatsächliche ethnische Zusammensetzung der Einheiten ist damit noch nicht allzu viel ausgesagt. Schon im Langen Türkenkrieg Rudolfs II. und vollends im Dreißigjährigen Krieg beinhaltete der kaiserliche Kriegsstaat auch explizit „fremdländische“ Truppenkörper, besonders im Bereich der leichten und irregulären Verbände. Hier dominierten ungarische Einheiten zu Fuß („Haiducken“) und zu Pferd („Kroaten“, ein unpräziser Sammelbegriff für leichte Reitertruppen), doch fanden sich auch in Polen geworbene Reiterregimenter („Polacken“, auch: „Kosaken“). Selbst bei den regulären Infanterie- und Kavallerieregimentern treffen wir zu Beginn des 17. Jahrhunderts „nationale“ Differenzierungen an. Neben den „deutschen“ („hochdeutschen“, „niederdeutschen“) Regimentern bestanden insbesondere böhmische, wallonische, italienische und spanische Einheiten. Die leichten Reiterverbände waren erst seit Wallensteins zweitem Generalat in Regimentsform organisiert. Ihre Obristen hatten weniger Rechte als jene der regulären Reiterei. 3.6.3.1. Ungarn In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts setzte sich für die leichten Reiter der Begriff „Husar“ durch. Ungarische Husaren traten zunächst nur als Teil der Insurrektion (Kap. VII.2.4.3) und vor allem bei der um die festen Plätze gruppierten ungarischen „Grenzmiliz“ („Miliz-“ oder „Nationalhusaren“) auf. 1685 bestanden neun solcher Miliz-Husarenregimenter, erst in den 1740er Jahren, als die 1699 gegenstandslos gewordene ungarische Militärgrenze längst verschwunden war, hat man auch die Nationalhusaren beseitigt. 1688 war das erste reguläre Husarenregiment (2.000 Mann) in kaiserlichen Diensten errichtet worden, 1696 folgte das zweite. Schon in der Anfangsphase des Spanischen Erbfolgekrieges stieg die Zahl auf acht. Haiducken-Regimenter zu Fuß hatten ebenfalls schon während des Großen Türkenkriegs (1683–1699) bestanden, an dem sich die Ungarn mit
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insgesamt 20.000 bis 25.000 Mann beteiligten. Zu Beginn des Spanischen Erbfolgekrieges (1702) waren erstmals vier reguläre ungarische Infanterieregimenter errichtet worden, von denen ein Grundstock auf Dauer erhalten blieb. Fünf ungarische Husarenregimenter bildeten den Kern jener regulata militia (etwa 5.000 Mann), zu deren Unterhalt als Bestandteil des Stehenden Heeres sich die Ungarn durch Gesetzesart. VIII von 1715 – unter Beibehaltung der Adelsinsurrektion – verpflichteten. Die Infanterie spielte mit nur einem Regiment zu Fuß vorerst eine Nebenrolle. Zu Beginn des Österreichischen Erbfolgekrieges stellten die Ungarn etwa 12.500 Mann, nur ca. 9 % der Gesamtstärke der kaiserlichen Armee. 1741 bewilligte der ungarische Landtag zu Pressburg neben der Insurrektion eine namhafte Erhöhung des ungarischen Beitrags zur Reichsverteidigung; zusätzlich zu den bestehenden drei Infanterieregimentern sollten aus den Mannschaften der insurrectio sechs neue Regimenter mit über 21.000 Mann errichtet werden. Zu den acht Husarenregimentern kamen bald drei weitere. Der Mannschaftssollstand der ungarischen Regimenter zu Fuß war mit 3.000 Mann in vier Bataillonen zu je fünf Kompanien höher als bei der „deutschen“ Infanterie. Wenn auch die in Aussicht gestellte Truppenzahl 1741/42 nicht erreicht werden konnte, so ist der moralische Impuls der ungarischen Hilfsbereitschaft vor dem Hintergrund der akuten Staatskrise nicht hoch genug einzuschätzen und die „Mythologisierung“ des Pressburger Landtags verständlich. Die Stärke des ungarischen Kontingents wuchs kontinuierlich, entsprach aber nie dem Anteil der Länder der Stephanskrone an der Gesamtbevölkerung der Monarchie: Während des Österreichischen Erbfolgekrieges und im Siebenjährigen Krieg betrug es – Infanterie und Kavallerie zusammengenommen – 40.000 bis 45.000 Mann, im Bayerischen Erbfolgekrieg und wieder im letzten Türkenkrieg aber schon an die 70.000. Bei der Staatskrise von 1789/90 zählten die durch die josephinischen Reformen auf das Äußerste gereizten Ungarn allerdings zu den destabilisierenden Kräften im Monarchieverband. Im Gegenschlag gegen Zentralisierungs- und vermeintliche Germanisierungstendenzen forderte der Landtag 1790 – natürlich ohne Erfolg – auch eine Art „Nationalisierung“ des ungarischen Beitrags zur k. k. Armee. Ein nicht dem Hofkriegsrat unterstehendes ungarisches Kommando sollte geschaffen, ungarische Regimenter durften nur von ungarischen Offizieren kommandiert und mussten im Frieden unbedingt auf heimatlichem Boden stationiert werden. Einzelne Komitate gingen in ihren Forderungen noch viel weiter. 3.6.3.2. Italienische und belgische Nebenlande Mit der Übernahme eines Teils des spanischen Erbes fielen den österreichischen Habsburgern 1714 auch die dort bestehenden „Nationalregimenter“ zu: fünf spanischitalienische Infanterieregimenter in Mailand und Neapel, acht niederländische („wallonische“) Nationalregimenter zu Fuß, zwei zu Pferd und ein sardinisches Infanterieregiment. Hinzu kamen die Reste der spanischen Armee Karls VI., die ihm zum Teil in die Erblande folgten. Aus den italienischen Regimentern formierte man zwei Infanterieregimenter und ein Dragonerregiment (1721) mit 4.000 bis 6.000 Mann, aus den bis dahin ständisch finanzierten niederländischen Einheiten 1725 durch Zusammenlegung und Übernahme in den kaiserlichen Kriegsstaat ein Dragonerregiment und drei Infanterieregimenter mit einer Gesamtstärke von 4.000 bis 5.000 Mann. Im Österreichischen Erbfolgekrieg wur-
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den zwei neue wallonische Regimenter zu Fuß errichtet, sodass die Kopfzahl auf bis zu 15.000 Mann, im Bayerischen Erbfolgekrieg und im Türkenkrieg Josephs II. sogar auf über 20.000 Mann stieg. Die bis dahin oft abweichenden Stärken der ungarischen, belgischen und italienischen Regimenter entsprachen ab 1748 weitgehend dem Standard der „deutschen“ Regimenter. Die nach 1748 bestehen bleibenden vier wallonischen Nationalregimenter, zu denen 1763 ein aus französischen Diensten übergetretenes Lütticher Regiment zählte, erhielten die in freier Werbung aufgebrachten und daher nur auf Zeit dienenden Ergänzungsmannschaften bevorzugt, aber nicht ausschließlich aus dem heutigen Benelux-Raum. Die italienischen Regimenter – ab 1744 waren es bis Kriegsende drei mit einem Kriegsstand von insgesamt 9.000 Mann – mussten wegen des geringen Zulaufs in der Lombardei stark aus der Reichswerbung mitbeliefert werden. Gebürtige Italiener waren hauptsächlich die Obrist-Inhaber und die Offiziere. Während die „Wallonen“ als besonders tüchtige Soldaten galten (das belgische Dragonerregiment focht 1757 mit besonderer Auszeichnung in der Schlacht von Kolin), waren die italienischen Einheiten nicht sonderlich geachtet. Mit dem Verlust der Lombardei und der Österreichischen Niederlande erloschen um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert auch die italienischen und belgischen Nationalregimenter. 3.6.3.3. Tirol Zu den „Nationalregimentern“ zählt in gewisser Weise auch das Tiroler Land- und Feldregiment, das im Januar 1745 mit zwei Bataillonen und einer Grenadierkompanie (Gesamtstärke 1.500 Mann) errichtet wurde. Die Tiroler Stände trugen einen Teil der Kosten und waren daher auch zur Besetzung von Offiziersposten berechtigt. Einheiten des Regiments konnten auch außerhalb Tirols verwendet werden, insbesondere im nahen Vorderösterreich. Das Tiroler Land- und Feldregiment war die Nachfolgeeinheit des nur 600 Mann starken Tiroler Landbataillons, in dem die 1703 aus Anlass des bayerischen Einfalls aufgestellten Scharfschützenkompanien zusammengefasst worden waren. Seit 1713 hatte das wenig leistungsfähige Landbataillon die Innsbrucker Garnison gestellt und (wenigstens in der Theorie) die etwa 50 strategischen Punkte des Landes – Festungen und Pässe – zu besetzen. Trotz hohen Handgeldes und der Gewährung einer Dienstzeitbeschränkung erfreute sich der Dienst im Tiroler Land- und Feldregiment bei Einheimischen keiner großen Beliebtheit, sodass die ursprünglich geplante Beschränkung auf Landeskinder nicht durchgehalten werden konnte. 1748 mit einem zusammengeschmolzenen Infanterieregiment fusioniert und einem Oberstinhaber unterstellt, wurde das Tiroler Regiment den Linienregimentern so weit angenähert, dass es mehr und mehr nach seinen Inhabern benannt und 1769 auch in die eben eingeführte Numerierung der Regimenter einbezogen wurde (Nr. 46). Nur das 1765/66 abgetrennte dritte Bataillon, das bloß inner Landes verwendet werden durfte, blieb schließlich als privilegiertes Tiroler Landbataillon erhalten. Die gemessen am Bevölkerungsreichtum Tirols sehr schwache Rekrutierung für das Infanterieregiments Nr. 46 stieß – wie auch das 1784 in Tirol eingeführte Konskriptions- und Werbbezirkssystem (Kap. VII.3.7.1.4) – bis Ende des 18. Jahrhunderts auf große Schwierigkeiten. 1801 erließ der Kaiser den Tirolern die Komplettierung ihres Stammregiments und gewährte die Errichtung eines mit weiterreichenden Privilegien ausgestatteten Tiroler Jägerregiments, aus dem schließlich die Tiroler Kaiserjäger hervorgehen sollten.
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3.6.4. Der Einbau der Militärgrenze in das Stehende Heer Mehr als die den Linientruppen inkorporierten regulären ungarischen Einheiten bildete die Militärgrenze (dazu ausführlich in Band 2) ein nie versiegendes Reservoir leichter Truppen. Beim Tod Karls VI. 1740 verfügte die Grenze über 45.000 Kämpfer – eine erkleckliche Summe, wenn man bedenkt, dass die Linienregimenter zu gleicher Zeit bloß einen effektiven Stand von knapp über 100.000 Mann erreichten. Seit dem Österreichischen Erbfolgekrieg wurden die „Grenzer“ in großem Stil auf beinahe allen Kriegsschauplätzen zum Einsatz gebracht. Dies war das Ergebnis einer schleichenden Wesensveränderung der Grenzeinrichtung ab Beginn des 18. Jahrhunderts. Der Friede von Karlowitz hatte 1699 die bis dahin in beunruhigender Nähe zu den habsburgischen Kernländern verlaufende Grenze zum Osmanischen Reich weit nach Süden vorgeschoben. Die „Türkengefahr“ war damit weitgehend gebannt, Organisation und Verlauf der Militärgrenze mussten entsprechend angepasst werden. Die ungarische Grenze fiel bis auf einige wenige Residuen überhaupt weg. Der kroatische und slawonische (auch: „windische“) Grenzabschnitt mit den beiden Hauptorten Karlstadt und Warasdin entwickelte sich, wollte man die Existenzberechtigung der Grenzeinrichtung wahren, von einer von den innerösterreichischen Ständen finanzierten, aus der zivilkroatischen Verwaltung herausgelösten Pufferzone, in der mit nicht-untertänigen Militärlehen ausgestattete Wehrbauern Wachdienst versahen, in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts allmählich und gegen harten Widerstand zu einem zentralstaatlich kontrollierten und finanzierten Lieferanten leichter Truppen. Schon zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges hatten sich einige tausend „Walachen“ für den Dienst außerhalb der Grenze anwerben lassen, der zwangsweise „Auslandseinsatz“ ab den 1730er Jahren stieß aber zunächst auf heftige Ablehnung, ja löste – gemeinsam mit unklugen katholischen Missionierungsambitionen – gefährliche Unruhen aus. Die Bemühungen der kroatischen und ungarischen Stände um Reinkorporation der dem Territorium der Stephanskrone gleichsam entfremdeten Territorien vermochten angesichts der anhaltenden militärischen Bedeutung der Grenze nicht oder nur zum Teil durchzudringen. Im Gegenteil, es entstanden neue Grenzabschnitte: die in nicht-militärischen Belangen dem Königreich Kroatien unterworfene Banalgrenze (1696) zwischen Una und Kulpa unter der namengebenden Oberleitung des Banus Croatiae und Anfang des 18. Jahrhunderts die vorwiegend mit serbischen Flüchtlingen bemannte Save- und die Theiß-Marosch-Grenze. Letztere wurde nach der Inbesitznahme des Banats von Temeswar 1718 weitgehend sinnlos und ist bis 1750 auch wieder verschwunden. Die westkroatische Lika wurde nach beinahe zwanzigjährigem Tauziehen und zwischenzeitlicher Hofkammerverwaltung 1712 dem Karlstädter Generalat zugeschlagen, erhielt aber einen Sonderstatus. Die nach 1699 eingerichteten Grenzabschnitte wurden nicht mehr von den inner österreichischen Ständen unterhalten, sondern hatten sich durch Steuerleistungen und eine finanziell vielfach kaum tragbare Selbstrüstung der Grenzer aus eigenen Mitteln zu finanzieren. Sie wurden rein militärisch verwaltet, zum Teil nach einer komplizierten Entflechtung von Zivil- und Militärterritorium (inkl. Umsiedlungen) – eine Maßnahme, die durch die den Ungarn zugesagte Reinkorporierung der slawonisch-syrmischen Neoacquistica in den frühen 1740er Jahren nötig wurde. 1769 hat man dann auch die Banalgrenze aus dem Königreich Kroatien herausgelöst und verwaltungstechnisch nach dem Vorbild
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der anderen Grenzabschnitte militarisiert, doch blieb der Banus immerhin Oberbefehlshaber. Das Modell einer hochgradigen Militarisierung, Selbstfinanzierung und Bürokratisierung übertrug man schließlich auch auf die alte kroatisch-slawonische Militärgrenze, als man in den 1730er Jahren nach gescheiterten älteren Reformversuchen daran ging, den innerösterreichischen Ständen die Kontrolle über die zu ständischen Pfründen herabgesunkenen Grenzgeneralate zu entwinden. Bis 1748 waren die traditionellen Beziehungen zwischen den innerösterreichischen Ländern und der Militärgrenze gekappt, die kroatisch-slawonische Grenze wurde dem Militäroberdirektorium in Graz, später zwei eigenen Generalkommanden übertragen. Ab 1765 bestand ein Generalgrenzinspektorat. Die alte Gliederung in Hauptmannschaften und Woiwodschaften verschwand, später auch die Selbstverwaltung durch Knesen; an die Stelle der beseitigten alten Strukturen traten ab Mitte der 1740er Jahre – auch als administrative Einheiten – Regimenter und Kompanien, die nach ihren Stabsquartieren bzw. Heimatbezirken benannt wurden (Karlstädter Grenze: Lika, Otočac, Ogulin, Szluin; Warasdiner Grenze: Kreuz, St. Georgen; slawonische Grenze: Brod, Gradiska, Peterwardein; Banalgrenze: 1. und 2. BanalGrenzinfanterieregiment). Das Regimentsgericht war (auch für die Zivilbevölkerung) erste Instanz in Zivil- und Strafrechtssachen, das Generalkommando nicht nur politische „Landesbehörde“ (mit einer eigenen Haupt- und Ökonomiekommission für allgemeine Verwaltungs-, Polizeiund Landeskulturangelegenheiten sowie einer Schulkommission), sondern fungierte auch als Zweitinstanz, der Hofkriegsrat in Wien als Appellationsgericht. Über die Zahl der diensttauglichen Männer verschaffte man sich in Konskriptionen einen Überblick, lange bevor man auch in den Erblanden zu diesem zukunftsweisenden Instrument moderner Herrschaftstechnik griff. Die kroatische Grenze stellte schließlich vier Infanterieregimenter, die Windische zwei, jeweils zu vier Bataillonen mit einer Kriegsstärke von 4.000 Mann (1764 herabgesetzt auf 3.600 Mann in drei Bataillonen, 1779/87 auf zwei Bataillone mit schwächerem Friedensstand und eine Landesverteidigungsdivision). Hinzu kam ein Husarenregiment pro Grenzabschnitt. Die seit den 1740er Jahren meist slawonische Grenze genannte Donau- und Savegrenze lieferte drei Regimenter, die Banalgrenze zwei. Im Siebenjährigen Krieg erreichte die Gesamtstärke der Grenzregimenter über 46.000 Mann, der Friedensstand nach Kriegsende blieb auf immerhin 39.000 Mann (ohne Grenzhusaren). 1782 zählte man 73.000 Militärgrenzer. Auch die Grenzinfanterieregimenter waren mit Artillerie (jeweils drei Kanonen und eine Haubitze) samt Bedienungspersonal aus dem Grenzerstand ausgestattet. Bis etwa Mitte des 19. Jahrhunderts machten die Grenzereinheiten 20 bis 25 % der k. k. Infanterie aus; der Blutzoll war insbesondere im Siebenjährigen Krieg beträchtlich. Neben ihrem Kriegseinsatz hatten die Grenzer natürlich auch weiterhin Sicherungsdienst an der Türkengrenze zu leisten, insbesondere illegale Grenzübertritte zu verhindern und damit einen cordon sanitaire gegen Epidemien und ansteckende Krankheiten zu bilden. Im Kriegsfall marschierten daher die Grenzregimenter nicht zur Gänze aus, sondern zunächst in zwei, später in drei Touren. In den 1720er Jahren erhielten auch das Banat (Temeser Landmiliz, 1751 Banater Landesbataillon, dann Banater-Illyrische Landmiliz) und 1762 bis 1764 Siebenbürgen (zwei Székler Infanterie- und ein Székler Husarenregiment; zwei Walachische Infanterie- und ein Walachisches Dragonerregiment) einen Grenzgürtel vorgelagert. In Sieben-
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bürgen waren den Regimentern keine geschlossenen Territorialbezirke zugewiesen. Im Banat ordnete Maria Theresia 1764 die Schaffung eines durchgehenden Grenzgebietes an, in dem invalide Soldaten – mit Privilegien und Starthilfen ausgestattet – angesiedelt werden sollten. Aus Soldaten der Invalidenhäuser zu Wien, Pest, Prag und Pettau wurde in den 1760er Jahren auch der durch Neusiedler laufend erweiterte Grundstock für die 1775 „Deutsch-Banater Grenzinfanterieregiment“ benannte Einheit geschaffen. Aus der Banater-Illyrischen Landmiliz wurde 1766 das Illyrisch-Banater Grenzregiment. Ein Walachen-Bataillon (sog. Županeker Grenze) schloss 1769 die letzte Lücke in dem insgesamt über 1.800 km langen Grenzkordon, wurde aber 1775 mit dem Illyrischen Grenzregiment zum „Walachisch-Illyrischen Grenzregiment“ zusammengelegt. Die Grenzhusarenformationen wurden 1786 bis auf das Székler Husarenregiment aufgelöst. Zur Militärgrenze zählte auch das 1764 aufgestellte Tschaikistenbataillon. Insgesamt wuchsen die bis dahin sehr heterogenen Grenzabschnitte in der zweiten Jahrhunderthälfte zu einer recht einheitlichen, hoch militarisierten Grenzgesellschaft, ja zu einem „Militärstaat im Staat“ zusammen. Die erfolgreiche Reglementierung kam auch in der Einführung einer einheitlichen (ab 1764 ebenfalls durchgehend weißen, ab 1798 braunen) Militäruniform für die Grenzregimenter zum Ausdruck, bei der man immerhin „ungarische“ Kleidungselemente tolerierte, aber auch in einem zunehmend dichten Vorschriftennetz (Militärgrenzrechte 1754 für die Warasdiner und Karlstädter Grenze, 1769 für Slawonien und die Banalgrenze, 1778 für die Banater Grenze), in dem Zivil-, Straf- und Grundbesitzrecht geregelt wurden. Gleichzeitig versuchte man seit den späten 1740er Jahren, die zum Teil immer noch als „Kroaten“ bezeichneten Grenzregimenter auch in ihrer Fechtweise den Linienregimentern anzunähern; ein Teil ihrer Offiziere kam nun von außerhalb der Militärgrenze. 1747 wurden sie als nunmehr regulierte Einheiten den Linienregimentern gleichgestellt und erhielten bei der Numerierung der Infanterieregimenter 1769 einen entsprechenden Zahlenstock innerhalb der allgemeinen Nummernfolge. 1798 gab man ihnen eigene Nummern. Hatte sich die Militärgrenzgesellschaft ursprünglich aus Flüchtlingen aus dem osmanischen Herrschaftsbereich konstituiert, so treffen wir in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts immer mehr Siedler aus den böhmisch-österreichischen Erblanden an. Mitte der 1770er Jahre wird die Gesamtzahl der Grenzbevölkerung auf 500.000 geschätzt. Die Wirtschaft war ausschließlich agrarisch geprägt und auf den Eigenbedarf beschränkt. Das verkehrstechnisch unterversorgte Gebiet wurde erst im Laufe des 18. Jahrhunderts durch forcierten Straßenbau besser erschlossen (Karolinenstraße von Karlstadt nach Fiume 1726, Josephinerstraße von Karlstadt nach Zengg 1775–1779, Theresianer Straße von Gospić nach Karlobag 1779–1786).
3.6.5. Mietregimenter Einen Sonderstatus nahmen auf Zeit in Dienst gestellte Regimenter ein, die sog. Mietregimenter. Schon im 17. Jahrhundert treffen wir Schweizer Mietregimenter an, die insbesondere als Besatzungstruppen in den österreichischen Vorlanden zum Einsatz kamen. Im Kriegsfall nahm man immer wieder, meist bei Reichsfürsten, größere Verbände von Auxiliartruppen unter Vertrag. Im Spanischen Erbfolgekrieg (1706) verfügte man über immerhin 25.000 Mann „Hilfsvölker“. Noch für den Polnischen Thronfolgekrieg (1733–1735/38) wurden nicht weniger als 13 Regimenter von ausländischen Fürsten
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übernommen. Ende des 18. Jahrhunderts bestanden Mietverträge mit Würzburg, Bamberg und Anhalt-Zerbst. Verglichen mit Großbritannien, den Vereinigten Niederlanden und auch Frankreich war der Kaiser aber kein Großabnehmer von Mietregimentern. Der Kaiser „vermietete“ jedoch auch selbst in Ausnahmefällen Regimenter, so etwa gemäß einer Konvention mit dem verbündeten Großbritannien (1708) für den Krieg auf der iberischen Halbinsel, wo die Kaiserlichen immerhin nicht nur für Geld, sondern auch für den habsburgischen Thronprätendenten Karl (III.) stritten.
3.6.6. Garnisonstruppen Um die Regimenter für die Kriegsoperationen freizumachen, wurden schon 1675 – vor allem für die lange Türkengrenze in Ungarn, aber auch in den Erblanden (z. B. Spielberg/Brünn, Brieg, Graz) – eigene Garnisonstruppen aufgestellt, sog. (deutsche) Freikompanien, die im Wesentlichen aus kaum noch felddiensttauglichen Mannschaften bestanden und altgedienten Soldaten mehr oder weniger angenehme Ruheposten verschafften. Die Angehörigen der Freikompanien durften Nebenbeschäftigungen nachgehen. 1679 bestanden 32 solcher Freikompanien mit einer Sollstärke von jeweils 150 bis 250 Mann. Mit dem Ende des Türkenkriegs 1699 schrumpfte die Zahl der Freikompanien auf 25, das Gros stand weiterhin in Ungarn (22 Kompanien mit 4.600 Mann). Nach einer kurzen Renaissance während des Rákóczi-Aufstands (noch 1715 zählte man fast 9.000 Mann!) kam im Zuge des Österreichischen Erbfolgekrieges das sukzessive Aus für die Freikompanien, deren Hauptorte 1740 – gleichsam Reste der alten ungarischen Militärgrenze – Raab mit 795 Mann und Komorn mit 597 Mann waren. Zum Unterhalt der Raaber Kompanien leisteten immer noch die niederösterreichischen Stände einen ansehnlichen Kostenbeitrag. In Wien bildete gemeinsam mit wechselnden Kavallerieregimentern die Wiener Stadtguardia bis 1741/42 die ständige Garnison, sie war aber mehr Polizeitruppe als militärische Einheit. Eine Art Grenzwachkorps stellte der sog. Militärkordon dar, der nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges an den Grenzen zu Bayern, Sachsen und Preußen aus etwa 1.300 Halbinvaliden und minder tauglichen Soldaten errichtet wurde und der Ergreifung von Deserteuren diente. Anfang der 1770er Jahre kam ein an die 2.000 Mann starker „Bancal-Cordon“ oder „Maut-Cordon“ hinzu, der sich auch auf die Grenzen Niederösterreichs, der Steiermark, Kärntens und Krains (mit Görz-Gradiska) erstreckte und zur Schmugglerbekämpfung eingesetzt wurde. Er war – wiewohl uniformiert und bewaffnet – keine militärische Formation, unterstand den Zollinspektoraten, durfte aber durch Aufnahme von Angehörigen des Halbinvalidenstandes ergänzt werden. In Tirol übernahm diese Aufgabe das Land- und Feldregiment (Kap. VII.2.2). Unterstützt wurden die genannten Kordons ab 1779 von Kommandos der Garnisonsbataillone der Linienregimenter, sodass in Summe über 7.000 Mann für den Grenzdienst bereitstanden; zugleich begann man Militärkordon und Bankalkordon zu verschmelzen, woraus ein neuer „Militär-Grenz-Cordon“ entstand. 1783 hat man dessen Mannschaften („Cordonisten“) dem Kommando des örtlichen zuständigen Werbbezirksregiments unterstellt, schon 1784 aber für alle Gefällssachen eine eigene nicht-militärische Truppe an „Aufsehern“ gebildet. 1792 wurde auch für (West-)Galizien ein Grenzkordon eingerichtet. Nicht ganz ohne Bedeutung blieben, vor allem im 17. Jahrhundert, die Bürgerwehren der größeren Städte. Die nach den Stadtvierteln gegliederte und daher vier Kompanien
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starke Wiener Bürgerwehr zeichnete sich bei der Türkenbelagerung 1683 aus, die Prager Bürgermiliz erkämpfte sich durch ihren Einsatz während der schwedischen Belagerung 1648 Privilegien und (wie auch das Olmützer Scharfschützenkorps) einen jährlichen Geldbeitrag des Landesfürsten zu Schießübungen. Seit 1756 und wieder ab 1764 wurden die dritten Bataillone der Infanterieregimenter als „Garnisonsbataillone“ geführt, denen, wie der Name sagt, auch Festungsdienst zugedacht war. Ab 1769 hießen sie Obristleutnantsbataillone und wurden meist außerhalb des Regimentswerbbezirks verwendet, vielfach in dem eben erst von k. k. Truppen besetzten Galizien. Mit der Abrichtung der Rekruten hatten diese Bataillone nichts mehr zu tun. Dafür bestanden ab 1787/88 eigene „Reservedivisionen“. Seit 1766/67 existierten aber auch eigene Garnisonsregimenter aus Halbinvaliden, zwei erbländische zu drei Bataillonen und ein niederländisches mit nur einem Bataillon, das nach dem Verlust der Österreichischen Niederlande 1798 aufgelöst wurde. Die beiden anderen Garnisonsregimenter verschwanden 1808.
3.6.7. Exkurs: Heeresstärke Verlässliche Zahlen über die Gesamtstärke der habsburgischen Kriegsmacht liegen bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts nicht vor. Peter Dickson hat in den 1980er Jahren erstmals aus den Beständen des Wiener Kriegsarchivs eine detaillierte zahlenmäßige Aufstellung ab dem Ende des 17. Jahrhunderts veröffentlicht, die bislang die verlässlichsten Anhaltspunkte bietet, jedenfalls was die aus der Zahl der Regimenter und der vorschriftsmäßigen Kopfstärke pro Regiment errechnete Sollstärke betrifft (Dickson 1987, Bd. 2, Appendix A). In der Frühen Neuzeit freilich klafften Soll- und Iststärke in allen europäischen Armeen systemmäßig weit auseinander. Dieser Befund hat vor allem für jene Mächte Gültigkeit, deren notorische Finanzschwäche es nicht erlaubte, den Sollstand in Krieg und Frieden zu erreichen oder gar auf längere Frist zu halten. In Wien gingen hohe Funktionsträger um 1700 davon aus, dass eine Sollstärke von 80.000 Mann eine tatsächliche Stärke von 40.000 Mann erwarten ließ. Erst ab der maria-theresianischen Zeit ist eine fortschreitende Annäherung zwischen Ist- und Sollstärken anzunehmen. Nicht enthalten sind in diesen Zahlenreihen die Spezialeinheiten (wie die auch zahlenmäßig an Bedeutung gewinnenden Artilleristen, in den 1760er und 1770er Jahren immerhin ca. 7.000–9.000 Mann) oder die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts domestizierten Militärgrenzer. Bei Zahlenangaben in der Literatur besteht zudem für die Frühzeit vielfach Unklarheit, ob tatsächlich die ganze kaiserliche Kriegsmacht oder nur bestimmte Kriegsschauplätze angesprochen sind. Bis zu tiefer dringenden archivbasierten Forschungen lassen sich daher nur recht ungefähre Angaben machen. Der Truppenstand der kaiserlichen Armada ist schon in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges sehr beträchtlich gewesen. Überraschte die böhmische Rebellion die Habsburger noch beinahe wehrlos, so hielt der Kaiser 1625 wohl um die 40.000 Mann auf verschiedenen Kriegsschauplätzen unter Waffen, wovon die durch Wallenstein aufzustellende Armee alleine 24.000 Mann ausmachte. 1627 und definitiv in den 1630er Jahren scheint die 100.000-Mann-Marke schon deutlich überschritten worden zu sein. Die Rede ist von 100.000, 150.000, ja sogar 170.000 Mann.
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Die Infanterie- und Kavallerieregimenter, die Ferdinand III. 1649 als Kern seines Stehenden Heeres auf dem Fuße beließ, sollten insgesamt nach progressiver Abrüstung zwischen 15.000 und 20.000 Mann zählen. Bis 1655 war dieser Wert sogar unterschritten. In weiterer Folge schwankte die Armeestärke zwischen recht schwachen Friedensständen und einem oft unerreichbaren Soll für den vorgeschriebenen Kriegsstand. Kaum waren die Kriegshandlungen abgeflaut, mussten die Soldaten alleine schon aus finanziellen Rücksichten zu Tausenden abgedankt werden. Eine friedensbedingte Reduktion auf die halbe Stärke fand noch nach dem Frieden von Nimwegen 1679 statt. Aber auch mitten im Krieg sah man sich zu ungewöhnlich radikalem Truppenabbau genötigt, etwa während des Großen Türkenkrieges Leopolds I. (1684/85), im Spanischen Erbfolgekrieg (1705) und in der letzten Phase des Siebenjährigen Krieges. In den Jahren nach dem 1718 erfolgreich beendeten Türkenkrieg mussten trotz des Krieges gegen Spanien in Süditalien zehn Infanterie- und zehn Kavallerieregimenter aufgelöst werden. Die im Ernstfall schlagartig nötig werdende Aufrüstung auf Kriegsstand überforderte dann erwartbarer Weise organisatorisch wie finanziell die habsburgische Kriegsverwaltung. 1701 fehlten den regulären Truppen des Kaisers 25.000 Mann auf den neuen Kriegsstand, obwohl führende Militärs eine noch drastischere Reduktion des Mannschaftsstandes nach dem Ende des Türkenkrieges 1699 verhindert hatten. Der Blutzoll, den die Militäroperationen forderten, vergrößerte den Abstand zwischen Ist- und Sollstand weiter. 1706 fehlten alleine der kaiserlichen Infanterie 31.000 Mann. Hatte man zu Beginn des Türkenkriegs 1683 eine Gesamtstärke von 80.000 Mann als zu erreichendes Ziel angepeilt, so überschritt die kaiserliche Armee im Spanischen Erbfolgekrieg auch mit ihrem effektiven Stand die 100.000-Mann-Marke. Nach der geopolitischen Aufblähung durch die territorialen Zugewinne von 1714 und 1718 galten dann schon 200.000 Mann als Richtwert, wollte man das Riesenreich adäquat schützen. Während des Polnischen Thronfolgekrieges hat man auch diese unfinanzierbare Zahl, wenigstens auf dem Papier, erreicht. Schon im anschließenden Türkenkrieg ließ sie sich nicht mehr halten, die vierten Bataillone verschwanden. Karl VI. hinterließ bei seinem Tod 1740 eine Armee mit einer Papierstärke von 160.000 Mann. Tatsächlich fehlten am Beginn des Österreichischen Erbfolgekrieges sogar auf den reduzierten Stand von 140.000 Mann alleine bei der Infanterie 32.000 Köpfe! Während des Krieges überschritt man dann wieder die 200.000-Mann-Grenze, allerdings nur kurzzeitig. Im letzten Kriegsjahr 1748 hielt man bei ca. 170.000 Mann. Die Haugwitz-Reform, in deren Zentrum ja die Stabilisierung der Heeresfinanzierung stand, kalkulierte mit einer aus den Kontributionen der böhmisch-österreichischen Länder und Ungarns zu finanzierenden regulären Kernarmee von 110.000 Mann. Hinzu kamen Beiträge der belgischen und italienischen Nebenlande für weitere 50.000 Mann. Mit den technischen Spezialkorps und den Grenzern wurden wieder um die 200.000 Mann erreicht. Im Siebenjährigen Krieg erzielte man 1760/61 einen Spitzenwert von 250.000 Mann (inkl. Grenzer), den man aber im Angesicht des drohenden Staatsbankrotts im Oktober 1761 durch Auflösung zweier Kompanien pro Infanterieregiment nach unten korrigieren musste. Erst das milizartig konfigurierte Konskriptions- und Werbbezirkssystem mit systematischer Beurlaubung und einer Art Ersatzreserve (die dauernd „Beurlaubten“) für die rasche Aufrüstung schuf ab den späten 1770er Jahren einen praktikablen Ausgleich zwischen schwachen bis durchschnittlichen Präsenzständen und entsprechend hohen Kriegsständen im Mobilisierungsfall. Werbekosten fielen jetzt für die inländischen Rekruten
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ebenso weg wie die umständlichen, die budgetären Planungen erschwerenden Steuerabschläge für die Rekruten stellenden Stände. Im Bayerischen Erbfolgekrieg betrug die Kriegsstärke der habsburgischen Linientruppen alleine 308.000 Mann, insgesamt dürfte sich der Mobilmachungsstand gegen Preußen auf unglaubliche 400.000 Mann belaufen haben. Während der Dekade josephinischer Alleinregierung fiel selbst die Friedensstärke der Linientruppen nicht mehr unter 200.000 Mann, und für den Türkenkrieg ab 1788 konnte man relativ problemlos 100.000 Mann mehr ins Feld stellen. Als 1790 ein Dreifrontenkrieg gegen das Osmanische Reich, Preußen und Polen im Raum stand, dürften wohl – alle Waffengattungen, Spezialkorps etc. eingerechnet – an die 500.000 Mann mobilisiert gewesen sein. Nach dem Ende des Türkenkriegs wurde stark abgerüstet, sodass der Ausbruch des Krieges gegen das revolutionäre Frankreich die Monarchie mit einem Effektivstand von 225.000 Mann (ohne Grenzereinheiten) überraschte. Quellenlage und Forschungsstand Die Regimentsarchive sind in den seltensten Fällen erhalten geblieben. Splitter einiger weniger Regimentsarchive, die allerdings für die Frühe Neuzeit so gut wie keine Rolle spielen, verwahrt das KA. Ergänzend kommen Inhaberarchive in Frage, die fallweise überlebt haben (Deutscher Orden, FA Harrach). Die beste Darstellung der Formationsgeschichte des kaiserlichen bzw. k. k. Heeres bleibt immer noch Wrede (Alphons) 1898–1905. Kriegslisten bis 1634 finden sich in Kočí–Polišenský–Čechová 1971–1981, Bde. 3, 4 und 5 (Anhang). Für die einzelnen Regimenter, Korps und Branchen liegen zum Teil Sonderpublikationen (sog. Regimentsgeschichten) unterschiedlicher Qualität vor. Vgl. dazu die (nicht mehr ganz aktuellen) Übersichten Zitterhofer 1907 und Sokoll 1940; zu den Wallonenregimentern ergänzend Ruwet 1962 und eine Fülle älterer Arbeiten. Nun auch Thewes 2012. Die italienischen Nationalregimenter sind weniger intensiv behandelt. Vgl. aber Nemetz 1947 und Donati 1982, 1999 und 2004. Über das Tiroler Land- und Feldregiment gelungen Dietrich von Hermannsthal 1859. Die Elitesoldaten der Grenadiere sind Gegenstand des Büchleins von Gräffer (F.) 1798. Zu den ungarischen Einheiten vgl. Meynert 1876 und Alexich 1889/91. Die ungarische Grenzmiliz (zu Fuß und zu Pferd) bei Wrede (Alphons) 1898–1905, Bd. 5, 191–194. Sehr eingehend zu den gesetzlichen Grundlagen des ungarischen Beitrags zum kaiserlichen Heer Žolger 1915/16. Unübersehbar ist die Literatur zur Militärgrenze. Als Einstieg bieten sich die Bibliographien Wessely–Zivkovic 1973 und Wessely (K.) 1974 an. Vgl. auch O’Reilly 2006. An Einzelstudien seien hier nur genannt (ohne Differenzierung nach Grenzabschnitt): Vaniček 1875, Schwicker 1883, Wrede (Alphons) 1898–1905, Bd. 5, 197–340 (übersichtlich auf breiter Quellengrundlage), Milleker 1937, Volkmann 1940, Bernath 1960, Rothenberg (G.) 1960, 1966 und 1979, Krajasich 1967 (Auszug 1973), Amstadt 1969, Schulze 1971, Wessely (K.) 1973, 1973/74 und 1975, Göllner 1974 sowie Völkl 1982. Die Sozialgeschichte der kroatisch-slawonischen Militärgrenze ist durch die Habilitationsschrift von Kaser 1997 erschöpfend dargestellt. Die Grenze in ihrer Eigenschaft als Pestkordon thematisiert Lesky 1957. Fingerzeige auf die reiche archivalische Überlieferung des KA (Wiener und Innerösterreichischer Hofkriegsrat) enthält der Ausstellungskatalog Militärgrenze 1971. Hinsichtlich der ungarischen Militärgrenze vgl. den Beitrag von Géza Pálffy in Band 2.
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Zu den Jägerformationen vgl. auch Samobor 1996. Eine Liste der Mietregimenter bei Wrede (Alphons) 1898–1905, Bd. 2, 597–622. Zahlenreihen zur Entwicklung der Heeresstärken für 1695 bis 1794 bei Dickson 1987, Bd. 2, Appendix A (nach den entsprechenden Tabellen im Bestand Hofkommission Nostitz-Rieneck im KA). Die „Generalstabswerke“ des KA enthalten aus den Akten geschöpfte Angaben zu den Heeresstärken und natürlich auch zu den großen und daher feldzugsrelevanten Abgängen an Mannschaft und Pferden. Zur Wallenstein-Zeit mit den für diese Zeit angezeigten Kautelen Loewe 1895. Das wichtige Thema bedarf einer gründlichen, quellenbasierten Aufarbeitung.
3.6.8. Das Offizierskorps Ein standardisiertes Offiziersrangschema begann sich ab dem Ende des 16. Jahrhunderts aus den noch sehr urtümlichen Regiments-, Fähnlein- und Gemeinämtern der Landsknechte herauszubilden. Ein Offizierskorps im modernen Verständnis konnte freilich erst entstehen, als es ab den 1630er Jahren gelang, das Heer zu „verstaatlichen“ oder besser gesagt: zu „monarchisieren“ und das in Teilbereichen bis ins 18. Jahrhundert überlebende Militärunternehmertum zugunsten eines „öffentlich-rechtlich“ verstandenen Dienst- und Treueverhältnisses zwischen Offizier und Kriegsherrn zurückzudrängen. Aus dem „Geschäft“ wurde „Dienst“, der aber nicht notwendigerweise in einem Untertanenverhältnis wurzeln musste. In der Landsknechtszeit waren die kriegsunternehmerischen, mit Eigenkapital wirtschaftenden Funktionen des Obristen und seines Subunternehmers, des Hauptmanns, die wesentlichen „Befehlsämter“, wobei der Obrist anfangs noch als Befehlshaber des ganzen Landsknechtshaufens und nicht als Kommandeur einer bestimmten Einheit verstanden wurde. Allmählich verengte sich der Gebrauch in Richtung der späteren Dienstgradbezeichnung. Der Oberst war dann nur mehr Aufsteller und „Besitzer“ einer zahlenmäßig umgrenzten Einheit, des „Regiments“, das Ende des 16. Jahrhunderts meist 3.000 Mann zu Fuß oder 1.000 Mann zu Pferd umfasste. Bei der Kavallerie hat sich der Begriff erst im Dreißigjährigen Krieg, also später als bei der Infanterie, durchgesetzt. Dies mag mit der fehlenden Blutgerichtsbarkeit der Reiterobristen zusammenhängen. Die Hauptleute befehligten die einzelnen „Fähnlein“ (später Kompanien), aus denen sich das Regiment zusammensetzte. Schließlich hat sich das Rangschema durch Bildung von Vertreterämtern (z. B. der Obristleutnant als Vertreter des Obristen, der Leutnant als Vertreter des Hauptmanns) vermehrt, ausdifferenziert und dauerhaft verfestigt. Lange Zeit trat der Kriegsherr nur mit den militärischen Groß- und Mittelunternehmern in (zeitlich befristete) Geschäftsverbindung, indem er mit ihnen privatrechtliche Verträge („Kapitulationen“) schloss. Die innere Organisation und die Stellenbesetzung interessierten hingegen nicht und waren auch nicht Gegenstand landesfürstlicher Regelungsbestrebungen. Nur der stets problematische Außenkontakt der Söldnerformationen, insbesondere mit den Untertanen des Kriegsherrn, musste zunehmend strengeren Vorschriften unterworfen werden. Zu den eigentlichen Kommandofunktionen traten schon seit der Landsknechtszeit systemerhaltende Ämter (Proviantmeister, Quartiermeister, Profos, Schultheiß, Feldkaplan, Feldscher etc.). Spätestens im 17. Jahrhundert trennten sich die Ober- von den Unteroffizieren, bald auch die Stabsoffiziere von den Subalternoffizieren. Mehr Kommando ebenen wurden nötig, als die Truppenstärken massiv anwuchsen, mit dem Siegeszug der
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„Oranischen Heeresreform“ um 1600 Drill und Exercitium das einst ungebärdige Söldnertum in seinem Wesen grundlegend zu verwandeln und zu disziplinieren begannen und somit auch der Offizier – idealerweise – vom Geschäftsmann allmählich zum gebildeten und sich bildenden Experten wurde. Die ersten Militärakademien und Exerziermanuale entstanden. Die Auswirkungen der Reformbewegung griffen von Land zu Land unterschiedlich schnell und sind teilweise durch die Ausnahmezeit des Dreißigjährigen Krieges mit einem letzten, geradezu monströsen Aufbäumen des Söldner- und Condottieretums großen Stils für längere Zeit verschüttet worden. 3.6.8.1. Rangschema Der Übergang vom „staatlich“ kaum gebändigten und kontrollierten Militärunternehmertum zur „Monarchisierung“ des Heeres ist in der Habsburgermonarchie mit dem Sturz Wallensteins 1634 anzusetzen. Gewirtschaftet wurde jetzt nicht mehr mit Eigenmitteln, sondern mit den Erträgen der „staatlichen“ Kriegssteuer. Der Usus, dass Obristen gleichzeitig zwei bis drei Regimenter errichteten und nominell kommandierten, wurde noch 1634 abgestellt. Kein Obrist sollte mehr als ein Regiment „besitzen“. Die Regimentsinhaberschaften wurden nun zu einem auch finanziell überaus einträglichen Privileg, das der Kaiser in der Regel verdienten Generälen zuteil werden ließ. Diese Regimentsinhaber konnten dann freilich aufgrund anderweitiger dienstlicher Verpflichtungen ihre Einheit nicht mehr selbst kommandieren und administrieren und mussten sich folglich spätestens seit den 1630er Jahren durch einen Stellvertreter, den Obristleutnant, ab Beginn des 18. Jahrhunderts durch einen zweiten Obristen, den Obrist-Regimentskommandanten (Titularoberst mit Oberstleutnantsgage), vertreten lassen, der die eigentliche Seele des Regimentsbetriebs wurde. Ab der maria-theresianischen Zeit übernahmen Erzherzöge oft schon im Kindesalter, aber auch die Kaiser selbst (bloß nominelle) Inhaberschaften. Für diese „Hausregimenter“ wurden 1767 sog. zweite Inhaber eingeführt. Der soziale und militärische Rang des Oberstinhabers, dessen Namen die Einheit führte, bestimmte auch den Status des Regiments und damit die Stellung in der Schlachtordnung; Ähnliches galt übrigens für die einzelnen Kompanien und ihre Position innerhalb der Regimentsaufstellung. Dass (ausländische) Abenteurer in Notzeiten – ganz oder teilweise auf eigene Kosten – Regimenter errichteten und dafür gleichsam aus dem Stand mit dem Obristenrang begnadet wurden, findet sich noch in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Nach Oberstinhaber, Oberst-Regimentskommandant und Obristleutnant rangierte im Regimentsstab der Major (bis Mitte des 18. Jahrhunderts meist „Obristwachtmeister“ genannt), das Exekutivorgan des Regiments; seit 1769 gab es bei jedem Regiment in der Regel deren zwei. Neben diesen vier Stabsoffizieren verfügte jedes Regiment über sog. Stabsämter (auch „kleiner Stab“), wie etwa den Regimentsquartiermeister im Subalternoffiziersrang, der neben seiner namengebenden Funktion auch jene des Rechnungsführers und Zahlmeisters der Einheit ausübte und nach der Auflassung des Regimentsproviantmeisters 1722 auch das Proviantwesen betreute. Seit 1767 hieß er Rechnungsführer und besorgte ab diesem Datum nur mehr die Rechnungs- und Mustergeschäfte der Kompanien. Ab 1769 hatten sich wieder eigene Proviantoffiziere um das Proviantwesen zu kümmern. Der Auditor (früher Regimentsschultheiß) war für die fachliche Rechtspflege nach den Anordnungen des Obristen zuständig, als Polizei- bzw. Ausführungsorgan stand
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ihm der auch für die Lagerreinlichkeit verantwortliche Regimentsprofos (meist im Unteroffiziersrang) samt Scharfrichter und Steckenknechten zur Verfügung. Weiters beaufsichtigte der Profos die Marketender, die Fleischer und die „Mannschaftsweiber“. Der Auditor übernahm vielfach auch die Aufgaben eines Regimentssekretärs und führte die Regimentskorrespondenz nach außen. Hilfsorgan des Obristwachtmeisters (Majors) war der Wachtmeisterleutnant (ab 1769: Regimentsadjutant). Er besorgte den Innenschriftverkehr des Regiments und verfasste die Standes- und Diensttabellen. In der Regel nur in Kriegszeiten bestand die Funktion des Wagenmeisters, der die Aufsicht über den Regimentstrain führte. Zum „kleinen Stab“ zählten auch der Regimentskaplan und der Regimentsfeldscher. Die Regimentsmusik oder auch „Feldmusik“ (Trommler, Querpfeifer, Hautboisten, bei der Kavallerie Pauker und Trompeter) unter der Leitung eines Regimentstambours, der wie die Trompeter bei der Kavallerie gerne als Parlamentär verwendet wurde, musste der Inhaber auf eigene Kosten unterhalten. Die Inhaber bezogen nicht nur die Obristengage, sondern als Inhaber der sog. Leibkompanie auch den Hauptmannssold und erhielten von den Marketendern monatliche Zahlungen. Die Bataillone wurden nach den jeweils höchstrangigen Stabsoffizieren benannt (Leibbataillon, Obristbataillon, Obristleutnantsbataillon). Ab 1769 lukrierten die Obristen, wenn sie zugleich auch Generale waren, eine Inhabergage, die Obristengage selbst ging an die Regimentskommandanten. Die einzelnen Kompanien des Regiments („ordinari“ Kompanien) wurden von Hauptleuten (bei der Kavallerie: Rittmeister) befehligt, für die Stabsoffiziere, die ebenfalls Inhaber eigener Kompanien waren (sog. Stabskompanien), kommandierten stellvertretend Kapitänleutnants (bis 1748 nur mit Leutnantsgage). Bei der Kavallerie wurden die Kapitänleutnants (ab 1769 2. Rittmeister) erst im Siebenjährigen Krieg eingeführt, bis dorthin kommandierten die Stabsoffiziere selbst. 1805 verloren die Inhaber, Regimentskommandanten und Stabsoffiziere die Rechte an ihren Leib- bzw. Stabskompanien. Stellvertreter des Hauptmanns war der Leutnant. Ab 1748 unterschied man Oberund Unterleutnants. Der Fähnrich (bei der Kavallerie: Kornett) führte die Fahne (bei der Kavallerie: Standarte). Neben den Kompaniefahnen bestand bei der Leibkompanie des Obrist-Inhabers auch eine besondere Leibfahne mit weißem Fahnenblatt, das auf der einen Seite den Doppeladler, auf der anderen eine religiöse Darstellung, oft die Mutter Gottes, zeigte. Der Verlust der Kaiserkrone und das wittelsbachische Interregnum führten, da man die Kaiserfarben Schwarz-Gold nicht weiterverwendete, in der Farbe der Offiziersschärpen und bei der Gestaltung der Fahnen zu einer Änderung, die nach der Kaiserwahl Franz Stephans von Lothringen rückgängig gemacht werden konnte. 1745 wurde aus der (bis 1740) kaiserlichen Armee die kaiserlich-königliche (k. k.) Armee. Erst 1889 schlug der Ausgleich mit Ungarn auf die Bezeichnung der bewaffneten Macht durch, die nunmehr ebenfalls das Epitheton „k. u. k.“ zu führen hatte. Ab 1748 führte jedes Infanteriebataillon nur noch zwei Fahnen, aus der Leibfahne wurde mit Reduktion der Fahnenzahl die Regimentsfahne. Die Bedeutung der feierlich geweihten und auch besonders pfleglich behandelten Fahne (Standarte) als des symbolischen Sammelpunkts der Einheit zeigt sich auch darin, dass der Fähnrich Schelme und Ehrlose durch Schwenken der Fahne wieder ehrlich machen konnte. 1759 verschwand bei der Kavallerie die Charge des Kornetts, die Betroffenen wurden zu Unterleutnants ernannt. Hauptmann (Kapitänleutnant), Leutnant und Fähnrich (Kornett) bildeten die Prima Plana (nach der ersten Seite der Kompaniemusterliste). Bei
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der Artillerie bestanden bis Mitte des 18. Jahrhunderts für die Offizierschargen spezielle Bezeichnungen (siehe Kap. VII.3.6.9). 1763 wurde im k. k. Heer das Institut der Kadetten systemisiert. Zu Fahnenkadetten oder Stabskadetten (zwei pro Regiment), die als Offiziere galten, wurden fast ausschließlich Absolventen der Militärakademie ernannt, die sich freilich auch einen höheren Rang „erkaufen“ konnten. Ab 1798 – mit der Auflösung der Fahnenkadetten – traten die Absolventen der Militärakademie als Fähnriche ein, was bis dahin nur die vier Jahrgangsbesten geworden waren. Als „ordinari Kadetten“ (oder Kaiserkadetten) wurden jene Offiziersaspiranten bezeichnet, die als Söhne mit dem Degen dienender Offiziere ins Heer eintraten, bzw. minder qualifizierte Zöglinge der Militärakademie (sechs pro Regiment). Darunter standen die „Ex-propriis Gemeinen“ oder Privatkadetten. Bei der Kavallerie gab es Kadetten ab 1769, allerdings nur Regiments- oder Privatkadetten. Bei der Artillerie hielt man auf eine Karriere von der Pike auf, ließ daher Kadetten aus Wiener Neustadt nur einmal zu (1781) und achtete im Übrigen streng darauf, dass auch diese mit einfachsten Hilfsdiensten begannen. Die Schaffung von Kadettenstellen für die zehn ausgezeichnetsten Artillerieoffizierssöhne beim 1786 geschaffenen Bombardierkorps förderte später die Entstehung von Artillerieoffiziersdynastien. „Kleine Prima Plana“ nannte man die Unteroffiziere: den Feldwebel (bei der Kavallerie: Wachtmeister), den Führer, den Fourier (Kompaniesekretär) für Verwaltungs- und Verrechnungsaufgaben und den nur bis 1722 bestehenden Musterschreiber, dem Schreibund Rechnungsgeschäfte oblagen. Korporale, Gefreite (nur bei der Infanterie) und Fourierschützen (Offiziersdiener), ursprünglich Leibwachen der Offiziere, zählten schon zu den „gemeinen Kriegsleuten“, kurz „Gemeinen“ (bei der Kavallerie auch „Einspännige“ genannt). Die Zahl der Fourierschützen für Kompaniekommandanten und Stabsoffiziere wurde im Laufe des 18. Jahrhunderts von vier auf eins herabgesetzt. Ab 1771 war jedem Offizier in Friedenszeiten die Annahme eines Gemeinen als „Privatdiener“ gestattet. Dieser war von Wachdiensten befreit, musste aber bei Paraden mitmachen und voll exerziert sein. 3.6.8.2. Regimentsautonomie Die Regimentsprivilegien der Inhaber umfassten neben dem Beförderungsrecht der Offiziere insbesondere die volle Gerichtsherrlichkeit, das ius gladii et aggratiandi, allerdings nur bei Infanterie und Dragonern, nicht bei den Kürassieren, die ihren Ursprung auf die adelige schwere Kavallerie zurückführten und daher unter der Gerichtsherrlichkeit des Hofkriegsrates, im Felde aber unter dem kommandierenden General standen. Der Dienst bei der Kavallerie galt auch in späterer Zeit als der ehrenvollere. Abwesende Soldaten mussten dem Regimentsgericht zur Aburteilung übergeben werden (privilegium fori). Das Gerichtsrecht konnte dem Regimentskommandanten delegiert werden. Die Regimenter waren nicht nur autonome Gerichtsbezirke in Zivil- und Strafrechtssachen, sondern bildeten auch eigene Pfarren. Die Regimentsgeistlichen führten daher spezielle Pfarrbücher. Andere Vorrechte der Inhaber verschwanden in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, so etwa schon 1704 die freie Beurlaubung insbesondere der Offiziere, mit der viel Missbrauch getrieben wurde. Die Disposition über den Nachlass von ohne Erben oder gültiges Testament verstorbenen Offizieren wird in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts nicht mehr erwähnt, davor hatte der Inhaber Anspruch auf das beste Pferd oder ein Geldäquivalent. Auch die autonome Festlegung der Adjustierung des Re-
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giments vertrug sich nicht mehr mit dem zunehmend uniformen Erscheinungsbild des Heeres. 1707/08 wurden bei der Infanterie einheitlich perlgraue (weiße) Röcke eingeführt. Die Regimentsinhaber durften seit damals nur noch Knöpfe, Aufschläge oder die Farbe der Kamisole festlegen. 1767 wurde auch dieses Vorrecht beseitigt. Aufschlag-, Kragen- und Knopffarbe wies man nun durch Losentscheid zu. Früher schon – 1737 – war mit dem ersten kaiserlichen Exerzierreglement für die Infanterie der verhängnisvolle Brauch durchlöchert worden, dass die Inhaber auch den inneren Betrieb, ja sogar das Exercitium, also die Fechtweise ihrer Soldaten, selbständig in „Reglements“ und Exerziervorschriften festlegten, was auf dem Schlachtfeld immer wieder zu gravierenden Koordinations- und Kooperationsproblemen zwischen den einzelnen Regimentern führte. Manche Inhaber bzw. Regimentskommandanten hatten sich vor diesem Hintergrund dazu entschlossen, die in ihren Einheiten gebräuchlichen Richtlinien schriftlich niederzulegen, manche waren sogar als Privatarbeiten gedruckt worden und hatten so über das eigene Regiment hinaus Geltung erlangt. Berühmt sind die Reglements von Ogilvy (1690), Wallis (1705, Druck 1711/12), Walsegg (1722?), Regal (postum gedruckt 1728), Daun (Druck 1733) und Khevenhüller für die Dragoner (1726, meist zusammen mit den „Observationspunkten“ von 1729 gedruckt). Das älteste in der Habsburgermonarchie nachweisbare Exerzierreglement erschien übrigens 1653 und wandte sich nicht an waffengeübte Söldner, sondern an „Amateure“, konkret an die Tiroler Landmiliz. Älter sind gleichgerichtete Unternehmungen protestantischer deutscher Territorialherren im Einflussgebiet der „Oranischen Heeresreform“. Die 1748 eingesetzte Militärreformkommission unter Karl Alexander von Lothringen erarbeitete dann u. a. auch ein neues (mit Kupferstichen reich illustriertes) Infanteriereglement, das 1749/50 gedruckt in zwei Bänden vorlag. Bis 1751 waren schließlich auch Kürassiere, Dragoner und Husaren mit Dienstvorschriften versehen. Die erst allmählich aus ihrer zunftmäßigen Organisation sich lösende Artillerie folgte 1757. 1769 wurden das Infanterie- und das Kavalleriereglement novelliert. Manöver in größeren Verbänden waren bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts, als man endlich nach dem Beispiel der preußischen Revuen begann, einmal pro Jahr Truppenverbände zu größeren, nicht selten von der Herrscherfamilie besuchten Übungs- bzw. Exerzierlagern zusammenzuziehen, nicht üblich. Die Einheiten mussten im Sommer wie im Winter aus Mangel an militärischen Ubikationen zerstreut bequartiert werden, temporäre Truppenkonzentrationen waren auch aus Sparsamkeitserwägungen tunlichst zu vermeiden. Die berühmt-berüchtigte „Kompaniewirtschaft“ scheint in der kaiserlichen (bzw. k. k.) Armee nicht oder in nur sehr beschränkter Form (etwa bei den Soldabzügen für die Montur) bestanden zu haben, zumal auch anders als in Brandenburg-Preußen vor den 1780er Jahren ein großzügiges Beurlaubungssystem nicht bestand, doch ist das Bild nicht einheitlich. So ist im 17. Jahrhundert sogar von einem Erbrecht der Angehörigen an der Kompanie eines verstorbenen Hauptmanns die Rede, wie überhaupt der Hauptmann noch um 1700 als „Eigentümer“ bzw. „Erbe“ der Kompanie bezeichnet wurde. Die Erteilung der Heiratserlaubnis durch den Hauptmann gegen einen sog. Heiratsdouceur war in der Habsburgermonarchie schon relativ bald auf den Regimentskommandanten übergegangen. Im Wesentlichen handelte es sich also um eine „Regimentswirtschaft“, nur hier konnte mit bezahlten Vakanzen oder vorgeschossenen Rekrutierungs- oder Remontierungsgeldern ernstlich gewirtschaftet und eine entsprechende, allerdings zweckgebundene
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Ansparung erzielt werden. Die Regimentskassen wurden unter der scharfen Aufsicht des Ärars von den Inhabern im Zusammenwirken mit Obristleutnant und Obristwachtmeister verwaltet. Daneben bestanden auch Kompaniekassen, zu denen übrigens nicht nur der Hauptmann, sondern auch ausgewählte Unteroffiziere und Gemeine die Schlüssel hatten. Erst 1868 wurde das Regimentsinhabersystem in der k. k. Armee abgeschafft und das Regiment als alles bestimmende Basiseinheit der bewaffneten Macht deutlich geschwächt. 3.6.8.3. Stellenbesetzung und Stellenkauf Obristen (Regimentsinhaber) wurden auf Vorschlag des Hofkriegsrates vom Kaiser unmittelbar bestallt. Innerhalb der Regimenter waren Beförderung und Stellenbesetzung das Privileg des Regimentsinhabers, dessen freie Ausübung immerhin durch die Folgewirkungen des meist massiven Truppenabbaus am Ende eines Krieges gestört werden konnte. So mussten über Weisung der Zentrale oder sonstige „Particularrecommandationen“ Offiziere aufgelöster Regimenter bei weiterbestehenden Einheiten zunächst auf Halbsold als „Supernumeräre“ untergebracht („aggregiert“) und bei freiwerdenden Stellen („Apperturen“) ihrer Rangstufe auf diese ernannt („akkomodiert“) werden. Dadurch wurden langgediente verdienstvolle Offiziere des eigenen Regiments nicht selten massiv in ihrem Fortkommen behindert („präteriert“). Regimentsklima und Zusammenhalt litten unter der Ablehnung der oft jungen und gänzlich unerfahrenen „Eindringlinge“, wie der katastrophale Türkenkrieg von 1737 bis 1739 zu beweisen schien. 1748 wurde daher der Vorsatz gefasst, solche Aggregationen oder Einschübe nach und nach auslaufen zu lassen, doch blieb die Frage, ob die Offiziere nach Anciennität („in der Rangstour“) oder nach Leistung vorrücken sollten, auf nahezu allen Rangebenen ungeklärt. Das Avancement ließ sich – Protektion durch den jeweiligen Inhaber vorausgesetzt – durch häufige Versetzung zu anderen Einheiten („Transferierungen“) deutlich beschleunigen, war aber für den durchschnittlichen Offizier in der Regel ein sehr langsames. Die meisten Offizierskarrieren endeten nach jahrzehntelangem Dienst bestenfalls beim Hauptmann. Die kaiserliche Militärverwaltung beschnitt aber das Beförderungsrecht der Inhaber nicht nur durch störende Einschübe von außen, sondern auch durch direkte Einschränkung der Bestallungsbefugnis, und zwar schon seit dem 17. Jahrhundert, als man den Oberst-Inhabern Schritt für Schritt die Ernennung der Stabsoffiziere entwand. 1766 stellte eine Verordnung des Hofkriegsrates ausdrücklich klar, dass den Regimentsinhabern nur mehr die Stellenbesetzung bis zum Hauptmann bzw. Rittmeister zustand, die Ernennung der Stabsoffiziere aber direkt durch den Kaiser bzw. den Hofkriegsrat erfolgen sollte. Selbst für die Ebene der Subalternoffiziere waren die Regimentsinhaber insofern eingeschränkt, als in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts den Absolventen der Militärakademie ein bestimmter Prozentsatz der offenen Stellen reserviert bleiben musste. Bei der Artillerie nahm die inhaberlichen Ernennungsrechte der Generalartilleriedirektor wahr, bei der Grenzinfanterie fiel auch diese Kompetenz (nach Vorschlag der Stabsoffiziere) dem Hofkriegsrat zu. Neue Offiziere mussten nicht nur ernannt, sondern, wie es in der Frühneuzeit üblich war, um Ernennungen in Kraft zu setzen, auch der Einheit „vorgestellt“ und von dieser im Rahmen einer Zeremonie anerkannt werden. Für den vorstellenden Offizier wurden dabei Geschenke oder „Gebühren“ fällig. Mit einem ähnlichen Procedere war die „Abdankung“ eines Offiziers bzw. die Versetzung zu einer anderen Einheit verbunden.
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Der förmliche Handel mit Offiziersstellen seitens des Regimentsinhabers war in der frühneuzeitlichen Habsburgermonarchie verboten und wurde bei Entdeckung streng geahndet. Käufer und Verkäufer waren mit Kassierung bedroht. Prinz Eugen ließ 1705 sogar an Feldmarschall Sigmund Joachim Graf Trauttmansdorff, der mit allen Chargen seines Regiments zu „traffikieren“ pflegte, ein Exempel statuieren: Er verlor sein Regiment. Der Stellenkauf – verstanden als eine Art „Ablöse“, die dem bisherigen, in die Pension oder in das Zivilleben abtretenden Funktionsinhaber bezahlt werden musste – war allerdings unter „staatlicher“ Aufsicht möglich; auch bevorstehende Beförderungen konnten „abgetreten“ werden und – wenigstens noch im 17. Jahrhundert – minderjährige Knaben gegen Stellung eines sog. Hauptmannverwalters Kompanien zugesprochen erhalten. Die legale Form des Stellenkaufs erfolgte mittels eines privaten Übereinkommens zwischen den beiden Parteien (sog. Chargenkonvention), dem resignierenden Offizier und dem Aspiranten, das der Sanktionierung durch den Monarchen bedurfte und wegen der auch damit noch verbundenen Unzukömmlichkeiten zunehmender Reglementierung unterworfen werden musste. Ungediente durften nur die untersten Offizierschargen (Fähnrich bzw. Unterleutnant) kaufen, gediente Offiziere die nächsthöhere Charge. Eine Hauptmannscharge war erst nach längerer Dienstzeit als Leutnant erreichbar; andere Offiziere durften in ihrem Fortkommen nicht geschädigt werden, sodass man beantragte Konventionen publizierte, um einen Wettbewerb zu eröffnen. Die Chargenkonventionen wurden 1805 untersagt, aber erst um die Jahrhundertmitte und vollends mit Einführung der Allgemeinen Wehrpflicht sind die letzten Spuren des Stellenkaufs verschwunden. Eine Form des „Einkaufs“ in ein Regiment war auch das bis 1851 bestehende Institut der „Expropriis Gemeinen“ (Privat-, später Regimentskadetten). Gegen Erlag des Montursgeldes wurde der Betreffende eingereiht und konnte nach einigen Jahren als Kadett Offiziersrang erreichen. 3.6.8.4. Nationale und soziale Zusammensetzung Für befriedigende Aussagen über die nationale und soziale Zusammensetzung der kaiserlichen bzw. k. k. Armee fehlt die empirische Basis, nur generelle Entwicklungslinien können mit einiger Sicherheit skizziert werden. Der kosmopolitische Charakter war in der kaiserlichen Armee bei Generalität und Offizierskorps traditionsgemäß sehr ausgeprägt. Insbesondere das Reich in den kaisernahen Zonen Süddeutschlands bildete einen unerschöpflichen Einzugsbereich. Hinzu kamen der (heutige) Benelux-Raum, Lothringen, Italien und schon ab dem Dreißigjährigen Krieg iro-schottische Emigranten. 75 % der Infanterieoffiziere sollen nach nur mit Vorsicht zu genießenden Angaben um 1700 „deutsch“ gewesen sein, während im Bereich der Generalität der Anteil der „Welschen“ (Italiener, Wallonen, Lothringer) recht hoch gewesen sein muss (39 %). Die Prädominanz der Italiener während des Dreißigjährigen Krieges – die auch zu den großen Gewinnern der Beseitigung Wallensteins zählten – erregte schon damals einigen Unmut, und noch Feldmarschall Khevenhüller bedauerte 1740 die Dominanz der „Ausländer“ unter Generälen, Offizieren, Unteroffizieren und sogar Gemeinen. Dieser internationale Charakter war aber alleine schon dem enormen Bedarf geschuldet, den gerade der heimische Adel schwer decken konnte, während umgekehrt das reiche Angebot an dienstwilligen Ausländern den Forderungsdruck auf den inländischen Adel gering hielt – gerade im „Heldenzeitalter“ ab 1683, dessen Schlachtenerfolge den internationalen Zulauf mächtig ankurbelten.
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Während die Führungsebene der Generalität und der Obristen-Regimentsinhaber ohne Zweifel bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts adelig, teilweise sogar aristokratisch dominiert war (erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts überwogen die bürgerlichen Generäle ihre alt-adeligen Kameraden), muss der Anteil der nicht-adeligen Offiziere auch nach dem Dreißigjährigen Krieg beträchtlich gewesen sein. Für die Ebene der Obrist-Regimentskommandanten zeigt sich zur Mitte des 18. Jahrhunderts eine etwas weniger ausgeprägte soziale Exklusivität. Bérenger 1975 gibt für die Zeit um 1700 81 % der Infanterieoffiziere und 75 % der Kavallerieoffiziere als bürgerlich an. Der britische Gesandte in Wien meldete 1729, dass Niederadel und gebildetes Bürgertum die besten Offiziere der kaiserlichen Armee stellten. Ganz überwiegend bürgerlich dominiert war wie allenthalben in Europa die hohes Fachwissen und Erfahrung voraussetzende Artillerie, aber auch die leichten Truppen, die ab Ende des 17. Jahrhunderts allmählich in allen europäischen Heeren Fuß fassten und zu regelrecht modischer Verbreitung gelangten, blieben stets ein Einfallstor für soziale Aufsteiger und exzentrische Abenteurer. Freilich war in der Habsburgermonarchie hier wie auch in den wenig elitären Grenzregimentern die Konkurrenz des ungarisch-kroatischen Kleinadels stark. Um 1790 sollen zwei Drittel der Offiziere in der k. k. Armee Bürgerliche gewesen sein. Im Unterschied zu Preußen hatte der Adel der Habsburgermonarchie nicht nur die oberen Etagen der wachsenden landesfürstlichen Zivilverwaltung oder die ständischen Verwaltungsapparate, sondern auch die katholische Kirchenhierarchie der Gegenreformationszeit als Stellenmarkt zur Verfügung. Von einer adeligen Standespflicht, sich dem Herrscher als Offizier zur Verfügung zu stellen, konnte – jenseits des ohnedies dienstwilligen Hofadels, der seine nachgeborenen Söhne beim Militär (oft im väterlichen Regiment oder dem eines Verwandten) gut und mit Karriereaussichten versorgte – keine Rede sein. 3.6.8.5. Reformversuche Bemühungen, den Dienst mit der Waffe für den militärskeptischen heimischen Adel attraktiv zu machen und das Offizierskorps zu „nationalisieren“, setzten nach dem Ende des Österreichischen Erbfolgekrieges im Rahmen der maria-theresianischen Militärreformen mit voller Wucht ein. Der führende Militärreformer der Jahre um 1750, Feldzeugmeister, dann Feldmarschall Leopold Graf Daun, plädierte vehement dafür, durch Auszeichnungen, Privilegien und Bevorzugungen aller Art – für finanzielle Anreize fehlte das Geld – das Offizierskorps und schließlich das Militär im weiteren Verstand zu einer in besonderer landesfürstlicher Huld stehenden Institution zu machen. Als leuchtende Vorbilder galten in dieser Hinsicht Frankreich, Piemont-Savoyen und natürlich Preußen. Ein erster Schritt war die Hoffähigkeit der Militäruniform, die im Februar 1751 ausgesprochen wurde. Für die Offiziere wurde nach Dekretierung einer in wesentlichen Teilen einheitlichen Offiziersuniform Uniformtragepflicht erlassen. Gleichzeitig führte man eine reguläre Generalsuniform ein, die in Livreeart die österreichischen Wappenfarben Rot-Weiß-Rot aufnahm. Auch die männlichen Mitglieder des allerhöchsten Kaiserhauses trugen nun regelmäßig – einige sogar ausschließlich – Uniform (meist jene ihrer „Hausregimenter“), vor allem nach der Abschaffung des spanischen Mantelkleides als normalmäßiger Hofkleidung zur Mitte der 1760er Jahre. Zur Bereinigung von Rangstreitigkei-
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ten zwischen Zivil und Militär wurden 1752 und 1760 außerdem zur „Äquiparierung“ Rangkorrespondenztabellen für Generäle, Stabsoffiziere und hohe Zivilbeamte entworfen. Ausdruck der Zufriedenheit des Dienstgebers sind im militärischen Bereich insbesondere Orden und Ehrenzeichen. In Frankreich bestanden solche (Militär-)Orden schon seit Längerem. Es überrascht daher nicht, dass die Schaffung eines Militärordens zu einem Kernstück der theresianischen Militärreformen zählte und bereits Ende der 1740er Jahre thematisiert wurde. Ziel einer solchen Auszeichnung sollte es sein, gerade beim Adel mehreres Verlangen und Begierde zu erwecken, in den Soldathen-Stand einzutreten. Bis dahin hatte man Militärs bei entsprechendem Stammbaum, den nur wenige vorweisen konnten, bestenfalls mit dem Goldenen Vlies ausgezeichnet. Die meisten Offiziere und Generäle waren ersatzweise mit Adelsstandserhebungen, weiteren Standeserhöhungen, Grundbesitz oder auch nur mit kaiserlichen „Dankbriefeln“ und goldenen Ehrenketten belohnt worden. Erst nach Ausbruch des Siebenjährigen Krieges wurden die stecken gebliebenen Diskussionen über den zu schaffenden Militärorden wieder aufgenommen. Der schließlich aus Anlass des österreichischen Sieges über Friedrich II. von Preußen in der Schlacht bei Kolin (18. Juni 1757) gestiftete Militär-Maria-Theresien-Orden honorierte nicht, wie ursprünglich angeregt, eine lange Dienstzeit, sondern außergewöhnlich tapferen Kampfeinsatz von Offizieren (daher auch die Ordensdevise Fortitudini) oder kluge Ratschläge. Die erste Promotion fand im März 1758 statt. Die endgültigen Statuten datieren vom Dezember 1758. Der Orden wurde vom Ordenskapitel nach genauer Prüfung der mit Zeugenaussagen zu belegenden Anträge vergeben. Ordensgroßmeister war der Kaiser, während Staatskanzler Kaunitz die Funktion des Ordenskanzlers übernahm. Neben den einfachen Rittern und den Trägern des Großkreuzes (Generäle mit schlachtentscheidenden Verdiensten) wurde 1765 der Rang des Commandeur eingeführt. Subalternoffiziere bildeten knapp über 20 % der Ordensträger, die meisten waren Stabsoffiziere und Generäle, auch wenn Rang, Konfession oder Waffengattung nach den Statuten keine Rolle spielen sollten. Bei der Gestaltung des Ordenskreuzes nahm man übrigens (auf Drängen Kaunitz’) Rücksicht auf die protestantischen Offiziere des Heeres, denen man ein Heiligenbild nicht zumuten wollte. Zu den Vergünstigungen des Ordens zählten eine Pension (auch für die Hinterbliebenen) und (auf Antrag) die Erhebung in den Freiherrnstand. Der Orden erlosch 1986 mit dem Tod des letzten Ordensritters. Für Unteroffiziere und Gemeine wurde erst im Juni 1789 durch die Stiftung einer „Ehrendenkmünze“ vorgesorgt (1809: „Tapferkeitsmedaille“). Die in Gold und Silber ausgegebene, mit dem Bild des Stifters, Josephs II., gezierte Medaille war mit einer Geldzulage verbunden. Auch die ausgedienten Offiziere hat man nicht vergessen. 1771 und 1781 waren Offiziere, soweit wirklich dienstuntauglich, wesentliche Nutznießer der großen Pensionsreform der Habsburgermonarchie. Für 21 wenig vermögende, gebrechliche oder invalide Generäle und Obristen vergab ab 1771 die Elisabeth-Theresienstiftung Zusatzpensionen in drei Klassen. Die Stiftung ging auf einen testamentarischen Wunsch der 1750 verstorbenen Mutter Maria Theresias, Elisabeth Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel, zurück und war daher nach ihr benannt. Die Stiftungsmitglieder trugen ein Stiftungskreuz als Abzeichen. Angehörige von Offizieren und Beamten wurden hingegen erst ab Anfang des 19. Jahrhunderts mit wirklichen Pensionsansprüchen ausgestattet. Im Heer sollten ohnedies ab 1750 horrende Heiratskautionen, von denen die Witwen im Ernstfall zu leben
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hatten, Eheschließungen weitgehend eindämmen. Sehr problematisch war die von Joseph II. ab 1781 stark forcierte Anstellung dienstuntauglicher Offiziere als Stadtrichter, Bürgermeister oder Ratsmänner (1790 aufgehoben). 3.6.8.6. Die Schaffung eines Militäradels Die Gründung der Militärakademie 1751 sowie der „neuen“ Ingenieurakademie (siehe Kap. VII.3.6.10) und damit die angestrebte (aber insgesamt nur teilweise erreichte) Professionalisierung des Offiziersberufs mögen auf den institutionalisierter, sozial nivellierender Erziehung nur bedingt zugänglichen hoffernen Adel eher abschreckend gewirkt haben. Ob auch die relativ stände-unfreundliche Reformpolitik der maria-theresianischjosephinischen Zeit eine negative Rolle spielte, muss offen bleiben. Der Versuch einer verstärkten „Nationalisierung“ und „Veredelung“ des Offizierskorps durch Anreize für den militärskeptischen einheimischen Adel war jedenfalls schon bald – sehr zum Ärger Maria Theresias – als gescheitert zu betrachten. Man musste daher den umgekehrten Weg gehen und einen eigenen Militäradel schaffen, erhöhte also gezielt den Anreiz für Bürgerliche, den sozialen Aufstieg nicht nur im Bereich der Verwaltung, sondern auch beim Militär zu versuchen. 1757 wurde bürgerlichen Offizieren mit dreißigjähriger Dienstzeit und bestätigtem Wohlverhalten die Erhebung in den Adelsstand (unter Erlass der sehr teuren Haupttaxe) in Aussicht gestellt. Alleine zwischen 1757 und 1763 wurden 120 Offiziere, vor allem aus der Artillerie und den Grenzregimentern, in den Adelsstand erhoben. Träger des Militär-Maria-TheresienOrdens erhielten automatisch den Ritterstand, auf Ansuchen den Freiherrnstand. So entstand allmählich ein militärischer Zweig des gerade in der Zeit des Aufgeklärten Absolutismus boomenden Dienstadels, der sich – die merkwürdigen Prädikate wirken fast stigmatisierend – nicht mehr mit dem „wirklichen“, dem alten landbesitzenden Adel verband, sondern mit dem zivilen Beamtenadel jene „Zweite Gesellschaft“ bildete, die ein wesentliches Trägerelement der habsburgischen Staatsmaschine gewesen ist. Die Hälfte der Adelsstandserhebungen vom Anfang des 18. Jahrhunderts bis 1918 (immerhin 4.000) entfiel auf Offiziere. Auf diese Weise bildeten sich aus bürgerlicher Wurzel regelrechte Offiziersdynastien und Militärfamilien, die eine Selbstrekrutierung des Offizierskorps in Maßen erlaubten und dieses deutlich weniger abgeschlossen-erstarrt und elitär erscheinen ließen als das vom Junkertum geprägte preußische. Indem sich in der k. k. Armee die allgemeine Sozialstruktur nicht abbildete, konnten das Offizierskorps und die vielfach landfremde Generalität in der Zeit der großen Modernisierungsschritte während der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts umso leichter zu von Loyalitätskonflikten weitgehend freien, aufklärerischen Instrumenten der „sozialrevolutionären“ Ambitionen des Landesfürsten werden. 3.6.8.7. Die Bildungsoffensive Spätestens in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde das Kriegs‚handwerk‘ – auf allen Ebenen und überall in Europa – zur Kriegs‚kunst‘, ja zu einer regelrechten Wissenschaft. Praxis und Erfahrung waren damit auch außerhalb der Spezialwaffen nicht mehr hinreichend. Es genügte nicht länger, das Handwerk „von der Pike auf“ zu lernen oder sich auf adelige Rittertugenden zu verlassen, der (angehende) Offizier musste auch
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Bücher lesen, wie Feldmarschall Daun, der erste große Militärreformer der maria-theresianischen Zeit, forderte. In vielen Ländern wurden Militärschulen und Militärakademien geschaffen, um die Zahl „akademisch“ vorgebildeter Offiziere zu erhöhen, die allein geeignet schienen, das hochartifizielle „Puppenwerk“ der Rokokoarmeen zu bedienen. Die erste Gründungswelle von Militärakademien (z. B. Sedan 1606, Siegen 1617) war an der Habsburgermonarchie einigermaßen spurlos vorübergegangen. Immerhin hatte Wallenstein schon 1624 in seinem nordböhmischen Reich in Gitschin eine Akademie für Edelknaben gegründet („Friedländische Akademie“), die sich größeren Zuspruchs von Adeligen und wohlhabenden Bürgerlichen erfreute, freilich aber mit der Ermordung des Condottiere wieder einging. Die um die Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert florierenden (ständischen) Ritterakademien gehören nicht wirklich in den Kreis der Militärerziehungs- und -bildungsanstalten, obwohl sie natürlich zum Teil kriegswissenschaftliche Fächer anboten. Das galt insbesondere für die niederösterreichische landschaftliche Akademie (1692–1748) und die 1749 in einem neuen Gebäude hinter der Stiftkirche eröffnete Savoyische Ritterakademie (benannt nach Maria Theresia Anna Felicitas von Savoyen, geb. Liechtenstein), an der die adelige Jugend in allen erforderlichen Exerzitien und Wissenschaften ausgebildet werden sollte, um dem Vaterland ersprießliche Dienste zu leisten. Am frühesten erforderten spezialisierte Waffengattungen wie die Artillerie und das Geniewesen eine spezifische Ausbildung. Seit 1717 bestand auch in Wien eine Ingenieurakademie, militärtechnische Fächer wurden zugleich an der Savoyischen Ritterakademie und in der (nach Johann Konrad Richthausen von Chaos benannten) Chaos’schen Stiftung (siehe VII.3.6.10) unterrichtet. Die Zivilbeamtenschaft verfügte ab 1746 mit dem zunächst von Jesuiten geführten (Collegium) Theresianum (ab 1773 „k. k. adelige Akademie“) über eine eigene, rein adelige Pflanzschule, in der daher auch der alte Adel sehr gut vertreten war. Zahlreiche Militärs sind im ersten halben Jahrhundert seines Bestehens aus dem Theresianum hervorgegangen, das in erster Linie die protestantischen Universitäten Norddeutschlands als Ausbildungsstätten für Juristen und höhere Beamte konkurrenzieren wollte. Mit dem Theresianum verschmolz 1776/78 die seit 1756 wegen Überschuldung in staatlicher Obhut befindliche Savoyische Ritterakademie, 1782 auch die Brünner adelige Akademie, ehe Joseph II. als Gegner einer abgeschotteten Erziehung des Adels die Theresianisch-Savoyische Akademie 1783 überhaupt aufhob und stattdessen mehr als 200 Stipendien ausschüttete, die ein Universitätsstudium an der philosophischen bzw. juridischen Fakultät ermöglichen sollten. Dabei machte der Kaiser zwischen Bürgerlichen, die Maria Theresia erst in den letzten Jahren ihrer Regierung zugelassen hatte, und Adeligen ausdrücklich keinen Unterschied mehr. 1797 wurde die Theresianische Akademie in ihrer ursprünglichen Form wiederhergestellt. Alle Akademiezöglinge der verschiedenen Stiftungen waren übrigens uniformiert. Erste Überlegungen zur Heranbildung des Offiziersnachwuchses beschränkten sich Ende der 1740er Jahre – wohl nach preußischem Vorbild – auf Pläne zur Errichtung eines (adeligen) Kadettenkorps, in das man aber schon bald angesichts der geringen adeligen Nachfrage auch nicht-adelige Offizierssöhne aufnehmen wollte. Mit kaiserlicher Entschließung vom Dezember 1751 wurde schließlich ein zweiteiliges Militärerziehungswesen ins Leben gerufen. In Wien, in einem Neubau in unmittelbarer Nachbarschaft zur alten Chaos’schen Stiftung und zur Savoyischen Akademie, entstand die „Militärpflanzschule“ für 100 (1754: 200) Militäroffizierskinder vom 8. bis zum 13. Lebensjahr, die nach mit gutem Erfolg absolviertem Vorbereitungsunterricht in Schreiben, Rechnen und
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Latein mit Erreichung des 14. Lebensjahres in die nächste Stufe, das „Kadettenhaus“, die spätere Militärakademie in der Wiener Neustädter Burg, übertreten konnten. Hier bestanden zwei Kompanien zu je 100 Zöglingen, eine für Söhne mittelloser oder in der Zivilverwaltung gestandener Adeliger, die andere für Sprösslinge tapfer gedienter Offiziere. Kost, Kleidung und Unterricht waren für die Stiftlinge gratis, erst ab Beginn der 1770er Jahre nahm man Zahlschüler auf. In den 1780er Jahren kamen „Famularknaben“ hinzu, Kinder aus unterbürgerlichen Schichten und Soldatenkinder, die als angehende niedere Chargen immerhin Elementarunterricht erhielten. Im November 1752 wurde der Akademiebetrieb in klösterlicher Abschottung aufgenommen. Die Oberleitung des neuen Ausbildungsinstituts übernahm zunächst Feldzeugmeister (später Feldmarschall) Graf Daun, den jeweils vor Ort Lokaldirektoren unterstützten. Im März 1769 wurden Pflanzschule und Militärakademie in Wiener Neustadt zur „k. k. Theresianischen Militärakademie“ mit insgesamt 400 Zöglingen vereinigt, von denen nach dem josephinischen Stiftbrief von 1786 die meisten Offizierssöhne sein sollten, ja angesichts des von Anfang an geringen adeligen Zuspruchs wohl sein mussten. Für knapp 100 Stiftungsplätze durften immerhin die böhmisch-österreichischen Stände schon seit den 1750er Jahren als Gegenleistung für ihre finanzielle Unterstützung Besetzungsvorschläge machen. Piaristen als Schulpräfekten sorgten nach der Vereinigung von 1769 für eine verstärkte Berücksichtigung katholisch-sittlicher Bildungsinhalte. In den 1770er Jahren wurden die militärische Disziplinierung und die Abschottung der Kadetten von der Außenwelt deutlich verschärft; der Charakter der Akademie als Versorgungsanstalt verblasste allmählich. Der ab Mitte der 1770er Jahre in elf Jahrgänge eingeteilte Kursus umfasste insbesondere Sprachen (Deutsch, Latein, Tschechisch, Französisch, Italienisch), Geographie, Mathematik, Geschichte, Philosophie, Artilleriewissenschaft, Befestigungswesen, Situationszeichnen, Stilistik und Taktik. Hinzu kam natürlich die praktische militärische Ausbildung (Wachdienst, Schießen, Terrainaufnahme, Exerzieren, Reiten etc.), auch auf Tanzunterricht wurde nicht vergessen. Zur selben Zeit verschwand die soziale Differenzierung nach dem Stand der Eltern. 1784 führte Joseph II. ein Probejahr ein. Bis heute ist die Theresianische Militärakademie in Wiener Neustadt mit kurzen Unterbrechungen die zentrale Ausbildungsstätte für Österreichs Offiziere geblieben, sie hat aber in unserem Betrachtungszeitraum nur einen sehr geringen Teil des Offiziersnachwuchses gestellt. Die Zahl der pro Jahr mit spätestens 18 Jahren als Kadetten, Kornetts, Leutnants, dann als Fähnriche zur Infanterie und (in recht geringem Ausmaß) zur Kavallerie ausgemusterten Absolventen blieb, bis zum Ende des 18. Jahrhunderts zwischen neun und 99 schwankend, sehr gering, während das Offizierskorps (samt Generalität) Ende des 18., Anfang des 19. Jahrhunderts wohl 8.000 bis 9.000 Köpfe betragen haben wird. Eine 1754/55 geplante Militärakademie (auch: Kriegsakademie) für wohlhabende Adelige unter der Leitung des Lokaldirektors der Wiener Militärpflanzschule scheint nie in Wirksamkeit getreten zu sein. Die zunehmende Betonung von Bildungserfordernissen und der bürgerliche Leistungszwang werden gemeinsam mit der ebenfalls zur Mitte des 18. Jahrhunderts verstärkten Disziplinierung des Offizierskorps (auch im sozialen Bereich etwa durch das forcierte Schuldenmach- und Duellverbot oder die prohibitiv strengen Heiratsbeschränkungen) zu einem weiteren Rückgang des altadeligen Engagements in k. k. Kriegsdiensten beigetragen haben.
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Quellenlage und Forschungsstand Personalunterlagen im modernen Sinn liegen für Offiziere der kaiserlichen bzw. k. k. Armee nicht vor. Karriereverläufe müssen daher mühsam über Durchsicht einschlägiger Bestände des KA (insbes. der Schriftgutüberlieferung der militärischen Zentralbehörde, des Hofkriegsrates) rekonstruiert werden. Die Musterlisten der Regimenter, die auch zunehmend aussagekräftige Informationen über Offiziere enthalten, sind abgesehen von Splittern erst ab 1740 in hinreichender Dichte überliefert, die 1761 eingeführten Conduitelisten der Offiziere (mit einzelnen Ausnahmen) gar erst ab ca. 1820 (ältere Dienstbeschreibungen nur in Einzelfällen). Das frühneuzeitliche kaiserliche bzw. k. k. Offizierskorps zählt ganz im Gegensatz zum Offizierskorps des späteren 19. und frühen 20. Jahrhunderts (z. B. Deák [I.] 1995) trotz relativ guter Quellenlage weiterhin zu den großen Unbekannten. Über die ethnische und soziale Zusammensetzung wird in der Literatur viel spekuliert, doch fehlt es für wagemutige Thesen (vgl. z. B. Bély–Bérenger–Corvisier 1991, Bérenger 2004 auf der Grundlage einer sehr oberflächlichen Auswertung einer Offiziersliste von 1699) an der empirischen Basis. Nouzille 1971 war nicht zugänglich. Den besten Überblick bieten immer noch Wrede (Alphons) 1898–1905, Bd. 1, 60–83 (Infanterie), Bd. 3/1, 85–102 (Kavallerie), FZPE 1876–1892, Bd. I/1, 264–267 und 305–315, ÖEFK 1, 387– 392, 413–420, KGFR 1, 344ff., Zimmermann (J.) 1965, 128–138. Die Wichtigkeit gründlicher Untersuchungen „militärischer Eliten“ wird im (internationalen) Querschnitt bei Gahlen–Winkel 2010 demonstriert. Die Auswertungen der Musterlisten durch Duffy 2000 sind kaum überprüf- und verwertbar. Zur Schaffung eines Militäradels 1757 vgl. Hochedlinger 1999a, zur weiteren Entwicklung Allmayer-Beck 1971. Einen Vergleich zwischen dem habsburgischen und dem preußischen Offizierskorps versucht Göse 2001. Zu den Anfängen des Offiziersdienstes im 16. und 17. Jahrhundert (nicht österreichspezifisch) vgl. Wohlfeil 1965a, 1965b und 1966, Allmayer-Beck 1974, Rogg 2002. Dem Militärunternehmertum hat sich eingehend Redlich (F.) 1964/65 gewidmet. Am besten beleuchtet sind einzelne nationale Gruppen des kaiserlichen bzw. k. k. Offizierskorps wie die „Wallonen“ von Englebert 1978; die Iro-Schotten von Schmidhofer 1971, Heeresgeschichtliches Museum 2003 und Worthington 2012; die speziell in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts sehr stark vertretenen Italiener durch Thiriet 1979, 1980 und 1997, Niederkorn 1989/90, Henrich 1995, Hanlon 1998 und besonders durch das breite Oeuvre von Claudio Donati, speziell Donati 1982 und 1999. Die Ungarn (nicht beschränkt auf das Offizierskorps) behandelt von Zachar 1995/96 und 1997. Ansätze einer sozialgeschichtlichen Durchleuchtung bieten die kleineren Studien Barker 1974, 1982b, 1982c und 1982d. Kursorisch sind Craig 1965 und Kann 1979, wenig aussagekräftig bleibt Götz 1976. Zur Kompaniewirtschaft vgl. allgemein Hennemann 1942 (Schwerpunkt Preußen), Spezialuntersuchungen zu den letzten Residuen in Habsburgs Heeren fehlen leider. Die Problematik der Beförderungsgrundsätze ist unverändertes Thema der Militärschriftsteller (von Cogniazzo 1780 und 1788–1791 bis Angeli 1905), eine zusammenfassende Darstellung liegt nicht vor. Die sehr interessante Problematik des Stellenkaufs hat noch keine Behandlung erfahren. Zum Militär-Maria-Theresien-Orden vgl. Hirtenfeld 1857 (mit Listen der Ordensträger) und im ordenskundlichen Rahmen Ludwigstorff 1996. Eine breitere sozialgeschichtliche Analyse der Ausgezeichneten fehlt. Vgl. aber Preradovich 1954.
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Das Archiv des Ordens wird im KA verwahrt (Allmayer-Beck 1957). Zur Tapferkeitsmedaille für Unteroffiziere und Mannschaften vgl. Müller-Wandau 1918. Über die Elisabeth-Theresien-Stiftung Auer (E.) 1951, 1952 und 1956/58. Die Problematik der frühen Dienst- und Exerziervorschriften behandeln u. a. Erben 1902b und Redlich (O.) 1903. Über die Reformen 1748/49 eingehend Balisch 1974. Den Wert der Dienstvorschriften und Reglements für eine militärische Alltagsgeschichte demonstriert Rauchensteiner 1982. Das Militärbildungswesen – das Schriftgut der Akademien und Schulen wird im KA in der Bestandsgruppe Militärerziehungs- und -bildungsanstalten verwahrt (schwere Schäden bei einem Brand im KA 1920), zu vergleichen auch Sig. VII A 3 Ingenieurakademie der Hofkanzleiakten – beleuchten im soliden Überblick Rechberger-Rechkron 1878 und (auf diesem basierend) Poten 1893. Die Theresianische Militärakademie behandelt wohl am eingehendsten Svoboda 1894 (allerdings mit personengeschichtlichem Schwergewicht auf den Schülern und Absolventen). Der Ausstellungskatalog Officirs 1994 liefert einige kleinere Ergänzungen. Trotz ihres Alters ist die Arbeit Leitner von Leitnertreu 1852/53 immer noch nützlich. Jobst 1908 interessiert sich v. a. für das Wiener Neustädter Gebäude. Die Geschichte der Ingenieurakademie erschöpft Gatti (F.) 1901/05. Zur Savoyischen Ritterakademie Schwarz (J.) 1890, zum Theresianum Guglia 1912. Einführend zum Aufschwung des Militärbildungswesens in Europa im 18. Jahrhundert Fritze 1989 und speziell Hohrath 1990; zum Thema Aufklärung und Krieg in Preußen und Österreich Shanahan 1982. Eine sehr plastische Geschichte der Bauten und Bildungsinstitutionen auf dem Gelände der späteren Stiftskaserne bietet Rauchensteiner–Pitsch 1977. Eine Zusammenfassung der Literatur in englischer Sprache bei Hochedlinger 1999a und 2003a.
3.6.9. Artillerie Auf dem Gebiet des Geschützwesens nahm die Habsburgermonarchie am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit eine Führungsrolle ein, die vor allem dem persönlichen Engagement Maximilians I. zu danken war. Namentlich der Tiroler Geschützguss erfreute sich internationaler Anerkennung, ehe sich ab etwa 1550 der Schwerpunkt der „Rüstungsindustrie“ nach Wien verlagerte. Zukunftsweisend waren auch die beginnende Vereinheitlichung und Kategorisierung von Rohrlänge und Kaliber und die Scheidung von leichter Feld- und schwerer Belagerungsartillerie. Erzeugung und Bedienung der Geschütze, ursprünglich eine Einheit, begannen sich mit der Zunahme der Geschütze („Stücke“) zu trennen. Die Büchsenmeister waren spätestens zu Beginn des 16. Jahrhunderts nur mehr für die Geschützbedienung zuständig. Das gut ausgebildete, zahlenmäßig aber schwache Artilleriefachpersonal bewahrte sich bis weit ins 18. Jahrhundert einen zünftigen Charakter, das Offizierskorps der Artillerie blieb daher dauerhaft bürgerlich geprägt. Die Geschützbedienung war dabei sehr aufwendig und personalintensiv. Ein schweres Geschütz wie die halbe Kartaune (Vierundzwanzigpfünder) erforderte nicht weniger als vier Büchsenmeister und acht Handlanger als Helfer. Herbe Verluste an Fachpersonal und Gerät, wie sie im Dreißigjährigen Krieg wiederholt auftraten (Breitenfeld 1631, Schweidnitz 1642, Jankau 1645), waren daher ein erhebliches Problem. Das Handlanger- und Hilfspersonal wurde spätestens seit dem 17. Jahrhundert der Infanterie entnommen.
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3.6.9.1. Feldartillerie Der (Obrist-)Feldzeugmeister war für den Kampfeinsatz der Artilleriewaffe nicht zuständig, sondern nur für ihre Aufstellung, Einteilung und Wartung. Er galt als eine Art Interessenvertreter der technischen Truppen beim Kaiser. Er musste daher kein Artillerist sein und wurde denn auch bald zu einem Generalsrang auf gleicher Stufe mit dem General der Kavallerie. Hilfsorgan des Feldzeugmeisters für den Artilleriefelddienst war zunächst der Artillerieobristleutnant, später der Artillerieobrist, im 17. Jahrhundert überwiegend ein ausländischer Experte, der meist bei der Hauptarmee eingeteilt war. An der Spitze des nur im Krieg bestehenden Artilleriefuhrwesens („Rosspartei“) – eine größere Artillerieeinheit benötigte an die 3.000 bis 3.500 Pferde – stand der Oberwagenmeister (im 18. Jahrhundert im Rang eines Obristleutnants). Verwaltung und Wartung des Artilleriematerials im Felde waren dem „Feldzeugamt“ übertragen. Zur Feldartillerie zählten auch Spezialeinheiten wie die Anfang des 18. Jahrhunderts kaum 100 Mann starken und vielfach aus ungeübten Handwerksburschen zusammengewürfelten „Minierer“ oder Mineure (ab 1714 selbständig), die Brücken- und Schanzbauer etc. Seit dem Dreißigjährigen Krieg waren die Infanterieregimenter mit jeweils zwei leichten Geschützen, den sog. Regimentsstücken, ausgestattet. Ende des 18. Jahrhunderts führte jedes Füsilier- bzw. Grenadierbataillon schon zwei Drei- und einen Sechspfünder als „Liniengeschütz“, und auch größeren Kavallerieverbänden war im Krieg Artillerie, allerdings zu Batterien zusammengezogen, zugewiesen. Die Feldartillerie wurde bis Anfang des 18. Jahrhundert nur für jeweils einen Feldzug zusammengestellt und mobilisiert, Material und Büchsenmeisterpersonal im Notfall aus den Zeughäusern und Festungen mühsam zusammengekratzt. Nach Feldzugsende rückte die Feldartillerie wieder in ihre traditionellen Winter- und Friedensgarnisonen in Südböhmen ab. Hier rekrutierte sie auch den größten Teil ihres Personals. Erst seit dem Spanischen Erbfolgekrieg blieb die Artillerie über die Winterpause bei der Armee, der sie zugeteilt war. Die Armeereduktion von 1649 ließ vom kaiserlichen Feldartilleriepark zunächst nur kümmerliche Reste übrig, die in den Zeughäusern und in südböhmischen Depots untergebracht wurden, und senkte zugleich den Personalstand auf etwas über 100 Köpfe ab. Auch die Artilleriedotierung der kaiserlichen Feldarmeen in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts blieb zunächst – ganz im Gegensatz zum Dreißigjährigen Krieg – äußerst bescheiden. Feldmarschall Graf Montecuccoli führte 1659 für den Pommernfeldzug bloß 26 Geschütze mit sich, davon mehr als die Hälfte Regimentsstücke, und auch für den Türkenkrieg 1664 erhielt er ganz gegen seine „Wunschliste“ für die Hauptarmee nur 51 Geschütze. Die Artillerie verfügte über keine taktische Gliederung für die ordre de bataille. Die schwereren Geschütze wurden je nach Bedarf an kritischen Punkten und an den Flügeln zu Batterien zusammengezogen, die leichten Stücke in die Frontlinie eingeteilt. Der Zugewinn der ehemals spanischen Provinzen in Belgien und Oberitalien brachten der Artillerieorganisation Zuwachs in Gestalt sog. National-Artillerien. In Mailand und Pavia bestanden sogar Artillerieschulen. 3.6.9.2. Hausartillerie Auch die straffere Organisation der kaiserlichen Zeughäuser, also der Aufbewahrungsstätten für Kriegsutensilien aller Art, verdankte Maximilian I. den ersten wesentlichen Im-
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puls. Ein größeres bzw. mittleres Zeughaus wurde in der Regel von einem „Zeugwart“ (in größeren Städten „Zeugleutnant“ genannt) geleitet, dem eine Anzahl von Büchsenmeistern beigegeben war. In der Militärgrenze bestanden Zeugwarte auch für ganze Grenzabschnitte. An der Spitze der Anfang des 18. Jahrhunderts hierarchisch nach Hauptwaffendepots und Zeughäusern I. bis III. Klasse gegliederten kaiserlichen Zeughausorganisation und Artillerieverwaltung stand in Unterordnung unter den Hofkriegsrat der Obrist Land- und Hauszeugmeister, der allerdings für die ober- und innerösterreichischen Lande (Innsbruck und Graz) ebensowenig zuständig war wie für die italienischen und belgischen „National-Artillerien“. In Innsbruck amtierte ein eigener Feldzeugmeister, der dem Oberösterreichischen Militärdirektorium unterstand. Wichtig ist die Feststellung, dass neben den kaiserlichen (landesfürstlichen) Zeughäusern auch landschaftliche (ständische) Zeughäuser bestanden, aus denen die landständisch organisierten Landesaufgebote für die Zeit der Mobilisierung Waffen und Ausrüstung erhielten. Berühmt und hervorragend ausgestattet war insbesondere das ständische Zeughaus in Graz; in größeren Städten fanden sich ansehnliche bürgerliche Zeughäuser. Die Zeughäuser waren nicht nur Waffenkammern, sie erzeugten auch Kriegsmaterial. Zentrale Verteilerstelle im Zeugwesen war natürlich das Wiener kaiserliche Zeughaus, zugleich Sitz des Oberst Land- und Hauszeugmeisters und einer kleinen Kanzlei. Im „unteren Zeughaus“ auf der Wiener Seilerstätte wurden auch Geschütze gegossen, wobei das massenhafte Umgießen vor allem türkischer Beutegeschütze zu Qualitätsproblemen führte. Das Pulver wurde noch großteils in privaten Pulvermühlen erzeugt, teilweise aus dem Ausland importiert. Seit 1748 war das Pulver- und Salpeterwesen ein landesfürstliches Regal. Das Personal der Hausartillerie zählte um 1740 etwa 800 Offiziere und Mannschaften, galt aber zu dieser Zeit bereits als gefährlich ungeübt. 3.6.9.3. Schaffung einer „Generalartilleriedirektion“ Ein mächtiger Schritt in Richtung Modernisierung wurde 1744 mit der Ernennung des Fürsten Josef Wenzel Liechtenstein zum Obrist-Land- und Hauszeugmeister (ab 1745: „General-Feld-, Land- und Hauszeugmeister“, 1751 Generalartilleriedirektor) und der Zusammenfassung fast aller Artilleriezweige (und insbesondere von „Feldartilleriehauptcorpo“ und Hausartillerie) unter einer Oberleitung getan; ausgenommen blieb nur die zahlenmäßig nicht bedeutende niederländische National-Artillerie. Liechtenstein stand das „Generalfeld-, Land- und Hausartilleriezeugamt“ mit einer kleinen Kanzlei zur Seite (1760: ein Expeditor, vier Kanzlisten, fünf Akzessisten). Am Sitz des Generalartilleriedirektors im Zeughaus auf der Seilerstätte befand sich auch weiterhin ein Artillerieproduktionszentrum mit dem entsprechenden Handwerkspersonal. Liechtenstein war außerdem Präses der Pulver- und Salpeterhofkommission. Zu den Modernisierungsmaßnahmen zählten nicht zuletzt die Errichtung einer Artilleriekorpsschule in Bergstadtl bei Budweis (1744) und die Abhaltung jährlicher Großübungen in Moldauthein. Der zünftige Charakter des Artilleriepersonals wurde deutlich reduziert. Die alten Chargengrade glich man 1753 jenen der Armee an (Zeugleutnant – Oberstleutnant, Oberstuckhauptmann – Major, Stuckhauptmann – Hauptmann, Stuckjunker – Oberleutnant, Altfeuerwerker – Unterleutnant). Die Büchsenmeister bildeten nunmehr einen festen, in Büchsenmeisterkompanien gegliederten Personalstock, der auch erheblich vermehrt wurde: von ca. 800 Mann am Be-
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ginn der Regierungszeit Maria Theresias auf über 1.900 am Vorabend des Siebenjährigen Krieges (1754). Die insgesamt 24 (1758: 30) Büchsenmeisterkompanien wurden in drei Brigaden (zu je acht Kompanien) zusammengefasst. 1757 erschien das erste Reglement für das k. k. Feldartilleriekorps. Zur Bedeckung der Geschütze wurde im Winter 1757/58 ein aus gedienten Infanteristen gebildetes Artilleriefüsilierregiment mit über 2.700 Mann aufgestellt. 1762 betrug die Stärke der Büchsenmeisterkompanien an die 3.800 Mann, 1772 schon 4.700 Mann. Denn auch die Zahl der Feldartilleriegeschütze war gestiegen, von (1756) 202 Geschützen auf 648 (Kriegsstand) im Jahre 1768. Nach dem Tod Liechtensteins 1772 wurde das Artilleriewesen einer Totalreform unterzogen. An der Spitze der neuen Struktur stand unter der Leitung des Generalartilleriedirektors weiterhin das Feld- und Hausartillerie-Hauptzeugamt in Wien, das 1775 auch die Agenden der aufgehobenen Pulver- und Salpeterhofkommission übernahm. Das neue Artilleriesystem sah vier „Stände“ vor: die Feldartillerie, die aus zu Felddiensten nicht mehr tauglichen Leuten rekrutierte Garnisonsartillerie für die Festungen, das Zeugswesen und schließlich das Salpeter- und Pulverpersonal. Später kam die Oberaufsicht über die Feuergewehrfabrik in der Währinger Vorstadt hinzu. Die Feldartillerie-Brigaden wurden aufgelassen und drei in Wien, Prag und Olmütz garnisonierende Feldartillerieregimenter zu je vier Bataillonen à 16 Kompanien gebildet. Weitgehend selbständig blieben die National-Artillerien in den Österreichischen Niederlanden und in der Lombardei. Das Artilleriefüsilierregiment verschwand, die Mannschaft wurde den Feldartillerieregimentern zugeteilt. Ab 1784 umfasste eine Artilleriekompanie 100 Ober- und 50 Unterkanoniere, die Artillerie insgesamt zählte nun 10.400 Mann. Aus der Hausartillerie wurden zwölf Garnisonsartilleriedistrikte gebildet (Wien, Graz, Prag, Olmütz, Ofen, Temeswar, Peterwardein, Karlstadt, Hermannstadt, später Karlsburg, Innsbruck, Mecheln, Mantua, ab 1775 Lemberg). Die Mineure – 1763 in vier Kompanien zur Mineurbrigade aufgestockt und wieder zu einem Teil des Feldartilleriekorps geworden – wurden 1772 (Stand 568 Mann) von der Artillerie getrennt und dem Genie- und Fortifikationsamt zugeteilt. 1772 verschwand auch die Rosspartei; sie ging großteils im Militärverpflegsfuhrwesen auf. An den Stabsstationen bestanden eigene Regimentsschulen. Die alte Korpsschule in Bergstadtl wurde dagegen 1778 aufgelassen, als neues Schulungszentrum schließlich das Artillerielyzeum in der Wiener Stiftskaserne eingerichtet. Hier erhielten die angehenden Artilleristen nicht nur einschlägigen Fachunterricht, sondern wurden auch in Sprachen, Reiten und Tanzen unterwiesen. 1786 entstand außerdem als Eliteformation und Truppenschule das Bombardierkorps mit 740 Mann in vier Kompanien (1790: 933 Mann), die man aus den Artillerieregimentern abzog und für die Bedienung der komplizierteren Wurfgeschütze und der Belagerungsartillerie ausbildete. Das Artillerielyzeum wurde rasch von der Bombardierkorpsschule aufgesogen. Hier unterrichtete z. B. der Mathematiker Georg Vega (1756–1802), der Schöpfer der ersten Logarithmentafeln. Im Kriegsfall wurden die Bombardiere detachementweise den operierenden Armeen als Artilleriefachkräfte zugeteilt. Oberst-Land- und Hauszeugmeister (ab 1600) 1600–1610 1612–1619
Karl Ludwig Graf Sulz Johann Christoph Graf Puchheim
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1620–1653 1654–1668 1668–1680 1681–1692 1692–1698 1698–1699 1699–1705 1705–1710 1710–1719 1719–1741 1741–1744
Rudolf Frhr. von Teuffenbach Ernst Graf Abensperg-Traun Raimondo Fürst Montecuccoli Karl Ludwig Graf Hofkirchen Heinrich Franz Graf Mansfeld Paul Anton Frhr. von Houchin Karl Ernst Graf Rappach (Administrator) Ferdinando Marchese degli Obizzi Karl Ernst Graf Rappach Wirich Lorenz Graf Daun Josef Lothar Graf Königsegg-Rothenfels Generalartilleriedirektoren
1744–1772 1772–1778 1778–1818
Josef Wenzel Fürst Liechtenstein (bis 1751: „General-Feld-, Land- und Hausartilleriezeugmeister“) Franz Ulrich Fürst Kinsky Josef Maria Graf Colloredo-Wallsee Quellenlage und Forschungsstand
Die Registratur des Artilleriehauptzeugamts und des Generalartilleriedirektors (1772– 1857) hat sich im KA erhalten. Wrede (Alphons) 1898–1905, Bd. 4/1, ist zur Gänze der Artillerie gewidmet. Dolleczek 1887 geht mehr ins Waffenkundliche. Ergänzungen noch bei FZPE 1876– 1892, Bd. I/1, 228–246, ÖEFK 1, 344–348, 430–442, KGFR 1, 243–251, 430–444, Egg 1961, Toifl 1989. Das Wiener kaiserliche Zeughaus in der Renngasse (das „obere“, im Gegensatz zum „unteren“ in der Seilerstätte) behandelt Thomas (B.) 1963, allerdings nur in musealer Hinsicht. Über das auch architektonisch bemerkenswerte RenaissanceZeughaus zu Wiener Neustadt Buttlar 1993; zu den Tiroler Zeughäusern der maximilianeischen Zeit Garber 1928 und Allmayer-Beck 1963/64; zum ständischen Zeughaus in Graz u. a. Krenn (P.) 1974. Über die belgische National-Artillerie vgl. Englebert 1962.
3.6.10. Militäringenieurwesen Noch bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts war das Militäringenieurwesen in der Habsburgermonarchie nicht professionell organisiert. Als Militärfestungsbaumeister begegnen im 16. Jahrhundert überwiegend Italiener (Francesco da Pozzo, Pietro Ferrabosco, Domenico dell’Allio, die Brüder Baldigara, Francesco Benigno), die im Auftrag der Stände und des Kaisers die größeren Stützpunkte in der Militärgrenze befestigten, aber auch im Hinterland tätig waren, um die mittelalterlichen Fortifikationen der Städte auf den neuesten Stand der Technik zu bringen. Eine fachliche Zentralleitung bestand abgesehen vom Hofkriegsrat nicht. Das Fortifikationsbauzahlamt mit dem Fortifikationsbauzahlmeister an der Spitze betreute die finanzielle und administrative Seite des immens kostenintensiven
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Festungsbaus; in Wien hatte es mit einem sehr kleinen Personalstab auch Wartungsaufgaben zu übernehmen, auf die es sich schließlich in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts beschränken musste. Aufgabe der Ingenieure war es aber nicht nur, eigene Festungen zu bauen oder zu erneuern, sondern auch bei der Einnahme feindlicher Festungen mitzuwirken, also die Belagerungsarbeiten in technischer Hinsicht zu betreuen und etwa den Batteriebau zu leiten. Im späteren 17. Jahrhundert, als in Frankreich Vauban das Fortifikationswesen perfektionierte und verwissenschaftlichte, spielten Franzosen auch im kaiserlichen Militäringenieurwesen eine immer größere Rolle, etwa der zu seiner Zeit besonders geschätzte Charles de Goulon († 1705), ein französischer Glaubensflüchtling, der für ein enormes Jahressalär angeworben wurde, aber nur wenig Spuren in der Habsburgermonarchie hinterlassen hat. Umso mehr empfand die Militärverwaltung die Prädominanz von im Notfall zu unterschiedlichen Konditionen herbeigerufenen „Ausländern“ als bedauerlich und gefährlich. Prinz Eugen kritisierte schon während der Feldzüge des Spanischen Erbfolgekrieges die katastrophale Lage des Ingenieurwesens (von Ingenieurs ist nicht einmal einer vorhanden, welcher einen rechten Platz erbauen könnte) und schlug bereits 1710 die Errichtung einschlägiger Ausbildungsanstalten vor, die dem Mangel an inländischen Fachkräften abhelfen sollten. Erst im Dezember 1717 ist es in Wien dann wirklich durch Karl VI. zur Gründung einer zivil geführten Ingenieurakademie gekommen, an deren Spitze – unter der formalen Oberleitung eines hohen Generals als Superintendenten – der Oberingenieur der Stadt Wien Leander Conte d’Anguissola (1653–1720) aus Piacenza als Prodirektor trat. Anguissola hatte schon seit 1692 an der niederösterreichischen landschaftlichen Akademie unterrichtet, an der man ebenfalls die Fächer Kriegsbaukunst und militärisches Exercitium anbot. Subdirektor der neuen Ingenieurakademie war der Hofmathematiker Giovanni Giacomo Marinoni (1676–1755), der ab 1732 nach jahrelang geteilter Direktion die alleinige Leitung übernahm und in dessen Haus auch der Unterricht erteilt wurde (daher: „Marinonische Schule“). Bis 1743 zählte die Akademie insgesamt 317 Schüler. 1719 übernahmen Marinoni und Ingenieurscholaren der Akademie die Vermessung des Herzogtums Mailand. 1718 entstand auch in Brüssel eine „Ingenieurakademie“, die aber eher eine allgemeine Militärbildungsanstalt geblieben ist. Vorläuferunternehmungen reichten weiter zurück. Eine Mineurschule unter dem Minierhauptmann Marchese Berzetti war schon 1688 geplant gewesen, und 1689 hatte der den Franzosen abgeworbene Ingenieuroberstleutnant Georg Matthias Freiherr von Kaysersfeldt vom Hofkriegsrat die Erlaubnis zur Errichtung einer Ingenieurakademie in Innsbruck erhalten und sich auch redlich bemüht, Ordnung in das nur oberflächlich militarisierte Militäringenieurwesen zu bringen. Erst nach seinem Tod vor Belgrad 1693 gab der Hofkriegsrat das schon sehr weit gediehene Projekt einer Zentralisierung des Ingenieurwesens auf. Ingenieurwissenschaften wurden auch in anderen Erziehungsanstalten unterrichtet, so in der Chaos’schen Waisenstiftung (1663) „auf der Laimgrube“ in der Wiener Vorstadt, vor allem nach Einbringung der sehr ansehnlichen Grienerschen Stiftung 1735/36, die explizit der Unterweisung von 50 reiferen Zöglingen des Waiseninstituts in der Zivil- und Militärbaukunst sowie im Militärexercitium dienen sollte. Auf dem großen Areal der späteren Stiftskaserne (heute 7. Wiener Gemeindebezirk) konnte sogar ein militärfortifikatorisches Übungsgelände entstehen, auf dem man mit Brustwehren, Redouten und einer Modellfestung trainierte. Der kaiserlichen Ingenieurakademie lief der Chaos’sche Ingenieurskursus, zu dem sich die Oberstufe der Stiftungsschule in den späten 1730er Jahren zu entwickeln begann, einigermaßen den Rang ab. Aber auch die benachbarte Savoyische
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Ritterakademie (siehe Kap. VII.3.6.8.7) bot ab 1749 Unterricht im Ingenieurwesen an. Tendenzen zu einer synergetischen Verschmelzung der beiden, sozial differenten Institutionen wurden rasch unterbunden. Dieser Ausbildungsoffensiven ungeachtet kritisierten auch noch in den 1740er Jahren führende Militärs, dass das Ingenieurkorps weiterhin überwiegend aus ausländischen Abenteurern bestehe, die auch ohne Vordienstzeiten hohe Rangeinstufungen erhielten. Im Juni 1736 wurde zwar Feldzeugmeister Georg Ernst von Wutginau zum Generalfortifikationsbaudirektor für die Festungen in den Erblanden und im Reich ernannt, doch scheint sich diese organisatorische Initiative durch den frühen Tod Wutginaus bald zerschlagen zu haben. Ein in zwei Brigaden eingeteiltes förmliches Ingenieurkorps bestand nur in den Österreichischen Niederlanden (seit 1732), die mehr als 80 Ingenieuroffiziere im Rest der Monarchie waren nicht weiter organisiert. Auf Initiative Karl Alexanders von Lothringen, des Bruders des Kaisers, der seinerseits von Reformüberlegungen des Leiters der Ingenieurakademie Marinoni beeinflusst worden war, entschloss man sich 1747 zu einer Zentralisierung des Militäringenieurwesens (Reglement von 1748). Alle in kaiserlichen Diensten stehenden Militäringenieure wurden zu einem Korps zusammengefasst, das man in vier Brigaden zu je 22 Offizieren einteilte: eine italienische, eine „deutsche“, eine ungarische und eine niederländische. Letzterer gehörte seit etwa 1749 der berühmte Erfinder Nicolas Joseph Cugnot (1725–1804), später in französischen Diensten, an. Das Kommando über das Ingenieurkorps übernahm der Herzog von Lothringen als Generalgeniedirektor, die tatsächliche Geschäftsführung oblag dem Genieprodirektor (auch Vizedirektor). Zu einer völligen „Nationalisierung“ des Ingenieurdienstes haben weder die Einrichtung von Ausbildungsstätten noch die Reorganisation Mitte des 18. Jahrhunderts geführt. Noch der erste Genieprodirektor, der Däne Paul Wilhelm Ferdinand von Bohn († 1759), blickte auf ein recht abenteuerliches Leben in vieler Herren Armeen zurück und hatte sogar dem türkischen Sultan gedient, und unter den prominenten Ingenieuroffizieren dominierten noch längere Zeit aus fremden Diensten, insbesondere aus Frankreich herbeigerufene Spezialisten wie etwa der spätere Feldmarschall-Leutnant Benoît-Claude du Hamel de Querlonde († 1808). Im Siebenjährigen Krieg glaubte man französische Militärhilfe in Gestalt des später berühmten Artilleriegenerals Jean-Baptiste de Gribeauval in Anspruch nehmen zu müssen. Der sogar mit dem Militär-Maria-Theresien-Orden ausgezeichnete Gribeauval übte denn auch harsche Kritik am Ingenieurwesen des Gastlandes. Beide, Generalgeniedirektion und Genieprodirektor, unterstanden dem Hofkriegsrat. Die zunächst beim Hofkriegsrat angesiedelte Geniekanzlei wurde 1769 dem Genieprodirektor als Genie- und Fortifikationsamt (später meist „Geniehauptamt“) als unterstützende Behörde zugewiesen. Nach dem Tod Karl Alexanders von Lothringen und der Berufung des Grafen Karl Klemens Pellegrini zu seinem Nachfolger erlosch die Funktion des Prodirektors (1780). In Kriegszeiten gewann der militärtechnische Dienst stets an (zahlenmäßiger) Bedeutung, zumindest kurzfristig. So wurde 1760 für die Erd- und Schanzarbeiten ein eigenes Sappeurkorps errichtet (bis dahin hatten bei Belagerungen Infanteristen die Sappe-Arbeiten übernommen), die Mineurbrigade von der Artillerie abgetrennt und dem Sappeurkorps zugeschlagen. Beide wurden dem Ingenieurkorps unterstellt. Diese Konstruktion hat man Anfang der 1770er Jahre zur Dauereinrichtung gemacht. Der Umfang des Ingenieurkorps im engeren Sinne blieb denkbar bescheiden. 1771 wurde der Friedensstand der Genieoffiziere auf 150 Köpfe festgesetzt, der Kriegsstand
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auf 170 Mann; die Aufstockung sollte aus Scholaren der Ingenieurakademie erfolgen. 1792 zählte man unter dem Generalgeniedirektor drei Generalmajore, sechs Obristen, elf Oberstleutnants, zehn Majore, 26 Hauptleute, 26 Kapitänleutnants, 40 Ober- und 40 Unterleutnants. Im Kriegsfall wurden jeder Armee Ingenieuroffiziere zugeteilt. Den technischen Truppen waren im späten 18. Jahrhunderts spezielle Friedensstandorte zugewiesen, dem Sappeurkorps (172 Mann in drei Kompanien) Theresienstadt, den Mineuren (418 Mann in vier Kompanien) Pless (Josephstadt). Erneuert wurde in theresianischer Zeit auch die (staatliche) Ingenieurausbildung. Die verschiedenen Ausbildungszweige für (Militär-)Ingenieure hat man nach dem Tod Marinonis 1755, mit dem die alte kaiserliche Ingenieurakademie erlosch, endlich zusammengelegt, auch räumlich durch Bezug des Königseggschen Gartengebäudes in Gumpendorf. Die so entstandene neue „Ingenieurschule“ erklärte die Kaiserin-Königin im Februar 1756 nach Abtrennung der Chaos’schen Schule von der Waisenhausstiftung kurzerhand zu einer staatlichen Einrichtung unter der Aufsicht des Directoriums in publicis et cameralibus. 1760 wurde die Schule dann dem Geniekorps zugeschlagen und der Oberleitung des Genieprodirektors unterstellt. Nach der Übersiedlung der Militärpflanzschule nach Wiener Neustadt konnte die Ingenieurakademie, bei der man trotz guter finanzieller Dotierung aus finanziellen Gründen auch Kostknaben aufnehmen musste, 1769 in die alten Räumlichkeiten der Chaos’schen Stiftung auf dem Gelände der späteren Stiftskaserne zurückkehren und 1778 auch den Akademietrakt, den Standort der Savoyischen Ritterakademie, übernehmen. 1784 bis 1797 belegte man das Gebäude des in dieser Zeit aufgelassenen Theresianums. Seit 1779 war die Absolvierung der Ingenieurakademie, in die man zwischen dem 9. und 15. Lebensjahr eintrat, auch formal Voraussetzung für eine Anstellung im Ingenieurkorps. Die Studentenschaft der Akademie blieb nicht-adelig geprägt und wurde bald von Offiziers- und Unteroffizierssöhnen dominiert. 3.6.10.1. Exkurs: Festungsbau Erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gewann der Festungsbau in der Habsburgermonarchie an vorausschauender Systematik und stellte sich auf die neuen strategischen Bedrohungsbilder ein. Bis dorthin hatten sich – ganz anders als in Frankreich – die größeren und mittleren Festungen, abgesehen natürlich von der stets besonders gefährdeten Türkengrenze, eher zufällig im Zusammenhang mit traditionell stark befestigten Städten entwickelt. Sie lagen daher vielfach weit im Hinterland (wie etwa gegen Norden Brünn oder Olmütz, im Süden Mantua als Hauptfestung für die Lombardei), deckten also die Grenzen nicht. Jetzt wurden Festungen auch auf der grünen Wiese errichtet. Schwerpunkt der Planungen war nun Böhmen, das mit dem Verlust des äußerst festungsreichen Schlesien an Preußen zum Grenzland und zur Einbruchzone des neuen „nördlichen Erbfeindes“ wurde. Bereits kurz nach dem Siebenjährigen Krieg begann man mit der Planung einer Sperrfestung gegen Schlesien in Pless bei Königgrätz (1793: Josephstadt), doch wurden die Vorhaben in Böhmen von entsprechenden Ausbauplänen an der Grenze zum Osmanischen Reich konkurrenziert (Arad 1763–1790) und zudem durch lebhafte innermilitärische Fachdiskussionen über den besten Standort in Nordostböhmen gelähmt. Erst 1780 beendete die Grundsteinlegung durch Joseph II. den Stillstand. Im gleichen Jahr begannen auch bei Lobositz an der Elbe die Bauarbeiten zu einer zweiten gewaltigen Sperrfestung, die den Namen Theresienstadt erhielt. Aber auch die unweit
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Pless gelegene Stadt Königgrätz wurde nach dem Siebenjährigen Krieg mit immer mächtigeren Befestigungsanlagen versehen. 1782 erhob Joseph II. Pless und Theresienstadt zu königlichen Freistädten. Die beiden Festungsanlagen verschlangen gewaltige Summen, mussten sich aber nie im Kriegseinsatz bewähren. Theresienstadt (Festung 1882 aufgehoben), schon zur Zeit der Monarchie als Staatsgefängnis genützt, ist als Konzentrationsund Durchgangslager ab 1941 zu trauriger Berühmtheit gelangt. Seit den 1770er Jahren waren die Festungen auf dem Gebiet der Habsburgermonarchie nach strategischer Wichtigkeit und Erhaltungszustand in drei Klassen organisiert. Zu den Festungen erster Klasse gehörten Wien, Olmütz, Königgrätz, Gradiska, Peterwardein, Brod, Esseg, Temeswar, Arad, Huszt und Munkács. Ab 1773 bestanden eigene „Fortifikationsdistrikts-Direktionen“ für größere und „Fortifikationslokal-Direktionen“ für kleinere Festungen. In den belgischen Barrierefestungen Namur, Tournai, Menin, Furnes, Warneton, Ypern und Knocke lagen nach den Bestimmungen des Barrierevertrags von 1715 holländische Truppen, zu deren Miterhaltung die Habsburgermonarchie verpflichtet war, die sich aber während des Österreichischen Erbfolgekrieges gar nicht bewährten. Dendermonde hatte eine gemeinsame holländisch-österreichische Garnison. Joseph II. hat den Barrierevertrag 1781 einseitig gekündigt. 3.6.10.2. Exkurs: Militärkartographie Zu den wichtigsten Behelfen eines Feldherrn zählt gutes Kartenmaterial, das in der Frühen Neuzeit weitgehend fehlte. Noch im Siebenjährigen Krieg wurden entsprechende Klagen laut, die dann ab 1763 zur ersten wirklich professionellen kartographischen Aufnahme der Habsburgermonarchie führten, beginnend in ihren militärisch besonders interessanten Grenzgebieten gegen Preußen. Dieses gewaltige Mappierungsunternehmen („Josephinische Landesaufnahme“) übernahm der zum Topographenkorps gewordene Generalquartiermeisterstab. Bis dorthin waren im Bereich der Planzeichnung und der staatlichen Kartographie überwiegend Ingenieuroffiziere hervorgetreten: der Sachse Daniel Suttinger (1640– 1689/90) und Leander d’Anguissola in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, der Ingenieuroberst und spätere General Luigi Ferdinando Marsigli († 1730) aus Bologna, der gemeinsam mit dem Ingenieurhauptmann Johann Christoph Müller (1673–1721) die im Frieden von Karlowitz 1699 fixierte Grenze zum Osmanischen Reich im Kartenbild festhielt. Müller schuf auch die ersten verlässlichen Karten Ungarns (1709), Mährens (1708–1716) und Böhmens (1712–1720); der Ingenieurobristwachtmeister Cyriak Blödner (1672–1733) hielt die Feldzüge des Prinzen Eugen von Savoyen kartographisch fest. Generalgeniedirektoren 1747–1780 1780–1796 1797–1801
Karl Alexander Prinz von Lothringen und Bar Karl Klemens Graf Pellegrini Franz Frhr. von Lauer Generalgenieprodirektoren
1747–1759 1760–1770
Paul Ferdinand Frhr. von Bohn Ferdinand Philipp Graf Harsch von Almendingen
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1770–1780 1780
Karl Klemens Graf Pellegrini (Kommandant des Ingenieur-, Sappeur- und Mineurkorps) nicht mehr nachbesetzt Quellenlage und Forschungsstand
Der Schriftgutnachlass des Geniehauptamtes (ab 1756) wird heute im KA verwahrt. Beim Generalgeniedirektor scheint sich kein eigener Kanzleibetrieb entwickelt zu haben. Die im Hofkriegskanzleiarchiv verwahrten Karten und Pläne wurden in den 1770er Jahren mit dem Planmaterial des Geniehauptamtes zusammengelegt. Archivmaterial über die Festungen in der Habsburgermonarchie findet sich in großer Zahl in einer ganzen Reihe von Beständen des KA (Hofkriegsrat, Alte Feldakten, Kriegswissenschaftliche Mémoires, Hofkommission Nostitz-Rieneck, Kartensammlung) und des HHStA (Kriegsakten). Eine befriedigende Darstellung des Ingenieurwesens und auch des Festungsbaus in der frühneuzeitlichen Habsburgermonarchie liegt nicht vor, am besten Blasek–Rieger 1898, dadurch überholt Lustig 1885. Kurze Hinweise bei FZPE 1876–1892, Bd. I/I, 199f. und 246f. und etwas ausführlicher in ÖEFK 1, 442–444. Nur das belgische Ingenieurwesen fand eine eingehendere Darstellung: Breuer (J.) 1965 und LemoineIsabeau 1975. Über die Sappeure informiert Schneider (W.) 2003. Zahlreiche Studien zu einzelnen Festungen oder Festungsabschnitten vermögen den fehlenden Gesamtüberblick – erste verdienstvolle Versuche Rill (R.) 1996, 2005 und 2009 – nicht zu ersetzen. Buchmann 1981 und Rauchensteiner 1985 bleiben sehr im Allgemeinen. Über Schlesien liegt immerhin die Arbeit von Klawitter 1941 vor. Zu den Diskussionen über die nordböhmischen Festungen vgl. insbes. Peters 1902. Zur Situation im Südosten Krompotic 1997. Eine Momentaufnahme zu den österreichischen Niederlanden (1725) bietet Thewes 2005. Über die Barrierefestungen und die mit ihnen verbundenen (insbes. konfessionellen) Probleme erschöpfend Hubert 1902. Die Geschichte der Ingenieurakademie behandelt ausführlich Gatti (F.) 1901/05. Dadurch natürlich überholt Gatti (B.) 1866. Zur Militärkartographie vgl. Regele 1955, zur mittlerweile teilweise im Druck, teilweise digitalisiert vorliegenden „Josephinischen Landesaufnahme“ speziell Paldus 1919. Den Ingenieurgeneral Marsigli würdigen Stoye 1994, Deák (A.) 2006 und jüngst Gherardi 2010. Über Blödner vgl. Bonacker 1957 und jüngst Musall– Sperling 2009, zu Müller Paldus 1907.
3.6.11. Fuhrwesen (Train) Wie in so vielen militärischen Bereichen wurde auch auf dem Gebiete des Fuhrwesens bis weit ins 18. Jahrhundert hinein improvisiert. Selbst ein leidlich funktionierendes (oft, insbesondere bei Operationen im Reich privatisiertes) Proviantfuhrwesen (siehe Kap. VII.3.4.1) und die sog. Rosspartei der Artillerie (siehe Kap. VII.3.6.9) bestanden nur in Kriegszeiten. Ein Großteil der Transportlast wurde wohl von den von Pferden oder Ochsen gezogenen Fuhrwerken der Regimenter getragen, auf denen diese ihre dienstlichen impedimenta (die Balken und Spieße für die „Spanischen Reiter“, die Zelte etc.), aber zum Teil auch die private Fahrhabe mit sich führten. Den Proviant fassten einerseits die ärarischen Brotwägen, andererseits die semi-privaten Marketenderwägen.
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Der Train der Regimenter wurde durch einen Wildwuchs an Privatfahrzeugen noch größer, die Regimenter glichen „fahrenden Städten“. Eine Werbkapitulation des Jahres 1641 gewährte jeder Kürassierkompanie immerhin vier vierspännige Wägen. Montecuccoli rechnete auf 1.000 Fußsoldaten 33 Bagage- und Marketenderkarren, auf 1.000 Reiter aber 80 Wagen. 1715 führte ein Infanterieregiment über 22 ärarische Fahrzeuge mit sich, in den 1740er Jahren ist neben den Zeltwägen von 16 Proviantwagen pro Regiment die Rede, bei der Kavallerie von sechs. Jedes Regiment verfügte angesichts dieses Fuhrparks auch über einen Wagenmeister, der die Aufsicht führte. Für eine marschierende Armee insgesamt war der Generalwagenmeister zuständig. Wesentliche Lasten trugen stets auch die Untertanen im Durchmarschgebiet, indem sie Vorspann gaben, also vorübergehend Fuhrwerke zum militärischen Gebrauch, besonders für das Gepäck, beistellten, nach den Bestimmungen der 1740er Jahre immerhin 36 Fuhrwerke pro Regiment. Gegen die maßlose Aufblähung des Bagagetrains der Truppe (speziell durch private Fahrzeuge und Pferde der höheren Offiziere und des Stabes), der natürlich die Mobilität der Armee stark einschränkte, richteten sich seit Beginn des 18. Jahrhunderts zahlreiche „Bagageordnungen“, die die zulässige Höchstzahl an Pferden, Maultieren und Wagen nach Chargen gestaffelt vorschrieben. Nach der Bagageordnung für die Italienarmee Eugens von Savoyen von 1701 durfte ein Feldmarschall 40 Pferde, zwei Wagen und 24 Maultiere mit sich führen, ein Oberst nach der Bagageordnung von 1738 ebenfalls zwei Wagen. Die Privatfuhrwerke mussten aus eigenen Mitteln erhalten werden. Insgesamt blieben diese Reglementierungsversuche ohne durchschlagenden Erfolg. Die Bagageordnung von 1757 musste sogar Generälen die Mitnahme ihrer Frauen ins Feld untersagen, und Ende des 18. Jahrhunderts zählte ein Infanterieregiment alleine 300 Offizierspferde. Selbst nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges bestand kein organisiertes ärarisches Fuhrwesen. Erst im April 1776 ist ein dauernd bestehendes Fuhrwesenskorps errichtet worden (821 Mann), das 1782 ein Reglement erhielt. Die Angehörigen des Fuhrwesenskorps waren uniformiert und bewaffnet. Ab 1776 bestand auch ein Generalinspektor des Verpflegs- und Fuhrwesens. Während des Bayerischen Erbfolgekrieges schnellte der Personal- und Viehstand auf 27.500 Mann und 50.000 Pferde empor. Im Frieden wurde das Fuhrwesen in Divisionen gegliedert, die man in den Ländern Niederösterreich, Böhmen, Mähren, Galizien und Ungarn dislozierte. Depositorien zur Aufbewahrung von Fuhrwerken und Requisiten bestanden in Wien, Klosterneuburg, Bruck an der Mur, Olschan und Moldauthein. Zuständig war das militärische Fuhrwesen für den Transport des Proviants, aber auch für die Artillerie, die Pontons und Laufbrücken. Der Personalstand blieb im Frieden nach Reglement bescheiden (40 Offiziere, 1.743 Mann und 1.908 Zugpferde), wovon mehr als die Hälfte beurlaubt war, wuchs aber im Krieg entsprechend an. 1788 bei Ausbruch des Türkenkrieges mussten 7.937 Mann, 14.581 Pferde, 14.310 Ochsen und 7.112 Wägen aufgestellt werden. Noch während des Krieges schritt man aber zu einer Reduzierung des aufgeblähten Apparats, indem man die Fuhrwerke teilweise durch Packpferde („Tragtierkolonnen“) ersetzte – eine Maßnahme, die sich durchaus nicht bewährte. Bei Ausbruch des Krieges gegen das revolutionäre Frankreich 1792 hatte man noch keine taugliche Lösung des Fuhrwesensproblems gefunden. Der Landesvorspann und kurzfristig gedungene Fuhrwerke (die in den 1790er Jahren ein Infanterieoffizier organisierte) blieben weiterhin essentiell. Für die in Kriegszeiten nötige personelle Aufstockung des Fuhrwesenskorps wurden insbesondere die 1788 für militärdienstfähig erklärten Juden herangezogen, einerseits weil man sie mit Handel und Wirtschaft assoziierte und daher für den Umgang mit Fuhrwer-
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ken qualifiziert glaubte, andererseits weil das Fuhrwesenskorps trotz seiner Bedeutung einen schlechten Ruf und eine entsprechend niedrige hierarchische Stellung hatte. Hierher schob man auch minder taugliche Rekruten ab. Quellenlage und Forschungsstand Das frühneuzeitliche Trainwesen hat keine gründliche Behandlung erfahren. Für die Frühe Neuzeit nicht sehr eingehend Breitwieser 1904. Kurze Querschnitte bieten FZPE 1876–1892, Bd. I/1, 258–263, ÖEFK 1, 384f., 447–451, und KGFR 1, 248–251. 3.6.12. Marine Die Habsburgermonarchie war trotz ihres alten, von Venedig freilich stets mit Abschnürung bedrohten Adriazugangs bis zur Übernahme Venedigs und seiner Marine im Frieden von Campoformido 1797 keine ernstzunehmende Seemacht. Die neue Bedeutung von Marine und Seegeltung kam denn auch 1801 in der Schaffung eines Kriegs- und Marineministeriums unter dem Bruder des Kaisers, Erzherzog Karl, zum Ausdruck. Bis dahin aber mussten bei Bedarf größere Truppentransporte und Seereisen von Mitgliedern des Erzhauses meist auf Kriegsschiffen fremder Mächte erfolgen. Der Schwerpunkt der frühneuzeitlichen habsburgischen Kriegsmarine (wenn sich dieser Terminus überhaupt verwenden lässt) lag im Bereich der Flussschifffahrt. Hier hat Maximilian I. rasch vom Ungarnkönig Matthias Corvinus gelernt und bald ebenfalls schnelle, mit einem Hilfssegel ausgestattete armierte Ruderboote („Nassaden“ oder „Tschaiken“) auf der Donau eingesetzt. Seit der Zeit Karls V. umfasste die Flotille auch größere Donauschiffe (Galeeren); sie musste sich aber 1529 selbst versenken, um nicht den vorrückenden Osmanen in die Hände zu fallen. In Wien war um 1500 – zunächst außerhalb der befestigten Stadt im Unteren Werd – ein erstes Schiffsarsenal entstanden, eine wichtige Nassadenwerft entwickelte sich ab 1528 in Gmunden. Das erste Wiener Arsenal fiel ebenfalls der Türkenbelagerung 1529 zum Opfer, nach einer Zwischenlösung baute man im Bereich des Neutors 1558 bis 1561 ein drittes „Flussstreitschiffarsenal“, dessen Becken mit dem Stadtgraben und dem Donaukanal verbunden waren. Das Schiffsarsenal wurde 1768 mit der Übersiedlung des Schiffbaus nach Klosterneuburg aufgelassen und in den 1870er Jahren abgerissen. Die Tschaikenflotte, die spätestens seit Ende des 16. Jahrhunderts als Teil der ungarischen Nationalmiliz galt, war ein nicht unwesentlicher Faktor im Kampf gegen die Türken, der natürlich auch auf den Wasserwegen der Grenzzone geführt wurde. Eben gegen Vorstöße auf der Donau sperrten die Türken 1543 die Donau bei Pest mit einer riesigen Eisenkette, die 1602 von den Kaiserlichen demontiert und erbeutet wurde. Im Österreichischen Erbfolgekrieg (1740–1748) wurden die Tschaikisten auch auf dem bayerischen Kriegsschauplatz eingesetzt. Ihre Zentralstationen hatten sie 1740 in Raab, Komorn und Gran. Mit der Auflösung der ungarischen Nationalmiliz ab 1745 verschwanden vorübergehend auch die Tschaikisten. 1764 wurde ein Tschaikistenbataillon in vier Kompanien mit insgesamt 1.119 Mann als Teil der Militärgrenze im DonauTheiß-Gebiet neu errichtet (Hauptquartier Titel, daher auch: Titler Grenzinfanteriebataillon). Das Bataillon hatte im Kriegsfall die Landoperationen zu unterstützen und auch
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Pionier- und Pontonierdienste zu leisten. Im Frieden patrouillierten die Tschaikisten auf Donau, Theiß und Save und unterstanden dem slawonischen Grenzkommando, das die Inhaberrechte wahrnahm. In Bezug auf den Wasserdienst war das Bataillon an das Oberstschiffamt gewiesen. Die Militärgrenze kannte in ihrem kroatischen Teil aber auch eine zwielichtige See tradition, nämlich die der Adriapiraterie. Flüchtlinge („Uskoken“) aus dem Osmanischen Reich, aber auch aus dem Venetianischen konzentrierten sich in großer Zahl in Zengg, von wo aus sie aus Mangel an sonstiger Erwerbstätigkeit venezianische Schiffe zu überfallen begannen. Erst nach einem darüber ausgebrochenen Krieg zwischen Venedig und Ferdinand von Innerösterreich, dem sog. Uskokenkrieg (1615–1617), griffen die Habsburger wirklich energisch durch und beseitigten das Übel durch Aussiedlung der Störenfriede. Auch an kühneren Hochseeschifffahrtsplänen hat es allerdings nicht gefehlt. Als die Kaiserlichen unter Wallenstein Mitte der 1620er Jahre an die Ostsee vordrangen, entstand das ebenso großartige wie ephemere Projekt einer gemeinsamen spanisch-kaiserlichen Flotte zur Bekämpfung der Vereinigten Provinzen, aber auch Dänemarks. Das Dominium maris Baltici fiel schließlich an Schweden, nicht an den Kaiser. 1683 plante der savoyische Abenteurer Jean-François-Joseph Marquis de Fleury an der Spitze einer kleinen kaiserlichen Kriegsflotte im Zusammenwirken mit anderen christlichen Mächten gegen die Türken in der Adria zu operieren, wofür der Kaiser auch tatsächlich Geld bereitstellte. 1683/84 war ein Schiffsarmement unter dem venezianischen Abenteurer Conte Vecchia im Gespräch. 1688 projektierte Fleury dann eine Donauflotille mit größeren Schiffen, und in der Tat wurden unter Einsatz sehr beträchtlicher Mittel für den Feldzug 1692 in Bayern und Wien hochbordige, stark bestückte und daher schwer zu manövrierende Schiffe gebaut, denen die Osmanen nichts Adäquates entgegenzusetzen hatten und die aufgrund ihrer Größe auch als Flusssperren verwendet werden konnten. Die Niederländer gestatteten sogar die Anwerbung von Schiffsmannschaften, doch starb Fleury schon 1693. Sein Nachfolger an der Spitze des kaiserlichen Schiffsarmements wurde der niederländische Kalvinist Louis van Assenburgh, der zusätzlich zu den Hochbordern Fleurys Galeeren bauen ließ, aber 1696 mit der Selbstversenkung von drei Schiffen am Zusammenfluss von Donau und Theiß eine arge Blamage erlitt und bald beschuldigt wurde, die ihm zur Verfügung gestellten Mittel unterschlagen zu haben. Der gegen ihn angestrengten Untersuchung entzog sich Assenburgh 1700 durch Flucht; er starb 1711 als Gouverneur der niederländischen Kapkolonie! Ihn hatte schon 1697 sein bisheriger Vizeadmiral, der Schweizer François-Louis de Pesmes de Saint-Saphorin (später britischer General und Gesandter in Wien) abgelöst, der die von Fleury geschaffene, immerhin 4.000 bis 5.000 Mann starke Flotille um einige kleinere Schlachtschiffe erweitern ließ. Neben der „großen Flotille“ Saint-Saphorins bestand 1697/98 aber auch das sog. Dillhersche Armement, das sich – benannt nach einem anderen Projektanten, dem Freiherrn Johann Franz Ferdinand Dillher von Alten – aus verstärkten und schwer bewaffneten Tschaiken (Halbgaleeren) zusammensetzte. Die Mannschaft bestand überwiegend aus Raizen (Serben). Das Ende des Türkenkriegs 1699 muss zu einer argen Vernachlässigung der Flotte geführt haben, die 1701 immerhin noch 14 Kriegsschiffe, zwei Fregatten, zwei Brigantinen und über 30 Tschaiken umfasste. Während des Rákóczi-Aufstands ließ der Kommandant von Esseg einen Teil der Schiffe zur Gewinnung von Holz zerstören. Im Angesicht eines neuen Türkenkriegs begann ab 1715 auch die Wiederaufrüstung der Donauflotte. Bis 1718 war sie unter dem Kommando von Vizeadmiral Peter Ander-
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son, einem Dänen, auf ca. 100 Fahrzeuge gewachsen, darunter sieben recht eindrucksvolle Schlachtschiffe, für deren Bau man einen englischen Schiffsbaumeister angeworben hatte. Alleine das Admiralsschiff, die Santa Maria, verfügte über 280 Mann Besatzung und 64 Kanonen. Bei der Deckung des Donauübergangs vor Belgrad im Juni 1717 spielten die Schiffe eine nicht unwichtige Rolle. Nach dem Friedensschluss hat man sie dennoch abgewrackt und als Brennholz verkauft. Ganz Ähnliches wiederholte sich während des auch für die Marine eher blamablen Türkenkrieges von 1737 bis 1739 (in dieser Zeit war der spätere Generalkapitän der Lombardei und Feldmarschall, der Genuese Gianluca Pallavicini, Kommandeur der Donauflotille) und ein letztes Mal 1788 bis 1790. Längerfristig aktiv war die neue habsburgisch-neapolitanische Flotte, die nach dem Anfall Neapels (1707/14) und Siziliens (1720) die Verbindung mit dem Mutterland halten und die zivile Schifffahrt gegen die zur Plage gewordenen nordafrikanischen Barbaresken schützen sollte. Die alte neapolitanische Flotte hatten die Spanier mit sich geführt. Die ausgreifende Handelspolitik Karls VI. mit der Gründung einer Ostender und einer Orientalischen Handelskompanie sowie die Erhebung Triests und Fiumes zu Freihäfen (1719) ließen Großes erwarten und verlangten eine entsprechende Marinepräsenz. 1711 lief das erste im Eigenbau entstandene Kriegsschiff vom Stapel. Insgesamt brachte man es auf vier Linienschiffe und vier Galeeren, die großteils mit spanisch-neapolitanischen Seeleuten (und natürlich mit Galeerensträflingen) bemannt wurden. Unter den Kommandeuren fanden sich auch österreichische Adelige. Außerdem bestand ein Marineregiment von 1.000 Mann, das die Kampfeinheiten für die Schiffe und Mannschaft für Garnisonsdienst im Seearsenal von Neapel beizustellen hatte. Im Oktober 1715 erging ein eigenes Marinereglement, doch musste man für größere Truppentransporte weiterhin auf Salzschiffe zurückgreifen. Gegen Angriffe französischer Flotteneinheiten im Polnischen Thronfolgekrieg war Triest – zur See – schutzlos. Bei der Besetzung Neapels durch die Spanier 1734 entkam die kleine neapolitanischösterreichische Flotte unter ihrem letzten Kommandeur Gianluca Pallavicini an die Adria küste und wurde nach schleichender Abrüstung und Zwischenfinanzierung durch ihren Befehlshaber zum Teil an Venedig verkauft (1739). Der Rest verrottete. Die Mannschaften fanden in der für den Türkenkrieg errichteten Donauflotille Verwendung. Staatskanzler Fürst Kaunitz hat sich dann in den 1760er Jahren wieder für eine bescheidene Seerüstung eingesetzt, wobei in erster Linie an eine Unterstützung der Handelsschifffahrt im Mittelmeer und speziell in der Adria gegen die Mittelmeerpiraterie gedacht war. Gegen den Widerstand Josephs II. und angesichts eines bedenklichen Kompetenz wirrwarrs in Wien ließen sich die ohnedies bescheidenen Projekte nur zu einem kleinen Teil umsetzen. Projektleiter („Schiffarmementsdirector“) war zunächst der gebürtige Venezianer Demetrio Voinovich, der sich im Siebenjährigen Krieg im Kampf gegen englische Piraten Verdienste erworben hatte, dem aber nicht zuletzt sein griechisch-orthodoxer Glaube eine steilere Karriere verbaute. 1766/67 liefen in Porto Rè (Kraljevica), das schon seit der Zeit Karls VI. als Kriegshafen und Schiffswerft diente, die beiden ersten Fregatten vom Stapel. Das Kommando sollte der französische Malteserritter Jean Charles Chevalier de Meaussé übernehmen, der aber rasch über seinen Adelsstolz und exzessive Forderungen stolperte. In den frühen 1770er Jahren fusionierte man die winzige Adriaflotille vorübergehend mit der toskanischen Marine, für die man in Porto Rè ebenfalls zwei Schiffe gebaut hatte. Weitere Ausbaupläne scheiterten am kaiserlichen Unwillen. Immerhin sanktionierte Joseph II. im März 1786 eine eigene k. k. Kriegsmarineflagge, die bis 1918 in Verwendung stehen sollte.
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Quellenlage und Forschungsstand Die Bestandsgruppe Kriegsmarine des KA kommt für die frühneuzeitlichen Marineunternehmungen der Habsburger nicht in Frage. Das meiste Material ist im Bestand Hofkriegsrat des KA, im HKA und im HHStA (Italien-Spanischer Rat, namentlich zum neapolitanischen Marineetablissement) zu erwarten. Eine befriedigende Aufarbeitung der sehr interessanten ersten Geh- oder besser Schwimmversuche des 16. bis 18. Jahrhunderts fehlt. Rechberger-Rechkron 1882 ist nicht wirklich befriedigend, eine gründlich überarbeitete und quellengesättigte Neufassung durch Theodor Braun (1944) kam durch den Krieg leider nicht mehr zum Druck. Eine bibliographische Übersicht bei Jahn 1980 (für die Frühe Neuzeit naturgemäß wenig ergiebig), im selben Band auch die einführenden Worte von Allmayer-Beck 1980. Die recht zahlreiche populäre Literatur zur österreichischen Kriegsmarine hat zur Frühen Neuzeit so gut wie nichts mitzuteilen. Vgl. z. B. Bayer-Bayersburg 1960 oder BaschRitter 1987. Zur Situation der Eugen-Zeit etwas verworren FZPE 1876–1892, Bd. I/1, 253–257, ergänzend, aber zu kurz ÖEFK 1, 451f. Die Rolle Saint-Saphorins bei Stelling-Michaud 1933. Rein aphoristisch zum Donauarmement 1737 bis 1739 Gasser 1978, über die Rolle der Malteser in diesem Krieg Dauber 2002. Einige Hinweise auf die neapolitanische Marine bei Benedikt 1964. Die Aktivitäten Kaunitz’ sind gründlich dargestellt von Szabo (F.) 1981/82. Über das Zengger Uskokenproblem u. a. Bracewell 1992. Eher kursorisch Aichelburg 1978.
3.7. Strukturen 3.7.1. Heeresaufbringung und Heeresergänzung 3.7.1.1. Das „freie Söldnertum“ Angebot und Nachfrage regelten den Söldnermarkt am Beginn der Frühen Neuzeit, auf dem militärische Mittel- und Großunternehmer fischten; wirtschaftliche Überlegungen bestimmten auch die Motivation des einzelnen Söldners, der sich als Ein-Mann-Unternehmen begriff und möglichst gewinnbringend zu verkaufen suchte. Durch Annahme des „Laufgelds“ („Anrittgeld“ bei der Kavallerie), eine Mischung aus Prämie (Handgeld) und Wegzehrung, verpflichtete sich der Mann, sich mit entsprechender Wehr auf dem Musterplatz einzufinden und sich der Qualitätskontrolle durch die Musterkommissare des Kriegsherrn zu stellen. Wurde der Söldner akzeptiert, so hatte er auf den Artikelbrief bzw. die Kriegsartikel zu schwören und erhielt einen Monatssold im Voraus ausbezahlt, den sog. Mustermonat. Auch die Auflösung des Dienstverhältnisses erfolgte, zunächst noch jährlich am Ende des Feldzugs, auf einem Abdankplatz, wobei wieder Abdank- bzw. Abrittgelder fällig wurden. Noch in der Anfangsphase des Dreißigjährigen Krieges hatte sich an der bereits in der Landsknechtszeit entwickelten Form der Heeresaufbringung nicht viel geändert. Ein Kriegsgroßunternehmer wie Wallenstein beauftragte seinerseits Subunternehmer, die angehenden Obristen und Regimentsinhaber, die die Errichtungskosten für ihre Einheiten vorschossen und sich dafür später – wie Wallenstein auf höherer Ebene – aus Kontributionen aller Art schadlos halten durften oder landesfürstlicher Gnadenerweise teilhaftig
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wurden. Vom Kaiser als Kriegsherrn kamen nur die Bestallungen für die Obristen und die Werbpatente für die Hauptleute, durch die die Werbung legalisiert werden musste. Diese hatte offen zu erfolgen, wobei die sprichwörtliche Werbetrommel gerührt und mit jenen Attraktionen (Geld, „leichte Mädchen“, Alkohol, im 18. Jahrhundert besonders schmucke Uniformen) aufgefahren wurde, durch die man potentielle Rekruten anzulocken hoffte. Meist waren daher Wirtshäuser die bevorzugten Werbestationen. 3.7.1.2. „Listige Werbung“ und ständische Rekrutenstellung Der enorme Menschenbedarf für die gewaltigen Heere des Dreißigjährigen Krieges muss den Söldnermarkt rasch radikal ausgedünnt haben. Mit der traditionellen „freien Werbung“ konnte man daher kaum noch das Auslangen finden, auch nach dem Ende des europäischen Krieges nicht, als nahezu alle Groß- und Mittelmächte Stehende Heere unterhielten und daher fremde Werbungen auf dem eigenen Territorium strengstens untersagten. Als Ventile traten daher einerseits die „listige Werbung“ in Erscheinung, mit der man an sich dienstunwillige Männer durch Tricks und Alkohol in den Militärdienst lockte, andererseits die zahlenmäßig sehr ergiebige und organisatorisch bequeme Heranziehung der Landstände der böhmisch-österreichischen Länder. Zum einen konnten die Stände Werbplätze dulden, auf denen dann Werbkommandos der Regimenter gegen zunehmend hohes Handgeld „Freiwillige“ anwarben. Werbplätze brachten aber wie Muster- und Sammelplätze schwere Belastungen mit sich, sodass sich die Länder nicht selten durch Abschlagszahlungen loskauften. Dem kaiserlichen Kriegswesen flossen so Werb- oder Rekrutengelder zu, mit denen man die ergänzungsbedürftigen Einheiten (tunlichst außer Landes) auf Werbung schicken konnte. Da die Werbgelder der Stände oft nicht rechtzeitig eintrafen, war die direkte Beistellung von Rekruten durch die Landstände zukunftsweisender und begann nicht zufällig unmittelbar nach der Ausschaltung Wallensteins 1634 aufzutreten. Die Rekrutenforderungen wurden wie die Steuerpostulate nach den jeweils üblichen Repartitionsmethoden der Stände auf die Grundherrschaften umgelegt, die dann auf ihre eigenen Untertanen zugreifen mussten, sofern sich keine anderen Wege fanden, das anrepartierte Kontingent aufzubringen. So entwickelte sich die Dienstpflicht der Untertanen im engen Rahmen der lokal beschränkten Landesdefension zu einer grundsätzlichen Wehrdienstpflichtigkeit zum Besten des „Gesamtstaates“. Regelmäßig suchten sich die Landstände bei der Rekrutierung natürlich zuallererst unliebsamer Elemente zu entledigen und namentlich das Land von Vagabunden, Kleinkriminellen etc. zu reinigen. Reichte dies nicht aus, so mussten Untertanen unter Zwang gestellt werden. Die Bereitschaft der Grundherren hierzu variierte mit der Natur der Untertänigkeitsverhältnisse, ließ sich aber bald generell nicht mehr vermeiden. Die Annahme von Schwerverbrechern und Angehörigen unehrlicher Berufe war den Regimentern jedoch untersagt. Ebenso sollten Juden, „Zigeuner“, Polen und Franzosen nicht in den „deutschen“ Regimentern des Kaisers dienen. Zum Schutz gegen wirtschaftsschädliche Auswüchse des „Rekrutenfangs“ blieben bestimmte Berufsgruppen (von Anfang an die hausgesessenen Bauern) durch ein sich verdichtendes System an Exemtionen befreit. Die Grundherrschaften waren ihrer Sorgen weitgehend enthoben, wenn sich die Landschaft zu einer ständisch organisierten Werbung außer Landes meist durch „Re
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krutenlieferanten“ (bevorzugt in Süddeutschland) entschloss (und damit die kaiserliche Werbung konkurrenzierte), die Grundbesitzer also nur mehr Geld zu geben hatten. Angesichts des enormen Bedarfs an „Kanonenfutter“ im Zeichen des Zweifrontenkriegs gegen Osmanen und Franzosen in den 1680er Jahren wurde die inländische Rekrutierung durch die Stände als „Naturalstellung“ oder „Landrekrutenstellung“ in den böhmisch-österreichischen Ländern zur Dauereinrichtung in Kriegszeiten. Anders wären die gewaltigen Heeresstärken weder zu erreichen noch zu halten gewesen, doch begegnete die Generalität der drohenden „Verbauerung“ der Armee anfangs mit großer Skepsis. Die jährlichen Rekrutenpostulate – die Höchstsumme von 20.000 Mann konnte und musste in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wiederholt überschritten werden – beruhten auf den Bedarfsmeldungen der Infanterieregimenter (die angesehenere Kavallerie kam in der Regel mit der freien Werbung aus), wurden nach der Steuerproportion auf die Länder verteilt und belasteten daher besonders die böhmischen Länder. Begleitet waren die Rekrutenpostulate in der Regel von der Forderung nach mehreren tausend Kavalleriepferden. Tirol, die Vorlande und Ungarn, die auch steuerlich extra proportionem standen, blieben von der Landrekrutenstellung ausgenommen. Die gestellte Mannschaft musste, auch wenn die Rekrutenstellung spätestens Anfang des 18. Jahrhunderts als unbestrittene Pflicht galt, den Ständen auf die Steuerleistung teilweise gutgeschrieben werden. Diese sog. Rekrutenbonifikation deckte aber nur einen Teil der tatsächlichen Kosten, waren die Rekruten doch uniformiert, vielfach auch bewaffnet zu präsentieren und sogar mit einem dreifachen Monatssold (Antizipatmonat) als einer Art Wegzehrung zu den Regimentern zu instradieren. Die Prüfung von Tauglichkeit und Ausrüstung oblag den kaiserlichen Kriegskommissaren („Assentierung“) in den Landeshauptstädten. Der Loskauf von der Rekrutenstellungspflicht war fallweise möglich („Rekrutenreluition“) und wurde besonders gerne von den österreichischen Ständen in Anspruch genommen, weniger von den böhmischen, die überwiegend in natura stellten. Der relativ hohe Reluitionsbetrag wurde mit der den Ständen gebührenden, stets niedriger angesetzten Rekrutenbonifikation gegengerechnet, sodass eine „Einbuße“ blieb, die die Stände bar zu erlegen hatten und die den Regimentern zugute kam. Dennoch scheint die Reluition Stände und Grundherrschaften billiger gekommen zu sein als die Naturalstellung – und sie ersparte beträchtlichen sozialen Unfrieden. Zwischen 1688 und 1740 postulierte der Kaiser nicht weniger als 600.000 Mann. In den 1730er Jahren scheint der Rekrutierungsdruck, gerade in den böhmischen Ländern, das Maß des Erträglichen überschritten zu haben. Neben der massenhaften Menschenbeschaffung durch die Landrekrutenstellung hielt sich auch, gleichsam als zweites Standbein der Heeresergänzung, die „Regimentswerbung“ durch eigene Werbkommandos, vor allem im kaisernahen Süden des Reichs. Damit zielte man vor allem auf gediente ehemalige Soldaten, die sich als Unteroffiziere einsetzen ließen. Im Unterschied zu den gegen „Kapitulation“, also mit vertraglicher Beschränkung der Dienstzeit angeworbenen Ausländern dienten die (zwangsweise) gestellten Untertanen bis 1802 als „militärische Leibeigene“ in aller Regel lebenslänglich („ewig obligat“). „Listige Werbung“ und „Landrekrutenstellung“ der Länder lieferten „Menschenmaterial“, das nur widerwillig diente. Zwang zum Dienst erforderte auch Zwang im Dienst und schuf so mit den auch finanziell immer unattraktiveren Rahmenbedingungen des Soldatenlebens das systemgefährdende Massenphänomen der Desertion. Schon vom Werbetisch mussten die listig und unter Alkoholeinfluss Geworbenen unter Eskorte zu ihren Einheiten abgeführt werden, Gleiches galt natürlich für die zwangsgestellten Untertanen.
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3.7.1.3. Der Weg zur systematischen Zwangsverpflichtung der Untertanen Die maria-theresianische Staatsreform hat die Landrekrutenstellung gemeinsam mit allen übrigen Naturalleistungen der Stände für die Armee 1749 beseitigt und generell die weitestgehende Separierung von Militär und Zivilbevölkerung angestrebt. Die Hoffnung, die Heeresergänzung mit den Mitteln aus der erhöhten Kriegssteuer durch die Regimentswerbung bestreiten zu können, erfüllte sich allerdings nicht. Die Werbungen der Regimenter brachten offensichtlich unzuverlässiges „Menschenmaterial“ zu den Fahnen, die Desertionszahlen schnellten in die Höhe und provozierten eine umfangreiche Desertionsgesetzgebung, die allerdings selbst durch die Zusage hoher Ergreifungsprämien („Deserteurstaglia“) das Problem nicht wirklich in den Griff bekam. 1753 verfügte Maria Theresia für die böhmisch-österreichischen Erblande die Errichtung einer „perpetuierlichen Komplettierungsmannschaft“ aus 24.000 inländischen Untertanen. Es sollte dies eine schon im Frieden ständig komplett zu haltende Ersatzreserve sein, aus der im Krieg die Verluste ersetzt werden konnten. In Friedenszeiten blieben die mit roten Halsbinden „markierten“ Männer zuhause, nur von April bis Juni und wieder im November wurde unter Anleitung des regulären Militärs exerziert. Im Zusammenhang mit dieser nie in Wirksamkeit getretenen Komplettierungsmiliz sind auch die ersten Volkszählungen ab 1753/54 zu sehen. Noch am Vorabend des Siebenjährigen Krieges kehrte man zur Landrekrutenstellung zurück. Angesichts des enormen Mannschaftsbedarfs nahm die Menschenhatz der Stände und Grundherrschaften während des Krieges unhaltbare Ausmaße an und ließ den Verdacht zur Gewissheit werden, dass die Habsburgermonarchie – gerade im Vergleich mit dem kleinen Preußen – auch ihre Humanressourcen nicht professionell zu mobilisieren verstand. So begannen noch 1761 (und damit mitten im Krieg) auf höchster Ebene zähe Beratungen über die Einführung des preußischen Heeresergänzungssystems, bei denen die einer Militarisierung der Monarchie das Wort redende „Militärpartei“ um Erzherzog, dann Kaiser Joseph II. und Graf Lacy (ab 1766 Hofkriegsratspräsident), schließlich den Sieg davontrug. Allerdings gegen erheblichen Widerstand jener, vor allem in der Zivilstaatsverwaltung, die – angeführt von Staatskanzler Kaunitz – eine Verpreußung der Habsburgermonarchie als „verfassungswidrig“ ablehnten und bekämpften. 3.7.1.4. Das Konskriptions- und Werbbezirkssystem Ab März 1770 ergingen die Patente an die Länder, mit denen als Basis des neuen Rekrutierungssystems („Konskriptions- und Werbbezirkssystem“) in den böhmisch-österreichischen Ländern, den „altkonskribierten Ländern“, eine allgemeine Seelenbeschreibung, eine Zugviehzählung sowie eine Nummerierung der Häuser durch Offiziere und kreisamtliche Kommissare angeordnet wurden. Den preußischen Begriff „Kantonsystem“ vermied man bewusst. Von der Operation ausgenommen blieben die italienischen und belgischen Provinzen, Tirol, Vorderösterreich, Ungarn, das Litorale Austriaco und natürlich die Militärgrenze. Städte waren hingegen nicht exemt. Zentrales Ziel des neuen Systems war der bestmögliche Abgleich zwischen dem Mannschaftsbedarf des Heeres einerseits und der für nötig erachteten großen Rücksichtnahme auf Wirtschaft und Sozialstruktur andererseits. Die Zählung und Beschreibung der Bevölkerung diente daher in erster Linie der Ermittlung der sozial und wirtschaftlich
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entbehrlichen Männer, denn nur diese sollten eingezogen werden. Frauen und die von der Militärdienstpflicht ausgeschlossenen Juden wurden nur summarisch beschrieben. 1771 wurden die konskribierten Provinzen in Regimentswerbbezirke eingeteilt, die man wieder in 16 Kompaniebezirke untergliederte. Nur die „deutschen“ Infanterieregimenter verfügten über solche Werbbezirke, Kavallerie und Artillerie wurden aus diesen „mitbeliefert“. Das Militär führte eigene Bücher, in die die diensttauglichen Militärpflichtigen eingetragen wurden. Eine vorherige Tauglichkeitsuntersuchung wagte man aber noch nicht umzusetzen. Wer schließlich tatsächlich zum Militär abgegeben wurde, bestimmte weiterhin die Grundherrschaft im Rahmen zunehmend engmaschiger Vorschriften; die Auslosung wurde zur Vermeidung von Willkür erst Anfang des 19. Jahrhunderts eingeführt. Die Rekrutenausschreibung erfolgte aber nicht mehr über die Stände, sondern ging direkt von der Zentrale an die landesfürstlichen Landesverwaltungen und an die Territorialkommanden. Diese repartierten gemeinsam und mit Rücksicht auf die Zahl der durch die Konskription ermittelten militärdienstpflichtigen Männer die auf das Land entfallende Rekrutenzahl. Die Evidenthaltung der Militärbücher und der Volkszählungsergebnisse erzwang auch neue melde- und namensrechtliche Vorschriften, damit die Daten nicht durch unkontrollierte Übersiedlungen, Reisen etc. durcheinandergerieten. Militärpflichtige unterlagen in dieser Hinsicht besonders strengen Einschränkungen der Bewegungsfreiheit. Im Ergebnis lässt sich so – allen Kinderkrankheiten zum Trotz – von einer Informationsrevolution sprechen. Ließ sich in der Zeit davor nicht einmal die Bevölkerungszahl genau beziffern, so kannte „der Staat“ nun jeden einzelnen Untertanen mit Namen und den wichtigsten persönlichen Daten. Auch das Territorium der Monarchie wurde „bezwungen“ und im Kartenbild festgehalten. Die Josephinische Landesaufnahme, mit der man unmittelbar nach dem Siebenjährigen Krieg begann, war ebenfalls ein militärisch inspiriertes und auch vom Militär (Generalquartiermeisterstab) umgesetztes Unternehmen. Der mit der Einführung der Kreishauptmannschaften für die österreichischen Länder in den 1750er Jahren begonnene Prozess der Durchlöcherung und Instrumentalisierung der grundherrlichen Allgewalt wurde jetzt erheblich beschleunigt. Angesichts der Zersplitterung der Grundherrschaften vor allem in den österreichischen Ländern wurden größere Obrigkeiten („[Werb-]Bezirksobrigkeiten“) mit der Umsetzung der von ziviler Seite erforderlichen Maßnahmen betraut. Herrschaftliche Bedienstete wurden so zu mittelbaren Staatsbeamten. Das Konskriptions- und Werbbezirkssystem wurde 1779 einer tiefgreifenden Reform unterworfen, die 1781 in Kraft trat. Beschrieben und in Evidenz gehalten wurden nun nicht mehr nur die militärdienstpflichtigen Männer, sondern die gesamte Bevölkerung, und zwar durch die politische Obrigkeit am Ort (Grundherrschaften und Magistrate). Das Militär beschränkte sich auf regelmäßige Kontrollen der Populationsbücher. Sollten ursprünglich nur Adelige, Geistliche, Honoratioren, landesfürstliche Bürger, Händler und Handwerker von der Militärpflicht befreit bleiben, so entstand mit den Jahren ein ausgeklügeltes Klassifikations- und Exemtionssystem. Militärdienstpflichtig („zu anderen Staatsnotdurften anwendbar“) waren primär wirtschaftlich entbehrliche Angehörige der sozialen Unterschicht zwischen dem 17. und dem 40. Lebensjahr, immerhin 18 bis 19 % der Bevölkerung und 39 bis 40 % der männlichen Bevölkerung. Zu der während der 1760er Jahre von der „Militärpartei“ forcierten systematischen Verquickung von Militär und Zivilbevölkerung ist es dennoch nur in Ansätzen gekommen. Dazu leistete immerhin die ab 1766/67 geförderte sehr weitgehende Beurlaubung der Inländermannschaft einen Beitrag, die es den Männern erlaubte, den Großteil des
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Jahres am heimatlichen Herd zu verbringen. Dem Militärbudget wurden Löhnung und Verpflegung gespart, der Wirtschaft blieb eine Arbeitskraft weitgehend erhalten. Nur für wenige Wochen pro Jahr wurden die Urlauber zum Exerzieren einberufen. An Sonn- und Feiertagen durften sie für den Kirchgang Uniform tragen und blieben im Übrigen weiterhin unter Militärjurisdiktion. 1781 waren über 64.000 Soldaten beurlaubt. Neben diese „bestimmte Beurlaubung“ trat nach dem Ende des Bayerischen Erbfolgekrieges 1779 die „unbestimmte Beurlaubung“, die nichts anderes als eine Art Ersatzreserve aus chirurgisch bereits untersuchten „zu anderen Staatsnotdurften Anwendbaren“ war. Die unbestimmt Beurlaubten blieben zuhause und unterstanden ihrem angestammten Ziviljurisdizenten, genossen aber als potentielle Rekruten die spezielle Fürsorge des Militärs, etwa im Krankheitsfall. Aus diesem Reservoir ergänzten die Regimenter einmal pro Jahr, anlässlich der Lager- und Exerzierzeit, ihre Abgänge. Das anfangs auf die böhmisch-österreichischen Länder beschränkte Heeresergänzungssystem wurde 1776 auf Galizien, 1779 auf das neu erworbene Innviertel ausgedehnt. 1784 folgten Tirol (mit Vorarlberg und unter Einbeziehung der Reichsbistümer Brixen und Trient) und Ungarn (mit Siebenbürgen), 1786 Vorderösterreich. Hier stieß das neue System jedoch auf derart massiven Widerstand, dass das Experiment schon 1790/91 abgebrochen werden musste. Ab 1801 wurde den Tirolern gestattet, sich auf die Obsorge für ein eigenes, besonders privilegiertes Jägerregiment zurückzuziehen, aus dem 1816 die „Kaiserjäger“ hervorgingen. Die Ungarn kehrten noch 1790 zur ständischen Rekrutenwerbung zurück, wie sie vor 1784 zur Ergänzung der ungarischen Regimenter bestanden hatte. Ergänzt wurde das Konskriptions- und Werbbezirkssystem durch die 1765 auf neue organisatorische Grundlagen gestellte „Reichswerbung“; diese federte viel von dem auf den Untertanen lastenden Rekrutierungsdruck ab. Zwischen 1765 und 1791 brachte die Reichswerbung über 127.000 Mann unter kaiserliche Fahnen. Die Einführung des Konskriptions- und Werbbezirkssystems war aber nicht nur eine Informationsrevolution. Der Prozess der Umsetzung konfrontierte Militär- und Zivilverwaltung auch mit bisher unerkannten Problemen und Unzukömmlichkeiten, dem Fehlen von Verwaltungseinheiten zwischen den Kreishauptmannschaften und den (jedenfalls in den österreichischen Ländern) heillos zersplitterten Grundherrschaften, insbesondere auch von gemeindeähnlichen Zusammenfassungen, der Übergröße der Pfarren etc. Die sich bei der Systemimplementierung ergebende Mängelliste wurde zur Agenda der spättheresianisch-josephinischen Reformpolitik, insbesondere auf dem Gebiet der „Bauernbefreiung“. Abschaffung der letzten Residuen der Leibeigenschaft, Ablöse der Robot und für die Bauern vorteilhafte Formen der Bodenleihe waren auch die Forderungen der prononciert als sozialreformerische Kraft auftretenden Militärführung, die sich einen „gesunden“ Bauernstand als tragende Säule des habsburgischen Finanz- und Militärstaates wünschte. An den Zivilverwaltungsbehörden vorbei beauftragte Joseph II. Ende 1770 just die konskribierenden und häusernummerierenden Offiziere mit geheimen Berichten über die soziale, wirtschaftliche und hygienische Situation insbesondere der ländlichen Bevölkerung. Beliebter wurde das Militär durch seine sozialreformerischen Ambitionen – manche schrieben einer falschen Signalwirkung des Konskriptions- und Werbbezirkssystems einen wesentlichen Anteil am Ausbruch der Bauernaufstände in Böhmen 1775 und Siebenbürgen 1784/85 zu – aufs Ganze gesehen nicht. Es fehlte dem „prussifizierten Österreich“ die Geschlossenheit des preußischen Originals, da, sieht man vom Hofadel ab, eine eini-
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germaßen systematische Einbindung des heterogenen einheimischen Adels in das neue System insgesamt durchaus nicht gelingen wollte (siehe Kap. VII.3.6.8.6). Die Dienstunwilligkeit der militärpflichtigen Untertanen, die sich weiterhin in Rekrutierungsflucht, Selbstverstümmelung, Selbstinfamierung und Desertion niederschlug, traf sich so mit der Staatsferne des entmilitarisierten alten landständischen Adels. Das harte Bauernleben wurde von den meisten der bis 1802 lebenslänglichen „militärischen Leibeigenschaft“ vorgezogen. 3.7.1.5. Die Ausdehnung der Militärdienstpflicht auf die Juden Unter den vom Militär abgelehnten „verbotenen Nationen“ waren die Juden die größte, zumal nach dem Zugewinn Galiziens 1772, wo sie annähernd 10 % der Bevölkerung stellten. Konvertierte Juden wurden hingegen assentiert, wie etwa Joseph von Sonnenfels, der von 1750 bis 1754 im Infanterieregiment Deutschmeister diente. Es war die Zivilstaatsverwaltung, namentlich das Galizische Gubernium und die Böhmisch-Österreichische Hofkanzlei, die schließlich gegen den massiven Widerstand des Militärs – man besorgte große praktische Probleme durch die Einhaltung insbesondere der strengen jüdischen Speisevorschriften – die Militärdienstpflicht für Juden durchsetzte, um sie für den Staat „nutzbar“ zu machen und die christliche Bevölkerung zu schonen. Nach Hofdekret vom 18. Februar 1788 durften galizische Juden beim Fuhrwesen sowie als Stuckknechte bei der Artillerie angenommen werden. Im Juni 1788 wurde diese Maßnahme auf die übrigen Länder (inkl. Ungarn) ausgedehnt. Jüdische Honoratioren blieben befreit. Die galizische Judenordnung von 1789 schuf schließlich die Möglichkeit, Juden sogar bei den Linienregimentern anzunehmen, eine Option, die bald auch im Rest der Monarchie offenstand. Neben der Militärverwaltung haben auch die konservativen orthodoxen Juden Galiziens die Militärdienstpflicht bekämpft, während in anderen Teilen der Monarchie jüdische Aufklärer den Militärdienst durchaus als Weg zur Besserstellung begrüßten. Leopold II. hat die Dienstpflicht bereits kurz nach seiner Thronbesteigung aufgeweicht und die Ablöse in Geld gestattet (April/Oktober 1790). Die drastische Erhöhung der Ablösesumme von 30 fl. (1790) auf 140 fl. (1793) erschwerte den Loskauf durch jüdische Familien und Gemeinden, ohne ihn zu verunmöglichen. Erst 1796 wurde der Loskauf gänzlich abgestellt und 1806 die Judenschaft der Monarchie hinsichtlich der Militärdienstpflicht dem christlichen Bevölkerungsanteil völlig gleichgestellt. Es wird geschätzt, dass zwischen 1788 und 1815 etwa 35.000 Juden eingezogen wurden. Quellenlage und Forschungsstand Zum Problem der Heeresaufbringung bzw. Rekrutierung vgl. Zimmermann (J.) 1965, Hochedlinger 1998/99, 2006 und 2010. Eine größere Studie, basierend auf einem 1996 im Heeresgeschichtlichen Museum begonnenen Forschungsprojekt, steht vor dem Abschluss. Den europäischen Überblick bringt Papke 1979. Ähnlich schlecht erforscht ist für unseren Zeitraum auch das Problem der Desertion. Allgemein und einführend Bröckling–Sikora 1998 und Sikora 1996, österreichspezifisch, aber einer späteren Zeit gewidmet Tepperberg 1993, Exner 1998 und Schuh 2006. Zum Konskriptions- und Werbbezirkssystem vgl. Hochedlinger 2000b und Tantner 2007b
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(dort auch die weiteren Verweise auf zahlreiche kleinere Aufsätze des Verfassers). Die „geheime“ Durchleuchtung der Monarchie durch das Militär in den frühen 1770er Jahren behandelt die Edition Hochedlinger–Tantner 2005. Die Widerstände gegen das Konskriptions- und Werbbezirkssystems in Tirol beleuchtet Hochedlinger 2003a. Zur Einführung der Militärdienstpflicht für Juden vgl. Schmidl 1989, Hochedlinger 2004d und Silber 2004.
3.7.2. Versorgung und Unterbringung des Stehenden Heeres Mit dem Übergang zu einem permanent und nicht mehr bloß kurzfristig auf Kriegsoder Feldzugsdauer unterhaltenen Heer während des Dreißigjährigen Krieges stellten sich der kaiserlichen Kriegsverwaltung neue Grundsatzprobleme. Zum einen wurde nun natürlich der früher – abgesehen von der Türkengrenze – saisonale und zwischen Kriegs- und Friedenszeiten extrem schwankende Finanzierungsdruck ein dauernder; zum anderen galt es, ganz praktische organisatorisch-logistische Fragen zu lösen: Wo sollte man viele tausend Fußknechte und Reiter in Friedenszeiten unterbringen und mit dem Nötigsten verpflegen? 3.7.2.1. Die Kontribution Die Lösung brachte ein Abgaben- und Verpflegssystem, das nicht zuletzt auch der Organisationsschwäche des werdenden Zentralstaates Rechnung trug, also nicht nur die Finanzierung des Stehenden Heeres an die Landstände der einzelnen Länder delegierte, sondern den Ständen und Grundherrschaften auch die Unterbringung und Versorgung der Soldateska überließ. Die neue „Kontribution“ der Länder war eben keine reine Militärsteuer, sondern vielmehr ein sehr umfangreiches und vielschichtiges „Leistungspaket“ zum Besten des kaiserlichen „Kriegsstaates“. Diese Form der Kontribution erscheint erstmals zu Beginn der 1620er Jahre in den eben mit Waffengewalt wieder unter habsburgische Herrschaft gezwungenen böhmischen Ländern, die Unterhalt und Versorgung der im Lande stationierten Truppen – bis zur Normalisierung der politischen Situation 1627/28 ohne ständische Bewilligung – zu übernehmen und zu organisieren hatten, und zwar vorerst unmittelbar vor Ort und ohne Zwischenschaltung der Wiener Behörden. Die vollständige „Verländerung“ des Militärfinanzierungs- und -versorgungswesens außerhalb der Feldzugszeit war ein zukunftsweisendes Modell, denn nur erfolgreiche Operationen außerhalb der Monarchie erlaubten es, die Armeen auch über den Winter außer Landes auf Kosten von Neutralen oder Kriegsgegnern, also ex hostico, zu unterhalten. Bei geringem Kriegsglück, vor allem als die Kaiserlichen nach dem Eingreifen der Schweden 1630 in die Defensive gerieten, musste die kaiserliche Armada regelmäßig in den nächstgelegenen Erbländern „Winterquartier“ beziehen, um sich hier zu regenerieren und zu ergänzen. In den Winterquartieren hatten dann die betroffenen Stände (unter großem Protest) nicht nur Quartier und Verpflegung beizustellen, sondern auch für die Ergänzung der gelichteten Reihen von Mann und Ross zu sorgen, durch Beistellung von Geld- oder Remontegeldern, schließlich aber auch durch die praktischere Naturalstellung von Rekruten (siehe Kap. VII.3.7.1.3). Aber selbst bei Operationen außer Landes hat man die Länder nicht aus ihrer Beitragspflicht entlassen: Von ihnen wurden dann, vor
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allem bei Beginn größerer Militäroperationen, Kornlieferungen („Getreidekontributionen“) in die Aufmarschräume erwartet. Die Kontribution entwickelte sich noch während des Dreißigjährigen Krieges, wie Wallenstein schon Anfang der 1620er Jahre gefordert hatte, zur Dauereinrichtung; sie überlebte als finanzielle Basis des 1648 stehen bleibenden Heeres das Ende des Dreißigjährigen Krieges und wurde nun auch in Friedenszeiten jährlich eingefordert. Auf ständischer Seite betreuten bald eigene Kommissare viertelweise das Quartier-, Marsch- und Verpflegswesen. In Böhmen und Mähren konnten die bereits bestehenden Kreishauptleute dafür eingesetzt werden, die in den österreichischen Ländern erst Mitte des 18. Jahrhunderts geschaffen wurden und die bis dahin tätigen ständischen Viertelkommissare ablösten. 3.7.2.2. Gebühr und Löhnung Die Versorgungsansprüche des Soldaten insgesamt nannte man in der frühneuzeitlichen Habsburgermonarchie „Gebühr“. Sie betrug in Geld während des Dreißigjährigen Krieges monatlich etwa 6 fl. für den Fußknecht und 12 bis 15 fl. für den Reiter. Wurde Verpflegung in natura beigestellt, hat man dies natürlich von der Gebühr abgerechnet. Der in Bargeld ausbezahlte Sold, die „Löhnung“ (bei Offizieren sprach man von „Gage“), reduzierte sich dementsprechend (1632: 4 fl. für den Fußknecht, 9 fl. für den Reiter). Die Selbstverpflegung der Soldateska im Quartier war wegen der damit verbundenen Ausschreitungen stets gefährlich. Üblicherweise wurden ab 1640 die Versorgungsansprüche halb in Geld, halb in Naturalien befriedigt. Die Ansprüche der Soldaten an Naturalien, Geld oder (am häufigsten) beides nach einem komplexen Mischsystem hat der Landesfürst in eigenen „Verpflegs- und Unterhaltungsordonnanzen“ festgesetzt. Die im Quartier erwarteten Leistungen umfassten Quartier („Dach und Fach“), Service (Licht, Salz, Holz und Liegestatt) und eine reichhaltige Naturalverpflegung (in der Regel zwei Pfund Brot, ein Pfund Rindfleisch und zwei Maß Bier bzw. eine Maß Wein pro Tag). Die tägliche Verpflegsration für einen Mann nannte man „Mundportion“, die Pferde hatten Anspruch auf eine „Pferdeportion“ (Hafer, Heu und Stroh). Offiziere bezogen je nach Rang ein Vielfaches der Mund- und Pferdeportionen eines gemeinen Soldaten. Die Auszahlung des Baranteils erfolgte seit dem späten 16. Jahrhundert nach zwei unterschiedlichen Methoden, einerseits nach der „Pauschbezahlung“, wonach der Regimentsinhaber jene Summe Geldes erhielt, die ihm auf den vorschriftsmäßigen Komplettstand seiner Einheit gebührte, und andererseits nach der „Kopfbezahlung“ (auch: Bank- oder Handbezahlung) auf den effektiven Stand. Die Kopfbezahlung unterband weitgehend „großzügiges Wirtschaften“ mit den Gebühren für unbesetzte Stellen (sie wurde daher von den Obristen vehement abgelehnt) und hätte idealerweise sicherstellen sollen, dass Ist- und Sollstärke nicht so dramatisch auseinanderklafften, wie dies tatsächlich der Fall war. Außerdem erwartete der finanzschwache Dienstgeber von seinen Regimentsinhabern und Offizieren, dass sie aus Eigenmitteln zuschossen und sogar längere „Gagekarenzen“ hinnahmen. Die Pauschbezahlung erlaubte es demgegenüber nicht nur, Soldausfall vorausschauend abzufedern, sondern ermöglichte auch größere Ansparungen für die Regimentskasse. Außerdem war es den Regimentsinhabern erlaubt, auch von den Löhnungen und Gagen bestimmte Summen einzubehalten, um „Regimentsunkosten“,
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etwa für die regelmäßige Erneuerung der Montur, und sonstige Extraauslagen (Monturgeld, Apothekergroschen, Invalidenkreuzer, Beckengeld, Beschlaggeld etc.) abzudecken. 3.7.2.3. Von der Naturalleistung zur Kriegssteuer Den Weg von der handfesten Naturalverpflegung bzw. einem Mischsystem („Verpflegung der Soldatesca“) zur abstrakten Kriegssteuer (quantum militare ordinarium) hatten schon während des Dreißigjährigen Krieges zunächst jene Länder beschritten, die aufgrund ihrer geographischen Lage als (Winter-)Quartiere nicht in Frage kamen. Auch ihnen wurden – auf dem Papier – Truppenkörper zur Versorgung zugewiesen, doch leisteten sie ihre Unterhaltsbeiträge in Geld, das dann den andernorts stationierten Einheiten zugute kam. Ab den späten 1670er Jahren scheint diese Entwicklung abgeschlossen zu sein. Die landesherrlichen Militärforderungen wurden durch Umrechung der Mund- und Pferdeportionen (die man jetzt der monatlichen Gebühr gleichsetzte) in Geld ausgedrückt und den Ländern anrepartiert. Im Kriegsjahr 1673 ist erstmals eine vom Generalkriegskommissariat beaufsichtigte Generalkriegskasse fassbar, in die die Geldbeiträge für nicht unmittelbar im Lande verpflegte Einheiten flossen. Erst 1697/1700 scheint aber im Zusammenhang mit der Stabilisierung des Militärbudgets auf 12 Mio. fl., der Vereinheitlichung des heillos zersplitterten Militärkassenwesens und der Einrichtung der Deputation des Status politicooeconomico-militaris (Kap. VI.2) die in Personalunion mit dem Kriegszahlmeisteramt verbundene Generalkriegskasse zu einer Dauereinrichtung geworden zu sein. Sie unterhielt Filialkassen in den Ländern, an die die Barmittel der Landstände im Wege der Einnehmerämter überwiesen wurden. Der gefährliche direkte Geldverkehr zwischen Ständen und den ihnen zugewiesenen Truppeneinheiten sollte tunlichst unterbunden werden. 1714 bis 1745 übernahm die Universalbankalität (Bankalitätsmilitärzahlamt) mit ihren Filialen in den Ländern die Kassaaufgaben. Nach einem kurzen Interim mit einer selbständigen, der Hofkammer zugeordneten „Militärgeneralkasse“ ging das Militärkassawesen 1746 endlich an das Generalkriegskommissariat über. Bei den operierenden Armeen bestanden im Kriegsfall eigene Feldkriegskassen. Eine geordnete Budgetentwicklung wurde dadurch bedeutend erschwert, dass die Länder neben der Militärsteuer in Geld auch weiterhin eine Fülle von Naturalleistungen für das Stehende Heer zu erbringen hatten, die ihnen allerdings vergütet („bonifiziert“) werden mussten. Konsumierte Naturalleistungen (etwa für Quartier und Verpflegung) waren vom Militär zu quittieren, die Quittungssummen wurden den Untertanen und Herrschaften und schließlich dem Land von der (nächstjährigen) Steuerschuldigkeit abgezogen. Die so entstehenden Steuereinbehalte der Stände (retinenda) blockierten also zum Voraus einen großen Teil des Militärbudgets. 3.7.2.4. Gemeinsames Quartier oder Kasernen? Ein zentrales und sehr konkretes Problem im Zusammenleben von Militär und Zivilbevölkerung waren die dauernde Unterbringung der Soldaten in Friedenszeiten und die Winterquartiere während eines Krieges, wenn sie auf eigenem Territorium bezogen werden mussten. Dies war insbesondere während des Großen Türkenkriegs in den 1680er
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und 1690er Jahren in Ungarn der Fall. Kasernen bestanden bis in die 1720er Jahre nicht. Im Sommer konnten die Regimenter immerhin kampieren, in der kalten Jahreszeit aber mussten sie den Bürgern und Bauern notgedrungen ins Quartier gelegt werden, idealerweise einigermaßen geschlossen in ummauerten Städten, de facto aber wohl mehrheitlich über große Distanzen zerstreut auf dem platten Land. Man unterschied dementsprechend eine Sommerverpflegung (Mai bis Oktober), bei der den Soldaten nur das Brot gereicht, die restliche Löhnung aber ausbezahlt wurde (worum dann der weitere Essensbedarf einzukaufen war), und eine Winterverpflegung (November bis April), bei der die Landeseinwohner Quartier und Verpflegung zur Gänze übernahmen und die Barlöhnung des Soldaten entsprechend schrumpfte. Aus diesem zweiteiligen System entwickelte sich eine neue Zeitrechnung in Steuersachen, das Militärjahr, das jeweils am 1. November begann. Ab 1699 war nach der Friedensordonnanz auch vom Quartierwirt neben Obdach und Service nur mehr eine Brotportion zu geben, da sich die vom Militär stark favorisierte Teilnahme der Soldaten an den Mahlzeiten der Quartiergeber („Hausmannskost“) natürlich nicht bewährt hatte. Die Gemeinen erhielten nun über den Winter 3 fl. (Infanterie) bzw. 4 fl. 30 kr. (Kavallerie) monatlich zu ihrem Unterhalt ausbezahlt. Die Austeilung der Quartiere oblag ständischen Kommissaren im Zusammenwirken mit Organen des Kriegskommissariats. Wiederholte landesfürstliche Disziplinspatente zeigen, dass das Verhältnis zwischen Militär und Zivilbevölkerung sehr problematisch gewesen sein muss. Dabei spielte auch die Konkurrenzierung der zivilen Wirtschaft durch soldatische Fleischbänke, Bäckereien oder Schankstuben eine Rolle. Außerdem trugen die vorgesehenen Vergütungen für die Quartierwirte den tatsächlichen Erpressungen der durch vielfältige Löhnungsabzüge bargeldarmen Soldaten nicht Rechnung. Als eine Art Teuerungszulage auf jede Mundportion gewährten die Länder den Truppen vielfach einen sog. Landesbeitrag, da die Löhnung mit den Lebensmittelpreisen nicht mithalten konnte. Obwohl die Unterbringung in Zivilquartieren bis weit ins 19. Jahrhundert unvermeidlich blieb, beruhigten sich die heftigen Quartiersbeschwerden in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts allmählich, wohl auch deswegen, weil man die Soldaten bevorzugt in Städten und Märkten unterzubringen trachtete und hier besonders auf größere, räumlich separierte Quartiere achtete, in denen die Soldaten kameradschaftsweise in Kasernenart, in sog. Kameradschaftszimmern, logierten. Ab den 1720er Jahren entstanden – in den österreichischen Ländern auf Initiative der Stände, die ihren Untertanen die Last der „gemeinsamen Bequartierung“ erleichtern wollten – die ersten regulären (Kavallerie-)Kasernen, im Land unter der Enns beispielsweise je eine pro Landesviertel, darunter die Leopoldstädter Kavalleriekaserne in Wien (1723). Im übrigen plädierte die landesfürstliche Zentralfinanzverwaltung unverhohlen dafür, einen Großteil der Armee in den „unterentwickelten Ostgebieten“ der Monarchie wie Ungarn, Siebenbürgen und dem Banat zu stationieren, um die böhmisch-österreichischen Kernlande zu entlasten – und wirklich wurden in der Folge über die strategische Notwendigkeit hinaus sehr viele Regimenter in Ungarn disloziert, zumal hier auch aufgrund niedrigerer Preise der Unterhalt billiger kam. Erst ab der maria-theresianischen Staatsreform, die in ihrem militärischen Teil die möglichst strikte Separierung von Zivilbevölkerung und Militär anstrebte, die Kontribution als undurchschaubares Leistungsbündel auflöste und die Länder im Gegenzug für die erhöhte Militärsteuerleistung von allen Naturalleistungen für die Truppe befreien wollte, wurde die Unterbringung in Kasernen durch ständisch finanzierte Neubauten oder die
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Adaptierung vorhandener Großbauten („Quasikasernen“) forciert. Alleine in Wien entstanden in kurzer Folge die Salzgrieskaserne (1748), die Getreidemarktkaserne (1753) und die riesige Alser Kaserne (1753) für 6.000 Mann Infanterie. In den 1770er und 1780er Jahren folgten die Josefstädter Kavalleriekaserne, die Gumpendorfer Infanteriekaserne und die Rennweger Artilleriekaserne. In der spät-maria-theresianischen und in der josephinischen Zeit machte zudem die Welle der Klosteraufhebungen zahlreiche ehemals kirchliche Gebäude für die Unterbringung von Militär frei. Selbst der Hofkriegsrat in Wien bezog Mitte der 1770er Jahre ein ehemaliges Jesuitengebäude. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts belegten das Militär und die Militärverwaltung einen nicht geringen Teil der Baufläche in der Inneren Stadt und den Vorstädten Wiens. Freilich konnte in der Habsburgermonarchie insgesamt – anders als etwa in Frankreich, wo schon vor der Revolution die Unterbringung in Kasernen dominierte – bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts nur ein Teil der Mannschaft kaserniert werden; ein hoher Prozentsatz der Soldaten kam immer noch in „gemeinschaftliche Verlegung“, also in Quartiere bei Bürgern und Bauern, wofür dem Quartierträger als Entschädigung der sog. Schlafkreuzer gebührte, oder aber in städtische „Militärzinszimmer“, für die die Armee einen festen Jahreszins bezahlte. Bei der Kavallerie ließ sich die Verlegung in Dörfer schwer vermeiden. Die „Einsperrung“ in Kasernen wurde von vielen Militärs in ihrer hygienischen und moralischen Sinnhaftigkeit nachdrücklich in Frage gestellt. Dennoch war 1786 bereits mehr als die Hälfte des Armeestandes in Kasernen untergebracht. Abgesehen vom reinen Obdach, sei es in (Quasi-)Kasernen oder im Bürgerquartier, gebührte dem Militär nach der großen Reform von 1748 – außer in Ungarn, Siebenbürgen und im Banat – keinerlei Landesleistung mehr. Die Unterscheidung von Winter- und Sommerverpflegung verschwand damit. Die Gebühr, die in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts monatlich 4 fl. für den Infanteristen (Grenadiere: 4 ½ fl.) betragen hatte, wurde 1748/49 durch Zurechnung des sog. erbländischen Beitrags (außer in Ungarn und Siebenbürgen) auf 5 fl. gesetzt. Das Brot kam gegen entsprechenden Abschlag (2 kr. pro Tag) aus den Magazinen. Mit dem 1767 in Kraft tretenden neuen Ökonomiesystem erhielt der Soldat dann Brot, Kleidung etc. ohne Abzug von seiner Gebühr. Quellenlage und Forschungsstand Verpflegung und Bequartierung des Stehenden Heeres in der Habsburgermonarchie sind gänzlich unzureichend erforscht. Einen ersten oberflächlichen Einblick eröffnet Hochedlinger 2010, wie üblich FZPE 1876–1892, Bd. I/1, 276–283, und ÖEFK 1, 480–491, heranziehend. Ergänzungen bieten zahlreiche andere (steuergeschichtliche) Beiträge bei Rauscher (P.) 2010a. Eine abschließende Behandlung wird wohl nur im Zusammenhang mit einer gründlichen Erforschung der „Kontribution“ möglich sein; die reiche steuer- und finanzgeschichtliche tschechische Literatur wurde leider meist nicht rezipiert. Vgl. jetzt aber Maťa 2010c. Die ergiebigste Quellengrundlage bieten zweifellos die ständischen Archive in den entsprechenden Landes- bzw. Staatsarchiven, in den Wiener Zentralarchiven findet sich viel normatives Material (Verpflegsordonnanzen etc.). Vgl. auch Spigl 1882, Anonymus 1882 (Wehrverfassung), Anonymus 1885 (Ernährung) und Tepperberg 1995. Tepperberg 1986 ist bedauerlicherweise einer späteren Zeit gewidmet, Pohl (J.) 1994 leider unbrauchbar. Illustrativ zum Zusammenwirken von Stän-
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den und Stehendem Heer am Beispiel der niederösterreichischen ständischen Kommissare Godsey 2007 und 2010. Überraschend wenig wurde auch zur Frühgeschichte der Kasernen gearbeitet, obwohl reiches Quellenmaterial in den Zentralarchiven und in den Landesarchiven vorhanden wäre. Vgl. immerhin (für Wien) Neumann 1948, Czeike 1980 und Rill (R.) 1996. Zeinar 1987 ist hier ohne Belang. Für Graz Toifl 2007.
3.7.3. Soldatenfamilien Frühneuzeitliche Heere waren gleichsam ambulante Städte und, da außerhalb der gesellschaftlichen Strukturen stehend, mit einem hohen Grad an Autarkie ausgestattet. Der Tross der einzelnen Einheiten bzw. der gesamten Armee musste das beistellen, was der bis in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges bloß saisonale Dienstgeber nicht leisten konnte und wollte. Dabei spielten Frauen als „Systemerhalter“ eine beträchtliche Rolle. Nicht umsonst hieß der Aufseher über den Tross in Landsknechtszeiten „Hurenweibel“. Die oft exorbitant große Zahl an Nichtkombattanten innerhalb des Truppenverbandes wurde schon bald als Problem erkannt, vor allem dann, wenn es um Fragen der Einquartierung und Verpflegung ging. Aus dem Jahre 1597 ist die Anweisung des Wiener Hofkriegsrates bekannt, wonach pro Rotte nur ein „Weib“ zuzulassen sei, um zu kochen, zu waschen, das Lager zu reinigen und Krankenwärterdienste zu versehen. Die Beschränkung des Trosses und der Kampf gegen Soldatenfamilien wurden mit der fortschreitenden „Verstaatlichung“ der Heere und vor allem mit Schaffung von auch in Friedenszeiten dauernd Stehenden Heeren zur Mitte des 17. Jahrhunderts alleine schon aus finanziellen Gründen wichtige Punkte auf der Agenda der Kriegsherren. Frauen und Kinder der Soldaten mussten untergebracht und verpflegt werden, bei Ableben des Familienoberhaupts vergrößerten sie die Zahl der Bettler und Vaganten. Verständlicherweise beschwerte sich die Landbevölkerung, bei der die Truppen in Friedenszeiten zu einem erheblichen Teil disloziert waren, darüber, dass sie nicht nur die Soldaten, sondern auch deren „Huren“ (die Lebensgemeinschaften werden wohl überwiegend ohne kirchlich gesegneten Ehebund geblieben sein) und „Buben“ zu versorgen hätten. Eine vielköpfige Familie vergrößerte zudem den ökonomischen Druck auf den Soldaten und führte umso eher zu Erpressungen und Drangsalierung der Zivilbevölkerung im Quartier. Soldatenfrauen konnten außerdem den Einsatzwillen ihrer Männer negativ beeinflussen, wie sich bei der innerösterreichischen Soldatenmeuterei von 1656 zeigte; auch entsprach dem disziplinierenden Zug der Zeit ein Bemühen um eine Versittlichung des Soldatenstandes. „Liederliches Weibsgesindel“ fand sich außerdem bei den Marketendern. Schätzungen zufolge mögen im 17. Jahrhundert noch 50 % der Soldaten verheiratet gewesen sein bzw. im Konkubinat gelebt haben. Häufig wird berichtet, dass die Zahl der Nicht-Kombattanten die der Soldaten um ein Vielfaches überstieg. Es lag daher nahe, das Heiratsverhalten der Soldaten in Richtung Zwangszölibat zu lenken und Heiratsbeschränkungen einzuführen. Spätestens für 1682 ist eine kaiserliche Verfügung nachweisbar, wonach Gemeine nur mit Bewilligung ihres Vorgesetzten (nach Artikelbrief war es theoretisch der Regimentsinhaber) heiraten durften. Schon zu Zeiten des Prinzen Eugen war aber auch den Hauptleuten verboten worden, der Mannschaft (gegen Erlag eines silbernen Löffels) die Heirat zu gestatten, denn dies hatte eher zu einer Erhöhung denn zu einer Eindämmung der Verheiratetenzahlen geführt. Nicht umsonst weisen Reglements aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts unter den Instrumenten
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des Regimentsfeldschers auch Entbindungswerkzeug nach. Der ausufernde Tross mit seinen endlos langen Wagenkolonnen war nicht zuletzt ein operatives Problem. 1762 drang Hofkriegsratspräsident Graf Daun darauf, das liederliche Weibsvolk, das die Truppe zum Luderleben, auch öfters zur Desertion verleite, zu entfernen. Schon in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts hatten sich die Erlässe zur Reduzierung der Bagage gehäuft. Ab der Zeit des Siebenjährigen Krieges finden wir in vermehrter Dichte Verordnungen, wonach in der k. k. Armee pro Kompanie nur zehn bis 15 Mann verheiratet sein durften. Ins Feld waren dann später pro Kompanie nur drei bis fünf Frauen mitzunehmen. Auch unter den Landrekruten aus der ständischen Stellung sollten maximal 10 % verheiratet sein. Die beim Ausmarsch zurückbleibenden Frauen erhielten Brotverpflegung oder das Äquivalent in Geld. Neben den offiziell zugelassenen, unter der Militärjurisdiktion stehenden „Soldatenweibern“ gab es allerdings auch Frauen, die nicht als zum Regiment gehörig betrachtet wurden, daher auch keinerlei Ansprüche an das Regiment geltend machen konnten und unter der Ziviljurisdiktion standen. Für diesen Bereich wurde zur Steigerung der Bevölkerungszahlen und in dem Bemühen, die so entstehenden Militärfamilien zu Gliedern der Protoindustrie zu machen, die Verehelichung ab 1768 sogar systematisch gefördert, doch offiziell nur dann zugelassen, wenn sichergestellt war, dass es dieser Soldatenfrau möglich sein würde, bei einem Arbeitgeber im Quartiersort einen täglichen Unterhalt von 5 kr. zu erwirtschaften. Sie und ihre Kinder hatten anders als die „echten“ Regimentsweiber keinen Anspruch auf Quartier oder allfällige Spitalsversorgung und standen unter der angestammten Ziviljurisdiktion, scheinen aber dann doch vorschriftswidrig in den Kasernen oder Quasikasernen mit ihren Partnern zusammengelebt zu haben. 1773 wird bereits von erheblichen Platz- und sanitären Problemen berichtet. Auch bei den Offizieren führte man rigorose Heiratsbeschränkungen ein. Schon 1738 stellte der Hofkriegsrat fest, dass die Offiziersehen überhand genommen hätten, was angeblich die Kampfmoral schwächte und zu gefährlichen Eigennützigkeiten führte. Offizierswitwen konnte man nicht einfach wie Soldatenfrauen in die Mittellosigkeit absinken lassen, sie fielen also dem Ärar besonders zur Last. 1750 wurde die bis zum Ende der Monarchie gebräuchliche Institution der „Heiratskaution“ eingeführt. Der heiratswillige Subalternoffizier benötigte nun nicht nur die Erlaubnis des Regimentsinhabers, sondern musste auch eine im Verhältnis zu seinem Jahresgehalt sehr beträchtliche Geldsumme erlegen, die im Falle seines Ablebens der Versorgung seiner Witwe dienen sollte. Quittierte ein verheirateter Offizier den Militärdienst, dann wurde ihm die Kaution zurückerstattet; Gleiches geschah, wenn die Frau zu Lebzeiten des Offiziers starb. Heiratskautionspflichtig wurden 1767 die Stabsoffiziere, 1771 auch alle pensionierten und außer Dienst stehenden Offiziere. Gleichzeitig spezifizierte man die sozialen Anforderungen an eine k. k. Offiziersfrau. Eheschließung ohne Kautionserlegung war in beschränktem Ausmaß und nur mit Genehmigung des Kaisers gegen „Pensionsverzichtsrevers“ möglich. Seit 1812 war die Zahl verheirateter Offiziere pro Regiment auf ein Sechstel der Offiziersgesamtzahl beschränkt. Nicht nur die Versorgung der Witwen war ein offensichtliches Problem, sondern auch die Betreuung der den Ehen bzw. Lebensgemeinschaften entsprossenen Kinder. Mitunter mussten die Regimentsgeistlichen die Unterweisung der Regimentskinder übernehmen, damit diese nicht als wie das Vieh aufwachsen. Die mit der Förderung von Soldatenehen ab 1768 sprunghaft ansteigende Kinderzahl wurde rasch als großes soziales Problem erkannt. 1773, als man bereits 29.000 Soldatenkinder (1764: 10.000–11.000) zählte, schlug der Hofkriegsrat nachdrücklich vor, den Regimentern die Kinder abzunehmen, um sie bei Bauern an das Arbeitsleben zu gewöhnen. Der Finanzierungsfonds (Soldatenweiber- und
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Kinder-Fonds), für den man 1768 alle Stiftungen und Vermächtnisse zusammenzog, reichte nur für 5.000 Kinder. Soldatenkinder durften immerhin als Spielleute bei den Regimentern angenommen werden. Ein von Soldaten des Invalidenstandes geführtes Militärwaisenhaus mit bescheidenen Kapazitäten existierte in Pettau seit 1768. Von den über 230 uniformierten Stiftlingen (1777), darunter lange Zeit nicht nur echte Waisen, waren ein Drittel Offizierssöhne, zwei Drittel – von ersteren strikt separiert – Söhne von Unteroffizieren und Soldaten. Neben Lesen, Schreiben, Rechnen stand auch Spinnen auf dem Stundenplan der Zöglinge. Die Offizierssöhne konnten nebenher noch eine Ausbildung an einem Gymnasium absolvieren. 1777 wurde die Anstalt nach Tyrnau verlegt, da Joseph II. die Zahl der Kinder auf 500 zu erhöhen gedachte und hier das frei gewordene ehemalige Jesuitenkolleg bezogen werden konnte („Josephinisches Militär-Waisenhaus“). Mit November 1782 wurde bei jedem deutschen und ungarischen Infanterieregiment im jeweiligen Regimentsbezirk ein „Soldatenknabenerziehungshaus“ eingerichtet, in das aber auch Kinder anderer Waffengattungen aufzunehmen waren. Ihre zen trale Mission war die Heranbildung geeigneter Unteroffiziere für die Infanterie. Das Bildungsprogramm beschränkte sich dementsprechend auf Lesen, Schreiben, Rechnen; Fertigkeiten, die im Wesentlichen an nahegelegenen zivilen Schulen zu erwerben waren. Der unentgeltliche Schulbesuch war durch den Regimentskommandanten sicherzustellen. Im Erziehungshaus selbst erhielten die Kinder ergänzenden militärspezifischen Unterricht. Heldengeschichten sollten die Moral der Knaben bilden. Bei der Auswahl der mindestens sechs Jahre alten Zöglinge war auf die körperliche Verfassung, aber auch auf die Verdienste und Bedürftigkeit der Eltern zu sehen, nicht jedoch auf die Religion. Ein Soldatenknabenerziehungshaus mit jeweils 48 Knaben wurde von einem Subaltern offizier als Erziehungshauskommandanten, geprüften Unteroffizieren als Lehrern und Gemeinen geführt. Die uniformierten und mit hölzernen Exerzierflinten ausgestatteten Knaben wurden mit 18 Jahren ausgemustert und den Regimentern zugeteilt. Der Erfolg der Soldatenknabenerziehungshäuser war beschränkt, nach 1815 nahm die Zahl der verheirateten Soldaten deutlich ab. 1852 verschwanden im Zuge einer großen Reform des Militärerziehungswesens die Soldatenknabenerziehungshäuser zugunsten von nur mehr zwölf Militäruntererziehungshäusern. Für 26 (ab 1786: 40) bedürftige Offizierstöchter (Halb- und Vollwaisen) bestand seit 1775 ein Offizierstöchterinstitut, das zunächst in St. Pölten (hier folgten die Mädchen dem Unterricht bei den Englischen Fräulein), ab 1786 aber – aus Sicherheitsgründen unter militärischer Bewachung – in der Wiener Vorstadt Hernals untergebracht war. Die Aufsicht führte das Invalidenamt. Das Mindestalter für die Aufnahme betrug fünf, später acht Jahre. Den Offizierstöchtern sollten hier Manieren und Lebensart beigebracht werden, aus ihren Reihen, so die Hoffnung, sich später Erzieherinnen für adelige Häuser rekrutieren, die man damals noch vorwiegend aus dem Ausland holte. 1786 ordnete Joseph II. eine Prüfung der Mädchen und ein Probejahr an. Der Austritt hatte mit 20 Jahren zu erfolgen. Berufsunfähigkeit nach sechs Arbeitsjahren berechtigte zu einer Pension, ebenso die Verheiratung mit k. k. Offizieren. Quellenlage und Forschungsstand Die „neue Militärgeschichte“ der Frühen Neuzeit hat die Bedeutung des Themenfeldes Soldatenfamilien richtig erkannt und in programmatischen Aussagen beschworen.
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Dennoch liegen empirische Untersuchungen zur konkreten Situation in der kaiserlichen bzw. k. k. Armee bislang nicht vor. Einige wenige Angaben enthält der Katalog Heeresgeschichtliches Museum 1986. Auf mehr Aufmerksamkeit stießen, allerdings kaum seitens der jüngeren „Frauenforschung“, berühmt gewordene und heroisierte „Heldenjungfrauen“ und „Amazonen“ bzw. Frauen in Uniform (vgl. Nowosadtko 1998 sowie Hatschek 2009). Besser, wenn auch nicht wirklich befriedigend sind die Heiratsbeschränkungen bei den Offizieren untersucht: Müller (G.) 1980. Über das Pettauer (Tyrnauer) Waisenhaus und die Soldatenknabenerziehungshäuser informieren Rechberger-Rechkron 1878 und Poten 1893, ohne die sehr interessante Thematik wirklich zu erschöpfen. Über das Offizierstöchterinstitut zusätzlich Arbter 1892.
3.7.4. Bewaffnung und Rüstungsindustrie Die Anfänge inländischer Waffenproduktion waren zunächst vielversprechend. Geschützgießereien bestanden in Innsbruck, aber auch in Graz und Cilli. Die Steiermark bot sich durch ihre Erzvorkommen als Waffenproduktionszone nachgerade an. Seit den Siebzigerjahren des 15. Jahrhunderts bestand in Thörl bei Aflenz der auf die Erzeugung eisengeschmiedeter Feuerwaffen spezialisierte Betrieb der Familie Pögl. Mit dem Tod Sebalds d. J. Pögl starb 1540 auch der Standort Thörl, während nun für etwa 20 Jahre Mürzzuschlag eine Blüte als Waffenproduktionsstätte erlebte. Dauerhaft erfolgreich war das der dietrichsteinischen Herrschaft Hollenburg zugehörige Ferlach in Kärnten, das stark vom Aufschwung des innerösterreichischen Defensionswesens in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts profitierte. Erste Ansätze der Feuerwaffenerzeugung in Steyr („Gesellschaft der Rohr- und Büchsenhandlung“) hatten zunächst – nicht zuletzt aus konfessionellen Gründen – keinen Erfolg. Schwertfegerzentren waren Graz, Weiz (Mitte des 18. Jahrhunderts das Zentrum der heimischen Säbelerzeugung), Judenburg, Leibnitz und Pettau. Stangenwaffen (Piken) kamen aus der Gegend von (Bad) Hall in Österreich ob der Enns. Für Bestellungen größeren Ausmaßes blieben natürlich die Rüstungszentren im Reich wichtig: Nürnberg für Plattner-Massenware (z. B. Knechtsharnische), Augsburg vor allem für qualitativ hochwertige Spezialerzeugnisse und Suhl in Thüringen speziell für Feuerwaffen. In den habsburgischen Ländern war das Plattner-Handwerk hingegen nicht auf breiter Basis entwickelt, doch bestand seit 1504 in Innsbruck die europaweit bekannte Hofplattnerei der Familie Seusenhofer. Der vollgepanzerte Reiter begegnet noch in der Frühen Neuzeit, war allerdings ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts auf dem Rückzug begriffen. Selbst der „deutsche Reiter“ trug jetzt nur mehr einen bis zu den Knien reichenden Harnisch, während des Dreißigjährigen Krieges reduzierte sich die Panzerung auf Brust- und Rückenpanzer samt Helm („halber Küraß“). Brust- und Rückenpanzer sowie Sturmhaube führte auch die mittelschwere Reiterei der Arkebusiere oder „Pferdschützen“, die sich nach ihrer Hauptwaffe, dem kurzen Radschlosskarabiner („Arkebuse“), nannten. Mit Harnisch und Helm, teilweise auch mit Oberschenkelschützern ausgestattet waren aber auch die Pikeniere („deutsche Knechte“) der Infanterie, gänzlich ungepanzert hingegen die Musketiere. Die Entwicklung in Richtung Vermassung und schließlich „Verstaatlichung“ bzw. „Monarchisierung“ des Kriegshandwerks verstärkte auch den Zwang zur Vereinheitlichung der Ausrüstung, die mehr und mehr in preisgünstiger Massenproduktion nach einheitlichen Mustern hergestellt wurde, doch haben sich noch längere Zeit die Regimentsinhaber (Obristen) in das Uniformierungs- und Rüstungsgeschäft ihrer Einheiten
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eingeschaltet und damit vielfach zum Nachteil ihrer Soldaten gewuchert. Aus dem Verkauf der Bewehrung an neugeworbene Soldaten gegen Abzug von bis zu einem Monatssold und dem Rückkauf zu einem Spottpreis ließen sich beträchtliche Gewinne lukrieren, doch begann die Kriegsverwaltung spätestens um 1600 regulierend einzugreifen, allerdings mit mäßigem Erfolg. Die in der Landsknechtszeit übliche Selbstrüstung des Söldners als Ein-Mann-Unternehmen kam jedenfalls noch in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts definitiv ab. Bis dahin hatte sich auch der Sold nach der Bewaffnung („Wehr“) gerichtet. „Schlachtschwerter“, Rundtartschiere (Rondartschiere), Spießer, Musketiere, gemeine Schützen etc. erhielten daher unterschiedliche Besoldung. Wallenstein hat nicht nur die Versorgung mit Getreide für die riesenhaft angewachsene kaiserliche Armada in großem Stil organisiert, sondern in seinem Herzogtum Friedland auch die massenhafte Produktion von Soldatenschuhen und uniformähnlichen Kleidungsstücken veranlasst. Auch die Eisenverarbeitung für Geräte- und Geschützteile sowie die Pulver- und Luntenerzeugung wurden im Herzogtum Friedland mächtig angekurbelt. Der Kaiser als – nach der Ausschaltung Wallensteins 1634 einziger – „Militärunternehmer“ war nicht in der Lage, diese bemerkenswerte Organisationsleistung fortzuführen. Immerhin kam es 1656 durch Ansiedlung von Armaturmeistern aus dem lüttichisch-niederländischen Raum zur Gründung einer rein staatlich finanzierten Armaturgewerkschaft in Wiener Neustadt. Die Produktionszahlen waren zunächst bescheiden, steigerten sich dann aber nach Anfangsschwierigkeiten ab dem Türkenkrieg von 1664 von 1.000 Musketen pro Jahr in der Hochzeit der „niederländischen Armaturmeisterschaft zu Wiener Neustadt“ während des Großen Türkenkrieges auf jährlich über 2.000. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde auch Steyr mit den Armaturhändlern Mittermayr (geadelt als „von Waffenberg“), Luckner und Schöttl wieder zu einem wichtigen Produktionsstandort, an dem teils im Verlagssystem, teils fabriksmäßig erzeugt wurde. 1726 eröffnete der Armaturverleger und kaiserliche Artillerieoffizier Anton Penzeneder seine Gewehrfabrik in Steyr mit Zweigbetrieben in Hainfeld und Wien. Sein gleichnamiger Sohn führte den Betrieb weiter und belieferte die k. k. Armee während des Siebenjährigen Krieges jährlich mit 20.000 Flinten. 1786 wurden die Penzenederschen Betriebe verstaatlicht, der Rüstungsschwerpunkt verlagerte sich in die neue Gewehrfabrik in Wien-Währing, die bis zur Errichtung des k. k. Artillerie-Arsenals in den 1850er Jahren bestand. Die Steyrer Anlagen und weiterhin privat geführte Kleinhersteller (aus einem solchen Betrieb entstand schließlich im 19. Jahrhundert die Waffenfirma Werndl in Steyr) waren nur noch Zulieferer, die ebenfalls von der „k. k. Feuergewehr-Fabriks-Lokaldirektion“ koordiniert wurden. Die Armaturmeisterschaft in Wiener Neustadt hingegen verlor bald dramatisch an Bedeutung, in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts versiegen die Nachrichten überhaupt. Die Produktionskapazitäten der inländischen Rüstungsschwerpunkte in Wiener Neustadt, Steyr und Ferlach waren zur Bedarfsdeckung in den seltensten Fällen ausreichend, zumal die Reduktion und schließlich um 1700 der gänzliche Wegfall der Pike, einst die „Königin der Waffen“, bei der Infanterie die Anzahl der Musketiere massiv ansteigen ließ. Den Schutz gegen Kavallerieangriffe übernahmen nun dank der Erfindung des Bajonetts die Musketiere selbst. Zunächst handelte es sich um ein sog. Spundbajonett, das in den Lauf des Gewehrs gesteckt wurde, später dann um ein Düllenbajonett, das mit einem Ring an der Mündung fixiert wurde und so das Feuern auch bei aufgepflanztem Bajonett gestattete. Vor die Front der Infanterieregimenter stellte man, insbesondere im Kampf gegen die Osmanen,
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eine Art mobile Feldbefestigung, die „Spanischen Reiter“, Holzbalken mit vorgebohrten Löchern, in die Kurzspieße („Saufedern“) gesteckt wurden. Mit dem Aufkommen des Bajonetts verloren Unteroffiziere und Mannschaften ab 1700 den bis dahin geführten Degen. Erst 1765 erhielten die deutschen Regimenter wieder einen Säbel als zusätzliche Waffe. Parallel zur Verdrängung der Pike erfolgte in einem schleichenden Prozess die Ablöse der schweren und umständlichen Luntenmuskete durch die Steinschlossflinte (fusil), ein Prozess, der aus dem „Musketier“ den „Füsilier“ machte. Die teuren Radschlossfeuerwaffen waren nur bei der Kavallerie verbreitet. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts gab es auch Mischformen bei den Gewehren, die sowohl Steinschloss (Batterieschloss) als auch Luntenschloss hatten („Doppelschlossgewehre“). In der kaiserlichen Armee erfolgte der Übergang zur neuen Steinschlossflinte (auch: „Bajonettflinte“) sehr langsam; teilweise war der osmanischer Gegner moderner bewaffnet, was etwa in der Schlacht von Slankamen 1691 zu besonders blutigen Verlusten führte. Noch am Beginn des 18. Jahrhunderts konnten – insbesondere bei Aufrüstung zu Kriegsbeginn – bei Weitem nicht alle Infanteristen mit Steinschlossgewehren beteilt werden. Heimische Erzeuger begannen erst Anfang des 18. Jahrhunderts mit der Serienproduktion, längere Zeit wurden einfach Luntenmusketen (das Innsbrucker Zeughaus hatte noch Anfang des 18. Jahrhunderts ausschließlich Luntenmusketen gelagert) durch Schlosstausch zu Flinten umgebaut. Zuerst stattete man die Eliteformationen der Grenadiere mit den neuen Flinten aus. Zeitgleich mit der Flinte verbreitete sich die Papierpatrone, die Zündpulver, Treibladung und Geschoss vorportioniert enthielt. Erst 1722 kam es zu einem wirklich signifikanten Schritt in Richtung systematischer Vereinheitlichung der Feuerwaffen in der kaiserlichen Armee. In Suhl (das bis zum Siebenjährigen Krieg ein Hauptlieferant für Gewehre und Pistolen blieb) bestellte Flinten erwiesen sich als sehr zufriedenstellend, sodass diese nunmehr als Muster für die weitere – auch heimische – Erzeugung zu dienen hatten („ordinäre Flinte Muster 1722“). Den berühmten eisernen Ladestock hat Wien erst 1744 nach preußischem Vorbild eingeführt („ordinäre Füsilierflinte 1744“). Quellenlage und Forschungsstand Zu Fragen der Bewaffnung liegt reiche, allerdings sehr zersplitterte Literatur vor. Vgl. z. B. FZPE 1876–1892, Bd. I/1, 222–227, Dolleczek 1896, Gamber 1974, Gabriel (E.) 1982, 1985 und 1990, Borus 1983, Hummelberger 1986 und 1987. Eine zusammenfassende Geschichte der Rüstungsindustrie in der Habsburgermonarchie fehlt leider. Viel Vorarbeit leisten die Studien Ruhri 1985 (die beste Einführung), 1989 und 1990 (mit weiterer Literatur) sowie Ruhri-Dittrich 1984; Valentinitsch 1976, 1986, 1987 und 1991. Hinweise zur Bewaffnung auch bei Teuber–Ottenfeld 1895 und Dittrich (R.) 1989. Zur niederländischen Armaturmeisterschaft in Wiener Neustadt Posch 1950, über die Waffenerzeugung in Steyr speziell Ofner (Josef ) 1961 und 1962.
3.7.5. Uniformierung Uniforme Kleidung war bei den Kriegsknechten am Beginn der Frühen Neuzeit nicht üblich. Besonders bunte und hervorstechende, ja freche Kleidung kennzeichnete den
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„Landsknecht“ des 16. Jahrhunderts, der als Ein-Mann-Unternehmer nicht zuletzt auch mit seinem Auftreten und seinem Äußeren auf sich aufmerksam machen wollte. Erst die zunehmende Vermassung des Kriegshandwerks gegen Ende des 16. Jahrhunderts und das schleichende Ende der Selbstrüstung machten aus dem Söldner allmählich den billig und einheitlich gekleideten Soldaten. Die „Uniform“ wurde zum äußerlichen Beweis jenes Prozesses, der auch als „Verherrschaftlichung“ der bewaffneten Macht bezeichnet wurde. Schon Wallenstein ließ Soldatenkleider und Schuhwerk in großem Stil und zu sehr günstigen Preisen massenweise herstellen. Insbesondere im Bereich der Militärgrenze wurden Teile des Soldes in Tuch bezahlt. Da die zentralstaatliche Organisationsfähigkeit demgegenüber für die Bereitstellung von Uniformen in großem Stil nicht ausreichte, wurde den Regimentsinhabern des „monarchisierten“ Heeres gestattet, von der Gebühr des Soldaten bestimmte Summen nicht zuletzt für die Erneuerung der „Montur“ in Abzug zu bringen. Sehr hilfreich war der im Rahmen der „Landrekrutenstellung“ durch die Stände der böhmisch-österreichischen Länder bald eingeschliffene Usus, die Rekruten der Einfachheit halber bewaffnet und uniformiert zu stellen, wobei insbesondere den Schneidermeistern der Landeshauptstädte ein beträchtlicher Zusatzverdienst zuwuchs. Die regelmäßige Erneuerung der Montur (Hut, Hemd, Strümpfe, Schuhe jedes Jahr, die „große Montur“, also Rock und Hose, alle zwei Jahre) blieb jedoch weiterhin Sache der Regimenter. Der 1697 angekündigte Versuch, die Uniformierung zur Entlastung des Soldaten in kaiserliche Regie zu übernehmen, war spätestens 1699 als gescheitert zu betrachten. Die Geschmacksfreiheiten der Regimentsinhaber blieben dementsprechend beträchtlich, die kaiserliche Armada zeigte sich also recht bunt. Eine gewisse Vereinheitlichung wurde von jeher durch die Verwendung billiger Stoffe bewirkt; beliebt war schon im 17. Jahrhundert nichtgefärbtes „perlgraues“ Tuch, das je nach verwendetem Basisprodukt – häufig Tuch aus Iglau in Mähren – dunkler oder heller ausfiel und zwischen grau und weißlich schwankte. 1707/08 wurde der perlgraue Rock für die Infanterieregimenter der kaiserlichen Armee verbindlich vorgeschrieben. Der Unterscheidung der einzelnen Regimenter dienten die andersfärbigen Ärmelaufschläge, Kamisole, Brustrevers (Bavaroisen) und Strickstrümpfe (später Gamaschen), die noch bis 1767 – mit einer kurzen, praktisch motivierten Unterbrechung im Siebenjährigen Krieg – die Regimentsinhaber bestimmten. Danach wurden die „Egalisierungsfarben“ verlost und waren für jeweils zwei Regimenter gleich, die sich dann nur mehr durch die Knopffarbe (gelb oder weiß) unterscheiden konnten. Die Farbverteilung wurde in Übersichtstabellen festgehalten („Farbenkastel“). Aus dem Lichtgrau des frühen 18. Jahrhunderts entwickelte sich in weiterer Folge das bis 1867/69 typische, wenn auch unpraktische Weiß des österreichischen Waffenrocks, der mit Kreide gepflegt wurde. Ursprünglich mantelartig weit, wurde der Rock, um den Soldaten bei den schneller gewordenen Exerziertempi nicht zu behindern, Ende der 1760er Jahre kurz und eng geschnitten, dafür erhielt auch die Mannschaft Mäntel. Als Kopfbedeckung trug der Musketier (Füsilier) den ab Ende des 17. Jahrhunderts zum Dreispitz aufgeschlagenen Filzhut, seit 1767 das Kaskett als Vorläufer des Tschakos, der Grenadier aber eine Bärenfellmütze, die ihn noch furchterregender aussehen ließ und ihn zudem nicht beim Werfen der Handgranaten hemmte. Der im 18. Jahrhundert übliche Zopf wurde bei den Gemeinen der k. k. Armee erst 1805 abgeschafft. Die Unteroffiziere waren gleich adjustiert wie die Gemeinen, führten aber statt des Gewehrs bis 1769 ein sog. Kurzgewehr (Halbpike, Hellebarde, Partisane).
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Offiziere und Generäle erfreuten sich auch hinsichtlich ihrer Adjustierung großer Freiheiten. Als wesentliches Erkennungszeichen trugen die Offiziere daher die Feldbinde. Sie war ursprünglich rot und wurde wohl Anfang des 18. Jahrhunderts auf die Kaiserfarben Schwarz-Gold umgestellt (während des wittelsbachischen „Interregnums“ 1740–1745 grasgrün). Erst in der maria-theresianischen Zeit, als die Militäruniform hoffähig wurde (1751 „distinguierte Entrée des Militärs bei Hof“), kam es ab Ende der 1740er Jahre zu einer Reglementierung der Offiziersadjustierung und zu relativ detaillierten Vorschriften für die Uniformen der Generäle, deren Rang sich nun an der Breite der Goldborten ablesen ließ. Die Grunduniform der Generalität spiegelte die Wappenfarben Rot-Weiß-Rot wider. Damit wurde die Militäruniform zu einem Symbol der Autorität; missbräuchliche Verwendung musste daher untersagt werden. Den Militärurlaubern, die auf ihre Bauernwirtschaften zurückkehrten, wurden die Uniformen ab 1767 bewusst belassen. Sie hatten sie bei festlichen Anlässen auch in ihren Heimatgemeinden zu tragen. Alle Offiziere mit Ausnahme des Obristwachtmeisters führten bis 1769 die über 2 Meter lange Offizierspartisane (Sponton), deren unterschiedlich aufwendige Ausführung ebenfalls Rückschlüsse auf den Rang des Offiziers erlaubte. Bei den Grenadieren trugen Unteroffiziere und Offiziere keine Partisanen, sondern die Flinte mit stets aufgepflanztem Bajonett. Als Zeichen der Befehlsgewalt führten Unteroffiziere und Offiziere (bis 1807) den Stock, der auch als handfestes Disziplinierungsinstrument gegen Untergebene eingesetzt wurde. Bunt blieben bis weit ins 18. Jahrhundert die Dragoner als beritten gemachte Infanterie. Bei den Kürassieren, der schwer gepanzerten Reiterei, hielten sich bis in die 1730er Jahre für den Gefechtsdienst der eiserne Helm („Kaskett“ oder „Zischägge“) sowie der geschwärzte Brust- und Rückenpanzer, der bis Anfang des 18. Jahrhunderts über einem schweren Lederkoller, dann einfach im Kampf über dem üblichen Uniformrock getragen wurde. 1769 verschwand der Rückenpanzer (erst 1860 auch der Brustpanzer). Für den Türkenkrieg von 1788 bis 1791 ist es teilweise zu einer Wiedereinführung verstärkter Panzerung gekommen. Die Husarenregimenter hatten Pelzmützen mit Tuchsack, den Dolman (Pelz), der im Sommer offen hängend getragen wurde, den Tuchrock mit Verschnürung (Attila), ungarische Hosen und Stiefel. Die ungarischen Infanterieregimenter, ab Anfang des 18. Jahrhunderts ständig Teil des kaiserlichen Stehenden Heeres, waren ebenfalls nationaltypisch gekleidet (bis in die maria-theresianische Zeit Attila mit Verschnürungen, enganliegende Hosen, Stiefel nach ungarischer Art, Säbeltasche). Im Schnitt entsprachen ihnen die Uniformen der Grenzinfanterieregimenter. Zu einer Vereinheitlichung der Rockfarben ist es bei Dragonern, Kürassieren und Husaren erst nach 1757 gekommen. Um 1770 setzte sich definitiv weiß durch, nur die Chevauxlégers blieben grün, die Husaren grün oder blau. Unterscheidungsmerkmale waren auch hier die Aufschlag- und Knopffarben. Die Artilleristen erhielten erst 1772 definitiv die charakteristische braune Uniformfarbe vorgeschrieben. Nachdem schon seit mehreren Jahrzehnten auf die Regimenter Druck ausgeübt worden war, Stoffe und Uniformen tunlichst im Lande anzuschaffen bzw. herstellen zu lassen, trat mit 1. November 1767 (1768 auch für die italienischen und belgischen Provinzen) ein neues „Montursökonomiesystem“ in Kraft, das die Erzeugung (und Lagerung) von Uniform- und Ausrüstungsgegenständen (inkl. Feldrequisiten) durch militärisch geführte „Montursökonomiekommissionen“ vorsah. Solche Kommissionen bestanden im Laufe der Zeit u. a. in Prag, Brünn, Leopoldstadt, Kaschau, Ofen, Krems, Graz, Judenburg, Jaroslau,
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Karlsburg, Gent und Cremona (ab 1797 in Verona). Die Hauptkommission befand sich in Stockerau, die zentrale Kontrolle übte die Monturszentralinspektion in Wien aus. In den Kommissionen arbeiteten nicht nur Angehörige des Halbinvalidenstandes, sondern auch zeitlich oder lebenslänglich dienstverpflichtete zivile Professionisten wie Schneider, Schuster, Kürschner, Schlosser, Schmiede, Tischler etc. als sog. Montursmilizer, die ebenfalls Uniform trugen (1771: 3.800 Mann). Auch Soldatenfrauen kamen zum Einsatz. Schon seit den 1750er Jahren gab es Vorschriften zur Tragedauer der einzelnen Monturssorten („Aufbrauchfristen“), um Verschwendung zu vermeiden. Zur Schonung der Uniformröcke und Mäntel sollten für den Alltagsdienst möglichst zwilchene Kittel verwendet werden. Quellenlage und Forschungsstand Das Standardwerk zur Uniformierung des kaiserlichen bzw. k. k. Heeres ist Teuber– Ottenfeld 1895 (mit schönen Illustrationen), verstärkt archivbasiert ist Karger 1998 (Johann Karger war bis 1918 Bediensteter des Kriegsarchivs). Kleinere Studien sind FZPE 1876–1892, Bd. I/1, 212–222, Spigl 1882, Gall 1963, Kaindl 1985, Hummelberger 1987. Hinweise enthält natürlich auch Wrede (Alphons) 1898–1905. Über das v. a. von Militaria-Sammlern vertretene uniformkundliche Interesse hinaus ist leider wenig zu der auch alltags- und kulturhistorisch überaus interessanten Frage der Soldatenkleidung gearbeitet worden. Seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erschienen Bilderhandschriften und Tafelwerke im Druck. Die ab 1767 geschaffenen Montursökonomiekommissionen behandeln (durchaus nicht erschöpfend und auf das 19. Jahrhundert konzentriert) Apfelknab 1984 sowie Pfeisinger 1988. Zum frühmodernen Brauch des Tuchsoldes vgl. Trawnicek 2000.
3.7.6. Remontierung Fast ebenso schwierig wie die personelle Ergänzung und Aufrüstung des Heeres im Zeitalter vor Einführung der Allgemeinen Wehrpflicht war die laufende Komplettierung des Pferdebestandes der Kavallerieregimenter (Remontierung), da in der frühneuzeitlichen Habsburgermonarchie keine „staatlich“ kontrollierte Pferdezucht bestand. Schlachten und Feldzüge lichteten auch die Reihen der Tiere ganz beträchtlich. So mussten nach Ende des Türkenkriegs 1699 über 7.000 entkräftete Pferde bei der kaiserlichen Armee vertilgt werden. Dementsprechend dramatisch sind stets auch die Nachrichten der kommandierenden Generäle über die Zahl der unberittenen Kavalleristen, eine Tatsache, die durchaus beträchtlichen Einfluss auf Mobilität und Schlagfertigkeit einer Armee haben konnte. Im Frieden war es aus Kostengründen üblich, die Zahl der Pferde geringer zu halten als jene der Soldaten. In der Zeit des freien Söldnertums sorgten nicht nur die Knechte für ihre Kleidung und Rüstung, die Reiter machten sich – wohl bis zum Beginn des Dreißigjährigen Krieges – sehr oft auch selbst beritten, eine überaus kostenintensive Vorleistung des Söldners, schlug doch ein Kürassierpferd Anfang des 17. Jahrhunderts mit etwa 100 fl. zu Buche. Schon in der ersten Hälfte des Krieges scheint die Obsorge für den Pferdebestand des Regiments auf den Obristen und schließlich auf den landesfürstlichen Kriegsherrn überge-
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gangen zu sein. Die Organisations- und Finanzschwäche der Zentrale bei gleichzeitigem massivem Anstieg der Truppenstärken führte dazu, dass von den Ständen der einzelnen Länder nicht nur Rekruten, sondern auch Pferde gefordert wurden. In der Regel waren also die Rekrutenpostulate des Kaisers von (ebenfalls ablösbaren) Pferdepostulaten begleitet. Bei einem vollen Rekrutenpostulat von 20.000 Mann waren es maximal 6.000 (Kürassier- und Dragonerpferde), oft inklusive Sattel und Zaumzeug bzw. mit Sattelgeld zur Anschaffung derselben. Diese Form der ausgelagerten Remontierung war allerdings – wie auch die ständische Landrekrutenstellung – nur in Kriegszeiten zulässig. Im Frieden hatten die Regimenter bestimmte Summen zur Ergänzung des Pferdebestandes zur Verfügung, sog. Remontekassen, die nicht zuletzt auch durch Ansparungen aus der Bezahlung auf den kompletten Stand gespeist wurden. Andererseits bestanden Lieferverträge mit (oft jüdischen) Großhändlern, die Tiere aus den bekannten Pferdezuchtländern – nach dem Anschluss Galiziens besonders auch in der Moldau – organisierten. Für die schweren Kürassiere kamen nur größere, nicht sonderlich wendige und widerstandsfähige Pferde aus Holstein oder Hannover in Frage, die enorm viel Futter verbrauchten („Heuverwüster“). Die leichte Kavallerie bediente sich bevorzugt in der Ukraine oder in den Donaufürstentümern. Auch das Pferdematerial wurde vom Generalkriegskommissariat auf Tauglichkeit geprüft und erst dann „assentiert“. Spätestens in maria-theresianischer Zeit bestanden genaue Anforderungsprofile für den Pferdebestand, insbesondere hinsichtlich der Größe. Nur temporär, während des Siebenjährigen Krieges ab 1760, wurde der Pferdeankauf in der Hand des Feldmarschall-Leutnants Heinrich Baron du Pin de la Reintrie konzentriert. Erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ist es im Bereich der Remontierung zu intensiveren Bemühungen um eine Zentralisierung und Verstaatlichung der militärischen Pferdezucht im Inland gekommen, es entstanden Beschäl- und Remontierungsdepartements, in Ungarn und Siebenbürgen ab 1781 Remontenassentkommissionen. In der Bukowina bestand ein Remontendepot für die in Galizien stationierten Regimenter. Aus dieser Wurzel entwickelten sich jene Militärgestüte (die bedeutendsten waren Radautz in der Bukowina und Mezőhegyes in Ungarn), die im 19. Jahrhundert dann in der Lage waren, den Bedarf des Militärs zu decken. Gleichzeitig hat das Konskriptions- und Werbbezirkssystem ab 1770 eine Aufnahme und Kategorisierung der in den konskribierten Ländern vorrätigen Pferde und Zugtiere vorgeschrieben, auf die man im Kriegsfall gegen eine Abschlagszahlung für Artillerie, Fuhrwesenskorps und sonstige Bespannungsdienste zurückgreifen konnte. Quellenlage und Forschungsstand Das Thema ist kaum untersucht. FZPE 1876–1892, Bd. I/1, 271f., Wrede (Alphons) 1898–1905, Bd. 3/1, 110–117, ÖEFK 1, 473–475, KGFR 1, 213–215; zuletzt Rautschka 1999. Zur Tierarzneischule vgl. Kap. VII.3.7.9.1.
3.7.7. Militärgerichtsbarkeit Die Militärgerichtsbarkeit war in der frühneuzeitlichen Habsburgermonarchie auf allen Ebenen autonom; die Zivil- und Strafgerichtsbarkeit (inkl. der Verhängung von
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Leibes- und Lebensstrafen) sowie die freiwillige Gerichtsbarkeit (Verlassenschaftsabhandlungen) blieb für die Masse des Militärs vergleichbar der grundherrlichen Patrimonialgerichtsbarkeit bis 1868 Sache der Regimenter, d. h. der Regimentsinhaber (bzw. der Korps- und Anstaltskommandanten) als Gerichtsherren für alle Regiments- bzw. Korpsangehörigen. Vor das forum militare gehörten daher auch die Familien und Bedienten der Militärpersonen im engeren Sinne. Militärs in Hofdiensten und Beamte der militärischen Zentralbehörde unterstanden bis 1783 der Gerichtsbarkeit des Obersthofmarschalls. Bei operierenden Armeen bestand das „Generalobristfeldgericht“ als Gericht des verantwortlichen Feldherrn für Rechtsfälle außerhalb der Regimentsgerichtsbarkeit. Der Generalgewaltige (Generalprofos) war das oberste „Polizeiorgan“ im Hauptquartier einer Feldarmee mit weitreichender Strafbefugnis gegen Plünderer. Ihm unterstanden alle Profosen. Revisionen und Appellationen gingen vor allem in Zivilstreitigkeiten an den Hofkriegsrat, hinsichtlich der peinlichen Gerichtsbarkeit waren die Eingriffsrechte der obersten Militärbehörde sehr begrenzt. Die Revision von Strafprozessen gegen Offiziere übernahm das Generalfeldkriegsauditoriat in Wien als ausführendes Organ des Hofkriegsrates (Kap. VII.3.3.1). Erst seit 1753 bestanden zur Entlastung des Hofkriegsrates im zivilrechtlichen Verfahren außerhalb der Regimentsgerichtsbarkeit als Erstinstanzen die Judicia delegata. 1803 kam ein Militärappellationsgericht als Kriminalobergericht und zweite Instanz in allen Rechtsangelegenheiten hinzu. Nur in den Generalaten der Militärgrenze existierten schon seit 1786 Appellationsmilitärjustizstellen. 1869 – nach der Einführung der Allgemeinen Wehrpflicht – endete die militärische Sondergerichtsbarkeit in Zivilrechtssachen, Militärpersonen und ihre Angehörigen waren hinfort der ordentlichen Zivilgerichtsbarkeit unterworfen. Während die Autonomie der Regimentsgerichte über die Jahrhunderte kaum nennenswert eingeschränkt wurde, begannen sich das Verfahren und die Rechtsgrundlagen noch im 16. Jahrhundert deutlich zu wandeln. Von der genossenschaftlichen Rechtsfindung der Söldnerhaufen im öffentlichen Schultheißengericht veränderte sich das militärische Rechtswesen allmählich zu einer obrigkeitlichen Veranstaltung. In dem Maße, in dem sich die Stehenden Heere zu staatlich bzw. landesfürstlich finanzierten Institutionen wandelten, musste auch die Militärgerichtsbarkeit verstärkt unter den Einfluss des Dienstgebers gebracht und als Disziplinierungsmittel eingesetzt werden. Die Anfänge dieser Entwicklung lassen sich bis in die Landsknechtszeit zurückverfolgen, als Kriegsherren bereits versuchten, die traditionellen, von den Söldnern bei der Musterung zu beschwörenden Artikelbriefe, also erweiterte, anfangs nur für einen Feldzug verlautbarte Eidestexte, von bilateralen „Arbeitsübereinkommen“ zu einseitigen Pflichtenkatalogen, ja zu regelrechten „Zuchtordnungen“ umzugestalten. Aus dem selbstbewussten, bunt und schrill gekleideten Söldner als Ein-Mann-Unternehmen wurde allmählich der uniformierte und gedrillte Soldat als „Massenware“. Die Tendenz zur „Versittlichung“ des Militärs im Zeichen der Oranischen Heeresreform Ende des 16. Jahrhunderts hat diesen Trend weiter verstärkt und auch das gelehrte Recht aus klassischer Wurzel vermehrt in die im deutschen Sprachraum damals noch recht urwüchsige und archaische Militärgerichtsbarkeit eingebracht. Die aus den Artikelbriefen hervorgegangenen „Kriegsartikel“ sind spätestens im 17. Jahrhundert – nach niederländischem und vor allem schwedischem Vorbild – nichts anderes als militärische Strafgesetzbücher. Eine größere Regelungsdichte wurde allein schon deshalb nötig, weil man die Truppen ja nicht mehr bloß für einen Feldzug warb, sondern auf Dauer unterhielt.
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Artikelbriefe galten für die Fußknechte, für die Reiter, die man sich als immer noch adelig dominierte Waffengattung dachte, entstanden mit Verspätung eigene „Reiterrechte“ (Reiterartikelbriefe), die bis Anfang des 17. Jahrhunderts mit den Obristen-Bestallungen verbunden blieben (daher auch „Reiterbestallung“ im Sinn von Artikelbrief ). Bei der schweren Kavallerie verfügten die Regimentsinhaber nicht über das Recht über Leben und Tod, das im Felde dem kommandierenden General, ansonsten dem Hofkriegsrat zukam. Ein Artikelbrief für die deutschen Fußknechte und ein „Reiterrecht“ wurden 1570 durch Reichsschluss reichsgesetzlich verankert und waren wie auch die Novellierung von 1672/73, die endlich gemeinsame Vorschriften für das Kriegsvolk zu Ross und zu Fuß schuf, zugleich auch – mit einigen Abstrichen – für das Stehende Heer des Kaisers maßgeblich. Nach einer Ajourierung 1769 galten in der Habsburgermonarchie von 1808 bis zur Modernisierung des Militärstrafrechts durch ein Militärstrafgesetzbuch 1855 die wesentlich zeitgemäßeren Kriegsartikel Erzherzog Karls. Zur Blütezeit des „ungebundenen Söldnertums“ wurden Rechtsbrecher von Kameradschaftsgerichten abgeurteilt. Man unterschied das Schultheißengericht, das öffentlich im Beisein aller Angehöriger des Haufens (Regiments) abgehalten wurde, und die noch stärker genossenschaftlich geprägten „Spießgerichte“ („Recht der langen Spieße“), bei denen Findung und Ausführung des Urteils gänzlich zur Sache der Landsknechtsgemeinschaft wurden. Spätestens an der Wende zum 17. Jahrhundert wurde die kameradschaftliche Gerichtsbarkeit zurückgedrängt. War der Schultheiß der Landsknechte als Gerichtsvorsitzender noch ein besonders erfahrener Söldner, so hatte der wohl aus dem spanischen Rechtsbereich importierte „Auditeur“ oder „Auditor“, der Militärrichter der Regimenter, tunlichst ausgebildeter Jurist zu sein und zudem eine Prüfung vor dem Justizkollegium des Hofkriegsrates zu absolvieren. Er übernahm sehr oft auch die Funktion eines Regimentssekretärs. Bei den Feldarmeen und in den größeren Festungen stand jeweils ein höherrangiger Auditor (Kriegsgerichtsschultheiß oder General-Auditor-Leutnant, der spätere Stabsauditor der dauerhaft eingerichteten Generalkommanden in den Ländern), dem allerdings Eingriffe in den Regimentsbann nur ausnahmsweise möglich waren. Das ordentliche Verfahren war das feierliche, stark ritualisierte „Kriegsrecht“ (bei reduzierter Besetzung „halbes Kriegsrecht“) unter dem Vorsitz eines Stabsoffiziers als Vertreter des Regimentsinhabers und unter Mitwirkung von Beisitzern aus dem Offiziers-, Unteroffiziers- und Mannschaftsstand. Als Rechtsgrundlage zog man die Kriegsartikel und die jeweils gültige Halsgerichtsordnung (ab 1770 die Constitutio Criminalis Theresiana), subsidiär auch ältere Rechtsvorschriften heran. Die Hauptrolle spielte im Kriegsrecht natürlich der Auditor, der als einzig Rechtskundiger die Voruntersuchung abwickelte, die Akten führte und bei der Urteilsfindung die letzte und entscheidende Stimme hatte. Der Spruch erfolgte nach Mehrheit der Stimmen als „rechtliches Erkenntnis“ (bei Vergehen und geringfügigeren Verbrechen der Mannschaft) oder als „kriegsrechtliches Urteil“ bei Offizieren und Militärbeamten, Unteroffizieren und bei allen schweren Verbrechen. Die Urteile mussten vom Gerichtsherrn (also bei Fällen der Regimentsgerichtsbarkeit vom Regimentsinhaber) bestätigt werden. Im Sinne einer raschen und unkomplizierten Urteilsfindung war im Krieg bzw. bei periculum in mora das „Standrecht“ als außerordentliches und summarisches Verfahren üblich, allerdings nur unmittelbar nach begangener Tat; das Standrecht wurde – daher auch der Name – stehend in einem Kreis durchgeführt und das Urteil nach Bestätigung umgehend vollstreckt. Das Verfahren vor dem Generalobristfeldgericht einer operierenden Armee hieß „Generalsrecht“.
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Die im Rahmen der Militärgerichtsbarkeit und im Disziplinarwege verhängten Strafen waren erwartbarer Weise wesentlich schärfer als im zivilen Bereich. Das galt schon für die „gemeinen Strafen“ (Disziplinarstrafen), die jeder selbständig kommandierende Offizier verhängen durfte. Im Krieg waren, um die (Marsch-)Disziplin aufrechtzuerhalten und Ausschreitungen insbesondere gegen die Zivilbevölkerung zu unterbinden, Lebensstrafen ohne Urteil möglich. Noch Prinz Eugen ließ 1701 nach eigenem Eingeständnis bei der Italienarmee zahlreiche Soldaten kleinerer Vergehen wegen hinrichten, um ein Exempel zu statuieren. Ehrenstrafen wurden für unehrliche Delikte verhängt, durch die der Delinquent ehrlos und zum Schelm gemacht wurde. Auch das im 18. Jahrhundert durch die Galeerenstrafe abgelöste Abschneiden von Nase und Ohren oder das Prügeln durch die Steckenknechte machte ehrlos. Möglich waren selbstverständlich auch die Degradierung von Unteroffizieren und die Entlassung von Gemeinen ohne Abschied. Bei (vermeintlicher) Feigheit vor dem Feind ist man lange Zeit sehr rigoros vorgegangen, ganz wie es die Carolina von 1532 und die Kriegsartikel bestimmten. Wiederholt wurden während des Dreißigjährigen Krieges Offiziere durchgegangener Einheiten hingerichtet, die Regimenter selbst dezimiert und aufgelöst. Noch am Ende der Regierungszeit Karls VI. (1711–1740) kamen erfolglose Generäle regelmäßig in Untersuchungshaft und vor ein Kriegsgericht. Besonders gefährlich lebten Generäle, die wichtige Festungen übergaben. Noch 1738 endete der Ingenieurgeneral Moritz Nikolaus Doxat de Morez, der 1737 in Nisch vor den Türken kapituliert hatte, auf dem Schafott. Die Desertion wurde grundsätzlich, insbesondere wenn vor dem Feind im Felde begangen, mit dem Strang, bei mildernden Umständen durch das Abschneiden von Nase und Ohren bestraft. Als die Desertion etwa ab der Mitte des 18. Jahrhunderts zum Massenproblem wurde, sich das Heer aber durch die Umstellung des Ergänzungswesens (siehe Kap. VII.3.7.1.3) immer mehr aus zwangsverpflichteten Landeskindern zusammensetzte, ließ sich nicht mehr derart rigoros vorgehen. Auch mehrfach eingefangene Deserteure wurden immer wieder eingereiht, regelmäßige Generalpardons für Deserteure sicherten bei freiwilliger Rückkehr Straffreiheit zu. Auch das offiziell mit dem Tode bedrohte Duell (Duell- und Ausforderungspönalmandat 1682) wurde in der Praxis nicht geahndet und blieb ein anerkanntes Mittel zur Wahrung der (Standes-)Ehre der Offiziere. Prügeln durch Stockschläge (bei der Kavallerie vielfach Degenstreiche) des jeweils Vorgesetzten spielte eine große Rolle sowohl als Disziplinarmaßnahme als auch als gerichtlich verhängte Körperstrafe und wurde sichtlich so exzessiv geübt, dass Ausnahmen festgelegt werden mussten, um das Ansehen von Unteroffizieren nicht nachhaltig zu beschädigen. Ab 1769 durften Unteroffiziere nicht mehr mit dem Stock gezüchtigt werden. Außerdem mahnte man erhöhte Vorsicht beim Prügeln selbst an, damit Soldaten nicht durch Schläge auf Kopf und Arme buchstäblich lahm geschlagen wurden („PrügelNorma“ von 1763). Unter 50 Stockstreiche konnte der Regimentskommandant im Disziplinarweg verhängen, für 50 bis 75 Streiche bedurfte es eines rechtlichen Erkenntnisses, darüber war ein kriegsgerichtliches Urteil erforderlich. Als weniger gefährlich erachtete man bis Anfang des 18. Jahrhunderts das sog. Gassenlaufen (Spießrutenlaufen). Dabei musste der Delinquent mit entblößtem Oberkörper durch eine „Gasse“ zwischen zwei Reihen seiner Kameraden laufen, die mit Ruten (bei der Kavallerie bis 1808 auch mit Steigbügel- oder Packriemen) auf ihn einzuschlagen hatten. Das Strafausmaß konnte durch Verlängerung der Gasse, wiederholtes Durchlaufen (Maximalstrafe: zehnmaliges Laufen durch 300 Mann) und Bremsung der Laufgeschwin-
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digkeit bis zur faktischen Todesstrafe gesteigert werden. Die maria-theresianischen Reformen haben wohl zu einer Reglementierung des Strafrechts (Militärjustiznorma 1754) und der Körperstrafen (z. B. Gassenlaufen-Normale 1752) geführt, nicht aber zu einer Aufhebung der Züchtigung. Erst 1855 verschwand das Gassenlaufen aus dem Kanon der Strafmaßnahmen, 1868 wurde die körperliche Züchtigung im Zuge der Einführung der Allgemeinen Wehrpflicht überhaupt verboten. Quellenlage und Forschungsstand Die Regimentsarchive und damit die Judizialakten der Regimenter sind heute großteils verloren. Die Bestandsgruppe Militärgerichtsarchiv(e) des KA, die freilich stets nur wenig frühneuzeitliches Material enthielt und überwiegend aus Militärstrafakten des Ersten Weltkriegs bestand, wurde bei der Auslagerung im Zweiten Weltkrieg so schwer in Mitleidenschaft gezogen, dass die kümmerlichen Reste kaum noch zu benützen sind. Vgl. auch Fodor 1972. Die v. a. personengeschichtlich interessanten Militärzivilrechtsakten der Generalkommanden in den Ländern (Judicia delegata bzw. Landesmilitärgerichte) sind zum Teil im Verband der Archive eben dieser militärischen Territorialbehörden auf uns gekommen (im KA: Niederösterreich und Innerösterreich), oft auf Umwegen über die Zivilgerichte, an die sie bei der Auflösung 1868/69 abgegeben werden mussten. Vergleichsweise gut erhalten sind die Justizakten des Hofkriegsrats (durchgehende Justizprotokolle ab 1704). Selbständige Gerichte hatten auch die Gardeformationen und die Schulen, Akademien und Anstalten. Das Thema der autonomen Militärgerichtsbarkeit ist für die Frühe Neuzeit bisher weder von Historikern noch von Rechtshistorikern wirklich eingehend untersucht worden. Die meisten Untersuchungen widmen sich der Ausnahmegerichtsbarkeit des Ersten Weltkrieges. Zur progressiven Unterwerfung des frühneuzeitlichen Söldnertums unter kriegsherrliche Aufsicht und Reglementierung siehe allgemein Burschel 1994b, dazu im Gegensatz das selbstbewusste Genossenschaftsrecht der Landsknechte bei Baumann (R.) 1994. Zu den Kriegsartikeln und Reiterbestallungen vgl. die eher textkritischen Pionierarbeiten Erben 1901 und 1902b. Kurze Überblicksdarstellungen sind FZPE 1876– 1892, Bd. I/1, 335–356, und (auf Grundlage der Theresianischen Militärjustiznorm 1754) Hartl (F.) 1981. Die besten Quellen stellen natürlich weiterhin zeitgenössische Rechtsvorschriften und begleitende Kommentare von Militärjuristen dar wie Maldonerus 1687, Kostka 1724 und Kögl de Waldinutzy 1764/65 (deutsch Tl. 1: 1772). Die „gemischte Rechtslage“ im Bereich der ungarischen Militärgrenze des 16. und 17. Jahrhunderts bei Pálffy 1995 (deutsche Zusammenfassung 313–324).
3.7.8. Militärseelsorge Das kaiserliche bzw. k. k. Heer war offiziell natürlich ein rein katholisches. Es durften daher nur römisch-katholische Morgen-, Mittags- und Abendgebete sowie Gottesdienste abgehalten werden, an denen alle Soldaten – auch die Protestanten – gleichermaßen teilnehmen mussten; von der Kommunion blieben die Nicht-Katholiken ausgeschlossen.
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Römisch-katholische Soldaten waren zur österlichen Beichte verpflichtet und hatten bei sonstiger Geldstrafe Beichtzettel vorzulegen. Die kaiserlichen bzw. k. k. Regimenter bildeten nicht nur eigene Gerichtsbezirke, sondern waren auch eigene „Pfarren“, seit dem 17. Jahrhundert mit den entsprechenden administrativen Aufgaben, worunter insbesondere die erst 1919 abgeschaffte selbständige Kirchenbuchführung durch die Regimentsgeistlichen zu erwähnen ist. Schon die Landsknechtsfähnlein des 16. Jahrhunderts verfügten jeweils über einen eigenen Feldgeistlichen. Den im Felde stehenden (Haupt-)Armeen waren im frühen 17. Jahrhundert Generalvikare aus der hohen Geistlichkeit als Aufsichtsorgane über den Regimentskaplänen beigegeben. Die Religionsausübung der Akatholiken musste privatim und im Stillen erfolgen. Mit dem erfolgreichen Abschluss der Gegenreformation zur Mitte des 17. Jahrhunderts war professionelle Seelsorge kaum noch erreichbar. In Wien konnten insbesondere protestantische Offiziere an den Gottesdiensten in evangelischen Gesandtschaftskapellen teilnehmen. Bei Übernahme protestantischer Hilfstruppen wurden diesen vertraglich das Recht auf freie Religionsausübung und die Duldung ihrer Prediger zugesagt. Probleme gab es bei gemeinsamen Operationen mit protestantischen Verbündeten; hier war auf strenge Separierung von den katholischen Einheiten und, falls man in den Erblanden stand, auch von der lokalen Bevölkerung zu achten. Dabei muss in der Praxis auch in den eigenen Reihen der Anteil der protestantischen Soldaten beträchtlich gewesen sein und insbesondere die kaiserliche Werbung auf dem Gebiet des Heiligen Römischen Reichs eine große Zahl nicht-katholischer Rekruten zu den Fahnen gebracht haben; in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts war von mindestens einem Sechstel die Rede. Wohl wurde in den Kriegsartikeln großer Wert auf Gottesfurcht gelegt und „Zauberei“ unter Strafe gestellt, aber unter den Richtlinien für die kaiserlichen Werbkommandos findet sich die Konfession nicht als Ausschließungsgrund genannt, sodass Multikonfessionalität als Normalzustand zu bezeichnen sein wird. Selbst in der Führungsebene wurde nur teilweise auf die Konfessionszugehörigkeit gesehen. Sogar der aus dem Nassauischen stammende kaiserliche Oberbefehlshaber am Ende des Dreißigjährigen Krieges, Peter Melander Graf von Holzappel († 1648), war Kalvinist. Die ständisch dominierte kroatisch-slawonische, aber auch die ungarische Militärgrenze des 16. Jahrhunderts waren überhaupt von evangelischen Funktionsträgern und damit von evangelischen Predigern dominiert. Erst 1595 hat Graz dem ein Ende gesetzt. Auch die Hinrichtung des protestantischen Kommandanten von Kanischa, Georg von Paradeiser († 1601), der 1600 vor den Türken kapituliert hatte, wird bisweilen als konfessionell motivierte Politjustiz bewertet. Gegenreformatorische Initiativen konnten im Bereich der Armee erst gestartet werden, als der privatwirtschaftliche Charakter des Waffenhandwerks zurückgedrängt, die unternehmerische Unabhängigkeit der Regimentsinhaber deutlich beschnitten und der Dienst mit der Waffe mehr und mehr als öffentlich-rechtliches Dienstverhältnis begriffen wurde. 1641, als man gerade nur mehr drei protestantische Obrist-Regimentsinhaber zählte, untersagte der Kaiser die bis dahin inoffiziell tolerierte Bestellung protestantischer Regimentspfarrer. 1643 übertrug Ferdinand III. die Leitung der Militärseelsorge dem Jesuitenorden; der Beichtvater des Kaisers war nunmehr zugleich oberster Militärgeistlicher (capellanus maior castrensis), ihm zur Seite stand der Generalstabskaplan als Koadjutor. Bei der Armee im Felde vertrat den Beichtvater ein für jeden Feldzug eigens ernannter Feldsuperior,
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ebenfalls aus dem Stand der Societas Jesu. Für die Feldarmeen organisierte der Orden auch eigene „Feldmissionen“. Bei den Weltgeistlichen und den übrigen Orden regte sich entsprechender Widerstand, sodass man neben dem Feldsuperior einen Weltgeistlichen als Generalvikar einsetzte. Die Feldkapläne stammten aus unterschiedlichen Orden bzw. waren Weltpriester, mehr als ein Viertel gehörte aber noch 1750 dem Jesuitenorden an, 1782 waren die Weltpriester in der Mehrheit. Ein päpstliches Breve vom September 1643 eximierte alle Personen qui in castra degunt et castra sequuntur für die Dauer des Krieges von der zivilgeistlichen Zuständigkeit. Seit 1689 galt die Exemtion von der Diözesankompetenz auch in Friedenszeiten. 1720 sanktionierte der Papst definitiv die Schaffung einer eigenen und dauernden militärbischöflichen Jurisdiktion über alle Armeeangehörigen unter dem kaiserlichen Beichtvater, der als delegierter apostolischer Feldvikar (vicarius apostolicus castrensis/campestris) zu betrachten war, aber alle sieben Jahre um Erneuerung der Vollmacht einzukommen hatte. Permanente Kompetenzstreitigkeiten zwischen dem Militärbischof und den Diözesanbischöfen – so sollte den Feldgeistlichen die Militärseelsorge in Garnisonen und Winterquartieren untersagt werden – erzwangen im Sommer 1752 (ergänzt 1771) eine katalogartige Unterscheidung zwischen militia vaga (Regimenter, Korps, Anstalten, Festungen, Generalstab) und militia stabilis (Militärgrenze, Festungskommandanten mit ihren Stäben, Garnisonsärzte, Oberstschiffamt, Militärpensionisten etc.): Erstere war von der Militärseelsorge zu betreuen, Letztere blieb in die angestammten Kirchenstrukturen eingebettet. Die Rechte der Militärgeistlichen mussten immer wieder energisch gegen den Widerstand der Zivilkirche durchgesetzt werden. Die Aufhebung des Jesuitenordens in Österreich zwang im Dezember 1773 zu einer neuen Lösung. Der letzte capellanus major castrensis Ignaz Kampmüller SJ (1693–1777), Beichtvater Maria Theresias, der 1761 ein Dienstreglement für Regiments- und Feldkapläne herausgegeben hatte, legte seine Funktion nieder. Im Einvernehmen mit dem Heiligen Stuhl schuf man ein k. k. Apostolisches Feldvikariat, das bis 1826 mit dem Bistum Wiener Neustadt bzw. St. Pölten verbunden blieb und dem Hofkriegsrat unterstand. Unterstützt wurde das Feldvikariat von einem Feldkonsistorium als Kanzlei und einem eigenen Militärehegericht (1785 aufgelöst, die Zuständigkeit wurde den Judicia delegata übertragen). In den Ländern wurden 1775 neben den bloß temporären Superioraten bei den operierenden Feldarmeen auch neun den jeweiligen Landesgeneralkommanden beigeordnete Feldsuperiorate stabil eingerichtet (Innerösterreich, Ober- und Niederösterreich, Ungarn, Böhmen, Mähren, Galizien, Siebenbürgen, Lombardei, Österreichische Niederlande). Ihnen waren in spiritualibus wiederum die Feldkapläne, insgesamt 151, unterstellt, die aber noch bis 1805 von den Regimentsinhabern präsentiert (und entlassen) wurden, danach von dem für den Werbbezirk des Regiments örtlich zuständigen Diözesanbischof. Die Gerichtsrechte des Regimentsinhabers über den Feldkaplan blieben davon bis 1799 unberührt; erst in diesem Jahr wurden die Regimentsgeistlichen der Gerichtsbarkeit des Feldvikariats unterworfen. Der Rang des Regimentskaplans in der Regimentshierarchie blieb bis 1855 unbestimmt, in den Monatstabellen fand er seinen Platz nach dem zweiten Major. Auch für die Heranbildung des Nachwuchses wurde gesorgt und 1789 im Priesterhaus von St. Pölten ein sog. Feldalumnat eingerichtet, das in einem vierjährigen Kursus 40 Absolventen des Generalseminars zu Feldgeistlichen fortzubilden hatte. Ordensgeistliche, die noch unter Maria Theresia den größten Anteil unter den Militärgeistlichen stellten, sollten möglichst nicht mehr herangezogen werden. Neben der Besoldung bezog der Regimentsgeistliche auch Stolgebühren. Die Pflicht zur geistlichen Betreuung der Ver-
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wundeten und Sterbenden involvierte sie direkt in die Kampfhandlungen. In der Schlacht von Grocka gegen die Türken (1739) kam neben drei Kaplänen sogar der Feldsuperior Pater Ignaz Ceschi ums Leben, als er Verwundeten den letzten Trost spendete. Die Ausdehnung der organisierten Militärseelsorge auf Nicht-Katholiken – 1882 sogar auf die muslimischen bosnischen Soldaten – ist eine späte, schließlich von der Einführung der Allgemeinen Wehrpflicht 1868 erzwungene Entwicklung. 1749 wurde nochmals eingeschärft, dass nur katholische Kapläne angestellt werden durften und ausschließlich katholische Gottesdienste abzuhalten wären. Bereits ab 1758 wurden aber bei den Militärgrenzregimentern zumindest für die Dauer des Feldzuges griechisch-orthodoxe Kapläne, ab 1779 auch griechisch-unierte Geistliche als Seelsorger für die galizischen Soldaten systemisiert. Das Infanteriereglement von 1769 ordnete an, dass von Religion tunlichst nicht gesprochen werden sollte, und bei Verleihung des 1757 gegründeten Militär-MariaTheresien-Ordens durfte ausdrücklich nicht auf die Konfession des Bewerbers gesehen werden, doch sind andererseits gerade unter Maria Theresia Ansätze einer antiprotestantischen Personalpolitik im Kleinen erkennbar. 1782 entstanden in Prag (mit eigenem Feldprediger), Brünn und Olmütz erste evangelische Militärgemeinden. Die gegen den Willen der Militärverwaltung durchgesetzte Einziehung von Juden zum Militärdienst ab 1788 zwang zu bemerkenswerter Rücksicht auf die jüdischen Religionsvorschriften. Ab 1789 durften jüdische Soldaten auf die Thora schwören. Apostolische Feldvikare
1773–1792
1792–1794
1794–1803
Heinrich Johann von Kerens, Bischof von Wiener Neustadt (ab 1785 von St. Pölten) Feldkonsistorialdirektor Gottfried Josef Crüts von Creits (interimistische Leitung) Sigismund Anton Graf Hohenwarth, Bischof von St. Pölten Quellenlage und Forschungsstand
Der für die frühe Zeit recht schüttere Schriftgutnachlass des Apostolischen Feldvikariats und die Militärmatriken werden im KA verwahrt. Vgl. dazu am besten Tepperberg 2001. Von tschechischer Seite Kokošková 1995. Auf Grundlage der archivalischen Überlieferung des Feldvikariats (heute im KA) arbeitete Bielik 1901, worauf wiederum Gröger–Ham–Sammer 2001 und Zakar 2002b fußen. FZPE 1876–1892, Bd. I/1, 358–361 und 364–366, bietet nur Splitter. Zur Situation der Protestanten insbes. Hanak 1974, Tepperberg 1996 und Zakar 2002a.
3.7.9. Militärsanitätswesen Eigenes militärmedizinisches Personal ist bereits in der Landsknechtszeit nachweisbar. Schon früh weisen Bestallungsbriefe Beträge für Wundärzte bzw. Feldschere nach. Außerdem ist auf übergeordneter Ebene von Spitalsordnungen und Spitalmeistern die Rede. Im Dreißigjährigen Krieg verfügte jede Kompanie bzw. jede Eskadron standardmäßig über einen (meist unausgebildeten) Wundarzt als Kompaniefeldscher (im Korporalsrang), der
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aus Abzügen vom Sold der Soldaten (Apothekergroschen, Beckengeld) finanziert wurde und direkt dem Fähnrich unterstand. Die Soldabzüge für die medizinische Betreuung hörten in der k. k. Armee für die Gemeinen erst im Januar 1772 auf. Ab diesem Zeitpunkt erfolgte die ärztliche Behandlung gratis. Aufgaben der Feldschere waren – neben der Barbierung der Regimentsangehörigen zweimal pro Woche – chirurgische Eingriffe zur rudimentären Erstversorgung von Wunden. Für Fragen der inneren Medizin oder für die Rehabilitation der Verwundeten waren sie nicht zuständig. Nur in den Armeehauptquartieren gab es im späten 17. und im 18. Jahrhundert dafür kompetente Stabs- oder Feldmedici (Doktoren der Medizin), die auch die in der Feldapotheke verwahrten zentralen Vorräte an teuren Medizinen verteilten, und höher qualifizierte Stabsfeldschere (Stabschirurgen). Eigene Feldapothekendirektoren verwalteten die Feldapotheke. Die Feldmedici waren in Friedenszeiten demobilisiert und erhielten ein Wartgeld. An Chirurgen bestand vielfach erheblicher Mangel, sie mussten zum Teil im Ausland rekrutiert werden. Mit Verordnung vom Februar 1718 sollte anstelle der Kompaniefeldschere bei jedem Regimentsstab ein bis 1752 unter dem Stock des Obersten stehender erfahrener Chirurg als Regimentsfeldscher systemisiert werden, dem bei der Infanterie zehn, bei der Kavallerie je sechs geprüfte Feldschergesellen zuarbeiten mussten. Die Regimentsfeldschere verwahrten auch den Regimentsfeldkasten mit den aus der Feldapotheke zugeteilten Medikamenten sowie die chirurgischen Instrumente. An der Spitze des Militärsanitätswesens einer Armee standen der älteste Stabs- oder Feldmedicus als „Feldprotomedicus“ oder „Generalfeldmedicus“ und der Oberstabschirurg. Beide waren durch die ökonomische und administrative Aufsicht des Generalkriegskommissariats, insbesondere in Bezug auf das Medikamentenwesen, stark behindert. Erst 1746 hat man den Feldprotomedicus in fachlicher Hinsicht selbständiger gestellt. 1738 erschien aus Anlass des Türkenkrieges die erste Instruktion für Feldmedici und Stabschirurgen. Das anlassbezogene militärmedizinische Vorschriftenwesen (nun über den Druck verbreitet) blieb auch für die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts charakteristisch. 1756 erließ das Generalkriegskommissariat Bestimmungen für die Einrichtung und den Betrieb von Feldspitälern, 1759 folgte eine Instruktion für die Regimentschirurgen, 1778/79 und 1788/89 neue Bestimmungen für das Sanitätswesen bei den Feldarmeen. Bei größeren operierenden Armeen bestand ein zentrales Feldspital. Eine wichtige Rolle spielte, gerade was die Krankenpflege betrifft, neben dem Anfang des 17. Jahrhunderts in Österreich angesiedelten Orden der Barmherzigen Brüder der Tross und hier speziell das weibliche Element. Schon seit Ende des 16. Jahrhunderts ist zudem der Usus nachweisbar, verwundete Soldaten in erklecklicher Zahl zur Pflege den Ländern zuzuweisen. Die daraus entstehenden Kosten durften zum Teil von der nächstfälligen Steuersumme abgezogen werden. Gleichzeitig fehlt es allerdings nicht an Hinweisen, dass man sich in kritischen Situationen um die Verwundeten wenig scherte. Aus den Türkenkriegen wird wiederholt berichtet, dass man bei überhasteten Rückzügen auch die Kranken und Verwundeten zurückließ und diese dann von den Osmanen massakriert wurden. Generell war es im Kriegshandwerk ein offenes Geheimnis, dass mehr Soldaten an Krankheiten starben als in der Schlacht. Immerhin hören wir schon im 17. Jahrhundert von Abkommen zwischen kriegführenden Parteien zur Ächtung heimtückischer Waffen. Zinn- und Drahtgeschoße, die besonders grässliche Wunden verursachten, sowie vergiftete Kugeln wurden wiederholt ver-
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boten. Ärzte und Apotheker durften nicht als Kriegsgefangene behandelt, sondern sollten umgehend ohne Lösegeld freigelassen werden. Während des Gefechts standen die Feldschere hinter dem Regiment mit ihren Gesellen und Verbandszeug bereit. Zudem bestanden hinter der Schlachtlinie ausgefahnte Verbandsplätze unter der Leitung von Stabschirurgen. Weiter hinter der Front der Armee richtete man „fliegende Spitäler“ ein, im Hinterland größere Hauptspitäler. Ein eigenes Fuhrwesen für den Kranken- und Verwundetentransport bestand nicht. Maria Theresia und ihr Leibarzt Gerard van Swieten haben sich der medizinischen Versorgung der Militärpersonen im Besonderen angenommen. 1750 wies die KaiserinKönigin den Hofkriegsrat an, nur mehr ausgebildete und geprüfte Medici und Chirurgen einzustellen. Auch für die Unterfeldschere wurde ein Minimum an Ausbildung und eine Prüfung vorgeschrieben. Ebenfalls 1750 publizierte van Swieten ein Handbuch für Feldärzte. 1752 wurden die Regimentsfeldschere in Regimentschirurgen umbenannt und ab 1755 in der Regimentshierarchie mit dem Leutnantsrang geführt, die Feldschere (Unterchirurgen) als jüngste Fähnriche. Bei den Hauptquartieren waren weiterhin Stabschirurgen (im Hauptmannsrang) eingeteilt, graduierte Doktoren mit längerer Dienstzeit. Auch das militärmedizinische Personal führte die Flinte und trug eine eigene Uniform. Insgesamt blieb die Zahl der Militärmediziner erstaunlich gering, obwohl nun auch im Frieden dauernde Garnisonsspitäler bestanden. 1788 – also während des letzten Türkenkrieges – wurde die Zahl des Militärsanitätspersonals (im weitesten Sinne) mit 1.300 Köpfen angegeben. Im Frieden verfügte jedes Regiment unter dem Regimentschirurgen über zwei Ober- und acht Unterchirurgen. Die Bataillonschirurgen (ab 1769 systemisiert) sollten Magistri der Chirurgie sein, die Unterchirurgen wurden dem Mannschaftsstand entnommen. Im Krieg stockte man das ärztliche Personal auf drei Bataillonschirurgen pro Regiment auf, jede Kompanie sollte über einen Unterchirurgen verfügen. Den Bataillonschirurgen entsprachen die Oberchirurgen der Kavallerie, im Kriegsfall zwei pro Regiment. Oberchirurgen hießen außerdem die Regimentschirurgen bei den Spezialkorps wie den Ingenieuren oder dem Fuhrwesen. Zu Krankenwärtern und Spitalsknechten wurden ab 1784 halbinvalide Soldaten herangezogen, die noch von brauchbarer Leibesbeschaffenheit waren. Eine professionelle fachliche Schulung für Militärärzte fehlte bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts. 1768 wurde auf Initiative Karls von Lothringen zunächst in Brüssel eine militärärztliche Lehranstalt gegründet (1784 aufgehoben). 1775 entstand in dem 1769 gegründeten Gumpendorfer Militärhospital (der ehemaligen Ingenieurakademie) eine Lehranstalt für die Behandlung innerer Krankheiten und zur Erlernung der Militärarzneimittellehre, wo bereits angestellte Regimentschirurgen eine bloß halbjährige Nachschulung erhielten. Josephs II. persönliche Erfahrungen im Bayerischen Erbfolgekrieg (1778/79) führten zu einer gründlichen Reform des Militärsanitätswesens. 1779 übernahm der ärztliche Vertraute und Leibchirurg des Kaisers, Giovanni Alessandro Brambilla (1728–1800), als Protochirurgus oder Oberstabschirurg (Oberstfeldarzt) die Leitung des Militärsanitätsdienstes (mit einem winzigen Kanzleiapparat). Die Berufung Brambillas brachte die von Joseph II. forcierte Zusammenschmelzung von Medizin und Chirurgie im Bereich des Militärsanitätswesens auch an der organisatorischen Spitze zum Ausdruck. Schon bald nach Kriegsende 1779 richtete man an der Gumpendorfer Schule einen zweijährigen Lehrkurs ein, wofür 1781 ein eigenes, gut ausgestattetes Lehrgebäude in Wien-Gumpendorf bereitgestellt wurde. In Zukunft durften nur noch Regimentsun-
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terchirurgen aufgenommen werden, die diese Schule besucht hatten. Allerdings fehlte es an geeignetem Lehrpersonal, sodass besonders befähigte Feldchirurgen auf Studienreise nach Frankreich und England entsandt wurden. 1783 stellte Joseph II. das chirurgische Studium dem medizinischen gleich. Stabs- und Regimentschirurgen mit den erforderlichen Prüfungen wurden nun zu Doktoren der Chirurgie promoviert. Zugleich fiel die Entscheidung, eine neue Ausbildungsstätte für höhere Militärärzte, aber auch für subalterne Feldärzte nahe der Alserkaserne und des Allgemeinen Krankenhauses zu errichten und ein großes Militärspital anzuschließen. Parallel dazu entstanden auch in anderen Großstädten Militärspitäler, die entweder neue Gebäude (Mailand, Mantua, Theresienstadt, Königgrätz, Lemberg, Hermannstadt) oder aufgelassene Jesuitenkollegien (Prag, Pest, Brünn, Olmütz) zugewiesen erhielten. Im November 1785 konnten in Wien die in einem klassizistischen Prachtbau des Isidor Ganneval (Isidore Canevale) untergebrachte Chirurgenschule (ab 1786: medizinisch-chirurgische Josephs-Akademie, kurz „Josephinum“) und das Spital feierlich eröffnet werden (gedruckte Instruktion von 1784). Alle zwei Jahre wurden über Vorschlag des Protochirurgus 30 Bataillons- bzw. Oberchirurgen einberufen, um die zweijährige medizinisch-chirurgische Ausbildung zu absolvieren. Nach einem Vorbereitungskurs waren auch Zivilzöglinge zugelassen. Die Schüler hatten im angeschlossenen Spital Dienst zu versehen. Die Direktion dieser militarisierten Ausbildungsstätte übernahm der kaiserliche Leibchirurg Brambilla; sie war seit damals regelmäßig mit der Funktion eines Chefs des militärärztlichen Dienstes verbunden. Die Akademie im Universitätsrang durfte Magistri und Doctores promovieren. Das Lehrpersonal bestand aus fünf Professoren für Anatomie und Physiologie, Pathologie, Chirurgie, innere Medizin und Chemie mit Botanik. Der Lehrstuhlinhaber für Chemie und Botanik war auch Direktor sämtlicher Militärapotheken. Die Konkurrenz mit der an der Universität Wien gelehrten Inneren Medizin bedrohte wiederholt die Existenz der Akademie, die 1848 aufgelöst und mit der Wiener Universität vereinigt wurde, nach einer kurzen Wiederbelebung im Jahre 1854 dann endgültig im Jahre 1874. Erst seit Beginn des 19. Jahrhunderts ersetzte auch beim Militär die Bezeichnung Arzt auf allen Stufen die Bezeichnung Chirurg. 3.7.9.1. Exkurs: Das Militärveterinärwesen Nicht nur die Humanmedizin lag beim Militär lange Zeit im Argen, sondern auch die Sorge um die wichtigsten militärischen Nutztiere, die Pferde. 1764 bis 1766 entsandte Maria Theresia den aus Cremona gebürtigen Militärhufschmied Ludovico Scotti (1728–1806) mit zwei anderen Militärtierärzten an die französische Veterinärschule in Lyon. Auf Grundlage seiner Vorschläge wurde 1766 an einer „Pferdecur- und Operationsschule“ auf der Wieden in Wien, der ersten Pferdearzneischule im deutschen Sprachraum, ein zweijähriges studium veterinarium für Militärtierärzte (Fahnenschmiede) eingerichtet. Ausschließlich Schmiedgesellen, die den Kurs mit Erfolg absolviert hatten, sollten bei den Regimentern angenommen werden und durften auch bei den Zünften aller Erblande zum Meisterrecht gelangen. Gegen den ursprünglichen Plan mussten bald Zivilschüler aufgenommen werden. 1769 ordnete der Hofkriegsrat den protestantischen Chirurgen Johann Gottlieb Wolstein (1738–1820) an die Tierarzneischule in Alfort bei Paris ab. Nach seiner Rück-
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kehr (1776) von einer ausgedehnten Bildungsreise wurde er (1775 in Jena zum Dr. med. promoviert) zum Professor an einer neu zu errichtenden Veterinärschule in Wien in der Landstraße ernannt (k. k. Thierspital), an der ab 1778 Militär- und Zivilschüler, aber auch ausländische Hörer zweijährige theoretische und vor allem praktische Kurse belegen konnten. Scottis Pferdecurenschule lief mit 1777 aus, Scotti selbst – zum Ersten k. k. Rossarzt ernannt – blieb bis 1802 in der Überwachung des militärischen Pferdehandels und der Beschälstationen tätig. Wolstein, der 1788 im Auftrag des Kaisers ein Handbuch für Fahnenschmiede herausgab, war in die „Jakobinerverschwörung“ verwickelt und wurde 1795 des Landes verwiesen. Quellenlage und Forschungsstand Der im KA verwahrte Bestand Oberstfeldärztliche Direktion enthält (schütteres) Material zur Organisation des Militärsanitätswesens ab 1779 und zur Josephsakademie. Das frühneuzeitliche Militärsanitätswesen bleibt (v. a. organisationsgeschichtlich) über weite Strecken eine Terra incognita. Immer noch nützlich sind die älteren Arbeiten Kirchenberger 1881, 1895 und 1899, am Rande auch Lesky 1959. Vgl. weiters FZPE 1876– 1892, Bd. I/1, 290–293, ÖEFK 1, 452–458, KGFR 1, 252–254, Angeli 1889, 42–44. Die medizinhistorische Dissertation Kutscher 1985 ist oberflächlich, auf archivalischer Grundlage gearbeitet hingegen Moerchel 1984. Zum Feldsanitätswesen und zu den Ausbildungsreformen des Aufgeklärten Absolutismus vgl. König 2008, eine Kurzfassung König 2010. Reicher ist die hier nicht zu verfolgende Literatur über das „Josephinum“. Über die Gründung desselben beispielsweise Habart 1896, Jantsch 1956 oder zuletzt Horn 2008. Das wesentliche Aktenmaterial zu den Anfängen der Veterinärmedizinischen Universität ist im Bestand Studienhofkommission des AVA sowie im KA (Hofkriegsrat) zu suchen. Die militärischen Ursprünge der Veterinärmedizin und der tierärztlichen Hochschule wurden wiederholt dargestellt. Vgl. z. B. Röll 1878, Parenzan 1998 (auf solider Quellengrundlage) oder Rautschka 1999.
3.7.10. Invalidenversorgung Während die medizinische (Not-)Versorgung verwundeter Soldaten alleine schon aus praktischen Erwägungen ein Anliegen des Dienstgebers sein musste, galt in der Zeit des freien Söldnertums dauerhafte Dienstuntauglichkeit schlichtweg als Berufsrisiko, für das weder der oberste Kriegsherr noch der Regimentsinhaber Vorsorge trafen. Schwer verwundete und verkrüppelte Soldaten, die man am liebsten in ihre Herkunftsländer abschob und damit ihren Geburtsherrschaften zur Betreuung überantwortete, rutschten auf diese Weise rasch in die soziale Unterschicht ab und mussten sich mit Bettelei oder in der Kleinkriminalität fortzubringen trachten. Abgedankte invalide Soldaten erscheinen ab der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts regelmäßig als Zielgruppe obrigkeitlicher Polizeiaktionen (Landgerichtsvisitationen, Generallandesvisitationen); sie fanden sich auch in großer Zahl an den Klosterpforten ein. Erst im Zeitalter des Nationalismus wurden Kriegsversehrte (wie auch die auf dem „Felde der Ehre“ Gefallenen) zu Trägern patriotischer Affekte und damit zum Gegenstand besonderer staatlicher Obsorge. Freilich hat
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man schon in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts aus Nützlichkeitserwägungen bedeutende Vorarbeiten geleistet, war doch insbesondere die fehlende Alters- und Invalidenversorgung als einer der wesentlichen Gründe für die geringe Attraktivität des Soldatenstandes und die systemgefährdende Zunahme der Desertionen erkannt worden. Soldatenfrauen und Soldatenkinder, die es de facto in großer Zahl gab, aber de jure nicht vorgesehen waren, blieben nach dem Tod des Familienoberhaupts gänzlich ohne Versorgung. Bestenfalls die Witwen von Generalspersonen und Offizieren erhielten Unterstützung in Form des Sterbequartals (vierteljährlicher Sold des Verstorbenen) oder einer sonstigen Abfertigung, teilweise aus besonderer landesherrlicher Gnade eine Pension, wofür schon unter Karl VI. ein mit 45.000 fl. dotierter Pensionsfonds existierte. Private Pensionsvorsorgen der Soldaten selbst schufen Abhilfe, haben sich aber nur bei den höher qualifizierten und zunftmäßig organisierten Artilleristen durchsetzen können (ArtillerieWitwen- und Waisenkonfraternität, 1764). Die Versorgungslücke schlossen bis ins 18. Jahrhundert meist private Stiftungen, insbesondere von Geistlichen. So widmeten etwa Kirchenfürsten wie der Erzbischof von Gran Georg Széchényi in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wesentliche Teile ihrer Verlassenschaft der Invalidenversorgung. Feldmarschall-Leutnant Peter Graf Strozzi († 1664) stiftete 1658 seine Herrschaft Hořice ebenfalls diesem Zweck; der niederösterreichische Regimentsrat Johann Theobald Frank widmete 1686 Grundstücke in der Wiener Alsergasse testamentarisch der Errichtung eines Soldatenspitals. 1692 ordnete Leopold I. hier die Errichtung eines Armenhauses an. Erst 1694 war – nicht zuletzt dank weiterer Stifter – das erste Spitalsgebäude fertiggestellt, das im Wesentlichen dem ersten Hof des späteren Allgemeinen Krankenhauses entsprach. 1696 soll es bereits 1.000 Leute gefasst haben. Die Oberleitung führte die Niederösterreichische Regierung. Schon 1697 gerieten die Bauarbeiten am Armenhaus ins Stocken, zudem war nur ein sehr kleiner Teil invaliden Militärpersonen vorbehalten. 1701 lebten hier bei einem Gesamtbelag von 1.200 Köpfen bloß zwei Offiziere und 96 Soldaten. Durch Zubauten entstanden ab den 1720er Jahren neue „Höfe“ für das Großarmenhaus auf dem Alsergrund, aber erst 1730 konnte das im Armenhausgarten gelegene Invalidenspital seiner Bestimmung übergeben werden. Die Anfänge des aus der Széchényi-Stiftung hervorgegangenen Pester Invalidenhauses sind bereits im Zusammenhang mit der Invalidenhofkommission (Kap. VII.3.7.10) geschildert worden. Es war Eugen von Savoyen, der ab 1723 das (nicht nur baulich) stecken gebliebene Invalidenwesen mit Energie zu reformieren gedachte. Zunächst bestand das Vorhaben, alle einschlägigen Fonds und Stiftungen zusammenzuziehen und das Pester Invalidenhaus zu einem Generalinvalidenhaus für die gesamte Monarchie auszubauen. Neben dem Stiftungsvermögen speiste sich der Invalidenfonds auch aus dem wohl nach französischem Vorbild eingeführten Invalidenkreuzer, einem ursprünglich nur für das Pester Invalidenhaus bestimmten monatlichen Abzug von der Gebühr des Soldaten als Zwangsversicherungsprämie, aus Abfahrtsgeldern, erbenlosen Verlassenschaften und den Totenkassen der Regimenter. 1728 entschied man sich aber für drei getrennte Invalidenhäuser, je eines in Pest (für Invaliden aus Ungarn, dem Reich, den italienischen Nebenlanden und Ausländer), Wien (österreichische Erblande) und Prag (Länder der böhmischen Krone). Die Invalidenbelegschaft war unter dem Kommando von Offizieren und Unteroffizieren militärisch in Invalidenkompanien organisiert und leistete Wachdienste, fallweise wie in Ungarn sogar Feldarbeit auf den zugehörigen Fondsgütern. Die Männer durften sich Nebenverdienste verschaffen. Die Invaliden erhielten Wohnung, Brot, Montur, medizinische Versorgung
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und eine tägliche Löhnung. Frauen und Kinder (Mädchen aber nur bis zum 13., Knaben bis zum 15. Lebensjahr) durften den Soldaten begleiten, nach dem Tod des Mannes mussten sie allerdings das Invalidenhaus verlassen, erhielten später aber immerhin – gleichsam als Starthilfe – ein Gratiale ausbezahlt. Vollwaisen wurden so lange im Invalidenhaus verpflegt, bis sie in einem Waisenhaus unterkamen. In Pest, wo das Invalidenhaus bald ein Fünftel der Stadtfläche einnahm (als Kirche diente übrigens die auf dem Baugelände vorgefundene Moschee), erlaubte der Baufortschritt schon 1729 die Aufnahme von 270 Mann, Mitte des 18. Jahrhunderts waren es 2.500. In Prag wurde erst 1731 mit dem Bau des Invalidenhauses begonnen. Bis 1735 war ein Teil der Anlage fertiggestellt, konnte aber – etwa im Vergleich zum Haus in Pest – kaum Leute aufnehmen. Zunächst ist von 30 bis 40, dann von 200 die Rede. Dem standen schon Ende der 1730er Jahre 16.000 Invaliden in den böhmischen Ländern gegenüber. Entlastung schufen u. a. Invalidenhausfilialen in den Schlössern zu Pardubitz, Brandeis oder Podiebrad, wo invalide Offiziere unentgeltlich untergebracht wurden. Die Masse der Invaliden musste weiterhin in ihren Herkunftsländern versorgt werden, immerhin stellte man den Ländern ärarischerseits Geldmittel zur Verfügung. Die gesundheitlichen Maßstäbe des Generalkriegskommissariats waren sehr strenge, sodass viele Mannschaften entlassen wurden, die die Regimenter selbst als noch durchaus diensttauglich betrachteten. Dafür spricht nicht zuletzt die Tatsache, dass invalide Mannschaften zum Teil noch für Sicherungsaufgaben und Besatzungsdienste herangezogen werden konnten (so schon im Türkenkrieg 1737–1739 und im Österreichischen Erbfolgekrieg), also zum Teil die Rolle der Mitte der 1740er Jahre aufgelösten Freikompanien übernahmen. Katholische Invaliden wurden auch als auf Zeit von der Kontribution befreite Kolonisten im Temeswarer Banat und in Siebenbürgen angesiedelt. 1750 erließ Maria Theresia im Zuge ihrer großen Heeresreform am Ende des Österreichischen Erbfolgekrieges auch eine neue Invalidenordnung („Generalinvalidensystem“). Insgesamt sollten die Invalidenhäuser nun 6.000 Mann aufnehmen können (2.000 in Pest, 2.000 Mann in Böhmen, 1.000 Mann in Mähren, 1.000 Mann in den österreichischen Kernländern). Zusätzlich zur Militärabteilung des Wiener Armenhauses wurde das von den steirischen Ständen zur Verfügung gestellte bisherige Provianthaus in Pettau als Invalidenhaus eingerichtet. Für die Österreichischen Niederlande bestand in Roermonde, später in Mecheln ein Invalidenhaus. Nicht alle, die der Invalidenversorgung würdig waren, mussten ihre Tage in den Invalidenhäusern beschließen, sondern konnten mit dem Kassaguthaben, das sie bei ihrem Regiment angespart hatten, mindestens aber mit 36 fl. abgefertigt werden (nach Waffengattung variierendes „Dienstgratiale“). Sie verloren damit ihren Anspruch auf Unterbringung in einem Invalidenhaus. Auch war es möglich, die Invalidengebühr außerhalb der Invalidenhäuser in den Erblanden bei Verwandten etc. zu genießen. Brot und Kleidung hatten sich diese sog. Patentalinvaliden allerdings durch Arbeit als (Bauern-)Knechte oder (Handwerks-)Gesellen zu erwerben, wobei sie ein auf der Brust zu tragendes Invalidenschild als besonders förderungswürdig auswies; das Land bzw. die Obrigkeit stellte das Obdach zur Verfügung. Diese Invaliden blieben zwar Militärpersonen, unterstanden aber während ihres Aufenthalts außerhalb der Invalidenhäuser der Zivilobrigkeit. Einmal im Monat wurden sie kreisweise einberufen und erhielten ihre Gebühr ausgefolgt. Während des Siebenjährigen Krieges wurden zur Entlastung des Invalidenfonds Invalidenbataillone in großer Zahl als Festungsbesatzungen aufgestellt. 1761 waren es 5.000 Mann. Zugleich erwog man, Invaliden bevorzugt an ungesunden Orten wie Peterwar-
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dein, Temeswar oder Mantua einzusetzen, um die junge taugliche Mannschaft zu schonen. Die Reform des Invalidenwesens von 1772 legte viel strengere Maßstäbe an als das System von 1750. Anspruch auf die Invalidenversorgung hatten nur mehr „Realinvaliden“, die also zu Diensten wirklich nicht mehr geeignet und in der Lage waren. Eingeschränkt einsatzfähige „Halbinvaliden“ wurden jetzt systematisch – etwa in den Garnisonsregimentern, bei den Monturskommissionen, bei Gardeeinheiten, der Wiener Polizeiwache oder beim Zoll- und Deserteurscordon – zu entsprechenden Diensten herangezogen, die Invalidenurkunden nahm man ihnen ab. Ihre Bezahlung erfolgte aus dem Militäretat. 1783 übersiedelten die fast 1.000 Mann zählenden Wiener Invaliden aus dem Bereich des Armen- bzw. Krankenhauses in ein eigenes Gebäude, und zwar in das seit 1727 als Waisenhaus verwendete Johannes-Nepomuk-Spital in der Landstraße. Das Pester Invalidenhaus wurde 1783 in ein Spital umgewandelt, die Invaliden übersiedelten nach Tyrnau. 1763 waren von 19.500 Invaliden 4.700 Halbinvaliden in Invalidenkompanien organisiert, 9.400 als Patentalinvaliden in der Heimat versorgt und 4.500 Mann in den Invalidenhäusern untergebracht. 1772 zählte man in den Invalidenhäusern der Monarchie insgesamt 3.900 Invaliden. 1792 betrugen die Kapazitäten der Invalidenhäuser schon etwa 5.500 Mann, die Gesamtzahl der versorgten Gemeinen belief sich aber auf 12.960 Köpfe, jene der Offiziere auf 1.351. 1760 kamen zu 18.000 Invaliden 3.300 Frauen und 4.100 Kinder. Zur Versorgung hoher Offiziere bestand seit 1771 die Elisabeth-Theresien-Stiftung. Ab 1771 hatten völlig dienstuntaugliche Offiziere zudem das Anrecht auf ein „Gnadengehalt“. Alternativ wurde die Anstellung im Zivildienst vorgesehen. So forcierte Joseph II. die Unterbringung auch unqualifizierter Offiziere bei den Stadtmagistraten. Ähnliches versuchte man bei gemeinen Soldaten und Unteroffizieren, die als Landschaftsdragoner oder Gerichtsdiener angestellt werden konnten. Quellenlage und Forschungsstand Die zentrale archivalische Überlieferung für eine Geschichte des Invalidenwesens stellen die Bestände Hofkriegsrat und Invalidenamt im KA dar. FZPE 1876–1892, Bd. I/1, 294–297, ÖEFK 1, 469–471. Am detailliertesten Wunder 1984, für die Artillerie Confraternität 1864. Das Wiener Invalidenhaus behandelt, durchaus nicht erschöpfend, Begna del Castello di Benkovich 1886; zum Prager Invalidenhaus Müllerová–Novák 1948 und Kotalík 1987.
VIII. Das landesfürstliche Finanzwesen
1. Grundzüge des habsburgischen Finanz- und Steuerwesens Von Thomas Winkelbauer
1.1. Der landesfürstlich-landständische „Dualismus“ des Finanzwesens und das Steuerbewilligungsrecht der Stände Die Einnahmen der Landesfürsten und der (werdenden) Territorialstaaten des hohen und späten Mittelalters stammten zunächst in erster Linie aus dem fürstlichen Kammergut, aus den Regalien (Berg-, Münz-, Zollregal u. a.) sowie aus indirekten Steuern auf alkoholische Getränke. Dringende Ausgaben, die nicht aus diesen Einnahmequellen gespeist werden konnten, zwangen zu Darlehensaufnahmen, die meist mit Verpfändungen von Einnahmequellen verbundenen waren. Außerordentliche Steuern wurden dem Landesherrn von den Landleuten nur im Falle der Landesnot und anlässlich der Verheiratung von fürstlichen Töchtern bewilligt. Allmählich entwickelte sich aus der „außerordentlichen“ Steuer die „ordentliche“, d. h. regelmäßige, Steuer, wobei sich die Stände bis ins 18. Jahrhundert vom Landesfürsten nach jeder Steuerbewilligung sog. Schadlosbriefe ausstellen ließen, die verhindern sollten, dass aus den regelmäßigen Bewilligungen ein Steueranspruch des Landesherrn abgeleitet werden konnte. Die Ausschreibung von Steuern blieb in der Habsburgermonarchie bis 1848 an die Bewilligung der einzelnen Landtage gebunden. Selbst der den Ständen gegenüber sehr kritisch eingestellte Joseph II. berief zwecks Steuerbewilligung in den böhmischen und österreichischen Ländern bis 1789 alljährlich Landtage ein. Nur in Ungarn und Siebenbürgen hoben sowohl er als auch schon seine Mutter Maria Theresia wiederholt ohne Zustimmung der Stände Steuern ein. Der Grund dafür, dass sich selbst Joseph II. in den Kernländern die Steuern regelmäßig von den Landtagen bewilligen ließ, ist wohl vor allem darin zu suchen, dass, wie es einer der besten Kenner der Materie formuliert hat, „corporate assent to regular direct levies formally underwrote the provincial credit system upon which the government heavily relied“ (Godsey 2014, 732). Spätestens seit dem Ende des Siebenjährigen Krieges (1763) waren die Stände der böhmischen und österreichischen Länder – anders als die ungarischen und siebenbürgischen Stände – die wichtigsten Inhaber von Schuldtiteln, d. h. Gläubiger des Staates bzw. des Landesfürsten. „Corporate approval of the Contribution was in essence a regularly recurring guarantee of that debt.“ (Ebd. 733) Die Zustimmung zu den jährlichen Steuerforderungen diente also auch den Interessen der Stände selbst: „Had consent been withheld, the system of public debt they themselves guaranteed threatened to come crashing down around them, and with it, their own priviledged positions.“ (Ebd. 734)
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VIII. Das landesfürstliche Finanzwesen
Die vom jeweiligen Landtag bewilligte Summe wurde auf die einzelnen Stände aufgeteilt („repartiert“), und die von den einzelnen Ständemitgliedern eingehenden Summen wurden größtenteils von landständischen Behörden und Beamten eingesammelt und verwaltet. Dies führte zu der charakteristischen „Spaltung“ des Finanz- und Steuersystems vom 15. Jahrhundert bis zur Staatsreform des Jahres 1749, im Kern sogar bis 1848, in das landesfürstliche Camerale, gespeist aus den nicht an Ort und Stelle in den jeweiligen Ländern wieder ausgegebenen Überschüssen der Länderkammern, diverser landesfürstlicher Ämter und der kaiserlichen Hofkammer, einerseits und das landständische Contributionale der einzelnen Länder andererseits. Im Laufe des 16. Jahrhunderts wurde es zur Regel, dass das Aulicum und das Civile, d. h. die Kosten des Hofstaats und der zentralen Verwaltungsbehörden, durch das Camerale bestritten werden sollten, das Militare aber, die Ausgaben für Armee und Kriegführung, durch das von den Ständen der einzelnen Länder bewilligte Contributionale. Mit der Kontribution, also im Wesentlichen der von den Landtagen der einzelnen Länder bewilligten (direkten) Steuer, hatte die Hofkammer nur insofern zu tun, als ihr der Hofkriegsrat bekanntgab, welche Summe man zur Erhaltung der Truppen im folgenden Jahr brauchen würde, worauf die Kammer mit den Hofkanzleien das von den Königreichen und Ländern zu fordernde „Militärquantum“ vereinbarte. Die Hofkanzleien instruierten sodann die landesfürstlichen Kommissare, die auf den Landtagen die Stände im Namen des Landesfürsten zur Gewährung der geforderten Kontributionssummen zu bewegen versuchten. Die „Repartition“ der Kontribution auf die einzelnen geistlichen und weltlichen Grundherren und die landesfürstlichen Städte oblag den Ständen. Die Grundherren und Magistrate „subrepartierten“ ihrerseits die auf sie entfallende Steuersumme auf die einzelnen Steuerzahler, hoben sie ein und leiteten sie an die zuständige Behörde der Landstände weiter. Aus den ständischen Kassen gelangten die Kontributionsgelder schließlich in das Hofzahlamt bzw. (spätestens seit 1568) in das ebenfalls der Hofkammer unterstehende Hofkriegszahlamt. Auch die Hofkammerordnung von 1681 behielt die Trennung von Camerale und Contributionale bei und ordnete den Einlauf der Eingänge aus Ersterem in das Hofzahlamt und aus Letzterem in das Kriegszahlamt an. Eine Übersicht über die gesamte Finanzgebarung und eine echte Kontrolle wurden jedoch weiterhin durch den Umstand verhindert, dass die einzelnen Truppen und Regimenter die zu ihrem Unterhalt nötigen Kontributionsgelder und Naturalien in den einzelnen Ländern häufig selbst an Ort und Stelle übernahmen. In Böhmen beispielsweise lag sowohl vor als auch nach der Schlacht am Weißen Berg (1620) und der Verneuerten Landesordnung (1627) die Steuerverwaltung, mit Ausnahme des Zusammenbruchs des ständischen Steuerwesens im letzten Jahrzehnt des Dreißigjährigen Krieges, in der ausschließlichen Kompetenz der Stände. Größeren Einfluss hatte die landesfürstliche Verwaltung nur bei den Steuern der königlichen Städte und bei den indirekten Steuern. Das Monopol der Stände in der Steuerverwaltung bewirkte in Böhmen ebenso wie in den anderen Ländern der Habsburgermonarchie eine Zweiteilung der staatlichen Finanzverwaltung: Dem landständischen Einnehmeramt stand das für die Regalien und Kammergüter zuständige Rentamt der Böhmischen Kammer gegenüber, der (landständischen) Landeskasse die landesfürstliche Kasse, der Landtagskommission für die Steuerrechnungen die Buchhalterei der Böhmischen Kammer. In Ungarn, wo der Landtag (diéta) erstmals 1394 eine außerordentliche Steuer zur Bestreitung der Kosten des bevorstehenden Türkenkrieges bewilligt hatte, mussten Ladis-
1. Grundzüge des habsburgischen Finanz- und Steuerwesens 769
laus Postumus, Matthias Corvinus und Wladislaw II. bei ihrer Thronbesteigung feierlich versprechen, sich mit den ordentlichen Einkünften der königlichen Schatzkammer zu begnügen und keine außerordentlichen Steuern zu erheben. Die militärische Expansion des Osmanischen Reiches machte die Einhaltung der Versprechungen illusorisch, am Steuerbewilligungsrecht des Landtags wurde aber nicht gerüttelt, auch nicht unter den Habsburgern im königlichen Ungarn nach 1526 bzw. 1541. Unter den Jagiellonenkönigen Wladislaw II. und Ludwig II. zog der Landtag sogar die Kontrolle der Verwaltung der königlichen Einkünfte in seinen Wirkungskreis. Ende des 16. Jahrhunderts verschmolz der unter König Karl I. Robert in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts in eine direkte Steuer umgewandelte sog. Kammergewinn (lucrum camerae), den der König ohne spezielle Ermächtigung durch den Landtag einheben durfte, mit der Kriegssteuer (dica, subsidium, contributio), die vom Landtag bewilligt werden musste, aber seit König Sigismund (1387–1437) faktisch ebenfalls ständigen Charakter angenommen hatte. Ausschreibung und Eintreibung der vom ungarischen Landtag bewilligten Steuern wurden von königlichen Beamten – in der Zeit der Habsburger Angestellte der Ungarischen Kammer – unter Mitwirkung der Komitate, in Gestalt des von der Komitatsversammlung bestellten electus nobilis sowie der Komitatsbeamten, nämlich des Vizegespans, der Stuhlrichter und des Komitatsnotars, vorgenommen. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts wählte das Komitat nicht selten selbst den Steuereinnehmer (exactor), manchmal wurde die Steuer auch vom Vizegespan eingetrieben. In Tirol, um ein drittes Beispiel anzuführen, wurde erst 1573 die Landsteuer in eine rein ständische ordentliche Steuer umgewandelt und deswegen eine landständische Steuerverwaltung begründet – dem Landesfürsten blieb nur eine beschränkte Kontrollgewalt. Das „Directorium“ der Steuerverwaltung übertrugen die Tiroler Stände einem Generaleinnehmer. Für die sechs Steuerbezirke, in die das Land von Erzherzog Ferdinand von Tirol eingeteilt worden war, fungierten weiterhin die bisherigen landesfürstlichen Einnehmer, die aber vom Landesfürsten aller Dienstpflichten ihm gegenüber entledigt und von den Ständen in Dienst genommen und vereidigt wurden. Als Gegenleistung für diese Zugeständnisse übernahm die Tiroler Landschaft 1,6 Mio. fl. Kammerschulden Erzherzog Ferdinands zur Verzinsung und Tilgung. Versuche zur Erhöhung der Steuerleistungen und zur Vereinheitlichung der Steuersysteme der einzelnen Länder der Habsburgermonarchie gingen im 16. Jahrhundert unter dem Druck der Türkengefahr mindestens so sehr von den Ländern (in erster Linie vom Adel) aus wie vom Landesfürsten. Das bekannteste Beispiel dafür ist der Prager Ausschusslandtag von 1541/42. Hier kamen auf Initiative des steirischen Landeshauptmanns Hans Ungnad von Sonneck erstmals Vertreter der österreichischen und der böhmischen Länder zusammen, um die Finanzierung gemeinsamer Erfordernisse, nämlich der Verteidigung gegen das Osmanische Reich, durch gemeinsame Beratungen gerechter untereinander aufzuteilen. Der Prager Ausschusslandtag ist allerdings im Wesentlichen gescheitert, da seine die Reform der Steuersysteme betreffenden Beschlüsse in den österreichischen Ländern nicht zur Ausführung kamen. Im August 1614 fand in Linz ein von Kaiser Matthias einberufener Ausschusslandtag seiner österreichischen und böhmischen Länder statt, zu dem neben Vertretern Ungarns und Kroatiens auch Abgesandte der innerösterreichischen Länder und möglicherweise auch Tirols und der Vorlande erschienen, also aus Ländern, die seit 1564 eigene Landesfürsten hatten. Es ging neuerlich um die Frage der Geldbewilligung für einen Türkenkrieg. Matthias konnte seinen Wunsch nach Finanzierung eines großen Heeres aber gegen den Widerstand der misstrauischen, auch untereinander uneinigen Stände nicht durchsetzen.
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VIII. Das landesfürstliche Finanzwesen
Seit 1620 dürfte die Bedeutung des Steuerbewilligungsrechts der Stände als politisches Druckmittel tendenziell gesunken sein, da die aus der Niederwerfung des Ständeaufstands gestärkt hervorgegangene katholische Aristokratie und die Prälaten dem habsburgischen Kaiserhof enger verbunden waren als der überwiegend evangelische Adel des 16. Jahrhunderts, der des Öfteren die Bewilligung von Steuern an Konzessionen im konfessionellen Bereich geknüpft hatte. Immerhin konnten die Stände der österreichischen und böhmischen Länder jedenfalls bis 1748 mit den landesfürstlichen Landtagskommissaren und den zuständigen Hofstellen ernsthaft und oft sehr langwierig über die Höhe und die Art der zu bewilligenden Steuern verhandeln. Es überrascht daher nicht weiter, dass es nach Auskunft eines wahrscheinlich von dem leitenden Hofkammerbeamten Clement Radolt in den späten 1650er Jahren verfassten geheimen Handbuchs für Hofkammerräte damals üblich war, die jährlichen Postulate an die Stände deutlich höher anzusetzen, als man realistischer Weise erwarten konnte: Zum exempl, wan ich von einen landt verlang 100.000 fl., so wirdt zum wenigisten begert 150.000 fl. (zit. nach Körbl 2009, 385). Die seit dem späten 17. Jahrhundert allmählich gebräuchlich werdenden Bewilligungen auf mehrere Jahre im Voraus sind vielleicht nicht nur als ein Werkzeug zur Aushöhlung des Steuerbewilligungsrechtes zu verstehen, sondern auch als Schutzinstrument der Stände vor sprunghaften Steuererhöhungen. Die Rezesse betrafen allerdings für gewöhnlich nur die sog. ordentliche Kontribution, die unter allen Umständen postuliert wurde. Die Höhe des Extraordinarium wurde in der Regel je nach (Kriegs-)Bedarf von Jahr zu Jahr festgesetzt. Am Steuerbewilligungsrecht der Stände wurde im Prinzip weiterhin festgehalten. Im Dezennalrezess der mährischen Stände vom 30. Juli 1748 beispielsweise anerkannte die Kaiserin, dass der Rezess die Privilegien, Freiheiten, Gewohnheiten und das freie Bewilligungsrecht der Stände nicht präjudizieren solle. Hinter dieser ‚scheinkonstitutionellen‘ Fassade aber war der auf die Existenzkrise der Monarchie in den 1740er Jahren (Österreichischer Erbfolgekrieg, Erster und Zweiter Schlesischer Krieg) antwortende Versuch, die böhmischen und österreichischen Länder zu einem zentral von Wien aus regierten „Kernstaat“ (Friedrich Walter) der Monarchie zusammenzufassen, in erster Linie eine Kampfansage an die Stände, die à la longue auf eine Zerreißung des traditionellen „Netzes von Dualismen“ aus landständischen und landesfürstlichen Amtsträgern, Behörden und Finanzen hinauslief. Die Beteiligten waren sich über den epochalen Charakter der Reformen der Jahre 1747 bis 1749 durchaus im Klaren. Die Kärntner Landstände etwa sprachen im Rückblick auf die maria-theresianischen und josephinischen Reformen in ihrer Denkschrift an Leopold II. ausdrücklich von einer Revoluzion. Ganz ähnlich äußerte sich Johann Josef Fürst Khevenhüller-Metsch, der konservative Obersthofmeister Maria Theresias, am 2. Mai 1749 in seinem Tagebuch. Als erste Steuern, die nicht nur in einem bestimmten Land, sondern auf der Grundlage jeweils eines landesfürstlichen Patents in mehreren Ländern der Monarchie eingehoben wurden, gelten zwei 1763 zur Finanzierung der Staatsschuld für die deutschen Erbländer, also für die österreichischen und die böhmischen Länder, ausgeschriebene Kopfsteuern, eine mit dem Namen „Schuldensteuer“, die andere mit dem Namen „Interessesteuer“ (d. h. Zinsensteuer). William Godsey hat die erste der beiden Steuern als „the first permanent universal tax [...] in the central lands“ bezeichnet (Godsey 2014, 704). Nach dem Tod Josephs II. am 20. Februar 1790 gesellten sich zum offenen Aufstand in Belgien und zur latenten Rebellion in Ungarn aus den Kreisen des hohen Adels der böhmischen und österreichischen Länder Forderungen nach der Restauration der Land-
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stände und ihrer Privilegien. Die böhmischen Stände stellten sich auf den ‚protokonstitutionellen‘ Standpunkt, die Verneuerte Landesordnung von 1627 sei ein „Staatsgrundgesetz“, das von Joseph II. gebrochen worden sei. Sie forderten – indem sie sich der Sprache der ‚modernen‘ naturrechtlichen Verfassungstheorie bedienten – die Gewährung einer die Stände und den Herrscher bindenden Landesordnung und die Beteiligung der Stände an der Legislative. Auch die Stände der anderen Länder überreichten Leopold II. umfangreiche Beschwerdeschriften. 1790/91 wurde die landständische Verfassung allgemein restauriert, das Rad der Verfassungsentwicklung grosso modo auf das Jahr 1764 zurückgedreht. Die landständische Verfassung erhielt im Großen und Ganzen damals jene Form, die sie bis 1848/49 besaß. Im Vormärz wurden die Landstände in den nicht-ungarischen Ländern endgültig in die einheitliche Staatsverwaltung integriert. Das Steuerbewilligungsrecht wurde den Ständen aber auch weiterhin belassen, freilich praktisch nur „als Recht, jede beliebige von ihnen geforderte Steuer bewilligen zu dürfen“ (Bibl 1911, 36) – nach einer „Scheinberathung“ (Beidtel 1896/98, Bd. 2, 61) der landesfürstlichen Steuerpostulate. Die Umlegung und Eintreibung der direkten Steuern lag bis 1848 weiterhin in den Händen der Landstände. Die direkten Steuern fielen noch in den 1840er Jahren in das Ressort der Hofkanzlei. Die Hofkammer verwaltete nach wie vor nur die indirekten Abgaben und die Monopole, die Post, das staatliche Lotto, die Staatsdomänen und -fabriken, das Münzund Bergwesen sowie das Staatsschuldenwesen.
1.2. Der lange Weg zu einer vorausschauenden Finanzplanung mit Staatsvoranschlägen und Rechnungsabschlüssen Die ersten Versuche einer vorausplanenden Gegenüberstellung der im kommenden Jahr zu erwartenden bzw. benötigten Einnahmen und Ausgaben erfolgte im Herrschaftsbereich der Habsburger zuerst unter König Maximilian I. Dieser beauftragte 1496 die neugegründete allgemeine österreichische Schatzkammer in Innsbruck mit der Erstellung von Jahresvoranschlägen, um auf diese Weise eine bessere Ordnung in die Finanzen zu bringen. Für größere politische Aufgaben wurden nach burgundischem Beispiel Sonder etats eingerichtet und Finanzierungspläne ausgearbeitet. Die 1498 neu geschaffene und der Innsbrucker Schatzkammer übergeordnete zentrale Hofkammer sollte das alte Anweisungssystem, das eine Übersicht über den Stand der Finanzen unmöglich machte, beseitigen. Auszahlungen sollten nur mehr durch die Innsbrucker Schatzkammer getätigt werden. Diese Ansätze einer vorausblickenden Finanzplanung und der Einrichtung einer Zentralkasse wurden aber noch zu Lebzeiten Maximilians in den Strudel der schrittweisen Verpfändung so gut wie aller Kameraleinkünfte und der gewaltigen Überschuldung hinabgerissen. In der Instruktion Ferdinands I. für die Hofkammer aus dem Jahr 1537 ist von einer vorausplanenden Budgeterstellung keine Rede mehr. Immerhin wird den Hofkammerräten zugesagt, man werde ihnen in Zukunft jederzeit die Kriegssachen, sovil von Nöten ist, auch nicht verhalten, darüber ir getreues Nachdenken ze haben, wie denselben mit Gelt oder in ander Weg zu begegnen sei (ÖZV I/2, 256). Durch die 1568 von Maximilian II. erlassene Hofkammerinstruktion wurde dann dem Präsidenten und den Räten der Hofkammer aufgetragen, sie sollen zeitlich vor Ausgang aines jeden Jars ainen ungeverlichen Uber-
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VIII. Das landesfürstliche Finanzwesen
schlag machen und uns furbringen, was man auf das kunftig Jar zu dem Hof- und Kriegswesen nach Gestalt der Leuf und Zeit unvermeidlich haben werde muessen und was entgegen fur Einkomen und andere extraordinari Gelthandlungen in der Beraitschaft oder sonst in Hoffnung seien (ebd. 331). Teilweise verändert und erweitert, bildete diese Instruktion noch die Vorlage der Hofkammerinstruktion Leopolds I. aus dem Jahr 1681. Hier findet allerdings die ehemals geforderte Zusammenstellung des künftigen Bedarfs keine Erwähnung mehr; der Anlauf zu einer geregelten Budgetierung ist also steckengeblieben. Der 1679 unterbreitete Vorschlag des Hofkammervizepräsidenten Johann Quintin Jörger, endlich jedes Jahr im Vorhinein einen vorläufigen Überschlag der Einnahmen und Ausgaben zu erstellen, wurde offenbar zunächst nicht aufgegriffen. Die traditionelle Fondswirtschaft (viele Einzelkassen anstelle einer Zentralkasse), in deren Rahmen die aus den verschiedensten Quellen fließenden Einnahmen jeweils im Vorhinein für die Bestreitung bestimmter Ausgaben gewidmet waren, machte eine wirkliche Übersicht über den Staatshaushalt und somit eine zentrale Vorausplanung unmöglich. Wie erwähnt, wurden der Hofstaat und die Zivilverwaltung grundsätzlich aus dem von der Hofkammer verwalteten Camerale finanziert, die Armee und die Kriegführung aus dem landständischen Contributionale, für das – als Kontaktorgan zu den Ständen der einzelnen Länder – die Hofkanzleien zuständig waren. In der Praxis war die Trennung nicht so strikt: Im Bereich der ständischen Bewilligungen gab es ein quantum camerale ad liberam dispositionem, und Teile der Kameraleinkünfte wurden an das Hofkriegszahlamt überwiesen. Die Ende 1697 eingesetzte Deputation des Status politico-oeconomicomilitaris, die Ordnung in die unübersichtlichen und zersplitterten öffentlichen Finanzen bringen sollte, wies deshalb u. a. auf die Notwendigkeit einer rechtzeitigen und vorausplanenden Budgeterstellung hin. Die ersten einigermaßen systematischen, freilich unvollständigen und sehr unvollkommenen Voranschläge der zu erwartenden Einnahmen und Ausgaben – getrennt nach Kameral- und Militäretat sowie verbunden mit Vorschlägen für die Beschaffung von Geld zur Deckung des zu erwartenden Defizits – lassen sich um das Jahr 1700 feststellen. Zur Kontrolle der Bedeckung der Militärerfordernisse war damals die Deputation der Hofkammer übergeordnet. Die Deputation hatte u. a. die Steuerpostulate an die einzelnen Landtage zu erstellen. Definitive Rechnungsabschlüsse kamen, wenn überhaupt, erst nach Jahren zustande. Das erste rudimentäre Budget ist wohl die unter dem Hofkammerpräsidenten Gotthard Heinrich Graf Salburg zusammengestellte, am 22. Februar 1701 vom Kaiser genehmigte Gegenüberstellung des Finanzbedarfs und der erwarteten Einnahmen für das Militärjahr 1701 samt Vorschlägen zur Deckung des Defizits. Nach der im Juli 1703 erfolgten Ernennung von Gundaker Thomas Graf Starhemberg zum Hofkammerpräsidenten wurden zunächst keine Voranschläge mehr unterbreitet, sondern nur Deckungsvorschläge. In der seit Februar 1710 unter dem Vorsitz des Obersthofmeisters tagenden Kameralkonferenz unterbreitete Starhemberg den Vorschlag, endlich jährlich eine systematische Zusammenstellung der künftigen Erfordernisse pro statu aulico et civili sive politico zu verfassen. Seit 1715 hatten die neugeschaffene Universalbankalität und die Hofkammer jährlich gemeinsam den „General-Anordnungsstaat“ für das kommende Jahr zu verfassen. In der Praxis wurde der Staatsvoranschlag aber von der Hofkammer allein erstellt. Der militärische Teil des Budgets, der „Militär-Anordnungsstaat“, beruhte jeweils auf einem Entwurf des Generalkriegskommissariats. Die 1716 eingesetzte Finanzkonferenz hatte die Jahresvoranschläge zu prüfen, Verbesserungsvorschläge zu machen und sodann dem Kaiser zur Approbation einzureichen. Der Anordnungsstaat pro Ca-
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merali und der Anordnungsstaat pro Militari wurden zwar getrennt vorgelegt, die beiden Teilbudgets wurden jedoch in der Finanzkonferenz gemeinsam beraten und zueinander in Beziehung gesetzt. Der Voranschlag wurde nicht immer rechtzeitig fertig; nicht selten war bereits das halbe Jahr verstrichen, bevor der „General-Anordnungsstaat“ der Finanzkonferenz vorgelegt werden konnte. Die den Überblick verhindernde Kassenvielfalt (mit immerhin nur mehr einer Hauptkasse, der Universalbankalität) und die Trennung in Kameral- und Militäretat konnten zunächst nicht überwunden werden. Immerhin wurde seit den ersten Jahren der Regierungszeit Karls VI. ziemlich regelmäßig jährlich ein Staatsvoranschlag entworfen, der nach wie vor ein Nettobudget blieb. Hatte man bisher sozusagen von der Hand in den Mund gelebt, so ging man 1721 daran, den Aufwand für das Heer und für die Zivilverwaltung für einen längeren Zeitraum, nämlich für das Jahrzehnt von 1721 bis 1731, festzustellen, also einen längerfristigen Finanzplan auszuarbeiten. Die (vorläufig unerreichbaren) Ziele waren die langfristige Herstellung des Ausgleichs zwischen Einnahmen und Ausgaben, also die Beseitigung des chronischen Defizits im Staatshaushalt, und eine Verbesserung der Liquidität. Um 1740 gab die Hofkammer alljährlich dem Generalkriegskommissariat bekannt, wie viel Geld im kommenden Militärjahr für die Armee voraussichtlich zur Verfügung stehen werde. Das Kriegskommissariat verfasste daraufhin die „Militärrepartition“ für das bevorstehende (oder auch bereits angebrochene) Jahr. Die Repartition wurde von der Hofkammer, dem Generalkriegskommissariat und dem Hofkriegsrat kommissionell beraten und sodann vom Monarchen bzw. von der Monarchin genehmigt. Daraufhin flossen die Gelder nach den Anweisungen der Hofkammer aus der Kassa der Universalbankalität in die Militärkassen der Länder sowie in die Feldkriegskassen. Ende 1744 wurde die militärische Abteilung der Kassa der Bankalität aus dieser ausgeschieden und als selbständige Militär-Generalkasse direkt der Hofkammer unterstellt; damit war praktisch das alte Kriegszahlamt wiedererstanden. Die Rechnungskontrolle über sämtliche Militärkassen lag in den Händen der bei der Hofkammer eingerichteten Hofkriegsbuchhalterei. Der für eine vorausschauende Finanzpolitik essentielle Übergang von der Fondswirtschaft zum System der fiskalischen Kasseneinheit sowie zur Erstellung eines einheitlichen Staatsbudgets fand in Österreich in zwei Schritten im Rahmen der Haugwitz’schen und der Kaunitz’schen Staatsreformen um die Mitte des 18. Jahrhunderts statt. Der Voranschlag für das Militärjahr 1749, der erste mehr oder weniger vollständige Staatsvoranschlag der Habsburgermonarchie, illustriert anschaulich die Schwierigkeiten der Herstellung eines Budgets, „da er ein Übergangsstadium von der Fondswirtschaft zum Staatsvoranschlag mit einheitlicher Kassenverwaltung darstellt“ (Mayer [Th.] 1952, 262). Die Hofkammer war 1748 nicht imstande, brauchbare Zusammenstellungen aller Aktiva und Passiva vorzulegen. Noch in den 1750er Jahren war es wegen des Nebeneinanders mehrerer voneinander unabhängiger Finanzstellen niemandem möglich, sich einen vollständigen Überblick zu verschaffen. Einige Jahre vor dem Siebenjährigen Krieg befanden sich die Finanzen der Monarchie in den Händen von sieben bzw. acht verschiedenen Hofstellen (des Directoriums in publicis et cameralibus, der Hofkammer, der BancoDeputation und der Wiener Stadtbank, des Münz- und Bergwesen-Hofkollegiums, der Hauptschuldenkassen-Direktion, des Generalkriegskommissariats und der Invalidenhofkommission), die alle eine eigene Hauptkasse in Wien und Unterkassen in den Provinzen sowie eigene Buchhaltereien, die u. a. als Kontrollbehörden fungierten, besaßen. Die Vereinigung von Camerale und Contributionale war nur ein erster Schritt. Die wichtigsten Voraussetzungen für eine einheitliche Kassenverwaltung waren eine zentrale
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VIII. Das landesfürstliche Finanzwesen
Staatsbuchhaltung und eine zentrale Kontrolle der Finanzverwaltung, des Rechnungswesens und der Buchhaltung der einzelnen Finanzbehörden. Der letzte Schritt zur fiskalischen Kasseneinheit wurde in Österreich erst mit der Gründung der Rechenkammer und der Schaffung einer Generalkasse im Zuge der Kaunitz’schen Behördenreform des Jahres 1761 getan. Mit Handschreiben vom 23. Dezember 1761 verfügte Maria Theresia die jährliche Verfassung eines die Kriegs- und die Zivilverwaltung umfassenden Staatsvoranschlags durch die mit diesem Handschreiben neugeschaffene Hofrechenkammer. Der militar-haupt-erfordernus-aufsatz sollte von Hofkriegsrat und Generalkriegskommissariat gemeinsam verfasst und anschließend mit den drei Finanzstellen (Hofkammer, Hofrechenkammer und Generalkasse, der die Kriegskassen unterstellt worden waren) concertirt werden (ÖZV II/1/1, 350f.). Der erste auf dieser Grundlage vom Präsidenten der Hofrechenkammer Ludwig Graf Zinzendorf, einem Protégé des Staatskanzlers Kaunitz, erstellte Voranschlag dürfte jener für das Militärjahr 1767 gewesen sein, der im Herbst 1766 vorgelegt wurde. Damit beginnt die Reihe der auf dem System der Kasseneinheit aufgebauten (Netto-)Budgets in der Habsburgermonarchie. Neben der jährlichen Erstellung des Staatsvoranschlags bestand die zweite Hauptaufgabe der neugeschaffenen Rechenkammer – neben einer Art Generalkontrolle ab ante sämtlicher staatlicher Finanzbehörden, seit 1765 auch der Oberaufsicht über das Rechnungswesen der Landstände – in der Zusammenfassung der Einnahmen, Ausgaben und Schulden des Staates, also in der Erstellung der zentralen Rechnungsabschlüsse. Am 21. Mai 1769 verfügte die Kaiserin die gleichzeitige Vorlage je eines Voranschlages durch die Hofrechenkammer und die Hofkammer, indem sie anordnete, dass die Staatsbilanz längstens in den ersten drei Monaten eines jeden Jahres von einer jeden der beiden Finanzstellen [Hofrechenkammer und Hofkammer] insbesondere zu Stande gebracht und mir diese beiden Bilanzen an einem und dem nämlichen Tage, auf das späteste aber mit dem Anfang des Februarii vorgelegt, zugleich aber von der Rechenkammer nach Ablauf eines jeden Jahres längstens bis Ende December eine summarische Berechnung über die wirklich erfolgte Einnahme und Ausgabe nach allen in den Staatsinventarien enthaltenen Rubriken nebst ihrem und der administrierenden gemeinschaftlichen oder separirten Befund über die Ursachen der sich äussernden Vermehrung oder Verminderung heraufgegeben werden solle (zit. nach Seidler 1885, 65f.). Seit seinem Parisaufenthalt im Jahr 1777 wollte Joseph II. so effektive Budgetierungsmethoden einführen, wie sie Jacques Necker in seinem ersten Budget (er war erst 1776 zum stellvertretenden Finanzminister ernannt worden, von 1777 bis 1781 leitete er erstmals das Finanzressort) angewandt hatte. Am 13. Januar 1782 berief der Kaiser Karl von Zinzendorf, damals Gouverneur von Triest, nach Wien und ernannte ihn zu seinem persönlichen „Finanzminister“ und im April auch zum Präsidenten der Hofrechenkammer sowie 1784 zum Präsidenten der Robotreluitionskommission und der Steuerregulierungskommission. Unter dem neuen Präsidenten der Rechenkammer (1782–1792) erhielt der zentrale Staatshaushalt mit Voranschlag und Kassenabschluss eine stabile Form. Anfänglich war er ein reiner Nettohaushalt auf der Basis der Staats-Nettokassen. Zinzendorf zentralisierte das gesamte Budget- und Rechnungswesen der habsburgischen Länder in seiner Behörde, selbst jenes der Österreichischen Niederlande, der Lombardei und Ungarns. Allerdings besaß die Habsburgermonarchie auch weiterhin bis zum Jahre 1817 keine Staatsvoranschläge im modernen Sinne, sondern nur buchhalterische Zusammenstellungen aus den Zentralen Rechnungsabschlüssen der Hofrechenkammer bzw. (seit 1805) des Gene-
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ral-Rechnungs-Direktoriums früherer Jahre, die die in etwa zu erwartenden Einnahmen und Ausgaben des meistens bereits laufenden Finanzjahrs festhielten. Vor 1848 erfassten die „Staatsvoranschläge“ nur einen Teil der staatlichen Finanzwirtschaft, insbesondere den Militärhaushalt. Bis 1863 war das österreichische Budget in den meisten Positionen ein Nettobudget; nur die direkten Steuern gingen mit ihrem Bruttoertrag in die Staatseinnahmen ein.
1.3. Die Staatsausgaben Von 1545 bis 1558 erhöhten sich die Besoldungskosten für die Besatzungen der ungarischen und kroatisch-slawonischen Grenzfestungen, der größte Posten in den Ausgaben Ferdinands I., von knapp 400.000 auf rund 1 Mio. fl. Um 1555 kostete die Hofhaltung Ferdinands und seiner Söhne und Töchter ungefähr 500.000 fl. pro Jahr. Zwischen 1570 und 1590 dürften die jährlichen Militärausgaben Maximilians II. bzw. Rudolfs II. für die Verteidigung der Grenzgebiete zum Osmanischen Reich in Ungarn, Kroatien und Slawonien von rund 1,5 auf etwa 2,1 Mio. fl. gestiegen sein. Die gesamten „zivilen“ Ausgaben für die Hofhaltung, die Zentralbehörden, Gesandtschaften etc. machten mit ungefähr 650.000 fl. um 1590 etwa ein Drittel dieser Summe aus. Halbwegs verlässliche Zahlen über Höhe und Struktur der kaiserlichen Ausgaben liegen erst wieder für die Zeit nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges vor. Von 1655 bis 1684 stiegen die jährlichen Gesamtausgaben im Zuge der Kriege gegen das Osmanische Reich und Frankreich von rund 4 auf an die 15 Mio. fl., während des Großen Türkenkrieges (1683–1699) und der Kriege der Augsburger Allianz gegen Frankreich (1686–1697) überstiegen sie erstmals die 20-Millionen-Grenze, und im Spanischen Erbfolgekrieg (1701–1714) wurde die 30-Millionen-Grenze überschritten. Der Anteil der Militärausgaben an den Gesamtausgaben stieg im ersten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts auf über 90 % an. In der Regierungszeit Karls VI. und in den ersten eineinhalb Jahrzehnten der Regierungszeit Maria Theresias bewegten sich die Staatsausgaben in Friedensjahren zwischen 20 und 30 Mio. fl.; für die folgenden Kriegsjahre – die Türkenkriege der Jahre 1716 bis 1718 und 1737 bis 1739 und den Polnischen Thronfolgekrieg (1733–1735) sowie die ersten beiden Schlesischen Kriege und den Österreichischen Erbfolgekrieg (1740–1748) – liegen keine zuverlässigen Zahlen für die Gesamthöhe und die Struktur der Staatsausgaben vor. Die verfügbaren Daten lassen immerhin den Schluss zu, dass es gelungen ist, die finanziellen Ressourcen der durch die Eroberung und Angliederung der ehemals zum Osmanischen Reich gehörenden Teile Ungarns, Kroatiens und Slawoniens sowie des Fürstentums Siebenbürgen vergrößerten Monarchie der österreichischen Linie des Hauses Habsburg in dem Vierteljahrhundert zwischen 1680 und 1705 in absoluten Zahlen ungefähr zu verfünffachen (bei gleichzeitigem Anwachsen der Höhe des jährlichen Budgetdefizits und der Staatsschulden). Um die Mitte des 18. Jahrhunderts wurde das im Verlauf des Spanischen Erbfolgekrieges erreichte, bis dahin unvorstellbar hohe Niveau der Staatsausgaben trotz des Verlustes des Großteils Schlesiens selbst in Friedensjahren nicht mehr unterschritten. Die mit dem Namen des Grafen Friedrich Wilhelm von Haugwitz verbundene Reform des landesfürstlichen Verwaltungsapparats und der Besteuerungsgrundlagen in den böhmischen und österreichischen Ländern bewirkte die (nach dem Spanischen Erbfolgekrieg) zweite langfristige Erhöhung der Staats- und der
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VIII. Das landesfürstliche Finanzwesen
Steuerquote innerhalb eines halben Jahrhunderts (Tabellen 1 und 2). Die jährlichen Einnahmen aus dem von den Landständen aufzubringenden Contributionale wurden 1749 von 9,2 auf 16,6 Mio. fl. erhöht, und die Gesamteinnahmen überschritten in den 1750er Jahren meist die 30-Millionen-Grenze, was einer Erhöhung um beinahe 50 % gegenüber dem Niveau der 1740er Jahre entsprochen haben dürfte. Den Anstoß zu dieser Reform hatte die Reorganisation der Verwaltungs- und Finanzbehörden in der neuen preußischen Provinz Schlesien gegeben, nach deren Vorbild es innerhalb weniger Jahre gelungen war, die Steuerleistung Schlesiens beinahe zu verdoppeln. Wenn man die Kosten der Staatsschuld den Militärausgaben – durch die sie ja im Wesentlichen verursacht wurden – zuschlägt, machten diese im 18. Jahrhundert selbst in Friedensjahren regelmäßig zwischen 70 und 80 % aus (Tabelle 2). Der Anteil der Kosten von Hof und Hofstaat an den Staatsausgaben bewegte sich in der Regierungszeit Maria Theresias um die 7 %, während der Alleinregierung Josephs II. sank er auf unter 2 % (vgl. Tabelle 1 und 2). Während der Kriege gegen das revolutionäre Frankreich und gegen Napoleon (1792–1814) schnellte die Summe aus Militärausgaben und Kosten der Staatsschuld mehrfach auf über 80 % der Gesamtausgaben in die Höhe (Tabelle 3). Tabelle 1: Die Entwicklung der Staatsausgaben der Habsburgermonarchie und des Anteils der zivilen und militärischen Ausgaben, 1655 bis 1715 (ausgewählte Kriegs- und Friedensjahre) Jahr1 1655 (K) 1661 (F) 1665 (F) 1670 (F) 1675 (K) 1680 (F) 1683 (K) 1685 (K) 1690 (K) 1693 (K) 1695 (K) 1698 (K) 1699 (F) 1704 (K) 1705 (K) 1706 (K) 1707 (K) 1709 (K) 1711 (K) 1715 (F)
Militär 58,5 % 69,4 % 40,4 % 49,4 % 77,7 % 71,5 % 76,7 % 85,1 % 83,3 % 90,0 % 92,6 % 86,6 % 63,8 % 93,6 % 91,9 % 92,8 % 92,3 % 91,4 % 90,2 % 88,9 %
Zivilverwaltung 41,5 % 30,6 % 59,6 % 50,6 % 22,3 % 28,5 % 23,3 % 14,9 % 16,7 % 10,0 % 7,4 % 13,4 % 36,2 % 6,4 % 8,1 % 7,2 % 7,7 % 8,6 % 9,8 % 11,1 %
1 F = Friedensjahr, K = Kriegsjahr Quelle: Berechnet nach Bérenger 1975, 293f., und ders. 1984, 228.
Summe und Hof 4,02 Mio. fl. 5,23 Mio. fl. 2,97 Mio. fl. 2,78 Mio. fl. 9,01 Mio. fl. 5,40 Mio. fl. 6,44 Mio. fl. 14,80 Mio. fl. 14,40 Mio. fl. 18,07 Mio. fl. 24,54 Mio. fl. 16,39 Mio. fl. 12,62 Mio. fl. 34,40 Mio. fl. 27,20 Mio. fl. 30,40 Mio. fl. 28,70 Mio. fl. 26,80 Mio. fl. 25,50 Mio. fl. 19,90 Mio. fl.
1. Grundzüge des habsburgischen Finanz- und Steuerwesens 777
Tabelle 2: Die Struktur der Staatsausgaben der Habsburgermonarchie im 18. Jahrhundert in ausgewählten Friedensjahren, 1717 bis 1784 Jahr
17172 1729 1749 1754 1763 1768 1769 17754 1784
Militär
43,9 % 48,2 % 48,5 % 48,0 % 41,7 % 42,7 % 42,2 % 44,1 % 54,2 %
Hof
Gehälter1
Schuldendienst
? 12,4 % 6,6 % 6,2 % 7,5 % 6,6 % 7,0 % 7,7 % 1,7 %
30,0 %3 12,1 % 9,5 % 10,5 % 10,8 % 11,4 % 12,1 % 10,9 % 11,8 %
26,1 % 27,3 % 25,6 % 26,3 % 35,4 % 33,9 % 33,2 % 29,7 % 22,8 %
Sonstiges
– – 9,8 % 9,0 % 5,2 % 5,4 % 5,5 % 7,6 % 9,5 %
Summe
30,3 Mio. fl. 21,3 Mio. fl. 29,1 Mio. fl. 30,6 Mio. fl. 40,4 Mio. fl. 41,6 Mio. fl. 41,6 Mio. fl. 46,8 Mio. fl. 50,4 Mio. fl.
Inkl. Pensionen. Ich komme zu anderen Zahlen als Berger 1981, 110–114, und zwar wohl deshalb, weil ich die Ausgaben für Schuldentilgung und Zinsendienst im Bereich des Militäretats nicht den Militärausgaben, sondern dem Schuldendienst zugeordnet habe. 3 Hofhaltung und Zivilverwaltung. 4 Die Prozentzahlen in dieser Zeile sind aus den bei Dickson 1987, Bd. 2, angeführten absoluten Zahlen neu berechnet und ersetzen seine falschen Prozentangaben. 1 2
Quelle: Dickson 1987, Bd. 2, 385f. Tabelle 3.10; für 1717: Mensi 1890, 745.
Tabelle 3: Struktur der Netto-Staatsausgaben und Höhe des Budgetdefizits der Österreichischen Monarchie während der Kriege gegen das revolutionäre Frankreich und gegen Napoleon, 1792 bis 1815 Jahr 1792 1793 1794 1795 1796 1797 1798 1799 1800 1801 1802 1803 1804
Militär 48,9 % 60,1 % 56,4 % 69,6 % 69,5 % 70,4 % 61,5 % 62,8 % 66,6 % 62,8 % 46,9 % 40,8 % 40,4 %
Zivilverwaltung und Hof 27,9 % 23,8 % 30,7 % 16,6 % 17,0 % 20,9 % 16,8 % 15,7 % 13,9 % 18,0 % 22,2 % 23,3 % 25,4 %
Schuldendienst 23,2 % 16,2 % 12,9 % 13,8 % 13,5 % 13,7 % 21,7 % 21,5 % 19,5 % 19,3 % 30,8 % 35,9 % 34,2 %
Summe
Defizit
90,8 Mio. fl. 115,6 Mio. fl. 151,3 Mio. fl. 135,9 Mio. fl. 158,2 Mio. fl. 131,6 Mio. fl. 133,2 Mio. fl. 154,3 Mio. fl. 166,8 Mio. fl. 150,4 Mio. fl. 118,0 Mio. fl. 115,2 Mio. fl. 114,1 Mio. fl.
4,5 % 26,0 % 38,7 % 50,2 % 58,5 % 46,0 % 45,1 % 48,0 % 48,5 % 36,5 % 26,9 % 12,0 % 5,7 %
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1805 1806 1807 1808 1809 1810 1811 1812 1813 1814 1815
VIII. Das landesfürstliche Finanzwesen
59,9 % 58,0 % 51,0 % 53,0 % 75,4 % 63,6 % 24,5 % 51,5 % 56,6 % 73,0 % 61,9 %
18,3 % 21,3 % 21,9 % 16,9 % 14,1 % 14,7 % 43,3 % 27,2 % 24,8 % 19,8 % 31,5 %
21,8 % 20,7 % 27,1 % 30,0 % 10,5 % 21,7 % 32,2 % 21,3 % 18,7 % 7,2 % 6,7 %
145,9 Mio. fl. 162,6 Mio. fl. 206,5 Mio. fl. 190,1 Mio. fl. 262,0 Mio. fl. 351,1 Mio. fl. 117,7 Mio. fl. 95,7 Mio. fl. 111,2 Mio. fl. 112,2 Mio. fl. 116,6 Mio. fl.
23,4 % 46,7 % 32,2 % 14,9 % 63,8 % 61,4 % 39,9 % 9,4 % 8,7 % 32,0 % 17,5 %
Quelle: Berechnet nach Czoernig 1861, 115. – Carl von Czoernig führt die Summen in Papiergeld an. Vgl. Beer 1877, 389–392, wo die Bancozettel-Werte für die Jahre 1799 bis 1810 nach dem jährlichen Durchschnittskurs auf Conventionsmünze zurückgeführt abgedruckt sind (nach einer unpublizierten Arbeit von Anton Maximilian von Baldacci [1762–1841], 1811 bis 1839 Präsident des Generalrechnungsdirektoriums), der als Begründer der amtlichen Statistik in der Monarchie gilt).
Einer von der französischen Regierung durchgeführten Enquete zufolge waren um 1765 die Staatseinnahmen der Habsburgermonarchie – ohne die Österreichischen Niederlande und das Herzogtum Mailand – etwa neunmal so groß wie jene Bayerns, fünfmal so groß wie die kursächsischen und beinahe doppelt so groß wie jene Brandenburg-Preußens, sie entsprachen aber nicht einmal der Hälfte der Staatseinnahmen Großbritanniens und nur etwa einem Drittel der französischen. Die durchschnittliche Pro-Kopf-Belastung an direkten Steuern dürfte in den habsburgischen Erbländern geringfügig höher gewesen sein als in Preußen und in Bayern, aber deutlich niedriger als in Frankreich, Großbritannien und Kursachsen; die Pro-Kopf-Belastung an indirekten Steuern und Zöllen war in der Habsburgermonarchie deutlich höher als in Bayern und etwas niedriger als in Preußen und Frankreich, sie betrug jedoch nur etwa ein Viertel der in Großbritannien bestehenden. Die gesamte (direkte und indirekte) Steuerlast pro Kopf der Bevölkerung war um 1765 in Preußen und der Habsburgermonarchie etwa gleich hoch, in Bayern war sie etwas höher, in Frankreich deutlich (um etwa ein Viertel) und in Großbritannien viel höher (etwa dreimal so hoch). Es dürfte der Habsburgermonarchie gelungen sein, den Abstand zwischen ihren finanziellen Ressourcen und jenen ihres europäischen Hauptrivalen („Erbfeindes“) Frankreich zwischen der Mitte des 17. und der Mitte des 18. Jahrhunderts deutlich zu verringern. Während sich die Staatsausgaben der Monarchia Austriaca, wie gesagt, zwischen 1680 und 1705 etwa verfünffacht haben, konnte die französische Krone ihre Jahresausgaben im selben Zeitraum nur ungefähr verdoppeln. Der Reformabsolutismus bewirkte auch in der Habsburgermonarchie in den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts einen gewissen Wandel in der Struktur der Staatsausgaben. Erstmals seit dem Spätmittelalter war das Wachstum der Staatsausgaben nicht nur auf eine Intensivierung traditioneller ‚Staatsaufgaben‘, in erster Linie der Kriegführung, und die steigenden Kosten der Hofhaltung zurückzuführen, sondern auf eine Ausdehnung der Staatstätigkeit auf neue Bereiche, für die bisher ausschließlich kirchliche Institutionen, die Landstände, die Grundherren und/oder die Stadt- und Dorfgemeinden
1. Grundzüge des habsburgischen Finanz- und Steuerwesens 779
zuständig gewesen waren. Am deutlichsten wird diese Ausdehnung wohl auf dem Gebiet des Volksschulunterrichts. Im Jahrzehnt der Alleinregierung Josephs II. und unter der Studienleitung Gottfried van Swietens kam es in der Habsburgermonarchie in diesem Bereich, für dessen Kosten auch nach der Allgemeinen Schulordnung von 1774 weiterhin großteils die Pfarren, Grundherrschaften und Gemeinden sowie die Eltern (Schulgeld) aufzukommen hatten, zu einer fast flächendeckenden Ausstattung aller Länder der Monarchie mit Trivial- und Hauptschulen, die nicht zuletzt durch eine massive Ausdehnung der Unterrichtsausgaben des Staates finanziert wurde: Während der Schulfonds in allen Ländern der Monarchie außer Ungarn im Jahre 1781 nur über Einnahmen von insgesamt 101.067 fl. verfügte, waren es 1789 – u. a. dank der Überweisung der Hälfte des Vermögens der aufgehobenen Bruderschaften (die andere Hälfte wurde dem Armeninstitut zugewendet) und des Überschusses der mährischen Tranksteuer – bereits 703.660 fl.
1.4. Die Staatseinnahmen Die Haupteinnahmen Maximilians I. kamen zunächst vor allem aus den regelmäßigen Erträgen der Kammergüter, bis die schon 1493 einsetzenden Verpfändungen diese Einnahmequelle praktisch zum Versiegen brachten. An ihre Stelle traten die Bergwerke, die dem Kaiser als Sicherstellungen für die für seine militärischen Unternehmungen nötigen großen Anleihen dienten und bald ebenso verpfändet waren. Daher mussten die jährlichen außerordentlichen Steuern immer höher angesetzt werden; insbesondere im langwierigen Krieg gegen Venedig (1508–1516) wurde die Steuerkraft der österreichischen Länder aufs Äußerste angespannt. Die jährlichen Gesamtleistungen der österreichischen Länder schwankten während dieses Krieges zwischen 500.000 und 1 Mio. fl., die Einnahmen aus dem Reich bewegten sich zwischen 30.000 und 50.000 fl. Im Grunde ‚lebte‘ Maximilian also von den (ordentlichen und außerordentlichen) Einnahmen aus seinen Erbländern. Die Unterstützungen von Seiten der Niederlande begannen erst seit der Übernahme der Regentschaft durch Erzherzogin Margarete (1507) wieder etwas stärker zu fließen, während Maximilian in jungen Jahren (während des Burgundischen Erbfolgekrieges seit 1477) in den Niederlanden über Jahreseinnahmen von rund 1 Mio. fl. verfügt hatte. Bei seinem Tod (1519) hinterließ Maximilian seinen österreichischen Ländern riesige Schulden und ein veritables ‚Finanzchaos‘. Das Gesamtnettoeinkommen seines Enkels Ferdinand aus landesfürstlichen Domänen und Regalien dürfte gegen Ende seiner Regierungszeit (um 1560/64) jährlich rund 950.000 fl. betragen haben, von denen auf die österreichischen Erblande ca. 370.000 fl. entfielen, auf Ungarn rund 400.000 fl. und auf die böhmischen Länder maximal 200.000 fl. Dazu kamen die außerordentlichen Steuerleistungen der einzelnen Länder, die um 1560 rund 1,2 Mio. fl. pro Jahr einbrachten, die 60.000 Dukaten, die Ferdinand seit 1522 als Erbschaft nach seinem Großvater Ferdinand dem Katholischen aus den Einkünften der spanischen Krone im Königreich Neapel bezog, sowie Kredite, Erträge von Verpfändungen und fallweise bewilligte Reichssteuern. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts stiegen die Einnahmen (Camerale plus Contributionale) der österreichischen Habsburger von 4 bis 5 Mio. fl. in den Fünfzigerund Sechzigerjahren über durchschnittlich rund 7 Mio. in den Siebziger- und Achtzigerjahren auf etwa 13 Mio. fl. in den Neunzigerjahren an. Um 1720 beliefen sie sich auf un-
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VIII. Das landesfürstliche Finanzwesen
gefähr 20 Mio. fl. Zwischen 1749 und 1782 sind die Netto-Einnahmen der Monarchie in Friedenszeiten von rund 29 auf etwa 55 Mio. fl. gewachsen. Da die Kontribution seit den Reformen der Jahrhundertmitte im Frieden fast unverändert blieb, ging dieses Wachstum vor allem auf das Konto der Steigerung der Einkünfte aus indirekten Steuern, Zöllen und Monopolen (siehe die Tabelle in Dickson 1987, Bd. 2, 382f.).
1.4.1. Das Camerale (Domänen, Regalien, Monopole) Die jährlichen Kameraleinnahmen Ferdinands I., also die direkt in die Kassen der Hofkammer und der Länderkammern fließenden Einnahmen, beliefen sich in der ersten Hälfte der 1520er Jahre, vor der Erwerbung der böhmischen Länder und Ungarns, auf etwa 430.000 fl. Um 1560 betrugen sie bereits knapp 1 Mio. fl. Zwischen 1650 und 1700 lagen sie meist zwischen 2 und 2,5 Mio. fl., bei Extremwerten von 4,7 (1699) und 1,3 Mio. fl. (1670). In den ersten zwei Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts gelang es, die jährlichen Kameraleinkünfte von 3,5 Mio. fl. 1705 auf 10,2 Mio. fl. 1717 beinahe zu verdreifachen. Zwischen 1749 und 1784 erhöhte sich der Anteil der Kameraleinkünfte an den Netto-Staatseinnahmen der Monarchie von rund 40 auf etwa 58 %. 1.4.1.1. Die landesfürstlichen Domänen Die landesfürstlichen Kammergüter dienten den österreichischen Landesfürsten seit dem 14. Jahrhundert als Pfandobjekte, d. h. als Mittel der Kreditschöpfung. Die immer stärkere Belastung der Pfandschillinge machte die Rückzahlung der Darlehen zunehmend schwieriger, sodass die Niederösterreichische Kammer zwischen den 1570er und den 1630er Jahren in Österreich unter der Enns nahezu alle Domänen verkaufte. Die Bedeutung der Kammergüter für die Staatseinnahmen ging seither in allen Ländern mehr oder weniger kontinuierlich zurück. Seit einem Hofdekret Josephs II. vom 24. März 1789 ging die Staatsverwaltung allmählich daran, die noch existierenden Staatsgüter im engeren Sinn und die sog. Fondsgüter (die Güter des Religions- und des Studienfonds sowie der Stiftungsfonds, insbesondere die Liegenschaften der aufgehobenen Klöster) zu verkaufen. 1.4.1.2. Vom Münzregal zur Notenpresse Vom 15. bis zum 18. Jahrhundert wurde als kurzfristiges Hilfsmittel zur Erhöhung der Staatseinnahmen wiederholt auf die Münzverschlechterung, also die Verringerung des Edelmetallgehalts der Münzen, zurückgegriffen. Zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges kam es 1619 zur Ausprägung minderwertiger Münze durch die Herzöge des schlesischen Fürstentums Liegnitz, das Direktorium der böhmischen Stände sowie den „Winterkönig“ Friedrich V. von der Pfalz. Im Frühsommer 1621 wurde auch in den kaiserlichen Münzstätten das Schlagen von geringwertigem Geld aufgenommen. Die Verringerung des Edelmetallgehalts der Silbermünzen bei gleichbleibendem Nominalwert setzte fast sofort inflationäre Prozesse in Gang. Am 18. Januar 1622 wurde in Wien nach langwierigen Verhandlungen von den Hofkammerräten im Namen des Kaisers einerseits, dem in Prag etablierten niederländischen Kauf-
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mann und Bankier Hans de Witte für ein fünfzehnköpfiges Konsortium (eine – natürlich gewinnorientierte – Kapitalgesellschaft) andererseits ein Münzvertrag unterfertigt, mit dem alle böhmischen, mährischen und niederösterreichischen Münzstätten auf ein Jahr dem Münzkonsortium verpachtet wurden und gleichzeitig ein Verbot aller ausländischen Münzen ausgesprochen wurde. Am 11. August 1622 wurde der Vertrag auf Schlesien ausgedehnt. Die Pachtsumme belief sich für ein Jahr auf 6 Mio. fl. Die sofort einsetzende unkontrollierte Münzverschlechterung hatte sich immer mehr beschleunigende inflationäre Entwicklungen zur Folge. Nach Unruhen des von Hungersnöten bedrohten „gemeinen Mannes“ sowie unter den Soldaten, deren Sold immer mehr an Kaufkraft verlor, nicht zuletzt aber wohl auch, da die Münzverschlechterung langfristig die Staatsfinanzen, zu deren kurzfristiger Verbesserung sie in Gang gesetzt worden war, schädigte (das sog. Kippergeld floss beim Verkauf der konfiszierten „Rebellengüter“ und über die Steuern in die staatlichen Kassen zurück), wurde der Münzvertrag 1623 nicht verlängert. Die sog. Münz-Calada beendete die „Kipper- und Wipperzeit“ in dem an Bayern verpfändeten Land ob der Enns bereits zu Pfingsten (durch ein gedrucktes Generale Maximilians von Bayern vom 25. Mai 1623), in Österreich unter der Enns und in den böhmischen Ländern am 11. Dezember 1623. Mit kaiserlichem Patent wurden an diesem Tag die Kippermünzen auf ein Achtel ihres Nennwerts herabgesetzt, was einer 87%igen Abwertung entspricht und einem Staatsbankrott gleichkommt. Gewinner der Münzverschlechterung waren der Kaiser (falls er nicht, was durchaus möglich ist, beim Verkauf der konfiszierten Güter gegen „lange Münze“ mehr verlor als er durch die 6 Mio. fl. Pachtsumme einnahm), die Münzkonsorten sowie die Käufer von Herrschaften und Gütern in „langer Münze“ (insbes. die drei Konvertiten Albrecht von Waldstein, Johann Ulrich von Eggenberg und Karl von Liechtenstein, aber auch viele kleinere adelige ‚Kriegsgewinnler‘). In den Sechzigerjahren des 17. Jahrhunderts sahen sich die Bewohner der niederösterreichischen Länder neuerlich mit einer Münzverschlechterung konfrontiert („kleine Kipperzeit“), die ihren Höhepunkt im Jahr der Türkenschlacht bei St. Gotthard und Mogersdorf (1664) erreichte. Zwischen 1659 und 1665 zog der Kaiser allein aus der Ausprägung von 15-Kreuzer-Stücken in der Hauptmünzstätte Wien, die wohl in erster Linie zur Entlohnung der Soldtruppen verwendet wurden, einen zusätzlichen Münzgewinn von rund 1,5 Mio. fl. Erst durch die im Oktober 1750 erfolgte Einführung einer neuen, später als „Conventionsmünze“ bezeichneten neuen Währung sowie die im November 1753 in Wien abgeschlossene österreichisch-bayerische Münzkonvention konnten „die Geldverhältnisse“ der österreichischen Länder „um die Mitte des 18. Jahrhunderts halbwegs konsolidiert werden. Die mehr als anderthalb Jahrhunderte, die bis dahin verfließen mußten, brachten für das Münz- und Geldwesen der habsburgischen Länder kaum je eine Entspannung, sondern, bedingt durch die politischen Ereignisse in Ost und West, den Zweifrontenkrieg gegen Frankreich und die Türkei, nur immer und immer wieder krisenhafte Zustände.“ (Probszt 1994, 447). 1762 wurde zum ersten Mal in Österreich die Notenpresse zur Staatsfinanzierung eingesetzt: Als das durch den Siebenjährigen Krieg verursachte Budgetdefizit weder durch die Aufnahme von Darlehen noch durch höhere Steuern gedeckt werden konnte, beauftragte Hofkammerpräsident Karl Friedrich Graf Hatzfeld die Wiener Stadtbank mit der Ausgabe von „Banco-Zetteln“ in der Höhe von 12 Mio. fl., die bei allen Staatskassen bis
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zur Hälfte der zu leistenden Abgaben wie bares Geld angenommen wurden. 1771 wurden neuerlich 12 Mio. fl. Papiergeld ausgegeben, die unbeschränkt für Steuerzahlungen verwendet werden konnten. 1785 erfolgte eine weitere offene Neuausgabe, 1788 und 1794 wurden geheime Vermehrungen vorgenommen. Während der Napoleonischen Kriege wurde das gewaltig anwachsende Budgetdefizit in zunehmendem Maß durch die Banknotenpresse finanziert. 1796 waren ca. 44 Mio. fl. Bancozettel im Umlauf, am Jahresende 1802 bereits 300 Mio. fl. und Ende 1810 rund 1 Mrd. Im Jahr 1797 musste die Umwechslung der einer immer stärkeren Inflation unterliegenden Bancozettel in Münzgeld bei den staatlichen Umwechslungskassen eingestellt werden. Die Bancozettel wurden mit einem Zwangskurs versehen und aus unverzinslichen Obligationen der Wiener Stadtbank in Banknoten verwandelt. Seither vermehrte sich ihr Umlauf rapid. 1800 wurde der Annahmezwang der Bancozettel auch für den privaten Zahlungsverkehr dekretiert. Versuche zur Tilgung der Bancozettelschuld des Staates in den Jahren 1803/04 und 1806 scheiterten an den Militärbudgets für die Feldzüge von 1805 und 1809. Im März 1811 betrug der Bancozettelumlauf bereits 1,06 Mrd. fl. Die Ausgabe immer neuer Bancozettel hatte praktisch den Charakter von Zwangsanleihen. Das Agio der Conventionsmünzen (d. h. der Silberwährung) stieg bis Dezember 1810 auf 960 %. 1811 war der Staatsbankrott nicht länger hinausschiebbar: Im Finanzpatent vom 20. Februar 1811 wurde der Zwangsumtausch der Bancozettel in „Einlösungsscheine“ im Verhältnis 5:1 angeordnet, gleichzeitig wurden die Zinssätze aller öffentlichen Obligationen auf die Hälfte herabgesetzt. Die „Befreiungskriege“ wurden nicht zuletzt durch seit 1813 ausgegebene „Antizipationsscheine“ finanziert, die Ende 1815 die Summe von 470 Mio. fl. erreichten. Zusammen mit den 212 Mio. fl. Einlösungsscheinen machte der Umlauf von Papiergeld („Wiener Währung“) 682 Mio. fl. aus. 1816 wurde eine neuerliche Abwertung, eigentlich ein zweiter Quasi-Staatsbankrott, unumgänglich. Mit dem Finanzpatent vom 1. Juni 1816 wurde (nach dem Muster der 1799/1800 gegründeten Banque de France) die Privilegierte Oesterreichische Nationalbank (de facto als Nachfolgeinstitut der im Zuge des Staatsbankrotts 1811 liquidierten Wiener Stadtbank, allerdings im Unterschied zu dieser als Aktienbank) gegründet, der die Ausgabe von Banknoten sowie der Umtausch der Einlösungs- und Antizipationsscheine teils in Staatsobligationen, teils in Banknoten und Letzterer in klingende Münze (Conventionsmünze) übertragen wurde. Ende 1819 wurde das Verhältnis zwischen Conventionsmünze und Wiener Währung (Einlösungs- und Antizipationsscheine) mit 10 : 25 stabilisiert. Damit hatte die Nationalbank die Aufgabe der Konsolidierung der völlig zerrütteten Währung erfüllt. Die Gewährung von Krediten an den Staat durch die Nationalbank erfolgte in der Form der Ausgabe von Banknoten, die durch staatliche Schuldverschreibungen gedeckt waren. Unter Berücksichtigung des Staatsbankrotts von 1811 und der Abwertung seit 1816 betrug die Geldentwertung von 1799 bis 1820 insgesamt 92 %. 1.4.1.3. Das Salzmonopol Das aus dem landesfürstlichen Bergregal resultierende, außerordentlich ertragreiche Salzmonopol wurde in Form einer Kombination von Produktionsmonopol und Fabrikatsteuer realisiert. Die drei großen Salinen der (nachmals) habsburgischen Territorien – Hall in Tirol, Aussee und Hallstatt/Ischl – waren bereits im 13./14. Jahrhundert sowie, nach einer Phase der Verpachtung, unter Friedrich III. (Aussee 1449), Maximilian I. (Hall in Tirol 1490–1517) und Ferdinand I. (Hallstatt 1524) als landesfürstliche Regalbetriebe or-
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ganisiert worden. 1542 wurden den steirischen Klöstern Admont und St. Lambrecht ihre privaten Salinen Hall und Weißenbach bzw. Halltal bei Mariazell abgelöst. Damit war das landesfürstliche Monopol der Salzerzeugung in den österreichischen Ländern durchgesetzt. Neben die Produktion des Salzkammerguts (Hallstatt, Ischl und die neue Saline Ebensee, die durch eine ab 1595 errichtete Soleleitung verbunden wurden) mit dem Salzamt Gmunden an der Spitze sowie von Aussee und Hall in Tirol trat nach der Erwerbung Siebenbürgens (1690) das Salz der Marmarosch in den Ostkarpaten und nach der Ersten Teilung Polens (1772) das galizische Salz (Salzbergwerke Wieliczka und Bochnia). An der Adria wurde außerhalb des landesfürstlichen Produktions- und Großhandelsmonopols in mehreren Salinen im Raum Triest Meersalz gewonnen, das insbesondere mit dem Ausseer Salz in Konkurrenz trat. Im „salzlosen“ Königreich Böhmen verdrängte das habsburgische Salz seit 1526 nach und nach – effektiver erst seit den letzten Jahren des 16. Jahrhunderts – das bayerische, salzburgische, meißnische und polnische (galizische) Salz. 1.4.1.4. Das Tabakmonopol Das landesfürstliche Tabakmonopol wurde, ebenso wie das Lottomonopol, erst im 18. Jahrhundert durchgesetzt. Die schlesischen Stände hatten bereits 1657 einen Tabakaufschlag eingeführt, jene Mährens waren zwei Jahre später gefolgt, Böhmen 1664. Seit etwa 1665 wurden die Tabakaufschläge in den einzelnen Ländern für gewöhnlich verpachtet. Nachdem Leopold I. die Tabakeinfuhr 1658 mit einem Zoll von 40 kr. pro Zentner belegt hatte, sprach ein Patent vom 20. Mai 1701 – als Sofortmaßnahme zur Deckung des Militärbedarfs zu Beginn des Spanischen Erbfolgekriegs – für die österreichischen und böhmischen Länder die volle Regalität der Erzeugung, der Einfuhr und des Verkaufs von Tabak aus und begründete damit das österreichische Tabakmonopol. Dieses wurde bereits 1704 wieder aufgehoben und durch einen Tabakaufschlag ersetzt, 1723 jedoch wiederhergestellt (mit Gültigkeit für Böhmen, Mähren, Schlesien, Ober- und Niederösterreich, Steiermark, Kärnten und Krain). Im selben Jahr wurde die kaiserliche Tabakfabrik in Hainburg errichtet, der bald neun weitere Manufakturen in den einzelnen Erbländern folgten, an die der von den Grundherrschaften angebaute Tabak abgeliefert werden musste. 1737 verpachtete die Hofkammer das Tabakgefälle in Böhmen, Mähren und Schlesien – unter Aufrechterhaltung des Monopols – an die dortigen Landstände. Ab 1758 übernahmen auch in den österreichischen Erbländern die Stände das Tabakgefälle. Da sich diese Form der Verpachtung wegen der zu niedrigen Einnahmen nicht bewährte, wurde das Monopol 1763 um jährlich 1,2 Mio. fl. neu verpachtet. 1765 nahm die Kompanie Löbel Hönig das Tabakgefälle in Böhmen, Mähren und Schlesien, Ober- und Niederösterreich um 900.000 fl. pro Jahr in Pacht, 1770 auch die innerösterreichischen Gefälle. 1773 wurde der Pachtvertrag bis Ende 1784 verlängert. 1783 beschloss die Böhmisch-Österreichische Hofkanzlei, das Tabakgefälle in die eigene Regie des Staates zu übernehmen. Es gelang, die Pachtgesellschaft dazu zu bewegen, den Vertrag ein Jahr früher auslaufen zu lassen. Mit dem 1. Januar 1784 nahm die TabakGefällen-Kameral-Direktion ihren Betrieb auf. Der jährliche Reingewinn der Österreichischen Tabakregie betrug zwischen 1784 und 1807 stets mehr als 3 Mio. fl.
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1.4.1.5. Das Lottomonopol Nach Vorläufern im 16. und 17. Jahrhundert, sog. Glückshafen, wurde beispielsweise 1704 durch einen Juden namens David Levi in Wien eine private Lotterie unter staatlicher Kontrolle veranstaltet, die einen Nettoertrag von 134.000 fl. erbrachte, von denen 100.000 fl. an die Hofkammer abgeführt werden mussten (dazu, zu den Vorläufern und zum Folgenden vgl. unten Kap. VIII.6). In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts kamen noch einige weitere private und Staatslotterien in Österreich zustande, u. a. – nach holländischem Muster – die Klassenlotterien der („Zweiten“) Orientalischen Handelskompanie (1721 und 1729). Das Zahlenlotto wurde in den österreichischen und böhmischen Ländern aber erst 1751 nach italienischem, von Genua ausgehendem Vorbild (Lotto di Genova, „5 aus 90“) als Staatsmonopol eingeführt und von 1752 bis 1786 durch die Erteilung eines Privilegium privativum an Lotterieunternehmer verpachtet, zunächst auf zehn Jahre um eine jährliche Pachtsumme von 130.000 fl. und gegen eine bei der Wiener Stadtbank zu hinterlegende Kaution von 300.000 fl. an den aus Rom stammenden Ottavio (seit 1761 Conte di) Cataldi. Dieser gehörte zum Konsortium der Generalpächter, denen Franz Stephan von Lothringen, seit 1737 Großherzog von Toskana, 1739 die toskanischen Einkünfte und damit auch das toskanische Lottoprivileg pachtweise überlassen hatte. 1761 wurde die jährliche Pachtsumme auf 260.000 fl. verdoppelt, 1778 wurde sie auf 425.000 fl. erhöht. Außerdem mussten seit 1761 20 % des die Pachtsumme übersteigenden Reinertrags an das Ärar abgeführt werden, ab 1778 sogar 80 %. Das Lottomonopol war 1761 von den „deutschen Erbländern“ (d. h. den österreichischen und böhmischen Ländern) auf Ungarn und später auch auf Galizien ausgedehnt worden, und Ziehungen fanden regelmäßig bald nicht mehr nur in Wien statt, sondern auch in Prag (1754), Graz (1757), Pressburg (1764) und Ofen (1770) und bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts auch in Triest, Brünn, Linz, Laibach, Kaschau, Hermannstadt, Temeswar, Lemberg und Bozen. Die Staatseinnahmen aus dem Zahlenlotto stiegen bis 1785 auf über 1 Mio. fl. im Jahr. Nach langen Diskussionen wurde das Lottomonopol 1787, drei Jahre nach dem Tabakmonopol, in staatliche Regie übernommen. Organisation, Verwaltung und Kontrolle wurden der neu geschaffenen k. k. Lottogefällsdirektion anvertraut. 1813 wurde die Zahlenlotterie gesetzlich neu geregelt. Das Lottopatent von 1813 blieb, mit Novellierungen 1853 und 1854, in Österreich formell bis 1962 in Kraft. 1.4.1.6. Amtsdarlehen, Amtstaxen und individuelle (Zwangs-)Darlehen als Voraussetzung für die Verleihung hoher Ämter Ämterkauf im eigentlichen Sinn und eine daraus resultierende Erblichkeit von Ämtern scheint es, im Unterschied insbesondere zu Frankreich, im Herrschaftsbereich der österreichischen Habsburger nur im 18. Jahrhundert in den Österreichischen Niederlanden gegeben zu haben. Etwas strukturell Ähnliches kann man in den sog. Amtsdarlehen sehen, die um 1650 an die Stelle der Kautionen traten, die von allen Finanzbeamten bei Amtsantritt erlegt werden mussten. Diese Zwangsdarlehen (in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts zwischen 1.000 und 50.000 fl.) mussten kurz vor Übernahme eines wichtigen Amtes der Hofkammer gewährt werden. In Böhmen „kostete“ in den 1690er Jahren eine Kammerratsstelle (ein Darlehen von) 15.000 fl., die Vizepräsidentschaft der Böhmischen Kammer das Doppelte. Häufig wurde dieses Darlehen noch von einem wei-
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teren, höheren und ebenfalls kaum freiwilligen Kredit begleitet. Neben den Amtsdarlehen wurde im Falle extremer Finanznot des Staates (so im Jahre 1704) eine sog. Amtstaxe ausgeschrieben. Dabei handelte es sich um ein Zwangsdarlehen aller Beamten, das der jeweilige Nachfolger vor Dienstantritt ablösen musste. Vor allem aber mussten keineswegs nur Finanzbeamte dem Staat vor Amtsantritt Darlehen gewähren. Es war, jedenfalls in der zweiten Hälfte des 17. und in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, offenbar allgemein üblich, ja unumgänglich, gewissermaßen als Prämie für die Verleihung von prestigeträchtigen (und eventuell finanziell luk rativen) Hof- und Landesämtern dem Staat ein großes Darlehen zu gewähren. So erhielt die Hofkammer z. B. 1685 von Ferdinand von Schwarzenberg einen Kredit in der Höhe von 300.000 fl. – und der Füst bekam gleichzeitig die Stelle des kaiserlichen Obersthofmeisters. Otto Ehrenreich Abensperg-Traun lieh im Juni 1690, zeitgleich mit seiner Ernennung zum Landmarschall von Österreich unter der Enns, 250.000 fl. ad necessitates publicas. Adam Franz von Schwarzenberg ‚kaufte‘ 1711 das Amt des Oberststallmeisters für einen Kredit in der gewaltigen Höhe von 500.000 fl., weitere 100.000 fl. musste er angeblich als Geschenke und Schmiergelder verteilen. In nicht wenigen Fällen lassen sich regelrechte Lizitationen quellenmäßig belegen, woraufhin das betreffende Amt dem Meistbietenden verliehen wurde. (Amtsdarlehen waren übrigens schon um 1500 in der Regierungszeit Maximilians I. in den österreichischen Ländern allgemein üblich gewesen: Ohne ein Darlehen war es praktisch unmöglich gewesen, lokale landesfürstliche Ämter, Pflegen, Mauten, Zölle, Ungeldbezirke etc. zu pachten.) 1.4.1.7. Mauten und Zölle Das mitteleuropäische Länderkonglomerat der Habsburger bildete lange Zeit kein einheitliches Wirtschafts- und Zollgebiet. Die seit dem Mittelalter vor allem fiskalischen Motiven entspringenden Zölle und Mauten wurden keineswegs nur an den Grenzen der einzelnen Länder erhoben, sondern vom Fiskus und von „Privaten“ (weltlichen und geistlichen Grundherren sowie Städten) auch an Handelswegen (Straßen, Brücken und Flüssen) im Landesinneren. Die Donaumauten beispielsweise wurden – wie die übrigen Mautgebühren auch – jahrhundertelang als „Mengenzölle“ erhoben, also nach der Menge und nicht nach dem Wert der transportierten Güter. 1604 wurde eine neue Mautordnung erlassen, der zufolge die Donaumauten für Luxuswaren (feine Tuche, Seide, Südfrüchte, italienische Weine etc.) nach dem Wert und nicht mehr nach dem Gewicht entrichtet werden mussten. 1672 erließ die („Erste“) Orientalische Kompanie, die die landesfürstlichen Donaumauten gepachtet hatte, einen neuen Tarif. Er brach – in Übereinstimmung mit den Forderungen des Merkantilismus nach Schutzzöllen – mit den fiskalistischen Grundsätzen der Zollerhebung und setzte merkantilistisch motivierte Mautsätze fest, deren erklärtes Ziel es war, die Einfuhr unerwünschter (Fertig-)Waren zu erschweren und jene erwünschter Güter (insbes. im Inland nicht vorhandener Rohstoffe) zu erleichtern. Die ihnen zugedachte handelspolitische Aufgabe konnten die Mauten und Zölle aber nur höchst unvollkommen erfüllen, solange sie nicht an den Grenzen des Reiches eingehoben wurden. Erst unter Karl VI. ging man daran, die landesfürstlichen bzw. staatlichen Zölle und Mauten an die Landesgrenzen zu verlegen und zu ermäßigen. Böhmen, Mähren und Schlesien wurden 1737 zu einem einheitlichen Zollgebiet verbunden. 1719 wurden Triest und Fiume zu Freihäfen erklärt, die – vor allem nach dem Verlust Schlesiens
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(und damit Breslaus als Fernhandelsumschlagplatz sowie der Oder als Exportweg) – dazu dienen sollten, den Außenhandel der Monarchie nach dem Süden umzulenken. Mitte des 18. Jahrhunderts bestand die Monarchie aus zehn Zollgebieten und zwei Freihäfen. 1754 ersetzte die Wiener Zollpolitik durch die Publikation des „Vectigal des Königreiches Ungarn“ den ungarischen einheitlichen Wertzoll von 5 % durch Einfuhrzölle von bis zu 20, später 30 % auf ausländische (z. B. schlesische, d. h. preußische), aber nur 5 % auf erbländische Waren. Seit 1755 wurde Händlern der böhmisch-österreichischen Erbländer bei Wiederausfuhr bestimmter Waren nach Ungarn und Siebenbürgen eine erhebliche Zollrückvergütung gewährt. 1765 ordnete Maria Theresia – unter dem Einfluss der ‚protoliberalen‘ Brüder Ludwig und Karl von Zinzendorf und gegen die Mehrheit der Mitglieder des Kommerzienrats – die Errichtung eines innerösterreichischen Zollgebiets an (bestehend aus Steiermark, Kärnten, Krain und Görz). Wahrscheinlich im Laufe des Jahres 1768 entschloss sich die Kaiserin, die Zollverwaltung aller österreichischen und böhmischen Länder zu vereinfachen und zu vereinigen. Nur die Zolllinie gegenüber Ungarn sollte bestehen bleiben. Nach jahrelangem Tauziehen innerhalb der Bürokratie konnte endlich am 15. Juli 1775 die neue Zollordnung veröffentlicht werden, mit der die meisten inländischen Mauten sowie die Zwischenzolllinien zwischen den österreichischen und den böhmischen Ländern aufgehoben wurden. Außerhalb des neuen einheitlichen Zollgebietes blieben nur Tirol, die Vorlande, Triest und Fiume sowie Eger und Pilsen. Nach außen wurde ein „gemäßigtes, leicht freihändlerisch und physiokratisch gefärbtes Schutzzollsystem“ (Schünemann 1933, 51) eingeführt. Für nach Österreich gehende ungarische Agrargüter musste künftig derselbe Zoll entrichtet werden wie für ausländische Güter, während nach Ungarn exportierte österreichische Waren weiterhin nur mit einem fünfprozentigen Zoll belegt waren. 1783 wurde Galizien in das österreichisch-böhmische Zollgebiet einbezogen, für Ungarn traten Zollbegünstigungen in Kraft, die jedoch nach 1790 wieder rückgängig gemacht wurden. Die Lombardei und die Österreichischen Niederlande blieben weiterhin Zollausland. 1784 promulgierte Joseph II., der der „Freihandelspolitik“ seiner Mutter seit jeher skeptisch gegenübergestanden war, einen merkantilistischen und fiskalistischen Zolltarif („Schutzzölle“). Im selben Jahr wurde die Zollgrenze zwischen Ungarn und Siebenbürgen aufgehoben. Unter Franz II. kehrte man zu echten Prohibitivzöllen zurück; das einheitliche Zollgebiet aber blieb bestehen. 1796 wurde die Zwischenzolllinie zwischen dem Königreich Galizien und Lodomerien und dem 1795 bei der Dritten Teilung Polens erworbenen Westgalizien aufgehoben. 1817 wurde das Lombardo-venezianische Königreich in das österreichische Zollsystem einbezogen, 1825 schließlich auch Tirol und Vorarlberg, das Königreich Ungarn aber erst 1851, nach der endgültigen Abschaffung der Steuerfreiheit des ungarischen Adels.
1.4.2. Das Contributionale und die direkten Steuern Die wichtigsten direkten Steuern waren in den österreichischen Ländern seit dem frühen 16. Jahrhundert die auf der Basis von Selbsteinschätzungen der Gültenbesitzer ausgeschriebenen, von den Ständen bewilligten und eingehobenen, in den österreichischen Ländern zumeist „Gültsteuer“ genannten Grund-, Vermögens- und Kopfsteuern. Unter „Gült“ verstand man grundherrliches Einkommen jeglicher Art. Gülten besaß also jeder Mensch (Grundherr) und jede Institution (z. B. ein Kloster oder eine Stadt), der oder die ein nicht untertäniges Gut als Allod oder als adeliges Lehen innehatte. In Österreich
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unter der Enns beispielsweise wurden auf der Basis einer zwischen 1525 und 1528 durch wiederholte Landtagsbeschlüsse angeordneten neuen allgemeinen Selbsteinschätzung der steuerpflichtigen Gültenbesitzer mit Hilfe eines komplizierten Umrechnungsschlüssels von der Landschaftsbuchhalterei im Jahre 1536 die im Gültbuch eingelegten „Gültpfunde“ mit einer direkten Steuer belegt („taxierte“ oder „gemessene Gült“). Einkünfte der Grundherren aus ihrer Eigenwirtschaft (Meierhöfe, Mühlen etc.) waren, mit Ausnahme insbesondere des Weinbaus, gültsteuerfrei. In Hinkunft dienten die Gültpfunde bei jeder Gült- oder Landsteuerbewilligung (einfache Gült, doppelte Gült etc.) als Bemessungsgrundlage. Nachdem die niederösterreichischen Stände als Gegenleistung für die Gewährung der Religionskonzession für den Herren- und Ritterstand Hofschulden in der Höhe von 2,5 Mio. fl. übernommen hatten, bewilligte der niederösterreichische Landtag 1568 zusätzlich zur Gültsteuer eine (den Untertanen besonders verhasste) Kopfoder Leibsteuer. Diese wurde 1583 durch eine auf jedes Haus („Rauchfang“) geschlagene Steuer („Hausgulden“) ersetzt, die in den Jahren 1583 bis 1587 im Durchschnitt knapp 63.000 fl. erbrachte. 1583 bis 1591 wurde pro Haus 1 fl. veranschlagt, 1595 bereits 2 fl., 1601 und 1603 3 fl., 1625 2 bis 5 fl. usw. Seit 1688 kam zum Hauptanschlag der meist viel größere, ursprünglich zur Bestreitung des Extraordinarium bestimmte „Interimsanschlag“, der bald (wegen seiner vierteljährlichen Fälligkeitstermine) als „Quartalsteuer“ bezeichnet wurde. Seit 1700 schwankte der Hauptanschlag zwischen 2 und 4, die Quartalsteuer zwischen 8 und 12 fl. Die beiden Steuersysteme (die Gültsteuer und der Hausgulden) verschmolzen allmählich miteinander, wobei sich das Haus als Bemessungsgrundlage stärker behauptete, während die Gültsteuer im Wesentlichen nicht mehr weiterentwickelt wurde. Der Terminus „Kontribution“ wurde, wie es scheint, erst seit 1621 zur offiziellen Bezeichnung der Hauptsteuerbewilligungen der Landtage der österreichischen und böhmischen Länder. Der Großteil der Kontributionen wurde im 17. und 18. Jahrhundert von den Untertanen aufgebracht, sie waren praktisch primitive Grund- und Ertragssteuern. Neben der Kontribution mussten die Länder, d. h. in erster Linie die Untertanen, noch diverse Beträge unter verschiedensten Titeln leisten, so z. B. Fortifikationsbeiträge für die Erhaltung der Festungen. Die Beistellung von Monturen und Gewehren für die Rekruten sowie von Pferden wurde durch Steuerabzüge (zumindest teilweise) vergütet. Soldaten mussten einquartiert und für sie das „Service“ (Feuer, Licht und Liegestätte) sowie Brot und Pferdefutter (Hafer) gereicht, außerdem Vorspann geleistet werden. Überdies wurden in besonderen Notsituationen Vermögenssteuern ausgeschrieben, die insbesondere von allen Grundbesitzern, auch, ja vor allem von den adeligen und geistlichen, aufgebracht werden mussten. Die mit Leistungen für und Zahlungen an Staat und Grundherren ohnedies schwer belasteten Bauern, Kleinhäusler und Inleute wurden davon für gewöhnlich ausgenommen. Den Vorläufern der Grund- und Ertragssteuer lagen im 16. und in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts in keinem Land der Monarchie Schätzungen, geschweige denn Vermessungen des Umfangs des landwirtschaftlich genutzten Bodens und Erhebungen von dessen Ertrag oder dessen durchschnittlicher Ertragsfähigkeit zugrunde. Erst nach dem Dreißigjährigen Krieg wurden in Böhmen und Mähren erstmals landesweit sämtliche in der Hand von Untertanen und Bürgern befindliche Häuser, Güter und Grundstücke verzeichnet, von denen direkte Steuer (Kontribution) bezahlt werden musste. In Böhmen wurde in den Jahren 1653 bis 1656 auf der Grundlage von Bekenntnissen der Grundherren die sog. Steuerrolle (berní rula) angelegt. Sie enthält Angaben über die Ausstattung
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der Bauerngüter und der Bürgerhäuser mit Grundstücken und Vieh, über den Beruf der Besitzer sowie über Freibauern und Juden. Als fiktive Steuereinheit diente nach wie vor die sog. Ansässigkeit (usedlnost oder osedlnost), die einer ganzen Bauernstelle (in den österreichischen Ländern: „Ganzlehen“) entsprach. Nach langen Diskussionen über eine Reform des unbefriedigenden, die Lasten nicht gerecht verteilenden modus contribuendi der Markgrafschaft Mähren wurde vom mährischen Landtag 1655 beschlossen, ein neues, auf der Schätzung des Wertes der Güter der Steuerzahler beruhendes Kontributionssystem einzuführen. Daraufhin kam es 1656 und 1657 zur sog. ersten Lahnenvisitation (d. h. Hufenvisitation) in Mähren, von deren Ergebnissen sich nur Reste in Gestalt einiger Summarien erhalten haben. Der neuen Steuerbemessungseinheit, auf die alle Arten des durch ständische Kommissionen geschätzten Liegenschaftsbesitzes der bäuerlichen Untertanen und der Bürger reduziert wurden, gab man den Namen berní lán (Steuerhufe). Die aus der zwischen 1669 und 1679 durchgeführten zweiten Lahnenvisitation hervorgegangenen sog. Lahnenregister dienten in Mähren bis zur Einführung des Theresianischen Katasters als Grundlage für die jährliche Repartition und Subrepartition der vom Landtag bewilligten direkten Steuern. Auf genaueren Schätzungen oder sogar Vermessungen des Landes beruhende Kataster entstanden erst im Laufe des 18. Jahrhunderts, vor allem infolge der Reformmaßnahmen Maria Theresias und Josephs II., nachdem Karl VI. bereits 1718 die Anlegung des Mailänder Katasters (Censimento Milanese) für das 1714 an die Monarchia Austriaca gefallene Herzogtum Mailand angeordnet hatte. Nachdem die Arbeiten daran 1733 wegen des französisch-piemontesischen Einfalls unterbrochen worden waren, wurden sie um die Mitte des Jahrhunderts von Gianluca Pallavicini, dem Gouverneur der Lombardei (1750–1753), wieder aufgenommen und zu Ende geführt. Der neue Kataster fixierte nicht nur die auf jede einzelne landwirtschaftliche Einheit entfallende Grundsteuer, sondern auch die Feudalabgaben. Erstmals wurde die in den anderen Ländern weiterhin den Ständen überlassene Subrepartition der bewilligten Steuersumme unter landesfürstlicher Ägide neu festgelegt. Der auf genauen Vermessungen und Ertragsschätzungen beruhende Censimento Milanese diente allerdings in keinem der österreichischen oder böhmischen Länder als Vorbild. Maria Theresia unternahm mit den von Friedrich Wilhelm Graf von Haugwitz angeregten Steuerreformen zwischen 1748 und 1756 den groß angelegten Versuch, das Steuersystem der böhmischen und österreichischen Länder auf der Basis detaillierter „Fassionen“ auf eine neue Grundlage zu stellen. Die Erfassungsmodalitäten und die daraus resultierenden Dominikal- und Rustikalfassionen weisen von Land zu Land große Unterschiede auf. In Böhmen und Mähren wurde die Arbeit an den später so bezeichneten, 1748 vollendeten Theresianischen Rustikalfassionen durch eine ständische Rektifikationskommission bereits 1713 in Angriff genommen. Dominikalfassionen wurden in Böhmen und Mähren erst Mitte des 18. Jahrhunderts angelegt. Der neue schlesische Kataster wurde schon 1739 fertiggestellt, sodass sich Friedrich II. von Preußen seiner nach der Eroberung Schlesiens bedienen konnte. Ein Hauptziel der Kataster des 18. Jahrhunderts bestand darin, die vielen Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten in der steuerlichen Belastung durch generelle „Neufatierungen“ zu beseitigen. Der Reinertrag der Rustikal- und Dominikalböden (d. h. der von bäuerlichen Untertanen und der von Grundherrschaften in Eigenregie bewirtschafteten Grundstücke) wurde nunmehr in der Bemessung gleich behandelt – nicht freilich im Steuersatz. Die Grundherren behielten weiterhin ein hohes Maß an Privilegien in der Be-
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steuerung, das über das Recht der Selbsteinschätzung weit hinausging und insbesondere in unterschiedlichen Steuersätzen zum Ausdruck kommt. In Niederösterreich beispielsweise war der Rustikalsteuersatz doppelt so hoch wie der Dominikalsteuersatz. Erst 1790 wurden die Steuersätze angeglichen. In Böhmen konnten die Grundherren ihre Steuerprivilegien sogar bis 1846 behaupten. Um 1800 zahlten die böhmischen Herren, die zusammen über ca. 7 Mio. Strich landwirtschaftlich genützten Boden verfügten, nur etwa halb so viel ordentliche Steuer wie die Untertanen, die ca. 10 Mio. Strich Rustikalland bearbeiteten (und deren Robotdienste und Abgaben überdies die Einkünfte der Herren vermehrten). Ungarn wurde wegen des zu erwartenden Widerstands des Adels aus den theresianischen Steuerreformen überhaupt ausgenommen. Das Steuerreformwerk Josephs II., das eng mit seiner Reform des Urbarialsystems, d. h. der Beziehungen zwischen Grundherren und Untertanen bzw. der von diesen zu leistenden Abgaben und Dienste, verknüpft war, provozierte starke Steuerwiderstände (insbesondere beim Adel), an denen es letztlich gescheitert ist. Eines seiner Hauptziele bestand in dem Bestreben, Dominikal- und Rustikalbesitz künftig gleichmäßig zu besteuern. Mit dem am 12. April 1785 bzw. (für Ungarn) am 10. Februar 1786 angeordneten und bis 1789 im Großen und Ganzen in allen Kernprovinzen der Monarchie mit Ausnahme Ungarns, Siebenbürgens und Tirols fertiggestellten Josephinischen Kataster wurde ein weiterer bedeutender Schritt in Richtung auf eine genauere Erfassung von Größe und Qualität der Steuerobjekte vollzogen. An die Stelle der Fassionen traten Parzellenprotokolle. Die fortlaufend nummerierten Parzellen wurden im Auftrag der Gemeinden durch Untertanen vermessen (unter der Kontrolle von Herrschaftsbeamten), nur in Ausnahmefällen wurden Ingenieure beigezogen. Anstelle der häufig zersplitterten und durch Gemengelage gekennzeichneten Grundherrschaften wurden bei der Aufnahme erstmals geschlossene Gebietseinheiten verwendet, die neu geschaffenen (und bis zum heutigen Tag existierenden) Katastralgemeinden. Nachdem sich die Grundsteuer in den Erbländern unter Maria Theresia von der Kontribution zu lösen begonnen hatte, erhielt sie unter Joseph II. „ihre volle Selbständigkeit als reine Ertragssteuer“ (Weiss [M.] 1986, 66). In § 3 des Grundsteuer- und Urbarialpatents vom 10. Februar 1789, mit dem das neue Steuersystem in den böhmischen und österreichischen Ländern mit Ausnahme Tirols und Vorderösterreichs sowie in Galizien eingeführt wurde, heißt es, in Übereinstimmung mit den physiokratischen Ansichten Josephs II. (zit. nach Klueting 1995, 388f.): Die ganze, bisher unter der Benennung Kontribuzion behobene Entrichtung [...] hat künftig einzig und allein als Grundsteuer auf Grund und Boden zu ruhen. Da sich der Reinertragsermittlung schier unüberwindliche Schwierigkeiten entgegenstellten und Joseph II. sein Reformwerk möglichst rasch realisiert sehen wollte, setzte man zunächst den durchschnittlichen Bruttoertrag als Bemessungsgrundlage ein. 12,2 % des Bruttogrundertrags der Untertanen sollten künftig als Steuer an den Staat abgeführt werden, 17,8 % zur Abdeckung aller Feudallasten dienen. Seit Leopold II., der sich angesichts des Widerstandes des Adels gezwungen sah, die Steuer- und Urbarialgesetzgebung seines Bruders schon kurz nach seinem Regierungsantritt aufzuheben, wurde die Grundsteuer wieder nach dem theresianischen Steuerfuß eingehoben. Die Steuereinhebung wurde den von Joseph II. gebildeten Katastralgemeinden übertragen. Während der Kriege gegen das napoleonische Frankreich wurden Zuschläge zur Grundsteuer eingeführt, und zwar 1800 in der Höhe von 45 % von der Dominikalund 15 % von der Rustikalsteuer, 1803 von 60 bzw. 30 %. 1805 betrugen die Zuschläge zur Dominikal- und Rustikalsteuer einheitlich 60 %, 1806 126 %. Insgesamt blieben die
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Zuschläge seit 1809 hinter dem Wertverfall der Bancozettel zurück. Erst 1811 verfügte die Finanzverwaltung eine Angleichung der Grundsteuer an den Kurs der Bancozettel. Der über Gültenbesitz verfügende Klerus wurde von den direkten Steuern nicht anders erfasst als der landständische Adel. Echte Notstandsmaßnahmen waren die den Klerus der nieder- und innerösterreichischen Länder schwer treffenden Sondersteuern der 1520er Jahre: Die sog. Terz des Jahres 1524 war eine direkte, vom Papst bewilligte Türkensteuer. 1526 wurden Kirchenkleinodien eingezogen, eingeschmolzen und vermünzt. Besonders hart traf den Klerus das Zwangsdarlehen eines Viertels aller geistlichen Gülten, die sog. Quart des Jahres 1529. In der Steiermark beispielsweise wurde die Realisierung der Quart erst 1531 abgeschlossen.
1.4.3. Indirekte Steuern im engeren Sinn Die Vielfalt der Steuern auf alkoholische Getränke in den einzelnen Ländern war so groß und ihre Entwicklung so komplex, dass hier (wiederum) das Beispiel des Erzherzogtums Österreich unter der Enns genügen muss. 1359 vereinbarte Herzog Rudolf IV. mit den österreichischen Landherren unter Verzicht auf den jährlichen Münzverruf die Einführung einer Ungeld genannten Getränkesteuer, einer knapp zehnprozentigen Steuer auf den Geldertrag aus dem Ausschank von Wein, Met und Bier. Schon vor 1500 wurden einzelne Ungeldbezirke verpfändet, seit etwa 1570 wurden Verpfändungen in immer größerem Umfang üblich. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts machten die Einnahmen aus dem Ungeld immerhin durchschnittlich rund 18 % der Gesamteinnahmen des Vizedomamtes unter der Enns aus, um 1600 etwa 14 % und in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts ungefähr 16 %. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts nahm das Vizedomamt nur noch sehr geringe Beträge aus dem Ungeld ein, da die Ungeldbezirke fast zur Gänze verpfändet oder verkauft worden waren. 1556 wurde eine neue Getränkesteuer eingeführt, die sog. Zapfenmaß (oder Tatz), die 1568 verdoppelt wurde (duplierte Zapfenmaß). Der wesentliche Unterschied zwischen dem Ungeld einerseits, Zapfenmaß bzw. Tatz andererseits bestand darin, dass das Ungeld ein landesfürstliches Gefälle war, die Zapfenmaß hingegen ein ständisches bzw. ein von Beginn an den Ständen pachtweise überlassenes. Die niederösterreichischen Stände mussten jährlich eine pauschalierte Summe an das Vizedomamt abführen, die bedeutend niedriger war als die tatsächlichen Erlöse aus der Zapfenmaß: Anfang des 17. Jahrhunderts nahmen die Stände aus der Zapfenmaß rund 135.000 fl. ein, die Pachtsumme betrug aber nur 60.000 fl. Um dieselbe Zeit ging das Vizedomamt unter dem Druck der Kosten des Langen Türkenkriegs daran, das Ungeld zu verkaufen. Um 1710 war der Wein in Niederösterreich mit folgenden indirekten Steuern belastet: Ungeld, doppelte Zapfenmaß, Illuminationsaufschlag und Weinaufschlag. Dazu kamen noch Zölle und Mauten. Erst 1829 wurden Tatz und Ungeld abgeschafft und durch die Allgemeine Verzehrungssteuer ersetzt. In Böhmen machte die nach der Niederlage der Ständerevolte von 1547 zur Bestrafung der königlichen Städte eingeführte „ewige Biersteuer“ bald bis zu einem Drittel des gesamten Steueraufkommens aus. Wahrscheinlich nach dem Vorbild Brandenburg-Preußens und Kursachsens nahm Leopold I., gegen den Widerstand der Stände, 1664 und neuerlich 1695 die Einführung einer „Universalakzise“ in Aussicht, einer indirekten Steuer auf alle Gegenstände des Handels und des Konsums, durch die die Kontribution ersetzt werden sollte. Diese Pläne wurden
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erst unter Joseph I. und Karl VI. teilweise, letztlich aber mit geringem Erfolg realisiert. Es kam zunächst nur (falls die Zustimmung des zuständigen Landtags zu erlangen war) zur Einführung von „Aufschlägen“ auf Mehl, Fleisch, Gewürze etc. Es scheint, dass die niederösterreichischen Stände 1682 – in der Befürchtung, andernfalls die Kontrolle über die Steuern zu verlieren – hohe direkte Steuern, die von ihren Untertanen bezahlt werden mussten, indirekten Steuern vorzogen. Bereits 1640 gelang in Böhmen die zeitweilige Durchsetzung einer Getränkesteuer (auf Wein, Bier, Met und Branntwein), die bis in die 1650er Jahre eingehoben und seit 1664 als Ergänzung der Kontribution wieder aufgenommen wurde. Unter Joseph I. wurde ab 1706 in Schlesien und seit 1709 auch in Böhmen eine hier durch eine ständische Deputation administrierte Generalakzise eingehoben, die bereits 1714 wieder abgeschafft wurde. Unter Joseph II. wurden die „Sporteln“, die bisher die Einkommen der Beamten aufgebessert hatten, diesen entzogen und eigenen Taxfonds (des Staates, der Länder, der Städte und Dominien) zugewiesen. Stempelpapier zur Besteuerung von Urkunden wurde nach zunächst auf Innerösterreich (um 1716) und die böhmischen Länder (1748) beschränkten Versuchen 1762 in der gesamten Monarchie dauerhaft eingeführt. Stempel und Gebühren gewannen aber erst seit dem Stempel- und Taxpatent von 1840 und vor allem seit der Übernahme der administrativen und rechtlichen Aufgaben der Grundherrschaften durch den Staat nach der Revolution von 1848/49 eine quantitativ relevante Bedeutung für die Staatsfinanzen.
1.4.4. Kredite und Subsidien Insbesondere dynastische Kriege und die Angriffe des Osmanischen Reiches führten dazu, dass die Habsburger seit dem 15. Jahrhundert immer wieder auf die Finanzkraft von Kreditgebern angewiesen waren. Zur raschen Beschaffung größerer Summen waren die Kaiser, ebenso wie andere Fürsten, weitgehend auf Darlehen und Verpfändungen angewiesen. Jahrhunderte lang war der Fürst und nicht „der Staat“ der Schuldner. Aber schon frühzeitig traten Fürsten an das „Land“, d. h. an die Landstände, mit dem Ansinnen heran, Bürgschaften für Kredite zu gewähren, bald auch mit dem Ersuchen, einen Teil der Schulden des Fürsten durch Umwandlung von Hof- und Kameralschulden in ständische, also Landesschulden, zu übernehmen. 1530 beispielsweise bewilligten die böhmischen Stände für eine auf die Kammergüter sichergestellte Schuld König Ferdinands I. eine Steuer von 50.000 Schock Groschen als Tilgungsfonds. Maximilian II. gelang es zwischen 1568 und 1570, die Übernahme von 3,7 Mio. fl. nicht fundierter Schulden durch die österreichischen Länder zu erreichen. Zwischen 1593 und 1601 beglichen die Stände von Österreich unter der Enns Hofschulden in der Höhe von 800.000 fl. Zu weiteren Schuldübernahmen durch die nieder- und innerösterreichischen Länder kam es 1631/32. Die letzte große Übernahme von Schulden des Landesfürsten bzw. des Ärars durch die Stände der einzelnen österreichischen Erbländer, diesmal aber auch Böhmens, Mährens und Schlesiens, erfolgte im Jahr 1701 angesichts der finanziellen Turbulenzen nach dem Großen Türkenkrieg und unmittelbar vor dem Ausbruch des Spanischen Erbfolgekriegs – und zwar unter ausdrücklicher Berufung auf ähnliche Finanzoperationen in den Regierungszeiten Maximilians II. und Ferdinands II. und unter Hinweis darauf, dass die Kriege gegen das Osmanische Reich, welche die Schulden zur Folge gehabt hatten, zum Schutz der Länder geführt worden seien.
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Die Länder übernahmen damals kaiserliche Schulden in der Höhe von insgesamt 16,3 Mio. fl. zur Tilgung, wobei die Löwenanteile auf Böhmen (6 Mio. fl.) und Schlesien (4 Mio. fl.) und weitere größere Summen auf Niederösterreich und Mähren (je 2 Mio. fl.) sowie Oberösterreich und die Steiermark (je 1 Mio. fl.) entfielen. Der Schuldentilgung stellten sich in der Praxis große Schwierigkeiten entgegen, ja, für Böhmen und die Steiermark wurde die Schuldenübernahme später sogar ausdrücklich rückgängg gemacht. Da der (kurzfristige) Fürstenkredit meist mit einem hohen Risiko für die Gläubiger verbunden war, stellten die Kreditgeber hohe Zinsforderungen, nicht selten deutlich über 10 %. Bei hinreichender Sicherstellung konnten jedoch auch die Landesfürsten im 16. und 17. Jahrhundert Geld zu dem 1530 durch Reichsgesetz fixierten Maximalzinssatz von 5 % oder knapp darüber aufnehmen. So gewährte etwa das Bankhaus Fugger Kaiser Rudolf II. 1594 einen Kredit von 300.000 fl. zu 6 % für die Finanzierung des Türkenkrieges. Die Rückzahlung sollte aus der zu erwartenden Reichstürkensteuer erfolgen. Unter demselben Kaiser sowie unter seinem Nachfolger Matthias mussten (etwa 1590 und 1612) aber zuweilen auch mehr als 40 % Zinsen gezahlt werden. Auch während der Türkenkriege Leopolds I. (1683–1699) musste die Hofkammer vielfach einen Zinssatz von 18 bis 24 % zugestehen. Die Habsburger kämpften fast ständig mit einem Circulus vitiosus von Verschuldung und Verpfändung, der ihren politischen und militärischen Handlungsspielraum einengte und mehrmals auf die Alternative Staatsbankrott oder konsolidierte Schuld hinauslief, wobei unter Konsolidierung der Staatsschuld die – nicht selten zwangsweise vorgenommene – Umwandlung der schwebenden Schuld in tilgbare, möglichst niedrig verzinste Renten zu verstehen ist. Das Fremdkapital der großen Handelsgesellschaften, insbesondere der sich allmählich vom Warenhandel ab- und dem Geldgeschäft zuwendenden oberdeutschen Kaufmannbankiers (merchant bankers), war dabei höchstens eine scheinbare und kurzfristige „mögliche Alternative zur finanziellen Schlüsselposition der Stände“ (Rill [G.] 1987, 60). Spätestens zur Rückzahlung der Schulden und zur Bedienung des Zinsendienstes bedurften die Landesfürsten der Hilfe der Stände ihrer Länder. Dennoch kann festgehalten werden, dass Ferdinand I. in Finanzdingen nur zum Teil von der Gutwilligkeit der Landtage abhängig war und in Gestalt der Tiroler und der ungarischen Silber- und Kupferbergwerke von ständischen Einflüssen freie ‚Trümpfe‘ in Händen hielt. Man unterscheidet in der Entwicklung der Fundierung der fürstlichen Anleihen (d. h. in der Heranziehung bestimmter Einkommensquellen, später der gesamten zu erwartenden Staatseinnahmen für den Zinsendienst langfristiger Staatsschulden) mehrere Etappen. Das Traditionspfand wurde dem Gläubiger bis zur Rückzahlung der gesamten Schuldsumme zur Nutzung überlassen. Im Vertragspfand kündigt sich bereits der Übergang von der speziellen zur allgemeinen Fundierung an. Ein weiterer Schritt, mit dem die Darlehensfundierung im älteren Sinne (Pfandrecht als Spezialhypothek auf einen bestimmten Kameral- oder Kontributionsfonds oder Verpfändung kaiserlicher Kleinodien) überwunden wurde, bestand in der Ausbildung der Generalhypothek der Gläubiger. Dabei wurden die Schulden nicht auf je spezielle Einnahmequellen bzw. Kassen „assigniert“, sondern auf die Staatseinkünfte und das Staatsvermögen im Ganzen.
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1.4.4.1. Die Fugger und andere Kaufmannbankiers als Vermittler von Krediten in großem Maßstab im 16. Jahrhundert Von zentraler Bedeutung für die Finanzen der Habsburger unter Maximilian I. und seinen Enkeln Karl V. und Ferdinand I. war das Augsburger Handels- und Bankhaus Fugger; der Aufstieg der Habsburger und der Fugger zur politischen bzw. zur ökonomischen Weltmacht in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts erfolgte parallel und stützte sich gegenseitig. Bereits 1488 streckten Jakob Fugger („der Reiche“) und seine älteren Brüder Ulrich und Georg Erzherzog Sigmund („dem Münzreichen“) von Tirol 150.000 fl. vor, bis zu deren Rückzahlung ihnen die gesamte Silberausbeute der Schwazer Bergwerke zu einem für sie sehr vorteilhaften Preis überlassen wurde. In den beiden letzten Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts wurden im Schwazer Bergrevier etwa 85 % des in Mitteleuropa gewonnenen Silbers erzeugt. Im Silbervertrag von 1491, der mehrmals verlängert bzw. in ähnlicher Form erneuert wurde, übernahmen die Fugger gegen jährliche Zahlung von etwa 100.000 bis 120.000 fl. das gesamte Schwazer Silber. 1494 schloss die Fugger-Gesellschaft mit den Montanunternehmern und Handelsherren Johann und Georg Thurzó von Bethlenfalva einen Vertrag über die gemeinsame Verwaltung der von Herzog Johann Corvinus, dem illegitimen, aber einzigen Sohn von König Matthias Corvinus, gepachteten Silber- und Kupferbergwerke im Bereich des künftigen Neusohl, dem bis ins frühe 17. Jahrhundert bedeutendsten Kupferrevier Europas. Die Fugger errichteten in der Folge nicht nur in Oberungarn, sondern auch in Thüringen und Kärnten Seigerhütten. Sie waren durch ihre faktische Monopolstellung in der Lage, die Weltmarktpreise für Kupfer und Silber zu diktieren. Ende 1525 übernahm Jakob Fuggers Neffe Anton (1493–1560) die Leitung des Unternehmens. Bis in die 1540er Jahre blieben die ungarische Kupferpacht (sie lief 1546 aus) und der Tiroler Metallhandel zentrale Geschäftsfelder des Unternehmens, wenngleich es seit etwa 1525 zu einer Schwerpunktverlagerung der Aktivitäten nach Spanien kam. Die montanistischen Unternehmen der Fugger (vor allem in Ungarn, Spanien, Tirol, Kärnten, Schlesien und Siebenbürgen) sowie der damit verbundene Warenhandel traten zunehmend gegenüber dem Bankgeschäft zurück. Dabei war der Übergang von Warenkreditgeschäften „zu reinen bankmäßigen Darlehensgeschäften fließend“ (Hildebrandt 2003, 239). 1528 gelang es Ferdinand I. als König von Böhmen, den Grafen Schlick die Silbergruben und die Münze in Joachimsthal im Erzgebirge zu entwinden und diese wichtige Einnahmequelle selbst zu übernehmen. Ferdinand unterstellte sie – unter Umgehung der Böhmischen Kammer – direkt der Wiener Hofkammer. Joachimsthal wurde von dieser in der Folge zur Fundierung ihrer Kreditgeschäfte sowie zur Bedienung des Zinsendienstes und für die Rückzahlung von Schulden Ferdinands herangezogen, insbesondere für die Kreditgeschäfte mit den wichtigsten Gläubigern, den Fuggern. Für das in Idria im Herzogtum Krain erzeugte Quecksilber, das vor allem seit der Einführung des Amalgamierungsverfahrens durch die Spanier in ihren amerikanischen Kolonien bald nach der Mitte des 16. Jahrhunderts in großen Mengen benötigt wurde, errichtete Erzherzog Ferdinand 1524/25 ein Handelsmonopol, das für ein halbes Jahrhundert, als Sicherstellung für gewährte Kredite, in die Hände von oberdeutschen Geldgebern gelangte. Das Bergwerk selbst blieb bis zur „Verstaatlichung“ durch den innerösterreichischen Landesfürsten im Jahr 1575 im Besitz privater Gewerken. Bis 1588 ließ
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Karl von Innerösterreich das idrianische Quecksilber dann von venezianischen Händlern im Kommissionshandel verkaufen, von 1588 bis 1659 war das Quecksilberhandelsmonopol an ausländische Großunternehmer verpachtet; in diesem Jahr übernahm der Staat den Quecksilberhandel endgültig in Eigenregie. Die Bestrebungen des Grazer, dann seit 1619 des Wiener Hofes in der zweiten Hälfte des 16. und der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, mit der spanischen Linie des Hauses Habsburg im Bereich des Quecksilberhandels eine wirtschaftliche Kooperation zu erreichen, scheiterten an den Interessen der Fugger, denen an der Förderung des Absatzes der Erzeugnisse des Idrianer Bergwerks, des Konkurrenten des von ihnen bis 1647 gepachteten Almadén, nicht gelegen sein konnte. Die Fugger hatten ihren wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aufstieg (Erhebung Jakob Fuggers in den Reichsgrafenstand 1514 und Anton Fuggers in den erblichen Reichsgrafenstand 1530) im Schlepptau der Habsburger vollzogen. Sie machten dabei ebenso große Gewinne, die sie schon bald in Grundherrschaften und Landbesitz anzulegen begannen, wie Verluste. Es gelang ihnen nicht im gewünschten Ausmaß, sich aus der immer bedrohlicher werdenden Verbindung mit den Habsburgern zu lösen und alle in Aussicht stehenden Gewinne zu realisieren, um sie in ein aristokratisches Leben als Kunst-, Bücher- und Pferdefreunde und in die weitere Vergrößerung ihres Herrschaftskomplexes im östlichen Schwaben zu investieren. Geschäftsinteressen der Fugger und Finanzinteressen des Staates bzw. des Landesfürsten standen einander nicht selten diametral entgegen. Die Hofkammer kam ihren Zahlungsverpflichtungen nie freiwillig nach. Am ehesten beglich sie Teile alter Schulden als Gegenleistung für die Gewährung neuer Kredite. Der Gesamtverlust, den die Fugger aus ihren Forderungen an die Habsburger beider Linien bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts erlitten, wird auf mindestens 8 Mio. fl. geschätzt. Bereits 1546 schieden die Fugger aus dem Neusohler Kupferbergbau und Kupferhandel aus, seit 1647 beteiligten sie sich nicht mehr an der Pacht der spanischen Gruben, und 1657 liquidierten sie schließlich auch ihren „Tiroler Handel“. Die Geschäftsbeziehungen der Fugger zu den mitteleuropäischen Habsburgern endeten aber weder 1546 noch mit dem Tod Anton Fuggers 1560. Die Augsburger Firma gewährte den Kaisern Maximilian II. und Rudolf II. weiterhin von Zeit zu Zeit große Darlehen, z. B. 1594, in der Frühphase des Langen Türkenkriegs, 300.000 fl. Neben den großen oberdeutschen Häusern wie den Fugger, Welser und Höchstetter spielte während des ganzen 16. Jahrhunderts auch der von Landständen, einzelnen Adeligen, Städten, hohen Beamten und Großhändlern gewährte „innere Kredit“ eine bedeutende Rolle für die Finanzen der österreichischen Habsburger. Der Gesamtumfang der Kreditbeziehungen der Hofkammer mit Kreditgebern aus den erst allmählich zur Habsburgermonarchie zusammenwachsenden Ländern lässt sich allerdings noch viel schlechter quantifizieren als jener der Darlehen der Oberdeutschen. Oberdeutsche Bank- und Großhandelshäuser gehörten auch nach dem weitgehenden Rückzug der Fugger aus dem Geschäft mit der österreichischen Linie des Hauses Habsburg zu den wichtigsten Kreditgebern der kaiserlichen Hofkammer. Seit der Mitte des 16. Jahrhunderts tauchen im Kreis der oberdeutschen Kaufmannbankiers anstelle der altbekannten Namen zunehmend neue Familien auf, wie die Paler, Rehlinger und Weiß. Die traditionelle Verknüpfung von Warengroßhandel und Bergwerksverlag einerseits, Bankgeschäft und Kreditvergabe andererseits blieb dabei grundsätzlich bestehen. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts traten erstmals seit rund 100 Jahren – neben den bisher dominierenden und auch weiterhin wichtigen Darlehen von oberdeutschen Kaufmannbankiers – wieder „einheimische“ Großunternehmer und Bankiers in größerem
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Maßstab als Gläubiger der Hofkammer und des Reichspfennigmeisteramts in Erscheinung, von denen hier nur der 1551 in Leutschau in der Zips geborene, 1615 in den Freiherrenstand erhobene Lazarus Henckel von Donnersmarck († 1624) genannt sei, ein (lutherischer) Großkaufmann mit Faktoreien in Leipzig, Nürnberg und Venedig, der seit 1589 Mitglied des Äußeren und seit 1602 Mitglied des Inneren Rates von Wien war und der der älteren Forschung als „der erste Österreicher, der das Monopol der süddeutschen Hochfinanz als staatlicher Geldgeber der Habsburger in Österreich durchbricht“ (Kallbrunner 1939, 20), galt. Seine Wiener Karriere hatte er spätestens gegen Ende der 1570er Jahre als Faktor des Ulmer Handelshauses Schermar begonnen. Er wurde zu einem der wichtigsten Financiers der kaiserlichen Hofkammer im Langen Türkenkrieg (1593–1606) und in den Jahren danach. Allein zwischen 1595 und 1600 brachte er etwas über 1 Mio. fl. an Vorschüssen („Antizipationen“ in Form von kurzfristigen Wechseldarlehen und Schuldverschreibungen) auf die Türkensteuern aus dem Reich auf, das war fast ein Drittel der in diesem Zeitraum von dem oberdeutschen Reichspfennigmeister Zacharias Geizkofler aufgenommenen Darlehen im Gesamtwert von ca. 3,5 Mio. fl. Den teilweisen Verzicht auf Zinsen machten die Wiener (Lazarus Henckel, Elias Bair, Bartholomäus Castello), Augsburger (Paler, Jenisch, Hainhofer, Zobel), Nürnberger (Imhof ), Frankfurter (Bodeck) und Leipziger (Lebzelter) Bankiers und Handelshäuser durch Kursgewinne wett, die sie durch geschicktes Ausnutzen des Valutaunterschieds zwischen den im Reich gängigen Geldsorten und den in den österreichischen und böhmischen Ländern bzw. auf den ungarischen Kriegsschauplätzen meistgebrauchten Münzen realisierten. Der Prager Jude Mordechai Meisel gewährte dem Kaiser in den Jahren 1597 bis 1600 Kredite in der Gesamthöhe von mindestens 340.000 fl., wofür ihm – wegen des hohen Risikos, das Kapital niemals zurückzubekommen – üblicherweise der sog. Judenzins, der einem jährlichen Zinssatz von knapp 25 % entspricht, zugestanden wurde. Trotz des Meisel 1598 erteilten kaiserlichen Privilegs, sein Vermögen testamentarisch vererben zu dürfen, ließ Rudolf II. das Vermögen nach Meisels Tod im März 1601 konfiszieren. Neben weiteren merchant bankers wie insbesondere Bartholomäus Castello, Karl, Wilhelm und Alois Werdemann (Vertemate) und einer Reihe von weiteren Italienern wie Ambrosio Ferrari, Carlo Magno und den Brüdern Andrea und Vincente Joanelli spielten während des Langen Türkenkrieges nicht zuletzt auch erbländische Aristokraten eine bedeutende Rolle als Kreditgeber des Kaisers. Karl von Liechtenstein, neben Reichspfennigmeister Zacharias Geizkofler der wichtigste Patron Lazarus Henckels am Kaiserhof, und seine Brüder Maximilian und Gundaker beispielsweise gewährten Rudolf II. 1598 ein Darlehen von 100.000 Talern. Im Herbst 1602 soll der Kaiser bzw. sollen die Hofkammer und die Böhmische Kammer Karl von Liechtenstein mehr als 800.000 fl. schuldig gewesen sein. 1.4.4.2. Die jüdischen Hoffaktoren Parallel zum rasanten Wachstum der Kriegs-, aber auch der Luxus- und Repräsentationsausgaben des Kaiserhofes und der Aristokratie wurden die Großhändler der Residenzstadt Wien in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts um die sog. Hofjuden oder Hoffaktoren vermehrt, die als Warenlieferanten des auf Kredit kaufenden Hofes und des Adels allmählich auch zu Bankiers wurden. Die Lieferung von Waren aller Art und damit verbundene Kreditgeschäfte öffneten ihnen den Weg zum staatlichen Finanzgeschäft.
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Als Sicherstellung und zur Abzahlung von Schulden und Zinsen wurden ihnen für ihre langfristigen Kredite staatliche Einnahmequellen verpachtet und fürstliche Einkünfte und Regalien übertragen. In den großen Kriegen gegen Frankreich (seit 1672) und gegen das Osmanische Reich (seit 1683) entwickelte sich der kaiserliche „Kriegsfaktor“ bzw. (seit 1701) „Oberkriegsfaktor“ Samuel Oppenheimer (1630–1703) zum unentbehrlichen Armeelieferanten. Nach eigenen Angaben leistete er seit 1672 Lieferungen für das kaiserliche Heer. In den Achtziger- und Neunzigerjahren des 17. Jahrhunderts lag die Versorgung der in Ungarn operierenden kaiserlichen Armeen mit Nahrungsmitteln, Kleidung, Munition, Pferden etc. großteils in seinen Händen. Nach und nach wurde ihm eine Einkommensquelle des Fiskus nach der anderen überlassen. 1696 beliefen sich seine Forderungen auf rund 3,9 Mio. fl. Als Folge einer Intrige am Kaiserhof wurde er 1697 kurzfristig inhaftiert, was sein Kreditsystem an den Rand des Zusammenbruchs brachte. Hohe Zinsen und hohe Gewinnmöglichkeiten korrespondierten – nicht nur im Falle Oppenheimers – mit hohen Risiken. Die Finanzierungsverhältnisse waren nach wie vor stark personalisiert. Im Frühjahr 1703 wurde Samuel Oppenheimer von der Hofkammer bestätigt, dass er allein seit Beginn des Spanischen Erbfolgekriegs (1701) mehr als 8 Mio. fl. beschafft habe. Obwohl die Gläubiger Oppenheimers also eigentlich Gläubiger des Kaisers waren, erklärte der Fiskus über Oppenheimers Nachlass den Bankrott, was den völligen Zusammenbruch des Staatskredits zur Folge hatte. Um Oppenheimers Gläubiger zu beruhigen, musste die Hofkammer schließlich dessen Forderungen für liquid erklären und allen Beteiligten ein Moratorium erteilen. Nach langem Hin und Her und gescheiterten Versuchen, die tatsächliche Höhe der berechtigten Forderungen von Oppenheimers Sohn Emanuel († 1721) zu eruieren, wurde 1733 schließlich über dessen Verlassenschaft die Lizitation ausgeschrieben. Zum bedeutendsten Nachfolger Samuel Oppenheimers wurde sein Neffe und Geschäftspartner Samson Wertheimer (1658–1724), der spätestens 1684 aus Worms nach Wien übersiedelt war, wo er zum Vertreter und Bevollmächtigten seines Onkels avancierte und 1703 von Leopold I. zum Hoffaktor, 1705 von Joseph I. zum kaiserlichen Oberfaktor und Hofjuden ernannt wurde. Im Unterschied zu seinem Onkel spezialisierte er sich auf das Geldgeschäft. 1697 übernahm er zwei Staatsanleihen, die eine (517.000 fl.) sichergestellt auf die Landtags- bzw. Fürstentagsbewilligungen von Böhmen und Schlesien, die andere (380.000 fl.), die für den Sommersold der Armeen in Ungarn und im Reich bestimmt war, bedeckt durch den bereits fälligen Rest der ungarischen Kontribution. Mitte 1698 bezifferte Wertheimer seine gesamten offenen Forderungen an die Hofkammer mit rund 6,25 Mio. fl. 1708, am Höhepunkt seiner Kreditgeschäfte mit dem Kaiser, streckte er in einem einzigen Jahr nahezu weitere 1,25 Mio. fl. vor. 1720 hatte die Firma Wertheimer als größter Gläubiger vom Fiskus 6 Mio. fl. zu fordern. Die Geschäfte Samson Wertheimers, der sich zwischen 1708 und 1713 aus Gesundheitsgründen schrittweise aus dem Geschäftsleben zurückzog, und seines Sohnes Wolf († 1763) entwickelten sich letztlich, nach Überwindung der durch den Tod Samuel Oppenheimers ausgelösten Krise, deutlich erfolgreicher als jene Oppenheimers: Da die Hofkammer erkannte, wie wichtig die Zahlungsfähigkeit und der Kredit des Hauses Wertheimer für die Staatsfinanzen waren, und sich daher Mühe gab, die gegenüber Oppenheimer und dessen Erben begangenen Fehler nicht zu wiederholen, hinterließ Samson Wertheimer bei seinem Tod ein bedeutendes Vermögen.
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Die der Hofkammer gewährten Kredite der jüdischen Hoffinanciers (Oppenheimer, Wertheimer, Sinzheim, Hirschel, Schlesinger u. a.) beliefen sich von 1698 bis 1739 auf mindestens 78 Mio. fl., d. h. im Durchschnitt rund 2 Mio. fl. jährlich. Das entspricht in etwa zwei Dritteln der jährlichen direkten Steuerleistung Böhmens oder rund einem Zehntel der gesamten Staatseinnahmen (Camerale und Contributionale). Infolge des hohen Grenznutzens jedes zusätzlichen Guldens für die Kriegführung der Habsburger kam in der Zeit der österreichischen „Großmachtbildung“ (1683–1740) den jüdischen Hof faktoren wohl tatsächlich „eine entscheidende Bedeutung zu“ (Schnee 1953–1967, Bd. 3, 248). Sie waren formal Geld- und Kreditgeber des Fiskus, praktisch aber Geldvermittler, d. h. Bankiers. Sowohl die Warenlieferungs- als auch die Darlehensgeschäfte wurden mit fremdem Geld, in erster Linie mit dem von inländischen Adeligen, betrieben. Ihre persönlichen und Lieferantenkredite rechtfertigen dennoch ihre Kennzeichnung als Vorläufer der späteren Privatbankhäuser. Der wichtigste nicht-jüdische Kreditgeber und Kreditvermittler der Hofkammer in den letzten zwei Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts war der aus dem Bürgertum der Reichsstadt Esslingen stammende Johann David (von) Palm (1657–1721). Er verband Staatsdienste (er brachte es bis zum Hofkammerrat [1690]), privatwirtschaftliche Unternehmertätigkeit (im Juwelen- und Edelmetallgeschäft) und Kreditgeschäfte mit dem Staat bzw. dem Kaiser. Man hat geschätzt, dass das Bankhaus Palm dem Kaiserhaus während des Großen Türkenkrieges von 1683 bis 1699 mehr als 10 Mio. fl. in Form von eigenen Krediten und Kreditvermittlungen zur Verfügung gestellt hat. 1.4.4.3. Weitere Kreditgeber im In- und Ausland im 18. Jahrhundert Daneben darf jedoch auf andere wichtige inländische Darlehensgeber, vor allem aus den Reihen des hohen Adels und der Prälaten, die der Hofkammer nicht nur über Vermittlung der Hofjuden, sondern auch direkt hohe Kredite gewährten, sowie auf die niederländischen und englischen Anleihen und Subsidienzahlungen nicht vergessen werden, die insbesondere in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts eine wichtige Rolle spielten. An inländischen Darlehen sei nur beispielhaft auf das 1703 als Antizipation auf die böhmischen Kontributionen gewährte Darlehen von 1,2 Mio. fl. hingewiesen, wofür Hermann Jakob Graf Czernin das Amt eines Oberstburggrafen von Böhmen übertragen wurde. Im selben Jahr gewährten die Vereinigten Niederlande ein Darlehen von umgerechnet 1,6 Mio. fl. auf den Ertrag der ungarischen Kupferbergwerke und auf das gesamte ungarische und siebenbürgische Quecksilber. Durch die niederländische Anleihe von 500.000 fl. im Juni 1704 erhöhten sich die Quecksilberschulden auf rund 2,5 Mio. fl. Heinrich von Srbik hat in den seit 1695 üblichen Quecksilber- und Kupferanleihen Österreichs in Holland, bei denen außer der Spezialhypothek (auf das Quecksilber aus Idria und Siebenbürgen sowie das ungarische Kupfer) den Gläubigern auch ein Generalpfandrecht auf die gesamten Staatseinnahmen eingeräumt wurde, die Anfänge einer Staatsschuld im modernen Sinn in der Habsburgermonarchie gesehen. Damals fand – im Vergleich mit Italien, den Niederlanden und England relativ spät – in Österreich der Übergang vom persönlichen Darlehen zur anonymen Anleihe statt. Nicht nur die Geldgeber wurden entpersonalisiert, sondern auch der Empfänger: Seit dem Ende des 17. Jahrhunderts waren die Anleihen keine Fürstenkredite mehr, sondern Staatskredite im modernen Sinn.
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Peter Dickson hat herausgearbeitet, dass das Bündnis Leopolds I. mit England und den Vereinigten Provinzen der Niederlande in den 1690er Jahren die Schaffung eines neuen Kreditsystems ermöglichte. Dieses machte der Habsburgermonarchie die Ressourcen des Amsterdamer und, in geringerem Maße, des Londoner Kapitalmarktes zugänglich. Als Sicherstellungen für Anleihen auf diesen bedeutenden Plätzen dienten die Quecksilber- und die Kupferproduktion, seit 1706 die Kontributionen Schlesiens, des wirtschaftlich am höchsten entwickelten Landes der Monarchie, seit 1735 auch andere Fonds wie die böhmischen, mährischen und niederösterreichischen Kontributionen und die indirekten Steuern Schlesiens. Insgesamt konnte die Monarchie von 1695 bis 1716 zu einem durchschnittlichen Zinssatz von knapp unter 6 % in Amsterdam 9,25 Mio. fl. und in London rund 337.000 Pfund (das sind etwa 2,9 Mio. fl.) aufnehmen. Die einzelnen Anleihen und Antizipationen machten zwar jeweils nur Bruchteile des gesamten kaiserlichen Militärbudgets aus, konnten aber angesichts der chronischen Leere der Kriegskassen dennoch immer wieder feldzugsentscheidend werden. Ganz besonders gilt das für die große, vom Londoner Kapitalmarkt im Jahr 1706 aufgebrachte Anleihe von 250.000 Pfund Sterling (je nach Umrechnungskurs zwischen 1,7 und 2,2 Mio. fl.). Die Anleihe wurde trotz des Widerstrebens der Wiener Hofstellen in mehreren Raten direkt nach Italien überwiesen, um die Verwendung der ganzen Summe für den Krieg in Italien sicherzustellen. Die Rückzahlung erfolgte in sechs Jahresraten aus dem schlesischen Kontributionsfonds. Als zusätzliche Sicherstellung wurde eine Generalhypothek auf alle Kameral- und Provinzialeinkünfte gewährt. Weitere Finanztransaktionen in dieser Höhe und Gestalt waren wegen der Erschöpfung des österreichischen Kredits aber in den nächsten Jahren nicht mehr möglich. Bei Anleihen im Inland überwog weiterhin die individuelle Form. Nur vereinzelt wurden in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts im Inland Kollektivanleihen ausgegeben, z. B. 1729 und 1730 mit zusammen 2,5 Mio. fl. auf den schlesischen Kontributionsfonds. Was die Sicherstellung der Darlehen anbelangt, war nun die Verpfändung von Kontributionen meist mit einer Bürgschaft der Stände des betreffenden Landes verbunden. Die Kameralgefälle hingegen wurden nach und nach der 1706 gegründeten Wiener Stadtbank übergeben und traten daher als Sicherstellungen für Staatsanleihen immer mehr in den Hintergrund. Vom Ausbruch des Polnischen Thronfolgekriegs 1733 bis zum Ende des RussischÖsterreichischen Türkenkrieges 1739 beliefen sich die neuen Anleihen in Amsterdam, London, den Österreichischen Niederlanden und Genua auf insgesamt 25,6 Mio. fl. Der Verlust Schlesiens an Preußen 1740/42 und die französischen Feldzüge der Jahre 1745 bis 1748, die das Versiegen von Österreichs belgischen Einkünften zur Folge hatten, brachten dieses System der Auslandsanleihen an den Rand des Zusammenbruchs. Erst seit 1752 konnte Wien den Anleihenmarkt der Österreichischen Niederlande wieder stärker heranziehen. Während des Siebenjährigen Krieges (1756–1763) wurden dann mit Hilfe von Staatsanleihen in den Österreichischen Niederlanden 22,2 Mio. fl. aufgebracht, weitere 7,5 Mio. in Italien (großteils in Genua) und 1,9 Mio. in Amsterdam. Trotz aller Sparvorsätze der Wiener Zentralbehörden wurde in den zwei Jahrzehnten nach 1763 die Rückzahlung der laufenden Anleihen von neuen Geldaufnahmen überschichtet. Zwischen 1764 und 1780 dürfte die Habsburgermonarchie im Ausland und außerhalb der österreichischen, böhmischen und ungarischen Länder neue Anleihen in einer Gesamthöhe von mehr als 76 Mio. fl. aufgenommen haben (35 % davon in den Österreichischen Niederlanden und je 30 % in der Republik der Vereinigten Niederlande
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und in Italien). Die österreichischen Netto-Auslandsschulden stiegen von 33,4 Mio. fl. im Jahre 1763 auf 55,3 Mio. fl. im Jahre 1772. Vor allem infolge der Rückzahlung der in den Österreichischen Niederlanden aufgelegten Anleihen gelang es jedoch, diese Zahl bis 1778 auf 29,7 Mio. zu senken. Außerdem gewährten weiterhin auch verschiedene Reichsstände zum Teil bedeutende Darlehen. Seit 1765 wurden außerdem österreichische Staatsanleihen immer wieder auch in der Schweiz platziert. Staatskanzler Kaunitz betonte wiederholt, die Hebung der Kreditfähigkeit der Monarchie sei eine der vordringlichsten Aufgaben der österreichischen Politik. In den 1770er Jahren war der Staatskredit tatsächlich so gekräftigt, dass mit freiwilligen Kapitalanleihen das Auslangen gefunden werden konnte; erst 1778 und 1779 mussten wegen des Bayerischen Erbfolgekriegs wieder direkte Subskriptionsanleihen im Ausland, und zwar in Amsterdam, Frankfurt, Florenz, Genua und Mailand, aufgelegt werden. Gegen Ende der Regierung Josephs II. erlangte der ausländische Kredit infolge der Verschlechterung der Finanzlage (Russisch-Österreichischer Türkenkrieg 1787–1792) dann wieder größere Bedeutung, vor allem aber in den Koalitionskriegen gegen das revolutionäre bzw. napoleonische Frankreich seit 1792. Von den holländischen Bankhäusern brachte allein das Bankhaus Goll in Amsterdam zwischen 1765 und 1793 zusammen 41,9 Mio. holländische fl. auf (etwa 33,5 Mio. fl. CM). Während des Ersten und des Zweiten Koalitionskriegs wurden Österreich 1795, 1797 und 1800 mit Hilfe dreier in London aufgelegter Anleihen rund 5,5 Mio. Pfund Sterling (knapp 50 Mio. fl.) zur Verfügung gestellt. 1.4.4.4. Die Wiener Stadtbank Die im Zusammenhang mit der 1762 aufgenommenen Emission von Papiergeld in Gestalt der Bancozettel bereits erwähnte Wiener Stadtbank spielte seit ihrer Gründung 1706 eine Schlüsselrolle bei der Bedienung und Tilgung der österreichischen Staatsschulden (siehe unten Kap. VIII.7). 1.4.4.5. Frei zirkulierende, von den Ständen garantierte Staatsobligationen und erstes Papiergeld Der erste Plan zur Einführung des Prinzips des „zirkulierenden Kredits“ in der Habsburgermonarchie dürfte sich in dem Vorschlag Ludwigs von Zinzendorf, der sich eingehend mit den englischen, holländischen und französischen Finanzsystemen beschäftigt hatte, zur Gründung einer ständischen Bank (Mémoire sur l’établissement d’une banque générale des Etats) aus dem Jahr 1750 finden. Zinzendorf schlug vor, einen neuen Typ von Obligationen (plus solide, plus circulant, plus conversible en argent) in Umlauf zu setzen, der ohne Zweifel 4 % Zinsen tragen werde. Christine Lebeau interpretiert Zinzendorfs frühe Vorschläge als ein Programm der Unifizierung der Schulden der Stände der einzelnen Länder der Monarchie. 1756 regte Zinzendorf – nach dem Modell der höchst erfolgreichen kurzfristigen Obligationen der englischen Regierung, der sog. Exchequer Bills – die Ausgabe von übertragbaren Inhaberpapieren mit abtrennbaren Bonusscheinen („Coupons-Obligationen“) mit relativ kleinen Nominalen sowie von wie Papiergeld zur Auszahlung von Gehältern vorgesehenen „Zahlungs-Obligationen“ an. Die von Kaunitz
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VIII. Das landesfürstliche Finanzwesen
befürworteten, mehrfach wiederholten Kreditvorschläge Zinzendorfs scheiterten zunächst vor allem am Widerstand Rudolf Choteks, der seit 1749 als Präsident der MinisterialBanco-Deputation die Geschäfte der Wiener Stadtbank leitete. Erst 1761 konnte sich Kaunitz gegen Chotek durchsetzen. Erstmals wurden auf Überbringer lautende Partialobligationen ausgegeben, jedoch nicht von der Wiener Stadtbank, sondern – wohl u. a. nach dem Vorbild der vom Londoner Parlament garantierten englischen Staatschuld – unter der vereinten Garantie der Stände der böhmischen und österreichischen Erblande in Gestalt der im April 1761 in Wien errichteten Ständischen Kreditdeputation (bestehend aus Zinzendorf als Präsidenten und neun Vertretern der Stände von Böhmen, Mähren, Schlesien, Niederösterreich, Oberösterreich, Steiermark, Kärnten, Krain und Görz-Gradiska). Diese Anleihe im Umfang von 18 Mio. fl. (zu 6 %), wovon für 11 Mio. fl. „DarlehensObligationen“ zu 250, 500 und 1.000 fl. sowie für 7 Mio. fl. „Zahlungs-Obligationen“ (für Zahlungen des Staates – u. a. für Beamtengehälter und Offiziersbesoldungen) zu 25 und 100 fl. ausgegeben werden sollten, wurde als die Geburt eines österreichischen „Nationalkredites“ interpretiert. Erstmals war es gelungen, eine von den Ständen der österreichischen und böhmischen Länder garantierte gemeinsame Staatsschuld zu schaffen. Die ‚Nationalanleihe‘ erwies sich allerdings insofern als Fehlschlag, als die Obligationen naturgemäß in die Hände des Publikums gerieten, trotz der vergeblichen Proteste der Stände von allen staatlichen und ständischen Kassen als Zahlungsmittel akzeptiert werden mussten und daher rasch über Steuerzahlungen in die zentralen Kassen zurückkehrten. Nachdem Graf Hatzfeld mit Jahresbeginn 1762 Ludwig von Zinzendorf als Präsident der Ständischen Kreditdeputation abgelöst hatte und somit der Konflikt zwischen dieser und der Wiener Stadtbank durch Vereinigung der Leitung beider Institute in Personalunion beendet worden war, wurden im Juni 1762 erstmals 12 Mio. fl. unverzinsliche „Wiener Stadt-Banco-Zettel“ gedruckt und ausgegeben (vgl. oben Kap. VIII.1.4.1.2). Nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges waren die Stände der österreichischen und böhmischen Länder, mit Böhmen und Österreich unter der Enns an der Spitze, die bedeutendsten Kreditgeber und Gläubiger des Staates, gefolgt von der Wiener Stadtbank. Nachdem aus dem Nachlassvermögen des 1765 gestorbenen Franz’ I. – gleichzeitig mit der Gründung des Habsburgisch-lothringischen Familienfonds durch Maria Theresia und Joseph II. im Oktober 1765 – rund 13,7 Mio. fl. dem Staat überwiesen worden waren (davon 5,9 Mio. fl. nur leihweise), war es 1766 bis 1768 möglich, die Zinsen der Stadtbankschulden durch freiwillige Konvertierung schrittweise auf 4 % zu reduzieren. Anschließend ging man, und zwar im Großen und Ganzen erfolgreich, daran, alle Staatsschuldverschreibungen (d. h. vor allem die ständischen und die Kameralschulden) ebenfalls durch Konversion in vierprozentige zu verwandeln. 1771 führte die „Aus- und Umgestaltung im Staatskredit“, die seit der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts eine stark zunehmende Streuung und Zirkulation der Staatspapiere bewirkt hatte, „zur definitiven Gründung des Marktes in Staatsobligationen“ (Baltzarek 1973, 9) in Gestalt der Wiener Börse. Bis 1854 war die nach französischem Vorbild (Edikt von 1724 für die Pariser Börse) auf Anregung Ludwigs von Zinzendorf eingerichtete Wiener Börse eine „staatliche Zwangsbörse“ und hatte vor allem die Aufgabe der Kursermittlung für Staatsschuldverschreibungen und (seit 1762) für die Bancozettel. Sie wurde in erster Linie zu einem Institut für Käufer und Verkäufer von Staatsobligationen (Stadtbankobligationen, Kupferamtsobligationen etc.) und von ständischen Obligationen; daneben fungierte sie jedoch auch als Wechselbörse (vgl. unten Kap. VIII.8).
1. Grundzüge des habsburgischen Finanz- und Steuerwesens 801
1.4.4.6. Privatbankiers Während beispielsweise Johann David (von) Palm noch ähnlich wie die Kaufmannbankiers des 16. Jahrhunderts Staatsdienste, Unternehmertätigkeit und Kreditgeschäfte mit dem Staat verknüpft hatte, kam es in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts allmählich zu einer Lösung des Großhandels vom Finanzgeschäft großen Stils und zur Ausbildung „reinerer Typen“ des Bankiers. Unter Maria Theresia entwickelte sich der aus einem Schweizer Patriziergeschlecht stammende Calvinist Johann (seit 1783 Reichsgraf von) Fries (1719–1785) zu einem der wichtigsten Finanziers der k. k. Armee, Großhändler, Bankier sowie Fabriks- bzw. Manufakturpionier mit deutlichem Schwergewicht auf den Finanztransaktionen. Er machte auf sich und seine Talente aufmerksam, als es ihm nach dem Aachener Frieden von 1748 gelang, in zähen Verhandlungen die von London zunächst verweigerte Auszahlung der noch ausständigen Subsidien in der Höhe von 100.000 Pfund Sterling in voller Höhe zu erwirken. Zum Dank verlieh Maria Theresia dem am Hof bestens vernetzten Fries 1751 die Niederlagsfreiheit in Wien. Von 1756 bis 1776 hatte er das von ihm 1752 initiierte „Thalernegotium“ („Species-Geld-Verwechslungs-Negotium“) inne, aus dem sowohl er als auch das Ärar reiche Gewinne zogen. Er lieferte in dieser Zeit etwa 20 Mio. „Maria-Theresien-Taler“ in die Levante und in das Osmanische Reich, die im gesamten Vorderen Orient zu einem beliebten Zahlungsmittel mit bedeutendem Agio wurden. Während des Siebenjährigen Krieges übernahm und verwaltete er die französischen Subsidienzahlungen (30 Mio. Livres, das sind 12 Mio. fl. jährlich). Zwischen 1757 und 1767 liefen – über das Brüsseler Bankhaus Nettine – an die 45 Mio. fl. bei Fries ein, wovon er ein halbes Prozent als Provision einbehielt. 1766 gründete er gemeinsam mit seinem bisherigen Buchhalter und Prokuristen Johann Jakob (Freiherrn von) Gontard das Bank- und Großhandelshaus Fries & Co. Diese mit Abstand bedeutendste Wiener Privatbank des letzten Drittels des 18. Jahrhunderts vermittelte 1777 und 1779 zwei große Staatsanleihen. Seit der österreichischen Subskriptionsanleihe des Jahres 1778 wurde diese Anleiheform immer wichtiger. Sie basierte auf der Kreditwürdigkeit von Privatbanken, die als Emissionshäuser fungierten. Allein das Frankfurter Bankhaus Gebr. Bethmann, das erst im Vormärz von seinem Rivalen Rothschild überflügelt wurde, hat zwischen 1778 und 1814 österreichische Obligationsanleihen im Betrag von insgesamt rund 42,3 Mio. fl. emittiert und auf dem Frankfurter Kapitalmarkt platziert. Es bediente sich dabei von Anfang an einer vom Amsterdamer Kapitalmarkt übernommenen finanztechnischen Innovation, nämlich der Inhaberschuldverschreibung, d. h. auf den Inhaber lautender Partialobligationen. Die Emissionshäuser fungierten nicht mehr, wie die Kaufmannbankiers oder die Hofjuden, als Kreditgewährer, sondern als Kreditvermittler. Die „Demokratisierung des Staatskredits“ hatte freilich bereits im frühen 18. Jahrhundert mit der Einbürgerung der Subskriptionsanleihen auf auswärtigen Plätzen einerseits, der wachsenden Streuung der einheimischen Einleger der Wiener Stadtbank andererseits eingesetzt. Die 1786/87 als Aktiengesellschaft gegründete „k. k. privilegierte & octroyierte Wiener Kommerzial-, Leih- und Wechselbank“ oder „Schwarzenberg-Bank“ widmete sich, als Vorläuferin der Mobilbanken der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, in erster Linie dem industriellen Gründungsgeschäft. Sie betätigte sich nur am Rande als Kreditgeber des Staates und übernahm öffentliche Papiere mit großer Zurückhaltung.
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1.4.4.7. Subsidien verbündeter Mächte Bereits im Langen Türkenkrieg Rudolfs II., im Dreißigjährigen Krieg und in den Türkenkriegen der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts kam den Subsidien Spaniens und (in geringerem Ausmaß) des Papstes eine zuzeiten (z. B. im „Böhmischen Krieg“ 1618 bis 1620) entscheidende Bedeutung für die kaiserlichen Finanzen zu. Auch wenn die Subsidien häufig nur einen geringen Prozentsatz der tatsächlichen Kriegskosten deckten, so gilt dennoch die von Konrad Repgen für den „Zusammenhang von Bargeld, Kredit und Bewegungskrieg“ formulierte „Faustregel der Kriegführung“: „ohne Kapital (von außen = Subsidien) kein Kredit, ohne Kredit kein Bargeld, ohne Bargeld keine Feldarmee“. Ohne das „Startkapital“ der Subsidien „ließ sich das nötige Bargeld auf dem Kreditwege kaum beschaffen“ (Repgen 1990, 153). Eine zentrale, über die Funktion der Beschaffung des „Startkapitals“ weit hinausgehende Rolle für die Finanzierung der kaiserlichen Armeen spielte das Subsidienwesen seit der Haager Allianz des Jahres 1701 zwischen den Seemächten und Österreich. Es wird allerdings wohl nicht mehr möglich sein, den genauen Umfang der aus dem Ausland kommenden finanziellen Unterstützungen für die kaiserliche Kriegführung in den Kriegen der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts festzustellen, zumal schon unter den beteiligten Zeitgenossen in manchen Fällen umstritten war, ob es sich bei einer bestimmtem Geldüberweisung um eine rückzahlbare Anleihe oder um eine dem Bündnispartner geschenkweise gewährte Subsidie handelte. Außerdem ist oft nicht klar, in welchem Umfang und zu welchem Kurs die bewilligten Summen auch tatsächlich zur Auszahlung gelangten oder Anleihen tatsächlich gezeichnet wurden. Nach Berechnungen Max Braubachs erhielt der Kaiser während des Spanischen Erbfolgekriegs (1701–1714) von England 1,75 und von den Generalstaaten 2,95 Mio. Reichstaler. Die direkten Kriegsausgaben Englands als Verbündeter des Kaisers spielten in diesem Krieg allerdings eine viel größere Rolle als die Geldüberweisungen. So wurden 1705/06 an Anleihegeldern umgerechnet etwa 2 Mio. fl. aus London angewiesen, während England in den Jahren 1705 und 1706 eine Armee von 50.000 Mann in Flandern unterhielt, außerdem 10.000 Mann in Portugal, 3.000 in Katalonien, darüber hinaus 13.000 Mann zur See, was jährlich Aufwendungen von rund 5 Mio. Pfund Sterling – das sind mehr als 40 Mio. fl. – erforderte. Während des Österreichischen Erbfolgekrieges (1740–1748) erhielt Österreich wahrscheinlich umgerechnet knapp 30 Mio. fl. an englischen und holländischen Subsidien. In den folgenden Jahrzehnten spielten englische Subsidien – vor allem infolge der von Kaunitz bereits seit 1749 betriebenen „Umkehrung der Bündnisse“ des Jahres 1756 – keine Rolle. Im Siebenjährigen Krieg (1756–1763) dürften sich die tatsächlich ausbezahlten Subsidien Frankreichs, des wichtigsten Verbündeten Maria Theresias, abgesehen von späteren Zahlungen ausständiger Raten, mit denen zusammen sich eine Summe von knapp 24,4 Mio. fl. ergibt, nur auf gut 20 Mio. fl. belaufen haben und nicht mehr als rund 8 % der Kriegsausgaben gedeckt haben. Natürlich erhoben die kaiserlichen Armeen, wenn sie dazu Gelegenheit hatten, nicht erst seit Wallenstein auch in Feindesland Kontributionen. Während des Spanischen Erbfolgekrieges beispielsweise, der die Monarchie einer Aufstellung der Hofkammer zufolge insgesamt 1,05 Mrd. fl. gekostet haben soll, hob die kaiserliche Italienarmee seit der Eroberung Norditaliens im Jahr 1701 jährliche Kriegskontributionen in der Höhe von 4 bis 5 Mio. fl. ein. In gleicher Weise wurde das nach dem Sieg bei Höchstädt im Jahre 1704 besetzte Kurfürstentum Bayern zehn Jahre lang als erobertes Land behandelt und zur Bezahlung von Besatzungsgeld gezwungen.
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1.5. Der Anteil der einzelnen Länder und Ländergruppen an den Staatseinnahmen 1.5.1. Unter Maximilian I. und Ferdinand I. (ca. 1500 bis 1564) Einer Schätzung des Gesamtbudgets der österreichischen Länder unter Maximilian I. stellen sich große Quellenprobleme entgegen. Im Jahr 1504 beliefen sich seine ordentlichen Einnahmen aus den österreichischen Ländern auf etwa 350.000 fl., wovon gut 37 % auf die oberösterreichischen (Tirol und die Vorlande) und knapp 63 % auf die niederösterreichischen Länder entfielen. Während des Krieges gegen Venedig (1508–1516) stiegen die aus allen österreichischen Ländern bezogenen ordentlichen und außerordentlichen Einkünfte von rund einer halben Mio. 1504 auf rund 1 Mio. fl. jährlich an, die sich wohl weiterhin ungefähr im Verhältnis 2:3 auf die oberösterreichischen und die niederösterreichischen Länder verteilten. Maximilians Enkel Ferdinand I. bezog in den 1520er Jahren aus den niederösterreichischen Ländern aus Domänen und Regalien jährlich Nettoeinkünfte von über 190.000 fl., während sich die Tiroler Einkünfte zur gleichen Zeit auf rund 150.000 fl. beliefen, wovon rund drei Viertel dem Bergsegen zu verdanken waren. Diese Beträge konnten bis etwa 1562 auf 484.000 bzw. 386.000 fl. erhöht werden. Alles in allem beliefen sich die Nettoeinnahmen der Innsbrucker Kammer 1562 sogar auf die gewaltige Summe von 568.000 fl., davon waren aber nur 129.000 fl. „echte“ Kammereinkünfte (aus den Silberbergwerken, dem Salzamt Hall, Zöllen und Mauten), 262.000 fl. waren Darlehen, 72.000 fl. Subsidien der Stände Tirols und der Vorlande, 70.000 fl. Erlöse von Verpfändungen. In den böhmischen Ländern war der Großteil der ordentlichen Einkünfte verpfändet. Der Reinertrag der böhmischen Bergwerke war gering. Die Silbergruben und die Münzstätte von Joachimsthal unterstanden seit 1528 direkt der Hofkammer in Wien. Alles in allem schätzte Alfons Huber, dass die ordentlichen jährlichen Einkünfte des Königs aus den böhmischen Ländern 150.000 oder jedenfalls 200.000 fl. nicht überstiegen. Aus Ungarn bezog Ferdinand I. während des Krieges mit Johann Szapolyai (bis 1530) fast keine Einnahmen. Die Kremnitzer Kammer und die Grafschaft Altsohl mit der Herrschaft über die sieben niederungarischen Bergstädte entlang des Flusses Gran (insbes. Kremnitz, Schemnitz und Neusohl) mit ihren reichen Einkünften waren noch von König Ludwig II. im Jahre 1522 als Leibgedinge seiner Gemahlin Maria, der Schwester Ferdinands, verschrieben worden. Als die Königin-Witwe Maria 1548 alle ihre Besitzungen und Rechte in Ungarn gegen eine Leibrente an ihren Bruder Ferdinand abtrat, unterstellte dieser die Bergstädte der Niederösterreichischen Kammer. Seit 1549, nach dem Heimfall Neusohls und der Ablösung der Münzstätte in Kremnitz, dürften sich die ordentlichen Einnahmen des ungarischen Königs netto auf maximal 340.000 ungar. (oder ca. 425.000 rhein.) fl. belaufen haben. Die Summen der von den Ständen der einzelnen Länder aufgebrachten außerordentlichen Steuern übertrafen um 1560 – mit der bezeichnenden Ausnahme Ungarns – bereits deutlich jene der Einnahmen aus Domänen und Regalien: Die in den letzten Regierungsjahren stark ansteigenden außerordentlichen Subsidien (d. h. Steuern) der Erbländer brachten um 1560 mindestens 1 Mio. fl. jährlich ein; in Böhmen und seinen Nebenländern beliefen sich die außerordentlichen Steuern 1552 auf etwa 650.000, 1563 immer
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noch auf ca. 460.000 fl.; die von den Ständen zur Kriegführung bewilligte Steuer (subsidium, dica) des großteils von den Osmanen besetzten Königreichs Ungarn machte hingegen nicht mehr als rund 100.000 fl. aus. Bei der Ungarischen Kammer gingen zwischen 1555 und 1562 im Jahresdurchschnitt sogar nur 24.000 ungar. fl. an Kriegssteuer ein, was eine Folge davon ist, dass die oberungarischen und die jenseits der Theiß gelegenen Komitate 1554 aus dem territorialen Zuständigkeitsbereich der Ungarischen Kammer herausgelöst worden waren, aber auch der Tatsache, dass der ungarische Landtag 1558 und 1560 bis 1562 keine Kriegssteuern bewilligte. 1549 hatte die Ungarische Kammer noch ca. 117.000 ungar. fl. Kriegssteuer eingenommen. Davon stammten 42,4 % aus Oberungarn und von jenseits der Theiß.
1.5.2. Versuche, fixe Verteilungsschlüssel für die Bewilligungen der einzelnen Länder einzuführen (1532–1697) Anlässlich der Bewilligung einer Türkenhilfe von 200.000 fl. einigte sich der Innsbrucker Ausschusslandtag der fünf niederösterreichischen Länder (samt Görz) im Februar 1532 auf einen Verteilungsschlüssel, nach dem diese Summe auf die einzelnen Länder aufgeteilt werden sollte. In den folgenden Jahren wurde insbesondere vom steirischen Landtag und vom steirischen Landeshauptmann Hans Ungnad von Sonneck wiederholt die Forderung erhoben, die Unterschiede in den Gültsteuersystemen der einzelnen Länder durch Beratungen von Delegierten aller habsburgischen Länder zu beseitigen und eine gerechtere Aufteilung der Steuern auf die Länder zu bewerkstelligen. Doch erst am 4. Dezember 1541 begannen endlich in Prag – parallel zu den gleichzeitigen Verhandlungen des Generallandtags der böhmischen Länder und in Anwesenheit ungarischer Gesandter – die Beratungen von Ausschüssen aller Königreiche und Länder mit Ausnahme Ungarns mit dem Ziel, einen Vergleich über die Besteuerung zu erarbeiten. Am 11. Januar 1542 kam es tatsächlich zum Abschluss eines Vergleichs zwischen den fünf niederösterreichischen Ländern und Görz einerseits, den Ländern der böhmischen Krone andererseits. Die vereinbarte Steuerreform zielte – wohl nach dem Vorbild der in den böhmischen Ländern üblichen Vermögenssteuern – auf eine Umstellung der Bemessungsgrundlage bei der Besteuerung der Untertanen von ihren Leistungen an die Herrschaft auf den Schätzwert ihres Grundbesitzes und Viehbestandes, während die Grundherren künftig sowohl den Wert ihrer Schlösser und Häuser und der in Eigenregie bewirtschafteten Gründe wie auch ihrer grundherrlichen Einkünfte und Nutzungsrechte (Frondienste) zu versteuern hatten, die bisher steuerfrei gewesen waren. Als Steuereinheit wurde für die Herrschaften der hundertste, für die Untertanen aber der sechzigste Teil des erhobenen Gültenwertes festgesetzt. Bereits Anfang März 1542 wurde die Verteilung der damals projektierten Türkensteuer unter die einzelnen böhmischen Länder und die Gruppe der österreichischen Länder festgesetzt. Eine genauere Verteilung auf die einzelnen österreichischen Länder erfolgte auf einem Ausschusslandtag der fünf niederösterreichischen Länder im Mai und Juni. Die Steuersumme (insgesamt knapp 1,2 Mio. fl.) sollte sich folgendermaßen auf die einzelnen Länder verteilen: böhmische Länder 65,1 %, niederösterreichische Länder 23,3 %, Tirol und die Vorlande 11,6 %. Die fünf niederösterreichischen Länder und die Grafschaft Görz stimmten dem Prager Vergleich vom 11. Januar 1542 nur „für dieses Mal“ und mit Vorbehalten zu, auch die böhmischen Stände bezweifelten später seinen
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Präzedenzcharakter. Tatsächlich wurden in den niederösterreichischen Ländern die Ergebnisse der Wert- und Ertragsschätzungen des Jahres 1542 nur in diesem einen Jahr der Besteuerung zugrunde gelegt. Am 3. Dezember 1542 wurde in Wien nach langen Diskussionen ein Vergleich über eine in allen fünf niederösterreichischen Ländern einschließlich Görz vorzunehmende neue Gültenschätzung abgeschlossen. Hauptzweck der Vereinbarung war die Neuaufteilung der Steuerlast auf die fünf (mit Görz sechs) Länder „durch Vornahme einer gleichzeitigen und gleichmäßigen Neueinschätzung unter Festhaltung und Ausgestaltung der Prinzipien der schon seit Jahrzehnten bestandenen Ertragsbesteuerung nach der Gült“ (Mensi 1910–1922, Bd. 1, 97). Im Winter von 1543 auf 1544 fanden sich in Prag während des Generallandtags der böhmischen Krone bevollmächtigte Ausschüsse aller niederösterreichischen Länder sowie Abgesandte der ungarischen Stände ein, sodass mit Ausnahme der oberösterreichischen (also v. a. der Tiroler) Stände Vertreter sämtlicher Länder Ferdinands I. gleichzeitig in der böhmischen Hauptstadt anwesend waren. Es fand aber dort kein gemeinsamer Landtag statt, sondern – ähnlich wie im Winter 1541/42 – gleichzeitig zwei „Ausschusslandtage“ (der böhmischen Länder einerseits, der österreichischen Länder andererseits), die sich zwar über verschiedene Angelegenheiten verständigten, aber weder gemeinsam verhandelten noch gemeinsame Beschlüsse fassten; ja, es kam nicht einmal ein Beschluss zustande, der eine Folge ländergruppenübergreifender Beratungen und Übereinkünfte gewesen wäre, wie es im Januar 1542 der Fall gewesen war. Von 1542 bis 1551 sollten von den direkten Steuern der österreichischen und böhmischen Länder (die ungarischen fielen nicht ins Gewicht) etwa 36 % auf die österreichischen und 64 % auf die böhmischen Länder entfallen. 1552 bis 1564 veränderte sich das Verhältnis weiter zu Ungunsten der böhmischen Länder auf ungefähr 32,5:67,5. Wie sich die Proportionen nach 1564 entwickelten, müsste erst erforscht werden. Die tatsächliche Höhe der jährlichen Steuern hing davon ab, wie stark die Stände der einzelnen Länder Widerstand gegen die landesfürstlichen Forderungen leisten konnten. 1542 z. B. zahlten die böhmischen Länder (ohne die Lausitzen) tatsächlich 72,3 % der bewilligten Steuern, die österreichischen Länder (ohne die Grafschaft Tirol) hingegen nur 27,6 %, und 1552 bis 1564 verhielt sich der Ertrag der Steuern der böhmischen Länder zu jenem der österreichischen Länder angeblich wie 58,9:41,1. Anfang Januar 1645, in einer für die kaiserliche Armee, ja für den Bestand der Monarchie höchst bedrohlichen Situation, machte der böhmische Kanzler und Geheime Rat Georg Adam Bořita Graf Martinitz in einem von Ferdinand III. verlangten Gutachten den bemerkenswerten Vorschlag, 16 Delegierte der Stände aller Länder als „ein gemeinsames Beratungsorgan der Provinzen“ (quoddam commune consilium provinciarum) zur Beratung der zu ergreifenden militärischen, fiskalischen und politischen Maßnahmen nach Wien zu berufen (zit. nach Ruppert 1979, 366). In etwa nach dem von Martinitz zehn Jahre zuvor vorgeschlagenen Muster wurde angeblich 1655 auf einer Konferenz kaiserlicher Vertrauensleute aus allen Ländern Ferdinands III. mit Ausnahme Ungarns in Pressburg ein neuer Verteilungsschlüssel für die direkten Steuern sowie für Einquartierungen der kaiserlichen Armee ausgehandelt. Diesem zufolge sollten die – seit 1635 um die beiden Lausitzen reduzierten und von den Folgen des Dreißigjährigen Krieges stärker betroffenen – böhmischen Länder von jeder Militärkontribution künftig zehn Teile und die österreichischen Länder (ohne Tirol) acht Teile zahlen, was einem Verhältnis von 55,6:44,4 entspricht. In den folgenden Jahren waren zunehmend die böhmischen und die österreichischen Länder untereinander über die auf sie entfallenden Quoten uneins. Wäh-
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rend der akuten Türkengefahr des Jahres 1663 drängten die niederösterreichischen Stände Leopold I., eine Zusammenkunft von Delegationen aller Erbländer zu veranlassen, um über Verteidigungsfragen zu beraten, aber der Kaiser war dazu nicht bereit. 1668 wurde angeblich bei einer Konferenz von Vertretern der Wiener Hofstellen und Zentralbehörden die „Generalproportion“ von 10:8 zwar bestätigt, jedoch die „Specialproportion“ der beiden Länderkomplexe neu geregelt. Nach jüngsten, noch nicht publizierten Forschungen von Petr Maťa haben die sog. Ministerkonferenzen von 1655 und 1668 nicht, jedenfalls nicht in der behaupteten Form, stattgefunden, sondern sind Konstrukte der Böhmischen Hofkanzlei aus den 1730er Jahren bzw. der Historiographie des 19. Jahrhunderts. Erst im Oktober 1679 bzw. im Januar 1682 wurde, als Ergebnis dreier (Minister-) Konferenzen, von denen zwei in Prag und eine in Wien abgehalten wurden (alle ohne Beteiligung von Ständevertretern), provisorisch ein Schlüssel vereinbart, demzufolge in Zukunft von der österreichischen Ländergruppe (ohne Tirol) 34,7 % und von der böhmischen Ländergruppe 65,3 % postuliert werden sollten, ein Verhältnis, das wohl als Niederlage der böhmischen Länder zu interpretieren ist, aber in der Praxis der folgenden Jahrzehnte nicht immer eingehalten wurde. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts ruhte die direkte Steuerlast zunächst weiterhin im Wesentlichen auf den böhmischen und österreichischen Ländern. Der ungarische Landtag des Jahres 1662 etwa bewilligte nur eine direkte Steuer in der Höhe von 9.362 ungar. fl. Nach der Aufdeckung und blutigen Niederwerfung der Magnatenverschwörung setzte die Wiener Regierung 1671 die ungarische Verfassung außer Kraft und installierte in Ungarn ein autoritäres Regime. In diesem Jahr wurde dem Königreich Ungarn unter Berufung auf die „Verwirkungstheorie“ eine Kontribution in der Höhe von 800.000 fl. auferlegt – und zwar unter ausdrücklicher Einbeziehung des Adels in die Steuerpflicht, was u. a. auf dem Ödenburger Landtag des Jahres 1681 zu lauten Protesten führte. Den ungarischen Bauern wurde von einem Tag auf den andern eine Steuerlast auferlegt, die mindestens das Sechzigfache der bisherigen ausmachte und die zu einem wichtigen Auslöser des 1672 ausbrechenden Kuruzzenkrieges wurde. Der Kaiser gab 1681 teilweise nach, indem er die im Dezember 1671 durch kaiserliches Patent eingeführte Konsumsteuer auf Fleisch und Getränke sowie die Steuerrepartition von 1678 für aufgehoben erklärte. Allein im Winter von 1683 auf 1684 sollen sich die vom königlichen Ungarn für die Kriegführung der kaiserlichen Armeen aufgebrachten Gelder und Lebensmittel auf 8 Mio. fl. belaufen haben. Seit 1686 wurden die regulären Lasten des verwüsteten und ausgesogenen Landes auf 4 Mio. fl. reduziert. Sowohl für die häufig selbst hungrigen, vergeblich auf ihren Sold wartenden Soldaten als auch für die Bauern, bei denen sie auf Durchmärschen und im Winter einquartiert wurden, war die ‚Reconquista‘ Ungarns von Gewalttätigkeit und Elend geprägt. Viele Bauern verließen Haus und Hof, große Teile des Landes, die unter der Osmanenherrschaft noch bebaut gewesen waren, lagen wüst, insbesondere in der Nähe von über längere Zeit blockierten Festungen. Nach der Eroberung Ofens (1686), der ungarischen Tiefebene und großer Teile Siebenbürgens (1687) wurde 1690 die ungarische Kontribution von 800.000 auf 2 Mio. fl. erhöht, 1698, also nach der endgültigen Eroberung Transdanubiens und Siebenbürgens und dem entscheidenden Sieg des Prinzen Eugen von Savoyen in der Schlacht bei Zenta 1697, sogar auf 4 Mio. fl. – und damit auf beinahe das Doppelte der Kontribution des Königreichs Böhmen! Dazu kamen die Kosten der Einquartierungen, die insgesamt wohl immer noch die größere Belastung des Landes darstellten. Grundsätzlich wurden die Steuern (jedenfalls bis 1698) zum Teil
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nicht in Geld, sondern in Form von Naturalien – in Gestalt von Quartier und Verpflegung – geleistet. In der radikalen Erhöhung des Steuerdrucks in den ungarischen Ländern und der damit zusammenhängenden Verarmung der Bevölkerung ist ohne Zweifel eine Hauptursache für die 1703 ausgebrochene Erhebung unter Franz II. Rákóczi und für die Thron entsetzung des Hauses Habsburg auf dem Landtag von Ónod 1707 zu sehen. Im Mai 1703 rief Rákóczi alle Bewohner des Königreichs Ungarn zu den Waffen gegen die Macht, die uns unser Salz und Brot nimmt, die uns Portionen [Geldäquivalent für Proviantportionen der Soldaten; Th.W.] und Steuer zahlen lässt (zit. nach Várkonyi 1965, 386). Allein zwischen 1683 und 1690 brachte Ungarn rund 30 Mio. fl. für den Unterhalt der kaiserlichen Truppen auf und musste ununterbrochene Truppenbewegungen, Bedrückungen aller Art und Plünderungen über sich ergehen lassen. Bei aller Skepsis gegenüber Quantifizierungen in derart irregulären Verhältnissen wie während der Rückeroberung Ungarns wird man wohl mit der Annahme nicht fehlgehen, dass in den Jahren nach 1683 zwischen 50 und 70 % der Gelder, die man für die Unterhaltung des gegen die Osmanen eingesetzten, in Ungarn kämpfenden kaiserlichen Heeres aufwandte, in Ungarn selbst aufgebracht wurden. In Siebenbürgen waren um 1690 ständig 8.000 bis 10.000 kaiserliche Soldaten stationiert. Die Summe, die das Fürstentum jährlich für den Unterhalt der kaiserlichen Armee aufzubringen hatte, wurde nach langem Feilschen 1687 auf fast 2 Mio. fl. festgelegt. Nachdem Ende 1687 auf dem Pressburger Landtag Ungarn mit Zustimmung der Stände aus einem Wahl- in ein Erbkönigreich umgewandelt worden war, bewilligte der siebenbürgische Landtag 1688 Leopold I. zusätzlich zur Verpflegung der Armee eine jährliche Steuer in der Höhe von 700.000 fl. Bald soll die jährliche Steuerleistung Siebenbürgens auf 1 Mio. fl. gestiegen sein. Die Steuern wurden, ebenso wie in Ungarn, ohne Rücksicht auf die Belastbarkeit des zum Teil verwüsteten Landes gewaltsam eingetrieben. 1697 wurde der Militäretat der Habsburgermonarchie neu eingerichtet. Leopold I. setzte die Höhe der zur Erhaltung der Armee dienenden ordentlichen Kontribution der nieder- und innerösterreichischen, der böhmischen und der ungarischen Länder mit 12 Mio. fl. fest, die sich künftig – in Anlehnung an die 1682 festgelegte Proportion zwischen der böhmischen und der österreichischen Ländergruppe – wie folgt verteilen sollten: Böhmen, Mähren und Schlesien 4,6 Mio. (38,1 %), Österreich ob und unter der Enns sowie Innerösterreich je 1,2 Mio. (10,1 %), Ungarn 4 Mio. (33,3 %) und Siebenbürgen 1 Mio. (8,3 %). Tirol und die Vorlande fehlen in dieser Aufstellung, da die Landsteuer Tirols in der Höhe von 138.000 fl. den Ständen als Gegenleistung für übernommene Schulden überlassen war und die direkten Steuern der Vorlande vermutlich direkt in die Erhaltung der dortigen Festungen flossen.
1.5.3. Reformpläne in den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts 1705 oder 1706, also während des Rákóczi-Aufstands, regte der Hofkammersekretär Christian Julius Schierl von Schierendorff (1661–1726) vergeblich die Einberufung einer „Generalconvocation“ von Deputierten der böhmischen und österreichischen Länder an, die mit dem kaiserlichen Hof nicht zuletzt über eine gerechtere Aufteilung der Kontributionen auf die einzelnen Länder verhandeln sollten. Um zu verhindern, dass der ungarische Adel weiterhin die gesamte Steuerlast auf seine Untertanen überwälze,
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sowie zur Gewinnung der Hintersassen des aufständischen ungarischen Adels schlug er um 1710 vor, aus jedem ungarischen Komitat je zwei von Regierungskommissaren zu bestimmende Vertreter der Bürger und Bauern nach Wien zu berufen. Mit diesen wäre die Aufteilung der Steuern festzulegen. Sie sollten aber auch vor dem einzuberufenden Generalkongress die Interessen der untertänigen Steuerzahler vertreten können. Wiederholt machte der prononcierte Verfechter eines österreichischen Einheitsstaates auch den Vorschlag, die böhmisch-österreichischen Erbländer und Ungarn – nach dem Vorbild der englisch-schottischen Union von 1707 – staatsrechtlich zu einer Realunion zu verbinden. Schierl von Schierendorff forderte auch die Abschaffung der Unterschiede in den Steuerverfassungen der einzelnen „Provinzen“ der Monarchie. Es würde, heißt es in einer seiner Denkschriften (um 1712), als einziges doch größtes Staatsversicherungsmittel und als compago provinciarum quoad publica dienen, das Steuerwesen in eine allgemeine Gleichheit und Uniformität zu setzen (zit. nach Fischel 1906, 225–230). Diese Vereinheitlichung der Steuersysteme solle Gegenstand der Verhandlungen eines Generalkongresses aller Provinzen sein, wie er seinerzeit unter Ferdinand I. im Jahre 1541 einberufen worden sei. Gundaker Thomas Graf Starhemberg (1663–1745), der für die Zentralisierung und Rationalisierung der Finanzverwaltung der Monarchie so wichtige Hofkammerpräsident der Jahre 1703 bis 1715, strebte ebenfalls eine Vereinheitlichung der Steuerfüße sowie eine Anpassung des Länderrepartitionsschlüssels an die tatsächliche Leistungsfähigkeit der einzelnen Länder an. Zu diesem Zwecke sollten, wie er – die Vorschläge Schierls aufgreifend – 1714 in einem Vortrag an den Kaiser ausführte, sogar Vertreter des gemeinen Mannes evociert werden. Karl VI. ging auf Starhembergs weitgehende Vorschläge jedoch nicht ein, sondern begnügte sich mit der Entsendung von Deputierten der einzelnen Landstände an den Kaiserhof, um den Abschluss von zehnjährigen Steuerrezessen auszuhandeln.
1.5.4. Die Verteilung der Kontribution auf die einzelnen Länder im 18. Jahrhundert Entgegen den Forderungen mancher Ständevertreter nach einem „Länderkongress“ aus Vertretern aller Länder verhandelte weiterhin jedes Land für sich separat mit der Regierung. Für das Jahr 1716, um ein Beispiel zu geben, erhoffte sich der Hofkriegsrat an ordentlicher Kontribution (Ordinarium militare) etwa 9,7 Mio. fl., die sich wie folgt auf die einzelnen Ländergruppen verteilen sollten: Böhmische Länder 41,0 % Österreichische Länder (inkl. Tirol) 18,5 % Ungarn, Siebenbürgen, Slawonien und Kroatien 40,5 % Die ungarischen Länder, die überdies Kriegsschauplatz waren, nahmen weiterhin eine Sonderstellung ein. Der ungarische Kontributionsanteil wurde nicht in Geld erlegt, sondern in Form von Verpflegsrationen („Portionen“) für die militärische Mannschaft und für die Pferde sowie in Form des Landesaufgebots. Die ordentlichen Kameraleinnahmen (Ordinarium camerale) des Jahres 1717 (insgesamt knapp 8,7 Mio. fl.) setzten sich provenienzmäßig folgendermaßen zusammen:
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Böhmische Länder 46,1 % Österreichische Länder (inkl. Tirol und Vorlande) 34,9 % Ungarische Länder 19,0 % 1724 belief sich der Bruttoertrag der Kameralgefälle auf rund 8,7 Mio. fl., die sich wie folgt auf die Ländergruppen verteilten: Nieder- und innerösterreichische Länder Tirol und Vorderösterreich Böhmen, Mähren und Schlesien Ungarn und seine Nebenländer
20,9 % 20,3 % 15,6 % 41,3 %
In diesen Zahlen sind im letzten Punkt (nominell ca. 3,6 Mio. fl.) auch jene aus Ungarn stammenden Kameraleinkünfte enthalten, die nicht von der Ungarischen Kammer verwaltet wurden. Vom Ende der Türkenherrschaft bis zur Thronbesteigung Maria Theresias besaß die Ungarische Kammer aufgrund ihrer territorial und sachlich stark eingeschränkten Kompetenzen nur ein relativ unbedeutendes Einkommen, 1740 z. B. (ohne die Einnahmen der Zipser Kammer) ca. 360.000 fl. Allein die Einkünfte aus den ungarischen (d. h. siebenbürgischen) Salinen betrugen zu Beginn der 1740er Jahre rund. 1,5 Mio. fl., sie flossen aber direkt in die Hauptkasse der Hofkammer in Wien. Bis 1743 stiegen die Einnahmen der Ungarischen Kammer infolge der Vergrößerung ihrer territorialen Zuständigkeit und der Übergabe des Salzmonopols, inklusive der Zipser Kameraladministration, der „rückgegliederten“ Szegediner und Batschkaer Bezirke, auf knapp 2,5 Mio. fl. Zwischen 1749 und 1789 haben sich die Einnahmen der Ungarischen Kammer mehr als verdoppelt, wobei der Anteil der aus dem Salzmonopol stammenden Summe weiterhin rund 60 % betrug. Die nach 1741/43 stark gestiegenen Einnahmen der Ungarischen Kammer wurden durch die Einführung einer sog. Hofquote zur Bestreitung eines Teils der Kosten des Hofes und der Wiener Zentralbehörden, die fast die Höhe der Salzeinnahmen erreichte, teilweise weiterhin nach Wien geleitet. (1759 machte die Hofquote 55,7 % der Einnahmen der Ungarischen Kammer aus, 1785 51,6 %). Unter Joseph II. wurde die Hofquote, ein ungarisches Spezifikum, abgeschafft. Stattdessen musste künftig auch die Ungarische Kammer, ebenso wie die anderen Länderkammern, den gesamten Kassenüberschuss an die Wiener Kameralhauptkassa abführen. Während bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts in Siebenbürgen die auf das Land entfallende Steuer zwischen den drei ständischen Nationen (Adel, Szekler und Sachsen) aufgeteilt wurde, die dann für die Subrepartition und Einhebung zu sorgen hatten, wurde seit den 1750er Jahren die Besteuerung des Einzelnen zur Grundlage des Steuersystems. Von 1755 bis 1780 stieg das jährliche Steueraufkommen Siebenbürgens von etwa 1 Mio. auf ca. 1,5 Mio. fl. Die Landtage der böhmischen, nieder- und innerösterreichischen Länder (also ohne Tirol und die Vorlande sowie die Länder der Stephanskrone) bewilligten in den Jahren 1716 bis 1739 für Militärzwecke insgesamt 166 Mio. fl. (im Jahresdurchschnitt 6,9 Mio.), die zu drei Vierteln von den böhmischen Ländern aufgebracht wurden und sich wie folgt auf die einzelnen Länder verteilten:
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VIII. Das landesfürstliche Finanzwesen
Böhmische Länder Böhmen Mähren Schlesien Niederösterreichische Länder Österreich unter der Enns Österreich ob der Enns Innerösterreich Steiermark Kärnten Krain
75,8 % 38,0 % 12,5 % 25,3 % 17,2 % 11,5 % 5,7 % 7,0 % 4,4 % 1,7 % 0,9 %
Den plausiblen Berechnungen Peter Dicksons zufolge stammten in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts die Netto-Staatseinnahmen der Monarchie (ohne Berücksichtigung der Österreichischen Niederlande und der Lombardei) zu rund 40 % aus den österreichischen Ländern (auch nach der Erwerbung Galiziens und der Bukowina 1772 bzw. 1775), der Prozentanteil der böhmischen Länder ging zwischen 1749 und 1784 von etwas über einem Drittel auf unter 29 % zurück, jener der ungarischen Länder von 26,2 auf 22,8 %. Aus Galizien stammten 1775 nur 3,3 % der Staatseinnahmen, 1784 aber bereits 8,5 % (siehe die Tabelle in Dickson 1987, Bd. 2, 384). Für das Jahr 1782 schätzte Karl von Zinzendorf die Gesamteinnahmen unter Einschluss der Österreichischen Niederlande und der Lombardei auf brutto 84,8 und netto (nach Abzug der Einhebungskosten und der von den Provinzialständen einbehaltenen Summen) auf 62,9 Mio. fl., zu denen die Niederlande und „Welschland“ nicht weniger als 25 % der Brutto- und 22 % der Nettoeinnahmen beisteuerten. Nach den – allerdings seit Dickson 1987 teilweise überholten – Berechnungen Kurt Janetscheks sollen sich die gesamten Kriegsausgaben der Österreichischen Monarchie im Siebenjährigen Krieg (1756–1763) auf ungefähr 260 Mio. fl. belaufen haben, von denen der Großteil (64,3 %) in Form von Krediten aufgebracht wurde. Realistischeren Schätzungen zufolge betrugen die Kriegsausgaben rund 392 Mio. fl. Die freiwilligen Kredite in der Höhe von 48,1 Mio. fl. (18,5 % der Gesamtausgaben) seien zu 54,4 % in den Niederlanden aufgebracht worden, zu 15,1 % in Ungarn, zu 12,6 % von der Wiener Stadtbank und zu 4,5 % von erbländischen Bankiers und Juden. Diese Zahlen unterstreichen die große Bedeutung der ökonomisch hochentwickelten Österreichischen Niederlande für die Deckung des gewaltigen Kreditbedarfs der Krone. Maria Theresia bezeichnete noch in ihrem Todesjahr die Niederlande als le seul pays heureux, dessen Bewohner contribuent plus que nos pays allemands, exténués et mécontents (zit. nach Schilling 1994, 350 Anm. 211). Der relativ große Anteil Ungarns an der Kreditaufbringung konnte den insgesamt geringen Anteil der ungarischen Länder an den Kriegskosten nicht ausgleichen, wie der folgende Versuch einer Aufgliederung der Kriegskosten nach der Herkunft der Gelder zeigt: Böhmische und österreichische Erbländer 44,3 % Wiener Stadtbank 20,7 % Österreichische Niederlande 12,9 % Französische Subsidien 7,7 % Von Einzelpersonen 4,4 % Ungarische Länder 3,0 % Heiliges Römisches Reich 3,0 %
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Aus Kriegsoperationen Aus dem Münzwesen Aus sonstigen Quellen
2,4 % 0,8 % 0,8 %
Wie sehr auch noch in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts alle Zahlenangaben mit allergrößter Vorsicht zu genießen und nicht kritiklos für „bare Münze“ zu nehmen sind, zeigt die Tatsache, dass in obiger Aufgliederung offenbar die ungarischen Militärkontributionen fehlen (oder in der Rubrik „böhmische und österreichische Erbländer“ subsumiert sind). Als Beispiel sei das Jahr 1759 herausgegriffen, in dem sich die ordentlichen Kontributionen auf 14,2 Mio. fl. beliefen, die sich wie folgt auf die einzelnen Ländergruppen verteilten: Böhmen, Mähren und (Rest-)Schlesien 41,8 % Ungarn, Siebenbürgen und Banat 29,6 % 15,6 % Ober- und Niederösterreich Innerösterreich 11,3 % Tirol und Vorderösterreich 1,6 % Wenn man zu den ordentlichen Kontributionen noch die außerordentlichen, von den einzelnen Landtagen übernommenen Antizipationen und „Extra-Postulate“ hinzurechnet, so sinkt der Anteil der ungarischen Länder bedeutend, da sie während des ganzen Krieges davon verschont blieben (als Beispiel dient wiederum das Jahr 1759): Böhmen, Mähren und (Rest-)Schlesien 50,0 % 14,4 % Ungarn, Siebenbürgen und Banat Ober- und Niederösterreich 19,7 % Innerösterreich 13,1 % 2,7 % Tirol und Vorderösterreich
1.5.5. Der wachsende Anteil Ungarns an den Staatseinnahmen Der ungarische Landtag von 1722/23 bewilligte eine direkte Steuer von gut 2,1 Mio. fl. Im Jahr 1728 wurde die ungarische Kontribution auf 2,5 Mio. fl. erhöht, 1751 auf 3,3 und 1764/65 auf 3,9 Mio. fl. (zuzüglich Getreide, Heu, Holz etc. zur Unterhaltung der Armee). Infolge der theresianischen Reformen stieg der Anteil der Kontribution der ungarischen Länder an der praktisch unveränderten gesamten Kontributionssumme der ungarischen, böhmischen und österreichischen Länder von 1749 bis 1754 immerhin von 22 auf 25,7 %. Von außergewöhnlicher Bedeutung waren die Einnahmen aus den ungarischen Ländern in den ersten Regierungsjahren Maria Theresias, als der Krieg mit Preußen die Einkünfte Böhmens zeitweise und jene Schlesiens für immer zum Versiegen brachte. In den kritischen Jahren 1741 bis 1743 machten die Kontributionen der ungarischen Länder (durchschnittlich 3,4 Mio. fl. jährlich) bis zu knapp zwei Drittel der gesamten tatsächlich eingegangenen Militärkontribution aus (1741 65,1 %, 1742 62,8 % und 1743 39,3 %).
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VIII. Das landesfürstliche Finanzwesen
Bis 1748 sank der Anteil der (Netto-)Einkünfte aus den ungarischen Ländern (Contributionale und Camerale sowie Einkünfte aus dem Münz- und Bergwesen) an den gesamten Staatseinnahmen auf 25,8 % und bis 1778 weiter auf 23,9 %. Von 1740 bis zur Mitte der 1780er Jahre stieg die Einwohnerzahl der ungarischen Länder von vielleicht 5 Mio. auf etwa 9,5 Mio., d. h. um rund 90 %. Die Staatseinkünfte aus den ungarischen Ländern hingegen stiegen zwischen 1748 und 1778 um etwa 60 %. Die Steigerungsraten weisen allerdings große Unterschiede auf. Während die Einkünfte aus Siebenbürgen nur um 24 % wuchsen und jene aus Ungarn (im engeren Sinn) um 64 %, schnellten sie im Banat, dem politischen, sozialen und ökonomischen Experimentierfeld der Wiener Regierung, um ca. 140 % in die Höhe. Bemerkenswert ist auch, dass die Einkünfte aus den ungarischen Ländern zum Großteil wieder dort ausgegeben wurden, wo sie eingenommen wurden. Für das Jahr 1784 lässt sich nachweisen, dass 75 % der Einkünfte aus Ungarn, Kroatien-Slawonien und dem Banat im Land selbst ausgegeben wurden, in Siebenbürgen sogar 83 %. Nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges (1763), in dessen Verlauf in den böhmischen und österreichischen Ländern die Steuerlast bedeutend vergrößert worden war, schlug der Versuch der Wiener Regierung, auch in Ungarn die Kontribution kräftig zu erhöhen, fehl (Landtag von 1764/65). Nach langem Feilschen wurde 1765 statt der geforderten Million nur eine Erhöhung um 600.000 fl. pro Jahr auf insgesamt 3,9 Mio. fl. bewilligt. Der Antrag der Regierung, die adelige Insurrektion im Tausch gegen eine von allen Ständen (also auch dem Adel) zu tragende höhere Kontribution abzuschaffen, wurde vom Landtag abgelehnt. Daraufhin begann die Regierung 1766/67 mit einer groß angelegten Untersuchung der Lebensbedingungen der ungarischen Bauern mit dem Ziel, die Forderungen der Grundherren an ihre Untertanen zu reduzieren, um dadurch die Bauern in die Lage zu versetzen, höhere Steuern zu zahlen. In dem in den einzelnen Komitaten in den Jahren 1767 bis 1775 durch königliche Kommissare in Zusammenarbeit mit den widerstrebenden Komitatsbehörden, zum Teil unter Militärassistenz, angelegten Urbarium wurden Art, Größe und Bonität der Grundstücke der Untertanen verzeichnet sowie deren Urbariallasten (Abgaben und Frondienste) und Kontribution fixiert. Erst der Landtag von 1791/92 nahm das theresianische Urbar provisorisch an, und erst in den 1830er Jahren wurden die ungarischen Urbarialangelegenheiten endlich gesetzlich geregelt. Außerdem trachtete man in Wien seit den 1760er Jahren danach, in Ungarn die dem ständischen Steuerbewilligungsrecht entzogenen indirekten Abgaben, die Domänen- und die Regalienerträge zu erhöhen. Dieser Versuch schlug weitgehend fehl (u. a. wegen des Widerstands der Ungarischen Hofkanzlei in Wien). Der ungarische Landtag wurde daraufhin zwischen 1765 und 1790 nicht mehr einberufen. Von großer Bedeutung für die Steigerung der Staatseinkünfte während der Alleinregierung Josephs II. war, dass die ungarischen Länder seit 1784 einer deutlich höheren Besteuerung als zuvor unterworfen wurden und dass auch der Adel und die Geistlichkeit in Ungarn und Siebenbürgen steuerpflichtig gemacht wurden. 1786 beseitigte Joseph II. alle Zölle auf österreichische Ausfuhren nach Ungarn. Die ungarischen Ausfuhren nach Österreich hingegen wurden weiterhin verzollt, d. h. besteuert. Von 1795 bis 1850 mussten auch österreichische Exporte nach Ungarn wieder verzollt werden. Zwischen 1748 und 1784 stiegen die Steuereinnahmen aus den ungarischen Ländern – freilich ausgehend von einem sehr niedrigen Wert – ein wenig stärker als jene aus den böhmischen Ländern, nämlich um 44 % (gegenüber 41 %), während die Einnahmen aus
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den österreichischen Ländern um 68 % zunahmen, aus Niederösterreich (mit Wien) sogar um 137 %. Die geschätzten Netto-Staatseinnahmen pro Kopf der Bevölkerung stiegen im selben Zeitraum aber nur in den österreichischen Ländern deutlich an (um 60 %), bis 1845 auch in den böhmischen Ländern (siehe die Tabelle in Dickson 1987, Bd. 2, 101f.). Die ungarische Steuerquote blieb für die Wiener Regierung unbefriedigend niedrig. Auch nach dem Ende der Reformen Josephs II., insbesondere nach der Wiederherstellung der Komitatsverfassung und der Wiedereinberufung des ungarischen Landtags (1790), nahm Ungarn steuerlich eine bevorzugte Sonderstellung unter den Ländern der Habsburgermonarchie ein. Zum Türkenkrieg Josephs II. trug Ungarn nur mit Naturalprodukten bei. 1792 bewilligte der ungarische Landtag 5.000 Rekruten und 4 Mio. fl. an außerordentlichen Kriegssubsidien, die aber nur sehr schleppend eingingen. 1796 stieg der ungarische Beitrag zum Budget der Monarchie auf rund 15 Mio. fl. 1807 wollte die Wiener Regierung von Ungarn und seinen Nebenländern zwar nicht die volle aliquote Beitragssumme von 77,5 Mio. fl. verlangen, immerhin aber 20 Mio. fl. Durchgesetzt wurden hingegen nur eine Rekrutenbewilligung von 12.000 Mann und „mäßige Subsidien“. Insgesamt (einschließlich der Zahlungen des Adels) wurden bis Februar 1811 davon nicht mehr als rund 5 Mio. fl. tatsächlich geleistet. Erst 1812, angesichts des drohenden völligen Zusammenbruchs der Staatsfinanzen und des Staatskredits und der Anspannung aller Kräfte zur Niederringung Napoleons, verließ man in Wien den Weg des verfassungsmäßigen Verhandelns mit den ungarischen Ständen. Das Finanzpatent vom Februar 1811 wurde in Ungarn durch ein königliches Reskript vom 1. August 1812 eingeführt. Rekrutierung und Steuereinhebung wurden königlichen Kommissären übertragen.
1.6. Die Bedeutung der Reichssteuern für die Finanzen der Habsburgermonarchie 1.6.1. Gemeiner Pfennig oder Reichsmatrikel? Die Könige und Kaiser des Heiligen Römischen Reichs waren spätestens seit Sigismund (1410–1437) in erster Linie auf die Einnahmen aus ihren Erbländern angewiesen. Infolge der weitgehenden Verpfändung von Reichsgut, Regalien und Reichsstädten war eine Reihe von Finanzquellen von König und Reich im späten Mittelalter unergiebig geworden oder ganz versiegt. Die Kriege gegen Hussiten und Osmanen verhalfen im 15. Jahrhundert im Reich dem Gedanken einer allgemeinen und direkten Steuer zum Durchbruch. Allerdings scheiterten sowohl die vom Frankfurter Reichstag von 1427 beschlossene Hussitenkriegssteuer als auch die Türkenkriegssteuer von 1471/74 beim Versuch ihrer Realisierung. Zur zweiten Grundlage des Reichssteuersystems im folgenden Jahrhundert wurde der Gemeine Pfennig des Wormser Reichstags von 1495, eine Kombination von Kopfsteuer und Vermögenssteuer zum Schutz des Reiches und der Christenheit gegen Türken und äußere Feinde sowie zur Finanzierung des neu geschaffenen Kammergerichts. Vom Gemeinen Pfennig des Jahres 1495, der in Ermangelung eines reichseigenen Steuerapparats und infolge der Weigerung der Stände von den Pfarrern eingehoben wurde, gingen bis 1498 insgesamt nicht viel mehr als 100.000 fl. ein – nur ein Bruchteil der erhofften Summe von 2 Mio. fl. und sehr wenig im Vergleich zu König Maximilians
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VIII. Das landesfürstliche Finanzwesen
Einnahmen aus den Erbländern, die damals bereits etwa 400.000 fl. jährlich betragen haben dürften. Im Laufe des 16. Jahrhunderts verfestigten sich zwei unterschiedliche Reichssteuerformen: die Reichsmatrikel und der Gemeine Pfennig. Die Matrikelsteuer wiederum spaltete sich in die Romzugsmatrikel mit dem „Römermonat“ als Bewilligungseinheit und die Matrikel zum Unterhalt des Kammergerichts. Die Reichsstände bevorzugten gegenüber dem Gemeinen Pfennig, der im Auftrag des Reiches eingezogen wurde und den sie zum Teil aus eigener Tasche zahlen mussten, mehrheitlich die auf der 1521 vom Wormser Reichstag autorisierten Reichsmatrikel basierenden Umlagen, die durch die Reichsstände selbst eingezogen wurden. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde es üblich, die gesamte Türkensteuer, die auf einen Reichsstand entfiel, auf die Untertanen umzulegen. Eine definitive reichsrechtliche Sanktionierung der Überwälzung der Reichssteuern auf die Untertanen erfolgte aber erst im Nürnberger Reichsabschied von 1543. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde nur zweimal (1542 und 1544) der Versuch unternommen, den Gemeinen Pfennig tatsächlich einzusammeln, er wurde aber auch in diesen Jahren nicht oder nur teilweise an das Reich bzw. den Kaiser abgeführt. Da das Reich über keine eigene Steuer- und Finanzbürokratie verfügte, musste das Einsammeln der Steuer „vor Ort“ den Territorialgewalten übertragen werden. Der Plan Ferdinands I. von 1546, den Reichsständen ugne rente ordinaire, d. h. eine ordentliche, jährliche Geldabgabe an den Kaiser und den römischen König, aufzuerlegen, ließ sich nicht realisieren. Ein Römermonat erbrachte gegen Ende des 16. Jahrhunderts nach sechs sog. Moderationen nur noch die Hälfte seines ursprünglichen Nominalwerts (maximal etwa 64.000 statt der in der Wormser Matrikel von 1521 vorgesehenen 127.000 fl.). Der Grund dafür ist u. a. in der Mediatisierung („Exemtion“) ehemaliger Reichsstände sowie im faktischen Ausscheiden der Schweizer Eidgenossenschaft, Gelderns, Rigas, Livlands, von Florenz, Mantua und Mailand aus dem Reichsverband zu suchen. Die Bistümer Metz, Toul und Verdun wurden 1542 als feuda francia und folglich libera bezeichnet. Seit 1567 gab es insgesamt drei Matrikelwerte: 1. einen Nominalwert der reichsrechtlich verbindlichen Matrikel, gewissermaßen eine „Anspruchsmatrikel“, mit deren Erfüllung in der Praxis niemand mehr rechnete (127.074 fl., seit dem Reichsabschied von 1576 115.577 fl.); 2. einen von den Moderatoren 1545, 1557 und 1567 durch Ausscheiden klarer „Exemtionen“ berechneten Realwert (ca. 94.000 fl.); 3. einen fiskalischen Wert, den die Reichspfennigmeister ihren Steuererhebungen zugrunde legten (1566/67 82.000 fl.). Auch die zuletzt angeführte „fiskalische“ Matrikel erwies sich in der Praxis als zu hoch angesetzt, da sie auch regelmäßige „Nichtzahler“ wie Burgund, Lothringen oder Savoyen und die Bistümer Basel, Besançon, Toul, Lüttich und Cambrai einbezog. Von der zur möglichst raschen Unterstützung des Kampfes gegen das Osmanische Reich anlässlich bereits akuter Kriegsnot dienenden „eilenden Türkenhilfe“ von 1566 z. B. (24 Römermonate) wurden bis 1570 pro Römermonat nur rund 65.000 fl. eingezahlt. Für den tatsächlich eingehenden Wert bürgerte sich später die Bezeichnung „Usualfuß“ ein. Während es sich beim Gemeinen Pfennig und bei den Römermonaten um Kriegssteuern (d. h. außerordentliche Steuern) handelte, stellte der zur Unterhaltung des Reichskammergerichts seit 1548 alljährlich erhobene Kammerzieler die einzige ordentliche Reichssteuer dar. Das Steuersystem des Reiches, das den Schritt zum Finanz- und zum Steuerstaat wegen des Widerstands der Landesfürsten nicht machen konnte, ist also, vom Kammerzieler abgesehen, „über die Stufe der außerordentlichen Steuern nicht hinausgekommen“ (Schmid [P.] 1983, 196).
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1.6.2. Der quantitative Umfang der Reichssteuern Das bedeutet aber nicht, dass die Reichssteuern eine quantité négligeable waren. Vor allem für die Finanzierung der Türkenabwehr im 16. Jahrhundert, insbesondere in dessen zweiter Hälfte, spielten sie eine nicht zu unterschätzende Rolle. Zwischen 1495 und 1518 wurden insgesamt etwa 2 Mio. fl. Reichssteuern bewilligt, von denen aber nur Teilbeträge tatsächlich eingingen. Die auf 12.000 bis 24.000 fl. jährlich geschätzten Jahressteuern der Reichsstädte waren großteils verpfändet, desgleichen die Judensteuern. Alles in allem dürften die Einnahmen Maximilians I. aus dem Reich jährlich 50.000 fl. kaum überstiegen haben. Sie verhielten sich zu den Einnahmen aus den österreichischen Erbländern in den ersten Regierungsjahren etwa wie 1:10, in den letzten Jahren sogar nur mehr wie 1:20. Unter Karl V. dürften sich die tatsächlichen Steuerleistungen der Reichsstände für das Reich (ohne Kammerzieler) in den Jahren 1521 bis 1548 zwischen 3 und 3,5 Mio. fl. bewegt haben, was einem Jahresdurchschnitt von etwa 120.000 fl. entspricht. In einigen wenigen Fällen wendeten die Reichsstände für den Türkenkrieg beachtliche Mittel auf. 1529 standen im Rahmen der Matrikel nur Mittel für 4.000 Reiter und etwas mehr als 10.000 (Fuß-)Knechte zur Verfügung. Beim Abbruch der Belagerung Wiens (Mitte Oktober) befand sich aber – allerdings zu spät – eine Reichsarmee im Anmarsch, die außerhalb der Reichsmatrikel aufgestellt worden war. Nur 14 Fähnlein der „Reichs-Hilfsvölker“ trafen rechtzeitig vor der Einschließung der Stadt durch die osmanische Streitmacht bis zum Abend des 25. September in Wien ein. Rund 5.000 Landsknechte der „eilenden Türkenhilfe“ dürften an der Seite der etwa 12.000 gerade noch osmanische rechtzeitig aus Krain und Nordungarn herangeführten Reiter und Fußknechte an der Verteidigung Wiens teilgenommen haben. Die Ausgaben des Reiches für den Türkenkrieg waren aber selbst im Jahre 1529 mit ca. 406.000 fl. um mehr als ein Drittel niedriger als die etwa 645.000 fl., die von den habsburgischen Ländern einschließlich der böhmischen Länder und Ungarns aufgebracht wurden. 1541 bewilligten diese bereits rund 1,3 Mio. fl. Die zwölf Römermonate von 1532 wurden nicht in Geld, sondern ausschließlich in Truppen geleistet. Nach 1542 und endgültig seit 1548 wurden die Türkenhilfen ausschließlich in Form von direkten Steuern entrichtet. Die Reichstage von 1548 bis 1576 bewilligten insgesamt 33 Römermonate für die Friedenssicherung im Innern und 148 Römermonate an Türkensteuern, zu denen noch die 1548 und 1559 bewilligten Bauhilfen zu rechnen sind. Unter den Türkenhilfen überwiegen die für den Ausbau und die Verteidigung der Grenze vorgesehenen „harrigen“ oder „beharrlichen“ mit 108 gegenüber den „eilenden Hilfen“ mit 40 Römermonaten. Die Bauhilfe von 1548 floss in die Befestigung Wiens, jene von 1559 in den Ausbau der Festungsanlagen von Raab und Komorn. Von den vom Augsburger Reichstag 1566 beschlossenen 48 Römermonaten sollte die Hälfte zur Grenzsicherung in Ungarn und Kroatien-Slawonien verwendet werden. Auf dem Regensburger Reichstag des Jahres 1576, als im Unterschied zu 1566 keine unmittelbare Kriegsgefahr bestand, wurden nach zähen Verhandlungen 60 Römermonate allein zum Unterhalt und zur Sicherung der Grenze gewährt. In den letzten acht Regierungsjahren Karls V. bewilligten die Reichsstände zur Friedenssicherung und zur Türkenabwehr insgesamt 24 Römermonate. Ferdinand I. (1556– 1564) erhielt in ebenfalls acht Jahren knapp 24,5 Römermonate. Unter Karl V. hatten noch die Steuern für die innere Friedenssicherung überwogen, unter Ferdinand I. domi-
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nierten bereits die Türkensteuern. In der Regierungszeit Maximilians II. (1564–1576) wurden 134,5 Römermonate bewilligt, von denen rund neun Zehntel Türkenhilfen waren, die in erster Linie der Erhaltung und dem Ausbau des Festungsgürtels in Ungarn, Kroatien und Slawonien zugutekamen. Die von den Reichsständen zwischen 1556 und 1607 tatsächlich bezahlten Türkensteuern werden auf etwas über 23 Mio. fl. geschätzt. Dazu kommen u. a. die Kreishilfen (1593–1606 etwa 7 bis 8 Mio. fl.) und die „eilende Hilfe“ von 1592/93 (ca. 614.000 fl.). Insgesamt wurden zwischen 1556 und 1607 an Reichs- und Kreistürkenhilfen sowie freiwilligen Hilfen wahrscheinlich knapp 31 Mio. fl. aufgebracht. Das entspricht im Durchschnitt immerhin rund 600.000 fl. pro Jahr, also einer nominellen Verfünffachung gegenüber den Reichssteuern der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. In der Regierungszeit Maximilians II. (1564–1576) bezahlte das Reich ca. 3,5 Mio. fl., wobei der Löwenanteil von etwa 2,8 Mio. fl. auf die Finanzierung des Türkenkriegs von 1566 entfiel. Die Türkenhilfe von 1576 erbrachte bis 1586 ca. 3,6 Mio. fl. Während des „Langen Türkenkriegs“ (1593–1606) brachten die Reichsstände an Türkensteuern und freiwilligen Beiträgen die beträchtliche Summe von etwa 20 Mio. fl. auf, neben der sich die etwa 3,75 Mio. fl. Spaniens und die 2,85 Mio. fl. der päpstlichen Kurie eher bescheiden ausnehmen. Für die Jahre 1576, 1582, 1594, 1598 und 1603, in denen zusammen 326 Römermonate bewilligt wurden (das sind rund zwei Drittel aller Matrikelsteuern, die von den Reichstagen zwischen 1519 und 1603 für die Türkenkriege überhaupt beschlossen wurden), existiert ein um 1632 im Fiskalamt am Reichskammergericht entstandenes Verzeichnis. Aus diesem geht hervor, dass ca. 18,7 Mio. fl. tatsächlich bezahlt wurden, das entspricht etwa 88 % der realistischerweise maximal zu erwartenden Steuern (57.338 statt rund 64.000 fl. pro Römermonat). Seit den gescheiterten Reichstagen von 1608 und 1613 verloren die Einkünfte aus dem Reich im Allgemeinen und die Reichssteuern im Besonderen stark an Bedeutung. Eine zentrale Rolle bei der Einhebung und Verwaltung der Reichssteuern des 16. und frühen 17. Jahrhunderts spielte das Reichspfennigmeisteramt. Seit 1557 amtierten, mit unterschiedlicher räumlicher Zuständigkeit, nebeneinander zwei Reichspfennigmeister: der für den Ober- und den Niedersächsischen Reichskreis zuständige „sächsische“ Reichspfennigmeister mit Sitz in Leipzig und der für die übrigen Kreise verantwortliche „oberdeutsche“ Reichspfennigmeister mit Sitz in Augsburg. Insbesondere die oberdeutschen Reichspfennigmeister Georg Ilsung und Zacharias Geizkofler waren überdies „erstrangige Ratgeber ihrer kaiserlichen Dienstherren“ (Rauscher [P.] 2012b, 327) in Fragen der Steuer- und Finanzpolitik. Unter Leopold I. wurden Versuche einer Wiederbelebung der Reichsrechte in Italien („Reichsitalien“) eingeleitet, die unter Joseph I. mit großer Energie fortgesetzt wurden. Seit 1690 wurden italienische Reichsvasallen wie Genua, Mantua, Modena und Parma zu Kriegskontributionen herangezogen, die von diesen freilich lieber als freiwillige Subsidien deklariert wurden. Welche Einnahmen der habsburgische Fiskus aus dieser Politik im Einzelnen zog, ist noch unzureichend erforscht. Die Republik Genua brachte nach eigenen Berechnungen von 1691 bis 1698 1,76 Mio. Lire an Geld- und Sachleistungen für den Kaiser auf, das entspricht ungefähr 705.000 fl. Zu den Kosten des Spanischen Erbfolgekrieges dürften die italienischen Reichslehen insgesamt ca. 17,7 Mio. Lire Mailänder Währung (= ca. 739.000 Doppien) sowie umfangreiche Naturalleistungen beigesteuert haben. Der Verkauf des konfiszierten Herzogtums Mirandola und der Markgrafschaft
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Concordia an den Herzog von Modena im Jahr 1711 soll mehr als 1 Mio. fl. eingebracht haben. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts waren die Einkünfte der Kaiser aus dem Reich („Reichstagsdeutschland“) praktisch zu vernachlässigen. 1704 wurde für die Finanzierung der Reichsgeneralität und einiger zentraler Truppenkörper (Artillerie und Pioniere) eine Reichsoperationskasse beschlossen, aber erst im Herbst 1707 eingerichtet, für die vom Immerwährenden Reichstag bis 1714 insgesamt 16,6 Mio. fl. bewilligt wurden, von denen aber nicht einmal 7 Mio. fl. tatsächlich eingingen. Im März 1716 forderte Karl VI. in einem Sendschreiben alle Reichsstände zur Zahlung von Türkensteuern auf. Erst Ende August 1716, nach der siegreichen Schlacht von Peterwardein, bewilligte der Immerwährende Reichstag in Regensburg 50 Römermonate. Eine Reihe von Reichsfürsten entzog sich von vornherein der Beitragsleistung. Von der trotz allem erhofften Summe, die die Finanzkonferenz ansetzte, nämlich 1,4 Mio. fl., waren bis Mitte November aber erst 150.343 fl. eingegangen, bis Jahresende standen schließlich 218.933 fl. zur Verfügung, bis 6. Februar 1717 erhöhte sich die Summe auf rund 500.000 fl. Bis 1736 landeten von den für den Türkenkrieg der Jahre 1716 bis 1718 veranschlagten 3,1 Mio. fl. an Reichssteuern immerhin knapp 1,8 Mio. fl. tatsächlich in den kaiserlichen Kassen. Während des Siebenjährigen Krieges (1756–1763) gingen aus dem Reich in Wien immerhin gut 7,8 Mio. fl. ein, d. h. im Jahresschnitt ca. 1 Mio. Die von einem Teil der Reichskreise und Reichsfürsten 1757 aufgestellte Reichsarmee umfasste kaum mehr als 30.000 Mann. In den zum Reichskrieg erklärten Koalitionskriegen gegen das revolutionäre Frankreich seit 1792 zeigte sich, dass die Reichskreise, auf denen die Reichskriegsverfassung seit 1681 aufgebaut war, ihre Rolle endgültig ausgespielt hatten. Immerhin beschloss der Reichstag Anfang Februar 1793 nach zähen Verhandlungen und heftigem Drängen aus Wien und Berlin die Einrichtung einer Reichsoperationskasse und bewilligte dafür 30 Römermonate (die damals zu 50.000 fl. gerechnet wurden), über deren Aufteilung sich Österreich und Preußen zunächst nicht einigen konnten. Schließlich blieb die Verfügungsgewalt über die Reichsoperationskasse in kaiserlicher, d. h. österreichischer Hand (bzw. in der Hand der vom Kaiser eingesetzten Reichsgeneralität). Es wurde keine selbständige Reichsarmee zur Verteidigung des Reiches formiert, sondern die Kontingente der Reichsstände wurden, falls sie nicht in Geld reluiert worden waren, auf die österreichische und die preußische Armee verteilt. Erst nachdem der Reichstag im Juni 1794 weitere 50 Römermonate bewilligte hatte, schritt man zur Aufstellung einer selbständigen Reichsarmee, die nur defensiv eingesetzt werden durfte und in der Praxis dem Kaiser vor allem als Instrument diente, um Süddeutschland zu kontrollieren. 1795 bewilligte der Reichstag neuerlich 50 und 1796 noch einmal 100 Römermonate, die aber wie bereits 1794 von den meisten Ständen an praktisch unerfüllbare Bedingungen geknüpft wurden, sofern sie sich nicht überhaupt der Stimme enthielten und die Zahlung verweigerten. Der Reichskrieg gegen das revolutionäre Frankreich war bereits 1794/95 gescheitert; der Friede von Lunéville beendete ihn im Februar 1801 auch formell. Im 18. Jahrhundert lassen sich noch einige weitere – im Wesentlichen erfolglos verlaufene – „Bemühungen der Wiener Reichspolitik, die finanziellen Möglichkeiten des Kaisertums besser auszuschöpfen“ (Müller [Klaus] 1993, 153), feststellen. Der Anstoß dazu dürfte von zwei Gutachten des Hofkammersekretärs Schierl von Schierendorff von November und Dezember 1705 ausgegangen sein. Insbesondere ging es um die Wiedergewinnung der seit dem Spätmittelalter in großem Umfang verpfändeten Urbarsteuern der Reichsstädte und die Abgaben der Judengemeinden im Reich.
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VIII. Das landesfürstliche Finanzwesen
1.7. Zur Entwicklung der Staatsschuld Im Folgenden kann aufgrund der höchst disparaten Quellenlage und des sehr ungleichmäßigen Forschungsstandes keine Analyse der Entwicklung der öffentlichen oder Staatsschulden der Habsburgermonarchie geleistet werden, ebenso wenig eine Darstellung des Entwicklungsweges von Fürstenschulden zu Staatsschulden. Es soll in erster Linie ein grober Überblick über die enorme quantitative Ausweitung der Verschuldung des Staates bzw. der habsburgischen Kaiser und Landesfürsten geboten werden. Für die ältere Zeit bis zum 18. Jahrhundert können infolge der Zersplitterung der Kreditwirtschaft und des Schuldenwesens in etliche fürstliche bzw. staatliche und so viele landständische Kassen, wie die Monarchie Länder hatte, immer nur Ausschnitte aus einem verwirrend detailreichen Bild gezeigt werden. Der Schuldenberg Maximilians I. in seinem Todesjahr 1519 kann nur geschätzt werden. Er hat sich wohl zwischen 3 und 6 Mio. fl. bewegt, wobei die höhere Ziffer die realistischere sein dürfte. Maximilian hatte es nicht verstanden, die Anforderungen seiner Großmachtpolitik der Leistungsfähigkeit der österreichischen Länder anzupassen. Seine Regierung endete praktisch mit einem Staatsbankrott. Erzherzog Ferdinand ernannte nach der Schuldenteilung mit seinem Bruder Karl den Spanier Gabriel Salamanca zu seinem Generalschatzmeister. Im Ganzen fielen wohl über 3 Mio. fl. Schulden auf Ferdinand, der Salamanca mit ihrer Tilgung beauftragte. Dieser verfuhr dabei in einer Weise, die im 16. und 17. Jahrhundert immer wieder zu beobachten sein wird. Ihm persönlich nahestehende Gläubiger wie ein Markgraf von Baden, mit dem er sich später verschwägerte, sowie jene Gläubiger, deren man in Zukunft für neue Kredite bedurfte wie insbesondere die Fugger, erhielten – nicht auf einmal, sondern in Raten und oft von Termin zu Termin vertröstet – (annähernd) die ganze Schuldsumme ausbezahlt. Anderen wurde ein Drittel oder die Hälfte abgezogen. Die „kleinen Leute“, wie das entlassene Hofgesinde und die niedrigen Beamten, die sich nicht wehren konnten, weil niemand für sie am Hof intervenierte, erhielten vielfach gar nichts. 1564 beliefen sich die auf die Erblande verwiesenen Anleihen und Gnadengelder (von den verpfändeten Kammergütern abgesehen) auf über 4,8 Mio. fl., die jährlichen Zinszahlungen auf 305.010 fl. Dazu kamen ca. 1,9 Mio. fl. „unverwiesene“ oder (gewissermaßen wie ein Damoklesschwert über den fürstlichen bzw. Staatsfinanzen) „schwebende“ Schulden und 1,1 Mio. fl. Soldrückstände an die in Ungarn stehenden Soldaten. Nachdem die verschiedenen österreichischen Länder davon 3,7 Mio. fl. übernommen hatten, verblieben noch ca. 7 Mio. fl. Im zweiten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts scheinen die Schulden Kaiser Matthias’ etwas gesunken zu sein (von ca. 30 Mio. fl. 1612 auf etwa 25 Mio. fl. 1617). Für die Zeit des Dreißigjährigen Krieges und die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts scheint es keine belastbaren Zahlen über den Gesamtschuldenstand zu geben. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts war die 1706 gegründete Wiener Stadtbank das für die Verzinsung und Rückzahlung von Staatschulden zuständige Institut. Der 1715, bald nach der Gründung der Universalbankalität, errichteten Schuldenkommission gelang es nicht, sich eine vollständige Übersicht über den Stand der alten, aus der Zeit vor dem Jahre 1715 herrührenden Staatsschulden zu verschaffen. Insbesondere über die Höhe der Kameralschulden herrschte Ungewissheit, da die verschiedenen rechnungsführenden
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Ämter Rückzahlungen häufig nicht verbuchten. Ende 1739 setzte sich die Staatsschuld von insgesamt 45,3 Mio. fl. folgendermaßen zusammen: unverzinslich 11,2 % 3- bis 4-prozentig 13,2 % 4,5- bis 5-prozentig 50,2 % 6- bis 7-prozentig 24,6 % 8- bis 9-prozentig 0,8 % Zusammen mit den ca. 54 Mio. fl. Stadtbankschulden belief sich die Staatsschuld Ende 1739 auf knapp 100 Mio. fl. Von den 45,3 Mio. Staatsschulden im engeren Sinn entfielen 6,7 Mio. fl. auf das Militärschuldentilgungssystem, 19,7 Mio. fl. auf sonstige Kontributionsfondsschulden, 11,7 Mio. fl. auf die durch Kameralfonds sichergestellten Militärschulden, der Rest (7,2 Mio. fl.) auf die eigentlichen Kameralschulden einschließlich der Zahlungsrückstände. Im November 1748 beliefen sich die nicht auf der Wiener Stadtbank lastenden Staatsschulden auf rund 62,2 Mio. fl. Davon war etwa ein Drittel bzw. (unter Einschluss der „alten Militärschulden“) die Hälfte auf die Kontribution der böhmischen und österreichischen Länder verschrieben. Die Stadtbankschulden machten Ende desselben Jahres 54 Mio. fl. aus. Der unter höchster Anspannung des Kredites geführte Siebenjährige Krieg ließ die Staatsschulden, die 1755 etwa 118 Mio. fl. betragen hatten, bis Mai 1763 auf rund 285 Mio. fl. anwachsen. Im Juli 1759 übergab Ludwig von Zinzendorf, der Vertraute von Staatskanzler Kaunitz, der Kaiserin seine „Finanzvorschläge zur Fortsetzung des gegenwärtigen Krieges“, in denen u. a. die Aufnahme einer freiwilligen Anleihe von 6 Mio. fl. durch Ausgabe von als Obligationen mit Annahmezwang für Gehaltsempfänger des Staates (nicht aber für Private!) „getarntem“ Papiergeld angeregt wurde. Im Juni 1763 legte Zinzendorf, der inzwischen (1761) zum Präsidenten der Hofrechenkammer ernannt worden war, den Vorschlag für ein neues „Finanz- und Schuldensystem“ vor, mittels dessen die gewaltige Schuldenlast, und zwar insbesondere die Höhe des Zinsendienstes, rasch vermindert werden sollte. Er regte u. a. die Schaffung einer Zinsensteuer (Zinsertragssteuer) auf alle Zinsen über 4 % an. 1765 bestimmten Maria Theresia und Joseph II. aus der Erbschaft nach Franz I. knapp 7,8 Mio. fl. zur Reduzierung der Staatsschulden und zur Herabsetzung der Zinsen der Banco-Obligationen. Weitere 5,9 Mio. fl., die Maria Theresia zu ihrer eigenen Verfügung beanspruchte, umb Unsere zahlreichen Kinder, besonders die Töchter, convenablement etabliren zu können, wurden bei der Stadtbank angelegt, doch behielt sich die Kaiserin über die gedachte Summ in Capital sowohl als Interessen die ganz freye und unbeschränkte willkührliche Disposition vor (zit. nach Mikoletzky [H.] 1961c, 58). Ende 1765 betrug die Schuld der Stadtbank ca. 110 Mio. fl., die übrige Staatsschuld rund 157 Mio. fl. Im Jahr 1766 ging man daran, die Verzinsung der Obligationen von 4 ½, 5 und 6 % im Konversionswege auf 4 % zu reduzieren. Es gelang, die jährlichen Zinsenzahlungen von über 13,5 auf rund 10,5 Mio. fl. zu senken, und zwar bis 1779, als der Bayerische Erbfolgekrieg neuerlich einen starken Anstieg verursachte. Die Staatsschuld ging bis 1769 nur auf 263 (nach anderen Angaben 256) Mio. fl. zurück, um dann bis 1781 wieder auf fast 292 Mio. fl. anzuwachsen. Trotz Teilerfolgen betrugen die Staatsschulden in Maria Theresias Todesjahr 1780 immer noch fast 287 Mio. fl. Immerhin ist es gelungen, bis zum Beginn des Türkenkrieges im Jahre 1787 den Staatshaushalt
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bei Einnahmen und Ausgaben von rund 90 Mio. fl. und einer relativ geringen jährlichen Neuverschuldung in etwa auszugleichen. Von diesem Zeitpunkt an entstand jedoch ein jährliches Defizit von mindestens 20 bis 30 Mio. bei einem bis 1796 auf über 150 Mio. fl. steigenden Gesamtvolumen des Staatshaushalts. Anfang der 1790er Jahre beliefen sich die Staatsschulden bereits auf knapp 400 Mio. fl., im Verlauf der Koalitionskriege stiegen sie bis auf 793 Mio. fl. im Jahr 1803. Tabelle 4: Summarische Daten über den Stand der „Staatsschuld“, 1522 bis 1810 (gerundet) 1522 1564 1576 1612 1617 1711 1714 1720 1739 1747 1755 1763 1765 1771 1777 1780 1781 1783 1789 1796 1800 1803 1810
2 Mio. fl. 12 Mio. fl. 11 Mio. fl. 30 Mio. fl. 25 Mio. fl. 61 Mio. fl. 54 Mio. fl. 71 Mio. fl. 99 Mio. fl. 106 Mio. fl. 118 Mio. fl. 285 Mio. fl. 275 Mio. fl. 267 Mio. fl. 258 Mio. fl. 287 Mio. fl. 292 Mio. fl. 282 Mio. fl. (Zinsen: 11 Mio. fl.) 338 Mio. fl. (Zinsen: 13 Mio. fl.) 410 Mio. fl. (Zinsen: 18 Mio. fl.) 605 Mio. fl. (Zinsen: 28 Mio. fl. W.W.) 793 Mio. fl. (Zinsen: 24 Mio. fl. W.W.) 658 Mio. fl. (Zinsen: 40 Mio. fl. W.W.)
Werte für die Jahre 1711 bis 1810: Gesamtschuld des Staates und der Wiener Stadtbank Quelle: Mensi 1909, 438 Tabelle III; für die Jahre 1564 und 1576: Rauscher (P.) 2004b, 200 Tabelle 21 und 308f. Tabelle 86; für die Jahre 1763, 1771, 1777 und 1781: Dickson 1987, Bd. 2, 378f. Tabelle 2.6.
Quellenlage und Forschungsstand Vorbemerkung: Beim vorliegenden Kapitel handelt es sich um eine überarbeitete und aktualisierte, teilweise gekürzte und teilweise – insbes., aber nicht nur um das 18. Jahrhundert betreffende Passagen – erweiterte Fassung der entsprechenden Abschnitte in Winkelbauer 2003, Tl. 1, 465–470 („Der Dualismus des Finanzwesens und das Steuer-
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bewilligungsrecht der Stände“), 476–478 („Von der Fondswirtschaft zum Staatsbudget“), 479–487 („Die Staatsausgaben“), 487–493 („Die Staatseinnahmen“), 493–500 („Der Anteil der einzelnen Länder und Ländergruppen an den Staatseinnahmen“) und 515–529 („Kreditwesen und Subsidien“), sowie von Winkelbauer 2006. Vgl. außerdem Winkelbauer 1994 und 2007. Monographische Untersuchungen in Buchstärke zu den Finanzen der Habsburgermonarchie liegen, abgesehen von den frühen unsystematischen Versuchen des Hofkammerbeamten Joseph Ritter von Hauer (Hauer 1848 und 1849) und dem Datensteinbruch des mährischen Finanzbeamten, Politikers und Landeshistorikers Christian Ritter d’Elvert (d’Elvert 1881), nur für einzelne Zeiträume vor: Rauscher (P.) 2004b für die kaiserlichen Finanzen unter Ferdinand I. und Maximilian II. (1556–1576), Bérenger 1975 für die Regierungszeit Leopolds I. (1658–1705), Holl (Brigitte) 1976 für die Amtszeit des Hofkammerpräsidenten Starhemberg (1703–1715), Mensi 1890 für die ersten 40 Jahre des 18. Jahrhunderts (ergänzend zu den österreichischen Finanzen von 1650 bis 1740 vgl. Bérenger 1984 und 1989) und Dickson 1987 für die Regierungszeit Maria Theresias (1740–1780), wovon das imponierende Werk Peter Dicksons das weitaus bedeutendste ist; ältere Studien zur Finanzgeschichte der theresianischen Zeit wie Beer 1896 sind dadurch weitgehend überholt. Nützliche Quellensammlungen zu unterschiedlichen Epochen sind Oberleitner 1858, 1859, 1860, 1864 und 1865. Für die gesamte Regierungszeit Ferdinands I. (1521–1564) ist Huber (A.) 1893 immer noch der beste Überblick. Für die Regierungszeit Maximilians I. (1490/93–1519) sind die betreffenden Abschnitte in Wiesflecker (H.) 1971–1986 grundlegend, außerdem Watzenig 1983 und 1990 sowie Löw 1987. Eine nach wie vor nützliche Übersicht vom ausgehenden Mittelalter bis 1790 bietet Mensi 1906. Neuere Syntheseversuche für die Zeit vom frühen 16. bis ins frühe 18. Jahrhundert bzw. bis 1740 sind Winkelbauer 2003, Tl. 1, 449–529, und Rauscher (P.) 2008b, für die zwei Jahrhunderte zwischen ca. 1650 und 1848 Pieper 2012. Einen Überblick über Vorgeschichte und Anfänge des Budgetwesens in der Habsburgermonarchie bzw. am Kaiserhof gibt Pontzen 1984; vgl. außerdem Seidler 1885 und Meyer 1913. Die Verdienste Johann Matthias (von) Puechbergs, der ab den frühen 1760er Jahren in die Kameralbuchhaltung die Grundsätze der im kaufmännischen Bereich seit Langem üblichen doppelten Buchhaltung einführte, um das staatliche Rechnungswesen analysiert Mikoletzky [H.] 1961/62 (siehe aber auch, wie zu sämtlichen Fragen der Finanzgeschichte der Habsburgermonarchie zwischen 1740 und 1780, Dickson 1987, hier bes. Bd. 2, 82–85). Zu den Halbbrüdern Ludwig und Karl von Zinzendorf als innovative Finanzpolitiker Lebeau 1991 und 1996 sowie Klingenstein 1994, speziell zu Karl von Zinzendorf und seiner Reform des Rechungswesens (1782) und der Finanzstatistik grundlegend Dickson 2007. Zur Finanzierung des Kaiserhofes zusammenfassend Rauscher (P.) 2008a. Wie ein roter Faden zieht sich das dominante Thema der Kriegsfinanzierung durch die Finanzgeschichte der Habsburgermonarchie, dem sich aber erst die jüngere Forschung wieder intensiver zugewandt hat, v. a. Hochedlinger 2003a und 2010 sowie die Beiträge in Rauscher (P.) 2010a. Zur Finanzierung des Ersten Türkenkrieges Karls VI. (1716–1718) Pruckner 1946; zur Finanzierung des Siebenjährigen Krieges (1756–1763) Janetschek 1960 (vgl. auch Loehr 1925 und Kroener 1989). – Zur Dotierung des Schulfonds unter Joseph II. Wangermann 1978, 50–61. – Zu der 1763
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bis 1765 durchgeführten französischen Enquete über die Steuersysteme der europäischen Staaten Hartmann 1979. Zum Münzkonsortium von 1622/23 nach wie vor grundlegend: Newald 1881 und 1882, Gindely 1886b, Luschin von Ebengreuth 1890 und Ernstberger 1954, außerdem Redlich (F.) 1972 und Roth 1993; neue Quellen des HKA erschließt und eine kritische Evaluierung des Forschungsstandes leistet Trawnicek 2010; Leins 2012 bietet demgegenüber wenig Neues, und die über die ältere Forschung hinausgehenden Interpretationen und Spekulationen des Autors scheinen nicht sehr tragfähig zu sein. – Zur „kleinen Kipperzeit“ unter Leopold I. Holzmair 1952 und Probszt 1994, 461–476. – Zur Ausgabe von „Banco-Zetteln“ von 1762 bis 1811 Raudnitz 1917 und Pressburger 1959, 47–73. – Zum „Staatsbankrott“ des Jahres 1811 Stiassny 1912, Hofmann (V.) 1923 und Kraft 1927, zuletzt Brandt 2000. – Zur Verpachtung landesfürstlicher Domänen und Ämter und zu den Amtsdarlehen im 15. und 16. Jahrhundert Knittler 1997 und Lackner 2013. – Über die Einnahmen der Habsburger aus dem Salzmonopol informieren u. a. Buschmann (O.) 1909, Srbik 1917 und Pickl 1974, über jene aus dem Tabakmonopol Hitz–Huber 1975. – Zum Lottomonopol, neben den alten, aber materialreichen Standardwerken Kanner 1898 und Sieghart 1899, jetzt v. a. Bauer (G.) 1997 und 2002, Zollinger 2003 und 2004 sowie Strejcek 2003b (für das 18. Jahrhundert wenig ergiebig), zuletzt Schmid (G.) 2008. – Die Schaffung eines einheitlichen Zollgebietes unter Maria Theresia behandelt Beer 1893, die Linzer Donaumaut im 16. und 17. Jahrhundert Schendl 1946, die Geschichte der Mauten (Binnenzölle) im 18. Jahrhundert am Beispiel Niederösterreichs Bowman 1950. Wichtige Monographien zum Steuerwesen einzelner Länder sind Placht 1924 und Pekař 1932 für Böhmen, Mensi 1910–1922 für die Steiermark, Sartori-Montecroce 1902 für Tirol, Seeger 1995 für Niederösterreich im 16. Jahrhundert und Quarthal 1980 für Schwäbisch-Österreich. Zu länderübergreifenden Kooperationen und Absprachen der Stände in Steuerfragen auf Ausschusslandtagen und zur Entwicklung der Proportionen der direkten Steuern der böhmischen und der österreichischen Länder siehe insbes. Bidermann 1896, Krofta 1936, Urbánek 1939 und Widowitsch-Ziegerhofer 1989; zum Prager Ausschusslandtag von 1541/42 Loserth– Mensi 1913 (sowie Seeger 1995, 61–72; zur Rolle des steirischen Landeshauptmanns Hans Ungnad vgl. auch Zimmermann [B.] 1981); zum Linzer Ausschusslandtag 1614 Gindely 1862, Putschögl 1964 und Rauscher (P.) 2013c. Zur Schaffung eines Ertragssteuersystems im Laufe des 18. Jahrhunderts (Censimento Milanese, Theresianische Fassionen, Josephinische Kataster) nach wie vor wichtig Linden 1840, im Überblick Steitz 1976, Baltzarek 1990 und Schremmer 2004; zur Steuer- und Urbarialregulierung Josephs II. Roubík 1954, Rozdolski 1961, Wright 1966 und Mikoletzky (L.) 1971 (vgl. auch Wysocki 1982); zur unvollendet gebliebenen ungarischen Landesaufnahme der Jahre 1786 bis 1790 Dickson 1991; zu einzelnen Ländern Croon 1911 und Wolf (J.) 1978 (Schlesien), Hackl (B.) 1997 (Niederösterreich), Hackl (B.) 1998/99 (Steiermark) und Hackl (B.) 1999 (Ober- und Innerösterreich), zusammenfassend Hackl (B.) 2004; zur Entwicklung des Verhältnisses zwischen direkten und indirekten Steuern von 1781 bis 1847 Weiss (M.) 1986. – Weitere Studien zum Steuerwesen einzelner Länder (in Auswahl): Böhmen: Pešák 1935, 1937 und 1953, Volf 1947/48 sowie Maťa 2010c; Mähren und Österreichisch-Schlesien: d’Elvert 1865; Mähren: Heidler 1917/18, Fišer 1932/33, Novotný (J.) 1934 und 1935, Matějek 1979, 1985 und 1986 sowie David 2010 und 2015; Schlesien: Orzechowski 1992, 1994,
1. Grundzüge des habsburgischen Finanz- und Steuerwesens 823
1999 und 2010; Oberlausitz: Rauscher (P.) 2007; Niederösterreich: Vancsa 1901, Walter 1932a (zur „Quart“ 1529), Hillbrand 1953 (zum Ungeld), Petrin–Weltin 1972 (zum Gültsteuersystem) und Knittler 1979 (zu einer „Luxussteuer“ des 16. Jahrhunderts); Oberösterreich: Pitschmann 1996 und Pühringer 2010; Steiermark: Pichler 1959 und Obersteiner 2010; Tirol: Rebitsch 2010; Ungarn: Bónis 1965, Nagy 1976, Kenyeres 2003 und 2010 sowie Oross 2010, zum 1767 bis 1775 angelegten ungarischen Urbarium Rebro 1959 und Seedoch 1980; Italienische Provinzen (inkl. Censimento Milanese): Di Vittorio 1969/73, Bd. 1, und 1980, Oberreiter 1973, Klang 1977 und Capra 1984 und 1995; Österreichische Niederlande: Janssens 2012. – Zur Entwicklung der „Kontribution“ zur wichtigsten direkten Steuer während des Dreißigjährigen Krieges Ritter 1903, Redlich (F.) 1959 und Salm 1990. Zu den Kreditgebern der Habsburger und zum Kreditwesen der Habsburgermonarchie existiert eine reiche und verzweigte Spezialliteratur. Überblicke bieten für das 16. und 17. Jahrhundert Pickl 1988 und Hildebrandt 2003. – Zu Entstehung und Entwicklung des europäischen, im Speziellen des oberdeutschen Banken- und Kreditsystems im 15. und 16. Jahrhundert Stromer von Reichenbach 1976, Van der Wee 1977, Parker 1983, Hildebrandt 1991 und Houtman-De Smedt–Van der Wee 1993. – Zu den Fuggern als Kreditgeber der österreichischen Habsburger Ehrenberg 1896, Scheuermann 1929, Janáček 1963, Hildebrandt 1966 und 1972, Linhardt 1970, Kellenbenz 1977, 1990 und 1991, Westermann 1986, Kalus 1999, Landsteiner 2002, Häberlein 2006 und 2013 sowie Sigelen 2008; zu Jakob Fugger „dem Reichen“ Jansen 1910, Pölnitz 1949/51, Kellenbenz 1973; zu Anton Fugger Pölnitz 1951/52, 1958 und 1963/67, Pölnitz–Kellenbenz 1971/86 und Kellenbenz 1976. – Zu den Paler und Rehlinger Hildebrandt 1996/2004. – Zu den Manlich Seibold 1995. – Durch die wichtige Studie Reischl 2013, in deren Zentrum die am Beispiel von Lazarus Henckel von Donnersmarck untersuchte Frage steht, wie Kreditgeber eines Fürsten (hier: des Kaisers) diesen, der ja de facto vor keinem Gericht verklagt werden konnte, dazu bewegen konnten, Rückzahlungsversprechen zumindest teilweise zu erfüllen, sind die älteren Arbeiten zu Henckel (Kallbrunner 1931 und 1939) überholt. – Zu weiteren Kreditgebern Ferdinands I., Maximilians II. und Rudolfs II. zwischen 1521 und 1612 siehe Winder 2012 und 2013 (Auswertung eines 1782 angelegten Verzeichnisses von im genannten Zeitraum nach Begleichung der Verbindlichkeiten zurückgegebenen [und vermutlich 1782 skartierten] Schuldscheinen). – Zu Juden als kaiserlichen Geldgebern und den jüdischen Hoffaktoren am Kaiserhof im 16., 17. und 18. Jahrhundert Stern 1950, Schubert (K.) 1991, Battenberg 1999, Staudinger (B.) 2001a, Ries–Battenberg 2002, Hödl–Staudinger 2003, Trawnicek 2010, Rauscher (P.) 2013a und 2013b; wichtige Quellen ediert bei Taglicht 1917, Pribram (A.) 1918 und Rauscher–Staudinger 2011; sehr materialreich, aber mit zum Teil problematischen (sc. tendenziell antisemitischen) Interpretationen Schnee 1953–1967, bes. Bd. 3; vgl. auch Israel 1985 und Breuer (M.) 1996; zu Samuel Oppenheimer Grunwald 1913 und Rauscher (P.) 2013b, zu Samson Wertheimer Kaufmann 1888. – Zur Regierungszeit Leopolds I. Bérenger 1973. – Zu den adeligen Kreditgebern in den Jahrzehnten um 1700 und zu den an Ämterkauf gemahnenden Praktiken am Kaiserhof siehe ebd. 421–451 und Maťa 2004, 177–183 und 753–755. – Zu den Quecksilber- und Kupferanleihen in Holland Srbik 1907. – Zu Johann David Palm Kollmer 1983. – Zur Wiener Stadtbank und ihrer Rolle bei der Bedienung und Tilgung der Staatsschulden immer noch grundlegend Bidermann 1858, jetzt aber auch
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VIII. Das landesfürstliche Finanzwesen
Fuchs 1998, weiters Walter 1937c und Kollmer 1982 sowie (natürlich) Dickson 1987; vgl. auch Schasching 1954. – Hilfreiche Überblicke zur Geschichte des Finanzplatzes Wien im 18. Jahrhundert bieten Wagner (M.) 1977, Baltzarek 1980 und Eigner–Wagner–Weigl 1991. – Zur Ständischen Kreditdeputation grundlegend Gross (H.) 1935. – Zur Gründung und Frühgeschichte des Habsburg-lothringischen Familienfonds Mikoletzky (H.) 1961c, 1963 und 1978. – Zu Johann von Fries und seinen Finanzdienstleistungen nunmehr v. a. Steeb 1999, außerdem Mikoletzky (H.) 1965, Otruba 1965b, Matis 1967, Panova 1993 und Steeb 1996. – Zu österreichischen Anleihen in der Schweiz Mikoletzky (H.) 1964. – Zum Bankhaus Gebr. Bethmann Forstmann 1973, weiters Pallmann 1898, Helbig 1948, Bethmann 1973 sowie Ullmann (H.) 1990 und 2013. – Die von Herman Freudenberger ‚wiederentdeckte‘ „Schwarzenberg-Bank“ (Freudenberger 1996; vgl. aber bereits Rager 1918) kann inzwischen dank Matis 2005 und Cerman-Štefanová 2009 als überdurchschnittlich gut erforscht gelten. Studien zu den Subsidien verbündeter Mächte für die Kaiser und die Habsburgermonarchie: Langer Türkenkrieg (1593–1606): Niederkorn 1993 und 1994; Dreißigjähriger Krieg (1618–1648): Albrecht 1956 und 1962, Brightwell 1979, 1982a und 1982b, Ernst (H.) 1987 und 1991 sowie Winkelbauer 1997b; Holländischer Krieg (1672–1678): Rodríguez Hernández 2010; Spanischer Erbfolgekrieg (1701– 1713/14): Braubach 1923, Mikoletzky (H.) 1954 und Braddick 2010; 1701 bis 1748: Otruba 1964a; 1740 bis 1770: Dickson 1987, Bd. 2, 157–184 und passim; Koalitionskriege gegen Frankreich (1792–1815): Helleiner 1963 und 1965, Otruba 1965a, Sherwig 1969 und Swoboda (P.) 2014. Zur Entwicklung des Anteils der einzelnen Länder und Ländergruppen an den Staatseinnahmen im Überblick Winkelbauer 2007 (bes. die Diagramme 3 und 5); zu den Vorschlägen Christian Julius Schierl von Schierendorffs nach wie vor grundlegend Fischel 1906. Die Reichssteuern und ihre Bedeutung für die habsburgischen Finanzen sind recht gut erforscht. Überblicke bieten Steglich 1972 und Schmid (P.) 1983 (erste Hälfte des 16. Jahrhunderts), Rauscher (P.) 2003 (1548–1593), Schulze 1975 und 1978a (1576–1606), Rauscher (P.) 2010b, 2010c und 2012b sowie Müller (Klaus) 1993 (17. und 18. Jahrhundert) und Härter 1992 (1793–1796); zum Gemeinen Pfennig Schmid (P.) 1989 und Lanzinner 2012a; zur Rolle des Reichspfennigmeisters Zacharias Geizkofler, neben den älteren Arbeiten von Müller (J.) 1900 und 1938, jetzt v. a. Sigelen 2009 und 2012, zur Rolle seines Vorgängers Georg Ilsung Dworzak 1954; zu den Reichsjudensteuern Rauscher–Staudinger 2004 und Rechter 2009; zu Reichs italien Niederkorn 2006, Storrs 2006 und Schnettger 2010. Die einzigen Versuche von Längsschnittanalysen der Entwicklung der „Staatsschulden“ der Habsburgermonarchie bleiben Mensi 1909 und Reinitz 1913; für die ersten Jahrzehnte des 18. Jahrhunderts hat bereits Schwabe von Waisenfreund 1860/66 einiges Material zusammengetragen, siehe aber v. a. Mensi 1890; zur Regierungszeit Maria Theresias Dickson 1987, Bd. 2, 300–339 und passim, sowie Thorsch 1891, Beer 1895b, Holzmair 1961, Mikoletzky (H.) 1972a und Otruba 1985.
2. Die Hofkammer 2.1. Die Hofkammer im 16. Jahrhundert Von Peter Rauscher 2.1.1. Kontinuität in der obersten Finanzverwaltung beim Herrschaftsübergang von Maximilian I. auf Ferdinand I. Die schrittweise Inbesitznahme des Erbes Maximilians I. durch dessen jüngeren Enkel Ferdinand ab 1521/22 und die hinterlassenen Schulden machten die (Wieder-) Etablierung behördlicher Strukturen auch im Bereich der Finanzverwaltung notwendig. Angeknüpft wurde zunächst an – zumindest zeitweilig – bereits unter Maximilian I. bestehende Organisationsformen der obersten Finanzverwaltung in Form eines Schatzmeisteramts. Dieses Amt hatte (als Generalschatzmeister und Superintendent bezeichnet) bis Mai 1526 Gabriel de Salamanca, Graf von Ortenburg, inne. Auch als Salamanca auf Druck der österreichischen Landstände seines Amtes enthoben wurde, kam es zu keiner radikalen Reform der obersten Finanzverwaltung Ferdinands I. Vielmehr folgte Salamanca zunächst mit Hans Hofmann von Grünpüchel und Strechau ein weiterer Generalschatzmeister nach. Auch die Weiterbeschäftigung des Pfennigmeisters Johann Löbl (zu Greinburg) markiert Kontinuität und – entgegen älteren Darstellungen – keinen völligen Umbruch in der Finanzverwaltung Ferdinands I.
2.1.2. Der Erwerb der Kronen Ungarns und Böhmens und die Rolle der Hofkammer als länderübergreifende Behörde Nur kurze Zeit nach der Entmachtung Salamancas schuf der Tod König Ludwigs von Ungarn und Böhmen in der Schlacht von Mohács im August 1526 eine grundlegend andere Situation: Die folgenden Wahlen und Krönungen Ferdinands zum König von Böhmen und Ungarn 1526/27 führten nicht nur zu einer erheblichen Vergrößerung seines Herrschaftsraums, sondern auch der königlichen bzw. landesfürstlichen Kammergüter und Regalien. Außerdem erforderte die Personalunion mehrerer „zusammengesetzter Monarchien“ – wollte man deren Regierung nicht ausschließlich den einheimischen Eliten überlassen – nicht nur die Reorganisation bestehender königlicher Behörden in den neuen Ländern (Böhmische Kammer, Ungarische Kammer), sondern auch die Einrichtung zumindest rudimentärer Behörden für die Gesamtheit des Länderkonglomerats am Herrscherhof. Wie aus der Hofstaatsordnung Ferdinands I. vom Januar/Februar 1527 hervorgeht, gehörte dazu neben einer Kanzlei und einem Hofrat vor allem die Hofkammer. An ihrer Spitze
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stand weiterhin mit Hans Hofmann ein Schatzmeister, hinzu kamen ein Pfennigmeister für die Rechnungsführung, zwei Hofkammerräte, ein Sekretär sowie Kanzleipersonal. Zuständig war die Kammer als Zahlstelle des Königs vor allem für dessen Hofausgaben, für die Erstellung von Abrechnungen, die Beratung des Königs in Finanzfragen sowie für die Kommunikation mit den Kammern in den einzelnen Königreichen und Ländern. Diese Koordinationsaufgabe der Hofkammer, die eine gewisse Unterordnung der Länderkammern und damit die Eingliederung der einzelnen – voneinander grundsätzlich unabhängigen – Königreiche und Länder in ein gemeinsames „Gesamtreich“ zumindest implizierte, sollte noch weit über das 16. Jahrhundert hinaus zu Kompetenzkonflikten zwischen Hof- und Länderkammern bzw. den Ständen der einzelnen Königreiche, besonders Ungarns, führen. Während die Bildung einer 1527 und auch noch in den folgenden Jahren geplanten, alle Herrschaftsräume überspannenden politischen Behörde („Hofrat“) scheiterte, bildete die Hofkammer neben dem 1556 gegründeten Hofkriegsrat eine der beiden Behörden, in denen sich – allen partikularen Tendenzen zum Trotz – ein gewisses Maß an „Gesamtstaatlichkeit“ verkörperte. Dass diese Gesamtstaatlichkeit nicht überschätzt werden darf und auch von der herrschenden Dynastie nicht mit aller Vehemenz angestrebt wurde, belegt am besten die Länderteilung nach dem Tod Ferdinands I. 1564, in deren Zuge die ober- und innerösterreichischen Länder aus dem kaiserlichen Herrschaftsverband und damit auch die Oberösterreichische und die dann neu geschaffene Innerösterreichische Kammer aus jeder Zuständigkeit der Hofkammer ausgegliedert wurden. Führten diese eigenständigen Sekundogenituren zu einer räumlichen Reduktion der Kompetenzen der Hofkammer, so hatte die Verlegung des Kaiserhofs von Wien nach Prag unter Rudolf II. einen anderen Effekt: Zwar wurde mit dem Hof auch die Hofkammer nach Prag transferiert, ein Teil der Behörde blieb jedoch als „hinterlassene Hofkammer“ weiterhin in Wien und damit von der am Kaiserhof „anwesenden Hofkammer“ abgespalten. Von 1581 bis 1612 bzw. 1617 existieren daher zwei Serien an Protokollbüchern der Hofkammer. Mangels Instruktionen für die beiden Einheiten der Hofkammer, ist eine genaue Kompetenzabtrennung nicht möglich, die Wiener (Teil-)Behörde dürfte sich jedoch vor allem den österreichischen und ungarischen Agenden gewidmet, allerdings auch in diesen Angelegenheiten keine Eigenständigkeit gegenüber der Prager Hofkammer besessen haben. Eine genauere Erforschung der Tätigkeit der Hofkammer(n) in den Jahrzehnten um 1600 steht freilich noch aus.
2.1.3. Die Ordnungen der Behörde: Die Hofkammerinstruktionen Während die Hofstaatsordnung des Jahres 1527 lediglich eine grobe Übersicht über die Tätigkeit der Hofkammer bietet, geben die ab 1531/32 in den Protokollbüchern verwendeten Abkürzungen zur regionalen und thematischen Ordnung der Geschäfte einen Einblick in die Struktur der Behörde. Die Kanzlei der Hofkammer hatte demnach die Aufgabe, die anfallenden Akten monatlich in bestimmte Säcke zu sortieren. In einem Sack sollten die Angelegenheiten, die das Heilige Römische Reich und den Schwäbischen Bund betrafen, gesammelt werden, ebenso waren die böhmischen, (nieder-)österreichischen, Tiroler und vorländischen, die württembergischen und die ungarischen Betreffe separat aufzubewahren. Weitere Säcke waren für sog. Finanz- und Hofsachen, die Kreditgeschäfte, die den Herrscherhof betrafen, und für „Kriegssachen“ vorgesehen. Unab-
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geschlossene Geschäfte waren in einem „Ratssack“ zu verwahren. Auch die persönliche Beteiligung Ferdinands I. wird durch dieses System sichtbar, da Angelegenheiten, die dem König persönlich vorgelegt werden mussten, mit ad regem gekennzeichnet wurden. Eine erste formelle „Ordnung“ (Instruktion) der Hofkammer wurde erst am 1. September 1537 erlassen. Der unmittelbare Anlass für diese Maßnahme war wahrscheinlich nicht primär der Ordnungswille des Monarchen, sondern die Forderung der in diesem Jahr gemeinsam in Prag tagenden Stände der einzelnen österreichischen und böhmischen Länder, die ihrem Landesfürsten Hilfsgelder für die Dauer von sechs Jahren bewilligt hatten. Auf den Zusammenhang zwischen den ständischen Steuerleistungen und dem Erlass der ausführlichen Hofkammerordnung wird in dieser selbst direkt Bezug genommen: Die Gültigkeitsdauer der Instruktion wurde eben auf die sechs Jahre der ständischen Zahlungen sowie ein weiteres Jahr beschränkt. Nach diesem Zeitraum sollte es dem König frei stehen, die Ordnung zu ändern. Es spricht also vieles dafür, dass es die Stände waren, die als Gegenleistung für ihre Finanzhilfen eine ordentliche und funktionierende Finanzverwaltung des Monarchen gefordert hatten. Erklärtes Ziel der Instruktion war es dann auch, das landesfürstliche Kammergut und damit die materielle Basis der fürstlichen Herrschaft zu konsolidieren, was wegen der übernommenen Schuldenlast Maximilians I. und insbesondere des im Gefolge der dynastischen Expansion nach Böhmen und Ungarn entstandenen großen Finanzbedarfs bisher nicht möglich gewesen sei. Betont wurde weiter, dass mit dieser Ordnung am königlichen Hof eine mit geeignetem Personal ausgestattete Hofkammer installiert werden sollte, die mit den vier Kammern in Ungarn (Pressburg), Böhmen (Prag), Ober- (Innsbruck) und Niederösterreich (Wien) gueten verstand und correspondenz zu halten habe. Wahrscheinlich handelte es sich also bei der Reform von 1537, wenn nicht um eine Neugründung der Kammer, so doch um eine grundlegende Reorganisation der Behörde. Ihr wurden nun vier Räte zugeordnet: Neben den bisherigen Räten – Achatz Schrott und Johann Zott – Raimund von Dornberg und der steiermärkische Vizedom Michael Meichsner. Als Vorstand der Behörde fungierte der als „Superintendent“ bezeichnete Hochmeister des St. Georgs-Ordens Wolfgang Prantner. Hinzu kamen zwei Sekretäre, der Hofzahlmeister, ein Buchhalter sowie ein Taxator und Registrator. Wie ein Blick auf die Dienstdauer der genannten Hofkammerräte zeigt, dürfte die Kammer in dieser Zusammensetzung tatsächlich kaum gearbeitet haben. Meichsner wurde nie als Hofkammerrat besoldet und auch Prantner und Dornberg waren nur wenige Jahre im Amt. Für Kontinuität sorgten die alten Räte Schrott und Zott. Erst mit der Berufung von Christoph Khevenhüller (1539) sowie Jobst von Lilienberg und Christoph Ramschüssel (beide 1541) wurde die Anzahl der Räte substantiell und dauerhaft erhöht. Der Übergang vom Finanzverwaltungssystem Maximilians I. zum Aufbau einer funktionierenden, für damalige Verhältnisse modernen Kollegialbehörde, wie sie die Instruktion von 1537 bereits beschreibt, dauerte also bis etwa Anfang der 1540er Jahre. Damit ist die in der älteren Forschung oft betonte Zäsur von 1527 zugunsten einer evolutionären, wohl eng mit äußeren Ereignissen in Verbindung stehenden Entwicklung der Hofkammer stark zu relativieren. Ein wesentlicher Auftrag der Ordnung von 1537 an die neue Behörde war die grundlegende Konsolidierung der königlichen Finanzen. Gemäß der zeitgenössischen Vorstellung, dass der Fürst zumindest in normalen Zeiten seine Bedürfnisse allein von den Erträgen seines Kammerguts (Grundherrschaften und Regalien) befriedigen sollte, standen Maßnahmen zu dessen „Mehrung“ im Zentrum der Instruktion. Dazu gehörte der Auftrag, keine neuen Schulden auf das Kammergut aufzunehmen, über Maßnahmen zur
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Schaffung eines Geldvorrats für Ausgaben in Kriegs- und anderen Notzeiten nachzudenken und über die Erschließung neuer Einnahmequellen zu beratschlagen. Hinzu kamen Sparmaßnahmen vor allem bei den Personalkosten für den Hofstaat, dessen Finanzierung eine weitere Hauptaufgabe der Kammer darstellte, und der Amtleute. Ebenfalls um die materielle Basis des Königs dauerhaft zu sichern, sollten verpfändete oder verkaufte Kammerherrschaften zurück erworben werden. Für die bisherige Praxis, die damit radikal geändert werden sollte, übernahm der König sogar teilweise die Verantwortung, indem er zwar betonte, dass schon unter seinen Vorgängern Friedrich III. und Maximilian I. Kammergut veräußert worden, damit aber auch zu Beginn seiner Regierung fortgefahren worden sei. Neben diesen relativ allgemeinen Absichtserklärungen, die eigenen Finanzen konsolidieren zu wollen, enthält die Hofkammerordnung Ferdinands I. auch konkretere Maßnahmen zur Umsetzung dieses Plans. Hierzu gehören Anordnungen, die eine straffere Verwaltung zum Ziel hatten. Zunächst sollte die Hofkammer eine Bestandsaufnahme über die verkauften und verpfändeten Kammergüter in Niederösterreich und Tirol erstellen und darüber schriftliche Verzeichnisse anfertigen. Der Verbesserung der Information dienten auch die Befehle an die Hofkammer, vom Hofzahlmeister (vierteljährliche) und von den Länderkammern und Ämtern (jährliche) Abrechnungen ihrer Einnahmen und Ausgaben einzufordern. Darüber hinaus sollte die Hofkammer den Raitkammern der Länderkammern befehlen, Bücher über das jeweilige Kammergut sowie über die Schulden und Ausstände anzulegen und an die Zentrale zu schicken, damit dort ein besserer Überblick vorhanden sei. Die Länderkammern wurden der Oberaufsicht der Hofkammer unterstellt, indem diese das Recht erhielt, den Länderkammern jederzeit Anweisungen zu geben. Ausdrücklich sollten Rechtsstreitigkeiten, die direkt das Kammergut betrafen, vor dem Hofkammerrat ausgetragen werden. Wie schon vorher das Pfennigmeisteramt wurde das Hofzahlamt als Kasse der Hofkammer untergeordnet. Der Hofzahlmeister hatte die Pflicht, die Kammer über seine Einnahmen zu informieren, und durfte keine Summe über 10 fl. ohne Zustimmung des Königs und zweier Hofkammerräte auszahlen. Ihm war ein (Hof-)Kriegszahlmeister für die Besoldung der Truppen zur Seite gestellt, dessen Amt seit den 1560er Jahren durch Instruktionen geregelt war. Trotz dieser Zweiteilung liefen zum Teil sehr hohe Geldbeträge für die Kriegführung über das Hofzahlamt sowie umgekehrt – in geringerem Umfang – Mittel zur Hoffinanzierung über den Kriegszahlmeister. Schreiben an den Hof sollten, auch wenn sie die Hofkammer betrafen, zunächst vom Hofkanzler geöffnet und umgehend an den Superintendenten der Hofkammer übermittelt werden. Dieser hatte sie einem Sekretär weiterzuleiten, der die dringlichsten und die ältesten Angelegenheiten prioritär behandeln und vor den Hofkammerrat bringen sollte. Waren sich die Räte nicht einig, sollten die einzelnen Voten aufgeschrieben und dem König vorgelegt werden. Dafür wurde der Hofkammer garantiert, mindestens zwei Tage pro Woche „gnädige Audienz“ beim König zu erhalten, bei der mindestens zwei Räte anwesend sein sollten. Ausdrücklich verpflichtete man alle Mitarbeiter der Hofkammer zu strenger Geheimhaltung ihrer Amtsgeschäfte und verbot ihnen die Geschenkannahme ohne Wissen ihres Herrn. Abgegrenzt wurden die Kompetenzen von Hofkammer und Hofrat. Einzig, aber auch ausschließlich zuständig für Angelegenheiten, die das Kammergut betrafen, war die Hofkammer. Während es hier einerseits grundsätzlich um Zuständigkeitsabgrenzung ging, erforderte die Kriegführung andererseits eine enge Kooperation zwischen der Finanzbe-
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hörde und Personen, die die Lage in den einzelnen Ländern kannten. Daher legte die Ordnung fest, dass sich in Kriegszeiten die Hofkammer mit solchen Hofräten beraten sollte, die aus den von den Kriegsereignissen betroffenen Ländern kamen. Darüber hinaus sollten vor einer Beschlussfassung auch die Meinungen der Länderkammern und Regierungen sowie von Ständevertretern („landleut“) eingeholt werden. Auch mit der Einrichtung eines ständigen Hofkriegsrats 1556 blieb die Zuständigkeit der Hofkammer für die Kriegsfinanzierung bestehen. Dies war auch der Grund, warum ein Hofkammerrat als Verbindungsperson zwischen beiden Behörden bei den Beratungen des Kriegsrats anwesend sein sollte. Höchstwahrscheinlich um diese Kommunikation zu fördern, wurde zur selben Zeit der Kriegsrat Georg Teufel zur Hofkammer versetzt. Trotz der engen Kooperation zwischen Kriegsrat und Kammer kam es offenbar zu Irritationen zwischen den beiden Behörden: 1558 machte die Hofkammer den Kriegsrat darauf aufmerksam, dass dessen Korrespondenz mit der Niederösterreichischen Kammer in Zukunft ausschließlich über die Hofkammer zu erfolgen habe. Diese Überordnung der Hofkammer über die Länderkammern wurde schließlich auch in die nächste Hofkammerordnung aufgenommen. Obwohl Ferdinand I. offenbar 1557 eine Reform der Hofkammerordnung angestrebt hatte, sollte es dazu tatsächlich erst unter seinem Nachfolger Maximilian II. kommen, der am 1. Juli 1568 eine entsprechende Instruktion erließ. In den Jahren vorher war die Teilung der österreichischen Länder zwischen dem Kaiser und seinen beiden Brüdern Ferdinand und Karl abgewickelt worden, wodurch sich auch die Zuständigkeit der Wiener Hofkammer reduziert hatte. In der Zwischenzeit waren die Schlesische Kammer in Breslau und die Zipser Kammer in Kaschau neu geschaffen worden. Auf den Landtagen von 1567/68 gelang es Maximilian II., die Stände Österreichs unter und ob der Enns auf eine umfangreiche Übernahme landesfürstlicher Schulden zu verpflichten, während parallele Versuche in den böhmischen Ländern scheiterten. Trotz der zeitlichen Parallelität ist im Gegensatz zur Instruktion von 1537 kein direkter Einfluss dieser Ereignisse auf den Erlass der neuen Hofkammerordnung festzustellen. Auffällig bleibt freilich, dass darin die Tilgung der kaiserlichen Schulden, über die mit den Ständen verhandelt worden war, ausführlich thematisiert wurde. Deutlicher als in der Instruktion seines Vaters ließ Maximilian II. die zentrale Bedeutung der Hofkammer im Rahmen der landesfürstlichen Finanzverwaltung herausstreichen: Die Hofkammer sei das Hauptstück des Kammerwesens, nach ihr sollten sich alle anderen (Länder-)Kammern regulieren. Zu besetzen war sie mit solchen Personen, die vorher bei einer der Länderkammern Erfahrung in der Finanzverwaltung gesammelt hatten. Wie früher sollten die Entscheidungen der Kammer im Rat gefällt werden, dessen Vorsitz nun von einem eigenen Präsidenten wahrgenommen wurde. Im Gegensatz zu 1537 wurde auch der Geschäftsgang genauer geregelt: Dienststunden waren täglich von 7 bis 10 Uhr und von 13 bis 17 Uhr, wobei der Sonntag ganz und der Donnerstag, sofern kein Feiertag in der Woche begangen wurde, halbtags frei waren. Da sich ein Hofkammerrat unmöglich mit allen Angelegenheiten gleichzeitig beschäftigen könne, wurde jedem Rat ein bestimmter regional definierter Zuständigkeitsbereich zugewiesen. Diese Aufteilung der Agenden der Kammer auf einzelne Räte sollte allerdings nicht dauerhaft bestehen bleiben, vielmehr wollte man die verschiedenen Länderreferate rotieren lassen, sodass jeder Rat Erfahrungen in allen Bereichen sammeln und somit auch jeder leicht vertreten werden konnte. Die wichtigsten Angelegenheiten hatte der Präsident selbst zu erledigen.
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Auch in den Ausfertigungen der Kammer wurde das Kollegialprinzip sichtbar: Neben der Unterschrift des Kaisers sollten die ausgehenden Schreiben die Unterschriften des Kammerpräsidenten, eines weiteren Rates und eines Sekretärs tragen. Modifiziert wurde die Mitwirkung des Kaisers in Finanzsachen: In wichtigen Angelegenheiten, die dem Monarchen vorzutragen waren, hatten sich die Räte und Sekretäre durch den Präsidenten am Vorabend anmelden zu lassen. Weiterhin erhielten die Hofkammerräte das Recht, beim Kaiser zur Audienz vorgelassen zu werden. Standen in der Instruktion von 1537 der Erhalt bzw. der Rückerwerb der landesfürstlichen Kammergüter am Beginn der Hofkammerordnung, rückten 1568 andere Themen in den Vordergrund. Dies war zunächst das Kreditwesen: Die Hofkammer bekam den Befehl, zumindest durch die fristgerechte Bezahlung der Zinsen für den Erhalt der Kreditwürdigkeit des Kaisers – erhaltung glauben und trauens (darzue wir dann in allweeg begierig und genaigt sein) – zu sorgen. Dazu sollten nun Listen über die aufgenommenen Darlehen und die dafür zu zahlenden Zinsen angefertigt werden. Überschüsse aus den Ämtern waren gleich an den Hof zu überweisen und für die Schuldentilgung zu verwenden. Als weitere Aufgabe der Hofkammer wurde die Finanzierung der „Türkengrenze“, die 1537 noch nicht bestanden hatte, ausführlich geregelt. Der Kriegsrat hatte die finanziellen Bedürfnisse der Grenztruppen rechtzeitig bei der Hofkammer zu melden, wenn notwendig sollten gemeinsame Beratungen beider Behörden in den Räumlichkeiten der Hofkammer stattfinden. Das dritte große Tätigkeitsfeld der Hofkammer war weiterhin die Finanzierung der Hofhaltung. Auch die Stellung der Kammer im kaiserlichen Behördensystem wurde 1568 genauer geregelt als in der früheren Instruktion. Zum einen waren gemeinsame wöchentliche Sitzungen des Geheimen Rats mit der Hofkammer vorgesehen, um wichtige Angelegenheiten gemeinsam zu regeln; zum anderen wurde Hofrat und Kriegsrat untersagt, ohne Mitwirkung der Hofkammer Entscheidungen zu treffen, die das Kammergut berührten. Direkte Befehle dieser Behörden an die Länderkammern sollten keine Gültigkeit besitzen. Weite Teile der Instruktion betrafen – ähnlich wie 1537 – den Umgang mit dem landesfürstlichen Kammergut und die Überwachung der Tätigkeit der Verwalter untergeordneter Ämter. Hinzu kamen (wie schon 1537) Bestimmungen zum Kanzlei- und Taxwesen, wobei auf eine bereits publizierte Hofbuchhalterei- und Kanzleiordnung verwiesen wurde. Neue Inhalte der Ordnung beschäftigen sich mit dem Personalwesen bzw. der Laufbahn der Hofkammerräte. Festgeschrieben wurde ein Senioritätsprinzip: Nach dem Ausscheiden eines Mitglieds der Kammer sollte der Nächstältere auf dessen Platz nachrücken. Außerdem hatten sich Präsident und Hofkammerräte um möglichen Nachwuchs zu kümmern. Geeignete junge Männer aus den kaiserlichen Ländern sollten Kommissionen begleiten, um Erfahrung zu sammeln und später selbst Referate übernehmen zu können.
2.1.4. Personelle Besetzung und Behördenchefs der Hofkammer Ebenso wenig wie die Jahre 1526/27 einen fundamentalen Einschnitt für die Hofkammer bedeuteten, lassen sich auch in den folgenden Jahren in der personellen Ausstattung bzw. Zusammensetzung der Behörde klare Zäsuren erkennen. Einen Übergang bedeutete das Jahr 1530, als Hans Hofmann – dessen Tätigkeit in der Finanzverwaltung bereits bei seiner Bestellung zeitlich eng befristet worden war – entgegen oft anders lau-
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tenden Angaben in der älteren Literatur aus der Hofkammer ausschied und das Amt des Generalschatzmeisters nicht mehr nachbesetzt wurde. Ebenfalls in diesem Jahr wurde auch das Amt des Pfennigmeisters aufgelöst. An seine Stelle trat ein Hofzahlmeister, der in Zukunft vor allem für die Verrechnung der Einnahmen der für die Hofhaltung vorgesehenen Mittel und der dafür getätigten Ausgaben zuständig sein sollte. Damit waren die beiden älteren Ämter, das Schatzmeister- und das Pfennigmeisteramt, die noch in die Epoche Maximilians I. zurückreichten, beseitigt. Auch in personeller Hinsicht traten nun mit Achatz Schrott von Kindberg und Johann Zott zu Bernegg zwei Räte in die Hofkammer ein, die diese Behörde bis mindestens Ende der 1530er Jahre prägen sollten. Erst 1539/41 wurden neue Räte in die Hofkammer aufgenommen, die dort längere Zeit tätig blieben. Trotzdem fand auch Anfang der 1530er Jahre kein vollständiger Bruch in der obersten Finanzbehörde statt, da in ihr der ehemalige Pfennigmeister Johann Löbl noch bis 1536 als Hofkammerrat weiterhin amtierte. Bei Schrott und Zott handelte es sich um Personen, die bereits vor ihrer Tätigkeit als Hofkammerräte in anderen hohen Verwaltungsfunktionen – Schrott als Hauptmann in Pettau und Hofrat in Salzburg, Zott als Rat der Oberösterreichischen Kammer in Innsbruck – Erfahrung gesammelt hatten. Johann Zott stammte darüber hinaus aus einer bedeutenden Gewerkenfamilie des Rauris-Gasteiner Gold- und Silberbergbaureviers. Dieser kaufmännische Hintergrund Zotts erklärt vielleicht, warum er für Missionen nach Augsburg zu Verhandlungen mit den habsburgischen Kreditgebern verwendet wurde. Bis zur Teilung der Hofkammer unter Rudolf II. bestand die Behörde abgesehen von Türhüter, Buchhalterei- und Kanzleipersonal sowie den Sekretären aus einem Präsidenten und drei Räten, deren Anzahl sich später verdoppelte. Was die Dienstdauer der einzelnen Räte sowie die Kontinuität der Behörde bei Herrscherwechseln anlangt, so ist von einer relativ großen Stabilität der Hofkammer auszugehen. Soweit sich mit einiger Sicherheit feststellen lässt, blieb nahezu die Hälfte der Räte fünf Jahre und länger im Amt. Als Bindeglied zwischen der Finanzverwaltung Maximilians I. und der Regierung seines Enkels fungierte Johann Löbl. Personen wie Johann Zott, Philipp Breuner, Leonhard Püchler, Helfreich Gueth, Christoph von Althann, David Hag, Ludwig Hoyos oder Paul von Krauseneck mit um die zehn oder mehr Dienstjahren, aber vor allem Achatz Schrott, Erasmus von Gera, Hans von Sinzendorf, Anselm von Vels, Ferdinand von Hofmann und Georg von Redern mit bis zu über zwanzig Jahren im Amt sorgten für bemerkenswerte Kontinuitäten und damit wohl auch für die Weitergabe der notwendigen Kenntnisse innerhalb der Behörde. Einige der Amtsträger, wie z. B. Erasmus von Gera als Mitglied der Hofkammerkanzlei und Kontrollor des Hofzahlmeisters oder David Hag als Hofzahlmeister und niederösterreichischer Kammerrat, hatten die Hofkammer bereits vor ihrer Ernennung zum Rat jahrelang kennengelernt. Dabei war, wie ebenfalls am Beispiel Hags gezeigt werden kann, was aber wahrscheinlich auch auf Zott zutraf, die Verbindung zur oberdeutschen Finanzund Kaufmannskreisen mit Sicherheit ein Kriterium für die Aufnahme in die kaiserliche Finanzverwaltung. Obwohl detaillierte personengeschichtliche Untersuchungen der Hofkammerräte noch ausstehen, können doch einige Charakteristika dieser Personengruppe festgestellt werden: Auffällig ist zum einen die familiäre Verflechtung der Hofkammerräte. In den hier untersuchten ca. acht Jahrzehnten (1530–1612) stellten – bezieht man den Sohn des Generalschatzmeisters Hans Hofmann und langjährigen Hofkammerpräsidenten, Ferdinand von Hofmann, ein – die Familien Hofmann, Khevenhüller, Hoyos, Gera, Teufel
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VIII. Das landesfürstliche Finanzwesen
und Breuner je zwei Mitglieder des Hofkammerrats, die Familien Jörger und Mollard, wenn auch zum Teil nur sehr kurzfristig, sogar drei. Diese familiären Netzwerke waren keineswegs auf die Hofkammer beschränkt: Der Familie Gienger entstammte z. B. nicht nur der Hofkammerrat Wilhelm Gienger, sondern auch der Geheime Rat Dr. Georg Gienger und die Vizedome in Österreich ob der Enns, Jakob, Cosmas und Hans Adam Gienger. Eheverbindungen bestanden zur Familie Ilsung, die bedeutende kaiserliche Räte und Reichspfennigmeister stellte und die ihrerseits mit den Löbl verschwägert war. Auch der Hofkammerrat Hieronymus Beck verfügte über ein engmaschiges Netzwerk. Bereits sein Vater, Dr. Marx Beck, war u. a. Kammerprokurator bei der Niederösterreichischen Kammer und Vizedom in Österreich unter der Enns gewesen, Taufpaten von Hieronymus’ zweitem Sohn waren u. a. der ehemalige Generalschatzmeister Hans Hofmann, Georg Gienger und die Ehefrau des Hofkammerrats Philipp Breuner. Ebenfalls auffällig ist, dass die Räte der Hofkammer fast ausschließlich aus den österreichischen Ländern stammten, während Untertanen der Kronen Böhmens und Ungarns so gut wie keine Rolle spielten. Ausnahmen bildeten hier neben Franz Thurzó vor allem Seifried von Promnitz, Kaspar von Minkwitz und Joachim Nowohradsky von Kolowrat. Auch hinsichtlich ihres Karriereverlaufs weisen die Hofkammerräte, so unvollständig die bisherigen Daten sind, doch Gemeinsamkeiten aus. Während ein Teil der Hofkammerräte vor allem aus den ober- und niederösterreichischen Länderkammern, nur in Einzelfällen aus Böhmen und Schlesien und wohl nur im Falle des vorherigen Präsidenten der Ungarischen Kammer Franz Thurzó ausnahmsweise aus Ungarn rekrutiert wurde (Niederösterreichische Kammer: z. B. Ph. Breuner, Hag; Oberösterreichische Kammer: z. B. Zott, Haidenreich, Gienger; Böhmen: Kolowrat; Schlesien: Braun), waren zahlreiche andere Hofkammerräte vor ihrem Eintritt in die Finanzverwaltung als (Reichs-)Hofräte tätig bzw. wurden als solche besoldet. Dazu zählen Leonhard Püchler, Erasmus Haidenreich, Reichart Strein, Helfreich Gueth, Seifried von Promnitz, Kaspar von Minkwitz, Joachim Nowohradsky von Kolowrat und Ludwig von Hoyos. Die personelle Verflechtung war besonders zwischen Hofkammer und Reichshofrat sehr stark: In mindestens neun Fällen waren Mitglieder einer Familie entweder in der gleichen oder der Folgegeneration in beiden Behörden zu finden. Auf personeller Ebene loser war offenbar die Verbindung zum Hofkriegsrat. Hier bildete Georg Teufel, der vor seiner Berufung in die Hofkammer Kriegsrat gewesen war und später diesem Gremium auch als Präsident vorsaß, eine Ausnahme. Während für die meisten Räte der Hofkammer diese Tätigkeit den Höhepunkt ihrer Karriere darstellte, bedeutete die Hofkammer für Seifried von Promnitz, Joachim Nowohradsky von Kolowrat und Seifried Christoph Breuner nur eine Durchgangsstation auf dem Weg zum Amt des Präsidenten der Schlesischen, Böhmischen oder Niederösterreichischen Kammer. Soweit vergleichbar, machte Breuner die größte Karriere: Er wurde unter Ferdinand II. nicht nur Geheimer Rat, sondern ab 1626 auch Statthalter von Niederösterreich. 1608/09 erlebte die Hofkammer offenbar einen personellen Umbruch, indem eine Reihe von Räten ausgetauscht wurde. Über diese Zeit hinaus blieben der Präsident Krauseneck und Sebastian Zäch im Amt. In den letzten Regierungsjahren Rudolfs II., nach dem Herrschaftsantritt König Matthias’ in Ungarn, Österreich ob und unter der Enns und in Mähren (Vertrag von Lieben, Juni 1608), sind relativ viele kurze Amtszeiten von Hofkammerräten zu verzeichnen. Der Hofkammer des Kaisers, dessen Herrschaftsbereich sich nun auf Böhmen, Schlesien und Ober- und Niederlausitz mit den Kammern in Prag
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und Breslau beschränkte, blieb nur mehr ein geringer Teil ihrer einstigen räumlichen Zuständigkeit, sodass für diese Jahre wohl von einer tiefen Krise der Behörde auszugehen ist, die sich auch an der Personalstruktur ablesen lässt. Eine ab 1614 eingeleitete grundlegende Reform des kaiserlichen Finanzwesens scheiterte. Hofkammerpräsidenten
1537–1538 1543–1548 1554?–1556 (1558)–(1563) bis 1567 1567–1575 1575–1577 1579–1600 1602–1605 1605–1606 1606–1608 1608–1612
Dr. Wolfgang Prantner (Superintendent) Bernhard Khevenhüller Philipp Breuner Frhr. von Stübing Franz Thurzó Erasmus von Gera (geschäftsführender Präsident) Reichart Strein (Streun) Frhr. von Schwarzenau Christoph Frhr. von Althann Ferdinand Hofmann Frhr. von Grünpüchl und Strechau (besoldet bis 1607) Wolf Frhr. von Unverzagt Jakob Frhr. von Mollard Helmhard Frhr. Jörger von Tollet Paul Frhr. von Krauseneck Quellenlage und Forschungsstand
Die archivalische Quellenbasis wird im FHKA verwahrt. Vgl. dazu grundlegend Walter 1951b und (ergänzend) 1934a, Sapper 1982, Hengerer 2004a und Rauscher (P.) 2004c. Die Akten der böhmischen Kanzleiexpedition der Hofkammer („Hoffinanz Böhmen“) lagern seit der Anfang der 1920er Jahre zwischen der Tschechoslowakei und der Republik Österreich vorgenommenen Archivtrennung im NA. Eine ausführliche moderne Untersuchung der Hofkammer im 16. Jahrhundert liegt nicht vor. Ältere Darstellungen zu dieser Behörde lieferten v. a. Fellner 1887, ÖZV I/1 sowie Rosenthal 1887. Nach wie vor wichtig ist die Studie Mayer (Th.) 1915 zum Verhältnis der Hofkammer zur Ungarischen Kammer. Zu den Kriegszahlmeistern Pálffy 2003a. Die Finanzen der habsburgischen Hauptlinie behandeln Huber (A.) 1893 sowie Rauscher (P.) 2001b, 2007, 2008a und 2008c. Problematisch, da oft kaum anhand der überlieferten Akten nachprüfbar, sind die Studien des ehemaligen Direktors des HKA Karl Oberleitner (Oberleitner 1859 und 1860). Zu den Reformbemühungen während der Regierung von Kaiser Matthias siehe Mitis 1908 sowie Rauscher (P.) 2013c. Zur konkreten Behördengeschichte: Aktuelleren Datums sind die ausführlichen Studien Rill (G.) 1993/2003, Bd. 2, zu den ersten Regierungsjahren Ferdinands I. und Rauscher (P.) 2004b zu den zwei Jahrzehnten von 1556 bis 1576, in welcher bis in die Gründungszeit der Hofkammer zurückgegriffen wird. Diese Darstellung, die an einigen Stellen v. a. durch die genauere Auswertung der Hofzahlamtsbücher korrigiert bzw. ergänzt werden konnte, bildet die Basis des vorliegenden Artikels. Den Versuch, die Hofkammer im Rahmen der Zentralbehörden Ferdinands I. zu analysieren, unternimmt Rauscher (P.) 2005b. Nach wie vor fehlen allerdings genaue Forschungen zur Arbeitsweise und zum Personal der Hofkammer, besonders unter Rudolf II. und Kaiser
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Matthias, aber auch für die frühere Zeit. Die Liste der Hofkammerpräsidenten stützt sich größtenteils auf Rauscher (P.) 2004b, 149–152, und FHKA, Hofzahlamtsbücher 1–66. Die Angaben in ÖZV I/1 und Oberleitner 1859 sind entweder fehlerhaft oder nicht nachprüfbar.
2.2. Die Hofkammer im 17. Jahrhundert Von Mark Hengerer 2.2.1. Einführung In verwaltungsgeschichtlicher Perspektive ist die Hofkammer bislang ungenügend erforscht. Der von Max Weber entworfene Idealtypus rationaler Verwaltung lenkte die Aufmerksamkeit weniger auf Routinen als auf die Diskrepanzen zwischen Norm und Praxis. Von der Diskrepanz ging der Blick zur Devianz (z. B. Korruption) und weiter zu deren Sozialadäquanz. Lange wurde so übersehen, dass die Hofkammer des 17. Jahrhunderts erst seit 1681 eine Instruktion mit Geltungsanspruch hatte. Die Instruktion von 1568 wurde im 17. Jahrhundert als veraltet und unbrauchbar betrachtet. Obschon die Hofkammer für untergeordnete Stellen unablässig Normen erließ bzw. am Normerlass maßgeblich beteiligt war, wissen wir nicht viel über Normativität in ihrer eigenen Verwaltungstätigkeit. Erkennbar sind vor allem Topik mit starker Präzedenzfallorientierung und ein auf hierarchischer und – besonders beachtlich – medialer Ausdifferenzierung basiertes, bemerkenswert sachorientiertes Berichts- und Entscheidungsfindungssystem. Bei der Kreditfinanzierung kaiserlicher Ausgaben half dagegen die Virtuosität im Umgang mit Normen.
2.2.2. Innere Gliederung Die Entwicklung der Hofkammer verlief – nach dem Ende der durch die Residenz Rudolfs II. in Prag entstandenen Aufteilung in zwei Abteilungen (die Hofkammer in Prag und die „hinterlassene“ Hofkammer in Wien) – im 17. Jahrhundert weitgehend kontinuierlich. 1608 wurde die hinterlassene Hofkammer zur Hofkammer. Als hinterlassene Hofkammer wurden künftig die bei Abwesenheit des Landesfürsten in Wien verbleibenden Hofkammerräte und Beamten bezeichnet. Die Hofkammer blieb ein vom Kaiser direkt abhängiges Hofmittel und war auch im 17. Jahrhundert unter Zurücklassung von Teilen des Personals und Archivs auf längeren Reisen mit ihm unterwegs. Die überkommene institutionelle Grundstruktur (Personal, Aufgaben, Rechte, Ressourcen etc.) blieb erhalten. Es gab Arbeitsbereiche mit Zuständigkeiten (Hofkammersekretäre) für das Reich, Ungarn und die Bergwerke; für Böhmen, Schlesien und Mähren; für Österreich ob und unter der Enns; für Militärsachen, (Militär-)Grenze und Hofstaat. Zwischen 1625/27 und 1630 (endgültig 1635) verleibte sich die Hofkammer die von ihr selbst jahrzehntelang systematisch geschwächte Niederösterreichische Kammer ein. Hauptziel war der unmittelbare Durchgriff auf ertragsstarke Ämter, vor allem auf das Wiener Salzamt. Die Zahl der Hofkammerräte stieg, obschon in der Mitte des 17. Jahrhunderts vier intern als
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ausreichend betrachtet wurden, stark an; die der Sekretäre stieg leicht an, auch infolge der Inkorporation der Niederösterreichischen Kammer. Bis zum Erlass der Instruktion vom 2. Januar 1681 wurde die Verwaltung nur von Teilen der veralteten Instruktion gesteuert, vornehmlich aber durch den Rückkopplungseffekt von Normen für andere, untergeordnete Institutionen – vor allem die Instruktionen für den Hofbuchhalter, den Hofzahlmeister und den Kriegszahlmeister, für den Kontrollor des Hofzahlmeisters, für die Länderkammern, den Hofkriegsrat, die Buchhaltereien, die sehr zahlreichen Amtleute etc. Wichtig ist, dass die Hofkammer in der Regel als Autor bzw. Gutachter die jeweils anderen Instruktionen erarbeitete. Das ‚normative‘ Gerüst der Hofkammer bestand so im Wesentlichen aus der eigenen Institutions- und Stellenstruktur, den daraus bereits abgeleiteten Entscheidungen, Weisungen und Dienstaufgaben, der eigenen Tradition und einem selbst normierten institutionellen, aber ihr untergebenen Umfeld. 2.2.2.1. Hofzahlmeister und Hofzahlmeisteramtskontrollor Für das Routinegeschäft besonders wichtig war das Hofzahlmeisteramt. Dieses war seit dem 16. Jahrhundert eine Zahlstelle, deren hauptsächliche Tätigkeiten (Quittierung, Buchführung über getätigte bzw. bescheinigte [angebliche] Einnahmen und Ausgaben, Verwahrung von Geld und Waren) die finanztechnisch operative Basis der Hofkammer darstellte. Da jede buchhalterisch wirksame Einnahme und Ausgabe von einer förmlichen Entscheidung der Hofkammer abhing, war das Hofzahlamt keine ‚natürliche‘ Sammelstelle für einlaufende Einnahmen, sondern eine virtuelle Kasse. Als Einnahmen buchte der Hofzahlmeister auf Weisung auch bloße Zahlungserwartungen (Gelder, die nicht eingingen), als Ausgaben das, was er als Ausgaben bescheinigte; ob er oder die Ämter dieses Geld zahlten, ist in aller Regel ungewiss. Den größten Teil der Zahlungen tätigte der Hofzahlmeister nicht bar, sondern durch Ausstellung von Anweisungen auf die der Hofkammer (auch mittelbar über die Länderkammern) unterworfenen Ämter. Beim Warenumschlag war er an der Wertermittlung beteiligt. Dem Hofzahlmeister stand ein Gegenschreiber bzw. Kontrollor zur Seite. Dessen Mitwirkung und eigene Buchführung war bei fast allen Transaktionen vorgeschrieben. Bei größeren außergewöhnlichen Ausgaben (laut Hofkammerinstruktion vom 1. September 1537 bereits ab 10 fl.; vgl. ÖZV I/2, 246–271, hier 266 § 50) waren nicht nur Vorwissen der Hofkammer, des Kontrollors und ein schriftlicher Hofkammerbefehl erforderlich, sondern im Grundsatz ein von der Hofkammer ausgefertigter und vom Landesherrn (einzeln oder als Teil einer Liste) unterzeichneter Befehl. Der Hofzahlmeister und sein Gegenschreiber hatten wöchentlich und vierteljährlich einen Extrakt ihrer Abrechnungen vorzulegen sowie jährlich die Gesamtabrechnung, die einer Hauptprüfung unterzogen wurde. Die vom Hofzahlmeister getätigten Zahlungen (Empfänge kamen als Geld oder Buchgeld von hunderten verschiedenen Stellen, Ämtern und Personen) dienten grundsätzlich der Unterhaltung des Hofstaats (v. a. Besoldungen, Zuwendungen, Nahrungs- und Futtermittelkosten, Waren, Sonderausgaben), umfassten vielfach Kriegskosten (Buchungen zugunsten des Kriegszahlamts), die Reisekosten der ‚Zentralverwaltung‘ sowie den Schuldendienst. Der Hofzahlmeister nahm Transaktionen in oft erheblichem Umfang im sachlichen Geschäftsbereich des Kriegszahlmeisters vor. Obschon die beiden ihre Quittungen miteinander so austauschen sollten, dass sie schließlich in den jeweils systematisch richtigen
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Bereich gelangten, wurden die Buchungen Teil der Bücher. Es ist schon allein deshalb nicht möglich, von Gesamteinnahmen und Gesamtausgaben des Hofzahlmeisters ohne weiteres auf die Hofhaltungskosten zu schließen, was, wie Rauscher (P.) 2008a beklagt, manche Forscher aber tun. Da zudem das Rechnungsjahr buchhalterisch nicht stringent gehandhabt wurde, war es üblich, nachträglich ‚Korrekturen‘ an alten Jahresrechnungsbüchern vorzunehmen. In den Instruktionen für den Hofzahlmeister ist gleichwohl die Hoffnung erkennbar, ein Wissen darüber zu erlangen, wie viel Geld in der kaiserlichen Kasse verfügbar sei. Der Kassenstand in bar war im 17. Jahrhundert Geheimwissen des Zahlmeisters, wobei wir bislang keine Kenntnis haben, ob und wie er dieses an den Hofkammerpräsidenten und den Kaiser weitergab. Die Hofzahlmeister und ihre Gegenschreiber erhielten als natürliche Personen bei Amtsantritt grundsätzlich neue Instruktionen, deren Ausstellung häufig mit Revisionen verbunden war. Modifikationen zielten vor allem auf die Vereinfachung der Abläufe für den Kaiser (z. B. Unterschrift unter einer Liste mit außergewöhnlichen Ausgaben statt Unterschrift unter jede einzelne außergewöhnliche Ausgabe), auf die mediale Sicherung der Abläufe und die Intensivierung von Kontrollen. 2.2.2.2. Hofkriegszahlmeister Der Hofkriegszahlmeister, auch Kriegszahlmeister genannt, verwaltete die Militärfinanzierung. Insbesondere führte er die Serie der Kriegszahlamtsbücher, von denen leider nur der Jahrgang 1623 erhalten ist. Empfänge und Ausgaben durfte auch er nur aufgrund förmlichen Beschlusses der Hofkammer tätigen und er musste alle Zahlungsvorgänge ausführlich quittieren. Auch ihn sollte ein Gegenschreiber (Kontrollor) kontrollieren, der ebenfalls selbst ein der Kontrolle dienendes Buch zu führen hatte. Auch dieser Kontrollor sollte einen der Kassenschlüssel haben. Der Kriegszahlmeister war für den einschlägigen Warenumsatz und die Lagerung zuständig, vor allem für Tuche (zur Bekleidung bzw. teilweisen Besoldung von Soldaten). Der Kauf durfte nur auf Befehl der Hofkammer geschehen. Die für Unregelmäßigkeiten anfällige Preisermittlung sollte durch unabhängige Experten erfolgen und durch Stichproben kontrolliert werden. Die dem Kriegszahlmeister obliegende Verbringung oder der Versand an die Militärgrenze sollte durch Listen dokumentiert werden; die ebenfalls zu belegende Entgegennahme erfolgte durch den Mustermeister. An der Grenze waren die Besatzung und die Geschütze zu überprüfe; Geld und Tuche sollte der Kriegszahlmeister von handt zu handt (Instruktion für den Hofkriegszahlmeister von 1664 [Konzept], zit. nach Körbl 2009, 454 § 15) geben. Vorschüsse an Soldaten sollte er bei der nächsten Zahlung in Abzug bringen. Aus der Verschiedenheit von Maßen und Sorten gezogene Gewinne waren zu be- und zu verrechnen (nötigenfalls unter Mithilfe der Niederösterreichischen Buchhalterei), die Zuständigkeitsgrenzen zum Proviantmeister sollten beachtet und aus dem Hofzahlamt stammende Gelder rückwirkend durch Quittungsaustausch den sachlich richtigen Büchern zugeordnet werden. Die Jahresabrechnung war der Hofkammer und der Niederösterreichischen Buchhalterei mit Belegen vorzulegen. Bis 1664 führte der Kontrollor nur ein Empfangsbuch; forthin sollte er eines über die Ausgaben hinzufügen und in Form von Extrakten an die Hofkammer und die Niederösterreichische Buchhalterei geben, um Unabhängigkeit von der Buchhaltung des Kriegszahlmeisters zu erreichen. Hofkammerpräsident und Räte hatten zudem ein weitgefasstes Weisungsrecht. 1694/95 wurde, zunächst auf Probe, anstelle der (als
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Ausnahme von der Regelzuständigkeit der Hofbuchhalterei) bis dahin auch für Militaria zuständigen Niederösterreichischen Buchhalterei eine spezielle Buchhalterei eingerichtet, die Feld- und Hofkriegsbuchhalterei. 2.2.2.3. Hofbuchhalterei Die Hofbuchhalterei hatte im 17. Jahrhundert weiterhin die Funktion der Kontrolle der Hofkammer mitsamt den untergeordneten Stellen (auch dem Hofzahlmeister) sowie Bücher über Einnahmen und Ausgaben aller Herrschaftsbereiche, Anweisungen und Schulden eines jeden Amtes zu führen. Basis hierfür waren die monatlichen und/oder vierteljährlichen Extrakte und die Jahresabrechnungen. Weitere Bücher sollten Finanzierungsprozesse (Pfänder, Landtags- und Reichsbewilligungen, Anweisungen und Darlehen) von der Entscheidung bis zur Umsetzung so dokumentieren, dass die einzelnen Abläufe nachvollzogen werden konnten. Die Abteilungen orientierten sich an der Aufteilung in die Ländergruppen zuzüglich eines Spezialisten für die Bergwerke. Die Kontrolle der Hofkammer (d. h. der Tätigkeit vor allem von Präsident, Räten, Sekretären, Konzipisten, Registratoren) reflektierte begründetes Misstrauen: Pfand- und Schuldverschreibungen sowie Befehle an die Landeskammern sollte die Hofbuchhalterei vor der kaiserlichen Unterzeichnung nochmals prüfen, ebenso die Zahlungsbefehle an den Hof- und den Kriegszahlmeister, sie sollte die Befehle und Ausfertigungen vergleichen und sich durch die Abforderung von Kopien von der Hofkammerregistratur gegen Umgehung der eigenen Kontrollfunktion wehren (etwa bezüglich der Schuldbuchführung). Die Hofbuchhalterei durfte nicht direkt mit Dritten abrechnen, war also weder Vertragsschluss- noch Zahlstelle. Sehr wichtig war die intensive Erstellung von Gutachten zu den verschiedenen Geschäftsfällen anhand der Aktenlage und Buchführung. Schon im 16. Jahrhundert funktionierte die Hofbuchhaltung als effektive Kontrollstelle nicht richtig, was vor allem daran lag, dass die Kontrollobjekte (Amtleute ebenso wie Hofkammerpersonal) Informationen (Extrakte, Kopien, Originale) verspätet zustellten, manipulierten oder ganz zurückhielten und so die Arbeit der Hofbuchhalterei stark verlangsamten. Seit 1672 waren empfindliche Sanktionen bei Säumigkeit von Amtleuten vorgesehen; 1679 wurde mit der Einführung des definitiven Rechnungsjahres die Möglichkeit nachträglicher Schlussrechnungen heikler Posten zumindest normativ beendet. Mit der Hofkammerinstruktion von 1681 wurden die Kontrollfunktionen gestärkt. Die Hofbuchhalterei erhielt u. a. das Recht der Anwesenheit bei Kaufgeschäften (neben Hofzahlmeister und Kontrollor). Der Buchhalterei wiederum wurde vor allem Parteilichkeit bei der Gutachtenerstellung sowie schädigendes Zusammenwirken mit Amtleuten und Hofkammerpersonal vorgeworfen. 2.2.2.4. Niederösterreichische Buchhalterei Wie angedeutet, verleibte sich die Hofkammer ab 1625/27 (endgültig ab 1635) mit der in diesem Zuge aufgehobenen Niederösterreichischen Kammer eine Länderkammer ein. Die Hofkammer übernahm damit auch deren Funktionen und erhielt für diesen Geschäftsbereich einerseits die Stelle des niederösterreichischen Kammerprokurators, der vor allem für die juristischen Angelegenheiten der ehemaligen Länderkammer zuständig war (Prozessführung), und andererseits die Niederösterreichische Buchhalterei.
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Deren Aufgabe war vor allem die Beaufsichtigung sowie Prüfung der Extrakte und Abrechnungen der Ämter ihres Geschäftsbereiches. Die Instruktion für die niederösterreichischen Buchhalter wurde mehrfach revidiert. Wegen der systematischen Untergrabung der Funktionalität der Niederösterreichischen Kammer durch die Hofkammer im Vorfeld der Einverleibung hatte diese Buchhalterei auf völlig verlorenem Posten gestanden und ihre Aufgaben kaum oder gar nicht erfüllen können. Die Einverleibung der Niederösterreichischen Kammer brachte ein Ende dieser Blockade und bewirkte, dass der niederösterreichische Buchhalter die internen Mechanismen der Hofkammer von der Spitze bis hinab zur Amtsverwaltung besonders gründlich kennenlernte. Bei der Reform der Hofkammer im späteren 17. Jahrhundert spielte die Niederösterreichische Buchhalterei vermutlich deshalb eine wichtige Rolle. Im späten 17. Jahrhundert verfügte die Niederösterreichische Buchhalterei neben dem Buchhalter über vier Raiträte, einen Expeditor und Adjunkten, über zehn und mehr Raitoffiziere (dynamische Entwicklung) sowie weiteres Personal.
2.2.3. Länderkammern Die Hofkammer war mehreren Länderkammern vorgesetzt: Böhmische Kammer, Schlesische Kammer, Rentamt Mähren, Ungarische Kammer (obschon die Dreißigstämter der westungarischen Grenze Gelder bis 1625 direkt an die Hofkammer abführten) sowie schließlich die Kammern in der Zips, in der Grafschaft Glatz, in Schemnitz und Kremnitz sowie in Neusohl, wo Bodenschätze erhebliche Erträge brachten. Auch die Länderkammern waren kollegial gegliedert, hatten ihrerseits Hilfsorgane (Buchhaltereien, Fiskalate), verwalteten die in ihrem Bereich liegenden Ämter, hatten der Hofkammer gegenüber Rechenschaft (bis hin zu Quartals- und Wochenextrakten) abzulegen und wurden (insbes. bei der Ausstellung von Anweisungen) auf deren Befehl tätig. Der Durchsetzung der Interessen der Hofkammer gegenüber den Länderkammern und in deren Territorien dienten Visitationen der untergeordneten Stellen und Kommissionen von Hofkammerpersonal. Konfliktfelder waren besonders die Grenze zwischen regionaler Autonomie und zentraler Weisung sowie die Kontrollmöglichkeiten. Die Grazer Hofkammer, zuständig für die innerösterreichische Ländergruppe, behielt nach der Auflösung der selbständigen Hofhaltung in Graz nach dem Regierungsantritt Ferdinands II. als Kaiser (1619) ihre Selbständigkeit und berichtete der Österreichischen Hofkanzlei. Diese Selbständigkeit von der Hofkammer war keine Fiktion – das zeigen z. B. die kaiserlichen Korrespondenzen mit dem von 1636 bis 1653 amtierenden inner österreichischen Hofkammerpräsidenten Sigmund Ludwig Graf Dietrichstein. Leopold I. bewahrte die Selbständigkeit der Finanzverwaltungsbehörden der durch das Erlöschen der habsburgischen Innsbrucker Seitenlinie 1665 angefallenen Territorien (Innsbruck und Ensisheim bzw. Freiburg). Die Finanzverwaltung beider Ländergruppen (Innerösterreich bzw. Tirol mit den Vorlanden) wurde erst in der Mitte des 18. Jahrhunderts endgültig der Hofkammer untergeordnet.
2.2.4. Ämter Eine vollständige Liste der direkt (Niederösterreich) und indirekt (über die Länderund sonstigen Kammern) kontrollierten Ämter/Stellen/Herrschaften existiert für das
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17. Jahrhundert noch nicht. (Für Erstellung einer solchen Liste wären im HKA die Niederösterreichischen Herrschaftsakten heranzuziehen.) Für den gesamten Herrschaftsbereich lässt sich ein Bild anhand der in den Hofzahlamtsbüchern genannten Ämter ermitteln. Dies allerdings wird erschwert durch mitunter nicht eindeutige Zuordnungen von Rubriken/Konten zu Institutionen. So werden natürliche Personen als Kreditgeber in den frühen Bänden des 17. Jahrhunderts als solche vielfach eigenständig rubriziert, manchmal sogar dann, wenn sie Amtleute waren oder als Amtleute Gelder lieferten; bei ehemaligen Amtleuten war dies wegen geschuldeter Restgelder vielfach üblich (z. B. Hofzahlmeister, Aufschlagseinnehmer). In späteren Bänden wurden private Gläubiger klarer unter der Rubrik Darlehen zusammengefasst, Amtleute deutlicher den Ämtern zugeordnet. Die Identität von Institutionen/Fonds/Konten ist über das 17. Jahrhundert nicht immer gesichert. Die Zahl von insgesamt mehreren hundert Ämtern/Stellen/Fonds/Rubriken sagt so für sich genommen nicht sehr viel aus. Ein Blick auf die Verbuchungen im Einnahmenteil der Hofzahlamtsbücher von 1618 bis 1666 lässt als ertragsstarke (Beitrag ≥ 1 % der „Einnahmen“ in der Höhe von ca. 76,6 Mio. fl.; Summen 1618–1666, gerundet auf 10.000 fl.), teils aggregierte Stellen erkennen: Böhmisches Deputiertenamt 7,72 Mio. Rentamt Schlesien 6,70 Mio. 5,25 Mio. Rentamt Böhmen 4,46 Mio. Niederösterreichisches/Wiener Salzamt Niederösterreichisches Einnehmeramt 4,28 Mio. 2,81 Mio. Innerösterreichisches (Hof-)Pfennigmeisteramt Hansgrafenamt Niederösterreich und Mähren mit dem Neuen Fleischkreuzer 2,64 Mio. Rentamt Mähren 2,27 Mio. Kammer Kremnitz 2,25 Mio. 2,10 Mio. Einnehmeramt Österreich ob der Enns Reichspfennigämter 1,91 Mio. 1,70 Mio. Hof- und Feldkriegszahlamt Obersteueramt Böhmen 1,04 Mio. Mautamt Waaghaus Wien 0,99 Mio. Hofkriegszahlamt in Ungarn 0,98 Mio. Extraordinari und Anticipationen (zu ergänzen wären sehr zahlreiche in frühen Jahrgängen als Einzelrubriken verbuchte Darlehensgeber) 13,13 Mio.
2.2.5. Kooperierende Institutionen Die Hofkammer kooperierte bei der Militärfinanzierung (oft mit erheblichen Schwierigkeiten) mit ihr nicht unter-, sondern gleichgeordneten Institutionen, vor allem mit dem Hofkriegsrat. Das gespannte Verhältnis sollte u. a. durch den Generalkriegskommissar verbessert werden (vgl. dazu die Hofkammerinstruktion vom 2. Januar 1681, ÖZV I/2, 592–664, hier 623f. § 38). Da dies nicht ausreichte, setzte der Kaiser 1697 die Deputation des Status politico-oeconomico-militaris mit dem Zweck der Abstimmung von Hofkammer, Hofkriegsrat, Generalkriegskommissar und Kanzleien ein. Auch mit
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der Niederösterreichischen Regierung bestand eine ebenfalls formell (u. a. durch Sitzordnungsregeln) entwickelte Kooperation. Konflikte mit der Hofkanzlei gab es beispielsweise wegen der in der Arbeit der Hofkammer bislang ungenügend berücksichtigten Ausstellung von Pässen (im Sinne von Zoll- bzw. Durchfuhrpapieren).
2.2.6. Arbeitsweisen 2.2.6.1. Entscheidung Entscheidungen über Ausgaben jenseits einer Bagatellgrenze (in der Mitte des 17. Jahrhunderts 100 fl.) traf der Kaiser. Die Hofkammer bereitete einen Fall bzw. Fallsammlungen mitsamt Entscheidungsoptionen gutachterlich vor und unterbreitete sie im Audienzreferat. Diese Referate der Hofkammer, von den Präsidenten mitunter noch überarbeitet, beruhten im Grundsatz auf einem Beschluss des Gremiums der Hofkammerräte nach vorheriger kollegialer Beratung. Idealiter wurde dafür jede Entscheidungssache von einem Hofkammerrat und/oder einem Sekretär für die Beratung im Hofkammerrat aufbereitet. Dazu gehörten die Einholung von Gutachten untergeordneter Stellen (u. a. Kammern, Buchhaltereien, Zahlämter) und deren schriftliche wirtschaftliche, rechtliche und pragmatische Bewertung. Die untergeordneten Stellen forderten ihrerseits häufig schriftliche Gutachten weiterer nachgeordneter Stellen (u. a. Buchhaltereien, Amtmänner) an. Gutachten und Berichte waren auch deshalb wichtig, weil es in vielen Fällen an materiell-positivrechtlichen Regelungen fehlte. So stand in den Gutachten topische Fallbearbeitung anstelle der Subsumption unter einen Rechtssatz. Die Hofkammer hatte in Form der Audienz für den Präsidenten und ihn begleitendes Personal direkten Zugang zum Kaiser; das Reformgutachten von 1615 beklagte, dass die damals übliche Frequenz ungenügend sei. Die Audienz gab es in zwei Hauptvarianten, welche sich nach dem Status der üblichen Anwesenheit Geheimer Räte auf Seiten des Kaisers unterschieden: die Geheimratssitzung mit Hofkammervortrag und die Hofkammeraudienz bei informeller Anwesenheit einiger weniger Geheimer Räte. Es ist noch zu erforschen, ob bzw. wie sich die Vorlagen der Hofkammer veränderten, als Leopold I. dazu überging, Entscheidungen auf Basis der Aktenlage bzw. aus dem Kabinett heraus zu fällen. 2.2.6.2. Zahlung Die Hofkammer verfügte im 17. Jahrhundert, wie erwähnt, nicht über eine Zentralkasse. Sie bediente sich mit dem Hofzahlamt und dem (Feld-)Kriegszahlamt zweier Zahlämter, welche die Funktionen von Bargeldkasse und Buchgeldzahlstelle verbanden sowie Waren umschlugen. Der Hofzahlmeister amtierte in der Regel in der jeweiligen Residenz, der Feldkriegszahlmeister häufig beim Heer. Ob und was Hof- und Kriegszahlmeister verbuchen konnten, hing einnahmen- und ausgabenseitig von einer förmlichen Entscheidung der Hofkammer ab. Im Idealfall liefen somit sämtliche Einnahmen und Ausgaben des Kaisers buchtechnisch über eine dieser Kassen bzw. über deren Bücher. Nicht nur, weil Bargeldtransporte unpraktisch waren, zahlte die Hofkammer vielfach in Form von Anweisungen. Sie fertigte dafür Scheine an, die eine nachgeordnete Stelle,
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bei der Bargeld anfiel (z. B. Mauten und Zölle), verpflichtete, Bargeld herauszugeben. In Anbetracht der unterschiedlichen Liquidität von Ämtern und Fonds sowie der pragmatischen Auszahlungspraxis der Amtleute schwankte die Bonität von Anweisungen zwischen nicht vorhanden und exzellent. Diese Spannbreite war Ansatzpunkt für Korrumpierung bzw. Machteinsatz. Den Finanzverwaltern eröffnete sie eine verbotene, aber übliche Bereicherungspraxis: Frustrierten Forderungsinhabern wurden faule Forderungen günstig abgekauft und dann, teils durch Mittelsmänner und vermutlich meist in Zusammenarbeit mit den Amtleuten, in voller Höhe realisiert. Die Kontrollore wurden an der Ausübung ihrer Kontrollfunktion vielfach gehindert, z. B. dadurch, dass man ihnen einen der mehreren Schlüssel zur Kasse vorenthielt. Umso wichtiger waren die mit Quittungen einzureichenden Jahresabrechnungen der Ämter und, weil diese vielfach falsch, verspätet, überhaupt nicht oder als Kunstwerke kreativer Buchführung hergestellt wurden, die zuvor einzureichenden Quartalsextrakte. Manche Stellen mussten noch häufiger Extrakte abliefern, das sehr wichtige Hofzahlamt wöchentlich. Die Redundanz der Informationen von Quartals- und weiteren Extrakten und der Jahresabrechnungen erschwerte einige Formen des Betrugs. Die Jahresabrechnungen wurden mit den bereits vorliegenden Quartalsextrakten (und gegebenenfalls weiteren Extrakten) abgeglichen. Die Aufmerksamkeit richtete sich dabei besonders auf Buchungen, die nur in der Jahresabrechnung, nicht aber in den Quartalsextrakten vorkamen. Die nicht stringente Beachtung des Rechnungsjahres mit der Möglichkeit späterer (angeblicher) Korrekturen an den Büchern früherer Jahre erschwerte Buchhaltung und Kontrolle massiv. Daher wurde in den 1670er Jahren das Rechnungsjahr eingeschärft. Abschlussrechnungen von ausscheidenden Amtleuten wurden verboten, denn sie hatten es ermöglicht, die Dokumentation heikler Posten zu vertagen, was mitunter bis zum Tod eines Amtmannes ging und zu Auseinandersetzungen mit dessen Erben führte. Hofkammerpräsidenten waren zur Rechenschaft in Form der Rechnungslegung nicht verpflichtet. Ferdinand III. war davon bei seinem Regierungsantritt 1637 überrascht; rückwirkend zu ändern vermochte er es nicht, und Reformversuche blieben ohne Erfolg. 2.2.6.3. Brauchbare Illegalität Die zahlreichen Instruktionen der Finanzverwaltung enthielten viele Verfahrensvorschriften. Diese sollten die übliche Vermischung von Institutions- und Eigeninteressen unschädlich machen und Grenzen zwischen zulässigen Ehrengeschenken an das Verwaltungspersonal einerseits und Korruption bzw. Erpressung andererseits ziehen. Viele Vorschriften waren Diskriminierungsverbote und ordneten die sachlich, sozial und zeitlich gleiche Behandlung aller Fälle bzw. interessierten Parteien an; lediglich dem kaiserlichen Interesse wurde steter Vorrang eingeräumt. Der gegenwärtige Stand der Forschung legt nahe, dass Verstöße gegen viele Schutzvorschriften auch dem kaiserlichen Interesse dienten. Äußerst differenziert, mit fast 200 Unterabteilungen von Schuldarten bei über einem Dutzend verschiedener Zinssätze, sorgte die Hofkammer ganz wesentlich für die Kreditfinanzierung kaiserlicher Ausgaben. Der Realisierung von Forderungen gegen den Kaiser (bzw. Landesherrn) hingegen stellte sie zäh Hindernisse entgegen, wohl besonders erfolgreich die angebliche oder tatsächliche Illiquidität. Dass die Hofkammer kaiserliche Schulden schlecht bediente und beim Schuldendienst
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sozial scharf diskriminierte, tat den kaiserlichen Kassen wohl. Dass man dennoch mit dem Kaiser Geschäfte machte, lag u. a. an der Konvertierbarkeit von Obligationen in Patronage, Protektion und Privileg. Gläubiger erwarben z. B. leichter Standeserhöhungen, die Erlaubnis für den Erwerb von Kammergut oder sonstige Vorteile. Zudem waren kurzfristige Darlehen (sog. Antizipationen) für die Kreditoren sehr rentabel, besonders dann, wenn sie (in unzulässiger Weise) mit verdeckter Beteiligung von Hofkammerpersonal abgewickelt wurden, das für die Anweisung einer raschen Rückzahlung auf sichere Fonds sorgte. Die zahlenmäßig vermutlich größte Gruppe der finanziell mit dem Kaiser verbundenen Personen bzw. deren Erben wurde eher unfreiwillig zu Gläubigern des Kaisers: Anstelle einer als unmöglich dargestellten Forderungserfüllung bot die Hofkammer hinhaltende Ersatzgeschäfte. Neben Erbringern von Waren und Dienstleistungen waren zahllose Höflinge und Militäroffiziere betroffen, Empfänger von Gnadengeldern und Rekompensen, also fast alle Funktionsträger von Hof, Verwaltung, Militär, Justiz bzw. deren Erben. Die Realisierung von Forderungen gegen die Hofkammer hing vom Einfluss der Gläubiger und ihrer Möglichkeit ab, sich beim Kaiser Gehör zu verschaffen. Stete Säumigkeit der Kammer erhöhte den Bedarf an höfischer Patronage. Direkt oder indirekt an den Kaiser herangetragene mündliche wie schriftliche Beschwerden über ausbleibende Zahlungen gehörten zum Alltag bei Hof. Klagen führten häufig dazu, dass der Kaiser die Hofkammer Bericht erstatten ließ. Es folgten je nach Fallkonstellation neue, mehr oder weniger effektive Zahlungsbefehle, häufig Abschlagszahlungen oder Umwandlungen von fälligen Forderungen in Darlehen. Erhebliche Abschläge, die Beschränkung auf Zinsendienst statt Tilgung und die Verschleppung von Zahlungen waren üblich. Die Kammer griff mitunter auch zur Androhung von Gewalt sowie zu Manipulationen. Den Forderungen des ehemaligen Reichspfennigmeisters Zacharias Geizkofler in Höhe von 95.000 fl. stellte die Kammer beispielsweise eine manipulativ errechnete kaiserliche Forderung von 452.000 fl. entgegen, die, obschon 1617 durch Urteil aufgehoben, viele Jahre die kaiserliche Kasse schonte. Dass sich Amtleute bezüglich der sog. Amtsdarlehen, die sie zur Erlangung eines Amtes in der Regel hergeben mussten, schadlos hielten und auch darüber hinaus nach Möglichkeit bereicherten, wurde von der Aufsichtsbehörde Hofkammer und vom Kaiser hingenommen. In der Praxis erforderte auch dies Instruktionsferne, Geheimhaltung, kreative Buchführung und verlässliche Distanz zur Rechtsförmigkeit. 2.2.6.4. In Kauf genommene Illegalität Die Distanz zur Rechtsförmigkeit schützte auch dysfunktionale Praktiken. Das durch Mittäter- bzw. Mitwisserschaft verwickelte Finanzverwaltungspersonal sah einander Verstöße gegen zahlreiche Regeln nach: abgepresste „Geschenke“ bzw. Korruption im engeren Sinne, die dem gegenwärtigen Forschungsstand nach wohl in der Regel die Beschleunigung verschleppter Verfahren bezweckte. Die Realisierung unter Wert erworbener Drittforderungen wurde bereits erwähnt. Hinzu kam die Auszahlung von als vollständige Zahlung quittierten Teilsummen bei Einbehaltung der Differenz durch Kammerpersonal. Die Margen betrugen laut Beschwerden Geschädigter bei Posten wie Besoldungen oder Gnadengeldern etwa ein Drittel und selbst adelige Militäroffiziere waren betroffen. Die Manipulation von Unterlagen, Unterschlagung, die Zahlung bzw. Buchung überhöhter bzw. zu tiefer Preise für Waren (Kriegsausrüstung, Lebens- und Futtermittel, Luxusgüter,
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Diamanten) und schädigendes Zusammenwirken von Buchhaltern und Amtleuten kamen hinzu. Da die teils gewollten, teils geduldeten, teils in Kauf genommenen Verstöße gegen so viele Verfahrensvorschriften auch ein Mittel der Sicherung kaiserlicher Liquidität unter der Bedingung nicht ordentlich bedienbarer Schulden war, war Permissivität im und gegenüber dem Finanzverwaltungspersonal systemimmanent. 2.2.6.5. Intransparenz Das System nützlicher und schädlicher Illegalität erforderte ein hohes Maß an Intransparenz. Weil Intransparenz als Instrument der Sicherung des Verwaltungsverfahrens gegen illegitimen Einfluss ohnehin vorgesehen war (Sicherung von Akten und Büchern gegen Manipulation und illegitime Informationsgewinnung; Zutrittsverbote zu Arbeitsräumen und Archiven, Exzerptausgabe statt Akten- und Bucheinsicht, Arbeitszeiten) und weil die Unterlagen selbst innerhalb der Hofkammer nicht frei zugänglich waren, fiel der Missbrauch von Intransparenz leicht. Der Zugang zu Informationen war in der Hofkammer grundsätzlich restriktiv und er korrelierte nicht durchweg positiv mit der Hierarchie: Der Hofkammerpräsident, vielleicht auch der in den Instruktionen gar nicht vorgesehene Hofkammerdirektor und der Hofkammervizepräsident, konnte(n) sich von besser informierten Untergebenen umfassend informieren (lassen). Die Hofbuchhaltereien waren sehr gut, die Hofkammersekretäre gut über ihre enorm großen Geschäftsfelder informiert. Die Hofkammerräte dagegen hatten in der Regel keinen Zugriff auf Abrechnungsbücher und waren nicht über den Stand der Hauptzahlkassen informiert; dieses (vermeintliche) Wissen wurde vom Hofkammerpräsidenten monopolisiert. Eine umfassend tatsachenorientierte Beratung war den Hofkammerräten schon deshalb unmöglich. Diese Informationsasymmetrien erleichterten Manipulationen. Die Kooperation von sehr wenigen Personen aus den verschiedenen Gruppen (Präsident/Direktor, Sekretäre, Buchhalter) konnte Manipulationen buchtechnisch bei äußerst geringer Komplizenzahl so unsichtbar machen, dass z. B. Hofkammerpräsident Georg Ludwig von Sinzendorf auf die gegen ihn gerichteten Manipulationsvorwürfe mit dem Hinweis auf die Aktenlage reagieren konnte. Es mag dem Zusammenhang von Doppelbödigkeit und innerbehördlichem Informationsgefälle bzw. innerbehördlicher Spezialisierung geschuldet sein, dass über weite Phasen des 17. Jahrhunderts die in der Instruktion von 1568 nicht vorgesehenen Ämter eines Hofkammervizepräsidenten bzw. eines Hofkammerdirektors existierten und dass, obschon nach Auffassung eines Rates in der Mitte des 17. Jahrhunderts vier Hofkammerräte völlig ausgereicht hätten, deren Zahl stark anstieg. Ihre nominelle Aufgabe, kollegiale Beratung, Kontrolle und Verhandlungsführung, konnten sie nur ungenügend erfüllen. Die Zeitgenossen einschließlich Kaiser und Spitzenpersonal des Hofes hegten ihnen gegenüber nicht ohne Grund ein so großes Misstrauen, dass nicht ein einziger Hofkammerrat an der Subkommission beteiligt wurde, welche die neue Hofkammerinstruktion von 1681 ausarbeitete. 2.2.6.6. Kritik, Revision, Reform Kritik an der Hofkammer war im 17. Jahrhundert allgemein und schloss als Kritiker auch Herrscher ein. Hauptkritiker waren Gläubiger und Militäroffiziere. Je nach sozialer Position nahm die Kritik verschiedene Formen an: Wiederholung der Bitten um Zahlung,
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Beschwerden über die Kammer insgesamt oder über einzelne Hofkammerbedienstete oder Dienstgruppen, vornehmlich über die Hofkammersekretäre, die, häufig soziale Aufsteiger, leichter angreifbar waren als die vielfach aus mächtigen Adelsfamilien rekrutierten Räte. Kritik an der Kammer kam auch aus der Finanzverwaltung: Die verschiedenen Ämter, die Länderkammern, Zentralstellen sowie ihre verschiedenen Abteilungen beschuldigten sich je nach hierarchischer Stellung mehr oder weniger offen mangelhafter Amtsführung, teils institutionell, teils personell argumentierend. Mit der Diskrepanz von Norm und Praxis war die Hofkammer regelmäßig konfrontiert, wenn sie ihren Abteilungsleitern (z. B. den Zahlmeistern) und den Amtleuten neue Instruktionen gab und dafür Gutachten erstellen ließ. Die allgemeine Beschwerdeführung vermittelte vermutlich den Eindruck der Unmöglichkeit durchgreifender Gesamtreformen. Die Permanenz von Vorwurf und Exkulpation dürfte dem Personal beim Ermitteln der Grenzen des noch Tolerierten geholfen haben. Die Gleichzeitigkeit von Kritik und Schweigen und die Möglichkeit des Vorwurfs der Mitwisserschaft, die Tatsache, dass Vorwerfbarkeit die vielfach nichtgegebene Adäquanz von Instruktionen bzw. die Möglichkeit der Normtreue voraussetzt, die Zusammenarbeit und Einbindung weiter Teile des Personals und bewährte Exkulpationsroutinen wie der Hinweis auf Geldmangel, allgemeine Schwierigkeiten des Verwaltungsverfahrens und institutionelle statt persönliche Vorwürfe, sicherten fast ausnahmslos Straflosigkeit. Untersuchungen setzten häufig erst nach dem Tod von Amtsträgern ein, beschränkten sich oft auf Funktionen außerhalb der Hofkammer (Amtleute), wurden in der Regel verschleppt und verliefen im Sande. Nur selten gab es Sanktionen. Am Ende zeigte die kaiserliche Justiz ihren Finanzverwaltern Milde; selbst beim exzeptionell kriminellen und exzeptionell verurteilten Hofkammerpräsidenten Sinzendorf rückte der Kaiser 1680/81 noch schonend vom Urteil ab. Zur Nachsichtigkeit trug die Reversibilität von Entscheidungen bei: Die Hofkammer bemängelte bei der Abrechnungsprüfung z. B. Fehler (Mängel), gab den Amtmännern Gelegenheit, diese zu erläutern, und trat in einen Aushandlungsprozess ein. Eine Analyse solcher Mangelverfahren wäre lohnend. Gegen die Vorwerfbarkeit eigener fehlerhafter Entscheidungsvorlagen behalf sich die Hofkammer mit ihrer grundsätzlichen Offenheit für (angeblich) neue Informationen. Phasen intensiven Drängens auf Reformen erlebte die Hofkammer zu Beginn der Herrschaft von Kaiser Matthias, besonders auch im Zusammenhang mit dem Konflikt zwischen Niederösterreichischer Kammer und Hofkammer. Der Reformeifer erlahmte mit der Entmachtung des um tiefgreifende Reform bemühten Gundaker von Liechtenstein in den frühen 1620er Jahren. Erst nach dem Dreißigjährigen Krieg entstand wieder verstärkt Reformschrifttum innerhalb der Hofkammer (z. B. die informelle Geheime Instruktion für einen angehenden Hofkammerrat). Es setzte v. a. auf Optimierung von Arbeitsprozessen und auf Verfahrensschutz durch Informationsredundanz. Die Konzentration auf Buchhaltungstechniken führte, indem sie die Reversibilität der Bücher nach Abschluss des Rechnungsjahres beendete, in den 1670er Jahren zu einem technischen Durchbruch. Eine etwa zeitgleiche Innovation war die Konzeption der kaiserlichen Suche nach Geld als systematische Wirtschaftspolitik (Kommerzkollegium von 1666). Mit der Einführung des Stehenden Heeres in den 1650er Jahren ging die stärkere Verstaatlichung der Kriegswirtschaft einher und dies verlieh der Kritik an der Misswirtschaft der Hofkammer neben mehr Genauigkeit auch mehr Gewicht (z. B. Raimondo Montecuccoli). Das Hofkammerpersonal ließ eine in den 1670er Jahren vom Kaiser eingesetzte Kommission zur Ausarbeitung einer
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Hofkammerreform scheitern, und auch der Grund für die Reform der Hofkammer und den Erlass der neuen Instruktion von 1681 liegt eher in dem Skandal, den der Sturz des Hofkammerpräsidenten Sinzendorf verursachte. Sinzendorf büßte nach einem Fauxpas in die Außenpolitik an kaiserlicher Protektion ein und hatte mit dem Hofkammerrat Johann Quintin Jörger einen sachkundigen persönlichen Feind: Die Schwäger hatten einen Erbstreit. Jörger notierte und monierte jahrzehntelang Sinzendorfs Amtsmissbräuche und lieferte das Material, das im Prozess die entscheidende Bresche in die Mauer des Schweigens der Bediensteten der Hofkammer schlug. 2.2.6.7. Die Hofkammerinstruktion von 1681 Diese Krise wirkte als Katharsis und stärkte das bislang eher am Rande aufscheinende Ethos von Rechtmäßigkeit und Effizienz. Das führende Hofkammerpersonal war zu einer ausführlichen offiziellen Bestandsaufnahme genötigt und musste dem Kaiser schriftlich die Arbeitsweise der Hofkammer erläutern. Die Gelegenheit für eine Reform war günstig; Leopold I. erließ eine neue Hofkammerinstruktion. Die mit deren Vorbereitung befassten Finanzverwaltungsfachleute kamen überwiegend von außen, implementierten vor allem buchhaltungstechnische Verbesserungen und knüpften an älteres Reformschrifttum an. Die neue, lange und ins Detail gehende Instruktion (Druck: ÖZV I/2, 592–664) setzte nicht allein auf Personaldisziplinierung, sondern verfolgte den Ansatz weiter, das Verwaltungsverfahren durch Schutz von Datenträgern und Informationsredundanzen zu sichern. Der Impetus dieser großen Reform, deren Implementation von Zeitgenossen freilich als unzureichend betrachtet wurde, motivierte reformfreudige Kräfte, besonders wirkungsvoll Gundaker Thomas Graf von Starhemberg. Geleistet wurde in der Folge die wichtige begriffliche Erfassung des Finanzverwaltungsverfahrens als filum negotiorum (Faden der Geschäfte). Die große Reform zog so zahlreiche kleinere Reformen nach sich. Zur Verbesserung der Buchhaltung wurde 1694/95 die Feldkriegsbuchhalterei eingerichtet. Zur Verbesserung der Kooperation von Finanz- und Militärverwaltung wurde 1697 die bereits erwähnte Deputation des Status politico-oeconomico-militaris geschaffen. Zur Verbesserung der Wirtschaftspolitik wurde 1698 die Deputierte Geheime Commission in Cameralibus eingesetzt.
2.2.7. Personal Nach der Reform des kaiserlichen Hofstaats nach dem Amtsantritt von Kaiser Matthias hatte die Hofkammer 60 Bedienstete. Ein Status vom April 1616 gibt an: einen Direktor, vier Räte, sechs Sekretäre, drei Registratoren zuzüglich eines Adjunkten, sechs Konzipisten, zwei Expeditoren zuzüglich eines Adjunkten, 14 Kanzleischreiber, zwei Kanzleidiener, zwei Türhüter, einen Fußboten, einen Hofbuchhalter, zehn Raitdiener, vier Hofkammerdiener, einen Hofzahlmeister und einen Hofzahlmeisteramtskontrollor. Der kaiserliche Reformplan von 1615 sah einen Präsidenten und sechs Hofkammerräte vor, von denen einer (Vinzenz Muschinger) weit höher besoldet war, was auf die spätere Funktion des Vizepräsidenten/Direktors hindeutet. Vor allem die Zahl der Räte stieg im 17. Jahrhundert stark an.
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Obschon eine Auswertung für das gesamte 17. Jahrhundert bislang fehlt, lassen die vorliegenden Daten annehmen, dass ebenso wie im 16. Jahrhundert lange Amtszeiten (im Grundsatz auf Lebenszeit) üblich waren, dass aber der Grad familiärer Verflechtung zwischen den Räten etwas abnahm und der Anteil nicht aus Österreich stammender Räte zugunsten vor allem der böhmischen Länder und italienischer Sprachgebiete stieg. Die Räte, die nicht auch Vizepräsident oder Präsident wurden, hatten seltener Ämter im Hofstaat. Unter Ferdinand III. waren zwei Hofkammerräte, Franz Ernst Mollard und Hans Wilhelm Kronegg, zuvor Hofküchenmeister. Johann Quintin Jörger wurde als Hofkammerrat auch Kämmerer. Verwandtschaft von Räten gab es u. a. mit Hofzahl- und Hofquartiermeistern. Mehrere Hofkammerräte waren zuvor in der Niederösterreichischen Regierung tätig. Die Räte, Vizepräsidenten und Präsidenten David Freiherr von Ungnad und Georg Ludwig Graf Sinzendorf konvertierten beide in engem zeitlichem Zusammenhang mit dem Beginn ihrer erfolgreichen Laufbahnen zum Katholizismus. Es gab mehrere Titularhofkammerräte, u. a. den Wiener Münzmeister (Johann Konrad Richthausen Freiherr von Chaos) und den Residenten in Hamburg (Georg von Plettenberg). Illegitime Bereicherung ist (mit Ausnahme des Hofkammerpräsidenten Sinzendorf ) wertmäßig kaum zu ermitteln, doch zeigt allein der Wiener Hausbesitz bei Sekretären erhebliche Vermögenszuwächse an. Die Nobilitierung, vor allem die Erhebung in den Freiherrenstand, ging häufig mit dem Aufstieg innerhalb der Hofkammer einher. Hofkammerpräsidenten
1612–1619
1620–1622 1623–1629 1630–1633
1633–1637 1637–1648 1648–1656 1656–1680 1681–1683 1683–1692 1692–1694
1694–1698 1698–1700
vakant (1614 Hofkammerrat Georg Wilhelm Frhr. Jörger von Tollet Verwalter, spätestens seit 1617 Gundaker von Polheim Direktor) Gundaker von Liechtenstein Anton Wolfradt, Abt von Kremsmünster Maximilian Frhr. von Breuner (gleichzeitig Präsident der Innerösterreichischen Hofkammer in Graz) Ignaz Frhr. von Krafft, Abt von Lilienfeld Ulrich Franz Frhr. (Graf ) von Kolowrat David Frhr. von Ungnad (Graf Weißenwolff) Georg Ludwig Graf Sinzendorf Christoph Ignaz Abele von und zu Lilienberg Wolfgang Andreas Graf Orsini-Rosenberg Leopold Karl Graf Kollonitsch, Kardinal, Erzbischof von Kalocsa (Oberinspektor) Seifried Christoph Graf Breuner (in den ersten Monaten nur Verwalter) Gundaker Thomas Graf Starhemberg (Vizepräsident) Quellenlage und Forschungsstand
Die Archivalien zur Geschichte der Hofkammer werden im Wesentlichen im HKA verwahrt, die Archive der Familien der Hofkammerpräsidenten Breuner und Sinzendorf im HHStA (Breuner: Grafenegg; Sinzendorf: Schlossarchiv Jaidhof ).
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Die Quellen erschließen v. a. Walter 1934a und 1951b, Bérenger 1975, Sapper 1982, Hengerer 2004a, Knoz 2004 und Rauscher (P.) 2004b. Wichtig sind zudem die Bestände Instruktionen und Niederösterreichische Herrschaftsakten H-83/B (mehrere Einheiten) des HKA. Als Quelleneditionen sind primär heranzuziehen: ÖZV I/2 und Körbl 2009. Wührer–Scheutz 2011 bietet einige Instruktionen zur Wirtschaftsverwaltung des Hofstaates. Einer der aufschlussreichsten Texte ist die Geheime Instruktion aus der Mitte des 17. Jahrhunderts (ediert bei Körbl 2009, 371–434, v. a. § 147); eine Studie zu den bislang kaum erforschten Protokollbänden wäre besonders wünschenswert. Die wesentliche Literatur zum 16. und 17. Jahrhundert erschließen zum 16. Jahrhundert Rauscher (P.) 2004b; zum 17. Jahrhundert Bérenger 1975 und Körbl 2009, in weitem Horizont die Bibliographie bei Buchholz 1996. Einführend empfehlen sich als Lektüre (noch immer) Žolger 1917 und Winkelbauer 2003. Die wohl überwiegende Literatur behandelt die Hofkammer mit Blick auf Staatsfinanzen und Staatlichkeit, besonders Bérenger 1975 und Rauscher (P.) 2004b, zuletzt Rauscher (P.) 2008a. Personengeschichtliche Zugänge bieten für die Verwaltungsgeschichte Interessantes, z. B. Lindquist 2007 über einen langjährigen Hofkammerrat, Holl (Brigitte) 1976 und Winkelbauer 1999 über zwei reformfreudige Hofkammerpräsidenten, Valentinitsch 1996b über einen Hofzahlmeister, Müller (J.) 1938 sowie Sigelen 2009 und 2012 über einen Reichspfennigmeister. Organisationssoziologisch interessierte Studien zur Hofkammer analysieren soziale Diskriminierung bei der Auswahl von Fonds für Anweisungen (Hengerer 2006), die Entstehung kaiserlicher Entscheidungen (Hengerer 2007), Informationsasymmetrien und Reformen in der Finanzverwaltung (Hengerer 2008a, 2008b und 2008c), Repräsentativität nomineller Besoldungshöhen als eine Bedingung der Schattenwirtschaft des Hofes (Hengerer 2009). Megner 2010 bietet eine begriffsgeschichtlich und konzeptionell versierte Geschichte der Beamtenschaft. Körbl 2009 ist wegen des erstmals und detailreich ausgebreiteten Materials zum Prozess gegen den Hofkammerpräsidenten Sinzendorf ein Referenzwerk, wenngleich nicht wenige Deutungen im Lichte interdisziplinärer und neuerer historischer Ansätze als diskussionswürdig erscheinen. Wichtig für eine adäquate Befassung mit der Hofkammer ist die Auseinandersetzung mit Geschichte, Systemen (Kameralistik, Doppik) und Systematik der Buchhaltung (Kontenführung) einschließlich der Formen des Missbrauchs (Jenny– Niedermeyer 1963). Nicht allein von Interdisziplinariät (Rechts- und Verwaltungswissenschaft, Organisationssoziologie, Betriebswirtschaftslehre), sondern auch von stärkerer fachhistorischer Offenheit (Medien- und Kulturgeschichte der Verwaltung, symbolische Kommunikation, Genderaspekte) würde eine künftige Verwaltungsgeschichte sehr profitieren. So ist Legay 2010 ein wichtiger Artikel zur kaiserlichen Buchhaltung; Dubet– Legay 2011 vertieft die europäische Perspektive. Das Personal erschließen für Rudolf II. Hausenblasová 2002 und Rauscher (P.) 2012a, für Kaiser Matthias (1615) ÖZV I/2, 204, für Leopold I. Körbl 2009, ein Forschungsprojekt des ÖStA (Wiener Hofgesellschaft 2017) sowie http://www. kaiserhof.geschichte.lmu.de/. Zu den Hofzahlmeistern siehe Sapper 1982 und Hengerer 2004a. Auch in der durch diese Publikationen nicht beleuchteten Zeit gab es neben dem Präsidenten zusätzliches Leitungspersonal, so die Direktoren Gundaker von Polheim (seit 1617?), Jakob Berchtold von Ungerschiz (vor 1624–1641) und Clement Radolt (seit 1656), als Vizepräsidenten Vinzenz Muschinger (um 1627/28) sowie die späteren Hofkammerpräsidenten Ungnad (1644–1648) und Sinzendorf (1651–1656).
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2.3. Die Hofkammer im 18. Jahrhundert Von P. G. M. Dickson und Peter Rauscher Auch im 18. Jahrhundert war die Hofkammer nur in beschränktem Maße eine zentrale Finanzbehörde. Sie hatte keinen unmittelbaren Zugriff auf die wichtigsten Steuern, also den größten Teil der Finanzmittel der Habsburgermonarchie. Die Kontribution, die der Militärfinanzierung diente und die bis zu 50 % der Einkünfte der Krone ausmachte, wurde von den Landtagen bewilligt und auch über weite Strecken des 18. Jahrhunderts von den Ständen verwaltet. Die Kontrolle übte traditionell die Österreichische bzw. die Böhmische Hofkanzlei aus, nicht die Hofkammer. Die Hofkammer hatte außerdem keinen Zugriff auf die Einkünfte aus den Österreichischen Niederlande (Belgien) und den italienischen Besitzungen. Seit dem Jahr 1706 diente schließlich ein Teil der wichtigsten Einkünfte dem Schuldendienst und wurde von der neu geschaffenen Wiener Stadtbank administriert. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts hätten die Hofkammer und die ihr untergeordneten Kassen (Hofzahlamt und Hofkriegszahlamt) dringend eine längere Friedens- und Reformphase zur Stabilisierung des Finanzwesens benötigt. Die internationalen Verwicklungen und Kriege hatten die Ressourcen erschöpft und zu hoher Verschuldung im In- und Ausland geführt. Die Hofkammer – richtiger der Hofkammerrat als leitendes Kollegialorgan der Behörde – übte nur eine schwache Kontrolle über die Finanzen der habsburgischen Königreiche und Länder aus, die von untergeordneten Kammern in Prag (Böhmen), Brünn (Mähren) und Breslau (Schlesien) sowie den Hofkammern in Innsbruck (Tirol und Vorderösterreich) und Graz (Innerösterreich) relativ unabhängig verwaltet wurden. Eine noch weiter gehende Autonomie beanspruchte die Ungarische Kammer (ab 1748: Hofkammer) in Pressburg, die der ungarische Landtag als der Wiener Hofkammer gleichrangig betrachtete. Dennoch beschränkte sich der Zuständigkeitsbereich der Ungarischen Kammer vor 1740 im Wesentlichen auf die Administration der Außenhandelszölle (Dreißigste). Von Wien aus wurden die Einnahmen aus dem ungarischen Salz- und Bergwesen, aus Niederslawonien, dem Szegediner Inspektorat und der Grafschaft Zips verwaltet. Das für Siebenbürgen zuständige Thesauriat in Hermannstadt agierte ebenfalls halbautonom. Besonders während des Rákóczi-Aufstandes im ersten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts flossen kaum Gelder aus Ungarn an den Kaiserhof. Die Mischung aus ungenügender Kontrolle durch die Zentrale und fehlenden Finanzdaten wurde von Leopold I. und seinen leitenden Ministern durchaus als bedenklich angesehen, wegen des Spanischen Erbfolgekriegs (1701–1714) konnten jedoch die nötigen Reformen nicht eingeleitet werden. Die Habsburgermonarchie lebte finanziell von der Hand in den Mund. Die Übernahme eines Teils der kaiserlichen Schulden durch die Stände der böhmischen und österreichischen Länder im Jahr 1701 im Umfang von 16 Mio. fl. (bei einem geschätzten Gesamtvolumen von 22 Mio. fl.) entspannte die Situation nur kurzfristig, denn schon 1702 stieg das Militärbudget auf über 20 Mio. fl. pro Jahr an und musste von der Hofkammer bedient werden. Die Behörde reagierte auf diese Herausforderung in erster Linie mit der Aufnahme neuer Anleihen bei auswärtigen und inländischen Kreditgebern.
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Die Schaffung der Wiener Stadtbank (Kap. VIII.7.2) wirkte sich zweifellos positiv auf das kaiserliche Finanzwesen aus. Freilich hatte die Hofkammer damit nicht nur Einnahmequellen, sondern auch Einfluss verloren. Die dramatische Finanzlage während des Spanischen Erbfolgekriegs und des gleichzeitigen Rákóczi-Aufstands in Ungarn erklärt die radikalen Reformentwürfe am Wiener Hof, vor allem die von Gundaker Thomas Graf Starhemberg aufgegriffenen Pläne des Hofkammersekretärs Christian Julius Schierl von Schierendorf, die allerdings zunächst größtenteils nicht umgesetzt wurden. Starhemberg schlug neben konsequenten Einsparungen vor allem eine Neuordnung des Kontributionswesens vor, mit dem Ziel, einen für die Steuerzahler tragbaren Verteilungsschlüssel zu finden. Er plante die Einführung von Einkommenserklärungen der Grundherren, die von den Landtagen überprüft werden sollten, wie sie später von Graf Haugwitz Mitte des 18. Jahrhunderts umgesetzt wurden. Starhemberg wollte auch den höheren Klerus besteuern, Handelsreformen initiieren und eine über die Pfarren – bzw. in den Städten über die Magistrate – zu organisierende Volkszählung in Angriff nehmen, wie sie erstmals 1754 durchgeführt wurde. Im Jahr 1712 nahm er an der Diskussion über einen – wohl fälschlich – dem Grafen Rocco Stella di Santa Croce zugeschriebenen Plan zur Schaffung einer Art gesamtösterreichischen Parlaments („Haupteinrichtungsdeputation“) in Wien teil, wie es in ähnlicher Form schon 1705 von Christian Schierl vorgeschlagen worden war (Generalconvocation deren Herren Stände von Böheimb, Mähren und gesammten österreichischen Erblanden). Die Aufgabe dieser von Abgeordneten der Landtage und „Vertretern des gemeinen Mannes“ beschickten Deputation wäre die Ausarbeitung eines stabilen und gerechten Steuersystems gewesen. 1711 hatte Starhemberg vorgeschlagen, die Kontributionen nicht wie bisher von den Ständen, sondern von landesherrlichen Behörden einheben zu lassen, wie es dann unter Joseph II. ab 1789 tatsächlich der Fall sein sollte. Außerdem sollten die Buchhaltung zentralisiert und Banken nach dem Vorbild der Wiener Stadtbank in den Landeshauptstädten (Linz, Graz, Brünn, Breslau, Prag) sowie in Pilsen und Budweis gegründet werden. Von einer Umsetzung solch radikaler Reformen blieb man jedoch weit entfernt. Lediglich die Hofkammer selbst wurde umgestaltet und im September 1705 die Anzahl der Hofkammerräte von 73 – in der Instruktion von 1681 waren lediglich zehn vorgesehen gewesen – auf 31 reduziert. Der intendierte Erfolg dürfte nicht eingetreten sein, denn schon 1711 wurde die Zahl der Räte von 56 auf zwölf verringert und auch der übrige Mitarbeiterstab von Hofkammer und Hofbuchhalterei abgebaut. Gleichzeitig wurde die Struktur der Hofkammer durch die Bildung von acht Kommissionen verändert (1. für das oeconomicum militare, 2. für die hof- und landwirtschaft, 3. für die fiscalien, 4. für das berg- und hüttenwesen, 5. für das salzwesen, 6. für die mauten, posten und commercien, 7. für die banchi und projecte, 8. für die buchhaltung). Für jede dieser Kommissionen wurden Instruktionen erlassen (erhalten sind die für die Salz-, die Maut- und die Hof- und Landwirtschaftskommission). Durch diese Neuordnung wurde das Territorialprinzip der Hofkammer erstmals durchbrochen. Außerdem wurde die Gründung einer – bereits 1703/04 gescheiterten – staatlichen Bank angestrebt (Kap. VIII.7.1). Eine „Ministerialhofdeputation“ unter dem Vorsitz des Prinzen Eugen, der mit dem Hofkammerrat Bernhard von Mikosch ein Mitglied der zentralen Finanzverwaltung angehörte, erarbeitete die Vorschläge, in die der Hofkammerpräsident, Vorsitzende der Ministerial-Banco-Deputation und faktische Leiter der Wiener Stadtbank, Graf Starhemberg, allerdings nicht berufen wurde.
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Die im Dezember 1714 ins Leben gerufene neue Staatsbank sollte das Kammerwesen in Ordnung bringen, die Kreditwürdigkeit wiederherstellen und die Wirtschaft ankurbeln. Sämtliche Kameraleinnahmen und Militärfonds inklusive Ungarns hatten in Zukunft in neu einzurichtende Bankalkassen zu fließen, die die Zahlungen für den Hofstaat, das Militär und die Beamten der Zentralverwaltung leisten mussten. Nicht nur die Kassen, auch deren Kontrollore waren nun der Kompetenz der Hofkammer entzogen. In Folge dieses Kompetenzverlustes trat Hofkammerpräsident Starhemberg, der sich vehement gegen die Bankalität ausgesprochen hatte, im April 1715 von seinem Amt zurück. Er blieb aber Vorstand der Ministerial-Banco-Deputation (bis 1744) und wurde auch Mitglied der 1716 geschaffenen Finanzkonferenz, die als finanzpolitisches Beratungsorgan des Kaisers fungierte. Im Dezember 1717 trat für die Hofkammer eine neue, umfangreiche Instruktion (die alte stammte aus dem Jahr 1681) in Kraft, in der auch das Verhältnis der Behörde zur Finanzkonferenz und zur Bankalität geregelt wurde. Während die Hofkammer für die Verwaltung des Hofes, eines Teils der Militärausgaben und als den Länderkammern vorgesetzte Behörde für das Kammergut zuständig war, sollte die Bankalität die Rechnungskontrolle, das Kassenwesen und den Staatskredit besorgen. Erstmals wurde das Heilige Römische Reich offiziell als Zuständigkeitsbereich der Hofkammer genannt, auch wenn Versuche zur Revindikation des „Reichscamerale“ weitgehend erfolglos blieben. Eingeteilt wurde die Hofkammer nun in sechs Kommissionen: 1. haupthofcommission (für den Hof und das Reichscamerale), 2. hauptmilitarcommission, 3. hauptrechnungscommission (für Abarbeitung der alten Rechnungen; die neuen wurden von der Bankalität übernommen), 4. Kommission für das ganze camerale in Hungarn, Sibenbürgen, Sclavonien und anderen dahin confinirenden provincien, 5. Kommission für das camerale der drei böhmischen länderen und 6. Kommission für das camerale der gesambten österreichischen länderen. In der Folgezeit erhöhte sich die Anzahl der Hauptkommissionen auf zwölf, von denen in der ergänzenden Hofkammerinstruktion vom 2. Januar 1732 allerdings neun aufgelöst wurden. Lediglich die Kommissionen für das Militärwesen, die Neoacquistica (Neuerwerbungen in Ungarn) und das Rechnungswesen sollten fortgeführt werden, die anderen Materien aber wieder im Plenum beraten werden. Dazu wurden Fachreferate 1. für den Hof und das Reichscamerale, 2. für das Univeralcamerale, 3. für das Militare, 4. für Ungarn, 5. für Böhmen, 6. für Österreich unter und ob der Enns sowie für Revisionen in Rechtsstreitigkeiten (cameralraitungsprocess), 7. für die innerösterreichischen Länder, 8. für die ober- und vorderösterreichischen Länder und 9. für das ungarische Salzwesen bestimmt. Die Finanzgeschichte der Regierungszeit Karls VI. und die Position, die die Hofkammer darin einnahm, können durch einen Blick auf einige Zahlen zu den Staatseinnahmen und zur Schuldenlast knapp skizziert werden: Im Jahr 1717 betrugen die Gesamteinnahmen 20,3 Mio. fl., 1740 mit 21,9 Mio. fl. nur geringfügig mehr. Die Schuldenlast verdoppelte sich beinahe: von 54,6 Mio. fl. im Jahr 1714 (nach dem Spanischen Erbfolgekrieg) über 64,1 Mio. fl. 1718 (nach dem Türkenkrieg) auf 99,9 Mio. fl. im Jahr 1739. Der Anteil der Wiener Stadtbank an den Einnahmen betrug 1,5 Mio. fl. im Jahr 1717 und stieg bis 1740 auf 4,3 Mio. fl. Ebenso erhöhte sich ihr Anteil an den Gesamtschulden von 12,8 Mio. fl. im Jahr 1714 auf 54,6 Mio. fl., und damit auf eine Quote von über 50 %, 1740. Diese Zahlen belegen die wachsende Bedeutung der Stadtbank unter der Führung Starhembergs, die mit dem Bedeutungsverlust der Hofkammer unter ihrem Präsidenten Johann Graf Dietrichstein (ab 1719) korrespondiert. Die Türkenkriege von
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1716 bis 1718 und 1737 bis 1739 verstärkten die Finanzprobleme. Der Verlust Schlesiens 1741/42, der eine Reduktion der österreichischen Staatseinnahmen um 4 Mio. fl. zur Folge hatte, führte schließlich überhaupt zu einer Existenzkrise der Habsburgermonarchie. Die Personalentwicklung schwankte: 1704 134 Personen, davon 41 Hofkammerräte, 1728 168 (68) und 1736 106 (39). 1740 verfügte Dietrichstein sogar über 52 Hofkammerräte, deren Anzahl er später damit erklärte, dass er für alle Kommissionen Mitglieder der Herrenbank, also adelige Hofkammerräte, benötigte. Auch die Zahl der Kommissionen war wieder auf acht angestiegen. Maria Theresia griff bereits zu Regierungsbeginn in die komplizierte Finanzorganisation ihres Vaters ein, indem sie zunächst Anfang 1741 die Finanzkonferenz auflöste. Am 24. März 1745 wurde die Bankalität aufgehoben und das von ihr verwaltete Staatskassenwesen einer „Militär- und Schuldenkasse“ bzw. dem Kameralzahlamt übertragen, die zur generalcassaeoberdirection vereinigt, aber schon bald der Hofkammer unterstellt wurden. Deren Personalstand reduzierte Maria Theresia im September 1745 auf einen Präsidenten, einen Vizepräsidenten, 15 Räte und 29 weitere Beamte. Hinzu kam ein eigenes Kollegium für das Münz- und Bergwesen. In diesem Zustand befand sich die Hofkammer vor der Reformwelle der späten 1740er Jahre. In den Augen des Reformvordenkers Graf Haugwitz war die Finanzbehörde zu machtlos, um eine echte Autorität auf dem Gebiet der Staatsfinanzen darzustellen. Als Gründe führte er die Ineffizienz der Behörde, vor allem aber die eifersüchtige Rivalität der Hofkanzleien an, die mit den Landtagen kooperierten. Nur ein Zusammenschluss von politischer Macht und Finanzverwaltung konnte seiner Meinung nach die Zentralregierung ausreichend stärken. Die von Haugwitz initiierten Verwaltungsreformen führten zur fast vollständigen Beseitigung der Hofkammer, deren Präsident Graf Dietrichstein damals bereits 79 Jahre alt war. 1751 wurde der Mitarbeiterstab der Hofkammer auf vier Räte zusammengestrichen und ihr Aufgabenbereich auf die Überwachung von Einkünften aus dem Heiligen Römischen Reich und aus Ungarn sowie auf die Finanzierung des Hofes (das Aulicum) beschränkt. Im Gegenzug war die Zuständigkeit der Ungarischen Kammer in Pressburg während der 1740er Jahre erweitert worden, indem sie ihr vorher entzogene und der Hofkammer in Wien unterstehende ungarische Einkünfte übertragen erhalten hatte. 1748 durfte sie sich „Hofkammer“ (Camera Aulica) nennen und war wichtiger geworden als die Wiener Hofkammer selbst. 1749 und neuerlich nach dem Tod Dietrichsteins 1755 drängte Haugwitz die Kaiserin, die Hofkammer vollständig in das Directorium einzugliedern, also sie faktisch aufzulösen. U. a. um die formellen Verbindungen nach Ungarn im Anschluss an die Auflösung der Ungarischen Hofkanzlei aufrecht zu erhalten, verweigerte sich Maria Theresia aber diesem Ansinnen. Der Siebenjährige Krieg (1756–1763) ließ allerdings auch die Mängel des „Haugwitz’schen Systems“, das für eine zehnjährige Friedenszeit konzipiert worden war, zu Tage treten. Aus den 1761 einsetzenden Verwaltungsreformen ging nun die Hofkammer deutlich gestärkt und auch personell vergrößert hervor. Unter der Leitung ihres neuen Präsident Johann Grafen Herberstein sollte sie wieder alle Kameraleinkommen verwalten. Die zentrale Zivilverwaltungsbehörde, die Böhmisch-Österreichische Hofkanzlei, verlor – abgesehen von den freilich äußerst wichtigen Kontributionen – alle finanzpolitischen Kompetenzen. Eine neu installierte Hofrechenkammer unter dem Vorsitz des Kaunitz-Protegés Ludwig Grafen Zinzendorf übernahm die Verantwortung für die
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zentrale Buchhaltung und die Rechnungskontrolle. Als zentrale Kassenstelle wurde die Generalkassa geschaffen. Das Haugwitz’sche Prinzip der Vereinigung von Finanz- und politischer Verwaltung war damit aufgegeben. Vom Tisch war hingegen auch ein wesentlich radikalerer Vorschlag vom Dezember 1761. Dieser sah vor, unter Aufsicht der Hofkammer alle Fonds inklusive der Einlagen der Wiener Stadtbank, die Einnahmen aus Camerale und Contributionale in eine einzige Generalkassa zusammenzuführen, die als Grundlage für einen vereinigten erb-ländischen banco und universalen credit dienen sollte. Ein solch zentralistisches System der Finanzverwaltung, das an die Reformvorschläge von 1705 und 1711 erinnert und wohl auf Ludwig Graf Zinzendorf zurückging, wurde von Maria Theresia ohne größere Debatten approbiert. Nach außen dringende Nachrichten lösten allerdings Panik aus und führten zur Zurücknahme der Maßnahme. Das Hauptziel des neuen Verwaltungssystems war der effiziente Umgang mit den Staatseinnahmen, die in Friedenszeiten auf 35 Mio. fl. geschätzt wurden (ohne Belgien und die Lombardei). Staatskanzler Kaunitz glaubte, dass die Trennung zwischen Verwaltung, Kasse und Rechnungswesen/Rechnungskontrolle, wie sie in den drei Behörden Hofkammer, Generalkassa und Hofrechenkammer zum Ausdruck kam, eine bessere und reibungslosere Koordination der Finanzverwaltung möglich machen würde. Diese Hoffnung sollte sich freilich nicht erfüllen. Im Gegenteil: Die typische Rivalität zwischen den einzelnen Zentralbehörden erhielt neuen Zündstoff. Im Jahr 1765 wurde der Hofkammer nach einem Jahr kontroversieller Debatten die Aufsicht über die Kontributionen übertragen und das Kammerpräsidium mit jenem der Ministerial-Banco-Deputation vereinigt. Der Umstand, dass die Banco-Deputation zu diesem Zeitpunkt lediglich vier Räte hatte, erleichterte ihre Eingliederung in die Hofkammer, die nun nach den Vorstellungen ihres neuen Präsidenten Karl Friedrich Graf Hatzfeld in vier Departements (1. Kontributionen, Generalkassa und Hof, 2. Münz- und Bergwesen, 3. Kameraleinkommen und 4. Banco) eingeteilt werden sollte. Um die Unabhängigkeit des Banco zu demonstrieren, sollte die vierte Abteilung weiterhin quasi selbständig als Banco-Deputation auftreten. Seine Autonomie verlor das Kommerzienkolleg, das der Hofkanzlei eingegliedert wurde. Unterschwellig ging es um einen erbitterten Machtkampf zwischen der Hofkammer (Graf Herberstein), der Banco-Deputation (Graf Hatzfeld) und der Hofrechenkammer (Graf Zinzendorf ), den keine übergeordnete Instanz (wie etwa die zwischen 1716 und 1741 bestehende Finanzkonferenz) mehr ausbalancieren konnte. Schon 1768 wurden neue Vorschläge für eine Straffung der Finanzverwaltung vorgelegt. Die 1765 geschaffenen vier Departements der Hofkammer wurden aufgelöst und fünf neue Kommissionen unter der Leitung je eines „Direktors“ eingesetzt (1. Mautwesen, 2. Salz- und Konsumtionswesen, 3. Kontributionen und ungarisches Camerale, 4. übriges Camerale, 5. Verwaltung der Krongüter). Neu eingerichtet wurden außerdem zwei unabhängige Kommissionen für das Münz- und Bergwesen sowie für die Einkünfte aus dem Temeswarer Banat. Aber auch diese Struktur der Hofkammer hatte nur kurze Zeit Bestand. Bereits 1771 beauftragte die Kaiserin den böhmisch-österreichischen Hofkanzler Rudolf Graf Chotek und den Hofkammerpräsidenten Graf Hatzfeld mit der Ausarbeitung von Vorschlägen zu einer weitergehenden Zentralisierung der Hofstellen. Der ambitionierte Hatzfeld plädierte in offensichtlicher Anlehnung an Haugwitz’sche Prinzipien für eine Personalunion von Kanzler, Hofkammerpräsident und Präsident der Banco-Deputation. Diese neue Zentralbehörde
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sollte in zwei Abteilungen, nämlich in Kanzlei und Hofkammer einerseits und MinisterialBanco-Deputation, Kommerzienkolleg sowie Maut- und Salzwesen andererseits, gegliedert werden; eine der Hofkammer untergeordnete Revisionsabteilung sollte die Hofrechenkammer ersetzen. Letzterer Vorschlag korrespondierte mit dem sich verschlechternden Verhältnis Hatzfelds zu Ludwig Zinzendorf. Der leitende Minister dieser „Superbehörde“ – Hatzfeld vermied es dabei, seinen eigenen Namen ins Spiel zu bringen – sollte zudem Mitglied des Staatsrats werden. Die Kaiserin folgte zumindest teilweise Hatzfelds Vorschlägen und ernannte ihn im Juni 1771 zum Obersten Kanzler. Hatzfelds Triumph sollte freilich nicht lange währen. Der Staatsrat beschuldigte ihn, „erster Minister“ werden zu wollen, und verweigerte ihm den Zutritt zu diesem Gremium. Auch Joseph II. bezog im November 1771 kritisch Stellung. Im Dezember 1771 wurde Hatzfeld all seiner Ämter enthoben und dafür zum dirigierenden Minister des Staatsrats befördert. Gleichzeitig ging die Verantwortung für die Kontributionen wieder an die Böhmisch-Österreichische Hofkanzlei zurück. Die Leitung von Hofkammer, Banco-Deputation und Kommerzienkolleg ging nun an Leopold Graf Kolowrat. 1773 wurde Graf Ludwig Zinzendorf als Präsident der Hofrechenkammer abgelöst, die mit eingeschränkten Kompetenzen nun tatsächlich der Hofkammer unterstellt wurde. Präsident der Rechenkammer wurde Franz Anton Graf Khevenhüller. Der nächste Reformschub folgte bald nach Beginn der Alleinregierung Josephs II. Anfang 1783 vereinigte der Kaiser die Hofkanzlei mit der Hofkammer und der MinisterialBanco-Deputation zur sog. Vereinigten böhmisch-österreichischen hofkanzley, hofkammer und ministerialbancodeputation (bzw. zu den drey vereinigten hofstellen in politicis, cameralibus et bancalibus, kurz: Vereinigte Hofstellen). Zu ihrem Präsidenten wurde Leopold Graf Kolowrat ernannt. 19 Räte (inkl. Oberstkanzler, Kanzler und Vizekanzler) arbeiteten in 13 Referaten, von denen die ersten sechs für die Cameralia und Contributionalia der unterschiedlichen Länder(gruppen) zuständig waren, die übrigen für das Kommerzwesen, Maut angelegenheiten, Domänen und aufgehobene Jesuitengüter, Akzisen und Getränkesteuern nebst anderen indirekten Steuern, das Salzwesen, die geistlichen Angelegenheiten und die Kassendirektion. Letzteres Referat zählte auch das Kreditwesen und die Pensionen der Hofund Verwaltungsbeamten sowie das Taxwesen zu seinen Agenden. Münzangelegenheiten wurden nicht direkt von den Vereinigten Hofstellen, sondern von einer an diese angegliederten Hofkammer in monetariis behandelt. Die Hofrechenkammer konnte sich ab 1782 teilweise von der Hofkammer emanzipieren; sie wurde nun sämtlichen landesfürstlichen Buchhaltereien in den Ländern (inkl. Ungarn und Siebenbürgen) übergeordnet. Dennoch blieb, auch nachdem im April 1782 Karl Graf Zinzendorf, der Gouverneur von Triest und Halbbruder des Begründers der Rechenkammer Ludwig Zinzendorf, Präsident der Hofrechenkammer geworden war, ein Abhängigkeitsverhältnis gegenüber der Hofkammer bestehen. Gleichzeitig löste Joseph II. Ungarn aus der Zuständigkeit von Hofrechenkammer und Hofkammer. Die Ungarische Kammer wurde der Statthalterei unterstellt, die Revision der ungarischen Einnahmen fiel in die Kompetenz der Ungarischen Hofkanzlei. Der Hofkammer in Wien verblieb lediglich das Recht, sich über die Kassen und über die ungarischen Einnahmen informieren zu lassen. Damit war „eine der wichtigsten Klammern, die den habsburgischen Besitz dies- und jenseits der Leitha zusammengehalten hatte, gesprengt“ (Friedrich Walter). Unter Leopold II. wurden 1791 die Vereinigten Hofstellen aufgelöst, schon im November 1792 aber durch Franz II. praktisch wieder hergestellt, indem man die politische und die Finanzverwaltung im sog. Directorium in cameralibus der hungarisch-siebenbürgischen und deutschen Erblanden, wie auch in publico-politicis dieser letzteren neuerlich
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zusammenlegte. Außerdem wurde die Hofrechenkammer aufgelöst und Graf Karl Zinzendorf in den Staatsrat aufgenommen. 1794 wurde mit der „Obersten Staatskontrolle“ allerdings wieder eine unabhängige Rechenkammer errichtet. Die soziale Zusammensetzung der Hofkammerräte verbürgerlichte sich: 1740 saßen 19 Grafen im Hofkammerrat, 1783 lediglich vier, dafür waren es 1736 39 Beamte, 1781 83. Hofkammerpräsidenten
1700–1703 1703–1717 1716–1719 1719–1755 1755–1759 1759–1762 1762–1765 1765–1771 1771–1791 1791–1792
Gotthard Heinrich Graf Salburg Gundaker Thomas Graf Starhemberg Franz Graf Walsegg Johann Graf Dietrichstein Karl Ferdinand Graf Königsegg-Erps Rudolf Graf Chotek Johann Graf Herberstein Karl Graf Hatzfeld Leopold Graf Kolowrat (1783–1791 Präsident der Vereinigten Hofstellen) Graf Johann Rudolf Chotek Präsidenten der Hofrechenkammer
1761–1773 1773–1774 1774–1782 1782–1792 1792–1794 1794–1797 1797–1801
Ludwig Graf Zinzendorf Heinrich Graf Auersperg Franz Anton Graf Khevenhüller-Metsch Karl Graf Zinzendorf Vinzenz Graf Strassoldo (Leiter der Staatshauptbuchhaltung) Prokop Graf Lažanský (Präsident der Obersten Staatskontrolle) Ludwig von Schotten (betraut mit der Leitung der Obersten Staatskontrolle) Quellenlage und Forschungsstand
Das Schriftgut der Generalkassadirektion (Kassadirektionsakten) und der Hofrechenkammer wird im HKA verwahrt (Archiv des Obersten Rechnungshofs); dort befinden sich auch die Überlieferung zu Münz- und Bergwesenssachen (1745–1810) und die Kontributionsakten der Hofkammer 1765–1771. Für die betreffende Zeit hinzuweisen ist auf den Nachlass Zinzendorf im HHStA. Die grundlegendsten Informationen zur Hofkammer (und zu den übrigen zentralen Finanzstellen) im 18. Jahrhundert sowie zur stark schwankenden Bedeutung der Behörde in diesem Zeitraum sind den Bänden ÖZV I/1–3 und II/1–5 zu entnehmen. Besonders die von Friedrich Walter bearbeiteten Bände (ÖZV II/1–5), die den Zeitraum von 1740 bis 1848 umfassen, sind sehr ausführlich, für den Zeitraum von 1765 bis 1790 aber weniger zufriedenstellend als für die Zeit davor und danach. Für das frühe 18. Jahrhundert geben Arneth (A.) 1858 zu Prinz Eugen und das vom Kriegsarchiv herausgegebene Werk zu dessen Feldzügen (FZPE 1876–1892) Einblick in die Finanzprobleme der Habsburgermonarchie. Auf breiter Quellengrundlage
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gearbeitet ist Mensi 1890 zu den österreichischen Finanzen der ersten vier Jahrzehnte des 18. Jahrhunderts, ein Standardwerk, das bis heute nicht ersetzt ist und dessen Schwerpunkt besonders auf den staatlichen Kreditoperationen liegt. Ebenfalls aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert stammt Beer 1896, ein breiter Überblick über das Finanzwesen der Habsburgermonarchie während der Epoche Karls VI., in dem auch die Neuorganisation der Hofkammer knapp behandelt wird. Die jüngere, ebenfalls aus archivalischen Quellen gearbeitete Studie Holl (Brigitte) 1976 zu Starhemberg überschneidet sich teilweise mit Mensi 1890, geht aber v. a. auf dem Feld der Staatseinnahmen und -ausgaben darüber hinaus. Zum Verständnis der habsburgischen Finanzen und Finanzverwaltung um 1700 ist auch das nicht immer ganz zuverlässige Werk Bérenger 1975 zur zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts und neuerdings die breite Untersuchung Körbl 2009 zur Arbeit der Hofkammer heranzuziehen. Derzeit maßgebliche Darstellungen der habsburgischen Finanzen um 1700 sind Winkelbauer 2003, Tl. 1, und 2006. Zum Wiener Stadtbanco Bidermann 1858, Schwabe von Waisenfreund 1860/66, H. 2, Mensi 1890 und in jüngerer Zeit Fuchs 1998, freilich keinesfalls erschöpfend; Fischel 1906 zu den Reformvorschlägen Schierendorfs. Für die ersten vier Jahrzehnte des 18. Jahrhunderts fehlt es an eingehenderen behördengeschichtlichen Untersuchungen zur Hofkammer bzw. zur Bankalität. Äußerst knapp ist die Darstellung der Finanzverwaltung unter Karl VI. bei Röhsner 2011. Zur Regierungszeit Maria Theresias bietet neben den genannten Bänden der ÖZV das monumentale Werk Arneth (A.) 1863–1879 zur Regierung der Kaiserin immer wieder Informationen zu den Staatsfinanzen und den damit befassten Behörden, auch wenn das Hauptinteresse des Autors nicht der Verwaltungsgeschichte galt. In jüngerer Zeit unternahm Berger 1981 den Versuch, Gründe für die Zentralisierungs- bzw. Dezentralisierungstendenzen des österreichischen Finanzwesens im 18. Jahrhundert zu finden. Dickson 1987, Bd. 1, verortete die Hofkammer ab 1740 im zentralen und besonders auch im bisher wenig beachteten regionalen Behördensystem der Habsburgermonarchie. Der Autor stellt auch die Kritik Bartensteins am Directorium in publicis et cameralibus dar und untersucht die 1782 neu errichtete Hofrechenkammer (Dickson 2007), außerdem analysierte er das System der habsburgischen Zentralverwaltung im ausgehenden 18. Jahrhundert (Dickson 1995). In Auseinandersetzung mit der grundlegenden Studie Mayer (Th.) 1915 wurde das stets problematische Verhältnis von Hofkammer und Ungarischer Kammer von Nagy 1971 aus nationalungarischer Perspektive neuerlich darstellt und die wesentlichen Ergebnisse auch auf Deutsch veröffentlicht (Nagy 1976). Jüngst widmet sich Oross 2010 diesen Fragen auf neuer Quellengrundlage. Das Heilige Römische Reich im habsburgischen Finanzsystem ist Gegenstand von Rauscher (P.) 2010d und 2012b; die grundlegende Studie zum Reichscamerale ist Müller (Klaus) 1993. Zur Hofrechenkammer Tesar 1961 (danach die Liste der Hofrechenkammerpräsidenten). Wissenschaftlich wertlos ist die jüngste Festschrift des Rechnungshofes (Laussegger– Windhaber 2011).
3. Länderkammern und Kammergüter 3.1. Die Niederösterreichische Kammer Von Peter Rauscher
Die Niederösterreichische Kammer war eine von mehreren Finanzbehörden, die innerhalb des Habsburgerreiches für die Verwaltung des landesfürstlichen Kammerguts zuständig und durch Kommunikation mit der Hofkammer mit der landesfürstlichen/ königlichen/kaiserlichen Zentralverwaltung verbunden waren. Neben dem Regiment (Regierung), mit der sie hinsichtlich ihrer Entstehung aber auch ihrer personellen Besetzung eng verzahnt war, bildete die Kammer zunächst eine der beiden landesfürstlichen Ratsbehörden zur Verwaltung der niederösterreichischen Ländergruppe. Charakteristisch für die Niederösterreichische Kammer war, dass sie erstens auch einen erheblichen Teil des ungarischen Kammerguts zu verwalten hatte, dass zweitens durch das Ausscheiden der innerösterreichischen Länder aus dem niederösterreichischen Länderkomplex 1564 ihre territoriale Zuständigkeit erheblich reduziert wurde, und dass sie drittens in Wien und damit am selben Ort wie die Hofkammer bzw. – während der Residenz des Kaiserhofs in Prag – wie Teile der Hofkammer amtierte. Nach der Rückverlegung des Hofs nach Wien und im Zuge von Vorschlägen zur Reform der Finanzverwaltung in den ersten drei Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts sollte die Niederösterreichische Kammer 1625/35 schließlich in der Hofkammer aufgehen. Das Kammergut umfasste den landesfürstlichen Besitz und damit sehr unterschiedliche Einkommensquellen: Hierzu gehörten die Grundherrschaften des Landesfürsten, Einnahmen aus indirekten Steuern (z. B. Zölle, Mauten und Ungelder), Forste, Bergwerke oder die Verfügungsgewalt über die im Land ansässigen Juden. Die Städte und Märkte, die direkt dem Landesfürsten unterstanden, zählten, obwohl sie Mitglieder der Landstände waren, ebenfalls zum „erweiterten Kammergut“. Herausragende Bedeutung für die Länder ob und unter der Enns hatten, wie Zahlen aus der ersten Hälfte der 1560er Jahre belegen, die Salzgewinnung und der Salzverkauf, die über die Ämter in Gmunden, Aussee und Wien abgewickelt wurden. Aus diesen Salzämtern wurden ca. 55 % der Einnahmen aus dem Kammergut erzielt. Etwa ein Viertel der Einnahmen stammten aus den Mauten und Aufschlägen an der Donau bzw. der Straße nach Salzburg (Engelhartszell, Linz, Stein, Ybbs, Vöcklabruck und Mauthausen). Beide Einnahmegruppen, Salz und Mauten, waren direkt der Niederösterreichischen Kammer zugeordnet und damit der Verwaltung der Vizedomämter entzogen. Aus diesen ging ca. ein Fünftel der Einnahmen ein.
3. Länderkammern und Kammergüter 857
Das Kammergut diente zur Absicherung landesfürstlicher Kreditoperationen. Grundherrschaften wurden in der Regel verpfändet oder anderweitig befristet veräußert, schließlich auch verkauft und so dem Kammergut dauerhaft entzogen. Auch Einnahmen aus den Ämtern wurden regelmäßig an landesfürstliche Kreditgeber verschrieben. Institutionalisiert wurde diese Praxis durch die Schaffung von „Staatsbanken“ mit dem 1704 ins Leben gerufenen, allerdings nur wenige Jahre bestehenden „Banco di affrancatione“ und der 1706 gegründeten Wiener Stadtbank, die für die Verzinsung und Tilgung der kaiserlichen Schulden zuständig sein sollten. Wegen der Vielzahl der landesfürstlichen Einkommen, ihrer hohen Fluktuation und ausstehender Forschungen ist eine vollständige Auflistung des Kammerguts für den Untersuchungszeitraum nicht möglich.
3.1.1. Die Kammer in der Regierungszeit Maximilians I. Erste, nur kurzfristig wirksame Ansätze einer Niederösterreichischen Kammer fallen in die Regierungszeit Maximilians I. Eine nach Tiroler Vorbild geschaffene und aufs Engste mit dem Regiment verbundene Rechenkammer (Raitkammer) für den niederösterreichischen Länderkomplex – Österreich unter und ob der Enns, Steiermark, Kärnten, Krain und deren Nebenländer – bestand seit 1494. Sie hatte zunächst eine Bestandsaufnahme der landesfürstlichen Einnahmequellen durchzuführen. Im Gegenzug zu dieser gegen den Willen der Stände vollzogenen Zusammenfassung mehrerer Länder zu einer Verwaltungseinheit wurde mit der Einsetzung jeweils eines Vizedoms pro Land der Partikularität der Länder Rechnung getragen. Die Vizedome waren – mit Ausnahme der zunächst dem Hof direkt unterstellten und in der Regel sehr ertragreichen „Exemtämter“ – für die Verwaltung des landesfürstlichen Kammerguts verantwortlich und sollten sich in der Folgezeit zu wichtigen „Mittelbehörden“ zwischen dem Landesfürsten und seinen unmittelbaren Grundholden entwickelten. Sie waren u. a. für die grundherrschaftliche Rechtsprechung zuständig und geboten über eine Reihe nachgeordneter Ämter. 1496 bis 1498 wurden die gesamten Finanzen und damit auch die Ämter der niederösterreichischen Länder zunächst einer Schatzkammer in Innsbruck und dann der neu geschaffenen Hofkammer am Herrscherhof unterstellt, womit die Tätigkeit der älteren Rechenkammer endete. Im Jahr 1500 wurde neuerlich eine solche Behörde installiert, die wiederum der Bestandsaufnahme des niederösterreichischen Kammerguts dienen sollte. In den folgenden Jahren war das niederösterreichische Finanzwesen auf eine Rechen-, eine Haus- und eine Hofkammer aufgeteilt. Auch wenn Hof- und Hauskammer 1502 bzw. 1505 wieder aufgehoben wurden, konnte sich die bis April 1518 bestehende Rechenkammer wegen der ihrer Zuständigkeit entzogenen Exemtämter und der Tätigkeit der Vizedome auch in der Folgezeit kaum zu einer zentralen Behörde entfalten. Noch zu Lebzeiten Maximilians forderten die Stände der niederösterreichischen Länder die Schaffung einer Kammer als Instanz über den Vizedomen, wozu es allerdings bis zum Tod des Kaisers im Januar 1519 nicht kommen sollte.
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VIII. Das landesfürstliche Finanzwesen
3.1.2. Neugründung der Kammer, Aufgabenbereiche und Entwicklung Als Ferdinand I. 1521/22 die niederösterreichischen Länder aus dem Erbe Maximilians I. übernahm, machten allein die von seinem Großvater hinterlassenen hohen Schulden und die Kosten für die Königswahl Karls V. eine Reorganisation des landesfürstlichen Finanzwesens notwendig. Als Generalschatzmeister wurde Gabriel Salamanca eingesetzt und in Folge der landesfürstlichen Instruktion vom 18. August 1522 für die niederösterreichischen Länder wiederum eine (Rait)Kammer geschaffen. Ihr gehörten drei Raiträte, ein Buchhalter, ein Sekretär und ein Schreiber an, wobei Letztere auch der von der Kammer unabhängigen Kanzlei unterstanden. Als Vorstand der Behörde fungierte Georg von Rottal, der bereits in Diensten Maximilians I. gestanden hatte. Verbindungsglied zum Niederösterreichischen Hofrat, der ab 1527 als Regiment bezeichnet wurde, sowie Vorsteher der Kanzlei war Marx Treitzsaurwein, der den Räten in schwierigen Angelegenheiten zur Seite stehen sollte. Als Generaleinnehmer der Kammer und Vertreter des Generalschatzmeisters, bei dem die Einnahmen aus den Kammergütern der fünf niederösterreichischen Länder einzugehen hatten, fungierte der Vizedom des Landes unter der Enns, Lorenz Saurer, auch er ein langgedienter Amtmann aus der Zeit Maximilians I. Als Kontaktperson zum Kriegsrat, dem auch Treitzsaurwein angehörte, diente der Raitrat Felician von Petschach. Aufgabe der Kammer war die Kontrolle der Rechnungen der fünf Vizedome, der Amtleute der Exemtämter und der Inhaber der Pfandherrschaften, die ebenso wie die Exemtämter der Zuständigkeit der Vizedome entzogen waren, sowie die Administration der Schulden mit Ausnahme derjenigen, die von Maximilian I. und Karl V. stammten. Für diese wurde eine gesonderte Kommission eingerichtet. Bei Abwesenheit des Landesfürsten durften die Raiträte unredliche Amtsinhaber absetzen. Darüber hinaus sollte die Kammer die älteren, an die Innsbrucker Raitkammer gesandten Rechnungen der Vizedome und Amtleute prüfen. Weitere Bestimmungen betrafen die Tätigkeit des Kammerprokurators, Beschwerden der Untertanen gegen die Hauptleute, Pfleger, Pfandschafter und Amtleute, die Kontrolle der Zeughäuser in Wiener Neustadt, Linz, Graz, Laibach und St. Veit an der Glan, die Reformen der landesfürstlichen Jagden und des Kammerguts. Darüber hinaus wurde auch die Kammer damit beauftragt, wie andere Behörden gegen die Straßenräuberei vorzugehen. Schreiben der Kammer sollten im Namen des Landesfürsten von zwei Raiträten bzw. einem Raitrat und dem Vorsteher der Kanzlei an Stelle des Generalschatzmeisters unterzeichnet und vom Schreiber registriert werden. Hauptaufgabenbereiche der Kammer waren auch in weiterer Folge die Verwaltung des Kammerguts, die Rechnungskontrolle und die Rechtsprechung in Finanzangelegenheiten, besonders bei Beschwerden der Untertanen über von den Amtsinhabern geforderte Abgaben oder Dienste. Wohl nicht zufällig am selben Tag wie die sog. Hofstaatsordnung vom 1. Januar 1527, in der das Tätigkeitsfeld der neuen Hofkammer umrissen wurde, und wenige Monate, nachdem im Herbst 1526 der Raitrat Hans Hofmann zum Generalschatzmeister ernannt worden war, wurde auch für die Niederösterreichische Raitkammer eine neue Instruktion erlassen. Abgesehen von personellen Veränderungen und der Erweiterung der untergeordneten Posten um je einen Kopisten und Buchhalter sowie drei bis vier Schreiber unterstreicht die neue Ordnung die Kooperation, aber auch die Kompetenzabgrenzung von Raitkammer und Regiment. Außerdem wurde die Funktion des nun als Kammermeister bezeichneten Generaleinnehmers vom Vizedomamt unter der Enns getrennt – eine Bestimmung, die freilich bereits Mitte der 1530er Jahre rück-
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gängig gemacht wurde. Allein durch den Ausbau der Kanzlei nahm das Amt des Sekretärs (Oberster Kameralsekretär), der auch eine Stimme im Rat haben sollte, an Bedeutung zu. Deutlich eingeschärft wurde der Niederösterreichischen Kammer ihre Unterordnung unter die neu gegründete Hofkammer. Die letzte Instruktion der Niederösterreichischen Kammer erging schließlich am 1. September 1539 nach dem Vorbild der Instruktionen für die Böhmische und die Ungarische Kammer von 1527 bzw. 1528. Die Amtsführung der Kammer wurde darin teilweise ausführlicher bzw. in modifizierter Form beschrieben. Ausdrücklich festgehalten wurde, dass der Vizedom unter der Enns im Gegensatz zu früheren Zeiten nicht als Kammerrat gelten sollte. Für die Bergwerksangelegenheiten wurde der Kammer ein eigener Sachverständiger zugeordnet. Auffällig ist, dass die Niederösterreichische Kammer im Gegensatz zu anderen Länderkammern in den folgenden Jahrzehnten keine neue Ordnung erhielt. Dies heißt freilich nicht, dass ihre Tätigkeit unnormiert bzw. die alten Normen zur Gänze in Kraft geblieben wären oder sich die Besetzung der Kammer nicht geändert hätte. An Stelle einer erneuerten Instruktion sammelte die Kammer vielmehr einzelne Normänderungen in einem eigens angelegten Buch (HKA, Hs. 54, Sammlung der Instruktion der N.Ö. Kammer von 1539 und kaiserlicher/königlicher Resolutionen, Befehle, Verordnungen und Begnadigungen 1539–1631). Für spätestens 1544 ist die Bezeichnung des Leiters der Behörde als Präsident belegt. 1558 wurde eine neue Ordnung für die Kammerbuchhalterei erlassen, die das Aufgabenfeld der Kammer gut umreißt: Der oberste Buchhalter mit seinen Mitarbeitern war zuständig für die fünf Vizedomämter der niederösterreichischen Länder, die Salzämter, die Ämter in Inner- und Vordernberg sowie die Aufschlags-, Einnehmer-, Berg- und Waldämter in den südlichen Ländern. Hinzu kamen in Wien das Kasten-, Kellermeister-, Münzmeister-, Wechsel- und Zehentamt, die Salpeterverwaltung, das Stadtgericht, das Ungeld, die Mauten am Mauthaus und am Rotenturm, die Donaumauten in Österreich ob und unter der Enns und die bei der Kammer eingereichten Abrechnungen. Dem zweiten Buchhalter waren als Aufgabenfelder das Kriegswesen und die von der Niederösterreichischen Kammer verwalteten ungarischen Einkünfte zugewiesen. Diese umfassten das Hofzahl-, Kriegszahl-, Hofpost-, Schiff-, Zeugzahl- und Proviantzahlmeisteramt, die Proviantämter an der windischen und kroatischen Grenze sowie in Ungarn, den Kupferhandel in Neusohl, das Kammergrafenamt in Kremnitz und Schemnitz, die ungarischen und windischen Dreißigstämter (Außenhandelszölle), einige Burggrafenämter und die außerösterreichischen Abrechnungen. Wichtige Tätigkeiten der Kammer waren ihre Mitwirkung bei der Aufteilung der österreichischen Erbländer unter den Söhnen Ferdinands I. nach 1564 und die umfangreiche Bestandsaufnahme („Beraitung“) des landesfürstlichen Kammerguts in den Jahren 1569/71. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts kam es immer wieder zu partiellen Neuordnungen der Kammer, Änderungen im Personalstand und auch Kompetenzkonflikten mit der Regierung und der Hofkammer, die ihre Vorrangstellung behauptete. Wie der Kontakt der Niederösterreichischen Kammer zum Landesfürsten hatte auch der zum Hofkriegsrat über die Hofkammer zu laufen. Außerdem reduzierte sich der Zuständigkeitsbereich der Kammer durch die Abtrennung der innerösterreichischen Länder von der niederösterreichischen Ländergruppe auf Österreich ob und unter der Enns. Nachdem es Anfang des 17. Jahrhunderts wiederum zu Konflikten zwischen der Hofkammer und der Niederösterreichischen Kammer gekommen war, wurde 1609 die
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VIII. Das landesfürstliche Finanzwesen
Zusammenlegung der beiden Finanzbehörden ins Auge gefasst. Aus dieser für ihre Eigenständigkeit bedrohlichen Situation konnte sich die Landeskammer nicht mehr befreien. Im Rahmen eines größeren, weitgehend nicht realisierten Vorschlags des Hofkammerpräsidenten Anton Wolfradt zur Reform der kaiserlichen Finanzverwaltung aus dem Jahr 1624 wurde geraten, auch die Länderkammern so bald wie möglich zu visitieren und deren Einkünfte in einer Hauptkasse unter Verwaltung der Hofkammer zusammenzuführen. Die Folge war eine kaiserliche Resolution vom 11. Dezember 1625 mit dem Befehl, die Niederösterreichische Kammer mit der Hofkammer zu vereinen, der bis Januar 1627 umgesetzt wurde. 1630 wurde diese Inkorporierung zwar kurzfristig rückgängig gemacht, aber bereits 1635 neuerlich vollzogen. Damit endete die Selbständigkeit der Niederösterreichischen Kammer. Ihre Agenden wurden von der Hofkammer übernommen. Kanzlei und Buchhalterei bestanden jedoch weiter, eine eigene Ein- und Auslaufstelle sogar bis zu den Reformen Maria Theresias, sodass Protokolle und Akten der Niederösterreichischen Kammer getrennt von denen der Hofkammer weitergeführt wurden.
3.1.3. Behördenchefs und Personal Eine genaue prosopographische Untersuchung der Mitglieder der Niederösterreichischen Kammer liegt nicht vor. Dennoch können einige Grundmuster der Karrieren der Behördenvorstände und Räte herausgearbeitet werden: Die Anzahl der Kammerräte, die auch höfische Ehrenämter innehatten, war relativ gering, groß hingegen die Anzahl jener Räte, die vor oder nach ihrer Tätigkeit bei der Niederösterreichischen Kammer beim Regiment tätig waren. Damit wird auch über das Personal eine enge Verflechtung dieser beiden Behörden sichtbar. Wenig verwunderlich ist, dass es einen regen personellen Austausch zwischen einzelnen Finanzbehörden gab. Die Tätigkeit bei der Niederösterreichischen Kammer qualifizierte für eine weitere Karriere bei der Hofkammer ebenso, wie das Amt des Hofzahlmeisters oder des Vizedoms eine Basis für eine Beförderung zum Niederösterreichischen Kammerrat darstellen konnte. Auch Karriereverläufe, die von oder nach Ungarn führten (Rat der Ungarischen Kammer, Oberster Proviantmeister, Kammergraf der ungarischen Bergstädte), waren – dem Tätigkeitsfeld der Niederösterreichischen Kammer entsprechend – nicht selten. Hingegen gab es offenbar keinen personellen Austausch mit der Böhmischen oder Schlesischen Kammer. Sehr gering waren auch die personellen Verbindungen zu ständischen Behörden. Sieht man von Sigismund von Herberstein ab, der auch Funktionen für die steirischen Stände wahrnahm, waren anscheinend lediglich in den letzten beiden Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts zwei Räte der Niederösterreichischen Kammer vor oder nach diesem Amt auch Verordnete und damit oberste Repräsentanten der Stände des Landes unter der Enns. Die stärkere Konzentration auf das österreichische Kernland war sicherlich auch dem Wegfall der innerösterreichischen Länder aus dem Zuständigkeitsbereich der Kammer geschuldet. Die vorher relativ hohe Zahl von Räten aus diesen Ländern, aber auch aus dem hinsichtlich seiner Finanzverwaltung traditionell fortschrittlicheren Tirol und aus Schwaben nahm nun deutlich ab. Im Jahr 1570 waren an der Kammer (ohne Vizedomamt) ca. 60 Personen tätig. Prominente Mitglieder der Niederösterreichischen Kammer waren z. B. der habsburgische Militär, Diplomat und als Begründer der Russlandkunde gefeierte Sigismund von Herberstein, die bedeutenden Protestanten Helmhard VIII. Jörger, der lange Jahre als Präsident der Kammer tätig und selbst äußerst wohlhabend war, und Ferdinand Hofmann,
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ebenfalls langjähriger Präsident der Hofkammer. Präsident der Niederösterreichischen Kammer war auch der spätere Gegenspieler Kardinal Khlesls Seifried Christoph Breuner.
3.1.4. Tätigkeitsbereich Charakteristisch für die Niederösterreichische Kammer war, wie bereits erwähnt, dass sie nicht nur die den Vizedomen übergeordnete Behörde darstellte, sondern dass ihr auch die ertragreichen, der Kompetenz der Vizedome entzogenen Exemtämter direkt unterstellt waren. Hierzu zählten in den innerösterreichischen Ländern bis zur Länderteilung von 1564 das Oberste Bergmeisteramt, das Eisenerzamt in Leoben, das Salzamt („Hallamt“) Aussee, die Aufschlagämter in Kremsbrücke, Kärnten und Krain, nach 1564 weiterhin die Salzämter Wien und Gmunden, die Aufschläge in Österreich ob und unter der Enns sowie zurückgelöste, ehemals verpfändete Herrschaften. Die Bedeutung der Niederösterreichischen Kammer ging aber über den gleichnamigen Länderkomplex hinaus, indem sie in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts etwa ein Drittel des Einkommens aus dem Königreich Ungarn verwaltete. Vor allem die wichtigen, nicht aus Naturalien sondern aus Bargeld bestehenden Einnahmen aus den Dreißigstämtern in Ungarn und Windischland sowie den Bergbau- und Münzprägekammern, die Festungen Raab und Komorn, die Herrschaft Ungarisch-Altenburg und zeitweilig einige westungarische Graf- und Herrschaften wurden nicht von der Ungarischen Kammer in Pressburg, sondern von Wien aus verwaltet. Auch nach der Eingliederung der Niederösterreichischen Kammer in die Hofkammer blieb diese Kompetenz erhalten.
3.1.5. Die Vizedomämter in Österreich ob und unter der Enns Die der Niederösterreichischen Kammer unterstehenden Vizedomämter reduzierten sich mit der Länderteilung von 1564 und der Loslösung der innerösterreichischen Länder (siehe Kap. VIII.3.2.2) auf Österreich ob und unter der Enns. Wegen der fast durchgehend bestehenden Doppelfunktion des in Wien ansässigen unterderennsischen Vizedoms als Kammermeister und Generaleinnehmer der Niederösterreichischen Kammer war dieses Amt bedeutender als sein Pendant in Linz. Vor allem fiel die Besoldung der Niederösterreichischen Regierung, Kammer und Buchhalterei in die Kompetenz des Wiener Amtes. Aufgrund der schlechten Forschungslage zu den beiden Vizedomämtern vor allem im 17. und 18. Jahrhundert ist eine Übersicht über die Entwicklung der Kammerherrschaften oder der Einnahmen- und Ausgabenstruktur der Ämter nicht möglich. Einige Tendenzen können aber auf Basis der Aufstellungen anlässlich der Beraitung der verpfändeten Herrschaften in den Jahren 1569 bis 1571 dennoch festgestellt werden. In Österreich unter der Enns waren damals ca. 50 Herrschaften verpfändet. Gemessen am Acker-, Wiesen- und Weingartenbesitz waren folgende Herrschaften am umfangreichsten: Drosendorf-Weikertschlag (Viertel ober dem Manhartsberg), Asparn a. d. Zaya, Staatz, Wolkersdorf (Viertel unter dem Manhartsberg), Ebenfurth, Enzesfeld, Rauhenstein-Rohr, Scharfeneck, Starhemberg, Unterwaltersdorf (Viertel unter dem Wienerwald). Im Viertel unter dem Wienerwald lag demnach auch der größte landesfürstliche Grundbesitz, der geringste im Viertel ober dem Wienerwald. Über ausgedehnten Weingartenbesitz, der
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VIII. Das landesfürstliche Finanzwesen
in Eigenbau bewirtschaftet wurde, verfügten die Herrschaften Mödling-Liechtenstein, Ebenfurth und Retz. Dem gegenüber waren die um 1570 bestehenden 24 Herrschaften im Land ob der Enns in der Regel kleiner und hatten auch einen geringeren Anteil an Eigenwirtschaft. Die geographischen Schwerpunkte der Kammerherrschaften lagen im Machlandviertel (nach 1779: östliches Mühlviertel) und im Attergau. Im Machland- und Mühlviertel zusammen lagen elf, im Hausruckviertel sieben und im Traunviertel sechs Herrschaften. Soweit eruierbar wurden alle bis spätestens 1700 verkauft. Für das ausgehende 16. Jahrhundert kann festgestellt werden, dass die wichtigste Einnahmequelle des Vizedomamts unter der Enns aus der Verpachtung des Ungelds (indirekte Steuer auf Wein) bestand. Die ebenfalls ertragreichen Urbarsteuern der auf landesfürstlichem Grund ansässigen Bauernstellen sowie in Kriegszeiten die Einnahmen aus den Aufgebots- und Hilfsgeldern der Untertanen und der Rüstgelder, die die Inhaber landesfürstlicher Pfandherrschaften zu leisten hatten, wurden zwar vom Vizedomamt eingenommen, aber an die Landstände abgeführt („Vizedomsquota“). Hohe Einnahmen des Vizedoms unter der Enns stammten aus dem in Personalunion geführten Kammermeisteramt. Diese Mittel kamen zu einem erheblichen Teil aus dem Salzamt Wien und waren für die Besoldung der genannten Behörden zweckgewidmet. Von den eigentlichen Amtseinnahmen bildeten nach dem Ungeld die Leistungen aus den Ämtern (Kellermeister-, Münzmeister-, Fischmeisteramt etc.) sowie der Grundherrschaften und Gerichte den zweitgrößten Einnahmeposten. Die höchsten regulären Ausgaben des Vizedomamts fielen für die Verwaltung, vor allem für die Niederösterreichische Regierung, aber auch die Kammer, die Kammerbuchhalterei, das Landrecht unter der Enns und für Amtleute und Diener an. Weitere Zahlungen waren für die Infrastruktur wie z. B. für das Wassergebäude in Nußdorf oder das Postwesen, die Erhaltung landesfürstlicher Weingüter und das Jagd- und Forstwesen, Kriegsrüstung, Hofhaltung, den Schuldendienst oder geistliche Stiftungen zu leisten. Noch schlechter erforscht als das Vizedomamt unter der Enns ist jenes für das Land ob der Enns. Anfang der 1560er Jahre stammten, sieht man von den Steuerbewilligungen der Landschaft, die über das Vizedomamt liefen, und einzelnen Krediten ab, die höchsten Einnahmen des Amts aus der Urbarsteuer. Insgesamt waren die Einkommen des Vizedoms ob der Enns deutlich geringer als die seines Kollegen unter der Enns. Im Zuge der maria-theresianischen Reformen wurden in den Jahren von 1745 bis 1750 die Vizedomämter unter und ob der Enns aufgelöst und die vizedomischen Güter und Einkünfte wohl in den 1750er Jahren verkauft. Präsidenten der Niederösterreichischen Kammer 1522–1525 1527–1537 1539–1566 1566–1567 1568–1594 1595/98–1600 1600/03–1609 1609–1610 1610–1618/19 1619–1625
Georg von Rottal Felician von Petschach Sigismund von Herberstein Adam von Schwetkowitz Helmhard VIII. Jörger von Tollet Ludwig von Hoyos Seifried Christoph von Breuner Hans Christoph Urschenbeck Hans Georg von Heussenstein (Heissenstein) Johann Balthasar von Hoyos
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Landesvizedome in Österreich unter der Enns 1498–1501 (1502)–1508 1508–1523 1523–1526 1526–1539 1539–1555 1555–1563 1564–1565 1565–1572 1573 1574–1602 1602–1606 1606–1629 1629–1643 1643–1654 1654–1664 (1665)–1683 1684–1694 1694–(1704) (1705)–(1724) 1735–1749
Sigmund Schneitpeck Hans Mader Lorenz Saurer Jörg (Georg) Khiembseer (Kyembsserr, Chiemseer) Marx (Markus) Beck von Leopoldsdorf Christoph Pold (Polt) Hans Widerpeuntner Christoph Haimer Hans Georg Freiherr von Kuefstein Christoph von Sonderndorf Wolfgang Furth (Fuerdt) (bis 1580 Verwalter) Maximilian Berchtold zu Sachsengang Christoph Strauß Veit Schinderl von Imendorf Karl Ulrici von Genghoffen Ägidius von Seeau Johann Friedrich Frhr. von Kriechbaum Gotthard Carl von Carlshofen Johann Benedikt von Weißenegg Ferdinand Franz Anton Frhr. von Waffenberg Maximilian Emanuel Hillebrand von Prandau
(zusammengestellt von Petr Maťa)
Landesvizedome in Österreich ob der Enns 1498–(1500) (1502)–1529 (1530)–(1550) (1553)–1560 1560–1590 1590–1621 1622–1628 1628–1648 1648–1674 (1675)–(1712) (1714)–1726 1726–(1742) (1743)–1749
Kaspar Perkheimer Georg Sigharter Johann Fernberger von Egenberg Jakob Gienger Cosmas Gienger Hans Adam Gienger Georg Pfliegl Konstantin von Grundemann und Falkenberg Georg Konstantin von Grundemann und Falkenberg Johann Anton Eckhard von der Thaan Martin Fortunat Ehrmann von und zu Falckenau Wolfgang Martin Ehrmann von und zu Falckenau Johann Joseph Eckhard von der Thaan
(zusammengestellt von Petr Maťa)
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VIII. Das landesfürstliche Finanzwesen
Quellenlage und Forschungsstand Das überlieferte Schriftgut der Niederösterreichischen Kammer befindet sich hauptsächlich im HKA. Der zentrale Bestand Hoffinanz und Niederösterreichische Kammer umfasst 626 Aktenfaszikel (1525–1749) sowie 703 Protokoll- und Indexbände (1535– 1751). Darüber hinaus ist das Schriftgut der Kammer auf mehrere Selekte, wie etwa Niederösterreichische Herrschaftsakten, Niederösterreichisches Münz- und Bergwesen, Niederösterreichische Landtagsakten, Obderennsisches Salzkammergut, Innerösterreichische und Oberösterreichische Herrschaftsakten, Innerösterreichisches und Oberösterreichisches Münz- und Bergwesen oder Innerösterreichische und Oberösterreichische Varia, aufgeteilt. Auch die Bestände Instruktionen, Autographe, Kontrakte und Reverse enthalten Akten der Niederösterreichischen Kammer. In der österreichischen Reihe der Gedenkbücher (Kopialbücher) im HKA sind ebenfalls Bände aus der Geschäftstätigkeit der Niederösterreichischen Kammer und des Vizedomamts eingeordnet. Umfangreiche Steuerbücher, Urbare und auch die Rechnungsbücher des Vizedomamts (und Kammermeisteramts) unter (1542–1751) und ob der Enns (1640–1748) bilden die Serie der „Bücher der Niederösterreichischen Kammer und des Vizedomamts in Österreich unter der Enns“. Zentral für die Erforschung der Behördengeschichte der Niederösterreichischen Kammer ist der Bestand Niederösterreichische Herrschaftsakten. Im NÖLA (Selbstverwaltung des Landes und Landtag bis 1945, Landstände und Selbstverwaltung bis 1935, Ständisches Steuerwesen, Vizedomische Bücher) sind ca. 106 Handschriften unterschiedlicher Art aus der Tätigkeit des Vizedomamts unter der Enns überliefert. Das OÖLA enthält keinen geschlossenen Bestand zum Vizedomamt ob der Enns, dessen Überlieferung nur sehr bruchstückhaft erhalten ist. Einzelakten sind in unterschiedlichen Serien erhalten: Zum Verkauf der vizedomischen Ämter siehe Archiv der Landeshauptmannschaft, Sch. 18 und 19, zu den Einnahmen des Amts von 1710 bis 1749 Herrschaftsarchiv Weinberg, Aktenbd. 40, Nr. 14. Obwohl die Regierungszeit Maximilians I. ein traditionsreiches Forschungsgebiet darstellt und die verwirrenden Verwaltungsreformen dieses Herrschers häufig thematisiert wurden, ist es nach wie vor schwierig, sich ein verlässliches Bild zu machen. Dies liegt u. a. am problematischen Zugang zu den „Regesta Imperii“ (fehlendes Sachregister) und an der intensiv geführten, andere Fragen in den Hintergrund drängenden Debatte um die Rezeption burgundischer Techniken der Finanzverwaltung. Die dominierende Forscherpersönlichkeit zu Maximilian I. war Hermann Wiesflecker. Wiesflecker selbst widmete sich, stark gestützt auf allesamt ungedruckt gebliebene Dissertationen seiner Grazer Studentinnen und Studenten (z. B. Kreuzwirth 1964, Jakovits 1968 und Hollegger 1983), an vielen Stellen seiner monumentalen Biographie Maximilians (Wiesflecker [H.] 1971–1986) und auch seiner Österreichischen Geschichte (Wiesflecker [H.] 1999) intensiv der Finanzverwaltung Maximilians I. Eine zusammenfassende Synthese ergibt sich daraus jedoch nicht. Auch Werner Kögls Arbeit zum Niederösterreichischen Regiment unter Maximilian I. kann eine profunde Gesamtdarstellung nicht ersetzen (Kögl 1975b). Ältere Arbeiten wie Adler (S.) 1886 oder Geyer 1924 bieten viel Material, müssen aber als überholt gelten. Zu verweisen ist daher auf die Darstellung von Hollegger im vorliegenden Band (Kap. V.2). Ein umfassendes Werk zur Niederösterreichischen Kammer liegt nicht vor. Für die Frühphase dieser Behörde sind die Studien Kögl 1971 (dort sind auch die drei Instruktionen der Behörde und zahlreiche andere Quellen ediert) und 1975a einschlägig, während
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Rill (G.) 1993/2003, Bd. 2, den größeren Kontext der Finanzen in den Anfangsjahren Ferdinands I. abdeckt. Nach wie vor äußerst instruktiv und materialreich ist der entsprechende Abschnitt bei Rosenthal 1887. Eine kurze Darstellung der Entstehung und des Aufgabengebiets der Niederösterreichischen Kammer gibt Rauscher (P.) 2004b. Die Eingliederung der Niederösterreichischen Kammer in die Hofkammer ist hingegen schlecht erforscht. Informationen bieten Hopf 1891, ÖZV I/1 und Hengerer 2007; bei Letzterem wie auch bei Rauscher (P.) 2004b findet sich auf Basis der von Chmel 1851 edierten Quellen Näheres zur personellen Besetzung der Behörde. Auch weitere Studien Hengerers zur Arbeit habsburgischer Finanzbehörden beschäftigen sich teilweise mit der Niederösterreichischen Kammer (Hengerer 2008c). Das Archiv der Niederösterreichischen Kammer inkl. Aspekte der Behördengeschichte werden im gedruckten Archivbehelf zum Hofkammerarchiv (Walter 1951b) und von Brunner 1948 beschrieben, die Kanzlei ist bei Stundner 1954 dargestellt. Für die Entwicklung des königlichen Kammerguts in Ungarn im 16. Jahrhundert ist Kenyeres 2003 einschlägig. Die Tätigkeit der Kammer bei der Beraitung des österreichischen Kammerguts in den Jahren um 1570 untersuchen v. a. Knittler 1989 (dort mit einer Übersicht über die Pfandherrschaften) und 1997 sowie Müllegger 1999, dessen Analyse allerdings recht knapp ausfällt. Vgl. dazu auch Rauscher (P.) 2004b. Ein detaillierter Überblick über die Entwicklung der landesfürstlichen Herrschaften existiert nicht. Eine Ausnahme bildet die ungedruckte Dissertation Hienert 1939 für das niederösterreichische Landesviertel unter dem Manhartsberg, die zeitlich allerdings nicht bis zur Veräußerung des vizedomamtlichen Besitzes unter Maria Theresia reicht. Im Gegensatz zu den von Ernst (E.) 1995 untersuchten steirischen Vizedomen liegen zum Vizedomamt unter der Enns nur wenige einschlägige Studien vor. Die ungedruckt gebliebene Diplomarbeit Zangerl 2001 untersucht die Finanzen des Vizedom amts unter der Enns im dritten Viertel des 16. Jahrhunderts. Daran anschließend liegt mit Serles 2007 eine mustergültige Analyse der Einnahmen und Ausgaben dieses Amtes für die Zeit um 1600 vor. Die Auflösung des Vizedomamts unter der Enns und die Veräußerung der von ihm verwalteten Güter beschreibt Petrin 1977, während für das Vizedomamt ob der Enns keine entsprechenden Studien existieren. Auch das Leitungspersonal der Vizedomämter ist abgesehen von den Aufstellungen bei Zangerl 2001 (zur zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts) und einer Namensliste der amtierenden Vizedome in Österreich unter der Enns für den Zeitraum von 1660 bis 1749 in einer Spezialstudie zu den Geburtsbriefen in den Büchern des Vizedomamts unter der Enns (Auer [E.] 1961/63, 59f.) wenig erforscht. Für Österreich ob der Enns existiert ein Verzeichnis der Vizedome von 1495 bis 1628 im OÖLA, Schlüsselberger Archiv, Hs. 33, und bis 1652 in Preuenhueber 1652. Die im vorliegenden Beitrag abgedruckte Liste der Präsidenten der Niederösterreichischen Kammer beruht auf Chmel 1851, Kögl 1975a; HKA, Vizedomamts-Hauptrechnungen 578–636 (1542–1623), und Niederösterreichische Herrschaftsakten N 29/c/1–4. Vgl. auch die Liste der Kammerpräsidenten in der Online-Publikation Müller (R.) 2013. Die von Joseph Chmel und Reinhard Müller (ohne Quellenangabe) genannten Daten weichen von den Angaben in den Rechnungsbüchern leicht ab, weshalb hier in einigen Fällen alternative Jahreszahlen geboten werden.
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VIII. Das landesfürstliche Finanzwesen
3.2. Landesfürstliche Finanzverwaltung in Innerösterreich Von Gernot P. Obersteiner 3.2.1. Vorgeschichte Der herzögliche Eigenbesitz in den innerösterreichischen Herzogtümern war im Hoch- und Spätmittelalter durch Schenkungen des Königs und dynastische Erbschaften stark angewachsen, sodass im 15./16. Jahrhundert für die Steiermark nicht weniger als 101 Herrschaften und Ämter, für Kärnten 33, für Krain 22 und für Friaul immerhin noch sechs Herrschaften bzw. Ämter als landesfürstliche Kammergüter aufgelistet wurden. Diese Eigengüter überwogen mit ihrem Ertrag aus Geld- und Naturaldiensten die Einnahmen aus den quasi öffentlich-rechtlichen Einnahmen wie den Regalien (Gerichtshoheit, Juden, Montan- und Salzwesen, Handelsmonopole, Forst, Jagd, Fischerei, Münze, Maut und Zoll) und den zunächst nur im Anlassfall eingehobenen Steuern, die später zu allgemeinen jährlichen Landessteuern wurden. Hinzu kam noch das Marchfutter, eine vom Marschall in bestimmten Regionen der Steiermark einzuhebende Haferabgabe für die bewaffnete Macht des Landesfürsten. An der Spitze der landesfürstlichen Finanzverwaltung standen in den einzelnen Ländern aus dem Klerus, dem niederen Adel oder dem Bürgertum entnommene, im Rang nur dem Landeshauptmann nachgehende und seit Mitte des 15. Jahrhunderts fix besoldete Funktionsträger, die in der Steiermark seit dem 13. Jahrhundert als Landschreiber (scribae) firmieren, in Kärnten und Krain als Vizedome.
3.2.2. Der Vizedom Die Ernennung des Vizedoms als oberstem Verwalter der landesfürstlichen Kammergüter erfolgte durch den Landesfürsten ohne Mitspracherecht der Stände. Die eigentliche Verwaltung der einzelnen Domänen und Regalien besorgten vom Vizedom eingesetzte Pfleger und Amtleute, Hofmeister, Münzmeister etc. gegen genaue Verrechnung. Auch unterstanden dem Vizedom die landesfürstlichen Städte und Märkte. Über die bäuerlichen Untertanen auf dem Kammergut übte er im „vizedomischen Gericht“ zusammen mit den beisitzenden Landräten eine gewisse judizielle Funktion aus, ebenso über die Juden als „herzogliche Kammerknechte“, die dem Vizedom bis zu ihrer Vertreibung aus der Steiermark und Kärnten 1496 – gegen eine finanzielle Gegenleistung der Stände – Schutzzahlungen leisteten. Der Kellermeister (für die Weinbergangelegenheiten), Überreiter (eine Art Handelspolizei für Vieh und Getreide), der Meersalzbereiter sowie der seit Ende des 15. Jahrhunderts feststellbare Oberbergmeister für das Montanwesen zählten zum unmittelbaren Einflussbereich der Vizedome. Im untersteirischen Cilli amtierte ein eigener landesfürstlicher Vizedom, dessen Amt 1498 mit jenem seines steirischen Amtskollegen vereinigt, jedoch 1518 wiederum davon getrennt wurde. Während der Verwaltungsreformen Maximilians I. wird auch eine zunehmende Professionalisierung des Vizedomamtes als Verwalter des landesfürstlichen Kammergutes bemerkbar. Die Vizedome der innerösterreichischen Lande verrechneten unter Maximilian I. mit der Schatz- bzw. Raitkammer in Innsbruck (mit Ausnahme der Bergwerke und
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Salinen), der der Landesfürst besonders vertraute, hafteten mit ihrem Vermögen für ihre Amtsführung und erhielten als Kontrollorgan einen Gegenschreiber beigestellt. Die Entlohnung durch verpachtete Güter oder andere Nutznießungen wich zunehmend einem fixen Salär. Ferdinand I. erließ nach 1527 eigene Instruktionen für dieses Amt. Im Zuge der Residenzgründung nach der Länderteilung 1564 kaufte der Landesfürst in unmittelbarer Nähe zur Grazer Burg ein Haus als Amtssitz für den steirischen Vizedom, doch musste dieser zahlreiche Kompetenzen an die neugegründeten innerösterreichischen Zentralbehörden abgeben, so beispielsweise die Besoldung der landesfürstlichen Beamtenschaft (mit Ausnahme der engeren Hofbediensteten), die an den Hofpfennigmeister überging, oder seine Mitwirkung an der militärischen Verwaltung, die der Inner österreichische Hofkriegsrat übernahm. Maximilian I. hatte schon 1510 den Vizedom mit der Errichtung eines Münzhauses in Graz beauftragt. 1529 an die Landstände verpachtet, ging die Grazer Münze 1555 wegen des Mangels an Edelmetallen ein, 1574/75 wurde sie wiedererrichtet. Während die Landstände bis 1607 wieder als Münzherren auftraten, blieb die Münzhoheit selbst landesfürstliches Privileg, sodass die Grazer Münze von der Wiener Hofkammer beaufsichtigt wurde (Hauptmünzinstruktion zwischen Landesfürst und Landständen 1578). Der Münzmeister und der Münzwardein überwachten und verrechneten die Produktion. 1772 stellte die Grazer Münze ihren Betrieb ein. Das Amt des Landesvizedomes ging im Zuge der maria-theresianischen Reformen, die in Innerösterreich ihren Ausgang nahmen, in den Jahren um 1750 in den neuen landesfürstlichen Mittelbehörden, den Deputationen bzw. Repräsentationen und Kammern, auf, zu deren umfassendem Zuständigkeitsbereich in erster Linie das Steuerwesen (Contributionale) und die Kammereinkünfte (Camerale) gehörten.
3.2.3. Die niederösterreichische Kammer in Graz und die Innerösterreichische Hofkammer Im Zuge seiner Verwaltungsreform errichtete Maximilian I. für die fünf niederösterreichischen Länder Österreich unter und ob der Enns, Steiermark, Kärnten und Krain und die zugehörigen küstenländischen Besitzungen an der oberen Adria kollegial besetzte Zentralbehörden. Während den Vizedomen jeweils die Verwaltung des landesfürstlichen Kammergutes anvertraut war, erhielten die Hof- und Raitkammern als eigentlichen Zuständigkeitsbereich die Regalien- und Steuerverwaltung übertragen. Die Regimentsordnung von 1502 bestimmte Hofrat und Hofkammer zu zentralen Hofbehörden ohne festen Sitz. Als Ferdinand I. nach dem Wormser Teilungsvertrag 1521 die nieder- und oberösterreichischen Lande übernahm, richtete er u. a. je eine Raitkammer in Wien und Innsbruck ein, die zu der in der Hofstaatsordnung von 1527 neuerlich fixierten Hofkammer ressortierten. Schatzmeister und mehrere Kammerräte führten in der Hofkammer die Aufsicht über das landesfürstliche Kammergut. Nach der habsburgischen Länderteilung 1564 nahm als eine der in Graz neu errichteten und für die gesamte innerösterreichische Ländergruppe zuständigen Landesbehörden die Innerösterreichische Hofkammer ihre Tätigkeit auf, die 1568 und 1571 nach dem Muster der Wiener Hofkammer Instruktionen erhielt. Mehrmalige Erweiterungen und Beschneidungen ihrer Kompetenzen sowie Rangstreitigkeiten – die Hofkammer unterstand dem Innerösterreichischen Geheimen Rat, wollte aber in dessen Umgehung direkt
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mit dem Wiener Hof korrespondieren – kennzeichnen die folgenden Jahrzehnte. Eine niederösterreichische Kammer in Graz als die eigentlichen Geldangelegenheiten besorgende Stelle blieb vorerst weiter bestehen und wurde – nach nur kurzzeitigen Vereinigungen – 1625 endgültig mit der Innerösterreichischen Hofkammer zusammengelegt (neue Instruktion 1638). Auch der niederösterreichischen Kammer (in Graz), deren Leiter nach 1571 den Titel eines Kammerpräsidenten führte, waren 1565 und 1571 schriftliche In struktionen zuteil geworden. In bestimmten, die Finanzen und die allgemeine Verwaltung und Gerichtsbarkeit gleichermaßen betreffenden Amtsgeschäften traten Kammer und Innerösterreichische Regierung zu einem „Corpus“ zusammen, in dessen Sitzungen der Statthalter als Chef der Regierung den Vorsitz führte. In finanziellen Angelegenheiten unterstanden die Landeshauptleute in Steiermark, Kärnten, Krain und Görz sowie die Hauptleute in Triest, Fiume, Aquileja und Flitsch der Hofkammer. Der Hofbuchhalter (Instruktion 1567) verrechnete die Einnahmen und Ausgaben und führte Buch über die an Pfandinhaber ausgegebenen Herrschaften und Ämter sowie über die Schuldverschreibungen. Die Ausgaben des landesfürstlichen Hofes in Graz (1564–1619/20) fielen in die Zuständigkeit des Hofkontrollors, der jedoch unter der Aufsicht des Obersthofmeisters stand. Der Hofkammermeister war Generaleinnehmer der ordentlichen und außerordentlichen Einnahmen und Gefälle. Zunächst wie der Hofkontrollor unter dem Obersthofmeister stehend, wurde er 1567 unter der neuen Bezeichnung Hofpfennigmeister der Hofkammer unterstellt und zahlte auch die Besoldungen an die landesfürstlichen Beamten aus. Als Ferdinand II. 1619 mit seinem Hof nach Wien übersiedelte, ließ er in Graz die innerösterreichischen Zentralbehörden bestehen, die weiterhin den Status von Hofstellen beanspruchten und auf dem Weg über den innerösterreichischen Hofvizekanzler mit der 1620 in Wien neuerrichteten Österreichischen Hofkanzlei und nicht mit der Wiener Hofkammer die Dienstkorrespondenz führten. Die innerösterreichische Kammerverwaltung wurde somit der Wiener Hofkammer nicht unmittelbar untergeordnet. Der Präsident der nach dem Geheimen Rat und der Regierung auf den dritten Rang gestuften Innerösterreichischen Hofkammer war selbst weiterhin Mitglied des Innerösterreichischen Geheimen Rates. Waren dem Präsidenten zunächst sechs Hofkammerräte und drei Sekretäre beigegeben, so stieg die Anzahl der Räte in den folgenden Jahrzehnten auf bis zu 16, ehe Leopold I. eine erneute Reduktion auf sieben Ratsstellen vornahm. Hatte die Instruktion des Jahres 1638 der Innerösterreichischen Hofkammer ihre Selbständigkeit bestätigt, zeigten sich unter Leopold I. bereits Bestrebungen, die Innerösterreichische der Wiener Hofkammer zu unterstellen, um einen besseren Überblick über das ausufernde Schuldenwesen zu erhalten. Auch wollte der Landesfürst 1666 zunächst keinen neuen Hofkammerpräsidenten auf den vakanten Posten ernennen. Die neue Instruktion von 1675 schwächte die Position der Hofkammer gegenüber dem Innerösterreichischen Geheimen Rat. Doch gelang es der Grazer Finanzbehörde zunächst, eine gewisse Autonomie zu wahren, ehe sie unter Joseph I. 1705/09 mittels eines „Konkordates“ zwar in den reinen Cameralia der Wiener Hofkammer unterstellt wurde, gleichzeitig jedoch bestimmte Ausnahmen und Prärogativen zugestanden erhielt. Die Aufsicht über die Postverwaltung in Innerösterreich (darunter die Postämter in Graz und Venedig) verblieb bei der Innerösterreichischen Hofkammer, nicht jedoch die Verwaltung der landesfürstlichen Zeughäuser, der Grazer Festung und des Proviantwesens für die im Land befindlichen Einheiten der kaiserlichen Armee; diese erhielt die innerösterreichische Kriegsstelle als Nachfolgerin des Grazer Hofkriegsrates übertragen. Das gemeinsame Gremium aus Vertretern von Regierung und Kammer bestand
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weiterhin, auch unterstützten unter Karl VI. Kommissionen für Montanwesen, Münzsachen, Maut- und Tarifangelegenheiten sowie das Kommerzium die Innerösterreichische Hofkammer, der allerdings 1736 die Zuständigkeit für das bedeutende Quecksilberbergwerk Idria entzogen wurde. Schon 1731 war die Kommerzialverwaltung im Küstenland (Litorale Austriaco) um Triest, Fiume, Zengg, Buccari und Carlobago einer eigenen Intendanz mit Sitz in Triest zugewiesen worden, in der zwar auch innerösterreichische Regierungs- und Hofkammerräte saßen, deren Tätigkeit jedoch von den Wiener Zentralstellen aus koordiniert wurde. Nachdem 1714 in Wien die Kassen vom Finanzwesen abgetrennt und der Universalbankalität als zentraler Rechnungsstelle übergeben worden waren, begann im Jahr darauf in Graz, Klagenfurt und Laibach jeweils ein Bankalkollegium mit seiner Tätigkeit. Mit der Aufhebung des Banco 1745 kam das Kassenwesen für einige wenige Jahre wieder an die Hofkammer zurück. In den Augen der Landesfürstin Maria Theresia bewährten sich die traditionellen inner österreichischen Zentralbehörden während des Österreichischen Erbfolgekrieges nicht in dem von ihr gewünschten Ausmaß, sodass bereits Mitte der 1740er Jahre der Innerösterreichischen Hofkammer weitere Kompetenzen verloren gingen. So wurden der Meersalzhandel und der landesfürstliche Forstdienst in Görz, Gradiska und im Küstenland direkt der Wiener Hofkammer unterstellt, während 1747 für das neugegründete Oberkammergrafenamt im Montanrevier rund um den Steirischen Erzberg das Münz- und Bergwerksdirektionshofkollegium in Wien die vorgesetzte Behörde bildete. In jenen Jahren waren Kärnten und Krain nach einer von Friedrich Wilhelm Graf Haugwitz durchgeführten gründlichen Kommissionierung der Finanzverhältnisse zum Probeschauplatz jener fundamentalen Verwaltungsreform geworden, die bald darauf die Behördenstruktur völlig neu ordnen sollte. Die 1747 gegründete „Cameral-, Commercial- und politische Repräsentation“ für beide genannten Herzogtümer war bereits nicht mehr den Grazer Stellen untergeordnet, sondern direkt Wien. Angesichts dieser Beschneidung des politisch-finanziellen Zuständigkeitsbereiches für den Innerösterreichischen Geheimen Rat und die Innerösterreichische Hofkammer war das Ende dieser Behörden im Jahr darauf nur folgerichtig. So erging seitens Maria Theresias am 6. Oktober 1748 eine Resolution an den damaligen Präsidenten der Inner österreichischen Hofkammer, seine Ratssitzungen zu schließen. Die im selben Monat in jedem einzelnen der drei innerösterreichischen Herzogtümer errichteten Deputationen in militaribus mixtis, contributionalibus et cameralibus trugen den auf Kosten der alten Hofkammer übertragenen Wirkungskreis für die Militärverwaltung, das Steuerwesen und die Kameraleinkünfte schon in ihrem Namen. Bis Mai 1749 wurden die Deputationen schließlich in jene Repräsentationen und Kammern umgestaltet, die gemeinsam mit den neuen Kreisämtern im Sinne von zentralen Landesbehörden für nahezu alles und jedes im Land zuständig waren. 1763 in ein Gubernium umgewandelt, war die Grazer Provinzialbehörde bis 1791 auch in der Kameralverwaltung wiederum für ganz Innerösterreich zuständig, ehe eine erneute Reduktion des Amtssprengels auf das Herzogtum Steiermark erfolgte.
3.2.4. Die innerösterreichische Hofkammerprokuratur Das seit 1568 kontinuierlich besetzte und 1571 erstmals mit einer Instruktion versehene Amt eines Kammerprokurators wurde 1625 zu einer innerösterreichischen Hofkammerprokuratur aufgewertet. Aufgabe des in anderen Territorien als Fiskal bezeichneten Spitzenjuristen war die Vertretung der landesfürstlichen und im übertragenen Sinn
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„öffentlichen“ Interessen. Der Hofkammerprokurator ging gegen verschwiegene Lehen sowie angemaßte Titel und Würden vor und wurde bei Majestätsverbrechen aktiv, sofern (gemäß einer kaiserlichen Resolution aus dem Jahr 1707) zwei Regierungs- und ein Hofkammerrat einen solchen Prozess befürwortet hatten. Fiskale in Kärnten und Krain unterstützten den Kammerprokurator bei seiner Arbeit; Leopold I. führte außerdem das Amt des Vizekammerprokurators ein. Zwischen 1632 und 1728 legten neue Instruktionen den Geschäftsgang der Kammerprokuratur fest. Seit Ende des 17. Jahrhunderts führten die Hofkammerprokuratoren auch den Titel eines Hofkammerrates. Mancher Amtsträger erklomm weitere Sprossen der Karriereleiter und erhielt nach seiner Zeit als Hofkammerprokurator höchste Funktionen in der Innerösterreichischen Regierung übertragen. Als Gubernial- und Regierungsräte begegnen die Kammerprokuratoren in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, nachdem die Hofkammer 1748 aufgehoben und ihr Wirkungsbereich von den neuen landesfürstlichen Mittelbehörden übernommen worden war. Zunächst weiterhin als Hofkammerprokuratur bezeichnet, erhielt dieses Amt später den Namen eines k. k. Fiskalamtes. Je nach territorialer Zuständigkeit der Ländergubernien konnten das steirische und das Kärntner Fiskalamt separat oder gemeinsam verwaltet werden. Landesvizedome in Steiermark 1498–1499 1499–1522 1522–1527 1527–1530 1530–1539 1539–1541 1541–1562 1562–1571 1571–1575 1575–1583 1583–1588 1588–1591 1591–1599 1599–1607 1607–1611 1612–1615 1615–1622 1622–1624 (1625)–1632 1632 1635–1646 1646–1688 1688–1701 1701–1706 1706–1711 1711–1716 1716–1720
Ulrich Stoppel Leonhard von Ernau Wolfgang Graswein zum Weyer Seifried von Windischgrätz Michael Meichsner Colman Prunner von Vasoldsberg Christoph Resch Bernhard Rindscheit zu Schielleiten Georg Seyfried von Triebenegg Andre von Metnitz Hans Georg von Traupitz Hans Georg von Frauenberg Hans Bernhard von Herzenkraft Alban von Mosheim Peter Kuglmann von Edenfels Sigmund Frhr. von Galler Reinprecht Moritz von Khünburg Philibert Schranz von Schranzenegg Sigmund (Frhr.) Kuglmann von Edenfels Christoph Eibiswald Andreas Eder von Kainbach Johann Andreas Zehentner Frhr. von Zehentgrub Rudolf von Stubenberg Zacharias Gottfried Frhr. von Webersberg Johann Maximilian Graf Khünburg Johann Maximilian Graf Herberstein Johann Joseph Graf Webersberg
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(1729)–1734 (1737)–(1740)
Joseph Graf Leslie Dismas Joseph Graf Dietrichstein Landesvizedome in Kärnten
1494–1505 1506–1507 1506–1512 1511–1531 (1535)–1542 1542 1543–(1547) (1566) vor 1579 1589–(1613) (1615)–(1631) 1634–(1644) 1646–(1655) 1657–1676 1676–1697 (1707)–(1739) (1741)–1747
Jörg Waldenburger Blasius Hölzl Hans Mansdorfer (auch Verweser) Andreas Rauber Christoph von Laas Bernhard Khevenhüller Siegmund Khevenhüller Georg von Paradeiser Melchisedech Seenuß Hartmann Zingl Johann Baptist Vischer Dominik Frhr. von Jöchlinger Johann Caspar Frhr. von Dornsperg Johann Ulrich von Basseyo Johann Franz Frhr. (Graf ) von Plaz Polykarp Joseph Graf Plaz Franz Ignaz Frhr. (Graf ) von Sternbach Landesvizedome in Krain
1498/99–1514 1514–(1529) (1532)–1537 1537–(1539) (1541) (1543)–(1546) (1548)–(1558) (1559)–1578 1578–1592 1592–(1595) (1596)–1602 1602–1607 1607–(1621) (1622)–1635 1636 (1637)–1649 1649–1663 1663–1674 1674–1701 1701–1721 1722–1741 1741–1747
Georg (Jörg) von Eck (Egkh) Erasmus Brau(n)wart Wolf von Lamberg Sigmund von der Dürr Pankraz Sauer (Amtsverwalter) Wilhelm Praunsperger Christoph von Khnüllenberg Georg Hofer von Höflein Niklas Bonhomo Ludwig Camillo Suarda Joseph Rabatta Philipp Cobenzl Joseph Panizoll Ottavio Panizoll Johann Karl Graf Portia Orfeo Graf Strassoldo Johann Friedrich Graf Attems Eberhard Leopold Graf Ursin von Blagay Franz Adam Graf Ursin von Blagay Franz Anton Graf Lanthieri Franz Seifried Graf Thurn Heinrich Graf Orzon
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Innerösterreichische Hofkammerpräsidenten 1564–1568 1568–1571 1572–1591 1596–1603 1604–1609 1610 1610–1612 1612–1615 1615–1626 1626–1635 1636–1653 1653–1660 1660–1675 1676–1678 1678–1702 1703–1714 1716–1720 1720–1737 1738–1748
Kaspar Frhr. von Breuner Georg Frhr. von Khevenhüller Hans Khiesl Ludwig Frhr. von Dietrichstein Hans Ulrich Frhr. von Eggenberg Julius Frhr. von Paar Hans Frhr. von Galler Johann Rosolenz, Propst von Stainz Polykarp Scheidt Maximilian Frhr. von Breuner Sigmund Ludwig Graf Dietrichstein Rudolf Graf Wagensperg Karl Gottfried Frhr. (Graf ) von Breuner Hans Sigmund Frhr. von Gleispach Franz Adam Graf Dietrichstein Karl Weikhard Graf Breuner Franz Ehrenreich Graf Trauttmansdorff Jakob Ernst Graf Leslie Franz Dismas Graf Attems
Präsidenten der niederösterreichischen Kammer in Graz 1571–1573 1573–1575 1576–1591 1591–1594 1594–1596 1598–1602 1603 1607–1609 1610–1622 1622–1624
Erasmus von Windischgrätz Georg Frhr. von Herberstein Hans Cobenzl von Prossegg Hans Vetter von Burgfeistritz Ludwig Frhr. von Dietrichstein Georg Freyeisen, Abt von Rein Johann Hoffmann, Abt von Admont Hans Sigmund Frhr. von Wagen Georg Frhr. von Galler Matthias Preininger, Abt von Admont Quellenlage und Forschungsstand
An archivalischen Quellen sind primär die reichhaltigen Bestände der Innerösterreichischen Hofkammer für den Zeitraum von 1564 bis 1748 im StLA zu nennen (geteilt in eine chronologische und eine Sachgruppenreihe mit Sonderbeständen und Reihen zu den landesfürstlichen Pfandherrschaften in Innerösterreich, zur Regalienverwaltung, zur Fischerei, dem Eisenwesen, dem Lipizzanergestüt in Lipica sowie den sog. Salzstaatsverzeichnissen, die eine gute Übersicht über den jeweiligen Beamtenstand bieten). Die sog. Meiller-Akten (benannt nach dem Beamten des HHStA Andreas von Meiller, der 1846 ihm wichtig erscheinende Akten der Grazer Zentralverwaltung auswählte und nach Wien verbringen ließ, von wo sie 1922 wieder retourniert wurden) enthalten ebenso Material zur landesfürstlichen Finanzverwaltung und Behördengeschichte wie der 1843 in der da-
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maligen Gubernialregistratur eingerichtete Selektenbestand der Miszellen mit Akten der Innerösterreichischen Regierung und der Innerösterreichischen Hofkammer. Die historischen Registraturen der Repräsentation und Kammer (1749–1763) und des nachfolgenden Guberniums (1763–1851), dessen territoriale Zuständigkeit sich oftmals änderte, lagern ebenfalls im StLA in chronologischen Reihen, durch zeitgenössische Indices und Protokolle erschlossen. Für die Repräsentation und Kammer und die ersten Jahrzehnte des „alten“ Guberniums (1763–1784) existiert zusätzlich noch eine Sachgruppenreihe. Für biographische Forschungen zur Beamtenschaft sind die nach Familien geordneten Akten des Alten und (ab 1782) Neuen Landrechtes heranzuziehen. Im Archiv der Republik Slowenien erliegt ein umfangreicher geschlossener Aktenbestand aus der Tätigkeit der Krainer Landesvizedome (Smole 1985–1997). Zum Thema der innerösterreichischen Zentralverwaltung immer noch unerreicht und am ausführlichsten Thiel 1916/30 (mit der älteren Literatur) und, weitestgehend darauf aufbauend, Mell 1929. Zur administrativen Sonderstellung der innerösterreichischen Kammerverwaltung im Rahmen des landesfürstlichen Finanzwesens nach 1620 Fischer (J.) 1929. Einen kurzen Überblick über die Verwaltungsstrukturen der Neuzeit bietet das Gemeinschaftswerk der „innerösterreichischen“ Archive Žontar 1988. Den Besitz des Landesfürsten in der Steiermark im 15. und 16. Jahrhundert dokumentiert das Werk Mell–Thiel 1908 (mit Anhängen: Urbare des landesfürstlichen Kammergutes in Kärnten, Krain und im Friaul). Zum Ende der Innerösterreichischen Hofkammer 1748 im Rahmen der maria-theresianischen Reformen Obersteiner 1993 sowie Wallas 1987. Eine ausführliche Studie zu Verwaltung und Kommerzium der küstenländischen Besitzungen im 18. Jahrhundert ist Faber 1995. Der Forschungsstand ist hinsichtlich der Vizedomämter sehr unausgeglichen. Untersucht wurden v. a. das Spätmittelalter (für Kärnten Webernig 1983, für Krain Žontar 1966), teilweise die Zeit bis zum Dreißigjährigen Krieg (Ernst [E.] 1995 für die Steiermark). Ein reicher Informationsfundus ist ein sechsbändiger Regestenkatalog der auf geistliche Stiftungen bezogenen Akten des Krainer Vizedomamts (Smole 1985–1997). Bei Thiel 1916/30 finden sich relativ zuverlässige Verzeichnisse der Präsidenten der Innerösterreichischen Hofkammer und der niederösterreichischen Kammer in Graz, die hier mit nur kleinen Korrekturen übernommen werden konnten (Verzeichnisse der Vizepräsidenten der Hofkammer und der Hofkammerprokuratoren ebenda). Für die Vizedome gab es bisher, wenn überhaupt, nur unzuverlässige Listen. Für die Steiermark liegt ein brauchbares Verzeichnis lediglich bis 1624 (Ernst [E.] 1995) vor, für Kärnten nur bis 1531 (Webernig 1983). Verzeichnisse der Krainer Vizedome – von Valvasor 1689, Tl. 3, Buch 9, über Hoff 1808, Bd. 1, und Klun 1852a bis Globočnik 1893 – sind vielfach fehlerhaft, und selbst die Liste bei Smole 1985–1997, Bd. 1, ist bei Weitem nicht fehlerfrei. Dasselbe gilt für die Listen der Kärntner Vizedome bei Hermann 1843/55, Bd. II/2, und Wutte 1937. Die hier gebotenen Verzeichnisse basieren daher zum großen Teil auf ergänzender Quellenrecherche von Petr Maťa.
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3.3. Die Oberösterreichische (Hof-)Kammer Von Wilfried Beimrohr 3.3.1. Territoriale Zuständigkeit Die Kammer in Innsbruck führte, gleich anderen hier residierenden „zentralen“ Verwaltungsinstitutionen, zweieinhalb Jahrhunderte das heutzutage eigentümlich anmutende geographische Adjektiv „oberösterreichisch“. Mit „Oberösterreich“ wurden mit Blick vom Osten nach Westen die Grafschaft Tirol sowie jene westlich des Arlbergs gelegenen verstreuten habsburgischen Territorien sprachlich überwölbt, die ihrerseits als Vordere Lande, Vorlande, später auch als Vorderösterreich bezeichnet wurden. Diese Vorlande zerfielen wiederum aus Gründen der Administration in zwei territoriale Blöcke. Den westlichsten und am Oberrhein gelegenen Gebieten (Elsass, Sundgau, Breisgau und Schwarzwald), den Vorlanden oder Vorderösterreich im engeren Sinne, wurde 1510 eine eigene Regierung und 1570 eine eigene Kammer zugestanden, wenn auch in Unterordnung unter die Innsbrucker Zentralbehörden. Alle weiteren vorländischen Herrschaften, die unter dem Sammelbegriff „Schwäbisch-Österreich“ firmierten (Grafschaften Nellenburg, Hohenberg, Burgau, Landvogtei Schwaben und die Donaustädte), sowie die Herrschaften vor dem Arl wurden weiterhin direkt von Innsbruck aus verwaltet. Örtlich und sachlich zuständig war die Oberösterreichische Kammer somit bis 1570 für die Grafschaft Tirol und sämtliche Vorlande, ab 1570 bis 1749, dem Jahr ihrer Auflösung, für die Grafschaft Tirol und den genannten Teil der Vorlande.
3.3.2. Die Kammer in der oberösterreichischen Verwaltungsstruktur Unter Maximilian I. und Ferdinand I. als Landesfürsten der Grafschaft Tirol und der Vorlande formierten sich in Innsbruck zwei zentrale und gleichrangige Verwaltungsinstanzen, die beide kollegial organisiert waren und Tirol und die Vorlande administrativ verklammerten: das Oberösterreichische Regiment oder die Oberösterreichische Regierung und die Oberösterreichische (Hof-)Kammer. Die Regierung war oberste Instanz der politischen (inneren) Verwaltung und fungierte zugleich als oberster Gerichtshof sowie als landesfürstlicher Lehnshof. Die Kammer war die oberste Instanz der Finanzverwaltung. Über diesen Behörden stand nach der Länderteilung von 1564 ein eigener Hofrat mit Hofkanzlei, später ein Assistenzrat für den Gubernator Maximilian III., aus dem sich ein Geheimer Rat entwickelte. An dieser Konstruktion hat auch die Herrschaftsübernahme der kaiserlichen Linie des Hauses Habsburg 1665 nichts geändert. In Innsbruck amtierten daher bis zu den maria-theresianischen Reformen Mitte des 18. Jahrhunderts drei Spitzenbehörden, im Sprachgebrauch der Zeit „Wesen“ genannt: der Oberösterreichische Geheime Rat, ihm nachgeordnet die Oberösterreichische Regierung und die Oberösterreichische Kammer, denen wiederum die Vorderösterreichische Regierung und die Vorderösterreichische Kammer unterstanden. Wichtige Angelegenheiten mussten von Regierung und Kammer, versehen mit einer ausführlichen schriftlichen Stellungnahme, an den Geheimen Rat herangetragen werden. Im Geheimen Rat wurde entschieden, die Ausführung aber Regierung und Kammer
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übertragen. Ab 1665 waren es die Hofstellen in Wien, welche die Entscheidungen trafen, die dann über den Geheimen Rat an Regierung oder Kammer weitergeleitet wurden. 1749 löste Maria Theresia den Oberösterreichischen Geheimen Rat und die Oberösterreichische Kammer auf und übertrug ihre Agenden (einschließlich der Verwaltungsagenden der erst 1782 aufgelösten Regierung) einer neu errichteten Repräsentation und Kammer. 1752 wurden die administrativen Bande zwischen Innsbruck und den Vorlanden (einschließlich Vorarlberg) gekappt, indem diese zu einer Provinz „Vorderösterreich“ zusammengefasst und verselbständigt wurden. Dieser neue Typus einer Einheitsverwaltung, bei der allgemeine Verwaltung und Finanzverwaltung einer Behörde anvertraut waren, wurde beibehalten, als die Tirolische Repräsentation und Kammer 1763 in ein Landesgubernium umgewandelt wurde. Dieses wurde 1782 neu organisiert und neben Tirol auch für Vorarlberg zuständig, das man aus dem vorderösterreichischen Verband herauslöste („Gubernium für Tirol und Vorarlberg“).
3.3.3. Organisation der Kammer Als eigentlicher Schöpfer der Oberösterreichischen Kammer ist Ferdinand I. anzusprechen. Das Bestreben Maximilians I., die Finanzverwaltung aus der allgemeinen Verwaltung herauszulösen und zugleich für seine Erbländer zu zentralisieren, indem er 1496 eine in Innsbruck angesiedelte Schatzkammer (Raitkammer) und zusätzlich 1497/98 an seinem Hof eine Hofkammer einrichtete, war wegen des dauernden organisatorischen Hin und Her von wenig Erfolg gekrönt. Mit der Kammerinstruktion von 1523 schuf Ferdinand jenes organisatorische Grundgerüst für die Innsbrucker Kammer, das gut 200 Jahre überdauern sollte. Die Behörde war kollegial organisiert, bestand also in ihrem Kern aus einem Ratsgremium mit vier Raiträten (später Kammerräte genannt), die unter der Leitung des Statthalters mehrmals in der Woche zu Sitzungen zusammentraten. 1544 erhielt die Kammer einen eigenen Behördenchef, den Kammerpräsidenten, der nun, allerdings nur als Primus inter Pares, anstelle des Statthalters die Kammersitzungen leitete. Bei Abstimmungen und Beschlussfassungen mit Stimmengleichheit entschied der mit dem Dirimierungsrecht ausgestattete Kammerpräsident. Bestimmte Beamte der Kammer gehörten dem Ratsgremium ex officio an: der Obristkammersekretär und der Kammermeister, später auch der Kammerprokurator. Für die Umsetzung von Beschlüssen verfügte die Kammer über einen behördlichen Hilfsapparat, der sich grob in zwei Funktionseinheiten gliederte. Es war dies zum einen die Kammerkanzlei, welche den Schriftverkehr der Kammer abzuwickeln, die Registratur und ein eigenes Archiv (Kammerschatzarchiv) zu führen hatte. Geleitet wurde die Kammerkanzlei vom Obristkammersekretär, die wichtigsten Funktionsträger dieser Kanzlei waren die Sekretäre. Die zweite Funktionseinheit umfasste die Raiträte, welche die Abrechnungen mit den Amtleuten, den Zöllnern, Weglohneinnehmern, Hüttamtsverwaltern etc. vorzunehmen hatten (später wurden zusätzlich Raitoffiziere eingesetzt), die obere und untere Kammerschreiberei, welche die dafür nötigen Schreibarbeiten durchführten, und letztlich die an Bedeutung gewinnende Buchhaltung. Eine spezielle Stellung hatte der Kammermeister. Dieser Generaleinnehmer und Kassenverwalter, über den alles Geld bar eingezahlt und ausbezahlt wurde, war der höchstbezahlte Beamte der Kammer. Er hatte für jedes Kalenderjahr, das dem Rechnungsjahr entsprach, über die eingenommenen und ausbezahlten Gelder eine Abrechnung vorzule-
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gen, die von den Kammerräten überprüft und abgenommen wurde. Eine Kontrolle war durch die Buchhaltung gegeben, welche die Einzahlungen an den Kammermeister und dessen Auszahlungen parallel verbuchte und über den Schuldenstand der Kammer Buch führte. Der Kammer beigeordnet war der Kammerprokurator, der ihr in allen Fiskalangelegenheiten als juristischer Beistand zu dienen und die heimgefallenen Lehen und den konfiszierten Besitz einzuziehen hatte. Schon bald mussten sich die Mitarbeiter der Kammer auf bestimmte Sachgebiete spezialisieren und als lose „Arbeitsgruppen“ – Departements oder Expeditionen genannt – zusammenarbeiteten. In wichtigen Angelegenheiten wurden, meist zusammen mit der Regierung, eigene Kommissionen oder Deputationen von Innsbruck nach außen entsandt, die sich vor Ort ein Bild der Situation verschaffen sollten. Die Kammer war auf die enge Zusammenarbeit mit der Regierung angewiesen, da viele finanzielle Aspekte hoheitliche Fragen berührten. Dieses Zusammenwirken von Kammer und Regierung war alles andere als friktionsfrei, denn es gab viele materiae mixtae, Aufgabenbereiche, in denen die Kammer die Regierung und umgekehrt die Regierung die Kammer beizuziehen hatte. Insgesamt konnte die Kammer, ohne mit der Regierung Rücksprache zu halten und ohne die Weisungen des Geheimen Rates einzuholen, von der Kassenverwaltung und der Abwicklung des Zahlungsverkehrs einmal abgesehen, von sich aus wenige Dispositionen treffen. 1707 wurde die Oberösterreichische (Hof-)Kammer direkt der kaiserlichen Hofkammer in Wien unterstellt; dabei blieb es bis 1749. Ob diese Maßnahme zu einer Effizienzsteigerung geführt hat, muss bezweifelt werden. Der Personalstand der Oberösterreichischen Hofkammer war im späten 16. und in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts relativ bescheiden. Es standen an die 50 Personen als Beamte und Bedienstete im Sold der Hofkammer, von den Kammerräten bis hin zu jenen Männern, die zu Pferd oder zu Fuß die Botengänge erledigten. 1639 betrug der reguläre Personalstand der Kammer 52 Personen (davon sechs Kammerräte); 1663 69 Personen (davon zehn Kammerräte). Erst nach 1665 erhöhte sich der Personalstand eklatant, weil mehr Kammerräte, Raiträte und Sekretäre angestellt worden waren. 1703 gab es 131 (zum Vergleich: der Geheime Rat und dessen Hofkanzlei beschäftigten 52, die Regierung 103 Personen), 1714 124 Kammerverwandte. Die Instruktion für die Oberösterreichische Hofkammer von 1721 setzte der Inflation von Kammerräten ein Ende. Die Zahl der Kammerräte, die neben dem Präsidenten im Rat vertreten waren, wurde auf zwölf begrenzt. Hinzu kamen als Ersatz vier extraordinari Kammerräte, die die Hälfte der Besoldung eines Kammerrates erhielten. Mit Ausnahme des Obristkammersekretärs durften, offensichtlich aus Gründen der Unvereinbarkeit, fortan keine Beamten und Amtleute der Kammer in deren Ratsgremium berufen werden.
3.3.4. Die Kammer und ihr Finanzhaushalt Als oberste Finanzbehörde der ober- und vorderösterreichischen Länder hatte die Oberösterreichische Kammer deren Finanzen zu verwalten. Eine Haushaltsplanung, die Erstellung eines Budgetvoranschlags, war damals unbekannt. Die öffentlichen Einnahmen und Ausgaben wurden nicht zentral verrechnet und verbucht. Vielmehr bestritt jedes Amt, ob Gericht, Zollstelle, Hüttenverwaltung oder die Saline Hall, das der Kammer „inkorporiert“ war, also ihr unterstand oder zumindest rechnungspflichtig war, aus sei-
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nen Einnahmen alle Ausgaben einschließlich der Personalkosten und des Sachaufwands. Zudem wurden diesen Ämtern der Zinsendienst für Kredite, die von der Kammer aufgenommen worden waren, sowie andere Zahlungsverpflichtungen der Kammer aufgebürdet. An die Kammer abgeführt wurden ausschließlich Überschüsse. Aus drei Bereichen, der Gerichtsbarkeit, der Grund- und Vogteiherrschaft sowie den Regalien, also aus dem „Kammergut“, bezogen der Landesfürst bzw. seine Kammer regelmäßige Einnahmen, von denen die Kammer, nach Abzug der Kosten, profitierte. Mit diesen „ordentlichen“ Kammereinkünften, dem Camerale, hätten nach traditioneller Auffassung der landesfürstliche Hof und der landesfürstliche zentrale Verwaltungsapparat das Auslangen finden müssen. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, kleinen Hofgerichten oder Hofmarken adeliger oder klösterlicher Provenienz, waren in Tirol die Gerichte, die lokalen Instanzen der Justiz und der Verwaltung, in der Hand des Landesfürsten. Aber die Einnahmen eines solchen Gerichts, auch eines weitläufigen und bevölkerungsreichen Landgerichts, mit seinen von den Parteien zu zahlenden Taxen, Sporteln und Strafgeldern, reichten gerade aus, die Kosten der Gerichtsbarkeit abzudecken. Auch wenn die meisten Gerichte nicht verpfändet gewesen wären, wäre hier mangels Überschüssen für die Kammer wenig zu holen gewesen. Reichlich flossen hingegen die Grundrenten, die der Landfürst aus der Grundherrschaft und aus ähnlichen Rechtstiteln bezog. Dieses Urbar- oder Domäneneinkommen war beträchtlich, denn in Tirol war der Landesfürst mit Abstand der größte Grundherr, auch wenn sein Urbarbesitz im Land unterschiedlich dicht verteilt war. Trotzdem spielten die Urbar- und Domäneneinnahmen für die Kammer eine untergeordnete Rolle. Der Grund ist allein darin zu suchen, dass der landesfürstliche Urbarbesitz und dessen Verwaltung im Regelfall mit den Gerichten zu einer administrativen Einheit verschmolzen waren. Eben diese landesfürstlichen Gerichte waren mitsamt ihren Urbaren an adelige Kreditgeber verpfändet, wodurch nicht die Kammer, sondern die adeligen Pfandinhaber die Einnahmen lukrierten. Es gab nur wenige Urbarämter (etwa das Kellenamt Meran, das Amt Bozen und das Urbaramt Kufstein), die nicht verpfändet oder verpachtet worden waren. Überwiegend stammten die gewöhnlichen Einnahmen daher aus Finanzquellen, die mit den Regalien zusammenhingen, mit dem Zoll-, Berg-, Münz- und Forstregal. Mit dem in Tirol seit dem späten 16. Jahrhundert einsetzenden Rückgang des Erzbergbaus, vor allem auf Silber und Kupfer, gingen die Einnahmen aus Fron und Wechsel zurück. Vielmehr musste der Bergbau durch Nachlässe bei Fron und Wechsel zunehmend indirekt subventioniert werden. Eine Ausnahmeerscheinung aus finanzieller Sicht war die als landesfürstliches Unternehmen geführte Saline Hall, die zeitweise ein Drittel und mehr zu den Einnahmen der Oberösterreichischen Kammer beisteuerte. In Summe eine ähnliche finanzielle Bedeutung hatten die rund 30 Zollstätten, die Zölle und Mauten kassierten. Die Münzstätte Hall, in eigener Regie betrieben, brachte ebenfalls einiges Geld ein. Auch das Forstregal, das in Tirol als landesfürstliches Obereigentum an den Wäldern interpretiert wurde, ist nicht zu unterschätzen. Davon profitierte einerseits direkt die Kammer, weil der florierende Holzexport an den südlichen Grenzgebieten nach Venedig reichlich Zollgelder einbrachte, andererseits (wovon allerdings die Kammer nichts hatte) die Bergwerke und Schmelzhütten, die kostengünstig mit Holz versorgt werden konnten. Um 1600 erstellte die Oberösterreichische Kammer eine Übersicht ihrer ordentlichen Einnahmen pro Jahr, gegliedert nach Einnahmeposten, basierend auf Durchschnittswerten der Jahre 1594 bis 1600. Demnach entfielen von den Einnahmen der Oberösterrei-
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chischen Kammer in der Höhe von rund 350.000 fl. (zum Vergleich: die Einnahmen der Vorderösterreichischen Kammer betrugen rund 61.000 fl.) auf den Einnahmeposten schwäbische und arlbergische Ämter 15 %, Zölle 33 %, Bergbau (Hüttmeister- und Silberbrennerämter sowie Münzmeisteramt Hall) 5 %, Saline Hall 37 %, Urbar und Domänen 9 %. Die Berggerichtsbarkeit war mit über 2.000 fl. defizitär; die Einnahmen aus der Gerichtsbarkeit waren mit 781 fl. unter der Wahrnehmungsgrenze. Die ordentlichen Ausgaben der Kammer waren zu vielfältig und zu zersplittert, um sie in eindeutigen Ausgabeposten zusammenfassen zu können. Die zwei ganz großen Brocken waren einerseits die Deputate an den Landesfürsten und andere Mitglieder des Hauses Habsburg, andererseits die Verwaltungskosten, die vorwiegend Personalkosten waren in Form von Besoldung, Wartgeld (für Dienstleistungen auf Abruf ), Gnadengeld (Dienstzulagen oder zusätzliche Vergütungen) und Provisionen (Pensionen). Von der Kammer direkt bezahlt wurden die Beamten und Bediensteten des Geheimen Rates (bzw. der Hofkanzlei), der Regierung, der Kammer sowie des Obristjäger- und des Obristforstmeisteramtes, des Hofbauamtes und der Zeughausmeisterei. Dagegen nahmen sich die finanziellen Zuwendungen an Klöster und Kirchen, beruhend auf Stiftungen der Landesfürsten, relativ bescheiden aus. Wenig aufregend war auch der finanzielle Aufwand für die Landesdefension (Unterhalt der Zeughäuser und Grenzfestungen, Beschaffung von Waffen und Munition), denn hier waren die Landstände als hauptsächliche Geldgeber gefordert. Selbst in friedlichen und wirtschaftlich prosperierenden Zeiten reichten die ordentlichen Kammereinnahmen nicht aus; die Kammer war auf Querfinanzierungen – auf zusätzliche Mittel – angewiesen.
3.3.5. Schuldenbewirtschaftung Die Oberösterreichische Kammer war chronisch schwer verschuldet. Ihre Grundprobleme bestanden darin, dass ihr zuwenig Steuern zuflossen und – in der Zeit der Länderteilung – der Aufwand für den Hof zu hoch war. Gelebt wurde über die Verhältnisse, und daher war man auf Fremdfinanzierung angewiesen. Wie dramatisch die Situation mitunter gewesen ist, soll folgendes Beispiel veranschaulichen: Um 1560 erzielte die Oberösterreichische Kammer in sieben Jahren Einnahmen von rund 600.000 fl. Von diesen Einnahmen entfielen 40,9 % auf zu verzinsende Geldkredite und 5,7 % auf unverzinste Pfandschaftskredite. Der Anteil der von den ober- und vorderösterreichischen Landständen abgelieferten Steuern betrug 19,4 %. Angewandt wurden seit dem Mittelalter zwei Arten der Kreditfinanzierung. Die eine war Geld zu leihen gegen Zinszahlungen, die andere war die sog. Verpfändung. Bei letzterer wurde einem Kreditgeber oder Gläubiger ein Amt einschließlich der damit verbundenen administrativen Rechte und finanziellen Nutzungen auf bestimmte oder unbestimmte Zeit überlassen. Die Verzinsung für das Darlehen steckte im Gewinn, den der Pfandnehmer oder Pfandinhaber aus dem von ihm genutzten Pfandobjekt schlug. Aufgelöst wurde das Vertragsverhältnis erst durch Rückzahlung des gesamten Darlehens in einem. In die Verlegenheit, solche Pfandschaften auflösen zu können oder zu müssen, kam die Kammer selten, zumal diese Pfandschaften unter dem Adel als sichere und prestigeträchtige Kapitalanlagen geschätzt wurden und schnell wieder einen Käufer fanden. In Tirol waren, wie erwähnt, neben den Bezugsrechten, die im Bergregal gründeten, fast ausschließlich die Gerichte mitsamt ihren Urbaren von Verpfändungen betroffen, sodass
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nur wenige Gerichte direkt von landesfürstlichen Beamten administriert wurden. Die Verpfändungen, die bereits im Spätmittelalter eingesetzt hatten, sind ein Indikator für die Finanznot und mangelnde Kreditwürdigkeit des Landesfürsten, denn aus finanzieller Sicht sind der Kammer daraus nur Nachteile erwachsen. Der Umstand, der als Vorteil gewertet werden könnte, dass für Darlehen keine Zinsen zu bezahlen waren, wurde dadurch aufgewogen, dass der Kammer Einkünfte entgingen. Der zur Gewissheit verdichte Verdacht der Kammer, die sich ohnedies schwer tat, die Pfandschaften und das Pfandkapital in Evidenz zu halten, die Pfandinhaber würden mehr als den vorgesehen Gewinn, der einer Verzinsung von fünf Prozent entsprechen sollte, aus ihrer Pfandschaft schlagen, war durchaus berechtigt. Nur einmal, in den Jahren nach 1703 (in diesem Jahr waren bayerische Truppen in Tirol eingefallen), wagte man es, die Pfandkapitalien generell zu erhöhen, indem die Pfandinhaber Kapital nachschießen mussten. Die Verpfändungen hatten nämlich eine heikle politische Dimension: Der Adel betrachtete sie als lukrative Geldanlage, die ihm obendrein die stolze Position einer Gerichtsherrschaft einbrachte, unbeliebt waren sie unter den Gerichtsgemeinden, die meinten, durch ihr Gewinnstreben hätten die Pfandinhaber mehr das eigene als das allgemeine Wohl im Auge. Seit dem 17. Jahrhundert wurden Pfandschaften unter dem Rechtstitel des Lehens, als sog. Pfandlehen, vergeben. Das erschwerte die Evidenzhaltung zusätzlich, weil die Pfandlehen in die Zuständigkeit der Regierung als Lehnshof fielen. Laut einer Aufstellung der Gubernialbuchhaltung aus dem Jahre 1802 waren in Tirol und Vorarlberg 124 Objekte als Pfandschaften und Pfandlehen ausgegeben bzw. mit dem Vorbehalt des Rückkaufs auf ewige Zeit (Ewige Losung) verkauft worden. Bei 27 Objekten war die Kreditsumme (der Pfandschilling) unbekannt. Bei den restlichen 97 Objekten, in der Hauptsache Gerichtsherrschaften, machte der Pfandschilling insgesamt 2,694.882 fl. aus. Davon entfielen 953.425 fl. auf Pfandschaften, 1,330.812 fl. auf Pfandlehen, 394.444 fl. auf Ewige Losung; bei 16.200 fl. war der konkrete Rechtstitel unbekannt. Die Verpfändung war ein beschränktes, teures und gefährliches Instrument der Geldund Kreditbeschaffung. Das wurde auch erkannt, die Kammer hütete sich, ertragreiche Finanzquellen wie Zollstätten, die Saline Hall oder die Münzstätte Hall aus der Hand zu geben. Als Alternative blieb nur übrig, Geld zu leihen und dafür Zinsen zu zahlen. Dabei wurde aber der Großteil der Kredite, welche die Kammer aufgenommen hatte und die ihr zuflossen, nicht auf der Kammer, sondern auf den Ämtern besichert (bevorzugt auf der Saline Hall), die auch die dafür jährlich fälligen Zinsen zu entrichten hatten. Die aufwendige Hofhaltung stand mit den Einnahmen aus dem Kammergut und den ohnedies nur sporadisch fließenden Steuern in keinem vernünftigen Verhältnis. Folge dieses latenten Defizits war eine dauernde Neuverschuldung der Kammer. Unvorhersehbare Ereignisse wie Krieg, selbst wenn das Land davon nicht unmittelbar betroffen war, brachten den Kammerhaushalt vollends aus dem Gleichgewicht. Dass zwischen 1618 und 1625 die Staatsschuld der ober- und vorderösterreichischen Länder von 6,4 auf über 9 Mio. fl. emporschnellte, ist vor allem dadurch verursacht, dass für die militärische Besetzung des Prättigaus und des Unterengadins und die Niederschlagung des dortigen Aufstandes über 2,9 Mio. fl. aufgebracht werden mussten. Als 1665 die tirolische Linie der Habsburger ausstarb, wurde ein Kassensturz gemacht. Auf den ober- und vorderösterreichischen Ländern, die jetzt an Leopold I. fielen, lasteten Kredite in der Höhe von fast 4,4 Mio. fl. (davon 3,4 Mio. fl. im Bereich der Oberösterreichischen Kammer). Erschreckend war aber, dass sich 4 Mio. fl. an nicht ausbezahlten Kreditzinsen (Oberösterreichische Kammer 2,2 Mio. fl.) angestaut hatten. Zu
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diesen insgesamt 8,4 Mio. fl. kamen noch 900.000 fl. laufende Schulden hinzu. Entsprechende Daten für die Zeit danach waren nicht zu ermitteln. 1715 wurde ein staatliches Kreditinstitut, die Universalbankalität, errichtet, das alle Schulden sammeln, verzinsen und tilgen bzw. Kredite aufnehmen sollte, das aber nach wenigen Jahrzehnten wieder einging. Erst die 1751 gegründete Schwazer Kreditkasse hatte dann Bestand. Präsidenten der Oberösterreichischen (Hof-)Kammer
1544–1556 1556–1578 1578–1596 1597–1613 1613–1620 1620–1622 1623–1638 1639–1650
Wilhelm Schurff (bis 1544 Oberster Kammerrat) Blasius Khuen von Belasy Cyriak von Haidenreich Christoph Vintler zu Plätsch Matthias Burgklehner d. J. (Vizepräsident) Hans Ulrich Hämmerle Leo Marquard Schiller von Herdern Isaak von Volmar (seit 1644 vertreten vom Vizepräsidenten Johann Michael Schmaus) Bernhard Gemelich 1650–1656 1656–1659 Jakob Kurz von Thurn 1660–1664 vakant Johann Venerand (Frhr.) von Wittenbach (bis 1669 Vizepräsident) 1664–1672 1672–1688 vakant (vom Hofkammerrat Christian Zech von Deybach Frhr. zu Sulz administriert) 1688–1693 Christian Zech von Deybach Frhr. zu Sulz (1698)–(1702) Johann Franz (Frhr.) von Coreth (1707)–1713 Dominik Zingnis (Frhr. von Freyenthurn) 1713–1732 Johann Bernhard Thomas Graf Künigl Joseph Oswald Sigmund Graf Trapp (1733)–1749 (zusammengestellt von Petr Maťa)
Quellenlage und Forschungsstand Eine Erforschung des oberösterreichischen Finanzwesens kann sich auf die beiden in seltener Vollständigkeit überlieferten, zum guten Teil im ursprünglichen Ordnungszustand erhaltenen, aus Akten- und Buchreihen bestehenden Registraturen der (Hof-)Kammer (Kammerregistratur) und von deren vorgesetzten beratenden Gremien in Innsbruck (Hofregistratur) stützen. Zur archivalischen Überlieferung des TLA zusammenfassend Stolz 1938, Dörrer 1989 und Beimrohr 2002. Amtsordnungen und Instruktionen für die Oberösterreichische Kammer sind für die Jahre 1523, 1536 (Edition: Rosenthal 1887, 291–315), 1613, 1646, 1703 und 1721 in der Handschriftensammlung des TLA erhalten. Die Abrechnungen des Kammermeisters sind in Form der sog. Raitbücher geschlossen für den Zeitraum 1454 bis 1751 überliefert (Wiesflecker [A.] 1987). Die Verwaltung der Grafschaft Tirol in der Frühen Neuzeit ist allerdings, auf zentraler wie unterer Ebene, ein Stiefkind der Geschichtsforschung. Im Besonderen gilt das für die Finanzverwaltung, deren Organisation und Handeln erst in Ansätzen erforscht ist. Die beste Übersicht bietet Stolz 1998 (eine postum, drei Jahrzehnte nach dem Tod des Ver-
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fassers erfolgte Publikation des hinterlassenen Manuskripts, das den Forschungsstand der frühen 1950er Jahre widerspiegelt). Mit Beimrohr 2013 liegt nun eine neuere Publikation über dieses Thema vor. In den 1960er und 1970er Jahren entstanden an der Universität Innsbruck zwölf ungedruckte Dissertationen, in denen landesfürstliche Zentralbehörden in Innsbruck – Regiment/Regierung, Kammer und Hofrat/Geheimer Rat – zwischen 1520 und 1754 nach einem gemeinsamen Muster bearbeitet wurden; in chronologischer Abfolge: Spechtenhauser 1975 (1520–1540), Rizzolli 1975 (1541– 1564), Schmid (M.) 1971 (1564–1585), Überbacher 1972 (1586–1602), Putz 1973 (1602–1619), Tasser 1973 (1619–1632), Erlacher 1973 (1632–1646), Seeber 1977 (1646–1665), Sölva 1974 (1665–1679), Staudinger (H.) 1968 (1679–1710), Linke 1967 (1711–1740) und Oberhofer 1985 (1740–1754). Im Vordergrund stehen nicht der Aufbau und die Organisation der Behörden, sondern die Biographien und die beruflichen Laufbahnen ihrer Beamten und Bediensteten. An älterer Literatur ist noch anzuführen Mayer (Th.) 1919/20, Werunsky 1894–1938, 1151–1177, und Stolz 1943. Zum Verhältnis gegenüber den vorderösterreichischen Behörden siehe Gesamtinventar 1998–2014, Bd. 2. Die Auswirkungen der maria-theresianischen Verwaltungsreformen behandelt Bundsmann 1961. Vergleichende Bemerkungen zur Bedeutung Tirols und der Vorlande im Gesamtkontext der Finanzen Ferdinands I. bei Rauscher (P.) 2004b.
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3.4. Kameralverwaltung in den Vorlanden 3.4.1. Vorderösterreich Von Peter Steuer Die „Vorlande“, die österreichischen Besitzungen nördlich und westlich von Arlberg und Fernpass, gliederten sich um 1500 in drei Komplexe: Vorarlberg, Schwäbisch-Österreich und „Vorderösterreich“, womit der verbliebene Rest der alten Stammlande des Hauses Habsburg im Oberelsass, Sundgau, Breisgau, Frickgau und auf dem Schwarzwald bezeichnet wurde. Eine eigene Länderstelle hat zunächst nur Vorderösterreich erhalten, Vorarlberg und die verstreuten österreichischen Herrschaften in Schwaben wurden dagegen bis 1753 weiterhin von Innsbruck aus verwaltet. 3.4.1.1. Die Vorderösterreichische Kammer in Ensisheim und Freiburg (1500–1752) Der wohl 1506 oder 1507 in dem elsässischen Landstädtchen Ensisheim errichteten und erstmals 1510 mit einer Ordnung versehenen, zunächst „Regiment“ genannten Vorderösterreichischen Regierung war vorerst keine Kammer beigegeben worden, die in letzter Instanz Kassenprüfung und Rechnungskontrolle besorgt, die Kammergüter visitiert oder das fürstliche Kammergut gemehrt hätte. Diese und weitere zentrale Aufgaben blieben bis 1570 der Oberösterreichischen (Innsbrucker) Kammer vorbehalten, während der Vorderösterreichischen Regierung zunächst die Funktion einer Zuträgerin zugewiesen wurde, die in der Hauptsache für die Weiterleitung der Amtsgefälle und -rechnungen in die Zentrale zu sorgen hatte, ohne zugleich in ausreichender Zahl mit dem hierfür benötigten und qualifizierten Personal ausgestattet zu sein. Die Kammergutsverwaltung besorgte in Ensisheim vor allem der Generaleinnehmer, dessen Amt aus demjenigen des Hubmeisters hervorgegangen war und der laut Regimentsordnung von 1523 dem Kollegium der Regierungsräte nicht angehörte. In der Regel nur von einem Generalsuperintendenten sowie im Bedarfsfall durch Personal der Regierung unterstützt, zog er im Auftrag der Oberösterreichischen Kammer die Gefälle der Ämter und Pfandschaften sowie die von den Ständen bewilligten Türkenhilfen ein. Er beaufsichtigte die ständischen Steuereinnehmer und legte umfassend Rechnung, die – ebenso wie die Rechnungen der lokalen Amtsträger – jährlich zur Revision nach Innsbruck einzusenden war. Das Interesse des Landesfürsten, die Überwachung der Beamtenschaft und die Wahrung des Kammergutes oblagen bei der Regierung dem Fiskal oder, wie er bald schon hieß, dem Kammerprokurator. Bis 1570 unterstanden dieser und der Generaleinnehmer der Oberösterreichischen Kammer unmittelbar. Diese Organisation der Finanzverwaltung, bei der die Ensisheimer Regierung im Auftrag der Oberösterreichischen Kammer subsidiäre Funktionen erfüllte, bewährte sich auf längere Sicht nicht. Die Regierungsräte beklagten sich über erhebliche sachfremde Mehrarbeit, jede größere Ausgabe musste durch Innsbruck genehmigt werden, und durch die langen Postwege verzögerte sich die Erledigung der Geschäfte. Den Ausschlag zur Änderung der Verhältnisse gaben aber die tirolischen Kammerräte, die 1566 den neuen
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Landesherrn Erzherzog Ferdinand II. von ihrer Überlastung mit vorländischen Kammersachen zu überzeugen und die Einrichtung einer Vorderösterreichischen Kammer in Ensisheim auf den Weg zu bringen wussten. Nachdem eine landesfürstliche Kommission die Verhältnisse noch 1566 vor Ort untersucht hatte, wurde die Errichtung der neuen Stelle beschlossen. Der kollegial organisierten Behörde, die am 14. Juli 1570 ihre Arbeit aufnahm, gehörten fünf Räte an, neben dem Kammerprokurator zunächst auch der Generaleinnehmer, der aber – weil seine Geschäfte zu kontrollieren Sache der Kammer war – wahrscheinlich schon bald wieder aus dem Gremium ausschied. Geschäftsführend war nach der Ordnung von 1570 ein Oberster – in der Regel der dienstälteste – Rat, der die Sitzungen anberaumte, die Umfrage hielt und die Voten protokollierte, ansonsten aber lediglich Primus inter Pares sein sollte. Im beginnenden 17. Jahrhundert nahm dieser nach Innsbrucker Vorbild den Titel Präsident an; ob damit entsprechende Kompetenzen und Besoldungshöhe verbunden waren, ist nicht bekannt. Die Kammer verfügte über eine eigene Schreiberei, die von einem Kammersekretarius geleitet wurde, der als Rat dem Kollegium angehörte. Nach der erneuerten Kammerordnung von 1604 lautete seine Amtsbezeichnung Kammerkanzleiverwalter, ihm unterstanden je ein Kammersekretär, Registrator, Expeditor oder Botenmeister, vier Kanzleischreiber und ein „verschwiegener, frommer Junge“ als Gehilfe. Kammerräte mussten nicht notwendigerweise Doktoren oder Lizentiaten sein, sie erhielten dann aber mit 360 fl. auch nur 80 % der Besoldung eines gelehrten „ordinari Rates“. Dem Obersten oder Ersten Kammerrat stand ein Jahresgehalt von 600 fl. zu. Das Beschäftigungsverhältnis der Räte war zeitlich nicht befristet, sondern beruhte auf dem Prinzip der Dienstmiete, d. h. es konnte von ihnen selbst wie auch vom Dienstherrn jederzeit gekündigt werden. Dienststunden und Arbeitszeiten waren den Kammerräten, die im Übrigen alle Amtsgeschäfte strikt geheim halten und der katholischen Religion zugetan sein mussten, exakt vorgeschrieben, auch gab es detaillierte Vorschriften für Urlaube oder krankheitsbedingte Fehlzeiten. Nach gegenwärtigem Forschungsstand waren adelige Räte in der Kammer sicher ebenso zahlreich vertreten wie in der Regierung; ob in dem Gremium das adelige oder das bürgerliche Element überwog, müsste erst noch eingehend untersucht werden. Verglichen mit der Regierung war die Kammer in ihrem Verhältnis zu Innsbruck erheblich unselbständiger, sie war der dortigen Hofkammer unmittelbar nachgeordnet, durfte wichtige Angelegenheiten nicht selbst entscheiden, besaß nur ein Amts-, aber kein „Majestätssiegel“ zur Fertigung rechtsgültiger Verträge, musste stattdessen Pacht- und Pfandbriefe, Schuldverschreibungen, Bestallungen und alle sonstigen in ihren Geschäftsbereich einschlagenden Urkunden zur Prüfung und Fertigung nach Innsbruck einsenden. Formal waren die zumindest im Kriegsfall zu enger Kooperation verpflichteten vorder österreichischen „Wesen“, wie Regierung und Kammer nach Innsbrucker Usus genannt wurden, völlig gleichberechtigt, jedoch wurde das beiderseitige Verhältnis durch unklare Kompetenzabgrenzung und Streitigkeiten um Präzedenz, Besoldungshöhe und Gratifikationen häufig getrübt. In der Hauptsache war die Kammer die Einnahme- und Zahlstelle für den Zuständigkeitsbereich der Vorderösterreichischen Regierung. Außerdem gehörten die Wahrung des landesfürstlichen Vermögens sowie die Sicherung und – wenn möglich – Steigerung der Amtsgefälle zu ihren Kernaufgaben. Zentrale Figur bei deren Wahrnehmung war der Kammerprokurator, der nach den Ordnungen von 1523, 1570 und 1604 als ständiger Rechtsvertreter des Landesfürsten
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und des Kammerguts die Reputation und die finanziellen Interessen des Herrscherhauses zu wahren hatte. In Fällen von Dienstpflichtverletzungen der Beamten, von Ungehorsam gegen landesfürstliche Befehle oder von Felonie der Lehnsleute strengte er von Amts wegen als Kläger fiskalische Prozesse an, wobei er jedoch nur auf Weisung der Regierung tätig werden konnte, weil die Kammer keine eigene Finanzgerichtsbarkeit hatte. Urteile zum Nachteil des Landesfürsten waren vor der Eröffnung Innsbruck zur Prüfung vorzulegen. Außerdem vertrat der Kammerprokurator Vasallen bei Anfechtung ihres Lehnsbesitzes, überwachte routinemäßig das Personal in Justiz und Verwaltung, „war Heger, Pfleger und Mehrer des fürstlichen Kammerguts, der Regalien und privilegia fisci“ (Seidel 1980), zog durch seinen Gehilfen, den „Untermarschalck“, Konfiskationen ein und war generell bei jedem Verdacht auf Verletzung der Sitten- und Religionsmandate einzuschreiten verpflichtet. Die Eintreibung der Kammergefälle, die Kontrolle des Eingangs der von den Ständen bewilligten Kontributionen, die Führung zentraler Kassen und die Anweisung der Mittel für Besoldungen, Anschaffungen und Investitionen oblagen weiterhin dem Generaleinnehmer und seinem Gehilfen, dem Generalsuperintendenten, deren räumliche Zuständigkeit nach der Kammerordnung von 1604 zusätzlich auf die Landvogteien Hagenau und Ortenau ausgeweitet wurde. Die übrigen Kammerräte verbuchten die Gefälle- und Steuereingänge, prüften einmal jährlich die Abrechnungen und Belege des Generaleinnehmers und der lokalen (auch der ständischen) Einnehmer, bewerteten in jedem Einzelfall die Rechtmäßigkeit der getätigten Ausgaben und betrieben unnachsichtig die Ausgleichung bestehender Kassenreste. Alle Rechnungen und Belege wurden zur Endkontrolle nach Innsbruck geschickt, in Ensisheim verblieben nur Doppelfertigungen oder Abschriften. Weitere zentrale Agenden der Kammer waren die Mehrung des Kammerguts (etwa durch profitablere Verpfändung oder Verpachtung von Herrschaften, Gütern, Gerechtigkeiten und Nutzungen), die Förderung des Bergwesens und die Kontrolle der Münzstätte in Ensisheim, die Auswahl qualifizierter örtlicher Amtleute, Kreditaufnahme und Schuldenverwaltung sowie in Ansätzen eine staatliche Bevorratungswirtschaft (Proviantierung und Bestückung der festen Schlösser, Bau und Belieferung von Kornmagazinen, Zeughäusern etc.). Höchsten Anforderungen musste die Kammer im Kriegsfall genügen, wenn die Beschaffung der Mittel für die sprunghaft anwachsenden Militärausgaben ein hohes Maß an Kreativität und Organisationstalent erforderte. Wichtigste Einnahmeposten der Kammer waren einmal Naturalgefälle (vor allem Getreide und Wein), die der Landesherrschaft aufgrund unterschiedlicher Rechtstitel zustanden, sodann die Nutzungen aus den iura regalia, von denen das Zollregal das mit Abstand gewinnbringendste war (bes. wichtig der Rheinzoll bei Ottmarsheim), gefolgt von Berg-, Gerichts-, Markt-, Maut-, Salz-, Forst-, Jagd-, Fischerei- und Münzregal sowie den ebenfalls als Regal beanspruchten Konfiskationen. Schließlich vereinnahmte die Kammer vielfältige Verwaltungs- und Gerichtsgebühren, leibherrliche Abgaben und Rekognitionszinse, Anteile am städtischen Pfundzoll sowie die von den Ständen bewilligten und eingezogenen Weinungelder („böser Pfennig“) und Türkenhilfen. Ausgaben wurden regulär vornehmlich für den Schuldendienst, Besoldungen, Gratifikationen und Verehrungen, Zehrgelder und sonstige Spesen, sodann Landesdefension, Bauvorhaben und Erwerb von Liegenschaften sowie für Zahlungen an das Tiroler Kammermeisteramt und – im Rahmen der Erbeinung – an die Eidgenossen getätigt. Die Höhe der Einnahmen und Ausgaben hing von zahlreichen Variablen ab und differierte
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entsprechend von Jahr zu Jahr beträchtlich, die Erstellung verbindlicher Budgets war noch ungebräuchlich und wäre wohl auch nicht praktikabel gewesen. 1598 bilanzierte die Kammer bei 71.071 fl. Einnahmen und 54.407 fl. Ausgaben einen Überschuss von nur 18.664 fl., während der Reinertrag 1600 immerhin 50.952 fl. betrug. Im Dreißigjährigen Krieg war das schwach befestigte Ensisheim spätestens mit Beginn des schwedischen Vormarschs zum Oberrhein nach der Schlacht von Breitenfeld im September 1631 als Amtssitz von Regierung und Kammer nicht mehr zu halten.1632 verließen Räte und subalternes Personal fluchtartig die Stadt, die Registraturen blieben ungeschützt zurück. Wohl gelang es nach Monaten Regierung und Kammer, sich notdürftig auf der Festung Breisach zu etablieren, doch litten beide „Wesen“ unter widrigsten Arbeitsbedingungen, stark eingeschränktem Personalbestand, Raum- und Finanznot. Der Kammer gehörte zeitweise nur ein einziger Rat an, und es dauerte bis 1636, bis wenigstens der größte Teil der Kammerakten in Breisach angelangt war. Mit Einschließung und Kapitulation der Festung (18. Dezember 1638) lösten sich auch Regierung und Kammer endgültig auf, sämtliche Amtsschriften gelangten über den Eroberer Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar an Frankreich. Nach Abschluss der Westfälischen Friedensverträge, in denen das Haus Habsburg die Abtretung seiner linksrheinischen Besitzungen an Frankreich völkerrechtlich anerkennen musste, entschloss man sich in Innsbruck, in dem um etwa die Hälfte geschrumpften Vorderösterreich wiederum eine Regierung und Kammer einzusetzen. Zum Amtssitz wurde Freiburg bestimmt, Regierung und Kammer erhielten die im Wesentlichen unveränderten Ordnungen von 1604 und 1620. Die neue Länderstelle, die am 1. Oktober 1651 ihre Arbeit aufnahm, war entsprechend der gesunkenen Bedeutung des vorderösterreichischen Territoriums personell bescheiden ausgestattet. Der Vorstand der Kammer trug, nach längerem Disput mit dem Innsbrucker Hofkammerpräsidenten, den Titel Kammerdirektor. Außer ihm gehörten dem Kammerkollegium fünf Räte an, darunter der Kammerkanzleiverwalter (dem eine Schreiberei mit sechs Bediensteten unterstand), der Kammerprokurator und, wie es scheint, auch wieder der Generaleinnehmer. Der zwischen der Habsburgermonarchie und Frankreich bis 1756 herrschende latente oder offene Kriegszustand ließ indessen keine kontinuierliche Tätigkeit der neuen Länderstelle zu. 1677 wurde die vorderösterreichische Landeshauptstadt Freiburg erstmals von französischen Truppen erobert, alle seit 1651 aufgebauten Registraturen gingen dabei verloren. In den rund 100 Jahren ihres Bestehens musste die Vorderösterreichische Regierung und Kammer geschätzte 30 Jahre in Ausweichquartieren (Waldshut) oder im Exil (Klingnau in der Schweiz) ausharren. 3.4.1.2. Die vorderösterreichischen Kameralherrschaften Am umfangreichsten war der habsburgische Hausbesitz im Oberelsass und im Sundgau, wo sich vom Hochstift Basel bzw. der Burgundischen Pforte im Süden und Südwesten ein annähernd geschlossenes Territorium bis in die Gegend gegenüber von Breisach im Norden erstreckte. Das östliche, an den Rhein anstoßende Drittel dieses Gebiets bestand im Wesentlichen aus der zum ältesten Besitz der Habsburger gehörenden Vogtei Ensisheim (die Stadt selbst und zwei Dörfer) und der Herrschaft Landser mit dem Hauskloster Ottmarsheim und dem großen Hardtwald, sodann der kleinen Herrschaft Hüningen vor den Toren Basels. Westlich daran schlossen sich (von Süd nach Nord fort-
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schreitend) an: die Herrschaft Mörsberg (Morimont), Stadt und Herrschaft Pfirt (Ferette), Stadt und Herrschaft Altkirch im Zentrum des Sundgaus, die Herrschaft Thann (mit der gleichnamigen und im Vergleich zu Ensisheim bedeutenderen Stadt), die Herrschaften Sennheim, Bollweiler, Isenheim, Hohlandsberg (welch letztere Österreich trotz der Aberkennung durch Kaiser Sigismund 1415 wohl immer noch beanspruchte) und Oberbergheim. Im westlichen Sundgau gehörten Österreich die Herrschaften Blumenberg (Florimont), Tattenried mit dem gleichnamigen Städtchen (Delle), Festung, Stadt und Herrschaft Beffort (Belfort) mit der Vogtei Ingelsot (Angeot) und dem Großmeiertum Essis (Grande Mairie de l’Assise), die Herrschaften Granweiler (Grandvillars), Froberg (Montjoie) und Münsterol (Montreux-Château), Stadt, Schloss und Herrschaft Rotenberg (Rougemont), Burg und Herrschaft Rosenfels (Rosemont) sowie Stadt und Vogtei Masmünster (Masevaux), die jeweils schon ganz oder teilweise im französischen Sprachgebiet lagen. Im Unterelsass, nördlich des Landgrabens, gehörte Österreich lediglich das bis 1638 fortwährend verpfändete Weiler- oder Albrechtstal. Im rechtsrheinischen Alt-Vorderösterreich, zu dem in der frühen Neuzeit nicht nur etwas mehr als die Hälfte des Breisgaus (der Rest gehörte den Markgrafen von Baden-Durlach), sondern auch Gebiete auf dem Schwarzwald und das Fricktal links bzw. südlich des Hochrheins gerechnet wurden, war der habsburgische Hausbesitz im Ganzen etwas geringer als im Oberelsass und Sundgau. Er bestand im Wesentlichen aus der Herrschaft Burkheim (mit dem gleichnamigen Städtchen) bei Breisach sowie den Kameralherrschaften Kürnberg mit dem Hauptort Kenzingen, Kastel- und Schwarzenberg mit dem Hauptort Waldkirch im Elztal sowie Triberg auf dem Schwarzwald mit dem gleichnamigen Amtsstädtchen. Die wichtigsten österreichischen Breisgaustädte waren Endingen am Kaiserstuhl, die Rheinübergänge Neuenburg und Breisach (mit starker Festung) und natürlich die spätere Landeshauptstadt Freiburg mit einem weit in den Schwarzwald reichenden Landgebiet (sog. Talvogtei). Östlich des Schwarzwaldkamms und außerhalb des Breisgaus lagen die Städte Bräunlingen und Villingen mit ausgedehnten Waldmarken. Ganz im Süden befand sich der größte und geschlossenste Komplex von Kameralherrschaften der rechtsrheinischen Hälfte Alt-Vorderösterreichs. Er bestand aus den Städten Säckingen und Waldshut, der unter dem sog. Waldvogteiamt stehenden Grafschaft Hauenstein (Amtssitz: Waldshut) und den weit über den Hochrhein nach Süden ausgreifenden Herrschaften Rheinfelden und Laufenburg mit den gleichnamigen Städten als Verwaltungssitzen. Die von der Vorderösterreichischen Regierung und Kammer mitverwalteten Landvogteien Hagenau und Ortenau waren Reichspfänder, hier besaß das Haus Österreich kein Kammergut. Der Ertrag des Kammerguts wurde durch die jahrhundertelang geübte Praxis der Verpfändungen erheblich geschmälert. Im Oberelsass und Sundgau war unter Kaiser Ferdinand I. nur die Herrschaft Thann überhaupt nicht verpfändet. Die Herrschaft Rotenberg (Rougemont) gelangte erst 1609 aus langewährendem Pfandbesitz der Grafen von Sulz und der Herren von Jestetten in die Verfügungsgewalt der Kammer, wurde aber schon 20 Jahre später wieder an die von Stadion verpfändet. Die Herrschaft Rosenfels wurde 1550 aus dem Pfandbesitz der von Mörsberg, die Herrschaften Beffort (Belfort) nach 1553 und Landser 1568 aus der Pfandherrschaft der Grafen von Ortenburg gelöst. Nicht besser sah es auf der anderen Rheinseite aus. Hier war die Herrschaft Burkheim fortwährend verpfändet. Die Herrschaft Triberg auf dem Schwarzwald war zwischen 1355 und 1654 ununterbrochen an nicht weniger als 29 Pfandherren vergeben, ehe sich die Bewohner gegen die Erteilung eines Privilegs de non alienando 1654 selbst auslösten. Erst 1564 wurde die lange verpfändete Herrschaft Kürnberg von den Paumgartner zu Hohenschwangau
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und Erbach ausgelöst, und die Herrschaft Kastel-Schwarzenberg erwarb Ferdinand II. von Tirol überhaupt erst 1567 von den Herren von Ehingen. Grob geschätzt dürfte im Zeitraum zwischen 1500 und 1638 (Auflösung von Regierung und Kammer) deutlich weniger als die Hälfte des habsburgischen Hausbesitzes in Vorderösterreich als finanziell nutzbares Kammergut verfügbar gewesen sein. Ob und in welchem Ausmaß die Kammer aus Pfandschaften Gefälle zu beziehen hatte, müsste in jedem Einzelfall untersucht werden. Den Anteil der vorderösterreichischen Städte an den Erträgen des Kammerguts zu erfassen, ist bei gegenwärtigem Forschungsstand unmöglich, weil die Abgabenleistung einer jeden Kommune durch Privilegien und Verträge mit der Landesherrschaft individuell geregelt war.
3.4.2. Schwäbisch-Österreich Von Peter Steuer Schwäbisch-Österreich bestand bis 1750 im Wesentlichen aus vier territorialen Konglomeraten, die den Innsbrucker Hof- und Regierungsbehörden direkt unterstellt waren: der Markgrafschaft Burgau, der Grafschaft Ober- und Niederhohenberg am oberen Neckar, der Landgrafschaft Nellenburg im Hegau west-nordwestlich des Bodensees und der Landvogtei Schwaben, die vom östlichen Nordufer des Bodensees etwa bis zur oberen Donau reichte. Die ehemalige Reichsstadt Konstanz zählte weder zu Vorder- noch zu Schwäbisch-Österreich, sondern wurde von Innsbruck direkt verwaltet. Den habsburgischen Besitzungen in Schwaben mangelte es beinahe überall an territorialer Geschlossenheit, die landesherrlichen und sonstigen Ansprüche Österreichs basierten überwiegend auf den genannten Grafschaften und der als Reichspfand erworbenen Landvogtei Schwaben und den aus ihnen abgeleiteten Regalrechten und Landgerichten, nur zu einem geringen Teil auf allodialer Grundherrschaft. Die Qualität der österreichischen Rechte reichte vom voll ausgeprägten Immediatbesitz über mehr oder minder anerkannte Regalien, gerichtliche, vogteiliche, grund- und leibherrliche oder sonstige obrigkeitliche Befugnisse bis hin zu kaum gesicherten und von den jeweiligen Anrainern heftig bestrittenen Ansprüchen. Die Landvogtei Schwaben hat man gar einen „territorialen Torso, den nie ausgefüllten Raum eines habsburgisch-schwäbischen Fürstentums“ genannt (Hofacker 1989). Otto Stolz hat die Fläche Schwäbisch-Österreichs Ende des 18. Jahrhunderts mit 59 Quadratmeilen (das entspricht ca. 3.400 km2) und die Einwohnerschaft mit ca. 116.000 Seelen angegeben. 3.4.2.1. Habsburgischer Eigenbesitz 3.4.2.1.1. Markgrafschaft Burgau (Verwaltungssitz: Günzburg) In der erst 1559 aus dem Pfandbesitz des Bischofs von Augsburg ausgelösten Markgrafschaft war der österreichische Immediatbesitz denkbar gering. Mitte des 18. Jahrhunderts kamen hier auf dem flachen Land auf 13.220 Feuerstätten insässischer Herrschaftsträger nur 852 immediate österreichische Anwesen, die Kameralherrschaften dürften
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allenfalls ein knappes Viertel der Gesamtfläche ausgemacht haben. Verwaltet wurden die Kameralorte und die Dörfer mit gemischter österreichisch-insässischer Herrschaft durch ein rundes Dutzend von Gerichtsvogtei- oder Pflegämtern, darunter Burgau, Holzheim, Kriegshaber, Krumbach und Welden. Bis 1750 gab es nur die Städte Burgau, Günzburg und Weißenhorn im Distrikt, nach der Errichtung von Oberämtern mit erweiterter räumlicher Zuständigkeit kam noch Ehingen (Donau) hinzu. 3.4.2.1.2. Grafschaft Hohenberg (Verwaltungssitz: Rottenburg) Von allen schwäbisch-österreichischen Gebietskomplexen war in Hohenberg, das bis 1509 an die Grafen von Zollern und von 1702 bis 1722 an die Freiherren von Ulm verpfändet war, der Anteil der Kameralherrschaften mit deutlich mehr als der Hälfte des Gesamtterritoriums am größten. Er bestand aus der Landschaft Niederhohenberg mit zahlreichen Marktflecken und Dörfern, der Landschaft Oberhohenberg mit der Stadt Fridingen, dem Marktflecken Spaichingen und etlichen weiteren Dörfern, den Herrschaften Horb und Oberndorf mit den gleichnamigen Städten und jeweils zahlreichen weiteren Dörfern, dem landvogteilichen Amtssitz Rottenburg, den Städten Binsdorf und Schömberg sowie der Bergwerksverwaltung Bärental, der die dortige Eisenhütte und eine weitere in Harras unterstand. 3.4.2.1.3. Landgrafschaft Nellenburg (Verwaltungssitz: Stockach) Hier besaß Österreich Ende des 18. Jahrhunderts nach der Beschreibung Johann Nepomuk Raisers Immediatbesitz, der in neun Ämter gegliedert war und aus 62 Dörfern mit 4.553 Einwohnern bestand. Hinzu kamen der nellenburgische Amts-, seit 1750 Oberamtssitz Stockach, das Zwergstädtchen Aach sowie die Stadt Radolfzell, die aber als größtes und wirtschaftlich bedeutendstes Gemeinwesen der Landgrafschaft bis 1750 Innsbruck direkt unterstand. 3.4.2.1.4. Landvogtei Schwaben (Verwaltungssitz: Altdorf ) Die bis 1541, zuletzt an Georg Truchsess von Waldburg, den Feldherrn des Schwäbischen Bundes, verpfändete Landvogtei Schwaben war von allen schwäbisch-österreichischen Herrschaften am weitesten davon entfernt, ein Territorium zu sein. Eher handelte es sich um einen Regalienbezirk, einen Amtssprengel, innerhalb dessen ein beamteter Landvogt die Wahrung von Hoheitsrechten besorgte, die seit 1486 de facto solche Österreichs waren. Territoriale Verdichtung war Österreich lediglich in der um die Reichsstädte Leutkirch und Ravensburg sowie den Amtsflecken Altdorf (heute Weingarten) gelegenen und in 15 Ämter gegliederten Oberen Landvogtei auf der Basis von Grundherrschaft, Hoch- und Niedergerichtsbarkeit, Steuerhoheit, Zoll-, Forst- und Geleitsregal gelungen. 3.4.2.2. Kameralverwaltung bis 1750 Die Verwaltung der Kammergüter dürfte in den vier territorialen Konglomeraten Schwäbisch-Österreichs weitgehend gleich organisiert gewesen sein. An den Amtssitzen nahmen unter dem jeweiligen Behördenchef, dem Landvogt, mehrere Beamte das lan-
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desfürstliche Interesse wahr, erhoben die Amtsgefälle und kontrollierten den Eingang der von den Landständen bewilligten Steuern, überwachten die örtlichen Einnehmer, Zoll-, Forst- und sonstigen Beamten, führten die Amtskasse und legten gegenüber der Oberösterreichischen Kammer jährlich Rechnung ab. In Hohenberg verwaltete im 16. und 17. Jahrhundert der Marschall das Finanz- und Steuerwesen, der Landschreiber prüfte die Rechnungen der lokalen Einnehmer und legte seinerseits gegenüber Innsbruck Rechnung ab, führte den Schriftverkehr in allen Kammersachen, erstellte Güterverzeichnisse und besorgte die Gehälterauszahlung wie auch die Abführung von Überschüssen nach Innsbruck. Der Hof- und Gegenschreiber musste seine Quittungen gegenzeichnen. 1729 wurde zusätzlich ein Rentmeister eingesetzt, der vermutlich die Hauptkassen führte, Besoldungen und sonstige Mittel anwies und etwaige Überschüsse nach Innsbruck überwies. Über die seitdem zwischen ihm und dem Landschreiber geltende Kompetenzverteilung scheint aber Genaueres nicht bekannt zu sein. Im Burgau war vom 16. bis ins frühe 18. Jahrhundert vornehmlich der Landvogteiverwalter für die Wahrung von Camergueth, nutzungen, Gerechtigkhaiten und Zuegehörungen zuständig, während der Rentmeister als ein der Oberösterreichischen Kammer direkt nachgeordneter Amtmann die Gefälle einzog, die Kassen führte, die Rechnungen der lokalen Einnehmer prüfte und seinerseits mit Hilfe des Obersten Amtsschreibers und später des Rentamtsschreibers gegenüber Innsbruck Rechnung ablegte. Bis 1750 zog zudem der Landrichter im Auftrag des Rentamts die indirekten Steuern auf Wein, Branntwein und Bier ein. Auf der unteren Behördenebene erhoben hier wie überall in Schwäbisch-Österreich lokale Vögte, Zoller, städtische Ammänner, Säckelmeister und weitere Amtleute unterschiedlichster Dienstbezeichnung Gebühren, Gerichtsbußen, Gülten und sonstige Gefälle. Über die Verwaltung und insbesondere Kameralverwaltung der Landgrafschaft Nellenburg vor 1750 äußert sich die einschlägige Literatur nicht, bei der Altdorfer Behörde legen immerhin die mit den burgauischen weitgehend identischen Amtsbezeichnungen nahe, dass die Zuständigkeiten entsprechend verteilt waren. Das Rechnungswesen führte hier indessen ein Landwaibel und nicht der Landschreiber.
3.4.3. Nach der Theresianischen Behördenreform (1750–1805) Von Peter Steuer 3.4.3.1. Die Vereinigung der Vorlande zur Provinz „Vorderösterreich“ Kernstück der theresianischen Reformen in den süddeutschen Besitzungen des Hauses Österreich war die am 29. April 1752 erlassene Neugliederungsresolution, mit der die Kaiserin die Zuständigkeit der Innsbrucker Repräsentation und Kammer auf Tirol beschränkte und zugleich alle Vorlande mit Einschluss Vorarlbergs unter dem Namen „Vorderösterreich“ zu einer eigenständigen Provinz mit eigenen Oberbehörden erhob. Am 1. Januar 1753 nahmen in Konstanz die auch für Finanzen zuständige Repräsentation und Kammer, in Freiburg die auf die Funktionen Obergericht und Lehnshof beschränkte Regierung ihre Arbeit auf. 1759 wurden beide Stellen zusammengelegt, zum Amtssitz wurde Freiburg bestimmt.
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Nach der kaiserlichen Neuordnungsresolution vom 30. August 1763 sollte die mit dem hergebrachten Namen Vorderösterreichische Regierung und Kammer versehene Landesstelle künftig für sämtliche Politica, Cameralia und Justitialia der neuen Provinz die Verantwortung tragen. Innerhalb der kollegial organisierten und von einem Präsidenten geleiteten Regierung und Kammer waren jedem der anfänglich bis zu zwölf, unter Joseph II. nur noch sechs bis acht rechts- oder staatswissenschaftlich gebildeten Räte mehrere Referate zugeteilt. Unter Joseph II. führte die starke Formalisierung der Verwaltungsarbeit zur personellen Aufblähung einzelner Referate und zur Verselbständigung als eigene Ämter bzw. Abteilungen der Landesstelle. Das trifft vor allem für diejenigen Materien zu, die in irgend einer Weise mit den landesfürstlichen Finanzen zu tun hatten: Das unter dem Kammerprokurator, einem Regierungsrat, stehende und aus drei Beamten bestehende Fiskalamt hatte die landesfürstlichen (auch lehnsherrlichen) Gerechtsame, Kameral- und Bankalgefälle zu wahren und gegebenenfalls gerichtlich zu vertreten, außerdem im Verhältnis zum Ausland strikt das ius reciproci anzuwenden und darüber hinaus – wie schon sein ferner Vorgänger in Ensisheim – über die Befolgung aller Gesetze und Verordnungen zu wachen, wobei man sich bei der Verfolgung von Verstößen zunehmend der Hilfe von Denunzianten und Spitzeln bediente. Die Kameral-, seit 1795 Provinzialstaatsbuchhaltung legte Rechnung über alle Einnahmen und Ausgaben des Staates und prüfte die Rechnungen der unteren Behörden. Ihr gehörten ein Buchhalter und bis zu 13 weitere Beamte an (1787). Das Kameralzahlamt, die Landeshauptkasse Vorderösterreichs, führte mit (1787) fünf Beamten die Kameralhauptkasse und eine Anzahl weiterer Kassen. Außerdem wurde bei der Vorderösterreichischen Regierung und Kammer noch eine Reihe von Fachabteilungen eingerichtet, deren Agenden vor 1753 zumindest teilweise entweder in den Geschäftsbereich des Kammerprokurators oder der Einnehmerei gehört hatten: die Baudirektion, das Oberforstamt, das Salzverschleißamt und das Bergamt. 3.4.3.2. Die Schaffung von Oberämtern als Mittelbehörden Ebenfalls im Zuge der theresianischen Reformen wurden nach dem Vorbild der Kreishauptmannschaften der böhmisch-österreichischen Länder in den österreichischen Vorlanden als neue Mittelbehörden die Oberämter Bregenz (nur bis 1782), Breisgau, Günzburg, Stockach, Rottenburg und Altdorf mit stark erweiterten sachlichen und räumlichen Kompetenzen eingerichtet, die auf die radikale Beschneidung der Autonomie und des Selbstbesteuerungsrechts der Stände hinausliefen (Restabilisierungsresolutionen vom 14. November 1750 und 11. Oktober 1763). Diesen Oberämtern wurden sowohl die den territorialen Konglomeraten Breisgau, Burgau, Nellenburg, Hohenberg, Landvogtei Schwaben und Vorarlberg (bis 1782) zugehörigen Kameralherrschaften, Städte und mediaten Gebiete (Adels- und Klostergüter unter österreichischer Landeshoheit) als auch die außerhalb davon gelegenen und bisher mit Innsbruck direkt verkehrenden österreichischen Städte, Graf- und Herrschaften in Lehns- oder Pfandbesitz unterstellt, sodass die erheblich größeren neuen Amtsbezirke jetzt mehr oder weniger lückenlos aneinander grenzten. Das Kreisamt im Breisgau wurde – wegen der heftigen Opposition der hier einflussreichen Stände – schon nach zehn Jahren wieder aufgegeben, seine Aufgaben, auch die fiskalischen, wurden anschließend den sechs Obervogteiämtern in den Kameralherrschaften übertragen, die dadurch – den
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schwäbisch-österreichischen Oberämtern vergleichbar – zu Mittelbehörden wurden. Für die ständischen Herrschaften blieb die Landesstelle unmittelbar zuständig. Weitere Oberämter wurden 1771 in Offenburg für die an Österreich „heimgefallene“ Landvogtei Ortenau, 1780 in Tettnang für die den überschuldeten Grafen von Montfort abgekauften Herrschaften Tettnang, Argen und Schomburg und 1782 in Winnweiler für die zum Erbe Kaiser Franz’ I. gehörende Reichsgrafschaft Falkenstein errichtet und sämtlich der Vorderösterreichischen Regierung und Kammer unterstellt. Durch die Reform der Mittelbehörden von 1750 wurde die Arbeit der jeweils vorgesetzten Länderkammer erheblich einfacher, hatte sie es doch jetzt statt mit einer Vielzahl kleiner Herrschaften nur noch mit sechs Oberämtern zu tun. Zu den Aufgaben der neuen Dienststellen gehörten der Einzug aller Steuern und Kameralgefälle und die Aufsicht über örtliche Einnehmer, Berg-, Forst- und Zollämter ihres Distrikts. Die Kollegialbehörden bestanden aus den Landvögten und drei bis vier Oberamtsräten, denen jeweils mehrere Referate zugewiesen waren. Während sich alle Oberamtsräte gleichermaßen mit Geschäften in publicis, politicis et cameralibus befassen mussten, war dem zweiten Oberamtsrat oder Landschreiber neben seiner Hauptfunktion als Kanzleichef die Rechnungsrevision, dem dritten Oberamtsrat oder Rentmeister das Finanzwesen des Distrikts zugewiesen. Als einziger Oberamtsrat hatte letzterer ausschließlich über Cameralia zu referieren, er führte sozusagen die Landeshauptkasse, hatte die Dienstaufsicht über alle verrechnenden Beamten, wies Besoldungen und Investitionsmittel an und führte Überschüsse an die Provinzialregierung ab. Seine „Pekunialamtierung und Verrechnung“ hatte Vorrang vor seinen sonstigen amtlichen Geschäften. Quellenlage und Forschungsstand Die Registraturen der vorderösterreichischen Oberämter und ihrer jeweiligen Vorläufer (bis 1750) lagern in den Staatsarchiven Bayerns und Baden-Württembergs meist als Provenienzbestände (StA Augsburg, HStA Stuttgart sowie GLA Karlsruhe), das Schriftgut des kurzlebigen breisgauischen Oberamts wurde in Karlsruhe gemäß dortigem Usus nach Ortsbetreffen auf mehrere Bestände verteilt. Die Überlieferung der unteren Lokalbehörden (Ämter, Städte, Vogteien) dürfte erst recht auf eine unübersehbare Anzahl von Beständen der genannten Staats- sowie von Stadt- oder sogar privaten Adelsarchiven verstreut sein. Die Registratur der Vorderösterreichischen Regierung und Kammer in Ensisheim befindet sich zum überwiegenden Teil im Départementalarchiv in Colmar und wurde 1995 komplett erschlossen (Repertorium Roux 1995), rechtsrheinische Betreffe wurden in den 1880er Jahren nach Karlsruhe abgegeben (Bestand 81 – Extradita aus Colmar). Das bei der Freiburger Nachfolgebehörde seit 1651 erwachsene Schriftgut liegt – verstreut auf Dutzende Ortsaktenbestände – ebenfalls im GLA Karlsruhe. Über die Zuständigkeit der Innsbrucker Behörden für die Vorlande und die für die dortige Kammergüterverwaltung wichtigen Akten und Amtsbuchreihen des TLA (v. a. amtliche Korrespondenzen in Auslaufregistern) informiert der instruktive Aufsatz Dörrer 1989. Umfangreiches Material über Kammersachen (Verpfändungen, Kreditaufnahme etc.) und über die normative Organisation der vorderösterreichischen Ober- und Mittelbehörden im 18. Jahrhundert verwahrt das HHStA, dessen einschlägige Bestände Springer 1989 vorstellt. Die verstreuten Akten und Amtsbücher der bis 1805 für Vorderösterreich zuständigen Oberbehörden in Ensisheim, Freiburg, Günzburg und Konstanz sowie – soweit
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sie als Vorakten 1752ff. an die Länderstelle der neuen Provinz Vorderösterreich extradiert wurden und deshalb heute in bundesdeutschen Archiven lagern – der Zentralbehörden in Innsbruck und Wien wurden von 1986 bis 2000 durch Peter Steuer unter Mitarbeit von Konrad Krimm u. a. verzeichnet. Von der auf zehn Bände angelegten und hauptsächlich vom LA Baden-Württemberg herausgegebenen Reihe Gesamtinventar 1998–2014 sind bis jetzt acht Bände erschienen. Als gedruckte Quelle, die überaus anschauliche Einblicke in Zuständigkeit, Arbeitsweise und Personalangelegenheiten eines vorderösterreichischen Oberamts an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert vermittelt, ist die durch Waller 1996 bearbeitete Autobiographie des Altdorfer Oberamtsrates Johann Baptist Martin von Arand erwähnenswert. Man wird sicher behaupten können, dass die Auseinandersetzung mit der österreichischen Vergangenheit weiträumiger Gebiete Badens, Württembergs, Bayerns und erst recht des französisch gewordenen Elsass’ im gesamten 19. Jahrhundert keine Konjunktur hatte. Angesichts einer in den Bevölkerungen vielerorts bis in die Zwanzigerjahre und darüber hinaus anhaltenden Österreich-Nostalgie war den jungen souveränen Staaten Süddeutschlands eher an einer identitätsstiftenden Geschichtsschreibung als an der Rückbesinnung auf Trennendes gelegen. Entsprechend spät setzte die historisch-wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Thema ein, im Elsass erhielt sie im Wesentlichen erst mit der Eingliederung der Provinz in das neue Deutsche Kaiserreich stärkere Impulse. Schulte 1887 und Schmidlin 1902 widmeten sich der Genese und Ausformung der habsburgischen Rechte im Oberelsass im späten Mittelalter. Mit seiner Darstellung der Organisation der Vorderösterreichischen Regierung und Kammer in Ensisheim legte der Zaberner Staatsanwalt Wilhelm Beemelmans ein überaus quellennahes Standardwerk vor (Beemelmans 1907/08), das bis heute nicht überholt ist und als Einstieg in die Geschichte der dortigen Kammerverwaltung nach wie vor wertvolle Dienste leistet. Beemelmans 1910 ergänzt dieses Werk durch die Edition der wichtigsten „Urkunden“ der vorderösterreichischen Behörden, womit die Ordnungen von Regierung und Kammer sowie die Instruktionen der Beamten gemeint sind, deren Originale in Colmar und Wien verwahrt werden. 1943 erschien mit der bekannten „Geschichtliche[n] Beschreibung der ober- und vorderösterreichischen Lande“ des Innsbrucker Archivars Otto Stolz (Stolz 1943) erstmals eine Gesamtdarstellung aller Vorlande, die systematisch in die geographischen Verhältnisse, die Territorial- und Verwaltungsgeschichte einführt, umfangreiche Auszüge aus vielen wichtigen Quellen bietet und auch heute noch als Einführung und Hilfsmittel unentbehrlich ist. Unter vornehmlich rechtshistorischer Perspektive beschäftigt sich Leiser 1971 u. a. mit Alt-Vorderösterreich und liefert dabei auch einen knappen Überblick über dessen territoriale Entwicklung und Behördenorganisation. Seidel 1980 ist eine sehr wichtige Arbeit über das Oberelsass vor dem Übergang an Frankreich, die die Grundlagen der österreichischen Landeshoheit am Oberrhein, Befugnisse und Organisation der dortigen Landstände und v. a. auch die Arbeitsweise und Zuständigkeit der vorderösterreichischen Behörden, insbes. der Kammerverwaltung, und ihrer Beamten eingehend beschreibt und die ältere Literatur in einigen Details, etwa der Entstehungsgeschichte der Regierung und der traditionell postulierten Vorbildhaftigkeit der burgundischen Verwaltung, zu korrigieren vermag. Ähnliche Akzente setzte auch Dieter Speck in dem der Regierung und Kammer gewidmeten Abschnitt seiner großen Abhandlung über Entstehung, Entwicklung und Ausbildung der vorderösterreichischen Landstände bis 1595/1602 (Speck 1994), wobei er zusätzlich wertvolle Ergänzungen zur Prosopographie der vorderösterreichischen Beamtenschaft liefert. Der Colmarer Archivar Benoît Jordan hat eine sehr knappe Skizze über
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die Ensisheimer Behörden vorgelegt (Jordan [B.] 2002). Der Errichtung der jüngeren Vorderösterreichischen Regierung und Kammer in Freiburg (1651–1752) hatte schon 1957 Karl Heinrich Oldendorf ein Kapitel seiner Dissertation gewidmet (in Auszügen gedruckt: Oldendorf 1972). Einen Überblick über die Territorial- und Verwaltungsgeschichte des links- und rechtsrheinischen Alt-Vorderösterreich bis 1752 und die Überlieferungsgeschichte der Ensisheimer/Freiburger Amtsregistraturen bietet Gesamtinventar 1998–2014, Bd. 2. Die Organisation der jüngeren vorderösterreichischen Zentralbehörden seit den theresianischen Reformen ist Gegenstand der umfassenden Abhandlung Quarthal–Wieland–Dürr 1977, die außer einer instruktiven Institutionengeschichte eine detaillierte Prosopographie ihrer Beamten und eine lesenswerte Darstellung des Endes der Provinz in den Koalitionskriegen gegen Frankreich bietet (1977). Der ebenfalls von Franz Quarthal stammende Artikel über Vorderösterreich im Handbuch der baden-württembergischen Geschichte (Quarthal 2000) geht, wie nicht anders zu erwarten, auf die Spezifika der Kammergutsverwaltung nicht ein. Vereinzelte und mitunter etwas unsystematisch erscheinende Hinweise zu diesem Thema sind gelegentlich auch der landeskundlich-regionalgeschichtlichen Literatur zu entnehmen. Hier sind an erster Stelle die Aufsätze Berner 1967, Gönner 1967, Gönner–Miller 1967, Revellio 1967, Senti 1967, Stemmler 1967, Stintzi 1967, Wellmer 1967, Wernet 1967 und andere zu nennen, die erstmals 1959 in einem durch Friedrich Metz herausgegebenen Sammelband erschienen sind, der gewissermaßen der Auftakt zur wissenschaftlichen Beschäftigung mit Vorderösterreich in der Bundesrepublik Deutschland war und der 1967 verbessert und erweitert neuerlich aufgelegt wurde (Metz 1967) – weitere Auflagen stammen von 1977 und 2000. An dieses Werk knüpfte der Sammelband Maier–Press 1989 an, der ebenfalls einige Beiträge mit einschlägigen Informationen bereithält (Bischoff 1989, Hofacker 1989, Stein 1989, Wüst 1989). Einen knappen Überblick über die habsburgischen Besitzungen im bayerischen Schwaben und deren Verwaltung bietet Wüst 2001. Einschlägig zur Administration einzelner vorderösterreichischer Herrschaften sind schließlich noch einige umfangreichere Spezialuntersuchungen und Zeitschriftenaufsätze, so etwa die verdienstvolle Arbeit Stemmler 1950 über die Grafschaft Hohenberg und deren Übergang an Württemberg, der historische Atlasband Wüst 1983 über den Alt-Landkreis Günzburg, der Artikel Berner 1990/91 über den Hegau oder der Aufsatz Steuer 1996 über den Oberamtsbezirk Altdorf.
3.4.4. Vorarlberg Von Alois Niederstätter Von der Mitte des 14. Jahrhunderts an erwarben die Habsburger weite Teile des nachmaligen Vorarlberg sowie Gebiete im benachbarten Allgäu: 1363 die Herrschaft Neuburg, 1375/90 Stadt und Herrschaft Feldkirch, 1394/1420 Stadt und Herrschaft Bludenz, 1451 die südliche Hälfte von Stadt und Herrschaft Bregenz sowie die Herrschaft Hohenegg, 1453/60 das an die Herrschaft Bregenz angegliederte Gericht Tannberg, 1474 die Grafschaft Sonnenberg, 1523 die zweite Hälfte von Stadt und Herrschaft Bregenz sowie die Gerichte Grünenbach und Simmerberg, 1570 Weiler im Allgäu und Scheidegg, 1571 Altenburg. Dagegen blieben die Herrschaft (seit 1560 Grafschaft) Hohenems mit dem
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VIII. Das landesfürstliche Finanzwesen
Reichshof Lustenau und die Herrschaft Blumenegg mit St. Gerold bis 1765/67 bzw. 1804 reichsfrei. Tiefer greifende Veränderungen der dabei vorgefundenen politischen Raumordnung waren mit dem Übergang an Österreich nicht verbunden – sieht man davon ab, dass Bregenz wiedervereinigt sowie um die später im Umkreis erworbenen Gebiete erweitert und die Grafschaft Sonnenberg fortan gemeinsam mit der Herrschaft Bludenz verwaltet wurde. Eine Sonderstellung behielt vorerst die Herrschaft Hohenegg, die mindestens bis 1543 verpfändet war. Bis zu den Reformen des 18. Jahrhunderts bestanden die mit adeligen Vögten besetzten Vogteien Bregenz-Hohenegg, Feldkirch, Bludenz-Sonnenberg (1744 in ein Lehen umgewandelt) und Neuburg als eigenständige Amtsbezirke nebeneinander, deren Beamtenschaft bis 1753 und wieder nach 1782 von Regierung und Kammer bzw. vom Gubernium in Innsbruck kontrolliert wurde. Einen Aufgabenschwerpunkt der Vogteien bildete die Verwaltung der landesfürstlichen Güter, Einkünfte und Rechte. Für die Herrschaften Feldkirch und Bregenz bestellte die Herrschaft – offensichtlich um die Einkünfte dem unmittelbaren Zugriff der Vögte zu entziehen – für das Finanzwesen und die Verwaltung des Kammerguts eigene Amtsträger. In Feldkirch führten sie den Titel Hubmeister, in Bregenz Amtmann. Dagegen blieben in Bludenz-Sonnenberg sowie in der kleinen Herrschaft Neuburg Finanz- und Güterverwaltung in der unmittelbaren Verantwortung des Vogtes. Gegenseitige Kontrolle sollte Missbrauch verhindern: Der Bregenzer Vogt war angewiesen, die Abrechnungen des Amtmanns zu kontrollieren und zu unterschreiben, Mängel gegebenenfalls an die Kammer in Innsbruck zu melden. Zu den Aufgaben des Feldkircher Hof- und des Bregenzer Landschreibers gehörte es, als „Gegenschreiber“ eine Gegenbuchhaltung zu der des Hubmeisters bzw. Amtmanns zu führen, alle Belege mit zu unterfertigen und bei fiskalischen Tätigkeiten anwesend zu sein. Außerdem musste alljährlich vor der Kammer in Innsbruck Rechnung gelegt werden. Weitere Organe waren die örtlichen Zöllner und Zollgegenschreiber; in den Städten und den ländlichen Gerichten hoben deren Organe auch in obrigkeitlichem Auftrag Gebühren und Gefälle ein. Sowohl dem Feldkircher Hubmeister als auch dem Bregenzer Amtmann war es ausdrücklich verboten, neben ihrer Funktion Geschäfte irgendwelcher Art zu betreiben. Während der Bregenzer Amtmann an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert ein Jahresgehalt von 240 fl., außerdem Naturaleinkünfte und einen Anteil am Siegelgeld bezog, bestand der Sold des Feldkircher Hubmeisters aus jährlich 300 fl. in bar, Naturalien aus den Amtseinkünften, freier Wohnung im Hubhaus sowie der Erstattung der Kosten für zwei Pferde und einen Diener. Der Umfang des jeweiligen Kammerguts und die daraus fließenden Erträge fanden ihren schriftlichen Niederschlag in den teils noch aus vorösterreichischer Zeit (Feldkirch 1363/1403, Bregenz 1474) stammenden, teils von den Vogteibeamten (Bregenz 1536, Altenburg 1570, Feldkirch 1618, Bludenz 1620) angelegten Urbaren, außerdem in Amtsrechnungen, Zins- und Steuerbüchern. Durch kaiserliche Resolution vom 2. März 1726 wurde die Vogtei Bregenz als die größte der vier vorarlbergischen Vogteien in ein Oberamt umgewandelt. Als unterer Mittelbehörde sollten ihr die Vogteien Feldkirch und Bludenz nachgeordnet sein, was sich jedoch, da beide verpfändet waren, nicht wirklich in die Praxis umsetzen ließ. Einen weiteren Schritt zur Neuordnung der Verwaltungsverhältnisse bedeutete die „Restabilisierungsresolution“ Maria Theresias vom 14. November 1750, die die Zuständigkeiten des Oberamts in Bregenz (k. k. Oberamt der Graf- und Herrschaften Bregenz und Hohenegg
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unter der Leitung eines Landvogts) wesentlich erweiterte, die Unterstellung der Vogtei Feldkirch (k. k. Vogteiamt der Graf- und Herrschaft Feldkirch) bekräftigte und für die an die Freiherren von Sternbach verpfändete, 1744 in ein Lehen umgewandelte Vogtei Bludenz-Sonnenberg („k. k. lehenbares Vogteiamt beider vorderösterreichischer Grafund Herrschaften Bludenz“) wenigstens eine indirekte Abhängigkeit herstellte. Die Vogtei Neuburg scheint in diesem Gefüge, da zu einem Patrimonialgericht reduziert, nicht mehr auf. Für die heimgefallene Reichsgrafschaft Hohenems entstand 1767 beim Oberamt Bregenz die Administration Hohenems. Das Oberamt Bregenz behielt aber auch – als Unterbehörde – die Funktion eines Kameralamts und war weiterhin für die Verwaltung der Kammergüter und den Einzug der Kameralgefälle zuständig. Mit Jahresende 1752 wurden die Vorarlberger Behörden von Innsbruck gelöst und der Repräsentation und Kammer in Konstanz sowie der Regierung in Freiburg im Breisgau (1759 zur Vorderösterreichischen Regierung und Kammer in Freiburg zusammengefasst) unterstellt. Die Rückführung unter das Gubernium in Innsbruck erfolgte aber bereits 1782. Im Zuge der Restabilisierungsresolution erhielten der Feldkircher Hubmeister und der Bregenzer Amtmann den Titel Rentmeister, beide blieben aber weiterhin im Rahmen des Oberamts (als Unterbehörde) bzw. des Vogteiamts tätig. Eigene Rentämter als Finanzbehörden der unteren Ebene wurden erst nach der Abtretung Vorarlbergs an Bayern (1806) eingeführt. Quellenlage und Forschungsstand Das aus der Tätigkeit der Vogteien Bregenz-Hohenegg (einschließlich der Nachfolgebehörden), Feldkirch, Bludenz-Sonnenberg und Neuburg in sehr unterschiedlicher Dichte erhaltene Archivgut wird im VLA verwahrt. Die regen Kontakte mit den vorgesetzten Innsbrucker Behörden dokumentieren die Serien und Reihen des TLA (insbes. „Bücher Walgau“, 17 Bände von 1523 bis 1665) (vgl. dazu Beimrohr 2002). Weitere Unterlagen sind im FHKA, im GLA Karlsruhe, im HStA Stuttgart und im StA Augsburg (Gesamtinventar 1998–2014, Bd. 9) zu erwarten. Die Geschichte der Kameralverwaltung ist bislang noch nicht in den Fokus der regionalen Historiographie getreten, sodass nur auf zwei wenig systematische und daher unbefriedigende Spezialstudien (Hager 1977a und 1977b) hingewiesen werden kann. Einige Informationen bieten außerdem die zur Vogtei Bludenz-Sonnenberg (Sander 1899, Welti 1971) und zur Herrschaft Hohenegg (Burmeister 2007) vorliegenden Arbeiten. Zu den Urbaren von Voralberger Herrschaften siehe Lürzer 2001 und Rigort–Tschaikner 2011, zu den Amtsrechnungen, Zins- und Steuerbüchern Niederstätter 2011. Die Entwicklung der „Vorarlberger“ Vogteien vom Beginn der Frühen Neuzeit bis ca. 1750 skizzierte zuletzt Niederstätter 2011; einen ausführlichen Überblick über Herrschaft, Verwaltung und Rechtsleben in Vorarlberg von 1523 bis 1861 bietet nunmehr Niederstätter 2015, 105–154 (ebd. 299–301 Verzeichnisse der Vögte der Herrschaften Feldkirch, Bregenz, Bludenz-Sonnenberg und Neuburg sowie der Chefs des Oberamts der Graf- und Herrschaften Bregenz und Hohenegg und des Kreis- und Oberamts Bregenz bzw. des Kreisamts in Vorarlberg); anhand eines neu aufgefundenen Rechnungsbuchs aus dem Jahr 1664 umreißt Tschaikner 2006 die Finanzgebarung der Vogtei Bregenz. Grundlegend in Hinblick auf Behördenorganisation und Beamtenschaft in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ist das Standardwerk Quarthal–Wieland–Dürr 1977.
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VIII. Das landesfürstliche Finanzwesen
3.5. Die Böhmische Kammer und die Kammergüter in Böhmen Von Eduard Maur 3.5.1. Die Böhmische Kammer Mit der Verwaltung der Einkünfte des böhmischen Königs war im Mittelalter die königliche Kammer beauftragt. An ihrer Spitze stand ursprünglich der Kämmerer, dessen Kompetenz sich jedoch bald auf das Landrecht verlagerte. Im Rahmen der Neuordnung der Kammer unter Karl IV. wurde die Aufsicht über die königlichen Städte dem Unterkämmerer anvertraut, das Münzwesen wurde dem Münzmeister unterstellt. Die eigentliche Kammer bestand aus zwei Kammermeistern, die später auch als Direktoren bezeichnet wurden. Während der schwachen Regierung Wladislaws II., der seit 1490 in Ofen residierte, ging die Kammerverwaltung auf die Stände über, die 1508 je einen Direktor aus dem Herren- und aus dem Ritterstand ernannten. Die Zahl der Direktoren, denen auch der Münzmeister (der oberste Beamte in Fragen der Bergwerke und des Münzwesens) und der Unterkämmerer Rechenschaft ablegten, wurde mit der Zeit auf bis zu sechs erhöht, wobei allerdings keine Grundprinzipien für die Amtsführung ausgearbeitet wurden, was zu einer großen Verwirrung in der Tätigkeit der Kammer führte. Nachdem Ferdinand I. den böhmischen Thron bestiegen hatte, kam es zu einem grundsätzlichen Wandel in der Verwaltung der königlichen Einkünfte. Im Jahr 1527 wurde nach dem Vorbild der österreichischen Länder die Böhmische Kammer („Camer in Beheim“, „Raitcamer in unserm kunigreich Behaim“, „behaimische Reitcamer“) als eine ausschließlich landesherrliche (nur bis 1530 kam noch ein eingeschränkter Einfluss der Stände zur Geltung) Kollegialbehörde mit einer hoch entwickelten Binnenstruktur, einer detaillierten Geschäftsordnung und einer ordentlich geführten Registratur eingerichtet, wodurch sich die Böhmische Kammer von anderen Segmenten der damaligen Landesverwaltung unterschied. Die Kammer hatte ihren Sitz auf der Prager Burg, ihre übergeordnete Behörde war die gleichzeitig in Wien eingerichtete Hofkammer. Die Grundstruktur der Böhmischen Kammer wurde zwei Jahrhunderte lang durch Instruktionen aus den Jahren 1527, 1530 und 1548 bestimmt. Die Böhmische Kammer bestand aus dem (ursprünglich fünfköpfigen) Kollegium der Kammerräte, dessen Vorsteher zuerst als „oberster Rat“ bezeichnet wurde und seit 1548 den Titel Kammerpräsident trug. Die Beratungen des Kollegiums fanden regelmäßig statt, seine Beschlüsse mussten einstimmig sein. Kollegiumsmitglieder waren zunächst ausschließlich Adelige. Ferdinand I. ernannte trotz Protesten der Stände von Anfang an auch Ausländer zu Kammerräten, und zwar insgesamt qualifizierte Fachleute. Eine der Hauptaufgaben der Kammer war anfangs eine Revision der königlichen Schulden aus der jagiellonischen Zeit und der Pfandschaften der königlichen Güter. Gleichzeitig leitete sie die gesamte königliche Wirtschaft, übernahm alljährlich die Abrechnungen der untergeordneten Beamten, kontrollierte diese und schickte Auszüge davon an die Hofkammer, verfasste Rechnungsabschlüsse und Abrechnungen der gesamten Finanzwirtschaft. Diese Agenda wurde ursprünglich vom Kammermeister ausgeübt, später (seit 1548) vom Rentmeister, der an den Sitzungen des Kollegiums der Kammerräte teilnahm und praktisch dessen sechstes Mitglied war. Der Verwaltung der Böhmischen Kammer unterlagen seit 1548 vor allem die Kammergüter, und zwar sowohl die sog. Krongüter (die vor 1526 dem König gehörenden
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Güter), über die der König seit 1499 nur mit Einwilligung der Stände verfügen durfte, als auch die Kammergüter im engeren Sinne, die der König seit 1526 durch Kauf, Konfiskation oder Tausch erwarb und über die er frei verfügen konnte, Güter des Klerus (einschließlich verpfändeter Güter), ausländische (die sog. deutschen) Lehen, weiters Bergbau und Münzwesen, Ungeld (Einfuhrzoll), Zölle, Mauten, Forst und Jagd, Angelegenheiten der königlichen Städte und der Bergstädte, die Tranksteuer, die aus dem Salzmonopol resultierenden Einnahmen, Weingelder, die Agenda der Grafschaft Glatz, Juden, Bauarbeiten auf der Prager Burg und deren Instandhaltung sowie die Sorge für das Kriegsmaterial und die Versorgung des Hofes während der Anwesenheit des Königs in Prag. Diese Bereiche wurden zumeist durch dazu ermächtigte, der Böhmischen Kammer unterstellte Beamte und Ämter (z. B. das Bauamt, das Grenzzollamt etc.) administriert. In die Bewilligung und Erhebung der Steuern, die die wichtigste Quelle der dem Herrscher zustehenden Einnahmen aus Böhmen waren, griff die Kammer allerdings nicht ein, sie übernahm nur die eingehobenen Beträge und führte darüber Buch. In beschränktem Maß übte sie auch die Gerichtsbarkeit aus, nämlich bei Streitigkeiten zwischen Pfandherren, königlichen Verwaltern und Beamten (bes. den Bergbeamten) einerseits und königlichen und anderen Untertanen andererseits, soweit diese königliche Renten, Zinse, Fronen und Kammergüter betrafen. Mit der Leitung der Kanzlei der Kammer war der Kammersekretär betraut; von 1548 bis 1719 wurden die Agenden von zwei Sekretären, einem tschechischen und einem deutschen, geführt, die an der Spitze einer tschechischen und einer deutschen Expedition standen – später wurden diese vereinigt. Ein weiterer Beamter der Kammer war der Buchhalter. Dieser sollte bei der Rechnungslegung anwesend sein und diese kontrollieren, Rechnungsauszüge verfassen und für eine ordentliche Eintragung der abgerechneten Beträge in die Register sorgen, die nach inhaltlichen Kriterien in sieben Reihen unterteilt waren. Aus seiner Stelle entwickelte sich bald die Buchhalterei der Böhmischen Kammer, die u. a. Gutachten für Entscheidungen der Kammer lieferte. Im Jahr 1530 wurden zwei Amtsträger zu Kammerräten ernannt, und zwar der Unterkämmerer (podkomoří) – einer der obersten Landesoffiziere von Böhmen, dem die Aufsicht über die königlichen Städte zustand – und der königliche Prokurator (královský prokurátor), dessen Amt im 15. Jahrhundert entstanden war. Dieser sollte ursprünglich die Revision der verpfändeten Kammergüter durchführen, später wurde er zum königlichen Bevollmächtigten bei Verfahren, in denen er die Interessen des königlichen Fiskus vertrat. Durch die Ernennung zum Kammerrat wurde seine richterliche Kompetenz gestärkt, während die Kammer als Ganzes die Pflicht der Pfandrevision übernahm. Bald wurden auch der Münzmeister (mincmistr) (1545) und der Hauptmann der deutschen Lehen (hejtman německých lén) (1546) von der Kammer abhängig. Nach 1527, als der Oberste Münzmeister noch ein ständischer Amtsträger war, schuf Ferdinand I. das Amt des Obersten Berghauptmanns (1530) und später jenes des Obersten Bergmeisters (1555) für die zentrale Verwaltung des Montanwesens. Als der Münzmeister dem Herrscher bzw. der Böhmischen Kammer völlig unterstellt wurde, wurden die Kompetenzen des Obersten Berghauptmanns zunächst beschränkt und 1570 wurde das Amt abgeschafft. Das Amt des Obersten Bergmeisters wurde im 17. Jahrhundert mit dem Münzmeisteramt vereint, denn der Münzmeister blieb der oberste Beamte im Bereich des Bergbaus und des Münzwesens. Ihm wurden die lokalen Bergämter unterstellt. Das Münzmeisteramt wurde 1783 aufgehoben, als das Gubernium mit dessen Agenden beauftragt wurde.
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VIII. Das landesfürstliche Finanzwesen
Nach den ersten Anweisungen erstreckte sich der Zuständigkeitsbereich der Böhmischen Kammer ursprünglich auf alle Länder der Wenzelskrone. Gleich von Beginn an war jedoch ihre Kompetenz außerhalb Böhmens dadurch beschränkt, dass die Hofkammer, die Böhmische Kanzlei und der König direkt in innere finanzielle Angelegenheiten eingriffen und in den Nebenländern selbständige, von der Böhmischen Kammer unabhängige Behörden für finanzielle Angelegenheiten errichtet wurden. In Mähren und Schlesien behielt die Böhmische Kammer zunächst größere Kompetenzen, vor allem im Bereich des Bergbaus. Die Entwicklung in Richtung größerer Unabhängigkeit vom Prager Zentrum fand in Schlesien mit der Einrichtung der Schlesischen Kammer in den Jahren 1557/58 ihren Höhepunkt. In Mähren wurde 1567 ein eigener Rentmeister ins Amt berufen, der von der Böhmischen Kammer abhängig sein sollte, von Anfang an jedoch direkt von Hofbehörden geleitet wurde. Seine Tätigkeit entwickelte sich schrittweise zu einem selbständigen Amt, das spätestens nach der Schlacht am Weißen Berg direkt der Hofkammer in Wien unterstellt war. Anders entwickelten sich die Verhältnisse in der Ober- und Niederlausitz, wo die gesamte landesfürstliche Verwaltung ursprünglich von je einem Vogt geleitet wurde. Nach der Gründung der Böhmischen Kammer 1527 griff der böhmische und in den 1540er Jahren auch der schlesische Rentmeister in die Verwaltung der Lausitzer Einkommen (Zoll, Biertatz, Steuer) ein; der schlesische Rentmeister hob den Zoll noch in den 1560er Jahren ein. Die Böhmische Kammer blieb aber in beiden Lausitzen übergeordnete Instanz für das Finanzwesen. Nach der Ständerevolte von 1547 übertrug Ferdinand I. die Verwaltung des landesfürstlichen Finanzwesens in beiden Lausitzen an je einen Landeshauptmann – einen neuen Amtsträger, der aus dem böhmischen Adel (in der Oberlausitz seit 1603 aus sechs von den dortigen Ständen vorgeschlagenen Kandidaten) ernannt wurde. Die Hauptleute, nach den Vögten die zweitwichtigsten Amtsträger im Lande, verwalteten gemeinsam mit je einem Gegenhandler (Kontrollor) die durch die Konfiskationen neu erworbenen landesherrlichen Güter und jene Städte und Klöster, die zum königlichen Kammergut gerechnet wurden. In beiden Ländern wurde auch ein königlicher Prokurator eingesetzt. Das Kollegium dieser drei Beamten hat man gelegentlich auch als „fiskalische Oberbehörde“ bezeichnet. In der im 16. Jahrhundert häufig verpfändeten Grafschaft Glatz wurden landesfürstliche Einkünfte ebenfalls vom Landeshauptmann administriert. Anders als in Schlesien und Mähren blieb die Böhmische Kammer in beiden Lausitzen und in der Grafschaft Glatz bis zur Abtretung dieser Territorien an Kursachsen (1620) und Preußen (1741) die übergeordnete Entscheidungs- und Kontrollinstanz. Die graduelle Beschränkung der Zuständigkeit der Böhmischen Kammer in geographischer und sachlicher Hinsicht ging nach der Schlacht am Weißen Berg weiter. Den schwersten Eingriff in ihre Kompetenz stellte um 1630 die Errichtung des Deputiertenamtes dar, einer selbständigen Behörde, die der Hofkammer direkt untergeordnet war. Sie verwaltete die für den König einträglichsten Einnahmequellen in Böhmen wie das Salzmonopol und die Tranksteuer selbständig bis 1752, als sie in die böhmische Administration der Bankalgefälle eingegliedert wurde. In den 1660er Jahren stellten der Ertrag des Grenzzolls (53,3 %), der Ertrag der Kammerherrschaften (29,9 %) und das Ungeld (7,1 %) den Hauptteil der Einkünfte der Böhmischen Kammer dar. Der Rest entfiel auf die Bergstädte (5,7 %), Konfiskationen, Strafgelder und Laudemien, auf Pachten, beschlagnahmte Schmuggelware, das Münzwesen etc. Die Zolleinnahmen wurden häufig an bedeutende Gläubiger des Königs (z. B.
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die Grafen Czernin) verpachtet. Den entscheidenden Teil der Einkünfte des Landesherrn aus Böhmen, die in jener Zeit bei 2 Mio. fl. pro Jahr lagen, bildeten allerdings nicht die Gefälle der Kammer, sondern die Steuern. Einen bedeutenden Eingriff in die Kompetenzen der Kammer stellte die Herausnahme des Bankales aus den Kammereinkünften im Jahr 1714 dar. Das Bankale bildeten vor allem die Einnahmen aus den Verbrauchssteuern und Monopolen (Salzmonopol, Zoll- und Mautgebühren, Ausfuhr-, Einfuhr-, Verkaufs- und Viehschlachtungsabgaben, Wein- und Biersteuer), die zur Tilgung der Staatsschuld und zur Gewährung von Darlehen bestimmt waren. Zur Verwaltung des Bankale auf Zentral- und Landesebene wurden neue Behörden errichtet. In Prag war es 1715 das Bankalkollegium, 1720 dann die Ban kalrepräsentation, die die Agenda des aufgehobenen Rentmeisteramtes übernahm. Trotz fortgesetztem Abbau der Kompetenzen der Böhmischen Kammer wuchs deren Personalstand stetig. In der Mitte des 17. Jahrhunderts gab es sieben bis acht Kammerräte, am Ende des Jahrhunderts 20 und mehr. Die Hälfte davon bildeten bürgerliche Beamte, meistens Juristen, die andere Hälfte Adelige. Der Präsident der Böhmischen Kammer gehörte dabei seit der Verneuerten Landesordnung von 1627 den obersten Landesoffizieren an und war gemeinsam mit ihnen Statthalter. Die Kammerkanzlei (ohne die Buchhalterei) hatte Ende des 17. Jahrhunderts 29 Beamte. Zum definitiven Niedergang der Böhmischen Kammer, der bereits zuvor viele Funktionen schrittweise entzogen worden waren, trug die französisch-bayerische Okkupation Böhmens in den Jahren 1741 bis 1743 bei. Die Böhmische Kammer unterbrach damals ihre Tätigkeit, Karl Albrecht nahm diese jedoch am 23. November 1741 wieder auf und verlieh der Kammer den Titel „Hofkammer“. Nach der Verdrängung der Franzosen aus Prag beendete Maria Theresia bis auf Weiteres die Tätigkeit der Böhmischen Kammer und beauftragte mit deren Agenden die Kammeradministration (Kommission in cameralibus); die meisten Belange gingen allerdings an andere Behörden über, und die Institution selbst wurde am 11. November 1745 von Maria Theresia aufgehoben. Ihre Agenden wurden zunächst von der Statthalterei übernommen, danach (1749) von der Repräsentation und Kammer und schließlich (1764) vom böhmischen Gubernium, in dessen Rahmen ihre Angelegenheiten von der Abteilung Camerale verwaltet wurden. Zu einem Bestandteil der neuen Landesbehörden wurde auch die frühere Buchhalterei der Böhmischen Kammer, seit 1763 unter dem Namen Gubernialbuchhalterei; 1783 übernahm diese auch die Agenden des Religionsfonds. Seit 1782 war sie direkt der Hofkammer in Wien unterstellt. 1784 wurden ihr auch die Buchhalterei des Münzmeisters, die ständische Buchhalterei und die Verwaltung der böhmischen landesherrlichen Güter angeschlossen.
3.5.2. Die Kammergüter in Böhmen Die Kammergüter in Böhmen stellten vom Ende des 16. bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts ein mehr oder weniger stabiles Ganzes dar, das unterdessen um weitere Herrschaften vergrößert oder verkleinert wurde. In der Mitte des 17. Jahrhunderts gehörten dazu sechs Städte, 18 Märkte und 362 Dörfer. Im Unterschied zum Netz der mittelalterlichen königlichen Herrschaften, das sich über das ganze Land erstreckt hatte, konzentrierte sich das frühneuzeitliche Eigentum des Landesfürsten in zwei großen Komplexen in Mittelböhmen, von denen der eine im Elbe-Gebiet (Brandeis an der Elbe, Přerow an der Elbe, Podiebrad, Kolin, Pardubitz, Staré Smrkovice) und der andere westlich von Prag
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(Zbirow, Točnik, Königshof, Pürglitz, Kruschowitz) lag. Von den Herrschaften im Grenzgebiet behielt der Herrscher auf Dauer nur Pressnitz im Erzgebirge. Diese Ordnung ermöglichte eine einfachere Verwaltung vom Prager Zentrum aus, abgesehen von weiteren Vorteilen (einfache Versorgung des Kaisers und des Hofes bei Aufenthalten in Prag, Jagdreviere, militärstrategische Aspekte). Der Auflösungsprozess des mittelalterlichen Netzes der königlichen Herrschaften, der im 15. Jahrhundert stattfand, wurde von Ferdinand I. vollendet, indem er zu Beginn seiner Regierung auch die letzten sechs verbliebenen Güter veräußerte. Er startete dennoch bald den Aufbau einer neuen, zentralisierten königlichen Domäne, der von Rudolf II. abgeschlossen wurde. Beide Herrscher nutzten dazu vor allem Konfiskationen von Adelsgütern (bes. 1547 und 1594), außerdem wurden verpfändete Güter eingelöst oder neue Güter käuflich erworben. Von den nach der Niederlage des Ständeaufstands im Jahr 1620 beschlagnahmten Gütern wurden dagegen nur einige wenige dem Komplex der Kammerherrschaften hinzugefügt. Dieser schrumpfte vielmehr bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts markant, und zwar aufgrund von Schenkungen und Verkäufen einiger Herrschaften an bedeutende Anhänger des Herrschers, zuletzt durch den Verkauf von Pürglitz und Kruschowitz 1685. Zum genannten Komplex gehörten zeitweilig auch weitere Güter. Neben einer großen Gruppe von Herrschaften, welche die Kammer kurz nach ihrem Erwerb 1547, 1594 oder 1620 verwaltete, ging es vor allem um Chlumetz an der Cidlina (1547– 1611), Lissa an der Elbe (1548–1647), Benatek (1591–1648), Dobříš (1570–1630), Osek (1774–1869) und Mirošov (1726–1868). Auch einige der oben genannten Herrschaften wurden im 17. und 18. Jahrhundert für kürzere Zeit verpfändet, zur vollkommenen Auflösung des Kammerbesitzes in Böhmen kam es jedoch erst im 19. Jahrhundert. Die Böhmische Kammer war ein Leitungs- und Kontrollorgan, das die Wirtschaftsverwaltung der einzelnen Herrschaften überwachte. In der Regel wurden jeweils zwei oder drei Kammerherrschaften unter einem Hauptmann vereinigt, dem auch die Pfleger der angeschlossenen „Nebenherrschaften“ unterstellt waren (z. B. war der Pfleger des Gutes Kruschowitz dem Hauptmann der Herrschaft Pürglitz unterstellt). Am Anfang des 17. Jahrhunderts existierte vorübergehend das Amt eines Oberhauptmanns (vrchní hejtman) der Kammerherrschaften. Es bewährte sich jedoch nicht und wurde 1657 aufgelöst. Die Verwaltung der Kammerherrschaften differierte nicht wesentlich von der Verwaltung größerer Adelsgüter, allerdings mit dem Unterschied, dass sie zwei Behörden unterstellt war, denn die Böhmische Kammer musste die wichtigsten Angelegenheiten weiterhin an die Hofkammer bzw. an den Landesherrn weiterleiten. Somit war die Verwaltung der Kammerherrschaften ziemlich schwerfällig und unökonomisch. Neben der Verwaltung der im direkten landesfürstlichen Besitz befindlichen Herrschaften hatte die Böhmische Kammer gewisse Kompetenzen auch in Bezug auf verpfändete Güter: Sie sollte darüber wachen, dass diese nicht von den Pfandinhabern durch übermäßige Ausbeutung ruiniert werden, sowie die Entschädigung für „Meliorationen“ und die Behandlung von Beschwerden der Untertanen dieser Herrschaften über Unterdrückungsmaßnahmen seitens der Pfandinhaber erledigen. Diese Agenden verloren aber schrittweise an Bedeutung, denn von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis 1618 (und in Einzelfällen auch später, z. B. Melnik 1686) wurden die verpfändeten königlichen (und auch kirchlichen) Güter in großer Zahl als Erbbesitz verkauft. Nach der Auflösung der Böhmischen Kammer wurde das der Hofkammer unterstellte Oberdirektorium der Kammergüter in Böhmen mit Sitz in Wien errichtet, das 1772 nach Prag verlegt wurde. Es verwaltete seit 1774 auch die ehemaligen Jesuitengüter, seit 1784 die Güter der aufgelös-
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ten Klöster, außerdem auch die Stiftungsgüter. In den Jahren 1782 bis 1785 wurde der Direktor zeitweilig durch zwei Administratoren für den westlichen und den östlichen Teil des Landes ersetzt. Präsidenten der Böhmischen Kammer 1548–1549 Johann d. J. von Lobkowitz 1550–1557 Wolf von Wrzesowitz 1557–1561 Joachim Graf Schlick (1562)–1569 Wolf von Wrzesowitz Joachim von Schwanberg 1570–1574 1574–1575 Wilhelm Frhr. von Oppersdorff (Verwalter) 1575–1577 Joachim Nowohradsky von Kolowrat Johann d. Ä. von Lobkowitz 1577–1580 1581–1587 Ladislaus d. Ä. von Lobkowitz 1587–1592 vakant Joachim Nowohradsky von Kolowrat 1592–1597 1598–1606 Stephan Georg von Sternberg (bis 1601 Verwalter) (1606) Christoph Želinský Frhr. von Sebusein (Verwalter) 1607–1611 Kaspar Kaplíř von Sullowitz (Verwalter) Abraham Burggraf von Dohna 1611 Nikolaus von Gersdorf (Verwalter) (1612) 1612–1624 Wilhelm (Graf ) Slawata von Chlum und Koschumberg (1618 gestürzt; Friedrich von der Pfalz als böhmischer Gegenkönig besetzte die Stelle 1620 mit Christoph Harrant von Polschitz und Weseritz; Ende 1620 wurde die Leitung der Kammer durch den Statthalter Karl Fürst Liechtenstein übernommen, der Kammerpräsident Slawata kehrte erst 1622 aus dem Exil zurück; seit dem Frühjahr 1624 wurde er durch den Kammerrat Jaroslav Bořita Graf Martinitz vertreten) 1625–1628 Wilhelm Frhr. von Wrzesowitz Georg Adam Graf Martinitz 1628–1634 1634–1645 Ulrich Franz Liebsteinsky von Kolowrat (1637–1648 gleichzeitig Hofkammerpräsident; ab 1640 daher vertreten durch Heinrich Wolf Graf Berka von Duba als „Direktor“ der Böhmischen Kammer) 1645–1650 Heinrich Wolf Graf Berka von Duba 1650–1656 Wilhelm Albrecht Krakowsky von Kolowrat 1656–1672 Alexander Ferdinand (Graf ) Wratislaw von Mitrowitz 1672–1680 Georg Ludwig Graf Sinzendorf (gleichzeitig Hofkammerpräsident) 1681–1689 Christoph Franz Graf Wratislaw von Mitrowitz 1689–1692 vakant 1692 Ferdinand Ernst Frhr. (Graf ) Hieserle von Chodau 1692–1718 Franz Josef Graf Schlick 1718–1726 Sigmund Valentin Graf Hrzan von Harras (erst 1719 ins Amt eingeführt) 1726–1745 Franz Leopold Graf Sternberg (zusammenstellt von Eduard Maur und Petr Maťa)
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Quellenlage und Forschungsstand Die Böhmische Kammer verfügte über eine ordentlich geführte Registratur. Der Brand der Prager Burg 1541, der Schwedeneinfall 1648 und Skartierungen im 19. Jahrhundert wirkten sich jedoch auf den Überlieferungsstand negativ aus (Kollmann 1992). Im Rahmen der 1745 begonnenen, jedoch bis Ende des 19. Jahrhunderts verzögerten Ordnungsarbeiten wurden Akten der Böhmischen Kammer in neue, künstlich geschaffene Bestände transferiert und mit Akten der Böhmischen Kanzlei (bis 1620) und der böhmischen Statthalterei vermischt. Alle diese Bestände werden in Prag in der ersten Abteilung des NA aufbewahrt. Die Akten der Böhmischen Kammer landeten hauptsächlich in den Beständen Stará manipulace [Alte Manipulation] (1527–1747) und Nová manipulace [Neue Manipulation] (1650–1706), weiters Slezsko [Schlesien] (der Bestand ging während des Zweiten Weltkriegs unter), Morava [Mähren] (1527–1625), Lužické spisy [Lausitzer Akten] (1527–1748), Staré militare [Altes Militare] und Staré montanum [Altes Montanum] (1500–1784). Aus den Protokollen der Böhmischen Kammer entstand der Bestand Komorní knihy [Kammerbücher], die Urkunden wurden zu einem wesentlichen Teil des Bestands České gubernium – Guberniální listiny [Böhmisches Gubernium – Gubernialurkunden] (1175–1918). Im 20. Jahrhundert wurden die nicht manipulierten Akten der Böhmischen Kammer (seit 1707) und die ursprünglichen Hilfsmittel aus der Provenienz der Kammer, die bisher im Bestand Kammerbücher aufbewahrt worden waren, im Bestand Česká komora [Böhmische Kammer] (1527–1749) vereinigt. Die Akten der Kammerverwaltung aus der Zeit nach 1745 bilden einen Teil des Bestands České gubernium – Camerale [Böhmisches Gubernium – Camerale], die Montanakten seit 1784 die Abteilung Montanum im selben Bestand. Einen Sonderbestand aus derselben Zeit bildet Administrace státních statků [Staatsgüteradministration]. Die Bücher und Akten der Kammerbuchhalterei, die seit 1667 (allerdings ziemlich lückenhaft) überliefert sind, bilden gemeinsam mit Akten der Gubernialbuchhalterei und weiterer Behörden einen Teil des Bestands Česká státní účtárna [Böhmische Staatsbuchhalterei] (1667–1921). Archivalien zur Wirtschaftsführung einzelner Kammergüter sind im SOA Praha (Brandeis, Podiebrad, Zbirow), SOA Zámrsk (Pardubitz) und SOA Litoměřice/Děčín (Pressnitz) reichlich erhalten. Wichtig sind auch Unterlagen, die aus der Tätigkeit der Böhmischen Kammer und der Hofkammer entstanden sind und sich in verschieden Beständen des NA finden. Grundlegende, aber zum Teil unsystematische Informationen zur Geschichte des böhmischen Kammerwesens sind in Überblicksarbeiten zur böhmischen Verwaltungsgeschichte (zuletzt Janák–Hledíková 1989 bzw. Hledíková–Janák–Dobeš 2005) und Finanzgeschichte (Gindely 1869, d’Elvert 1881, Volf 1947/48) zu finden. Gründlicher wurde die Entwicklung der Böhmischen Kammer und besonders ihres Archivbestands durch Kollmann 1992 sowie in der Bestandsübersicht des NA (Pazderová 1997/2000, Bd. I/1) bearbeitet. Zu den komplizierten Beziehungen zwischen der Böhmischen Kammer und der Hofkammer und zu den Kompetenzen von der Böhmischen Kammer untergeordneten Behörden (bes. der Kammerbuchhalterei) siehe auch Roubík 1932 sowie Kubátová 1966 und 1975. Im Rahmen seiner Studien über die böhmische Landesverwaltung wurde die Geschichte der Böhmischen Kammer und der maria-theresianischen Finanzbehörden von František Roubík behandelt (Roubík 1967 und 1969). Umfassender wurde die böhmische Kammerverwaltung bisher nur für das 16. Jahrhundert, besonders für die Regierungszeit Ferdinands I., bearbeitet. Die inhaltsreichen
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Arbeiten Pešák 1930 und 1933 schildern anhand von Kammerbüchern und Instruktionen jedoch v. a. die Entwicklung der Kammerorganisation und -kompetenzen, weniger die eigentliche Tätigkeit der Kammer. Für die Periode des Dreißigjährigen Kriegs sind grundlegend Rezek 1890 und 1892/93 sowie Volf 1977; erstere Arbeiten befassen sich besonders intensiv mit dem böhmischen Finanz- und Kammerwesen in den 1640er und 1650er Jahren, wiewohl das Thema nur einen Teil der Darstellung bildet. Für das 18. Jahrhundert findet man Grundlageninformationen in den Bestandsinventaren des NA. Interessante Einblicke, Zahlen und Angaben zu landesherrlichen Einkünften und ihrer Verwaltung im Gesamtkontext der böhmischen Steuern und Abgaben seit dem Westfälischen Frieden bis ins 18. Jahrhundert bietet Pekař 1932. Zum Deputiertenamt und zu den von diesem administrierten Einkünften können nur Rezek 1890, 1892/93 und Gabriel (F.) 1967a herangezogen werden. Eine ausführliche Bearbeitung erfuhr dagegen das Amt des königlichen Prokurators, dessen Geschichte bis 1740 (mit einem Verzeichnis aller Beamten) Demel 1905/09 bearbeitete (der erste Teil erschien auch in deutscher Übersetzung: Demel 1909). Anhand der Akten des Fiskalamts wurde diese Arbeit durch Dřímal 1969 und 1970 ergänzt, korrigiert und bis zum Jahr 1783 fortgesetzt. Weitere Informationen bieten die von Bohuslav Matouš vorbereitete und von Josef Kočí herausgegebene Regestenedition der Untertanenbeschwerden an den königlichen Prokurator (Kočí 1954) und das Inventar des Bestands Finanzprokuratur 1250–1785 (Dřímal–Stupková 1970–1971). Der Verwaltung und Wirtschaft auf einzelnen Kammergütern wurden mehrere großteils lokalhistorische Aufsätze und Studien gewidmet. Einen weiteren Fokus haben für das Ende des 16. Jahrhunderts Pešák 1929a und für die zweite Hälfte des 17. Jahrhundert Maur 1984. Weiters sind zwei aus Eduard Maurs Dissertation hervorgegangene Aufsätze über die Entstehung und Entwicklung des böhmischen Kammergüterkomplexes (Maur 1976) und über dessen landwirtschaftliche Produktion (Maur 1990) zu erwähnen. Die Entwicklung der Kammergüter in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts blieb bislang unbearbeitet, der Zeit nach dem Jahr 1745 widmen sich Černý 1929 und 1930a; Hinweise auf die Kammergüter auch in Černý 1930b.
3.6. Das Rentamt und die landesherrlichen Güter in Mähren Von Bronislav Chocholáč 3.6.1. Das Rentamt in Mähren Ferdinand I. fand bei seinem Herrschaftsantritt in Mähren keinen namhaften landesherrlichen Grundbesitz vor, deshalb wurde in diesem Land – im Unterschied zu Böhmen – während seiner Regierung keine neue, der Böhmischen Kammer vergleichbare Behörde errichtet. Im 16. Jahrhundert war für die Betreuung der herrscherlichen Einkünfte aus der Markgrafschaft vor allem der Landesunterkämmerer (zemský podkomoří) zuständig, ein Amtsträger, der sich in einer doppelten Abhängigkeit sowohl von den Ständen als auch vom Landesherrn befand und die Interessen beider wahrnahm. Bei der Verwaltung der eigentlichen mährischen Kammereinkünfte folgte der Unterkämmerer den Weisungen
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der Böhmischen Kanzlei oder der Hofkammer. Nur bezüglich des Bergbaus sicherte sich die Böhmische Kammer einen deutlichen Einfluss. Erst in den 1560er Jahren erfolgte in der Verwaltung der mährischen Kammereinkünfte eine Änderung. Bereits 1565 wollte Maximilian II. die Aufsicht über seine Einnahmen aus der Markgrafschaft intensivieren und neben dem Unterkämmerer noch eine weitere Amtsperson damit beauftragen. Zwei Jahre später wurde dann wirklich ein den Weisungen der Böhmischen Kammer unterstehender Rentmeister installiert (in den Quellen auch als Rentdiener bezeichnet). In Wirklichkeit unterstand jedoch der mährische Rentmeister direkt der Hofkammer, mit der er auch – ähnlich wie der Unterkämmerer – vorzugsweise kommunizierte. Nach und nach bildete sich aus der Tätigkeit des Rentmeisters eine eigenständige Finanzinstitution heraus, das mährische Rentamt, das spätestens nach der Schlacht am Weißen Berg völlig der Hofkammer unterstellt wurde. Im Allgemeinen sollte der Rentmeister für eine Maximierung der herrscherlichen Einnahmen aus Mähren sorgen. Deswegen sollte er, wie in einem Gutachten Anfang der 1580er Jahre empfohlen wurde, die Aufsicht über den Unterkämmerer in allen die kaiserlichen Einnahmen und Ausgaben im Lande betreffenden Angelegenheiten führen. In der Praxis arbeitete er jedoch nicht selbständig, sondern rückte eher in die Position einer Hilfskraft des Unterkämmerers. Er nahm die Barbeträge aus den Händen der obersten ständischen Steuereinnehmer (berníci) in Empfang und quittierte diese auch im Namen des Landesherrn (sofern diese Mittel nicht sofort anderweitig – etwa zur Kriegsfinanzierung – verwendet wurden). Er mahnte im Namen des Herrschers die säumigen Zahler; manchmal wurde er vom Landesherrn und dem Unterkämmerer sogar mit dem Transport und der Übergabe von Bargeld beauftragt. An der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert verdrängte der Rentmeister in den erwähnten Aufgabenbereichen den Unterkämmerer bereits sehr deutlich, u. a. auch bei der Einkassierung bestimmter Steuerarten von den königlichen und den Kammerstädten. Ansonsten hatte der Rentmeister jedoch keinen Einfluss auf die Steuererhebung in Mähren, er wurde aber zunehmend mit der Erfüllung finanzieller Verpflichtungen des Herrschers in Mähren betraut. Auch die Stände bedienten sich nach 1600 mitunter der Rentmeister. Der lange Jahre als mährischer Rentmeister tätige Andreas Seydl wurde z. B. 1601 zum Verwalter der ständischen Einkünfte und Finanzen – der sog. Landesgelder (zemské peníze) – ernannt und drei Jahre später dem damals installierten Direktor der Landesgelder (direktor zemských peněz) als Stellvertreter zur Seite gestellt. Der primär landesherrliche Amtsträger, dem die Stände jedes Recht bestritten, auf das mährische Steuerwesen Einfluss zu nehmen, arbeitete also im Rahmen einer „Nebenbeschäftigung“ für das Land. Zur Erhöhung der landesherrlichen Einnahmen trugen die mährischen Rentmeister in den Jahrzehnten vor dem Dreißigjährigen Krieg allerdings nur unwesentlich bei. Nach dem Ausbruch des Ständeaufstandes in Böhmen 1618 lassen sich zunächst keine Änderungen in der Tätigkeit des Rentmeisters erkennen. Erst als sich Mähren 1619 dem Aufstand anschloss, erfolgte im Laufe dieses Jahres eine Einschränkung seiner Tätigkeit. Für das Jahr 1620 und bis Mitte Oktober 1621 sind in den Hofzahlamtsbüchern keine Einnahmen oder Ausgaben des mährischen Rentamts verbucht worden. Der seit 1615 tätige Rentmeister Georg Weißbach, der das Amt während des Aufstandes bekleidete und wahrscheinlich Protestant war, wurde im Oktober 1621 abgelöst; schuldhaftes Verhalten konnte ihm aber nicht nachgewiesen werden, denn bereits 1623 wurde er zum Militärkommissar im Brünner Kreis ernannt.
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Nach dem Erlass der Verneuerten Landesordnung für Mähren (1628) sank der Einfluss des Unterkämmerers. Die Klöster hatten sich aus seinem Zuständigkeitsbereich befreit und wurden nicht mehr als Kammergut verstanden. Zu dieser Zeit zählte das Rentamt neben dem Rentmeister bereits einen Gegenhandler (auch Gegenschreiber oder Kontrollor genannt). Während des Dreißigjährigen Krieges war das Rentamt für die Weintatz, die Biergefälle (von den königlichen Städten), die ungarische Grenzmaut, den Zoll auf die Einfuhr polnischen Salzes, den Fleischkreuzer (nur 1631 und 1632) und einige Sondereinnahmen (beispielsweise aus konfiszierten Gütern) zuständig. Eingehoben wurden diese Gefälle aber durch die Landessteuereinnehmer in Brünn und Olmütz und durch Einnehmer des Fass- und Tatzgeldes in den königlichen Städten bzw. in den einzelnen Kreisen, die für diese Arbeit ein Gehalt aus dem Rentamt erhielten. Die durchschnittlichen Brutto-Jahreseinnahmen des Amtes (ohne Sondereinnahmen) betrugen ungefähr 35.000 fl. Aus diesen Einnahmen wurden beispielsweise die Vergütung der Beamten der Buchhalterei der Hofkammer, des mährischen Rentmeisters und des Gegenhandlers, des Obermautners, der Tatzeinnehmer und der Gehilfen in den königlichen Städten und des Salzüberreiters sowie die Ausgaben für Boten, Bürobedarf, die Stein- und Ziegelzufuhr in das Münzhaus u. Ä. beglichen. In den ersten Nachkriegsjahren wurden aus den Mitteln des Rentamtes auch die Kosten für die Sanierung der Landesfestungen Brünn, Iglau, Olmütz und Ungarisch Hradisch bezahlt. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts stiegen die Einnahmen des Rentamtes deutlich an: Mit der Judensteuer und dem von den Ständen bewilligten Camerale, dem sog. quantum ad liberam dispositionem, näherte man sich 100.000 fl. Allerdings erhielt der Rentmeister nur einen Teil davon in bar. Anfang des 18. Jahrhunderts (1712) verwaltete und verbuchte das Rentamt immer noch Weintatz und Biergulden, ferner die Grenzmaut, die Jüdische Cameral-Quote, das ständische Camerale und die Tanzabgabe. Der Rentmeister hob alle diese Gelder mit Hilfe verschiedener Einnehmer ein und verrechnete sie gemeinsam mit dem Gegenhandler. Von diesen Einnahmen wurden dann insbesondere Gehälter der Beamten sowohl des Rentamtes selbst als auch des königlichen Tribunals, des Landtafelamtes, des Fiskalamtes, einiger Hofkammerräte, der Beamten der Buchhalterei der Hofkammer, der Kreishauptleute, der Landesärzte und der Landmünzprobierer bezahlt. Das Amt wies auch mit 5 bis 6 % verzinste Passiva in der Höhe von fast 150.000 fl. auf. Etwa zur gleichen Zeit plante man, dem Rentamt im Zuge einer großangelegten Reform die Einnahmen aus dem Salzhandel zu übertragen, für seinen bisherigen Zuständigkeitsbereich aber eine eigene Finanzverwaltung zu schaffen bzw. zur Verpachtung überzugehen. Die Reform wurde allerdings nicht umgesetzt. 1715 wurde infolge der Errichtung der Universalbankalität und der Reform der Wiener Hofkammer auch in Brünn ein Bankalkollegium unter dem Vorsitz des Iglauer Kreishauptmannes Anton Franz von Deblin gegründet, bereits 1717 jedoch in eine Bankalrepräsentation umgewandelt. Das Rentamt wurde zunächst zur Bancal-Collegii-Cameral-Cassa (1716: Mährische Bancalitet-Cameral-Cassa), der Rentmeister selbst aber dann zum Leiter (Ober-Bankalrepräsentant) der reformierten Institution. Erst 1732 wurde in Brünn eine vom Rentamt unabhängige und der Ministerial-Banco-Deputation unterstellte Bankaladministration errichtet, die für das gesamte Bancale, dessen Verwaltung durch das Rentamt somit aufhörte, zuständig war: für Zoll und Maut, Bier- und Weintatz, das Salzmonopol, den Viehaufschlag und den Fleischkreuzer. Im Zuge der
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Haugwitz’schen Staatsreform trat 1749 an Stelle des Rentamts ein Militär- und Kameralzahlamt mit einem Zahlmeister an der Spitze. Aus der Zeit vor dem Ständeaufstand liegen uns keine Belege dafür vor, dass der Rentmeister über Hilfspersonal verfügt hätte. Erst im Laufe des Dreißigjährigen Krieges erscheint ein Gegenhandler. Seine Einstellung hängt vermutlich mit der Vermehrung der Aufgaben durch die Güterkonfiskationen nach der Niederschlagung des Ständeaufstandes zusammen. Ob und in welchem Umfang das Hilfspersonal tatsächlich eingesetzt wurde, bleibt unsicher. Die Stelle des Rentmeisters bekleideten nacheinander 16 Personen mit einer durchschnittlichen Amtsdauer von elf Jahren. Vor dem Dreißigjährigen Krieg lassen sich auch etwas kürzere Amtsperioden beobachten. Abgesehen von den zwei ersten Rentmeistern war das mährische Rentmeisteramt zumeist eine Durchgangsstation in ihren Karrieren (z. B. der spätere Reichspfennigmeister Stephan Schmidt von Freihofen). Wenigstens zwei Rentmeister (Niklas Nusser von Nussegg und Johann Kaspar von Keyl) wurden wegen Amtsmissbrauchs ihrer Funktionen entsetzt und sogar enteignet und mit Gefängnis bestraft. Die Rentmeister waren meist nobilitierte Beamte bürgerlicher Herkunft oder gehörten dem niederen Adel an. Häufig stammten sie aus den österreichischen Ländern und erwarben in Mähren während ihrer Amtszeit Güter. Für die Zeit vor dem Ständeaufstand lassen sich den Akten Anforderungen an Bewerber um die Rentmeisterstelle entnehmen, so z. B. Tschechisch- und Deutschkenntnisse, Kenntnis der Buchführung und der Verhältnisse in der Hofkammer. Das Gehalt der Rentmeister unterlag vor allem in den ersten Jahrzehnten Schwankungen: Der erste Rentmeister Kaspar Freundt erhielt 200 Taler jährlich, Hans Neher bezog in der Mitte der 1580er Jahre bereits 340 Taler. Nach einer 1637 in der Hofbuchhalterei zusammenstellten Übersicht über die mährischen Kammereinnahmen und -ausgaben betrug das Gehalt des Rentmeisters 1.000 fl. und jenes des Gegenhandlers 450 fl.; auf diesem Niveau blieb die Entlohnung auch nach dem Dreißigjährigen Krieg. Seit dem Beginn der 1620er Jahre (spätestens ab 1623) bis zum Ende seiner Existenz hatte das Rentamt seinen Sitz in Brünn, in dem Haus an der Ecke der heutigen Straßen Česká und Středova. Wo die Rentmeister, die in der Zeit vor der Schlacht am Weißen Berg wirkten, amtierten, wissen wir leider nicht (vielleicht in ihren eigenen Brünner Häusern).
3.6.2. Die landesherrlichen Güter in Mähren Am Ende der Jagiellonenzeit besaß der Landesherr in Mähren nur sehr wenig Kammergut und die dazu zählenden Dörfer und Märkte befanden sich faktisch in den Händen der Lehnsleute. Im Lande gab es nur sechs königliche Städte (Brünn, Iglau, Olmütz, Ungarisch Hradisch, Mährisch Neustadt und Znaim). Erst in der Mitte des 16. Jahrhunderts kamen drei weitere Städte (Gaya, Neutitschein und Mährisch Schönberg) hinzu, die sich von der Untertänigkeit loskauften und nun eine kleine Gruppe mährischer Kammerstädte bildeten. Erwarben die Herrscher in der Folge in Mähren gelegentlich Grundbesitz, dann wurde er unverzüglich weiterveräußert oder wenigstens verpfändet. Die Kameraleinkünfte in Mähren waren so gering, hieß es 1594, dass sie nicht einmal die Beamtengehälter abzudecken vermochten.
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Diese Situation blieb auch später – von der kurzen Periode der Konfiskationen nach dem Ständeaufstand abgesehen – unverändert. Die sog. Lahnenregister aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhundert nennen keine einzige Herrschaft in unmittelbar landesfürstlichem Besitz. Dies änderte sich erst im späten 18. Jahrhundert, insbesondere im Zuge der josephinischen Klosteraufhebungen. Wie man einer im Nachlass des mährischen Topographen Franz J. Schwoy überlieferten Schätzungsliste des Werts der mährischen Herrschaften und Güter aus dem Jahre 1790 entnehmen kann, entfielen von der geschätzten Gesamtsumme von mehr als 67 Mio. fl. auf die staatlichen Güter nur 10,266 Mio. fl. (15,3 %); dabei handelte es sich zumeist um Güter der aufgehobenen Klöster und einiger Stiftungen. Davon blieben nur das Brünner Damenstift Maria Schul (320.000 fl.) und die dem Herrscherhaus gehörenden Herrschaften Göding (gekauft 1762), Czeikowitz (gekauft 1783) und Groß Pawlowitz (gekauft 1762) mit einem geschätzten Gesamtwert von etwa 1 Mio. fl. längerfristig unveräußert. Mährische Rentmeister 1567–1572 1572–1590 1590–1604 1605–1608 1609–1614 1615–1621 1621–1632 1633–1657 1657–1665 1667–1677 1677–1678 1679–1684 1686–1708? 1709–1712 1712–1725 1725–1749
Kaspar Freundt Hans Neher von Neherling Andreas Seydl von Pramsov Stephan Schmidt von Freihofen Johann Georg Kandelberger Georg Weißbach Maximilian Kemptner Niklas Nusser von Nussegg Anton von Haimb Ferdinand Kayser Johann Andreas Viechter Franz Anton von Cattani Franz Jakob von Waldkring Johann Baptist Bevier von Freyriedt Johann Kaspar (von) Keyl Johann Baptist von Grimm Quellenlage und Forschungsstand
Das Schriftgut der Rentmeister und des Rentamts ist nur fragmentarisch überliefert und außerdem über mehrere Archive und Bestände verstreut. Eine wichtige Ersatzüberlieferung sind daher die Bücherreihen des HKA und die sowohl dort als auch im NA aufbewahrten Akten der Hofkammer: die Hoffinanz Österreich und die Böhmische Abteilung der Hofkammer (früher: Hoffinanz Böhmen), speziell die Abteilungen I und IV. Nur Splitter sind in den Beständen Morava [Mähren] (Mährische Akten der Böhmischen Kanzlei und Böhmischen Kammer) und Česká komora [Böhmische Kammer] des NA überliefert. Im MZA Brno enthält der Bestand Gubernium einige Fragmente. Über das mährische Rentamt liegt keine Gesamtdarstellung vor, in verwaltungsgeschichtlichen Gesamtdarstellungen wird es nur am Rande behandelt (Kapras 1913–
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1920, Bd. 3, Janák–Hledíková 1989, Hledíková–Janák–Dobeš 2005). Die immer noch solideste Grundlage bieten die reichen, wenn auch nicht immer zuverlässigen Informationen in den veralteten Arbeiten von Christian d’Elvert (vor allem d’Elvert 1880 und 1881). Interessante Erkenntnisse über die Tätigkeit der Rentmeister im 16. und in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts finden sich bei Knoz 2006 und Sterneck 2006 (v. a. zu den Rentmeistern Andreas Seydl und Niklas Nusser). Einige Informationen über die Rentmeister vor dem Ständeaufstand finden sich bei Stejskal 1970. Fischel 1923 thematisiert einige Versuche unter Leopold I., die landesherrlichen Einkünfte aus Mähren zu erhöhen. Sviták 2010 widmet sich der Lokalisierung des Rentamtsgebäudes in Brünn. Zum tristen Zustand der landesherrlichen Einkünfte aus Mähren in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts vgl. Chocholáč–Sterneck 2003, zum Wert der mährischen Herrschaften im Besitz des Landesherrn, des Adels, der Kirche und der Städte am Ende der Regierungszeit Josephs II. Radimský 1957.
3.7. Die Schlesische Kammer und die königlichen Kammergüter in Schlesien Von Petr Maťa und Michał Witkowski Ferdinand I. fand nach seinem Herrschaftsantritt als Oberherzog von Schlesien keine konsolidierten landesfürstlichen Finanzen vor. Kammerdomänen in den ihm direkt unterstehenden Erbfürstentümern waren kaum vorhanden. Die lokalen Zölle und weitere Einkünfte waren meistens verpfändet oder verkauft. Andere Regalien des Oberherzogs waren – eine wichtige Besonderheit Schlesiens – infolge der komplizierten Landesbildung im Mittelalter seitens der schlesischen Lehnsherzoge wesentlich beschränkt. Sie blieben zwischen dem Oberherzog und seinen Vasallen auch weiterhin umstritten, sodass der König seine Regalrechte vor allem in den ihm direkt unterstehenden Erbfürstentümern geltend machen konnte. Unter Ferdinand I., besonders in den späteren Jahren seiner Regierung, erfolgten energische Versuche, die Einkünfte aus Schlesien zu vermehren, das landesherrliche Finanzwesen zu konsolidieren und die Regalien neu zu ordnen. Zu diesem Zweck wurde eine neue, zentralisierte, von den Ständen unabhängige Verwaltungsstruktur aufgebaut, in welche die bis dahin existierenden Segmente der königlichen Kammerverwaltung eingegliedert wurden. Diese unter Ferdinand I. geschaffenen Strukturen, die nicht nur eine Vermehrung der Einkünfte, sondern eine wesentliche Stärkung der monarchischen Autorität und einen bedeutenden Zentralisierungsschub für das lose strukturierte Schlesien brachten, überdauerten bis zum Ende der habsburgischen Herrschaft.
3.7.1. Die Schlesische Kammer Bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts verfügte der böhmische König in seiner Eigenschaft als Oberherzog in Schlesien über keinen dauernden und nur von ihm abhängigen Finanzapparat. Die Gefälle aus den (dem Herrscher unmittelbar unterstehenden) Erbfürstentümern und die Reste der Kammergüter wurden von Landeshauptleuten verwaltet, die
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in finanzieller Hinsicht der 1527 errichteten Böhmischen Kammer unterstellt waren. Die ersten nur vom Herrscher abhängigen und besoldeten Beamten waren die seit 1527 ad hoc und auf begrenzte Zeit berufenen Steuermeister (später Zahlmeister) zur Einhebung und Abführung der durch die Stände beschlossenen und erhobenen Steuern. Erst durch die Einführung neuer Steuern und in Reaktion auf die Errichtung des Generalsteueramts durch die schlesischen Fürsten und Stände 1552 entschloss sich der König zum Aufbau einer dauernden eigenen Finanzverwaltung. Mit Friedrich von Redern († 1564), einem Parteigänger Ferdinands I. in Schlesien (zugleich aber einem eifrigen Protestanten), wurde 1554 ein Vitztum (Vizedom, vicedominus) ernannt, in dessen Zuständigkeit die Verwaltung sämtlicher königlicher Einkünfte aus Schlesien fiel. Dem der Böhmischen Kammer untergeordneten Vitztum wurde ein Gegenschreiber zur Seite gestellt. Amtssitz war das königliche Schloss in Breslau. Die Vermehrung der Amtsgeschäfte infolge des 1556/57 eingeführten „neuen Grenzzolls“ gab Anlass zur Umgestaltung des Vitztumamts in eine kollegiale Behörde. Damit verband sich zugleich eine gravierende Änderung: Die 1558 sowol zu Wiederbringung und Erhaltung der alten, als Mehrung und Erweiterung der neuen unserer Regalien, Rent und Nutzungen und Einkommen (Publikationspatent 1558) feierlich installierte Schlesische Kammer wurde nicht mehr der böhmischen Zwischeninstanz, sondern direkt der Hofkammer in Wien unterstellt. Politisch wurde der Weg zu dieser administrativen Trennung der schlesischen Kammerverwaltung von Böhmen durch die Niederschlagung der ständischen Revolte 1547 in Böhmen geebnet. Ein Zankapfel zwischen beiden Kammern blieb zunächst die Zuständigkeit für die königlichen Einnahmen in den Lausitzen, deren Unterstellung unter die Breslauer Kammer erwogen wurde. Schließlich fiel dieser Behörde in den Lausitzen lediglich die Administrierung der Grenzzölle zu (bis 1572). Angesichts der Bemühungen Ferdinands I. um eine weitgehende Konsolidierung der königlichen Einkünfte und Rechte in Schlesien (auch im Hinblick auf die geistlichen Einrichtungen und die Städte, die nun verstärkt als Kammerbesitz aufgefasst und der Oberaufsicht der Kammer unterstellt wurden) überrascht es wenig, dass die neue, als Vertreter der fiskalischen Interessen des Herrschers energisch agierende Kollegialbehörde in Schlesien auf heftige Opposition seitens der Stände und vor allem der Stadt Breslau stieß. Am Beginn ihrer Tätigkeit bestand die Schlesische Kammer aus einem adeligen Präsidenten und drei (später vier) Räten (davon zwei Adelige). Jedem (auch dem Präsidenten) wurden Sachreferate zugewiesenen, die von Zeit zu Zeit getauscht werden sollten, damit jeder Rat die notwendige Erfahrung in allen Verwaltungsgeschäften erwerben konnte. Dem Kollegium waren drei Hilfsorgane beigeordnet: die den Schriftverkehr besorgende Kanzlei mit einem (später zwei) Sekretär(en) an der Spitze, das für Kassengeschäfte zuständige Rentamt und die mit der Rechnungskontrolle betraute Buchhalterei. Diese 1572 etwas veränderte Struktur blieb im Grunde bis 1741 erhalten. Die wohl bedeutendste organisatorische Änderung erfolgte 1715: Wie in den anderen Ländern der Monarchie wurde damals auch in Schlesien die Kasse von der Kammer abgetrennt und in eine der Wiener Universalbankalität untergeordnete Bankalrepräsentation umgestaltet. Die personelle Besetzung und innere Entwicklung der zunächst hauptsächlich aus gebürtigen Schlesiern bestehenden Schlesischen Kammer ist weitgehend unbekannt, genauso wie ihr Schicksal während des böhmischen Ständeaufstands bzw. unter dem „Winterkönig“ Friedrich von der Pfalz. Die schlesischen Fürsten und Stände, die sich nach dem Prager Fenstersturz allmählich von Wien abwandten, beschränkten im Mai 1619 die Handlungsfreiheit der Kammer. Nach dem Tod des Kammerpräsidenten Nikolaus von
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Burghaus am 1. Juli 1619 wurde habsburgischerseits der Oberst und bisherige schlesische Kammerrat Hans Ernst von Sprinzenstein (1574–1639) mit der Direktion der Kammer betraut. Es ist aber ungewiss, ob dieser katholische Adelige aus Oberösterreich damals überhaupt noch im Land anwesend war. Jedenfalls muss die Schlesische Kammer bald danach aus der Unterordnung unter die kaiserliche Hofkammer gänzlich ausgeschieden sein. Unter Friedrich von der Pfalz wurde der bisherige Kammerbeamte Isaak Klocker von Thesis zu ihrem Direktor bestellt. Die Wiener Hofkammer begann – ihren Registerbüchern zufolge – erst im März 1621 wieder das schlesische Kammerwesen unter ihre Aufsicht zu bringen. Diese Neuordnung – das Personal wurde wahrscheinlich großteils ausgewechselt – dürfte mehrere Monate gedauert haben. Erst ab Juli 1621 begann wieder ein etwas regelmäßigerer Schriftverkehr zwischen der Schlesischen Kammer und der Hofkammer. Diesen nahmen zunächst Direktor Sprinzenstein, vor allem aber der gefürchtete Vertreter der monarchischen Politik in Schlesien Karl Hannibal Burggraf von Dohna (1588–1633) – Kammerpräsident seit 1622 –, in die Hand. Im 17. Jahrhundert erfolgte eine Vermehrung des Personals, sodass sich die Zahl der Räte auf acht bis zehn verdoppelte. Spätestens um 1650 entstand die Stelle des Vizepräsidenten. Unter den Mitgliedern des Kammerkollegiums seit dem 17. Jahrhundert finden sich neben den bis dahin klar dominierenden gebürtigen Schlesiern auch fremde Adelige und Aufsteiger (zumeist aber mit Besitz oder finanziellen Interessen in Schlesien). Der Wiederaufbau der Kammer nach 1620 dürfte die Zahl der Fremden und ihren Einfluss vermehrt haben, wie z. B. die Karrieren der Kammerräte Karl Stredele von Montani († 1635) und Horatio Forno († 1654) beweisen, die Beamtenfamilien aus dem Umkreis der habsburgischen Höfe entstammten. Nach dem Direktor Sprinzenstein war der böhmische Adelige Christoph Ferdinand von Lobkowitz (1614–1658) der erste Kammerpräsident nicht-schlesischer Abstammung. Unter den gebürtigen Schlesiern ist die Karriere des hochadeligen Konvertiten Christoph Leopold von Schaffgotsch (1623–1703), eines Sohnes des 1635 in Regensburg hingerichteten „Verräters“, am auffälligsten: 1653 zum Kammerrat ernannt, avancierte er 1655 zum Vizepräsidenten und stand von 1665 bis zu seinem Tod über fast vier Jahrzehnte der Schlesischen Kammer vor. In dieser Eigenschaft und durch parallel versehene Ämter (Landeshauptmann im Herzogtum Schweidnitz-Jauer, Direktor des schlesischen Oberamtes) gewann Schaffgotsch einen dominierenden Einfluss auf die gesamte schlesische Verwaltung. Die prominente Positionierung herkunftsmäßig fremder Adeliger in der Kammer setzte sich auch unter Schaffgotsch und nach dessen Tod fort. Unter den neun Vizepräsidenten, deren Namen wir für die Zeit von 1653 bis 1741 feststellen können, waren mindestens vier Fremde: der steierische Adelige Karl Zehentner Freiherr von Zehentgrub (†1696), Johann Baptist Graf Neidhardt († 1722) aus einer ursprünglich österreichischen Beamtenfamilie, der belgische Adelige Denis-Joseph de Hornes († 1737) und der im Umfeld des Wiener Hofes sozialisierte Reichsadelige Franz Reinhold Graf Andler(n) und Witten (1697–1771). Neidhardt übernahm 1703 die Präsidentenstelle und wurde 1722 von Otto Christoph Graf Volkra (1660–1734) abgelöst, einem Niederösterreicher, der sich bis dahin als Vizepräsident der Ungarischen Kammer und später als Vertreter des niederösterreichischen Landmarschalls bewährt hatte. Mit Anton Christoph Graf Proskau folgte 1734 wiederum ein altschlesischer Aristokrat. Im Jahre 1734 bestand die Schlesische Kammer aus einem Präsidenten, einem Vizepräsidenten und zehn Kammerräten. Das Personal der Kanzlei und Buchhalterei zählte
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insgesamt 32 Personen; zu der mit der Kammer zusammenarbeitenden Bankalität gehörten neun weitere Beamte. Nach dem Einmarsch der preußischen Truppen in Schlesien im Dezember 1740 und dem Abschluss eines Neutralitätsvertrags mit der eingeschlossenen Stadt Breslau am 3. Januar 1741 wurde die Schlesische Kammer am 5. Januar zwangsweise versiegelt; im Februar 1741 musste der letzte Kammerpräsident Breslau verlassen.
3.7.2. Kammergefälle und untergeordnete Finanzämter Die Schlesische Kammer war eine Zentralstelle für den Empfang aller Einkünfte aus Schlesien und zugleich zentrale Rechnungs- und Kontrollstelle für alle anderen königlichen Finanzämter und Kassenbeamten in Schlesien. Die nachgeordneten Stellen waren vor allem für die Administration der einzelnen Regalien zuständig. Dazu gesellte sich das Biergeld, das zwar auf Fürstentagsbewilligungen basierte, dessen Einhebung aber von der Kammer organisiert wurde. Einen Fiskal (königlichen Prokurator) mit der Aufgabe, den Landesherrn in seinen finanziellen Ansprüchen gerichtlich zu vertreten und der Verletzung seiner Rechte entgegenzuwirken, gab es in Schlesien bereits vor der Gründung der Kammer. 1558 wurde er jedoch der neu errichteten Behörde unterstellt. In wenigen Jahren ist die Zahl der Fiskale gestiegen, sodass es außer einem Oberfiskal je einen Kammerprokurator in jedem Erbfürstentum gab. Die Befugnisse des Fiskals erfuhren in den 1570er Jahren eine Ausweitung auf strafrechtliche Sachen (Wucher, Mord, Totschlag, Ehebruch u. Ä.), in denen er ex officio als öffentlicher Ankläger Prozesse einleiten durfte. Nach dem Systemwechsel während des Dreißigjährigen Krieges wurden die Fiskale in strafprozessualer Hinsicht dem 1629 als königliche Kollegialbehörde umgestalteten Oberamt unterstellt, hinsichtlich anderer Befugnisse wirkten sie weiterhin unter der Kammer. Besondere von der Schlesischen Kammer abhängige oder nach 1558 neu errichtete Ämter administrierten die aus den königlichen Regalien fließenden Einnahmen. Das königliche Münzwesen in Schlesien kämpfte mit Schwierigkeiten, weshalb die Existenz eines Münzamts mit Münzmeister und Wardein Schwankungen unterlag und das Amt, das sich neben der Münzprägung auch mit Valvationen beschäftigte, periodisch unterging und wieder neu errichtet werden musste. 1698 standen unter der Aufsicht der Schlesischen Kammer drei Münzstätten mit einem Münzmeister (in Breslau) bzw. je einem Wardein (in Brieg und Oppeln) an der Spitze sowie dem üblichen technischen Personal. Die zunächst nur in den Grenzen einzelner Fürstentümer organisierte Verwaltung des Bergregals mit Bergmeistern an der Spitze wurde 1577 im Zusammenhang mit dem Erlass einer Bergordnung zentralisiert und einem der Kammer untergeordneten und für ganz Schlesien (in der Praxis jedoch nur für die Erbfürstentümer in Niederschlesien) zuständigen Oberbergmeister unterstellt. Da die Versuche einer Hebung des Bergbaus kaum greifbare Ergebnisse brachten, konnte die neue Organisation nur mit Abstrichen umgesetzt werden. Seit den 1560er Jahren fielen auch die Salzproduktion und der Salzhandel in den Wirkungskreis der Kammer. Da die Belieferung Schlesiens aus dem Salzkammergut wegen der Entfernung nicht praktikabel war, bemühte sich die Kammerverwaltung um die Versorgung mit Salz aus dem Ausland. Zunächst wurde der Zufuhr von Meersalz aus Stettin und Hamburg als königliches Monopol eingerichtet und beim Dorf Modritz im Fürstentum Glogau ein bedeutendes (später unter dem Namen Neusalz bekanntes) Siede-
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werk gegründet. Gleichzeitig entstand unter der Aufsicht der Schlesischen Kammer eine Verwaltungsstruktur mit dem Obersalzamtmann an der Spitze. Diese musste der wechselvollen Entwicklung der Salzpolitik des Kaisers in Schlesien angepasst werden: 1572 wurde die Salzverwaltung reorganisiert und die Kompetenz des Obersalzamtmannes auf das Siedewerk Guben in der Niederlausitz ausgeweitet. 1630 wurde ein nicht erfolgreicher Versuch unternommen, die Salzproduktion in Schlesien gänzlich zu monopolisieren. In den Jahren 1657 bis 1683 übernahm die Kammer die für Oberschlesien bedeutende Einfuhr des Salzes aus Polen in eigene Verwaltung. Nach der Inkamerierung des Salzimports aus Polen und Brandenburg im Jahre 1700 bemühte man sich, Schlesien hauptsächlich durch Kochsalz aus Solivar in Ungarn zu versorgen, was aber einen lebhaften, in der Praxis nicht zu bekämpfenden Schmuggel zur Folge hatte. Noch größere Entfaltungsmöglichkeiten hatten zwei weitere Verwaltungszweige. Die aufgrund der Einführung des sog. neuen Grenzzolls 1556/57 durchgesetzte königliche Besteuerung des Handelsverkehrs veranlasste den Aufbau eines dauerhaften Netzes von Zollstätten und -ämtern in ganz Schlesien (vor allem in den Weichbildstädten) und die Berufung von Zollbereitern, d. h. berittenen Beamten, die über die Einhaltung des Straßenzwangs wachten und Zollhinterziehungen bekämpften. Der Einfuhrzoll wurde am Bestimmungsort gezahlt, der Ausfuhrzoll an jenem Ort, von dem der Transport ausging. An Zollstellen in den grenznahen Städten wurden Kontrollen und Frachtversiegelungen vorgenommen. Das mit Abstand bedeutendste Grenzzollamt war das Breslauer. Sein Umsatz überstieg die gesamten Einnahmen aller anderen Zollstellen in Schlesien; es leitete die Einnahmen direkt an das schlesische Rentamt weiter. Andere Zollämter (zumeist mit einem Einnehmer, teilweise auch mit einem Gegenschreiber besetzt) verrechneten mit Oberzolleinnehmern als Zwischeninstanz, deren es zunächst drei, seit 1572 nur noch einen (als Oberzollamtmann bezeichnet) für ganz Schlesien (ohne Breslau) gab. 1698 wurde die gesamte Zahl der Unterzolleinnehmer, abgesehen vom Breslauer Zollamt, auf 100 geschätzt; hinzu kamen 27 Zollbereiter. Die zweite bedeutende Einnahme, deren Administrierung durch die Kammer neue Verwaltungsstrukturen bedingte, war das sog. Biergeld. Es beruhte auf ständischer Bewilligung (zum ersten Mal 1546), und der Kammer gelang es nur allmählich, dessen Erhebung in allen Teilen Schlesiens (inkl. der Lehnsfürstentümer) in ihren Kompetenzbereich zu ziehen. Die Verwaltung erfolgte ähnlich wie beim Grenzzoll: Es entstand ein Netz von Unterämtern mit jeweils einem Einnehmer und einem Gegenschreiber, die das erhobene Biergeld an Oberbiergeldeinnehmer abführten, welche die Gelder wiederum an das Rentamt weiterleiteten. Für ein Herzogtum, eine freie Standesherrschaft oder ein separiertes Weichbild war jeweils ein Oberbiergeldeinnehmer zuständig. Lediglich drei prominente Einnahmeämter im Fürstentum Breslau (das Bierzollamt in Breslau und die Biergeldämter in Neumarkt und Namslau) lieferten die Gefälle direkt in das Rentamt ab. 1698 gab es in Schlesien zwölf Oberbiergeldeinnehmer und schätzungsweise 200 Untereinnehmer, wobei die Beamten in kleineren Städten ihren Posten wahrscheinlich nur im Nebenamt bekleideten. Im 17. und 18. Jahrhundert weitete die Kammer ihren Zugriff auf weitere Bereiche aus. Eine Besonderheit stellte ihre Kompetenz im Postwesen dar. Im Jahre 1698 gab es in Schlesien je einen Postmeister in Breslau und Neisse und 30 lokale Postmeister. Wahrscheinlich 1708 wurde in Breslau ein aus vier Beamten bestehendes Oberpostamt gegründet. In späteren Jahren war das Postwesen meist verpachtet. Nach der endgültigen Durchsetzung des Tabakmonopols in den 1720er Jahren entstand unter Aufsicht der Kammer auch ein Tabakadministrationsamt mit 14 Beamten. Der Vollständigkeit halber sei auch
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die Verwaltung von vier Provianthäusern (Getreidemagazinen) in Glogau, Brieg, Troppau und Namslau erwähnt. Insgesamt wurde 1698 die Zahl der zur Schlesischen Kammer gehörenden und ihr unterstehenden Beamten (inkl. der Verwalter der Kammergüter und der 29 ihnen zur Verfügung stehenden Schreiber) auf 558 Personen geschätzt bzw. berechnet. Konfliktreich gestaltete sich zunächst das Verhältnis zwischen der Schlesischen Kammer und dem autonomen, durch das Generalsteueramt administrierten Steuer- und Finanzwesen der schlesischen Fürsten und Stände. Die Kammer wirkte durch ihre Expertise bei der Vorbereitung der königlichen Propositionen für die Fürstentage mit, ihre Präsidenten wurden häufig zur Vertretung der landesfürstlichen Steuerpostulate als Fürstentagskommissare berufen. Ein nach der Gründung der Kammer unternommener Versuch, das Generalsteueramt in das landesherrliche Finanzwesen einzubinden und der Kammer zu unterstellen, scheiterte, doch nahm die Verknüpfung beider Bereiche mit der Zeit derart zu, dass eine vollkommene Separierung nicht mehr möglich war. Dies kam zunächst im Beschluss der Stände von 1567 zum Ausdruck, das Generalsteueramt solle die Kammer monatlich über Geldeinnahmen und Kassastand informieren. Nach dem Systemwechsel in den 1620er Jahren vertiefte sich die Verflechtung des ständischen und des königlichen Finanzapparats noch weiter, sodass es möglich wurde, dass etwa der schlesische Kammerpräsident Schaffgotsch in seiner Eigenschaft als (vorübergehender) Direktor des Oberamts in den Jahren 1672 bis 1676 dem Generalsteueramt vorstand. Mitunter erfolgten – besonders bei neuen indirekten Steuern wie z. B. bei der seit 1640 aufgrund von Fürstentagsbewilligungen eingeführten Trankakzise – Eingriffe der Kammer in den Wirkungsbereich des Generalsteueramts, doch scheint die Kammer gleichzeitig nach 1629 ihre Position als Hauptträger der monarchischen Autorität in Schlesien an das reformierte Oberamt abgegeben zu haben. Die späteren Beziehungen zwischen der Kammer, dem Oberamt und dem ständischen Generalsteueramt scheinen mehr durch Zusammenarbeit als durch prinzipielle Konkurrenz geprägt worden zu sein.
3.7.3. Kammergüter Königliche Kammergüter im engeren Sinn konnte es infolge der politischen Struktur Schlesiens nur in den dem Oberherzog direkt unterstehenden Erbfürstentümern geben. In den vier Erbfürstentümern, die Ferdinand I. 1526 vorfand (Breslau, Schweidnitz-Jauer, Troppau und – bis 1544 verpfändet – Glogau) gab es keine königlichen Domänen mehr, jedenfalls keine, die sich mit dem Kammerbesitz der schlesischen Lehnsherzöge hätten messen können. Was hier – vor allem im Herzogtum Schweidnitz-Jauer – an ehemaligen herzoglichen Domänen vorhanden war, bestand aus langfristig verpfändeten Burglehen, die bis Anfang des 17. Jahrhunderts an die Pfandbesitzer verkauft wurden. Durch Heimfall mehrerer Lehnsfürstentümer an die Krone – Oppeln-Ratibor (1532), Sagan (1549), Münsterberg (1569), Teschen (1653) und Brieg, Liegnitz und Wohlau (1675) – wurden ehemals herzogliche Domänen zum königlichen Kammergut. Diesem war allerdings zunächst keine stabile Weiterentwicklung beschieden, denn einerseits wurden einige heimgefallene Territorien im 16. Jahrhundert wieder verpfändet (OppelnRatibor bis 1556, Sagan 1552–1601) und im 17. Jahrhundert an bedeutende Adelshäuser als Lehen ausgegeben, andererseits wurde der Kammerbesitz, soweit er endlich unter direkte Herrschaft des Oberlehnsherrn gelangt war, stückweise an kapitalstarke Adelige verpfändet und mit der Zeit erblich verkauft. Auf diese Art und Weise verschwand in zwei
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Wellen – 1558 und 1601 – das Kammergut im Herzogtum Sagan. Im kleinen Herzogtum Münsterberg wurde es den Ständen erlaubt, nachdem sie sich 1569/70 von verschuldeten Herzögen losgekauft und die Landeshoheit dem König übergegeben hatten, einen Teil ihrer Ausgaben durch den Verkauf der Reste des herzoglichen Kammerguts zu decken. Am spektakulärsten war der Zerfall des ansehnlichen herzoglichen Güterkomplexes im großen Herzogtum Oppeln-Ratibor nach 1556, auf dessen Bestandteile mehrere oberschlesische Adelshäuser ihren Besitzreichtum gründeten: Unmittelbar nach der Übernahme des Doppelherzogtums 1556 wurden fast sämtliche Kammerherrschaften verpfändet. Die Erbkäufe erfolgten dann hauptsächlich unter Rudolf II.; Versuche zur Rückgewinnung im Zusammenhang mit den Konfiskationen nach 1626 waren nur kurzlebig. Nach dem neuerlichen Verkauf der Kammerherrschaft Ratibor an Georg von Oppersdorff 1642 blieben im größten aller schlesischen Herzogtümer lediglich zwei königliche Kammerherrschaften übrig, deren Umfang gegenüber der Mitte des 16. Jahrhunderts wesentlich geschrumpft war: Oppeln mit 39 und Cosel (das übrigens bis 1629 ebenfalls verpfändet gewesen war) mit nur zehn Dörfern. Beide Kammerherrschaften waren dann seit 1645 mit dem Herzogtum dem polnischen Königshaus verpfändet und gelangten erst wieder 1666 unter die Verwaltung der Schlesischen Kammer. Der wirtschaftliche Zustand dieser Domäne war schlecht, die Nettoeinkünfte beliefen sich auf lediglich ca. 11.000 bzw. 5.000 fl. jährlich. Die insgesamt instabilen besitzrechtlichen Verhältnisse in Schlesien förderten keineswegs den Wiederaufbau einer bedeutenden Kammerdomäne. Da sich die Einkünfte aus den Kammergütern in heimgefallenen Herzogtümern vorwiegend durch ihre Verpfändung bzw. ihren Verkauf ergaben, übte die Kammer hauptsächlich im Bereich der Forstverwaltung eine wirtschaftliche Tätigkeit aus, weshalb noch im 16. Jahrhundert in Oppeln und in Sagan, wo sich die meisten Forste befanden, je ein Forstamt entstand und in Oppeln und in Breslau je ein Holzamt betrieben wurde, das für den angemessenen Verkauf des Holzes sorgte. Die Existenz des Breslauer Holzamts lässt sich bis 1741 verfolgen. Um die Mitte des 17. Jahrhunderts erfolgte bezüglich der königlichen Domäne eine bedeutende Veränderung: Die Kammergüter in den seit dieser Zeit heimgefallenen Herzogtümern wurden nicht mehr veräußert. Somit konnte die Schlesische Kammer von 1653 bis 1675 einen gewaltigen Herrschaftskomplex in ihre Verwaltung einbeziehen: Nach dem Aussterben der Teschener Piasten 1653 übernahm sie die rund 50 Orte umfassenden herzoglichen Kammergüter im Fürstentum Teschen. 1666 fielen die Kammerherrschaften Oppeln und Cosel aus polnischer Pfandschaft zurück. 1675 schließlich erfolgte der mit Abstand größte Gewinn: die große Kammerdomäne der ausgestorbenen Piastenherzöge in den Herzogtümern Brieg, Liegnitz und Wohlau mit 18 Städten, 87 Vorwerken und 120 vollständig und 35 teilweise zins- und dienstpflichtigen Dörfern. Dadurch erfuhren die königlichen Kammerherrschaften in Schlesien für ein knappes halbes Jahrhundert ihre größte Ausdehnung. Die räumliche Verteilung der Kammergüter wird durch die Zuteilung von 29 Schreibern deutlich, die 1698 den an der Spitze der einzelnen Kammergüter stehenden und unterschiedliche Bezeichnungen (Regent, Burgraf bzw. Amtsverwalter) tragenden Verwaltern unterstanden: Im Herzogtum Brieg waren es sieben, in Liegnitz, Wohlau und Oppeln-Ratibor je sechs und in Teschen nur vier Schreiber. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts experimentierte die Schlesische Kammer mit Eigenbewirtschaftung der Domänen. In den Jahren 1684 bis 1689 wurden die Domänen in den Herzogtümern Brieg-Liegnitz-Wohlau und Teschen an Ferdinand von Schwarzenberg bzw. Hermann Jakob Czernin verpfändet. Seit ca. 1709 bevorzugte man
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jedoch die Verpachtung zunächst einzelner Wirtschaftsbetriebe, später der gesamten Ämter und Herrschaften. Die letzten zwei Jahrzehnte der habsburgischen Herrschaft in Schlesien brachten einige Bestandsminderungen. Infolge der Belehnung Leopolds von Lothringen mit dem Fürstentum Teschen 1722 schieden die dortigen Kammergüter aus, 1735 wurde die Herrschaft Cosel verkauft, sodass 1736 der Schlesischen Kammer neben der aus zwölf Herrschaften bestehenden Domäne in den Fürstentümern Brieg-LiegnitzWohlau, deren jährlicher Ertrag seit 1675 von rund 85.000 fl. auf rund 160.000 fl. stieg, nur noch die große, aber wirtschaftlich schwache Herrschaft Oppeln in Oberschlesien und das lediglich aus sieben Dörfern bestehende Gut beim Siedewerk Neusalz im Herzogtum Glogau unterstanden. Präsidenten der Schlesischen Kammer
1558–1564 1564–1567 1567–1572 1572–1580 1580–1585 1586–1611 1611–1619 1619–1622 1622–1633 1633–1647 1647–1650 1650–1654 1654–1665 1665–1703 1703–1722 1722–1734 1734–1741
Friedrich (Frhr.) von Redern (1554–1558 Vitztum) Wilhelm Frhr. von Kurzbach Matthias von Logau Seifried Frhr. von Promnitz Georg Frhr. von Braun Sigmund Frhr. von Zedlitz Nikolaus Frhr. von Burghaus und Stoltz Hans Ernst Frhr. von Sprinzenstein (vermutlich nur Direktor) Karl Hannibal Burggraf von Dohna Christoph Frhr. von Schellendorf Christoph Ferdinand von Lobkowitz (zunächst Direktor, 1649 Präsident) Horatio von Forno (Direktor, 1651 Präsident) Melchior Ferdinand Graf Gaschin Christoph Leopold Graf Schaffgotsch Johann Baptist Frhr. (Graf ) von Neidhardt Otto Christoph Graf Volkra Anton Christoph Graf Proskau Quellenlage und Forschungsstand
Der Aktenbestand der Schlesischen Kammer wurde am Ende des Zweiten Weltkriegs gänzlich vernichtet (Żerelik–Dereń 1996). Zugleich gingen auch die meisten der Schlesien betreffenden Akten der Böhmischen Kammer, vorwiegend aus dem 16. Jahrhundert, verloren, die während der NS-Herrschaft aus Prag nach Breslau ausgeliefert worden waren (Beránek–Beránková 2002). Das schlesische Kammerwesen lässt sich daher hauptsächlich anhand der Kanzleibücher und Akten der Hofkammer als übergeordneter Institution erforschen, wobei die Registerbücher der Hofkammer, die böhmischen Gedenkbücher, einige in Sonderlegungen zusammengefasste Materialien und ein Teil der chronologisch geordneten Akten (Hoffinanz Österreich) im HKA aufbewahrt werden (Walter 1934a und 1951b), während der andere Teil der – von der Forschung bisher selten benützten – Akten (der ehemalige Bestand Hoffinanz Böhmen) sich infolge der Archiv- und Aktentrennung Anfang der 1920er Jahre im NA befindet (Pazderová
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1997/2000, Bd. I/2). In beiden Aktenreihen ist die Korrespondenz der Schlesischen Kammer mit der Hofkammer sehr reich vertreten. Ergänzendes Quellenmaterial von geringem Umfang aber hohem Wert befindet sich in den Nachlässen zweier schlesischer Kammerpräsidenten aus dem 17. Jahrhundert: Christoph Ferdinand von Lobkowitz (LRRA Zámek Nelahozeves, Privatbesitz; siehe dazu Kopička–Maťa 2010) und Christoph Leopold von Schaffgotsch (APW, Akta majątku Schaffgotschów [Akten der schaffgotschschen Herrschaften]). Erste quellengestützte Informationen über die Schlesische Kammer finden sich bei Kries 1842, einer Arbeit, die dem ständischen Steuerwesen in Schlesien gewidmet ist. Kürschner 1871 klärt anhand der Akten im HKA die Verhandlungen im Vorfeld der Gründung der Schlesischen Kammer 1558 (inkl. einer Edition eines Entwurfs der Kammerordnung aus dem Jahr 1557, der Einblick in die ursprünglichen Kompetenzen der Behörde gewährt – die erste Instruktion ist nicht überliefert). Die bis heute grundlegendste Aufarbeitung der landesfürstlichen Finanzverwaltung in Schlesien (großteils sich auf nicht mehr existierende Bestände aus Breslau stützend) ist Rachfahl 1894. Trotz der Überschätzung normativer Vorschriften und der daraus resultierenden starken Idealisierung der Verwaltungspraxis ist Felix Rachfahls Studie bis heute nicht überholt und selbst die neuesten Zusammenfassungen (wie z. B. die knappe, aber inhaltsreiche Darstellung Orzechowski 2005) basieren darauf. Rachfahls Abhandlung – und damit ist zugleich die große Forschungslücke benannt – erfasst jedoch nur die Zeit bis 1620 (im Grunde nur die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts), während für die restlichen 120 Jahre der habsburgischen Herrschaft in Schlesien eigentlich überhaupt keine befriedigende Literatur vorliegt, abgesehen von einigen knappen Beschreibungen der Verwaltungsstruktur während des Dreißigjährigen Krieges bzw. kurz vor der Eroberung Schlesiens (Hintze 1901, Hübner 1925, Freitag 1937). Eine Momentaufnahme der schlesischen Kammerverwaltung bietet die Auswertung einer Übersicht der schlesischen Beamten zu Steuerzwecken von 1698 (Orzechowski 1980). Spätere Forschungen lieferten zu Rachfahls Monographie, v. a. im Hinblick auf die Schlesische Kammer und verwaltungstechnische Aspekte, nur geringfügige Ergänzungen. Prosopographische Studien über Kammerräte bzw. anderes Personal gibt es nicht, Ansätze dazu immerhin bei Zimmermann (E.) 1956, wo die unorthodoxe religiöse Orientierung der ersten Präsidenten und Räte beleuchtet wird, und bei Orzechowski 1977 (mit einer Analyse der Vertretung der Kammer unter den Fürstentagskommissaren). Selbst über die Vorstände der Kammer gibt es kaum Literatur, und wenn, dann werden meistens nur Teilaspekte thematisiert: Forno (Boehlich 1926), Redern (Orzechowski 1989), Schaffgotsch (Witkowski 2010). Die unübersichtliche Entwicklung der Schlesischen Kammer in den Jahren 1618 bis 1621 ist nirgends dargestellt. Einige Quellen dazu sind bei Krebs–Palm 1865–1906 abgedruckt und in den Exzerpten aus den Registerbüchern der Hofkammer in d’Elvert 1875–1878 und 1881 regestiert. Zur Auflösung der Schlesischen Kammer nach der Besetzung des Landes durch Preußen Grünhagen 1864. Einige neue Einblicke in die Funktionsweise der Schlesischen Kammer aus der Perspektive des Gesamtsystems der habsburgischen Finanzen bei Rauscher (P.) 2004b. V. a. hinsichtlich des 17. und 18. Jahrhunderts stellen die Schlesische Kammer und ihr Stellenwert im Rahmen des habsburgischen Finanzwesens ein gravierendes Forschungsdesiderat dar. Vgl. auch die Kritik am schlesischen Kammerwesen bei Bergerhausen 2008a. Etwas besser, wenn auch zumeist eher auf andere als verwaltungsgeschichtliche Fragestellungen (Wirtschaftsgeschichte, Rechtsgeschichte, Numismatik u. Ä.) konzentriert,
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ist die Geschichte der königlichen Regalien bearbeitet. Hier sind besonders die Studien zur Einführung des „neuen Grenzzolls“ und zur späteren Zollpolitik in Schlesien (Kern 1892 und 1910), zur Durchsetzung des Salzmonopols (Gabriel [F.] 1967b und 1968), zum Bergregal (Wutke 1897, Zivier 1897, 1899 und 1900) und zum Münzregal (Friedensburg 1899 und Pošvář 1956) zu nennen. Orzechowski 1999 bietet einen Überblick über das gesamte Steuersystem in Schlesien, mit einigen Anmerkungen zum Kompetenzverhältnis zwischen der Schlesischen Kammer und dem ständischen Generalsteueramt. Weitere Beobachtungen zum Zusammenwirken des ständischen und des landesfürstlichen Finanzwesens im 17. und 18. Jahrhundert bei Kern 1902 und 1903. Die wirtschaftliche und organisatorische Entwicklung der schlesischen Kammerherrschaften ist nur annähernd bekannt. Eine Zusammenfassung ihrer räumlichen Entwicklung für Gesamtschlesien wird im vorliegenden Beitrag zum ersten Mal geboten. Zum Umfang und zum Ausverkauf der Kammerherrschaften (ohne Berücksichtigung jener Territorien, die später bei der Habsburgermonarchie blieben) am besten Dessmann 1904. Die bisher vollständigsten Angaben über die Verwaltung der Kammerdomäne bieten für Brieg-Liegnitz-Wohlau Prittwitz 1880, für Oppeln-Ratibor Šmerda 1958 und für Teschen Chlebowczyk 1966; viele Angaben finden sich in der Literatur zu einzelnen Herzogtümern und Orten. Eine Liste der schlesischen Kammerpräsidenten bis Schaffgotsch findet sich bei Lucae 1689 abgedruckt und ist in d’Elvert 1875–1878, Bd. 4, um einige wenige zusätzliche Daten ergänzt. Am vollständigsten, aber doch fehlerhaft Orzechowski 1977. Die hier gebotene Liste der Kammerpräsidenten beruht darüber hinaus auf eigenen Quellenforschungen der Autoren.
3.8. Die Ungarische Kammer, die Zipser Kammer und die Kammergüter in Ungarn Von István Kenyeres 3.8.1. Die Ungarische Kammer Ferdinand I. erbte bei seinem Herrschaftsantritt in Ungarn 1526/27 auch das spätmittelalterliche Finanzverwaltungssystem. An der Spitze des königlichen Finanzwesens stand der Schatzmeister, der sein Amt mit eigenen Familiaren administrierte. Mit der Instruktion vom 8. Januar 1528 gründete Ferdinand die Ungarische Kammer. Als deren Sitz legte er Ofen fest und setzte den Bischof von Siebenbürgen und königlichen Schatzmeister Nikolaus Gerendy an ihre Spitze. Diesem stellte er vier Räte zur Seite, darunter den Burgvogt von Ofen Thomas Nádasdy, der später eine bedeutende politische Karriere machen sollte und sogar die Würde eines Palatins erreichte, und Baron Stephan Pemfflinger, Hofrichter (Verwalter) der Burg von Ofen. Ferdinand I. traf seine Entscheidung bezüglich der personellen Zusammensetzung der Kammer sehr bewusst: An ihrer Spitze installierte er einen früheren hohen ständischen Amtsträger, dem er Räte beigab, die ihn effizient unterstützten, gleichzeitig aber auch fähig waren, seine Arbeit zu kontrollieren. Die Instruktion machte die Überprüfung der Schulden und Verpfändungen der Jagiellonen zur Hauptaufgabe der Kammer, schrieb zugleich aber auch die Bezahlung
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berechtigter Ansprüche vor. Sie erweiterte die Zuständigkeit der Kammer auf das ganze Gebiet des Königreichs Ungarn, also auch auf Kroatien, Slawonien und Siebenbürgen. Die Instruktion enthielt auch mehrere Punkte, die die Prinzipien einer frühneuzeitlichen Finanzverwaltung festhielten, die vorher in Ungarn noch nicht heimisch gewesen waren, etwa die Pflichten des Kammervorstandes, die obligatorische Rechungsführung, die Bestellung von Kontrolloren (Gegenschreiber, contrascriba) neben den Kammerbeamten und die Durchführung einer Rechnungskontrolle. Außerdem wurden die Vorschriften für Auszahlungen und Quittierungen geregelt und die schwere Last des Unterhalts der Grenzfestungen dem Kompetenzkreis der Kammer zugewiesen. Über die tatsächliche Arbeit der Ofener Kammer stehen uns aber nur spärliche Daten zur Verfügung. Diese zeugen in der Regel von einer chaotischen Finanzlage und von wiederholten Kreditaufnahmen, wobei wir auch Hinweise haben, dass Ferdinand in Ofen wieder eine Münzprägung einzurichten begann und die Dreißigstzölle überprüfen ließ. Das neue Finanzverwaltungsorgan, das abwechselnd Schatzmeisteramt oder Kammer genannt wurde, konnte allerdings nur kurzfristig in Ofen tätig sein, da die Hauptstadt Ungarns im Sommer 1529 in die Hände von Johann I. Szapolyai (1526–1540) fiel. Laut der älteren Fachliteratur bedeutete dies auch die Auflösung der Kammer. Neuere Forschungen konnten aber mittlerweile belegen, dass einige Kammerräte auch nach der Flucht der ferdinandeischen Regierung aus Ofen weiter tätig blieben. Ferdinand I. reorganisierte offiziell mit einer am 21. Juli 1531 erlassenen Instruktion die Kammer, deren Sitz sich damals bereits in Pressburg befand, weshalb später die Behörde auch immer wieder als „Pressburger Kammer“ (Camera Posoniensis) bezeichnet wurde. An die Spitze der Kammer, die in der neuen Instruktion „Direktion“ (administratio) genannt wurde, trat der frühere Rat Stephan Pemfflinger, der den Titel superior et superintendens trug, während die ihm beigegebenen Räte die Bezeichnung administratores erhielten. Die Instruktion machte die Verwaltung aller königlichen Einkünfte (Goldund Silberbergwerke, Münzprägekammern, Dreißigstzölle und Krongüter) zur zentralen Aufgabe der Kammer. Hinzu kam die Administration vakanter kirchlicher Güter. Die Ordnung von 1531 kann als eine Art Ergänzung der Instruktion aus dem Jahre 1528 betrachtet werden. Im Großen und Ganzen legen die beiden Instruktionen (von 1528 und 1531) die wichtigsten Tätigkeitsfelder der Kammer fest: die zentrale Administration aller königlichen Einkünfte, die Bewirtschaftung der Einnahmen und die Kontrolle der Behörden. Die Tätigkeit der Ungarischen Kammer konsolidierte sich zwar ab 1531, hinsichtlich ihrer Effizienz ergaben sich aber zahlreiche Probleme. Schon ab Mitte der 1530er Jahre musste Ferdinand seine Kammer mehrmals zurechtweisen und zur Einhaltung der Vorschriften ermahnen. Er sei es, der das ausschließliche Recht der Ernennung selbst des geringsten Amtsträgers habe, die Kammer verfüge nur über ein Vorschlagsrecht. Im Jahre 1544 ordnete der König eine außerordentliche Revision an, da angesichts der konfusen Abrechnungen der Ungarischen Kammer keine geordnete Einnahmenverwaltung ersichtlich war. Ferdinand befahl den Räten, die Abrechnungen umgehend in Ordnung zu bringen und diese den von ihm entsandten österreichischen Kommissaren vorzulegen. Offensichtlich zur Vermeidung solcher und ähnlicher Fälle berief Ferdinand I. mehrmals deutsche (erbländische) Räte in die Ungarische Kammer. Unter der Herrschaft Maximilians II. (1564–1576) und Rudolfs II. (1576–1608) wurde dann regelmäßig ein ständiger deutscher Rat delegiert.
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Am 12. Dezember 1548 gab Ferdinand der Ungarischen Kammer eine neue Instruktion. Diese regelte Tätigkeit, Organisation, Wirkungskreis und Zuständigkeit der Ungarischen Kammer bis ins 17. Jahrhundert. Die Bezeichnung „Ungarische Kammer“ setzte sich nun durch. An der Spitze der Kammer stand ein Präsident, dessen Posten im Laufe des 16. Jahrhunderts, mit einer Ausnahme, immer mit einem hochrangigen geistlichen Würdenträger besetzt wurde. Mehrere Kammerpräsidenten waren zugleich auch Statthalter. Neben dem Präsidenten arbeiteten noch vier bis fünf Räte und ein bis zwei Sekretäre. Die Kammer verfügte auch über eine Kanzlei, eine Kassenbehörde (Einnehmeramt) und ein Rechnungsamt (Buchhalterei, officina rationaria). An der Spitze dieser Amtsstellen standen in der Kanzlei der Sekretär, im Einnehmeramt der Einnehmer und der Gegenschreiber, in der Buchhalterei der Rentmeister (magister rationum). Die Instruktion von 1548 schrieb tägliche Sitzungen und auch die Art und Weise der Beschlussfassung vor. Sie erweiterte den Wirkungskreis der Kammer beträchtlich, da sie ihr nun auch die Aufsicht über die Münzprägung und die Bergwerkskammern anvertraute. Tatsächlich wurde diese Ordnung nur in sehr begrenztem Maße auch umgesetzt. Zu den wichtigsten Aufgaben der Kammer gehörten noch die Ermittlung und Vormerkung heimgefallener Lehen und Grundherrschaften. Bezüglich heimgefallener Domanialgüter sollte die Kammer auch Vorschläge für eventuelle Neuvergaben machen. Häufiger waren aber vom Herrscher angeordnete Überprüfungen früherer Verpfändungen und Befreiungen. Im Detail regelte die neue Instruktion die Rechnungsführung und die Pflichten der nachgeordneten Behörden. Die Neuorganisation betraf auch die territoriale Zuständigkeit der Kammer: Die Instruktion von 1548 wies ihr, wie bereits 1528, die Verwaltung der Einkünfte aus Kroatien, Slawonien und – falls es wieder unter die Oberhoheit des Königs zurückgelangen sollte – auch jene aus Siebenbürgen zu. Die Realität war aber eine andere. Schon Ende der 1530er Jahre entglitt der Kammer die Verwaltung der kroatischen und slawonischen Einkünfte. Es verblieb ihr ein gewisser Einfluss auf Slawonien, wo aber nur die Kriegssteuer (Kontribution) der Komitate in ihren Zuständigkeitsbereich fiel, da Ferdinand 1538 die wichtigste lokale Einnahmequelle, die slawonischen Dreißigstzölle, der Niederösterreichischen Kammer überantwortete. Bis Ende der 1540er Jahre war die Ungarische Kammer fast völlig aus den kroatisch-slawonischen Finanzangelegenheiten verdrängt; sie verfügte nur mehr über die Kriegssteuer der beiden verbliebenen slawonischen Komitate Agram und Warasdin und von Zeit zu Zeit über den Zensus (jährliche Steuer der Städte) sowie über die unbedeutenden Taxen (eine für die Kriegführung bewilligte außerordentliche Steuer) der Städte Agram und Kopreinitz. Dank dieser Reformen verbesserte sich seit dem Ende der 1540er Jahre die Tätigkeit der Kammer. Gleichzeitig wurde aber ihre territoriale Zuständigkeit weiter massiv eingeschränkt: Ferdinand I. unterstellte 1549 auch die Hauptdreißiger in Ungarisch-Altenburg und Pressburg und die von Königin Maria zurückgewonnene Kremnitzer Kammer – einschließlich der Kammerherrschaften (Domanialgüter) Ungarisch-Altenburg, Altsohl und Komorn – der Verwaltung der Niederösterreichischen Kammer. Damit wurden die in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts bedeutendsten Einkünfte aus dem Königreich Ungarn der Zuständigkeit der Ungarischen Kammer entzogen, deren wichtigste Einnahmequellen in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts die Dreißigstämter von Tyrnau, Schintau und Freistadt waren. Diese Situation bestand bis in die 1630er Jahre, als aufgrund des Gesetzesart. XXIV von 1622, des Gesetzesart. XXXIII von 1625 und des Gesetzesart. XV von 1630 diese Dreißigstzölle wieder der Ungarischen Kammer unterstellt wurden. In
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den Jahren 1561, 1569 und 1672 erhielt die Ungarische Kammer neue Instruktionen, die von jener aus dem Jahre 1548 allerdings nur geringfügig abwichen. Für jene ehemals ungarischen Gebiete, die den Osmanen im Zuge der Gegenoffensive nach 1683 abgenommen wurden (Neoacquistica), war die Ungarische Kammer nicht zuständig. Die für die Neoacquistica errichteten regionalen Kammerbehörden, also vor allem die Ofener Kameraladministration ab 1686 und die Slawonische Kameraloberdirektion, die seit 1695 als Kameralinspektion tätig war, waren nämlich der Wiener Hofkammer untergeordnet. Im Jahre 1709 wurde die Ofener Kameraladministration aufgehoben, der wichtigste Teil der zurückeroberten Gebiete kam damit unter die Zuständigkeit der Ungarischen Kammer. Das Szegediner Inspektorat und die Slawonische Administration (seit 1750 Cameralis Administratio Eszékiensis) wurden erst nach 1741 in die Ungarische Kammer eingegliedert. Im Jahr 1772 gingen die noch von Sigismund I. (1387–1437) an Polen verpfändeten 16 Zipser Städte, 1776 Fiume und 1778 die Landesadministration des Banats in die Zuständigkeit der Ungarischen Kammer über. Die niederungarischen Bergbaukammern blieben aber weiterhin den Wiener Regierungsorganen untergeordnet (der Niederösterreichischen Kammer, später der Hofkammer, ab 1745 dem Bergwerkskollegium und ab 1747 dem Münz- und Bergwesens-Directions-Hof-Collegium). Die im Jahre 1720 erlassene neue Instruktion der Ungarischen Kammer brachte nur auf dem Gebiet des Kassenamtes, der Buchhalterei und der Kanzleiführung Neues. Ein relevanter Fortschritt erfolgte erst 1746/47, als die Kammer in Kommissionen (z. B. für das Salzwesen, Wirtschaftswesen, Rechtwesen, für die Domanialgüter, Städte und für den Dreißigsten) gegliedert wurde. Ab den 1740er Jahren wurden Einzelbeauftragte zur Leitung bestimmter Sachgebiete bzw. Räte zu Departementsdirektoren ernannt (Amts-, Buchhalterei-, Dreißigstdirektor etc.). 1748 erhielt die Ungarische Kammer den Titel Hofkammer und trug von da an den Namen „Ungarische Hofkammer“; statt praefectus lautete der Titel ihres Präsidenten nun praeses. 1772 erging eine neue Kammerinstruktion, die die Tätigkeit der Behörde bis 1848 regelte. Bedeutendste Änderung war die Einführung des Abteilungssystems nach dem Modell der Wiener Hofkammerreform von 1770. An die Stelle der früher bestehenden fünf bis sechs Kommissionen traten jetzt etwa 20 Abteilungen (departamenta); die Geschäftsfälle wurden in den Abteilungen von bestimmten Referenten behandelt. Unter Joseph II. wurde die Ungarische Kammer 1785 mit dem Statthaltereirat zusammengelegt. Die 1790 wiederhergestellte Ungarische Kammer war dann ohne Unterbrechung bis zum Jahre 1848 tätig.
3.8.2. Die Zipser Kammer Das nordöstliche, Oberungarn genannte Gebiet des Königreiches Ungarn (pars superior Regni Hungariae, „Oberer Kreis der Kron Ungarns“, heute: Ostslowakei und ukrainische Karpaten) war von Pressburg so weit entfernt, dass die Habsburger für diesen Landesteil eine eigene Kammerverwaltung einrichteten. Die Anfänge ihrer Tätigkeit sind mit Georg Werner, einem Rat der Ungarischen Kammer, verbunden, der ab Ende der 1530er Jahre als Präfekt der Burg und Grundherrschaft Scharosch die Einnahmen Oberungarns verwaltete. 1554 wurde ihm sein im Geiste des Humanismus universitär ausgebildeter Schwiegersohn Sigmund Torda zur Seite gestellt. Ab 1555 war Torda als Direktor der königlichen Einnahmen in Oberungarn (proventuum regiorum partium Regni superiorum administrator) praktisch alleine mit diesen Angelegenheiten befasst. Amtssitz war Eperies.
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Ab 1557 verfügte Werner in der Person von Franz Pesty über einen Adlatus mit dem Titel eines Administrators. Neben den Genannten amtierten noch je zwei von der Kammer bezahlte Kassiere und Kanzlisten. Von nun an begann sich die Einnahmenverwaltung mit der Bezeichnung „Direktion der Königlichen Einkünfte in Oberungarn“ als Behörde zu organisieren. Die Einnahmenverwaltung galt formell als lokales Organ der Ungarischen Kammer, funktionierte aber fast von Anfang an selbständig. Sie hob die dem König zustehenden Einnahmen aus Oberungarn ein und bestritt auch die lokalen, in der Regel militärischen Ausgaben unmittelbar selbst. Bis Mitte der 1560er Jahre wurde aber offensichtlich, dass die Direktion allein nicht fähig war, diesen Aufgaben, in erster Linie der Kriegsfinanzierung, zu genügen. Besonders in den Kämpfen mit Siebenbürgen 1565/66 konnte die Behörde den wachsenden Finanzbedarf für die Kriegführung nicht befriedigen. Der Generaloberst in Oberungarn Lazarus von Schwendi drängte nach den Eroberungen während des Türkenkriegs 1566 daher auf eine Neuorganisation der Finanzverwaltung. Vor diesem Hintergrund schuf Maximilian II. am 1. April 1567 die Zipser Kammer mit Sitz in Kaschau (Kaschauer Kammer). Wie die Ungarische Kammer wurde auch die Zipser Kammer zunächst von einem Geistlichen, nämlich Gregor Bornemissza, Bischof von Tschanad, geleitet. Nach anfänglichen Schwierigkeiten wurde 1571 eine neue, ausführlichere Instruktion erlassen. In dieser wurden die Verwaltung der Kammerherrschaften der Grenzfestungen und die Versorgung der Truppen als wichtigste Aufgaben der Kammer genannt. Neuer Vorsteher der Kammer wurde Johann Paczoth, dem drei Kammerräte unterstanden. Die Leiter der Zipser Kammer wurden in Zukunft – im Gegensatz zur Ungarischen Kammer – nicht dem geistlichen Stand entnommen, vielmehr handelte es sich um ungarische Adelige bzw. Beamte, die große Sachkenntnis in der Kameralverwaltung erworben hatten. Zu dieser Zeit entstanden auch im Rahmen der Zipser Kammer ein Kassenamt und eine Buchhalterei. Obwohl laut Instruktion von 1567 weiterhin der Ungarischen Kammer untergeordnet, geriet die Zipser Kammer, vor allem ab 1571, Schritt für Schritt in Abhängigkeit zur Wiener Hofkammer. Mit Ende der 1570er Jahre war die Zipser Kammer praktisch gleichberechtigter Partner der Ungarischen Kammer. Eng verbunden war die Zipser Kammer mit dem Generalobersten in Oberungarn, der seinen Sitz ebenfalls in Kaschau hatte. Die Zipser Kammer verwaltete die Kriegssteuer der oberungarischen Komitate, die meist unmittelbar der Versorgung einer bestimmten Grenzfestung dienten. In ihre Zuständigkeit fiel im Gegensatz zur Ungarischen Kammer eine bedeutende Zahl von Kammerherrschaften, die meist rund um die Grenzfestungen lagen, wie z. B. Erlau, Sathmar, Tokaj, Munkács, Szádvár oder Szendrő. Diese warfen hohe Einkünfte ab, die ebenfalls für die Besoldung und Verproviantierung der Besatzungen in den Grenzfestungen verwendet wurden. Daneben verwaltete die Zipser Kammer die oberungarischen Dreißigstämter (Leutschau, Bartfeld, Eperies, Zeben), deren Einkünfte aus dem Handel in Richtung Norden stammten. An der Grenze zu Siebenbürgen und zum Osmanischen Reich wurden z. B. mit den Dreißigern in Tokaj, Sathmar, Kálló und Kleinwardein neue Zollämter errichtet. Dank der Organisationsarbeit der Kammer verdoppelte sich die Zahl der Zollämter in den folgenden beiden Jahrzehnten (von 13 im Jahr 1567 auf ca. 30 in den 1580er Jahren). Die Zipser Kammer verwaltete anders als die Ungarische Kammer auch den Edelmetallbergbau (Goldbergwerke von Neustadt) und den Salzbergbau (Saline von Solivar) ihres Zuständigkeitsbereichs, woraus allerdings keine hohen Einnahmen lukriert wurden. Das in Solivar geförderte Salz konnte aber den Bedarf des Landes nicht
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decken, sodass aus der Salzkammer von Marmarosch und aus Polen Salz importiert werden musste. Im unruhigen 17. Jahrhundert wurde die Zipser Kammer mehrmals aufgelöst. Sie spielte nicht mehr jene bedeutende Rolle wie in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Zum ersten Mal wurde das Amt 1604 während des Bocskai-Aufstands aufgehoben, ab 1607 reorganisiert und 1610 wiedereröffnet. In dieser Periode wurde das Amt oft nur „Zipser Administration“ genannt. 1619 eroberte Gabriel Bethlen, Fürst von Siebenbürgen, einen bedeutenden Teil Oberungarns und hob die Zipser Kammer neuerlich auf. Für das Gebiet der sieben oberungarischen Komitate Abaúj, Bereg, Borsod, Sathmar, Semplin, Szabolcs, Ugocsa sowie die Stadt Kaschau, die 1621 im Frieden von Nikolsburg unter Bethlens Herrschaft fielen, verfügte der Fürst von Siebenbürgen über eine eigene Kammer in Kaschau, die so lange amtierte, bis das Gebiet 1629 wieder unter habsburgische Herrschaft gelangte. In den in habsburgischer Hand verbliebenen Gebieten arbeitete ab 1622 ein Administrator mit Sitz in Eperies, der der Ungarischen Kammer unterstellt war. Zwischen 1630 und 1644 saß diese Administration in Kaschau, ihre territoriale Zuständigkeit entsprach jener der ehemaligen Zipser Kammer. Die der Ungarischen Kammer untergeordnete Kaschauer Oberungarische Administration verschwand während des siebenbürgischen Einfalls 1644 bzw. wurde nach Eperies übersiedelt. Im Linzer Frieden von 1645 erhielt der Fürst von Siebenbürgen, Georg I. Rákóczi, wieder die genannten sieben oberungarischen Komitate zugesprochen und errichtete in Kaschau eine eigene Kammer, die bis zu seinem Tode 1648 arbeitete. Die Kammerverwaltung für die habsburgisch gebliebenen Teile Oberungarns versah ein Rat, der von 1646 bis 1648 in Eperies amtierte und nach 1648 wieder nach Kaschau umzog. Danach standen bis zum Jahr 1672 zwei Räte an der Spitze des Amtes. Die der Ungarischen Kammer untergeordnete Behörde führte ab der Mitte des 17. Jahrhunderts erneut den Titel „Zipser Kammer“. Nach der „Magnatenverschwörung“ (1670) wurde das oberungarische Verwaltungs- und Finanzwesen von einer von Wien eingesetzten Kommission übernommen, die von Johann Graf Rottal geleitet wurde. An die Spitze der Zipser Kammer trat 1672 mit Otto Ferdinand Volkra (Hofkammerrat, Vizepräsident der Ungarischen Kammer) ein Mitglied der genannten Kommission als Administrator, 1675 folgte ihm Bernhard Franz Wägele von Walsegg. Diese Administration, die der Ungarischen Kammer nur auf dem Papier unterstellt war, existierte bis zum Thököly-Aufstand 1682. 1685 wurde die Administration erneut nach Kaschau verlegt, wo sie unter ziemlich ungeordneten Verhältnissen bis zum Rákóczi-Aufstand arbeitete (1704). Nach dem Ende des Aufstands wurde die Zipser Administration 1712 in Kaschau wieder ins Leben gerufen. Sie erhielt 1723 eine neue Instruktion. Das Amt, das offiziell den Namen Cameralis Administratio Scepusiensis trug, war der Ungarischen Kammer untergeordnet. Ab 1717 stand an der Spitze des Amtes immer ein hochadeliger Administrator, neben ihm arbeiteten seit den 1730er Jahren nicht mehr drei, sondern vier Räte. Die zu dieser Zeit existierenden Amtsorgane waren die Kanzlei, das Kassenamt und die Buchhalterei. 1774 wurden die Beamten der Kaschauer Administration entlassen und drei Gebietsadministrationen mit Sitz in Kaschau, Marmaroschsiget und Zombor (Komitat Semplin) installiert, geleitet von Administratoren, denen jeweils zwei Räte zur Seite gestellt wurden. Die Kaschauer Administration mit stark verkleinertem Gebiet war von nun an bloß ein örtliches Ausführungsorgan der Ungarischen Kammer. Die nach 1790 wiederhergestellte Ungarische Kammer entzog der Kaschauer Administration immer mehr Kompetenzen,
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sodass sie bis zu ihrer Auflösung (1813) nur noch die Verwaltung einiger Kammergüter führte.
3.8.3. Die Kammergüter und die Kammerherrschaften in Ungarn Zu den Kammergütern im weiteren Sinn gehörten die Dreißigstzölle, die Bergbaukammern, die Salzkammern und die Domänen. Der Außenhandelszoll, der Dreißigste (tricesima), war ursprünglich ein Binnenzoll, der von König Karl I. Robert (1288–1342) in einen Grenzzoll transformiert und ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts in Höhe von 5 % eingehoben wurde. Der Grenzzoll wurde daher in Siebenbürgen nicht mehr Dreißigster, sondern Zwanzigster (vigesima, vicesima) genannt. Seit der Regierung Ferdinands I. wurden für alle Güter eigene Zolltarife (vectigalia) festgelegt. Die große Bedeutung des Gold- und Silberbergbaus im mittelalterlichen Ungarn wird schon allein daraus ersichtlich, dass während der Epoche der Anjou (1308–1380) die Goldförderung Ungarns vier Fünftel der europäischen und ein Drittel der Produktion der damals bekannten Welt ausmachte. Hinzu kam ein Anteil von 25 % am europäischen Silberabbau. Am Ende des 15. und in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts ging die Bergbaukonjunktur wie in ganz Europa auch in Ungarn zurück, trotzdem besaß das Königreich noch immer bedeutende Edelmetallvorkommen in Oberungarn und in Siebenbürgen, die von den Bergbau- und Münzkammern verwaltet und über ein Pachtsystem bewirtschaftet wurden. Von großer Relevanz war in den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts die zur Ausbeutung des Neusohler Kupfers 1494/95 gegründete Thurzó-Fugger-Gesellschaft, die ab 1498 die bedeutendste Münzkammer des Landes in Kremnitz gepachtet hatte. Die Kremnitzer Kammer bestand eigentlich aus drei Bereichen, nämlich aus den Unterkammern (oder einfach Kammern) in Kremnitz und Schemnitz und aus dem Kupferhandel von Neusohl. Ihre Bedeutung erlangte die Kremnitzer Unterkammer durch den in ihrem Gebiet ansässigen Goldbergbau und die damals wichtigste Münzprägestelle, während im Verwaltungsbezirk der Schemnitzer Unterkammer Mitte des 16. Jahrhunderts vor allem Silber abgebaut wurde. Die Neusohler Kupferförderung wiederum erreichte im mitteleuropäischen Vergleich ein bedeutendes Niveau. Nach dem Ablauf des letzten Pachtvertrages der Thurzó-Fugger-Gesellschaft wurde 1546 der Neusohler Kupferbergbau, ebenso wie etwas später die Kremnitzer Kammer, der Verwaltung des Fiskus unterstellt. Der Kupferhandel blieb aber weiterhin in einem Pachtsystem organisiert. Die Kremnitzer Kammer mit ihren untergeordneten Ämtern war die einzige bedeutende Bergbaukammer des Hauses Habsburg in Ungarn und erzielte sehr hohe Gewinne. Der Abbau und Verkauf von Salz wurde seit dem Mittelalter von speziellen Salzbergbaukammern durchgeführt. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts gab es in Ungarn zwei Hauptkammern, die Siebenbürgische Kammer mit der Zentrale in Desch und die Marmaroscher Kammer mit ihrem Zentrum Chust. Die Salzbergbaukammern wurden gelegentlich auch im Pachtsystem verwaltet. Abgesehen von der kurzen Herrschaft in Siebenbürgen (1549–1555) verfügten die Habsburger nur mehr über die Salzbergwerke von Solivar, die jedoch im Vergleich zu den Salzkammern von Marmarosch und Siebenbürgen unbedeutend waren. Allerdings konnte man durch die das königliche Salzhandelsmonopol überwachenden Salzämter in Pressburg, Kaschau und Tokaj indirekt auch aus sieben-
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bürgischem und polnischem Salz Einnahmen erzielen, da nur die Kammer die Erlaubnis hatte, das Salz zu importieren und zu verkaufen. Der königliche Grundbesitz setzte sich aus drei Teilen zusammen: 1. aus Grundherrschaften, die sich bereits vor dem Regierungsantritt der Habsburger im Besitz der königlichen Kammer befunden hatten bzw. von Ferdinand I. eingetauscht (wie z. B. Sziget und Kanischa), geerbt (defectus seminis) oder auf eine andere Art erworben wurden und von der Ungarischen (z. B. Lewenz, Csábrág, Muráň) bzw. der Zipser Kammer (z. B. Sathmar, Tokaj, Sárospatak, Szádvár, Munkács) verwaltet wurden; 2. aus Domänen, die sich im Privateigentum des Königs befanden und von der Niederösterreichischen Kammer verwaltet wurden (Ungarisch-Altenburg, Komorn, Altsohl, Vígľaš); 3. aus vakanten kirchlichen Grundherrschaften, von denen das Erzbistum Gran (in Niederungarn) und das Bistum Erlau (in Oberungarn) die wichtigsten waren. In der Zeit der Jagiellonen (1490–1526) befanden sich insgesamt nur 5 % der Burgen in königlicher Hand. Die wichtigsten königlichen Besitzungen waren: Visegrád, Altofen, Komorn, Munkács, Tata und die Insel Csepel; hinzu kamen die Herrschaften der Königin: Diósgyőr, Ungarisch-Altenburg, Altsohl etc. Nach der Schlacht bei Mohács sind die königlichen Grundherrschaften praktisch ‚verschwunden‘. Bis Mitte des 16. Jahrhunderts waren unter den etwa 175 bedeutenderen Burggütern im habsburgischen Ungarn (ohne die Komitate Agram, Kreuz und Warasdin) nur 14 königliche und Kammerherrschaften. Bis Anfang der 1560er Jahre waren dann bereits 56 bedeutende Grundherrschaften temporär oder dauerhaft unter Kontrolle der Kammer/des Fiskus. Zu Ende des Jahrzehnts wurden von den etwa 150 großen ungarischen Grundherrschaften 35 von der Kammer verwaltet (23 %). Die wichtigste Aufgabe der Kammerherrschaften war die Schaffung einer finanziellen Basis für die Türkenabwehr, in erster Linie die Verproviantierung der Grenzsoldaten. Die Burggüter der Kammer und deren Beamte spielten eine bedeutende Rolle in der Administration der lokalen Einkünfte des Herrschers, wie z. B. der Kriegssteuer und des Dreißigsten, und bei dem schon damals eindeutig als staatliche Einnahme geltenden Zehnten. Die Zunahme der königlichen Grundherrschaften endete etwa zur Mitte der Regierungszeit Ferdinands I. Danach, unter Maximilian II. und besonders unter Rudolf II., wurden zahlreiche Herrschaften verpfändet, später auch verschenkt. Einigen Aufstellungen zufolge entfremdete schon Ferdinand in den letzten Jahren seiner Regierung etwa 17 Burggüter, später verkaufte Maximilian II. zehn und Rudolf II. weitere acht solcher Herrschaften. Bis zum Ende des Jahrhunderts veräußerten die Könige insgesamt etwa 35 Burggüter. In Ungarn blieben bis zum Ende des 16. Jahrhunderts und in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts – von einigen Ausnahmen abgesehen – nur jene Grundherrschaften in Kammerverwaltung, die sich in der Frontlinie des Grenzfestungssystems, schwerpunktmäßig in Oberungarn (z. B. Kálló, Sathmar), befanden. Ende des 17. Jahrhunderts erhöhte sich temporär die Anzahl der Kammerherrschaften durch die Konfiskation der Besitzungen der an der Magnatenverschwörung beteiligten Hochadeligen (nádasdysche Besitzungen in Transdanubien, zrínyische Herrschaften in Kroatien und auf der Murinsel, Güter der Adelsfamilien Balassa und Wesselényi in Niederungarn, rákóczische Güter im Oberungarn etc.). Nach der Rückeroberung Ofens (1686) verwalteten die zuständigen Kammerbehörden eine große Anzahl der Grundherrschaften nur vorübergehend, weil diese dann im Zuge der Tätigkeit der Commissio Neoacquistica verkauft wurden. In der ersten Hälfte
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des 18. Jahrhunderts veräußerte der Herrscher (in erster Linie Karl VI.) die meisten noch in staatlichem Besitz befindlichen Kammerherrschaften. Erst nach 1740 begann der Rückkauf ehemals wichtiger Domänen (mittelalterliche Privatbesitzungen des Königs und der Königin) wie Diósgyőr, Visegrád oder Altofen. Diese Besitzungen wurden neben den dominia cameralia oder fiscalia genannten Kammerherrschaften (z. B. Tokaj, Solivar, Regéc, Sárospatak, Ungvár) als dominia coronalia bezeichnet. Präsidenten der Ungarischen Kammer 1527–1529 1531–1536 1537–1546 1547–1549 1549–1556 1557–1561 1561–1568 1569–1586 1587–1596 1596–1608 1609–1611 1612–1617 1619–1624 1625–1646 1646–1652 1653–1654 1655 1655–1671 1671–1684 1684–1704 1705–1709 (1710)–1718 1718–1720 1720 1720–1748 1748–1771 1772–1782 1782 1782–1783 1783–1785 1790–1808
Nikolaus Gerendy, Bischof von Siebenbürgen Stephan Pemfflinger Albert Pereghi, Propst von Fünfkirchen Blasius Pétervárady, Propst von Jossau Franz Thurzó, Bischof von Neutra Johann Desewffy Johann Ujlaky, Bischof von Waitzen Stephan Radéczy, Bischof von Großwardein Stephan Fejérkövy, Bischof von Neutra Stephan Szuhay, Bischof von Waitzen Thomas Vízkelethy Ladislaus Petheő Kaspar Horváth Paul Pálffy Kaspar Lippay von Zombor Georg Rakoviczky (senior consiliarius) Michael Majtényi Stephan Zichy Leopold von Kollonitsch, Bischof von Wiener Neustadt Christoph Anton Erdődy Otto Christoph von Volkra (Vizepräsident) Alexander Erdődy Ludwig von Thavonat (königlicher Kommissar) Hans Ignaz Viechter (königlicher Kommissar) Georg Erdődy Anton Grassalkovich Johann Nepomuk Erdődy Georg Fekete Christoph Niczky Franz Balassa Franz Balassa Präsidenten, Administratoren und Direktoren der Zipser Kammer/Zipser Administration
1540–1554
1554–1565
Georg Werner (Administrator der königlichen Einnahmen in Oberungarn) Sigmund Torda (Administrator der königlichen Einnahmen in Oberungarn)
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VIII. Das landesfürstliche Finanzwesen
1567–1571 1571–1573 1573–1575 1575–1582 1582–1585 1585–1598 1598–1604 1610–1613 1613 1613–1621 1628–1631 1631–1639 1639–1641 1645–1658 1659–1666 1667–1669 1670 1671–1672 1672–1674 1675–1683 1684–1698? 1698–1704/12 1710 1716–1717 1717–1727 1729–1739 1742–1764 1766–1771 1772–1774 1774
Gregor Bornemissza, Bischof von Tschanad (Präsident) Johann Paczoth (Vizepräsident) Franz Révay (Präsident) Johann Paczoth (Präsident) Alexius Thurzó (Präsident) Stephan Melith (Präsident) Nikolaus Migazzi, Bischof von Großwardein (Präsident) Georg Hoffmann d. Ä. (stellvertretender Direktor) Franz Daróczy (Direktor) Georg Hoffmann d. J. (Administrator der königlichen Einnahmen in Eperies) Sigmund Péchy (Direktor) Alexander Paczoth (Direktor) Johann Usz Emmerich Mosdossy (senior consiliarius) Martin Vas (senior consiliarius) Paul Chernyey (senior consiliarius) Sigmund Holló (consiliarius) und András Hartyányi (consiliarius) Johann Andreas Joanelli (Direktor) Otto Ferdinand Graf Volkra (Direktor) Bernhard Franz Wägele von Walsegg (Direktor) Michael Fischer (Direktor) Ludwig Albert Thavonat (Präsident) Johann Viechter (königlicher Kommissar) Jakob Rau (königlicher Kommissar) Paul Mednyánszky (Direktor) Michael Fischer (Direktor) Anton Csáky (Direktor) Joseph Vécsey (Direktor) Joseph Török (Direktor) Sigmund Péchy Quellenlage und Forschungsstand
Die zentralen Quellenbestände für die Geschichte der Ungarischen Kammer liegen im MNL. Eine detaillierte Übersicht der überlieferten Bestände der Registratur der Kammer (Protokolle, amtliche Korrespondenz, Akten der Departements etc.) und der anderen Finanzbehörden gibt der Archivbehelf Nagy–Kiss 1995. Dort findet sich auch eine kurze Zusammenfassung der Geschichte der Ungarischen Kammer (1528–1848) und der Ofener Kameraladministration (1690–1709). Ebenfalls im MNL liegt das Archiv der Ungarischen Kammer, das als Organ der Ungarischen Kammer im Jahr 1756 geschaffen wurde und das „Altarchiv“ der Kammer darstellt (es beinhaltet Konskriptionen und Inventare, Amtsinstruktionen etc. sowie Archive heimgefallener Güter, erloschener Familien und aufgelöster Orden und Klöster). Eine ausführliche Beschreibung dieses Archivs bietet Maksay 1992, vgl. auch Nagy 1971 und 2015. Auch das relativ gut erhaltene Archiv der
3. Länderkammern und Kammergüter 927
Zipser Kammer befindet sich im MNL. Eine Übersicht über die überlieferten Bestände und die Geschichte der Zipser Kammer gibt Szűcs 1990. Die erste wissenschaftliche Zusammenfassung der Finanzverwaltungsgeschichte Ungarns von 1526 bis 1604 findet sich bei Acsády 1888 und 1894. Die Instruktionen der Ungarischen Kammer wurden von Kérészy 1916 ediert. Grundlegend zur Zentral- und Lokalverwaltung Ungarns von 1526 bis 1686 ist bis heute Ember 1946. Zur Organisation der Ungarischen und der Zipser Kammer und zu ihren Einnahmen und Ausgaben im 16. Jahrhundert siehe Kenyeres 2003 und 2005, für die Mitte des 16. Jahrhunderts vgl. auch Ember 1982b. Mit der Rolle der Kammerbehörde für die Versorgung des Militärs im 17. und 18. Jahrhundert beschäftigt sich Oross 2010. Räte und übriges Personal der Ungarischen und der Zipser Kammer sind ausführlich behandelt bei Fallenbüchl 1967, 1968, 1970, 1972, 2002 sowie Gecsényi 2001, 2003 und Gecsényi–Guszarova 2003. Eine umfangreiche Edition der Instruktionen für die Verwaltung der Kammerbesitzungen des 16. Jahrhunderts liegt durch Kenyeres 2002 vor. Die Verwaltung und Bewirtschaftung der Kammerherrschaften wird analysiert in Kenyeres 2008 und 2011.
4. Salz(ober)amt in Gmunden und Salzkammergut Von Martin Scheutz
Der direkte Zugriff der Landesfürsten auf das oberösterreichische Kammergut wurzelt mittelalterlich im unmittelbaren Eigentum des Fürsten an landesherrlichem Grund, Boden und Regal, in diesem Fall am Salzlager in Hallstatt und an der ganzen, ab dem Spätmittelalter landesfürstlich monopolisierten Erzeugung der Salinen. Das geschlossene Gebiet südlich des Traunsees wurde 1262 erstmals „Ischlland“ genannt, nachdem Přemysl Ottokar II. das Herzogtum Steiermark von den Ungarn erworben hatte. Im Zuge der Landwerdung des Landes ob der Enns wurde das mit eigenem Recht ausgestattete Ischlland nach der Mitte des 15. Jahrhunderts allmählich Teil des Landes ob der Enns. Geographisch ist das oberösterreichische Salzkammergut zweigeteilt, neben dem sog. inneren Salzkammergut mit den nur über die Traun erreichbaren oberen „Salzflecken“ (Ischl, Goisern, Lauffen, Gosau, Hallstatt) bildete sich ab dem Spätmittelalter als Verwaltungsmittelpunkt und zentraler Salzverladehafen die landesfürstliche Stadt Gmunden zum Sitz der regionalen Kammergutsverwaltung (Salzamt mit leitenden Salzamtmännern) aus. Am alten Sitz der Salzverwaltung, in Hallstatt, verblieb nach ca. 1330 als oberster Verwalter der wichtige Hallschreiber (Hofschreiber), dem die für das Salzwesen zuständigen Verweser der umliegenden „Märkte“ Lauffen, Ischl und Ebensee unterstellt waren. Dem Gmundner Salzamt unterstand die Verwaltung des Hallstätter, seit 1563 des Ischler und seit 1604 des Ebenseer Salzwesens, wobei nicht nur die Salzproduktion, sondern auch der Transport, die Lade- und Legestätten, der Fertigerdienst (die „Verpackung“ des Salzes und der Handel), die Salzschifffahrt und – arbeitstechnisch besonders aufwändig – die für die Befeuerung der Salinen unerlässliche Holz- und Forstwirtschaft kontrolliert und organisiert werden mussten. Die landesfürstliche Herrschaft dieses höchst arbeitsteiligen Großbetriebes fand ihren Ausdruck auch in der sozialen Praxis der Gerichtsherrschaft, indem der Salzamtmann auch der oberste Gerichtsherr im Salzkammergut war (Landgericht Wildenstein). Dem Salzamtmann oblag die oberste Aufsicht über die Produktion und den Salzverschleiß (Salzverkauf ). Regelmäßige Inspektionen des Salzberges in Hallstatt, des Waldwesens, der komplexen Wasserbauten (Wehre, Klausen) und die Überwachung von Salztransport und -handel waren neben dem differenzierten Rechnungswesen zentrale Agenden. Zudem stand der Salzamtmann dem von Berggeschworenen besetzten Berggericht vor, das in Angelegenheiten der Berglehnsinhaber zuständig war; weiters wachte das Berggericht über Vergehen der Mitarbeiter im Salinenbetrieb. Realiter hatte zu Beginn des 16. Jahrhunderts ein „Triumvirat“ aus Salzamtmann, Amtsgegenschreiber und Mautner die Leitung des Gmundner Salzamtes inne. Während der spätmittelalterlich in verschiedenen
4. Salz(ober)amt in Gmunden und Salzkammergut 929
landesfürstlichen Administrationen belegte Gegenschreiber (bis 1563) den Salzamtmann kontrollieren sollte und „unzimbliche Handlung“ beim Landesfürsten anzuzeigen hatte, verwaltete der Mautner die Mautgefälle (bes. wichtig die Gmundner Maut), war für die ständig wartungsbedürftigen Bauten an der zentralen Verkehrsachse, der Traun, zuständig und verwaltete die Dienstgebäude. In den einzelnen Salzflecken versahen Verweser ihren Dienst und überwachten regional das in Bergbau, Waldwesen, Pfannwesen und Salzverschleiß (mit den „privaten“ Fertigern) unterteilte, vielfältig verflochtene und für Störungen anfällige Salzwesen. Grundlegende Reformen der Salzverwaltung im Salzkammergut (so die Bezeichnung im Reformlibell 1524) zu Beginn der Neuzeit vereinfachten die Verwaltungsstruktur des nunmehr alleinig landesfürstlichen Eigenbetriebes. Man schuf, ähnlich der Eisenverarbeitung, zur besseren Versorgung der inneralpinen Salzarbeiter (mit Vieh und Getreide) Widmungsbezirke (1524 Gebiet zwischen Traun und Kremsmünster, 1533 Gebiet zwischen Wels und Gmunden). Eine Produktionssteigerung, aber auch eine Veränderung der Verwaltungsstruktur ergab sich durch die Aufschließung des Salzbergwerkes Ischl 1563 (Sudhaus 1571) und durch die Eröffnung des Ebenseer Pfannhauses (1604–1607), dem weitere Reformlibelle 1563 (Bergwerk- und Sudbetrieb in Ischl) und 1656 (Sudbetrieb in Ebensee) Rechnung trugen. Die Jahresproduktion der Salinen Hallstatt, Ebensee und Ischl betrug 1617/18 16.300 Tonnen, die Einnahmen aus der Salzproduktion waren ein essentieller Bestandteil der landesfürstlichen Einkünfte. Zahlreiche Ämter außerhalb des sich administrativ ausdifferenzierenden Kammergutes unterstanden dem Salzamt (das Stadelamt in Lambach, Ladstätten und Ländestellen in Enns, Enghagen, Wels, Zizlau, Mauthausen, Grein). Die Ämtergliederung des Salzamtes sah nach 1563 neben dem im stadtbeherrschenden Gmundner Salzamt (Kammerhof ) wohnhaften Salzamtmann (und Oberpfleger des Landgerichtes Wildenstein) den Mautner und seinen Gegenschreiber vor, weiters den für die Gesundheitsfürsorge im Kammergut zuständigen, an vierter Stelle in der Beamtenhierarchie stehenden Medicus. Die Funktionselite verständigte sich im Gremium der „Ratsversammlung“ („Amtsrat“) regelmäßig über die Führung des Salzwesens. Seit 1575 gab es einen Waldmeister (und ein Waldmeisteramt) in Hallstatt (und später in den Verwesämtern Ischl und Ebensee), der, über den lokalen Förstern rangierend, die Forstaufsicht sowie die dienstliche Kon trolle der Holzmeister wahrnahm. Zahlreiche Ämter – meist gegen Erlag einer Kaution vergeben – wurden innerhalb der Salzverwaltung nach 1563 neu geschaffen, welche die Verwaltung in Policey-, Wirtschafts-, Gesundheits-, Schul- und Religionsangelegenheiten übernahmen: das Einnehmeramt, die für die Evidenzhaltung der Akten verantwortliche Registratur, das zur Lebensmittelversorgung bestimmte Hofkastenamt, das Großkufenhandelsamt, das Waldamt und die Ämter im Jagd- und Fischereiwesen. Im Kollegialorgan der Ratsversammlungen kamen diese Oberbeamten („Ratspersonen“) in folgender, ihren Stand widerspiegelnder Reihenfolge zusammen: Primo loco der Salzamtmann, dann der Einnehmer, der Mautner, der Medicus, der Einnehmeramtsgegenschreiber, der Großkufenhandler, der Registrator und der Hofkastner (Getreideversorgung); anlassbezogen wurden Mitglieder des Gmundner Stadtrates beigezogen. Ein meist in Linz wohnhafter advocatus fisci beriet das Salzamt in Rechtsfragen. Seit 1527 unterstand das Salzamt Gmunden der (Niederösterreichischen) Hofkammer – nach dem Handbuch für einen Hofkammerrat 1658 war das Gmundner Amt der schaz der Hofkammer (zit. nach Körbl 2009, 422). Mit der Gründung der Wiener Stadtbank 1706 ging die Oberleitung über das Salzwesen an die Ministerial-Banco-De-
930
VIII. Das landesfürstliche Finanzwesen
putation als Mittlerstelle zwischen Regierung und Bank über, erst unter Maria Theresia übernahm wieder die Hofkammer die Regentschaft über das Gmundner Salzamt. Das ab 1730 sog., paternalistisch agierende Salzoberamt (aufgelöst 1850) bzw. der Salzamtmann als oberster Gerichtsherr und höchster Verwaltungsbeamter leitete das Salzwesen, das in der theresianischen Zeit – in der Epoche des Tiroler Bergfachmannes Johann Georg Freiherr von Sternbach – beträchtliche Rationalisierungen erfuhr: Eine Gleichstellung der Unterbeamten (die Sonderstellung des Hallstätter Hofschreibers wurde beendet) und eine Reduktion der Meisterstellen sowie der Arbeiterschaft erfolgten. Zugleich schuf Sternbach Oberbeamte (Oberbergmeister, Oberhüttenmeister, Oberwaldmeister, Oberamtsrat) und Distriktkommissare. Die Gerichtsagenden des Salzamtmannes wurden 1791 beträchtlich eingeschränkt. 1783 unterstellte man den von der Wiener Hofkammer geleiteten, schon in der Zeit davor zunehmend in den „Flächenstaat“ integrierten „Salzwirtschaftsstaat“ der neu geschaffenen Landesbehörde in Linz. Salzamtmänner 1497–1509 1509–1536 1536–1550 1550–1562 1562–1575 1575–1600 1600–1613 1613–1623 1623–1625 1625–1653 1653–1673 1673–1688 1688–1729 1729–1742 1743–1765 1765–1768 1770–1774 1774–1802
Wolfgang Oeder Sebastian Hofer Hans Wucherer zu Dräsendorf Jörg Spiller zu Mitterberg Georg Neuhauser zu Blumau und Stadlkirchen Christoph Hayden von Dorff, Linda und Innersdorf Veit Spindler von und zu Hofegg und Waldbach Matthias Gartner Johann Bayerhofer von Scharffenstein Georg Brugglacher von Oberreitenau Johann Achaz Graf Seeau Georg Ehrenreich von Schiffer Johann Friedrich Graf Seeau Ferdinand Friedrich Graf Seeau Johann Georg Frhr. von Sternbach Franz Scharf Ludwig von Harsch Josef Bartholomäus Edler von Riethaler Quellenlage und Forschungsstand
Die Bestände des Salzoberamtes kamen nach seiner vollständigen Aufhebung 1868 in das HKA und in das Finanzministerium bzw. zu den Finanzlandesdirektionen Wien, Graz und Linz. Archivmaterial verblieb auch in Gmunden, Hallstatt, Ischl und Ebensee. Seit 1927 ist der Bestand im OÖLA vereint, Restbestände verblieben im HKA. Die Geschichte des Salzes ist deutlich von pensionierten Salzfachleuten (etwa Franz Stadler für das steirische Salzkammergut) bzw. Bergfachleuten geprägt, weil diese Berufsgruppen über das notwendige Fachwissen zum Verständnis des hoch komplexen Gefüges von Bergbau, Sudtechnik, Holzwirtschaft, Transporttechnik und Salzhandel verfügen. Der beste Überblick zur Verwaltung des heute oberösterreichischen Salzkammergutes
4. Salz(ober)amt in Gmunden und Salzkammergut
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stammt von Ing. Carl Schraml, der u. a. auch Betriebsleiter in Hallstatt war. Schramls dreibändiges Werk (zwei Bände fallen in den Berichtzeitraum: Schraml 1932–1936, Bde. 1 und 2; vgl. auch Schraml 1930) stellt ein Grundlagenwerk des Bergbaus dar. Es ist nicht das Werk eines Historikers, sondern eines Salzfachmannes, der weniger an der Sozialgeschichte oder der Finanztechnik, denn am Verständnis der einzelnen Sparten des Salzwesens interessiert war. Er vermittelt aber grundlegende Kenntnisse der Verwaltung des Salzkammergutes. Das Verhältnis der „oberen Salzflecken“ zur Zentrale Gmunden stellt Alois Zauner in den Mittelpunkt eines größeren Beitrages (Zauner 1979). Erste Einblicke in Produktionsziffern (wichtig noch Srbik 1917) und in die Finanzgeschichte erlauben die Studien Rauscher (P.) 2004b und Körbl 2009. Für die Verwaltungsgeschichte sind zudem die Arbeiten des ehemaligen Bezirkshauptmannes Franz Hufnagl (Hufnagl 1991 und 2008) heranzuziehen, auch die Stadtgeschichte von Gmunden des Landesarchivdirektors Ferdinand Krackowizer behauptet hier noch ihren Platz (Krackowizer 1898–1900); siehe jetzt aber Pühringer 2004. Stärker an der Rechtsgeschichte orientiert, aber doch eng verflochten mit der Verwaltungsgeschichte ist die Arbeit Palme 1983. Wichtig für das Verständnis der Herausbildung des Salzkammergutes als Teil des Landes ob der Enns ist Hageneder 1996; zur Entwicklung des Ischllandes vgl. auch Haider 1987. Die Liste der Salzamtmänner basiert auf Schraml 1932–1936, Bd. 1, 4, und Bd. 2, 1–41, bzw. auf Krackowizer 1898–1900, Bd. 2 [1899], 409–413.
5. Forstverwaltungen
5.1. Die landesfürstliche Forstverwaltung (Waldämter) in den österreichischen Ländern Von Christoph Sonnlechner Die Verwaltung baumbestandener Flächen durch den Landesfürsten wurzelt vielfach im Forst-, Berg- und Salzregal des Mittelalters. Die landesfürstlichen Forste dienten in erster Linie der Jagd, die Wälder der Holzversorgung des Hofes und zur Energiegewinnung für das Sieden von Salz sowie für den Bergbau im Allgemeinen. Grob lassen sich folgende Komplexe ausmachen: im Osten der Wienerwald und die Auwälder der Wiener Donau sowie im Westen die Tiroler Wälder, die der Landesfürst vornehmlich zur Jagd und erst in zweiter Linie zur Bau- und Brennholzgewinnung nutzen wollte. Ein zweiter Schwerpunkt waren das Salzkammergut und die steirischen und Kärntner Wälder, die hauptsächlich als Energielieferanten für den Bergbau zu dienen hatten, wie sich aus den überlieferten Verwaltungsunterlagen erschließen lässt.
5.1.1. Historische Entwicklung Aufgrund der Bedeutung des Rohstoffes Holz im vorindustriellen Zeitalter finden sich frühe Nennungen der Verwaltung von Wäldern in den österreichischen Ländern ab dem 12. Jahrhundert. Die landesfürstlichen Urbare des frühen 14. Jahrhunderts lassen bereits Verwaltungsstrukturen wie etwa die zwölf Waldämter des Wienerwalds erkennen. Die Entwicklung und Ausdifferenzierung der Verwaltung der landesfürstlichen Wälder erfolgte allerdings lokal. Die Anforderungen und Herausforderungen lagen in den örtlichen Gegebenheiten begründet: Die Organisation des Nachschubs an bestimmten Holzarten für das Sieden von Salz in einer Bergregion erforderte andere Verwaltungsstrukturen und anderes Personal als die Hege eines Jagdwaldes. Deshalb finden sich auch für den Zeitraum von 1500 bis 1800 für die unterschiedlichen Regionen gesonderte Regelungen in Form von Wald- und Forstordnungen, Instruktionen und Mandaten.
5.1.2. Übergeordnete Verwaltungsstrukturen Landesfürstliche Amtsträger wurden zunächst für den lokalen Bedarf bestellt, ohne dass eine zentrale Stelle bestanden hätte, die sich ausschließlich mit den Agenden der
5. Forstverwaltungen 933
Wald-, Forst- und Jagdverwaltung befasst hätte. Diese Aufgaben wurden von der landesfürstlichen Kammer wahrgenommen. Erst unter Maximilian I. ist der Wille zu überregionalen Regelungen erkennbar. Er hat für die ober- und niederösterreichische Ländergruppe je ein Jäger- und Forstmeisteramt eingerichtet. Die unterschiedlichen Zwecke der Waldbewirtschaftung bedingten auch unterschiedliche Zugehörigkeiten der lokalen Behörden zu den sich etablierenden Oberbehörden. So befand sich der Wienerwald beispielsweise zumeist unter der Oberaufsicht des Oberstjägermeisteramtes. Ab 1755 gewannen die Hofkammer, die Domänenadministration, die Ministerial-Banco-Deputation und die 1761 neu entstandene Böhmisch-Österreichische Hofkanzlei an Einfluss. Unter Joseph II. erfolgte eine Verschlankung der Verwaltung, die vor allem eine Doppelwirksamkeit von Wald- und Jagdpersonal vorsah. 1788 wurde die Vereinigung des niederösterreichischen Waldamts mit dem Oberstjägermeisteramt angeordnet und gleichzeitig die Verwaltung von Purkersdorf nach Wien verlegt. Die Wälder des Salzkammergutes ressortierten hingegen zur Niederösterreichischen und Innerösterreichischen, nach der 1705 erfolgten Vereinigung der Kammern von Innsbruck, Graz und Wien zur Hofkammer. 1849 wurde die Verwaltung des Staatsbesitzes vom kaiserlichen Privatbesitz getrennt. Die Administration der Wälder und Forste nahmen in der Folge neu geschaffene Behörden des Ministeriums für Landeskultur und Bergwesen, nach dessen Auflösung 1853 des Finanzministeriums wahr.
5.1.3. Lokale Gliederung und Personal Überregional lassen sich über ausgedehnte Zeiträume Forstmeister als landesfürstliche Organe ausmachen; ihr Zuständigkeitsbereich variiert. Auf der lokalen Ebene findet sich – historisch seit dem Mittelalter gewachsen – zumeist ein Waldmeister an der Spitze einer Verwaltungseinheit, der insbesondere in den Jagdgebieten auch als Forstmeister bezeichnet wird. Hierarchisch eine Stufe darunter steht der Waldschaffer, danach folgen die Überreiter, manchmal auch Übergeher, die die forstlichen Polizeiaufgaben wahrnahmen. Ihnen fiel auch das Erstellen der ab dem 16. Jahrhundert regelmäßig durchgeführten „Ausmarchungen“ oder Wald(zustands)beschreibungen zu. Das operative Geschäft versahen die Förster und Waldhüter mit ihrem Personal, insbesondere Holzknechten. Je nach Waldnutzung kam diverses spezialisiertes Personal – vom Klausner über den Trifter und Wührer bis hin zum Jäger – dazu. Quellenlage und Forschungsstand Archivalische Überlieferung zur Thematik findet sich insbes. im FHKA und im HHStA (Niederösterreichische Herrschaftsakten bzw. Oberstjägermeisteramt mit Karten der Forstmeisterämter). Reichhaltig ist auch die lokale Überlieferung in den österreichischen Landesarchiven (bes. die Montan- und Forstarchive des StLA und das Schriftgut der Oberösterreichischen Kammer im TLA). Der Forschungsstand ist generell als dürftig zu bezeichnen. Einzelne Ordnungen, Instruktionen und Patente wurden jedoch schon im 19. Jahrhundert ediert (vgl. etwa Dudík 1867 oder Winter [G.] 1882). Oftmals nahmen sich Förster und Forstwirte der Thematik an. Die Ergebnisse sind nicht immer glücklich (z. B. Killian–Panovsky
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VIII. Das landesfürstliche Finanzwesen
2000/2001). So manche lokale monographische Darstellung ist zwar verdienstvoll, entspricht aber nicht heutigen Standards der Geschichtswissenschaft (Oberrauch 1952, Koller [E.] 1970 und 1975, Hafner 1979, Twerdy 1999). Andere Arbeiten, wie etwa Schachinger 1934 zum Wienerwald, sind fundiert und trotz ihres Alters nach wie vor nutzbringend zu verwenden, wenngleich in manchen Punkten überholt. Neuere Arbeiten zu Wald und Forst behandeln zumeist den Nutzungsaspekt (Johann 2004, Sonnlechner 2004) und sind oftmals vergleichend angelegt (Sonnlechner–Winiwarter 1999, Sonnlechner 2002). Überblicksarbeiten zu den Verwaltungsstrukturen landesfürstlicher Wälder und Forste in Österreich fehlen generell.
5.2. Jagdrecht und Jagdverwaltung Von Martin P. Schennach 5.2.1. Das Jagdregal Im Hochmittelalter bildete sich der Charakter des Wildbannes als eines ius regale heraus, nachdem sich, beginnend ab der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts, das Wesen herrscherlicher Einforstungen verändert hatte, indem diese auf das Eigentum von Privatpersonen und Gemeinschaften erstreckt worden waren und nur noch das Wild dem Bannherren zur ausschließlichen Nutzung vorbehielten. Wie andere Regalien ging das Wildbannrecht mit Abschwächung der königlichen Macht ab dem 12. Jahrhundert allmählich auf die sich entwickelnden Landesherrschaften über, teils aufgrund ausdrücklicher Verleihungen, zunehmend aber – man denke an das Privilegium maius – durch Usurpation. Für die entstehenden Landesherrschaften stellte dabei das Wildbannrecht im Einzelfall ein wesentliches Fundament dar (Musterbeispiel hierfür ist das Erzstift Salzburg), wenngleich hier in jüngster Zeit eine differenziertere Sichtweise postuliert wurde. Indem nunmehr die Landesherren weitere Wälder bannten, wurden die Jagdrechte der bäuerlichen Bevölkerung zunehmend eingeschränkt, je nach Region teilweise gänzlich beseitigt oder auf die Niederwildjagd restringiert. Man muss sich allerdings vor Augen halten, dass bei diesen Einforstungen immer mehr andere forstwirtschaftliche Aspekte in den Vordergrund traten (insbes. die Holznutzung, z. B. für den Holzbedarf im Bergbau). Diese Ansprüche stützten sich neben dem Jagd- auch auf das Allmendregal, d. h. auf die grundsätzlich unbeschränkte Verfügungsgewalt über die „gemain“ im Sinne der einer gemeinsamen Nutzung und Verwaltung durch die Gemeinden bzw. genossenschaftlich organisierten Personenmehrheiten unterliegenden Wald- und Wiesenflächen. Das Jagdregal, das dem Landesherrn die Jagd auf fremdem Grund und Boden ermöglichte, konkurrierende Jagdrechte speziell der ländlichen Bevölkerung ausschloss und andere Nutzungsweisen unter Umständen erheblich erschwerte, wurde dabei namentlich unter Maximilian I. mit Entschiedenheit durchgesetzt.
5. Forstverwaltungen 935
5.2.2. Jagdberechtigte Grundsätzlich wurde zwischen der hohen und der niederen Jagd („Reisjagd“) unterschieden, wobei erstere jedenfalls die Jagd auf Rot- und Schwarzwild, zum Teil auch auf diverses Geflügel, umfasste; der genaue Umfang von Hoch- und Reisjagd wies freilich je nach Land und Zeitraum erhebliche Schwankungen auf, sodass sich diesbezüglich kaum allgemein gültige Aussagen machen lassen. Andere Jagdgerechtigkeiten als die aus dem Jagdregal erfließenden Befugnisse des Landesherrn bedurften eines Rechtstitels. Sieht man davon ab, dass Militäroffizieren im 17. und 18. Jahrhundert zeitweilig die Jagdausübung zunächst allgemein, dann auf landesherrlichen Gütern gestattet war, gab es keine jagdlichen Standesprivilegien. Allerdings war in den niederösterreichischen und böhmischen Ländern mit dem Eigentum an einem Dominikalgut grundsätzlich das Jagdrecht auf eigenem Grund sowie auf dem Grund der Holden verbunden. Eine Sonderstellung nahmen dabei die Wälder um die Städte Prag, Innsbruck und Wien (hier namentlich der Wienerwald) ein, wo die Jagd kraft Regals generell dem Landesfürsten zustand („Hofzaun“) und auch der Adel von der Niederjagd ausgeschlossen war. Die „freie Pirsch“, d. h. das Recht auf (weitgehend) unbeschränkte Jagdausübung für alle „angesessenen“ Untertanen, hatte sich nur in einzelnen Rückzugsgebieten behauptet, so beispielsweise im Umkreis der Stadt Triest oder in Teilen Tirols wie Brandenberg. In anderen österreichischen Ländern wie Österreich unter der Enns hatten sich hingegen die letzten Residuen bäuerlicher Jagdrechte nur in abgelegenen Regionen bis in die beginnende Frühneuzeit halten können. Nachdem schon Joseph II. in seinem allgemeinen Jagdpatent von 1786 den Regalitätscharakter des Jagdrechts deutlich abgeschwächt hatte, brachte die Revolution von 1848 die entscheidende Zäsur: Das Jagdgesetz von 1849 erklärte das Jagdrecht zu einem „Ausfluss“ des Eigentums am Grund und hob Jagdrechte auf fremdem Grund und Boden auf.
5.2.3. Der normative Rahmen Die seit dem 16. Jahrhundert erlassenen Jagdordnungen, deren räumlicher Geltungsbereich jeweils ein Land umfasste und die bis in das 18. Jahrhundert in großer Zahl überliefert sind, regeln wesentliche Aspekte der Jagdausübung, indem sie u. a. (und in unterschiedlicher Ausführlichkeit) das dem Landesfürsten vorbehaltene Wild definieren, die Verhältnisse zwischen Jagdausübungsberechtigtem und Grundeigentümer einschließlich des Schadenersatzes bei Wildschäden normieren, Art und Ausmaß der Wildhegung ausführen und Schonzeiten festlegen sowie die von den Untertanen zu leistende Jagdrobot fixieren. Die Tatbestände Jagdfrevel und Wilderei samt korrelierenden Strafdrohungen sind entweder in den Jagdordnungen selbst enthalten oder wurden in eigenen Wildereimandaten geregelt. Hier zeigt sich in allen Ländern die Tendenz zu einer immer drastischeren Sanktionierung der Wilderei, für die unter Hinweis auf die Verletzung des Jagdregals und das dadurch begangene crimen laesae maiestatis Leibesstrafen respektive die Todesstrafe angedroht wurden. Erst im Jagdpatent Josephs II. wurde die Wilderei unter den Tatbestand des Diebstahls subsumiert. Dies bedeutete insofern eine Abkehr von der bisherigen legislativen Praxis, als die mit der Verwirklichung des Delikts bisher einhergehende Verletzung
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VIII. Das landesfürstliche Finanzwesen
des landesfürstlichen Regalrechts nicht mehr berücksichtigt wurde: Erst jetzt wurde das Wildern zu einem ‚gewöhnlichen‘ Eigentumsdelikt. Ergänzend sind überdies die Instruktionen für Amtsinhaber im Rahmen der Jagdverwaltung von Interesse. Diese enthielten genaue Anweisungen über die konkrete Wahrnehmung der zugewiesenen Aufgaben. Veränderungen des Inhalts der Instruktionen erlauben somit Rückschlüsse auf vorhandene Defizite bei der Dienstausübung und können detaillierte Aufschlüsse über einzelne Jagdreviere vermitteln. Den länderspezifischen Jagdordnungen, die im Übrigen von einer Vielzahl jagdpoliceylicher Einzelmandate ergänzt und teilweise überlagert wurden, wurde durch das angeführte Jagdpatent von 1786 derogiert. Dieses schuf in allen österreichischen Ländern ein einheitliches Jagdrecht und trug namentlich den Bedürfnissen der Landwirtschaft und der bäuerlichen Bevölkerung stärker Rechnung als frühere Normenkomplexe: Die Jagd wurde legislativ ihres herrschaftlichen Charakters entkleidet.
5.2.4. Die ländliche Bevölkerung Schließlich ist zu beachten, dass die Jagd in Mittelalter wie Frühneuzeit einen integralen Bestandteil adeligen Selbstverständnisses darstellte und neben der Belustigung und dem Zeitvertreib in erheblichem Maß der Visualisierung, Inszenierung und Demonstration von Herrschaft diente, während umgekehrt gerade in den niederösterreichischen und böhmischen Ländern die Belastung für die ländliche Bevölkerung durch die Jagd erheblich war: Neben der Jagdfolge im Sinne der Verpflichtung, erforderlichenfalls bei der Hatz auf Raubtiere mitzuwirken, waren die Untertanen auch bei herrschaftlichen Lustjagden zu weitreichenden Jagdroboten verpflichtet (z. B. Treiberdienste, Transport von Jagdgerät und erlegtem Wild), deren finanzielle Ablösung erst ab 1772 möglich wurde. Bis in die Zeit Josephs II. hatten noch „Atzungsrechte“ bestanden, wonach die Verpflichteten eine bestimmte Anzahl landesfürstlicher Jäger samt Hunden unterbringen und versorgen mussten. Die Pflege der Jagdhunde zwischen den Jagden oblag häufig den der landesfürstlichen Vogtei unterstehenden Klöstern (landesfürstliches Hundswartrecht). Die Belastungen durch die Jagd und durch die Auswirkungen übertriebener Wildhege führten immer wieder zu Unzufriedenheit und Revolten. Jagdliche Missstände stellten so in Tirol unmittelbar nach dem Tod Maximilians I. den Anlass für Unruhen dar, sie spielten im Umfeld des Tiroler Bauernkrieges 1525/26 eine erhebliche Rolle, und bis in das ausgehende 18. Jahrhundert kam es regelmäßig zu kollektiven Übergriffen auf landesfürstliche Wildbestände. Österreich ob und unter der Enns wurden in den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts wiederholt von teilweise jahrelang anhaltenden Jagdunruhen erschüttert, die zwischen 1716 und 1719 einen Höhepunkt erreichten; 1739/40 musste eine vor allem gegen die Belastungen durch Jagd und Wildhege gerichtete Revolte in der Steiermark militärisch niedergeschlagen werden.
5.2.5. Die Jagdverwaltung Die Jagd als herrschaftliche bzw. adelige Beschäftigung setzte bereits im Hochmittelalter eine entsprechende Zahl von teilweise hochgradig spezialisierten Bediensteten im
5. Forstverwaltungen 937
Umfeld von Hof und Residenz voraus. Nach Ansätzen einer Institutionalisierung im 14. und beginnenden 15. Jahrhundert – in mehreren österreichischen Ländern lässt sich so nunmehr das Amt eines Oberstjägermeisters (bzw. Oberstforstmeisters) nachweisen (Österreich unter der Enns, Steiermark, Tirol) – wird vom begeisterten Jäger Maximilian I. die bis in das 18. Jahrhundert maßgebliche Verwaltungsstruktur geschaffen: An der Spitze der Jagdverwaltung stand ein für das Jagdwesen des gesamten Landes verantwortliches Organ (der „[Oberst]Jägermeister“ bzw. „[Oberst]Forstmeister“), vor Ort in den Revieren wirkten die sog. Forstknechte in den ihnen zugewiesenen Amtsbezirken. Vermittlungsfunktionen zwischen Forstmeister bzw. Jägermeister einerseits und Forstknechten andererseits nahmen die Forstüberreiter wahr, die zugleich die Amtsführung der Forstknechte zu überwachen und dem Forstmeister beobachtete Mängel zu berichten hatten. Unter Maximilian I. gab es dabei nur einen für die oberösterreichischen Länder zuständigen Oberstjägermeister mit Sitz in Innsbruck sowie den von Wien aus tätigen Oberstjägermeister für die niederösterreichischen Länder. Diese Oberstjägermeister sind nicht zu verwechseln mit dem als erbliche Lehen vergebenen Erbamt des in jedem Land bestehenden Oberst(erbland)jägermeisters. Dieser dreigliedrige Verwaltungsaufbau sollte sowohl die Exekution der jagdrechtli chen Vorschriften sichern als auch der Wildhegung dienen. Daneben bestand noch die Jägerschaft („Jägerei“), die unmittelbar dem Forst- bzw. Jägermeister unterstand und für die Durchführung umfangreicherer Jagden zuständig war, mögen diese nun tatsächlich erforderlich gewesen sein (so beispielsweise die Jagd auf schädliche Tiere) oder herrschaftlichen Zwecken gedient haben (landesfürstliche Lustjagden). Die Amtsbezeichnungen weisen darauf hin, dass Jagd- und Forstverwaltung nicht gänzlich getrennt waren. In den meisten Ländern war so (zumindest in nachmaximilianeischer Zeit) über Jahrzehnte das Amt des Obristforstmeisters mit jenem des Obristjägermeisters verbunden, und die Forstknechte hatten auch die Einhaltung der Waldordnungen zu überwachen und Waldfrevel zur Anzeige zu bringen. Der derzeitige Forschungsstand legt überdies den Schluss nahe, dass das Amt des Oberstjägermeisters sich einer eindeutigen administrativen Zuordnung entzog. War der jeweilige Landesfürst ein begeisterter Jäger (wie dies z. B. auf Maximilian I., auf die Erzherzöge Karl II. und Ferdinand II. oder auf Karl VI. zutraf ), hatte der Oberstjägermeister tendenziell leicht unmittelbaren Zugang zum Hof. Die Jagdleidenschaft eines Herrschers war auch einer Trennung dieses Amtes von jenem des Oberstforstmeisters günstig, wie sie zeitweilig immer wieder zu beobachten ist. Im Übrigen stand Letzterer aufgrund der finanziellen Bedeutung der Wälder und des Regalitätscharakters der Jagd in engerem Kontakt zur landesfürstlichen Kammer als Finanzverwaltung, hinsichtlich der Ahndung von Wild- und Forstfrevel war jedoch auch eine enge Beziehung zur Regierung gegeben. Die personelle Ausstattung der Jagdverwaltung schwankte zweifellos mit den Interessen des jeweiligen Landesfürsten und erreichte unter Maximilian I. einen Höchststand. Durch die Initiative dieses Herrschers ist zudem eine kommentierende Bestandsaufnahme eines Teils der landesfürstlichen Jagdreviere zustande gekommen: Das 1500 vom Oberstforstmeister Karl von Spaur verfasste „Tiroler Jagdbuch“ liefert eine Beschreibung der Hirschund Gemsenjagden des Tiroler Ober- und Unterinntals, während das sog. Österreichische Jagdbuch die Jagden und Wildbanne in Österreich ob und unter der Enns, in Steiermark, Kärnten, Krain sowie in der Grafschaft Cilli erfasst.
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VIII. Das landesfürstliche Finanzwesen
Quellenlage und Forschungsstand Rezente Forschungsschwerpunkte sind insbes. die Inszenierung von Jagd als Visualisierung von Herrschaft; einen instruktiven Überblick vermittelt Rösener 2004. Grundlegend zu den Auswirkungen der herrschaftlichen Jagd auf die ländliche Bevölkerung ist noch immer Eckardt 1976. Zur Frühgeschichte der jagdrechtlichen Entwicklung vgl. Dasler 2001. Eine zusammenfassende Darstellung der Jagdgeschichte der österreichischen Länder fehlt noch. Am besten aufgearbeitet ist die Jagdrechtsentwicklung der Steiermark dank des Standardwerks Bachofen-Echt 1926–1931 (mit regelmäßigen Hinweisen auf parallele Entwicklungen in anderen Ländern). Vergleichsweise gut aufgearbeitet ist zudem Tirol, vgl. Oberrauch 1952 und nunmehr auch Schennach 2007. Besondere Beachtung wurde stets der Zeit Maximilians I. gewidmet, vgl. jüngst z. B. Giese (M.) 2009; verwaltungsgeschichtlich noch immer bedeutend ist Trubrig 1906/07. Stellvertretend für Ausstellungskataloge sei hier verwiesen auf Auer (A.) 2004. Häufig behandeln anderen Themenstellungen gewidmete Monographien jagdrechtliche Aspekte mit, so insbes. Feigl 1998. Jagdunruhen werden ebenfalls oft im Kontext von Aufstandsbewegungen thematisiert, vgl. nur für andere Grüll 1963; einschlägig Kobel 1949. Nützlich, v. a. aufgrund der ausführlichen Anführung und Behandlung jagdrechtlicher Normen (speziell Jagdordnungen) seit dem 16. Jahrhundert in den böhmischen und österreichischen Ländern und der Darstellung der Jagdverwaltung, ist Schopf 1834. Für die Zäsur von 1849 ist Kohl 1993 (wo zugleich einleitend ein gelungener Überblick über die ältere Jagdrechtsentwicklung geboten wird) maßgebend. Die jüngste, wenngleich nicht auf die österreichischen Länder beschränkte Darstellung mit Hinweisen auf rezente Literatur bietet Schennach 2017.
6. Monopole und ihre Verpachtung: Das Lottoregal Von Manfred Zollinger
6.1. Allgemein Seit dem 15. Jahrhundert dienen Lotterien als außerordentliches Mittel zur Geldaufbringung für karitative und andere öffentliche Einrichtungen sowie zur Deckung der steigenden Ausgaben der sich formierenden Staaten. Die Tendenz ging vor allem dahin, das Nutzungsrecht oder die Bewilligung als landesfürstliches Monopol gegen die mitkonkurrierenden lokalen und regionalen Obrigkeiten und Institutionen zu etablieren, so etwa in den Burgundischen bzw. Spanisch-habsburgischen Niederlanden und, seit dem späten 16. Jahrhundert, in den österreichischen Ländern. Die fiskalische Nutzbarmachung stützte sich dabei einerseits auf die moralisch-ökonomisch argumentierende Verbotspraxis privater Glücksspiele der Policeygesetzgebung, andererseits auf die Regalrechte, genauer: die nutzbaren oder Finanzregalien als Quelle der Vermehrung der fürstlichen Einkünfte. Wiederholt als Substitut deklariert, wurden solche Monopoleinnahmen zunehmend als eine Form der Besteuerung gesehen; im Zusammenhang mit dem Glücksspiel kommt in den österreichischen Ländern im 17. Jahrhundert der Begriff „Gefäll“ auf. Auf dieser Basis konzedierten Landesfürsten bzw. Zentralbehörden fallweise die privilegierte Veranstaltung von Lotterien und anderen Glücksspielen durch Kommunen, Kaufleute, Unternehmer, Hofbedienstete, Korporationen oder Handelsgesellschaften. Ein Regierungsdekret von 1688 machte Porzellanlotterien von der Bewilligung der Regierung abhängig. Auch gegen die Konzessionsvergabe durch das Oberste Spielgrafenamt setzte sich das staatliche Monopol durch und machte 1750 geltend, dass ohne Ihrer kaiserl. königl. Majestät allerhöchste Specialbewilligung die Errichtung aller Glückshäfen allhier verboten ist (Codex Austriacus Suppl. III, 518).
6.2. Frühe Formen Bis um 1700 hießen alle Lotteriespiele Glückshäfen, dann nur noch die zumeist auf Jahrmärkten u. dgl. betriebenen Warenausspielungen nach Art der Brieflose. Die erste Lotterie mit Losverkauf und folgender Ziehung ist in Wien 1475 belegt. 1517 gestattete Maximilian I. den Losabsatz der Breslauer Lotterie in den Erbländern. Eine 1624 nach internationalem Vorbild zu Gunsten der Armen geplante Lotterie kam nicht zustande. 1696 verfügte ein Patent eine länderübergreifende Geldlotterie zur Finanzierung eines Soldatenspitals; der Hof stellte zu den von der Stadt Wien deputierten Kommissären einen
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VIII. Das landesfürstliche Finanzwesen
Cameral Commissarium pro Inspectione ab. Von einer 1704 patentierten Lotterie sollte die Hofkammer ein Viertel (100.000 fl.) der erwarteten Einnahmen lukrieren. Bei der Wiener Magistratslotterie von 1718 ging sie leer aus, verwies aber auf die künftig dem aerario zuestehende[n] Gerechtsambe. Die 1707 auf kaiserlichen Befehl in Hamburg organisierte Anleihenlotterie gilt als die erste Staatslotterie; ihre Leibrenten- und Bargeldgewinne garantierte das schlesische Salzregal. Als Fiasko endete vorzeitig und trotz Intervention des Hofes samt kaiserlicher Garantie die 1721 begonnene hundertfache Lotterie der Orientalischen Kompanie. Die Liquidierung zog sich bis in die Zeit Maria Theresias. Zu diesen Großprojekten, darunter auch die 1737 bis 1739 von der oberösterreichischen Landschaft garantierten Lotterien zu frommen Sachen, kamen von der Hofkammer unterstützte Lotterien zum Absatz von Waren kaiserlicher Manufakturen (z. B. 1729 Porzellanlotterie) und vom Kommerzdirektorium organisierten Silberglückshäfen ab 1749.
6.3. Das Zahlenlotto 1735 tauchten Pläne auf, wie zuletzt in Bayern das italienische (Genueser) Zahlenlotto einzuführen. Der entscheidende Impuls kam aber aus der Toskana, wo Großherzog Franz Stefan von Lothringen 1739 das Lotto bewilligte und an Ottavio Cataldi (1696?– 1771) verpachtete. Dieser erhielt am 18. August 1751 das zehnjährige Privilegium privativum zum Betrieb des Spiels ab 1. April 1752 in den deutschen Erbländern auf eigene Gefahr, und Unkösten, auch gegen Abreichung eines alljährlichen Quanti in unser ærarium. Diese Pachtsumme betrug 130.000 fl. zu Unserer höchsten Disposition und wurde bar auf die Kommerzienhauptkassa und das Universalkameralzahlamt ad cassam extraordinariorum verteilt. Als Kaution waren beim Wiener Stadtbanco 300.000 fl. bei 4%iger Verzinsung zu hinterlegen. Ohne Zustimmung der Lottokammer (Cataldis) und mit Ausnahme der Silberglückshäfen durften keine anderen Lotterien oder Glückshäfen betrieben werden; die der Lehenbank in Mähren hatten aufzuhören. Wie bei anderen Kameralgefällen garantierten landesfürstliche Hofkammerprokuratoren und Fiskale den Schutz des Staates, der sich ein Recht auf Einsicht und Kontrolle der Lotterie-Hauptbücher sicherte. Die staatliche Aufsicht besorgten ein Kaiserlich-königlicher Lotterie-Secretarius sowie bei jeder Ziehung (die erste erfolgte am 21. Oktober 1752) vier von der Lottokammer besoldete commissarii regii. Cataldi zessierte seine Pacht 1756 an die „K. k. Fermieri Generali di [bzw. dello Stato di] Milano“, die Generalpächter der Kameralgefälle (Tributi indiretti) der Lombardei unter Antonio Greppi; die Leitung hatte deren Bevollmächtigter und Oberadministrator Francesco Damiani. Die Pacht wurde um 5.000 fl. pro Jahr erhöht. Nach neuerlicher Ausschreibung ersteigerte Cataldi 1761/62 die Pacht um 260.000 fl. p. a., verteilt auf das Geheime Kammerzahlamt, die Kommerzienhauptkassa und die Banco-Hauptkassa. Mit dem Anbot parierte er angeblich das Offert des Niederländischen Departements der Hof- und Staatskanzlei, das Lotto gegen diese Summe in Regie zu übernehmen. Jedenfalls schlug er Mitbieter wie die Fermieri Generali und Johann de Fries aus dem Rennen. Der reine Überschuss über 260.000 fl. sollte zu einem Fünftel auf das Ärar und zu vier Fünfteln auf den Pächter aufgeteilt werden. Das entsprach der Aufteilung des Kautionskapitals in 15 Aktien (caratti) zu je 20.000 fl., von denen Cataldi und der Bankier Giovanni Bren-
6. Monopole und ihre Verpachtung: Das Lottoregal 941
tani Cimaroli je sechs, die Kaiserin – durch die Person des Hofkammerrates Ignaz Franz Freiherrn von Kempf und nach dem Vorbild ihres Gemahls in der Toskana – drei Aktien übernahmen. Für die oberste Leitung der Lottoverwaltung bezog der Impresario jährlich außerdem 12.000 fl. 1770 übernahm ein Konsortium unter Aurelio Mansi (Proponent) und Andrea Baratta (Geschäftsträger) die Pacht um 400.000 fl. p. a. Der Anteil des Staates am Reingewinn stieg auf ein Viertel. Baratta erhielt die Pacht auch 1778 bis 1786/87 für 425.000 fl. p. a. Der Staat bekam vier Fünftel des Reingewinns. Zu den ersten Lottoämtern in Wien, Prag, Graz und Brünn kamen in den 1760er Jahren solche in Ofen, Pressburg und Triest. Unter Baratta wurde das Lotto in der Grafschaft Tirol unterverpachtet, wobei die Fürstbischöfe von Brixen und Trient letztlich vergeblich versuchten, die Einführung in ihrem Bereich mit hoheits- und regalienrechtlichen Argumenten gegen die Kaiserin zu verhindern. 1770/71 erfolgte die Ausweitung auf Siebenbürgen und das Temeswarer Banat, 1772 auf Vorderösterreich (bis 1792), 1774 auf Galizien. In den 1790er Jahren gab es Lottoämter in: Bozen, Brünn, Graz, Hermannstadt, Kaschau, Laibach, Lemberg Linz, Ofen, Prag, Temeswar und Wien. Neben dem Lotto spielten andere Großlotterien fiskalisch kaum eine Rolle.
6.4. Formen der Nutzung Faktisch bestanden bei der Nutzung des Glücksspiels die Möglichkeiten des Pachtsystems, der Régie mixte (Ferma mista) und der staatlichen Regie. Anders als in der Toskana scheint es in Wien zunächst keine Diskussion über die Nutzungsform gegeben zu haben. Die Möglichkeit, das Lotto in eigener Regie zu betreiben, war jedoch schon im ersten Pachtvertrag vorgesehen. Reformvorschläge und Kritik kamen dann vor allem von der Hofrechenkammer. Deren Präsident Ludwig von Zinzendorf schlug 1762 vergeblich den Mitbegründer und Administrator des in Regie betriebenen Brüsseler Lottos, Ranieri de’ Calzabigi, bzw. dessen Bruder Giovanni als kaiserlichen Kommissär mit erweitertem Aufsichtsrecht dafür vor, „diesem Gefälle vorzustehen“. 1769 wurden die Hofstellen um Gutachten über das künftige System ersucht. Die Rechenkammer plädierte für eine Régie mixte bzw. die eigene Administration oder eine Pacht auf der Basis einer Aktiengesellschaft, die Hofkammer für weitere Verpachtung durch Versteigerung. 1787 nahm die Hofkammer das Lotto in eigene Regie. Als Verwaltungsbehörde entstand die k. k. Lottogefällsdirektion, deren erste Direktoren, der niederösterreichische Regierungsrat und Lotto-Hofkommissär Paul Rother und Hofrat Joseph von Holbein, neben ihrem Gehalt eine 10%ige Gewinnbeteiligung am Reinertrag über 800.000 fl. bezogen. Die Entscheidung fügt sich in einen Trend, der etwa auch in der Lombardei die indirekte Steuererhebung von der Pacht über die Mischpacht (1766) zur staatlichen Administration (1779) führte, aber gegen die Entwicklung in Belgien, wo die Lotterien 1785 zur Pacht übergingen. Quellenlage und Forschungsstand Die wesentlichen Bestände zum Lotteriewesen befinden sich im FHKA. Für die ersten Jahre des Lottos ist die Überlieferung äußerst lückenhaft; Reste finden sich im Bestand
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VIII. Das landesfürstliche Finanzwesen
Hofkanzlei des AVA. Das Privileg von 1751 verwahrt die ÖNB als Leihgabe. Bestände zur Entwicklung in den italienischen und belgischen Provinzen finden sich im HHStA. Eine gründliche Aufarbeitung des Archivmaterials unter Einbezug ausländischer Archive und eine Einordnung in den europäischen Kontext ist ein dringendes Desiderat, nicht zuletzt auch hinsichtlich der weitestgehend vernachlässigten ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts (s. Mensi 1890). Obwohl lücken- und fehlerhaft, ist Sieghart 1899 noch immer das vorrangig benutzte, materialreiche „Standardwerk“. Aus Ablehnung des Glücksspiels stark wertend, transportiert es, auch wegen mangelnder Quellenkritik, zahlreiche Fehleinschätzungen. Saurer 1989b bietet zum Lotto Fragestellungen, Erklärungsansätze und Analysen, die auch für das 18. Jahrhundert fruchtbar gemacht werden können. Die Studien Kühnel 1996 sowie Pauser 2000 und 2008 sind wichtig für die institutionellen Rahmenbedingungen von Lotterien und Glückshäfen vom 15. bis ins 18. Jahrhundert. Jüngere einschlägige Untersuchungen sind Zollinger 2003, 2006a, 2006b und 2010.
7. Banco del Giro, Wiener Stadtbank, Ministerial-BancoDeputation, Universalbankalität, Bankalgubernium und Geheime Finanzkonferenz Von Thomas Winkelbauer
Der seit 1673 in kaiserlichen Diensten stehende Merkantilist und Kameralist Wilhelm von Schröder machte in seiner 1686 erschienenen, Leopold I. gewidmeten „Fürstlichen Schatz- und Rentkammer“ – teilweise in Anknüpfung an seit 1666 lancierte Projekte Johann Joachim Bechers, seines Vorgängers am Wiener Hof – praktische Vorschläge für die staatliche Geld- und Kreditschöpfung, und zwar u. a. in Form eines Kreditpapiers. Inspiriert von den Vorbildern des venezianischen Banco di Rialto (gegr. 1587) und der Amsterdamer Wechselbank (Amsterdamsche Wisselbank, gegr. 1609), schlug er die Errichtung einer landesfürstlichen Wechsel- und Leihbank in Wien vor, die gegen Pfand Wechsel ausgeben sollte. Diese würden sich, so hoffte Schröder, bald als Zahlungsmittel (Banknoten ohne Annahmezwang) einbürgern. Er war sich darüber im Klaren, dass dieses Bankprojekt nur dann Aussicht auf Erfolg haben konnte, wenn es nicht vom Staat und vom Monarchen, sondern von privaten Kaufleuten bzw. Bankiers durchgeführt würde. Schröders Vorschlag wurde nicht realisiert. Erst zu Beginn des 18. Jahrhunderts, in der extremen finanziellen Stresssituation der ersten Jahre des Spanischen Erbfolgekrieges, machten sich die Wiener Finanzpolitiker daran, im Inland „einen funktionstüchtigen, modernen Kapitalmarkt auf die Beine zu stellen, an den sich auch in Österreich der erste Teil einer Finanzrevolution knüpft“ (Baltzarek 1980, 33). Zum unmittelbaren Anlass für Experimente mit neuen Finanzinstitutionen und Finanztechniken wurde der Defacto-Staatsbankrott des Jahres 1703.
7.1. Der Banco del Giro Anfang Mai 1703 starb der seit 1672 in großem Stil auf Kredit die kaiserlichen Armeen mit Heeresbedarf aller Art beliefernde „Oberkriegsfaktor“ Samuel Oppenheimer – wenige Tage nachdem sich seine Firma auf der Leipziger Messe für insolvent erklärt hatte. Zum Todeszeitpunkt des Chefs des Hauses sollen sich die offenen Forderungen der Familie Oppenheimer an das kaiserliche Ärar auf ungefähr 5 Mio. fl. belaufen haben. Obwohl die Gläubiger Oppenheimers eigentlich die Gläubiger des Staates bzw. des Kaisers waren, erklärte die Hofkammer über Oppenheimers Nachlass den Bankrott, was den völligen Zusammenbruch des Staatskredits zur Folge hatte. Um Oppenheimers Gläubiger
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zu beruhigen, musste die Hofkammer schließlich dessen Forderungen als liquid anerkennen und allen Beteiligten ein Moratorium, d. h. einen Zahlungsaufschub, erteilen, demzufolge niemand die Liquidierung von fälligen Obligationen, die mit dem Haus Oppenheimer zusammenhingen, gerichtlich erzwingen durfte. In dieser Situation höchster Konfusion entstand – offenbar nach dem gleichnamigen, 1619 errichteten venezianischen Vorbild und nach dem Projekt eines Venezianers, eines gewissen Abbate Pampalunga (?) Norbis – auf der Basis eines kaiserlichen Patents (Fundationsdiploma) vom 15. Juni 1703 (ÖZV I/3, 121–125) als rein staatliches Unternehmen „Österreichs erste Bank“ (Holl [Brigitte] 1976, 104), der Banco del Giro in Wien. Mit der „Oberinspection“ der Bank wurden zwei Geheime Räte betraut, Johann Adam Andreas von Liechtenstein und der niederösterreichische Landmarschall Otto Ehrenreich von Abensperg-Traun. Diesen wurde am 16. August 1703 pro directorio ein besonderes collegium an die Seite gestellt, in dem neben der Hofkammer und der Niederösterreichischen Regierung auch die Stände von Österreich unter der Enns, die Stadt Wien und der Wiener Handelsstand vertreten waren. Das Verhältnis zwischen Oberinspektion, Direktorium („Bankalkolleg“, „Bancokollegium“) und Hofkammer ist unklar. Schon wegen der verordneten Annahmepflicht der Anweisungen der Bank (Banco- oder Girozettel) zum Nominalwert (Zwangskurs) war die Bank von Anfang an u. a. bei allen Klassen des Wiener Handelsstandes (den privilegierten [fremden] Niederlegern, den hofbefreiten und den „gewöhnlichen“ bürgerlichen Kaufleuten) stark diskreditiert. Gegen den Widerstand des seit Anfang Juli 1703 amtierenden Hofkammerpräsidenten Gundaker Thomas von Starhemberg, der neuerlich (wie bereits Anfang März 1703) als Sicherstellung für eine ausreichende Dotation der Bank die solidarische Bürgschaft der Stände der böhmischen und österreichischen Erbländer („Landgarantie“) in Vorschlag brachte, erfolgte mittels Amplifikationsdiploma vom 3. Juni 1704 (ÖZV I/3, 125–132) eine Reform der Bankstatuten, die das Vertrauen des Publikums in die Solidität des Instituts aber nicht heben konnte. Was die Leitungsorgane der durch die Reform zu einem Banco di affrancazione („Abledigungs- und Befreiungsbank“), d. h. zu einem Institut zur Tilgung der Staatsschulden, umgestalteten Bank betraf, wurde bestimmt, dass das Bankalkolleg und die an die Stelle der Oberinspektion tretende Ministerialdeputation die für die Bank gewidmeten Fonds ganz und gar independent von unserer hofcammer oder anderen dicasteriis (ÖZV I/3, 126) zu verwalten hatten. Zumindest die Ministerialdeputation wurde dadurch de facto zu einem Hofmittel, d. h. der Hofkammer, dem Hofkriegsrat, der Österreichischen und der Böhmischen Hofkanzlei hierarchisch gleichgestellt. Sowohl dem Bankalkolleg als auch der Deputation stand der wegen der erfolgreichen Sanierung seines ererbten Güterkomplexes als eine Art Finanzgenie geltende Fürst Johann Adam Andreas von Liechtenstein vor. Graf Abensperg-Traun legte seine Leitungsfunktion 1704 nieder, vermutlich um nicht in Konflikt mit den niederösterreichischen Ständen bzw. in einen Loyalitätskonflikt zu geraten, und gab damit das Signal für den endgültigen Rückzug des Adels von der Bank. An seine Stelle trat Don Francisco Moles, Duque de Parete y Calatrava, der spätere Botschafter Josephs I. bei seinem Bruder, Karl III. von Spanien. Der Banco del Giro scheiterte bereits zwei Jahre nach seiner Einrichtung, da die tatsächlich in seine Kassen fließende Dotierung für die Verzinsung und Tilgung der ihm übertragenen Schulden völlig unzureichend war und andere der Bank in Aussicht gestellte Fonds für Kriegszwecke verwendet wurden und daher nie eingingen, sowie an der Fundamentalopposition Starhembergs und der Hofkammer. Im Juli und August 1705 beriet unter dem Vorsitz des Geheimen Rates Georg Adam von Martinitz eine Hofkommission,
7. Banco del Giro, Wiener Stadtbank, Ministerial-Banco-Deputation
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der neben dem Hofkammerpräsidenten Starhemberg die beiden österreichischen Hofkanzler Johann Friedrich von Seilern und Philipp Ludwig von Sinzendorf, der Kanzler des böhmischen Königs Johann Wenzel Wratislaw von Mitrowitz, der niederösterreichische Statthalter Ferdinand Karl von Welz, der Herzog von Moles sowie der „berüchtigte“ Abbate Norbis angehörten, über die Lösung des „Bankproblems“. Am 10. September 1705 wurde die Einstellung sämtlicher Zahlungen der Bank verfügt, woraufhin Liechtenstein und Moles ihre Funktionen in der Leitung der Bank niederlegten. Ende Oktober 1705 übertrug der Kaiser dem Grafen Welz die Direktion der Bank und stellte ihm die Hofkammerräte Ferdinand Ignaz von Thavonat und Franz Joseph von Krapf zur Seite. Die Kasse der Girobank wurde 1706 mit jener der in diesem Jahr ins Leben tretenden Wiener Stadtbank vereinigt, die Girobank blieb aber weiterhin formal eigenständig. Bis 1713 erfolgte die Auszahlung der Girozinsen durch einen Beamten der Girobuchhalterei, der die erforderlichen Summen aber zuvor von der Stadtbanco-Hauptkassa beheben musste. Durch Verordnung vom 26. September 1713 wurde bestimmt, dass die Girobuchhalterei lediglich den Parteien Anweisungen an die Kassa erteilen sollte. Seit Anfang Juni 1714 musste die Quittung vor der Auszahlung durch die StadtbancoHauptkassa auch noch von der Bancogefällsbuchhalterei liquidiert werden, die grundsätzlich alle Aktiva und Passiva beider Banken zu verbuchen hatte. Mitte Dezember 1714 verfügte die Ministerial-Banco-Deputation eine Einschränkung des Kompetenzbereichs der Girobuchhalterei: Mit Beginn des Jahres 1715 trat die vollständige Trennung der Verbuchung beider Banken in Kraft, was schließlich zu einer Reduktion des Buchhaltereipersonals führte. Ende 1717 dürfte es zur vollständigen Fusion der Stadtbank und der Girobank gekommen sein, und 1730 schließlich „scheint die Girobuchhalterei mit der Banco-Gefällsbuchhalterei vereinigt worden zu sein“ (Mensi 1890, 281 und 611).
7.2. Die Wiener Stadtbank und die Ministerial-Banco-Deputation bis 1748 Gundaker Thomas Graf Starhemberg war, nachdem er sich mit seinen Ideen in den letzten 15 Regierungsjahren Leopolds I. nicht durchsetzen hatte können, der einflussreichste Finanzpolitiker am Hof Josephs I. und Karls VI. sowie in den ersten Regierungsjahren Maria Theresias. Er amtierte von 1690 bis 1698 als Hofkammerrat, 1698 bis 1700 als Vizepräsident und Leiter der Hofkammer (Rücktritt am 10. Dezember 1700) und 1703 bis 1715 als Hofkammerpräsident; 1706 bis 1745 war er Mitglied und seit 1711 Präsident der Ministerial-Banco-Deputation sowie von 1716 bis 1741 das in Finanzfragen weitaus kompetenteste Mitglied der Geheimen Finanzkonferenz. Als Starhemberg in den ersten Jahren des 18. Jahrhunderts die unrealisiert gebliebenen Bankprojekte Bechers und Schröders wieder aufgriff und eine völlige Reorganisierung des Bankwesens in Angriff nahm, hatte er im Unterschied zu diesen nicht die Förderung von Handwerk, Manufaktur und Handel im Sinn. Es ging ihm – jedenfalls in erster Linie – um die Sanierung der Staatsfinanzen durch die Schaffung einer möglichst niedrig verzinsten fundierten, also längerfristigen, Staatsschuld und die Wiederaufrichtung der Kreditwürdigkeit des Staates bzw. des Kaisers. Die Initiative zur Gründung der Wiener Stadtbank in der Form einer Kombination der Vorstellungen Starhembergs und der Wiener Kaufmannschaft (insbes. der auswärtigen Niederleger) dürfte von dem selbst der Schicht der Wiener Niederleger entstammenden Hofkammerrat Johann David (von) Palm, einem Vertrauten Starhem-
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VIII. Das landesfürstliche Finanzwesen
bergs, ausgegangen sein. Bei dem alternden Leopold I. vermochte sich Starhemberg mit seinen Vorstellungen nicht durchzusetzen. Erst nach dem Tod Leopolds am 5. Mai 1705 und dem Regierungsantritt Josephs I. konnte das Projekt realisiert werden. Zu den Verhandlungen über die Errichtung einer neuen, auf dem Kredit der Stadt Wien basierenden Bank wurden im August und September auch Vertreter der niederösterreichischen Stände beigezogen. Nach dem ausdrücklichen Vorbild des Hôtel de ville de Paris, des Pariser Rathauses, das den Großteil der französischen Staatsschulden übernommen hatte, und zusätzlich angeregt durch die 1694 gegründete Bank of England, wurde auf der Grundlage eines kaiserlichen Patents vom 24. Dezember 1705 (publiziert am 8. März 1706) durch einen Vertrag mit der Stadt Wien vom 25. Februar 1706 der Wiener Stadtbanco gegründet und an die Stadt Wien übertragen (ÖZV I/3, 132–134). Am 1. April 1706 nahm die Stadtbank ihre Tätigkeit im Wiener Rathaus (Wipplingerstraße 8) auf, wo der Magistrat der Stadt (d. h. der Innere Rat und der Bürgermeister) eine eigene Kassa und eine Buchhalterei einrichteten. Die Kasse der Girobank war hingegen zunächst weiterhin in einem Privathaus untergebracht, bevor sie im August in das Lokal der Stadtbanco-Kasse übersiedelt wurde. Die Stadtbanco-Buchhalterei unterstand dem Magistrat der Stadt Wien. Daneben bestand die Buchhalterei des Banco del Giro weiter – die kaiserliche Bancobuchhalterei, meist Girobuchhalterei genannt. Mit Verordnung vom 30. Mai 1706 wurde überdies eine eigene kaiserliche Bancogefällsamts-Buchhalterei errichtet. Die eigentliche Verwaltung der der Stadtbank übertragenen Gefälle besorgte die aus Mitgliedern des Inneren Rates der Stadt Wien unter dem Vorsitz des Bürgermeisters bestehende „kaiserliche [!] Bancogefällsadministration“ mit Hilfe einiger Beamter. Als Bancogefällsadministrationen in den einzelnen Ländern fungierten in Graz die Innerösterreichische Hofkammer, in Böhmen das königliche Deputiertenamt, in Mähren und Schlesien eigene Administrationen und in den übrigen Ländern meist die Stände. Die Entscheidung im Fall von Streitigkeiten – zwischen der Bank und einem Kreditor sowie zwischen zwei „Partheyen“ – und die Kontrolle der Wahrung der Interessen des Staates sollte einer aus Vertretern der Hofkammer und der Niederösterreichischen Regierung bestehenden Deputation („In Wiener Banco-Sachen aus der Regierung und Kammer bestellte Deputation“, „In Wiener Banco-Sachen aus Regierung und Kammer von Hof verordnetes Justiz-Mittel“, kurz: Justiz-Banco-Deputation) obliegen (mit Instanzenzug an die Österreichische Hofkanzlei). Die Justiz-Banco-Deputation durfte sich aber in die Gebarung der Bank nicht einmischen. Die Stadtbank übernahm, ähnlich wie die Bank of England, gegen Einräumung von Kameralfonds, d. h. von landesfürstlichen Geldquellen (z. B. bestimmten Verbrauchssteuern), von der Hofkammer einen Teil der Staatsschulden und hatte den Gläubigern auf die Stadt lautende Obligationen auszustellen. Die Gläubiger des Staates bzw. des Kaisers waren also ab dem Augenblick der Übernahme der betreffenden Schuld durch die Stadtbank Gläubiger der Stadt Wien. Die Bank war der Justiz-Banco-Deputation zu jährlicher Rechnungslegung verpflichtet und musste jede Schuld längstens binnen 15 Jahren tilgen und bis dahin mit 5 % verzinsen. Um das zu ermöglichen, mussten die übernommenen Schulden und die eingeräumten Fonds ein Verhältnis von 10:1 haben. Neben der Staatsschuldentilgung als primärem Aufgabenbereich erhoffte sich Hofkammerpräsident Starhemberg von dem neuen Institut aber immer noch auch die Ausübung der Funktion einer Depositenbank mit dem Ziel, Bargeld für Staatszwecke aufzubringen. Die Ernennung der vom Staat bezahlten Beamten der Bank erfolgte durch die Stadt im Einvernehmen mit der Hofkammer. Die Verwaltungs-
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kosten übernahm die Hofkammer durch die Zahlung einer jährlichen Pauschalsumme von 15.000 fl. (1715 auf 17.000 fl. erhöht). Aus dieser Summe erhielt nicht nur das eigentliche Stadtbankpersonal seine Besoldung, sondern bis 1749 auch eine Reihe von städtischen Amtsträgern, nämlich der Bürgermeister, die Ratssenioren, der Stadtschreiber und Syndicus primarius und der Oberkämmerer, einige rangniedrigere Personen wie der Oberkammeramts-Remanenzer, der Stadtbuchhalter und die Skartdiener auch über das Jahr 1749 hinaus. Der niederösterreichische Statthalter Graf Welz, der seit dem 1. November 1705 das Bankalkolleg, also die Girobank, leitete, wurde zunächst auch mit der Aufsicht über die Wiener Stadtbank betraut. Auf eigenen Wunsch wurde ihm mit Hofdekret vom 30. April 1706 Hofkammerpräsident Starhemberg als gleichberechtigter Kodirektor an die Seite gestellt. Gemeinsam übten sie die Oberinspektion über die Stadtbank aus. In speziellen Fällen, insbesondere bei Meinungsverschiedenheiten, sollten sie im Zusammenwirken mit der Österreichischen Hofkanzlei unter dem Vorsitz des Obersthofmeisters Karl Theodor Otto Fürst Salm konferieren und danach ihr Gutachten dem Kaiser vorlegen. Auf diese Weise entstand die Ministerial-Banco-Deputation. Dieser gehörten neben den beiden Direktoren von Anfang an auch die Hofkammerräte Thavonat und Krapf an. Im Dezember 1707 verlieh der Kaiser auch dem zum niederösterreichischen Regimentsrat ernannten ehemaligen Wiener Stadtrichter und Bürgermeister Jakob Daniel Tepser, der sich – als Bancogefällamtsdirektor und Direktor Gemeiner Stadt Wien Banco-Hauptkassa und Buchhalterei – große Verdienste um die Gründung der Stadtbank erworben hatte, eine Ratsstelle bei der Ministerial-Banco-Deputation. Diese staatliche bzw. kaiserliche Aufsichtsbehörde erlangte, im Widerspruch zum Wortlaut des kaiserlichen Gründungspatents, von Anfang an eine dominierende Position gegenüber der Wiener Stadtbank und dem Magistrat der Stadt Wien. De facto erreichte die Ministerial-Banco-Deputation auch sehr bald die Position eines Hofmittels, also einer kaiserlichen Zentralbehörde: Starhemberg und Welz richteten ihre Vorträge direkt an den Kaiser. Außerdem gab die Stadtbank den Gläubigern zunächst nicht, wie vorgesehen, Obligationen der Stadt Wien, sondern lediglich Stadtbanco-Obligationen, in denen sich die Stadt verpflichtete, Zinsen und Kapital aus den der Stadt von der Hofkammer eingeräumten Gefällen zu bezahlen. Erst seit Juli 1708 lauteten, nach einem vom Kaiser genehmigten Vergleich zwischen der Hofkammer, der Ministerial-Banco-Deputation und dem Wiener Magistrat, die die alten Stadtbanco-Obligationen ersetzenden Oberkammeramts-Obligationen auf den Namen der Stadt und enthielten keine einschränkende Klausel mehr. Auch die ab 1717 in Umlauf gebrachten neuen Stadtbanco-Obligationen enthielten keine Einschränkungen oder Bedingungen. 1711, nach dem Tod des Grafen Welz, übernahm Hofkammerpräsident Starhemberg die Leitung der Ministerial-Banco-Deputation und schuf die Grundlagen für die folgende Blütezeit der Wiener Stadtbank. Die Ministerial-Banco-Deputation war von Beginn an de facto eine staatliche bzw. kaiserliche Aufsichtsbehörde der Stadtbank und wurde schließlich im November 1746, nach dem Tod Starhembergs, durch eine Entschließung Maria Theresias auch formell zu einer unmittelbaren Hofstelle (wirkliches hofmittel) erklärt (ÖZV I/3, 526), was sie, wie gesagt, in der Praxis bereits seit Langem war. Die Hauptursachen für den Aufschwung der Stadtbank dürften in der Zunahme freiwilliger Depositen und in der Zurückhaltung Starhembergs bei der Heranziehung des Instituts für staatliche Zwecke zu suchen sein. Die Stadtbank begann sich seit 1712 tatsächlich zu jenem banco del deposito zu entwickeln, der Starhemberg von Anfang an vorgeschwebt
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hatte. Dessen unumstößlicher Grundsatz war, dass das fundament des banco del deposito in derer leuthen fester zuversicht, daß sie ihre paar eingelegte gelder auf jedesmahliges verlangen zurückh erhalten mögen, einzig und allein gegründet ist (zit. nach Holl [Brigitte] 1976, 395). Unter Rückgriff auf die von Privaten eingelegten Depositen konnte die Stadtbank selbst Darlehen für die Finanzierung der Kriegserfordernisse gewähren. 1724 belief sich die Zahl der „treuherzigen Creditsparteien“ (Bidermann 1858, 371), die durch freiwillige Einlagen an der Bank beteiligt waren, auf rund 90.000 (darunter auch zahlreiche juristische Personen wie [Bürger-]Spitäler, Bruderschaften, Armeninstitute, Kirchen, geistliche Stiftungen, Gemeinden und Waisenkassen). Im Jahr 1732 erreichte der Stand der privaten Einlagen die beachtliche Summe von etwas über 51 Mio. fl. Nicht zuletzt infolge des weitgehenden Fehlens anderer vorteilhafter bzw. risikoarmer Anlagemöglichkeiten kam es zu einer partiellen „Demokratisierung“ des österreichischen Staatskredits: Zwischen 1707 und 1716 stieg die Zahl der Bürgerlichen, die der Wiener Stadtbank sowie der 1714/15 errichteten Universalbankalität ihre Kapitalien anvertrauten, während gleichzeitig der Anteil der Adeligen sank. Die mit 5 bis 7 % verzinsten Obligationen der Wiener Stadtbank, durch die sich in Wien eine neue Form der Kapitalanlage verbreitete, waren übertragbar und konnten frei gehandelt werden. Mit Hilfe der Stadtbank ist es gelungen, den Kreis der Staatsgläubiger relativ breit zu streuen. Damit wurde ein weiterer wichtiger Schritt zur Entpersonalisierung des Staatskredits getan. Die flexibel zu stückelnden Stadtbankobligationen gewannen infolge der pünktlichen und sicheren Verzinsung „eine hohe Verkehrsfähigkeit unter Privaten“; mit ihrer Hilfe „wurde jene Anlagebereitschaft im Publikum geweckt, die die Aufbringung so großer Mittel für die Staatsfinanzierung ermöglichte“ (Fuchs 1998, 133). Die Entpersonalisierung des Geldtransfers verringerte aber auch die Einflussmöglichkeiten der staatlichen Finanzverwaltung und führte seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zu einer wachsenden Abhängigkeit der österreichischen Staatsfinanzen vom Wiener Finanzmarkt, das heißt von den Wiener Bankiers. Ein Hauptverdienst der Wiener Stadtbank, mit deren Hilfe es gelang, die im Inland vorhandenen Barkapitalien und Barreserven zu erschließen, zu enthorten, zu mobilisieren und dem Staat zur Verfügung zu stellen, sowie der Reformen des Staatsschuldenwesens seit dem ausgehenden 17. Jahrhundert war, dass es in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts gelungen ist, die durchschnittlichen Zinssätze habsburgischer Staatsobligationen von 12 bis 20 auf 6 bis 8 % zu reduzieren – was freilich im Vergleich zu den Finanzmärkten London und Amsterdam immer noch viel war: In Holland sank der Zinsfuß für langfristige Kredite, der schon 1680 nicht mehr als 3,5 % betragen hatte, nach 1700 auf 2,5 bis 3 %. In London gelang es der Regierung, den Zinsfuß der konsolidierten Staatsschuld im Jahr 1727 von 5 auf 4 % und später sogar auf 3 % zu senken. Die Vorteile der Stadtbank gegenüber der gescheiterten Girobank, deren 6 Mio. fl. Schulden sie übernehmen musste, bestanden im Wesentlichen darin, dass sie nicht als Staatsinstitut gegründet wurde sowie im Prinzip der proportionalen Deckung. Mit einer Bank im modernen Sinn hatte sie nur geringe Ähnlichkeit. Das Darlehensgeschäft war auf Vorschüsse an das Ärar beschränkt. Gewinne der Anstalt kamen einzig und allein dem Staat zugute. Die Stadtbank war zwar formell keine Staatsanstalt, sie war aber „doch tatsächlich ein reines Staatscreditinstitut“ (Mensi 1890, 214) oder, mit den Worten der Hofkammer (Juli 1706) nichts als ein kay(serliches) negotium (zit. nach Holl [Brigitte] 1976, 249). Ihren Hauptzweck, die Hebung des Staatskredits, hat die Stadtbank, nach der Überwindung von Anfangsschwierigkeiten, die 1708 beinahe zum Bankrott des Instituts geführt hätten,
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in überraschend großem Umfang erfüllt. Allein von 1715 bis 1720 streckte sie dem Staat, bei einem durchschnittlichen Staatsschuldensstand von rund 40 Mio. fl., zusammen 18,4 Mio. fl. vor und übernahm Staatsschulden in der Höhe von 5,2 Mio. fl. Von 1721 bis 1748 beliefen sich die Gesamtleistungen der Bank für den Staat auf ungefähr 78 Mio. fl. Die Unabhängigkeit der Wiener Stadtbank von der Staatsverwaltung wurde immer mehr eingeschränkt, und sie wurde schrittweise in die Hofkammer eingegliedert. Spätestens im Laufe der 1740er Jahre wandelte sie sich endgültig von „einem autonomen Staatscreditinstitute zur blossen Verwaltung[sbehörde] der indirecten Abgaben“ (Mensi 1890, 743).
7.3. Die Universalbankalität und die Geheime Finanzkonferenz Wenige Monate nachdem der Spanische Erbfolgekrieg mit den Friedensschlüssen von Rastatt und Baden endgültig beendet worden war, errichtete Kaiser Karl VI. mit Patent vom 14. Dezember 1714 (ÖZV I/3, 142–156) in – jedenfalls mittel- bis längerfristiger – Konkurrenz zur Wiener Stadtbank und über den Kopf des Hofkammerpräsidenten Starhemberg hinweg eine rein staatliche Bank, die Universalbankalität (kurz: Bankalität). In Verbindung damit sollte eine grundlegende Reorganisation des staatlichen Kredit-, Kassen- und Schuldenwesens erfolgen. Die von der Hofkammer unabhängige Bankalität sollte, so die unrealistische Vorstellung ihrer geistigen Väter – mit dem im Mai 1713 vom Kaiser proprio motu zum Hofkammerrat ernannten vormaligen böhmischen Kammerrat Bernhard Georg von Mikosch und dem böhmischen Oberstkanzler Leopold Josef Graf Schlick an der Spitze – in erster Linie dem Staat möglichst hohe Geldsummen vorstrecken. Daneben waren ihr die Funktion einer Generalkassa und die Besorgung der zentralen Kassen- und Buchhaltungskontrolle zugedacht. Dadurch wurde der Hofkammer die Administration des Kassenwesens entzogen, und alle Kassen- und Verrechnungsbeamten schieden aus dem Personalstand der Hofkammer aus und unterstanden künftig der Bankalität. Diese wurde der Direktion eines aus zwölf Räten (sechs aus dem Herren- und sechs aus dem Ritter- und Gelehrtenstand) und einem Gouverneur (Gubernator) bestehenden Bankalguberniums (Governo) untergeordnet, das am 9. März 1715 eine Instruktion erhielt (ÖZV I/3, 164–176) und das Befehle ausschließlich vom Kaiser entgegenzunehmen hatte. Hofkammer, Gubernium und Bankalität sollten künftig – im Einvernehmen mit dem Hofkriegsrat – fristgerecht den jährlichen Budgetvoranschlag („Generalanordnungsstaat“) akkordieren. Mit kaiserlichem Handschreiben vom 16. Februar 1715 (ÖZV I/3, 160–163) war angeordnet worden, dass alle Militär- und Kameralgefälle, und zwar einschließlich der ungarischen, aber mit Ausnahme der der Wiener Stadtbank und dem Banco del Giro überlassenen, durch die in den Ländern einzurichtenden Bankalkassen laufen sollten. Mitte April 1715 nahm die Universalbankalität ihre Tätigkeit auf. Zur Regelung des Verhältnisses zwischen der Hofkammer und dem Bankalgubernium erging am 25. April 1715 eine kaiserliche Entschließung (ÖZV I/3, 183–186), die jedoch nicht geeignet war, die Konflikte zu beenden. Starhemberg trat angesichts der Erfolglosigkeit seines Widerstands gegen die Errichtung der Bankalität von seinem Amt als Hofkammerpräsident zurück. Er leitete jedoch weiterhin die Ministerial-Banco-Deputation und blieb auch Mitglied der Geheimen Konferenz, also des obersten Beratungsgremiums des Kaisers.
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Die im Bankalitätspatent vorgesehenen Bankalkollegien in den einzelnen Ländern wurden zwischen Ende April und Oktober 1715 in Linz (für Österreich ob der Enns), Graz (für Innerösterreich), Innsbruck (für Tirol und Vorderösterreich) und Brünn (für Mähren) eingerichtet. In Böhmen und Schlesien sowie in Ungarn mussten die Bankalitätsgeschäfte von Beamten der betreffenden Länderkammer besorgt werden. Die Bankalkollegien in Linz und Brünn bestanden nur bis Januar 1717. An ihrer Stelle wurden Bankal-Oberrepräsentanten mit je einem Kontrollor und Kassier ernannt, und die Bankalkassen in Linz und Brünn wurden dem Vizedomamt des Landes ob der Enns bzw. dem Mährischen Rentamt übergeben. Die neben den Ländergruppenkammern in Graz und Innsbruck (der Inner- und der Oberösterreichischen Kammer) bestehenden Bankalkollegien und Bankalzahlämter blieben vorläufig bestehen (mit Ende 1717 reduziertem Personalstand). Für Ungarn bestand seit 1718 eine Bankalrepräsentation (Bankalrepräsentanz) in Pressburg, für Schlesien ab 1719 eine Bankal-Oberrepräsentation in Breslau, für Böhmen seit Anfang 1720 eine ebensolche in Prag (beide mit einem Oberrepräsentanten, zwei Repräsentanten, einem Kassier und mehreren Beamten). Im Frühjahr 1722 wurde aus Ersparnisgründen auch das Innsbrucker Bankalkolleg in eine Bankalrepräsentation umgewandelt, sodass nur noch jenes in Graz weiterbestand. Im Zuge der Vorbereitung der Reduktion der Bankalität auf die Funktion einer Staatskasse im August 1723 wurde schließlich im Juni (?) 1722 auch das Grazer Bankalkollegium in eine Bankalrepräsentation umgewandelt. Um die Kompetenzkonflikte zwischen der Hofkammer und der Universalbankalität bzw. dem Bankalgubernium zu beenden, trat im August 1716 als neue, diesen beiden übergeordnete zentrale Finanzbehörde, beratendes Organ des Monarchen und die Vorschläge der Hofkammer und der Bankalität begutachtende Körperschaft die Geheime Finanzkonferenz ins Leben (ÖZV I/3, 186–190). Das Bankalgubernium wurde gleichzeitig aufgehoben. Am 9. Januar 1717 genehmigte der Kaiser die Geschäftsordnung (Regulamentum) der Finanzkonferenz (ÖZV I/3, 197–203). Die Konflikte zwischen Hofkammer und Bankalität fanden dadurch allerdings kein Ende. Die Wiener Stadtbank blieb von der Finanzkonferenz weitgehend unabhängig. Am 30. Dezember 1717 erhielt die Hofkammer eine neue Instruktion, in der ihr Wirkungskreis und ihr Verhältnis zu Finanzkonferenz und Bankalität genau festgelegt wurden (ÖZV I/3, 203–300, hier 227–233). Die Finanzkonferenz war keine Behörde, sondern ein beratendes Organ des Monarchen, das die gesamte Finanzverwaltung und die großen Linien der Finanzpolitik koordinieren und überwachen sollte. Sie hatte den Kaiser, der bei ihren Beratungen nicht selten persönlich den Vorsitz führte, in den wichtigsten und schwierigsten Finanzangelegenheiten zu beraten und ihm Berichte mit ihrem Votum vorzulegen. Laut der Geschäftsordnung vom 9. Jänner 1717 sollte sie u. a. Vorschläge machen betreffend Einsparungspotenziale, mögliche neue Einnahmen und Kredite, die Einführung der commercien und neuer manufacturen in den Erbländern und Verbesserungen des modus collectandi et contribuendi (d. h. des Steuersystems) in den einzelnen Ländern (ÖZV I/3, 201f.). Der den Länderkammern und den niederen Ämtern (insbes. den Maut-, Zoll- und Salzämtern) übergeordneten Hofkammer verblieb die Verwaltung des Oeconomicum, d. h. des Kammerwesens (Maut-, Zoll-, Berg- und Münzwesen etc.) im engeren Sinne, die Bankalität war für die oberste Rechnungskontrolle zuständig. Die Hofkammer ernannte weiterhin die Amtleute der einzelnen der Hofkammer unterstellten Länderkammern und Ämter, die Kontrollore hingegen wurden von der Hofkammer im Einvernehmen mit der Bankalität dem Kaiser vorgeschlagen, ihren Diensteid legten sie aber bei der Bankalität
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ab. In die Kassa der Letzteren flossen alle Staatseinnahmen – einschließlich der ungarischen (sowohl das Camerale als auch das Contributionale), allerdings publizierte man das Patent aus staatsrechtlichen Gründen in Ungarn und seinen Nebenländern nicht –, und sie leitete das staatliche Kreditwesen (die Hofkammer hatte nur für die Sicherstellung der aufgenommenen Gelder zu sorgen). Alle Einnahmen der Länderkammern und Ämter mussten, sofern sie nicht der Wiener Stadtbank verpfändet waren, weiterhin in die Bankalämter in den Hauptstädten der einzelnen Königreiche und Länder eingezahlt werden. Von dort gelangten die Gelder, wenn nichts anderes bestimmt wurde, an die Banko-Hauptkassa in Wien. Der Hofkammer verblieb, zumindest auf dem Papier, das ausschließliche Anweisungsrecht auf die in den Kassen der Bankalität befindlichen Gelder. Trotz der formalen Gleichordnung mit der Bankalität konnte die Hofkammer ihr altes Recht, direkt Vorträge an den Kaiser zu erstatten, wahren, während die Bankalität nicht als Hofmittel galt und daher ihre an den Kaiser gerichteten Eingaben dem Senior der Geheimen Finanzkonferenz übergeben musste und mit den anderen Hofmitteln (dem Hofkriegsrat und den Hofkanzleien) nur auf dem Umweg über die Hofkammer verkehren konnte, was den Geschäftsgang nicht gerade beschleunigte. Spätestens seit 1718 musste die Bankalität am Ende jedes Jahres der Finanzkonferenz eine „Hauptbilanz“ über die Einnahmen und Ausgaben, also einen Rechnungsabschluss, vorlegen. Das Ziel, das gesamte Rechnungs- und Kassenwesen des Staates in der Bankalität zu zentralisieren, wurde nur mit Einschränkungen erreicht. Noch in den 1730er Jahren wurde geklagt, die Hofkanzlei verfüge selbständig über Gelder, ohne die Hofkammer oder die Bankalität darüber zu informieren. Auch die Mitwirkung der Bankalität bei der Erstellung der Staatsvoranschläge blieb illusorisch. Seit der Errichtung der Finanzkonferenz (1716) wurde dieser die Prüfung der Voranschläge übertragen. Noch weniger konnte die Bankalität die ihr bei ihrer Gründung zugedachte Rolle einer Depositenbank erfüllen. Immerhin erzielte sie in den ersten Jahren erstaunliche Erfolge als Staatskreditinstitut. Aber bereits 1721 erfolgte der finanzielle Zusammenbruch der Universalbankalität, und die Wiener Stadtbank musste 25 Mio. fl. Bankalitätsschulden gegen Einräumung eines jährlichen Fonds von nur 1,5 (statt der statutengemäßen 2,5) Mio. fl. zur Verzinsung und Tilgung übernehmen. Mit kaiserlichem Dekret vom 15. August 1723 (ÖZV I/3, 402– 408) wurde die Bankalität auf die Leitung des Kassenwesens, d. h. auf die Funktion einer Staatskasse, reduziert und ihr Personalstand wurde von 74 auf 55 Beamte verkleinert, aber erst am 19. März 1745 wurde sie von Maria Theresia mit allerhöchster Entschließung (ÖZV I/3, 521) endgültig aufgehoben, nachdem sie bereits Ende 1744 durch die Abtrennung und Verselbständigung des Militärzahlamts und der Schuldenkasse praktisch auf die Funktion eines Kameralzahlamts reduziert worden war. Die zentrale Kassenverwaltung wurde wieder (wie vor 1715) unmittelbar der Hofkammer unterstellt. Die bisherige Einheit der Generalkassa (repräsentiert durch die Universalbankalität) wurde durch die einander gleichgeordneten Direktionen des Militärzahlamtes und des Kameralzahlamtes ersetzt. Ersteres stand bis 1746 unter der Leitung des aus Frankfurt am Main stammenden Franz Freiherrn von Wiesenhütten (Direktor der Militär- und Schuldenkasse), Letzteres unter jener von Peter Hillebrand Freiherrn von Prandau, des letzten Präsidenten der Universalbankalität und Vizepräsidenten der Hofkammer. Bereits 1746 wurden beide Zahlämter der Hofkammer unterstellt. Für die Leitung der Staatsfinanzen war in Hinkunft formal wieder ausschließlich die Hofkammer zuständig. Nur die Agenden des Staatskredits lagen im Wesentlichen weiterhin in den Händen der Wiener Stadtbank, die
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zur vollsten Zufriedenheit arbeitete und daher in ihrem organisatorischen Aufbau keinerlei Veränderung erfuhr. Wenige Jahre zuvor, im Frühsommer 1741, war auch die Geheime Finanzkonferenz aufgelöst worden, nachdem sie bereits früher stark an Bedeutung und Einfluss eingebüßt hatte, und die junge Monarchin hatte den mittlerweile fast achtzigjährigen Grafen Starhemberg, den bisherigen Vorsitzenden der Finanzkonferenz, zu ihrem in Finanzdingen einflussreichsten Berater gemacht, der gleichzeitig weiterhin der Ministerial-Banco-Deputation und damit de facto der Wiener Stadtbank vorstand (bis zu seinem Tod am 8. Juli 1745). Die Ministerial-Banco-Deputation wurde, wie bereits erwähnt, 1746 offiziell zu einem der Hofkammer im Rang gleichgestellten unabhängigen Hofmittel erklärt, nachdem sie diesen Rang in der Praxis bereits seit Jahrzehnten unwidersprochen innegehabt hatte, und das im April 1746 als neues Hofmittel errichtete Universalkommerziendirektorium wurde ebenfalls der Leitung des Grafen Philipp Josef Kinsky, des vormaligen böhmischen Oberstkanzlers und nunmehrigen, als Nachfolger Starhembergs, Präsidenten der Ministerial-Banco-Deputation, unterstellt.
7.4. Die Wiener Stadtbank und die Ministerial-Banco-Deputation ab 1748 Die Organisation der von der Ministerial-Banco-Deputation geleiteten Wiener Stadtbank blieb sowohl in der ersten maria-theresianischen Reformperiode während des Österreichischen Erbfolgekrieges als auch durch die Errichtung des Directoriums in publicis et cameralibus 1749 äußerlich unverändert. Der Einfluss des Magistrats der Stadt Wien auf die Leitung der Stadtbank beschränkte sich damals bereits weitgehend auf die Besetzung der Stelle des Obereinnehmers bei der Banco-Hauptkassa mit einem Mitglied des Inneren Rates, während die Bankgeschäfte ausschließlich von der Ministerial-Banco-Deputation geführt wurden, also einem Gremium von Staatsbeamten. 1749 wurde die Kassa der Stadtbank aus dem Wiener Rathaus in der Wipplingerstraße in den Amtssitz der BancoDeputation in der Singerstraße, also ein Ärarialgebäude, verlegt. Jedenfalls in der ersten Hälfte der 1760er Jahre, wohl aber bereits seit dem Amtsantritt des Grafen Rudolf von Chotek als Präsident der Ministerial-Banco-Deputation im Februar 1749 lag, so scheint es, deren oberste Leitung nicht in den Händen ihres Präsidenten, sondern in jenen von Franz I., der die „Oberdirection“ über das Staatsschuldenwesen führte, sowie von dessen geheimem Kabinettssekretär und Finanzrat Franz Joseph von Toussaint. Staatskanzler Kaunitz entwickelte 1761 das schließlich nicht realisierte Projekt einer „Staatsbank“. Er schlug vor, die Stadtbank und die Ministerial-Banco-Deputation vollständig in die staatliche Finanzverwaltung zu integrieren und die Sonderstellung der Stadtbank innerhalb des staatlichen Behördensystems zu beseitigen. Kaunitz wollte die neu geschaffene Ständische Kreditdeputation und die Stadtbank zu einem gemeinsamen Kreditinstitut fusionieren, „das, weil es von der Garantie der Stände aller Erbländer und der Stadt Wien getragen würde, den Staatskredit auf eine breitere und sicherere Basis zu stellen imstande wäre“ (Fuchs 1998, 101). Eines der schließlich nicht erreichten Ziele der 1761/62, also auf dem Höhepunkt des Siebenjährigen Krieges, durchgeführten Staats- und Verwaltungsreform des „böhmisch-österreichischen Kernstaats“ (Friedrich Walter) der Monarchie bestand darin, die an die Stadtbank verpfändeten Kameralgefälle wieder unter die Verwaltung der Hofkammer zu bringen, wovon man schließlich aus Furcht vor dem Verlust des Vertrauens des Publikums in die Bank doch
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Abstand nahm. Die Leitung der Ministerial-Banco-Deputation wurde gemeinsam mit jener der Ständischen Kreditdeputation dem bisherigen böhmischen Appellations(gerichts)präsidenten Karl Friedrich Graf Hatzfeld anvertraut, der auch den Auftrag erhielt, die Bildung einer Generalkasse für alle Kameral- und Kontributionsfonds vorzubereiten. Maria Theresia verpflichtete den Präsidenten der Ministerial-Banco-Deputation am 20. Februar 1762 u. a., den Chefs der Hofkammer und der Hofrechenkammer speciale und vollständige auskunften von dem dermaligen stande des banco und über dessen verschiedene administrationes (ÖZV II/3, 174) zu geben. Die Stadtbank wurde also ebenso der Kontrolle (und zwar der Rechnungskontrolle ex post) der Ende 1761 neu geschaffenen Hofrechenkammer unterstellt wie die Hofkammer. Von Staatskanzler Kaunitz und Ludwig von Zinzendorf, dem Präsidenten der Hofrechenkammer und eigentlichen Architekten der Reform von 1761/62, verfolgte langfristige Ziele blieben die Vereinigung sämtlicher – also auch der an die Stadtbank und an die Stände der böhmischen und österreichischen Länder verpfändeten – Kameralgefälle in einer Generalkasse sowie die union meiner [sc. Maria Theresias] cameral- und contributional- mit den creditfonds (aus dem Handschreiben der Monarchin vom 23. Dezember 1761, mit dem Karl Friedrich Graf Hatzfeld als teutsch-erbländischer credits-deputations- und stadt-wienerischer banco-praesident und general-cassae-director bestellt wurde; ÖZV II/3, 195). Nach mehr als ein Jahr dauernden intensiven Reformverhandlungen erfolgte mit mehreren kaiserlichen Handschreiben vom 14. Mai 1765 die Entscheidung für einen neuerlichen, auf stärkere Zentralisierung der Finanzverwaltung sowie Reduzierung der Agenden der (1761 nach der Zerschlagung des Directoriums in publicis et cameralibus geschaffenen) Böhmisch-Österreichischen Hofkanzlei abzielenden Umbau der Zentralverwaltung. Handschreiben vom 26. August 1765 verfügten den Beginn des neuen „Systems“ mit Beginn des nächsten Militärjahres (d. h. ab 1. November 1765). Die Hofkammer und der Banco, d. h. die Ministerial-Banco-Deputation, wurden unter einem praesidio mit dem Grafen Hatzfeld an der Spitze vereinigt, jedoch dergestalten, dass der gedachte banco in seinen verrichtungen abgesöndert (ÖZV II/3, 257) blieb. Die enorm vermehrten Geschäfte der Hofkammer wurden auf vier Departements verteilt, von denen eines die Bankalien zu besorgen hatte. Mit Wirksamkeit vom 1. Januar 1769 wurden die Hofkammer und die Ministerial-Banco-Deputation auch formal zusammengelegt. Um zumindest den Schein der Eigenständigkeit der Stadtbank zu wahren, erhielt die neue Hofstelle den Namen Hofkammer und Ministerial-Banco-Deputation. Die von der Ministerial-Banco-Deputation organisatorisch unabhängige Banco-Buchhalterei (ab ca. 1770: Kaiserlich-Königliche Ministerial-Banco-Deputations-Hofbuchhalterei, 1791: Kaiserlich-Königliche Banco-Hofbuchhalterei) hingegen bestand weiter – mit rasch wachsendem Personalstand (1750: 25, 1760: 45, 1770: 79, 1780: 87, 1791: 102). Das aus dem sog. Banco-Kontingent besoldete Personal der formal nach wie vor Bürgermeister und Rat der Stadt Wien unterstehenden Banco-Hauptkassa bestand in der ersten Hälfte der Regierungszeit Maria Theresias (1740–1760) aus dem Banco-Hauptkassa-Obereinnehmer, dessen Gegenhandler, dem Antizipations-Liquidator, drei „Giornalisten“, vier Kassieren, dem Protokollisten, drei bis sechs Kanzlisten, dem Banco-Hauptkassa-Verwalter, einer Reihe von Amtsschreibern und anderen. Das Personal der Banco-Buchhalterei und der Banco-Hauptkassa bildete nur den Kern der „tax-gathering army“ der Wiener Stadtbank, deren Gesamtumfang Peter Dickson für das Jahr 1762 auf ca. 2.000 Lohn- und Gehaltsempfänger in den böhmischen und österreichischen Ländern und rund 180 Personen in Ungarn schätzt (Dickson 1987, Bd. 1, 309).
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Unter Joseph II. wurden die Hofkanzlei, die Hofkammer und die Ministerial-BancoDeputation Ende 1782 zusammengelegt. Die neue Zentralstelle für die politische und Finanzverwaltung der österreichischen und böhmischen Länder sowie Galiziens erhielt den Namen „Vereinigte böhmisch-österreichische Hofkanzlei, Hofkammer und Ministerial-Banco-Deputation“, kurz: Vereinigte Hofstellen. Die „Verstaatlichung“ der Wiener Stadtbank war damit ihrer Vollendung einen weiteren Schritt näher gekommen. Leopold II. verselbständigte die Hofkanzlei 1791 wieder. Zum Leiter der neuen zentralen Finanzbehörde, der man den Namen „Hofkammer, Ministerial-Banco-Deputation und Commerzienhofstelle“ gab, wurde Johann Rudolf Graf Chotek ernannt. Nach mehreren neuerlichen Behördenreformen wurde im Sommer 1802 Karl Graf Zichy zum Präsidenten der (wie sie mittlerweile hieß) „Hofkammer, Ministerial-BancoDeputation, Finanz- und Kommerzhofstelle“ ernannt. Diese zentrale Finanzbehörde hatte im Wesentlichen bis 1816 Bestand. Im Mai 1816 wurde die Ministerial-Banco-Deputation von Franz I. in aller Form aufgehoben, 1818 schließlich auch die Banco-Hauptkassa, „womit die letzte Erinnerung an die früher autonome, längst zu einem bloßen Namen gewordene Wiener Stadtbank erlosch“ (Fuchs 1998, 118). An deren Stelle trat die als Aktienbank privatrechtlich organisierte, durch Gründungspatente (Haupt- und Bankpatent) vom 1. Juni 1816 ins Leben gerufene Privilegierte Oesterreichische Nationalbank, die von der Staatsverwaltung unabhängig, aber mit dem Privileg der Banknotenausgabe ausgestattet war. Oberinspektoren des Banco del Giro bzw. (seit 1704) Leiter der Ministerialdeputation (Banco-Deputation in Streitsachen oder Justiz-Banco-Deputation) 1703–1705 1703–1704 1704–1705 1705–1706
Johann Adam Andreas Fürst Liechtenstein Otto Ehrenreich Graf Abensperg-Traun Francisco Moles, Duque de Parete y Calatrava Ferdinand Karl Graf Welz
Direktoren bzw. Präsidenten der Ministerial-Banco-Deputation
1706–1711
1706–1745
1745–1749
1749–1761
1762–1771
Ferdinand Karl Graf Welz (von 1705 bis zu seinem Tod 1711 niederösterreichischer Statthalter) Gundaker Thomas Graf Starhemberg (bis 1711 Kodirektor; 1703– 1715 zugleich Hofkammerpräsident) Philipp Josef Graf Kinsky (seit 1746 zugleich Präsident des Universalkommerziendirektoriums) Rudolf Graf Chotek (seit Ende 1759 gleichzeitig Hofkammerpräsident) Karl Friedrich Graf Hatzfeld (gleichzeitig Präsident der Ständischen Kreditdeputation und Direktor der General-Kasse, seit 1765 auch Hofkammerpräsident)
Mit Wirkung vom 1. Jänner 1769 wurden Hofkammer und Ministerial-Banco-Deputation zusammengelegt, die Hofkammerpräsidenten waren künftig stets qua Amt auch Bancopräsidenten. Vgl. dazu die Liste der Hofkammerpräsidenten in Kap. VIII.2.
7. Banco del Giro, Wiener Stadtbank, Ministerial-Banco-Deputation
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Präsidenten der Universalbankalität
1715–1716 1716–1719 1719–1733 1734–1745
Franz Anton Graf Walsegg Johann Franz Gottfried Graf Dietrichstein Ferdinand Alois Graf Kolowrat-Krakowsky Peter Hillebrand Frhr. von Prandau (1734–1737 Leiter, 1737–1745 Direktor)
Als Direktor der Wiener Stadtbank fungierte bis ca. 1730 der Wiener Bürgermeister, seither amtierte neben ihm ein Mitglied des Inneren Rates als Obereinnehmer der BancoHauptkassa der Stadt Wien, seit 1750 hatte der Bürgermeister keine leitende Funktion bei der Stadtbank mehr inne. Quellenlage und Forschungsstand Die wichtigsten ungedruckten Quellen der in diesem Kapitel behandelten Institutionen und Behörden werden im ÖStA verwahrt. Im FHKA ist der Bestand Bankale von zentraler Bedeutung. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um den schriftlichen Niederschlag der Tätigkeit der Ministerial-Banco-Deputation, beim Teilbestand Bankal-Direktions-Akten um jenen der von 1785 bis 1791 bestehenden Bankal-Gefällen-Direktion in Wien. Der Teilbestand Geheime Finanzkonferenz des FHKA umfasst nur die Sitzungsprotokolle samt Beilagen; Einzelstücke des Aktenniederschlags der Finanzkonferenz (z. B. Dekrete) finden sich im Bestand Hoffinanz und in der Sammlung Schirndorf (Nachlass von Christian Julius Schierl von Schierendorf ). Von der Universalbankalität scheint sich kein Schriftennachlass erhalten zu haben, das FHKA verwahrt im Bestand Hof- und Kameralzahlamtsbücher nur die 1715, mit der Gründung der Bankalität, einsetzende Reihe der Bücher des der Bankalität unterstehenden Kameralzahlamts (Kameralzahlamtsbücher). Heranzuziehen sind im FHKA überdies die Sammlung Collectanea Mesmeriana (der Schreibtischnachlass des 1818 verstorbenen Hofsekretärs Joseph Mesmer) sowie der Bestand Kredit- und Staatsschuldenakten. Im HHStA befindet sich im Nachlass Zinzendorf als Hs. 101 eine Geschichte des Wiener Stadtbanco aus dem Jahr 1758, im FHKA als Hs. 738 eine von dem Hofsekretär Joseph Mesmer 1810 bis 1812 verfasste „Geschichte der Wiener Bank aus ächten Quellen“. Im WStLA hat sich offenbar kein eigener, aus der Tätigkeit der Banco-Hauptkassa der Stadt Wien erwachsener Bestand erhalten. Moderne Analysen und Einordnungen des Wiener Finanzmarkts im 18. Jahrhundert bieten Wagner (M.) 1977, Baltzarek 1980 und 1990 sowie Eigner–Wagner–Weigl 1991. Zu den nicht realisierten Bankprojekten Johann Joachim Bechers und Wilhelm von Schröders siehe Schröder 1752, Srbik 1910, Sommer 1920/25, Bd. 2, 68–73 und 100–104, sowie Hönig 1922; zum Bankrott des Bank- und Handelshauses Oppenheimer nach wie vor Grundwald 1913; zum Banco del Giro ÖZV I/1, 93–105, sowie Mensi 1890, 179–207, 221–229 und passim. Die Geschichte der Wiener Stadtbank (und der Ministerial-Banco-Deputation) ist relativ gut erforscht: Bidermann 1858 (fehlerhaft); Schwabe von Waisenfreund 1860/66; Mensi 1890, 205–299, 573–637 und passim; ÖZV I/1, 105–109, ÖZV II/1/1, 36–75 und passim; Holl (Brigitte) 1976, Kollmer 1982, Schönfellner 1985, Fuchs 1998; zum (ehemaligen) Wiener Stadtrichter und Bürgermeister Jakob Daniel Tepser Rapp 1972; zu Johann Da-
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VIII. Das landesfürstliche Finanzwesen
vid (von) Palm Kollmer 1983 und Kollmer-von Oheimb-Loup 2013; Hinweise auf die Beamten der Stadtbank und ihre Besoldung im Jahr 1712 bei Aumüller 1950, 62, zum Personal der Banco-Hauptkassa und dessen Besoldung zwischen 1740 und 1760 Zwanowetz 1953, 271–273. Zur Universalbankalität Mensi 1890, 431–572, ÖZV I/1, 109–138, und ÖZV II/1/1, 40–57. Zum 1761 entwickelten „Staatsbankprojekt“ des Staatskanzlers Kaunitz Walter 1937c. Über die „österreichische Finanzpolitik“ in der Amtszeit des Hofkammerpräsidenten Gundaker Thomas von Starhemberg informiert die solide Studie Holl (Brigitte) 1976. Zu Johann Adam Andreas von Liechtenstein als ‚Finanzgenie‘ und ‚Wirtschaftsreformer‘ Stekl 1990, 76–84, und Haupt 2016, 123–134. Die Finanzpolitik in der Regierungszeit Maria Theresias behandelt tiefschürfend und erschöpfend Dickson 1987. Zu Franz Joseph von Toussaint, dem „Geheimen Cabinets-Secretarius und Geheimen FinanzienRath“ Kaiser Franz’ I., siehe Zedinger 2000f und 2008. Einer der wenigen Finanzbeamten des mittleren und höheren Dienstes, über den eine biographische Studie vorliegt, ist Thaddä(us) Fräß Edler von Ehrfeld (Haffner 1995). Der 1793 nobilitierte Fräß stand seit 1761 als Finanzbeamter in kaiserlichen Diensten, seit 1785 als Obereinnehmer der Staatsschuldenkasse bzw. für das gesamte Staatsschuldenwesen; um 1800 fungierte er auch als „Hauptkassa-Obereinnehmer“ der Wiener Stadtbank.
8. Die Wiener Börse Von Franz Baltzarek
8.1. Staatsschuldenregulierung und Entstehung der Effektenbörse Die erste staatliche (allerdings nur kurzfristig bestehende) Gründung der Wiener Börse erfolgte 1761 in den Finanznöten des Siebenjährigen Kriegs auf Anraten des späteren Hofrechenkammerpräsidenten Ludwig Julius Graf von Zinzendorf und Pottendorf (1721–1780). Dieser hatte bereits 1759 in seinen „Finanzvorschläge[n] zur Fortsetzung des gegenwärtigen Krieges“ die Gründung einer Börse in Wien angeregt. Mit dem Börsepatent vom 1. August 1771 im Rahmen der Einführung des „staatlichen Friedensfinanzsystems“ wurde die Börse zu einer dauernden Einrichtung. Die Zentralverwaltung hatte besonderes Interesse an der Einrichtung des Instituts, weil sie sich davon eine verbesserte Absatzmöglichkeit für die Obligationen der öffentlichen Hand versprach und anfänglich auch durch Bereitstellung eines Interventionsfonds durch Kurspflege den Kurs der Staatspapiere stabil und soweit als möglich zumindest bei ihrem Nominale halten wollte. Nachdem international seit 1672 als richtungweisende Finanzinnovation die ersten fundierten Staatsanleihen auf den Börsen von Amsterdam und London eingeführt worden waren (seit 1679 auch in Paris), folgte die Habsburgermonarchie mit den durch die Erträge des Quecksilber-Bergwerks zu Idria abgesicherten sog. Quecksilber-Anleihen, die als österreichische Auslandsanleihen erstmals den Anforderungen des Amsterdamer Marktes entsprachen. Mit Zeitverzögerung führte die Monarchie in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts auch bei der Emission von Inlandsanleihen allmählich die neuen Prinzipien fundierter Schuldverschreibungen ein: einheitliche Stückelung der Obligationen, geregelter Zinsendienst, Maßnahmen zur leichteren Übertragbarkeit von Anleihestücken durch Entpersönlichung des Schuldner-Gläubiger-Verhältnisses sowie zuletzt auch die Einstellung der früher üblichen Rücknahme von verkauften Obligationen vor Fälligkeit durch die öffentlichen Ausgabekassen. Um diesen letzten Schritt erfolgreich tätigen zu können, war die Errichtung einer Börse in Wien unabdingbar geworden. Eine Börse war ferner notwendig wegen des 1761 vorübergehend und 1771 auf Dauer eingeführten Papiergelds in Form der „Banco-Zettel“ der quasistaatlichen Wiener Stadtbank, der Vorläuferinstitution der Oesterreichischen Nationalbank von 1816. Das Papiergeld besaß nur im Inlandsverkehr Gültigkeit, und auch hier wurde der Annahmezwang anstelle des Silbergelds erst allmählich gesetzlich konstituiert. Auslandstransaktionen bei Importen konnten aber prinzipiell nur in Silberwährung abgewickelt werden. Somit war der Markt der Börse jener Ort, wo die Wertrelation zwischen Papier- und Silbergeld gemäß den Schwankungen von Angebot und Nachfrage festgestellt wurde. Anfänglich
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VIII. Das landesfürstliche Finanzwesen
goutierte der Markt das Papiergeld positiv mit Agio (insbes. wegen der leichteren Transportierbarkeit gegenüber dem Metallgeld). Erst nach dem Türkenkrieg Josephs II. und bis zu den Napoleonischen Kriegen (die überbordende Ausgabe von Geld wurde dem Publikum verheimlicht) entstand Disagio zu Ungunsten des Papiergelds und entsprechende Spekulation. Die institutionelle Einrichtung der Wiener Börse erfolgte nach dem Vorbild der Pariser Börse. Diese hatte nach einer Spekulationskrise 1720 geschlossen werden müssen. Die 1724 erfolgte straffe staatliche Regulierung wurde in Wien kopiert. Auch Erfahrungen der 1755 auf Anregung der Commerzial-Intendanz zu Triest eingeführten Waren- und Wechselbörse flossen ein.
8.2. Staatlicher Börsekommissär und Sensale Die Leitung der Wiener Börse unterstand einem staatlichen Börsekommissär, dem zur Verhinderung von Unruhen und Aufruhr eine Militärwache zur Seite stand. Gleichzeitig wurde ein geregeltes Börsesensalenwesen eingerichtet. Die Börsemakler (Sensale) waren vom Gremium der „Niederleger“ (Großhändler) und vom Wiener bürgerlichen Handelsstand auszuwählen. Bestellt und vereidigt wurden sie vom Niederösterreichischen Merkantil- und Wechselgericht, Vorläufer des heutigen Handelsgerichts. Börsesensal konnte man erst ab einem Alter von 25 Jahren werden. Man musste unbescholten, vor allem kein Bankrotteur sein. Weiters durfte ein Sensal auch nicht gleichzeitig als Buchhalter oder Kassier bei einem Handelsmann oder „Wechsler“ beschäftigt sein. Börsehandel der Sensalen auf eigene Rechnung oder Kommission war verboten. Die Makler hatten sich täglich nach Börseschluss beim Börsekommissär einzufinden und den „mittleren Preis“ sowohl der öffentlichen Papiere als auch der Wechsel zu bestimmen. Diese Kurse wurden tags darauf im Börselokal auf eigenen Kurszetteln angeschlagen. Außerdem wurden sie seit den Napoleonischen Kriegen in der amtlichen „Wiener Zeitung“ veröffentlicht.
8.3. Gegenstand des Handels und Börseusancen Die seither ohne Unterbrechung bestehende Wiener Börse wurde am 2. September 1771 im ersten Stock des Hauses „Zum grünen Fassl“ (Wien 1., Kohlmarkt 12) eröffnet. Der Zutritt zur Börse war allerdings nicht allen möglich. Ausdrücklich ausgeschlossen waren Frauen, Irre, Bankrotteure und straffällig gewordene Personen. Gegenstand des Handels waren bis zur Napoleonischen Zeit die Schuldverschreibungen der öffentlichen Hand, und zwar die Obligationen der Wiener Stadtbank, der Staatsschuldenkasse, des Kupferamts, der Tiroler und Vorderösterreichischen Kameralverwaltung sowie des Wiener Städtischen Oberkammeramts. Ferner notierten die von den Landtagen der böhmischen und österreichischen Länder garantierten Obligationen. Für den Handel in diesen fungiblen Werten bestand ein (sehr bald durch zahlreiche „Winkelbörsen“ umgangener) monopolistischer Handelszwang, der streng merkantilistischen Vorstellungen entsprang. Vom Börsezwang waren nur Verkäufe von Obligationen im Kom-
8. Die Wiener Börse 959
pensationsweg, wenn sie zum vollen Nominale getauscht oder an Zahlungs statt gegeben wurden, ausgenommen. Weiters fanden in den Kurszetteln auch Notierungen für die Bankozettel und für Handelswechsel Aufnahme. Wechsel wurden auf Amsterdam, Hamburg, London, Paris, Venedig, Frankfurt am Main, Breslau, Nürnberg, Augsburg, Prag, Livorno und Mailand gezogen, später auch auf Triest. Seit 1782 gab es mehrere Vorschläge zur Einrichtung einer Warenbörse in Verbund mit der Wiener Effekten- und Wechselbörse. 1783 wurden in Wien die getrennt bestehenden Gremien der Waren- und Seidensensale vereinigt und durch die Niederösterreichische Regierung mit einer Instruktion versehen. Die mit Dekret des Niederösterreichischen Merkantil- und Wechselgerichtes ernannten Warensensale wurden beauftragt, sich beim Börsekommissär der Wiener Effektenbörse vorzustellen, und durften hinfort an Börsetagen der Effekten- und Wechselbörse in einem eigenen Raum Warenkäufe und -verkäufe vermitteln. Dazu hatten sie ein Verzeichnis mit Benennung der Warengattung, des Gewichts und Maßes zu führen. Die gehandelten Waren umfassten Seide, Materialwaren, Naturprodukte und „erbländische Fabrikate“. Der Widerstand des Börsekommissärs gegenüber dieser Art von Geschäften war von Anfang an sehr groß. 1786 wurden sie daher endgültig eingestellt und wieder auf die Wiener Jahrmärkte zurück verwiesen. Börsekommissäre 1771–1779 1779–1794 1794–1800
Vinzenz Frhr. von Benzoni (Ludwig?) Frhr. von Schweinhuber Karl Edler von Nikelsberg Quellenlage und Forschungsstand
Die frühe Geschichte der Wiener Börse wurde im Wesentlichen von Baltzarek 1973, 1979, 1980, 1990 und zuletzt 2014 aufgearbeitet. Vgl. auch Zinzendorf und Pottendorf 1759, Beer 1895b, Wagner (M.) 1977, Dickson 1987 und Kirschner 2008. Größere Ergänzungen könnten wegen des lückenhaften Bestands an Akten der ehemaligen Wiener Börsekammer sowie der Bestände Kommerz (Niederösterreich), Kreditakten und Börsehofkommission des FHKA nur über ausländische Börse- und Bankarchive erarbeitet werden. Eine durchgehende statistische Auswertung der lückenlos vorhandenen Börsekurszettel steht noch aus. (Manuskript abgeschlossen 2011)
9. Das habsburgische Finanzwesen im Reformzeitalter Von P. G. M. Dickson und Peter Rauscher
9.1. Die Steuerreformen unter Graf Friedrich Wilhelm von Haugwitz Die unter der Federführung des Grafen Friedrich Wilhelm von Haugwitz als Teil einer umfassenden Staatsreform durchgeführten Steuerreformen gelten als Erfolgsgeschichte. Sie wurden und werden als entscheidender Schritt zur Stärkung der monarchischen Staatsgewalt in der Habsburgermonarchie interpretiert, der gegen starken inneren Widerstand und unter schwierigen außenpolitischen Bedingungen gesetzt werden konnte – ganz im Gegensatz zum fiskalpolitischen Scheitern der französischen Regierung, das letztlich in die Revolution führte. Auch wenn diese Sicht der Haugwitz’schen Reformen nicht unbegründet ist, müssen diese doch im größeren Zusammenhang gesehen werden. Die Reformen bedeuteten erstens keinen radikalen Neuansatz, vielmehr ging ihnen eine lange Reihe früherer Versuche, die finanziellen Probleme der Monarchie zu lösen, voraus. Zweitens waren sie die Folge einer tiefen Krise: Die Eroberung des Großteils Schlesiens durch Friedrich II. von Preußen und das im Anschluss dort eingeführte neue Steuersystem ebneten den Weg zu den Reformen Haugwitz’, die sich an diesem Vorbild orientieren konnten. Drittens konnte Haugwitz nur einen Teil seiner Pläne umsetzen und stieß auf massive Ablehnung. Und schließlich muss (viertens) wiederholt werden, dass die sich auf die sog. deutschen Erbländer – gemeint sind die böhmischen und die österreichischen Länder – beschränkenden Haugwitz’schen Steuerreformen Teil eines größeren Plans Maria Theresias und Franz’ I. waren, die Steuereinnahmen in sämtlichen Kronländern – also auch in den Österreichischen Niederlanden, im Herzogtum Mailand (mit Mantua) und in Ungarn – zu erhöhen. Kern und Ausgangspunkt der Haugwitz’schen Reformen bildete eine Neuordnung der Finanzierung der Armee („Militärsystem“), die als Schlüssel für ein stabiles „Universal Systema“ galt. Mit einer Anhebung der Kontributionen als wesentliche Steuern zur Heeresfinanzierung und einer Ausdehnung des Bewilligungszeitraums auf zehn Jahre sollten die Grundlagen geschaffen werden, um die veranschlagten 14 Mio. fl. zur Finanzierung eines Stehenden Heeres in den habsburgischen Kernländern mit einer Friedensstärke von 108.000 Mann zu erzielen. Ein weiteres Problem bildete die hohe Staatsverschuldung, die ebenfalls konsolidiert werden musste („Kameral- und Schuldensystem“). Zunächst versicherte sich Haugwitz der Unterstützung Maria Theresias und Franz’ I. für seine Pläne und konnte so seine Gegner am Kaiserhof unter der Führung des böhmischen Oberstkanzlers Graf Friedrich August von Harrach ausmanövrieren. In der Konferenz vom 29. Januar 1748 ordnete Maria Theresia die Umsetzung der Pläne Haugwitz’
9. Das habsburgische Finanzwesen im Reformzeitalter 961
an, der noch im selben Jahr die Zustimmung der meisten Landtage der böhmischen und österreichischen Länder, die Kontributionen für einen mehrjährigen Zeitraum auf ein höheres Niveau anzuheben, erhielt. Enthalten waren in diesen Steuerbewilligungen auch Mittel, die Staatsschulden zu bedienen. In den Jahren 1748 bis 1756 wurden weitere Verhandlungen mit den Landständen geführt, auf welche Weise die bewilligten höheren Steuerquoten tatsächlich eingehoben werden könnten. Der Ausbruch des Siebenjährigen Kriegs 1756 zerstörte Haugwitz’ Hoffnung auf eine zehnjährige Friedensperiode, zögerte weitere Debatten hinaus und ließ die Reformen unvollendet. Besonders zwei Aspekte sind hervorzuheben: Zum einen konnte der dringende Bedarf nach einer Erhöhung der Staatseinnahmen ausschließlich durch Anhebung der Kontribution erreicht werden. Die Einnahmen der Krone aus den Regalien, die das sog. Camerale ausmachten – wie das Salzmonopol, die Zölle und Mauten etc. –, konnten nur längerfristig gesteigert werden und dienten ohnehin zur Hälfte der Absicherung der über die Wiener Stadtbank abzuwickelnden Staatsschulden. Im Gegensatz zu Preußen gab es keine substantiellen Einkünfte aus königlichen/landesfürstlichen Grundherrschaften (Domänen), und auch auf einen akkumulierten Staatsschatz konnte nicht zurückgegriffen werden. Steuererhöhungen waren daher die einzige Lösung. Zum anderen waren die in Form von Grundsteuern erhobenen Kontributionen, die seit 1740 rund die Hälfte (11 Mio. fl.) der Gesamteinnahmen der Krone in Höhe von 22 Mio. fl. ausmachten, von der Zustimmung der Landstände abhängig. Haugwitz war damit, auch als er die Rückendeckung des Hofes besaß, gezwungen, mit den Ständen in komplizierte Verhandlungen einzutreten, wenn er die Staatseinnahmen erhöhen wollte. Ein weiteres Problem bestand darin, dass die Steuerlasten in einem festen Schlüssel auf die einzelnen Länder aufgeteilt waren. Traditionell hatten die Länder der böhmischen Krone zwei Drittel der Kontributionen zu tragen, die österreichischen ein Drittel. Seit dem frühen 18. Jahrhundert galt das Verhältnis von 11 3/4 : 6 1/4 zwischen der böhmischen und der österreichischen Ländergruppe (ohne Tirol und Vorderösterreich), deren Anteile dann wieder auf die einzelnen Länder umgelegt werden mussten. Mit dem Verlust Schlesiens waren diese Quoten hinfällig und mussten neu festgelegt werden. Das Probelaboratorium der Reformen Haugwitz’ bildete das ab 1740 von Preußen okkupierte Herzogtum Schlesien, wo Haugwitz Mitglied des königlichen Oberamtes gewesen war. Als Präsident des königlichen Amts des österreichisch gebliebenen Rest-Schlesien (ab 1742) konnte er de facto vor Ort verfolgen, wie es Friedrich II. von Preußen gelang, das ständische Steuerbewilligungsrecht bei direkten Steuern zu beseitigen, deren Bemessungsgrundlagen zu reformieren und damit die Einkommen aus dem Land zu verdoppeln. Die von Haugwitz nach diesem Vorbild in Österreichisch-Schlesien durchgeführten Reformen, die der Krone verstärkten Einfluss auf das Kontributionssystem – allerdings unter Beibehaltung des ständischen Steuerbewilligungsrechts – ermöglichten, waren aus Haugwitz’ Sicht auf die übrigen böhmischen und österreichischen Erbländer übertragbar. Der Friedensschluss mit Preußen 1745 bildete die Voraussetzung, um Haugwitz’ Reformpläne für einen größeren Rahmen zu entwickeln. Mit Denkschriften und Überzeugungsarbeit verging über ein Jahr, ehe Maria Theresia und Franz I. am 29. Januar 1748 Haugwitz’ Vorschläge annahmen. Mit kleineren Änderungen im Detail wurden sie als Militar-, Cameral- und Schulden-Systemata vom 1. November 1748 für das Militärjahr 1749 für einen Zeitraum von zehn Jahren in Kraft gesetzt. Geplant war die Anhebung der Kontribution in Friedenszeiten auf 16,6 Mio. fl., wovon, wie bereits erwähnt, 14,1 Mio. fl. für eine Armee von 108.000 Mann vorgesehen waren, die in den Kernländern der
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VIII. Das landesfürstliche Finanzwesen
Habsburgermonarchie stationiert werden sollte. Eine weitere sog. Cameral Contribution in Höhe von 2,6 Mio. fl. würde in eine neu geschaffene Kameralschuldenkassa fließen, die die angehäuften Schulden der Krone von 70 Mio. fl. bedienen sollte. Den Ländern wurde gestattet, davon 1,2 Mio. fl. zurückzuhalten und damit die auf die Kontributionen versicherten Kriegsschulden zu tilgen. Der Fonds wurde nachträglich durch Einkünfte aus dem Bergwesen auf 3,6 Mio. fl. aufgestockt. Nahezu die gesamten anvisierten Mehreinnahmen aus der Kontribution entfielen auf die böhmischen und österreichischen Länder. Die Logik hinter diesen Zahlen war, dass dort in Kriegszeiten bis zu 13,5 Mio. fl. eingehoben worden waren. Die neue Gesamtsteuerlast bedeutete freilich keine massive Erhöhung der Steuern, fielen damit doch sämtliche Forderungen an die Stände für Rekruten, das Transportwesen, Proviant und dergleichen weg, und auch die Kosten für die Truppeneinquartierungen sollten fortan bar bezahlt werden. Auf der Basis von Österreichisch-Schlesien berechnete Haugwitz, wie hoch die zukünftigen Kontributionsleistungen eines jeden Landes anzusetzen waren. Er multiplizierte die Summe (18) der alten Quote zur Aufteilung der Steuerlast zwischen den böhmischen und den österreichischen Ländern von 11 3/4 : 6 1/4 mit 24 und erhielt ein Verhältnis von 282 : 150. Wegen des Verlusts des größten Teils von Schlesien, der Grafschaft Glatz (Böhmen) und der Stadt Katscher (Mähren) an Preußen reduzierte er den Anteil der böhmischen Länder auf 189 7/30. Auf dieser Grundlage konnte er die Quote eines jeden einzelnen Landes an den Kontributionen berechnen. Die angestrebte zehnjährige Gültigkeit dieses Kontributionssystems hing von der Zustimmung der Landstände ab. Haugwitz wurde nach Mähren, anschließend nach Böhmen und Österreich unter der Enns gesandt, vor dessen Landtag er am 24. Juni 1748 auftrat. Graf Ferdinand Bonaventura Weißenwolff und Graf Rudolf Chotek führten in Österreich ob der Enns bzw. in Innerösterreich ähnliche Missionen durch. Ihre Ansprechpartner waren einerseits die Regierungen und andererseits die mit diesen monarchischen Behörden eng verflochtenen führenden Mitglieder der Landstände. Haugwitz wurde angewiesen, in Prag und Brünn seine Pläne noch nicht als endgültig zu präsentieren und damit versöhnliche Töne anzuschlagen. Sein Erfolg war beachtlich. Der außerordentliche Landtag in Mähren, geleitet vom Kardinalbischof von Olmütz, Ferdinand Julius von Troyer, stimmte den Plänen zu. Die Steiermark und Krain erwiesen sich als weniger konziliant und wollten das neue Kontributionssystem anfangs auf nur drei Jahre befristen; Kärnten lehnte rundweg ab. Hier wurden auf Anordnung Maria Theresias ab 1750 die Steuern durch staatliche Behörden erhoben. Tirol schaffte es, sich jeglicher Steuererhöhung zu entziehen. Trotzdem war das Ergebnis dieser Phase der Haugwitz’schen Reformbemühungen durchaus positiv. Ein bedeutender Anreiz für die Stände, ihre Zustimmung zu erteilen, war das Angebot der Krone, den Ländern 2,3 Mio. fl. an Steuergeldern zur Bezahlung der landschaftlichen Schulden bereit zu stellen. Der größte Ansporn war aber zweifellos die Angst, Preußen könnte weitere Eroberungen machen. Die Landstände sandten nun Delegierte nach Wien, um im Sommer und Herbst 1748 mit der Regierung Steuerabkommen für die Dauer von zehn Jahren, sog. Dezennalrezesse, abzuschließen. Sie akzeptierten damit die höheren Kontributionen für das kommende Jahrzehnt, nicht ohne sich ihre Rechte auf die jährliche Einberufung der Landtage und auf Steuerbewilligung verbriefen zu lassen. Im Gegenzug verzichtete die Krone auf die bisher erhobenen Naturalleistungen zum Unterhalt des Militärs und auf die Einführung neuer Steuern für den angesprochenen Zeitraum. In den meisten Landtagen wurde die Reform der Steuerbemessungsgrundlage auf Basis eines Steuerkatasters diskutiert, ohne dass kurzfristige
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Entscheidungen getroffen wurden. Festzuhalten ist, dass die Zustimmung der Landstände nach Verhandlungen auf regionaler wie zentraler Ebene erreicht wurde und nicht von einer länderübergreifenden Ständeversammlung (in Form von Generalständen, wie sie in den habsburgischen Ländern trotz einiger Ansätze nie üblich geworden waren) abhängig war, wodurch die Entscheidungsfindung wesentlich verkompliziert worden wäre. Insgesamt gelang es Haugwitz also in dieser ersten Reformphase, mit den meisten Landtagen der böhmischen und österreichischen Länder zehnjährige Steuerrezesse auszuhandeln, Reformen der Umlage der Kontribution auf die Steuerzahler anzustoßen, den Schuldendienst auf Landesebene zu entwickeln und einen sicheren Fonds zur Schuldentilgung zu schaffen. Außerdem hatte er sich darum bemüht, die staatliche Buchhaltung zu verbessern. Eine Münzreform wurde 1748 unter der Leitung des Kaisers in Angriff genommen. Innerhalb weniger Jahre stimmte außerdem der ungarische Landtag einer Erhöhung der Kontribution um 700.000 fl. zu, es wurden protektionistische Außenhandelszölle (1752–1755) eingeführt, während ausgehend von Triest und Fiume der Export durch die Gründung von Handelskompanien angekurbelt werden sollte. Keine dieser Maßnahmen war freilich originell: Bereits 1701 hatten die böhmischen und österreichischen Stände Kontributionsleistungen für einen Zeitraum von zwölf Jahren zugestimmt und außerdem Schulden der Krone in Höhe von 16,3 Mio. fl. übernommen; die Kontribution des Landes unter der Enns war für Jahre zur Absicherung einer belgischen Anleihe zweckgebunden gewesen (1723–1740); Verhandlungen auf gesamtstaatlicher Ebene zur Reform des Steuerwesens waren bereits für 1712 und 1714 geplant gewesen. Auch der ungarische Landtag hatte schon 1715 höheren Kontributionen zugestimmt. Ein neuer Fonds für den Schuldendienst und Reformen in der Buchhaltung waren mit der Universalbankalität von 1714 eingeführt worden; 1719 waren mit der „Zweiten“ Orientalischen Kompanie und 1722 mit der „Ostende-Kompanie“ staatlich privilegierte Handelsgesellschaften ins Leben gerufen worden, und von 1725 bis 1739 bestand ein protektionistisches Zollsystem. Die Haugwitz’schen Reformen stehen daher durchaus in der Tradition älterer Reformbemühungen – vor allem während der Regierungszeit Karls VI. Die letzte und wahrscheinlich umstrittenste Phase der Haugwitz’schen Steuerreformen betraf die Revision (Rectification) der Kataster, auf denen die Erhebung der Kontribution in allen davon betroffenen Ländern beruhte. Dies soll am Beispiel von Böhmen und Österreich unter der Enns ausgeführt werden: Haugwitz’ Ausgangspunkt bildete der schlesische Steuerkataster von 1740, der von den dortigen Ständen nach über zehnjähriger Arbeit erstellt worden war. Er basierte auf den von den adeligen, städtischen oder bäuerlichen Landbesitzern angegebenen Erträgen. Haugwitz überarbeitete ihn 1744 und nochmals im Jahr 1747. Die letzte Version beinhaltete die Umwandlung des Bedarfs der Armee (für Rekruten, Proviant und Transport) von Naturalleistungen in Geldzahlungen und diente eindeutig als Modell für das umfassendere „System“ von 1749. Im Zuge seiner Kommissionen nach Kärnten und Krain 1747 hatte Haugwitz Erfahrungen mit dem Kontributionswesen dieser Länder sammeln können. Als er im Februar 1748 in Prag ankam, war er also zweifellos ein Steuerexperte, der noch dazu gerade ein Übereinkommen mit den Ständen in Mähren erzielt hatte. Die böhmischen Stände hatten 1747 eben erst den Kataster der bäuerlichen Besitzungen (Rustikalkataster) – ein Kataster über das von den Grundherren bewirtschaftete Land existierte nicht – nach über dreißigjähriger Arbeit reformiert. Er sollte 1748 in Kraft treten. Der Kataster basierte auf Angaben aus dem Jahr 1654, die 1684 revidiert worden waren, und enthielt, neben
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VIII. Das landesfürstliche Finanzwesen
anderen Daten, die unterschiedlichen Grundbesitzer (den König, geistliche und weltliche Grundherren, Städte und freie Bauern) und die Anzahl der ansässigen Steuersubjekte. Als Steuersubjekt galt eine (fiktive) ganze Bauernstelle (ein Angesessener bzw. eine Ansässigkeit, tschech. osedlý bzw. osedlost). Die Definition der Steuersubjekte war allerdings umstritten: 1654 galt ein Bauer, der mindestens die Hälfte seines Landbesitzes bearbeitete, als Angesessener und somit als Steuereinheit. Dies erwies sich in der Praxis als zu ungenau, weshalb dann die Bodenfläche als Bemessungsgrundlage herangezogen wurde. Die Anzahl der Angesessenen in diesem System bedeutete also keine Personenzahl, sondern die Zahl der Steuereinheiten (corpora contributionalia). Im Jahr 1684 gab es zum Beispiel 58.585 Angesessene in Böhmen. Ein ähnliches Modell wurde in Mähren eingeführt. In beiden Ländern war Dominikalland nicht im Kataster verzeichnet, allerdings zahlten die Grundbesitzer seit dem frühen 18. Jahrhundert in Kriegszeiten eine Sondersteuer, das Extraordinarium militare, das auf Basis der Zahl der Ansässigkeiten einer Grundherrschaft berechnet wurde. Jedenfalls war in Böhmen ebenso wie in Schlesien, wo die Grundherren Angaben über ihre Erträge machten, das Prinzip der Besteuerung von Klerus und Adel in Kriegszeiten schon lange vor 1740 etabliert. Dieser Umstand war zweifellos wichtig für die Verhandlungen Haugwitz’ in Prag. Das wesentlichste Ergebnis, das er dort erzielen konnte, war eine deutliche Erhöhung der böhmischen Kontribution für zehn Jahre, die teilweise aus königlichen Steuern, die den Ständen überlassen wurden, geleistet wurde. Auch wenn dieser Erfolg entscheidend für die Haugwitz’schen Pläne war, war damit keine Revision des erst kurz vorher vervollständigten böhmischen Katasters verbunden. Das böhmische Steuerpatent vom 6. September 1748 strich zwar den Kataster von 1748 heraus, wies aber ebenso auf die ungerechte Verteilung der Steuerlast zwischen den Grundherren hin und deutete erstmals die Erstellung eines eigenständigen Dominikalkatasters an. Das Thema wurde von einer Rektifikationskommission in Prag aufgegriffen, die einer Rektifikations-Hofkommission innerhalb des Directoriums in publicis et cameralibus in Wien zuarbeitete. Die Diskussionen in Prag liefen, wie anderswo, in Kooperation mit den Ständen ab. Trotzdem bedeuteten die in Böhmen ebenso wie in den anderen Ländern nach 1749 neu installierten Mittelbehörden der Repräsentationen und Kammern eine Intensivierung staatlicher bzw. landesfürstlicher Aufsicht über die Kontributionen wie auch auf deren Einhebungsmodus. Die in die Rektifikation des Katasters eingebundenen Ständemitglieder waren sich dessen bewusst. Die Reform des seit 1748 bestehenden Rustikalkatasters und die Arbeit an dem neuen Dominikalkataster, der – um die Gefühle des Adels zu schonen – als Exaequatio dominicalis oder Exaequatorium dominicale bezeichnet wurde, schritten parallel voran. Grundsätzlich sollten die bereits mit dem Kataster von 1748 gefundenen Regeln verfeinert werden. Anzugeben waren die Typen des Nutzlandes (Ackerland, Gärten, Wälder etc.), die dann finanziell bewertet wurden; hinzu kam der Wert anderer Einkunftsquellen inklusive der den Grundherren zustehenden Robotleistungen. Um leichter vergleichbare Ergebnisse zu erzielen, wurden zahlreiche Kategorien vereint: beispielsweise wurden unter „Korn“ alle Sorten an Getreide subsummiert, alle Gärten wurden als Ackerland angesehen etc. Ein ernsthafter Versuch wurde unternommen, zwischen Grundstücken in derselben Region aber unterschiedlicher Qualität zu differenzieren. Die Verhandlungen mit den Ständen waren zwar stärker zielgerichtet als in früheren Zeiten, blieben aber von Uneindeutigkeiten und Ausflüchten gekennzeichnet. Schließlich musste die Kaiserin einer Manipulation der Daten zustimmen, um ausreichend Steuern aus den Erträgen des Rustikallandes zu beziehen, ebenso wie der Einbeziehung der außerordentli-
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chen Getränkesteuer in die Steuerleistung der Grundherrschaften, womit den geistlichen und weltlichen Grundherren eine Steuererleichterung gewährt wurde. Als Folge davon waren die Steuersätze für Bauern höher als für den Adel. Die Stände erteilten den Vorstößen der Krone, die Bemessungsgrundlagen für die Grundsteuer für Adel und Bauern zu vereinheitlichen, mit dem Argument eine Abfuhr, dass seit Menschengedenken in Böhmen Unterschiede zwischen Adel und Bauern bestanden hätten. Im Juni 1756 erkannte die Kaiserin beide Kataster schließlich „provisorisch“ an und schloss weitere Änderungen bis zum Ende der zehnjährigen Steuerperiode aus. Eine grundsätzliche Neuerung hatten die Verhandlungen in Böhmen wie auch die parallel dazu laufenden in Mähren gebracht, nämlich die Tatsache, dass nun die Netto- und nicht mehr die Bruttoerträge als Grundlage der Besteuerung der bäuerlichen Bevölkerung dienten. Im böhmischen Kataster von 1748 waren nämlich, um die Anzahl der Angesessenen zu ermitteln, die gesamten Erträge aus landwirtschaftlichen und anderen Tätigkeiten durch 400 bis 550 dividiert worden, da 400 bis 550 fl. als durchschnittliche jährliche Gesamtauslagen einer Bauernstelle geschätzt worden waren. Das war der jüngste und elaborierteste Versuch einer Definition von Ansässigkeit. Nunmehr, auf Betreiben von Johann Andreas Scheiner, der zunächst Mitglied der Rektifikationskommission in Prag gewesen war, schließlich nobilitiert wurde und in die Rektifikationshofkommission in Wien eintrat, wurde dieses System, vielleicht nach schlesischem Vorbild, auf die Berechnung der Nettoeinkünfte umgestellt. Es sollte bis zu den Reformen während der Alleinregierung Josephs II. bestehen bleiben. Niederösterreich (Österreich unter der Enns) bildet ebenfalls ein Beispiel für die Widerstandskraft der Stände gegen die Reform des Steuerkatasters. Auch hier war, wie in Böhmen und Mähren, das System der Grundbesteuerung komplex. Dominikaleinnahmen (Gülten), erstmals 1542/43 von den einzelnen Ständemitgliedern einbekannt, wurden in Pfund bemessen, hinsichtlich der Untertanen bildeten die aufrechten Häuser die Basis der Besteuerung. Ähnliche Konstruktionen existierten in den meisten anderen österreichischen Ländern. Der mit den niederösterreichischen Ständen am 12. September 1748 auf zehn Jahre geschlossene Steuerrezess trat mit dem (am 1. November 1748 beginnenden) Militärjahr 1749 in Kraft und legte den Anteil der höheren Stände und der Städte und Märkte fest. Nicht geregelt wurde, wie viel sie auf ihre Untertanen abwälzen konnten. Durch das Patent vom 2. September 1748 wurde dann die Beschreibung des Grundbesitzes – sowohl der dominikalen Güter und Gülten als auch des Rustikallandes – angeordnet. Schließlich kam es aber zu einer längeren zeitlichen Verzögerung bei der Umsetzung der Vorgaben durch die Stände. Erst mit dem Patent vom 8. Juli 1750 wurde die Landesbeschreibung („Theresianische Fassion“) geregelt. Die Ergebnisse hatten einen enormen Umfang und umfassten Hunderte von Bänden. Die Grundherren unterschieden Äcker, Wiesen, Weingärten, Gärten und andere Grundstücke, die dann hinsichtlich ihres durchschnittlichen Jahresertrags bewertet wurden; hinzu kamen Einkommen aus Renten, Zehenten, Mühlen usw. sowie Robotleistungen der Untertanen, die mit 4 bzw. 8 fl. pro Jahr angesetzt wurden. Die Gesamteinkommen wurden kapitalisiert, und zur Ermittlung der Steuersumme wurde ein zwanzigjähriger Durchschnitt errechnet; 25 % wurden als Pauschalbetrag für Verwaltungskosten abgezogen. Rustikalerträge waren mit nur 17 Rubriken im Vergleich zu den 48 Rubriken der Dominikaleinkünfte einfacher zu berechnen. Hier gab es keinen Abzug für Ausgaben. Die Ergebnisse wurden als Interimisticum zusammengefasst und im Juli 1752 an den Kaiserhof gesandt, blieben aber nur ein Jahr in Kraft. Am 8. November erstellten die Stände
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(vielleicht auf Druck der Monarchin) ein neues Regelwerk, das sich hinsichtlich der Einteilung des Ackerlandes in einer achtstufigen Qualitätsskala am böhmischen und mährischen Beispiel orientierte. Ein Proteststurm war die Folge, doch die Revision wurde am 30. April 1754 abgeschlossen. Mit ihr war es wieder möglich, die ermittelten Steuerlasten in Form von Pfunden und aufrechten Häusern darzustellen. Wieder folgten Kontroversen. Sie erreichten ihren Höhepunkt im Mai 1756 in einer gerichtlichen Visitation der Grundherrschaft Schönau, die zum Besitz des Freiherrn Franz Joseph Toussaint gehörte. Diese scheiterte mit der Umsetzung der neuen Regelungen und stürzte die gesamte Steuerpraxis in Unordnung (es war politisch nachteilig für Maria Theresia, dass Toussaint der oberste Finanzberater ihres Ehemanns, Franz’ I., war). Der Fall wurde an das Directorium in publicis et cameralibus verwiesen, das am 12. November 1756 widerstrebend die Angelegenheit auf sich beruhen ließ und die weitere Revision den Verordneten der niederösterreichischen Stände übertrug. Diese waren weitere sieben Jahre tätig. Schlussendlich blieben die „provisorischen“ Ergebnisse von 1756 bis 1819 in Kraft. Sowohl in Niederösterreich als auch in Böhmen bzw. Mähren schwächte der Widerstand der Stände die Autorität der Krone. Generell scheint der gesamte Prozess der Steuerreform auf wachsende Abneigung gestoßen zu sein. Freiherr Johann Christoph von Bartenstein war ein gut informierter Kenner der Materie, der das Haugwitz’sche Projekt grundsätzlich unterstützte. In Denkschriften aus den Jahren 1753 und 1756 stellte er fest, dass die Art und Weise, mit der dieser mit sich wiederholenden und oftmals verwirrenden Anweisungen seine Pläne zu erreichen versuchte, Schwierigkeiten geschaffen habe, die zu vermeiden gewesen wären. Auch von anderer Seite wurde ähnliche Kritik geäußert. Die josephinischen Reformer der 1780er Jahre blickten mit Verachtung auf die früheren Maßnahmen zurück. Ein ausgewogeneres Urteil sollte freilich berücksichtigen, dass trotz Fehlern und Ungenauigkeiten Haugwitz’ Arbeit einen deutlichen Schritt in Richtung Effizienzsteigerung der österreichischen Finanzen bedeutete und sie gegen den Widerstand konservativer Kräfte durchgesetzt werden musste. Wie Alfred von Arneth plausibel machen konnte, half die regelmäßige Besteuerung von Kirche und Adel in Friedenszeiten seit 1748, deren Einführung hartnäckig verfolgt worden war, in der Habsburgermonarchie Steuerdebatten zu vermeiden, die die französische Monarchie in den Abgrund führen sollten. Quellenlage und Forschungsstand Die Persönlichkeit Haugwitz’ im Kontext seiner politischen Tätigkeit wurde in jüngerer Zeit von Walter 1951a, Neuhaus 1991 und Baumgart 2012 knapp skizziert. In Baumgart 1995 ist basierend auf gedruckten Quellen und Literatur die Vorbildhaftigkeit Schlesiens für die Staatsreform von 1749 noch einmal herausgearbeitet. Ein ausführlicherer Forschungsüberblick zu Haugwitz ist bei Ruzicka 2002 nachzulesen. In dieser auf breiter Quellengrundlage gearbeiteten Studie stehen neben familien- und besitzgeschichtlichen Themen v. a. die Verhandlungen Haugwitz’ mit den Landständen und die Reformbemühungen in den Jahren 1747/48 im Mittelpunkt, während seine Zeit als Präsident des Directoriums in publicis et cameralibus nicht dargestellt wird. Eine Einordnung der Staats- und Verwaltungsreformen unter Maria Theresia im Kontext der österreichischen Verwaltungsgeschichte bietet Link (Ch.) 1983.
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Ausgangspunkt der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit den Haugwitz’schen Reformen war Rankes Edition der vom preußischen Gesandten in Wien von 1753 bis 1755, Carl Joseph Maximilian Freiherr von Fürst, verfassten Lettres sur Vienne écrites en 1755 (Ranke 1836). Auszüge davon waren bereits in Nikolai 1784 publiziert worden. Der bedeutende Erforscher der Epoche Maria Theresias, Alfred von Arneth, stützte sich bei seiner Darstellung der Haugwitz’schen Arbeit im vierten Band seiner Geschichte der Regierungszeit der Kaiserin (Arneth [A.] 1863–1879, Bd. 4) neben Fürst auf zwei Denkschriften Maria Theresias aus den Jahren 1750 und 1756, ihre beiden sog. Politischen Testamente, die er entdeckt hatte und dann 1871 publizierte (Arneth [A.] 1871b). Die maßgebliche Edition ist Kallbrunner 1952, die auch in Walter 1968 (Quellen edition zur Epoche Maria Theresias) herangezogen wurde. Bereits Arneth konnte auf eine Sammlung von französischsprachigen Berichten an Friedrich II. zurückgreifen, die von Christoph Graf Podewils, dem preußischen Gesandten in Wien (1746–1751), verfasst worden waren. Diese wurden von Wolf (A.) 1850 veröffentlicht und liegen seit 1937 in deutscher Übersetzung vor (Hinrichs 1937). Weitere Erkenntnisse liefern d’Elvert 1881 (ausführliche Darstellung des Steuerwesens in Mähren) und Beer 1895b (mit weiteren Informationen zu dem von Haugwitz festgelegten Schlüssel zur Aufteilung der Kontributionen auf die einzelnen Länder/ Provinzen, zur Rolle der Landtage und zu den von diesen übernommenen Schulden der Krone, allerdings ohne ein vollständiges Bild zu bieten). Zusätzliche Details zu den beteiligten Personen und ihren Einstellungen können dem Tagebuch des Fürsten Johann Josef Khevenhüller-Metsch (Khevenhüller-Metsch 1742–1776/1780, Bd. 4) entnommen werden. Am Vorabend des Ersten Weltkriegs war damit der Kern von Haugwitz’ Tätigkeiten und v. a. deren steuerpolitisches Herzstück weitgehend bekannt. Unterschiedliche Interpretationen und offensichtliche Informationslücken blieben allerdings bestehen. Die umfangreichen und neu erschlossenen Quellen, die mit ÖZV II/2 vorgelegt wurden, konnten ein wesentlich vollständigeres, wenn auch noch immer nicht erschöpfendes Bild von Haugwitz’ Aufstieg und seinen Steuerreformen zeichnen. Zur späteren Periode von Haugwitz’ Wirken siehe insbes. ÖZV II/1/1, wo aber politische Themen im Mittelpunkt stehen und die finanzpolitischen Vorschläge und deren Konsequenzen nur kurz behandelt werden. Friedrich Walter vertrat auch – von Dickson 1987 als nicht überzeugend abgelehnt – die Ansicht, dass Haugwitz’ steuerpolitisches Denken von Christian Schierl von Schierendorf, aber auch von der merkantilistischen Schrift Wilhelm Schröders „Fürstliche Schatz- und Rent-Cammer“ (vgl. Schröder 1752) beeinflusst gewesen sei. Dass Haugwitz Schröder zitierte, betonte bereits Kallbrunner 1917 und 1918/19. Walter war der produktivste Autor zur Geschichte der habsburgischen Zentralverwaltung der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, der diese und damit auch das Wirken Haugwitz’ in zahlreichen kleineren Schriften dargestellt hat (Walter 1937a, 1937b und 1958, 1969). Eine breite, v. a. auf Walter basierende Perspektive nimmt Meisner 1941 ein und bietet eine instruktive Analyse der Reformpolitik unter Maria Theresia mit Bezug zu Preußen. Hier werden besonders das „vorabsolutistische Entwicklungsstadium“ der Habsburgermonarchie und der bestehende Einfluss der Landstände (und Hofkanzleien) zu Regierungsbeginn Maria Theresias hervorgehoben. Die frühen Verhandlungen mit den Landtagen der böhmischen und österreichischen Länder, die Abschlüsse mehrjähriger Steuerperioden und die Pläne für eine zentralstaatliche Festlegung der Steuern waren in der Zwischenzeit durch Bidermann 1866 und 1889, Mensi 1890 und Fischel 1906 dargelegt worden. Christian Schierl von Schieren-
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dorfs Vorschlag zur Schaffung einer gesamthabsburgischen Ständeversammlung zu Beginn des 18. Jahrhunderts, um eine Verfassung zu beraten und Steuern zu beschließen, stellt wahrscheinlich den interessantesten Plan in diese Richtung dar. Zur Vorgeschichte der Steuerreformen liegen ein länderübergreifender Überblick (Rauscher [P.] 2008b) sowie der Sammelband Rauscher (P.) 2010a – darin besonders ausführlich Maťa 2010c – vor. Das Steuerwesen in Ungarn, die Errichtung von Schutzzöllen und Handelskompanien als wichtige Begleitmaßnahmen der Haugwitz’schen Politik in den böhmisch-österreichischen Kernländern wurden in der älteren Literatur von Arneth (A.) 1863–1879, Bd. 4, 180–220, mit einer Darstellung des ungarischen Landtags von 1751, sowie von Beer 1893 und 1899 behandelt. Eckhart 1922 ist eine detailreiche Untersuchung zum ungarischen Zollwesen des Jahres 1754. In jüngerer Zeit erforschte Houtman-De Smedt 1983 umfassend die Kompanien von Triest und Fiume. Szijartó 2005 behandelt die finanziellen Themen des ungarischen Landtags nur kurz. Der technische, aber für den Gesamtzusammenhang extrem wichtige Aspekt der Katasterreform wurde zunächst von d’Elvert 1865 und 1881 sowie Pekař 1932 dargestellt. Editorisch wurden die Kataster in den böhmischen Ländern später durch Radimský–Trantírek 1962 für Mähren, Burdová 1964–1970 für Böhmen sowie Brzobohatý–Drkal 1972/73 für Österreichisch-Schlesien erschlossen. Die Einführungen in diese Werke sind allerdings weniger interessant als die in ihnen enthaltenen Statistiken und begleitenden Dokumente, die meistens aus den deutschsprachigen Originalen ins Tschechische übersetzt wurden. Alle diese Werke behandeln die böhmischen Länder. Für die österreichischen Länder liegen die ausführlichen Untersuchungen von Bernhard Hackl (Hackl [B.] 1997, 1999 und 2004) vor, die auch Einführungen in die Haugwitz’schen Staats- und Verwaltungsreformen enthalten. Kärnten und Krain als „Versuchsstation“ der Reformen behandelt Wallas 1988, die Steuerverhandlungen mit den oberösterreichischen Landständen Trappmaier 1966. Die bekannte Vorbildhaftigkeit Schlesiens wurde zuletzt noch einmal von Bergerhausen 2008b herausgestrichen. Die Haugwitz’schen Pläne und deren Folgen für die Staatsfinanzen werden teilweise auf Basis neuen Quellenmaterials von Dickson 1987, Bd. 2, 8–35, diskutiert. In Dickson 1996 werden neben dem Steuerwesen der österreichischen Länder im Allgemeinen auch die Darstellungen der Haugwitz’schen Reformen durch Freiherrn von Bartenstein aus den Jahren 1753 und 1756 und deren unzulängliche Umsetzung erörtert.
9.2. Die Finanzreformen nach dem Siebenjährigen Krieg Als mit dem Frieden von Hubertusburg im Februar 1763 der Siebenjährige Krieg endete, war die Habsburgermonarchie nicht nur hoch verschuldet, sondern auch nicht in der Lage, die Ausgaben der kommenden Friedenszeit zu finanzieren. Anders aber als in England oder Frankreich, die ebenfalls unter hohen Kriegsschulden litten, kam es in Österreich zu keiner schweren politischen Krise. Wie Joseph II. seinem Bruder Leopold 1767 mitteilte, standen ein Staatsbankrott und damit ein Zusammenbruch des gesamten habsburgischen Herrschaftssystems unmittelbar zu befürchten. Der Gegensatz zu Preußen, das den Krieg mit Hilfe einer gut gefüllten Kriegskasse, einer Münzverschlechterung in großem Stil, in Feindesland erhobenen Zwangskontributionen und englischen Subsidien finanziert hatte, war offensichtlich.
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Bereits ab 1761, also noch in den letzten Kriegsjahren, wurde auf Betreiben Staatskanzler Kaunitz’ aus Furcht vor einem Zusammenbruch der Finanzen eine Neuorganisation der zentralen Finanzverwaltung angestrebt. Der von Kaunitz protegierte Ludwig Graf Zinzendorf machte den erfolgreichen Vorschlag, eine neue Anleihe von 18 Mio. fl. nicht wie üblich auf ein bestimmtes Land, sondern auf den Kredit aller „deutschen Erblande“ (nationalcredit) aufzunehmen. Hierzu wurde eine Ständische Kreditdeputation nach Wien berufen. Auf Zinzendorf ging auch die Ende 1761 durchgeführte Neuordnung der Finanzverwaltung zurück, deren Dreiteilung in die Administration der Gefälle (Einkünfte), ein zentrales Kassenwesen (Caisse générale/Generalkassa) und das Rechnungswesen (Rechenkammer) er empfahl. Als Leiter der Ständischen Kreditdeputation übernahm Zinzendorf selbst noch 1761 das Präsidium der neu geschaffenen Hofrechenkammer. Die beiden anderen Säulen der obersten Finanzverwaltung bildeten die reorganisierte Hofkammer und die Generalkassa, die zusammen mit der Ständischen Kreditdeputation und der Ministerial-Banco-Deputation unter dem Präsidium Karl Friedrich Graf Hatzfelds zusammengeführt wurden. In der Generalkassa sollten alle Kassen der „ungarischen [!] und deutschen Erblande“ mit Ausnahme des Kammerzahlamts, der Hauptschuldenkassendirektion, der Kassen des Banco (d. h. der Wiener Stadtbank) und der (Ständischen) Kreditdeputation, des Oberkammeramts und des Depositenamts der Stadt Wien sowie der ständischen Domestikalkassen zusammengefasst werden. Kompetenzkonflikte zwischen den zentralen Finanzstellen sorgten in den kommenden Jahren für weiteren Diskussionsbedarf. Bereits 1765 wurde die Hofkammer, nun auch zuständig für die Kontributionen der Länder, ebenfalls der Präsidentschaft Hatzfelds unterstellt. Freilich war in diesen Jahren nicht nur die Frage der Organisation der Finanzverwaltung sowie der inneren Verwaltung von Bedeutung, sondern auch die kritische Finanzlage selbst, da der Krieg insgesamt 260 Mio. fl. verschlungen hatte, die zu knapp zwei Dritteln über Kredite aufgebracht worden waren. Die Fragen der Staatsverschuldung und der mangelhaften Einkommen waren eng miteinander verbunden. Die Verschuldung betrug laut dem 1763 abgeschlossenen Staats Inventarium insgesamt 284,9 Mio. fl., die zum größten Teil (245,6 Mio. fl.) zu 5 oder 6 % verzinst wurden. Die Zinsenlast lag bei 14,3 Mio. fl. pro Jahr und machte damit 41 % der Nettostaatseinnahmen von 35 Mio. fl. aus. Die veranschlagten Staatsausgaben lagen bei 40,7 Mio. fl., wodurch die Verschuldung weiter wachsen musste und, wie Josephs II. erkannte, „ewig“ währen würde. An den ausführlichen Konferenzen über die finanzielle Situation, die von Mai bis Juli 1763 abgehalten wurden, nahmen die Staatsminister bzw. Staatsräte Heinrich Graf Blümegen, Freiherr Egyd Borié, Anton Maria Stupan von Ehrenstein, Rudolf Graf Chotek, Freiherr Johann Bartenstein, Tobias Gebler und Hermann von Kannegiesser von der Böhmisch-Österreichischen Hofkanzlei, Johann Graf Chotek vom Hofkriegsrat, Johann Graf Herberstein von der Hofkammer, Karl Graf Hatzfeld von der Ministerial-BancoDeputation sowie Balthasar Spiersch und Ludwig Graf Zinzendorf von der Hofrechenkammer teil. Sie kamen zu dem Schluss, dass eine deutliche Reduzierung der Ausgaben unrealistisch sei, weshalb die Einnahmen erhöht werden müssten. Die Gründe dafür waren klar: Die Monarchie stand vor dem Dilemma, einerseits von feindlichen Nachbarn (Preußen, Russland, Osmanisches Reich) bedroht zu werden, andererseits finanziell und ökonomisch durch den langen Krieg erschöpft zu sein. Eine Überwälzung eines Teils der Staatsschulden auf die deutschen Erbländer, die Österreichischen Niederlande und die Lombardei, eine 20%ige Steuer auf die Verzinsung von Staatsanleihen und eine ange-
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strebte Erhöhung der Kontributionen in Ungarn, die vom dortigen Landtag zu bewilligen war, waren die realistischsten Maßnahmen, die ins Auge gefasst wurden. Besonders interessant waren die umfangreichen Vorschläge Ludwig Zinzendorfs, der die böhmischen und österreichischen Länder auch fiskalisch enger miteinander verbinden und in ein von ihm sog. Corps de Nation umwandeln wollte. Damit war der direkte Zusammenhang zwischen Staatskredit und Zentralstaatsbildung angesprochen. Ziel war es, die „inneren Kräfte“ der Monarchie zu verdoppeln. Eine öffentliche Börse in Wien, ein Banco di Deposito mit Zweigstellen in den wichtigsten Städten der deutschen Erbländer und eine Konzentration aller Staatseinnahmen bei einer erweiterten Hofkammer waren weitere Bestandteile des Reformvorschlags. Die wichtigsten Entscheidungen der Kaiserin vom 19. August 1763 waren folgende: Das Militärbudget in Friedenszeiten wurde von 14,9 auf 16,5 Mio. fl. erhöht und sollte auf den sichersten Einnahmequellen basieren. Die außerordentliche Tranksteuer, die die böhmischen Stände 1748 bewilligt hatten, wurde zurückgenommen und sollte durch eine Besteuerung des Klerus ersetzt werden. Neue indirekte Steuern wurden eingeführt und die Kontributionen angehoben. Der Vorschlag einer Besteuerung von Kapitalertragszinsen wurde angenommen und der Ertrag auf unrealistisch hohe 2,5 Mio. fl. pro Jahr geschätzt. Ungarn sollte 9 Mio. fl. an Staatsschulden übernehmen und aus den dortigen Kameraleinnahmen bedienen. Hinsichtlich der Umsetzung der Reformen waren bald Änderungen erforderlich, einige neue Steuern erwiesen sich als nicht praktikabel: Eine überarbeitete Kapitalertragssteuer wurde in den böhmischen und österreichischen Ländern am 1. September 1763 eingeführt. Ihr Ziel war es, die Zinslast des Staates effektiv auf 4 % zu drücken. Die Ungarische Hofkammer stimmte am 1. November 1763 einer Schuldenübernahme von 8,79 Mio. fl. zu, und auch der ungarische Landtag, der von Juli 1764 bis Juli 1765 tagte und die Kontributionsleistungen um 1 Mio. fl. erhöhen sollte, zeigte sich nach längeren Verhandlungen immerhin zu einer Anhebung um 600.000 fl. bereit. Bereits Ende September 1763 hatte Maria Theresia ihrem Ehemann Franz I. die Leitung der Staatsschuldentilgung übertragen. Schon damals wurde das Vermögen des Kaisers als Bürgschaft für den Staatskredit eingesetzt. Ein weiterer Versuch, die Finanzlage zu verbessern, war die Einführung bzw. Erneuerung der Verpachtung von Monopolen (vor allem Tabak und Mauten) zwischen April 1764 und Oktober 1765. Im Gegensatz zu Frankreich wurden solche Formen von Steuerpacht allerdings eher sparsam eingesetzt. Insgesamt sollten sich die getroffenen Maßnahmen als marginal erweisen, sie waren aber mit hohen politischen Kosten verbunden: Der Widerstand des böhmischen Landtags gegen die Abschaffung der außerordentlichen Getränkesteuer oder die Obstruktion des ungarischen Landtags machten dies nur zu deutlich. Extreme Maßnahmen, wie die von Joseph II. intendierte Zwangsreduktion des Zinssatzes auf 3 %, wurden freilich vermieden. Damit war aber ein Grundproblem richtig erkannt worden, denn alle signifikanten Verbesserungen standen und fielen mit einer Senkung der Ausgaben für den Schuldendienst. Eine erfolgreiche Verringerung der Zinsen auf öffentliche (oder private) Schulden – abgesehen von einer Zwangsreduktion, die jedes Vertrauen zukünftiger Kapitalgeber zerstört hätte – hängt von zwei Bedingungen ab: Erstens davon, dass den Anlegern bewusst wird, dass sie nirgendwo höhere Zinsen erhalten können. Zweitens muss ein ausreichend dotierter Fonds zur Auszahlung von Kreditoren, die die veränderten Konditionen nicht annehmen möchten, existieren. Das Privatvermögen des eben verstorbenen Franz’ I. sollte die Reduktion der Staatsschulden erleichtern, da sich mit einem Teil davon ein solcher
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Auszahlungsfonds dotieren ließ. Franz I. hatte bereits selbst die Zinsen zu senken versucht. Der gesetzliche Höchstzinssatz sollte auf 4 % beschränkt werden, die Schulden, die von der Wiener Stadtbank bedient wurden, sollten allerdings ausgenommen sein. Dieser Vorschlag einer Zwangsabsenkung des Zinssatzes ohne ausreichenden Fonds für Rückzahlungen hätte in einem Desaster geendet. Als unrealistisch erwiesen sich auch die Erwartungen, die an eine stärkere Besteuerung des Klerus geknüpft wurden. Alles in allem war daher Josephs II. Aussage, dass allein der Tod seines Vaters für eine Verringerung der Zinsraten verantwortlich war, nicht falsch. Franz I. hinterließ ein Gesamtvermögen von 32 Mio. fl., das teilweise aus während des Krieges mit Abschlag gekauften Staatsanleihen bestand. Maria Theresia und Joseph II. als Universalerbe seines Vaters entschieden, 8,7 Mio. fl. in den habsburgisch-lothringischen Familienfonds einzuspeisen; weitere 4,1 Mio. fl. bezahlte die Kaiserin ihrem Sohn für die ungarischen Herrschaften Franz’ I. Die verbleibenden 19 Mio. fl. sollten dafür verwendet werden, den Zinssatz auf Staatsanleihen um 1 % zu senken. Am 1. Mai 1766 wurden zwei Patente publiziert, mit denen den Kreditoren der Wiener Stadtbank eine Frist von drei Monaten gesetzt wurde, um den ab dann gültigen gesetzlichen Zinssatz von 4 % für ihr bei der Bank angelegtes Kapital zu akzeptieren. Die meisten Kreditoren der Bank nahmen die Bedingungen an, lediglich Inhaber von Schuldscheinen im Wert von 2,1 Mio. fl. forderten die Auszahlung. Weitere Patente vom 17. September und 1. November 1766 kündigten die Reduzierung der Verzinsung der Papiere der Ständischen Kreditdeputation und „bancofreier“ Schuldtitel der Stände auf ebenfalls 4 % an. Dabei handelte es sich um Kapital in Höhe von 8 bzw. 26 Mio. fl. Um Kreditgeber anzuziehen, unterlagen „bancofreie“ Obligationen denselben Konditionen (z. B. Steuerfreiheit) wie die Schuldbriefe der Wiener Stadtbank. Allerdings mussten 6 bzw. 11 Mio. fl. ausbezahlt werden, sodass sich die Gesamtsumme der fälligen Kredite inklusive der 2,1 Mio. für die Wiener Stadtbank auf fast 20 Mio. fl. belief. Dies zeigt, dass das Erbe Franz’ I. gerade rechtzeitig kam. Der Gesamteffekt der Rückzahlungen verbunden mit der Reduktion des Zinssatzes war eine Verringerung der Staatschuld von 273,1 Mio. fl. Ende 1765 auf 256,3 Mio. fl. Ende 1767 und der Zinslast von 13,6 auf 10,5 Mio. fl. Allerdings war nur ein Teil der Zinssenkungen freiwillig erfolgt und nicht jeder Gläubiger war davon betroffen. Ausländische Kreditoren, deren Zahl mit der Aufnahme neuer Kredite nach 1763 anstieg, durften noch immer Zinsen von über 4 % verlangen, ebenso diejenigen, die auf die ungarischen Kameraleinnahmen versichert waren. Noch wichtiger war, dass die Maßnahmen von 1766 weder die hohe Summe, die die Krone den Ständen der deutschen Erbländer schuldete (56 Mio. fl.), noch die Kreditoren der Hofkammer (9,5 Mio. fl.) oder des Kupferamts (12 Mio. fl.) – um nur einige dieser Posten zu nennen – betrafen. Jedoch gelang es auch hier, die Zinsraten langfristig zu senken. Die Akzeptanz der getroffenen Maßnahmen beruhte wahrscheinlich darauf, dass das neue System als besser organisiert erschien als das vorherige und pünktliche Zahlungen gewährleisten sollte. Hinzu kam die Unmöglichkeit, anderswo eine bessere Verzinsung zu bekommen. Ab 1770 schuf die Zentralregierung einen Tilgungsfonds (Amortisationsfonds), der alle Staatsschulden bis 1807 zurückzahlen sollte. Nur ein Jahr später bot die neu gegründete Wiener Börse Anlegern nach englischem und/oder französischem Vorbild (Edikt von 1724 für die Pariser Börse) eine weitere Möglichkeit, ihr Geld zurück zu erhalten (vgl. Kap. VIII.8). Insgesamt bildeten die Erfassung der Einkommen, der Ausgaben und der Verschuldung im Staats Inventarium von 1763, die im selben Jahr abgehaltenen Finanzkonferen-
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zen und die von ihnen ausgehenden Maßnahmen, die Reduzierung des Zinssatzes 1766, die Vereinbarungen von 1767 und die Schaffung des Tilgungsfonds sowie der Börse 1770/71 ein Bündel notwendiger Reformen, das zumindest die Sorge vor einem völligen Zusammenbruch verminderte. Die niedrigeren Zinssätze an den führenden Finanzmärkten Europas nach 1763 und die Pünktlichkeit, mit der die Habsburgermonarchie ihre auswärtigen Anleihen bediente, waren zusätzliche Faktoren, um die Kreditwürdigkeit der Krone wiederherzustellen. Der Zugewinn der galizischen Einnahmen durch die Erste Polnische Teilung 1772/73 machte sogar Hoffnung auf eine solventere Zukunft. Quellenlage und Forschungsstand Die zentralen Quellenbestände werden im HKA verwahrt (Ständische Kreditdeputation 1757–1769, Staatsschuldenakten 1763–1801). Ebenso heranzuziehen sind die erhalten gebliebenen Teile des Nachlasses von Karl Graf Zinzendorf im HHStA. Forschungen zu diesem Thema stammen großteils aus dem 19. Jahrhundert. Arneth (A.) 1863–1879, Bd. 7, beschreibt – ohne diese zu erwähnen – auf Basis der Denkschrift Josephs II. an seinen Bruder aus dem Jahr 1767 die Reduzierung der Zinsen auf Staatsanleihen 1766. Generell ist in diesem Werk wenig Konkretes zum Steuer- und zum Finanzwesen zu finden, allerdings gibt der Autor eine gute Darstellung des ungarischen Landtags von 1764/65, zu dessen Finanzdebatten Szijártó 2005 in jüngerer Zeit einige neue Aspekte hinzugefügt hat. Die von Arneth gerne benützten Relationen der gut informierten venezianischen Gesandten in Wien wurden von der späteren Forschung oftmals ignoriert. Hock 1879 bietet lediglich allgemeine Informationen zum Thema Staatsschulden. Der durch Pettenegg 1879 edierten Biographie des Grafen Ludwig Zinzendorf aus der Feder seines Halbbruders Karl können weitere Details entnommen werden. Diese Quelle wurde von Adolf Beer nicht herangezogen, der ansonsten die vollständigste Darstellung der Schuldenreduktion vorlegte (Beer 1895b), ohne allerdings auf die allgemeinen Debatten über das Steuerwesen nach dem Siebenjährigen Krieg einzugehen. In diesem Werk finden sich – leider ohne genaue Herkunftsnachweise – ein Quellenanhang und wichtiges Datenmaterial zu den Finanzen aus der Provenienz der Hofkammer. Beer konnte auch zeigen, dass Joseph II. seine Denkschrift über die Reduktion der Zinsenlast von Hatzfeld hatte korrigieren lassen. Im Gegensatz zu Hock schätzte er jedoch Zinzendorf als den bedeutenderen Kopf, auf den letztlich die wichtigen Reformen zurückgingen. Im 20. Jahrhundert wurden durch ÖZV II/1/1 und ÖZV II/3 die Reformen in der Finanzverwaltung in einen größeren Zusammenhang gestellt und Quellen, die über Beer hinausgehen, publiziert. Mit dem Erbe Franz’ I. und der Bildung des habsburgischlothringischen Familienvermögens beschäftigt sich Mikoletzky (H.) 1961c, aber auch Beer 1895b bringt diesbezüglich bereits interessante Informationen. Korrigiert wird die Höhe der in Mikoletzky (H.) 1961c angegebenen Gesamthinterlassenschaft Franz’ I. durch Dickson 1987, Bd. 2. Die finanzpolitischen Folgen des Siebenjährigen Kriegs und die Rolle Zinzendorfs behandeln ausführlich Schasching 1954 und Janetschek 1960. Dickson 1987 stellt die Finanzdiskussionen nach dem Siebenjährigen Krieg auf der Basis der älteren Forschung und ungedruckter Quellen, u. a. anhand des Nachlasses des Grafen Karl Zinzendorf, dar und vertritt die Ansicht, dass die Reduktion der Zinsen der Staatsschulden nicht ganz freiwillig erfolgte. Grundlegend zur Ständischen Kreditdeputation ist Gross (H.) 1935. Ein neuerer Vergleich der militärischen und finanziellen
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Leistungsfähigkeit Österreichs und Preußens auf Basis der Literatur ist Kroener 1989. Zu der in diesem Abschnitt nicht berücksichtigten Ausgabe von Papiergeld („Banco-Zettel“) seit 1762 siehe Kap. VIII.1.4.1.2.
9.3. Die Steuer- und Urbarialreform Josephs II. Im Steuer- und Urbarialpatent von 1789 kulminierte eine gegen starken Widerstand der eigenen Behörden durchgesetzte, letztlich aber mit dem Tod des Kaisers 1790 gescheiterte Steuerreform, die wegen der steuerlichen Gleichbehandlung ohne Rücksicht auf Standesgrenzen die bestehende soziale Ordnung der habsburgischen Länder in Frage stellte. Die Grundstruktur der Staatseinnahmen, wie sie noch zu Beginn der Alleinregierung Josephs II. im Jahr 1780 bestand, kann folgendermaßen skizziert werden: Zwar waren indirekte Steuern nicht unwichtig, den Kern der Finanzen bildete aber die direkte Besteuerung des Grundbesitzes, die hauptsächlich der Finanzierung der Armee (Kontribution) diente. Theoretisch war die Kontribution noch immer nichts anderes als eine freiwillige Gabe der Stände, die unter staatlicher Aufsicht auch von diesen verwaltet wurde. Größtenteils, aber nicht ausschließlich, wurde sie auf Landbesitz und die daraus erzielten Erträge erhoben. Ihr Gesamtumfang stieg von jährlich ca. 8 Mio. fl. zu Beginn des 18. Jahrhunderts auf 18 Mio. fl. im Jahr 1778 an und machte in etwa die Hälfte, später nur mehr ca. ein Drittel der gesamten Staatseinnahmen aus. Der Anteil der böhmischen Länder an der Kontribution betrug ursprünglich mehr als die Hälfte, sank aber auf weniger als zwei Fünftel. Die übrige Summe verteilte sich – bis zum Erwerb Galiziens – gleichmäßig auf die österreichischen und die ungarischen Länder. Während in Ungarn Adel und katholische Kirche von der Steuerleistung befreit waren, bezahlte in den böhmischen und österreichischen Ländern („deutsche Erbländer“) seit 1748 auch der Adel regelmäßig Steuern, war allerdings gegenüber den Untertanen durch deutlich niedrigere Quoten privilegiert. Dieser Umstand warf zwei Grundsatzfragen auf: Wie hoch sollten der Adel – in der Regel gleichbedeutend mit der Schicht der Grundherren – und die grundbesitzenden Untertanen fairerweise besteuert werden? Und: Inwieweit beeinträchtigten die Feudalabgaben (in bar oder in Naturalien) bzw. die Zwangsdienste (Robot) für ihre Grundherren die Steuerfähigkeit („Kontributionsfähigkeit“) der bäuerlichen Bevölkerung? Eine Reihe staatlich durchgeführter Erhebungen in allen Kernländern der Habsburgermonarchie inklusive Ungarns befasste sich seit dem Ende des Siebenjährigen Kriegs 1763 mit Aspekten der zweiten Frage, indem Robotleistungen und andere Dienste fixiert oder freiwillige Übereinkünfte zwischen Grundherren und Untertanen gefördert wurden. Wie die Reformpolitik Josephs II. zeigt, hatten all diese Maßnahmen nur geringen Erfolg. In den böhmischen und österreichischen Ländern bildeten Steuerkataster die Grundlage für das Steuerwesen, in denen festgelegt wurde, wie viel die Adeligen (in Kriegszeiten) und die ländlichen und städtischen Untertanen (in Kriegs- und Friedenszeiten) zu leisten hatten. Sie dienten der Repartition (Umlage) der Landessteuern auf die einzelnen Grundherrschaften und Städte bzw. der Subrepartition auf die Untertanen und die Stadtbürger, enthielten aber keine Bodenbeschreibungen. Diesbezüglich gab es vor 1740 zwar kleinere Fortschritte, einen tatsächlichen Einschnitt bedeutete jedoch erst das Wirken des Grafen Friedrich Wilhelm Haugwitz (1747–1756). Für das Dominikalland des Adels und des Klerus wurden damals Kataster neu eingeführt, während die Beschreibungen des Boden-
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besitzes von Städten und Bauern (Rustikalkataster) überprüft und aktualisiert wurden. Nun wurde auch der Adel zu regelmäßigen Steuerleistungen herangezogen. Trotz bester Vorsätze Haugwitz’ wurden die Arbeiten übereilt und ungenau durchgeführt, sodass sie auf Widerstand aller beteiligten Gruppen trafen. Der Siebenjährige Krieg und die finanziellen Schwierigkeiten nach dessen Ende 1763 verhinderten eine weitere Reform der Kontribution in den böhmischen und österreichischen Ländern der Habsburgermonarchie vor 1780. Im Gegensatz zu den ungarischen Ländern, wo die Regeln für die Einhebung der Kontribution wenig klar waren und der Adel weiterhin seine Steuerfreiheit behaupten konnte, war hier das System Mitte des 18. Jahrhunderts immerhin verbessert und dies vom Adel akzeptiert worden. Mit dem Erwerb Galiziens 1772 wurde die Reform des Kontributionswesens wieder aktuell. Der Grund lag darin, dass Maria Theresia nach einem ersten Versuch des Fürsten Kaunitz, Galizien durch die Staatskanzlei verwalten zu lassen, ihrem Sohn Joseph II. im nun habsburgischen Teil Polens freie Hand ließ. Joseph II. gestaltete die Verwaltungsstrukturen Galiziens nach dem Vorbild der böhmisch-österreichischen Kernländer neu, er verzichtete aber auf die Einführung eines Steuerkatasters und eines Urbars, um die bäuerlichen Dienste zu regeln. Die Bedeutung dieser Reformen für die spätere Politik Josephs II. in Ungarn ist evident. Da sich dort – abgesehen von einem weitgehend erfolglosen Versuch (1766), die Fronarbeiten der Untertanen zu regulieren – Adel und Kirche von der Besteuerung ausgenommen weitgehend selbst verwalteten, existierten auch keine Daten zum zahlenmäßigen Umfang der Bevölkerung, sodass die Steuerbasis unbekannt war. Dies war der Hintergrund für die Entscheidung des Kaisers, die Kontribution in den Kernländern der Monarchie zu reformieren. Das Hauptproblem war klar: Die Kataster in den böhmischen und österreichischen Ländern waren mangelhaft, während sie in Galizien und Ungarn überhaupt fehlten. Joseph II. selbst war zu Beginn seiner Alleinregierung mit anderen Themen, nicht zuletzt mit seinen umstrittenen kirchenpolitischen Reformen, zu beschäftigt, um sich um Steuerangelegenheiten zu kümmern. Trotzdem war es bezeichnend, dass der Kaiser im Februar 1782 den Statthalter von Triest, Graf Karl Zinzendorf, zum Präsidenten der Hofrechenkammer ernannte und ihn anwies, Übersichten über die Einkünfte und Ausgaben aller Kronländer inklusive der Österreichischen Niederlande und der Lombardei anfertigen zu lassen. Erste Schätzungen belegten die ungleiche Verteilung der Steuerlast, speziell der Kontribution, in den unterschiedlichen Provinzen. Der Kaiser war sich auch dessen bewusst, dass trotz des Machtzuwachses des Zentralstaates die Lokalverwaltung von Tausenden von Grundherrschaften abhing, deren Inhaber keineswegs über neue Steuern oder ein weiteres Vordringen des Staates bzw. der landesfürstlichen Stellen in ihre Sphäre erfreut sein würden. Josephs Vorschläge einer Steuerreform wurden in einem Handbillet vom 24. November 1783 an den Obersten Kanzler Leopold Graf Kolowrat präsentiert, nachdem eine frühere Version zwar im Staatsrat diskutiert, aber verworfen worden war. Joseph erklärte sein Ziel einer Steuerregulierung, die von einer Urbarialregulierung, also einer Festlegung und Limitierung der Pflichten der Untertanen gegenüber ihren Grundherren, begleitet werden sollte. Der physiokratische Grundton dieser Pläne war möglicherweise vom Treffen Josephs II. mit dem französischen Minister und Ökonomen Anne Robert Jacques Turgot im Jahr 1777 beeinflusst. Land wurde als Quelle des Wohlstands angesehen und eine einzige Grundsteuer sollte die staatlichen Bedürfnisse decken. Außerdem sollte der gesamte Grundbesitz gleichmäßig und unabhängig vom sozialen Status des Besitzers, sondern le-
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diglich abhängig von seiner Lage und seinem Ertrag (bzw. seiner durchschnittlichen Ertragsfähigkeit) besteuert werden. Die Hofkanzlei wies freilich darauf hin, dass die notwendigen Landbeschreibungen nur in Galizien, das als neuerobertes Gebiet angesehen wurde, durchgeführt werden könnten, während in den übrigen Ländern der Zentralmacht die Hände gebunden seien. Joseph II., der Obstruktion von Seiten der eigenen Behörden kannte, entzog die Angelegenheit der Hofkanzlei und übertrug sie am 27. Juli 1784 einer neu gegründeten Steuerregulierungshofkommission unter der Präsidentschaft von Karl Graf Zinzendorf, der den Räten Johann von Braun, Friedrich von Eger und Leopold von Haan – letzterer kam von der Ungarischen Hofkanzlei – vorstand. Bis zum April 1785 hatte die Kommission ein Patent für Galizien und für alle böhmischen und österreichischen Länder mit Ausnahme Tirols und Vorderösterreichs ausgearbeitet. Zusammen mit einigen Ergänzungen, die im Laufe des Jahres folgten, regelte es detailliert den Prozess der Steuerreform. Damals blieb die Urbarialregulierung noch unberücksichtigt, die freilich in einem engen Zusammenhang mit der Abschaffung der Leibeigenschaft in den böhmischen und österreichischen Ländern 1781 und Galizien 1782 sowie Ungarn und Siebenbürgen 1785 stand. Das Patent vom 20. April 1785 ging von dem Grundprinzip aus, dass Gleichheit und Gerechtigkeit (Billigkeit) im Steuersystem sowohl zwischen den verschiedenen teutschen erbländischen Provinzen als auch den einzelnen Grundbesitzern bestehen sollte. Physiokratische Ideen kamen hier nicht vor. Ausdrücklich betont wurde, dass die Steuern nicht erhöht werden würden. In jedem Land wurde eine Oberkommission und in jedem Kreis eine Unterkommission eingesetzt. Diese Unterkommission (bestehend aus einem Kreiskommissär, einem Oekonom und einem Ingenieur) sollte dafür sorgen, dass die Ortsobrigkeit einer jeden Gemeinde einen sechsköpfigen bäuerlichen Ausschuss einberief, dessen Mitglieder von der Gemeinde gewählt werden sollten. Zunächst sollte das Gemeindegebiet festgelegt und alle Felder der Flur benannt werden. Auch wenn der Begriff der „Katastralgemeinde“ nicht verwendet wurde, umfassten die neuen „Gemeinden“ größere Einheiten als „Dorfgemeinden“ – in Böhmen z. B. 6.050 bei 11.284 Dorfgemeinden. Schließlich sollten die Katastrierungen nach genau festgelegten Kriterien beginnen. Der Status des Grundbesitzers sollte keinerlei Rolle spielen. Lediglich landwirtschaftliche Nutzflächen sollten beschrieben, unkultivierte Flächen, Straßen etc. hingegen nicht berücksichtigt werden. Frondienste, Gewerbeeinkommen und Ähnliches, das in früheren Katastern aufgeführt worden war, war zu ignorieren. Als Maßeinheit für den Boden diente der Quadratklafter. Um Vergleichbarkeit und Einheitlichkeit herzustellen, wurde landwirtschaftliche Nutzfläche in die vier Kategorien Ackerland, Wiesen, Weingärten und Wald eingeteilt. Gärten, Brachen, Teiche, Flüsse etc. wurden je nach ihrer örtlichen Lage als Ackerland oder Wiesen qualifiziert. Nach der Zuordnung der Flächen mussten deren durchschnittliche Erträge ermittelt werden. Dafür war die Selbstdeklaration (Fassion) der Besitzer vorgesehen, allerdings in vereinfachter Form: Ackerflächen wurden allein nach ihren Erträgen an Weizen, Roggen, Gerste und Hafer gemessen, Wiesen nach der von ihnen gewonnenen Menge an Heu, und Wein wurde nach Volumen angegeben. Die Erträge des Ackerlandes wurden durch das Verhältnis von Aussaat und Erntemengen im neunjährigen Durchschnitt (1774–1782) und auf Basis der lokalen Preise bestimmt. Die von Haugwitz eingeführten komplizierten Ertragsberechnungen waren damit abgeschafft. Um Betrug zu verhindern, mussten alle Deklarationen der Erträge öffentlich, in Anwesenheit der Gemeinden oder ihres Ausschusses abgegeben werden. Die verantwortliche Ortsobrigkeit
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hatte die Fassionen auf die von der Unterkommission zur Verfügung gestellten Bögen zu übertragen. Geplant war, die gesamte Arbeit bis Ende des Jahres 1785 zu erledigen. Dieses ganze Procedere hatte sowohl „demokratische“ als auch autokratische Facetten, die es in Adelskreisen höchst unbeliebt machten und die verantwortlich für den Widerstand waren, auf den das Patent traf. Die Stände waren von der Mitwirkung ausgeschlossen, der gesamte Grund – dominikal und rustikal – wurde gleich behandelt. Vermessen wurde er durch bäuerliche Gruppen, die ein gewählter bäuerlicher Ausschuss leitete. Für den Grundherrn bzw. dessen Vertreter war es am schlimmsten, seine Erträge öffentlich bekannt geben zu müssen. Lediglich die Gesamtverantwortung des Grundherrn, der für die ordnungsgemäße Umsetzung ebenso zuständig war wie für die Sammlung der Daten und die Einsendung der Akten, folgte noch traditionellen Herrschaftsmustern. Diese Regeln trugen eindeutig die Handschrift Josephs II. Er wurde bereits 1784 darauf hingewiesen, dass eine Landesaufnahme durch professionelle Ingenieure nicht möglich sei, da eine ausreichende Anzahl solcher Fachmänner nicht zur Verfügung stünde. Möglicherweise hatte er so vorgehen wollen, weil die Armee ab 1782 große Fortschritte bei der Mappierung Ungarns gemacht hatte. Vermessungen durch Bauern, die in ersten Versuchen 1784 die Fachkenntnisse der ländlichen Bevölkerung belegt hatten, waren ein Ersatz für entsprechende Beschreibungen durch Experten. Dazu zählte auch die Reduktion der Ackerfrüchte auf lediglich vier Pflanzen. Damit wurde zwar auf frühere Kataster aufgebaut, deren Methoden wurden aber grundlegend modifiziert. Ausführliche Musterformblätter und -zeichnungen waren ebenfalls Bestandteile des Patents und seiner Nachfolger. 1786 veröffentlichte der Hofbuchdrucker Johann Thomas von Trattner eine „Ausführliche und praktische Belehrung zur Ausmessung der Gründe und Erhebung eines wahren Grunderträgnisses“. In den böhmischen und österreichischen Ländern ging die Erfassung der Daten langsam und zäh vor sich. Joseph II. musste regelmäßig die Frist für die Fertigstellung der Landesaufnahme verschieben. Ähnlich wie bei den Haugwitz’schen Reformen vier Jahrzehnte früher wurde der Prozess von einer Flut an ergänzenden, aber auch widersprüchlichen Erlässen begleitet. Schließlich konnte die Arbeit aber vollendet werden; sie bildete die Basis für die neue Grundsteuer, die im Februar 1789 eingeführt wurde. Während der Arbeit an der Landesaufnahme in den böhmischen und österreichischen Ländern setzte Joseph II. entsprechende Maßnahmen auch für das Königreich Ungarn. Bereits 1784 war dort mit einer Volkszählung begonnen worden. 1785 folgte die Aufhebung der Leibeigenschaft für Ungarn und Siebenbürgen. Eine Landesaufnahme, die den Verlust der adeligen und kirchlichen Steuerprivilegien und einen Anstieg der Steuerlast zur Folge haben konnte, war aber noch immer ein sehr umstrittenes Thema. Dies erklärt den bewusst moderaten Ton des Patents vom 10. Februar 1786 für Ungarn und Siebenbürgen, das sowohl in der kurz vorher eingeführten Amtssprache Deutsch als auch auf Latein publiziert wurde. Der Text war identisch mit dem Patent vom 20. April 1785 für die übrigen Kernländer der Habsburgermonarchie. Eine Ausnahme bildet die Einleitung, die den physiokratischen Grundsatz enthält, dass die Besteuerung von Land die einzig wahre Grundlage des Steuerwesens sei. Die umstrittene Steuerfreiheit des Adels wurde zurückhaltend thematisiert, indem auf die Unzeitgemäßheit des persönlichen Kriegsdienstes des Adels hingewiesen wurde. Die Durchführung der Landesaufnahme in Ungarn war nicht nur von größeren Kontroversen begleitet, sondern auch aufwändiger. In Ungarn selbst wurde in jedem der zehn von Joseph II. 1785 neu eingerichteten Verwaltungsbezirke (Distrikte) eine Oberkom-
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mission eingesetzt, in Siebenbürgen in dreien. Sie überwachten 46 bzw. elf Unterkommissionen in den Komitaten. Mitglieder der Oberkommissionen waren der Bezirkskommissar, ein Verwalter der Kammergüter und ein Armeeoffizier. In Ungarn waren 3.698 Grundherrschaften und 9.693 Gemeinden von dem Prozess betroffen, in Siebenbürgen 851 Grundherrschaften und 2.373 Gemeinden. Die Rolle der Armee, die in den übrigen Ländern nicht mitgewirkt hatte, wurde durch den Umstand unterstrichen, dass der Direktor des „Grundausmessungsgeschäfts“ mit Oberst Andreas von Neu ein Mitglied des Generalstabs war. Wie in den anderen Ländern gingen die Verzeichnungsarbeiten schleppend und schwierig vonstatten. Der ungeduldige Kaiser musste regelmäßig Aufschub gewähren. Schließlich verkomplizierte der Ausbruch des Krieges gegen das Osmanische Reich, der formell im Februar 1788 erklärt wurde, die ganze Angelegenheit weiter, da nun trotz steigender öffentlicher Unzufriedenheit auf die Unterstützung durch das Militär verzichtet werden musste. Ein langer Bericht der Ungarisch-Siebenbürgischen Kanzlei vom Juni 1789, der als Antwort auf die Anordnung Josephs II. ergangen war, die Arbeiten bis 31. Oktober des Jahres abzuschließen, belegt, dass die Steuerbekenntnisse schon relativ zahlreich, aber noch immer nicht vollständig eingekommen waren. Der Widerstand, der nun auch von der Kriegssituation angeheizt wurde, nahm zu, als der Bedarf der Armee massiv anstieg. Erst am 11. Februar 1790 ordnete Joseph II. an, weitere Arbeiten in den ungarischen Ländern einzustellen, befahl aber, die Akten aufzubewahren. Damit war das Steuer- und Urbarialpatent in Ungarn gescheitert. Die Entwicklung eines neuen Systems der Grundbesteuerung in den böhmischen und österreichischen Ländern erforderte Beratungen zwischen den Behörden. 1785 und wieder 1787 wurden die Gubernien um ihre Meinung gefragt, die der Steuerkommissare wurde 1785 und 1788 zusammengefasst. In beiden Fällen wurden die angesprochenen Schwierigkeiten in Anwesenheit des Kaisers behandelt. In Ungarn fanden auf lokaler Ebene sog. Belehrungen durch Behördenvertreter statt. Diese Beispiele erinnern an die Einberufung von Ständevertretern nach Wien zur Besprechung der von Haugwitz vorgeschlagenen Erhöhung der Kontribution im Jahr 1748 und sie machen gleichzeitig deutlich, dass unter Joseph II. die Stände von dieser Debatte ausgeschlossen wurden. Beginnend mit dem Jahr 1787 konzentrierte sich der gesamte Reformprozess auf die zentralen Fragen nach der Umlage der neu geplanten Steuer und der Fähigkeit der bäuerlichen Untertanen, gleichzeitig dem Staat und ihren Grundherren Abgaben zu leisten. Stichprobenerhebungen von 1.198 Bauern im April 1787, die von Joseph II. veranlasst worden waren, kamen zu dem Ergebnis, dass die Urbariallasten, also die Abgaben der bäuerlichen Bevölkerung an die Grundherren, in den böhmischen und österreichischen Ländern sowie in Galizien in Geldwert umgerechnet 27 bis 31 % ihres Brottoeinkommens ausmachten, Steuern an den Staat 8 bis 18 %. Egal als wie repräsentativ diese Zahlen angesehen werden können – Zinzendorf bezweifelte deren Validität –, war es doch klar, dass eine Verbesserung der Lage der Bauernschaft und von deren Möglichkeiten, Steuern an den Staat zu leisten, auf Kosten der Grundherren gehen musste. Joseph II. rückte daher von seinem ursprünglichen Plan aus dem Jahr 1785, den Reinertrag zu besteuern, ab und befürwortete eine Veranlagung des Bruttoertrags. Damit konnte die Gesamtsteuerquote wesentlich niedriger angesetzt werden. Dies war der Hintergrund des Patents vom 10. Februar 1789, mit dem die neue Grundsteuer in Galizien und in den böhmisch-österreichischen Kernländern der Habsburgermonarchie mit Ausnahme Tirols
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und Vorderösterreichs eingeführt wurde. Nachdem Zinzendorf, der gegen die Reformen opponierte, vom Kaiser am 18. Februar 1788 als Leiter der Steuerregulierungshofkommission entlassen worden war, wurde eine neue Kommission unter dem Vorsitz des reformfreudigeren Staatsrats Friedrich von Eger gebildet. Die übrigen Mitglieder waren Augustin Holzmeister von der Niederösterreichischen Regierung, Friedrich von Mayern und Sigmund Zanetti von den Vereinigten Hofstellen sowie mit Leopold von Haan, Anton von Hadrovics und Alexander von Horváth drei Ungarn. Sie sollten die Steuer- und Urbarialregulierung nun endlich umsetzen. Der Teil des Patents, der sich der Grundsteuer (Von der landesfürstlichen Grundsteuer) widmet, umfasst die §§ 1–9. Er wurde eingeleitet mit dem physiokratischen Credo, dass die Bedürfnisse des Staats [...] durch die Belegung des fruchtbringenden Bodens ihre Bedeckung erhalten sollen. Daraufhin wurde festgestellt, dass die bisher erhobene Kontribution nicht reduziert werden könne, dass sich aber mit der neuen Steuer die Gesamtabgaben an den Staat nicht erhöhen sollten. Binnenmauten (Zwischenmäuthe), die den Handel mit Agrarprodukten behinderten, wurden abgeschafft. Ständische Unterschiede der Steuerzahler sollten keine Rolle mehr spielen, Dominikal- und Rustikalland, das vorher ungleich besteuert worden war, sollte nun in gleicher Höhe belastet werden. Das Einkommen der Grundherren aus Feudalrenten und Gewerbebetrieben blieb steuerfrei. Als Steuerquote wurde ein Anteil von 12 fl. 13 1/3 kr. pro 100 fl. Bruttoeinkommen festgelegt. Dies war der Durchschnittswert der Erträge aus Ackerland (inkl. Trischfelder und Teiche: 10 fl. 37 1/2 kr.), Wiesen (inkl. Gärten und Teiche: 17 fl. 55 kr.) sowie Hutweiden und Waldungen (21 fl. 15 kr.). Im Patent für Galizien wurde eine niedrigere Steuerrate von nur 8 fl. 16 4/5 kr. (ebenfalls ein Durchschnittswert) genannt, da das Königreich ärmer war. Jeder sollte eine schriftliche Mitteilung darüber erhalten, was er zu zahlen hatte. Eine Grundherrschaft pro Gemeinde sollte den Transfer der von der Gemeinde erhobenen Steuern in die staatlichen Kassen durchführen. Jede Gemeinde war kollektiv für die in ihrem Rahmen erhobenen Steuern verantwortlich. Das neue System sollte mit 1. November 1789 in Kraft treten, also zum selben Zeitpunkt wie eine am 1. September 1788 eingeführte Haussteuer. Der die Steuer betreffende Teil des Patents vom 10. Februar 1789 war bereits sehr kontroversiell, noch umstrittener sollte der zweite Teil mit dem Titel Von den herrschaftlichen Urbarialforderungen werden. Hierin wurde festgelegt, was ein Grundherr von seinen bäuerlichen, auf Rustikalgrund ansässigen Untertanen (Bauern auf Dominikalland waren von der Regelung ausgenommen) verlangen durfte. Joseph II. dehnte damit de facto die 1775 auf den landesfürstlichen Domänen eingeführte Neuerung auf seinen gesamten zentralen Herrschaftsbereich aus. Alle Ansprüche der Grundherren sollten in Geld abgegolten werden; bis zum 31. Oktober 1790, aber nicht länger, konnten Frondienste nach gegenseitiger Absprache geleistet werden. Bauern, so legte der Text fest, sollten 70 % ihres Bruttoeinkommens für die Deckung der Ausgaben ihres Betriebs, den Unterhalt ihrer Familien und zur Bestreitung ihrer kirchlichen Abgaben behalten dürfen. Die verbleibenden 30 % wurden zwischen der Krone (12 fl. 13 1/3 kr. [siehe oben] = 12,2 %) und der Grundherrschaft (17 fl. 46 2/3 kr. = 17,8 %) aufgeteilt. Mit einem Schlag beabsichtigte Joseph II., den Schutz von Bauern gegen ihre Grundherren und die Ablösung der Fronarbeit durch Geldzahlungen einzuführen, und damit Pläne zu verwirklichen, die von der Krone über ein Jahrhundert lang diskutiert, aber nicht umgesetzt worden waren. Der Staat, so erklärte das Patent, hatte die Pflicht, die Fähigkeit der Bauern, ihre Bürgerpflichten zu tragen, also Steuern zu zahlen, zu erhalten.
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Dies könne nur erreicht werden, wenn den Ansprüchen der Grundherren ein billiges Ziel und unabweichliche Schranken gesetzt würden. Bemerkenswert ist, dass zwar einige kleinere Binnenzölle (Mauten) abgeschafft wurden, die neue Steuer aber weit davon entfernt war, die gesamten notwendigen Staatseinnahmen zu decken, wie dies Joseph II. ursprünglich vorgesehen hatte. Das Prinzip, dass die landwirtschaftliche Produktion die Basis des Steuerwesens bilden müsse, wurde freilich umgesetzt: Die Gesamteinnahmen der neuen Grundsteuer, wie sie von Riegger 1792–1795, Bd. 2, veröffentlicht wurden, betrugen 6,119.531 fl. (vorher: 6,199.820 fl.) in den böhmischen Ländern, 4,691.480 fl. (5,315.387 fl.) in den österreichischen Ländern und 2,255.951 fl. (977.542 fl.) in Galizien. Die Gesamtsumme von knapp über 13 Mio. fl. überstieg nur leicht den früheren Wert (12,49 Mio. fl.), sodass das Versprechen des Kaisers, dass die Steuerlast nicht ansteigen werde, erfüllt wurde. Sieger der Reform waren die österreichischen Länder, Verlierer Galizien, auch wenn dessen Steuerquote nach wie vor die niedrigste war. Wie angesprochen galten die Bestimmungen nicht für die ungarischen Länder, Tirol und Vorderösterreich. Im Vergleich zum Patent vom 20. April 1785 ergaben sich folgende Veränderungen: Kleinere Bauern auf Rustikalgrund, die weniger als 2 fl. Steuern zu leisten hatten, wurden in den Erläuterungen vom 25. August 1789 zum Steuer- und Urbarialregulierungspatent von den Bestimmungen ausgenommen. In Galizien, wo es keine Unterscheidung zwischen Dominikal- und Rustikalland gab, wurde am 26. Mai 1789 die Frist, sich auf den Umfang der Robotpflichten zu einigen, verlängert. Aufgehoben wurde die ursprüngliche Regelung, dass die Grundherrschaften in traditioneller Manier die Einhebung der Steuern übernehmen sollten. Stattdessen wurden in jedem Kreis Steuereinnehmer eingesetzt, nach der Aufteilung der Kreise in Bezirke am 15. September 1789 sog. Bezirkseinnehmer. Der Druck, Mittel für die Kriegführung rascher in die Hände zu bekommen, erklärt diese Änderung, hinter der jedoch auch das grundsätzliche Misstrauen Josephs II. gegenüber den Grundherren stand. Als der Kaiser bereits im Sterben lag, veröffentlichte Joseph Kropatschek anonym eine Sammlung aller Verfügungen zur Steuerreform unter dem Titel Steuerregulirungsgeschäft [...] für die bei dem Steuerwesen angestellte Beamte [...] (Wien 1790). Damit kam er jedoch zu spät. Leopold II., der dem Umstand Rechnung trug, dass zu viele mächtige Interessensgruppen vor den Kopf gestoßen worden waren, nahm im April 1790 die Steuer- und Urbarialregulierung seines Bruders zurück. Aber nicht einmal diese Maßnahme konnte den Proteststurm, den Joseph II. angefacht hatte, eindämmen. Er nahm verschiedene Formen an, von einer Flut an feindseligen Druckschriften über Behauptungen, dem Adel würden seine Einkünfte entzogen, und Weigerungen von Bauern, Steuererklärungen zu unterzeichnen, bis zum Glauben, dass jede Art von Fronarbeit bald abgeschafft werden würde. Leopold II. sah sich gezwungen, gegen den bäuerlichen Protest mit Waffengewalt vorzugehen, um die Lage zu beruhigen. Der Status quo ante wurde mit einigen Modifikationen provisorisch wiederhergestellt und dauerte bis zum Ende der Napoleonischen Kriege an. Quellenlage und Forschungsstand Das umfangreiche Schriftgut der Steuerregulierungshofkommission (1784–1790) und die Grundsteuerregulierungs- und Landvermessungsakten (1786–1790) werden im
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HKA verwahrt. Hinzu kommt die komplementäre Überlieferung in den einzelnen Ländern. Das Steuer- und Urbarialpatent vom 10. Februar 1789 ist ediert bei Kropatschek 1785–1790, Bd. 17, Ramshorn 1845 und Gross-Hoffinger 1837, auszugsweise bzw. paraphrasiert auch bei Grünberg 1893/94, Tl. 2, Conze 1957, Mikoletzky (L.) 1971, Rozdolski 1961 und Klueting 1995. Nach Feigl 1985 hätte die Steuer- und Urbarialreform die „Krönung“ der Bauernpolitik Josephs II. darstellen sollen. Obwohl für Joseph II. Bauernschutz und Steuerreform zwei Seiten derselben Medaille waren, wurde in der Forschung der Fokus stärker auf den Bauernschutz gerichtet. Einen Überblick zu diesem Thema bis zum Jahr 1848 bietet Grünberg 1899. Pettenegg 1879 stellt auf Basis der Autobiographie Karl Zinzendorfs dessen wachsende Skepsis gegenüber den Reformmaßnahmen Josephs II. dar. Die grundlegende Arbeit für die Länder der böhmischen Krone ist Grünberg 1893/94, wo der Weg zum Urbarialpatent nachgezeichnet ist und gezeigt wird, wie komplex und oft widersprüchlich dieses Thema war, das der Kaiser 1789 mit einem Schlag neu regeln wollte. Weitere Studien zur Bodenreform in Böhmen und zur Entstehung des Josephinischen Katasters sind Černý 1927/28 und Roubík 1954. Nur teilweise auf archivalischen Quellen fußt Wright 1966, wo nochmals das von Franz Anton Raab und dann von Johann von Hoyer auf den Gütern des aufgelösten Jesuitenordens in Böhmen eingeführte System der Robotabolition behandelt wird. Die dort praktizierte Ablösung der Fronarbeit wirkte, wie in jüngerer Zeit auch Heumos 1996 betonte, vorbildhaft auch für landesfürstliche, städtische und schließlich auch private Grundherrschaften. Zu Schlesien liegt die vergleichende Studie Baumgart 1997 vor, die allerdings auf die Steuer- und Urbarialregulierung unter Joseph II. nicht mehr eingeht. Diese behandelte hingegen jüngst Steiner (Ph.) 2017 für die innerösterreichischen Länder. Einschlägig für Galizien ist das zweibändige Werk des ukrainischen Historikers Roman Rozdolski, eines Schülers Grünbergs (Rozdolski 1962), der zahlreiche, heute nicht mehr existierende Quellen auswerten konnte. Der erste Band wurde drei Jahrzehnte nach seinem Erscheinen ins Deutsche übersetzt (Rozdolski 1992); der zweite Band enthält zahlreiche, meist deutschsprachige Quellen. Glassl 1975 behandelt – bezüglich der Bauern oft auf Basis des älteren Werks Mises 1902 – das breite Feld der Reformen auf dem Gebiet der Verwaltung und der gesellschaftlichen Modernisierung in Galizien seit 1772 und bettet die Bauernpolitik Josephs II. in einen größeren Kontext ein. Finanzgeschichtlich bietet Dickson 1987, Bd. 2, grundlegende Daten und Interpretationen zu den Einkünften der Habsburgermonarchie und zu den Reformen des Kontributionswesens vor 1780. Die jüngere Studie Dickson 2007 untersucht die Reformen in der zentralen Buchhaltung in den 1780er Jahren. Das grundlegende Werk zur Geschichte der josephinischen Steuerreform von 1789 ist Rozdolski 1961. Hinzuweisen ist freilich darauf, dass in der Forschung häufig davon ausgegangen wird, dass es sich hierbei um die endgültige Darstellung dieses Themas handelt, was sie jedoch nicht ist. Rozdolski verfügte über derart umfangreiches Quellenmaterial, dass er nicht mehr als eine äußerst wichtige Einführung geben konnte, an die weitere Forschungen anzuschließen wären. Dickson 1991 stellt die Landesaufnahme in Ungarn v. a. auf Basis der Quellen des HKA und des MNL dar. Gezeigt werden konnte, dass die Arbeit, als sie 1790 eingestellt wurde, weiter fortgeschritten war, als bisher in der Forschung angenommen. Eine Quelle, auf die Rozdolski hingewiesen hat (HKA Hs. 275: Allerhöchste Resolutionen über Gegenstände, die das Steuer-Regulirungs-Geschäft in den deutschen Provinzen betreffen) bildet die Grundlage
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von Mikoletzky (L.) 1971, einer längeren Studie, die noch immer einige Fragen offen lässt. Breite, teilweise sehr allgemeine und im Einzelfall nicht ganz fehlerfreie Überblicke über die Gesamtmonarchie finden sich in Mitrofanov 1910 und anderen Biographien Josephs II. In die Kritik von ständischer Seite gegen die kaiserlichen Landvermesser gibt der äußerst knappe Beitrag Prettenthaler-Ziegerhofer 2006 nur einen ersten Einblick. Eine gute Zusammenfassung der internen Konflikte in der kaiserlichen Verwaltung um die Pläne Josephs II. und die daraus hervorgegangenen Druckschriften bietet Wangermann 2004. Von den frühen Werken seien hier nur drei genannt: Riegger 1792–1795, Bd. 2, bringt eine Statistik zum Katasterbestand in Böhmen 1789 und zu den Erträgen der alten und neuen Grundsteuer in den böhmischen und österreichischen Ländern (ohne Tirol und die Vorlande) sowie in Galizien (Bd. 3: „Entwurf der neuen Grundsteuer 1789“), Grellmann 1802 eine zeitgenössische Interpretation der Steuerregulierung. Die dort abgedruckte (S. 465–533) anonym erschienene Nachricht von der wahren Beschaffenheit der neuen Steuer- und Urbarialregulirung in den k. k. Teutschen Erbstaaten und in Galicien, in der das Kontributionssystem vor den Reformen Josephs II. kritisiert wird, stammt von einem Insider (Sigmund von Zanetti), ist jedoch nicht fehlerfrei und bietet wenig zum Urbarialpatent. Linden 1840 beschreibt das Steuersystem, wie es von Joseph II. vorgesehen worden war, behandelt den Maßstab setzenden Franziszeischen Kataster, enthält aber auch eine kurze Darstellung der Josephinischen Steuerregulierung (Bd. 1, 59–78). Viele Aspekte des Planungen und Ausarbeitungen des neuen Systems Josephs II. sind unklar und müssten auf lokaler Ebene untersucht werden. Wie, beispielsweise, wurde das Gebiet einer Gemeinde festgelegt? Wie wurden die unterschiedlichen Steuerquoten, die den verschiedenen Anbauformen entsprechen sollten, umgesetzt? Wie konnte die Krone überprüfen, ob ein Grundherr tatsächlich nicht mehr als die vorgesehenen 17 fl. 46 2/3 kr. pro 100 fl. bäuerlichen Einkommens einhob? Und wie funktionierte die Erfassung der bäuerlichen Pflichten für die kurze Zeit, in der das Patent tatsächlich in Kraft war?
IX. Wirtschaft und Post
1. Kommerzbehörden und Staatswirtschaftsdeputation Von Grete Klingenstein und Eva Faber
1.1. Die Kommerzbehörden Die Förderung von Handel und Manufakturen wurde im Zeitalter des Merkantilismus zu einer der primären Aufgaben des Staates. Damit verbunden war die Forderung nach Gründung von speziellen Institutionen, sog. Kommerzkollegien. In Wien existierte das vom Kameralisten Johann Joachim Becher 1665/66 angeregte Kolleg nur bis 1671/78. In Frankreich hingegen bestand seit 1664 der Conseil de Commerce, in Großbritannien seit 1696 der Board of Trade. Deren Hauptaufgabe war die Beratung der Regierung, wozu sie Informationen sammelten und Handelsstatistiken führten. An der Staatsverwaltung und an der Exekutive hatten diese Gremien keinen direkten Anteil. Anders in Wien, wo 1717 nunmehr eine „Commercial Conferenz“ zur Vorbereitung des Handelsvertrags mit dem Osmanischen Reich, zum Aufbau der Seefahrt im Mittelmeer und zur Gründung und Leitung der Orientalischen Compagnie eingesetzt und mit Dekret vom 20. März 1719 bestätigt wurde. In der Folgezeit trifft man derartige Beratungsgremien unter verschiedenen lateinischen und deutschen Namen und in verschiedenen administrativen Kombinationen an. Von 1746 bis 1753/54, bis zu seiner Eingliederung in das Haugwitz’sche Directorium in publicis et cameralibus, nennt man es „Universalkommerzdirektorium“. Nach Auflösung des Directoriums in publicis et cameralibus wurden 1762 die Kommerzagenden unter einem eigenen Präsidenten in einem „Kommerzienhofrat“ zwar wieder verselbständigt, aber administrativ eingebunden, anfangs in die BöhmischÖsterreichische Hofkanzlei, später in die Hofkammer. Seine letzte Sitzung hielt dieses Gremium am 8. Januar 1776, bevor es aufgehoben und der Böhmisch-Österreichischen Hofkanzlei einverleibt wurde. Die häufige Rede vom „Universalkommerz“ weist auf das Bestreben der Wiener Regierung hin, die Erbländer zu einer Handels- und Verkehrsunion zusammen- und die durch die Expansion seit 1698 gewonnenen Länder in West-, Süd- und Südosteuropa an die mitteleuropäischen Kerngebiete anzuschließen. Man muss hervorheben, dass sowohl der Altbestand als auch die Neuerwerbungen eigenständige Wirtschaftskörper mit traditionellen lokalen und regionalen Binnenstrukturen bildeten, wobei in einzelnen Ländern auch die Stände ein großes Gewicht besaßen, und dass im Außenhandel infolge der geographischen Bedingtheiten jedes Landes höchst unterschiedliche Prioritäten vorherrschten. Man muss auch erwähnen, dass 1715/17 in Graz für ganz Innerösterreich und somit für den Seehandel schon eine „Kommerzienhauptkommission“ eingerichtet wurde, und dass durch starke ständische Eigeninitiativen seit 1716/17 für Schlesien und
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IX. Wirtschaft und Post
seit 1714 bzw. 1724 für Böhmen eigene Kommerzkollegien bestanden. Man kann daraus die Tendenz ablesen, bereits bestehende Verwaltungseinheiten – vorerst Innerösterreich, das Königreich Böhmen und das Erzherzogtum Österreich ob und unter der Enns – zu Wirtschaftsunionen zusammenzuschließen. Teils beschleunigend, teils retardierend, waren ökonomische Faktoren wesentlich am Staatswerdungsprozess beteiligt. Die personelle Zusammensetzung der Wiener Kommerzbehörde spiegelt die Komplexität der zusammengesetzten Monarchie wider. Die hohe Fluktuation der Räte ist ein Zeichen dafür, wie schwierig sich die Koordination und Formulierung der Handelspolitik gestalteten. Von 1715 bis 1742 lag die oberste Leitung der Außenpolitik und des Außenhandels in den Händen des österreichischen Hofkanzlers Philipp Ludwig Graf Sinzendorf (1671–1742). Er war auch zuständig für Manufakturen, Zunftwesen, Binnenhandel und Verkehrswesen der österreichischen Erbländer. Für 1718/19 findet man als Konferenzteilnehmer das Mitglied des Spanischen Rates, den Neapolitaner Rocco Graf Stella (1670–1720). Zu Anfang der Dreißigerjahre waren dessen Präsident, Don José de Silva y Menezes, Marqués de Villasor, Conde de Montesanto (1679–1749), und dessen Sekretär, Don Ramón de Vilana Perlas, Marqués de Rialp (1663–1741), regelmäßig anwesend. Böhmen war durch seine Oberstkanzler Franz Ferdinand Graf Kinsky (1678–1741) und Wilhelm Albert Graf Krakowsky von Kolowrat (1678–1738) vertreten. Zu diesen „Länderchefs“ kam der seit 1719 amtierende Hofkammerpräsident Johann Franz Gottfried Graf Dietrichstein (1671–1755). Die häufig wechselnden Räte übten ebenfalls mehrere Funktionen aus. Sie kamen aus der Hofkammer, auch aus der Ungarischen Kammer, aus der für Zölle und Mauten zuständigen Ministerial-Banco-Deputation, aus dem für das Osmanische Reich und die Militärgrenze zuständigen Hofkriegsrat und aus der Innerösterreichischen Regierung. Um 1718 wurde der Personalstand erhöht, und es wurde aus einigen Räten eine subdelegierte (Kommerzienhof-)Kommission gebildet. Mit einem eigenen Präsidenten ausgestattet – Franz Joseph von Krapf(f ) folgte im Februar 1719 Johann Christoph Heinrich Graf Oedt (1675–1750) – leistete sie die Vorarbeiten für die strategischen Entscheidungen der Kommerzialkonferenz, auch Hauptkommission genannt, die ihre Vorträge dem Kaiser unterbreitete. In der subdelegierten Kommission wurden Fragen von Tarifbildung, Manufakturgründungen und Kapitalbeschaffung, von Lokalisierung geeigneter Handelspartner und Errichtung von Merkantil- und Wechselgerichten erwogen; es wurden für den Außen- und Binnenhandel Güter und Waren vorgeschlagen, der Ausbau von Triest und Fiume – seit 1719 Freihäfen – und die Errichtung von Handelsstützpunkten erörtert, die Erweiterung des Postnetzes und der Bau von Straßen geplant, und schließlich wurde hier die Korrespondenz mit den Behörden der Länder und Hafenstädte geführt. Die subdelegierte Kommission wurde 1725 zu einer ständigen Einrichtung erklärt. In diesem Jahr wurden für die Agenden des Austriacum, d. h. Ober- und Niederösterreich inklusive Wien, drei Beamte der Niederösterreichischen Regierung aufgenommen – ab 1727 entsandte auch die Böhmische Hofkanzlei zwei Hofräte. Der Präsident war der Hauptkommission verantwortlich. Den Räten wurde eine eigene Besoldung für ihre immer umfangreicher werdenden Arbeiten zugesichert. Somit bestand die subdelegierte Kommission aus dem Präsidenten, fünf Hofkammerräten, zwei niederösterreichischen Regierungsräten, einem niederösterreichischen Kanzleirat, einem Hofkriegsrat und dem Direktor der Orientalischen Kompanie. In der Kanzlei waren zwei Sekretäre, ein Konzipist, ein Kanzlist und ein Registrant tätig, und seit 1726 wurde der Buchhalter der Ministerial-Banco-Deputation beigezogen.
1. Kommerzbehörden und Staatswirtschaftsdeputation 987
Man kann annehmen, dass die Kommerzialkonferenz im Laufe der Dreißigerjahre infolge der territorialen Verluste ihre Orientierung verlor, und dass das noch schwache institutionelle Gefüge dadurch zerrüttet, wenn nicht gar lahmgelegt wurde. 1743 wurden die Kommerzkollegien der Länder reaktiviert, und 1746 wurde in Wien ein „Universalkommerzdirektorium“ eingerichtet. Auch dieses Gremium war ein beratendes Organ. Zu komplex und unterschiedlich waren die Wirtschafts- und Rechtsverhältnisse in den einzelnen Erbländern, als dass direkte Koordinations-, Gesetzgebungs- und Kontrollmaßnahmen ohne Einschaltung der für die einzelnen Ländergruppen zuständigen Hofkanzleien möglich gewesen wären. Die Kommerzkollegien der Erbländer blieben weiterhin den jeweiligen Hofkanzleien bzw. dem Directorium in publicis et cameralibus unter stellt, lediglich ihre Berichte richteten sie an das neue Kommerzdirektorium. Unmittelbare Ingerenz besaß dieses bis 1776 nur über die Intendanz in Triest. Die Leitung hatte der England-erfahrene Präsident der Ministerial-Banco-Deputation, Philipp Joseph Graf Kinsky (1699–1749), inne. Sein Nachfolger war Rudolf Graf Chotek (1706–1771), zugleich Präsident der Ministerial-Banco-Deputation (1749–1761) und der Hofkammer (1759–1761), einer der führenden Köpfe der Wirtschafts- und Finanzpolitik. Zwar wurde 1753/54 das Kommerzdirektorium mit dem 1751 neu errichteten, für die böhmisch-österreichischen Erbländer zuständigen Directorium in publicis et cameralibus vereinigt. Es behielt aber seinen Charakter als eine der Kaiserin direkt unterstellte Hofstelle bei. Dies geschah wohl nicht nur wegen der Person Choteks, sondern auch deshalb, damit in diesem Gremium die ungarischen Agenden durch einen Hofrat der Ungarischen Hofkanzlei mitberaten werden konnten; für Handel und Manufakturen in den Österreichischen Niederlanden und in der Lombardei war die Staatskanzlei zuständig. Neben Chotek waren weitere Herren aus der engsten Umgebung Franz’ I., Maria Theresias und Wenzel Anton von Kaunitz’ im Kommerziendirektorium gewissermaßen in einer Nebenbeschäftigung tätig; 1760 waren es 14, dazu drei Hofsekretäre sowie Konzipisten, Kanzlisten und Akzessisten. In ihre Kompetenz fielen die für den Überland- und Außenhandel produzierenden „Kommerzialgewerbe“, während die „Polizeigewerbe“, die den lokalen Bedarf deckten und der Aufsicht von Magistraten und Zünften unterstanden, dem Directorium in publicis et cameralibus und seit 1761 der Böhmisch-Österreichischen Hofkanzlei zugeordnet waren. Die Räte waren nicht auf einzelne Länder spezialisiert, sondern auf Produktionssparten (Textilien, Leder, Metall), berieten kollegial in sog. Kommissionen und entschieden nach dem Mehrheitsprinzip. Jede Woche sollten zwei Sitzungen abgehalten werden, eine dritte gemeinsam mit der Ministerial-Banco-Deputation. Wenn erforderlich, wurden Produktionsstätten besucht und Untersuchungskommissionen in die Länder entsandt. Im Zuge des Behördenumbaus von 1761/62 wurden die Kommerzagenden in der bürokratischen Hierarchie aufgewertet: Es gab einen eigenen Präsidenten, Franz Reinhold Graf Andler(n) und Witten (1697–1771), und eine Ratsstelle im reorganisierten Hofkommerzienrat sollte in Hinkunft keine Neben-, sondern eine Hauptbeschäftigung sein. 1765 waren sieben Kommerzienräte tätig, darunter der Direktor der Linzer Wollzeugfabrik, drei Sekretäre, drei Konzipisten, sechs Kanzlisten, ein Kommerzialhofagent und weiteres Personal. Als Mitglieder erwünscht waren auch bürgerliche Handelsleute, doch kam es nie zu deren Bestellung. Je nach Erfordernis wurde ein Rat der Ungarischen und der Siebenbürgischen Hofkanzlei beigezogen. Die Verbindungen mit den Regierungen in den Ländern liefen über die Böhmisch-Österreichische Hofkanzlei, der seit 1761/62 Chotek vorstand. Der direkte Kontakt zu den Kommerzkonsessen der Länder war eng begrenzt. Nach drei Jahren (1765) trat Graf Andler-Witten
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IX. Wirtschaft und Post
zurück. Bis Mitte 1771 koordinierte Chotek in Personalunion die Böhmisch-Österreichische Hofkanzlei und den Hofkommerzienrat als zwei getrennte Hofstellen. 1771 wurden diese für kurze Zeit mit der Hofkammer und der Ministerial-Banco-Deputation in Personalunion durch Karl Friedrich Anton Graf Hatzfeld-Gleichen (1718–1793) vereinigt. Heinrich Kajetan Graf Blümegen (1715–1788) folgte schon Ende 1771 als Oberster Kanzler und Leopold Graf Kolowrat (1727–1809) übernahm die MinisterialBanco-Deputation, die Hofkammer und den ihr jetzt angegliederten Hofkommerzienrat. Diese Behörden behielten ihre formelle Selbständigkeit, ihre eigenen Vizepräsidenten und ihre Expedite bei. Die Kommerzagenden wurden als eigenes Departement unter dem Präsidenten Kolowrat und dem Vizepräsidenten Simon Thaddäus Baron Reischach (1728–1803) geführt. Die eigentliche Leitung hatte Reischach inne. 1774/75 waren neun Kommerzienräte, drei Kommerziensekretäre, drei Konzipisten, acht Kanzlisten und weiteres niederes Amtspersonal beschäftigt. Die Erlässe wurden vom Obersten Kanzler unterzeichnet und an die Länderregierungen weitergeleitet, in die 1772 bereits die Kommerzkonsesse einverleibt worden waren. Diese Konstellation blieb bis zu der von Joseph II. betriebenen Reorganisation 1776 erhalten, als der Hofkommerzienrat aufgehoben und die meisten Räte in die Böhmisch-Österreichische Hofkanzlei überstellt wurden. Die ungarischen Kommerzagenden wurden an die Ungarische Hofkanzlei abgetreten.
1.2. Die Staatswirtschaftsdeputation Für die Böhmisch-Österreichische Hofkanzlei wurden in den Sechzigerjahren die Beschaffung und Verarbeitung von Informationen aus den Ländern und deren Koordination mit dem Hofkommerzienrat, der Hofkammer und anderen Hofstellen immer zeitaufwendiger und schwieriger, nicht zuletzt durch die vermehrte Einschaltung der Kreise auf lokaler und des Staatsrats auf zentraler Ebene. Damit stieg die Verschriftlichung der Beratungsabläufe und der Entscheidungsfindung erheblich an. Dem Kameralismus standen jetzt nicht nur die traditionellen, im Lokalen und Regionalen verankerten Denkweisen gegenüber, sondern auch physiokratisches Gedankengut und Freihandelsideen, die unter einigen Räten der Hofkanzlei, des Hofkommerzienrats und des Staatsrats verbreitet waren. Auch wurde, wie in Westeuropa, die Landwirtschaft seit Mitte der Fünfzigerjahre als Wirtschaftsfaktor und Gegenstand von Politik und Verwaltung aufgewertet. Sie wurde als Quelle der für Manufakturen und Handel nutzbaren Rohstoffe und der Nahrungsmittel und somit als unabdingbare Grundlage des Bevölkerungswachstums erachtet. Seit 1764 waren in den Ländern Agrikulturgesellschaften tätig. Diese gehörten zwar weder zum landesfürstlichen noch zum ständischen Regierungsapparat, sandten aber ihre Protokolle über das ständische Verordnetenkolleg bzw. die Landesregierung an die Böhmisch-Österreichische Hofkanzlei. In dieser Situation sollte durch die Errichtung einer von anonymer Seite angeregten und von Chotek entworfenen „Staatswirtschaftsdeputation“ ein neues Beratungs- und Koordinationsinstrument geschaffen werden. Über ihre Aufgaben wurde zwischen dem 28. Oktober und dem 28. Dezember 1768 diskutiert. Die Verwendung des Begriffs „Staat“ zeigt die Notwendigkeit, sich mit länderübergreifenden Problemen zu befassen, die für den Gesamtstaat, Ungarn miteingeschlossen, wichtig waren. Auch sollten die auf mehrere Hofstellen verteilten Wirtschaftssparten gemeinsam mit der Landwirtschaft als
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ein zusammenhängendes System, eben als eine „Staatswirtschaft“, erfasst und in ihrer Interdependenz betrachtet werden. Am 19. Januar 1769 fand die erste Sitzung statt, den Vorsitz führte Chotek. Nach dessen Plan sollten die Böhmisch-Österreichische Hofkanzlei und der Hofkommerzienrat je zwei Hofräte ständig delegieren, weiters sollten je ein Hofrat der Ungarischen und der Siebenbürgischen Hofkanzlei, der Hofkammer, der Ministerial-Banco-Deputation, der Hofrechenkammer und des Hofkriegsrates beigezogen werden, und nach Tunlichkeit auch deren Präsidenten. Nach Bedarf sollten weitere Hofräte, auch solche anderer Behörden wie der „Hofkammer in Banatischen und DomänenGeschäften“, als zusätzliche Fachleute beigezogen werden. Das neue Gremium sollte als Informationszentrale fungieren, die regelmäßig statistische Daten über die Entwicklung der Bevölkerung, der Landwirtschaft, Manufakturen und Gewerbe, der Ein- und Ausfuhr sammelte, auswertete und ihren für Donnerstag angesetzten Beratungen zugrunde legte. Eine eigene Kanzlei wurde nicht eingerichtet. Kam es zu einem Mehrheitsbeschluss mit allerhöchster Resolution, so sollte jene Hofstelle, welcher der referierende Hofrat angehörte, den Fall auf üblichem Weg in die Länder expedieren und eine Abschrift davon der Staatswirtschaftsdeputation übermitteln. Bei Meinungsverschiedenheiten hatte sich die Kaiserin die Entscheidung selbst vorbehalten. Sie verlangte auch die wöchentliche Vorlage der Protokolle. Die Mitglieder erhielten vor der Sitzung eine Liste der Beratungsgegenstände mit den Namen der referierenden Hofräte. Damit die Beratungen sich nicht in lokalen und regionalen Detailfragen festfuhren, wurde am 1. Februar 1772 befohlen, dass die Deputation sich ausschließlich mit Sistemalia, Generalia und dergleichen wichtige, auf mehrere Teile des Staats Einfluß habende Angelegenheiten befassen solle. Beratungsgegenstände waren: die Protokolle der Agrikulturgesellschaften und, vielfach in Reaktion auf die kritische Versorgungslage der Länder – vor allem Böhmens – infolge schlechter Ernten, die Getreide- und Brotpreise, der Anbau von Klee, Erdäpfeln und Ölpflanzen, die Schaf- und Bienenzucht, die Zerstückelung der Gemeinweiden und die Gewinnung von neuen Anbauflächen, die Unterschiede der Steuereinhebung und Gerichtsbarkeit in Böhmen und Niederösterreich, die Schuldensteuer, die Zimentierung von Hohlmaßen und Münzgewichten, der Handel mit dem Osmanischen Reich, der Bau von Straßen und Kanälen sowie die Schiffbarmachung von Flüssen. Diskutiert wurden auch die Vorschläge des Jacques Accarias de Serionne (1706–1792) zur Aktivierung von Ungarns Wirtschaftspotential, und auch die Frage, wie man den Inhalt von Patenten den Untertanen begreiflich machen könne. Die Teilnehmerzahl schwankte stark, und die Räte wechselten häufig. Während am 5. März 1772 zwölf Herren unter dem Vorsitz Blümegens und im Beisein des Präsidenten und des Vizepräsidenten von Hofkammer und Ministerial-Banco-Deputation und auch des Hofrechenkammerpräsidenten debattierten, fanden sich am 22. Mai 1775 überhaupt nur mehr drei Räte ein. Danach dürfte die Deputation nicht mehr einberufen worden sein. So verlief der Versuch Choteks im Sande, sämtliche Wirtschaftsagenden der böhmisch-österreichischen und der ungarischen Ländergruppe, die Landwirtschaft miteingeschlossen, durch ein Fachgremium zu vernetzen. Quellenlage und Forschungsstand Akten zur Einrichtung des Kommerzdirektoriums und des Kommerzhofrates, samt Personalia, Instruktionen und Korrespondenz, finden sich im HKA im Bestand Kommerz
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Ober- und Niederösterreich (Nr. 40/4781, Nr. 42/4783); eine Abschrift eines Protokoll auszugs der konstituierenden Sitzung der Staatswirtschaftsdeputation (19. Januar 1769) im Bestand Kamerale. Wichtig sind auch die im HHStA verwahrten Tagebücher Karl Graf Zinzendorfs. Zinzendorf war seit Juni 1766 Mitglied des Hofkommerzienrates und seit Oktober 1770 Mitglied der Staatswirtschaftsdeputation. Er wohnte den Sitzungen bei, sofern er nicht auf Reisen war. Die Eintragungen zu Sitzungen der beiden Gremien sind von unterschiedlicher Länge, meist jedoch kurz gehalten; sie enthalten auch Informationen über seine Arbeit außerhalb der Sitzungen und über einschlägige Gespräche. Hs. 127 des Nachlasses Zinzendorf enthält Listen der Beratungsgegenstände zu 16 Sitzungen von 1770 bis 1775 zusammen mit Abschriften einiger an andere Hofstellen gerichteter Noten der Böhmisch-Österreichischen Hofkanzlei; hinzu kommen eigenhändige Notizen und Kommentare des Hofkommerzienrates Zinzendorf zu 22 Sitzungen. Das 1927 großteils vernichtete Archiv der Hofkanzlei enthält nur noch einen Karton „Brandakten“ zur Kommerzhofstelle (Kt. 1857). Die Hof- und Staatsschematismen enthalten die Listen der Mitglieder des Hofkommerzienrates; die Staatswirtschaftsdeputation und ihre Mitglieder scheinen darin jedoch nicht auf. Zur Karriere Choteks siehe Cerman (I.) 2008, Kap. 5. Zur Organisation des Hofkommerzienrates von 1762 bis 1776 und zur Einrichtung der Staatswirtschaftsdeputation vgl. bes. Beer 1894 (mit Abdruck von Quellenstellen, allerdings ohne Nachweis). Bis heute wertvoll ist die Darstellung von Organisation und Politik der Kommerzbehörden (1740–1798) aufgrund von Materialien aus dem HKA und aus dem Archiv des Ministeriums des Innern durch Přibram (K.) 1907 (auf sozio-biographische Aspekte und Fragen der Bürokratisierung wird nicht eingegangen); speziell zu Böhmen und zum böhmischen Kommerzkollegium Pribram (A.) 1898. Grundlegend ist die Würdigung der Kommerzbehörden im Kontext der allgemeinen Verwaltung durch ÖZV II/1/1. ÖZV II/2 bringt einschlägige Aktenstücke für die Zeit von 1749 bis 1754; fortgesetzt in ÖZV II/3. Schünemann 1933 beurteilt – ohne auf Interna und einzelne Mitglieder einzugehen – den Hofkommerzienrat als Hauptvertreter der gegen Ungarn gerichteten böhmisch-österreichischen Manufakturinteressen. Otruba 1963 wertet v. a. fünf Handschriften des HKA aus, die 3.140 Entscheidungen Maria Theresias in Wirtschaftssachen von 1764 bis 1776 enthalten. Das behördengeschichtliche Kapitel basiert hauptsächlich auf ÖZV II/1/1. Klingenstein 2000 versucht, anhand der zur Wirtschaftssteuerung eingerichteten Gremien von Hofkommerzienkommission und Staatswirtschaftsdeputation, die unterschiedliche Gewichtung ökonomischer Faktoren für den Staatswerdungsprozess zu erfassen. Faber 1995 stellt die Phasen der Wiener Kommerzbehörden aus dem Blickwinkel der innerösterreichischen Kommerzverwaltung bzw. der Verwaltung von Stadt und Hafen Triest dar, die bis 1776 direkt den Wiener Kommerzbehörden unterstand. Zur Finanz- und Wirtschaftspolitik der Habsburgermonarchie insgesamt vgl. Dickson 1987, Bd. 1 (mit kurzer Stellungnahme zur Staatswirtschaftsdeputation, die im Kontext von Bürokratisierung gedeutet wird; der Hofkommerzienrat ist nicht thematisiert); siehe auch Hackl (B.) 2008.
2. Handelskompanien, Industrieförderung und staatliche Wirtschaftspolitik Von Andrea Komlosy
Die habsburgischen Ambitionen, ein Weltreich zu begründen, fanden mit der Teilung der habsburgischen Länder in eine spanische und eine österreichische Linie (1521/22) ein Ende. Die territoriale Erweiterung des von Ferdinand I. in Mitteleuropa aufgebauten Länderkomplexes zielte daher in Richtung Osten und Südosten, wo durch den Vormarsch des Osmanischen Reiches ein ernst zu nehmender imperialer Konkurrent existierte, der die militärische Aufmerksamkeit für die kommenden Jahrhunderte auf sich zog. Globale Hegemonie – dies zeigte vor allem der Aufstieg der Republik der Vereinigten Niederlande zur wirtschaftlichen Führungsmacht im 17. Jahrhundert – entstand nun vorrangig nicht mehr auf dem Wege territorialer Erweiterung, sondern durch die Kontrolle von Verkehrswegen und Handelsströmen. Eine zentrale Rolle nahmen dabei zunächst Handelskompanien ein. Deren Erfolg erforderte die rechtliche, politische und militärische Rückendeckung der Staaten, sodass die wirtschaftliche erst recht wieder zwischenstaatliche Konkurrenz nach sich zog, die in der Folge immer wieder zur kolonialen Inbesitznahme außereuropäischer Gebiete führte und damit europäische Staaten zu Kolonialreichen mit überseeischen Besitzungen machte. Im 17. Jahrhundert spielte die Habsburgermonarchie aufgrund ihrer kontinentalen Lage sowie der starken Bindung der Kräfte in der Auseinandersetzung mit dem Osmanischen Reich in der Konkurrenz um außereuropäische Handelswege, Stützpunkte und koloniale Erwerbungen keine Rolle. Entwicklungsmöglichkeiten in dieser Hinsicht eröffneten erst die Friedensschlüsse von Utrecht und Rastatt (1713/14), die die angestrebte Wiedererrichtung der habsburgischen Herrschaft über Spanien und seine Kolonien zwar zunichtemachten, durch die Zuerkennung der Herrschaft über die Spanischen Niederlande der Habsburgermonarchie allerdings erneut einen Zugang zum Atlantik bescherten. Nun konnte auch das Haus Österreich – mit geraumer Verspätung gegenüber den westeuropäischen Staaten – überseeische Ambitionen hegen. Gleichzeitig ermöglichte die Serie von erfolgreichen Eroberungen in Ungarn und Südosteuropa, die der Abwehr des osmanischen Angriffs auf Wien 1683 folgten, auch den Ausbau von Handelsverbindungen. Die Friedensschlüsse besiegelten territoriale Gewinne; und sie bildeten den unmittelbaren Anlass zur Gründung von Handelskompanien, die Unternehmen aus dem habsburgischen Territorienkomplex den Einstieg in den Fernhandel mit West-, Süd- und Ostasien ermöglichen sollten. Der neu erworbene Handlungsspielraum war in ein internationales sowie ein innenpolitisches Bedingungsumfeld eingebettet. International sind hier vor allem die bereits bestehenden Ostasien-Handelskompanien – die britische East India Com-
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pany (EIC), die niederländische Vereenigde Oost-Indische Compagnie (VOC) und die französische Compagnie des Indes Orientales – zu nennen. Die Gründung einer kaiserlichen Ostindien-Kompanie wurde einerseits als Konkurrenz wahrgenommen, andererseits aber auch als ein Instrument, dessen sich diejenigen, die die Monopole der großen Kompanien umgehen wollten, bedienen konnten.
2.1. Koloniale Ambitionen und das Scheitern der kaiserlichen Ostindien-Kompanien Als dem Haus Österreich im Zuge der Auseinandersetzungen um die spanische Erbfolge in den Friedensverträgen von Utrecht und Rastatt 1713/14 die Südlichen Niederlande zugesprochen wurden, erlangte die zentraleuropäische Landmacht auch ein Stück Atlantikküste. Es entsprach ganz und gar dem Zeitgeist, diese Küste als Sprungbrett für den Kolonialhandel zu nutzen. Aufgrund der – ebenfalls „ererbten“ – Sperre der Schelde durch die Holländer, die Antwerpen vom Meer abschnitt, bot sich Ostende als Ausgangshafen für den Handel mit Ostindien an, das in den Augen der Zeitgenossen den gesamten Indischen Ozean von Ostafrika bis Indonesien und China umfasste. Den Beginn machten Handelsschiffe verschiedener international tätiger Kaufleute und Bankiers, die sich um eine kaiserliche Autorisierung bemühten. Die Kompanie von Ostende wurde schließlich am 19. Dezember 1722 von Karl VI. mit einem kaiserlichen Privileg ausgestattet, der Charte de la Compagnie Impériale et Royale établie dans les Pays-Bas Autrichiens. Dieses Privileg umfasste den Handel mit Ost- und Westindien sowie den afrikanischen Küsten. Die Kompanie, die ihren Hauptsitz in Antwerpen haben sollte, war als Aktiengesellschaft organisiert; ihr war gestattet, Kriegsschiffe auszurüsten, die kaiserliche Flagge zu führen, Kolonien, Forts und Faktoreien anzulegen und Verträge mit indischen Fürsten zu schließen. Die ersten drei Schiffe der kaiserlich-privilegierten Kompanie verließen im Februar 1724 Ostende. Als erstes Landstück wurde Cabelon (Coblon, auch Sadatpatnam) an der indischen Koromandelküste in Besitz genommen, eine Siedlung von mehreren tausend Einwohnern, die auf Bleicherei und Färberei spezialisiert waren; es folgte, nach Verhandlungen mit dem Nabob von Bengalen, die Gründung einer Faktorei im Mündungsgebiet des Ganges, Bankibazar, zu deren Schutz ein kaiserliches Fort errichtet wurde. Auf späteren Fahrten kamen zu diesem Besitz noch umliegende Seidenweberdörfer dazu. Neben indischen Häfen steuerten weitere Schiffe China an, wo durch den Handel mit Porzellan, Seide und Tee die größten Gewinne erzielt wurden. Es konnten Dividenden von 20 bis 40 % ausgeschüttet werden. Die Stützpunkte und Ländereien, die sich die Kompanie aneignete, standen formal unter der Souveränität des Kaisers; sie durfte diese Besitzungen zwar wirtschaftlich nutzen, aber nicht veräußern. Fast schien es, als hätte auch für die österreichischen Habsburger die Stunde der kolonialen Eroberungen geschlagen. Karl VI. hatte die Rechnung freilich ohne Großbritannien gemacht. Die habsburgische Herrschaft in den Österreichischen Niederlanden hing vom Wohlwollen Englands ab, das die habsburgische Präsenz als Garant gegen eine weitere Ausdehnung Frankreichs betrachtete. Außerdem besaßen die Generalstaaten in den Österreichischen Niederlanden militärische Besatzungsrechte in den sog. Barrierefestungen, die jedoch von Wien finanziert werden mussten. Beide Mächte hatten nicht das geringste Interesse, sich mit der österreichischen Statthalterschaft auch Konkurrenten für
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ihre Ostindien-Kompanien einzuhandeln. Sie vertraten die Ansicht, die militärische Barriere erlege den Österreichischen Niederlanden auch Abstinenz in Sachen Kolonialhandel auf. Indem Großbritannien und die Generalstaaten gegen den Handelsplatz Ostende auftraten, machten sie gleichzeitig privaten englischen und holländischen Händlern, die mit der EIC und der VOC konkurrierten, den Hafen streitig. Hinter dem Machtkonflikt der Großmächte versteckten sich somit handfeste ökonomische Interessen. Auch Frankreich und Preußen betrachteten die von Ostende ausgehenden Ostindienaktivitäten als unerwünscht; lediglich Spanien stand auf Seiten Österreichs. Die Gegner der kaiserlich-privilegierten Handelskompanie bildeten 1725/26 die Allianz von Herrenhausen und erklärten die Ostindien-Kompanie zum Casus Belli. Um der Pragmatischen Sanktion von 1713 die nötige internationale Anerkennung zu sichern, ließ der Kaiser die Privilegien der Kompanie von Ostende 1727 auf sieben Jahre suspendieren. Die geheime Fortsetzung von Aktivitäten der Kompanie von spanischen Häfen aus und mit Schiffen unter schwedischer, dänischer oder polnischer Flagge scheiterte einerseits am diplomatischen Bruch mit Spanien, andererseits an den feindlichen Interventionen der Seemächte. Artikel 5 des (Zweiten) Wiener Vertrages, den Karl VI. am 16. März 1731 mit Großbritannien zur Anerkennung der Pragmatischen Sanktion schloss (und dem Spanien im Juli 1731, die Generalstaaten im Februar 1732 beitraten), verpflichtete den Kaiser, die Kompanie von Ostende für immer aufzuheben und allen kaiserlichen Ländern, die früher unter spanischer Herrschaft gestanden hatten, den Handel mit Indien zu untersagen. Die nach der Auflösung begonnene Umgehung des Handelsverbotes über Hamburg, das hoffte, die österreichische Bedrängnis zum Einstieg in den Ostindienhandel nutzen zu können, scheiterte ebenfalls an Gegenmaßnahmen der großen Seemächte. Die kaiserliche Ostindien-Kompanie blieb nach ihrer formalen Auflösung (1731/32) noch bis 1785 als Finanzinstitut bestehen, das sich im Überseehandel und im Versicherungsgeschäft engagierte. Die Faktoreien befanden sich weiterhin im Besitz Karls VI., der – ein skurriles Kapitel der Überseegeschichte – an seinem Souveränitätsanspruch festhielt. Nachdem die Schiffe bereits an eine schwedische Gesellschaft verkauft worden waren, die damit ihrerseits eine Ostindien-Kompanie begründete, erhielt der Kaiser mit Hilfe von Franz de Schonamille, der als Gouverneur in Bankibazar geblieben war, die Fiktion einer Kolonie aufrecht. Die kaiserliche Garnison war allerdings nicht mehr lange in der Lage, ihre Autorität gegenüber anderen Handelskompanien sowie gegenüber der einheimischen Bevölkerung aufrecht zu erhalten. Zu einem Zeitpunkt, als Maria Theresia die Faktoreien ihrem Gemahl Franz Stephan schenkte, verstrickten sich die unter kaiserlicher Flagge kämpfenden Soldaten am Ganges in aussichtslose Gefechte, in denen der letzte Gouverneur auch den Tod fand. Trotz dieses unrühmlichen Ausgangs stattete die Krone 1775 erneut eine OstindienHandelsgesellschaft, die Compagnie Imperiale d’Asie et d’Afrique oder Kompagnie von Triest, mit einem kaiserlichen Privileg aus. Die Initiative ging diesmal von Wilhelm Bolts, einem in Amsterdam geborenen Geschäftsmann, aus. Nachdem Bolts als Angestellter der britischen EIC in Bengalen Geschäfte auf eigene Faust gemacht hatte und gekündigt worden war, stand er vor einem gewaltigen Schuldenberg. Es gelang ihm, ein kaiserliches Privileg für den Handel zwischen Triest und Ostasien zu erlangen. Darin wurde seine Kompanie zur Errichtung von Handelskontoren und Plantagen, zum Abschluss von Verträgen sowie zur Landnahme im Namen des Kaisers ermächtigt. Explizit wurde auch der Handel mit Sklaven gestattet. Als Geldgeber fungierte u. a. das Bankhaus Proli, das schon an der Kompanie von Ostende beteiligt gewesen war. Zudem wurde Bolts für die Ausfuhr von
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Kupfer, Eisen und Quecksilber aus den habsburgischen Ländern ein staatlicher Exportkredit gewährt. Das erste Schiff des Unternehmens, die Earl of Lincoln, startete im März 1776 in London unter britischer Flagge. Bei Gibraltar wechselte es Flagge und Namen. Als Joseph und Theresia lud es Waren und Bewaffnung in Livorno, vereinigte sich mit zwei Schiffen aus Triest und begann eine über viereinhalb Jahre lange Reise, auf der es rund um Afrika nach Goa, an die Malabarküste und zu den im Indischen Ozean gelegenen Nikobaren gelangte. Die Partnerschaft zwischen Bolts, den Geldgebern und den kaiserlichen Behörden war von Beginn an von tiefen Interessengegensätzen geprägt. Während Bolts die Konstruktion vor allem dafür nutzen wollte, unter ihrem Schutz eigene Handelsgeschäfte im Raum des Indischen Ozeans zu tätigen, waren die Antwerpener Geldgeber am direkten Handel mit Indien und China interessiert, dessen Erträge der Gesellschaft zugutekommen sollten. Am Wiener Hof gab es hinsichtlich der Unterstützung keine einheitliche Linie. Während sich Maria Theresia und ihr wichtigster Berater, Staatskanzler Wenzel Anton Fürst Kaunitz, für die Privilegienverleihung an Bolts aussprachen, standen Joseph II. sowie der Oberste Kanzler Heinrich Kajetan Graf Blümegen dem Projekt skeptisch gegenüber. Karl Graf Zinzendorf, der Gouverneur von Triest, lehnte die Unterstützung offen ab. Letztlich überwog die Möglichkeit, mithilfe von Handelsgeschäften koloniale Präsenz zeigen zu können, bestehende Zweifel. Das Unternehmen wurde als koloniale Expedition mit militärischer Beteiligung inszeniert, in deren Verlauf in der Delagoa-Bucht im Südosten Afrikas, in Mangalore und Carnar und auf der Insel Ballipatnam an der Malabarküste sowie auf den Nikobaren Land bzw. Faktoreien offiziell in Besitz genommen, d. h. beflaggt, militärisch befestigt und mit einer Besatzungsmannschaft ausgestattet wurden. An der Malabarküste erfolgte die Landnahme im Einverständnis mit dem Herrscher Hyder (Haidar) Ali, der Österreich als Verbündeten gegenüber Großbritannien zu gewinnen trachtete; in Ostafrika, Goa und auf den Nikobaren hisste Bolts die kaiserliche Fahne, was über kurz oder lang zum militärischen Eingreifen Portugals und Dänemarks führte, die diese Gebiete bereits früher für sich reklamiert hatten. Nach dem wenig überraschenden Konkurs im Jahr 1786 ließ Bolts die „österreichischen“ Kolonien und ihr Verwaltungspersonal im Stich.
2.2. Vom kolonialen zum binnenwirtschaftlichen Modell: Die Orientalischen Handelskompanien Zeitgleich mit den kolonialen Ambitionen über den westlichen Außenposten Ostende fand in den 1720er Jahren eine österreichische Handelsoffensive nach Südosten statt. Bei dieser ging es nicht um koloniale Landnahme, sondern um die Sicherung von Handelsverbindungen bzw. die Erschließung von neuen Absatzmärkten für einheimische Manufakturerzeugnisse sowie Bezugsquellen für Rohstoffe und Waren der Levante. Diese Aktivitäten entsprachen ganz den ein halbes Jahrhundert zuvor postulierten Maximen der sog. österreichischen Kameralisten Johann Joachim Becher, Philipp Wilhelm von Hörnigk und Wilhelm von Schröder. Bereits 1667 war in Wien auf Initiative Bechers eine (erste) Orientalische Handelskompanie gegründet worden, die mit einem Monopol für den Handel mit dem Osmanischen Reich ausgestattet wurde und Niederlagen in Ofen, Belgrad und Konstantinopel errichten konnte. In den ersten Jahren ihres Bestehens wurden etliche Schiffe mit Tex-
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til- und Eisenwaren die Donau abwärts bis Semlin und Ruse geschickt, von wo aus die Waren auf dem Landweg weiter nach Konstantinopel transportiert wurden. Zusätzlich handelte die Kompanie mit Olivenöl, das von der Levante nach Triest gebracht wurde. Eine umfangreichere Geschäftstätigkeit im Orienthandel konnte die Kompanie jedoch nie entfalten, da das Osmanische Reich im 16. und 17. Jahrhundert bereits kostengünstiger von den westlichen Seemächten mit Gewerbeprodukten versorgt wurde. In Summe überwog daher der Export von Waren aus dem Osmanischen Reich in die habsburgischen Länder bei Weitem den Handelsverkehr in umgekehrter Richtung. Vermittelt wurde dieser Warenaustausch größtenteils nicht durch die Orientalische Kompanie, sondern von osmanischen Untertanen griechischer, serbischer, armenischer und jüdischer Herkunft, die sich bereits seit dem Beginn des 17. Jahrhunderts in Wien niederlassen durften. Bis zu ihrem Ende im Zuge der Wiener Türkenbelagerung von 1683 war die (erste) Orientalische Handelskompanie – entgegen ihrem Namen – in erster Linie mit dem Handel von Rindern und Rinderhäuten aus Ungarn beschäftigt. Die nach 1683 folgende Gegenoffensive führte zur Eroberung von Ungarn und Siebenbürgen (1699), des Banats (1718) und kurzzeitig (1718–1739) sogar von Nordserbien mit Belgrad und der Kleinen Walachei. Der Friede von Passarowitz (1718) ermöglichte die Wiederbelebung der Handelsbeziehungen zwischen den habsburgischen Ländern und dem Osmanischen Reich, die während der Türkenkriege zwar nie vollständig zum Erliegen gekommen waren, aber doch merklich gelitten hatten. Am 27. Mai 1719 wurde die (zweite) Orientalische Handelskompanie von Karl VI. mit einem Privileg auf die Dauer von 20 Jahren ausgestattet. Die Kapitalaufbringung für die rasch anwachsenden Unternehmungen gestaltete sich schwieriger als erwartet, sodass sich neben privaten Investoren auch die Wiener Stadtbank auf Wunsch Karls VI. beteiligen musste und schließlich zusätzliche Mittel über eine Lotterie aufgebracht wurden. Als Leitung wurde aus dem Kreis der Aktionäre ein Kollegium von 15 Personen auf drei Jahre gewählt; nur das Oberhaupt (capo) musste vom Kaiser genehmigt werden. Ziel des Unternehmens war der Ausbau des Handels mit dem Osmanischen Reich, aus welchem bisher vor allem Luxuswaren importiert wurden. Nun hoffte man, die Verhältnisse umkehren zu können: Das Osmanische Reich sollte in erster Linie als Bezugsquelle für Rohstoffe und Halbfabrikate wie Baumwolle, Garne, Farbstoffe, Pelze und Häute sowie als Absatzmarkt für österreichische Gewerbeprodukte dienen. Der parallel mit dem Frieden von Passarowitz abgeschlossene Handels- und Schifffahrtsvertrag bildete dafür die Rechtsgrundlage; gleichzeitig wurde der Ausbau der Verkehrswege nach Süden und Südosten in Angriff genommen. Triest und Fiume wurden zu Freihäfen erklärt (1719) und damit das Handelsmonopol von Venedig im östlichen Mittelmeerraum in Frage gestellt. Die Kayserlich privilegirte Orientalische Compagnie war mit einem Monopol für den Großhandel zu Wasser und zu Lande mit dem Osmanischen Reich und den dessen Oberhoheit unterstehenden Ländern ausgestattet; ihr waren der Bau von Schiffen und die Herstellung der dafür nötigen Ausrüstungsgegenstände inklusive dem Betrieb einer Kanonengießerei gestattet. Der Gesellschaft wurde in der Folge auch das in den habsburgischen Bergwerken gewonnene Rohkupfer sowie dessen Verarbeitung und Vertrieb anvertraut. Die Kompanie wurde auch mit dem Recht, Manufakturen zu gründen bzw. zu unterhalten, ausgestattet. So wurde z. B. Triest als Standort für eine Zuckerraffinerie vorgesehen. Im textilen Bereich erhielt die Kompanie Monopolrechte zum Betrieb von Wollund Baumwollmanufakturen. Die im Laufe der Jahre erlangten Privilegien verknüpften
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Orienthandels- und -transportmonopole mit Erzeugungsmonopolen in verschiedenen Branchen. Die Produktionsbereiche, die davon betroffen waren, wurden dem zünftischen Einfluss entzogen; gleichzeitig setzte sich der Kompaniehandel über die städtischen Handels- und Niederlagsprivilegien hinweg und erhielt Zoll- und Mautvergünstigungen. Damit stellte die Orientalische Handelskompanie ein Instrument dar, die lokalen Vorrangregeln in Produktion und Handel außer Kraft zu setzen und die von ihr kontrollierten Wirtschaftsbereiche der Logik von Wachstum und Kapitalverwertung zu öffnen. Karl VI. erhoffte sich davon Steuereinnahmen zur Finanzierung von Heer und Staatsapparat, er scheute aber auch nicht vor der direkten Entnahme von Gesellschaftskapital zurück. Die beiden ersten Manufakturgründungen in Österreich unter und ob der Enns, die Baumwolle verarbeiteten – Groß-Siegharts und Schwechat –, gehen auf die Initiative der (zweiten) Orientalischen Kompanie zurück; zudem erwarb diese im Jahr 1722 die bereits seit 1672 bestehende Linzer Wollzeugfabrik. Das Naheverhältnis der Handelskompanie zum Herrscherhaus sollte das Gründungsrisiko und die Unwägbarkeiten des Orienthandels ausgleichen. Tatsächlich bewirkte der Geldhunger der landesfürstlichen Kasse, die das Unternehmen in die riskante Finanzierung über eine Lotterie drängte, den baldigen Bankrott (1731), dessen nur schwer nachvollziehbare Umstände Anlass zur Legendenbildung gaben. Strukturell gesehen musste ein Unternehmen, das von Anbeginn an mit so großen und widersprüchlichen Aufgaben überfrachtet war, an diesen Ansprüchen scheitern. Die (zweite) Orientalische Kompanie kann jedenfalls für sich in Anspruch nehmen, in der Habsburgermonarchie die Baumwolle als Rohstoff für die textile Massenproduktion erschlossen zu haben. Während die Kompanie selbst 1731 aufgelöst wurde, wurden für die textilen Produktionsunternehmen Auffanggesellschaften gegründet, die ihrerseits mit Privilegien ausgestattet wurden. Im Fall der Linzer Wollzeugfabrik und der Schwechater Baumwollmanufaktur verlief dies erfolgreich; im Fall von Groß-Siegharts hingegen trieb der Bankrott der Kompanie auch den Herrschaftsinhaber in den Ruin. Die Kurzlebigkeit der unter kaiserlichem Schutz stehenden Handelskompanien ersparte der Habsburgermonarchie den Interessengegensatz zwischen Handels- und Produktionskapital. Die wirtschaftspolitischen Anstrengungen konzentrierten sich in der Folge auf die Gewerbeförderung, die Erhöhung von Ausstoß und Produktivität sowie die Schaffung und den Schutz von Absatzmärkten. Auch wenn die Hauptrichtung des Exports nach Südosteuropa ging, wurden österreichische Manufakturwaren über Netzwerke von Großhändlern und Konsuln in den Hafenstädten des Mittelmeers auch nach Spanien sowie über Cadiz in die spanischen Kolonien verkauft.
2.3. Gewerbe-, Manufaktur- und Fabrikenförderung Der konzertierte Start der österreichischen Baumwollerzeugung hatte diese Sparte von Beginn an auf eine großbetriebliche Grundlage gestellt, in der zünftische Wachstumsund Mengenbeschränkungen ausgeschaltet blieben und Aktienkapital, staatliche Förderung und Massenabsatz bestimmend waren. Bemühungen zur Förderung der Industrie gehen allerdings bereits ins 17. Jahrhundert zurück. Mit dem Ziel des Aufbaus eines österreichischen Manufakturwesens wurden staatliche Privilegien zum Aufbau neuer Produktionszweige an Fabrikanten verliehen. Zunächst arbeiteten diese Gewerbezweige vor allem für die Luxusbedürfnisse des Adels, etwa in der Seidenweberei, im Laufe des 18. Jahrhun-
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derts erfassten sie auch Produkte für den Massenbedarf. Die privilegia privativa sicherten dem Produzenten ein ausschließliches Erzeugungs- und Verkaufsrecht, Marktschutz sowie die Befreiung vom Zunftzwang zu. Eine zentrale Funktion der Privilegien bestand darin, ihre Inhaber von der Geltung zünftischer Regulierungen auszunehmen. Die zünftischen Regulierungen betrafen die Zulassung zur Unternehmensgründung, Standort und Unternehmensgröße, das Volumen der Produktion, Qualitätsbestimmungen sowie Beschäftigung, Ausbildung und soziale Absicherung der Arbeitskräfte. Weitere Vorschriften betrafen den Transport und die Vermarktung der Produkte. Zünfte und städtische Magistrate sorgten dafür, dass alle mit Marktrechten ausgestatteten Orte an einer Transportroute über Beförderung, Qualitätskontrolle und Niederlagsrechte am Handel und damit an den Verkaufserträgen beteiligt waren. Diese Regelsysteme hatten eine weit gestreute Verteilung der Gewinne an die Berechtigten zur Folge und standen Wachstum, Konzentration und Gewinnakkumulation entgegen. Die Zurückdrängung zünftischer und kommunaler Regulierungen lag nicht nur im Interesse von neuen Unternehmensgründern, die die zünftisch-kommunalen Regeln als Expansionsfessel begriffen, sondern auch im fiskalischen Interesse des Staates, versprachen höhere Unternehmensgewinne doch eine Erhöhung der Einnahmen aus Steuern und Abgaben. Die Förderung von Fabriken und Manufakturen setzte sich somit aus einem breiten Spektrum von Maßnahmen zusammen, die einerseits unmittelbar auf den Produktionsbereich abzielten, andererseits aber auf die Transformation des gesamten rechtlichen, administrativen und institutionellen Umfeldes, in das die gewerbliche Produktion eingebettet war. Zünfte, städtische Magistrate sowie Grundherrschaften wurden im Laufe des 18. Jahrhunderts sukzessive in ihren Kompetenzen eingeschränkt. Dies erfolgte über eine staatliche Wirtschaftspolitik, die Handelskompanien, gewerblichen Produzenten und Verlegern über Dekrete und Gesetze von oben Monopolrechte für Produktion und Technologien (Privilegien und Patente) verlieh, aber auch Liberalisierungen im Bereich des Handels (etwa Detailverkauf, Hausierwesen, Qualitätsordnungen) und der Verfügbarkeit von Arbeitskräften (Freizügigkeit, Abschaffung der Leibeigenschaft bzw. einiger Elemente der Untertänigkeit) verordnete. Auch die Reorganisation der Behörden gehörte in den Bereich der staatlichen Wirtschaftspolitik. Seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts fanden Bemühungen zur Schaffung zentraler staatlicher Wirtschaftsbehörden sowie eines einheitlichen Wirtschaftsraumes („Universalkommerz“) statt, so unter dem Einfluss des Ökonomen Johann Joachim Becher (1666 Gründung des Kommerzkollegiums). Entsprechende Verwaltungsstellen wurden auch auf Länderebene eingerichtet. Bezeichnungen und Behördenorganisation wechselten im Laufe des 17. und 18. Jahrhunderts mehrfach. Dabei kristallisierte sich die Trennung von Warenproduktion und Handel von der politischen Verwaltung heraus. Nach der Zerschlagung des Directoriums in publicis et cameralibus wurde 1762 der Hofkommerzienrat – wie das 1746 geschaffene Universalkommerziendirektorium – als dafür zuständige eigenständige Zentralbehörde (Hofstelle) geschaffen. Die Selbständigkeit des Kommerzienrates wurde aber schon 1765 durch die Angliederung an die Hofkanzlei wieder beseitigt. In den Ländern gab es seit 1749, als Nachfolger der älteren Kommerzkommissionen, die Kommerzkonsesse. Zünfte, Magistrate und adelige Grundherren, die oft nicht nur im Agrarbereich, sondern auch in der gewerblichen Verarbeitung engagiert waren, konnten ihre Interessen bei Hof, den Beratern und Behörden weiterhin geltend machen. Dennoch lässt sich im langfristigen Verlauf eine Entwicklungslinie beobachten, die den Zentralstaat und seine
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Behörden auf Kosten der Zünfte, städtischen Magistrate und Herrschaftsämter sowie den Fabriks-Unternehmer auf Kosten des Handwerks-Unternehmers stärkte. „Fabrik“ bedeutete im zeitgenössischen Kontext nicht dasselbe wie heute. Der Begriff wurde seit dem Ende des 17. Jahrhunderts als eine vom Handwerk unterschiedene Form des gewerblichen Betriebes verwendet und war gleichbedeutend mit „Manufaktur“. Einen begrifflichen Unterschied zwischen Manufaktur (= Handbetrieb) und Fabrik (= Maschinenbetrieb) gab es bis ins frühe 19. Jahrhundert nicht, als sich Fabrik als Bezeichnung für eine zentralisierte Produktionsstätte mit nichtanimalischer Antriebskraft, Maschineneinsatz und einem höheren Grad der Arbeitsteilung durchsetzte; Manufaktur bezieht sich demgegenüber auf eine zentralisierte Produktionsstätte mit menschlicher oder tierischer Antriebskraft und Werkzeugeinsatz. Aufgrund der mangelnden Verfügbarkeit von Arbeitskräften am Fabriksort, aber auch weil die Arbeitsweise des Handbetriebs die Zentralisierung der Arbeitsschritte nicht zwingend erforderte, waren die frühen Fabriken vielfach als eine Kombination von Manufakturzentrale und dezentralen Produktionsstätten im Rahmen des Verlagswesens organisiert. Besonders charakteristisch kommt dies im textilen Verlagswesen zum Ausdruck, das sich im Fall großer Manufakturen über einen Einzugsbereich von mehreren hundert Kilometern mit tausenden von sog. verlegten Arbeitskräften erstreckte, die die Arbeiten in der „Hausindustrie“ als Heimarbeiter oder als zuliefernde Handwerker erledigten. Daneben gab es seit dem 17. Jahrhundert Bemühungen, mit der Gründung von Zucht- und Arbeitshäusern Arbeitskräfte für den Einsatz in der gewerblichen Produktion bereitzustellen und zu „disziplinieren“. Die Baumwollverarbeitung, die vor der Gründung der (zweiten) Orientalischen Handelskompanie in der Habsburgermonarchie praktische keine Bedeutung besaß, war durch die Privilegienvergabe an die Kompanie bzw. die in ihrer Nachfolge tätigen Manufakturen als großbetrieblicher Zweig etabliert worden, der von Anbeginn an außerhalb der zünftischen Kontrolle agierte. Diese Konstellation trug dazu bei, dass in den habsburgischen Ländern die Baumwollindustrie einen sehr frühen und von rivalisierenden Interessengruppen weitgehend ungehinderten Start erlebte. Die Baumwollerzeugung fungierte daher als ein Pionier bei der Implementierung einer neuen staatlichen Wirtschaftspolitik. Der Typus der privilegierten Manufaktur breitete sich aber auch in anderen Sparten der Textilerzeugung sowie in zahlreichen anderen Gewerbezweigen aus. Am wichtigsten war neben der Textil- die Metallverarbeitung. Vergleichbar mit der Versorgung mit textilen Fasern, bildeten hier Bergbau und Metallgewinnung entscheidende vorgelagerte Sektoren. Bergordnungen, Festlegungen regionaler Einzugsbereiche, die Unterstützung für neue Förder- und Schmelztechniken bildeten einen großen Komplex staatlicher Wirtschaftspolitik. In der Metallverarbeitung spielten zentrale Werkstätten und dezentrale Fertigung im Verlagssystem zusammen. Bei der Fabrikenförderung können verschiedene Phasen unterschieden werden. Im Laufe des 17. Jahrhunderts stellten privilegierte Unternehmen die Ausnahme im Gewerbesektor dar, der in der Hauptsache von den Zünften kontrolliert wurde. Weitere Möglichkeiten, den Geltungsbereich der Zünfte zu umgehen, eröffneten auch die Hofbefreiung, die Ausstellung von Schutzdekreten für einzelne Gewerbetreibende, der Einsatz von Militärhandwerkern sowie die Einrichtung von Zucht- und Arbeitshäusern, deren Insassen als gewerbliche Arbeitskräfte eingesetzt wurden. Die Zeit zwischen 1720 und 1760 stand im Zeichen der exklusiven Privilegienvergabe an Textilmanufakturen. Sparte, räumliche und zeitliche Gültigkeit sowie Einzugsbereiche für den Verlag waren darin genau festgelegt. Die Textilerzeugung in Österreich ob und unter der Enns wurde von den
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beiden Großunternehmen bestimmt, die aus der Konkursmasse der (zweiten) Orientalischen Kompanie übriggeblieben waren – der Schwechater Baumwollmanufaktur und der Linzer Wollzeugfabrik. Die Schwechater Baumwollmanufaktur, die bis 1762 in den österreichischen Erbländern über ein Baumwollmonopol verfügte, verband die Manufakturzentrale in Schwechat mit einem weitreichenden Verlagssystem, das um die Mitte des 18. Jahrhunderts bis zu 30.000 Personen beschäftigte. Die Linzer Wollzeugfabrik verlegte bis zu 50.000 Personen im Land ob der Enns, im westlichen Waldviertel und in Südböhmen. In Böhmen ging die Initiative zur Manufakturgründung maßgeblich von adeligen und geistlichen Herrschaftsinhabern aus; es gab eine größere Anzahl Manufakturen mit engerem Einzugsbereich. In Vorarlberg wurde die Baumwollverarbeitung von Schweizer Verlegern eingeführt. Ein von höchster Stelle toleriertes Unterlaufen des Baumwollmonopols der Schwechater Fabrik stellte die Baumwollmanufaktur dar, die von Herzog Franz Stephan von Lothringen 1736 im Jahr seiner Hochzeit mit Maria Theresia auf seiner oberungarischen Herrschaft Sassin gegründet wurde. Dieses Unternehmen hatte aufgrund der hohen Zölle zwischen Österreich und Ungarn jedoch mit erheblichen Problemen zu kämpfen. Das Sassiner Unternehmen wurde daher 1754 mit der Schwechater Manufaktur vereinigt und erhielt Zoll- und Mautbegünstigungen bei der Einfuhr nach Österreich. Eine zweite Phase der Fabrikenförderung setzte in den 1760er Jahren mit dem Abgehen vom exklusiven Privilegiensystem ein. In einer Übergangsphase kamen weitere Unternehmer in den Genuss von Fabriksprivilegien, bis das Privilegiensystem durch allgemein gültige Zulassungsbedingungen für die Gründung von Fabriken ersetzt wurde, die in einem Fabrikenrecht festgelegt wurden. Der Einsatz von bestimmten Technologien wurde im Patentrecht geregelt. Mit der Abschaffung der Monopolprivilegien wurde auch der Wirkungsbereich der Zünfte erheblich eingeschränkt. In einer ersten Runde wurden zahlreiche Gewerbesparten vom Zunftzwang ausgenommen. Darüber hinaus wurden die Gewerbe, je nachdem ob sie für lokale oder für überregionale Märkte produzierten, seit 1753/54 in „Polizeigewerbe“ und „Kommerzialgewerbe“ unterteilt. Während erstere zünftisch organisiert waren und unter Aufsicht der Herrschaften und der städtischen Magistrate bzw. in zweiter Instanz der Kreisämter standen, operierten letztere völlig ohne Zunftzwang; ihre Verwaltung lag bei den Länderstellen. Einen Höhepunkt erreichte die Liberalisierungspolitik mit den Reformen der 1780er Jahre im Bereich der Agrarpolitik, des Handels und der Binnenmarktentwicklung. Diese sorgten einerseits dafür, dass die entstehende Fabrikindustrie über Arbeitskräfte verfügte, die keinen Freizügigkeits- und Mobilitätsbeschränkungen durch die Herrschaftsinhaber unterlagen. Andererseits transformierte die (teilweise) Abschaffung der Binnenzölle (Zollpatent Maria Theresias vom 15. Juli 1775) einen Großteil der deutschen Erbländer in einen zusammenhängenden Absatzmarkt für Industriewaren, der mithilfe eines Schutzzollsystems gleichzeitig gegenüber ausländischer Konkurrenz abgeschirmt wurde. Eine Kehrtwendung erlebte die staatliche Wirtschaftspolitik in dieser Zeit im Montanwesen. Die jahrhundertealte, in der Mitte des 18. Jahrhunderts perfektionierte Gepflogenheit, Eisengewinnung und -verarbeitung strengen Bewirtschaftungsregeln unter staatlicher Kontrolle zu unterstellen, wich in den 1780er Jahren einer Liberalisierung. Widmungsbezirke, Produktionsquoten und Preiskontrollen wurden abgeschafft und bewirkten die Entwicklung von Eisengewinnung und -verarbeitung auch in Regionen, die bisher vom Montanwesen ausgeschlossen gewesen waren.
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Als Flankenschutz für den Binnenmarkt wurde ein Schutzzollsystem aufgebaut, das ab 1784 prohibitiven Charakter hatte. Vor Inkrafttreten des Prohibitivzolls war die Einfuhr ausländischer Waren grundsätzlich möglich, wobei zu bedenken ist, dass bis 1775 auch andere Erbländer als Zollausland galten. Ein Blick auf die Mautordnung von 1755 zeigt z. B. eine starke zollpolitische Differenzierung bei den Baumwolleinfuhren: Importe aus dem Ausland unterlagen wesentlich höheren Zolltarifen als solche aus anderen Erb ländern; der Zoll stieg mit dem Verarbeitungsgrad, lag jedoch bei Luxusprodukten – wie etwa feinen ostindischen Zitzen, die in den Erbländern zu diesem Zeitpunkt nicht hergestellt wurden – wesentlich niedriger als bei den sonstigen Baumwollgeweben. 1775 erfolgte die Vereinigung von Böhmen, Mähren, (Österreichisch-)Schlesien, Österreich ob und unter der Enns, Steiermark, Kärnten, Krain, Görz, Gradiska und dem Litorale zu einem gemeinsamen Zollgebiet, dem 1784 auch Galizien einverleibt wurde. Tirol, Vorarlberg, die Lombardei und Venetien wurden erst 1825/26 in den gemeinsamen Markt eingegliedert. Die Länder der ungarischen Krone waren bis 1851 Zollausland: Österreichische Industriewaren waren bei der Ausfuhr nach Ungarn einer geringeren Verzollung ausgesetzt als Importe, meist Agrarprodukte, aus Ungarn. Diese Zolldiskriminierung wurde seitens der zentralen Hofstellen damit begründet, dass die ungarischen Stände Verwaltungs- und Steuerreformen der Zentralregierung – insbesondere jede direkte Besteuerung des sehr zahlreichen ungarischen Adels – auf ihrem Territorium zurückwiesen. Das Zollpatent von 1775 schob der Einfuhr der meisten verarbeiteten Baumwollwaren einen Riegel vor, Ausnahmen stellten lediglich Baumwollgarn und ganz feine Stoffe dar. Das Zollpatent vom 27. August 1784 schließlich untersagte für eine lange Liste von Warengruppen, darunter fast alle verarbeiteten Baumwollprodukte, die kommerzielle Einfuhr gänzlich. Sog. außer Handel gesetzte Waren konnten in Hinkunft nur mehr von privaten Konsumenten gegen Entrichtung der Zollgebühren eingeführt werden. Die Zollsätze auf Baumwollgewebe – nun auch auf die feinen – waren freilich so hoch, dass sie de facto einem Einfuhrverbot gleichkamen. Lediglich Rohbaumwolle und Baumwollgarne konnten von Händlern und Produzenten eingeführt werden. Seit dem Zollpatent von 1784 führte für Händler und Fabrikanten, die beispielsweise kostengünstige Rohgewebe als Vorprodukte für weitere Verarbeitungsstufen importieren wollten, am Importverbot für außer Handel gesetzte Waren nur der Schmuggel vorbei. In den grenzüberschreitenden Textilregionen, die Vorarlberg, Nordböhmen, Nordmähren und die Lombardei einschlossen, war dieser gang und gäbe. Zur Bekämpfung des Schmuggels gab es ein aufwendiges Nummerierungs- und Stempelungssystem, dessen Erfolgsquote freilich im Dunkeln liegt. Die auf der Basis von Manufaktur- und Verlagswesen im 18. Jahrhundert etablierte Textilindustrie beruhte auf dem Einsatz von einfachen Handspinnrädern und Handwebstühlen sowie von Drucktischen mit Handmodeln, die von den Produzenten bzw. von Landhandwerkern selbst verfertigt oder von den Verlegern zur Verfügung gestellt wurden. Solange auch andere Textilregionen die gleiche Technologie benutzten, kam den Zolltarifen vor allem eine fiskalische Rolle zu. Sobald jedoch andere europäische Textilregionen mechanische Spinn-, Web- und Druckmaschinen einsetzten und billigere Fabriktextilien auf den Markt brachten, veränderte der Zoll seinen Charakter. Das Baumwoll-Manufakturwesen, das durch das Abgehen vom exklusiven Privilegiensystem im Jahr 1762 eine Ausweitung der Standorte erfahren hatte, agierte ab 1784 im Schutz eines Prohibitivzolls, der so gut wie keine ausländischen Baumwollwaren ins Land ließ. Zu diesem Zeitpunkt geriet die kontinentale Baumwollspinnerei unter den Preis- und Qualitätsdruck
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des Garns aus den mechanischen englischen Baumwollspinnereien. Als Reaktion intensivierte man einerseits die herkömmliche Handspinnerei und schützte ihre Produkte vor der Maschinenkonkurrenz, andererseits bemühte man sich, das immer unüberschaubarer werdende Verlagssystem durch die Errichtung von mechanischen Fabriken im eigenen Land zu ersetzen. Dafür benötigte man Techniker, Investoren und geschulte Arbeitskräfte, was sowohl durch Forschungs-, Entwicklungs- und Qualifikationsmaßnahmen im Land als auch durch Industriespionage und die Anwerbung von ausländischen Investoren und Fachkräften bewerkstelligt wurde. Die zahlreichen Experimente, die in den beiden letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts in Angriff genommen wurden, führten um 1800 zum Ziel: In Böhmen und in Niederösterreich entstanden die ersten Baumwollspinnereien mit mechanischem Antrieb und eröffneten in der Habsburgermonarchie das Zeitalter der zentralisierten Produktion mit mechanischem Antrieb, die in Hinkunft mit „Fabrik“ gleichgesetzt wurde. Die (Groß-) Manufaktur als organisatorische Klammer hatte ausgedient. Ihre Organisationsform war mit der Auslagerung des arbeitsintensivsten Tätigkeitsbereichs, des Spinnens, in mechanische Spinnfabriken hinfällig geworden. Die Schwechater Baumwollmanufaktur stellte den Betrieb im Jahr 1820 ein, desgleichen das Sassiner Unternehmen; andere Manufakturbetriebe schlossen ebenfalls oder spezialisierten sich auf eine textile Sparte, etwa den Baumwolldruck, für welche sie die Vorprodukte durch den Großhandel bezogen. In der Weberei erfolgte die Zentralisierung der Produktion in Fabriken erst im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts.
2.4. Semiperiphere Industriemacht im Zentrum Europas Es scheint, als seien die habsburgischen Länder am Ende des 18. Jahrhunderts auch ohne überseeischen Kolonialbesitz ein ernst zu nehmender europäischer Textilproduzent geworden. Österreichische Unternehmer konnten die explodierende Nachfrage nach Baumwollgarn einerseits durch die konzertierte Ausweitung der Handspinnerei, andererseits durch die Umstellung auf mechanische Spinnerei decken. Auch in den anderen textilen Sparten spielte Importware auf keiner Stufe des Produktionsprozesses eine strategische Rolle für die Gewährleistung der einheimischen Produktion. Lediglich die Einfuhr des Rohstoffes Baumwolle war unabdingbar. Mit Ausnahme von Vorarlberg, das andere Lieferanten kannte, kam die Rohbaumwolle aus dem osmanischen Herrschaftsbereich. Die Frage, ob österreichische Textilwaren am Weltmarkt konkurrenzfähig waren, stellte sich nur in begrenztem Maße, denn der Großteil der Textilien fand am Binnenmarkt Absatz. Die Residenzstadt Wien und die anderen Großstädte der Monarchie übten eine beträchtliche Nachfrage auf die Textilwirtschaft aus. Dazu kam das Eindringen textiler Massenprodukte in ländliche Regionen, die im Zuge der Liberalisierung des Hausierwesens in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts flächendeckend erschlossen wurden. Bedruckte Baumwollstoffe stellten einen beliebten Konsumartikel dar, der gleichermaßen die stoffliche Basis für städtische Moden wie für die im Geiste der Heimatpflege aufkommende Trachtenbekleidung bildete. Eine wachsende Nachfrage nach Uniformstoffen, Decken und Lederwaren ging von der Armee aus. Auch im Bereich der Metallindustrie entstand ein breites Spektrum von qualifizierten Erzeugungs- und Verarbeitungsunternehmen. Die Modernisierung der Produktionsland-
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schaft in der Eisenindustrie kann allerdings nicht eindeutig auf der Erfolgsseite verbucht werden. Eine große Zahl von Betrieben fiel zu Beginn des 19. Jahrhunderts einem Konzentrationsprozess zum Opfer. Die überlebenden Standorte hinkten in der Übernahme neuer Technologien, insbesondere der Substitution von Holzkohle durch Mineralkohle bei der Verhüttung, der englischen Entwicklung hinterher. Dies machte sich bemerkbar, als im 19. Jahrhundert die Führungsrolle bei der Industrialisierung von der Textil- auf die Eisenindustrie überging. Die habsburgischen Länder, die durch die territorialen Zugewinne auf Kosten des Osmanischen Reichs und durch die Polnischen Teilungen nun ganz Ungarn mit Siebenbürgen, dem Banat und Kroatien-Slawonien, Galizien und die Bukowina umfassten, hatten im Laufe des 18. Jahrhunderts eine deutliche Ostwärtsverlagerung erfahren. Die Expansion nach Osten und Südosten kompensierte bis zu einem gewissen Grad die Niederlagen, die die Habsburger bei ihren Gehversuchen im Ostindienhandel erlebten. Durch die französische Besetzung gingen die Österreichischen Niederlande endgültig verloren (1797); stattdessen erhielt Österreich im Frieden von Campoformido Venetien, Westistrien und Dalmatien. Die atlantische Orientierung war damit einer ost- und südosteuropäischen Erstreckung mit einem langen adriatischen Küstenbereich gewichen. Anstelle von Handelskontoren und Kolonien erfolgte der moderne Staatsaufbau auf der Basis von territorialer Konsolidierung und der Einverleibung von inneren Peripherien in das heterogene Großreich. Dieses bot einen aufnahmefähigen Binnenmarkt für die Produkte der Industrie, die vor allem in Nieder- und Oberösterreich, den böhmischen Ländern, der Steiermark und Vorarlberg ansässig war. Ungarn, Galizien und die Bukowina hingegen erlebten keine vergleichbare Industrieförderung, sondern blieben weitgehend Agrarregionen und Importgebiete von Gewerbeprodukten aus den böhmisch-österreichischen Ländern. Über den Binnenmarkt hinaus gelangten österreichische Gewerbe- und Industrieprodukte auch auf ost- und südosteuropäische Märkte jenseits der Grenzen der Habsburgermonarchie, die zwar über alte textilgewerbliche Traditionen, nicht jedoch über eine moderne Massenproduktion verfügten und daher im Rahmen einer sich zwischen Westund Zentraleuropa einerseits und Ost- und Südosteuropa andererseits herausbildenden ungleichen internationalen Arbeitsteilung Fertigwaren gegen Rohstoffe und Halbfabrikate eintauschten. Eine Fertigwarenausfuhr aus den habsburgischen Ländern in westeuropäische Staaten, die selbst über eine entwickelte Industrie verfügten, fand nur in geringem Ausmaß statt. Die Habsburgermonarchie wies eine uneinheitliche Wirtschaftsstruktur mit einem Einkommens-, Wertschöpfungs- und Kompetenzgefälle zwischen einem westlichen Zentrum (Industrieregionen) und einer östlichen Peripherie (Agrarregionen) auf, die durch die territorialen Erweiterungen im 18. Jahrhundert weiter verstärkt wurde. Diese ungleiche Arbeitsteilung innerhalb des Staates fügte sich in eine gesamteuropäische Arbeitsteilung, in der die Habsburgermonarchie gegenüber Ost- und Südosteuropa eine Zentrumsrolle, gegenüber westeuropäischen Industriestaaten die Rolle einer Peripherie einnahm. Quellenlage und Forschungsstand Die Aufarbeitung der Geschichte der Handelskompanien auf Basis der im HKA und im HHStA vorhandenen Quellen erfolgte durch Dullinger 1900, Pollack-Parnau 1927, Markov 1961a, 1961b und 1985 sowie Benedikt 1965; weitere ältere Werke
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zum Thema sind Aragon 1901, Huisman 1902, Hertz (G.) 1907, Herzfeld 1920, Halm 1943/54, Aretin 1959, Hassinger 1942 und 1964a, Tremel 1964, Randa 1966. Jüngere Auseinandersetzungen mit österreichischen Handelskompanien bieten Tschugguel 1996 (zum Orienthandel), Hokr 2006, bei der die Verbindung mit dem Manufaktur- und Verlagswesen in Niederösterreich im Vordergrund steht, sowie die Arbeiten Meisterle 2007, 2008 und 2014, die die älteren Darstellungen zu den Ostindien-Kompanien von Ostende und Triest präzisieren und in mancher Hinsicht auch korrigieren konnten. Eine knappe Zusammenfassung des Themas bietet auch Hutterer 2011. Zum Export österreichischer und böhmischer Manufakturwaren in den atlantischen Raum nunmehr Kaps 2013 und Herrero Sánchez–Kaps 2017 (mit einem Vergleich der unterschiedlichen Organisationsformen von Orient- und Atlantikhandel). Die kolonialen Ambitionen in Übersee und die Tätigkeit der Handelskompanien können nicht ohne Vergleiche mit den westeuropäischen Vorläufern und Vorbildern auskommen, besonders dann, wenn die Rolle der österreichischen Unternehmen in ihrer Interaktion mit ausländischen Kompanien behandelt wird (vgl. Ramcke 1969, Fürber 1976, Carlson 1984, Morineau 1994, Wallerstein 1998–2012, Bde. 2 und 3). Einen Einblick in den zeitgenössischen Diskurs über Ziele und Aufgaben österreichischer kolonialer Aktivitäten zur Zeit Josephs II. bietet Schweighofer 1783. Die Reformen im Bereich der Gewerbeförderung und der Binnenmarkterschließung sind quellenmäßig im HKA und in den gedruckten Gesetzessammlungen (v. a. Codex Austriacus mit Suppl. I–IV und Handbuch Joseph II. 1785–1790) gut dokumentiert und in der Literatur breit aufgearbeitet. Vgl. zusammenfassend Matis 1981a und 2005, Otruba 1981a und 1981b, Freudenberger 1967, 1978, 2003 sowie Kaps 2015a, die auf den Grundlagenwerken Fournier 1887, Mayer (F.) 1897, Beer 1895a und 1899, Pribram (A.) 1898, Tschiersky 1902, Adler (M.) 1903, Přibram (K.) 1907, Srbik 1907, Grossmann (H.) 1914 und Slokar 1914 aufbauen. Zur Rolle der Zünfte vgl. Ehmer 2002. Methodische Überlegungen zur Erstellung von Außenhandelsstatistiken bietet Kaps 2015b. Auch die Manufakturgründungen des 18. Jahrhunderts sind gut erforscht. Als Grundlagenwerke auf Basis archivalischer Quellen dienen nach wie vor die Bände Hofmann (V.) 1919 und 1926, die sämtlichen Folgedarstellungen zugrunde liegen, sowie Hassinger 1961 und 1964b. Für Böhmen sei auf die Werke von Arnošt Klíma hingewiesen, die in einer englischsprachigen Werkauswahl vorliegen (Klíma [A.] 1991), für Mähren auf Myška 1994, für Vorarlberg auf Weitensfelder 2001, für Oberösterreich auf Pfeisinger 2006, für Niederösterreich auf Matis 1981a, Komlosy 1991 und Hokr 2006; für die Manufakturen Franz’ I. in der Westslowakei Mikoletzky (H.) 1960 und 1961b. Die langfristige Entwicklung der österreichischen Textilindustrie zeichnet Komlosy 2010 nach. Einen Überblick über das Montanwesen vermittelt Mitterauer 1974, regionale Fallstudien aus diesem Sektor bieten Sandgruber 1971 und 1977. Unter den zahlreichen Schriften über die „österreichischen“ Kameralisten und ihre Wirtschaftspolitik sind u. a. Roscher 1864, Bidermann 1870, Sommer 1920/25, Tremel 1961, Zwanowetz 1971, Dittrich (E.) 1974, Buchner 2008 und jüngst auch Isenmann (M.) 2014 zu nennen. Speziell zu Becher siehe Hassinger 1951a und 1951b sowie Bog 1953; zu Hörnigk Gerstenberg 1930 und Otruba 1964b; zu Schröder Srbik 1910. Zum Übergang von den Kameralisten zu den Physiokraten Klingenstein 1994.
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Die Entwicklung der österreichischen Industrie erfordert die Beschäftigung mit der Regionalstruktur, der Herausbildung eines Binnenmarkts sowie einer ungleichen Arbeitsteilung zwischen den Regionen der Habsburgermonarchie – vgl. dazu Saurer 1989b, Komlosy 2003 und Kaps 2015a sowie als Klassiker zur Zollpolitik im 18. Jahrhundert Beer 1893 und Baldauf 1898. Zum Vergleich der Industrieentwicklung in Österreich mit anderen europäischen Staaten Freudenberger 2003 und Komlosy 2004.
3. Das Postwesen Von Thomas Winkelbauer Nach mailändischem und venezianischem Vorbild und wohl auch angeregt durch Frankreich, wo zwischen 1477 und 1482 ein mit Pferdewechsel arbeitendes königliches Nachrichtensystem eingerichtet worden war, entstand seit dem letzten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts mit der habsburgischen Post allmählich ein neues transnationales Kommunikationsnetz, das zunächst primär dem politischen Nachrichtenbedarf der Habsburger, bald aber auch den Notwendigkeiten des (Fern-)Handels und dem Informationsbedürfnis anderer Höfe und der Städte Rechnung trug. Der Name der Post kommt von den „Posten“, den in regelmäßigen Abständen errichteten Relaisstationen für den Pferdewechsel (posita mansio, posita statio). Der wesentliche Unterschied zum Botenwesen bestand darin, dass bei der Post der Brief oder das Paket nicht durch nur einen Boten, sondern durch eine Kette von an den Poststationen die Pferde wechselnden Überbringern an den Zielort gelangte.
3.1. Die Reichspost 3.1.1. Das „Postimperium“ des Hauses Taxis und die Entstehung der „Reichspost“ im 16. Jahrhundert König Maximilian I. errichtete 1490, im Zuge der Übernahme der Regierungsgeschäfte in der Grafschaft Tirol, eine königliche (später kaiserliche) Post mit dem Zentrum in Innsbruck. Die Leitung wurde Angehörigen der aus dem – seit 1428 venezianischen – Gebiet von Bergamo stammenden Familie Taxis (Tasso/Tassi[s]) anvertraut, deren Mitglieder im Kurierwesen Venedigs und der Päpste bereits reiche Erfahrungen erworben hatten. Den Anstoß für die Einrichtung dynastischer Stafettenkurse im Auftrag Maximilians, seines Sohnes Philipp und seines Enkels Karl gaben die durch das burgundische und später das spanische Erbe wachsenden Kommunikationsbedürfnisse der Habsburger. Zur Beherrschung ihrer großen und heterogenen Herrschaftsgebiete bedurfte es eines schnellen und zuverlässigen Nachrichtensystems. Unter diesen Umständen entwickelte sich die Post. Von zentraler Bedeutung wurde im 16. Jahrhundert die kontinentale Nord-SüdRoute von der Wirtschaftsmetropole Antwerpen über die niederländische Haupt- und Residenzstadt Brüssel, die Reichsstadt Augsburg, die habsburgische Residenzstadt Innsbruck und über den Brennerpass weiter nach Bozen, Trient und Verona bzw. Mailand. Brüssel war der Ausgangspunkt der zweiten Hauptroute nach Spanien. Von Anfang an wurden die wichtigsten internationalen Postverbindungen von Angehörigen der weitverzweigten Familie Taxis betrieben, die sich seit 1650 mit Bewilligung
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König Philipps IV. von Spanien und Kaiser Ferdinands III. Thurn und Taxis nannten. Zunächst agierten die Taxis im Auftrag König Maximilians I., seit 1501 jedoch im Auftrag der spanischen Krone. Sie verlegten das Zentrum der Post daher von Innsbruck nach Brüssel in die Spanischen Niederlande. 1505 schloss Franz von Taxis, der Stammvater der späteren Reichsgeneralpostmeister und eigentliche Begründer des internationalen Postwesens, einen folgenreichen Vertrag mit König Philipp I. von Spanien. Durch diesen ersten spanisch-niederländischen Postvertrag wurde die Taxis-Post praktisch zu einem delegierten, vom Staat bzw. vom König protegierten Dienstleistungsunternehmen. Die Brüsseler Taxis waren künftig nicht mehr in beamtenähnlicher Stellung, sondern selbständige, in ihrer Funktion als beeidete Haupt-, später Generalpostmeister aber weiterhin weisungsgebundene Unternehmer. Sie organisierten, unterhielten und erweiterten die Postkurse nun gegen eine Pauschalvergütung auf eigene Rechnung. Durch den 1516 geschlossenen zweiten spanisch-niederländischen Postvertrag wurde Italien ausdrücklich in ihr Postsystem einbezogen. Die beiden Verträge stellten die wichtigste rechtliche Grundlage des „Postimperiums“ des Hauses Taxis dar. Seit der Kaiserwahl Karls V. lagen die taxisschen Posten mit ihren Verwaltungszentralen in Innsbruck und Brüssel im Herrschaftsbereich ein und desselben Monarchen. Am 14. Juni 1520 ernannte Karl V. Johann Baptist von Taxis zum Generalpostmeister seines gesamten Herrschaftsbereichs (unter Einschluss des Heiligen Römischen Reichs). Seit 1519 stellte er alle die Post betreffenden Urkunden und Schriftstücke in seiner Eigenschaft als Kaiser aus. Damit wurde die Entwicklung der von der spanischen Krone subventionierten Taxis-Post zur kaiserlichen Reichspost in die Wege geleitet. Aus finanziellen Gründen – wegen der chronischen Zahlungsschwierigkeiten Maximilians I. und wegen des oft verspäteten und unvollständigen Eintreffens der spanischniederländischen Gelder sowie um die Post zu einem gewinnbringenden oder wenigstens kostendeckenden Unternehmen zu machen – gingen die Taxis spätestens seit etwa 1510 dazu über, gegen Bezahlung auch privaten Kunden Postdienstleistungen anzubieten. Aus einer dynastischen Kommunikationsverbindung entwickelte sich eine mehr oder weniger allgemein verfügbare Einrichtung mit regelmäßigem Verkehr und geordnetem Tarifsystem. Charakteristisch wurde ein System der Mischfinanzierung durch Zahlungen kaiserlicher und königlich-spanischer bzw. niederländischer Finanzbehörden einerseits und der Privatkunden andererseits. Für die seit den 1530er Jahren wöchentlich verkehrenden Postkurse setzte sich die Bezeichnung „Ordinari-Post“ durch. Es kam in diesem Zusammenhang zu einer Umstrukturierung der älteren Nachrichtensysteme im Heiligen Römischen Reich: Die Botendienste von Städten, Klöstern, Universitäten, Kaufleuten, Handelsgesellschaften und Fürsten wurden im Laufe des 16. Jahrhunderts neu geordnet und orientierten sich auf die Postämter des von Brüssel nach Innsbruck führenden TaxisKurses und dessen Anschlusskurse. Die Postkurse wurden seit dem zweiten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts nicht mehr durch von den Postmeistern abhängige Knechte und Tagelöhner bedient, sondern durch sog. Posthalter, bei denen es sich meist um wohlhabende ortsansässige Wirte mit eigenem Betriebskapital (Wirtshaus, Landwirtschaft, Pferde, Knechte) handelte, die von den Taxis als Subunternehmer angeworben wurden und die ihrerseits einen ihrer Knechte als Postreiter (Postillion) beschäftigten. Mit steigender Institutionalisierung und Verstetigung der Postrouten fanden sich seit der Mitte des 16. Jahrhunderts vermehrt Unternehmer, die bereit waren, in den Neubau von Posthäusern, also eines neuen Typus von Profanbauten, zu investieren.
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Spätestens seit den 1520er Jahren wurde das sich der Allgemeinheit öffnende Postwesen zu einem wichtigen Motor der Beschleunigung und Intensivierung der Kommunikation, und zwar sowohl im Bereich des Brief- und Nachrichtenverkehrs und des bargeldlosen Zahlungsverkehrs (Wechselbriefe) als auch des Personenverkehrs. Das bis zu der um 1700 – in der Habsburgermonarchie erst ein halbes Jahrhundert später – erfolgten Durchsetzung der Fahrpost (mittels Postkutsche) übliche „Postieren“ von Personen, d. h. die „postmäßige“ Personenbeförderung durch in den Posthäusern gewechselte Pferde („mit unterlegten Pferden“), ist erstmals für das Jahr 1515 quellenmäßig belegt. Die fixierten und langfristig – abgesehen vor allem von Reisen des kaiserlichen bzw. königlichen Hofs und kriegsbedingten Umleitungen – wenig variablen Postlinien, die zu Kanälen der Kommunikation wurden, transportierten nicht mehr nur die Korrespondenzen der Habsburger und ihrer Behörden in Innsbruck, Wien, Prag, Graz und Linz, Valladolid, Toledo, Barcelona, Saragossa, Granada und Madrid, Mechelen, Brüssel und Mailand, sondern auch Briefe, Wechsel und Pakete von Privatkunden. Im erwähnten System der Mischfinanzierung der Post verschob sich das Schwergewicht im Laufe der Zeit immer mehr auf letztere, bis die Reichspost im 17. und 18. Jahrhundert zu einem immer höhere Gewinne abwerfenden Unternehmen wurde. Das Zentrum der spanisch-niederländischen und der „Reichspost“ – der Begriff taucht erstmals 1559, kurz nach der Teilung des Imperiums Karls V. unter seinen Sohn Philipp II. und seinen Bruder Ferdinand I., in einer Urkunde Kaiser Ferdinands auf – war und blieb Brüssel. Nach wie vor lebte die europäische Post, auch auf dem Gebiet des Heiligen Römischen Reichs, in erster Linie von spanischen und niederländischen Subventionen, doch wurde die spanische bzw. niederländische Post in Deutschland anscheinend als zunehmend fremd empfunden. Überdies stockte die Auszahlung der spanisch-niederländischen Gelder infolge der spanischen „Staatsbankrotte“ in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts und wegen des 1568 ausgebrochenen, bis 1648 währenden SpanischNiederländischen Krieges wiederholt. 1577 brach das internationale System der Taxis-Post vorübergehend zusammen, was ein Wiedererstarken der städtischen und der Kaufmannsboten auch auf der Nord-SüdMagistrale von Brüssel nach Italien zur Folge hatte. Die mit dem Ziel der Überwindung der Krise durch eine 1579 eingesetzte kaiserliche Postkommission betriebene „Postreformation“ wurde mit der Ernennung des königlich spanischen Generalpostmeisters Leonhard von Taxis zum kaiserlichen Generaloberstpostmeister im Heiligen Römischen Reich durch Rudolf II. im Jahr 1595 erfolgreich abgeschlossen. Die Postinteressen der famiglia e società di Tassi verlagerten sich mehr und mehr auf das engere Reichsgebiet. Am 6. November 1597 erklärte Rudolf II. durch ein Mandat die Post auf dem Boden des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation zu einem kaiserlichen Regal und untersagte unter Androhung hoher Geldstrafen allen städtischen Boten die postweise Beförderung von Briefen und anderen Objekten (Zeitungen, [mit Geld] beschwerten Briefen etc.), d. h. den Wechsel der Boten und / oder der Pferde unterwegs, sowie den Gebrauch des Posthorns. Diese erstmals 1578 ausgesprochenen und im 17. Jahrhundert mehrfach erneuerten kaiserlichen Verbote zielten in erster Linie auf die überregionalen, parallel zu den Hauptkursen der Reichspost geführten sog. Neben-, Metzger- oder Winkelposten. Für die Sammlung, Beförderung und Verteilung der Briefe und Pakete abseits der internationalen Postkurse hingegen bedurfte die Post noch bis ins 19. Jahrhundert der (städtischen) Boten und der privaten Fuhrleute und „Lehnrössler“ (Pferdevermieter) als Ergänzung des auch nach 1618 noch sehr weitmaschigen Postroutennetzes.
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3.1.2. Die Reichspost im 17. und 18. Jahrhundert Um 1600 begann die weitere Verzweigung des von den Spanischen Niederlanden nach Italien führenden Hauptkurses der taxisschen Post. Die Postkurse wurden erst nun zu einem wirklichen Postnetz verdichtet. Seit dem letzten Viertel des 16. Jahrhunderts wurden neben den alten Hauptpostämtern in der Reichsstadt Augsburg und der landesfürstlichen Stadt Innsbruck weitere mit der Hauptlinie durch wöchentliche Ordinari-Posten verbundene (Ober-)Postämter in Reichsstädten errichtet, und zwar in Köln (1577), Frankfurt am Main (1598), Hamburg und Erfurt (beide 1616), Nürnberg (1617) und Regensburg (1618). Bereits 1604 wurde zur Vermeidung von Umwegen eine direkte Postverbindung zwischen Frankfurt und Köln eingerichtet, sodass es erstmals auf einer Teilstrecke einen zur Hauptroute parallelen Nord-Süd-Kurs gab, der 1615 nach Nürnberg und Prag verlängert wurde. Mehr als drei Dutzend weitere Postämter in Reichsstädten folgten bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts. 1615 belehnte Kaiser Matthias Lamoral von Taxis mit dem Reichspostwesen als einem erblichen Reichslehen in direkter männlicher Linie; 1621 wurde das Lehen auf die weiblichen Erben erweitert. Nach dem Abschluss der Postreformation wurde die Post damit endgültig als Reichsinstitut (eben als „Reichspost“) anerkannt und organisatorisch der Reichskanzlei unterstellt. Da die Reichskanzlei dem Erzbischof von Mainz als Reichserzkanzler unterstand, wurde dieser zum Schutzherrn der Reichspost (protector postarum) eingesetzt. Karl VII. erhob die Reichspost schließlich 1744 zum kaiserlichen Reichs- und Thronlehen (feudum regale majus et coram throno caesareo). Der Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges beeinträchtigte zunächst nur den Prager Kurs der Reichspost, der jedoch nach der Schlacht am Weißen Berg rasch wiederhergestellt wurde. In den 1620er Jahren wurde Augsburg als Zentrum der Reichspost endgültig von Frankfurt abgelöst. Nach dem Prager Frieden (1635) scheint sich die Reichspost finanziell erstmals selbst getragen zu haben, ja sie dürfte sogar beträchtliche Gewinne abgeworfen haben. Seit 1643 waren für die Dauer des Friedenskongresses die beiden westfälischen Tagungsorte Münster und Osnabrück an das Postnetz der Reichspost angebunden. 1645 richtete die in einer Krisenzeit der Reichspost außerordentlich umsichtig agierende Reichspostmeisterin Alexandrine von Taxis im Auftrag Ferdinands III. einen neuen Postkurs von Münster über Frankfurt und Nürnberg nach Linz mit Anschluss nach Wien und 1646 einen direkten Postkurs von Münster nach Brüssel ein. Die Versuche, das Postmonopol der Reichspost durchzusetzen, verfolgten zwei Ziele: Erstens sollte die Post durch die Ausschaltung privater Konkurrenz endgültig zu einem gewinnbringenden, nicht auf öffentliche Subventionen angewiesenen Betrieb gemacht werden, und zweitens hatte nur bei einem zentralisierten Postwesen eine möglichst lückenlose Briefzensur, die insbesondere in Kriegszeiten ein wichtiges Werkzeug der Spionage war (Ziffernkanzlei [Kap. IX.4]), eine Chance auf Realisierung. Nachdem die Post in den österreichischen und böhmischen Ländern de facto längst zu einer Territorialpost geworden war, errichteten seit den 1640er Jahren – gegen den Widerstand des Kaiserhofs, der Reichspost und des Reichshofrats, der auf dem Charakter des Postregals als Reservatrecht des Kaisers beharrte, sowie in Anknüpfung an die während des Dreißigjährigen Krieges eingerichtete Schwedische Post in Deutschland – mehrere protestantische Reichsterritorien (Kurbrandenburg, Kursachsen, Braunschweig-Lüneburg [seit 1693 Kurhannover] und Hessen-Kassel) eigene landesherrliche Staatsposten. Seit
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etwa 1660 bestand das Ziel der kaiserlichen Postpolitik nicht mehr in der reichsweiten Durchsetzung des kaiserlichen Postregals und der Liquidierung der Landesposten, sondern nur noch in der Bewahrung des Status quo. Die Reichspost besaß sowohl Elemente eines großen Privatunternehmens als auch solche eines staatlichen bzw. kaiserlichen Großbetriebs. Im ausgehenden 17. und im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts erfolgte eine markante Bürokratisierung und Hierarchisierung der Reichspost. Die Reichsgeneralpostmeister hatten die direkte Aufsicht über die in den 1690er Jahren systemisierten Reichsoberpostämter inne. Diese waren – eine Ebene unterhalb der Zentrale in Brüssel, Frankfurt oder Regensburg – die eigentlichen Schaltstellen und Knotenpunkte der Reichspost und hatten die Aufsicht und Befehlskompetenz über die ihnen jeweils zugeordneten gewöhnlichen Reichspostämter (Poststationen) und Postlinien, denen ihrerseits die Posthaltereien und Briefexpeditionen unterstanden. Die Reichsoberpostmeister waren in gewisser Hinsicht selbständige Subunternehmer. Sie waren sowohl dem Reichsgeneralpostmeister (als ihrem Dienstherrn) als auch dem Kaiser (als Lehnsherrn der Reichspost) zu Gehorsam verpflichtet – was durchaus zu Loyalitätskonflikten führen konnte. Die Reingewinne der einzelnen Postämter bzw. Postmeister mussten vierteljährlich an das Reichspostgeneralat abgeliefert werden. Die Reichsgeneralpostmeister hatten ihren Sitz weiterhin in Brüssel. Erst 1702, zu Beginn des Spanischen Erbfolgekriegs, und endgültig 1724 verlegten die Thurn und Taxis ihre Residenz ins eigentliche Reichsgebiet nach Frankfurt, bevor schließlich Fürst Alexander Ferdinand von Thurn und Taxis 1748 auf Dauer nach Regensburg, in die Stadt des Immerwährenden Reichstags, übersiedelte. Der Letztgenannte war bereits 1742 von Karl VII. mit dem Amt des kaiserlichen Prinzipalkommissars auf dem Immerwährenden Reichstag betraut worden und übte diese Funktion nach der Wiederherstellung des guten Einvernehmens mit dem Wiener Hof nach dem Ende des wittelsbachischen Kaisertums auch weiterhin aus. Seit 1719 bzw. 1723 gab es zwei oberste Verwaltungseinheiten der Reichspost am Sitz der Thurn und Taxis in Frankfurt bzw. Regensburg, den Conseil privé und den Conseil des affaires des postes; seit der endgültigen Umstellung der inneren Verwaltungssprache von Französisch auf Deutsch im ausgehenden 18. Jahrhundert hießen die beiden Behörden Geheimer Rat (bzw. Geheime Kanzlei) und Generalpostdirektion. Besonders wichtige Angelegenheiten des Conseil des postes wurden auch im Conseil privé behandelt, was dadurch erleichtert wurde, dass einer der beiden dirigierenden Räte des Conseil privé gleichzeitig auch Generalpostdirektor war. Auf zentraler Ebene, aber dem Conseil privé untergeordnet, amtierten außerdem die Kanzlei (Chancellerie), die Einnahmenverwaltung (Administration de nos revenus) und, für die Hofhaltung der Reichsgeneralpostmeister, die Hausökonomie. Wie alle Reichsinstitutionen, erlosch auch das Reichspostlehen mit der Abdankung Franz’ II. am 6. August 1806. Übrig blieb das private Postunternehmen der Fürsten von Thurn und Taxis, dessen Postgebiet innerhalb kurzer Zeit auf ein knappes Fünftel schrumpfte.
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3.2. Die Post in der Habsburgermonarchie 3.2.1. Postkurse, Postmeisterdynastien und Postzentren im 16. und frühen 17. Jahrhundert Die österreichischen Erbländer wurden früh durch mehrere, sich erst allmählich stabilisierende Nebenlinien an das System der Taxis-Post angeschlossen. Seit 1505 war Wien, das erst nach der Erwerbung der böhmischen Länder und Ungarns durch die Habsburger zu einem wichtigen Postzentrum wurde, durch einen Postkurs mit dem älteren Postzentrum Innsbruck verbunden. Bei Füssen (im Allgäu) zweigte von der Hauptlinie Brüssel– Innsbruck–Trient der 1507 eingerichtete vorderösterreichische Postkurs nach Freiburg im Breisgau und Straßburg ab. Seit 1648, nach dem Verlust der elsässischen Besitzungen, endete dieser Kurs in Breisach an der Rheingrenze. Von Wien führten seit der zweiten Hälfte der 1520er Jahre ständige Postkurse nach Ungarn (1527 bis 1529 nach Ofen, seit 1534 nach Pressburg), nach Prag (seit 1528) und – über Wiener Neustadt, den Semmering und Graz – nach Venedig. 1509 wurde von Trient aus, wo die Vermittlung der deutschen mit den italienischen Postkursen erfolgte, eine Postroute durch das Pustertal über Lienz nach Laibach gelegt (dieser Kurs hatte allerdings nur kurze Zeit Bestand), und wegen drohender Türkeneinfälle aus Kroatien wurde 1522 eine Fußpost von Graz nach Laibach eingerichtet. Prag war seit 1527/28 durch eine direkte Postlinie mit Augsburg verbunden. Von 1543 bis zur Abdankung Karls V. gab es in Augsburg, mit einer kurzen Unterbrechung während des Schmalkaldischen Krieges, zwei Postämter: ein österreichisches und ein kaiserliches. 1556 wurden das österreichische und das nunmehr königlich spanische Postamt durch Personalunion vereinigt, was ab 1563 langwierige Kompetenzkonflikte zwischen der Wiener und der Brüsseler Postverwaltung zur Folge hatte. Mit Ausnahme Tirols und Vorderösterreichs, wo sich wegen der großen Bedeutung des Postamtes Innsbruck bereits unter Maximilian I. auf Dauer eine Nebenlinie der Taxis als (weiterhin ‚beamtete‘) Generalpostmeister (seit 1673: Hof- und General-Erbpostmeister der Ober- und Vorderösterreichischen Lande) etabliert hatte, wurden in den österreichischen und böhmischen Ländern sowie im habsburgischen Ungarn im 16. und 17. Jahrhundert auch Hofpostmeister und Landespostmeister aus anderen Familien installiert. Unter Ferdinand I. waren zunächst auch das Wiener (Oberst-)Hofpostmeisteramt sowie das Prager und das Ofener bzw. Pressburger Postmeisteramt in den Händen von Angehörigen der Familie Taxis. Das für das Territorium des Erzherzogtums Österreich ob und unter der Enns zuständige, dem Wiener Hofpostmeisteramt unterstellte Niederösterreichische Postmeisteramt hatten von 1542 bis 1601 Mitglieder der einheimischen Familie Wolzogen inne. 1564, zu Beginn der Regierung Maximilians II., erlangten die protestantischen Wolzogen auch das kaiserliche Hofpostmeisteramt in Wien bzw. (seit 1583) in Prag, das sie bis 1588 in ihrem Besitz hatten, während das königlich böhmische (Hof-)Postmeisteramt – d. h. das Postmeisteramt für das Königreich Böhmen mit Sitz in Prag – noch bis 1571 im Besitz der Familie Taxis blieb. Bereits 1527 etablierte Hofpostmeister Anton von Taxis im Auftrag Ferdinands I. einen Postkurs von Wien nach Ofen, der aber nur bis zur ersten Belagerung Wiens durch die Osmanen 1529 existierte. In Tirol bildeten sich im 16. Jahrhundert zwei Postmeisterdynastien mit Sitz in Innsbruck bzw. Trient aus. In Innsbruck etablierte sich, wie schon erwähnt, sehr früh eine eigene Linie des Hauses Taxis. Für kurze Zeit existierte im Eisacktal ein eigener Postbereich,
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der aber um die Mitte des 16. Jahrhunderts mit jenem der Postmeister von Trient (und Bozen) aus der Linie Taxis-Bordogna (Bordogna de Taxis) vereinigt wurde. Neben Tirol und Vorderösterreich nahm auch Schlesien eine Sonderstellung ein. Die Schlesische Kammer betrieb seit ihrer Errichtung im Jahr 1558 ein eigenes Boten- und Kuriersystem, und in der Stadt Breslau existierte ein Botenwesen des Magistrats und der Kaufleute (Nürnberger, Leipziger, Danziger etc. Boten). 1596 wurde ein Kammerbote von der Schlesischen Kammer als Breslauer Postmeister eingesetzt. Dieser und seine Nachfolger unterstanden direkt der Schlesischen Kammer. Nach der Länderteilung des Jahres 1564 gab es, wenn man von Breslau absieht, in den habsburgischen Ländern vier, seit 1583 fünf Postzentren, nämlich: 1. das kaiserliche (Oberst-)Hofpostmeisteramt, das seine Tätigkeit nunmehr auf Österreich ob und unter der Enns, Böhmen, Mähren und Ungarn beschränkte, sowie das diesem unterstellte Niederösterreichische Postmeisteramt in Wien; 2. das ebenfalls dem kaiserlichen Hofpostmeisteramt untergeordnete Böhmische Postmeisteramt in Prag; nach der Übersiedlung des kaiserlichen Hofpostmeisters in die neue kaiserliche Residenzstadt Prag (1583) verblieb am Hof des Statthalters Erzherzog Ernst in Wien nur das Niederösterreichische Postmeisteramt, das weitgehend selbständig die auf dem Boden Österreichs ob und unter der Enns verlaufenden Postkurse leitete (und bis 1558 mit Hilfe des ihm bis dahin unterstellten Pressburger Postmeisteramts auch die im Königreich Ungarn liegenden Postkurse geleitet hatte); 3. das Hofpostmeisteramt und das mit diesem verbundene Oberste Postmeisteramt der Ober- und Vorderösterreichischen Lande in Innsbruck; 4. das Hofpostmeisteramt und das Innerösterreichische Postmeisteramt in Graz. 1573 wurde ein innerösterreichischer Postkurs von Graz nach Venedig eingerichtet, wo es seither (mit Unterbrechungen) sowohl ein kaiserliches als auch ein innerösterreichisches Postamt gab, die nach der Kaiserkrönung Erzherzog Ferdinands von Innerösterreich (1619) zusammengelegt wurden. Von Graz aus erfolgte der Aufstieg der Familie Paar, die seit 1623 in der Habsburgermonarchie eine ähnliche Rolle spielte wie die Familie Taxis bzw. Thurn und Taxis im Reich. 5. Das Postmeisteramt in Pressburg schließlich, an dessen Spitze von 1538 bis 1619 Mitglieder der Familie Paar standen, war seit dem Jahr 1558 ausdrücklich der Ungarischen Kammer unterstellt und mit der Leitung des Postwesens in West-, Nord- und Nordostungarn (d. h. im habsburgischen Teil Transdanubiens sowie in Nieder- und Oberungarn) betraut. Der als ungarischer Postmeister fungierende Postmeister von Pressburg war für die Postkurse von Fischamend nach Raab und weiter nach Komorn sowie von Pressburg über Leutschau nach Kaschau, wo ein Anschlusskurs nach Siebenbürgen (über Eperies nach Sathmar) seinen Ausgang nahm, zuständig. Der Postkurs von Wien nach Kaschau wurde von der Ungarischen Kammer (bzw. in deren Auftrag von mehreren Dreißigstämtern) finanziert, für die Strecke von Kaschau bis Sathmar war seit ihrer Gründung (1567) die Zipser Kammer zuständig. Die Erhaltung des Postkurses von Wien über Ödenburg nach Kanischa oblag dem Wiener Vizedomamt. Der größte Kostenpunkt war in Ungarn wie überall die Besoldung der Postboten, die freilich im 16. und 17. Jahrhundert nur sehr selten pünktlich, regelmäßig und in voller Höhe erfolgt zu sein scheint.
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3.2.2. Die Hofpost im 16. Jahrhundert Für die Hofpost, also für die Post des Monarchen, seines Hofes und der Zentralbehörden, war der (Oberst-)Hofpostmeister zuständig. Ferdinands I. posstmaister Anton von Taxis unterstand nach Ausweis der Hofordnung vom 1. Januar 1527 direkt dem Hofkanzler (Leonhard von Harrach). Zu dieser Zeit standen dem Postmeister drei reitende Hofboten zur Verfügung. Laut seiner am 26. August 1536 erlassenen Instruktion war der Hofpostmeister dem Obersten Kanzler (Kardinal Bernhard von Cles) unterstellt. Der neue Hofpostmeister Matthias von Taxis wurde in seiner am 26. August 1545 erlassenen Instruktion der Befehlsgewalt und Aufsicht des Hofvizekanzlers unterworfen. (Die Würde eines Obersten Kanzlers blieb nach dem Tod Bernhards von Cles im Jahr 1539 vakant.) Aus der undatierten Instruktion für Paul Wolzogen, den von 1564 bis 1570 amtierenden Obersthofpostmeister, geht hervor, dass ihm fünf reitende Hofkammerboten und zwei Hofkammerboten zu Fuß „gehalten“ wurden, die aus dem Hofzahlamt besoldet wurden und auch für außerhalb der Ordinari-Post notwendige Kurierreisen zum Einsatz kamen. Der Obersthofpostmeister durfte nur von den folgenden Personen Postexpeditionsaufträge entgegennehmen: vom Obersthofmeister und vom Hofvizekanzler sowie von den Hofsekretären in Ihrer May. Teutschen, Lateinischen, Behaimbischen vndt Hungar(ischen) Canzley (Effenberger 1913, 20). Die finanzielle Lage der Hofpost war infolge der leeren Kassen der dafür zuständigen kaiserlichen bzw. landesfürstlichen Behörden prekär: Ende 1572 beliefen sich die Gehaltsrückstände der dem Hofpostmeister unterstehenden Postboten auf etwa 14.000 fl. Laut der Anfang Juni 1588 von der Buchhalterei der Niederösterreichischen Kammer entworfenen, Mitte Juli dem Kaiser übermittelten, aber wegen der bis 1592 andauernden Vakanz des Hofpostmeisteramts nicht erlassenen In struktion Rudolfs II. für den künftigen, nach wie vor dem Hofvizekanzler unterstehenden Obersthofpostmeister musste dieser seine Jahresrechnung samt Belegen alljährlich Anfang März an die Niederösterreichische Kammerbuchhalterei einsenden. U. a. zu Kontrollzwecken wurde dem Hofpostmeister ein beeideter Gegenschreiber zur Seite gestellt.
3.2.3. Das Obersterblandhofpostmeisteramt im 17. Jahrhundert Die von Ferdinand II. im Jahr 1622, also gegen Ende des Böhmisch-pfälzischen Krieges, durchgeführte Reform des Postwesens in seinen Ländern war Bestandteil seiner Politik einer stärkeren administrativen Verbindung und Integration seiner Erbländer. 1615, in der Regierungszeit von Kaiser Matthias, war der Kompetenzbereich des Reichsgeneralpostmeisters Lamoral von Taxis im Erblehensbrief ausdrücklich auf das Reichsgebiet unter Ausschluss der habsburgischen Erblande und unter Ausschluss der kaiserlichen Hofpost beschränkt worden. Seither hatte Carlo Magno (Karl Magni), der wie die Taxis aus der Gegend von Bergamo im Grenzgebiet zwischen der Republik Venedig und dem Herzogtum Mailand stammte und der 1612 das Niederösterreichische Postmeisteramt mit dem Wiener Hofpostmeisteramt vereinigt hatte, das Amt eines Oberpostmeisters in Österreich ob und unter der Enns, Ungarn und den böhmischen Ländern inne. Sein Sohn und Nachfolger (1620) Johann (Hans) Jakob Magno verkaufte das Obersthofpostmeisteramt in Österreich, Ungarn und Böhmen und das Niederösterreichische Postmeisteramt mit Zustimmung des österreichischen Hofkanzlers Johann Baptist Verda von Werdenberg
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am 24. Oktober 1622 an den innerösterreichischen Obersthof- und Erblandpostmeister Johann (Hans) Christoph von Paar, dessen Familie übrigens ebenfalls aus dem Bergamaskischen stammte. Von 1558 bis 1619 waren Angehörige der Familie Paar mit der Führung des gesamten Postwesens im habsburgischen Teil des Königreichs Ungarn betraut gewesen. Seit 1565 war ein anderes Familienmitglied Hofpostmeister in Graz beim innerösterreichischen Landesfürsten Erzherzog Karl gewesen, zu dessen wichtigsten Aufgaben die Nachrichtenvermittlung zwischen Graz und der kroatisch-slawonischen Militärgrenze gehört hatte. Am 11. Dezember 1596 belehnte Erzherzog Ferdinand von Innerösterreich seinen Hofpostmeister Johann Baptist von Paar mit dem neu geschaffenen steirischen (Landes-) Erbpostmeisteramt (als erbliches Mannslehen). Am 1. Mai 1623 trat dessen Sohn Johann Christoph von Paar das kaiserliche Obersthofpostmeisteramt an. Damit waren die inner österreichische, die niederösterreichische und die böhmische Post in einer Hand vereinigt. Am 4. September 1624 erhielt Johann Christoph von Paar, nach dem Vorbild des Reichspostgeneralats und ohne vorherige Befassung der Hofkammer, die ohne Zweifel Widerstand dagegen geleistet hätte, einen Erblehensbrief betreffend das Obersthofpostmeisteramt über die Posten im Königreich Ungarn, in den böhmischen Ländern und im Erzherzogtum Österreich unter und ob der Enns. Am 1. Juni 1629 folgte die Belehnung mit dem Obersthofpostmeisteramt in den innerösterreichischen Ländern (Steiermark, Kärnten, Krain). Johann Christoph von Paars Ämter blieben, im Unterschied zum Reichspostgeneralat, aber weiterhin ein von der ‚öffentlichen Hand‘ – von landesfürstlichen Ämtern und Behörden (1694: Hofzahlamt, Böhmisches Rentamt, Ungarische Kammer, Zipser Kammer, Ofener Kameral-Inspektion, Vizedomamt unter der Enns, Mautämter Ybbs und Linz, Innerösterreichisches Hofpfennigamt, Siebenbürgisches Kameralperzeptorat, mehrere Feldkriegszahlämter u. a.) und von den Ständen der einzelnen Länder – subventionierter Betrieb. Anders als der Reichsgeneralpostmeister musste der Obersthofpostmeister stets am Kaiserhof anwesend sein und bei Hofreisen jeweils Postkurse improvisieren. Als Obersterblandhofpostmeister war er allen Postmeistern und Postbediensteten in den Ländern Ferdinands II. mit Ausnahme Schlesiens, Tirols und der Vorlande übergeordnet. Nur sehr langsam kam es ab der Mitte des 17. Jahrhunderts zu einer weiteren Verdichtung des Postroutennetzes und zu einer stärkeren Vereinheitlichung und Konzentration des erbländischen Postwesens. In der damals rasch wachsenden Haupt- und Residenzstadt Wien waren in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts der Mittwoch und der Samstag die seit Langem eingeführten festen Posttage. Die Hofpostmeister waren bestrebt, deren Einhaltung bei den verschiedenen Behörden und Kanzleien durchzusetzen, um Verzögerungen bei der Postabfertigung zu vermeiden. Trotz der Sonderstellung Schlesiens unterhielt Johann Christoph von Paar in den Jahren 1626 und 1627 im Auftrag des Kaisers eine Reitpostverbindung von Wien über Olmütz nach Breslau. Seit Mitte der 1630er Jahre war auch Schlesien bzw. Breslau, von kriegsbedingten Unterbrechungen abgesehen, durch Postkurse nach Wien und nach Prag fest an das erbländische Postnetz angeschlossen. Es gelang den Paar aber trotz wiederholter Versuche (1655/56, 1671, 1691/92, 1703/04) auch später nicht, die Leitung des schlesischen Postwesens übertragen zu bekommen. Um 1700 unterstanden dem Breslauer Postamt und damit der Schlesischen Kammer Postkurse von Breslau nach Wien, Prag, Berlin, Danzig, Warschau, Krakau und Leipzig.
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3.2.4. Reichspost contra Hofpost Johann Christophs Sohn Karl von Paar wurde 1652 in den Reichsgrafenstand erhoben. Um seine Position im Konflikt mit dem Reichspostgeneralat der Taxis zu stärken, wurde ihm 1656 das Oberst-Reichs-Hofpostmeisteramt mit Erstreckung auf das gesamte Reichsgebiet verliehen, wobei die Ausfertigung der Belehnungsurkunde nicht, wie 1624, durch die Österreichische Hofkanzlei, sondern durch die Reichskanzlei erfolgte. Nach dem Aussterben der jüngeren Innsbrucker Linie des Hauses Habsburg (1665) versuchte er vergeblich, vom Kaiser auch Tirol und Vorderösterreich in sein Postlehen integriert zu bekommen. Leopold I. bestätigte 1666 das 1645 von Erzherzogin Claudia erteilte Erblichkeitsprivileg der Innsbrucker Taxis und erhob 1680 die Innsbrucker Taxis-Linie in den Reichsgrafenstand mit der Bezeichnung Thurn-Valsassina und Taxis. Das Postmeisteramt in Trient und Bozen, das, wie bereits erwähnt, seit dem 16. Jahrhundert die Herren von Taxis-Bordogna innehatten, wurde von Leopold I. 1683 erblich verliehen und 1709 von Joseph I. zu einem Mannslehen erhoben. Die Lehnsinhaber führten künftig den Titel Oberstpostmeister an der Etsch. Bei Reisen und Aufenthalten des Kaisers und des Kaiserhofs im Reich (aus Anlass von Krönungen, Reichs-, Kurfürsten- und Wahltagen) kam es im 17. und 18. Jahrhundert am kaiserlichen Hoflager wiederholt zu teils heftigen Kompetenzstreitigkeiten zwischen dem paarschen Hofpostmeisteramt und dem taxisschen Reichspostgeneralat. Der Streit drehte sich um die Einnahmen aus der Beförderung der Hofpost, wenn sich der Hof außerhalb der Erblande aufhielt; er erhielt seine Schärfe vor allem durch seine Bedeutung für Rang, Ehre und Prestige der Häuser Paar und Taxis. 1666 vermittelte der Kurfürst von Mainz, der als Protector postarum den Taxis wohlgesonnen war, einen Vergleich, der vom Grafen Paar jedoch nicht ratifiziert wurde, sondern erst 1674 von der damaligen paarschen Vormundschaft. Endgültig entschieden wurde der Streit, unter Berufung auf eine Entscheidung des Reichshofrats, erst 1790, und zwar zu Gunsten des Hauses Thurn und Taxis. Bereits 1678 hatten die Paar das ihnen von den habsburgischen Fürstbischöfen von Passau anvertraute Passauer Postamt, das eindeutig auf Reichsgebiet außerhalb der Erblande lag, infolge eines kaiserlichen Dekrets an die Taxis abtreten müssen. Zu ähnlichen Konflikten kam es seit 1671 über die Leitung des Feldpostwesens bei den auf Reichsgebiet außerhalb der Erblande operierenden kaiserlichen Armeen und über die Teilung des dabei erzielten Reingewinns. Diese Streitigkeiten konnten erst 1759 durch eine Entscheidung Maria Theresias beendet werden.
3.2.5. Das Postwesen in Ungarn im 17. Jahrhundert Die Rückeroberung ganz Ungarns und Siebenbürgens seit 1683 hatte auch Auswirkungen auf die Organisation der ungarischen Post, die bis dahin vor allem dazu gedient hatte, die Verbindung zwischen Wien und den in Ungarn im Kampf gegen das Osmanische Reich kommandierenden Generälen sowie zwischen Wien und den ungarischen Behörden in Pressburg und Kaschau aufrechtzuerhalten. Nach der Schlacht bei Mohács (1526) und der Eroberung Ofens durch die Osmanen (1541) hatte der Postmeister von Pressburg allmählich eine beherrschende Stellung für die auf ungarischem Boden gelegenen Postkurse erlangt. Die erbliche Belehnung Johann Christophs von Paar mit dem
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Obersthofpostmeisteramt 1624 schloss ausdrücklich auch Ungarn mit ein. Paar wurde dadurch zwar formell erblicher Inhaber des ungarischen Postlehens, die Leitung der ungarischen Post blieb aber in der Praxis nach wie vor in den Händen des Pressburger Postmeisters, der seit 1619 kein Angehöriger der ungarischen Linie der Familie Paar mehr war, und der Ungarischen Kammer in Pressburg, d. h. zunächst in den Händen von Stefan Bornemisza, den König Ferdinand II. 1622 auf dem Reichstag in Ödenburg auf Vorschlag der ungarischen Stände zum Oberstpostmeister in Ungarn ernannt hatte (und den er 1635 wegen Kompetenzüberschreitungen und Misswirtschaft entließ). Das ganze 17. Jahrhundert hindurch fanden Veränderungen der Postkurse statt, wenn es die Bewegungen der kaiserlichen Truppen auf dem ungarischen Kriegsschauplatz, Verluste von Festungen, Aufstände und Türkeneinfälle notwendig machten. Das Pressburger Postamt blieb bis 1690 die Zentralstelle der ungarischen Post; seit den 1670er Jahren führte der Pressburger Postmeister sogar den Titel Oberster Postmeister von Ungarn. Das Postwesen in den neu eroberten Gebieten wurde 1687 zunächst der Hofkammer in Wien (und nicht der Ungarischen Kammer in Pressburg) unterstellt, die den Armeelieferanten Peter Salgary zum Postmeister des 1686 eroberten Ofen ernannte. Noch im selben Jahr 1687 wurde das Postamt Ofen dem Generalerbland- und Obersthofpostmeister Karl Joseph von Paar unterstellt, der bereits seit 1682 Vorstöße gegen die faktische Selbständigkeit des ungarischen Postwesens unternommen hatte. Am 11. Dezember 1690 erlangten die Brüder Karl Josef und Josef Ignaz von Paar im Tausch gegen ihre Ansprüche auf einen Teil des Erbes nach ihrer Mutter die erbliche Belehnung mit dem gesamten ungarischen Postwesen, verbunden mit dem Titel Königliche Obersthof- und Generalpostmeister in Ungarn. Damit war das Postwesen in den österreichischen, böhmischen und ungarischen Ländern mit Ausnahme von Schlesien, Tirol und Vorderösterreich im erblichen Besitz der Familie Paar. Im Verlauf des 17. und in den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts dürfte der jährliche Reingewinn aus dem paarschen Postlehen stark gestiegen sein.
3.2.6. Zentralisierung und Verstaatlichung des erbländischen Postwesens in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts Im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts fanden keine wesentlichen Erweiterungen und Verdichtungen des Postnetzes der Habsburgermonarchie statt. Die wichtigste Ausnahme war der mit der Erhebung Triests zum Freihafen in Zusammenhang stehende Anschluss dieser im Laufe des 18. Jahrhunderts immer wichtiger werdenden Handels- und Hafenstadt an die sich in Laibach gabelnden Hauptpostkurse Richtung Klagenfurt und St. Veit einerseits und Graz und Wien andererseits. Auf Betreiben der Hofkammer, gestützt u. a. auf eine 1706 vom Hofkammersekretär Christian Julius Schierl von Schierendorff verfasste historische Abhandlung über das Postregal in den kaiserlichen Erblanden und eine 1718 vollendete, vom selben Autor stammende umfangreiche Denkschrift, musste Karl Josef von Paar infolge des am 1. Juli 1722 mit ihm errichteten Rezesses in die von Karl VI. primär aus fiskalischen Motiven angeordnete Übertragung der Einnahmen aus dem erbländischen Postwesen an die Hofkammer einwilligen („Inkamerierung“ der Post bzw. der Posteinnahmen). Künftig hatte der Obersthof- und Generalerblandpostmeister beim Freiwerden der Pressburger, Prager, Brünner, Wiener, Linzer und Grazer Postmeisterstelle dem Kaiser jeweils drei Personen als Nachfolger vorzuschlagen. Der vom Kaiser ausgewählte Kandidat musste wie
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bisher vor dem Obersthofpostmeister seinen Eid ablegen und erhielt von diesem seine Instruktion. Alle übrigen Postoffiziere, Postmeister, Postbeförderer, Postbediensteten und Kuriere durfte Graf Paar weiterhin direkt ernennen und nötigenfalls bestrafen, nicht aber ohne vorhergehende Anzeige entlassen. Damit war der erste Schritt zu einer Verstaatlichung des Postwesens gesetzt. Die Lehenpost entwickelte sich in mehreren Etappen zum Staatsbetrieb, und die Reichsgrafen und seit 1769 Reichsfürsten von Paar wurden zu gut besoldeten, weiterhin erblichen leitenden ‚Managern‘, zu Vorläufern der späteren Postgeneraldirektoren mit dem Titel Obersthof- und Erblandgeneralpostmeister. Von der Hofkammer erhielten sie seit dem Postrezess von 1722 jährlich ein „Äquivalentgeld“ in der Höhe von 66.000 fl. Die Einnahmen aus dem Postwesen flossen ab sofort in die Staatskasse. Zwischen 1722 und 1731 wurden Schritt für Schritt auch die Postlehen von Mailand, Mantua, Neapel und Sizilien abgelöst und der neu geschaffenen Italienischen Oberpostdirektion in Wien, einer Unterbehörde des Spanischen Rates, unterstellt. Das Postwesen der Österreichischen Niederlande wurde am 25. Juni 1725 auf Dauer an die Fürsten von Thurn und Taxis verpachtet. 1743/44 übertrug Maria Theresia die Leitung und Administration des gesamten, nunmehr zentralisierten Postwesens dem Hof- und Staatskanzler Anton Corfiz Graf Ulfeld und der ihm unterstehenden Haus-, Hof- und Staatskanzlei. Die Postbeamten unterstanden künftig nur noch in „nicht ihr Offizium betreffenden Fällen“ der Jurisdiktion der Landesbehörden, in das Postwesen betreffenden Angelegenheiten aber der Jurisdiktion des Hof- und Staatskanzlers. Sie wurden künftig auch von diesem ernannt, vereidigt und mit schriftlichen Instruktionen versehen. Das Postwesen wurde also in den Kompetenzbereich der erst 1742, nach der Kaiserwahl und -krönung des Wittelsbachers Karl Albrecht, geschaffenen Zentralbehörde für die Außenpolitik der Habsburgermonarchie und die Angelegenheiten des Erzhauses integriert. In der Praxis wurde die Postverwaltung künftig von dem geheimen Kabinettssekretär Ignaz von Koch, einem besonderen Vertrauensmann Maria Theresias, geleitet, der zuvor bereits mit der Leitung der geheimen Briefüberwachung betraut worden war. Für das pecuniale des Postwesens und die Rechnungskontrolle blieb weiterhin die Hofkammer zuständig. Die Postverwaltungen und die Postmeister mussten alle nicht die Finanzen betreffenden Berichte nicht mehr an den Obersthofgeneralpostmeister und Generalerblandpostmeister Paar, sondern an den Hof- und Staatskanzler erstatten. Dem Grafen von Paar, begründete Maria Theresia diese Maßnahmen in einem Schreiben an den böhmischen Oberstkanzler Philipp Joseph Graf Kinsky, habe [ich] die Administration des Postwesens nebst mehr anderen Ursachen hauptsächlich darum benommen, um selbes auf einen zu Meinem und des Publici Dienst gereichenden besseren Fuß zu setzen, so sich auf keine andere Weis wohl erreichen lasset, als wenn dessen Aufsicht in gesamten Meinen Erblanden einem allein anvertraut, auch diesem allein alle zu dem Postwesen gehörige Personen unterworfen werden (Effenberger 1916, 2). Um die Jahreswende 1749/50 wurde die Leitung des Postwesens von der Haus-, Hofund Staatskanzlei an das neu geschaffene Directorium in publicis et cameralibus bzw. dessen Präsidenten Friedrich Wilhelm Graf Haugwitz übertragen. Gleichzeitig wurde bei dieser neuen zentralen Hofstelle ein eigenes Postdirektorium eingerichtet. Als Chef des österreichischen Postwesens fungierte von 1750 bis 1755 Franz Michael Florence Freiherr von Lilien, der in diesen Jahren in Personalunion die Reichspost und die österreichische Post leitete und dem es angeblich gelungen ist, innerhalb dieser kurzen Zeit die österreichische Post zur effizientesten und raschesten in Europa zu machen.
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3.2.7. Die Hofpostkommission (1755–1783) Seit dem 1. November 1755 amtierte die neu geschaffene „subdelegierte k. k. Oberpostkommission“ (seit Februar 1756 „in Postsachen subdelegierte Hofkommission“, kurz: Hofpostkommission), deren Präsidium dem Grafen Johann Wenzel von Paar anvertraut wurde. Alle wichtigeren Postangelegenheiten mussten aber weiterhin zunächst dem Postdirektorium und damit dem Directorium in publicis et cameralibus vorgelegt werden und wurden auf dessen Vortrag von Maria Theresia entschieden. 1761, nach der Zerschlagung des Directoriums in publicis et cameralibus, wurden die Einnahmen aus dem Postwesen, wie alle nicht verpfändeten Kameralgefälle, wieder der Hofkammer unterstellt. Die Hofpostkommission blieb bis 1783 bestehen, komplizierte aber den Geschäftsgang, weil nunmehr die Post- und Botensachen zur Hofkanzlei ressortierten, die concertanter mit der Commerzienstelle vorzugehen hatte, während das diesfällige oeconomicum den Finanzbehörden zugewiesen wurde (ÖZV II/3, 140). Im Zuge der Behördenreform des Jahres 1765 wurde das gesamte Postwesen der Hofkammer übergeben, die sich nur in bestimmten Fällen mit der Hofkanzlei ins Einvernehmen zu setzen hatte. Das Postwesen in der 1772 durch Österreich erworbenen neuen Provinz Galizien und der 1774 besetzten, 1786 nach zehnjähriger Militärverwaltung zu einem Kreis Galiziens gemachten, erst 1849 zu einem eigenen Kronland erhobenen Bukowina wurde 1775 ebenfalls der Wiener Hofpostkommission unterstellt und damit in das erbländische Postwesen integriert.
3.2.8. Die Fahrpost Zur Einführung einer dem Personen- und Pakettransport dienenden regelmäßigen Fahrpost kam es in der Habsburgermonarchie, mit Ausnahme Schlesiens, erst um die Mitte des 18. Jahrhunderts, rund ein halbes Jahrhundert später als bei der Reichspost. Pläne und Projekte für eine regelmäßige fahrende Post, insbesondere für die Strecken von Wien über Graz nach Laibach und von Prag nach Nürnberg, waren aber bereits in den 1690er Jahren und neuerlich seit Beginn der 1720er Jahre gewälzt worden. In Schlesien gab es 1740, unmittelbar vor der Eroberung durch Preußen, die einzigen Fahrposten der Monarchie, von denen eine 1702 bereits existiert hatte. Seit 1749, also seit dem Ende des Österreichischen Erbfolgekriegs, verkehrten wöchentlich Postwagen von Wien nach Triest, nach Prag und nach Passau (über Linz) und zurück. 1750 nahmen die Fahrposten von Wien nach Troppau und Breslau den Betrieb auf. Der Initiator und Organisator der Fahrpost in der Habsburgermonarchie war Franz Michael Florence von Lilien, der mit Maria Theresias Kabinettssekretär Ignaz von Koch in enger Verbindung stand und bereits seit 1746 die geheime Briefüberwachung durch die Reichspost reorganisiert hatte. Seine einflussreiche Stellung am Wiener Hof kommt auch in der nach 1746 geschlossenen Ehe mit der Tochter Theresia von Maria Theresias Berater Johann Christoph von Bartenstein zum Ausdruck. 1754, also schon nach wenigen Jahren, bestand ein ungefähr dem „Grundnetz“ der Briefposten in der Zeit Karls VI. entsprechendes Netz von ein- bis dreimal pro Woche bedienten Fahrpostkursen: 1. nach Linz mit Anschlüssen nach Passau und Regensburg sowie nach Salzburg, 2. nach Klagenfurt, 3. über Graz und Laibach nach Triest, 4. nach Ödenburg, 5. nach Ofen, 6. nach Pressburg (täglich!), 7. über Brünn und Olmütz nach Troppau und Jägerndorf und 8. einerseits über Brünn, andererseits über
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Znaim nach Prag mit Anschlüssen nach Dresden und Regensburg. Die fahrende Post und das Postwagengefälle unterstanden seit 1772 innerhalb der Postverwaltung einer eigenen – durch personelle Vergrößerung aus der Wiener Postwagen-Expedition hervorgegangenen, der k. k. Hofpostkommission und der k. k. Hofpostbuchhaltung unterstehenden – Behörde, der Postwagen-Hauptexpedition und -Kontrollierung.
3.2.9. Ausbau und Erhaltung der Post- und Kommerzialstraßen Die Post bediente sich, soweit möglich, der in den 1720er und 1730er Jahren in nicht immer friktionsfreier Zusammenarbeit landesfürstlicher Behörden und der Stände der einzelnen Länder ausgebauten sieben von Wien ausgehenden Post- und Kommerzialstraßen (auch Kaiser- oder Ärarialstraßen genannt) nach Linz und Vorderösterreich und weiter nach Brüssel, nach Prag und Breslau und weiter nach Dresden, nach Brünn und Olmütz und weiter nach Krakau, nach Pressburg und Oberungarn, nach Graz, Triest und Fiume, nach Ofen und weiter nach Siebenbürgen sowie nach Esseg und weiter ins Banat. Der Straßenbau wurde mehr und mehr als eine Aufgabe des Staates, d. h. der landesfürstlichen Zentralbehörden in Wien betrachtet. Vom Frühjahr 1724 bis März 1725 existierte eine Hofkommission in Wegsachen, deren Kompetenzen anschließend auf die Niederösterreichische Regierung übergingen. In den 1730er Jahren wurden in den einzelnen Ländern für Bau und Erhaltung der Kommerzialstraßen k. k. Wegkommissionen eingerichtet, die später in k. k. Wegreparations-Oberdirektionen umbenannt und häufig kurz Wegdirektionen genannt wurden. Eine wichtige Rolle dürfte, zumindest im Land unter der Enns und in Mähren, auch das 1750/52 eingerichtete k. k. (niederösterreichische) Weg- und Brückenamt in Wien gespielt haben, über dessen Tätigkeit aber fast nichts bekannt ist. Die finanzielle und organisatorische Hauptlast des Straßenbaus ruhte, zumindest bis 1765, weiterhin auf den Schultern der Stände. 1749 wurden, vielleicht nach kursächsischem und kurbrandenburgischem Vorbild, die Stände der deutschen Erbländer per Hofdekret aufgefordert, zur größeren Bequemlichkeit der Reisenden und zum Vorteil der marschierenden Truppen im Abstand einer Wiener Meile (7,59 km) Weg- und Meilensäulen (Wegweiser mit Richtungs- und Entfernungsangaben) zu errichten. Avancierte Techniken des Kunststraßenbaus setzten sich in den böhmischen und österreichischen Ländern erst seit den 1760er Jahren durch, in Galizien in den 1770er Jahren, und im Königreich Ungarn wurden die ersten chausseeartigen Straßen erst in den 1780er Jahren gebaut. Um 1800 gab es in der Habsburgermonarchie Ärarialstraßen mit einer Gesamtlänge von 7.460 km. (In Brandenburg-Preußen waren es 1816 nicht mehr als 3.162 km, von denen ein großer Teil noch nicht fertiggestellt war.)
3.2.10. Die Beseitigung der Sonderstellung des Postwesens in Tirol, Vorderösterreich und dem Küstenland in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts 1769 wurde auch das Tiroler und vorderösterreichische Postwesen den Innsbrucker Taxis gegen ein jährliches „Äquivalent“ abgelöst und „inkameriert“. Das nämliche Schicksal erlitten im selben Jahr die Postämter der Taxis-Bordogna in Trient und Bozen sowie einer anderen Familie in Rovereto. Fünf Jahre lang bestand in Innsbruck eine Ober- und Vorderösterreichische Hofpostkommission unter dem Präsidium des dortigen Obersten
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Postmeisters Josef Graf Taxis. Per 1. November 1774 wurde diese mit der Wiener Hofpostkommission vereinigt. Damit war das Postwesen der Habsburgermonarchie vollständig zentralisiert. 1777 gelang es der Reichspost, das vorderösterreichische Postwesen mit den Oberpostämtern Freiburg im Breisgau, Bregenz und Konstanz zu pachten. In Tirol blieb die Reichspost ausgeschaltet. Das Innviertel hingegen blieb auch nach seiner Erwerbung durch Österreich (Friede von Teschen 1779) bei der Reichspost. Die Post im Küstenland (Litorale Austriaco) hatte zeitweise eine Sonderstellung inne. Das Postamt Triest, das seinerseits damals noch vom Hauptpostamt in Görz dependierte, wurde 1731 von Karl VI. der neu eingerichteten k. k. Küstenländischen Obersten Commerzial-Intendanz, also einer Kommerzbehörde, unterstellt. Die 1748 errichtete „zweite“ Intendenza, der im Unterschied zur „ersten“ auch die politische Verwaltung des Litorale oblag, erhielt neuerlich die Oberaufsicht über den Triester Postmeister. 1753 wurde das Triester Postamt zu einem eigenen, von Görz unabhängigen Hauptpostamt mit einem Postverwalter an der Spitze erhoben. Die administrative Sonderstellung des Triester Hauptpostamts endete um 1770.
3.2.11. Das Postwesen während der Alleinregierung Josephs II. (1780–1790) Joseph II. hob – gegen den übereinstimmenden Tenor eingeholter Gutachten der Böhmisch-Österreichischen und der Ungarisch-Siebenbürgischen Hofkanzlei sowie der Hofrechenkammer – die Hofpostkommission mit 1. Mai 1783 auf und verteilte ihre Agenden auf die Länderbehörden (die Gubernien und Landeshauptmannschaften der österreichischen und böhmischen Länder sowie Galiziens bzw. den Statthaltereirat in Ungarn) und auf die Vereinigte böhmisch-österreichische Hofkanzlei, Hofkammer und Ministerial-Banco-Deputation (Vereinigte Hofstellen) und die Ungarisch-Siebenbürgische Hofkanzlei. Die Hofpostbuchhaltung für die finanziellen Angelegenheiten des Postwesens und die Hauptpostwagenexpedition für die Fahrposten in Wien blieben mit weitgehend unveränderten Kompetenzen bestehen. Die Oberpostverwaltungen in den einzelnen Ländern sollten künftig der kaiserlichen Resolution zufolge keine Mittelbehörden zwischen den Postmeistern und den Gubernien mehr sein und sie sollten die von den Postmeistern abgelieferten Gelder künftig direkt an die Kreiskassen abführen. Den Landesstellen befahl der Kaiser, künftig die Poststationen mindestens einmal jährlich visitieren zu lassen und in puncto Instandhaltung der Post- und Kommerzialstraßen die Postmeister zu kontinuierlicher Korrespondenz mit den Kreisämtern anzuhalten. In der Praxis fiel die jährliche Visitation der Poststationen in den Aufgabenbereich der Kreisämter, denen zu diesem Zweck mittels Hofdekrets vom 20. Februar 1786 ein dabei zu verwendender Fragen- und Richtlinienkatalog zugestellt wurde. Dem Fürsten von Paar blieb weiterhin das Recht, alle frei werdenden minderen Postbedienungen ohne Rückfrage mit tüchtigen Individuen zu besetzen. Bei Erledigung einer leitenden oder kontrollierenden Stelle hatte er seinen Vorschlag zur allerhöchsten Genehmigung vorzulegen.
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IX. Wirtschaft und Post
3.2.12. Postkurse, Postämter und Postpersonal in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts Während die sieben Hauptpostkurse der Habsburgermonarchie in den 1720er und 1730er Jahren auf den neu ausgebauten Kommerzialstraßen in Wien zusammenliefen, wurde das Netz in den 1740er und 1750er Jahren u. a. durch die Anlegung von Querverbindungen (z. B. 1751 zwischen Linz und Graz über Steyr, Eisenerz und Leoben) und neuerlich in den 1770er und 1780er Jahren (z. B. 1773 zwischen Brünn und Prag, 1778 zwischen Triest und Fiume) deutlich verdichtet. In den 1770er Jahren wurde die im Zuge der Ersten Polnischen Teilung erworbene Provinz Galizien durch zwei neue Postkurse nach Lemberg (der eine über Olmütz und Bielitz, der andere über Troppau und Krakau) mit den österreichischen, böhmischen und ungarischen Ländern verbunden. Der Postbetrieb in der Habsburgermonarchie erlebte, und zwar vor allem in den österreichischen und böhmischen Ländern, in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts eine starke Intensivierung, wie die Zahlen der Poststationen und der Hauptpostämter (seit 1783: Oberpostverwaltungen) veranschaulichen. Die Zahl der Hauptpostämter in den „deutsch-erbländischen“ Provinzen stieg von neun im Jahr 1751 auf 15 im Jahr 1783, während sie im Königreich Ungarn im selben Zeitraum von zehn auf neun reduziert wurde. 1728 gab es in der gesamten Monarchie (mit Ausnahme Schlesiens, Tirols und der Vorlande) 318 Poststationen, bis 1751 stieg die Zahl nur leicht auf 337, 1804 waren es dann (einschließlich Österreichisch-Schlesien, Tirol und die Vorlande) bereits 857 (99 erbliche und 758 nicht erbliche). Zum Vergleich: In Brandenburg-Preußen stieg die Zahl der Posthaltereien zwischen 1700 und 1740 von 120 auf 300 und bis ins letzte Drittel des 18. Jahrhunderts auf etwa 700. Das Personal des kaiserlichen Obersthof- und Generalerblandpostamts in Wien ist nach Ausweis der Kaiserlichen Staats- und Standeskalender (für die bibliographischen Nachweise siehe Bauer [V.] 1999, 377–424) im Laufe des 18. Jahrhunderts allmählich und durch die Einführung der Fahrpost um die Mitte des Jahrhunderts sprunghaft angewachsen. Nicht berücksichtigt sind in der folgenden Auflistung die Bediensteten der 1772 von Privaten gegründeten und 1785 von der kaiserlichen Postverwaltung übernommenen Wiener Kleinen Post („Klapperpost“), deren Zahl sich 1791 auf 36 und 1802 auf 37 belief: 1702: 26 1709/10: 33 1719: 35 1729: 42 1739: 41 1750: 45 1760: 69 (davon Postwagenhauptexpedition: 28) 1770: 73 (davon Postwagenhauptexpedition: 25) 1780: 103 (davon Postwagenhauptexpedition und -kontrollierung: 40) 1791: 107 (davon Postwagenhauptexpedition und -kontrollierung: 55) 1802: 115 (davon Postwagenhauptexpedition und -kontrollierung: 65)
3. Das Postwesen 1021
3.2.13. Der Abschluss der Verstaatlichung des Postwesens in der Habsburgermonarchie in zwei Akten (1793 und 1813) Nach dem Tod des Fürsten Johann Wenzel von Paar am 5. Juli 1792 wurde durch den zweiten Postrezess vom 15. März 1793 sein Sohn Wenzel als Obersthof- und Generalerb landpostmeister eingesetzt. Dieser musste dabei auf das seinem Vater laut Rezess von 1722 zustehende Recht der Gegensperre der Obersthofpostamtskasse verzichten. Nach seinem Tod im Jahr 1812 wurden die fürstlich paarschen Befugnisse in Postangelegenheiten für erloschen erklärt. Mit 1. Januar 1813 ging die unmittelbare Leitung sämtlicher Postgeschäfte in den ausschließlichen Zuständigkeitsbereich landesfürstlicher Behörden über; der Chef des Hauses Paar trug seither nur noch den klingenden Titel eines „Kaiserlich Österreichischen Obersthof- und Generalländerpostmeisters“. Reichsgeneralpostmeister 1595/97–1612 1612–1624 1624–1628 1628–1646 1646–1676 1676–1714 1714–1739 1739–1773 1773–1805 1805–1806
Leonhard I. von Taxis Lamoral Frhr. (Graf ) von Taxis Leonhard II. Graf Taxis Alexandrine Frfr. von Taxis Lamoral Claudius Franz Graf Taxis (seit 1650: Thurn und Taxis) Eugen Alexander Graf (Fürst) Thurn und Taxis Anselm Franz Fürst Thurn und Taxis Alexander Ferdinand Fürst Thurn und Taxis Karl Anselm Fürst Thurn und Taxis Karl Alexander Fürst Thurn und Taxis
Kaiserliche (bis 1526 erzherzogliche bzw. 1526–1558 königliche) Obersthofpostmeister, seit 1624 zugleich Generalerblandpostmeister
1523–1526 1526–1545 1545–1559 1559–1564 1564–1570 1570–1588 1588–1592
1592/93–1610 1611–1612 1612–1620 1620–1623 1623–1637 1638 1639–1645 1645–1673 1673–1678 1678–1725
Gabriel von Taxis Anton von Taxis Matthias von Taxis Christoph von Taxis Paul Wolzogen Johann (Hans) Wolzogen vakant (Georg Habenschaden: Verwalter des Obersthofpostmeisteramtes) Georg Pichl von Pichlberg Lamoral Frhr. von Taxis Carlo Magno Johann (Hans) Jakob Magno Johann Christoph Frhr. von Paar Rudolf Frhr. von Paar Ferdinand Frhr. von Paar Karl Frhr. (Graf ) von Paar Vormundschaft (Polyxena Gräfin Paar, Helmhard Graf Weißenwolff und August Graf Sinzendorf ) Karl Josef Graf Paar
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1725–1737 1737–1741 1741–1792 1792–1812
IX. Wirtschaft und Post
Johann Adam Graf Paar Johann Leopold Graf Paar Johann Wenzel Graf (Fürst) Paar Wenzel Fürst Paar Quellenlage und Forschungsstand
Die wesentlichen Quellen für die Geschichte der Reichspost verwahrt das Thurn und Taxis Zentralarchiv in Regensburg; eine Auswahl daraus ist regestiert und dokumentiert durch Dallmeier 1977–1987. Im HHStA sind besonders zu beachten die Abteilung Postalia des Mainzer Erzkanzlerarchivs (Bucher 1990, 153–159) und die vier Faszikel „Postwesen im Reich“ unter den Miscellanea der Reichsarchive. Die zentralen Quellen zur Geschichte der Post in der Habsburgermonarchie befinden sich im HKA, insbes. in den Beständen Postakten (1. Postwesen – Generalien, 2. Post-Hofkommissions-Akten, 3. Fürst Paarsche Postakten; siehe Walter 1951b, 132–135) und Österreichisches Kamerale, Faszikulatur 9 (Postwesen) (ebd. 129f.), sowie im – nur grob geordneten und nur zu einem kleineren Teil (durch eine Zettelkartei) erschlossenen – FA Paar im AVA. Vor einigen Jahren wurde dieses durch den Ankauf von vier Geschäftsbüchern, darunter Obersthofpostamtsrechnungen aus den Jahren 1663 bis 1666 und 1672 bis 1674, bereichert. Weitere wichtige Quellen sind verwahrt im RA Paarů [FA Paar] des SOA Třeboň/ JH, siehe dazu Plecháček–Tříska 1959, 155–157. Die böhmischen Länder betreffende Akten der Bestände Postwesen – Generalien (1526–1764) und Paarsche Postakten (1783–1812) des HKA wurden in den 1920er Jahren im Rahmen der Archiv- und Aktentrennung der Tschechoslowakei übergeben. 1939 wurden diese Akten nach Wien verbracht und rückgeordnet, 1945 wurden sie wieder nach Prag überstellt. Zumindest große Teile davon befinden sich heute im NA im Bestand České oddělení dvorské komory, oddělení IV [Böhmische Abteilung der Hofkammer, Abteilung IV]. Für die postgeschichtlichen Bestände des HKA existieren von Erhard Riedel, dem Leiter des kurzlebigen (1943–1945) Instituts für Geschichte des Postwesens (zu diesem Saurer 1989a, 320f.), und seinen Mitarbeiterinnen angelegte Regesten (zusammen 30 Bde. Regesten und sechs Bde. Personen- und Orts-, zum Teil auch Sachregister, im Lesesaal des ÖStA in WienErdberg). Beim FA Paar im AVA handelt es sich wohl – jedenfalls teilweise – um das seinerzeit im Palais Paar in der Wiener Wollzeile (Nr. 30) untergebrachte ‚Firmenarchiv‘ (vgl. die Angaben auf der Homepage ÖStA/AIS/FA Paar 2017). Das Palais wurde nach 1918 von der Familie nur noch sporadisch genutzt und in den 1930er Jahren abgerissen. Das ‚eigentliche‘ Familienarchiv Paar ist das heute in Neuhaus verwahrte; das Verhältnis der beiden „Familienarchive“ zueinander wäre im Einzelnen aber erst zu klären. Das Familien- und Postarchiv der Freiherren und Grafen von Taxis-Bordogna befindet sich im TLA (Schober 1988), jenes der Thurn und Taxis-Valsassina in Privatbesitz (Innsbruck). Das Personal des kaiserlichen Obersthof- und Generalerblandpostamts in Wien ist in den seit 1701 erschienenen Kaiserlichen Staats- und Standeskalendern verzeichnet (siehe die Zusammenstellung bei Bauer [V.] 1999, 377–424). Die maßgeblichen Studien zur Geschichte des Postunternehmens der Familie (Thurn und) Taxis und der (kaiserlichen) Reichspost sind Dallmeier 1977–1987 (ausführliche Quellenregesten und zusammenfassende Gesamtdarstellung der europäischen Postge-
3. Das Postwesen 1023
schichte mit einem Schwerpunkt auf der Taxis-Post), Behringer 1990 und 2003 sowie Grillmeyer 2005; gute Überblicksdarstellungen bieten Dallmeier 1990a und 1990b; weiters Dallmeier 1982 und 2002 sowie Behringer 1998 und 2006. Zu den Anfängen der Taxis-Post (1490–1520) noch immer grundlegend Ohmann 1909, weiters Redlich (O.) 1891, Bauer (W.) 1906 und Kellenbenz 1987; zur Einordung vgl. jetzt auch Seggern 2007. Zur Verwaltungs- und Behördengeschichte des Hauses Thurn und Taxis im 18. Jahrhunderts Probst 1978; Näheres zur Postreformation im letzten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts bei Goller 1910. Für die Kenntnis der Postgeschichte der Habsburgermonarchie bis heute unentbehrlich sind die auf umfangreichen Quellenstudien in den Wiener Archiven basierenden, zahlreiche Quellen im Wortlaut oder als Regesten bzw. Paraphrasen bietenden, sich inhaltlich teilweise überschneidenden und wiederholenden, allerdings nur mit großer Vorsicht zu benützenden (vgl. Kalmus 1937, 168 Anm. 3) Bücher des pensionierten k. k. Hofrats im Postdienst Eduard Effenberger (Effenberger 1913, 1916 und 1918). Viel Neues gegenüber Effenberger und wichtige Beobachtungen und Interpretationen bieten die einschlägigen Kapitel bei Kalmus 1937. Von den zahlreichen Arbeiten des fleißigen Amateurs Rüdiger Wurth sind hier v. a. die Studien zu den Paar und den Wolzogen zu erwähnen (Wurth 1987 und 1997a). Nützlich sind auch die soliden Zusammenfassungen Riedel 1957 und Kainz 1979; zuletzt Winkelbauer 2013. Zum Postwesen in der Habsburgermonarchie im 18. Jahrhundert (mit dem Schwerpunkt auf Innerösterreich, dem Küstenland und der kroatischen Militärgrenze) jetzt eingehend und quellennah Helmedach 2002. Zur Postgeschichte Innerösterreichs, insbes. der Steiermark, Heschl 1989 und 1998, Obersteiner 1993, 103–111, Hammer 2001, Hammer-Luza 2004; zur Tiroler Postgeschichte: Taxis-Bordogna–Riedel 1955, Leitner (E.) 1980, Piendl 1980, Wurth 1985 und 1990, Neuner 1990. Einen Problemaufriss zur österreichisch-italienischen Postgeschichte im 18. Jahrhundert bietet Mazohl-Wallnig 1992/93; zu den österreichischen Postämtern in Venedig Wurth 1996. Zur Entwicklung des böhmischen Postnetzes und der Organisation der Postverwaltung im Königreich Böhmen von 1527 bis 1748 ist Roubík 1937 nach wie vor grundlegend (durch dieses Werk ist Engelmann 1900 bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts eine überholte Materialsammlung); zum schlesischen Postwesen Kutsche 1936, Machold 1947 und Wurth 1999; zum Postwesen im Königreich Ungarn Munkás 1899, Kalmus 1937, 155–157 und 292–302, sowie Wurth 1994, 2001 und 2007 (ungarische Publikationen wie Munkás 1911, Hennyey 1926, Hencz 1937 oder Vajda 1967 und zuletzt Kenyeres 1999 waren dem Autor aus sprachlichen Gründen leider nicht zugänglich); zum Postwesen in Galizien (und der Bukowina): Steinbach 1944 und Gur 2011. Knappe und fundierte Einführungen in die (Problem-)Geschichte des Verkehrs- und Nachrichtenwesens sowie der „Infrastruktur“, insbes. des Straßenbaus als wichtiger Bedingung der Fahrpost, in der Frühen Neuzeit bieten Knittler 1981, Schilly 1983 und Helmedach 1996. Speziell zum Bau von „Kunststraßen“ (Chausseen) in der Habsburgermonarchie, zu dessen Finanzierung und zur Beteiligung landesfürstlicher und landständischer Organe seit den 1720er Jahren Birk (A.) 1924 und 1934, 301– 314, Güttenberger 1928, Roubík 1938, Widerhofer 1938, Kreitmayr 1949, Machatschek 1961, Deák (E.) 1977, Totschnig 1992, Faber 1996, Wunder 1996, Helmedach 2002, 67–165. Zu archäologisch erforschten Hauptverkehrswegen des 16. bis 18. Jahrhunderts im Nahbereich des steirischen Erzberges kann Klemm 2011
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IX. Wirtschaft und Post
herangezogen werden; zu frühneuzeitlichen Straßen- und Postroutenkarten für das Gebiet der Habsburgermonarchie grundlegend und erschöpfend Krenn (B.) 2003; vgl. auch Behringer 2009. Zu den hier nicht eigens behandelten, dem (Oberst-)Hofpostmeister unterstehenden Hofboten und Kammerboten sowie den Hofkurieren und Feldkurieren, die den Chefs der einzelnen Zentralbehörden bzw. dem Obersthofmeister unterstanden, siehe Steiner (H.) 2002 und Wührer–Scheutz 2011 (Sachregister, s. v. Bote und Kurier). Zum hier ebenfalls nicht berücksichtigten Feldpostwesen Effenberger 1913, 120–139, 1916, 64–72, und 1918, 93–110, Mechtler 1939, 417–421, Himmel-Agisburg 1985, Wurth 1997b. Die Liste der (Oberst-)Hofpostmeister wurde nach Effenberger 1918, 124–180, Schlesinger 1913, I/4f. Anm. 2 und II/34f., Roubík 1937, 289, und Wlcek 1945 (mit einander manchmal widersprechenden Angaben) erstellt.
4. Überwachung des Briefverkehrs (Postlogen und Ziffernkanzlei) Von Thomas Winkelbauer
Sowohl zur Überwachung der eigenen Untertanen als auch zur Bespitzelung ausländischer Diplomaten zählte seit dem 16. Jahrhundert die mehr oder weniger systematische Verletzung des Briefgeheimnisses zu den selbstverständlichen Instrumenten staatlicher Informationsbeschaffung. Nur die Überstellung wichtiger Korrespondenzstücke mittels eigener Kuriere sicherte den diplomatischen Schriftverkehr gegen den indiskreten Zugriff der in vielen Ländern zur Briefüberwachung eingerichteten „Schwarzen Kabinette“ (cabinets noirs). Der Wiener Hof verfügte für diese staatspolizeiliche bzw. geheimdienstliche Tätigkeit praktischerweise über einen direkten Zugriff auf das erbländische Postsystem und kon trollierte indirekt auch die Reichspost des Hauses Thurn und Taxis. An den Postknotenpunkten der Erblande und des Reichs amtierten – aufgepfropft auf die Poststationen und besetzt mit Postbediensteten oder eigens aus der Zentrale entsandten Beamten – Briefüberwachungsorgane, sog. Postlogen. Diese fingen („interzipierten“) verdächtige Briefschaften ab, öffneten und kopierten sie, um sie sodann – kunstfertig wiederverschlossen und somit vom Empfänger in der Regel unbemerkt – an den Bestimmungsort weiterzuleiten. In den 1640er Jahren, also in der Endphase des Dreißigjährigen Krieges und zur Zeit der Friedensverhandlungen in Münster und Osnabrück, wurde die Reichspost durch den Kaiserhof in bisher nicht dagewesenem Umfang zur Überwachung des Briefverkehrs herangezogen. Besonders eifrig zeigte sich in dieser Hinsicht das Frankfurter Postamt. Während der Reichskriege gegen Frankreich wurden seit 1674 über Nürnberg laufende Gesandtenberichte und Privatbriefe zwischen Paris, Stockholm, Hannover, München und Hamburg vom Nürnberger Reichspostmeister Giovanni Abondio von Somigliano, der gleichzeitig kaiserlicher Resident in der Reichsstadt Nürnberg war, geöffnet. Verdächtig scheinende Briefe wurden einbehalten und abgeschrieben (bzw., sofern verschlüsselt, Zeichen für Zeichen „abgemalt“); die Interzepte wurden an den kaiserlichen Hof weitergeleitet. 1675 wies der Reichsgeneralpostmeister Lamoral Claudius Franz von Thurn und Taxis auf deswegen drohende Repressalien Frankreichs hin. 1677 beschränkte Leopold I. das geheime Öffnen von Briefen und Paketen durch das Personal der Reichspost auf die Post von Übertretern kaiserlicher Ächtungsmandate. Im Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688– 1697) betraute der Kaiser den Reichsgeneralpostmeister erneut mit der Überwachung der Korrespondenzen der Diplomaten Ludwigs XIV.
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IX. Wirtschaft und Post
Eine zentrale Behörde für die Briefüberwachung wurde am Wiener Hof erst in der Schlussphase des Spanischen Erbfolgekrieges oder in den Jahren danach geschaffen. Die spätestens 1716 eingerichtete, bis 1848 bestehende, direkt dem Kaiser bzw. der kaiserlichen Kabinettskanzlei unterstehende Wiener Postloge (nach 1750 einheitlich Geheime Kabinettskanzlei genannt, im 19. Jahrhundert Geheimes Ziffernkabinett, Geheime Ziffernkanzlei, Geheimes Ziffernsekretariat) war in erster Linie mit der Dechiffrierung, Kopierung und anschließenden erneuten Verschließung und Versiegelung von Briefen und diplomatischen Korrespondenzen befasst. Die Interzepte wurden ihr durch das Wiener Postamt sowie durch die Postlogen an den wichtigsten Knotenpunkten der Reichspost, insbesondere in den Reichspostämtern von Frankfurt, Augsburg und Nürnberg, in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts auch in den Postämtern in Regensburg, Hamburg, Hildesheim und Duderstadt, Brüssel, Lüttich, Antwerpen und Maaseik, Innsbruck, Bregenz und Konstanz vermittelt. Die Mitarbeiter der „Reichslogen“ hatten ihren Diensteid gegenüber dem Reichsgeneralpostmeister geleistet, in der Praxis aber arbeiteten sie als Briefspione im Auftrag des Wiener Hofes. Die Wiener Ziffernkanzlei war von Beginn an eng mit dem kaiserlichen Kabinett verbunden; die Vorstände der Kabinettskanzlei führten im 18. Jahrhundert meist in Personalunion zugleich die Ziffernkanzlei. Ihren Sitz hatte letztere in der Stallburg, wo die meisten Bediensteten auch wohnten. Spätestens seit der Mitte des 18. Jahrhunderts galt die Wiener Ziffernkanzlei neben dem französischen Cabinet Noir als besonders effizient. Franz Michael Florence von Lilien, der seit 1746 die geheime Briefüberwachung durch die Reichspost reorganisiert hatte, informierte Maria Theresia im Dezember 1756 in einer Denkschrift, dass die Postlogen nunmehr so gut verteilt seien, dass man in der Wiener Ziffernkanzlei über die Geschehnisse in fast allen relevanten Schwarzen Kabinetten unterrichtet sei. Weder höchste Beamte noch Mitglieder des Erzhauses konnten vor dem Zugriff der Postlogen und der Ziffernkanzlei sicher sein. Die abgefangenen kopierten Stücke wurden dem Kaiser zur Kenntnisnahme und Sichtung zugestellt, der sie, soweit diplomatische Korrespondenz betroffen war, dem Staatskanzler zugänglich machte und die verdächtigen Interiora nötigenfalls an die Polizeihofstelle weiterleitete. 1734 umfasste das Ziffernkabinett in Wien acht Mitarbeiter. In den 1770er Jahren stieg der Personalstand auf bis zu 23 Beamte an. In der zweiten Hälfte der 1780er Jahre waren in der Geheimen Kabinettskanzlei neben dem Direktor und dem Direktorstellvertreter (Kabinettssekretär und Kanzleidirektor) bis zu 14 Kabinettsoffiziale (Dechiffreure), ein Offizial-Major, drei k. k. Räte und vier Kanzleidiener, also insgesamt bis zu 24 Personen, beschäftigt. Unter Joseph II. wurde die Zusammenarbeit mit der Staatskanzlei, die für Chiffrierung und Dechiffrierung ihres eigenen Schriftverkehrs über ein besonderes „Zifferndepartement“ verfügte, verstärkt, doch lehnte Staatskanzler Kaunitz eine Verschmelzung mit seiner Behörde ab. Nach dem Tod Josephs II. (1790) erlangte die Geheime Ziffernkanzlei vorübergehend eine gewisse Unabhängigkeit von der kaiserlichen Kabinettskanzlei. 1812 wurde sie dieser schließlich formal einverleibt, blieb aber weiterhin de facto eine eigene Dienststelle mit streng separierter Beamtenschaft. Das Revolutionsjahr 1848 machte der Tätigkeit der Geheimen Ziffernkanzlei ein Ende (kaiserliche Entschließung vom 4. April 1848). Ihre Aufgaben gingen an die „Ziffernsektion“ des Ministeriums des Äußern über; die geheime Postüberwachung wurde im Neoabsolutismus in großem Stil fortgesetzt und endete erst 1870.
4. Überwachung des Briefverkehrs (Postlogen und Ziffernkanzlei) 1027
Vorstände (Direktoren, Ober-Inspektoren) der Geheimen Kabinettsbzw. Ziffernkanzlei in Wien
1716–1722 1722–1734 1734–1742
1742–1763 1763–1786 1786–1812
Rocco Stella Graf Santa Croce Johann Joseph von Neuff Johann Theodor Frhr. von Imbsen (1716–1740 Leiter der Kabinettskanzlei) Ignaz Frhr. von Koch (gleichzeitig Leiter der Kabinettskanzlei) Karl Joseph von Püchler (gleichzeitig Leiter der Kabinettskanzlei) Joseph Franz Stephan von Kronenfels (bis 1792 auch Leiter der Kabinettskanzlei) Quellenlage und Forschungsstand
Die im organisatorischen Halbdunkel operierende, daher auch in den Staatskalendern nicht genannte Geheime Ziffernkanzlei hat kaum archivalische Spuren hinterlassen; vieles ist vor der französischen Besetzung Wiens 1805 und im März des Revolutionsjahres 1848 vernichtet worden. Das verbliebene Schriftgut wurde im Mai 1848 im Staatskanzleigebäude deponiert und wahrscheinlich erst im Jahr 1866 vernichtet. Die Interzepte hat man routinemäßig verbrannt. Dennoch konnte im Teilbestand Staatskanzlei Interiora des HHStA eine größere Menge abgefangener Korrespondenzen – immerhin 65 Faszikel – aus dem Zeitraum 1711 bis 1848 überleben. Die beste Studie zur Geschichte der Ziffernkanzlei ist Stix 1937. Die Arbeiten Hubatschke 1975a und 1975b führen für die uns hier interessierende frühe Zeit nur wenig darüber hinaus. Zur Kontrolle der Briefpost unter Maria Theresia siehe jetzt zusammenfassend Stollberg-Rilinger 2017, 453–456. Der Ära Metternich gewidmet, aber für das grundsätzliche System der Briefüberwachung sehr illustrativ ist Mayr 1935b. Eine gute zusammenfassende Darstellung der Rolle der erbländischen und der Reichspost bei der Briefspionage findet sich bei Kalmus 1937; zusammenfassend auch Hubatschke 1985 sowie Grillmeyer 2005, 54–61, 111–125, 280–284 und passim, Grillmeyer 2007 (textident mit Grillmeyer 1999) und Beyrer 2007. Zur Briefüberwachung in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, also vor der Einrichtung der Geheimen Ziffernkanzlei, Ernstberger 1960. Den Zusammenhang mit dem kaiserlichen Kabinett erläutert Reinöhl 1963. Einige biographische Details zu einem frühen Leiter der Ziffernkanzlei (1722–1734) bietet Scherhaufer 1962. Die Liste der Leiter der Geheimen Ziffernkanzlei wurde nach Hubatschke 1975a, Bd. 6, 1461, erstellt.
X. Anhang
Abkürzungsverzeichnis Abt. Abteilung(en) Art. Artikel Aufl. Auflage Ausg. Ausgabe Bd. Band Bde. Bände Bdn. Bänden Bearb. Bearbeiter/-in Begr. Begründer/-in Beih. Beiheft(e) CM Conventionsmünze Cod. Codex/Codices d. Ä. der Ältere/die Ältere d. J. der Jüngere/die Jüngere Dipl. ungedruckte Diplomarbeit ungedruckte Dissertation (falls ohne nähere Bezeichnung, so ist Diss. „philosophische“ oder „geisteswissenschaftliche“ zu ergänzen) ebd. ebenda EIC East India Company Ergbd. Ergänzungsband Fasz. Faszikel FG Festgabe(n) fl. Gulden (falls ohne nähere Bezeichnung, so ist „rheinische“ zu ergänzen) FS Festschrift H. Heft(e) Habil. Habilitationsschrift Halbbd. Halbband hebr. hebräisch Hs. Handschrift Jg. Jahrgang jur. juristisch(e) (bzw. auch rechtswissenschaftlich[e]) kaiserl. kaiserlich Kap. Kapitel
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X. Anhang
kr. Kreuzer Kt. Karton(s) MA ungedruckte Masterarbeit bzw. Master Thesis maschinschriftl. MS maschinschriftliches Manuskript mat.-nat. mathematisch-naturwissenschaftlich med. medizinisch(e) Mio. Million(en) Mitarb. Mitarbeit/Mitarbeiter/-in Mrd. Milliarde(n) N. F. Neue Folge N. S. Neue Serie ND Nachdruck, Neudruck ohne Bandzählung o. B. ohne Ort(sangabe) o. O. OA Originalausgabe phil.-hist. philosophisch-historisch Red. Redaktion/Redakteur/-in red. redigiert Regbd. Registerband Repr. Reprint S. N. Series Nova s. v. sub voce S. Seite(n) SB Sitzungsbericht(e) Sch. Schachtel Sig. Signatur Sp. Spalte(n) Suppl. Supplementum tit. tituliert Tl. Teil Tlbd. Teilband Tlbde. Teilbände Tle. Teile u. d. T. unter dem Titel ungar. fl. ungarische Gulden (Forint) ungedr. ungedruckt(e) VOC Vereenigde Oost-Indische Compagnie W.W. Wiener Währung zit. zitiert
Siglenverzeichnis
ABGB Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch Adler. ZfGH Adler. Zeitschrift für Genealogie und Heraldik Archiv für deutsche Postgeschichte ADP Akademie der Wissenschaften AdW AHASH Acta Historica Academiae Scientiarum Hungaricae Austrian History Yearbook AHY AIS Archivinformationssystem Annali FISA Annali Fondazione italiana per la Storia dell’amministrazione AÖG Archiv für Österreichische Geschichte (bis Bd. 33: für Kunde österreichischer Geschichts-Quellen) Praha, Archiv Pražského Hradu [Archiv der Prager Burg] APH APW Wrocław, Archiwum Państwowe we Wrocławiu [Staatsarchiv in Breslau] AS Milano Milano, Archivio di Stato di Milano Milano, Archivio storico-civico ASC Aschkenas Aschkenas. Zeitschrift für Geschichte und Kultur der Juden Archivio Storico Italiano ASI ASK Archiv für schlesische Kirchengeschichte AUW Acta Universitatis Wratislaviensis AVA Wien, ÖStA, Abt. Allgemeines Verwaltungsarchiv Archivalische Zeitschrift AZ BAW Bayerische Akademie der Wissenschaften BayHStA München, Bayerisches Hauptstaatsarchiv BlldtLG Blätter für deutsche Landesgeschichte BlLkNÖ Blätter des Vereins für Landeskunde von Niederösterreich BMD Brno v minulosti a dnes BRÖ Beiträge zur Rechtsgeschichte Österreichs ČAŠ Časopis archivní školy ČČH Český (bzw. Československý) časopis historický CEH Central European History ČMKČ Časopis Musea Království českého ČMM Časopis Matice moravské EdN Enzyklopädie der Neuzeit EHR English Historical Review ESR European Studies Review FA Familienarchiv FBPG Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte
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X. Anhang
FHB Folia historica Bohemica FHKA Wien, ÖStA, Abt. Finanz- und Hofkammerarchiv Fundort Wien Fundort Wien. Berichte zur Archäologie GLA Generallandesarchiv HaG Heraldika a genealogie Historische Blätter HBll. HČ Historický časopis HHStA Wien, ÖStA, Abt. Haus-, Hof- und Staatsarchiv Historisches Jahrbuch HJb HK Hadtörténelmi Közlemények HKA Wien, ÖStA, Abt. Hofkammerarchiv HR Heraldická ročenka Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte HRG HStA Hauptstaatsarchiv HV Historie a vojenství Historische Vierteljahrschrift HVjS Historische Zeitschrift HZ IHR The International History Review IÖG Wien, Institut für Österreichische Geschichtsforschung Instrumentum Pacis Osnabrugensis IPO JbGGJČR Jahrbuch der Gesellschaft für Geschichte der Juden in der Čechoslovakischen Republik JbGMOD Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands JbGPÖ Jahrbuch (der Gesellschaft) für Geschichte des Protestantismus in Österreich JbKHM Jahrbuch des Kunsthistorischen Museums Wien Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien JbKSW JbLkNÖ Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich JbÖG18 Das achtzehnte Jahrhundert und Österreich. Jahrbuch der Österreichischen Gesellschaft zur Erforschung des achtzehnten Jahrhunderts JbVGStW Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien JbVLM Jahrbuch des Vorarlberger Landesmuseumsvereins JSHS Journal de la Société Hongroise de Statistique KA Wien, ÖStA, Abt. Kriegsarchiv KH Kwartalnik Historyczny KLA Klagenfurt, Kärntner Landesarchiv LA Landesarchiv LGB Lexikon des gesamten Buchwesens LK Levéltári Közlemények LMA Lexikon des Mittelalters LRRA Nelahozeves, Lobkovicové roudničtí – rodinný archiv, Zámek Nelahozeves [FA der Lobkowitz von Raudnitz, Schloss Mühlhausen] MAVW Monatsblatt des Altertums-Vereines zu Wien MGM Militärgeschichtliche Mitteilungen MGS Magyar Gazdaságtörténelmi Szemle MGWJ Monatsschrift für Geschichte und Wissenschaft des Judent(h)ums
Siglenverzeichnis 1035
MHVK MHVSt MIÖG (MÖIG)
Mittheilungen des historischen Vereins für Krain Mitt(h)eilungen des Historischen Vereines für Steiermark Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung (1923–1942: Mitteilungen des Österreichischen Instituts für Geschichtsforschung; 1944: Mitteilungen des Instituts für Geschichtsforschung und Archivwissenschaft in Wien) MKA Mitt(h)eilungen des k. und k. Kriegsarchivs (1876–1886: Mittheilungen des k. k. Kriegs-Archivs [teilweise ohne Bandzählung]) Mitteilungen des k. u. k. Heeresmuseums MKH MKS Magyar Katonai Szemle MNL Budapest, Magyar Nemzeti Levéltár [Ungarisches Nationalarchiv] MÖIG siehe MIÖG Budapest, Magyar Országos Levéltár [Ungarisches Staatsarchiv] MOL siehe MNL MOÖLA Mitteilungen des Oberösterreichischen Landesarchivs Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs MÖStA MStLA Mitteilungen des Steiermärkischen Landesarchivs MuK Maske und Kothurn MVGDB Mitt(h)eilungen des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen Brno, Moravský zemský archiv v Brně [Mährisches Landesarchiv MZA Brno in Brünn] NA Praha, Národní archiv [Nationalarchiv] Neue Deutsche Biographie NDB Mitteilungen aus dem Niederösterreichischen Landesarchiv NÖLA NÖLA St. Pölten, Niederösterreichisches Landesarchiv NZ Numismatische Zeitschrift Wien, Österreichische Akademie der Wissenschaften ÖAW Österreich in Geschichte und Literatur ÖGL ÖKT Österreichischen Kunsttopographie Österreichische Militärische Zeitschrift ÖMZ ÖNB Wien, Österreichische Nationalbibliothek ÖOH Österreichische Osthefte OÖLA Linz, Oberösterreichisches Landesarchiv ÖPG Österreichische Postgeschichte ÖStA Wien, Österreichisches Staatsarchiv ÖStWB Österreichisches Staatswörterbuch ÖZG Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaften ÖZKD Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege ÖZV (Die) Österreichische Zentralverwaltung PaP Památky a příroda QFIAB Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken RA Rodinný archiv [Familienarchiv] RAS Rassegna degli Archivi di Stato RESOWI Rechts-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften RHM Römische Historische Mitteilungen
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X. Anhang
RTA Reichstagsakten, JR Jüngere Reihe MR Mittlere Reihe SAMV Sborník Archivu Ministerstva vnitra Republiky československé SAP Sborník archivních prací Scrinium Scrinium. Zeitschrift des Verbandes österreichischer Archivare SeS Società e storia ŚKHS Śląski kwartalnik historyczny Sobótka Salzburg, Salzburger Landesarchiv SLA SlS Slezský sborník SM Statistische Monatsschrift SOA Litoměřice/ Děčín Státní oblastní archiv v Litoměřicích, oddělení Děčín [Staatliches Gebietsarchiv in Leitmeritz, Abt. Děčín] SOA Plzeň/Klášter Státní oblastní archiv v Plzni, oddělení Klášter [Staatliches Gebietsarchiv in Pilsen, Abt. Kloster] Státní oblastní archiv v Praze [Staatliches Gebietsarchiv in Prag] SOA Praha SOA Třeboň Státní oblastní archiv v Třeboni [Staatliches Gebietsarchiv in Wittingau] SOA Třeboň/JH Státní oblastní archiv v Třeboni, oddělení Jindřichův Hradec [Staatliches Gebietsarchiv in Wittingau, Abt. Neuhaus] SOA Zámrsk Státní oblastní archiv v Zámrsku [Staatliches Gebietsarchiv in Zámrsk] SOF Südost-Forschungen StA Staatsarchiv(e) StLA Graz, Steiermärkisches Landesarchiv Tiroler Heimat TH TLA Innsbruck, Tiroler Landesarchiv TS Történelmi Szemle UH Unsere Heimat. Zeitschrift für Landeskunde von Niederösterreich VKČSN Věstník Královské české společnosti nauk. Třída filosoficko-historickojazykozpytná VKSS Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr VLA Bregenz, Vorarlberger Landesarchiv VSWG Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte WGBll. Wiener Geschichtsblätter WStLA Wien, Wiener Stadt- und Landesarchiv ZBLG Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte Zborník SNM Zborník slovenského národného múzea ZGKÖS Zeitschrift für Geschichte und Kulturgeschichte Österreichisch-Schle siens ZGO Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins ZHF Zeitschrift für historische Forschung ZHVSt Zeitschrift des historischen Vereins für Steiermark ZNR Zeitschrift für Neuere Rechtsgeschichte ZRG Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Germ. Abt. Germanistische Abteilung
Siglenverzeichnis 1037
Kan. Abt. Kanonistische Abteilung ZVGAS Zeitschrift des Vereins für Geschichte und Alterthum Schlesiens ZVGMS Zeitschrift des deutschen Vereines für die Geschichte Mährens und Schlesiens Zeitschrift des Vereins für Geschichte Schlesiens ZVGS
Gedruckte Quellen und Literatur sowie Internetressourcen
Die Alphabetisierung der Bibliographie erfolgte nach den Duden-Richtlinien für die Erstellung von Namenslisten (siehe dazu ausführlich: http://www.duden.de/sprachwissen/sprachratgeber/alphabetische-namenslisten [Letztzugriff: 01.10.2017]). Dies bedeutet insbesondere, dass sog. diakritische Zeichen wie Umlautpunkte oder Akzente unberücksichtigt bleiben. In Konkurrenzfällen steht der einfache Buchstabe vor dem gleichen Buchstaben mit diakritischem Zeichen: Bohm vor Böhm, Capek vor Čapek. Namenszusätze wie de, di oder von bleiben bei der Alphabetisierung unberücksichtigt, es sei denn, sie werden groß geschrieben. Bei Mehrfachnennungen einer Autorin/eines Autors bzw. einer Herausgeberin/eines Herausgebers erfolgt die Reihung prinzipell nach dem Schema: Einzelautorenschaften aufsteigend nach Erscheinungsjahr vor Gemeinschaftswerken. Zur Unterscheidung von Personen mit gleichem Familiennamen wurden die Anfangsbuchstaben der jeweiligen Vornamen in Klammern zwischen Familiennamen und Jahrezahl eingefügt: Auer (E.) 1962, Auer (L.) 1978 etc., gefolgt von Auer–Ortlieb–Franke 2013. Das folgende Gesamtverzeichnis wurde aus den Verzeichnissen der Autorinnen und Autoren erstellt von Andrea Serles.
A magyar arisztokrácia 2017: [Forschungsprojekt] A magyar arisztokrácia családi kapcsolatrendszere a 16–17. században [Das Beziehungssystem der ungarischen Aristokratie im 16. und 17. Jahrhundert], http://archivum.piar.hu/arisztokrata [Letztzugriff: 01.07.2017]. Acsády 1888: Ignác Acsády, Magyarország pénzügyei I. Ferdinánd uralkodása alatt (1526–1564) [Das Finanzwesen Ungarns unter der Regierung Ferdinands I. (1526– 1564)] (Budapest 1888). Acsády 1894: Ignác Acsády, A pozsonyi és szepesi kamarák (1565–1604) [Die Pressburger und Zipser Kammern (1565–1604)] (Budapest 1894). Adler (M.) 1903: Max Adler, Die Anfänge der merkantilistischen Gewerbepolitik in Österreich (Wien–Leipzig 1903). Adler (Ph.) 1976/77: Philip J. Adler, Serbs, Magyars, and Staatsinteresse in Eighteenth Century Austria: A Study in the History of Habsburg Administration. AHY 12/13 (1976/77) 116–147. Adler (S.) 1886: Sigmund Adler, Die Organisation der Centralverwaltung unter Kaiser Maximilian I., auf urkundlicher Grundlage dargestellt (Leipzig 1886). Adriányi 1986: Gabriel Adriányi, Katholische Erneuerung – Gegenreformation: Lebenswerk des Kardinals Leopold Graf Kollonich (1631–1707), in: ders., Beiträge zur Kirchengeschichte Ungarns (München 1986) 83–99.
Gedruckte Quellen und Literatur sowie Internetressourcen 1039
Aerts 1994: E. Aerts u. a. (Hg.), De centrale overheidsinstellingen van de Habsburgse Nederlanden (1482–1795), 2 Bde. (Brussel 1994). Aerts 1995: E. Aerts u. a. (Hg.), Les Institutions du Gouvernement Central des PaysBas habsbourgeois (1482–1795), 2 Bde. (Bruxelles 1995). Aichelburg 1978: Wladimir Aichelburg, Kriegsschiffe auf der Donau (Wien 1978). Albrecht 1956: Dieter Albrecht, Zur Finanzierung des Dreißigjährigen Krieges. Die Subsidien der Kurie für Kaiser und Liga 1618–1635 [1956]. Wiederabdruck in: Der Dreißigjährige Krieg. Perspektiven und Strukturen, hg. von Hans Ulrich Rudolf (Darmstadt 1977) 368–412. Albrecht 1962: Dieter Albrecht, Die auswärtige Politik Maximilians von Bayern 1618–1635 (Göttingen 1962). Áldásy–Czobor 1904–1942: Antal Áldásy–Alfréd Czobor, A Magyar Nemzeti Múzeum könyvtárának czímereslevelei [Die Wappenbriefe der Bibliothek des Ungarischen Nationalmuseums], 8 Bde. (Budapest 1904–1942). Alexich 1889/91: Karl Alexich, Die freiwilligen Aufgebote aus den Ländern der ungarischen Krone im Ersten Schlesischen Krieg. MKA N. F. 4 (1889) 115–193, N. F. 5 (1891) 111–207. Allmayer-Beck 1957: Johann Christoph Allmayer-Beck, Die Kanzlei und das Archiv des Militär-Maria-Theresienordens. MÖStA 10 (1957) 243–256. Allmayer-Beck 1963/64: Johann Christoph Allmayer-Beck, Die Tirolerischen Zeughäuser des Kaisers Maximilian I. TH 27/28 (1963/64) 65–80. Allmayer-Beck 1971: Johann Christoph Allmayer-Beck, Die Allzeit-Getreuen, in: Adel in Österreich, hg. von Heinz Siegert (Wien 1971) 303–318. Allmayer-Beck 1974: Johann-Christoph Allmayer-Beck, Vom „letzten Ritter“ zum „Kriegsunternehmer“. Wandlung des Heerwesens im 16. Jahrhundert, in: Renaissance in Österreich. Geschichte – Wissenschaft – Kunst, hg. von Rupert Feuchtmüller (Horn 1974) 114–125. Allmayer-Beck 1978: Johann Christoph Allmayer-Beck, Die kaiserlichen Kriegsvölker von Maximilian I. bis Prinz Eugen 1479–1718 (München 1978). Allmayer-Beck 1980: Johann Christoph Allmayer-Beck, Die Geschichte von Österreichs Seemacht als historiographisches Problem, in: Österreich zur See, hg. vom Heeresgeschichtlichen Museum in Wien (Wien 1980) 7–20. Allmayer-Beck 1981: Johann Christoph Allmayer-Beck, Das Heer unter dem Doppeladler. Habsburgs Armeen 1718–1848 (München 1981). Almási 2009: Gábor Almási, The Uses of Humanism. Johannes Sambucus (1531– 1584), Andreas Dudith (1533–1589), and the Republic of Letters in East Central Europe (Leiden–Boston–2009). Amend-Traut 2013a: Anja Amend-Traut, Der Reichshofrat und die Kapitalgesellschaften. Die Bemühungen um eine Handelskompanie zwischen den Hansestädten und Spanien, in: Amend-Traut 2013b, 61–89. Amend-Traut 2013b: Anja Amend-Traut u. a. (Hg.), Geld, Handel, Wirtschaft. Höchste Gerichte im Alten Reich als Spruchkörper und Institution (Berlin 2013). Ammerer 2007: Gerhard Ammerer u. a. (Hg.), Bündnispartner und Konkurrenten der Landesfürsten? Die Stände in der Habsburgermonarchie (Wien–München 2007). Amstadt 1969: Jakob Amstadt, Die k.k. Militärgrenze 1522–1881, 2 Bde. (Diss. Würzburg 1969).
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X. Anhang
Andel 1969: Brigitte Andel, Adelsverleihungen für Wirtschaftstreibende während der Regierungszeit Maria Theresias (Diss. Wien 1969). Andorka 1893: K. Andorka, A magyar nemesi fölkelés harczbalépése II. Frigyes ellen 1744-ben [Der Schritt der ungarischen Adelsinsurrektion in den Krieg gegen Friedrich II. im Jahre 1744]. HK 6 (1893) 111–120, 230–240. Angeli 1876a: Moriz Edler von Angeli, Der Kriegsrath und seine Bedeutung in der Gegenwart. MKA 1 (1876) 93–112. Angeli 1876b: Moriz Edler von Angeli, Zur Geschichte des k. k. Generalstabes (Wien 1876). Angeli 1889: Moriz Edler von Angeli, Die Heere des Kaisers und der Französischen Revolution im Beginn des Jahres 1792. MKA N. F. 4 (1889) 3–112. Angeli 1897: Moriz Edler von Angeli, Erzherzog Carl von Österreich als Feldherr und Heeresorganisator, Bd. 5 (Wien–Leipzig 1897). Angeli 1905: Moriz Edler von Angeli, Wien nach 1848 (Wien–Leipzig 1905). Angermeier 1965: Heinz Angermeier, Die Reichskriegsverfassung in der Politik der Jahre 1679–1681. ZRG Germ. Abt. 82 (1965) 190–222. Angermeier 1970: Heinz Angermeier, Die Reichsregimenter und ihre Staatsidee. HZ 211 (1970) 265–315. Angermeier 1971: Heinz Angermeier, Art. Gemeiner Pfennig. HRG 1 (1971) 1503– 1506. Angermeier 1981: Heinz Angermeier (Bearb.), RTA MR 5 (Göttingen 1981). Angermeier 1984: Heinz Angermeier, Die Reichsreform 1410–1555. Die Staatsproblematik in Deutschland zwischen Mittelalter und Gegenwart (München 1984). Anonymus 1882: Anonymus, Zur Wehrverfassung der habsburg-österreichischen Länder vor dem Ausbruche des 30jährigen Krieges. MKA [o. B.] (1882) 466–470. Anonymus 1885: Anonymus, Die Ernährung und Leistungsfähigkeit der k.k. Truppen im Felde von der Zeit des 30jährigen Krieges bis zur Gegenwart. MKA [o. B.] (1885) 258–292. Antonelli 2014: Attilio Antonelli (Hg.), Cerimoniale del Viceregno austriaco di Napoli 1707–1734 (Napoli 2014). Antonicek–Brosche 1998: Susanne Antonicek–Günter Brosche (Red.), Musica imperialis. 500 Jahre Hofmusikkapelle in Wien, 1498–1998. Ausstellung der Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek, Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek, 11. Mai bis 10. November 1998 (Tutzing 1998). Antonius (F.) 1938: Fritz Antonius, Die Handschriftenabteilung, in: Bittner 1936–1940, Bd. 3, 135–291. Antonius (O.) 1937: Otto Antonius, Über die Schönbrunner Pferdebildnisse J. G. v. Hamiltons und das Gestüt zu Halbturn. Zeitschrift für Züchtung. Reihe B: Tierzüchtung und Züchtungsbiologie einschließlich Tiernährung 38/1 (1937) 1–73. Apfelknab 1984: Egbert Apfelknab, Waffenrock und Schnürschuh. Die Montursbeschaffung der österreichischen Armee im 18. und 19. Jahrhundert (Wien 1984). Aragon 1901: M(arcel) Aragon, La compagnie d’Ostende et le grand commerce en Belgique au début du XVIIIe siècle. Annales des sciences politiques 16 (1901) 216–247. Arató 1975: Endre Arató, A feudális nemzetiségtől a polgári nemzetig. A magyaror szági nem magyar népek nemzeti ideológiájának előzményei [Von der feudalen Nationalität zur bürgerlichen Nation. Die Voraussetzungen der nationalen Ideologie der ungarländischen nichtungarischen Völker] (Budapest 1975).
Gedruckte Quellen und Literatur sowie Internetressourcen 1041
Arbter 1892: Adele von Arbter, Aus der Geschichte der k. u. k. OffizierstöchterErziehungs-Institute (Wien 1892). Archiv český 1840–1944: Archiv český čili staré písemné památky české i moravské [Tschechisches Archiv oder alte böhmische und mährische Schriftdenkmäler], 37 Bde. (Praha 1840–1944). Arendt–De Ridder 1896: Léon Arendt–Alfred De Ridder, Législation Héraldique de la Belgique 1595–1895. Jurisprudence du Conseil Héraldique 1844–1895 (Bruxelles 1896). Arese 1977/78: Franco Arese, Concessione di titoli nobiliari dei re di Spagna come duchi di Milano. Annuario dell’Istituto storico italiano per l’età moderna e contemporanea 29–30 (1977/78) 93–110. Arese 1980: Franco Arese, Nobiltà e patriziato nello Stato di Milano, in: Dallo Stato di Milano alla Lombardia contemporanea, Bd. 1, hg. von Silvia Pizzetti (Milano 1980) 71–96. Arese 1982: Franco Arese, La matricola del patriziato milanese di Maria Teresa, in: Economia, istituzioni, cultura in Lombardia nell’età di Maria Teresa, Bd. 3, hg. von Aldo De Maddalena–Ettore Rotelli–Gennaro Barbarisi (Bologna 1982) 325– 361. Aretin 1959: K(arl) O(tmar) von Aretin, Fürst Kaunitz und die österreichisch-indische Handelskompanie von 1775. VSWG 46 (1959) 361–377. Aretin 1967: Karl Otmar von Aretin, Heiliges Römisches Reich 1776–1806. Reichsverfassung und Staatssouveränität, Tl. 1: Darstellung (Wiesbaden 1967). Aretin 1990: Karl Otmar von Aretin, Kaiser Joseph II. und die Reichskammergerichtsvisitation (Wetzlar 1990). Aretin 1992: Karl Otmar von Aretin, Reichsitalien von Karl V. bis zum Ende des Alten Reiches. Die Lehensordnungen in Italien und ihre Auswirkungen auf die europäische Politik, in: ders., Das Reich. Friedensgarantie und europäisches Gleichgewicht 1648–1806. Nach der Ausg. von 1986 (Stuttgart 1992) 76–163. Aretin 1993–2000: Karl Otmar von Aretin, Das Alte Reich 1648–1806, 4 Bde. (Stuttgart 1993–2000). Aretin 1997: Karl Otmar von Aretin, Reichshofrat und Reichskammergericht in den Reichsreformplänen Kaiser Josephs II., in: Friedenssicherung und Rechtsgewährung. Sechs Beiträge zur Geschichte des Reichskammergerichts und der obersten Gerichtsbarkeit im alten Europa, hg. von Bernhard Diestelkamp–Ingrid Scheurmann (Bonn–Wetzlar 1997) 51–81. Arndt 1964: Jürgen Arndt, Zur Entwicklung des kaiserlichen Hofpfalzgrafenamtes 1355–1806, in: Arndt 1964–1988, Bd. 1, V–XXIV. Arndt 1964–1988: Jürgen Arndt (Bearb.), Hofpfalzgrafen-Register, 3 Bde., hg. von Herold. Verein für Heraldik, Genealogie und verwandte Wissenschaften zu Berlin (Neustadt/Aisch 1964–1988). Arndt 1971: Jürgen Arndt, Die Entwicklung der Wappenbriefe von 1350 bis 1806 unter besonderer Berücksichtigung der Palatinatswappenbriefe, in: Arndt 1964– 1988, Bd. 2, V–XXXVII. Arneth (A.) 1856: Alfred von Arneth, Eigenhändige Correspondenz des Königs Karl III. von Spanien (nachmals Kaiser Karl VI.) mit dem Obersten Kanzler des Königreiches Böhmen, Grafen Johann Wenzel Wratislaw. AÖG 16 (1856) 1–224.
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X. Anhang
Arneth (A.) 1858: Alfred von Arneth, Prinz Eugen von Savoyen, 3 Bde. (Wien 1858). Arneth (A.) 1859: Alfred von Arneth, Maria Theresia und der Hofrath von Greiner. SB der kaiserl. AdW, phil.-hist. Classe 30 (1859) 307–378. Arneth (A.) 1863: Alfred von Arneth (Hg.), Die Relationen der Botschafter Venedigs über Österreich im 18. Jahrhundert (Wien 1863). Arneth (A.) 1863–1879: Alfred Ritter von Arneth, Geschichte Maria Theresias, 10 Bde. (Wien 1863–1879). Arneth (A.) 1871a: Alfred Ritter von Arneth, Johann Christoph Bartenstein und seine Zeit. AÖG 46/1 (1871) 1–214. Arneth (A.) 1871b: Alfred Ritter von Arneth, Zwei Denkschriften der Kaiserin Maria Theresia. AÖG 47 (1871) 267–354. Arneth (A.) 1885: Alfred von Arneth, Graf Philipp Cobenzl und seine Memoiren. AÖG 67 (1885) 1–181. Arneth (J.) 1845: Joseph Arneth, Das k. k. Münz- und Antiken-Kabinet (Wien 1845). Arneth–Flammermont 1889/91: Alfred von Arneth–Jules Flammermont (Hg.), Correspondance secrète du comte de Mercy-Argenteau avec l’Empereur Joseph II et le prince de Kaunitz, 2 Bde. (Paris 1889 und 1891). Auer (A.) 2004: Alfred Auer u. a. (Bearb.), Herrlich Wild. Höfische Jagd in Tirol. Ausstellungskatalog, Schloss Ambras, 16. Juni–31. Oktober 2004 (Innsbruck 2004). Auer (E.) 1950: Erwin M. Auer, Vom Ordensornat zur Ordensuniform. WGBll. 65 (1950) 17–24. Auer (E.) 1951: Erwin M. Auer, Ein Stiftsbrief aus dem Jahre 1771. WGBll. N. S. 6 (1951) 17–24. Auer (E.) 1952: Erwin M. Auer, Das „Elisabethinische und Theresianische StiftungsCreutz“ vom Jahre 1771. MIÖG 60 (1952) 286–299. Auer (E.) 1955: Erwin M. Auer, Erbritterwürde und Inkompatibilität im Deutschen Ritterorden. MÖStA 8 (1955) 35–78. Auer (E.) 1956/58: Erwin M. Auer, Die Mitglieder der Elisabeth-Theresien-Stiftung. Adler. ZfGH 4 (1956/58) 4–14. Auer (E.) 1961/62: Erwin M. Auer, Anton Freiherr Pachner von Eggenstorf und das Archiv des Ordens vom Goldenen Vlies. JbVGStW 17/18 (1961/62) 305–324. Auer (E.) 1961/63: Erwin M. Auer, 80 Geburtsbriefe aus den Büchern des Vizedomamtes in Österreich unter der Enns. JbLkNÖ N. F. 35 (1961/63) 50–105. Auer (E.) 1962: Erwin M. Auer, Die Präbende des Ordens vom Goldenen Vlies. MÖStA 15 (1962) 1–62. Auer (E.) 1981: Erwin M. Auer, Die Auflösung des Wiener „K. u. k. Hof-Marstalls“ im Rahmen der Obersten Verwaltung des Hofärars. JbVGStW 37 (1981) 177–257. Auer (J.) 1880: [Joseph Auer], Das k. k. Hofgestüt zu Lippiza 1580–1900 (Wien 1880). Auer (L.) 1978: Leopold Auer, Zur Rolle Italiens in der österreichischen Politik um das spanische Erbe. MÖStA 31 (1978) 52–72. Auer (L.) 1992: Leopold Auer, Heeresaufbringung und Verpflichtung zum Kriegsdienst im frühen und hohen Mittelalter, in: Die geschichtliche Entwicklung der allgemeinen Wehrpflicht, hg. von der Österreichischen Gesellschaft für Landesverteidigung und Sicherheitspolitik (Wien–Bregenz 1992) 10–15.
Gedruckte Quellen und Literatur sowie Internetressourcen 1043
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X. Anhang
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X. Anhang
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X. Anhang
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X. Anhang
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Personenregister
Abkürzungen: Bf. = Bischof, Ehzg. = Erzherzog von Österreich, Ebf. = Erzbischof, Fs. = Fürst, Großhzg. = Großherzog, Hzg. = Herzog, Kard. = Kardinal, Kfs. = Kurfürst, Kg. = König, Ks. = Kaiser, Mgf. = Markgraf Abbiati Forieri, Francesco, italienischer Reichsfiskal 1739–1740 358 Abele von und zu Lilienberg – Christoph Ignaz, Hofkammerpräsident 1681–1683 433, 846 – Matthias, Hofhistoriograph 173 Abensperg-Traun Traun Acsády, Adam, Bf. von Veszprém, Leiter der Ungarischen Hofkanzlei 1725–1733 502 Adelffy, Johann (János), Hofrat der Ungarischen Hofkanzlei 501 Afflisio, Giuseppe d’, Theaterpächter 177 Aguilar, Diego d’, Tabakpächter 224 Aichhorn, Martin, Hauskammeramtsverweser 1506–1509 406 Aichpichl, Karl Gottlieb, Hofkammerrat 510f. Albani, Familie 120 Albert Kasimir von Sachsen-Teschen Sachsen-Teschen Albrecht II., römisch-deutscher Kg. Al brecht V., Hzg. von Österreich Albrecht II., Hzg. von Österreich 84 Albrecht III., Hzg. von Österreich 84, 197 Albrecht V., Hzg. von Österreich (Albrecht II., römisch-deutscher Kg.) 192, 210 Albrecht V., Hzg. von Bayern 85 Albrecht VI., Ehzg. 192, 198 Albrecht VII., Ehzg. 86, 94 Albrecht, Kfs. von Brandenburg 280f. Albrecht, Mgf. von Brandenburg, Kfs. von Mainz 315 Alexander Leopold, Ehzg., Palatin von Ungarn 519 Alidosi, Roderico, toskanischer Botschafter 238 Allio, Domenico dell’, Festungsbaumeister 718
Alliprandi, Giovanni Battista, Hofarchitekt 190 Althan(n) – Adolf, Hofkriegsrat 122 – Christoph, Hofkammerpräsident 1575– 1577 831, 833 – Christoph Johann, Oberstjägermeister 1684–1702 159 – Gundaker, Hofbaudirektor 1716–1742, Oberststallmeister 1732–1738 186, 189, 191f., 236, 679 – Michael Johann, Oberstjägermeister 1644– 1649 159 – Michael Johann, Oberststallmeister 1716– 1722 236 – Michael Johann, Vizepräsident der Obersten Justizstelle 1753–1771 600 Altinger von Altingen, Philipp, niederösterreichischer Kammerprokurator 409 Alvinczy (Alvintzy) von Berberek, Joseph (Jó zsef ), Feldmarschall 668 Alxinger, Johann Baptist, Schriftsteller 618 Amalie Wilhelmine von Braunschweig-Lüneburg, Kaiserin 89, 195, 197, 251, 259 Amor de Soria, Emanuele Lupo, Reggente von Mantua 527 Ancantherius, Claudius, Hofhistoriograph 172 Anderson, Peter, Vizeadmiral 726f. Andler(n) und Witten (Andler Witten), Franz Reinhold, Vizepräsident der Schlesischen Kammer 910, 987 Anguissola, Leander d’, Ingenieur 719, 722 Anhalt, Magnus, Kammerrichter 1496 334 Anjou, Dynastie 923 Anna Jagiello, Königin von Ungarn und Böhmen 93, 95, 249 Anna von Österreich, Erzherzogin 257
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X. Anhang
Anna von Tirol, Kaiserin 195, 245, 249 Antonius, Fritz, Archivar 174 Aostalli, Ulrico, Burgbaumeister 190 Apafi – Michael (Mihály) I., Fs. von Siebenbürgen 95 – Michael (Mihály) II., Fs. von Siebenbürgen 50 Arand, Johann Baptist Martin, Oberamtsrat von Altdorf 892 Arco, Scipio, Oberstkämmerer 1559–1561 208 Arnstein 222f., 226 – Adam Isaak, Hofjude 223 – Franziska (Fanny) (geb. Itzig), Salonière 223 Aspremont-Reckheim-Lynden (geb. Nostitz), Johanna Barbara, Obersthofmeisterin Maria Josephas von Bayern 1765–1766 252 Assenburgh, Louis van, Admiral 726 Astorffer, Ferdinand, Künstler 212 Attems – Franz Dismas, Innerösterreichischer Hofkammerpräsident 1738–1748 872 – Hermann (IV.), Verwalter des Obersthofmeisteramts 1607–1609 158, 430 – Jakob Adam, Obersthofmeister Ferdinands (II.) 1585/86–(1588) 261 – Johann Friedrich, Landesvizedom in Krain 1649–1663 871 – Ursula (geb. Breuner), Obersthofmeisterin Eleonoras d. Ä. Gonzaga 1624–1637 249 Auersperg 120, 123 – Hans, Landeshauptmann von Krain 1501– 1529, Vizedom von Krain 1514/15 417 – Heinrich (Heinrich Josef ), Obersthofmarschall 1735–1742, Oberststallmeister 1742–1765, Oberstkämmerer 1769–1774, Präsident der Hofrechenkammer 1773– 1774, Hofkanzler 1778–1782 209, 218, 236, 568, 573, 589, 854 – Johann Weikhard, Obersthofmeister Ferdinands IV. 1644/45–1654, 1655–1657 158, 257, 261, 319, 431 – Maria Joseph, Vizekanzler der BöhmischÖsterreichischen Hofkanzlei 1780–1782 573 – Maria Theresia (geb. Rappach), Obersthofmeisterin Elisabeth Christines von Braunschweig-Wolfenbüttel 1714–1741 251 – Volkard, Stallmeister 1560–1564 235 – Weikhard, Obersthofmarschall (1570)– 1576 217
– Wilhelm, Landeshauptmann von Krain 1493–1501, Vizedom von Krain 1493– 1498 417 – Wolf Sigmund, Oberstjägermeister 1575– 1598 159 August, Kfs. von Sachsen 363 August II. „der Starke“, Kg. von Polen (Friedrich August I., Kfs. von Sachsen) 89 August III., Kg. von Polen (Friedrich August II., Kfs. von Sachsen) 89 Azzoni, Josef, Jurist 601, 604 Baden, Baden-Baden, Baden-Durlach, Markgrafen 886 – Ernst I. Ernst I. von Baden-Durlach – Hermann, Markgraf von Baden-Baden, Hofkriegsratspräsident 1681–1691, Prinzipalkommissar 1688–1691 299, 669 – Jakob Jakob II., Mgf. von Baden – Jakobe Jakobe, Herzogin von JülichKleve-Berg 426 – Ludwig-Wilhelm Ludwig-Wilhelm von Baden – Philipp I. Philipp I., Mgf. von Baden – Wilhelm Wilhelm, Mgf. von Baden Badia, Carlo Agostino, Hofkomponist 163 Baillou, Jean de, Leiter des Naturalienkabinetts 207 Bair, Elias, Bankier und Handelsmann 795 Balassa 924 – Franz (Franjo), Präsident der Ungarischen Kammer 1783–1785, 1790–1808, Illyrischer Hofkanzler 1791–1792 520, 925 Balbi, Gaetano, Beamter der Staatskanzlei 529 Baldacci, Anton Maximilian von, Staats- und Konferenzrat 72, 520, 549, 778 Baldigara, Baumeister-Familie – Cesaro 718 – Giulio 718 – Ottavio 718 Bándi, Franz (Ferenc), Beamter der Siebenbürgischen Hofkanzlei 505 Bánffy, Georg (György), interimistischer Präsident der Siebenbürgischen Hofkanzlei 1781 506–508 Baratta, Andrea, Lottopächter 941 Barkóczy, Familie 645 Bartenstein – Franz, Beamter des Directoriums in publicis et cameralibus 562 – Johann Christoph, Referendar der Geheimen Staatskonferenz, Vizekanzler der
Personenregister 1241
Staatskanzlei 1762–1767, Präsident der Hofdeputation in Transylvanicis, Banaticis et Illyricis 1755–1767, Präsident der Sanitätshofdeputation 1757–1767 54, 91, 114, 260, 263, 436f., 440, 443, 453–455, 459f., 519f., 546, 559–562, 565, 573, 606f., 666, 855, 966, 968f., 1017 – Theresia Lilien Barvitius, Johann Anton, latein. Sekretär der Reichshofkanzlei 329, 544 Basseyo, Johann Ulrich von, Landesvizedom in Kärnten 1657–1676 871 Báthory, Stephan, Kg. von Polen 42, 490 Batthyány 130, 645, 648 – Adam I. 514, 648 – Adam II. 648 – Adam III., Leiter der Ungarischen Hofkanzlei 1733–1746 502 – Antonia (geb. Batthyány), Obersthofmeisterin Maria Ludovicas von Spanien 1790– 1792 252 – Christoph (Kristóf ) III. 648 – Eleonore (geb. Strattmann) 499 – Karl Joseph (Károly József ), Feldmarschall, Ayo und Obersthofmeister Josephs II. 1748–1764 258, 262f., 437, 441 – Ludwig (Lajos) 499 Baumgartner, Hans 384 Baussnern, Simon Friedrich, Beamter der Siebenbürgischen Hofkanzlei 505 Baxador, Juan Antonio, Visconde de Roccaberti, Conde de Savalla, Präsident des Höchsten Rates der Niederlande 1729– 1740 536, 538 Bayde (Boyde), Jeremias, Hofquartiermeister 1566–1572 220 Bayerhofer von Scharffenstein, Johann, Salzamtmann 1623–1625 930 Bayern, Herzöge und Kurfürsten Albrecht V., Ernst, Ferdinand, Karl VII., Karl Theodor, Maximilian I., Maximilian II. Emanuel Becher, Johann Joachim, Merkantilist 943, 945, 955, 985, 994, 997, 1003 Beck, Christian August, Jurist 280, 330, 455 Beck von Leopoldsdorf – Marx (Markus), Landesvizedom in Österreich unter der Enns 1526–1539 832, 863 – Hieronymus, Hofkammerrat 832 Beckenschlager, Johann, Ebf. von Gran 389 Beer, Franz Anton, Polizei(ober)direktor 592 Beethoven, Ludwig van, Komponist 501
Beichlingen, Adam, Kammerrichter 1521– 1535 334 Belcredi, Giovanni Battista, Beamter des Spanischen Rates 523 Bell, Wolfgang Maximilian, Reichshoffiskal 321 Benaglia – Giovanni, Theatralinspektor 176 – Giovanni Antonio, Theatralinspektor 176 Benigno, Francesco, Festungsbaumeister 718 Benők, Michael (Mihály), Beamter der Siebenbürgischen Hofkanzlei 507 Benzoni, Vinzenz, Börsekommissär 1771–1779 959 Berchtold, Berchtold zu Sachsengang, Berch told von Ungerschitz – Jakob, Direktor der Hofkammer 847 – Maximilian, Landesvizedom in Österreich unter der Enns 1602–1606 863 Berger, Elias, Hofhistoriograph 172 Berka von Duba (Berka z Dubé) – Heinrich Wolf (Jindřich Volf ), Präsident der Böhmischen Kammer 1645–1650 901 – Ladislaus (Ladislav), Verwalter des Oberststallmeisteramts 1597–1598 235 – Zdislav, Obersthofmeister der Erzherzöge Maximilian und Ferdinand 1538–(1542) 260 Bernáth, Georg, Kanzleiagent 501 Bertali, Giovanni, Hofkapellmeister 1649– 1669 163, 164 Berzetti di Buronzo, Cesare, Minierhauptmann 719 Besserer, Georg, Kammeradvokat 409 Bethlen – Gabriel (Gábor), Fs. von Siebenbürgen 42, 49, 87, 89, 201, 504, 922 – Gabriel (Gábor), Siebenbürgischer Hofkanzler 1755–1765 505, 507f. – Nikolaus (Miklós), Siebenbürgischer Hofkanzler 1695–1704 505, 508 Bethmann, Bankhaus 801, 824 Beurer, Jakob, Hofhistoriograph 172 Bevier von Freyriedt, Johann Baptist, mährischer Rentmeister 1709–1712 907 Beydaels de Zittaert, Charles-Jean, Roi d’Armes 108 Beyne de Malechamps, Adeodat Joseph Philipp du, Beamter der Staatskanzlei 528 Bianca Maria Sforza, Kaiserin 244f., 248, 383 Bicken, Johann Adam, Kfs. von Mainz 1601– 1604 281
1242
X. Anhang
Binder von Krieglstein, Friedrich, Staatsreferendar, Staatsrat 1762–1771 438, 455f., 459, 582, 585 Birkenstock, Johann Melchior, Studienhofreferent, Referent für die Bücherzensur in der Böhmisch-Österreichischen Hofkanzlei bzw. im Directorium 1791–1797 167, 570, 612–614, 616, 619f. Blagay (Blagaj), Ursin von Blagay 130 – Eberhard Leopold, Landesvizedom in Krain 1663–1674 871 – Franz Adam, Landesvizedom in Krain 1674–1701 871 Blanc, Franz Anton, Beamter der BöhmischÖsterreichischen Hofkanzlei 572 Bleimann, Hubert, oberdeutscher Reichspfennigmeister 341, 343 Blödner, Cyriak, Ingenieuroffizier 722f. Blotius, Hugo, Präfekt der Hofbibliothek 1575–1608 165–169, 172 Blumauer, Aloys, Schriftsteller 618 Blümegen, Heinrich Cajetan (Kajetan), Staatsminister 1760–1771, Oberster Böhmischer und Erster Österreichischer Kanzler 1771– 1782, Präsident der Studienhofkommission 1778–1781 568, 572–574, 581f., 614, 969, 988f., 994 Bocskay (Bocskai) – Georg (György), Beamter der Ungarischen Hofkanzlei 495 – Stephan (István), Fs. von Siebenbürgen 128, 922 Bodeck, Bankhaus 795 Bodmann, Rupert, Präsident des Reichshofrats 1708–1713 316 Bohn, Paul Wilhelm Ferdinand, Generalgenieprodirektor 1747–1759 720, 722 Boineburg, Familie 120 Bolts, Wilhelm, Unternehmer 993f. Bolza, Johann Baptist, Beamter der Hofkammer 188 Bonhomo, Niklas, Landesvizedom in Krain 1578–1592 871 Bönl, Gregor, Hofquartiermeister 1589–1601 220 Bonno, Joseph, Hofkapellmeister 1774–1788 165 Bononcini – Antonio, Hofkomponist 164 – Giovanni, Hofkomponist 163f.
Borié zu Schönbach, Egyd (Egidius) Valentin Felix, Reichshofrat, Staatsrat 1761–1770 330, 438, 582, 585, 969 Bořita z Martinic Martinitz Bornemis(s)za – Gregor (Gergely), Bf. von Tschanad, Präsident der Zipser Kammer/Administration 1567–1571 921, 926 – Johann Kászoni – Stefan (István), Oberstpostmeister in Ungarn 1015 Borosini, Francesco, Musiker 176 Borromeo (Borromeo Arese) – Carlo, Plenipotentiar 1715–1734 358f. – Vitaliano, Kommissar für Reichsitalien 357 Bose, Christoph Dietrich, sächsischer Reichspfennigmeister 343 Bosnyák, Stephan (István), Bf. von Veszprém, Leiter der Ungarischen Hofkanzlei 1642– 1644 502 Botta Adorno, Antonio Ottone, Plenipotentiar 1754–1774 358 Boulanger von Ehrenritt, Johann Paul, Reichshoffiskal 322 Bourguignon von Baumberg, Johann Franz, Jurist 562 Bouton de Corbaron, Claude, Obersthofmeister 1523 158 Boyde Bayde Boymont, Katharina Kolowrat-Liebsteinsky Brambilla, Giovanni Alessandro, kaiserlicher Leibchirurg 758f. Branchi, Hieronymus, Hofhistoriograph 173 Brandenburg-Kulmbach Kasimir Brandis – Franz Jakob, Verwalter des Obersthofmarschallamts 1724–1726 218 – Maria Theresia Rappach Brascha, Erasmus, Mailänder Gesandter 381 Braun, Georg, Präsident der Schlesischen Kammer 1580–1585 832, 915 Braun, Johann, Rat der Steuerregulierungshofkommission 975 Braun, Peter, Bankier 178 Braunschweig-Lüneburg Amalie Wilhelmine, Erich I., Ernst August, Georg Ludwig Braunschweig-Wolfenbüttel Elisabeth Christine, Heinrich Julius Brauwart (Braunwart), Erasmus, Verweser des Vizedomamts Kärnten 1513, Vizedom
Personenregister 1243
von Krain 1515–1526, Landesvizedom in Krain 1514–(1529) 417, 871 Brean, Franz, Beichtvater 259 Breidbach-Bürresheim, Emmerich Joseph von, Kfs. von Mainz 1763–1774 282 Breitnauer, Georg, Kammerprokurator 408f. Brendel von Homburg, Daniel, Kfs. von Mainz 1555–1582 281 Brentani Cimaroli, Giovanni, Großhändler und Bankier 940f. Brequin, Jean-Baptiste, Vizehofbaudirektor 188 Breuner 120, 832, 846 – Franz Julius, Verwalter des Oberststallmeisteramts 1675–1677 236 – Jakob, Obersthofmarschall 1602–1606, Verwalter des Obersthofmeisteramts 1606 158, 217, 430 – Karl Adam, Vizepräsident der Obersten Justizstelle 1750–1761, Oberster Präsident der Obersten Justizstelle 1761–1777 505, 599f. – Karl Gottfried, Innerösterreichischer Hofkammerpräsident 1660–1675 872 – Karl Weikhard, Innerösterreichischer Hofkammerpräsident 1703–1714 872 – Kaspar, Innerösterreichischer Hofkammerpräsident 1564–1568 872 – Maximilian, Innerösterreichischer Hofkammerpräsident 1626–1635, Hofkammerpräsident 1630–1633 846, 872 – Maximilian Ludwig, Generalkriegskommissar 1696–1705 674 – Philipp, Hofkammerpräsident 1554?–1556 831–833 – Philipp Friedrich, Bf. von Wien 110 – Seifried Christoph, Präsident der Niederösterreichischen Kammer 1600/03–1609 832, 861f. – Seifried Christoph, Generalkriegskommissar 1678–1685, Hofkammerpräsident 1694–1698 510, 671, 674, 846 – Ursula Attems Brewer, Heinrich, Hofhistoriograph 173 Brieg, Brieg-Liegnitz Johann Christian Brockmann, Franz Karl Hieronymus, Direktor des Burgtheaters 178 Brömser, Anna Eleonora Metternich Bruck („von Brügge“), Arnold, Hofkapellmeister 1527–1545 162, 164 Bruckenthal Brukenthal Bruckner, Andreas, Anwalt von Österreich ob der Enns 1517–1519 416
Brugglacher von Oberreitenau, Georg, Salzamtmann 1625–1653 930 Brukenthal (Bruckenthal), Samuel, Siebenbürgischer Hofkanzler, Gouverneur von Siebenbürgen 505, 507f. Brunszvik d. Ä., Anton, Beamter der Ungarischen Hofkanzlei 501 Bruntálský z Vrbna Würben und Freudenthal Brutus, Johann-Michael, Hofhistoriograph 171f. Buccelleni, Julius Friedrich, österreichischer Hofkanzler 1694–1705 327, 448–451, 510 Buol – Anton Franz, Beamter im Directorium in publicis et cameralibus 562 – Johann Georg, geheimer Hofkanzleireferendar, Präfekt der Hofbibliothek 1690 168, 435f., 440, 453f., 460 Buquoy – Johann Nepomuk, Präsident der Stiftungshofkommission 570, 574 – Karl Bonaventura, Generalleutnant 1619– 1621 658, 660 Burger, Martin, Hubmeister von Österreich unter der Enns 1493 415 Burghaus und Stoltz, Nikolaus, Präsident der Schlesischen Kammer 1611–1619 909f., 915 Burgklehner d. J., Matthias, Vizepräsident der Oberösterreichischen Kammer 1613–1620 880 Burkersroda, Friedrich, sächsischer Reichspfennigmeister 343 Burnacini 185 – Ludovico, Architekt 197 Buxados de Cavella, Juan, Musikgraf 1717– 1721 179 Caecilia Renata, Erzherzogin, Königin von Polen 163 Caldara, Antonio, Komponist 164, 260 Calzabigi – Giovanni, Lottokommissär 941 – Ranieri, Lottokommissär 941 Camerarius, Ludwig, pfälzischer Staatsmann 361, 472 Canevale (Ganneval) – Christoph, Baumeister 203 – Isidore (Isidor), Architekt 188f., 194f., 759 Cantù, Francesco, Theatraladjutant 176 Caprara, Familie 120
1244
X. Anhang
Caraffa (Carafa, Caraffa della Spina) 120 – Carlo, Nuntius 238, 544 – Katharina (geb. Cardona), Obersthofmeisterin Amalie Wilhelmines von Braunschweig-Lüneburg 1699–1726 251 – Antonio, Generalkriegskommissar 1688– 1693 510, 674 – Hieronymus, Generalleutnant 1622–1625 658 Cardona Folch de Cardona Carl, Philipp, Hofhistoriograph 173 Carlone, Künstlerfamilie – Domenico 198 – Giovanni Battista 185, 201 – Martino 198 Carlos de Austria, Infant von Spanien 52 Carlos von Bourbon Karl III. von Spanien Carlshofen, Gotthard Carl, Landesvizedom in Österreich unter der Enns 1684–1694 863 Carondelet, Claude, Rat Karls V. 387 Castello, Bartholomäus, Bankier und Handelsmann 795 Castileti (Guyot), Johann (Jean), Hofkapellmeister 1563–1564 164 Cataldi, Ottavio, Lottopächter 784, 940 Cattani, Franz Anton, mährischer Rentmeister 1679–1684 907 Cavallis (vom Roß), Antonio de, Tiroler Amtmann 401 Cavallis, Paula de Firmian Cavriani 120 – Friedrich, Obersthofmeister Eleonoras d. Ä. Gonzaga 1637–1655, Obersthofmeister Eleonoras d. J. Gonzaga-Nevers 1655– 1662 249f. – Ludwig, Hofrat der Galizischen Hofkanzlei, Vizepräsident der Obersten Justizstelle 1791 588, 600 – Ottaviano, Oberststallmeister 1612–1613 232, 235 Celtis, Conrad, Humanist 170 Černín z Chudenic Czernin Ceschi – Ignaz, Pater, Feldsuperior 756 – Joseph, Gubernialrat 78 Cesti, Antonio, Musiker und Komponist 163 Cetto von Kronstorf, Karl Josef, Beamter des Directoriums in publicis et cameralibus 562 Chaos Richthausen von Chaos Chernyey, Paul, Leiter der Zipser Kammer/Administration 1667–1669 926
Chiemseer Khiembseer Chièvre, Johann Franz 260 Chotek 572, 574 – Johann Karl, Feldmarschall-Leutnant, Generalkriegskommissar 1761–1766 559, 561, 565, 616, 673f., 679, 969 – Johann Rudolf, Präses der Bücherzensurshauptkommission 1781–1782, Hofkanzler 1782–1789, Hofkammerpräsident 1791– 1792 567, 573f., 617, 620, 854, 954 – Rudolf, Direktor bzw. Präsident der Ministerial-Banco-Deputation 1749–1761, Hofkammerpräsident 1759–1762, Oberster Böhmischer und Erster Österreichischer Kanzler 1762–1771 561, 565–567, 573, 800, 852, 854, 952, 954, 962, 969, 987– 990 Christian August, Hzg. von Sachsen-Zeitz Sachsen-Zeitz Clary und Aldringen – Franz Wenzel, Oberstjägermeister 1758– 1788 159 – Leopold Kaspar, Präses der Bücherzensurkommission 1778–1781, Vizekanzler der Hofkanzlei 1775–1780, Vizepräsident der Obersten Justizstelle 1780–1791, Oberster Präsident der Obersten Justizstelle 1791– 1797, Staatsminister 1797–1800 572f., 582, 599f., 617, 620 Claudia de’ Medici, Landesfürstin von Tirol 1014 Claudia Felicitas von Tirol, Kaiserin 250 Clemens IX., Papst 110 Cles, Bernhard von, Bf. von Trient und Brixen, Kard., österreichischer Hofkanzler 1528– 1539 424, 427, 429f., 445f., 450f., 1012 Cobenzl – Hans, Sekretär der Reichshofkanzlei, Präsident der niederösterreichischen Kammer in Graz 1576–1591 329, 543, 872 – Johann Karl Philipp, Bevollmächtigter Minister in Brüssel 1753 536 – Johann Kaspar, Obersthofmarschall 1722– 1724, Oberstkämmerer 1724–1742 208, 218, 258 – Ludwig, Diplomat 457 – Philipp, Landesvizedom in Krain 1602– 1607 871 – Philipp (Johann Philipp), Hof- und Staatsvizekanzler, Leiter der Italienischen Hofkanzlei, Italienischer Hofkanzler 1793–
Personenregister 1245
1799, Staatsminister 1799–1801 438f., 456–459, 531, 582 Cochi, Maximilian de, Hofquartiermeister 1621 220 Colin, Alexander, Bildhauer 196 Collalto, Rambald, Hofkriegsratspräsident 1624–1630, Generalleutnant 1628–1630 658, 669 Colloredo, Colloredo-Waldsee (Wallsee), Colloredo-Man(n)sfeld 120, 329 – Franz de Paula Gundaker, Reichsvizekanzler 1789–1806 329, 331 – Franz de Paula Karl, Obersthofmeister von Franz (II.) 1774–1792, Kabinettsminister 1792–1805, Oberstkämmerer 1796–1806 209, 259, 262, 457, 459, 542, 547–550 – Hieronymus, Obersthofmarschall 1726 218 – Johann Baptist, Obersthofmarschall 1726– 1729 218 – Josef Maria, Generalartilleriedirektor 1778– 1818 718 – Rudolf Joseph, Reichsvizekanzler 1737– 1742, 1745–1788 328f., 331, 554 Colonna von Fels Völs Comazzi, Giovanni Battista, Hofhistoriograph 173 Consbruch, Kaspar Florentin, Sekretär der Reichshofkanzlei 330, 453, 544 Conti, Francesco, Komponist 164 Coraduz, Rudolf, Verweser des Reichsvizekanzleramts 1597–1606 331 Córdoba (Cordova, Cordua), Fernández de Córdoba – Diego, spanischer Oberststallmeister 232 – Gaspar, Hofkriegsratsvizepräsident, Feldmarschall 667 – Pedro, Oberststallmeister 1523–1528 232, 235 Cordova Córdoba Cordua Córdoba Coreth, Johann Franz, Präsident der Oberösterreichischen Kammer (1698)–(1702) 880 Coronini, Maria Theresia 447 Correr, Pietro, venezianischer Gesandter 527 Corte, Ilario, Archivar 530 Corvin Corvinus Corvinus (Corvin), Johann (János), Hzg. (Johann Hunyadi) 793 Corvinus, Matthias Matthias Corvinus Cremonini, Cinzia 359
Cristiani, Beltrame, bevollmächtigter Minister in der Lombardei 527f. Croy, Antoine de, Oberstkämmerer (bis 1527) 208 Crusenius, Nikolaus, Hofhistoriograph 172 Crüts von Creits, Gottfried Josef, Feldkonsistorialdirektor, Apostolischer Feldvikar 1792–1794 756 Csáky 645, 648 – Anton (Antal), Direktor der Zipser Kammer/Administration 1742–1764 926 Cserey, Farkas, Beamter der Siebenbürgischen Hofkanzlei 507 Cugia, Giovanni Battista, Beamter des Spanischen Rates 523 Cugnot, Nicolas Joseph, Erfinder 720 Curtius, Cornelius, Hofhistoriograph 173 Cuspinian, Johannes, Humanist 170 Czernin von Chudenitz (Černín z Chudenic) 120, 485, 899 – Franz Josef 485 – Hermann Jakob, böhmischer Oberstburggraf 797, 914 – Thomas Zacheus, Vizekanzler der Böhmischen Hofkanzlei 1693–1700 483 Czobor, Familie 645 Daiser von Sillbach, Peter Paul, Beamter des Innsbrucker Militärdirektoriums 684 Dalberg – Karl Theodor, Kfs. von Mainz 1802–1803 282, 335 – Wolfgang, Kfs. von Mainz 1582–1601 281 Damiani, Francesco, Steuerpächter 940 Danckelmann, Nikolaus (Niklas), sächsischer Reichspfennigmeister 344 Daróczy, Franz (Ferenc), Direktor der Zipser Kammer/Administration 1613 926 Daun – Leopold Joseph Maria, Fs. von Teano, Feldmarschall, Staatsminister 1760–1766, Hofkriegsratspräsident 1762–1766 522, 576, 582, 585, 665–667, 669, 705, 708, 711f., 741 – Maria Josepha (geb. Fuchs von Bimbach) 553 – Wirich Lorenz, Feldmarschall, OberstLand- und Hauszeugmeister 1719–1741 718 Deák, Familie 645 Deblin, Anton Franz von, Kreishauptmann von Iglau 905 Deldono, Dominik, Kammerzahlmeister 101
1246
X. Anhang
Denis, Michael, Dichter 167 Denkhardt, Georg, Vorsteher des Oberschiff amts 1623–1629 678 Desana, Anna Margaretha Esterházy de Galantha Desewffy, Johann (János), Präsident der Ungarischen Kammer 1557–1561 925 Dienheim, Eberhard, Bf. von Speyer, Kammerrichter 1584–1610 335 Dier, Karl Joseph, Kammerzahlmeister 100, 562 Dietrichstein 120, 123, 253, 428 – Adam, Oberstkämmerer 1563–1575, Obersthofmeister Rudolfs (II.) 1561–1590 158, 208, 255f., 261–263, 430 – Anna (geb. Meggau), Obersthofmeisterin Eleonoras d. J. Gonzaga-Nevers 1674– 1686 250 – Dismas Joseph, Landesvizedom in der Steiermark (1737)–(1740) 871 – Ferdinand (Ferdinand Josef ), Obersthofmeister der drei Gemahlinnen Kaiser Leopolds I. 1666–1685, kaiserlicher Obersthofmeister 1683–1698 158, 250, 509 – Franz, Kard., Bf. von Olmütz, Verwalter des Obersthofmeisteramts 1607 671 – Franz Adam, Innerösterreichischer Hofkammerpräsident 1678–1702 872 – Gundaker, Oberststallmeister 1658–1675, Oberstkämmerer 1675–1690 208, 236 – Johann Franz Gottfried, Präsident der Universalbankalität 1716–1719, Hofkammerpräsident 1719–1755 560, 850f., 854, 955, 986 – Johann Karl, Oberststallmeister 1765– 1807 236 – Karl Ludwig, Oberstjägermeister 1709– 1711 159 – Karl Maximilian, Obersthofmarschall 1745–1749 218 – Leopold Ignaz, Oberststallmeister 1705– 1708 236 – Ludwig, Präsident der niederösterreichischen Kammer in Graz 1594–1596, Innerösterreichischer Hofkammerpräsident 1596–1603 872 – Maximilian, Obersthofmeister Eleonoras d. Ä. Gonzaga 1622–1637, Obersthofmeister Maria Leopoldines von Tirol 1648–1649, Obersthofmeister 1650–1655 152, 158, 232, 235, 249f.
– Philipp Sigmund, Oberststallmeister 1699– 1705 und 1711–1716 236 – Sigmund, Landeshauptmann der Steiermark 1515–1533, Obersthofmeister Annas von Ungarn und Böhmen 1521 249, 416 – Sigismund Helfried, Obersthofmeister Eleonoras d. J. Gonzaga-Nevers 1685–1686 250 – Sigmund Ludwig, Innerösterreichischer Hofkammerpräsident 1636–1653 838, 872 Dietz, Chrysogon, Vizekanzler der Böhmischen Kanzlei 1551–? 483 Dillher von Alten, Johann Franz Ferdinand, Admiral 726 Dohna (Burggrafen von Dohna) – Abraham, Präsident der Böhmischen Kammer 1611 901 – Karl Hannibal, Präsident der Schlesischen Kammer 1622–1633 910, 915 Dolfin, Giovanni, Nuntius 234 Dombay, Beamte der Staatskanzlei 500 – Franz d. Ä. 500 – Franz d. J. 500 – Johann 500 – Joseph 500 – Michael Franz 500 Doria Landi, Andrea, Fst. von Melfi 357 Dorn – Friedrich Wilhelm, Beamter der Staatskanzlei 529 – Johann Jakob, Beamter der Staatskanzlei 537 Dornberg – Erasmus, Verweser des Vizedomamts Kärnten 1510, Landesverweser von Krain 1518/19 417 – Raimund, Beamter der Hofkammer 827 Dornsperg, Johann Caspar, Landesvizedom in Kärnten 1646–(1655) 871 Dorsch, Christoph, Beamter des Hofkriegsrats 510 Doxat de Morez, Moritz Nikolaus, General 752 Draghi, Antonio, Hofkapellmeister 1683–1700 163f. Draskovich (Drašković, Draskovics), Georg (György, Juraj), Bf. von Raab und Ebf. von Kalocsa, Leiter der Ungarischen Hofkanzlei 1578–1586 490f., 494, 496, 502 Drezler, Johann, Reichshoffiskal 321 Drugeth von Homonna (Homonnai Drugeth), Familie 648
Personenregister 1247
Duba Berka von Duba Dudith, Andreas, Beamter der Ungarischen Hofkanzlei 495 Dumont von Carlscroon, Jean, Hofhistoriograph 171, 173f. Durazzo, Giacomo, Musikgraf 1762/63 177, 179, 181 Dürr, Sigmund von der, Landesvizedom in Krain 1537–(1539) 871 Duval, Valentin Jamerai, Direktor des Münzkabinetts 207 Ebersdorf – Benesch, Anwalt von Österreich unter der Enns 1501–1506, Landmarschall von Österreich unter der Enns 1507–1519 399, 415 – Veit 195 – Wolfgang 195 Eberstein, Bernhard, Obersthofmeister Annas von Ungarn und Böhmen (1524)–1526 249 Eck (Egkh) von Hungersbach, Georg (Jörg), Vizedom von Krain 1498–1514 417, 871 Eckhard von der Thaan – Johann Anton, Landesvizedom in Österreich ob der Enns (1675)–(1712) 863 – Johann Joseph, Landesvizedom in Österreich ob der Enns (1743)–1749 863 Eckhel, Joseph Hilarius, Leiter des Münzkabinetts 207 Eder, Georg, Reichshofrat 319 Eder von Kainbach, Andreas, Landesvizedom in der Steiermark 1635–1646 870 Eger, Friedrich von, Staatsrat 1785–1801 582, 975, 978 Eggenberg 49, 120, 143 – Johann (Hans) Ulrich, Innerösterreichischer Hofkammerpräsident 1604–1609, Obersthofmeister Ferdinands II. 1615– 1624 158, 261, 781, 872 – Johann Anton 49 – Maria Franziska Harrach Egkh Eck von Hungersbach Ehingen, Familie 887 Ehrlinger von Ehrnthal, Lukas, Vorsteher des Oberstschiffamts 1663–1692 678 Ehrmann von und zu Falckenau – Martin Fortunat, Landesvizedom in Österreich ob der Enns (1714)–1726 863 – Wolfgang Martin, Landesvizedom in Österreich ob der Enns 1726–(1742) 863
Eibiswald, Christoph, Landesvizedom in der Steiermark 1632 870 Eiseler, Thoman, Bauschreiber, Bausuperintendent 185 Eitzing, Christoph, Obersthofmeister Maximilians (II.) 1551–(1562) 260, 262 Eleonora d. Ä. Gonzaga, Kaiserin 163, 193, 197, 249 Eleonora d. J. Gonzaga-Nevers, Kaiserin 110, 163, 195, 202, 243, 250 Eleonore Magdalena von Pfalz-Neuburg, Kaiserin 89, 111, 243, 250 Eleonore Maria Josepha, Erzherzogin 110 Elisabeth von Österreich, Erzherzogin 257 Elisabeth Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel, Kaiserin 88, 251, 709 Elsener von Löwenstern, Johann, oberdeutscher Reichspfennigmeister 343 Eltz 120 – Philipp Karl, Kfs. von Mainz 1732–1743 281 Emanuel III., Kg. von Sardinien-Piemont 107 Ende, Hans Adam, sächsischer Reichspfennigmeister 344 Engel, Johann Christian, Beamter der Siebenbürgischen Hofkanzlei 507 Engelmair, Stephan d. Ä., Reichshoffiskal 321 Engler, Konrad, Hofbaumeister 190 Ennser, Ruprecht, Hubmeister von Österreich unter der Enns 1494 415 Erdődy – Alexander (Sándor), Präsident der Ungarischen Kammer (1710)–1718 925 – Christoph Anton (Kristóf Antal), Präsident der Ungarischen Kammer 1684–1704 925 – Georg (György), Präsident der Ungarischen Kammer 1720–1748 925 – Johann Nepomuk (János Nepomuk), Präsident der Ungarischen Kammer 1772–1782 925 – Ladislaus Adam (László Ádám), Bf. von Neutra, Leiter der Ungarischen Hofkanzlei 1725 501f. Erich I., Hzg. von Braunschweig-Lüneburg 385 Erill, Margarita Teresa de, Obersthofmeisterin Margarita Teresas von Spanien 1666–1673 250 Ernau, Leonhard, Landesvizedom in der Steiermark 1494–1498 und 1499–1522 416, 870 Ernst I. von Baden-Durlach, Mgf. von BadenPforzheim(-Durlach) 398
1248
X. Anhang
Ernst III., Ehzg., Statthalter in den Niederlanden 172, 185, 193, 232, 254f., 261–263, 446, 490, 680, 1011 Ernst „der Eiserne“, Hzg. von Österreich 210 Ernst von Bayern, Kfs. von Köln 366 Ernst August von Braunschweig-Calenberg, Hzg. von Braunschweig-Lüneburg 367 Erthal, Friedrich Karl Joseph, Kfs. von Mainz 1774–1802 282 Eskeles 222 – Bernhard, Bankier 223 Esmandia, Miguel de, Steuerkommissär 525 Este, Maria Beatrix 92 Esterházy de Galantha 120, 130, 648 – Anna Margaretha (geb. Desana), Obersthofmeisterin Amalie Wilhelmines von Braunschweig-Lüneburg 1727–1742 251 – Emmerich (Imre), Bf. von Veszprém, Leiter der Ungarischen Hofkanzlei 1725 89, 502 – Franz (Ferenc), Leiter der Ungarischen Hofkanzlei 1762–1787 177, 498, 501f., 562 – Joseph (József ) 653 – Paul (Pál), Palatin von Ungarn 509, 514 Eugen von Savoyen, Hofkriegsratspräsident 1703–1736, Generalleutnant 1708–1736 89, 102, 196, 353, 365, 433–436, 443, 453, 499, 522f., 527, 535, 545, 658f., 665, 669f., 681, 707, 719, 722, 724, 740, 752, 761, 806, 849, 854 Evers, Hermann, Hofrat der Galizischen Hofkanzlei 588 Faber von Faborn, Josef, Hofquartiermeister 1715–1725 220 Fabricius von Rosenfeld und Hohenfall, Philipp, Sekretär der Böhmischen Hofkanzlei 469–472, 487 Falbenhaupt, Johann Gottfried, Innerösterreichischer Hofkriegsratspräsident 1637– 1642 682 Fejérkövy, Stephan (István), Bf. von Neutra, Präsident der Ungarischen Kammer 1587– 1596 925 Fekete, Georg (György), Präsident der Ungarischen Kammer 1782 500, 925 Ferdinand I., Ks. 30f., 34–36, 38, 41–44, 46f., 83, 85, 87, 93–97, 117f., 120–122, 127, 151, 153, 155f., 160–162, 165, 170, 181, 184f., 190, 192, 198–200, 202, 204, 210f., 213, 218, 230, 232f., 237f., 240–242, 255, 257, 260, 269, 271, 277, 284, 286, 291,
297, 311, 315, 320, 324f., 329, 334, 343, 357, 370, 377, 391, 424, 427, 445f., 450, 462–464, 467, 489f., 492, 543, 639, 647, 663, 771, 775, 779f., 782, 791–793, 803, 808, 814f., 818, 821, 823, 825–829, 833, 858, 865, 867, 874f., 881, 886, 896–898, 900, 902f., 908f., 913, 917–919, 923f., 991, 1007, 1010, 1012 Ferdinand I. „der Gütige“, Ks. (Ferdinand V., Kg. von Ungarn und Böhmen) 93, 95 Ferdinand II. „der Katholische“, Kg. von Aragon 779 Ferdinand II., Ehzg., Landesfürst von Tirol 85f., 88, 121, 190, 199f., 211, 254f., 257, 260, 262f., 465, 475, 487, 769, 829 Ferdinand II., Ks. 34, 42, 45, 48f., 86–88, 90, 94f., 99, 120, 122f., 125, 130, 132, 162f., 171, 190, 193, 196, 198, 201, 211, 232f., 254f., 261–263, 267, 276f., 291, 298, 312, 334, 341, 366f., 430–432, 439, 447f., 471–473, 491, 544, 656, 791, 832, 838, 868, 883, 887, 937, 1011–1013, 1015 Ferdinand III., Ks. 49, 95, 106, 110, 120, 122, 130, 152, 163, 193, 201, 204f., 211, 214, 232, 237, 239, 254–257, 260f., 268, 276, 312, 340f., 351, 371, 431, 462, 472–474, 658, 699, 754, 805, 841, 846, 1006, 1008 Ferdinand III., Großhzg. der Toskana, Bruder von Franz II. 52 Ferdinand IV., römisch-deutscher Kg. 254, 256f., 261, 268, 476 Ferdinand V. Ferdinand I., Ks. Ferdinand VI., Kg. von Spanien 107 Ferdinand (Ferdinand Karl Anton) von Österreich-Este, Ehzg., Hzg. von Modena, Generalgouverneur der Lombardei 92, 530 Ferdinand von Bayern, Kfs. von Köln 1612– 1650 367 Ferdinand von Innerösterreich, Ehzg. Ferdinand II., Ks. Ferdinand Franz, Ehzg. Ferdinand IV. Ferenberger, Ulrich, Hofquartiermeister 1557– 1558 220 Ferencffy (Ferenczffy), Lorenz, Beamter der Ungarischen Hofkanzlei 495, 503 Fernández de Córdoba Córdoba Fernberger von Egenberg, Johann, Landesvizedom in Österreich ob der Enns (1530)– (1550) 863 Ferrabosco, Pietro, Militärbaumeister 184, 190, 192, 195f., 198–200, 718 Ferrari, Ambrosio, Bankier 795
Personenregister 1249
Festetich (Festetics, Feštetić), Paul (Pál), Beamter der Ungarischen Hofkanzlei 501 Fiáth, Johann (János), Beamter der Siebenbürgischen Hofkanzlei 507 Filippi, Giovanni Maria, Hofbaumeister 190, 200 Finck, Heinrich, Hofkapellmeister 1526–1527 164 Firmian – Georg, Hofmarschall zu Innsbruck 1514– 1523 393 – Karl Gotthard, Plenipotentiar (1782) 358, 528, 530 – Nikolaus, Obersthofmeister Bianca Maria Sforzas 1493–1509 248 – Paula (geb. de Cavallis, verw. Thun), Obersthofmeisterin Bianca Maria Sforzas 1493–1510 248 Fischer von Erlach – Johann Bernhard, Architekt 187, 193f., 197, 478, 487, 564 – Joseph Emanuel, Architekt 187, 193f., 330 Fischer, Michael, Direktor der Zipser Kammer/ Administration 1684–1698 (?) 926 Fischer, Michael, Direktor der Zipser Kammer/ Administration 1729–1739 926 Fleury, Jean-François-Joseph de, Admiral 726 Folch (Folck) de Cardona 120 – Ana María (geb. Requeséns de Soler), Obersthofmeisterin Marias von Spanien (1560)–1577 249 – Antonio, Ebf. von Valencia, Präsident des Spanischen bzw. Italienischen Rates 1713– 1724 523, 525, 531, 535, 538 – José, Obersthofmeister Elisabeth Christines von Braunschweig-Wolfenbüttel 1708– 1729, Präsident des Höchsten Rates der Niederlande 1717–1729 251, 535, 538 – Katharina Caraffa – Ramón 385 Fontana, Orazio, Hofbaumeister 190 Forgách 648 – Franz (Ferenc) d. Ä., Beamter der Ungarischen Hofkanzlei 495 – Franz (Ferenc) d. J., Bf. von Neutra, Leiter der Ungarischen Hofkanzlei 1602–1607 493–495, 502 Forlosia, Nikolaus, Präfekt der Hofbibliothek 1739–1745 168 Forno, Horatio, Leiter der Schlesischen Kammer 1650–1654 910, 915f.
Forteguerra, Sebastian, Geistlicher, Hofhistorio graph 172 Foscarini, Marco, venezianischer Diplomat 524, 532 France, Josef Angelo de 212 Frangepán Frankopan Frank, Johann Theobald, niederösterreichischer Regimentsrat 761 Frankenberg – Johann Wolfgang, Vizekanzler der Böhmischen Hofkanzlei 1700–1705 478, 483 – Otto, Vizepräsident der Obersten Justizstelle 1752–1753 600 Frankfurter, Jakob, Kammerprokurator 409 Frankopan (Frangepán) 130 – Christoph (Kristóf ), Oberststallmeister 1522–1523 232, 235 Franz I. Stephan, Ks. 52, 54, 92, 101–104, 107, 182, 207, 209, 233, 239, 328, 500, 526, 545, 658, 703, 784, 891, 940, 993, 999 Franz II., Ks. 55f., 62, 100, 102, 107f., 178, 259, 263, 278, 329, 440, 456, 498, 520, 531, 537f., 542, 545, 547, 571, 580f., 583, 593, 600, 603, 612, 619, 667f., 786, 853, 1009 Franz Ferdinand von Österreich-Este, Ehzg. 194 Franz Joseph I., Ks. 194, 203 Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg, Kfs. von Trier und Mainz 1729–1732 281 Fräß von Ehrfeld, Thaddä(us), Finanzbeamter 956 Frauenberg, Hans Georg, Landesvizedom in der Steiermark 1588–1591 870 Freidenreich, Georg, Hofquartiermeister 1564– 1565 220 Freundt, Kaspar, mährischer Rentmeister 1567–1572 906f. Freydenreich, Hans, Reichsbauzahlmeister 343 Freyeisen, Georg, Abt von Rein, Präsident der niederösterreichischen Kammer in Graz 1598–1602 872 Freymon (Freymann), Johann Wolf, Verweser des Reichsvizekanzleramts 1594–1597 329f. Freysleben, Ferdinand, Erster Hausarchivar 115 Friedrich I., Kg. von Böhmen Friedrich V. Friedrich II., Ks. 320 Friedrich II., Kfs. von der Pfalz 286, 315
1250
X. Anhang
Friedrich II., Kfs. von Brandenburg, Kg. in Preußen 53, 277, 308, 354, 362, 374, 709, 788, 960f., 967 Friedrich III., Ks. 33, 84f., 121, 192, 198, 202, 210, 280, 288, 323, 331, 377, 388f., 395, 398, 401, 403, 408, 415–417, 420, 423, 782, 828 Friedrich III. „der Weise“, Kfs. von Sachsen 286 Friedrich IV. „mit der leeren Tasche“, Graf von Tirol, Hzg. von Österreich 210 Friedrich V., Kfs. von der Pfalz (Friedrich I., Kg. von Böhmen, „Winterkönig“) 87, 94, 267, 471f., 780, 901, 909f. Friedrich „der Schöne“, römisch-deutscher Kg. 192 Friedrich von Sachsen (Friedrich von Wettin), Kfs. von Sachsen 378, 381 Friedrich von Wettin Friedrich von Sachsen Friedrich August I., Kfs. von Sachsen August II. „der Starke“ Friedrich August II., Kfs. von Sachsen August III. Friedrich Wilhelm I., Kg. in Preußen 90 Fries & Co., Großhandelshaus 801 Fries, Johann, Bankier und Unternehmer 801, 824, 940 Fritsche, Thomas, sächsischer Reichspfennigmeister 344 Fröschl, Wiguleus, Bf. von Passau, Kammerrichter 1503/04 und 1507/08 334 Fruwein von Podoli (Fruwein z Podolí), Benjamin, Sekretär der Kanzlei des ständischen Direktoriums in Prag 471 Fuchs von Bimbach – Maria Josepha Daun – Maria Karolina (Charlotte) (geb. Mollard), Obersthofmeisterin Maria Theresias 1728– 1754 252, 258 Fuchs von Fuchsberg – Anna Prag – Degen, Verweser des Marschallamts 1496 und 1498 393 Fuchssteiner, Johann, Kammerprokurator 409 Fuerdt Furth Fugger 120, 329, 390, 405, 792–794, 818, 823, 923 – Anton, Bankier und Großkaufmann 793f., 823 – Georg, Bankier und Großkaufmann 793 – Jakob („der Reiche“), Bankier und Großkaufmann 793f., 823
– Johann Ernst, Reichshofratspräsident 1632–1637 315 – Marquard, Obersthofmeister von Leopold Ignaz (Leopold I.) 1651–1652, Obersthofmeister Eleonoras d. J. Gonzaga-Nevers 1652–1655 250, 261 – Ulrich, Bankier und Großkaufmann 793 Fünfkirchen (geb. Spaur), Maria Theresia, Obersthofmeisterin Eleonore Magdalenas von Pfalz-Neuburg (1712)–1720 251 Fürst, Carl Joseph Maximilian, preußischer Diplomat 967 Fürstenberg, Fürstenberg-Heiligenberg, Fürstenberg-Messkirch, Fürstenberg-Stühlingen 120, 143 – Albrecht, Oberststallmeister 1592–1599 235 – Friedrich, Obersthofmeister Maximilians (II.) 1546 260 – Friedrich, Obersthofmeister 1603–1606 und 1612–1617 158 – Frobenius Ferdinand, Kammerrichter 1718–1721, Prinzipalkommissar 1726– 1735 299, 335 – Heinrich, Hofmarschall 1498–1499 378, 381 – Joseph Wilhelm Ernst, Prinzipalkommissar 1735–1743 und 1745–1748 299 – Wolfgang, Hofmarschall 1502–1509 381 – Wratislaw, Reichshofratspräsident 1623– 1631 315 Fürstenbusch, Rüdiger Goswin, Beamter der Hofkammer 511 Furth (Fuerdt), Wolfgang, Landesvizedom in Österreich unter der Enns 1574–1602 863 Fux, Johann Joseph, Hofkapellmeister 1715– 1741 163–165 Gabelmann, Nikolaus, Hofhistoriograph 172 Gaill, Andreas, Reichshofrat 319 Gallas, Matthias, Generalleutnant 1643–1645 658–660 Galler – Georg, Präsident der niederösterreichischen Kammer in Graz 1610–1622, Innerösterreichischer Hofkriegsratspräsident 1621– 1637 682, 872 – Hans, Innerösterreichischer Hofkammerpräsident 1610–1612 872 – Johann Christian, Innerösterreichischer Hofkriegsratspräsident 1665–1669 682
Personenregister 1251
– Johann Wilhelm, Innerösterreichischer Hofkriegsratspräsident 1642–1650 682 – Sigmund, Landesvizedom in der Steiermark 1612–1615 870 Ganneval Canevale Garelli, Pius Nikolaus, Präfekt der Hofbibliothek 1723–1739 168 Gargiolli, Giovanni, Architekt 190, 200 Gartner, Matthias, Salzamtmann 1613–1623 930 Garzweiler, Paul, Reichshofrat 357, 359 Gaschin, Melchior Ferdinand, Präsident der Schlesischen Kammer 1654–1665 915 Gassmann, Florian Leopold, Hofkapellmeister 1772–1774 165 Gassner, Lukas 384 Gattinara, Mercurino, Großkanzler Karls V. 324, 331 Gebhard, Kfs. von Köln Truchseß von Waldburg Gebler, Tobias Philipp, Staatsrat 1768–1782, Vizekanzler der Hofkanzlei 1782–1786 572–574, 582, 585, 969 Geissenhausen zu Oberfellabrunn, Wolf Freyberg, Hofquartiermeister 1566 220 Geizkofler, Zacharias, oberdeutscher Reichspfennigmeister 341, 343–345, 795, 816, 824, 842 Gemelich, Bernhard, Präsident der Oberösterreichischen Hofkammer 1650–1656 880 Gemmingen, Uriel, Kfs. von Mainz 281 Gentilotti von Engelsbrunn, Johann Benedikt, Präfekt der Hofbibliothek 1705–1723 166, 168 Georg I., Kg. von Großbritannien und Irland Georg Ludwig Georg von Podiebrad, Kg. von Böhmen 36 Georg, Hzg. von Bayern-Landshut, Hofmeister 1498–1502 378, 381 Georg Ludwig, Hzg. von Braunschweig-Lüneburg, Kfs. von Hannover (Georg I., Kg. von Großbritannien und Irland) 89, 367 Gera, Erasmus, Hofkammerpräsident (1563)– 1567 831, 833 Gerendy, Nikolaus (Miklós), Bf. von Siebenbürgen, Präsident der Ungarischen Kammer 1527–1529 917, 925 Germeten, Bernhard Heinrich, Beamter der Ungarischen Hofkanzlei 500 Gersdorf, Nikolaus, Leiter der Böhmischen Kammer (1612) 901
Geusau, Anton Ferdinand, Wiener Magistratsbeamter 167 Gevaerts, Kaspar, Hofhistoriograph 173 Geyer (Geyr), Hans, Baumeister 184 Giannone, Pietro, Jurist 532 Gienger 832 – Anton, Bauschreiber 185 – Cosmas, Landesvizedom in Österreich ob der Enns 1560–1590 863 – Georg, Hofvizekanzler 1539–1544 446, 450, 832 – Hans Adam, Landesvizedom in Österreich ob der Enns 1590–1621 832, 863 – Jakob, Landesvizedom in Österreich ob der Enns (1553)–1560 863 – Wilhelm, Beamter der Hofkammer 832 Giovanelli Joanelli Giuliani, Leopoldo, Beamter der Staatskanzlei 531 Giusti – Luigi, Beamter der Staatskanzlei 528f., 533 – Pietro Paolo, Beamter der Staatskanzlei 529f., 533 Gleispach, Hans Sigmund, Innerösterreichischer Hofkammerpräsident 1676–1678 872 Gögger von Löwenegg (Levenegg), Johann Kollmann, Hofquartiermeister 1684–1714 220 Goll, Bankhaus 799 Gontard, Johann Jakob, Bankier und Großhändler 801 Gonzaga (siehe auch: Gonzaga-Nevers; Gonzaga di Bozzolo; Gonzaga di Guastalla) 52 – Eleonora d. Ä. Eleonora d. Ä. Gonzaga – Gianfrancesco II. 385 Gonzaga-Nevers 110 – Eleonora d. J. Eleonora d. J. GonzagaNevers Gonzaga di Bozzolo, Annibale (Hannibal), Oberststallmeister 1654–1655, Oberstkämmerer 1655–1657, Obersthofmeister Eleonoras d. J. Gonzaga-Nevers 1662– 1668, Hofkriegsratspräsident 1665–1668 208, 235, 250, 669 Gonzaga di Guastalla – Cesare II. 357 – Ferrante II. 357 – Vincenzo, Obersthofmeister Eleonoras d. J. Gonzaga-Nevers 1675 250 Goor, Ferdinand Philipp, Hofquartiermeister 1725–1736 220
1252
X. Anhang
Görz, Grafen von (Meinhardiner) 32 Gossembrot, Georg, Chef der Innsbrucker Rechenkammer 1499–1502 379, 382–384, 390, 396, 403, 405, 407, 410, 412–415, 418 Gössinger – Franz Anton, Vorsteher des Oberstschiff amts 1722–1729 678 – Johann Ludwig, Vorsteher des Oberstschiff amts 1692–1714 678 Goulon, Charles de, Militäringenieur 719 Grafenberger, Kaspar, Hubmeister der Steiermark 1494–1500 417 Gräff von Gräffenburg, Johann, Assessor der Böhmischen Hofkanzlei 476 Granvelle, Perrenot de Granvelle – Antoine, Kard., Staatsmann, Kanzler Karls V. 324 – Nicolas, Staatsmann, Kanzler Karls V. 324 Grassalkovich (Grašalković) 130 – Anton (Antal), Präsident der Ungarischen Kammer 1748–1771 925 Graswein zum Weyer, Wolfgang, Landesvizedom in der Steiermark 1522–1527 870 Grechtler, Johann Georg von, Oberstkriegskommissar 673, 676 Greiffenklau zu Vollrads, Georg Friedrich, Kfs. von Mainz 1626–1629 281 Greiner, Franz Sales, Hofkanzleirat, Referent für die Bücherzensur in der Böhmisch-Österreichischen Hofkanzlei 1798 574, 619f. Greiß, Wilhelm, Oberstjägermeister 1500– 1533 159 Greppi, Antonio, Steuerpächter 940 Grevenbruck, Hermann, Präfekt der Hofbibliothek 1700–1705 168 Gribeauval, Jean-Baptiste, General 720 Grimm, Franz Grym Grimm, Johann Baptist von, mährischer Rentmeister 1725–1749 907 Gröller, Dionysius Ferdinand, Beamter des Hofkriegsrates 562 Gronsfeld-Bronkhorst, Johann Franz, Inner österreichischer Hofkriegsratspräsident 1708–1717 683 Grundemann und Falkenberg – Georg Konstantin, Landesvizedom in Österreich ob der Enns 1648–1674 863 – Konstantin, Landesvizedom in Österreich ob der Enns 1628–1648 863 Grünpeck, Joseph 170
Grym (Grimm), Franz (vulgo „Doctor Ruprecht“) 464 Gschwindt von Pöckstein, Johann Martin, General 683f. Gualdo Priorato, Galeazzo, Hofhistoriograph 173 Guastalla, Herzöge von Gonzaga di Guastalla Gubasóczy, Johann (János), Bf. von Neutra, Leiter der Ungarischen Hofkanzlei 1679– 1686 494, 502 Gudenus, Leopold, Oberstjägermeister 161 Gueth, Helfreich, Beamter der Hofkammer 831f. Guillimann, Franz, Hofhistoriograph 172 Gumpp d. J., Johann Martin, Baumeister 199 Günther, Valentin, Kabinettskonzipist 550 Günzburg-Ullmann, Familie 226 Günzel, Abraham, Sekretär der Böhmischen Kanzlei 1620 472 Gustermann, Anton, Jurist 653 Guyot Castileti Guzmán, Martín de, Oberstkämmerer 1552– 1559 192, 208 Gwerlich, Wolfgang, Kammerprokurator 408f. Gyulaffy, Ladislaus (László), Siebenbürgischer Vizekanzler, Siebenbürgischer Hofkanzler 1742–1754 507f. Haag, Sigmund, Kammerrichter 1512–1518 334 Haan, Leopold, Beamter der Ungarischen Hofkanzlei 975, 978 Haan, Matthias Wilhelm, Jurist 603f. Habenschaden, Georg, Verwalter des Obersthofpostmeisteramts 1588–1592 1021 Habsberg – Ulrich, Hauptmann der Waldstädte 385 – Walter, Muster- und Pfennigmeister 342 Hadik, Andreas, General, Hofkriegsratspräsident 1774–1790 670 Hadrovics, Anton, Mitglied der Steuerregulierungshofkommission 978 Hag, David, Beamter der Hofkammer 831f. Hagen, Johann Hugo, Reichshofratspräsident 1778–1791 316 Haidar Ali Hyder Ali Haidenreich – Cyriak, Präsident der Oberösterreichischen (Hof-)Kammer 1578–1596 832, 880 – Erasmus, Beamter der Hofkammer 832
Personenregister 1253
Haimb, Anton, mährischer Rentmeister 1657– 1665 907 Haimer, Christoph, Landesvizedom in Österreich unter der Enns 1564–1565 863 Hainhofer, Bank- und Handelshaus 795 Hajnóczy, Joseph (József ), Jurist 652 Haller von Hallerstein – Wolf, oberdeutscher Reichspfennigmeister 343 – Wolfgang, Hauskämmerer 1509–1522 406 Hamel de Querlonde, Benoît-Claude du, General 720 Hämmerle, Hans Ulrich, Präsident der Oberösterreichischen Hofkammer 1620–1622 880 Harant z Polžic a Bezdružic Harrant von Polschitz und Weseritz Harber zu Zwingenberg, Rudolf, Hauskämmerer 1493–1506 406 Hardegg (Prüschenk) – Heinrich, niederösterreichischer Hofratspräsident 407 – Johann Franz, Oberstjägermeister 1788– 1808 159 – Johann Julius, Oberstjägermeister 1724– 1746 159 – Sigmund, Chef des niederösterreichischen Regiments 1493/94 398, 399 Harrach 120, 428 – Diepold, Hubmeister der Steiermark, 1494 417 – Ernst Adalbert, Kard., Ebf. von Prag 179 – Ferdinand Bonaventura (I.), Amtsverwalter des Obersthofmarschalls 1670–1673, Oberststallmeister 1677–1699, Obersthofmeister 1699–1705 158, 218, 236f., 443 – Ferdinand Bonaventura (II.), Vizepräsident der Obersten Justizstelle 1749–1750, Oberster Präsident der Obersten Justizstelle 1750–1751, Reichshofratspräsident 1751– 1778 316, 599f. – Franz Albrecht, Oberstjägermeister 1649– 1655, Oberststallmeister 1655–1657 159, 235–237 – Friedrich August, böhmischer Oberstkanzler 1745–1749 478, 481f., 488, 554, 556– 559, 960 – Johann Philipp Josef, Hofkriegsratspräsident 1738–1762 669 – Karl, Oberstjägermeister 1600–1609 159 – Karl Anton, Oberstjägermeister 1746– 1758 159
– Leonhard III., Landesverweser der Steiermark 1516–1527, österreichischer Hofkanzler 1526–1527 416, 430, 445, 450, 1012 – Leonhard IV., Obersthofmeister Ehzg. Karls 1550–1554, Obersthofmeister Maximilians II. 1563–1566, Oberstkämmerer 1564–ca. 1565 158, 208, 260f., 430 – Leonhard Karl, Obersthofmarschall 1631– 1637 217 – Maria Franziska (geb. Eggenberg), Obersthofmeisterin Eleonore Magdalenas von Pfalz-Neuburg 1676–1679 251 Harrant von Polschitz und Weseritz (Harant z Polžic a Bezdružic), Christoph (Kryštof ), Präsident der Böhmischen Kammer 1620 901 Harrasser, Hans, Hubmeister von Österreich unter der Enns 1493–1498 415 Harrucker, Johann Georg, Hofkammerrat 675f. Harsch von Almendingen – Ferdinand Philipp, General, Generalgenieprodirektor 1760–1770 722 – Ludwig, Salzamtmann 1770–1774 930 Hartard von der Leyen, Damian, Kfs. von Mainz 1675–1678 281 Hartyányi, András, Rat der Zipser Kammer/ Administration 1670 926 Hase, Heinrich, kaiserlicher Kommissar 369 Hattstein, Marquard, Bf. von Speyer, Kammerrichter 1569–1581 335 Hatzfeld(-Gleichen), Karl Friedrich Anton, Leiter der Ministerial-Banco-Deputation 1762–1771, Hofkammerpräsident 1765– 1771, Oberster Böhmischer und Erster Österreichischer Kanzler 1771, dirigierender Staatsminister 1771–1793 567, 572f., 577, 581f., 585, 781, 800, 852–854, 953f., 969, 972, 988 Haugwitz – Friedrich Wilhelm, Staatsmann, Reformer, Präsident des Directoriums in publicis et cameralibus 1749–1760 47, 54, 444, 450, 462, 481f., 488, 551–561, 563–565, 567– 569, 571, 575–577, 582, 585, 590, 606f., 679, 699, 773, 775, 788, 849, 851f., 869, 906, 960–964, 966–968, 973–977, 985, 1016 – Heinrich Wilhelm, Präsident der Münzund Bergwesenshofkommission 560
1254
X. Anhang
Hausen zu Weiherburg, Oswald, Verweser der Tiroler Kanzlei 1490–1499, Tiroler Kanzler 1499–1501 411 Hayden von Dorff, Linda und Innersdorf, Christoph, Salzamtmann 1575–1600 930 Hayeck von Waldstätten, Dominicus Joseph, Reichshoffiskal 321 Haymerle – Johann Wolfgang 176 – Philipp Joseph 176 Heer, Rustenus, Benediktiner, Hofhistoriograph 173 Hegner von Rößelfeld, Hans, Sekretär der Böhmischen Kanzlei 472 Heinrich Julius, Hzg. von Braunschweig-Wolfenbüttel 427, 430 Heißler von Heitersheim, Johann Donat, Feldmarschall, Generalkriegskommissar 1693– 1696 674 Heissenstein Heussenstein Heister – Albrecht, Innerösterreichischer Hofkriegsrats-Vizepräsident 1735–1743 683 – Siegbert, Feldmarschall, Innerösterreichischer Hofkriegsratspräsident 1701–1708 683 Heiter von Schwonet, Alexander, Hofrat der Galizischen Hofkanzlei 588 Held, Matthias, Reichsvizekanzler 1531–1540 324 Helding, Michael, Bf. von Merseburg, Kammerrichter 1558–1561 334 Helm, Ämilian Gottfried, Reichshoffiskal 321 Helt von Kement, Sigmund, Vizekanzler der Böhmischen Kanzlei 1552–1564 467, 483, 487 Henckel von Donnersmarck, Lazarus, Großkaufmann 795, 823 Henneberg, Berthold, Kfs. von Mainz 1484– 1504 280f., 286, 337, 386 Herberstein – Adam Eusebius, Oberstjägermeister 1610– 1629 159 – Ferdinand Leopold, Obersthofmeister Maria Theresias 1738–1742, Zweiter Obersthofmeister Maria Theresias 1741–1742 208, 252, 261 – Georg, Präsident der niederösterreichischen Kammer in Graz 1573–1575 872 – Johann, Hofkammerpräsident 1762–1765 851f., 854, 969
– Johann Maximilian, Landesvizedom in der Steiermark 1711–1716 870 – Kaspar, Obersthofmeister Karls von Inner österreich (1562)–1572 261 – Margarita (geb. Valmarana), Obersthofmeisterin Eleonoras d. Ä. Gonzaga 1637– 1644 249 – Maria Elisabeth Wagensperg – Sigismund, Präsident der Niederösterreichischen Kammer 1539–1566 860, 862 Herbrot, Hans Jakob, Hofquartiermeister 1573–1587 220 Hercolani, Vincenzo, Musikgraf 163 Heresinczy (Heressinczy), Peter, Bf. von Raab, Leiter der Ungarischen Hofkanzlei 1586– 1590 495, 502 Herrgott, Marquard, Benediktiner, Hofhistorio graph 171–174 Herzenkraft, Hans Bernard, Landesvizedom in der Steiermark 1591–1599 Hetzendorf von Hohenberg, Johann Ferdinand, Architekt 188f., 194 Hetzer, Johann Paul, Vorsteher des Oberst schiffamts 1714–1722 678 Heusenstamm (Heussenstein, Heissenstein) – Hans Georg, Präsident der Niederösterreichischen Kammer 1610–1618/19 862 – Sebastian, Kfs. von Mainz 1545–1555 281, 315 Heuterus Huyter Heyrenbach, Joseph Benedikt, Historiker 167 Hieserle von Chodau (Hýzrle z Chodů) – Ferdinand Ernst, Präsident der Böhmischen Kammer 1692 901 – Heinrich (Jindřich) 643 Hildebrandt, Johann Lukas, Architekt 185, 187, 193f., 460 Hillebrand (Hilleprand) von Prandau (Brandau) – Maximilian Emanuel, Landesvizedom in Österreich unter der Enns 1735–1749 863 – Peter Anton, Hofkammerrat, Vizepräsident der Hofkammer, Präsident der Universalbankalität 1734–1745 513f., 951, 955 Hillebrandt, Franz Anton, Architekt 188, 201 Hilleprand Hillebrand Hilverding van Wewen, Franz Anton Christoph, Theaterpächter 177 Himelreich, Tiburtius, Beamter der Ungarischen Hofkanzlei 490, 495 Hirsch, Andreas, Reichsbauzahlmeister 343 Hirschel, Familie 797
Personenregister 1255
Hocher, Johann Paul, österreichischer Hofkanzler 1667–1683 327, 432f., 448, 450f. Höchstetter, Familie 794 Hofer von Höflein, Georg, Landesvizedom in Krain (1559)–1578 871 Hofer, Sebastian, Salzamtmann 1509–1536 930 Hoffmann, Georg d. Ä., stellvertretender Direktor der Zipser Kammer/Administration 1610–1613 926 Hoffmann, Georg d. J., Administrator der königlichen Einnahmen in Eperies (Zipser Kammer/Administration) 1613–1621 926 Hoffmann, Johann, Abt von Admont, Präsident der niederösterreichischen Kammer in Graz 1603 872 Hoffmann, Johann Georg, Hofkammerrat, Rat der Ungarischen Hofkanzlei 499, 510f. Hofkirchen – Karl Ludwig, Oberst-Land- und Hauszeugmeister 1681–1692 718 – Wilhelm, Hofkriegsratspräsident 1578– 1584 669 Hofmann von Grünpüchel und Strechau 831 – Ferdinand, Hofkammerpräsident 1579– 1600 831, 833, 860 – Hans, Generalschatzmeister 430, 825f., 830–832, 858 Hohenfeld – Achaz, oberdeutscher Reichspfennigmeister 343 – Ferdinand, Generalkriegskommissar 1663– 1674 671, 674 – Ferdinand Josef, oberdeutscher Reichspfennigmeister 343 – Johann Philipp, oberdeutscher Reichspfennigmeister 343 – Wilhelm Lothar, oberdeutscher Reichspfennigmeister 343 Hohenlohe-Bartenstein – Carl Philipp Franz, Kammerrichter 1746– 1763 335 – Philipp Carl Caspar, Kammerrichter 1722– 1729 335 Hohenwarth, Sigismund Anton, Bf. von St. Pölten, Apostolischer Feldvikar 1794– 1803 756 Hohenzollern-Hechingen, Johann Georg, Geheimer Rat 315, 430 Hohenzollern-Zollern, Karl I., Reichshofratspräsident 1556–1559 315 Holbein, Joseph, Lottogefällsdirektor 941
Holger, Josef Ferdinand, Jurist 601 Holler von Doblhoff, Karl Hieronymus, Beamter des Directoriums in publicis et cameralibus 557, 561f. Höller, Ignaz Anton, Beichtvater 260 Holló, Sigmund, Rat der Zipser Kammer/Administration 1670 926 Hölzl, Blasius, Landesvizedom in Kärnten 1505–1511, Chef der Innsbrucker Rechenkammer 1510–1523 403, 417, 871 Holzappel Melander Holzmeister, Augustin, Beamter der Niederösterreichischen Regierung 102, 978 Homonnai Drugeth Drugeth von Homonna Hops, Adam, Erster Hausarchivar 115 Hornes, Denis-Joseph de, Vizepräsident der Schlesischen Kammer 910 Hörnigk, Philipp Wilhelm, Merkantilist 994, 1003 Horthy, Nikolaus (Miklós), ungarischer Reichsverweser 113 Horváth, Alexander (Sándor), Mitglied der Steuerregulierungshofkommission 507, 978 Horváth, Kaspar (Gáspár), Präsident der Ungarischen Kammer 1619–1624 925 Höschl, Lebl, Hofjude 226 Hossmann, Abraham, Schriftsteller, Hofhistoriograph 172 Houchin, Paul Anton, Oberst-Land- und Hauszeugmeister 1698–1699 718 Hoya, Johannes, Bf. von Osnabrück, Kammerrichter 1556/57 334 Hoyer, Johann 980 Hoyos 831 – Johann Balthasar, Präsident der Niederösterreichischen Kammer 1619–1625 862 – Ludwig, Präsident der Niederösterreichischen Kammer 1595/98–1600 831f., 862 Hradec, z Hradce Neuhaus Hrzan von Harras (Hrzán z Harasova), Sigmund Valentin, Präsident der Böhmischen Kammer 1718–1726 901 Humyn, Claude-François, Vicomte de SaintAlbert, Trésorier des Ordens vom Goldenen Vlies 108 Hungersbach, Simon, Generalschatzmeister 383, 395, 403 Hunyadi – Matthias Matthias Corvinus – Johann Corvinus, Johann – Johann (János), Gf. von Besztercze 130
1256
X. Anhang
Hunyady, Ladislaus (László), ungarischer Personalis 501 Huyter (Heuterus), Pontus de, Historiker 174 Hyder (Haidar) Ali, Sultan von Mysore 994 Hýzrle z Chodů Hieserle von Chodau Illésházy, Nikolaus (Miklós), Leiter der Ungarischen Hofkanzlei 1706–1723 499, 502 Ilsung von Tratzberg 341, 345, 832 – Georg, oberdeutscher Reichspfennigmeister 341, 343, 345, 816, 824 – Johann Achilles, oberdeutscher Reichspfennigmeister 343 – Maximilian, oberdeutscher Reichspfennigmeister 343 Imberti, Paolo, venezianischer Diplomat 524f. Imbsen, Johann Theodor, Geheimer Kabinettssekretär 1716–1740 108, 544f., 548, 550, 1027 Imhof, Bankhaus 795 Immendorffer von Immendorff, Bartholomäus, Reichshoffiskal 321 Ingelheim – Anselm Franz, Kfs. von Mainz 1679–1695 281 – Franz Adolf Dietrich, Kammerrichter 1730–1742 335f. Isaac, Heinrich, Komponist 161 Isabella von Portugal 105 Isabella von Ungarn, Königin 504 Isabella Clara Eugenia von Spanien, Infantin von Spanien, Statthalterin der Spanischen Niederlande 86, 105f. Isdenczi Izdenczy Isenburg, Diether, Kfs. von Mainz 1475–1482 280 Istvánffy, Nikolaus (Miklós), Beamter der Ungarischen Hofkanzlei 495 Itter, Johann Wilhelm, Jurist 309 Izdenczy (Isdenczi) von Monostor, Joseph, Hofrat der Galizischen Hofkanzlei, Staatsrat 1785–1801 500, 507, 582, 585, 588 Jadot, Jean Nicolas, Architekt 187, 194, 201 Jagiello Anna, Ludwig, Wladislaw II. Jaklin, Blasius (Balázs), Bf. von Tinnin, Leiter der Ungarischen Hofkanzlei 1690–1695 502 Jakob II., Mgf. von Baden, Kfs. von Trier, Kammerrichter 1496–1499 334 Jakobe, Herzogin von Jülich-Kleve-Berg (geb. Markgräfin von Baden-Baden) 426
Jamerai Duval Duval Jenisch 795 – Bernhard, Beamter der Staatskanzlei 455 Jestetten, Familie 886 Joachim von Joachimsburg, Franz Anton, Hofquartiermeister 1747–1770 220 Joanelli (Giovanelli) – Andrea, Bankier und Handelsmann 795 – Johann Andreas, Direktor der Zipser Kammer/Administration 1671–1672 926 – Johann Jacob, Italienischer Reichsfiskal 1715–1722 358 – Vincente, Bankier und Handelsmann 795 Jöchlinger, Dominik, Landesvizedom in Kärnten 1634–(1644) 871 Johann (János) I. Szapolyai, erwählter Kg. von Ungarn 1526–1540 41f., 95, 364, 489, 504, 647, 803, 918 Johann (János) II. Szapolyai, erwählter Kg. von Ungarn Johann Sigismund Johann II. von Pfalz-Simmern, Kammerrichter 1536–1539 334 Johann „der Beständige“, Kfs. von Sachsen 378, 381 Johann, Ehzg., Bruder von Franz II. 92 Johann Christian, Hzg. von Brieg 471 Johann Friedrich I., Kfs. von Sachsen 647 Johann Karl, Ehzg., Bruder Ferdinands III. 254, 261f. Johann Sigismund (Szapolyai, Zápolya), Fs. von Siebenbürgen (Johann II., erwählter Kg. von Ungarn) 41, 504 Jonas, Jakob, österreichischer Hofkanzler 1544–1558 324, 430, 446, 450 Joó, Johann, Beamter der Ungarischen Hofkanzlei 495f. Jordan, Johann Christoph, Hofrat 557 Jordan von Klausenburg, Friedrich, Sekretär der mährischen Hofexpedition 468 Jörger von Tollet 832 – Georg Wilhelm, Hofkammerrat, Verwalter der Hofkammer 1614 846 – Helmhard VIII., Präsident der Niederösterreichischen Kammer 1568–1594 860, 862 – Helmhard IX., Hofkammerpräsident 1606–1608 833 – Johann Quintin, Vizepräsident der Hofkammer 772, 845f. – Wolfgang IV., Landeshauptmann von Österreich ob der Enns 1513–1521 416 Joseph I., Ks. 52, 88–91, 95, 106, 122, 157, 164, 171, 176, 193, 196f., 257–261, 327,
Personenregister 1257
334, 367, 371, 433–435, 440, 448f., 453, 474, 478, 522, 658, 791, 796, 816, 868, 944–946, 1014 Joseph II., Ks. 44f., 48, 52, 54f., 62, 77, 93, 95, 99f., 102f., 107, 113f., 128, 164, 171, 178, 180, 182, 189, 192, 194f., 197, 206, 212, 219, 224, 233, 258–260, 262–264, 280, 306, 308, 312, 319, 328, 330, 334, 337, 367, 372f., 431f., 437–439, 455f., 484, 497–499, 506, 514, 525, 530, 545–550, 562, 564, 567f., 577, 579, 581, 583f., 586– 589, 591f., 596, 599f., 603f., 611, 614, 617–619, 621, 658, 670, 689–691, 693, 709, 710–712, 721f., 727, 731, 733, 742, 758f., 763, 767, 770f., 774, 776, 779f., 786, 788f., 791, 799f., 809, 812f., 819, 821f., 849, 853, 890, 908, 920, 933, 935f., 954, 958, 965, 968–981, 988, 994, 1003, 1019, 1026 Joseph Anton Johann, Ehzg., Bruder von Franz II., Palatin von Ungarn 92, 653 Jülich-Kleve-Berg, Jakobe Jakobe Kaiserstein, Johann Franz, General 683 Kálnoky, Samuel, geschäftsführender Siebenbürgischer Vizekanzler 1695–1706 505, 508 Kampmüller, Ignaz, Jesuit, Beichtvater Maria Theresias 259, 755 Kandelberger, Johann Georg, mährischer Rentmeister 1609–1614 907 Kaňka, Franz Maximilian (František Maxmilián), Hofarchitekt 190 Kannegießer (Kannegiesser), Hermann Lorenz, böhmischer Hofrat, Direktorialhofrat 481, 487, 562f., 969 Kantz, Hans, Verweser der Tiroler Kanzlei 1513–1524 411 Kaplíř von Sullowitz (Kappler von Sullowitz, Kaplíř ze Sulevic) – Kaspar (Kašpar), Verwalter der Böhmischen Kammer 1607–1611 901 – Kaspar Zdenko (Kašpar Zdeněk), Feldmarschall, Generalkriegskommissar 1674–1678 674 Kara Mustafa, Großwesir des Osmanischen Reiches 365 Karl I. Robert, Kg. von Ungarn 646, 769, 923 Karl II. von Innerösterreich Karl, Ehzg. Karl II. von Spanien, Kg. von Spanien 95, 106
Karl III. von Spanien (Don Carlos von Bourbon, König von Neapel und Sizilien) 440, 526 Karl IV., Ks. 38f., 94, 199, 896 Karl V., Ks. 30f., 83, 85, 87, 105, 119–122, 161, 277, 279, 284–286, 290, 297f., 300, 311, 314, 320, 323–325, 331, 333, 338, 345, 355, 363–368, 369f., 379, 385, 391, 423, 427, 446, 615, 725, 793, 815, 818, 829, 858, 1005–1007, 1010 Karl V., Hzg. von Lothringen, Generalleutnant 1680–1690 659 Karl VI., Ks. 51–53, 88–93, 95f., 101f., 106f., 114, 119, 122, 127, 130, 134f., 137, 143, 145, 147, 153, 155–157, 160–164, 167, 171, 175f., 190, 193–198, 201f., 206, 211f., 214, 230, 233f., 238, 240f., 244, 251, 258–261, 308f., 312, 317, 328, 334, 342, 371, 434, 436, 440, 443, 453, 476, 481, 487, 499, 505, 522f., 525f., 532, 535f., 541, 543–545, 575, 692, 694, 697, 699, 719, 727, 752, 761, 773, 775, 785, 788, 791, 808, 817, 821, 850, 855, 869, 925, 937, 944f., 949, 963, 992f., 995f., 1015, 1017, 1019 Karl VII., Ks. (Karl Albrecht, Kfs. von Bayern) 53f., 89, 132, 270, 277, 308, 328, 330, 371, 899, 1008f., 1016 Karl der Große, Ks. 271 Karl der Kühne, Hzg. von Burgund 105, 109 Karl, Ehzg., Landesfürst von Innerösterreich 34, 85, 92, 132, 198, 211, 238, 254f., 261f., 680, 794, 937, 1013 Karl von Österreich-Teschen, Ehzg., Bruder von Franz II. 353, 439, 582, 658, 668, 685, 725, 751 Karl Albrecht, Kfs. von Bayern Karl VII., Ks. Karl Alexander, Prinz von Lothringen und Bar, Statthalter der Österreichischen Niederlande, 1744–1780, Generalgeniedirektor 1747–1780 537, 720, 722 Karl Joseph, Ehzg., Sohn Ferdinands III., Bf. von Breslau, Passau und Olmütz, Hochund Deutschmeister 256f. Karl Joseph, Ehzg., Bruder Josephs II. 262, 500 Karl Robert von Anjou Karl I. Robert Karl Theodor, Kfs. von Bayern und der Pfalz 119 Kasimir, Mgf. von Brandenburg-Kulmbach 385 Kászoni (Bornemisza), Johann (János), Siebenbürgischer Vizekanzler 1713–1740 507f.
1258
X. Anhang
Katharina von Österreich, Erzherzogin, Schwester Maximilians II., Königin von Polen 198 Katharina von Sachsen, Gemahlin Erichs I. von Braunschweig-Lüneburg 385 Kaunitz (z Kounic), Kaunitz-Rietberg – Dominik Andreas, Reichsvizekanzler 1698–1705 327–329, 331f., 434, 448 – Ernst Christoph, Hofbaudirektor 1772– 1789, Obersthofmarschall 1789–1797 187–189, 218 – Joseph, Beamter der Staatskanzlei 455 – Wenzel Anton, Staatskanzler 1753–1794 54, 62, 78, 115, 177, 188, 328, 372, 437–440, 449, 454–457, 459f., 527–530, 532, 536f., 540, 546, 549, 558, 561f., 565, 567f., 574–578, 580–583, 585–587, 673, 709, 727f., 731, 773f., 799f., 802, 819, 851f., 952f., 956, 969, 974, 987, 994, 1026 Kayser, Ferdinand, mährischer Rentmeister 1667–1677 907 Kaysersfeldt, Georg Matthias, Ingenieuroberstleutnant 719 Keeß, Franz Georg, Jurist 603f. Keglevich (Keglević), Joseph, Geschäftsführer der Hoftheater 177f. Keller, Johann Franz, Jesuit 259 Keller, Johannes, Kammerprokurator 389 Kemény, Ladislaus (László), Beamter der Siebenbürgischen Hofkanzlei 507 Kempf, Ignaz Franz, Beamter der Hofkammer 941 Kemptner, Maximilian, mährischer Rentmeister 1621–1632 907 Kerens, Heinrich Johann von, Bf. von Wiener Neustadt/St. Pölten, Apostolischer Feldvikar 1773–1792 756 Kereszthúry (Keresztury), Joseph (József ), Beamter der Ungarischen Hofkanzlei 501, 653 Kerkherdere, Gerhard Johannes, Hofhistoriograph 173 Kerner, Hans, Hofkapellmeister 1498–1501 164 Kéry, Familie 645 Keyl, Johann Kaspar, mährischer Rentmeister 1712–1725 906f. Kheisler, Hanns, Hofquartiermeister 1539– 1548 220 Khevenhüller, Khevenhüller-Metsch 831
– Bernhard, Landesvizedom in Kärnten 1542, Hofkammerpräsident 1543–1548 833, 871 – Christoph, Beamter der Hofkammer 827 – Franz Anton, Präsident der Hofrechenkammer 1774–1782, Obersthofmarschall 1797 218, 853f. – Franz Christoph d. Ä., Obersthofmeister Maria Annas von Spanien 1631–1646 249 – Franz Christoph d. J., Oberstjägermeister 1682–1684 159 – Georg, Innerösterreichischer Hofkammerpräsident 1568–1571 872 – Hans, Diplomat 122, 242 – Johann Josef, Obersthofmarschall 1742– 1745, Oberstkämmerer 1743–1765, Obersthofmeister 1769–1776, 159, 178f., 209, 218, 221, 252, 258, 262, 434, 436– 438, 441, 443, 507, 527, 532, 554f., 558– 560, 564, 584, 770, 967 – Johann Sigismund, Plenipotentiar 1775– 1782 358 – Ludwig Andreas, Feldmarschall, Hofkriegsratsvizepräsident 666, 705, 707 – Maria Josepha (geb. Saint Julien), Obersthofmeisterin Maria Josephas von Bayern 1766–1767 252 – Siegmund, Landesvizedom in Kärnten 1543–(1547) 871 – Susanna Eleonora (geb. Kollonitsch), Obersthofmeisterin Maria Annas von Spanien (interimistisch) 250 Khielmann, Andreas, Hofquartiermeister 1558–1563 220 Khiembseer (Kyembsserr, Chiemseer), Jörg (Georg), Landesvizedom in Österreich unter der Enns 1523–1526 863 Khiesl (Khisl), Khiesl zu Got(t)schee – Hans, Innerösterreichischer Hofkammerpräsident 1572–1591 872 – Johann Jakob, Innerösterreichischer Hofkriegsratspräsident 1611–1613, Oberststallmeister ca. 1619, Oberstkämmerer 1620–1637 208, 232, 235, 682 Khlesl (Klesl), Melchior, Bf. von Wien, Kard. 86, 326, 430, 861 Khnüllenberg, Christoph, Landesvizedom in Krain (1548)–(1558) 871 Khuen von Belasy – Blasius, Präsident der Oberösterreichischen (Hof-)Kammer 1556–1578 880
Personenregister 1259
– Matthias, Verweser der Tiroler Kanzlei 1502–1513 411 – Rudolf, Oberststallmeister 1567–1576 235 Khünburg (Kuenburg, Khuenburg, Kienburg) – Johann Maximilian, Landesvizedom in der Steiermark 1706–1711 870 – Kaspar, Landesverweser in der Steiermark 1499–1511 416 – Reinprecht Moritz, Landesvizedom in der Steiermark 1615–1622 870 Kienburg Khünburg Kinsky von Wchinitz und Tettau (Vchynský, Kinský z Vchynic a Tetova) 120, 485 – Antonia Wratislaw – Franz Ferdinand (František Ferdinand), Vizekanzler der Böhmischen Hofkanzlei 1705–1715, böhmischer Kanzler 1715– 1723, böhmischer Oberstkanzler 1723– 1736 474, 477, 479, 482f., 485, 986 – Franz Ulrich (František Oldřich), Vizekanzler der Böhmischen Hofkanzlei 1664–1667, böhmischer Oberstkanzler 1683–1699 433, 443, 476, 478, 482f., 509 – Franz Ulrich (František Oldřich), Generalartilleriedirektor 1772–1778 718 – Philipp Josef (Filip Josef ), böhmischer Kanzler 1736–1738, böhmischer Oberstkanzler 1738–1745, Leiter der MinisterialBanco-Deputation 1745–1749 474, 481– 483, 485, 554, 952, 954, 987, 1016 – Stephan Wilhelm (Štěpán Vilém) 133 – Wenzel Norbert Oktavian (Václav Norbert Oktavián), böhmischer Kanzler 1703– 1705, böhmischer Oberstkanzler 1705– 1711 478, 482f. Klesl Khlesl Klimó, Georg (György), Beamter der Ungarischen Hofkanzlei 500f. Klocker von Thesis, Isaak, Direktor der Schlesischen Kammer 910 Koch – Gottfried, Präses der Bücherzensurkommission 1771–1773 620 – Ignaz, Hofkriegsrat, Vorstand der Geheimen Kabinetts- bzw. Ziffernkanzlei in Wien 1742–1763 545f., 548–550, 553, 582, 1016f., 1027 Koczian, Anton, Hofrat der Galizischen Hofkanzlei 588 Kogschner, Hans, Hofquartiermeister 1556 220 Koháry 648
– Johann Nepomuk 177 Kokořovec, Maria Anna Vasquez de Pino Kollár von Keresztén, Adam Franz, Präfekt der Hofbibliothek 1772–1777 167–169 Koller von Nagy-Manya, Franz Xaver, Präsident der Sanitätshofdeputation 1767–1776, Präsident der Hofdeputation 500f., 519f., 607 Koller, Joseph, Staatsratskanzlei-Sekretär 583 Kollonitsch (Kollonich) – Leopold Karl (Lipót Károly), Kard., Bf. von Wiener Neustadt und Raab, Ebf. von Kalocsa, Präsident der Ungarischen Kammer 1671–1684, Leiter der Hofkammer (Oberinspektor) 1692–1694 443, 496, 509, 514, 846, 925 – Susanna Eleonora Khevenhüller Kolowrat (Kolovrat, Kollowrat), Adelsgeschlecht (siehe: Kolowrat-Krakowsky, Kolowrat-Liebsteinsky, Kolowrat-Nowo hradsky) 572 Kolowrat-Krakowsky (Krakovský z Kolovrat) – Ferdinand Alois, Präsident der Hofdeputation, Präsident der Universalbankalität 1719–1733 517f., 520, 955 – Leopold, Oberster Böhmischer und Erster Österreichischer Kanzler 1782–1796, Hofkammerpräsident 1771–1791 (Präsident der Vereinigten Hofstellen 1783–1791) 102, 569–573, 582–584, 853f., 974, 988 – Wilhelm Albrecht (Vilém Albrecht), Präsident der Böhmischen Kammer 1650–1656 901 – Wilhelm Albrecht (Vilém Albrecht), Vizekanzler der Böhmischen Hofkanzlei 1719– 1734, böhmischer Kanzler 1734–1736, böhmischer Oberstkanzler 1736–1738 482f., 986 Kolowrat-Liebsteinsky (Libštejnský z Kolovrat) – Albrecht, böhmischer Oberstkanzler 1503– 1510 463 – Albrecht, Vizekanzler der Böhmischen Hofkanzlei 1631–1648 483 – Johann (Jan), Verwalter des Oberststallmeisteramts 1604–1606 235 – Katharina (geb. Boymont), Obersthofmeisterin Annas von Tirol 1611–1618 249 – Ulrich Franz (Oldřich František), Präsident der Böhmischen Kammer 1634–1645, Hofkammerpräsident 1637–1648 846, 901
1260
X. Anhang
Kolowrat-Nowohradsky (Novohradský z Kolovrat), Joachim (Jáchym), Präsident der Böhmischen Kammer 1575–1577 und 1592–1597 832, 901 König zu Kronburg, Anton von, Staatsrat und Referendar 1762–1770 562, 582 Königsberg, Ehrenreich, Hofkriegsratspräsident 1556–1560 669 Königsegg, Königsegg-Erps, Königsegg-Rothenfels 120 – Josef Lothar, Obersthofmeister Elisabeth Christines von Braunschweig-Wolfenbüttel 1735–1736 und 1738–1747, Obersthofmeister 1747–1751, Hofkriegsratspräsident 1736–1738, Oberst-Land- und Hauszeugmeister 1741–1744, Konferenzminister 159, 251f., 455, 669, 718, 721 – Leopold Wilhelm, Reichsvizekanzler 1669– 1694 327, 329, 331 – Karl Ferdinand, Obersthofmeister Elisabeth Christines von BraunschweigWolfenbüttel 1747–1750, Präsident der Sanitätshofdeputation 1755–1757, Hofkammerpräsident 1755–1759 251, 518– 521, 607, 854 Königsfeld, Johann Georg, Reichsvizekanzler 1742–1745 328, 331 Korabinsky (Korabinszky), Johann Matthias (János Mátyás) 130, 146 Korbavien, Grafen von 130 Kořenský, Rudolf Josef, Vizekanzler der Böhmischen Hofkanzlei 1735–1749, Vizepräsident der Obersten Justizstelle 1749–1753, Oberster Präsident der Obersten Justizstelle 1753–1760 482f., 485, 599f. Korka von Korkyně, Pavel 643 Kornis – Michael, interimistischer Vorstand der Siebenbürgischen Hofkanzlei 1775–1777 508 – Sigmund, Vorstand der Siebenbürgischen Hofkanzlei 1710–1713 507f. Korompay, Peter, Bf. von Neutra, Leiter der Ungarischen Hofkanzlei 1686–1690 502 Kounic Kaunitz Kovachich, Martin Georg (Márton György), Jurist 653 Kozma, Joseph (József ), Beamter der Siebenbürgischen Hofkanzlei 507 Krafft, Ignaz, Abt von Lilienfeld, Hofkammerpräsident 1633–1637 846 Kraig (z Krajku), Wolf, böhmischer Oberstkanzler (1538)–1542 482
Krakowsky von Kolowrat Kolowrat-Krakowsky Krapf (Krapff), Franz Joseph, Beamter des Hofkriegsrates bzw. der Hofkammer 510f., 945, 947, 986 Krauseneck, Paul, Hofkammerpräsident 1608– 1612 831–833 Kressel von Gualtenberg, Franz Karl, Staatsrat 1771–1782, Präsident der Studienhofkommission 1774–1778, Hofkanzler 1789– 1792 567, 570, 572f., 582, 614 Kriechbaum, Johann Friedrich, Landesvizedom in Österreich unter der Enns (1665)–1683 863 Kronegg, Hans Wilhelm, Hofkammerrat 846 Kronenfels, Joseph Franz Stephan, Leiter der Geheimen Kabinetts- bzw. Ziffernkanzlei in Wien 1786–1812 546–548, 1027 Kropatschek, Joseph, Hofsekretär bei der Hofkammer in Münz- und Bergwesen, Gesetzeskompilator 979 Krottendorf, Maximilian, General 679 Kuefstein 120 – Hans Georg, Landesvizedom in Österreich unter der Enns 1565–1572 863 – Johann Karl, Musikgraf 1716 (interimistische Leitung) 179 Kuenburg Khünburg Kug(e)lmann von Edenfels – Peter, Landesvizedom in der Steiermark 1607–1611 870 – Sigmund, Landesvizedom in der Steiermark (1625)–1632 870 Künigl – Johann Bernhard Thomas, Präsident der Oberösterreichischen Hofkammer 1713– 1732 880 – Johann Philipp Joseph, Ayo und Obersthofmeister Karl Josephs und Peter Leopolds (Leopolds II.) 1752–1765 258, 262 Kurz von Senftenau 329 – Ferdinand Sigismund, Reichsvizekanzler 1637–1659 326, 331f. – Jakob, Reichsvizekanzler 1587–1594 329f., 544 Kurz von Thurn, Jakob, Präsident der Oberösterreichischen Hofkammer 1656–1659 880 Kurzbach von Trachenberg, Wilhelm, Präsident der Schlesischen Kammer 1564–1567 915
Personenregister 1261
Kutassi (Kutassy), Johann (János), Bf. von Raab, Leiter der Ungarischen Hofkanzlei 1592–1597 494, 502 Kyembsserr Khiembseer Laas, Christoph, Landesvizedom in Kärnten (1535)–1542 871 Lacy, Franz Moritz von, Feldmarschall, Hofkriegsratspräsident 1766–1774 78, 439, 441, 547, 582, 659, 665, 669f., 690, 731 Ladislaus II. Wladislaw II. Ladislaus Postumus, Hz. von Österreich, Kg. von Böhmen und Ungarn 130, 388, 768f. Lakics, Georg Sigismund (György Zsigmond) 653 Lambeck, Peter, Hofhistoriograph, Präfekt der Hofbibliothek 1663–1680 166, 168f., 173 Lamberg 120, 253 – Ferdinand, Musikgraf 1732–1742 179 – Georg Sigmund, Obersthofmeister Annas von Tirol 1611–1616 249 – Hans, Obersthofmeister Annas von Ungarn und Böhmen (1527)–(1533) 249 – Johann Maximilian, Obersthofmeister von Leopold Ignaz (Leopold I.) 1650–1651, Obersthofmeister Eleonoras d. J. GonzagaNevers 1651–1652, Oberstkämmerer 1661–1675, Obersthofmeister 1675–1682 158, 208, 250, 261 – Johann Philipp, Bf. von Passau, Prinzipalkommissar 1700–1712 299, 435 – Joseph, Obersthofmeister Annas von Ungarn und Böhmen 1535–1547, Obersthofmeister des „Kinderhofstaats“ in Innsbruck 1547–1551 249, 260 – Leopold Matthias, Oberstjägermeister 1702–1707, Oberststallmeister 1708–1711 159, 236 – Melchior, Obersthofmarschall 1539– (1542) 217 – Wolf, Landesvizedom in Krain (1532)– 1537 871 Lambertenghi, Luigi, Beamter der Staatskanzlei 530, 533 Lamine, Philipp Stefan, Kabinettssekretär 546 Lamormaini, Wilhelm, Jesuit, Beichtvater 201 Lamparter, Ernst, Hofquartiermeister 1612– 1619 220 Landau – Hans, Generalschatzmeister 383f. – Jakob, Vizedom von Österreich unter der Enns 1501/02 407, 415
Landi, Federico II. 357 Lang (von Wellenburg), Matthäus, Ebf. von Salzburg, Kard., Reichshofratspräsident 1520–1521 315, 381, 385f. Lang von Langenfels, Philipp, Kammerdiener Rudolfs II. 544, 549f. Lanthieri – Franz Anton, Landesvizedom in Krain 1701–1721 871 – Johann Kaspar, Präses der Bücherzensurkommission 1773–1778 620 Laschansky Lažanský Laso de Castilla – Anna Maria 232 – Francisco, Obersthofmeister Marias von Spanien (1560)–1570 249 – Pedro, Oberststallmeister 1528–1547, Obersthofmeister Maximilians (II.) 1544 und (1547)–1551, Obersthofmeister Marias von Spanien 1551–1558 232, 235, 237, 249, 260, 263 Lasso, Orlando di, Komponist 162 Laubenberg – Hans Kaspar, Verwalter des Obersthofmeisteramts Bianca Maria Sforzas 1509–1510, Verweser des Marschallamts 1503/04, 1510 und 1513 248, 385, 393 – Sophie (geb. Mandach), Obersthofmeisterin Bianca Maria Sforzas 1510 248 Lauer, Franz, Generalgeniedirektor 1797–1801 722 Lavassori della Motta, Simon Pietro, Tanzmeister 260 Lažanský (Laschansky) von Bukowa (Lažanský z Bukové) 120 – Karl Maximilian, Vizekanzler der Böhmischen Hofkanzlei 1678–1685 483 – Prokop, Präsident der Hofrechenkammer 1794–1797, Oberster Böhmischer und Erster Österreichischer Kanzler 1796–1802 (1796–1797 Oberstdirektorialminister) 573, 599, 854 Lazius, Wolfgang, Hofhistoriograph 170–172, 174 Leblond (Le Blond), Jean-Guillaume, französischer Agent 525 Lebzelter, Bankhaus 795 Lederer, August Gottlob, Leiter des niederländischen Departements der Staatskanzlei, Leiter der Hofjointe 1792–1793 458, 529, 537f.
1262
X. Anhang
Lefort (Le Fort) du Plessis, Claudius, Vorsteher des Oberstschiffamts 1729–1757 678 Lehrbach, Konrad Ludwig, Staatsminister 1800–1801 582, 585 Leibniz, Gottfried Wilhelm, Philosoph 319 Lengheim, Maximilian Adam, Innerösterreichischer Hofkriegsrats-Vizepräsident 1717–1735 683 Lengyel, Barbara Weißpriach Leopold I., Ks. 50f., 88f., 95, 106, 111, 120, 130, 160, 163, 165, 171, 173, 175, 193, 196–198, 200, 211, 218, 232–234, 237, 243, 254, 256–258, 261, 263, 320, 329, 334, 361, 367–369, 371, 431–433, 440, 442, 476, 509f., 517, 522, 544, 550, 650f., 677, 699, 761, 772, 783, 790, 792, 796, 798, 806f., 816, 821–823, 838, 840, 845, 847f., 868, 870, 879, 908, 943, 945f., 1014, 1025 Leopold II., Ks. (Pietro Leopoldo, Großhzg. der Toskana) 52, 92, 102, 107, 139, 160, 178–180, 258, 262f., 277, 328f., 456, 458, 498, 506, 519, 530f., 533, 537, 545, 547, 567, 570f., 583, 592f., 600, 603, 611f., 619, 667, 734, 770f., 789, 853, 954, 968, 979 Leopold III., Hzg. von Österreich 84 Leopold IV., Hzg. von Österreich 210 Leopold V., Ehzg., Bf. von Passau und Straßburg, Landesfürst von Tirol 34, 88, 262 Leopold von Lothringen 915 Leopold Wilhelm, Ehzg. 193, 195, 209, 211, 474, 658 Lépes, Valentin (Bálint), Bf. von Neutra, Leiter der Ungarischen Hofkanzlei 1608–1623 494, 502 Leporini, Joseph Aloys, italienischer Reichsfiskal 1772–1775 321, 359 Leslie – Jakob, Innerösterreichischer Hofkriegsratspräsident 1675–1692 682 – Jakob Ernst, Innerösterreichischer Hofkammerpräsident 1720–1737 872 – Joseph, Landesvizedom in der Steiermark (1729)–1734 871 Leuchtenberg, Georg Ludwig, Obersthofmeister 1609–1611 158, 315, 430 Levenegg Löwenegg Levi, David, Lotterieunternehmer 784 Libštejnský z Kolovrat Kolowrat-Liebsteinsky
Lichtenstein (Liechtenstein) von Kastelkorn (Castelcorno), Paul, Hof- bzw. Regimentsmarschall zu Innsbruck 1490–1513, Hofkammerpräsident 1507–1513 381–385, 390, 392f., 413, 415, 418 Licinio, Giulio, Maler 196, 201 Liebe (Lüben), Johann, Beamter der Böhmischen Hofkanzlei 471 Liebenstein, Jakob, Kfs. von Mainz 1505–1508 281 Liebsteinsky von Kolowrat Kolowrat-Liebsteinsky Liechtenstein (siehe auch Lichtenstein) 120, 143 – Anton Florian, Obersthofmeister Karls (VI.) 1694–1721 89, 159, 258, 261 – Christoph, Landmarschall von Österreich unter der Enns 1493–1506 398f., 407, 415 – Emanuel Anton, Obersthofmeister Amalie Wilhelmines von Braunschweig-Lüneburg 1736–1742 251 – Erasmus, Oberstjägermeister 1533–1554 159 – Gundaker, Hofkammerpräsident 1620– 1622, Obersthofmeister 1624–1625 158, 844, 846 – Hartmann, Oberstjägermeister 1712–1724 159 – Johann Adam Andreas (Hans Adam), Oberinspektor des Banco del Giro bzw. Leiter der Ministerialdeputation 1703– 1705 944f., 954, 956 – Josef Wenzel, Feldmarschall, Obrist-Landund Hauszeugmeister bzw. Generalartilleriedirektor 1744–1772 716–718 – Karl, Verwalter des Obersthofmeisteramts 1600–1603 und 1607 121, 158, 430, 472, 641, 781, 795, 901 – Maria Theresia Anna Felicitas Savoyen – Maximilian, Oberststallmeister 1613–1619 235 Lilien – Franz Michael Florence, Leiter der österreichischen und der Reichspost 1016f., 1026 – Theresia (geb. Bartenstein) 1017 Lilienberg, Jobst von, Beamter der Hofkammer 827 Limpens, Ange Charles Ghislain de, Leiter des niederländischen Liquidationskomitees 1797–1804 538 Lindegg, Kaspar, Beamter der Reichshofkanzlei 543
Personenregister 1263
Lippay, Lippay von Zombor – Georg (György), Bf. von Veszprém und Erlau, Leiter der Ungarischen Hofkanzlei 1635–1642 491, 494f., 502 – Johann (János), Beamter der Ungarischen Hofkanzlei 495 – Kaspar (Gáspár), Präsident der Ungarischen Kammer 1646–1652 925 Lipsius, Justus, Philosoph 170 Liszti (Liszthy), Johann (János), Bf. von Veszprém und Raab, Leiter der Ungarischen Hofkanzlei 1568–1577 (Vizekanzler 1568– 1573, Kanzler 1573–1577) 490f., 495, 502 Lo Presti (Lopresti), Rocco di, Theaterdirektor 177 Lobkowitz (Lobkowicz, Lobkovic), Popel von Lobkowitz (Popel z Lobkovic) 120, 428 – Christoph Ferdinand (Kryštof Ferdinand), Direktor und Präsident der Schlesischen Kammer 1647–1650 910, 915f. – Ferdinand August Leopold, Obersthofmeister Amalie Wilhelmines von Braunschweig-Lüneburg 1699–1708, Prinzipalkommissar 1692–1699 251, 299 – Johann (Jan) d. Ä., Präsident der Böhmischen Kammer 1577–1580 901 – Johann (Jan) d. J., Präsident der Böhmischen Kammer 1548–1549 901 – Ladislaus (Ladislav) d. Ä., Präsident der Böhmischen Kammer 1581–1587 901 – Ladislaus (Ladislav) d. J., mährischer Landeshauptmann 468 – Philipp Hyazinth (Filip Hyacint), Obersthofmeister Elisabeth Christines von Braunschweig-Wolfenbüttel 1730–1734 251 – Polyxena (geb. Pernstein) 488 – Wenzel Eusebius (Václav Eusebius), Hofkriegsratspräsident 1650–1665, Obersthofmeister 1665–1674 49, 158, 669 – Zdenko Adalbert (Zdeněk Vojtěch), böhmischer Oberstkanzler 1599–1628 466, 468–470, 472, 482, 485f., 488 Löbl zu Greinburg 832 – Johann, Pfennigmeister 825, 831 Lochinger, Hans, Reichsbauzahlmeister 343 Lodron, Sigmund, Oberststallmeister 1548– 1556 232, 235 Logau, Matthias, Präsident der Schlesischen Kammer 1567–1572 915 Löhr, Johann Friedrich, Staatsrat 1771–1782 582 Löwenstein, Löwenstein-Wertheim
– Friedrich, Kammerrichter 1562–1568 334 – Ludwig, Reichshofratspräsident 1559– 1563 315 – Maximilian Karl, Prinzipalkommissar 1712–1716 299 Lokšan Loxan Losenstein – Georg, Landeshauptmann der Steiermark 1493/94, Landeshauptmann von Österreich ob der Enns 1494–1501 407, 414, 416 – Georg Achaz, Oberststallmeister 1651– 1653 235 – Maria Theresia Puchheim – Wolf Siegmund, Obersthofmarschall 1612–1626 217 Loß – Christoph d. Ä., sächsischer Reichspfennigmeister 343 – Christoph d. J., sächsischer Reichspfennigmeister 343 – Joachim, sächsischer Reichspfennigmeister 343 Losy von Losinthal, Adam Philipp, niederösterreichischer Regierungspräsident, Musikgraf 1743–1761, Hofbaudirektor 1750–1772 179, 187, 189, 590 Lothringen, Herzöge Franz I. Stephan, Karl V., Karl Alexander, Leopold Loxan (z Lokšan), Georg, Vizekanzler der Böhmischen Kanzlei um 1530–1550 464, 467, 483 Lüben Liebe Lucchese – Giovanni, Ingenieur 199 – Philiberto, Ingenieur 185, 193 Luck von Boguslawitz, Kaspar, Sekretär der Kanzlei des ständischen Direktoriums in Prag 471 Luckenberger (Luckenberg), Jakob, Sekretär der Böhmischen Hofkanzlei 473 Luckner, Familie 744 Ludwig II. Jagiello, Kg. von Ungarn und Böhmen 31, 462, 464, 489, 645f., 769, 803, 825 Ludwig XIV., Kg. von Frankreich 1025 Ludwig Wilhelm von Baden, Mgf. von BadenBaden („Türkenlouis“), Reichsgeneralfeldmarschall, Generalleutnant 1691–1707 353, 365, 659 Luhmann, Niklas, Soziologe 277
1264
X. Anhang
Lupfen, Sigmund, Hofmeisteramtsverweser 1513 381 Luther, Martin, Reformator 272 Lüttichau, Wolf Siegfried, sächsischer Reichspfennigmeister 343 Mac Neny (Nenny), Cornelius Franz, Geheimer Kabinettssekretär 1759–1776 108, 546, 548, 550 Mader, Hans, Hubschreiber von Österreich unter der Enns 1495–1503, Vizedom von Österreich unter der Enns 1503–1508 413, 415f., 863 Madruzzo, Johann Gaudenz, Oberstkämmerer der Erzherzöge Maximilian und Ferdinand 1538–1542, Obersthofmeister von Maximilian (II.) und Ferdinand 1543 260 Maessins, Pieter, Hofkapellmeister 1546–1562 164 Magdeburg, Karl, Kommandant des Pontonierbataillons 1773–1801 677f. Maggi, Ippolito de, italienischer Reichsfiskal 1775–1793 359 Magno (Magni) – Carl (Carlo, Karl), Obersthofpostmeister 1612–1620 795, 1012, 1021 – Johann (Hans) Jakob, Obersthofpostmeister 1620–1623 1012, 1021 Maholányi, Johann (János), Beamter der Ungarischen Hofkanzlei 495 Mailáth, Joseph (József ), dirigierender Minister für Italien 458 Maisel Meisel Majtényi, Michael (Mihály), Präsident der Ungarischen Kammer 1655 925 Makovský (z Makové), Hieronymus (Jeroným), Kammerdiener Rudolfs II. 544 Mäminger zu Kirchberg, Georg, Obersthofmeister Ehzg. Karls seit 1554 261 Man(n)agetta von Lerchenau – Johann Joseph Martin, niederösterreichischer Regierungskanzler 562 – Johann Wilhelm, Leibarzt 173 Mandach, Sophie Laubenberg Mansdorfer, Hans, Landesvizedom in Kärnten 1506–1512 (auch Verweser) 417, 871 Mansfeld – Bruno, Oberstjägermeister 1629–1644, Oberststallmeister 1620–1637 159, 235 – Heinrich Franz, Oberst-Land- und Hauszeugmeister 1692–1698, Obersthofmarschall 1694–1701, Hofkriegsratspräsident
1701–1703, Oberstkämmerer 1703–1705 89, 208, 218, 435, 669, 718 – Franz Maximilian, Obersthofmeister Eleonore Magdalenas von Pfalz-Neuburg 1690–1692 251 – Peter Ernst II., Heerführer 642 Mansi, Aurelio, Lottopächter 941 Marañon, Marco, Steuerkommissär 525 Marcada Marrada Marck, von der Marck – Johann Ferdinand, Beamter des Generalkriegskommissariats 557, 562 – Joseph, Vizepräsident der Studienrevisionshofkommission 507, 614 Marcy, Jean-François de, Direktor des physikalisch-astronomischen Kabinetts 207 Margarete von Österreich, Erzherzogin, Tochter Maximilians I. 779 Margarita Teresa von Spanien (Margarita Teresa de Austria), Kaiserin 175, 246, 250 Maria de Austria Maria von Spanien Maria von Burgund, Gemahlin Maximilians I. 83, 105 Maria von Innerösterreich Maria Anna von Bayern Maria von Spanien (Maria de Austria), Kaiserin, Gemahlin Maximilians II. 87, 245f., 249 Maria von Ungarn, Königin von Ungarn und Böhmen, Gemahlin Ludwigs II. Jagiello 95, 238, 490, 803, 919 Maria Amalia, Erzherzogin, Tochter Josephs I. 88f. Maria Amalia, Erzherzogin, früh verstorbene Tochter Karls VI. 258 Maria Anna von Bayern (Maria von Innerösterreich), Gemahlin Karls von Innerösterreich 198 Maria Anna von Spanien, Kaiserin, Gemahlin Ferdinands III. 246, 249, 257 Maria Anna, Erzherzogin, Tochter Ferdinands III., Gemahlin Philipps IV., Königin von Spanien 254, 256 Maria Anna, Erzherzogin, Schwester Karls VI. 258 Maria Anna, Erzherzogin, Schwester Maria Theresias 258, 536 Maria Anna Josepha, Erzherzogin, Tochter Leopolds I. 110 Maria Elisabeth von Österreich, Erzherzogin, Tochter Leopolds I., Statthalterin der Österreichischen Niederlande 89, 478, 536
Personenregister 1265
Maria Josepha, Erzherzogin, Tochter Josephs I. 88f., 91 Maria Josepha von Bayern, Kaiserin, Gemahlin Josephs II. 252 Maria Leopoldine von Tirol, Kaiserin 250 Maria Ludovica von Spanien, Kaiserin, Gemahlin Leopolds II. 102, 252 Maria Magdalena Josepha, Erzherzogin, Tochter Leopolds I. 89 Maria Theresia, Kaiserin, Königin von Ungarn und Böhmen 52–54, 60, 62, 77, 91f., 99– 102, 107, 112–114, 120, 126, 130f., 133f., 137, 140, 143, 145, 147f., 156, 164, 166, 177, 180, 182, 189, 192, 194–197, 199– 204, 212, 221, 224, 230, 233, 248, 251f., 258–261, 263f., 270, 277, 282, 328, 361, 371f., 432, 434, 437, 443, 449f., 454f., 481, 497f., 505, 507, 517, 520, 525–529, 532, 536, 541, 544–548, 551–553, 555, 557, 559, 563, 565, 570, 574–581, 584, 586–588, 590f., 595f., 600f., 604, 609– 611, 616, 652, 657f., 666, 669, 682, 696, 709–711, 717, 731, 755f., 758f., 762, 767, 770, 774–776, 786, 788f., 800–802, 809–811, 819, 821f., 824, 851f., 855, 860, 865, 869, 875, 894, 899, 930, 940, 945, 947, 951, 953, 956, 960–962, 966f., 970f., 974, 987, 990, 993f., 999, 1014, 1016f., 1026, 1027 Maria Theresia von Neapel-Sizilien, Gemahlin Franz’ II./I. 252 Marie Antoinette, Erzherzogin, Königin von Frankreich 546 Marie Christine, Erzherzogin, Tochter Maria Theresias 101, 434, 507 Marie Louise von Österreich, Erzherzogin, Gemahlin Napoleons I. 57 Marienbaum, Johann, Bauschreiber 184 Marinoni, Giovanni Giacomo, Hofmathematiker 719–721 Marrada (Marcada), Alfonso, Verwalter des Oberststallmeisteramts 1545–1547, zeitweise auch 1548–1556 235 Marradas, Marradas y Salent – Balthasar, Generalleutnant 1627–1634 658 – Bartolomé, Vizehofmeister Eleonoras d. J. Gonzaga-Nevers 1657–1668, Obersthofmeister Eleonoras d. J. Gonzaga-Nevers 1668–1670 250 Marsigli, Luigi Ferdinando, Ingenieur, Kartograph und General 722f.
Martin, Heinrich, Kammerprokuratorfiskal 408 Martines, Joseph, Hofbibliothekar 167 Martini, Karl Anton, Staatsrat 1782–1788, Vizepräsident der Obersten Justizstelle 1792– 1800 572, 582, 585, 600, 603f., 609, 612, 616 Martinitz (Martinic, Bořita z Martinic) 120, 143 – Adolf Bernhard, Obersthofmarschall 1729–1735, Obersthofmeister Elisabeth Christines von Braunschweig-Wolfenbüttel 1735 218, 251 – Georg (Jiří), böhmischer Oberstkanzler 1597–1598 482 – Georg Adam I. (Jiří Adam), Präsident der Böhmischen Kammer 1628–1634, Kanzler des böhmischen Königs 1634–1651 470, 473f., 476, 483, 487, 805, 901 – Georg Adam II. (Jiří Adam), Obersthofmarschall 1701–1705 218, 944 – Jaroslav 126, 487f., 901 – Maximilian Guidobald, Obersthofmarschall 1708–1711, Obersthofmeister Eleonore Magdalenas von Pfalz-Neuburg 1716–1720 218, 251 Martinuzzi, Georg (eigentl. Juraj Utješenović, auch Bruder Georg), Kard. 504 Marxer, Franz Xaver Anton, Pfarrer 196 Mathey, Jean-Baptiste, Architekt 190, 200 Mattei, Giuseppe, Baumeister 185, 190 Matthias, Ks. 34, 39, 48, 86f., 94f., 97, 121, 162, 184, 194, 197f., 200, 211, 230–232, 243, 262, 270, 326, 339, 370, 430, 446, 462, 466, 468–470, 491, 664, 769, 792, 818, 832–834, 844f., 847, 1008, 1012 Matthias Corvinus (Mátyás Hunyadi), Kg. von Ungarn 130, 462f., 489, 503, 651, 725, 769, 793 Mattyasovszky, Ladislaus (László), Bf. von Tinnin, Leiter der Ungarischen Hofkanzlei 1696–1705 502 Mauchter, Matthäus, Präfekt der Hofbibliothek 1650–1663 167 Max Emanuel, Kfs. von Bayern Maximilian II. Emanuel, Kfs. (Bayern) Maximilian I., Ks. 23, 33, 83, 85, 105, 114, 127, 155, 161, 170, 174, 181, 184, 195, 197–199, 210, 234, 244, 283, 285f., 289, 300, 311, 317, 320, 323f., 331, 337, 350, 377–383, 385, 387–391, 393, 395–398, 400–409, 411, 413f., 418f., 420, 423f.,
1266
X. Anhang
445, 539, 637, 647, 655, 663, 714f., 725, 771, 779, 782, 785, 793, 803, 813, 815, 818, 821, 825, 827f., 831, 857f., 864, 866f., 874f., 933f., 936–939, 1005f., 1010 Maximilian I., Hzg. und Kfs. von Bayern 1623–1651 268, 367, 781 Maximilian II., Ks. 34, 42, 85–87, 94f., 122, 135, 152, 162, 190, 192, 195f., 200, 205, 211, 214, 228, 230–232, 237f., 240, 254– 257, 260–263, 277, 297, 300, 315, 334, 370, 432, 446, 490, 543f., 639, 680, 771, 775, 791, 794, 816, 821, 823, 829, 904, 918, 921, 924, 1010 Maximilian II. Emanuel, Kfs. von Bayern 89, 365 Maximilian III. „der Deutschmeister“, Regent von Tirol 34, 86, 94, 634, 874 Maximilian Ernst von Innerösterreich, Ehzg. 86 May, Handelshaus 224 May, Johann, Propst von Zwettl 489 Mayer – Albert, Kammerzahlamtsmeister 101 – Johann Adam, Leiter des Kammerzahlamts 100f. Mayer (Mayern), Johann Jakob Theobald, Beamter der Hofkammer 511 Mayerhofer, Joseph, Schriftsteller 618 Mayern, Friedrich von, Beamter der Vereinigten Hofstellen 978 Meaussé, Jean Charles de, Marineoffizier 727 Mechel, Christian, Galeriedirektor 212 Meckau Meggau Medici 52, 526 – Claudia Claudia de’ Medici Medina, Angelo de, Beamter der Staatskanzlei 529 Mednyánszky – Johannes (János), Beamter der Ungarischen Hofkanzlei 511 – Paul (Pál), Direktor der Zipser Kammer/ Administration 1717–1727 926 Meggau (Meckau) – Anna Dietrichstein – Franziska Slawata – Leonhard Helfried, Oberstkämmerer 1612– 1619, Verwalter des Obersthofmeisteramts 1617–1619, Obersthofmeister 1625–1637 158, 208 – Melchior, Bf. von Brixen, Hofkammerpräsident 1498–1506 381f., 385 Megiser, Hieronymus, Hofhistoriograph 172
Mehl von Strehlitz, Georg, Vizekanzler der Böhmischen Kanzlei (1553)–1589 467, 483 Meichsner, Michael, Landesvizedom in der Steiermark 1530–1539 827, 870 Meisel (Maisel), Mordechai, Hofjude 795 Melander, Otto, Rat der Schlesischen Kanzlei 469 Melander von Holzappel, Peter, Feldmarschall 754 Melith, Stephan (István), Präsident der Zipser Kammer/Administration 1585–1598 926 Mendoza y Bazán, Juana, Obersthofmeisterin Maria Annas von Spanien 1643–1646 250 Mennel, Jakob, Historiker 170, 174 Meran, Grafen von 92 Merklin, Balthasar, Reichsvizekanzler 1525– 1531 324, 332 Mesmer, Joseph, Hofsekretär 955 Metnitz, Andre von, Landesvizedom in der Steiermark 1575–1583 870 Metsch, Johann Adolf, Vertreter des Reichsvizekanzleramts 1731–1733, Reichsvizekanzler 1734–1740 328f., 331 Metternich, Metternich-Burscheid, MetternichWinneburg 120 – Anna Eleonora (geb. Brömser), Obersthofmeisterin Eleonoras d. Ä. Gonzaga (1652)– 1655 249 – Clemens Wenzel Lothar, Diplomat, Staatsmann 439, 459, 1027 – Karl Heinrich, Kfs. von Mainz 1679 281 – Lothar Friedrich, Kfs. von Mainz 1673– 1675 281 Metzsch, Friedrich, sächsischer Reichspfennigmeister 343 Meusebach, Johann Georg, sächsischer Reichspfennigmeister 343 Mezzabarba Birago, Francesco, italienischer Reichsfiskal 1693–1697 358 Michalowitz (z Michalovic), Bohuslaus (Bohuslav), Vizekanzler der Böhmischen Kanzlei 1611–1619 466, 468, 471, 483 Michna von Waitzenau (Michna z Vacínova) – Paul, Sekretär der Böhmischen Hofkanzlei 471f. – Georg Wilhelm, Appellationsrat, Direktor der Böhmischen Kanzlei in Prag 474 Migazzi – Christoph Anton, Ebf. von Wien, Präsident der Studienhofkommission 1760–1774 609, 614, 617
Personenregister 1267
– Nikolaus, Bf. von Großwardein, Präsident der Zipser Kammer/Administration 1598– 1604 926 Miglio von Brunnberg, Tullio, Beamter der Hofkammer 511 Mikosch, Bernhard Georg, Beamter der Hofkammer bzw. der Finanzkonferenz 513f., 849, 949 Milner (Müldner) von Mühlhausen (Milner z Milhausu) – Johann, Sekretär der Böhmischen Kanzlei 466, 472, 487, 641f. – Peter, Vizekanzler der Böhmischen Kanzlei Friedrichs von der Pfalz 472 Minkwitz, Kaspar, Beamter der Hofkammer 832 Miro, Vincenzo de, Steuerkommissär 525 Miseroni, Dionisio, Schatzmeister 190, 211 Mittermayr (von Waffenberg), Familie 744 Modignani, Giovanni Battista, Beamter des Spanischen Rates 523 Moles, Francisco di, Duque de Parete y Cala trava, Oberinspektor des Banco del Giro bzw. Leiter der Ministerialdeputation (Banco-Deputation in Streitsachen oder Justiz-Banco-Deputation) 1704–1705 522, 944f., 954 Molitoris, Urban Franz, Kanzler des Ordens vom Goldenen Vlies 108 Mollard (Mollart) 832 – Ernst, Obersthofmarschall 1606–1612, Verwalter des Obersthofmeisteramts 1611– 1612 158, 217 – Ferdinand Ernst, Musikgraf 1686–1705 und 1712–1716 179, 258 – Franz Ernst, Hofkammerrat 846 – Jakob, Hofkammerpräsident 1605–1606 833 – Johann, Hofkriegsratspräsident 1609–1619 664, 669 – Maria Karolina Fuchs von Bimbach – Peter, Verwalter des Oberststallmeisteramts 1599–1600 und 1603–1604, Verwalter des Oberstkämmereramts 1600–1604 196, 208, 235 – Peter Ernst, Musikgraf 1669–1686 175, 179 Monte, Philippe de, Hofkapellmeister 1568– 1603 162, 164 Montecuccoli, Raimondo, Generalleutnant 1664–1680, Hofkriegsratspräsident 1668– 1680 659, 665, 669, 715, 718, 724, 844
Montesanto Villasor Silva y Menezes, José de Montfort 891 – Johann, Kammerrichter 1541–1547 334 Montoyer, Ludwig, Burghauptmann 201 Moritz, Kfs. von Sachsen 367 Mörsberg, Mörsberg und Belfort 886 – Hans Jakob, Landvogt im Elsass 1511– 1530 394 – Kaspar, Landvogt im Elsass 1504–1511 394 – Margarethe (geb. Stommel), Obersthofmeisterin Annas von Tirol 1618 249 Mosdossy, Emmerich (Imre), Leiter der Zipser Kammer/Administration 1645–1658 926 Mosel, Ignaz Franz, Hofbibliothekar 168 Moser, Johann Jacob, Jurist 281, 309 Mosheim, Alban, Landesvizedom in der Steiermark 1599–1607 870 Moys, Anton de, Baumeister 185, 196, 198 Müldner Milner Müller, Johann Christoph, Ingenieurhauptmann 722f. Münchhausen, Hieronymus, sächsischer Reichspfennigmeister 344 Munk, Munk-Theomim 226 – Gertraud 223 – Veit d. Ä. 223 Münsterberg, Herzöge von 36 Murshid Quli Khan Hadi, Mohammad Muschinger, Vinzenz, Beamter der Hofkammer, Münzwardein 845, 847 Nádasdy 648 – Franz (Ferenc) III., ungarischer Oberster Landesrichter 650 – Leopold (Lipót), Leiter der Ungarischen Hofkanzlei 1746–1758 502 – Thomas (Tamás), Palatin von Ungarn 917 Nagel, Joseph, Direktor des physikalisch-astronomischen Kabinetts 207 Napoleon I. (Napoleon Bonaparte), General, Ks. der Franzosen 56, 268, 278, 373, 776f. Nassau, Adolf, Kammerrichter 1500/01 und 1509–1511 334 Nassau-Hadamar, Franz Alexander, Kammerrichter 1711 335 Naves de Messancy, Jean, Reichsvizekanzler 1540/41–1547 324 Necker, Jacques, französischer Finanzminister 774 Neher von Neherling, Hans, mährischer Rentmeister 1572–1590 906f.
1268
X. Anhang
Neideck, Neidegg Neudegg Neidhardt, Johann Baptist, Präsident der Schlesischen Kammer 1703–1722 910, 915 Neipperg, Wilhelm Reinhard, Feldmarschall, Hofkriegsratsvizepräsident 258 Nenny Mac Neny Neri, Pompeo, Jurist 527f. Nessel, Daniel, Präfekt der Hofbibliothek 1680–1700 166, 168 Nesselrode, Johann Hermann, Generalkriegskommissar 1726–1745 674 Nettine, Bankhaus 801 Neu, Andreas, Generalstabsoffizier 977 Neudegg (Neideck, Neidegg) – Georg, Bf. von Trient, Österreichischer Kanzler 1501–1506 385, 407, 412 – Veronika Thun Neuff, Johann Joseph, Leiter der Geheimen Kabinetts- bzw. Ziffernkanzlei 1722–1734 1027 Neuhaus (z Hradce) 485, 487 – Adam I., böhmischer Oberstkanzler 1523– 1531 464, 482 – Adam II., böhmischer Oberstkanzler 1585–1593 482, 485 – Joachim (Jáchym), böhmischer Oberstkanzler 1554–1565 464, 482, 485, 487 Neuhauser zu Blumau und Stadlkirchen, Georg, Salzamtmann 1562–1575 930 Neumair, Leonhard, Hofquartiermeister 1550– 1554 220 Neumann, Balthasar, Architekt 194 Niczky, Christoph (Kristóf ), Präsident der Ungarischen Kammer 1782–1783 925 Nikelsberg, Karl, Börsekommissär 1794–1800 959 Norbis, Pampalunga (?), Abbate 944f. Nostitz (z Nostic), Nostitz-Rieneck 120, 485 – Anton Johann (Antonín Jan), Rat der Böhmischen Hofkanzlei 476 – Christoph Wenzel (Kryštof Václav) 485 – Friedrich Moritz, Feldmarschall, Hofkriegsratspräsident 1796 667f., 670, 701, 723 – Johann Hartwig (Jan Hartvík), böhmischer Oberstkanzler 1652–1683 474, 478, 482, 485 – Johanna Barbara Aspremont-ReckheimLynden – Otto, Vizekanzler der Böhmischen Hofkanzlei 1618–1630 469, 471f., 483, 485
Nowohradsky von Kolowrat Kolowrat-Nowohradsky Nusser von Nussegg, Niklas, mährischer Rentmeister 1633–1657 906–908 Nyáry, Franz (Ferenc) 130 Nyeuela, Jehan de, Obersthofmarschall 1522/23 217 O’Kelly of Aughrim, William, Wappeninspektor 131, 330 Oberman, Hanns, Baumeister 184 Obermayer, Johann Georg, Beamter der Staatskanzlei 460, 529 Obizzi, Ferdinando degli, Feldmarschall, Oberst-Land- und Hauszeugmeister 1705– 1710 718 Oeder, Wolfgang, Salzamtmann 1497–1509 930 Oedt, Johann Christoph Heinrich, Vizepräsident der Obersten Justizstelle 1749 600, 986 Oedtl, Christian Alexander, Architekt 196 Oetgens, Franz, Beamter der Staatskanzlei 529 Oettingen, Oettingen-Spielberg, OettingenKatzenstein, Oettingen-Wallerstein 226, 314 – Ernst, Reichshofratspräsident 1648–1670 315 – Maria Ernestina (geb. Oettingen), Obersthofmeisterin Elisabeth Christines von Braunschweig-Wolfenbüttel (1708)–1714 251 – Maria Josefa Paar – Philipp Karl, Kammerrichter 1797–1801 316, 335 – Wilhelm, Oberstjägermeister 1672–1682 159 – Wolfgang, Reichshofratspräsident 1683– 1708 316 Okolicsányi, Emmerich (Imre), Beamter der Ungarischen Hofkanzlei 500 Oláh, Nikolaus (Miklós), Bf. von Agram, Erlau und Gran, Leiter der Ungarischen Hofkanzlei 1543–1568 490–492, 494–496, 502 Oñate Guevara y Tassis, Iñigo Vélez de, spanischer Diplomat 86f. Oppenheimer 943f., 955 – Emanuel, Hofjude 796 – Salomon, Hofjude 223 – Samuel, Hofjude 222f., 226, 796f., 823, 943
Personenregister 1269
Oppersdorff (z Oprštorfu) – Georg 914 – Wilhelm (Vilém), Verwalter der Böhmischen Kammer 1574–1575 901 Orbán, Stephan (István), Beamter der Ungarischen Hofkanzlei 495 Orbán, Viktor, ungarischer Politiker 113 Orlando, Franz Xaver, italienischer Reichshoffiskal 1793–1797 322, 359 Orsbeck, Johann Hugo, Bf. von Speyer, Ebf. von Trier, Kammerrichter 1677–1710 335 Orsini-Rosenberg – Franz Xaver (Wolf ), Oberstkämmerer 1775–1796 179, 209, 439, 582 – Wolfgang Andreas, Hofkammerpräsident 1683–1692 509, 846 Oršinovský von Fürstenfeld, Johann, Sekretär der Böhmischen Kanzlei Friedrichs von der Pfalz 472 Ortenburg Salamanca Orzon, Heinrich, Landesvizedom in Krain 1741–1747 871 Ostein – Heinrich Karl, Reichshofratspräsident 1742 316 – Johann Friedrich Karl, Kfs. von Mainz 1743–1763 281 Ott, Lorenz, Vorsteher des Oberstschiffamts 1621–1623 678 Öttl, Anton Joseph, Beamter des Hofkriegs rates 513 Otto I., Ks. 323 Ottokar II. Přemysl Ottokar II. Ovid (Publius Ovidius Naso) 83 Paar 1011, 1013–1021, 1022f. – Ferdinand, Obersthofpostmeister, Generalerblandpostmeister 1639–1645 1021 – Johann Adam, Obersthofpostmeister, Generalerblandpostmeister 1725–1737 1022 – Johann Baptist, Hofquartiermeister 1563 220, 1013 – Johann Christoph, Obersthofpostmeister, Generalerblandpostmeister 1623–1637 1013–1015, 1021 – Johann Leopold, Obersthofpostmeister, Generalerblandpostmeister 1737–1741 1022 – Johann Wenzel, Obersthofpostmeister, Generalerblandpostmeister 1741–1792 1016f., 1019, 1021f. – Josef Ignaz, Musikgraf 1705–1709, Oberstjägermeister 1708–1709, Obersthofmeister
Amalie Wilhelmines von BraunschweigLüneburg 1709–1735 159, 179, 251, 1015 – Julius, Innerösterreichischer Hofkammerpräsident 1610 872 – Karl, Obersthofpostmeister, Generalerblandpostmeister 1645–1673 1014, 1021 – Karl Josef, Obersthofpostmeister, Generalerblandpostmeister 1678–1725 1015f., 1021 – Maria Josefa (geb. Oettingen-Spielberg), Obersthofmeisterin Elisabeth Christines von Braunschweig-Wolfenbüttel 1741– 1750, Obersthofmeisterin Maria Theresias 1754–1771 251f. – Polyxena 1021 – Rudolf, Obersthofpostmeister, Generalerblandpostmeister 1638 1021 – Wenzel, Obersthofpostmeister, Generalerblandpostmeister 1792–1812 1021f. Pacassi, Nikolaus (Nicolò), Architekt 177, 187f., 194, 197–201, 497 Pacheco, Juan Francisco, Duque de Uceda, Beamter des Spanischen Rates 523 Pacheco y Colonna, Victoria de Velasco Pacioli, Luca, Franziskaner, Mathematiker 411 Paczoth – Alexander (Sándor), Direktor der Zipser Kammer/Administration 1631–1639 926 – Johann (János), Vizepräsident der Zipser Kammer/Administration 1571–1573, Präsident der Zipser Kammer/Administration 1575–1582 921, 926 Paler, Bankiers- und Händlerfamilie 794f., 823 Pálffy 645 – Karl (Károly), Leiter der Ungarischen Hofkanzlei 1787–1807 498, 502 – Karl Joseph Hieronymus (Károly József Jeromos) 130 – Nikolaus (Miklós), Leiter der Ungarischen Hofkanzlei 1758–1762 201, 498f., 502 – Paul (Pál), Präsident der Ungarischen Kammer 1625–1646 431, 925 – Thomas (Tamás), Bf. von Waitzen und Erlau, Leiter der Ungarischen Hofkanzlei 1669–1679 495, 502 Pallavicini, Gian Luca (Gianluca), Feldmarschall 527f., 727, 788 Palm 797 – Johann David, Bankier und Unternehmer, Beamter der Hofkammer 797, 801, 823, 945, 955f.
1270
X. Anhang
Pancotti, Antonio, Hofkapellmeister 1700– 1709 164 Panizoll – Joseph, Landesvizedom in Krain 1607– (1621) 871 – Ottavio, Landesvizedom in Krain (1622)– 1635 871 Pannonius, Janus, Humanist 507 Papst, Niklas, Kanzleiverweser von Ensisheim 1513–1519, Ensisheimer Kanzler 1522 412 Paradeiser, Georg, Landesvizedom in Kärnten 1566 754, 871 Pasquini, Claudio, Hofpoet 260 Passerini – Celestino, italienischer Reichsfiskal 1698– 1706 358 – Giuseppe Alemanno, italienischer Reichsfiskal 1740(?)–1745 358 Pastorius, Johann Augustin 173 Pászthory 501 – Alexander (Sándor), Beamter der Ungarischen Hofkanzlei 501 Patachich (Patačić) – Adam, Beamter der Ungarischen Hofkanzlei 500f. – Alexander (Sándor), Beamter der Ungarischen Hofkanzlei 500 – Balthasar (Boldizsár), Beamter der Ungarischen Hofkanzlei 499f., 514 Patin, François-Guillaume de, Trésorier des Ordens vom Goldenen Vlies 108 Patriarch, Anton, Vizedomamtsverweser der Steiermark 1498–1499 416 Paumgartner zu Hohenschwangau und Erbach, Familie 886f. Péchy – Sigmund (Zsigmond), Direktor der Zipser Kammer/Administration 1628–1631 926 – Sigmund (Zsigmond), Direktor der Zipser Kammer/Administration 1774 926 Pellegrini, Karl Klemens, Feldmarschall, Generalgenieprodirektor 1770–1780, Generalgeniedirektor 1780–1796 720, 722f. Pemfflinger, Stephan, Präsident der Ungarischen Kammer 1531–1536 917f., 925 Penzeneder – Anton d. Ä., Artillerieoffizier, Armaturverleger 744 – Anton d. J., Gewehrfabrikant 744 Pepinus, Paul, Dominikaner, Hofhistoriograph 173
Pereghi, Albert, Propst von Fünfkirchen, Präsident der Ungarischen Kammer 1537–1546 925 Perényi, Peter, Leiter der Ungarischen Hofkanzlei 1541–1542(?) 490, 494, 499, 502 Pergen – Heinrich, oberdeutscher Reichspfennigmeister 343 – Johann Anton, niederösterreichischer Landmarschall, Polizeiminister 438, 456, 459, 529, 582, 585f., 591–594 Perkheimer zu Würting, Kaspar, Landesvizedom in Österreich ob der Enns 1498–1502 416, 863 Perlas Vilana Perlas Pernstein (z Pernštejna) – Jaroslaw (Jaroslav), Oberststallmeister 1556–1560 232, 235, 238 – Polyxena Lobkowitz – Wratislaw (Vratislav), Oberststallmeister 1564–1566, böhmischer Oberstkanzler 1566–1582 232, 235, 482, 485 Perrenot de Granvelle Granvelle Pesmes de Saint-Saphorin Saint-Saphorin Pesty, Franz (Ferenc), Administrator der Zipser Kammer 921 Peter I., Zar von Russland 195 Peter Leopold Leopold II. Pétervárady, Blasius (Balázs), Propst von Jossau, Präsident der Ungarischen Kammer 1547– 1549 925 Pethe, Martin (Martón), Bf. von Raab, Leiter der Ungarischen Hofkanzlei 1598–1602 494f., 502 Petheő, Ladislaus (László), Präsident der Ungarischen Kammer 1612–1617 925 Petrović, Peter, Bf. von Temeswar 520 Petschach, Felician, Präsident der Niederösterreichischen Kammer 1527–1537 663, 858, 862 Pfalz, Kurfürsten Friedrich II., Friedrich V., Karl Theodor Pfalz-Neuburg Eleonore Magdalena, Franz Ludwig Pfalz-Simmern Johann II. Pfliegl, Georg, Landesvizedom in Österreich ob der Enns 1622–1628 863 Pflug von Rabenstein (Pflug z Rabštejna), Hans, böhmischer Oberstkanzler 1531– 1537 482 Pforzheim, Lukas, Hofgerichtsschreiber 396
Personenregister 1271
Philipp I. „der Schöne“, Ehzg., Landesherr der Niederlande 105, 1005f. Philipp I., Landgf. von Hessen („der Großmütige“) 284 Philipp I., Mgf. von Baden 286 Philipp II., Kg. von Spanien 105f., 232, 242, 522, 524, 1007 Philipp III. von Burgund („der Gute“), Hzg. von Burgund 105, 109 Philipp III., Kg. von Spanien 86f., 94, 106 Philipp IV., Kg. von Spanien 106, 1006 Philipp V. von Anjou, Kg. von Spanien 51, 90, 106, 135, 522f., 525 Philipp von der Pfalz, Bf. von Freising und Naumburg 388, 394 Piccolomini d’Aragona, Ottavio, Generalleutnant 1648–1656 659f. Pichl von Pichlberg, Georg, Obersthofpostmeister 1592/93–1610 1021 Pichler Püchler Pichler, Karoline, Schriftstellerin 574 Pieroni, Giovanni, Architekt 185 Pietro Leopoldo Leopold II. Piller, Andreas, Vorsteher des Oberstschiffamts 1651–1663 678 Pio di Savoia, Luigi, Musikgraf 1721–1732 179 Piringer, Michael, Jurist 653 Pisnitz (z Písnice), Heinrich (Jindřich), Vizekanzler der Böhmischen Kanzlei 1601– 1608 467, 483, 487 Planitz, Hans von der, sächsicher Beamter 286 Plankenstein Rauber Plateis von Plattenstein, Johann, Sekretär der Böhmischen Kanzlei 469, 471 Plauen, Heinrich IV., böhmischer Oberstkanzler 1542–1554 430, 464, 466, 482, 487 Plaz – Johann Franz, Landesvizedom in Kärnten 1676–1697 871 – Polykarp Joseph, Landesvizedom in Kärnten (1707)–(1739) 871 Plessis Lefort du Plessis Plettenberg, Georg, kaiserlicher Resident in Hamburg 846 Plochl, Anna, Gemahlin Erzherzog Johanns 92 Poděbrad Georg von Podiebrad Podewils, Otto Christoph, preußischer Diplomat 967 Podiebrad Georg von Podiebrad Poggino Pozino Pögl 743 – Sebald d. J., Waffenerzeuger 743
Pohl, Joseph, Historiker 171 Pold (Polt), Christoph, Landesvizedom in Österreich unter der Enns 1539–1555 863 Polheim – Cyriak, Obersthofmeister 1523–1526 158 – Gundaker, Direktor der Hofkammer 1617 846f. – Wolfgang, Oberster Hauptmann, Chef des niederösterreichischen Regiments 1496– 1512, Landeshauptmann von Österreich ob der Enns 1501–1512 397–399, 414, 416 Polt Pold Ponikau, Johann (Hans), sächsischer Reichspfennigmeister 343 Popel von Lobkowitz Lobkowitz Poppendorf, Franz, Innerösterreichischer Hofkriegsratspräsident 1578–1583 682 Portia 120, 123, 143, 262 – Anna Juliana Valmarana – Johann Ferdinand, Obersthofmeister Leopolds I. 1652–1665 158, 208, 235, 258, 261, 478 – Johann Karl, Landesvizedom in Krain 1636 871 Posch, Johann Adam, Verwalter der kaiserlichen Privatgüter 101, 103 Pötting – Franz Eusebius, Vizekanzler der Böhmischen Hofkanzlei 1649–1664, Obersthofmarschall 1671–1678 218, 478, 483 – Sebastian, Bf. von Passau, Prinzipalkommissar 1685–1687 299 Pozino (Poggino), Paolo, Hofhistoriograph 172 Pozzo, Francesco da, Militärbaumeister 718 Prag (Prager) – Anna (geb. Fuchs von Fuchsberg), Obersthofmeisterin Annas von Ungarn und Böhmen (1530)–(1533) 249 – Ladislaus, Landbaumeister aller niederösterreichischen Länder 1501–1505 406 Prämer, Wolfgang Wilhelm, Hofquartiermeister 1680–1684 220 Prandau Hillebrand Prantner, Wolfgang, Hofkammerpräsident (Superintendent) 1537–1538 827, 833 Prata, Giuseppe de, Hofhistoriograph 173 Praunsperger, Wilhelm, Landesvizedom in Krain (1543)–(1546) 871 Pray, Georg, Historiker 171, 174 Predieri, Luc’Antonio, Hofkapellmeister 164
1272
X. Anhang
Preininger, Matthias, Abt von Admont, Präsident der niederösterreichischen Kammer in Graz 1622–1624 872 Preißing, Hans Georg, Hofquartiermeister 1563–1564 220 Přemysl Ottokar II., Kg. von Böhmen 192, 928 Presingen (von Prösing) zum Stein, Balthasar, Obersthofmarschall (1543)–1544 217 Prickhelmay(e)r von Goldegg, Johann Matthias, österreichischer Hofkanzler 1637– 1656 447, 450–452 Prié, Ercole Turinetti de, bevollmächtigter Minister in den Österreichischen Niederlanden 535 Priuli, Giovanni, Hofkapellmeister 1619–1626 163f. Proli, Bankhaus 993 Promnitz, Seifried, Präsident der Schlesischen Kammer 1572–1580 832, 915 Prösing Presingen Proskau – Anton Christoph, Präsident der Schlesischen Kammer 1734–1741 910, 915 – Ulrich Desiderius, Verwalter des Oberststallmeisteramts 1600–1603, Oberstkämmerer 1606–1612 208, 235 Prunner von Vasoldsberg, Colman, Landesvizedom in der Steiermark 1539–1541 870 Prüschenk Hardegg Publicola di Santa Croce, Scipione, Musikgraf 1709/10–1711 179 Puchheim – Georg, Obersthofmeister Annas von Ungarn und Böhmen (1522) 249 – Hans, Regimentsmarschall 1510–1519 398f. – Johann Christoph, Oberst-Land- und Hauszeugmeister 1612–1619 717 – Johann Rudolf, Oberstkämmerer 1637– 1651 208 – Maria Theresia (geb. Losenstein), Obersthofmeisterin Eleonore Magdalenas von Pfalz-Neuburg 1689–1703 251 Püchler (Pichler), Carl (Karl) Joseph, Leiter der Geheimen Kabinetts- bzw. Ziffernkanzlei 546–548, 1027 Püchler, Leonhard 831f. Puechberg, Johann Matthias, Hofrat der Galizischen Hofkanzlei 588, 821 Pusterla, Baldassare de, Geheimer Rat 381 Putsch, Wilhelm, Archivar 388
Putz, Christoph Ulrich, Hofquartiermeister 1635–1657 220 Quentel, Johann Thomas, italienischer Reichsfiskal 1709–1710 321, 358 Raab, Franz Anton, Domänendirektor 980 Rabatta – Joseph, Landesvizedom in Krain (1596)– 1602 871 – Rudolf, Feldmarschall, Generalkriegskommissar 1685–1688 674 Radéczy, Stephan (István), Bf. von Großwardein, Präsident der Ungarischen Kammer 1569–1586 925 Radicius, Franz, Hofhistoriograph 172 Radolt, Clement, Beamter der Hofkammer 770, 847 Rainer Joseph, Ehzg., Bruder von Franz II., Vizekönig von Lombardo-Venetien 92 Raiser, Johann Nepomuk, Historiker 888 Raison von Klöckersfeldt, Franz, Hofquartiermeister 1736–1747 220 Rákóczi – Franz (Ferenc) II., Fs. von Siebenbürgen 50, 130f., 510, 513, 516, 697, 726, 807, 848f., 922 – Georg (György) I., Fs. von Siebenbürgen 49, 504, 922 Rakoviczky, Georg (György), Leiter der Ungarischen Kammer 1653–1654 925 Ramschüssel, Christoph, Beamter der Hofkammer 827 Ranke, Leopold von, Historiker 96 Rappach – Karl Ernst, Feldmarschall, Oberst-Landund Hauszeugmeister 1710–1719 718 – Maria Margaretha Trautson – Maria Theresia Auersperg – Maria Theresia (geb. Brandis), Obersthofmeisterin Eleonore Magdalenas von PfalzNeuburg 1679–1687 251 Rappoltstein, Wilhelm II., Oberster Hauptmann und Landvogt im Elsass 1510–1519, Hofmeister 1512–1519 381, 394 Rasp, Paul, Landesverweser von Krain 1499– 1518 417 Rath, Anton Eberhard, italienischer Reichsfiskal 1746–1771 358 Rau, Jakob, königlicher Kommissar der Zipser Kammer/Administration 1716–1717 926 Rauber
Personenregister 1273
– Andreas, Landesvizedom in Kärnten 1511– 1531 417, 871 – Leonhard, Hofmarschall 1509–1519 381 Rausch von Traubenberg, Johann Martin, Galerieinspektor 207 Ravaschieri, Giovanni Battista, Beamter des Spanischen Rates 523 Rechberger, Wilhelm, Präfekt der Hofbibliothek 1636?–1650 167 Reck, Johann von der, Reichshofratspräsident 1637–1647 315 Redern – Friedrich, Präsident der Schlesischen Kammer 1558–1564 909, 915f. – Georg, Beamter der Hofkammer 831 – Melchior, Hofkriegsratspräsident 1599– 1600 669 Regal, Maximilian Ludwig, General 678, 705 Regenthal, Johann Christoph, Oberbereiter 241 Rehlinger, Bankiers- und Großhändlerfamilie 794, 823 Reichenbach, Wilhelm, Kammerprokurator 409 Reichenburg, Reinprecht, Landeshauptmann der Steiermark 1494–1505 414, 416 Reichmann, Joseph Franz, Beamter der Siebenbürgischen Hofkanzlei 507 Reigersberg – Franz, oberdeutscher Reichspfennigmeister 343 – Heinrich, Kammerrichter 1803–1806 335 Reintrie, Heinrich Baron du Pin de la, General 749 Reischach – Judas Thaddäus Anton Joseph, Hofkanzler 1775–1778, Oberster Böhmischer und Erster Österreichischer Kanzler 1782 (interimistisch) 572f. – Simon Thaddäus, Präsident der Siebenbürgischen Hofkanzlei 1777–1782, Staatsminister 1782–1801 505, 508, 582, 988 Renner, Hans, Beamter der Hofkanzlei 381 Requeséns de Soler, Ana María Folch de Cardona Resch, Christoph, Landesvizedom in der Steiermark 1541–1562 870 Resteau von Beaufort, Daniel, oberdeutscher Reichspfennigmeister 343 Retzer, Joseph, Schriftsteller 618 Reuß, Johann Stefan, Kammerprokurator 409
Reutter, Georg , Hofkapellmeister 1746–1772 164 Révay, Franz (Ferenc), Präsident der Zipser Kammer/Administration 1573–1575 926 Rialp Vilana Perlas Riccardi, Alessandro, Präfekt der Hofbibliothek 1723–1725 168, 523 Richthausen von Chaos, Johann Konrad, Oberkammergraf der oberungarischen Bergstädte 711, 719, 721, 846 Ried, Benedikt, Baumeister 190, 199 Riegger, Paul Joseph, Jurist 572 Ries-Oettingen, Familie 226 Riethaler, Josef Bartholomäus, Salzamtmann 1774–1802 930 Rindscheit zu Schielleiten, Bernhard, Landesvizedom in der Steiermark 1562–1571 870 Ripke, Ludwig Rudolf, Vorsteher des Oberstschiffamts 1763–1773 678 Rogendorf, Wilhelm, Obersthofmeister 1518– 1521 und 1530–1539 158 Romeo y Anderaz, Juan Antonio, Marchés di Erendazú, Leiter des Spanischen Staatssekretariats 1711–1713 522, 535, 538 Rorbach, Georg, Anwalt von Österreich ob der Enns 1510/11 416 Rosa, Joseph, Direktor der Gemäldegalerie 207 Roschmann von Hörburg, Kassian Anton, Erster Hausarchivar 115 Rosenberg Orsini-Rosenberg Rosenberg (z Rožmberka), Peter Wok (Petr Vok) 643 Rosolenz, Johann, Propst von Stainz, Innerösterreichischer Hofkammerpräsident 1612– 1615 872 Roß, Anton vom Cavallis Rößler, Adam, Sekretär der Schlesischen Kanzlei 469f. Rother, Paul, Lotto-Hofkommissär 941 Rothschild, Bankhaus 801 Rothuet, Ulrich Franz, Hofquartiermeister 1573 220 Rottal – Georg, Chef der Wiener Rechenkammer 1494–1513 und 1522, Landhofmeister und Chef des niederösterreichischen Regiments 1513–1519, Präsident der Niederösterreichischen Kammer 1522–1525 398f., 404, 858, 862 – Johann, Hofkommissär in Ungarn 922 Rottenhan, Heinrich Franz, böhmischer Oberstburggraf, Präsident der Studienre-
1274
X. Anhang
visionshofkommission, Hofkanzler 1792– 1796, Staatsminister 1796–1801 571–573, 582, 585, 612, 614 Roupovec z Roupova Ruppa Rubens, Peter Paul, Maler 212 Rudolf II., Ks. 39, 45, 61, 86, 94f., 97, 114, 122, 127, 132, 160, 162, 165f., 171, 182, 184, 190, 192, 196, 198, 200, 205, 211, 214, 230–234, 236f., 239f., 242, 254–256, 261–263, 269f., 277, 297, 312, 317, 319f., 326, 329, 334, 351, 369f., 424, 427f., 446, 462, 465–468, 475, 486f., 490f., 493, 544, 655, 661, 664, 680, 691, 775, 792, 794f., 802, 823, 826, 831–834, 847, 900, 914, 918, 924, 1007, 1012 Rudolf III., Hzg. von Österreich 197 Rudolf IV., Hzg. von Österreich 84, 210, 790 Rudolf, Ehzg. (Kronprinz) 501 Rumel von Lichtenau, Peter, Hauskämmerer 1490–1492 406 Rumpf zum Wielroß (Wullroß), Wolfgang Siegmund, Oberstkämmerer 1575–1600, Verwalter des Obersthofmeisteramts 1591– 1600 158, 208, 430 Ruppa (Roupovec z Roupova), Wenzel Wilhelm (Václav Vilém), Direktor des ständischen Direktoriums in Prag, böhmischer Oberstkanzler 1619/20 472 Russworm, Hermann Christoph, Feldmarschall 122 Sachsen, Kurfürsten August, August II., August III., Friedrich, Friedrich III., Johann, Johann Friedrich I., Moritz Sachsen-Hildburghausen, Joseph Friedrich von, Hzg., Feldmarschall 682 Sachsen-Teschen, Albert Kasimir, Hzg., Statthalter von Ungarn 1765–1780 201, 258, 507 Sachsen-Weimar, Bernhard, Hzg. 885 Sachsen-Zeitz, Christian August, Hzg., Kard., Ebf. von Gran, Prinzipalkommissar 1716– 1725 299, 678 Saffran, Franz Anton, Beamter des Directoriums in publicis et cameralibus 561 Saint Julien, Maria Josepha Khevenhüller Saint-Saphorin, François-Louis de Pesmes de, kaiserlicher General, britischer Diplomat 726 Salamanca (Grafen von Ortenburg) 143, 886 – Gabriel, Generalschatzmeister 120, 445, 818, 825, 858
Salazar, Julius, zeitweise Verwalter des Oberststallmeisteramts 1548–1556 235 Salburg – Franz Ludwig, Feldmarschall, Generalkriegskommissar 1746–1757 554, 558, 560, 673f. – Gotthard Heinrich, Hofkammerpräsident 1700–1703 772, 854 Salernos, Gaetano, Beamter der Staatskanzlei 529 Salgary, Peter, Postmeister von Ofen 1015 Salieri, Antonio, Hofkapellmeister 1788–1824 165 Salm, Karl Theodor Otto, Obersthofmeister Josephs I. 1685–1709 158, 258, 261, 434, 947 Salm-Neuburg – Maximilian, Oberststallmeister 1611–1612 235 – Niklas, Oberstkämmerer 1527–1551 208 Salm-Reifferscheidt, Anton, Obersthofmeister Josephs (II.) 1764–1765, Oberstkämmerer 1765–1769 209, 262 Sambucus, Johannes, Hofhistoriograph 171f., 174 Sances, Giovanni Felice, Hofkapellmeister 1669–1679 163f. Sannig, Johann Christoph, Sekretär der Böhmischen Hofkanzlei 485, 487 Santa Croce Publicola di Santa Croce Sartorius von Schwanenfeld – Franz Carl, Reichshoffiskal 321 – Veit, Reichshoffiskal 321 Sauer, Pankraz, Verwalter des Landesvizedom amts in Krain 1541 871 Sauerer (Saurer), Lorenz, Landesvizedom in Österreich unter der Enns 1508–1523 397, 416, 858, 863 Saurau – Franz Josef, Hofkammerpräsident, Oberster Hofkanzler 593 – Johann, Präses der Bücherzensurkommission 1751–1753 616, 620 Savoyen, Maria Theresia Anna Felicitas (geb. Liechtenstein) 711 Sayve, Lambert de, Hofkapellmeister 1612– 1614 164 Schad, Johann, Ensisheimer Kanzler 1510– 1513 412 Schaffgotsch
Personenregister 1275
– Anton Gotthard, Obersthofmeister Maria Theresias von Neapel-Sizilien 1790–1807, Obersthofmarschall 1798–1811 218, 252 – Christoph Leopold, Präsident der Schlesischen Kammer 1665–1703 910, 913, 915–917 Schallautzer, Hermes, Bausuperintendent 184 Scharf, Franz, Salzamtmann 1765–1768 930 Scheidlern, Franz, Assessor der Böhmischen Hofkanzlei 476 Scheidt, Polykarp, Innerösterreichischer Hofkammerpräsident 1615–1626 872 Scheiner, Johann Andreas, Mitglied der Rektifikationshofkommission 965 Schellendorf, Christoph, Präsident der Schlesischen Kammer 1633–1647 915 Schenk von Castell, Marquard, Bf. von Eichstätt, Prinzipalkommissar 1669–1685 299 Scherffenberg – Erasmus, Oberstjägermeister 1562–1575 159 – Hanns, Oberstjägermeister 1559–1560 159 – Maria Elisabeth Colonna von Völs Schermar, Handelshaus 795 Schickh, Georg Friedrich, Beamter der Österreichischen Hofkanzlei 89 Schierl von Schierendorf(f ), Christian Julius, Beamter der Hofkammer 807f., 817, 824, 855, 955, 967f., 1015 Schif(f )er (Schiefer) von Freyling – Alexander, Generalkriegskommissar 1657– 1661 674 – Georg Ehrenreich, Salzamtmann 1673– 1688 930 Schiller von Herdern, Leo Marquard, Präsident der Oberösterreichischen Hofkammer 1623–1638 880 Schinderl von Imendorf, Veit, Landesvizedom in Österreich unter der Enns 1629–1643 863 Schlegel, Friedrich, Philosoph 72 Schlesinger, Hofjudenfamilie 222, 797 Schlick von Passaun und Weißkirchen (Šlik z Pasounu a Holejče) 485, 793 – Franz Heinrich (František Jindřich), Beamter der Böhmischen Hofkanzlei 477 – Franz Josef (František Josef ), Präsident der Böhmischen Kammer 1692–1718 190, 901 – Heinrich (Jindřich), Hofkriegsratspräsident 1632–1650 669
– Joachim (Jáchym), Präsident der Böhmischen Kammer 1557–1561 901 – Leopold Josef, Generalkriegskommissar 1705–1713, böhmischer Oberstkanzler 1713–1723 478–480, 482, 485, 674, 949 Schloissnigg, Johann-Baptist, Kanzler des Ordens vom Goldenen Vlies 108 Schmaus, Johann Michael, Vizepräsident der Oberösterreichischen Hofkammer 880 Schmelzer, Johann Heinrich, Hofkapellmeister 1679–1680 164 Schmidt von Freihofen, Stephan, oberdeutscher Reichspfennigmeister, mährischer Rentmeister 1605–1608 341, 343, 906f. Schmidt, Michael Ignaz, Direktor des Geheimen Hausarchivs 1780–1794 115 Schnaitpeck (Schneidpeck), Familie – Johann, Kanzleiverwalter der Österreichischen Kanzlei 1510–1513, österreichischer Kanzler 1513–1521 398, 412 – Sigmund, Hubmeister von Österreich unter der Enns 1498–1501, Landesvizedom in Österreich unter der Enns 1498–1501 415, 863 Schönaich, Georg, Vizekanzler der Böhmischen Kanzlei 1611–1617 468–470, 483 Schonamille, Franz de, österreichischer Gouverneur in Bankibazar 993 Schönborn 120 – Friedrich Karl, Reichsvizekanzler 1705– 1734 193, 327, 329, 331f., 371, 434–436 – Johann Philipp, Kfs. von Mainz 1647– 1673 281, 326 – Lothar Franz, Kfs. von Mainz 1695–1729 281 Schönfeld, Oswald, Vizekanzler der Böhmischen Kanzlei 1579–1589 465, 467, 483 Schotten, Ludwig, Präsident der Hofrechenkammer 1797–1801 854 Schöttl, Familie 744 Schouppe, Johann, Hofquartiermeister 1771– 1781 220 Schranz von Schranzenegg, Philibert, Landesvizedom in der Steiermark 1622–1624 870 Schrattenbach – Franz Anton, Präses der Bücherzensurkommission 1753–1759 620 – Johann Balthasar, Obersthofmeister Ferdinands von Innerösterreich 1589–1615 261 Schreyvogel, Joseph, Schriftsteller 618 Schröder, Wilhelm, Merkantilist 553, 943, 945, 955, 967, 994, 1003
1276
X. Anhang
Schrott von Kindberg, Achatz, Beamter der Hofkammer 831 Schrötter, Franz Ferdinand, Staatsrechtler, Beamter der Staatskanzlei 96, 455 Schubhardt, Hans, Vorsteher des Oberstschiff amts 1629–1651 678 Schurff, Wilhelm, Präsident der Oberösterreichischen Kammer 1544–1556 880 Schwabel von Schwalbenfeld, Georg Wenzel, Sekretär der Böhmischen Hofkanzlei 477 Schwanberg (ze Švamberka), Joachim (Jáchym), Präsident der Böhmischen Kammer 1570–1574 901 Schwarzburg-Rudolstadt, Familie 120 Schwarzenberg 120, 123, 133, 143, 314, 801, 824 – Adam Franz, Obersthofmarschall 1711– 1722, Oberststallmeister 1722–1732 218, 236, 785 – Ferdinand, Obersthofmarschall 1685– 1692, Obersthofmeister Eleonore Magdalenas von Pfalz-Neuburg 1692–1703 218, 251, 785, 914 – Georg Ludwig, Obersthofmarschall (1627)–1631 217 – Johann Adolf, Reichshofratspräsident 1680–1683 316 – Josef Adam, Obersthofmarschall 1749– 1776, Obersthofmeister 1776–1782 159, 218 – Otto Heinrich, Obersthofmarschall 1576– 1581 217, 315 Schweikhard von Cronberg, Johann, Kfs. von Mainz 1604–1626 281 Schweinhuber, Ludwig (?), Börsekommissär 1779–1794 959 Schweinpeck zu Haus, Erhard, Anwalt von Österreich ob der Enns 1508–1510 416 Schwendi, Lazarus, Feldhauptmann 921 Schwetkowitz, Adam, Präsident der Niederösterreichischen Kammer 1566–1567 862 Schwoy, Franz J., Topograph 907 Scotti, Ludovico, Tierarzt 759f. Sebottendorf, Damian, sächsischer Reichspfennigmeister 343 Seeau – Ägidius, Landesvizedom in Österreich unter der Enns 1654–(1664) 863 – Ferdinand Friedrich, Salzamtmann 1729– 1742 930 – Johann Achaz, Salzamtmann 1653–1673 930
– Johann Friedrich, Salzamtmann 1688– 1729 930 Seenuß, Melchisedech, Landesvizedom in Kärnten vor 1579 871 Seidensticker, Johann Anton Ludwig, Jurist 356 Seilern – Christian August, Oberster Präsident der Obersten Justizstelle 1779–1791 178, 599f. – Johann Friedrich Adam, Erster Hofkanzler 1705–1715 89, 432, 449–453, 945 – Johann Friedrich II., Zweiter Hofkanzler 1735–1742, Hofkanzler 1742–1749, Oberster Präsident der Obersten Justizstelle 1749–1750 450, 454, 554, 557, 595, 599 Seisenegg, Georg, Anwalt von Österreich ob der Enns 1501–1508 416 Seld, Georg Sigmund, österreichischer Hofkanzler 1558–1559, Reichsvizekanzler 1559–1563 319, 324f., 330, 332, 430, 446, 450 Selliers (Sellier), Franz Joseph, Hoftanzmeister und Theaterunternehmer 176f. Senckenberg, Heinrich Christian, Jurist 306, 309 Senfl, Ludwig, Musiker 161 Sennyey, Stephan (István), Bf. von Raab, Leiter der Ungarischen Hofkanzlei 1623–1635 495, 502 Serin Zrínyi Serionne, Jacques Accarias de, Schriftsteller 989 Serntein, Zyprian, Verwalter der Hofkanzlei 1500, Tiroler Kanzler 1502–1524 381, 387, 395, 411 Seusenhofer, Hofplattnerfamilie 743 Seydl von Pramsov, Andreas, mährischer Rentmeister 1590–1604 904, 907f. Sforza, Bianca Maria Bianca Maria Sforza Sigharter zu Leombach, Georg, Landesvizedom in Österreich ob der Enns 1502–1519 416, 863 Sigismund Franz Sigmund Franz, Ehzg. Sigismund von Luxemburg, Ks. 646, 651, 769, 813, 886, 920 Sigmund „der Münzreiche“, Hzg. (seit 1477 Ehzg.) von Österreich 192, 199, 389, 391f., 404, 793 Sigmund Franz, Ehzg. 121, 211 Sigray, Joseph, Beamter der Ungarischen Hofkanzlei 501 Silva Villasor Silva y Menezes, José de
Personenregister 1277
Silva-Tarouca, Emanuel Tellez de Menezes e Castro, Präsident des Höchsten Rates der Niederlande 1740–1757, Präsident des Spanischen bzw. Italienischen Rates 1750– 1757 186f., 189, 192, 527, 531f., 536, 538, 553 Singmoser, Marx, Beamter der Hofkanzlei 543 Sinzheim 222, 797 – Löw, Hofjude 223 Sinzendorf 846 – August 1021 – Franz Wenzel, Vizepräsident der Obersten Justizstelle 1771–1779 562, 600 – Georg Ludwig, Hofkammerpräsident 1656–1680, Präsident der Böhmischen Kammer 1672–1680 843–847, 901 – Hans, Beamter der Hofkammer 831 – Hans Joachim, österreichischer Hofkanzler 1656–1665 448, 450, 452 – Johann Wilhelm, spanischer Rat 524 – Philipp Ludwig (Wenzel), Hofkanzler 1705–1742 434, 436, 443, 449–451, 453f., 523f., 552, 945, 986 – Sigmund Rudolf, Oberstkämmerer 1711– 1724, Obersthofmeister 1724–1746 159, 208, 251 Slatkonia, Georg, Bf. von Wien, Hofkapellmeister 1501–1520 161, 164 Slawata von Chlum und Koschumberg (Slavata z Chlumu a Košumberka) 120, 485 – Franziska (geb. Meggau), Obersthofmeisterin von Claudia Felicitas von Tirol 1674– 1676 250 – Wilhelm (Vilém), Verwalter des Oberstkämmereramts 1604–1606, Präsident der Böhmischen Kammer 1612–1625, böhmischer Oberstkanzler 1628–1652 126, 208, 470, 472–474, 482, 485, 487, 901 Somigliano, Giovanni Abondio, Reichspostmeister von Nürnberg 1025 Somlyai, Albert, Beamter der Siebenbürgischen Hofkanzlei 505 Sonderndorf, Christoph, Landesvizedom in Österreich unter der Enns 1573 863 Sonneck, Sonnegg Ungnad Sonnenfels, Joseph, Beamter der Hofkanzlei 569, 574, 593, 603f., 616, 618 Sötern, Philipp Christoph, Bf. von Speyer, Kfs. von Trier, Kammerrichter 1611–1652 335 Spangstein, Andreas, Landesverweser der Steiermark 1493–1498 und 1511–1516 416
Spannagel, Gottfried Philipp, Hofhistoriograph 172–174, 260, 263 Spaur – Anna Eleonora Wolkenstein – Franz I., Kammerrichter 1763–1797 335 – Karl, Oberstforstmeister 937 – Maria Theresia Fünfkirchen Spaz, Marx, Baumeister 198 Sperges (Spergs), Joseph, Beamter der Staatskanzlei 460, 529–532 Spielmann, Anton, Staatsreferendar 439, 456f., 460 Spiersch, Balthasar, Beamter der Hofrechenkammer 969 Spiller zu Mitterberg, Jörg, Salzamtmann 1550–1562 930 Spindler von und zu Hofegg und Waldbach, Veit, Salzamtmann 1600–1613 930 Spinola – Giulio, Marchese von Arquata, Reichshofrat 356 – Ottavio, Verwalter des Oberststallmeisteramts 1581–1589 und 1591–1592 232, 235 Sporck, Johann Wenzel, Musikgraf 1764–1774 179 Spranger, Bartholomäus, Maler 196 Sprinzenstein 120 – Hans Ernst, Leiter der Schlesischen Kammer 1619–1622 910, 915 Stabius, Johannes, Humanist 170 Stadion 120, 886 – Johann Kaspar, Feldmarschall, Hofkriegsratspräsident 1619–1624 669 – Johann Philipp 457 Stadl – Ferdinand, Innerösterreichischer Hof kriegsratspräsident 1693–1694 682 – Gottfried, Innerösterreichischer Hofkriegsratspräsident 1614–1620 682 Stampa, Carlo, Plenipotentiar 1734–1740 und 1745–1753 358 Starhemberg 120 – Ernst Rüdiger, Hofkriegsratspräsident 1691–1701 509, 669 – Franz Anton, Obersthofmeister Maria Theresias 1733–1738, Oberststallmeister 1738–1742, Zweiter Obersthofmeister Maria Theresias 1742–1743 208, 236, 252, 258, 261 – Georg Adam (Johann Georg Adam), Botschafter am französischen Königshof,
1278
X. Anhang
Obersthofmeister 1782–1807, dirigierender Staatsminister 1766–1771 159, 439, 441, 456, 582, 585 – Gotthard, Landeshauptmann von Österreich ob der Enns 1493 416 – Gundaker Thomas, Vizepräsident und Leiter der Hofkammer 1698–1700, Hofkammerpräsident 1703–1715, Leiter der Ministerial-Banco-Deputation 1706–1745 435, 443f., 772, 808, 821, 845f., 849f., 854f., 944–947, 949, 952, 954, 956 – Heinrich Wilhelm, Obersthofmarschall 1637–1671 217 – Konrad Balthasar, Vizehofmeister Eleonoras d. J. Gonzaga-Nevers 1656 250 Staufen, Leo, Leiter des Ensisheimer Regiments 1512–1519 394 Steeb, Johann Baptist, Reichshoffiskal 322 Steinacker, Anton, Kammerdiener Ferdinands II. 544 Stella – Nikolaus, Beamter des Directoriums in publicis et cameralibus 562 – Rocco, Leiter der Geheimen Kabinettsbzw. Ziffernkanzlei in Wien 1716–1722 522–525, 849, 986, 1027 Stella, Paolo della, Baumeister 190, 199 Stephan Báthory Báthory Sternbach 895 – Franz Ignaz, Landesvizedom in Kärnten (1741)–1747 871 – Johann Georg, Salzamtmann 1743–1765 930 Sternberg (ze Šternberka) – Adolf Wratislaw (Adolf Vratislav), Vizekanzler der Böhmischen Hofkanzlei 1667– 1678 483 – Franz Leopold (František Leopold), Präsident der Böhmischen Kammer 1726–1745 901 – Franz Philipp (František Filip), Obersthofmeister Maria Josephas von Bayern 1765– 1767, Zweiter Obersthofmeister Maria Theresias 1775–1780 252 – Stephan Georg (Štěpán Jiří), Verwalter der Böhmischen Kammer 1598–1601, Präsident der Böhmischen Kammer 1601–1606 901 Stetten, Hans, Generalschatzmeister 383, 390, 413 Stommel, Margarethe Mörsberg
Stopp(e)l, Ulrich, Landesvizedom in der Steiermark 1498–1499 416, 870 Storffer, Ferdinand, Maler 194 Stralendorff (Strahlendorff) 329 – Leopold, Reichsvizekanzler 1606–1612 329, 331 – Peter Heinrich, Reichsvizekanzler 1627– 1637 331, 475 Strassoldo – Orfeo, Landesvizedom in Krain (1637)– 1649 871 – Vinzenz, Präsident der Hofrechenkammer 1792–1794 854 Stratmann (Strattmann) – Eleonore Batthyány – Theodor Althet Heinrich, österreichischer Hofkanzler 1683–1693 432, 448, 450– 452, 509 Strauss, Christoph, Hofkapellmeister 1616– 1619 164 Strauß, Christoph, Landesvizedom in Österreich unter der Enns 1606–1629 863 Strauss, Wolfgang, Hubschreiber von Österreich unter der Enns 1503–(1508) 415 Stredele von Montani, Karl, schlesischer Kammerrat 910 Strein (Streun) von Schwarzenau, Reichart (Reichard), Hofkammerpräsident 1567– 1575 165, 832f. Strozzi – Ottavia, Obersthofmeisterin Eleonoras d. Ä. Gonzaga 1647 249 – Peter, Feldmarschall-Leutnant 761 Strudel, Peter, Maler und Bildhauer 193 Stubenberg – Anna Isabella 258 – Rudolf, Landesvizedom in der Steiermark 1688–1701 870 Stupan von Ehrenstein, Anton Maria, Staatsrat 1760–1776 562, 580, 582, 585, 969 Stürgkh, Georg Christoph, Zweiter Österreichischer Hofkanzler 1719–1735 450 Stürtzel von Buchheim, Konrad, Tiroler Kanzler 1490–1499 381, 386f., 398, 411 Suarda, Ludwig Camillo, Landesvizedom in Krain 1592–(1595) 871 Sulevic Kaplíř von Sullowitz Süleyman I., Sultan des Osmanischen Reiches 41, 365 Sulz 886
Personenregister 1279
– Karl Ludwig, Hofkriegsratspräsident 1600– 1609, Oberst-Land- und Hauszeugmeister 1600–1610 664, 669, 717 Sumerau (Vogt von Sumerau), Joseph Thaddäus, vorderösterreichischer Regierungspräsident, Vizepräsident der Polizeihofstelle 593, 619 Suntheym, Ladislaus, Historiker 170, 173 Suttinger, Daniel, Ingenieuroffizier 722 Švamberk, ze Švamberka Schwanberg Svetics, Jakob, Beamter der Ungarischen Hofkanzlei 501 Swieten – Gerard van, Arzt, Präses der Bücherzensurkommission 1759–1771, Präfekt der Hofbibliothek 1745–1772 168, 606, 609, 616, 620, 758 – Gottfried van, Präsident der Studien- und Bücherzensurhofkommission 1782–1791, Präfekt der Hofbibliothek 1777–1803 168, 570, 574, 611f., 614, 617f., 620, 779 Szalaházy (Szalaházi), Thomas (Tamás), Bf. von Erlau, Leiter der Ungarischen Hofkanzlei 1527–1535 489, 502 Szapolyai (Zápolya) 95 – Emmerich (Imre) 130 – Johann Johann I. Szapolyai – Johann Sigismund Johann Sigismund Széchényi, Georg (György), Ebf. von Gran 678, 761 Szegedy, Franz (Ferenc), Bf. von Waitzen, Leiter der Ungarischen Hofkanzlei 1666–1669 502 Székely, Jakob, Landeshauptmann von Kärnten 1493/94 417 Szelepcsényi, Georg (György), Bf. von Vesz prém und Neutra, Leiter der Ungarischen Hofkanzlei 1644–1666 491, 494f., 502 Szent-György und Pösing, Grafen von 130 Szlávy, Paul (Pál), Beamter der Ungarischen Hofkanzlei 501 Szögyény, Szögyény-Marich, Beamte der Ungarischen Hofkanzlei 501 – Ladislaus (László) d. Ä. 501 – Ladislaus (László) d. J. 501 – Sigmund (Zsigmond) 501 Szuhay, Stephan (István), Bf. von Waitzen, Präsident der Ungarischen Kammer 1596– 1608 925 Tapper, Mert, steirischer Bauer 418 Tarouca Silva-Tarouca
Tassi(s), Tasso Taxis Tattenbach-Rheinstein, Wilhelm Leopold, Innerösterreichischer Hofkriegsratspräsident 1650–1661 682 Taube, Ernst Friedrich, sächsischer Reichspfennigmeister 343 Taulow von Rosenthal, Theodor Anton, Erster Hausarchivar 114f., 562 Taxis (Tasso, Tassi[s], siehe auch Thurn und Taxis) 1005f., 1010–1012, 1014, 1018, 1022 – Alexandrine, Reichsgeneralpostmeisterin 1628–1646 1008, 1021 – Anton, Obersthofpostmeister 1526–1545 1010, 1012, 1021 – Christoph, Obersthofpostmeister 1559– 1564 1021 – Franz, Generalpostmeister 1006 – Gabriel, Obersthofpostmeister 1523–1526 1021 – Johann Baptist, Generalpostmeister 1006 – Josef, Oberster Postmeister in den Vorlanden 1019 – Lamoral, Obersthofpostmeister 1611– 1612, Reichsgeneralpostmeister 1612– 1624 1008, 1012, 1021 – Lamoral Claudius Franz Thurn und Taxis – Leonhard I., Reichsgeneralpostmeister 1595/97–1612 1007, 1021 – Leonhard II., Reichsgeneralpostmeister 1624–1628 1021 – Matthias, Obersthofpostmeister 1545– 1559 1012, 1021 Taxis-Bordogna (Bordogna de Taxis), Postmeisterfamilie 1011, 1014, 1018, 1022 Teleki, Samuel (Sámuel), Siebenbürgischer Hofkanzler 1792–1822 506–508 Tencalla – Carpoforo, Maler 193 – Giovanni Pietro, Architekt, Hofingenieur 185, 195f. Tengnagel, Sebastian, Präfekt der Hofbibliothek 1608–1636 167f. Tepser, Jakob Daniel, Bürgermeister von Wien 947, 955 Teubler, Andreas, Kanzleiverwalter der Rechenkammer 1515–1521 411 Teufel von Guntersdorf 831 – Georg, Hofkriegsratspräsident 1566–1578 669, 824, 832 Teuffenbach 120
1280
X. Anhang
– Rudolf, Oberst-Land- und Hauszeugmeister 1620–1653 718 – Servatius, Innerösterreichischer Hofkriegsratspräsident 1583–1589 682 Thanhauser, Peter, Kammeradvokat 409 Thau, Daniel, Hofquartiermeister 1628–1634 220 Thavonat – Ferdinand Ignaz, Beamter der Hofkammer 945, 947 – Ludwig Albert, Präsident der Zipser Kammer/Administration 1698–1704/12, Leiter der Ungarischen Kammer 1718–1720 925f. Thököly, Emmerich (Imre), Fst. von Oberungarn, Fst. von Siebenbürgen 50, 922 Thugut, Franz de Paula, Directeur bzw. Ministre des affaires étrangères 1793–1801 439, 457–459, 531 Thun, Thun-Hohenstein – Christoph Simon, Obersthofmeister Johann Karls und Ferdinands (III.) 1615– 1619, Obersthofmeister Ferdinands (III.) 1619–1635 261 – Guidobald, Ebf. von Salzburg, Prinzipalkommissar 1662–1668 299 – Paula Firmian – Veronika (geb. Neudegg), Obersthofmeisterin Annas von Ungarn und Böhmen (1537)–1541 249 Thürheim, Franz Sebastian, Feldmarschall, Generalkriegskommissar 1713–1726 674 Thurn, Thurn und Valsassina, della Torre 1014, 1022 – Anna Dorothea 258 – Anton, Obersthofmeister Maria Ludovicas von Spanien 1790–1792 252 – Franz, Obersthofmeister Ehzg. Ferdinands 1553–1568 261 – Franz, Vize-Ayo Karl Josephs und Peter Leopolds (1761)–1765 258, 262 – Franz Seifried, Landesvizedom in Krain 1722–1741 871 – Johann Maximilian, Innerösterreichischer Hofkriegsratspräsident 1695–1701 683 – Karl Maximilian, Vizekanzler der Böhmischen Hofkanzlei 1685–1693, Obersthofmeister Eleonore Magdalenas von PfalzNeuburg 1704–1716 251, 478, 483, 510 – Veit, Obersthofmeister des „Kinderhofstaats“ in Innsbruck 1529–(1545) 260
Thurn und Taxis (siehe auch Taxis) 304, 1006, 1009, 1011, 1014, 1016, 1022f., 1025 – Alexander Ferdinand, Reichsgeneralpostmeister 1739–1773, Prinzipalkommissar 1743–1745 und 1748–1773 299, 1009, 1021 – Anselm Franz, Reichsgeneralpostmeister 1714–1739 1021 – Eugen Alexander, Reichsgeneralpostmeister 1676–1714 1021 – Karl Alexander, Prinzipalkommissar 1797– 1806, Reichsgeneralpostmeister 1805– 1806 1021 – Karl Anselm, Reichsgeneralpostmeister 1773–1805, Prinzipalkommissar 1773– 1797 299, 1021 – Lamoral Claudius Franz, Reichsgeneralpostmeister 1646–1676 1021, 1025 Thurzó von Bethlenfalva 648, 923 – Alexius, Präsident der Zipser Kammer/Administration 1582–1585 926 – Franz (Ferenc), Bf. von Neutra, Präsident der Ungarischen Kammer 1549–1556, Hofkammerpräsident (1558)–(1563) 832f., 925 – Georg (György) 130, 793 Tige, Ferdinand, General, Leiter des Hofkriegsrats 1796–1801 670 Tilly, Johann T’serclaes, Generalleutnant 1630– 1632 658 Tirol, Hans, Baumeister 190 Tobar Tovar Torda, Sigmund (Zsigmond), Administrator der königlichen Einnahmen in Oberungarn 1554–1565 920, 925 Torelli, Giuseppe, Komponist 163 Török, Joseph (József ), Direktor der Zipser Kammer/Administration 1772–1774 926 Toussaint, Franz Joseph de, geheimer Kabinettssekretär von Franz I. 101, 952, 956, 966 Tovar, Luis de, Obersthofmeister Ehzg. Ferdinands 1544–1553 260, 263 Trapp, Joseph Oswald Sigmund, Präsident der Oberösterreichischen Hofkammer (1733)– 1749 880 Tratzberg Ilsung Trattner, Johann Thomas, Hofbuchdrucker und Verleger 976 Traun, Abensberg-Traun
Personenregister 1281
– Ernst, Generalkriegskommissar 1647– 1651, Oberst-Land- und Hauszeugmeister 1654–1668 671, 674, 718 – Otto Ehrenreich, Oberinspektor des Banco del Giro 1703–1704 785, 944, 954 Traupitz, Hans Georg von, Landesvizedom in der Steiermark 1583–1588 870 Trautson 120, 314, 428 – Johann II. 430 – Johann III. (Hans), Obersthofmarschall 1544–1564, Verwalter des Obersthofmeisteramts 1558–1564, Obersthofmeister 1566–1576 158, 217 – Johann Joseph, Ebf. von Wien 616 – Johann Leopold Donat, Oberstkämmerer 1705–1709, Obersthofmeister 1709–1711 und 1721–1724 159, 208, 435 – Johann Wilhelm, Zweiter Obersthofmeister Maria Theresias 1746–1775 252 – Maria Margaretha (geb. Rappach), Obersthofmeisterin von Claudia Felicitas von Tirol 1673–1674 250 – Paul Sixt, Obersthofmarschall 1581–1600 122, 217, 315, 430 Trauttmansdorff 120, 253, 262 – Ferdinand, Leiter der Niederländischen Hofkanzlei 1793–1794 457f., 538 – Franz Ehrenreich, Innerösterreichischer Hofkammerpräsident 1716–1720 872 – Johann Friedrich, Innerösterreichischer Hofkriegsratspräsident 1589–1602 682 – Maximilian, Obersthofmeister Annas von Tirol 1616–1618, Obersthofmeister Ferdinands III. 1635–1650 152, 158, 249, 261 – Otto Ehrenreich, Innerösterreichischer Hofkriegsratspräsident 1663–1665 682 – Sigmund Joachim, Feldmarschall 707 Trčka, Familie 120 Trehet, Jean, Gartenarchitekt 194, 197 Treitzsau(e)rwein, Marx, Geheimschreiber Maximilians I. und Karls V. 386, 858 Triangi, Franz Wilhelm, Hofhistoriograph 173 Triebenegg, Georg Seyfried, Landesvizedom in der Steiermark 1571–1575 870 Trivulzio, Claudio, Oberststallmeister 1576– 1591 232, 235 Troyer, Ferdinand Julius, Kard., Ebf. von Olmütz 962 Truchseß (Truchsess) von Waldburg, Waldburg-Trauchberg, Waldburg-Zeil – Gebhard, Kfs. von Köln 1577–1582 366
– Georg, Feldherr des Schwäbischen Bundes 888 – Johann Jakob, Reichshofratspräsident 1744–1745 316 – Otto, Bf. von Augsburg, Kard. 315 – Sebastian Wunibald, Reichshofratsvizepräsident 331 – Wilhelm, Obersthofmeister 1526–1530 158 Tscherte, Johann, Baumeister 190, 192, 195 Turgot, Anne Robert Jacques, französischer Staatsmann 974 Türkheim, Karl Ludwig, Staatsrat 1796–1801 582 Tuscan, Paul, Beamter der Ungarischen Hofkanzlei 499 Typotius, Jakob, Hofhistoriograph 172 Überacker, Wolfgang Christoph, Reichs hofratspräsident 1791–1801 316 Uceda Pacheco Ugarte – Ernst Dominik Franz 128 – Johann Wenzel, Vizekanzler der Hofkanzlei 1787–1791 179, 573 Ujlaki (Ujlaky) – Franz (Ferenc), Bf. von Raab, Leiter der Ungarischen Hofkanzlei (Vizekanzler) 1539–1540 489f., 502 – Johann (János), Bf. von Waitzen, Präsident der Ungarischen Kammer 1561–1568 925 Ulfeld, Anton Corfiz, Staatskanzler 1742– 1753, Erster Obersthofmeister Maria Theresias 1753–1769 159, 252, 437, 443, 454f., 459, 482, 546, 554, 559, 1016 Ulm 888 – Johann (Hans) Ludwig, Reichsvizekanzler 1612–1627 329, 331f., 430, 446 Ulrich, Anton, Hofquartiermeister 220 Ulrici von Genghoffen, Karl, Landesvizedom in Österreich unter der Enns 1643–1654 863 Ungnad, Ungnad von Sonnegg (Sonneck), Ungnad von Weißenwolff (Weissenwolff) 120 – David d. Ä., Hofkriegsratspräsident 1584– 1599 299, 669 – David d. J., Hofkammerpräsident 1648– 1656, Prinzipalkommissar 1668–1669 846f. – Ferdinand Bonaventura 962 – Hans, Landeshauptmann der Steiermark 769, 804, 822 – Helmhard 1021
1282
X. Anhang
– Ludwig, Obersthofmarschall 1564–(1566) 217 Unverzagt, Wolf, Hofkammerpräsident 1602– 1605 544, 833 Urschenbeck (Urschenböck) – Franz Bernhard, Oberstjägermeister 1666– 1672 159 – Hans Christoph, Präsident der Niederösterreichischen Kammer 1609–1610 862 Ursin von Blagay Blagay Usz, Johann (János), Präsident der Zipser Kammer/Administration 1639–1641 926 Utješenović, Juraj Martinuzzi, Georg Vaelckeren, Johann Peter, Hofhistoriograph 173 Vaet, Jacob, Hofkapellmeister 1564–1567 164 Valdštejn Waldstein Valentini, Giovanni, Hofkapellmeister 1626– 1649 163f. Valmagini, Mauro Ignazio, Hofbauinspektor 187, 527 Valmarana – Anna Juliana (geb. Portia), Obersthofmeisterin Eleonoras d. Ä. Gonzaga 1622–1624 249 – Margarita Herberstein Vas, Martin (Márton), Leiter der Zipser Kammer/Administration 1659–1666 926 Vasquez de Pino (geb. Kokořovec), Maria Anna, Obersthofmeisterin Maria Theresias 1771–1780 252 Vecchia, Gabriele, Abenteurer 726 Vécsey, Joseph (Jószef ), Direktor der Zipser Kammer/Administration 1766–1771 926 Velasco (geb. Pacheco y Colonna), Victoria de, Obersthofmeisterin Maria Annas von Spanien 1630–1638 249 Velius, Caspar Ursinus, Hofhistoriograph 170, 172, 174 Vels Völs Vels, Anselm, Beamter der Hofkammer 831 Verancsics, Faustus (Fausto Verantio, Faust Vrančić), Bf. von Csanád, Beamter der Ungarischen Hofkanzlei 495 Verda von Verdenberg, Johann Baptist, österreichischer Hofkanzler 1619/20–1637 447, 450, 452, 1012 Verdina, Pietro, Kapellmeister 163 Verri – Alessandro, Schriftsteller 532 – Pietro, italienischer Aufklärer 530, 532
Vertemate Werdemann Vetter, Vetter von der Lilie – Hans, Präsident der niederösterreichischen Kammer in Graz 1591–1594 872 – Johann Weikhard, Innerösterreichischer Hofkriegsratspräsident 1671–1674 682 Viechter – Johann (Ignaz), königlicher Kommissar der Zipser Kammer/Administration 1710, Leiter der Ungarischen Kammer 1720 925f. – Johann Andreas, mährischer Rentmeister 1677–1678 907 Viehäuser, Sigmund, Reichsvizekanzler 1577– 1587 329f. Viktor Amadeus II. von Piemont-Savoyen 522 Vilana Perlas, Ramón de, Marchese di Rialp, Leiter des Spanischen Staatssekretariats 1713–1717 524, 535, 538, 986 Vilhartic, z Vilhartic Wilhartitz Villasor Silva y Menezes, José de, Conde de Montesanto, Präsident des Spanischen bzw. Italienischen Rates 1726–1736/1750 524, 531, 986 Villinger, Jakob, Generalschatzmeister 381, 383f., 413, 415, 418 Vintler zu Plätsch (Platsch), Christoph, Präsident der Oberösterreichischen Kammer 1597–1613 880 Virmont-Bretzenheim, Ambrosius Franz Friedrich Christian Adelbert, Kammerrichter 1742–1744 335 Vischer, Johann Baptist, Landesvizedom in Kärnten (1615)–(1631) 871 Visconti, Julius, Obersthofmeister Elisabeth Christines von Braunschweig-Wolfenbüttel 1736–1738 251 Visintainer von Löwenberg, Alexander, Reichshoffiskal 321 Vitali, Giovanni Battista, Theatraladjutant 176, 179 Vitovec, Johann 130 Vives, Juan Luis, Beamter der Ungarischen Hofkanzlei 501 Vízkelethy, Thomas (Tamás), Präsident der Ungarischen Kammer 1609–1611 925 Vladislav II. Wladislaw II. Vogel, Johann Anton, Staatsrat 1796–1800 582 Vogl, Franz Xaver, Beichtvater 259 Vogt von Sumerau Sumerau Vogt, Gabriel, Sekretär Maximilians I. 386 Voinovich, Demetrio, Schiffsarmementsdirektor 727
Personenregister 1283
Volkra (Volckhra) zu Steinabrunn – Andreas, Oberstjägermeister 1554–1558 159 – Otto Christoph, Leiter der Ungarischen Kammer 1705–1709, Präsident der Schlesischen Kammer 1722–1734 910, 915, 925 – Otto Ferdinand, Direktor der Zipser Kammer/Administration 1672–1674 922, 926 – Wolfgang, Obersthofmarschall (1528)– 1531 217 Volmar, Isaak, Präsident der Oberösterreichischen Hofkammer 1639–1650 880 Völs (Vels), Colonna von Fels 102 – Leonhard, Obersthofmarschall (1532)– 1539, Obersthofmeister 1539–1545 158, 217 – Maria Elisabeth (geb. Scherffenberg), Obersthofmeisterin Eleonore Magdalenas von Pfalz-Neuburg 1703–1709 251 Vratislav z Mitrovic Wratislaw von Mitrowitz Vrbna Würben und Freudenthal Vřesovec z Vřesovic Wrzesowitz Waffenberg, Ferdinand Franz Anton, Landesvizedom in Österreich unter der Enns (1705)–(1724) 863 Wägele von Walsegg, Bernhard Franz, Direktor der Zipser Kammer/Administration 1675– 1683 922, 926 Wagen Wagensperg Wagenseil, Georg Christoph, Komponist 260 Wagensperg, Wagen von Wagensperg (Wagensberg) – Hans Sigmund, Präsident der niederösterreichischen Kammer in Graz 1607–1609 872 – Maria Elisabeth (geb. Herberstein), Obersthofmeisterin Eleonoras d. J. Gonzaga-Nevers 1651–1674 250 – Rudolf, Innerösterreichischer Hofkammerpräsident 1653–1660 872 Wagner, Leopold, Vorsteher des Oberstschiff amts 1601–1621 678 Waldauf von Waldenstein, Florian, Chef der Innsbrucker Rechenkammer 1502–1510 403 Waldburg Truchseß von Waldburg Waldenburger, Georg (Jörg), Vizedom von Kärnten 1494–1505 (zuvor bereits unter Friedrich III.) 417, 871
Walderdorff, Wilderich von, Reichsvizekanzler 1660–1669 329, 331f. Walderode 120 – Johannes, Sekretär der Reichshofkanzlei 329 Waldkring, Franz Jakob, mährischer Rentmeister 1686–1708? 907 Waldner, Johann, österreichischer Kanzler 1494–1501 398, 412 Waldstein (Wallenstein, z Valdštejna) 120, 143 – Adam d. J., Oberststallmeister 1606–1611 235, 237 – Albrecht Wenzel Eusebius, Generalissimus 49, 298, 656–658, 660f., 671, 691, 698, 701f., 707, 711, 726, 728f., 736, 744, 746, 781, 802 – Franz Augustin, Musikgraf 1661–1668, Obersthofmarschall 1683–1684 163, 175, 179, 218 – Karl Ernst, Obersthofmeister Amalie Wilhelmines von Braunschweig-Lüneburg 1708–1709, Obersthofmarschall 1705– 1708, Oberstkämmerer 1709–1711 208, 218, 251 – Karl Ferdinand, Obersthofmeister Eleonoras d. J. Gonzaga-Nevers 1675–1685, Obersthofmeister Eleonore Magdalenas von Pfalz-Neuburg 1685–1690, Oberstkämmerer 1690–1702 208, 250f. – Maximilian, Oberststallmeister 1637– 1651, Oberstkämmerer 1650–1655 208, 235 Wallenstein Waldstein Wallis, Michael Johann, Feldmarschall, Hofkriegsratspräsident 1790–1796 670, 705 Walsegg, Franz Anton, Präsident der Universalbankalität 1715–1716, Hofkammerpräsident 1716–1719 705, 854, 955 Walter von Waltersberg, Nikolaus, Sekretär der Böhmischen Hofkanzlei 465 Walter, Constantin Johann, Baumeister 199 Wamboldt von Umstadt, Anselm Casimir, Kfs. von Mainz 1629–1647 281 Wassenberg, Everhard, Hofhistoriograph 173 Watzdorf, Christian Heinrich, sächsischer Reichspfennigmeister 344 Weber, Johann Baptist, Reichsvizekanzler 1563–1577 329f., 332, 430 Webersberg – Johann Joseph, Landesvizedom in der Steiermark 1716–1720 870
1284
X. Anhang
– Zacharias Gottfried, Landesvizedom in der Steiermark 1701–1706 870 Weigler, Georg, Beamter der Ungarischen Hofkanzlei 499 Weiß, Bankiers- und Händlerfamilie 794 Weißbach, Georg, mährischer Rentmeister 1615–1621 904, 907 Weißenegg, Johann Benedikt, Landesvizedom in Österreich unter der Enns 1694–(1704) 863 Weißenwolff Ungnad Weißpriach – Barbara (geb. Lengyel), Obersthofmeisterin Annas von Ungarn und Böhmen bis 1547 249 – Ulrich, Landeshauptmann von Kärnten 1499–1501 414, 417 Welling, Jobst, Kammerprokurator 409 Welser 794 – Matthäus, oberdeutscher Reichspfennigmeister 341, 343 Welz, Welzer – Christoph V. (d. Ä.), Statthalter des Landesverwesers in Kärnten 1510–1521 417 – Ferdinand Karl, Leiter der Ministerialdeputation 1705–1711 945, 947, 954 – Gebhard, Hofkriegsratspräsident 1560– 1566 669 – Sigmund, Landesverweser der Steiermark 1498/99 416 – Veit, Landesverweser von Kärnten 1494– 1521 417 Wentzel, Johann, Reichshoffiskal 321 Wenzel (IV.) von Luxemburg, römisch-deutscher Kg. 288, 637 Wenzel, Ehzg. von Österreich, Großprior des Johanniterordens in Kastilien 86 Wenzel von Wenzelsberg, Johann Kunibert, Hofquartiermeister 1658–1680 220 Werbőczy, Stephan (István), Jurist 129, 504, 649, 654 Werdemann (Vertemate), Bankiers- und Händlerfamilie – Alois 795 – Karl 795 – Wilhelm 795 Werdenberg Verda von Verdenberg Werndl, Waffenfirma 744 Werner, Georg, Administrator der königlichen Einnahmen in Oberungarn 1540–1554 920, 925
Werth, Christoph, Italienischer Reichsfiskal 1722–1736 358 Wertheimer 796, 797 – Samson, Hofjude 222–224, 226, 796, 823 – Wolf, Hofjude 226 Wesselényi 924 – Franz (Ferenc), Palatin von Ungarn 1655– 1667 650 Wewen Hilverding Weyrother, Familie (Reiterdynastie) 240 Widerpeuntner, Hans, Landesvizedom in Österreich unter der Enns 1555–1563 863 Widmann (Grafen von Ortenburg), Familie 143 Wiesenhütten, Franz, Militär- und Schuldenkassadirektor 951 Wilczek – Johann Joseph Maria, Plenipotentiar 1782– 1797 358 – Joseph, Oberstkriegskommissar 560, 673 Wilhartitz (z Vilhartic), Wenzel von, Vizekanzler der Böhmischen Kanzlei um 1530– 1532 464, 467, 483 Wilhelm, Mgf. von Baden, Kammerrichter 1652–1676 335 Windischgrätz (Windischgraetz, WindischGraetz) 120, 314 – Erasmus, Präsident der niederösterreichischen Kammer in Graz 1571–1573 872 – Ernst Friedrich, Reichshofratspräsident 1713–1727 316 – Gottlieb, Obersthofmarschall 1692–1694, Reichsvizekanzler 1694–1695 218, 329, 331 – Oswald, Hofmarschallamtsverweser 1513– 1516 381 – Seifried, Landesvizedom in der Steiermark 1527–1530 870 – Wilhelm, Innerösterreichischer Hofkriegsratspräsident 1602–1604 682 Winkelhofen, Ernst, Militärdirektor für Oberund Vorderösterreich 684 Winneburg, Philipp, Kammerrichter 1582/83 315, 335 Witl, Johann, Regimentssekretär 396 Witte, Hans de, Bankier und Kaufmann 781 Wittenbach, Johann Venerand, Vizepräsident und Präsident der Oberösterreichischen Hofkammer 1664–1672 880 Wladislaw II. Jagiello (Vladislav, Ulászló), Kg. von Böhmen und Ungarn 124, 199, 360f., 462f., 646, 769, 896
Personenregister 1285
Wöber (Weber), Augustin Thomas, General, Hofkriegsrat 666f. Wolf von Wolfstal – Balthasar, Hofkammermeister 383f. – Heinrich, Großkaufmann 383f., 390 Wolffscron, Joseph Ignaz, Geheimer Kabinettssekretär 1736–1742 545, 548 Wolfradt, Anton, Abt von Kremsmünster, Hofkammerpräsident 1623–1629 846, 860 Wolfstirn, Johann Adolf, oberdeutscher Reichspfennigmeister 343 Wolgemuth von Muthburg, Maximilian, Hofquartiermeister nach 1601–1612 220 Wolkenstein – Anna Eleonora (geb. Spaur), Obersthofmeisterin Maria Leopoldines von Tirol 1648–1649 250 – Michael, Landhofmeister 1499–1523 385, 392f. – Sigmund, Hofmeister zu Innsbruck 1490 393 Wolmuth, Bonifaz, Burgbaumeister 190, 199f. Wolstein, Johann Gottlieb, Tierarzt 759f. Wolzogen 1010, 1023 – Johann (Hans), Obersthofpostmeister 1570–1588 1021 – Paul, Obersthofpostmeister 1564–1570 1012, 1021 Wratislaw von Mitrowitz (Vratislav z Mitrovic) – Alexander Ferdinand, Präsident der Böhmischen Kammer 1656–1672 901 – Antonia (geb. Kinsky), Obersthofmeisterin Maria Theresias von Neapel-Sizilien 1790– 1807 252 – Christoph Franz (Kryštof František), Präsident der Böhmischen Kammer 1681–1689 901 – Johann Wenzel (Jan Václav), böhmischer Kanzler 1705–1711, böhmischer Oberstkanzler 1711–1712 435f., 440, 476–478, 480, 482f., 945 Wrbna Würben und Freudenthal Wrzesowitz (Vřesovec z Vřesovic) – Wilhelm, Präsident der Böhmischen Kammer 1625–1628 901 – Wolf, Präsident der Böhmischen Kammer 1550–1557 und (1562)–1569 901 Wucherer zu Dräsendorf, Hans, Salzamtmann 1536–1550 930 Wulfing, Veit, Hubmeister der Steiermark 1493/94 417 Würben und Freudenthal (Wrbna, Bruntálský z Vrbna) 120
– Eugen Wenzel, Hofkammervizepräsident, Präsident der Galizischen Hofdeputation/ Hofkanzlei 1774–1776, Obersthofmarschall 1776–1789 218, 587–589 – Johann Franz (Jan František), böhmischer Oberstkanzler 1700–1705 477f., 482 – Josef, Vizekanzler der Böhmischen Hofkanzlei 1715–1719 483 Wurmbrand, Johann Wilhelm, Reichshofratspräsident 1728–1740 316 Wutginau, Georg Ernst, General 720 Ysendyck, Johann-Baptist, Geheimer Kammerzahlmeister 108 Žabka von Limberg, Georg, Vizekanzler der Böhmischen Kanzlei 1532–1552 464, 483 Zäch, Sebastian, Beamter der Hofkammer 832 Zanetti, Sigmund, Beamter der Vereinigten Hofstellen 978, 981 Zápolya Szapolyai Zasius, Johann Ulrich, Reichsvizekanzler 1565–1570 330, 332, 430 Závěta ze Závětic, Georg (Jiří), Hofhistoriograph 172, 471 Žďárský von Žďár, Familie 120 Zech von Deybach zu Sulz, Christian, Administrator und Präsident der Oberösterreichischen Hofkammer 1672–1693 880 Zedlitz, Sigmund, Präsident der Schlesischen Kammer 1586–1611 915 Zehentner von Zehentgrub – Johann Andreas, Landesvizedom in der Steiermark 1646–1688 870 – Karl, Vizepräsident der Schlesischen Kammer 910 Zeiller, Franz, Jurist 603f. Želinský von Sebusein (Želinský ze Sebuzína), Christoph, Vizekanzler der Böhmischen Kanzlei 1590–1599, Verwalter der Böhmischen Kammer (1606) 466f., 483, 486, 901 Zen(c)ker, Johann Bernhard, Jurist 562, 572 Zeno, Apostolo, Hofhistoriograph 173 Žerotín Zierotin Ziani, Marc’Antonio, Hofkapellmeister 1709– 1715 164 Zichy 645 – Karl (Károly), Präsident der vereinigten Finanzhofstellen 954 – Stephan (István), Präsident der Ungarischen Kammer 1655–1671 925
1286
X. Anhang
Ziegler, Nikolaus (Niklas), Sekretär der Hofkanzlei 324, 331, 381 Zierotin (ze Žerotína), Karl d. Ä. (Karel), Ständepolitiker 468 Zilly, Fabio, Theatralkommissar 176, 179 Zimmern, Wilhelm Werner, Kammerrichter 1548–1555 334 Zingl, Hartmann, Landesvizedom in Kärnten 1589–(1613) 871 Zingnis von Freyenthurn, Dominik, Präsident der Oberösterreichischen Hofkammer (1707)–1713 880 Zinzendorf, Zinzendorf und Pottendorf 854 – Albrecht, Oberstjägermeister 1655–1666, Obersthofmeister Eleonoras d. J. GonzagaNevers 1670–1675, Obersthofmarschall 1679–1683, Obersthofmeister 1683 158f., 218, 250 – Karl (Johann Christian), Präsident der Hofrechenkammer 1782–1792, Staatsminister 1792–1801 179f., 582, 786, 810, 821, 853f., 972, 974f., 977f., 980, 990, 994
– Ludwig (Friedrich Julius), Präsident der Hofrechenkammer 1761–1773, Staatsminister 1773–1780 562, 582, 584f., 774, 786, 799f., 819, 821, 851–854, 941, 953, 957, 969f., 972 Žižka, Jan, Heerführer der Hussiten 637 Zmeskáll (von Domanovecz), Nikolaus, Beamter der Ungarischen Hofkanzlei 501 Zobel, Bank- und Handelshaus 795 Zollern 888 – Eitelfriedrich II., Kammerrichter 1495– 1496, Hofmeister 1502–1512 334, 378, 381 Zott zu Bernegg, Johann, Beamter der Hofkammer 827, 831f. Zrínyi (Serin, Zrinski) 130, 648 – Georg (György, Juraj), Grenzoberst zu Kanischa 648 – Nikolaus (Miklós, Nikola), ungarischer Heerführer 648 – Nikolaus (Miklós, Nikola), Banus von Kroatien 1648–1664 650f.
Ortsregister Abkürzungen: frz. = französisch; ital. = italienisch; kroat. = kroatisch; ndl. = niederländisch; poln. = polnisch; rum. = rumänisch; serb. = serbisch; slowak. = slowakisch; slowen. = slowenisch; tsch. = tschechisch; ukr. = ukrainisch; ung. = ungarisch. Asparn an der Zaya 861 Augarten (Wien) 194, 202, 206 Aach 888 Augsburg 276, 289, 291, 315, 320, 333, 340f., Aachen 52, 107, 267, 271, 369, 801 362, 370, 380, 390, 397f., 408, 423, 445, Abaúj (Komitat) 49, 922 743, 775, 793–795, 815f., 831, 887, 959, Admont 783, 872 1005, 1008, 1010, 1026 Aflenz 743 Auhausen 361 Afrika 992, 994 Auhof (Wien) 155 Agram (Komitat) 43, 919, 924 Aussee 384, 410, 418, 782f., 856, 861 Agram (kroat. Zagreb) 89, 95, 499, 502, 513, 651, 686f., 919 Bad Goisern Goisern Alba Iulia Karlsburg Bad Hall 743, 783, 803, 876–879 Albanien 458, 686 Bad Ischl Ischl Albrechtstal 886 Bad Saulgau Saulgau Alfort (bei Paris) 759 Baden (Markgrafschaft) 174, 268, 278, 892 Allgäu 893, 1010 Baden (Stadt, Aargau) 52, 134, 371, 534, 949 Altdorf 173, 888–890, 892f. Baden (Stadt, NÖ) 155 Altenburg 893f. Baden-Württemberg 891 Altkirch 886 Baia Mare Neustadt Altofen (ung. Óbuda) 924f. Baja (dt. Frankenstadt) 677 Altranstädt 54, 362 Bakar Buccari Altsohl (slowak. Zvolen, ung. Zólyom) 803, Ballipatnam 994 919, 924 Bamberg 32, 327, 329, 697 Aluta 51 Banat 50f., 497, 513, 517–521, 554, 568, 684, Ambras 211f. 686f., 694–696, 738f., 762, 811f., 852, Amerika 83 920, 941, 995, 1002, 1018 Amsterdam 798f., 801, 943, 948, 957, 959, Bankibazar 992f. 993 Banská Bystrica Neusohl Angeot Ingelsot Banská Štiavnica Schemnitz Anhalt-Zerbst (Fürstentum) 697 Barátfalu Mönchhof Antwerpen 212, 992, 994, 1005, 1026 Barátudvar Mönchhof Apulien 522 Barcelona 88, 164, 176, 522–525, 1007 Aquileia Aquileja Bardejov Bartfeld Aquileja (ital. Aquileia) 868 Bärental 888 Arad 513, 721f. Bártfa Bartfeld Aranjuez 107 Bartfeld (slowak. Bardejov, ung. Bártfa) 921 Argen 891 Basel 277, 814, 885 Arlberg 388, 874, 882 Batschka 809 Arras 534 Bautzen 37 Aschaffenburg 335
1288
X. Anhang
Bayern 32, 48f., 53–55, 85, 90–92, 119, 121, 143, 275, 278f., 284, 304, 329, 343, 351, 362, 365, 367, 378, 559, 697, 726, 778, 781, 802, 891f., 895, 940 Bayern-Landshut 283, 380, 385, 393, 399 Beffort (auch Beffert, franz. Belfort) 886 Belfort Beffort Belgien 174, 534, 537, 539f., 715, 770, 848, 852, 941 Belgrad (serb. Beograd, früher: Griechisch Weißenburg) 51, 365, 454, 646, 719, 727, 994f. Bellye (dt. Bilje) 101f. Benatek (tsch. Benátky nad Jizerou) 900 Benátky nad Jizerou Benatek Bengalen 992f. Beograd Belgrad Berchtesgaden 56 Bereg (Komitat) 49, 922 Bergamo 1005, 1012 Bergstadtl (auch Rudolfstadt, tsch. Rudolfov) 716f. Berlin 91, 277, 481, 501, 561, 817, 1013 Bernolákovo Cseklész Besançon (dt. Bisanz) 814 Besztercebánya Neusohl Besztercze (dt. Bistritz) 130 Bielitz (poln. Bielsko) 1020 Bielsko Bielitz Bílá Hora Weißer Berg Bilje Bellye Binsdorf 888 Bisanz Besançon Bistritz Besztercze Blatný Potok Sárospatak Bludenz 893–895 Bludenz-Sonnenberg 894f. Blumenberg (frz. Florimont) 886 Blumenegg 894 Bochnia (dt. Salzberg) 783 Bodonhely 652 Böhmen (auch böhmische Länder, Länder der Wenzelskrone) 31–41, 45–49, 53f., 60f., 63–68, 70, 72–76, 78, 84–88, 91, 93–98, 101, 103, 115, 117–127, 129, 132–134, 141f., 144–146, 161, 191, 238f., 254, 263, 268, 270, 291, 311, 313, 315, 339, 360–363, 373, 399, 424, 428f., 432f., 445, 447, 461–475, 477–482, 486f., 551, 555f., 559, 565f., 568f., 571, 587, 589, 595, 597, 601, 610f., 636–643, 645, 657f., 671, 673, 679f., 686f., 691, 715, 721f., 724, 730,
733, 735f., 755, 762, 767–770, 775, 779– 781, 783–793, 795–798, 800, 803–813, 815, 819, 822, 825, 827, 829, 832–834, 839, 846, 848, 850, 896–900, 903f., 907, 909, 915, 935f., 938, 944, 946, 950, 953f., 958, 960–968, 970, 973–977, 979–981, 986, 989f., 999–1003, 1008, 1010–1013, 1015, 1018–1020, 1022f. Bollweiler 886 Bologna 495, 722 Bolzano Bozen Borsod (Komitat) 49, 922 Bosnien 40, 650 Bovec Flitsch Bozen (ital. Bolzano) 385, 390, 784, 877, 941, 1005, 1011, 1014, 1018 Brabant 53, 136, 534 Brandeis an der Elbe (tsch. Brandýs nad Labem) 470, 762, 899, 902 Brandenburg 38, 121, 268, 351, 912, 1008 Brandenburg-Preußen 63, 65, 91, 372, 672, 705, 778, 790, 1018, 1020 Brandýs nad Labem Brandeis an der Elbe Bratislava Pressburg Bräunlingen 886 Braunschweig-Lüneburg 268, 1008 Braunschweig-Wolfenbüttel 344 Bregenz (Herrschaft, Stadt) 890, 893–895, 1019, 1026 Bregenz-Hohenegg 894f. Breisach 49, 885f., 1010 Breisgau 55, 278, 388, 673, 874, 882, 886, 890 Breitenfeld 714, 885 Brenner 389, 413, 1005 Breslau (poln. Wrocław) 25, 33, 36f., 148, 467f., 472, 477, 484, 552, 642, 786, 829, 833, 848f., 909, 911–916, 939, 950, 959, 1011, 1013, 1017f. Bressanone Brixen Brest (poln. Brześć; Burg) 648 Brieg (poln. Brzeg) 697, 911, 913f. Brieg-Liegnitz 914f., 917 Brixen (ital. Bressanone) 32, 56, 63, 68, 70, 121, 143, 362, 382, 385, 450, 733, 941 Brkišovina 648 Brno Brünn Brod (an der Save) (kroat. Slavonski Brod) 695, 722 Bruck an der Mur 397, 408, 724 Brügge (ndl. Brugge) 105 Brugge Brügge
Ortsregister 1289
Brünn (tsch. Brno) 190, 464, 477, 592, 596, 600f., 620, 644, 680, 686, 697, 711, 721, 747, 756, 759, 784, 848f., 904–908, 941, 950, 962, 1015, 1017f., 1020 Brüssel (frz. Bruxelles) 30, 53, 83, 97, 105, 108, 136, 211f., 270, 456, 458, 478, 535– 537, 592, 667, 686, 719, 758, 801, 941, 1005–1010, 1018, 1026 Bruxelles Brüssel Brzeg Brieg Brześć Brest Bubeneč (Prag) 200 Buccari (dt. Bakar) 869 Buda Ofen Budapest 113, 183, 502, 508, 520f., 620, 654, 687 Budweis (tsch. České Budějovice) 716, 849 Buen Retiro bei Madrid 106 Bukowina 55, 63f., 70, 77, 112, 117, 134, 138f., 148, 372, 595, 603, 749, 810, 1002, 1017, 1023 Bulgarien 40 Burgau 388, 874, 887–890 Burgund 52, 105f., 170, 280, 323, 360, 362, 369, 389, 402, 413, 814 Burkheim (Herrschaft, Stadt) 886 Cabelon (auch: Coblon, Sadatpatnam) 992 Cádiz (dt. Cadiz) 996 Calliano (dt. veraltet: Roßbach) 385 Cambrai 814 Campo Formio (auch: Campoformio, Campoformido) 55f., 278, 355, 373, 458, 725, 1002 Campoformido Campo Formio Campoformio Campo Formio Caransebeș Karansebesch Carlobago (dt. Karlobag) 696, 869 Carnar 994 Čejkovice Czeikowitz Čeklís Cseklész Celje Cilli České Budějovice Budweis Cetin (heute: Cetingrad) 95 Cetingrad Cetin Cheb Eger China 992, 994 Chlumetz an der Cidlina (tsch. Chlumec nad Cidlinou) 900 Chlumec nad Cidlinou Chlumetz an der Cidlina Chust (ung. Huszt) 923
Cieszyn Teschen Cilli (slowen. Celje) 414, 743, 866, 937 Cisdanubien 646, 648, 650f., 924 Coblon Cabelon Colmar (dt. auch: Kolmar) 892 Concordia (Markgrafschaft) 817 Cosel (poln. Koźle) 914f. Cremona 748, 759 Creuz (dt. auch: Kreuz; kroat. Križevci) 43, 695, 924 Csábrág 924 Csanád (dt. Tschanad) 495, 921, 926 Cseklész (heute: Bernolákovo; dt. Lanschütz, früher slowak. Čeklís) 501 Csepel (dt. Tschepele) 924 Czeikowitz (tsch. Čejkovice) 907 Czernowitz (ukrain. Tscherniwzi) 686 Dalmatien 40f., 43, 55, 56, 61, 112, 458, 496, 517, 604, 686, 1002 Dänemark 91, 726, 994 Danzig (poln. Gdańsk) 1011, 1013 „Dekapolis“ (freie Reichsstädte im Elsass) 49 Delagoa-Bucht 994 Delle Tattenried Dendermonde (frz. Termonde) 722 Desch 923 Deutschland (Bundesrepublik) 336, 893 Deutschland 24, 56, 65, 275, 280, 353f., 707, 711, 730, 817, 892, 1007f. Diósgyőr 924f. Doberschisch Dobriš Dobriš (dt. Doberschisch) 900 Doornik Tournai Dornick Tournai Dresden 1018 Drosendorf 861 Dubrava (dt. Hain) 95 Dubrovnik Ragusa Duderstadt 1026 Đurđevac St. Georgen Ebenfurth 861f. Ebensee 783, 928–930 Ebersdorf 155, 161, 195f., 206 Eckartsau 100, 102 Eger (tsch. Cheb) 37, 61, 786 Eger Erlau Egerland 37 Ehingen 388–888 Eichstätt 299 Eidgenossenschaft Schweiz
1290
X. Anhang
Eisacktal 1010 Eisenburg (ung. Vas) 496, 651f. Eisenerz 384, 418, 1020 Eisenstadt 224 Elbogen (tsch. Loket) 37, 61, 474 Elsass (frz. Alsace) 49, 62, 87, 388, 392–394, 413, 874, 882, 885f., 892 Elztal 886 Endingen am Kaiserstuhl 886 Engelhartszell 384, 418, 856 Enghagen 929 England 64, 182, 522, 759, 797f., 802, 968, 987, 992 Enns 396, 399, 446, 929 Ensisheim 388, 392–394, 408, 412, 420, 838, 882–886, 890–893 Enyed 238, 241 Enzesfeld 861 Eperies (slowak. Prešov, ung. Eperjes) 920–922, 926, 1011 Eperjes Eperies Erdberg (Wien) 1022 Erfurt 1008 Erlau (ung. Eger) 489, 491, 502, 921, 924 Érsekújvár Neuhäusel Erzberg 410, 869, 1023 Esseg (kroat. Osijek, ung. Eszék) 513, 667, 677, 686, 722, 726, 1018 Essis (frz. Grande Mairie de l’Assise) 886 Essling 100, 102 Esslingen 286, 797 Eszék Esseg Esztergom Gran Falkenstein (Reichsgrafschaft) 891 Favorita (Wien) 184, 194f., 202, 206, 244, 433 Feldkirch (Stadt und Herrschaft) 893–895 Féltorony Halbturn Ferette Pfirt Ferlach 743f. Fernpass 882 Finale 87f. Firenze Florenz Fischamend 1011 Fiume (kroat. Rijeka) 25, 49, 91, 696, 727, 785f., 868f., 920, 963, 968, 986, 995, 1018, 1020 Flandern 53, 136, 534f., 802 Flitsch (slowen. Bovec, ital. Plezzo) 868 Florenz (ital. Firenze) 259, 355, 358, 799, 814 Florimont Blumenberg Fragenstein 387
Franken 65, 275, 292, 343, 352 Frankenstadt Baja Frankfurt am Main 86, 88, 106, 165, 182, 267, 270f., 279, 281, 314, 328, 335f., 341, 353, 369–371, 380, 795, 799, 801, 813, 951, 959, 1008f., 1025f. Frankreich 49f., 52–56, 84, 91f., 139, 182, 278, 340, 351–354, 363f., 367, 457, 522, 527, 531, 536f., 591, 593f., 662, 668, 690f., 697, 700, 708f., 719–721, 724, 739, 759, 775–778, 781, 784, 789, 796, 799, 802, 817, 824, 885, 892f., 968, 970, 985, 992f., 1005, 1025 Frauenbach Neustadt Freiburg im Breisgau 172, 592, 595, 686, 838, 882, 885f., 889, 891, 893, 895, 1010, 1019 Freising 32 Freistadt 919 Friaul (ital. Friuli) 866, 873 Frickgau 882 Fricktal 886 Fridingen 888 Friedland (tsch. Frýdlant; Herzogtum) 656, 744 Friuli Friaul Froberg (Montjoie) 886 Frýdlant Friedland Fulda 278 Fünfkirchen (ung. Pécs) 501, 925 Furnes (belg. Veurne; Festung) 722 Füssen 1010 Galizien (Galizien und Lodomerien) 40, 55f., 62–64, 70, 77, 117, 134, 138f., 148, 372, 457, 568f., 571f., 586–589, 595, 597, 599, 603, 607, 686f., 690, 697f., 724, 733f., 749, 755, 784, 786, 789, 810, 941, 954, 973–975, 977–981, 1000, 1002, 1017– 1020, 1023 Gallien 280 Gastein 831 Gaya (tsch. Kyjov) 906 Gdańsk Danzig Geldern 53, 136, 534, 814 Generalstaaten Niederlande Genova Genua Gent 748 Genua (ital. Genova) 310, 355, 359, 784, 798f., 816 Germanien 280 Gibraltar 994
Ortsregister 1291
Gitschin (auch: Jitschin, tsch. Jičín) 711 Glatz (poln. Kłodzko, tsch. Kladsko) 37, 54, 61, 255, 477, 484, 838, 897f., 962 Glogau (auch: Groß-Glogau; poln. Głogów) 680, 913 Glogau (Fürstentum) 911, 913, 915 Głogów Glogau Gmunden 384, 410, 418, 725, 783, 856, 861, 928–931 Goa 994 Göding (tsch. Hodonín) 100, 102, 907 Goisern (Bad Goisern) 928 Gora 648 Gorica Görz Gorizia Görz Görlitz (poln. Zgorzelec) 37 Görz (ital. Gorizia, slowen. Gorica) 32, 34, 49, 68, 70, 74, 85, 117, 356, 362, 385, 388, 447, 601, 786, 804f., 868f., 1000, 1019 Görz-Gradiska 553f., 697, 800 Gosau 928 Gospić (dt. Gospitsch) 696 Gospitsch Gospić Gradis Gradiska Gradisca Gradiska Gradiska (auch: Gradisca) 49, 62, 68, 70, 74, 356, 695, 722, 869, 1000 Grafenegg 846 Gran (ung. Esztergom) 113, 299, 389, 489– 491, 494f., 502, 649, 677f., 725, 761, 924 Granada 1007 Grande Mairie de l’Assise Essis Grandvillars Granweiler Granweiler (frz. Grandvillars) 886 Graz 34, 43f., 88, 114, 132, 162, 166, 198, 203, 211, 238, 243, 245, 363, 413, 432f., 447, 553, 556, 592, 595, 597, 615f., 664, 667, 680–683, 685–687, 695, 697, 716– 718, 740, 743, 747, 754, 784, 794, 838, 846, 848f., 858, 864, 867–869, 872f., 930, 933, 941, 946, 950, 985, 1007, 1010f., 1013, 1015, 1017f., 1020 Grein 929 Griechisch Weißenburg Belgrad Grocka (auch: Krotzka) 756 Grodków Grottkau Groß Neustadt Neustadt Groß Pawlowitz (tsch. Velké Pavlovice) 100, 102, 907 Groß Salze Wieliczka Großbritannien 24, 91, 697, 778, 985, 992– 994
Groß-Glogau Glogau Groß-Siegharts 996 Großwardein (rum. Oradea, ung. Nagyvárad) 41, 925, 926 Grottkau (dt. Grodków) 36 Grünenbach 893 Guastalla 57, 357 Guben (poln. Gubin) 912 Gubin Guben Gumpendorf (Wien) 721, 739, 758 Günzburg 887f., 890f., 893 Gutenbrunn 102 Győr Raab Gyulafehérvár Karlsburg Hagenau 388, 394, 884, 886 Hain Dubrava Hainfeld 744 Halbturn (ung. Féltorony) 238, 241f. Hall Bad Hall Hall in Tirol 410, 782f. Hallstatt 782f., 928–931 Halltal bei Mariazell 783 Hamburg 846, 911, 940, 959, 993, 1008, 1025f. Hannover 89, 268, 749, 1008, 1025 Hardtwald 885 Harras 888 Hauenstein 886 Hausruckviertel 862 Haut-Landsbourg Hohlandsberg Hegau 887, 893 Heiliger Stuhl Kirchenstaat Hennegau 53, 136, 534 Hermannstadt (rum. Sibiu, ung. Szeben, Nagyszeben) 592, 667, 686f., 717, 759, 784, 848, 941 Hernals (Wien) 742 Hessen 284 Hessen-Kassel 268, 351, 1008 Hetzendorf (Wien) 188, 197, 207 Hildesheim 1026 Himberg 238, 242 Höchstädt 802 Hodonín Göding Hoff an der March Schlosshof Hohe Pforte Osmanisches Reich Hohenberg 388, 874, 887–890, 893 Hohenegg 893–895 Hohenems 360, 893, 895 Hohlandsberg (frz. Haut-Landsbourg) 886 Holíč Holitsch
1292
X. Anhang
Holics Holitsch Holitsch (slowak. Holíč, ung. Holics) 100, 102, 104, 182, 239 Holland 797, 823, 948 Hollenburg 743 Holstein 749 Holzheim 888 Horb am Neckar 888 Hořice (dt. Horschitz) 761 Horn 35 Horschitz Hořice Hradec Králové Königgrätz Hubertusburg 968 Hüningen (frz. Huningue) 885 Huningue Hüningen Huszt Chust Idria (slowen. Idrija) 793f., 797, 869, 957 Idrija Idria Iglau (tsch. Jihlava) 746, 905f. Illyrien 516 Indien 993f. Indonesien 992 Ingelsot (frz. Angeot; Vogtei) 886 Innerberg 859 Innerösterreich (Innerösterreichische Ländergruppe) 34f., 43, 56, 60f., 70, 85, 87, 93, 120f., 132, 141, 211, 254, 341, 414, 424, 433, 447f., 553, 555, 569, 571, 592, 595, 601, 633, 680–683, 685f., 695, 716, 753, 755, 769, 790f., 807, 809–811, 822, 826, 838, 848, 850, 856, 859–861, 866–869, 872, 950, 962, 980, 985f., 1013, 1023 Innsbruck 34, 44, 88, 100, 114, 134, 161, 163, 166, 182, 199, 203, 211, 224, 243, 257, 260, 311, 324, 363, 367, 378, 381, 383–385, 387–397, 399–406, 408, 410f., 413, 418f., 432f., 445, 447, 549, 556, 592, 595, 597, 620, 635, 663, 665, 667, 683f., 686, 693, 716f., 719, 743, 745, 771, 803f., 827, 831, 838, 848, 857f., 866f., 874–876, 880–885, 887–892, 894f., 933, 935, 937, 950, 1005–1008, 1010f., 1014, 1018, 1022, 1026 Innviertel 55, 63, 70, 77, 733, 1019 Inselburg Szigetvár Ischl (Bad Ischl) 782f., 928–930 Ischlland 928, 931 Isenheim (frz. Issenheim) 886 Issenheim Isenheim Istanbul Konstantinopel
Istrien 32, 55f., 70, 388, 458, 1002 Italien (siehe auch: Reichsitalien) 24, 54, 68, 83, 163, 199, 240, 280, 307, 314f., 320, 323, 355, 357, 385, 411, 451, 458, 495, 522, 524, 526, 531f., 539, 662, 687, 707, 797–799, 816, 1006–1008 Jáchymov Joachimsthal Jägerndorf (tsch. Krnov) 54, 127, 1017 Jaitze Jajce Jajce (dt. veraltet: Jaitze) 646 Jankau (tsch. Jankov) 714 Jankov Jankau Jaroslau (poln. Jarosław) 747 Jasov Jossau Jászó Jossau Jena 760 Jičín Gitschin Jihlava Iglau Jindřichův Hradec Neuhaus Jitschin Gitschin Joachimsthal (tsch. Jáchymov) 67, 793, 803 Josefov Josephstadt Josefstadt (Wien) 178, 739 Josephstadt (ursprünglich Ples, dt. auch Pless, tsch. Josefov) 721 Jossau (slowak. Jasov, ung. Jászó) 925 Judenburg 743, 747 Jugoslawien 520, 687 Kaiserebersdorf (Wien) 184, 195f., 202 Kálló 921, 924 Kalocsa (dt. Kollotschau) 490, 494, 501f., 846 Kanischa (ung. Kanizsa) 648, 754, 924, 1011 Kanizsa Kanischa Karánsebes Karansebesch Karansebesch (rum. Caransebeș, ung. Karánsebes) 646 Karlobag Carlobago Karlovac Karlstadt Karlovy Vary Karlsbad Karlowitz (serb. Sremski Karlovci) 50f., 96, 515–517, 694, 722 Karlsbad (tsch. Karlovy Vary) 471 Karlsburg (auch: Weißenburg, rum. Alba Iulia, ung. Gyulafehérvár) 717, 748 Karlstadt (kroat. Karlovac) 518, 680, 684, 686, 694–696, 717 Kärnten 32, 34f., 47, 68, 70, 74, 76, 85, 89, 121, 362, 378f., 388f., 395f., 398, 410, 413f., 417, 419f., 553, 555, 559, 564, 601, 633, 680f., 683, 697, 743, 783, 786, 793,
Ortsregister 1293
800, 810, 857, 861, 866–871, 873, 937, 962f., 968, 1000, 1013 Karpaten 41, 43, 663, 783, 920 Karst 32, 238, 388 Kaschau (slowak. Košice, ung. Kassa) 49, 513, 515, 648, 651, 667, 747, 784, 829, 921– 923, 941, 1011, 1014 Kassa Kaschau Kastel-Schwarzenberg 886f. Katalonien 802 Katterburg Schönbrunn Kehl 353 Kenzingen 886 Kesthell Keszthely Keszthely (dt. Kesthell) 652 Kirchenstaat 355 Kisszeben Zeben Kisvárda Kleinwardein Kladrub an der Elbe (tsch. Kladruby nad Labem) 238f., 241f. Kladruby nad Labem Kladrub an der Elbe Kladsko Glatz Klagenfurt 34, 595, 869, 1015, 1017 Kleine Walachei Walachei (Kleine) Kleinwardein (ung. Kisvárda) 921 Klingnau 885 Kłodzko Glatz Klosterneuburg 196, 399, 677, 724f. Knocke 722 Kolin (tsch. Kolín) 693, 709, 899 Kollotschau Kalocsa Kolmar Colmar Köln 173, 268, 280, 283, 323, 356, 367, 1008 Komárno Komorn Komárom Komorn Komorn (ung. Komárom, slowak. Komárno) 652, 667, 677, 697, 725, 815, 861, 919, 924, 1011 Königgrätz (tsch. Hradec Králové) 637, 721f., 759 Königshof (tsch. Králův Dvůr) 900 Konstantinopel (Istanbul) 42, 458, 994f. Konstanz 91, 887, 889, 891, 895, 1019, 1026 Kopčany Koptschan Kopcsán Koptschan Kopcsány Koptschan Kopreinitz (kroat. Koprivnica) 919 Koprivnica Kopreinitz Koptschan (slowak. Kopčany, ung. Kopcsán, Kopcsány) 238f., 242 Körmend 648 Körmöcbánya Kremnitz
Korneuburg 677 Košice Kaschau Kötschach-Mauthen 384, 418 Koźle Cosel Krain 32, 34f., 47, 60, 68, 70, 74, 85, 89, 117, 121, 362, 378f., 388f., 395f., 398, 410, 413f., 417–420, 447, 553, 555, 559, 601, 633, 680f., 683, 697, 783, 786, 793, 800, 810, 815, 857, 861, 866–871, 873, 937, 962f., 968, 1000, 1013 Krakau (poln. Kraków) 55f., 1013, 1018, 1020 Kraków Krakau Kraljevica Porto Rè Králův Dvůr Königshof Kremnica Kremnitz Kremnitz (slowak. Kremnica, ung. Körmöcbánya) 803, 838f., 859, 919, 923 Krems an der Donau 747 Kremsbrücke 861 Kremsmünster 846, 929 Kreta 687 Kreuz Creuz Kriegshaber (Augsburg) 888 Křivoklát Pürglitz Križevci Creuz Krnov Jägerndorf Kroatien 34, 40–43, 45, 50, 56, 61, 70, 89, 95f., 98, 128, 130, 496, 517f., 520, 645f., 648, 654, 680, 694, 769, 775, 808, 812, 815f., 918f., 924, 1002, 1010 Krumbach 888 Kruschowitz (tsch. Krušovice) 900 Krušovice Kruschowitz Kufstein 877 Kumanien 40 Kürnberg 886 Küstenland (österreichisches; auch: Litorale bzw. Litorale Austriaco) 41, 553, 568, 731, 869, 1000, 1018f., 1023 Kyjov Gaya Laaerberg (Wien) 194f. Laibach (slowen. Ljubljana) 33f., 161, 384, 413, 418, 553, 784, 858, 869, 941, 1010, 1015, 1017 Lambach 929 Landser 885f. Lanschütz Cseklész Laufenburg 388, 886 Lauffen 928 Lausitz Niederlausitz; Oberlausitz
1294
X. Anhang
Laxenburg 102, 177, 180, 184, 188, 197, 202, 206f., 369 Lebentz Lewenz Legnica Liegnitz Lehnice Liegnitz Leiben 102 Leibnitz 743 Leipzig 795, 816, 943, 1013 Lemberg (ukr. Lwiw, poln. Lwów) 55, 586, 588, 592, 595, 686f., 717, 759, 784, 941, 1020 Leoben 861, 1020 Leopoldov Leopoldstadt (Slowakei) Leopoldstadt (slowak. Leopoldov) 747 Leopoldstadt (Wien) 178, 677, 738 Leutschau (slowak. Levoča, ung. Lőcse) 795, 921, 1011 Leuven Löwen Léva Lewenz Levante 458, 801, 994f. Levice Lewenz Levoča Leutschau Lewenz (auch. Lebentz; slowak. Levice, ung. Léva) 648, 924 Libeň Lieben Lieben (tsch. Libeň) (Prag) 468, 832 Liechtenstein 862 Liège Lüttich Liegnitz (poln. Legnica) 780, 913–915, 917 Lienz 385, 1010 Lika 694f. Lille (dt. historisch Ryssel, ndl. Rijsel) 105 Limburg 53, 136, 534 Linz 35, 49, 53, 85, 198, 203, 388, 396, 399, 403, 413, 592, 594, 685, 769, 784, 822, 849, 856, 858, 861, 922, 929f., 941, 950, 987, 996, 999, 1007f., 1013, 1015, 1017f., 1020 Lipica Lipizza Lipizza (slowen. Lipica) 238f., 241f. Lissa an der Elbe (tsch. Lysá nad Labem) 900 Litauen 65 Litorale Küstenland Litorale Austriaco Küstenland Livland 814 Livorno 959, 994 Ljubljana Laibach Lobositz (tsch. Lovosice) 721 Lőcse Leutschau Lodomerien (siehe auch Galizien und Lodomerien) 40 Loket Elbogen
Lombardei (österreichische, Lombardia Austriaca) 55, 63, 70, 134, 136–138, 147, 358, 528, 530f., 586, 687, 693, 717, 721, 727, 755, 774, 786, 788, 810, 852, 940f., 969, 974, 987, 1000 Lombardo-Venetien 56, 92, 139 London 106, 798–802, 948, 957, 959, 994 Lothringen 182, 707, 814 Lovosice Lobositz Löwen (ndl. Leuven) 170, 173 Lunéville 56f., 278, 355, 817 Lustenau 894 Lüttich (frz. Liège) 53, 534, 693, 814, 1026 Luxemburg 53, 136, 147, 534, 691 Luzern 182 Lwiw Lemberg Lwów Lemberg Lysá nad Labem Lissa an der Elbe Maaseik 1026 Machlandviertel 862 Mačva 646 Madrid 106, 232, 522, 534, 1007 Magyaróvár Ungarisch-Altenburg Mähren 33, 36f., 39f., 45, 47, 53, 61, 68, 70, 74, 77f., 85f., 93f., 97f., 102f., 125–128, 132, 142, 144f., 239, 326, 362, 446f., 463f., 466–468, 473, 475, 477, 484, 487, 555f., 559, 568f., 571, 587, 589, 597, 601, 637, 639–642, 644, 671, 673, 679f., 686f., 722, 724, 736, 746, 755, 762, 783, 785, 787f., 791f., 800, 807, 809–811, 822, 832, 834, 838f., 848f., 898, 902–908, 940, 946, 950, 962–968, 1000, 1003, 1011, 1018 Mährisch Neustadt (tsch. Uničov) 906 Mährisch Schönberg (tsch. Šumperk) 906 Mailand (ital. Milano) 52, 55f., 70, 87f., 91, 117, 119, 136–138, 148, 320, 355, 357f., 381, 522–526, 529–532, 592, 667, 686, 692, 715, 719, 759, 778, 788, 799, 814, 816, 959f., 1005, 1007, 1012, 1016 Mainz 268, 270f., 280–282, 286, 289f., 292, 298, 315, 323–328, 333, 337, 386, 433, 446, 543, 1008, 1014 Malabarküste 994 Mangalore 994 Mannersdorf am Leithagebirge 100, 102f. Mantova Mantua Mantua (ital. Mantova) 52, 55f., 70, 137, 148, 240, 304, 355, 526f., 531f., 717, 721, 759, 763, 814, 816, 960, 1016 Máramaros Marmarosch
Ortsregister 1295
Maramuresch Marmarosch Máramarossziget Marmaroschsiget Mariazell 783 Marmarosch (auch Maramuresch, ung. Máramaros) 783, 922f. Marmaroschsiget (rum. Sighetu Marmației, ung. Máramarossziget) 922 Marokko 500 Marosvásárhely Neumarkt am Marosch Masevaux Masmünster Masmünster (frz. Masevaux) 886 Mauthausen 856, 929 Mechelen Mecheln Mecheln (ndl. Mechelen) 53, 136, 534, 717, 762, 1007 Mecklenburg 317, 656 Međimurje Murinsel Meißen 38, 430 Melnik (tsch. Mělník) 900 Mělník Melnik Menen Menin Menin (dt. Menen) 722 Meran (ital. Merano) 92, 389, 877 Merano Meran Merseburg 334 Metlika Möttling Metz 814 Mezőhegyes 749 Mikulov Nikolsburg Milano Mailand Mirandola 70, 816 Miröschau Mirošov Mirošov (dt. Miröschau) 900 Mitterburg (kroat. Pazin, ital. Pisino) 49 Modena 56f., 92, 278, 355, 527, 816, 817 Mödling 862 Modritz (poln. Modrzyca) 911 Modrzyca Modritz Mogersdorf (ung. Nagyfalva) 781 Mohač Mohács Mohács (kroat. Mohač) 31, 42, 46, 95, 128, 486, 644f., 647, 825, 924, 1014 Moldau 55, 749 Moldauthein (tsch. Týn nad Vltavou) 716, 724 Mönchhof (auch: Mönnichhof, ung. Barátudvar, Barátfalu) 234, 238f., 242 Monferrato Montferrat Mönnichhof Mönchhof Monošter St. Gotthard Montferrat (ital. Monferrato) 355 Montfort 360, 891 Montjoie Froberg
Montreux-Château Münsterol Mórichida 652 Morimont Mörsberg Mörsberg (frz. Morimont) 886 Mostviertel (Viertel ober dem Wienerwald) 64, 861 Möttling (slowen. Metlika) 32, 388 Mühlau 404 Mühlviertel 862 Mühlhausen 298 Mukatschewo Munkács München 1025 Munkács (ukrain. Mukatschewo) 722, 921, 924 Münster 1008, 1025 Münsterberg (poln. Ziębice) 36, 913f. Münsterol (frz. Montreux-Château) 886 Muráň (dt. Untermuran, ung. Murányalja) 924 Murányalja Muráň Murinsel (kroat. Međimurje) 648, 924 Mürzzuschlag 397, 408, 743 Nagybánya Neustadt Nagyfalva Mogersdorf Nagyszeben Hermannstadt Nagyszombat Tyrnau Nagyvárad Großwardein Namslau (poln. Namysłów) 912f. Namur 53, 136, 534, 722 Namysłów Namslau Napoli Neapel Navarra 522 Neapel (ital. Napoli) 52, 119, 240, 385, 522f., 525f., 532, 692, 727, 779, 1016 Neisse (auch: Neiße, poln. Nysa) 36, 54, 638, 644, 912 Nellenburg 388, 874, 887–890 Neuberg an der Mürz 84 Neuburg (Lauterach) 893–895 Neuenburg 886 Neugrad (ung. Nógrád) 648 Neuhaus (tsch. Jindřichův Hradec) 1022 Neuhäusel (slowak. Nové Zámky, ung. Érsekújvár) 50, 648f., 651 Neumarkt am Marosch (Mieresch) (rumän. Târgu Mureş, ung. Marosvásárhely) 507 Neumarkt (in Schlesien) (poln. Środa Śląska) 912 Neu-Palanka Uj Palanka Neusalz (poln. Nowá Sol) 912 Neusatz (serb. Novi Sad) 519
1296
X. Anhang
Neusohl (slowak. Banská Bystrica, ung. Besztercebánya) 793f., 803, 838, 859, 923 Neustadt (auch: Groß Neustadt, Frauenbach; rumän. Baia Mare, ung. Nagybánya) 921 Neutitschein (tsch. Nový Jičín) 906 Neutra (slowak. Nitra, ung. Nyitra) 491, 501f., 925 Niederhohenberg 887f. Niederlande (österreichische, burgundische, spanisch-habsburgische, südliche; Generalstaaten) 31, 52–55, 68, 70, 83, 86f., 91, 105, 117, 119, 134–137, 147, 173, 211, 278, 285, 315, 363, 370, 388, 438, 457f., 522f., 527, 529, 531, 534–539, 586, 685f., 693, 697f., 717, 720, 723, 755, 762, 774, 778, 779, 784, 786, 797–799, 802, 810, 823, 848, 939, 960, 969, 974, 987, 991– 993, 1002, 1006, 1008, 1016 Niederlausitz 37, 40, 49, 61, 93, 463, 468, 638, 644, 832, 898 Niederösterreich (Österreich unter der Enns) 29, 32–35, 45, 47, 60, 65f., 68, 70, 72, 74, 85–88, 93, 102, 117, 123, 131, 138, 144, 147, 178, 184f., 191, 222, 313, 315, 321, 326, 362, 378–380, 383–385, 387–389, 391, 395–401, 403f., 406f., 409f., 412– 415, 418f., 433, 445–448, 552, 555, 559, 569, 571, 590–592, 595, 601, 606, 617, 641, 648, 663, 676, 679–681, 685f., 697, 724, 738, 753, 755, 780f., 783, 785–787, 789–792, 800, 803–805, 807, 810f., 813, 822f., 827–829, 832, 834, 838f., 850, 856–865, 867, 933, 935–937, 944, 959, 962f., 965f., 986, 989f., 996, 998, 1000– 1003, 1010–1013, 1018 Nijmegen Nimwegen Nikobaren 994 Nikolsburg (tsch. Mikulov) 42, 49, 922 Nimwegen (ndl. Nijmegen) 699 Niš (dt. Nisch) 752 Nisch Niš Nitra Neutra Nógrád Neugrad Nördlingen 370 Nordserbien Serbien Nova Palanka Uj Palanka Nova Serbia 517 Novara 52, 526 Nové Zámky Neuhäusel Novi Sad Neusatz Nový Jičín Neutitschein Nowá Sol Neusalz
Nürnberg 286, 289, 369, 390, 406, 743, 795, 814, 959, 1008, 1011, 1017, 1025f. Nußdorf (Wien) 862 Nyitra Neutra Nysa Neisse Oberbergheim 886 Oberdrauburg 384, 418 Oberelsass Elsass Oberhohenberg 888 Oberlausitz 37, 40, 49, 61, 93, 463, 468, 638, 644, 823, 832, 898 Oberndorf 888 Oberösterreich (Österreich ob der Enns) 29, 32–35, 47–49, 54–56, 60, 62, 65, 67f., 70, 74, 85–88, 93, 117, 123, 131, 138, 147, 191, 313, 326, 362, 378f., 383, 387–389, 396, 398, 400, 402–404, 406, 408f., 412–414, 416, 419, 433, 445–448, 552, 555, 559, 569, 571, 595, 601, 633, 635, 641, 676f., 680f., 683–686, 716, 743, 755, 781, 783, 792, 800, 803, 807, 810f., 822f., 826–829, 832, 834, 839, 850, 857, 859, 861–863, 865, 867, 874, 876, 879, 892, 910, 928, 931, 933, 936f., 950, 962, 986, 990, 996, 998–1000, 1002f., 1010–1013 Oberpfalz 37 Oberranna 102 Óbuda Altofen Ödenburg (ung. Sopron) (Stadt, Komitat) 25, 95, 496, 649, 652, 806, 1011, 1015, 1017 Ofen (ung. Buda) 95, 166, 182, 200f., 462– 464, 489, 504, 510–513, 515f., 592, 649, 667, 678, 684, 686, 717, 747, 784, 806, 896, 917f., 920, 924, 926, 941, 994, 1010, 1013–1015, 1017f. Offenburg 891 Ogulin 695 Olmütz (tsch. Olomouc) 33, 464, 640, 671, 698, 717, 721f., 756, 759, 905f., 962, 1013, 1017f., 1020 Olomouc Olmütz Olšany Olschan Olschan (tsch. Olšany) 724 Ónod 807 Opava Troppau Opole Oppeln Oppeln (poln. Opole) 911, 914f. Oppeln-Ratibor 49, 62, 127, 255, 913f., 917 Oradea Großwardein Ortenau 87, 884, 886, 891 Ortenburg 120, 143, 825, 886
Ortsregister 1297
Osek (dt. Wosek) 900 Osijek Esseg Osmanisches Reich 41, 50f., 55, 61, 84, 129, 224, 270, 288, 327, 339, 350, 364, 371, 426, 449, 454, 457f., 510, 516, 640, 664, 670, 694, 700, 721f., 726, 769, 775, 781, 791, 796, 801, 814, 921, 969, 977, 985f., 989, 991, 994f., 1002, 1014 Osnabrück 312, 334, 1008, 1025 Ostende 727, 963, 992–994, 1003 Österreich (Erzherzogtum) 29, 32f., 35, 55–57, 62, 65–68, 70, 83f., 92, 96, 101f., 105– 107, 110, 114f., 117, 122, 129, 132, 139, 148, 162f., 174, 184, 191, 232, 278, 291, 296, 313, 315, 342, 360, 369, 371f., 377f., 384, 386, 389, 395f., 398, 402, 407f., 410, 413f., 420, 423, 447, 457, 466, 516, 523, 542, 544, 564, 575, 614, 619, 631, 655, 668, 691, 712, 714, 733, 755, 757, 773f., 781, 784, 786, 795, 797–799, 802, 812, 817, 846, 886–888, 891f., 894, 915, 934, 943f., 968, 973, 993f., 999, 1002, 1004, 1012, 1017, 1019 Österreich (Republik) 24, 29, 66, 78, 110, 141, 180f., 630, 833 Österreichisch-Schlesien 63, 70, 552f., 556, 686, 811, 822, 961f., 968, 1000, 1020 Ostfriesland 317 Ostindien 992f., 1002f. Otočac (dt. Ottocan) 695 Ottmarsheim 884f. Padova Padua Padua (ital. Padova) 495 Pančevo Pancsova Pancsova (serb. Pančevo) 677 Pápa 652 Pardubice Pardubitz Pardubitz (tsch. Pardubice) 238, 762, 899, 902 Paris 160, 278, 546, 759, 774, 800, 946, 957– 959, 971, 1025 Parma 52, 54, 57, 355, 526, 816 Partium 41, 68, 513 Passarowitz (serb. Požarevac) 50f., 513, 515, 995 Passau 33f., 299, 334, 435, 666, 1014, 1017 Patak am Bodrog Sárospatak Pavia 358, 715 Pavlovice Groß Pawlowitz Pawlowitz Groß Pawlowitz Pazin Mitterburg Pécs Fünfkirchen
Pest 490, 592, 652, 677–679, 696, 725, 759, 761–763 Pest-Pilis-Solt (Komitat) 513, 515 Peterwardein (serb. Petrovaradin) 520, 667, 677, 686, 695, 717, 722, 817 Petrovaradin Peterwardein Pettau (slowen. Ptuj) 696, 742f., 762, 831 Pfalz 119, 121, 269, 279, 284, 352, 354, 370, 388, 394, 1025 Pfirt (frz. Ferette) 886 Philippsburg 353 Piacenza 52, 54, 57, 526, 719 Piemont-Savoyen 708 Pilsen (tsch. Plzeň) 786, 849 Piombino 87 Pisa 358 Pisino Mitterburg Plattensee 652 Pleißenland 37f. Ples (Pless) Josephstadt Plezzo Flitsch Plintenburg Visegrád Plzeň Pilsen Poděbrady Podiebrad Podiebrad (tsch. Poděbrady) 762, 899, 902 Pöggstall 102 Polen 24, 35f., 55, 65, 148, 163, 198, 691, 700, 783, 786, 912, 920, 922, 974 Porto Rè (kroat. Kraljevica) 727 Portugal 802, 994 Potsdam 550 Požarevac Passarowitz Požega (ung. Pozsega; Komitat) 43 Pozsega Požega Pozsony Pressburg Prag (tsch. Praha) 23, 25, 33, 36, 38, 48f., 53, 85f., 93, 114, 134, 140f., 162, 165, 172, 175, 182, 184, 189–191, 199f., 203, 211f., 222, 224–226, 232, 238, 240–243, 270, 314, 316, 326, 339, 351, 354, 361, 424, 446, 461–465, 467–477, 484, 487, 490f., 493, 496, 592, 594f., 597, 601f., 615, 617, 620, 640–642, 664, 670, 678, 680, 686f., 696, 698, 717, 747, 756, 759, 761–763, 769, 780, 784, 795, 804–806, 822, 826f., 832, 834, 848f., 856, 896–900, 902, 909, 915, 935, 941, 950, 959, 962–965, 1007f., 1010f., 1013, 1015, 1017f., 1020, 1022 Praha Prag Prater (Wien) 155, 195, 202 Přerov nad Labem Přerow an der Elbe
1298
X. Anhang
Přerow an der Elbe (tsch. Přerov nad Labem) 899 Prešov Eperies Prešporok Pressburg Pressburg (heute Bratislava, slowak. Prešporok, ung. Pozsony) (Stadt, Komitat) 56, 95, 171, 182, 200f., 203, 207, 278, 395, 470, 472, 489, 496, 501, 507, 510, 513, 515, 592, 645, 647, 649, 651f., 677, 686, 692, 784, 805, 807, 827, 848, 851, 861, 918– 920, 923, 941, 950, 1010f., 1014f., 1017f. Preßnitz Pressnitz Pressnitz (auch: Preßnitz; tsch. Přísečnice) 900, 902 Preußen 53, 55f., 112, 277f., 335, 341, 352– 354, 372, 457, 517, 542, 560, 575, 658, 662, 697, 700, 708, 713f., 721f., 731, 778, 798, 811, 817, 898, 916, 961f., 967f., 969, 973, 993, 1017 Přísečnice Pressnitz Ptuj Pettau Pürglitz (tsch. Křivoklát) 900 Pustertal (ital. Val Pusteria) 1010 Raab (ung. Győr) 490, 502, 509, 644, 652– 654, 667, 677, 697, 725, 815, 861, 1011 Rábapatona 652 Racibórz Ratibor Ráckeve (dt. Rautzenmarkt) 101f. Rădăuți Radautz Radautz (rum. Rădăuți) 749 Radolfzell 888 Ragusa (kroat. Dubrovnik) 56, 686 Rama Bosnien Rastatt 52, 56, 106, 134, 278, 371, 522, 534, 949, 991f. Ratibor (poln. Racibórz) 914 Rattenberg 393, 405, 410 Rauhenstein-Rohr 861 Rauris 831 Rautzenmarkt Ráczkeve Regéc 925 Regensburg 91, 289, 294, 298, 339, 341, 343, 360f., 364, 380, 448, 472f., 478, 815, 817, 910, 1008f., 1017f., 1026 Reichsitalien 304, 306, 310, 312, 318, 320– 322, 355–359, 816, 824 Retz 862 Rheinfelden 388, 886 Rheinland 292 Rhens 267 Riedlingen 388
Riga 814 Rijeka Fiume Rijswijk 335 Roermonde 762 Rom (ital. Roma) 44, 267, 272, 784 Roma Rom Rosemont Rosenfels Rosenfels (frz. Rosemont) 886 Roßbach (im Trentino) Calliano Roßbach (in Sachsen) 353 Rotenberg (frz. Rougemont) 886 Rothenburg ob der Tauber 361 Rottenburg am Neckar 888, 890 Rottenmann 384, 418 Rottweil 380 Rougemont Rotenberg Rousse Ruse Rovereto 168, 1018 Rudolfov Bergstadtl Rudolfstadt Bergstadtl Ruse (auch: Russe, Rousse) 995 Russe Ruse Russland 55, 91, 327, 449, 457, 517, 860, 969 Ryssel Lille Saarwerden 304 Sabinov Zeben Sachsen 39, 41, 48, 53, 89–92, 119, 268f., 275, 341, 343f., 351, 365, 382, 697, 778, 790, 898, 1008 Säckingen 388, 886 Sadatpatnam Cabelon Sagan (poln. Żagań) 49, 913f. Salzberg Bochnia Salzburg 32f., 56, 166, 268, 278, 291, 299, 315, 360, 362, 397, 408, 634, 831, 856, 934, 1017 Salzkammergut 783, 864, 911, 928–933 Saragossa (span. Zaragoza) 1007 Sardinien 52, 523, 525f. Šariš Scharosch Šarišský Potok Sárospatak Sáros Scharosch Sárospatak (dt. Patak am Bodrog, slowak. Šarišský Potok, Blatný Potok) 924f. Sassin (slowak. Šaštín, ung. Sasvár) 100, 102, 104, 999, 1001 Šaštín Sassin Sasvár Sassin Sathmar (rum. Satu Mare, ung. Szatmár) 49f., 54, 96, 921f., 924, 1011 Satu Mare Sathmar
Ortsregister 1299
Saulgau (Bad Saulgau) 388 Savoyen 52, 240, 356f., 359, 814 Schärding 399 Scharfeneck 102f. Scharnstein 677 Scharosch (slowak. Šariš, ung. Sáros) 920 Scheidegg 893 Schemnitz (slowak. Banská Štiavnica, ung. Selmecbánya) 803, 838, 859, 923 Schintau (slowak. Šintava, ung. Sempte) 919 Schlesien (siehe auch: Österreichisch-Schlesien) 33, 36f., 39f., 45, 47, 53f., 61, 63, 68, 70, 74, 85f., 93, 97f., 117, 126f., 132, 144–146, 240, 361f., 372f., 463f., 466– 471, 473, 477, 480f., 484, 553, 555, 557, 559, 563, 568f., 571, 587, 597, 601, 638, 640–644, 653, 671, 680, 721, 723, 775f., 781, 783, 785, 788, 791–793, 796, 798, 800, 807, 809–811, 822, 832, 834, 839, 848, 851, 898, 902, 908–917, 946, 950, 960–962, 964, 966, 968, 980, 985, 1011, 1013, 1015, 1017, 1020 Schlosshof (auch: Schloßhof, ursprünglich: Hoff an der March) 100, 102, 182, 207 Schömberg 888 Schomburg 891 Schönau an der Triesting 966 Schönbrunn (ursprünglich Katterburg) (Wien) 56, 177, 180, 184, 186, 188, 196f., 202, 206, 244 Schuran Surány Schwaben 226, 275, 292, 343, 352, 367, 378, 388, 794, 860, 874, 882, 887f., 890, 893 Schwäbisch-Österreich 34, 822, 874, 882, 887–889 Schwarzwald 388, 874, 882, 886 Schwaz 793, 880 Schwechat 996, 999, 1001 Schweden 340, 351, 476, 726 Schweidnitz (poln. Świdnica) 714 Schweidnitz-Jauer (Herzogtum) 910, 913 Schweiz 52, 434, 445, 696, 799, 801, 814, 824, 885, 999 Sedan 711 Selmecbánya Schemnitz Semlin (serb. Zemun, ung. Zimony) 686, 995 Semplin (ung. Zemplén; Komitat) 49, 922 Sempte Schintau Senj Zengg Sennheim 886 Senta Zenta
Serbien (Nordserbien) 40, 50f., 513, 521, 650, 684, 687, 995 Severin (ung. Szörény; Komitat) 646 Sibiu Hermannstadt Siebenbürgen (ung. Erdély, rum. Transilvania) 40–42, 49f., 55, 61, 63, 66, 68, 70, 91, 95f., 98, 128, 130, 134, 139–142, 146, 442, 490–492, 497, 504–507, 513, 515, 517f., 521, 554, 586, 592, 607, 611, 646, 648, 654, 684, 686f., 695, 733, 738f., 749, 755, 762, 767, 775, 783, 786, 789, 793, 797, 806–809, 811f., 848, 853, 917–919, 921–923, 925, 941, 975–977, 995, 1002, 1011, 1014, 1018 Siegen 711 Siget Sziget Sighetu Marmației Marmaroschsiget Simmerberg 893 Simmering (Wien) 196 Šintava Schintau Sisak Sissek Šišinec 648 Sissek (kroat. Sisak) 948 Sistova Svištov Sizilien 52, 119, 320, 522f., 525f., 532, 727, 1016 Sjeničak Steničnjak Slankamen (auch Stari Slankamen, ung. Szalánkemén) 745 Slavonski Brod Brod (an der Save) Slawonien 34, 40–43, 50, 61, 70, 89, 96, 128, 130, 496, 513, 517f., 520, 554, 646, 648, 654, 687, 690, 696, 775, 808, 812, 815f., 848, 918f., 1002 Slowakei 67, 920, 1003 Slowenien 66, 873 Sluis Sluys Slunj Szluin Sluys (frz. Sluis) 105 Solivar (dt. Salzburg, ung. Sóvár) 912, 921, 923, 925 Sonnenberg (Grafschaft) 893f. Sopron Ödenburg Sóvár Solivar Spaichingen 888 Spanien 31, 48, 83, 87f., 91, 105f., 109, 135, 232, 238, 256, 311, 326, 370, 385f., 423, 434, 522, 525, 533, 656, 699, 793, 802, 816, 991, 993, 996, 1005 Španov grad 648 Speyer 41, 286, 289, 333–335, 337, 363, 369 Spielberg (tsch. Špilberk) (Brünn) 680, 697
1300
X. Anhang
Špilberk Spielberg Spiš Zips Sredičko 648 Sremski Karlovci Karlowitz Środa Śląska Neumarkt (in Schlesien) St. Blasien 171, 173 St. Georgen (kroat. Đurđevac, ung. Szentgyörgyvár) 695 St. Gerold 894 St. Gotthard (ung. Szentgotthárd, slowen. Monošter) 781 St. Lambrecht 783 St. Pölten 742, 755f. St. Veit an der Glan 207, 413, 858, 1015 Staatz 861 Stainz 872 Staré Smrkovice 899 Starhemberg (heute Burgruine) 861 Stari Slankamen Slankamen Stato dei Presidi 52 Steiermark 32, 34f., 47, 64, 67f., 70, 74, 78f., 85, 89, 121, 142, 362, 378f., 388f., 395f., 398, 407, 410, 413f., 416, 419, 555, 559, 564, 601, 633, 648, 680f., 683, 697, 743, 783, 786, 790, 792, 800, 810, 822f., 857, 866–870, 873, 928, 936–938, 962, 1000, 1002, 1013, 1023 Stein an der Donau 677, 856 Steničnjak (auch: Sjeničak) 42 Stern (Lustschloss bei, heute in Prag) 200 Stettin (poln. Szczecin) 911 Steyr 743–745, 1020 Stockach 888, 890 Stockerau 748 Stockholm 211, 1025 Strasbourg Straßburg Straßburg (frz. Strasbourg) 34, 335, 453, 1010 Stuhlweißenburg (ung. Székesfehérvár) 95, 200 Südtirol 65, 68 Suhl in Thüringen 743, 745 Šumperk Mährisch Schönberg Sundgau 49, 388, 874, 882, 885f. Surány (slowak. Šurany, dt. Schuran) 648 Šurany Surány Svištov (früher: Sistova, dt. Swischtow) 51 Świdnica Schweidnitz Swischtow Svištov Syrmien 43, 517, 554, 686 Szabolcs (Komitat) 49, 922 Szádvár 921, 924 Szalánkemén Slankamen
Szatmár Sathmar Szatmárnémeti Sathmar Szczecin Stettin Szeben Hermannstadt Szeged (dt. Szegedin) 513, 667, 677, 809, 848, 920 Szegedin Szeged Székesfehérvár Stuhlweißenburg Szendrő 651, 921 Szentgotthárd St. Gotthard Szentgrót 652 Szepes Zips Sziget (ung. Szigetvár, kroat. Siget) 648, 924 Szigetvár Sziget Szluin (kroat. Slunj) 695 Szörény Severin Talvogtei 886 Tannberg 893 Târgu Mureş Neumarkt am Marosch Tarvis (ital. Tarvisio) 384, 418 Tarvisio Tarvis Tata 924 Tattenried (frz. Delle) 886 Temes (dt. Temesch; Komitat) 50f., 517, 646, 695 Temesch Temes Temeser Banat Banat Temesvár Temeswar Temeswar (rum. Timișoara, ung. Temesvár) 50, 513, 517–520, 646, 651, 667, 677, 686f., 694, 717, 722, 762f., 784, 852, 941 Terraferma Venedig Terezín Theresienstadt Termonde Dendermonde Teschen (poln. Cieszyn, tsch. Těšín) 54, 100, 127, 456, 913–915, 917, 1019 Těšín Teschen Tettnang 891 Thann 886 Theresienstadt (tsch. Terezín) 721f., 759 Thörl 743 Thüringen 574, 743, 793 Timișoara Temeswar Tinnin 502 Tirol 32–34, 45, 47, 49, 52, 54, 56, 60, 64–66, 68, 70, 74–78, 85f., 88, 117, 121, 141, 155, 163, 190, 211, 243, 313, 329, 362f., 378f., 382f., 385, 388–393, 398, 400–402, 404f., 410f., 413f., 419, 424, 433, 448, 465, 528f., 554–556, 559, 568f., 571, 595,
Ortsregister 1301
601, 604, 629, 633–636, 664, 676, 680, 683–686, 690f., 693, 697, 700, 705, 714, 718, 730f., 733, 735, 769, 782f., 786, 789, 792–794, 803–809, 811, 822f., 826, 828, 838, 848, 857, 860, 874f., 877–882, 884, 889, 930, 932, 935–938, 941, 950, 958, 961f., 975, 977, 979, 981, 1000, 1005, 1010f., 1013–1015, 1018–1020, 1023 Titel 677, 725 Točnik (tsch. Točník) 900 Tokaj (dt. Tokey) 921, 923–925 Tokey Tokaj Toledo 1007 Torino Turin Tortona 52, 526 Toskana 52, 57, 92, 182, 258, 358, 526f., 659, 784, 940, 941 Toul 814 Tournai (auch: Tournay, dt. veraltet: Dornick, ndl. Doornik) 53, 534, 722 Tournai-Tournaisis 53, 534 Traismauer 677 Transilvania Siebenbürgen Traun 929 Traunviertel 862 Trento Trient Triberg 886 Trient (ital. Trento) 32, 45, 56, 63, 68, 70, 121, 143, 168, 356, 362, 385, 392, 424, 426, 445, 450, 733, 941, 1005, 1010f., 1014, 1018 Trier 268, 280, 284, 323, 335 Triest (ital. Trieste, slowen. Trst) 25, 34, 67f., 70, 85, 238, 414, 531, 568f., 592, 601, 607, 727, 774, 783–786, 853, 868f., 935, 941, 958f., 963, 968, 974, 986f., 990, 993–995, 1003, 1015, 1017–1020 Trieste Triest Trnava Tyrnau Troppau (tsch. Opava) 37, 54, 61, 127, 142, 553, 592, 686, 913, 1017, 1020 Trst Triest Tschanad Csanád Tschechische Republik 67 Tschechoslowakei 141, 833, 1022 Tschepele Csepel Tscherniwzi Czernowitz Tulln 677 Turin (ital. Torino) 528 Türkei Osmanisches Reich Turopolje 128 Týn nad Vltavou Moldauthein
Tyrnau (slowak. Trnava, ung. Nagyszombat) 742f., 763, 919 Ugocsa (Komitat) 49, 922 Uherské Hradiště Ungarisch Hradisch Uj Palanka (dt. Neu-Palanka, auch: Nova Palanka) 677 Ukraine 517, 749 Ulm 387, 795 Ungarisch Hradisch (tsch. Uherské Hradiště) 905f. Ungarisch-Altenburg (ung. Magyaróvár) 100, 861, 919, 924 Ungarn (ungarische Länder, Länder der Stephanskrone) 24, 29, 31f., 34f., 40–42, 45–48, 50f., 54f., 60f., 63–68, 70, 77–79, 84–89, 91–98, 100–102, 113, 117f., 121, 128–131, 134, 139–142, 146, 161, 170, 182–184, 200, 226, 238f., 254, 259, 270, 311, 313, 326, 339, 351, 360, 362, 364, 368, 395, 399, 424, 428, 442f., 445–447, 463, 466, 468, 482, 489–492, 494, 496, 498, 501, 504f., 507, 509f., 512–515, 517–522, 554, 556, 570, 579, 585f., 592, 607, 611, 617, 638, 641, 644–654, 658, 663f., 666, 672f., 677f., 680, 684, 686f., 691f., 694, 697, 699, 703, 722, 724f., 730f., 733f., 738f., 749, 755, 761, 767– 770, 774f., 779f., 784, 786, 789, 793, 796, 798, 803–813, 815f., 818, 823, 825–827, 832, 834, 839, 848–851, 853, 859–861, 865, 912, 917–925, 927f., 950f., 953, 960, 968–970, 973–977, 979f., 988–991, 995, 999f., 1002, 1010–1015, 1018–1020, 1023 Ungvár (ukrain. Uschhorod) 925 Uničov Mährisch Neustadt Unterelsass Elsass Untermuran Muráň Untersteiermark 419 Unterwaltersdorf 861 Uschhorod Ungvár Utrecht 52f., 90, 134, 522, 534, 991f. Vác Waitzen Vajdaság Vojvodina Val Pusteria Pustertal Valencia 523f., 531, 535, 538 Valladolid 1007 Valtellina Veltlin Varaždin Warasdin Vas Eisenburg
1302
X. Anhang
Vat (ung. Vát) 651 Vát Vat Végles Vígľaš Velké Pavlovice Groß Pawlowitz Veltlin (ital. Valtellina) 52, 56 Venedig (ital. Venezia) 32, 49, 52, 55, 355, 362, 408, 528, 531, 725–727, 779, 795, 803, 868, 877, 959, 995, 1005, 1010– 1012, 1023 Venezia Venedig Verdun 814 Verőce Virovitica Verona 385, 748, 1005 Versailles 106, 160, 367 Veszprém (dt. Wesprim, auch Weißbrunn) 491, 502, 651 Veurne Furnes Vígľaš (ung. Végles) 924 Viertel ober dem Manhartsberg Waldviertel Viertel ober dem Wiener Wald Mostviertel Viertel unter dem Manhartsberg Weinviertel Viertel unter dem Wiener Wald 102, 861 Villach 385 Villingen 886 Virovitica (ung. Verőce) 43 Visegrád (dt. Plintenburg) 924f. Vöcklabruck 856 Vogtland 37 Vorarlberg 34, 56, 68, 70, 313, 595, 733, 786, 875, 879, 882, 889f., 893, 895, 999–1003 Vordernberg 384, 418, 859 Vorderösterreich (vorderösterreichische Länder, Vorlande) 32–34, 47, 54, 56, 63f., 68, 70, 74–77, 85f., 88, 117, 224, 313, 362, 379, 388–390, 393f., 413, 419, 433, 445, 448, 451, 554, 556, 559, 569, 571, 595f., 601, 604, 635, 664, 676, 680, 683–686, 693, 696, 730f., 733, 769, 786, 789, 803f., 807, 809, 811, 838, 848, 850, 874–876, 879, 881–895, 941, 950, 958, 961, 975, 978f., 981, 1010f., 1013–1015, 1018, 1020 Vorlande Vorderösterreich Vösendorf 102 Vršac Werschetz Wagram 668 Währing (Wien) 717, 744 Waitzen (ung. Vác) 502, 925 Walachei (Österreichische bzw. Kleine oder Cis-Alutanische) 50f., 513, 995 Waldkirch im Elztal 886
Waldviertel (Viertel ober dem Manhartsberg) 861, 999 Waldshut 388, 885f. Warasdin (kroat. Varaždin) 43, 518, 651, 680, 682, 684, 686, 694–696, 919, 924 Wardein Großwardein Warneton 722 Warschau (poln. Warszawa) 687, 1013 Warszawa Warschau Weikertschlag 861 Weiler im Allgäu 893 Weilertal 886 Weingarten 888 Weinviertel (Viertel unter dem Manhartsberg) 102, 861, 865 Weinzierl 102 Weißbrunn Veszprém Weißenbach an der Enns 783 Weißenburg Karlsburg Weißenhorn 888 Weißer Berg (tsch. Bílá Hora; Prag) 49, 87, 366, 472, 641, 768, 898, 904, 906, 1008 Weißrussland 65 Weiz 743 Welden 888 Wels 387, 929 Werschetz (serb. Vršac) 519 Wesprim Veszprém Westfalen 292 Westflandern Flandern Wetterau 292 Wetzlar 334f., 361, 369 Wieden (Wien) 178, 195, 244, 433, 759 Wieliczka (dt. Groß Salze) 783 Wien 23, 30, 33, 35, 42, 47, 50f., 53, 55f., 65f., 72–75, 77, 84–89, 91, 95f., 106–115, 134f., 137f., 140f., 147f., 151, 157, 160– 168, 170–172, 174–185, 187, 189–196, 200–202, 206, 209, 211, 215f., 219–226, 229, 232–234, 238, 240f., 243–246, 258, 262f., 269f., 277f., 281, 314, 326, 328– 330, 347, 351–353, 357, 363–369, 371– 373, 384f., 387–390, 395–401, 403–408, 410, 412f., 415, 418, 430, 432–434, 436f., 446, 448, 451, 454–456, 458, 460, 462, 464, 470–473, 478, 484, 486, 489–491, 495–506, 508–512, 514, 517, 519, 521, 523–530, 533f., 536f., 539–541, 546, 548–554, 556, 559, 562, 564, 568, 584, 586, 588–595, 599, 601, 604, 609, 611, 613–620, 634, 644f., 648, 653f., 663–666, 669f., 673, 676–678, 680–686, 695–698,
Ortsregister
700, 708, 711f., 714, 716–719, 722, 724– 727, 735, 738–740, 742, 744f., 748, 750, 754, 758–763, 770, 773f., 780–782, 784, 786, 793–796, 798–801, 803, 805f., 808– 810, 812f., 815, 817–820, 823f., 826f., 829, 834, 839, 846, 848–853, 855–857, 859, 861f., 867–869, 872, 875f., 892, 896, 898–900, 905, 909f., 920–922, 929f., 932f., 935, 937, 939–941, 943f., 945–959, 961f., 964f., 967, 969–972, 977, 979, 985–987, 990–995, 1001, 1007–1020, 1022f., 1025–1027 Wiener Neustadt 155, 184, 206, 210, 387, 396–399, 406–408, 414, 419, 704, 712, 714, 718, 721, 744f., 755f., 858, 925, 1010 Wildenstein 928f. Windische Mark 32, 388 Windischland 42, 861 Winnweiler 891 Wirowititz Virovitica Wohlau (poln. Wołów; Fürstentum) 913–915, 917 Woiwodina Vojvodina Wolkersdorf 155, 202, 861 Wołów Wohlau Worms 30, 83, 97, 272, 283–285, 289, 338, 350, 362, 378, 380, 615, 796, 813f., 867 Wrocław Breslau Württemberg 85, 268, 278, 892f. Würzburg 108, 115, 268, 303, 327, 329, 697 Wusterhausen 91 Ybbs an der Donau 35, 856, 1013
1303
Ypern (franz. Ypres) 722 Ypres Ypern Zagorien (kroat. Zagorje) 130 Zagorje Zagorien Zagreb Agram Zala (Komitat) 496, 652 Zaragoza Saragossa Zbiroh Zbirow Zbirow (tsch. Zbiroh) 900, 902 Zeben (slowak. Sabinov, ung. Kisszeben) 921 Zemplén Semplin Zemun Semlin Zengg (kroat. Senj) 696, 726, 728, 869 Zenta (serb. Senta) 677, 806 Zgorzelec Görlitz Ziębice Münsterberg Zimony Semlin Zips (slowak. Spiš, ung. Szepes) 128, 130, 507, 795, 809, 829, 838, 848, 917, 920–922, 924f., 927, 1011, 1013 Žitava Zittau Zittau (tsch. Žitava) 37 Zizlau (Linz) 929 Znaim (tsch. Znojmo) 906, 1018 Znojmo Znaim Zobor Zombor Zollern 304, 888 Zólyom Altsohl Zombor (ung. Zobor) 922 Zsitvatorok 50 Zusmarshausen 674 Zvolen Altsohl Zwettl (Stadt) 489
Verzeichnis der Autorinnen und Autoren Joachim Bahlcke, Historisches Institut, Universität Stuttgart, Keplerstraße 17, D-70174 Stuttgart; [email protected] Franz Baltzarek, Universität Wien, Department of Economics (Institut für Volkswirtschaftslehre), Oskar-Morgenstern-Platz 1, A-1090 Wien; [email protected] Anette Baumann, Justus-Liebig-Universität Gießen, Otto-Behaghel-Str. 10c, D-35394 Gießen, und Forschungsstelle zur Höchsten Gerichtsbarkeit in Europa der Gesellschaft für Reichskammergerichtsforschung e. V., Rosengasse 16, D-35578 Wetzlar; [email protected] Wilfried Beimrohr, A-6063 Rum; [email protected] Stefan Benz, Didaktik der Geschichte, Universität Bayreuth, Universitätsstr. 30 GW 2, D-95447 Bayreuth; [email protected] Carlo Capra, Corso Garibaldi 71, I-20121 Milano; [email protected] Bronislav Chocholáč, Historický ústav, Masarykova univerzita Brno/Historisches Institut, Masaryk-Universität Brünn, Arna Nováka 1, CZ-602 00 Brno; [email protected] P. G. M. Dickson, St Catherine’s College, Oxford OX1 3UJ Mario Döberl, Kaiserliche Wagenburg Wien, Schloss Schönbrunn, A-1130 Wien; mario. [email protected] Eva Faber, Kerschhoferweg 25, 8010 Graz; [email protected] István Fazekas, Középkori és Kora Újkori Magyar Történeti Tanszék, Történeti Intézet, ELTE Bölcsészettudományi Kar/Lehrstuhl für mittelalterliche und frühneuzeitliche ungarische Geschichte, Historisches Institut, ELTE, Philosophische Fakultät, Múzeum krt. 6–8, H-1088 Budapest; [email protected] Michael Göbl, Österreichisches Staatsarchiv, Abteilung Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Minoritenplatz 1, A-1010 Wien; [email protected] Gerhard Gonsa, Österreichisches Staatsarchiv, Abteilung Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Minoritenplatz 1, A-1010 Wien; [email protected]
1306
X. Anhang
Axel Gotthard, Department für Geschichte an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Kochstraße 4, Bk. 11, D-91054 Erlangen; [email protected] Karl Härter, Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte, Hansaallee 41, D-60323 Frankfurt am Main; [email protected] Peter Claus Hartmann, Johannes Gutenberg-Universität Mainz; peterclaushartmann@ gmx.de Herbert Haupt, Wien; [email protected] Mark Hengerer, Historisches Seminar der LMU, Frühe Neuzeit, Geschwister-Scholl-Platz 1, D-80539 München; [email protected] Martina Hengl; [email protected] Michael Hochedlinger, Österreichisches Staatsarchiv, Abteilung Kriegsarchiv, Nottendorfer Gasse 2, A-1030 Wien; [email protected] Manfred Hollegger, Abteilung Editionsunternehmen & Quellenforschung/Institut für Mittelalterforschung, Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Hollandstraße 11–13, A-1020 Wien; [email protected] Markus Jeitler, Institut für kunst- und musikhistorische Forschungen/Abteilung Kunstgeschichte, Österreichische Akademie der Wissenschaften, Dr. Ignaz Seipel-Platz 2, A-1010 Wien; [email protected] János Kalmár, Középkori és Kora Újkori Magyar Történeti Tanszék, Történeti Intézet, ELTE Bölcsészettudományi Kar/Lehrstuhl für mittelalterliche und frühneuzeitliche ungarische Geschichte, Historisches Institut, ELTE, Philosophische Fakultät, Múzeum krt. 6–8, I/126, H-1088 Budapest; [email protected] Petra Kalousek, Zentrale Verwaltung, Österreichische Akademie der Wissenschaften, Dr. Ignaz Seipel-Platz 2, A-1010 Wien; [email protected] Katrin Keller, Institut für Neuzeit- und Zeitgeschichtsforschung, Österreichische Akademie der Wissenschaften, Hollandstraße 11–13, A-1020 Wien; [email protected] István Kenyeres, Budapest Főváros Levéltára/Stadtarchiv Budapest, Teve utca 3–5, H-1085 Budapest; [email protected] Grete Klingenstein, Schmiedgasse 31, A-8010 Graz; [email protected] Andrea Komlosy, Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Universität Wien, Universitätsring 1, A-1010 Wien; [email protected]
Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 1307
Martin Krenn, Archiv der Stadt Linz, Hauptstraße 1–5, A-4041 Linz; martin.krenn@ univie.ac.at Anna Mader-Kratky, Institut für kunst- und musikhistorische Forschungen/Abteilung Kunstgeschichte, Österreichische Akademie der Wissenschaften, Dr. Ignaz Seipel-Platz 2, A-1010 Wien; [email protected] Rudolf A. Mark, Professur für Geschichte Mittel- und Osteuropas, Helmut-SchmidtUniversität Hamburg, Holstenhofweg 85, D-22043 Hamburg; [email protected] Petr Maťa, Institut für Neuzeit- und Zeitgeschichtsforschung, Österreichische Akademie der Wissenschaften, Hollandstraße 11–13, A-1020 Wien; [email protected] Eduard Maur, Bubenečská 51, CZ-160 00 Praha 6; [email protected] Christian Neschwara, Institut für Rechts- und Verfassungsgeschichte, Universität Wien, Schottenbastei 10–16, A-1010 Wien; [email protected] Alois Niederstätter, Vorarlberger Landesarchiv, Kirchstraße 28, A-6900 Bregenz; alois. [email protected] Gernot P. Obersteiner, Steiermärkisches Landesarchiv, Karmeliterplatz 3, A-8010 Graz; [email protected] Thomas Olechowski, Institut für Rechts- und Verfassungsgeschichte, Universität Wien, Schottenbastei 10–16, A-1010 Wien; [email protected] Eva Ortlieb, Institut für Geschichte, Karl-Franzens-Universität Graz, Attemsgasse 8/III, A-8010 Graz; [email protected] Géza Pálffy, Magyar Tudományos Akadémia, Bölcsészettudományi Kutatóközpont, Történettudományi Intézet/Ungarische Akademie der Wissenschaften, Forschungszentrum für Humanwissenschaften, Institut für Geschichte, Tóth Kálmán u. 4, H-1097 Budapest; [email protected] Irmgard Pangerl, Österreichisches Staatsarchiv, Abteilung Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Minoritenplatz 1, A-1010 Wien; [email protected] Peter Rauscher, Universität Wien, Institut für Österreichische Geschichtsforschung, Universitätsring 1, A-1010 Wien; [email protected] Christine Roll, Historisches Institut der RWTH Aachen, Theaterplatz 14, D-52056 Aachen; [email protected] Martin P. Schennach, Institut für Römisches Recht und Rechtsgeschichte, Universität Innsbruck, Innrain 52, A-6020 Innsbruck; [email protected]
1308
X. Anhang
Martin Scheutz, Institut für Österreichische Geschichtsforschung und Institut für Geschichte, Universität Wien, Universitätsring 1, A-1010 Wien; martin.scheutz@univie. ac.at Matthias Schnettger, Historisches Seminar, Arbeitsbereich Neuere Geschichte, Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Jakob-Welder-Weg 18, D-55128 Mainz; [email protected] Herbert Seifert, Institut für Musikwissenschaft, Universität Wien, Spitalgasse 2–4, A-1090 Wien; [email protected] Andrea Sommer-Mathis, Institut für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte, Österreichische Akademie der Wissenschaften, Postgasse 7–9, A-1010 Wien; andrea.sommer@ oeaw.ac.at Christoph Sonnlechner, Wiener Stadt- und Landesarchiv, Rathaus, A-1082 Wien; [email protected] Barbara Staudinger, Jüdisches Museum Augsburg Schwaben, Halderstraße 6–8, D-86150 Augsburg; [email protected] Christian Steeb, Drasingerstraße 92, A-9201 Krumpendorf; [email protected] Peter Steuer, Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Ludwigsburg, Arsenalplatz 3, D-71638 Ludwigsburg; [email protected] Anton Tantner, Institut für Geschichte, Universität Wien, Universitätsring 1, A-1010 Wien; [email protected] Andreas Weigl, Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Universität Wien, Universitätsring 1, A-1010 Wien; [email protected] Manuel Weinberger, Malteser Hospitaldienst Austria/Bundeszentrale, Johannesgasse 2/2/20, A-1010 Wien; [email protected] Thomas Winkelbauer, Institut für Österreichische Geschichtsforschung und Institut für Geschichte, Universität Wien, Universitätsring 1, A-1010 Wien; thomas.winkelbauer@ univie.ac.at Michał J. Witkowski, Plac Akademicki 3/2, PL-41902 Bytom; [email protected] Renate Zedinger, Wien; [email protected] Manfred Zollinger, Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Wirtschaftsuniversität Wien, Welthandelsplatz 1, A-1020 Wien; [email protected]