Frieden und Konfliktmanagement in interkulturellen Räumen: Das Osmanische Reich und die Habsburgermonarchie in der Frühen Neuzeit 3515104348, 9783515104340

Die habsburgisch-osmanischen Beziehungen der Frühen Neuzeit wurden über lange Zeit einseitig als Konfliktgeschichte wahr

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German Pages 389 [394] Year 2013

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Table of contents :
Inhalt
Vorwort
Einleitung
Peace as the Basis of Power in the Courts of Vladislav II of Jagiellon and John I of Szapolyai
Ottoman-Habsburg Relations in the Second Half of the 16th Century: The Ottoman Standpoint
Institutional Control of Violence: Imperial Peace and Local Wars on the Slavonian Border in the Second Half of the 16th Century
The Artful Diplomacy of István Báthory and the Survival of the Principality of Transylvania (1571)
„Friedenspolitik“ in Istanbul im Vorfeld des Langen Türkenkrieges
Friedensoptionen und Friedensstrategien des Fürsten Gábor Bethlen zwischen dem Habsburger- und Osmanenreich (1619–1621)
Die Selbstbehauptung Venedigs gegen das Osmanische Reich: Strategien und Agenten
Dissimulieren in den habsburgisch-osmanischen Friedens- und Waffenstillstandsverträgen (16.–17. Jahrhundert): Differenzen und Divergenzen
The Hardship of Being an Ottoman Tributary: Transylvania at the Peace Congress of Westphalia
Der Friede von Eisenburg 1664 und seine Auswirkung auf die Positionierung der ungarischen politischen Elite
Der Friede von Karlowitz und das Osmanische Reich
Die habsburgisch-osmanische Freundschaft (16.–18. Jahrhundert)
Ökonomische Grundlagen der habsburgisch-osmanischen Diplomatie im 16. und beginnenden 17. Jahrhundert. Ein Problemaufriss
Symbolik, Selbstbild und Beschwichtigungsstrategien: Diplomatische Geschenke der Osmanen für den Wiener Hof (17.–18. Jahrhundert)
İbrahim Müteferrika als transkultureller Vermittler im Osmanischen Reich
Friedensbild und Herrscherbild in osmanisch-habsburgischen Friedensverträgen des 16. und 17. Jahrhunderts
From Holy War to a Balance of Power: Europe and the Ottoman Empire (16th–17th Century)
Vom „größeren cihad“ und dem Glück des Privatmanns: osmanische Argumente für den Frieden
Friedensvorstellungen in der osmanischen Literatur der Frühen Neuzeit
„Enemy Mine“. Das osmanische Feindbild und seine Wandlung in der Habsburgermonarchie der späten Frühneuzeit
Autorenverzeichnis
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Frieden und Konfliktmanagement in interkulturellen Räumen: Das Osmanische Reich und die Habsburgermonarchie in der Frühen Neuzeit
 3515104348, 9783515104340

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Frieden und Konfliktmanagement in interkulturellen Räumen

GEISTESWISSENSCHAFTLICHES ZENTRUM GESCHICHTE UND KULTUR OSTMITTELEUROPAS E.V. AN DER UNIVERSITÄT LEIPZIG Forschungen zur Geschichte und Kultur des östlichen Mitteleuropa Herausgegeben von Winfried Eberhard Adam Labuda Christian Lübke Heinrich Olschowsky Hannes Siegrist Petr Sommer Stefan Troebst Band 45

Frieden und Konfliktmanagement in interkulturellen Räumen Das Osmanische Reich und die Habsburgermonarchie in der Frühen Neuzeit Herausgegeben von Arno Strohmeyer und Norbert Spannenberger unter Mitarbeit von Robert Pech

Franz Steiner Verlag

Das dieser Publikation zugrunde liegende Vorhaben wurde mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter dem Förderkennzeichen 01UG0710 gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei den AutorInnen. Gedruckt mit Unterstützung des Geisteswissenschaftlichen Zentrums Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas e.V. an der Universität Leipzig. Umschlagabbildung: Kalenderblatt auf den Frieden von Passarowitz am 21. Juli 1718. Wien, Albertina, Inv. DG2009/573 (Historische Blätter GM)

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar. Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar. © Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2013 Druck: Laupp & Göbel GmbH, Nehren Gedruckt auf säurefreiem, alterungsbeständigem Papier. Printed in Germany. ISBN 978-3-515-10434-0

Inhalt Vorwort................................................................................................................... 9 Arno Strohmeyer, Norbert Spannenberger Einleitung ............................................................................................................. 11 1. „Friedenspolitik“ und Konfliktvermeidungsstrategien Teréz Oborni, Szabolcs Varga Peace as the Basis of Power in the Courts of Vladislav II of Jagiellon and John I of Szapolyai ........................................................................................ 31 Güneş Işıksel Ottoman-Habsburg Relations in the Second Half of the 16th Century: The Ottoman Standpoint ...................................................................................... 51 Nataša Štefanec Institutional Control of Violence: Imperial Peace and Local Wars on the Slavonian Border in the Second Half of the 16th Century ........................ 63 Teréz Oborni The Artful Diplomacy of István Báthory and the Survival of the Principality of Transylvania (1571) ........................................................... 85 Jan Paul Niederkorn „Friedenspolitik“ in Istanbul im Vorfeld des Langen Türkenkrieges .................. 95 Sándor Papp Friedensoptionen und Friedensstrategien des Fürsten Gábor Bethlen zwischen dem Habsburger- und Osmanenreich (1619–1621) ........................... 109 Ekkehard Eickhoff Die Selbstbehauptung Venedigs gegen das Osmanische Reich: Strategien und Agenten ...................................................................................... 129 2. Friedensverträge und Waffenstillstandsabkommen Ernst D. Petritsch Dissimulieren in den habsburgisch-osmanischen Friedens- und Waffenstillstandsverträgen (16.–17. Jahrhundert): Differenzen und Divergenzen ................................................................................... 145

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Inhalt

Gábor Kármán The Hardship of Being an Ottoman Tributary: Transylvania at the Peace Congress of Westphalia ............................................ 163 Katalin Toma Der Friede von Eisenburg 1664 und seine Auswirkung auf die Positionierung der ungarischen politischen Elite................................... 185 Mónika F. Molnár Der Friede von Karlowitz und das Osmanische Reich ...................................... 197 3. Diplomatie und Diplomaten Arno Strohmeyer Die habsburgisch-osmanische Freundschaft (16.–18. Jahrhundert) .................. 223 Harriet Rudolph Ökonomische Grundlagen der habsburgisch-osmanischen Diplomatie im 16. und beginnenden 17. Jahrhundert. Ein Problemaufriss .......................... 239 Hedda Reindl-Kiel Symbolik, Selbstbild und Beschwichtigungsstrategien: Diplomatische Geschenke der Osmanen für den Wiener Hof (17.–18. Jahrhundert) ......................................................................................... 265 Zsuzsa Barbarics-Hermanik İbrahim Müteferrika als transkultureller Vermittler im Osmanischen Reich..... 283 4. Krieg und Frieden im Diskurs Dennis Dierks Friedensbild und Herrscherbild in osmanisch-habsburgischen Friedensverträgen des 16. und 17. Jahrhunderts................................................. 311 Éva Bóka From Holy War to a Balance of Power: Europe and the Ottoman Empire (16th–17th Century)............................................................................................. 333 Marlene Kurz Vom „größeren cihad“ und dem Glück des Privatmanns: osmanische Argumente für den Frieden............................................................. 343

Inhalt

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Nedim Zahirović Friedensvorstellungen in der osmanischen Literatur der Frühen Neuzeit ......... 361 Ivan Parvev „Enemy Mine“. Das osmanische Feindbild und seine Wandlung in der Habsburgermonarchie der späten Frühneuzeit................................................... 371 Autorenverzeichnis ............................................................................................ 385

Vorwort Die Beiträge dieses Bandes beruhen in der Mehrzahl auf den Vorträgen, die auf der internationalen Fachtagung „Frieden und Konfliktmanagement in interkulturellen Räumen: Das Osmanische Reich in Europa (16.–18. Jh.)“ gehalten wurden, die vom 1. bis 3. Oktober 2009 in Salzburg stattfand. Veranstalter waren die Projektgruppe Osmanischer Orient und Ostmitteleuropa. Vergleichende Studien zu Perzeptionen und Interaktionen in den Grenzzonen am Geisteswissenschaftlichen Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas (GWZO) an der Universität Leipzig und der Fachbereich Geschichte der Universität Salzburg.1 Ziel war es, die von der Forschung vernachlässigten friedlichen Dimensionen der habsburgisch-osmanischen Beziehungen in der Frühen Neuzeit weitergehend zu erschließen. Für die Drucklegung wurden ergänzend weitere Studien aufgenommen. Die beiden Herausgeber bedanken sich bei den Leitern der Leipziger Projektgruppe, Robert Born und Evelyn Wetter, für ihre Unterstützung. Bei der Bearbeitung der englischsprachigen Beiträge half Arnold Ross. Ein besonderer Dank gebührt Robert Pech für seine unersetzliche Hilfe bei der Redaktion der Manuskripte. Leipzig – Salzburg, im August 2012 Norbert Spannenberger – Arno Strohmeyer

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Vgl. Dirks, Dennis: Tagungsbericht: Frieden und Konfliktmanagement in interkulturellen Räumen: Das Osmanische Reich in Europa (16.–18. Jh.). Internationale Fachtagung veranstaltet von der Projektgruppe „Osmanischer Orient und Ostmitteleuropa. Vergleichende Studien zu Perzeptionen und Interaktionen in den Grenzzonen“ am Geisteswissenschaftlichen Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas (GWZO) an der Universität Leipzig und dem Fachbereich Geschichte an der Universität Salzburg, Salzburg, 01. bis 03. Oktober 2009. In: AHF-Information 216 vom 28.10.2009. – Ders.: Tagungsbericht Frieden und Konfliktmanagement in interkulturellen Räumen: Das Osmanische Reich in Europa (16.–18. Jh.). 01.10.2009–03.10.2009, Salzburg. In: H-Soz-u-Kult, 06.01.2010, http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/ tagungsberichte/ id=2933 (21.8.2012).

Arno Strohmeyer, Norbert Spannenberger

Einleitung 1. „Frieden“ und Konfliktmanagement in den habsburgisch-osmanischen Beziehungen als Forschungsaufgabe „As-salaam alaikum. Wir kommen zusammen in einer Zeit großer Spannung zwischen den Vereinigten Staaten und Muslimen auf der ganzen Welt – einer Spannung mit Wurzeln in historischen Kräften, die jenseits jeder Debatte über aktuelle Politik liegen. Das Verhältnis zwischen dem Islam und dem Westen schließt Jahrhunderte der Koexistenz und Kooperation ein, aber auch Konflikte und Religionskriege […].“1 Mit diesen Worten eröffnete Barack Obama seine viel beachtete Grundsatzrede an die islamische Welt, die er am 4. Juni 2009 an der Al-Azhar-Universität in Kairo hielt. Er reichte darin den Muslimen die Hand, um ihr Verhältnis zur westlichen Welt auf eine friedlichere Basis zu stellen. Dabei machte er auf die gemeinsame Geschichte aufmerksam, die von zwei Dimensionen gekennzeichnet sei: Konflikten und Religionskriegen einerseits, Koexistenz und Kooperation andererseits. Das gilt ebenso für die Beziehungen des Osmanischen Reichs zum frühneuzeitlichen Europa, denn Krieg und Frieden wechselten einander ab: So stehen den acht Türkenkriegen, welche die österreichischen Habsburger zwischen 1526 und 1792 führten, mehr als 65 Friedensverträge oder Waffenstillstandsabkommen gegenüber. Ähnlich verhält es sich mit der Republik Venedig, die zwischen 1423 und 1718 ebenfalls acht Kriege gegen die Osmanen führte und im selben Zeitraum mit ihnen über 50 Vereinbarungen abschloss. Zwischen Russland und dem Osmanischen Reich gibt es alleine im 18. Jahrhundert zumindest 29 Verträge.2 Neben den zahlreichen Kriegen gab es somit genauso intensive Bemühungen um Konfliktreduktion und Frieden.3 1 2

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Obama, Barack: Rede, gehalten in Kairo am 4. Juni 2009. Wortlaut (in dt. Übersetzung) in: http:// www.faz.net/aktuell/politik/obama-rede-im-wortlaut-der-islam-ist-ein-teil-amerikas-1810953. html (16.8.2012). Vgl. NOraDOuNghiaN, Gabriel Efendi: Recueil d’Actes Internationaux de l’Empire Ottoman. Bd. 1: 1300–1789. Paris-Leipzig-Neuchatel 1897. – bittNer, Ludwig: Chronologisches Verzeichnis der österreichischen Staatsverträge. Bd. I: Die österreichischen Staatsverträge von 1526 bis 1763. Wien u. a. 1903. – Ders.: Chronologisches Verzeichnis der österreichischen Staatsverträge. Bd. II: Die österreichischen Staatsverträge von 1763 bis 1847. Wien u. a. 1909. Da es für die „Türkenkriege“, das heißt für die militärischen Konflikte europäisch-christlicher Mächte mit dem Osmanischen Reich, die im südöstlichen Europa vom Spätmittelalter bis ins 19. Jahrhundert stattfanden, keine einheitliche Bezeichnung gibt und oftmals mehrere Mächte gemeinsam gegen die Osmanen kämpften, ist eine allgemein gültige Zählung schwierig. So wird der „Fünfte Österreichische Türkenkrieg“ (1683–1699) auch als „Zweiter Russischer“

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Arno Strohmeyer, Norbert Spannenberger

Das kollektive Gedächtnis weiter Teile der europäischen Bevölkerung ist diesbezüglich jedoch von einem starken Ungleichgewicht gekennzeichnet, denn in den öffentlichen Geschichtsbildern dominieren eindeutig die Kriege. Zwar ist das Phänomen „Frieden“ nicht völlig aus der Erinnerung verbannt – an den Abschluss des in den Beziehungen der Habsburgermonarchie zum Osmanischen Reich zentralen Friedens von Zsitvatorok 1606 etwa gemahnt in Radvaň nad Dunajom (ung. Dunaradvány), im Süden der Slowakei, ein kleines Denkmal, in Karlowitz (serb. Sremski Karlovci) befindet sich zur Erinnerung an den dort 1699 abgeschlossenen Frieden eine Friedenskapelle –, die Dominanz der Kriege ist jedoch unübersehbar. Das lässt sich an drei aktuellen Beispielen zeigen: 1. dem Gedenken an die Schlacht bei Mohács 1526 in Ungarn, 2. der Zweiten Türkenbelagerung Wiens 1683 in der österreichischen Erinnerungskultur und 3. an den Debatten über den EU-Beitritt der Türkei in Deutschland. 1. Schlacht bei Mohács 1526: Die Schlacht bildet im Bewusstsein der Bevölkerung Ungarns bis heute ein Schlüsselereignis der nationalen Geschichte. In nur rund eineinhalb Stunden wurde das circa 25.000 Mann starke Heer des Königreichs von der zahlenmäßig überlegenen Armee Süleymans des Prächtigen vernichtend geschlagen. Ungefähr 14.000 Soldaten verloren ihr Leben, darunter viele der höchsten Adeligen und kirchlichen Würdenträger, der König, Ludwig II. (1506–1526), ertrank auf der Flucht, Zehntausende Menschen landeten in der Sklaverei und das Land, das zum Großteil unter osmanische Oberhoheit geriet, verlor schätzungsweise fünf Prozent seiner Gesamtbevölkerung.4 Noch heute lautet ein gängiges ungarisches Sprichwort: „Bei Mohács ging mehr verloren“, das heißt, es hätte auch schlimmer kommen können. Bereits in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts galt die Schlacht als nationale Katastrophe, die das einst selbstständige Königreich zur machtlosen Pufferzone zwischen zwei rivalisierenden Großmächten degradiert habe. Nach dem Ersten Weltkrieg handelte es sich in den Augen der Ungarn neben dem Vertrag von Trianon 1920 um die größte Tragödie der Geschichte des Landes. 1926 errichtete man anlässlich des 400. Jahrestages am Schauplatz des Ereignisses eine monumentale Gedenkkirche, in deren Fundament die Erde aus 3.000 ungarischen Gemeinden, 52 Städten und 25 Höfen einzelner Komitatshäuser eingebracht wurde. Nach der Zeit des Stalinismus, in der die Schlacht etwas in den Hintergrund geriet, da der habsburgische Imperialismus als hauptverantwortlich für den Verlust der Eigenstaatlichkeit galt, kam es 1976, als sie sich zum 450. Mal jährte, zu einer Wiederbelebung und Errichtung einer staatlichen Gedenkstätte mit symbolischen Grabsäulen für die Gefallenen, die sich alsbald zu einem nationalen Wallfahrtsort entwickelte.

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und „Siebenter Venezianischer Türkenkrieg“ bezeichnet. Vgl. für einen Überblick WreDe, Martin: Türkenkriege. In: Enzyklopädie der Neuzeit. Bd. 13: Subsistenzwirtschaft – Vasall. Hg. v. Friedrich Jaeger. Stuttgart-Weimar 2011, 827–839. – kOhNle, Armin: Türkenkriege. In: Theologische Realenzyklopädie. Bd. 34. Berlin u. a. 2002, 181–183. Überblick bei WiNkelbauer, Thomas: 1526 – Die Entstehung der zusammengesetzten Monarchie der österreichischen Linie des Hauses Habsburg. In: Von Lier nach Brüssel. Schlüsseljahre österreichischer Geschichte (1496–1995). Hg. v. Martin scheutz und Arno strOhmeyer. Wien 2010, 59–78.

Einleitung

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2011 schließlich eröffnete Parlamentspräsident László Kövér, ein Gründungsmitglied der gegenwärtig regierenden Partei Fidesz-Bund Junger Demokraten, der auch Ministerpräsident Viktor Orbán bis heute vorsteht, auf dem Gelände ein neues Besucherzentrum, dessen Architektur der Stephanskrone, dem Symbol der staatlichen Eigenständigkeit des Landes, nachempfunden wurde. Die Schlacht steht somit in Ungarn bis heute im Dienst der Politik, die sie einsetzt, um nationale Identität zu stiften.5 2. Zweite Türkenbelagerung Wiens 1683: Als bei der Fußballeuropameisterschaft 2008, die in Österreich und der Schweiz stattfand, die Türkei im Halbfinale in Wien auf Deutschland traf, erschien in der Kronen Zeitung, der mit Abstand auflagenstärksten österreichischen Boulevardzeitung, ein Artikel, in dem es hieß: „Wohlan denn, meine Türken: Weltgeschichte habt Ihr genug geschrieben (wer wüsste das besser als wir hier in Wien?), jetzt ist die Sportgeschichte dran. Die schönere Geschichte. Die Geschichte, die verbindet, statt zu trennen.“6 Der Verfasser, Michael Jeanneé, ein in der Medienszene für seine provokanten und verächtlichen Kommentare berüchtigter Journalist, spielte darin auf die „Türkenkriege“, die bis heute das Wissen der österreichischen Bevölkerung über die habsburgisch-osmanischen Beziehungen beherrschen, als trennendes Element der Beziehungen der Türkei zu den europäischen Staaten an. Eine Schlüsselstellung nimmt dabei die Zweite Türkenbelagerung Wiens 1683 ein: In diesem Jahr unternahm das Osmanische Reich nach einer Phase der Regeneration bekanntlich einen neuerlichen Anlauf zur Eroberung der Donaumetropole, der in einem Fiasko endete, denn die taktisch und waffentechnisch unterlegenen Truppen des Großwesirs Kara Mustafa Pascha wurden von dem vom polnischen König Jan III. Sobieski (1629–1696) angeführten Entsatzheer in der Schlacht am Kahlenberg vernichtend geschlagen.7 In der Folge verloren die Osmanen fast ganz Ungarn an die Habsburgermonarchie, die durch diesen Gebietsgewinn zur europäischen Großmacht aufstieg.8 Das Aufeinandertreffen gilt als zentrales Ereignis der europäischen Geschichte, wie seine Aufnahme in das dreibändige Sammelwerk „Europäische Erinnerungsorte“ belegt, das 2012 erschien.9 In Österreich bildete es bis in die jüngste Vergangenheit einen gesellschaftlichen „Erinnerungsimperativ“ mit regelmäßigen Jubiläen, Denkmalsetzungen, Got5

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Vgl. spaNNeNberger, Norbert/Öze, Sándor: „Wir brauchen Mohács!“ Historiographie und politische Instrumentalisierung der Erinnerung an eine nationale Niederlage in Ungarn. In: Südosteuropa: Von vormoderner Vielfalt und nationalstaatlicher Vereinheitlichung. Festschrift für Edgar Hösch. Hg. v. Konrad cleWiNg und Oliver Jens schmitt. München 2005, 327–349. JeaNNeé, [Michael]: Die Türken, der Fußball, die Weltgeschichte Jeanneés. In: Kronen Zeitung, 22.6.2008, 55. Vgl. stOye, John: Die Türken vor Wien. Schicksalsjahr 1683. Graz 2010. Zur Forschungsgeschichte siehe krOeNer, Bernhard R.: Wien 1683. Internationale Politik und Kriegführung im 17. Jahrhundert – Probleme der Forschung. In: Zeitschrift für Historische Forschung 12 (1985), 181–216. Vgl. petritsch, Ernst D.: Die Schlacht am Kahlenberg 1683. In: Europäische Erinnerungsorte. Bd. 2: Das Haus Europa. Hg. v. Pim de bOer, Heinz DuchharDt, Georg kreis und Wolfgang schmale. München 2012, 413–419.

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tesdiensten, Umzügen und Ausstellungen.10 Alleine im Raum Wien gemahnen noch immer weit mehr als einhundert Monumente an die Schlacht, und Prinz Eugen gilt ob seiner in den anschließenden Kämpfen erfochtenen Siege als einer der „großen Helden“ der österreichischen Geschichte.11 Die Festlichkeiten anlässlich der 300. Wiederkehr der Belagerung 1983 standen ganz im Zeichen des gleichzeitig stattfindenden Besuchs von Papst Johannes Paul II., der am 12. September, dem Jahrestag der Schlacht am Kahlenberg, einen Gottesdienst zelebrierte. Bei den Feierlichkeiten wich man allerdings von einer einseitigen, auf die Osmanen als „Erbfeind“ fixierten Sicht ab. So nahmen an einem zeitgleich organisierten internationalen Symposion auch türkische Historiker teil, und die 13 Ausstellungen, die in und rund um Wien inszeniert wurden, konzentrierten sich auf den Prunk und die zivilisatorischen Errungenschaften der Osmanen, während sie das Blutvergießen und die von beiden Seiten begangenen Kriegsgräuel weitgehend ausklammerten. Das deutsche Nachrichtenmagazin Der Spiegel meinte diesbezüglich, im Zeitalter des Massentourismus und der Migration von Gastarbeitern habe sich der Schrecken offenbar zur Idylle gewandelt, weiche religiöser Fanatismus toleranter Neugier.12 Dass dies zu optimistisch war, belegt die Instrumentalisierung der Türkenfurcht durch rechtspopulistische Kreise im Wiener Gemeinderatswahlkampf 2010:13 In einer allen Wiener Haushalten zugestellten Comic-Broschüre mit dem Titel „Sagen aus Wien“ fordert der Vorsitzende der Freiheitlichen Partei Österreichs, HeinzChristian Strache, an der Seite einer dem Prinzen Eugen nachempfundenen Figur, nach der Erinnerung an die Ereignisse von 1683, einen kleinen Jungen auf, dem „Mustafa“ mit einer Steinschleuder „eine aufzubrennen“, was dann auch geschieht. Zur Belohnung erhält er eine Burenwurst.14 3. Debatten über den EU-Beitritt der Türkei: Das konfliktorientierte Bild von den Beziehungen zum Osmanischen Reich ist im kollektiven Gedächtnis so fest verankert, dass die Türkenkriege in Deutschland sogar als Argument gegen einen 10

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Vgl. scheutz, Martin: 1683 – Zweite Türkenbelagerung Wiens. Internationale Konflikte, beginnende Zentralisierung der zusammengesetzten Habsburgermonarchie und Konfessionalisierung. In: Von Lier nach Brüssel (wie Anm. 4), 111–135. – rauscher, Peter: Die Erinnerung an den Erbfeind. Die „Zweite Türkenbelagerung“ Wiens 1683 im öffentlichen Bewusstsein Österreichs im 19. und 20. Jahrhundert. In: Repräsentationen der islamischen Welt im Europa der Frühen Neuzeit. Hg. v. Gabriele haug-mOritz und Ludolf pelizaeus. Münster 2010, 278– 305. – lepetit, Mathieu: Die Türken vor Wien. In: Deutsche Erinnerungsorte. Bd. I. Hg. v. Étienne FraNçOis und Hagen schulze. München 2003, 391–406. Vgl. heiss, Johann/FeichtiNger, Johannes: Wiener „Türkengedächtnis“ im Wandel. Historische und anthropologische Perspektiven. In: Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft 38/2 (2009), 249–263, hier 255. – suppaNz, Werner: Österreichische Geschichtsbilder. Historische Legitimationen in Ständestaat und Zweiter Republik. Köln-Weimar-Wien 1998, 173–177. – VOcelka, Karl: Glanz und Untergang der höfischen Welt. Repräsentation, Reform und Reaktion im habsburgischen Vielvölkerstaat. Wien 2001, 42–46. cyrus, Inge: Der Stephansdom im Türkensturm. In: Der Spiegel 23, 6.6.1983, 114 f., hier 115, online: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14021679.html (17.8.2012). Zur Bedeutung antitürkischer Vorurteile in der aktuellen österreichischen Integrationsdebatte und deren historischen Wurzeln ÖzkaN, Duygu: Türkenbelagerung. Wien 2011. Die Broschüre als Kurzvideo unter http://www.youtube.com/watch?v=QSQ2qgKsrrU (17.8.2012).

Einleitung

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Beitritt der Türkei zur Europäischen Union angeführt wurden. So meinte Hans-Ulrich Wehler 2002 in einem Artikel in der Wochenzeitung Die Zeit: „Das muslimische Osmanenreich hat rund 450 Jahre lang gegen das christliche Europa nahezu unablässig Krieg geführt […]. Das ist im Kollektivgedächtnis der europäischen Völker, aber auch der Türkei tief verankert. Es spricht darum nichts dafür, eine solche Inkarnation der Gegnerschaft in die EU aufzunehmen.“15 Ähnlich führte Heinrich August Winkler im Jahr darauf in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung aus, die Vergangenheit bilde beim Beitritt der Türkei zur Europäischen Union ein „Ehehindernis“, da sie aufgrund vieler trennender Elemente die Ausbildung einer umfassenden europäischen Identität verhindere.16 Weniger einseitig ist die Frühneuzeitforschung, denn hier finden nichtkriegerische Kontakte des Osmanischen Reichs zu Europa im Allgemeinen und zur Habsburgermonarchie im Besonderen schon seit Längerem Aufmerksamkeit.17 So veröffentlichten Fernand Braudel und Immanuel Wallerstein in den 1970er Jahren ihre einflussreichen Thesen über ökonomische Vernetzungen und Weltwirtschaftssysteme, als deren Folge sich wirtschaftliche Abhängigkeiten von den europäischen Märkten zu einem Leitthema der Osmanenforschung entwickelten.18 Auch wenn einzelne Friedensverträge untersucht wurden, blieb das Thema „Frieden“ insgesamt doch weiterhin im Schatten der Kriege, deren Erforschung eine so lange Tradition besitzt, dass man dafür sogar einen eigenen Terminus schuf: „Türkenkriegsforschung“.19 Eine 1955 veröffentlichte Bibliografie zu den beiden Türkenbelagerungen Wiens verzeichnet mehr als 4.000 Titel,20 und in einem 2002 publizierten Sammelband über die Erforschung der Geschichte des Osmanischen Reichs auf dem Balkan wird die Schlacht von Mohács häufiger erwähnt als alle Friedensverträge zusammen, einschließlich des für die Staatswerdung der Türkei zentralen Friedens von Lausanne 1923.21 Das „Zeitalter der Türkenkriege“ bildete

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Wehler, Hans-Ulrich: Die Selbstzerstörung der EU durch den Beitritt der Türkei. In: Konflikte zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Essays. Hg. v. Dems. München 2003, 41–53, hier 46. – Ders.: Das Türkenproblem. Der Westen braucht die Türkei – etwa als Frontstaat gegen den Irak. Aber in die EU darf das muslimische Land niemals. In: Die Zeit, 12.9.2002, online: http://www.zeit. de/2002/38/200238_tuerkei.contra.xml (24.8.2012). WiNkler, Heinrich August: Europa am Scheideweg. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.11.2003, 10. – Ders.: Ehehindernisse. Gegen einen EU-Beitritt der Türkei. In: Süddeutsche Zeitung, 23.11.2002, 13. Vgl. Das Osmanische Reich und die Habsburgermonarchie. Akten des internationalen Kongresses zum 150-jährigen Bestehen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung Wien, 22.–25. September 2004. Hg. v. Marlene kurz, Martin scheutz, Karl VOcelka und Thomas WiNkelbauer. Wien-München 2005. Vgl. FarOqhi, Suraiya/aDaNir, Fikret: Introduction. In: The Ottomans and the Balkans. A Discussion of Historiography. Hg. v. DeNs. Leiden-Boston-Köln 2002, 1–55, hier 21–24. teply, Karl: Das österreichische Türkenkriegszeitalter. In: Die Türkenkriege in der historischen Forschung. Hg. v. Zygmunt abrahamOWicz u. a. Wien 1983, 5–51, hier 5. sturmiNger, Walter: Bibliographie und Ikonographie der Türkenbelagerungen Wiens 1529 und 1683. Graz-Köln 1955. Vgl. The Ottomans and the Balkans (wie Anm. 18).

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Arno Strohmeyer, Norbert Spannenberger

lange auch eine Epochenbezeichnung der österreichischen beziehungsweise habsburgischen Geschichte.22 Abgesehen davon, dass es offenbar grundsätzlich einfacher ist, über Krieg zu schreiben als über Frieden,23 sind die Ursachen für das Ungleichgewicht in den kollektiven Gedächtnissen wie in der Forschung breit gefächert: – Eine entscheidende Rolle spielen schlichtweg Anzahl, Dauer und Kontinuität der Türkenkriege, bei denen es sich um ein allgemeines und dauerhaftes Phänomen der europäischen Geschichte handelt. – Ein weiterer Grund ist ihre bedeutende Stellung in den zeitgenössischen Lebenswelten, denn im Bewusstsein der Menschen waren die Kriege selbst in Friedenszeiten stets präsent: in Legenden, der Überlieferung, im kollektiven Gedächtnis, in traumatischen Erfahrungen, in Zukunftsängsten und apokalyptischen Prophezeiungen.24 – Die Türkenkriege waren für die Entstehung der Habsburgermonarchie in mehrfacher Hinsicht von entscheidender Bedeutung, denn sie förderten das Solidaritätsgefühl und bewirkten die innenpolitische Stabilisierung des nur locker verbundenen Herrschaftskomplexes. Bei der Organisation der Türkenabwehr mussten vor allem in den Erbländern Landesfürst, Adel und Stände an einem Strang ziehen, was nicht zuletzt aufgrund religiöser und politischer Differenzen sonst keineswegs immer der Fall war. Gleichzeitig wirkten die Türken identitätsbildend, repräsentierten sie doch das Andere, jenes Gegenbild, das Gemeinschaften benötigen, um sich nach außen abzugrenzen. Schließlich ist darauf hinzuweisen, dass die Türkengefahr in Böhmen wie in Ungarn ein wichtiger Impuls war, Ferdinand I. auf den Thron zu heben und damit jene drei Herrschaftsräume miteinander zu verbinden, aus denen sich die Habsburgermonarchie entwickelte.25 – Eine besonders wichtige Rolle spielen die Politisierung der Historiografie und nationale Geschichtsbilder. Es ist praktisch unmöglich, sich in dem Labyrinth nationaler Erinnerungskulturen in den Nachfolgestaaten des Osmanischen Reichs im östlichen und südöstlichen Europa zurechtzufinden, die Ansicht, die osmanische Herrschaft habe die Entwicklung der eigenen Nationalstaatlichkeit gehemmt, ist jedoch ein weitverbreitetes Narrativ, das die gewaltsame Eroberung durch die Osmanen wie die Befreiungskriege zu wichtigen Erinnerungsorten macht.26 Gyula Szekfű etwa, in der Zwischenkriegszeit einer der bedeu22 23 24

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teply (wie Anm. 19). Vgl. gittiNgs, John: The Glorious Art of Peace. From the Iliad to Iraq. Oxford 2012. Vgl. etwa barbarics-hermaNik, Zsuzsa: Reale oder gemachte Angst? Türkengefahr und Türkenpropaganda im 16. und 17. Jahrhundert. In: Türkenangst und Festungsbau. Wirklichkeit und Mythos. Hg. v. Ders. und Harald heppNer. Frankfurt/Main 2009, 43–75. – WreDe (wie Anm. 3), 837. Vgl. sturmberger, Hans: Türkengefahr und österreichische Staatlichkeit. In: Südostdeutsches Archiv 10 (1967), 132–145. trOebst, Stefan: Vertraute Fremdheit: Das Osmanische Reich in der makedonischen Geschichtskultur. In: Vergangene Größe und Ohnmacht in Ostmitteleuropa: Repräsentationen imperialer Erfahrung in der Historiographie seit 1918. Hg. v. Frank haDler und Mathias meseNhÖller. Leipzig 2007, 159–168, hier 159. – Kopčan, Vojtech: Die tschechoslowakische Lite-

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tendsten Historiker Ungarns, interpretierte die Türkenkriege als Auseinandersetzung des zivilisierten europäischen Westens mit dem orientalischen Osten und die Herrschaft der Osmanen als Epoche des kulturellen und ethnischen Verfalls des Königreichs.27 In Bulgarien und Griechenland diente das „türkische Joch“ bis in die jüngste Vergangenheit zur Rechtfertigung für Modernisierungsrückstände in Staat, Gesellschaft und Kultur.28 Auch wenn einige Nationalhistoriografien von dieser Sichtweise abrückten – in Ungarn etwa fand in den 1970er und 1980er Jahren eine Diskussion über die Frage statt, ob es nach der Schlacht bei Mohács nicht klüger gewesen wäre, das Königreich unter osmanische Oberhoheit zu stellen, denn das hätte nach 1918 die Chancen verbessert, sich wenigstens zu einem mittelgroßen, und nicht zu einem kleinen Nationalstaat zu entwickeln29 – oder, wie das Beispiel Makedonien zeigt, zu einem differenzierteren Urteil gelangen,30 blieb das Interesse am Thema Frieden gering. Letzteres gilt auch für die türkische Historiografie.31 Die Erforschung der kriegerischen Dimensionen der habsburgisch-osmanischen Beziehungen ist zweifelsohne berechtigt, denn deren enormes Gewicht zu ignorieren, würde bedeuten, der Vergangenheit Gewalt anzutun. Problematisch wird das jedoch, wenn die Bemühungen um Frieden und Konflikteindämmung, die es genauso gegeben hat, nicht ebenfalls die entsprechende Aufmerksamkeit finden und es dadurch zu einem verzerrten Gesamtbild kommt. Auch wenn die Geschichtsforschung nicht im Dienst der Politik stehen will, ihre Ergebnisse tun es unweigerlich. In Anbetracht der daraus resultierenden Verantwortung ist es unerlässlich, ein einseitiges oder verzerrtes Geschichtsbild zu korrigieren und auf weitere Erinnerungsoptionen aufmerksam zu machen. Damit lässt sich ein Bogen zu der eingangs angeführten Rede Barack Obamas schlagen, in welcher der Präsident ausführte: „Solange unser Verhältnis durch unsere Differenzen definiert ist, werden wir denjenigen mehr Macht verleihen, die Hass säen statt Frieden, und die Konflikte fördern statt die Zusammenarbeit, die allen unseren Menschen helfen kann, Gerechtigkeit und Wohlstand zu erreichen. Dieser Kreislauf von Argwohn und Zwietracht muss enden.“32

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ratur zu den Türkenkriegen. In: Die Türkenkriege (wie Anm. 19), 79–97. – serbaN, Constantin: Die rumänische Geschichtsliteratur über die Kriege gegen die Osmanen und deren internationale Auswirkungen im 16., 17. und 18. Jahrhundert. In: Ebd., 99–118. – Moačanin, Nenad: Die Türkenkriege des 16. bis 18. Jahrhunderts in der jugoslawischen Literatur nach 1945. In: Ebd., 143–163. Vgl. DáViD, Géza/FODOr, Pál: From Philological to Historical Approach: Twentieth-Century Hungarian Historiography of the Ottoman Empire. In: Vergangene Größe (wie Anm. 26), 147– 158. – Dies.: Hungarian Studies in Ottoman History. In: The Ottomans and the Balkans (wie Anm. 18), 305–349, hier 337–340. Vgl. trOebst (wie Anm. 26), 159. Die Diskussion bei FarOqhi/aDaNir (wie Anm. 18), 53 f. Vgl. trOebst (wie Anm. 26), 159–167. Vgl. FarOqhi/aDaNir (wie Anm. 18), 9–17. – kuNt, Metin: Türkische Beiträge zur Untersuchung der Beziehungen zwischen dem Osmanischen und dem Habsburger-Reich. In: Die Türkenkriege (wie Anm. 19), 165–183. Obama (wie Anm. 1).

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2. Konzeptionelle Überlegungen Der Band schließt an aktuelle Entwicklungen der Erforschung der Geschichte des Osmanischen Reichs an, die dem Themenkomplex „Koexistenz und Kooperation“ verstärkt Beachtung schenken. So erforscht die Projektgruppe Osmanischer Orient und Ostmitteleuropa des GWZO an der Universität Leipzig seit 2006 in transnational vergleichender Perspektive wechselseitige Wahrnehmungen und Austauschprozesse in den Grenzräumen zwischen dem Osmanischen Reich und dem östlichen Europa, wobei das historische Ungarn, Böhmen und Polen-Litauen regionale Schwerpunkte bilden.33 Zu nennen sind ferner der 1996 eingerichtete, an der Universität Zagreb angesiedelte internationale Forschungsverbund Triplex Confinium, der die Grenzen des Imperiums zur Republik Venedig und zur Habsburgermonarchie im 16. bis 18. Jahrhundert untersucht,34 sowie das 2008 an der Universität Gießen gegründete Wissenschaftliche Netzwerk der Deutschen Forschungsgemeinschaft Das osmanische Europa – Methoden und Perspektiven der Frühneuzeitforschung zu Südosteuropa, das sich um einen multiperspektivischen Zugang bemüht, der die vielfältige Einbindung des Osmanischen Reichs in das frühneuzeitliche Europa sichtbar machen soll.35 Eine allgemeingültige oder unumstrittene Definition von „Frieden“ gibt es in der Forschung nicht, etabliert hat sich jedoch die Unterscheidung zwischen einem positiven und negativen Begriffsverständnis.36 Um die Perspektive nicht einzuengen, wurde es den Autorinnen und Autoren des Bandes freigestellt, mit welcher von beiden Auslegungen sie operieren. Demgemäß wird unter Frieden einerseits die Abwesenheit von Krieg verstanden, wie es Thomas Hobbes in seiner Staatsphilosophie klassisch formulierte: „Denn was ist der Krieg anderes als jene Zeit, wo der Wille, mit Gewalt seinen Streit auszufechten, durch Worte und Taten deutlich erklärt wird? Die übrige Zeit nennt man den Frieden.“37 Greift man Weiterentwicklungen dieses Begriffsverständnisses in der Historischen Friedensforschung auf, ließe sich auch von einem Zustand geringer kollektiver beziehungsweise militärischer Gewaltverdichtung sprechen,38 was im Kontext der habsburgisch-osmanischen Beziehungen insofern sinnvoll scheint, als an der Militärgrenze selbst in „Friedenszeiten“ wechselseitige Übergriffe auf der Tagesordnung standen.39 Ande33 34 35 36 37 38 39

Kurzdarstellung der Projektgruppe mit den Teilprojekten und Aktivitäten unter http://www. uni-leipzig.de/~gwzo/index.php?option=com_content&view=article&id=298&Itemid=570 (17.8.2012). Kurzdarstellung unter http://www.ffzg.unizg.hr/pov/zavod/triplex/ (12.8.2012). Zielsetzungen des Netzwerks: http://www.osmanisches-europa.de/ (17.8.2012). Vgl. WOlFrum, Edgar: Krieg und Frieden in der Neuzeit: Vom Westfälischen Frieden bis zum Zweiten Weltkrieg. Darmstadt 2003, 10–14. – Perspektiven der historischen Friedensforschung. Hg. v. Benjamin ziemaNN. Essen 2002. hObbes, Thomas: Vom Menschen. Vom Bürger. Elemente der Philosophie 2/3. Eingel. u. hg. v. Günter gaWlick. Hamburg 1994, § 12. kater, Thomas: Über Gewalt und Frieden: Bilder des Politischen. In: Perspektiven (wie Anm. 36), 57–85, hier 59–61. Vgl. pálFFy, Géza: Türkenabwehr, Grenzsoldatentum und die Militarisierung der Gesellschaft in Ungarn in der Frühen Neuzeit. In: Historisches Jahrbuch 123 (2003), 111–148. – Ders.: Die

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rerseits werden auch positive Friedensvorstellungen analysiert, das heißt jene zeitgenössischen Konzepte und Ideen, die unter Frieden bestimmte soziale und politische Verhältnisse verstanden, die anzustreben seien. Hier gab es eine große Bandbreite an Anschauungen, die oftmals stark von der Religion geprägt waren, wobei sich „innere“, auf das Gemeinwesen bezogene, und „internationale“ Dimensionen überschneiden konnten. Beide Begriffsdefinitionen verweisen auf einen dynamischen Charakter von Frieden, zu dem auch jene politischen Handlungen, Verhaltensweisen und Strategien zu zählen sind, die auf Deeskalation, also auf die Verhütung oder wenigstens Reduktion des Konfliktpotenzials und der Anwendung militärischer Gewalt abzielten. Dieses „Konfliktmanagement“ war in den habsburgisch-osmanischen Beziehungen keine einfache Angelegenheit, denn es mussten nicht nur fundamentale machtpolitische Gegensätze gezähmt, sondern auch tief greifende kulturelle Differenzen überwunden werden; es ging nicht nur um Frieden zwischen politischen Gegnern, sondern auch sehr verschiedenartigen Kulturen. Ausgehend von einem „weiten“ Verständnis von Kultur sind damit Unterschiede bei der Gesamtheit der symbolischen Hervorbringungen des Menschen gemeint, also religiöse Differenzen ebenso wie Sprachprobleme, unterschiedliche Normen und Rechtssysteme, Institutionen, internalisierte Verhaltensformen, Wissensordnungen, Wertesysteme, Ideologien, zeremonielle Handlungen und Konstruktionen von Identität.40 Die habsburgisch-osmanischen Beziehungen wiesen diesbezüglich tiefe Brüche auf, unter denen der Gegensatz zwischen Christentum und Islam hervorsticht, der aufgrund der engen Verflechtung zwischen Religion und Politik in alle Bereiche des Zusammenlebens wirkte und enormes Konfliktpotenzial in sich barg. So verstanden sich beide Reiche als Führungsmacht ihres Glaubens, für dessen Schutz sich der Sultan in Konstantinopel wie der Kaiser in Wien hauptverantwortlich zeigen musste, da es sich dabei um einen wesentlichen Faktor der Herrschaftslegitimation handelte. Verschärfend wirkten religiös besetzte Eroberungsideologien, auf christlicher Seite etwa die noch immer anzutreffenden Ideen vom Heiligen Krieg und Kreuzzug, die mannigfach in die Türkenkriege einflossen und von den Habsburgern propagandistisch zur Mobilisierung ihrer Untertanen, zur Bildung von Bündnissen sowie zur Legitimation ihrer Feldzüge eingesetzt wurden. Noch im Großen Türkenkrieg (1683–1699) diente die Kreuzzugrhetorik der Verhüllung der machtpolitischen Interessen der Dynastie.41 Bei den Osmanen ist die Vorstellung

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Türkenabwehr der Habsburgermonarchie in Ungarn und Kroatien im 16. Jahrhundert: Verteidigungskonzeption, Grenzfestungssystem, Militärkarthographie. In: Türkenangst und Festungsbau (wie Anm. 24), 79–108. – petrić, Hrovje: The Fortress as an Economic Factor: The Slavonian Military Border in the 17th Century. In: Ebd., 109–128. – spaNNeNberger, Norbert: Konfessionsbildung unter den Grenzsoldaten im osmanischen Grenzraum Ungarns im 16. Jahrhundert. In: Formierungen des konfessionellen Raumes in Ostmitteleuropa. Hg. v. Evelyn Wetter. Stuttgart 2008, 281–295. – ŠteFaNec, Nataša: Demographic Changes on the Habsburg-Ottoman Border in Slavonia (c. 1570–1640). In: Das Osmanische Reich (wie Anm. 17), 551–578. Zu diesem Verständnis von Kultur vgl. stOllberg-riliNger, Barbara: Einleitung: Was heißt Kulturgeschichte des Politischen? In: Was heißt Kulturgeschichte des Politischen? Hg. v. Ders. Berlin 2005, 1–10. Vgl. schreiNer, Klaus: Kriege im Namen Gottes, Jesu und Mariä. Heilige Abwehrkämpfe ge-

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vom cihad zu nennen, die allerdings aufgrund unterschiedlicher Auslegungsmöglichkeiten nicht automatisch zu einer aggressiven Außenpolitik führen musste und keineswegs alleine für den enormen militärischen Expansionsdrang verantwortlich gemacht werden kann, den das Osmanische Reich lange Zeit auszeichnete. Ein weiteres Beispiel ist die Außendarstellung der Sultane als gazi, als ein mit bestimmten Eigenschaften ausgestatteter vorbildlicher Kämpfer für den Islam.42 Die kulturellen Gegensätze dürfen nicht auf die Religion reduziert werden,43 denn die komplizierte ethnisch-nationale Gemengelage Ostmittel- und Südosteuropas, die im Mittelalter zu mehr oder weniger dauerhaften, einander geografisch teilweise überschneidenden Herrschaftsbildungen mit unklaren Souveränitätsansprüchen und umstrittenen staatlich-politischen Traditionen geführt hatte, ist ebenfalls zu berücksichtigen. Ferner muss beachtet werden, dass mit dem Osmanischen Reich und der Habsburgermonarchie zwei großräumige Machtakkumulationen aufeinandertrafen, die aggressive imperiale Verhaltensweisen an den Tag legten:44 die permanente Bereitschaft zur Expansion, die Überzeugung, der Gegenseite zivilisatorisch überlegen zu sein, einen Drang zur Verbreitung einer bestimmten Weltanschauung (hier bestehen enge Zusammenhänge zur Religion) und damit in Zusammenhang die Verfolgung einer „imperialen Mission“, beispielsweise die Errichtung eines Weltreichs. Der osmanische Anspruch auf die Weltherrschaft besaß türkische, persische und islamische Wurzeln, die Annahme des oströmischen Kaisertitels nach der Eroberung Konstantinopels 1453 verstärkte ihn.45 Das bei habsburgischen Kaisern anzutreffende Selbstverständnis, ein Universalmonarch und deshalb allen anderen Herrschern überlegen zu sein, hat seine Ursprünge in römischen und christlichen Traditionen.46

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gen die Türken im späten Mittelalter und in der Frühen Neuzeit. In: Heilige Kriege. Religiöse Begründungen militärischer Gewaltanwendung: Judentum, Christentum und Islam im Vergleich. Hg. v. Dems. München 2008, 151–192, hier 169–186. Zur Dynamik siehe FarOqhi, Suraiya: Die Legitimation des Osmanensultans: Zur Beziehung von Religion, Kunst und Politik im 16. und 17. Jahrhundert. In: Zeitschrift für Türkeistudien 2 (1989), 49–67. Zur Kritik an solchen vereinfachten Sichtweisen NeuWirth, Angelika: Gewalttexte und Versöhnungsliturgien im Judentum, Christentum und Islam. In: Europäische und islamisch geprägte Länder im Dialog. Gewalt, Religion und interkulturelle Verständigung. Hg. v. Christoph WulF, Jacques pOulaiN und Fathi triki. Berlin 2006, 48–61, hier 49. Während die Ansicht, das Osmanische Reich sei ein Imperium gewesen, in der Forschung kaum angefochten wird, ist dies für die Habsburgermonarchie umstritten. Allerdings lassen sich verschiedene imperiale Dimensionen beobachten. Vgl. dazu strOhmeyer, Arno: Die Habsburgermonarchie in der Frühen Neuzeit – ein Imperium? Ein Problemaufriss. In: Imperien und Reiche in der Weltgeschichte. Epochenübergreifende und globalhistorische Vergleiche. Hg. v. Sabine Fick, Michael gehler und Robert rOlliNger. Wiesbaden 2013 (im Druck). Vgl. thOrau, Peter: Von Karl dem Großen zum Frieden von Zsitva Torok. Zum Weltherrschaftsanspruch Sultan Mehmeds II. und dem Wiederaufleben des Zweikaiserproblems nach der Eroberung Konstantinopels. In: Historische Zeitschrift 279 (2004), 309–334. Vgl. bOsbach, Franz: Monarchia universalis. Ein politischer Leitbegriff der frühen Neuzeit. Göttingen 1988. – strOhmeyer, Arno: Ideas of Peace in Early Modern Models of International Order: Universal Monarchy and Balance of Power in Comparison. In: Peace, War and Gender from Antiquity to the Present. Cross-Cultural Perspectives. Hg. v. Jost DülFFer und Robert FraNk. Essen 2009, 65–80.

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Erfolgreiches Konfliktmanagement musste diese radikale Verschiedenheit regulieren. Insgesamt betrachtet handelte es sich daher um eine Sonderform interkultureller Kommunikation.

3. Gliederung des Bandes – Überblick über die Beiträge Der Band ist in vier Kapitel gegliedert, die umfassenden Forschungsfeldern entsprechen und in Einzelstudien exemplarisch erschlossen werden: 1. „Friedenspolitik und Konfliktvermeidungsstrategien“, 2. „Friedensverträge und Waffenstillstandsabkommen“, 3. „Diplomatie und Diplomaten“ und 4. „Krieg und Frieden im Diskurs“. Die 20 Autorinnen und Autoren stammen aus beziehungsweise haben wesentliche Teile ihrer wissenschaftlichen Sozialisation in folgenden Ländern erfahren: Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Deutschland, Kroatien, Österreich, der Türkei und Ungarn. Auf diese Weise soll eine nationalgeschichtlich verengte Sichtweise verhindert und ein breiter Ausschnitt aus der bunten Palette historiografischer Methoden gegeben werden, mit denen das Themenfeld „Krieg-Frieden“ in der Forschung gegenwärtig erschlossen wird. Die Beiträge des ersten Kapitels „Friedenspolitik und Konfliktvermeidungsstrategien“ beschäftigen sich mit den Voraussetzungen des Konfliktmanagements und seinen Verlaufsformen. Unter welchen Bedingungen kam es zu Phasen der Gewalteindämmung und des relativen Friedens? Ging es nur darum, einen günstigeren Zeitpunkt für einen neuerlichen Feldzug abzuwarten? Welchen Einfluss hatten innenpolitische und internationale Konstellationen? Die Studien bewegen sich einerseits auf der umfassenden Ebene der beiden Herrschaftsräume, andererseits beziehen sie die mikrohistorischen Dimensionen ein, die Außenbeziehungen grundsätzlich besitzen, also auch die politischen Entscheidungsträger und deren Handlungsmotive. Ausgehend von zwei die ungarische Geschichte des 15./16. Jahrhunderts prägenden Protagonisten verfolgen Teréz Oborni und Szabolcs Varga im ersten Beitrag dieses Bandes die Legitimierung zweier solcher politischen Entscheidungsträger, Vladislav II. und Johann Zápolya, die betonen, als gerechte und fromme Obrigkeiten in „ihrem Land“ Frieden zu schaffen. Dass sich beide freilich zur Umsetzung dieser intrinsischen Motivation von Fürsorge unterschiedlicher Strategien bedienen mussten, wie der Autor belegt, bedurften schon die Veränderungen der Zeit auf der Makroebene, standen sich doch ab dem ausgehenden 15. Jahrhundert ein politisch wie militärisch geschwächtes ungarisches Reich sowie das potente und mit einem universalistischen Herrschaftsanspruch auftretende Osmanische Reich gegenüber. Işıksel Güneş zeichnet in seiner Abhandlung, die den Zeitraum von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis zum Ausbruch des Langen Türkenkrieges betrachtet, die Beziehung der Osmanen zu dem neuen, den mitteleuropäischen Raum kontrollierenden Reich der Habsburger nach. Das vorrangige Ziel der osmanischen Politik dieses Zeitraums war es demnach, ein militärisches Vordringen des Habsburgerreiches durch Erhalt weiter Teile Ungarns als „Pufferzone“ zu verhindern. Diese „Kunst der Eindämmung“ zur Vermeidung von Konflikten unter gleichzeitiger Stärkung loka-

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ler Machthaber erhielt den Status quo und akzentuierte auf beiden Seiten die Wahrnehmung der politischen Beziehung als freundschaftlich. Einer näheren Betrachtung unterzieht Nataša Štefanec in ihren Ausführungen einen Teil der Militärgrenze, nämlich den slawonischen Abschnitt. Die Autorin fragt dabei nach den frühmodernen staatlichen Strukturen, richtet ihr Augenmerk aber auch auf den Kosmos der Grenzbewohner, die den Plünderungen und Zerstörungen beidseits der Grenze ausgesetzt waren und diese genauso, wie obrigkeitliche Institutionen, einzudämmen versuchten, wobei es zwischen beiden auch zu Differenzen und Friktionen kam. Teréz Oborni geht in ihrem Beitrag auf den geschickt zwischen den beiden Reichen agierenden Stephan Báthory ein, der sich mit der Unterstützung des Sultans zum Fürsten von Siebenbürgen wählen ließ und frühzeitig erkannte – wie die Autorin nachweist –, dass, obgleich die Habsburger Siebenbürgen als integralen Bestandteil der ungarischen Krone ansahen und ihre Exspektanz nicht aufgaben, die militärische Macht auf Seiten der Osmanen war. Dementsprechend richtete er seine Diplomatie auf den Erhalt des Status quo zwischen den beiden Reichen aus und vermied so feindliche Auseinandersetzungen um die Oberhoheit über das Fürstentum Siebenbürgen. Dass Friedenspolitik und Vermeidungsstrategien Kriege nicht gänzlich ausschließen konnten, beleuchtet Jan Paul Niederkorn am Beispiel einiger Diplomaten an der Hohen Pforte. Anhand von Ego-Dokumenten legt er die Rivalitäten, Kabalen und Bestechungen der Abgesandten offen, die im Vorfeld des Langen Türkenkrieges eben diesen nicht vermeiden konnten und somit auf strukturelle Defizite dieser Art des Interessenausgleichs zum damaligen Zeitpunkt weisen. Einen Einblick in das 17. Jahrhundert gewährt Sándor Papp, indem er den siebenbürgischen Fürsten Gábor Bethlen in den Mittelpunkt seiner Ausführungen stellt. Deutlich hebt der Autor das Ringen Bethlens zwischen eigenen machtpolitischen Vorstellungen und realpolitischen Gegebenheiten hervor: Eingebettet in die Konflikte des beginnenden Dreißigjährigen Kriegs in Böhmen nutzte dieser die Gunst und fiel in die nordungarischen Komitate ein mit dem Ziel, sich zum ungarischen König wählen und krönen zu lassen. Seine Versuche, das Osmanische Reich gegen das Habsburgerreich in Stellung zu bringen, misslangen ob der Vorbehalte osmanischer Würdenträger, die eine einschneidende Veränderung der gefundenen Ordnung im Frieden von Zsitvatorok fürchteten, gleichzeitig aber einer Schwächung des habsburgischen Reichs geneigt gegenüberstanden. So wurde Bethlen zwar zum ungarischen König gewählt, die mangelnde militärische Unterstützung seitens der Osmanen verhinderte allerdings seine Krönung sowie weitere Feldzüge in die habsburgischen Kernländer. Einen Exkurs nach Südeuropa bietet der Beitrag von Ekkehard Eickhoff, der die Strategien der Serenissima, sich dem Osmanischen Reich gegenüber zu behaupten, obgleich die geostrategischen Interessen beider Mächte praktisch deckungsgleich waren, aufarbeitet. Der Autor schildert, wie die Republik Venedig durch Diplomatie und gestützt auf ihre Kriegsflotte, an Einfluss und Bedeutung schrittweise einbüßte, obwohl sie „alle Gefahren und Krisen ihres Verhältnisses zum übermächtigen Nachbarn […] ohne Schaden für ihre innere Stabilität“ überstand.

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Ein Kernelement des Konfliktmanagements bildeten die Friedensverträge respektive Waffenstillstandsabkommen, von denen einige im Mittelpunkt des zweiten Kapitels stehen.47 Hierbei prallten nicht nur konträre machtpolitische Interessen aufeinander, sondern auch tief greifende Unterschiede im Vertragsrecht, denn gemäß der Scharia etwa durften die Osmanen mit christlichen Mächten keinen dauerhaften Frieden, sondern lediglich befristete Waffenstillstandsabkommen vereinbaren, befand sich doch die Welt der Muslime, das „Haus des Islams“ (dar al-Islam), mit der nicht-muslimischen, dem „Haus des Krieges“ (dar al-harb), permanent in einer Art Kriegszustand. Demgemäß war die Einstellung von Kämpfen gegen Ungläubige nur unter bestimmten Bedingungen und unter Beachtung spezieller Vorschriften möglich.48 Die Habsburger orientierten sich am römischen und kanonischen Recht sowie zunehmend an den Normen des Europäischen Völkerrechts, das sich im Laufe der Frühen Neuzeit ausbildete.49 Als wichtige Zwischenstation gilt dabei der Westfälische Frieden (1648), der den mittelalterlichen Universalismus beendete und den Pluralismus rechtsgleicher Gemeinwesen völkerrechtlich fixierte. Das gilt freilich nur für das Verhältnis christlicher Mächte untereinander, deren bilaterale Beziehungen zum Osmanischen Reich entwickelten sich in einem anderen Rhythmus, der noch unzureichend erforscht ist.50 Allerdings ist zu erkennen, dass sich – vor dem Hintergrund der Umkehrung der machtpolitischen Verhältnisse – à la longue das europäische Modell durchsetzte, die vollwertige völkerrechtliche Anerkennung fand das Osmanische Reich freilich erst im Frieden von Paris 1856.51 Die anfänglich bereits angesprochene große Anzahl an Kontrakten – mehr als 65 zwischen 1526 und 1792 – zeigt, wie schwer man sich tat, stabile Lösungen zu finden. Ernst D. Petritsch betrachtet die strukturellen Gründe für den Abschluss von „Friedensverträgen“ und kommt zum Ergebnis, dass zwischen den Habsburgern und den Osmanen durchaus divergierende Auffassungen über „Frieden“ beziehungsweise „Waffenstillstand“ vorherrschend waren, die auf religiös-kulturelle 47

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Vgl. ziegler, Karl-Heinz: Völkerrechtliche Beziehungen zwischen der Habsburgermonarchie und der Hohen Pforte. In: Zeitschrift für Neuere Rechtsgeschichte 18 (1996), 177–195. – Ders.: The peace treaties of the Ottoman Empire with European Christian powers. In: Peace treaties and international law in European history. From the Late Middle Ages to World War One. Hg. v. Randall lesaFFer. Cambridge 2004, 338–364. – kOmatsu, Guido: Die Türkei und das europäische Staatensystem im 16. Jahrhundert. Untersuchungen zu Theorie und Praxis des frühneuzeitlichen Völkerrechts. In: Recht und Reich im Zeitalter der Reformation. Festschrift für Horst Rabe. Hg. v. Christine rOll. Frankfurt/Main u. a. 21997 [11996], 121–144. Vgl. paNaite, Viorel: The Ottoman Law of War and Peace. The Ottoman Empire and Tribute Payers. New York 2000, 233–263. – khaDDuri, Majid: War and Peace in the Law of Islam. Baltimore 1955. – kissliNg, Hans Joachim: Rechtsproblematiken in den christlich-muslimischen Beziehungen, vorab im Zeitalter der Türkenkriege. Graz 1974. Ein Überblick findet sich bei bOsbach, Franz: Friedensverhandlungen. In: Enzyklopädie der Neuzeit. Bd. 4: Friede – Gutsherrschaft. Hg. v. Friedrich Jaeger. Stuttgart-Weimar 2006, 34– 41. – steiger, Heinhard: Friedensvertrag. In: Ebd., 41–48. Zusammenfassung bei schilliNg, Heinz: Konfessionalisierung und Staatsinteressen. Internationale Beziehungen 1559–1660. Paderborn u. a. 2007, 138–147. baumgart, Winfried: Europäisches Konzert und nationale Bewegung. Internationale Beziehungen 1830–1878. Paderborn u. a. 1999, 146–165.

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Wurzeln zurückzuführen sind. Dennoch blieb der Pragmatismus im situativen Handlungsbedarf dominant, beispielsweise im Vorfeld heraufziehender Perserkriege, wenn also ein Zweifrontenkrieg drohte. „Mehrdeutigkeit“ war laut Petritsch eher auf sprachliche Gründe zurückzuführen, die anlässlich der Ausfertigung der Vertragsurkunden entstanden waren und Anlass für Auseinandersetzungen lieferten. Wie schwierig es sich erwies, osmanische Komponenten in ein sich formierendes europäisches Diplomatiesystem zu integrieren, zeigt Gábor Kármán am Beispiel des Fürstentums Siebenbürgen, das als einziger osmanischer Vasallenstaat an den Verhandlungen des Westfälischen Friedens teilnahm und die allgegenwärtige Bedrohung durch die Hohe Pforte verdeutlichte. Dass ein Friedensvertrag nicht unbedingt zur Befriedigung von Konfliktparteien führt, sondern durchaus schwelenden Konflikten zur offenen Konfrontation verhelfen kann, zeigt Katalin Toma in ihrem Beitrag über den Frieden von Eisenburg. Dabei kommt sie – im Gegensatz zur offiziösen Historiographie – zum Ergebnis, dass nicht der Vertragsabschluss selbst, sondern dessen Durchführung und Kommunikation durch den Kaiserhof zu einer immer größeren Entfremdung gegenüber den ungarisch-kroatischen Ständen und letztlich zu den sogenannten Magnatenverschwörungen führte. Auch Mónika F. Molnár hinterfragt in ihrem Aufsatz über den Frieden von Karlowitz einen historiographischen Topos und macht deutlich, dass es sich keineswegs um eine bipolare Auseinandersetzung zwischen Osmanen und Kaiserlichen handelte, sondern um eine multipolare. Die an der Konferenz teilnehmenden christlichen Mächte verfolgten in erster Linie ihre eigenen Interessen, und als Motoren einer Verständigung erwiesen sich die eigentlichen Hauptkontrahenten, nämlich Wien und Istanbul. Karlowitz bedeutete für das Osmanenreich insofern eine gravierende Zäsur, als der Vertrag den Beginn einer „neuen Friedenskultur“ markierte und somit eine wichtige Etappe der Integration ins europäische Mächtesystem darstellte. Dank dieser Entwicklung konnten – im Gegensatz zu früheren Friedensverträgen – sogar die militärischen Grenzzonen dauerhaft befriedet werden. Einem zentralen Instrument der friedlichen Interaktion zwischen Gemeinwesen ist das dritte Kapitel gewidmet, der Diplomatie,52 ein Forschungsfeld, das lange Zeit verengt unter dem Vorzeichen des Historismus und der Ereignisgeschichte erschlossen wurde, jedoch seit einigen Jahren aufgrund der Rezeption kulturwissenschaftlicher und anthropologischer Theorien und Methoden einen dynamischen Wandel erfährt. Wichtige Merkmale dieser „Neuen Diplomatiegeschichte“ sind die Historisierung von „Politik“ und ihre konsequente Kontextualisierung, wodurch beispielsweise symbolisch-rituelle Formen der Kommunikation, Klientel und Patronage sowie die Fremderfahrungen von Diplomaten in den Mittelpunkt des Inter52

Wolfgang Reinhard definiert Diplomatie in einem denkbar umfassenden Sinn als „nicht-kriegerische Interaktion von Gemeinwesen“, wobei ergänzend zu berücksichtigen ist, dass sie auch der Vorbereitung für Kriege dienen konnte. Vgl. reiNharD, Wolfgang: Geschichte der Staatsgewalt. Eine vergleichende Verfassungsgeschichte Europas von den Anfängen bis zur Gegenwart. München 1999, 370.

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esses rücken.53 Aus akteurszentrierter mikropolitischer Perspektive ist erkennbar – wenn auch in den habsburgisch-osmanischen Beziehungen unzureichend erforscht –, dass Diplomaten nicht nur als verlängerter Arm des Herrschers oder seines Entscheidungsapparats agierten, sondern auch massiv persönliche Interessen verfolgten und etwa die Vermehrung ihres sozialen Kapitals anstrebten. Freilich zählten Kernphänomene internationaler Politik wie Frieden und Konfliktmanagement dennoch weiterhin zu ihren handlungsleitenden Hauptaufgaben.54 Das Osmanische Reich war in das Netzwerk ständig residierender Diplomaten, das weite Teile West- und Mitteleuropas als Folge einer durch die habsburgischfranzösischen Rivalitäten entstandenen Verdichtung der internationalen Beziehungen seit dem 16. Jahrhundert umspannte, fest eingebunden. Mit Genua und Venedig als Vorreitern ließen sich sukzessive alle wichtigen europäischen Mächte – der Kaiserhof seit der Mitte des 16. Jahrhunderts55 – an der Hohen Pforte durch einen Geschäftsträger vertreten. Die Beziehungen waren allerdings asymmetrisch, denn die 53

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Vgl. für die habsburgisch-osmanische Diplomatie petritsch, Ernst D.: Fremderfahrungen kaiserlicher Diplomaten im Osmanischen Reich (1500–1648). In: Wahrnehmungen des Fremden: Differenzerfahrungen von Diplomaten im 16. und 17. Jahrhundert. Hg. v. Michael rOhrschNeiDer und Arno strOhmeyer. Münster 2007, 345–366. – seVeri, Bart: Representation and SelfConsciousness in 16th Century Habsburg Diplomacy in the Ottoman Empire. In: Das Osmanische Reich (wie Anm. 17), 281–294. – ruDOlph, Harriet: Türkische Gesandtschaften ins Reich am Beginn der Neuzeit – Herrschaftsinszenierung, Fremdheitserfahrung und Erinnerungskultur. Die Gesandtschaft des Ibrahim Bey von 1562. In: Ebd., 295–314. – reiNDl-kiel, Hedda: Der Duft der Macht. Osmanen, islamische Tradition, muslimische Mächte und der Westen im Spiegel diplomatischer Geschenke. In: Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes 95 (2005), 195–258. – Dies.: Ottoman-European Cultural Exchange. East is East and West is West, and Sometimes the Twain Did Meet Diplomatic Gift Exchange in the Ottoman Empire. In: Frontiers of Ottoman Studies: State, Province, and the West. Bd. II. Hg. v. Colin imber, Keiko kiyOtaki und Rhoads murphey. London u. a. 2005, 113–123. Vgl. exterNbriNk, Sven: Internationale Politik in der Frühen Neuzeit. Stand und Perspektiven der Forschung zu Diplomatie und Staatensystem. In: Geschichte der Politik. Alte und neue Wege. Hg. v. Hans-Christof kraus und Thomas Nicklas. München 2007, 15–39, hier 34. Zusammenfassung der Entwicklung bei schilliNg (wie Anm. 50), 120–138. Zur Ausbildung der habsburgisch-osmanischen Diplomatie vgl. kÖhbach, Markus: Die diplomatischen Beziehungen zwischen Österreich und dem Osmanischen Reich (Vom Frieden von Zsitva Torok bis zum 1. Weltkrieg). In: Osmanli aristirmalari 4 (1984), 237–260. – müller, Ralf C.: Der umworbene „Erbfeind“: Habsburgische Diplomatie an der Hohen Pforte vom Regierungsantritt Maximilians I. bis zum „Langen Türkenkrieg“ – ein Entwurf. In: Das Osmanische Reich (wie Anm. 17), 251–279. – petritsch, Ernst D.: Die diplomatischen Beziehungen Ferdinands I. mit den Osmanen. Techniken und Probleme. In: Siegmund von Herberstein. Kaiserlicher Gesandter und Begründer der Rußlandkunde und die europäische Diplomatie. Hg. v. Gerhard pFerschy. Graz 1989, 89–99. – Ders.: Zur Problematik der kontinentalen Osmanenabwehr. In: Karl V. 1500–1558. Neue Perspektiven seiner Herrschaft in Europa und Übersee. Hg. v. Alfred kOhler, Barbara haiDer und Christine OttNer. Wien 2002, 667–683. – Ders.: Abenteurer oder Diplomaten? Ein Beitrag zu den diplomatischen Beziehungen Ferdinands I. mit den Osmanen. In: Kaiser Ferdinand I. Ein mitteleuropäischer Herrscher. Hg. v. Martina Fuchs, Teréz ObOrNi und Gábor uJVári. Münster 2005, 249–261. – timmermaNN, Ina: Gesandtschaftszeremoniell zwischen Konfliktlösung und Konfliktproduktion. Die Berichterstattung über die „türckische“ Gesandtschaft in Wien und Prag 1609. In: Zeremoniell in der Krise. Störung und Nostalgie. Hg. v. Bernhard JahN, Thomas rahN und Claudia schNitzer. Marburg 1998, 89–96.

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Osmanen fertigten zwar zu den verschiedensten Anlässen Sondergesandtschaften ab, begannen jedoch erst im späten 18. Jahrhundert, an den großen europäischen Herrscherhöfen ständige Botschaften einzurichten.56 „Freundschaftsvorstellungen“ als Bestandteile der politischen Praxis der Osmanen wie der Habsburger auf der Akteursebene behandelt Arno Strohmeyer im ersten Beitrag der dritten Passage. Diese erwiesen sich in den bilateralen Kommunikationsprozessen wegen ihrer Flexibilität letztlich als vertrauensbildend. Ob allerdings das dadurch etablierte Verhältnis „symmetrischer“ oder aber „hierarchischer“ Natur war, blieb situativ beziehungsweise dem zeitlichen Wandel unterworfen. Während die Osmanen anfangs nicht von einer auf Parität basierenden Beziehungskonstellation ausgingen, änderte sich dies qualitativ bis zum Frieden von Karlowitz (1699). Das multilateral strukturierte Finanzierungssystem der vormodernen Diplomatie, ein nur selten reflektierter Aspekt der Diplomatiegeschichte, thematisiert Harriet Rudolph in ihrem Beitrag und konstatiert für die kaiserliche Diplomatie im 16./17. Jahrhundert „einen vergleichsweise diffusen Charakter und ein hohes Maß an Traditionalität“. Dabei bildeten die ökonomischen Ressourcen das Fundament des Handlungsspielraums diplomatischer Friedenspolitik, und die Herrscher in Wien investierten zwecks Friedenssicherung bedeutende Summen in die diplomatischen Beziehungen zur Hohen Pforte. Die organisatorische Verfestigung im Amt des Residenten führte letztlich auch zur Institutionalisierung einer normativen Regelung der Finanzierung. Gewissermaßen die „Gegenrichtung“ untersucht der Beitrag von Hedda Reindl-Kiel am Beispiel der diplomatischen osmanischen Geschenke an den Wiener Hof im 17. und 18. Jahrhundert. Die tradierten Geschenklisten zeugen nämlich von einem feinen Sinn für die tatsächliche oder imaginäre Machthierarchie und machen die Dynamik in der Wahrnehmung politischer Kräftekonstellationen seitens der Hohen Pforte deutlich. Ab dem Frieden von Karlowitz wurden nämlich die einzelnen Objekte immer kostbarer, da der Adressat nicht mehr der „König von Wien“, sondern der „deutsche Kaiser“ war. Die Karriere eines hochgradig gebildeten siebenbürgischen Renegaten rekonstruiert Zsuzsa Barbarics-Hermanik. Der Konvertit und religiöse Schriftgelehrte Ibrahim Müteferrika galt in vielerlei Hinsicht als Grenzgänger zwischen christlichen und muslimischen Welten. Als transkultureller Vermittler spielte er auch in den Aushandlungsprozessen der Friedensgespräche zwischen Wien und Istanbul eine wichtige Mediatorrolle. Mit dem zeitgenössischen Friedensdenken beschäftigt sich das vierte Kapitel „Krieg und Frieden im Diskurs“. Hier sind die Bezüge zur Religion besonders eng, denn Friede ist im Christentum wie im Islam ein normativer Grundwert, der aufgrund der engen Verzahnung von Religion und Politik auch in den Außenbeziehungen besondere Bedeutung besaß. Im christlichen Europa etwa galt der weltliche, politisch-soziale Frieden zu Beginn der Neuzeit als Teilbereich eines umfassenden, religiös verstandenen Friedens. Bereits erwähnt wurde die muslimische Unterscheidung zwischen einem Frieden verheißenden Haus des Islams und dem Haus des 56

quataert, Donald: The Ottoman Empire, 1700–1922. Cambridge 2000, 79 f.

Einleitung

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Krieges. Zu berücksichtigen ist ferner die normative Bedeutung des Friedens und seine im Osmanischen Reich wie in der Habsburgermonarchie vorhandene Verknüpfung mit den Herrschertugenden und der Herrschaftslegitimation. Eine scharfe Trennung zwischen innerem und äußerem Frieden ist dabei nicht immer möglich. Im Konfliktmanagement spielten etablierte Wahrnehmungsmuster, die sich zu langlebigen Feindbildern verdichten und den Friedensprozess hemmen konnten, eine wichtige Rolle. Gemäß dem Bild vom „Erbfeind christlichen Namens“, das vor allem die Habsburger und die katholische Kirche propagandistisch verbreiteten, galten die Osmanen als brutal, grausam, barbarisch, blutrünstig, heimtückisch und wortbrüchig.57 Diese Stereotype prägten die Perzeption der Osmanen in Mitteleuropa bis zum Aufkommen der Aufklärung und der Orientbegeisterung im 18. Jahrhundert nachhaltig. So finden sie sich auch im Alltag habsburgischer Diplomaten an der Hohen Pforte, die den Friedensabsichten ihrer Verhandlungspartner oftmals misstrauten oder sich über deren barbarisches Verhalten beschwerten.58 Um solche Wahrnehmungsmuster als Feindbild zu entlarven, ist es unumgänglich, den Kontrast zur „historischen Realität“ aufzuzeigen; die Osmanen schnitten eben nicht allen Frauen die Nase ab. Mit der „Gleichzeitigkeit ungleichzeitiger Ordnungsvorstellungen“ betrachtet der Beitrag von Dennis Dierks den kommunikativen Aspekt, der die Ausgestaltung von Verträgen im 16. und frühen 17. Jahrhundert erst ermöglichte. Die Ambiguität der Termini half dabei über Defizite in der gegenseitigen Anerkennung der Parität hinweg und regelte somit überhaupt das Zustandekommen eines Friedens. Welche Transformation der Ansatz „Heiliger Krieg“ der Osmanen wie der Europäer auf der politischen Bühne durchlief, zeigt Éva Bóka. Das Osmanenreich erstritt eine Akteurrolle im Spannungsfeld des europäischen Kräfteausgleichs und wurde integraler Bestandteil der europäischen Balancepolitik. Auf unterschiedliche konzeptuelle Auslegungen des cihad geht Marlene Kurz in ihrer Ausarbeitung ein. Sie belegt, wie dieser rechtlich und im Sinne des univer57

58

Vgl. WreDe, Martin: Das Reich und seine Feinde. Politische Feindbilder in der reichspatriotischen Publizistik zwischen Westfälischem Frieden und Siebenjährigem Krieg. Mainz 2004. – grOthaus, Maximilian: Zum Türkenbild in der Kultur der Habsburgermonarchie zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert. In: Habsburgisch-osmanische Beziehungen. Relations Habsbourg-ottomanes. Hg. v. Andreas tietze. Wien 1985, 67–89. – Ders.: Vorbildlicher Monarch, Tyrann oder Despot? Europäische Vorstellungen vom Osmanischen Reich zwischen Renaissance und Aufklärung. In: Frühneuzeit-Info 6/2 (1995), 181–203. – hÖFert, Almut: Den Feind beschreiben. „Türkengefahr“ und europäisches Wissen über das Osmanische Reich 1450–1600. Frankfurt/Main u. a. 2003. – hOlleNbeck, Meike: Die Türkenpublizistik im 17. Jahrhundert – Spiegel der Verhältnisse im Reich. In: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 107 (1999), 111–130. Vgl. strOhmeyer, Arno: Politische Leitvorstellungen in der diplomatischen Kommunikation: Kaiserliche Gesandte an der Hohen Pforte im Zeitalter des Dreißigjährigen Krieges. In: L’art de la paix. Kongresswesen und Friedensstiftung im Zeitalter des Westfälischen Friedens. Hg. v. Christoph kampmaNN, Maximilian laNziNNer, Guido brauN und Michael rOhrschNeiDer. Münster 2011, 409–439 (am Beispiel von Johann Rudolf Schmid zum Schwarzenhorn, 1629– 1643 kaiserlicher Resident in Konstantinopel). In der Praxis gelang es den Diplomaten allerdings, sich von der pauschalen Wahrnehmung der Osmanen als Erbfeind zu lösen und zu einer differenzierteren Sichtweise zu gelangen. Vgl. ebd., 416–419.

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salen Herrschaftsanspruchs des Islam als „gottesdienliche Handlung“ sowie andauernde Pflicht des Herrschers wie der muslimischen Gemeinschaft angesehen wurde, weshalb allenfalls zeitlich befristet Waffenstillstandsabkommen möglich waren. Der Friede von Karlowitz 1699 wurde diesem islamrechtlichen Muster folgend demnach nur als Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln gedeutet. Zusehends traten weitere Interpretationen von cihad, beispielsweise spirituell motivierte, in Konkurrenz dazu: Diese gaben dem „großen“ cihad den Vorrang und vertraten militärisch ein defensives Vorgehen gegen die Ungläubigen. Ebenso plädierten osmanische Gelehrte im 17. Jahrhundert unter Rückgriff auf den „großen“ cihad für einen Wissensaustausch mit den Europäern und betonten die gegenseitig vorhandene Kultiviertheit vor dem trennenden Element der Religion. Diese Inhalte und Interpretationen von cihad ließen, flankiert von militärischen Niederlagen auf den Schlachtfeldern Europas, den nötigen Raum für die Möglichkeit eines zeitlich unbefristeten Friedens. Einen exemplarischen Überblick über die Vorstellungen von Frieden in der osmanischen Literatur gibt Nedim Zahirović, wobei sowohl die islamische Fürstenspiegelliteratur, die im 16. Jahrhundert einen Höhepunkt erreichte und in der arabischen und persischen Literatur wurzelte, als auch osmanische Chronisten das Handeln der Sultane sowie osmanischer Würdenträger für die Erhaltung von Ordnung, gesellschaftlicher Harmonie und Frieden betonten. Dass schlussendlich die althergebrachten Feindbilder ab dem 18. Jahrhundert beiderseits einer Aufweichung unterlagen und sogar zu einem Wandel führten, zeigt Ivan Parvev in seinem Beitrag. Weniger die ideologischen als vielmehr geostrategische Überlegungen an der Wiener Hofburg ließen nun den „geliebten Feind“ – wenn notwendig – als bündnisfähigen Partner auf dem internationalen Parkett der Politik erscheinen.

1. „Friedenspolitik“ und Konfliktvermeidungsstrategien

Teréz Oborni, Szabolcs Varga

Peace as the Basis of Power in the Courts of Vladislav II of Jagiellon and John I of Szapolyai* Preface This study looks carefully at the historical record to clarify the ideological bases on which the reigns of the Hungarian kings Vladislav II (1490–1516) and John I (1526–1540) were established. Hungarian historians are challenged to rethink their normal timeline, which usually regards the date of the battle of Mohács (29 August 1526) as a strict boundary between the Middle Ages and the early modern period. There are only a few works daring to cross this dividing line,1 although many processes started in the Jagiellon era did not cease on that date, and numerous events of the 16th and 17th centuries can only be understood if one is familiar with the earlier period.2 This study aims at showing the so far uninvestigated similarities between the legitimisation efforts of Vladislav II and those of John of Szapolyai, as neither Hungarian nor international history writing were interested in them. Nevertheless, both kings had rivals and both were elected by the Hungarian estates, a fact which offers an obvious base for comparison. However, the Polish-born Czech king Vladislav, who was supported by the Polish royal dynasty, was able to consolidate his power and rule the whole country, whereas John I after the battle of Mohács and under the permanent Ottoman threat ascended to the throne in far more difficult political conditions, and had to share the kingdom with Ferdinand I. Vladislav II and John I emphasised that they were able to prevent war and make peace in the country, but there are only a few hints about their military virtues. The promise of peace was enough to seize the throne, but it caused the antipathy of their Humanist contemporaries who unanimously described the two rulers as too weak, uncertain and indecisive. This work attempts to resolve this contradiction. The adopted research method is historical revision. First, it has been essential to find the provenance of the extremely negative judgement of the two kings’ reign. Then, the sources on royal legitimacy have had to be interpreted. The sheer volume of extant documents has made careful selection necessary, but all valuable sources * 1 2

The study has been completed with the support of the János Bolyai Research Scholarship (BO/00387/10/2). We would like to thank Tibor Neumann for his advice which has helped the authors. An example is: triNgli, István: Az újkor hajnala. Magyarország története 1440–1541 [Dawn of Modern Age. History of Hungary 1440–1541]. Budapest 2003. For the late medieval prelude to the 16th century economic and social changes, see: kubiNyi, András: Változások a középkor végi Magyarországon [Changes in Hungary at the End of the Middle Ages]. Budapest 1993.

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Teréz Oborni, Szabolcs Varga

have been used. In Vladislav’s case the accounts of Antonio Bonfini and György Szerémi were invaluable, while the sources related to Szapolyai’s reign have mainly been charters. In order to better understand the changing issue of legitimacy, the royal propaganda of Matthias I has also been touched upon. In comparison with it the judgement of the Jagiellon period and the reign of Szapolyai are even more striking. The research has shown that contemporary Humanist historians had already applied the topoi on the basis of which the 19th- and 20th-century history writing unanimously denounced the Jagiellon period. Bálint Hóman expressly described the Jagiellons’ reign as a “period without a king” or a “shadow kingship” in his great synthesis written between the world wars.3 Szapolyai was characterised ambiguously as anti-Habsburg historians regarded him as a national king, and thus his reign was judged more positively. However, contemporary or near contemporaneous accounts condemned him, finding him guilty of letting the Kingdom of Hungary fall apart. Nevertheless, one should not forget the Habsburg dynasty had already started to undermine King John’s legitimacy as early as 1526 in order to discredit him in the European royal courts. Cuspinianus, a former historian of Maximilian, accused Szapolyai of betrayal in his pamphlet about the Ottoman threat.4 The strength of the discrediting campaign is evident when we bear in mind that even György Szerémi, who was employed by Szapolyai himself, mentioned this motif in his memoirs.5 Research has demonstrated that Szapolyai cannot be blamed for the defeat at Mohács.6 However, there is still an important question to be raised: Was the fall of the medieval Kingdom of Hungary due to the two kings’ unfitness? However, if the reasons leading to the dismemberment of the country had little or nothing to do with them, did the contrast between the Humanist royal ideal and the exercise of power of the two kings explain the negative assessment?

1. Royal legitimacy in the Middle Ages The power of the medieval kings was regarded as sacred, and by the grace of God (Dei gratia). As the images of God (Rex Imago Dei), they ruled their people on the earth similarly to him.7 The Christian royal virtues based on the auctoritas and the 3 4 5

6 7

hómaN, Bálint/SzeKfű, Gyula: Magyar történet [Hungarian History]. Vol. 2. Budapest 1935, 563. cuspiNiaNus, Johannes: Oratio protreptica Ioannis Cuspiniani ad Sacri Romani Imperii Principes et Proceres, ut bellum suscipiant contra Turcum […]. Viennae Austriae [1526]. Szerémi György II. Lajos és János királyok házi káplánja emlékirata Magyarország romlásáról 1484–1543 [Memoirs of György Szerémi, the Domestic Chaplain of the Kings Louis II and John, on the Decline of Hungary, 1484–1543]. Ed. by Gusztáv WeNczel. Pest 1857. The authors have used the following edition: szerémi, György: Magyarország romlásáról [On the Decline of Hungary]. Budapest 1979, 121–123. szabó, János B./tóth, Ferenc: Mohács (1526). Soliman le Magnifique prend pied en Europe centrale. Paris 2009. klaNiczay, Gábor: Holy rulers and blessed princesses: dynastic cults in medieval central

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potestas – the two different kinds of power, were the heritage of Roman law and Roman history – rooted in Saint Augustine’s work De Civitate Dei. In this view kings should be just (iustus), pious (pius) and peace-making (pacificus) like Christ himself because only in this case can they as good shepherds (pastor bonus) preserve the souls entrusted to them.8 Nevertheless, this task exceeded the earthly framework, and the rulers attempted rather to fulfil it as if they were members of the clergy (quasi sacerdos), using as a model the kings of the Old Testament.9 The royal virtues appearing in the king’s mirrors, which became increasingly popular in the Carolingian era, included defence of the true faith and the church, respect for subjects, justice, patience, as well as piety, mercy, honesty and steadfastness.10 The text of the admonitions attributed to Saint Stephen I of Hungary (997/1000–1038) reveals that armed struggle was not a royal virtue; the author speaks of spiritual weapons when describing the struggle against the enemies of the faith.11 In this context power may refer to steadfastness which was considered necessary to endure the turnings of luck.12 In the 11th century the list of the royal virtues was further enlarged as the concept of idoneitas started to include knowledge (scientia) and a certain degree of education. John of Salisbury justly wrote in his work Polycraticus (published in 1159) that an illiterate ruler was only a crowned ass.13 Judgements about royal power changed significantly in the last centuries of the Middle Ages. The Investiture Controversy reduced its sacredness, and the titles of Christ’s soldier (miles Christi) and Christ’s champion (athleta Christi) demanded increasingly militant behaviour. However, kings were mainly responsible for two things – justice and peace,14 as these were the basis of good governance. They guaranteed the survival of the earthly kingdom of God and at the same time were the sign of the harmonious relationship between God and the ruler. In the 15th century the notion of the good ruler changed fundamentally as Humanism revived the antique concept of eternal fame (fama).15 Biographies of men whose names had survived because of their great deeds came to the fore. However, their main virtue was not “iustitia” any more, but rather “virtus”. In the Humanist approach this concept meant enterprise, courage and the ability to shape one’s own 8 9 10

11 12 13 14 15

Europe. Cambridge 2000. augustiNus, Aurelius: De civitate Dei 18, 35, 2. Zechariah said about Christ: “[…] ecce rex tuus venit tibi iustus et salvator.” sOutherN, Richard William: A nyugati társadalom és az egyház a középkorban [Western Society and the Church in the Middle Ages]. Budapest 1987, 32–35. szeNtpétery, Imre: Scriptores Rerum Hungaricarum. Vol. II. Budapest 1938, 619–627. The author has used the following translation: Szent István király intelmei Imre herceghez [King Saint Stephen’s Admonitions to Prince Emeric]. In: Árpád-kori legendák és intelmek. Szentek a magyar középkorból I. Ed. by Géza érszegi. Budapest 2004, 47–56. Ibid., 49. Ibid., 55. “Rex illiteratus quasi asinus coronatus.” saresberieNsis, Joannes: Polycraticus 4, 6, 16. le gOFF, Jacques: Európa születése a középkorban [Birth of Europe in the Middle Ages]. Budapest 2008, 99–101. klaNiczay, Tibor: A nagy személyiségek humanista kultusza a XV. században [Humanist Cults of Great Men in the 15th Century]. In: Pallas magyar ivadékai. Ed. by iDem. Budapest 1985, 41–58.

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future.16 Talent (ingenium) also played an important role in helping to overcome the disadvantages of low birth and adverse conditions, and then rising to the top. The 15th-century Italian history was full of self-made mercenary leaders who routinely would discard justice and piety in favour of power and fame. Humanist artists expressed keen interest in them, and Niccolò Macchiavelli’s Il Principe (dedicated to Lorenzo de Medici) was written to and about them.17 Humanist education (studia humanitatis) was almost inevitable for illustrious men (viri illustres) worthy of immortality, which meant an excess of expectations. Medieval royal virtues proved to be insufficient for Humanists who were enthusiastic about new heroes’ stories written in a new style; they simply could not appreciate royal behaviour springing from the Augustinian approach.

2. Royal Propaganda of King Matthias I Contemporaries were surprised when they saw that the Italian Renaissance found its first breeding-ground north of the Alps in the Kingdom of Hungary. A wealth of excellent works have been written on the reign, patronage and the Renaissance nature of the court of King Matthias I (1458–1490) – listing them lies outside the scope of this study.18 The king is important for this work from only one critical standpoint: Why was King Matthias I so popular with the Italian Humanists? Far more scholarship has been dedicated to his reign than to those of Vladislav II and Louis II, and his portrait count far exceeds the Jagiellon kings. The answer is fairly straightforward: The Hussite wars and the Ottoman threat directed the attention of the Italian Humanists toward Central Europe in the 15th century, and the formerly unknown Matthias’ personality met their expectations. His father John Hunyadi had played a part in this approbation, having also been the popular focus of Humanist praise. However, in the main it was King Matthias’ personal gifts that truly stimulated this interest. He was of low descent and from a prison in Prague ascended to the throne due to his power and talent. Nevertheless, all of this would have come to naught if he had not grasped the propaganda opportunities of Humanist literature and had not deliberately capitalised on them.19 16 17

18

19

Delumeau, Jean: Reneszánsz [The Renaissance]. Budapest 1997, 289–292. The work written around 1513 and published in 1532 deals with the techniques of the exercise of power, and does not suppose any relationship between ethics and politics. macchiaVelli, Niccolò: A Fejedelem [The Prince]. Transl. by Èva lutter, epilogue written by Tibor karDOs. In: http://mek.oszk.hu/00800/00867/00867.htm#bm28 (1.8.2011). For the king’s patronage see balOgh, Jolán: A művészet Mátyás király udvarában [Arts in King Matthias’ Court]. Vol. I–II. Budapest 1966. A modern summary in German: kubiNyi, András: Matthias Corvinus: Die Regierung eines Königreichs in Ostmitteleuropa 1458–1490. Herne 1999. szakály, Ferenc: Királyi mecenatúra, államháztartás és politika Corvin Mátyás Magyarországán [Royal Patronage, Public Finances and Politics in Matthias Corvinus’ Hungary]. In: Hunyadi Mátyás. Emlékkönyv Mátyás király halálának 500. évfordulójára. Ed. by Gyula rázsó and László V. mOlNár. Budapest 1990, 323.

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He used the tools of Humanist propaganda quite early. In the winter of 1463/64 during the Bosnian campaign Antonio Constanzi greeted the king as a new Alexander the Great and a new Caesar. At the same time, the correspondence of Pope Pius II’s confidant, Francesco Fielfo spoke of some of Matthias’ later attributes, his invincibility (rex invictissimus) and his talent (ingenium).20 The military virtue21 he had inherited from his father was also added to his list of glorified virtues. The formation of the Matthias cult was greatly influenced by the works of Galeotto Marzio and Antonio Bonfini, whose arguments for the legitimacy of Matthias are clearly obvious. Suggesting the similarities between Matthias and the ancient heroes, Marzio deliberately referred to the ancient general’s phrases survived statements collected by Valerius Maximus.22 Using the characteristics of the genre, Marzio described Matthias’ dexterity, will power, generosity and valour – all aspects of his military virtue.23 Like Alfonso of Aragon who was regarded by the Humanists as a heroic model, King Matthias also believed that a king “who is just and rules by legal means, should not be afraid of his subjects’ arms and poison”.24 Thus, the rules of the Humanist canon governed Matthias’ glorification. It can and should be regarded as a collection of topoi, rather than being inspired by the king’s personal traits. King Matthias in the 1480s more and more consciously attempted to bring his propaganda to perfection. His attributes started to include the term fautor ingeniorum (generous patron), and in 1485 an unknown Italian master made a coin representation which perfectly fit the king’s aims. From 1487 onward the coin makers only used this portrait where Matthias was represented as on an ancient medal. The reverse displayed a battle scene with the inscription Marti fautori.25 This representation reveals the point: Matthias regarded his military skills and successes, his inventiveness and valour as the most important things about him (that fit in the Humanist thoughts) to inform and drive European public opinion. Bonfini who was employed by King Matthias wrote: “Matthias, as his whole life proves was undoubtedly born not to find peace but to wage constant wars and to take more joy in struggle than in peace until the end of his life.”26 King Matthias’ Humanist propaganda achieved his aim – a certain cult of him was born just a few years after his death. This admiration has proven so strong that it has been impossible to judge the king’s role properly until quite recently. While 20 21 22 23 24 25 26

paJOriN, Klára: Humanista irodalmi művek Mátyás király dicsőítésére [Humanist Literary Works written to Praise King Matthias]. In: Ibid., 334. “Accedit in Matthiam regem invictissimum paternae virtutis vel memoria […] vel imitatio.” philelphus, Franciscus: Epistolarum familiarum libri XXXVII. Venetiis 1502, 147. maximus, Valerius: Factorum et dictorum memorabilium libri IX. n.p. marzius NarNieNsis, Galeottus: De egregie, sapienter, iocose dictis ac factis regis Mathiae ad ducem Iohannem eius filium liber. Ed. by Galeotto marziO, János kOrViN and Ladislaus Juhász. Lipsiae 1934. Ibid., 19. balOgh, Jolán: Mátyás király ikonográfiája [Iconography of King Matthias]. In: rázsó/mOlNár (cf. n. 19), 437 and 444. bONFiNi, Antonio: A magyar történelem tizedei [Ten Volumes on Hungarian Matters]. Transl. by Péter kulcsár. Budapest 1995, 4.3, 1–5.

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statues, streets and squares have profusely showered his praise and banknotes have frequently displayed his portrait, the negative descriptions of his contemporaries are barely known. However, King Matthias had to face several internal revolts during his reign, which even Bonfini admitted.27 Ludovicus Tuberon of Ragusa claimed the king’s subjects were afraid of him rather than loving him, and that at the end of his life he did not have any friends or confidants.28 György Szerémi, who used to disparage everybody, wrote that Hungarian aristocrats murdered the king because he had constantly led them into war.29 The nobility lacked the campaigns against the Ottomans, the Croatian aristocrats disagreed with Matthias’ foreign policy and the overshadowed clergy considered both his childlessness and his death as God’s punishment. A Silesian priest claimed Matthias had received the throne with the support of the church and that his reign had only flourished while he respected it; that the reason for his death had been his persecution of the church.30 In the mendicant view the church was for the people, and the persecution of the former meant a blow to the latter. An aversion to the king must have been present in all social layers. The popular sermon writer Pelbárt Temesvári went so far as to say: “God blesses the true with children […] Thus, God ordered that like predators, the false did not have any children, or if they had their children would rarely and hardly survive them.”31 When Matthias – who had ruled as a tyrant in the last decade of his life – died, the country then stricken by internal conflict and waging war along its western and northern frontiers. When hearing the news of his death, almost everybody gave a sigh of relief.

3. The propaganda basis of Vladislav II’s reign There have not been any other periods in Hungarian history about which judgement is based on so many moral criteria. The concept of the Jagiellon era is fundamentally determined by the fact that it has been regarded as a preliminary to the battle of Mohács which caused the fall of the medieval Kingdom of Hungary. The basic claim of the Matthias cult born during the Jagiellons’ reign (“Matthias is dead, gone is justice”) has made it impossible for posterity to suppose continuity between the reign of the glorified king and that of his successors. Consequently, the judgement of the Jagiellon era has become difficult as it seemingly received nothing from the 27 28 29 30 31

Ibid. tuberO, Ludovicus: Kortörténeti feljegyzések (Magyarország) [Period Records (Hungary)]. Ed. by László blazOVich and Erzsébet Sz. galáNtai. Szeged 1994, 24. szerémi (cf. n. 5), 47. Cited by kubiNyi, András: Mátyás király és a magyar püspökök [King Matthias and the Hungarian Bishops]. In: Főpapok, egyházi intézmények és vallásosság a középkori Magyarországon. Ed. by iDem. Budapest 1999, 69. Temesvári Pelbárt válogatott írásai [Selected Works of Pelbárt Temesvári]. Ed. by Sándor V. kOVács. Budapest 1982, 423 and 432. People of the age regarded stillborn children, miscarriages and infertility as God’s just punishment. See: gárDONyi, Máté: Egyháztörténet [Church History]. Vol. 2: Újkor, modernkor. Veszprém 2004, 60.

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“golden age” of King Matthias and it had to accept responsibility for all the failures of the period after the battle of Mohács.32 The population had stagnated since the middle of the 15th century, which meant the tax base could not be broadened which the increasing costs for defence would have made necessary. Moreover, a political crisis also arose rooted in the prior reign of King Matthias. Large private estates and increased tax revenue had allowed Matthias to build up the famous Black Army (though the name was not used until after the king’s death). However, the army could only be employed in the rich western provinces, and could only be kept together by looting on the basis of the principle “war supports war”. The pay of the permanent army drained the bulk of royal revenue. Nevertheless, the soldiers spent it abroad, which further accelerated the outflow of precious metals. The unresolved succession created another difficult problem. When from the struggle for the throne Vladislav II emerged the victor, his reign began with the Herculean task of having to pacify the revolting country. The majority of contemporaneous accounts offered an extremely negative picture of Vladislav II, describing him as weak. György Szerémi even wrote that the king was called an ox behind his back.33 On the basis of this corpus of derogatory imagery Hungarian history writing has developed a picture of a powerless king who accepted everything his councillors suggested. This is why he famously became called Vladislav “dobzse” (all right).34 The Protestant Gáspár Heltai (born in the 15th century) wrote that Vladislav was silent and generous, and thus the Hungarians loathed him and made countless requests to him. Heltai spread the story that the Hungarian term used for street barbecue vendors (lacikonyha) came from the king’s name – as at his reign’s end he was so poor that the butchers of Buda gave him meat for lunch.35 Bálint Hóman wrote “he was a visionary but weak man” whose “shadow kingship virtually dag the grave at Mohács and prepared centuries of Ottoman bondage and Austrian German governance”.36 Cruel posterity even wanted to diminish his achievements such as successful church reforms, which were “of rare virtue”.37 Vladislav was blamed for appointing unworthy people to important offices who pushed worthy yet anonymous men aside. His “natural laziness”38 prevented him from bravely overcoming his faith, resulting in the collapse of the empire built up by Matthias. 32 33 34

35 36 37 38

Varga, Szabolcs: Árnyak és fények a Jagelló-korban [Shadows and Lights in the Jagiellon Era]. In: http://www.arkadia.pte.hu/tortenelem/cikkek/jagello_kor (1.8.2011). szerémi (cf. n. 5), 54. triNgli, István: Mohács felé 1490–1526 [On the Way to Mohács]. Budapest 2010, 23. The myth comes from the Czech historian Dubravius whose chronicle contains many fabulous elements. In his last years Vladislav might have had difficulty communicating because of his frequent strokes. However, it was not always the case. DubraVius, Jan: Historia Bohemica. Frankfurt 1537, 831. heltai, Gáspár: Krónika az magyaroknak dolgairól [Chronicle of the Hungarians’ Past Deeds]. Budapest 1981, 448. HóMan/SzeKfű (cf. n. 3), 566. Ibid., 599 f. Ibid., 575.

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Nevertheless, several very different sources relating to Vladislav have also survived that modify this picture of unfitness. It is not by chance, as Vladislav (born in 1456) gained considerable governing experience as the Czech king. He was able to defend his interests, and the public was well aware he was a deeply religious, compassionate and handsome candidate for the Hungarian throne.39 The events following King Matthias’ death also show that Vladislav started to energetically achieve his aims. Being the first who managed to raise an army he arrived in Hungary as early as July, captured the castle of Visegrád and then entered Buda. Although he had been a long time enemy of Hungary, when his approach to the city became widely known the inhabitants “rallied hopefully and joyfully and greeted him”.40 He made considerable efforts in the following weeks to win over Hungarian people. He must have been crowned Hungarian king under the name of Ladislas on 19 September,41 and the reference to the popular knightly saint also appeared on his coins. His new Hungarian subjects called him that name.42 Vladislav used the propaganda opportunities cleverly, and could not emphasise enough that he was the only crowned king of Hungary.43 His military skills are lesser known, but in the months after his coronation he was able to consolidate his power. His army pushed the troops of John Albert – who was also of the Jagiellon dynasty – and in 1491 Maximilian’s army had to leave Transdanubia. Vladislav’s soldiers fought in Austria in the summer of 1491, and although the king fell seriously ill, he managed to end the war. It was believed until recently that Vladislav had ratified the peace treaty concluded in November 1491 due to his cowardice, but Tibor Neumann has proven that the treaty was in fact favourable for Hungary.44 It is difficult to form an opinion of the king’s activity along the southern frontier, as the sultan did not take advantage of the uncertainty caused by the interregnum. However, Vladislav sought to prevent any possible attacks and in the autumn of 1490 organised the effective defence of Belgrade and Sabac.45 He managed to negotiate a new agreement in 1495 with the Ottoman ruler Sultan Bayezid, who did not lead any campaigns against Hungary during his reign. Vladislav thus was able to consolidate his power and end the wars started by Matthias in a brief year and a half. Meanwhile, he managed to get rid of the most aggrieved lamented parts of his predecessor’s exercise of power and the high rate of taxation was reduced to the average European level.46 39 40 41 42 43 44 45 46

kulcsár, Péter: A Jagelló-kor [The Jagiellon Era]. Budapest 1981, 47. Ibid., 55. NeumaNN, Tibor: II. Ulászló koronázása és első rendeletei. (Egy ismeretlen országgyűlésről és koronázási dekrétumról) [Coronation and First Decrees of Vladislav II. (On an Unknown Diet and Coronation Decree)]. In: Századok 142/2 (2008), 319. huszár, Lajos: Münzkatalog Ungarn von 1000 bis heute. Budapest 1979, 115–127. “Nemo alius est, quam nos coronatus rex Hungarie sumus.” NeumaNN (cf. n. 41), 317. NeumaNN, Tibor: Békekötés Pozsonyban – országgyűlés Budán. A Jagelló-Habsburg kapcsolatok egy fejezete (1490–1492) [Peace Treaty in Bratislava – Diet in Buda. A Chapter of Habsburg-Jagellonian Relations (1490–1492)]. In: Századok 144/2 (2010), 335–372. kubiNyi, András: Két sorsdöntő esztendő (1490–1491) [Two Crucial Years (1490–1491)]. In: Történelmi Szemle 32/1–2 (1991), 39. kulcsár (cf. n. 39), 69.

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Against this background it is right to ask the question again: Why are the judgements typically made about Vladislav so negative? What was the actual difference between his reign and that of King Matthias? The answer lies in the speech of the envoys speaking up for Vladislav at the election diet on 7 June 1490. The speech displayed the king’s portrait – he was pious, mature, a peace maker, a wise governor and a good shepherd. Strikingly, the envoys laid emphasis on virtue and morals, but did not touch upon valour and glory. Vladislav lacked every trait making Matthias popular with Humanists but loathed by his subjects. He was not ambitious or bellicose, avoided competitions and did not deal well with fame achieved by military skills. While Matthias’ “lifestyle was lavish and dominated by Persian luxury, he took joy in wine and was not the enemy of worldly pleasures”,47 Vladislav was quite different. At the beginning of his reign he continued his predecessor’s patronage of arts but he soon lost the impetus. Bronze sculptors disappeared from his court, he stopped enlarging Matthias’ library and his court no longer attracted Italian Humanists. Vladislav, who was not of Humanist culture, probably did not understand Matthias’ patronage of the arts and was not interested in the antique-like style.48 This “serious” mistake of his incurred his Humanist contemporaries’ wrath and has determined the view of his personal judgement ever since. Vladislav broke away from his predecessor’s other habits as well. When the Hungarian delegation met him in Trnava, they offered the kingdom to him with the words: “We would like you not to forget that you grab the reins of a bellicose and wild nation which has to be made obedient by means of strictness and not mercy and impunity.”49 The king unfortunately ignored the bishop of Várad, János Filipecz’s warning, as he avoided strictness. His politics rested instead on a medieval basis, and he regarded the defence of the country and the church, as well as the preservation of rights and privileges, as his task. Unlike Matthias’, his slogan was peace and justice, and he carried out the will of the estates who considered the last decade of Matthias’ reign as tyranny.50 Typically, when he was greeted with cheer in Buda and Orbán Nagylucsei praised his religiousness and piety, Vladislav asked the people to trust him as he had been born not for his own but for the public’s good.51 His generosity manifested itself in his first land donation which was granted to John Corvinus,52 and he always greatly esteemed his brother, John Albert and renounced his claim to the Polish throne in favour of him.53 An account describes the meeting of Vladislav and István Szapolyai on the way to Košice, when the king did not let the latter dismount from his horse and embraced the moved nobleman.54

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bONFiNi (cf. n. 26), 4.4, 108. mikó, Árpád: A reneszánsz Magyarországon [The Renaissance in Hungary]. Budapest 2009, 61. bONFiNi (cf. n. 26), 4.9, 218 f. triNgli (cf. n. 34), 23 f. bONFiNi (cf. n. 26), 4.10, 31. NeumaNN (cf. n. 41), 320. kulcsár (cf. n. 39), 87. bONFiNi (cf. n. 26), 5.1, 85.

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Bonfini’s description of the coronation is also moving. The deeply religious ruler keenly prepared for the event, fasted and every day prayed to God so that he could carry the burden of kingship “knowing that he is not able to exercise the power given by God without the control of God”.55 His speech delivered after the coronation can be regarded as a political creed. “Kings who want to promote justice and equality, must always consider God, be just and fair and keep their promises all the time. […] Those who were born for the good of the community, have to establish public welfare and follow the example of the good shepherd who dares to risk his life for the sake of his sheep.”56 Vladislav’s deeds proved the reliability of Bonfini’s description. He did not seek his ideal in Alexander the Great, Caesar or Hannibal; he was instead the new Numa Pompilius who brought about peace.57 He settled the Czech and Polish conflicts, and the western frontier except for a short period was also calm. He wanted to carry out just governance even with his donation policy and legislative activity. His reign was characterised by fervent legislation until 1507: a complete statutebook was passed in 1492, amended in 1495, followed by a lesser statute-book in 1498. The work even went on after 1504 when the king fell seriously ill and was expected to die. Vladislav put an end to his predecessor’s government practice that strongly depended on the person of the officials, and placed the administration on institutional basis. Considering the king’s legislative activity, it is unsurprising that the jurist István Werbőczy dedicated his famous collection of customary laws, the “Tripartitum” to him. It is worth reading closely the preface which must have been written according to the king’s taste. Werbőczy declared that the king’s task was to keep peace, which could be permanent only if it was based on law.58 The author appreciated Vladislav’s justness and piety, and following Saint Cyprian emphasised that the just behaviour of the king guaranteed peace among his subjects, the defence of the country, the strength of the common people and the hope for future happiness.59 These words are completely different from those praising King Matthias who based his rule on personal “virtus” and luck. The deeply religious Vladislav applied justice by the grace of God and piety as guidelines. He thus broke with the Humanist canon as his intellectual models were medieval royal mirrors. His Humanist contemporaries misunderstood his activity, regarding his acquiescence into God’s will 55 56 57 58

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Ibid., 4.10, 81–83. Ibid., 115–125. triNgli (cf. n. 34), 24. “Quid enim regio splendore dignius suorum subditorum quieti, ac tranquillati accomodatius praestare potuisset, quam post bella, et armorum strepitus, quibus hostilis metus procul depellitur, pacis curam gerere? Quae nisi iuris moderatione contineatur, stabilis firmaque esse non valet.” Werbőczy István hármaskönyve. [István Werbőczy’s Tripartitum]. Transl. and ed. by Sándor kOlOsVári and Kelemen óVári. Budapest 1897, 4. In English: The Customary Law of the Renowned Kingdom of Hungary: A Work in Three Parts Rendered by Stephen Werbőczy (The “Tripartitum”). Ed. and transl. by János M. bak, Péter baNyó and Martyn raDy. Budapest 2006. “Iustitia regis pax est populorum, tutamen patriae, munimentum plebis, protectio gentis […] spes futurae beatudinis.” Ibid., 6.

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as intellectual indolence and weak will. However, it is this point of view that explains Vladislav’s politics, and since peace prevailed along the borders and he produced a legally crowned successor, the king might have died a peaceful death. Later events and Humanist critics have formed a dominant tradition of negative judgment about him as one of the most powerless Hungarian kings. Nevertheless, it is clear he bear no responsibility for this erroneous view.

4. John I of Szapolyai’s reign There have always been conflicting judgements about the reign of the king ascending to the throne following the battle of Mohács. Some of his contemporaries used the adjectives “weak” and “womanly” when referring to his kingship, and he was even mocked as “King Kathleen” because Friar George Utiešenić (Martinuzzi), a fearful person with great power made decisions instead of him. Why and how did a general who had won several significant battles against the Ottomans when having defended the southern borders of Transylvania before 1526, acquire this label as a king? It is widely known that in l526 the Hungarian estates elected both John I of Szapolyai and Ferdinand I of Habsburg to be king. John was crowned in December 1526, while Ferdinand’s supporters were able to crown their candidate almost a year later, in November 1527. The resulting tension and hostility between the two political parties would have had serious consequences no matter what, but this was just at the peak of the Ottoman conquest.60 Following the dual royal election, armed clashes broke out between the parties. They had to use propaganda to make their claim to legitimacy accepted as widely as was possible both in Hungary and abroad. Before 1526, John I of Szapolyai (1487?-1540) had no court of significant Humanists or a circle of politicians who could have helped him work out tactics to deploy against his rival. The reason was that as the voivode of Transylvania between 1510 and 1526 he had stayed in there most of the time, preoccupied with repelling the increasingly frequent Ottoman attacks and defending the frontier. The voivode had a chancellery and employed a staff for his Transylvanian court, who dealt with administrative chores and tasks arising from the voivode’s jurisdictional function.61 John I after his ascension to the throne started to create a political elite for administrative and diplomatic tasks. The majority were from Szapolyai’s wider family 60

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For a summary of the period: pálFFy, Géza: The Kingdom of Hungary and the Habsburg Monarchy in the Sixteenth Century. Boulder/Colo. 2009. – barta, Gábor: Illúziók esztendeje – megjegyzések a Mohács utáni kettős királyválasztás történetéhez [Year of Illusions – Remarks on the History of the Dual Royal Elections Following the Battle of Mohács]. In: Történelmi Szemle 20 (1977), 1–30. For the chancellery of the voivode Szapolyai: JaNits, Iván: Az erdélyi vajdák igazságszolgáltató és oklevéladó működése 1526-ig [The Jurisdiction and Charter Publication of the Voivodes of Transylvania until 1526]. Budapest 1940. – Jakó, Zsigmond: Az erdélyi vajda kancelláriájának szervezete a XVI. század elején [Organisation of the Chancellery of the Voivodes of Transylvania at the Beginning of the 16th century]. Kolozsvár 1947.

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or the lesser nobles supporting the king.62 During 1526 and 1527 John I managed to win over several outstanding politicians and diplomats from the former royal court, many of Croatian-Dalmatian origin, like Tranquillus Andronicus, János Statileo, István Brodarics, the young Antal Verancsics, Ferenc Frangepán, or Friar George Utiešenić (Martinuzzi), the person with the greatest power and influence.63 They typically attended Italian universities and had started their ecclesiastical or lay political careers before the battle of Mohács, and then became won over by Szapolyai and supported him until their deaths.64 One of the king’s most successful diplomats was Hieronymus Łaski, who usually conducted affairs with the Porte.65 Except for Friar George, they were all Humanists familiar with the characteristics of the revived antique ruling ideal. The clergymen Brodarics, Verancsics and Frangepán were deeply loyal towards the Papacy, and thus might have known the ruling ideal iustus et pius propagated in Christian royal mirrors. After he had left Ferdinand’s side, István Brodarics arrived at John’s court in March. 1527, and remained until his death in 1539 a prominent diplomat of the king mainly before the Papacy, the Habsburgs and other western countries.66 King John sent his envoys to the significant European courts, to Mary of Austria, to Ferdinand and to the Porte as early as 1536, seeking to make them accept him as the ruler of Hungary. In November, 1526, he dispatched Ferenc Jozefics, the bishop of Senj first to Venice and then to the Pope and the French king. Jozefics presented a speech in Latin in front of the Signoria in the middle of December, where he spoke about the reasons leading to the defeat at Mohács, the election of John of Szapolyai, and asked the city state to maintain their friendly relationship with the Kingdom of Hungary. He referred to Szapolyai as the voivode of Transylvania, who was 36 years old and had not been married, yet. Jozefics also mentioned

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barta, Gábor: Konszolidációs kísérlet Magyarországon a mohácsi csatavesztés után. (Szapolyai János király kormányzása 1526. november-1527. augusztus) [Attempt at Consolidation Following the Defeat at Mohács. (King John of Szapolyai’s Governance November 1526-August 1527)]. In: Századok 111 (1977), 635–680. György Utiešenić (Martinuzzi) or Friar George was a Paulite monk (1482?-1551) and became an influential councillor of King John of Szapolyai, his widow Isabella of Jagiellon and their son John Sigismund of Szapolyai. He was also treasurer (1534-), the bishop of Oradea, the comes of Bihor county (1534-), governor (1541-), chief judge (1544-), and cardinal (1551). barta, Gábor: Humanisták I. János király udvarában [Humanists in King John I’s Court]. In: Magyar reneszánsz udvari kultúra. Ed. by Ágnes R. VárkONyi. Budapest 1987, 194. urbaN, Waclaw: Hieronim (Jaroslaw) Łaski. In: Polski Słownik Biograficzny. Vol. XVIII. Ed. by Aleksander lubOmirski and Walenty machOWski. Wrocław-Warsawa-Kraków 1973, 225. – barta, Gábor: Bevezetés. [Introduction]. In: iDem et al.: Két tárgyalás Sztambulban. Budapest 1996, 41–45. István Brodarics (Croat. Stjepan Brodarić) (about 1480–1539) attended the University of Padova. He was a Humanist who became Louis II’s chancellor in 1526, and later the councillor of King John I in 1527. He was a diplomat, and in 1537 he was appointed the Bishop of Vác. kuJáNi, Gábor: Brodarics István szereplése János király oldalán [István Brodarics’ Activity on King John’s Side]. In: Századok 48 (1914), 34–51, 107–125. The latest work on his life: ObOrNi, Teréz: King John I of Szapolyai’s Diplomat: István Brodarics. In: Podravina – Časopis za Multidisciplinarna Istraživanja IX/18 (2010), 23 f.

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that Szapolyai wanted to follow the deeds of King Matthias.67 The sources, especially these on foreign propaganda, contain very few references to King Matthias’ heroic feats against the Ottomans. However, Jozefics might have reminded several rulers and also the Pope about Matthias as a worthy example to follow. Nevertheless, he should have been concerned with the wisdom of mentioning the former king’s name in Venice, the city state that had had many clashes with Matthias over control of the Dalmatian territories.68 However, the doge, Andrea Gritti (1523– 1538) gave the delegation a hearty welcome and assured King John of his friendship, but he also suggested to the Hungarian ruler that he should find defence with the sublime Porte against Ferdinand.69 Jozefics left Venice and journeyed to Rome, offering his king and the whole country in the Pope’s favour.70 This step and the great trust in the Pope’s assistance (obvious from Jozefics’ speech) showed high confidence in the unity of the Res publica christiana, which can be clearly traced later in John’s attitude and rhetoric toward the Holy See.71 When King John sent István Drugeth of Homonna to King Sigismund of Poland at the end of 1526, he set making the “wished and blessed peace” as his aim, and asked the Polish ruler’s assistance in that.72 In the spring of 1527, Szapolyai sent his envoys to the imperial diet in Regensburg. A rhetorical phrase in their instructions later appeared in different forms in his negotiations during the following decade: He, a Catholic ruler was ready to conclude a peace treaty with Ferdinand with fair and honest terms for the sake of the Respublica Christiana.73 However, Szapolyai added – and this would also appear in his later communication with Ferdinand – that if these terms were unacceptable he would defend his country at any price.74 King John’s propaganda used different arguments abroad and in Hungary. Following the battle of Mohács and his election, he attempted to secure his power by emphasising his Hungarian nationality against the foreign rule of Ferdinand. This nativism served as the strongest argument for his supporters. Xenophobic thoughts had appeared among Hungarian nobles in the last decades of the 15th century, and became increasingly popular at the beginning of the 16th century, expressly turned against Germans. Their roots went back to the clashes between King Matthias I and 67

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“Questo vayvoda Transilvano […] non auto mai moier e homo qual vol seguir le operation di quondam serenissimo Re Matias […].” Cited by Jászay, Pál: A magyar nemzet napjai a mohácsi vész után [Days of the Hungarian Nation Following the Defeat at Mohács]. Vol. 1. Pest 1846, note 312. teke, Zsuzsa: Az itáliai államok és Mátyás [The Italian States and Matthias]. In: rázsó/ mOlNár (cf. n. 19), 245–276. barta (cf. n. 65), 21. Published by Jászay (cf. n. 67), 428. FrakNói, Vilmos: János király és a római Szent-szék [King John and the Holy See in Rome]. In: Századok 36 (1902), 697–715, 793–809, 895–911. Jászay (cf. n. 67), 182 f. King John’s orders to his envoys 5 March 1527. In: pettkó, Béla: Adalékok János király uralkodásának történetéhez [Data on the History of King John’s Reign]. In: Történelmi Tár (1883), 297. Ibid.

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Frederick III. The antipathy was further enhanced subsequently by Maximilian I’s attack in 1490, the treaty of Bratislava the next year, the presence of the foreign nobles in the courts of the Jagiellon kings and the influence of the Habsburg party formed in the court of Mary of Austria. There was nothing ambiguous when in 1505 the Hungarian estates famously proclaimed that after the death of their present king they would choose a Hungarian ruler.75 It became known John of Szapolyai,76 a member of one of the wealthiest and most influential families in the country, was favoured to be this king. Szapolyai’s propaganda in Hungary, however, only gained ground a few years later when during the Ottoman campaigns that ravaged the country, he emphasized his willingness to make peace. It became obvious to John by the end of 1527 that to avoid becoming a defeated subject of the sultan he had choice but to enter into an alliance with him. During the lengthy and tough decision making the king’s diplomats’ negotiations in European courts failed to gain support for his struggle against the Ottomans. Finally, the Polish diplomat of the king Hieronymus Łaski travelled to the Porte to reach the agreement.77 Łaski prior leaving sent a letter to his friend Jan Tarnówski, the Polish diplomat supporting King John, telling of his ruler’s forced step: “If his allies left him, I’m afraid, the king would promote friendship with alien nations, and if he did not receive help from crowned rulers, he would get it from the one wearing linen around his head.”78 The alliance between King John and the sultan was signed at the beginning of 1528. Łaski’s diaries on his negotiations reveal King John was treated quasi-equal at the Porte, as if the Ottoman leaders had not been familiar with his delicate situation.79 At this time Hungarian military victories and political conditions clearly favoured Ferdinand, creating a wide base of support. John’s return from his Polish exile in November had already weakened his position, compounded by his peace treaty with the sultan and the Ottoman campaign of the next year. However, after the failure of this campaign at Vienna, the power structure became more balanced and the territory of the Kingdom of Hungary became split between the two rulers. Nevertheless, even then Szapolyai’s weakness was clearly shown by the fact that Ottoman soldiers secured his power in Buda. The 1530s saw a new phase of struggle between King John and Ferdinand which ended only in February, 1538 with the conclusion of the Treaty of Várad. During this decade the kings disputed each other’s legitimacy both domestically and abroad, trying to push the other out of the Kingdom of Hungary. At the same 75 76

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kubiNyi, András: Az 1505. évi rákosi országgyűlés és a szittya ideológia [The Diet of Rákos in 1505 and Scythian Ideology]. In: Századok 140/2 (2006), 361–374. For Szapolyai: malyusz, Elemér: Az erdélyi magyar társadalom a középkorban [Transylvanian Hungarian Society in the Middle Ages]. Budapest 1988. – Tanulmányok Szapolyai Jánosról és a kora újkori Erdélyről [Studies on John of Szapolyai and that of Early Modern Transylvania]. Ed. by József besseNyei et al. Miskolc 2004. For the events leading to the decision and its background, see: barta, Gábor: A Sztambulba vezető út [Way Leading to Istanbul]. Budapest 1983. – iDem: La route qui mène à Istanbul 1526–1528. Budapest 1994. Ibid., A Sztambulba, 165. Łaski’s diary in publication: Két tárgyalás Sztambulban (cf. n. 65), 99–172.

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time in their political propaganda they routinely stressed peace and their willingness to agree. The strongest supporter of the recognition of John’s rule was the Polish king Sigismund I (the Old Jagiello, 1506–1548). He had generously renounced his Hungarian titular claims to John’s benefit, and truly wanted and promoted the peace treaty between John and Ferdinand. It was not an accident that John’s diplomacy developed the strongest possible relations with the Polish court. There of course had been a dynastic connection between the two kings as Szapolyai’s sister, Borbála was Sigismund’s first wife (1512 to 1515). In those years King Sigismund had significant influence over John and the course of the peace negotiations. Polish diplomats as early as 1527 organised and settled several meetings and truce negotiations between the two kings.80 King John’s emphasis on the importance of bringing about peace and the promotion of the common good of the Respublica Christiana was an important propaganda tool; he regarded it as essential to show a willingness to come to an agreement peacefully. Beside the Polish king, Pope Clement VII also tried to promote the conclusion of a peace treaty between the two Hungarian rulers. King John sent several letters to the Holy See and informed the Pope through his envoys that he would always act for the sake of Christendom, and thus was ready to enter into an agreement with Ferdinand.81 For instance, in February, 1532 Antal Verancsics in a speech before the Pope stressed his ruler’s loyalty towards the Christian religion and the Holy See. John, he claimed, had always been and would always be a good Christian, and had been forced to enter into an alliance with the sultan. He underscored that the king honestly wanted to conclude a peace treaty with Ferdinand.82 The negotiations started in Poznań in the October of 1530 under Polish mediation. The Polish king Sigismund I wrote to the prince of Saxony to open negotiations with Ferdinand of Habsburg: “Our envoy to Hungary reported that King John was ready for peace and was pleased at the possibility […].”83 Sigismund I of Jagiello sent several orders to his envoys, corresponded with both kings and wrote several accounts of the events. Many of these documents have survived and it is invaluable to zoom-in on them. First, because Sigismund’s point of view was not inconsequential for either party, and second because he was the one to stress the importance of Christian union and keeping the harmony within the Respublica Christiana. In his directives to his envoys in 1530 Sigismund repeatedly claimed that keeping peace was the most important aim for the whole of Christendom.84 In a message to King John, the Polish king expressly stated that the Hunga80

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bárDOssy, László: Magyar külpolitika a mohácsi vész után [Hungarian Politics after the Disaster at Mohács]. Budapest 1943. – bOtlik, Richárd: Az 1531. évi krakkói alku. Titkos megállapodás az I. Ferdinánd párti erdélyi területek katonai utánpótlásának kérdéséről [Agreement in Krakow in 1531. A secret Agreement on the Military Supply of the Transylvanian Territories on Ferdinand’s Side]. In: Századok 137/3 (2003), 597–601. FrakNói (cf. n. 71), 795–798. Verancsics’ speech at a papal audience. Ibid., 895–897. Cited by bOtlik (cf. n. 80), 591. A lengyel királyi kancellária Libri Legationum sorozatának magyar vonatkozású iratai [Documents Relating to Hungary published in the Series Libri Legationum of the Polish Royal Chancellery]. Vol. 2: 1526–1541. Ed. by Péter tóth. Miskolc 2003, 127.

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rian ruler should put hatred and hostility aside, and dictate acceptable terms, as all the countries of Europe expected and wished peace and agreement between him and Ferdinand.85 Though the negotiations in Poznań collapsed, in Visegrád at the beginning of 1531 John and Ferdinand concluded an armistice, at first for three months and then for a year. They were forced to agree as neither had been able to manage an armed victory over the other, and the Polish king had exercised an increasingly strong influence on them to compromise for the sake of the harmony within the Respublica Christiana.86 The Hungarian kings signed another armistice for four months which was valid from 1 January 1533. King John’s leading diplomats in the negotiations with the Habsburgs in the 1530s were the Humanist István Brodarics and Ferenc Frangepán.87 Brodarics launched widespread domestic and foreign peace propaganda for King John. In 1533 he asked the influential Hungarian noble Tamás Nádasdy, who had changed sides several times, to do everything in his power to promote peace.88 However, he also claimed that the terms of the peace should be acceptable for the sultan, too, or else both parties would perish.89 In February, 1535 Brodarics informed Pjotr Tomicki90 the peace negotiations he had participated were still open, and added: “If our kings, as both rule the country, are wise, they will agree. If they are not, only God knows what will happen to us and all the neighbouring countries.”91 By 1536, peace was not only important for King John; the question was frequently put on the agenda for the diets of the Hungarian estates. The political elite saw that the civil war had dragged on for almost a decade without any progress, and ending it became their most significant goal. Both kings’ followers realised that a third party would benefit from the struggle of the two Hungarian kings. 85 86 87

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Ibid., 129. bOtlik (cf. n. 80), 579–601. Ferenc Frangepán (1490?–1543) was a Franciscan friar, from 1528 the archbishop of Kalocsa, and from 1538 the bishop of Eger. He was King John’s diplomat and advisor. After John’s death he changed sides. sÖrÖs, Pongrác: Frangepán Ferenc, kalocsai érsek, egri püspök [Franz Frangepan, archbishop of Kalocsa and bishop of Eger]. In: Századok 51 (1917), 429–471, 545–576. Brodarics’ letter to Tamás Nádasdy, Buda, 4 January 1533. In: kuJáNi, Gábor: Brodarics István levelezése II [István Brodarics’ Correspondence II]. In: Történelmi Tár (1908), 258–292 and 321–346, here 321. Brodarics’ letter to Tamás Nádasdy, Buda, 18 January 1533. In: Ibid., 323. Pjotr Tomicki (1464–1535) attended the universities of Krakow and Bologna. He was a royal secretary from 1506, the deputy chancellor from 1515, the bishop of Poznań from 1520 and the bishop of Kraków from 1524. He was a Humanist statesman whose name appears connected to the creation of the collection of the copies of the documents of the Polish royal chancellery (Acta Tomiciana). It contains Brodarics and Tomicki’s letters. See also kasza, Péter: A szó elszáll. Az írás megmarad? Brodarics István levélírói tevékenységéről [Words fly away. Is writing eternal? On the letter writing activity of István Brodarics]. In: Publicationes Universitatis Miskolciensis. Sectio Philosophica XIV/2 (2009), 193–216. István Brodarics’ letter to Pjotr Tomicki, Buda, 15 February 1535. In: Janus Pannonius – magyarországi humanisták [Janus Pannonius – Humanists in Hungary]. Ed. by Tibor klaNiczay. Budapest 1982, 692.

Peace as the Basis of Power in the Courts of Vladislav II of Jagiellon and John I of Szapolyai

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The negotiations leading to the conclusion of the Treaty of Várad (Rum. Oradea) started in 1536. The lengthy discussions suggest King John hesitated over the peace with Ferdinand, and his uncertainty was further aggravated by the fact that even the Porte had to agree on the terms in order to receive the sultan’s consent.92 The decisive Treaty of Várad was concluded on 24 February 1538. The most important terms were that John and Ferdinand mutually recognised the other as the king of Hungary, and divided the country on the basis of the status quo. John promised that after his death, even if he had a male heir, Ferdinand would inherit his territory.93 After signing the Treaty of Várad, King John withdrew to the eastern part of Hungary. He wanted to keep the final agreement secret from the Porte, fearing its serious consequences. In the autumn of 1539 Hieronymus Łaski, who had left Szapolyai’s court, informed the sultan about the peace treaty. As preparations for an Ottoman campaign against Moldavia were under way, King John started to get ready for the defence, and convened his first diet in Kolozsvár (Rum. Cluj-Napoca) in the summer of 1538. He delivered a long speech at the diet which was recorded by Antal Verancsics, who participated in the assembly as the provost of Gyulafehérvár (Rum. Alba Iulia) and the king’s confidant. He was also a Humanist who recorded several important events in a precise and trustworthy fashion.94 The king’s speech is such an interesting propaganda discourse that it is worth looking at closely and summarizing. John’s opening words establish his theme: “I have no doubts that you all know and have experienced that I have always preferred peace to war. Now, I have resolved to do preparations for the war that I regard undesirable but necessary.”95 For the question of the legitimacy of why he was preparing for a war with his ally, he cites the following reasons: he had endured the Ottoman ravages in 92 93

94

95

bárDOssy (cf. n. 80), passim from 91. Documents on the peace treaty kárOlyi, Árpád: Okiratok és levelek a nagyváradi béke történetéhez 1536–1538 [Documents and Letters for the History of the Peace of Oradea 1536–1538]. In: Történelmi Tár (1878). – iDem: Adalékok a nagyváradi béke s az 1536–1538. évek történetéhez [Data on the Peace of Oradea and the History Between 1536–1538]. Budapest 1879. – bárDOssy (cf. n. 80), 187–232. Antal Verancsics (Croat. Antun Vrančić) (1504–1573) was a clergyman, a diplomat, and a Humanist historian. He was born in Sebenico (Croat. Šibenik), attended the University of Padova and was employed by King John from 1530. After the king’s death (1540), he lived in Transylvania in the court of the widowed queen. He supported Ferdinand from 1549 and was the archbishop of Esztergom from 1569. The latest work on his career: pavičić, Tomislav: Antun Vrančić. Znameniti Šibenski Humanist. Muzej Grada Šibenika [Anton Vrančić. The wellknown humanist. Museum of city of Šibenik]. Šibenik 2004. – gál-mlakár, Zsófia: Adatok Verancsics Antal udvarának történetéhez [Data on the History of the Court of Antal Verancsics]. In: Fons 14/2 (2007), 279–337. – GőzSy, Zoltán: Verancsics Antal és a humanista történetírás [Antal Verancsics and Humanist History Writing]. In: Pécsi Történeti Katedra. Cathedra Historica Universitatis Quinqueecclesiensis. Ed. by Zoltán csabai et al. Pécs 2008, 335–348. VeraNcsics, Antal: De rebus gestis Hungarorum ab inclinatione Regni. In: Verancsics Antal összes munkái. Vol. 1. Publ. by László szalay. Pest 1857, 100–110. – Magyar Országgyűlési Emlékek [Monumenta Comitialia Regni Hungariae]. Vol. II: 1537–1545. Ed. by Vilmos FrakNói. Budapest 1875, 144–147.

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his country and had spent vast sums of his and his subjects’ money on gifts; he had never failed to pay homage to the sultan and expressed that he held his power by the grace of God and that of the sultan, else he would have brought about great sufferings for his country and other European countries; he had attempted to avoid the war by all means, with the help of money, gifts and promises in order to pacify and not irritate the formidable enemy. However, the Ottomans were liars as they had promised permanent peace, yet ravaged and pillaged the country. Thus, he was fed up with intrigue and machinations, encouraging his people to risk their lives for their children and for liberty and to take up struggle for their religion. He would show that he was ready to die for his nation since as a true king he would be the first in the battle. Seeing his followers’ strength and enthusiasm, which had made it possible for King Matthias to win three battles a day, he was no longer afraid of the Ottomans. He asked his people not to believe the news based on the strength and great size of the Ottoman army because it was not true. The majority of the sultan’s force was fighting against the Persians, and the remaining part was weak and disorganised. The king added that Croatians, Slavs, Serbians, the Polish, the Czech, Silesians and Moravians would fight with his people, along with even Spanish and German infants armed with lances and rifles sent by the Roman king. All would help them together with Hungarians supporting the Habsburgs, as they were then John’s friends and comrades. Szapolyai also pointed to the promise to join his forces from the voivodes of Wallachia and Moldavia. The king also did not fail to mention that the tensions among the western countries had eased, that the French king Francis I had made peace with the Holy Roman emperor and had sent their fleet against the Ottomans, which would be advantageous were the war to start. It is important to bear in mind that given this all encompassing claim to solidarity that in his speech King John emphasised his preference for peace and explained why he had signed an alliance with the sultan. He also regarded it essential to refer to King Matthias whose heroic deeds were always brought into the foreground of anti-Ottoman propaganda in the 16th–17th centuries. He also touched upon his actions aimed at preserving peace, and was not ashamed of the humiliating acts. The king also listed the goals of the war, among which was the defence of religion. It was of course the Roman Catholic faith that Szapolyai genuinely followed, which is documented in several narrative sources, among them Farkas Bethlen’s history of Transylvania.96 Mentioning the prospects for children in his speech might have aroused deep sentiments, but the king might also have referred to his planned marriage with the young Isabella of Jagiellon (1519–1559), which took place in 1539. The speech also revealed the hope for the union of the country and help from all the ethnic groups living in Hungary and neighbouring people. The speech shows the ideal picture of a king ready for all possible sacrifices – be it peace or war. Antal Verancsics who recorded the ruler’s words observed that John’s audience had never heard him speak so enthusiastically and movingly. 96

bethleN, Farkas: Erdély története I. A mohácsi csatától a váradi békekötésig (1526–1538) [History of Transylvania I. From the Battle of Mohács to the Treaty of Oradea (1526–1538)]. Vol. I–II. Transl. by András bODOr and Géza pálFFy. Budapest-Kolozsvár 2000, passim.

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Nevertheless, the war against the Ottomans did not start as the sultan led his troops to Moldavia. Suleyman only sent a message to King John asking him what his military preparations were about. Thus the king was forced to keep the peace with gifts. The diet held in September, 1538 in Kolozsvár decided Friar George was to travel to the Porte with a vast sum of money to handle the affair, and thereby renew the old friendship between the king and the sultan. King John was too weak to defend his interests on his own. At his last diet in Torda (Rum. Turda) in April, 1540 he stressed that keeping the peace with the Porte was essential at all costs, as the end of it would mean the country would perish. Because in his view preserving the peace was the only possibility, he offered to pay the tribute from his own riches for two years in order to relieve the burdens of the Transylvanian estates.97 King John’s preference for peace, his pursuit of avoiding unnecessary bloodshed, his careful politics dominating the period from 1526 to 1530 and his alliance led his contemporaries to form a negative opinion of him as an indecisive ruler unable to make tough decisions. Nevertheless, they were not right. In difficult political situations King John always formed his opinion and took his decisions on the basis of the relevant information he received. He was a political realist even when he decided in favour of the alliance with the Porte. Posterity might be surprised how quick on the uptake he was when he realised that the alliance was the only way to prevent or at least alleviate the destruction of his country. The same reasons and reasoning led to his peace treaty with Ferdinand.98

Summary This showed that Vladislav and John used the same reasons for their elections: that as just and pious rulers they were able to make peace in the country. They believed that providence helped them with their difficult task. Vladislav achieved his aim, although the effects of his reign and the foreign political changes destroyed the medieval Kingdom of Hungary. Returning to the exercise of power common before the reign of King Matthias proved to be inadequate in the changed conditions of his time. However, although the reign of the Jagiellons might have been different, in any case it would have ended with the defeat at Mohács. Even a Machiavellian ruler would have failed against the Ottoman Empire then growing to be a dominant world power. Although John of Szapolyai was not an educated Humanist, the ideal of a pious and just king ready to defend the basic Christian ethos and the country was central to his thought, the more so since he had reckoned to ascend to the Hungarian throne since youth. Making and keeping peace played an important role in entering into the alliance with Suleyman. It was almost entirely motivated by the fear of the 97 98

bethleN, Farkas: Erdély története II. A váradi békekötéstől János Zsigmond haláláig (1538– 1571) [History of Transylvania II. From the Treaty of Oradea to the Death of John Sigismund (1538–1571)]. Transl. by András bODOr and Tamás kruppa. Budapest-Kolozsvár 2002, 36. See all the works of Gábor Barta referred to in this study, especially A Sztambulba (cf. n. 77).

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formidable Ottoman Empire, as neither the Pope nor the European rulers sent him adequate support for his fight against the Ottomans. When he realised he could not defeat the other Hungarian king Ferdinand as well, he finally adopted making peace in his political propaganda against Ferdinand. Nevertheless, King John had even fewer tools to fulfil his promise than Vladislav and preserve the country in peace from both Ferdinand and Suleyman. The attentive reader should now be in a better position to recognize that he did his best for one and a half decades, and was able to preserve his throne in the buffer zone between the two empires. I have sought to show that both kings were energetic and made decisions regarding the current situation, and that the records on their indecisiveness and weakness are unreliable. They both believed in God’s ultimate power that can raise and throw down countries and rulers, against which human power and will are inadequate. Neither king received a Humanist education, and thus they were not familiar with the antique phrase: If you wish for peace, prepare for war.99 Even if they had been familiar with it, they might have had little chance to act in its spirit in a transformed Europe that was attacked by the emerging Ottoman Empire right through Hungary.

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“Si vis pacem para bellum.” Originally: “Igitur qui desiderat pacem, praeparet bellum.” See Flavi Vegeti Renati viri illustris comitis Epitoma rei militaris. Liber III, I. In: http://www.thelatinlibrary.com/vegetius3.html (5.8.2011).

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Ottoman-Habsburg Relations in the Second Half of the 16th Century: The Ottoman Standpoint This article examines the Ottomans’ perceptions of their relations with the Austrian branch of the Habsburg dynasty in the second half of the 16th century, as well as the underlying motives that were at work. To do that, the Ottoman Empire’s conceptions of government, territoriality and international relations will be explored. Very close scrutiny will be directed to one of the most enduring affairs that preoccupied Süleyman (1520–1566) and his immediate descendants, after their eruption into Central Europe – their relations with their major opponent in the region, the Holy Roman Empire. The analysis of treaties and letters and other documents produced by the Ottoman chancery for Ferdinand (1526–1564) and his successors will help us to understand, through the examination of their peculiar rhetoric and phraseology, the outlines of the Porte’s standpoint in relations with the Hofburg. The aspects pertaining to specific events in these documents will be of secondary importance to our purpose, which is rather to read their rhetorical intention. In the absence of other types of sources, such documents of persuasion supply the only key to the logic of Ottoman practice in the Central European political space.1 However, it is necessary to be precise and stress that the standpoint I try to outline was in some degree in play only in the second half of the 16th century, more precisely from the 50s of the century to the beginning of the Long War, in 1593. This standpoint was the product, or Ottoman reinterpretation, of the balance of power established as a consequence of the wars and negotiations between the two empires, as well as the international conjuncture. Later on, some of its constituents 1

We rely on both copies and drafts of letters whose originals are lost, and actual originals, in piecing together a picture of the relations between the senders and recipients of OttomanHabsburg correspondence in the second half of the 16th century, and the major issues and concerns with which their letters dealt. Before letters were dispatched, the Ottoman chancellery made copies of all the important ones, particularly those exchanged between royal courts; these were stored in an appropriate archive for future possible reference. This applied also to the treaties with vassal and foreign kings. For the most part I used copies kept in the registers called Muhimme Defteri (abbr. as MD). In some cases the letters discussed involved reading the originals sent to the addressee and kept in Haus-, Hof- und Staatsarchiv (abbr. as HHSTA) in Vienna. petritsch, Ernst D.: Regesten der osmanischen Dokumente im Österreichischen Staatsarchiv. Bd. 1: 1480–1574. Wien 1991. The documents from the time of Süleyman are published in Die Schreiben Süleymāns des Prächtigen an Karl V., Ferdinand I. und Maximilian II. Vol. 1–2. Ed. by Anton C. schaeNDliNger and Claudia rÖmer. Wien 1983. – prOcházka-eisl, Gisela/rÖmer, Claudia: Osmanische Beamtenschreiben und Privatbriefe der Zeit Süleymans des Prächtigen aus dem Haus-, Hof- und Staatsarchiv zu Wien. Wien 2007. For a comparison of some letters, both the originals and the copies are available VeiNsteiN, Gilles: Ahkam Qa’id: Ordres originaux et Muhimme Defteri. In: Mélanges offerts à Louis Bazin par ses disciples, collègues et amis. Ed. by Jean-Louis bacqué-grammONt et al. Paris 1992, 257–274.

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will subsist, either as axioms or only as a verbal construction, but without the same scope or consistency. It took the Ottomans nearly three centuries of ferocious wars, external and civil, to put together a political entity which they called “Well-Protected Domains” (memâlik-i mahrûse).2 This relatively well-known process was accompanied by the progressive establishment of an administrative structure and an ideological apparatus which made this brutal state-formation acceptable to the ruled population, restructured under diverse administrative regimes. The ruling class (askeri), including all state servants and officers from the highest palatine official to the lowliest Muslim soldier, was immune from taxation. While the term describes a politicaltheological estate, it also clearly marks out a clear difference between the taxpaying subject population (re‘aya). The latter term signified “protected flock”, and comprised the majority population in the territory, regardless of religious affiliation. It was made up of mostly of peasant and nomad communities, with a small but important group of urban merchants and artisans.3 Their protection, thus, was conceived as the expiation of the Ottoman rule. To define the Empire roughly, the State had a core territory (iç-il) – consolidated by the end of the reign of Mehmed II (1451–1481) – from Euphrates to the Danube, where the capital city, Istanbul, was located in the middle and where its rule was most direct. This core territory was divided into a number of provinces, each under the control of a governor who resided in one of the Empire’s urban centres. Rum Eli, the European part of the core territory, symbolically and effectively had preponderance in the administrative structure.4 During the first half of the 16th century, this core territory grew in all directions. New regions were assimilated in the east after the conquests of Selim I (1512–1520), mainly in Syria and in Egypt, and after those of Süleyman further in the east and in the southeast, extending the frontiers of the empire to the Indian Ocean and in the west.5 Even after these conquests recast the symbolic geography of the Empire, after the conquest of ancient Islamic States’ capitals (Damascus, Baghdad, Cairo) and especially the Holy Cities of Islam, which conferred on the Ottoman sultan (at least in theory) superiority over other Muslim States, Rum Eli kept an important position as the centre of ghaza activities.6 2 3 4 5

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imber, Colin: The Ottoman Empire, 1300–1650. The Structure of Power. New York 2002. iNalcik, Halil: The Ottoman Empire. The Classical Age: 1300–1600. London 1973, 76–118. DáViD, Géza: Studies in Demographic and Administrative History of Ottoman Hungary. Istanbul 1997, 187–204. These conquests resulted in some important changes in the state apparatus. For instance, territories in Arabian lands and North Africa were not fully incorporated to the central administration structure. They became the so-called salyaneli provinces, left to different arrangements of indirect rule where local administration remained relatively intact. Modifications occurred after major campaigns transforming the provinces from one form of administration to another, based not only the local state arrangements, but also on where the region was located. This second type of province administration was never applied in the European territories of the Ottoman Empire. kuNt, I. Metin: The Sultans’s Servants: The Transformation of the Ottoman Provincial Government 1550–1650. New York 1983. For a reinterpretation of the modus operandi of ghaza: VeiNsteiN, Gilles: Le rôle des tombes

Ottoman-Habsburg Relations in the Second Half of the 16th Century

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Beyond these lands, the Ottoman sultans held sway over a number of subject territories usually acquired through military conquest or only by pressure. These territories were vassal and client-kingdoms by and large administered by Muslim or non-Muslim rulers of local origin. Provided they met the obligations which their subject status imposed upon them, they were generally allowed considerable latitude in the management of their tribute or affairs. The provision of military support when called upon and annual payment of tribute (in some other cases merely gifts) were most commonly required from the vassal, whose foreign policy had to be in line with Istanbul. In return, the vassal was guaranteed the support and the protection of his overlord in the event of attack or if his position on his throne was imperilled.7 Thus, for example, Süleyman may reply to Maximilian II on behalf of Prince Jean-Sigismund Zapolyai because the realm under latter’s command is under his protection just as the other Well-Protected Domains.8 According to the Ottoman ideology, the main tasks of the ruler and of his servants were to defend the territory against the outside world (hifz u hiraset) and to maintain justice (adalet) within the society. The idea of justice determined the Ottoman conception of government. In the eyes of the ruling elite this principle more than anything else stood for stability and harmony.9 It meant that each group and each individual within society should remain in his place as defined by the State (within his boundaries or hudud), without trespassing on the rights of others. Inhabitants of cities were treated differently from the rural population, Christians and Jews differently from Muslims, nomads differently from settlers and women very differently from men. The government should rule within the bounds of law, and enforce the hudud. It is not very difficult to see in this type of conceptualization the principle of divide et impera, and that the emphasis on the value of stability entailed a basically conservative political outlook. The intrinsic value is the order (nizam). This ideal is supposed to produce the harmonious hierarchy of institutions that constitutes the State. From this point of view, it will not be wrong to go a step further and explain the principles of the Ottoman foreign policy by drawing out a parallel with the axioms for good government in the territory.10

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sacrées dans la conquête ottomane. In: Revue de l’histoire des religions 4 (2005), 509–528. biegmaN, Nicolaas H.: The Turco-Ragusan Relationship According to the Firmans of Murad III (1575–1595) extant in the State Archives of Dubrovnik. The Hague-Paris-Mouton 1967. – maxim, Mihai: Romano-Ottomanica. Essays & Documents from the Turkish Archives. Istanbul 2001. – papp, Sándor: Die Verleihungs-, Bekräftigungs- und Vertragsurkunden der Osmanen für Ungarn und Siebenbürgen: Eine quellenkritische Untersuchung. Wien 2003. “Tasarrufunda olan vilâyet dahı sair memâlik-i mahrûsemiz gibi sâye-i himâyetimizdedir.” MD VI, n 1150. In the same letter, the sultan insists that any diplomatic move of Zapolyai without his permission is invalid: “Kraloğlu müstakil sulh itmeğe kadir midir? […] Anun hidmeti bu cânibden ne vechile fermân olunursa mazmûnıyla amel itmekdür.” See also MD VI, n 1383. DarliNg, Linda: Islamic Empires, the Ottoman Empire, and the Circle of Justice. In: Constitutional Politics in the Middle East: With Special Reference to Turkey, Iraq, Iran and Afghanistan. Ed. by Said Amir arJOmaND. Oxford 2008, 11–32. Indirect evidence to the homology established between inner and exterior spheres of government is the recurrent use of re‘aya for the subjects of the neighbouring states. For example, when the Ottoman chancery summarizes a letter of Maximilian II about his justification on the

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The Altaic universality notion is an essential component of the Ottoman ideology. The nizam-ı alem or pax ottomanica rested upon the acceptance of harmony as something sacred, personified in the institution of the sultanate. This required that the Ottoman sultan give order to other human societies and to even correct them.11 Officially, and in the minds of its elite, the Ottoman Emperor is the centre of the inhabited quarter of the world (rub‘-u meskun).12 This idea was so dominant that during the 18th century when it was under threat, and even after its western provinces had been gradually lost, the powerful idea of a universal God-protected empire was restated by its officials.13 The “frontiers” of the early Ottoman period were very different from the closed and policed borders of modern states. The notion of a frontier was more fluid, and there was a high degree of regional variation.14 We should think about them in terms of broad frontier zones of contact, rather than of exclusion. Likewise, the lines drawn on even the best modern maps of the Ottoman Empire in its various stages should not be taken to imply that when conquests or reconquests happened there was an immediate imposition of state apparatus over a whole area. Consequently, the Ottoman territorial conception was different from the modern conceptualization. It was from a scheme defining the political geography of Islam, largely used to separate the world into two antagonistic categories, the Abode of Islam (dar al-islam) and the Abode of War (dar al-harb).15 This static view had much to do with the Islamic paradigm’s theologico-legalistic foundation. However, its validity, or rather its adoption and application by Muslim polities is not always certain. With regard to the Ottoman Empire, these categories are to be sure instrumental for the organization of trade, the administration of foreign residents in the territory or for the regulation of relations with Christian vassal states, but it is extremely difficult in terms of policy-making to assess the bifurcation’s real impact.16 It should suffice to give the example of frequent essays for making alliances with European States, even in the 16th century when the Empire was at its height. In that

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attacks to the Transylvanian territory in 1565, the Emperor is presented as guarding his flock (re‘ayanızı siyanet içün): MD VI, n 1150. hageN, Gottfried: Legitimacy and World Order. In: Legitimizing the Order: The Ottoman Rhetoric of State Power. Ed. by Hakan T. karateke and Maurus reiNkOWski. Brill 2005, 55–84. This idea is formulated in practically every ‘ahdnâme given to the Habsburg Emperor (1568, 1574, 1576, 1606): “Cümle-i rub̔-meskûn ve heft-iklîm zimâm-iktidârıma mün̔atıf ve müsahhar olub – totality of the inhabited quarter world and the seven climates are inclined and captivated by my proclaimed power.” aksaN, Virginia: An Ottoman Statesmen in War and in Peace, Ahmed Resmî Efendi, 1700– 1783. Brill 1995. peDaNi-Fabris, Maria Pia: Dalla frontiera al confine. Roma 2002. – The Frontiers of the Ottoman World. Ed. by Andrew C. S. peacOck. Oxford-New York 2009. paNaite, Viorel: The Ottoman Law of War and Peace. The Ottoman Empire and Tribute Payers. New York 2000. For a nuanced view VeiNsteiN, Gilles: Le statut de musta’min entre droit et politique. In: The Ottoman Empire: Myths, Realities and “Black Holes”. Ed. by Oktay Özel and Eugenia kermeli. Istanbul 2006, 189–201. VeiNsteiN, Gilles: Istanbul, carrefour diplomatique: l’établissement des ambassades permanentes européennes. In: Cours et travaux du Collège de France. Résumés 2007–2008. Paris 2009, 679–704.

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same period there was a quasi-permanent state of war with rival Muslim States (Iran, Morocco). So, how can their essentially ideal conception be defined? The description of the Ottoman realm by the chancery of Selim II’s in the Habsburg ‘ahdnâme of 1568 will give a fair idea: “I who, am the sultan of the sultans of the Roman, Arab and Persian lands, king of the kings of China, Cathay, Khitan and Turk […] Paducah of the cities around the Mediterranean Sea, of the forts and fortresses around the Black Sea, of Egypt, Port Said, Aleppo, Damascus, Jeddah, Mecca, Medina, Jerusalem, Yemen, Aden, Sana, Ethiopia, Basra, al-Ahsa, Kurdistan, Georgia, Luristan, Van, Kipchak Steppes, lands of Tatar as well as the totality of Anatolia, Zulkadria, Karaman and generally of Rum Eli, Vallachia, Moldavia and of many other provinces conquered with my victorious sabre […].”17 This depiction is not unique and differs only slightly from other examples in the ‘ahdnâmes given to the Habsburg Empire in the second half of the 16th century or to the kingdom of Poland (Polish-Lithuanian Commonwealth, after 1569). It clearly demonstrates that territoriality is defined by reference to a sheer listing, or juxtaposition of the existing provinces one after another, along with some of the vassal states. Precedence of Arabic speaking provinces over the western lands may be given as a proof of the Islamic orientations of the Ottoman territorial conception, but it does not necessarily prove the applicability of the notions of Abodes of Islam and War as the principal tool of the Ottoman (di-)vision of the World. To the contrary, it is universalistic. The Ottoman imperial aspiration covers practically all the spheres of civilization of the Ancient World (Persia, China, Roman Empire) apart from India, and presents itself as a rival of the Habsburgs’ ambitions.

Ottomans and Habsburgs The Ottomans are often represented – which is not altogether wrong, but anyhow simplistic – as having a unique notion of peace that resulted from the defeat and humiliation of enemies and their integration into the empire. Keeping the peace would thus require teaching other nations to know their place, demonstrating to them in the most unmistakable terms that they would not stand a chance against the 17

HHSTA, for its description, petritsch (cf. n. 1), 551. We’ve not translated the epithets of cities and regions, not to weigh down the text. “Ben ki sultân-ı selâtîn-i memâlik-i Rûm ve ‘Arab ve ‘Acem ve hâkân-ı havâkîn-i Çîn ve Hıtâ ve Hitan ve Türk ve Deylem […] Akdeniz etrâfında olan bilâd-ı sipihr-irtifâ‘ın ve Karadeniz cevânibinde bulunan kılâ‘ ü bukā‘ın ve nâdire-i asr olan Mısr ve Sa‘îd-i a̔lânın ve Bagdâd-ı dârü’s-selâm ve bilâd-ı Haleb ve Şam’ın ve Bender-i Cidde ve Beytü’llahi’l-Harâm’ın ve Medîne-i münevvere ve Kuds-i şerîf-i lâzımü’l-ihtirâmın ve vilâyet-i Yemen ve ‘Aden ve San‘a’nın ve memâliq-i Habeş ve Basra ve Lahsâ’nın ve Kürdistân’ın ve Gürcistân’ın ve Lûristân’ın ve Vân’ın ve Deşt-i Kıpçak ve diyâr-ı Tâtâr’ın ve külliyen vilâyet-i Anadolu ve Zü’l-qadriye ve Karaman’ın ve umûmen memâliq-i Rûméli ve Eflâk ve Boğdan’ın ve bunlardan gayri şimşîr-i zafer-te’sîrimizle feth olunmuş nice diyâr-ı azîmü’l i̔tibârın, pâdişâhı ve sultânı.”

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Ottoman power. As a matter of fact, sultans in their acts do stress that point. In his lavish intitulatio, Süleyman presents himself (as well his successors) as “the sultan of the sultans of the age, the proof of the emperors of the season, the distributor of the crowns of the Khusro’s of the world […]”.18 After enumerating the regions in his control, he asserts that he is the monarch of the many innumerable lands that his ancestors “had conquered with the overwhelming power, and also of the many countries” that his “glorious majesty has conquered with his victorious sabre – tiğ-i ateşbar ve şimşir-i zafer tesir”.19 The self-proclaimed right of distribution of crowns (tacbahş-ı hüsrevân), theoretically places the sultan at the top of the hierarchy of rulers. By several other images, the Ottoman chancery tried its utmost throughout the 16th century to get the world to accept and understand that the Ottoman State is not only the martial State par excellence, but especially the criterion of the international monarchical society (burhân-ı havâkîn). The Ottoman sultans, as other contemporary monarchs, were expected to demonstrate their prowess on the field of battle and to acquire booty, in goods, livestock and human beings, as payment for their troops, as thank-offerings for their “Divinities” and as a means of refilling the state’s coffers, restocking its agricultural estates, replenishing its labour forces. Wars were fought to extend territorial boundaries, sometimes to gain access to or control valuable trade routes, at others to defend frontier zones and food-producing lands against a hostile neighbour. Nevertheless, in the second half of the 16th century, in east-central and eastern Europe, allout warfare between the great monarchies was a relatively rare phenomenon. The major exception to this pattern being the Livonian Wars. For instance, in OttomanHabsburg relations during the half century from 1544 to 1593 the only major exception was the campaign of Szigetvár (1566). The relations between the two empires were perceived and patterned in a friendly manner. The addressee of the sultan’s letters, the Emperor, if he was not conceived from the Ottoman standpoint as a partner of the sultan in the administration of Central Eastern Europe, he was nevertheless the rightful and unique interlocutor of the Porte. The Ottomans following Süleyman’s conquests were able for some time to achieve their restricted political objectives, especially to protecting the status of central Hungary as a buffer zone offering protection against further Habsburg expansion to the east. This was accomplished by the selective application of limited force. Rhoads Murphy has aptly labelled the main Ottoman strategy in the region in the second half of the 16th century “art of containment”.20 When issues on the frontiers were unresolved, they could trigger a series of events leading to major conflict and war. However, the typical pattern of engage18 19 20

Among others, MD XXVI, n 874 and MD XXVII, n 256. – kOlODzieJczyk, Dariusz: Ottoman-Polish Diplomatic Relations, 15th–18th Century: An Annotated Edition of ‘Ahdnames and Other Documents. Leiden-Boston-Köln 2000, 223. Ibid., 235. murphey, Rhoads: Süleyman I and the Conquest of Hungary: Ottoman Manifest Destiny or a Delayed Reaction to Charles V’s Universalist Vision. In: Journal of Early Modern History 5/3 (2001), 197–221.

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ment was the small-scale border raid which resulted in the exchange of minor forts or ended without substantial change to the existing border configuration. The confrontations were usually between provincial units and local forces mustered from several semi-contiguous border garrisons, taking place along a limited narrow sector of the frontier. When they were directed against a more important yet temporarily vulnerable fortress, they could be organized locally without calling for input from outside sources. Thus during much of the period under study the vigorous prosecution of war in the Central European theatre was (for both sides) a secondary priority. From the Ottoman perspective the limited objective of maintaining the status quo in Hungary could be achieved by deployment of provincial forces. From the mid-sixteenth century the Austrian military border along the northwest frontier, forming a 370-mile arch extending from Košice to Senj was guarded by a string of more than 50 forts and fortresses under the supreme command of Imperial War Council.21 The Ottomans replied to this challenge by extending their own less effective network, building 130 forts of various sizes in the 17th century.22 Defence was multi-layered and was carried out by a number of first-, second-, and third tier garrisons on both the Ottoman and the Habsburg sides of the frontier.23 Both the Ottomans and Habsburgs seem to have been conscious that success on the field of battle, no matter how complete or decisive, did not in itself provide a firm foundation for the establishment of permanent authority over newly seized lands. For the Ottomans there were also physical constraints, as the action radius of the army was extended.24 They were also well aware that their respective realm’s greatest material prosperity benefited keeping their military adventures to a minimum. Peaceful relations were understood as essential to sustainable international trade and commerce, which underwent a considerable boon in the 16th century. The silver coming from the Americas figured prominently in the international trading network, as illustrated by the trading sites dotted along the main roads. While commercial enterprises often involved a considerable element of risk, the volume and variety of goods traded in this period reflected generally stable conditions for international trading purposes, which would not have been possible without the co-operation of the great powers.25 Besides, as it is demonstrated, the main instrument of Ottoman legitimacy in the conquered lands was the tacit guarantee of protection of the regularity of daily life from threats and unnecessary hostilities. The perception of this context and the ideals of paternalistic government, whose outlines were drawn above, finds its formulation in the treaties or letters of the sultans to the Emperor: “We have given our authorization to peace and amity because 21

22 23 24 25

pálFFy, Géza: The Origins and Development of the Border Defence System against the Ottoman Empire in Hungary (up to the Early Eighteenth Century). In: Ottomans, Hungarians, and Habsburgs in Central Europe: the Military Confines in the Era of Ottoman Conquest. Ed. by Géza DáViD and Pál FODOr. Leiden-Boston-Köln 2000, 3–70, esp. 33–54. hegyi, Klára: The Ottoman Network of Fortresses in Hungary. In: Ibid., 163–194. ágOstON, Gábor: Empires and warfare in East-Central Europe, 1550–1750: the Ottoman-Habsburg Rivalry and Military Transformation. In: European Warfare, 1350–1750. Ed. by Frank tallett and D. J. B. trim. Cambridge 2010, 110–134. murphey, Rhoads: Ottoman Warfare, 1500–1700. London 1999, xiv. brauDel, Fernand: Le dynamique de capitalisme. Paris 1985.

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of our mercy to the re‘âyâ, who is a bequest from God – Vedâyi̔-i Halıku’l-berâyâ olan re̔âyâya merhameten sulh u salâha ruhsât virüb.”26 The sultan may reverse the causes and consequences, but the accent on the paternalistic values such as protection, at least at the rhetorical level, is constant: “The permanence of the treaty depends on the prosperity and tranquillity of the subjects of the two sides – Ahd u emânın bekâsı tarafeynden olan re̔âyâ vü berâyânın refâhiyyet ü itmînânlarına bâ̔is olmağın.”27 Whether or not the two powers preferred peaceful relations, they had to agree upon procedures for communicating, and these could be arranged to minimize their potential for becoming a source of unwanted conflict. This awareness of the delicacy of the situation gave rise to a conception of peace, in which the international system has its own qualities which impose certain logic, practical or prescriptive, on the behaviour of its members. This openness finds it reverberation in the following standard expression found in nearly every imperial letter, clearly intended to be read as a manifesto of Ottoman diplomacy: “Our threshold, sign of felicity, is not closed and by the grace of God, exalted be He, is always wide open and there is neither preclusion nor prohibition to those who want to come to express either friendliness or enmity.”28 Treaties (‘ahdnâme) were the basis of Ottoman-Habsburg relations.29 Even though the regular diplomatic relations between Vienna and Istanbul began in the third decade of the 16th century, it took nearly twenty years for the conclusion of a treaty between the two major partners in Central Eastern Europe, in 1547. The 26 27

28

29

MD XXVII, n 34. MD XXXVI, n 315. See also MD VI, n 785: “Mâbeyn islâh olunmağla […] iki cânibin re‘ayası zıll-ı saadet ve kenefi himayetimizde âsûde-hâl ve müreffühü’l-bâl olub – Because the relations are pacified […] the protected flock of the two sides are in tranquility and prosperity under our shadow and protection.” “Âsitâne-i sa̔âdet-ünvânımız mesdûd olmayup inâyet-i hakk celle ve alâ ile dâimen mekşûf olub etrâf u cevânibde eğer dostluğa ve düşmanlığa kimesne gelüp gitmesine men̔ u redd yokdur.” MD XVIIIL, n 1077. For similar formulations: MD VII, n 2729 and MD XXXIII, n 569. ‘Ahdnâmes of 1568, 1574, 1576. The ‘ahdnâme of 1568 is patterned after the earlier versions, in particular the treaties of 1547 and 1562. The treaties of 1562 and 1568 differed from each other in minor details, but not in the substance of the stipulations. The ‘ahdnâme of 1568 constituted the basis of relations between two sides, and was renewed until 1592. The stipulations of the 1606 treaty will change the pattern of relations. bayerle, Gustav: Compromise at Zsitvatorok. In: Archivum Ottomanicum 6 (1980), 5–53. Essentially, the truce signed in 1568 covers eight years. The Habsburg Emperor will annually deliver 30.000 ducats to the sultan as a present. Transylvania is separated from the Habsburg’s Hungary. It is strictly forbidden to occupy or capture territories of the other power. If this sort occurs, the conquered land in question should be immediately returned to its rightful owner and the culprits punished. Captives taken after the ratification of the treaty should be freed; individual duals should be declared illegal since they often cause quarrels and skirmishes. Both powers are free to build fortifications at their own discretion on their own territories. A common border will be drawn up by a commission, but provisionally the border line is defined as the line that divides the territories held de facto by the two powers. Until the demarcation of the border line, the villages located on disputed territory may be double taxed. For the full text of the treaty, see note 17.

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treaty of 1568 then considerably amended the disposition of the relations.30 It regularized the diplomatic procedure both at the high level of the monarchs as well as in the lengthy frontier zone. The Transylvanian problem, a constant through the history of the relations between two states from the beginning to the end of the 17th century, was not resolved with these treaties, but the procedures of its regulation were fixed by them. Friendship is one of the most recurrent terms in the correspondence between the two Empires. Sometimes the Ottoman chancery qualifies it as ancestral and inherited (irsen ve iktisâben olan dostluğunuz).31 Even the annual 30.000 ducats demanded from the Habsburg side is conceived, certainly with a portion of euphemism, as a token of friendship (dostluğunuz muktezasınca gönderilen verginüz).32 In general the two sides employed a proper etiquette in their correspondence, addressing the other party as gallant neighbours and honoured friends. The sultans and their pashas in their letters defended their soldiers from Habsburg governors’ charges of infringing peace treaty stipulations, and countered by accusing the Habsburg side of similar breaches. Raids, duels, the exchange of captives, or livestock issues were the most frequent objects of correspondence.33 However, these minor issues were usually settled after negotiations.34 In fact, the history of the relations between Ottomans and Habsburgs is to a large extent the story of a frontier, defined by a battle and/or the stipulation of a treaty and later administration of contested territories. There were two key dimensions. First, the establishment of a border, even if it takes place at the end of a war with the winner in the strongest position, is a joint activity and the product of agreement between the parties. Their ultimate concern is the separation of two domains and thus the well-being of the subjects. Echoing the language of inheritance, the “fixing” of borders is viewed as a “sharing”, a “dividing in equal parts”.35 As for the act of “measuring”, this belongs to the technique of land-surveying usually employed in a homogeneous community.36 It is then recast and transferred to the international setting, signifying both that the bordering states consider each other as equal and that the frontier is fixed by mutual agreement rather than by a qualitative 30 31 32

33 34 35 36

petritsch, Ernst D.: Der habsburgisch-osmanische Friedensvertrag des Jahres 1547. In: Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 38 (1985), 49–80. MD VI, n 685. Other occurrences of the term: MD VII, n 2729. MD X, n 75 and MD XIV, n 36. For this question petritsch, Ernst D.: Tribut oder Ehrengeschenk? Ein Beitrag zu den habsburgisch-osmanischen Beziehungen in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. In: Archiv und Forschung. Das Haus-, Hof- und Staatsarchiv in seiner Bedeutung für die Geschichte Österreichs und Europas. Ed. by Elisabeth spriNger and Leopold kammerhOFer. Wien-München 1993, 49–58. MD III, n 509, 516, 723. – MD VI, n 261, 746, 759, 780. – MD IX, n 1 and MD X, n 143. – MD XIV, n 203, 372. – MD XXI, n 750. – MD XXII, n 93. – MD XXVI, n 854. For this correspondence and negotiations, a part from the critical editions referred in note 1, see A budai basák magyar nyelvű levelezése [The Hungarian Correspondency of the Pashas of Buda]. Ed. by Sándor takáts, Ferenc eckhart and Gyula SzeKfű. Budapest 1915. MD X, n 75. For the orders sent to the governor of Buda, MD X, n 110, 143. That is why the Ottomans exasperated the Habsburg side with the constant reference to the tahrir register prepared by Halil Bey.

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differentiation of territory. What the 1568 treaty does not explicitly reveal is the previous ownership of lands that were very carefully enumerated. Nevertheless, it is obvious that the shared territory originally belonged entirely to the defeated, and that what we are dealing with was in fact an annexation. Yet instead of being viewed as an “enlargement” of the winner’s borders, it was viewed as an equitable division between two partners, as a complimentary and not a mono-directional arrangement. The practical need for identification, the contractual origin and the parity in rank between neighbours cause the fixing of frontiers to be modelled on internal boundaries, which ideally are stable and immovable. The normative texts, contracts and boundary markers themselves agree in forbidding any displacement of borders (hudud). They do so in a manner similar to the interior administration, and condemn it as the result of disorder, injustice, oppression. Within a precisely delimited territory, the Ottoman state not only has a monopoly in collecting the agricultural surplus, but also in the use of force. The corollary of the exclusive right to use force inside one’s own borders is the recognition of an equal right for monarchs in adjacent state-formations. In a mono-centred political ideology the “monarch of the world” will punish rebellions and crimes, whatever their character and wherever they take place, not least of all in the outer periphery, where they are such a marked feature of that chaotic zone. Apart from being harmful to humans, rebellions and crimes are a threat to and an offence against the cosmic order. As such, they require imperial intervention wherever they occur. If he wishes to maintain firm authority over his territory, the monarch has to ensure order and satisfy requests for punishment or compensation, even if they come from outside. Only a system of separate responsibilities and efficient reparations can guarantee against foreign intervention motivated by juridical or ethical complaints.37 The acknowledgement of territorial jurisdiction and the practice of inter-state compensation became routine in the second half of the century. The procedure is frequently invoked following border incidents (plunder, hostile incursions, hiding of refugees or runaway slaves) and murders and robberies of foreigners (merchants, messengers). Customary usages plus the political will to cooperate are sometimes sufficient for it to operate without excessive abuse, though when relations become intense and the vested interests great, it is better that the rules are explicitly established by treaty. The treaty provisions can be quite detailed, for instance in the case of the search for runaway slaves.38 We have seen that after intense struggle, in the second half of the 16th century the normalization of relations between two great powers characterised the first years of relations. Even if the Transylvanian problem persisted as it would later on, standard diplomatic procedure was formalized. When the Emperor goes on the pay 30.000 ducats annually, his quasi-regular resident embassy in Istanbul is the most prestigious and esteemed in the Ottoman capital. If the sultan doesn’t establish his in Vienna, his emissaries, especially those of the governor of Buda, visit regularly 37 38

MD X, n 75 and MD XIV, n 36. pálFFy, Géza: Ransom Slavery along the Ottoman-Hungarian Frontier in the Sixteenth and Seventeenth Centuries. In: Ransom Slavery along the Ottoman Borders. Ed. by Géza DáViD and Pál FODOr. Leiden 2007, 35–91.

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Hofburg. The Governor of Buda has routine relations with his counterparts. A status quo is attained and both sides feel a strong need for its preservation. This situation is documented in the imperial letters of the ottoman chancery stressing the friendship (dostluk) with the Habsburgs, either as an ideal or a reality.

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Institutional Control of Violence: Imperial Peace and Local Wars on the Slavonian Border in the Second Half of the 16th Century Imperial peace contracts agreed in Istanbul and Vienna often had a modest impact on everyday life on the Habsburg-Ottoman borderland (krajina, serhat). Ongoing “small war” on imperial borderlands in form of frequent raids and plunder was displayed by both sides,1 as well as various mechanisms developed by the local population to avoid its devastating consequences. On the Croatian Border these mechanisms were numerous and one could trace them from the 16th until the 18th centuries.2 On the neighbouring Slavonian Border there were due to a variety of reasons fewer such practices in the 16th century. This paper will focus on the Slavonian Border in the second half of the 16th century. Based on the source material the authoress would elaborate on several problems. First, she would compare if, when and to what extent there existed cross-border cooperation among local population on the Croatian-Ottoman and Slavonian-Ottoman border, in order to provide background for the presentation of concrete cases. Second, she would indicate institutional mechanisms of discovering, investigating 1

2

Numerous protest letters, preserved in the Kriegsarchiv in Vienna, were exchanged between the High Porte and the Viennese court, that is, between the Habsburg orators and Grand Viziers, enlisting raids and plunder of the opposite side and urging for the maintenance of peace and friendship between the empires. See, for example: gregl, Mislav/Kovačev, Neven/ŠteFaNec, Nataša: Prilozi za povijest diplomacije i vojnokrajiškog ratovanja u 16. stoljeću [Contributions for the History of Diplomacy and Warfare on the Military Border in the 16th Century]. In: Historijski zbornik 63/1 (2010), 169–189. See also numerous published contemporary letters reporting on plunder and robberies: Lopašić, Radoslav: Spomenici Hrvatske krajine, 1479–1610 [Sources from the Croatian Border, 1479–1610]. Vol. I. Zagreb 1884, passim. Lopašić’s collection of sources also contains one interesting report in German, listing major Ottoman raids to the Hungarian-Croatian Kingdom from 1575 until 1582 (p. 22–28). – iDem: Prilozi za poviest Hrvatske XVI. i XVII. vieka [Contributions to the history of Croatia from the 16th and 17th century]. In: Starine JAZU 19 (1887), 1–80. – Bojničić, Ivan: Izvješća o kretnjama turske vojske uz hrvatsku granicu u drugoj polovici XVI. vieka [Reports on the movements of the Turkish army along the Croatian Border in the second half of the 16th century]. In: Vjesnik Kr. hrvatsko-slavonsko-dalmatinskoga arkiva 16 (1914), 60–101. braceWell, Catherine Wendy: The Uskoks of Senj. Piracy, Banditry, and Holy War in the Sixteenth-century Adriatic. Ithaca 1992. – eaDem: Frontier Blood-brotherhood and the Triplex Confinium. In: Constructing Border Societies on the Triplex Confinium. Ed. by Drago roKSandić and Nataša ŠteFaNec. Budapest 2000, 29–45. – roKSandić, Drago: Stojan Janković in the Morean War or on Uskoks, Slaves and Subjects. In: Ibid., 239–288. See also published correspondence between the Ottoman and Christian commanders: strOhal, Rudolf: Nekoliko ćirilskih isprava o dopisivanju turskih begova sa hrvatskim komandantima [Some Cyrillic documents on the correspondence between Turkish beys and Croatian commanders]. In: Vjesnik Kr. Hrvatsko-slavonskog-dalmatinskoga zemaljskog arkiva 16 (1914), 45–50.

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and sanctioning unsolicited violence in order to preserve peace among Empires and present several indicative practices of local violence frequently employed on the Slavonian Border by the military towards the Ottomans. Third, she would provide interpretation of data with regard to studies of early modern violence in Europe.

1. Croatian-Ottoman Border vs. Slavonian-Ottoman Border The Croatian-Slavonian Kingdom was from the end of the 15th century exposed to depopulation and massive migrations. It was undergoing transformation or complete disappearance of medieval social stratification, and the creation of a new one based on requirements of constant war. During the 16th century, new imperial – military and civil – institutions based in Vienna and Graz were gradually introduced into this territory and imposed upon the existing, autochthonous ones. There were differences between the two border sections. The Croatian Border was mountainous, covered in thick woods and difficult to approach. It was much more demanding for military authorities in Vienna and Graz to impose control over its wide stretches. Transport of supplies, weapons and ammunition to the Croatian Border required much better planning and organization. Despite such efforts, the practical results achieved by military authorities in the 16th century were still inadequate. They had to handle geographical and climatic obstacles along with constant “small war” (raids, plunder) and smuggling activities.3 Furthermore, due to the Ottomans, the feudal structures in Croatia had disintegrated a great deal more than in Slavonia, functioning well only in a narrow northern stretch of the territory belonging mostly to families Zrinski and Frankopan. Civil authorities of the Kingdom almost completely lost their control in the Croatian region. Finally, patterns of migrations and settlement on the Croatian Border with the Ottomans favoured smaller groups of migrants. Most migrants who came into the area were likewise cattle breeders, with similar religious practices. This familiarity resulted in their comparatively easy assimilation into the existing society and local culture. Despite migrations, border populations normally maintained cross-border family ties, and forms of life and sustenance based on cattle breeding, contra say agriculture, motivated herders to cross invisible imperial frontiers in search of pastures. Trade and the flow of goods continued, and smuggling was a way to support families on both sides. All these practices stimulated the constant motion of people throughout the mountainous area, preventing efficient control by state authorities in Vienna and Graz. These circumstances opened up a wide space on the Croatian Border for un3

Various elaborate plans were developed for the Croatian Border, while there was not so many of them for the Slavonian Border where fortresses were comparatively better interconnected. Proposals for the “Khönfftige Bestöllung, vnd Versücherung der Croatischen Gräniz[en]”: Graz, Universitätsbibliothek, Handschriftensammlung, No. 432, Uniuersäl Landtag So Ihr Fürstl: Durchl: Erzhörzog Carl mit Steyer, Kärnten, Crain, vnd Görz, zu Prugg an der Muehr gehalten im 1578 Jahr, 50v–58v, 82v–86r, 87v–89v.

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official cross-border contacts. Faced with constant war, this shattered society regenerated itself based on new principles of border society (krajiško društvo). Decades of insecurity encouraged the local population on the Croatian-Ottoman border to develop various local mechanisms of violence control that were valid on both sides of the border – like special border code of honour (vira krajiška) or blood brotherhood (pobratimstvo), well researched by Wendy Bracewell. This kind of cross-border cooperation and small-war were much less prevalent on the Slavonian Border – increasingly fading over the course of the 16th century. Despite marshy and woody areas, the territory was comparatively much easier to access and control. The autochthonous population on the Slavonian Border did not practice intensive transhumant cattle-breading, but rather agriculture that tied it to one fertile place as home. Also, the absence of important trade and smuggling routes on the Slavonian-Ottoman border inhibited comparable types of cross-border movements and communication. Moreover, in the Slavonian Kingdom the feudal system in the main continued to function. This stability was manifested in a clearer demarcation between peasants/serfs and the military, one stratum being tied to feudal landlords and the other to their commanders. Given these differences, on the Slavonian Border/Kingdom, the military as well as civil hierarchies were much stronger. During the 16th century small groups of migrants from the adjacent territory with a similar way of life came to the Slavonian Border. However, from the 1590s, by thousands of newcomers (so-called Vlachs) that came from deeper Balkan area started to be settled on the Slavonian Border. They aspired to avoid feudal jurisdictions by entering the Habsburg military service. Their assimilation was difficult. Settlement lasted for several decades and provoked huge conflicts along feudal/military lines. On the Slavonian Border the authorities were forced to find ways to control the situation and get a handle on thousands of soldiers so their orders were implemented more strictly and in a timely fashion. The Viennese court had its interests in both of these different border regions. These were in short: control of the military hierarchy that would be dependant on Habsburg authorities in Vienna and Graz, rather than on local institutions of the Kingdom; settlement of anti-Ottoman border by the military that would increasingly be compensated by land and booty, rather than being paid in cash; a balanced and conciliatory approach towards local noblemen who were enraged by the newcomers taking their land and refusing to submit to feudal terms; realization of Habsburg confessional interests in the region where Catholic, Protestant and Orthodox faiths intermingled. The Protestant estates suffered a large defeat by 1629. In 1630, as soon as the circumstances allowed, the Vlachs were put under state control.4 Emperor Ferdinand II through the Statuta Valachorum and the Aulic War Councils in Graz and Vienna proscribed and imposed efficient control over the military on the Slavonian 4

For elaboration, see a paper read at the Third Congress of Croatian Historians in Split-Supetar, Fall 2008. ŠteFaNec, Nataša: Statuta Valachorum iz 1630. godine i habsburška vjerska politika u regiji od 1570ih do 1630ih godina [Statuta Valachorum from 1630 and Habsburg Confessional Policy in the Region from 1570s until 1630s]. The article is in print.

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Border.5 Unlike on the Croatian Border, where the Habsburgs could not for various reasons6 impose Statuta, it ensured special status for the Slavonian, mostly unpaid, military; an elaborate code of regulations was imposed on them. The larger civil population in the Slavonian territory remained under the control of local (counties, Diet, Ban), and royal civil authorities that mostly functioned in a traditional way. Consequently, on the Slavonian Border there was no need to cultivate locally based codes of behaviour, blood-brotherhoods and other practices to compensate for the missing state authority. With a body of legal regulations in place, the authorities in Slavonian region could fight unwanted occurrences with much more vigour and success, especially from the 17th century onwards. The Slavonian Border in the 16th century can be used as an exemplary case-study for investigating the steady pace by which an early modern state attempted to control violence through its emerging institutions.

2. Unsolicited Violence in Practice From the 1520s, the military system on the Croatian and Slavonian Border underwent steady growth in the number of soldiers, fortresses and armament. The support for this required ever more finances and constant improvement in organization logistics. These financial investments as well as potential military losses brought various interests into collision. All parties involved reacted to these conflicts with their own increased need to control the situation. The strongest player in financial and organisational terms were the Habsburgs and Austrian Estates. Throughout the 16th century, the military administration in Vienna and Graz (from 1578) sought to introduce various forms of control over the paid and unpaid army. The majority of military troops in the Croatian-Slavonian Kingdom subsequently came under their control, along with the everyday functioning of the Croatian and Slavonian Borders. In the first half of the 16th century, there existed local insurrection army and traditional royal troops consisting of contractors and mercenaries that did not have stable quarters and were rather undisciplined. They were gradually replaced by two basic types of frontiersmen, paid and unpaid. The paid frontiersmen were divided into ordinary and extraordinary units (from 2.500 to 3.000 soldiers at each border 5

6

Statuta Valachorum. Prilozi za kritičko izdanje [Contributions for the Critical Edition]. Transl. by Zrinka BLažević. Zagreb 1999. – kaser, Karl: Slobodan seljak i vojnik. Rana krajiška društva, 1545–1754 [Free peasent and warrior. Early society in Carniola, 1545–1754]. Vol. I. Zagreb 1997, 99–111. – KudeLić, Zlatko: Marčanska biskupija. Habsburgovci, pravoslavlje i crkvena unija u Hrvatsko-slavonskoj vojnoj krajini, 1611–1755 [Bishopric of Marča. Habsburgs, Orthodoxy and Church Union in the Croatian-Slavonian Military Border, 1611–1755]. Zagreb 2006, 219–258 and passim. ŠteFaNec, Nataša: Tolerance and Intolerance in the Croatian-Slavonian Kingdom at the Turn of the 17th Century. Contest for Gomirje. In: Tolerance and Intolerance on the Triplex Confinium. Approaching the “Other” on the Borderlands. Eastern Adriatic and Beyond, 1500–1800. Ed. by Egidio iVetic and Drago roKSandić. Padova 2008, 125–151.

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section). Paid ordinary units were distributed in fortresses all along the border zone of the remnants of the Croatian-Slavonian Kingdom. Paid extraordinary units, due to their dispersion and unsteady service, proved difficult to control. They were mainly abolished by 1578 and distributed in fortresses along with the ordinary units in order to be more easily manipulated. The military hierarchy was modified throughout the century, adjusting to the always changing spatial distribution of fortresses and strategic division of units. Numerous new commanders (mostly “Inneraustrians”) were stationed along the Ottoman border. With the exception of modest Ban’s troops (1.000 men, decreasing to 500), the majority of the army, the commanding personnel and military administration were appointed by the Habsburgs and Austrian Estates who financed them. The border system also incorporated an unpaid army that was larger than the paid one. At one point it was estimated that there were 6.000–7.000 unpaid soldiers in each of the two border regions. They had to support themselves from raids and plunder of the Ottoman territory. The Habsburgs only paid their commanders which enabled them to control these units.7 These unpaid soldiers due to their way of life ingrained in violence, were highly useful in war times, but in times of peace and armistice a menace to the official politics. Over the course of time the Habsburgs hoped to provide them with land as payment in order to reduce unwanted raids. Throughout the 16th century the military authorities attempted to impose precise rules of conduct for paid and unpaid frontiersmen who often behaved too arbitrarily and violently. From the 15th century and through decades of relentless fighting there gradually developed numerous conventions as well as customary rules of war-waging with the Ottomans. These practices began to hamper imperial attempts to establish more serious and steady diplomatic interaction, as well as a more stable and compact defence system. Towards the second half of the 16th century rules of conduct started to be written down in extenso (for officers and soldiers), and were normally publicly declared to soldiers who wanted to be enlisted into service. On the one hand there were instructions and appointment letters (Instruction, Bestellung) envisaged for the officers and administrative personnel. They were in regular usage in the second half of the 16th century, and with time became more elaborate. On the other hand there were so-called articles and military regulations (Articls-Brief, Articlsbriff und Kriegsordnung) for the entire military – a code of prescribed set of rules to which an entire paid ordinary and extraordinary army on the border should swear obedience. The original code was composed by Lazarus von Schwendy – one of the most important councillors and defence strategists at the Habsburg court – and sanctioned by the Imperial Diet in 1570.8 The code was officially introduced to Hungarian borders at the Viennese Assembly in 1577 and to the Croatian and Slavonian Border in 1578. It was dated with March 1st, 1578 – the closing day of the Diet in Bruck. In Bruck, the Inner-Austrian Estates confirmed that “the entire army on the 7 8

For example: “Auf die Zwölf Prouisionirte Vßkoken heübter, So den Vnbesoldten Vorgehen Monatlich 24 f.” Kriegsarchiv Wien, Alte Feldakten (AFA), 1576–12–2, 3v; 1577–13–2, 75r. More in pálFFy, Géza: Gemeinsam gegen die Osmanen. Ausbau und Funktion der Grenzfestungen in Ungarn im 16. und 17. Jahrhundert. Ausst.-Kat. Budapest-Wien 2001, 24 f.

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Border, whether Hungarian, Slavonian or Croatian, and neither nation excluded, should be presented with the Articls-Brief, in accordance with the Viennese Assembly, and the army should swear upon it”.9 There was one version of the code for the infantry (Haramien) and another for the cavalry (Hussarisches Ritterrecht). Each consisted of several pages. The Code was compiled in various languages since frontiersmen were mostly illiterate and did not know German. The original for the Hungarian Border from 1577 was preserved in Latin. A contemporary translation in a mixture of Slavonian (kajkavian) and Croatian (ikavian) idiom was compiled for the infantry and cavalry on the Slavonian and Croatian Borders with the titles “Harami ili Peishaz Capituli ter slushbeni zakon” and “Koinishkih Sheregov, kako komu slushiti pristoi: Red i Capituli”.10 The code listed salaries of soldiers and officers, how they should be armed and equipped, their duties, obligations and the types of punishment for various kinds of disobedience.11 The code basically summarized a number of already existing semiofficial rules and norms. The Code was supposed to be officially published and presented to the army on the Croatian, Slavonian and Kanisian Border, along with other Bruck decisions regarding the rearrangement of the Military Border. It was done by several commissioners (among the most prestigious members of the Styrian Estates) nominated by the newly established Aulic War Council in Graz. The code was delivered in July, 1578 to the Slavonian Border. In traversing the Border, the commissioners visited every fortress and unit. Every soldier had to appear at the designated place at the designated time. The Commissioners would upon arriving at a particular fortress, first make publicly read the royal patent on the appointment of the Archduke as the general commander, and submit written orders of the Archduke along with all other important documents to the commanding personnel. They would then also publicly read the Archduke’s letter of obedience (Gehorsambrief) obliging the head commander of the respective border section to serve in the Emperor’s and Archduke’s name.12 This was followed by a public reading of the military code in front of the 9

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“Es solle auch denen Landten in allweeg zuegelassen seyn, so offt man mustert, das die Verordneten iedes Landts, zu Ihrer gelögenheit ainen: oder mehr aus Ihren Mittln darbey haben Khönnen, damit Sye auch söchen Khonnen, wie mit der gehorsambisten Landte gaaben gehaust, vnd wohin dieselbigen angelegt werden. Dem Khriegs-Volckh an denen Gränizen, es sey hungarisch, Wündisch, Croätisch, vnd Khein nation aus geschlossen, soll der Articls-Brieff, inhalt der Wiennerisch[en] Beratschlagung, fürgehalten werden, vnd Sye die Khriegs Leuth darauf zu Beschwöhren schuldig seyn.” Graz, Universitätsbibliothek, Handschriftensammlung, No. 432, 28r, duplica. Transcript of originals issued by the Archduke Charles for the Croatian infantry and cavalry on the border along with Latin version from 1577 for the Hungarian borders in: Lopašić, Spomenici Hrvatske krajine (cf. n. 1), 65–71. See also: KLaić, Nada: Izvori za hrvatsku povijest III [Sources on Croatian History III]. Zagreb 1959, 32–38. Kriegsarchiv Wien, AFA, 1577-13-2, 21v–25v. See reports of the Commissioners Kriegsarchiv Wien, AFA, 1578-7-ad1-a, 1r–11v; 1578-7-6 and 1578-7-ad6-d, fol. 1r–31v. Translation of one report from German into Croatian with comments and interpretation in: cOFek, Danijela/ŠteFaNec, Nataša: Vojnokrajiške institucije u praksi: Slavonska krajina 1578. godine [Military Institutions in Practice: Slavonian Border in 1578]. In: Podravina. Časopis za multidisciplinarna istraživanja X/19 (2011), 5–44.

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army, which was then required to confirm it understood the content of the code by taking an oath in front of commissioners. Finally, all the army could be mustered, which was now to occur more often than previously. For the Musterung the army was to gather at the appointed place, and the commissioners would inspect troops, make notes of irregularities found in their equipment and suggest the dismissal of inadequately equipped and armed soldiers. Musterschreiber would conscript and enrol soldiers into yearly service. The so-called Musterliste, a roll of a specific border section, would include names and surnames of soldiers, their commanders, place of service, monthly payment, type of unit, etc.13 Prior to Bruck these ritualized procedures were partially and inconsistently performed. After 1578, the military administration insisted on official sanctioning and public reading of the mentioned documents in front of the entire paid army, as well as on the public pledge of obedience.14 The code formally proscribed ways of conduct along with punishments for disobedience, the death penalty being the most often mentioned. It was deemed appropriate for various types of treason and espionage, theft, plunder, assaults on merchants, leaving the watch, misrepresentation and falsification of name and surname and for desertion and escape in front of enemy. If an accused person was found guilty the execution should follow immediately. It was often done in cases of treason, espionage or desertion.15 In other official documents like instructions for commanders it was underscored that people accused of espionage or double-espionage should be killed immediately because they could give away vital strategic and tactical information. It is of particular importance for this paper that the code stated the following as well: the infantry and cavalry were explicitly told that nobody was allowed to attack 13 14

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Several such lists were already published online within the project “POPULUS – publication of Croatian early modern sources”. See: http://www.ffzg.hr/pov/zavod/demografija (1.7.2012). For example, Otto von Rattmansdorf zu Sturmberg was writing to the Styrian Estates in March 1572 mentioning problems with the mustering of the army on the Slavonian Border due to high waters and snow. Steiermärkisches Landesarchiv (StLA), Laa A. Antiquum XIV, Militaria, Schuber 38, 1572-III-9, Copreiniz. Border head commander Hans Ungnad issued an order for army mustering on the Slavonian Border in July, 1553 and wrote a report on it. See: KLaić, Vjekoslav: Povijest Hrvata [History of Croats]. Vol. 5. Reprint. Zagreb 1973, 249. When Kanizsa was lost in 1600, its Captain Georg Paradiser was accused of treason and lost his head. See: ŠteFaNec, Nataša: Heretik Njegova Veličanstva. Povijest o Jurju IV. Zrinskom i njegovu rodu [Geretic of His Majesty. History of Georg IV. Zrinski and his House]. Zagreb 2001, 107 f. Count Ferdinand zu Hardegg held numerous high military posts on the Border during his career – being a captain of Szatmar, head-captain of the whole section of the border, captain of Györ, etc. Unfortunately, he became famous by losing Györ, and losing his head too after an accusation for treason which was quite weakly substantiated by evidence. A life story of Ferdinand Hardegg was reconstructed by hausmaNN, Friedrich: Ferdinand Graf zu Hardegg und der Verlust der Festung Raab. In: Domus Austriae. Eine Festgabe Hermann Wiesflecker zum 70. Geburtstag. Ed. by Walter hÖFlechNer, Helmut mezler and Othmar pickl. Graz 1983, 184–209. Captain Pankratius Lusthaler surrendered Kostajnica to the Ottomans in 1556. Border captain Hans Lenković invited him several times to come to the trial, but Lusthaler fled to the Ottomans, thereby confirming his guilt but escaping the death penalty, cp. KLaić (cf. n. 14), 264 f.

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the enemy or to go pillaging without the knowledge of their superiors. Attacking and engagement in disputes (concursum et sedicionem) with people of other nations was now to be punished by death. Unsolicited raids and pillaging were therefore strongly prohibited. For infantry it was stated that one should be punished by death for any kind of talks or communication with the enemy, while cavalry should not communicate with the enemy without the permission of their superiors. This distinction was drawn probably because a great number of hussars were recruited from the nobility and routinely corresponded with Ottoman commanders in various personal circumstances. Compared to the first half of the 16th century, one could remark a great rise in a number of very precise and detailed official documents (oaths included) compiled by the military to command and control their soldiers actions. However, the actual application of set rules was still rather tentative, especially if an influential person committed an offence, which was often the case.

Within the frames of the so-called “small war” there were many instances of unsolicited violence in form of raids and plunder into the enemy territory. These were the most common kind of disobedience on the Border, challenging both the inner affairs of the Habsburg Monarchy and its wider imperial relations. In the early 16th century they became less and less wanted by the authorities. Still, they continued despite the peace-treaties that particularly forbade them. I will present one case on the Slavonian Border that was well documented in contemporary official correspondence among various levels of hierarchy between Vienna, Graz, Koprivnica and Varaždin.

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At the end of 1571, Juraj Zrinski, one of the mightiest magnates in the Hungarian Kingdom, persuaded Hans Globizer (Inner-Austrian high officer and the captain of a large fortress Koprivnica) to join him in a raid in the Ottoman territory. Zrinski did not have to exert too much effort to talk Globizer into it. Some 500 people under Zrinski’s command, as well as Globizer’s regular army from Koprivnica (paid by the Inner-Austrian Aulic War Council), were joined by the troops of local voivods from Koprivnica, Drnje, Legrad and Topolovac, who were influenced by Globizer and by horsemen belonging to the neighbouring Styrian baron and hussar captain Jacob Zäkl (Székhely). Troops of Hans Keller, captain of Đurđevac fortress joined too. Together, they all crossed to the Ottoman side and burned four villages near Berzence. The territory previously belonged to the Zrinski family and was still predominantly inhabited by Christians. Several dozens of people (apparently mostly women and children and several male peasants) were captured or killed and a lot of goods, cattle and stallions “that these Vlachs16 were using for work” were looted and captured.17 In January 1572 Pasha of Budim issued an official protest against such a drastic breach of peace treaty.18 It was a time of peace, as the Emperor strongly highlighted in his letters, but both sides were involved in such raids.19 On 6 January – earlier the same month – Veit von Hallegg,20 head captain of the Slavonian Border, wrote to the Styrian estates telling how Zrinski had warned him how the “Turks” who were not so numerous, attacked the village Molnari and took away about 30 people.21 The official administration quite rightly urged for peace, but the Ottomans’ retribution for Zrinski’s raid were already prepared in the beginning of February. They sailed up the river Drava towards Virovitica and Brezovica, preparing for a serious attack at the Slavonian Border.22 In April 1572, Ottoman army burned down fortress Kloštar Ivanić, raided neighboring villages and attacked smaller fortress Topolovac.23 On 15 January, Emperor Maximilian wrote to Veit von Hallegg, emphasizing that he had always and continued to believe one should keep peace with the Sultan, and could not allow his army to raid the enemy territory; once again he commanded the 16 17 18 19 20

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The term was used for people living in mountainous areas as transhumant cattle-breeders and for Orthodox population. StLA, Laa A. Antiquum XIV, Militaria, Schuber 38, 1572-I-27; 1572-I-28 (several letters from that same day). Lopašić, Prilozi za poviest (cf. n. 1), 37 f. KLaić (cf. n. 14), 353 f. The first peace-treaty in Edirne was signed in 1547, the second peace-treaty, also in Edirne, in 1568. Veit von Hallegg zu Razenegg was very influential and respected officer. He was the Oberstleutnant der Windischen Grenzen from 1559 until 1568 and Oberst der Windischen Grenzen from 1568 until 1589. pálFFy, Géza: Kerületi és végvidéki főkapitányok és főkapitanyhelyettesek Magyarországon a 16–17. században [District and Border Head Captains and Captain Services in Hungary in the 16th and 17th century]. In: Történelmi szemle 2 (1997), 257– 288, here 283. StLA, Laa A. Antiquum XIV, Militaria, Schuber 38, 1572-I-6, Warasdin. StLA, Laa A. Antiquum XIV, Militaria, Schuber 38, 1572-II-3, Kreuz. hOrVat, Rudolf: Povijest Hrvatske. Knjiga 1. od najstarijeg doba do g. 1657 [History of Croatia. Volume 1 from the earliest period to the year 1657]. Zagreb 1925, 252.

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maintenance of peace in all possible ways.24 Despite so many back and forth raids during the winter, encouraged by the low levels of the bordering river Mura, such a large enterprise involving participation of so many Habsburg commanders could not be ignored. The affair started. Globizer, one of the highest commanders on the Border, hastened to apologize for his misconduct. He claimed that he had felt an obligation to follow Juraj Zrinski. Veit von Halleg on January 27, 1572 wrote to Globizer that he simply could not accept his written apology regarding this event since the Emperor so strongly sought a preservation of peace (fridlichen anstand, fridstand). Even if there was no peace, he stressed, it would be wise and proper to reflect on incursions into the enemy territory and announce them to the authorities. Moreover, Veit quite rightly noted that Globizer had not had any obligation to Juraj Zrinski inasmuch as “Zrinski did not appoint him to his service nor was he paying him and his troops”. Veit stated he could and would not tolerate Globizer’s conduct, deeming his lenience towards Zrinski completely inappropriate with regard to his accepted duties and subordination to the Emperor.25 Veit acutely condemned the violent activities of so many paid soldiers at a time when the Emperor ordered maintenance of peace. He was especially annoyed that in addition to the troops from Koprivnica, Globizer took along for the incursion a number of local voivods not under his command. These soldiers were under order to protect Koprivnica and other fortresses as a part of regular paid border army.26 The story about the event was widely circulated. Veit informed the Emperor and the Styrian Estates about the bloody event, notifying them that Globizer and Zäkl had sent their written apologies. They both hoped this would satisfy authorities. Zäkl claimed he did not know that his horses took part in this incident and threatened he would sue Globizer, while Globizer – as discussed above – said that he was talked into it. Veit emphasized that he did not accept their apologies.27 The Emperor answered that he also could not forgive them, especially Zrinski, to whom he so frequently forbade such actions. He ordered punishments, which was not often the case. Both Zrinski and Globizer had to immediately return all the acquired booty and captured people to their homes. If they obeyed it could be damaging to their reputation and honour, especially in the case of Zrinski. Zäkl’s involved horsemen were to be fined and his charges against Globizer presented at the 24

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The same letter determines the salary and sustenance of Saitsch-aga and discusses on other people who escaped from the Ottoman side (Pribegen) entering military service in the Christian army. The Emperor also stated: “Wir dan nit zuegeben khunden das vnnser Khriegs volckh daselbst in des feindts dition zustraiffen macht haben solle, Sonnder ist nochmalls vnnser genediger beuelch das du Wie der zuuor mehrmalls auferlegt, aller mugligkhait noch darob haltest damit von vnnser seitten Wider den friden nichts gehandlt oder Zuegelassen Werde.” StLA, Laa A. Antiquum XIV, Militaria, Schuber 38, 1572-I-15, Wien. “[…] zw dem so seit Ir disfals dem herrn Grafen, gar nicht verpund[en] von Ime nit bestellt, vill weniger sambt allem Khriegs volckh zw Coppreiniz vnd derselben Enden in seiner besoldung, […].” StLA, Laa A. Antiquum XIV, Militaria, Schuber 38, 1572-I-27, Warasdin. Ibid. StLA, Laa A. Antiquum XIV, Militaria, Schuber 38, 1572-I-28, Warasdin (two letters), 1572-I28, Pettau.

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court. One voivod who left the castle unattended had to be executed, and the other voivods had to return everything they took under the threat of a death sentence.28 Voivods wrote back to the Emperor in panic: “Globizer was our commander and we simply had to listen to him. When we asked him whether he has a permission to plunder he said ‘Er sey Vnnser Obrigkhait vnnd haubt’ and we spent our entire life waging wars on the Border and giving our lives and blood to the Emperor’s defence.”29 Veit was determined to put an end to all these attempts to absolve or mitigate responsibility for what had happened, and invited all the culprits to his headquarters for a talk. This was not a normal practice and testifies to the severity of the situation. For this weighty occasion one Aulic War Councillor from Graz was also invited. Everybody came, including the captain of neighbouring fortress Đurđevac Hans Keller and Zäkl personally. Voivods presented additional claims against Globizer and it seems that the matter was settled – without the execution.30 Several voivods, Radoslav Bakoš, Emerik from Baboča, Marko Vranković and Antal Kopinski were even listed in the Slavonian Muster list from 1577, some five years later.31 Zäkl remained in office. In the Muster list from 1577, Freiherr Jacob Zäkhll is enumerated as the captain of an entire hussar unit.32 Hans Globizer remained in his high office too, although many citizens of Koprivnica and his soldiers often complained about his behaviour. In one intermezzo in 1589, he was even appointed the head captain of an entire Slavonian Border. In 1574 Juraj Zrinski, who was 25 years old at the time, turned out to be one of the most significant persons in Habsburg military hierarchy – he became chief commander of the Border section between river Drava and Balaton lake or the Lower Hungarian Border, as well as a captain of Kanizsa.33 Presumably, Zrinski and Globizer did not return the booty that was looted in the invasions since it would be humiliating for them. Hence, towards the second half of the 16th century military institutions in Vienna and Graz developed a solid administrative and military hierarchy that could survey the behaviour of the military in Habsburg service, quickly transfer necessary information, react to irregularities and administer an investigation with authority. The procedures for discovering, investigating and punishing unsolicited army violence were at hand. 28 29

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StLA, Laa A. Antiquum XIV, Militaria, Schuber 38, 1572-II-3, Wien. – Lopašić, Prilozi za poviest (cf. n. 1), 37 f. Voivods signing the letter were Tomaš Preskočilović, Jurko from Gorjan and Radoslav Bakoš – all three from Koprivnica, Matjaš Dragovan – Voivod from Drnje, Emerik from Baboča – Voivod in the new castle on Drava near Koprivnica, Marko Vranković – Voivod from Topolovac and Antal Kopniski – Voivod from Ludbreg. StLA, Laa A. Antiquum XIV, Militaria, Schuber 38, 1572-III-2, Warasdin (letter No. 1). StLA, Laa A. Antiquum XIV, Militaria, Schuber 38, 1572-III-2, Warasdin (letter No. 2). StLA, Laa A. Antiquum XIV, Militaria, Schuber 38, 1577-VIII-24. Ibid. “Supremus capitaneus partium regni Hungarie Transdanubiarum, Kreisoberst jenseits der Donau; Dunán túl ország hadnagya/kapitánya, supremus capitaneus Canisiensis, Grenzoberst in Kanischa/Oberst in Kanischa und dahin inkorporirten Grenzen; Kanizsának főkapitánya.” Pálffy (cf. n. 20), 269, 279.

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In the major affair just recounted several articles from the Code were violated. A number of lower and higher paid officers attacked villages (populated by Christians) on enemy territory without knowledge or permission of their superiors. They also attacked civilians (of other nations). In the end the affair was settled and the Emperor and military administration showed that they started to take violations of the Code much more seriously than in the past. What should be stressed here, for the argument of this paper, is that they were not attempting to reduce violence per se, but rather to hamper unsolicited and uncontrolled violence that was harmful to state interests at a given moment. Alongside the “small war” practices in the border region, there were also “friendlier” but nonetheless violent trials of strength rituals. During the OttomanChristian clash, heroes, noblemen and distinguished men on both sides of the border often staged group and individual fights between them, called mejdan, megdan or Kampf, a type of a duel. Writing on European duels, Ute Frevert and V. G. Kiernan distinguished early modern duels that could be characterised as duels of honour as bearing only a vague resemblance to the feuds, judicial duels (trial by combat) and knightly tournaments of the medieval period. These duels spread from Italy and France all over Europe. One had to participate in a duel and put one’s life in danger for the sake of estate honour, while the end result was not as important as the symbolic act itself. The main reason for engagement in the duel was not victory, but rather preservation of honour and exhibition of courage and prowess. This sensibility remained characteristic of duels until the 19th century. As Kiernan pointed out: “In Europe the cult of nobility, with battle as its chief activity, placed a vision of Honour above desire for material gain. Something has always to be done to lend substance to such notions. Duelling was to take on very much of this function; the ideology of chivalry, in essence a cloak for power and privilege, helped to prepare the way.” In the 16th century, the prerequisite for a duel of honour was the equal social standing of the participants, who had the same values, shared a concept of honour and behavioural patterns. Challenge for a duel could be issued only among equals and had to be initiated for personal reasons – by an insult to honour. Therefore, one could speak of a private duel of honour. Refusal to participate resulted in social degradation, bringing shame. The duel was performed in accordance with established rules and with ruler’s approval, though parties or seconds that were to ensure the observance of rules often entered the fight. Over the centuries the practice started to escape public and state control, sometimes transforming into pure vengeance, and gradually became prohibited by secular and religious authorities – with little practical effect. The second half of the 16th and first half of the 17th century were a times of chronic warfare, and witnessed an increase in the number of duels.34 V. G. Kiernan notes that duels, in a period of rising state power and the rule of law, could be viewed as a more decent way of settling account among the nobility. By the very ritual of a duel, private conflicts were lifted above the personal level. 34

FreVert, Ute: Men of Honour. A Social and Cultural History of the Duel. Cambridge 1995, 1–13 and passim. – kierNaN, V. G.: The Duel in European History. Honour and the Reign of Aristocracy. Oxford et al. 1989, 1–67, citation 42.

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Entering a duel, no matter how irrational the reasons, meant obeying and defending the corporate code of honour. Participants of the duel confirmed one to be worthy of membership in their class. Moreover, by putting their lives at stake, they confirmed their right to remain members of the privileged class.35 There were many cases of mejdans on the Christian-Ottoman Border in Slavonia. For example, in 1545, after several years of fierce and incessant combats in which large parts of Slavonian Kingdom were taken by the Ottomans, the Ottoman army started yet another big raid. They marched from the neighbouring sancak of Požega, passing Ivanić and going towards Varaždin and Krapina in Zagorje. They were pursued by the Christian army. Vjekoslav Klaić reveals that on May 4, 1545, near Selnica or Konjsko (northern Slavonian Kingdom), domestic noblemen led by Nikola Zrinski IV suggested several smaller troops should engage in mejdan instead of having a large battle of entire armies. The Austrian commander Georg Wildenstein and local noblemen Pavao Rattkay opposed this proposal, but in vein. A short ceasefire was agreed and a hundred of warriors were selected by each side to “collide the spears” (koplja lome, scharmutzeln und copi prochen) in front of the rest. During that day, smaller troops and individuals fought among each other, with proper respect and conducting themselves honourably. In the meantime, some soldiers-spectators were bored and left the place. Two Ottoman commanders, Ulamabey and Murat-bey, used the opportunity and suddenly breached the ceasefire. They started a large battle, attacking Zrinski and Wildenstein who were resting aside their men, forcing them to run for their lives and flee to an adjacent fortress.36 Duelling rules can be reconstructed from the extant sources. Mejdans were most often set in advance, for an agreed day and place. In case of fights between individuals, the respective troops came to support their representative, sometimes engaging in the fight. Colliding parties had their arbitrators or moderators. Based on sources, Vjekoslav Klaić states: “What were seconds (djeverovi) in the duel, these were zatočnici in the mejdans of those days – and each of two participants had one of them. Usually the fighting was held in front of two opposing armies or troops so that duel between the individuals could convert to combat between the two armies or troops. Hence, Hungarian kings and Turkish sultans frequently forbade mejdans.”37 Older historiography on the topic mentions large mejdan between the new Bosnian sancak-bey (wascha wonn wossen) Mehmed-Pasha Sokollu38 and Croatian35 36 37

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Ibid., 6, 15–17. KLaić (cf. n. 14), 211 f., 649. – Vramec, Antun: Kronika vezda znovich zpravliena Kratka Szlouenzkim iezikom [Short Chronicle of the even new in Slovenian Language]. Reprint. Ed. by Ivan maNliNa. Zagreb 1992. “Što su inače kod dvoboja djeverovi, bili su kod tadanjih mejdana zatočnici, te je svaki mejdandžija imao po jednoga. Obično se dijelio mejdan na očigled dviju neprijateljskih vojska ili četa, pa bi se događalo da se dvoboj pojedinaca prometnuo u boj među objema vojskama ili četama. Zato su kako kraljevi ugarski tako i turski sultani više puta zabranjivali mejdan.” KLaić (cf. n. 14), 649. Sokollu Mehmet-Pasha or Mehmet-paša Sokolović was born between 1500 and 1510 (usually 1506 was cited) in the village Sokolovići, near Visoko, in today’s Bosnia and Herzegovina. After he was enlisted among Janissaries and passed the training in Istanbul, he was swiftly

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Slavonian ban Nikola Zrinski IV, a Croatian-Hungarian hero who lost his head during the famous siege of Sziget in 1566. Although Ottoman and Christian officers typically respected each other, being of the same social standing and addressing each other as friends and neighbours, they could develop personal resentments. A probable reason for the conflict between Mehmed and Nikola was a personal grudge, because Nikola refused to free an Ottoman voivod who was captured in a time of peace. Mehmed hurried to complain to the Emperor, who ordered Ivan Ungnad, commander of the royal army, to order Zrinski to let the prisoner go or be held in disgrace by the Emperor. Nikola would and could not obey because it would have harmed his honour. He issued a polite but negative reply to the Emperor, stating he was only trying to exchange the prisoner for Christians captured by the Ottomans during the same time of peace. The honour of two great commanders was put in question, and conflict developed that could only be solved by mejdan.39 The archives in Vienna preserve a number of letters, comprising dozens of pages on the preparation of this duel that should be staged near Đurđevac on the Slavonian Border.40 Let’s zoom-in on the detail captured in these letters. In August 1554, Ivan Lenković (Obristen Verwalter Hans Lenkowitsch) wrote a 12 pages letter from Ptuj on the fight between the Ban and Bosnian Pasha that was planned to occur near Đurđevac (auff den bestimbten Khampf Plaz zu Sanndt Jorgen) at the end of August. The Emperor Ferdinand I allowed the Khampf, but demanded the participants obey some rules in order to ensure the peace on the border. Lenković had to convey them to Mehmed-Pasha, to whom he was corresponding by emissary (gesandten vnnd Pockhlisär). The emissary carried letters translated from Latin and German into Croatian language and script (Crabatische Sprache, zurlische Sprache), understandable to Mehmed-Pasha who was born in the Bosnian village Sokolovići. The Emperor stipulated each side must come with 300, 400 or maximum 500 horsemen to the designated place of the fight. The remainder of each army and others on each side was to remain at the distance of 5 to 4, or at least 3 miles, from the fighting place. Moreover, soldiers on both sides were forbidden from engaging in any kind of struggle whatsoever.41 Both sides feared a possible proliferation of fighting due to the event. Ivan Lenković in an August follow-up concept letter transmitted various border news regarding the Ottomans and their plundering around Vinodol and Senj. He also stated he had received fresh news from Dalmatia and Bosnia that the duel of Ban Nikola had been delayed because Pasha and other sancak-beys could not gather due to their holidays (Waryan oder Weinachten). He also stated that the Ottomans

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promoted in the Ottoman military-administrative hierarchy. He was the Grand Vizier from June, 1565 until October, 1579, when he was killed. He was one of the most famous Grand viziers in Ottoman history, outliving three sultans, Suleiman the Magnificent, Selim II and Murat III. See comments of Hazim Šabanović: čeLeBī, Evlijā: Putopis. Odlomci o jugoslovenskim zemljama [Reisebericht. Passagen über die südslawischen Länder]. Transl. by Hazim šaBanović. Sarajevo 1996, 79. KLaić (cf. n. 14), 252–254, 649. Kriegsarchiv Wien, AFA, 1554–8–2, 1554–8–5, 1554–8–7, 1554–8–8 etc. Kriegsarchiv Wien, AFA, 1554–8–2.

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must wait for the Sultan’s permission to engage in the duel, and that the fight would not be staged near Đurđevac, but somewhere in Croatia.42 Older historiography claimed that Mehmed-Pasha was a coward who attempted to avoid the fight, but Lenković’s letter fails to confirm this account. In the end, commanders and even the Emperor advised Nikola to postpone the fight in fear of a greater Ottoman attack, but Nikola went ahead and wrote his will and appeared at the designated place along with other Christian high officers and their troops. Mehmed-Pasha did not appear.43 There were also other cases of mejdans in the period under review. For example, in 1555, Ivan Margetić (Janusch Margetic), a known hero and distinguished voivod on the Slavonian Border, in a short letter asked the border captain Ivan Lenković to allow his duel with Budak-aga. He informed him that Budak-aga claimed the main reason for the mejdan was the defence of faith. Margetić stated that he felt compelled to agree to Budak-aga’s proposal and participate in the mejdan.44 During March and April, 1568, a highly positioned magnate, Franjo Frankopan Slunjski, wrote several times to Emperor Maximilian II in order to obtain permission for a duel (mejdan, megdan) with Hamza, sancakbeyi of Bosnia. He was very eager to enter the fight, but each time the Emperor explicitly forbade it.45 Mejdans or duels on the Christian-Ottoman border were held among competitors of equal social rank. The declared goal of these duels or mejdans was to defend one’s faith and honour by exhibiting martial skills, prowess, power and courage. Preparations and correspondence between the opposing sides and relevant authorities could last for months. Rivals needed permission of their rulers which was usually sought for through superior officers. From the last decades of the 16th century, imperial authorities started to oppose and forbid duels, withholding the permission; especially the Habsburgs that were prone to keeping the peace and armistice because they were militarily weaker. During negotiations on the peace-treaty of Edirne (1568) both sides declared raids as well as mejdans were prohibited because they often resulted in larger battles.46 According to available sources, mejdans continued to occur on the Slavonian Border throughout the 16th century. Generally mejdans had all characteristics of European early modern duels of honour – but were uniquely fought in circumstances of cyclical war and tenuous peace. During the 17th century the practice was increasingly limited to local warlords in parts of the Croatian Border/Karlovac Generalate, especially in the medieval Croatian area of Dalmatian hinterland (Dalmatinska zagora, Ravni kotari). It would be interesting to investigate if the outer appearance and regulations of mejdans changed in 17th century Croatia, and determine the extent to which they were serving as a mask for brutal killings and vengeance. As a part of traditional local prac42 43 44 45 46

Kriegsarchiv Wien, AFA, 1554–8–8. KLaić (cf. n. 14), 254. Kriegsarchiv Wien, AFA, 1555–8–2 and 1555–8–ad2. KLaić (cf. n. 14), 340. Ibid. In the peace treaty of 1606 it was again stipulated that raids and attacks of any kind are strongly prohibited. kruhek, Milan: Povijesne granice Hrvatskog Kraljevstva 1606–1791 [Historische Grenzen des Königreichs Kroatien 1606–1791]. Zagreb 2004, 11.

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tices, people in order to escape control began holding mejdans away from the eyes of secular and religious authorities. Still, mejdans were one of the most frequent motives depicted in folk songs. For example, a colourful fragment of one lyric: Tad pogleda jedan na drugoga, i poleti jedan na drugoga, tu se teška zametnula kavga: sablje zveče a junaci ječe, jedan pane, a drugi dopane, mrtvi s konja padaju junaci, a konji ih kopitama gnječe. Da ko vidi boja žestokoga bi rekao i bi se zakleo: neće ostat oka za svjedoka. Do podne se megdan dijelio, a kadar je podnevu bilo pala magla od neba do tala; ne bi bratac brata poznavao. Jedva se je megdan razmetnuo, još se ne bi megdan razmetnuo, al ga više ko d’jeliti nema; izginuli sileni junaci […].47

Then one looks to another and one sets off to another commencing a harsh brawl: blades echoing, heroes screaming, one falls down, second follows, dead heroes falling from the horse, smashed by horse hoofs. By seeing such a fierce combat, one could declare and swear that an eyewitness could not survive. Fight was fought till noon, and during the afternoon fog enveloped the skies and the earth; brother would not know a brother. The fight was nearly over, but before it was over, not a soul remained to partake: valiant heroes died […].

47

3. Violence, society and state Julius Ruff has synthesized a large archive of scholarship on violence in early modern Europe. Among various dimensions of interpretation, one can discern two important lines. One line questions the institutional abilities of the emerging “state” to control violence ascribing the increase/decrease of violence to various social factors and the complex restructuring of society, or to social disciplining.48 The other holds that various forms of civil and military violence decreased towards the 18th century due to steady development of state institutions that were able to control violent practices and ensure stability. In brief, violence decreased due to the civilising process, a theory introduced by Norbert Elias. Ruff was mainly arguing on behalf of the latter theme. In the civilising process, the state was gradually monopolising the violence that was earlier still in the hands 47 48

Zmaj, junak, vila. Antologija usmene epike iz Dalmacije [Dragon, Hero and Fairy. Anthology of Oral Epics from Dalmatia]. Ed. by Davor duKić. Split 1992, 229. Robert Shoemaker has closely explored the early modern population of London, and ascribed changes in the amount of violence to changing relationship between the community and individual in the course of urbanization. Social mobility and dispersion of social ties resulted in growing anonymity, with people increasingly ceasing to identify themselves with the neighbourhood and social community. There consequently was less reason to follow conventions imposed by the community or to participate in various violent acts implied by those conventions. The decrease of violence was in such cases influenced by changed social circumstances, and not by the state control or the civilising process. Cp. shOemaker, Robert: The London Mob: Violence and Disorder in the Eighteenth Century London. Hambledon-London 2004.

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of the elites. In the course of the state-making process newly emerging states gradually replaced explicit forms of violence (criminalized behaviour like armed banditry, military attacks on civilians, homicide, assault, riots and rapes and not-criminalized like domestic violence) with various forms of institutional regulations of conflict, striving to enhance control over individuals.49 While recognising the existence of the latter process, Markku Peltonen rejected to explain it through paradigms of state control and civilizing process.50 For example, his study on duelling, as well as mentioned studies by Fervert and Kiernan, shows that the duel was a social mechanism intended to direct, tame and control upper-class violence. It was especially important in European society at a time when the upper-classes had a monopoly over the use of weapons, of course potentially endangering themselves too. Subsuming it in the word politeness, historians mostly agree that towards the 18th century the higher echelons of society started to abandon violent practices as uncivilized; elites started to perceive violence as unsuitable to the changing code of honour and behaviour. However, according to Peltonen, this was not necessarily due to state intervention. Duel and similar forms of early modern violence mainly served to preserve horizontal honour among social equals who follow the same code of conduct and honour, or civility, whereas civility itself should not be restricted only to courtly culture. Also, stratification within the noble class did not prevent lesser nobles from seeking satisfaction from their “superiors” if their honour was injured. Violent practices were, therefore, not intended to maintain vertical social hierarchy and stratification or to strengthen monarchical and state power. To the contrary – princes, monarchs and state institutions were often peripheral to them.51 Numerous complex explanatory models developed by mentioned historians could help in explanation of violent practices on the Habsburg-Ottoman Border: a) As shown by Winfried Schulze, military threat gave an impetus to the statemaking process on the Inner-Austrian territory. During the 16th century, the Habsburg military apparatus grew vastly. Numerous new powerful military institutions were developed for concentrating in their hands majority of finances in the region.52 The Estates elaborated resistance theories, attempting to legitimise their status in rapidly changing circumstances.53 Systems of recruiting and supervising paid and unpaid border military developed. Various types of regulations for the military as well as official regulations for the arrangement of the 49 50 51 52

53

ruFF, Julius R.: Violence in Early Modern Europe, 1500–1800. Cambridge 2001, 7 f. and passim. peltONeN, Markku: The Duel in Early Modern England. Civility, Politeness and Honour. Cambridge 2003. Ibid., 17–79, esp. 35–37 and 65–69. schulze, Winfried: Landesdefension und Staatsbildung. Studien zum Kriegswesen des innerösterreichischen Territorialstaates (1564–1619). Wien-Graz-Köln 1973. See also: ŠteFaNec, Nataša: Država ili ne. Ustroj Vojne krajine 1578. godine i hrvatsko-slavonski staleži u regionalnoj obrani i politici [State or not. Organization of the Military Border in 1578 and CroatianSlavonian Estates in Regional Defence and Politics]. Zagreb 2011. strOhmeyer, Arno: Konfessionskonflikt und Herrschaftsordnung. Das Widerstandsrecht bei den österreichischen Ständen (1550–1650). Mainz 2006.

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entire Military Border increased in number. After these codes were carefully negotiated and formulated, they were increasingly written down and extensively publicised. These developing institutions explicitly strived to regulate (and direct) violent activities and were increasingly successful towards the 18th century. The Habsburgs were seeking to impose their homogeneous rule, aiming to achieve a coherent presentation of Habsburg military might and administrative abilities to the Ottoman Empire. However, in the 16th century defence and penal systems as well as administration in general still abounded with deficiencies – they were still in the making. Payments to the border army were still irregular and military authorities had to allow raids and pillaging, though they formally forbade them. In the period of transition from the medieval court to modern state apparatus, there were still not enough schooled, trained and trusted, in other words, suitable professionals, to fill the military and administrative offices. One could not simply replace a commander who knew how the Border functions by heart and had served there for decades, even if corrupted like Globizer. One could not easily execute less significant local voivods because one could not afford a riot or desertion, or did not have a replacement. Border defence still heavily relied on experienced individuals and local noblemen able to control their men, and not on obedient professionals without private proprietary interests. It would gradually change in following two centuries. In the 1540s the sequence of events described above would not even have turned into an affair, whereas in the 1570s something had to be done. The ruler ordered punishments, but softened his decision in the process. With time the ruler could be stricter since the replacements would be available in satisfactory numbers. The military apparatus was still learning from the experience – it adjusted in accordance with the symbolic or practical strength that was exhibited by the parties involved. The Emperor had limited military potential in comparison to the Ottomans and was resolved to keeping the peace. He had to weigh his options carefully – keeping the authority, not losing experienced commanders and soldiers and maintaining the ideology of holy war against Islam that would thwart cross-border cooperation dangerous to the state. Regulations prohibiting violent activities could not be equally applied to all, and envisaged punishments could not always be executed – not for the next century, at least.54 Still, the growing state apparatus attempted to decrease some forms of violence and to monopolise the use of violence. What was the purpose? b) In studies on violence, it is typically assumed (implicitly or explicitly present) that states or monarchs did not consider violence problematic per se. This is probably one of the main reasons why state sponsored violence (war-waging being the most obvious of its manifestations) was comprehended as formally sanctioned violence, and thus did not figure more prominently in these studies. For example, Ruff did not analyse state sponsored war-waging within the repertoire of violent activities. He included various forms of violent behaviour of 54

After the conspiracy of Hungarian and Croatian magnates against the Habsburgs, several magnates were executed in 1671, despite their military power and the loyalty of their families in fighting the Ottomans for centuries.

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military troops in times of peace or armistice, and the violence of military towards civilian; towards the 18th century logistics improved and payments started to arrive regularly (state developed), resulting in a decrease in plunder and assaults on civilians, and thus violence generally.55 Though wars in the 18th century employed more human resources and destructive weaponry than ever, they were fought according to “universally” established military codes – therefore presumably being “civilized”. Whether one accepts this kind of argument or not, it remains reasonable to assert that the military institutions on the Habsburg-Ottoman Border were not concerned with the reduction of violence as such, whether it came in form of duels or raids, pillaging and war-waging, but rather with the control of violent activities. Violence per se was not problematic to the state. In order to protect large investments into the newly emerging state systems – not just financial investments – the authorities were under immense pressure to prevent as many forms of unsolicited violent activity as possible. A monopoly over violence ensured power and control prerequisite for the on-going state-making. The greatest fear of imperial courts and military authorities over cases of small war and duels this paper has focused on arouse from their unsolicited character. If unrestrained, they could threaten the peace and diplomatic relations, and overall damage the ability of the state to control its inner and foreign affairs. In the analysed border zones, plunder of civilians and raids into the enemy territory were long considered by involved “states” as (semi-)official and desired methods of war waging, especially if they could be executed without consequences or retribution of the enemy. In the period of transition from the medieval to the modern state army such methods of war-waging weakened the enemy and provided earnings for exhausted local populations and masses of unpaid (paid by land or booty) military in Habsburg service. They had increasingly served as the main Habsburg defence potential. Also, every kind of violence towards the Ottomans was justified by the ideology of the holy war, as described by Wendy Bracewell. Hence, efforts of state institutions to control violence were directed primarily to reduction of unsolicited violence and secondly to employment of violent activities in state interests. These efforts were visible and showed results already in the second half of the 16th century. From the first decades of the 17th century the Slavonian Border (Varaždin Generalate) underwent further substantial demographic and organizational changes in the course of territorialization (delimitation of border territory from the civil one), along with the imposition of a much stronger institutional control from the Aulic War Councils in Graz and Vienna. These changes considerably diminished the possibility of an un-institutionalized violence and various everyday modes of cross-border cooperation and co-existence in this area. Numerous armed riots organized by the frontiersmen in the 17th and the first half of the 18th century in cases where their autonomy or acquired rights were endangered testifies to the on-going violent potential of a border society. The short duration and meager success of these uprisings testifies to the strength and better efficiency of military 55

ruFF (cf. n. 49), 44–72.

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authorities and repressive apparatus of the state. If one could at all speak about the general reduction of violence on the Christian-Ottoman Border towards the end of the 18th century, it was a by-product of the attempts to reduce unsolicited violence, not the main goal. c) It is important to stress the social dimension of violent activities (duels, mejdans) on the imperial border. Almost all the studies mentioned until now were mainly focused on western and central Europe. Although western and central Europe experienced frequent wars, this experience could hardly be compared with the incessant centurial conflict between different faiths and civilisations that greatly modified or destroyed feudal social stratification in the border areas examined in this paper. The elites on the border consisted of noblemen and distinguished military, often without noble background. On the one hand, these elites accepted specific border codes of honour that enabled various forms of cross-border cooperation and contact that were highly undesirable to state authorities. These structures were not analysed in this paper. On the other hand, these border elites also accepted a timeworn noble code of behaviour entrenched in ethics of honour, bravery and just religious war. As one could see from theoretical writings on duelling, the latter code of honour was in play throughout most of Europe. Though border ethics and cross-border cooperation of the Croatian kind did not exist on the Slavonian-Ottoman Border, there too existed high social strata (on both sides) who, though at war, appreciated one another. They considered themselves exclusive possessors of military valour and military skills that separated them from the vast majority of simpler folk, Ottoman or Christian. The warriors on the border accepted participation in duels in order to assert and uphold their social status – epitomized in honour, military might, ability to use arms, personal integrity and courage. Mejdans between Christian and Ottoman warriors were for a long time practiced – and permitted by rulers – as a means of honourable settlement of dispute between “equals”. Only towards the end of the 16th century did authorities begin to withhold permission for cross-border duels, while duelling among Christian officers and noblemen continued in the rest of Europe. It should be emphasized that the bloody pillaging and looting in raids, practiced by both sides, were not instigated solely for the sake of booty or territorial gains. They also functioned to help maintain the social status and honour of noblemen and military as the leading social strata in these specific border zones: officers and leading noblemen were entitled to larger portions of the booty than the rest of frontiersmen. Due to their complex consequences state authorities had to treat duels and raids more severely, but they continued well into the 17th century. Even if emerging state authorities started to interfere more substantially with violent practices on the military border during the course of the 16th century, one must conclude that the social mechanism behind them was similar to the one described by Peltonen and others. There were explicit attempt of involved social groups to tame and limit violence by reducing potential clashes of entire armies to smaller factions and individuals. They had to maintain horizontal honour, and to confirm themselves as worthy members of their respective social class. Despite the

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fact that participants belonged to different, at the time harshly colliding civilisations with very different hierarchical arrangements, they fought in duels and small wars, thus maintaining positions in a specific social hierarchy of the Ottoman-Christian border zone.

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The Artful Diplomacy of István Báthory and the Survival of the Principality of Transylvania (1571) Introduction In 1526 the military forces of the Kingdom of Hungary suffered a fatal defeat at the hands of the Ottoman army in the battle at Mohács. Louis II of Jagiello (r. 1516– 1526), the young king of Hungary and Bohemia died in the battle, along with half of the magnates and bishops of the Hungarian kingdom who had governed the country in the past decades. After the battle it took at least three decades for the estates of the later Principality of Transylvania to create a new historical path. The distinct historical evolution of the eastern part of the country was facilitated in 1526 by the election of two kings, Ferdinand of Habsburg I (r. 1526–1564) and John I Szapolyai (r. 1526–1540), who was the leader of the Hungarian anti-Habsburg nobility. The resulting civil war between the competing factions divided the allegiance of the nobility, giving the Sultan the opportunity to interfere in Hungarian politics on the side of Szapolyai. His death in 1540 and the Habsburgs’ attempt to capture the country provoked an Ottoman campaign, led by Süleyman the Magnificent, which resulted in Ottoman occupation of Buda, the capital of the Medieval Kingdom of Hungary. The central parts of the country soon became integrated into the administrative system of the Ottoman Empire, while the western and northern parts remained under Habsburg rule.1 The Sultan gave Szapolyai’s widow and infant son the territories to the east of the Tisza river, including Transylvania. The Hungarian estates rapidly elected his son as king of Hungary, although he was never crowned. Thus, under the pressure of circumstances, the eastern parts of the medieval kingdom broke away from the rest of the country. The Principality of Transylvania lasted almost 150 years, existing because the rivalry between the Habsburg and the Ottoman Empires created a favourable political climate, as neither could or wanted to incorporate Transylvania into their respective administrative structures.2 1

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perJés, Géza: The Fall of the Medieval Kingdom of Hungary: Mohács 1526 – Buda 1541. Boulder/Colo. 1989. – History of Transylvania. Vol. I. From the Beginnings to 1606. Ed. by László makkai and András mócsy. Boulder/Colo. 2001. – tóth, István György: The Century of Ottoman Wars. In: A Concise History of Hungary. Ed. by iDem. Budapest 2005, 181–205. – pálFFy, Géza: The Kingdom of Hungary and the Habsburg Monarchy in the Sixteenth Century. Boulder/Colo. 2009. – szabó, János B./tóth, Ferenc: Mohács (1526). Soliman le Magnifique prend pied en Europe centrale. Paris 2010. FODOr, Pál: Ottoman Policy towards Hungary, 1520–1541. In: Acta Orientalia Academiae Scientiarum Hungaricae 45/2–3 (1991), 271–345. – ObOrNi, Teréz: Die Herrschaft Ferdinands I. in Ungarn. In: Kaiser Ferdinand I.: Aspekte eines Herrscherlebens. Ed. by Martina Fuchs

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Throughout its existence in the 16th and 17th centuries, the Principality of Transylvania remained the vassal of the Ottoman Empire. When in the mid-16th century the Transylvanian estates repeatedly attempted, on the initiative of Vienna, to join the remaining parts of the Hungarian Kingdom under Habsburg rule, Constantinople intervened and made it clear that no ruler could rule the two parts of Hungary. Yet the Principality of Transylvania, despite its obvious limited sovereignty and dependence on the Ottoman Empire, established special relations with Habsburg Hungary. This paper looks closely at one of the most serious conflicts that emerged between the two empires over Transylvania, and its remarkable political solution by István Báthory.3

The Issue of István Báthory In the 1560s a long series of negotiations began between the Hungarian King Maximilian (r. 1564–1576) and John Sigismund Szapolyai (r. 1559–1570) in connection with Transylvania and the eastern Hungarian territories annexed to it. Although these territories had previously belonged to the Hungarian Holy Crown, in the 1560s they were under the dominion of John Sigismund Szapolyai, elected King of Hungary. Consequently, at the negotiations the two parties discussed the legal status of the two territories, their relationship to the Hungarian Kingdom, and the title that the ruler of these territories should have. In Speyer in late 1570 the parties finally decided upon the wording of an agreement which the ruler of Transylvania signed in December. Maximilian, emperor of the Holy Roman Empire and king of Hungary, ratified the Treaty of Speyer on March 10, 1571 at the Imperial Diet. John Sigismund died on March 14, before the news could have reached him. In the Treaty of Speyer, John Sigismund renounced his title of “elected king of Hungary” (electus rex Hungariae) and was content with the title of Prince of Transylvania and of the Adjacent Parts of Hungary (Princeps Transylvaniae et partium regni Hungariae eidem annexarum). He also acknowledged Transylvania was part (membrum) of the Hungarian Crown and that the Hungarian king was his sovereign.4

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4

and Alfred kOhler. Münster 2003, 147–165. – eaDem: Die Pläne des Wiener Hofes zur Rückeroberung Siebenbürgens 1557–1563. In: Kaiser Ferdinand I. Ein mitteleuropäischer Herrscher. Ed. by eaDem, Martina Fuchs and Gábor uJVáry. Münster 2005, 277–298. Étienne Báthory, Roi de Pologne, Prince de Transylvanie. Kraków 1935. – buDay, Kálmán: Báthory István erdélyi fejedelemsége 1571–1576 [The Realm of István Báthory in Transylvania 1571–1576]. Szeged 1932. – Veress, Endre: Báthory István király (Terror Hostium). Budapest 1937. – Báthory István emlékezete [The Memory of István Báthory]. Ed. by László Nagy. Budapest 1994. “[…] serenissimus princeps unacum suis descendentibus posteris habebit et recognoscet Sacram Caesaream Regiamque Maiestatem pro capite totius Christianitatis, pro rege Hungariae et maiore et superiore suo, ipsamque Transylvaniam ac Partes Hungariae, quas possidet, pro membro regni Hungariae […].” In: Österreichische Staatsverträge. Fürstentum Siebenbürgen (1526–1690). Ed. by Roderich gOOss. Wien 1911, 191.

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The treaty made it clear John Sigismund regarded himself, and was regarded by his adversary, as the ruler of the former province of the Hungarian Kingdom, Transylvania, together with “the parts of Hungary” (Partium). The latter phrase referred to some eastern counties of the kingdom. John Sigismund also agreed that should he die without an heir, his principality as part of the Hungarian Crown would revert to the Hungarian king. The Treaty of Speyer was kept secret from the majority of the estates of Transylvania, save a few influential aristocrats who knew about it. The reason for this dissembling was that most of the estates belonged to the pro-Ottoman camp, and refused to recognise their subordination to the Hungarian king. After John Sigismund’s death the estates of Transylvania faced a crucial situation in their state that seemed unsolvable. Confusion and fear took possession of the noblemen, because they were afraid of armed intervention by both empires, but primarily the Ottoman. The estates immediately sent an envoy to the Sublime Porte inquiring about the sultan’s possible steps towards Transylvania. A few of the leading politicians suggested seeking the advice of Emperor Maximilian. However, they instead decided to go ahead with the election of a new prince, and informed both the emperor and the sultan that they were making preparations for a Diet to elect their new ruler. The essence of the crisis, which the estates appreciated as well, was the following: 1. According to the Treaty of Speyer, the authority over Transylvania should be surrendered to the Hungarian king Maximilian I after John Sigismund’s death. However, the estates were fully aware such a move would give rise to great resistance within Transylvania. The fact the agreement had been kept secret would produce indignation among the nobility. They were also very certain that any such declaration of Habsburg sovereignty would lead to heavy retribution by the Ottomans. Indeed, that a furious Porte would occupy the Principality and turn it into an Ottoman province (vilayet). 2. The estates of Transylvania were afraid of another no less threatening possible outcome. It was possible the Ottomans would exercise stricter authority over Transylvania simply due to the situation created by John Sigismund’s death, seen as marking the extinction of Istanbul’s formal ally and vassal the Szapolyai family. Referring to the so-called treaty of “alliance” made between John I Szapolyai and Sultan Suleyman in 1528, the Transylvanian estates had managed to gain a favourable position for their territories under the rule of Szapolyai’s widow and her son following the fall of Buda and the incorporation of central Hungary into the Ottoman Empire (1541). Transylvania, unlike the other vassal or satellite states of the Ottoman Empire, could keep its favourable position during John Sigismund’s reign, but it was unknown whether the Sublime Porte would after his death maintain this relatively loose subordination. The Transylvanians feared the Ottomans either would establish a vilayet or force a stricter dependence on Transylvania resembling that of the neighbouring Romanian voivodeships. Although at that time the Porte was at war with Venice over Cyprus, which weighed against an immediate campaign against Transylvania, it remained unclear what the Porte’s plans were for Transylvania. Moreo-

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ver, the estates could not decide what Maximilian’s steps were going to be in such a case, because he laid a claim to the territory as the king of Hungary on the basis of the Treaty of Speyer. Would he encounter the sultan’s army in case of an Ottoman campaign against Transylvania? Committing themselves to either empire or making an unwise decision, the estates would have pushed Transylvania to become involved in a state of war with unknown consequences. And this kind of blunder was what the estates of Transylvania and the political leaders feared more than anything else. 3. The above mentioned tension became even more difficult due to the fact that the estates of Transylvania insisted on their right to elect their prince (libera electio), a right which they had enunciated in 1567: “Should it be God’s unalterable will to call our gracious lord from among us with no heir having been born to him, we shall elect a Prince by joint design and not out of partiality.”5 However, when two empires set up a claim to the territory of the Principality the enforcement of this right seemed highly problematic. The crisis of Transylvania’s legal status and politics was settled due to the political and diplomatic talent of István Báthory of Somlyó and the scheme he devised, although the solution was not smooth or easy.6 Emperor Maximilian’s obvious goal was to obtain the province. In April, 1571 he commissioned Gáspár Bekes (an influential pro-Habsburg aristocrat from Transylvania, who happened to be at the imperial court as an envoy) to go home to Transylvania and organize the delivery of the Principality to Maximilian, and to form a pro-Habsburg party of the nobles. A few days later an emissary (çavuş) of the Sublime Porte arrived in Transylvania together with the sultan’s imperial firman, which the estates of Transylvania decided to open and make public only after the election of their new ruler. Through his emissary the sultan made it explicit that he regarded Transylvania as his other conquered lands, and wanted to maintain the Principality’s former vassal status.7 In April 1571, István Báthory, one of the local political leaders looking for a solution, wrote a letter to Maximilian suggesting the following: Given that it seemed rather difficult and dangerous to surrender the Principality to the Habsburgs and in order to keep the country Christian and to turn away the Ottomans’ suspicion, the only alternative solution seemed to allow the Transylvanian estates to freely elect their new ruler. Of course, the elected person should acquire his position only with a subsequent royal confirmation. The new officeholder would use the title of voivode instead of prince, showing its subordination to the Hungarian king.8 5

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“[…] ha ő felségét az úr Isten ez világból kivenné, mü magunk között meg ne szakadoznánk, kiből nagy romlásunk következhetnék, hanem egyenlő akarattal választanánk fejedelmet magunknak […].” 8th September, 1567. In: Erdélyi Országgyűlési Emlékek [Records of Transylvanian Diets]. Vol. II: Sept. 1556–Jan. 1576. Ed. by Sándor szilágyi. Budapest 1876, 335. ObOrNi, Teréz: Erdély közjogi helyzete a speyeri szerződés után (1571–1575) [The Legal Status of Transylvania after the Treaty of Speyer (1571–1575)]. In: Tanulmányok Szakály Ferenc emlékére. Ed. by Pál FODOr, Géza pálFFy and István György tóth. Budapest 2002, 291–306. The Letter of Selim II to Báthory, 25th May, 1571. In: Erdélyi Országgyűlési Emlékek (cf. n. 5), 450 f. Ibid., 462.

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Báthory found an excellent practical solution to the tense political situation. He renounced the official title of “reigning prince” agreed to in the Treaty of Speyer for the ruler of Transylvania, and declared the province to be dependent on both empires. Fortunately, the Porte also regarded the title “voivode” to be appropriate and acceptable, since it was the very same title used by the leaders of the two Romanian vassal principalities of the sultan, neighbouring Moldavia and Wallachia. By choosing the title voivode the Transylvanians signalled to the Porte that their new ruler considered himself the vassal of the Porte. Further, the appointment of a voivode also complied with Maximilian’s demand, because the traditions of the mediaeval Kingdom of Hungary authorized the king to nominate his own representative to govern Transylvania, whose title was also voivode.9 This act would signify the acknowledgement of Maximilian’s royal power by the estates of Transylvania, and the proper manifestation of a clause of the Treaty of Speyer according to which “Transylvania is part of the Hungarian Crown and recognizes the sovereignty of the Hungarian king”. Finally, if all this happened in a way that the estates of Transylvania elected their ruler seemingly without restriction, then the demand of the estates would also be realized, and this Gordian knot would be cut. In the end Maximilian accepted Báthory’s suggestions. He approved the election of a Transylvanian voivode in the interest of the country, and to avert any possible Ottoman military intervention.10 Maximilian entrusted Báthory and his counsellors with the implementation of the plan, and on May 25, 1571 the estates of Transylvania elected István Báthory their voivode. István Báthory was born in 1533 in a prestigious Hungarian noble family with estates the Partium. In his youth he was a page at the Viennese court and had seen something of the world. He returned to Transylvania in the mid-1550s and in 1559 was appointed captain of Várad, i. e., commander-in-chief of the Transylvanian military forces of John Sigismund. At that time he was already the greatest landowner in the eastern part of the Hungarian Kingdom. In 1565 he was dispatched as John Sigismund’s envoy to the Viennese court where he was imprisoned for two and a half years. Returning again to Transylvania, he retired from politics for some years because his ruler had a new favourite (Gáspár Bekes) as his first advisor. Following his election, Báthory wrote to king Maximilan about the election in detail. He reported on the promises he had made to the Porte’s emissary, seemingly accepting the appointment under the Sultan’s authority. He assured the king that he

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raDy, Martin: Voivode and Regnum: Transylvania’s Place in the Medieval Kingdom of Hungary. In: Historians and the History of Transylvania. Ed. by László péter. Boulder/Colo. 1992, 87–101. – ObOrNi, Teréz: From Province to Principality: Continuity and Change in Transylvania in the First Half of the Sixteenth Century. In: Fight against the Turk in Central-Europe in the First Half of the 16th Century. Ed. by István zOmbOri. Budapest 2004, 165–180. The Letter of Maximilian II to Báthory, 10th May, 1571. In: Báthory István erdélyi fejedelem és lengyel király levelezése. Ed. by Endre Veress. Vol. I: 1556–1575. Kolozsvár 1944, 111 f., No. 73.

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would honour his secret oath of allegiance to Maximilian and accept the Treaty of Speyer.11 At the same time the Porte also upheld its right to have Transylvania as Istanbul’s vassal. A messenger, Amhat (Ahmed) Çavuş, brought an ahdname from the sultan to Báthory stating: “Voivod of Transylvania István Báthory! […] Transylvania has long been under my protection […] and the country is my own as are the others in my possession. Therefore out of my power, in accordance with your fealty to me I make Transylvania over to you.”12 Nevertheless, these political manoeuvres did not clear up Transylvania’s legal status. The country did not become an independent principality, governed by a prince. Istanbul considered the new voivode its vassal, and authorized his rule by a firman. However, the voivode also secretly declared himself to be the subject of the Hungarian king. Transylvania was not simply a satellite state of the Ottoman Empire, because the estates freely elected their ruler who made his oath of allegiance to another ruler. Nor did it belong to the locus of sovereignty of the Hungarian king, because the voivode heading Transylvania was confirmed in his position by the Ottoman sultan’s letter. However, this peculiar arrangement for the moment answered every expectation. It proved to be sufficient for survival, avoided a possible armed confrontation in and over the territory of the principality, and temporarily suppressed domestic and international political tensions, at least from Transylvania’s point of view. Of course from the standpoint of the imperial-royal court it was not satisfactory at all. Emperor and King Maximilian wanted to clarify beyond doubt the relations between Transylvania and the Kingdom. He took a stand on the Treaty of Speyer when he issued his instructions to Báthory on June 10, 1571, stating that he regarded Transylvania as his own province and insisting the new voivode’s sphere of authority was dependant on the king.13 In the next five years István Báthory had to cope with difficulties arising from Transylvania’s unresolved legal status. Maximilian’s court was continuously intriguing against Báthory; at one point accusing him of not considering himself the Hungarian king’s subject. Vienna also complained that Báthory had deserted to the Ottomans and behaved like an independent reigning prince. Báthory was forced to protect himself through several letters: he told the king that both the estates and the Porte believed him to be a freely elected prince and subject of the Ottoman Empire, which was necessary to avoid Ottoman military intervention.14 However, he still remained the king’s loyal subject and exercised power over the province on his

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The Letter of Báthory to Maximilian II, 30th May, 1571. In: Erdélyi Országgyűlési Emlékek (cf. n. 5), 464–470. Ibid., 450 f. The Letter of Maximilian II to Báthory, 10th June, 1571. In: Báthory István (cf. n. 10), 120–126, No. 84. The Letter of Báthory to the Hungarian Chancellor of Maximilian II, János Liszthy, 18th February, 1572. In: Ibid., 178–184, No. 134.

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behalf.15 Consequently, István Báthory accepted the clauses of the Treaty of Speyer and agreed to abide by them. Meanwhile, in the middle of March, 1572 the letter of Selim II arrived. The sultan declared Báthory could possess Transylvania under the same conditions King John I had possessed.16 Thus the sultan reinforced Transylvania’s privileged position in relation to the other vassal states of the Porte, which derived from the contract made with King John I. Since such a privileged position was the goal of Báthory’s policy vis-à-vis the Porte, we can confidently label it a success. As he wrote in his letter to the sultan: “We will be devoted to the rim of the coat of Your Grandness further on.”17 While Báthory maintained his smart policy towards the two emperors to avoid armed conflicts and keep Transylvania, his old rival Gáspár Bekes could not accept the fact that he had not become the ruler of Transylvania. During Bathory’s housearrest in Vienna (1565–1567) Bekes had become John Sigismund’s most important diplomat, managing to establish excellent relations with the Habsburg court in Vienna.18 Moreover, John Sigismund had toward the end of his reign assured him to be his heir to the Transylvanian throne. Bekes from 1573 on was steadily incriminating Báthory to Maximilian, claiming Báthory had entered into a conspiracy with the Ottomans. At the same time he accused Bathory in Istanbul with treachery. Nevertheless, Bekes could not mislead the Porte, because Istanbul was fully aware he had been a pro-Habsburg politician. Thus both Sultan Selim II and his successor Sultan Murad III continued to support Báthory. At the end of 1574, Báthory was re-confirmed as voivode by the new sultan, Murad III.19 Maximilian supported Bekes’s actions against Báthory. The emperor considered Bekes a loyal subject, whose voivodeship would have better represented Habsburg rule in Transylvania Báthory, who maintained friendly relations with Istanbul and gradually became more independent. Maximilian learned from his father’s failures in 1552 to not interfere openly in Transylvanian affairs, but permitted his military commander in Upper Hungary to actively support Bekes in his efforts to be15

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“[…] cum igitur, Imperator clementissime, non in diplomatibus Turcarum imperatoris, sed in fide mea omnis huius provinciae administratio sita sit, Maiestas Vestra Sarcatissima clementer sibi persuadere dignetur, me nequaquam egressurum esse limites meos, nec unquam iuribus Corona derogaturum esse, sed id, quod debeo patriae ac Maiestati Vestrae Sacratissimae per omnem vitam exhibiturum me promitto […].” The Letter of Báthory to Maximilian II, 18th November, 1572. In: Ibid., No. 221. The Firman of Selim II to Báthory, at the beginning of March, 1572. In: Erdélyi Országgyűlési Emlékek (cf. n. 5), 462. – Báthory István (cf. n. 10), 187, No. 163. The Letter of Báthory to Selim II, middle of March, 1572. Ibid., 271–273, No. 281 f. For Gáspár Bekes, see száDeczky, Lajos: Kornyáti Bekes Gáspár (1520–1579). Budapest 1887. – szilágyi, Sándor: Bekes Gáspár versengése Báthori Istvánnal 1571–1575 [The Competition of Gáspár Bekes and István Báthori 1571–1575]. In: Rajzok és tanulmányok. Vol. I. Ed. by iDem. Budapest 1875, 17–45. – hOrN, Ildikó: Bekes Gáspár. In: Tündérország útvesztői. Tanulmányok Erdély történelméhez. Ed. by eaDem. Budapest 2005, 46–54. Murad III renewed the ahdname of his Father to Báthory, 15th April, 1575. In: Báthory István (cf. n. 10), 320, No. 358.

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come voivode. It was an unfortunate policy for Maximilian, since Báthory and his policy had managed to avert an armed conflict with the Porte. More importantly, the ill-fated Habsburg campaign in 1552 in Transylvania had already proven that the Habsburgs were unable to maintain their authority over the territory militarily. The armed encounter between the pretender Bekes and Bathory took place in the summer of 1575 and Báthory’s troops won. After this crucial battle Báthory felt exonerated from the conditions of the Treaty of Speyer and his relationship with and Maximilian soon deteriorated. It became even worse due to the fact that they were both competing for the throne of the Kingdom of Poland in the very same year. Throughout the early to mid 1570s Báthory regarded Transylvania more and more as his own land; his position not only became stronger, but also changed its nature by becoming closer to that of a prince. For all practical purposes he governed the territory as a reigning prince. However, things got even more complicated when in 1575 Báthory’s secret oath to Maximilian was made public. Bekes attacked Báthory with Transylvanian troops loyal to him. These events further jeopardized Báthory’s standing with the sultan. Habsburg-Ottoman relations were also tense, for Maximilian’s support to Bekes meant interfering in the affairs of Transylvania, which Istanbul considered and treated its own sphere of influence, a stand Istanbul in previous years had repeatedly emphasized to both the Transylvanians and the Habsburgs. Maximilian and Transylvania were fortunate that the emperor’s diplomats managed to solve the problem, and even get the sultan’s consent with regard to the title issue. However, Maximilian’s success with the title issue was little more than a victory of “words”, and hardly compensated Báthory’s power grab in Transylvania.20 Moreover, Báthory’s election in December, 1575 to the throne of the Polish-Lithuanian Commonwealth further strengthened his position vis-à-vis Maximilian, the other candidate to that throne. Not unexpectedly, the Porte supported Báthory’s candidacy, an element that the estates of the Commonwealth also took into consideration.21 At this point the situation was ripe for formally recognizing the Transylvanian voivode’s increased power by his assuming of another title. Following his election as king of Poland-Lithuania, Báthory began in March, 1576 to assume the title of “prince of Transylvania”. Thus, in the early years of the 1570s István Báthory’s masterful policy managed to solve a grave political crisis by recognizing the double subordination of Transylvania. Equally important, he also introduced and practiced political principles that subsequent princes of Transylvania would routinely follow.

20 21

roşu, Felicia: Contractual Majesty. Electoral Politics in Transylvania and Poland-Lithuania (1571–1586). Phil. Diss., Washington D. C. 2009, 348. Ibid.

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Conclusion In Báthory’s opinion, Transylvania lay between the two most powerful rulers of the world, in their pivots (in arcto), thus the country could be preserved by enjoying the goodwill of both emperors. One of them had to be won by declaring obedience, and the other by presents and subservience.22 Báthory, whose family estates were in the Partium, was familiar with the dual pressures involved in living in close proximity to the Ottomans. When he returned from Vienna in 1567, he had warned a confidant of the Habsburgs: “The Turks will not tolerate just anyone as ruler of Transylvania. His Majesty fares better if there is a go-between in the province, who can render service in such a way that with the passage of time […] Transylvania might join to Hungary.”23 Báthory had no illusions. He is said to have declared that “the army of the Turkish emperor does not pick strawberries to put them into other people’s baskets”. Once he became the ruler of Transylvania he did everything possible to keep the domestic peace, and by his artful diplomacy sustain the status quo between the two empires. He paid the increased tribute (from 10.000 to 15.000 gold florins annually) to the sultan, gave presents to Ottoman officials, and instructed his soldiers along the border not to provoke the Ottomans. Gyula Szekfű, the most influential historian of the interwar period, held the view that the principality of Transylvania was established in the “power vacuum” created by the rivalry between the competing Habsburg and Ottoman Empires, whose spheres of interest clashed in Hungary. This explanation is accepted by many historians, leading to a consensus about the relevant imagery, namely that the new state was born at the edge of two great empires of the time. Transylvania was not strategically important for the Ottoman sultans, whose main political rival was the Habsburgs. As in their other frontier regions, the Ottomans were satisfied with Transylvania’s vassal status. The Habsburgs considered Transylvania to be an integral part of the Crown of Hungary, and thus never relinquished their claim to it. However, until the end of the 17th century they were unable to back their policy with military might. This political situation and the ideas that arose from it were first recognised by István Báthory, and determined the fate of the principality for the next century or so.

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“[…] considerantes Provinciam istam inter duos potentissimos orbis terrarum Monarchas, ceu in arcto positam, humanisque viribus et auxilio prorsus destitutam, non aliter, quam utriusque Imperatoris favore nobis conciliato, […] conservari et gubernari posse, omni tempore, totisque viribus iuxta officium nostrum id dedimus operam, omnesque huius provinciae reditus et facultatis eo convertimus, ut altero Imperatorum obsequio, altero vero muneribus et subiectione nobis conciliato, provincia ista quam maxime tuta et quieta ab externis hostibus omnique periculo conservata maneret […].” In: bethleN, Wolffgangus de: Historia de rebus Transylvanicis II. Cibinii 1783, 333. Letter of Báthory to Marc Singkhmoser, secretary of King Maximilian, at the beginning of July, 1567. In: Báthory István (cf. n.10), 107, no. 69.

Jan Paul Niederkorn

„Friedenspolitik“ in Istanbul im Vorfeld des Langen Türkenkrieges In seiner 1603 publizierten und in späteren Jahrzehnten immer wieder neu aufgelegten „Generall Historie of the Turks“ schreibt der Engländer Richard Knolles über den Beginn des Langen Türkenkrieges, dass die Paschas an der Hohen Pforte, allen voran die beiden Rivalen Sinan und Ferhad Pascha, den – von Natur aus keineswegs „kriegslüsternen“ – Sultan Murad III. (1546–1595) nach Abschluss des Friedens mit dem Safawidenreich sogleich zu neuen militärischen Unternehmungen zu überreden versucht hätten. Obwohl sie sich über den zukünftigen Gegner nicht einig gewesen wären – so wurden für eine Wiederaufnahme des Krieges gegen Persien ebenso Argumente vorgebracht wie für einen Angriff auf Malta, Spanien, die Besitzungen Venedigs, Italien, Polen oder den Kaiser –, stellten sie es dem Sultan als eine Notwendigkeit für ein Reich wie das Osmanenreich dar, ständig Krieg zu führen. Denn nur, wenn seine Soldaten im Feld beschäftigt seien, würden sie nicht aus der Übung kommen und nicht verweichlichen, betonten beide. Zudem könne man sie nur auf diese Weise von Tumulten und Meutereien abhalten. Diese Argumentation überzeugte den Sultan, der sich, vom bosnischen Pascha Hassan bestärkt, zum Krieg gegen den Kaiser entschloss.1 Knolles’ Schilderung der Ereignisse von 1593, die sich in ganz ähnlicher Form auch bei Zeitgenossen wie Lazzaro Soranzo und Jacques Auguste de Thou findet,2 ist von der Überzeugung geprägt, dass die Sultane allein aus dem Bestreben, die Ruhe im Inneren aufrechtzuerhalten, kontinuierlich zum Kriegführen gezwungen gewesen seien. Sie ist charakteristisch für das zeitgenössische europäische Bild vom Osmanenreich: Nicht nur in den Texten zahlreicher anderer Autoren, auch in Äußerungen von Diplomaten und Staatsmännern stößt man immer wieder auf dieses Klischee.3 Es war insofern berechtigt, als der permanente Kampf gegen die Ungläubigen im Islam als Herrscherpflicht galt, deren Erfüllung gerade in der osmanischen Staatsideologie eine zentrale Stellung zukam.4 Es überrascht daher 1 2 3

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kNOlles, Richard: The Generall Historie of the Turkes, from the first beginning of that Nation. London 1603, 1007–1009. Pars pro Toto sOraNzO, Lazzaro: Ottomanus sive de rebus turcicis liber unus, o. O. 1600. Die italienische Erstausgabe erschien 1598 in Ferrara, eine englische Übersetzung 1603. – thOu, Jacques Auguste de: Histoire universelle. Teil VIII: 1591–1596. La Haye 1740, 157–164. Der französische Gesandte bei der Hohen Pforte, Salignac, schrieb beispielsweise einmal: „Leur Empire formé et maintenu par les armes ne se peult maintenir aussi sans guerre.“ Brief an Heinrich IV. vom 8. Februar 1610. Ambassade en Turquie de Jean de Gontaut-Biron, baron de Salignac 1605 a 1610. Bd. 2. Hg. v. Théodore de gONtaut-birON. Paris 1889, 345. Siehe auch die Consulta des spanischen Staatsrats vom 17. Juli 1604, in der es für den Fall, dass der Kaiser Frieden schließt, heißt: „[…] no se duda de que bolveria todas sus fuerzas contra V. Md.“ Archivo General de Simancas [Generalarchiv von Simancas] (fortan AGS), Estado 708. imber, Colin: The Ottoman dynastic myth. In: Studies in Ottoman History and Law. Hg. v.

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nicht, dass man sich in Europa, als sich das Ende des Krieges gegen Persien abzeichnete, darüber Gedanken machte, wer das nächste Ziel eines osmanischen Angriffskrieges werden könnte. Im Folgenden soll untersucht werden, wie die potentiellen Opfer, die allesamt an der Aufrechterhaltung des Friedens interessiert waren, auf dieses Bedrohungsszenario reagierten. Wie sah die politische Situation in Europa im Jahr 1589 aus? Der Untergang der „Unbesiegbaren Armada“ ein Jahr zuvor bedeutete für die hegemonialen Bestrebungen Spaniens zweifelsohne einen schweren Rückschlag. Philipp II. (1556–1598) gab seine Bestrebungen jedoch nicht auf und ging an die Planung neuer Operationen gegen England. Auf dem Kontinent geriet Frankreich nach der Ermordung des letzten Valois Heinrich III. (1574–1589) noch tiefer in den Strudel eines Bürgerkrieges, und es lag durchaus im Bereich des Möglichen, dass, wenn sich die Katholische Liga durchsetzte, auch dieses Land in den Einflussbereich Spaniens geraten könnte. Das spanische Engagement in diesem Bürgerkrieg hatte allerdings zur Folge, dass die benötigten Kräfte für die Fortsetzung der Rückeroberung der aufständischen Niederlande fehlten und eine Gegenoffensive zum neuerlichen Verlust vieler Plätze führte.5 Auch im Osten Europas fehlte es nicht an Konfliktherden: Schweden kämpfte mit dem Russischen Reich im Baltikum,6 in Polen hatten die innenpolitischen Spannungen auch nach der Niederlage Erzherzog Maximilians im Thronstreit keineswegs aufgehört. Der Habsburger gab danach seine Ansprüche nicht auf, während zwischen König Sigismund III. (1587–1632) und dem die politische Landschaft Polens dominierenden Großkanzler und Hetman Jan Zamoyski (1542–1605) ein alles andere als harmonisches Verhältnis bestand.7 In den Beziehungen des Osmanischen Reichs zu Moskau fehlte es in dieser Zeit infolge des russischen Vordringens im Kaukasus und der Überfälle der Kosaken im Schwarzmeergebiet ebenfalls nicht an Spannungen. Eine direkte Konfrontation versuchten beide Seiten aber zu vermeiden. Auf die Aufforderungen des Khans der Usbeken, Abdullah, ihres Verbündeten im Krieg gegen die Safawiden, zu einem Feldzug zur Eroberung Astrachans, ging die osmanische Führung nach den schlechten Erfahrungen, die man 1569 mit einer derartigen Expedition gemacht hatte, nicht ein, und sie wollte sich auch nicht in den Krieg der Krimtataren gegen Moskau (1591/92) hineinziehen lassen.8 Ziemlich massive Spannungen bestanden hingegen zur polnisch-litauischen Adelsrepublik, da die nach dem Tod König Stefan Báthorys (1576–1586) anstehende Erneuerung des Vertrags mit der Hohen Pforte nicht erfolgt war und Einfälle

5 6 7 8

Dems. Istanbul 1996, 305–322. parker, Geoffrey: The Grand Strategy of Philip II. New York-London 1998, 272–274. – pitts, Vincent J.: Henri IV of France. His Reign and Age. Baltimore 2009, 145–160. Siehe dazu ausführlich rOberts, Michael: The Swedish Imperial Experience. Cambridge 1984, 9 f. leitsch, Walter: Sigismund III. von Polen und Jan Zamoyski. Die Rolle Estlands in der Rivalität zwischen König und Hetman. Wien 2006. kOrtepeter, Carl Max: Ottoman Imperialism During the Reformation: Europe and the Caucasus. London-New York 1972, 107–114.

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von Kosakenbanden in osmanisches und tatarisches Gebiet ein nicht mehr tolerierbares Ausmaß angenommen hatten. In mühsamen Verhandlungen und erst nach einem verheerenden Einfall der Krimtataren in Podolien sowie dem Aufmarsch eines von Haider Pascha, dem Beglerbeg von Rum, kommandierten Heeres an der polnischen Grenze gelang es, unter Vermittlung des moldauischen Fürsten Peter des Lahmen (1574–1577, 1578–1579, 1582–1591) und des englischen Gesandten Peter Barton eine im Januar 1591 auch vom Sejm gebilligte Übereinkunft zu erzielen. Die Polen mussten sich schließlich zur Wiedergutmachung der von den Kosaken angerichteten Schäden und zu Geschenken verpflichten, erhielten aber dafür die Erneuerung des Vertrags mit dem Sultan.9 In welchem Umfang die Krise in den Beziehungen zu Polen dafür verantwortlich war, dass die osmanische Führung in den Jahren 1590 und 1591 darauf verzichtete, ihre Flotte zum Angriff auf christliche Territorien auszuschicken, muss indes dahingestellt bleiben. Befürchtet wurde dies sowohl von der Republik Venedig, die sich beeilte, ihre Marine und die Befestigungen auf der Insel Kreta zu verstärken, als auch von Spanien, welches seine Bemühungen wieder aufnahm, mit den Osmanen einen Waffenstillstand nach dem Vorbild des 1581 vereinbarten Abkommens abzuschließen.10 Dessen Erneuerung war 1587 durch den englischen Gesandten William Harborne verhindert worden, der sich auch intensiv darum bemüht hatte, die Türken zu einem Angriff auf die Iberische Halbinsel zu animieren.11 Sein ab 1588 amtierender Nachfolger Edward Barton setzte diese Politik fort und unternahm auch alles, die Gespräche des im Herbst 1589 nach Konstantinopel gereisten spanischen Agenten Juan Stefano Ferrari zu sabotieren. Von Barton und auch anderen an der Pforte tätigen europäischen Diplomaten wurde Ferraris Mission als Fehlschlag eingestuft12 – ein jedoch nicht ganz berechtigtes Urteil. Wohl kam Ferrari, der es als seinen Auftrag ansah, anzufragen, ob die Vorsprache eines spanischen Gesandten (des Grafen Ruggiero Marigliani) an der Hohen Pforte genehm wäre, mit dem Vorschlag, zur Vermeidung größerer Kampfhandlungen bis zu dessen Ankunft für ein oder zwei Jahre einen Waffenstillstand zu schließen, nicht durch. Mit Hilfe des ehemaligen Großwesirs Siyavüs erlangte er aber vom Kapudan Pascha Hassan Veneziano die Zusage, dass dieser die spanischen Küsten im folgenden Jahr verschonen wolle, und der Großwesir Sinan (der Ferrari anscheinend aus finanziellen Gründen begünstigte) gab mündlich ebenfalls 9 10 11 12

NieDerkOrN, Jan Paul: Die europäischen Mächte und der „Lange Türkenkrieg“ Kaiser Rudolfs II. (1593–1606). Wien 1993, 470–474. brauDel, Fernand: Das Mittelmeer und die mediterrane Welt in der Epoche Philipps II. Bd. 3. Frankfurt/Main 1990, 434–441. skilliter, Susan A.: The Hispano-Ottoman Armistice of 1581. In: Iran and Islam. Hg. v. C. E. bOsWOrth. Edinburgh 1971, 491–515, hier 503 f. Siehe die Berichte des Bailo Giovanni Moro vom 21. November 1589 und 1. Januar 1590. Calendar of State Papers and Manuscripts, relating to English Affairs, existing in the Archives and Collections of Venice. Bd. VIII: 1581–1591. Hg. v. Horatio F. brOWN. London 1894, Nr. 891 und 908. – List and analysis of state papers preserved in the Public Record Office. Foreign series Elizabeth I. Bd. I: August 1589-June 1590. Hg. v. Roger B. WerNham. London 1964, 442, Nr. 800. – rigault, Abel: Savary de Lancosme. Un épisode de la Ligue a Constantinople (1589–1593). In: Revue d’histoire diplomatique 16 (1902), 522–578, hier 533.

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das Versprechen, auf maritime Operationen gegen Spanien verzichten zu wollen. Eine Zusage, die auch eingehalten wurde. Darüber hinaus stellte Sinan dem spanischen Agenten einen günstigen Verlauf für Mariglianis Mission in Aussicht, wenn die Spanier sich in der ganzen Angelegenheit seinem Rat anvertrauten.13 Marigliani erschien jedoch das ganze restliche Jahr 1590 nicht in Istanbul. Die osmanische Flotte blieb in diesem Jahr zwar tatsächlich passiv, aber am 29. Dezember kündigten Murad III. und der Großwesir, der kurz zuvor mit den übrigen Wesiren die kaiserliche Werft am Bosporus besucht hatte, in Briefen an die englische Königin und Heinrich von Navarra den Beschluss an, im nächsten Jahr 300 Schiffe bauen zu lassen, die unter dem Befehl des Großwesirs gegen Spanien eingesetzt werden sollten.14 Eine Untersuchung des ungarischen Orientalisten Pál Fodor15 ergab, dass die osmanische Führung im Gegensatz zu früheren Gelegenheiten, bei denen ähnliche Versprechen abgegeben worden waren, diesmal tatsächlich energisch zur Verwirklichung ihres Bauprogramms schritt. Sie reagierte damit – nach einer längeren Phase der Entscheidungsfindung – auf die nach dem Tod Heinrichs III. entstandene Befürchtung, auch Frankreich könnte unter spanischen Einfluss geraten. Es bestand Einigkeit darüber, dies möglichst zu verhindern. Eine Aktion der osmanischen Flotte gegen Spanien bot sich als Mittel der Wahl an. Diese war seit 1578 allerdings, sowohl was Anzahl und Beschaffenheit der Schiffe als auch die Qualität der Seeleute betraf, in einem schlechten Zustand und hatte durch die weitgehende Verselbständigung der nordafrikanischen Korsaren zusätzlich an Schlagkraft eingebüßt. Der Konstruktion einer großen Anzahl neuer Galeeren standen allerdings ein leerer Staatsschatz sowie ein hohes Defizit entgegen. Auf die Anregung des Kapudan Pascha Hassan, die Flotte stufenweise auszubauen, reagierte Sinan 1589 mit dem Vorschlag, rasch ein großzügiges Schiffsbauprogramm aufzunehmen, zu dem der Sultan selbst aus seiner Privatschatulle beisteuern sollte, was Murad III. aber ablehnte. Da er auch den Gedanken nicht durchsetzen konnte, die Flotte durch eine Abgabe der Provinzstatthalter zu finanzieren, wie es nach der Niederlage von Lepanto (1571) mit bestem Erfolg geschehen war – damals hatte man in kurzer Zeit eine neue Flotte von 250 Galeeren gebaut16 –, verfiel Sinan schließlich auf den Ausweg, das Projekt durch die Eintreibung von Steuerrückständen zu finanzieren, wobei die Provinzstatthalter und Sandschakbegs die entsprechenden Summen vorstrecken und in der Folge von den Steuerzahlern eintreiben sollten. Da daran gedacht war, dass der Sultan weitere 50 Galeeren beisteuerte und der Großwesir, die übrigen Wesire und weitere Würdenträger des Hofs noch einmal 35 Schiffe, scheint 13 14

15 16

AGS, Estado 492, Relatione del negotio trattato da Jo Stefano Ferrari in Costantinopoli. List and analysis of state papers preserved in the Public Record Office. Foreign series Elizabeth I. Bd. II: July 1590–May 1951. Hg. v. Richard B. WerNham. London 1969, 459, Nr. 849. Da die Schreiben abgefangen wurden, war ihr Inhalt auch in Spanien bekannt, siehe brauDel (wie Anm. 10), 436, Anm. 187. FODOr, Pál: Between two Continental Wars: the Ottoman Naval Preparations in 1590–1592. In: Amargan. Festschrift für Andreas Tietze. Hg. v. Ingeborg balDauF und Suraiya FarOqhi unter Mitwirkung von Rudolf Veselý. Praha 1994, 89–111. Vgl. imber, Colin: The reconstruction of the Ottoman fleet after the battle of Lepanto. In: Studies in Ottoman History (wie Anm. 4), 85–101.

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die Konstruktion von rund 220 oder mehr neuen Kriegsschiffen vorgesehen gewesen zu sein. Mit den 80 bis 100 vorhandenen Galeeren hätte man damit tatsächlich die angekündigten 300 erreicht. Der beschlossene Plan wurde zunächst auch mit großem Elan in Angriff genommen. Die Beglerbegs, Sandschakbegs und Defterdare erhielten Weisungen, welche Summe sie abzuliefern hätten, und zu den insgesamt 70 im Osmanischen Reich aktiven Werften wurden Kapitäne sowie spezialisierte Handwerker ausgesandt. Nach einiger Zeit stellte sich allerdings heraus, dass nicht alle Pläne in die Tat umzusetzen waren: Zwar scheint ein Großteil der provinziellen Amtsträger das Geforderte gezahlt zu haben, manche, darunter so wichtige wie Üveys Pascha, der Statthalter von Ägypten, aber nur teilweise. In manchen Provinzen kam es wegen der Eintreibung der Steuerrückstände zudem zu Aufständen, und auch die von den Vasallenstaaten Siebenbürgen, Moldau und Walachei geforderten Kontributionen an Geld und Materialien waren nur zum Teil realisierbar. Ein recht sorgloser Umgang der Verantwortlichen mit den eingegangenen Geldern scheint das Seine dazu beigetragen zu haben, dass im Frühjahr 1592 nur 50 Galeeren fertiggestellt waren. Ob und in welchem Umfang Mariglianis Ausbleiben für die Entscheidung zugunsten des Flottenausbauprogramms verantwortlich war, ist ungewiss. Sinan Pascha wartete nach Aussage eines spanischen Agenten noch im Mai 1591 auf seine Ankunft mit den versprochenen Geldern.17 Marigliani brach jedoch erst im Herbst 1591 in den Orient auf, zu einem Zeitpunkt, als die beiden Personen, auf deren Wohlwollen seine Mission aufbaute, bereits von der politischen Bühne abgetreten waren: Hassan Pascha war gestorben, Sinan hatte sein Amt verloren. Marigliani unterbrach seine Reise daher in Ragusa (kroat. Dubrovnik) und sandte neuerlich Ferrari mit dem Auftrag, ihm einen Geleitbrief zu verschaffen, an die Hohe Pforte.18 Dort stieß die Zulassung eines spanischen Unterhändlers auf beträchtliche Widerstände, der neue Großwesir Ferhad konnte den Sultan mit dem Argument, wie ruhmvoll das Erscheinen eines Gesandten des mächtigsten Herrschers der Christenheit für ihn wäre, aber zur Einwilligung bewegen. Ferhads Verhalten wurde auf den Erhalt von Bestechungsgeldern, daneben aber auch auf die Sorge zurückgeführt, dass sein Rivale Sinan als Befehlshaber der gegen Spanien ausgesandten Flotte Ruhm erwerben könnte.19 Für das Scheitern des Programms zum Ausbau der Flotte dürfte ein mangelndes Interesse des neuen Großwesirs somit ein weiterer Grund gewesen sein. Hinzu trat der Umstand, dass ihr Einsatz gegen Spanien am Ende des Jahres 1591 in wesentlich geringerem Umfang notwendig erschien, als dies noch 1589 der Fall gewesen war, da sich Heinrich IV. (1589–1610) in der Zwischenzeit gegen seine Gegner behauptet hatte. Der Umstand, dass Spaniens Kräfte durch die Konflikte in Frankreich, den Niederlanden und gegen England gebunden waren, räumte den Osmanen aber gleichzeitig gute Chancen ein, einen erfolgreichen Krieg gegen einen Gegner 17 18 19

Zitiert nach brauDel (wie Anm. 10), 440. NieDerkOrN (wie Anm. 9), 190 f. Bericht des Bailo Lorenzo Bernardo vom 27. Dezember 1591. Calendar of State Papers (wie Anm. 12), Nr. 1134.

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zu führen, der ohne spanische Hilfe unterlegen war. Dies galt für die österreichischen Habsburger, aber auch für die Republik Venedig. Die Entscheidung für das Königreich Ungarn als Kriegsschauplatz fiel nach Aussage des osmanischen Geschichtsschreibers Ibrâhîm Peçevî (1574–1649) in einer Beratung des Diwans am 4. Juli 1593, in der auf Befehl Murads III. über die Reaktion der Pforte auf die Niederlage und den Tod des Paschas von Bosnien, Hassan, in der Schlacht bei Sisak am 22. Juni diskutiert wurde. Trotz des von Ferhad Pascha vorgebrachten Einwands, dass für einen Feldzug nach Ungarn die Jahreszeit schon zu fortgeschritten sei, und der theologischen Vorbehalte des Scheichülislam Zekeriyye fiel die Entscheidung zugunsten des Krieges gegen die Habsburger, für den der Großwesir mit Nachdruck und großen Versprechungen eintrat.20 Was seine Kriegsziele waren, tat der zum Oberbefehlshaber (Serdar) in diesem Krieg ernannte Sinan bei dieser Sitzung und bei anderen Gelegenheiten in den folgenden Wochen und Monaten mehrfach kund: Er wolle Wien und Prag erobern und dabei Kaiser Rudolf II. gefangen nehmen, er sprach sogar von einem Zug gegen Rom. Nach Auffassung von Sándor László Tóth scheint Sinan Pascha zumindest die Eroberung Wiens tatsächlich ins Auge gefasst zu haben: Er habe geplant, zunächst (1594) die in habsburgischem Besitz befindlichen Teile Westungarns in das Osmanische Reich einzugliedern und in den Gebieten nördlich der Donau Vasallenstaaten unter einheimischen Magnaten zu errichten, um dann im darauf folgenden Jahr (1595) Wien anzugreifen.21 Dass Sinan Pascha der Urheber des damals ausgebrochenen Konflikts war, berichten nicht nur westliche Autoren, sondern auch osmanische Geschichtsschreiber: Sowohl für Peçevî, der als Sinans Motiv dessen Konkurrenzsituation mit Ferhad Pascha angab,22 als auch für Mustafa Ali war der Lange Türkenkrieg (1593–1606) mit all seinen von Ali beklagten negativen Folgeerscheinungen hauptsächlich Sinans Werk.23 Ali gehört zu der großen Mehrheit osmanischer Geschichtsschreiber, die Sinan in ihren Werken ziemlich negativ dargestellt haben.24 Eine Ausnahme bildet Ta̔likizades Geschichte des Feldzugs von 1593/94, in der Sinan als umsichtiger und vorbildlicher Heerführer beschrieben wird. Für diesen Autor, den offiziellen Hofhistoriografen, war der Krieg eine unausweichliche Folge der – auf dessen eigenen Ungestüm zurückgeführten – Niederlage Hassan Paschas bei Sisak,25 und nicht einer bewussten Aggressionsstrategie Sinan Paschas. Zweifelsohne passt die Interpretation, dass der seit Januar 1593 wieder als Großwesir amtierende Sinan Pascha – trotz seines damals schon fortgeschrittenen 20 21 22 23 24 25

peçeVî, Ibrahim: Ta’rih-I Pecewi. Bd. 2. Istanbul 1866, 131–133. tóth, Sándor László: Ottoman Plans of Expansion in Hungary in the Fifteen Years’ War 1593– 1606. In: Chronica 1 (2001), 79–87. kNOlles (wie Anm. 1). Fleischer, Cornell H.: Bureaucrat and Intellectual in the Ottoman Empire: The Historian Mustafa Ali (1541–1600). Princeton 1986, 298. Ebd., 89. WOODheaD, Christine: Ta’liki-zade’s Sehname-i hümayun. A history of the Ottoman campaign into Hungary 1593–94. Berlin 1983, 68.

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Alters – darauf aus war, erneut ins Feld zu ziehen, gut zu dem, was über seinen als jähzornig, gewalttätig und „kriegslüstern“ geschilderten Charakter bekannt ist.26 Außerdem erscheint nach den zahlreichen Truppenrevolten der vorangegangenen Jahre der Wunsch,27 einen möglichst großen Teil der Soldateska aus der Hauptstadt zu entfernen, durchaus verständlich: Nach Aussage des venezianischen Bailo Matteo Zane waren im Juli 1593 in der Hauptstadt viele davon überzeugt, dass die den Krieg bejahende Haltung des Sultans auf die Furcht vor einer Truppenrevolte zurückging.28 Aber war Sinan wirklich auf einen Krieg in Ungarn aus? Für den bosnischen Pascha Hassan mag dies zutreffen, aber gerade zu diesem hatte Sinan ein äußerst gespanntes Verhältnis: Peçevî und Ali geben ihm sogar die Schuld an Hassans Niederlage, da er die von seinem Vorgänger als Großwesir, Siyavüs Pascha, zugesagten Verstärkungen zurückgehalten habe.29 Der von den osmanischen Autoren erwähnte Gegensatz zwischen Sinan und Hassan Pascha30 hatte auch einen Aspekt, der unmittelbar die Beziehungen zu den Habsburgern betraf: Während der bosnische Pascha laufend Berichte über Kriegsvorbereitungen der Kaiserlichen und ihre Absicht, die von ihm eingenommenen Festungen zurückzuerobern, an die Hohe Pforte sandte, schilderte Sinans als Pascha von Ofen (ung. Buda) amtierender Sohn Mehmed, die Lage in seinem Grenzbereich als ruhig und zeigte sich (wie sein Nachfolger Hassan Pascha) auch überzeugt von der ehrlichen Absicht des Kaisers, dem Sultan die ihm zustehenden beiden „Ehrengeschenke“ so bald als möglich überbringen zu lassen.31 Die Übersendung eines zusätzlichen „Praesents“32 neben der seit 1547 jährlich geschuldeten Summe von 30.000 Gulden war sozusagen der Preis für die Verlängerung des 1592 auslaufenden Waffenstillstands um acht Jahre, die der kaiserliche Orator Dr. Bartholomäus Pezzen 1591 ausgehandelt hatte.33 Ihr – weniger durch 26 27 28 29 30 31

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Für biografische Angaben zu seiner Person siehe babiNger, F./DaViD, G.: Sinan Pasha, Khodja (s. v.). In: Encyclopaedia of Islam. Bd. IX. Leiden u. a. 1998, 655 f. hammer-purgstall, Joseph von: Geschichte des Osmanischen Reiches. Bd. 4. Reprint. Graz 1963, 185–204. Bericht Zanes vom 24. Juli 1593. Archivio di Stato, Venezia [Venezianisches Staatsarchiv] (fortan ASV) Dispacci Costantinopoli filza 37 fol. 463–465. WOODheaD (wie Anm. 25), 27. Davon berichtet Naima, Mustafa: Annals of the Turkish Empire from 1591 to 1659 of the Christian Era. Bd. I. Übers. v. Charles Frazer. London 1832, 14. Bericht Zanes vom 9. Juni 1593. ASV Dispacci Costantinopoli filza 37 fol. 298 f. Im Bericht vom 3. Juli 1593, ebd., fol. 391, erwähnt Zane die völlig konträren Aussagen der Paschas von Bosnien und Ofen über die Lage an der Grenze. Die verhältnismäßig harmonischen Beziehungen Mehmed Paschas und Hassan Paschas von Ofen zu den Regierungen in Wien und Prag bestätigt auch deren Korrespondenz mit den Erzherzögen Ernst und Matthias, siehe bayerle, Gustav: Ottoman Diplomacy in Hungary. Letters of the Pashas of Buda 1590–1593. Bloomington 1972. Zur Rechtsnatur der „Ehrengeschenke“ vgl. petritsch, Ernst D.: Tribut oder Ehrengeschenk? Ein Beitrag zu den habsburgisch-osmanischen Beziehungen in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. In: Archiv und Forschung. Das Haus-, Hof- und Staatsarchiv in seiner Bedeutung für die Geschichte Österreichs und Europas. Hg. v. Elisabeth spriNger und Leopold kammerhOFer. Wien-München 1993, 49–58. Die Urkunde vom 29. November 1591 im Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Wien (fortan HHStA),

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politische Motive als durch finanzielle Schwierigkeiten verursachtes – Ausbleiben führte in den Monaten vor der Schlacht bei Sisak zu wachsendem Druck auf Pezzens Nachfolger als kaiserlicher Gesandter, den gebürtigen Schlesier Friedrich von Kreckwitz.34 Kreckwitz’ Berichterstattung aus den letzten Monaten vor Kriegsausbruch ist von starken Stimmungsschwankungen gekennzeichnet: Schon im September 1592 befürchtete er, dass Sinan Pascha die bestehenden Spannungen gewiss nutzen würde, um einen Krieg vom Zaun zu brechen, falls er als Großwesir wieder eingesetzt werde.35 Hingegen klagte er, als dies tatsächlich eingetreten war, zwar über Sinans drohendes Benehmen, hielt aber an seiner vor dessen Amtsantritt vertretenen Meinung fest, dass bei Einlangen der „Praesente“ der Friede aufrechterhalten werden könne. Es sei, wie ihm von allen Seiten versichert werde, nicht mit einer Restitution der verlorenen Festungen zu rechnen,36 wohl aber eventuell mit der kaiserlicherseits geforderten Absetzung des Paschas von Bosnien, da dieser „mit seinen relationibus den Bassa zu Ofen in Ungnad gesetzt haben soll“.37 Der Sohn Sinans – dessen Ablösung wegen seiner Zusicherungen, die „Prae­ sente“ würden gewiss kommen, der Großwesir auch in einem Schreiben an Rudolf II. beklagte38 – wurde in den letzten Wochen vor Kriegsbeginn zu jenem Würdenträger der Hohen Pforte, auf dessen Unterstützung der kaiserliche Gesandte die größten Hoffnungen setzte: Nach seiner Rückkehr in die Hauptstadt wurde er nämlich zum Beglerbeg von Rum ernannt. Solche Hoffnungen konnte Kreckwitz brauchen, da der Großwesir durch ein von Briefen Rudolfs II. begleitetes Memorandum, in dem einerseits die Übersendung der Ehrengeschenke und die Freilassung etlicher Gefangener versprochen, andererseits aber die Bestrafung Hassan Paschas von Bosnien und die Rückgabe von Bihac gefordert wurden, aufgebracht war.39 Der Großwesir veranlasste die Schließung der kaiserlichen Gesandtschaft, der Dragoman wurde in Haft genommen, und am 1. Mai ließ Sinan den Krieg gegen den Kaiser proklamieren – was Kreckwitz freilich nicht so sehr als Beweis echter Kriegsabsichten deutete, sondern vielmehr als Maßnahme, um dem wegen Brotmangels unruhigen Volk Gelegenheit zu geben, sich abzureagieren. Die von Sinan angeordnete Durchsuchung des Botschaftsgebäudes brachte Kreckwitz in eine heikle Situation, da bei dieser Gelegen34 35 36 37 38 39

zitiert nach Hammer-Purgstall (wie Anm. 27), 213. Siehe loebl, Alfred H.: Der Schlesier Friedrich von Kreckwitz als kaiserlicher Gesandter bei der Hohen Pforte. In: Zeitschrift des Vereins für die Geschichte Schlesiens 48 (1914), 160–173, hier 165–167. Bericht Kreckwitz’ vom 13. September 1592. HHStA Türkei I 78, Konvolut Sept. 1592, fol. 142. Berichte vom 15. Januar, 10. und 19. Februar 1593. HHStA Türkei I 79, Konvolut Jan.–Feb. 1593, fol. 21, 93–95, 168–170. Bericht vom 19. Februar 1593. Ebd., fol. 189. Schreiben Sinans an Rudolf II. vom 4. März 1593. HHStA Türkei I 80, Konvolut März–April 1593, fol. 12–14. Siehe außer Kreckwitz’ Bericht vom 26. April 1593. HHStA Türkei I 80, Konvolut März–April 1593, fol. 171–177. – Bericht Zanes vom 24. April 1593. ASV Dispacci Costantinopoli filza 37 fol. 125 f.

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heit von einem dort früher tätigen Renegaten Schriftstücke gefunden worden waren, die vertrauliche und insbesondere für Sinan wenig schmeichelhafte Äußerungen des Gesandten enthielten. Kreckwitz’ Versuche, die Dokumente durch Bestechung zurückzuerhalten, scheiterten.40 Seine schlimmen Befürchtungen bewahrheiteten sich jedoch nicht, da die anderen Wesire die Schriftstücke, als Sinan sie im Diwan vorlegte, nicht ernst nahmen und für Erfindungen des Renegaten hielten.41 Die nicht den Kriegsgelüsten des Großwesirs entsprechende Stimmung im Serail wie auch unter den übrigen Wesiren – die Kreckwitz später allesamt ihre Missbilligung von Sinans Vorgangsweise ausrichten ließen42 – erleichterte es Mehmed Pascha in den folgenden Wochen, einen Ausgleich zwischen seinem Vater und dem kaiserlichen Gesandten herbeizuführen. Dabei wurden ansehnliche Bestechungssummen für Sinan und dessen Sohn zugesagt. Immerhin gelang es Kreckwitz aber, in zähen Verhandlungen die Forderungen der beiden auf 6.000 Taler für den Großwesir und 3.000 für den Beglerbeg zu drücken.43 Letzterer setzte sich Kreckwitz zufolge aus mehreren Gründen für einen Friedenserhalt ein: Sowohl Hassan von Bosnien als auch sein Nachfolger in Ofen sowie der Pascha von Temeswar (rum. Timişoara) waren nicht seine Freunde – daher fürchtete der Beglerbeg, bei einem Feldzug in Ungarn durch deren mangelnde Kooperation Misserfolge zu erleiden. Darüber hinaus hoffte er, bei Eingang der „Praesente“ als Belohnung für seine erfolgreichen Bemühungen zum Wesir erhoben zu werden, so wie zwei Jahre zuvor Haider Pascha im Zusammenhang mit einer polnischen „Verehrung“.44 Von eben diesem erhielt Kreckwitz auch die Mitteilung, dass Sinan gern mit furchtbaren Drohungen agiere, dass der Kaiser sich aber nicht sorgen müsse, „dan der Altte und sein Sohn haben sich bei Sulthano albereit soweit eingelassen, und der Sohn für beide Presenten so starckh obligirt“,45 dass sie nun nicht wieder zurückkönnten. Der Verzicht auf ein aggressives Vorgehen in Zentraleuropa fiel Sinan vermutlich auch deshalb leicht, da er in der Vergangenheit nicht unbedingt zu den Proponenten einer solchen Politik an der Hohen Pforte gezählt hatte. So jedenfalls kann man meines Erachtens die Feststellung Caroline Finkels deuten, dass präzise mit August 1591, also unmittelbar nach der am Zweiten des Monats erfolgten Ablösung Sinans als Großwesir durch Ferhad Pascha, in den Befehlen an die osmanischen Kommandanten an der Grenze ein „change of spirit“ gegenüber den vorherigen, eindeutig auf Bewahrung des Friedens ausgerichteten Weisungen zu bemerken ist.46 In erster Linie waren es also Sinans Gegner Hassan von Bosnien und sein sich als besonderer Feind des Kaisers gebender Rivale Ferhad Pascha, die einen

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Bericht Kreckwitz’ vom 2. Mai 1593. HHStA Türkei I 80, Konvolut Mai–Juni 1593, fol. 1–6. Bericht Kreckwitz’ vom 1. Juni 1593. Ebd., fol. 117. Bericht Kreckwitz’ vom 19. Juni 1593. Ebd., fol. 220. Bericht Kreckwitz’ vom 14. Juni 1593. Ebd., fol. 204. Berichte Kreckwitz’ vom 1. und 14. Juni 1593. Ebd., fol. 114, 118 und 199. Bericht Kreckwitz’ vom 14. Juni 1593. Ebd., fol. 192 f. FiNkel, Caroline: The Administration of Warfare: the Ottoman Military Campaigns in Hungary, 1593–1606. Wien 1988, 10 f.

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Krieg gegen die Habsburger anstrebten.47 Den Großwesir selbst sah Zane in einem anderen Schreiben ausdrücklich als Gegner einer solchen Unternehmung an.48 Ob dies auf eine generell habsburgerfreundliche politische Orientierung zurückzuführen war, muss dahingestellt bleiben, auch wenn Sinan während seines ersten Großwesirats (Juli 1580 bis Dezember 1582) eine solche zugeschrieben wurde.49 Eine andere Macht sah sich demgegenüber von ihm ausgesprochen feindselig behandelt: die Republik Venedig. Da Sinan schon einmal Vorbereitungen zu einem Angriff auf Kreta getroffen hatte und nur durch seine Absetzung als Großwesir an der Ausführung dieses Unternehmens gehindert worden war, hatte Zane bereits bei dessen Wiedereinsetzung eine üble Vorahnung.50 Nach Aussage seines Nachfolgers, Marco Venier, hatte Venedig an der Hohen Pforte damals zwei „capitali, et implacabili nemici […] in questo Imperio“,51 nämlich Sinan und den Kapudan Pascha Cigalazade, einen Renegaten genuesischer Abstammung. Es geschah in dessen Anwesenheit, als eine Audienz Zanes beim Großwesir Mitte Mai 1593 einen für den Bailo höchst unerfreulichen Verlauf nahm: Zunächst wurde er mit dem Vorwurf konfrontiert, dass – mit Duldung venezianischer Beamter – Leute aus Pag 30 Türken aus Santa Maura angegriffen und getötet hätten (was allerdings schon einige Monate zurücklag). Danach kam Sinan auf die sogenannten Pescherie della Bastia (Fischgründe zwischen der Insel Korfu und dem Festland), deren Besitz schon seit Längerem umstritten war, zu sprechen.52 Sinan und Cicala behaupteten, man könne diese für 100.000 Dukaten im Jahr verpachten – die Venezianer hielten eine Summe von 150 bis 160 Dukaten für angemessen.53 Nun solle Venedig, das die Fischgründe seit 1573 widerrechtlich in seiner Gewalt habe, dem Sultan eine Entschädigung von zwei Millionen Dukaten zahlen. Schließlich brachte Sinan auch noch die alte Klage vor, dass maltesischen und florentinischen Korsaren auf Kreta Zuflucht gewährt werde; auch ließ er sich zu der Drohung hinreißen, Venedig bei Nichterfüllung seiner Forderungen um Kreta und Korfu zu erleichtern und den Bailo sowie die venezianischen Kaufleute gefangen zu setzen.54 47

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„[…] professa particolar inimicitia con Imperiali […]“, berichtet Zane am 4. Mai 1592. ASV Dispacci Costantinopoli filza 35 Doc. 32. Zu Ferhads Nachfolger Siyavüs bemerkt er ebd.: „[…] oltre d’esser amico per sua natura della pace, è anco tenuto per confidente de Cesarei […].“ Die von lOebl, Alfred H.: Zur Geschichte des Türkenkrieges von 1593–1606. Prag 1899 und 1904, 101 vertretene Auffassung, die Amtszeit Ferhads sei „eine der glücklichsten für das Verhältnis der Pforte zum Kaiserstaate“ gewesen, erscheint daher unbegründet. Bericht Zanes vom 14. November 1592. ASV Dispacci Costantinopoli filza 35 Doc. 32 f., 36, Nr. 21. prOcházka-eisl, Gisela: Zwei ausländische Diplomaten als Gäste beim großen Beschneidungsfest 1582. In: Acta Orientalia Academiae Scientiarum Hungaricae XLVII (1994), 159– 268, hier 263. Bericht Zanes vom 29. Januar 1593. ASV Dispacci Costantinopoli filza 36 Doc. 41. Bericht von Marco Venier aus Konstantinopel vom 22. April 1594. Ebd., filza 39 fol. 191. Relazione di Paolo Contarini Bailo a Costantinopoli letta in Pregadi l’anno 1583. In: Le relazioni degli ambasciatori veneti al senato durante il secolo decimo sesto. Serie III, Bd. 3. Hg. v. Eugenio albèri. Firenze 1855, 214. Weisung an den Bailo vom 21. Juni 1593. ASV Deliberazioni Costantinopoli Reg. 8 fol. 137. Bericht Zanes vom 17. Mai 1593. ASV Dispacci Costantinopoli filza 37 fol. 206–208. Vgl.

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Während der Kapudan Pascha die Sache noch anzuheizen versuchte, indem er den Verdacht äußerte, venezianische Galeeren seien sogar an jüngsten Kreuzfahrten der Malteser, die große Schäden verursacht hatten, beteiligt gewesen, konnte der Großwesir dank einer Intervention des französischen Gesandten de Brèves etwas besänftigt werden.55 Lag Zane aber völlig falsch, wenn er die Vorgehensweise der beiden dahingehend interpretierte, dass sie den Sultan zum Bruch mit Venedig treiben wollten?56 Zugunsten dieser Annahme lässt sich jedenfalls geltend machen, dass für eine solche Politik – nicht nur aufgrund der bereits erwähnten Lähmung Spaniens – günstige Bedingungen bestanden, sondern diese auch für den Großwesir selbst Sinn machte. Mit ihr wäre das Programm zum Ausbau der Flotte, das Sinan im Jahr 1591 in Angriff genommen hatte, nun doch nicht umsonst gewesen. Dies hätte auch die zahlreichen Angehörigen der osmanischen Elite, bei denen er sich sicher nicht beliebt gemacht hatte, da sie größere Zahlungen getätigt hatten, besänftigt. Wenn man annimmt, dass wenigstens ein Teil der Schiffe, mit deren Bau damals begonnen worden war, noch vollendet werden konnte, wäre mit diesen sowie den 50 tatsächlich fertiggestellten und den 80 bis 100 bereits vorhandenen eine Flotte von etwa 200 Einheiten verfügbar gewesen. Für ein großes maritimes Unternehmen gegen Spanien hätte das vielleicht nicht gereicht, für eines gegen Venedig, etwa eine Landung auf Kreta, hingegen schon. Es ist daher keineswegs von der Hand zu weisen, dass Zane recht hatte, als er am 20. August 1593 schrieb, Sinan Pascha habe in Wirklichkeit einen Angriff auf Besitzungen der Republik Venedig nicht nur angedroht, sondern auch tatsächlich angestrebt, und wäre nicht der Krieg gegen den Kaiser gekommen, hätte er diesen auch durchgeführt.57 Dass die venezianischen Baili der Gesinnung, die die wichtigsten Wesire und die einflussreichsten Personen an der Hohen Pforte der Republik entgegenbrachten, in ihren Finalrelationen stets breiten Raum widmeten, zeigt, wie bewusst man sich der Tatsache war, dass in einem Regime wie dem osmanischen persönliche Neigungen einen nicht zu unterschätzenden Faktor für die Aufrechterhaltung des Friedens darstellten.58 Nicht anders als wir es bei Kreckwitz oder Ferrari beobachten konnten, bedienten sich auch die Venezianer gern des Mittels, solche Personen zu bestechen oder ihnen Versprechungen zu machen: Zane betont in seiner Relation, dass an der Pforte Geschenke das größte Gewicht hätten und dazu beitrügen, viele Nach-

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auch den Bericht des kaiserlichen Orators Friedrich von Kreckwitz vom 22. Mai 1593. HHStA Türkei I 80, Konvolut Mai–Juni 1593, fol. 62. Berichte Zanes vom 19. und 24. Mai 1593. ASV Dispacci Costantinopoli filza 37 fol. 228 und 236. Bericht Zanes vom 18. Mai 1593. Ebd., filza 37 fol. 222. Bericht von Matteo Zane vom 20. August 1593. Ebd., fol. 587 f. Relazione dell’Impero Ottomano di Lorenzo Bernardo 1592. In: Le relazioni degli ambasciatori veneti al senato. Serie III, Bd. 2. Hg. v. Eugenio albèri. Firenze 1844, 323–330. – Relazione di Paolo Contarini Bailo a Costantinopoli letta in Pregadi l’anno 1583. In: Le relazioni degli ambasciatori (wie Anm. 52), 237–239. – Relazione di Gianfrancesco Morosini Bailo a Costantinopoli letta in Senato l’anno 1585. In: Ebd., 286–288. – seNeca, Federico: Il Doge Leonardo Donà. La sua vita e la sua preparazione politica prima del Dogado. Padova 1959, 288–290.

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teile abzuwenden.59 Er handelte ebenso nach diesem Grundsatz und verteilte nach der geschilderten Audienz bei Sinan und Cicala sogleich 200 seidene Gewänder.60 Auch im Jahr darauf, als der Bau einer neuen Festung auf Kephallonia den Unmut der Türken erregte, ordnete der Senat an, Geldgeschenke an den Großwesir und einen in dieser Sache besonders aktiven Beg zu verteilen, um einen drohenden Konflikt zu vermeiden.61 Einer der Baili, Lorenzo Bernardo, warnte allerdings davor, bei jedweder Angelegenheit Präsente zu verteilen und wollte dies besonderen Gelegenheiten vorbehalten wissen, denn, so schrieb er, ständig reichlich zu schenken, erwecke den Eindruck von Ängstlichkeit und Schwäche, und dies sei keineswegs wünschenswert, da Venedig als leichter Gegner erscheinen könnte. Aus diesem Grund trat er auch gegen die Ansicht auf, durch Rüstungen könnten die Osmanen irritiert werden, und befürwortete stattdessen, die Flotte und Befestigungen in der Levante in einem kriegstüchtigen Zustand zu halten. Ebenfalls abschreckend sollte ihm zufolge auch der Eindruck wirken, Venedig unterhalte gute Beziehungen zu den anderen christlichen Staaten, vor allem zu Spanien, die ihm in der Not, sprich Kriegsfall, beistehen würden.62 Mehrere von Bernardos Kollegen äußerten ähnliche Gedanken. Aber richtete sich die venezianische Politik auch in der Praxis nach dieser Maxime? Der durch die „Verschwörung“ von 1618 bekannte spanische Botschafter Alonso de la Cueva, Marqués de Bedmar, behauptete in einer um 1620 abgefassten Relation über die Republik, dass sie versuche, sich die Gunst und das Wohlwollen der Hohen Pforte unter anderem damit zu sichern, dass sie sich von ihren Repräsentanten als die einzige Macht darstellen würde, die etwas zugunsten des Osmanischen Reichs unternehme. Alle anderen christlichen Fürsten dagegen würden schlecht gemacht.63 Aus den Jahren unmittelbar vor dem Langen Türkenkrieg sind tatsächlich etliche gegen die spanischen wie die deutschen Habsburger gerichteten Intrigen überliefert, an denen sich die Baili Bernardo und Zane beteiligten. Bernardo agitierte 1591 gegen den Abschluss eines osmanisch-spanischen Vertrags, indem er die Auffassung ver-

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Relazione di Matteo Zane Bailo in Costantinopoli letta in Pregadi l’anno 1594. In: Le relazioni degli ambasciatori (wie Anm. 52), 442. Bericht Zarnes vom 22. Mai 1593. ASV Dispacci Costantinopoli filza 37. Weisungen an den Bailo vom 25. August und 9. November 1594. ASV Deliberazioni Costantinopoli Reg. 8 fol. 180 und 183. Relazione Bernardos (wie Anm. 58), 326–330. Relazione di Venetia del Marchese de los Fuenzos, Ambasciatore a quella Repubblica per il Re Cattolico, Österreichische Nationalbibliothek Cod. 5585 fol. 82v. Dass Bedmar und nicht der im Titel genannte Marchese de los Fuenzos der Autor der Relation ist, ergibt sich klar aus dem Text. Weitere Überlieferungen dieser Relation unter anderem in Venedig, Bibl. Correr, Archivio Donà dele Rose 448 fasc. 19 und in London, British Museum Additional Ms. 5471 fol. 140–201. Bedmar ist höchstwahrscheinlich auch der Autor der bei ihrem Erscheinen für einigen Wirbel sorgenden, den Mythos von der Freiheit Venedigs in Zweifel ziehenden Streitschrift Squittinio della Liberta Veneta, vgl. laNDWehr, Achim: Reichsstadt Venedig? Der Angriff des „Squittinio della Liberta Veneta“ auf den venezianischen Mythos. In: L’Impero e l’Italia nella prima età moderna. Das Reich und Italien in der Frühen Neuzeit. Hg. v. Matthias schNettger und Marcello Verga. Bologna 2006, 439–459.

„Friedenspolitik“ in Istanbul im Vorfeld des Langen Türkenkrieges

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breitete, ein solches Abkommen sei gegen die Interessen der Hohen Pforte, da es Philipp II. die Unterwerfung Englands, Frankreichs und auch Venedigs erlaube.64 Ähnliches berichtete der spanische Gesandte in Venedig, Francisco de Vera y Aragón, von Zane, wenn auch möglicherweise zu Unrecht.65 Gegen Zane erhob auch Kreckwitz mehrfach Vorwürfe: Im September 1592 berichtete er, dass die Schreiben eines Beamten aus der Herzegowina, die Klagen gegen die Uskoken enthielten, in Wirklichkeit von Zane verfasst worden seien; der Beamte sei von ihm zur Unterschrift genötigt worden.66 Auch verdächtigte der kaiserliche Orator Zane, an den Intrigen beteiligt gewesen zu sein, die seine Bemühungen durchkreuzen sollten, den Krieg doch noch zu verhindern. Für ihn bildete Zane zusammen mit dem französischen Gesandten de Brèves und dem Engländer Edward Barton ein gegen die kaiserlichen Interessen arbeitendes Triumvirat: So meldete er am 14. Juni 1593 über gegen ihn gerichtete Intrigen, die „die bewussten Triumviri, und sonderlich der Zane, welcher der andern feindtliche Pfeil mit geschenckhen gefurdert, durch allerley böse griff gethan“.67 Auch in diesem Fall ist nicht ganz sicher, ob dieser Vorwurf berechtigt war. In Zanes Korrespondenz findet sich nämlich nichts darüber. Die Überlegung, dass Venedig von einem, wie er selbst zu Recht erkannt hatte, drohenden Angriff verschont bliebe, wenn die Osmanen sich im Kriegszustand gegen einen anderen Gegner befänden, war jedenfalls nicht unlogisch und bietet durchaus ein mögliches Motiv. Die bisherigen Ausführungen mögen den Eindruck erwecken, dass Bestechung, das Ausnutzen interner Rivalitäten und vom Sankt-Florian-Prinzip inspirierte Intrigen den an der Hohen Pforte tätigen Diplomaten als die probatesten Mittel galten, den Frieden mit dem Osmanischen Reich aufrechtzuerhalten. Bernardo vertrat allerdings die Auffassung, man müsse vor allem vermeiden, den Sultan zu verärgern, da dies einen möglichen Kriegsbeginn leicht beschleunigen könne. Er gab weiterhin zu bedenken, dass die Türken für einen solchen Schritt nicht unbedingt einen Grund benötigen würden.68 Von vielen seiner Diplomaten-Kollegen sind ähnliche Gedanken überliefert: Leonardo Donà etwa schrieb in seiner Relation, es würde den Türken nicht an Glaubens- und Rechtsgelehrten fehlen, die einen Vertragsbruch zu rechtfertigen vermochten.69 Ihre Verträge hielten sie laut Gianfrancesco Morosini nur dann ein, wenn es ihnen gefiel, andernfalls zogen sie, sobald es ihnen vorteilhaft erschien, in den Krieg,70 und das, so Zane, auch ohne Grund.71 Angesichts solcher Überzeugungen ist die Wahl der Mittel, derer die Diplomaten sich bedienten, nicht wirklich überraschend. 64 65 66 67 68 69 70 71

Bericht Bernardos vom 26. Juni 1591. CSP Venice VIII n. 1076. Bericht de Veras aus Venedig vom 9. Februar 1593. AGS E 1345 Dok. 12. – NieDerkOrN (wie Anm. 9), 334 f. Bericht Kreckwitz’ vom 13. September 1592. HHStA Türkei I 78, Konvolut September, fol. 146. Bericht Kreckwitz’ vom 14. Juni 1593. HHStA Türkei I 80, fol. 193. Relation Bernardos (wie Anm. 58), 335. seNeca (wie Anm. 58), 280. Relazione di Giansfrancesco Morosini (wie Anm. 58), 300. Relazione di Matteo Zane (wie Anm. 59), 440.

Sándor Papp

Friedensoptionen und Friedensstrategien des Fürsten Gábor Bethlen zwischen dem Habsburger- und Osmanenreich (1619–1621)1 Nach Abschluss des Friedens von Zsitvatorok am 11. November 1606 gab es größere Differenzen zwischen den Habsburgern und den Osmanen bei der Auslegung der Bestimmungen, aber nach einem langen Prozess wurde der Text übereinstimmend festgelegt und letztendlich 1615 ratifiziert.2 Obwohl die Mehrheit der Probleme schon geklärt worden war, blieben noch umstrittene Kleinigkeiten übrig, die besonders die türkische Besteuerung jener ungarischen Dörfer betraf, die während des Langen Türkenkrieges (1593–1606) ihre Steuerzahlung eingestellt hatten. Die um Gran (ung. Esztergom) liegenden Dörfer wurden erstmalig in Neuhäusel (ung. Érsekújvár, sk. Nové Zámky) in einem neuen Vertrag erwähnt. Da die Osmanen in ihre Version des Textes viele der damals noch nicht steuerpflichtigen Dörfer eintrugen, wurde als Ergebnis des Treffens der Kommissare festgestellt, dass in der weiteren Behandlung der Frage in Konstantinopel die ungarische Fassung des Friedensvertrags als Grundlage angenommen werde.3 Die Frage, welche Dörfer nördlich von Gran tatsächlich den Osmanen zu huldigen hatten, konnte man nach den endgültigen Ratifikationen nicht klar definieren. Ende Februar kamen die Bevollmächtigten wieder zusammen und trafen die letzten Entscheidungen.4 Die osmanischen Bevollmächtigten, die in Wien schon längere Zeit verweilten, mussten sich beeilen, war doch Sultan Ahmed I. (1603–1617) inzwischen verstorben und die 1

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Die Recherchen für diese Studie, die in etlichen ausländischen Bibliotheken und Archiven erfolgten, wurden durch die Alexander von Humboldt-Stiftung, das Geisteswissenschaftliche Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas an der Universität Leipzig (GWZO), die Mellon Fellowships and Funds of the American Research Institute in Turkey und den Hungarian Scientific Research Fund (OTKA T34130) gefördert. Für die freundliche Hilfe und Unterstützung möchte ich mich bei meinen Kollegen und Freunden vom GWZO bedanken, besonders aber bei Feridun M. Emecen, László Voloncs und Viktor Tomkó, die mir einige Quellen aus Istanbul und London zur Verfügung stellten. Danken möchte ich auch István Fazekas, der meine Archivforschungen in Wien am Haus-, Hof- und Staatsarchiv (fortan HHStA) unterstützte. NehriNg, Karl: Adam Freiherrn zu Herbersteins Gesandtschaftsreise nach Konstantinopel. Ein Beitrag zum Frieden von Zsitvatorok (1606). München 1983. – WeNNer, Adam: Tagebuch der kaiserlichen Gesandtschaft nach Konstantinopel 1616–1618. Hg. u. erl. v. Karl NehriNg. München 1984. salamON, Ferencz: Két magyar diplomata a tizenhetedik századból [Zwei ungarische Diplomaten aus dem 17. Jahrhundert]. Budapest 1878, 263. Ebd., 274–278. Vertrag im italienischen Original. Den Vertrag auf Latein und die Liste der Dörfer mit der Anzahl ihrer Verpflichtungen in ungarischer Sprache im Österreichischen Staatsarchiv (fortan ÖStA), Hofkriegsarchiv (fortan HKA) Akten des Hofkriegsrats (fortan HKR), 1617–1619. Exp/Febr. 1619 Reg/Dez. 25.2.1618 Registratur.

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Thronbesteigung des neuen Herrschers Mustafa I. (1616–1617; 1622–1623) längst angekündigt. Es wurde befohlen, dass die Gesandten, der Beglerbeg von Kanischa (ung. Nagykanizsa), Ahmed Pascha, der Kadi von Belgrad, Habil Efendi, der Fürst von Naxos, Gaspar Graziani,5 und das Oberhaupt der Türhüter (başkapıcı başı) nach der Klärung der offengebliebenen Fragen rasch zurückkehren sollten. Der Wiener Hof wurde daraufhin aufgefordert, „Eueren erfahrenen, ehrlichen und wohlwollenden, tüchtigen und bekannten Boten mit der Antwort auf das an Seine Majestät, den erlauchten Kaiser, gerichtete allerhöchste Schreiben und mit der Kunde vom Abschluss der Friedensfrage unverzüglich an die Pforte der Glückseligkeit abzusenden […]“.6 Die osmanischen Abgesandten blieben noch eine Weile im Habsburgerreich, da die Zugehörigkeit der von den Osmanen geforderten „158 Flakhen, welche in Schwierigkeit gewesen“, durch eine neue Zusammenkunft geklärt werden sollte. Am 12. Mai 1618 wurden dann aber die tatsächlich den Osmanen überlassenen 60 Dörfer bei Újbars (sk. Nový Tekov) in ein Verzeichnis niedergeschrieben.7 Die Nachricht, dass Sultan Mustafa kurz nach der Thronbesteigung abgesetzt worden und Osman II. (1618–1622) an die Macht gekommen war, überraschte die Wiener Öffentlichkeit. In einem solchen Fall musste eine feierliche Gesandtschaft seitens der Habsburger die Glückwünsche des Kaisers an den neuen Sultan übermitteln. Für diese Aufgabe wurde der Bruder des Hofkriegsratspräsidenten Johann von Molardt, Ludwig von Molardt, ausgewählt. Die Abfahrt der Gesandtschaft ließ lange auf sich warten, sie fuhr erst am Abend des 4. Oktober 1618 zwischen vier und fünf Uhr aus Wien ab.8 Die Reise nach Konstantinopel dauerte lange, erst am 21. Dezember des Jahres erreichten sie die Mauern der Stadt. Der Vertreter der Kaiserlichen Botschaft, Michael Starzer, besuchte den Orator, Ludwig von Molardt, um ihm mitzuteilen, dass der Einzug in die osmanische Hauptstadt nicht sehr feierlich sein dürfe. Der Großwesir habe nämlich seine Genehmigung für Fahnen und Musik verweigert. „Daß vermög Ihres Canons (nach laut dessen Innhalt) seithero Sultan Solyman’s Zeiten kheinem Potschaffter mit klingenden Spil vnd fliegenden fachnen bey der Porten einzuraisen vergunstigt worden. Seynes khaysers außtrükhlicher bevelch seye, dass ich ebenmessig ohne spiel und fachnen einreisen, vnd dem Canon nit widersprechen solle […].“9 Obwohl der Orator in den Relationen und Briefen seine 5 6 7

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stOy, Manfred: Das Wirken Gaspar Gracianis (Graţianis) bis zu seiner Ernennung zum Fürsten der Moldau am 4. Februar 1619. In: Südost-Forschungen 43 (1984), 49–122. Fekete, Ludwig: Türkische Schriften aus dem Archive des Palatinus Nicolaus Esterházy 1606– 1645. Budapest 1932, 229, Nr. 6. salamON (wie Anm. 3), 274–278. Den Vertrag auf Latein und die Liste der Dörfer mit der Anzahl ihrer Verpflichtungen in ungarischer Sprache siehe ÖStA, HKA HKR, 1617–1619. Exp/ Febr. 1619 Reg/Dez. 25.2.1618 Registratur (Actum 12. Maii 1618). Für das Übereinkommen der Vertreter des Kaisers und des Sultans siehe Fekete (wie Anm. 6), 231–236, Nr. 7. ÖStA, HHStA, Staatenabteilungen, Turcica Kt. 108. 1619–1620. Konv. 2. (1620) fol. 17. Bericht von Ludwig von Molardt (Abschrift aus seiner Finalrelation). ÖStA, HHStA, Turcica Kt. 108. 1619–1620. fol. 64. Bericht von Ludwig von Molardt. Vgl. auch hammer-purgstall, Joseph von: Geschichte des Osmanischen Reiches. Bd. II: Vom Regierungsantritte Suleiman des Ersten bis zur zweyten Entthronung Mustafa des I. 1520–1623. Zweyte verbesserte Ausgabe. Pest 1834, 773.

Friedensoptionen und Friedensstrategien des Fürsten Gábor Bethlen

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Unzufriedenheit zum Ausdruck brachte, war der Einmarsch gemäß der Beurteilung des siebenbürgischen Gesandten Tamás Borsos ziemlich pompös.10 Am ersten Tag im Jahr 1619 fand die feierliche Audienz beim Sultan statt, 50 Personen des Orators trugen die Geschenke zur Hohen Pforte, der Sultan selbst teilte während der Feierlichkeiten 43 Ehrenkleider aus.11 Die Verhältnisse zwischen Wien und Konstantinopel waren friedlich: Die permanenten gegenseitigen Beschwerden sowie die Forderung, die Festung von Lippa, die Gábor Bethlen 1616 den Türken überantwortet hatte, an den Kaiser zurückzugeben, mit der Begründung, dass diese, wie auch Siebenbürgen, zur ungarischen Krone gehörten und die Gesandten der siebenbürgischen Stände am ungarischen Reichstag teilzunehmen pflegten, verursachten keinen ernsthaften Konflikt.12 Bereits ein Jahr zuvor, am 26. September 1618, hatten die Osmanen ihre östlichen Grenzen durch einen Friedensschluss mit den Safawiden gesichert. Schah Abbas I. von Persien (1588–1629) sollte auf einige Gebiete im Kaukasus (Kars, Ahiska, Dagestan) verzichten und seine Tributpflicht dem Sultan gegenüber jährlich durch 100 Lasten Seide und andere Kostbarkeiten begleichen.13 Die habsburgisch-osmanischen Beziehungen schienen damals nicht sehr spannungsgeladen, obwohl die Angelegenheiten im Königreich Böhmen seit dem 26. Juni 1618, als die böhmischen Stände gegen den Kaiser rebellierten, auch Unruhe in die Politik des Wiener Hofs gegenüber den Osmanen brachten. Es war für alle offensichtlich, dass die ungarischen Stände mit den böhmischen in Kontakt treten würden. Zuerst wollten die Ungarn die Böhmen mit Kaiser Matthias (1612–1619) aussöhnen. Nach seinem Tod bemühte sich sein zum ungarischen König gewählter und gekrönter Sohn, Ferdinand II. (1619–1637), die Ungarn gegen die Böhmen militärisch zu mobilisieren. Die Situation zwischen Siebenbürgen und Wien schien ebenfalls gut geregelt zu sein. Ende März unterzeichneten die Abgeordneten beider Seiten einen neuen Vertrag, in dem Ferdinand II. Gábor Bethlen als Fürsten von Siebenbürgen akzeptierte.14 10

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Erdélyi tőrténelmi adatok. Bd. II: Borsos Tamás második konstanczinápolyi követsége, 1618. április 18-tól 1620. április 3-ig [Historische Akten aus Siebenbürgen. Bd. II: Das zweite Botschaftsamt von Tamás Borsos in Konstantinopel vom 18. April 1618 bis zum 3. April 1620]. Hg. v. Imre mikó. Kolozsvár 1856, 87. – bOrsOs, Tamás: Vásárhelytől a Fényes Portáig. Emlékiratok, levelek [Von Vásárhely bis zur Hohen Pforte. Memoiren und Briefe]. Hg. v. László kOcziáNy. Bukarest 1972, 175. mikó (wie Anm. 10), 87. – bOrsOs (wie Anm. 10), 175. – kheVeNhüller, Franz Christoph: Annales Ferdinandei. Neunter Theil. Leipzig 1723, 714. hammer-purgstall, Joseph von: Geschichte des Osmanischen Reiches. Bd. IV: Vom Regierungsantritte Murad des Dritten bis zur zweyten Entthronung Mustafa’s I. 1574–1623. Pest 1829, 502. Ebd., 507. – Naîma, Mustafa Efendi: Târih-i Na’îma. (Ravzatü’l-hüseyn fî hulâsati ahbâri’lhâfikayn) [Die Chronik von Naîma. (Der Paradiesgarten von Hüssein über die Quintessenz der Nachrichten von zwei Himmelsrichtungen)]. Hg. v. Mehmet İpşirLi. Bd. I–IV. Ankara 2007, 445 f. – Türk Tarih Kurumu Yayınları [Publikationen der Türkischen Historischen Gesellschaft], III. Serie, Nummer 33a. – danişMend, İsmail Hâmi: İzahlı Osmanlı Tarihi Kronolojisi [Die ausführliche osmanische historische Chronologie]. Bd. III. Istanbul 1972, 275. gOOss, Roderich: Österreichische Staatsverträge. Fürstentum Siebenbürgen (1526–1690). Wien 1911, 436–460. – Monumenta Comitalia Regni Transylvaniae. Erdélyi országgyűlési em-

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Der wichtigste königliche Würdenträger jenseits der Theiß war András Dóczy, der Hauptmann von Ober-Ungarn und Stellvertreter für die Verhandlungen mit dem siebenbürgischen Fürsten. Dóczy, der unter den ungarischen Militärwürdenträgern fast als einziger die deutsche Sprache beherrschte, schrieb seine Berichte ausschließlich auf Deutsch. Die erste Nachricht, welche einige Angaben über die Konspirationen Bethlens mit den Böhmen beinhaltete, brachte Dóczy am 24. Januar 1619 aufs Papier. An diesem Tag fand eine „General Congregatio“ des Komitats Szatmár statt, an der auch die Abgesandten anderer Gespanschaften teilnahmen, die lebhaft über die böhmischen Angelegenheiten debattierten. Einer der Anwesenden war der Schwager Bethlens, Mihály Károlyi, der unter vier Augen über den böhmischen Versuch, Bethlen an sich zu binden, erklärte: „Hatt mier herr Michael Karoly auch eben gestern, ihn gehäimb angedeüt, daß Gabriel Betthlen mier mündtlichen Zueuernemben gebe eben durch ihme Herrn Karoly: Die Böhmen haben diße nächst verschiedene Täg einen Abgesandten bey ihme gehabt: Verrichtung desselben solle diß volgendts gewesen sein: Nachdeme Eür Keys. mitt den Reichsfürsten alberäits conspierirt, alle die Lutheraner sambt den Caluinisten ganz, vnndt gar auß zutilgen, vnndt zersträen (Wie sie dann alberäits an den Behmen angefangen). Er solle derowegen bey so guetter gelegenheit auch ihn dißen orthen die Span//schafften vnndt Hayduggen auf wiglen, an sich zihen, vnndt ein Rebellion anstellen, darzue ihme die Behmen dreymahl hundert Thausendt Gulden darstreckhen werden, vnndt weillen nunmehr daß Römische Reich dem Khünig Ferdinandum zu kheinem Khünig angenomben: So er anderst ihnen zuegefallen, od[er] Gott zu Ehrn, sollche Rebelion ihnß werckh setzen würdet. Solle er gar nicht wissen, daß er ein grösserer Herr, alß er yezundt, vnddt mittlerweill nicht allein Khünig ihn Hungern, sondern auch anderer Länder mehr werden khunnthe. Vill annderst alß Bochkay gewesen. Darauff sich Betthlen also ercklärth solle haben, Er seye mitt Eür. Khey. Mäth. Einmahl confoederirt, vnnd verglichen, Ihn massen Beräts Diplomata ultro citroque gewechselt worden: Seye auch wider die Confoederation vonn dero noch biß dato nicht offendiert worden: will ihme derowegen nicht gebüeren, daß er ethwas dergleichen wider Eür Mäth. tentirn solle. Zum andern: So er gleich ettwas solches anfangen wurde, khunthe es ohne grossen Schaden vnndt runi des Hungerlandts nicht geschehen. Zum dritten: Nach deme der Türgg Walachey, vnndt Moldau albereits occupirt, besorget er sich, so er die Rebellion ihns werckh richtete, möchte sich unntherthessen der Türgg der Prouincz Sibenbürgen impatronirn: Sicht also weder mittl, noch weeg, wie er solches bequemblichen anstellen müeste. Alß der Abgesandte vernomben, daß ihme die Sach abgeschlagen worden: Hatt er weither nur vmb diß angehalten: Bettlen solle für die Böhmen drey Thausennt mann werben lassen, vnndt solche durch Poln, vnndt Schlesien ihnen Zuschickhen, es sollen einem zu Roß zehen Gulden, vnndt zu Fueß achth ft. [Gulden] gezalth werden.

lékek [Siebenbürgische Landtagsakten]. Bd. VII. Hg. v. Sándor szilágyi. Budapest 1881, 442– 469.

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Welches ihme Betthlen auch abgeschlagen: Ob nun disem also khann ich nicht recht wissen, allein, wie es mier angedeut worden, also habe ichs auch Eurer Khey. Mäth. gehorsambist andeuthen sollen. Solcher Bohmische Abgesandter ist durch Schlesien, Poln, vnndt Maramaros ihn Sibenbürgen geräist, vnndt denselben weeg wider zuruckh, dessen Nahmen mier M. Karoly //nicht andeuten khunnen. Hirüber habe ich allergnädigister Herr auf den Gränzen allenthalben anbeuolhen, das, so ettwann derley Abgesanthe ergriffen wurden, mann solche alspaldt einzihe, vnndt mier zu wissen fiege. Ich vernumbe auch, daß ihr ettliche vonn den Hayduggischen Marckhten sich zu dem Bettlen verfieget sollen haben, aldort fürgeben, weillen sie vernomben, daß mann die Religion gänzlichen austilgen will, so er ettwas anfangen wolthe, wöllen sie ihme auch guethe assistenz läisten. Darauf er ihnen geanndtworteth, sie sollen ruhebig vnndt still sitzen, dann sie daß Behmische wesen nichts angehet. Khinnen also Eür Key. Mäth. allergnädigist erachten wie gefährlich die Sachen alhie stehen.“15 Wie man anhand des Zitats feststellen kann, verbarg der Fürst seine Beziehungen zu den Rebellen nicht, vielmehr gab er sogar einige Informationen über sich selbst preis. Seine Korrespondenzen mit Dóczy und die Weitergabe von Nachrichten über die Rebellen oder die Türken zeugen von einem unvorsichtigen Handeln. Unterdessen äußerte er in seinen Briefen immerhin seinen guten Willen dem König gegenüber.16 Inzwischen schickte der Fürst seinen Orator, Ferenc Mikó, an die Hohe Pforte.17 Bethlen betrieb ein Doppelspiel, was seine Diplomatie dauerhaft kennzeichnen sollte: Einerseits meldete sich der Gesandte mit dem Brief des Fürsten bei dem habsburgischen Orator in Konstantinopel. Ludwig von Molardt, erwähnte in seiner Finalrelation den Besuch von Mikó: „Bemelten Tag hat sich Franciscus Miko der Hidvégh Abgesandter aus Sibenbürgen bey mir freuntlich abgemeldet, vnd eyfriges Credenz Schreiben (wie Eur Kay. Mt. auß copia sub literis AAA allergniedigist zuverstehen) überantwortet.“18 Andererseits informierte der Fürst durch diese Mission die Pforte über die Umstände der böhmischen Rebellion und stellte die Frage, wie weit er sich in diese Angelegenheiten einmischen dürfe.

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ÖStA, HHStA, Ungarische Akten (Hungarica) Allgemeine Akten (fortan UA AA), Kart. 169. Konv. C (1619) fol. 24–25. István Dóczy an König Ferdinand II. Szatmár, am 24. Januar 1619. ÖStA, HHStA, Türkei I. (Turcica) 108. Konv. 2 (1620) fol. 151. Schreiben von Gábor Bethlen an Ludwig von Molardt. Székelyvásárhely, 21. Juni 1619. – pray, Georgius/miller, Iacobus Ferdinandus: Gabrielis Bethlehenii Principatus Transsilvaniae coaevis documentis illustratus. Collegit, et in seriem chronologicam digessit Georgius Pray, abbas B. N. V. de Tormova et cath. eccl. M. Varadien. Canonicus. Bd. I. Pestini 1816, 40 f. „[…] cum talem nunc ad Portam Ottomanicam legatum, praesentium exhibitorem Generosium Franciscum Miko de Hydwegh Aulae nostrae Vice Magistrum […] expediverimus.“ Soproni lt. XVI. 69. Sammlung von Michael Starzer. Brief von Gábor Bethlen an Michael Starzer. Székelyvásárhely, 21. Juni 1619. Schreiben des Fürsten Bethlen an den Großwesir. Alba Iulia, 17. Mai 1619. Monumenta Comitalia (wie Anm. 14), 529–531. ÖStA, HHStA, Turcica Kt. 108. 1619–1620, fol. 151. Beilage in der Finalrelation von Ludwig von Molardt. – Kredenzschreiben des Fürsten Bethlen für seinen Abgesandten Ferenc Mikó an Ludwig von Molardt. Udvarhely, 21. Juni 1619. pray/miller (wie Anm. 16), 40 f.

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Ein Jahr später vermerkte der habsburgische Orator in seiner Finalrelation verbittert: „Welchen (Mikó) ich Ehrlich trattirt, vnd alles gueten verstandet, vnd correspondenz mich erbetten, demweillen Er sich aber nit mehr stecken lassen, vnd unbegehrter antwort verraißt. Also ist aus denen, waß hernach ervolgt, leichtlich zu schliessen, dass Er mit betrug umbganngen vnd durch ain simuliertes vertrauen eine falsche Praktiken umbsoviel haimblicher anzustellen instruirt gewesen.“19 Ferenc Mikó reiste am 5. Juli 1619 nach Konstantinopel ab und nahm erst am 21. Juli an der Audienz des Sultans teil. Seine Hauptaufgabe war es, eine Genehmigung des Sultans oder des Großwesirs zu bekommen, damit es Bethlen gestattet würde, gegen den Habsburger ins Feld zu ziehen. Inzwischen informierte er auch den Orator Tamás Borsos über seine Pläne, der zur Geheimhaltung aufgefordert wurde und erst nach der Ankunft von Mikó – und während den Verhandlungen mit den Wesiren – sprechen durfte.20 Die siebenbürgische Geheimdiplomatie funktionierte fehlerfrei. Die Korrespondenz zwischen Bethlen und dem oberungarischen Hauptmann Dóczy zeigt, dass die Habsburg-Partei die Konspiration Bethlens bis zu dessen militärischem Angriff nicht entdeckt hatte. Das Hauptthema des Briefwechsels war, dass jemand unter den Haiducken Unruhe stiften sollte und dass dadurch die beiden Würdenträger als treue Diener des ungarischen Königs miteinander zusammenarbeiten müssten, um die Ruhe wieder herstellen zu können. Da nur Bethlen genügend Militär gegen die aufständischen Haiducken zur Verfügung stellen konnte, war Dóczy gewiss, dass Bethlen mit seiner militärischen Macht Siebenbürgen verlassen und die Rebellen mit Kraft und Waffen stellen würde.21 Zwanzig Tage lang liefen die Vorbereitungen und die Überraschung war groß, als das Heer des Fürsten Bethlen am 26. August Kaschau (ung. Kassa, sk. Košice) besetzte und die Haiducken gemeinsam mit den siebenbürgischen Truppen in die nordungarischen Komitate einmarschierten. Welchen Plan oder welche Absicht der Fürst letztendlich verfolgte, war wahrscheinlich weder für die Wiener Hofdiener und Diplomaten noch für seinen eigenen Umkreis sowie für die Würdenträger der Hohen Pforte deutlich erkennen. Trotz der ziemlich guten Quellenbasis sind die aufeinanderfolgenden Zielsetzungen des Fürsten chronologisch nicht einfach nachzuvollziehen.22 Um die politischen Ziele erkennen zu können, gibt es keine besseren Unterlagen als die fürstlichen Instruktionen an den Gesandten bei der Hohen Pforte. Die Schwierigkeit liegt aber darin, dass das erste wichtige Dokument dieser Art nicht im Original oder in einer ungarischen Abschrift vorliegt, sondern einzig in verschiedenen bearbeiteten Versionen und Übersetzungen in andere Sprachen. Die Reihenfolge der diplomatischen Aus-

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Beilage in der Finalrelation von Ludwig von Molardt. ÖStA, HHStA, Turcica Kt. 108. 1619– 1620. Konv. 2 (1620), fol. 154r. bOrsOs (wie Anm. 10), 289. ÖStA, Kriegsarchiv HKR 1617–1619. Exp/Febr. 1619 Reg/Dez. 21. August 1619 Expedit. Fürst Bethlen an Dóczy. Alba Iulia, 3. August 1619. péter, Katalin: Bethlen Gábor magyar királysága, az országegyesítés és a Porta [Das ungarische Königtum von Gábor Bethlen, die Vereinigung des Landes und die Pforte]. In: Századok 117 (1983), 1028–1060.

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einandersetzungen zu ermitteln, ist aber außerordentlich wichtig, da die Entwicklung der politischen Geschehnisse nur auf diese Weise rekonstruiert werden kann. Bis Anfang Oktober 1619 kamen die beiden Gesandtschaften des Königs und des Fürsten sehr gut miteinander aus, sie bewirteten sich auch gegenseitig des Öfteren. Dann kühlte sich allerdings ihr Verhältnis rasch ab.23 Was in Ungarn geschah, wurde nach der Ankunft des Kuriers Mihály Angyalosi bekannt.24 Michael Starzer meldete dem Wiener Hof: „Waß allie von bößen widerwertigen Zeittungen, geferlich: Sibenbürgen vnnd Vngarischen Pratticken einkhommen, desßen alles wirdt E: Köng: Mt: durch Zwein Vnderschiedlich vom dritten vnnd Sibendten disß abgefertigte Currier in schuldigister Vnderthenigkhait bericht worden. Dieweiln nun Zubefürhten es mechte wegen Zuzammenstoßßung daß Bethlehem Gábors vnnd Diak Mehmet Bassa Zue Temeschwar ain wirckliche Vngelegenheit vnnd Zue nachteil deß heyligen Friedens Vngebührende thättligkhait fürgeloffen sein […].“25 Der genannte Deák Mehmed Pascha war ein alter Bekannter Bethlens; beide waren für die Aufwiegelung István Bocskais im Jahr 1604 gegen die Habsburger verantwortlich.26 Der Pascha wurde beauftragt, mit Bethlen über machtpolitische Angelegenheiten in Siebenbürgen zu verhandeln, weswegen er nach Ungarn reiste. Erfüllen konnte er aber seine Aufgabe nicht mehr, da Bethlen nicht auf ihn wartete, sondern den Feldzug allein begann. Der habsburgische Orator Ludwig von Molardt erfasste die schwierigen Probleme durchaus. Obwohl die Nachrichten aus Ungarn unterschiedlich waren, hielt er es für glaubwürdig, dass „Diak Mehmet Bassa von Temesvár zu den Bethlen Gabor gestossen, und dieser an Vizir Caracass Mehmet Bassa zu Ofen Hilf begehrt haben solle“. Molardt protestierte ob des außerordentlichen Verlusts und für das Präjudiz des heiligen Friedens (super emergentibus damnis, et sancte pacis praeiuditio) beim Großwesir Damad Mehmed Pascha. Der Pascha von Ofen (ung. Buda) berichtete der Hohen Pforte, dass Kaiser Ferdinand II. den Frieden halten würde. Der Großwesir, obwohl er schon von der Absicht des Fürsten informiert war, wollte die Konsequenz eines Friedensbruchs nicht auf sich nehmen, weshalb er einen zuverlässigen Mann nach Ungarn schickte, um sich einen Überblick der Lage zu verschaffen. Starzers türkischer Dolmetscher, Nicolo Pazzi, reiste zusammen mit dem osmanischen Abgesandten nach Ungarn.27 Zehn Tage später sandte der Orator Molardt einen noch ausführlicheren Lagebericht aus Konstantinopel. Demnach verbreitete der „Hauptfeind“ des Kaisers – inzwischen war Ferdinand II. in Frankfurt am Main zum Oberhaupt des Heiligen 23 24 25 26

27

bOrsOs (wie Anm. 10), 344. Ebd., 331. ÖStA, HHStA, Turcica 108. Konv. 1 (1619), fol. 145–150. Bericht von Michael Starzer. Konstantinopel, 13. Oktober 1619. papp, Sándor: Bocskai István török politikája a felkelés előestéjén [Die Türkenpolitik von István Bocskai am Vorabend des Aufstands]. In: Hadtörténelmi Közlemények 117/4 (2004), 1198–1211. – Ders.: Die Verleihungs-, Bekräftigungs- und Vertragsurkunden der Osmanen für Ungarn und Siebenbürgen. Eine quellenkritische Untersuchung. Wien 2003, 117–125. Schreiben von Ludwig von Molardt an Kaiser Ferdinand II. Konstantinopel, 9. Oktober 1619. pray/miller (wie Anm. 16), 56.

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Römischen Reiches gewählt und gekrönt worden –,28 ein siebenbürgischer Agent namens Tamás Borsos, eine Menge Unwahrheiten und Lügen: „Solle auch Euer kaysl. Majestät allerunterthänig gehorsamst nicht unbericht bleiben, dass die fröhliche Zeitung der glücklich vollbrachten Römischen Krönung gleich zur rechten Zeit, da obengedeuter Siebenbürgische Agent, augenscheinlich große Falschheiten wider Euer Kayserl. Hocheit, und beständige Erhaltung des Friedens, hin und wider auspossen, ankommen, Dann er ernstlingen vermeldet, dass Euer kayserl. Majestät von Frankfurt unverrichter Sachen nach Gräz zurückreisend […] mit Tod abgangen. Fürs andere, die Böheimb und Ungarn werden Euer kayserl. Majestät dieselben zu Anbettung der Götzen zwingen, sie aber einen Gott, und Christentum seinen Propheten zu bekennen und zuverehren gesinnet, den Bethlen Gabor seinen Herrn in ihr Land beruffen, und allbereit 15.000 Vornehme Ungarische Herrn, der königliche Krönung halber seiner Ankunft zu Pressburg erwarten.“ Borsos bezweifelte nämlich die Bereitschaft der habsburgischen Seite, den Frieden einzuhalten.29 Fürst Bethlen wollte sich zum König von Ungarn wählen und krönen lassen. An der Hohen Pforte sah man jedoch die Problematik, sollte er sich tatsächlich zum ungarischen König krönen lassen: Damit hätte sich das Friedenssystem von Zsitvatorok einschneidend verändert, die Folge wäre eine militärische Auseinandersetzung zwischen den beiden großen Reichen gewesen. Es scheint sicher zu sein, dass Bethlen die Insignien zur Königswürde, die Pferde, die Säbel, den Streitkolben und das Ehrenkleid (Kaftan), schon im Herbst 1619 von der Hohen Pforte erwartet hatte, diese aber erst nach der Meldung von Deák Mehmed Pascha geschickt wurden.30 Auf die Frage, zu welchem Zeitpunkt die Krönung geplant war, kann man den Tag der Abhaltung des Reichstags zu Pressburg (ung. Pozsony, sk. Bratislava), den 14. November 1619, nennen. Fürst Bethlen wurde am 12. September in Kaschau zum Gouverneur des Landes ernannt. Seine Pläne gab er in einem Brief an Iskender Pascha bekannt, der ihn 1613 auf den Fürstenstuhl gebracht hatte, doch sich nunmehr als sein Gegner erwies. Am 4. November forderte der Fürst den Pascha auf, auf die Praktiken und Gesten gegenüber seiner siebenbürgischen Fürstenwürde zu verzichten, da diese nutzlos geworden seien. Er sei ebenso ein guter Diener des Sultans wie Iskender Pascha. Er sitze auf seinem Fürstenthron in Pressburg, die Heilige Krone befinde sich in seinem Besitz. Die ungarischen Stände wählten nach zehn Tagen einen neuen König, der – zwar ohne direkte Erwähnung – natürlich er selbst sein sollte, dessen Heer in kurzer Zeit vermutlich auch Wien erobert hätte. Die böhmischen, mährischen und schlesischen Stände wollten auch gute Beziehungen zum Sultan aufbauen. Die Gesandten der genannten Länder seien bei ihm angekommen, um dann zur Hohen Pforte weiter zu reisen.31 Die ungarische Propa28 29 30 31

abeliN, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten / […]/ vom Jahr Christi 1617 biß auff das Jahr 1629. Franckfurt 1635. Bericht von Ludwig von Molardt an Kaiser Ferdinand II. Konstantinopel, am 19. Oktober 1619. pray/miller (wie Anm. 16), 44 f. bOrsOs (wie Anm. 10), 324 und 345. ÖStA, HHStA, UA AA Kart. 169. Konv. C (1619) fol. 193. Schreiben von Fürst Bethlen an

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ganda verbreitete mithilfe von protestantischen Priestern eine gefälschte Urkunde des Sultans, die einen Eid beziehungsweise einen Vertrag mit Gábor Bethlen beinhaltete.32 Eine Kleinigkeit fiel den Propagandisten nicht auf, nämlich dass der Name des Sultans seit langer Zeit nicht mehr „zoltan Zuliman“ war, sondern Osman II. Nichtsdestotrotz könnten die schönen Sätze des Eids bei den Lesern oder Zuhörern ihre Wirkung entfaltet haben. Die zeitgenössische deutsche Übersetzung wurde von Khevenhüller veröffentlicht: „Ich Suldan Soliman von den Gnaden Gottes unüberwindlicher Türkischer Kayser, schwöre bey des höchsten Gottes Allmächtigkeit und des Allmächtigen Gottes Heiligkeit, Durchläuchtigkeit, und auf sein Reich, bey des Himmels Kräfften, der Sonn, dem Mond, Stern, bey der Erden, vnd der Erden Schatten, auf meiner Mutter Kopff, auf mein Brodt, Waffen, Leib und Seel, auf den heil[igen] grossen Machomet und Wi’zW’m, Wi’zzW’ro und Wi’zzemiere, und alle Bisurmanen Beschneidung und Seligkeit; daß ich dich meinen Brudern und Sohn, nemlich den Bethlehem Gabor nechst künfftigen König in Ungarn in keinerley denen grossen Sachen nicht will verlassen, da auch alle meine Reiche und grosse Macht untergetreten und nichts werden sollen, und ich nur allein mit einem Türcken oder zweyen, drey oder aufs höchste vier Personen überbleibe, so soll und will ich auch mit denselben verpflicht und obligiret seyn, dich ersützen, so wohl diejenigen, welche dich ersuchen und dir angehören, bereit seyn, und da du mit mir was willst machen, so will ich auch in allem dir willfahren, und im Fall ich diesem meinem Geliebde kein Genügen leisten würde, so soll alsdann des höchsten Gottes Zorn, und des gerechten Gottes Gerechtigkeit über meinen Kopff kommen, und mich gänzlich verderben, und was mein Leib betrifft, wolle ihn der höchste Gott in ein Stein-Felsen verwandeln, und die Kräffte der Erden mich auf ihr zu gehen nicht leiden, sondern die Erd sich von einander theilen, und mich mit Leib und Seel verschlingen. Gegeben in unserer Kayserlichen Stadt Constantinopel, den 3. November 1619.“33 32

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Iskender Pascha. Pressburg, 4. November 1619. FOktÖVi, János: Az ember életének [Das Menschenleben]. Országos Széchényi Könyvtár, Budapest. Kézirattár [Széchényi Landesbibliothek, Budapest. Manuskriptsammlung] (fortan OSZK), Hung. 380, fol. 400. Das Datum dieses Exemplars ist 1619. Eine Kopie vom Eid des Sultans hat mir mein Kollege Péter Szabó besorgt, wofür ich mich bei ihm bedanke. kheVeNhüller (wie Anm. 11), 686. Im Original lautet die Quelle: Az török császárnak esküvésinek pariája melyet adott Bethlen Gábornak Anno 1620. „Én Szultan Szuliman császárnak Isten engedelméből győzhetetlen császár; esküszöm az magasságban lakozó Istennek mindenhatóságára, szentségére, jóságára, és fényességére, ő istenségére, az csillagos égre, napra, holdra, és az csillagokra, földre, és az földnek erejére, az anyám tejére és az én kenyeremre, fegyveremre, életemre, és lelkemre, és az nagy szent Mahumetre, és az én ősömre, és minden buszormányoknak első ősökre, környülmetélkedésekre, és idvösségekre, hogy ha tégedet Gábor bátyámat és fiamat, úgy mint jó királyát az magyaroknak semminémű szükségedben el nem hagylak, ha szintén minden birodalmim, országim, és minden némű hatalmasságim eltörültetnek is, és semmivé lennék is, és ha csak egyedöl maradnék is, avagy ha csak egy boszormányommal is, ha az én vezérségem mellett három, avagy legfeljebb négy személyekkel maradnék is, és ezekkel is kötölös vagyok, és tartozom tégedet oltalmaznom, és ha megtanáltatom csak jó akaratról is jelen lenni kész vagyok, és ha én vélem valamit akarsz cselekedtetni, mindeneket tenéked cselekeszem: És ha égéretemnek eleget nem tennék, tehát az Istennek haragja, és az ő igazsága jusson az én fejemre, és engemet teljességgel el veszessen, és valamit meg ér az én testem az magasságban Isten mind azt kősziklává változtassa, és az föld meg járásimat is el ne

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Die ganze Gestaltung der Urkunde wurde aus einem anderen gefälschten Dokument, dem sogenannten Süleyman’schen Vertrag an Johann Szapolyai von 1530 entlehnt.34 Obwohl die Urkunde scheinbar eine Fälschung war, verwendete sie die ungarische Propaganda und Diplomatie immer wieder, auch gegenüber der Hohen Pforte. Zur Zeit István Bocskais (1605), Gábor Bethlens (1620) und während des Rákóczi-Freiheitskampfs (1705) hielt man sie tatsächlich für echt, weshalb sie bei der türkischen Regierung einen gewissen Stellenwert erlangte.35

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szenvedje, sőt még lelkemet is elnyelje. Költ az császár Constantinápoll[i] Portáján – Ich, der ich mit Erlaubnis Gottes unbesiegbarer Kaiser des Sultans Süleyman bin, schwöre bei der Allmächtigkeit, der Heiligkeit, der Güte und Pracht des im Himmel wohnenden Gottes, bei seiner Göttlichkeit, beim Sternenhimmel, bei der Sonne, beim Mond, bei den Sternen, bei der Erde, bei der Kraft der Erde, bei der Milch meiner Mutter und bei meinem Brot, bei meiner Waffe, bei meinem Leben und bei meiner Seele, bei Mohammed, der groß und heilig ist und beim ersten Ahnen eines jeden Muslims, bei ihrer Beschneidung, bei ihrem Heil, dass ich Dich, meinen älteren Bruder und meinen Sohn, Gábor, nämlich den guten König der Ungarn, in keiner Not verlasse, selbst wenn mein Reich und meine Länder und alle meine Mächte zunichte würden und vergingen. Wenn ich allein oder nur mit einem Muslim, [oder] wenn unter meiner Führung drei oder höchstens vier Personen blieben, bin ich [dennoch] verpflichtet und schulde Dir, Dich mit diesen zu stützen. Wenn ich [von Dir] gesucht werde, bin ich nur aufgrund [meines] guten Willens bereit, anwesend zu sein und wenn Du mit mir etwas handeln willst, tue ich für Dich alles. Wenn ich mein Versprechen nicht halte, dann möge der Zorn Gottes und seine Wahrheit meinem Kopf zuteil werden und mich vollständig zerstören. Was aber mein Körper berührt, möge Gott, der im Himmel ist, in Stein umwandeln, die Erde möge nicht dulden, daß ich darauf gehe, sondern sie möge auch meine Seele verschlingen. Es ist an der Pforte des Kaisers in Konstantinopel geschrieben.“ ÖStA, HHStA, Turcica 108. Konv. 2 (1620), fol. 314. Als Textausgabe einer kritischen Quellenedition siehe papp, Vertragsurkunden (wie Anm. 26), 158. Eindeutig ist, dass die zeitgenössische deutsche Übersetzung aus einem ungarischen Text angefertigt wurde. Im Original findet sich die Schwurformel „Én Szultan Szuliman császárnak Isten engedelméből győzhetetlen császár; esküszöm az magasságban lakozó Istennek mindenhatóságára, szentségére, jóságára, és fényességére, ő istenségére, az csillagos égre, napra, holdra, és az csillagokra, földre, és az földnek erejére, az anyám tejére – Ich, der ich mit der Erlaubnis Gottes unbesiegbarer Kaiser des Sultans Süleyman bin, schwöre bei der Allmächtigkeit, der Heiligkeit, der Güte und Pracht des im Himmel wohnenden Gottes, bei seiner Göttlichkeit, beim Sternenhimmel, bei der Sonne, beim Mond, bei den Sternen, bei der Erde, bei der Kraft der Erde, bei der Milch meiner Mutter.“ Die zeitgenössische deutsche Übersetzung enthält einen Fehler. Statt des Wortes tej (Milch) kommt das Wort fej (Kopf) vor. Der Grund dafür ist, dass der Übersetzer die Buchstaben t und f verwechselte. Die anderen Teile des Eids weisen ebenfalls Verwechslungen auf. Beim Vergleich der unverständlichen Wörter aus der deutschen Übersetzung „auf den heil[igen] Grossen Machomet und Wi’zW’m, Wi’zzWw’ro und Wi’zzemiere, und alle Bisurmanen Beschneidung und Seligkeit“ mit dem ungarischen Original „és az nagy szent Mahumetre, és az én ősömre, és minden buszormányoknak első ősökre, környülmetélkedésekre, és idvösségekre – bei Mohammed, der groß und heilig ist und beim ersten Ahnen eines jeden Muslims, bei ihrer Beschneidung, bei ihrem Heil“ zeigt sich, dass die Übertragung noch unvollkommen war. papp, Vertragsurkunden (wie Anm. 26), 27–51, 125–128 und 149–158. papp, Sándor: Török-magyar tárgyalások és szerződéskötés 1605-ben [Türkisch-ungarische Verhandlungen und Vertragsabschluss im Jahr 1605]. In: Historia Manet. Demény Lajos Emlékkönyv. Hg. v. Violeta barbu. Bucureşti-Cluj 2001, 119–135. – csONka, Ferenc/szakály, Ferenc: Bocskai kíséretében a Rákosmezőn [In der Begleitung Bocskais auf dem Rákosmező]. Budapest 1988, 159–169. – Magyar Országos Levéltár [Ungarisches Landesarchiv] (fortan

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Wenn die Krönung so ausführlich vorbereitet wurde, stellt sich die Frage, warum Bethlen im November 1619 auf die Stephanskrone verzichtete. Der habsburgische Orator, Ludwig von Molardt, erwähnt am 19. November in seinem Bericht an den Kaiser, dass seitens der Hohen Pforte Befehle nach Ofen an Karakaş Mehmed und nach Temeswar (ung. Temesvár, rum. Timişoara) an Deák Mehmed ergangen seien: Am Frieden sollte unbedingt festgehalten werden. Es kamen Briefe und Instruktionen aus Wien, die diejenigen Nachrichten, die Tamás Borsos im Auftrag seines Fürsten in Konstantinopel verbreitete, bezweifelten, und dabei besonders die, welche den Tod des Kaisers beinhalteten.36 Nach der Relation von Ludwig von Molardt ist klar, dass die wichtigsten türkischen Würdenträger die Gefahr eines neuerlichen Krieges erblickten und die Krönung, welche die Situation völlig verändert hätte, nicht mehr unterstützten. Gemäß dem Diarium des siebenbürgischen Agenten Tamás Borsos bleibt festzuhalten, dass auch der Großwesir nicht darüber erfreut war, dass Bethlen ohne Rücksprache mit Deák Mehmed seine Aktivitäten fortführte. Wenn Fürst Bethlen nur bis Kaschau vorgerückt und die östliche Hälfte Ungarns erobert hätte, wäre dies im Einvernehmen mit der Hohen Pforte geschehen. Wegen der Verhandlungen des Orators Molardt und seines Versprechens, Geld anzubieten, falls die Wesire des Diwans gegen den Friedensbruch und gegen die Unterstützung Bethlens Stellung bezögen, wurden die königlichen Insignien auf Befehl des Großwesirs zurückgehalten, obwohl sie schon in Konstantinopel vorbereitet waren und ein Oberst der Türhüter (başkapıcı başı), Kurt Ali Ağa, ausgewählt wurde, sie zu überbringen. Borsos informierte seinen Fürsten am 25. Oktober über das ungünstige Verhalten der Hohen Pforte. Damad Mehmed ließ aber noch eine Tür offen: Wenn die ungarischen Gesandten mit einer Liste der Beschwerden zu den Ständen des Königreichs kommen und das Urteil der Wesire eindeutig die Ungarn begünstige, würden die Insignien Ungarns zugeschickt.37 Gábor Bethlen war ernüchtert, als die böhmischen Stände nicht ihn, sondern den „Winterkönig“, Friedrich V. (1596–1632), 1619 zum böhmischen König wählten.38 Die zweite Enttäuschung war, dass er keinen Beistand von der Hohen Pforte erhielt, weshalb er für eine Weile auf seine Krönung verzichten musste. Wie der Fürst von Siebenbürgen den Frieden aufzulösen und das Osmanische Reich in die Front gegen das Habsburgerreich einzugliedern versuchte, kann man aus seinen Instruktionen an die Diplomaten erfahren. Die erste Instruktion für seinen Gesandten Ferenc Balassi ist einzig in einer italienischen Übersetzung von Giovanni Paulo Damiani überliefert. Aus der Vorbemerkung wird zweifelsfrei deut-

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MOL) Rákóczi szbh-lt. G15. 3. Caps. A/1. Literae Missilis Turcicae, fasc. 19., fol. 28–29. – papp, Sándor: A Rákóczi-szabadságharc török diplomáciája [Der Rákóczi-Freiheitskampf und seine türkische Diplomatie]. In: Századok 138/4 (2004), 793–821. – Ders.: Die Osmanische Diplomatie des Rákóczi-Freiheitskampfes (1703–1711). In: Studii şi cercetări de Turkologie contemporană. Omagiu Professorului Mihai Maxim. Hg. v. Călin Felezeu. Cluj-Napoca 2004, 73–87. Bericht von Ludwig von Molardt an Kaiser Ferdinand II. Konstantinopel, 19. November 1619. pray/miller (wie Anm. 16), 72–74. bOrsOs (wie Anm. 10), 349–354. Über die Krönung von Friedrich V. und seiner Gattin siehe kheVeNhüller (wie Anm. 11), 628 f.

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lich, dass das Original eine ungarische Fassung war, die allerdings verloren gegangen ist. In den verschiedenen Sammlungen befinden sich mehrere lateinische und deutsche Übersetzungen, basierend auf der italienischen Vorlage.39 Nur auf dem Exemplar des Kriegsarchivs in Wien ist eine Erklärung über die Entstehung der Urkunde zu lesen: „D’vna litera scritta in linqua Vngaria dal Bethlehem Gabor al suo Ambassiatore a questa Porta Balassi Ferenz. Di Posonio li 6. della Luna Muharrem [richtig: 13.12.1619], cióe nel mese die Novembrie, L’anno 1619. Tradotta die Turc in Italiano, li 12 della Luna die Issefer, [richtig: 18. Januar 1620] cióe nel mese die Genario, L’anno 1620.“40 Am Ende der Instruktion befindet sich ein muslimisches Datum: „Scritt’ in Posonio alli 6. [sesto] della luna di Muharrem, cioe del messe die Novembrie, 1620.“41 Aus dem Zitat geht hervor, dass der Fürst den Text an seinen Abgesandten Ferenc Balassi am 6. Muharrem 1029 nach muslimischer Zeitrechnung, also gemäß christlicher am 18. Januar 1620, gesandt hatte. Die italienische Übersetzung aus dem Türkischen wurde von Damiani am 12. Safer 1029 (18. Januar 1620) verfasst. Die Zeitangaben stimmten mit den Daten des Tagebuchs von Tamás Borsos überein: Der siebenbürgische Orator, Ferenc Balassi, kam in Begleitung von Mihály Tholdalagi am 11. Dezember (nach der neuen Zeitrechnung!) in Konstantinopel an. Es galt, dass die aus Ungarn angelangten Briefe durch den lateinisch-ungarischen Pfortendolmetscher, den ungarischen Renegaten aus Fünfkirchen, Zülfikar Efendi, unmittelbar ins Türkische übertragen wurden.42 Es muss an dieser Stelle noch darauf hingewiesen werden, dass dieses Dokument ein wenig verkürzt in Khevenhüllers „Annales Ferdinandei“ nachzulesen ist. Der Unterschied beider Textvarianten besteht darin, dass der Adressat in diesem Fall nicht der Abgesandte Balassi war, sondern der Sultan. Im Folgenden sollen die unterschiedlichen Versionen des Texts analysiert werden. Der Text beginnt mit der Erwähnung einiger Briefe des Agenten Borsos, die Mihály Angyalosi (Niclos Miha) am 25. Oktober 1620 aus Konstantinopel mitnahm.43 Obwohl von Anfang an klar war, dass die ungarischen Angelegenheiten in einer sehr engen Verbindung mit den konföderierten Ländern Böhmen, Mähren, Schlesien, die Lausitz sowie Ober- und Niederösterreich standen, war es ein Novum, wie der Fürst in dieser Instruktion die europäischen Umstände des Dreißigjährigen Krieges erklärte. Vor dem Abkommen zwischen König Friedrich V. und Fürst Gábor Bethlen vom 15. Januar 1620 war schon gewiss, dass die Konföderierten eine Gesandtschaft nach Konstantinopel schicken würden. Deshalb war es außerordentlich wichtig, dies mit allen Mitteln vorzubereiten. Die weitläufige Verwandtschaft des 22-jährigen Friedrich war ein Argument dafür, dass die Hohe Pforte mit 39

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The National Archives, London (fortan TNA), State Paper (fortan SP) Türkey (97/7), fol. 201. – kurucz, György: Guide to Documents and Manuscripts in Great Britain Relating to the Kingdom of Hungary from the Earliest Times to 1800. London 1992. – pray/miller (wie Anm. 16), 78. ÖStA, HKA HKR 1620–1623. Exp. 1620. August Nr. 22. Ebd. Ebd. pray/miller (wie Anm. 16), 78. – ÖStA, HKA HKR 1620–1623. – TNA SP Türkey (97/7) fol. 201. Der Text erwähnt noch einen Ferenc Demjén (oder Diak Ferencz), der aber Anfang November in Konstantinopel war.

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den Konföderierten eine Allianz schloss. Neben dieser sollte Balassi noch eine andere, von den Türken sehr begehrte Aufgabe erfüllen, und zwar den siebenbürgischen Tribut an die Hohe Pforte entrichten. Balassi hielt sich in Konstantinopel bis zum 9. April 1620 auf. Währenddessen wurde auch eine andere Person in die Großwesirswürde erhoben. Seit dem 23. Dezember leitete Güzelce/Çelebi Ali die osmanische Außenpolitik.44 Der Wechsel auf dem zweitwichtigsten Posten des Osmanischen Reichs war vorauszusehen. Gürci Mehmed Pascha sagte dem siebenbürgischen Agenten, als dieser sich beklagte, dass der Iskender Pascha und der Moldauer Fürst Gaspar Graziani gegen den Fürsten Bethlen paktierten: „[…] ein solcher Mann kommt, so dass die Unterhose am Hintern von Gaspar Beg in kurzer Zeit entzündet wird.“45 Bethlen passte sich an die neue Situation an. Obwohl die ungarischen Stände ihm die Königswürde am 8. Januar 1621 anboten, wies er sie zurück, da er noch keine Genehmigung seitens der Hohen Pforte erhalten hatte. Die ungarische Fürstenwürde nahm er dagegen an. In einer neueren Instruktion listete er eine Menge bis dato nicht verwendeter Argumente für seine Königswahl auf. Darin wird ersichtlich, dass er nicht verstehen konnte, warum das Osmanische Reich den Frieden mit den Habsburgern aufrechterhalten wollte. Seiner Meinung nach gab es kein Friedensabkommen mit Kaiser Ferdinand. Der Friedensvertrag war zwischen der Hohen Pforte und dem „Land Ungarn“ geschlossen worden.46 Nach der Erzählung von Borsos scheint es wahrscheinlich, dass dieses bedeutende staatsjuristische Argument von dem holländischen Orator, Cornelius Haga, stammte, wonach Ungarn ein freies, vom Kaisertum unabhängiges Land sei, die Königswahl also davon unabhängig zu geschehen habe. Wenn aber die Ungarn ein neuer König regiere und sie den Frieden mit dem Sultan aufrechterhalten wollten, so müsse ein neuer Vertrag entstehen, in welchem der Name des neuen Königs erwähnt werde.47 Ob der neuen Instruktionen erhalten wir eine Erklärung, warum er den Königstitel nicht annahm. In der Generalversammlung (generális gyűlés), das heißt im Landtag, gab der Fürst bekannt, dass kurze Zeit zuvor dem Kaiser in Wien mündlich von einem Tschausch sowie schriftlich durch den Lehrer des Sultans mitgeteilt wurde, dass die Pforte ihm nicht erlaube, den Frieden mit dem Kaiser zu brechen: Gegen die Absicht des Sultans wollte er also nicht handeln. Er verschwieg aber nicht, dass, wenn die Hohe Pforte ihn unterstütze, er sich krönen lasse. Ebenso erwähnte er wieder die Angelegenheiten der konföderierten Länder. Es wäre eine schlechte Entscheidung der Hohen Pforte, diese reichen Länder als Bundesgenos44 45 46

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danişMend, İsmail Hâmi: Osmanlı Devlet Erkânı. İzahlı Osmanlı Tarihi Kronolojisi [Die Stützpfeiler des Osmanenreichs. Eine ausführliche osmanische historische Chronologie]. Bd. V. Istanbul 1971, 30. „[…] leszen oly ember, hogy igen hamar meggyúl a gatya az seggin Gáspár bégnek.“ bOrsOs (wie Anm. 10), 372. Schreiben von Fürst Bethlen an die Gesandten Ferenc Balassi und István Korlát. Kaschau, 23. März 1620. Oklevelek Bethlen Gábor MDCXIX/XXI. hadjárata történetéhez [Akten zur Geschichte des Feldzugs von Gábor Bethlen MDCXIX/XXI]. Hg. v. Sándor szilágyi. In: Magyar Történelmi Tár 4 (1857), 197. mikó (wie Anm. 10), 238. – grOOt, A. H. de: The Ottoman Empire and the Dutch Republic. History of the Earliest Diplomatic Relations 1610–1630. Leiden-Istanbul 1978.

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sen zurückzuweisen. Der Fürst forderte, dass der Großwesir, die Königswahl betreffend, eine Bestätigung („Assecuratoria-Brief“, das heißt Versicherungsurkunde) ausarbeite.48 Inzwischen verfestigten sich die diplomatischen Auseinandersetzungen unter den rivalisierenden Parteien an der Hohen Pforte. Nachdem die ungarischen Gesandten zu Bethlen zurückgekehrt waren, gelangte am 16. April des Jahres der pfälzische Abgesandte Heinrich Bitter nach Konstantinopel. Er brachte mit Wappen versiegelte Briefe der böhmischen Stände mit und erhielt eine Audienz bei Sultan Osman II. Dessen Antwort fiel günstig aus, da die Böhmen einen jährlichen Tribut für die Unterstützung versprachen. Als Bittner nach Prag zurückreiste, begleitete ihn Tschausch Mehmed Ağa, der am 5. Juli an einer feierlichen Audienz des Winterkönigs teilnahm. Die Mission von Bittner war auch für Bethlen sehr erfolgreich, da die Türken unter anderem die Genehmigung seiner Krönung versprachen.49 Ludwig von Molardt – das sei ob der Chronologie erwähnt – verbrachte wohl eine ungewisse Zeit in Konstantinopel: Er versuchte, den Gerüchten um die Konföderierten und Bethlen entgegenzutreten, hatte aber bereits seit sechs Monaten keine Informationen mehr aus der Heimat erhalten.50 Der „Asseccuratoria-Brief“ über die freie Königswahl ist in zwei Versionen überliefert: Die offizielle ungarische Übersetzung wurde bereits veröffentlicht.51 Eine unbekannte Version fand sich jedoch im Bestand des Familienarchivs von Thurzó.52 Mihály Tholdalagi, der siebenbürgische Kapukethüda (ständiger Botschafter in Konstantinopel), hielt in seinem Diarium am 27. Juni 1620 fest, dass der Großwesir dem Fürsten Bethlen eine angemessene Antwort geschrieben und diese durch Zsigmond Török und Jusuf Ağa nach Ungarn versandt habe.53 Die Wichtigkeit der Urkunde wird dadurch deutlich, dass zur selben Zeit, als man die ungarische Übersetzung in die deutsche Sprache übertrug, der Text auch als Flugschrift veröffentlicht wurde: „Deß Türkischen Kaysers Hülff Dem Fürsten inn Siebenbürgen/ Bethlehem Gabor/ nunmehr erwöhlten König in Vngarn /vnd dessen Ständen 48 49

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Fürst Bethlens Schreiben an die Gesandten Ferenc Balassi und István Korlát. Kaschau, 23. März 1620. Török-magyar államokmánytár [Türkisch-ungarische Staatsurkundensammlung]. Bd. I. Hg. v. Sándor szilágyi. Pest 1968, 208. FOrst, H[ermann]: Der türkische Gesandte in Prag 1620 und der Briefwechsel des Winterkönigs mit Sultan Osman II. In: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 16 (1895), 566–581, hier 569. Den Aufsatz hat Dr. Nedim Zahirović (GWZO) für mich besorgt, wofür ich ihm danke. Bericht von Ludwig von Molardt. Konstantinopel, 23. April 1620. pray/miller (wie Anm. 16), 131–136. Schreiben von Sultan Osman II. an die ungarischen Stände. Konstantinopel, 20. Receb 1029/21. Juni 1620. Török magyarkori államokmánytár [Staatsurkundensammlung aus der türkisch-ungarischen Zeit]. Bd. I. Hg. v. Áron sziláDy und Sándor szilágyi. Pest 1868, 224 f., Nr. CXXXI. Die lateinische Übersetzung siehe in Magyar Tudományos Akadémia [Ungarische Akademie der Wissenschaften] Tört. 4r. 115. 41–45. „Sultani Ottomani Imperatoris Turcarum, tum ad suam Serenitatem, tum ad universos Regni Hungariae Status datarum Translatio.“ MOL E 196. Thurzó lt. 2. cs. Fasc. 5. Nr. 56., fol. 190. Erdélyi tőrténelmi adatok. Bd. I: Tholdalagi Mihály emlékiratai [Historische Akten aus Siebenbürgen. Bd. I: Memoiren von Mihály Tholdalagi]. Hg. v. Imre mikó. Kolozsvár 1855, 229.

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/auch der Confaederierten Landen versprochen.“54 Diese Version ist im Anhang der vorliegenden Arbeit zu finden. Obwohl die osmanischen Gesandten auf dem Landtag von Neusohl (ung. Besztercebánya, sk. Banská Bistrica) zwischen dem 18. und 25. August 1620 die Urkunde verlasen, also die längst geforderte Erlaubnis vorhanden war, ließ sich Bethlen bloß zum König wählen, nicht jedoch krönen. Zum feierlichen Akt erschienen auch die Gesandten der konföderierten Länder.55 Es verdeutlicht die internationale Bedeutung dieses Ereignisses, dass der englische Botschafter in Wien, John Carpenter, die Ereignisse im Detail analysierte.56 Von dem Landtag aus reiste eine gemeinsame Gesandtschaft nach Konstantinopel, die erst am Samstag, den 14. November 1620, ankam. Obwohl die persische Mission schon zwei Wochen in Konstantinopel weilte, wurden ihr die ungarischböhmischen Diplomaten vorgezogen, denn der Großwesir empfing sie schon am folgenden Tag. Bethlen hatte eine Instruktion für die Verhandlungen und auch eine Liste der Beschwerden gegen das Haus Habsburg vorbereitet,57 die den Diplomaten István Dóczy, Johann Khölln und János Rimay in den Verhandlungen als Ausgangspunkt dienten. Aus den gut erhaltenen Quellen tritt immer wieder der Wunsch des erwählten ungarischen Königs hervor, den Friedensvertrag von Zsitvatorok, der im Jahr 1615 von Matthias II. ratifiziert worden war, als König von Ungarn mit eigenem Namen erneuern zu wollen.58 Der Fürst ließ einen neuen Entwurf des Friedensvertrags Ende 1620 anfertigen, der dann ins Türkische und ausgehend davon wieder ins Ungarische übersetzt wurde. Das Datum des Dokuments lautet Muharrem 1030 (26. November bis 25. Dezember 1620).59 Die osmanische Auffassung war nicht eindeutig. Je schlechter die Nachrichten von dem böhmisch-habsburgischen Kriegsschauplatz wurden, desto mehr nahm der Einfluss jener Partei bei der Hohen Pforte zu, die den Ungarn Hilfe leisten wollte. Am 4. Februar hielt der Diwan eine mit Kerzen erleuchtete Abendsitzung ab, in der über die Unterstützung Ungarns entschieden wurde. János Rimay informierte noch in dieser stürmischen Winternacht seinen Herrn, dass die erwartete osmanische Mi54 55

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Magyar Tudományos Akadémia, Kézirattár [Ungarische Akademie der Wissenschaften, Manuskriptsammlung] (fortan MTA K), RMIr II. 43. Gründtlicher und warhaffter Bericht/ was massen der Durchleuchtigst Fürst und Herr/ Herr Gabriel Bethlen Fürst in Ungern und Siebenbürgen/ [et]c. zum König in Ungern erwehlt und außgeruffen. In: Sechs Underschiedtliche/ hochwichtige und erhebliche Schreiben und Bedencken. Gedruckt im Jahr 1621. kurucz, György: Die britische Diplomatie und Ungarn vom 14. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. In: Ungarn-Jahrbuch. Zeitschrift für die Kunde Ungarns und verwandte Gebiete 24 (1998/99), 31–68, hier 50. MOL R 298. Erdélyi iratok [Siebenbürgische Akten], fol. 80–86. – Rozsnyai Dávid, az utolsó török deák történeti maradványai [Die historischen Relikte des letzten Dolmetschers für Türkisch, Dávid Rozsnyai]. Hg. v. Sándor szilágyi. Pest 1867, 95–117 und 117–127. Eine unbekannte Textversion findet sich unter folgender Signatur: Magyar Tudományos Akadémia Könyvtára Keleti Gyűjteménye [Orientalische Sammlung der Bibliothek der Ungarischen Akademie der Wissenschaften], Török, Qu. 115. Rimay János összes művei [Sämtliche Werke von János Rimay]. Hg. v. Sándor eckharDt. Budapest 1955, 369. Rozsnyai Dávid (wie Anm. 57), 117–127. – pray/miller (wie Anm. 16), 188–201.

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litärhilfe geleistet werde und zu allererst die Tataren aus der Krim zu Bethlen beordert würden.60 Am 19. Februar teilte Rimay dem Fürsten mit, dass alle Angelegenheiten zu seinen Gunsten erledigt würden, nur der neue Vertrag mit Ungarn würde Schwierigkeiten bereiten. Es schien den Osmanen in dieser Situation leichter zu sein, die Friedensverhandlungen aus dem Jahr 1606 einfach zu wiederholen und dafür im Frühling einen Kommissionär nach Ungarn zu senden.61 Bethlen wollte den Eifer des Großwesirs durch eine übermäßig hohe Geldsumme honorieren: Komme die geforderte Militärhilfe – die Tataren, die Reiterei und die Infanteristen der unter dem Pascha von Ofen dienenden Sandschaken – rechtzeitig im April an, so erhalte der Großwesir in zwei Raten insgesamt 200.000 Gulden.62 Allerdings konnte Großwesir Güzelce Ali dieses verlockende Angebot nicht mehr einfordern, da er am 9. März während der Vorbereitung eines tatsächlich geplanten Krieges verstarb. Das Ziel des großherrlichen Feldzugs (sefer-i hümayun) war aber nicht das Habsburgerreich – wiewohl er dafür seine ganze Überzeugungskraft eingesetzt hatte –,63 sondern Polen.64 Obwohl Quelleneditionen und historische Abhandlungen immer wieder den Eindruck erwecken, dass ein Bündnis zwischen Bethlen und der Hohen Pforte trotz allem realisiert wurde, muss ich aufgrund der momentanen Quellensituation und im Gegensatz dazu feststellen, dass eine affirmative Vertragsurkunde weder an die Böhmen noch an die Ungarn gesandt wurde. In der Sammlung von Georg Pray wird ein Dokument erwähnt, das als Athname (Ahdname, Vertragsurkunde) der Konföderation gelten dürfte. Diese Urkunde stellt aber lediglich eine Wunschliste dar, ein Bündnisschluss unter Bezugnahme der überlieferten Dokumente der gemeinsamen Gesandtschaften lässt sich daraus nicht rekonstruieren.65 Dasselbe gilt für einen etwaigen neuen Frieden mit Ungarn. Es gibt noch zwei undatierte Vertragsurkunden des Sultans für Gábor Bethlen, die in den Quelleneditionen den Jahren 1619/20 zugeordnet wurden. Die erste Urkunde ist ein Vertrag, demgemäß die sieben oberungarischen Komitate und das Hajdúság (Haiduckenland) auf Wunsch der oberungarischen Stände unter den Fürsten Bethlen gestellt wurden.66 Da Sultan Murad IV. (1620–1643) der Unterzeichner ist, der nach Osman II. (1618–1622) regierte, wird klar, dass diese Urkunde erst später herausgegeben wurde. Die Quellenforschung hat plausibel gemacht, dass sie im Jahr 1629 erlassen wurde. Im selben Jahr verstarb Bethlen. 60 61 62 63 64

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Rimay (wie Anm. 58), 369. Ebd., 372 f. mikó (wie Anm. 53), 359. MOL R 210. Sammlung Tunyogi-Csapó, fol. 22–23 und 32–33, das Original 39–44 aus der sogenannten Tunyogi-Kopie aus dem 19. Jahrhundert. – MTA K, 8r., fol. 20v. 10. April 1621. „Memoraliae pro Generoso Joanne Rimai“. Grausame Zeiten in der Moldau. Die Moldauische Chronik des Miron Costin (1593–1661). Hg. v. Adolf aRmbRusteR. Graz-Wien-Köln 1980, 95–107. – KołodziejczyK, Dariusz: OttomanPolish Diplomatic Relations (15th–18th Century). An Annotated Edition of ‘Ahdnames and Other Documents. Leiden-Boston-Köln 2000, 376–387, Dokument 35 und 36. Rozsnyai Dávid (wie Anm. 57), 117–127. – PRay/milleR (wie Anm. 16), 188–201. Rozsnyai Dávid (wie Anm. 57), 77–79. – MOL R 288. Erdélyi iratok [Siebenbürgische Akten], Tit. I., fol. 79.

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Im Fall der zweiten Urkunde war der Vermittler ein gewisser Ferenc Balassi, der in den Jahren 1619 bis 1621 als Gesandter regelmäßig zwischen der Hohen Pforte und Siebenbürgen verhandelte. Die Originalität dieses Vertragsbriefs ist mit den osmanischen Chroniken von Kâtib Çelebi und Mustafa Na̔îmâ zu beweisen.67 Man muss trotz allem annehmen, dass Ende 1620 beziehungsweise Anfang 1630 ein Entwurf des Ahdname durch Bethlen angefertigt wurde. Auch füge ich hinzu, dass der Text nach dem Friedensschluss von Nikolsburg (31. Dezember 1621, ratifiziert am 6. Januar 1622) zwischen Gábor Bethlen und Kaiser Ferdinand II. modifiziert wurde, sodass er die tatsächliche Situation nach dem Friedensabkommen widerspiegelte. Demgemäß sollte der Fürst die Stephanskrone und die nord- und westungarischen Komitate dem Kaiser übergeben, nur die genannten sieben Komitate blieben in seiner Hand. Die Regelung und die staatsjuristische Stellung des Gebiets waren bemerkenswert: Der Sultan inaugurierte keinen König, über die Bewohner zu herrschen, sondern stellte den Landesteil unter siebenbürgische Oberhoheit. Die Urkunde befindet sich in der Sammlung von Ferîdun Beğ und wurde ins Ungarische übersetzt.68 Es scheint sehr wahrscheinlich zu sein, dass der Vertrag weder den Ständen noch dem Fürsten zugeschickt wurde. Ebenso fehlen Angaben darüber, ob dieser jemals als diplomatisches Instrument Verwendung fand. Eine aus dem Jahr 1644 stammende Diwan-Registratur erlaubt folgende Interpretation: Fürst Bethlen konnte nicht gekrönt werden, da er über keine entsprechende Abstammung verfügte. „[Bethlen] eroberte im Jahre 103269 die Burg Pressburg, wo man die Kronen [sic!] aufbewahrte. Die Vornehmen des Landes genehmigten ob der Ehre der Krone nicht, dass er gekrönt wird, da er nicht vornehm genug sei, und [die Krone] wurde wieder in die erwähnte Burg zurückgebracht.“70 Diese Feststellung der Pforte war nicht gerechtfertigt, lag es doch nicht an den Adeligen Ungarns, dass Bethlen nicht gekrönt wurde. Obwohl er während der in dieser Arbeit betrachteten Jahre dreimal versuchte, die Krone zu erlangen, musste er letztlich auf sie verzichten. Bethlen war Realpolitiker genug, um die Stellung Ungarns zwischen den Großmächten richtig einzuschätzen und für sich die Regel festzulegen, dass er die Krone ohne die Erlaubnis und die militärische Hilfe der Hohen Pforte gegen die Habsburger nicht halten konnte. Bleibt die Frage, weshalb 67

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FerîDûN, Ahmed Beğ: Mecmû̔a-i münşe‘âtü s-selâtîn [Die Sammlung von Sultansschriften]. Bd. II. Istanbul 1275 (1858), 446–448. Die rumänische Übersetzung mit einem falschen Datum (1614) siehe bei tahsiN, Gemil: Relaţiile Ţărilor Române cu Poarta Otomană în Documente Turceşti (1601–1712) [Die Beziehungen der rumänischen Fürstentümer zur osmanischen Pforte nach den osmanischen Urkunden (1601–1712)]. Bucureşti 1984, 163 f. – kâtib, Çelebi: Fezleke-i Kâtib Çelebi [Zusammenfassung von Kâtib Çelebi]. Istanbul 1286 (1869), 365 f. – na̔îMâ, Mustafa: Târîh-i Na̔îmâ [Die Chronik von Na̔îmâ]. Bd. II. Istanbul 1283 (1866), 134–136. Die ungarische Übersetzung siehe bei karácsON, Imre: Török-magyar oklevéltár 1533–1789 [Türkisch-ungarische Aktensammlung]. Budapest 1914, 198–200. Rozsnyai Dávid (wie Anm. 57), 117–127. – pray/miller (wie Anm. 16), 188–201. Das Jahr des Datums ist falsch, es sollte korrekt nach Hidschra 1031 heißen. Niedersächsische Nationalbibliothek, Göttingen. 4o Cod. MS. Turcica 29. 1a. Im Original: „1032 senesinde koronaların mahfuz olan Pojon kalesin feth edüb koronaların ahş iken ayan-i vilayet bi-nesebliği sebebi ile korona giydüğüne riza vermeyüb yine kale-i mezburede alıkonmuşlar.“

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die Osmanen Bethlens militärische Intervention und sein Bündnis mit den konföderierten Ländern nicht untersagten? Für die Hohe Pforte erwies es sich letztlich als vorteilhaft, die „Konkurrenz“ in Europa durch militärische und diplomatische Angriffe zu schwächen und den labilen Frieden auf diese Weise zu bewahren.

Anhang71 Des Türkischen Kaysers Hülff dem Fürsten inn Siebenbürgen / Bethlehem Gabor / nunmehr erwöhlten König in Vngarn / vnd desselben Städten / auch der Confaederirten Landen versprochen. Gedruckt zu Preßburg / Im Jahr MDCXX. Türkische Hülff / den Vngarn versprochen: Wie Copia Schreibens deß Sultans Ottomannt Türkischen Kaysers / an den Fürsten in Siebenbürgen / nunmehr erwöhlten König in Vngern Bethlem Gabor / so wol an die gesambte Stände desselben Königreichs / abgangen in Teutsch also lautend erweiset. Du im Glauben deß Allerheiligsten Jesu erleuchter Fürst / der du Gabriel Bethlehem heissest / der Anfang vnd das Ende seiner sachen / wolle die wie auch den Löblichen vnnd ansehenlichen Ständen deß Königreichs Hungarn / glückselig seyn / der grosse Gott schaffe vnnd würcke darinn alles Gedeyen / nach vorbringung dises vnsers vortrefflichen vnd mächtigen Schreibens / wollet verständiget seyn / wie folgt. Erstlich erinnern wir vns dessen / daß das Fürstenthumb Siebenbürgen / von zeit vnsers nunmehr in GOTT ruhenden Anherrn recht biß auff diese gegenwertige zeit / vnsers erhöheten Stuls Fußschämel trewlich gehalten / vnd demselben angehangen / zweiffels one darumb daß wir angeregtes Fürstentumb in seiner Freyheit / wie vnser Vorfahren erhalten vnd geschützt / auch dasselbe forthin zu thun gemayndt seyn: Weil dann die Vngarische Nation dich vor ihren vornembsten Protectorn vnd / Fürsten erwehlet / so wol auch die Löbliche Vngarische Ständt sich mit vnns in Beredtnuß deß heylsamen Friedens einzulassen / vnd denselben zuhalten / auch mehrers vnd kräfftiger als bißhero geschehen zu confirmiren / vnd zubestättigen vorhabens seyn / vnd daß ebener massen von vns gegen ihnen dieser Fried in obacht genommen vnd erhalten werde. Geben derohalben wir euch zuvernemen / das allen den jenigen so zu vnsers Stulsfußschämel zuflucht nemen / von vns Fried vnnd Schutz begehren / vnserer hochwerten Porten / Thor ofnen stehet / welche niemand vor ihnen zuschleust / euch aber wollen wir von solchen Frieden erinnern / sintemal gedachter Fürst / sich von euch obligirt vnd zusagt / daß wir sollen alle die jenigen / so mit einander eintrechtiglich weren / vermög vnsers Gewissens vnd vestiglichen Juraments beschüzen vnd in Ehrenstand vnd Würden erhalten. So geloben vnnd zusagen wir vor gewiß / das wir vmb deß Ferdinandi willen / oder ihms zugefallen / die löbliche vnnd hochberühmbte Nation in keinerley weiß noch weg nicht außschliessen / sondern woferrn dieselbigen zu vnserer Großmächtigisten Kayserlichen Hochheit sich mit auffrichtigem Gemüht vnnd Herz erweisen werden / in ihrer obligenden notdurfft / Wann sie es jmmer begehren: Inmassen solches ohne das zuvor vnser Jurament außweist: auch nicht ein einigen / oder den geringsten auß jhnen belästigen zulassen / sondern ihnen mit aller Hülff vonn Schuzt bey zuspringen / vnnd höchstem vnserm vermögen nach / die Feind von ihnen abtreiben vnd abwenden wöllen.

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MTA K, RMIr II. 43.

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Zum andern / nach dem ihr zuvor den Ferdinandum zu ewrem König erwöhlt / der aber euch / so wol die Böhmischen / vnnd andere zugehörige Länder vnnd Nationes / wie in der Religion / also auch in den Privilegiis zubedrängen willens / also das euch freyer weiß zuleben gefährlich were / so würde er auch / was er euch immer zusaget / dasselbige nicht leisten / sondern über euch Herrschende / ewer Gemüht vnd Herz in Trübseligkeit bringen. Wann ihr dann sein übels vornehmen gefährlich zu seyn verspürt / mit dem vermelden / ihr wöllet zu gleich neben den andern vereinigten Königreich zu Vns in sonderbahre Bottschafft abfertigen / vnd vnser Gütigkeit vnnd Schuzes erwarten. Da dieses von euch beschehe / wollen wir euch gewißlich in vnser Großmächtige Kayserliche Pfleg vnd Versorgung nehmen / vnd wer etwa bey zeiten vnserer Vorfahren ihnen trew vnnd auffrichtig gewesen / deren / von ihnen / mit Hülff vnnd Schuz auch allerley andern Succurs rümlicher weiß bey gesprungen worden. Also wollen ebener massen auch wir euch krafft vnser Vnüberwindlichen Großmächtigen Kayserlichen Hocheit mit Hülff vnnd Schutz beywohnen / welches ihr gewißlich in der That erfähren sollet. Im fall ihr aber euch einen König erwehlen wollet / so sollet ihr denselben nach ewren eigenen Freyheiten / Rechten vnd Ordnung vnd einhelliglich wehlen / also das er euch rechtschaffen / vorstehe vnnd versorge / gegen vnser Kayserlich Hochheit aber auffrichtige gutwilligkeit erweise / mit deme wir auch den heysamen Frieden im werck vnd der that halten / so wol das Königreich Hungarn sampt dessen Gubernament vnd verwaltung / in beständigen Ehrerbietung / beschützen vnd erhalten wollen / das ist vnser Eydt vnnd Jurament. Wir wöllen auch vermög dieses Juraments / daß diß vnser Schreiben von euch allerseits vor gewiß vnd wahrhafftig gehalten werde / vnd dasselbe getrewlich zuverwahren / daß dieses von vns / vermög obangedeuteten Juraments geleist vnd vollzogen werden wird. An dem allem die Hochansehenlich Nation nicht zweiffeln / noch einig andere Gedancken / in denselben Herz vnd Gemüht kommen lassen sollen: Angesehen dieselbe allerseits vnter vnserm Großmächtigen Kayserlichen Schatten / sicherlich in Fried ruhen vnd verbleiben können: Geben in Unserer Statt Constantinopel / den 26. Monats Recres genandt / im Jahr deß Propheten Mahomets 1029.

Ekkehard Eickhoff

Die Selbstbehauptung Venedigs gegen das Osmanische Reich: Strategien und Agenten 1. Als sich die Türken zehn Jahre nach der Eroberung Konstantinopels 1453 an den Binnengrenzen Dalmatiens festgesetzt hatten, sah sich die Republik Venedig vom Osmanischen Reich existenziell bedroht – wie alle Reiche Südosteuropas. Doch das Verhältnis Venedigs zur Hohen Pforte war durchaus singulär: Da die Osmanen die Meerengen kontrollierten, war für Venedig, das seinen allseits beneideten Reichtum und letztlich auch seine neu begründete Macht auf dem Festland dem Orienthandel verdankte, ein Modus Vivendi mit der Pforte lebensnotwendig. Alle weiteren osmanischen Expansionen im Mittelmeer fügten der Seerepublik schwere Verluste zu. Mit der Wegnahme von Negroponte (griech. Euböa) durch Mehmed II. (1444–1446/1451–1481), ihrer ägäischen Inseln durch Süleyman den Prächtigen (1520–1566) sowie Zyperns (spätestens 1573) durch Selim II. (1566–1574) verlor Venedig strategisch und kommerziell wertvollen Kolonialbesitz. Venezianische Kommandanten verteidigten die ägäischen Seefestungen mit großem Mut, für den sie meistens mit dem Leben bezahlten. Dennoch versuchte die Republik noch während der Feindseligkeiten hartnäckig, Friedensverhandlungen mit der Hohen Pforte in die Wege zu leiten, um ihre Handelsprivilegien zu erneuern – oft gemindert und immer teuer bezahlt, wie etwa nach dem Fall Konstantinopels, während des 16-jährigen Krieges mit Mehmed II. (1463–1479) und nach dem neuerlichen Kriegsausbruch 1502. Damals ruinierte die Öffnung des Seewegs nach Indien Venedigs hochrentable Gewürz- und Seidenimporte. Als diese in den Umschlagplätzen Beirut und Alexandria wieder in Gang kamen, gerieten Syrien 1516 und Ägypten 1517 in osmanische Hand, sodass die Serenissima auch hier auf osmanische Duldung angewiesen blieb.1 Und sie sah sich trotz des Seesieges von Lepanto 1571 und des Verlusts von Zypern genötigt, neuerlich Frieden zu schließen (1574). Jedes Mal wurden territoriale Einbußen bestätigt und Tributverpflichtungen hingenommen. Dafür waren die Abschlüsse zeitlich unbegrenzt.

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Vgl. laNe, Frederic C.: Venice. A Maritime Republic. Baltimore-London 1973, 241–249, 285– 299. – ashtON, Eliyahu: La découverte de la voie maritime aux Indes et les prix des épices [1973]. In: Studies on the Levantine Trade in the Middle Ages. Variorum Reprints. Hg. v. Dems. London 1978. – Ders.: Levant Trade in the Middle Ages. Princeton 1983, 433–502. – FelDbauer, Peter/mOrrissey, John: Weltmacht mit Ruder und Segel. Geschichte der Republik Venedig 800–1600. Essen 2004, 99–113, 129–140, 157–169. – crOWley, Roger: Entscheidung im Mittelmeer. Europas Seekrieg gegen das Osmanische Reich 1521–1580. Stuttgart 2009.

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Auf der Gegenseite war die Eroberung Venedigs niemals Hauptziel osmanischer Politik, im Gegensatz zur Einnahme von Belgrad oder Wien. Dem Serail und den Führungsgruppen in Konstantinopel war es willkommen, durch die venezianische Kaufmannschaft vor Ort Luxusgüter des Ostens und Westens verfügbar zu haben. Der Padischah führte demnach auch Krieg gegen die Republik, als das Festland rund um die Ägäis osmanisch war und ihn der venezianische Inselbesitz dazwischen „störte“. Natürlich stand auch die Republik den Ansprüchen der Osmanen auf die Weltherrschaft entgegen, die nach den gewaltigen Siegeszügen Süleymans des Prächtigen in greifbarer Nähe schien. In der Stiftungsinschrift seiner großen Moschee in Konstantinopel bezeichnete sich der Sultan folglich auch als: „Mächtig durch Gottes Macht und sein Vertreter auf Erden […] Herr aller Länder und Gottes Schatten über allen Völkern […].“2 Später verblasste die Weltherrschafts-Idee, als die osmanischen Offensiven bei rund 100 Tagesmärschen Entfernung von den Kasernen am Bosporus auf ihre logistischen Grenzen stießen.3 Grundsätzlich empfing und duldete der Padischah Gesandte in Konstantinopel, statt eigene in fremden Staatswesen zu stationieren. Er ließ sich durch Pfortenboten (Tschausche) zu Mitteilungen an sie herab oder blendete sie mit Großbotschaften zur Bestätigung eines Friedensschlusses und zu glanzvoller Demonstration eigener Macht. Doch mit Venedig verhandelten zwei der bedeutendsten Großwesire der osmanischen Geschichte, Mehmed Sokollu und Fâzıl Ahmed Pascha Köprülü, aus eigener Initiative – Ersterer, um 1573/74 bei der Republik die Möglichkeit eines Bündnisses zu sondieren,4 Ahmed Köprülü 1663, um einen Kompromissfrieden anzubahnen, beides verlief im Sand. In Venedig erschienen Pfortenboten für politische Mitteilungen und für Kontakte auf Geschäftsebene häufiger als irgendwo sonst.5 Auch sah man Venedig bei der Hohen Pforte als einen Vasallen wie die Republik Ragusa (kroat. Dubrovnik) an, solange es „Ehrengeschenke“ schickte. Die Beziehungen waren insgesamt von gewissen Eigenheiten geprägt. Die Venezianer sahen – ebenso wie ihre italienischen Landsleute – im osmanischen Herrscher, dem Padischah in Konstantinopel, den Erzfeind der Republik und des christlichen Glaubens. Sein Bild war durch Strafaktionen und plakative Grau2 3

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Übersetzung der Stifterinschrift in der Süleymaniye-Moschee bei İnaLciK, Halil: State and Ideology under Sultan Süleyman I. In: The Middle East and the Balkans under the Ottoman Empire. Hg. v. Dems. Bloomington 1993, 71–94, hier 78. buchmaNN, Bertrand Michael: Österreich und das Osmanische Reich. Eine bilaterale Geschichte. Wien 1999, 105. Grundsätzliches zur osmanischen Außenpolitik und den Grenzen ihrer Erforschung bei FarOqhi, Suraiya: The Ottoman Empire and the World around it. London 2004, 4–12. Sokollu Mehmed Paschas Unterhändler war der aus Deutschland stammende jüdische Arzt Rabbi Salomon. Der Großwesir beglaubigte ihn als seinen eigenen, nicht als des Sultans Gesandten. ziNkeiseN, Johann Wilhelm: Geschichte des osmanischen Reichs in Europa. Bd. III. Gotha 1855, 371, 441 und 443 f. – brOsch, Moritz: Geschichten aus dem Leben dreier Großwesire. Gotha 1899, 34 f. – arbel, Benjamin: Medicine, Diplomacy and Trade. Solomon Ashkenazi and Venetian-Ottoman Relations 1564–1573. In: Trading Nations. Jews and Venetians in the Early Modern Mediterranean World. Hg. v. Dems. Leiden-New York-Köln 1995, 77–86. peDaNi, Maria Pia: In nome del Gran Signore. Inviati ottomani a Venezia dalla caduta di Costantinopoli alla Guerra di Candia. Deputazione di Storia Patria per le Venezie. Venezia 1994.

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samkeiten des Eroberers verfinstert. Zugleich aber war die venezianische Führungsschicht um Kenntnis des Gegners, seiner Verhaltens- und Lebensweisen bemüht, um mit ihm erfolgreich verhandeln zu können und mit dem angestrebten Modus Vivendi zurechtzukommen. Mit der Komplexität der auswärtigen Politik stieg die Qualität amtlicher Berichterstattung. Abschriften staatlicher Relationen und private Berichte über das Osmanische Reich waren immer gefragt. Das mehrfach in italienischer, deutscher und lateinischer Sprache aufgelegte Buch „Il Ottomanno“ des Venezianers Lazzaro Soranzo von 1598 bietet ein Beispiel für das Bemühen, osmanisches Wehrwesen und Staatsgefüge sowie die Verhältnisse in den Grenzräumen, die sich unter osmanischer Herrschaft befanden, zu erkunden und zu bewerten. Diese Deutung verriet aber eine so feindselige, auf Bekämpfung des Reichs von außen und innen bedachte Tendenz, dass der Druck in Venedig verboten wurde und man den Verfasser des Lands verwies.6 So war für die Republik die eigene Position in der osmanischen Hauptstadt von größter Bedeutung. Dort waren ein Botschafter, der Bailo, der auch hoheitliche Befugnisse gegenüber den eigenen Landsleuten besaß, sowie venezianische Kaufleute und Geistliche ständig präsent.7 Den Türken begegnete man außerdem im eigenen Territorium auf der ganzen Länge der dalmatinischen und albanischen Küstenprovinz. Dort konnten bevollmächtigte lokale Befehlshaber beider Seiten direkt über Einzelheiten von Waffenstillstands- und Grenzregelungen verhandeln.8 In Venedig selbst traf man alltäglich auf Orientalen aus dem Fondaco dei Turchi am Canal Grande.9 Auch im Kriegszustand ließ man türkische Kaufleute in Venedig und venezianische in Konstantinopel bis 1694 meistens gewähren – auch wenn es bei Unruhen in der osmanischen Residenzstadt Übergriffe und Gewalttaten gab. Die Documenti Turchi im venezianischen Staatsarchiv – obgleich nur staatliche Akten erfassend – deuten die Vielfalt der Berührungen mit Untertanen des Osmanischen Reichs an.10 Für andere Abendländer hatte die Lagunenstadt selbst schon 6

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sOraNzO, Lazzaro: L’ ottomano. Ferrara 1598. Mehrere Ausgaben erschienen in italienischer, deutscher und lateinischer Sprache. Soranzos Schilderung trug den Interessen der Habsburgermonarchie während des „Langen Türkenkriegs“ (1593–1606) Rechnung. Hierzu: Ottomannus. Von Zustand, Macht und Gewalt, auch anderen verborgenen heimlichen Sachen des Ottomanischen Türkischen Reiches. Hg. v. Hans hatteNhauer und Uwe bake. Frankfurt/Main u. a. 2009, xiv–xxx. simON, Bruno: I rappresentanti diplomatici veneziani a Costantinopoli. In: Venezia e i Turchi. Scontri confronti di due civiltà. Ausst.-Kat. Hg. v. Carlo piOVaNO. Milano 1985, 56–69. – cONciNa, Enzio: Venezia, Alterum Byzantium e Istanbul Ottomana. In: Il Doge e il Sultano. Mercatura, arte e relazioni nel primo 500. Hg. v. Dems. Roma [1997], 37–86. The Intimate Life of an Ottoman Statesman, Melek Ahmed Pasha (1581–1662) as Portrayed in Evliya Celebi’s Book of Travels (Seyahatname). Hg. v. Robert DaNkOFF. Albany 1991, 237– 239. – eickhOFF, Ekkehard: Venedig, Wien und die Osmanen. Umbruch in Südosteuropa 1645– 1700. Stuttgart 72009 [11971], 90 f. hOcquet, Jean-Claude: Venise et le monde turc. In: Venise et l’Orient 828–1797. Ausst.-Kat. Hg. v. Stefano carbONi u. a. Paris 2006, 36–51. I „Documenti turchi“ dell’Archivio di Stato di Venezia. Hg. v. Maria Pia peDaNi. Roma 1994. – curatOla, Giovanni: Venise et le monde musulman d’après les documents d’archives. In: Venise et l’Orient (wie Anm. 9), 52–57.

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orientalische Züge.11 Hier war jedermann den Anblick orientalischer Kleidung, Gesten und Waffen gewohnt. Das osmanische Großreich war in Venedig gefürchtet, jedoch nicht völlig fremd. Nach dem Vertrag von 1573 folgten 73 Jahre Frieden, danach die 73 Jahre des secolo di ferro, in dem Venedig zu drei Kriegen mit dem mächtigen Nachbarn genötigt wurde. 1645 landete unangekündigt eine osmanische Invasionsmacht auf der Insel Kreta, dem „Königreich Kandia“. Nicht zuletzt, da sich mit dem Besitz der Insel der königliche Rang Venedigs verband, leistete die Republik 25 Jahre lang erbitterten Widerstand. Es folgten die Kriege der Heiligen Liga von 1684, in denen Venedig auf dem Peloponnes das „Königreich Morea“ gewann, und der ebenso überraschende Krieg von 1715 bis 1718, in dem dieses wieder verloren ging.12 Die Hartnäckigkeit, mit der Venedig von 1645 bis 1669 Kreta verteidigte, war nicht zuletzt eine Folge des Rang- und Prestigedenkens der Barockzeit. Dabei war der venezianischen Führungsschicht durchaus bewusst, dass die Serenissima keine Großmacht mehr war und der Orienthandel zur See nicht mehr die Hauptquelle ihres Wohlstands bildete. Gerade deshalb jedoch konnte sich die Republik die langjährigen Kriege um Kandia und Morea leisten. Früher hätte wohl der Wunsch nach Wiederherstellung der Handelsverbindungen zur Levante die Oberhand gewonnen. Im Zeitalter des Barocks wie vor dem Ersten Weltkrieg wurde ein übertriebenes Rangbewusstsein zu einem Risikofaktor ersten Ranges.

2. Zur Behauptung gegen die erdrückende Übermacht des Osmanischen Reichs dienten der Republik zwei Instrumente: ihre Diplomatie und ihre Kriegsflotte. Denn auch als Venedig international nur noch ein nachgeordneter Akteur war, blieb es bis 1718 zur See eine Großmacht.13 Die adlige Führungsschicht identifizierte sich mit ihrer traditionsreichen Kriegsmarine, und junge Patrizier konnten sich in der stehenden Flotte bewähren und schulen. Wenn diese im Kriegsfall durch Serienfertigung im Arsenal verdoppelt oder verdreifacht wurde, standen für die Offiziersstellen an Bord genügend Nobili zur Verfügung. Diese erwiesen sich als professionelle Seeleute, die ihr Leben bedenkenlos in die Schanze schlugen. Manche von ihnen, die ihre Galeeren auf eigene Kosten bewaffneten und bemannten, riskierten und opferten dabei sogar ihr Privatvermögen, obwohl das venezianische Patriziat die Schwerpunkte seiner Unternehmen auf die Bewirtschaftung und Modernisierung 11 12

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hOWarD, Deborah: Venise, ville orientale. In: Venise et l’Orient (wie Anm. 9), 58–71. – schmiDt arcaNgeli, Catarina: La peinture „orientaliste“ à Venise du XVe au XVIIIe siècle. In: Ebd., 130–139. Zu den Kriegen von Kandia und der Heiligen Liga eickhOFF (wie Anm. 8) und kOhlhaas, Wilhelm: Candia 1645–1669. Die Tragödie einer abendländischen Verteidigung mit dem Nachspiel Athen 1687. Osnabrück 1978. – greeNe, Molly: Ruling an Island without a Navy. A comparative View of Venetian and Ottoman Crete. In: The Ottomans and the Sea. Hg. v. Kate Fleet. Roma 2001, 193–207. laNe (wie Anm. 1), 354–374, 406–421 – eickhOFF (wie Anm. 8), 77–80.

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der Latifundien sowie auf die Seiden- und Tuchindustrie verschoben hatte.14 Im Senat und vor allem zur See gewann der Patrizier jedoch Hochachtung bei seinesgleichen und auch Popularität in der bürgerlichen und proletarischen Mehrheit der Stadt. Bis zum Ende der Republik entsprach das Staatsverständnis eines Patriziers seinem Selbstverständnis.15 Noch Kaiser Joseph II. (1765–1790), der radikale Aufklärer, der Venedig ausgiebig besuchte und in der Stadt hoch kompetente Gesprächspartner fand, wollte den Antrieb dieses Führungssystems nicht begreifen. Wie konnte es angehen, dass es für viele Spitzenfunktionen keine materielle Vergütung gab? Wie konnte man erwarten, dass steinreiche und geschäftstüchtige Patrizier ihr Vermögen und ihre Gesundheit auf exponierten Posten für Gotteslohn ruinierten?16 Risikofreude und Zähigkeit der Führungsschicht prägten die maritime Strategie, mit der Venedig Kretas Besitz verteidigte. Seit der ersten Kampagne des Krieges 1646 suchte ein venezianisches Hochbordgeschwader die osmanische Reichsflotte mit Nachschub für Kandia am Ausgang der Dardanellen abzufangen, wo deren Entfaltung durch eine starke Oberflächenströmung behindert war. Aber der osmanische Großadmiral wartete eine Windstille ab und zog dann fast unbehelligt am Gegner vorbei. Daraufhin blockierten die Venezianer ab Januar 1647 die Dardanellen mit offenen Galeeren, die dicht gedrängte Bemannung nur durch eine Persenning gegen Sturm und Kälte geschützt – in einer Zeit, in der mediterrane Seefahrt selbst auf Hochbordschiffen von Mitte Oktober bis Ende März als Verrücktheit galt. Venedig gewann dann fast alle großen Seeschlachten, konnte aber Verstärkung für die Belagerer Kretas nie ganz verhindern. Erst im September 1669 ging der Konflikt zu Ende, als nach einer für beide Seiten extrem verlustreichen dreijährigen Belagerung der ruhmreiche Francesco Morosini – nicht dazu ermächtigt – die kretische Hauptstadt Kandia (griech. Iraklion) einem großmütigen Gegner übergab, dem Großwesir Ahmed Köprülü. Seit 1667 baute man im Arsenal von Venedig schwer bestückte Hochbordschiffe (Galeoni), die man vorher von den nordischen Seemächten und Hamburg gechartert hatte. Zugleich vollzog sich ein grundlegender Wandel der Taktik. Die Galeere, deren Feuerkraft sich auf den Bug konzentrierte, konnte den Gegner in 14

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Hocquet, Jean-Claude: La gente di mare – I quadri militari. In: Storia di Venezia. Bd. 12: Il Mare. Hg. v. Alberto tenenti und Ugo tucci. Roma 1991, 481–526. – tucci, Ugo: La pratica della navigazione. In: Ebd., 527–559. Über die osmanische Kriegsflotte grundlegend siehe UzUnçarşılı, İsmail Hakkı: Osmanlı devletinin merkez ve bahriye teşkilâtı [Die Zentralregierung und die Kriegsflotte im Osmanischen Reich]. Ankara 1948. Mit westlichen Vor- und Fehlurteilen über die osmanische Seemacht setzt sich auseinander Brummett, Palmira: The Ottomans as a World Power. What we don’t know about Ottoman Sea-Power. In: Ottomans and the Sea (wie Anm. 12), 1–21. – Bostan, İdris: Osmanlı Bahriye Teşkilatı: XVII. Yüzyilda Tersânei Âmire [Die osmanische Kriegsflotte: Das sultanische Arsenal [von Istanbul] im 17. Jahrhundert]. Ankara 1992. Für ein reiches Bildmaterial siehe bei Dems.: Kürekli ve yelkenli osmanı gemileri [Osmanische Ruder- und Segelschiffe]. Istanbul 2005. Weitere Quellen- und Literaturangaben über die venezianischen und osmanischen Flotten bei eickHoff (wie Anm. 8), 428 f. Ebd., 73–77. eickHoff, Ekkehard: Venedig – Spätes Feuerwerk. Glanz und Untergang der Republik 1700– 1797. Stuttgart 2006, 229–237.

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Fahrtrichtung attackieren. Segelkriegsschiffe hingegen führten die schwere Artillerie an den Breitseiten mit, und man übernahm von den atlantischen Seemächten die Taktik, in Kiellinie an der feindlichen Flotte entlang zu segeln, um sie mit dem Feuer dieser Breitseiten zu überschütten. Allerdings konnten die Galeonen, im Gegensatz zu den Galeeren, die Fahrt nicht willkürlich beschleunigen oder verlangsamen, sie mussten am Wind bleiben. Neben Zahl und Kaliber der Geschütze wurde die Schnelligkeit von Laden, Zielen und Feuern entscheidend. Schlachtschiffe mit zwei oder drei Decks für immer mehr Artillerie wurden auf Kiel gelegt.17 Statt wie bisher Matrosen und Kanoniere aus dem Norden anzuheuern, rekrutierten die Patrizier nun Seeleute unter den seefahrenden griechischen und kroatischen Untertanen der Republik aus Dalmatien und den Ionischen Inseln.18 Die Galeeren behielten ihren traditionellen Vorrang. So musste der Generalkapitän seine Standarte noch 1718 auf einer Großgaleere (bastarda) führen. Die Siege der Generalkapitäne Lazzaro Mocenigo und vor allem Francesco Morosini, Verteidiger Kandias (1667–1669), des Dogen und Oberbefehlshabers im Krieg von Morea wurden in ganz Europa gefeiert. Morosini ist heute noch in Italien als Seekriegsführer im nationalen Gedächtnis.19 An der nautischen Revolution sah man vorbei. Obwohl die osmanische Hauptmacht 1717/18 bereits aus vorzüglich geführten Linienschiffen bestand, konnten die venezianischen Hochbordschiffe in mehrtägigen Schlachten den in ganz Italien gefürchteten Durchbruch der Reichsflotte ins Ionische und Adriatische Meer verhindern, was ihrem strategischen Auftrag entsprach. Der Oberkommandierende Lodovico Flangini starb, wie Horatio Nelson, im Gefecht auf Deck in den Armen seiner Matrosen – und Venedigs erfolgreiche Hochbordflotte war in der Schlacht bei Kap Matapan 1718 stärker und verzeichnete größere Verluste als diejenige des britischen Admirals bei Abukir.20

3. Das zweite Feld venezianischer Selbstbehauptung war die Diplomatie. Venedigs Außenpolitik wurde vom Kleinen Rat um den Dogen und vom Senat bestimmt, der darüber sachkundig debattierte. Oft nahm der Rat der Zehn starken Einfluss. Diese 17 18 19

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cONciNa, Ennio: La costruzione navale. In: Storia di Venezia (wie Anm. 14), 211–258, hier 245–255. Del NegrO, Piero: La Milizia. In: Storia di Venezia. Bd. VII: La Venezia barocca. Hg. v. Gaetano cOzzi und Gino beNzONi. Roma 1997, 509–531, hier 517. Zu Herkunft und Schulung der Artilleristen an Bord scheint das Staatsarchiv in Venedig noch nicht ausgeschöpft. NierO, Antonio: Il monumento Mocenigo a S. Lazzaro dei Mendicanti. In: Venezia e la Difesa del Levante. Da Lepanto a Candia 1571–1670. Ausst.-Kat. Venezia 1986, 177–181. – tONiNi, Camillo: Der Palazzo Morosini: Ein schwieriges Erbe. In: Venezia! Kunst aus venezianischen Palästen. Ausst.-Kat. Übers. v. Annette kOpetzki. Bonn 2002, 202–209. Beide Autoren widmen sich dem Nachruhm Morosinis. – marassO, Laura/stOuraiti, Anastasia: Immagine del mito. La conquista veneziana della Morea (1684–1699). Venezia 2001. Keiner der beiden Oberkommandierenden (Lodovico Flangini und Marcantonio Diedo) fand Aufnahme in das „Dizionario biografico degli Italiani“ (bis jetzt 73 Bände). eickhOFF (wie Anm. 16), 49–51, 362.

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Außenpolitik war in der Frühen Neuzeit grundsätzlich defensiv. Im Kriegsfall suchte Venedig die Unterstützung der lateinischen Seemächte durch Subventionen und durch die Entsendung von Soldaten und befähigter Generäle für das Landheer, denn es gab trotz aller Rivalitäten eine abendländische Solidarität, zumindest gegenüber Piraten und gegen die verheerenden Beutezüge der Barbaresken.21 Nach ihrer Existenzkrise im frühen 16. Jahrhundert vermied die Republik grundsätzlich Verwicklungen in innerchristliche Koalitionen. Hauptschauplätze der stets aktiven venezianischen Diplomatie waren daher Rom, Paris, Wien und Madrid. Vor allem in Rom fand die Serenissima bei Pius V., Alexander VII. und Clemens IX. Rückhalt. Gegenüber den kleineren Mittelmeermächten drängten die Päpste auf ein direktes Eingreifen an der Seefront. Das Galeerengeschwader der Johanniter auf Malta und die Flotte des Papsts in Civitavecchia waren an nahezu allen maritimen Kampagnen der Republik beteiligt, meistens auch die des St.-Stefans-Ordens aus Livorno. Auch spanische Einheiten, selbst Kriegsschiffe aus Portugal und aus Genua, der säkularen Konkurrentin Venedigs, reihten sich gelegentlich in diese verbündeten Flotten ein. Durch den osmanischen Offensivdruck auf die ungarische Donauebene wurde die Habsburgermonarchie zum „Festlandsdegen“ der Serenissima. 1645 und 1715 suchte Venedigs Diplomatie alle Kräfte des Widerstands gegen die osmanische Expansion zu verknüpfen. Nach dem unerwarteten osmanischen Angriff auf Kreta reichten venezianische Initiativen 1645/46 sogar bis zur Adelsrepublik Polen-Litauen. Der Senator Giovanni Tiepolo, ein alter Freund des polnischen Wahlkönigs Władisław IV., wurde im Hochsommer 1645 als Sondergesandter mit großen Vollmachten nach Warschau entsandt. Der König plante eine Offensive gegen die Krimtataren, deren Einfälle Polen immer wieder verheerten. Das Eingreifen ihres osmanischen Oberherrn nahm er dabei in Kauf. Im März 1646 wurde die Hochzeit des Königs mit der französischen Prinzessin Marie-Louise von Gonzaga-Nevers gefeiert. Dazu erschienen Abgesandte der beiden Woiwoden der Moldau und der Walachei, Matei Bassarab und Vasile Lupu. Beide Fürsten und Vasile Lupus Schwiegersohn, der litauische Fürst Janusz Radziwiłł, vor allem aber der kriegerische Fürst György I. Rákóczy von Siebenbürgen, zeigten sich zu einer gemeinsamen Aktion gegen das Osmanische Reich bereit. Bis zum Sommer 1646 kamen König Władisław und Giovanni Tiepolo mit konkreten Absprachen eines gemeinsamen Angriffs von Polen-Litauen, der drei Donaufürstentümer und der Zaporoger Kosaken gegen die Osmanen weit voran. Aber der Senat in Venedig ließ das Projekt fallen, das schließlich am Widerstand der Magnaten in Warschau endgültig scheiterte.22 Im Jahr 1659 verfolgten venezianische Diplomaten ein vergleichbares Unternehmen. Nach einem blutigen Straffeldzug des Großwesirs Mehmed Köprülü gegen György II. Rákóczy von Siebenbürgen (1657) kehrte der abgesetzte Fürst zu21 22

bONO, Salvatore: Corsari nel Meditterraneo. Milano 1993. Überarbeitete Übersetzung: Piraten und Korsaren im Mittelmeer. Seekrieg, Handel und Sklaverei vom 16. bis 19. Jahrhundert. Stuttgart 2009. aNDreescu, Ştefan: The Relations between Venice and the Rumanian Principalities during the War of Candia. In: Italia e Romania. Due popoli due storie a confronto (secc. XIV.–XVIII.). Hg. v. Sante graciOtti. Firenze 1998, 159–169.

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rück und stand gemeinsam mit dem griechischen Abenteurer Radu Mihnea, dem neuen Woiwoden der Walachei, gegen die Hohe Pforte in Waffen (1659). Das türkische Militärpotenzial war zu Land durch die Celali-Aufstände in Anatolien und zur See durch die verlustreichen Niederlagen bei den Dardanellen geschwächt. Eine der Folgen war, dass die christliche Kaperfahrt blühte. In Venedig wurde daher der Plan geschmiedet, die Schlachtflotte der Serenissima mit den vereinten Korsaren der abendländischen Mittelmeerländer zu verstärken, mit ihnen die Meerengen zu durchbrechen und Konstantinopels hölzernes Häusermeer in Brand zu schießen. Die Kosten für diese Aktion der Korsaren sollten von den mediterranen Mächten aufgebracht werden, die deren Kaperbriefe ausgestellt hatten – also von Spanien mit Neapel-Sizilien, Frankreich und der Toskana. Die päpstlichen und Malteser Galeeren waren wie immer dabei. Tatsächlich operierte die venezianische Flotte – ohne Korsaren – das ganze Jahr 1659 über in der Ägäis und vor den Dardanellen. In der Walachei bezahlten Rákóczy und viele Tausende seiner Soldaten den Aufstand mit ihrem Leben; Radu Mihnea gelang die Flucht.23 Die Arbeit der venezianischen Diplomaten war anspruchsvoll. Weitreichende Vollmachten bedeuteten ein hohes Risiko. Weite Reisen durch das Heilige Römische Reich, nach Polen und Skandinavien waren unsicher und strapaziös. Das Amt des Bailo in der osmanischen Hauptstadt war besonders gefährlich, denn die Hohe Pforte hielt im Kriegsfall Gesandte des Gegners in Konstantinopel fest, wo sie ihrer Willkür ausgesetzt waren. Besonders hart traf es den Bailo Giovanni Cappello, der 1652, mitten im Krieg von Kandia, zur Friedenssondierung nach Konstantinopel entsandt wurde, eine Mission, die er selbst im Senat durchgesetzt hatte. Ihn begleitete der furchtlose Sekretär des Senats, Giovanni Battista Ballarino – ein Leidensgenosse des drei Jahre zuvor auf Weisung des Großwesirs misshandelten Bailos Soranzo. Als der neue Großwesir Ahmed Heserpare von Cappello erfuhr, er sei nicht ermächtigt, die Insel zu übergeben, schickte er ihn umgehend zurück. Schon in Adrianopel (türk. Edirne) wurde Cappello von einem Haftbefehl eingeholt (27. Januar 1653) und dort jahrelang in immer strengerem Gewahrsam gehalten. Heimgesucht von Krankheit und Depressionen, unternahm der völlig isolierte Diplomat einen fehlgeschlagenen Selbstmordversuch, bei dem er sich jedoch schwer verletzte. Nur der Botschafter Frankreichs, Jean de la Haye, setzte sich mit hohem eigenem Risiko beim Großwesir für den unglücklichen Kollegen ein, so wie er sich jahrelang für die Venezianer verwendet hatte.24 Inzwischen führte der Sekretär Ballarino höchst effizient die Geschäfte. Zeitweise selbst in Haft und im eigenen 23 24

Ebd., 166–169. – aNDersON, R. C.: Naval Wars in the Levant 1559–1853. Princeton 1952, 169– 171. So die Weisungen Mazarins. Recueil des instructions données aux ambassadeurs et ministres de France. Bd. XXIX: Turquie. Hg. v. Pierre Duparc. Paris 1965, 3–7. 1658 ließ der Großwesir Mehmed Köprülü Jean de la Haye und dessen Sohn, den späteren Botschafter bei der Hohen Pforte, Denis de la Haye Vantelet, seine Abneigung durch brutale Gewalt und zweimalige Kerkerhaft spüren. hammer, Joseph von: Geschichte des Osmanischen Reiches, großentheils aus bisher unbenützten Handschriften und Archiven. Bd. III: Vom Regierungsantritt Murad des Vierten bis zum Frieden von Carlowitz 1623–1699. Pesth 1834, 394 f., 455 und vor allem 490 f.

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Haus bewacht und bespitzelt, schrieb er luzide Berichte, natürlich verschlüsselt. Ballarino verstand es, seine Aufträge auszuführen, ohne die Hohe Pforte zu provozieren: Er erwarb sich Zugang zum Großwesir und zum Kaimakam, dem Gouverneur der Hauptstadt, beschaffte und vermittelte wertvolle Nachrichten bezahlter Agenten und warb neue Spione an. Manche seiner Berichte wurden abgefangen, aber die Sekretäre des Reis Effendi vermochten sie nicht zu dechiffrieren. Auch die in scheinprivater Korrespondenz enthaltenen Botschaften blieben ihnen verborgen.25 Das lag weniger an mangelnder Intelligenz, als vielmehr an fehlender Anstrengung, denn die Osmanen verachteten den Gebrauch verschlüsselter Korrespondenz. Derartige Praktiken, so sah man es, schlossen alles Vertrauen unter Menschen und Staaten aus. Dagegen zählte die Arbeit mit chiffrierten Texten für venezianische Diplomaten zum Handwerkszeug. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts befand sich das führende Zentrum der Kryptologie in Venedig, wo der geniale Giovanni Soro im Geheimsekretariat des Rats der Zehn mit der Häufigkeitsanalyse brillierte. Diese beruht auf der jeder Sprache eigenen statistischen Häufigkeit von Lauten beziehungsweise Buchstaben und lag bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts noch den raffiniertesten Entschlüsselungsmethoden zugrunde. Schon vor Soros Zeit erschwerte man Codebrechern die Arbeit, indem man – nach einfacher linearer Übertragung der 25 Buchstaben des Alphabets in ebenso viele andere Zeichen – in den verschlüsselten Text mehrere Zeichen für ein und denselben Lautwert (Homophon) und bedeutungslose Symbole (Nullen) einfügte. Auch Einzelzeichen für ganze Begriffe oder der laufende Wechsel mehrerer Geheimalphabete in ein und demselben Text gehörten zur Praxis. Soro aber konnte alle damals gebräuchlichen Codes in den Sprachen der europäischen Diplomatie zügig entziffern. Papst Clemens VII. schickte ihm die abgefangenen Nachrichten, die man im Vatikan nicht entschlüsseln konnte, und erhielt die Lösung von ihm postwendend zurück (1526). Dieses Sekretariat war zwar „geheim“, wurde aber von allen Seiten gerühmt. Zunächst war für alle vertraulichen Korrespondenzen ein Standardschlüssel verordnet. 1547 erhielt dann jeder diplomatische Posten der Republik einen eigenen Code. Die venezianischen Abgesandten konnten ihn auswendig und ohne Hilfsmittel gebrauchen.26 Im Verhältnis zum Osmanischen Reich stützten sich die Räte Venedigs vor allem auf die Berichte eigener Diplomaten. Deren Können und Kenntnisse nutzte die Republik, als sie nicht mehr zu den Großmächten zählte, auch als neutraler Vermittler und steigerte damit ihr Ansehen und ihren Einfluss. Von 1645 bis 1648 spielte 25

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Zu Giovanni Cappello und Giovanni Battista Ballarino siehe Historia dell’ultima guerra tra Veneziani e Turchi. Bd. 1. Hg. v. Girolamo brusONi. Venezia 1673, 209 f., 241, 246. – ziNkeiseN, Bd. IV (wie Anm. 4), 856–859. – beNzONi, Gino: Cappello, Giovanni (s. v.). In: Dizionario Biografico degli Italiani. Bd. 18. Roma 1975, 786–789. – tOrcellaN, G. F.: Ballarino, Giovanni Battista (s. v.). In: Ebd., Bd. 4. Roma 1962. – pretO, Paolo: Servizi segreti di Venezia. Milano 1994, 237, 253. Ebd., 272–275. Methodisch siehe bauer, Friedrich L.: Entzifferte Geheimnisse. Methoden und Maximen der Kryptologie. Berlin 1995. – Historische Praxis siehe kahN, David: The Codebreakers. The History of Secret Writing. New York 1996, 108–110. – siNgh, Simon: Geheime Botschaften. Darmstadt 2000, 44–48. Erst die gleichzeitige Verwendung mehrerer Alphabete konnte in der diplomatischen Praxis vor Ort nicht mehr aus dem Gedächtnis bewältigt werden.

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Alvise Contarini in Münster noch vor dem Nuntius Fabio Chigi (dem späteren Papst Alexander VII.) die zentrale und unersetzliche Rolle als Vermittler bei den Verhandlungen zum Westfälischen Frieden. Er übte bereits die heute selbstverständliche, damals sehr mühsame Praxis, interessierten venezianischen Botschaftern – namentlich denen in Wien, Paris und Madrid – verschlüsselte Abschriften seiner Berichte zu senden.27 Venedig war an diesem Friedensschluss dringend interessiert, um das im Heiligen Römischen Reich gebundene militärische Potenzial der Habsburger für die Verteidigung der Türkengrenze in Ungarn freizusetzen. Zur Beschaffung von Nachrichten nutzten die Diplomaten Erfahrungen venezianischer Kaufleute und Seefahrer, die Erkundungen angeworbener Spione sowie die „Gesprächsfrüchte“ großzügiger Gastlichkeit. Dafür wurden ihnen erhebliche Mittel zugestanden. Nirgendwo waren diese Instrumente so ausgebildet wie im osmanischen Raum. Ein eigenes Feld intensiver Erkundung waren die Küstenlandschaften Dalmatiens, Albanien, Thessalien und der Peloponnes, also das maritime Vorfeld des venezianischen Reichs. Die Republik unterhielt dort ein weites Netz von Spionen. Der Bailo in Konstantinopel mit seinen Routineverbindungen zu den Konsuln christlicher Mächte in Izmir, zu den Konsuln und Kaufleuten in anderen Städten des Reichs und zum Vertreter der Republik Ragusa an der Hohen Pforte hielt dieses Netzwerk von Informanten zusammen.28 Im ionisch-ägäischen Küstenraum dienten besondere Kundschafter dem venezianischen Großadmiral, die ihm kurzfristig über Bewegungen osmanischer Einheiten und Korsaren berichten sollten.29 Als Vasall des Osmanischen Reichs war Ragusa stets auf der Hut vor dem Zorn seines Oberherrn. Es achtete daher auf gleiche äußere Distanz zu Venedig und Konstantinopel. Aber als treu katholisches Gemeinwesen unterhielt es enge Verbindungen zu Rom sowie freundschaftliche zu Spanien und Florenz. Ragusa vermittelte beiden Seiten wichtige Informationen – mit deutlicher Präferenz für den Westen, und dorthin vorsichtshalber über den Vatikan. So lieferte es vor der Invasion Zyperns 1570 und der Schlacht bei Lepanto 1571 bedeutsame Hinweise auf osmanische Flottenbewegungen. In der kleinen Seerepublik wurde Spionage der eigenen Bürger streng geahndet, die Sammlung vertraulicher Informationen durch den Repräsentanten Venedigs aber geduldet. Der Vertreter Ragusas an der Hohen Pforte 27 28

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metscher, Klaus: Venice and the Peace of Westphalia – The origins of international mediation. Noch unpublizierter Vortrag an der Universität Venedig vom Dezember 2009. Contarini wurde von allen Parteien gewürdigt; Chigi sprach nur mit den katholischen Kontrahenten. pretO (wie Anm. 25), 235–260. Über die komplexen Verhältnisse Dalmatiens und der albanischen Küste – konkret zwischen dem Bürgertum der Küstenstädte sowie den serbischen beziehungsweise kroatischen Bauern und Hirten des bergigen Hinterlands; später auch von den „alten“, „neuen“ und „neuesten“, 1699 und 1718 hinzugewonnenen Landstrichen Dalmatiens – verlangte die Signorie auch interne Berichte. palaDiNi, Filippo Maria: „Un caos da spavento“. Poteri, territori e religioni di frontiera nella Dalmazia della tarda età veneta. Venezia 2002. Zur osmanischen Spionage in Venedig siehe peDaNi (wie Anm. 5), 194–198. Der Nachrichtendienst an der istrischen und dalmatinischen Küste diente zur Warnung vor Überfällen von Barbaresken beziehungsweise Piraten aus Dulcigno (monte. Ulcinj) und Antivari (monte. Bar). iVetic, Egidio: Funzione strategica e strutture difensive dell’Istria veneta nel Sei-Settecento. In: Archivio veneto 189 (2000), 77–102, hier 77–79.

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war hervorragend informiert, und so fand Giambattista Ballarino im Dragoman (dem Chefdolmetscher) Ragusas in Konstantinopel eine kostbare – und sicher kostspielige – Quelle. Inländische Lieferanten solcher Informationen waren vor allem katholische Kaufleute, Griechen, Armenier und Juden. Diese Nachrichtenträger wurden in Konstantinopel und auch in Ragusa befragt.30 Die hebräische Kolonie der Hauptstadt war besonders gut über Vorgänge im Inneren des Osmanischen Reichs unterrichtet. In den 1670er bis 1690er Jahren war Israel Conegliano, der in Padua Medizin studiert hatte, Leibarzt im Serail – und zugleich des Bailo. Er vermittelte unbezahlbare Einblicke in ein sonst ganz verschlossenes Zentrum von Macht und Intrigen. Zusammen mit allen Venezianern wurde er 1694 aus Konstantinopel ausgewiesen. Danach diente er als Berater und Leibarzt Carlo Ruzzinis, der Venedig auf dem Friedenskongress von Karlowitz (serb. Sremski Karlovci) 1699 vertrat und 1732 Doge wurde.31 Dieser ganze vielgliedrige Apparat hielt die Signorie über den osmanischen Nachbarraum auf dem Laufenden. Zurück zu Giambattista Ballarino, den ehemaligen Sekretär des Senats und Geschäftsträger in Konstantinopel: Im Jahr 1655 war die Signorie alarmiert, als venezianische Überläufer militärische und schiffstechnische Arkana an die Hohe Pforte verrieten. Die Ermordung von Renegaten galt als legal; namentlich abtrünnige Seeoffiziere wurden unerbittlich verfolgt. Die damit beauftragten Agenten erhielten das Gift dafür direkt aus Venedig.32 Der recht exponierte Giambattista Ballarino wurde bedenkenlos angewiesen, drei prominente venezianische Renegaten aus dem Weg zu räumen. Es waren dies ein gewisser Navagero, der sich erboten hatte, Hochbordschiffe für die osmanische Reichsflotte zu bauen, ein fahnenflüchtiger Oberst und ein Korsar. Ballarino fehlte es nicht an fachmännischer Zuarbeit durch den Pater Giovanni Locatelli, ein beim Franziskanerkonvent in Konstantinopel untergebrachter Geheimagent und Experte für Giftmorde, und dessen zwei Gehilfen, ein hebräischer Renegat Zacuti sowie ein dänischer Arzt, erfahren in der Verabreichung medizinischer Überdosen. Alle drei Zielpersonen wurden im Juni 1655 vergiftet, und Ballarino riet den „Staatsinquisitoren“, Locatellis Eifer durch ein Geldgeschenk anzufeuern. Unglücklicherweise stand aber Navagero, das Hauptziel der Operation, auf der Zuwendungsliste des französischen Botschafters Jean de la Haye, loyaler Protektor Venedigs in Konstantinopel. De la Haye schöpfte Verdacht, und der verwegene Pater Locatelli sah sich bald selbst durch einen Giftmordanschlag bedroht. Trotzdem versteckte er bei sich seinem Gehilfen Zacuti, der inzwischen einen weiteren Renegaten aus dem Weg geräumt hatte. Alle vier blieben schließlich unangefochten in Konstantinopel. Nur war die Affäre für Ballarino immer noch nicht zu Ende, denn er wurde vier Jahre später von einem Bruder Zacutis beim Diwan verdächtigt.

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pretO (wie Anm. 25), 235–245. Ebd., 254 f. Ebd., 366–371. – beNzONi, Gino: Il „farsi turco“, ossia l’ombra del rinnegato. In: Venezia e i Turchi (wie Anm. 7), 91–133.

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Der Beschuldigte wehrte sich, indem er ihn bei einem Hochzeitsessen „mit Vorsicht und mäßigen Unkosten“ ins Jenseits befördern ließ.33 Der prominenteste Fall eines venezianischen Mordauftrags war die Aktion der „Staatsinquisitoren“ gegen den genialen Soldaten, Armeereformer und Ingenieur Claude Alexander von Bonneval – ein lang hingezogener Fehlschlag.34 Auch in anderen Fällen ließ der Bailo den Auftrag unerfüllt. Pietro Venier, ein junger Nobile, sollte beim Bailo Pietro Foscari in Konstantinopel das Türkische und den osmanischen Amtsstil für seinen künftigen Dienst erlernen. Er fand dieses Studium recht mühsam, und als es ihm gelang, Verbindungen mit dem Serail zu knüpfen, meinte er, dass es sich als Renegat wohl weit angenehmer in Konstantinopel leben ließe. Nachdem er sogar Sultan Murad IV. persönlich ein Teleskop hatte vorführen dürfen, wie Galileo eines gebraucht hatte, ergab er sich dem Islam und genoss die Gunst des Serails. Es handelte sich also um einen direkten Abfall ins feindliche Lager. Der Bailo erhielt daher 1633 den Auftrag, diesen „glücklichen jungen Mann“ zu beseitigen. Foscari fand es dann allerdings doch zu riskant, im Innersten der osmanischen Macht in bewährter Weise tätig zu werden und ließ die Sache auf sich beruhen.35 Noch einmal zurück zu Ballarino: Ein Bravourstück, für das ihm kein Kranz gewunden wurde, lieferte er zu Jahresanfang 1663. Der brillante, im Gegensatz zu seinem unerbittlichen Vater Mehmed, großherzige Großwesir Ahmed Köprülü wollte sich für seinen Feldzug gegen die Habsburgermonarchie die Last des Krieges von Kandia vom Hals schaffen und entwarf einen Teilungsplan für die Insel, in dem Venedig nicht sehr viel mehr als die Hauptstadt Kandia behalten sollte. Die Abneigung mächtiger Mitspieler gegen jeden derartigen Kompromiss und die Unberechenbarkeit Mehmeds IV. machten das Vorhaben für den Großwesir lebensgefährlich. So verstand er sich mit Ballarino, die Teilung als einen venezianischen Vorschlag einzuführen. Das setzte der ehemalige Senatssekretär sogleich in die Tat um. Mit immer neuen Argumenten für beide Seiten plädierte er für ein Ende des verlustreichen Krieges. Venedig ließ ihn lange Monate ohne Weisung, schickte ihm sogar zweideutige Instruktionen. Schließlich bestand der Senat auf bessere Bedingungen und hatte damit insofern recht, als die Teilung der Insel kaum von Dauer gewesen wäre. Als Ahmed Köprülü im April 1663 an der Spitze des Pfortenheers nach Ungarn aufbrach, war die Friedenschance verpasst.36 Mit dem Friedensvertrag von Passarowitz (serb. Požarevac) 1718 war der letzte Waffengang zwischen der Serenissima und dem Osmanischen Reich beendet. Alle Gefahren und Krisen ihres Verhältnisses zum übermächtigen Nachbarn hatte die Republik ohne Schaden für ihre innere Stabilität überstanden. Nie hatten die Venezianer während der großen Kriegsbelastungen dieser vier Jahrhunderte der Repub33 34 35 36

pretO (wie Anm. 25), 350–353. beNeDikt, Heinrich: Der Pascha-Graf Alexander von Bonneval 1675–1747. Graz-Köln 1959. – süsseNberger, Claus: Abenteurer, Glücksritter und Mätressen. Virtuosen der Lebenskunst an europäischen Höfen. Frankfurt/Main-New York 1996, 93–108. pretO (wie Anm. 25), 350. ziNkeiseN, Bd. IV (wie Anm. 4), 952 f. – brOsch (wie Anm. 4), 100 (Verhandlungen 1663) beziehungsweise 186 (Bailo Zuane Morosini über Ahmed Köprülü).

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lik ihre Loyalität verweigert, sehr selten der Adel der Terraferma. Spätestens seit der Mitte des 18. Jahrhunderts wusste Venedigs patrizische Führungsschicht, dass ihre Existenz von christlichen Mächten und nicht mehr vom türkischen Nachbarn bedroht war. Aber bis zum Ende der Serenissima fühlten die Venezianer sich in der Obhut ihrer Regierung und von der Flotte in der Stadt ohne Mauern, Bastionen und Batterien geborgen – und das auch, als ihre neuen Linienschiffe wegen des Tiefgangs die Lagune gar nicht befahren konnten.

2. Friedensverträge und Waffenstillstandsabkommen

Ernst D. Petritsch

Dissimulieren in den habsburgisch-osmanischen Friedensund Waffenstillstandsverträgen (16.–17. Jahrhundert): Differenzen und Divergenzen 1. Nach der Schlacht von Mohács 1526 waren die Länder der Habsburger und das Osmanische Reich zu Nachbarn geworden. Sowohl Süleyman I. (um 1495–1566)1 als auch Ferdinand I. (1503–1564)2 erhoben nach dem Tod König Ludwigs II. (1506–1526)3 Anspruch auf die Herrschaft über Ungarn: Süleyman als Eroberer des Landes, Ferdinand auf Grund der mit den Jagiellonen abgeschlossenen Erbverträge. Die gemeinsame Grenze – sie wurde freilich bis zum Ende des 17. Jahrhunderts nie vertraglich festgelegt – verlief mitten durch das Königreich. In ihrem Umfeld stellten zumindest im 16. Jahrhundert kleinere oder größere militärische Konflikte eher die Regel als die Ausnahme dar; Zwischenfälle standen quasi auf der Tagesordnung, Überfälle lösten Vergeltungsschläge aus und konnten jederzeit zu ernsthaften kriegerischen Auseinandersetzungen ausufern. Im folgenden Beitrag wird dargestellt, auf welche Weise der Kriegszustand beendet wurde. Im Zentrum der Betrachtung stehen dabei weniger die Verhandlungen, die zum Zustandekommen eines Abkommens führten oder führen sollten – obwohl diese auch nicht ganz außer Acht bleiben werden –, sondern in erster Linie ihre Ergebnisse: Friedensverträge (beziehungsweise Waffenstillstandsverträge) zwischen Habsburgern und Osmanen. Dabei wird deutlich, dass diese Abkommen noch genügend Potential an Differenzen und Divergenzen aufwiesen. Schließlich soll noch untersucht werden, ob etwa auch kulturelle oder religiöse Gegensätze bei deren Abschluss eine Rolle gespielt haben. Abgesehen davon, dass es auch innerhalb der sogenannten christlichen Welt keinen dauerhaften Frieden gab, muss zunächst festgehalten werden, dass muslimische Staaten gemäß Scheriatsrecht (arab. šarī̔a), dem religiösen Recht des Islams, mit christlichen Staaten keinen dauerhaften Frieden, sondern lediglich zeitlich befristete Waffenstillstandsabkommen schließen konnten und durften, stand doch die islamische Welt, das „Haus des Islams“ (dar al-Islam), grundsätzlich in permanentem Krieg mit der nicht-muslimischen Welt, welche bezeichnenderweise „Haus des Krieges“ (dar al-harb) genannt wurde.4 Friede im eigentlichen Sinn war nicht vor1 2 3 4

Zehnter Sultan des Osmanischen Reichs (1520–1566). Erzherzog von Österreich 1521, König von Ungarn 1527, deutscher König 1531, römischdeutscher Kaiser 1558. König von Ungarn 1516/22–1526. kissliNg, Hans Joachim: Rechtsproblematiken in den christlich-muslimischen Beziehungen,

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gesehen, sondern streng genommen lediglich eine Unterwerfung unter den Machtbereich des Islams. Da in der Praxis allerdings öfter die Notwendigkeit bestand, mit christlichen Mächten einen Waffenstillstand zu schließen, wurden solche Vereinbarungen lange zeitlich limitiert, wie dies bereits der Prophet Muhammad gehandhabt hatte: Ein Friede oder Waffenstillstand konnte jedenfalls nur provisorischen, jedoch keinen dauerhaften Charakter besitzen. Anstatt von „Friedensverträgen“ sollte daher besser von „Waffenstillstandsverträgen“ gesprochen werden. Prinzipiell wurden sämtliche habsburgisch-osmanischen Verträge bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts für eine bestimmte Frist vereinbart: Das älteste schriftlich erhalten gebliebene Abkommen zwischen Habsburgern und Osmanen, der Waffenstillstand des Jahres 1547,5 wurde für fünf Jahre abgeschlossen; alle anderen Verträge des 16. Jahrhunderts waren auf acht Jahre begrenzt. Nach Ablauf der Frist oder auch bereits zuvor konnte der Vertrag verlängert werden. Nach dem Tod eines der beiden Herrscher war es notwendig, dass der Thronfolger seine förmliche Zustimmung zum bestehenden Abkommen erteilte, wodurch dieses verlängert wurde. Der Friede von Zsitvatorok, der 1606 den Langen Türkenkrieg (auch „Rudolfinischer Türkenkrieg“) beendete, allerdings erst 1610 tatsächlich wirksam wurde, war für die Dauer von 20 Jahren vereinbart worden, wurde aber noch vor dem Ablauf mehrmals um weitere zwei Jahrzehnte verlängert. Der Friedensschluss von Eisenburg (ung. Vasvár) 1664 sollte ebenfalls 20 Jahre Gültigkeit besitzen. Die Verträge von Karlowitz (serb. Sremski Karlovci) 1699 und von Passarowitz (serb. Požarevac) 1718 wurden für mindestens 25 Jahre abgeschlossen, desgleichen der Friede von Belgrad (1739). Im 16. Jahrhundert hatten die Verhandlungen durchweg am Hof des osmanischen Sultans in Konstantinopel stattgefunden. Ab dem 17. Jahrhundert wurden Friedensabkommen im Grenzgebiet, im Niemandsland, vereinbart. Vertragsverlängerungen konnten weiterhin an der „glückhaften Pforte“, wie der Sitz der osmanischen Sultane bezeichnet wurde, fixiert werden, aber auch an den Grenzen, beispielsweise 1627 bei Szőny. Der Druck auf die habsburgischen Unterhändler, die sich im 16. Jahrhundert gleichsam im Feindesland aufhielten, war enorm. Es lag durchaus in der Absicht der osmanischen Staatsführung, psychologischen Druck auf die Gesandten auszuüben. Eine Extremerfahrung dieser Art machten etwa Niklas Graf Salm und Siegmund von Herberstein, die sich 1541 während des Krieges in das osmanische Feldlager vor der soeben zurückeroberten Festung Ofen (ung. Buda), der ehemaligen Hauptstadt des ungarischen Königreichs, dem künftigen Verwaltungssitz der osmanischen Provinz Budun, begaben.6 Als sie den im Lager anwesenden Wesiren den

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vorab im Zeitalter der Türkenkriege. Graz 1974; freilich ohne Auswertung der einschlägigen Untersuchung von khaDDuri, Majid: War and Peace in the Law of Islam. Baltimore 1955. petritsch, Ernst D.: Der habsburgisch-osmanische Friedensvertrag des Jahres 1547. In: Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 38 (1985), 49–80. petritsch, Ernst D.: Die diplomatischen Beziehungen Ferdinands I. mit den Osmanen. Techniken und Probleme. In: Siegmund von Herberstein. Kaiserlicher Gesandter und Begründer der Rußlandkunde und die europäische Diplomatie. Hg. v. Gerhard pFerschy. Graz 1989, 89–99, hier 93.

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Wunsch Ferdinands nach Abzug des osmanischen Heers vortrugen, wofür auch Geschenke in Aussicht gestellt wurden, damit der Habsburger selbst in Ungarn herrschen könne, bedrohte sie der ranghöchste Wesir „mit fast zornigen und seltsamen Gebärden“,7 wie es wörtlich in einem schriftlichen Bericht heißt. Anschließend wurden sie einen Tag lang durch das Heerlager geführt, wo sie die überlegene osmanische Militärmacht demonstriert bekamen. Die Friedensbedingungen erfuhr Ferdinand aber nicht aus dem Bericht seiner Gesandten, sondern aus einem Schreiben Sultan Süleymans, das im Befehlston, im selben Stil wie die Schreiben an untergebene Würdenträger,8 als Hükm („Befehl“) abgefasst war: „Sobald das erhabene großherrliche Schreiben einlangt, möge bekannt werden: […] Du hast dir von meinem erhabenen Thron Gunst und Erbarmen erhofft und um die Gnade gebeten, dass zwischen uns Friede und Eintracht herrsche […]: Wenn du Zuneigung und Freundschaft mit meiner hohen Pforte wünschst, so zahle für die Orte in Ungarn, die schon vordem in deiner Hand und Nutzung gewesen sind, an meine hohe Schwelle einen gewissen Betrag (kesim) und nimm deine Hand von den Festungen […], die diesmal eingenommen wurden, und gib sie […] an meine glückhafte Schwelle zurück, auf dass dann zwischen uns Freundschaft und Zuneigung bestehen möge.“9 Nachdem die Osmanen die geforderten Festungen in den folgenden Jahren zurückerobert hatten und damit saturiert waren, konnten endlich Erfolg versprechende Friedensverhandlungen beginnen. Nicht nur Ferdinand entsandte einen Vertreter an die Pforte, auch Kaiser Karl V. (1519–1558) ernannte einen eigenen Bevollmächtigten, den Philologen, Theologen und Diplomaten Gerhard Veltwijk,10 der in Begleitung und unter Vermittlung des französischen Gesandten eine Einbeziehung des Habsburgers in den noch auszuhandelnden Waffenstillstand erreichen sollte. Im Oktober 1545 erzielten die christlichen Unterhändler trotz gegenseitiger Intrigen einen auf ein Jahr befristeten vorläufigen Waffenstillstand, nach dessen Ablauf die Verhandlungen mit ausdrücklicher Zustimmung der beiden habsburgischen Brüder finalisiert werden sollten. Als Vertreter Ferdinands und Karls in einer Person, begleitet von zwei Sekretären, nahm Gerhard Veltwijk im Herbst 1546 die Verhandlungen wieder auf. Details darüber sind in den Quellen kaum zu erfahren, außer dass der Gesandte nur gelegentlich zu Unterredungen mit den Wesiren vorgelassen wurde. Die Bedingungen für den endgültigen Waffenstillstand sind den Schreiben zu entnehmen, die Sultan Süleyman I. Kanuni („der Gesetzgeber“) im Juni 1547 in separaten Schreiben an Ferdinand I. beziehungsweise Karl V. richtete.11 „Du hast 7 8 9

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Finalbericht Herbersteins und Salms: Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien (fortan HHStA), Staatenabteilungen Türkei I (fortan Turcica) 5, Konv. 3, fol. 21–34. Die Schreiben Süleymāns des Prächtigen an Vasallen, Militärbeamte, Beamte und Richter. 2 Bde. Hg. v. Anton C. schaeNDliNger und Claudia rÖmer. Wien 1986. Schreiben Süleymans I. an Ferdinand I., 12.–21. September 1541: HHStA, Türkische Urkunden und Staatsschreiben. Vgl. auch in: Die Schreiben Süleymāns des Prächtigen an Karl V., Ferdinand I. und Maximilian II. Hg. v. Anton C. schaeNDliNger und Claudia rÖmer. Wien 1983, 5–8, Urkunden Nr. 2 und Nr. 3. Über seine Verdienste siehe rOseNberg, Manfred: Gerhard Veltwyck. Orientalist, Theologe und Staatsmann. Phil. Diss., Göttingen 1935. Hier zitiert nach dem an Ferdinand gerichteten Schreiben.

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die Bitte um Gunst und den Wunsch nach Huld geäußert […]: Unter der Bedingung, dass für die Orte, die de facto zum Land Ungarn gehören und sich in den Händen der Christen befinden, jährlich Abgaben von 30.000 Goldstücken an unsere glückhafte Pforte bezahlt werden, […] wird […] auf fünf Jahre mein erhabener Pardon gewährt. […] Ungarn ist mein Land, […] von Eurer Seite soll dort in keiner Art und Weise eine Einmischung oder ein Angriff erfolgen und [dem Land] kein Schaden zugefügt werden. […] Solange alljährlich über fünf Jahre dieses Gold rechtzeitig beim Schatz eintrifft, und weder von Eurer Seite noch von Seiten Eures Bruders etwas gegen meinen erhabenen Vertrag vorfällt“, werde auch von osmanischer Seite aus keine Einmischung und kein Angriff erfolgen. „[…] Eure Kaufleute sollen in Frieden und Sicherheit kommen und gehen, […] sie sollen in Frieden und Sicherheit ihrem Handel und Handwerk nachgehen.“ Den Abschluss bildet die stereotyp wiederholte Formel, dass „die glückhafte Pforte immer offen“ stehe und dass niemand daran gehindert werde, zu „kommen und zu gehen“.12 Für die Annahme der von der osmanischen Staatsspitze diktierten Friedensbedingungen wurde eine überaus knapp bemessene Frist von drei Monaten gewährt, welche unter Berücksichtigung der Verkehrsverhältnisse des 16. Jahrhunderts kaum einzuhalten war, benötigte eine Gesandtschaft für die Strecke von Wien nach Konstantinopel doch rund einen Monat. Der Weg von Wien nach Belgrad wurde dabei donauabwärts per Schiff zurückgelegt; das heißt, dass die Rückreise auf dem Landweg wesentlich mehr Zeit in Anspruch nahm. Auf Seiten Ferdinands war auch sein Bruder Karl in den fünfjährigen Waffenstillstand mit eingeschlossen, freilich nicht in seiner Funktion als römisch-deutscher Kaiser, sondern „nur“ als König von Spanien. Auf der anderen Seite wurden als Verbündete der Osmanen ausdrücklich der König von Frankreich und der Doge von Venedig genannt, für deren Länder der Waffenstillstand ebenfalls Gültigkeit besitzen sollte. Karl V. erklärte am 1. August 1547 in Augsburg formlos seine Zustimmung zu dem Abkommen,13 Ferdinand ließ am 26. August in Prag (tsch. Praha) eine eigene Urkunde in lateinischer Sprache ausstellen.14 Im Großen und Ganzen folgte seine Ratifikation den wesentlichen Bestimmungen, die im Schreiben Süleymans aufgeführt waren: Es enthält das Versprechen, die 30.000 Gulden (Dukaten) jährlich und pünktlich zu entrichten, Räuber zu bestrafen sowie die Bestimmung, dass der König von Frankreich und das venezianische Dominium in den fünfjährigen Waffenstillstand mit eingeschlossen sein sollten. Süleyman ratifizierte im Oktober 1547 seinerseits den Vertrag: Davon ist in der Urkundensammlung Münse‘at es-selatin („Die Schreiben der Sultane“) von Ahmed Feridun eine Abschrift in osmanischtürkischer Sprache, weiter ist im Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchiv eine deutsche Übersetzung erhalten geblieben, angefertigt durch den Pfortendolmetscher Mahmud Bey, einen geborenen Wiener.15 Die Ratifikation Süleymans entspricht im Wesentlichen natürlich jenem Vertragsentwurf, den er den Habsburgern bekannt 12 13 14 15

HHStA, Türkische Urkunden und Staatsschreiben, 1547 VI 19–28. – Die Schreiben Süleymāns (wie Anm. 9), 14–18, Urkunde Nr. 7. Siehe dazu die Hinweise bei Petritsch (wie Anm. 5), 67. Ebd. HHStA, Türkische Urkunden, 1547 VI 19. Eine Gegenüberstellung der Ausfertigung durch

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gegeben hatte. Allerdings fällt auf, dass er keine Skrupel hatte, in die Ratifikation des von ihm selbst vorgegebenen Texts insgeheim noch einzelne Bestimmungen einfügen zu lassen, die im ursprünglichen Entwurf so nicht enthalten waren, beispielsweise zum Problem der Räuberbanden: „Besonders die Räuber der Burg Sire [Senj, in deutscher Übersetzung Seng], die zu Klis gehört, mögen – wie es sich gehört – gezügelt werden, damit sie den in jenen Gebieten liegenden Grenzen und Untertanen meiner wohlbehüteten Länder weder Schaden noch Leid zufügen […].“16 Der Vertrag von 1547 wurde also nicht in zwei oder mehr gleichlautenden Exemplaren ausgefertigt, ausgetauscht und anschließend ratifiziert, sondern die Vertragspartner stellten eigene, individuell formulierte Urkunden aus, die voneinander erheblich abweichen konnten. Divergenzen ergaben sich dabei auch, aber nicht nur infolge sprachlicher Differenzen. Der nun erreichte Zustand wurde in der osmanischen Ratifikation als Emn u Aman bezeichnet, nachdem die habsburgischen Unterhändler um „Frieden und Eintracht“ (Sulh u Salah) angesucht hätten. In Ferdinands Ratifikation vom 26. August 1547 („Exemplum literarum confirmationis quinquennalis pacis cum Principe Turcarum“) ist wortwörtlich von „pax […] ad integrum quinquennium ab eo die […] conclusa“ die Rede. Von Pikanterie ist die Tatsache, dass die Osmanen ob des Waffenstillstands in Ungarn in der Lage waren, ungehindert einen Feldzug gegen den schiitischen Iran zu führen, ohne einen Zweifrontenkrieg befürchten zu müssen. Ein „Perserfeldzug“ brachte für den osmanischen Militärapparat weit höhere logistische Anforderungen als ein Feldzug gegen die Habsburger: Die wesentlich größeren Distanzen und die von den Safawiden auf dem Rückzug praktizierte Taktik der „verbrannten Erde“ bereiteten der Armee große Mühe, die Perser wichen offenen Feldschlachten aus und nahmen nach dem Rückzug der Osmanen das Land sofort wieder in Besitz. Da nach Scheriatsrecht ein Krieg gegen Muslime aber gar nicht zulässig war, musste er ausdrücklich mit der „schiitischen Ketzerei“ begründet werden. Freilich war auch Karl V. an einem Waffenstillstand mit Süleyman höchst interessiert, konnte er doch nun zum entscheidenden militärischen Schlag gegen die deutschen Protestanten ausholen, ohne dass er mit einem osmanischen Angriff auf Spanien rechnen musste. In dem 1547 vereinbarten Abkommen wurde erstmals festgesetzt, dass die Habsburger jährlich Zahlungen an die Hohe Pforte zu leisten hätten, welche leicht als Tributzahlungen interpretiert werden konnten, obwohl der Begriff „Tribut“ (Haraç) im Vertragstext nicht erscheint.17 In Süleymans Ratifikation heißt es lediglich: „Für jene Burgen und Kastelle in der Provinz Ungarn, die mitsamt ihren Untertanen nicht unter die Nutzung der Muslime gekommen sind, sollen als Gegenleistung je-

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Mahmud mit der osmanischen Kopie (in deutscher Übersetzung) bei petritsch (wie Anm. 5), 71–80. Ebd., 78. petritsch, Ernst D.: Tribut oder Ehrengeschenk? Ein Beitrag zu den habsburgisch-osmanischen Beziehungen in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. In: Archiv und Forschung. Das Haus-, Hof- und Staatsarchiv in seiner Bedeutung für die Geschichte Österreichs und Europas. Wien-München 1993, 49–58.

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des Jahr dreißigtausend Goldstücke an meine großherrliche Schatzkammer abgeliefert werden.“18 Zu den 30.000 Dukaten kamen freilich noch weitere Beträge für die Wesire und andere Würdenträger sowie wertvolle Geschenke hinzu. Überbracht wurde die vereinbarte Summe erstmals im März 1548, danach noch zweimal in den folgenden Jahren. 1551 stellte Ferdinand die Zahlungen jedoch ein, während gleichzeitig habsburgische Truppen nach Siebenbürgen eindrangen. Süleyman reagierte empört. In seinem Schreiben an Ferdinand gebrauchte er nun selbst den Begriff Haraç: „Ihr habt euren Tribut nicht rechtzeitig abgesendet und noch dazu ins Land Siebenbürgen Truppen entsandt. Da nun diese Unverschämtheit offenkundig wurde, wurde der zwischen uns bestehende Frieden und Waffenstillstand zerstört […].“19 „Ehrengeschenke“ – diesen Begriff verwendeten die Habsburger, so etwa bereits in einem Schreiben an die ungarischen Magnaten vom 5. Dezember 1547, worin Ferdinand den Inhalt des Waffenstillstandsabkommens bekannt gab: Dabei benützte er anstelle der in seiner eigenen Ratifikation verwendeten Phrase „supradictam pecuniam“ die Worte „supradictam munus honestum et honorarium“20 – also auch der Habsburger hatte offenbar keine Bedenken, den Inhalt beziehungsweise einzelne Begriffe aus einem von ihm selbst unterzeichneten Vertrag beliebig zu verändern. Wie immer man diese Zahlungen auch bezeichnen mag, eines muss deutlich hervorgehoben werden: Nicht die habsburgischen Erblande oder gar das Heilige Römische Reich waren den Osmanen tributpflichtig, sondern lediglich die habsburgischen Fürsten, wenn sie den Titel „König von Ungarn“ führten. Insgesamt wurde der Betrag von 30.000 Gulden von 1548 bis zum Ausbruch des Langen Türkenkrieges im Jahr 1593, also für einen Zeitraum von 46 Jahren, 27 Mal überbracht. Seit dem Jahr 1547 waren die Habsburger an der Hohen Pforte durch ständige Gesandte vertreten, die von den Osmanen als Bürgen und Geiseln für die Einhaltung der Waffenruhe betrachtet wurden. Was dies bedeutet, lässt sich am Beispiel des ersten „Residenten“ Johann Maria Malvezzi, der als Veltwijks Sekretär nach Konstantinopel gekommen war, leicht ausmalen: 1551 wurde er, als die habsburgischen „Tribut“-Zahlungen ausgeblieben und gleichzeitig habsburgische Truppen in Siebenbürgen einmarschiert waren, im Staatsgefängnis der „Sieben Türme“ eingekerkert. Nach zwei Jahren wurde er zwar wieder freigelassen, überlebte die erlittenen Strapazen freilich nicht lange. Als Unterkunft diente den kaiserlichen Residenten und Sondergesandtschaften ebenso wie den Gesandten der tributpflichtigen Vasallenstaaten Siebenbürgen, Moldau und Walachei bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts der sogenannte Gesandten-Han (Elçi Hanı), auch „Deutscher“ beziehungsweise „Österreichischer Han“ (Nemçe Hanı) genannt, der nicht weit vom Sultanspalast Topkapı Sarayı entfernt lag. Der Han wurde Tag und Nacht von Janitscharen bewacht, ein Ausgang war nur in deren Begleitung möglich, jeglicher Kontakt mit der Bevölkerung so weit wie 18 19 20

petritsch (wie Anm. 5), 74. HHStA, Türkische Urkunden und Staatsschreiben, 1551 X 12–21. – Die Schreiben Süleymāns (wie Anm. 9), 40 f., Urkunde Nr. 15. petritsch (wie Anm. 5), 70.

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möglich unterbunden. Die Botschafter Frankreichs, aber auch Venedigs hingegen hatten ihre Quartiere in der vorwiegend von Christen bewohnten Vorstadt Pera jenseits des Goldenen Horns, wo sie eine weitaus größere Bewegungsfreiheit genossen. Auch das Zeremoniell beim Empfang von Sondergesandtschaften am Sultanspalast diente der Einschüchterung: Vor Erreichen des innersten Hofs musste die Gesandtschaft an der „Pforte der Glückseligkeit“ (Bab-i se‘adet) gewöhnlich an die zwei oder drei Stunden verharren, bis der türkische Kaiser seine Mahlzeit und auch seinen Schlaf verrichtet hatte.21 Dieses Warten war fester Bestandteil des traditionellen Zeremoniells, die Fremden wurden so Zeugen der osmanischen Machtfülle – etwa wie rasch und unbürokratisch Rechtsurteile gefällt wurden –, vor ihren Augen erhielten die Hofbediensteten und Janitscharen ihren Sold. Besonderes Aufsehen erregte in allen habsburgischen Reiseberichten, dass die Gesandten im „Audienzpavillon“ (‘Arz Odası) von zwei Wesiren beiderseits an den Händen gehalten und so vor den Sultan geführt wurden. Dies wurde als ebenso demütigend empfunden wie der Zwang, vor dem Sultan niederknien und seine Hände beziehungsweise Rockärmel küssen zu müssen.22 Eine für bilaterale Verträge wesentliche Komponente war in den habsburgischosmanischen Verträgen bis zum Frieden von Karlowitz 1699 freilich nicht vorgesehen, und zwar eine eindeutige Grenzziehung: Die Grenzen waren offen und nicht markiert, sie verliefen etwa dort, wo der Einflussbereich der jeweiligen Festungen und Kastelle auf beiden Seiten endete; aus diesem Grund kam befestigten Orten auch eine besondere Bedeutung zu. Anlass für ständige Grenzzwischenfälle boten zumeist jene ungarischen Magnaten, die ihre Herrschaftssitze im nun osmanisch verwalteten Zentralungarn aufgegeben hatten und in das Königliche Ungarn, in die von den Habsburgern beherrschten westlichen und nördlichen Landesteile, geflohen waren. Ihre ehemaligen Untertanen hatten jedoch nicht entkommen können, sie mussten bleiben und wurden auch sofort durch den osmanischen Fiskus als Steuerzahler registriert. Nichtmuslime, Christen wie auch Juden, hatten zudem eine Sondersteuer, die Cizye, zu entrichten, die allerdings bewirkte, dass sie in ihrer Religionsausübung nicht wesentlich behindert worden sind – sieht man etwa von diversen behördlichen Schikanen ab.23 Was ihre Lage jedoch weit mehr verschlimmerte, war die Tatsache, dass ihre ehemaligen Grundherren weiterhin Steuern und Abgaben eintrieben, was nur durch regelrechte Streifzüge unter militärischem Begleitschutz möglich war. Dass diese menschenverachtenden Praktiken – in der Historiografie euphemistisch als Condominium umschrieben – allmählich zur Verödung ganzer Landstriche führen mussten und wesentlich zum Niedergang Zentralungarns beitrugen, darf nicht wundern. Gleichzeitig wurden bei derartigen Unternehmungen

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Kaiserliche Gesandtschaften ans Goldene Horn. Hg. v. Karl teply. Stuttgart 1968, 194. Dilger, Konrad: Untersuchungen zur Geschichte des osmanischen Hofzeremoniells im 15. und 16. Jahrhundert. München 1967, 52–60. Vgl. dazu ausführlich petritsch, Ernst D.: Türkische Toleranz?! In: Südostdeutsches Archiv 34/35 (1991/92), 134–149.

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immer wieder ganze Schafherden über die imaginäre Grenze getrieben oder Gefangene gemacht, für deren Freilassung man ein hohes Lösegeld forderte.24 Übrigens waren habsburgische Grenzfestungen in Ungarn, die auffallend oft Ausgangpunkt solcher Streifzüge waren und in den Augen der Osmanen somit Ärgernis erregten, besonders gefährdet und wurden von ihnen auch systematisch erobert: So leitete Sultan Süleyman 1566 den allerletzten Feldzug seines Lebens gegen die Festung Szigetvár, deren Einnahme er freilich nicht mehr erleben sollte. Während des „Rudolfinischen Türkenkrieges“ eroberten die Osmanen 1596 Erlau (ung. Eger) und 1600 Kanischa (ung. Nagy-Kanizsa), zuletzt fiel 1664 Neuhäusel (ung. Érsekújvár, sk. Nové Zámky) in ihre Hände.

2. Der Friede von Zsitvatorok beendete 1606 den 1593 ausgebrochenen Langen Türkenkrieg, in dessen Verlauf allmählich Anzeichen sowohl einer gewissen Kriegsmüdigkeit als auch einer militärischen Pattstellung erkennbar waren. Dazu kamen Konflikte, mit denen beide Kriegsgegner plötzlich beschäftigt waren: Als der erst 13-jährige Ahmed I. (1590–1617) 1603 den osmanischen Thron bestieg, sah er sich nicht nur mit einem durch den iranischen Schah Abbas I., „der Große“ (1571–1629, reg. 1588–1629), eröffneten Krieg, sondern gleichzeitig auch mit einem bedrohlichen Aufstand in Ostanatolien konfrontiert. Auf der anderen Seite bereitete den Habsburgern der 1604 offen ausgebrochene Aufstand in Siebenbürgen und Oberungarn unter Stephan Bocskai (1557–1606) zunehmend Schwierigkeiten, sodass beide Seiten an einem Friedensschluss ernstlich interessiert waren. Erstmals fanden Friedensverhandlungen nicht in der Hauptstadt Konstantinopel, sondern im Grenzgebiet statt, und erstmals übernahm eine dritte Macht eine Vermittlerrolle, nämlich eine ungarische Delegation unter Leitung von István Illésházy, der kurz zuvor den Frieden mit Bocskai ausgehandelt hatte.25 Die Verhandlungen spießten sich vor allem an der habsburgischen Forderung nach Rückgabe der verloren gegangenen Festungen von Gran (ung. Esztergom) und Erlau, vor allem aber von Kanischa. Die Osmanen wiederum wollten nicht auf die vor dem Krieg üblichen regelmäßigen Geld- (beziehungsweise Tribut-)Zahlungen verzichten. In ihrer Endphase fanden die Friedensverhandlungen an der Mündung des Flüsschens Zsitva in die Donau („Zsitvatorok“) statt, in einer unwirtlichen Gegend ohne jegliche Bequemlichkeit und unter ungünstigen klimatischen Bedingungen. Am 11. November 1606 wurde der Friede fixiert, allerdings lag den drei verhan24

25

In zahlreichen Beschwerden protestierten die Osmanen dagegen, so beispielsweise Süleyman I. an Ferdinand I. bereits im März 1551: HHStA, Türkische Urkunden, 1551 III 9–18. – Die Schreiben Süleymāns (wie Anm. 9), 38 f., Urkunde Nr. 14. Auch die Paschas von Budun (HHStA, Turcica und Hungarica-Akten), beispielsweise Beylerbeyi Tuyğun Pascha im Mai 1555. Vgl. petritsch, Ernst D.: Regesten der osmanischen Dokumente im Österreichischen Staatsarchiv (1480–1574). Wien 1991, 93, Nr. 230. Wien, 23. Juni 1606. Vgl. Österreichische Staatsverträge. Fürstentum Siebenbürgen (1526– 1690). Hg. v. Roderich gOOss. Wien 1911, 327–367, Nr. 45.

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delnden Delegationen kein gemeinsamer Vertragstext vor. Die habsburgischen und ungarischen Delegierten unterfertigten die osmanisch-türkische Übersetzung des kaiserlichen Dolmetschers Cesare Gallo – nicht ahnend, dass diese in mehreren Passagen von der habsburgischen Version abwich, woraus sich noch etliche Differenzen ergeben sollten.26 Besonders deutlich lassen sich die inhaltlichen Differenzen an Artikel 11 zeigen, in welchem das Ende der habsburgischen Tributpflicht verankert wurde.27 In der habsburgischen Fassung heißt es lapidar: „Nun soll der Gesandte Seiner kaiserlichen Majestät, wie versprochen, Geschenke im Wert von zweihunderttausend Gulden – ein für alle Mal [semel pro semper] – überbringen.“ In der osmanischen Version lautet derselbe Punkt: „Sobald der Bote des Kaisers von Nemče [Österreich beziehungsweise Deutschland] mit dem eben erwähnten Geschenk im Heim der Glückseligkeit ankommt, soll er sein Geschenk, nach der Übereinkunft von genau zweihunderttausend Guruš [Gulden] in Bargeld und Geschenkstücken überreichen.“ Weiter heißt es im vorangegangenen Punkt 10: „Sobald der Großbotschafter mit dem nun besprochenen Bargeld und den Geschenken im Gesamtwert von zweihunderttausend Guruš vor seiner Majestät, unserem glücklichen Padischah, erscheint, soll auch Seine Erhabenheit, unser glücklicher Serdar, einen seiner berühmten Sandschakbeys mit Geschenken, die seiner Macht würdig sind, zu seiner Hoheit dem Herzog28 schicken.“29 Grundsätzlich bestand Einigkeit hinsichtlich der formellen Gleichstellung der „beiden Kaiser“, sie „mögen einander, der eine als Sohn, der andere als Vater annehmen […]“30 beziehungsweise „wie ein Sohn an den Vater und ein Vater an den Sohn schreiben […]“31, wobei offen gelassen wurde, wer von den beiden Monarchen die Vaterrolle einnehmen sollte. Der römisch-deutsche Kaiser sollte nicht mehr geringschätzig als „König“ tituliert werden dürfen: „In dem von […] Seiner Majestät unserem glücklichen Padischah verfassten großherrlichen Schreiben soll 26 27

28 29

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Vgl. dazu vor allem Neck, Rudolf: Andrea Negroni. Ein Beitrag zur Geschichte der österreichisch-türkischen Beziehungen nach dem Frieden von Zsitvatorok. In: Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 3 (1950), 166–195, hier 172. Für die Untersuchung wurde herangezogen die Schrift „Conditiones Pacis inter Romanorum et Turcicum Imperatorem, Rudolphum II. et Achometem I. Sultanum, ut illae anno superiori MDCVI inter utrosque tractatae et conclusae sunt“. In Druckform im HHStA, Türkische Urkunden und Staatsschreiben, 1606 XI 6. Als Faksimile mit deutscher Übersetzung herausgegeben in „Der Friede von Zsitvatorok 1606“ in der Österreich-Edition des Archiv-Verlags (Wien 2006). Die deutsche Übersetzung der osmanischen Ratifikation wurde ediert und übersetzt von Fekete, Ludwig: Die türkischen Schriften aus dem Archiv des Palatins Nikolaus Esterházy. Budapest 1932, 207–213. Gemeint ist Erzherzog Matthias (1557–1619, römisch-deutscher Kaiser 1612–1619). Siehe dazu: Die Habsburger. Ein biographisches Lexikon. Hg. v. Brigitte hamaNN. Wien 1988, 353– 356. Fekete (wie Anm. 27), 210. – Conditiones Pacis (wie Anm. 27): „Von unserer Seite soll ein Gesandter mit Geschenken an den Türkischen Kaiser geschickt werden, und der hoch angesehene Serdar Murad Pascha soll ebenfalls seinen Gesandten an unseren Durchlauchtigsten Erzherzog Matthias, unseren gnädigsten Herrn, mit Geschenken schicken.“ Ebd., Artikel 1. Fekete (wie Anm. 27), 208.

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Roma-i Časar [römischer Kaiser] geschrieben und nicht der Titel eines Königs gebraucht werden.“32 Alle Untertanen und Völker, einschließlich der Tataren, waren in den Vertrag mit einbezogen. Das für die nächsten 20 Jahre geschlossene Abkommen sollte auch für die Nachfolger und Verwandten der beiden Souveräne Geltung besitzen. Streifzüge und Raubüberfälle sollten unterbunden und Gefangene ausgetauscht werden. Zudem sollte es erlaubt sein, Übeltäter einzukerkern und die Gegenseite von deren Gefangennahme in Kenntnis zu setzen. Kriegsgefangene sollten dagegen ohne Zahlung von Lösegeld freigelassen werden. Festungen durften wieder aufgebaut, jedoch nicht neu errichtet werden. Nicht einmal erwähnt wurde jenes Problem, das die meisten bilateralen Spannungen und Differenzen verursachte, nämlich die Frage nach dem Condominium, ebenso war eine genaue Grenzziehung nicht vorgesehen. Deshalb war es notwendig, die Zugehörigkeit einzelner Festungen vertraglich zu regeln. Dabei konnte es wiederum zu inhaltlichen Differenzen kommen, beispielsweise in Artikel 13: „Vác kann wieder aufgebaut und verstärkt [!] werden und verbleibt in unserem Besitz“, heißt es in der habsburgischen Version. In der osmanischen Fassung hingegen, „dass die Palanke Vác im jetzigen Umfange ausgebessert, aber nicht [!] vergrößert werden soll; sie soll so groß bleiben, wie sie ist“. Auch in anderen Vertragspunkten bestanden sachliche Differenzen, insbesondere was die umstrittenen Gebiete betraf, etwa die Zugehörigkeit von Waitzen (ung. Vác), oder die zu den Festungen Fülek (sk. Fil’akovo), Szécsény und Nógrád (sk. Novi) zählenden Dörfer. Artikel 17 betraf schließlich jene Orte, die zur Festung Kanischa gehörten, welche im Jahr 1600 von den Osmanen erobert worden war. In diesem Punkt weichen die beiden Vertragsartikel voneinander besonders eklatant ab.33 Nach der habsburgischen Fassung 32 33

Ebd., 208. – Conditiones Pacis (wie Anm. 27): „In allen Schreiben, Briefen und Besuchen soll höflich vorgegangen werden, einer soll den anderen als Kaiser, nicht aber als König titulieren.“ Fekete (wie Anm. 27), 212: „Der siebzehnte Punkt besagt, daß jene Dörfer, die damals, als die Festung Estergon unter die Macht des Römischen Kaisers fiel, der erwähnten Festung dienstpflichtig gewesen sind und ihre Steuern gezahlt haben, sich auch weiterhin unterwerfen und ihre Steuern zahlen sollen. Und die anderen Dörfer im Grenzgebiete sollen ihre Steuern bezahlen, so wie sie sie von alters her an beide Parteien entrichtet haben. Und die Dörfer, die seit der Eroberung der Festung Kanischa bis jetzt unterwürfig gewesen sind, sollen sich auch weiterhin unterwerfen. In Angelegenheit einiger strittiger Dörfer soll unsererseits jemand bestimmt [und die Angelegenheit] mit dem Batthyány-Sohn auf der Stelle überprüft werden. Die Liste jener Dörfer, die [zur Dienstleistung] nach Kanischa kommen, und jener, die nicht kommen, soll revidiert werden. Und die, die bisher hingekommen sind, sollen ihre Steuern zahlen; die Dörfer aber, die bisher nicht hingekommen sind, sollen nicht belästigt werden. Und einige Dörfer, die jetzt verwüstet sind, sollen – sobald sie wieder aufblühen – ihre Steuern auch weiterhin bezahlen, falls sie zu den uns steuerpflichtigen Dörfern gehören. Und die wirklichen Adeligen des Römischen Kaisers, die ihrem Kaiser keine Steuern entrichten, sollen in dem Dorfe, wo sie wohnen, für ihre eigenen Häuser keine Steuern zahlen.“ – Conditiones Pacis (wie Anm. 27): „17. Bezüglich der um Kanizsa gelegenen Dörfern wurde vereinbart, daß der Pascha von Buda sowie auch der Herr Batthyány ihre vornehmen Männer aussenden, damit diese die Dörfer neuerlich visitieren und feststellen sollen, wer dort gewesen ist, und dieses richtig stellen. Wenn in den unterworfenen Dörfern Edelleute wohnen oder Häuser besitzen, sollen sie den Türken keinen Tribut oder Zehent entrichten und keineswegs tributpflichtig sein, sondern sie sollen sowohl bezüglich ihrer Güter als auch ihrer Person frei sein. Und die, die ihrem rechtmäßigen König nichts entrichten, sollen auch den Türken nichts entrichten. Und die Türken sollen

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lag die bei Streitigkeiten endgültige Entscheidung bei den beiden „Kaisern“, wohingegen nach der osmanischen Übersetzung eine solche Entscheidung allein dem Pascha von Ofen überlassen blieb. In Unkenntnis aller Differenzen war Kaiser Rudolf II. (1552–1612, Kaiser 1576–1612) mit dem Verhandlungsergebnis zufrieden; dies beweisen vor allem die in Prag angefertigten Drucke. Als Überbringer der kaiserlichen Ratifikation war Hans Christoph Freiherr von Teufel vorgesehen, der in den Jahren 1587 bis 1591 eine Reise über Konstantinopel nach Ägypten und Persien unternommen hatte und als ausgewiesener Orientspezialist galt. Der Tod von Stephan Bocskai am 29. Dezember 1606 bot für Rudolf II. den Anlass, die Friedensratifikation zurückzuhalten. Da nun seitens des kaiserlichen Hofs in Prag keine weitere Initiative in Richtung eines dauerhaften Friedens zu erwarten war, sandte Erzherzog Matthias einen eigenen Gesandten an die Hohe Pforte, Adam Freiherrn von Herberstein. Erst durch ihn erfuhren die Habsburger von den Differenzen der Vertragstexte. Die Unterschiede zwischen dem habsburgischen und dem osmanischen Exemplar waren ursprünglich so gravierend, dass die Habsburger – nachdem eine Übersetzung angefertigt worden war – die erste osmanische Ratifikation des Friedens zurückwiesen. Insgesamt dauerte es schließlich mehr als drei Jahre, bis endlich eine bereinigte osmanisch-türkische Urkunde vorlag, welche die Zustimmung der habsburgischen Seite fand: Die endgültige Ratifikation des Friedens von Zsitvatorok durch Sultan Ahmed I. (1590–1617, reg. 1603–1617) erfolgte erst Ende April 1610. So schwierig die Unterhandlungen auch waren und so lange sie auch dauerten, letztlich war damit die lästige Tributpflicht der Habsburger beendet. Der bedeutende Orientalist Joseph von Hammer-Purgstall hat den Vertrag von Zsitvatorok als „Signalfackel gebrochenen türkischen Joches“ charakterisiert.34 Mehrfach wurde der Friede von Zsitvatorok noch vor Ablauf der 20-jährigen Frist verlängert. Während im 16. Jahrhundert das Gesandtschaftswesen eine durchwegs einseitige Angelegenheit der Habsburger gewesen war, als unterwürfig auftretende habsburgische Gesandte den „Tribut“ zu überbringen hatten, versuchten beide Seiten nunmehr, den Gegner zumindest auf dem Gebiet des Gesandtschaftswesens zu übertrumpfen und auf diese Weise die eigene Überlegenheit zu dokumentieren. Gleichzeitig wurden die Botschaften beiderseits mit immer größerem Aufwand ausgestattet. Sie entwickelten sich rasch zu „Großbotschaften“ und wurden bald auch als solche bezeichnet. Ihre Aufgabe bestand vor allem darin, auf feierliche Weise Ratifikationen von Friedensverlängerungen zu überbringen. Das Gefolge wurde zahlreicher, der Aufwand stand jedoch in immer stärkerem Gegensatz zur politischen Bedeutung. Und je mehr die militärische Unterlegenheit der Osmanen offenkundig wurde, umso stärker waren diese bemüht, durch Imponiergehabe wenigstens äußerlich den Anschein einer Balance zu erwecken.

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zu diesen Dörfern nicht hinaus kommen, sondern durch die Dorfrichter ihre Einkünfte einfordern. Wenn die Richter dies aber nicht durchführen, soll an ihre Hauptleute oder Obrigkeiten geschrieben werden, damit diese sie dazu anhalten; wenn aber auch auf solche Weise nichts erreicht werden sollte, dann mögen die Türken hinausziehen, um sie dazu anzuhalten. Auf dieselbe Weise soll es auch von Seiten der Ungarn geschehen und gehalten werden.“ hammer, Joseph von: Geschichte des Osmanischen Reiches. Bd. 4. Nachdr. Graz 1963, 396.

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Deutlich war dieses Bestreben bei der sogenannten Auswechslung der Ambassaden an der Grenze zu beobachten: Bei dieser ersten Begegnung versuchte jeder der beiden Großbotschafter, mittels allerlei Finten ein wenig später als sein Gegenüber bei der jeweils äußeren von drei Säulen einzutreffen. Bei der direkten Begegnung an der mittleren Säule ging es darum, beim Absteigen vom Reitpferd um Sekundenbruchteile später den Erdboden zu betreten, hätte man ansonsten doch die Unterlegenheit der eigenen Macht bekundet. Nicht immer waren die politischen Aufträge der Großbotschafter von nachrangiger Bedeutung: 1628 hätte der zum Katholizismus konvertierte Freiherr Hans Ludwig von Kuefstein die im Vertrag von Szőny (1627) offengebliebenen Fragen einer Lösung zuführen sollen, doch konnte er aufgrund seines undiplomatischen Verhaltens keinen Erfolg erzielen.35 Kurz darauf gelang dem 1629 eingetroffenen neuen Residenten an der Hohen Pforte, Johann Rudolf Schmid, binnen kürzester Zeit der Durchbruch. Hauptaufgabe der kaiserlichen Diplomatie war es vor allem, während des Dreißigjährigen Krieges einen Zweifrontenkrieg zu vermeiden. Besonders hervorzuheben sind die Verdienste des aus Stein am Rhein stammenden Schmid, des kaiserlichen Residenten in der Zeit von 1629 bis 1643, der fast zwei Jahrzehnte als Sklave im Osmanischen Reich verbracht und die türkische Sprache erlernt hatte. 1647 sollte er mit dem Prädikat „zum Schwarzenhorn“ in den Freiherrnstand erhoben werden, 1650/51 an der Spitze einer Großbotschaft stehen und von 1652 bis 1663 die Sektion für orientalische Angelegenheiten im Wiener Hofkriegsrat leiten.36

3. Noch vor dem Auslaufen des Friedens von Eisenburg (ung. Vasvár) 166437 zog Großwesir Kara Mustafa Pascha an der Spitze der osmanischen Armee nach Wien, um die kaiserliche Haupt- und Residenzstadt einzunehmen. Zum letzten Mal wurde ein kaiserlicher Gesandter, Georg Christoph von Kunitz, als Gefangener mitgeführt; er musste 1683 im türkischen Feldlager die Belagerung Wiens miterleben. Fünf Jahre später reiste eine osmanische Gesandtschaft nach Wien, um die Thronbesteigung Sultan Süleymans II. anzuzeigen und gleichzeitig wegen eines Waffenstillstands zu verhandeln. Zwei Tage nach der ohne Belagerung erfolgten Einnahme 35

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Bemerkenswert sind die in seinem Auftrag angefertigten Gouachen der Gesandtschaftsreise, die sich heute im Besitz des Lands Niederösterreich befinden und im Museum Perchtoldsdorf zu besichtigen sind, ebenso sein Finalbericht mit dem eigenhändigen Vermerk von Erzherzog Josef II. „Aus diesem Buch hab ich lesen gelernet“. HHStA, Handschrift Weiß 1118. Vgl. auch teply, Karl: Die kaiserliche Großbotschaft an Sultan Murad IV. im Jahre 1628. Des Freiherrn Hans Ludwig von Kuefsteins Fahrt zur Hohen Pforte. Wien [1976]. meieNberger, Peter: Johann Rudolf Schmid zum Schwarzenhorn als kaiserlicher Resident in Konstantinopel in den Jahren 1629–1643. Ein Beitrag zur Geschichte der diplomatischen Beziehungen zwischen Österreich und der Türkei in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. BernFrankfurt/Main 1973, 101–135. Siehe dazu den Beitrag von Katalin Toma in diesem Band.

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Belgrads (6. September 1688) trafen die Gesandten Zülfikar (Zü’l-Fiqār) Efendi und der Pfortendolmetscher Alexander Mavrokordato mit bescheidenem Gefolge im kaiserlichen Feldlager ein, wo sie der bayerische Kurfürst Max Emanuel (1662– 1726, Kurfürst 1679–1706 und 1714–1726), der von den Osmanen wegen seines Uniformrocks „der blaue König“ genannt wurde, empfing.38 Vom ranghöchsten kaiserlichen General, Antonio Caraffa, wurden sie in strengem Gewahrsam durch Ungarn eskortiert und Mitte Oktober im Schloss Pottendorf an der Leitha einquartiert, ohne dass zunächst ihrer Forderung nach einer Antrittsaudienz bei Kaiser Leopold I. (1658–1705) nachgekommen wurde. Kurz zuvor hatten die ersten französischen Truppen den Rhein überschritten, ein Zweifrontenkrieg drohte. Was also lag näher, als zu dessen Vermeidung – der bisher gültigen Maxime folgend – mit den Osmanen über einen Waffenstillstand zu verhandeln? Doch die bisherigen militärischen Erfolge, die Eroberung Ofens (1686), der Sieg am „Berg“ Harsány (1687) und die problemlose Einnahme Belgrads scheinen die kaiserlichen Berater überheblich gemacht zu haben. Hauptbefürworter einer Fortsetzung des Krieges waren die Verbündeten in der Heiligen Liga, Polen und Venedig, sowie der kaiserliche Beichtvater Marco d`Aviano; auch gab es unter den Ratgebern Leopolds I. eine einflussreiche Fraktion, die sich für dessen Fortführung im Osten aussprach. Die so lange hinausgezögerte Antrittsaudienz kam erst am 8. Februar 1689 zustande, zwei Tage später trafen die osmanischen Gesandten erstmals mit der kaiserlichen Verhandlungsdelegation zusammen. Auf das osmanische Angebot eines Waffenstillstands ging die kaiserliche Seite nicht ernsthaft ein, da sie fürchtete, jedes Einlenken könnte als Zeichen der Schwäche interpretiert werden. Und da keine der beiden Seiten Konzessionen machen wollte, blieben die Verhandlungen ohne konkrete Ergebnisse. Zweifellos blufften die Kaiserlichen insofern, als sie vorgaben, für die Habsburgermonarchie sei ein Zweifrontenkrieg weniger gefährlich als für die osmanische Seite die unruhige und gefährliche Lage in ihrer Hauptstadt. Dies war auch der Grund, weshalb die osmanische Delegation einen Verhandlungserfolg nötig gehabt hätte.39 Obwohl zahlreiche Berater vor dem Risiko eines Zweifrontenkrieges gewarnt hatten, setzten sich die Befürworter einer Fortsetzung des Krieges gegen die Osmanen letztlich durch. Dabei spielten die Kaiserlichen ein riskantes Spiel, zumal in der Zwischenzeit der Krieg im Westen ausgebrochen war. Am 3. April 1689 ließ der Kaiser die Kriegserklärung gegen Frankreich publizieren. Man hoffte auf weitere militärische Erfolge in Ungarn sowie darauf, dass der Zweifrontenkrieg ein Intermezzo bleiben würde; schlimmstenfalls könnten die Verhandlungen mit den Osmanen im Herbst wieder aufgenommen werden. Das Hasardspiel schien sich zumindest während des Jahres 1689 auszuzahlen, die militärischen Erfolge waren vor allem dem Feldherrntalent Ludwigs von Baden, des „Türkenlouis“, zu verdanken. Im 38 39

Der Empfang ist in einem Ölgemälde von Jacopo Amigoni festgehalten, das sich heute im Neuen Schloss Schleißheim befindet. Vgl. mraz, Gerhard: Prinz Eugen. Ein Leben in Bildern und Dokumenten. München 1985, 75. Vgl. hÖbelt, Lothar: Die Sackgasse aus dem Zweifrontenkrieg: Die Friedensverhandlungen mit den Osmanen 1689. In: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 97 (1989), 329–380.

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Jahr 1690 jedoch ging die zwei Jahre zuvor eroberte Festung Belgrad wieder verloren. Die Osmanen standen kurz davor, Ungarn zurückzuerobern. Da bewahrte der „Türkenlouis“ in der siegreichen Schlacht von Slankamen am 19. August 1691 die kaiserliche Politik davor, die Rechnung für das Risiko eines Zweifrontenkrieges präsentiert zu bekommen. Die Behandlung der osmanischen Diplomaten Zülfikar Efendi und Alexander Mavrokordato, die erstmals im Feindesland verhandeln mussten, erinnert frappant an die Lage der habsburgischen Gesandten, die sich im 16. Jahrhundert an der Hohen Pforte einem enormen psychologischen Druck ausgesetzt gesehen hatten. Nach dem Scheitern der ersten Verhandlungen im Frühjahr 1689 wurden die Gesandten im Januar 1690 nach Komorn (sk. Komarno, ung. Komárom) gebracht und dort interniert. Erst im April 1692 durften sie endlich heimkehren.40 Die osmanischen Hoffnungen, Ungarn doch noch zurückzuerobern, wurden aufgrund des militärischen Talents des Prinzen Eugen in der Schlacht bei Zenta an der Theiß am 11. September 1697 endgültig begraben. Sultan Mustafa II. (1695– 1703) war dadurch gezwungen, seine Pläne zur Rückgewinnung des Königreichs aufzugeben und Frieden zu schließen. Aber auch Kaiser Leopold I. wünschte trotz des militärischen Erfolgs keine Fortsetzung des Krieges, war doch bereits absehbar, dass über kurz oder lang ein Konflikt um das spanische Erbe ausbrechen würde. Zar Peter der Große versuchte zwar, den Habsburger zur Fortsetzung des gemeinsamen Krieges zu bewegen und reiste nicht zuletzt zu diesem Zweck von den Niederlanden nach Wien, musste allerdings ohne einen greifbaren Erfolg nach Sankt Petersburg heimkehren. So wie bereits 1606 in Zsitvatorok einigte man sich auf einen Verhandlungsort im umstrittenen Niemandsland, außerhalb des kleinen Dorfs Karlowitz, südlich der Donau in Syrmien gelegen. Nicht weit davon bezogen die Verhandlungsdelegationen ihre Zeltlager, die angesichts der fortgeschrittenen Jahreszeit nicht viel Bequemlichkeit boten. Der Boden bestand je nach Witterung aus knöcheltiefem Schlamm oder war gefroren. Der Nachschub war auf der Donau durch Stürme gefährdet und zu Lande wegen der unpassierbaren Wege kaum möglich. Unter diesen Bedingungen hatte keine Seite Interesse, die Verhandlungen unnötig in die Länge zu ziehen. Die kaiserliche Verhandlungsdelegation 1698/99 wurde vom Präsidenten des Reichshofrats, Wolfgang Graf von Oettingen-Wallerstein, und von General-Feldwachtmeister Leopold Graf Schlick angeführt. Die osmanische Delegation stand unter der Leitung von Mehmed Rami Efendi und – neuerlich – des Pfortendolmetschers Alexander Mavrokordato. Der Friede von Karlowitz wurde durch neutrale Mächte vermittelt: Die protestantischen Seemächte Großbritannien und die Niederlande, von Wilhelm III. (1650–1702) in Personalunion regiert, waren aus handelspolitischen Gründen an friedlichen Verhältnissen in Südosteuropa interessiert und initiierten Verhandlungen, so wie sie bereits 1697 in Rijswijk erfolgreich Frieden vermittelt hatten. Auf ihre Kosten wurde auf freiem Feld ein hölzernes Konferenz40

HHStA, Türkische Urkunden und Staatsschreiben, 1692 April 18. Vgl. auch Österreich und die Osmanen. Gemeinsame Ausstellung der Österreichischen Nationalbibliothek und des Österreichischen Staatsarchivs. Wien 1983, 180, n. 281.

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haus errichtet, dessen Grundriss dem Palast von Rijswijk entsprach, der sich bei den Friedensverhandlungen bestens bewährt hatte, da die Delegationen den Verhandlungssaal zur gleichen Zeit durch separate Türen hatten betreten können.41 Als Vermittler fungierten der britische beziehungsweise der niederländische Gesandte an der Hohen Pforte, Robert Sutton und Jakob Colyer. Letzterer wurde zum Dank für seine erfolgreiche Friedensvermittlung am 4. September 1699 durch Kaiser Leopold I. in den Reichsgrafenstand erhoben.42 Wie bereits 1689 in Wien saßen osmanische Gesandte nicht nur einer kaiserlichen Delegation gegenüber, sondern – freilich in separaten Sitzungen – zugleich auch Abgeordneten anderer christlicher Staaten, nämlich Polen-Litauens, Russlands und Venedigs, den Staaten der sogenannten Heiligen Allianz. Das Bündnis sah unter anderem vor, dass keine Macht einen Separatfrieden mit den Osmanen schließen durfte. Bei den österreichisch-osmanischen Verhandlungen konnte bereits im November 1698 eine weitgehende Einigung erzielt werden; insgesamt waren allerdings 36 Konferenztage erforderlich, um sämtliche Verhandlungen bis zum 26. Januar 1699 zu Ende zu führen. Erstmals wurden in einem habsburgisch-osmanischen Friedensvertrag eindeutige, klare Grenzen festgelegt. Und zum ersten Mal waren in dem Abkommen keine wesentlichen Differenzen festzustellen. Dennoch soll kurz auf die wichtigsten Vertragsbestimmungen eingegangen werden: Für Kaiser Leopold I. brachte der auf 25 Jahre befristete Frieden die endgültige Erwerbung Ungarns einschließlich Siebenbürgens. Die Grenzen Siebenbürgens folgten von alters her dem Höhenzug der Karpaten und wurden auf diese Weise auch definiert. In osmanischem Besitz blieb das Banat („Die Provinz, welche zur Festung Temeswar gehört mit allen ihren Distrikten“).43 Die gemeinsame Grenze folgte den Flüssen Maros und Theiß bis zur Mündung in die Donau. Von der Theiß-Mündung wurde die als „Syrmien“ bekannte Landschaft südwärts bis zum Fluss Save zwischen habsburgischem und osmanischem Territorium geteilt. Hier in Syrmien, nahe dem Dorf Karlowitz an der Donau, hatten die Friedensverhandlungen stattgefunden. Die Grenze quer durch Syrmien wurde noch während des Jahres 1699 durch bilaterale Grenzziehungskommissionen festgelegt. Markiert wurde sie durch kleine, in gewissen Abständen errichtete Steinpyramiden und Holzpfähle. Diese Grenzziehung wurde in den ersten fünf Vertragsartikeln bestimmt, man kann also bereits an dieser Reihung die Bedeutung erahnen, die 1699 der künftigen Grenze beigemessen wurde. Von der Mündung des Flüsschens Bossut in die Save folgte die habsburgisch-osmanische Grenze westwärts wiederum Flüssen: zunächst der Save und 41 42 43

Abbildung des Konferenzgebäudes und des Verhandlungszelts: HHStA, Türkei IX, 1698. Siehe auch Österreich und die Osmanen (wie Anm. 40), 185. Allgemeines Verwaltungsarchiv Wien, ehemaliges Adelsarchiv, Reichsakten Colyer. Artikel 2 des Friedensvertrags: HHStA, Türkische Urkunden und Staatsschreiben, 1699 Januar 26: Die Ratifikation durch Kaiser Leopold I. in lateinischer, die Ratifikation durch Sultan Mustafa II. in osmanisch-türkischer Sprache. Eine deutsche Übersetzung des lateinischen Texts ist enthalten in: Feldzüge gegen die Türken 1697–1698 und der Karlowitzer Friede 1699. Hg. v. Moriz von aNgeli. Wien 1876, 299–314, hier 302 f. Teilweise nachgedruckt in: Urkund dessen… Dokumente zur Geschichte Österreichs von 996 bis 1955. Hg. v. Walter kleiNDel. Wien 1984, 122–129.

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weiter entlang der Una. Von der Una westlich bis zum Dreiländereck („Triplex confinium“) zwischen habsburgischem, osmanischem und venezianischem Territorium gelegen, wurden wiederum künstliche Markierungen angelegt. Besondere Aufmerksamkeit widmete man der Sicherung der Grenzmarkierungen: „Und sollte von der einen oder anderen Seite jemand wagen, etwas an den genannten Kennzeichen zu ändern, sie zu verwechseln, herauszuheben, wegzunehmen oder auf irgendeine andere Art zu verletzen, der soll, wenn er durch eine Untersuchung überführt ist, zum Beispiele für andere auf das Strengste bestraft werden.“44 Die Grenzziehung war also klar und deutlich geregelt. Allerdings war ein neues Problem entstanden, nämlich die friedliche Nutzung jener Flüsse, welche nun die Grenze bildeten. Auch dafür war im Vertrag von Karlowitz eine Regelung vorgesehen: „Die Benützung der Flüsse Maros und Theiß zwischen dem Temeswarer Gebiet und den Provinzen, welche der kaiserlichen Gewalt und Herrschaft unterworfen sind, sei den Untertanen der beiden Reiche gemeinschaftlich, sowohl zum Tränken des Viehs jeder Art als auch zum Fischfang und zu anderen der Untertanen notwendigen Bequemlichkeiten gestattet.“45 Lastkähne und -schiffe beider Seiten durften diese Flüsse in allen Richtungen benützen. Genutzt wurden die Flüsse gewöhnlich auch durch Schiffsmühlen, die an den Ufern verankert waren. Diese sollten aber nur dort zugelassen sein, „wo sie der Schifffahrt der kaiserlichen Herrschaft nicht zum Hindernis gereichen können […]“. Und damit nicht „durch Ableitung der Gewässer der Lauf der kaiserlichen Schiffe auf der Maros einen Nachteil erleide, wird keineswegs gestattet werden, dass – sei es nun wegen der Schiffsmühlen oder aus einem anderen Grund – Wasser aus der Maros anderswohin abgelenkt oder abgehalten werde“.46 Dieselbe Regelung galt natürlich ebenso für die Schifffahrt auf Una und Save: Auch hier sollte den Untertanen beider Reiche die Schifffahrt gemeinsam auf friedliche und ungestörte Weise möglich sein. Weitere Artikel regelten den Austausch beziehungsweise die Freilassung von Gefangenen, den freien Handel, aber auch die ehrenvolle Behandlung der Botschafter, Gesandten und Residenten sowie deren diplomatische Immunität. Der letzte Punkt legte die Gültigkeitsdauer des Vertrags von Karlowitz auf 25 Jahre fest – mit der hinzugefügten Formel „so Gott will“: Wie wir wissen, dauerte auch dieser Friede nicht die vorgesehene Frist, sondern wurde bereits nach 15 Jahren wieder gebrochen.

4. Resümierend lässt sich feststellen, dass die religiösen und kulturellen Gegensätze zwischen den Reichen der Habsburger und der Osmanen enorm und wohl auch unüberwindlich waren, als Beispiel dafür seien etwa die divergierenden Auffassungen der Begriffe „Frieden“ beziehungsweise „Waffenstillstand“ erwähnt. Bei der 44 45 46

Artikel 5. aNgeli (wie Anm. 43), 304 f. Artikel 2. Ebd., 302 f. Ebd.

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Anbahnung und Durchführung von Friedens- oder vielmehr Waffenstillstandsverträgen gingen beide Seiten allerdings pragmatisch vor: Maßgebend für einen Vertragsabschluss waren gewöhnlich politische und militärische Überlegungen, es galt vor allem, einen Zweifrontenkrieg zu vermeiden. Für das Osmanische Reich war ein Feldzug gegen den Iran stets mit nicht kalkulierbaren Risiken verbunden, im Vergleich dazu stellte ein Krieg gegen die Habsburger einen militärischen „Spaziergang“ dar. Sogar auf dem Höhepunkt ihrer Macht sicherten die Osmanen unter Sultan Süleyman ihre nordwestlichen Grenzen durch einen Waffenstillstand, sobald ein Feldzug gegen den Iran – gegen einen muslimischen Staat! – beschlossene Sache war. Mit der Schia, der von den Safawiden proklamierten Staatsreligion, sympathisierten auch weite Kreise der Gebiete im Osten des Osmanischen Reichs, daher stellte die als „Häresie“ verdammte Schia eine nicht zu unterschätzende Bedrohung für das eigene Territorium dar. Die Perserkriege haben alle militärischen Kräfte der Osmanen gebunden, sie dauerten immer länger als eine einzige Feldzugssaison (1534–1536, 1548–1549 und 1553–1555), und die Armee musste in unsicheren Gebieten überwintern. Die militärische Überlegenheit der Osmanen – zumindest während des 16. Jahrhunderts – bot diesen auch die Möglichkeit, die Waffenstillstandsbedingungen gleichsam zu diktieren und einseitig „Tribut“-Leistungen beziehungsweise „Ehrengeschenke“ zu fordern. Die mit den Habsburgern zuvor – teils in mündlicher Form, teils schriftlich – vereinbarte Waffenruhe wurde von diesen gewöhnlich auch eingehalten. Der Frieden von Zsitvatorok schließlich hat aber nicht nur den Osmanen dazu gedient, in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts einen Zweifrontenkrieg zu verhindern: Auch die Habsburger konnten im Dreißigjährigen Krieg – etwas überspitzt formuliert – nun ungehindert gegen „ungläubige“ Christen kämpfen. Wenn die habsburgisch-osmanischen Friedens- und Waffenstillstandsverträge Konfliktstoffe enthielten, so waren diese wohl weniger auf kulturelle als auf sprachliche Differenzen zurückzuführen. Die beste und wichtigste Gelegenheit zu dissimulieren boten freilich unterschiedliche Sprachen und Schriften, gab es doch bis ins ausgehende 17. Jahrhundert keine gemeinsamen, einheitlichen Vertragstexte. Den Dolmetschern und ihren Übersetzungen kam daher bei den „Friedens“-Verhandlungen wie auch bei den Ausfertigungen der Urkunden eine Schlüsselfunktion zu: Unterschiedliche Vertragstexte und deren inhaltliche Divergenzen konnten den Ratifikationsprozess erheblich verzögern.

Gábor Kármán

The Hardship of Being an Ottoman Tributary: Transylvania at the Peace Congress of Westphalia The Peace Congress of Westphalia, summoned to put an end to the hostilities that had been going on for almost thirty years on the territory of the Holy Roman Empire and to establish a “Christian, universal, perpetual and true” peace – as it was called later in the preamble of the treaties – was the focus of Europe-wide attention. Diplomats from all the countries of Europe were gathering to discuss the questions related – but not restricted – to how to settle the situation in the German territories, devastated by decades long, near continuous warfare.1 Only three powers were missing from this “European concert” of the seventeenth century: England, Russia and the Ottoman Empire. The participation of the Principality of Transylvania at the Peace Congress deserves our attention in this volume because in the absence of the envoys of Ragusa, Moldavia and Wallachia it was the only Ottoman tributary state present. The problems and issues regarding the participation of Transylvania in the compilation of “the birth certificate of Europe”, as it was called by later historiography, help us locate this small multi-confessional state on the diplomatic map of the continent, but also shed light on the role the Ottoman Empire played in formation of the contemporary international system.2

1. Transylvania in the last years of the Thirty Years War Transylvania had participated in the Thirty Years War as good as from its beginning: Prince Gábor Bethlen (1613–1629) had an alliance with Frederick V of the Palatinate, the “Winter King” of Bohemia, and concluded his separate peace with the emperor in Nikolsburg in 1623 only after the Czech armies suffered a crushing defeat at the battle of the White Mountain. Even during the 1620s, Bethlen sought contacts with the anti-Habsburg side of the conflict, in 1626 having a short-lived 1

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The classic work on the Peace Congress of Westphalia remains: DickmaNN, Fritz: Der Westfälische Frieden. Münster 1959. However, a panoply of publications that shed light on many important details have appeared in the half century since, especially connected to the 350th anniversary of the peace agreements in 1998. See, for instance, Der Westfälische Friede. Diplomatie, politische Zäsur, kulturelles Umfeld, Rezeptionsgeschichte. Ed. by Heinz DuchharDt. München 1998. – 1648. Krieg und Frieden in Europa. Vol. 3. Ed. by Klaus bussmaNN and Heinz schilliNg. München 1998. The present study is based on the conclusions of a chapter in my doctoral dissertation. For further details concerning the diplomatic questions around Transylvania’s participation in the Thirty Years War in the period 1642–1648, see: kármáN, Gábor: Erdélyi külpolitika a vesztfáliai béke után [Transylvanian foreign policy after the Peace of Westphalia]. Budapest 2011, 73–102.

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and rather unlucky military cooperation with Ernst Graf von Mansfeld.3 His contacts with the leaders of the Protestant political camp were inherited by his former military captain and diplomat, György Rákóczi I, an aristocrat from Upper Hungary, who became prince after Bethlen’s death in December 1630 after a short period of turmoil. However, his rather sporadic negotiations with the emperor’s opponents, started in 1631 and re-opened once again in 1638, were in the main fruitless. On the one hand, the demands of the prince were considered too high by the antiHabsburg powers, and on the other the unfavourable turn of events in the military situation did not encourage Transylvania’s re-entry to the war.4 This remained the case until 1642, when Swedish Field Marshal Lennart Torstenson expanded the theatre of war into Bohemia and Moravia, territories relatively close to Transylvania. It then seemed necessary to resume negotiation between the Principality and the two leading powers opposing the emperor’s armies, Sweden and France. As a result of these, an agreement was signed between György Rákóczi I and Jacob Rebenstock, the envoy Torstenson had sent to Transylvania, in the capital of the Principality, Gyulafehérvár, on the 16th of November 1643. A key provision was the prince’s promise to wage a war on Ferdinand III in alliance with the Crowns of France and Sweden, who agreed to pay a yearly subsidy to him.5 However, Axel Oxenstierna, Chancellor of Sweden and leader of the Regency Government, remained sceptical about the co-operation. He was still not sure whether the prince would launch his campaign, inasmuch as he understood the Swedish armies would soon leave Bohemia and redeploy in a new war with Denmark. He was also afraid Transylvania, which could enlist a rather large army compared to Sweden’s other allies, would endanger the upcoming peace negotiations with overly ambitious demands.6 This was probably one of the reasons why, even were its stipulations ta3

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péter, Katalin: The Golden Age of the Principality (1606–1660). In: History of Transylvania. Vol. 2. Ed. by László makkai and Zoltán szász. Boulder/Colo. 2002, 60–89. See also: SzeKfű, Gyula: Bethlen Gábor. Történelmi tanulmány [Gábor Bethlen. Historical study]. Budapest 1983, 69–234. – Nagy, László: Bethlen Gábor a független Magyarországért [Gábor Bethlen for an independent Hungary]. Budapest 1969. Specifically on the military co-operation with Mansfeld, see: iDem: Egy különös csata [A curious battle]. In: Kard és szerelem. Török kori históriák. Ed. by iDem. Budapest 1985, 179–218. – krüssmaN, Walter: Ernst von Mansfeld (1580–1626). Grafensohn, Söldnerführer, Kriegsunternehmer gegen Habsburg im Dreißigjährigen Krieg. Berlin 2010, 603–626. szilágyi, Sándor: Georg Rákóczy I. im Dreissigjährigen Kriege. In: Ungarische Revue 3 (1883), 237–260. – WibliNg, Carl: Sveriges förhållande till Siebenbürgen 1623–1648 [The contacts of Sweden with Transylvania 1623–1648]. Lund 1890, 38–69. – Hudiţă, Ioan: Histoire de relations diplomatiques entre la France et la Transylvanie au XVIIe siècle (1635–1683). Paris 1927, 34–82. – kósa, János: L’alliance française de Georges Ier Rákóczi. In: Nouvelle Revue de Hongrie 66 (1942), 409–417, here 410–412. – NOuzille, Jean: Les relations entre la France et la Transylvanie pendant la guerre de trente ans. La difficile recherche d’une alliance de revers. In: Revue Roumaine d’Histoire 36 (1997), 173–190, here 176–182. Published in: Okmánytár I. Rákóczy György svéd és franczia szövetkezéseinek történetéhez [Documents for the Swedish and French alliances of György Rákóczi I]. Ed. by Sándor szilágyi. Budapest 1873 (Monumenta Hungariae Historica. Ser. I. Diplomataria 21; henceforth MHHD XXI), 104–109. Svenska Riskrådets protokoll [The protocols of the Swedish State Council]. Vol. X: 1643,

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ken into account by Swedish politicians, the treaty itself was never ratified by the Crown of Sweden. In addition, it also provided a good excuse that the copy Rebenstock sent to Stockholm had serious formal shortcomings.7 Although the Swedish envoy concluded the treaty in the name of both the Crowns of Sweden and France, Mazarin and the regents of Louis XIV decided to not accept the text of the Gyulafehérvár agreement, demanding a renegotiation of some points. For this purpose, a French diplomat, Antoine Fuoquet de MarsillyCroissy was sent to György Rákóczi I, who concluded a revised treaty on April 22, 1644 in the castle of Munkács.8 The problems began when it came to paying the subsidy. The French Crown delayed the payment after receiving suspicious news that Rákóczi planned to leave the war when he had faced the departure of the Swedish troops from Bohemia. In the end, although the Crown of France did more in the area of formalities by ratifying the treaty of Munkács in the summer of 1645, the prince actually received more help from his Swedish allies. They paid altogether 136.000 thalers in subsidy, whereas Rákóczi could not press out more than 27.000, less than one third of a year’s promised allowance from the French.9 In the meantime, the prince of Transylvania did start his campaign in Upper Hungary with the support of most of the Protestant nobility of Eastern Hungary. In a war where the fronts were frequently pushed back and forth between the Western and Eastern part of Upper Hungary throughout the year, Prince Rákóczi managed to stand his ground against the forces of Ferdinand III. He saved the positions of Sweden in the Eastern parts of the Holy Roman Empire despite their main army’s absence due to the war in Denmark.10 After the Danish campaign concluded with

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1644. Ed. by Severin bergh. Stockholm 1905 (Handlingar rörande Sveriges historia, 3. serien; henceforth SRP X), 90 f. The version left in Transylvania was a complete one, whereas the copy sent to Stockholm missed the preamble part altogether, which was only added as a separate document. This is why it was not included in the collection of seventeenth-century Swedish state documents as a treaty, only as “the declaration of Rákóczi”, see: Sveriges traktater med främmande magter jemte andra dit hörande handlingar [Sweden’s treaties with foreign powers and the negotiations belonging to them]. Vol. V/2: 1632–1645. Ed. by Carl halleNDOrFF. Stockholm 1909, 539– 542. See the letter of the Regency Government to György Rákóczi I, Stockholm, 12[/22] April 1644: MHHD XXI (cf. n. 5), 150–153. Generally, Oxenstierna’s attitude towards the Transylvanian alliance was, as noted by the author of the survey on Sweden’s foreign policy of the age, uncharacteristically neglectful: tham, Wilhelm: Den svenska utrikespolitikens historia [History of the Swedish foreign policy]. Vol. I/2: 1560–1648. Stockholm 1960, 315. Even in 1645, Rákóczi inquired in vain about the ratification of the treaty with the Swedish delegates in Osnabruck (Bártfa, 1 March 1645). See in: Riksarkivet Stockholm (henceforth RA), Transsylvanica, vol. 1. nr. 49:2. Published in MHHD XXI (cf. n. 5), 256–263. On the details, see: kármáN (cf. n. 2), 93–97. For the sum the prince received from the French, see the report of Jean de la Haye (Pera, 15 June 1645). Répertoire des documents concernant les négociations diplomatiques entre la France et la Transylvanie au XVIIe siècle (1636–1683). Ed. by Ioan Hudiţă. Paris 1926, 100 f. As well as Rákóczi’s calculations in his letter to Mazarin ([Sárospatak], 7 May 1645). In: MHHD XXI (cf. n. 5), 298 f. On the ratification, see the letter of Mazarin to Croissy ([Paris], 9 July 1645): Répertoire des documents (cf. n. 9), 100 f. On the events of the war, see: péter (cf. n. 3), 123–127. – cseh-szOmbathy, László: I. Rákóczy György 1644-es hadjárata [The 1644 campaign of György Rákóczi I]. In: Hadtörténeti Köz-

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a quick success, Torstenson’s army managed to come back to the south and defeated the forces of the emperor in the battle of Jankov. This victory opened the way to uniting his forces with those of Rákóczi under Brünn.11 Nevertheless, the cooperation was short lived. Just several weeks after having fulfilled the formal criteria of his alliance, Prince Rákóczi stepped out of the war by signing a peace treaty with the emperor (known as the Peace of Linz from the place where Ferdinand III ratified it). He noted that the Ottoman Empire was the main obstacle to his further participation, claiming the Grand Vizier repeatedly had warned him to return to his country and put an end to his military activities.12 His treaties with Sweden and France had granted him this right, both agreements including a section stating the prince could leave the war in the event the Ottomans refused to consent. However, the legitimacy of Rákóczi’s action was still fiercely debated by his earlier allies, and his motivations remain debated even today. What is indisputable is that he received letters from Grand Vizier Semin Mehmed Pasha that ordered him to refrain from further offensive measures. That being said, it is also true that the French ambassador in Constantinople could already in the next year report about his growing doubts about whether the limits set by the Ottomans would have lasted any longer than the ratification procedure of their treaty with the Habsburgs.13 In any case, the Peace of Linz can be considered a serious success for

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lemények n. s. 3/1 (1956), 43–76, continued in Hadtörténeti Közlemények n. s. 4/1–2 (1957), 179–203. – iDem: I. Rákóczy György 1645-ös hadjárata [The 1645 campaign of György Rákóczi I]. In: Hadtörténeti Közlemények n. s. 4/3–4 (1957), 101–135. The relevance of Rákóczi’s campaign for maintaining the German network of Sweden’s allies was emphasized by Duke Johann Weikhart Auersperg in his letter to Ferdinand Kurz (Osnabruck, 21 April 1644). In: Acta Pacis Westphalicae. Serie II. Abt. A. Die kaiserlichen Korrespondenzen. Vol. 1: 1643–1644. Ed. by Wilhelm eNgels and Elfriede merla. Münster 1969, 364. For the most important analyses of the Swedish war activities in 1645, see: Slaget vid Jankow 1645 24/2. Minnesskrift utg. av Försvarsstabens Krigshistoriska Avdelning [The battle of Jakov, 24 February 1645. Memorial volume published by the Department of Military History at the Defence Staff]. Stockholm 1945. – Från Femern och Jankow till Westfaliska freden. Minnesskrift utg. av Försvarsstabens Krigshistoriska Avdelining [From Femern and Jankov to the Peace of Westphalia. Memorial volume published by the Department of Military History at the Defence Staff]. Stockholm 1948. – brOucek, Peter: Der Schwedenfeldzug nach Niederösterreich 1645/46. Wien 1967. – iDem: Die Bedrohung Wiens durch die Schweden im Jahre 1645. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 36 (1970), 120–165. The fact that the prince had concluded his peace was first declared to Robert Douglas, the commander of the Swedish contingent sent to Rákóczi; see the letter from him and Alexander Erskein to Torstenson (from the camp of the Transylvanians, 7[/17] August 1645): RA, Skrivelser till konungen, Kristinas tid, vol. 17. fol. 94v–95r. Later on, the argumentation was completed at a conference organised by Torstenson in the castle of Lednica; see its protocol in: Rikskansleren Axel Oxenstiernas skrifter och brefvexling. Senare afdelningen [The writings and correspondence of State Chancellor Axel Oxenstierna. Later section]. Vol. 8. Ed. by Per sONDéN. Stockholm 1897, 537–565. De la Haye to Croissy (Constantinople, 3 July 1645), attached to Torstenson’s letter to Johan Oxenstierna (Jaromirs, 30 October[/9 November] 1645): RA, Oxenstiernasamlingen, E 1024. In 1644/45. Heřman Černín was Habsburg ambassador at the Sublime Porte, responsible for the ratification of the peace between the two empires, see: WagNer, Georg: Österreich und die Osmanen im Dreißigjährigen Krieg. In: Mitteilungen des Oberösterreichischen Landesarchivs

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Rákóczi. Apart from significant territorial gains for his country, he could also secure benefits for the Hungarian Protestants supporting him: the peasant’s right over their landlords to decide the denomination of the church in their settlement, one of the most debated questions in the Hungarian diets of the previous twenty years, was codified by this agreement.14 The excuse provided by the lack of the sultan’s consent also gave Rákóczi an opportunity to prefer the interest of his Hungarian supporters to his Swedish and French allies – whose diverging demands would have caused a problem for him in the long run. Nevertheless, it seems that the prince was not only proclaiming his readiness to continue the anti-Habsburg war under specific circumstances, but there were serious hopes among his politicians that the opportunity would occur again.15

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14 (1984), 325–392. – štěpáneK, Petr: War and Peace in the West (1644/45). A Dilemma at the Threshold of Felicity? In: Achív Orientální 79/2 (2001), 327–340. The Porte’s letter calling Rákóczi back: Grand Vizier Semin Mehmed Pasha to György Rákóczi I (Constantinople, between 14 July and 3 August 1645). In: Török-magyarkori állam-okmánytár [A collection of state documents from the Turkish-Hungarian age]. Vol. III. Ed. by Áron sziláDy and Sándor szilágyi. Pest 1870 (Török-magyarkori történelmi emlékek. I. oszt. Okmánytár 5; henceforth TMÁO III), 357–361. Some historians claim that Rákóczi acted entirely bona fide: szilágyi, Sándor: I. Rákóczy György és a diplomáczia. Székfoglaló értekezés [György Rákóczi I and the diplomacy. Inaugural dissertation]. Budapest 1878, 91. – kósa (cf. n. 4), 416. Some doubts are raised by WibliNg (cf. n. 4), 191–193. – cseh-szOmbathy, I. Rákóczy György 1645-ös hadjárata (cf. n. 10), 127 f. and most emphatically by péter (cf. n. 3), 126–129. Published in: Österreichische Staatsverträge. Fürstentum Siebenbürgen (1526–1690). Ed. by Roderich gOOss. Wien 1911, 765–784. On the relevance of the question for the confessional strife in Hungary, see: szabó, István: A jobbágy vallásügye 1608–1647 [The issue of the peasant’s denomination 1608–1647]. In: Tanulmányok a magyar parasztság történetéből. Ed. by iDem. Budapest 1948, 203–264. – Fazekas, István: Dorfgemeinde und Glaubenswechsel in Ungarn im späten 16. und 17. Jahrhundert. In: Konfessionalisierung in Ostmitteleuropa. Wirkungen des religiösen Wandels im 16. und 17. Jahrhundert in Staat, Gesellschaft und Kultur. Ed. by Joachim bahlcke and Arno strOhmeyer. Stuttgart 1999, 339–350, here 340–342. – Fata, Márta: Ungarn, das Reich der Stephanskrone, im Zeitalter der Reformation und Konfessionalisierung. Multiethnizität, Land und Konfession 1500 bis 1700. München 2000, 192– 194. See Rákóczi’s proclamation about the conditions for re-starting the war (Fogaras, 22 February 1646): MHHD XXI (cf. n. 5), 344–346. Shortly after the conclusion of the agreement, the younger son of the prince, Zsigmond Rákóczi, expressed serious doubts whether their newly concluded peace would last long, and gave voice to his worries that “between two chairs, we would remain on the ground”; see his letter to Zsuzsanna Lorántffy (Lampersdorf, 7 August 1645): A két Rákóczy György családi levelezése [Family correspondence of both György Rákóczis]. Ed. by Sándor szilágyi. Budapest 1875 (Monumenta Hungariae Historica. Ser. I. Diplomataria 24; henceforth MHHD XXIV), 349 f. János Kemény suggested in 1647 that the Swedish army of Major General Arvid Wittenberg could be convinced to move towards Pozsony and dissolve the Hungarian diet that had been working on the codification of the articles of the Peace of Linz. This would have been necessary, according to the prince’s counsellor, because if their newly gained rights were already guaranteed, the estates could hardly be talked into entering the war once more with Rákóczi. See his letter to György Rákóczi I (Bolya, 7 March 1647): Magyar Országos Levéltár (henceforth MOL), Magyar Kamara Archívuma E 190 Archivum Familiae Rákóczi Nr. 4716. His explanation is rather brief, suggesting perhaps this was not the first time the problem was discussed at court.

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2. Transylvanian envoys at the Peace Congress The Thirty Years War was, to borrow a metaphor from Johannes Burkhardt, a media event. It was one of the first major conflicts in European history that was played not only on the battlefield and at diplomats’ negotiations, but also in the sphere of publicity. Using the opportunities provided by the printing press, the arguments and counter-arguments to legitimise their actions and vindicate their supposed rights were spread widely by practically every power that had participated in the war.16 It is no wonder that the peace negotiations in Munster and Osnabruck also played an outstanding role in contemporary publications and hundreds of etchings and paintings offered symbols for the victory of Peace and the defeat of War, as well as depicting the participants of the congress. However, the role of Transylvania in these media representations was rather ambiguous. Using an earlier map of Everhard Alerdinck, Simon Beckenstein published a work with a spatial representation of the conference making it possible to identify the lodgings of the various diplomats in Munster.17 We would look in vain for a Transylvanian ambassador among them. Even the coat of arms of György Rákóczi I is missing from the left side of the map, despite the fact that numerous rulers are indicated there whose envoys were not shown on the map. A look at other media gives similar results: the Dutch painter Anselm von Hulle produced a series of portraits for the city halls of Munster and Osnabruck about the diplomats at the Peace Congress – with no Transylvanians among them. However, a copy series in the royal castle of Gripsholm, Sweden, does include the images of two Transylvanians, Ferenc Jármi and János Dániel. While this certainly proves the Transylvanian envoys were not only present, but were also given attention by at least some at the congress, the relevance of these images should not be overstated. In a French series of etchings, a reproduction of the portrait said to depict Jármi was included – yet according to its caption it was supposed to be an image of Matthias von Krockow, envoy of the king of Poland.18 Even if Transylvania’s envoys did not go entirely unnoticed at the Peace Congress, they certainly did not play an outstanding role. 16 17

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burkharDt, Johannes: Der Dreißigjährige Krieg. Frankfurt/Main 1992, 225–232. beckeNsteiN, Simon: Monasterium Westualiae Metropolis (1648), see in: DethleFs, Gerd: Friedensappelle und Friedensecho. Kunst und Literatur während der Verhandlungen zum Westfälischen Frieden. Unpublished Phil. Diss., Münster 1998, 55–59. Available online at http://miami. uni-muenster.de/servlets/DerivateServlet/Derivate-2170/diss_dethlefs.pdf (16.8.2010). DethleFs, Gerd: Die Friedensstifter der christlichen Welt. Bildnisgalerien und Porträtwerke auf die Gesandten der westfälischen Friedensverhandlungen. In: „…zu einem stets währenden Gedächtnis“. Die Friedenssäle in Münster und Osnabrück und ihre Gesandtenporträts. Ed. by Karl Georg kaster and Gerd steiNWascher. Bramsche 1996, 101–173, here 164. In his dissertation, Dethlefs misleadingly asserts there is another copy of Jármi’s portrait in the copy series at Läckö slott (Sweden), see: DethleFs (cf. n. 17), 283. Krockow visited Westphalia in June 1646, see: sariNg, Hans: Matthias v. Krockow. In: Baltische Studien 42 (1940), 198–211. – crOxtON, Derek/tischer, Anuschka: The Peace of Westphalia. A Historical Dictionary. Westport-London 2002, 229 f.

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We can best explain this ambiguous treatment by taking a closer look at the subtleties of Transylvania’s invitation to the Peace Congress. Although the preparations had been going on since 1640, the first diplomats arrived only in early 1644 at the two towns assigned for negotiations: the French and their allies in Munster; the Swedes and their allies in Osnabruck. The Peace Congress officially opened not long after the conclusion of the treaty of Gyulafehérvár, in April 1644, but actual negotiations began only in December, with the exchange of credentials between the Swedish, French, Imperial and Spanish ambassadors. It took a while until the conference grew to the size it is remembered today. The first question to settle was foundational, defining exactly the circle of powers that would be invited and have the right to interfere in the negotiations. There were two mutually exclusive definitions on the table. The side of the emperor understood the conference as a place of peace negotiations between his Empire, and Sweden and France, where the representatives of the former would have been sent by the emperor himself. This was unacceptable not only to the Swedish and French diplomats, but also to those of the Electors. The second interpretation became dominant due to their protest and the activities of a radical group of smaller Calvinist principalities such as Hesse-Kassel and Brunswick-Luneburg. Now the heads of every German principality received an invitation to participate and contribute to the conference.19 In a similar way – although for different reasons – there was also a huge debate about non-German powers who were allied to France and Sweden. When the points agreed in Gyulafehérvár were handed to the Swedish ambassadors in Westphalia, Johan Axelsson Oxenstierna and Johan Adler Salvius, they informed Rákóczi in writing that it was still not decided which powers should be invited to the congress.20 From the Regency Government in Stockholm they also received the order that they should not promise the prince anything specific, as the time when it would make sense to discuss his invitation to the Congress was still far away.21 György Rákóczi I in his letters to the Swedish authorities expressed his interest in the negotiations concerning the universal peace; however, he failed then to receive any further information from them about his proposed option to send his representative there.22 The question of inviting the representatives of the prince of Transylvania was raised seriously for the first time in May 1645, when the French and Swedish delegates were working on their respective second peace proposals.23 The French, 19 20 21

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DickmaNN (cf. n. 1), 163–189. Johan Axelsson Oxenstierna and Johan Adler Salvius to György Rákóczi I (Osnabruck, 29 July[/8 August] 1644). In: RA, Oxenstiernasamlingen, E 922. The Regency Government to Johan Oxenstierna and Salvius (Stockholm, 9[/19] September 1644). In: Acta Pacis Westphalicae Serie II. Abt. C. Die schwedischen Korrespondenzen. Vol. 1: 1643–1645 (henceforth APW II C 1). Ed. by Ernst Manfred Wermter. Münster 1965, 331 f. As a reply to their letter of Osnabruck, 12[/22] July 1644, see: ibid., 278. György Rákóczi I to Johan Oxenstierna and Salvius (Bártfa, 1 March 1645). In: RA, Transsylvanica, vol. 1. nr. 49:2. See also the letter of Jacob Rebenstock to Axel Oxenstierna. He emphasizes how important it was for Rákóczi to be included into the universal peace (Sárospatak, 10[/20] February 1644). See in: RA, Oxenstiernasamlingen, E 693. Fasc. Rebenstock. On the second peace proposals, see: DickmaNN (cf. n. 1), 181–186.

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count d’Avaux (Claude de Mesmes) and Abel Servien tried to convince the Swedes that it was insufficient to just mention in the treaties their non-German allies, Transylvania and Portugal, and they should also include the details of the accords to be concluded between them and the emperor.24 Thus, when submitting the proposals to the Imperial side, they managed to surprise their Swedish allies: contrary to their version, which listed the prince of Transylvania as an ally, the French proposal only included the vague term “landgrave of Hesse-Kassel and other allies of the Crown”.25 Johan Oxenstierna and Salvius protested when they saw this solution, and received the answer from a French diplomat, Melchior de Harod de Senevas, marquis of Saint-Romain, that naturally Rákóczi was going to be included into the peace agreement, even if his name was not mentioned specifically.26 This awkward solution was obviously not the result of forgetfulness on the side of the French ambassadors, but rather of the mistrust the anti-Habsburg powers felt towards Transylvania. The leaders of the French delegation must have tacitly decided that as they had no information about the eventual outcome of Croissy’s mission to Rákóczi or whether a new treaty could be ratified by their own government, the peace proposal should not be encumbered with a name around which so many debates could arise. They were disappointed in their calculation as within a day of the proposal’s submission a courier came from Croissy with the signed treaty.27 As a result, d’Avaux and Servien wrote an appendix to their proposal. They asked for the acknowledgment of the “special position” of the prince of Transylvania among the allies of France mentioned in the universal peace, and also requested a safeconduct for the Transylvanian envoy to be sent to the negotiations.28 This appendix, delivered to the representatives of the emperor by the Venetian mediator, Alvise Contarini, caused quite an uproar. Johann Ludwig von Nassau and Isaak Volmar, the Imperial ambassadors in Munster, believed they had to do everything they could against the invitation of Rákóczi, as this case could be a matter of precedent in further instances when concessions would be requested, notably in the 24

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See the suggestions of Servien for the French proposal (before 13 May 1645): Acta Pacis Westphalicae. Serie II. Abt. B. Die französischen Korrespondenzen. Vol. 2: 1645 (henceforth APW II B 2). Ed. by Franz bOsbach, Kriemhild gOrONzy and Rita bOhleN. Münster 1986, 348. And Schering Rosenhane to Johan Oxenstierna and Salvius (Munster, 17[/27] May 1645). See in: APW II C 1 (cf. n. 21), 616 f. “Madame la Landgrave de Hesse, & des autres Alliéz des deux Couronnes”, article 14 in the French proposal, see: Acta pacis Westphalicae publica oder Westphälische Friedens-Handlungen und Geschichte. Band I (henceforth APWP I). Ed. by Johann Gottfried von meierN. Hannover 1734, 445. Article 12 of the Swedish proposal, on the contrary, specifies the circle of those whose interests should be included in the peace treaty as “Regnorum foederatis, qui cum iisdem in armis sunt, cumprimis Illustrissimis Landgraviae Hassiae, & Principi Transylvaniae”, ibid., 438. See the memorandum of Saint-Romain (Munster, 17 June 1645): APW II B 2 (cf. n. 24), 437 f. On the protest of the Swedes, see: Rorté to d’Avaux and Servien (Osnabruck, 14 June 1645) in ibid., 422 f. and Johan Oxenstierna and Salvius to Rosenhane (Osnabruck, 6[/16] June 1645) in APW II C 1 (cf. n. 21), 632. D’Avaux and Servien to Brienne (Munster, 20 June 1645). In: APW II B 2 (cf. n. 24), 458. Appendix Propositionis Gallicae (Munster, 14 June 1645). In: APWP I (cf. n. 25), 450.

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case of Portugal.29 This would, however, have been quite uncomfortable as they had just rejected the invitation of the Portuguese envoys – neither for the first nor the last time: King John IV, who declared the separation of his country from Spain in 1640, was not even acknowledged as a legitimate ruler by the Austrian Habsburgs and they did not want to hear about his invitation at all.30 The Imperial ambassadors had to come up with positive legal arguments in order to reject the issuance of the safe-conduct passes. Nassau and Volmar suggested that Rákóczi’s issue did not belong to the Peace Congress of Westphalia, which was supposed to put an end to the war in the German territories; inasmuch as Transylvania was clearly outside the Holy Roman Empire, they were not concerned by the claims of its ruler against Ferdinand III.31 This argument was of course rather easy to contradict: D’Avaux and Servien merely had to refer to the preliminary treaty concluded in 1641 in Hamburg, which clearly stated every ally of Sweden was entitled to receive a safe-conduct to the peace negotiations from the emperor.32 With the French ambassadors submitting the appendix to their proposal, they also forced the Swedes to take further action on the question of the Transylvanian participation at the conference. It cannot be said that Johan Oxenstierna and Salvius had shown much sympathy for the steps of d’Avaux and Servien and their requests to join them in putting pressure on the Imperial delegation. As the Swedish diplomats notified the government in Stockholm, by including the prince into their proposal they had already done everything they found important in the interest of Transylvania. They justified their relative inaction by claiming they had no information regarding Rákóczi’s intentions. They had the same reason to do so as Axel Oxen29

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Nassau and Volmar to Ferdinand III (Munster, 15 June 1645). See in: Acta Pacis Westphalicae. Serie II. Abt. A. Die kaiserlichen Korrespondenzen. Vol. 2: 1644–1645 (henceforth APW II A 2). Ed. by Wilhelm eNgels. Münster 1976, 343. See also the diary of Volmar on the same page: Acta Pacis Westphalicae Serie III. Abt. C. Vol. 2. Diarium Volmar. 1st Part: 1643–1647 (henceforth APW III C 2). Ed. by Joachim FOerster and Roswitha philippe. Münster 1984, 374 f. The protests of the Imperial delegates did not, in any case, hinder the two Portuguese diplomats from being present in Munster during the entire conference, as members of the French embassy. They took every opportunity to further the interests of their ruler. carDim, Pedro: “Portuguese Rebels” at Münster. The Diplomatic Self-Fashioning in mid-17th Century European Politics. In: Der Westfälische Friede (cf. n. 1), 293–333. Their argumentation was adopted by others as well, such as a radical Catholic member in the delegation of the Elector of Cologne, Franz Wilhelm von Wartenberg, bishop of Osnabruck, who was visited by a French diplomat to ask for his support in this issue. See Wartenberg’s diary entry from 16 June 1645: Acta Pacis Westphalicae Serie III. Abt. C. Vol. 3. Diarium Wartenberg. Part 1/2 (henceforth APW III C 3). Ed. by Joachim FOerster. Münster 1987/88, 215. See also Volmar’s diary: APW III C 2 (cf. n. 29), 375. On the role of Wartenberg in the radical Catholic group, see: schmiD, Georg: Konfessionspolitik und Staatsräson bei den Verhandlungen des Westfälischen Friedenskongresses über die Gravamina Ecclesiastica. In: Archiv für Reformationsgeschichte 54 (1953), 203–223, here 215 f. Nassau and Volmar to Ferdinand III (Munster, 23 June 1645). APW II A 2 (cf. n. 29), 358 f. The preliminary treaty of Hamburg (15[/25] December 1641) is published in: APWP I (cf. n. 25), 8–10. A reference to the Italian principalities related to this case can be found in the letter of d’Avaux and Servien to Croissy (Munster, 27 June 1645). In: Répertoire des documents (cf. n. 9), 99.

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stierna in 1642 – that the incidentally unrealistic demands of the prince would have added to the already substantial troubles of peace-making.33 The question of inviting Transylvania reached a deadlock within a month. The Venetian mediator asked the French delegates whether they would have been ready to stop the negotiations because of this problem, and received the obvious negative answer.34 In any case, d’Avaux and Servien found an excellent solution to save face: they asked the Swedes to let Field Marshal Torstenson ask Rákóczi what his intentions were, and to eventually acquire a safe-conduct for him from the emperor.35 The least they expected was that this scenario would take a long time, during which anything could happen. And so it did: the answer from the Field Marshal came only after Rákóczi had already concluded a peace, and Torstenson claimed that the prince had not wanted to send an envoy earlier due to the great expenses; now there was no longer any point in doing so.36 This news certainly did not come as a cold shower for the Swedish diplomats. After all, they had already claimed in August that the prince, who was much closer to the emperor, might well have asked for a safe-conduct himself had he really wanted to.37 After the conclusion of Rákóczi’s separate peace, the question of the invitation of Transylvania no longer came up as a point of discussion at the Peace Congress. It was rather only an occasional reference point in various debates. For example, when Franz Wilhelm von Wartenberg, the bishop of Osnabruck tried to convince the duke of Longueville, the head negotiator of the French delegation, that they should not reject the petition of the elector of Saxony for a safe-conduct after they had supported the similar request of Rákóczi.38 Also, the Habsburg side, with a reference to Transylvania, raised the question whether the king of Denmark should also be invited, because of his war against Sweden in 1644–1645. This suggestion was relatively easy to counter by the opposing side, insofar as Christian IV had no written alliance with the emperor, and thus the Swedish-Danish war was not formally directly related to the issues discussed at Westphalia.39 It caused more trouble 33

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Johan Oxenstierna and Salvius to Queen Christina (Osnabruck, 20[/30] June 1645). In: APW II C 1 (cf. n. 21), 660 f. The reluctance of the Swedes was also registered by the French diplomats; see the letter of Rorté to d’Avaux and Servien (Osnabruck, 22 June 1645): APW II B 2 (cf. n. 24), 469 f. Nassau and Volmar to Ferdinand III (Munster, 14 July 1645). In: APW II A 2 (cf. n. 29), 386. The French diplomats had a similar approach to the Portuguese question, supporting it as long as they meant no serious discomfort. However, they would not have risked the conclusion of the universal peace for it. tischer, Anuschka: Französische Diplomatie und Diplomaten auf dem Westfälischen Friedenskongress. Außenpolitik unter Richelieu und Mazarin. Münster 1999, 207 f. Rosenhane to Johan Oxenstierna and Salvius (Munster, 30 June[/10 July] 1645). In: APW II C 1 (cf. n. 21), 671. Torstenson to Johan Oxenstierna (Leutomischl, 13 October 1645). In: RA, Oxenstiernasamlingen, E 1024. Johann Maximilian Lamberg and Johann Baptist Krane to Ferdinand III (Osnabruck, 10 August 1645). In: APW II A 2 (cf. n. 29), 421. See the entry of 7 July 1645 in Wartenberg’s diary: APW III C 3 (cf. n. 31), 242. Brienne to the delegation in Westphalia (Paris, 29 July 1645). See in: APW II B 2 (cf. n. 24), 546. The possible connection between the invitation of the prince of Transylvania and that of

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when the head of the emperor’s delegation, Maximillian von Trauttmansdorff, slyly asked the French diplomats how they could likewise use the argument Charles IV of Lorraine’s territories were not part of the Holy Roman Empire to reject his invitation to the congress, once they had supported bringing Rákóczi’s issue to Westphalia.40 The fact that the prince of Transylvania was not given a safe-conduct only meant Rákóczi forfeited the right to send an ambassador to the Peace Congress, a so-called plenipotentiary entitled to participate in the negotiations with full rights. György Rákóczi, nevertheless, had the right – just like any other ruler in Europe – to send an ordinary envoy to Munster and Osnabruck, who, although unable to participate in the general negotiations, could fully well consult with the representatives of the various powers present. And the prince of Transylvania did use this opportunity, sending Ferenc Jármi to Westphalia first in 1646 and again the following year. In the first case, the envoy joined Croissy on his way back to France.41 His instructions are not preserved, but the French diplomat summarised for Mazarin the aim of the mission: Rákóczi wanted to make it clear that he was ready to take up arms again in case the conditions of the treaties of Gyulafehérvár and Munkács were fulfilled (especially those concerning the payment of subsidies), and the consent of the sultan could also be achieved.42 It is likely Jármi must have arrived in Munster in May, 1646 but had to wait for the answer till September.43 We do not know what he did during this time, but can surmise the leaders of French diplomacy accepted his presence; by maintaining the impression that the alliance with Rákóczi could be renewed at any moment, some additional albeit subtle pressure could be put on the emperor’s negotiators.44 In September, it was Henri-Auguste de Loménie, count of Brienne, the under-secretary responsible for foreign affairs in Mazarin’s government, who summarised the attitude of the French

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the king of Denmark had earlier been pointed out at the session of the Swedish State Council on 27 June[/7 July] 1644, see: SRP X (cf. n. 6), 554. Longueville, d’Avaux and Servien to Brienne (Munster, 9 December 1645). In: Acta Pacis Westphalicae. Serie II. Abt. B. Die französischen Korrespondenzen. Vol. 3 (henceforth APW II B 3). Ed. by Kriemhild gOrONzy, Elke JarNut and Rita bOhleN. Münster 1999, 80. A short summary on the questions related to Lorraine: crOxtON/tischer (cf. n. 18), 175–177. See the credentials given to him, as well as the salutatory letters of Rákóczi to French politicians (22 and 25 February 1646): MHHD XXI (cf. n. 5), 351–354. In mid-March he was still in Eastern Hungary, see the letter of Zsigmond Rákóczi to Zsuzsanna Lorántffy (Sárospatak, 18 March 1646): MOL, E 190 Nr. 4539. Croissy to Mazarin (Munster, 5 June 1646). In: Répertoire des documents (cf. n. 9), 119–121. Unfortunately, his reports have not survived. It is only thanks to the letter of György Rákóczi I’s younger son, Zsigmond, to his father that we know that he sent at least one (Sárospatak, 12 August 1646): MOL, E 190 Nr. 4770. Zsigmond reported that he had decoded the letter in cipher himself before it was sent on to the princely court. Memorial written in the name of Louis XIV to the delegation at Westphalia (Paris, 22 June 1646); also, the memorial of the delegates to the king, and their letter to Brienne (Munster, 9 July 1646, resp. 27 August). In: Acta Pacis Westphalicae. Serie II. Abt. B. Die französischen Korrespondenzen. Vol. 4: 1646 (henceforth APW II B 4). Ed. by Clivia kelch-raDe, Anuschka tischer, Kriemhild gOrONzy and Michael rOhrschNeiDer. Münster 1999, 83, 187 and 373.

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court towards Rákóczi. They fully recognized that the prince made a horrible inequity in light-heartedly forgetting his allies, and he had only been driven by money and the interests of his schismatic religion. Nevertheless, they felt that despite this with regards to the course of negotiations it was useful to maintain contact with him.45 In a similar vein, Queen Christina instructed Johan Oxenstierna and Salvius, suggesting that due to his prior activities there was no reason to rely on the prince. Surely, she told them, he only wanted to promote his own interests by being included in the peace negotiations. Consequently, even if were useful to keep the renewal of the alliance on the table as a weapon during the negotiations with the emperor’s delegates, certainly no money should be used for this purpose.46 It is unclear exactly when Jármi arrived back in Transylvania as his subsequent reports are lost, but we do know he set off for another journey to Westphalia in February 1647. His mission was practically the same: he again should have collected the money France and Sweden owed to Rákóczi with the promise of the renewal of military activities. Also, he had to remind the delegations that Transylvania should be included in the peace treaties not merely as an amicus (friend), but as a confoederatus (ally) of the Crowns.47 The prince even gave Jármi credentials to the Court of France in the event he was unsuccessful with the diplomats in Westphalia.48 Jármi arrived in Osnabruck in May, and after a short discussion with Johan Oxenstierna and Salvius was sent on to see the French delegation in Munster.49 In early June, he was given the same information by d’Avaux and Servien that he had already gotten from their Swedish colleagues, that the prince of Transylvania would appear in the treaty as a confoederatus.50 However, they did not make any conces45

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Brienne to the delegates at Westphalia (Fontainebleau, 7 and 21 September 1646). In: APW II B 4 (cf. n. 44), 415, 463. It was due to this strategy that d’Avaux continued to inform Johann Heinrich Bisterfeld, Rákóczi’s counsellor and professor at Gyulafehérvár, about the further developments at the Peace Congress (Munster, 18 November 1646). szilágyi, Sándor: Ujabb okiratok I. Rákóczy György külföldi összeköttetései történetéhez [New documents for the history of the contacts of György Rákóczi I abroad]. In: Történelmi Tár 17 (1894), 355–373, here 358. Christina to Johan Oxenstierna and Salvius (Stockholm, 6[/16] June 1646). In: Acta Pacis Westphalicae. Serie II. Abt. C. Die schwedischen Korrespondenzen. Vol. 2: 1645–1646 (henceforth APW II C 2). Ed. by Wilhelm kOhl. Münster 1971, 322. Instruction of György Rákóczi I to Ferenc Jármi (s. l., 25 February 1647). See in: MHHD XXI (cf. n. 5), 390–396. György Rákóczi I to Louis XIV (Gyulafehérvár, 25 February 1647) in ibid., 400 f. See also the other credentials and salutatory letters for the mission in ibid., 402–410. A few days after these letters were issued, Jármi was already on his way, see the letter of János Kemény to György Rákóczi I (Kiskerék, 28 February 1647); see: MOL, E 190 Nr. 4711. Johan Oxenstierna and Salvius to Christina (Osnabruck, 17[/27] May 1647). In: Acta Pacis Westphalicae Serie II. Abt. C. Die schwedischen Korrespondenzen. Vol. 3: 1647 (henceforth APW II C 3). Ed. by Gottfried lOreNz. Münster 1975, 428. – Ferenc “959” [Jármi] to György Rákóczi I (Osnabruck, 24 May 1647); see: MOL, E 190 Nr. 4958. Let me express my gratitude towards István Vadai and Hanna Vámos, who broke the cipher of Jármi’s letters. Longueville and d’Avaux to Brienne (Munster, 3 June 1647). See in: Acta Pacis Westphalicae. Serie II. Abt. B. Die französischen Korrespondenzen. Vol. 5. Part 1/2: 1646–1647 (henceforth APW II B 5). Ed. by Guido brauN, Kriemhild gOrONzy and Achim trÖster. Münster 2002, 1406. The prince himself was informed by them in the same vein (Munster, 7 June 1647). See:

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sions in regards to the matter of the money, so Jármi had to travel through Amsterdam towards Paris. He met the king in Amiens, and by mid-July the under-secretary for foreign affairs was already organising his return.51 The details of his negotiations in France are unknown, but it is nevertheless clear the journey of the Transylvanian envoy was unsuccessful. After his return in January, 1648, György Rákóczi I wrote to Croissy that he had still not received his money from the French Court.52 As in the previous year, the French diplomats also gained some benefits from the visit of Rákóczi’s envoy to Munster in 1647. In their correspondence they commented in a content tone on the actual futility of the mission of Jármi, in that one of the prince’s requests would have been fulfilled anyway and the other under no circumstances. However, it was lucky for them because it caused some unrest on the part of the emperor.53 They also did everything to achieve the very best effect. The imperial diplomat, Georg Ulrich von Wolkenstein, reported to the Viennese Court his newly-born suspicions due to the fact the Transylvanian envoy conducted long discussions with the French and travelled everywhere in their carriage.54 It was after the conclusion of the peace treaties that János Dániel, the other person on the Gripsholm portraits, appeared in Westphalia. He was sent on a journey by György Rákóczi II to notify the Protestant powers of the Holy Roman Empire about the death of his father, to show his eagerness for further cooperation and to collect information about the developments in the western part of the continent.55 Dániel travelled westwards through Osnabruck and Munster, where he

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szilágyi (cf. n. 45), 364. See also Jármi’s letter to Rákóczi (Munster, 14 June 1647): MOL, E 190 Nr. 4754. Later, it seems, the opinion of the French delegates had changed, because they informed their court that they only told Jármi that his lord should be included into the treaty as an amicus, not a confoederatus, see their letter to Brienne (Munster, 24 June 1647): APW II B 5 (cf. n. 50), 1548. On the meeting in Amiens, see the letter of Louis XIV to Zsigmond Rákóczi (Amiens, 15 July 1647): szilágyi (cf. n. 45), 367. For the route for Jármi’s return: Brienne to count Charrost, Captain of Dunquerque (s. l., 16 July 1647). In: Recueil de documents concernant l’histoire des pays Roumains tirés des archives de France XVI-e et XVII-e siècles. Ed. by Ioan Hudiţă. Iaşi 1929, 99 f. For Jármi’s route through the Netherlands, see his letter to Rákóczi (Amsterdam, 20 June 1647): MOL, E 190 Nr. 4752. György Rákóczi I to Croissy (Gyulafehérvár, 10 June 1648). In: MOL, Mohács utáni gyűjtemény R 308 Külfölddel kapcsolatos iratok 1. d. 3. t. Franciaország, fol. 3r–v. See the letters of Longueville and d’Avaux quoted in note 50, and Brienne’s answers to them (Amiens, 15 and 22 June 1647). In: APW II B 5 (cf. n. 50), 1476, 1525. Wolkenstein to Ferdinand III (Munster, 4 June 1647). In: Haus-, Hof- und Staatsarchiv des Österreichischen Staatsarchivs (henceforth HHStA), Friedensakten Fasz. 54a. Konv. 1647 April-Juni fol. 64r–v. The extant sources, however, do not document a very nervous reaction from Vienna: On the news of the arrival of the Transylvanian envoy to Westphalia, the Court only sent the copy of the peace of Linz to the Imperial delegation, see the instruction of Ferdinand III to Trauttmansdorff (Vienna, 19 June 1647) and the letter of Ferdinand Kurz to the same (Linz, 27 June 1647): HHStA, Friedensakten Fasz. 50c. Konv. 1647. fol. 75r, 79r. See the instruction given to János Dániel (March 1649): Okmánytár II. Rákóczy György diplomáciai összeköttetéseihez [Documents for the diplomatic contacts of György Rákóczi II]. Ed. by Sándor szilágyi. Budapest 1874 (Monumenta Hungariae Historica. Ser. I. Diplomataria 23), 11 f. He started his journey in April 1649, see the letter of Zsigmond Rákóczi to Frederick William, Elector of Brandenburg (Fogaras, 5 April 1649). In: Geheimes Staatsarchiv Preußis-

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talked briefly with Johan Oxenstierna and Henri Groulart-La Cour.56 They were the last representatives of Sweden and France remaining at the scene of the Congress. Afterwards, he visited the Elector of Brandenburg in Cleve and in mid-June turned back eastwards in the direction of Hesse-Kassel, arriving back in Transylvania in early August.57 It is impossible not to recognize that the prince of Transylvania played a rather limited role in the negotiations of the Peace Congress of Westphalia. The anti-Habsburg side had not wanted to provide him with many opportunities even when he had still been their ally in arms. The Swedish diplomats did not even want to invite him, and the French also gave up on the idea after the first sign of problems. Both powers were worried the prince would come up with impossible demands and thereby undermine the course of negotiations. With the conclusion of the Peace of Linz, Rákóczi forfeited his chances to be a player of any relevance at the Peace Congress; his diplomats were used only as instruments for putting pressure on the delegates of the other side. Nevertheless, there was one essential success for Rákóczi regarding the universal peace: he was also mentioned in the text.58 The peace between France and the

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cher Kulturbesitz (Berlin-Dahlem) (henceforth GStA PK), I. Hauptabteilung, Geheimer Rat, Rep. 11. Auswärtige Beziehungen, Akten Nr. 10184. fol. 2. and the letters of György Rákóczi II to William VI, Landgrave of Hesse-Kassel and Landgravine Amalie Elisabeth (Szamosújvár, 9 April 1649): Hessisches Staatsarchiv Marburg, Rep. 4. f Siebenbürgen 2. Johan Oxenstierna to Zsigmond Rákóczi (Osnabruck, 29 May[/8 June] 1649). In: szilágyi, Sándor: Herczeg Rákóczy Zsigmond levelezése. Első közlemény [The correspondence of Duke Zsigmond Rákóczi. First part]. In: Történelmi Tár 10 (1887), 417–462, here 455. – La Cour to György Rákóczi II (Munster, 9 June 1649): Erdély és az északkeleti háború [Transylvania and the northeastern war]. Vol. I. Ed. by Sándor szilágyi. Budapest 1890, 46. György Rákóczi II to Zsuzsanna Lorántffy (Gyulafehérvár, 4 August 1649). In: MHHD XXIV (cf. n. 15), 409. – Frederick William to Zsigmond Rákóczi and György Rákóczi II (Cleve, 14[/24] June 1649). In: GStA PK, I. HA, Geheimer Rat, Rep. 11. Auswärtige Beziehungen, Akten Nr. 10184. fol. 3., resp. 5. – Landgravine Amalie Elisabeth of Hesse-Kassel to György Rákóczi II (Kassel, 19[/29] June 1649). In: szilágyi, Sándor: Levelek és okiratok II. Rákóczy György fejedelem diplomacziai összeköttetései történetéhez [Letters and documents for the history of the diplomatic contacts of György Rákóczi II]. In: Történelmi Tár 12 (1889), 326– 353, here 334 f. The fact was already noted by nineteenth-century Hungarian historians such as: aNgyal, Dávid: Magyarország története II. Mátyástól III. Ferdinánd haláláig [The history of Hungary from Matthias II to the death of Ferdinand III]. Budapest 1898, 499. Transylvania’s recognition among the European countries was first interpreted as a success in German historiography: DepNer, Maja: Das Fürstentum Siebenbürgen im Kampf gegen Habsburg. Untersuchungen über die Politik Siebenbürgens während des Dreißigjährigen Krieges. Stuttgart 1938. In Hungary it was Ágnes R. Várkonyi who promoted this interpretation independently from Depner: VárkONyi, Ágnes R.: Erdély és a vesztfáliai béke (I. Rákóczi György politikájához) [Transylvania and the Peace of Westphalia (To the politics of György Rákóczi I)]. In: Scripta manent. Ünnepi tanulmányok a 60. életévét betöltött Gerics József professzor tiszteletére. Ed. by István Draskóczy. Budapest 1994, 187–198. The core of her argument was published as well in: Gábor Bethlen and Transylvania under the Rákóczis at the European Peace Negotiations 1648– 1714. In: Forschungen über Siebenbürgen und seine Nachbarn. Festschrift für Attila T. Szabó und Zsigmond Jakó. Vol. I. Ed. by Kálmán beNDa et al. München 1987, 152–162, here 155 f. For a critical assessment of her reconstruction, see: kármáN (cf. n. 2), 368–372.

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emperor mentions the allies of Louis XIV only in a general way – as it also happened in the second French proposal discussed earlier. But in the Treaty of Osnabruck there is a list of all the allies of Sweden, as well as that of the emperor. Surprisingly enough, “Princeps Transylvaniae” is mentioned in both lists.59 As none of the princes of Transylvania sent military help to the emperor, we do not know the reason for this treatment. Nevertheless, György Rákóczi II (1648–1660), the son and successor of György I, was aware of this and requested his envoys sent to Ferdinand III to thank him for it.60 We have seen that the inclusion in the universal peace was very important for the prince because he had recognized the risk that otherwise Ferdinand III after concluding peace in the Western theatre of war would start a campaign against him. Moreover, this was also what his Swedish negotiation partners such as Torstenson, threatened him with after he concluded the Peace of Linz.61 The appearance of his name in the Treaty of Osnabruck secured, at least theoretically, the support of France and Sweden in case the emperor decided to breach their peace agreement. This new situation made it possible for the prince to turn his attention towards other ambitious plans, such as his candidature in the election of the king of Poland in 1648.62

3. Transylvania and the Ottoman question at the Peace Congress The failure of Transylvania’s invitation to the Peace Congress was a relief for many participants. The delegates of the emperor, as noted earlier, felt safer during the discussions about further invitations, especially to Portugal, whereas the Swedish and French diplomats did not feel it necessary to add further requests to their peace proposals. The relief of others was based rather upon the symbolic message of the 59

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Article 17, paragraph 10/11 of the Peace of Osnabruck, see: Instrumenta Pacis Westphalicae. Die Westfälischen Friedensverträge 1648. Ed. by Konrad müller. Bern 1949, 77. It was Katalin Péter who first pointed out this phenomenon, see: péter, Katalin: Erdély a vesztfáliai béketárgyalásokon [Transylvania at the peace negotiations in Westphalia]. In: Rubicon 8/2 (1997), 41–43. Instructions for Ferenc Bethlen and János Pálóczi Horváth (Gyulafehérvár, 28 July 1650). In: Erdélyi országgyűlési emlékek történeti bevezetésekkel [Monuments of the Transylvanian diets, with a historical introduction]. Vol. XI: 1649–1658. Ed. by Sándor szilágyi. Budapest 1886, 86. There are several other countries that received the same treatment. In some cases, such as the king of Denmark, who fought against the emperor and also against Sweden during the thirty years, it is quite understandable. However, there is no prima facie reason why the Netherlands should have been included on the side of the emperor as well; and the motivation for this solution is even less clear in the cases of the king of Poland, who did not participate in the war at all. György Rákóczi I to István Kassai (Dés, 25 August 1643): TMÁO III (cf. n. 13), 227. – János Dániel to György Rákóczi I (Szatmár, 6 July 1646): MHHD XXI (cf. n. 5), 370 f. For the latter, see: lukiNich, Imre: I. Rákóczi György és a lengyel királyság [György Rákóczi I and the Kingdom of Poland]. Budapest 1907. – gebei, Sándor: II. Rákóczi György erdélyi fejedelem külpolitikája (1648–1657) [The foreign policy of György Rákóczi II, prince of Transylvania (1648–1657)]. Eger 1996, 24–33. – kármáN (cf. n. 2), 119–138. In English, see: péter (cf. n. 3), 133–135.

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promise of Transylvania’s eventual participation. For example, Wartenberg noted in his diary that the invitation of the Principality would have been equal to that of the Ottoman Empire, because Rákóczi was, as he put it, actually a half-Turk.63 This opinion – based on the Principality’s tributary status – was a commonplace view, even among Rákóczi’s allies. When his appeals for a military alliance reached Stockholm in 1642, Axel Oxenstierna also argued such cooperation with this faraway land seemed risky, emphasizing its barbaric inhabitants appear not entirely Christian.64 As it is well known, the Ottoman Empire did not participate in the Thirty Years War. The sultan, in spite of the auxiliary troops promised to György Rákóczi I (most of which never appeared in the theatre of war), officially kept a distance from this military conflict.65 The Sublime Porte did not use the opportunity to deliver a fatal blow to his most important opponent in Europe, the Habsburg emperor. Markus Köhbach has pointed out that the reason for this moderate behaviour was the involvement of the Empire in various other military fronts in the East, and the first signs of the political crisis that shook the Sublime Porte in the 1650s.66 However, in the field of diplomacy there was a further huge obstacle to Ottoman participation. Neither Sweden nor France, who according to their well-developed propaganda system were defending the religious and political rights of the German principalities respectively, would have been ready to conclude a treaty with the “enemy of the Christian name”. This stance is clear from two important diplomatic issues related to Transylvania. One of the reasons why the Crown of France wanted to sign a separate treaty 63 64 65

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Entries of 27 September and 15 October 1647. See: APW III C 3 (cf. n. 31), 1010, 1026. SRP X (cf. n. 6), 91. In March 1644, György Rákóczi I wrote to his wife that if he had any choice, he would not have Ottoman help, “neither a lot, nor a little” (Bárca, 8 March 1644). See in: MHHD XXIV (cf. n. 15), 130. In October, however, he complained that the Ottoman auxiliary troops which were promised to him, stopped around Buda; see his letter to Mihály Maurer (Tokaj, 3 October 1644): Levelek és okiratok I. Rákóczy György keleti összeköttetései történetéhez [Letters and documents for the Eastern contacts of György Rákóczi I]. Ed. by Sándor szilágyi. Budapest 1883, 811 f. In 1645, the Grand Vizier withdrew the orders for supporting Rákóczi’s campaign with Ottoman troops. On the problems concerning the Ottoman auxiliaries, see: cseh-szOmbathy, I. Rákóczy György 1644-es hadjárata (cf. n. 10), 194, 202. – VárkONyi, Ágnes R.: A rejtőzködő Murányi Vénus [The hiding Venus of Murány]. Budapest 1987, 59 f. – B. szabó, János: “Splendid Isolation”? The Military Cooperation of the Principality of Transylvania with the Ottoman Empire (1571–1688) in the Mirror of the Hungarian Historiography’s Dilemmas. In: The European Tributary States of the Ottoman Empire in the Sixteenth-Seventeenth Centurie. Ed. by Gábor kármáN and Luvro Kunčević. Leiden-Boston 2013, 30l–339, here 335. In the first phase of the Thirty Years War, the Ottoman auxiliary troops sent to Gábor Bethlen made a more serious effort, see: zaHirović, Nedim: Murtezā Pascha von Ofen zwischen Panegyrik und Historie. Eine literarisch-historische Analyse eines osmanischen Wesirspiegels von Nergisī (elVasfü l-kāmil fī-ahvāli l-vezīri l’ādil). Frankfurt/Main 2010, 81–95. – suDár, Balázs: Iskender and Gábor Bethlen. The Pasha and the Prince. In: Europe and the “Ottoman World”. Exchanges and Conflicts. Ed. by Gábor kármáN and Radu G. păun. Istanbul 20l3, forthcoming. kÖhbach, Markus: Warum beteiligte sich das Osmanische Reich nicht am Dreißigjährigen Krieg? In: Polen und Österreich im 17. Jahrhundert. Ed. by Walter leitsch and Stanisław traWkOWski. Wien-Köln-Weimar 1999, 277–294.

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with the Principality (that eventually became the treaty of Munkács) was that they wanted to delete the passage mentioning the sultan from the Gyulafehérvár agreement. D’Avaux and Servien were well aware the original reason for the Ottomans’ inclusion was the tributary status of the prince, but they saw this as no excuse, inasmuch as “the Turk should not take part in the affairs of the Christians”.67 They discussed the question at length whether it could be justifiable to make an alliance with an Ottoman “vassal” at all, and concluded that Rákóczi was a Christian prince who was simply trying to defend his own interests – indisputably an activity which should be acceptable for everyone. Their correspondents, Queen Anne of France and Brienne not only accepted their arguments as a legitimation for the FrancoTransylvanian alliance, but even turned the (presumed) counter-arguments upside down. They remarked that helping a Christian prince who suffered under the Ottomans was the pious duty of the Crown of France.68 The stigmatised status of the Ottoman Empire also played an important role for Swedish diplomacy on another occasion. As noted earlier, when Rákóczi signed his separate peace treaty of Linz, one of the conditions under which he proclaimed himself to re-enter the war was the increased support of the anti-Habsburg powers at the Sublime Porte in order to achieve the consent of the Grand Vizier. France had a representative at the Sublime Porte, but Sweden did not – so it seemed to be an effective method to gain more reputation for the common cause were an envoy from Queen Christina to go to Constantinople. This idea occurred to the Transylvanian and French diplomats as well, and was also supported by the Grand Vizier Semin Ahmed Pasha who recurrently asked about the chances of such a mission.69 The Swedes seemed unenthusiastic about the idea: Torstenson clearly considered it bey67

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D’Avaux and Servien to Queen Anne of France (Munster, 13 May 1644). In: Acta Pacis Westphalicae. Serie II. Abt. B. Die französischen Korrespondenzen. Vol. 1: 1644 (henceforth APW II B 1). Ed. by Kriemhild gOrONzy and Ursula irsigler. Münster 1979, 185. When in 1642 the French ambassador in Stockholm, Claude de Salles, Baron of Rorté was shown the first version of Rákóczi’s requests, he had already noted in a memorandum that the French king should not be mentioned in the article of the alliance concerning the sultan’s consent (30 November 1642). WibliNg, Carl: Magyarország történetét érdeklő okiratok a svédországi levéltárakból. Második közlemény [Documents concerning the history of Hungary from Swedish archives. Second part]. In: Történelmi Tár 15 (1892), 592–634, here 601 f. Queen Anne to d’Avaux and Servien (Paris, 28 May 1644). In: APW II B 1 (cf. n. 67), 216 f. – Brienne to d’Avaux and Servien (Paris, 30 July 1644). In: Hudiţă (cf. n. 51), 83. The French politics had already a long tradition of responding to accusations of friendship with the Ottomans, see: pOumarèDe, Géraud: Justifier l’injustifiable. L’alliance turque au miroir de la Chrétienté (XVIe–XVIIe siècles). In: Revue d’histoire diplomatique 109 (1997), 217–246. The question was for the first times raised in 1644, see the letter of György Hajdu to György Rákóczi I (Constantinople, 16 May 1644): Rejtelmes levelek első Rákóczy György korából [Secret letters from the age of György Rákóczi I]. Ed. by Ágoston ÖtVÖs. Kolozsvár 1848, 43. On the turn of the year, the Grand Vizier asked the prince himself about it. (Constantinople, first decade of Dhul-Qadah [30 December 1644 up to 8 January 1645]): blaskOVics, József: Az “orta Madzsar” (Orta Macar) és Erdély történetére vonatkozó török okiratok I. Rákóczi György fejedelem korából [Turkish documents concerning the history of the Orta Macar and Transylvania from the age of György Rákóczi I]. In: Borsod-Abaúj-Zemplén Megye Levéltári Évkönyve 6 (1990), 259–301, here 277. Also, the French ambassador in Constantinople, Jean de la Haye, was recurrently asked about the arrival of a Swedish envoy, see his letters to Croissy

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ond his competence and asked the central government for further directives.70 The response was slow and the delay quite enough to making it altogether unnecessary. Although Croissy at a certain point volunteered he would be ready to represent the Crown of Sweden in Constantinople, he was stopped in January 1646 by the French court, which declared the matter obsolete and ordered him back from Transylvania.71 The reluctance of Swedish diplomacy is easier to understand if one considers that, in spite of the fact that Venice, France, England and the emperor already had their representatives at the Sublime Porte at the end of the sixteenth century, the arrival of any new resident in Istanbul caused a major scandal. The events in 1612 amply illustrated this, when the Habsburg and French ambassadors displayed a united protest against the establishment of a Dutch resident embassy.72 The mission of the only ambassador sent by a Swedish king during the Thirty Years War, Paul Strassburg in 1632–1633, also raised some eyebrows.73 The Swedish Crown had to face many accusations from various angles in the “media war” around the military activities in Germany, so that they would not find it worth the risk to be associated with the “arch foe of Christianity”. They had every reason for second thoughts about an embassy in Constantinople, as the above mentioned association with the Turks was frequently used as an accusation by the Habsburg side. In June 1644, at the general meeting of the Catholic Imperial estates in Frankfurt, Ferdinand III presented the news about Rákóczi’s campaign as the result of the machinations of the Swedes and the French in the Ottoman Empire, not only against the Holy Roman Empire, but also against the entirety of Christianity.74 French diplomats could refute the accusations, even turning them upside down by casting suspicion on the emperor instead, who was just then sending an extraordinary ambassador to Istanbul. However, it was abundantly clear to everyone that the alliance with Transylvania provided a rich target for propaganda attacks for the opponents’ side.75

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(Pera, 3 July and 18 August 1645): Répertoire des documents (cf. n. 9), 101 resp. Hudiţă (cf. n. 51), 92. Torstenson to de la Haye (Möderitz, 19 May 1645), and to György Rákóczi I (with the same date), both attached to Torstenson’s letter to Johan Oxenstierna (Möderitz, 10[/20] May 1645): RA, Oxenstiernasamlingen, E 1023. Fasc. 1643–45. See also Torstenson’s instruction to Alexander Erskein (Camp under Brünn, 26 June 1645): RA, Skrivelser till konungen, Kristinas tid, vol. 17. fol. 54r–v. Brienne to the delegates in Munster (Paris, 6 January 1646). In: APW II B 3 (cf. n. 40), 196 f. On Croissy’s plan, see his letter to Charles Dubois d’Avaugour (Nyitra, 26 August 1645): RA, Skrivelser till konungen, Kristinas tid, vol. 17. fol. 116r and the memorandum of d’Avaux and Servien to the king (Munster, 21 November 1645) in Répertoire des documents (cf. n. 9), 112 f. erNstberger, Anton: Europas Widerstand gegen Hollands erste Gesandtschaft bei der Pforte (1612). München 1956. – grOOt, Alexander H. de: Ottoman Empire and the Dutch Republic. A History of the Earliest Diplomatic Relations 1610–1630. Leiden-Istanbul 1978. mÖrNer, Magnus: Paul Straßburg, ein Diplomat aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges. In: Südost-Forschungen 15 (1956), 327–336. – szilágyi (cf. n. 4). Hudiţă (cf. n. 51), 80. See the memorandum of d’Avaux submitted as a response to the emperor’s claims (14 June 1644) in ibid., 81 and also the letter of d’Avaux and Servien to Gaspard Coignet La Thuillerie

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All the more so, as the Ottoman menace also played a role in the negotiations at the Peace Congress of Westphalia. In the second half of the 1640s, Venetian envoys travelled throughout Europe, visiting the courts of rulers from England to Russia to summon help for their anti-Ottoman war.76 No wonder that Alvise Contarini, the ambassador of Venice in Munster who was the mediator between the French and Habsburg sides, tried every means available to use this role for the furthering of the interests of the Serenissima.77 In two instances, the Ottoman question became an important part of the negotiations. For the French side, it was a problem due to their claim the disarmament of the emperor was a necessary guarantee of securing the peace. However, they had to accept the other side’s argumentation that Ferdinand III had to keep a sizeable army because of the Ottoman menace at his country’s borders. They promised that they would be ready to support an anti-Ottoman war in case the peace in the Holy Roman Empire could be concluded. In order to speed up negotiations on other issues, the Crown of France even extended its first offer and declared itself ready to finance not only an offensive war, but even the costs of the defensive system.78 One year later, a Spanish offer for an anti-Ottoman war was connected to the question of Portugal. The French delegates claimed their Crown was not ready to take the risk to finance the emperor’s war against the Ottomans, while King Philip IV was left to concentrate his efforts on overthrowing John IV.79 The idea of French financial support for the anti-Ottoman

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in which the reference is made upon the mission of Heřman Černín (Munster, 14 April 1645) in ibid., 88. On the early phase of the Candian war, see: eickhOFF, Ekkehard: Venedig, Wien und die Osmanen. Umbruch in Südosteuropa 1645–1700. München 1970, 27–94. – settON, Kenneth M.: Venice, Austria and the Turks in the Seventeenth Century. Philadelphia 1991, 104–171. On the Venetian attempts to gain support from the Christian powers, see among others lONgWOrth, Philip: Russian-Venetian Relations in the Reign of Tsar Aleksey Mikhailovich. In: The Slavonic and East European Review 64 (1986), 380–400. – aNDreescu, Ştefan: The Relations between Venice and the Rumanian Principalities during the War of Candia. In: Italia et Romania. Due popoli e due storie a confronto (sec. XIV–XVIII). Ed. by Sante graciOtti. Florence 1998, 159–169. On such activities of Contarini, see for example the letter of Brienne to the delegates in Munster (Paris, 3 March 1646): APW II B 3 (cf. n. 40), 497 f. Or the memorandum of Louis XIV to them (Paris, 21 April 1646) in ibid., 803. In June 1646, Contarini even threatened to leave the Peace Congress if the anti-Ottoman case could not be furthered by concluding the peace as quickly as possible, see the letter of Trauttmansdorff to Ferdinand III (Munster, 29 June 1646): Acta Pacis Westphalicae. Serie II. Abt. A. Die kaiserlichen Korrespondenzen. Vol. 4: 1646 (henceforth APW II A 4). Ed. by Hubert salm and Brigitte Wübbeke-pFügler. Münster 2001, 380. See also: rOeck, Bernd: Venedigs Rolle im Krieg und bei den Friedensverhandlungen. In: 1648. Krieg und Frieden in Europa. Ed. by Klaus bussmaNN and Heinz schilliNg. Vol. 1. München 1998, 161–168, here 165. On the original French offer, see the entry of 2 April 1646 in Volkmar’s diary: APW III C 2 (cf. n. 29), 581. It was already changed in mid-April, see their answer to the memorandum about Alsace given to them by the emperor’s delegates (19 April 1646) in: APW II B 3 (cf. n. 40), 784 and repeated in May, see Trauttmansdorff to Ferdinand III (Munster, 11 May 1646): APW II A 4 (cf. n. 77), 161. On the background of their decision, see the memorandum of Longueville, d’Avaux and Servien to Louis XIV (Munster, 7 May 1646): APW II B 3 (cf. n. 40), 892. This was declared officially in May, 1647. See the memorandum of Longueville and d’Avaux

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military efforts of the emperor was finally dropped by a resolution of Ferdinand III in February 1648.80 Both sides were quite aware that raising the Ottoman question at the Peace Congress of Westphalia was at least as much a tactical weapon as a sincere concern of the opposing powers. When Trauttmansdorff reported to his ruler that the French delegates kept on telling the Venetian mediator that after the conclusion of the peace they would make an anti-Turkish alliance with the House of Austria, he commented: “Anyone who believes this has a credulous heart.”81 On the other hand, the Spanish proposals for a war against the Ottomans were clearly condemned as a tactical means to extort a quick ending of the Peace Congress by the French court.82 In any case, everyone was eager to keep up the appearance that they were united in the conviction that an anti-Ottoman war was a necessity and a most noble goal of every Christian ruler. In this context, it is easily understandable that the anti-Habsburg powers tried to keep the impression that they would be keeping their contacts with the Ottomans to a minimum. It would be a serious mistake to conclude that the relative failure of cooperation between Sweden and France on one hand and Transylvania on the other was the result of the latter’s tributary status. Far more serious was the obstacle provided by the exaggerated suspicion and lack of trust on the part of the anti-Habsburg powers. As well illustrated by Axel Oxenstierna’s comments quoted earlier, the Swedish administration was not overly enthusiastic about having Prince György Rákóczi – whom they considered unreliable and treacherous – as an ally. This was evident in the fact they were never willing to ratify the Gyulafehérvár agreement. In the case of France it was the problem of subsidies which aptly demonstrates the point: the administration of Mazarin was so afraid they would pay in vain that they built an enormous number of checks into the system, repeatedly coming up with new terms and conditions for payment. Thereby they actually provided Rákóczi a very legitimate excuse to leave the alliance. This lack of trust (surpassing by far the normal level of suspicion in interstate relations of the period) was not developed without reason: it was shown several times during the 1630s that Rákóczi’s proposals for cooperation were not necessarily followed by action. However, as it was clear from the question of payment (or rather, the non-payment) of the subsidy, the cautiousness of the Swedish and French Crowns in this case functioned as a self-fulfilling prophecy. The connection of Transylvania to the Ottoman Empire was thus not the direct cause of the (relative) failure of the cooperation (although we should bear in mind that the participation of Transylvania brought successes to both the Principa-

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to Louis XIV (Munster, 20 May 1647) and the latter’s dispatch to Mazarin (under the same date): APW II B 5 (cf. n. 50), 1318, 1323. For the arguments made, see the memoirs of Louis XIV to the delegates (Paris, 19 and 26 April 1647) in ibid., 1100, 1148–1151. See the entry of 12 February 1648 in Volmar’s diary: APW III C 2 (cf. n. 29), 985. “Qui hoc credit, facilis est corde.” Trauttmansdorff to Ferdinand III (Munster, 16 November 1646). In: Acta Pacis Westphalicae. Serie II. Abt. A. Die kaiserlichen Korrespondenzen. Vol. 5: 1646–1647. Ed. by Antje OschmaNN. Münster 1993, 205. The memorandum of Louis XIV to Longueville and d’Avaux (Paris, 15 March 1647). In: APW II B 5 (cf. n. 50), 833.

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lity and its allies as well). It is nevertheless by no means an exaggeration to say that the burden that this Ottoman connection meant for the legitimisation of Swedish and French political action, would have been impossible to overcome in the long run. What does this all have to say about the topic of this volume? The place of the Ottoman Empire on the political map of early modern Europe was recurrently defined through questions of diplomacy. By the time an international system started to form in Europe, the Ottoman Empire seemed to be a part of it, even if with restrictions. The very peculiar phenomenon of early modern European diplomacy, the institution of standing embassies, did not avoid Istanbul, even if the system remained one-sided until the nineteenth century, as the sultan only accepted resident ambassadors at his court, but did not send any.83 The case of the treatment of Transylvania as a tributary state in the diplomatic sphere of early modern Europe draws attention to another serious point of restriction. The Ottoman Empire may have been accepted as a partner in bilateral negotiations, but it meant a huge burden for the legitimation of political action. This burden weighed down European powers in the seventeenth century in a tangled web of evasion, where they tirelessly went out of their way to avoid even the impression that they might be allying themselves with it against their fellow Christian arch-enemies.

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From the most recent literature, see for example: ágOstON, Gábor: Az oszmán és az európai diplomácia a kölcsönösség felé vezető úton [Ottoman and European diplomacy on their way towards mutuality]. In: Híd a századok felett. Tanulmányok Katus László 70. születésnapjára. Ed. by Mariann Nagy. Budapest-Pécs 1997, 81–96. – ari, Bülent: Early Ottoman Diplomacy: Ad Hoc Period. In: Ottoman Diplomacy: Conventional or Unconventional? Ed. by A. Nuri yurDuseV. Houndmills 2004, 36–65. – berriDge, G. R.: Diplomatic Integration with Europe before Selim III. In: Ibid., 114–130. – strOhmeyer, Arno: Das Osmanische Reich – Ein Teil des europäischen Staatensystems der Frühen Neuzeit? In: Das Osmanische Reich und die Habsburgermonarchie. Akten des internationalen Kongresses zum 150-jährigen Bestehen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung Wien 22.–25. September 2004. Ed. by Marlene kurz et al. Wien-München 2005, 149–165.

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Der Friede von Eisenburg 1664 und seine Auswirkung auf die Positionierung der ungarischen politischen Elite „Mit Gottes Gnaden bin ich heute zu Hause angekommen. Ich weiß nicht, ob es als Glück oder Unglück zu sehen ist, dass ich auf meinem Wege in Pruck [Bruck an der Leitha] den Sekretär des Residenten traf, der das Diplom des Friedens in originali nach Wien brachte. Ich war der erste Ungar, der es in seiner Hand hielt.“1 Diese Zeilen wurden von Graf Franz Nádasdy (1623–1671), dem Judex Curiae von Ungarn, an Graf Johann Rottal knapp einen Monat nach dem Friedensschluss von Eisenburg (ung. Vasvár) verfasst. Die Formulierung lässt vermuten, dass er mit dem Abkommen zwar einverstanden war, doch zugleich Bedenken hatte, seine Überzeugung zu offenbaren, da er die Reaktion seiner Zeitgenossen fürchtete. Aus den folgenden Passagen seines Briefs geht auch hervor, dass die Mehrheit der ungarischen Würdenträger, der Erzbischof von Gran, Georg Lippay (1600–1666), der Palatin, Franz Wesselényi (1605–1667) und der Ban von Kroatien, Nikolaus Zrínyi (1620– 1664), einen Protest vorbereiteten. Die zwischen diesen Zeilen versteckte Information, dass Kaiser Leopold I. (1658–1705) mit heftigen Protesten seitens der ungarischen Stände zu rechnen habe, sagt manches über die darauffolgenden Auseinandersetzungen und Diskussionen um den Friedensschluss aus, die sogar bis zum heutigen Tag anhalten. In der ungarischen und österreichischen Geschichtsschreibung wurden die Umstände und die Notwendigkeit des Friedensschlusses von Eisenburg kontrovers bewertet.2 Diese Interpretationen waren ob der Erfahrungen der gemeinsamen Geschichte mehr oder weniger von nationalen Gefühlsempfindungen, Präkonzeptio1

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„Istennek aldasabul en ma meg erkezem hazamhoz, nem tudom mire magyarazzam, szerencsére vagy szerencsetlensegre, utamban Pruckban talaltam az rezidens secretariussat, az ki az bekesseg diplomajat in originali Bécsben vitte, első en voltam magyar, az kinek kezeben volt.“ Magyar Országos Levéltár [Ungarisches Staatsarchiv] (fortan MOL), Nádasdy család nádasdladányi levéltára [Familienarchiv Nádasdy in Nádasdladány], P 507 A V. 554. Brief des Grafen Franz Nádasdy an Johann Rottal. Pottendorf, 4. Oktober 1664. Bis zum heutigen Tag grundlegend ist das Werk: WagNer, Georg: Das Türkenjahr 1664. Eine europäische Bewährung. Raimund Montecuccoli, die Schlacht von St. Gotthard-Mogersdorf und der Friede von Eisenburg (Vasvár). Eisenstadt 1964. Vgl. ferner reDlich, Oswald: Weltmacht des Barock. Österreich in der Zeit Kaiser Leopolds I. Wien 1961, 158–195. – perJés, Géza: A szentgotthárdi csata [Die Schlacht bei St. Gotthard]. In: Vasi Szemle (1964), 321–356. – marOsi, Endre: Megjegyzések az 1664. évi hadjárat és a vasvári béke értékeléséhez [Bemerkungen zur Bewertung des Kriegszuges 1664 und des Friedens von Eisenburg]. In: Hadtörténelmi Közlemények 18 (1971), 107–123. – tóth, Ferenc: Saint-Gotthard 1664. Une bataille européenne. (Histoire, Mémoire et Patrimoine). Panazol 2007. – „Szentgotthárd-Vasvár 1664“. Háború és béke a XVII. század második felében. Tanulmányok [„St. Gotthard-Eisenburg 1664“. Krieg und Frieden in der zweiten Hälfte des XVII. Jahrhunderts. Studien]. Hg. v. Ferenc tóth und Balázs zágOrhiDi cigáNy. Szentgotthárd 2004.

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nen und Vorurteilen dominiert. Beide Parteien betrachteten den Akt des Friedensschlusses und die danach folgenden Ereignisse als Beweis für die Unzuverlässigkeit des Anderen. Die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts ist keine ruhmreiche Periode in der ungarischen Geschichte. Das Land, das anderthalb Jahrhunderte lang gegen die türkische Herrschaft gekämpft hatte, spielte eine untergeordnete Rolle in den Rückeroberungskriegen gegen die Osmanen. Das sowohl politisch als auch mental-moralisch zerfallene Königreich konnte sich nicht mehr in dem Maße verteidigen, wie es seine schwierige Situation verlangt hätte. Dies wurde von dem früh verstorbenen Historiker László Benczédi, der diese Epoche sehr gut kannte, im Zusammenhang mit den Kriegen 1663/64 formuliert; seine Anwendung findet es aber auch für spätere Ereignisse.3 Welche Ursachen führten zu dieser dramatischen Situation? Welche Umstände bestimmten die Beziehungen des Wiener Hofs zu den ungarischen Ständen? Welche Änderungen beeinflussten die Zunahme des Misstrauens und schließlich den Umsturz des heiklen Gleichgewichts, oder, anders formuliert, den Abbruch der Kommunikation zwischen den zwei Parteien? In diesem Zusammenhang kann der Friedensschluss von Eisenburg als Wendepunkt in den Beziehungen beider betrachtet werden. Im ersten Teil der Studie werden einige Aspekte der Beziehungen des Kaiserhofs zu den ungarischen Ständen und die wichtigsten Änderungen am Wiener Hof in den 1650er Jahren kurz dargestellt. Der nächste Teil wird sich mit dem eigentlichen Friedensschluss beschäftigen. Im dritten Teil werden die Entwicklung der Beziehungen der ungarischen Stände und des Wiener Hofs sowie die politischen Bewegungsräume der ungarischen Politiker zusammengefasst. In der Mitte des 17. Jahrhunderts kämpfte das Königliche Ungarn schon mehr als zweihundert Jahre mit dem Osmanischen Reich. Obwohl es seit dem Ende des sogenannten Langen Türkenkrieges (1593–1606) keinen offenen Krieg zwischen den Habsburgern und den Osmanen gegeben hatte, trug die permanente osmanische Bedrohung insgesamt zur Militarisierung der Gesellschaft bei. Die Erhaltung des Grenzfestungssystems und die Verteidigung des Landes verlangten eine enorme finanzielle und menschliche Opferbereitschaft. Die ungarischen Stände leisteten daran ihren Anteil: Ein Großteil ihrer Einkünfte wurde für militärische Ausgaben verwendet, und viele von ihnen verloren ihr Leben im Kampf. Das Königliche Ungarn hätte sein Verteidigungssystem ohne die Hilfe des Habsburgerreichs nicht aufrechterhalten können.4 Unter diesen Umständen formierte sich ein komplexes politisches Machtsystem heraus, dessen Struktur in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts durch ein Gleichgewicht zwischen dem Wiener Hof und den ungarischen Ständen gekennzeichnet war. Es basierte auf dem nach dem Bocskai-Aufstand (1605/06) geschlos3 4

beNczéDi, László: Rendiség, abszolutizmus és centralizáció a XVII. század végi Magyarországon (1664–1685) [Ständewesen, Absolutismus und Zentralisierung in Ungarn am Ende des 17. Jahrhunderts (1664–1685)]. Budapest 1980. pálFFy, Géza: Türkenabwehr, Grenzsoldatentum und die Militarisierung der Gesellschaft in Ungarn in der Frühen Neuzeit. In: Historisches Jahrbuch der Görres-Gesellschaft 123 (2003), 111–148.

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senen Wiener Frieden (1606) sowie auf den Beschlüssen des Reichstags von 1608.5 Die Balance schloss allerdings latente Spannungen nicht aus, die Beziehungen waren vielfältig belastet. Nur einige Beispiele seien genannt: die „gewöhnlichen“ ständischen Auseinandersetzungen, verkompliziert durch die konfessionellen Unterschiede und die Tatsache, dass der „fremde Herrscher“ in einem auswärtigen „Regierungszentrum“ residierte, erschwerte die Kommunikation. Letztere Komponente war schon im 16. Jahrhundert virulent. Neuere Forschungen machten deutlich, dass es von habsburgischer Seite, nämlich von Kaiser Ferdinand I. (1558– 1564) und Maximilian II. (1564–1576), Ansätze gab, den ungarischen Hochadel an den Wiener Hof zu binden. Diese Versuche schlugen aber fehl: Am kaiserlichen Hof herrschten andere Traditionen, die für die Ungarn fremd waren. Auch fühlten sich diese in der internationalen Hofgesellschaft unwohl. Das Leben am Hof war zudem sehr kostspielig. Die wichtigste Ursache war aber die Tatsache, dass sie es sich nicht leisten konnten, ihre Dominien, auf denen ihre ständische Macht beruhte, für längere Zeit zu verlassen. Die Verteidigung ihrer Besitztümer gegen die Türken verlangte eine ständige Präsenz.6 Durch welche Kanäle wurden die Informationen ausgetauscht? Der Wiener Hof informierte in erster Linie den Palatin und den Erzbischof von Gran – als die beiden höchsten Würdenträger der Stände – über die Beschlüsse bezüglich der ungarischen Angelegenheiten, und umgekehrt wurde deren Stellungnahme während der Verhandlungen eingeholt. Von den ungarischen Würdenträgern hielt sich der ungarische Hofkanzler allerdings ständig am Kaiserhof auf. Um sein tatsächliches politisches Gewicht richtig einschätzen zu können, bedarf es noch weiterer Forschungen. Die Mitglieder des Ungarischen Rats wurden gelegentlich – mindestens einmal pro Quartal – zu Konsultationen eingeladen. Sie hatten Einfluss auf die diversen Ernennungen sowie auf Justizangelegenheiten. Auch hier sind weitere Forschungen nötig, um die Frage beantworten zu können, wie weit er seine Position in den siebenbürgischen Angelegenheiten durchzusetzen vermochte.7 5

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Noch immer gut verwendbar kárOlyi, Árpád: Bocskay és a bécsi béke [Bocskai und der Frieden von Wien]. In: Néhány történelmi tanulmány. Hg. v. Dems. Budapest 1930, 254–279. – ágOstON, Gábor/ObOrNi, Teréz: A tizenhetedik század története [Geschichte des 17. Jahrhunderts]. Budapest 2000, 11–33. – „Einigkeit und Frieden sollen auf Seiten jeder Partei sein“. Die Friedensschlüsse von Wien (23.06.1606) und Zsitvatorok (15.11.1606). Hg. v. János barta, Manfred Jatzlauk und Klára papp. Debrecen 2007. – pálFFy, Géza: The Kingdom of Hungary and the Habsburg Monarchy in the Sixteenth Century. New York 2009, 209–233. Über die Forschungsergebnisse des letzten Jahrzehnts siehe pálFFy, Géza: Die Gesellschaft der ungarischen Länder 1526–1740 in der Historiographie des letzten Jahrzehnts. In: Společnost v zemích habsburské monarchie a její obraz v pramenech (1526–1740). Hg. v. Václav BůžeK und Pavel král. České Budějovice 2006, 61–92. – Ders.: Der Wiener Hof und die ungarischen Stände im 16. Jahrhundert. In: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 109 (2001), 346–381. – Ders.: Der ungarische Adel am Wiener Hof König Ferdinands I. In: Kaiser Ferdinand I. Ein mitteleuropäischer Herrscher. Hg. v. Martina Fuchs, Teréz ObOrNi und Gábor uJVáry. Münster 2005, 95–110. Über die Benachrichtigung der ungarischen Würdenträger findet man zahlreiche Angaben in der Korrespondenz von György Lippay. Vgl. tusOr, Péter: Zombori Lippay György levelei királyságbeli főurakhoz [Briefe Georg Lippay von Zombors an die Hochadligen des König-

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In der der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde die Existenz dieses Systems unter anderem durch den Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) ermöglicht. Nach Abschluss des Westfälischen Friedens verschärften sich schrittweise die Gegensätze zwischen den Interessen der Habsburgermonarchie und dem Königreich Ungarn. Besonders nach 1657, mit dem Thronwechsel, wurden sie zunehmend virulent. Laut ungarischer Historiografie sei die öffentliche Meinung nach 1648 überzeugt gewesen, dass die Zeit reif sei, die Macht der Osmanen in Ungarn zu beenden. Die ungarischen Reichstage trafen tatsächlich Maßnahmen, um das Verteidigungssystem des Landes zu reformieren. Die führenden Würdenträger der Stände waren sich zugleich auch bewusst, dass ein solches Unternehmen nur mit der militärischen und finanziellen Hilfe der Habsburgermonarchie und im Rahmen einer europaweiten Koalition erfolgreich durchgeführt werden könnte.8 Die Interessen des Gesamtreichs gingen freilich in eine ganz andere Richtung. Leopold Auer formulierte in seiner Studie über die österreichische und europäische Politik um das spanische Erbe bezüglich der Absichten Leopolds I. die Situation folgendermaßen: „Das politische Ziel Leopolds I. konzentrierte sich, zumindest in den ersten Jahren seiner Herrschaft, auf die Interessen seiner Erbländer, die vor allem Ruhe brauchten, um sich von den Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges zu erholen.“9 Einerseits bemühte sich der Wiener Hof, jedweden Konflikt mit dem Osmanenreich im Interesse der Realisierung der dynastischen Bestrebungen und der politischen Zielsetzungen in Europa zu vermeiden. Andererseits führte der Ausbau des modernen, zentralisierten Regierungssystems überall in Europa zu wiederholten Verletzungen der ständischen Rechte und zu Auseinandersetzungen zwischen der Zentralmacht und den Ständen. Zu Beginn der Regierungszeit Kaiser Leopolds I. wurde der Hofstaat ausgetauscht. Die personellen Änderungen an der Spitze der Macht nach einem Herrscherwechsel waren zwar keine singuläre Erscheinung, und auch zur Stabilisierung der Neuordnung wurde eine bestimmte Zeit benötigt, die Ergebnisse der neuesten österreichischen Geschichtsschreibung machen aber deutlich, dass die Änderungen, die nach 1657 stattfanden, auch die Formen der Machtausübung beeinflussten. Leider fehlt noch immer eine Studie über die kaiserliche Politik im ersten Regierungsjahrzehnt Leopolds I., während – dank den Werken von Stefan Sienell – weiterreichende Kenntnisse über seine spätere Regierungszeit, das heißt über die Entstehung und Wirkung der Geheimen Konferenz, zur Verfügung stehen.10

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reichs Ungarn]. Diplomarbeit, 2 Bde. Budapest 1994. Zur Rolle der ungarischen Hofkanzlei siehe Fazekas, István: Die ungarische Hofkanzlei (16.–18. Jahrhundert). Im Druck. VárkONyi, Ágnes R.: Országegyesítő kísérletek (1648–1664) [Versuche zur Wiedervereinigung des Landes (1648–1664)]. In: Magyarország története. Bd. III/2. Hg. v. Zsigmond Pál pach. Budapest 1985, 1043–1154. – péter, Katalin: A magyar romlásának századában [Im Jahrhundert des Verfalls von Ungarn]. Budapest 1979, 42–133. auer, Leopold: Österreichische und europäische Politik um das spanische Erbe. In: Archiv und Forschung. Das Haus-, Hof- und Staatsarchiv in seiner Bedeutung für die Geschichte Österreichs und Europas. Hg. v. Elisabeth spriNger und Leopold kammerhOFer. Wien 1993, 96–109, hier 96. sieNell, Stefan: Die Geheime Konferenz unter Kaiser Leopold I. Personelle Strukturen und Methoden zur politischen Entscheidungsfindung am Wiener Hof. Phil. Diss., Wien 1997. –

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Es taucht an dieser Stelle die Frage auf, welche Informationen die ungarischen Würdenträger über die Änderungen am Wiener Hof besaßen. Leider fehlen auch zu dieser Problematik die entsprechenden ungarischen verwaltungsgeschichtlichen Forschungen. Doch über die Reaktionen der Würdenträger des Königreichs gibt es in den Quellen zahlreiche Hinweise. Die Privatkorrespondenzen des Palatins Franz Wesselényi, des Erzbischofs Georg Lippay, oder des Judex Curiae Graf Franz Nádasdy sind voll mit Klagen, dass man sie nicht in die Arbeit des Hofs einbeziehe, ihre Meinungen nicht anhöre und ihnen Informationen vorenthalte. Entweder müssten sie, nachdem sie in Wien angekommen seien, tagelang warten, bis der Rat zusammentrete, oder aber sie könnten wieder unverrichteter Dinge nach Hause reisen.11 In diesem Zusammenhang soll ein anderer Aspekt Erwähnung finden, nämlich die Beziehungen unter den höchsten ungarischen Würdenträgern. Während des Reichstags von 1655 wurden Franz Wesselényi zum Palatin und Franz Nádasdy zum Judex Curiae gewählt. Die Auseinandersetzungen – meistens Präzedenzstreitigkeiten – zwischen diesen beiden höchsten Würdenträgern des Königreichs begannen schon unmittelbar nach ihrer Wahl und begleiteten – mit kurzen Unterbrechungen – ihre gesamte Tätigkeit in den darauffolgenden Jahren. In ihren Streitigkeiten hatte nämlich der aktuelle Obersthofmeister des Königs und Kaisers eine Entscheidung zu treffen.12 Natürlich konnte der Hof diese Konflikte zu seinen Gunsten, nämlich zur Manipulierung der Teilnehmer im eigenen Interesse ausnutzen. Diese Konstellation dürfte die Verhandlungspositionen der ungarischen Stände ebenfalls geprägt haben. Infolgedessen war das Gleichgewicht zwischen den Habsburgern und den ungarischen Ständen, das in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts bestanden hatte, ins Wanken geraten. Dies lag unter anderem an der Gegensätzlichkeit der Interessen der beiden Seiten, aber auch an den Änderungen in der Praxis der Machtausübung. Die Proteste der ungarischen Seite können vordergründig als „gewöhnliche“ ständische Beschwerden betrachtet werden, zu denen noch Streitigkeiten unter den höchsten Würdenträgern kamen. Die speziellen ungarischen Verhältnisse, die Präsenz der osmanischen Macht und die drohende Gefahr, dass die Osmanen nach 60

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Ders.: Die ersten Minister Kaiser Leopolds I.: Johann Ferdinand von Portia und Wenzel Eusebius von Lobkowitz. In: Der zweite Mann im Staat. Oberste Amtsträger und Favoriten im Umkreis der Reichsfürsten in der Frühen Neuzeit. Hg. v. Michael Kaiser und Andreas Pečar. Berlin 2003, 317–330. Über die Beziehungen des Wiener Hofs und der ungarischen Würdenträger im Zeitraum von 1657 bis 1664 siehe Toma, Katalin: Gróf Nádasdy Ferenc politikusi pályaképe (1655–1666) [Der politische Lebenslauf des Judex Curiae Graf Franz Nádasdy (1655–1665)]. Phil. Diss., Budapest 2005, 61–71. Über die Präzedenzstreitigkeiten am Wiener Hof siehe WinKelbauer, Thomas: Fürst und Fürstendiener. Gundaker von Liechtenstein, ein österrreichischer Aristokrat des konfessionellen Zeitalters. Wien-München 1999, 291–320. Von den Rangkonflikten und Präzedenzstreitigkeiten unter den ungarischen Hochadligen zeugen die Briefe der ungarischen Würdenträger an Portia, meist mit der Antwort des Oberhofmeisters, siehe in: Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien (fortan HHStA), Ungarische Akten, Specialia. Fasc. 341. „Aus dem fürstlich Portiaschen Archive Hungarica 1658–1665“.

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Jahren Unterbrechung wieder einen Feldzug nach Ungarn führen könnten, verstärkten die Konflikte zwischen dem Wiener Hof und dem Königreich Ungarn weiter. Konfliktfelder wie die Religionsfrage sowie die Einquartierung der kaiserlichen Truppen am Ende der 1650er Jahre belasteten die Beziehungen zusätzlich. Seit Beginn des unglücklichen Feldzugs von Fürst Georg II. Rákóczi (1621– 1660) von Siebenbürgen nach Polen (1657) drohte die Gefahr eines offenen militärischen Konflikts zwischen den beiden Großmächten, obwohl diesen sowohl die Habsburger als auch die Osmanen eigentlich zu vermeiden suchten. Eine ausführliche Behandlung der Entwicklung zwischen 1657 und dem Frieden von Eisenburg würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen, aufgrund der Zusammenhänge musste der siebenbürgische Fürst an dieser Stelle aber seine Erwähnung finden. Am 1. August 1664 besiegten die kaiserlichen Truppen von General Raimondo Montecuccoli (1609–1680) mit einem französischen Korps und Hilfstruppen des Reichs die osmanische Armee unter Köprülü Ahmed, dem Sohn des 1661 verstorbenen Großwesirs Köprülü Mohamed, in St. Gotthard/Mogersdorf an der Raab (ung. Szentgotthárd). Daraufhin wurde am 10. August in Eisenburg derjenige Frieden unterzeichnet, der die Kriege der Jahre 1663/64 offiziell beendete. Simon Reniger, der österreichische Resident an der Pforte, der sich seit November 1663 stets in der Nähe des Großwesirs aufgehalten hatte, und der Großwesir tauschten als bevollmächtigte Unterhändler die entsprechenden Urkunden aus. Die lateinische Fassung wurde Ahmed Köprülü überreicht, Reniger sandte die türkische Urkunde am 15./16. August an den Wiener Hof. Der Kaiser ratifizierte am 9. September die Friedensurkunde. Reniger erhielt aber erst am 20. September die kaiserliche Unterschrift, am 26. September wurde der Frieden offiziell verkündet. Der Vertrag von Eisenburg, der in Wirklichkeit ein Waffenstillstand war, wurde auf zwanzig Jahre geschlossen und legte in zehn Artikeln die Friedensbedingungen fest. Diese lauteten kurz zusammengefasst: Siebenbürgen wurde von den Heeren beider Mächte geräumt und seine Stände behielten das Recht der freien Fürstenwahl. Die Komitate Sathmar (rum. Satu-Mare, ung. Szatmár) und Szabolcs, die früher den siebenbürgischen Fürsten der Familie Rákóczi unterstanden hatten und nunmehr wieder dem Königreich Ungarn angegliedert wurden, waren weder den Osmanen noch dem Fürstentum Siebenbürgen steuerpflichtig. Die 1664 zurückeroberten Festungen Neutra (sk. Nitra, ung. Nyitra) und Léva blieben unter der Oberhoheit des Kaisers. Diesem wurde zudem erlaubt, die Festungen auf seinem Hoheitsgebiet auszubauen, ausgenommen Székelyhíd; dabei hätte gerade diese Festung den Verlust von Großwardein (rum. Oradea, ung. Várad) ausgeglichen. Ebenso durfte der Kaiser bei Guta an der Waag statt des 1663 verlorenen Neuhäusel (ung. Érsekújvár, sk. Nové Zámky) eine Festung bauen lassen. Großwardein, Neuhäusel und Nógrád mit ihren zugehörigen Gebieten blieben jedoch unter der Herrschaft des Sultans. Der Kaiser musste die Zerstörung von Szerinvár hinnehmen und sich wie der Großwesir verpflichten, die Feinde der anderen Partei nicht zu unterstützen. Schließlich sollte der Kaiser Geschenke im Wert von 200.000 Gulden an den Sultan

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überreichen, was von der Hohen Pforte durch eine feierliche Gesandtschaft erwidert werden sollte.13 Die Nachricht von diesem Frieden rief allerdings sowohl in Ungarn als auch im restlichen Europa eine große Enttäuschung hervor, da der Sieg bei St. Gotthard/ Mogersdorf die Hoffnung auf eine erfolgreiche Fortsetzung des Krieges gegen das osmanische Heer geweckt hatte. Sowohl die österreichische als auch die ungarische Geschichtsschreibung widmeten und widmen sich bis zum heutigen Tag einer ausführlichen Klärung des Verlaufs der Schlacht sowie der übergeordneten Frage, ob der Sieg in Wirklichkeit tatsächlich von so großer Bedeutung war beziehungsweise ob die Lage für einen großen Offensivkrieg gegen die Osmanen aussichtsreich war. Die Gründe für den Friedensschluss wurden von Anfang an kontrovers und den politischen Emotionen gemäß bewertet. Die österreichischen Forschungen betonten die Notwendigkeit des Friedens und stützten sich dabei auf außenpolitische, innenpolitische und wirtschaftliche Argumente. Die ungarische Geschichtsschreibung dagegen rückte eher dessen tragische Auswirkungen in den Mittelpunkt; aus diesem Blickwinkel kritisierte sie scharf das Vorgehen des Wiener Hofs. Die 1986 erschienene zehnbändige „Geschichte Ungarns“, bis vor Kurzem die maßgebliche Meistererzählung, fasste die Ergebnisse der Forschungen bezüglich der Jahre nach dem Westfälischen Frieden und die Ereignisse der Jahre 1657 bis 1664 zusammen. Die Jahre 1663/64 sowie der Sieg bei St. Gotthard/Mogersdorf wurden als versäumte Möglichkeiten zur Vertreibung der Osmanen aus Ungarn betrachtet – analog verfuhr man mit dem Zeitraum 20 Jahre zuvor. Andererseits gibt das Werk eine sehr kritische und ausführliche soziale, innen- sowie außenpolitische, wirtschaftliche und militärische Analyse des Königreichs Ungarn.14 Die Forschungsergebnisse der letzten Jahre zu diesem Thema – mit dem Schwerpunkt auf der Schlacht von St. Gotthard/Mogersdorf – wurden im Mai 2001 auf einer Konferenz im ungarischen St. Gotthard und in dem daraufhin publizierten Band zusammengefasst. Die Vorträge beschäftigten sich unter anderem mit der Frage, ob die militärischen und diplomatischen Bedingungen zum Kampf gegen die Osmanen im Königreich Ungarn und in der Habsburgermonarchie überhaupt vorhanden waren. Hinsichtlich der militärischen Voraussetzungen weisen neueste Forschungen nach, dass die Bedingungen zur Führung eines Offensivkrieges gegen die Osmanen nicht gegeben waren. Die Kriege von 1663/64 machten nämlich deutlich, dass die ungarische Streitmacht keineswegs in der Lage war, gegen die regulären Truppen der Osmanen anzutreten: Gerade die Kämpfe bei Neuhäusel 1663 wurden zu einem Debakel für das ungarische Aufgebot. Der Feldzug von Montecuccoli 1661 und die damit einhergehende Einquartierung und Versorgung der unter seiner Führung stehenden 13

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Über die Textvarianten des Friedens von Eisenburg siehe papp, Sándor: Szabadság vagy járom? A török segítség kérdése a XVII. század végi magyar rendi mozgalmak idején [Freiheit oder Joch? Die Frage der türkischen Hilfe in der Zeit der ständischen Bewegungen Ende des XVII. Jahrhunderts]. In: Hadtörténeti Közlemények 116 (2003), 633–669, hier 638–643. – WagNer (wie Anm. 2), 439–442. beNczéDi, László: Rendi szervezkedés és kuruc mozgalom [Ständische Selbstorganisation und Kuruzzenbewegung]. In: Magyarország története. Bd. III/2. Hg. v. Zsigmond Pál pach. Budapest 1985, 1155–1180.

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kaiserlichen Truppen belasteten die Bevölkerung in einem solchen Maß, dass der allgemeine Unmut gegen „die Deutschen“ in eine Feindschaft mündete. Beide Seiten beschuldigten die jeweils andere ob des Fiaskos dieses Feldzugs. So entstand eine paradoxe Situation: Während die ungarische Gesellschaft auf der einen Seite die Hilfe des Reichs im Kampf gegen die Osmanen erwartete, lehnte sie auf der anderen die Versorgung der kaiserlichen Truppen ab und verlangte den Abzug der Soldaten.15 Hinsichtlich der diplomatischen Beziehungen und der Politik Frankreichs gegenüber dem Osmanischen Reich und dem Habsburgerreich erlauben die neuesten Ergebnisse der französischen Geschichtsschreibung aufschlussreiche Erkenntnisse. Die Grundprinzipien der französischen Außenpolitik richteten sich bekannterweise auf die Anerkennung ihrer eigenen Macht und auf die Bestrebungen, den Einfluss der Habsburger zu schwächen. Die Beteiligung an den Kriegen 1663/64 gegen die Osmanen stand mit zwei Faktoren im Zusammenhang, die nicht zu den Grundprinzipien der französischen Politik zählten: Einerseits diente sie der Anerkennung des Primats der Macht des französischen Königs gegenüber den Habsburgern. Andererseits schaltete sich Frankreich in die Kriege gegen die Osmanen aus konkreten wirtschaftlichen Interessen am Mittelmeer und wegen der wiederbelebten expansiven osmanischen Außenpolitik ein. In den Plänen des Feldmarschalls Turenne – dessen Ziel eigentlich die Schwächung der Macht der Habsburger war – tauchte schon 1661 der Gedanke einer militärischen Diversion im Rücken der Habsburger auf. Er konnte schließlich 1663 und 1664 König Ludwig XIV. (1638–1715) von der Wichtigkeit der ungarischen Beziehungen zur Verwirklichung dieser Ziele überzeugen.16 Und schließlich war das Resultat der Schlacht von St. Gotthard/Mogersdorf eher unentschieden, obwohl der Sieg in Europa als großer Triumph gefeiert wurde: Die Verluste der Osmanen waren nämlich insgesamt nicht so hoch, und gegen die kaiserliche Armee von Montecuccoli hatten sie noch ausreichende Ressourcen. Man muss erwähnen, dass der Friedensschluss von Eisenburg auch im Interesse des Großwesirs war, der mit der Ankunft des Sultans rechnete und keine Nachricht über eine Niederlage überbringen wollte. Diese neuesten Forschungen sprechen also auch dafür, dass der Friedensschluss vom Standpunkt der Habsburger ob der hier skizzierten militärischen und außenpolitischen Gründe letztendlich notwendig war. Allerdings muss man auch festhalten, dass die einzelnen Punkte des Vertrags für das Königreich Ungarn schwerwiegende Konsequenzen hatten. Die Osmanen drangen noch tiefer in die Gebiete Ungarns ein. Mit dem Verlust der Schlüsselfestungen Wardein im Osten und Neuhäusel im Norden konnten die früheren Handelswege zwischen den östlichen und westlichen Gebieten des Königreichs oft nicht benutzt werden, auch Oberungarn war nunmehr von den türkischen Streifzügen 15 16

czigáNy, István: A magyarországi katonaság és az 1663–64. évi törökellenes háború [Das ungarische Militär und der Krieg gegen die Osmanen in den Jahren 1663/64]. In: „SzentgotthárdVasvár 1664“ (wie Anm. 2), 7–25, hier 8–10. Über die Ziele der französischen Außenpolitik siehe rOy, Philippe: Turenne et La Hongrie ou la genese de la diversion de Hongrie. In: „Szentgotthárd-Vasvár 1664“ (wie Anm. 2), 125–138. – bély, Lucien: Les fondement de la politique etrangère de la France au temps de la bataille de Szentgotthárd. In: Ebd., 84–100.

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betroffen. Der Verlust von Neuhäusel traf den Erzbischof von Gran, Georg Lippay, eine führende Figur der ungarischen Politik, schwer, da der jeweilige Inhaber dieses Amtes stets viele Opfer für die Erhaltung der Festung Neuhäusel aufbrachte. Mit ihrer Eroberung waren seine Besitztümer militärisch ungeschützt. Der Frieden von Eisenburg trug also die Gefahr in sich, dass die schon früher bestehenden und latenten Spannungen zwischen dem Kaiserhof und den ungarischen Ständen neuerlich eskalierten. Wie versuchten nun beide Seiten, mit dieser Situation umzugehen? Waren die Proteste der Würdenträger der ungarischen Stände gegen das Abkommen gerechtfertigt? Können die tragischen Ereignisse in der zweiten Hälfte der 1660er Jahre als unmittelbare Folgen des Friedensschlusses betrachtet werden? Und schließlich: Wie funktionierte das Konfliktmanagement zwischen dem Wiener Hof und den ungarischen Ständen? Seitens der Vertreter der ungarischen Stände war das wichtigste Argument gegen den Frieden, dass der Vertrag geheim, ohne ihr Wissen und ohne ihre Teilnahme geschlossen worden war. Selbst wenn man die Interessen der Stände außer Acht lässt, doch die Prinzipien des Westfälischen Friedens berücksichtigt, wonach alle Beteiligten des Krieges in die Friedensverhandlungen einbezogen werden müssten, kann festgestellt werden, dass dieses Argument in der Theorie stimmt. Freilich handelte es sich dabei um ein Prinzip, das in der Praxis nicht immer zur Geltung kam. Die ungarischen Würdenträger stützten sich außerdem auf den Verlauf früherer Friedensverhandlungen zwischen dem Wiener Hof und der Hohen Pforte, denn unter den Unterhändlern hatten sich immer auch Vertreter der ungarischen Stände befunden, ebenso waren die Stellungnahmen des Ungarischen Rats im Vorfeld stets eingeholt worden. Den Rat hatte man über den Verlauf der Verhandlungen auf dem Laufenden gehalten.17 In dieser Situation bekamen die geschilderten Ereignisse – 17

Einige Beispiele für die Anwesenheit der ungarischen Würdenträger bei den Verhandlungen siehe HHStA, Türkei I. Karton, 16. Konv. 3. fol. 160–161. Kaiser Ferdinand I. informiert Nikolaus Olah, den Erzbischof von Gran, über die Verhandlungen in der Sache des Friedens mit den Osmanen. Speyer, am 13. Dezember 1562. Im Jahr 1568 war Antal Verancsics einer der Unterhändler. In dieser Zeit fasste der Ungarische Rat regelmäßig anfallende Meinungen über den Frieden mit den Osmanen zusammen. Vgl. dazu Verancsics Antal összes munkái [Gesammelte Werke von Antal Verancsics]. Bd. V: Második portai követség 1567–1568. Hg. v. László szalay. Pest 1860. Zu den Unterhändlern János Kutassy, Franz Nádasdy und Pál Nyáry (31. Mai 1601) siehe HHStA, Türkei I. Karton, 85. Konv. 1. fol. 183–190. Die kaiserlichen Unterhändler Joannes a Molart, Adolph ab Althan, Georg Thurzó, Nikolaus Istvánffy, Seyfried a Kollonich, Franz Batthyány, Kristóf Erdődy an Erzherzog Matthias (24. Oktober 1606) siehe HHStA, Türkei I. Karton, 90. Konv. 2. fol. 117–119. Die Unterhändler vom Frieden von Gyarmat (1625) Graf Althan, Nikolaus Esterházy, Hans J. Kurz, Nikolaus Frangepán, Sigmund Gall, Mózes Cziráki siehe in HHStA, Türkei I. Karton, 110. Konv. 3. fol. 52–55. Die Unterhändlerurkunde des Friedens von Szőny wurde 1627 von dem ungarischen Hofkanzler Istvan Sennyey, dem Oberstleutnant der bergstädtischen Grenze, Peter Koháry, und Dániel Esterházy, dem königlichen Rat, unterzeichnet. Vgl. dazu salamON, Ferenc: Két magyar diplomata a XVII. századból [Zwei ungarische Diplomaten aus dem 17. Jahrhundert]. Pest 1867, 284–288. Zu den Friedensverhandlungen vom 19. März 1642 wurden von Kaiser Ferdinand III. Kriegshofrat Gerard Questenberg, der ungarische Kanzler und Erzbischof von Erlau (ung. Eger), Georg Lippay, Gaspar Szunyog, der kommandierende General von Szendrő, Daniel Esterhazy und Tamas Mikulics Personalis als Unterhändler ernannt. Vgl. dazu maJláth, Béla: Az 1642. évi

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Bewertung des Sieges von St. Gotthard/Mogersdorf beziehungsweise die Stationierung und Einquartierung der kaiserlichen Truppen im königlichen Ungarn – in der öffentlichen Meinung eine andere Bedeutung. Der Wiener Hof hatte durchaus mit der Empörung der ungarischen Stände zu rechnen und natürlich auch mit einem Prestigeverlust auf europäischer Ebene. Das war vermutlich auch eine der Ursachen, weshalb Kaiser Leopold I. insgesamt drei Wochen lang zögerte, das Abkommen zu unterzeichnen. Die Ereignisse der nächsten Monate zeigten, dass der Wiener Hof und die ungarischen Stände durchaus Versuche unternahmen, den Konflikt aus der Welt zu schaffen. So rief der Hof die ungarischen Würdenträger zusammen, um sie von den Vorteilen eines Friedens zu überzeugen. Dafür wollte er sich einer bewährten Methode bedienen, denn er versuchte, mit lang ersehnten Titelverleihungen die hochadeligen Schlüsselmänner für sich zu gewinnen. Die Einberufung des Reichstags war insgesamt nur ein temporäres taktisches Versprechen. Nach dem Fiasko von 1662 lag es nicht im Interesse des Kaisers, in dieser angespannten Zeit wieder eine ähnliche Situation heraufzubeschwören. Die bereits genannte andere Methode versprach dem Hof mehr Erfolg, die hohen Ständevertreter zu beruhigen und deren geschlossenen Auftritt zu verhindern. Die Verhandlungen zwischen dem Wiener Hof und den Würdenträgern begannen am 25. November und dauerten bis zum 20. Dezember. Diverse Amtstitel wurden verteilt und die ungarische Krone wurde nach Pressburg (ung. Pozsony, sk. Bratislava) zurückgebracht.18 Grundprobleme fanden dabei allerdings keine Behandlung: Weder die Unruhen in den oberungarischen protestantischen Komitaten wegen der Religionsfrage noch die Auseinandersetzungen wegen der Stationierung der kaiserlichen Truppen auf ungarischem Hoheitsgebiet wurden thematisiert. Selbiges gilt für die Gestaltung der bilateralen Beziehungen. Alles in allem gewann der Wiener Hof zwar Zeit, aber die Grundkonflikte zwischen den beiden Parteien blieben bestehen. Vom taktischen Standpunkt her war der traditionelle Austausch der Botschafter zwischen dem Wiener Hof und der Hohen Pforte äußerst unglücklich. Die Feierlichkeiten dauerten in Wien ebenso wie in Konstantinopel monatelang. In der Residenz der kaiserlichen Gesandtschaft, die insgesamt über 150 Personen zählte, waren die ungarischen Stände gar nicht vertreten. Die Übergabe der Geschenke im Wert von 200.000 Gulden und der pompöse Empfang in Wien und Istanbul übertrafen alle bisherigen.19 Auch dies dürfte sich negativ auf die Beziehungen zwischen

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szőnyi békekötés története [Die Geschichte des Friedensschlusses von Szőny 1642]. Budapest 1885. Über die Verhandlungen zwischen dem Hof und den ungarischen Würdenträgern in Wien siehe MOL P 507 A V. 554. Briefe von Franz Nádasdy an Johannes Rottal aus Pottendorf, am 24. Oktober 1664, aus Wien am 30. November 1664 und am 4. Dezember 1664. Zur Verteilung der Würdentitel MOL P 507 A V. 554. Schreiben Nádasdys an Rottal aus Wien (21. Dezember 1664). Die Verdienste Nádasdys wurden vom Kaiser in einem Handbillet anerkannt. Österreichisches Staatsarchiv, Allgemeines Verwaltungsarchiv, Finanz- und Hofkammerarchiv, Hofkammerarchiv, Kontrakte und Reverse, Reihe D Nr. 77. f. 127–128. WagNer (wie Anm. 2), 469–471. – eickhOFF, Ekkehard: Venedig, Wien und die Osmanen. Umbruch in Südosteuropa 1645–1700. München 1973, 222–227.

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dem Wiener Hof und dem Königreich Ungarn ausgewirkt haben, das sich mit Recht als vernachlässigt und verraten fühlte. In der zweiten Hälfte der 1660er Jahre führte die Unlösbarkeit dieser Probleme zur Verhärtung der Positionen. Die Regierungsreform, die dann schließlich 1669 zum Entstehen der Geheimen Konferenz führte, gab den ständischen Würdenträgern Ungarns immer weniger Partizipationsmöglichkeiten an der Entscheidungsfindung. Die graue Eminenz in der Regierungspraxis war um diese Zeit Johann Paul Hocher (1616–1683), dessen Einfluss von 1665 an immer größer wurde. Er stammte aus einer bürgerlichen Advokatenfamilie und wirkte am Hof des Erzherzogs von Tirol, Ferdinand Karl, später von Franz Sigismund. 1665 wurde er österreichischer Vizehofkanzler, ab 1667 war er österreichischer Hofkanzler. Bei seiner Arbeit wurden Kompromiss- und Verhandlungsbereitschaft mit den Ständen nicht verlangt. Ganz im Gegenteil: Er war während seines Dienstes am Tiroler Hof Zeuge, wie Erzherzog Ferdinand Karl nach 1648 keinen Landtag mehr einberief und 1651 seinen Hofkanzler Wilhelm Biener nach einem Geheimprozess hinrichten ließ.20 Infolge dieser Erfahrungen fiel es nicht schwer, statt mühsamer Kompromisssuche mit den Ständen den anderen, für ihn bekannten Weg zu gehen. Es muss aber auch erwähnt werden, dass die persönlichen Ambitionen der ungarischen Würdenträger, ihre Kämpfe um die führende Rolle innerhalb des ständischen Systems und das Fehlen einer von den Ständen allgemein akzeptierten führenden Persönlichkeit – Nikolaus Zrínyi verstarb 1664, im Januar 1666 der Erzbischof von Gran, Georg Lippay, und im März 1667 Palatin Franz Wesselényi – die Effizienz ihrer Politik stark beeinflussten. Wenn man die Ereignisse und die Beweggründe der Komitate oder die Wirkung der ständischen Würdenträger betrachtet, zeigt sich ein wenig erfreuliches Bild über ihre unüberlegten und unverantwortlichen Schritte. Daher fiel es dem Wiener Hof nicht schwer, die persönlichen Interessen der Teilnehmer und ihre menschlichen Schwächen gegeneinander auszuspielen. Die Ergebnisse dieser Studie lauten kurz zusammengefasst: Nach 1648 war es immer schwieriger, das heikle Gleichgewicht zwischen dem Wiener Hof und den ungarischen Ständen zu bewahren. Die Zunahme der Differenzen zwischen den innen- und außenpolitischen Interessen beider Seiten und die Anfänge der Reform der Machtausübung am Wiener Hof fielen mit einer Krisensituation zusammen, da die osmanische Macht nach 50 Jahren wieder einen Feldzug gegen das ungarische Königreich führte. Die Art und Weise des Friedensschlusses ließ die Konflikte zwischen den Parteien mit elementarer Stärke ans Tageslicht treten. Nicht unmittelbar der Vertrag, sondern die Behandlung der Konflikte auf beiden Seiten führte zu den kaum zu steuernden Prozessen und den unverantwortlichen politischen Verschwörungen in der zweiten Hälfte der 1660er Jahre.

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Über den Prozess gegen Biener siehe salFiNger, Felizitas: Das Tiroler Landesfürstentum in der ersten Hälfte der Regierungszeit Erzherzog Ferdinand Karls. Phil. Diss., Innsbruck 1953, 20– 23.

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Der Friede von Karlowitz und das Osmanische Reich* É costume ricevuto in tutti i secoli di mandare alla memoria de’posteri le cose più memorabili. Alcune di queste, come sono li Trattati di pace, sembra veramente che da se stesse vivano all’immortalità. Si pubblicano colle stampe e si perpetuano negli archivi de’Principi. Pure tutto questo non basta […] la loro fama nulla meno di qualunque fatto teme i pregiudizi dell’oscurità e dell’oblivione. (Vendramino Bianchi, 1719)

1. Die „geheimen Friedensverhandlungen“ des Osmanischen Reichs mit den verbündeten Mächten 1687–1690 Die zunächst eher defensiv geprägte Epoche des 17. Jahrhunderts wurde 1683 von einer offensiven Balkanpolitik der Habsburger abgelöst, die mit der Befreiung Ungarns von den Osmanen endete.1 Die Zweite Belagerung Wiens2 1683 hat Europa aus der Unbeweglichkeit einer bis dahin praktizierten Politik der Koexistenz aufgerüttelt, sodass sich die christlichen Mächte, die von den Türkenkriegen am stärksten betroffen waren, unter der Vermittlung von Papst Innozenz XI. (1676–1689) zur Heiligen Liga zusammenschlossen.3 Am 5. März 1684 verbündeten sich Kaiser Le* 1

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Die vorliegende Arbeit entstand mit Unterstützung des János Bolyai Forschungsstipendiums der Ungarischen Akademie der Wissenschaften. Die Übersetzung ins Deutsche übernahm Regula Sutter parVeV, Ivan: Habsburgs und Ottomans between Vienna and Belgrade 1683–1739. New York 1995. – Die Habsburger. Eine europäische Familiengeschichte. Hg. v. Brigitte Vacha. GrazWien-Köln 1993. – Das Osmanische Reich und Europa 1683 bis 1789. Konflikt, Entspannung und Austausch. Hg. v. Gernot heiss und Grete kliNgeNsteiN. Wien 1983. – Buda visszafoglalásának emlékezete 1686 [Erinnerung an die Rückeroberung Budas 1686]. Hg. v. Ferenc szakály. Budapest 1986. Aus der umfangreichen Literatur zu diesem Ereignis siehe Kara Mustafa vor Wien: 1683 aus der Sicht türkischer Quellen. Hg. v. Richard F. kreutel und Karl teply. Graz 1982. – Wimmer, Jan: The 1683 Siege of Vienna. Warsaw 1983. Papst Innozenz XI. (1676–1689) füllte die päpstliche Schatzkammer durch restriktive Maßnahmen und unterstützte mit diesen Mitteln die Befreiung Ungarns und den Kampf der Habsburger gegen die Franzosen. sammer, Alfred: Der Türkenpapst Innozenz XI. und die Wiener Türkenbelagerung, 1683. Wien-München 1983. – FrakNói, Vilmos: XI. Ince pápa és Magyarország felszabadítása a török uralom alól [Papst Innozenz XI. und die Befreiung Ungarns von der Osmanenherrschaft]. Budapest 1886. – petrOcchi, M.: La politica della Santa Sede di fronte alla invasione ottomana (1444–1708). Napoli 1955. – plataNia, Gaetano: Innocent XI Odescalchi et l’esprit de croisade. In: XVIIe siècle 199 (1998), 247–276. – pastOr, Ludwig Freiherr von: Geschichte der Päpste im Zeitalter des fürstlichen Absolutismus von der Wahl Innozenz’ X.

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opold I.4 (1658–1705) und der polnische König Jan Sobieski5 (1674–1696) gegen die Türken; im Namen der Republik Venedig schloss sich der neue Doge Marcantonio Giustiniani am 25. April an. Die Mitglieder des Liga Sacra genannten Bunds verpflichteten sich, die Osmanen auf eigenem Gebiet anzugreifen und das besetzte Land für sich zu behalten, des Weiteren schlossen sie einen Separatfrieden mit dem Gegner für alle Bündnispartner aus.6 Nach Einnahme der Festung Ofen (ung. Buda) durch die Habsburger (1686) begannen erste Friedensgespräche.7 Ab 1687 verhandelten die Türken so gut wie ununterbrochen mit dem Wiener Hof. Dies geschah unter strengster Geheimhaltung, damit der politische Erzrivale der Habsburger, der französische König Ludwig XIV., davon möglichst nichts in Erfahrung bringen konnte. Schließlich wollte er die Osmanen als Mittel im Kampf um die Vorherrschaft in Europa und um den Thron Spaniens für seine eigene Außenpolitik dienstbar machen.8 Die französische Diplomatie ermunterte die Türken nicht nur zur Fortführung des Krieges, sondern leistete durch ihre Beratungstätigkeit auch konkrete militärische Hilfe.9 So beeinflusste die Politik Ludwigs XIV. die Strategie der Türkenkriege und das habsburgisch-osmanische Verhältnis spürbar.10 Trotzdem fanden die ersten Briefwechsel zwischen den Türken und dem Wiener Hof schon zum Jahreswechsel 1686/87 statt, als Prinz Hermann von Baden,

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bis zum Tode Innozenz’ XII. (1644–1700). 2. Abteilung: Innozenz XI., Alexander VIII., Innozenz XII. (1676–1700). Freiburg im Breisgau 1930. schiNDliNg, Anton: Leopold I. (1685–1705). In: Die Kaiser der Neuzeit 1519–1918. Hg. v. Dems. und Walter ziegler. München 1990, 169–185. – béreNger, Jean: L’empereur et la défense de la chétienté (1649–1699). In: XVIIe siècle 42 (1990), 87–103. – Ders.: La politique de l’Empereur Léopold Ier face á l’Empire Ottoman (1689–1699). In: La paix de Karlowitz 26 janvier 1699. Les relations entre l’Europe centrale et L’Empire Ottoman. Hg. v. Dems. Paris 2010, 9–24. battaglia, Otto: Jan Sobieski. Mit Habsburg gegen die Türken. Graz-Wien-Köln 1982. – WóJcik, Zbigniew: Jan Sobieski 1628–1696. Warszawa 1983. hurmuzaki, de Eudoxiu: Documente privitoare la Istoria Románilor [Dokumente zur Geschichte der Rumänen]. V/1: 1650–1699. Bucureşti 1885, 10–103. – bély, Lucien: Les relations internationales en Europe (XVIIe–XVIIIe siècles). Paris 1992, 275 f. und 286–288. szita, László: A karlócai béketárgyalások és a békekötés előtörténetéhez [Zur Vorgeschichte der Friedensverhandlungen zu Karlowitz]. In: Tanulmányok Szakály Ferenc emlékére. Hg. v. Pál FODOr, Géza pállFy und István György tóth. Budapest 2002, 365–372. carON, Emmanuel: La politique ottomane de la France à la fin du XVIIe siècle: défence de la chrétienté ou gallicanisme? In: La paix (wie Anm. 4), 179–193. seeWaNN, Gerhard: Az 1683–1699-es török háborúk kora és a karlócai béke [Die Zeit der Türkenkriege 1683–1699 und der Karlowitzer Friede]. In: A karlócai béke és Európa. Dokumentumok a karlócai béke történetéhez (1698–1699). Hg. v. Dems. und László szita. Pécs 1999, XIV–XV. Die Anwesenheit Imre Thökölys in Ungarn verkomplizierte die diplomatische Situation weiter, siehe dazu béreNger, Jean: Le royaume de France et les malcontentes de Hongrie. Contribution a l’étude des relations entre Louis XIV. et Imre Thököly (1687–1689). In: Revue d’histoire diplomatique 87 (1973), 277–319. – bóka, Éva: La politique étrangère de Imre Thököly (1678– 1685). In: Südost-Forschungen 48 (1989), 51–86. – Varga, J. János: Válaszúton. Thököly Imre és Magyarország 1682–1684-ben [Am Scheideweg. Imre Thököly und Ungarn 1682–1684]. Budapest 2007.

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Präsident des Hofkriegsrats in Wien, auf den Brief des Großwesirs, in dem dieser die Wiederherstellung des „Friedens nach älterem Recht“ vorschlug, antwortete, dass der Kaiser den Frieden nicht akzeptieren könne, wenn die Türken die neu besetzten Gebiete nicht zurückgeben, die Schäden, die ihnen und ihren Verbündeten (Republik Venedig und Polen-Litauen) zugefügt worden wären, nicht wieder gutmachten, und wenn sie außerdem keine angemessene Garantie dafür geben würden, dass solches in Folge nicht wieder vorkomme.11 Der Großwesir war zwar mit der Schadensforderung nicht einverstanden, schlug aber die Einberufung einer Friedenskonferenz vor, bei der er auch über das Königreich Ungarn verhandeln wollte.12 Da sich beide Seiten dazu grundsätzlich bereit erklärten, fanden die Verhandlungen eine Fortsetzung. 1688 setzte sich die von Graf Kinsky geleitete „Geheime Konferenz“13 aus den höchsten Räten Leopolds zusammen.14 Sie entschied, dass ein Friedensschluss mit der Hohen Pforte erforderlich sei, da man einen Zweifrontenkrieg unbedingt vermeiden müsse. Die Vertreter des Osmanischen Reichs, Zülfikar Efendi15 und Alexander Mavrokordato16, erreichten die Tore Wiens im Oktober 1688, mussten aber bis zum 8. Februar 1689 außerhalb der Stadt auf eine Audienz beim Kaiser warten. Erst danach konnten die eigentlichen Verhandlungen beginnen.17 Kaiser Leopold holte zur Vorbereitung die Meinung von Graf Herberstein zur Gebietsklärung jen-

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Brief Hermanns von Baden an den Großwesir, Wien, 17. Januar 1687. Generallandesarchiv Karlsruhe (fortan GLA) Kreissachen 51 46/3560, 1687; siehe auch bei szita/seeWaNN (wie Anm. 9), 5. Der Wiener Hof hatte in dieser Angelegenheit bereits zwei Briefe geschrieben – an den Pascha von Buda sowie den Pfortendolmetscher Mavrokordato, jedoch erhielt er keine Antwort. GLA Kreissachen 51 46/3560, 1687; siehe auch bei szita/seeWaNN (wie Anm. 9), 6. GLA Kreissachen 51 46/3560, 1687; siehe auch bei szita/seeWaNN (wie Anm. 9), 8. béreNger, Jean: La conférence secrète de l’Empereur Léopold Ier. In: Il Pensiero Politico XIII/2 (1980), 233–239. – sieNell, Stefan: Die Geheime Konferenz unter Kaiser Leopold I.: Personelle Strukturen und Methoden zur politischen Entscheidungsfindung am Wiener Hof. Frankfurt/Main u. a. 2001. Franz Ulrich Graf Kinsky (1634–1699), böhmischer Kanzler, Verantwortlicher für auswärtige Angelegenheiten, war ab 1695 eine der Hauptfiguren in der Wiener Politik. béreNger, La politique (wie Anm. 4), 15–17. – müller, Klaus: Kinsky, Franz Ulrich Graf. In: Neue Deutsche Biographie. Bd. 11. Berlin 1977, 627. Manuskript zu den Wiener Verhandlungen 1688/89 von Zülfikar Efendi in Wien, Österreichische Nationalbibliothek, H. O. 90, Zülfikar mükalemesi. – Der Gesandtschaftsbericht des Zü l-Fiqār Efendi über die Friedensverhandlungen in Wien 1689. Hg. v. Wolfgang JObst. Wien 1980. camariaNO, Nestor: Alexandre Maurocordato, le Gran Dragoman. Son activité diplomatique 1673–1709. Thessaloniki 1970. – irmscher, Johannes: Alexandros Mavrokordatos, griechischer Gelehrter und türkischer Diplomat. In: Europa in der Frühen Neuzeit. Festschrift für Günter Mühlpfordt. Bd. 5: Aufklärung in Europa. Hg. v. Erich DONNert. Köln-Weimar-Wien 1999, 589–591. – sturDza, Alexandre: L’Europe Orientale et le Role Historique des Maurocordato, 1660–1830. Paris 1913. Zu den Reisen beziehungsweise über die Zeremonienordnung der kaiserlichen Audienzen siehe den Bericht des kaiserlichen Dolmetschers Johann Adam Lachowitz. Wien, Haus-, Hof- und Staatsarchiv (fortan HHStA) Turcica K. 154, 1689 fol. 57–63; siehe auch bei szita/seeWaNN (wie Anm. 9), 27–32.

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seits der Save,18 von General Heisler zur Grenzziehung südlich von Belgrad und entlang der Donau ein,19 und konsultierte Johann Ludwig von Wardenburg in Fragen um die Fortsetzung des internationalen Handels mit den Osmanen.20 Als Ergebnis der Verhandlungen vom 10. Februar 1689 zwischen der türkischen Friedensdelegation und den kaiserlichen Ministern, den Grafen Kinsky, Strattmann, Starhemberg und Caraffa, sowie den polnischen und venezianischen Gesandten erklärten sich die Türken bereit, dieses als Ausgangspunkt für die folgenden Gespräche schriftlich festzuhalten.21 Aber selbst die Niederlande sowie England konnten anschließend ein Stocken der Verhandlungen nicht verhindern: Bedingt einerseits durch die übertriebenen Forderungen der Osmanen, andererseits durch das Übergewicht der Politik von Kanzler Kinsky und General Antonio Graf von Caraffa, die den Aufbau einer südöstlichen Machtbasis zum Ziel hatte22 – gemäß der Überzeugung, dass der „Weg in die spanischen Paläste“ über die ungarischen Festungen führe.23 Die türkischen Gesandten wollten daraufhin nach Hause zurückkehren, wurden aber aufgehalten.24 Die Verhandlungen wurden vom 3. bis 21. Juli 1690 unter der Leitung Kinskys fortgesetzt. Da jedoch der Großwesir zur Festigung seiner Macht um weitere Erfolge auf dem Schlachtfeld bemüht war, schienen die Friedensabsichten des Sultans und dessen Ratgeber vergeblich. Trotz der schwierigen Situation im Juli wurde im August in Wien weiter geheim verhandelt. Da die Türken – ausgehend vom Status quo – wieder unannehmbare Forderungen stellten,25 sprach sich der Wiener Rat im Einklang mit den Verbündeten für die Fortsetzung des einheitlichen militärischen Vorgehens aus. Die direkten Gespräche scheiterten endgültig, als der Großwesir – über den niederländischen und englischen Vermittler – auf die Rückgabe des vom Kaiser besetzten Siebenbürgen, Belgrads und der kroatischen Grenzgebiete beharrte. Kaiser Leopold und die von den Franzosen stark beeinflussten Osmanen beendeten den „diplomatischen Feldzug“ aber nicht endgültig: Wien zeigte sich geneigt, auf die seit dem Mittelalter zur Heiligen Stephanskrone gehörigen Gebiete Bosnien 18

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Briefliche Aufforderung des Kaisers (10. Januar 1689), HHStA Turcica K. 153, fol. 161–162. – Eingabe Graf Herbersteins beim Kaiser zur Grenzziehung in den eroberten Gebieten (22. Januar 1689), HHStA Turcica K. 153, fol. 156–159; siehe auch bei szita/seeWaNN (wie Anm. 9), 10–13. HHStA Turcica K. 154, 23. Januar 1689, fol. 161–162; siehe auch bei szita/seeWaNN (wie Anm. 9), 14. HHStA Turcica K. 154, 5. Februar 1689, fol. 1–3; siehe auch bei szita/seeWaNN (wie Anm. 9), 15 f. HHStA Turcica K. 154, 10. Februar 1689, fol. 73–98; siehe auch bei szita/seeWaNN (wie Anm. 9), 17–21. Die Vertreibung der Türken und der Ausbau der Donaumonarchie führten tatsächlich zu einem Prestigezuwachs für das Habsburgerreich. Vatikan ASA Principi 11914 1689. Der Kaiser sandte im November einen Brief an den Papst, in dem er über die stockenden Verhandlungen berichtet und um weitere Zuwendungen für die Fortsetzung des Kriegs bittet. szita/seeWaNN (wie Anm. 9), 33. GLA Kreissache 46/3711-1689; siehe auch bei szita/seeWaNN (wie Anm. 9), 34–38. HHStA Turcica K. 157, Juli-August 1690; siehe auch bei szita/seeWaNN (wie Anm. 9), 46. – Zülfikar (wie Anm. 15).

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und Walachei zu verzichten und willigte Ende 1691 in die Vermittlung Englands und der Niederlande ein. Dem englischen Vertreter, Lord Paget, bot sich in den nächsten Jahren noch öfter die Gelegenheit, den Türken das Prinzip uti possidetis, ita possediatis (alahalihi) näherzubringen. In seinen Aufzeichnungen vermerkte er dazu: „Though I have fully explained to him what is meant by the uti possidetis.“26 Die Schreiber des Wiener Hofs konnten aber erst wieder Ende des Jahres 1697 über ernsthafte Friedensabsichten berichten.27

2. Die Teilnehmer der Verhandlungen Die Kämpfe hielten an – trotz der Friedensbemühungen und trotz der beiderseitigen Bekräftigung von Friedensabsichten. Erst der Feldzug von 1697, dabei insbesondere die Schlacht bei Zenta, sowie der Friede von Rijswijk (20. September 1698) zwischen Kaiser Leopold I. und dem französischen König Ludwig XIV. gaben den Verhandlungen einen weiteren Impuls.28 Da die diplomatischen Auseinandersetzungen um den spanischen Thron schon im Gange waren,29 lag Wien viel daran, im Osten Frieden zu schließen. Diese Bereitschaft war auch auf osmanischer Seite vorhanden.30 Der Großwesir, Amcazade Hüseyin Pascha,31 und der Chefdolmet26

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British Library (fortan BL) Add. MSS 46528A, fol. 40 f.; siehe auch bei szita/seeWaNN (wie Anm. 9), XXXI. „[U]ti possidetis, ita porro possidetis utrinque sine omni limitatione, exceptione aut etiam reservatione“ ist ein zeitgenössischer diplomatischer Fachbegriff: Die Parteien behalten, ausgehend von der momentanen militärischen Situation, was gerade in ihrem Besitz ist. Ab dem 19. Jahrhundert unter dem Namen Status quo bekannt. acsáDy, Ignác: A karloviczi béke története 1699 [Geschichte des Karlowitzer Friedens 1699]. In: Értekezések a Történelmi Tudományok köréből 18 (1900), 274–352, hier 300. – abOu-el-haJ, Rifaat: Ottoman Attitudes Toward Peace Making: the Karlowitz Case. In: Der Islam 51 (1974), 131–137, hier 133. kerekes, Dóra: Kémek Konstantinápolyban. A Habsburg információszerzés szervezete és működése a magyarországi visszafoglaló háborúk idején (1683–1699) [Spione in Konstantinopel. Organisation und Funktion der habsburgischen Informationsbeschaffung zur Zeit der ungarischen Rückeroberungskriege (1683–1699)]. In: Századok 5 (2007), 1250. silahDar, Findiklili Mehmed Aga: Nusretnâme [Das Buch der Siege]. Bd. 1. Hg. v. İsmet parMaKSizoğLu. Istanbul 1962, 294–300. – NOuzille, Jean: La campagne décisive du prince Eugène de Savoie en Hongrie en 1697. In: La paix (wie Anm. 4), 157–177. – Feldzüge des Prinzen Eugen von Savoyen. Bd. 2/1: Feldzüge gegen die Türken 1697–1698 und der Karlowitzer Friede 1699. Hg. v. Moritz von aNgeli. Wien 1876. – szita, László/seeWaNN, Gerhard: Legnagyobb győzelem. Dokumentumok az 1697. évi török elleni hadjárat és a zentai csata történetéhez [Der größte Sieg. Dokumente zur Geschichte des Feldzugs gegen die Türken und die Schlacht von Zenta 1697]. Pécs-Szigetvár 1997. zÖllNer, Erich: Geschichte Österreichs. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien 1990, 246–255. – petritsch, Ernst D.: Rijswijk und Karlowitz. Wechselwirkungen europäischer Friedenspolitik. In: Der Friede von Rijswijk 1697. Hg. v. Heinz DuchharDt, Matthias schNettger und Martin VOgt. Mainz 1998, 291–311. Zum Frieden siehe bei acsáDy (wie Anm. 26). – popović, R. Michajlo: Der Friede von Karlowitz. Leipzig 1893. Großwesir von Mustafa II. aus der Familie Köprülü (September 1697-September 1702). Encyclopaedia of Islam. Bd. III. Hg. v. Bernard leWis u. a. Leiden 1971, 627. – FiNkel, Caroline: Osman’s Dream. The Story of the Ottoman Empire 1300–1923. London 2005, 317–328. –

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scher der Hohen Pforte, Alexander Mavrokordato, begannen, den Weg für einen Friedensschluss zu ebnen. Um die Verhandlungen voranzutreiben, unterschrieben sie am 27. Januar 1698 das Abkommen von Edirne (Edirne protokolü)32 und ernannten die beiden Mitglieder der Verhandlungskommission. Nachdem das Osmanische Reich aufgrund der Niederlagen auf dem europäischen Schlachtfeld gezwungen war, aus einer sehr schwachen Position heraus in die Gespräche zu gehen, stand Sultan Mustafa II. (1695–1703) vor der schweren Aufgabe, geeignete Kandidaten zu finden, gab es doch in seinem Reich keinen dafür ausgebildeten Apparat. Die Osmanen unterhielten, im Gegensatz zu den europäischen Staaten, die seit dem 16. Jahrhundert – Venedig bereits seit 1454 – ständige Vertreter in Konstantinopel hatten, nirgendwo ähnliche Einrichtungen.33 Ihr erster Vertreter war Rami Mehmed Pascha, der die Position eines reisülküttab, also des Vorstehers der großherrlichen Kanzlei, innehatte und daneben noch Beglerbeg von Rumelien war.34 Dieser Reis Efendi wird als gut aussehender, ungefähr 46-jähriger Mann mittlerer Statur mit brauner Haut und schwarzem Bart beschrieben, gebildet und weise, was ihm die Anerkennung seiner Mitmenschen eingebracht habe. Er habe mehrere, den Christen unbekannte Sprachen beherrscht – wahrscheinlich Arabisch und Persisch – und sei bei den Verhandlungen durch seine freundliche, höfliche, scharfsichtige und ungezwungene Art aufgefallen. Laut dem venezianischen Vertreter Carlo Ruzzini überkamen ihn manchmal dennoch – der Natur der „Barbaren“ entspringend – Arroganz und Stolz.35 Seiner Macht als Leiter der Friedensdelegation entsprechend bestimmte er die Richtlinien der osmanischen Verhandlungsführung, durch die es zeitweise zum Konflikt innerhalb der Gesandt-

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shaW, Stanford: History of the Ottoman Empire and modern Turkey. Bd. 1: Empire of the Gazis: The Rise and Decline of the Ottoman Empire 1280–1808. Cambridge 1976, 225–227. ÖzcaN, Abdülkadir: 300. Yılında Karlofça Antlaşması [Zum 300. Jahrestag des Friedens von Karlowitz]. In: Akademik Araştırmalar Dergisi 4/5 (2000), 240 f. abOu-el-haJ, Rifaat: Ottoman Diplomacy at Karlowitz. In: The Journal of the American Oriental Society 87/4 (1967), 498–512, hier 498 f. – ágOstON, Gábor: Az oszmán és az európai diplomácia a kölcsönösség felé vezető úton [Die osmanische und europäische Diplomatie auf dem Weg zur Gegenseitigkeit]. In: Híd a századok felett. Tanulmányok Katus László 70. születésnapjára. Hg. v. Péter haNák und Mariann Nagy. Pécs 1997, 86–92. Da sie den Frieden ihren Gegnern bisher immer aufoktroyiert hatten, bestand bis dato kein Bedarf an geübten und ausgebildeten Diplomaten. Gemäß den Quellen begann sich um den sogenannten Obersten Kanzler des Osmanischen Reichs, Rami Mehmed, der den Titel Reis Efendi trug, eine Führungsschicht herauszubilden, die später den westeuropäischen Außenministerien entsprach. abOu-el-haJ (wie Anm. 33), 501. – uzunçarşiLi, Ismail Hakki: Osmanlı Devletinin Saray Teşkilatı [Die Organisation des Serails im Osmanischen Reich]. Ankara 1988. Carlo Ruzzini (1653–1735), venezianischer Diplomat, von 1683 bis 1699 Botschafter am Wiener Hof, führte die Friedensverhandlungen für die Republik Venedig. Für dessen persönliche Notizen siehe Relatione del Congresso di Carloviz e dell’Ambasciata di Vienna di Senator Carlo Ruzini Cavalier. In: Fontes rerum Austriacarum: Österreichische Geschichts-Quellen. Zweite Abtheilung. XXVII. Band. Wien 1867, 345–444, hier 376. – Scrittura intorno al Congresso di Karlowiz. Inc.: „Seguita la pace tra la Francia, e le potenze collegate […]“. Manuskript. Biblioteca del Museo Correr MS/p.d. 152–154, 137–172, hier 141v. – bues, Almut: Ein venezianischer Bericht zu den Friedensverhandlungen von Karlowitz 1698/99. In: Münchner Zeitschrift für Balkankunde 10/11 (1996), 163–244.

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schaft kam. Rami Mehmed zeichnete übrigens den Hergang der Verhandlungen selbst auf.36 Da aber der Reis Efendi keinerlei europäischer Sprachen mächtig war, kam die Hauptrolle bei den Verhandlungen dem Pfortendolmetscher, dem griechischstämmigen, bei den Osmanen unter dem Namen İskerletzade Aleksander bekannten Alexander Mavrokordato zu, der den Titel eines Botschafters (büyükelçi) trug und im Westen studiert hatte. In den osmanischen Quellen wird er als „staatlicher Geheimrat“ (mahrem-i esrar-ı devlet) betitelt; er hatte, wie oben erwähnt, bereits früher regen Anteil an der Beschleunigung des Friedensprozesses. Mavrokordato wirkte ab 1673 mit kurzer Unterbrechung fast ein Vierteljahrhundert als Pfortendolmetscher und -übersetzer und entwickelte sich in dieser Zeit zu einer einflussreichen Persönlichkeit der osmanischen Diplomatie. Der groß gewachsene, hellhäutige, zur Zeit der Friedensverhandlungen über 60-jährige Mann mit einem langen, grauen Bart hatte in seiner Jugend in Padua studiert und seine Studien in Philosophie und Medizin in Bologna abgeschlossen. Nicht nur seine einwandfreien Kenntnisse der italienischen und lateinischen Sprache, sondern auch seine angepasste und höfliche Art, seine hervorragenden Kenntnisse der christlichen Welt und der höfischen Gebräuche, ferner sein Verstand, Einfallsreichtum und seine Schlauheit37 brachten ihm in osmanischen Kreisen höchstes Ansehen ein.38 Auch der Großwesir Amcazade Hüseyin Pascha verfolgte die Friedensverhandlungen mit größter Aufmerksamkeit. Obwohl sie die Verlierer des Krieges vertraten, zeigten die osmanischen Abgesandten am Verhandlungstisch oder gar im Auftreten bei den begleitenden Zeremonien weder Unvermögen noch Schwäche; sie vertraten einen stets bestimmten und besonnenen Stil. Rami Mehmed Pascha untersuchte jede Frage äußerst genau. Für einige Punkte zog er die Texte der alten Friedensverträge zurate, dann wieder konsultierte er seine Ratgeber und überzeugte seine Verhandlungspartner, wobei es ihm gelegen kam, dass keine der christlichen Parteien mit den vorverhandelten Friedensbedingungen zufrieden war.39 Als Vertreter Leopolds I. wurden Wolfgang Graf Oettingen-Wallerstein (1629– 1708) und Obrist-Feldwachtmeister Leopold Graf Schlick (1663–1723) nominiert.

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mehmeD, Rami Efendi: Karlofça mukalemesi [Der Karlowitzer Friedensvertrag]. In: İstanbul Üniversitesi Kütüphanesi, Türk Yazmaları [Universitätsbibliothek Istanbul, türkische Handschriften], 3514. Scrittura (wie Anm. 35), 142. Seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts stammten die Pfortendolmetscher alle aus griechischen Familien aus dem Istanbuler Stadtteil Fener. Mavrokordato, geboren 1641, hatte in Italien Medizin studiert und war 1666 zurückgekehrt; er wurde zunächst Arzt des Großwesirs Köprülüzade Fazil Ahmed Pascha und ab 1673 höchster Pfortendolmetscher. ágOstON (wie Anm. 33), 96 f. – Enfants de langue et Dragomans Dil oğlanları ve Tercümanlar. Hg. v. Frédéric hitzel. Istanbul 1995. ÖzcaN, Abdülkadir: Karlofça [Karlowitz]. In: Türkiye Diyanet Vakfi Islam Ansiklopedisi. Bd. 24. Istanbul 2001, 507. – Ders. (wie Anm. 32). – silahDar, Findiklili Mehmed Aga: Silahdar tarihi [Silahdars Geschichte]. Teil II. Istanbul 1928, 365 f., 480, 534, 600 f., 620 f., 652–668, 679 f. – yÖNtem, Ali Canib: Rami Mehmed Paşa ve Sulhnamesi [Rami Mehmed Pascha und sein Friedensdokument]. In: IV. Türk Tarih Kongresi. Ankara 1952, 346–353.

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Oettingen-Wallerstein40 war seit 1653 Mitglied des Reichshofrats, von 1683 bis zu seinem Tod 1708 dessen Präsident. Außenpolitische Belange waren ihm weniger geläufig – seine Ernennung löste daher in einigen Wiener Kreisen ein gewisses Unverständnis aus –, was auch die Ursache seines Argwohns und seiner Starrköpfigkeit gewesen sein könnte, die ihm Zeitgenossen vorwarfen. Er pflegte jedoch seit Längerem ein gutes Verhältnis zu Leopold I. und war trotz seiner Schroffheit besonnen und ehrlich. Seine Ernennung hatte er hauptsächlich seinem Prestige und seiner bedingungslosen Treue zu verdanken. Die Verhandlungen leitete hauptsächlich sein jüngerer Kollege, Graf Schlick, der als hervorragender Feldherr mit den wichtigsten militärischen und sicherheitspolitischen Fragen vertraut war und in enger Verbindung zu Kinsky stand. Er sprach außerdem gut Italienisch, was wichtig war, weil die Verhandlungen größtenteils in dieser Sprache geführt wurden. Als offizieller Berater war auch Luigi Ferdinando Marsigli41 Mitglied der habsburgischen Delegation, er half hauptsächlich in geopolitischen Fragen. Nicht nur bei den diplomatischen Vorbereitungen, sondern auch während der Gespräche spielten die Seemächte England und die Niederlande eine ausgesprochen wichtige Rolle. Der Vertreter König Wilhelms II. von England, sozusagen der Zeremonienmeister des Friedenskongresses, war Lord William Paget (1637– 1713),42 der davor sein Land am Wiener Hof vertreten hatte und danach, ab 1692, zur Vorbereitung des Friedens Gesandter in Konstantinopel gewesen war. Paget überblickte sowohl die habsburgischen als auch die osmanischen Angelegenheiten. Der ältere, kränkliche Herr erfreute sich großer Ehrerbietung, verhandelte immer klug und besonnen und nicht zuletzt auch ausdauernd. Die Interessen der Niederlande43 wurden – in enger Abstimmung mit England – durch Jakob Colyer (1657–1725) vertreten.44 Er war in Konstantinopel aufgewachsen und beschritt 1682, nach dem Tod seines Vaters, die diplomatische Laufbahn gleichsam als dessen Nachfolger. Colyer, lebhaft und von schneller Auffassungsgabe, sprach selbstverständlich fließend Türkisch und war mit den örtlichen Verhältnissen gut bekannt, das barocke Wien und das habsburgisch-katholische Zeremoniell hingegen standen ihm eher fern. Es ist daher nicht weiter verwunder40

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VOlckamer, Volker von: Graf Wolfgang IV. zu Oettingen-Wallerstein (1629–1708). Gesandter zum Friedenskongress von Karlowitz (1698–1699) und Großbotschafter zum Sultan in Konstantinopel (1699–1701). In: Diplomaten und Wesire. Krieg und Frieden im Spiegel türkischen Kunsthandwerks. Hg. v. Peter W. schieNerl. München 1988, 9–34. stOye, John: Marsigli’s Europe 1680–1730. The life and times of Luigi Ferdinando Marsili, soldier and virtuoso. New Haven-London 1994. heyWOOD, J. Colin: English diplomacy between Austria and the Ottoman Empire in the war of the Sacra Liga, 1684–1699, with special reference to the period 1689–1699. London 1970. Zu seinem ausführlichen Reisetagebuch siehe cerNOVODeaNu, Paul: Le journal des travaux du Congrès de Karlowitz. In: Revue des études sud-est européennes XIX/2 (1981), 325–354. Zur Verbindung Den Haag-Wien-Istanbul siehe slOt, B. J.: Zwischen diplomatischer Spielerei und ernsthafter Vermittlung: Holland in den Türkenkriegen. In: Mitteilungen des Bulgarischen Forschungsinstituts in Österreich 5/2 (1983), 16–28. Zur Rolle der englischen und holländischen Vermittler siehe slOttmaN, William B.: The Anglo-Dutch Mediation at Carlowitz. In: Ferenc II. Rákóczi and the Great Powers. Hg. v. Dems. Boulder/Colo. 1997, 11–195.

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lich, dass sich Graf Schlick in einem Brief an Kinsky darüber beschwerte, dass der niederländische Gesandte zu den Osmanen halte.45 Die Republik Venedig betraute einen ihrer erfahrensten Diplomaten, Carlo Ruzzini (1653–1735), mit der Vertretung ihrer Interessen. Die Quellen beschreiben ihn als hübschen, liebenswürdigen Mann, der neben Latein – und selbstverständlich Italienisch – auch perfekt Französisch und Spanisch sprach und schon damals über große diplomatische Erfahrungen verfügte, hatte er doch in Frankreich, England, den Niederlanden, Spanien, an der Hohen Pforte sowie am Wiener Hof gedient. Drei Jahre zuvor waren mit seiner Hilfe die Russen dem Bündnis gegen die Türken beigetreten.46 In seiner Begleitung befanden sich sein Sekretär, Giambattista Nicolosi, ein Fachmann für den Peloponnes, sowie sein Dolmetscher und erfahrener Arzt Lorenzo Fodra, der Ruzzini bei der Festlegung der Grenzen zum Osmanischen Reich in Dalmatien behilflich war.47 Polen schickte den Woiwoden von Posen, Graf Stanisław Małachowski (1659– 1699). Die Italiener charakterisierten ihn als liebenswürdigen, lebenslustigen Menschen, der auch Italienisch, Latein und Französisch sprach. Der Verlauf der Verhandlungen wurde später durch die polnisch-russischen Machtspiele beeinflusst.48 Der russische Zar Peter I. (1682–1721), der sich gerade zu Gesprächen in Wien befand, ernannte Prokofij Bogdanovič Voznicyn zu seinem Vertreter. Damit besetzte er diesen in der russischen Hierarchie ungewohnten beziehungsweise unbekannten Posten mit einem Diplomaten, der den kaiserlichen Verhandlungspartnern ebenbürtig war. Voznicyn war Karrierediplomat, im russischen Außenministerium galt er als sehr erfahrener Türkenspezialist, stand er doch bereits seit 1668 im außenpolitischen Dienst des Zaren.49 Sein Stil war ungestüm und forsch; die vornehmen Venezianer notierten, seine Erscheinung und sein Verhalten würden die rauen, unzivilisierten Züge seines Heimatlands widerspiegeln.50 Da sich die russischen und kaiserlichen Interessen grundlegend unterschieden, begann Voznicyn seine diplomatischen Auseinandersetzungen mit Kinsky schon in Wien. Sein Hauptanliegen war es, einen Friedensschluss mit dem Osmanischen Reich zu verhindern, um so den Krieg gemeinsam mit den Bündnispartnern fortsetzen zu können.

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HHStA Turcica I. 168, 309. Colyer nahm später auch an den türkisch-habsburgisch-venezianischen Verhandlungen um den Frieden von Passarowitz teil (1718). Ruzzini vertrat die Republik später auch in Utrecht und Passarowitz. Gegen Ende seines Lebens wurde er zum Dogen gewählt (1732–1735). Vgl. dazu Anmerkung 35. Scrittura (wie Anm. 35), 142 f. Schlick bezeichnete die Streitigkeiten zwischen dem russischen und dem polnischen Vertreter folgendermaßen: „[…] la guerre civile entre les ambassadeurs de Moscovie et de Pologne.“ acsáDy (wie Anm. 26), 35. – gebei, Sándor: A karlócai béke kelet-európai összefüggései [Osteuropäische Zusammenhänge des Friedens von Karlowitz]. In: Történelmi Szemle 1–2 (1999), 1–29. Vgl. ebd. Scrittura (wie Anm. 35), 142.

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3. Ort, Ordnung und Ablauf der Friedensverhandlungen Nach Beendigung der Vorgespräche konnten im September 1698 die eigentlichen Verhandlungen beginnen, doch führte die Wahl des Ortes zu Meinungsverschiedenheiten. Die kaiserlichen Diplomaten schlugen Wien beziehungsweise Debrezin (ung. Debrecen) vor. Da die Osmanen aber strikt dagegen waren, nördlich der Donau, also auf feindlichem Gebiet, zu verhandeln, mussten die Bündnismächte die Bequemlichkeiten der Stadt entbehren und das neutrale syrmische Grenzgebiet als Verhandlungsort akzeptieren. Die Wahl fiel schließlich auf das offene Gelände außerhalb des verwüsteten Dorfs Karlowitz (serb. Sremski Karlovci), das sich sowohl in der Nähe des kaiserlichen Peterwardein (serb. Petrovaradin) als auch des türkischen Belgrad befand. Nach Meinungsverschiedenheiten der Russen und Polen einigte man sich auf den von Graf Marsigli vorgeschlagenen Lagerplatz.51 Die Gesandten und ihr Gefolge schlugen folgendermaßen ihre Lager auf: die Bündnismächte auf der Seite Richtung Peterwardein, die Osmanen Richtung Belgrad. Dazwischen befand sich das Lager der Vermittler, des englischen Gesandten Paget und des Niederländers Colyer. Die beiden kaiserlichen Beauftragten ließen sich gegenüber den Venezianern nieder. Während die Polen ihr Lager in der Nähe des Flusses aufschlugen, richteten sich die Russen auf der dem Berg zugewandten Seite ein.52 Die Lager der Verbündeten wurden von kaiserlichen Truppen geschützt, rund 2.000 Infanteristen. Zusätzlich wurden Wachen auf den umliegenden Hügeln, am Flussufer und bei den Ruinen von Karlowitz aufgestellt. Südlich davon wurden die Zelte der Vermittler durch 180 kaiserliche Berittene, 100 Infanteristen sowie 300 Janitscharen und 200 osmanische Berittene bewacht. Im gleichen Abstand zu den Vermittlern schlugen die Osmanen ihr Lager auf; sie wurden von 3.000 teilweise berittenen Soldaten begleitet. Diese Truppen waren zum Schutz und für die Ruhe der Parteien notwendig, da sich die Armeen beider Seiten zurückgezogen hatten. Nur in Notfällen und mit Genehmigung war es erlaubt, zwischen den Lagern hinund herzugehen. Für die Verhandlungen wurde im Lager der Vermittler ein großes dreiflügliges Holzgebäude errichtet, das einen Nachbau des Palasts von Rijswijk darstellte.53 Der Friedenskongress verlief unter Einhaltung strenger Regeln, wobei man sich ebenfalls am Kongress von Rijswijk orientierte. So verfügte jede Partei über einen eigenen Eingang, um etwaige Diskriminierungen oder Bevorzugungen auszuschließen. Jede Seite verfügte auch über einen eigenen Raum, um sich bei Bedarf zurückzuziehen, ein Raum in der Mitte diente als Verhandlungssaal. 51

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Fontes rerum Austriacarum (wie Anm. 35), 377. – Scrittura (wie Anm. 35), 142v. – stOye (wie Anm. 41), 172. – F. mOlNár, Mónika: The Treaty of Karlowitz in the Venetian sources. Diplomacy and ceremony. In: The Turks. Bd. 3: Ottomans. Hg. v. Hasan Celal güzel, C. Cem oğuz und Osman karatay. Ankara 2002, 405–414. Fontes rerum Austriacarum (wie Anm. 35), 352 f. Für eine genaue Beschreibung siehe HHStA Turcica I. 170, Diarium et Cerimoniale Tractatus pacis Carlovicensis de anni 1698 et 1699.

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Bedingt durch die Örtlichkeit und vor allem ob der Eile, welche besonders die Kaiserlichen an den Tag legten, wurde auf Feierlichkeiten und Förmlichkeiten kein großer Wert gelegt, wie dies an einem Hof der Fall gewesen wäre. Dennoch wurden die grundlegenden Formalitäten zur Wahrung der Höflichkeit und der Gleichberechtigung eingehalten. Ein wichtiges Ziel der Osmanen während der Friedensverhandlungen war es dennoch, trotz ihrer militärischen Unterlegenheit den Anschein einer an Prestige kaum zu überragenden Großmacht durch Äußerlichkeiten zu demonstrieren. Es zeigte sich schon bei den ersten Verhandlungen in den vorläufig aufgestellten Zelten, dass es unmöglich war, gleichzeitig zu den Eingängen zu gelangen. Auch schien den Kaiserlichen die Zeremonie allzu langwierig, bei welcher der Sekretär der Vermittler ein Zeichen zum Einzug gab, nachdem er die Schritte ausgemessen hatte. Zusätzlich ließen die Osmanen ihre Verhandlungspartner ungebührlich lange warten, indem sie sich die Stiefel ausziehen ließen, bevor sie sich zur Ottomane begaben. Man einigte sich schließlich darauf, dass diejenigen, die zuerst ankamen, schon eintraten und die andere Seite stehend erwarteten, oder sich schon dort hinsetzten, wo sie bei den Verhandlungen üblicherweise saßen.54 Die Verhandlungsparteien begrüßten sich innerhalb des Saals, indem sie sich beim Eintritt der jeweiligen Gesandten erhoben; die Vertreter der Vermittlungsmächte hingegen hießen die Parteien am Eingang des Gebäudes willkommen. Im „Verhandlungssaal“ verfügte jeder über seinen eigenen Platz, und zwar auf der Seite, auf der sich auch sein Lager befand. Die Osmanen saßen auf Polstern aus Damast, rechts der Reis Efendi, links Mavrokordato. Hinter dem Reis Efendi nahm sein Sekretär auf einem Polster am Boden Platz, vor sich ein weiteres Polster mit Schreibpapier. Ihnen gegenüber saßen die Vertreter der Verbündeten, die jeweils separat mit den Osmanen verhandelten. Sie saßen in einem speziell angefertigten Damastsessel, ein wenig dahinter ihre Sekretäre mit einem grün überzogenen Tisch an der Seite. In der Mitte saßen, entsprechend der Sitzordnung, die Abgesandten der vermittelnden Mächte, Paget und Colyer. Hinter dem englischen Gesandten, ebenso an einem Tisch, der mit grünem Stoff überzogen und mit Tinte und Papier ausgerüstet war, befand sich der Sekretär der Vermittler auf einem Hocker ohne Rückenlehne.55 Am 25. Oktober waren alle Gesandten angekommen und die Probleme um die Lagerplätze konnten mehr oder weniger gelöst werden. Die bilateralen Verhandlungen begannen allerdings erst am 13. November. Die ersten Tage nach ihrer Ankunft verbrachten die Vertreter mit gegenseitigen Besuchen und Begrüßungen; daraufhin wurden die Ergebnisse der Vorgespräche detailliert ausgehandelt und der Verhandlungsablauf festgelegt.56 Man einigte sich darauf, dass die Bündnismächte ihre Vorstellungen in der Reihenfolge ihres Beitritts zur Liga beziehungsweise ihres Eintritts in den Krieg einbringen sollten: zuerst die Kaiserlichen, dann die Gesandten des polnischen Königs und die der Republik Venedig, abschließend die des russischen Zaren. Des Weiteren wurde festgelegt, dass jede Seite ihre Angelegenheiten besprechen könne, ohne die anderen Parteien einzubeziehen. Ebenfalls wurde ent54 55 56

Scrittura (wie Anm. 35), 144v–145. Ebd., 145v–146. abOu-el-haJ (wie Anm. 33), 499.

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schieden, ohne Rücksicht auf die Verbündeten Frieden schließen zu können – diese Vorgehensweise resultierte aus den divergierenden Interessen. Daraufhin legten die Gesandten die von ihren Herrschern beglaubigten Ernennungsschreiben vor, um die Legitimität des zu schließenden Friedens sicherzustellen. Die Türken stritten ab, die Vorschläge der Bündnispartner erhalten zu haben, denn sie wollten mündlich verhandeln, ohne die Vermittler einzubeziehen, um damit die Vereinbarungen so gut wie möglich zu modifizieren beziehungsweise umzuinterpretieren.57 Um das zu vermeiden, überreichte der Sekretär des kaiserlichen Vertreters am 7. November allen Bündnispartnern einen Vorschlag, den auch der niederländische sowie der englische Gesandte akzeptierten. Der zweite und dritte Artikel besagten: Sollte ein Abgeordneter vor einem anderen zu einer Vereinbarung kommen und ein Friedensdokument vorlegen, so könne dieses den Mediatoren als Sicherheit übergeben werden, damit es nicht mehr verändert werde. Dadurch sollten Zufügungen und Streichungen vermieden werden.58 Das Ziel der Kaiserlichen war es, den Frieden so schnell wie möglich abzuschließen, die hochfliegenden Pläne der Polen und Russen zu mäßigen und nicht zuletzt dem „boshafte[n] Gewechsle“59 der Türken einen Riegel vorzuschieben. Die einzelnen Gespräche waren von unterschiedlicher Dauer – abhängig von den Problemen und der Bereitschaft, diese zu lösen. Es gab Tage, an denen die Besprechungen ohne Pause zehn Stunden dauerten,60 es kam aber ebenso vor, dass eine Partei nach der Mittagspause keine Lust mehr verspürte, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Gerieten die Gespräche in eine Sackgasse, schlossen die Parteien die Sitzung, um Alternativen zu erwägen und am nächsten Tag mit der Arbeit fortzufahren.61 Zwischen dem 13. November 1698 und dem 14. Januar 1699 fanden 29 Verhandlungsrunden statt. Trotz der anfänglichen Bemühungen der Kaiserlichen, den Friedensvertrag rasch abzuschließen, zog sich die ursprünglich auf drei Wochen ausgelegte Konferenz somit weitaus länger hin und dauerte drei Monate, was auf von den Venezianern verursachte Probleme zurückzuführen war. Die Verhandlungen wurden auch dadurch erschwert, dass die Vertreter aus den sieben Ländern nicht alle die für die Verhandlungen vereinbarte Sprache beherrschten, nämlich das Italienische. Beispielsweise waren der kaiserliche Vertreter Graf Oettingen-Wallerstein sowie der Reis Efendi auf einen Dolmetscher angewiesen. Die sprachlichen 57 58 59 60 61

Fontes rerum Austriacarum (wie Anm. 35), 352 f. Karlowitzer Bericht von Carlo Ruzzini vom 8. November 1698. Nach Hurmuzaki (wie Anm. 6), 305 f. Fontes rerum Austriacarum (wie Anm. 35), 353. Während solch langwieriger Verhandlungen wurde den Vertretern dreimal am Tag Kaffee serviert, der Reis Efendi stand zweimal auf, ging hinaus, um zu beten und kehrte zurück. Scrittura (wie Anm. 35), 146v. Beispielsweise am 18. November, dem zweiten Verhandlungstag der Venezianer. Leopold Graf Schlick, der kaiserliche Vertreter, betonte, dass es sinnlos sei, eine Einigung zu erzwingen, und wenn es an einem Tag nicht gelinge, so sei ein Beschluss an einem anderen Tag möglich. Hammer-Purgstall, Joseph von: Geschichte des Osmanischen Reiches. Bd. 3: Vom Regierungsantritte Murad des Vierten bis zum Frieden von Carlowicz, 1623–1699. Pest 1835, 912– 926, bes. 916.

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Schwierigkeiten verlangsamten den Lauf der Verhandlungen aber nicht nur, sie gaben auch immer wieder Anlass zu Missverständnissen. Die Friedenserklärung wurde schließlich auf Latein abgefasst, die Osmanen setzten sie für sich selbst natürlich auf Türkisch auf.62 Gemäß der Übereinkunft begannen die Kaiserlichen mit den Besprechungen.63 Dieser erste Abschnitt der Friedenskonferenz zeigte eine große Wirkung auf den Ausgang des gesamten Friedenswerks, da die späteren Verhandlungen der Osmanen mit den übrigen Mächten auf den mit den Habsburgern ausgefeilschten Lösungen basierten. Nach der Vorstellung der Kaiserlichen wurden die Grenzen auf der Basis des uti possidetis entlang der Flüsse, Berge und den übrigen grenzziehenden topografischen Gegebenheiten festgelegt. Es hatte sich jedoch schon während der Vorverhandlungen gezeigt, dass die Türken diesen Grundsatz nicht vollauf akzeptierten. Die Vertreter des Sultans betonten, dass das Ziel der Konferenz die Diskussion von Themen sei, bei denen auch sie ihre Wünsche einbringen könnten – so zum Beispiel die Evakuierung von Gebieten und die Schleifung von Festungen. Besonders ausdrücklich beharrten sie darauf, die gemeinsamen Grenzen nicht im Rahmen der Friedensverhandlungen festzulegen, sondern dies nach Abschluss der Gespräche dafür beauftragten Kommissären anzuvertrauen. Die Verhandlungsweise der Diplomaten des Sultans, die vom venezianischen Gesandten Ruzzini als Affektiertheit der Osmanen bezeichnet wurde, besaß Flexibilität, Scharfsinn und Geschick. Nach Ausarbeitung von Grundprinzipien ging es um die Lösung konkreter Probleme. Da sie ihre Vorstellungen nie schriftlich festhielten, erreichten die Osmanen Änderungen durch die Auslegung bestimmter Begriffe. So gelang es ihnen, schwerwiegende Fragen zu lösen, ohne von ihren Ausgangsprinzipien abzuweichen.64 Da die Kaiserlichen wussten, dass die Hohe Pforte die strikte Anwendung des uti possidetis als unmittelbaren Affront gewertet hätte, versuchten sie, zumindest das Prinzip quid pro quo in einem ausgeglichenen Verhältnis zu verwirklichen, sodass die Osmanen folglich für jede überlassene beziehungsweise zerstörte Burg, für jedes Gebiet etwas Gleichwertiges abtreten sollten. Als sie aber sahen, dass die osmanischen Verhandlungspartner unerschütterlich daran festhielten, dass kein einziges in osmanischer Hand befindliches Gebiet an den Feind abgetreten werde, gaben sie nach.65 Stillschweigend akzeptierten sie jene türkische Interpretation des uti possidetis, die beinhaltete, eroberte Gebiete zu evakuieren und Burgen zu schleifen. Das größte Problem bei den habsburgisch-osmanischen Verhandlungen stellte Siebenbürgen dar. Der Kaiser stimmte nicht dem osmanischen Vorschlag zu, dass er dafür jährliche Tributzahlungen leisten sollte.66 Letztlich mussten die Vertreter des 62 63 64 65 66

Friedenstexte auf Osmanisch: DeFterDar Sarı Mehmed Paşa: Zübde-i Vekayiat. Tahlil ve metin, 1066–1116/1656–1704 [Die wesentlichen Begebenheiten. Interpretation und Text, 1066– 1116/1656–1704]. Hg. v. Abdülkadir ÖzcaN. Ankara 1995, 662–667, 667–672, 692–698. tóth, István György: A karlócai béke [Der Vertrag von Karlowitz]. In: Rubicon 2 (1997), 33– 37. abOu-el-haJ (wie Anm. 33), 503. Ebd., 505. Der Kaiser ließ im Oktober 1698 verlautbaren, dass das durch kaiserliche Waffen besetzte Gebiet Siebenbürgen (armis caesaris occupata et avito jure quaesita) soweit unter seiner

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Sultans nachgeben, als Gegenzug erhielten sie das Banat von Temeswar (rum. Timişoara), jedoch waren alle Burgen außerhalb des Wilajetzentrums in kaiserlicher Hand. Dieses Zugeständnis verursachte bei den Bündnispartnern später viel Kopfzerbrechen. Der italienische Gesandte hielt mit Bedauern fest, dass die Kaiserlichen den diversen Gebietsänderungen und Schleifungen zu leichtfertig zugestimmt hätten und dass die genauen Grenzverläufe – abgesehen von wenigen Gebieten und Flussabschnitten – erst später von Beauftragten festgelegt werden sollten. Der russische Gesandte Voznicyn formulierte es so: „Die Deutschen […] stopften das Maul der Türken auf Kosten der Verbündeten.“67 Luigi Ferdinando Graf Marsigli, der neben den Gesandten Kaiser Leopolds I. als Berater teilnahm, stand in ständigem Kontakt mit seinem Förderer Kinsky. Dieser Briefwechsel, der in der Marsigli-Sammlung in Bologna erhalten geblieben ist,68 hält die Ereignisse aufs Genaueste fest. Der italienische Graf nennt dabei die unterschiedlichen Tricks, welche die Gesandten der verschiedenen Mächte hinter dem Rücken der anderen versuchten. So erwähnt er die Kniffe der Türken, die darauf hinausliefen, Zeit zu gewinnen, sowie die „Intrigen“ der Venezianer, deren Ziel es war, den für ihren Osthandel günstigsten Grenzverlauf schriftlich zu fixieren.69 Nach Graf Marsigli sei ein Friedensschluss mit den Türken immer ein harter und ermüdender Kampf, da diese früher keine Gebietsverluste erlitten hätten und alles in größter Unsicherheit belassen wollten, um zu einem passenden Zeitpunkt einen Vorwand für eine neue Kriegserklärung zu haben.70 Entgegen der früheren Übereinkunft folgten den Kaiserlichen die Venezianer am Verhandlungstisch.71 Die Diskrepanz zwischen den Großmachtansprüchen und der abnehmenden Einflussnahme beziehungsweise der zurückgehenden Bedeutung der Republik wurde in den Gesprächen deutlich sichtbar.72 Die von Ruzzini auf das uti possidetis begründeten Forderungen waren für die Türken inakzeptabel.73 Beide Seiten stellten Ansprüche auf den Peloponnes74 und die Insel Santa Maura, ebenso stand die Übergabe beziehungsweise Schleifung dreier Befestigungen (Lepanto, Preveza und Dardanellen) zur Diskussion. Ruzzini versuchte unter dem Einsatz all seiner Geschicklichkeit, Freundlichkeit und mit der überzeugenden Kraft von Ge-

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Schutzherrschaft bleiben müsste, dass die Hohe Pforte dort keinerlei gesetzliche Zuständigkeiten mehr hätte. szita/seeWaNN (wie Anm. 9), 113. gebei (wie Anm. 48), 24. Copie di lettere dell’Anno 1698 scritte dal Co: Marsigli dal Congresso di Carlowitz al Co: Kinski. Biblioteca Universitaria di Bologna (fortan BUB), Mss Marsili n. 58, 301–371. sarlai, Szabolcs: I progetti del Marsili per la pace di Carlowitz nel 1698. In: I turchi, gli Asburgo e l’Adriatico. Hg. v. Gizella Németh und Adriano papO. Trieste 2007, 153–162, hier 154–156. marsigli, Luigi Ferdinando: Stato militare dell’Impero Ottomano. Incremento e decremento del medesimo. Haga-Amsterdam 1732, 41 f. Scrittura (wie Anm. 35), 145v. – aNDretta, Stefano: De Venise à Karlowitz: Historiographie et Diplomatie. In: La paix (wie Anm. 4), 133–145. peDaNi, Maria Pia: Das Triplex confinium: Diplomatische Probleme nach dem Karlowitz Frieden. In: Croatica Christiana 48 (2001), 115–120. – settON, Kenneth M.: Venice, Austria, and the Turks in the Seventeenth Century. Philadelphia 1991, 354–387. Fontes rerum Austriacarum (wie Anm. 35), 356. Scrittura (wie Anm. 35), 146v.–147.

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schenken, herauszufinden, in welchen Punkten ein Ausgleich möglich wäre.75 Die Osmanen waren aber zu keinerlei Äußerungen ein anderes umstrittenes Gebiet betreffend, und zwar Dalmatien, zu bewegen, bevor die Fragen um den Peloponnes und die Angelegenheiten des Festlands (terraferma) geregelt wären. Mavrokordato bemerkte – halb lachend und scherzend –, dass als Gegenleistung für den Frieden auch die Hohe Pforte etwas bekommen müsse, um die Freundschaft des Sultans zu erhalten.76 Ruzzini wagte es daraufhin nicht, die Verantwortung für eine so schwerwiegende Entscheidung selbst zu tragen, und sandte eine Nachricht an den venezianischen Senat, um dessen Standpunkt einzuholen. Während er auf den Boten wartete, versuchte er, den Vermittlern und seinen Verbündeten, besonders aber den Kaiserlichen, die bestehende Situation zu erläutern. Letztere hatten sich nämlich, da sie die Verhandlungen schon abgeschlossen hatten, dagegen gesträubt, einen Boten zu schicken, und erklärt, der Friede sei im Dezember zu schließen, ansonsten müsse der Kongress aufgelöst werden. Da die osmanisch-venezianischen Verhandlungen dadurch an einem toten Punkt anlangten, setzten sich die polnischen und dann die russischen Gesandten an den Verhandlungstisch. Nachdem die Angelegenheiten dieser beiden Mächte gelöst waren, kehrte der venezianische Gesandte zurück, um nunmehr eine Lösung für die noch offenen Fragen zu finden. Für Dalmatien standen zwei Möglichkeiten offen: Eine war, alle Entscheidungen den Kommissären zu überlassen, eine andere hätte Ragusa einen hohen Grad an Schutz geboten, da sein Zugang zum osmanischen Herrschaftsgebiet zugesichert worden wäre.77 Ruzzini bestand darauf, sich zumindest über die wichtigsten Gebiete vor Ort zu einigen, statt sie einem unsicheren Ausgang der Diskussion während der Grenzziehung zu überlassen.78 Er sah sich folglich gezwungen, weitere Briefe und Depeschen an den Senat zu senden,79 während der derzeitige Gesandte der Signoria in Wien intensiv Propaganda betrieb, um einen gemeinsamen Friedensschluss zu erreichen. Die Osmanen verstanden die Eile der Kaiserlichen und deren Hintergründe sehr wohl und beteuerten, dass sie den Frieden so bald als möglich schließen wollten,80 um so der Signoria, die ihren Interessen am ehesten entgegenstand, möglichst viele Zugeständnisse abzuringen.81 Dem hinhaltenden Agieren der Venezianer sollten mehrere Ultimaten zur Einigung ein Ende setzen. Die Venezianer bestanden aber – zum Nachteil Ragusas – darauf, besonders im Fall von Dalmatien, 75 76 77 78 79 80 81

Fontes rerum Austriacarum (wie Anm. 35), 355 f. „[…] bisognava dar qualche soddisfazione alla Porta in segno di Pace e […] finalmente dell’amicizia del Gran Signore se ne doveva fare e mostrar stima.“ Scrittura (wie Anm. 35), 148. tOlOmeO, Rita: La Repubblica di Ragusa e la delimitazione del confine veneto-turco. I trattati di Carlowitz e Passarowitz. In: I turchi il Mediterraneo e l’Europa. Hg. v. Giovanna mOtta. Milano 1998, 305–323. Fontes rerum Austriacarum (wie Anm. 35), 359–362. Scrittura (wie Anm. 35), 150. „Vedendo i Turchi il vantaggio, se ne servivano, et incalzavano le premure. Conservavano le difficoltà, ne davano mai segni di rallentarle.“ Fontes rerum Austriacarum (wie Anm. 35), 364. Scrittura (wie Anm. 35), 149v.

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eine geradlinige und durchgehende Grenze zu ziehen.82 Nicht nur die Osmanen, sondern auch die Kaiserlichen sträubten sich allerdings gegen diese Bemühungen, da sich Ragusa schon früh unter den Schutz der Habsburger begeben hatte.83 Abgesehen davon steigerte sich die Spannung zwischen den Gesandten des Kaisers und denen der Republik Venedig, obwohl sie mit Nachdruck mehrmals gemeinsam mit den Osmanen verhandelten,84 einerseits wegen Ragusa,85 andererseits wegen der Gerüchte, dass die Venezianer den Frieden absichtlich nicht schließen wollten, um damit die Franzosen zu begünstigen. Unter diesen Umständen musste Ruzzini die Verbündeten davon überzeugen, dass nicht sie, sondern die Osmanen der Grund für die Verzögerungen seien.86 Die Verhandlungen um die Levante und Dalmatien zogen sich – einmal in Anwesenheit der kaiserlichen Gesandten, einmal ohne diese – bis in die zweite Januarhälfte hin. Als dann jedoch der russische Gesandte am 24. Januar einen Vertrag über eine zweijährige Waffenruhe mit den Osmanen unterschrieb, gaben nicht nur die Kaiserlichen, sondern auch die polnischen Diplomaten den Venezianern höchstens noch ein paar Tage Aufschub. Obwohl die Gesandten des Kaisers tags darauf Ruzzini zuredeten und ihm damit drohten, den Frieden ohne ihn abzuschließen, wagte dieser es nicht, eine Entscheidung zu treffen, sondern erwartete die Anweisungen des Senats. Am 26. Januar blieb ihm schließlich keine Wahl, als zuzulassen, dass die kaiserlichen und polnischen Bevollmächtigten mit den Osmanen die Friedensvoraussetzungen für die Republik festlegten und das Dokument ohne ihn unterschrieben; Venedig blieb nur die Möglichkeit, entweder diesen Vertrag unverändert zu akzeptieren, oder innerhalb von sechs Monaten in Wien eine endgültige Einigung mit den Osmanen zu erwirken. Falls eine solche hingegen auch im Rahmen dieser Verhandlungen nicht zustande käme, sollte sich die Republik ohne Unterstützung ihrer Verbündeten um ihre Interessen kümmern.87 Als Nächstes, im Sinne der anfänglichen Übereinkunft, traten die Polen an den Verhandlungstisch. Die Republik nahm an den Kämpfen und den Gesprächen auf der Basis des von Leopold I. und dem polnischen König Jan III. Sobieski am 31. März 1683 abgeschlossenen Vertrags teil, der die Rechtsgrundlage für den Türken82 83 84

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Ebd., 154. Zum Vertrag vom 20. August 1684 siehe Diplomatarium Relationum Reipublicae Ragusanae cum Regno Hungariae. Hg. v. József gelcich und Lajos thallóczy. Budapest 1887, 686–691. So geschehen am 18. und 23. Januar, allerdings war es fast unmöglich, während eines solchen Verhandlungsmarathons zu einem Ergebnis zu kommen. Ruzzini sandte schließlich wertvolle Geschenke an Mavrokordato, welche dieser einige Tage später mit höflichen Worten und einigen Paketen Kaffee erwiderte. Zum Verhältnis der Republik Venedig zu Ragusa siehe Ragusa e il Mediterraneo: ruolo e funzione di una Repubblica marinara tra Medioevo ed Età Moderna. Hg. v. Antonio Di VittOriO. Bari 1990. – dujčev, Ivan: Lettres d’information de la République de Raguse (XVIIe siècle). Sofia 1937. Scrittura (wie Anm. 35), 152v. Der Beschluss sprach Morea schließlich Venedig zu, Lepanto und die Ägäis-Inseln hingegen dem Sultan; des Weiteren legte der Vertrag den dalmatischen Grenzverlauf fest, der den Zugang für Ragusa berücksichtigte. Jászay, Magda: Párhuzamok és kereszteződések. A magyar-olasz kapcsolatok történetéből [Parallelen und Kreuzungen. Aus der Geschichte der ungarisch-italienischen Verbindungen]. Budapest 2000, 318.

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krieg bildete.88 Die schwache Position Polens – bedingt durch die militärischen Misserfolge und eine labile innen- und außenpolitische Lage – wird dadurch deutlich, dass sich Graf Stanisław Małachowski auf Druck der Kaiserlichen nach zwei Verhandlungstagen (16. November und 12. Dezember) mit den Osmanen einigte. Bereits im Vorfeld besprach man die Schleifung von Kamieniec Podolski (ukr. Kamjanez-Podilskyj), während die Polen im Gegenzug die Moldau räumen sollten, weshalb Małachowski seine königlichen Anweisungen wenig nützten und diese nicht einmal annähernd durchgesetzt werden konnten. Den Osmanen wurde Kamieniec inklusive der total zerstörten Landschaft Podolien zugesprochen; die Forderung nach einer Annexion der nördlichen Teile Moldaus kehrten die Osmanen einfach unter den Tisch. Wie der russische Gesandte schrieb, hätten sich die Polen in Bezug auf die Tataren, die im 17. Jahrhundert stark unter osmanischen Einfluss geraten waren und deren Lebensgrundlage in der Sklavenbeschaffung und dem Sklavenhandel lag,89 mit leeren Versprechungen zufriedengegeben.90 Der vierte Verhandlungspartner der Osmanen war Russland.91 Schon während des Zusammengehens der Heiligen Liga wurde ernstlich darüber nachgedacht, die Russen in den Kampf gegen die Osmanen einzubeziehen, doch zeigten sich die russisch-polnischen Spannungen als das größte Hindernis. Erst 1686 – mit dem für Polen ungünstigen „Ewigen Frieden“ – gab es eine Einigung beider Mächte. Die russischen Erfolge am Don und Dnjepr waren spektakulär genug, dass sich der Zar berechtigt fühlte, den Status einer führenden Macht Europas für sein Reich zu beanspruchen. Das Grundprinzip des uti possidetis, das den Osmanen Anfang 1698 aufgezwungen worden war, widersprach allerdings den Interessen des Zarenreichs so wie auch denen der Polen. Peter I. reiste deshalb persönlich zu Verhandlungen mit Kinsky nach Wien, um von ihm Rechenschaft zu verlangen, widersprach doch der Vertrag über den Beitritt Russlands zur Heiligen Liga, den sie im Februar 1697 geschlossen hatten, um den Mehrfrontenkrieg gegen die Türken fortzusetzen, dem 88

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KołodziejczyK, Dariusz: Between the splendour of Barocco and political pragmatism: the form and contents of the Polish-Ottoman treaty documents of 1699. In: The Ottoman Capitulations: Text and Context. Hg. v. Maurits h. van den bOOgert und Kate Fleet. Roma 2003, 671–679. – Ders.: Ottoman-Polish diplomatic relations (15th–18th century). Leiden 2000. – serWaNski, Maciej: La Pologne et la Porte ottomane à la fin du XVIIe siècle. In: La paix (wie Anm. 4), 39–45. – tOllet, Daniel: Les buts de guerre de Jean III Sobieski: la reconquête catholique en Moldavie (1683–1696). In: Ebd., 47–61. – DmitrieV, Mixaïl V.: L’effondrement de la Pologne (Rzeczpospolita polska) à l’époque de la paix de Karlowitz: le poids du religieux. In: Ebd., 63–93. – plataNia, Gaetano: La Pologne, la paix de Karlowitz et les signes avant-coureurs de la Seconde Guerre du Nord dans les papiers inédits du Vatican. In: Ebd., 95–131. Zur Sklavenbeschaffung der Krimtataren und deren wirtschaftliche Bedeutung iVaNics, Mária: Rabszerzés és rabkiváltás a Krími Kánságban a 16–17. században. Az 1657. évi lengyelországi hadjáratban fogságba esett erdélyiek történetéhez [Sklavenhandel und Sklavenbefreiung im Krim-Khanat im 16./17. Jahrhundert. Zur Geschichte der im polnischen Feldzug von 1657 gefangen genommenen Siebenbürger]. In: Századok 6 (2007), 1485–1488. Der sogenannte Ewige Friede, geschlossen 1686 zwischen dem Königreich Polen-Litauen und dem Zarentum Russland, stand auch weiterhin zwischen einer Aussöhnung mit den Tartaren, zumal diese sowohl im Februar als auch im März einfielen und tausende Menschen verschleppten. gebei (wie Anm. 48), 25. Nach sumNer, Benedict Humphrey: Peter the Great and the Ottoman Empire. Oxford 1949.

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Friedensschluss. Den starken Friedenswillen des Wiener Hofs konnte der Zar zwar nicht ändern, doch wurde ihm Unterstützung bei den Verhandlungen um die Übernahme von Kertsch und den Erhalt der bereits eroberten Gebiete zugesagt.92 Da sich das Zarenreich dem Angriffspakt von 1697 nicht endgültig entsagt hatte, ergriff sein Vertreter Voznicyn93 während der Konferenz jede Gelegenheit, die Verhandlungen zu verzögern. Der russische Gesandte war bei den Verhandlungen in die unvorteilhafte letzte Position geraten und gezwungen, den Willen aller anderen zu akzeptieren. Nachdem Voznicyn am 13. Oktober 1698 seinen zehn Punkte umfassenden Vorschlag eingebracht hatte,94 stockten seine Verhandlungen mit den Osmanen über die Halbinsel Krim und die Festungen von Kertsch. Die Argumente der Vermittler, da die Russen im Kampf gegen die Osmanen isoliert seien, sollten sie Frieden schließen, halfen nicht weiter. Schließlich unterschrieb er zwei Tage vor den anderen, am 24. Januar, im Rahmen einer gigantischen Feierlichkeit einen zweijährigen Waffenstillstand. Bei der Formulierung des Dokuments hatte Voznicyn großen Wert darauf gelegt, dass keinerlei Punkte aufgenommen würden, welche die Interessen seines Lands gefährdeten, beispielsweise (Wieder-) Aufbauverbote für Burgen und Festungen oder das krimtatarische Khanat betreffend. Um nachdrücklich seine Enttäuschung über den Verlauf der Verhandlungen zu zeigen, lud er die Vertreter der Heiligen Liga nicht zur feierlichen Vertragsunterzeichnung ein und erschien zwei Tage später auch nicht zur Friedenszeremonie der Kaiserlichen und der Polen.95 Die Osmanen und die Russen schlossen schließlich am 13. Juli 1700 den Frieden von Konstantinopel, der beiden Seiten Kompromisse abrang, der aber auch lediglich als vorübergehende Waffenruhe betrachtet wurde.96 Nach dem letzten offiziellen Treffen wurden die Tore geöffnet und der englische Mediator verlas die Punkte des Friedens in lateinischer Sprache. Daraufhin wurden alle hinausgeschickt und die Tore wieder geschlossen. Alle Seiten verglichen die Übersetzungen, dann unterzeichneten und besiegelten sie die Friedensdokumente. Anschließend wurden die Tore aufs Neue geöffnet, alle durften eintreten, und die Gesandten tauschten die unterschriebenen Texte aus: Die Bündnismächte überreichten den Osmanen die lateinische Version, während die Osmanen den Christen die türkischsprachige übergaben. Damit war der Friede auf 25 Jahre geschlossen. Man grüßte und umarmte einander und feierte den neu gewonnenen Frieden unter gewaltigen Kanonenschüssen und mit lautem Freudengeschrei. Die diversen Gelage, Besuche und der mit Geschenken verbundene Abschied dauerten noch fast eine Woche.97 92 93 94 95 96 97

gebei (wie Anm. 48), 10–12. Zur Tätigkeit von Voznicyn und dessen 12 Berichten zum Karlowitzer Frieden (15. Oktober 1698–6. Januar 1699) siehe bei ebd., 17. Ebd., 19. Ebd., 26 f. DeFterDar (wie Anm. 62), 672. Scrittura (wie Anm. 35), 166. – acsáDy (wie Anm. 26), 346 f.: „[…] das aber bei so unterschiedlichen Trachten als ein prächtiger Tumult anzusehen war; Jeder mit so guter Herzlichkeit, als er konnte, zu wünschen und zu complimentiren bemüht war; der Beschluss war das osculum pacis mit vielen Umarmungen.“

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4. Die Umsetzung der Friedensartikel: die Festsetzung des habsburgisch-osmanischen Grenzverlaufs Nach Abschluss der Friedenskonferenz folgte die langwierige und schwierige Aufgabe, die Texte zu ratifizieren und einen konkreten Grenzverlauf festzulegen. Die venezianische Diplomatie verhandelte weiterhin und stimmte schließlich den erwähnten Bestimmungen zu. Der Doge ratifizierte das Abkommen am 7. Februar 1699. Der außerordentliche Gesandte, der kurz darauf in Konstantinopel eintraf, konnte eine Übereinkunft in den Bereichen Verkehr und freier Handel erzielen.98 Die habsburgischen, polnischen, venezianischen und russischen Gesandten kamen am 10. September 1699 in der Stadt an. Etwas später traf Sultan Mustafa, aus Edirne kommend, mit ihnen zusammen.99 Artikel 18 des habsburgisch-osmanischen Vertrags, der dessen Inkrafttreten regelte, besagt, dass der Friede für beide Seiten erst verbindlich werde, nachdem die Grenzverläufe festgelegt und die vorgeschriebenen Räumungen beziehungsweise Schleifungen vorgenommen worden seien.100 Dafür sollten die Beauftragten am 22. März des Jahres an einem gemeinsam verabredeten Ort zusammenfinden, um innerhalb von maximal zwei Monaten die Grenzverläufe festzulegen und die gemeinsamen Beschlüsse auszuführen.101 Leopold I. ernannte deshalb den bereits erwähnten Bologneser Luigi Ferdinando Marsigli102 „plenam […] potestam ac authorita98 99

Jászay (wie Anm. 87), 318. danişMend, Ismail Hami: Osmanlı Tarihi Kronolojisi [Chronologie der osmanischen Geschichte]. Bd. 3: 1574–1703. Istanbul 1950, 485. 100 F. mOlNár, Mónika: Karlofça antlaşmasından sonra Osmanlı-Habsburg sınırı (1699–1701) [Die osmanisch-habsburgische Grenze nach dem Frieden von Karlowitz (1699–1701)]. In: Osmanlı I. Siyaset. Hg. v. Güler ereN. Ankara 1999, 472–479. Diese Arbeit befasst sich prägnant mit der Grenze zwischen dem Habsburger- und dem Osmanenreich, zur venezianischen siehe Dies.: Il Triplice Confine. Delimitazione del confine veneto-turco-asburgico dopo il trattato di Carlowitz (1699). In: I turchi (wie Anm. 69), 163–171. – peDaNi, Maria Pia: The Ottoman Venetian Frontier. In: The Great Ottoman Turkish Civilisation (15th–18th Centuries). Hg. v. K. çiçek. Ankara 2000, 171–177. – Dies. (wie Anm. 72), 115–120. 101 F. mOlNár, Mónika: Tárgyalási technikák és hatalmi játszmák. A Habsburg és az Oszmán Birodalom közötti határ meghúzása a karlócai békét követően [Verhandlungstechniken und Machtspiele. Die Grenzziehung zwischen dem Habsburger- und dem Osmanenreich nach dem Frieden von Karlowitz]. In: Századok 6 (2006), 1475–1502. – Deák, Antal András: Zur Geschichte der Grenzabmarkung nach dem Friedensvertrag von Karlowitz. In: Das Osmanische Reich und die Habsburgermonarchie. Akten des internationalen Kongresses zum 150-jährigen Bestehen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Hg. v. Marlene kurz u. a. Wien 2004, 83–96. 102 stOye (wie Anm. 41). Die neuesten Arbeiten zu seiner Person und Arbeit unterstreichen sein politisch denkendes sowie sammelndes Wesen (Datensammler, Informationsvermittler, Spion). Nagy, Levente: Rebellis barbárok és nagylelkű hősök. Luigi Ferdinando Marsili nézetei a Habsburg és az Oszmán Birodalomról [Rebellische Barbaren und edelgesinnte Helden. Die Ansichten von Graf Luigi Ferdinando Marsili über das Habsburger- und das Osmanenreich]. In: Hadtörténelmi Közlemények 119/2 (2006), 303–328. – beNe, Sándor: Acta Pacis – béke a muzulmánokkal. Luigi Ferdinando Marsili terve a karlócai béke iratainak kiadására [Acta Pacis – Friede mit den Muslimen. Der Plan von Luigi Ferdinando Marsili zur Herausgabe der Schriften des Friedens von Karlowitz]. In: Hadtörténelmi Közlemények 119/2 (2006), 329–372. Neu-

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tem“ zum „grenzziehenden“ Beauftragten.103 Die Wahl fiel nicht zufällig auf diesen. Nachdem der italienische Graf 1689/90 die militärische Formierung des Grenzabschnitts und die Kartografierung des Gebiets abgeschlossen hatte – woraus zahlreiche Berichte und Pläne zu Grenzproblemen entstanden –, bevollmächtigte ihn der sächsische Kurfürst dazu, das Grenzgebiet zu vermessen. Diese geografischen Vermessungs- und Sammeltätigkeiten leistete er gemäß der technisch anspruchsvollen Facharbeit eines Ingenieuroffiziers, sodass er zu einem wahren Spezialisten für Grenzvermessungen und alle damit verbundenen Tätigkeiten wurde. An den Karlowitzer Friedensverhandlungen nahm er eigentlich als Ratgeber (consigliere assistente) der kaiserlichen Verhandlungsdelegation teil, tatsächlich war er aber der einzige Gutachter, der über Lokalkenntnisse verfügte.104 Er informierte den Kaiser über jeden wichtigen Schritt der Grenzziehung105 und legte seinen Berichten auch Landkarten bei.106 Der deutsche Kartograf Johann Christoph Müller, der zahllose Landkarten und Abbildungen zu schleifender oder zu räumender Burgen und Festungen zeichnete, ging ihm dabei zur Hand.107 Die beschlossenen Grenzverläufe wurden auf diversen Karten eingezeichnet. Eine besondere Erwähnung verdient dabei das unter dem Namen „Grenzkarte“ (Nürnberg 1703) bekannte Werk mit 39 Abschnitten, das eine Übersichtskarte, die Grenzsektionen sowie Bezeichnungen der erstellten Grenzmarkierungen enthält.108 Ibrahim Efendi, der von Sultan Mustafa II. ernannt wurde,109 trug den Titel Kapucı Başı.110 Er gehörte an

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ester Sammelband zu seiner Person: La politica, la scienza, le armi. Luigi Ferdinando Marsili e la costruzione della frontiera dell’Impero e dell’Europa. Hg. v. Raffaella gherarDi. Bologna 2010. Für den lateinischen Text zur Ernennung Marsiglis siehe in BUB Mss. Marsili n. 16/15. Zu seiner Tätigkeit F. mOlNár, Mónika: Luigi Ferdinando Marsili e gli Ottomani. La frontiera asburgico-ottomana dopo la pace di Carlowitz. In: La politica (wie Anm. 102), 147–172. Für eine Beschreibung der Friedenskonferenz sowie über die Schwierigkeiten am Wiener Hof siehe ausführlicher Autobiografia di Luigi Ferdinando Marsigli messa in luce nel II centenario dalla morte di lui dal Comitato Marsiliano. Hg. v. Emilio lOVariNi. Bologna 1930, 199–208. – gherarDi, Raffaella: Potere e costituzione a Vienna fra Sei e Settecento. Bologna 1980, 49–57. – Jászay, Magda: Marsili, a katona, diplomata és tudós Magyarországon a török kor alkonyán [Ungarn am Ende der Osmanenherrschaft]. In: Történelmi Szemle XLI (1999), 41 f. marsili, Luigi Ferdinando: Relazioni dei confini della Croazia e della Transilvania a Sua Maestà Cesarea (1699–1701). Hg. v. Raffaella gherarDi. Modena 1986. Heute sind diese sowohl in der Sammlung in Bologna als auch in der Kartensammlung des Wiener Kriegsarchivs zu finden. Deák, Antal András: A Duna fölfedezése [Entdeckung der Donau]. Esztergom 2004, 31. Eine darin befindliche Konkordanztabelle zeigt, welche der Wiener Karten als Beilage zu welchem Bericht in die Kaiserstadt gelangten. Deák, Antal András: Térképek a félhold árnyékából [Landkarten aus dem Schatten des Halbmondes]. Esztergom 2006. Deák (wie Anm. 106), 22–24. Originalkarte: Wien, Österreichische Nationalbibliothek, C. P. Min. 85. Faksimile: Wien, HHStA KA, Kartensammlung B IX c.634. Diese Serie gelangte wegen Marsiglis Testament nach Wien; in Bologna verblieb nur eine Kopie der Überblickskarte. Zur lateinischen Übersetzung des Ernennungsschreibens siehe marsili (wie Anm. 105), 62. Interpretatio, mandati, quo Ibrahim Effendi Commissarius ad determinanda confinio constituetur. Ende des 17. Jahrhunderts dienten 150 Männer als Kapucı Başı. uzunçarşiLi (wie Anm. 34.), 404–406.

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der Hohen Pforte zu den Begünstigten des Reis Efendi, war aber der Erzfeind von Pfortendolmetscher Mavrokordato. Aus den ursprünglich für die Grenzziehung vorgesehenen zwei Monaten wurden letztlich drei Jahre. Der erste Abschnitt, und zwar der kroatische (confini cisdanubiali), wurde im Juli 1700 beschlossen; der zweite, um Siebenbürgen und Temeswar (confini transdanubiali), im Februar 1701. Gleich mehrere Gründe sind dafür verantwortlich: Neben der außerordentlichen Länge der Abschnitte waren es vor allem zahlreiche praktische Probleme, deren Lösung der Zustimmung der beiden Bevollmächtigten – der Befehlshaber der Osmanen und Kaiserlichen vor Ort beziehungsweise der jeweiligen Regierungen – bedurfte. Das war nicht leicht, vertraten doch beide Seiten nicht nur grundlegend verschiedene militärische und wirtschaftliche Interessen, sondern gerieten auch die Beauftragten immer wieder in Konflikt mit den örtlichen Herrschern beziehungsweise mit der Bevölkerung entlang der Grenze.111 Allen Widrigkeiten zum Trotz entstand letztlich die bis dahin beispiellose, mittels Markern abgesteckte habsburgisch-osmanische Grenze. Auch die Grenze des Osmanischen Reichs mit Polen-Litauen sowie der Republik Venedig wurde festgelegt, wobei Letztere bereits früher durch gegenständliche Zeichen markiert worden war.112

5. Konklusion Während der Friedensverhandlungen in Karlowitz sahen sich die Osmanen mit ernsthaften ideologischen und praktischen Problemen konfrontiert, galten doch die beiden grundlegenden Regeln des zeitgenössischen internationalen Rechts, nämlich die Anerkennung der politischen Grenzlinien und die Unverletzbarkeit der souveränen Staaten, als Ausgangsprinzipien. Diese schützten zwar das Osmanische Reich weitgehend vor seinen ambitionierten Nachbarn, gleichzeitig zwangen sie es aber zu Eingeständnissen gegenüber ihrer althergebrachten Staatstheorie, nach der der Kampf gegen die Ungläubigen eine ständige Pflicht der Muslime war und einmal eroberte Gebiete ewig in osmanischem Besitz verbleiben sollten.113 Die for111 Unter örtlichen türkischen Führern sind besonders die Paschas Halil von Bosnien und Ibrahim von Temeswar gemeint. 112 Dokumentation der Grenzziehung bei Hududname sureti [Kopie der Grenzbeschreibung]. In: Muahedat mecmuası. Recueil des traites. Ankara 1928, 217–272. Zur venezianischen Grenze peDaNi, Maria Pia: Dalla frontiera al confine. Roma 2002, 40. Zur polnischen KołodziejczyK, Ottoman-Polish (wie Anm. 88), 57–67. 113 Nach osmanischem Rechtsverständnis bleibt ein Gebiet, über das ein osmanischer Herrscher Besitzrecht erlangt hat, für immer mit diesem assoziiert. In einer zeitgenössischen ungarischen Chronik heißt es dazu: „Miolta a török birodalom kezdődött, soha semmi ellenségivel úgy meg nem békéllett, hogy a birodalomból valamit másnak engedett volna […] törvénye is lévén a muszulmán nemzetnek, valamely helyeket fegyverrel elveszen, és amely városokban templomot erigál török módon, soha azt vissza ne adja, ha mind egy lábig elveszne is a török nemzet – seit Anbeginn des türkischen Reichs schlossen sie mit keinem ihrer Feinde einen Frieden, wobei aus dem Reich etwas an die anderen geht […], ist es doch der muselmanischen Nation Gesetz, die Gebiete, die sie mit Waffen genommen haben, und die Städte, in denen eine Kirche

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mal-zeremoniellen Aspekte des Kongresses zeigen deutlich, dass die muslimischen und christlichen Parteien als gleichberechtigte Partner verhandelten und eine Einigung im modernen europäischen Sinn anstrebten.114 Um gegenüber seinem Förderer, dem Großwesir albanischer Herkunft, Amcazade Hüseyin Pascha (1697–1702), den Friedensschluss mit den großen territorialen Verlusten zu begründen, zählte der offizielle osmanische Geschichtsschreiber Naima (1665–1761), der das Ereignis kommentierte, drei lindernde Tatsachen auf. Erstens hätten bereits zuvor ungünstige Friedensverträge mit den Christen existiert; zweitens – zurückkehrend zur traditionellen osmanischen Politikterminologie – erachtete er diesen nur als vorübergehende Unterbrechung der Feindseligkeiten, was sich auch an seiner Wortwahl zeigt. Er verwendete nicht wie andere den Ausdruck sulh-u-salah, sondern das Wort muhadene, das auch Waffenstillstand bedeutet. Drittens beruhigte er seinen Leser damit, dass die Muslime bisher noch immer gewonnen und die verlorenen Gebiete zurückerobert hätten.115 Trotz allem ratifizierte der Sultan die Verträge, die Osmanen akzeptierten also die Bedingungen, die ihnen die Heilige Liga auferlegte. Sogleich kümmerte sich die osmanische Regierung auf allen Ebenen um die Einhaltung des Friedens und dessen praktische Umsetzung wie die Ernennung der türkischen Kommissäre und die Sicherung von deren Arbeitsbedingungen. Der Hof in Konstantinopel tat alles, um den Frieden einzuhalten und die neuen Formen des Zusammenlebens auszugestalten, selbst gegen den starken Widerstand in einigen Gebieten.116 Zusammenfassend lässt sich über die Konferenz festhalten: Dank der Eigeninteressen Englands, der Niederlande und Frankreichs konnten die Osmanen den Frieden letztlich zu günstigeren Bedingungen schließen als im Vorfeld zu erwarten war.117 Ebenso war es den osmanischen Interessen zuträglich, dass sich nicht nur die genannten Vertreter der beiden vermittelnden Staaten, die feste Interessen an der Erhaltung der habsburgisch-französischen Gleichgewichtspolitik hatten, son-

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türkischer Art errichtet wurde, niemals zurückzugeben, wenn das türkische Volk auch mit Haut und Haar verdirbt.“ cserei, Mihály: Erdély históriája (1661–1711) [Geschichte Siebenbürgens (1661–1711)]. Budapest 1983, 291. Gemäß dem deutschen Historiker Ekkehard Eickhoff bedeutet dies folgendes: „Und es ist für die ganze Zukunft des Osmanischen Reiches symbolisch, daß der Friede von Karlowitz nicht wie alle früheren vom Padischah in Istanbul seinen christlichen Gegnern auf Zeit gewährt wird, sondern daß ihn die Seemächte zwischen gleichberechtigen Partnern in Karlowitz an der Donau vermitteln, wo die Unterhändler der Kombattanten sich in einem mächtigen Holzschuppen in der Flußniederung gegenübersitzen, den sie gleichzeitig und ohne protokollarische Abstufung betreten haben.“ eickhOFF, Ekkehard: Venedig, Wien und die Osmanen. Umbruch in Südosteuropa 1645–1700. München 1970, 435. peDaNi, Maria Pia: La dimora della pace. Considerazioni sulle capitolazioni tra i paesi islamici e l’Europa. Venezia 1996. – Naima, Mustafa: Tarih-i Naima [Geschichtswerk des Naima]. Bd. 1. Istanbul 1864, 12–44. – abOu-el-haJ, Rifaat: The Formal Closure of the Ottoman Frontier in Europe: 1699–1703. In: Journal of the American Oriental Society 89/3 (1969), 465–475, hier 468. Beispielsweise an der polnisch-russischen Grenze, wo es Probleme mit den Nogai-Tataren gab, die sich gemeinsam mit den Krimtataren der Obrigkeit mit der Begründung entzogen, diese hätte die Grenzen des Islams nicht geschützt. Ebd., 471–475. leWis, Bernard: L’Europa e l’Islam. Roma-Bari 1999, 76.

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dern auch die Gesandten von vier christlichen Ländern gegenüberstanden, die offensichtlich untereinander Machtkonflikte austrugen. Das Zustandekommen des Friedenswerks war durch diese Spannungen gefährdet und ist letztlich dem unerschütterlichen Friedenswillen der Habsburger und der Osmanen zu verdanken gewesen.118 Nach erfolgreichem Abschluss der Verhandlungen äußerte sich der englische Gesandte in einem Bericht folgendermaßen: „This Express is dispatches to give His Majesty the news of the conclusion of the treaties of Peace which have been debated here above 3 month, with danger of breaking off several times […].“119 Die signifikante Neuerung des Friedens von Karlowitz ist darin zu sehen, was Rifaat Abou-el-Haj, der den Vorgang im Licht der zeitgenössischen politischen Verhältnisse im Osmanischen Reich untersuchte, „Formal Closure of the Ottoman Frontier in Europe“ nannte.120 Tatsächlich beinhalteten frühere habsburgisch-osmanische Friedensverträge nur eine vorübergehende Unterbrechung der Feindseligkeiten, wobei eben die Grenzgebiete, umgeben von unsicheren militärischen Zonen, vortreffliche Möglichkeiten und Vorwände für neue Konfrontationen boten. Nun aber wurden die Grenzen zwischen den beiden Mächten schon im Friedenstext grob festgelegt, die Verhandlungspartner bestimmten außerdem Kommissäre zur genaueren Festlegung, später markierte man gar die ständigen politischen Grenzlinien.121 Das wiederum bildete für die Osmanen die Grundlage eines neuen Systems von Verbindungen, wobei selbst in den Grenzzonen, die eigentlich als Militärgebiet galten, im Vergleich zu früheren Zeiten Frieden, Ruhe und eine gewisse Ordnung einzogen. Durch den Friedensschluss anerkannte das Osmanische Reich formal das Ende seiner Eroberungszeit und erarbeitete ein neuartiges Beziehungssystem zu den europäischen Großmächten. Ab dato zeigte das Reich Interesse an den Geschehnissen 118 „[…], és ha addig a törökkel való békesség véghez nem ment volna, míg a spanyol király meghala, nehezebb condítiókkal lett volna meg a német császár résziről a békesség a törökkel – […], und wenn der Friede mit den Türken nicht abgeschlossen gewesen wäre, als der spanische König starb, so wäre der Friede mit dem Türken für den deutschen Kaiser mit noch schwierigeren Konditionen verbunden gewesen.“ cserei (wie Anm. 113), 292. 119 settON (wie Anm. 72), 404. 120 abOu-el-haJ (wie Anm. 115), 465–475. 121 Die Osmanen waren parallel dazu bereit, das Konzept der Gebietsintegrität zu akzeptieren: „Definiti tandem sive tempore tractatuum per haecine pacta sive dinceps idoneo tempore per operam Commissariorum utrimque deputatorum locali separatione stbiliendi atque distinguendi termini atque limites sancte imposterum et religiose observentur, et sub nulla ratione aut pretextu mutentur et perturbentur aut extendatur vvel restringantur, neutraque pars ultra statutos semel terminos et fines quidquam trasgrediatur, neque possessioni aut potestati altera alterius se se ingerat aut imisceat. Definiti tandem sive tempore tractatuum per haecine pacta sive dinceps idoneo tempore per operam Commissariorum utrimque deputatorum locali separatione stbiliendi atque distinguendi termini atque limites sancte imposterum et religiose observentur, et sub nulla ratione aut pretextu mutentur et perturbentur aut extendatur vvel restringantur, neutraque pars ultra statutos semel terminos et fines quidquam trasgrediatur, neque possessioni aut potestati altera alterius se se ingerat aut imisceat.“ hurmuzaki (wie Anm. 6), 331. Die lateinische Übersetzung des Friedensvertrags der Habsburger bei ebd., 329–335. Für den Friedensvertrag der Venezianer siehe DumONt, Jean: Corps universel diplomatique du droit des gens. Bd. VII/2. Amsterdam 1731, 453–458.

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rund um die christlichen Höfe, teilweise sogar in solchem Maße, dass sie die Einführung einiger europäischer Gepflogenheiten als vorteilhaft empfanden. Gegen Ende des Jahrhunderts richtete Sultan Selim III. (1789–1807) in mehreren europäischen Hauptstädten ständige Vertretungen ein und machte sich somit die dem Islam fremde Gewohnheit zu eigen, diplomatische Kontakte dauerhaft zu sichern.122 Dies war ein weiterer Schritt zur Integration des Osmanischen Reichs in das politische System Europas.123

122 In der islamischen Welt war es seit Jahrhunderten üblich, Botschafter nur dann an einen bestimmten Ort zu senden, wenn sie etwas Wichtiges zu sagen hatten, und sie nach Beendigung ihrer Mission sogleich zurückzurufen; sie durften sich nicht dauerhaft außerhalb des Reichsgebiets aufhalten. 123 leWis (wie Anm. 117), 77.

3. Diplomatie und Diplomaten

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Die habsburgisch-osmanische Freundschaft (16.–18. Jahrhundert) Einleitung Gab es in der Frühen Neuzeit zwischen Habsburgern und Osmanen Freundschaft? Alleine die österreichischen Habsburger führten zwischen 1526 und 1792 acht „Türkenkriege“, die bis heute die Erinnerung maßgeblich prägen. Die Kriege waren in der Tat fundamental, denn sie dauerten insgesamt mehr als 80 Jahre und waren im Bewusstsein der Zeitgenossen stets präsent – selbst in Friedenszeiten, da sie in traumatischen Erfahrungen wie in Feindbildern weiterlebten und im kollektiven Gedächtnis fest verankert waren. Es darf jedoch nicht übersehen werden, dass es ebenso umfangreiche Bemühungen um Friedenssicherung und Kriegsvermeidung gab, wie mehr als 65 Friedensverträge beziehungsweise Waffenstillstandsabkommen belegen.1 Dieses „Konfliktmanagement“ war keine einfache Aufgabe, denn es mussten nicht nur machtpolitische Gegensätze neutralisiert, sondern auch tiefgreifende kulturelle Brüche bewältigt werden. Besonders hervorzuheben sind Gegensätze zwischen Christentum und Islam, konkurrierende Weltherrschaftsansprüche, verschiedenartige Sprachen, Herrschaftslegitimationen, Rechtssysteme und Wissensordnungen.2 Von Bedeutung waren ferner Alteritätskonstruktionen, denn Habsburger und Osmanen nahmen einander als fremd wahr und festigten dadurch die eigene Identität.3 Ausgangspunkt dieses Beitrags ist die These, dass Vorstellungen über „Freundschaft“ bei der Überbrückung dieser Differenzen, also im Konfliktmanagement, eine zentrale Rolle spielten. „Freundschaft“ ist ein elementares menschliches Phänomen, das, wenn auch in sehr unterschiedlichen Formen, in allen Gesellschaften und Kulturen angetroffen werden kann.4 Bereits in der griechisch-römischen Antike wurden Freundschaftsvorstellungen auf die Außenpolitik übertragen. Demnach handelte es sich um ein 1

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NOraDOuNghiaN, Gabriel Efendi: Recueil d’Actes Internationaux de l’Empire Ottoman. Tome premier: 1300–1789. Paris 1897. – bittNer, Ludwig: Chronologisches Verzeichnis der österreichischen Staatsverträge. Bd. I: Die österreichischen Staatsverträge von 1526 bis 1763. WienHolzhausen 1903. Deutlich weniger Verträge schlossen die spanischen Habsburger mit den Osmanen ab, da sich die Berührungspunkte nach der Seeschlacht von Lepanto 1571 reduzierten. Zu diesem weiten Verständnis von Kultur: stOllberg-riliNger, Barbara: Einleitung: Was heißt Kulturgeschichte des Politischen? In: Was heißt Kulturgeschichte des Politischen? Hg. v. Ders. Berlin 2005, 1–10. schmale, Wolfgang: Geschichte und Zukunft der Europäischen Identität. Stuttgart 2008, 93. Freundschaft und Verwandtschaft. Zur Unterscheidung zweier Beziehungssysteme. Hg. v. Johannes F. K. schmiDt, Martine guicharD, Peter schuster und Fritz trillmich. Konstanz 2007.

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formlos hergestelltes Verhältnis zwischen Gemeinwesen, das die wechselseitige Anerkennung und den Verzicht auf feindliche Handlungen beinhaltete. Verstanden als „wechselseitige, wertbezogene und moralisch verbindende Verpflichtung […] zwischen zwei oder mehreren Partnern“,5 die kontraktuelle Elemente enthält, findet sich im Mittelalter eine große Bandbreite an Deutungen und Verwendungen, darunter auch die Gestaltung außenpolitischer Beziehungen.6 In der Frühen Neuzeit war „Freundschaft“ ebenfalls ein fester Bestandteil des politischen Denkens. Jean Bodin beispielsweise betrachtete diese als Voraussetzung staatlicher Gemeinschaft und politischer Koexistenz.7 Im Folgenden werden Freundschaftsvorstellungen in drei zentralen Bereichen der habsburgisch-osmanischen Beziehungen analysiert: auf monarchischer Ebene, in der Diplomatie und in Friedensverträgen. Dabei wird exemplarisch vorgegangen und jeweils ein Zeitraum herausgegriffen, der machtpolitisch eine Schlüsselphase der bilateralen Beziehungen repräsentiert. Untersucht werden: 1. Die Schreiben Süleymans des Prächtigen an Karl V., Ferdinand I. und Maximilian II. in der Mitte des 16. Jahrhunderts, also in einer Zeit osmanischer Dominanz; 2. der Arbeitsalltag kaiserlicher Diplomaten in Konstantinopel in den 1630er Jahren, in denen ein relativ ausgewogenes Kräfteverhältnis herrschte; und 3. der vor dem Hintergrund habsburgischer Überlegenheit abgeschlossene Friede von Passarowitz (serb. Požarevac) 1718. Die Freundschaftsvorstellungen werden somit in Kommunikationsprozessen der politischen Praxis auf der Ebene der Akteure untersucht, nicht in gelehrten Traktaten oder publizistischen Quellen.8

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epp, Verena: Rituale frühmittelalterlicher „amicitia“. In: Formen und Funktionen öffentlicher Kommunikation im Mittelalter. Hg. v. Gerd althOFF. Stuttgart 2001, 23. epp, Verena: Amicitia. Zur Geschichte personaler, sozialer, politischer und geistlicher Beziehungen im frühen Mittelalter. Stuttgart 1999. – Weber, Wolfgang: Bemerkungen zur Bedeutung von Freundschaft in der deutschen politischen Theorie des 16.–18. Jahrhunderts. In: Il concetto di amicizia nella storia della cultura europea. Der Begriff Freundschaft in der Geschichte der Europäischen Kultur. Hg. v. Luigi cOtteri. Meran 1995, 756–764. – iseli, Andrea: Freundschaft als konstitutives Element in der Theorie des frühneuzeitlichen Staates – eine Spurensuche. In: Freundschaft oder „amitié“? Ein politisch-soziales Konzept der Vormoderne im zwischensprachlichen Vergleich (15.–17. Jahrhundert). Hg. v. Klaus Oschema. Berlin 2007, 137–158. – althOFF, Gerd: Friendship and Political Order. In: Friendship in Medieval Europe. Hg. v. Julian haselDiNe. Stroud 1999, 91–105. iseli (wie Anm. 6), 138–141. Zur Methode: schOrN-schütte, Luise: Historische Politikforschung. Eine Einführung. München 2006. – Die Sprache des Politischen in actu. Zum Verhältnis von politischem Handeln und politischer Sprache von der Antike bis ins 20. Jahrhundert. Hg. v. Ders., Angela De beNeDictis, Gustavo cOrNi und Brigitte mazOhl. Göttingen 2009.

Die habsburgisch-osmanische Freundschaft (16.–18. Jahrhundert)

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1. Schreiben Süleymans des Prächtigen an Karl V., Ferdinand I. und Maximilian II. Die Expansion des Osmanischen Reichs nach Europa, die im frühen 14. Jahrhundert begonnen hatte, geriet um 1550 ins Stocken, als Süleyman I., der Prächtige (1520–1566), seine Aufmerksamkeit verstärkt den Persern widmen musste und die Verteidigungsmaßnahmen auf habsburgischer Seite langsam Wirkung zeigten. Möglicherweise stieß das Imperium auch administrativ-strukturell an die Grenzen seiner Ausdehnbarkeit. Gleichwohl war die militärische Überlegenheit der Osmanen vor allem auf dem Land nach wie vor eklatant, sodass die Habsburger allenfalls Abwehrerfolge erzielen konnten. Vor diesem Hintergrund entwickelte sich zwischen der Hohen Pforte und dem Wiener Hof ein Briefverkehr, in dem politische Fragen erörtert wurden. Im Mittelpunkt der folgenden Analyse stehen 36 Sultansschreiben beziehungsweise Urkunden aus der Zeit zwischen 1534 und 1565, die meisten an Ferdinand I. (1558–1564), einige wenige an Karl V. (1519–1558) und Maximilian II. (1564–1576) gerichtet.9 Eine Analyse, die sich an der Verwendung des Wortes „Freundschaft“ beziehungsweise „dostliq/dostluk“10 oder davon abgeleiteten Ausdrücken wie „freundschaftlich“ et cetera orientiert, zeigt, dass sich fast in jedem Schreiben Belegstellen finden lassen.11 So heißt es etwa in einem 1559 in Konstantinopel verfassten Schriftstück, das sich auf den im selben Jahr abgeschlossenen Waffenstillstand bezieht: „Es ist schon immer ein Brauch unseres Hauses, des Obdachs des Kalifats, und eine Sitte unserer Dynastie, des Gebäudes des Sultanats, gewesen, mit den ehrenvollen Sultanen, die Aufrichtigkeit und Freundschaft wünschen und die unserer hohen Schwelle und hohen Pforte ihre Freundschaft und Hingabe erweisen, in Freundschaft und Zuneigung zu verbleiben.“12 Ein anderes Beispiel ist ein im Mai 1555 in Amasya verfasster Brief Süleymans an Ferdinand I.: „Über Euren Gesandten [Ogier Ghislain de Busbecq] ist Euer Schreiben, das von Freundschaft erfüllt und mit Aufrichtigkeit ausgezeichnet ist, an unserer erhabenen hohen Schwelle, dem Hof der Ordnung der Gerechtigkeit, der der Zufluchtsort der Sultane, der Herren des Ruhmes, und die Stütze der Ḫāqāne, der Säulen der Majestät, ist, eingelangt. In seinem freundlichen Inhalt wurde aufgezeigt, daß man auf vollkommener Freundschaft und Ergebenheit, auf überaus großem Wohlwollen und auf Zuneigung gegenüber unserer für die Ewigkeit begründeten Pforte beharrt. Auch Eure beiden erwähnten Gesandten haben Eure mehrfache Freundschaft und Ergebenheit 9 10 11 12

Die Schreiben Süleymāns des Prächtigen an Karl V., Ferdinand I. und Maximilian II. Bd. 1: Transkriptionen und Übersetzungen. Hg. v. Anton C. schaeNDliNger und Claudia rÖmer. Wien 1983. Zum Begriff „Freundschaft“ (amitié) in der osmanisch-türkischen Sprache vgl. Dictionnaire Turc-Français. Bd. 3. Hg. v. Diran kélékiaN. Konstantinopel 1911, hier Reprint Bd. 2, Wien 2006, 587. Zur methodischen Bedeutung der Begriffsgeschichte für die moderne Politikforschung: schOrN-schütte (wie Anm. 8), 73–77. Die Schreiben Süleymāns (wie Anm. 9), 64.

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dargelegt.“13 Als Zwischenergebnis kann somit festgehalten werden, dass der Begriff „Freundschaft“ in der Herrscherkommunikation unter Süleyman dem Prächtigen eine nicht unbedeutende Rolle spielte. Davon ausgehend stellt sich die Frage, was der Sultan in diesem Kontext unter „Freundschaft“ verstand. Eine Auswertung der Schreiben, die hier nicht im Einzelnen dargelegt werden kann, zeigt zusammenfassend folgende Merkmale: – Pragmatik: „Freundschaft“ ist ein zweckorientiertes Verhältnis, keines der emotionalen Verbundenheit der Herrscher. – Aufrichtigkeit und Vertrauen. – Konfliktvermeidung: „Freundschaft“ bedeutet Verhinderung oder wenigstens Eindämmung der militärischen Gewalt, wobei vor allem der habsburgisch-osmanische Grenzraum und das umstrittene Fürstentum Siebenbürgen gemeint sind. – Vertragscharakter: „Freundschaft“ besteht aus wechselseitigen Verpflichtungen und steht in einem engen Zusammenhang mit den zwischen beiden Seiten abgeschlossenen Friedensverträgen beziehungsweise Waffenstillstandsabkommen, was deren Bezeichnungen als „Freundschaftsabschluss“14 und „Freundschaftsvertrag“15 belegen. Solange man sich an diese Vereinbarungen hält, ist die Freundschaft gewahrt, ein Vertragsbruch beendet sie.16 Die Ansicht, die Aufrechterhaltung eines bestimmten Rechtszustandes sei eine Bedingung von Freundschaft, war in der politischen Theorie des 16. und 17. Jahrhunderts weit verbreitet.17 – Kommunikation: Eine wichtige Voraussetzung für „Freundschaft“ bilden bilaterale Kontakte, wobei namentlich auf Briefe, diplomatische Beziehungen und den Austausch von Informationen verwiesen wird.18 So heißt es etwa 1559 in einem der Schreiben: „Ihr möget entsprechend der Freundschaft und Zuneigung, die Ihr zu unserer Pforte, dem Zufluchtsort der Welt, hegt, die Tore des Briefaustausches offen halten und es nicht versäumen, die Nachrichten Eurer Gesundheit und sonstige Vorkommnisse mitzuteilen.“19 – Geschenke: Diese bilden ein wichtiges Mittel zur Stabilisierung und Festigung von „Freundschaft“.20 13 14 15 16 17 18 19 20

Ebd., 52. Ebd., 23. Ebd., 71. Ebd., 23, 38. iseli (wie Anm. 6), 154. Die Schreiben Süleymāns (wie Anm. 9), 20, 31, 44, 46. Ebd., 81. Ebd., 83. Zur Bedeutung des Geschenkwesens in der politischen Kultur der Osmanen und in den habsburgisch-osmanischen Beziehungen reiNDl-kiel, Hedda: Der Duft der Macht. Osmanen, islamische Tradition, muslimische Mächte und der Westen im Spiegel diplomatischer Geschenke. In: Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes 95 (2005), 195–258. – Dies.: Ottoman-European Cultural Exchange. East is East and West is West, and Sometimes the Twain Did Meet Diplomatic Gift Exchange in the Ottoman Empire. In: Frontiers of Ottoman Studies: State, Province, and the West. Bd. 2. Hg. v. Colin imber, Keiko kiyOtaki und Rhoads murphey. London 2005, 113–123. – burschel, Peter: Der Sultan und das Hündchen. Zur poli-

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Ungleichheit: „Freundschaft“ ist kein Verhältnis zwischen Gleichrangigen, denn zum einen sind es die Habsburger, die darum bitten, und es ist der Sultan, der sie unter den entsprechenden Voraussetzungen gnädig gewährt. Charakteristisch dafür ist ein 1554 in Aleppo verfasstes Schreiben, in dem es heißt: „Ihr gebt bekannt, daß es Euer höchster Wunsch sei, daß zwischen uns Zuneigung und Freundschaft bestehe.“21 Zum anderen sind die Kontakte asymmetrisch, denn die Rede ist von der Entsendung habsburgischer Gesandter nach Konstantinopel, nicht jedoch umgekehrt osmanischer nach Wien beziehungsweise an den Kaiserhof.22 Ein weiteres Merkmal, das ebenfalls eine Hierarchie zwischen den „Freunden“ zum Ausdruck bringt, sind Tributzahlungen, zu denen der Sultan Ferdinand I. aufforderte. So wurde dem Habsburger 1541 mitgeteilt: „Wenn Du Zuneigung und Freundschaft mit meiner hohen Pforte wünschest, so zahle für die Orte in Ungarn, die (schon) vordem in Deiner Hand und Nutznießung gewesen sind, an meiner hohen Schwelle Tribut […], sodaß dann zwischen uns Freundschaft und Zuneigung bestehen möge.“23 Tributzahlungen symbolisierten nach osmanischem Verständnis die Anerkennung der Oberhoheit des Sultans. Der Zahler erhielt dadurch einen ähnlichen Status wie im christlichen Europa ein Vasall. Am deutlichsten kommt Süleymans asymmetrisches Verständnis von Freundschaft in der gegen Ende dieses Schreibens geäußerten Ansicht zum Ausdruck: „[…] wenn Du den Wunsch nach Freundschaft hegst, so mußt Du meinem erhabenen Befehl entsprechen.“24 Kulturelle und religiöse Prägungen sind in diesem Freundschaftsverständnis unübersehbar, denn es widerspiegelt das Überlegenheitsbewusstsein der Osmanen, das in türkischen Traditionen wurzelte, die bis in die Zeit vor der Islamisierung zurückreichen. Dazu kamen persische und mongolische Einflüsse sowie das Selbstverständnis der Osmanen als von Gott auserwähltes Volk, das sich mit islamischen Vorstellungen vermischte.25 Freilich war auch in der Antike außenpolitische Freundschaft nicht notwendigerweise ein Verhältnis zwischen Gleichrangigen, wie die Beziehungen der römischen Kaiser zu Klientelkönigen und Föderaten verdeutlichen.26 Obwohl einige Suren im Koran Muslimen die Freundschaft mit Juden und

21 22 23

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26

tischen Ökonomie des Schenkens in interkultureller Perspektive. In: Historische Anthropologie 15 (2007), 408–421. Die Schreiben Süleymāns (wie Anm. 9), 49. Ebd., 10, 44, 46. Ebd., 6. Abschlussbericht der Gesandten Nikolaus Graf Salm und Sigismund Freiherr von Herberstein über die bei Ofen geführten Verhandlungen mit Süleyman, o. O. vor dem 16. September 1541. In: Austro-Turcica 1541–1552. Diplomatische Akten des habsburgischen Gesandtschaftsverkehrs mit der Hohen Pforte im Zeitalter Süleymans des Prächtigen. Hg. v. Srećko M. džaja und Karl NehriNg. München 1995, 7. Die Gesandten berichten darin über ein Gespräch mit dem türkischen Pascha, in dem dieser auf Tributzahlungen als Mittel zur Erlangung ewiger Freundschaft mit dem Sultan hinweist. Die Schreiben Süleymāns (wie Anm. 9), 6. thOrau, Peter: Von Karl dem Großen zum Frieden von Zsitva Torok. Zum Weltherrschaftsanspruch Sultan Mehmeds II. und dem Wiederaufleben des Zweikaiserproblems nach der Eroberung Konstantinopels. In: Historische Zeitschrift 279 (2004), 309–334. – turaN, Osman: The Ideal of World Domination among the Medieval Turks. In: Studia Islamica 4 (1955), 77–90. epp (wie Anm. 6), 176.

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Christen verbieten, standen die religiösen Gegensätze dieser politischen Freundschaft nicht grundsätzlich im Weg.27 Die Osmanen handhabten ihre normativen religiösen Texte flexibel, sie lösten sich aber nicht völlig von ihnen, denn die Forderungen nach Tributzahlungen beispielsweise standen in einem engen Zusammenhang mit ihren Glaubensgeboten.28 Welche Vorstellungen von „Freundschaft“ entwickelte in diesem Kontext Ferdinand I.? Die Frage lässt sich nicht exakt beantworten, denn die wenigen Schreiben, die überliefert sind – aus den Briefen Süleymans geht hervor, dass wesentlich mehr existierten – geben wenig Aufschluss.29 Tiefere Einblicke gewähren hingegen Akten über habsburgische Gesandtschaften, die in dieser Zeit ins Osmanische Reich reisten, da diese zeigen, dass der Habsburger in der politischen Kommunikation ebenfalls auf Freundschaftskategorien zurückgriff.30 Dabei ist zu erkennen, dass Ferdinand die Vorstellungen Süleymans allenfalls widerwillig akzeptierte und vor allem die Ungleichheit des Verhältnisses ablehnte. Realpolitisch blieb ihm jedoch in Anbetracht der Auseinandersetzungen mit Frankreich und des Konflikts mit den Protestanten im Heiligen Römischen Reich nichts anderes übrig, als nachzugeben: So leisteten er und seine Nachfolger zwischen 1548 und 1593 insgesamt 27 Mal Tribut. Nach außen wurden diese Zahlungen verschämt als „Ehrengeschenke“ deklariert.31 Als Zwischenresümee lässt sich somit festhalten, dass der Begriff „Freundschaft“ aus osmanischer Perspektive wesentliche Merkmale der bilateralen Beziehungen charakterisierte. Demnach handelte es sich um ein pragmatisches, auf Aufrichtigkeit, Gewalteindämmung und intensivierter Kommunikation beruhendes Verhältnis, in dem sich die Habsburger unterzuordnen hatten. Der Begriff stellte Nähe her und ermöglichte die „Übersetzung“ von Andersartigkeiten in den politischen Kulturen. Unterschiedliche Vorstellungen über die Gestaltung der bilateralen Beziehungen wurden auf diese Weise in einer vertrauten „Verpackung“ übermittelt. 27

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Koran, 5:51: „O ihr, die ihr glaubt! Nehmt nicht Juden und Christen zu Freunden [oder zu Verbündeten oder zu Beschützern]. Sie nehmen einander zu Freunden. Wer von euch sie zu Freunden nimmt, siehe, der wird einer von ihnen.“ 9:23: „O ihr, die ihr glaubt! Seht weder in euren Vätern noch in euren Brüdern Freunde, solange sie den Unglauben dem Glauben vorziehen. Wer von euch sie sich doch zu Freunden nimmt, das sind die Übeltäter.“ paNaite, Viorel: The Ottoman Law of War and Peace. The Ottoman Empire and Tribute Payers. New York 2000, 131. König Ferdinand I. an Sultan Süleyman. Wien, 28. März 1541. In: Urkunden und Actenstücke zur Geschichte der Verhältnisse zwischen Österreich, Ungern und der Pforte im XVI. und XVII. Jahrhunderte. Aus Archiven und Bibliotheken. Bd. 3/1: Gesandtschaft König Ferdinands I. an Sultan Suleiman I. 1536–1537. Hg. v. Anton von géVay. Wien 1842, 125 f. Instruktion Ferdinands für Tranquillus Andronicus für Verhandlungen mit Sultan Süleyman I., Wien, 10. Juli 1542. In: Austro-Turcica (wie Anm. 23), 18. Der Sprachgebrauch der Osmanen war unterschiedlich. In der Kommunikation mit den Habsburgern vermieden sie es oftmals, Zahlungen als „Tribut“ zu bezeichnen, sondern sprachen von „Verehrung“ oder „Abgabe“, im innerosmanischen Schriftverkehr hingegen taten sie dies sehr wohl. petritsch, Ernst D.: Tribut oder Ehrengeschenk? Ein Beitrag zu den habsburgisch-osmanischen Beziehungen in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. In: Archiv und Forschung. Das Haus-, Hof- und Staatsarchiv in seiner Bedeutung für die Geschichte Österreichs und Europas. Hg. v. Elisabeth spriNger und Leopold kammerhOFer. Wien-München 1993, 53–57.

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2. Arbeitsalltag kaiserlicher Diplomaten in Konstantinopel in den 1630er Jahren Zu ersten diplomatischen Kontakten zwischen Habsburgern und Osmanen kam es gegen Ende des 15. Jahrhunderts.32 Zu einer regelmäßigen Einrichtung entwickelten sie sich in den 1520er Jahren, nach der Eroberung weiter Teile Ungarns durch osmanische Truppen und der umstrittenen Wahl Ferdinands I. zum König 1526.33 Ab der Mitte des 16. Jahrhunderts waren die Habsburger in Konstantinopel durch einen ständigen Geschäftsträger vertreten, der im Zeitalter des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) den Status eines Residenten innehatte, also im Rang unter den Botschaftern Englands, Frankreichs, Venedigs und der Generalstaaten stand.34 Dazu kamen zu bestimmten Anlässen abgefertigte Sondermissionen, etwa bei einem Herrscherwechsel oder zur Verlängerung eines Friedensvertrags.35 Die Osmanen hingegen waren am Kaiserhof nicht durch einen ständig residierenden Geschäftsträger, sondern nur durch zeitlich befristete Gesandtschaften vertreten.36 32

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grÖblacher, Johann: König Maximilians I. erste Gesandtschaft zum Sultan Bajezid II. In: Festschrift Hermann Wiesflecker zum 60. Geburtstag. Hg. v. Alexander NOWOtNy und Othmar pickl. Graz 1973, 73–80. – hÖFert, Almut: Den Feind beschreiben. „Türkengefahr“ und europäisches Wissen über das Osmanische Reich 1450–1600. Frankfurt/Main 2003, 15. – petritsch, Ernst D.: Die diplomatischen Beziehungen Ferdinands I. mit den Osmanen. Techniken und Probleme. In: Siegmund von Herberstein. Kaiserlicher Gesandter und Begründer der Rußlandkunde und die europäische Diplomatie. Hg. v. Gerhard pFerschy. Graz 1989, 89–99. Kuripešić, Benedikt: Itinerarium oder Wegrayß Küniglich Mayestät potschaft gen Constantinopel zudem Türckischen Keiser Soleyman. Anno 1530. Hg. v. Gerhard NeWeklOWsky. Klagenfurt 1997. – petritsch, Ernst D.: Abenteurer oder Diplomaten? Ein Beitrag zu den diplomatischen Beziehungen Ferdinands I. mit den Osmanen. In: Kaiser Ferdinand I. Ein mitteleuropäischer Herrscher. Hg. v. Martina Fuchs, Teréz ObOrNi und Gábor uJVári. Münster 2005, 249– 261. – teply, Karl: Kaiserliche Gesandtschaften ans Goldene Horn. Stuttgart 1968. berriDge, Geoffrey R.: British Diplomacy in Turkey, 1583 to the present. A study in the evolution of the resident embassy. Leiden 2009. – eickhOFF, Ekkehard: Venedig, Wien und die Osmanen. Umbruch in Südosteuropa 1645–1700. Stuttgart 2008. – hOeNkamp-mazgON, Marlies: Palais de Hollande in Istanbul. The Embassy and Envoys of the Netherlands since 1612. Amsterdam 2002. kÖhbach, Markus: Die diplomatischen Beziehungen zwischen Österreich und dem Osmanischen Reich (vom Frieden von Zsitva Torok bis zum 1. Weltkrieg). In: Osmanli aristirmalari 4 (1984), 237–260. – petritsch, Ernst D.: Angst als politisches Instrument der Osmanen? In: Türkenangst und Festungsbau. Wirklichkeit und Mythos. Hg. v. Harald heppNer und Zsuzsa barbarics-hermaNik. Frankfurt/Main 2009, 15–41. – seVeri, Bart: Representation and SelfConsciousness in 16th Century Habsburg Diplomacy in the Ottoman Empire. In: Das Osmanische Reich und die Habsburgermonarchie. Hg. v. Marlene kurz, Martin scheutz, Karl VOcelka und Thomas WiNkelbauer. Wien 2005, 281–294. ruDOlph, Harriet: Türkische Gesandtschaften ins Reich am Beginn der Neuzeit – Herrschaftsinszenierung, Fremdheitserfahrung und Erinnerungskultur. Die Gesandtschaft des Ibrahim Bey von 1562. In: Das Osmanische Reich (wie Anm. 35), 295–314. – timmermaNN, Ina: Gesandtschaftszeremoniell zwischen Konfliktlösung und Konfliktproduktion. Die Berichterstattung über die „türckische“ Gesandtschaft in Wien und Prag 1609. In: Zeremoniell in der Krise. Störung und Nostalgie. Hg. v. Bernhard JahN, Thomas rahN und Claudia schNitzer. Marburg/Lahn 1998, 89–96.

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Einer der bedeutendsten kaiserlichen Diplomaten, die in den 1630er Jahren an der Hohen Pforte wirkten, war Johann Rudolf Schmid. Schmid führte ein bewegtes Leben: 1590 als Sohn bürgerlicher Eltern in Süddeutschland geboren, geriet er als Jugendlicher während einer Ungarnreise in türkische Gefangenschaft. Er kam nach Konstantinopel und eignete sich Kenntnisse der osmanischen Sprache an, weshalb er bei politischen Verhandlungen als Übersetzer und Dolmetscher eingesetzt wurde. Dabei knüpfte er Kontakte zu kaiserlichen Diplomaten, die schließlich seine Freilassung erwirkten und 1624 die Rückkehr nach Wien ermöglichten. Schmids Sprachkenntnisse und seine interkulturellen Erfahrungen – er hatte rund zwei Jahrzehnte im Osmanischen Reich gelebt – prädestinierten ihn für den diplomatischen Dienst. Im Anschluss an Missionen nach Konstantinopel, Ofen (ung. Buda) und Prag (tsch. Praha) wurde er 1629 Resident des Kaisers an der Hohen Pforte, eine Funktion, die er bis 1643 ausübte. Nach seiner Rückkehr arbeitete Schmid zunächst im Hofkriegsrat als Spezialist für orientalische Fragen. 1649 und 1650/51 kam er als Internuntius beziehungsweise kaiserlicher Großbotschafter nochmals nach Konstantinopel. In seiner letzten großen Mission 1664 verhandelte er über die Türkenhilfe der Eidgenossen. Schmid starb schließlich 1667 in Wien, wo er auch begraben liegt.37 Während Schmids Tätigkeit als Resident befanden sich die habsburgisch-osmanischen Beziehungen in einer Phase relativen Friedens. Es gab zwar im Grenzraum immer wieder Kampfhandlungen zwischen Provinzstatthaltern und örtlichen Befehlshabern, und beide Seiten initiierten wiederholt Streifzüge, die tief in gegnerisches Gebiet vordrangen; zu einem größeren Krieg kam es jedoch nicht, denn beide Mächte wollten einen offenen Konflikt vermeiden: Die Habsburger in erster Linie aufgrund des Dreißigjährigen Krieges, die Osmanen wegen innenpolitischer Unruhen (Celâlî-Aufstände) und der Auseinandersetzungen mit den Safawiden. Gleichwohl schwebte die Gefahr der Eskalation ständig im Raum und nur dank eines intensiven Konfliktmanagements, an dem Diplomaten wie Schmid beteiligt waren, gelang es, einen offenen Krieg zu verhindern. Schmid übersandte im Rahmen seiner Funktion als Resident dem Kaiser alle zwei bis drei Wochen ein Schreiben, in dem er über seine Tätigkeit berichtete. Von diesen Briefen sind mehr als 80 erhalten geblieben. Vorhanden sind ferner etliche Schreiben an den Hofdolmetscher für orientalische Sprachen, Michel d’Asquier, den Hofkriegsrat und die Hofkammer. Hinzu kommen die Korrespondenzen dieser Personen beziehungsweise Institutionen untereinander. Diese insgesamt rund 240 Schreiben, die meisten in italienischer oder deutscher, stellenweise auch in lateini-

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meieNberger, Peter: Johann Rudolf Schmid zum Schwarzenhorn als kaiserlicher Resident in Konstantinopel in den Jahren 1629–1643. Ein Beitrag zur Geschichte der diplomatischen Beziehungen zwischen Österreich und der Türkei in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Bern 1973, 101–138.

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scher Sprache abgefasst, bilden das Fundament der folgenden Analyse.38 Ergänzend werden die vier 1643 verfassten Finalrelationen Schmids verwendet.39 Eine begriffsgeschichtliche Auswertung dieses Quellenbestands zeigt, dass der Ausdruck „Freundschaft“ und von ihm abgeleitete Adjektive wie „freundschaftlich“ beziehungsweise entsprechende Varianten des italienischen und lateinischen „amicitia“ zum festen Bestandteil des Vokabulars zählen.40 Besonders häufig benutzte sie Schmid zur Wiedergabe von Verhandlungen und Dialogen mit osmanischen Würdenträgern. 1633 etwa berichtete er Kaiser Ferdinand II. (1619–1637) über ein Gespräch mit dem Großwesir Tabani-Yassi Mehmet Pascha, in dem die ständigen Grenzverletzungen ungarischer Truppen behandelt worden wären. Bei dieser Gelegenheit habe ihn der Osmane darauf hingewiesen, dass der Kaiser, wenn ihm am Frieden gelegen sei, die Schuldigen bestrafen und künftige Einfälle verhindern müsse, andernfalls würde die Hohe Pforte Gegenmaßnahmen ergreifen: „Die amicitia solle man halten, wie gehöre, oder sie gar absagen.“41 Ein Jahr zuvor hatte Schmid im Anschluss an ein Gespräch mit Musa Pascha, dem Pascha von Ofen, geschrieben, dieser habe ihm versichert, „imme die amicitia wölle angelegen sein lassen, seye von seinem kayser im auch anbefohlen, er nichts darwider handln solle“.42 Aus demselben Jahr datiert ein Schreiben mit der Information, der Großwesir Topal Redjep Pascha habe zugesagt, der Sultan, Murat IV. (1648–1687), werde „Eurer Kayserlichen Mayestät pacta und freundtschafft ohne ursach“ nicht brechen.43 Einen tieferen Einblick in das in den Briefen erkennbare Freundschaftsverständnis ermöglicht die Kombination der entsprechenden Termini mit weiteren Ausdrücken. Demnach nannte Schmid Freundschaftsbegriffe gerne in einem Zug mit „Frieden“44, „Höflichkeit“45, „Korrespondenz“46 und „Vertrag“47 sowie mit dem Adjektiv „gut“48, das heißt, es bestand ein enger Zusammenhang zu Frieden, 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48

Die Edition der Briefe und Berichte Schmids wird von der Ungarischen Archivdelegation am Österreichischen Staatsarchiv vorbereitet. Mein besonderer Dank gilt dem Leiter der Delegation in Wien, Dr. István Fazekas, für die freundliche Überlassung der Transkriptionen. Die Abschlussrelationen sind ediert bei meieNberger (wie Anm. 37), 143–271. Zwischen „Freundschaft“ und „amicitia“ (ital./lat.) wurde in der Berichterstattung konzeptionell-inhaltlich nicht unterschieden. Johann Rudolf Schmid an Ferdinand II., Konstantinopel, 13. März 1633, Haus-, Hof- und Staatsarchiv (fortan HHStA) Wien, Staatenabteilungen, Türkei I, Kt. 112, Konv. 6, fol. 34–35. Johann Rudolf Schmid an Ferdinand II., Konstantinopel, 10. Januar 1632, HHStA Wien, Staatenabteilungen, Türkei I, Kt. 112, Konv. 4, fol. 14–16. Johann Rudolf Schmid an Ferdinand II., Konstantinopel, 8. Juni 1632, HHStA Wien, Staatenabteilungen, Türkei I, Kt. 112, Konv. 5, fol. 144–145. Johann Rudolf Schmid an Michel d’Asquier, Konstantinopel, 28. Oktober, 16., 17., und 18. November 1632, HHStA Wien, Staatenabteilungen, Türkei I, Kt. 112, Konv. 5, fol. 242–246. Johann Rudolf Schmid an Ferdinand II., Konstantinopel, 31. Januar 1632, HHStA Wien, Staatenabteilungen, Türkei I, Kt. 112, Konv. 4, fol. 49–52. Johann Rudolf Schmid an Ferdinand III., Konstantinopel, 8. Mai 1638, HHStA Wien, Staatenabteilungen, Türkei I, Kt. 114, Konv. 4, fol. 17–18. Johann Rudolf Schmid an Ferdinand II., Konstantinopel, 8. Juni 1632, HHStA Wien, Staatenabteilungen, Türkei I, Kt. 112, Konv. 5, fol. 144–145. Johann Rudolf Schmid an Ferdinand II., Konstantinopel, 13. März 1633, HHStA Wien, Staa-

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Kommunikation und vertraglicher Absicherung. Alles in allem ist zu erkennen, dass Schmid „Freundschaft“ als politisch motivierte, temporäre Nutzbeziehung verstand, ohne emotionale Bindungen und von großer Labilität, schwebe ihr Ende doch ständig im Raum. So verwies er gerade dann häufig auf die habsburgisch-osmanische Freundschaft, wenn sie gefährdet schien, etwa beim Bruch eines bilateralen Abkommens.49 Folgt man seinen Berichten, dann bestand dieser Zusammenhang auch im Freundschaftsdenken der Osmanen. Ein weiteres Kennzeichen bildeten diplomatische Beziehungen, vor allem der Austausch von Gesandtschaften,50 wie er 1606 im Frieden von Zsitvatorok vereinbart worden war und gewohnheitsmäßig bei wichtigen Anlässen stattfand.51 Das Unterlassen dieser Missionen galt als unfreundlicher Akt. Als etwa der Kaiserhof 1640 anlässlich des Regierungsantritts Sultan Ibrahims keinen Sondergesandten an die Hohe Pforte schickte, musste Schmid den Ärger des Großwesirs Kemankeş Kara Mustafa Pascha über sich ergehen lassen, hatten doch die Osmanen ihrerseits 1637 beim Herrschaftsbeginn Ferdinands III. (1637–1657) eine Legation abgefertigt.52 Der religiöse Gegensatz war, ähnlich wie in den Schreiben Süleymans, kein Ausschließungsgrund. Freilich zeigt gerade das Beispiel der diplomatischen Missionen, dass sich habsburgische und osmanische Freundschaftsvorstellungen in manchen Punkten unterschieden. Die kaiserliche Diplomatie verband Freundschaft mit zeremonieller Parität, eine Ansicht, die vom europäischen Völkerrecht beeinflusst war. Die Osmanen hingegen versuchten, Überlegenheit zu demonstrieren, was in Schmids Alltag wiederholt zu Auseinandersetzungen mit osmanischen Würdenträgern führte. Ein Schlüsselerlebnis war diesbezüglich eine Audienz bei Bayram Pascha, dem damaligen Kaymakam und späteren Großwesir, im Mai 1636, bei der es zum Eklat kam, da der Resident nicht bereit war, dem Osmanen den Rock zu küssen, ein Unterwerfungsritual tributpflichtiger Vasallen, das sich unter Schmids Vorgängern eingebürgert hatte. Der Osmane brach daraufhin unter Drohungen und demütigenden Gebärden das Gespräch ab.53 Zu einer eindeutigen Entscheidung für die eine oder andere Auslegung von „Freundschaft“ kam es wegen der weitgehenden machtpolitischen Ausgeglichenheit zwischen Habsburgern und Osmanen

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tenabteilungen, Türkei I, Kt. 112, Konv. 6, fol. 34–35. Johann Rudolf Schmid an Ferdinand II., Konstantinopel, 8. Juni 1632, HHStA Wien, Staatenabteilungen, Türkei I, Kt. 112, Konv. 5, fol. 144–145. – Johann Rudolf Schmid an Ferdinand II., Konstantinopel, 28. Oktober 1632, HHStA Wien, Staatenabteilungen, Türkei I, Kt. 112, Konv. 5, fol. 235–238. Johann Rudolf Schmid an Ferdinand II., Konstantinopel, 13. März 1633, HHStA Wien, Staatenabteilungen, Türkei I, Kt. 112, Konv. 6, fol. 34–35. – Johann Rudolf Schmid an Ferdinand III., Konstantinopel, 17. Dezember 1642, HHStA Wien, Staatenabteilungen, Türkei I, Kt. 116, Konv. 1, fol. 321–328. – Alexander Greiffenklau von Vollrats an Ferdinand III., Konstantinopel, 19. März 1644, HHStA Wien, Staatenabteilungen, Türkei I, Kt. 117, fol. 190–202. Vertrag von Zsitvatorok, 11. November 1606. In: Türkische Schriften aus dem Archive des Palatins Nikolaus Esterházy 1606–1645. Hg. v. Ludwig Fekete. Budapest-Leipzig 1932, 210 f. Johann Rudolf Schmid an Ferdinand III., Konstantinopel, 11. November 1640, HHStA Wien, Türkei I, Kt. 115, Konv. 1, fol. 139–142. Zweite Finalrelation des Johann Rudolf Schmid, 12. November 1643. In: meieNberger (wie Anm. 37), 192.

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nicht. Insgesamt ist zu erkennen, dass „Freundschaft“ ein wichtiges Denkmuster war, das dazu diente, Differenzen zu überwinden und Feindschaft zu neutralisieren.

3. Der Friede von Passarowitz 1718 Bei einer Suche nach Freundschaftsvorstellungen in den Verträgen zwischen Habsburgern und Osmanen wird man bereits in dem Waffenstillstand fündig, den Ferdinand I. und Johann Zápolya 1531 schlossen, wird doch in diesem auf die „amicitia“ zwischen dem Habsburger und Süleyman dem Prächtigen hingewiesen.54 Der 1547 zwischen dem Sultan, Karl V. und Ferdinand I. abgeschlossene Vertrag diente wörtlich „Frieden und Freundschaft“.55 Von diesem Zeitpunkt an flossen Freundschaftstermini regelmäßig in die bilateralen Abkommen ein.56 So hielt auch der Friede von Zsitvatorok fest, dass die beiden Herrscher sich künftig „freundschaftlich“57 schreiben sollten, und in der 1615/16 aufgrund von Auslegungsdifferenzen notwendig gewordenen Erneuerung des Abkommens bezeichnete Kaiser Matthias (1612–1619) Sultan Ahmet als „Nachbarn und Freund“.58 Ähnlich verhielt es sich mit dem Frieden von Eisenburg (ung. Vasvár) 1664, in dem von „Frieden und guter Freundschaft“59 die Rede war und als Zeichen der Freundschaft ein wechselseitiger Geschenkaustausch vereinbart wurde. Als das Osmanische Reich 1775 die Bukowina vertraglich an die Habsburgermonarchie abtrat, wurde bereits auf die „alte Freundschaft“60 zwischen beiden Mächten hingewiesen. Dieser Umstand entspricht den Friedensverträgen zwischen christlichen Mächten, in die seit dem frühen 16. Jahrhundert Freundschaftstermini mit zunehmender Häufigkeit einflossen.61

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kOmatsu, Guido: Die Türkei und das europäische Staatensystem im 16. Jahrhundert. Untersuchungen zu Theorie und Praxis des frühneuzeitlichen Völkerrechts. In: Recht und Reich im Zeitalter der Reformation. Festschrift für Horst Rabe. Hg. v. Christine rOll. Frankfurt/Main 1997, 123. petritsch, Ernst D.: Der habsburgisch-osmanische Friedensvertrag des Jahres 1547. In: Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 38 (1985), 49–80, hier 73. Das gilt ebenso für Verträge des Osmanischen Reichs mit anderen Mächten wie Venedig, Frankreich und den Niederlanden. ziegler, Karl-Heinz: The peace treaties of the Ottoman Empire with European Christian powers. In: Peace treaties and international law in European history. From the Late Middle Ages to World War One. Hg. v. Randall lesaFFer. Cambridge 2004, 339–360. Vertrag von Zsitvatorok (wie Anm. 51), 208. ziegler (wie Anm. 56), 183. Ebd., 184. Ebd., 188. lesaFFer, Randall: Peace treaties from Lodi to Westphalia. In: Peace Treaties (wie Anm. 56), 9–44, hier 36 f. – Ders.: War, Peace, Interstate Friendship and the Emergence of the ius publicum Europaeum. In: Frieden und Krieg in der Frühen Neuzeit. Die europäische Staatenordnung und die außereuropäische Welt. Hg. v. Ronald G. asch, Wulf eckart und Martin WreDe. München 2001, 87–113, hier 106–109.

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Eines der wichtigsten Abkommen zwischen Habsburgern und Osmanen war der Friede von Passarowitz 1718, der den Venezianisch-Österreichischen Türkenkrieg beendete und die Phase schwerer militärischer Niederlagen der Osmanen, die nach der Zweiten Türkenbelagerung Wiens begonnen hatte, zum Abschluss brachte. Die machtpolitischen Verhältnisse hatten sich inzwischen grundlegend gewandelt und die Osmanen ihre militärische Dominanz eingebüßt. Die Habsburgermonarchie hingegen war zu einer europäischen Großmacht aufgestiegen. Im Vertragstext, der 20 Artikel umfasst, kommt der Begriff „Freundschaft“ sechsmal vor: In der Vorrede wird darauf hingewiesen, dass die Friedensverhandlungen das Ziel verfolgt hätten, die alte Freundschaft zu erneuern; in Artikel 18 versichern die Osmanen, die kaiserlichen Diplomaten in Konstantinopel würden dieselben Freiheiten und Privilegien genießen wie die derjenigen Mächte, mit denen sie in Freundschaft lebten (zum Beispiel Großbritannien, Niederlande, Frankreich). Artikel 20 legt fest, beide Seiten sollten nicht Frieden und Freundschaft zuwiderhandeln, diese erneuerte Freundschaft gelte auch für die mit den Osmanen verbündeten Tartaren.62 Im Mittelpunkt der folgenden Ausführungen steht Artikel 17, der die Bestimmung enthält, zur Festigung der Freundschaft sollten die Gesandtschaften beider Mächte freiwillig und dem Rang der Monarchen entsprechend Geschenke überbringen. Außerdem seien beim Grenzübertritt der Diplomaten die üblichen Zeremonien zu beachten.63 Beim ersten Punkt ist das Wort „freiwillig“ von besonderer Bedeutung, denn es brachte zum Ausdruck, dass es sich nicht um erzwungene Gaben handelte, deren Überbringung als Tribut hätte gedeutet werden können, eine klare Absage an die osmanische Deutung des Geschenkwesens, die eine Unterordnung zum Ausdruck gebracht hätte. Der zweite Punkt betrifft den Ablauf des Grenzübertritts. Was damit genau gemeint war, lässt sich an einem Beispiel veranschaulichen: In Artikel 19 des Vertrags hatten die beiden Herrscher zur Ratifikation den Austausch von Großbotschaften vereinbart, sehr aufwendige und zeitlich befristete Missionen auf höchster diplomatischer Ebene.64 Der Grenzübertritt der beiden Gesandtschaften fand am 15. Juni 1719 in der Nähe von Paraćin südlich von Belgrad statt. Der zeremonielle Ablauf war vorher bis ins kleinste Detail abgesprochen worden und orientierte sich an einem Verfahren, das sich nach dem Frieden von Zsitvatorok herausgebildet hatte.65 Demnach fand der Übertritt auf einer Wiese statt, auf 62

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Vertrag von Passarowitz, 21. Juli 1718. abeliNus, Johann Philipp: Theatrum europaeum, oder Beschreibung aller denckwürdigen Geschichten. Bd. 21: 1716–1718. Frankfurt/Main 1738, 53–58. Zum Frieden von Passarowitz vgl. ferner: The peace of Passarowitz, 1718. Hg. v. Charles iNgraO, Nikola SaMardžić und Jovan pešaJ. West Lafayette 2011. „Daß auch um so vielmehr dieser Waffen-Stillstand bekräfftiget und die gute Freundschafft vester verbunden werde, sollen die von beyden Seiten abgeordnete Gesandte mit gleich gewöhlichen Ceremonien von dem Eintritt in die Gräntze biß zur Wiederkunfft in dem andern NachtLager empfangen / geehrt / tractirt und weggelassen werden, welche zum Zeichen der Freundschafft ein freywilliges, doch beyden Kayserlichen Majestäten reputirliches und anständiges Geschenck mit sich bringen […].“ abeliNus (wie Anm. 62), 57. Ebd. rahN, Thomas: Grenz-Situationen des Zeremoniells in der Frühen Neuzeit. In: Die Grenze. Begriff und Inszenierung. Hg. v. Dems. und Markus bauer. Berlin 1997, 194.

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der drei Säulen aufgestellt worden waren. Die Mittlere markierte die Grenze, ihr Abstand zu den beiden äußeren, bis zu denen sich die militärischen Begleitformationen annähern durften, war präzise abgemessen.66 Die beiden Großbotschafter selbst begegneten einander exakt bei der Säule an der Grenze (Abb. 1).

Abb. 1: Großbotschafteraustausch bei Paraćin, 15. Juni 171967

Im Zuge des Übertritts fanden mehrere Handlungen statt, die Freundschaft symbolisierten: Bereits vor der eigentlichen Zusammenkunft der beiden Großbotschafter hatten sich ranghohe Militärs getroffen und einander bei einem Gespräch mit Kaffee, eingemachten Früchten und anderen Köstlichkeiten, die Ehre erwiesen (vgl. Abb. 1).68 Gemeinschaftliches Essen symbolisierte traditionell Freundschaft und Vertrauen. Ein eindrückliches Beispiel ist das „Nürnberger Friedensmahl“ 1649 anlässlich der Beendigung des Dreißigjährigen Krieges. Solche Veranstaltungen konnten sogar mehrere Wochen in Anspruch nehmen.69 Als die beiden Großbotschafter zusammentrafen, reichten sie einander die Hand und unterhielten sich (mit Hilfe von Dolmetschern) circa eine halbe Stunde – ebenfalls Handlungen, die Freundschaft zum Ausdruck brachten.70 Sie aßen gemeinsam Süßigkeiten und tran-

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67 68

69 70

Accurater Abriss. Von der Auswechslung Ihro Römischen Kayserl. Mayest. Gross Bottschaffter, mit dem Gross-Bottschaffter der Ottomanischen Portte. So den 15. Iuny, 1719 zwischen Parachin und Raschna oder zwischen der Land-Strasse von Bellgrad nach Nissa […] vollzogen worden. Belgrad 1720, Fig. 9. Ebd., Fig. 8. Driesch, Cornelius von den: Historische Nachricht von der Röm. Kayserl. Groß-Botschafft nach Constantinopel, welche auf allergnädigsten Befehl sr. Röm. Kayserlichen und Catholischen Majestät Carl des Sechsten / nach glücklich vollendeten zweyjährigen [!] Krieg, Der Hoch- und Wohlgebohrne des H. R. Reichs Graf Damian Hugo von Virmondt rühmlichst verrichtet […]. Nürnberg 1723, 43–56. epp (wie Anm. 5), 12. rOODeNburg, Herman: The „hand of friendship“: shaking hands and other gestures in the Dutch Republic. In: A Cultural History of Gesture. From Antiquity to the Present Day. Hg. v. Dems. und Jan bremmer. Cambridge 1994, 152–189.

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ken Kaffee. Der anschließende Austausch von Geschenken sowie der wechselseitige Besuch in den Zelten demonstrierten abermals Freundschaft.71 Weitere Handlungen, die Freundschaft symbolisieren konnten, unterblieben jedoch. So gab es keine Jagd und – verständlicherweise – keinen gemeinsamen Gottesdienst. Die beiden teilten auch nicht das Bett. Diese für das europäische Mittelalter belegte Möglichkeit zur Dokumentation politischer Freundschaft wurde offenbar nicht gewünscht.72 Unklar ist, ob sie sich geküsst haben, denn in dem hier verwendeten Bericht wird nichts Derartiges erwähnt.73 In vielen Gesellschaften zählen Berührungen mit den Lippen jedoch zu den etablierten kulturellen Praktiken, die Versöhnung, Frieden und Freundschaft zum Ausdruck bringen, so auch bei Christen und Muslimen.74 Beim Grenzübertritt 1665, der dem von 1719 als Vorbild diente, war es möglicherweise sogar zu zwei Küssen gekommen, zu einem auf die Brust und einem auf die Schulter.75 Allerdings gibt es auch Quellen, die nur von einem Handschlag berichten.76 Unabhängig davon bleibt festzuhalten, dass die Freundschaft eindrücklicher hätte demonstriert werden können. Der Grenzübertritt selbst war von einem Motto beherrscht: Gleichrangigkeit, denn jedes kleinste Detail sollte Parität zum Ausdruck bringen. Aus diesem Grund hatten Habsburger und Osmanen die mittlere Säule gemeinsam errichtet, und zwar mit exakt derselben Zahl an Arbeitern. Die beiden Großbotschafter, Graf Damian Hugo von Virmont und der Beglerbeg von Rumelien, Ibrahim Pascha, bekleideten einen ähnlich hohen sozialen Rang, mussten gleichzeitig eintreffen, gemeinsam und im gleichen Abstand vor der mittleren Säule vom Pferd steigen und nicht früher oder später als der andere mit ihren Füßen die Erde berühren. Wer zuerst den Boden betrat, galt als untergeordnet. Schließlich mussten beide zum gleichen Zeitpunkt das Territorium wechseln, denn machte dies einer zuerst, symbolisierte dies, er würde um den Frieden bitten.77 Folgt man der Darstellung in den Quellen, versuchten allerdings beide Seiten gern, sich durch kleine Tricks Vorteile zu verschaffen. So berichtete Kara Mehmed Pascha, der 1665 als osmanischer Botschafter die Grenze wechselte, dass derjenige, der zuerst den mittleren Pfahl erreichte, als der Unterlegene, der später Ankom71 72 73 74

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Accurater Abriss (wie Anm. 66), Fig. 17. garNier, Claudia: Freundschaft und Vertrauen in der politischen Kommunikation des Spätmittelalters. In: Freundschaft. Motive und Bedeutungen. Hg. v. Sibylle appuhN-raDtke und Esther P. WipFler. München 2006, 117–136. Driesch (wie Anm. 68). petkOV, Kiril: The Kiss of Peace. Ritual, Self, and Society in the High and Late Medieval West. Leiden 2003. – FriJhOFF, Willem: The kiss sacred and profane: reflections on a cross-cultural confrontation. In: A Cultural History of Gesture. From Antiquity to the Present Day. Hg. v. Jan bremmer und Herman rOODeNburg. Cambridge 1994, 210–236. eVlyâ çelebi: Im Reiche des Goldenen Apfels. Des türkischen Weltenbummlers Evliyâ Çelebi denkwürdige Reise in das Giaurenland und in die Stadt und Festung Wien anno 1665. Übers. v. Richard F. kreutel. Graz 1987, 66, 68. taFFerNer, Paul: Curiose und eigentliche Beschreibung Des Von Ihro Röm. Kays. Maj. an den Türckischen Hoff abgeschickten Groß-Botschaffters, Herrn Graffens Wolffgang von Oettingen Solen[n]er Abreise von Wien. Wien [circa 1670], 26. Driesch (wie Anm. 68), 50 f.

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mende jedoch als Sieger betrachtet worden sei. Allah der Erhabene sei zu preisen, dass diesmal der Botschafter der Giauren früher eingetroffen sei.78 Über den Grenzübertritt von 1699 ist in einem Bericht habsburgischer Provenienz zu lesen, dass es dem damaligen Großbotschafter, Graf Oettingen-Wallerstein, durch eine List – er tat nur so, als wolle er sich aus dem Sattel schwingen, blieb jedoch auf seinem Pferd sitzen – verstanden hätte, den Osmanen zu demütigen. Denn dieser habe es erst zu spät bemerkt, sodass ihn seine Untergebenen hätten auffangen müssen, um zu verhindern, dass er zuerst den Boden berührte, was zu einer lächerlichen Szene geführt habe.79 1719 tat der habsburgische Botschafter, als ob sein Pferd scheute, um einen Moment später abzusteigen.80 Ob es wirklich so war, ist freilich unklar, denn die Episoden stammen aus der kaiserlichen Überlieferung. Wie auch immer, die habsburgisch-osmanische Freundschaft zerbrach an solchen Nadelstichen nicht. So heißt es in demselben Bericht: „Als Sie aber zur Säule gekommen, […] dieser den Kopf ein wenig geneigt, jener aber zum Zeichen der Freundschafft die rechte Hand dreymal auf die Brust gedruckt.“81

Fazit 1. Freundschaftsvorstellungen spielten in der politischen Kommunikation zwischen Habsburgern und Osmanen eine wichtige Rolle, denn sie fanden in sehr unterschiedlichen Kontexten und Phasen der bilateralen Beziehungen intensiv Verwendung. Dafür sind mehrere Gründe verantwortlich zu machen, darunter ihre große inhaltliche Flexibilität und die beidseitige Vertrautheit, weshalb sie sich zur Vermittlung von Ansichten über die Gestaltung des Verhältnisses besonders eigneten. 2. Die Freundschaftsvorstellungen besaßen einen gemeinsamen Kern wie Vertrauensbildung, Vertragstreue, Gewalteindämmung und Intensivierung der Kontakte, unterschieden sich jedoch in der Frage, ob unter „Freundschaft“ ein symmetrisches, auf Parität basierendes, oder ein asymmetrisches, hierarchisches Verhältnis zu verstehen sei. 3. In den Schreiben Süleymans des Prächtigen an die habsburgischen Herrscher tritt ein von der machtpolitischen Überlegenheit der Osmanen getragenes, hierarchisches Verständnis von Freundschaft ans Tageslicht. In den 1630er Jahren, als das Kräfteverhältnis keine eindeutige Dominanz erkennen ließ, fanden, wie die Berichte des kaiserlichen Residenten in Konstantinopel belegen, aufgrund unterschiedlicher Auslegungen von „Freundschaft“, mit osmanischen Gesprächspartnern Auseinandersetzungen statt. Der Friede von Passarowitz 78 79 80 81

Bericht des Kara Mehmed Pascha über seine Reise nach Wien 1665/66. In: Die Osmanen in Europa. Erinnerungen und Berichte türkischer Geschichtsschreiber. Hg. v. Stefan schreiNer. Graz 1985, 191. Niggl, Simpert: Reisebeschreibung von Wien nach Konstantinopel. Hg. v. Inga pOhlmaNN. Konstanz 2005, 39. Driesch (wie Anm. 68), 50 f. Ebd.

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schließlich zeigt, dass man sich auf Freundschaft als Verhältnis zwischen ranggleichen Partnern geeinigt hatte. Unter dem Druck der machtpolitischen Entwicklung hatten sich die Freundschaftsvorstellungen gewandelt.

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Ökonomische Grundlagen der habsburgisch-osmanischen Diplomatie im 16. und beginnenden 17. Jahrhundert. Ein Problemaufriss Vertieft man sich in die Lektüre von Gesandtenberichten aus dem 16. und 17. Jahrhundert, so ist das Lamento über fehlende finanzielle Mittel omnipräsent.1 Wenn auch davon auszugehen ist, dass die dramatischen Lageschilderungen mitunter übertrieben sein dürften, so handelte es sich doch zweifelsohne um ein zentrales Problem der vormodernen Diplomatie. Dessen potentielle oder auch bereits eingetretene Folgen wurden von den Gesandten eindrücklich geschildert. So erlaubte ihnen der geringe finanzielle Spielraum nicht ein Auftreten vor Ort, das der Ehre und dem sozialen Status ihres Auftraggebers angemessen gewesen wäre. Ohne den Einsatz finanzieller Mittel ließen sich weder Kontakte pflegen, noch Funktionsträger des Zielhofs dazu bewegen, wichtige Informationen zu übermitteln oder sich für die fremden Interessen einzusetzen. Auch dass die mangelnde finanzielle Anerkennung ihrer oft schwierigen und entbehrungsreichen Tätigkeit das persönliche Engagement beeinflusste, räumten Gesandte in ihren Berichten an den jeweiligen Auftraggeber mitunter ganz offen ein. Dennoch blieb der Einfluss ökonomischer Faktoren auf die Leistungsfähigkeit der Diplomatie in der Phase ihrer zunehmenden Intensivierung und Institutionalisierung am Ende des Mittelalters und zu Beginn der Neuzeit in der diplomatiehistorischen Forschung bislang stark unterbelichtet, denn die traditionelle Diplomatiegeschichte beschränkte sich weitgehend auf die Analyse instrumenteller Ziele der Außenpolitik, wobei sich der Blick in jüngerer Zeit verstärkt auf den Verhandlungsprozess und die dabei eingesetzten Kommunikationstechniken richtet.2 Als Reaktion auf die kulturalistische Wende der Politikgeschichte, gegen die sich allerdings deutsche Diplomatiehistoriker lange Zeit sperrten, richtet eine methodisch erneuerte Diplomatiegeschichte den Blick inzwischen auch auf das Zeremoniell als zen1

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So stellte schon Hermann Wiesflecker in seiner Arbeit zu Kaiser Maximilian I. fest: „Jammerbriefe und Hilferufe um Zehrgeld füllen die diplomatischen Korrespondenzen der kaiserlichen Registratur.“ WiesFlecker, Hermann: Kaiser Maximilian I.: Das Reich, Österreich und Europa an der Wende zur Neuzeit. Bd. 5: Der Kaiser und seine Umwelt: Hof, Staat, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur. München 1986, 494. Schöne Beispiele für die im Folgenden angeführten Sichtweisen in DOVer, Paul M.: The Economic Predicament of Italian Renaissance Ambassadors. In: Journal of Early Modern History 12 (2008), 137–167. Dazu lehmkuhl, Ursula: Diplomatiegeschichte als internationale Kulturgeschichte: Ansätze, Methoden und Forschungsergebnisse zwischen Historischer Kulturwissenschaft und soziologischem Institutionalismus. In: Geschichte und Gesellschaft 27 (2001), 394–423. Allgemein auch exterNbriNk, Sven: Internationale Politik in der Frühen Neuzeit: Stand und Perspektiven der Forschung zu Diplomatie und Staatensystem. In: Geschichte der Politik: Alte und neue Wege. Hg. v. Hans-Christof kraus. München 2007, 15–39.

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trales Element politischer Zeichensetzung im Rahmen diplomatischer Kontakte. Durch den Fokus auf Performanz und Inszenierung wurde nun auch die Akkumulation symbolischer Macht als zentrales Ziel diplomatischen Handelns in der Vormoderne beschrieben. Inzwischen kommt kaum eine größere Studie zur vormodernen Diplomatie ohne eine Analyse symbolischer Handlungsformen aus. Die überzeugende Demonstration von Herrschaftsansprüchen, aber auch der konkrete Handlungsspielraum, über den Legaten bei Verhandlungsprozessen verfügten, basierten jedoch nicht zuletzt auf den von ihnen einsetzbaren ökonomischen Ressourcen, denen weder die traditionelle Diplomatiegeschichte noch eine kulturgeschichtlich erneuerte Diplomatiegeschichte das notwendige Augenmerk zuwandten.3 Erst jüngere Historiker und Historikerinnen behandelten in ihren Studien überhaupt diese Thematik. Da die Frage der Ökonomie dabei allerdings nicht im Vordergrund stand, geschah dies eher am Rand, ohne einen systematisierenden, diesen Faktor hinsichtlich seiner Wirksamkeit gewichtenden Zugriff.4 Zwar hat sich die Forschung im Anschluss an Wolfgang Reinhard mit dem Transfer materieller Leistungen im Rahmen der Diplomatie beschäftigt, jedoch besonders unter dem Fokus der Patronage. Dieses Konzept vermag den Einsatz ökonomischer Ressourcen und die hinter diesem stehenden Handlungslogiken allerdings nur bedingt zu erfassen, zumal in dieser Perspektive zwar die Formen der (auch) materiellen Verflechtung zwischen transnational agierenden Personen oder sozialen Gruppen untersucht werden, aber gerade nicht die entstehenden Staaten als außenpolitische Akteure. Der Prozess einer zunehmenden „Verstaatlichung“ der Diplomatie wird in bewusster Abgrenzung zur klassischen Diplomatiegeschichte, welche meist vom Staat als außenpolitischer Handlungseinheit ausging, marginalisiert oder überhaupt negiert.5 3

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Dies gilt zumindest für die deutsche Forschung. Für die anglo-amerikanische vgl. etwa curriN, John M.: „Pro Expensis Ambassatorum“: Diplomacy and Financial Administration in the Reign of Henry VII. In: English Historical Review 108 (1993), 589–609. – DOVer (wie Anm. 1). – queller, Donald E.: The Office of Ambassador in the Middle Ages. Princeton 1967, 163–174. – aNDersON, Matthew Smith: The Rise of Modern Diplomacy 1450–1919. London 1993, 32– 36. lutter, Christina: Politische Kommunikation an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit. Die diplomatischen Beziehungen zwischen der Republik Venedig und Maximilian I. (1495–1508). Wien 1998, 54–66 und 89–92. – DrOste, Heiko: Im Dienst der Krone. Schwedische Diplomaten im 17. Jahrhundert. Münster 2006, 193–235. Als Versuch einer Kostenanalyse des Westfälischen Friedenskongresses bOsbach, Franz: Die Kosten des Westfälischen Friedenskongresses. Eine strukturgeschichtliche Untersuchung. Münster 1984. Für das Spätmittelalter auch plÖger, Karsten: Englische Gesandtschaftsrechnungen. In: Adel und Zahl. Studien zum adligen Rechnen und Haushalten in Spätmittelalter und früher Neuzeit. Hg. v. Harm von seggerN und Gerhard FOuquet. Ubstadt-Weihen 2000, 247–254. Zudem konzentrieren sich die in diesem Kontext entstandenen Arbeiten meist auf den Papsthof, dessen besondere Rahmenbedingungen nicht ohne weiteres auf andere Handlungsräume übertragbar sind. reiNharDt, Wolfgang: Papal Power and Family Strategy in the Sixteenth and Seventeenth Centuries. In: Politics, Patronage and the Nobility: The Court at the Beginning of the Modern Age. C. 1450–1650. Hg. v. Ronald G. asch und Adolf M. birke. Oxford 1991, 329–356. – emich, Birgit u. a.: Stand und Perspektiven der Patronageforschung. In: Zeitschrift für Historische Forschung 32 (2005), 233–265. Vgl. aber auch DrOste, Heiko: Patronage in der

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Für die sich im 16. Jahrhundert intensivierenden Beziehungen zwischen den habsburgischen Kaisern und den osmanischen Sultanen haben zwar schon Anton Ernstberger und Karl Nehring ökonomische Aspekte im Rahmen der Diplomatie thematisiert, allerdings standen auch hier meist die instrumentellen Ziele der Außenpolitik sowie der Ablauf der Verhandlungen im Vordergrund.6 Darüber hinaus wurden spezifische Probleme wie die Funktion und die Interpretation des habsburgischen Tributs an die Hohe Pforte thematisiert.7 Eine Untersuchung der ökonomischen Ressourcen, welche die Habsburger in diesem seit Ferdinand I. (1558–1564) zentralen Feld ihres diplomatischen Agierens investierten, steht jedoch noch aus.8 Selbst eine systematisch angelegte Analyse des umfangreichen Gabentauschs zwischen beiden Seiten fehlt bislang, obwohl für die habsburgische Seite die Art und der Wert der diplomatischen Geschenke sowie auch Formen ihres Transfers zumindest für den Zeitraum ab der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts vergleichsweise gut dokumentiert sind.9

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Frühen Neuzeit. Institution und Kulturform. In: Zeitschrift für Historische Forschung 30 (2003), 555–590. – Akteure der Außenbeziehungen. Netzwerke und Interkulturalität im historischen Wandel. Hg. v. Hillard von Thiessen und Christian Windler. Köln 2010. Europas Widerstand gegen Hollands erste Gesandtschaft bei der Pforte (1612). Hg. v. Anton ernsTberger. München 1956. – nehring, Karl: Adam Freiherr zu Herbersteins Gesandtschaftsreise nach Konstantinopel. Ein Beitrag zum Frieden von Zsitvatorok (1606). München 1983, 15–70. Vgl. auch die Angaben bei niederkorn, Jan Paul: Die europäischen Mächte und der „Lange Türkenkrieg“ Kaiser Rudolfs II. (1593–1606). Wien 1993. – Müller, Ralf C.: Der umworbene „Erbfeind“: Habsburgische Diplomatie an der Hohen Pforte vom Regierungsantritt Maximilians I. bis zum „Langen Türkenkrieg“. Ein Entwurf. In: Das Osmanische Reich und die Habsburgermonarchie. Akten des internationalen Kongresses zum 150-jährigen Bestehen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung Wien, 22.–25. September 2004. Hg. v. Marlene kurz, Martin scheuTz, Karl Vocelka und Thomas Winkelbauer. Wien-München 2005, 251–279. – seVeri, Bart: Representation and Self-Consciousness in 16th Century Habsburg Diplomacy in the Ottoman Empire. In: Ebd., 281–294. Dazu etwa PeTriTsch, Ernst D.: Tribut oder Ehrengeschenk? Ein Beitrag zu den habsburgischosmanischen Beziehungen in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. In: Archiv und Forschung. Das Haus-, Hof- und Staatsarchiv in seiner Bedeutung für die Geschichte Österreichs und Europas. Hg. v. Elisabeth sPringer und Leopold kaMMerhofer. Wien-München 1993, 49–58. Inzwischen stärker untersucht wurde die Finanzierung der Türkenkriege. Dazu Pálffy, Géza: Der Preis für die Verteidigung der Habsburgermonarchie: Die Kosten der Türkenabwehr in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. In: Finanzen und Herrschaft. Materielle Grundlagen fürstlicher Politik in den habsburgischen Ländern und im Heiligen Römischen Reich im 16. Jahrhundert. Hg. v. Friedrich edelMayer, Maximilian lanzinner und Peter rauscher. Wien-München 2003, 20–44. – niederkorn (wie Anm. 6). – Kriegsführung und Staatsfinanzen. Die Habsburgermonarchie und das Heilige Römische Reich vom Dreißigjährigen Krieg bis zum Ende des habsburgischen Kaisertums 1740. Hg. v. Peter rauscher. Münster 2010. Darin besonders die Beiträge von Rauscher, Kenyeres und Hochedlinger mit weiterführender Literatur. So zum Beispiel in den ab den 1540er Jahren überlieferten Hofzahlamtsbüchern (HZB) im Hofkammerarchiv (fortan HKA) Wien, in denen die „türkischen Verehrungen“ aufgelistet sind. Vgl. zu dieser Quellenart rauscher, Peter: Die Finanzierung des Kaiserhofs von der Mitte des 16. bis zu Beginn des 18. Jahrhunderts: Eine Analyse der Hofzahlamtsbücher. In: Hofwirtschaft: Ein ökonomischer Blick auf Hof und Residenz in Spätmittelalter und Früher Neuzeit.

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Der Einsatz materieller Ressourcen und die unterschiedlichen Mechanismen der Finanzierung ermöglichen wichtige Aufschlüsse nicht nur über grundlegende Funktionsbedingungen der außenpolitischen Kommunikation oder über Prozesse der Institutionalisierung und Rationalisierung der Diplomatie, sondern auch über die Geschichte der Staatsfinanzierung als einem wesentlichen Bestandteil von Staatsbildungsprozessen vor dem Hintergrund eines ebenfalls im Entstehen begriffenen internationalen Staatensystems. Im Kontext einer „Kostenanalyse“ der habsburgisch-osmanischen Diplomatie stellt sich vor allem die Frage, ob die chronische Unterfinanzierung der europäischen Diplomatie zu Beginn der Neuzeit auch in diesem Handlungskontext zu beobachten war, und welche Auswirkungen die materiellen Grundlagen auf die Effizienz von Verhandlungsprozessen und damit auf die Dynamik des immer wieder (oder auch permanent) gewaltsam ausgetragenen Interessenkonflikts zwischen beiden Reichen zeitigten.10 Die hohe Bedeutung, welche die Kaiser diesem Konfliktfeld zuschrieben, und die besonderen Rahmenbedingungen an der Hohen Pforte legen die Hypothese nahe, dass sie ihre dort agierenden Vertreter besser ausstatteten als jene in anderen Ländern. Vor dem Hintergrund des rudimentären Forschungsstands ist es an dieser Stelle nur möglich, einige grundsätzliche Überlegungen zur Ökonomie der habsburgischosmanischen Diplomatie im Sinne der Bedeutung materieller Aspekte für die diplomatische Kommunikation im 16. und beginnenden 17. Jahrhundert zur Diskussion zu stellen. Sie bilden die Ausgangsbasis eines größeren Forschungsprojekts zu den ökonomischen Grundlagen der vormodernen Diplomatie im europäischen Vergleich, bei dem ein Schwerpunkt auf der habsburgisch-osmanischen Diplomatie liegen soll. Der Beitrag thematisiert in einem ersten Teil strukturelle Rahmenbedingungen, die Höhe und Art der Investitionen in starkem Maße bestimmten. Ein zweiter Abschnitt umreißt den Finanzbedarf der Diplomatie, wobei zunächst nach unterschiedlichen Erscheinungsformen diplomatischen Agierens, dann nach einzelnen Verhandlungsphasen und schließlich nach Kostenarten differenziert wird. Im dritten Abschnitt werden einige Grundstrukturen der Diplomatiefinanzierung umrissen, soweit diese auf der Basis der bisherigen Recherchen erkennbar sind. Der Beitrag schließt mit fünf Thesen zu ersten Ergebnissen sowie zum potentiellen Erkenntnisgewinn des Projekts.

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10. Symposium der Residenzen-Kommission der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. Hg. v. Gerhard FOuqet. Ostfildern 2008, 405–441. Die Klagen über die mangelnde finanzielle Ausstattung habsburgischer Legaten bei der Hohen Pforte sind zahlreich. Vgl. schon seVeri (wie Anm. 6), 286. Fast alle Reiseberichte, die von Diplomaten verfasst wurden, thematisieren das Problem wiederholt. Allerdings sagt dies allein noch wenig darüber aus, wie ihre finanzielle Ausstattung im Vergleich zu Gesandten, die an andere Herrscherhöfe geschickt wurden, ausfiel.

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1. Rahmenbedingungen des Einsatzes ökonomischer Ressourcen Mit dem Osmanischen Reich und dem Heiligen Römischen Reich standen sich zwei strukturell sehr unterschiedliche Imperien gegenüber, deren Oberhäupter zu Beginn des Untersuchungszeitraums in der politischen Praxis, an dessen Ende zumindest noch theoretisch einen universalen Herrschaftsanspruch vertraten. Aus dieser Selbstwahrnehmung resultierte der von beiden Monarchen beharrlich vertretene Anspruch auf rangmäßige Überlegenheit über alle anderen Herrscher, der sich auch in ihrer Haltung zur Diplomatie widerspiegelte. Sie waren zwar prinzipiell geneigt, Gesandte anderer Herrschaftsträger zu empfangen, aber weniger, selbst welche an fremde Höfe zu schicken. Vor allem die osmanischen Sultane bewerteten die Entsendung von Legaten als Ausdruck machtpolitischer Unterlegenheit.11 Deutlich wird dies bei der Etablierung ständiger Vertretungen, die sich seit der Mitte des 15. Jahrhunderts zuerst in der italienischen Pentarchie, nach 1500 auch nördlich der Alpen beobachten lassen.12 Während sich ab 1547 ständig ein kaiserlicher Orator an der Hohen Pforte aufhielt, verzichteten die Sultane bis fast zum Ende der Frühen Neuzeit darauf, obwohl sich spätestens im 17. Jahrhundert eine Vielzahl von europäischen Diplomaten13 in Konstantinopel versammelte und international bei dieser Praxis das Prinzip der Gegenseitigkeit üblich war. Als Ausdruck ihres überlegenen Rangs schickten die Sultane regelmäßig rangniedere Legaten an andere Höfe. Beide Verfahrensweisen bedingten vergleichsweise geringe Investitionen in die Diplomatie. Nach dem Gewinn der ungarischen Krone durch Ferdinand I. 1527 besaßen das Habsburgerreich und das Osmanische Reich eine gemeinsame Grenze, wodurch hier direkte Kontrahenten agierten, welche um dieselben Güter konkurrierten und sich somit feindlich gesinnt waren. Dabei zielten die diplomatischen Aktivitäten der Habsburger im Wesentlichen auf die Abwendung einer als existenziell verstandenen militärischen Bedrohung. Positiv besetzte diplomatische Verhandlungsmaterien – wie dynastische Verbindungen oder Bündnisprojekte – waren in diesem Kon11

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Während der Regierung Süleymans des Prächtigen betrug das Verhältnis zwischen habsburgischen und osmanischen Legationen deshalb 15:8. schaeNDliNger, Anton C.: Der diplomatische Verkehr zwischen Österreich und der Hohen Pforte in der Regierungszeit Süleymans des Prächtigen. In: Kultur des Islam. Referate einer Vortragsreihe an der Österreichischen Nationalbibliothek, 16.–18. Juni 1980. Hg. v. Otto mazal. Wien 1981, 91–104, hier 93. Vgl. allgemein dazu auch Ottoman Diplomacy: Conventional or Unconventional? Hg. v. Nuri Ahmet yurDuseV. Basingstoke 2004. Siehe darin vor allem die Beiträge von Yurdusev, Arı Bülent und Geoff Berridge. Siehe dazu: mattiNgly, Garrett: Renaissance Diplomacy. Harmondsworth 1973, 71–83. – hamiltON, Keith/laNghOrNe, Richard: The Practice of Diplomacy: its Evolution, Theory and Administration. London 1995, 29–54. Zwar unternahm Kaiser Maximilian I. schon ab 1494 den Versuch, ständige Vertreter an anderen Höfen zu etablieren, das Projekt scheiterte aber nicht zuletzt an seiner mangelnden Bereitschaft, für die nötige finanzielle Ausstattung zu sorgen. Diese zeitgenössisch nicht verwendete Bezeichnung wird im Folgenden aus pragmatischen Gründen als Oberbegriff für diplomatische Akteure aller Art gebraucht, ohne dass damit Vorstellungen über ein spezifisches Berufsbild oder gar definierte Ausbildungswege verbunden wären.

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text nicht denkbar. Dieser Sachverhalt wirkte sich entscheidend auf den Status und die Handlungsspielräume der diplomatischen Vertreter bei Verhandlungen aus.14 Befand man sich direkt in einer gewaltsamen Auseinandersetzung oder drohte eine solche, so waren die vor Ort anwesenden Diplomaten die ersten, welche die Kosten dieser Eskalation zu tragen hatten. Da das Recht auf Unversehrtheit im Osmanischen Reich nicht aus dem Prinzip der diplomatischen Immunität, sondern aus dem Gastrecht und der Fürsorgepflicht des Sultans resultierte – Voraussetzungen, die im Konfliktfall ihre Geltungsgrundlage schnell verlieren konnten –, mussten die kaiserlichen Gesandten nicht selten um Leib, Leben und Besitz fürchten.15 Ob der starken Massierung innen- und außenpolitischer Konflikte um die Mitte des 16. Jahrhunderts sah sich König Ferdinand I. 1547 gezwungen, den Frieden mit dem Osmanischen Reich durch die Zahlung eines Tributs zu sichern.16 Dies bedeutete zum einen, dass sich die Zahl der diplomatischen Kontakte durch die jährlich notwendigen Tributgesandtschaften deutlich erhöhte. Es kam zu einem in diesem Ausmaß im europäischen Vergleich unüblichen und kostspieligen Zusammentreffen von intensivierter Ad-hoc-Diplomatie und Vertretungsdiplomatie, wobei nicht immer klar zwischen diesen beiden Formen unterschieden werden kann, da ein neuer Resident meist auch den Tribut überbrachte.17 Zum anderen entstand durch verzögerte Tributsendungen und gewaltsame Auseinandersetzungen in der Grenzregion trotz Tributleistung ein erneuter Verhandlungsbedarf.18 Zwar fiel der Tribut mit 30.000 ungarischen Golddukaten pro Jahr nicht übermäßig hoch aus, dennoch summierten sich die Zahlungen bis zum Langen Türkenkrieg (1593–1606) auf über 1,3 Millionen Golddukaten.19 1606 wurde die Tributpflicht im Frieden von Zsitva14

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schaeNDliNger, Anton C.: Der Status der habsburgischen Gesandten an der Hohen Pforte zur Zeit Süleymans des Prächtigen. In: XXIII. Deutscher Orientalistentag vom 16. bis 20. September 1985 in Würzburg. Ausgewählte Vorträge. Hg. v. Einar von schuler. Stuttgart 1989, 229– 234. – ziegler, Karl-Heinz: Völkerrechtliche Beziehungen zwischen der Habsburgermonarchie und der Hohen Pforte. In: Zeitschrift für Neuere Rechtsgeschichte 18 (1996), 177–195. – seVeri (wie Anm. 6), 288. Im Unterschied dazu genossen die französischen Gesandten bei der Hohen Pforte meist eine bessere Behandlung, da der französische König als potentieller Bündnispartner betrachtet wurde. Vgl. dazu hOcheDliNger, Michael: Die französisch-osmanische „Freundschaft“ 1525–1792. Element antihabsburgischer Politik, Gleichgewichtsinstrument, Prestigeunternehmung – Aufriss eines Problems. In: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 102 (1994), 108–164. Die osmanischen Sultane betrachteten die habsburgischen Legaten als Bürgen für die Einhaltung von Verträgen. Dieses Verfahren lässt sich auch umgekehrt beobachten, wobei es hier als „Retourkutsche“ deklariert und nicht als Ausdruck geltender Normen verstanden wurde. schaeNDliNger (wie Anm. 14), 231 f. Dazu ausführlich petritsch, Ernst D.: Der habsburgisch-osmanische Friedensvertrag des Jahres 1547. In: Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 38 (1985), 49–80. Es überrascht deshalb nicht, dass es von 1528 bis 1599 zu 60 habsburgischen Legationen an die Hohe Pforte, darunter 27 Tributgesandtschaften, kam. Vgl. Kaiserliche Gesandtschaften ans Goldene Horn. Hg. v. Karl teply. Stuttgart 1968, 24 f. meieNberger, Peter: Johann Rudolf Schmid zum Schwarzenhorn als kaiserlicher Resident in Konstantinopel in den Jahren 1629–1643. Bern 1973, 12. – teply (wie Anm. 17), 25. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass bei Sachleistungen der gegenüber dem Sultan behauptete Wert der Waren meist über deren Einkaufswert lag, wie die Aufstellungen der Hofkammer zeigen. NehriNg (wie Anm. 6), 45–48. Zunächst hatte Ferdinand I. versucht, mit einer symbo-

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torok gegen eine Einmalzahlung von 200.000 Gulden wieder abgeschafft. Damit entfielen zwar die Tributgesandtschaften, dafür sollten nun beide Seiten repräsentative Großgesandtschaften und Geschenke austauschen, bei denen sich der finanzielle Aufwand pro Legation durch deren immer aufwendigere Ausstattung deutlich erhöhte.20 Sieht man von den punktuellen Aktivitäten der Kaiser Sigismund (1433–1437) und Maximilian I. (1508–1519) ab, verkörperten diplomatische Beziehungen zwischen beiden Reichen ein vergleichsweise neues Phänomen.21 Deshalb waren die habsburgischen Kenntnisse über die diplomatischen Gepflogenheiten an der Hohen Pforte in der Anfangsphase zunächst recht gering, was einen effizienten Einsatz ökonomischer Ressourcen verhinderte.22 Zwar nahm durch die gezielte Weitergabe von Informationen das Wissen über die Gegenseite sehr schnell zu, allerdings wurde dieses durch die Fragmentierung der außenpolitischen Entscheidungsprozesse im Osmanischen Reich ab dem letzten Viertel des 16. Jahrhunderts auch schnell wieder obsolet. Durch den zunehmenden Machtverlust der Sultane steuerten nun immer stärker einzelne Amtsträger oder später bestimmte Cliquen die osmanische Außenpolitik.23 In der Wahrnehmung mancher Gesandter gab es deshalb schon bald nicht mehr eine, sondern 1.000 Hohe Pforten, deren Amtsträger mit materiellen Anreizen zur Kooperation motiviert werden mussten.24 Dabei war die aktuelle Machtkonstellation für die Legaten vor Ort und erst recht für den weit ent-

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lischen Gabe von Pferden und Vögeln die Schmach einer Tributpflicht zu umgehen, allerdings hätte er notfalls auch einen Tribut von 100.000 Dukaten gezahlt. picarD, Bertold: Das Gesandtschaftswesen Ostmitteleuropas in der frühen Neuzeit. Beiträge zur Geschichte der Diplomatie in der ersten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts nach den Aufzeichnungen des Freiherrn Sigmund von Herberstein. Graz-Wien-Köln 1997, 126 f. – petritsch (wie Anm. 7). Im Vergleich dazu zahlte Venedig 10.000 Golddukaten, die Walachei im Zeitraum 1545 bis 1569 circa 50.000 Golddukaten. Vgl. An Economic and Social History of the Ottoman Empire 1300– 1914. Hg. v. Halil iNalcik und Donald quataert. Cambridge 1994, 67. Dies gilt auch für die Osmanen. So betrug der Personenumfang der türkischen Gesandtschaft in Wien von 1609 schon 150 Personen, 1663/64 waren es 300 Personen, 1700 bereits 659 und 1740 sogar 922. teply (wie Anm. 17), 29. 1562 hatte die osmanische Gesandtschaft nur aus reichlich 50 Personen bestanden. Dazu ruDOlph, Harriet: Türkische Gesandtschaften ins Reich am Beginn der Neuzeit – Herrschaftsinszenierung, Fremdheitserfahrung und Erinnerungskultur. Die Gesandtschaft des Ibrahim Bey von 1562. In: Das Osmanische Reich und die Habsburgermonarchie (wie Anm. 6), 295–314. Vgl. dazu babiNger, Franz: Zwei diplomatische Zwischenspiele im deutsch-osmanischen Staatenverkehr unter Bajezid II. (1497 und 1504). In: Westöstliche Abhandlungen. Rudolf Tschudi zum 70. Geburtstag. Hg. v. Fritz meier. Wiesbaden 1954, 315–330. – Ders.: Kaiser Maximilians I. „geheime Praktiken“ mit den Osmanen (1510/11). In: Südost-Forschungen 15 (1956), 201–236. – schaeNDliNger, Anton C.: Die osmanisch-habsburgische Diplomatie in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. In: The Journal of Ottoman Studies 4 (1984), 181–196. Osmanische Würdenträger wussten in der Anfangsphase über die Verhältnisse im Heiligen Römischen Reich bisweilen deutlich besser Bescheid. matuz, Josef: Das Osmanische Reich: Grundlinien seiner Geschichte. Darmstadt 2006, 90. Vgl. dazu ebd., 165–173. – imber, Colin: The Ottoman Empire, 1300–1650. The Structure of Power. Basingstoke 2005, 110–113. NehriNg (wie Anm. 6), 43. – JOrga, Nicolae: Geschichte des Osmanischen Reiches nach den Quellen. 5 Bde. Gotha 1908–1913, hier Bd. 3, 180. Zudem lässt sich eine Vermehrung von

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fernten Kaiser und seine Ratgeber schwer zu durchschauen. Zudem wurde der sukzessive Aufstieg von Amtsträgern in der osmanischen Verwaltungshierarchie vermehrt durch Quereinsteiger außer Kraft gesetzt, was einen langfristigen Aufbau von sozialen Netzwerken am Sultanshof erschwerte. Die personelle Diskontinuität bei Führungsämtern führte zu einer neuen Unübersichtlichkeit der politischen Verhältnisse bei gleichzeitig steigender Notwendigkeit, ständig in soziale Beziehungen investieren zu müssen, deren instrumentelle Ergiebigkeit kaum vorhersagbar war.25 Deshalb scheinen finanzielle Leistungen mitunter nach dem Gießkannenprinzip verteilt worden zu sein.26 Dabei dürfte die Gabenkonkurrenz unter den in Konstantinopel anwesenden Gesandten fremder Mächte die Kosten zusätzlich in die Höhe getrieben haben. In ökonomischer Hinsicht handelte es sich bei Kaisern und Sultanen um ungleiche Akteure, denn die osmanischen Herrscher verfügten über deutlich höhere Jahreseinnahmen, zumal die Steuereinnahmen der Kaiser von Land- und Reichsständen erst genehmigt werden mussten.27 Außerdem verfügten die Sultane über einen reichen Privatschatz, der ihnen als Finanzreserve diente, wohingegen die Habsburger beträchtliche Schulden mit entsprechenden Verbindlichkeiten aufhäuften, die ebenfalls finanziert werden mussten.28 Durch die zunehmende ökonomische Krise im Osmanischen Reich sank allerdings auch das Realeinkommen der Sultane.29 Da sie ihren Privatschatz wiederholt dazu verwendeten, die in Kriegszeiten entstehenden Haushaltsdefizite auszugleichen, verringerte sich diese Reserve mehr und mehr. Als neues Mittel der Staatsfinanzierung kam nun der Ämterkauf in Mode, wobei

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Hofämtern und damit potentiellen Gabenempfängern beobachten. So gab es nicht mehr vier, sondern sechs „gabenintensive“ Kuppelwesire. matuz (wie Anm. 22), 141 f. Die durchschnittliche Amtsdauer der Großwesire nach 1579 lag bei 1,5 Jahren. Sokollu Mehmet Pascha, der letzte Großwesir Süleymans des Prächtigen, hatte es immerhin noch auf 14 Amtsjahre gebracht. Die Situation stabilisierte sich erst wieder mit dem Amtsantritt der Körprülü Großwesire nach 1656, das allerdings auch nur kurzfristig. Vgl. seVeri (wie Anm. 6), 291. iNalcik/quataert (wie Anm. 19), 55–102, bes. 77–79. Hier wird das Einkommen des Sultans für 1527 auf circa 9,7 Mio. Golddukaten, für 1566 auf circa 16 Mio. Golddukaten geschätzt. Für die kaiserlichen Einkommen vgl. allgemein rauscher, Peter: Zwischen Ständen und Gläubigern: die kaiserlichen Finanzen unter Ferdinand I. und Maximilian II. (1556–1576). Wien 2004. Unabhängig von der tatsächlichen finanziellen Leistungsfähigkeit konnte sich schon der ökonomische Ruf der Kaiser negativ auswirken. So galten die „Deutschen“ an der Hohen Pforte als eine Klientel, bei der eher wenig zu holen war, was die Kooperationsbereitschaft des osmanischen Hofpersonals einschränkte. Am Ende der Herrschaft Ferdinand I. circa 12,3 Mio. Gulden, bei Kaiser Rudolfs II. Tod dann circa 30 Mio. Gulden. rauscher, Peter: Kaiser und Reich. Die Reichstürkenhilfen von Ferdinand I. bis zum Beginn des „Langen Türkenkriegs“ (1548–1593). In: Finanzen und Herrschaft. Materielle Grundlagen fürstlicher Politik in den habsburgischen Ländern und im Heiligen Römischen Reich im 16. Jahrhundert. Hg. v. Dems., Friedrich eDelmayer und Maximilian laNziNNer. Wien-München 2003, 45–83, hier 46. – keNyeres, István: Kriegsausgaben der Habsburgermonarchie von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis zum ersten Drittel des 17. Jahrhunderts. In: Kriegsführung und Staatsfinanzen. Die Habsburgermonarchie und das Heilige Römische Reich vom Dreißigjährigen Krieg bis zum Ende des habsburgischen Kaisertums 1740. Hg. v. Peter rauscher. Münster 2010, 74. Dazu iNalcik/quataert (wie Anm. 19), 99.

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immer höhere Summen als Antrittsgeld investiert werden mussten, die sich für den Amtsinhaber auszahlen sollten. Diese Entwicklungen förderten eine „Selbstbedienungsmentalität“ der politischen Elite im Osmanischen Reich, durch die auch die materiellen Leistungen stiegen, welche die kaiserlichen Diplomaten in Informationsgewinn und Interessenvertretung vor Ort zu investieren hatten.30 Ausgabensteigernd dürfte sich darüber hinaus die multilaterale Qualität der diplomatischen Kommunikation zwischen beiden Reichen ausgewirkt haben, da sich dadurch die Komplexität der Verhandlungsabläufe entscheidend erhöhte, denn in diese schalteten sich regelmäßig Gesandte anderer europäischer Monarchen ein, so zum Beispiel jene des habsburgischen Erzkonkurrenten Frankreich.31 Infolge der territorialen Gemengelage und der politischen Instabilität der Grenzregionen schickten außerdem regionale Herrschaftsträger wie die Fürsten von Siebenbürgen, die Woiwoden der Moldau und der Walachei oder ungarische Gegenkönige wie János Szapolyai (1526–1540) ihre Legaten nach Konstantinopel, um habsburgischosmanische Waffenstillstandspläne zu torpedieren. In der Anfangsphase des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) entsandten sogar protestantische Landstände aus Böhmen, Ungarn sowie Ober- und Niederösterreich Delegationen an die Hohe Pforte, um Sultan Osman II. (1618–1622) zum Krieg gegen Kaiser Ferdinand II. (1619–1637) zu bewegen.32 Zwar blieb dieses Vorhaben am Ende erfolglos, es zwang jedoch den Kaiser, selbst verstärkt diplomatisch aktiv zu werden, da er einen Türkenkrieg in dieser Phase unbedingt vermeiden musste. Die politische Kommunikation bei habsburgisch-osmanischen Verhandlungen wies einen interkulturellen Charakter auf, wobei die hier aufeinandertreffenden Akteure kulturellen Kontexten entstammten, die sehr stark voneinander differierten. Sie zeichneten sich durch unterschiedliche Religionen, Sprachen, Lebensstile, Herrschaftsideologien und Logiken des sozialen und politischen Verhaltens aus, die erst einmal zu entschlüsseln waren.33 Die Einstellungen westlicher Diplomaten zum Osmanischen Reich waren vielfach durch negativ konnotierte Alteritätsdis30 31

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Zu Einkommensverlust, Korruption und Bestechung im Osmanischen Reich in dieser Phase siehe matuz (wie Anm. 22), 143–158, bes. 158, 172–175. – iNalcik/quataert (wie Anm. 19), 74 f. Frankreich war seit 1536 an der Hohen Pforte vertreten, England seit 1583, Venedig durch das fast ununterbrochen ausgeübte Amt des Bailo schon vor der Eroberung Konstantinopels; seit 1612 auch Holland. berriDge, Geoff R.: Notes on the Origins of the Diplomatic Corps: Constantinople in the 1620s. The Hague 2004, 6. buchmaNN, Bertrand Michael: Österreich und das Osmanische Reich. Eine bilaterale Geschichte. Wien 1999, 121. Dazu petritsch, Ernst D.: Fremderfahrungen kaiserlicher Diplomaten im Osmanischen Reich (1500–1648). In: Wahrnehmungen des Fremden: Differenzerfahrungen von Diplomaten im 16. und 17. Jahrhundert. Hg. v. Michael rOhrschNeiDer und Arno strOhmeyer. Münster 2007, 345–366. – NieDerkOrN, Jan Paul: Gesandte – Vermittler – Schwindler. Von den Schwierigkeiten diplomatischer Kontakte mit orientalischen und osteuropäischen Mächten in der frühen Neuzeit. In: Österreichische Osthefte 37 (1995), 863–878. Schon die aus unterschiedlichen Übersetzungen resultierenden Differenzen zwischen mehreren Versionen eines Vertragsdokuments verursachten zahlreiche Konflikte, die durch diplomatische Aktivitäten bereinigt werden mussten, wie dies zum Beispiel die Diskussionen um den Vertragsinhalt des Friedens von Zsitvatorok 1606 zeigen. Vgl. dazu NehriNg (wie Anm. 6), 41 f., 49 f.

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kurse geprägt, welche eine Verständigung zwischen beiden Seiten von vornherein behinderten.34 Umgekehrt empfanden sich aber auch die osmanischen Amtsträger als ihren „ungläubigen“ Gesprächspartnern kulturell überlegen. Als different erwiesen sich in beiden Kulturen nicht zuletzt die Mechanismen der Zuschreibung von sozialem Rang, woraus sich die von beiden Seiten nicht goutierte Vorstellung speiste, man verhandle mit rangmäßig unterlegenen Personen.35 Der interkulturelle Charakter der Diplomatie verursachte zusätzliche Reibungen, welche die Kosten der Diplomatie in die Höhe trieben. Der direkte Interessengegensatz, die Vielzahl der Akteure mit wechselnden Zielen und die kulturelle Differenz führten dazu, dass die Verhandlungsatmosphäre durch großes Misstrauen geprägt war. Deutlich wird dies in dem von beiden Seiten vielfach geäußerten Verdacht, der Gegner spioniere, opponiere oder täusche seinen Verhandlungspartner bewusst. Außerdem machte man mit wachsender Dauer des Konflikts immer häufiger die Erfahrung, dass die Gegenseite Verträge plötzlich neu interpretierte oder ohne manifeste Begründung einfach nicht einhielt. Dieser Sachverhalt ließ die Kosten schon deshalb steigen, weil nun versucht wurde, in die Vertragsdokumente bestimmte Sicherungsmechanismen einzubauen, die ebenfalls erst ausgehandelt werden mussten. Da zentrale Streitpunkte wie zum Beispiel der Grenzverlauf zwischen beiden Reichen im Untersuchungszeitraum prinzipiell nicht vertraglich geregelt wurden, waren weitere Auseinandersetzungen vorprogrammiert. Dabei sah die osmanische Herrschaftsideologie bei militärischen Konflikten mit nichtmuslimischen Herrschern prinzipiell nur den Abschluss zeitlich begrenzter Waffenstillstandsverträge vor, was in bestimmten Abständen immer wieder neue Verhandlungen notwendig machte.36

2. Der Finanzbedarf der habsburgisch-osmanischen Diplomatie Bei der Höhe der finanziellen Aufwendungen ist zunächst zwischen den unterschiedlichen Erscheinungsformen von diplomatischen Kontakten im Untersuchungszeitraum zu differenzieren. Im Rahmen der Ad-hoc-Diplomatie verursach34 35

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Dazu ausführlich und mit weiterführender Literatur hÖFert, Almut: Den Feind beschreiben. „Türkengefahr“ und europäisches Wissen über das Osmanische Reich 1450–1600. Frankfurt/ Main 2004. Aus westlicher Perspektive verkehrten Adlige mit ehemaligen „Sauhirten“ oder Freie mit Sklaven. çirakmaN, Asli: From the „Terror of the World“ to the „Sick Man of Europe“: European Images of Ottoman Empire and Society from the Sixteenth Century to the Nineteenth. New York 2002, 55 f. Die habsburgisch-osmanischen Waffenstillstandsverträge wurden auf acht Jahre, jener von 1606 wurde auf 20 Jahre geschlossen. Zur osmanischen Herrschaftsideologie Pars pro Toto matuz (wie Anm. 22), 5. – FODOr, Pál: In Quest of the Golden Apple. Imperial Ideology, Politics, and Military Administration in the Ottoman Empire. Istanbul 2000. Außerdem musste jeder Friedensschluss nach einem Herrscherwechsel bestätigt werden, was voraussetzte, dass sich der neue Herrscher den jeweiligen Vertragsbedingungen verpflichtet fühlte. petritsch, Ernst D.: Regesten der osmanischen Dokumente im Österreichischen Staatsarchiv. Bd. 1: 1480–1574. Wien 1991, 14.

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ten die höchsten Kosten meist Repräsentationsgesandtschaften unter der Leitung eines hochrangigen Legaten, der von zahlreichen Bediensteten und weiteren Personen begleitet wurde. Solche Gesandtschaften, die im Grunde kein konkretes Verhandlungsziel verfolgten, lassen sich zum Beispiel im Kontext der Ratifizierung von Friedensverträgen beobachten. Auch der im Frieden von Zsitvatorok 1606 festgelegte Austausch von Legationen drei Jahre danach gehört in diese Kategorie. So stellte die kaiserliche Gesandtschaft von 1608 unter der Leitung von Adam Freiherr von Herberstein die erste wirkliche Repräsentationsgesandtschaft dar, weil Herberstein nun als kaiserlicher Legat und nicht mehr wie seine Vorgänger als Abgesandter des Königs von Ungarn auftreten konnte.37 Geringer fielen die Kosten bei Arbeitsgesandtschaften aus, deren Aufgabe darin bestand, vom Auftraggeber definierte Verhandlungsergebnisse zu erzielen. Während auch in diesem Rahmen meist ein gewisser repräsentativer Aufwand betrieben wurde, der die Kosten in die Höhe trieb, gilt dies für bloße Agenten oder gar für Geheimlegationen deutlich weniger.38 Im Rahmen der Vertretungsdiplomatie wurde der diplomatische Kontakt zwischen beiden Seiten stabilisiert, wodurch sich auch die Ausgaben verstetigten. Versucht man die Kosten der Diplomatie systematisch zu erfassen, dann ist der Ablauf diplomatischer Verhandlungsprozesse zu berücksichtigen. Diese lassen sich idealtypisch in mehrere Abschnitte zerlegen, die jeweils bestimmte Investitionen notwendig machten.39 Vor dem Beginn von Verhandlungen entstanden zunächst Kosten im Zuge der Kontaktanbahnung zwischen beiden Seiten, wobei diese Aufgabe nach 1547 der habsburgische Resident an der Hohen Pforte übernahm. Weitere Ausgaben verursachte die Informationsbeschaffung. Benötigt wurden zum Beispiel Informationen über das politische System der Gegenseite, über den Ablauf interner Entscheidungsprozesse oder über die instrumentellen und symbolischen Grundlagen der Macht, da all diese Faktoren das Agieren des Partners wie auch den Ausgang der Verhandlungen beeinflussen konnten.40 Es entstanden Verhandlungs37 38

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NehriNg (wie Anm. 6), 44. Dies zeigte sich auch am Umfang der Gesandtschaft, die mit 110 Personen deutlich über dem der bisherigen lag. Im letzten Fall konnte allerdings gerade der Zwang, im Verborgenen agieren zu müssen, Ausgaben verursachen. Zu einem bekannten Beispiel eines Geheimlegaten zONtar, Josef: Michael Cernovic, Geheimagent Ferdinands I. und Maximilians II. und seine Berichterstattung. In: Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 24 (1971), 169–222. Die im Folgenden dargestellte Systematik lehnt sich an jene der sogenannten Transaktionskostentheorie an, ohne dass an dieser Stelle deren theoretische Vorannahmen oder Bewertungsmaßstäbe übernommen würden. Als Transaktionskosten werden die Reibungsverluste beim Abschluss eines Vertrags zwischen Unternehmen bezeichnet, deren Umfang und Art Aussagen über die Wahrscheinlichkeit einer Einigung sowie über deren Nachhaltigkeit zulassen. Vgl. dazu cOase, Ronald: The Nature of the Firm. In: Economica 4 (1937), 386–405. – WilliamsON, Oliver E.: The Economic Institutions of Capitalism: Firms, Markets, Relational Contracting. New York 1985. Die kritische Diskussion dieses Ansatzes ist deshalb im vorliegenden Kontext nicht relevant. Dazu zählen das ökonomische und militärische Leistungsvermögen, die Formen der Herrschaftslegitimation oder auch die vom Herrscher vertretene Herrschaftsideologie. Habsburgische Diplomaten wie Busbecq oder Rijm wiesen ihre Absender explizit daraufhin, dass die mangelnde finanzielle Ausstattung den Aufbau eines effektiven Netzwerks von Spionen und Informanten behindere. seVeri (wie Anm. 6), 285, Anm. 21.

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kosten im engeren Sinn, die alle ökonomischen Investitionen in dem Aushandlungsprozess umfassten, so auch jene, welche die Abstimmung zwischen dem Legaten und seinem räumlich weit entfernten Auftraggeber verursachte. Die sogenannten Entscheidungskosten bezogen sich auf Ausgaben, die zur Durchsetzung des gewünschten Verhandlungsergebnisses nötig waren, wie zum Beispiel Geschenke für einflussreiche Amtsträger der Gegenseite. Dagegen umfassten die Abwicklungskosten jene Investitionen, welche die Inkraftsetzung einer Einigung notwendig machten.41 Nicht zuletzt entstanden durch Maßnahmen, mit denen die Einhaltung des Vertrags in der Folge gesichert werden sollte, Kontrollkosten. Zwar ist die Zurechnung von Investitionen zu einzelnen Verhandlungsphasen, die ineinander übergehen oder parallel laufen konnten, nicht immer präzise möglich; entscheidend ist jedoch die Tatsache, dass alle diese Phasen Kosten verursachten, die – so genau es die Quellen zulassen – zu erfassen sind. Im Rahmen der Diplomatiefinanzierung können mehrere Kostenarten unterschieden werden, wobei im Fall bei habsburgisch-osmanischen Verhandlungen neben den allgemein üblichen auch solche beobachtbar sind, die als singulär für diese Konstellation betrachtet werden können oder zumindest sehr spezifische Züge annahmen. Ein gewichtiger Faktor waren zunächst die Reisekosten, die ganz wesentlich von der Größe der Gesandtschaft, dem Preisniveau unterwegs, aber auch von Zustand und Sicherheit der Strecke und nicht zuletzt klimatischen Bedingungen abhingen.42 Sie entstanden auch noch nach der Installation eines ständigen Vertreters, weil dieser in der Regel nur einige Jahre blieb und mitunter auch Reisen an den Heimathof unternahm, zum Beispiel um Verträge zu überbringen. Die Reisekosten umfassten den Transport, die Herberge und den Unterhalt für alle Personen, Tiere und Gepäck auf der langen Reise von Wien nach Konstantinopel (1.230 Kilometer Luftlinie).43 Sie wurden bestohlen, verloren bei Unwettern oder Unglücksfällen 41 42

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So etwa die Kosten für die Ratifizierung eines Vertrags, die erheblich sein konnten, man denke nur an die Folgen der unterschiedlichen Ausfertigungen von Verträgen und den daraus entstehenden Diskussionsbedarf. Das Gesandtschaftspersonal bestand zumeist aus einem Sekretär, Kurier, Arzt, Geistlichen, mehreren Dienern sowie nicht selten auch einem „Conterfetter“ und einem Uhrmacher oder Goldschmied, der für die Betreuung von Gold- und Silberwaren zuständig war. Auch vor Ort wurde gelegentlich Personal angeheuert, so eigene Übersetzer, da man den Dragomanen des Sultans nicht traute. Ogier Ghiselin de Busbecq stellte zum Beispiel den vorübergehend in Ungnade gefallenen Pfortendolmetscher Ibrahim (Strotschius) an, der wenig später die Gesandtschaft nach Frankfurt leiten sollte. Vgl. The Life and Letters of Ogier Ghiselin de Busbecq, Seigneur de Bousbecque, Knight, Imperial Ambassador. Hg. v. Charles Thornton FOrster und Francis Henry Blackburne DaNiell. London 1881, 370. Mitunter mussten die Legaten dem Sultan sogar nachreisen, da sich dieser gar nicht in seiner Residenz aufhielt. Busbecq reiste auf seiner ersten Legation von 1555 Süleyman dem Prächtigen nach Amasya nach. Friedrich von Kreckwitz begleitete (unfreiwillig) Murat III. 1593 auf dessen Feldzug gegen Rudolf II., wobei er noch im selben Jahr verstarb. Zu Busbecq vgl. martels, Zweder von: On his Majesty’s service: Augerius Busbequius, Courtier and Diplomat of Maximilian II. In: Kaiser Maximilian II.: Kultur und Politik im 16. Jahrhundert. Hg. v. Friedrich eDelmayer und Alfred kOhler. München 1992, 169–181. – Dalle, Ignace: Un Européen chez les Turcs: Auger Ghiselin de Busbecq, (1521–1591). Paris 2008. Zu Kreckwitz lOebl,

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ihre Habe und Gesundheit oder gerieten in Konfliktsituationen, welche sich nur durch die Zahlung einer Geldsumme regeln ließen.44 Darüber hinaus verursachten Kurierdienste oder Gaben für lokale Amtsträger, auf deren Dienste man unterwegs angewiesen war, weitere Ausgaben. Auch die Janitscharen, welche ab der Grenze das Geleit übernahmen, erwarteten dafür regelmäßig materielle Anerkennung. Hinzu kamen alle Ausgaben, die für den täglichen Unterhalt der Gesandtschaft in Konstantinopel entstanden. Da die Herberge der kaiserlichen Oratoren, das Deutsche Haus, als Anlaufstelle und Kontaktbörse von Reisenden aus aller Herren Länder fungierte, waren diese zu bewirten und teilweise auch unterzubringen. Der Legat musste verschiedene Formen der geselligen Unterhaltung finanzieren, durch welche er sein soziales, ökonomisches und kulturelles Kapital zur Schau stellen und Kontakte zu den Beamten am Sultanshof, aber auch zu anderen Diplomaten pflegen konnte. Beträchtliche Kosten verursachte ein dem eigenen sozialen Stand wie dem des Absenders angemessenes Auftreten in der Öffentlichkeit, das durch hochwertige Kleidung, Schmuck oder auch Reittiere sichergestellt werden sollte.45 Hier handelte es sich gewissermaßen um Statuskonsum, wobei der Eindruck einer ostentativen Verschwendung zu vermeiden war, da diese auf osmanischer Seite möglicherweise Begehrlichkeiten geweckt hätte, die man weder erfüllen wollte noch konnte.46 Erhebliche Kosten entstanden durch den Kontakt mit dem Heimathof, der durch Kuriere sichergestellt wurde. Darüber hinaus nahmen Legaten mitunter bauliche Veränderungen an der Unterkunft vor, um die Räumlichkeiten ihren praktischen und repräsentativen Interessen anzupassen.47 Als besonders kostenintensiv erwies sich das komplexe System des Gabentauschs. Schenkakte können bei Herrscherkontakten kultur- und epochenübergreifend beobachtet werden.48 Spezifisch für die habsburgisch-osmanische Diplomatie waren allerdings das Ausmaß des Schenkens, die Ablaufformen von Schenkakten

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Alfred H.: Der Schlesier Friedrich von Kreckwitz als kaiserlicher Gesandter bei der Hohen Pforte. In: Zeitschrift des Vereins für die Geschichte Schlesiens 48 (1914), 160–173. Nach Busbecqs Ansicht brach die türkische Bevölkerung mitunter ausschließlich deshalb Streit mit Gesandtschaftsteilnehmern vom Zaun, um dafür eine finanzielle Kompensation verlangen zu können. FOrster/DaNiell (wie Anm. 42), 395. Ebd. – seVeri (wie Anm. 6), 286. Auch die Teilnahme der Gesandten an Hoffestlichkeiten führte zu Ausgaben für Kleidung und Geschenke. Dazu prOcházka-eisl, Gisela: Zwei ausländische Diplomaten als Gäste beim großen Beschneidungsfest 1582. In: Acta Orientalia Academiae Scientiarum Hungaricae 47/3 (1994), 259–268. Aus Anlass dieses Ereignisses ließ Kaiser Rudolf II. Gold- und Silberwaren im Wert von 4.258 Gulden überreichen. HKA Wien, HZB 1583, fol. 147. Vgl. die Schilderungen in teply (wie Anm. 17), 213–216. Allgemein dazu gODelier, Maurice: Das Rätsel der Gabe. Geld, Geschenke, heilige Objekte. München 1999. – DaVis, Natalie Z.: Die schenkende Gesellschaft. Zur Kultur der französischen Renaissance. München 2000. – Negotiating the Gift. Pre-Modern Figurations of Exchange. Hg. v. Gadi algazi, Valentin grOebNer und Bernhard JusseN. Göttingen 2003. Zum Gabentausch zwischen Kaiser und Sultan vgl. den Beitrag von Hedda Reindl-Kiel in diesem Band. – ruDOlph, Harriet: Fürstliche Gaben? Schenkakte als Elemente der politischen Kultur im Alten Reich. In: Materielle Grundlagen der Diplomatie. Schenken, Sammeln und Verhandeln in Spätmittelalter und Früher Neuzeit. Hg. v. Mark häberleiN und Christof Jeggle. Konstanz-München 2013, 79–102.

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sowie die aus beiden Faktoren ablesbaren Deutungsmuster. An der Hohen Pforte ging die Übereignung der kaiserlichen Geschenke jeder Audienz des Sultans voraus, während der Kaiser die Geschenke des Sultans immer erst dann empfing, nachdem er selbst dessen Legaten eine Audienz gewährt hatte.49 Während im ersten Fall die Gabe symbolisch als eine Art im Voraus zu entrichtende Audienzgebühr fungierte, die ein Abhängigkeitsverhältnis zwischen Geber und Nehmer visualisieren sollte, verkörperte sie im zweiten ein Geschenk, auf das man bei ungünstigem Verlauf der Verhandlungen hätte verzichten können.50 Dabei übertraf der Wert der kaiserlichen Geschenke regelmäßig jenen der Geschenke des Sultans, weil hier differente Schenklogiken miteinander kollidierten: Nach Ansicht des Kaisers symbolisierte der hohe Wert seiner Gaben seine Stellung an der Spitze der Rangpyramide, weshalb er immer mehr schenken musste, als ihm geschenkt wurde.51 Dagegen leitete der Sultan aus dieser sozialen Position genau die gegenteilige Handlungsmaxime ab: Er selbst hatte Anspruch auf die kostbarsten Geschenke und keineswegs die Pflicht, diese zu machen.52 Die negative „Schenkbilanz“ der Kaiser resultierte jedoch nicht nur aus kulturellen Differenzen, sondern auch aus einem unterschiedlich stark ausgeprägten Einigungsinteresse. Erhebliche Kosten verursachten die Geschenke an osmanische Amtsträger, denen man einen wie auch immer gearteten Einfluss auf die Verhandlungen zuschrieb. Ganz oben in der Schenkhierarchie stand der Großwesir, mit großem Abstand folgten die Kuppelwesire, die Diwansekretäre, der Mufti, die Beamten der Staatskanzlei, dabei besonders der Staatssekretär für den großherrlichen Namenszug, über dessen Schreibtisch alle Schreiben des Sultans gingen, sowie zunehmend auch Statthalter in den Grenzregionen.53 Dabei dienten die diesen Amtsträgern gezahlten Pensionen vor allem der Herstellung und Intensivierung langfristiger Bindungen zwischen Geber und Nehmer, um diese bei Bedarf für die Durchsetzung eigener Interessen instrumentalisieren zu können.54 Ad-hoc-Geschenke sollten dagegen pri49

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Vgl. Dilger, Konrad: Untersuchungen zur Geschichte des osmanischen Hofzeremoniells im 15. und 16. Jahrhundert. München 1967, 30. – ruDOlph (wie Anm. 20), 302–304. Zur Logik von Schenkakten im Osmanischen Reich auch reiNDl-kiel, Hedda: Pracht und Ehre. Zum Geschenkwesen im Osmanischen Reich. In: Das Osmanische Reich in seinen Archivalien und Chroniken. Nejat Göyünc zu Ehren. Hg. v. Klaus kreiser und Christoph K. NeumaNN. Stuttgart 1997, 161–189. Dieses Verfahren war bereits im Byzantinischen Reich üblich gewesen und ist somit keine Besonderheit des Osmanischen Reichs. ruDOlph, Harriet: Das Reich als Ereignis. Formen und Funktionen der Herrschaftsinszenierung bei Kaisereinzügen (1558–1618). Köln 2010. Dilger (wie Anm. 49), 102. Vgl. dazu auch die Geschenke, welche Süleyman der Prächtige Kaiser Ferdinand und seinem Sohn, Maximilian II., nach der Wahl des Letzteren zum Römischen König (1562) überreichen ließ. ruDOlph (wie Anm. 20), 302. In der Phase der sogenannten Weiberherrschaft gehörten verstärkt Eunuchen, Sultansmütter oder Favoritinnen zu den Empfängern besonders reicher Gaben. matuz (wie Anm. 22), 165– 178, bes. 169 f. So erhielt der Großwesir wegen seiner zentralen Rolle in der osmanischen Außenpolitik eine Pension von 9.000 Gulden pro Jahr. gerlach, Stephan: Tage-Buch / der von zween Glorwürdigsten Römischen Käysern / Maximiliane und Rudolpho, Beyderseits den Andern dieses Nahens/ […] / An die Ottomannische Pforte zu Constantinopel Abgefertigten/ vnd durch den

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mär operative Ziele durchsetzen, etwa die Gewährung einer Audienz oder die Ausfertigung eines Schriftstücks.55 Viele osmanische Funktionsträger knüpften selbst die Erbringung von Leistungen, die zu ihren üblichen Amtspflichten gehörten, an ein zuvor überreichtes Geschenk.56 Manche formulierten sogar sehr präzise Wünsche, welche die Legaten dem Kaiser übermittelten, damit dessen Landvögte oder der Reichspfennigmeister die betreffenden Gegenstände in den „Einkaufszentren“ Augsburg oder Nürnberg beschaffen konnten.57 Die Tributgesandtschaften überbrachten deshalb regelmäßig auch wertvolle Gaben für die Würdenträger des Reichs, wobei der größte Teil von vornherein für bestimmte Personen gedacht war. Über eine geringere Menge konnte der Legat je nach aktueller politischer Notwendigkeit frei verfügen. So führte die Gesandtschaft von 1578 Bargeld und Kunsthandwerk im Wert von über 70.000 Gulden mit sich, wobei allein 18.000 Gulden für den Großwesir Sokollu Mehmet Pascha bestimmt waren.58 Die Kuppelwesire, der Oberste Türhüter und der Pfortendolmetscher sollten 1.000 bis 2.000 Gulden erhalten, der Janitscharenağa – ein Amt, dessen politischer Einfluss erst in der Folgezeit erheblich zunahm, was ihn dann für den Empfang deutlich höherer Summen qualifizierte – erhielt dagegen nur 300 Gulden. Bei hochrangigen Empfängern versprach eine individualisierte Gabe, die sich von der gängigen Praxis positiv absetzte, besonderen Erfolg, denn vor allem dann bewirkte das Geschenk eine soziale Verpflichtung des Empfängers, sodass dieser im Interesse des Gebers agierte. Untere Chargen erhielten dagegen meist nur einfaches silbernes Trinkgeschirr oder Bargeld, welche weniger ehrenvolle Geschenke darstellten. Zusätzliche Kosten verursachten die Aktivitäten der habsburgischen Diplomaten im Zusammenhang mit Kriegsgefangenen aus dem Reich oder aus den Ländern verbündeter Mächte im Osmanischen Reich. So unterstützte man Gefangene in Konstantinopel mit Kleidung und Nahrungsmitteln oder versuchte, ihre Haftbedingungen zu verbessern, was meist nur durch materielle Leistungen zu erreichen

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Wohlgeborhnen Herrn Hn David Ungnad/ […] / Glücklichst-vollbrachter Gesandtschafft […]. Franckfurth am Mayn 1674, 38. Vgl. das Gutachten von Ogier Ghiselin de Busbecq aus dem Jahr 1563 über die Bereitstellung von Verehrungen für türkische Würdenträger. HKA Wien, Reichsakten, Nr. 190a, fol. 161 f. teply (wie Anm. 17), 335. So wurden von regionalen Herrschaftsträgern zum Beispiel kaiserliche Schreiben nicht weitergeleitet, weil kein Geschenk dabei war. Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien (fortan HHStA), Staatenabteilung, Türkei I, Karton 16, fol. 118 f. Besonders beliebt waren Rüstungen, Handfeuerwaffen, Uhren, Automaten, orientalisierende Gold- und Silberarbeiten sowie hochwertige Textilien. pFaFFeNbichler, Matthias: Orientalische und orientalisierende Waffen. In: Im Lichte des Halbmonds. Das Abendland und der türkische Orient. Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland Bonn. Leipzig 1995, 97–100, hier 100. – scharDiN, Joachim: Uhren und Automatenwerke im Rahmen der kaiserlichen Türkenverehrung. In: Ebd., 135–139. – mraz, Gottfried: Die Rolle der Uhrwerke in der kaiserlichen Türkenverehrung im 16. Jahrhundert. In: Die Welt als Uhr. Deutsche Uhren und Automaten 1550–1650. Ausst.-Kat. Hg. v. Klaus maurice und Otto mayr. München 1980, 39–54. teply (wie Anm. 17), 69 f., vgl. auch 71 f. für 1591. Die Summe entspricht dem Zweifachen der Jahrespension für den Großwesir und könnte deshalb genau diese gewesen sein. Vgl. auch die Zusammenstellungen von Verehrungen. HKA Wien, Reichsakten, Nr. 190a, fol. 1–56, 112 f., 130 f. sowie 553–739.

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war.59 Viele Legaten organisierten außerdem den Freikauf von Kriegsgefangenen.60 Teilweise erteilte der Kaiser den Auftrag, bestimmte Personen freizukaufen, oder aber die Familien von Gefangenen ersuchten den Orator um seine Vermittlung. Manche Gefangenen nahmen vor Ort auch selbst Kontakt zu Residenten auf.61 Die aufzubringende Summe richtete sich zum einen nach dem sozialen Rang des Gefangenen, zum anderen nach der vom „Verkäufer“ vermuteten ökonomischen Leistungskraft des Käufers. In einigen Fällen streckten die Legaten selbst Geld vor oder sie übernahmen Kreditbürgschaften für andere Personen. So schreibt Ogier Ghislain de Busbecq: „So habe ich mich für viele tausend Gulden zur Bürgschaft bereden lassen und mich in einen so tiefen Sumpf von Schuldenlast gestürzt, dass ich schier selbst daran zweifle, ob ich jemals wieder herauskomme.“62 Auf dem Rückweg wurden außerdem mitunter illegal Personen aus dem Osmanischen Reich geschleust, für deren Unterhalt dann ebenfalls aufzukommen war.63

3. Finanzierungsformen der Diplomatie Bei der Finanzierung der habsburgisch-osmanischen Diplomatie lassen sich vereinfachend drei Akteure unterscheiden: der Entsendehof, der Empfangshof und die Gesandten selbst. Der Kaiser sagte bei der Übertragung der Mission in der Regel die Erstattung der für die Reise und den Unterhalt erforderlichen Ausgaben zu, um den von ihm gewünschten Legaten zur Übernahme der im Falle des Osmanischen Reichs auch noch besonders gefährlichen Tätigkeit zu bewegen. Nicht selten gewährte die Hofkammer auf Nachfrage einen Vorschuss auf die Ausgaben, der jedoch so gut wie nie für die Deckung aller Kosten ausgereicht haben dürfte. Nach ihrer Rückkehr mussten alle Legaten der Hofkammer eine detaillierte Abrechnung 59 60

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Vgl. den Bericht Busbecqs über die Zustände in den Gefängnissen und die von ihm ergriffenen Maßnahmen in teply (wie Anm. 17), 358 f. Diese Aufgabe gehörte quasi zu den üblichen Amtspflichten eines Legaten bei der Hohen Pforte. NehriNg (wie Anm. 6), 40. FOrster/DaNiell (wie Anm. 42), 374. Erworben wurden dabei nicht nur Personen, sondern gelegentlich auch nur deren Überreste wie zum Beispiel der Kopf des Krainer Landeshauptmanns Herbart von Auersperg, für den (und einen weiteren) man 50 Gulden zahlte. teply (wie Anm. 17), 237. – müller, Ralf C.: Franken im Osten: Art, Umfang, Struktur und Dynamik der Migration aus dem lateinischen Westen in das Osmanische Reich des 15./16. Jahrhunderts auf der Grundlage von Reiseberichten. Leipzig 2005, 405–441. Manche supplizierten an den Kaiser um ihre Freilassung, vgl. die Supplik des Hanns Crusitz von 1562, die durch einen kaiserlichen Legaten weitergeleitet wurde. HHStA Wien, Staatenabteilung, Türkei I, Karton 16, fol. 53 f. Vgl. zu den Aktivitäten Busbecqs ebd., fol. 131 f., 140– 142. teply (wie Anm. 17), 361. Zu den gezahlten Summen ebd., 361 f. Busbecq hatte einen Kredit über 5.000 Scudi aufgenommen, um die Ausgaben bestreiten zu können. In den 1570er Jahren sollten für 12 offenbar hochrangige Gefangene angeblich 50.000 Gulden gezahlt werden. gerlach (wie Anm. 54), 323 f. Dabei gaben manche Gefangenen offenbar eine hohe Abstammung vor, um die Wahrscheinlichkeit ihrer Befreiung zu erhöhen, wodurch ein höherer Preis gezahlt wurde, als sie zurückzahlen konnten. Für derartige Aktivitäten von Graf Czernin um 1616/17 vgl. zum Beispiel teply (wie Anm. 17), 423–438.

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vorlegen, um ihre Ausgaben erstattet zu bekommen.64 Infolge der Intensivierung der Kontakte in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts stiegen die Kosten der Diplomatie in diesem Zeitraum offenbar stark an. Ferdinand I. setzte deshalb bereits 1523 – und damit vor Beginn seiner diplomatischen Kontakte zum Osmanischen Reich und auch vor Einrichtung der Hofkammer – einen Ausschuss von Hofbeamten ein, welcher die Ausgaben von Gesandtschaften überwachen und nach Möglichkeit auch begrenzen sollte.65 Die Einrichtung ständiger Vertretungen in ausgewählten Residenzen (Spanien, Venedig, Papst, Frankreich) verursachte einen weiteren Kostenanstieg, wobei die Residenten an der Hohen Pforte insgesamt die höchsten Ausgaben verursacht haben dürften.66 Diesen wurde ab den 1560er Jahren eine bestimmte Summe pro Jahr zur Verfügung gestellt, die ihnen meist der Überbringer des Tributs aushändigte. Nach Salomon Schweigger erhielt der kaiserliche Orator 1570 circa 14.800 rheinische Gulden, davon 7.500 als Besoldung, 6.000 für den Unterhalt der Gesandtschaft und weitere 1.300 für andere Ausgaben.67 In der Folge besserten die Kaiser die Besoldung ihrer Oratoren an der Hohen Pforte mehrfach nach, da diese ganz offensichtlich nicht ausreichte.68 Graf Czernin, der 1644 nach eigenen Angaben 12.000 Taler Jahressold erhielt, reichte nach seiner Rückkehr ein umfangreiches Auslagenverzeichnis ein, von dem er zunächst nur einen geringen Teil, nach mehrfachem Nachstoßen aber dann doch die gesamte Summe erstattet bekam.69 Wegen der außerordentlichen Höhe der Forderung hatten die Kammerräte eine zusätzliche Sitzung 64

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Dabei zahlte der Kaiser die Reisekosten nur bis zur ungarisch-osmanischen Grenze, danach reisten die Gesandten auf Kosten des Sultans. Da deren Reisestrecke auf osmanischem Boden viel länger war als jene durch die habsburgischen Länder, trug überwiegend der Sultan die Kosten. picarD (wie Anm. 19), 78. Aus Gründen der Kostenersparnis hatten die Kaiser im Spätmittelalter und zu Beginn der Neuzeit oft geistliche Würdenträger mit diplomatischen Missionen beauftragt, denn diese konnten sich durch ihre Privilegien unterwegs bis zu einem gewissen Grad selbst finanzieren. Allerdings fiel diese Möglichkeit im Osmanischen Reich von vornherein weg, denn die Entsendung eines Geistlichen als Verhandlungsträger wäre als Affront aufgefasst worden, zumal sich nach der Reformation derartige Verdienstmöglichkeiten ohnehin drastisch reduzierten, denn im Osmanischen Reich lebten schon bald überwiegend Anhänger der Reformkonfessionen. Vgl. dazu die Angaben bei rauscher (wie Anm. 27), 253, der zum Beispiel für 1578 eine Gesamtsumme der Oratorenbesoldung (Venedig, Rom, Frankreich und Spanien) von 27.000 Gulden angibt. Die dort vorgenommene Klassifizierung nach Ausgabenbereichen, die unter „Diplomatie“ ausschließlich die Kosten für längerfristige Engagements erfasst, erweist sich für die hier verfolgte Fragestellung als nicht sinnvoll. Ebd., 254–261. schWeigger, Salomon: Ein newe Reyßbeschreibung auß Teutschland Nach Constantinopel vnd Jerusalem. […] Mit hundert schönen newen Figuren/dergleichen nie wird gewesen seyn/In III. unterschiedlichen Büchern Auffs fleissigst eigner Person verzeichnet und abgerissen […]. Nürnberg 1608, 66. Vgl. dazu auch HKA Wien, Reichssachen, Nr. 190a, fol. 560. So schreibt Bartholomäus Pezzen 1587, dass er nur deshalb um baldige Bezahlung seiner Auslagen bitte, weil ihn „die höchste Not dazu dränge“, zumal die Ausgaben inzwischen derart angestiegen seien, „dass unmöglich mit dem, was Ihre Majestät gnädigst jährlich deputieren, auszukommen“. teply (wie Anm. 17), 76. czerNiN VON uND zu chuDeNitz, Hermann: Zweite Gesandtschaftsreise des Grafen Hermann Czernin von Chudenic nach Constantinopel im Jahre 1644. Neuhaus 1879, 76 f. und 117 f.

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abgehalten, allerdings dürfte Czernin seinen Erfolg vor allem dem guten Draht zu Ferdinand III. (1637–1657) verdankt haben, wobei ihn ein finanzielles Defizit am Ende der Mission sicher weniger getroffen hätte, als manch anderen weniger gut situierten Legaten. Hinzu kamen die Kosten für die weiterhin notwendigen Ad-hoc-Missionen ins Osmanische Reich. Der Überbringer eines Tributs erhielt nach Stephan Gerlach in den 1570er Jahren 2.000 Gulden und bei seiner Rückkehr offenbar noch ein ähnlich wertvolles Geschenk als Anerkennung für die geleisteten Dienste.70 Dieses Liefergeld wurde auch zu Beginn des 17. Jahrhunderts in unveränderter Höhe gezahlt, wobei hier noch Reise- und Ausstattungskosten für alle Mitglieder der Tributgesandtschaft hinzugerechnet werden müssen. Diese fielen vor allem bei den repräsentativen Großbotschaften im 17. Jahrhundert sehr hoch aus. 1627 ging man für eine Großbotschaft von einem Geldbedarf von circa 20.000 Gulden für ein halbes Jahr aus, der allerdings ebenfalls zu niedrig angesetzt gewesen sein dürfte.71 Für die Bereitstellung der benötigten Gelder scheint meist das Hofzahlamt, mitunter aber auch das Kriegszahlmeisteramt zuständig gewesen zu sein, wobei für die Finanzierung der Diplomatie an der Hohen Pforte unterschiedliche kaiserliche Einkünfte herangezogen wurden.72 Dazu zählte zunächst die Türkensteuer, die als „eilende Hilfe“ für die unmittelbare militärische Verteidigung, als „beharrende Hilfe“ aber für den Ausbau und Unterhalt von Grenzfestungen gedacht war, und weniger für die Finanzierung der Diplomatie, was die Kaiser aber nicht daran hinderte, auch deren Kosten aus diesem Topf zu bezahlen.73 Da die Türkensteuern jedoch teilweise sehr zögerlich einliefen, mussten im Vorfeld von Legationen häufig Kredite aufgenommen werden, um die erforderlichen Summen auftreiben zu können.74 Deren Höhe lässt sich vorläufig nur auf der Basis bisher erhobener Daten sowie zeitgenössischer Kalkulationen schätzen. So weist zum Beispiel das Kriegszahlamtsbuch von 1570 Auszahlungen für das Gesandtschaftswesen, den Tribut und die Geschenke in Höhe von 102.652 Gulden aus.75 Waren die ungarischen Ratgeber König Ferdinands (1526–1564) 1549 noch von Gesamtkosten von 80.000 Gulden im Jahr ausgegangen, rechneten sie 1577 bereits mit 130.000 Gulden.76 Schon eine sehr grobe Kalkulation, die jährlich 100.000 Gulden ansetzt, käme damit für den Zeitraum von 1547 bis 1593 auf eine Summe von über 4,5 Mio. Gulden, 70 71 72 73

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gerlach (wie Anm. 54), 27. – NehriNg (wie Anm. 6), 43. Ebd., 40. So auch rauscher (wie Anm. 27), 251, 273. HKA Wien, Reichsakten, Nr. 190a, fol. 70–80. Allgemein dazu steglich, Wolfgang: Reichstürkenhilfe der Zeit Karls V. In: Militärgeschichtliche Mitteilungen 11 (1972), 7–55. – laNziNNer, Maximilian: Friedenssicherung und politische Einheit des Reiches unter Kaiser Maximilian II. (1564–1576). Göttingen 1993. – rauscher (wie Anm. 28), 45–83. Allgemein auch schulze, Winfried: Reich und Türkengefahr im späten 16. Jahrhundert: Studien zu den politischen und gesellschaftlichen Auswirkungen einer äußeren Bedrohung. München 1978. Zum kaiserlichen Kreditwesen vgl. rauscher (wie Anm. 27), 343–354. – pálFFy (wie Anm. 8), 43. – keNyeres (wie Anm. 28), 74. rauscher (wie Anm. 27), 273. pálFFy (wie Anm. 8), 28 f. Vgl. auch die Angaben bei rauscher (wie Anm. 27), 74, bei denen im Kontext des Reichstags von 1576 von 120.000 Gulden ausgegangen wird.

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welche die Kaiser allein für die habsburgisch-osmanische Diplomatie aufwenden mussten. Durch das Prinzip der Kostfreihaltung fremder Gesandtschaften trugen allerdings auch die Sultane einen Teil der Kosten. Diese Leistungen kalkulierten die Kaiser von vornherein ein, obwohl daraus doppelte oder – im Falle von Zuwendungen durch mehrere Herrschaftsträger – sogar multiple Loyalitäten entstehen konnten. Die Kostfreihaltung umfasste das Deutsche Haus als kostenlose Unterkunft und anfangs noch Naturalgaben, später eine festgelegte Geldsumme für den täglichen Unterhalt der Gesandtschaft.77 Allerdings reichte diese für den tatsächlichen Bedarf des Legaten und seines Gefolges keineswegs aus.78 So verursachte zum Beispiel die Beschaffung von Brennholz oder Wein, der als übliches Alltagsgetränk westlicher Diplomaten in der osmanischen Kalkulation nicht enthalten war, beträchtliche Kosten. Anders als andere Herrscher lud der Sultan die Abgesandten fremder Mächte nicht an seine Tafel, zumal er überhaupt nicht öffentlich speiste.79 Am Ende einer Mission ließ er den Gesandten als Abschiedsgeschenk Ehrenkleider reichen.80 Zusätzlich bekamen sie eine gewisse Geldsumme, die zum Unterhalt der Legation auf deren Rückreise gedacht war. Busbecq erhielt 1562 10.000 Asper, von denen allerdings die Schatzkammer des Sultans zehn Prozent abzog.81 Nach Hans Dernschwam nahmen untere Hofchargen den Gesandten die empfangenen Gaben teilweise wieder ab: „Im herauszihen von hoff seind grosse hawffen janczarn mitgelauffen, wie das viech, auch czawsen, die alle vererungen, wie vnverschampte zigewner, begert vnd als mith gewald haben wollen, also, das man khain mer ins haws hot durffen lassen.“82 77 78

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Beschreibung dieser im Hinblick auf Lage, Baumaterial und Größe durchaus repräsentativen Unterkunft in gerlach (wie Anm. 54), 20 f. So stellte schon Salomon Schweigger fest: „Wiewohl vom türkischen Hof die Küche nach Notdurft versehen wird, so muss doch der Legat von dem Seinigen den übrigen Mangel erstatten.“ Hier zitiert nach teply (wie Anm. 17), 213. Vgl. auch die Aufstellung in ebd., 218, wo außerdem vermerkt wird, wie diese Leistungen schon durch die Geldentwertung von 1584 auf die Hälfte reduziert wurden – WeNNer VON crailsheim, Adam: Ein gantz new Reysebuch von Prag auß biß gen Constantinopel, Das ist: Beschreibung der Legation und Reise, welche von der Röm. Käys. auch zu Hungarn und Böheimb, [et]c. Königl. May. Matthia II. an den Türckischen Käyser Ahmet, den Ersten diß Namens […] neben desselben vorm Jahr zu Wien ankommenen Bottschafft, nach Constantinopel, und die Oßmannische Porten abgeordnet […]. Nürnberg 1622, 131 f. hammer-purgstall, Joseph von: Des osmanischen Reichs Staatsverfassung und Staatsverwaltung, dargestellt aus den Quellen seiner Grundgesetze. Bd. 1. Wien 1815, 98. Bei der Abschiedsaudienz wurden die Legaten allerdings regelmäßig zur Tafel im Diwan geladen. Dilger (wie Anm. 49), 104 f. – FOrster/DaNiell (wie Anm. 42), 387. Vgl. dazu allgemein DuchharDt, Heinz: Das diplomatische Abschiedsgeschenk. In: Archiv für Kulturgeschichte 57 (1975), 345–362. Dilger (wie Anm. 49), 99 f. 1528 hatten die habsburgischen Gesandten Zehrungskosten in Höhe von 200 Golddukaten erhalten. schaeNDliNger (wie Anm. 14), 230. Busbecqs Summe entsprach ungefähr 180 Golddukaten (Umrechnungskurs 55:1), wobei die schleichende Geldentwertung in der Zwischenzeit zu berücksichtigen ist, so dass es sich hier insgesamt um eine bescheidene Gabe handelte. DerNschWam, Hans: Tagebuch einer Reise nach Konstantinopel und Kleinasien (1553/55). Hg. u. erläut. v. Franz babiNger. Berlin 1986, 30.

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Dieses Verfahren behielten die Sultane bis zum Ende der Frühen Neuzeit bei, obwohl die europäischen Monarchen aufgrund der steigenden Zahl und der nun permanenten Anwesenheit von Diplomaten an ihren Höfen von der Praxis der Kostfreihaltung und von kostspieligen Gaben immer mehr abgingen. Einerseits sollten dadurch die steigenden Kosten der Diplomatie begrenzt werden, andererseits geriet das Annehmen von fremden Leistungen ab dem Ende des 16. Jahrhunderts generell in Misskredit, weil es nicht nur in der zeitgenössischen politischen Theorie, sondern auch in der Praxis als Instrument der Korruption interpretiert wurde.83 Als Staatsdiener sollten Diplomaten allein der Räson des eigenen Staats verpflichtet sein, weshalb die Annahme von Leistungen fremder Monarchen immer stärker reglementiert oder überhaupt verboten wurde.84 Die Sultane begriffen hingegen die Kostfreihaltung der Gesandten fremder Mächte als willkommene Gelegenheit, den eigenen Reichtum und die von ihnen beanspruchte Führungsrolle in Europa zur Schau zu stellen.85 Im Vergleich zu anderen Ausgaben des Sultans dürften sich die Spesen für die Gesandten ohnehin bescheiden ausgenommen haben.86 Für Jean Bodin versammelten sich in Konstantinopel genau deshalb so viele Vertreter europäischer Staaten, da der Sultan „mit [großem] Prunk für alle bei ihm weilenden Gesandten der anderen Fürsten“ aufkam.87 Zwar mag dieser Sachverhalt für die Entwicklung der Hohen Pforte zu einem Zentrum der europäischen Diplomatie durchaus eine Rolle gespielt haben, der Hauptgrund lag aber zweifellos in der hohen makropolitischen Bedeutung des Osmanischen Reichs, zumal der Sultanshof im 17. Jahrhundert eine Informationsbörse erster Güte darstellte, was den Reiz für die Entsendung von Diplomaten wiederum erhöhte.88 83

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Vgl. dazu Geld, Geschenke, Politik: Korruption im neuzeitlichen Europa. Hg. v. Jens Ivo eN-

gels, Andreas Fahrmeir und Alexander NützeNaDel. München 2009. – Korruption: Historische

Annäherungen an eine Grundfigur politischer Kommunikation. Hg. v. Niels grüNe und Simona SLaničKa. Göttingen 2010, hier bes. die Beiträge von Suter, von Thiessen und Grüne. Voran gingen hier die Republiken. In Venedig mussten Geschenke schon seit dem 13. Jahrhundert deklariert werden. Ihre Annahme wurde in den Generalstaaten sowie in England in der republikanischen Phase nach 1642 verboten. Kaiser Karl V. legte fest, dass seine Legaten alle Geschenke an die Hofkammer abliefern sollten, was allerdings nicht eingehalten wurde. DuchharDt (wie Anm. 80), 354 f. Dilger (wie Anm. 49), 96. Bei Hammer-Purgstall findet sich zum Beispiel für das Jahr 1660 eine Gesamtsumme von 1 Mio. Asper, während allein die Ausgaben für die Garderobe des Sultans circa das Zehnfache betrugen. hammer-purgstall, Bd. 2 (wie Anm. 79), 178. bODiN, Jean: Sechs Bücher über den Staat. Bd. 2. München 1981, 334. Weiter heißt es an dieser Stelle: „Er ist denn auch der einzige Fürst, bei dessen Hof fast alle anderen Fürsten ständige Gesandtschaften eingerichtet haben“, was so allerdings nicht ganz stimmt. Vgl. dazu maNsel, Philipp: Constantinople: City of the World’s Desire, 1453–1924. London 1995, 189. – berriDge, Geoff: The Origins of the Diplomatic Corps: Rome to Constantinople. In: The Diplomatic Corps as an Institution of International Society. Hg. v. Paul sharp und Geoffrey WisemaN. Basingstoke 2007, 15–30. Diese Funktion der Hohen Pforte begünstigte die Einbeziehung des Osmanischen Reichs in das sich herausbildende internationale Staatensystem. Vgl. dazu strOhmeyer, Arno: Das Osmanische Reich, ein Teil des europäischen Staatensystems der Frühen Neuzeit? In: Das Osmanische Reich und die Habsburgermonarchie (wie Anm. 6), 149–164. – gräF, Holger Th.: „Erbfeind der Christenheit“ oder potentieller Bündnis-

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Die habsburgischen Gesandten, die auf diese Weise in finanztechnischer Hinsicht zwischen Entsende- und Empfangshof standen, mussten mindestens am Anfang einer Legation oder überhaupt bedeutende Eigenmittel investieren, sodass Mittellosigkeit im Grunde schon ein Ausschlusskriterium für die Betrauung mit einer Mission an die Hohe Pforte darstellte. Selbst im Falle einer Kostenübernahme bekamen sie ihre Ausgaben oft nur teilweise und erst nach Jahren erstattet, zumal die kaiserliche Zahlungsmoral generell eher niedrig war.89 Dies lag nicht nur an der Haushaltslage, sondern auch daran, dass die Kaiser der Finanzierung des Friedens offenbar nicht die Bedeutung zumaßen wie jener des Krieges – ein Befund, der sich auf die historische Forschung übertragen lässt. Nicht wenige habsburgische Legaten waren gezwungen, ihre Ausgaben teilweise über Kredite zu finanzieren.90 Welche Kreditquellen sie sich an der Hohen Pforte erschlossen, ist erst noch genauer zu untersuchen. Auf jeden Fall fungierten auch Türken als Kreditgeber.91 Je schlechter allerdings der ökonomische Ruf des Kaisers oder auch des Gesandten war, desto schwerer ließen sich sicher Kredite auftreiben, ganz besonders am Ende einer Mission, denn hier musste der Kreditgeber damit rechnen, sein Geld womöglich nie wiederzusehen. Ein probates Mittel zur Aufbesserung der eigenen Haushaltslage scheint der Kauf und Verkauf bestimmter Güter gewesen zu sein, zumal viele Legaten ohnehin als Einkäufer für ihren Dienstherrn fungierten, was ihnen durch das Privileg der Zollfreiheit erleichtert wurde.92 Busbecq berichtet, dass er 1562 mehrere Fässer mit alten Handschriften, seltene Tiere und Pflanzen, Teppiche, Stickerei- und Lederarbeiten, Säbel, Bogen und Pferdegeschirre aus dem Osmanischen Reich mitgebracht habe, wobei er nach eigenen Angaben bereits in Frankfurt fast alles an die bei der Königswahl anwesenden Fürsten wieder verschenkt habe.93 Solche Gaben führten

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partner? Das Osmanenreich im europäischen Mächtesystem des 16. und 17. Jahrhunderts – gegenwartspolitisch betrachtet. In: Ebd., 37–51. Dazu picarD (wie Anm. 19), 77 f. So hatte sich Johann Christoph von Teufel, welcher die Ratifikationsurkunde des Friedens von Zsitvatorok und die darin festgelegten 200.000 Gulden samt weiteren Geschenken nach Konstantinopel überbringen sollte, zunächst tief verschulden müssen, bevor ihm die Hofkammer 20.000 Gulden erstattete. NehriNg (wie Anm. 6), 31. Als Hofkammerrat hatte Teufel sicher bessere Karten als manch anderer Legat, seine Auslagen ersetzt zu bekommen. Dabei war es am Ende überhaupt nicht zu einer Reise nach Konstantinopel gekommen, da Matthias Adam Freiherr zu Herberstein als Legaten durchsetzte. Die Kosten waren allein durch Ausstattung und Unterhalt der bereits zusammengestellten Gesandtschaft in Wien entstanden, die unter anderem deshalb nicht aufbrechen konnte, weil man die geforderten 200.000 Gulden nicht zusammenbekam. Ebd., 39 f. Ebd., 58. Dieser Aspekt wird im Kontext der Diplomatie europäischer Monarchen in Italien mehrfach behandelt, allerdings weniger im Hinblick auf seinen Beitrag zur Diplomatiefinanzierung. Vgl. Pars pro Toto leViN, Michael: Agents of Empire. Spanish Ambassadors in Sixteenth-Century Italy. New York 2005, 183–193. – Für Genua neuerdings zuNckel, Julia: Diplomatische Geschäftsleute – geschäftstüchtige „Diplomaten“: Akteure der genuesischen Außenbeziehungen in der Frühen Neuzeit zwischen Wirtschaft und Politik. In: Akteure der Außenbeziehungen (wie Anm. 5), 31–44. – Materielle Grundlagen (wie Anm. 48). FOrster/DaNiell (wie Anm. 42), 414–416.

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in der Regel zu einer Gegengabe, die sich leicht in Bargeld umwandeln ließ, sodass geschäftstüchtige Legaten auf diese Weise durchaus eine nennenswerte Summe eingenommen haben dürften. Zudem übersandten manche Reichsfürsten offenbar regelrechte Einkaufslisten nach Konstantinopel. So trug Herzog Albrecht V. von Bayern (1550–1579) dem kaiserlichen Legaten David Ungnad auf, „stattliche türkische Kunststücke wie Roßkämme, Wischer, türkisches Wachs, und viel anderes Narrenwerk“94 zu kaufen. Umgekehrt beschafften die Legaten für osmanische Würdenträger bestimmte Waren in Europa. Sie erhielten von diesen wertvolle Geschenke, wurden bei Festen eingeladen oder mit Speisen versorgt.95 Welches Ausmaß diese Zuwendungen annahmen, hing allerdings nicht nur vom Geschick des Legaten, sondern auch von der politischen Großwetterlage ab. Ein wesentliches Motiv für die Übernahme einer Mission dürfte bei vielen Legaten ohnehin weniger die Aussicht auf ökonomischen Zugewinn, als auf ein Amt bei Hof, eine Standeserhöhung oder andere Privilegien gewesen sein. Tatsächlich machten nicht wenige ehemalige Oratoren an der Hohen Pforte anschließend Karriere am Kaiserhof, jedoch nutzten die Kaiser die Andeutung solcher Vergünstigungen mitunter auch dazu, finanzielle Entschädigungen zu verweigern. Dies zeigt der Umgang mit jenen Personen, welche bei Ausbruch des Langen Türkenkrieges in Konstantinopel weilten und deshalb erst nach längerer Gefangenschaft aus dem Osmanischen Reich zurückkehren konnten. Weder Friedrich Seidel, der sich an den Prager Hof begeben hatte, „in der Hoffnung, allda große Gnaden, treffliche Beförderung und Rekompens zu erlangen“,96 noch Wenzeslaus Wratislaw von Mitrowitz erhielten eine Entschädigung für ihre Dienste. Wratislaw berichtet frustriert, dass lediglich die „Ausländer“ aus dem Gefolge des Gesandten einige hundert Taler Reisegeld erhalten hätten: „Wir Böhmen hingegen erhielten gar nichts. Als wir nach einiger Zeit wiederholte Bittschriften wegen unserer Vergütung einreichten, gab man uns Bescheid, dass man uns zwar jetzt keine reelle Vergütung zukommen lassen könnte, wenn wir aber in kaiserliche Dienste eintreten wollten, sollte auf uns vor anderen Bedacht genommen werden. Auf diese Art wurden wir genötigt, von unserer Bitte abzulassen.“ Dieses Verfahren erwies sich somit als erfolgverspre94

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teply (wie Anm. 17), 421 f. Für Herzogin Anna sollte er türkische Schuhe, Taschen, Gatyen (Unterhosen), Taschentücher und ein Schreibzeug besorgen. Wie viel Ungnad für diese Gegenstände von den ihm übersandten 500 Gulden tatsächlich ausgab, ließ sich kaum kontrollieren. Vgl. auch weitere Beispiele in ebd. Ibrahim Pascha ließ 1533 dem kaiserlichen Gesandten Geronimo de Zara Schmuckstücke im Wert von 7.000 Dukaten reichen, darunter einen geschliffenen Rubin im Wert von 4.000 Dukaten. müller (wie Anm. 6), 264. Dieser Großwesir dürfte allerdings ein Sonderfall gewesen sein. Ali Pascha schenkte Busbecq 1562 drei Reitpferde, ein Ehrenkleid, ein Allheilmittel sowie ein Glas kostbaren Balsams und damit Gaben, deren Wert deutlich unter jenem von 1533 gelegen haben dürfte. teply (wie Anm. 17), 417 f. Manche Amtsträger äußerten den Wunsch, als Zeichen einer besonderen Bindung eine „private“ Gabe des Gesandten zu erhalten, die dieser dann aus seiner eigenen Tasche bestreiten musste. seiDel, Friedrich: Denckwürdige Gesandtschafft an die Ottomannische Pforte, Welche ehmahls auf Röm. Käys. Maj. Rudolphi II. Hohen Befehl Herr Fridrich von Krekwitz […] verrichtet, Nebst ausführlichem Bericht/ was hierbey so wohl mit dem Herrn Oratore selbst, als denen Seinigen vorgelauffen […]. Görlitz 1711, hier zitiert nach teply (wie Anm. 17), 42. Zitat im Folgenden ebd.

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chende Strategie, in Zeiten besonders leerer Kassen die Finanzierung der kaiserlichen Diplomatie den Diplomaten selbst aufzubürden.

Fazit Das multilateral strukturierte Finanzierungssystem der vormodernen Diplomatie, das in diesem Beitrag nur in groben Zügen umrissen werden konnte, ist im Hinblick auf seine tatsächlichen Funktionsmechanismen noch genauer zu untersuchen. Dabei zielt der Blick auf die Ausgaben für die kaiserliche Diplomatie letztlich auf die Gewichtung ökonomischer Bedingungsfaktoren von Krieg und Frieden, von Machtakkumulation und Machtverlust durch Herrschaftsträger in der Vormoderne. Eine nach unterschiedlichen Ebenen der Politik differenzierende Betrachtung der Investitionen in die Diplomatie erlaubt Aussagen zum operativen oder strategischen Charakter der kaiserlichen Außenpolitik, so über die Frage, ab wann man eigentlich von Diplomatie im Sinne eines Handels sprechen kann, das auf die langfristige Positionierung eines Akteurs im internationalen Staatensystem ausgerichtet war und nicht mehr lediglich der Regelung akuter Konflikte diente. Dabei verdeutlicht die Ausgabenhöhe auch das Gewicht, das die Kaiser der Diplomatie als einem idealerweise auf Konfliktregelung ohne Gewalt angelegten Politikfeld zuwiesen und welche Schwerpunkte sie setzten. Diesbezüglich lassen sich für die habsburgischosmanische Diplomatie fünf vorläufige Thesen formulieren: 1. Die Diplomatiefinanzierung der Kaiser zeichnete sich im Untersuchungszeitraum durch einen vergleichsweise diffusen Charakter und ein hohes Maß an Traditionalität aus. Die Habsburger behielten das traditionelle Prinzip einer Mischfinanzierung, bei dem die Kosten auch durch den Empfangshof und nicht zuletzt durch die Diplomaten selbst getragen wurden, sehr lange bei. Die Einsicht, dass diplomatisches Agieren ökonomische Investitionen notwendig macht, scheint anfangs nur begrenzt vorhanden gewesen zu sein. So hatten die Kaiser im Spätmittelalter die Übernahme einer diplomatischen Mission noch gern als Ausdruck von „Honor“ und „Amicitia“ interpretiert, womit sie einen Anspruch auf materielle Entschädigung negierten. Erst in der Neuzeit entstand die Vorstellung, dass Diplomatie kein Freundschaftsdienst am Fürsten, sondern vielmehr ein Staatsamt sei, bei dem die Bindung der Amtsträger an den eigenen Staat durch eine angemessene Finanzierung sichergestellt werden müsse. Bis dieser Anspruch in die Praxis umgesetzt wurde, war es allerdings ein weiter Weg, zumal die osmanischen Sultane das Prinzip der Kostfreihaltung von Diplomaten selbst dann noch beibehielten, als dieses europaweit bereits außer Gebrauch geraten war. Dadurch sahen sich die Kaiser genötigt, im Gegenzug genauso zu verfahren. 2. Vor dem Hintergrund der mannigfaltigen Bedrohung ihrer Herrschaft im Heiligen Römischen Reich, in Böhmen und Ungarn und teilweise auch in den österreichischen Erbländern, investierten die habsburgischen Könige und Kaiser ab dem zweiten Viertel des 16. Jahrhunderts erhebliche Summen in die diplomatischen Beziehungen zur Hohen Pforte, um wenigstens an dieser „Front“ den

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prekären Frieden zu sichern. Dabei dürften die in diesem Kontext notwendigen Investitionen jene für diplomatische Kontakte zu anderen europäischen Mächten deutlich übertroffen haben. Als besonders kostenintensiv erwiesen sich die sehr große Entfernung zwischen den Residenzen beider Monarchen, das in diesem Ausmaß im europäischen Vergleich unübliche Nebeneinander der neuen Vertretungsdiplomatie und der traditionalen Ad-hoc-Diplomatie, die ob der Tributpflicht ab 1547 sogar noch intensiviert wurde, der direkte Interessengegensatz zwischen beiden Reichen, die hohe Komplexität der Verhandlungsmaterien und damit auch der Verhandlungsprozesse, in die sich vielfach andere Großmächte und regionale Machthaber auf dem Balkan einschalteten, sowie die ausgeprägten kulturellen Differenzen zwischen den Verhandlungsträgern. 3. Die Ausgaben flossen in unterschiedliche Bereiche der Diplomatie. Die Einrichtung einer „Ständigen Vertretung“ ist der institutionellen Ebene von Diplomatie zuzurechnen. Dadurch wurde der Kontakt zwischen beiden Seiten verstetigt, wodurch sich auch die Kosten der Diplomatie verstetigten. Durch ihre Institutionalisierung im Sinne einer organisatorischen Verfestigung im Amt des Residenten wurde auch die Institutionalisierung der Diplomatie im Sinne einer zunehmenden normativen Regelung finanzieller Aspekte vorangetrieben. So wurde zum Beispiel eine feste Besoldung von Residenten und Ad-hoc-Gesandten festgelegt. Ob und wann diese die ihnen zustehenden Leistungen erhielten, hing allerdings nicht selten von der kaiserlichen Haushaltslage ab. Ganz erhebliche Mittel flossen in die prozessuale Ebene der Diplomatie, weil schon die Verhandlungsbereitschaft auf osmanischer Seite erst durch Präsente hergestellt werden musste. Dabei waren die hohen Pensionen, die osmanischen Amtsträgern gezahlt wurden, offenbar meist auf eine längerfristige Instrumentalisierung dieses Personenkreises angelegt, während Ad-hoc-Gaben eher aktuelle Hürden im Verhandlungsgeschehen überwinden sollten. Weitgehend unklar ist, welche Ausgaben jenseits der Tribute in die inhaltliche Ebene der Diplomatie flossen. 4. Die Entwicklung der Investitionen in die habsburgisch-osmanische Diplomatie, ihr Verhältnis zu den Ausgaben für andere Aktionsfelder kaiserlicher Diplomaten sowie die dahinter möglicherweise stehenden Handlungslogiken sind erst noch herauszuarbeiten. Dabei geht es nicht allein darum, anhand eines in vielerlei Hinsicht disparaten Quellenmaterials mehr oder weniger aussagekräftige Zahlenkolonnen zu erstellen. Ziel muss es vielmehr sein, neben quantitativen Auswertungen für bestimmte Zeiträume durch einen qualitativen Zugang auch die in den Quellen überlieferten Argumentationsmuster und Legitimationsformen für das tatsächliche oder das vom jeweiligen Autor propagierte Ausgabeverhalten zu analysieren. Die Sichtweisen der beteiligten Akteure – Kaiser, Geheimer Rat, Hofkriegsrat, Hofkammer oder auch Legaten – unterschieden sich teilweise ganz erheblich, schon weil sie divergierende Interessen vertraten. Als erhellend erweist sich vor allem der Blick auf die Art und Weise, wie bei Auseinandersetzungen über die Finanzierung der Diplomatie ökonomisches, soziales und kulturelles Kapital argumentativ ins Verhältnis gesetzt wurden. Denn die Ökonomie der Diplomatie in einem übergreifenden Sinn umfasst

Ökonomische Grundlagen der habsburgisch-osmanischen Diplomatie

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nicht nur ihre materiellen, sondern auch ihre symbolischen und sozialen Dimensionen. 5. Letztlich zielt das hier umrissene Forschungsprojekt auf eine Vernetzung von politik-, sozial- und wirtschaftshistorischen Zugängen, um über die Finanzierungsformen von diplomatischen Missionen eine wesentliche Funktionsbedingung der vormodernen Diplomatie erfassen zu können. Dabei geht es weniger um die Erfolgsbedingungen diplomatischer Karrieren, sondern um die Frage, welche Auswirkungen die sozioökonomischen Voraussetzungen der Diplomatie auf außenpolitische Entscheidungsprozesse besaßen. Im Moment scheint es fast, als ob das traditionelle, multilateral strukturierte Finanzierungsmodell die Konfliktregelungskapazität der Verhandlungen gelegentlich erhöht hätte, weil nicht nur, aber eben auch materielle Vorteile die Kooperationsbereitschaft der Diplomaten beider Seiten förderten. Dabei liegt der Blick auf die Finanzierung der Diplomatie auch deshalb besonders nahe, weil in dieser frühen Phase manche diplomatische Aktivitäten überhaupt nur in Form ihrer Abrechnungen erhalten sind. Man gewinnt damit sicher ein deutlich schärferes Bild der außenpolitischen Kommunikation der Kaiser in ihrem Gesamtspektrum, als es die klassische Diplomatiegeschichte oder die Zeremoniellforschung mit ihren meist detaillierten, auf konkrete Ereigniskontexte bezogenen Analysen von diplomatischen Verhandlungsprozessen vermögen.

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Symbolik, Selbstbild und Beschwichtigungsstrategien: Diplomatische Geschenke der Osmanen für den Wiener Hof (17.–18. Jahrhundert)1 Nach dem türkischen Sieg bei Mohács 1526 waren die Beziehungen zwischen dem Osmanischen Reich und den Habsburgern, selbst in Friedenszeiten, von einer „herzlichen Feindschaft“ geprägt. Die Hohe Pforte verlangte nicht nur haraç (Tribut), von der Gegenseite euphemistisch „Ehrengeschenk“ (munus honorarium) genannt,2 sondern tat auch ihr Möglichstes, die Habsburger diplomatisch abzuwerten. So wurde Karl V. (1519–1558) in osmanischen Urkunden häufig als İspanya kralı („König von Spanien“) geführt,3 dessen Bruder Ferdinand (1558–1564) vom Großwesir İbrahim Pascha als „(jüngerer) Bruder“ bezeichnet.4 Damit machte İbrahim deutlich, dass man Ferdinand als osmanischen Vasallen betrachtete. Möglicherweise als „Antwort“ auf dieses Verfahren der verbalen Statusminderung – vielleicht auch mit Blick auf die venezianische Krone Süleymans des Prächtigen (1520–1566)5 – scheint Karl V. an die Hohe Pforte eine goldbroschierte seidene Tapisserie gesandt zu haben, auf welcher der Kaiser im Relief auf dem Thron zu sehen war: In einer Hand die Weltkugel, in der anderen ein Schwert, während ihm die Großen des Reichs huldigten.6 Das Stück landete in der großherrlichen 1 2 3

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Für seine zahlreichen wertvollen Hinweise und Kommentare danke ich Prof. Kemal Beydilli von Herzen. schaeNDliNger, Anton C.: Die osmanisch-habsburgische Diplomatie in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. In: Osmanlı Araştırmaları / The Journal of Ottoman Studies IV (1984), 181– 196, hier 191. Vgl. zum Beispiel babiNger, Franz: Die älteste türkische Urkunde des deutsch-osmanischen Staatsverkehrs. In: Aufsätze und Abhandlungen zur Geschichte Südosteuropas und der Levante. Bd. I. Hg. v. Dems. München 1962, 234 und 237 (deutsche Übersetzung). – imber, Colin: The Ottoman Empire 1300–1650: the structure of power. New York 2002, 54. – kÖhbach, Markus: Çasar oder imperator? – Zur Titulatur der römischen Kaiser durch die Osmanen nach dem Vertrag von Zsitvatorok (1606). In: Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes 82 (1992), 223–234. JeNkiNs, Hester Donaldson: Ibrahim Pasha, Grand Vizir of Suleiman the Magnificent. New York 21970 [11911], 82. Dort heißt es, İbrahim habe von Ferdinand „as his brother“ gesprochen. Dies ergibt aber nur Sinn, wenn der Großwesir das türkische Wort kardeşim („mein jüngerer Bruder“) und nicht das neutrale Wort persischen Ursprungs, birader (Bruder), verwendet hat. In der türkischen Familienhierarchie ist der jüngere Bruder nämlich dem älteren zu Gehorsam verpflichtet. Die Anrede kardeşim war deshalb auch in der Korrespondenz der Großwesire mit den Khanen der Krim üblich und brachte das Vasallenverhältnis des so Angeredeten mit dem osmanischen Sultan zum Ausdruck. Dazu: necipoğLu, Gülrû: Süleyman the Magnificent and the Representation of Power in the Context of Ottoman-Hapsburg-Papal Rivalry. In: Süleymân the Second and His Time. Hg. v. Halil İnaLciK und Cemal kaFaDar. Istanbul 1993, 175–223. Als direkte Vorlage für den Gobelin dürfte nicht Parmigianinos berühmte „Allegorie Karls V.“

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Schatzkammer und setzte dort Staub an. Mehr als ein Jahrhundert später war es noch erhalten.7 Aus dem 16. Jahrhundert vermochte ich bislang in den osmanischen Archiven keine Liste von Geschenken an den Wiener Hof zu ermitteln. Der Pfortendolmetscher İbrahim,8 der 1562 mit Busbecq zu Kaiser Ferdinand nach Frankfurt gesandt wurde, um diesem die Friedensurkunde auszuhändigen, überbrachte eine vergleichsweise übersichtliche Gabenkollektion: vier Kamele, ein Pferd, ein Döschen Balsam, einen Teppich, versilberte Steigbügel und zwei Schalen aus Achat.9 Diese Angebinde müssen in der Tat als maßvoll betrachtet werden, wenn man die sonst üblichen Kollektionen nach dem offiziellen Geschenkkanon betrachtet, die der osmanische Hof im diplomatischen Verkehr fremden Mächten zukommen ließ. Wir haben es dabei mit einem ausgefeilten System zu tun, dessen grundlegende Charakteristika und Züge, die hier kurz vorgestellt werden sollen, tief in der hierarchisch geprägten Struktur der osmanischen Gesellschaft verwurzelt waren. Generell hatten Gaben im osmanischen Kontext den Beigeschmack eines Tributs. Wer Macht hatte, dem gebührten reiche Geschenke. Gaben als Sonderform des demonstrativen Konsums machten die hohe Stellung eines Beschenkten für die Umwelt sichtbar und im wahrsten Sinne des Wortes begreifbar. Umgekehrt konnte der Mächtige seinen höheren Status durch angemessene Gegengaben betonen. Individualismus galt in der patrimonial geprägten osmanischen Gesellschaft in keinem Fall als Tugend. Der Einzelne wurde lediglich als Mitglied einer strikt hierarchisch gegliederten Gruppe, etwa eines Haushalts oder auch einer größeren Einheit, gesehen. Offizielle Gaben wurden im Allgemeinen an das jeweilige Oberhaupt gerichtet und waren materieller Ausdruck von Ehrerbietung gegenüber dem führenden Vertreter der Gruppe.10 Von Letzterem wurde erwartet, dass er die erhaltenen Ge-

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(als Weltenherrscher) von 1530 gedient haben, die noch 1604 Rubens zu einem ebensolchen Gemälde anregte. Möglicherweise lag der Tapisserie ein Entwurf (wohl ebenfalls von Parmigianino) für die Ausmalung der von Karl V. geplanten, aber schließlich nicht gebauten Kapelle San Maurizio in Bologna zugrunde. Vgl. ullrich, Uta Barbara: Karl V. und der Triumph von Bologna: San Petronio als Erinnerungsstätte der Kaiserkrönung von 1530 – ein gescheitertes Projekt. In: The world of Emperor Charles V. Hg. v. Wim blOckmaNs und Nicolette mOut. Amsterdam 2004, 293–309. Ein solcher Entwurf mag auch Marten Heemskerck zu seiner Darstellung inspiriert haben, die Vorbild für einen Kupferstich von Dirk Volkertszoon Coonhert wurde. Dieser Stich wurde seinerseits wieder in einer um 1556 entstandenen Miniatur verarbeitet. Vgl. Europa und der Orient 800–1900. Hg. v. Gereon sieVerNich und Hendrik buDDe. Berlin 1989, 253 (Abb. 303), 696–697 (Nr. 7/26). taVerNier escuyer barON D’aubONNe, Jean Baptiste: Nouvelle relation de l‘interieur du serail du Grand Seigneur. Paris 1675, 142. İbrahim Beğ war polnischer Renegat und stammte aus einer Adelsfamilie namens Strasz; italianisiert wurde er Strozzeni genannt. Über ihn siehe matuz, Josef: Die Pfortendolmetscher zur Herrschaftszeit Süleymans des Prächtigen. In: Südost-Forschungen 34 (1975), 26–60, hier 46–48. hammer, Joseph von: Geschichte des osmanischen Reiches. Bd. III. Pest 21963 [11828], 390. Zu den Komponenten des osmanischen Ehrgefüges, das ebenfalls kollektiv geprägt war, siehe reiNDl-kiel, Hedda: Ehre, Beleidigungen und Beleidigungsrituale im Osmanischen Reich (16. und 17. Jh.). In: Bibliotheca Orientalis 66/3–4 (2009), 199–209.

Diplomatische Geschenke der Osmanen für den Wiener Hof (17.–18. Jahrhundert)

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schenke weiterverteilte, zunächst vor allem innerhalb seines Haushalts und der Schar seiner Gefolgsleute, bei Bedarf aber auch außerhalb des eigenen Kreises. Dies illustriert Evliya Çelebi an einer Stelle seines Seyahatnames („Fahrtenbuch“), an welcher der berühmte osmanische Weltenbummler des 17. Jahrhunderts das Loblied des krimtatarischen Prinzen Selim singt. Der Khan der Krim beschenke diesen stets, heißt es dort, „mit einer Vielzahl von kostbaren Kleinodien und seltenem Geschirr, Panzern und Kettenhemden. [Und] er [Selim] ist wahrlich ein großherziger, edelmütiger Prinz, der sich der Zuwendung eines solchen überaus majestätischen Herrschers erfreuen darf; von all seinen Geschenken behält er nichts für sich selbst, sondern verteilt es großzügig an jene, die es verdient haben.“11 Die Umverteilung von Gaben hatte keineswegs zeitnah zu ihrer Entgegennahme zu erfolgen, weshalb viele mehr oder minder kostbare Aufmerksamkeiten zunächst einmal in der Schatzkammer des Beschenkten landeten, um zu gegebenem Anlass zur Weiterverwendung hervorgeholt zu werden. Dies wurde auch seitens des osmanischen Hofs so gehandhabt. (Der Wandteppich Karls V. dürfte als besonders ärgerlich empfunden worden sein, weil sich seine Weitergabe aus naheliegenden Gründen verbot.) Das System von Umverteilung passt sehr gut zu den Charakteristika, die der Wirtschaftshistoriker Karl Polanyi in seiner Studie „The Great Transformation“ skizziert.12 Er befasst sich mit den ökonomischen Systemen archaisch, nicht marktwirtschaftlich geprägter Gesellschaften, darunter auch der vorneuzeitlichen europäischen, und geht vom Vorhandensein von Symmetrien wie auch von einer institutionalisierten Zentralität aus, wobei in diesem Zusammenhang die soziale Organisationsform selbst recht belanglos ist. Symmetrien und Zentralität erleichtern Reziprozität und Umverteilung von Gütern, wozu selbstverständlich auch der Geschenkverkehr zu zählen ist.13 Ende März 1650 rüstete Großwesir (Kara) Murad Pascha eine Gesandtschaft an Kaiser Ferdinand III. aus; Sultan Mehmed IV. war damals erst acht Jahre alt, die faktische Regentschaft hatte seine Großmutter, Kösem Mahpeyker, inne. Nach gutem Brauch griff man zunächst einmal in die Schatzkammer des großherrlichen Marstalls (raht hazinesi). Dort stellte man zwei prunkvolle Pferdeausrüstungen zusammen. Die Steigbügel waren aus purem Silber mit einem Gewicht von 930 dirhem / 2.976 Gramm beziehungsweise 870 dirhem / 2.784 Gramm. Ein Armband (pazubend), ein bislang im hippologischen Kontext nicht identifizierbares Objekt,14 11

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Evliyâ Çelebi, Seyahatnamesi. 7. Kitap. Topkapı Sarayı Kütüphanesi Bağdat 308 numaralı yazmanın transkripsiyonu – dizini [Fahrtenbuch des Evliya Çelebi. 7. Band. Transkription – Index der Handschrift Bağdat 308 der Bibliothek des Topkapı Sarayı]. Hg. v. Seyit Ali kahramaN, Yücel dağLi und Robert DaNkOFF. Istanbul 2003, 236. Die Übersetzung stammt von meinem Schüler Caspar Hillebrandt. pOlaNyi, Karl: The Great Transformation: The Political and Economic Origins of Our Time. Boston 2001. Ebd., 45–58 („Societies and Economic Systems“). Normalerweise bezeichnet der Begriff ein Armband, das allerdings am Oberarm getragen wird. Die Bedeutung erschließt sich bei Betrachtung des Bamberger Gunthertuchs, eines byzantinischen Seidengewebes aus dem 10./11. Jahrhundert, das einen byzantinischen Kaiser im Triumph zu Pferde zeigt, das an allen vier Oberschenkeln breite juwelenbesetzte Reifen trägt, die

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war aus reinem Gold, mit fünf Chrysolithen und acht kleinen Türkisen besetzt, das andere pazubend aus vergoldetem Silber, ebenso wie die übrigen Metallteile der Ausrüstung. Zügel, Zaumzeug Brustgurt und Kopfschmuck waren orangefarben verziert und mit Rubinen, Türkisen, Chrysolithen und Jadesteinen besetzt. Hinzu kamen zwei Pferdedecken (dikdik) aus silber- und goldbesticktem Samt.15 Dazu lieferte wenig später der Meister des Ersten Marstalls, Hasan Ağa, noch eine juwelenbesetzte und eine seidene Pferdeausrüstung, einen juwelenbesetzten silbernen Sattel, einen weiteren aus vergoldetem Silber, zwei Paar silberne Steigbügel, einen edelsteinbesetzten silbernen und einen schlichten silbernen Pferdekopfputz (topuz), zwei wollene Pferdedecken (dikme ‘abayı), zwei silberne Ketten, zwei Armbänder (pazubend), zwei Pferdedecken (yapuk) sowie 14 Pferde. Dieses zweite Dokument trägt unter der Liste folgenden Befehl (wohl aus der Kanzlei des Großwesirs): „Hiermit wird befohlen, dass der Stallmeister (mirahor ağa) die erwähnte hübsche Ausrüstung beschaffen und, nachdem er zum [Palast am] großherrlichen Marinearsenal gekommen ist, bei der Audienz zeigen soll.“ Das Dokument ist auf der Rückseite datiert: evasıt-ı Rebi̔ II sene-i 1060 H. / Mitte April 1650 A. D.16 Aus einem weiteren, später thematisierten Dokument lässt sich ersehen, dass der Stallmeister alle Gegenstände den Beständen des Palasts entnahm. Der Befehl, die Kollektion in der Audienz vorzuführen, bezieht sich wahrscheinlich auf den Sultan – und seine hinter einem Vorhang verborgene Großmutter Kösem Mahpeyker, die mächtigste Frau des Reichs. Dies zeigt, welche Bedeutung man Staatsgeschenken beimaß. Der Lange Türkenkrieg (1593–1606), der gegen Ende gewissermaßen einem Stellungskrieg gleichkam, war im November 1606 mit dem Friedensschluss von Zsitvatorok beendet worden. Die Osmanen standen seit 1603 wieder im Krieg mit Persien und benötigten Entlastung im Westen. Artikel 2 des Vertrags legte fest, dass die osmanische die österreichische Seite nicht mehr mit „König“, sondern mit Kaiser (çasar) titulieren sollte.17 Obwohl sich die beiden Parteien somit auf Statusgleichheit geeinigt hatten, wichen insbesondere Artikel 11 und 15 in den drei Vertragsfassungen voneinander ab. Allerdings war der türkische Text, der die osmanischen Vorstellungen widerspiegelte, von den kaiserlichen und den siebenbürgischen

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mit purpurnen Seidenbändern gehalten werden. Beim pazubend dürfte es sich also um eine osmanische Adaption dieses ursprünglich iranischen Schmuckelements handeln. Zum Gunthertuch s. müller-christeNseN, Sigrid: Das Gunthertuch im Bamberger Domschatz. Veröffentlichungen des Diözesanmuseums Bamberg. Bd. 2. Bamberg 1984. Auch bei meriç, Rıfkı Melûl: Türk San‘atı Tarihi Vesikaları: Bayramlarda Padişahlara Hediye Edilen San’at Eserleri ve Karşılıkları [Dokumente zur Geschichte der türkischen Kunst: Kunstwerke, die den Sultanen zu Feiertagen geschenkt wurden und die entsprechenden Gegengaben]. In: Türk San’atı Tarihi: Araştırma ve İncemeleri. Bd. I. Istanbul 1963, 764–786, hier 768, 770 f. werden Pferdepazubend als Goldschmiedearbeiten genannt. Aus Meriçs Dokumenten geht hervor, dass es sich um Goldschmiedearbeiten handelt. Wir haben es also offenbar mit einem manchmal bei Hof verwendeten, sonst aber eher seltenen Pferdeschmuck zu tun. Archiv des Topkapı Sarayı-Museums Istanbul (fortan TSMA), E. 983/5, vom 24. Rebi‘ I 1060 H/27. III. 1650 A. D. TSMA, E. 3957/12. kÖhbach (wie Anm. 3), 225 f.

Diplomatische Geschenke der Osmanen für den Wiener Hof (17.–18. Jahrhundert)

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Unterhändlern unterschrieben. Insbesondere fehlte dort der Passus, dass die „Verehrung“ an den Sultan von 200.000 Gulden „ein Mal für alle Mal“ zu zahlen sei. Implizit bedeutete diese Formulierung also, dass das Tributverhältnis des Kaisers und Königs von Ungarn gegenüber dem Sultan beendet sein sollte.18 Dies war in osmanischen Augen eine deutliche Minderung des eigenen Status, und es bedurfte langer und zäher Verhandlungen der Österreicher, den kaiserlichen Standpunkt schließlich im Frieden von Wien 1616 durchzusetzen. Das osmanische Zähneknirschen darüber war aber de facto noch bei den Verhandlungen zum zweiten Frieden von Szöny (1642) zu hören, bei denen die Vertreter der Hohen Pforte erneut Tributzahlungen forderten. Einem entsprechenden Ansinnen sah sich auch 1649 der türkeierfahrene Rudolf Schmidt von Schwarzenhorn bei seinen Gesprächen in der osmanischen Hauptstadt gegenüber: Die Hohe Pforte verlangte die Zahlung von 100.000 Golddukaten.19 Dieses Beharren der Osmanen auf Tributzahlungen stand sicherlich auch in Zusammenhang mit der desolaten Lage der osmanischen Staatsfinanzen während dieser Jahre. Nach der massiven Abwertung des osmanischen akçe (circa 1585/86) um 44 Prozent,20 nach dem langen Krieg und den Celali-Revolten, die Anatolien an den Rand des Zusammenbruchs brachten, Aufständen in anderen Provinzen und wiederkehrenden Finanzkrisen, hatte der osmanische Staat in den vierziger Jahren des 17. Jahrhunderts sogar die Herrschaft über die eigene Währung verloren. Es wurden keine eigenen Münzen (akçe) mehr geprägt und eine Flut von schlechten europäischen Münzen überschwemmte den osmanischen Markt.21 Auch der seit 1645 schier endlos währende Kretakrieg war ein kostspieliges Unterfangen. Vor diesem Hintergrund sind die osmanischen Tributforderungen nur allzu verständlich. Ein Blick auf den osmanischen Umgang mit den diplomatischen Gaben für den Wiener Hof zeigt jedoch, dass nicht allein die Geldnot für das penetrante Beharren auf Tributzahlungen verantwortlich war. Zwar konnte die Hohe Pforte ihre pekuniären Wünsche nicht durchsetzen, im internen Schriftverkehr war ihre Welt jedoch noch in Ordnung. In beiden angeführten, für den innerosmanischen Gebrauch bestimmten Dokumenten wurde Kaiser Ferdinand III. als Bec kralı, als „König von Wien“, bezeichnet, was deutlich als Herabsetzung zu verstehen ist, noch eine Stufe niedriger als Nemçe kralı, „Österreichischer König“. Es gab also weder den für die Osmanen völlig unannehmbaren Titel Kaysar (der für die Osmanen den byzantinischen Kaiser bezeichnete) noch dessen ungarische Entsprechung császár (osman. çasar), nicht einmal den für Os18

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NehriNg, Karl: Adam Freiherrn zu Herbersteins Gesandtschaftsreise nach Konstantinopel. Ein Beitrag zum Frieden von Zsitvatorok (1606). München 1983, 24–27 und 60 f. Siehe auch bayerle, Gustav: The Compromis at Zsitvatorok. In: Archivum Ottomanicum VI (1980), 5–53. Die englische Übersetzung der türkischen Version siehe ebd., 12–17. kÖhbach, Markus: Die diplomatischen Beziehungen zwischen Österreich und dem Osmanischen Reich (vom Frieden von Zsitva Torok bis zum 1. Weltkrieg). In: Osmanlı Araştırmaları / The Journal of Ottoman Studies IV (1984), 237–260, hier 239 f. pamuk, Şevket: A Monetary History of the Ottoman Empire. Cambridge 2000, 122–125 und 135–138. Ebd., 149–158.

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manen wertfreien Titel imparator,22 sondern nur den „König von Wien“ oder allenfalls den „König von Österreich“. Als solcher wurde der Kaiser in einem teşrifat defteri, einem Register des großherrlichen Protokolls, geführt, in dem die komplette Geschenksendung an den Wiener Hof aufgelistet wurde: Neben den 14 Pferden und dem Zubehör, das in den bereits besprochenen Dokumenten registriert war, fanden sich dort zwei kleine und vier große Perserteppiche, ein kleiner Seidenteppich, 15 Uşak-Gebetsteppiche, eine Kugel Ambra, ein Zelt (otağ) mit Ausstattung und Schattendächern, 20 Stücke Moschus, ein edelsteinbesetztes Horn, zehn Bezoar-Steine, 50 Turbanwicklungen (destar) nach Pascha-Art, 100 weitere der besten Qualität (mu’alla) und fünf Ehrenkleider aus seraser, einem wahrhaft königlichen Seidenstoff mit eingewebten Gold- und Silberfäden, der (fast) nur bei Hofe getragen wurde.23 Die Turbane, Teppiche und Ehrenkleider hatte man für 309.000 akçe käuflich erworben,24 was etwa 1.931 venezianischen Dukaten entsprach.25 Alle anderen Gaben stammten offensichtlich aus den Beständen der großherrlichen Schatzkammern. Die Beigabe von Ehrenkleidern unterscheidet diese Kollektion deutlich von den Gabensendungen an islamische Höfe. Zudem wurden islamische Herrscher stets mit mindestens einer wertvollen Koranhandschrift bedacht. Auch waren in jenen Geschenkkollektionen Teppiche weniger stark vertreten. Dort erscheinen sie vor allem – meist gewebt und seiden – als Gebetsteppiche (seccade), wodurch sie sich ebenso wie Korane und islamische Rosenkränze (tesbih) als Elemente demonstrativer Religiosität deuten lassen. Im obigen Fall dürfte die Menge der geknüpften Teppiche vor allem der europäischen Begeisterung für die exotischen Bodenbeläge geschuldet sein. Zelte waren zu allen Zeiten beliebte Gaben in der gesamten islamischen Welt, denn sie ließen sich, abhängig von Größe und Wert, sowohl als Zeichen von Überlegenheit als auch von Unterwerfung deuten.26 Beispielsweise wurde Murad III. (1574–1595) vom iranischen Hof mit einem edelsteinverzierten Zelt bedacht.27

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Siehe kÖhbach (wie Anm. 3), 226–232. İpek: The Crescent & the Rose. Imperial Ottoman Silks and Velvets. Hg. v. Julian raby und Alison eFFeNy. Istanbul-London 2001, 341. – tezcaN, Hülya: Atlaslar Atlası: Pamuklu, Yün ve İpek Kumaş Koleksiyonu. Cotton, Woolen and Silk: Fabrics Collection. Istanbul 1993, 34. Başbakanlık Osmanlı Arşivi [Osmanisches Archiv des Ministerpräsidialamts] (fortan BOA), Istanbul, Kepeci 668, 22. Als Rechnungseinheit war akçe bis ins 19 Jahrhundert gebräuchlich. Vgl. SaHiLioğLu, Halil: Akçe. In: Türkiye Diyanet Vakfı İslâm Ansiklopedisi. Bd. 2. Istanbul 1989, 227, wo der Wert des venezianischen Dukaten für das Jahr 1645 mit 160 akçe angegeben wird. 1649 betrug der durchschnittliche Tageslohn eines ungelernten Bauarbeiters in Istanbul 15,2 akçe. pamuk, Şevket: İstanbul ve Diğer Kentlerde 500 Yıllık Fiyatlar ve Ücretler, 1469– 1998 / 500 Years of Prices and Wages in Istanbul and other Cities. Ankara 2000, 70. aNDreWs, Peter A.: The Precious and the Numinous: Tents as Charged Objects and Princely Gifts. In: Nurhan Atasoy Armağanı (im Druck). Für die Einsichtnahme in das unveröffentlichte Manuskript danke ich Peter Andrews von Herzen. Dieses ist auf einer Miniatur in einem Şehinşahname („Buch des Königs der Könige“) festgehalten: İstanbul Üniversitesi Kütüphanesi [Bibliothek der Universität Istanbul], Farsça Yazmalar no. 1404, fol. 43b. Abbildung in İslâm Ansiklopedisi (wie Anm. 25), 8, 159.

Diplomatische Geschenke der Osmanen für den Wiener Hof (17.–18. Jahrhundert)

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Die Pferde, wahrscheinlich Araber, die auf einen besonders hohen Status des Reiters verwiesen,28 und deren kostbare Ausrüstung waren in osmanischen Augen einem Fürsten angemessen. Man darf nicht vergessen, dass im islamischen Kontext palast- und hausinterne Prachtentfaltung für die Öffentlichkeit unsichtbar blieb, demonstrativer Konsum also vor allem in der Zahl des Gefolges, seiner Ausstattung, der Kleidung, der Reittiere und deren Ausstaffierung nach außen getragen wurde. Ambra, eine in Luft oder Salzwasser fest gewordene, wohlriechende Substanz aus dem Verdauungstrakt der Pottwale, und Moschus waren kostbare Duftstoffe. An islamischen Höfen waren sie – wahrscheinlich wegen ihrer ursprünglich sakralen Konnotation – hochgeschätzt.29 Eine ähnlich fürstliche Gabe waren Bezoarsteine: Ebenfalls von unappetitlicher Herkunft – aus dem Magen und Verdauungstrakt diverser Tiere stammend – galten diese im Orient und Okzident als Antidot und wurden oftmals kostbar gefasst. Duftstoffe und Bezoarsteine waren unverzichtbare Attribute königlicher und anderer glanzvoller Haushalte und somit ideale Gaben von Hof zu Hof.30 Die Deutung der Turbanwicklungen ist etwas problematischer. Sie waren ein fester Bestandteil von Geschenksendungen an muslimische Herrscher, denen zudem auch größere Mengen von wertvollen Stoffen geschickt wurden. Dieser Teil des Gabenpakets war ursprünglich für die Ausstaffierung der Mitglieder des jeweiligen Haushalts gedacht, wanderte aber häufig in die jeweilige Schatzkammer, um bei Bedarf weiterverschenkt werden zu können. Man könnte versucht sein, die Turbanwicklungen als Aufforderungen an den Wiener Hof zu verstehen, „den Turban zu nehmen“, sich also zum Islam zu bekehren, wie ich selbst früher angenommen habe. Wäre dies der Fall, hätte man aber vollständige Turbane (sarık) senden müssen. Der Turban – meist aus einer Art feinem Baumwoll-Musselin – wird nämlich stets über eine darunter sitzende Kappe gewickelt. Bei der sorgfältigen Zusammenstellung der Gaben für den Wiener Hof können wir ausschließen, dass man die Turbanwicklungen aus reiner Gewohnheit beigab. Von Evliya Çelebi wissen wir, dass sich der feine, weiche Musselin-Stoff im Abendland großer Beliebtheit erfreute, etwa für Hemden und Unterwäsche.31 Er wurde also von den Osmanen als Aufmerksamkeit bewusst beigegeben. 28 29 30

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Siehe reiNDl-kiel, Hedda: No Horses for the Enemy: Ottoman Trade Regulations and Horse Gifting. In: Pferde in Asien: Geschichte, Handel und Kultur / Horses in Asia: History, Trade and Culture. Hg. v. Bert G. FragNer, Ralph kauz u. a. Wien 2009, 43–49. Vgl. reiNDl-kiel, Hedda: Der Duft der Macht: Osmanen, islamische Tradition, muslimische Mächte und der Westen im Spiegel diplomatischer Geschenke. In: Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes 95 (2005), 195–258, hier 249–257. Im Nachlass des 1776 in Manisa (Westtürkei) verstorbenen ehemaligen Gouverneurs der Provinz İçel (Adana), Topaloğlu Vekîl Osman Pascha, fanden sich – abgesehen von einer beeindruckenden Anzahl von luxuriösen Textilien und Waffen – beispielsweise nebst zwei Stücken unbekannten Gewichts 52,6 g Ambra, dazu fast 3,5 kg Aloe und zwei Bezoarsteine. NeumaNN, Christoph K.: How did a vizier dress in the eighteenth century? In: Ottoman Costumes: From Textile to Identity. Hg. v. Suraiya FarOqhi und Christoph K. NeumaNN. Istanbul 2004, 201, 203, 205 f. und 214 f. „Paşa […] her kefereye birer destâr verdi, zîrâ anda dülbend gâyet makbûldür – der Pascha […] gab jedem Ungläubigen je eine Turbanwicklung, denn dort ist dülbent-Stoff recht beliebt.“

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Die fünf Ehrenkleider waren nichts anderes als eine Bekräftigung der osmanischen Tributforderungen. Ehrenkleider werden oft mit europäischen Orden verglichen,32 deren Konnotation und Symbolgehalt jedoch sehr stark abweichen. Die Verleihung von Ehrengewändern (hil‘at) geschah immer in einer Abwärtsbewegung. Zwischen Gleichgestellen konnten kostbare Gewänder oder Pelze zwar durchaus vergeben werden, diese wurden jedoch nicht als hil‘at bezeichnet. Ein Ehrengewand – ursprünglich eine herrscherliche Prärogative – konnte einzig und allein einem Rangniedrigeren verliehen werden, der damit symbolisch zu einem Haushaltsmitglied des Gebenden gemacht wurde. Zu den vornehmsten Pflichten jedes Haushaltsvorstands gehörte es bekanntlich, die Mitglieder des eigenen Hausstands zu kleiden und zu nähren.33 Gesandte und ihre Begleiter wurden vor der Audienz beim Sultan meist in Ehrengewänder gekleidet und so symbolisch zu Mitgliedern des großherrlichen Haushalts gemacht.34 Damit nahm der Herrscher den Empfänger der Kleidung unter seinen Schutz, wofür dieser umgekehrt ein Loyalitätsverhältnis zum Sultan einging. Er war dadurch – zumindest symbolisch – zum Vasallen des Großherrn geworden.35 In der Tat wurden alle osmanischen Vasallen – so der Khan der Krim36 oder die Fürsten (voyvoda) von Siebenbürgen37, der Moldau (Boğdan) und der Walachei (Eflak)38 – regelmäßig mit Ehrengewändern versehen. Soweit man weiß, war das osmanische Ehrengewand als solches (anders als das anderer islamischer Dynastien) nicht besonders gekennzeichnet. Es entsprach der Hofkleidung zu festlichen Anlässen; somit war ein Gewand erst dann ein Ehrenkleid, wenn man es so nannte.39 Angesichts der osmanischen Tributforderungen und der intern gebrauchten Titulatur ist es mehr als wahrscheinlich, dass die Be-

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Evliyâ (wie Anm. 11), 119. – Im Reiche des Goldenen Apfels: des türkischen Weltenbummlers Evliyâ Çelebi denkwürdige Reise in das Giaurenland und in die Stadt und Festung Wien, anno 1665. Hg. v. Richard F. kreutel. Graz 21963 [11957], 173. Vgl. Pars pro Toto spuler, Bertold: Die europäische Diplomatie in Konstantinopel bis zum Frieden von Belgrad (1739), 2. Teil. In: Jahrbücher für Kultur und Geschichte der Slaven XI/2 (1935), 171–222, hier 189. Im Palast und in den Elitehaushalten geschah dies zweimal im Jahr, am 6. Mai (ruz-ı Hızır) und am 9. November (ruz-ı kasım). Prof. Kemal Beydilli wies mich auf eine andere Deutung hin, wonach man das Auge des Großherrn nicht mit der eng anliegenden, hässlichen europäischen Bekleidung habe beleidigen wollen. Vgl. spuler (wie Anm. 32), 190. Bezeichnend ist der diplomatische Skandal, den die Weigerung des Gesandten von Nadir Schah, Haccı Khan, hervorrief, das osmanische Ehrengewand zu akzeptieren. Siehe murphey, Rhoads: The Cultural and Political Meaning of Ottoman Rituals of Welcome: A Text-Linked Analisis Based on Accounts by Three Key Ottoman Historians. In: Acta Viennensia Ottomanica: Akten des 13. CIEPO-Symposiums vom 21. bis 25. September 1998 in Wien. Hg. v. Markus kÖhbach, Gisela prOcházka-eisl und Claudia rÖmer. Wien 1999, 253 f. Siehe beispielsweise BOA, Name-i Hümayun 5, 1–5, 99–101, 124–126, 130–133. BOA, Kepeci 669, 13 (5. Muharrem 1094 H./5.12.1682 A. D.), Name-i Hümayun 5, 8. BOA, D.BŞM 209, 15 (8. Receb 1069 H./1.4.1659 A. D.), 37 (25. and 26. Muharrem 1074 H./23.–24.VIII. 1663 A. D.), 38 (25. Safer 1074 H./28.IX. 1663 A. D.). WeNNer, Adam: Tagebuch der kaiserlichen Gesandtschaft nach Konstantinopel 1616–1618. Hg. v. Karl NehriNg. München 1984, 13. Dort werden Ehrengewänder beschrieben, von ihm Caphiten („Kaftane“) genannt, „welches lange Röck/in form der Ungarischen Mantee/doch

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zeichnung hil‘at, Ehrenkleid, auch in der in Wien übergebenen Geschenkliste auftauchte. In einem von Markus Köhbach zitierten Abschnitt des 1646 abgeschlossenen Geschichtswerks Bedāyi’u’l-vakāyi des ehemaligen Chefs der Palastsekretäre (re’isülküttab), Koca Hüseyin, schreibt dieser, in seiner Amtszeit habe man sich mit der Problematik der Titulatur für den Kaiser auseinandergesetzt.40 Da man aufgrund des Vertrags von Zsitvatorok nicht kral, König, schreiben konnte und çasar nicht verwenden wollte, hätte man sich für den Ausweg imparator entschieden.41 Wir können also davon ausgehen, dass die osmanische Kanzlei noch einmal sorgfältig den Vertragstext prüfte, erfreut feststellte, dass er keinen Passus über Ehrengewänder enthielt und mit Genugtuung der Geschenksendung an den Wiener Hof die fünf Gewänder beigab. Als das Problem Siebenbürgen 1663 eine erneute kriegerische Konfrontation zwischen Habsburg und der Hohen Pforte wahrscheinlich machte, brachte Großwesir Köprülü Fâzıl Ahmed Pascha in den Verhandlungen mit den kaiserlichen Bevollmächtigten erneut Tributforderungen ins Spiel: entweder jährlich 30.000 oder eine einmalige Zahlung von 200.000 Dukaten.42 Obwohl der folgende Krieg mit einem überraschenden Sieg der Kaiserlichen bei St. Gotthard an der Raab (1664) endete, gelang es der osmanischen Diplomatie im Frieden von Eisenburg (ung. Vasvár), ihre Ziele im Wesentlichen durchzusetzen. Statt der zunächst geforderten 200.000 Dukaten Tribut gab sich die Pforte mit einem spontaneum munus, einem „freiwilligen Geschenk“ von eben dieser Summe zufrieden und verpflichtete sich, dies durch gleichwertige Geschenke zu erwidern.43 Damit hatte das Habsburgerreich auch nach osmanischer Vertragslage definitiv nicht mehr den Status eines Tributpflichtigen.44 Die mangelnde Begeisterung der Osmanen für diese Lösung lässt sich daran ablesen, dass sie der Gesandtschaft Kara Mehmed Paschas 1665 eine beinahe identische Gabenauslese wie 1650 mitgaben, die diesmal, nach dem osmanischen Historiographen Silahdar Fındıklı Mehmed Ağa, 100 Turbane und 40 Ehrengewänder enthalten haben soll.45 Evliya Çelebi, der die Gesandtschaft begleitet hat, berichtet

40 41 42 43 44 45

ohne Kragen und Schlingen/ von Golt/Silber und Stickwerck/ allerley farben eingetragenen Blumwerck seyend“. Siehe dazu ÖzcaN, Abdülkadir: Koca Hüseyin. In: İslâm Ansiklopedisi (wie Anm. 25), 26, 130 f. kÖhbach (wie Anm. 3), 228–230. kÖhbach (wie Anm. 19), 241. WagNer, Georg: Das Türkenjahr 1664, eine europäische Bewährung: Raimund Montecuccoli, die Schlacht von St. Gotthard-Mogersdorf und der Friede von Eisenburg (Vasvár). Eisenstadt 1964, 464–469. beyDilli, Kemal: Sefaret ve Sefaretnâme Hakkında Yeni Bir Değerlendirme [Eine Neubewertung von Gesandtschaften und Gesandtschaftsberichten]. In: Osmanlı Araştırmaları / The Journal of Ottoman Studies XXX (2007), 17. Die Liste bei silahDâr FiNDikli mehmeD Ağa: Silahdâr Târîhi [Geschichte des Silahdar]. Bd. I. Istanbul 1928, 377 enthält eine edelsteinbesetzte Agraffe mit Federbusch (sorguç), ein rundes Zelt mit einem Mast, zehn Gebetsteppiche, fünf Perserteppiche, ein okka (1.282 Gramm) Amber, zwei kostbar ausgestattete Araberpferde (küheylan), zehn Handpferde, 100 Turbane (sarık) und 40 Ehrengewänder.

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außerdem von zwei „mit Edelsteinen übersäten Pferden“ aus dem großherrlichen Marstall. Ein Ehrengewand habe der Kaiser seiner Mutter übersandt, ein weiteres seinem „ersten Wesir“ und ein drittes seinem Oberpriester.46 Nach dem Theatrum Europaeum IX wurden nur zwölf Kaftane überreicht.47 Leider ist es bisher nicht gelungen, die offizielle osmanische Geschenkliste in den türkischen Archiven aufzuspüren. In jedem Fall aber ist klar, dass die osmanische Seite trotz eindeutiger Vertragslage weiter am grundsätzlichen Vasallenstatus des Habsburgerreichs festhielt, der sich eben gerade realpolitisch nicht durchsetzen ließ. Es läge nahe, im 17. Jahrhundert, in dessen Verlauf der orthodoxe Islam am osmanischen Hof stark an Boden gewann,48 das Beharren auf dem Vasallenstatus der Habsburger dem islamischen Konzept von daru’ l-islam und daru’ l-harb zuzuschreiben. Demzufolge wäre mit nicht-islamischen Staaten im Prinzip nur ein permanenter Kriegszustand möglich, Friedensverträge zwischen Muslimen und Christen hätten demnach nur den Charakter eines kurzfristigen Waffenstillstands.49 Allerdings ist dieses staatsrechtliche Konzept nicht ganz so undifferenziert, wie es zunächst scheint.50 Im Umgang der Hohen Pforte mit Grundsätzen des islamischen Rechts lässt sich zudem generell die starke Tendenz zu pragmatischen Lösungen erkennen.51 Das Beharren auf der Ansicht, die Habsburger seien Vasallen, hat deshalb zweifelsohne mit dem osmanischen Selbstbild als überlegener Macht einerseits und mit dem Traditionalismus andererseits zu tun, den der türkische Wirtschaftshistoriker Mehmet Genç als einen Wesenszug des vormodernen osmanischen Staats (zwischen 1500 und 1800) beschrieb.52 Beides schließt nicht aus, dass 46 47

48 49 50 51

52

kreutel (wie Anm. 31), 156–160. Evliyâ (wie Anm. 11), 115 f. Nach WagNer (wie Anm. 43), 469. Dort wurden außerdem sechs riesige Perserteppiche, ein großes Zelt, an dem 64 Personen 300 Tage lang gearbeitet hatten, ein großes Stück Ambra, ein Kästchen mit Bezoar, Bisam (Balsam?), sieben arabische Hengste, eine Agraffe mit doppeltem Reiherbusch, die die Form einer großen goldenen Rose hatte und mit Diamanten und anderen Edelsteinen besetzt war, geschenkt. zilFi, Madeline C.: The Politics of Piety: The Ottoman Ulema in the Postclassical Age (1600– 1800). Minneapolis 1988. – baer, Marc David: Honored by the Glory of Islam: Conversion and Conquest in Ottoman Europe. New York 2008. So beispielsweise tyaN, É[mile]: Djihād (s. v.). In: Encyclopaedia of Islam. New Edition. Bd. II. Leiden-London 1965, 538–540, hier 539. Siehe abel, A[rmand]: Dār al-Harb (s. v.). In: Ebd., 126. – Ders.: Dār al-İslām (s. v.). In: Ebd., 127 f. – Özel, Ahmed: Dârülharp. In: İslâm Ansiklopedisi (wie Anm. 25), 8, 536 f. – Ders.: Dârülislâm. In: Ebd., 8, 541–543 und die jeweils angegebene Literatur. Besonders deutlich ist dies beim Neubau von Kirchen auf osmanischem Territorium. Siehe dazu kiel, Machiel: The Development of Christian Art and Architecture in the Balkan Provinces in the Ottoman Period. A Contribution to the Study of Religious Tolerance in the Ottoman Empire. In: Osmanlı Devleti’nde Din ve Vicdan Hürriyeti. Hg. v. Engin akarli und İlber Ortayli. Istanbul 2000, 267–274 und 393–404. – Ders.: Islamic Influence on Christian Art: Ottoman Architecture and the Serbian-Orthodox Monasteries of Northern Bosnia. In: Actes du Vme congrès international d’archéologie ottomane. Hg. v. Abdeljelil temimi. Zaghouan 2003, 87–93. – Ders.: Art and Society of Bulgaria in the Turkish Period. A Sketch of the Economic, Juridical and Artistic Preconditions of Bulgarian Post-Byzantine Art and its Place in the Development of the Arts of the Christian Balkans, 1360/70–1700: A New Interpretation. AssenMaastricht 1985, 191–205. geNç, Mehmet: Osmanlı İmparatorluğunda Devlet ve Ekonomi [Staat und Wirtschaft im Os-

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auch die religiöse Komponente eine Rolle gespielt haben mag – eine Hauptrolle hatte diese freilich nicht. Nach dem türkischen Desaster vor Wien 1683 und den darauf folgenden verlustreichen Kriegen änderte sich die osmanische Einstellung gegenüber dem Westen zwangsläufig. Der wenig freundliche kaiserliche Umgang mit dem osmanischen Gesandten Zülfikâr Pascha, der 1688 zu Friedensverhandlungen nach Wien gesandt wurde und erst 1692 heimkehren konnte, machte sehr deutlich, dass sich das Kräfteverhältnis inzwischen umgekehrt hatte.53 Man wurde sich der eigenen Schwäche bewusst. Dies fand auch Niederschlag in den diplomatischen Geschenken, die von nun an auf Beschwichtigung ausgerichtet waren. In einer undatierten Liste, die wahrscheinlich aus dem Jahr 1699 stammt, als der Friede von Karlowitz ratifiziert wurde, bezeichnete man Kaiser Leopold I. (1658–1705) als Nemçe Çasarı, als deutschen Kaiser. Diese Sendung entsprach, einschließlich der Turbanstoffe, weitgehend ihren Vorgängern, allerdings fehlten die Ehrenkleider. Stattdessen fanden sich neben 25 Pferden zwei Jagd-Geparden mit persisch bestickten Rückendecken.54 Dies ließ sich als Zeichen für den endgültigen Durchbruch hinsichtlich der Anerkennung des Kaisers als gleichberechtigten Monarchen werten, denn exotische Tiere, insbesondere die symbolträchtigen Raubkatzen, wurden nur unabhängigen Herrschern zugedacht. Allerdings hatte sich die neue Sicht der Dinge auch im Jahre 1700 in der osmanischen Verwaltung noch nicht überall durchgesetzt, denn in einem internen Abrechnungsregister findet sich die Bezeichnung „Kaiser“ (çasar) durchgestrichen und durch ein darüber geschriebenes „König“ (kral) ersetzt.55 Der Friede von Passarowitz, der den Venezianisch-Österreichischen Türkenkrieg (1714–1718) beendet hatte, bestätigte der osmanischen Führung schmerzhaft, dass das Reich seine frühere Vormachtstellung verloren hatte. Dies konnten auch die osmanischen Erfolge des Russisch-Österreichischen Krieges von 1736–1739 nicht revidieren. Zur Ratifizierung des Friedens von Belgrad wurde 1740 Ali Pascha mit einer reichen Geschenksendung nach Wien beordert. Auch wenn der Aufbau der Gabenkollektion in den Grundzügen wieder früheren Sendungen entsprach, 53

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manischen Reich]. Istanbul 2000, 45–50. Der Bericht Zülfikâr Paschas ist in modern-türkischer Transkription und als Faksimile des osmanischen Texts vollständig ediert: Zülfikâr Paşa’nın Viyana Sefâreti ve Esâreti (1099– 1103/1688–1692). (Cerîde-i Takrîrat-i Zülfikâr Efendi Der Kal’a-i Beç) [Die Botschaftsreise Zülfikâr Paschas nach Wien und seine Gefangenschaft (1099–1103/1688–1692). (Denkwürdigkeiten des Zülfikâr Efendi in der Festung Wien)]. Hg. v. Mustafa güler. Istanbul 2007. Im osmanischen Text pars („Leopard“). Es dürfte sich jedoch um Jagd-Geparden indischer Provenienz handeln. Vgl. allseN, Thomas T.: The Royal Hunt in Eurasian History. Philadelphia 2006, 73–82. Zu der Geschenksendung siehe reiNDl-kiel (wie Anm. 29), 247. In die dort angegebene Referenz hat sich ein Fehler eingeschlichen; korrekt muss es heißen: Name-i hümayun 5, 428–430. BOA, D.BŞM 952, 49. Die Abrechnung betrifft die Lebensmittelzuteilung für den österreichischen Gesandten. Zur Symbolik exotischer Tiere siehe reiNDl-kiel, Hedda: Power and Submission: Gifting at Royal Circumcision Festivals in the Ottoman Empire (16th–18th Centuries). In: Turcica 41 (2009), 37–88, hier 52. – Dies.: Dogs, Elephants, Lions and a Rhino on Diplomatic Mission: Animals as Gifts to the Ottoman Court. In: Animals and People in the Ottoman Empire. Hg. v. Suraiya FarOqhi. istanbul 2010, 271–285, hier 282 f.

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waren die einzelnen Elemente ganz offensichtlich kostbarer. Die Agraffe für Kaiser Karl VI. (1711–1740) hatte einen großen Smaragd, umgeben von elf Rubinen und 86 Diamanten. Auch das Zaumzeug und das Pferdegeschirr waren diamantenbesetzt, dazu kamen zwei juwelenbesetzte Zepter aus Kristall. Gleichzeitig trug die Sendung dem sich verändernden osmanischen Zeitgeschmack Rechnung: Statt Ambra erhielt der Kaiser nun Parfüm. Zudem war der Sendung eine Reihe von Stoffen beigefügt, was im 17. Jahrhundert vor allem bei Geschenken an islamische Höfe üblich gewesen war.56 Als 1748 – auf Wunsch Maria Theresias (1740–1780) – erneut eine osmanische Gesandtschaft unter Hattî Mustafa Efendi nach Wien entsandt wurde,57 war der Edelsteinanteil der Gaben womöglich noch höher, auch wenn die Kollektion nun auf eine Frau abgestimmt werden musste – anstelle der Pferdeausrüstungen traten nun Schmuck und ein juwelenbesetzter Gürtel.58 Zum ersten Mal enthielt das Gabenpaket für den Wiener Hof kein Zelt mehr, sehr wahrscheinlich, weil man gerade kein passendes vorrätig hatte. Der letzte Russisch-Österreichische Türkenkrieg von 1787/88–1791/92 wurde nach langwierigen Verhandlungen zwischen Österreichern und Osmanen 1791 mit dem Frieden von Sistova (bulg. Svištov) beendet. Zur Ratifikation wurde gleich darauf der Sekretär der Janitscharen (yeniçeri kâtibi), Ebubekir Ratib Efendi, der bereits eine glanzvolle Karriere in der Staatsbürokratie hinter sich hatte,59 mit einer imponierenden Sendung nach Wien beordert. Zu diesem Zweck wurde der Sekretär mit kostbaren Accessoires ausgestattet: einem juwelenbesetzen Schwert, einem ebensolchen Dolch, einem edelsteinfunkelnden Tiegelchen für Latwergen nebst dazugehörigem goldenen Löffelchen, einem Brillantring, zwei Kaffeetässchen mit goldenen Fassungen und vor allem einer größeren Anzahl von prunkvollem Reitzubehör. Allerdings erhielt Ebubekir Ratib Efendi diese Kostbarkeiten mit der Maßgabe, sie nach Rückkehr von seiner Mission wieder abzuliefern.60 Die Geschenke für Kaiser Leopold II. (1790–1792) wurden wieder von einer kostbaren Agraffe angeführt, deren mittlerer Diamant alleine elf Karat hatte. Umgeben war er von etwa 600 kleineren Diamanten und Brillanten und an sich bereits 100.000 guruş wert.61 Auf nur halb so viel wurde ein ebenfalls edelsteinfunkelndes Zaumzeug (kemer raht) angesetzt. Auch die restliche Reitausstattung war – soweit möglich – mit Diamanten und Rubinen besetzt, inklusive der Steigbügel. Dazu passte auch ein mit einem Smaragd sowie Diamanten und Rubinen besetzter goldener Streitkolben (debbus, 25.000 guruş) mit goldgesticktem Etui. Neben den üblichen Turbanwicklungen unterschiedlicher Qualität finden sich nicht weniger als 22 Stoffsorten, meist als Ballen (top), jeweils in Mengen zwischen zwei und 15 Stück. 56 57 58 59 60 61

reiNDl-kiel (wie Anm. 29), 247 f. kÖhbach (wie Anm. 19), 247. reiNDl-kiel (wie Anm. 29), 249. Siehe arikaN, Sema: Ebûbekir Râtib Efendi. In: İslâm Ansiklopedisi (wie Anm. 25), 10, 277 f. TSMA, E. 1381/2 und E. 1381/3. Die glanzvolle Ausstattung von Gesandten, die diese nach ihrer Rückkehr wieder abzuliefern hatten, entsprach osmanischem Usus. Auf Basis des Silbergehalts berechnet, erhielt ein ungelernter Bauarbeiter 1788 circa 1,15 guruş Tagelohn. Vgl. pamuk (wie Anm. 25), 72. – Ders. (wie Anm. 20), 163.

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Neben osmanischen Produkten war auch eine Reihe indischer Stoffe vertreten, die im Osmanischen Reich hochbegehrt waren. Ein Novum der Geschenksendungen nach Wien war ein Set aus zwölf Kissen (yasdık), drei großen Sitzkissen (ma’kad) und zwei Gebetsteppichen aus goldgesticktem (mutallâ) Material aus Chios im Wert von 2.600 guruş. Zwei weitere Gebetsteppiche, gestickt aus (Cashmere-) Shawl-Stoff sowie einer, der in Banja Luka mit Gold bestickt worden war, und fünf Überwürfe (ihram) vervollständigten den textilen Teil der Sendung, die Ambra, Balsam (?) und drei verschiedene Parfüms in riesigen Mengen ergänzten.62 Während die wirklich kostbaren Stücke offenbar käuflich erworben worden waren, kamen der größte Teil der einfacheren Reitausrüstung und die gesamte Stoffkollektion aus Beständen des Arsenals beziehungsweise der diversen Schatzkammern des Palastes. Lediglich 80 miskal (circa 385 Gramm) ‘ıtr-ı şahî, „königlichen Parfüms“, steuerte das Großwesirat (bab-ı ‘âlî tarafından) bei.63 An dieser Sendung fällt – durchaus im Einklang mit den damaligen Vorlieben der osmanischen Elite – ein erneuter Anstieg an Edelsteinen auf. Gleichzeitig signalisierte aber das Beeindruckungspotential der teuren Steine verstärkt die osmanische Bereitschaft zur Konzilianz. Eine Neuerung war das Fehlen von persischen Knüpfteppichen oder solchen aus Uşak. Stattdessen sandte man bestickte Gebetsteppiche, wie sie an andere muslimische Höfe oder innerhalb der osmanischen Oberschicht verschenkt wurden. Die für westliche Wahrnehmung eher befremdlichen Kissen und Sitzkissen waren gleichfalls im innerosmanischen Gabenverkehr sehr beliebte Objekte. Auch im 18. Jahrhundert waren sie noch Luxusartikel und zeigten entsprechenden Status.64 Nachdem Ebubekir Ratib Efendi mit seiner exquisiten Fracht in Edirne angekommen war, erfuhr man allerdings an der Hohen Pforte, dass der österreichische Gegengesandte mittlerweile in Shumen (Bulgarien) eingetroffen war – ohne Geschenke. Einen solchen Fall hätte man an der Hohen Pforte in früheren Zeiten als empörenden diplomatischen Fauxpas betrachtet und nach Kräften durch ausgeklügelte Schikanen zu ahnden versucht. Nun aber nahm man die Sachlage – angesichts des rigorosen Sparkurses Selims III. (1789–1807) vielleicht sogar erfreut – zur Kenntnis und beschloss, den Gabentisch für den Wiener Hof ebenfalls leer zu lassen; Ebubekir Ratib Efendi brachte deshalb die Kostbarkeiten umgehend in die osmanische Hauptstadt zurück.65 62 63 64

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TSMA, E. 3957/14, vom 20. Muharrem 1206 H /19.IX. 1791 AD. TSMA, E. 11663. taNyeli, Uğur: Norms of domestic comfort and luxury in Ottoman metropolis sixteenth to eighteenth centuries. In: The Illuminated Table, the Prosperous House: Food and Shelter in Ottoman Material Culture. Hg. v. Suraiya FarOqhi und Christoph K. NeumaNN. Würzburg 2003, 301–316, hier 312 f. çiNar, Ali Osman: Mehmed Emin Edîb Efendi’nin Hayatı ve Târîh’i [Das Leben und das Geschichtswerk von Mehmed Emin Edîb Efendi]. Unpublizierte Habilitationsschrift. MarmaraUniversität Istanbul 1999, 252 f. – yeşiL, Fatih: III. Selim Döneminde Bir Osmanlı Bürokratı: Ebubekir Ratıb Efendi [Ein osmanischer Beamter in der Zeit Selims III.: Ebubekir Ratıb Efendi]. Unpublizierte Magisterarbeit. Hacettepe-Universität Ankara 2002, 50. Den Hinweis auf beide Arbeiten verdanke ich Kemal Beydilli.

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Haben wir in dieser Handhabung vielleicht bereits die Vorahnung eines modernen Staatswesens vor uns? Ganz offensichtlich fand man nun an der Hohen Pforte, dass die Sprache kostbarer Geschenke nicht mehr dienlich war, Gegner zu beschwichtigen oder gar diplomatisch Ansprüche anzumelden. Noch war in Istanbul nicht vorauszusehen, dass finanzielle Opfer den Zerfall des Reichs im folgenden „längsten Jahrhundert“ (İlber Ortaylı) nicht würden aufhalten können. Die geschilderte Kollektion von 1791 hatte einen betont orientalischen Charakter. Dies legt die Vermutung nahe, dass man sich auf osmanischer Seite durchaus der europäischen „Türkenmoden“ bewusst war und diesen Zeitgeschmack aktiv förderte – ein frühes Beispiel für türkischen Orientalismus. Knapp 50 Jahre später sollte der Blick auf sich selbst mit den Augen Europas die Tanzimat-Reformen auslösen.

Abb. 1: Archiv des Topkapı Sarayı Museums, Istanbul, E. 983/5. Liste der Geschenke, die aus der Schatzkammer des Marstalls für den „König von Wien“ bereitgestellt werden sollten; 27. März 1650.

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Abb. 2: Archiv des Topkapı Sarayı Museums, Istanbul, E. 3957/12. Liste des Pferdezubehörs und der Pferde, die an den „König von Wien“ zu senden waren; Mitte Apil 1650.

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Hedda Reindl-Kiel Abb. 3: Archiv des Topkapı Sarayı Museums, Istanbul, E. 1381/2. Liste der Luxusausstattung für Ebubekir Ratib Efendi; 30. September 1791.

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Abb. 4: Archiv des Topkapı Sarayı Museums, Istanbul, E. 3937/14. Oberer Teil der Liste von Geschenken (mit Wertangaben), die Ebubekir Ratib Efendi Kaiser Leopold II. überbringen sollte; 19. September 1791.

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Abb. 5: Archiv des Topkapı Sarayı Museums, Istanbul, E. 3937/14. Unterer Teil der Liste von Geschenken (mit Wertangaben), die Ebubekir Ratib Efendi Kaiser Leopold II. überbringen sollte; 19. September 1791.

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İbrahim Müteferrika als transkultureller Vermittler im Osmanischen Reich* 1. Einleitung Der aus Siebenbürgen stammende Renegat Ibrahim Müteferrika gilt auch heute noch als eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der türkischen Kultur.1 Im historischen Narrativ des türkischen Nationalstaats erhielt Müteferrika diese Zuschreibung durch die Gründung einer Druckerei mit arabischen Lettern im Istanbul des Jahres 1729, die während der sogenannten Tulpenzeit (Lāle devri, 1718–1730) erstmals nicht von zimmis (Schutzbefohlenen) gegründet und geführt wurde.2 Diese Epoche wird als eine Periode des Neubeginns auf dem Weg zur Entstehung eines westlich orientierten türkischen Nationalstaats bewertet. Basmacı (Drucker) Ibrahim Efendi wird dabei als eine der treibenden Kräfte der damaligen Europäisierungsprozesse gesehen.3 Die Einvernahme Ibrahim Müteferrikas ist auch in der ungarischen Historiographie zu beobachten, wo er, der Tradition der Geschichtsschreibung der „ungarischen Freiheitskämpfe“ entsprechend,4 als Vorkämpfer der * 1

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Die Forschungen zum vorliegenden Beitrag wurden im Rahmen eines Forschungsstipendiums der Gerda Henkel Stiftung (Projektnummer AZ 02/15/09) durchgeführt. Die Autorin möchte sich an dieser Stelle bei der Stiftung für die Unterstützung bedanken. „Müteferrika İbrahim Efendi, Türk bilim ve kültür tarihinin önemli şahsiyetlerindendir – Müteferrika İbrahim Efendi, eine der wichtigen Persönlichkeiten der türkischen Wissenschaftsund Kulturgeschichte.“ Zitiert nach SaricaoğLu, Fikret / yilmaz, Coşkun: Müteferrika. Basmacı İbrahim Efendi ve Müteferrika matbaası [Müteferrika. Der Drucker İbrahim Efendi und die Müteferrika-Druckerei]. Istanbul 2008, 19. Nicht-Muslimen war es bereits früher gestattet, eine Druckerei zu gründen: Die ersten Druckereien im Osmanischen Reich wurden in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts von sephardischen Juden in Istanbul und Saloniki gegründet. Darauf folgten im 16./17. Jahrhundert eine armenische (1567) sowie eine griechische Druckerei (1627). Vgl. rumpF-DOrNer, Solveigh: Die Anfänge des Buchdrucks in der Türkei. Die Druckerei „Dar-i tiba’a-yi amira“ des Ibrahim Müteferrika. In: BIBLOS. Beiträge zu Buch, Bibliothek und Schrift 43/1–2 (1994), 35. Diese Interpretation ist hauptsächlich dem spätosmanischen Historiker Ahmed Refik Altınay zu verdanken, die dann von Generationen von Historikern (auch außerhalb der Türkei) übernommen und wiederholt wurde. Sein berühmtes Buch „Lâle Devri, 1718–1730“ ist 1915 zum ersten Mal erschienen und erlebte in der Türkischen Republik mehrere Neuauflagen. Die letzte erschien 2011 beim Verlag Tarih Vakfı Yurt yayınları. Zum türkischen historischen Narrativ nach der Gründung des türkischen Nationalstaats, der bewusst die Tendenz einer Europäisierung und Verwestlichung im 18. und 19. Jahrhundert propagieren ließ, siehe ausführlich tietze, Andreas: Mit dem Leben gewachsen. Zur osmanischen Geschichtsschreibung in den letzten fünfzig Jahren. In: Das Osmanische Reich und Europa 1683 bis 1789: Konflikt, Entspannung und Austausch. Hg. v. Gernot heiss und Grete kliNgeNsteiN. Wien 1983, 15–23, hier 17 f. Damit sind in erster Linie die von Imre Thököly und Ferenc II. Rákóczi organisierten Auf-

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ungarischen Freiheit, der mit einer antihabsburgischen Gesinnung ausgestattet war, dargestellt wird.5 In dieses Bild passt die weitere Projektion, dass Ibrahim Efendi „kein wirklich überzeugter Muslim mit einem festen Glauben“ gewesen wäre.6 Demnach stellt sich die Frage: War Ibrahim Efendi ein „Türke“, der durch die Gründung einer Druckerei mit arabischen Lettern die „türkische“ Kultur fördern und „die Türkei“ bewusst europäisieren und verwestlichen wollte? Oder war er ein Ungar oder sogar Szekler, der als Konvertit im Osmanischen Reich „für die ungarische Freiheit kämpfte“ und vor allem deswegen „zum Türken“ gemacht wurde? Der vorliegende Beitrag geht diesen Fragestellungen nach, indem die oben zitierten Meinungen kritisch hinterfragt und durch eine ausführliche Analyse die Komplexität der Persönlichkeit Ibrahim Müteferrikas und dessen Wirken dargestellt werden. Die Fachliteratur konzentrierte sich bis dato auf Ibrahim Efendis Tätigkeit als Druckleger, und dabei vor allem auf die Umstände der Gründung seiner Druckerei sowie auf die Untersuchung der dort veröffentlichten Bücher.7 Es wird zwar immer wieder kurz auf seine weiteren Funktionen im Osmanischen Reich hingewiesen, ohne diese jedoch im Gesamtkontext zu analysieren. Deshalb wird versucht, aus den vielen vorhandenen Bruchstücken vor allem auch die Tätigkeit Ibrahim Müteferrikas als transkultureller Vermittler zwischen dem Osmanischen Reich und dessen Gegnern, aber auch Verbündeten in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts darzustellen und diese in den Gesamtkontext einzubetten. Weiter wird auch jenen Intentionen nachgegangen, die er – als Mitglied der kleinen, von Sultan Ahmed III. unterstützten „Avantgarde-Gruppe“, welche die Notwendigkeit von Erneuerungen propagierte und diese auch durchsetzen wollte – mit der Gründung der Druckerei und der Ausarbeitung weiterer Reformpläne hatte. Es stellt sich dabei die Frage, ob das Konzept Homi Bhabhas über die sogenannten third spaces („dritte Räume“ oder „Zwischenräume“), die bei der Begegnung von unterschiedlichen Kulturen entstehen und welche die darin agierenden Personen je nach Machtverhältnissen in

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stände gegen die Herrschaft der Habsburger gemeint, wobei letzterer – ähnlich wie der Aufstand im Jahr 1848/49 – in der ungarischen Fachliteratur als „Freiheitskampf“ bezeichnet wird. Dazu ausführlich guNst, Péter: A magyar történetírás története [Geschichte der ungarischen Geschichtsschreibung]. Debrecen 1995, 204–207. – Gerő, András: Képzelt történelem. Fejezetek a magyar szimbolikus politika XIX–XX. századi történetéből [Imaginierte Geschichte. Kapitel aus der Geschichte der ungarischen symbolischen Politik im 19. und 20. Jahrhundert]. Budapest 2004, 53–78. Aus der neueren Literatur zu dieser Auffassung siehe tóth, Ferenc: Ibrahim Müteferrika, egy oszmán diplomata a magyar függetlenség szolgálatában, az 1730-as évek végén [Ibrahim Müteferrika, ein osmanischer Diplomat im Dienst der ungarischen Freiheit am Ende der 1730er Jahre]. In: Magyar Tudomány 1 (2011), 38–47. „[…] nem túl szilárd muzulmán hitű Ibrahim efendi […].“ Zitiert nach ebd. Aus der gegenwärtigen Literatur siehe beispielsweise sabeV, Orlin: Political and Mental Borders. Austrian-Ottoman Relations in the First Half of the Eighteenth Century and the First Ottoman-Turkish Printing Press. In: Kommunikation und Information im 18. Jahrhundert. Das Beispiel der Habsburgermonarchie. Hg. v. Johannes Frimmel und Michael WÖgeNbauer. Wiesbaden 2009, 91–99. – schmiDt, Szonja: Ibrahim Müteferrika szerepe a 18. századi oszmán reformokban [Die Rolle Ibrahim Müteferrikas bei den Reformen des Osmanischen Reichs im 18. Jahrhundert]. In: Magyar Könyvszemle 125/2 (2009), 220–228.

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sich tragen können,8 für die Beschreibung der Komplexität von Ibrahim Müteferrikas Persönlichkeit und Tätigkeit anzuwenden ist.

2. „Anonymus Hungarus sub nomine Ibrahim Efendi“9 Die Biographie von Ibrahim Müteferrika weist noch immer zahlreiche Lücken auf, was vor allem auf den Umstand zurückzuführen ist, dass sein ursprünglicher Name, den er vor seiner Konversion zum Islam trug, bis dato nicht bekannt ist.10 Die wenigen Informationen zu seinem Leben vor dem Religionswechsel stammen aus seinem 1710 verfassten autobiographischen Werk Risāle-i İslāmiye,11 in dessen Einleitung er verrät, dass er die Zeit vor seiner Konversion in der siebenbürgischen Stadt Klausenburg (rum. Cluj-Napoca, ung. Kolozsvár) verbracht hätte.12 Der genaue Zeitpunkt seiner Geburt ist nicht bekannt, es ist jedoch anzunehmen, dass er in der ersten Hälfte der 1670er Jahre auf die Welt kam.13 Sozialisiert wurde er demnach in einer der haracgüzar-Provinzen des Osmanischen Reichs,14 die trotz der relativ großen Autonomie der Fürsten Siebenbürgens von Istanbul aus als Teil des Osmanischen Reichs betrachtet wurde.15 Diese Tatsache ist beachtenswert, da 8 9 10 11

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Zu diesem Konzept siehe bhabha, Homi: The Location of Culture. London 1994. – Ders.: The Third Space. Interview mit Homi Bhabha. In: Identity, Community, Culture, Difference. Hg. v. Jonathan rutherFOrD. London 1990, 207–220. Ende des 18. Jahrhunderts wurde Ibrahim Müteferrika von dem ungarischen Gelehrten Elek Horányi auf diese Weise beschrieben. Vgl. hOráNyi, Alexius: Nova Memoria Hungarorum et Provincialium scriptis editis notorum. Bd. I. Pest 1795, 140. Es ist bemerkenswert, dass er auch von keinem der Zeitgenossen, mit denen er regelmäßig in Kontakt stand, explizit genannt wurde. Vgl. müteFerrika, İbrâhîm: Risâle-i İslâmiye [Das Traktat über den Islam]. Istanbul 2009. – necatioğLu, Halil/coşan, Esad: Matbaacı İbrahim-i Müteferrika ve Risâle-i İslâmiye adlı eserinin tenkidli metni [Der Druckleger İbrahim Müteferrika und die kritische Ausgabe seines Werkes „Das Traktat über den Islam“]. Ankara 1982. „bu bende-i za`īfün ve efgende-i nahīfün vilādeti, zamān-ı cāhiliyyetde memleket-i Macar´da şehr-i Kolojvar´da mukadder olmağla – die Geburt von diesem armen und hilflosen Diener erfolgte in der Stadt Klausenburg im Staat Ungarn, wo er [auch] die Zeit der Ignoranz vor seiner Konversion zum Islam verbrachte.“ Der Originaltext wurde zitiert nach SaricaoğLu/yilmaz (wie Anm. 1), 31. Nach Imre Karácson wurde Ibrahim Müteferrika 1674 geboren. Vgl. karácsON, Imre: İbrahim Müteferrika. In: Tarih-i Osmanī Encümeni Mecmuası, Sayı 3 (1326 [1910]), 178–185, hier 178. Niyazi Berkes vertritt hingegen die Meinung, dass Müteferrika 1670/71 auf die Welt gekommen wäre. Vgl. berkes, Niyazi: İlk Türk matbaası Kurucusunun Dinî ve Fikrî Kimliği [Die religiöse und geistige Identität des Gründers der ersten türkischen Druckerei]. In: Belleten XXVI, Sayı 104 (1962), 715–737. Das Fürstentum Siebenbürgen wurde im Laufe des „Großen Türkenkrieges“ und infolge des sogenannten Diploma Leopoldiums im Jahr 1690 Teil der Habsburgermonarchie. Dazu ausführlicher ágOstON, Gábor/ObOrNi, Teréz: A tizenhetedik század története [Die Geschichte des 17. Jahrhunderts]. Budapest 2000, 223–231. – Kurze Geschichte Siebenbürgens. Hg. v. Béla kÖpeczi. Budapest 1990, 365–372. Die Absichten der Hohen Pforte bezüglich Siebenbürgens, dessen Kontrolle für die Osmanen wegen seiner geographisch-strategischen Lage Priorität besaß, zeigen sich in der Tatsache, dass

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Ibrahim bereits vor seiner Ankunft in der osmanischen Hauptstadt das Osmanische zumindest in seinen Grundzügen beherrscht haben musste.16 Dies würde erklären, weshalb er bereits ab 1692 in der osmanischen Administration in Istanbul tätig sein konnte.17 Möglicherweise hatte er dort die Sprache bereits als Sprachknabe erlernt oder war Kind eines früheren Sprachknaben oder kapithia18 (kapı kethüdası), der seinen Sohn mit der Sprache und Kultur des Osmanischen Reichs bekannt machte.19 Nach Niyazi Berkes wäre Ibrahim Müteferrika ein Anhänger Imre Thökölys gewesen.20 Er zitiert auch eine osmanische Quelle vom Juli 1690, wonach die osmanischen Behörden – auf die persönliche Bitte Thökölys21 – einem gewissen Ibrahim eine Mühle am siebenbürgischen Fluss Mieresch (ung. Maros, rum. Mureş) gegeben haben. Dieser Ibrahim soll ein Schreiber (wahrscheinlich im Sinne des ungarischen Worts deák auch Dolmetscher) Thökölys gewesen sein.22 Wie und wann Ibrahim Müteferrika in die Hauptstadt des Osmanischen Reichs gelangt war, darüber gibt es zwar keine konkreten Quellen, aber in der Fachliteratur unterschiedliche Ansichten:

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es 1541 von Sultan Süleyman I. (1520–1566) als Sandschak (sancak) dem späteren Fürsten Johann Sigismund „geschenkt“ und dieser mittels eines berat zu dessen „Verwalter“ ernannt wurde. ágOstON, Gábor: A Flexible Empire: Authority and its Limits on the Ottoman Frontiers. In: International Journal for Turkish Studies 9/1–2 (2003), 15–31, hier 23. – paNaite, Viorel: The Reayas of the Tributary-Protected Principalities in the Sixteenth through Eighteenth Centuries. In: International Journal for Turkish Studies 9/1–2 (2003), 79–104, hier 80 f. Darauf deutet die hohe sprachliche Qualität seines zitierten Werks „Risāle-i İslāmiyye“ hin, in welchem er ein besonders fundiertes Wissen über den Islam sowie über die Kultur, Tradition und Struktur des Osmanischen Reichs vermittelt. SaricaoğLu/yilmaz (wie Anm. 1), 43. – necatioğLu/coşan (wie Anm. 11). Vgl. Kitâb-ı Cihânnümâ [Das Buch „Weltenschau“]. Hg. v. Bülent ÖzükaN. Istanbul 2008, 4. So wurden die ständigen Gesandten Siebenbürgens bei der Hohen Pforte im Fürstentum selbst bezeichnet. Vgl. bíró, Vencel: Erdély követei a Portán [Die Gesandten Siebenbürgens bei der Hohen Pforte]. Kolozsvár 1921, 79–94. Dass dies nicht unüblich war, zeigt das Beispiel von Dávid Rozsnyai, der seinem Sohn Sámuel auch die osmanische Sprache gelehrt hatte. Zu dieser Problematik ausführlicher siehe kármáN, Gábor: Az erdélyi török deákok. Kora újkori értelmiségiek állami szolgálatban [Türkische Schreiber Siebenbürgens. Frühneuzeitliche Gelehrte im staatlichen Dienst]. In: Sic Itur Ad Astra 1–2 (2006), 155–182. Zum sogenannten Thököly-Aufstand siehe seres, István: Thököly Imre és Törökország [Imre Thököly und die Türkei]. Budapest 2006. – kÖpeczi, Béla: Staatsräson und christliche Solidarität. Die ungarischen Aufstände und Europa in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. WienKöln-Graz 1983. Er war zu dieser Zeit noch in Siebenbürgen, bevor er es am 25. Oktober 1690 für immer verließ. Vgl. VárkONyi, Ágnes R.: Die letzten Jahrzehnte des autonomen Fürstentums (1660–1711). In: Kurze Geschichte Siebenbürgens. Hg. v. Gábor barta. Budapest 1990, 370. Berkes formulierte auch die These, dass Ibrahim Müteferrika dank seiner Sprachkenntnisse bereits in Siebenbürgen in den Dienst der Osmanen getreten worden wäre. Vgl. berkes, Niyazi: 104 Sayılı Belleten’de Çıkan ’İlk Türk Matbaası Kurucusunun Dinî ve Fikrî Kimliği’ Adlı Yazı İçin Bir Not [Eine Bemerkung zur im 104. Heft von Belleten erschienenen Arbeit „Die religiöse und geistige Identität des Gründers der ersten türkischen Druckerei“]. In: Belleten XXVIII, Sayı 109 (1964), 183. Die von Berkes zitierte Quelle wurde im folgenden Werk publiziert: reFik, Ahmet: Türk Hizmetinde Kıral Tököli İmre, 1683–1705 [König Imre Thököli im türkischen Dienst, 1683–1705]. Istanbul 1932, 13 f.

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1.) In den Jahren 1692/93 soll er in Siebenbürgen von den Osmanen gefangen genommen, als Sklave nach Istanbul gebracht und dort zur Konversion gezwungen worden sein.23 2.) Er soll als Anhänger Thökölys mit ihm zusammen oder als Protestant wegen der beginnenden Gegenreformation in Siebenbürgen (1689/90) freiwillig in die osmanische Hauptstadt emigriert sein. Vertretern der zweiten Version zufolge wäre sein Glaubenswechsel freiwillig und aus Überzeugung erfolgt, was auch das bereits zitierte Werk Ibrahim Müteferrikas, in dem er seine Konversion beschrieb, durchaus belege.24 Es gibt allerdings keine Quellen, die über seine religiöse Zugehörigkeit vor seiner Konversion zum Islam Auskunft geben. Aufgrund seines zitierten autobiographischen Werks ist anzunehmen, dass er protestantische Theologie studierte und ein Unitarier war.25 Eine in der Forschung ebenfalls weit verbreitete Meinung ist, dass er Calvinist gewesen wäre.26 Manche hielten ihn sogar für ein Mitglied der Sekte der Sabbatianer (ung. szombatosok), die in Siebenbürgen besonders viele Anhänger hatte,27 oder für einen Juden.28 Wenn der oben genannte Schreiber Thökölys von 1690 tatsächlich Ibrahim Müteferrika war und bereits damals Ibrahim hieß, würde das bedeuten, dass er seiner ursprünglichen Religion bereits in Siebenbürgen abschwor. Ein weiterer umstrittener Punkt ist, wo und bei wem er die Buchdruckerkunst, über die er sowohl in der Theorie als auch in der Praxis bereits bei der Planung seiner Druckerei sehr gute und genaue Kenntnisse besaß, erlernt hatte. In der Fachliteratur wird, ohne konkrete Quellenbeweise, die Meinung wiederholt, er wäre beim berühmten Drucker Miklós Misztótfalusi Kiss im Dienst29 oder sogar sein Buchdruckergeselle gewesen.30 Misztótfalusi Kiss kehrte jedoch erst 1689 aus Amsterdam nach Klausenburg zurück und es dauerte vier Jahre, bis er 1693 seine

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karácsON (wie Anm. 13), 178–180. Dieselbe Meinung vertritt simONFFy, Aladár von: Ibrahim Müteferrika: Bahnbrecher des Buchdrucks in der Türkei. Budapest 1944. Bölent Özükan datiert diese Version nicht so genau, sondern meint, dass Müteferrika nach 1683 von den Osmanen gefangen genommen worden wäre. ÖzükaN (wie Anm. 17), 4. Diese Meinung formulierte aufgrund der detaillierten Analyse des Werkes „Risāle-i İslāmiyye“ als erster Niyazi Berkes. Vgl. berkes (wie Anm. 13 und 22). Ebd. Siehe zum Beispiel karácsON (wie Anm. 13), 180. – simONFFy (wie Anm. 23), 12. Man hat sogar angenommen, dass Ibrahim Müteferrika eigentlich niemand anderer als Simon Pechy gewesen wäre, der zum Islam konvertiert, den Namen Ibrahim angenommen und in Istanbul die erste Druckerei mit arabischen Lettern gegründet hätte. Es wurde nur außer Acht gelassen, dass Pechy zu der Zeit der Gründung der Druckerei nicht mehr am Leben sein konnte. Zur Kritik der genannten Annahme siehe hOrVáth, József: Ibrahim Müteferrika Magyarországon [Ibrahim Müteferrika in Ungarn]. In: Ponticulus Hungaricus VIII/1 (2004), 2. Siehe auch unter http://members.iif.hu/visontay/ponticulus/rovatok/limes/muteferrika.html (15.9.2011). Vgl. heiNz, Wilhelm: Die Kultur der Tulpenzeit des Osmanischen Reiches. In: Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes 61 (1962), 62–116. halasi-kuN, Tibor: İbrahim Müteferrika. In: İslam Ansiklopedisi. Bd. 5/2. Istanbul 1959, 898. sabeV (wie Anm. 7), 95. – Ders.: İbrahim Müteferrika ya da İlk Osmanlı Matbaa Serüveni (1726–1746) [İbrahim Müteferrika oder das Abenteuer [der Gründung] der ersten osmanischen Druckerei (1726–1746)]. Istanbul 2006, 145.

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Tätigkeit in der Druckerei des dortigen reformierten Kollegs aufnehmen konnte.31 Nach 1693 war Ibrahim Efendi allerdings nicht mehr in Siebenbürgen, daher kann die oben genannte Annahme eher ausgeschlossen werden. Von den 1670er Jahren bis zum Anfang der 1690er Jahre gab es jedoch in Klausenburg, das seit 1660 als Zentrum des siebenbürgischen Druckwesens fungierte, mehrere hoch qualifizierte (calvinistische) Drucker, bei denen Ibrahim Müteferrika durchaus das Handwerk hätte erlernen können. Mehrere dieser Druckleger hatten die Buchdruckerkunst in den wichtigsten Zentren des Buchdrucks der damaligen Zeit, Amsterdam und Leiden, erlernt.32 Wenn Ibrahim Müteferrika allerdings nicht reformierte Theologie studiert, sondern das unitarische Kollegium in Klausenburg besucht hätte, wie konnte er das Buchdruckerhandwerk vor Ort erlernen? Denn eine unitarische Druckerei wurde dort erst 1691 von Andreas Kmita gegründet, der polnischer Abstammung war.33 Dieser polnische Konnex ist auch gewiss interessant, da der jüdische Drucker Jonah Ashkenazi, der Müteferrika in Istanbul bei der Gründung seiner Druckerei unterstützte, aus Lemberg (ukr. Lwiw) stammte,34 das damals zur polnischen Krone gehörte. Auch der Sohn des ehemaligen siebenbürgisch-sächsischen unitarischen Bischofs, der spätere Amsterdamer Drucker Adam Frank der Jüngere, soll die Buchdruckerkunst „mit Hilfe polnischer Mentoren“ gelernt haben.35 In diesem Zusammenhang muss darauf hingewiesen werden, dass Basmacı Ibrahim Efendi 1744 nach Polen aufbrach, als er eine Papiermühle für seine Druckerei in Istanbul bauen wollte. Er suchte dort nach entsprechenden Fachkräften, nicht zuletzt um auch selbst die notwendigsten technischen Fertigkeiten zu erlernen.36

3. Ibrahim Müteferrika als Konfliktmanager und Kulturvermittler Ibrahim Müteferrika soll gemäß seinem Nachlassinventar recht bescheiden gelebt haben, dennoch besaß er zur Zeit seines Todes (1747) drei teure Pelzmäntel, die er bei seinen diplomatischen Missionen zu tragen pflegte.37 In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts konzentrierten sich diese in erster Linie auf das Konfliktmanagement mit der Habsburgermonarchie. Müteferrika war in fast alle bedeutenden außenpolitischen Angelegenheiten des Osmanischen Reichs dieser Zeit involviert. Durch seine Mittler-Position und sein umfangreiches geographisches, (geo)politi31 32 33 34 35 36 37

Vgl. Erdély története 1606-tól 1830-ig [Geschichte Siebenbürgens von 1606 bis 1830]. Hg. v. László makkai und Zoltán szász. Budapest 1986, 939. Dazu ausführlicher ecseDy, Judit: Könyvnyomtatás az erdélyi fejedelemségben I. Apafi Mihály korában 1661–1690 [Buchdruck im Fürstentum Siebenbürgen in der Regierungszeit Mihály I. Apafis 1661–1690]. In: Magyar Könyvszemle 121/3 (2005), 3 f. Ebd., 10. leVy, Avigdor: Introduction. In: The Jews of the Ottoman Empire. Hg. v. Dems. New Jersey 1992, 90. ecseDy (wie Anm. 32), 15. SaricaoğLu/yilmaz (wie Anm. 1), 51. sabeV (wie Anm. 30), 167.

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sches und historisches Wissen38 war er in der Lage, die jeweilige osmanische Position zu vertreten und die der europäischen Kontrahenten und Allianzpartner in einem größeren Kontext zu verstehen und zu deuten.

3.1 Die Problematik der „zahlreichen“ Ibrahim Efendis Seine erste diplomatische Mission soll Ibrahim Müteferrika bereits 1704 durchgeführt haben.39 Nach der Thronbesteigung Ahmeds III. (1703–1730) am 22. August 1703 und dem Ausbruch des Rákóczi-Aufstands im Frühling dieses Jahres, der gegen die Herrschaft der Habsburger gerichtet war,40 wurde ein gewisser Ibrahim Efendi nach Wien geschickt.41 Seine Aufgabe bestand darin, folgende Nachrichten an Kaiser Leopold I. (1658–1705) weiterzugeben: 1.) Nach der allgemeinen osmanischen Tradition die Thronbesteigung Ahmeds III. dem Vertragspartner feierlich mitzuteilen;42 2.) dem Kaiser zu versichern, dass die Hohe Pforte in den antihabsburgischen Rákóczi-Aufstand, „in die hungarische Troublen sich nicht melire“;43 3.) gegen die Befestigungsarbeiten der Kaiserlichen entlang der neuen habsburgisch-osmanischen Grenze, die gemäß des Friedens von Karlowitz (serb. Sremski Karlovci) für beide Seiten verboten war, zu protestieren.44

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Davon zeugen unter anderem auch die in seiner Druckerei veröffentlichten Bücher, die er mit seinem eigenen mitgebrachten „europäischen“ Wissen anreicherte. Dazu ausführlicher bei SaricaoğLu/yilmaz (wie Anm. 1), 61–103. – ÖzükaN (wie Anm. 17), 4–10. Vgl. abrahamOWicz, Zygmunt/hOpp, Lajos: Rákóczi és a török könyvnyomtatás kezdetei [Rákóczi und die Anfänge des türkischen Buchdrucks]. In: Rákóczi-tanulmányok. Hg. v. Béla kÖpeczi, Lajos hOpp und Ágnes R. VárkONyi. Budapest 1980, 583–593, hier 583. Ferenc II. Rákóczi nutzte die Möglichkeiten, die sich politisch durch den Spanischen Erbfolgekrieg und den Nordischen Krieg ergaben. Vgl. VárkONyi (wie Anm. 21), 372 f. Auf Grundlage der Protokolle der habsburgischen Behörden war er dort am 29. Mai 1704 eingetroffen, hatte die erste Audienz am 11. Juni absolviert, die Abschiedsaudienz erfolgte am 13. September 1704. Vgl. Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien (fortan HHStA) Handschrift (weiß) Nr. 507. (Böhm Handschriften 277, alte Signatur 998). Protokolle, Relationen türkischer Botschafter in Wien, 1704–1733, fol. 1–3, 7–11. Nach Parvev wäre er im Juli 1704 in Wien eingetroffen. Vgl. parVeV, Ivan: Habsburgs and Ottomans between Vienna and Belgrade (1683– 1739). New York 1995, 141. Vgl. Pápai János törökországi naplói [Die in der Türkei geführten Tagebücher von János Pápai]. Hg. v. Kálmán beNDa. Budapest 1963, 12. Michael Talman an den Hofkriegsrat. Konstantinopel, 29. Februar 1704. HHStA Türkei I, Karton 176, fol. 44r. Siehe auch Berlin, 22. August 1704. Jablonski Daniel Ernest porosz udvari prédikátor levele Rádayhoz és Okolicsányihoz [Brief des preußischen Hofpredigers Daniel Ernest Jablonski an Ráday und Okolicsányi]. In: Ráday Pál iratai, 1703–1706. Bd. I. Hg. v. Kálmán beNDa. Budapest 1955, 163, Anm. 1. Pápai János (wie Anm. 42), 12. Laut dem englischen Gesandten in Istanbul, Robert Sutton, der den habsburgischen Gesandten Talmann über diese Mission in Kenntnis setzte, soll der genannte Ibrahim Efendi dem Kaiser sogar Hilfe für die Niederschlagung des ungarischen Aufstands angeboten haben. Vgl. abrahamOWicz/hOpp (wie Anm. 39), 583, Anm. 3.

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In den Protokollen der habsburgischen Administration wird der osmanische Gesandte entweder Miri Alem Ibrahim Aga45, Hadschy Ibrahim Efendi46 oder einfach Ibrahim Effendi47 genannt. Zygmunt Abrahamowicz und Lajos Hopp gehen davon aus, dass es sich dabei um Ibrahim Müteferrika gehandelt hätte.48 Wenn diese Annahme stimmt, dann würde das bedeuten, dass der gesuchte Ibrahim Müteferrika bereits vor 1704 den Hadsch (hajj) unternommen hätte und bereits zu dieser Zeit eine wichtige Position am Hof des Sultans bekleidet hätte. Demnach wäre er als Miri Alem Ibrahim Aga49 einer der Agas des Bîrûn (des äußeren Palasts) gewesen, die für die Beziehungen des Sultans mit der Außenwelt zuständig waren. Als mîr alem wäre er zusätzlich Wächter der Herrschaftssymbole des Sultans (Fahnen, Pferdeschwänze, Zelte und Militärmusik) gewesen.50 Diese Funktionen würden auch erklären, wie der hier vorgestellte Ibrahim Efendi in seinem Werk Risāle-i İslāmiye, das er 1710 verfasste, über so detaillierte Informationen und Kenntnisse vom Umfeld Sultan Ahmeds III. und über die an dessen Hof tätigen hohen Beamten verfügen konnte.51 Der Beiname Hadschy würde gleichzeitig die Bedeutung des Islams für seine Identität unterstreichen und die Bezeichnung efendi darauf hindeuten, dass er in der muslimischen Religion und in den muslimischen Wissenschaften bereits zu dieser Zeit sehr bewandert war. Ob es sich bei dieser Person tatsächlich um den späteren Basmacı İbrahim efendi handelt, kann erst mit Hilfe weiterer ausführlicher Archivstudien in Istanbul geklärt 45

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Vgl. Extractus Protokolli Caes. Aulici. Abschieds Audienz des türkischen abgelagti Miri Alem Ibrahim Aga. Den 13. Septembris 1704. HHStA Handschrift (weiß) Nr. 507. (Böhm. Handschriften 277, alte Signatur 998). Protokolle Relationen türkischer Botschafter in Wien, 1704– 1733, 1r. Vgl. Was mit dem von der Ottomanischen Porten den 29. May 1704 alhier angelangten Hadschy Ibrahim Efendi bey der Kay. Audienz beobachteten Ceremonialis so von dem gewesten Kay. Hof=Dolmetschen von Lachavitz beschriben worden. HHStA Handschrift (weiß) Nr. 507. (Böhm Handschriften 277, alte Signatur 998). Protokolle Relationen türkischer Botschafter in Wien, 1704–1733, 7r. „[…] mithin wollte er [der osmanische Gesandte, Ömer Aga, Zs. B.-H.] alleine in sein Quartier, gleich wie sein Vorfahrer der Ibrahim Effendi Anno 1704 gefahren anlangen […].“ HHStA Handschrift (weiß) Nr. 507. (Böhm Handschriften 277, alte Signatur 998). Protokolle Relationen türkischer Botschafter in Wien, 1704–1733, 63r. – Michael Talman an den Hofkriegsrat. Konstantinopel, 13. Juli 1704. HHStA Türkei I, Karton 176, 96r. Vgl. abrahamOWicz/hOpp (wie Anm. 39), 583. In der türkischsprachigen Fachliteratur wird eine diplomatische Mission von Ibrahim Müteferrika, die er 1704 ausgeführt hätte, nicht erwähnt. Vgl. HHStA Handschrift (weiß) Nr. 507. (Böhm Handschriften 277, alte Signatur 998). Protokolle Relationen türkischer Botschafter in Wien, 1704–1733, 1r. Zum Aufbau des Bîrûn und zum Tätigkeitsbereich des mîr alem ausführlicher iNalcik, Halil: The Ottoman Empire. The Classical Age 1300–1600. London 2000, 81 f. Vgl. müteFerrika (wie Anm. 11). – necatioğLu/coşan (wie Anm. 11). Dass Ibrahim Müteferrikas Karriere tatsächlich unmittelbar nach der Thronbesteigung von Sultan Ahmed III. (1703– 1730) begonnen hätte, ist in Kenntnis der Tatsache, was für eine Rolle Ibrahim Efendi später bei den unter seiner Herrschaft durchgeführten Reformen spielte, nicht auszuschließen. Es kann jedoch nicht mit Sicherheit behauptet werden, dass er bereits 1704 mit einer so wichtigen Aufgabe betraut worden war.

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werden.52 Die Durchsicht der diesbezüglichen Akten im Turcica-Bestand des Haus-, Hof- und Staatsarchivs in Wien konnte keine endgültigen Beweise liefern. Es schien allerdings auch für den habsburgischen Gesandten in Istanbul, Michael Talman, nicht immer einfach, die verschiedenen Ibrahim Efendis, die zur gleichen Zeit gewirkt haben, auseinanderzuhalten.53 Bis zum Erscheinen seines ersten Werks Risāle-i İslāmiye im Jahre 171054 ist über das Leben und die Tätigkeit von Ibrahim Müteferrika im Osmanischen Reich kaum etwas bekannt. Die Aufzeichnungen eines weiteren transkulturellen Vermittlers zwischen der Habsburgermonarchie und dem Osmanischen Reich, vom tercüman Osman Ağa,55 zeigen jedoch, dass in den Jahren 1708/09 ein gewisser Ibrahim Efendi als „Konfliktmanager“ an der habsburgisch-osmanischen Grenze tätig war. Es gab damals mehrere Angelegenheiten, welche die Beziehungen beider Reiche schwer belasteten: 1.) Über fünfzig osmanische Kaufleute wurden auf ihrem Weg nach Kecskemét auf habsburgischem Territorium getötet und beraubt; 52

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Bei den Grenzziehungsangelegenheiten nach dem Frieden von Karlowitz (1699) wirkte von osmanischer Seite ein gewisser Ibrahim Efendi mit. Er trug allerdings den Beinamen Şamí/ Şamlı (Syrer), was darauf hindeutet, dass er oder seine Familie von dort stammten. Vor den Grenzziehungsangelegenheiten war er als Finanzbeamter in Anatolien tätig. Er trug weiter den Titel kapıcıbaşı und wurde 1703 ebenfalls mit Grenzziehungsarbeiten, diesmal zwischen Russland und dem Osmanischen Reich auf der Halbinsel Krim, beauftragt. Er war Schreiber der Spahis. Vgl. mOlNár, Mónika: Az Oszmán és a Habsburg Birodalom közti határ kijelölése a karlócai békét követően [Die Grenzziehung zwischen dem Osmanischen Reich und der Habsburgermonarchie nach dem Frieden von Karlowitz]. Phil. Diss., Budapest 2008, 9 f. In einem Bericht vom 24. Januar 1704 schrieb er zum Beispiel: „[…] die Moscowiter den Gränitz Commissarium Ibrahim Effendi, welcher vergangenen Sommer […], die Polnische und Moscowitische confinen abzugränizen von der Porten deputiert worden […].“ In einem Bericht vom 3. Juni 1704 formulierte er es folgendermaßen, um „den Gesandten Ibrahim Efendi“, der nach Wien geschickt worden war, von einem anderen zu unterscheiden: „[…] den 14ten Marty […] ein anderer Ibrahim Efendi nach Polen von her abgangen.“ Vgl. Michael Talman an den Hofkriegsrat. Konstantinopel, 28. Januar 1704 und Konstantinopel, 3. Juni 1704. HHStA Türkei I, Karton 176, fol. 19r, 64r. In beiden Fällen handelt es sich wahrscheinlich um den oben genannten Şamí/Şamlı Ibrahim Efendi. Vgl. necatioğLu/coşan (wie Anm. 11). Er wurde etwa um die gleiche Zeit – wie Ibrahim Müteferrika – im Jahr 1671 als Sohn eines osmanischen Würdenträgers in Temeswar (rum. Timişoara, ung. Temesvár) geboren und 1688 von den kaiserlichen Truppen festgenommen. Letztendlich gelangte er als Gefangener in den Besitz des Festungshauptmanns von Ivanić, Graf Stubenberg, der ihn nach Kapfenberg/Obersteiermark mitnahm. Später verbrachte er noch sieben Jahre im Dienst des Grafen Schallenberg in Wien. 1699 gelang Osman Aga die Flucht zurück in das Osmanische Reich. Dank seiner guten Deutschkenntnisse, die er sich während seiner Zeit in Kapfenberg und Wien angeeignet hatte, war er bis 1716 als Dragoman der Beglerbegs von Temeswar und Belgrad tätig. Seine autobiographischen Werke hat er jedoch erst nach seiner Ankunft in Istanbul 1724 verfasst. Vgl. kreutel, Richard F.: Einleitung. In: Zwischen Paschas und Generälen. Bericht des ̔Osman Ağa aus Temeschwar über die Höhepunkte seines Wirkens als Diwansdolmetscher und Diplomat. Hg. v. Dems. Graz 1966, 5–15. – Der Gefangene der Giauren. Die abenteuerlichen Schicksale des Dolmetschers Osman Aga aus Temeschwar, von ihm selbst erzählt. Hg. v. Dems. Graz u. a. 1962, 9–16. – báNkúti, Imre: Bevezetés [Einleitung]. In: Oszmán Aga. A gyaurok rabságában. Pasák és generálisok között. Hg. v. Dems. Budapest 1996, 7–21.

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2.) mehrere Streitfälle am bosnischen Grenzabschnitt; 3.) zwei Schiffe von französischen Kaufleuten wurden von den Kaiserlichen bei Durrës (ital. Durazzo) innerhalb der osmanischen Hoheitsgewässer gekapert.56 Zur Klärung dieser Fälle wurde von der Hohen Pforte eine Sonderkommission eingesetzt, die ein gewisser Ibrahim Efendi leitete. Nach Osman Ağa sei diese Person damals Sekretär der großherrlichen Waffenschmiede in Istanbul und Mustermeister des Arsenals in Belgrad gewesen.57 Osmans Schilderungen deuten darauf hin, dass es eine gewisse Konkurrenz, oder vielmehr einen Kompetenzkampf zwischen beiden Vermittlern der osmanischen Seite gab: Dolmetscher Osman Ağa versuchte, so oft es nur ging, Ibrahim Efendi zu umgehen und stellte danach den Erfolg der langwierigen Verhandlungen letztendlich als seinen eigenen Verdienst dar.58 Die Berichte des Leiters der habsburgischen Verhandlungskommission, General Baron Dietrich Heinrich Nehem, zeugen jedoch davon, dass der Erfolg grundsätzlich dem diplomatischen Geschick seines eigentlichen Verhandlungspartners, Ibrahim Efendi, zu verdanken gewesen wäre.59 Osman Ağa scheint Ibrahim Efendi vorher nicht näher gekannt zu haben und äußert sich nur sehr wortkarg über ihn.60 Das ist deswegen überraschend, da er in seinen autobiographischen Werken ansonsten über die meisten Personen, die er kannte, ausführliche Informationen lieferte. Bis dato wurden keine osmanischen Dokumente aufgefunden, die über Ibrahim Müteferrikas Leben und seine Tätigkeit in Istanbul oder anderswo im Osmanischen Reich in der Periode vor 1710 detaillierte Auskünfte geben. War er tatsächlich derjenige, der die oben genannten Verhandlungen in Peterwardein (serb. Petrovaradin) und Slankamen in den Jahren 1708/09 geleitet haben könnte? Darauf könnte die Tatsache hindeuten, dass es bei der Ermordung und Beraubung der osmanischen Kaufleute auf ihrem Weg nach Kecskemét auch um eine „ungarische“ Angelegenheit ging, in die auch Ferenc II. Rákóczi verwickelt war.61 In diesem Zusammen56 57 58 59

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Ebd., 210. Der Gefangene (wie Anm. 55), 207. – kreutel (wie Anm. 55), 65. Ebd., 106–116. Vgl. ebd., 152, Anmerkung zur Seite 110. Nehem beschrieb in einem seiner Berichte an den Wiener Hofkriegsrat Ibrahim Efendi als hervorragendes Mitglied der osmanischen Verhandlungsdelegation. Vgl. ebd., 143, Anmerkung zur Seite 65. Er bezeichnete den osmanischen Kommissar in seinen Berichten manchmal als Seyd Ibrahim Efendi. Siehe zum Beispiel Nehem an den Hofkriegsrat. Peterwardein, 14. April 1708. HHStA Türkei I, Karton 178, fol. 1r. Den bereits erwähnten Şamí/Şamlı Ibrahim Efendi, der nach 1699 bei den Grenzziehungsarbeiten die osmanische Seite vertrat, kannte Osman Ağa sehr gut, weil er damals eng mit ihm zusammenarbeitete. Dazu ausführlicher bei mOlNár (wie Anm. 52). Laut dem Beglerbeg von Belgrad namens Ibrahim Pascha hätte man die osmanischen Kaufleute auf Ansuchen Rákóczis auf die andere Seite der Grenze reisen lassen, weil dadurch, dass all das auf ungarischem Gebiet passiert ist, die Ungarn dafür verantwortlich wären. Von der habsburgischen Seite behauptete man, dass die in ihrem Dienst stehenden Raitzen eigentlich gegen die Kuruzzen hätten vorgehen wollen, als das mit den osmanischen Kaufleuten passiert ist. Vgl. báNkúti (wie Anm. 55), 16 f. – kreutel (wie Anm. 55), 10 f. Wenn man annimmt, dass der genannte Miri Alem Ibrahim Aga und der Vermittler Ibrahim Efendi in den Jahren 1708/09 dieselbe Person waren, dann ist die Tatsache interessant, dass der kaiserliche Dolmetscher Lachowitz gerade in Ibrahim Efendis Haus in Belgrad untergebracht wurde. báNkúti (wie Anm. 55), 205. 1704 war es nämlich Lachowitz, der sich als Hofdolmetscher um den osmanischen

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hang passt auch, dass sich Ibrahim Müteferrika in seinem Risāle-i İslāmiye, das er ein Jahr nach dem Ende der genannten Verhandlungen (1710) verfasste, unter anderem auch mit Ferenc II. Rákóczi und dem von ihm geleiteten Aufstand auseinandersetzte.62 Zur eindeutigen Klärung der Frage, ob es sich bei den Verhandlungen von 1708/09 tatsächlich um den späteren Basmacı İbrahim efendi handelte, bedarf es auch hier weiterer Archivforschungen. Doch das erfolgreiche Konfliktmanagement an der habsburgisch-osmanischen Grenze, wodurch sogar der Ausbruch eines neuen Krieges verhindert werden konnte, würde erklären, warum man sechs Jahre später in einer noch heikleren Angelegenheit gerade Ibrahim Müteferrika als osmanischen Gesandten nach Wien sandte.

3.2 Der „echte“ Ibrahim Efendi und seine Tätigkeit von 1715 bis 1735 Ibrahim Aga in Wien (1715) Die in der Forschung allgemein bekannte diplomatische Mission, die Ibrahim Müteferrika als Vermittler zwischen der Habsburgermonarchie und dem Osmanischen Reich in Wien durchgeführt hatte, erfolgte 1715,63 als er Prinz Eugen einen Brief übermittelte und mit ihm auf Anordnung des Großwesirs die Verhandlungen führte.64 Der Grund seiner Versendung war der Krieg zwischen den Osmanen und der Republik Venedig (1714–1718), der 1714 wegen Morea, die 1699 Venedig zugesprochen worden war, ausbrach.65 Die Aufgabe Ibrahim Agas, wie der osmanische

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Gesandten kümmerte, auch als ihm bei der Abschiedsaudienz übel wurde und er dann von Lachowitz in seine Unterkunft in die Leopoldstadt gebracht wurde. Vgl. HHStA Handschrift (weiß) Nr. 507. (Böhm Handschriften 277, alte Signatur 998). Protokolle Relationen türkischer Botschafter in Wien, 1704–1733, fol. 2r. „Der junge Rákóczi, Fürst Oberungarns, wurde in der Festung Munkács durch den König von Wien gefangen genommen, in Wien eingekerkert, aber er ist durch List wieder freigekommen und zum König gewählt worden. Bis zum heutigen Tag ist er mit den Deutschen schändlich Tag und Nacht im Krieg und in Kämpfen.“ Die Übersetzung erfolgte auf der Grundlage des ungarischsprachigen Zitats in abrahamOWicz/hOpp (wie Anm. 39), 584. Im Repertorium der diplomatischen Vertreter aller Länder ab 1648 wurde diese diplomatische Mission an den Kaiserhof irrtümlicherweise auf 1716 datiert. Als Gesandter des Osmanischen Reichs wird explizit İbrāhīm Müteferriqa genannt. Vgl. Repertorium der diplomatischen Vertreter aller Länder seit dem Westfälischen Frieden (1648). Hg. v. Friedrich hausmaNN. Zürich 1950, 407. Vgl. abrahamOWicz/hOpp (wie Anm. 39), 584. – FarOqhi, Suraiya: Subjects of the Sultan. Culture and Daily Life in the Ottoman Empire. London 2010, 94. – baysal, Jale: Ibrahim Müteferrika, Rákóczi tolmácsa és az első nyomtatott oszmán-török könyvek [Ibrahim Müteferrika, Dolmetscher Rákóczis und die ersten gedruckten osmanisch-türkischen Bücher]. In: Rákóczitanulmányok (wie Anm. 39), 577. – halasi-kuN (wie Anm. 29), 898. – simONFFy (wie Anm. 23), 10. Am 8. Dezember 1714 hatte der Großwesir gegenüber dem venezianischen Gesandten in Istanbul den Krieg erklärt und die venezianischen Untertanen aufgefordert, innerhalb von drei Wochen das Gebiet des Osmanischen Reichs zu verlassen. Bereits im Sommer 1715, als sich der

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Gesandte in den Quellen der habsburgischen Seite genannt wird, war, Prinz Eugen zu zeigen, dass der Sultan die sogenannten freundschaftlichen Beziehungen zu Kaiser Karl VI. aufrechterhalten möchte und ihn davon zu überzeugen, dass der Konflikt mit Venedig die Bestimmungen des Friedensvertrags von Karlowitz (1699) nicht verletzen würde.66 Ibrahim Aga, der in diesem Kontext auch in der türkischsprachigen Fachliteratur mit Ibrahim Müteferrika gleichgesetzt wird,67 war am 2. Mai 1715 in Wien eingetroffen, absolvierte am 13. Mai seine erste Audienz bei Prinz Eugen von Savoyen68 und verließ erst nach vier Monaten die kaiserliche Hauptstadt.69 Müteferrika Ibrahim Efendi und die Rákóczi-Emigration Auf die Dauer erwies sich diese diplomatische Mission zur Bewahrung des Friedens zwischen den zwei Reichen jedoch nicht als erfolgreich, da Kaiser Karl VI. 1716 ein Bündnis mit Venedig abschloss und alsbald auf dessen Seite in den Krieg einstieg.70 Mit dem Beginn des osmanischen Feldzugs 1716 wurde İbrahim b. Abdullāh zum dergāh-ı ālī müteferrikalıġı mit einer Bezahlung von 29 akçe ernannt,71 weshalb er seinen späteren Beinamen Müteferrika erhielt. Dadurch wurde er in diesem Jahr einer von (sechs) müteferrikalar des Bîrûn, die zu den hochrangigsten Agas zählten.72 In der Fachliteratur gibt es keinen Konsens darüber, wann und zu welchen zusätzlichen Posten „unser“ Ibrahim Efendi im Laufe des Jahres 1716 tatsächlich ernannt wurde: Laut osmanischer Dokumente, die Orlin Sabev in Sofia gefunden hat, ist Ibrahim Müteferrika zwischen dem 17. Oktober und dem 15. November 1716

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osmanische Gesandte in Wien befand, eroberten die Osmanen Morea sowie die Festungen Suda und Spinalogna auf Kreta. Dazu ausführlicher parVeV (wie Anm. 41), 152 f. Ebd. Siehe zum Beispiel: „[…] İbrahim Ağa denilen Macarlı İbrahim Efendi […].“ Zitiert nach necatioğLu/coşan (wie Anm. 11), 16. Vgl. Audienz. Aus Ibrahim Aga bey Ihrer durchläucht Prinzen Eugenio Anno 1715. HHStA Handschrift (weiß) Nr. 507. (Böhm Handschriften 277, alte Signatur 998). Protokolle Relationen türkischer Botschafter in Wien, 1704–1733, fol. 13. Vgl. babiNger, Franz: Stambuler Buchwesen im 18. Jahrhundert. Leipzig 1919, 10. Vgl. zachar, József: Ungarn und die beiden Türkenkriege Kaiser Karls VI. gegen das Osmanische Reich 1716–1718 und 1736–1739. In: Ungarn-Jahrbuch 17 (1989), 53–69, hier 56. Er erhielt diese Bezahlung bereits seit dem 25. April 1716. Die Summe ist jedoch nach dem Beginn des Feldzugs gegen die Habsburger gleich geblieben. SaricaoğLu/yilmaz (wie Anm. 1), 45. Nach Ferenc Tóth erfolgte diese Ernennung bereits 1715, was jedoch mit osmanischtürkischen Quellen nicht nachgewiesen werden kann. tóth (wie Anm. 5), 40. Neben dem Yeniçeri ağası (Janitscharen-Aga) und den Agas der sechs Kavaliereinheiten des Sultans hatten sie das Privileg, dass sie neben dem Sultan reiten durften. Sie wurden auch „Agas des Steigbügels“ genannt. Vgl. İnaLciK (Anm. 50), 83. – kramers, Johannes H.: Müteferrika. In: The Encyclopaedia of Islam. Bd. VII. Hg. v. Clifford Edmund bOsWOrth. LeidenNew York 1993, 794.

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(Zilkade 1128)73 als mihmandar74 beziehungsweise osmanischer Kommissar nach Belgrad zu den Ungarn geschickt worden, die sich dort versammelten, um die Osmanen in ihrem Krieg gegen die Habsburger zu unterstützen. Diese Position soll Ibrahim Müteferrika bis zum 30. Juli 1717 (20 Şaban 1129) bekleidet haben.75 In der ungarischsprachigen Fachliteratur ist jedoch die Meinung vorherrschend, wonach Ibrahim Müteferrika im November 1716 zum tercüman für Ungarisch ernannt worden wäre und dafür täglich 60 akçe Bezahlung erhalten hätte.76 Die Ungarn nahe Belgrad waren Anhänger von Ferenc II. Rákóczi. Aus dem Exil kommend, versammelten sie sich zunächst in Chotin und dann in Belgrad und hofften darauf, ihren Aufstand gegen die Habsburger durch die Unterstützung der Osmanen wieder zum Leben erwecken zu können. In der ersten Jahreshälfte 1717 wurde János Pápai, Rákóczis Vertreter an der Hohen Pforte, mit einem Brief des Sultans und des Großwesirs zu Rákóczi geschickt, der sich zu dieser Zeit in Frankreich aufhielt.77 Darin schlug ihm die Hohe Pforte vor, sich am Krieg gegen die Habsburger zu beteiligen, wofür sie ihn unterstützen und zum Fürsten Siebenbürgens ernennen würden.78 Die aufständischen Generäle forderten in der Zwischen73

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Dies erfolgte unmittelbar, da die Osmanen am 13. Oktober 1716 Temeswar aufgegeben hatten und die Festung in die Hände der Habsburger gelangt war. Bis zum 15. November 1716 nahmen die Truppen sogar Pantschowa (serb. Pančevo, ung. Pancsova) – am 9. November 1716 – und Palanka (serb. Bačka Palanka, ung. Palánka) – am 12. November 1716 – ein. Vgl. zachar (wie Anm. 70), 56. Das Wort mihmindar (pers. mihmindār) bezeichnet einen Beamten höheren Rangs, der fremden Gesandten entgegengeschickt wird, um diese zu empfangen. Vgl. saleh, Ahmed: Mihmindār. In: The Encyclopaedia of Islam (wie Anm. 72), 2. SaricaoğLu/yilmaz (wie Anm. 1), 45. Ferenc Tóth ist – leider ohne dabei seine Quellen zu nennen – der Meinung, dass Ibrahim Müteferrika bereits ab 1715 die ungarischen Kommandanten in Belgrad unterstützt habe und dafür 60 akçe Bezahlung erhalten hätte. Vgl. tóth (wie Anm. 5), 40. Das wäre das Doppelte der Summe gewesen, die er als müteferrika (29 akçe) erhielt. Abrahamowicz und Hopp berufen sich diesbezüglich auf Informationen, die aus defterleri stammen und im Archiv von Topkapı Saray aufzufinden wären. Demnach würde einer dieser (wahrscheinlich mühimme, Zs. B.-H.) defterleri ein ferman enthalten, der „Ibrahim Aga zum ungarischen Dolmetscher in Belgrad“ ernannt und diesbezüglich für ihn pro Tag 60 akçe Bezahlung verordnet hätte. Vgl. abrahamOWicz/hOpp (wie Anm. 39), 584, Anm. 5. Leider wird hier von den Verfassern keine Archivsignatur angegeben. Sie beziehen sich unter anderem auf eine Quellensammlung Karácsons, in welcher der zitierte Ferman jedoch nicht aufzufinden ist. Auf der von Abrahamowicz und Hopp zitierten Seite schreibt Karácson in einer Anmerkung, ohne Quellen zu nennen, dass Ibrahim Müteferrika zum Dolmetscher und Kommissar in Belgrad ernannt worden wäre. Vgl. karácsON (Anm. 13), 87, Anm. 1. Unter den von Gökbilgin publizierten Dokumenten, die in der genannten Anmerkung von Abrahamowicz und Hopp aufgezählt werden, ist keines dabei, das aus dem Jahr 1716 stammen würde. Vgl. abrahamOWicz/ hOpp (wie Anm. 39), 584, Anm. 5. Die Meinung von Karácson und Abrahamowicz/Hopp wurde auch von Ferenc Tóth übernommen. Vgl. tóth (wie Anm. 5), 40. Vgl. Rákóczi Ferenc emlékiratok [Die Memoiren von Franz Rákóczi]. Hg. v. István Vas und Lajos hOpp. Budapest 1985, 8. Nach Tayyıb Gökbilgin hätte der Sultan in diesem Brief Rákóczi zum „König von Ungarn“ ernannt, wobei wahrscheinlich doch – wie es im 16./17. Jahrhundert der Fall war – der Titel „Fürst von Siebenbürgen“ gemeint ist. Der Text dieses Briefes soll die Absicht der Hohen Pforte zeigen, dass diese mit Hilfe Rákóczis Siebenbürgen wieder in einen haracgüzar-Staat

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zeit die Bevölkerung Siebenbürgens auf, sie zu unterstützen und an der Seite der Osmanen ins Feld zu ziehen.79 Die Aufgabe Ibrahim Müteferrikas lag wohl nicht nur darin, die „Vertreter“ von Rákóczi zu empfangen, sondern auch deren Aktionen mit den Absichten der osmanischen Kriegsführung zu koordinieren. Für diese Vermittlungstätigkeit schien Ibrahim Efendi aus mehreren Gründen bestens geeignet: Die Wahl des Großwesirs fiel nicht nur wegen seiner Herkunft und seiner Sprachkenntnisse auf ihn, weiter war für diese Koordinationsarbeit die Kenntnis der europäischen Machtverhältnisse unentbehrlich. Seine Werke belegen, dass er über diese ohne Zweifel verfügte.80 Bis dato konnten jedoch keine stichhaltigen Quellen aufgefunden werden, die Ibrahim Efendis Tätigkeit in diesen acht bis neun Monaten in Belgrad – falls er sich die ganze Zeit dort aufgehalten hat – dokumentieren. Dabei stellt sich natürlich auch die Frage, warum sein Auftrag am 30. Juli 1717, so kurz vor dem Verlust Belgrads (am 16. August 1717) an die Habsburger, endete. Am 24. Oktober 1717, zwei Wochen nachdem Rákóczi aus Frankreich in das Osmanische Reich gekommen war,81 wurde Ibrahim Müteferrika zu dessen mihmandar82 und tercüman ernannt.83 Als der dazu beauftragte osmanische Beamte blieb Ibrahim Efendi bis zum Tod Rákóczis (1735) für die Koordination der Angelegenheiten des gewählten Fürsten Siebenbürgens mit der Hohen Pforte und für die Übersetzungen des dazu gehörenden Schriftverkehrs zuständig.84 Gemäß eines

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des Osmanischen Reichs verwandeln wollte. Es soll sich dabei um eine adhname gehandelt haben, deren Formulierungen den adhname der früheren Fürsten Siebenbürgens sehr ähnlich waren. Vgl. gÖkbilgiN, Tayyıb: Rákóczi az Oszmán Birodalomban [Rákóczi im Osmanischen Reich]. In: Európa és a Rákóczi-szabadságharc. Hg. v. Kálmán beNDa. Budapest 1980, 83–90, hier 84. Dazu ausführlicher bei kÖpeczi, Béla: Rákóczi és Spanyolország [Rákóczi und Spanien]. In: Rákóczi útjain. Tanulmányok. Hg. v. Dems. Budapest 2004, 74. – zachar (wie Anm. 70), 60. Dazu siehe beispielsweise ÖzükaN (wie Anm. 17). – sabeV (wie Anm. 30). Nach Kelemen Mikes ist Rákóczi am 10. Oktober 1717 in Gallipoli angekommen. Vgl. Gallipoliból, Anno 1717. 10. octobris bei mikes, Kelemen: Törökországi levelek [Briefe aus der Türkei]. In: Mikes Kelemen összes művei. Hg. v. Lajos hOpp. Budapest 1978, 8 f. Diese Funktion ist insofern verständlich, als es sich bei Ferenc II. Rákóczi um den Fürsten Siebenbürgens handelte, der dazu 1704 vom siebenbürgischen Landtag rechtmäßig gewählt und später von den Osmanen als solcher anerkannt wurde. Vgl. VárkONyi, Ágnes: „Ad perpetuam rei memoriam“. Rákóczi-államáról. In: Magyar Tudomány 6 (2003), 699–712, hier 708 f. Im Text steht 1716, aus der Formulierung ist jedoch eindeutig zu erkennen, dass es sich dabei um einen Tippfehler handeln muss. Vgl. SaricaoğLu/yilmaz (wie Anm. 1), 45. Babinger ist der Meinung, Müteferrika wäre erst nach dem Frieden von Passarowitz 1718 zum Begleiter bestellt worden und hätte dafür täglich 50 akçe Bezahlung erhalten. babiNger (wie Anm. 69), 10. Die gleiche Meinung vertreten simONFFy (wie Anm. 23), 10 und hOrVáth (wie Anm. 27), 3. Ibrahim Müteferrika hat diese Funktionen in erster Linie als Beauftragter des Sultans und damit als osmanischer Beamter durchgeführt, auch wenn sich im Laufe der Zeit ein sehr gutes persönliches Verhältnis zwischen ihm und Rákóczi entwickelte. Dies unterstreichen die Äußerungen der weiteren Vertreter über ihn, die ihn ziemlich selten und auch dann nur Ibrahim Efendi nannten, ohne über ihn weitere Informationen anzugeben. Siehe stellvertretend bei mikes (Anm. 81), 236. Demnach ist die Meinung Karácsons, wonach Müteferrika 1717 Teil der Gefolgschaft von Rákóczi geworden wäre, in dieser Form nicht nachzuweisen. Vgl. karácsON, Imre: A Rákóczi-emigráció török okmányai [Die türkischen Dokumente der Rákóczi-Emigra-

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Fermans vom 19. Februar 1721 soll Ibrahim Efendi für diese Tätigkeit monatlich 50 akçe erhalten haben.85 Laut desselben fermans war die gleiche Bezahlung auch für einen zweiten tercüman namens Mustafa vorgesehen, der am Hof Rákóczis in Tekirdağ (ung. Rodostó) lebte.86 Demnach ist anzunehmen, dass Ibrahim Müteferrika die genannte Koordinations- und Übersetzungstätigkeit von Istanbul aus versah und sich nur gelegentlich in Tekirdağ aufhielt.87 Dass er in dieser Periode (1717–1735) nicht nur diese Tätigkeit allein ausübte, zeigt sich darin, dass er damals zusätzlich auch als müteferrika eine regelmäßige Bezahlung bezog.88 Daneben war er mit der Ausarbeitung der Reformpläne der sogenannten Tulpenzeit (Lāle devri) sowie mit der Gründung seiner Druckerei beschäftigt, in der er dann ab 1727 als Übersetzer, Autor und Verleger arbeitete.89 Mit dem Ableben Rákóczis 1735 endete jedoch Ibrahim Müteferrikas Tätigkeit für die Rákóczi-Emigration nicht: Er koordinierte weiterhin die Kommunikation

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tion]. Budapest 1911, 87, Anm. 1. Vom guten Verhältnis, das Rákóczi und Ibrahim verband, zeugt seine Weiterempfehlung im letzten Brief an den Großwesir: „[…] hatalmas szultán különleges kegyeibe ajánlom […], nyomatékosan és külön-külön, leginkább azonban hű tolmácsomat, Ibrahim efendit […].“ Zitiert nach saussure, César de: Törökországi levelek és útirajzok [Briefe und Reisebeschreibungen aus der Türkei]. Hg. v. Ilona kOVács und János hóVári. Budapest 1999, 317. Diese Summe wurde 1728 auf 30 akçe gesenkt und 1731 wieder auf 50 akçe erhöht. Vgl. karácsON (wie Anm. 84), 87, 99, 104. Ebd., 87. Tercüman Mustafa soll bayerischer Abstammung gewesen sein und regelmäßig Informationen über die Ereignisse am Hof Rákóczis in Tekirdağ an den kaiserlichen Gesandten Dirling nach Istanbul weitergeleitet haben. Vgl. kÖpeczi, Béla: A bújdosó Rákóczi [Rákóczi im Exil]. Budapest 1991, 343, 359. Es stellt sich natürlich die Frage, ob der aus Bayern stammende tercüman Mustafa Ungarisch beherrschte und in welche Sprache(n) er zum Beispiel osmanische Schreiben der Hohen Pforte für Rákóczi übersetzte. Näheres über seine Tätigkeit als Dragoman Rákóczis, aber auch über seine Beziehung zu Ibrahim Müteferrika, ist nach dem jetzigen Stand der Forschung nicht bekannt. Das zeigt zum Beispiel eine Situation, die sich unmittelbar nach dem Tod Rákóczis (am 8. April 1735) ereignete: Einige Stunden später wurde einer seiner Anhänger nach Istanbul geschickt, um jene Briefe, die Rákóczi zur Zeit des Verfassens seines Testaments geschrieben hatte, sowie den Brief der hinterbliebenen Generäle, die damit den Tod des Fürsten der Hohen Pforte meldeten, dem Großwesir sowie dem französischen Gesandten zu überstellen. Dieser „Gesandte“ hat nach seiner Ankunft in Istanbul sofort Basmacı Ibrahim Efendi aufgesucht, der die Briefe ins Osmanische übersetzte. Er war auch dabei, als die Briefe dann den Adressaten übergeben wurden. Dies erfahren wir von César de Saussure, einem Zeitgenossen Ibrahim Müteferrikas, der auch für eine gewisse Zeit am Hofe Rákóczis in Tekirdağ als Sekretär des Fürsten tätig war. Diese Praxis soll auch zu Lebzeiten Rákóczis ähnlich gewesen sein. Es stellt sich daher natürlich die Frage bezüglich der Arbeitsteilung zwischen Ibrahim Efendi und dem genannten tercüman Mustafa, der sich 1735 nicht mehr in Tekirdağ aufhielt oder zu dieser Zeit gar nicht mehr am Leben war. Saussure bezeichnet Ibrahim Efendi als „Dragoman des Fürsten an der Hohen Pforte“. Vgl. saussure, César de: Hatodik levél. Kelt Perában, Konstantinápoly mellett, 1735. Augusztus 13 [Sechster Brief. Datiert in Pera bei Konstantinopel, am 13. August 1713]. In: Ders. (wie Anm. 84), 280. Die Summe betrug zwischen 1721 und 1723 40 akçe, im Januar 1724 50 akçe, im Oktober 1725 54 akçe, im Mai 1729 100 akçe und im Februar 1737 120 akçe. Vgl. SaricaoğLu/yilmaz (wie Anm. 1), 45. ÖzükaN (wie Anm. 17). – SaricaoğLu/yilmaz (wie Anm. 1).

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zwischen den hinterbliebenen Generälen in Tekirdağ und der Hohen Pforte in Istanbul.90 Dafür scheint er bis zum 18. Juli 1738 eine Bezahlung erhalten zu haben.91 Basmacı Ibrahim Efendi, Kulturvermittler und Reformer der Lāle devri (1718–1730) Über das weitere Wirken von Ibrahim Efendi als Konfliktmanager in der Außenpolitik des Osmanischen Reichs während der oben genannten Periode zwischen 1717 und 1735 ist nach dem heutigen Stand der Forschung nicht viel bekannt: Er soll bei den Friedensverhandlungen in Passarowitz (serb. Požarevac) im Juli 1718 als Dragoman der Hohen Pforte mitgewirkt haben.92 Diese Annahme scheint auch jener anonym verfasste Dialog93 zwischen einem osmanischen und einem christlichen Offizier über die Notwendigkeit militärischer Reformen im Osmanischen Reich zu verstärken, dessen Verfasser mit höchster Wahrscheinlichkeit Ibrahim Müteferrika war.94 Darin scheint er gleichzeitig den christlichen und den osmanischen Offizier zu verkörpern. Seine Position als Vermittler spiegelt sich unter anderem darin, dass die Kritik an den herrschenden Verhältnissen und die Forderung nach Neuerungen zwar vom christlichen Gesprächspartner kommen, dieser jedoch gleichzeitig die Überlegenheit des Islams, 90

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Etwa drei Wochen nach dem Tod Rákóczis wurde Ibrahim Müteferrika persönlich von Istanbul nach Tekirdağ geschickt, um zu erfahren, wie es den dort Hinterbliebenen geht. Er sollte auch über die zu ihrer Versorgung von der Hohen Pforte zugewiesenen Gelder sowie über die weiteren politischen Schritte verhandeln, die im Rahmen der Außenpolitik des Osmanischen Reichs die Vertreter der Rákóczi-Emigration betrafen: „A porta ideküldötte Ibrahim Efendit, hogy itt nézze meg, miben van dolgunk, és végezzen Csáki úrral és a többi magyarokkal, kik itt vagyunk, hogy akarjuk-é, hogy a szegény üdvözült urunk nagyobbik fiát idehozzassa. […] Azután, hogy beszéljen Sibrik urammal, az urunk hofmesterével, akire szállott az egész háznak gondja, a tahin iránt, amelyet rendelt nekünk a porta […].“ Vgl. Rodostó, 14. maji 1735. In: mikes (wie Anm. 81), 236. Vgl. SaricaoğLu/yilmaz (wie Anm. 1), 47. Diese Meinung vertreten Zygmunt Abrahamowicz und Lajos Hopp und betonen seine Rolle insbesondere bei den Verhandlungen, in denen die Habsburger die Auslieferung Rákóczis verlangten. Vgl. abrahamOWicz/hOpp (wie Anm. 39), 584. Dieser Dialog ist in der Chronik des Reichshistoriographen Mehmed Es‘ad Efendi (1790– 1848) als Anhang überliefert, der in den 1980er Jahren von Anton C. Schaendlinger ins Deutsche übersetzt wurde. Vgl. schaeNDliNger, Anton C.: Die Entdeckung des Abendlandes als Vorbild. Ein Vorschlag zur Umgestaltung des Heerwesens und der Außenpolitik des Osmanischen Reiches zu Beginn des 18. Jahrhunderts. In: Das Osmanische Reich und Europa 1683– 1699: Konflikt, Entspannung und Austausch. Hg. v. Gernot heiss und Grete kliNgeNsteiN. Wien 1983, 89–112. Nach Angaben des Verfassers ist der Dialog zwischen der Ernennung von Dāmād Nevşehirli İbrāhīm Pascha zum Großwesir (9. Mai 1718) und dem Abschluss des Friedensvertrags von Passarowitz (21. Juli 1718) entstanden, das heißt gerade in der Zeit, als Belgrad und Temeswar im Besitz der Habsburger waren und Müteferrika bei den Friedensverhandlungen als Dragoman mitgewirkt haben soll. Ganz ähnliche Argumente mit der Forderung militärischer Reformen im Osmanischen Reich nach europäischen Vorbild sind in einem 1731 gedruckten Werk Ibrahim Efendis (Usūl el-hikam) aufzufinden. Ebd., 94.

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seiner Gesetze und Traditionen über alle anderen Religionen feststellt. Der muslimische Offizier erkennt die Dominanz der christlichen Militärmacht an und verfügt über sehr genaue Ortskenntnisse Siebenbürgens sowie der Umgebung Belgrads. Am Ende sind sie sich einig, was passieren soll: Die Adaptierung christlicher Kriegstechniken durch Muslime, denen, gestärkt durch ihren Glauben an den Islam und im Gehorsam gegenüber muslimischen Gesetzen und Traditionen, damit zum endgültigen Sieg verholfen werden wird.95 Eine ganz ähnliche Argumentation finden wir in der Lāyiha (Petition) von Ibrahim Müteferrika, mit der er neun Jahre später die konservativen Kräfte im Osmanischen Reich von den Vorteilen der Gründung einer Druckerei mit arabischen Lettern überzeugen wollte. Die Machtverhältnisse im Jahr 1727 ermöglichten es, dass er – im Gegensatz zum genannten Dialog – der Lāyiha bereits seinen Namen geben konnte.96 Durch die Zusammenführung zweier grundlegender Tendenzen während der Tulpenzeit (1718–1730) – Neuerungen nach europäischem Vorbild einhergehend mit der Rückbesinnung auf traditionelle Werte, Formen und Strukturen97 – ist es Ibrahim Efendi gelungen, sowohl den Sultan und Großwesir als auch die religiöse Führungselite des Osmanischen Reichs von der Notwendigkeit seines Vorhabens zu überzeugen.98 Gleiches gilt für die Forderung nach einer Veränderung der Kommunikation mit den europäischen Staaten, wovon – neben der Gesandtschaft von Yirmisekiz Mehmed Efendi in Frankreich (1721) – die Errichtung der ersten Ständigen Vertretung des Osmanischen Reichs 1726 in Wien mit dem Schahbender Ömer Aga an der Spitze zeugt.99 Bei der Etablierung dieser Vertretung soll Ibrahim Müteferrika ebenfalls aktiv mitgewirkt haben. Ömer Aga vermittelte dann für ihn von Wien aus nicht nur Buchdruckergesellen, sondern auch Bücher und Handschriften nach Istanbul.100 Ibrahim Efendis Tätigkeit als Drucker, die er letztendlich 1729 mit der Veröffentlichung seines ersten Buchs Lugat-i Vankulu aufnehmen konnte, kann von seinem Wirken als transkultureller Vermittler in den außenpolitischen Angelegenheiten des Osmanischen Reichs nicht ganz getrennt werden: Davon zeugen einerseits 95 96

Siehe dazu den Quellentext in: Ebd., 95–112. Dieses Schreiben kursierte 1727 in mehrfacher Ausfertigung am Hof des Sultans und wurde in einer überarbeiteten Version 1729 als Anhang des ersten Buchs (Lugat-i Vankulu) der Müteferrika-Druckerei abgedruckt. Eine Kopie des Originaltexts sowie die Transkription wurden veröffentlicht in SaricaoğLu/yilmaz (wie Anm. 1), 353–357. 97 Zu dieser allgemeinen Tendenz, die sich nicht nur auf das Osmanische Reich beschränkte, sondern auch das Reich der Safawiden in Persien und der Großmoguln in Indien auszeichnete, siehe detaillierter reichmuth, Stefan: Islamic Reformist Discourse in the Tulip Period (1718– 1730). Ibrahim Müteferriqa and his Arguments for Printing. In: International Congress on Learning and Education in the Ottoman World. Istanbul 12.–15. April 1999. Proceedings. Hg. v. Ali çaksu. Istanbul 2001, 149–161. 98 Dazu siehe ausführlicher den ferman des Sultans sowie die fatwa des şeyhülislām, in denen diese ihre Einwilligung zur Gründung einer Druckerei mit arabischen Lettern gaben. Diese wurden in Form einer Kopie des Originals sowie in transkribierter Form veröffentlicht: SaricaoğLu/yilmaz (wie Anm. 1), 358 f. 99 Vgl. Wurm, Heidrun: Entstehung und Aufhebung des osmanischen Generalkonsulats in Wien (1726–1732). In: Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 42 (1992), 152–187. 100 babiNger (wie Anm. 69), 10.

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die Themen der von ihm veröffentlichten Bücher sowie der zahlreichen Karten, andererseits die manchmal den ausländischen Verhandlungspartnern überreichten Bücher.101 Die Turcica-Akten dieser Periode zeichnen von Ibrahim Müteferrika ein differenziertes Bild. In der Fachliteratur wurde er als Gegner der Habsburger dargestellt, was man mit seiner siebenbürgisch-ungarischen Herkunft und seiner früheren religiösen Zugehörigkeit zu den Unitariern erklärte.102 Aus den Berichten des habsburgischen Gesandten Dirling aus dem Jahr 1727 geht jedoch hervor, dass Müteferrika eng mit ihm zusammenarbeitete und ihn regelmäßig mit Nachrichten über Ferenc II. Rákóczi versorgte. Als Bezahlung dieser Dienste erhielt er sogar zu jedem wichtigeren Bayram 30 Dukaten. Die Textstellen, die über diese Kooperation des habsburgischen Gesandten mit Ibrahim Müteferrika berichten, sind allerdings durchweg chiffriert.103

3.3 Vermittler im Krieg gegen Russland und die Habsburgermonarchie (1736–1739) Renegaten/Grenzgänger unter sich: Ibrahim Efendi und Humbaracı Ahmed Pascha Die Außenpolitik des Osmanischen Reichs war in der zweiten Hälfte der 1730er Jahre durch den Mehrfrontenkrieg gegen Russland (1736–1739) und die Habsburgermonarchie (1737–1739) gekennzeichnet. Zu dieser Zeit wurde Ibrahim Efendis diplomatisches Geschick in mehrfacher Hinsicht benötigt. Im Hintergrund des Hauptkonflikts leistete er bereits im Vorfeld mit einem weiteren Renegaten, Humbaracı Ahmed Pascha (alias Alexandre Comte de Bonneval),104 eine wichtige Vorarbeit. Als Erstes soll auf die Verhandlungen hingewiesen werden, welche die beiden mit den Gegnern Russlands und der Habsburgermonarchie, Preußen und Schweden, führten.105 Aus den Briefen des ersten ständigen Gesandten Schwedens in 101 1735 überreichte zum Beispiel Ibrahim Müteferrika dem schwedischen Gesandten Carlson persönlich Bücher, 1731 nahm Murad Efendi mehrere Werke der Müteferrika-Druckerei als Geschenke für den Kaiser mit nach Wien. 102 tóth (wie Anm. 5). – sabeV (wie Anm. 30). 103 Siehe zum Beispiel Dirling an den Hofkriegsrat. Pera, den 6. Juli 1727, 24. August 1727, 31. Dezember 1727. HHStA Türkei I, Karton 195, 6v–7r., 235v, Karton 196, 130r. 104 Nach Jahren im französischen und dann im habsburgischen Dienst konvertierte er 1729 im Osmanischen Reich zum Islam und wurde 1732 von Topal Osman Pascha zum humbaracı başı (Pascha der Bombardiere) ernannt. Er spielte gemeinsam mit Ibrahim Müteferrika bei der Modernisierung der osmanischen Armee in den 1730er Jahren eine wichtige Rolle. Zu seiner Laufbahn und Tätigkeit im Osmanischen Reich siehe beNeDikt, Heinrich: Der Pascha-Graf Alexander von Bonneval 1675–1747. Graz-Köln 1959, 82–98. 105 Diese Verhandlungen führten sie als Mitglieder jener Gruppe, der auch Yirmisekiz Çelebi-zāde Sāid Mehmed, şeyhülislām sowie kadiasker von Rumelien, angehörte und die eine Allianz mit den protestantischen Mächten Europas anstrebte. Vgl. SaricaoğLu/yilmaz (wie Anm. 1), 49.

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Istanbul, Edvard Carlson, und dessen Beschreibung der Druckerei Ibrahim Müteferrikas (aus dem Jahr 1735) geht hervor, dass die Allianzverhandlungen 1734 von den beiden Renegaten Humbaracı Ahmed Pascha (Bonneval) und Ibrahim Efendi initiiert wurden.106 Carlson bereiste mit Carl Fredrik von Höpken ab Mai 1732 den östlichen Mittelmeerraum, um dort Handelsbeziehungen für Schweden zu etablieren. Im Laufe dieser Reise kamen sie im März 1734 nach Istanbul, wo der englische Gesandte sich um sie kümmerte. Während ihres Aufenthalts, der bis August des Jahres dauerte, soll Ibrahim Efendi ihr tercüman gewesen sein.107 Bonneval soll wahrscheinlich unter der Mitwirkung von Müteferrika das Bündnis gegen Russland sowie die Errichtung einer permanenten diplomatischen Vertretung Schwedens in Istanbul vorgeschlagen haben, was auch in Stockholm begrüßt wurde.108 Wie eng Ibrahim Efendis Beziehungen zu Carlson und von Höpken in diesen vier Monaten wurden, zeigt sich darin, dass er ihnen unmittelbar nach ihrer Rückkehr nach Istanbul – bereits als „chargés d’affairs“109 – im Mai 1735 dreizehn in seiner Druckerei veröffentlichte Bücher schenkte. Später sollten weitere Bücher folgen.110 Bis in die 1740er Jahre soll Müteferrika als Übersetzer für Carlson gearbeitet haben.111 Ähnliche Dienste leistete er auch für den genannten Humbaracı Ahmed Pascha, dem Ibrahim Müteferrika vom Reis Efendi zugeteilt worden war. Jedes Mal, wenn Bonneval hohe osmanische Beamte in seinem Haus in Pera empfing, musste Ibrahim Efendi – wahrscheinlich auch in diesem Fall als tercüman – anwesend sein.112 Auf ihre enge Zusammenarbeit außerhalb dieser offiziell verordneten Beziehung deutet auch die Tatsache hin, dass es Bonneval war, der die von Ibrahim Müteferrika seit längerer Zeit geforderten militärischen Reformen im Osmanischen Reich letztendlich im Lauf der 1730er Jahre durchsetzte.113

106 carlsON, Edvard: İbrahim Müteferrika Basımevi ve Bastığı ilk eserler [Die Druckerei von İbrahim Müteferrika und die ersten gedruckten Werke]. Hg. v. Mustafa akbulut. Ankara 1979, 21–52. 107 ehreNsVärD, Ulla: Some Notes about the Background of the Acquisition of the First Printed Turkish Books. In: Ebd., 20. Es stellt sich natürlich die Frage, in welchen Sprachen sie miteinander kommunizierten, da Ibrahim Müteferrika des Schwedischen höchstwahrscheinlich nicht mächtig war. Er hat wahrscheinlich die osmanischen Schreiben ins Lateinische und umgekehrt übersetzt, da Carlson bei der Beschreibung seiner Druckerei seine Lateinkenntnisse besonders hervorhob. Vgl. carlsON (wie Anm. 106), 21. 108 ehreNsVärD (wie Anm. 107), 19. – beNeDikt (wie Anm. 104), 134 f. 109 Sie wurden erst im August 1738 zu „extraordinari“ Gesandten ernannt. Carlson blieb bis 1746, von Höpken bis 1742 in Istanbul. ehreNsVärD (wie Anm. 107), 19. 110 Sie sind heute in der Königlichen Bibliothek in Stockholm und in der Universitätsbibliothek in Lund aufbewahrt. Ebd., 20. 111 Der habsburgische Gesandte Penckler schrieb 1743 über Ibrahim Müteferrika: „[…] der alte Ibrahim Effendi, welcher die Buchdruckerey unter sich hat und des Bonnevals und Carlsons Schriften übersetzet.“ Zitiert nach beNeDikt (wie Anm. 104), 165. 112 Siehe ebd., 184. Ab wann das genau der Fall war, kann nach dem heutigen Stand der Forschung nicht mit Sicherheit gesagt werden. 113 FiNkel, Caroline: Osman’s Dream. The History of the Ottoman Empire 1300–1923. New York 2005, 368.

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Der Fall József Rákóczi Überzeugungsarbeit sollen beide auch beim Großwesir geleistet haben, als es darum ging, József Rákóczi, den Sohn des verstorbenen Ferenc II. Rákóczi, ins Osmanische Reich einzuladen und als neues Oberhaupt der Rákóczi-Emigranten im Krieg gegen die Habsburger einzusetzen.114 Kelemen Mikes, der Kämmerer des Ferenc II. Rákóczi, berichtet allerdings, dass die Hohe Pforte bereits im Mai 1735, das heißt vor dem Ausbruch des oben genannten Krieges, Ibrahim Efendi nach Tekirdağ geschickt hätte, um dort zu erfragen, ob József Rákóczi erscheinen möge, wozu eine Einwilligung gegeben wurde.115 Der ältere Sohn von Ferenc II. Rákóczi, dem die Hohe Pforte ähnliche Rechte und Unterstützung versprach, wie sein Vater im Osmanischen Reich genossen hatte, traf daraufhin Mitte Dezember 1736 in Tekirdağ ein. Er soll mit den Verhandlungen bezüglich seiner Person und der weiteren Vorgehensweise Ibrahim Müteferrika beauftragt haben.116 Es ist jedoch nicht geklärt, in welcher Funktion Ibrahim Efendi diese Verhandlungen geführt hätte. In der rezenten türkischen Fachliteratur wird ausdrücklich betont, dass er eben nicht zum Sekretär József Rákóczis ernannt worden wäre.117 Es stellt sich auch die Frage, ob die Drucklegung der französisch- und lateinischsprachigen Manifeste József Rákóczis im Jahr 1738, in denen er der europäischen Öffentlichkeit unter anderem mitteilte, dass er vom Sultan mit einer adhnāme zum Fürsten Siebenbürgens (Erdel hâkimi) und zum Prinzen Ungarns (Macâristân dukası) ernannt wurde,118 in der Druckerei Müteferrikas erfolgte.119 Bekannt war nämlich, dass sie 114 Ferenc II. Rákóczi regte noch im Jahr 1734 bei der Hohen Pforte wie auch beim französischen Gesandten in Istanbul an, die von ihm initiierte Bewegung, die er wiederzubeleben versuchte, zu unterstützen. Dies hing unmittelbar mit dem Ausbruch des Krieges zwischen der Habsburgermonarchie und Frankreich im Jahr 1733 zusammen, wobei es um die Nachfolge auf dem polnischen Thron ging. 1735 flohen dann beide Söhne Rákóczis vom Kaiserhof. Vgl. papp, Sándor: Rákóczi József hatalomra kerülési kísérlete és a Porta. Forráskritikai vizsgálatok [Der Machtergreifungsversuch József Rákóczis und die Pforte. Quellenkritische Untersuchungen]. In: A Rákóczi-szabadságharc és Közép-Európa I. Tanulmányok a Rákóczi-szabadságharc kezdetének 300. évfordulára. Hg. v. Edit tamás. Sárospatak 2003, 241–293, hier 243 f. Diese Absichten von Ferenc II. Rákóczi wurden wahrscheinlich – wie das seit 1717 immer der Fall war – durch die Vermittlungstätigkeit Ibrahim Müteferrikas in Istanbul kommuniziert. Orlin Sabev ist sogar der Meinung, dass es allein Ibrahim Efendis Verdienst gewesen wäre, den Großwesir zu überzeugen, József Rákóczi ins Osmanische Reich zu bringen sowie ihn und seine Bewegung im Konflikt gegen die Habsburger einzusetzen. Vgl. sabeV (wie Anm. 7), 98. 115 „A porta ideküldötte Ibrahim effendit, hogy […] végezzen Csáki úrral és a többi magyarokkal, kik itt vagyunk, ha akarjuk-e, hogy a szegény üdvözült urunk nagyobbik fiát idehozassa. Erre mindenünk reá állott.“ Vgl. Rodostó, 14. maji 1735. In: mikes (wie Anm. 81), 236. 116 papp (wie Anm. 114), 254 f. 117 Dabei wird damit argumentiert, dass Ibrahim Efendi den Großwesir Muhsinzāde Abdullāh Pascha seit Herbst 1736 auf dem Feldzug gegen Russland begleitet hätte. SaricaoğLu/yilmaz (wie Anm. 1), 45. 118 Dies erfolgte im Rahmen jenes Vertrags, den József Rákóczi im Januar 1738 mit dem Sultan abschloss. Vgl. papp (wie Anm. 114), 265. 119 Diese Möglichkeit ist auf keinen Fall auszuschließen, da die Druckerei von Ibrahim Müteferrika nicht nur über arabische Lettern verfügte, wovon beispielsweise auch die Publikation einer französisch-türkischen Grammatik zeugt. Da die Druckerei zu dieser Zeit (1738) bereits meh-

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in Istanbul gedruckt wurden.120 Die Pläne der Hohen Pforte, Siebenbürgen mit Hilfe von József Rákóczi der Habsburgermonarchie zu entreißen, konnten letztendlich nicht verwirklicht werden, da dieser am 10. November 1738 an der Pest starb.121 Die Mitwirkung von Ibrahim Müteferrika bei der Verwirklichung der genannten Pläne unterstreicht auch die Tatsache, dass er im Sommer 1737 als Dragoman der Hohen Pforte beauftragt wurde, ein Schreiben der osmanischen Administration, in dem diese die „Ungarn“ aufforderte, „den Gehorsam dem Kaiser gegenüber zu kündigen und sich unter den Schutz des Großherren zu stellen“, ins Ungarische und Lateinische zu übersetzen.122 In Bezug auf die rege Übersetzungstätigkeit ist zu fragen, ob die Briefe József Rákóczis, die in osmanischer Sprache vorliegen, auch durch ihn in diese Sprache übertragen wurden.123 Ibrahim Efendis Tätigkeit beschränkte sich in den Jahren von 1736 bis 1739 jedoch nicht auf die genannten Aktivitäten: Bereits zehn Tage nach der oben erwähnten Ankunft von József Rákóczi in Tekirdağ soll er am 29. Dezember 1736 den Auftrag erhalten haben, einen Brief nach Polen zu befördern.124 Im Januar 1737 war er bereits im Feldlager des Großwesirs, das sich vom Herbst des Jahres 1736 bis zum Frühling 1737 in Babadag (türk. Babadağ) in der Dobrudscha nahe des Schwarzen Meeres befand,125 anzutreffen, wo er den Hauptdragoman der Pforte vertrat.126 Nach Ferenc Tóth wäre er dorthin von einer diplomatischen Mission aus Kiew – und nicht aus Polen, wie es in der türkischen Fachliteratur steht – zurückgekehrt, wo er einen osmanisch-polnischen Vertrag zu erneuern hätte gehabt.127 Wahrscheinlich ging es darum, dass Ibrahim Müteferrika die Unterstützung des polnischen Adels, zu dem die Osmanen gute Beziehungen pflegten,128 für einen Gegenangriff der Osmanen gegen Russland sichern sollte,129 was er dann auch tat-

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rere Angestellte hatte, konnten die Manifeste dort gedruckt werden, auch wenn sich Ibrahim Efendi gerade nicht in Istanbul aufhielt. Über diese Manifeste ausführlicher siehe bei papp (wie Anm. 114), 270 f. Darüber berichtet Kelemen Mikes, der auch seine letzten Stunden mit ihm im Feldlager in Cernavodă (im heutigen Rumänien) verbrachte: „[…] végit érők Rákóczi Józsefnek […] Két órakor délután […] az Istennek adá lelkét 38 esztendős korában.“ Vgl. Csernavoda, 10. Novembris 1738. In: mikes (wie Anm. 81), 271. Davon berichtete der französische Gesandte in Istanbul, Marquis Luis Sauveur de Villeneuve, am 2. August 1737. Danach hätte man den „Ungarn auch zugesichert, dass sie ihre früheren Vorrechte erhalten, und dass sie nie gezwungen werden [würden], Steuer zu zahlen“. Zur ungarischen Übersetzung des französischen Originals, die von der Autorin verwendet wurde, siehe tóth (wie Anm. 5), 43. Diese wurden von Sándor Papp im Topkapı Sarayı Müzesi in Istanbul aufgefunden. Vgl. papp (wie Anm. 114), 263, Anm. 68. SaricaoğLu/yilmaz (wie Anm. 1), 47. aksaN, Virginia: Ottoman Wars 1700–1870. Empire Besieged. Harlow 2007, 106. Im Feldlager des Großwesirs stieß er auf den ungarischstämmigen Agenten Frankreichs, András Tóth, einen Vertreter der Rákóczi-Emigranten in Frankreich, der dann im Februar 1737 durch die Vermittlung Ibrahim Efendis mehrere höhere osmanische Beamte treffen konnte. Vgl. tóth (wie Anm. 5), 41 f. Ebd., 41. aksaN (wie Anm. 125), 107. Russland erklärte den Osmanen im April 1736 den Krieg. Als Grund wurden die Angriffe der Tataren in der Ukraine genannt. Weiter mussten die Krimtataren, die wegen der osmanisch-

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sächlich erreichte. Ein weiteres, mit dem damals laufenden Krieg unmittelbar zusammenhängendes Thema muss die Frage der polnischen Thronfolge und die Stellungnahme der Hohen Pforte dazu gewesen sein.130 Vermittlung zwischen den Großmächten Seine Fähigkeiten als „Konfliktmanager“ waren jedoch im Frühling 1737 beim Friedenskongress in Nemirov (damals auf polnischem Territorium) noch mehr gefragt: Die Habsburgermonarchie, die seit 1726 ein Verbündeter Russlands war, versuchte, zwischen den beiden Kriegsparteien zu vermitteln.131 Ibrahim Müteferrika agierte bei den Verhandlungen als Dragoman der Hohen Pforte und soll dabei eng mit den Vertretern Frankreichs zusammengearbeitet haben.132 Die Beilegung des Konflikts und damit auch die Vermittlungstätigkeiten aller beteiligten Seiten scheiterten jedoch; die Habsburger erklärten den Osmanen im Juni 1737 sogar den Krieg.133 Im Laufe des habsburgisch-osmanischen Konflikts (1737–1739) war Ibrahim Müteferrika zu Beginn noch mit der Koordination der Beziehungen József Rákóczis zur Hohen Pforte beschäftigt, was seine Übersetzung des oben zitierten Schreibens der osmanischen Administration an die „Ungarn“ belegt. Am 2. Februar 1738 wurde er dann zum Schreiber der Artillerie ernannt,134 weshalb er sich auf einer Karte als Tophaneli Ibrahim bezeichnete.135 Im August 1738 befand er sich bereits inmitten der Kriegshandlungen an der habsburgisch-osmanischen Grenze, wo er wiederum als Vermittler zwischen den zwei Kriegsparteien agierte: Bei der Belagerung von Oršova (ung. Orsova) in der Nähe des Eisernen Tors an der Donau war Ibrahim Efendi derjenige, den der Großwesir – und nicht die ungarischen Aufständischen und Vertreter der Rákóczi-Emigranten136 – in die Festung schickte, um dort mit dem habsburgischen Kommandanten über eine Kapitulation zu verhandeln – eine Aufgabe, die Ibrahim Müteferrika wiederum mit Erfolg meistern konnte.137

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safawidischen Auseinandersetzung in den Kaukasus beordert wurden, durch Dagestan ziehen, wo sie von den Russen gefangen genommen wurden. Darauf reagierte die Hohe Pforte mit einem Feldzug, zu dem der Großwesir im Juni 1736 von Istanbul aufbrach. Siehe ausführlicher aksaN (wie Anm. 125), 102 f. Wo er diese Verhandlungen tatsächlich führte und den genannten Brief der osmanischen Administration überreichte, ist nach dem jetzigen Stand der Forschung unklar. parVeV (wie Anm. 41), 211. – aksaN (wie Anm. 125), 102. Vgl. tóth (wie Anm. 5), 42. Bezüglich der Vertretung des Hauptdragomans der Hohen Pforte bei diesen Verhandlungen stellt sich wiederum die Frage, in welche Sprache(n) Ibrahim Efendi aus dem Osmanischen und umgekehrt übersetzt hat. Es ist durchaus anzunehmen, dass er neben Latein und Ungarisch auch der deutschen und der französischen Sprache mächtig war. parVeV (wie Anm. 41). Diesen Posten bekleidete er bis zum 25. Oktober 1743. Vgl. SaricaoğLu/yilmaz (wie Anm. 1), 47. Vgl. ÖzükaN (wie Anm. 17). Diese Meinung vertritt Ferenc Tóth, mittels Quellen lässt sich dies jedoch nicht belegen. Vgl. tóth (wie Anm. 5), 45. Kelemen Mikes erinnert sich als Augenzeuge an die Kapitulation der Festung Orsova auf fol-

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Die Annahme, wonach seine Position am Hof des Sultans nach dem Tod von József Rákóczi im November 1738 sehr geschwächt gewesen wäre,138 kann nicht unmittelbar Bestätigung finden. Es darf in diesem Kontext nicht vergessen werden, dass die Koordination der Angelegenheit József Rákóczi im Rahmen der Pläne der Hohen Pforte zwar keine unwichtige, jedoch nur eine seiner vielen Aufgaben war. Es mag sein, dass er am Rande der Friedensverhandlungen in Nemirov im Frühling 1737 zum ungarischstämmigen Vertreter Frankreichs, András Tóth, zum Amüsement gesagt hätte: „Für die Freiheit der Heimat ist aus Ihnen ein Franzose und aus mir ein Türke geworden“, wie das der französische Dolmetscher Delaria an den Gesandten Villeneuve geschrieben haben soll.139 Es ändert nichts daran, dass er auch bei dieser Aufgabe in erster Linie als Vertreter des Osmanischen Reichs – und nicht nur aus „Liebe zu seiner ehemaligen Heimat“ – handelte. Er wollte die osmanischen Interessen so gut wie möglich vertreten, wobei eine enge Kooperation mit den Vertretern Frankreichs nicht nur für die Franzosen, sondern für ihn und damit auch für das Osmanische Reich Vorteile bringen sollte. András Tóth wollte mit allen Mitteln verhindern, dass die Osmanen Russland ob des Schwarzmeerhandels Zugeständnisse machen, um nur einen der vor Ort diskutierten Punkte zu nennen.

3.4 Die letzten Jahre Ibrahim Efendis (1739–1747) Nach dem Abschluss des Friedensvertrags von Belgrad am 18. September 1739140 scheint Ibrahim Müteferrika bei den grundlegenden außenpolitischen Entscheidungen des Osmanischen Reichs weiterhin mitgewirkt zu haben: „Der alte Ibrahim Effendi“, wie ihn der kaiserliche Gesandte in Istanbul im Mai 1743 nannte,141 nahm etwa mit Humbaracı Ahmed Pascha (Bonneval) an den schwedisch-osmanischen Allianzverhandlungen 1739/40,142 die gegen Russland gerichtet waren, aktiv teil.143

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gende Weise: „A komendáns megizené 12-dik a vezérnek, hogy küldene valakit hozzája, akivel végezhessen a vár feladásáról. A vezér Ibrahim effendit küldé, aki is mindeneket elvégezvén, 15-dik a komendáns a vezérhez jőve; nagy tisztelettel fogadá, és a vezérnek a várat feladá, aki is ajándékokkal bocsáttá vissza.“ In: mikes (wie Anm. 81), 265. Da er dort mit dem habsburgischen Kommandanten verhandeln musste, ist anzunehmen, dass er die deutsche Sprache auf einem höheren Niveau beherrschte. Diese Meinung vertritt Ferenc Tóth, der Ibrahim Müteferrika als einen osmanischen Diplomaten beschreibt, der in erster Linie und dabei grundsätzlich im Dienst der „ungarischen Unabhängigkeit“ gehandelt hätte. Vgl. tóth (wie Anm. 5), 45. Ferenc Tóth zitiert diesen Satz auf Ungarisch: „Magából francia lett a haza szabadságáért, belőlem meg török.“ Vgl. tóth (wie Anm. 5), 42. Es wird leider nicht angegeben, in welcher Sprache – auf Französisch oder Ungarisch – Ibrahim Müteferrika diesen Satz geäußert haben soll, was in diesem Kontext nicht unwesentlich wäre. parVeV (wie Anm. 41), 238. „Der alte Ibrahim Effendi, welcher die Buchdruckerey unter sich hat […].“ Zitiert nach beNeDikt (wie Anm. 104), 165. Über diese Allianzverhandlungen ausführlicher beNeDikt (wie Anm. 104), 138–143. – FiNkel (wie Anm. 113), 362. – theOliN, Sture: The Swedish Palace in Istanbul. Istanbul 2000, 55–58. SaricaoğLu/yilmaz (wie Anm. 1), 49. Ferenc Tóth meint, dass er 1743 über einen schwedischosmanischen Vertrag verhandelt hätte. Vgl. tóth (wie Anm. 5), 45. 1743 endete bereits der

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Seine Rolle und seinen Einfluss in der osmanischen Außenpolitik zeigt das Beispiel jener Verhandlungen, die 1743 bezüglich des Schicksals von Korsika in Istanbul geführt wurden: Als Comte Humbert Beaujeu della Salle, der im Namen der Anführer der Aufständischen von Korsika, die seit 1729 zunächst gegen die Herrschaft Genuas und damit auch der Habsburger und dann selbst gegen die Intervention der Franzosen rebellierten,144 in Istanbul eintraf, erkannte Ibrahim Efendi das Potenzial des korsischen Gegenstands für das Osmanische Reich. Eine Erfüllung der Bitte des korsischen Gesandten, die Insel unter osmanischen Schutz zu stellen, hätte den Osmanen nach langer Zeit wieder einen Einfluss im westlichen Mittelmeerraum gesichert. Die Gesandten Frankreichs und der Habsburgermonarchie versuchten mit allen Mitteln zu verhindern, dass der genannte Comte Beaujeu von den Osmanen, die zunächst reserviert waren, offiziell empfangen wurde. Es war der Vermittlungstätigkeit Ibrahim Müteferrikas zu verdanken, dass der Gesandte der korsischen Rebellen sowohl dem Reīsüküttāb Koca Rāgıb Pascha (am 10. April 1743)145 als auch dem Großwesir Hekimoğlu Ali Pascha (am 5. Juni 1743) über seinen Auftrag offiziell berichten durfte.146 Bei beiden Audienzen war Ibrahim Efendi anwesend. Sein politischer Einfluss scheint weiterhin bedeutend gewesen zu sein, schlug er doch vor, nicht nur Korsika, sondern auch Sardinien unter den Schutz des Osmanischen Reichs zu stellen.147 Dieser Vorschlag wurde akzeptiert und am 15. November 1743 jener Vertrag unterzeichnet, der Korsika und Sardinien unter die gemeinsame Herrschaft der Hohen Pforte und der Barbareskenstaaten stellte.148 Obwohl der Vertrag letztendlich nicht umgesetzt werden konnte, zeugt dieser Fall von der Weitsichtigkeit Müteferrikas, der grenzübergreifend und in Kenntnis der rezenten politischen Situation in großen Zusammenhängen denken konnte. Die Annahme, dass er im September 1743 mit einem Brief der osmanischen Administration nach Dagestan (rus. Respublika Dagestan) in den Kaukasus geschickt worden wäre, kann mit Sicherheit nicht bestätigt werden.149 Zu dieser Zeit war Ibrahim Efendi wohl gerade mit seiner Druckerei beschäftigt, wollte er doch eine eigene Papiermühle bauen, weswegen er im August 1744 nach Polen aufbrach, um nach entsprechenden Fachkräften zu suchen und wahrscheinlich auch, um die

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Krieg, den Schweden zwischen 1741 und 1743 gegen Russland führte. Daher stellt sich die Frage, was dieser Vertrag tatsächlich beinhaltete beziehungsweise worüber genau in diesem Jahr verhandelt wurde. Die korsischen Rebellen machten zunächst im April 1736 Baron Theodor von Neuhoff, der im März 1736 mit einem englischen Schiff auf Korsika eintraf, zu ihrem König, von dem sie sich dann später abwandten. Zu dieser komplexen Angelegenheit, in die letztendlich einige „westeuropäische“ Mächte involviert waren, ausführlicher beNeDikt (wie Anm. 104), 160–169. Davon berichtete Penckler, kaiserlicher Gesandter in Istanbul, am 5. Mai 1543. Vgl. beNeDikt (wie Anm. 104), 165. Vgl. SaricaoğLu/yilmaz (wie Anm. 1), 49. Ebd. Vgl. beNeDikt (wie Anm. 104), 168. In der gegenwärtigen türkischen Fachliteratur herrscht die Meinung vor, dass Müteferrika Ibrāhīm Ağa, der im September in den Kaukasus aufbrach, nicht Ibrahim Müteferrika gewesen wäre. Siehe stellvertretend SaricaoğLu/yilmaz (wie Anm. 1). Zur angeblichen Reise Ibrahim Müteferrikas nach Dagestan siehe tóth (wie Anm. 5), 45.

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dafür notwendigen technischen Fertigkeiten zu erlernen. Das war seine letzte dokumentierte Auslandsreise, die fast ein Jahr dauerte,150 bevor er 1747 verstarb.151 Davor wurde er noch zum Hofhistoriker ernannt und in die sogenannte haceganSchicht, die nur hochgebildeten muslimischen Gelehrten vorbehalten war, erhoben.152

Resümee Ibrahim Müteferrika ist in einer der haracgüzar-Provinzen des Osmanischen Reichs sozialisiert worden, wo er – wahrscheinlich als Unitarier – protestantische Theologie studierte. Wie seine späteren Werke zeigen, eignete er sich in dieser Zeit auch ein umfangreiches Wissen an. Möglicherweise war er der osmanischen Sprache bereits vor seiner Ankunft in Istanbul mächtig. Nur so ist es zu erklären, weshalb er bereits ab 1692 in osmanischen Diensten stehen konnte und alsbald in den muslimisch-religiösen Schriften sowie den muslimischen Wissenschaften bewandert war. Sein autobiographisches Werk über seine Konversion zum Islam zeigt, dass diese freiwillig und aus eigener Überzeugung erfolgt war. Auch seine späteren Werke zeugen davon, welchen hohen Stellenwert der Islam in seinem Leben und für sein Wirken hatte. Für ihn – als transkulturellen Vermittler im Osmanischen Reich – war es von Vorteil, dass er als ehemaliger protestantischer Gelehrter die endogenen Codes Siebenbürgens, Europas sowie des Osmanischen Reichs kannte und dadurch in der Lage war, die jeweiligen exogenen Elemente zu deuten und auf diese angemessen zu reagieren. Seine in-between-Position befähigte ihn, Forderungen der konservativen Kräfte in seine Argumentation und Reformpläne einzubinden und dadurch die Tendenzen seiner Zeit zusammenzuführen. Das zeigt jenes kreative Potenzial, das die sogenannten third spaces für die darin agierenden Personen je nach Machtverhältnissen in sich tragen können. Die Analyse von Müteferrikas Petition (Lāyiha) sowie weiterer seiner Werke hat gezeigt, dass es ihm bei der Gründung einer Druckerei nach europäischem Vorbild grundsätzlich darum ging, die muslimische Gesellschaft aus der Stagnation zu befreien, die muslimischen Wissenschaften und Künste zu fördern und weiter zu verbreiten. Der Islam und die Bewahrung der muslimischen Tradition sind dabei die Kernelemente seiner Argumentation und nicht die in der Forschung oftmals postulierte Europäisierung des Reichs, in dem er lebte und das er als Diplomat vertrat. Dasselbe gilt auch für seine Reformvorschläge bezüglich des osmanischen Heeres und des Kommunikationswesens. Man darf dabei nicht vergessen, dass er in seiner Druckerei in erster Linie Werke von muslimischen Gelehrten veröffentlichte, die er mit seinem „europäischen“ Wissen „anreicherte“; diese erhielten dadurch eine hybride Natur, welche die oben genannten third spaces auszeichnet. 150 SaricaoğLu/yilmaz (wie Anm. 1), 51. 151 sabeV (wie Anm. 7), 99. 152 SaricaoğLu/yilmaz (wie Anm. 1), 51.

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Zsuzsa Barbarics-Hermanik

Dank seiner in-between-Position gelang es ihm demnach recht gut, das Spannungsverhältnis zwischen den säkularen und religiösen Mitgliedern innerhalb des Osmanischen Reichs zu lösen und damit religiös-ideologische Barrieren zu überwinden. Ähnliches lässt sich bei seinen Tätigkeiten in der Außenpolitik beobachten, in die er bis in die späten 1740er Jahre aktiv eingebunden war. Die Analyse und die Kontextualisierung seiner Tätigkeit als transkultureller Vermittler zwischen dem Osmanischen Reich und dessen Gegnern sowie Verbündeten führten zu folgenden Ergebnissen: 1.) Ibrahim Müteferrika war in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts – spätestens ab 1715 – in alle wichtigen außenpolitischen Angelegenheiten des Osmanischen Reichs involviert und hat dadurch die osmanische Außenpolitik aktiv mitgestaltet. 2.) Er handelte stets – auch als tercüman von Rákóczi – als loyaler osmanlı, als osmanischer Beamter, und stand nicht „im Dienste des ungarischen Freiheitskampfs“, sondern jenes Reichs, um dessen Reformierung und Wohl er als überzeugter Muslim und muslimischer Gelehrter mit seinem fundierten Wissen der osmanischen Kultur und Wissenschaften bemüht war.

4. Krieg und Frieden im Diskurs

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Friedensbild und Herrscherbild in osmanisch-habsburgischen Friedensverträgen des 16. und 17. Jahrhunderts 1. Hierarchie und Gleichordnung. Von der Gleichzeitigkeit zweier ungleichzeitiger Ordnungsvorstellungen Geschichtsdarstellungen werden durch Metanarrative geformt, die Geschichte der Beziehungen zwischen dem Osmanischen Reich und seinen Nachbarn in Europa bildet da keine Ausnahme. Lange war es üblich, diese Geschichte als Konfliktgeschichte, als clash of civilizations zu erzählen, wenngleich dies meist nicht explizit dargelegt wurde und der Begriff auch lange Zeit noch gar nicht zur Verfügung stand. Die zeitlichen Schwerpunktsetzungen mögen im Einzelnen differieren und die Protagonisten unterschiedliche Namen tragen – Skanderbeg beispielsweise, Don Juan d’Austria, Zrinski oder auch Prinz Eugen –, die Botschaft ist doch immer sehr ähnlich: Zwischen dem christlichen Europa der Vormoderne und dem Osmanischen Reich habe ein unversöhnlicher, weil im Kern religiös begründeter Konflikt bestanden, der durch Friedensschlüsse nur kurzfristig sistiert worden sei und der sein tatsächliches Ende erst irgendwann zwischen dem Ausgang des 18. Jahrhunderts und dem endgültigen Zusammenbruch des Osmanischen Reiches im 20. Jahrhundert gefunden habe. Das heißt, das Ende dieser Dauerkonfrontation wird wahlweise mit der außenpolitischen Schwächung des Osmanischen Reiches, der Verwestlichung seiner Eliten oder gar seinem Verschwinden als Staat angesetzt. In den südosteuropäischen Nationalhistoriographien verbindet sich eine solche Geschichtsdeutung häufig mit der Antemurale-Idee sowie fast durchgängig mit dem Ideologem der „Fremdherrschaft“ beziehungsweise des „osmanischen Jochs“, Vorstellungen also, die von einer essentiellen kulturellen Andersartigkeit der Osmanen ausgehen und ihre Herrschaft als illegitim und gewaltsam interpretieren. Dem gegenüber betonen jüngere Forschungen, insbesondere solche, die ihren Ursprung in der Osmanistik haben, die pragmatische Grundhaltung osmanischer Außenpolitik und die engen politischen, ökonomischen und kulturellen Verflechtungen zwischen dem Osmanischen Reich und dem christlichen Europa.1 Das geringe Erkenntnispotential des ersten Deutungsansatzes ist, einmal ganz abgesehen von seinen problematischen ideologischen Implikationen, offenkundig: Eine Reduktion der osmanisch-europäischen Beziehungsgeschichte auf eine Abfolge militärischer Konflikte und einen religiös-kulturellen Antagonismus kann die auf unterschiedlichsten Ebenen bestehenden Austauschbeziehungen zwischen dem 1

Besonders prägnant formuliert in FarOqhi, Suraiya: The Ottoman Empire and the world around it. London 2004.

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Osmanischen Reich und seinen westlichen Nachbarn nicht befriedigend erklären. Doch auch ein Ansatz, der kulturelle Unterschiede in ihrer Bedeutung allzu stark relativiert, blendet wichtige Aspekte aus. So gab es sowohl im christlichen Europa als auch im Osmanischen Reich tradierte Vorstellungen, wie mit Fremdreligionen und Andersgläubigen umzugehen sei, Vorstellungen, die sich teilweise, wie im Fall des islamischen Rechts, zu normativen Vorgaben verdichteten. Mochte die tatsächliche Wirkmächtigkeit solcher Normenkomplexe auch sehr unterschiedlich sein, so konnten doch immer wieder Situationen entstehen, in denen eine Bezugnahme auf sie geboten erschien. Zudem ist Differenz nicht notwendig eine von heutigen Betrachtern nachträglich konstruierte Größe, sondern wurde von den Akteuren auch selbst wahrgenommen. Und schließlich waren Differenzerfahrungen keine Besonderheit im Kontakt zwischen dem christlichen Europa und der osmanischen Ökumene2 oder den nicht-christlichen Zivilisationen allgemein, sondern sind auch innerhalb des vormodernen christlichen Europas greifbar, wie kulturwissenschaftlich informierte Forschungen zur Diplomatiegeschichte zeigen: Fremd konnte sich ein Gesandter nicht nur in Istanbul, sondern auch in einer norddeutschen Bischofsresidenz fühlen.3 Das planvolle Überschreiten kultureller Grenzen und die Überwindung kommunikativer Hemmnisse spielte somit in der vormodernen Außenpolitik insgesamt eine wesentliche Rolle, nicht nur in den europäisch-osmanischen Beziehungen, womit sich für die Frühneuzeitforschung reizvolle Vergleichsmöglichkeiten ergeben. Wie lässt sich nun aber ein Zugang zum Verständnis der Konfliktbeilegungsmechanismen zwischen dem Osmanischen Reich und seinen christlichen Nachbarn, dem „Konfliktmanagement in interkulturellen Räumen“ also, herstellen, ohne den Blick in der geschilderten Weise perspektivisch zu verengen? Einen möglichen Zugang könnte die Frage nach der Einbettung dieser Beziehungen in die Strukturen des europäischen Staatensystems bieten. Ausgangspunkt ist dabei die evidente Tatsache, dass während der gesamten Frühen Neuzeit diplomatische Kontakte zwischen dem Osmanischen Reich und den Mächten des christlichen Europa bestanden, die vertraglich flankiert wurden, sich kontinuierlich intensivierten und sich immer stärker an die Strukturprinzipien der binneneuropäischen Diplomatie anglichen. Von einer solchen Fragestellung ausgehend, können die individuellen Entwicklungen im Fall des Osmanischen Reiches diskutiert werden, gleichzeitig aber kann ein Vergleich mit anderen Mitgliedern der vormodernen europäischen Staatenwelt angestellt werden, sodass das Osmanische Reich beziehungsweise seine politischen Eliten und außenpolitischen Akteure nicht zwangsläufig zu exotischen Sonderlingen stilisiert werden. 2

3

Zum Konzept der osmanischen Ökumene und den ökumenischen Gemeinschaften Koller, Markus: Ottoman Ecumenical Communities – An Approach to Ottoman History. In: Living in the Ottoman Ecumenical Community. Essays in Honour of Suraiya Faroqhi. Hg. v. Dems und Vera Constantini. Leiden-Boston 2008, 1–14. rohrsChneiDer, Michael: Terrible es este congreso: Wahrnehmungen der Fremde und Verhandlungsdispositionen im Spiegel der Berichte der spanischen Gesandten auf dem Westfälischen Friedenskongress. In: Wahrnehmungen des Fremden. Differenzerfahrungen von Diplomaten im 16. und 17. Jahrhundert. Hg. v. Dems. und Arno strohmeyer. Münster 2007, 245–264.

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Ein solcher Deutungsansatz ist zunächst einmal wenig originell, denn er rekurriert auf eine Denkfigur, die bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts von dem Göttinger Historiker Arnold Hermann Ludwig Heeren in den historischen Diskurs eingeführt wurde. Was unter diesem Staatensystem zu verstehen ist, erklärt Heeren im Jahre 1809, wenn er darlegt, dass die wesentliche Eigenschaft des neuzeitlichen europäischen Staatensystems „in seiner inneren Freiheit, oder der wechselseitigen Unabhängigkeit seiner Glieder, wie ungleich sich auch diese an Macht seyn mögen, zu suchen“ sei.4 Diese Definition sowie Heerens Auffassung, dass die Entstehung des europäischen Staatensystems an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit zu verorten sei, entspricht auch heute noch den Grundannahmen der historischen Forschung: Die Entstehung souveräner Staaten, die einander als gleichberechtigt anerkennen und ihre Beziehungen untereinander auf der Grundlage eines neu geschaffenen und sich stetig fortentwickelnden Völkerrechtes regeln, wird immer noch als ein die Frühe Neuzeit prägender Prozess, ja teilweise als ihr Epochenmerkmal schlechthin angesehen.5 Von Interesse ist für unseren Zusammenhang, dass Heeren das Osmanische Reich ausdrücklich in seine Überlegungen miteinbezieht. Heeren definiert Staatensysteme zwar allgemein als einen „Verein sich begrenzender, durch Sitten, Religion und Cultur sich ähnlicher, und unter einander durch wechselseitiges Interesse verflochtener, Staaten“,6 identifiziert das „Bedürfniß der Vertheidigung gegen die Türken“7 als ein verbindendes Moment im frühneuzeitlichen Europa und sieht die Hohe Pforte dem „christlichen Europa feindlich gegenüberstehend“,8 doch erklärt er gleichzeitig, dass die politische Annäherung zwischen Frankreich und dem Osmanischen Reich im 16. Jahrhundert letzteres „zu einem – wenn gleich immer fremdartigen – Gliede des europäischen Staatensystems“9 gemacht habe. Ein ähnlicher Umgang mit der osmanischen Geschichte ist bei dem zweiten bedeutenden Historiker des europäischen Staatensystems im 19. Jahrhundert, Leopold von Ranke, zu erkennen, der sich nach einer zunächst ausschließlichen Konzentration auf das Europa „der romanischen und germanischen Völker“10 ab 1827 4

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heereN, A[rnold] H[ermann] L[udwig]: Handbuch der Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Colonieen. Bd. 1. Göttingen 51830 [11809], VI. Vgl. dazu muhlack, Ulrich: Das europäische Staatensystem in der deutschen Geschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts. In: Staatensystem und Geschichtsschreibung. Ausgewählte Aufsätze zu Humanismus und Historismus, Absolutismus und Aufklärung. Hg. v. Notker hammersteiN und Gerrit Walther. Berlin 2006, 313–353. Erstabdruck in: Annali dell’Instituto storico italo-germanico in Trento 16 (1990), 43–92. Zur Bedeutung Heerens für die Geschichtsschreibung des Historismus, insbesondere für Ranke, siehe 318 f. Zur Entstehung des europäischen Staatensystems als dem entscheidenden Epochenmerkmal der „Frühen Neuzeit“ prononciert muhlack, Ulrich: Die Frühe Neuzeit als Geschichte des Europäischen Staatensystems. In: Eigene und fremde Frühe Neuzeiten. Genese und Geltung eines Epochenbegriffs. Hg. v. Renate Dürr, Gisela eNgel und Johannes süssmaNN. München 2003, 23–41. heereN (wie Anm. 4), VI. Ebd., 9. Ebd., 22. Ebd. Vgl. das Erstlingswerk: raNke, Leopold: Geschichten der romanischen und germanischen Völ-

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auch der Geschichte Südosteuropas zuwandte, ein Forschungsinteresse, das in seiner Gesamtheit immer noch unzureichend gewürdigt wurde.11 In seiner Arbeit „Die Osmanen und die spanische Monarchie im 16. und 17. Jahrhundert“, dem ersten Band seines Geschichtswerkes „Fürsten und Völker von Süd-Europa im sechzehnten und siebzehnten Jahrhundert“, sind gewisse Anklänge an die Raumkonzeption Heerens erkennbar, der das Osmanische Reich zu dem von ihm so bezeichneten „südlichen europäischen Staatensystem“ zählt. Dass Ranke Spanien und das Osmanische Reich gemeinsam in einem Werk behandelt, er den Stützpfeiler der Gegenreformation gleichsam auf eine Stufe mit dem Staatswesen stellt, das im frühneuzeitlichen Europa als „Erbfeind christlichen Namens“ firmierte, ist keineswegs ein Fortspinnen der leyenda negra mit den Mitteln des Historismus – oder zumindest nicht primär. Die Behandlung des Stoffes in dieser Form ist vielmehr Rankes Sichtweise der Geschichte des vormodernen Europas geschuldet. Er sieht in der Verlagerung des europäischen Machtzentrums vom Süden in den Norden im 17. Jahrhundert einen entscheidenden Wendepunkt in der Geschichte der Neuzeit. Insofern ist die osmanische Geschichte ein Teil der europäischen Geschichte, dies umso mehr, als die Gründe für diese Entwicklung Rankes Ansicht nach auch in der innenpolitischen Entwicklung des Osmanischen Reiches zu suchen sind.12 Rankes Geschichtsdeutung ist dann allerdings in mehrfacher Hinsicht topisch strukturiert und reproduziert gängige historiographische Stereotype, wie das der vermeintlichen „Weiberherrschaft“,13 wenn er vom schädlichen Einfluss des Harems spricht oder das von Montesquieu erstmals auf das Osmanische Reich angewandte Deutungsmuster des orientalischen Despotismus bemüht.14 Dieser kurze historiographiegeschichtliche Exkurs zeigt, dass es, ausgehend von der Denkfigur des Staatensystems, bereits im 19. Jahrhundert ernsthafte Versuche gab, die osmanisch-europäische Beziehungsgeschichte in eine Darstellung der Geschichte Europas zu integrieren. Die Ansätze Heerens und Rankes zeigen jedoch deutlich die Erkenntnisgrenzen einer primär machtzentrierten Perspektive und eines hermetischen Kulturbegriffs auf: Ihnen gelingt es zwar, die außenpolitische Bedeutung des Osmanischen Reiches für das frühneuzeitliche Europa aufzuzeigen, sie ermöglichen somit zumindest in Ansätzen eine Geschichtserzählung jenseits des Erbfeind-Stereotyps, doch letztlich ist das Osmanische Reich auch für sie ein Fremdkörper in Europa. Wie sich aber politische Interaktion gestaltet, die, damit sie überhaupt stattfinden kann, einer gemeinsamen kommunikativen Basis und beider11

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ker von 1494 bis 1535. Leipzig-Berlin 1824. Dieses Interesse hat bereits zwei Jahre nach dem Erscheinen seines Werkes über die Osmanen und die spanische Monarchie im 16. und 17. Jahrhundert eine weitere, diesmal zeitgeschichtlich ausgerichtete Arbeit hervorgebracht, die „Serbische Revolution“, die die Aufstände in der Šumadija zu Beginn des 19. Jahrhunderts thematisiert. Vgl. Mitrović, Andrej: Leopold Ranke pisac „Srpske revolucije“. Povodom 200-godišnijice rođenja [Leopold von Ranke: Der Autor der „Serbischen Revolution“. Anlässlich seines 200. Geburtstages]. In: Letopis Matice srpske 172/4 (1996), 502–515. raNke, Leopold: Die Osmanen und die spanische Monarchie im sechzehnten und siebzehnten Jahrhundert. Berlin 1857, VII f. Ebd., 34–47. Ebd., 57.

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seits akzeptierter Normen bedarf, kann im Rahmen eines solchen Deutungsmodells nur eingeschränkt erklärt werden. Es ist deshalb sinnvoll, noch einmal genauer die Grundeinheiten dieses erstmals im 19. Jahrhundert beschriebenen Staatensystems zu betrachten. Heerens Staatensystem knüpft eng an die Denkschule der in der Spätaufklärung wurzelnden Göttinger Statistik – Statistik hier als Staatenkunde verstanden – an, er führt also Ansätze des 18. Jahrhunderts weiter.15 Gleichzeitig spiegelt sich in seiner Staatensystemgeschichte der Bedeutungswandel wider, den der Begriff „Staat“ im deutschen Sprachraum um 1800 erlebt, als er sich zu einem der Koselleck’schen Kollektivsingulare wandelt, das heißt zu einem „ontologischen Allgemeinbegriff, anwendbar auf die gesamte Geschichte“.16 Vor diesem Hintergrund erkennt und beschreibt Heeren zwar die Besonderheiten des (früh-)neuzeitlichen europäischen Staatensystems, fasst Staatensysteme ganz generell aber als ein epochenübergreifendes, bis in die klassische Antike zurückreichendes Phänomen auf. Ein solcher Ansatz, Staaten und damit auch ihre institutionalisierten Beziehungen als mehr oder weniger überhistorische Größen aufzufassen, ist zwar auch in der Gegenwart anzutreffen,17 für unseren Zusammenhang aber nicht weiterführend. Hier scheint es zweckmäßiger, eine andere, genuin historische Perspektive einzunehmen und die Aufmerksamkeit auf die Herausbildung moderner, auf der Idee der Souveränität basierender Staatlichkeit und die damit verbundene Formulierung völkerrechtlicher Regulative in der Frühneuzeit zu richten: Wie hinlänglich bekannt ist, war die seit dem Mittelalter tradierte Vorstellung von der christianitas als „korporative politische Einheit“18 mit den Universalgewalten Kaiser und Papst an der Spitze in der entstehenden frühneuzeitlichen Staatenwelt nicht mehr dazu geeignet, als Grundlage überregionaler Ordnung zu fungieren. Das lag in erster Linie darin begründet, dass sich aus der Idee der christianitas keine funktionierenden Konfliktregelungsmechanismen ableiten ließen. So waren die politischen Einwirkungsmöglichkeiten des Papsttums schon allein durch die Reformation eingeschränkt. Ebenso waren auf eine weltliche Gewalt ausgerichtete universalmonarchische Ordnungsentwürfe – auch solche des 17. Jahrhunderts, die statt des Kaisers den französischen König als fils aîné de l’église, den spanischen König als Haupt eines weltumspannenden Reiches oder im Sinne des Gothizismus auch den schwedischen König an die Spitze der Herrscherhierarchie setzten –, in der Sphäre der praktischen Politik zum Scheitern verurteilt, weil sie eine freiwillige Unterordnung der übrigen europäischen Fürsten unter eine zentrale monarchische Gewalt vorausgesetzt hätten, eine Vorstellung, die mit dem fürstlichen Selbstbild als souveräner Herrscher 15 16 17 18

Zu den ideengeschichtlichen Hintergründen vgl. becker-schaum, Christoph: Arnold Ludwig Heeren (1760–1842). In: Europa-Historiker. Ein biographisches Handbuch. Bd. 3. Hg. v. Heinz DuchharDt u. a. Göttingen 2007, 63–88. kOselleck, Reinhart: Staat und Souveränität. Vorbemerkung. In: Geschichtliche Grundbegriffe. Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland. Bd. 6. Hg. v. Otto bruNNer u. a. Stuttgart 1990, 1–4, hier 2. So verfochten zum Beispiel von ziegler, Karl-Heinz: Völkerrechtsgeschichte. Ein Studienbuch. München 2007, 1 f. So formuliert von burkharDt, Johannes: Der Dreißigjährige Krieg. Frankfurt/Main 1992, 34.

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unvereinbar war.19 Als politische Idee verlor somit auch die Universalmonarchie ihre „positive Gestaltungskraft“ und wurde schließlich auf einen negativ konnotierten politischen Kampfbegriff reduziert.20 Zwischenstaatliche Beziehungen mussten auf einer anderen, einer neuen, zunächst nur provisorisch erprobten Grundlage organisiert werden, die mit den großen Friedenskongressen des 17. Jahrhunderts zu einem Grundsatz der Friedensaushandlung werden sollte: Der aequalitas, das heißt der Parität der Staaten ungeachtet tatsächlicher Machtverhältnisse.21 Sie wurde zu einem der Strukturprinzipien des sich in einer Wechselbeziehung zwischen gelehrtem juristischen Diskurs und diplomatischer Praxis entwickelnden und auf der positivrechtlichen Grundlage von Verträgen sowie allgemein akzeptierten Konventionen beruhenden frühneuzeitlichen „europäischen öffentlichen Rechts“, des zeitgenössisch so bezeichneten droit public de l’Europe respektive ius publicum europaeum.22 Das europäische Staatensystem wurde auf dieser Grundlage zu einer Rechtsgemeinschaft. Und mit der Integration des Osmanischen Reiches in das europäische Staatensystem wurde diese Völkerrechtsgemeinschaft23 bereits in ihrer Entstehungsphase um ein islamisches Staatswesen erweitert. Für die außenpolitischen Entscheidungsträger im Osmanischen Reich bedeutete dies, dass sie rechtliche Standards akzeptieren mussten, die ihren Ursprung außerhalb des osmanischen Herrschaftsbereiches und der islamischen Rechtstradition hatten. Dieser Integrations- und Angleichungsprozess verlief zeitlich mehr oder weniger parallel zu den binneneuropäischen Entwicklungen: Hier wie dort war das 17. Jahrhundert die entscheidende Formationsphase. Im Fall der osmanisch-habsburgischen Beziehungen markieren die Friedensschlüsse von Zsitvatorok 1606 und Karlowitz 1699 die Meilensteine in diesem Prozess, wie dies bereits von der Geschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts hervorgehoben wurde.24 Betrachtet man die osmanisch-europäische Beziehungsgeschichte aus dieser Perspektive, dann wird deutlich, dass hier nicht nur Probleme relevant waren, die sich aus dem interreligiösen Charakter dieser Beziehungen ergaben – der Aspekt also, der meistens von der Forschung in den Mittelpunkt gerückt wird –, sondern Strukturprobleme frühmoderner Außenpolitik allgemein. Insbesondere gilt das für die Durchsetzung und Absicherung des Prinzips der Gleichrangigkeit der vertrags19 20 21 22 23 24

burkharDt, Johannes: Die Friedlosigkeit der Frühen Neuzeit. Grundlegung einer Theorie der Bellizität Europas. In: Zeitschrift für Historische Forschung 24 (1997), 509–574, bes. 516–523. Dazu ausführlich bOsbach, Franz: Monarchia universalis. Ein politischer Leitbegriff der frühen Neuzeit. Göttingen 1988, passim und bes. 112 f. burkharDt (wie Anm. 19), 526 f. ziegler (wie Anm. 17), 5 und DuchharDt, Heinz: Balance of Power und Pentarchie. Internationale Beziehungen 1700–1785. Paderborn-München-Wien-Zürich 1997, 73–82. Zur Genese der frühneuzeitlichen europäischen Völkerrechtsgemeinschaft und ihren Grundlagen vgl. greWe, Wilhelm: Epochen der Völkerrechtsgeschichte. Baden-Baden 1988, 163–322. hammer-purgstall, Joseph von: Geschichte des Osmanischen Reiches. Größtentheils aus bisher unbenützten Handschriften und Archiven. Bd. 2. Pest 1840, 683 f. – Ders.: Geschichte des Osmanischen Reiches. Größtentheils aus bisher unbenützten Handschriften und Archiven. Bd. 3. Pest 1835, 912 f.

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schließenden Parteien, die auch innerhalb des christlichen Europas schwierig war und prekär blieb. Das hing eng mit der Beschaffenheit der frühneuzeitlichen Staatlichkeit zusammen. Im Mittelpunkt des frühneuzeitlichen Staates stand – von den Republiken und anderen Ausnahmen einmal abgesehen – der Fürst, und diese „Fürstenbezogenheit“25 bestimmte auch die Ausgestaltung zwischenstaatlicher Beziehungen, die zu einem guten Teil, manchmal sogar primär den Logiken fürstlicher Herrschaft zu folgen hatte. Manche Elemente des tradierten herrscherlichen Selbstbildes und Fürstenethos konnten sich dabei unter Umständen durchaus friedensstabilisierend auswirken, etwa die Vorstellung der Existenz einer europäischen Fürstenfamilie, einer société des princes,26 oder das in Anlehnung an mittelalterliche bellum iustum-Lehren kultivierte Bild des Herrschers als Friedensfürst.27 Andere Leitvorstellungen, insbesondere das aus einer agonalen Adelskultur herrührende Streben nach der Steigerung der gloire durch militärische Siege und territoriale Expansion, der Glaube an eine besondere historische Sendung des eigenen Hauses oder das Bedürfnis nach der Markierung von Rangunterschieden gegenüber anderen Fürsten waren hingegen klar konfliktfördernd.28 Die Fürstenbezogenheit frühmoderner Staatlichkeit ist deshalb auch als einer der wesentlichen Gründe für die „Kriegsverdichtung“ in der Frühen Neuzeit identifiziert worden.29 Sie ist zudem ein Grund für das „Egalitätsdefizit“30 vormoderner Staatlichkeit, das heißt für den gerade in der Formationsphase der frühneuzeitlichen Völkerrechtsgemeinschaft im 17. Jahrhundert immer wieder feststellbaren Unwillen, andere souveräne Fürsten und ihre Herrschaftsverbände als formal gleichrangig anzuerkennen, was insbesondere die diplomatische Aushandlung von Frieden vor enorme Schwierigkeiten stellte, bis sich die vormodernen Friedenskongresse endgültig als „Gleichordnungsveranstaltungen“ etablieren konnten.31 Dieses schwierige Spannungsverhältnis fügt sich in das Bild der frühmodernen Völkerrechtsgeschichte, wie es von der historischen Forschung in den letzten Jahrzehnten immer klarer herausgearbeitet wurde. Hier konnte gezeigt werden, dass die Entwicklung eher von einer komplexen Überlagerung verschiedener Rechtsstrukturen, weit weniger aber von Vereinheitlichung und scharfen Brüchen gekennzeichnet ist.32 Die Geschichte der vormodernen europäischen Staatenwelt geht somit 25 26 27 28 29 30 31 32

So formuliert in DuchharDt, Heinz: Barock und Aufklärung. München 2007, 40. Zu diesem Deutungsansatz vgl. die gleichnamige Monographie von bély, Lucien: La société des princes. XVIe–XVIIIe siècle. Paris 1999. Zur bis ins 18. Jahrhundert reichenden Bedeutung der Bellum-iustum-Lehre ausführlich repgeN, Konrad: Kriegslegitimationen in Alteuropa. Entwurf einer historischen Typologie. In: Historische Zeitschrift 241 (1985), 27–49, bes. 33–39. kuNisch, Johannes: Fürst – Gesellschaft – Krieg. Studien zur bellizistischen Disposition des absoluten Fürstenstaates. Köln-Wien-Weimar 1992, 1–41. Erstabdruck in: Zeitschrift für Historische Forschung 14 (1987), 407–438. burkharDt (wie Anm. 18), 10–20. – Ders. (wie Anm. 19), 511. Ebd., 515. Ebd., 527. steiger, Heinhard: Rechtliche Strukturen der Europäischen Staatenordnung 1648–1792. In: Zeitschrift für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht 59 (1999), 609–647.

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keineswegs im Narrativ von der konsequenten und flächendeckenden Durchsetzung der Souveränität und Parität aus. Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund wirkt das griffige Deutungsmuster des „Westphalian System“33 unterkomplex. Stattdessen scheint es sinnvoller, von einer Gleichzeitigkeit „ungleichzeitiger“ Ordnungsvorstellungen zu sprechen,34 das heißt von Ordnungsmodellen unterschiedlichen Alters und Genese, die einander im Grunde ausschließende politische Zielvorstellungen implizierten. Eine tragfähige Balance zwischen solch unterschiedlichen Ordnungsvorstellungen zu finden, das heißt konkret das fürstliche Selbstbild kommunikativ zu stabilisieren und gleichzeitig dem völkerrechtlichen Prinzip der Gleichrangigkeit gerecht zu werden, war die Aufgabe der Diplomaten bei den Friedensverhandlungen. Dass dies kein leichtes Unterfangen war, liegt auf der Hand. Welche Lösungen für die einzelnen Friedensverträge, die die Verhandlungsergebnisse fixierten und kommunizierten, gefunden wurden, soll für zwei Problembereiche osmanisch-habsburgischer Friedensverträge im späten 16. und frühen 17. Jahrhundert beleuchtet werden. Es ist dies ein Ansatz, der neuere Forschungsansätze aufgreift, die die kommunikativen Aspekte frühneuzeitlicher Friedenssetzung in den Mittelpunkt rücken,35 und damit auch der Erforschung der Beziehungsgeschichte zwischen den beiden Europas der Vormoderne, der Europe chrétienne und der Europe ottomane,36 neue Perspektiven und Vergleichsmöglichkeiten eröffnen könnte. Hierzu soll zunächst einmal ausführlicher auf die frühneuzeitlichen „Instrumente des Friedens“37 eingegangen werden – die Friedensverträge.

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Dazu kritisch DuchharDt, Heinz: Das „Westfälische System“: Realität und Mythos. In: Akteure der Außenbeziehungen. Netzwerke und Interkulturalität im historischen Wandel. Hg. v. Hillard von thiesseN und Christian WiNDler. Köln-Weimar-Wien 2010, 393–401. – Ders.: „Westphalian System“. Zur Problematik einer Denkfigur. In: Historische Zeitschrift 269 (1999), 305–315. Über die „Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen“ als „temporalen Erfahrungsmodus“: kOselleck, Reinhart: Geschichte, Geschichten und formale Zeitstrukturen. In: Ders.: Vergangene Zukunft. Zur Semantik geschichtlicher Zeiten. Frankfurt/Main 1989, 130–143, bes. 132. Erstabdruck in: Geschichte, Ereignis und Erzählung. Hg. v. Dems. und Wolf-Dieter stempel. München 1973, 211–222. Dazu programmatisch burkharDt, Johannes: Sprachen des Friedens und Friedenssprache. Die kommunikativen Dimensionen des vormodernen Friedensprozesses. In: Frieden durch Sprache? Studien zum kommunikativen Umgang mit Konflikten und Konfliktlösungen. Hg. v. Martin espeNhOrst. Göttingen 2012, 7–23. So formuliert in VeiNsteiN, Gilles: L’Europe et le Grand Turc. In: L’Europe et l’islam. Quinze siècles d’histoire. Hg. v. Dems, Henry laureNs und John tOlaN. Paris 2009, 117–270, hier 161 und 174. Vgl. den gleichnamigen Titel des Tagungsbandes: Instrumente des Friedens. Vielfalt und Formen von Friedensverträgen im vormodernen Europa. Hg. v. Heinz DuchharDt und Martin peters. Mainz 2008, http://www.ieg-mainz.de/vieg-online-beihefte/03–2008.html (13.9.2012).

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2. Der vormoderne Friedensvertrag: Fixierung und Verortung des Friedens Friedensverträge setzen Ordnung. Als Instrument zur Konfliktregulierung zwischen unabhängigen, einander als gleichberechtigt anerkennenden politischen Einheiten bildet sich der vormoderne Friedensvertrag anknüpfend an ältere Vorformen in der Frühen Neuzeit aus,38 seine Entstehung steht also in einem engen Zusammenhang mit der Entwicklung des europäischen Staatensystems als Völkerrechtsgemeinschaft. Die frühneuzeitlichen Friedensverträge sind gleichermaßen komplexe wie voraussetzungsreiche textliche Gebilde. Wie vormoderne Herrscherurkunden überhaupt beschränken sie sich nicht darauf, Aussagen über einen Sollzustand zu treffen, das bedeutet, im konkreten Fall festzuhalten, dass und zu welchen Bedingungen Frieden herrschen soll, sondern sie geben auch ausführlich Auskunft über die Motivation und das Zustandekommen des in der Urkunde dokumentierten Rechtsgeschäfts, das heißt, sie machen Aussagen zu dem Verhandlungsablauf und spannen den Friedensschluss in einen weiteren Sinnhorizont ein. Sie enthalten somit nicht nur dispositive, sondern auch narrative Elemente, wie dies bereits von der Urkundenwissenschaft im 19. Jahrhundert beschrieben wurde.39 Dies ist insbesondere in den Vertragsvorreden bedeutsam, auf deren rechtlich-kommunikative Doppelfunktionen der Völkerrechtshistoriker Heinhard Steiger hingewiesen hat.40 In den Vertragsvorreden spielt auch der reziproke Charakter der Verträge eine Rolle, eine Eigenschaft, die sie von anderen Urkundentypen unterscheidet: Ungeachtet etwaiger Machtgefälle und des tatsächlichen Verhandlungsablaufs werden die im Vertrag protokollierten Verhandlungsergebnisse als von den vertragschließenden Parteien gleichermaßen gewollt dargestellt.41 Dass die Vertragspartner, für gewöhnlich Fürsten, hier als gemeinsam handelnde Friedensstifter auftreten, hat eine Reihe bedeutsamer Implikationen: Zum einen handelt es sich bei den Verträgen um eine Art indirekter Herrscherbegegnung, das heißt, auch hier kommen – ähnlich wie im diplomatischen Zeremoniell – Titel- und Rangfragen zum Tragen, denn die von einem Herrscher geführten Titel werden notwendig von der anderen Vertragspartei anerkannt. Das konnte relevant werden, wenn eine Partei der anderen einen Titel nicht 38

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Vgl. dazu DuchharDt, Heinz: Art. Friedensvertrag. In: Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte. Bd. 1. Hg. v. Albrecht cOrDes u. a. Berlin 2008, 1821–1824. In epochenübergreifender und transkultureller Perspektive vgl. Fisch, Jörg: Krieg und Frieden im Friedensvertrag. Eine universalgeschichtliche Studie über Grundlagen und Formelelemente des Friedensschlusses. Stuttgart 1979, dabei die europäische Entwicklung vom Mittelalter bis zu den Pariser Vorortkonferenzen zusammenfassend auf 532–539. Zu den Bestandteilen des vormodernen Urkundenformulars bresslau, Harry: Handbuch der Urkundenlehre für Deutschland und Italien. Bd. 1. Berlin 1958, 47 f. Zur Verwissenschaftlichung der Diplomatik im 19. Jahrhundert vgl. ebd., 37–45. steiger, Heinhard: Vorsprüche zu und in Friedensverträgen der Vormoderne. In: Kalkül – Transfer – Symbol. Europäische Friedensverträge der Vormoderne. Hg. v. Heinz DuchharDt und Martin peters. Mainz 2006 (Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz, Beiheft online 1), Abschnitt 6–40, http://www.ieg-mainz.de/vieg-online-beihefte/01– 2006.html (13.9.2012). Fisch (wie Anm. 38), 27 f.

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zubilligte, wie dies von österreichischer Seite im Fall des von den russländischen Herrschern seit 1721 geführten Kaisertitels geschah, was direkte Vertragsschlüsse zwischen den Habsburgern und den Zaren für längere Zeit verhinderte.42 Auch Rangfragen hatten hier Bedeutung, so konnte die den Rang markierende Reihenfolge der Nennung der unterzeichnenden Parteien zum Politikum werden. Ähnlich wie im Zeichensystem des Zeremoniells konnte hier Gleichordnung symbolisiert werden, wenn die Vertragspartner in verschiedenen Urkundenausfertigungen alternierend genannt wurden, ebenso konnte aber auch ein tradierter Ehrenvorrang versinnbildlicht werden, wenn, wie im Fall des römisch-deutschen Kaisers, dieser konsequent als erster Vertragspartner aufgeführt wurde.43 Zum anderen brachte es das gemeinsame Auftreten der vertragschließenden Fürsten mit sich, dass Aussagen über die Natur ihres Verhältnisses zueinander und – wenn es sich um kriegsbeendende Verträge handelt – ihre Rolle bei der Beilegung des Konfliktes gemacht wurden, was dann wiederum mit dem Bild von Krieg und Frieden zu tun hat, das der Vertrag zeichnet. Die in diesem Zusammenhang getroffenen Aussagen sind in der Regel topisch strukturiert: Frieden wird hier generell als Wiederherstellung eines durch den Krieg unterbrochenen Rechtszustandes und speziell als Wiederherstellung von Freundschaft zwischen den vertragsschließenden Herrschern (sofern es sich um monarchisch verfasste Staatswesen handelt) dargestellt. Die Motivation zur Friedenssetzung wird ebenfalls topisch begründet, das Ziel der vereinbarten Friedensordnung durch Begründungsfiguren beschrieben, die teils metaphorischen Charakter haben, wie Heinz Duchhardt in seinen grundlegenden Arbeiten zur historischen Semantik vormoderner Friedensverträge zeigt.44 Solche Begründungsfiguren wie die Idee der „Ruhe der Christenheit“ oder der „Sicherheit Europas“ fassten die disparaten Einzelbestimmungen auf einer höheren Bedeutungsebene schlüssig zusammen und fügten sie „into a particular conception of the world“.45 Ihrer Funktion nach können die Vorreden damit in Anlehnung an Bernd Klesmann und Phillip Sarasin als Para42 43

44

45

Zu diesem Problem leitsch, Walter: Der Wandel der österreichischen Rußlandpolitik in den Jahren 1724–1726. In: Jahrbücher für Geschichte Osteuropas NF 6 (1958), 33–91. Zur Abbildung von Rang im Zeichensystem Sprache siehe Dauser, Regina: „Dann ob Uns gleich die Kayserliche Würde anklebet“ – Der kaiserliche Vorrang bei Friedensverhandlungen und in Friedensverträgen des 17. und 18. Jahrhunderts. In: Pax perpetua. Neuere Forschungen zum Frieden in der Frühen Neuzeit. Hg. v. Inken schmiDt-VOges, Sigrid Westphal, Volker arNke und Tobias bartke. München 2010, 305–327, hier 306 f. zum Problem von Titulatur und Rangfragen bei Friedensverhandlungen (hier konkret auf dem Kongress von Nimwegen). Vgl. darüber hinaus DuchharDt, Heinz: Imperien und Regna im Zeitalter Ludwigs XIV. In: Historische Zeitschrift 232 (1981), 607–636. Vgl. hierzu in erster Linie DuchharDt, Heinz: Europa als Begründungs- und Legitimationsformel. In: Faszinierende Frühneuzeit. Reich, Frieden, Kultur und Kommunikation. Festschrift für Johannes Burkhardt zum 65. Geburtstag. Hg. v. Wolfgang E. J. Weber und Regina Dauser. Berlin 2008, 51–60. – Ders.: The Missing Balance. In: The Journal of the History of International Law 2 (2000), 67–72. DuchharDt, Heinz: Peace treaties from Westphalia to the Revolutionary Era. In: Peace Treaties and International Law in European history. Hg. v. Randall lesaFFer. Cambridge 2004, 45–58, hier 54.

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texte beschrieben werden, das heißt als einleitende Texte, die die Rezeption des Kerntextes lenken sollen und ihn in einen größeren Sinnzusammenhang stellen.46 Die Beschwörung der freundschaftlichen Verbundenheit und religiös fundierter Einheitsvorstellungen in den Vorreden sollten ebenso wie die obligatorischen Amnestie- und Oblivionsklauseln dazu beitragen, dass die ausgehandelten Friedensordnungen „keinen neuen Konfliktstoff schufen und ein Klima der Verständigung und Versöhnung förderten“.47 Es wurden hier diejenigen Bestandteile des fürstlichen Selbstbildes aktiviert, von denen eine Stabilisierung des Friedens ausgehen konnte. Die Begründungsfiguren der Vorreden waren jedoch kulturell gebunden, sie fußten auf Idealvorstellungen vom christlichen Fürsten und der Idee von der besonderen Qualität der Beziehungen zwischen den Herrschern und Staatswesen des christlichen Europas, die auch im Zeitalter naturrechtlicher, prinzipiell global und damit auch religionsindifferent angelegter Vertragslehren fortbestand.48 Zu diesen Vorstellungen zählten die Idee der Selbstlosigkeit fürstlichen Handelns, das von der Vorsehung geleitet wird und sich am Wohl der Untertanen orientiert; die Idee vom christlichen Herrscher, der die „Ruhe“ und damit die Einheit der Christenheit im Auge hat; die Gemeinsamkeit dieser Leitvorstellungen innerhalb der christlichen Fürstenfamilie, die deutlich wird, wenn die kontrahierenden Fürsten denselben Motiven folgen; die Betonung der „alten Freundschaft“, die mit dem Frieden wiederhergestellt wird, wobei die Idee der société des princes mitschwingt. Damit geht einher, dass alle potentiell konfliktiven Elemente des fürstlichen Selbstbildes ausgeblendet werden, wenn es sich um einen Friedensvertrag zwischen souveränen Herrschern handelt: Das gilt insbesondere für die konsensblockierende Frage des Ranges der Herrscher, die sich meist mit Anciennitätsvorstellungen verband und in Zusammenhang mit den tatsächlichen Machtverhältnissen stand. Hier griffen stattdessen mehr und mehr die diplomatischen Gleichordnungsinszenierungen der Friedenskongresse, die in der Gestaltung der Vorreden ihre Entsprechung fanden. So entstand in der Frühneuzeit eine „gemeineuropäische Sprache des Friedens“, die sich zum einen durch die Übersetzbarkeit ihrer Leitbegriffe in die verschiedenen europäischen Vertragssprachen und zum anderen durch ihre friedensorientierte Rhetorik auszeichnete.49 Dass die längerfristige vertragliche Absicherung des Friedens dennoch regelmäßig scheiterte, lag weniger an Defiziten dieser kommunikativen Instrumentarien, sondern war vielmehr durch die strukturell bedingte Konfliktanfälligkeit dieses Staatensystems begründet. Doch angesichts der Anbahnung und Verdichtung von vertraglich abgesicherten außenpolitischen Beziehungen zwischen dem christlichen Europa und nicht-christlichen Herrschaftsverbänden in der Frühen Neuzeit stellt sich die Frage, inwieweit solche in einem binnen46

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klesmaNN, Bernd: Bellum solemne. Formen und Funktionen europäischer Kriegserklärungen des 17. Jahrhunderts. Mainz 2007, 113. Zu dem von Gérard Genette übernommenen Konzept der Paratexte siehe sarasiN, Philipp: Geschichtswissenschaft und Diskursanalyse. Frankfurt/ Main 2003, 39. greWe, Wilhelm: Friede durch Recht? Berlin u. a. 1985, 6. Zum Verhältnis zwischen Naturrechtskonzeptionen und religiös grundierten Europavorstellungen vgl. greWe (wie Anm. 23), 173–181 und 332–341. burkharDt (wie Anm. 35), 15–17.

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europäischen Kontext entstandenen Instrumentarien auch hier nutzbar gemacht werden konnten. Das gilt zum einen für Vertragsbegründungen. Dass hier nicht auf die Idee der christianitas rekurriert werden konnte, liegt auf der Hand. Dennoch wurde mit dem Konzept des dostluḳ ein strukturelles Analogon zur amicitia bemüht, wie habsburgisch-osmanische Friedensverträge des 16. Jahrhunderts zeigen.50 Auch andere Begründungsfiguren wie die Idee der Schonung der Untertanen oder der „Ruhe“ fanden bereits im 16. Jahrhundert Eingang in die Verträge.51 Schwieriger gestaltete sich die Frage nach der Gleichrangigkeit der Vertragsparteien. Das zeigt das Beispiel der habsburgisch-osmanischen Beziehungen. Die Anbahnung vertraglicher Beziehungen setzte zu einem Zeitpunkt ein, als sich im 16. Jahrhundert unter Süleyman I. ein universales Herrschaftsverständnis herausbildete, das auf unterschiedliche imperiale Traditionen des Mittelraums und Nahen Ostens rekurrierte, unter anderem auch die Tradition des Kalifats als Oberherrschaft über alle Muslime. Friedensverträge wurden deshalb entlang älterer islamischer Rechtstraditionen ausgestaltet, deren zentrales Element ihre begrenzte Dauer war.52 Rhetorisch wurden die Friedensverträge zu Gnadenakten des Sultans gegenüber dem um Frieden ansuchenden Herrscher stilisiert. Das für das christliche Europa geschilderte Problem von Friedensschlüssen im Rahmen einer fürstenbezogenen Staatlichkeit stellte sich hier somit in einem noch sehr viel schärferen Maße dar: Auch bei den Verträgen zwischen dem Sultan und christlichen Fürsten handelte es sich ja um eine Form indirekter Herrscherbegegnung, die Aussagen darüber, welchen Rang sich die vertragschließenden Herrscher einander zuerkannten, notwendig machten. Dass sich die Gestaltung von Friedensverträgen angesichts der seitens der Osmanen postulierten Ungleichheit der Vertragspartner schwierig gestalten musste, liegt auf der Hand. Welche Lösungsansätze hier gefunden wurden, soll im Folgenden anhand von zwei Beispielen aufgezeigt werden: Dem Problem der Bezeichnung der zwischen 1547 und 1606 zu leistenden Abgaben an den Sultan und der Frage der Titulatur.

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Zum Konzept der amicitia in vormodernen Friedensverträgen lesaFFer, Randall: Amicitia in Renaissance Peace and Alliance treaties (1450–1530). In: Journal of the History of International Law 4 (2002), 77–99. Wenn etwa im habsburgisch-osmanischen Waffenstillstandsvertrag von 1547 als Ziel formuliert wird, die Untertanen sollen in istirāḥat (Ruhe) und refāhīyet (Wohlergehen) leben, dann sind hier Ähnlichkeiten zur in binneneuropäischen Friedensverträgen üblichen Begründungsfigur der tranquilitas erkennbar. Vertragstext in: Die Schreiben Süleymāns des Prächtigen an Karl V., Ferdinand I. und Maximilian II. Bd. 1: Transkriptionen und Übersetzungen. Hg. v. Anton C. schaeNDliNger unter Mitarbeit von Claudia rÖmer. Wien 1983, 19. Zur Herausbildung des Rechtsinstituts der muwāda̔a zeitlich befristeter Waffenstillstand zwischen Muslimen und Christen immer noch grundlegend kruse, Hans: Islamische Völkerrechtslehre. Bochum 1979, bes. 70–154.

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3. Tribut und Titel. Das Problem der sprachlichen Abbildung von Gleichrangigkeit „Nun komm ich an die Kayserlichen Verehrungen / ich wil nicht sagen Tribut oder Schatzung / dann es wer bewrisch / sondern ich wil ihm ein Italianischen Namen geben Praesent / so verstehts der Bawr nicht / dann wann wir tributarij weren / so wer zu besorgen / wir müsten uns demütigen / und nicht so grosser streich außthun / und müsten alsdann solche Last unserm Herrn Gott abbitten / so sey es in Gottes Namen ein Praesent / oder wir wollen solche Last dem Königreich Ungern zuschreiben, so ist alsdann Teutschland davon unbekümmert / und wir können uns also fein aus der straff Gottes heraus wicklen / der Turck gestattet uns gern / daß wir von solcher beschwerd mögen fein höflich reden / den spott von uns abzuleinen / hingegen müssen wir auch leiden / daß er seines gefallens davon redet und es einen Charatsch / das heißt ein Schatzung oder Tribut nennt / durch welchen schändlichen Namen wir billich solten verursacht werden / in allen Ständen die alte teutsche Dapfferkeit herfür zu suchen / solch Joch von dem hals zu schütten / unnd einmal den rechten Ernst zu gebrauchen / nemlich vielmehr das Vatterland zu schützen mit Schwert und Eisen / dañ mit Gold / Silber und Geschenk […].“53

Für die habsburgische Praxis, die seit 1547 an den Sultan zu entrichtenden Zahlungen als „Ehrengeschenk“, als munus honestum et honorarium, oder eben „Praesent“ zu bezeichnen, hatte der protestantische Theologe Salomon Schweigger nur Spott übrig. Schweigger wurde als Hausprediger des kaiserlichen Gesandten Sinzendorff 1578 selbst Zeuge der Überbringung des Tributs, kannte die diplomatische Praxis also aus eigener Anschauung. Er listet in seinem 1608 veröffentlichten Reisebericht, aus dem das einführende Zitat stammt, nicht nur detailliert die dargebrachten „Verehrungen“ auf, sondern informiert sein Lesepublikum auch darüber, wie die Osmanen die Geldzahlung an den Sultan bezeichneten: Als „Charatsch“, womit Schweigger korrekt den arabisch-osmanischen Terminus ḫarāc wiedergibt, was, so Schweigger, nichts anderes als „Schatzung oder Tribut“ bedeute. Diese Bezeichnung sei von osmanischer Seite auch gegenüber denjenigen Angehörigen der Gesandtschaft gebraucht worden, die im Anschluss an ihre diplomatische Mission als Pilger nach Jerusalem weiterreisten; so berichtet Schweigger im Folgenden: „Daß aber die Türcken unsere Verehrung einen Tribut nennen / ist offenbar aus dem Passoporto / den wir bey der Türckischen Cantzeley nach Jerusalem außgebracht / da dann gemeldt wird / daß wir vier Reysleut seyen gen Constantinopel kommen mit dem Charatsch oder Tribut deß Königs von Wien / den sie nennen mit dem Namen Betsh / das ist Wien / und Cral auff Krabatisch König […].“54

Im Gegensatz zur eher blumigen Wortwahl der kaiserlichen Diplomatie ist die Botschaft, die die osmanische Terminologie hier transportiert, eindeutig: Bei Rudolf II., in dessen Auftrag die Gesandtschaft an den Hof des Sultans reist, handelt es sich um den tributpflichtigen König von Wien, einem Vasallen des Sultans. Schweigger empfindet diesen Sprachgebrauch als demütigend. In der Tat stand die Idee, der Kaiser stehe in einem Abhängigkeitsverhältnis zum Sultan, ebenso wie die gera53 54

schWeigger, Salomon: Eine newe Reysbeschreibung auss Teutschland nach Constantinopel und Jerusalem. Hg. v. Rudolf Neck. Graz 1964, 60. Es handelt sich um einen Nachdruck der Erstausgabe von 1608. Ebd. Kral beziehungsweise kıral leitet sich von südslawisch (hier als „krabbatisch“, das heißt kroatisch bezeichnet) kralj ab, Betsh steht für Beç, die osmanische Bezeichnung für Wien.

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dezu lakonische Bezeichnung als Beç ḳ(ı)ralı, als „König von Wien“, in einem scharfen Gegensatz zum herrscherlichen Selbstverständnis der römisch-deutschen Kaiser, wie es sich gerade auch in der tradierten lateinischen Titulatur als Imperator semper Augustus manifestiert, als Kaiser also, der, wie man dies seit dem Mittelalter übersetzte, „zu allen zeiten merer des reichs“55 sein sollte und von dem überdies postuliert wurde, dass er an der Spitze der abendländischen Herrscherfamilie stehe und Schutzherr der Kirche sei. Der Großonkel Rudolfs II., Karl V., hatte sich seine hervorgehobene Stellung vom Papst und vom französischen König in einer Reihe von Verträgen bestätigen lassen, die in der Beschreibung seiner Herrscherqualitäten sogar noch über das sonst Übliche hinausgingen. So wurde er nach dem Sieg über Franz I. im Frieden von Madrid als „cabeça de los prínçipes seglares de la christianidad“ tituliert, im Vertrag von Bologna, der 1529 mit dem Papst geschlossen wurde, ist vom „Sacrae Romanae Ecclesiae, Apostoliquae Sedis, Protector, & Defensor, & Christianae Reipublicae caput“ die Rede. Noch 1544 musste Franz I. in einem geheimen Zusatzartikel zum Frieden von Crépy die Suprematie Karls V. auf der Basis der seit 1526 geschlossenen Verträge anerkennen.56 Vor diesem Hintergrund musste es als gezielte Provokation erscheinen, wenn Karl drei Jahre später – im Waffenstillstandsvertrag mit dem Sultan – der Kaisertitel vorenthalten und er auf seine Rolle als König von Spanien reduziert wurde. Es war dies der erste schriftliche Friedensvertrag der Habsburger mit den osmanischen Sultanen überhaupt und auch der Vertrag, in dem mit Karls Bruder Ferdinand erstmals ein Habsburger verpflichtet wurde, eine jährliche Abgabe an den Sultan zu leisten. Als den eigentlichen Skandal empfindet Schweigger aber den Versuch der kaiserlichen Diplomatie, den in seinen Augen eindeutigen Charakter der seit jener Zeit zu leistenden Abgaben zu verschleiern, wenn einerseits eine beschönigende Wortwahl bemüht wird, andererseits das Argument ins Feld geführt wird, die habsburgischen Herrscher leisteten diese Zahlungen einzig in ihrer Funktion als Könige von Ungarn, womit suggeriert wurde, dass ihre hervorgehobene Stellung als Kaiser davon nicht berührt werde. Dabei zeige, wie der protestantische Geistliche meint, die osmanische Bezeichnung doch ganz klar, dass es sich um einen Tribut handelt. Statt sich auf solche fadenscheinigen Ausflüchte zu verlegen, solle man besser, so Schweigger, der hier ganz in den Gestus des Predigers verfällt, den Zorn Gottes fürchten, sich alter Kampfestugenden besinnen und gegen die Osmanen ins Feld ziehen. Es ist folglich eine Vermengung von tradierten religiösen Feindbildern und positiven Autostereotypen („teutsche Dapfferkeit“), von Kreuzzugrhetorik und protonationalem Einheitsdenken, die bei Schweigger die Grundlage für die Kritik an einer euphemistischen Sprachregelung und einer vermeintlichen militärischen Passivität bildet. 55 56

WOlFram, Herwig: Art. Augustus. In: Lexikon des Mittelalters. Bd. 1. München-Zürich, 1231– 1233, hier 1233. lesaFFer, Randall: From Lodi to Westphalia. In: Peace Treaties and International Law in European History. From the the Late Middle Ages to World War One. Hg. v. Dems. Cambridge 2004, 9–44, hier 31 f. An dieser Stelle sind auch die hier zitierten Auszüge aus den Verträgen von Madrid und Bologna zu finden.

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Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass man sich auf Seiten der österreichischen Habsburger intensiv darum bemühte, sich aus dieser kompromittierenden außenpolitischen Lage zu befreien, das heißt konkret, sich der Abgabenpflicht zu entledigen und den konsequenten Gebrauch der Kaisertitulatur bei der Hohen Pforte durchzusetzen. Dies gelang schließlich mit dem Frieden von Zsitvatorok 1606, wenn auch um die Auslegung der Vertragsregelungen, insbesondere die Einstellung der jährlichen Abgaben, aufgrund von sprachlichen Abweichungen zwischen den einzelnen Vertragsurkunden noch ein Jahrzehnt gerungen wurde.57 Trotz dieser anfänglichen Unklarheiten sollte der Frieden von Zsitvatorok die Grundlage für alle bis 1699 geschlossenen Friedensverträge werden. Mit ihm wurde darüber hinaus auch eine neue Form der Friedensaushandlung zwischen Osmanen und Habsburgern etabliert. Die entsprechenden Verhandlungen fanden nicht mehr wie zuvor in der Residenz des Sultans statt, sondern im habsburgisch-osmanischen Grenzgebiet, also gleichsam auf neutralem Boden. Damit wurde ein erster Schritt hin zu einer Anerkennung der Egalität der Vertragsparteien gesetzt. Eine neue Qualität sollte diese Entwicklung mit dem Frieden von Karlowitz am Ausgang des 17. Jahrhunderts erhalten, als die seit dem Westfälischen Friedenskongress in Europa eingeübten Gleichordnungsinszenierungen nun auch bei den Friedensverhandlungen mit den Osmanen zur Anwendung kamen.58 Insgesamt weist die vormoderne europäisch-osmanische Beziehungsgeschichte hier bemerkenswerte strukturelle Analogien zur Geschichte der „internationalen“ Beziehungen in der west- und mitteleuropäischen Frühen Neuzeit auf: Auch hier scheitert letztendlich die Idee einer universalen Herrschaft als politisches Ordnungsmodell, Frieden wird vielmehr auf der Grundlage der Anerkennung der Gleichrangigkeit der Vertragspartner geschlossen. Doch gerade eine Untersuchung der historischen Semantik dieser die habsburgisch-osmanischen Beziehungen regelnden Vertragsurkunden zeigt, dass sich das Verhältnis zwischen dem christlichen Europa und dem Osmanischen Reich noch etwas komplexer gestaltete, als die bisherigen Ausführungen vermuten lassen. Dies wird zum Beispiel deutlich, wenn wir uns noch einmal dem Problem der an den 57

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Zum Friedenschluss von Zsitvatorok und seiner Vorgeschichte vgl. ausführlich NieDerkOrN, Jan Paul: Die europäischen Mächte und der „Lange Türkenkrieg“ Kaiser Rudolfs II. (1593– 1606). Wien 1993, mit einer Chronologie der Ereignisse auf 9–20. – bayerle, Gustav: The Compromise of Zsitvatorok. In: Archivum Ottomanicum 6 (1980), 5–53. – NehriNg, Karl: Adam Freiherrn zu Herbersteins Gesandtschaftsreise nach Konstantinopel. Ein Beitrag zum Frieden von Zsitvatorok (1606). München 1983. Zur Deutung des Friedenskongresses von Karlowitz als Gleichordnungsinszenierung vgl. burkharDt, Johannes: Die Sprachen des Friedens und was sie verraten. Neue Fragen und Einsichten zu Karlowitz, Baden und „Neustadt“. In: Wege der Neuzeit. Festschrift für Heinz Schilling zum 65. Geburtstag. Hg. v. Stefan ehreNpreis u. a. Berlin 2007, 503–519, hier 506. Zur allgemeinen historischen Einordnung vgl. darüber hinaus die einzelnen Beiträge in dem Sammelband: La paix de Karlowitz. Les relations entre l’Europe centrale et l’Empire ottoman. Hg. v. Jean béreNger. Paris 2010. Zur Vorgeschichte und dem Transfer von Verhandlungstechniken petritsch, Ernst D.: Rijswijk und Karlowitz. Wechselwirkungen europäischer Friedenspolitik. In: Der Frieden von Rijskwijk 1697. Hg. v. Heinz DuchharDt. Mainz 1998, 291–311, bes. 304 f.

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Sultan zu zahlenden Abgaben zuwenden und unsere Aufmerksamkeit auf die Frage richten, wie diese Zahlungen in den Friedensverträgen selbst bezeichnet werden. Wurde hier tatsächlich ein Vasallitätsverhältnis terminologisch besiegelt, wie die Ausführungen Schweiggers dies suggerieren? Betrachtet man beispielsweise ein Schreiben Süleymans I. an Maximilian II. aus dem Jahr 1565, in dem die Überbringung der vertraglich festgelegten Geldzahlung bestätigt wird, dann sucht man den Terminus „Tribut“, osmanisch-türkisch ḫarāc, vergeblich; vielmehr ist von „Gegenleistung“ (muḳābele) die Rede.59 Gleiches gilt auch für den ersten österreichisch-osmanischen Friedensvertrag von 1547:60 Auch hier wird nicht der Begriff ḫarāc verwendet, sondern es heißt dort lediglich, dass jährlich 30.000 Goldstücke als „Gegenleistung“ (muḳābele) für die unter habsburgischer Kontrolle verbliebenen Ortschaften Ungarns gezahlt werden sollen. Auch in den anderen Friedensverträgen, die Süleyman I. mit Ferdinand I. und dessen Sohn Maximilian II. schloss, wird der Begriff ḫarāc nicht gebraucht, stattdessen ist im Friedensvertrag aus dem Jahr 1559 von „Abgaben“ (virgüler, Singular virgü) die Rede,61 in dem Vertragswerk aus dem Jahre 1562 wird lediglich der zu zahlende Betrag beziffert.62 Dies gilt für die Erneuerung des Friedensvertrages 1565, die notwendig wurde, weil Ferdinand I. im Vorjahr verstorben war. Andere Bezeichnungen in diesen Schreiben sind, wie Ernst D. Petritsch in einer einschlägigen Studie zeigt, hedāya und armāġan. Die Begriffe entstammen dem Arabischen beziehungsweise Persischen, bedeuten „Geschenk“ und entstammen damit einem Wortfeld, das eher Überschneidungen mit virgü als mit ḫarāc aufweist. Nur in einem Schreiben Süleymans aus dem Jahr 1551 wird nach einem Einfall der Truppen Ferdinands in Siebenbürgen und dem Ausbleiben der habsburgischen Zahlungen an die Hohe Pforte explizit von „eurem Tribut“, ḫarācunuz, gesprochen.63 An diesem Sprachgebrauch änderte sich auch zur Zeit der Gesandtschaft Sinzendorffs nichts, so wird auch im Friedensvertrag von 1576 virgü verwendet.64 Auf 59 60

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Die Urkunde ist ediert in Fekete, Ludwig: Einführung in die osmanisch-türkische Diplomatik der türkischen Botmäßigkeit in Ungarn. Erste Lieferung, Tafeln I–XVI. Budapest 1926, 25 f. Vgl. petritsch, Ernst D.: Der habsburgisch-osmanische Friedensvertrag des Jahres 1547. In: Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 38 (1985), 49–80, hier 58. Die sultanische Ratifikation ist nicht erhalten, allerdings die Friedensbedingungen, die Süleyman an Karl V. und Ferdinand I. übersandte. Die entsprechende Urkunde ist ediert in: Die Schreiben Süleymāns (wie Anm. 51), 14–16 (osmanischer Text) und 16–18 (deutsche Übersetzung). Die Ausführungen zu den zu leistenden Geldzahlungen finden sich auf den Seiten 15 und 17. Ebd., 60 f. Ebd., 68. Ebd., 40 f. Vgl. zu der gesamten Problematik petritsch, Ernst D.: Tribut oder Ehrengeschenk? Ein Beitrag zu den habsburgisch-osmanischen Beziehungen in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. In: Archiv und Forschung. Das Haus-, Hof- und Staatsarchiv in seiner Bedeutung für die Geschichte Österreichs und Europas. Hg. v. Elisabeth spriNger und Leopold kammerhOFer. Wien-München 1993, 49–58, zur Verwendung von ḫarāc im Jahr 1551 und ihren außenpolitischen Hintergründen 56. Abgedruckt in Mu̔āhedāt mecmū̔ası. Bd. 3. Istanbul 1296 [1879], 67. petritsch (wie Anm. 63), 57 macht überdies darauf aufmerksam, dass in den im Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien verwahrten Schreiben Murads III. (1574–1595) fast ausschließlich der Begriff virgü verwendet wird.

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der Ebene der Friedensverträge und sonstiger sultanischer Schreiben an die österreichischen Habsburger ist also eine andere Ausdrucksweise erkennbar, als sie Schweigger in seinem Reisebericht dokumentiert. Diese schon von Petritsch konstatierte offenkundig gezielte Vermeidung des Begriffes ḫarāc fällt umso stärker ins Auge,65 wenn man die Wortwahl in den zeitgenössischen sultanischen Urkunden für die siebenbürgischen Woiwoden betrachtet, in denen explizit von „Tribut“ die Rede ist.66 Ein im Rahmen der Möglichkeiten durchaus moderater Sprachgebrauch kann auch hinsichtlich der Titulierung der habsburgischen Herrscher festgestellt werden. Dies gilt wiederum insbesondere für die Friedensverträge. So heißt es im Vertrag von 1559, er sei ḫristiyānlaruñ imberadorıyle, das heißt „mit dem Kaiser der Christen“ geschlossen worden. In der Inscriptio, also dem Teil des Urkundenformulars, in dem der Vertragspartner direkt angesprochen wurde,67 wird der Habsburger als „Imperator der christlichen Könige, Herzöge und Begs […] König Ferdinand“ (ḫristiyān ḳırallarınuñ ve duḳalarınuñ ve beglerinüñ […] imperadorı […] Ferenduš ḳıral) tituliert.68 Auch in der Inscriptio des Vertrages von 1562 wird Ferdinand als imberador bezeichnet,69 gleiches gilt für Maximilian II. 1565.70 Schwieriger verhält es sich mit der Titelverwendung in den sonstigen Schreiben Süleymans I. Zumindest bei den im Haus-, Hof- und Staatsarchiv verwahrten und von Anton Schaendlinger edierten Schreiben an Ferdinand I. kann man aber klar erkennen, dass die Titulierung als „König von Wien“ nicht mehr erfolgte, nachdem Ferdinand I. die Nachfolge seines Bruders Karl V. als römisch-deutscher Kaiser angetreten hatte. Die Bezeichnung für seinen Sohn Maximilian II. schwankt stärker, ohne dass hier eine Systematik im Gebrauch erkennbar wäre. So wird Maximilian in den Schreiben Süleymans als „König von Deutschland und Österreich, Kaiser Maximilian“, „Imperator von Wien“, aber auch nur als „König von Österreich und Deutschland“ oder einfach „König Maximilian“ angesprochen. Auffällig ist dabei, dass auch in den beiden Schreiben, in denen Maximilian II. nur als ḳıral bezeichnet wird, von seinem verstorbenen Vater Ferdinand I. als imperador die Rede ist. In einer im 19. Jahrhundert von Feridun Bey edierten Vertragsurkunde aus dem Jahr 1568 ist ebenfalls von imperaṭor die Rede.71 65 66

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Ebd. Vgl. dazu die betreffenden edierten Urkunden in folgenden Arbeiten: Die Schreiben Süleymāns des Prächtigen an Vasallen, Militärbeamte, Beamte und Richter. Hg. v. Anton C. schaeNDliNger unter Mitarbeit von Claudia rÖmer. Wien 1986. – papp, Sándor: Die Verleihungs-, Bekräftigungs- und Vertragsurkunden der Osmanen für Ungarn und Siebenbürgen. Eine quellenkritische Untersuchung. Wien 2003. Zum Formular der Schreiben: Die Schreiben Süleymāns (wie Anm. 51), XIII–XXIX, zur Inscriptio XXII–XXIII. Für osmanische Sultansurkunden allgemein Fekete (wie Anm. 59), bes. XXX–XLVI. Stärker vergleichend: KütüKoğLu, Mübahat: Osmanlı belgelerinin dili [Die Sprache osmanischer Urkunden]. Istanbul 1994. Die Schreiben Süleymāns (wie Anm. 51), 59 f. (osmanischer Text) und 62 (deutsche Übersetzung). Ebd., 68. Ebd., 91. feridūn bey: Mecmū̔a-i münşe̓ātü’s-selāṭīn [Das Kompendium der sultanischen Schreiben].

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Wir erkennen also, dass der osmanische Sprachgebrauch hinsichtlich der Art der vom Kaiser zu zahlenden Abgaben und dem ihm zustehenden Titel durchaus nicht so einheitlich ist, wie Salomon Schweigger das annimmt.72 In Bezug auf die jährlichen Abgaben kann vielmehr festgestellt werden, dass der interne und externe Sprachgebrauch entscheidende Unterschiede aufweisen. So wurde, wie gezeigt werden konnte, in den Friedensverträgen der 1560er und 1570er Jahre der Begriff virgü bevorzugt. Hierbei handelte es sich im Gegensatz zu ḫarāc um einen eher offenen, ideologisch kaum markierten Begriff: Virgü leitet sich von Türkisch virmek (zu Deutsch „geben“, vermek in modern-türkischer Orthographie) ab, ḫarāc hingegen ist ein Terminus des islamischen Rechts und kann als solcher auf eine bis in die Frühzeit des Islam zurückreichende Tradition zurückblicken. Im Osmanischen Reich kennzeichnete der Begriff sowohl die von den Nichtmuslimen zu zahlende Kopfsteuer als auch die von ihnen zu entrichtenden Steuern auf Landbesitz, wobei auch die kollektiven Abgaben der osmanischen Vasallenstaaten wie Ragusa (kroat. Dubrovnik) sowie der Donaufürstentümer und Siebenbürgens als ḫarāc bezeichnet wurden. Grundlage hierfür war die Vorstellung, dass ihre Bewohner mit der Anerkennung der Oberherrschaft des Sultans ebenfalls zu dessen steuerpflichtigen Untertanen wurden.73 Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang auch, wie die beiden Begriffe in Menińskis Wörterbuch aus dem Jahre 1680 übersetzt werden. Es handelt es sich hierbei um die bedeutendste Quelle für den osmanischen Wortschatz des 17. Jahrhunderts und seine Wiedergabe auf Lateinisch, Italienisch, Deutsch, Französisch und Polnisch. Für unsere Fragestellung ist das Wörterbuch auch deshalb von Interesse, weil sein Autor, François Mesgnien Meninski, nicht nur über umfassende Sprachkenntnisse verfügte, sondern auch als Diplomat in polnischen und kaiserlichen Diensten im Osmanischen Reich tätig war und somit als ein Kenner der osmanischen Sprache des Politischen angesehen werden kann.74 Unter dem Lemma virgü heißt es in seinem Wörterbuch: „Tributum, vectigal, contributio. Steur / Steurgelt / Tribut / Zoll / Contribution. Tributo, contribuzionie. Tribut, contribution. Dań, czynß, pogłowie.“75 Bei ḫarāc neben Angaben zu medizinischen Bedeutungen, die in diesem Zusammenhang nicht von Interesse sind: „Reditus regni, pec. tributum,

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Bd. 2. Istanbul 1265 [1848], 325. Ähnliche Aussagen sind darüber hinaus in dem ebenfalls im 16. Jahrhundert entstandenen Reisebericht Reinhold Lubenaus zu finden, worauf petritsch (wie Anm. 63), 56 verweist. Dabei bleibt allerdings offen, ob Lubenau hier über selbst Erlebtes berichtet oder Schweigger als literarischer Vorlage folgt. Zu den Abhängigkeiten zwischen den beiden Reiseberichten vgl. harbsmeier, Michael: Wilde Völkerkunde. Andere Welten in deutschen Reiseberichten der Frühen Neuzeit. Frankfurt/Main-New York 1994, 131. Vgl. OrhONlu, Cengiz: Art. Kharādj. III. in Ottoman Turkey. In: The Encyclopaedia of Islam. New Edition. Bd. 4. Leiden 1978, 1053–1055. Zu den Donaufürstentümern als ḫarācgüzār, das heißt als tributäre Herrschaftsverbände vgl. paNaite, Viorel: The Ottoman Law of War and Peace. The Ottoman Empire and Tribute Payers. New York 2000, bes. 156–173. Zu seiner Biographie stachOWski, Stanisław: François à Mesgnien Meninski und sein Thesaurus Linguarum Orientalium. In: Franciscus à Mesgnien Meninski: Thesaurus Linguarum Orientalium Turcicae-Arabicae-Persicae. Hg. v. Dems. Bd. 1. Istanbul 2000, XXIII–XXXIV. Ebd., 1871 und Ders., Bd. 4, 5422.

Friedensbild und Herrscherbild in osmanisch-habsburgischen Friedensverträgen

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Tribut / Stewr. Tributo. Tribut. Trybut / dániná / pogłowie.“ Auffällig ist hierbei zum einen die größere begriffliche Breite, die virgü abdeckt und zum anderen die Anordnung der Begriffe in der deutschen und polnischen Übersetzung: Anders als beim Lateinischen und den romanischen Sprachen wird hier nicht an erster Stelle die Bedeutung „Tribut“ angeführt, sondern das Wortfeld „Abgabe, Steuer“. Ohne diesen Befund überbewerten zu wollen, handelt es sich hier um eine auffällige Akzentuierung in der Wiedergabe der Wortbedeutungen, insbesondere wenn man bedenkt, dass das Königreich Polen-Litauen im 17. Jahrhundert der Hohen Pforte zeitweilig tributpflichtig war und die Bezeichnung der Abgabe auch hier ein Politikum darstellte.76 Hinsichtlich der Frage der Titulierung der römisch-deutschen Kaiser kann zunächst einmal für die Zeit vor dem Frieden von Zsitvatorok festgehalten werden, dass in der Mehrzahl der Friedensverträge den österreichischen Habsburgern durchaus der Titel imperaṭor oder orthographische Varianten davon zugestanden wurde. Dabei ist auch aufschlussreich, wie sich die Titelfrage nach der Beendigung des „Langen Türkenkriegs“ weiterentwickelte. Nach 1606 wurde das Oberhaupt der österreichischen Habsburger zwar den Bestimmungen der Übereinkunft von Zsitvatorok gemäß konsequent als Kaiser angesprochen, aber es wurde ein anderer Titel gebraucht, als in den Vertragsdokumenten vorgesehen war. Im osmanischen Vertragsinstrument heißt es nämlich, in den sultanischen Schreiben solle der Habsburger „römischer Kaiser“ genannt und nicht die Bezeichnung „König“ geschrieben werden (nāme-i hümāyūnda romayi çasar diyü yazılub ḳıral nāmı ile yazılmaya),77 was in der lateinischen Übersetzung des ursprünglich auf Ungarisch verfassten zweiten Vertragsinstrumentes folgendermaßen formuliert wurde: „[…] et unus alterum Caesarem appellat, non autem Regem.“78 Nun wurden in der Folgezeit die österreichischen Habsburger in den Schreiben der Sultane tatsächlich nicht als Könige tituliert, allerdings auch nicht als çasar, sondern es wurden der zuvor schon verwendete Titel imperaṭor oder orthographische Varianten davon verwendet. Dass dies seitens der Hohen Pforte mit Berechnung geschah, zeigt eine Untersuchung Markus Köhbachs. Köhbach weist anhand der Auswertung einer zeitgenössischen osmanischen Chronik nach, dass es im Kreis der außenpolitischen Entscheidungsträger eine Diskussion über die zukünftige Titelverwendung gab. So berichtet der Autor der Chronik, Hüseyin Effendi, er habe in seiner Eigenschaft als Vorsteher der Kanzlei, als re’īsü l-küttāb, den Großwesir darüber unterrichtet, dass sich çasar von ḳayser ableite, ḳayser aber dem persischen Titel şehin-şāh, was „König der Könige“ bedeutet, entspreche. Der Großwesir habe dies dem Sultan vorgetragen und erklärt, dass man die Bezeichnung Beç ḳıralı nicht weiter verwenden könne, wenn man nicht vertragsbrüchig 76 77 78

Vgl. dazu KołodziejczyK, Dariusz: Ottoman-Polish Diplomatic Relations (15th–18th Century). An Annotated Edition of ̔Ahdnāmes and Other Documents. Leiden-Boston-Köln 2000, 148. bayerle (wie Anm. 57), 42. Recueil d’actes internationaux de l’empire Ottoman. Traités, conventions, arrangements, déclarations, protocoles, procès-verbaux, firmans, bérats, lettres patentes et autres documents relatifs au droit public extérieur de la Turquie. Bd. 1. Hg. v. Gabriel NOraDOuNghiaN. Paris-LeipzigNeuchâtel 1897, 104.

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Dennis Dierks

werden wolle, andererseits die Bezeichnung çasar aufgrund ihrer Nähe zu ḳayser nicht mit der Ehre des Sultanats vereinbar sei. Schließlich sei beschlossen worden, statt çasar die schon vorher teilweise benutzte Titulatur imperador zu verwenden. Hüseyin Effendis Bericht zeigt, dass es sich um eine bewusste Entscheidung handelte: Aus osmanischer Sicht hatte man formal den Vertragsbestimmungen entsprochen, was angesichts des fortdauernden Krieges gegen Iran politisch opportun erschien, da so ein etwaiger Zweifrontenkrieg verhindert wurde; gleichzeitig bedeutete die Verwendung des Titels imperaṭor oder Varianten davon aus osmanischer Sicht keineswegs eine echte Aufwertung des Kaisers gegenüber dem Sultan oder gar die Anerkennung seiner Gleichrangigkeit.79 In beiden Fällen, sowohl was die Bezeichnung der an den Sultan zu entrichtenden Abgaben als was die Titulierung des Kaisers betrifft, kommen somit Termini zum Einsatz, die zu dem Zeitpunkt ihrer Verwendung eine recht kurze Begriffsgeschichte hatten und sich durch eine relative Offenheit auszeichneten. Das gilt zum einen für virgü, das, anders als das arabische ḫarāc, kein Begriff des islamischen Rechts war und somit ein weites Spektrum an Übersetzungen zuließ, das heißt sich einerseits als „Ehrengeschenk“ interpretieren ließ und somit dem Kaiser eine – wenn auch, die Ausführungen Schweiggers zeigen es, wenig glaubwürdige – Gesichtswahrung ermöglichte, im osmanischen Kontext aber als „echter“ Tribut dargestellt werden konnte, womit die geschlossenen Waffenstillstandverträge den Charakter von Unterwerfungsverträgen erhielten. Und das galt zum anderen für imperaṭor/imperador, dessen Verwendung keine so lange Tradition hatte wie die Begriffe ḳayser oder auch pādişāh: ḳayser war zuvor schon die Bezeichnung der byzantinischen Kaiser gewesen und im 16. Jahrhundert unter Sultan Süleyman I. als einer seiner Titel geführt worden; pādişāh wurde als Titel den französischen Königen zugestanden und von den Sultanen selbst als Titel geführt.80 Auch hier bestand der Vorteil eines breiten Übersetzungsspektrums: Imperator entsprach der kaiserlichen Selbstbezeichnung, aber auch dem Titel, mit dem der Sultan angesprochen wurde; er wurde in kaiserlichen Urkunden Turcarum Imperator genannt. Insofern ließ sich ein solcher Sprachgebrauch durchaus als Ausdruck von Gleichrangigkeit interpretieren. Seitens der Osmanen wiederum konnte man bezüglich imperaṭor/ imperador auf eine bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts zurückreichende Kontinuität des Sprachgebrauchs auf höchster diplomatischer Ebene verweisen und die gleichzeitige Nichtverwendung des Titels çasar als das erfolgreiche Verwehren echter Ranggleichheit werten. Die Begriffe lassen sich somit im Sinne der von beiden Seiten jeweils präferierten Ordnungsmodelle übersetzen: Gleichrangigkeit zwischen den Vertragspartnern im Sinne des Kaisers, hierarchische Unterordnung und imaginäre Vasallität des Vertragspartners im Sinne des Sultans. Das Problem der 79 80

kÖhbach, Markus: Çasar oder imperaṭor? – Zur Titulatur der römischen Kaiser durch die Osmanen nach dem Vertrag von Zsitvatorok (1606). In: Wiener Zeitschrift zur Kunde des Morgenlandes 82 (1992), 223–224. Zu den verschiedenen Formen der Inscriptio für die habsburgischen Kaiser und den französischen König Fekete (wie Anm. 59), XXXVI. Fekete erwähnt hier auch einen gelegentlichen Gebrauch des Titels pādişāh für den venezianischen Dogen.

Friedensbild und Herrscherbild in osmanisch-habsburgischen Friedensverträgen

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Gleichzeitigkeit zweier ungleichzeitiger Ordnungsmodelle wird somit durch die Offenheit und Mehrdeutigkeit zentraler Begrifflichkeiten gelöst.

4. Resümee Friedensschlüsse zwischen dem Sultan und christlichen Fürsten der Vormoderne mussten eine Brücke zwischen verschiedenen Rechtskulturen und Ordnungsvorstellungen schlagen. Dabei lassen sich neben spezifischen Problemen wie der Tradierung religiös fundierter Feindbilder und der Frage, ob dauerhafter Frieden zwischen Christen und Muslimen überhaupt legitim sei, auch strukturelle Analogien zur Problematik des Friedensschlusses im frühneuzeitlichen christlichen Europa aufzeigen. Die Fürstenzentriertheit vormoderner Staatlichkeit brachte es hier wie dort mit sich, dass Friedensverträge nicht zwischen Staaten, sondern Herrschern geschlossen wurden. In beiden Fällen handelte es sich um eine Form der indirekten Herrscherbegegnung, die Rangfragen virulent werden ließ. Die osmanische politische Tradition pflegte das Bild des Friedens als zeitlich begrenzten Unterwerfungsfrieden, eine Vorstellung, die mit dem herrscherlichen Selbstverständnis der Kaiser aus dem Hause Habsburg unvereinbar war. In der Forschung wird seit dem 19. Jahrhundert die Bedeutung des Friedens von Zsitvatorok für die Durchsetzung des Prinzips der Gleichrangigkeit unterstrichen. Osmanistische Untersuchungen der letzten Jahrzehnte haben diese Sichtweise aber teilweise relativiert. Diese Ergebnisse wurden hier aufgegriffen und um weitere Beobachtungen zur Terminologie osmanisch-habsburgischer Friedensverträge im späten 16. und frühen 17. Jahrhundert ergänzt. Dabei wurde sowohl hinsichtlich der Bezeichnung der Abgaben an den Sultan als auch der Titulatur der habsburgischen Herrscher deutlich, dass sich die Friedensverträge bereits im 16. Jahrhundert, als noch ein Machtgefälle zugunsten der Sultane bestand, durch eine terminologische Offenheit auszeichneten, die durch den Gebrauch von Begriffen begründet war, die ihren Ursprung außerhalb der islamischen Tradition hatten und die sich von beiden Vertragsparteien im von ihnen gewünschten Sinne interpretieren ließen: als Ausdruck von Gleichrangigkeit oder als Ausdruck eines hierarchischen Verhältnisses. Das Friedens- und Herrscherbild, das die Verträge transportieren, bleibt somit mehrdeutig. Man kann dies als Versuch werten, eine Kollision parallel existierender Ordnungsvorstellungen zu verhindern.

Éva Bóka

From Holy War to a Balance of Power: Europe and the Ottoman Empire (16th–17th Century) 1. Holy war against the “eternal enemy of Christianity” The idea of holy war was based on Christian religious mythology, which considered Christianity to be the only true religion in the world. It represented the thought of mission, i. e., the spreading of Christian faith all over the world. Regarding the nonChristian states, European Christian religious state organization accepted the doctrine of holy war, in contradiction to the peaceful aims of Christianity.1 Saint Augustine, for example, believed one might kill in self-defence, and that defence against force was permitted as a just right. God himself may order war, and men who obeying God make war to punish the evil and unlawful are serving justice. All this extends to legitimizing ways of dealing with barbarians and heretics who attack Christians professing the true faith, which is those embodying the city of the devil and confronting the city of God.2 The notion of holy war was accepted before the crusades. The papacy interpreted the holy war as a war ordered by God, based on just self-defence against those who unjustly attacked Christianity or its goods and lands. The ideology of holy war in defence of faith was accepted, motivating the crusades missionary aim to conquer and recover the Holy Land. When in the 15th century the Ottoman Empire became powerful and attacked Christian territories with the aim of conquest, the fight against the Ottoman Empire was regarded as a rightful holy war against the infidels, “the eternal enemies of Christianity”. The Islam religious doctrine answered the Christian challenge with a similar defensive-aggressive stance. Consequently, Muslims and Christians in interaction with each other created a political mythology: two religious groups of people fought against each other as “eternal enemies” motivated by the ideology of a “holy war”. The religious narrative of a holy war based on fanaticism, intolerance and missionary thinking could manipulate persons for defence and expansion, too. As a result Christians and Mohamedans regarded each other through a kind of “special glasses of stereotypes” – based on fears of cruel enemies – created by minds full of false religious thoughts disguising real political and economic aims. These 1

2

bóka, Éva: Crusader Tradition in the Seventeenth Century European Political Thought. In: Südost-Forschungen 53 (1994), 39–43. – eaDem: Európa és az Oszmán Birodalom a XVI– XVII. században [Europe and the Ottoman Empire in the 16th and 17th century]. Budapest 2004, 32–38. Oeuvres de Saint Augustin. La cité de Dieu. Vol. 36. Paris 1960, 667. – Ibid., vol. 37, 261, 265.

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stereotypes always were revived in the periods of Ottoman attacks against Christian territories, surviving until the end of the 18th century. Both sides in accepting the doctrine of holy war made a serious mistake. It is impossible to forget this mind set also caused troubles and bloody conflicts inside Western Christendom when true faith was no longer exclusively associated with the Catholic Church under the spiritual authority of the Pope; new institutions including the Church of England and the various Lutheran and Calvinist churches emerged claiming to hold and practice the true faith. Like the Catholic Church, all these churches were intolerant towards other churches and sects because they believed only their own values and principles could represent the true faith. The power oriented and intolerant churches along with secular princes continued to manipulate their subjects using the mechanism of intolerant prejudices. The most extreme manifestation of religious intolerance was the massacre of French Protestants on St. Bartholomew’s day in 1572. Religious issues of course played an essential role in the Thirty Year’s War and the English Civil War.

2. Transcending the idea of holy war 2.1 Reformation The supporters of the Reformation wished to eliminate the idea of religious war (war fought over matters of faith) from international contacts. Luther made the first step in this direction when he initiated a major movement against the crusades (religiously sanctioned military campaigns). He declared the crusades to be an evil product of papal policy, which had no legal basis. Although he believed the Ottomans were the incarnation of the city of the Devil, he was convinced that only the improvement of the individual (person) could help the fight against Devil. In this context, religion became everyone’s private matter: it represented the relationship between the individual and their God. Luther believed one could therefore not wage wars over religion: Only under the leadership of the Emperor could defensive wars be justified, namely in the event the Ottomans unjustly attacked Christian territories primarily ruled by the Emperor.3 Luther himself of course was confronted by the intolerant religious policy because of his different views on the essence of Christianity. His merit was that he liberated Christians regarding their contacts with God. From all this it logically followed that the idea of religious war had no reason, because it meant a “permanent fight of everybody against everybody”. This served as evidence against religious war. Consequently, Luther rejected the doctrine of religious war as a false idea. He was followed by a growing number of European thinkers, among them Grotius, Vitoria, Crucé and Locke who argued wars should not be fought over matters of faith. 3

luther, Martin: Eine Heerpredigt wider den Türken. Wittenberg 1529. – iDem: Vom Kriege wider die Türken. Wittenberg 1542.

Europe and the Ottoman Empire (16th–17th Century)

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2.2 Religious toleration and a tolerant state The idea of personal freedom as part of the state organization developed gradually in European political thought in the 17th and the 18th century. In this European thinkers were certainly helped, for example, by studying and discussing the Ottoman religious tolerance in the framework of the millet-system.4 Crucé was the first European thinker who accepted that religious freedom and toleration must extend to Islam society as well, and that the Ottoman Empire had to become involved in the world community of peace.5 Locke was influenced by and elaborated on the contemporary discussions of a proposed tolerant state-system in England and the Netherlands. In his Epistola de Tolerantia, written in 1685 during his exile in the Netherlands, he criticised the holy war: “It is not the diversity of opinions (which cannot be avoided), but the refusal of toleration to those that are of different opinions (which might have been granted), that had produced all the bustles and wars that have been in the Christian world upon account of religion. The heads and leaders of the church moved by avarice and insatiable desire of dominion, making use of the immoderate ambition of magistrates and the credulous superstition of the giddy multitude, have incensed and animated them against those that dissent from themselves, by preaching unto them, contrary to the laws of the Gospel and to the precepts of charity, that schismatics and heretics are to be outed of their possessions and destroyed. And thus have they mixed together and confounded two things that are in themselves most different, the church and the commonwealth.”6 Locke argued the defenders of a religion, considered as being the only true religion, were the most active when strengthened by civil power. However, when not helped by a secular power to carry out persecution they instead tended to desire to live upon fair terms and preach toleration. The inference to be drawn was the necessity of the separation of freedom of worship and religious belief from the state. He emphasised two essential principles regarding this claim: 1. The church has to be a voluntary and free society because what any church believes it believes to be true. Therefore, there is no judge on Earth to decide which religious doctrine is true.7 2. The functions of the state are manifestly quite different from those of the church. In his words: “The commonwealth seems to me to be a society of men constituted only for the procuring, preserving, and advancing of their own civil interests.” Under civil interests Locke understood life, liberty, health; and the possession of outward things such as money, lands, houses, furniture, and like. “A church, than, I take to be a voluntary society of men, joining themselves together of their own 4 5 6 7

bóka, Éva: In Search of a Stereotype: “The Turkish Question”. In: Südost-Forschungen 55 (1996), 1–24, esp. 7–13. Ibid., 14. lOcke, John: A letter concerning toleration. Rev. and ed. by Mario mONtuOri. The Hague 1963, 105–107. bóka (cf. n. 4), 15.

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accord in order to the public worshipping of God in such manner as they judge acceptable to him, and effectual to the salvation of their souls.”8 Given this bedrock, Locke proposed regarding religion as everybody’s private affair, which had to be independent from the state all over the world. He proposed religious differences (with the exception of the atheists) be tolerated within the state without discrimination. He believed this could be achieved through free religious associations that should be independent of the state because religion belongs to the personal cultural sphere of the individual. In conclusion, Locke proposed religious toleration, wanting to stop the religious manipulation of persons by churches, states and rulers. He sought to stop using religion as an instrument of political power and hegemony. He believed that a democratically organized and tolerant civil constitutional monarchy could manage the life of a people and solve conflicts. He even proposed the virtue of elaborating the principles of a federal union of states as a means of peaceful cooperation among states and peoples. Voltaire articulated Locke’s ideas on toleration, clearly declaring the real eternal enemy to be fanaticism and the intolerance of persons, and not the Ottomans. The false ideas of religious leaders, based on superstitions and stereotypes, led people in the direction of intolerance – a dangerous superstition because “it induces us to hate our neighbour for his opinions”.9 As a solution, he proposed: “It does not require great art, or studied eloquence to prove that Christians should tolerate each other. I shall go further, and say, that we should regard all men as our brethren. What! A Turk my brother? A Chinese my brother? A Jew? A Siamese? Yes, without doubt; for are we not all children of the same father, and creatures of the same God?”10

3. Allies in a balance of power policy 3.1 Defensive war against the Ottoman Empire The Christian European states during the expansive period of the Ottoman Empire in the 15th and 16th century were forced into a defensive posture against the Ottomans. This was a fundamental change from the old crusaders attitudes. European rulers were now intensively searching for cooperation and trust among each other in order to be able to defend against the Ottoman Empire. Prior to the Battle of Lepanto (1571) the doctrine of a just war dominated, the emphasis being on rightful defence because the Ottoman Empire had unjustly attacked, pillaged and occupied Christian territories. 16th century defensive plans concentrated on ways of organising the fight against the Ottoman Empire. Yet at the same time European princes and rulers continued their rivalry, always trying to find a way to gain some profit at 8 9 10

lOcke (cf. n. 6), 15 and 23. VOltaire: A Treatise on Toleration. London 1779, Chpt. 19, 115. Ibid., Chpt. 21, 118.

Europe and the Ottoman Empire (16th–17th Century)

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each other expense. This perpetual rivalry made it very difficult for them to organize the cooperation they needed. The Habsburg Emperors were too weak alone to confront the Ottomans. During the powerful Ottoman expansions, many projects were proposed with the aim of defence. For example, the Huguenot nobleman and military leader De La Noue drafted a large-scale detailed plan for a defensive war against the Ottoman Empire. He revived the idea of the establishment of a European arbitration council, first suggested by Dubois in the 14th century. Busbequius, a diplomat of Emperor Rudolf II, emphasised the necessity of military reform. He elaborated plans to create a serious force to confront the Ottomans.11 Grotius, facing the problem of the elimination of war in European law, accepted the rightfulness of war as a means of defence. He was for defensive war against the Ottoman Empire. Basing himself on European realities, he proposed the cooperation of independent states, headed by a court of arbitration that could apply sanctions. This of course prefigured an age when independent states would obey the law of nations.12 In reality, once Lepanto made it clear that the Ottoman Empire could be defeated, the idea of defensive war weakened. Conquest and expansion on the territory of the Ottoman Empire soon came to the fore, which strengthened the fight for power and territory among European kings, rulers and princes. In this context, the politicians of the Ottoman Empire were also involved in the emerging framework of a European balance of power policy.

3.2 Cooperation in the framework of a balance of power policy European rulers never really stopped their fight for power and wars against each other, with the aim of a common action against the Ottoman Empire. The rivalry between the French kings and the Holy Roman Emperors dominated European policy, and was strengthened after the Ottoman defeat at Lepanto. With the weakening of the Ottoman Empire new outlooks opened for expansion in a geographically and strategically important territory. These circumstances left no choice to the leaders of the Ottoman Empire other than to join the European balance of power policy, and profit from it. In this way a special “triangle” emerged with the participation of the leading politicians of the French Kingdom, the Habsburg Empire and the Ottoman Empire. They used the balance of power policy in the name of the fight for power and territory expansion. One of the first political examples of the theory of early-modern European balance of power policy was the famous Grand Dessein of King Henry IV.13 Its author, 11 12 13

bóka, Crusader Tradition (cf. n. 1), 46. grOtius, Hugo: Le droit de la guerre et de la paix. Vol. 2. Amsterdam 1688, chapitre XXIII, paragraph VIII, 598. maximilieN De béthuNe, Duc de Sully: Le projet politique. In: Mémoires de Sages et Royales Oeconomies d’État. Vol. 2. Ed. by iDem. Paris 1857, 418–441. – iDem: Le projet politique. In: L’Europe une. Ed. by J. P. Faye. Paris 1992, 71–91.

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Sully presented the picture of a new European political order involved in a common fight of Christians against the Ottoman Empire. The essence of the new European policy was the creation of a balance of power in Europe, following a new division of territories, if necessary with the use of force in war. The new European federation/confederation of states, based on a balance of power policy and managed by a Council of Europe, should fight against the enemies of Christianity, primarily the Ottomans. Sully’s plan was based on the territorial rearrangement or redivision of Europe which would serve to reduce the power of the House of Habsburg; the maintenance of the balance of power in Europe; the creation of religious peace; the establishment of a council of states which would deal with the conflicts through arbitration; and the creation of a common European army against the Ottomans. The real aim of the Grand Dessein of King Henry IV was to establish French domination over Europe and the world, by presenting the French king as the creator of peace in Europe.14 Callières, a French diplomat in service of Louis XIV, realised that this European system of states could be regarded as members of the same republic, so they were strongly connected. When something happened in one member state, the others were automatically touched and involved.15 The so-called European balance of power policy was a double game. It simultaneously served the European rulers’ fight for enlarging power and limited their possibilities. The aim of conflicts was to safeguard the balance of power or to create a new balance. The opposition of wars and of the fight for power pursued by European rulers regarded the balance of power policy as a possible means of a workable peace policy in the early modern Europe. Influenced by the Treaty on the Union of Utrecht (1579), they believed a balance of power policy based on the cooperation among states under a Council of Europe. It would actively support European unity in those fields where cooperation is necessary, serving as a means of peace policy. History showed that the theory and practice of the balance of power policy could be used in the service of both power and peace policy. This was why the European balance of power policy was frequently seriously discussed. On the one hand, it helped to manage the status quo, and support the development of European international law keeping the European states together. On the other hand, its unintended consequence was to underpin an almost permanent fight for power involving the participation of all European states. When one state had a conflict with another, the others immediately started to calculate how to profit from the given conflict. This behaviour, in the most cases, resulted in new conflicts. The politics between the French and Ottoman rulers against the Habsburg Emperor is a good example on how European rulers used the balance of power policy in the 16th and 17th century for power aims.16 14 15 16

bóka, Éva: Az európai egységgondolat fejlődéstörténete [The history of the idea of European unity]. Budapest 2001, 43–47. callières, Francois de: De la manière de négocier avec les souverains. Amsterdam 1716, 8 f. bóka, Európa (cf. n. 1), 114–136. – eaDem: Diplomatie à Constantinople et le siège de Vienna

Europe and the Ottoman Empire (16th–17th Century)

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The first European ruler who involved the Ottoman Empire in the European political discourse was Francis I, King of France. He solicited the support of the Ottoman Porte in his conflict with the Holy Roman Emperor. This was followed by the agreement on the so-called capitulations that were unduly favourable to French traders. From that time the Ottoman Empire gradually but progressively became part of the European system. Sultans and the Grand Viziers were able to fully exploit for several centuries all the advantages which rivalries among the European powers offered them. They could profit first of all from the rivalry between the Holy Roman Emperor and the King of France, and from European expansion all over the world that diverted attention from the Ottoman Empire, and prolonged its survival. France for example did not participate in the Holy League of European rulers (Papacy, Spain, Republic of Venice) against the Ottoman Empire, and hampered its organization. During the reign of King Henry IV and the governance of Richelieu French politicians tried to use the Ottoman alliance to further French interests. After the Fifteen Year’s War they realised that the power of the Habsburg Emperor and the Ottoman Sultan was equalized. At this point, the Ottoman Empire began to play an important permanent role in the European balance of power.17 In the last half of the 17th century, Louis XIV pursued an warrior power expansive policy when the Ottoman’s offensive against European territories renewed. He used the revival of the Ottoman conquests to advance his power policy. At the time of the Austro-Turkish war (1663–1664) Louis XIV, “the most Christian emperor”, helped the fight against the Ottomans as the protector of the League of Rhine, which united those German princes who opposed the Emperor. Seeing all this Leopold I, Holy Roman Emperor, who was in a better position than the Ottoman troops, decided to sign the peace of Vasvár after the battle of Saint Gotthard (1664), and concluded a twenty years old armistice. He had a fair of the French political plays, and the League of Rhine, which was influenced by the above mentioned ideas of Sully’s plan. Therefore Leopold I signed the peace of Vasvár. He did not want to take the risk of a European peace congress with the participation of the French King and the members of the League of Rhine. The peace of Vasvár was a good example of the European balance of power policy. It satisfied all three powers: Ahmed Köprülü – despite his defeat – could incorporate territories, and could restore the Ottoman forces. Emperor Leopold I could concentrate on the strengthening of his Western territories; Louis XIV could present himself as the protector of the Habsburg Emperor, augmenting the prestige and glory of his country. Regarding the balance of power policy, the most important lesson of the peace of Vasvár was that it made clear the weakness of the Habsburg Emperor. He tried to avoid a fight against the Ottoman Empire in a league with the participation of the French King because Louis XIV wanted to defeat him. Seeing the reaction of the Habsburg Emperor, Ahmed Köprülü realized he was interested in keeping a good relationship with Louis XIV. The French standpoint was the same regarding the Ottoman Empire. Consequently, they became partners against the Habsburg Emperor

17

(Ambassade de Gabriel de Guilleragues, 1679–1685). In: Südost-Forschungen 51 (1992), 65– 104. bóka, Európa (cf. n. 1), 118–122.

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in the framework of the European balance of power policy, and profited from each other’s actions against the Holy Roman Emperor’s territories.18 Counting on French-Ottoman cooperation in the framework of the balance of power policy, Kara Mustafa attacked Vienna in 1683. The French King promised him neutrality, yet when Vienna was in a difficult situation French troops attacked in the “Western front” (War of the Reunions). However, both Kara Mustafa and Louis XIV miscalculated. Seeing the Ottoman successes, the King of Poland, John III Sobieski made a relief expedition to Vienna. The famous Grand Vizier, Kara Mustafa Pasha was finally defeated at Kahlenberg. After the Battle of Kahlenberg the Habsburg Emperor decided to continue the war against the Ottoman Empire in the name of the Holy League (Poland, Venice, the Habsburg Emperor, the Princes of the Holy Roman Empire, and Russia), without the participation of France. The Ottomans were forced to defensive footing on three fronts in a grand war that lasted until the Treaty of Karlowitz in 1699. Louis XIV in this situation planned to seize Constantinople by attacking the Ottoman Empire from the Bosphorus, and started an offensive on the Western front against Palatinate (Kurpfalz). He continued trying to incite the Ottomans to attack the territories of the Habsburg Emperor. In opposition to and seeking to halt the expansionist plans and policy of the powerful French absolute ruler, the League of Augsburg (Grand Alliance) was formed with the participation of the Habsburg Emperor, Spain, the Netherlands, and England. A large-scale war developed and the French were successfully defeated. The Great Alliance made it possible Emperor Leopold I to continue the war against the Ottomans. At the same time, it postponed the dissolution of the Ottoman Empire. The peace of Karlowitz in 1699 was the first of many agreements between the Ottoman Empire and European powers allied against it. It implied the Ottoman offensive had come to an end and it have to take a defensive position. The Sultan agreed to mediation by neutral powers (England and the Netherlands), who in fact acted for their own benefit. The Ottoman leadership legally accepted the loss of what had been integral parts of the Empire. The Habsburg Emperor took Hungary and Transylvania, but the Ottomans kept Temesvár and its environs. The Tisza, Save and Duna formed the border between the empires. Dalmatia, the Morea and important Aegean islands went to Venice, but they had to pass back Lepanto to the Ottomans. Poland took Podolia and the southern Ukraine, and Russia took Azov and the territory north of the Dniestr.19 The Treaty of Karlowitz was the beginning of the decline of the Ottoman Empire. The Empire was still strong enough to defeat their enemies one at a time (with the exception of the Habsburgs), but the alliance of European states was much more powerful than the Ottoman Empire. The defeats suffered by the Ottomans following their failure to take Vienna, a siege that marked a new stage in the relationship between Europe and the Ottoman Empire. However, the dissolution of the Ottoman 18 19

Ibid., 124–129. bóka, Crusader Tradition (cf. n. 1), 58 f.

Europe and the Ottoman Empire (16th–17th Century)

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Empire was postponed by the war of the League of Augsburg; once again, a conflict between the European powers, and it only took place two hundred years later. When the Ottoman Empire ceased to be a European power factor the balance of power was upset and a new balance of power took shape.

Conclusions In the relationship between Europe and the Ottoman Empire, there was a big difference between European political reality and mentality. The idea of holy war played an important role in disguising political reality, representing fanaticism, religious intolerance and missionary thinking. Intolerance was based on the refusal to accept what is different or keeping a critical distance from it. Politics could use intolerant thinking and stereotypes in the service of expansionist political and economic objectives. It was only gradually that European political thinkers opposed the idea of holy war and elaborated the principles of a tolerant state and international policy. In this transformation the emergence of the balance of power policy played an important role. Balance of power policy showed the real interests of the political players which helped to break through false traditions and stereotypes. The European balance of power policy made it clear that the Ottoman Empire was an aggressive military empire based on conquest, evident in its victories over European territories from 1350–1550. The Empire was involved in the European politics during the reign of King Francis I of France, profiting from the French Kingdom’s struggle for power with the Habsburg Empire that dominated European politics. As a result, the Ottoman Empire gradually became part of the European balance of power policy. The Empire only lost this role when it was defeated in the siege of Vienna, and started to decline. From the Ottoman point of view, the relationship between Ottomans and Christian Europeans started with the holy war (crusades). This was followed in the 15th and 16th century by Ottoman campaigns (contra-crusades) and the conquest of European territories, representing similar ideas to the European crusades. The Ottoman Empire then became part of European balance of power policy, using the conflicts between the competing European rulers to prosper and to survive. The history of the political relationship between Europe and the Ottoman Empire shows that European and Ottoman politicians could transcend the idea of holy war. The Ottoman Empire gradually was embedded in the European balance of power. The evolving principles of toleration, of division of state and religion, and of a federal union of civil constitutional monarchical states showed the way toward an enduring peace policy.

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Vom „größeren cihad“ und dem Glück des Privatmanns: osmanische Argumente für den Frieden Einleitung In den Jahren 1769 bis 1771 veröffentlichte Graf Franciscus Dadich unter dem Titel „Denkwürdigkeiten von Constantinopel vom Jahre 1710 bis auf das Jahr 1751“ eine Reihe von Artikeln in der von Johann Christoph Gatterer herausgegebenen Zeitschrift „Allgemeine Historische Bibliothek“. Dadich, so wird in einer Fußnote zu Beginn des ersten Artikels verlautet, sei Sekretär bei „den griechischen Fürsten“ (der Moldau und Walachei) gewesen, habe sich nun aber als Gelehrter nach Venedig zurückgezogen.1 In seiner Artikelserie schildert der Adlige die politischen Zustände des Osmanischen Reichs während der genannten Jahre. Eine von ihm mehrfach wiederholte Beobachtung war, dass die „Türken“ den Geschmack am Kriegswesen verloren hätten, dass sich ihre ursprünglich kriegerische, wilde Natur nachhaltig verändert habe, sie friedfertig, ja geradezu verweichlicht seien. Die Gründe dafür sind laut Dadich vielfältig: So habe zum Beispiel die „innere Schändlichkeit des Lasters“ die Kräfte der Türken geschwächt und die Ermattung ihrer „natürlichen Hitze“ bewirkt. Weiter habe der Umstand, dass das Reich so häufig von Seuchen heimgesucht worden sei, in ihren Körpern eine Veränderung der „Oekonomie der Natur“ verursacht, und die sich ursprünglich eigentlich durch die „Stärke ihres Geistes“ auszeichnenden Türken seien infolgedessen nun von schwachem, zärtlichem und weichlichem Temperament. Zudem hätten auch ihre Reichtümer den „Hang zur Weichlichkeit“ vermehrt und sie feige gemacht. All dies habe schließlich dazu geführt, dass sie „eine neue Denkungsart“ angenommen hätten: Sie betrachteten das Kriegswesen nunmehr als gefährlich, schränkten ihre „ehrgeizige Begierde, Länder zu erobern und Kriege zu führen“, erheblich ein und suchten ihren Ruhm fortan in Wissenschaften, Künsten und Handwerk.2 Dieser Wandel von Naturell und Sinn wirkt sich natürlich auch auf die Zielvorgaben der osmanischen Politik aus, wie Dadich berichtet: „Seit der Regierung Sultan Achmets III. eines Oheims des jetzo regierenden Sultans Mahumet und seit dem langen und für die Türken unglücklichen Krieg, der sich mit dem Karlowitzer Frieden endigte, hat die ottomanische Pforte ganz friedfertigen Planen gefolgt, und dadurch zur Einführung der Künste und Wissenschaften Anlaß gegeben. Der Sultan und seine Ministers, welche in Betreibung dieses gemeinschaftlichen Endzwecks einstimmig waren, bemühe1

2

DaDich, Franciscus: Denkwürdigkeiten von Constantinopel vom Jahre 1710 bis auf das Jahr 1751. In: Allgemeine Historische Bibliothek von Mitgliedern des königlichen Instituts der historischen Wissenschaften zu Göttingen. Bd. 9. Hg. v. Johann Christoph gatterer. Halle/Saale 1769, 278–288, hier 278. Ebd., Bd. 12, 221–276, hier 231 f.

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Marlene Kurz ten sich diesen Geschmack den Großen und dem Volke beyzubringen, und die Weitläufigkeit der türkischen Reiche, die Fruchtbarkeit der Provinzen, der Nutzen, den man daraus zu ziehen hofte, schienen der mächtigste Reiz zu seyn, den Frieden zu nähren, damit man die Früchte des Friedens geniessen könnte. Dieser Plan wurde unter dem Volk ausgebreitet und von den Ministern belebt, welche ihn bei der ganzen Nation angenehm und beliebt zu machen suchten. Man stellte endlich den Frieden und die Ruhe als die Hauptmaxime auf, von welcher die Regierung nicht abgehen würde. Alle Geschäfte und Umstände wurden danach abgemessen und nach diesem festen Grundsatz entschieden. Ob nun wohl die Nation kraft ihrer ursprünglichen Richtung zu den Waffen geneigt ist, so glaubte doch ein jeder nunmehr einer bisher unbekannten Glückseligkeit zu geniessen. Die Großen hoften die ihnen versprochene Ruhe in gewissen Bedienungen, die sie erwarteten; das Volk aber setzte den Begriff von Frieden in den ruhigen Genuß der Früchte ihrer Arbeit. […] Die Großen und besonders die Gesetzesverständigen hatten seit einiger Zeit angefangen, an den Wissenschaften ein Vergnügen zu haben und übten ihre Geisteskräfte damit.“3

Tatsächlich waren die osmanischen Sultane, die während der von Dadich analysierten Jahre herrschten, wenig aufgelegt, sich in Kriege gegen westliche Ungläubige oder persische Häretiker zu verwickeln. Vor allem in der Epoche des Großwesirats von Damad Ibrahim Pascha (gest. 1730), der sogenannten Tulpenzeit,4 versuchten Sultan Ahmed III. (1703–1730) und seine Regierung, ihre osmanischen Untertanen mehr durch prunkvolle öffentliche Zeremonien und aufwendige Festlichkeiten zu beeindrucken als durch Siege auf dem Schlachtfeld.5 Statt durch militärischen Erfolg legitimierte sich die Herrscherdynastie nunmehr durch demonstrativen Konsum, zahlreiche Volksbelustigungen und eine großzügige Patronage von Kultur und Wissenschaft.6 Nach dem von Patrona Halil angeführten Aufstand im Jahr 1730, der in der Hinrichtung des Großwesirs und der Absetzung des Sultans gipfelte, konnte diese Politik des öffentlichen Amüsements jedoch nicht in dem Stil und Umfang fortgesetzt werden, wie dies von Ibrahim Pascha betrieben worden war. Zudem konnte die osmanische Regierung mit dem Frieden von Belgrad auch wieder einen militärischen Erfolg für sich verbuchen. Dennoch fuhren Sultane und staatliche Würdenträger damit fort, die Legitimation der Dynastie verstärkt durch nicht-militärische Mittel abzusichern, vor allem mittels der Gewährleistung sozialer Stabilität und Sicherheit. Dies war zwar auch in früheren Jahrhunderten der Fall gewesen, gewann aber seit Beginn des 18. Jahrhunderts gegenüber den kriegerischen Methoden erheblich an Bedeutung. Das Osmanische Reich befand sich, wie Madeline Zilfi es ausdrückt, im Prozess einer „gradual transformation of an autho3 4 5

6

Ebd., Bd. 11, 265–286, hier 285 f. Die „Tulpenzeit“ als historiografische Fiktion entlarvt erimtaN, Can: Ottomans Looking West? The Origins of the Tulip Age and its Development in Modern Turkey. London-New York 2008. Die osmanische Bevölkerung durch großzügige Festlichkeiten von militärischen Niederlagen abzulenken, war allerdings schon lange vor dem 18. Jahrhundert üblich: Beispielsweise wurde versucht, den Eindruck, den die erfolglose Belagerung Wiens 1529 bei den osmanischen Untertanen hinterlassen haben mochte, bald nach Sultan Süleymans Rückkehr nach Istanbul durch ein prunkvolles Beschneidungsfest für seine Söhne zu verwischen. hammer-purgstall, Joseph von: Geschichte des Osmanischen Reiches. Bd. 3. Fotomechanischer Nachdruck. Graz 1963, 95. FiNkel, Caroline: Osman’s Dream. The Story of the Ottoman Empire 1300–1923. New York 2005, 342 f.

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rity derived from war to an authority based on social stability“.7 Trotz dieses Transformationsprozesses wurde damit die für das Selbstverständnis des Reichs äußerst wichtige Vorstellung des Sultans als Glaubenskämpfer für den Islam nicht in Frage gestellt (ġazi).8 Obwohl die Sultane des 18. Jahrhunderts nicht mehr persönlich in den Krieg zogen, präsentierten sie sich bei Militärparaden in ihrer Residenzstadt weiterhin als Anführer ihrer Truppen im Krieg und vorbildliche ġazi.9 Laut Dadich war das Gros der osmanischen Bevölkerung mit der Friedenspolitik der Regierung zufrieden, obwohl damit die eigentliche Pflicht der muslimischen Gemeinde, die bisher eine bedeutende Rolle in der osmanischen Politik gespielt hatte,10 nämlich die Ausdehnung des islamischen Herrschaftsgebiets durch den „Heiligen Krieg“ (cihad), zwar nicht völlig aufgegeben, aber doch deutlich in den Hintergrund gerückt wurde. Öffentliche Diskussionen zu dieser Frage sind aus den 7 8 9 10

zilFi, Madeline C.: A Medrese for the Palace: Ottoman Dynastic Legitimation in the Eighteenth Century. In: Journal of the American Oriental Society 113 (1993), 184–191, hier 191. Alle Übersetzungen osmanischer und arabischer Begriffe, Buchtitel und Zitate stammen von der Autorin dieses Artikels. zilFi (wie Anm. 7), 185. In der osmanistischen Forschungsliteratur galt lange Zeit der cihad als raison d’être für das Osmanische Reich überhaupt. Diese Interpretation wurde jedoch zumindest in Bezug auf die früheste Zeit des Bestehens des Reichs vor einigen Jahren in Frage gestellt. Dieser neueren Forschungsmeinung zufolge gilt für das 14. Jahrhundert, dass es sich bei den Kriegszügen der Osmanen nicht um religiös inspirierte Kämpfe handelte, sondern um reine Beutezüge, für die sich Muslime und Christen ohne Ansehen der Religion zusammenschlossen. Vgl. FiNkel (wie Anm. 6), 10. Allerdings deutet vieles darauf hin, dass das Selbstverständnis dieser „plündernden Horden“, die bald mehrheitlich aus Muslimen bestanden, eine rasche Islamisierung erfuhr und die Lehre vom cihad nicht nur sehr bald zu einer wichtigen Legitimierungsgrundlage für die osmanischen Beute- und Eroberungszüge wurde, sondern auch zu einer Inspirationsquelle, die die Phantasie und Erwartungen vieler Kämpfer beflügelte. Die osmanischen Soldaten durch die Erinnerung an die Vorzüge des cihad zum Kämpfen anzuspornen, wurde auch im 18. Jahrhundert als normal und empfehlenswert angesehen. Vgl. Wright, Walter Livingston: Ottoman Statecraft. The Book of Counsel for Vezirs and Governors (Nasa’ich ül-vüzera ve’l-ümera) of Sarı Mehmed Pasha, the Defterdar. Reprint. Westport 1971, 127. Dem widerspricht auch nicht die Tatsache, dass weiterhin Christen in bedeutender Zahl an den Feldzügen der Osmanen teilnahmen. Die Beteiligung von Nicht-Muslimen am cihad war schon in den ersten Jahrhunderten der islamischen Geschichte nicht unüblich und wurde daher auch von den Rechtsgelehrten diskutiert. Bereits der Prophet soll in einigen seiner Kriege Unterstützung von jüdischen Kämpfern erhalten haben, wofür er diese mit einem Anteil an der Beute belohnte, der dem der muslimischen Krieger entsprach. Diese Überlieferung wurde nicht nur von einer Reihe von Juristen, sondern auch von Militärexperten, besonders denen der islamischen Grenzgebiete, gerne in Anspruch genommen, um die gleichberechtigte Aufnahme von Nicht-Muslimen in ihre Truppen zu rechtfertigen. Andere Juristen verwiesen allerdings darauf, dass Nicht-Muslime sich nur dann am cihad beteiligen dürften, wenn sie Untertanen eines islamischen Herrschers wären und unter islamischer Flagge kämpften. Außerdem sollten sie vorzugsweise nur mit niederen und Hilfsarbeiten beschäftigt werden. Vgl. FrieDmaNN, Yohanan: Tolerance and Coercion in Islam. Interfaith Relations in the Muslim Tradition. Cambridge 2003, 36. Man kann davon ausgehen, dass im Osmanischen Reich zu verschiedenen Zeiten und unter wechselnden Umständen unterschiedliche Auslegungen dieser Frage bevorzugt wurden. Wichtig ist aber vor allem festzuhalten, dass die Beteiligung von Christen an Kriegszügen der Osmanen noch nicht als Indiz dafür gewertet werden kann, dass diese militärischen Unternehmungen seitens der Muslime nicht als cihad verstanden wurden.

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osmanischen Quellen bisher nicht bekannt. Um einen Eindruck von der Einstellung der Zeitgenossen zu diesem Richtungswechsel in der osmanischen Politik zu bekommen, ist es daher nötig, aus verschiedenen Einzelstimmen ein zumindest vorläufiges Bild von der Gesamtstimmung innerhalb der betroffenen Bevölkerung zu erarbeiten. Zu diesem Zweck soll zunächst ein kurzer Überblick über die osmanisch-islamische Rechtslage zu der Frage des cihad gegeben werden, denen einige Äußerungen solcher Leute folgen, die für eine Fortsetzung der osmanischen Kriegspolitik eintraten. In den weiteren Abschnitten sollen dann die Argumente beziehungsweise das Schweigen derjenigen vorgestellt werden, die kein wirkliches Interesse an einer andauernden Fortsetzung des „Heiligen Krieges“ hatten.

1. Die Osmanen und der cihad Zu Beginn des 16. Jahrhunderts hatte sich die Rechtsschule (mezheb) der Hanafiten im Osmanischen Reich als tonangebend durchgesetzt. Nach Interpretation der hanafitischen Juristen war der cihad eine zentrale Aufgabe des Herrschers und der muslimischen Gemeinschaft insgesamt. Cihad wird von ihnen als eine dem Ritualgebet oder dem Fasten im Ramadan vergleichbare gottesdienstliche Handlung (ibada) dargestellt, als eine fortwährende Verpflichtung, welche die muslimische Gemeinde Gott schuldig sei. Zwar müssten nicht permanent alle kampffähigen Muslime im cihad engagiert sein, aber zumindest eine Gruppe von ihnen sollte zu allen Zeiten kämpfen. Der cihad sollte bis an das Ende aller Zeiten dauern beziehungsweise – gemäß dem universalistischen Herrschaftsanspruch des Islams – bis die gesamte Welt ihm unterworfen ist. Wenn der cihad vollständig zu Ende geht, bevor dieses Ziel erreicht ist, bedeutet dies ein Vergehen gegenüber Gott, dessen Konsequenzen die gesamte muslimische Gemeinde zu tragen habe. Ein unbefristeter Friedensschluss mit Ungläubigen, die noch nicht Untertanen eines islamischen Herrschers geworden sind, das heißt noch im „Haus des Krieges“ (dar al-harb) und nicht im „Haus des Islams“ (dar al-Islam) leben, ist daher eigentlich eine Unmöglichkeit. Ein zeitlich befristeter Waffenstillstand hingegen ist möglich, wenn es im Interesse der muslimischen Gemeinde liegt, einen solchen abzuschließen. Er gilt aber nicht als rechtlich verbindlich. Sobald es für die Muslime vorteilhaft zu sein verspricht, ihn zu brechen, kann dies getan werden. Frieden ist nach diesem juristischen Verständnis also nur möglich, wenn er den Interessen der Muslime dient und die Leitvision der weltweiten Ausdehnung des islamischen Herrschaftsgebiets nicht aufgegeben wird.11 Frieden ist in diesem Kontext also kein Wert an sich, sondern im Prinzip eine Fortsetzung des cihad mit anderen Mitteln. Ein universaler, ewig gültiger Friede ist nach der hanafitischen Theorie also nur als „Nebenprodukt“ der vollendeten Weltherrschaft des Islams denkbar. 11

imber, Colin: Ebu’s-su’ud. The Islamic Legal Tradition. Stanford 1997, 67 f. Vgl. auch tyaN, E.: Djihad. In: Encyclopaedia of Islam. Second Edition. Hg. v. Peri bearmaN u. a. Leiden 2010. Brill Online: http://www.brillonline.nl/subscriber/entry?entry=islam_COM-0189 (19.7.2010).

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Auch der Friedensschluss von Karlowitz (1699) wurde, trotz der zahlreichen Zugeständnisse, die seitens der Osmanen an die europäischen Mächte gemacht werden mussten, in der offiziellen Propaganda des Reichs gemäß diesen islamrechtlichen Argumentationsmustern interpretiert: Der Reichshistoriograf Mustafa Naima zum Beispiel betonte, dass die in Karlowitz abgeschlossenen Verträge von sehr vergänglicher Natur seien und auch die territorialen Verluste der Osmanen bald wieder wettgemacht sein würden. Einen dauerhaften Frieden würde es nicht geben. Auch wenn das Friedensabkommen von Karlowitz zunächst den Anschein erwecke, dass es nachteilig für die Osmanen sei, würde sein Ergebnis letztlich doch positiv für die Muslime ausfallen. Präzedenzfälle vergleichbarer Art habe es in der islamischen Geschichte bereits gegeben: 628 musste der Prophet selbst einen Waffenstillstand mit seinen Feinden aus Mekka schließen, und 1099 waren die Muslime nach der Eroberung von Jerusalem gezwungen, sich auf einen Frieden mit den Christen einzulassen. Aber beide scheinbaren Niederlagen endeten im Triumph, denn 631 nahm Muhammad Mekka ein, und 1197 wurde Jerusalem zurückerobert. Für Naima war der Friedensschluss also tatsächlich nur eine Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln.12 Obwohl der Belgrader Frieden 1739 eigentlich ein Erfolg für die Osmanen war, stellte er nicht alle Zeitgenossen zufrieden. Im Gegenteil: Der Friedensschluss und damit der Verzicht auf die Fortführung des bis dahin erfolgreich verlaufenen cihad weckte bei einigen Osmanen sogar apokalyptische Ängste. Immerhin galt das Aufgeben des cihad in der islamischen apokalyptischen Literatur als eines der Zeichen dafür, dass das Ende der Zeit gekommen sei.13 Entsprechend pessimistisch äußerte sich daher auch ein Istanbuler Prediger: Er interpretierte den harten Winter von 1739/40 und die Hungersnot, unter der die Bevölkerung der Stadt im folgenden Frühsommer zu leiden hatte, als Ausdruck von Gottes Missfallen über den Friedensschluss. Aber seine Unkenrufe fanden bei den Mitbürgern nicht viel Anklang.14 Offenbar konnte sich tatsächlich eine nicht unbedeutende Zahl von Osmanen mit der Friedenspolitik ihrer Regierung recht gut arrangieren.

2. „Größerer“ und „geringerer“ cihad Nicht alle islamischen Interpreten betrachteten den Krieg mit Ungläubigen als die ausschließliche und vorrangige Bedeutung des Terminus cihad. Viele Schiiten und vor allem Sufis vertraten die Auffassung, der wichtigere und „größere“ cihad spiele sich nicht auf dem militärischen Schlachtfeld ab, sondern im Inneren jedes einzelnen Gläubigen: Auf dem Weg zu Gott müsse jeder gute Muslim die Leidenschaften seiner nefs, das heißt seiner „niederen“ oder „Triebseele“ überwinden und den Ver12 13 14

abOu-el-haJ, Rifaat: Ottoman Attitudes Toward Peace Making: The Karlowitz Case. In: Der Islam 51 (1974), 131–137, hier 135 f. cOOk, David: Studies in Muslim Apocalyptic. Princeton 2002, 13 f. kurz, Marlene: Ways to Heaven, Gates to Hell. Fażlīzāde ‘Alī’s struggle with the diversity of Ottoman Islam. Berlin 2011, 1. Kap.

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suchungen des Scheitans widerstehen. Im Vergleich zu diesem spirituellen cihad sei der Kampf mit dem Schwert nur der „geringere“ cihad. Dass es diese alternative Interpretationsmöglichkeit neben der konventionellen und juristischen Auslegung des Begriffs gab, heißt allerdings nicht, dass tatsächlich alle Mystiker des Islams den „größeren“ cihad zu ihrem wichtigsten oder gar ausschließlichen Ziel machten. Bis weit ins 16. Jahrhundert waren es vor allem „aktivistische“, das heißt im militärischen cihad sehr engagierte Sufis, die das osmanische Verständnis des „Heiligen Krieges“ nachhaltig beeinflussten. Bei diesen kampfeslustigen Mystikern handelte es sich zum Teil um Gegner der Osmanen: Prominentestes Beispiel sind die Anhänger des ursprünglich aus Ardabil stammenden Ordens der Safawiden, dessen Anführer Ismail es zu Beginn des 16. Jahrhunderts gelang, eine eigene Dynastie in Persien zu etablieren, während seine anatolischen Gefolgsleute die Ostprovinzen des Osmanischen Reichs verunsicherten. Aber auch die Osmanen selbst profitierten auf ihren Kriegs- und Eroberungszügen vom Charisma und, so wollen es die Legenden, die sich um diese Heiligen rankten, den außerordentlichen Wunderkräften der Sufimeister. In manchen Fällen genügte offenbar die bloße Anwesenheit eines solchen Heiligen im Heer der Osmanen, um diesen den Sieg zu garantieren. Der Gelehrte Ahmed b. Mustafa Taşköprüzade (gest. 1561) beispielsweise berichtet in seiner Sammlung von Biografien wichtiger osmanischer Gelehrter und Scheiche, dass ein gewisser Geyikli Baba, von dem es hieß, dass er ein großer Wundertäter sei und über starke Segenskraft (baraka) verfüge, der Eroberung Bursas durch den angehenden Sultan Orhan (1326–1359) beiwohnte, wobei er auf einer Hirschkuh ritt, die Gott ihm gefügig gemacht hätte. Später ließ er sich in der Nähe der Stadt nieder, sein Grab wurde noch zu Taşköprüzades Zeiten verehrt, der von sich sagt, dass er selbst es mit Gewinn besucht habe.15 Auch die Eroberung Konstantinopels durch Sultan Mehmed II. (1451–1481) erfolgte der Legende nach nur dank der tatkräftigen Hilfe eines großen Sufimeisters, des Scheichs Ak Şemseddin (gest. 1459). Dieser prophezeite laut Taşköprüzade nicht nur den genauen Zeitpunkt der Eroberung, sondern sorgte durch seine Gebete auch dafür, dass diese tatsächlich zustande kam: „So hatte Gott durch den Segen des Gebets (des Scheikh’s), das die sieben Weltschichten (Firmamente) durchdrang und dessen ‚baraka’ die Horizonte erfuellte, die Eroberung gelingen lassen.“16

Auch in den folgenden Jahrhunderten wurde das Ideal des Sufimeisters, der seine Heiligkeit durch Wundertaten unter Beweis stellte, die im Rahmen des Glaubenskampfs vollbracht wurden, weiterhin gepflegt. Entsprechende Legenden ranken sich zum Beispiel um einige Teilnehmer der ersten und vereinzelt auch noch der zweiten Belagerung Wiens.17 Auch waren Sufis noch im 17. Jahrhundert gern gese15 16 17

rescher, Oskar: Eš-Šaqâ’iq en-No’mânijje [Rote Anemonen]. Konstantinopel 1927, 5. Ebd., 147. Vgl. beispielhaft: Im Reiche des Goldenen Apfels. Des türkischen Weltenbummlers Evliyâ Çelebis denkwürdige Reise in das Giaurenland und in die Stadt und Festung Wien anno 1665. Übers. u. erläut. v. Richard kreutel. Stark vermehrte Ausgabe besorgt von Erich prOkOsch und Karl teply. Graz-Wien-Köln 1987, 40–52.

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hene Prediger für die zu Felde ziehenden osmanischen Heere.18 Aber das Gros der Bevölkerung entwickelte spätestens seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts einen Vorzug für eine etwas andere Art von Scheich: Gesucht wurde nicht mehr nach Meistern, die den militärischen cihad begleiteten, sondern nach solchen, welche sich die ganz individuelle und spirituelle Entwicklung ihrer Anhänger zur Aufgabe machten, Meister des „größeren“ cihad also.19 Diese eher „bürgerlichen“ Scheiche, die offenbar wenig Neigung verspürten, sich den ins Feld ziehenden osmanischen Truppen anzuschließen, tendierten natürlich eher dazu, die Überlegenheit des spirituellen cihad über den militärischen zu betonen – sofern sie es überhaupt für nötig befanden, sich zu diesem Thema zu äußern. Ein bekannter und einflussreicher Sufimeister, der seine Ansichten zu dieser Frage äußerte, war der im ausgehenden 17. und zu Beginn des 18. Jahrhunderts in Istanbul, Bursa, Edirne und anderen Städten Rumeliens tätige Ismail Hakkı Bursevi (gest. 1725). In seiner Schrift „Kommentar zu den Zweigen des Glaubens“ (Şerh-i şuab el-iman) zum Beispiel führt Bursevi als einen „Zweig des Glaubens“ den „Schutz der Religion durch Töten und Kämpfen“ (hıfz al-din bi’l-katl ve’l-kıtal). In diese Kategorie fällt – neben Fragen, wie die nach der Bedeutung der Blutrache und dem Umgang mit Banditen – auch die nach der Bedeutung des cihad. Bursevi beginnt seine Analyse, indem er einen der einschlägigen Koranverse zum Thema cihad zitiert: „Und kämpf gegen die Polytheisten allesamt, wie sie gegen euch allesamt kämpfen!“20 Dieser Vers liefert ihm eine gute Grundlage, um zunächst seine etwas modifizierte Version der hanafitischen cihad-Lehre vorzutragen: Demnach sei es die Pflicht des Herrschers, das Übel der ungläubigen Feinde abzuwehren und die Religion zu schützen. Die Ernennung eines Imams geschehe vor allem zu diesem Zweck. Allerdings führt Bursevi nicht die islamische Weltherrschaft oder den Krieg bis ans Ende der Zeit als Ziel dieses Kampfs an,21 sondern lediglich den Schutz der muslimischen Gebiete: „Denn solange sie [das heißt die „Nationen des Unglaubens“ (milel-i kefere)] nicht [als Zeichen der Unterwerfung] die Kopfsteuer (cizye) und den Frieden (sulh) akzeptiert haben, nehmen ihre Eroberungen, ihre Überschreitungen der muslimischen Grenzen, ihre Plünderungen, Raubzüge und Einschüchterungen kein Ende – zira cizye ve sulhi kabul etmedikce istiladan ve hudud-i müslimini tecavüz ve nehb ve ġaret ve ihafeden hali değildir.“22

Bursevi vertrat hier also die Auffassung, dass der Glaubenskampf nur als Mittel der Verteidigung, des Schutzes der Religion und der muslimischen Gemeinde obligatorisch sei, nicht aber als Angriffskrieg. Diese Ansicht wurde bereits im 8. Jahrhundert von dem aus Kufa stammenden Juristen Sufyan al-Thawri (gest. 778) vertre18 19 20 21 22

clayer, Nathalie: Mystiques, état et société. Les Halvetis dans l’aire balkanique de la fin du XVe siècle à nos jours. Leiden-New York-Köln 1994, 225. Vgl. dazu kurz (wie Anm. 14), Kap. 3.1. Koran 9:36. Bursevi verwendet in diesem Kontext nicht den Terminus cihad, sondern entweder einfach mukatala („Kampf“) oder ġaza. Offenbar reserviert er die Begriffe cihad und mücahede für die spirituelle Variante des „Heiligen Krieges“. burseVi, Ismail Hakkı: Şerh-i şuab el-iman [Kommentar zu den Zweigen des Glaubens]. Istanbul 1304 [1886/87], 64 f.

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ten, sei aber, so Tyan, in der Landschaft der juristischen cihad-Interpretationen eine Ausnahme.23 Nach genereller hanafitischer Auffassung ist der cihad eine Pflicht, die im Normalfall der muslimischen Gemeinde als Ganzen obliegt. Nur bei außerordentlicher Bedrohung, das heißt, wenn der Feind in islamische Gebiete vordringt, wird die Pflicht zum cihad zu einer individuellen Angelegenheit. In diesem Fall erfolgt eine allgemeine Einberufung aller wehrfähigen Männer.24 Dieser Auffassung pflichtet auch Bursevi bei und fährt weiter fort: „Denn wenn die Notwendigkeit [infolge einer feindlichen Invasion] besteht, ist der Glaubenskampf (ġaza) verdienstvoller als die Pilgerfahrt. Wenn [jedoch] keine Notwendigkeit besteht, ist die Pilgerfahrt verdienstvoller. Denn auf der Pilgerfahrt gibt es kein Blutvergießen – zira inde’l-zaruret ġaza haccdan afzaldır ve eğer zaruret yoġise hacc afzaldır zira haccda sefk-i dem yokdır.“25

Mit diesem Argument unterstrich Bursevi also noch einmal den defensiven Charakter des Glaubenskampfs. Der gottesdienstliche Charakter desselben wurde zwar nicht in Frage gestellt, aber dem Wert der Pilgerfahrt klar untergeordnet. Diese Hierarchisierung von Pilgerfahrt und cihad hat nach Bursevi noch einen weiteren Grund: „Der Glaubenskampf ist kein persönliches Ziel (maksud bi’l-zat) [das heißt keine individuelle Aufgabe], die Pilgerfahrt aber ist ein persönliches Ziel – ġaza maksud bi’l-zat değildir hacc ise maksud bi’l-zatdır.“26

In geradezu „moderner“ Weise ordnete er also individuelle Pflichten denen, die der Gemeinde als Kollektiv obliegen, über.27 Diese Einstellung erlaubte es ihm, noch eine weitere fromme Handlung als wertvoller zu charakterisieren: „Aus diesem Grund [das heißt, weil es ein persönliches Ziel ist] ist dem Gottgedenken (zikrullah) der Vorzug vor dem Glaubenskampf gegeben worden – bu cihetden zikrullah ġaza üzerine tercih olınmışdır.“28

Für Bursevi ist der zikr, das heißt die ununterbrochene Rezitation einer bestimmten religiösen Formel, meist eines Gottesnamens, die allerbeste Waffe des Gläubigen in seinem ganz individuellen Kampf – seinem persönlichen cihad – gegen seine eigene „Triebseele“ (nefs) und den Scheitan sowie dessen Versuchungen. Ehe er aber auf die zentrale Bedeutung dieses Kampfs eingeht, setzt er sich noch kurz mit der Interpretation des cihad als Pflicht zum Angriffskrieg auseinander: 23 24 25 26 27

28

tyaN (wie Anm. 11). Die Verbreitung dieser Defensivinterpretation im Osmanischen Reich müsste allerdings noch genauer geprüft werden. imber (wie Anm. 11), 67 f., 72. burseVi (wie Anm. 22), 65. Ebd. Ganz im Gegensatz zum frühen Islam: „Mitgliedschaft in der Gemeinde […] ist die älteste Ausdrucksform islamischer Soteriologie. Der Einzelne geht ganz in der Gemeinde auf; ein individuelles Sündenbewusstsein bestand noch nicht.“ ess, Josef van: Theologie und Gesellschaft im 2. und 3. Jahrhundert der Hidschra. Eine Geschichte des religiösen Denkens im frühen Islam. Bd. 1. Berlin-New York 1991, 8. burseVi (wie Anm. 22), 65.

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„Es heißt, dass, wenn aufseiten der Muslime vollständige Stärke vorhanden ist, sie mit den Feinden Krieg führen und ihnen die Kopfsteuer auferlegen müssen und keinen Frieden schließen dürfen. Wenn sie aber zum Widerstand nicht in der Lage sind und um sich selbst und ihre Kinder fürchten, ist es gestattet, auch ohne Kopfsteuer Frieden zu schließen, und der von den Ungläubigen genommene festgesetzte Preis gilt als Kopfsteuer. Es ist nicht gestattet, dass vonseiten der Muslime den Ungläubigen unter der Bezeichnung ‚Ersatzgeld für den Frieden’ Geld gegeben wird. Denn das ist eine Demütigung – ve demişlerdir ki ehl-i Islam tarafında kuvvet-i tamme olsa ada-ile muharebe edüb anlar üzerine cizye vazı edüb musalaha etmemek gerekdir ve eğer mukavemetden aciz olub enfüs ve zerari üzerine havf olınursa bila cizye musalaha etmek caizdir ve küffardan ahz olınan maktu cizye hükmindedir ve ehl-i Islam tarafından bedel-i sulh deyü küffara mal vermek caiz değildir zira mezellet vardır.“29

Ergänzend zu seiner oben angeführten Interpretation des cihad als reinen Defensivkrieg bietet Bursevi hier also eine weitere Möglichkeit, cihad als Angriffskrieg zu vermeiden: Zwar müssen die Muslime auf jeden Fall vermeiden, unter die Herrschaft von Ungläubigen zu fallen. Von sich aus brauchen sie aber nur dann einen Krieg zu beginnen, wenn sie über die notwendige Stärke hierfür verfügen. Und genau hier sieht Bursevi das Problem seiner Zeitgenossen – ein Problem, das von den früheren Rechtsgelehrten, die die maßgeblichen Werke über die Scharia verfasst haben, nicht vorausgesehen wurde: „Aber die Zustände dieser [gegenwärtigen] Zeiten sind [von den früheren Rechtsgelehrten] nicht besprochen worden. [Heutzutage] nämlich ist die Religion verkümmert und die meisten Gläubigen sind von einer Schwächung ihrer religiösen Gewissheit (yakin) befallen worden. ‚Pfui über sie und über ihre unaufrichtigen Herzen und erzitternden Seelen!’ Und zu diesem Kampf [mit ihrer Glaubensschwäche] gehört auch der Kampf mit den Seelen, die zum Bösen leiten (nüfus-i emmare) [das heißt den Triebseelen]. Denn die Triebseele ist die Quelle allen Übels und der Ursprung jeder Verdorbenheit. Darum beruht wahrhaftig die Bewahrung der Religion auf der Erziehung und Läuterung dieser [der Triebseele] durch die Scharia und den mystischen Pfad (tarikat). Deshalb ist die Religion derjenigen, die [den Launen] ihrer Triebseele folgen, die Begierde; und eine Kerze, die im heftigen Wind keine [schützende] Laterne hat, erlischt – ve lakin bu asarın ahvalı lisana gelmez zira din ġarib olub ehl-i imanın ekserine zaf-i yakin ariz oldı ‚uffin lahum wa bi-qulubihim al-zaiqa wa nufusihim al-mutazalzil’ ve bu mukatalada nüfus-i emmare ile mukatala dahi dahildir zira nefs her şerrin mebdeidir ve her fesadın madenidir pas fi’l-hakikat hıfz-i din şeriat ve tarikat ile anı ıslah tezkiye üzerine mebnidir anıniçün rakib-i matıyye-yi nefs olanların dinleri hevadır ve şem ki rih-i şedidde fenersiz ola arza-yi intikadır.“30

Nach Bursevis Ansicht also sind seine Zeitgenossen gar nicht in der Lage, einen Erfolg versprechenden militärischen cihad zu führen, da es ihnen an der Grundlage für solch einen Krieg mangelt, nämlich einer festen Verwurzelung im Islam, die sich sowohl als Glaubensgewissheit als auch durch ein ethisch integres, also nicht durch die „Launen der Triebseele“ verzerrtes Verhalten manifestiert. In vergleichbarer Weise argumentierte Bursevi in einem weiteren seiner Werke: In der Abhandlung „Kommentar zu den großen Sünden“ (Şerh el-kebair) erläuterte er 70 Vergehen, die nach seiner Interpretation besonders schwerwiegend wären, das heißt dazu führen konnten, dass nach dem Tod dem Gläubigen der Einzug in das 29 30

Ebd. Ebd., 65 f.

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Paradies verboten wurde.31 Auf Platz vier in Bursevis Liste rangierte die Sünde „Die Flucht angesichts des Anmarschs [eines feindlichen Heeres]“ (el-firar mine’lzahf). Dieses Vergehen war bereits von den Gelehrten früherer Jahrhunderte zu den kebair gerechnet worden. In der recht populären Siebzigerliste des arabischen Koran- und Hadithgelehrten Muhammad ibn Ahmad al-Dhahabi (gest. 1348) findet es sich auf Platz 15. Nach al-Dhahabis Deutung lag dann eine Sünde vor, wenn muslimische Kämpfer vor Feinden flohen, deren Zahl nicht mehr als doppelt so groß wie die ihrer eigenen Truppen war. Sobald jedoch mehr als doppelt so viele Ungläubige die Muslime angreifen würden, sei die Flucht zulässig – eine Schlussfolgerung, die allerdings von al-Dhahabi nicht ausdrücklich formuliert wurde. Am Rande klang auch bei seinen Ausführungen an, dass die innere Haltung des Kämpfers eine Rolle für seinen Erfolg im Krieg spielte: „Wenn unter euch zwanzig Geduldige sind, besiegen sie zweihundert.“32 Allerdings führt al-Dhahabi dieses Thema nicht weiter aus. Auch Bursevi befasste sich zunächst mit dem Größenverhältnis einer muslimischen beziehungsweise einer feindlichen Armee: „Die Flucht angesichts des Anmarsches [eines feindlichen Heeres] bedeutet: im Glaubenskampf vor dem Heer des Feindes zu fliehen. Aber es ist an die Gleichheit oder das Schwächersein gebunden. Das heißt, wenn der ungläubige Feind, vor dem man flieht, eine Person ist oder auch zwei Personen, wird die Flucht zu den großen Sünden gerechnet. Aber wenn die Feinde mehr als zwei sind, dann gehört es nicht zu den großen Sünden, wenn ein Muslim vor drei Ungläubigen flieht, sondern es ist notwendig, dass ein Mensch vor Dingen flieht, denen er nicht gewachsen ist. Wie ja auch Moses – über ihm sei Heil! – bevor er Prophet wurde, in Ägypten vor den Kopten geflohen ist. Wie es ja im Koran heißt: ‚Und so floh ich vor euch, als ich Angst vor euch bekommen hatte.’33 Und es heißt: ‚Die Flucht vor dem, dem man nicht gewachsen ist, gehört zu den Gewohnheiten der Gesandten’ – firar mine’l-zahfdan murad ġazada düşman askerinden kaçmakdır ve lakin misil ile veya zıfla mukayyeddir yani firar etdüği kafir-i harbi bir kimse veya iki kimse olsa firarı kebairden add olınur fa-amma eğer düşman ikiden ziyade ise ol vaktde bir müsliman üc aded kafirden firar etmek kebairden olmaz belki insan takat getürmedüği nesneden firar etmek gerekdir nitekim hazret-i Musa aleyhi el-selam kabl el-nübüvvet Mısrda Kıbtdan firar eyledi nitekim Kuranda gelür ‚fa-farartu minkum lamma hiftukum’ ve demişlerdir ki ‚al-fira mimma la yutaqu min sunan al-mursalin‘.“34

Während al-Dhahabi vor allem die Hadithe zitierte, welche die Flucht vor dem Feind mit schwerer Strafe bedrohten, vor allem dem Sturz in die Hölle, räumte Bursevi der Legitimität des Fliehens den größten Raum ein. Sein Hauptargument in diesem Zusammenhang – nämlich dass der Gläubige vor dem fliehen dürfe, dem er 31

32 33 34

Im Islam werden die „großen“ (kebair) oder schwerwiegenden von den „kleinen“ (sagair) oder lässlichen Sünden unterschieden. Als große Sünden gelten solche Vergehen, die in Koran und Sunna ausdrücklich verboten worden sind. Es besteht allerdings keine Einigkeit unter den Gelehrten darüber, um welche und wie viele Sünden es sich bei den kebair handelt. Beliebt war es, Listen von siebzig großen Sünden aufzustellen, die jedoch oft deutlich voneinander abwichen. Koran 8:65, zitiert in Al-Dhahabi, Muhammad: Les Péchés Majeurs dans l’Islam. Traduction et notes par Azzeddine Haridi. Paris 2002, 104. So Moses laut Koran 26:21. burseVi, Ismail Hakkı: Şerh el-kebair [Kommentar zu den großen Sünden]. Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Mxt. 222, fol. 7v.

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nicht gewachsen sei, was er nicht „ertragen“ könne – war die „liberale“ Auslegung einer theologischen Streitfrage, die bereits im 9. Jahrhundert aufgekommen war, und zwar die Frage, ob Gott dem Menschen Dinge auferlege, die dieser gar nicht zu leisten imstande sei.35 In einer etwas überraschenden Schlussfolgerung fuhr Bursevi fort: „Daraus geht hervor, dass, wie schwach auch immer ein Gläubiger ist, er doch stärker ist als die Kräfte des Ungläubigen. Denn die Tapferkeit ist abhängig von der Integrität der wahren ursprünglichen Veranlagung [des Menschen] (fitrat-i asliyye) [nämlich seiner Hinwendung zu Gott].36 Auch der Glaube ist ein Werk der fitrat – bundan fehm olınur ki mumin ne-kadar zaif olsa yine kafirin kavisinden kuvvetlüdir zira şecaat sıfatı fitrat-i asliyyenin selametine mevkufdır iman ise eser-i fitratdır.“37

Die gläubigen Muslime sind also eigentlich in der Lage, alle Ungläubigen zu überwinden. Um jedoch das reibungslose Wirken der fitrat zu garantieren, müssen sie erst ihre inneren Feinde besiegen: „In der Seele des Gläubigen gibt es zwei Feinde, deren einer die Natur ist und deren anderen die Triebseele. Oder auch: Einer ist die Triebseele und der andere der Scheitan. Und deren Eigenschaft ist der Unglaube. Wie ja auch die Eigenschaft des Herzens und des Geists der Glaube ist. Also ist der Gläubige in seinem eigenen Selbst ausgestattet mit der Eigenschaft des Herzens und des Geists, und sobald er über die erwähnten Feinde der Triebseele und des Scheitans obsiegt hat, ist er auch siegreich über die ungläubigen Feinde in allen Richtungen, die unter der Herrschaft dieser beiden [inneren] Feinde stehen. Denn Glaube und Gottesfurcht sind Licht, und Unglaube und Sündhaftigkeit dagegen sind Dunkelheit – ve muminin kendi nefsinde iki düşmanı vardır ki biri tabiat ve biri nefsdir veyahod bir nefs ve biri dahi şeytandır ve bunların sıfatları kufrdır nitekim kalbın ve ruhın sıfatları imandır pas mumin kendi nefsinde sıfat-i kalb ve ruhla muttasıf olub zikr olınan nefs ve şeytan düşmanlarına ġalib olıcak afakda dahi bu iki düşmanın hükminde olan kafir-i harbiye dahi ġalibdir zira iman ve takva nur ve kufr ve masiyet ise zulmdır.“38

Wie im „Kommentar zu den Glaubenszweigen“ ergab sich auch hier für Bursevi eine gute Möglichkeit darzulegen, warum der cihad gegen nefs und Scheitan dem militärischen cihad an Bedeutung überlegen ist. Durch seine Argumentation ver35

36

37 38

Die Frage nach der „Belastung mit dem, dem man nicht gewachsen ist“ [taklif ma la yutaqu], war vor allem zwischen Mutaziliten und Aschariten heftig umstritten. Nach Auffassung der Mutaziliten widersprach es Gottes Gerechtigkeit, dem Menschen das Unmögliche anzubefehlen. Die Aschariten wiederum verwiesen unter anderem darauf, dass Gott absolute Freiheit habe zu tun, was er wolle, und dass seine Gerechtigkeit nicht mit menschlichen Maßen beurteilt werden könne. Vgl. gimaret, Daniel: Taklif. In: Encyclopaedia of Islam. Second Edition. Hg. v. Peri bearmaN u. a. Leiden 2010. Brill Online: http://www.brillonline.nl/subscriber/entry? entry= islam_SIM-7344 (19.7.2010). Nach Auffassung der islamischen Theologen ist der Mensch als Kreatur Gottes eigentlich von seiner Schöpfung an zu Gott hin geschaffen. Diese ursprüngliche Heilsbestimmtheit kann jedoch durch diverse Faktoren überlagert und verzerrt werden. Die Aufgabe der Propheten besteht darin, diese ursprüngliche Ausrichtung des Menschen wieder freizulegen. Nagel, Tilman: Geschichte der islamischen Theologie. Von Mohammed bis zur Gegenwart. München 1994, 28. burseVi (wie Anm. 34), fol. 7v–8r. Ebd., fol. 8r.

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mied er es nicht nur, den militärischen cihad grundsätzlich in Frage zu stellen, sondern es gelang ihm, den spirituellen cihad, der nach seiner Interpretation vor allem in der intensiven Übung des Gottgedenkens (zikr) bestand, als eine unverzichtbare Voraussetzung des erfolgreichen „Heiligen Krieges“ gegen die Ungläubigen zu porträtieren. Offen bleibt dabei, wie lange dieser spirituelle Kampf gegen Scheitan und Triebseele geübt werden muss, ehe es angebracht ist, den Krieg gegen die äußeren Feinde zu beginnen. Einen direkten kausalen Zusammenhang zwischen der Glaubensstärke der Muslime und ihrem Erfolg im Kampf gegen die Ungläubigen herzustellen, war unter Bursevis Zeitgenossen weit verbreitet. Sarï Mehmed Pascha beispielsweise, der Autor des bereits erwähnten Ratgebers für Wesire, sah die islamische Orthopraxie als notwendige Voraussetzung für militärische Siege an: „Beyond this, most of the units of soldiers are without canonical purification of the body, and neglect the canonical prayers. They do not carry out properly the rules of Islam. If reproof be given and care taken in this matter also, surely benefit and victory and triumph will be brought about.“39

Ähnlich dachte auch der Gelehrte Ebu Sehil Numan Efendi, der nach dem Frieden von Belgrad (1739) auf osmanischer Seite an der Kommission zur Festlegung der osmanisch-habsburgischen Grenze teilnahm. Als er in Hermannstadt (rum. Sibiu) von einem alten Offizier, der in vielen Kriegen auf österreichischer Seite gekämpft hatte, gefragt wurde, was denn der Grund für den kürzlich errungenen Sieg der Osmanen sei, antwortete ihm Numan Efendi, es sei die Kraft des Glaubens der Muslime gewesen. Allerdings musste er auf die weitere Frage, warum dann die Muslime nicht in früheren Kriegen auch gewonnen hätten, einräumen, dass in diesem speziellen Fall Gott die osmanische Seite noch zusätzlich unterstützt habe, weil die Kaiserlichen einen Vertragsbruch begangen hätten.40 Wenn auch nicht alle Osmanen islamische Glaubensstärke in so anspruchsvoller Weise interpretiert haben mögen, wie Bursevi es tat, könnte doch der direkte Zusammenhang, den viele zwischen Glaubensstärke und militärischen Erfolgen zu erkennen meinten, zumindest eine gewisse Offenheit für Bursevis Argumentation gewährleistet haben: Nämlich dass es für die „religiös degenerierten Osmanen“ ratsam war, zunächst ihre innere Befindlichkeit in Ordnung zu bringen, ehe sie an weitere militärische Auseinandersetzungen denken konnten.

3. Der Traum vom beschaulichen Leben Aber es gab auch noch weitere, mehr oder weniger direkt geäußerte Appelle, dem Frieden – und zwar gegebenenfalls sogar auf unbestimmte Zeit – Vorrang gegenüber neuen „Heiligen Kriegen“ zu geben. So propagierten zum Beispiel nicht nur 39 40

Wright (wie Anm. 10), 127. prOkOsch, Erich: Molla und Diplomat. Der Bericht des Ebû Sehil Nu’man Efendi über die österreichisch-osmanische Grenzziehung nach dem Belgrader Frieden 1740/41. Graz-Wien-Köln 1972, 188 f.

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die Sufis die Überlegenheit des „großen“ cihad über den „kleinen“, auch der bekannte osmanische Polyhistor des 17. Jahrhunderts, Katib Çelebi (1609–1657), zog es nach enttäuschenden Kriegserlebnissen vor, sich, so seine eigenen Worte, nun dem „großen“ cihad zuzuwenden. Wie für viele seiner osmanischen Zeitgenossen und Nachkommen eröffnete ihm der „kleine“ cihad keine attraktive Perspektive mehr. Im Rückblick stellt Katib Çelebi fest, dass die Jahre im Feld – er nahm unter anderem am Erivan-Feldzug von 1635 teil – weder für ihn noch für das Reich irgendeinen Gewinn gebracht hätten. Bagdad sei weiterhin in persischer Hand und Erivan rasch von Persern zurückerobert worden.41 Unter dem „großem“ cihad, dem er sich nun zuwandte, verstand er allerdings nicht – wie Bursevi – die Bezähmung von nefs und Scheitan durch die eifrige Übung des zikr, sondern die Hinwendung zu den Wissenschaften, um Gott durch seine Schöpfung erfassen zu können.42 Diesen „Heiligen Krieg“ empfand Katib Çelebi nicht nur für sich selbst als befriedigender und gewinnbringender, sondern er ließ auch andere Muslime an den Früchten seiner Bemühungen teilhaben, um diese, wie es auch sein Lehrer Mehmed Kadizade getan hatte, aus der „Hölle der Unwissenheit“ zu erretten.43 Zwar stellte auch Katib Çelebi den Sinn und die Notwendigkeit des „kleinen“ cihad nicht ausdrücklich in Frage, doch eröffnete er seinen Zeitgenossen durch das Beispiel seines eigenen Lebens eine glaubwürdige Alternative zum militärischen Gottesdienst. Darüber hinaus gab es noch einen weiteren Grund dafür, dass militärische Konfrontationen – und zwar gerade auch solche mit den christlichen Ungläubigen – für Katib Çelebi als zunehmend unattraktiv erscheinen mussten. Seine ausführlichen Studien islamischer und zum Teil auch westlicher Werke veranlassten ihn dazu, Völker oder Nationen nicht dann als besonders zivilisiert zu betrachten, wenn diese islamisch waren, sondern vielmehr wenn sie die Wissenschaften kultivierten, wie es in vorbildlicher Weise zum Beispiel die Perser und Griechen getan hätten. Vor allem von den Griechen hätten später die Muslime in den ersten Jahrhunderten der islamischen Geschichte die Wissenschaften übernommen. Auch bei den Osmanen seien sie zunächst noch gepflegt worden, dann aber ob der Wissenschaftsfeindlichkeit einiger Rechtsgelehrter verkümmert.44 Zu Katib Çelebis eigenen Lebzeiten waren, wie er erkannte, die Europäer den Osmanen im Hinblick auf die Kultivierung der Wissenschaften deutlich überlegen. Die Osmanen mussten also bereit sein, von den Ungläubigen zu lernen. Diesen Wissenstransfer malte er sich jedoch nicht als militärischen Beutezug der Osmanen gegen Europa aus, sondern als friedlichen Austausch: Als Modell hierfür diente ihm die Übernahme von griechischem Bildungsgut durch die Abbasiden im 8. und 9. Jahrhundert, was er sich als friedlichen Prozess ausmalte.45 Implizit argumentiert Katib Çelebi also dafür, in Frieden mit Nationen zu leben, die sich zwar nicht durch 41 42 43 44 45

hageN, Gottfried: Ein osmanischer Geograph bei der Arbeit. Entstehung und Gedankenwelt von Katib Čelebis Ğihannüma. Berlin 2003, 36 f. kurz (wie Anm. 14), Kap. 4.2. hageN (wie Anm. 41), 24. katib čeLeBi: Kašf al-zunun ̔an asami al-kutub wa’l-funun [Die Entfernung von Zweifeln von den Namen der Bücher und Wissenschaften]. Bd. 2. Istanbul 1941, col. 676–684. Je nach Einstellung des jeweiligen Autors wurde dieser Transferprozess durchaus auch als krie-

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die Religion, aber durch große Kultiviertheit auszeichnete: Vom Umgang mit diesen Völkern konnten seiner Meinung nach die Osmanen nur profitieren. Ähnlich wie Katib Çelebi haben sicher einige seiner Zeitgenossen gedacht. Wie Heidrun Wurm feststellt, gab es bereits in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts eine größere Zahl gebildeter Osmanen, die sich mit den Werken westlicher Autoren befassten und den Kontakt zu Europäern suchten. Unter diesen befand sich auch der Gelehrte Hüseyin Hezarfenn (circa 1611–1691/92), ein guter Freund Katib Çelebis, unter dessen Einfluss Hezarfenn sich für Europa zu interessieren begann. Wie Katib Çelebi hatte auch er zunächst Karriere im Staatsdienst gemacht und an mehreren Feldzügen teilgenommen, sich aber schließlich ins Privatleben zurückgezogen, um sich ganz seinen wissenschaftlichen Interessen und der Lehrtätigkeit widmen zu können. Für seine naturkundlichen Studien, besonders zur Heil- und Arzneimittelkunde, benutzte Hezarfenn auch griechische und lateinische Quellen. Außerdem pflegte er einen regen geistigen Austausch mit zahlreichen Europäern, die als Reisende und Diplomaten nach Istanbul kamen, darunter zum Beispiel der für seine Werke über das Osmanische Reich bekannte Gelehrte Graf Luigi Fernando de Marsigli (gest. 1730).46 Während so vielseitig interessierte Gelehrte wie Katib Çelebi und Hüseyin Hezarfenn wohl vor allem um des wissenschaftlichen Austausches und Fortschritts willen an friedlichen Beziehungen zu den Europäern gelegen gewesen sein dürfte und dieses wissenschaftliche Bemühen bei Bedarf als „großer“ cihad gerechtfertigt wurde, träumte ihr etwas jüngerer Zeitgenosse, der Dichter Yusuf Nabi (1642– 1712), von einem friedvollen Leben in einer geradezu epikureisch anmutenden Zurückgezogenheit ins Privatleben, das sich durch den maßvollen Genuss der Schönheiten der Schöpfung erfülle und mit einem Gottesbild verknüpft sei, das die Auseinandersetzung mit dem cihad überflüssig mache. In seinem bald nach dem Friedensschluss von Karlowitz verfassten „Friedensgedicht“ (Sulhiyye) erteilte Nabi dem Krieg eine eindeutige Absage. In diesem pries der Dichter Gott dafür, dass die Welt nun von neuem zu Frieden, Heil und Ordnung gefunden habe. Seine Bilder suggerierten, dass nach den vielfältigen Stürmen und Leiden der Kriegsjahre ein neuer „Frühling der Ruhe“ (bahar-i rahat) heraufziehe, der Wohlstand und Freude mit sich bringen würde: Das Feuer des Krieges ist zur Ruhe gekommen, indem es das Hemd der Kühlung und Unversehrtheit angelegt hätte. Dank eines gnädigen Winds sei die Sintflut des Aufruhrs abgeklungen. Aus dem Samen, der auf dem Boden des Krieges ausgesät wurde, erstehe durch Gottes Segen allmählich die Hyazinthe des Friedens. Über das Volk werden die Früchte der Ruhe ausgegossen. Die Trunkenheit des Krieges sei vorbei: Helme werden gegen Friedensbecher ausgetauscht, Kriegsbanner in Bettlaken verwandelt, und statt gerunzelter Stirnen sehe man nun überall lachende Lippen.47 Auch bei Nabi klang

46 47

gerische Aktion gegen betrügerische Ungläubige dargestellt. Vgl. kurz (wie Anm. 14), Kap. 4.3. Wurm, Heidrun: Der osmanische Historiker Hüseyn b. Ca’fer, genannt Hezarfenn, und die Istanbuler Gesellschaft in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Freiburg 1971, 8, 73–75, 82, 85–120, 122 f., 127, 137–148. bilkaN, Fuat: Nabi Divanı I [Nabis Divan I]. Istanbul 1997, 85–87.

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das Thema einer möglicherweise recht dauerhaften Freundschaft zwischen den ehemaligen Feinden, also Osmanen und Europäern, an. In Vers 16 beispielsweise heißt es: „Freund und Feind sind von einer Farbe geworden durch den Wein des freundschaftlichen Umgangs. Die Paste der Treue hat den Gram der Feindschaft abgewiesen – oldı yek-reng mey-i ülfet ile düşman-ü-dost // etdi macun-i vefa ref-i küdurat-i hısam.“

Ähnlich lautet Vers 23: „Durch den Zauber der Freundschaft sind die Schlangen der Schwerter kopfüber im schwarzfarbigen Loch der Scheide verschwunden – oldı efsun-i musafat ile hayyat-i süyuf // ser fürubürde-i surah-i siyehfam-i niyam.“48

Allerdings dachte Nabi bei seiner Friedensvision weniger an die Möglichkeiten eines wissenschaftlichen Austausches als vielmehr an die Annehmlichkeiten des Lebens, die in Friedenszeiten ungestört genossen werden könnten. Einen Eindruck von diesem beschaulichen Leben in privater Zurückgezogenheit, wie der Dichter es sich vorstellte, gab er in seiner Abhandlung „Hayriyye“, den „Conseils de Nabi Efendi à son fils Aboul Khair“.49 Darin wünschte er seinem Sohn, dass dieser immer über die notwendigen Mittel verfügen möge, um in Ruhe und Ungestörtheit und stets in maßvoller Weise Wissenschaften und Freundschaften zu pflegen, Frauen und Familie, den Frühling, die Poesie und die Musik zu genießen. Auf öffentliche Posten – wie den eines Provinzgouverneurs oder Kadis – sollte der Sohn verzichten: Sie brächten ihrem Inhaber nur in diverse Schwierigkeiten und ließen ihn moralisch verkommen. Besser vermochte sich der Sohn durch angemessenes ethisches Verhalten, Großzügigkeit, Ehrlichkeit, Bescheidenheit und Mitleid mit den Armen den Respekt seiner Mitmenschen verdienen. Fragwürdige Künste wie Astrologie und Alchemie sollte er meiden. Eine besondere Quelle der Erquickung aber seien für den Menschen vor allem die verschiedenen Formen des Gottesdiensts: das rituelle Gebet, das Fasten, die Pilgerfahrt und das Almosengeben. Vom cihad allerdings war bei Nabi nicht die Rede, weder in seiner militärischen noch spirituellen Bedeutung. Nabis Gott hatte offenbar auch keinerlei Interesse an einer Überwindung der Ungläubigen, sondern erschien vor allem als Schöpfer der Welt, die er in grenzenloser Großzügigkeit aufs Schönste gestaltet und dem Menschen – „la plus noble de toutes les créatures“50 – zu seiner Freude zur Verfügung gestellt hatte. Kriege könnten nicht Bestandteil dieses Universums sein. Zwar schloss Nabi nicht aus, dass sein Sohn auch Feinde haben werde, zum Beispiel Neider und solche, die ihn aus reiner Missgunst anklagen würden; diese erwartete er aber im Rahmen des bürgerlichen Lebens, das er seinem Sohn wünschte. Allerdings sollte Gott ihn vor derlei Menschen behüten.51 Auch Nabi war mit seiner Lebenseinstellung kein Einzelfall. Auf ihrer Fahrt nach Istanbul begegnete die englische Reisende Lady Mary Wortley Montagu im Februar 1717 in Belgrad einem wohlhabenden Osmanen, der Nabis Vision offen48 49 50 51

Ebd., 86 f. paVet De cOurteille, M.: Conseils des Nabi Efendi à son fils Aboul Khair. Paris 1857. Ebd., 1. Ebd., 73.

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sichtlich bereits für sich verwirklicht und sich ganz ins Privatleben zurückgezogen hatte. Lady Montagu berichtete: „His father was a great Bassa and he has been educated in the most polite Eastern Learning, being perfectly skill’d in the Arabic and Persian Languages, and is an extraordinary Scribe, which they call Effendi. This accomplishment makes way to the greatest preferments, but he has had the good sense to prefer an easy, quiet, secure life to all the dangerous Honnours of the Port. He sups with us every night and drinks wine very freely. You cannot imagine how much he is delighted with the Liberty of conversing with me. He has explain’d to me many pieces of Arabian Poetry […]. He has a very good Library of their Books of all kinds, and as he tells me, spends the greatest part of his Life there.“52

Ein Jahr darauf erinnerte sie sich in einem weiteren Brief daran, wie sie ihn wegen seines Weingenusses neckte, woraufhin er ihr sein Gottesbild eröffnete, das dem von Nabi recht ähnlich war: „Comme je le raillai un peu là-dessus, il me repondit en sourirant, que toutes les creatures du monde ont été faites pour le plaisir de l’homme; & que Dieu n’auroit pas laissé croitre la vigne, s’il y avoit du peché à en gouter le jus: mais que ce pendant la Loy qui en defendoit l’usage au vulgaire, etoit fort sage; parce que ces sortes de gens n’ont pas assez d’esprit, pour s’en servir avec moderation.“53

Schlussbetrachtung Wie gezeigt wurde, gab es im Osmanischen Reich zwar möglicherweise keine offizielle und öffentlich geführte Diskussion über das Für und Wider des cihad, dennoch lassen sich eine ganze Reihe von Stimmen ausmachen, die auf die eine oder andere Weise ihre Haltung zu diesem Thema durch Argumentationsstrategien oder auch durch ihr Schweigen zum Ausdruck brachten. Ein ausdrücklich positiver Friedensbegriff, vor allem die positiv und deutlich formulierte Vision einer möglichst immerwährenden Friedensordnung, die Muslime und Ungläubige einschließen könnte, ohne dass Letztere dabei unbedingt von den Ersteren beherrscht werden müssten, wurde jedoch bei dieser Form der „Debatte“ nicht entwickelt. Indirekt mag diese Hoffnung aber durchaus in der defensiven cihad-Interpretation, wie sie von Bursevi angedeutet wurde, enthalten gewesen sein. Möglich ist auch, dass diese Defensivvariante, die schon lange vor der Entstehung des Osmanischen Reichs vertreten wurde, unter den Osmanen weiter verbreitet war, als bisher bekannt ist. Ein Indiz hierfür mögen beispielsweise die Aussagen des oben zitierten Numan Efendi sein. Von dem kaiserlichen Offizier nach der Schlacht von Zenta 1697 befragt, ob denn die Osmanen nicht ausreichend Glaubensstärke besessen hätten, da sie so eine vernichtende Niederlage erlitten hätten, antwortete er: „Auch sie haben den wahren Glauben gehabt, nur war damals von eurer Seite kein Vertrags52 53

The Complete Letters of Lady Mary Wortley Montagu. Bd. 1: 1708–1720. Hg. v. Robert halsOxford 1965, 307. Ebd., 377.

baND.

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bruch vorgelegen.“54 Das heißt, es ist möglich, dass auch Numan Efendi hier an eine defensive cihad-Interpretation dachte: Ein Krieg gegen die Ungläubigen hat nur dann die volle Unterstützung Gottes, wenn vonseiten dieser eine Aggression gegenüber der muslimischen Gemeinde vorlag. Und schon im 16. Jahrhundert lassen sich vergleichbare Töne ausmachen. So wurde im Geschichtswerk des „Propaganda-Historiografen“ Celalzade Mustafa (gest. 1567) der erste Feldzug gegen Wien mit dem ausführlichen Hinweis gerechtfertigt, dass die „Gier des ungläubigen Ferdinands“ zu einer Gefahr für die behüteten Länder des Sultans zu werden drohte.55 Die Geschichte der osmanischen cihad-Interpretationen bleibt also noch zu erforschen.

54 55

prOkOsch (wie Anm. 40), 189. kappert, Petra: Geschichte Sultan Süleyman Kanunis von 1520 bis 1567. Wiesbaden 1981, fol. 183r–v.

Nedim Zahirović

Friedensvorstellungen in der osmanischen Literatur der Frühen Neuzeit Die osmanischen Türken, deren Imperium im 15. und 16. Jahrhundert einen kometenhaften Aufstieg erlebte, wurden in der zeitgenössischen abendländischen Öffentlichkeit und Geschichtsschreibung vor allem als blutrünstige und grausame Tyrannen wahrgenommen.1 Der Wirklichkeit entsprach das aber nur bedingt, waren doch die europäischen Mächte der Kriegsführung ebenso wenig abgeneigt. Die Feldzüge des Osmanischen Reichs, das über eine große und effiziente Militärmaschinerie verfügte, wechselten einander ab. Es wurde entweder im Westen gegen „die Ungläubigen“ (Christen) oder im Osten gegen die „Ketzer“ (die iranischen Schiiten) gekämpft. So führten der rasche Aufstieg des Reichs verbunden mit der Effizienz des Militärs und der allgemein brutalen Natur des Krieges wohl zur Entstehung des eingangs genannten Bildes. Den Auseinandersetzungen der europäischen Mächte beziehungsweise der Habsburgermonarchie mit den Osmanen verdankt man die Herausbildung solcher Begriffe wie „Türkenkrieg“, „Türkenabwehr“, „Türkensteuer“, „Türkenfurcht“, „Türkenglocken“ usw., die in der zeitgenössischen Öffentlichkeit verbreitet waren und durch die Historiographie bis in unsere Zeiten gekommen sind.2 Dagegen wurde noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in der historischen Forschung ein Begriff – pax ottomanica – verwendet, der im Gegensatz zu dem kriegerischen Bild des Osmanischen Reichs steht. Dessen Vertreter waren der Meinung, dass der osmanische Staat mit seiner Ideologie imstande gewesen sei, ein friedliches Zusammenleben der verschiedenen ethnischen Gruppen und Religions1

2

Siehe Özyurt, Şenol: Die Türkenlieder und das Türkenbild in der deutschen Volksüberlieferung vom 16. bis zum 20. Jahrhundert. München 1972. – GrOthaus, Maximilian: Zum Türkenbild in der Kultur der Habsburgermonarchie im Ostalpenraum zwischen dem 16. und dem 18. Jahrhundert. In: Mitteleuropa und die Türken. Politische und kulturelle Beziehungen zwischen zwei Kulturkreisen. Hg. v. Karl VOcelka. Wien 1983, 57–66. – Ders.: Vom Erbfeind zum Exoten. Kollektive Mentalitäten über die Türken in der Habsburger Monarchie der frühen Neuzeit. In: Auf den Spuren der Osmanen in der österreichischen Geschichte. Hg. v. İnanç Feigl u. a. Frankfurt/Main-Wien 2002, 99–114. – AyDiN, Kamil: Images of Turkey in Western Literature. Huntingdon 1999. – ÇirakmaN, Aslı: From the „Terror of the World“ to the „Sick Man of Europe“: European Images of Ottoman Empire and Society from the Sixteenth Century to the Nineteenth. New York u. a. 2002. – HÖFert, Almut: Den Feind beschreiben: „Türkengefahr“ und europäisches Wissen über das Osmanische Reich 1450–1600. Frankfurt/Main-New York 2003. Siehe dazu Schulze, Winfried: Reich und Türkengefahr im späten 16. Jahrhundert. Studien zu den politischen und gesellschaftlichen Auswirkungen einer äußeren Bedrohung. München 1978. – PálFFy, Géza: Die Türkenabwehr der Habsburgermonarchie in Ungarn und Kroatien im 16. Jahrhundert. In: Türkenangst und Festungsbau. Wirklichkeit und Mythos. Hg. v. Harald HeppNer und Zsuzsa Barbarics-HermaNik. Frankfurt/Main 2009, 79–108.

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gemeinschaften innerhalb der Grenzen des Reichs über Jahrhunderte hinweg zu gewährleisten. Sinn und Inhalt des Begriffs pax ottomanica ergaben sich aus den bereits bekannten Begrifflichkeiten wie pax romana, pax byzantina usw. und wurden zu diesen in Analogie gesetzt.3 Eine derartige Betrachtungsweise richtet das Augenmerk auf den Friedenszustand im Inneren des Osmanischen Reichs. In diesem Beitrag sollen die Inhalte der osmanischen Literatur der Frühen Neuzeit unter diesem Gesichtspunkt analysiert werden. Das osmanische Schrifttum eignet sich für eine solche Untersuchung umso mehr, als damals ein großer Teil der Literaten in den staatlichen Schulen (Medresen) ausgebildet wurde und auf verschiedenen Ebenen in der Staatsverwaltung tätig war. Das heißt, in ihrer Wahrnehmung des Friedens spiegelt sich gewissermaßen die Einstellung eines Teiles der osmanischen politischen Elite wider. Eine Gesellschaft beruht – gemäß der altpersischen Tradition, die von den seldschukischen und danach auch von den osmanischen Türken übernommen wurde – auf der Koexistenz von vier Gesellschaftsklassen. Diese sind: 1.) die Religionsgelehrten, denen die Gesetzgebung und Rechtsprechung obliegt; 2.) die Krieger, die für die Verteidigung des Staates und die Führung der Kriege verantwortlich sind; 3.) die Kaufleute, die den wirtschaftlichen Erfolg schaffen; 4.) die Untertanen, die in der Landwirtschaft tätig sind. An der Spitze dieser Gesellschaftspyramide steht der Herrscher, der gemeinsam mit der Staatsadministration dafür verantwortlich ist, dass die Gesellschaft und der Staat funktionieren.4 Nach der islamischen Staatslehre gehören zu den Aufgaben eines islamischen Herrschers sowohl seine Sorge um die Ausweitung des Territoriums des Islams und das Herstellen einer gerechten Gesellschaftsordnung als auch die Stärkung des islamischen Glaubens und der Gemeinschaft der Muslime.5 Während die territoriale Ausweitung der islamischen Herrschaft vor allem durch die kriegerische Eroberung und/oder eine freiwillige, vertraglich geregelte Unterwerfung erfolgt,6 werden deren weitere Aufgaben sehr stark vom Standpunkt einer gerechten Herrschaft aus behandelt. Eine inhaltliche Auseinandersetzung darüber fand besonders intensiv in der islamischen Fürstenspiegelliteratur statt und führte zur Schaffung eines muslimischen Herrscherideals. Die Entstehung dieser Literaturgattung beziehungsweise die Entwicklung eines idealen islamischen Herrscherbildes ist nicht nur der islami3 4 5

6

PaNaite, Viorel: The Ottoman Law of War and Peace. The Ottoman Empire and Tribute Payers. New York 2000, 127. Fleischer, Cornell: Royal Authority, Dynastic Cyclism and „Ibn Khaldunism“ in Sixteenth Century Ottoman Letters. In: Ibn Khaldun and Islamic Ideology. Hg. v. Bruce LaWreNce. Leiden 1984, 46–68, hier 47–49. AksaN, Virginia H.: Ottoman Political Writings 1768–1808. In: International Journal of Middle East Studies 25/1 (1993), 53–69, hier 54. – Karateke, Hakan T.: Legitimizing the Ottoman Sultanate: A Framework for Historical Analysis. In: Legitimizing the Order: The Ottoman Rhetoric of State Power. Hg. v. Dems. und Maurus ReiNkOWski. Leiden-Boston 2005, 13–52, hier 37–44. Zur islamischen Gesetzgebung bezüglich des Krieges und Friedens mit besonderem Bezug auf die Osmanen siehe PaNaite (wie Anm. 3), 129–136.

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schen Lehre geschuldet, sondern sie ist auch eng mit der antiken Staatslehre verbunden und von den persischen vorislamischen Traditionen beeinflusst. So wird in der islamischen – und demzufolge auch in der osmanischen Fürstenspiegelliteratur – ein gerechter Herrscher mit den Eigenschaften antiker Philosophen, persischer Herrscher (insbesondere aus der Dynastie der Sassaniden), arabischer vorislamischer und islamischer Helden, Staatsmänner, Gelehrter, Mystiker usw. ausgestattet. Der Herrscher soll weise und scharfsinnig sein wie Aristoteles und Plato, ein kluger Feldherr wie Alexander, freigebig wie Hatem-i Tai und tapfer wie der vierte Kalif Ali. Als Personifikation für eine gerechte Herrschaft wird sehr häufig der iranische König Enuşirvan gebraucht.7 Die osmanisch-türkische Literatur, deren Anfänge auf das 13. Jahrhundert zurückgehen, durchlief einige Entwicklungsstadien. Am Anfang war sie eine Volksliteratur, die vom einfachen Volk praktiziert wurde. Am meisten berichtete sie von dem nomadischen Leben der Türken, ihrem Glauben, ihrem Lebensideal und von ihren Kämpfen mit den christlichen Nachbarn in Kleinasien. Die Sprache dieser Literaturdenkmäler war Türkisch.8 Der Prozess der Arabisierung und Iranisierung der türkischen Literatur begann schon vor der Zeit der Entstehung des Osmanischen Reichs an den Höfen der seldschukischen Sultane. Er wurde dann an den Höfen kleinasiatischer türkischer Fürsten und letztendlich an den Höfen der osmanischen Sultane fortgesetzt und intensiviert. Als Resultat wurde eine höfische Literatur geschaffen, die sich ausschließlich an den Formen und Motiven der arabischen oder vielmehr der persischen Literatur orientierte. Diese Literatur, sowohl in der Prosa als auch in der Poesie, erreichte Ende des 16. Jahrhunderts ihren Höhepunkt.9 Der Einfluss des persischen Schrifttums auf die osmanische Literatur war besonders stark, wenngleich auch Prägungen durch die arabische Literatur bemerkbar sind.10 Die Einflussnahme der klassischen persischen Poesie auf die klassische osmanische Poesie (1453–1600) ging so weit, dass letztere teilweise als ein Produkt ersterer betrachtet wurde.11 Sie operiert mit einem verhältnismäßig großen stilistischen Repertoire, wobei inhaltlich das Panegyrische betont stark in Erscheinung 7

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Zur Entwicklung der islamischen Fürstenspiegelliteratur siehe Richter, Gustav: Studien zur Geschichte der älteren arabischen Fürstenspiegel. Leipzig 1932. – Busse, Heribert: Fürstenspiegel und Fürstenethik im Islam. In: Bustan 9/1 (1969), 12–19. – kaliFeh-sOltaNi, Iradj: Das Bild des idealen Herrschers in der iranischen Fürstenspiegelliteratur, dargestellt am Beispiel des Qābūs-Nāme. Tübingen 1971. – FODOr, Pál: State and Society, Crisis and Reform, in 15th– 17th Century Ottoman Mirror for Princes. In: Acta Orientalia Academiae Scientiarum Hungaricae 40/2–3 (1986), 217–240. – gutas, Dimitri: Ethische Schriften im Islam. In: Neues Handbuch der Literaturwissenschaft. Bd. 5: Orientalisches Mittelalter. Hg. v. Klaus von see. Wiesbaden 1990, 346–365. – KhaDDuri, Majid: The Islamic Conception of Justice. Baltimore u. a. 1984. bJÖrkmaN, Walther: Die altosmanische Literatur. In: Philologiae Turcicae Fundamenta II. Hg. v. Louis BaziN u. a. Wiesbaden 1963, 403–426. bJÖrkmaN, Walther: Die klassisch-osmanische Literatur. In: Ebd., 427–441. bOmbaci, Alessio: The Turkic Literatures. Introductory Notes on the History and Style. In: Ebd., XVI-L, hier XXVII. TaeschNer, Franz: Die osmanische Literatur. In: Handbuch der Orientalistik. Erste Abteilung: Der Nahe und der Mittlere Osten. Bd. 5: Altaistik. Erster Abschnitt: Turkologie. Hg. v. Bertold Spuler u. a. Leiden-Köln 1963, 250–335, hier 293–304.

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tritt. Die Dichter überhäuften die osmanischen Sultane und andere Würdenträger mit Lob und priesen deren Fähigkeiten, den Feind zu bezwingen, ihm den Frieden zu oktroyieren oder in den Provinzen des Reichs für Frieden, Ordnung und Prosperität zu sorgen. Diese Lobüberhäufungen resultierten nicht zuletzt aus der Absicht, materiell unterstützt zu werden und den Sultan oder einen anderen hohen Würdenträger als Protektor und Mäzen für sich zu gewinnen. Mesnevi ist eine aus der persischen in die osmanische Literatur übernommene poetische Form. Durch sie werden in der Regel lange Geschichten in Doppelversen erzählt. Im Jahr 1587 vollendete Derviş Pascha, ein gebürtiger Bosniake, eine Geschichte über die Regierungszeit Sultan Murads III. in Mesnevi-Form.12 Das zu dessen Ehren verfasste Werk nannte er einfach Muradnāme, „das Buch über Murad“. Im Jahr 1578 begann Murad III. einen Feldzug gegen Persien, der sich zum Krieg ausweitete und bis zum Jahr 1590 andauerte. Er sicherte durch die Eroberung Aserbaidschans den osmanischen Einfluss in Kaukasien. In seinem Verlauf verweigerte der krimtatarische Chan Mehmed Giray, ein Vasall der Hohen Pforte, dem Sultan den Gehorsam und zog nicht gemeinsam mit den osmanischen Truppen ins Feld gegen die persischen Safawiden. Stattdessen belagerte er die osmanische Festung Caffa, worauf Murad die Entsatztruppen unter dem Kommando von Osman Pascha schickte. Osman konnte den Sieg erringen und an die Stelle von Mehmed Giray einen neuen Chan, İsmail Giray, inthronisieren.13 Im Muradnāme nimmt Derviş Pascha auf diesen Feldzug Bezug, wobei der Sieg über den Chan nicht als Anlass zur Preisung der Macht und militärischen Stärke des Sultans diente. Vordergründig erscheint es dem Dichter wichtig, die Tatsache zu betonen, dass durch das entscheidende Handeln des Sultans die Ordnung wiederhergestellt wurde und die Untertanen wieder in Frieden leben konnten: „Der Tatarchan empörte sich. Er schickte ihm einen seiner Diener. Er ließ die Macht über die Welt in seinen Augen finster aussehen. Zu seinem Kopf passten seine Krone und Spitzmütze nicht mehr. Er trachtete danach, sich als Gegner hinzustellen, und wollte Feindschaft anzetteln. Er möchte sich zum Kampf stellen. (Des Sultans Diener) griff sein Heer an und schlug es in die Flucht. Der verräterische Chan flüchtete. 12

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Kadrić, Adnan: Objekt Ljubavi u tesavufskoj književnosti: Muradnama Derviš-paše Bajezidagića [Das Objekt der Liebe in der mystisch-islamischen Literatur: Das Muradnāma von Derviš Pascha Bajezidagić]. Sarajevo 2008. Derviş Pascha kam in Mostar während der Regierungszeit Sultan Selims II. (1566–1574) zur Welt. Als Knabe wurde er nach Konstantinopel gebracht und im ehemaligen Palast des 1536 hingerichteten Großwesirs İbrahim Pascha ausgebildet. Sein Talent und seine Tüchtigkeit ermöglichten ihm eine Karriere am Sultanshof. Zunächst war er Falkenaufseher (doğancı başı), später Sonderberater des Sultans (muhasib-i hass). 1599 wurde er zum Beglerbeg von Bosnien ernannt, in dieser Eigenschaft kam Derviş Pascha am 14. Juli 1603 während der Verteidigung der Csepel-Insel ums Leben. Besonders angezogen war er, wie auch sein Mäzen, von der persischen Sprache und Literatur, besonders von der Poesie der islamischen Mystik. Ebd., 41–49. ZiNkeiseN, Johann Wilhelm: Geschichte des osmanischen Reiches in Europa. Bd. III. Gotha 1856, 575 f.

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Er konnte flüchten, aber nicht auch das Leben retten. Sein Blut floss auf die Erde. Die Macht des Islams stellte durch ihn die Ordnung wieder her. In seiner Epoche lebte das Volk in Ruhe und Frieden.“14

Ein weiteres Beispiel stammt aus dem Diwan des osmanischen Dichters Bağdatlı Ruhi. Sein genaues Geburtsdatum ist unbekannt, dagegen weiß man, dass er in Bagdad geboren wurde, dort den größten Teil seines Lebens verbrachte, gleichzeitig aber auch ausgiebig reiste. Während einer Reise verstarb er im Jahr 1605/06 (1014 H.) in Syrien. Ruhi hinterließ einen Diwan, sein einziges Werk, das in mehreren Handschriften erhalten geblieben ist und schließlich 1870/71 (1287 H.) gedruckt wurde. Er stand unter dem Einfluss des großen türkischen Dichters Fuzuli (gestorben 1556), der ebenso in Bagdad lebte und wirkte. Ruhi, dessen Geburtsname Osman war, hielt sich im Gefolge einiger osmanischer Paschas auf und dichtete unter anderem Epigramme, in denen er die Antrittsdaten einiger Statthalter Bagdads festgehalten hat. Die Besonderheit dieser lyrischen Gattung besteht darin, dass der Dichter durch die Zahlenwerte der Buchstaben, die im letzten Vers beziehungsweise Halbvers enthalten sind, ein Datum angeben kann. Freilich nutzte er diese Gelegenheiten aus den geschilderten Gründen. Hier wird ein Epigramm, das er im Jahr 1593/94 (1002 H.) anlässlich der Ankunft des neuen Statthalters verfasste, in deutscher Übersetzung wiedergegeben. Die gerechtigkeitsliebende Person des neuen Paschas wird mit der Sonne beziehungsweise dem Sonnenschein verglichen und das Land mit einem Schloss gleichgesetzt, das von einer schweren Dunkelheit beziehungsweise Tyrannei bedeckt sei. Die Ankunft des Paschas symbolisiert der Sonnenaufgang, vor dem sich die Dunkelheit zurückziehen muss, in Analogie dazu wird der Sieg der Gerechtigkeit über die Unterdrückung gepriesen. „Während die Dunkelheit mit der Tyrannei erfüllt war, warf überraschend die Sonne des Glücks einen Schimmer auf das Schloss des Ostens. Also der Unsterbliche15 wurde zum Herrscher von Irak. Allah erfüllte so Notleidenden den Wunsch. Sobald der himmelhohe Wesir die Stadt betrat, erfuhr Ruhi von seiner Gerechtigkeit und freute sich darüber. Der Unsterbliche kam, und durch seine Ankunft Wurde jede Ecke des traurigen Hauses von Irak zum Ort der Freude. Mit Vergnügen wurde das Epigramm zu Ehren seiner Ankunft verfasst. An die Macht in Irak kam der engelhafte Asaf.“16 14

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Kadrić (wie Anm. 12), 115 f. Im Original: „Ķıldı Tātār-hānı çūn ‘isyān / Ṣaldı bir bendesīni aña hemān / Mülk-i dünyāyı ķıldı çeşmüne tār / Geldi tāc u külāhı başuna ṭar / Dīledi kim muhāṣamet īde ol / Cenge ṭurub / muķāvemet ķıla ol / ‘Askerīn urdı tār u mār itdi / Hān-ı hāyin hemān firār itdi / Ķaçdı ķurtarmadı velī cānı / Hāka döküldi ‘āķibet ķānı / Mülk-i islām anuñla buldı niẓām / Halķ devründe eyledi ārām.“ Hıżr ist eine lebensspendende Gestalt in der islamischen Eschatologie. Siehe dazu FraNke, Patrick: Begegnung mit Khidr: Quellenstudien zum Imaginären im traditionellen Islam. Stuttgart 2000. ak, Coşkun: Bağdatlı Rûhî Dîvânı I [Die Gedichtsammlung von Bağdatlı Rûhî]. Bursa 2001, 247. Im Original: „Ẓulm ile ṭolmış / iken ẓulmet sarāy-i şarḳa / Bir āfitāb-i devlet pertev bıraḳdı nāgāh / Ya̔ni ̔Irāḳa oldı bir H _ıżr-vaḳt ḥākim / Miḥnet-keşān-i dehrüñ virdi murādın Allah / Ol ṣadr-ı āsumān-ḳadr olduḳda şehre dāẖil / Rūḥi ṣafālar itdi ̔adlinden olup āgāh / Bir H _ıżr-vaḳt

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Die osmanische Geschichtsschreibung, repräsentiert durch Chroniken, genießt in der osmanischen Literatur einen besonderen Stellenwert. Diese behandeln die Anfänge der osmanischen Dynastie seit ihrem Erscheinen am Ende des 13. Jahrhunderts, wenngleich die ersten osmanischen Chroniken erst in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts verfasst wurden.17 Ereignisse, die dem jeweiligen Verfasser als wichtig erschienen, werden in ihnen in chronologischer Reihenfolge abgehandelt. Obschon in erster Linie dafür gedacht, den nachfolgenden Generationen über das Wirken und die Taten der Sultane und über die Ereignisse im Staat zu berichten, gab es in den Geschichtswerken auch stets die Intention, die Sultane auf die Wichtigkeit einer effizienten und gerechten Gesellschaftsordnung hinzuweisen.18 Das heißt, dass die für die Poesie charakteristische panegyrische Dimension für das Verhältnis des Verfassers zum Herrscher beziehungsweise Würdenträger auf die Chroniken nicht in diesem Ausmaß zutrifft. Zwar verliert sich ein panegyrischer Charakter nicht völlig, muss sich jedoch seinen Platz mit der beratenden Absicht des Werks teilen. Die Parallele des Beratenden und Panegyrischen existiert auch in der Fürstenspiegelliteratur. Die Thematisierung des Friedens und der gesellschaftlichen Harmonie wird in dieser Gattung üblicherweise in Verbindung mit der Person gebracht, die im Werk idealisiert wird. Ein passendes Beispiel entnehmen wir der Chronik El-vaṣfü l-kāmil fī-aḥvāli l-vezīri l-̔ādil („Die vollkommene Beschreibung der Zustände des gerechten Wesirs“) von dem osmanischen Literaten Mehmed Nergisi. Sein Werk ist eigentlich ein „Wesirspiegel“, also eines, in dem ein idealer Wesir, in diesem Fall Murteza Pascha, beschrieben wird.19 Seine Karriere entfaltete sich in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Er durchlief zunächst mehrere Ämter am Sultanshof, 1620/21 wurde er zum Beglerbeg von Damaskus ernannt, ein paar Jahre später zum

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geldi kim oldı maḳdeminden / Ġam-hāne-i ̔Irāḳuñ her künci bir ṣafā-gāh / Teşrīf-i maḳdemine şevḳile dindi tārīẖ / Mülk-i ̔Irāḳa geldi bir Āṣaf-ı melek-cāh.“ Āsaf war ein Wesir von König Salamon. WeNsiNck, A. J.: Āsaf b. Barakhyā (s. v.). In: The Encyclopaedia of Islam. Bd. I. Leiden u. a. 1960, 686. Einen noch immer brauchbaren Überblick über die osmanischen Geschichtswerke findet man bei BabiNger, Franz: Die Geschichtsschreiber der Osmanen und ihre Werke. Leipzig 1927. Zur Entwicklung der osmanischen Historiographie siehe İNalcik, Halil: The Rise of Ottoman Historiography. In: Historians of the Middle East. Hg. v. B. L. LeWis und P. M. HOlt. London 1962, 152–167. – MéNage, V. L.: The Beginnings of Ottoman Historiography. In: Ebd., 168–179. Stellvertretend ist eine solche Intention bereits bei Tursun Beg, einem osmanischen Chronisten aus dem 15. Jahrhundert, vorhanden. Vgl. İNaN, Kenan: The Incorporation of Writings on Periphery in Ottoman Historiography: Tursun Bey’s Comparison of Mehmed II and Bayezid II. In: Ottoman Borderlands: Issues, Personalities and Political Changes. Hg. v. Kemal H. Karpat und Robert W. ZeNs. Madison 2003, 105–117, hier 116. Das Werk von Ahmed Cevdet Pascha, einem osmanischen Chronisten aus dem 19. Jahrhundert, charakterisiert Christoph Neumann auf folgende Weise: „The perspective of Cevdet’s chronicle is mostly that of the government. To a large extent, it can be read as an historical guide for active politicians.“ NeumaNN, Christoph: Whom did Ahmet Cevdet represent? In: Late Ottoman Society: The Intellectual Legacy. Hg. v. Elisabeth ÖzDalga. London-New York 2005, 117–134, hier 121. ZaHirović, Nedim: Murteza Pascha von Ofen zwischen Panegyrik und Historie. Eine literarisch-historische Analyse eines osmanischen Wesirspiegels von Nergisi (El-vaṣfü l-kāmil fīaḥvāli l-vezīri l-̔ādil). Frankfurt/Main u. a. 2010, 28–33.

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Beglerbeg von Bosnien (1625). In diesen Würden blieb er bis August 1626, woraufhin Murteza Pascha das Amt des Beglerbegs von Ofen übernahm.20 Danach stand er noch einigen Eyalets des Osmanischen Reichs vor und starb im Frühling 1636 während der Verteidigung der Festung Eriwan, welche die Osmanen ein Jahr zuvor erobert hatten. Als Beglerbeg von Bosnien hatte er innerhalb kurzer Zeit diese Provinz in einen geordneten Zustand überführt, sodass Mehmed Nergisi, als er zwei Jahre später zum Kadi im bosnischen Banja Luka ernannt wurde, davon sehr beeindruckt war und sich entschied, den Würdenträger zur Hauptfigur seines Werks zu machen. Mit einer Metapher einander feindlich gesonnener Tiere, die dank einer gerechten Herrschaft schließlich friedlich zusammenleben konnten, beschrieb er die Lage in Bosnien, die durch die Maßnahmen Murteza Paschas verbessert worden war. Zu dieser Zeit „waren die Taube und der Falke, der Adler und Phönix zueinander freundlich, gleichgesinnt und Fittich an Fittich, die Wölfe mit scharfen Zähnen hüteten die Schafe, die Löwen mit starken Krallen bewachten die Gazellen“.21 Verursacht durch die Wahrnehmung der gesellschaftlichen Krise, die sich in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts bemerkbar machte, begannen sich die kritischen Stimmen unter den osmanischen Literaten zu vermehren. Sie bezogen in ihren Werken ganz klar Stellung zu den Missständen in der Gesellschaft.22 Gemäß der Ansicht des österreichischen Osmanisten Anton C. Schaendlinger bilden solche Arbeiten, von ihm „Reformtraktate“ genannt, eine neue Gruppe innerhalb der osmanischen Literatur. Sie unterscheiden sich von den Fürstenspiegeln, die hauptsächlich das Bild eines idealen Herrschers beschreiben, darin, dass sie ganz konkret auf die Deviationen in der Gesellschaft eingehen und entsprechende Vorschläge für deren Abstellung unterbreiten.23 In ihnen wurde noch stärker dem Bedürfnis nach gesellschaftlicher Harmonie, Gerechtigkeitspflege, Schutz der Untertanen und Unterbindung der Korruption Ausdruck verliehen. Zu dieser Autorengruppe zählte der Bosnier Hasan Kafi Akhisari, dessen Namen hier hervorgehoben werden soll. Er mahnte, wie auch die anderen Autoren, die Notwendigkeit einer Konsolidierung der Gesellschaft drastisch an, wies im Gegensatz zu anderen aber auch auf die Vorteile des Friedens für den Staat hin. Er wurde 1544 im damaligen Akhisar (heute Prusac) im südwestlichen Bosnien geboren. Nach seiner Ausbildung in Istanbul kehrte er nach Bosnien zurück und machte Karriere als Kadi.24 In dieser Eigenschaft erlebte er auch den Ausbruch des Langen 20 21 22 23 24

Ebd., 103–107. Ebd., 38. LeWis, Bernard: Ottoman Observers of Ottoman Decline. In: Islamic Studies 1 (1962), 71–87. – HOWarD, Douglas A.: Ottoman Historiography and the Literature of „Decline“ of the Sixteenth and Seventeenth Centuries. In: Journal of Asian History 22 (1988), 52–76. SchaeNDliNger, Anton C.: Reformtraktate und -vorschläge im Osmanischen Reich im 17. und 18. Jahrhundert. In: Osmanistik – Turkologie – Diplomatik. Hg. v. Christa FragNer und Klaus SchWarz. Berlin 1992, 239–253, hier 240, Anm. 3. ŠaBanović, Hazim: Hasan Kāfī Pruščak – Hasan Kāfī Tūrhān b. Dāwūd b. Ya̔qūb az-Zībī alĀqhīsārī al-Bosnawī [Hasan Kāfī von Prusac – Hasan Kāfī Tūrhān Sohn von Dawud, Sohn von Ya̔qūb az-Zībī al-Āqhīsārī al-Bosnawī]. In: Prilozi za orijentalnu filologiju 14/15 (1969), 5–31.

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Türkenkrieges (1593–1606) und die Anarchie, die in dieser Zeit im Osmanischen Reich herrschte. Das bewog Hasan Kafi Akhisari, der auch Arbeiten über Logik, Theologie und das islamische Recht schrieb, eine Abhandlung über eine seiner Meinung nach gerechte Regierung zu verfassen. Das Werk, das er unter dem Titel Uṣūlü l-ḥikem fīniẓāmi l-̔ālem („Die Fundamente der Weisheit über die Ordnung der Welt“) Sultan Mehmed III. während des Erlauer Feldzugs (1596) vorlegte, war durchsetzt von belehrenden Zitaten und didaktischen Kurzerzählungen mit den für den islamischen literarischen Stil charakteristischen Anführungen von Sätzen aus dem Koran und von Worten Mohammeds. Hier wird ein Auszug wiedergegeben, der Reflexionen über Frieden enthält: „Die Besiegelung des Friedens. Allah hat im Koran gesagt: ‚In allen Feindseligkeiten ist der Friede das Beste.’ Man hat gesagt: ‚Kampf und Schlacht sind hart und bitter, aber der Frieden ist eine sichere und heitere Sache.’ Der geistreiche Padischah Kejkhasrev25 hat gesagt: ‚Es ist eine große Sünde, mit dem Krieg zu führen, der den Frieden will.’ Der kluge Padischah Erdeschir hat gesagt: ‚Ich gebrauche nicht gegen jeden Empörer das Schwert, wenn der Stock genügt. Wenn aber ein kluges Wort den Feind bezwingt, beginne ich nicht den Kampf mit den Waffen.’ Man hat gesagt: ‚Der Friede erhält das Vermögen und die Ehre.’ Allah spricht im Koran: ‚Am Tag der Auferstehung wird nach dem Vertrag gefragt’, das heißt, man darf einen Vertrag nicht brechen; wer ihn verletzt, wird in jener Welt verantwortlich sein; Verträge zu halten ist eine wichtige Sache, denn für Vertragsbruch gibt es auch in dieser Welt Strafe. Der Prophet erwähnt im Hadis fünf Dinge, die böse Folgen haben: 1. wenn ein Volk den Vertrag bricht, übergibt es Gott in seiner Feinde Gewalt […].“26 Die Stimme Akhisaris allerdings war die eines Einzelgängers. Erst eineinhalb Jahrhunderte später wird der osmanische Bürokrat und Diplomat Ahmed Resmi Efendi die Gedanken von Akhisari wiederholen. In seinem Werk Hulasatü l-i’tibar („Quintessenz des Lehreziehens“), in dem die Geschichte des Russisch-Türkischen Krieges (1768–1774) erzählt wurde, vertrat er dieselbe Meinung und betonte, dass man inmitten des militärischen Sieges an den Frieden denken solle.27 Die oben angeführten Beispiele zeigen, welchen hohen Stellenwert eine gerechte Gesellschaftsordnung sowie das Schaffen gesellschaftlicher Harmonie bei den osmanischen Literaten hatten. Nun stellt sich die Frage, welcher stilistischen Mittel sie sich bei der Schilderung dieser Zustände bedienten. Die Gedankenwelt der Osmanen war von religiösen Werten und Bildern geprägt. Wie in den meisten monotheistischen Religionen spielt auch im Islam das Paradies mit all seinen Herrlichkeiten eine überragende Rolle. Das islamische Paradies in seinen unterschiedlichen Paradigmen – vorkoranischen, koranischen, iranisch-hortikulturellen usw. – 25 26 27

Padischah Kejkhasrev ist der dritte mystische Herrscher aus der iranischen Dynastie der Kayaniden. Huart, Cl.: Kay Khusraw. In: Encyclopaedia of Islam. Bd. IV. Leiden u. a. 1978, 1815 f. Thallóczy, Lajos/KarácsON, Imre: Eine Staatsschrift des bosnischen Mohammedaners Molla Hassan Elkjáfi „über die Art und Weise des Regierens“. In: Archiv für slavische Philologie 32 (1911), 139–158, hier 157. AksaN, Virginia H.: An Ottoman Statesman in War and Peace. Ahmed Resmi Efendi 1700– 1783. Leiden u. a. 1995, 199.

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entspricht einem wunderschönen Garten.28 Deshalb bedienten sich die osmanischen Literaten wiederholt dieser Metapher, durch die auch die diesseitige Welt als ein wunderschöner Garten dargestellt wird, in dem Frieden herrscht und in dem man in Harmonie mit der Natur lebt. Als Beispiel dient hier ein Auszug aus dem berühmten Werk des osmanischen Reisenden aus dem 17. Jahrhundert, Evliya Çelebi, genannt Seyahatnāme („Reisebuch“). Auf einer Reise in Ungarn weilte dieser kurz in Szolnok und beschrieb die Stadt in einer Passage. Besonders beeindruckt war er von der Schönheit eines Ausflugsorts, der sich in der Nähe der Stadt befand und offensichtlich von den Leuten sehr oft besucht wurde: „Diese Festung liegt in einer Puszta an den Ufern zweier großer Flüsse. Von der Stadt bis zum Ort, wo sich der Galgen befindet, liegen Weinberge und eingezäunte Gärten, deren Früchte die Welt ausschmücken. Neben der Festung befindet sich ein Ausflugsort namens Inselgarten, dessen vier Seiten sämtlich von den Flüssen Tisza und Zagyva umgeben sind. Das ist ein Ausflugsort, der ein Zeichen vom Garten İrem29 abgibt und wie ein Garten im Paradies aussieht.“30 Solche Bilder, die auf die Schönheit der Natur bezogen sind, enthalten nicht nur Anspielungen auf Frieden, Glück, Lebensfreude und Harmonie, vielmehr kann man aus ihnen auch eine Faszination für die Schöpfungskraft Gottes, die sich bei einem solchen Anblick erkennen lässt, herauslesen. Hier noch ein Beispiel aus dem Reisebuch von Evliya Çelebi: Während seines Aufenthalts in Bosnien besuchte er die Stadt Jajce, sah den Wasserfall des Flusses Pliva und beschrieb ihn mit folgenden Worten: „Eine erstaunliche Sache ist die folgende: Am unteren Teil des Felsens, über den der Fluss Pliva fließt, befinden sich die Höhlen, in denen es einige Wassermühlen gibt. Das Wasser, das herunterkommt, ließ am unteren Felsenteil die Löcher entstehen, durch die es auf die Mühlen fällt. Diese Wassermühlen sind einzigartig; ihnen gleiche gibt es in keinem anderen Land. Um den Wasserfall zu sehen, kommen viele Reisende und Mystiker aus fernen Ländern. Deshalb hat man auf den Wiesen, die sich vor den Mühlen befinden, einige Sitzbänke hingestellt, damit sie sich hinsetzen und dieses Schöpfungswerk Gottes betrachten können.“31 28 29

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LOhlker, Rüdiger/NOWak, Andrea: Das islamische Paradies als Zeichen: Zwischen Märtyrerkult und Garten. In: Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes 99 (2009), 199–226. İrem ist eine mystische Stadt, die in der arabisch-islamischen Geschichtsschreibung und auch im Koran anzutreffen ist. Der Überlieferung nach soll in der Stadt ein Garten als Replik auf das Paradies gebaut worden sein. MONtgOmery, Watt W.: İram (s. v.). In: Encyclopaedia of Islam. Bd. 3. Leiden-London 1971, 1270. Evliya Çelebi Seyahatnâmesi VII [Das Reisebuch von Evliya Çelebi VII]. Hg. v. Yücel DağLi, Seyit Ali KahramaN und Robert DaNkOFF. Istanbul 2003, 136. Im Original: „Bu kal̔a bir düz çölistânda iki nehr-i azîm kenârında vâki̔ olmak ile varoşundan taşra dârağacı semtine bâğ ve bâğçe ve müşebbek bostân mahsûldarları cihanı zeyn etmişdir ve kal̔anin yanında Ada Bâğı der[ler] bir mesîregâh-ı teferrücgâh yerlerdir kim cânib-i erba̔asin nehr-i Zakova ile nehr-i Tise ihâta etmişdir. Bâğ-i İrem’den nişân verir bir mesîre-gâh-i cinîn-i hadîka-ı ravza-ı Rıdvânlardır.“ Evliya Çelebi Seyahatnâmesi V [Das Reisebuch von Evliya Çelebi V]. Hg. v. Yücel DağLi, Seyit Ali KahramaN und İbrahim SezgiN. Istanbul 2001, 265. Im Original: „İbret-nümayı qarîbe oldur kim bu nehr-i Pileve kalanın eşiginden akduğu kayaların altı serâpâ mağaralardır ve ol qâr içinde niçe göz su değirmenleri vardır kim su kayaların üstünden delikler delüp değirmenlerin suları cümle nehr-i Pileve’den gelir bir gûne mudhik değirmenleridir kim bu dahı asla bir diyarda yokdur. Ve bu değirmenlerin üstündeki kayalardan nehr-i Pileve akduğin

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Die sprachlichen Bilder, die hier verwendet werden, lassen auf eine Wechselbeziehung zwischen Krieg und Frieden beziehungsweise zwischen Tyrannei und Gerechtigkeit in der Gedankenwelt der osmanischen Literaten schließen. Das Thema Frieden, wie es in der osmanischen Literatur der Frühneuzeit behandelt wird, wurde in seiner politischen Dimension vor allem als ein Frieden betrachtet, der innerhalb der Grenzen des Osmanischen Reichs herrschte und geprägt war durch eine gerechte Gesellschaftsordnung. Bereits zum Ausdruck brachte dies der Terminus pax ottomanica. Aus diesem Blickwinkel wurde er auch als unentbehrliche Voraussetzung für die erfolgreiche Führung eines Krieges angesehen: Der Herrscher muss durch seine gerechte Herrschaftsausübung dafür sorgen, dass im Staat der innere Frieden gewährleistet wird, und dass die Untertanen vor Gewalt geschützt werden. Die gerechte Herrschaft und der innere Frieden beziehungsweise die innere Stabilität sind unabdingbare Voraussetzungen für die Prosperität des Reichs; nur ein prosperierendes Reich kann sich ein starkes und siegreiches Heer leisten, das den Feind unterwerfen kann.32 Weiterhin existierte in der osmanischen Literatur der Frühen Neuzeit – trotz aller literarischen Begeisterung für den Krieg, für Heldentaten, für den Sieg über den Feind – auch noch eine Vorstellung vom Frieden, in der dieser als ein Zustand wahrgenommen wurde, durch den eine Glückseligkeit, eine Faszination für Gott beziehungsweise für die Natur als Schöpfungswerk Gottes ermöglicht werden sollte.

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temaşa etmek için değirmenler önünde çemenzar soffaları üzre Cenâb-i Kibriyanın sun̔unu muşahede etmek için seyyahan berr u bihar ve ârifan-i dar [u] diyar bu mastabalarda oturup nehr-i Pileve’nin derya gibi üzerlerinden geçdiğin seyr [u] temaşa ederler.“ Erst im 18. Jahrhundert änderte die osmanische politische Elite ihre Meinung, wonach die mit nichtmuslimischen Staaten abgeschlossenen Friedensverträge nur einen vorläufigen Charakter hätten. PaNaite (wie Anm. 3), 135.

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„Enemy Mine“. Das osmanische Feindbild und seine Wandlung in der Habsburgermonarchie der späten Frühneuzeit Dass in bestimmten Situationen verbissene Gegner (auch Erz- oder Erbfeinde) sich verbünden können, erscheint rational und plausibel. Gerade die Historie bietet eine Menge solcher Metamorphosen, wobei das 18. Jahrhundert keinesfalls eine Ausnahme bildet. Um nur das bekannteste Beispiel, die „Umkehrung der Allianzen“ (renversement des alliances), zu nennen: 1756 wurden Frankreich und die Habsburgermonarchie Verbündete, was bis dato als unmöglich erschien, wurde doch die jahrhundertelange französisch-österreichische Feindschaft mittlerweile als eine Konstante der großen europäischen Politik angesehen.1 Ein anderes Beispiel aus demselben Jahrhundert ist mit den habsburgisch-osmanischen Beziehungen verbunden. Während der letzten Jahrzehnte der Frühen Neuzeit streifte der bis dahin verbissene habsburgisch-osmanische Konflikt um die politische Vorherrschaft in Südosteuropa langsam die Haut seiner „Erbfeindschaft“ ab, um die Dimensionen eines rationalen politischen Wechselspiels anzunehmen. Wenn auch die Habsburger und die Osmanen keine effektiven Bündnispartner wurden, ergab sich doch eine für beide Seiten akzeptable Koexistenz.

1. Die Konflikte Die habsburgisch-osmanischen Beziehungen des 18. Jahrhunderts unterscheiden sich formell kaum von der Zeit vor 1699. Im 17. Jahrhundert gab es drei Kriege: das Ende des „Langen Türkenkrieges“ (1593–1606), den Konflikt von 1663/64 und schließlich den Krieg der Heiligen Liga bzw. Großen Türkenkrieg (1683–1699). Dieselbe Anzahl an bewaffneten Auseinandersetzungen gab es im nachfolgenden 18. Jahrhundert (1716–1718, 1737–1739 und 1788–1791). Die Friedenszeit überwog deutlich die Dauer der Kriege, wobei sich das Verhältnis von 76:24 hin zu 92:8 wandelte. Erstaunlicherweise hatten die Habsburger für die besagte Zeit jeweils nur einen großen Triumph pro Jahrhundert vorzuweisen – 1699 Karlowitz (serb. Sremski Karlovci) und 1718 Passarowitz (serb. Požarevac) – während die anderen Konflikte eigentlich günstiger für die Osmanen endeten.

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Zu diesem wichtigen diplomatischen Eckpunkt des 18. Jahrhunderts WaDDiNgtON, Richard: Louis XV et le renversement des alliances: préliminaires de la guerre de sept ans 1754–1756. Paris 1896. – braubach, Max: Versailles und Wien von Ludwig XIV. bis Kaunitz: die Vorstadien der diplomatischen Revolution im 18. Jahrhundert. Bonn 1952. – schilliNg, Lothar: Kaunitz und das Renversement des alliances. Studien zur außenpolitischen Konzeption Wenzel Antons von Kaunitz. Berlin 1994.

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Diese Überlegungen spiegeln jedoch keinesfalls die Eigenart der bilateralen Beziehungen in den beiden Jahrhunderten wider. Während für das 17. Jahrhundert die osmanische Dominanz in Südosteuropa und gegenüber Wien unverkennbar war, wendete sich seit Karlowitz das Blatt und die Habsburger waren diejenigen, die auf dem Balkan dominierten – so sah es zumindest bis Anfang der 1730er Jahre aus. Ähnlich sah man die Situation übrigens bei der Hohen Pforte, wo man nach 1699 peinlichst bemüht war, das Alte Reich politisch nicht herauszufordern. Insofern waren die habsburgisch-osmanischen Kriege des 18. Jahrhunderts nicht mehr eine direkte Initiative der Osmanen, wie es in vorherigen Jahrhunderten der Fall gewesen war, sondern eher das Ergebnis geostrategischer sowie sicherheits- und bündnispolitischer Überlegungen der Entscheidungsträger in der Wiener Hofburg. Der Gedanke, dass die katholischen Kaiser des Heiligen Römischen Reichs eines Tages das Erbe von Byzanz antreten könnten, blieb bis zur Eroberung Belgrads durch die habsburgischen Truppen im Jahre 1688 lediglich eine halbideologische Chimäre.2 Dass mit dem Vertrag von Karlowitz die Habsburgermonarchie weniger Land gewinnen konnte im Vergleich zu den im Krieg eroberten Gebieten, änderte nichts an der Tatsache, dass die osmanische Armee wenig gegen die erfolgreich agierenden kaiserlichen Truppen ausrichten konnte. Mit anderen Worten: Die Habsburger hatten es am Ende des 17. Jahrhunderts vermocht, das Tor nach Südosten aufzustoßen. Diese expansive Politik ging seit 1699 immer mehr einher mit der Vorstellung von einem Großreich, die die Eroberung Konstantinopels – wenn auch nicht konsequent – prinzipiell nicht ausschloss.3 2

3

Im 16. Jahrhundert, als die Habsburger ihre Ansprüche als Beschützer der Res publica christiana besonders ernst nahmen, war es undenkbar, dass der Kaiser eine päpstliche Initiative für eine cruzada oder lega sacra gegen die Osmanen nicht unterstützte. So gab im Februar 1538 Karl V. sein Einverständnis dafür, die Venezianer, die mit dem Sultan Krieg führten, zu Wasser und Land zu unterstützen, zugleich aber sicherte sich der Kaiser im Falle eines Erfolgs gegen die osmanischen Truppen vertraglich seine Herrschaft über Konstantinopel zu. Vgl. settON, Kenneth M.: The Papacy and the Levant (1204–1571). Bd. 3: The Sixteenth Century to the Reign of Julius III. Philadelphia 1984, 445. Zur Einstellung der Habsburger gegenüber Konstantinopel vgl. parVeV, Ivan: „Iztočna imperija“ bez imperska stolica. Konstantinopol v politikata na Habsburgite, XVI–XVIII v [„Östliches Reich“ ohne kaiserliche Hauptstadt. Konstantinopel in der Politik der Habsburger, 16.–18. Jahrhundert]. In: Darove i săkrovišta. Duhovna priemstvenost na Balkanite. Blagoevgrad 1998, 293–305. Theoretisch war Konstantinopel als mögliches Kriegsziel der Habsburger, wie schon erwähnt, bereits im 16. Jahrhundert anvisiert worden, doch erst die Erfolge der Kaiserlichen gegen Ende des 17. Jahrhunderts setzten diesen Gedanken auf die Tagesordnung. Im Gutachten, das der Wirkliche Geheime Rat, Graf Johann Quintin Jörger (1624–1705), Anfang November 1689 verfasste, wurde explizit die eventuelle Krönung Leopolds I. zum „Kaiser des Ostens“ angeregt. Man solle, so Jörger, keinen Frieden schließen, sondern die Grenzen bis Konstantinopel ausdehnen. Vgl. WOlF, Adam: Die Hofkammer unter Kaiser Leopold I. In: Sitzungsberichte der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-Historische Classe. Bd. XI, Heft I–V. Wien 1854, 440–484, hier 467. Das Gutachten selbst wurde wie folgt betitelt: „Ob nemblichen Eur. Kay: May: Ihre Gränitzen penes Portam Traianam schließen, oder solche in Griechenland bey Constantinopel terminiren sollen.“ Das Dokument liegt im Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Turcica, Karton 155, Konv. 2, Türkei I, 1689, X–XII, fol. 179–181. Vgl. parVeV, Ivan: Habsburgs and Ottomans between Vienna and Belgrade (1683–1739). Boulder/ Colo. 1995, 93. Zur Familie Jörger siehe Wurm, Heinrich: Die Jörger von Tollet. Linz 1955.

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Die Überzeugung, dass die Habsburger nach Karlowitz unangefochten das politische Sagen in Südosteuropa hätten, blieb bis in die Mitte der 1730er Jahre mehr oder minder prägend für die kaiserliche Politik.4 Sie war insofern begründet, als die Alliierten Wiens gegen die Osmanen seit 1699 entweder ihre Eroberungen verloren hatten oder aber durch innenpolitische Probleme so sehr geschwächt wurden, dass sie an eine Expansion in Richtung Balkan nicht denken konnten. Ersteres traf für Russland und Venedig zu, die jeweils Asow (1711) und den Peloponnes (1718) an die Osmanen abtreten mussten. Letzteres hatte seine Bewandtnis für Polen. Wenn man zudem noch berücksichtigt, dass von diesem alten antiosmanischen Viererbündnis allein die Habsburger mit dem Frieden von Passarowitz (1718) neue Ländergewinne auf dem Balkan erringen konnten, sollte der kaum verhüllte kaiserliche Hochmut, was die politische Zukunft Südosteuropas angeht, keinesfalls überraschen. Die Donau galt als Achse der habsburgischen Macht, die ins Schwarze Meer mündete; Konstantinopel als mögliche Krönung der langjährigen Mission der Habsburgerdynastie, die sich als Beschützer des Christentums sah. Fast bis zu seinem Lebensende glaubte Karl VI. (1711–1740), dass kein anderer Souverän ihm dieses habsburgische Gedankenkonstrukt streitig machen durfte.5 Die beiden Katastrophen von 1739 und 1740, welche die Habsburger erlebten, änderten jedoch vieles von Grund auf. Zuerst kam es zum Verlust Belgrads, der

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Während des Krieges von 1683 bis 1699 gab es zeitweise Spannungen zwischen der Habsburgermonarchie und Polen-Litauen, die mit der politischen Zukunft der Donaufürstentümer verbunden waren. Sowohl in Wien als auch in Warschau beanspruchte man diese Gebiete für sich, doch schließlich setzte sich der politische Realismus durch und man einigte sich, dass der Kaiser die Walachei und der polnische König die Moldau behalten sollte. Sehr bald zeigte sich, dass die Kaiserlichen imstande waren, ihrem Expansionswillen in Südosteuropa auch den entsprechenden militärischen Nachdruck zu verleihen. Das reichte am Ende des Krieges aber nicht aus, um die walachischen Länder der Habsburgerkrone einzuverleiben. Die polnische Armee hielt bis 1699 einen Teil der Moldau besetzt, musste aber im Vertrag von Karlowitz diesen räumen, um im Gegenzug Podolien erwerben zu können. Vgl. zu diesem Ländertausch, der für die osmanische Diplomatie ein Novum darstellte, abOu-el-haJ, Rifaat: The Ottoman Diplomacy at Karlowitz. In: Journal of the American Oriental Society 87/4 (1967), 498–512. Über einige Besonderheiten des Vertrags vom Standpunkt der Osmanen aus gesehen aksaN, Virginia H.: Ottoman Wars 1700–1870. An Empire besieged. Harlow 2007, 25–27. Solange der Sonnenkönig noch am Leben war, bestand die Gefahr, dass Frankreich gegen die Kaiserlichen intervenieren würde, um größere habsburgische Gewinne in Südosteuropa zu vereiteln. Das war schon 1688 passiert, als die Eroberung Belgrads durch die Truppen Leopolds I. den Einmarsch der Franzosen in Flandern zur Folge hatte. Dadurch sahen sich die Habsburger gezwungen, einen Zweifrontenkrieg zu führen – gegen den Großherrn auf dem Balkan und gegen Ludwig XIV. im Westen. Diese indirekte Entlastung für den Sultan machte es übrigens möglich, dass der Krieg für diesen nicht in eine irreparable Katastrophe mündete. Nach 1715 aber, als Ludwig XV. fünfjährig in Paris den Thron bestieg und die Regierung übernahm, war die Zeit des großen habsburgisch-französischen Konflikts bereits vorbei. Allmählich begannen sich die Konturen einer politischen Annäherung zwischen beiden Höfen abzuzeichnen. So wundert es nicht, dass in der politischen Publizistik des Alten Reichs aus den 1730er Jahren die Möglichkeit, dass die kaiserlichen Truppen Konstantinopel erobern könnten, immer wieder thematisiert wurde. Vgl. parVeV, Ivan: Land in Sicht. Südosteuropa in den deutschen politischen Zeitschriften des 18. Jahrhunderts. Mainz 2008, 97.

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strategisch wichtigen Donaufestung,6 dann folgte der Angriff Preußens auf Schlesien, der die bisherige Machtposition der Habsburger im Alten Reich in Frage stellte. Ohne einen kausalen Zusammenhang zwischen diesen beiden Ereignissen suchen zu wollen, ist es eher unwahrscheinlich, dass bei einem erneuten habsburgischen Triumph über die Osmanen im Jahr 1739, etwa in den Ausmaßen von Passarowitz, Friedrich II. (1712–1786) einen Krieg gegen den Kaiser riskiert hätte. Doch bei der offensichtlichen Schwäche der kaiserlichen Truppen, die es nicht geschafft hatten, selbst die als militärisch schwächer angesehene Armee des Sultans zu besiegen, schien ein Waffengang der Preußen gegen die Habsburger höchst Erfolg versprechend. In den nachfolgenden 50 Jahren herrschte an der habsburgisch-osmanischen Grenze in Südosteuropa relativ Frieden. Beide Reiche sahen darin ihren Vorteil: Die Osmanen waren froh, dass man in Wien keine aktiven Revanchegelüste bezüglich Belgrads und der Kleinen Walachei hegte, Maria Theresia (1717–1780) hingegen erachtete es als Segen für die von Feinden geplagte Monarchie, dass wenigstens der Sultan keinen Krieg gegen sie führen wollte. So kam es, dass während des Österreichischen Erbfolgekrieges (1740–1748) und des Siebenjährigen Krieges (1756– 1763) die Habsburger auf die osmanische Neutralität zählen konnten. Erst unter Joseph II. (1764–1790) wurden die Weichen der habsburgischen Politik in Südosteuropa wieder auf Expansion gestellt. Der letzte habsburgisch-osmanische Krieg begann für die Kaiserlichen 1788 und endete am 4. August 1791 mit dem Frieden von Sistova (bulg. Svištov). Zusammen mit der russischen Zarin Katharina II. (1762–1796) wollte Joseph II. die politische Landkarte Südosteuropas von Grund auf verändern. Das Osmanische Reich sollte in Europa keine Gebiete mehr besitzen, die Verbündeten würden über die Zukunft dieser Ländermassen entscheiden. Obwohl der Großteil des Südostens politisch Russland zugedacht war, wurde angedacht, dass die Habsburger formell mehr Land als Katharina II. an der unteren Donau bekommen sollten: Belgrad und das umliegende Gebiet, die Kleine Walachei, Bosnien und Herzegowina sowie Dalmatien. Die zwei neuen Monarchien, die innerhalb dieses Planspiels noch zu gründen waren, „Dakien“ und das „Griechische Reich“ (samt Konstantinopel), sollten praktisch unter russischer Einflusssphäre verbleiben, jedoch wenigstens auf dem Papier (noch) kein Staatsgebiet des Zarenreichs darstellen. Das entsprach zwar nicht dem „Traum von Südosteuropa“, den mancher Politiker in Wien bis weit ins 18. Jahrhundert gehabt haben mag, aber unter diesen Umständen und in Anbetracht 6

Der Frieden von Belgrad, der am 18. September 1739 geschlossen wurde, sah vor, dass auch die Kleine Walachei an die Osmanen abgetreten werden musste. Vgl. Instrumentum Pacis, inter Romano-Caesaream Majestatem et Ottomanicam Portam subscriptum Belgradi die 18. Sept. 1739. In: Diplomatisches Handbuch. Sammlung der wichtigsten europaeischen Friedensschluesse, Congressacten und sonstigen Staatsurkunden. Vom Westphaelischen Frieden auf die neueste Zeit. III. Teil. Hg. v. Friedrich Wilhelm ghillaNy. Nördlingen 1855, 224–233. Bezeichnenderweise spricht man im Text von einem „Waffenstillstand“ als es gilt, die Dauer des Vertrags festzulegen: „Art. XXIII. Duret armistitium hocce et extendatur favente Deo ad viginti septem annos et continuo sequentes a die, qua ejusdem subscriptio facta fuerit, quo annorum numero elapso vel etiam medio tempore, priusquam elabatur, liberum esto utrique partium, si ila placuerit, pacem hanc ad plures adhuc annos prorogare.“

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des expansiven Dranges Russlands in Richtung Meerengen und nach Europa war dies das Maximale, was die Habsburger bekommen konnten. Joseph II. zögerte auch nicht, seine Monarchie nach preußischem Vorbild territorial in Südosteuropa abzurunden.7 Der unerwartete Tod Josephs II. setzte dem habsburgischen Bestreben, einen noch festeren Fuß in Südosteuropa zu fassen, ein Ende. Obwohl es den Kaiserlichen gelang, Belgrad 1789 wieder zurückzuerobern, erachtete es der neue Herrscher in Wien, Leopold II. (1790–1792), für das Staatsinteresse als wichtiger, diese Festung den Osmanen wieder zurückzugeben, um den Krieg zu beenden. Argumentativ wurde dieser Schritt mit dem Konflikt mit Preußen und der Revolution in Frankreich gerechtfertigt, doch das machte die abermalige kaiserliche Blamage auf dem Balkan nicht weniger schockierend, als es 1739 der Fall gewesen war. Südosteuropa verschwand von nun an für Jahrzehnte von der politischen Agenda der Habsburger.

2. Der Frieden Es ist bereits Common Sense geworden, Südosteuropa in der Epoche vom 15. bis zum 18. Jahrhundert als „Bühne“ zu dekonstruieren, auf welcher ein Zusammenprall der Religionen, Kulturen und der Zivilisationen stattfand. Diese Feststellung trifft im Prinzip auch zu, wobei man natürlich sowohl zwischen Friedens- und Kriegszeiten unterscheiden muss als auch zwischen der Eigenart der jeweiligen europäisch-osmanischen Beziehung. Die Friedensjahre des 18. Jahrhunderts haben dem Verhältnis des Osmanischen Reichs zur Habsburgermonarchie einen besonderen Stempel aufgedrückt. Da von den Osmanen nach 1699 keine unmittelbare Gefahr mehr für das Alte Reich ausging, war auch aus verständlichen Gründen die alte Propagandathese vom „blutrünstigen Erbfeind“, der die Christenheit zu unterjochen trachtete, kaum haltbar. Es blieb zwar die Vorstellung erhalten, dass dem Sultan als Herrscher der Muslime mit Misstrauen zu begegnen sei, doch zur gleichen Zeit begann man, den Sultan und den Islam als besiegt und somit als unterlegen wahrzunehmen. Wenn man zudem berücksichtigt, dass im Zuge der Aufklärung nicht nur im Alten Reich „Europa“ als das „Zugpferd“ der menschlichen Zivilisation angesehen wurde, konnten die Friedensverträge von Karlowitz und Passarowitz diese Überzeugung nur bestätigen. Zu den Tugenden eines Siegers zählte, insbesondere wenn man sich an die Traditionen des Rittertums und der adligen Noblesse hielt, dass man dem Besiegten gegenüber auch Großmut zeigte. Zudem gehörte es sich, wollte man als aufgeklärt 7

Über das „Griechische Projekt“ der russischen Kaiserin vgl. maDariaga, Isabel de: The Secret Austro-Russian Treaty of 1781. In: The Slavonic and East European Review 38 (1959), 114– 145. – hÖsch, Edgar: Das sogenannte „griechische Projekt“ Katharinas II. Ideologie und Wirklichkeit der russischen Orientpolitik in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. In: Jahrbücher für Geschichte Osteuropas 12 (1964), 168–206. – ragsDale, Hugh: Evaluating the Traditions of Russian Aggression: Catherine II and the Greek Project. In: The Slavonic and East European Review 66/1 (1988), 91–117.

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gelten, dass man den „noblen Wilden“ (sprich: „Nichtchristen“ und „Nichteuropäern“) angemessene Beachtung schenkte. Berücksichtigt man weiterhin, dass in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts der Sultan keine aktive Mitteleuropapolitik betrieben hat, wird man unschwer verstehen, warum sich das Türkenbild langsam zu wandeln begann. Das Misstrauen gegenüber dem Erbfeind blieb zwar erhalten, doch in der Öffentlichkeit des Alten Reichs und der Habsburgermonarchie häuften sich Reflexionen über die Osmanen, die den alten Vorstellungen über die Türken als genuin christlichen Feindtypus nicht mehr entsprachen. Die „Europäische Fama“ rühmte die Neutralität des Sultans während des Spanischen Erbfolgekrieges (1701–1714), man wollte den Großherrn gar zu einem „leuchtenden Beispiel“ für die übrigen (christlichen) Potentaten machen, wie man das Völkerrecht beachte. Das im Alten Reich bekannte und häufig verwendete Gleichnis „schlimm wie die Türken“, wenn es galt, die Franzosen und ihre Politik zu beschreiben, wurde immer mehr zu einem Postulat „schlimmer als die Türken“.8 Als Maria Theresia in den vierziger Jahren des 18. Jahrhunderts nur mit Mühe die preußischen Angriffe abwehren konnte, war sie über die wohlwollende Neutralität der Osmanen sehr beeindruckt. Der Großherr war zudem so nobel, ihr zu versichern, dass, wenn die Religion nicht im Weg stünde, er sie gern mit seinen Truppen gegen ihre Feinde unterstützen würde. Als jedoch die Osmanen 1745 anboten, als Vermittler bei der Beendigung des Österreichischen Erbfolgekrieges zu fungieren, war dies, unabhängig von allen früheren Wohltaten füreinander, ein unannehmbarer Vorschlag. Bis zum Ende ihrer Regierung verblieb Maria Theresia dennoch der Überzeugung verhaftet, dass man in den Osmanen gute und verlässliche Nachbarn hätte und die Angliederung neuer Gebiete in Südosteuropa für die Monarchie keinen Vorteil brächte, man bekäme dadurch lediglich unterentwickelte Länder und treulose Griechen als Untertanen – also am Ende mehr Probleme als Vorzüge.9 8

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Vgl. parVeV (wie Anm. 5), 63 f. Allgemein über den Zusammenhang zwischen den beiden wichtigsten Feindbildern im Alten Reich, dem osmanischen und dem französischen: WreDe, Martin: Das Reich und seine Feinde. Politische Feindbilder in der reichspatriotischen Publizistik zwischen Westfälischem Frieden und Siebenjährigem Krieg. Mainz 2004. In den späten 1770er Jahren äußerte sich Maria Theresia sehr skeptisch über die Möglichkeit, sich an einer Aufteilung des osmanischen Landbesitzes in Europa zu beteiligen. In einem Brief vom 31. Juli 1777 an den habsburgischen Botschafter in Paris, Graf Florimond Claude von Mercy-Argenteau (1727–1794), schrieb sie: „Mais le partage de l’empire turc serait de toutes les enterprises la plus hasardeuse et la plus dangereuse, par les suites qu’il y en aurait à craindre. Que gagnerions-nous en poussant nos conquêtes, même jusqu’aux portes de Constantinople? Des provinces malsaines, sans culture, dépeuplées ou habitées par les Grecs perfides et mal intentionnés seraient plutôt capables d’épuiser que d’augmenter les forces de la monarchie. De plus le crédit quem a maison était toujours si jalouse de se conserver par sa bonne fois serait perdue à jamais, et c’est toujours une perte irreparable.“ Maria-Antoinette. Correspondance secrète entre Marie-Thérèse et le comte de Mercy-Argenteau avec les lettres de Marie-Thérèse et de Maria-Antoinette. Bd. III. Faksimileveröffentlichung 2005 der Ausgabe von 1874, 99 f. Vielsagend auch der abschließende Gedanke Maria Theresias: „Je ne cesse de regretter d’y avoir été entrainée, et, à moins d’une fatale combinaison inévitable des circonstances malheureuses, je suis bien éloignée de me prêter jamais au partage de l’empire turc [et j’espère que nos neveux même ne les verront hors de l’Europe].“

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Die ersten Regierungsjahre Katharinas II. als Zarin zeigen deutlich, dass Russland den bereits in den 1730er Jahren ansatzweise eingeschlagenen Weg, einen Zugang zu den Meerengen zu erhalten, konsequent weiterverfolgte. Schon 1737 – während der Friedensverhandlungen in Nemirov – mussten die Habsburger feststellen, dass sie nicht die Einzigen waren, die territoriale Ansprüche in Südosteuropa stellten.10 Relativ schnell sah man in Wien ein, dass es nun galt, nicht nur die Osmanen zu verdrängen, sondern auch die Russen von den Donaufürstentümern und dem Balkan fernzuhalten. 1768, als Katharina II. ihren ersten Türkenkrieg eröffnete, machte sich Staatskanzler Wenzel Anton Fürst von Kaunitz-Rietberg (1711– 1794) Sorgen, dass man dem „ausgetretenen russischen Strom“ kaum aus eigener Kraft Herr werden könnte.11 Würden die Osmanen unterliegen und die russischen Pläne Wirklichkeit werden, könnte sich Russland auf dem Balkan festsetzen, dann hätte man die Zarin als Nachbarin in Südosteuropa. Eine selbst ins Auge gefasste Expansion in Richtung untere Donau wäre unter diesen Umständen undenkbar. Vor diese nicht sonderlich glückliche Perspektive gestellt, fasste Kaunitz einen Entschluss, der von nun an die habsburgische Politik gegenüber den Osmanen prägen sollte. Zum ersten Mal in der kaiserlichen Staatsführung wurde die Idee erwogen, eine allianzähnliche Partnerschaft mit dem Sultan einzugehen, um die Interessen der Habsburger in Südosteuropa zu wahren. Man wollte in Wien den Osmanen auf dem Feld der Diplomatie helfen, ihre Grenze Russland gegenüber zu erhalten; als Gegenleistung verlangte man, dass die Pforte die Kleine Walachei oder gar Belgrad an die Kaiserlichen abtrat. Der Sultan ließ sich auf die Verhandlungen ein, dachte dabei aber eher an einen habsburgischen Waffengang gegen die Russen, der die osmanische Armee entlasten sollte. Schließlich wurde am 6. Juli 1771 in der osmanischen Hauptstadt ein entsprechendes Dokument unterzeichnet, das dem Gedanken Ausdruck verlieh, dass die Habsburger durch Verhandlungen oder Drohungen den Osmanen zu einem vorteilhaften Frieden mit Russland verhelfen sollten. Als Gegenleistung würde Wien die Kleine Walachei zurückbekommen und 11 Millionen Gulden als Subsidien von der Pforte erhalten.12 Eine besondere Rolle bei diesen Gesprächen in der osmanischen Hauptstadt spielte der kaiserliche Botschafter Johann Amadeus Franz de Paula Freiherr von 10 11

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Zu den Verhandlungen in Nemirov siehe rOiDer, Karl A. jr.: Futile Peacemaking: Austria and the Congress of Nemirov (1737). In: Austrian History Yearbook 12/1 (1976), 95–106. – parVeV, Habsburgs and Ottomans (wie Anm. 3), 269–287. Kaunitz meinte in einem Gespräch mit Friedrich II., der Anfang September 1770 im Feldlager bei Neustadt in Mähren weilte, dass „das Bündnis Preißens mit Österreich der einzige Damm [sei], den man diesem ausgetretenen [russischen] Strom entgegensetzen könne, der ganz Europa zu überschwemmen drohe“. Die Werke Friedrich des Großen. In deutscher Übersetzung. Bd. 5: Altersgeschichte, Staats- und Flugschriften. Hg. v. Gustav Berthold VOlz. Berlin 1913, 22. Über die habsburgisch-osmanischen Verhandlungen, die in diesem nicht ratifizierten und auch nicht in Kraft getretenen Vertrag mündeten, siehe sicker, Martin: From the Treaty of Karlowitz to the Disintegration of the Ottoman Empire. London 2001, 71 f. – hOcheDliNger, Michael: Austria’s Wars of Emergence 1683–1797. War, state and society in the Habsburg monarchy. London 2003, 351–356. – rOiDer, Karl A. jr.: Austria’s Eastern Question 1700–1790. Princeton 1982, 109–130.

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Thugut (1736–1818), der 1770 als Resident und 1771 als Internuntius diesen wichtigen Posten bekleidete.13 Er war einer der ersten Zöglinge der Orientalischen Akademie in Wien und ging 1754 als Knabe zur Sprachausbildung nach Konstantinopel, was ihn dazu prädestinierte, nicht „nur verschiedene Sprachen, sondern auch gute Studia und Fähigkeiten zu besitzen“ (Kaunitz). Thugut wurde auf Vorschlag des Staatskanzlers 1766 zum Hofdolmetscher und jüngsten Hofsekretär in der Staatskanzlei ernannt, was ihm diese Karriere im diplomatischen Dienst ermöglichte.14 Da sich der kaiserliche Resident nur zu gut mit den osmanischen Verhältnissen auskannte, fiel es ihm nicht schwer, sich über informelle Wege Zugang zu den Würden- und Entscheidungsträgern in Konstantinopel zu verschaffen. Geschenke und Bestechungsgelder spielten dabei eine nicht zu unterschätzende Rolle. Zudem kam die eigene Phobie gegen alles Russische Thugut gelegen, um die Osmanen von den ernsten Absichten des kaiserlichen Hofs zu überzeugen.15 Es ist natürlich fraglich, ob in der damaligen Zeit eine so deutliche Parteinahme des Kaisers für den ehemaligen Erbfeind außenpolitisch tragbar gewesen wäre; Joseph II. und Kaunitz sahen jedenfalls die Nachteile einer ungebremsten russischen Expansion in Richtung Südosteuropa. Dass sich am Ende die Habsburger mit Katharina II. verständigten, was 1772 den Anschluss Galiziens (erste Teilung Polens)16 und 1775 der Bukowina ermöglichte, änderte nichts an der Tatsache, dass man die Osmanen zumindest als potentielle Verbündete ansah. 13 14

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starkeNFels, Victor Weiß von: Die kaiserlich-königliche orientalische Akademie zu Wien, ihre Gründung, Fortbildung und gegenwärtige Einrichtung. Wien 1839, 48. Was Kaunitz damals nicht wusste, war mit dem Umstand verbunden, dass Franz Amadeus sich 1766 bereit erklärt hatte, unter dem Namen „Monsieur Freund“ Agent des französischen König Ludwig XV. (1715–1774) zu werden – modern ausgedrückt, für den französischen Geheimdienst zu arbeiten. Im Jahr 1768 bekam er auch die entsprechende Pension zugesichert und ein Anrecht auf Asyl in Frankreich. Vgl. Allgemeine Deutsche Biographie. Bd. 38: ThienemannTunicius. Leipzig 1894, 139. Man könnte natürlich einwenden, dass man wegen der guten habsburgisch-französischen Beziehungen in jenen Jahren diese Spionage und ihre Konsequenzen für die Kaiserlichen nicht so dramatisch sehen sollte. Dennoch war dieser mentale Zwiespalt für Thugut keine einfache Angelegenheit, nicht zuletzt ob der Gefahr, dass man ihn wegen Landesverrats verurteilen konnte. Den kaiserlichen Dienst quittieren, um sich nach Frankreich abzusetzen, dazu hat Baron Thugut letztendlich nicht die Kraft besessen. Kaunitz teilte nicht in jedem Fall die russenfeindliche Einstellung seines Diplomaten in Konstantinopel, so dass er den Internuntius manchmal zur Mäßigung aufrufen musste. Wie es freilich oft der Fall war, gingen die Bedenken gegenüber der erstarkenden russischen Macht in Südosteuropa nicht immer mit dem Willen Hand in Hand, die osmanische Herrschaft auf dem Balkan, koste es was es wolle, zu perpetuieren. Ähnlich dachte auch Thugut, der zwar den Sultan gegen Russland unterstützen wollte, allerdings mit dem Hintergedanken, dass seine europäischen Besitzungen eines Tages der Habsburgermonarchie zufallen sollten. Vgl. rOiDer (wie Anm. 12), 124. Die erste Teilung Polens brachte übrigens viele Vorzüge für die Habsburger: „Not only did the partition help to limit Russia’s march into the Balkans, it also rewarded the monarchy with Polish Galicia, which was easily the most valuable territorial award of First Partition of Poland (1772). With 2,6 million people, Galicia was more populous than the combined acquisitions of Prussia and Russia.“ iNgraO, Charles W.: The Habsburg Monarchy 1618–1815. Cambridge 2000, 195.

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Die Habsburger wurden im 18. Jahrhundert aber nie zu Bundesgenossen des Sultans, ganz im Gegensatz zu Russland, das 1799 nicht zögerte, einen offiziellen Allianzvertrag mit den Osmanen zu unterzeichnen, um gemeinsam gegen Napoleon zu kämpfen.17 Einer der Gründe für diese habsburgische Haltung lag in der Persönlichkeit Josephs II., der immer mehr die Außenpolitik der Monarchie bestimmte. Im Gegensatz zu Maria Theresia wurde der junge Kaiser nicht von Emotionen geleitet, wenn es galt, über das Osmanische Reich zu reflektieren. 1741 geboren, hatte er natürlich keine unmittelbaren eigenen Erfahrungen mit der Zeit des Österreichischen Erbfolgekrieges; er konnte auch die damalige osmanische Neutralität in ihrer Bedeutung für die Habsburgermonarchie nicht wirklich erfassen – ganz im Gegensatz zu seiner Mutter. Joseph II. verkörperte zwar den Typus eines aufgeklärten Monarchen, weshalb ihn die altüberlieferten Klischees vom „Erbfeind des christlichen Namens“ oder vom Krieg gegen die Osmanen als „Glaubenskrieg“ wenig berührten, doch der Enthusiasmus, mit dem er sich Projekten widmete, welche die Aufteilung des Reichs des Sultans behandelten, ist bemerkenswert.18 Ob das verstärkte öffentliche Interesse in der Habsburgermonarchie für die Donau als mögliche Handelsroute zum Schwarzen Meer – eine Tendenz, die man für die 1770er Jahre sehr wohl nachweisen kann19 – auch den Kaiser beflügelte, mag dahinge17

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Vgl. geNOV, Georgi P.: Iztočnijat văpros. Političeska i diplomatičeska istorija [Die Orientalische Frage. Politische und diplomatische Geschichte]. Sofia 2008 [11925], 125. Diese Allianz, die man im 16. oder 17. Jahrhundert sehr wohl als „Verrat an der christlichen Sache“ deuten konnte, war in den Jahrzehnten vor 1800 keinesfalls ein Skandal. Es war natürlich schon etwas seltsam, wenn Russland, das sich seit mehr als einhundert Jahren in der Rolle eines „Befreiers der Christen vom Joch der Türken“ gefiel, nunmehr mit dem angeblichen Glaubensfeind gegen die Franzosen im Mittelmeer Krieg führte. Zu den Ideen, die man am kaiserlichen Hof in den 1760er und 1770er Jahren diskutierte: VOlz, Gustav Berthold: Die Massinschen Vorschläge. Ein Beitrag zur Vorgeschichte der ersten Teilung Polens. In: Historische Vierteljahrschrift 10 (1907), 367–373. – glassl, Horst: Pläne zur Lösung der orientalischen Frage nach dem Siebenjährigen Krieg. In: Saeculum 20 (1969), 69–81. – parVeV, Ivan: Die bulgarischen und die griechischen Länder in der Balkanpolitik der Habsburger, Ende des 17.–18. Jh. In: Etudes balkaniques 2 (1992), 59–66. Vgl. kleemaNN, Nikolaus Ernst: Reisen von Wien über Belgrad bis Kilianova, durch die Butschiack-Tartaren über Kavchan, Bender, durch die Rogero-Tartaren in die Crimm, dann von Kaffa nach Konstantinopel, […], in den Jahren 1768, 1769 und 1770. Wien 1771. Das Buch zeigt eindeutig, dass die Donau bereits damals über das Eiserne Tor schiffbar war, wenn auch nur bei hohem Wasserstand. rOiDer, Karl A. jr.: Reform and Diplomacy in the EighteenthCentury Habsburg Monarchy. In: State and Society in Early modern Austria. Ed. by Charles W. iNgraO. Purdue 1994, 319 f. Der Verfasser spricht von einer „rediscovery of the Danube“ und misst dabei dem Buch Kleemanns eine besondere Rolle zu. Dieses ist in Briefform verfasst und weckt das Interesse des Lesers durch seine ausgefeilten Formulierungen. Neben der Beschreibung der Donau konnte das Publikum auch vieles über den Alltag im Osmanischen Reich erfahren – von der Atmosphäre des Krieges gegen die Russen über die mangelnde Sicherheit innerhalb und außerhalb der Städte bis hin zu den Leiden eines gewissen Heinz Moser aus Koblenz. Er war Soldat in französischen und venezianischen Diensten, was zu seiner Stationierung in Dalmatien führte. Um dem harten Militärdienst zu entgehen, flüchtete er zusammen mit vielen anderen Kameraden aus der Garnison. Die Gruppe wurde aber von einer „Menge Griechen“ überfallen, die einen Teil der Soldaten gefangen nahmen, um sie den Osmanen als Sklaven zu verkaufen. Heinz Moser soll in den verflossenen 13 Monaten insgesamt siebenmal wei-

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stellt sein. Ohne das persönliche Engagement Josephs II. wäre es wohl nicht 1781 zu der Allianz mit Russland gekommen, ohne seine Zustimmung wäre das „Griechische Projekt“ Katharinas II. auch nicht zu einem wirklichen Plan für die Neuordnung Südosteuropas geworden, das 1782 sowohl von Russland als auch von der Habsburgermonarchie diplomatisch getragen wurde. Der Russisch-Osmanische Krieg von 1787, der ein Jahr später durch den habsburgischen Eintritt an der Seite Russlands ausgeweitet wurde, war letztendlich dazu bestimmt, diese bereits vereinbarte politische Perspektive für den Südosten Europas in die Tat umzusetzen.

3. Das „Feindbild Osmanen“ und seine Wandlung Im Laufe des 18. Jahrhunderts rückte das osmanische Feindbild in der Habsburgermonarchie so sehr vom traditionellen Erbfeindstereotyp mit dem bekannten Türkenangstkomplex ab, dass das Land des Sultans mehr und mehr zu einem interessanten Exoten, gar zum Sinnbild des „zauberhaften Orients“ wurde. Dass man seit der zweiten Belagerung Wiens (1683) in der kaiserlichen Residenzstadt immer mehr Kaffee trank und Kipferl (Croissants) aß, oder dass man sich bei Hoffesten und Maskenbällen gern als Türke verkleidete, könnte man als Vorreiter der „Alla turca“ betrachten. Es ist wohl auch kein Zufall, dass die von Johann Wolfgang von Kempelen (1734–1804) in Wien konstruierten und 1769 Maria Theresia vorgeführten mechanischen Puppen, die angeblich selbst Schach spielen konnten, orientalische Kleidung trugen und den Namen „Schachtürken“ bekamen.20 Doch wohl erst mit Mozarts „Entführung aus dem Serail“ (Uraufführung 1782 – bezeichnenderweise am Vorabend der 100-jährigen Wiederkehr der Ereignisse von 1683!), der ersten „echten deutschen Oper“, konnte man die endgültige Abdankung der Osmanen als traditionellen Glaubensfeind der Habsburger ausmachen.21

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terverkauft worden sein, bis er in Kilia landete, wo ihn Kleemann traf. Vgl. kleemaNN (wie Anm. 19), 27. „Ein Figur von mittleren Menschengrösse, als ein Türk gekleidet, sitzt auf einem Stuhle hinter einer viertehalb Fuß lange, zwey Fuß breiten und drittehalb Fuß hohen Kommode. Den rechten Arm streckt sie gerade vor sich auf die Kommode, der linke ruht auf einem Kissen, das ihm zur Unterstützung unterlegt wird. Vor ihr liegt das Schachbrett, in einer und derselben Ebene mit der Oberfläche der Kommode.“ Vgl. hiNDeNburg, Karl Friedrich: Ueber den Schachspieler des Herrn von Kempelen. Nebst einer Abbildung und Beschreibung seiner Sprachmaschine. Leipzig 1784, 12. Was nicht so bekannt ist, wenn man die Geschichte des „Schachtürkens“ verfolgt, ist die Tatsache, dass die „Maschine“ auch Fragen beantworten konnte: „Zulezt wird eine Tafel mit goldenen Buchstaben und Ziffern auf das Schachbrett gelegt, vermittelst welcher die Figur eine willkührlich ihr vorgegeben Frage dadurch beantwortet, daß sie die Buchstaben einzeln mit den Fingern zeigt, die zusammengenommen die Antwort ausmachen. Ehe diese Antwort gegeben wird, wird das Werk in der Figur aufgezogen. […] Die Antworten sind insgemein sehr passend, oft sinnreich: Wie alt bist du? 192 Monate (In Beziehung auf die 16 Jahre a machina condita). Bist du verheiratet? Ich habe viele Weiber. Sehr schicklich für einen Türken, der seine Jahre nach Monden rechnet, die er bey seinen Weibern im Serail verlebt.“ Ebd., 18. Über diese Oper Mozarts siehe baumaN, Thomas: W. A. Mozart. Die Entführung aus dem Serail. Cambridge 1987.

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Es ist natürlich nicht so, dass Habsburger und Osmanen im 18. Jahrhundert ihre alten Feindschaften völlig ablegten und zu Alliierten wurden, die Beziehungen blieben auch weiterhin angespannt und in vielen Bereichen voller Misstrauen. Man sollte auch nicht vergessen, dass es in dieser Zeit immerhin drei Kriege zwischen dem Kaiser und dem Sultan gab. Doch die Veränderungen waren unverkennbar – und das Ablegen der staatsideologischen Voreingenommenheit bildete nur eines der neuen Elemente. Es änderte sich zum Beispiel auch die Einstellung gegenüber dem Türkenkrieg als solchen. Als 1786 Gottfried August Bürger (1748–1794) sein Werk „Wunderbare Reisen zu Wasser und zu Lande – Feldzüge und lustige Abenteuer des Freiherrn von Münchhausen“ veröffentlichte, hatte sich die lesende Öffentlichkeit des Alten Reichs soweit vom traditionellen Bild der Osmanen als „Erbfeind der Christenheit“ entfernt, dass man die Schlachten gegen die Türken inzwischen als ein exotisches Erlebnis aus alter Vergangenheit ansah.22 Es ist auch kein Zufall, dass während der kaiserlichen Belagerung Belgrads 1789 im benachbarten Semlin viele „Fremde eintrafen“, um die erwartete Eroberung der Festung mit eigenen Augen anzusehen.23 Dass der Türkenkrieg zu einer Attraktion ausarten könnte, der zahlungskräftige Schaulustige anziehen würde, hätte 50 Jahre zuvor wohl kaum jemand erahnt. Es war im Krieg von 1788 bis 1791 auch kein großes „Drama“ mehr, wenn man in osmanische Gefangenschaft geriet. Wenn die früheren militärischen Konflikte unerbittlich geführt und von unzähligen Gräueltaten begleitet worden waren, so hatten jetzt die etwa 1.000 kaiserlichen Gefangenen in Konstantinopel keinen besonderen Grund zur Klage mehr. Nicht nur, dass sie in der osmanischen Hauptstadt ihren Sold weiterhin beziehen konnten, ihnen war es auch möglich, sollten sie das Bedürfnis nach Freiheit verspüren, sich als preußische Untertanen auszugeben, um daraufhin unverzüglich nach Hause geschickt zu werden.24 Am Rande sei noch 22

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Nicht nur die Kampfhandlungen mit der osmanischen Armee wurden thematisiert, sondern auch Abenteuer, die eher einer zauberhaft-erotischen Orientvorstellung entsprachen, etwa dass Münchhausen während seiner Gefangenschaft in Konstantinopel sich eine Nacht im Harem versteckt hielt, ermöglicht durch eine ihm wohlgesonnene Dame, um sich vor dem Zorn des Großherrn zu retten. Der Hund des Lügenbarons hieß übrigens „Sultan“. Vgl. Lügen-Chronik oder wunderbare Reisen zu Wasser und zu Lande, und lustige Abenteuer des Freiherrn v. Münchhausen, wie er dieselben bei der Flasche im Zirkel seiner Freunde selbst zu erzählen pflegt. Vollständig in vier Abtheilungen. Erste und zweite Abtheilung. Stuttgart 1839, 148. [Semlin, den 5. September]: „Den 13ten dieses geht der Uebergang der Armee nach Belgrad in 3 Colonnen vor sich, die Berennung den 14ten, die Eröffnung der Laufgräben den 17ten, und das Bombardement den 19ten. Das Waldecksche Corps bleibt zur Deckung der Almasch zurück. Zur Belagerung Belgrads werden 37 vier und zwanzigpfündige, 54 achtzehnpfündige, 36 zwölfpfündige Kanonen, und 50 Mörser von verschieden Calibre gebraucht werden. Hier in Semlin treffen viele vornehme Fremde ein, welche der Belagerung Belgrads zusehen wollen. Die kleinsten Quartiere werden sehr theuer bezahlt, und was nicht unterkommen kann, campirt gleich den Soldaten.“ In: Staats und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten, Num. 151, 22.9.1789. [Wien, den 19. August]: „Nach einem Schreiben eines unserer in Constantinopel befindlichen gefangenen Officiers, beläuft sich die Zahl der Kayserl. gefangenen Soldaten daselbst auf 1030, deren Schicksal ziemlich erleichtert worden, seitdem sich der Französische Gesandte

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erwähnt, dass im 18. Jahrhundert der kaiserliche Botschafter in Konstantinopel nach einem Kriegsausbruch nicht mehr im Kastell der Sieben Türme eingesperrt wurde – eine Tradition, die gegenüber europäischen Residenten seit dem 17. Jahrhundert immer wieder Anwendung gefunden hatte. Nach Karlowitz wurde diese kuriose „Ehrbezeugung“ nur den russischen Botschaftern zuteil. Es war also auch in Konstantinopel kein Geheimnis mehr, dass nicht die Kaiserlichen, nicht die Habsburger, der eigentliche und der gefährlichste Gegner der Osmanen waren, sondern vielmehr das von ambitionierten Zaren angeführte orthodoxe Großreich des Nordens. Wenn man sich über die Wandlung des alten „Feindbilds“ in der Habsburgermonarchie Gedanken macht, darf man natürlich nicht vergessen, dass im 18. Jahrhundert der Handel zwischen den beiden Reichen entlang der Donau durch die längeren Phasen der Friedenszeit einen starken Aufschwung nahm.25 Wenn zwei Menschengenerationen im Alten Reich nur die Baumwolle aus dem Südosten zu sehen bekamen und nicht mehr die Krummschwerter der Janitscharen, dann empfand man die Osmanen auch nicht mehr unbedingt als eine unmittelbare und furchterregende Gefahr. Davon abgesehen, dass sie in diesem Sinne nach 1699 auch tatsächlich keine Gefahr mehr verkörperten.

Schlussbetrachtung Wenn man die eingangs gestellte Frage, ob sich unter bestimmten Voraussetzungen Erzfeinde angesichts einer drohenden Gefahr verbünden könnten, anhand der habsburgisch-osmanischen Beziehungen des 18. Jahrhunderts beantwortet, ist der Schluss uneindeutig. Es ist wahr, dass das alte und traditionelle Bild „wider den Erbfeind christlichen Namens“ nach 1699 mehr und mehr an Aussagekraft und Glaubwürdigkeit verloren hatte und dass die Osmanen mit der Zeit als ein „normaler Gegner“ angesehen wurden. Wenn man aber Vorbehalte jeglicher Art ablegt und konkret die Gruppe der vielen „normalen“ kaiserlichen Gegner durch einen weiteren – den Sultan – bereichert, heißt dies noch lange nicht, dass Wien und Konstantinopel eine dauerhafte und tragfähige Allianz hätten bilden können. Dafür war die jahrhundertelange erbitterte Feindschaft vielleicht eine zu schwere Hypothek oder aber, was rationaler und logischer klingt, die habsburgisch-russische Entfremdung

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ihrer angenommen hat, und sie durch die Vorsorge des Kaysers auch da ihre gewöhnliche Löhnung erhalten.“ In: Ebd., Num. 137, 28.8.1789. – [Constantinopel, den 19. Juli. Ueber Venedig]: „Der Preußische Gesandte reclamirte 12 Kriegsgefangene, als Preußische Unterthanen. Sein Verlangen ward sogleich bewilligt, und auch noch andere, die sich Preußische Unterthanen angaben, erhielten ihre Freyheit.“ In: Ebd., Num. 143, 8.9.1789. Vgl. zu den Handelsbeziehungen der Habsburgermonarchie mit Südosteuropa paskaleVa, Viržinija: Sredna Evropa i zemite na dolnija Dunav prez XVIII–XIX vek [Mitteleuropa und die Länder der unteren Donau im 18.–19. Jahrhundert]. Sofia 1986. – paNOVa, Snežka: Zum Handel der Länder Südosteuropas mit dem übrigen Europa im 17. und 18. Jahrhundert. In: Das Osmanische Reich und Europa 1683 bis 1789: Konflikt, Entspannung und Austausch. Hg. v. Gernot heiss und Grete kliNgeNsteiN. Wien 1983, 194–206.

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nicht so groß wie etwa am Vorabend des Ersten Weltkrieges. Andererseits, wenn man die Entwicklung der europäisch-osmanischen Beziehungen seit dem 14. Jahrhundert betrachtet, wird man unschwer feststellen, dass fast bis zum Ende des Ancien Régime die europäischen (christlichen) Staaten immer noch Bedenken hatten, mit dem Sultan formelle und öffentliche Allianzverträge abzuschließen, geschweige denn die Osmanen militärisch gegen ein anderes Land in Europa zu unterstützen. Insofern waren die Habsburger in ihrer Einstellung gegenüber dem Großherrn durchaus im „europäischen Trend“. Zur gleichen Zeit aber, und das ist vielleicht etwas kurios, wenn man sich die habsburgisch-osmanischen Beziehungen bis 1699 vor Augen hält, war man in Wien unter bestimmten Bedingungen bereit, sich für die Integrität der europäischen Länder des Sultans einzusetzen. Dies jedoch nicht militärisch und dauerhaft! Es war auch nicht eine plötzlich erwachte Liebe für den osmanischen Orient, die die kaiserlichen Politiker zum Umdenken bewog. Vielmehr wurde nüchtern erkannt, dass Landerwerb in Mittel- und Westeuropa inzwischen sehr schwer zu realisieren war, während auf dem Balkan eine territoriale Entfaltung noch immer möglich war. Für die Wiener Politiker des 18. Jahrhunderts waren auch die Russen nicht der „große Gegner“, wie man ihn aus der Zeit nach 1878 kennt. Insofern entsprang die zeitweise aufflammende Parteinahme der Kaiserlichen für den „geliebten Feind“ keinesfalls einer klaren antirussischen Frontstellung, wie es etwa England während des Krimkrieges praktizierte. Vielmehr wollten die Habsburger Gebiete in Südosteuropa für sich beanspruchen und, wenn möglich, auch angliedern. Und dabei war es dem Kaiser gleichgültig, ob er das durch einen siegreichen Feldzug realisierte, im Einvernehmen mit Russland, oder aber als Entlohnung für seine guten diplomatischen Dienste direkt von der Hohen Pforte bekam. Wenn man will, könnte man diese deutlich veränderte Einstellung den Osmanen gegenüber in der Habsburgermonarchie des 18. Jahrhunderts als eine Umschreibung der alten habsburgischen Maxime „Bella gerant alii, tu felix Austria nube“ ansehen. Sie müsste jedoch anders klingen: „Feinde mögen andere haben, du glückliches Österreich nur deine Interessen.“

Autorenverzeichnis Zsuzsa barbarics-hermaNik, Dr.; wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Geschichte, Südosteuropäische Geschichte und Anthropologie der Karl-FranzensUniversität Graz. Forschungsschwerpunkte: Geschichte des Osmanischen Reiches (15.–18. Jh.), Türkenbilder und Türkengedächtnis in Zentral- und Südosteuropa sowie transkulturelle Kommunikations- und Austauschprozesse zwischen dem Osmanischen Reich und der Habsburgermonarchie. Publikationsauswahl: The Visual in Transcultural Exchange: Emblems of the First Ottoman Printing Press (im Druck). – Medien und Protagonisten im Kulturaustausch zwischen der Habsburgermonarchie und dem Osmanischen Reich (im Druck). [email protected]. Éva bóka, Dr. habil.; Lehrbeauftragte der Corvinus Universität Budapest. Forschungsschwerpunkte: Diplomatiegeschichte in der Frühen Neuzeit, Geschichte der europäischen Geschichte und Integration. Publikationsauswahl: Európa és az Oszmán Birodalom a 16–17. században [Europa und das Osmanenreich im 16. und 17. Jahrhundert]. Budapest 2004. – In Search of Stereotype: “The Turkish Question”. In: Südost-Forschungen 55 (1996), 1–24. [email protected]. Dennis Dierks, M. A.; wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Osteuropäische Geschichte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Forschungsschwerpunkte: Geschichtstradierungen und Erinnerungskulturen in Südosteuropa, Islam auf dem Balkan, die osmanisch-europäischen Beziehungen in der Frühneuzeit. [email protected]. Ekkehard eickhOFF, Dr. phil. habil.; Publikationsauswahl: Venedig, Wien und die Osmanen. Umbruch in Südosteuropa 1645 bis 1700. München 1973, überarbeitet und ergänzt Stuttgart 2008. – Venedig – Spätes Feuerwerk. Glanz und Untergang der Republik 1700–1797. Stuttgart 2006. – Friedrich Barbarossa im Orient. Kreuzzug und Tod Friedrichs I. Tübingen 1977. [email protected]. Işiksel Güneş, Dr.; Mitarbeiter an der Universität Paris 1, Centre d’histoire moderne et des révolutions. Forschungsschwerpunkt: Geschichte des Osmanischen Reiches in der Frühen Neuzeit. Publikationsauswahl: Les relations culturelles et scientifiques entre Turquie et France au 20e siècle. Hg. mit Emmanuel Szurek. Rennes 2012 (im Druck). – Friendship and the principle of good neighbourhood between Bayezid II and Matthias Corvinus. In: Matthias Corvinus und seine Zeit. Europa am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit zwischen Wien und Konstantinopel. Hg. v. Christian Gastgeber u. a. Wien 2011, 33–36. [email protected].

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Gábor kármáN, Dr.; wissenschaftlicher Mitarbeiter am GWZO an der Universität Leipzig. Forschungsschwerpunkte: Außenpolitik des Fürstentums Siebenbürgen im 17. Jahrhundert, die siebenbürgische Gesandtschaft an der Hohen Pforte, interkulturelle Kommunikation im ostmittel- und südosteuropäischen Raum. Publikationsauswahl: Erdélyi külpolitika a vesztfáliai béke után [Siebenbürgische Außenpolitik nach dem Westfälischen Frieden]. Budapest 2011. – Identity and Borders: Seventeenth Century Hungarian Travellers in the West and East. In: European Review of History 17 (2010), 555–579. [email protected]. Marlene kurz, Dr.; Institut für Geschichte an der Universität Wien. Forschungsschwerpunkte: Geschichte des islamischen Raumes im 18. und 19. Jahrhundert, osmanische Historiographie, Religionsgeschichte. Publikationsauswahl: Das sicill aus Skopje. Kritische Edition, Übersetzung und Kommentierung des einzigen vollständig erhaltenen Kadiamtsregisterbandes (sicill) aus Skopje/Üsküb. Wiesbaden 2003. – Österreich in der osmanischen Historiographie. In: Das Osmanische Reich und die Habsburgermonarchie in der Neuzeit. Hg. mit Martin Scheutz, Karl Vocelka und Thomas Winkelbauer. Wien-München 2005, 51–63. [email protected]. Mónika F. mOlNár, Dr.; Literaturwissenschaftliches Institut der Ungarischen Akademie der Wissenschaften. Forschungsschwerpunkte: Osmanisch-ungarisch-italienische Beziehungen in der Frühen Neuzeit, osmanische Alltagsgeschichte. Publikationsauswahl: Az Oszmán és a Habsburg Birodalom közti határ kijelölése a karlócai békét követően (1699–1701) [Die Grenzbestimmungen zwischen Osmanischen Reich und Habsburgerreich nach dem Frieden von Karlowitz (1699–1701)]. Manuskript 2009. – The Recent Results of Hungarian Research of the History of the Ottoman Empire. In: Bulgarian Historical Review 3–4 (2006), 232–242. [email protected]. Jan Paul NieDerkOrN, Dr.; Forschungsschwerpunkte: Habsburgische Höfe in der Frühen Neuzeit, internationale Beziehungen 1550–1700. Publikationsauswahl: Die europäischen Mächte und der „Lange Türkenkrieg“ Kaiser Rudolfs II. (1593– 1606). Wien 1993. – Der Sturz des Großwesirs. In: Der Fall des Günstlings: Hofparteien in Europa vom 13. bis zum 17. Jahrhundert. Hg. v. Jan Hirschbiegel und Werner Paravicini. Ostfildern 2004, 127–136. [email protected] Teréz ObOrNi, Dr.; wissenschaftliche Mitarbeiterin am Historischen Institut der Ungarischen Akademie der Wissenschaften. Forschungsschwerpunkt: Geschichte Siebenbürgens in der Frühen Neuzeit. Publikationsauswahl: Udvar, állam és kormányzat a kora újkori Erdélyben [Hof, Staat und Regierung in Siebenbürgen in der Frühen Neuzeit]. Budapest 2011. – King John I of Szapolyai’s Diplomat: István Brodarics. In: Podravina IX/18 (2010), 23–34. [email protected].

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Katalin tOma, Dr.; Forschungsschwerpunkt: Ungarische Geschichte der Frühen Neuzeit. Publikationsauswahl: Adalékok ifj. Lazarus Henckel tiroli tartózkodásához [Anmerkungen zum Tiroler Aufenthalt von Lazarus Henckel d. J.]. In: Balázs Mihály köszöntése. Gem. mit István Fazekas. Szeged 2011. [email protected]. Szabolcs Varga, Dr.; wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Theologischen Hochschule in Pécs. Forschungsschwerpunkte: Geschichte der Osmanenherrschaft in Ungarn und Kroatien-Slawonien, Kirchengeschichte Ungarns in der Frühneuzeit. Publikationsauswahl: The Garden of Irem. The History of Pécs in the Ottoman Era 1526–1686. Pécs 2009. – The History of the “Double Royal Election” of 1527 in Croatia and Slavonia. In: Századok 142 (2008), 1075–1135. [email protected]. Nedim zaHirović, Dr.; wissenschaftlicher Mitarbeiter am GWZO an der Universität Leipzig. Forschungsschwerpunkt: Bosnien, Kroatien und Ungarn unter der osmanischen Herrschaft, vorwiegend im 16. und 17. Jahrhundert. Publikationsauswahl: Murteza Pascha von Ofen zwischen Panegyrik und Historie. Eine literarischhistorische Analyse eines osmanischen Wesirspiegels von Nergisi (El-vasfü l-kamil fi-ahvali l-veziri l-adil). Frankfurt/Main 2010. – Bemerkungen Friedrich Wilhelm von Taubes über Grenzleben und Grenzhandel in Slawonien und Syrmien in den Jahren 1776 und 1777. In: Europa und die Türkei im 18. Jahrhundert. Hg. v. Barbara Schmidt-Haberkamp. Göttingen 2011, 277–286. [email protected].

f o r s c h u ng e n z u r g e s c h i c h t e u n d k u lt u r d e s ö s t l i c h e n m i t t e l e u ro pa Veröffentlichungen des Geisteswissenschaftlichen Zentrums Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas e.V. an der Universität Leipzig Herausgegeben von Winfried Eberhard, Adam Labuda, Christian Lübke, Heinrich Olschowsky, Hannes Siegrist, Petr Sommer und Stefan Troebst. Die Bände 1–3 sind im Akademie-Verlag (Berlin), der Band 4 im Leipziger Universitätsverlag erschienen.

Franz Steiner Verlag

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ISSN 1435–9030

Eva Behring / Ludwig Richter / Wolfgang F. Schwarz (Hg.) Geschichtliche Mythen in den Literaturen und Kulturen Ostmittelund Südosteuropas 1999. 418 S., geb. ISBN 978-3-515-07445-2 7. Joachim Bahlcke / Arno Strohmeyer (Hg.) Konfessionalisierung in Ostmitteleuropa Wirkungen des religiösen Wandels im 16. und 17. Jahrhundert in Staat, Gesellschaft und Kultur 1999. 439 S. mit Frontisp., 7 Abb. und 1 Kte., geb. ISBN 978-3-515-07583-1 8. Peter Donat / Heike Reimann / Cornelia Willich Slawische Siedlung und Landesausbau im nordwestlichen Mecklenburg 1999. 260 S. mit 12 s/w- und 2 fbg. Ktn. als Beilage, geb. ISBN 978-3-515-07620-3 9. Arnold Bartetzky (Hg.) Das große Zeughaus in Danzig Baugeschichte – Architekturgeschichtliche Stellung – Repräsentative Funktion 2000. Bd. 1 (Text): 290 S.; Bd. 2 (Abb.): 161 Taf. mit 329 Abb. (davon 2 Faltktn. und 9 Farbabb.), geb. ISBN 978-3-515-07542-8 10. Marina Dmitrieva / Karen Lambrecht (Hg.) Krakau, Prag und Wien Funktionen von Metropolen im frühmodernen Staat 2000. 367 S. und 64 Taf. mit 99 Abb., geb. ISBN 978-3-515-07792-7

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Ole Harck / Christian Lübke (Hg.) Zwischen Reric und Bornhöved Die Beziehungen zwischen den Dänen und ihren slawischen Nachbarn vom 9. bis ins 13. Jahrhundert. Beiträge einer internationalen Konferenz in Leipzig vom 4.–6. Dezember 1997 2001. 248 S. mit 83 Abb., geb. ISBN 978-3-515-07671-5 Andrea Langer / Georg Michels (Hg.) Metropolen und Kulturtransfer im 15./16. Jahrhundert Prag – Krakau – Danzig – Wien 2001. 277 S. mit 72 Abb. (davon 21 fbg.), geb. ISBN 978-3-515-07860-3 Andrea Langer Die Gnadenkirche „Zum Kreuz Christi“ in Hirschberg Zum protestantischen Kirchenbau Schlesiens im 18. Jahrhundert 2003. 203 S. und 87 Taf. mit 154 z.T. fbg. Abb., geb. ISBN 978-3-515-07470-4 Andreas R. Hofmann / Anna Veronika Wendland (Hg.) Stadt und Öffentlichkeit in Ostmitteleuropa 1900–1939 Beiträge zur Entstehung moderner Urbanität zwischen Berlin, Charkiv, Tallin und Triest 2002. 308 S. mit 24 Abb., geb. ISBN 978-3-515-07937-2 Eva Behring Rumänische Schriftsteller im Exil 1945–1989 2002. 209 S., geb. ISBN 978-3-515-08050-7

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Hans-Christian Maner / Martin Schulze Wessel (Hg.) Religion im Nationalstaat zwischen den Weltkriegen 1918–1939 Polen – Tschechoslowakei – Ungarn – Rumänien 2002. 220 S., geb. ISBN 978-3-515-08235-8 Hansjürgen Brachmann / Elżbieta Foster / Christine Kratzke / Heike Reimann Das Zisterzienserkloster Dargun im Stammesgebiet der Zirzipanen Ein interdisziplinärer Beitrag zur Erforschung mittelalterlicher Siedlungsprozesse in der Germania Slavica 2003. 457 S. mit 51 Abb. (davon 8 fbg.), geb. ISBN 978-3-515-08268-6 Wojciech Bałus Krakau zwischen Traditionen und Wegen in die Moderne Zur Geschichte der Architektur und der öffentlichen Grünanlagen im 19. Jahrhundert 2003. 133 S. und 48 Taf. mit 1 Farb- und 92 s/w-Abb., geb. ISBN 978-3-515-08344-7 Rüdiger Ritter Wem gehört Musik? Warschau und Wilna im Widerstreit nationaler und städtischer Musikkulturen vor 1939 2004. 226 S. mit 28 Abb., geb. ISBN 978-3-515-08346-1 Eva Behring † / Juliane Brandt / Mónika Dózsai / Alfrun Kliems / Ludwig Richter / Hans-Christian Trepte Grundbegriffe und Autoren ostmitteleuropäischer Exilliteraturen 1945–1989 Ein Beitrag zur Systematisierung und Typologisierung 2004. 747 S., geb. ISBN 978-3-515-08389-8 Kerstin Kirsch Slawen und Deutsche in der Uckermark Vergleichende Untersuchungen zur Siedlungsentwicklung vom 11. bis zum 14. Jahrhundert 2004. 546 S. mit 57 Abb. und 2 Faltktn., geb. ISBN 978-3-515-08604-2 Alfrun Kliems (Hg.) Slowakische Kultur und Literatur im Selbst- und Fremdverständnis

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Ludwig Richter zum 70. Geburtstag 2005. 385 S., geb. ISBN 978-3-515-08676-9 Joachim Bahlcke Ungarischer Episkopat und österreichische Monarchie Von einer Partnerschaft zur Konfrontation (1686–1790) 2005. 516 S. mit 10 Abb., geb. ISBN 978-3-515-08764-3 Petr Maťa / Thomas Winkelbauer (Hg.) Die Habsburgermonarchie 1620 bis 1740 Leistungen und Grenzen des Absolutismusparadigmas 2006. 474 S. mit 2 Abb., geb. ISBN 978-3-515-08766-7 Hans-Christian Maner / Norbert Spannenberger (Hg.) Konfessionelle Identität und Nationsbildung Die griechisch-katholischen Kirchen in Ostmittel- und Südosteuropa im 19. und 20. Jahrhundert 2007. 237 S. mit 19 Abb. und 4 Ktn., geb. ISBN 978-3-515-09024-7 Alena Janatková / Hanna Kozińska-Witt (Hg.) Wohnen in der Großstadt 1900–1939 Wohnsituation und Modernisierung im europäischen Vergleich 2006. 474 S. mit 3 Farb- und 59 s/w-Abb., geb. ISBN 978-3-515-08345-4 Martin Schulze Wessel Nationalisierung der Religion und Sakralisierung der Nation 2006. 272 S. mit 2 Farb- und 1 s/w-Abb., geb. ISBN 978-3-515-08665-x Anna Ohlidal / Stefan Samerski (Hg.) Jesuitische Frömmigkeitskulturen Konfessionelle Interaktion in Ostmitteleuropa 1570–1700 2006. 339 S. mit 35 Abb. und 1 Kte., geb. ISBN 978-3-515-08932-6 Hans-Christian Maner Multikonfessionalität und neue Staatlichkeit Orthodoxe, griechisch-katholische und römisch-katholische Kirche in Siebenbürgen und Altrumänien zwischen den Weltkriegen (1918–1940) 2007. 408 S., geb. ISBN 978-3-515-08667-7

30. Hanna Kozińska-Witt Krakau in Warschaus langem Schatten Konkurrenzkämpfe in der polnischen Städtelandschaft 1900–1939 2008. 231 S., geb. ISBN 978-3-515-08666-0 31. Elżbieta Foster / Cornelia Willich (Hg.) Ortsnamen und Siedlungsentwicklung Das nördliche Mecklenburg im Früh- und Hochmittelalter. Mit einem siedlungsgeschichtlichen Beitrag von Torsten Kempke 2007. 529 S. mit 4 s/w-Ktn. und 2 fbg. Faltktn., geb. ISBN 978-3-515-08938-8 32. Marina Dmitrieva Italien in Sarmatien Studien zum Kulturtransfer im östlichen Europa in der Zeit der Renaissance 2008. 277 S. und 48 Taf. mit 20 Farbund 121 s/w-Abb., geb. ISBN 978-3-515-08924-1 33. Evelin Wetter (Hg.) Formierung des konfessionellen Raums in Ostmitteleuropa 2008. 424 S. mit 81 Abb., geb. ISBN 978-3-515-09131-2 34. Doris Bulach / Matthias Hardt (Hg.) Zentrum und Peripherie in der Germania Slavica Beiträge zu Ehren von Winfried Schich 2008. 385 S. mit 12 Farb- und 84 s/w-Abb., geb. ISBN 978-3-515-09158-9 35. Yvonne Kleinmann (Hg.) Kommunikation durch symbolische Akte Religiöse Heterogenität und politische Herrschaft in Polen-Litauen 2010. 305 S. mit 21 s/w-Abb., geb. ISBN 978-3-515-09419-1 36. Heike Reimann / Fred Ruchhöft / Cornelia Willich Rügen im Mittelalter Eine interdisziplinäre Studie zur mittelalterlichen Besiedlung auf Rügen 2011. 355 S. mit 61 Abb., geb. ISBN 978-3-515-09441-2 37. Markus Koller Eine Gesellschaft im Wandel Die osmanische Herrschaft in Ungarn im 17. Jahrhundert (1606–1683) 2010. 226 S., geb. ISBN 978-3-515-09663-8

38. Ludwig Richter (Hg.) Der Briefwechsel zwischen Bohuslav Balbín und Christian Weise 1678–1688 Lateinisch-deutsche Ausgabe 2010. 339 S. mit 3 Abb., geb. ISBN 978-3-515-09688-1 39. János Kalmár / János J. Varga (Hg.) Einrichtungswerk des Königreichs Hungarn (1688–1690) 2010. 516 S., geb. ISBN 978-3-515-09778-9 40. Petr Hlaváček Die böhmischen Franziskaner im ausgehenden Mittelalter Studien zur Kirchen- und Kulturgeschichte Ostmitteleuropas 2011. 230 S. mit 9 Farb- und 3 s/w-Abb., geb. ISBN 978-3-515-09674-4 41. Ute Raßloff (Hg.) Wellenschläge Kulturelle Interferenzen im östlichen Mitteleuropa des langen 20. Jahrhunderts 2013. 460 S. mit 13 Farb- und 9 s/w-Abb., geb. ISBN 978-3-515-09843-4 42. Beata Hock Gendered Artistic Positions and Social Voices Politics, Cinema, and the Visual Arts in State-Socialist and Post-Socialist Hungary 2013. 284 S. mit 13 Farb- und 12 s/w-Abb., geb. ISBN 978-3-515-10209-4 43. Stefan Troebst Erinnerungskultur – Kulturgeschichte – Geschichtsregion Ostmitteleuropa in Europa 2013. 440 S. mit 2 Farb- und 5 s/w-Abb., geb. ISBN 978-3-515-10384-8 44. in Vorbereitung 45. Arno Strohmeyer / Norbert Spannenberger (Hg.) Frieden und Konfliktmanagement in interkulturellen Räumen Das Osmanische Reich und die Habsburgermonarchie in der Frühen Neuzeit 2013. 389 S. mit 6 s/w-Abb., geb. ISBN 978-3-515-10434-0

Die habsburgisch-osmanischen Beziehungen der Frühen Neuzeit wurden über lange Zeit einseitig als Konfliktgeschichte wahrgenommen und beschrieben. Die acht mit äußerster Grausamkeit geführten „Türkenkriege“ prägten die Wahrnehmung der Zeitgenossen, brannten sich in das kollektive Gedächtnis ein und beeinflussen bis heute maßgeblich die Erinnerung. Der Band bricht mit diesem leitenden Narrativ und stellt das von der Forschung vernachlässigte Konfliktmanagement in den Mittelpunkt, das beide Seiten ebenso betrieben, wie mehr als 60 Friedensverträge und Waffenstillstandsabkommen belegen. Dabei mussten nicht nur gegensätzliche Machtansprüche gezähmt, sondern auch tief gehende kulturelle Brüche überbrückt, langlebige Feindbilder überwunden und fundamentale religiöse Differenzen bewältigt werden. Wie erfolgte dies? Welche Mechanismen der Deeskalation gelangten zur Anwendung? Mit welchen Denkmustern wurde das ideologische Konfliktpotenzial reduziert? Welche Formen von „Friedenspolitik“ können beobachtet werden und woran konnten diese scheitern? Diese Fragen untersuchen zwanzig ausgewiesene Spezialistinnen und Spezialisten aus Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Deutschland, Kroatien, Österreich, der Türkei und Ungarn.

isbn 978-3-515-10434-0

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7835 1 5 1 04340