Typologie denominaler Verben [Reprint 2012 ed.] 9783110952148, 9783484304192

This volume provides a typological description of word-building as exemplified by denominal verbs. Basics results of the

180 15 7MB

German Pages 263 [268] Year 2000

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Table of contents :
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Vorwort zur deutschsprachigen Ausgabe
Abkürzungen und Symbole
Tabellenverzeichnis
Einführung
Kapitel I. Typologie der Bildung denominaler Verben
Kapitel 2. Typologie der Bedeutungen denominaler Verben
Kapitel 3. Typologie der die denominalen Verben motivierenden Substantive
Kapitel 4. Bedeutungstypen von Affixen der denominalen Verben
Kapitel 5. Typologische Klassifikation der denominalen Verbsysteme
Fragebogen fur die typologische Beschreibung der DV
Literaturverzeichnis
Wörterbücher
Anhang
Sprachenverzeichnis
Personenregister
Sachregister
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Typologie denominaler Verben [Reprint 2012 ed.]
 9783110952148, 9783484304192

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Linguistische Arbeiten

419

Herausgegeben von Hans Altmann, Peter Blumenthal, Herbert E. Brekle, Gerhard Heibig, Hans Jürgen Heringer, Heinz Vater und Richard Wiese

Vladimir D. Kaliuscenko

Typologie denominaler Verben

Max Niemeyer Verlag Tübingen 2000

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Kaliuscenko, Vladimir D.: Typologie denominaler Verben / Vladimir D. Kaliuscenko. - Tübingen : Niemeyer, 2000 (Linguistische Arbeiten ; 419) ISBN 3-484-30419-7

ISSN 0344-6727

© Max Niemeyer Verlag GmbH, Tübingen 2000 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany. Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier. Druck: Weihert-Druck GmbH, Darmstadt Einband: Industriebuchbinderei Nädele, Nehren

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

VII

Vorwort zur deutschsprachigen Ausgabe

VIII

Abkürzungen und Symbole

IX

Tabellenverzeichnis

XI

Einführung

1

Kapitel 1 Typologie der Bildung denominaler Verben

5

1.1. Präzisierung des Forschungsobjektes

5

1.2. Die formalen DV-Typen 1.3. Affixlose Verben 1.4. Affigierte Verben 1.5. Analytische Verben 1.6. Reduplizierte Verben 1.7. Durch Tonhöhenwechsel gebildete Verben 1.8. Durch Betonungsänderung gebildete Verben 1.9. Strukturtypen der deutschen DV 1.10. Schlußfolgerungen

6 6 8 11 11 12 12 12 13

Kapitel 2 Typologie der Bedeutungen denominaler Verben

17

2.1. Beschreibungsmethoden der Semantik denominaler Verben 2.2. Possessive Verben 2.3. Attributive Verben 2.4. Lokative Verben 2.5. Objektverben 2.6. Instrumentative Verben 2.7. Prädikative Verben 2.8. Temporale denominale Verben 2.9. Ereignisverben 2.10. Der Resttyp denominaler Verben 2.11. Materialanalyse, Schlußfolgerungen, Implikationen

17 22 32 39 44 51 54 61 63 67 69

VI Kapitel 3 Typologie der die denominalen Verben motivierenden Substantive 3.1. 3.2. 3.3. 3.4.

Der formale Aspekt Der semantische Aspekt Typologischer Test Schlußfolgerungen

Kapitel 4 Bedeutungstypen von Affixen der denominalen Verben 4.1. 4.2. 4.3. 4.4.

Kategoriale Bedeutung Räumliche Bedeutung Konkrete Bedeutungen Schlußfolgerungen

Kapitel 5 Typologische Klassifikation der denominalen Verbsysteme 5.1. Klassifikation von Systemen der DV nach ihren Strukturen und Bildungsmustern 5.2. Klassifikation von Systemen der DV nach den Bedeutungen ihrer Wortbildungsaffixe 5.3. Klassifikation von Systemen der DV nach ihren semantischen Gruppen 5.4. Typologische Charakteristik des deutschen denominalen Verbsystems 5.5. Schlußfolgerungen

89 89 95 107 112 119 119 125 136 143 149

149 153 155 162 163

Fragebogen für die typologische Beschreibung der DV

168

Literaturverzeichnis

177

Wörterbücher

188

Anhang

189

Sprachenverzeichnis

248

Personenregister

250

Sachregister

252

Vorwort

Das vorliegende Buch beinhaltet die typologische Beschreibung der Wortbildung am Beispiel denominaler Verben. Dabei wird hier Typologie als Erkenntnismethode allgemeiner und besonderer Eigenschaften konkreter Sprachen und menschlicher Sprache im Ganzen verstanden. Diese Methode wird zur Erforschung einzelner Subsysteme einer Sprache angewandt. Sie ermöglicht Schlußfolgerungen, aus denen sich eine allgemeine Sprachtheorie formulieren läßt. Diese Forschungsrichtung jedoch läßt die Beschreibung vieler konkreter sprachlicher Erscheinungen vermissen, sie fehlt praktisch gänzlich in der Wortbildung. Zu den wichtigsten Ergebnissen der vorliegenden Arbeit zählen der konzeptuelle Apparat und der Fragebogen zur Beschreibung denominaler Verben, welche beide auf dem Material von Uber 60 Sprachen erforscht wurden, sowie die interiingualen Verallgemeinerungen (Universalien) auf dem Gebiet der denominalen Verbbildung. Die vorliegende Forschungsarbeit steht methodologisch den Arbeiten der Gruppe fur typologische Sprachstudien des Instituts fur linguistische Forschung der Russischen Akademie der Wissenschaften nahe wie den Arbeiten z.B. "Typologie der Kausativkonstruktionen" (hrsg. von A.A. CholodoviC, 1969), "Typologie der Passivkonstruktionen" (hrsg. von A.A. Cholodovié, 1974), "Typologie der Resultativkonstruktionen" (hrsg. von V.P. Nedjalkov, 1983) und "Typologie der Reflexivverben" (E.

GeniuSiene, 1987). Den Wissenschaftlern

dieser Gruppe möchte ich fur stetige Unterstützung meinen Dank aussprechen. Besonders dankbar bin ich meinem Lehrer V.P. Nedjalkov, unter dessen Einfluß dieses

Buch

entstanden ist. Für kritische Anmerkungen und wertvolle Ratschläge danke ich V.M. Alpatov, W. Boeder, V.V. Bogdanov, G. Bossong, B. Comrie, E.L. Ginzburg, B.V. Kaseviò, L.V. Sacharnyj. Eine große Hilfe war mir E.S. GeniuSiene zum einen indirekt durch ihre Publikationen und zum anderen, unmittelbar durch die Überprüfung des litauischen und englischsprachigen Materials. Mein Dank gilt auch den Informanten, die das Material der verschiedenen Sprachen überprüft haben: A. Salim, M. Borisenko, N.V. Bulatova, T. Gajdarova, N.N. Efremova, S. Koklaò, E.A. MenSikova, V. A. Robbek. Es bleibt mir zu hoffen, daß mögliche Fehler und Ungenauigkeiten, für die ich natürlich die volle Verantwortung trage, die Gesamtkonzeption der Arbeit nicht in Frage stellen, und daß das Buch denjenigen Linguisten, die sich für Wortbildung und Typologie interessieren, von Nutzen sein wird.

V. KaliuSöenko

Januar 1994

Vorwort zur deutschsprachigen Ausgabe

Die deutsche Fassung des Buches entstand im Rahmen eines gemeinsamen Projekts, das von Mitarbeitern des Lehrstuhls für Germanistik der Universität Donezk (Ukraine) und des Instituts für Deutschlandforschung sowie anderer Institute der Ruhr-Universität Bochum (Deutschland) realisiert wurde. Den deutschen Kollegen Herrn Prof. K.G. Klussmann, Herrn Prof. K. Eimermacher, Herrn Prof K.-P. Wegera gebührt mein herzlicher Dank für die Unterstützung des Projekts und die Hilfe bei seiner Realisierung und Herrn Prof. H. Jachnow für die Begutachtung dieser Arbeit. Mein Dank gilt auch der Volkswagenstiftung für die Finanzierung des Projekts. Herrn V. Alexenko, Frau E. Gaus, Frau L.P. Galuschkina und Frau B. Lange bin ich für ihre unüberschätzbare Hilfe bei der Vorbereitung der deutschen Fassung zu Dank verpflichtet.

V. KaliuSöenko

März 1999

Abkürzungen und Symbole

1. A b k ü r z u n g e n f ü r S p r a c h e n

afg. - Afghanisch (=Paschto)

mnd. - Mittelniederdeutsch

aim. - Aimara

nan. - Nanajisch

aleut. - Aleutisch

nenz. - Nenzisch

aserb. - Aserbaidschanisch

niv. - Niwchisch

bulg. - Bulgarisch

orok. - Orokisch

dän. - Dänisch

osset. - Ossetisch

dt. - Deutsch

öster.

engl. - Englisch

Deutschen

-

österreichische

esk. - Eskimo

pol. - Polnisch

even. - Evenisch

rum. - Rumänisch

evenk. - Evenkisch

russ. - Russisch

fin. - Finnisch

schw. - Schwedisch

fr. - Französisch

Schweiz.

indones. - Indonesisch

Deutschen

-

schweizerische

ital. - Italienisch

slow. - Slowakisch

itelm. - Itelmenisch

span. - Spanisch

jak. - Jakutisch

süddt. - Süddeutsch

kan. - Kanaresisch

tads. - Tadschikisch

kas. - Kasachisch

tag. - Tagalog

kl. Arab. - klassisches Arabisch

tschech. - Tschechisch

kor. - Korjakisch

türk. - Türkisch

Its. - Lettisch

tuw. - Tuwinisch

lit. - Litauisch

ukr. - Ukrainisch

mand. - Mandschurisch

ung. - Ungarisch

mans. - Mansisch

usbek. - Usbekisch

mar. - Marijisch

weps. - Wepsisch

mhd. - Mittelhochdeutsch

2. A b k ü r z u n g e n und Z e i c h e n f ü r T e r m i n i DF - Deutungsformel DV - denominales Verb M S - motivierendes Substantiv

Variante

Variante

des

des

χ SI, S2, S3 - Argumente eines denominalen Verbs Sm - das durch ein motivierendes Substantiv ausgedrückte Argument eines DV

3. Sonstige Abkürzungen

bauw. - Bauwesen biol. - Biologie dial. - Dialekt dicht. - dichterisch herabs. - herabsetzend pl. - Plural scherz. - scherzhaft seef. - Seefahrt seit. - seltenes Wort sing. - Singular techn. - Technik term. - Terminus umg. - umgangssprachlich veralt. - veraltetes Wort

4. S y m b o l e < - , — » - Derivationsrichtung ? - zweifelhafter Fall, zweifelhaftes Beispiel

Tabellenverzeichnis

(1) (2) (3) (4) (5) (6) (7) (8) (9) (10) (11) (12) (13) (14) (15) (16) (17) ( 18) ( 19) (20) (21 ) (22) (23) (24)

Formale Typen und Bildungsmuster denominaler Verben Possessive Verben Attributive Verben Lokative DV Objektverben DV, deren MS einen Zustand, ein Gefühl, eine Beziehung bezeichnen Temporale Verben "Ereignisverben" Typen denominaler Verben im Deutschen Formale Typen der die Verben motivierenden substantivischen Stämme.. Quantitative Charakteristik deutscher DV, die durch Substantive bestimmter semantischer Gruppen motiviert sind Typologische DV-lndexe Vergleich der Produktivität bestimmter Bildungsweisen deutscher DV aufgrund der zwei Verbenverzeichnisse Quantitative Charakteristik der Verben, die durch die Substantive "Personennamen nach Geschlecht, Alter, Verwandschaftsgrad" motiviert sind.... Räumliche Bedeutungen von Präfixen der denominalen Verben Possessive DV im Deutschen Attributive DV im Deutschen Lokative DV im Deutschen Präfigierte DV im Deutschen Typologie von DV-Strukturen Typologie affigierter DV Typologie der DV-Affixbedeutungen Typologische Produktivität der diagnostischen DV-Gruppen Universalien im Bereich der denominalen Verbbildung

15 23 33 40 45 58 62 64 88 93 104 115 116 117 130 133 13 3 134 13 6 150 152 154 157 165

Einführung

Die vorliegende Arbeit nimmt eine typologische Untersuchung eines Subsystems der Wortbildung nämlich denominaler Verben (DV) vor, d. h. Verben, die von Substantiven abgeleitet werden, ζ. B. russ. gost' gostit ' 'zu Gast sein', vgl. analoge Paare: bulg. gost —> gostuvam, lett. viesis viesoties, schwed. gast gästa usw. Die DV wurden am Material verschiedener, meist gut erforschter Sprachen beschrieben, vgl. z.B. im Bulgarischen - Herej-Szymañska 1978, im Deutschen - Wellmann 1973, Gersbach, Graf 1985, KaliuSCenko 1988, Kulak 1964, SinkeviC 1977 etc., im Frühneuhochdeutschen - Prell/Schebben-Schmidt 1996, im Englischen - Marchand 1961, Clark, Clark 1979, Kostenko 1965, Zagorujko 1961 etc., im Französischen - Vorozcov 1978, im Polnischen - Grzegorczykowa 1969, Ostromçska-Fr^czak 1983, im Russischen - Avilova 1965, Uluchanov 1977, im Ukrainischen - Gorodens'ka, Kravöenko 1981, im Weißrussischen Vasilevskij 1986 usw. Es entstanden auch einige spezielle Studien über die DV in weniger bekannten Sprachen wie z. B. im Aleutischen - Golovko 1983, im Komi - Ivleva 1983, im Wepsischen - Zajceva 1978. Vergleichende Analysen der DV-Systeme in verwandten Sprachen enthalten die Arbeiten Marchand 1964 (Deutsch, Englisch, Französisch), Volockaja 1972, Dulewiczowa 1981 (Polnisch und Russisch), Mieczkowska 1985 (Polnisch und Slowakisch), Sevortjan 1962 (Turksprachen), Sunik 1962 (Tunguso-Mandschurische Sprachen). Ginzburg 1982, Nedjalkov 1985, Comrie 1985 stützen sich in ihren DV-Studien auf das Material nichtverwandter Sprachen. Bislang aber fehlt eine systemhafte typologische Beschreibung der DV. Die vorliegende Arbeit versucht diese Lücke zu füllen, indem hier auf breitem typologischem Material strukturelle und semantische Typen sowie ihr Produktivitätsgrad beschrieben und behandelt werden. Des Weiteren werden allgemeine und spezifische Eigenschaften der DV-Systeme unterschiedlicher Sprachen und Sprachgruppen erfaßt werden. Es handelt sich hierbei nicht um eine Wiederholung der Studie KaliuäCenko 1988, obwohl ich teilweise die gleiche empirische Basis und die gleiche methodische Vorgehensweise zugrunde lege.

Hauptschwerpunkte dieser Untersuchung sind die Bildungstypen der DV (Kapitel 1), ihre semantischen Typen (Kapitel 2) und die Bedeutung der Derivationsarten (Kapitel 4). Ein wichtiges und wenig erforschtes Problem der modernen Wortbildungsforschung ist die Bestimmung und Voraussagbarkeit der von der Bedeutung des Basissubstantivs ausgehenden Semantik einer Ableitung (vgl. Clark, Clark 1979, Leitner 1975, Plank 1981, Aronoff 1980, Dressler 1985, Kubrjakova 1985 etc). Diesem Problem ist ein Abschnitt in Kapitel 4 gewidmet, in dem die Typologie der motivierenden Substantive (im folgenden abgekürzt MS) behandelt wird. Dieses Kapitel enthält zudem ein typologisches Experiment, dessen Ziel es war, den Grad der Wortbildungsaktivität 1 der Substantive bei der Bildung der DV bezogen 1

Der Terminus "Wortbildungsaktivität" wurde für die deutsche Übersetzung von J. Barz iibernom-

2 auf das dieser Untersuchung zugrunde gelegte Sprachmaterial zu bestimmen. Anschließend werden die DV-Systeme verschiedener Sprachen nach bestimmten Kategorien klassifiziert (Kapitel 5). Es wird versucht werden, Ähnlichkeiten und Unterschiede in der Beschaffenheit der DVSysteme verschiedener Sprachen vom Standpunkt der Markiertheitstheorie (vgl. Jakobson 1966, Greenberg 1966a, Uspenskij 1965, 1969, Zivov, Uspenskij 1981) und der "natürlichen" Morphologie (vgl. Mayerthaler 1980a, 1980b, Dressler 1986) aus zu erklären. Abschließend werden in der Zusammenfassung interlinguale Verallgemeinerungen (=Universalien) im Bereich der Wortbildung "Substantiv - > Verb" formuliert werden. Die definierten Charakteristiken der DV basieren auf den quantitativen Daten im Text und in den Tabellen. Dieser Studie sind die folgenden 50 Sprachen zugrunde gelegt (Sprachenkorpus): I. Indoeuropäische (indogermanische) Sprachen: 1. Baltische Sprachen: Lettisch, Litauisch. 2. Germanische Sprachen: Dänisch, Deutsch, Englisch, Norwegisch, Schwedisch. 3. Iranische Sprachen: Ossetisch,Tadschikisch. 4. Romanische Sprachen: Französisch, Italienisch, Rumänisch, Spanisch. 5. Slawische Sprachen: Bulgarisch, Polnisch, Russisch, Slowakisch, Tschechisch, Ukrainisch, Weißrussisch. II. Uralisch-Jukagirische Sprachen: 1 .Finno-ugrische Sprachen: a) Finnische Sprachen: Finnisch, Komi, Marijisch, Wepsisch; b) Ugrische Sprachen: Mansisch, Ungarisch. 2. Samojedische Sprache: Nenzisch. 3. Jukagirisch. III. Altaische Sprachen. 1. Tunguso-Mandschurische Sprachen: Evenisch (=Lamutisch), Evenkisch, Nanajisch, Orokisch. 2. Turksprachen: Aserbaidschanisch, Chakassisch, Jakutisch, Kasachisch, Türkisch, Tuvinisch. 3. Japanisch-Riukianische Sprachen: Japanisch. IV. Indianische Sprachen: 1. Andensprachen: a) Ketchua; b) Aimara.

men, die darunter eine "jedem lexikalischen Element inhärente Eigenschaft als Konstituente von Wortbildungskonstruktionen zu fungieren" versteht (Barz 1 9 8 9 : 3 3 ) . In der Russistik gibt es seit langem einen bequemen und eindeutigen Terminus (im Gegensatz zum Begriff "Aktivität" Terminus "proizvoditelnost"', der eigentlich die "Fähigkeit eines Wortes als Basis fur Ableitungen zu dienen" bedeutet (s. Tichonov 1971, NemCenko 1985). Unter der Aktivität eines Substantivs in bezug auf das Verb wird hier die Fähigkeit eines Substantivs verstanden, als Wortbildungsbasis für ein Verb (bzw. für Verben) zu fungieren.

3 2. Tanosprachen: Piro. IV. Tschuktschisch-Kamtschadalische Sprachen: Itelmenisch(=Kamtschadalisch), Korjakisch, Tschuktschisch. V. Austronesische Sprachen: Malaiisch-Polynesische Sprachen: Indonesisch (=Malaiisch), Tagalog (=Tagalisch). VI. Eskimo-Aleutische Sprachen: Aleutisch, Eskimo. VII. Niwchisch. Die angeführte Klassifikation der Sprachen ist anfechtbar, da es bisher keine einheitliche, von allen anerkannte Sprachenklassifikation gibt, vgl. z.B. die Klassifikationen bei Klose 1987, Meier, Meier 1979, Ruhlen 1987, Voegelin, Voegelin 1977 etc., wo eine Sprache verschiedenen Gruppen zugerechnet werden kann oder die Sprachfamilien im ganzen anders strukturiert sind. So betrachten z.B. Voegelin, Voegelin 1977 und Comrie 1987:14 Jukagirisch als eine isolierte Sprache, während Ruhlen 1987 es als eine mit den uralischen Sprachen genetisch verwandte Sprache sieht. Auch die Zugehörigkeit einiger anderer Sprachen zu der einen oder anderen Familie oder Gruppe ist umstritten. So gehört das Japanische nach Ruhlen 1987 zu den Altaischen Sprachen, während es nach Klose 1987 und anderen Quellen zufolge eine isolierte Sprache darstellt. Die angeführte Klassifikation folgt hauptsächlich der Arbeit Ruhlen 1987 (vgl. die sehr positive Einschätzung dieses Nachschlagewerkes bei Comrie 1991). Im Folgenden werden oft Tschuktschisch-Kamtschadalische und Eskimo-Aleutische Sprachen der sowjetischen bzw. russischen Tradition entsprechend unter dem Namen Paläoasiatische Sprachen zusammengefaßt, wobei es sich in diesem Fall um eine geographische und nicht um eine genetische Verbundenheit handelt (vgl. Skorik 1968:233). Die DV der in diesem Buch untersuchten Sprachen wurden Wörterbüchern, Grammatiken und Spezialabhandlungen zu den verschiedenen Sprachen entnommen. Im Falle, daß Grammatiken oder Spezialabhandlungen den Ausführungen im Text zugrunde liegen, werden die entsprechenden Belege mit Hinweisen auf die Quelle versehen. Das gilt auch für diejenigen Verben, die Wörterbüchern entnommen wurden, jedoch veraltet oder territorial gebunden und deswegen den Sprachträgern oft unbekannt sind. Diese Verben wurden nichtsdestotrotz ins Forschungsmaterial aufgenommen, um die Systemmöglichkeiten einer Sprache innerhalb des zu untersuchenden Bereiches aufzuzeigen, vgl. die veralteten deutschen DV aalen 'Aale fangen' (Wahrig 1980:121), froschen 'Frösche fangen' sie werden wie fischen, krebsen gebildet (Grimm Bd. III, 1. Abt., 1. Teil, S. 252), die das semantische Modell "das nach dem MS bezeichnete Tier fangen" illustrieren. Im heutigen Deutsch wird dieses DV-Modell wohl nur noch durch fischen repräsentiert. Außer den 50 obengenannten Sprachen, die als Grundlage für die quantitative Evaluierung der typologischen Produktivität bestimmter formaler und semantischer DV-Typen dienen, enthält die Studie eine zusätzliche Reihe von Sprachen (s. unten). Um die Korrelationen zwischen der typologischen Produktivität einzelner formaler und semantischer DV-Typen und ihrer Produktivität in einer Sprache festzustellen, wurde das Korpus der deutschen DV aus der Arbeit KaliuSöenko 1988 zur Untersuchung herangezogen, wobei dieses Material natürlich neu strukturiert wurde.

4 In der Typologieforschung wird oft hervorgehoben, daß die Zuverlässigkeit der Ergebnisse in großem Maße vom Umfang des Sprachenkorpus und von der Präsenz einer möglichst großen Anzahl von Sprachfamilien, die dabei gewissermaßen proportional vertreten, also weder unter - noch Uberpräsentiert sein sollten, abhängt (vgl. Bell 1987:143, Comrie 1981:12). Das Sprachenkorpus dieser Arbeit entspricht diesen Forderungen nur teilweise, denn es wurde nach dem "Bequemlichkeitsprinzip" zusammengestellt (Bell 1978:142, Comrie 1981:12), d.h. es beinhaltet das dem Autor zur Verfugung stehende Material. Die Aufnahme einer Sprache in das Korpus war vor allem durch das Vorhandensein einer (relativ) guten Beschreibung ihrer DV bedingt. Es fehlen praktisch jegliche Recherchen zu den DV, insbesondere zu ihrer semantischen Seite, fur die Sprachen Afrikas, Nordamerikas. Es ist jedoch anzunehmen, daß ein noch umfangreicheres Sprachenkorpus den konzeptualen Apparat und die typologischen Verallgemeinerungen nicht wesentlich verändern würde. Das wird durch das zusätzliche Material über die DV in den folgenden Sprachen bestätigt: Finno-Ugrische Sprachen: Karelisch, Mordwinisch; Turksprachen: Nogaiisch; Samojedische Sprachen: Selkupisch; Mon-Khmer-Sprachen: Khmer (=Kambodschanisch), Thai ^ T h a i ländisch); Dravida-Sprachen: Kanarisch; Iranische Sprachen: Afghanisch (=Paschto); Malaiisch-Polynesische Sprachen: Palau, Sundanesisch; Australische Sprachen: Gumbaynggir, Pitta-Pitta, Wargamay, Watjarri; Kaukasische Sprachen: Besthinisch. Es ist hinzunehmen, daß sekundäre Informationen über die DV in der einen oder anderen Sprache nicht vollständig sind und folglich ihre Interpretation in der vorliegenden Studie nicht immer hundertprozentig adäquat sein kann. Zivova und Uspenskij (1981:3) behaupten, daß eine typologische Untersuchung auf der Basis weniger Sprachen nicht adäquat sein kann. Die Anzahl der Sprachen, die eine zuverlässige Basis für typologische Generalisierungen bietet, muß viel größer sein, als sie ein Forscher beherrschen kann. Deshalb gründen sich alle modernen Typologien mehr oder weniger auf sekundären Quellen, in denen ein und dasselbe Objekt oft von verschiedenen Ansätzen ausgehend beschrieben wird. Es ist aber auch anzunehmen, daß neue zusätzliche Angaben über die DV zwar die Positionierung einer Sprache in der typologischen Klassifikation nicht aber das gesamte typologische Schema ändern können (s. Skaliòka 1963:32, Uspenskij 1969:6, Jakobson 1963:99).

Kapitel I Typologie der Bildung denominaler Verben

Betrachtet man ein bedeutungsäquivalentes Paar "Substantiv -> Verb" in unterschiedlichen Sprachen, so wird man feststellen, daß die DV in diesen Sprachen auf unterschiedliche Weise gebildet werden können, ζ. B.: dt. Stein ver-stein-er-n, russ. kamen'—> o-kamen'-e-t', aserb. das das-las-mag, tads, sang -> sang Sudan, vgl. engl, stone to stone (zwar mit anderer Bedeutung: 1 ) steinigen; 2) entkernen - von Steinobst). Wie zu ersehen ist, werden die DV im Deutschen und Russischen mit Hilfe eines Präfixes und eines Suffixes im Rahmen eines Derivationsschrittes gebildet (vgl. dt. ver-... er(n), russ.: o-...-e(t'))\ im Aserbaidschanischen entsteht das DV mit Hilfe des Suffixes -las, im Tadschikischen durch die Anknüpfung des Hilfsverbs Sudan 'werden' an das Substantiv und im Englischen wird das DV affixlos gebildet. In diesem Kapitel wird die formale Seite denominaler Verbableitungen untersucht werden. Dabei werden folgende Zielsetzungen im Vordergrund stehen: a) die Aufstellung formaler DV-Typen und die Konstatierung dieser potenziell möglichen Typen an ihrem Vorkommen im Sprachenkorpus; b) die Feststellung der typologischen Produktivität bestimmter formaler DV-Typen. Es ist offensichtlich, daß die Bildungsmuster der DV von den morphologischen Techniken im Bereich des Verbs, insbesondere der verbalen Wortbildung abhängen. So werden die präfigierten DV nur in den Sprachen gebildet, in denen die Präfigierung überhaupt als Form- und/oder Wortbildungsmittel produktiv ist, z. B. in einigen indoeuropäischen (vor allem slawischen, baltischen) oder in den malaiisch-polynesischen Sprachen. Zudem sind in einzelnen Sprachen auch Bildungstypen möglich, die fur die Verbbildung dieser Sprachen im ganzen gesehen untypisch sind. Dies gilt z.B. für präfigiert-suffigierte DV im Deutschen wie ver-stein-er-n, be-glaub-ig-en.

1.1. Präzisierung des Forschungsobjekts In den meisten vergleichenden Studien über die DV handelt es sich um verwandte Sprachen, in denen die DV eine ungefähr gleichartige Struktur aufweisen (vgl. Volockaja 1972, Sevortjan 1962, Sunik 1962, Marchand 1964 etc.). Als DV werden Verben betrachtet, die mittels Wortbildungsaffixe oder affixlos von Substantiven abgeleitet werden. Die Einbeziehung unterschiedlichster Sprachtypen bereichert die Untersuchung um Einheiten, die sich von den traditionellen DV unterscheiden. Hierzu zählen reduplizierte Verben (s. unten 1.6.), analytische DV (s. unten 1.5.) sowie DV, die durch Veränderung der Tonhöhe (s. unten 1.7.) und durch Verschiebung des Akzents (der Betonung) gebildet werden (s. unten 1.8.).

6 1.2. Die formalen DV-Typen Für die Aufstellung formaler DV-Typen dienten das Vorhandensein/Nichtvorhandensein von 1) wortbildenden Formanten; 2) Hilfsverben (nach diesem Typ wird der Typ "analytisches DV" konstituiert (s. unten 1.5.)); 3) Verdoppelungen des MS (nach diesem Merkmal wird der Typ "redupliziertes DV" konstituiert (s. unten 1.6.)). Als logisch möglich erwiesen sich folgende formale DV-Typen: 1. Affixlose DV 2. Affigierte DV 3. Analytische DV 4. Analytische affigierte DV 5. Reduplizierte DV 6. Reduplizierte affigierte DV 7. Reduplizierte analytische DV 8. Reduplizierte analytische affigierte DV Als im Sprachenkorpus dieser Untersuchung real existierend wurden die ersten 6 Typen festgestellt. Eine Einteilung in Untergruppen wurde nur fur den ersten und zweiten Typ vorgenommen, da jeder der übrigen 6 Typen durch 1-2 Untergruppen vertreten ist. In den meisten Sprachen gibt es DV unterschiedlichen Typs. So erfolgt in den germanischen Sprachen die Verbderivation aus Substantiven mit Hilfe von Affixen oder affixlos (vgl. hier einerseits affixlose DV im Deutschen: Teil teilen, analog im Norwegischen: del -> delle, im Schwedischen del —> delà und andererseits präfigierte DV, vgl. dt. Gold vergolden, Stein versteinern, analog norw. Gull forgulle, sten —>fors tene). In der japanischen und tadschikischen Sprache kommen affigierte und analytische DV vor (vgl. PaSkovskij 1980:14). Im Russischen und Ukrainischen können DV ausschließlich mit Hilfe von Affixen gebildet werden.

1.3. Affixlose Verben Die Untergruppen der affixlosen DV wurden nach folgenden Merkmalen zusammengestellt: 1) Reduktion des MS-Stammes; 2) Lautwechsel im MS-Stamm. Dabei ergeben sich vier theoretische Kombinationsmöglichkeiten, von denen drei in den Sprachen des Korpus realisiert sind (s. unten 1.3.1.-1.3.3.). 1.3.1. Affixlose DV, die keine Verbänderung des substantivischen Stamms aufweisen Diese Verben behalten den MS-Stamm in unveränderter Form bei. Sie sind in mindestens 26 von insgesamt 50 Sprachen des Korpus vorhanden (in den germanischen, tunguso-mandschurischen, indianischen Sprachen, in den Turksprachen, im Bulgarischen, in einigen

7 paläoasiatischen und im Niwchischen), vgl. engl, saw 'Säge'-> to saw 'sägen', air ' L u f t ' - » to air 'lüften'; even, bulen 'Feind bulen 'verfeindet sein', 'kämpfen'; mo 'Baum '—tmo 'starr wie ein Baum werden', 'versteinern'; dolba 'Abend' -> dolba 'es wird Nacht, Abend' (Cincius 1947:158). Affixlose DV sind das Ergebnis affixloser Ableitung bzw. Konversion (vgl. z. B. Kostenko 1955, Smirnickij 1955, Soboleva 1959, Marchand 1961, von Polenz 1980 etc.). Man muß aber berücksichtigen, daß sich die Derivationsrichtung bei Paaren des Typs "Substantiv - affixloses Verb mit gleichem Stamm" nicht immer auf synchroner Ebene bestimmen läßt. Insbesondere gilt dies für Fälle, in denen das Substantiv ein Abstraktum bezeichnet, vgl. im Deutschen: Ruf - rufen, Schrei - schreien usw. (s. darüber Uluchanov 1977:31, Arutjunova 1961:68, Kaliuäöenko 1988). In den Turksprachen, tungusomandschurischen, einigen finno-ugrischen, paläoasiatischen Sprachen handelt es sich dabei in der Regel nicht um eine Wortbildung, sondern um synkretische verbal-nominale Wurzeln (vgl. Baskakov 1971, Bubrich 1949:143-148, Kazibekov 1986, Sevortjan 1962, Sòerba 1981:8-21), z.B. im Türkischen: yenmek 'besiegen', 'Oberhand gewinnen' - yen 'Sieg' (Kazibekov 1985:150), im Chakassischen: tyn 'Seele' - tyn 'atmen', sin 'Maß' - sin 'abnehmen' (Baskakov 1975:173). Diese Erscheinung beschreiben Wissenschaftler in anderen Sprachen als "Urstämme, die gleichzeitig nominal und verbal sind: jake 'Rauch' jakes' (s' ist ein Gerundivsuffix) 'Rauch von sich geben' (TereäCenko 1947:169), Menoväöikov 1964:62 schreibt von unabgeleiteten verbalen Stämmen im Eskimo, die ihrer Form und Semantik nach mit den unabgeleiteten nominalen Stämmen zusammenfallen, z.B. esk. ilja 'verbinden' - ilja Treund', taf s a 'den Gürtel umlegen' - tafsa 'Gürtel'. Produktiv sind die affixlosen DV wahrscheinlich nur in den germanischen und romanischen Sprachen. In allen anderen Sprachen, in denen sie vorkommen, sind sie wenig produktiv. Dieser Tatbestand wird in einigen Arbeiten hervorgehoben und spiegelt sich auch im typologischen Exeperiment dieses Buches wider (s. Kap.3, sowie den Anhang).

1.3.2. Die DV mit reduziertem MS-Stamm. Affixlose DV, die einen reduzierten MS-Stamm enthalten, stellen wohl eine periphäre Erscheinung in den Wortbildungssystemen der analysierten Sprachen dar. DV-Beispiele zu dieser Untergruppe liefern z.B. das Englische und Deutsche mit der sogenannten Rückbildung (engl, back-formation), wobei die Endmorpheme der MS völlig oder teilweise reduziert werden, vgl. engl, reluctance 'Abneigung, Widerwillen'-^ to reluct 'Abneigung, Widerwillen empfinden', burglar ' E i n b r e c h e r ' ^ to burgle 'einbrechen' (Olsen 1992:16), butler 'Hofmeister'-* to butle 'Hofmeister sein, die Funktionen eines Hofmeisters erfüllen' (Soboleva 1981:22). Im Deutschen werden Verben wie notlanden, staubsaugen als Rückbildungen aus Notlandung. Staubsauger angesehen, wobei die Morpheme -ung, -er getilgt werden (vgl. von Pollenz 1980:170-171, Wellmann 1984:412, Barz 1992:88, Erben 1993:35, Olsen 1992 etc.). Es ist aber zu berücksichtigen, daß die in den obengenannten Beispielen angegebene Derivationsrichtung "Substantiv —> Verb" nur unter diachroner Betrachtungsweise und mit entsprechendem Beweismaterial möglich ist. Auf synchroner Ebene widerspricht diese Ableitungsrichtung dem Empfinden

8

hinsichtlich der Verben staubsaugen, notlanden als sekundäre Bildungen zu Staubsauger, Notlandung.

1.3.3. Stammlautwechsel Dieser Prozeß dient in einigen Sprachen als distinktives Merkmal zwischen Nomen und Verb. Dementsprechend können Verben mit einem Lautwechsel ein Substantivstamm als Untergruppe affixloser DV betrachtet werden. Der Wechsel selbst kann in den einzelnen Sprachen unterschiedlicher Herkunft sein. So werden z.B. im Chakassischen die alternierenden Laute in den Verbalstämmen der Derivationspaare tajax 'Stock, Gehstock' tajan 'sich stützen', ultun 'Sohle' - » ultur 'Schuhe besohlen' als erstarrte Wortbildungsaffixe betrachtet (Baskakov 1975:170-171). Zu den Alternationstypen in den Turksprachen s. auch Kazibekov 1985:95-122. Im Englischen werden bestimmte Substantive von den jeweiligen Verben durch die Stimmhafitigkeit/Stimmlosigkeit der Endkonsonanten unterschieden, z.B. wreath (mit stimmlosem -th) 'Kranz' -> to wreath (mit stimmhaftem -th) 'bekränzen ', house (s - stimmlos) 'Haus ' to house (stimmhaft) 'behausen'(Sapir 1961:74-75). Im Deutschen ist, von einem diachronen Standpunkt aus betrachtet der Stammlautwechsel nicht durch seine Wortbildungsfiinktion, sondern durch morphologische Regeln zu erklären., vgl. z.B. den Umlaut von a im Paar Damm-> dämmen, wo a im Althochdeutschen als Ergebnis progressiver Assimilation zu e wird, vgl. im Gotischen damjan. Der Stammlautwechsel zeichnet sich durch eine niedrigere typologische Produktivität aus, wobei sich der Konsonantenwechsel im Vergleich zum Vokalwechsel als der weniger produktive Typ herausgestellt hat, denn "Der Konsonantenwechsel als pragmatischer Prozeß ist offenbar weit weniger verbreitet als der Vokalwechsel" (Sapir 1961:74-75). Dies findet jedoch für die Ableitung "Substantiv Verb" keine Bestätigung durch das Material des vorliegenden Sprachenkorpus, wo der Konsonatenwechsel produktiver zu sein scheint.

1.4. A f f i g i e r t e V e r b e n Die Bildungstypen der affigierten DV wurden anhand konkreter Affixtypen und ihren Kombinationsmöglichkeiten zusammengestellt. Dabei wurden folgende Affixe zugrunde gelegt: 1) Suffix; 2) Präfix; 3) Infix; 4) Reflexivpartikel. Theoretisch sind 15 Bildungsarten möglich, 8 davon werden in den Sprachen des Korpus realisiert (s. unten 1.4.1-1.4.8). 1.4.1. Die suffigierten Verben stellen, typologisch gesehen, den produktivsten Typ (vgl. die Suffigierungsindexe in der Tabelle 12). Bei den untersuchten Sprachen fehlen suffigierte DV nur im Afghanischen, Ossetischen und Thai. Die hohe typologische Produktivität war angesichts der dominierenden Rolle der Suffigierung als morphologisches Mittel bei den flektierenden und agglutinierenden Sprachen (Sapir 1961:68), welche im Sprachenkorpus

9 dieser Arbeit überwiegen, a priori anzunehmen. Allerdings fällt die Produktivität der suffigierten DV für jede einzelne Sprache unterschiedlich aus. Es gibt Sprachen, in denen die Suffigierung das einzige Mittel zur Bildung von DV ist, wie einschlägige Quellen bezeugen. Hierzu zählen solche agglutinierenden Sprachen wie Aimara, Finnisch, Jukagirisch, z.B. fin. neula 'Nadel'-» neulo 'nähen' (Bubrich 1955:118), aim. uta ' H a u s ' - ¿ utachaña 'ein Haus bauen' (Middendorf 1891:126), jukag. ekun 'Loch' ekutel 'durchlöchern' (Krejnoviö 1958:129-130). In einer Reihe von Sprachen, z.B. im Tschuktschischen, Evenischen und Jukagirischen können suffigierte DV bestimmter semantischer Gruppen (z.B. Verben des Besitzens, vgl. unten 2.2.1.) praktisch von jedem Substantiv gebildet werden. In den flektierenden Sprachen, in denen affixlose DV fehlen und die Präfigierung bei der DVBildung wenig produktiv ist, spielt die Suffigierung eine fuhrende Rolle. Dies gilt vor allem fur die slawischen Sprachen. Gorodens'ka (1976) gibt an, daß die präfigierten DV im Ukrainischen nur 14% aller DV ausmachen. Den Hauptanteil haben also die suffigierten DV. In den Sprachen, in denen die affixlose DV-Bildung entwickelt ist, stellen die suffigierten DV nur einen Teil aller DV der jeweiligen Sprache dar. Dazu gehören u.a. Deutsch und Englisch. Im Tadschikischen und Japanischen, wo analytische Verben die Hauptrolle spielen, sind suffigierte DV wenig produktiv. Die Anzahl der Suffixe, die an der DV-Bildung beteiligt sind, schwankt von 1-2 im Indonesischen, Tagalog, Tadschikischen bis zu (mindestens) 22 im Evenkischen (Konstantinova 1964:198-203). Die benutzten Quellen verzeichnen z.B. folgende Anzahl an Suffixen fur die DV: im Evenischen - 19, im Nanajischen - 10, im Wepsischen - 12, im Eskimo - 21, im Jukagirischen -12 und im Deutschen, Englischen - 4. Wie bei der affixlosen DV-Ableitung kann auch die Suffigierung zusammen mit der Reduzierung des Stamms auftreten, vgl. im Russischen: koket-k-a 'Kokotte'-.* koket-nica-t' 'kokettieren' (über die Reduzierung der Morpheme im Russischen, s. Isaéenko 1972, s. auch unten 3.1.2.).

1.4.2. Präfigierung als Mittel der DV-Ableitung kommt in mindestens 12 Sprachen vor (germanische, romanische Sprachen, Piro, Indonesisch, Tagalog), z.B. engl, land 'Land', 'Boden'-* to beland 'des Bodens berauben', dt. Tier —> vertieren (heute ungebräuchlich), indones. barak'Vater'-> berbarak 'einen Vater haben' (Alieva 1972:125). Die Anzahl der (für die Denominierung zur Verfugung stehenden) Präfixe differiert je nach Sprache, vgl. im Deutschen - 13 (inklusive der sogenannten trennbaren Präfixe wie ab-, an-, auf- usw.), im Englischen - 7, im Indonesischen - 5, im Tagalog - 6 Präfixe.

1.4.3. Infigierung Diese Bildungsweise der DV ist nur in einer Sprache des Korpus, nämlich im Tagalog, anzutreffen. Hier werden mit Hilfe des Präfix-Infixes -um- Verben von Substantiven abgeleitet, z.B. hari ' Z a r ' - * humari 'Zar sein', 'als Zar herrschen', ulan ' R e g e n ' u m u l a n 'es regnet', kidlat 'Blitz' -> kumidlat 'es blitzt' (Raòkov 1981:114).

10 1.4.4. DV-Bildung mit Hilfe von Reflexivpartikeln Dieser Terminus ist der Russistik entnommen, wo er allerdings nicht unumstritten ist: das Element -sja (vgl. myt' 'waschen'—» myt'sja 'sich waschen'), findet man auch als Suffix (Sanskij 1972:127) oder als Postfix (Russische Grammatik 1980:617) bezeichnet. Funktionale Äquivalente dieser Partikel gibt es auch in den anderen slawischen, in den baltischen, germanischen und romanischen Sprachen. In den germanischen (außer dem Englischen) und romanischen Sprachen sowie im Bulgarischen kann das Morphem mit reflexiver Bedeutung unmittelbar (ohne Kombination mit anderen Wortbildungselementen) an den nominalen Stamm treten, z.B. dt. Haar -> sich haaren, fr. écale 'Schale' s'ecaler 'sich schälen'. In den slawischen Sprachen (außer dem Bulgarischen) wird die reflexive Partikel bei der DV-Bildung nur in Verbindung mit einem Suffix an den nominalen Stamm angefügt, z.B. russ. kolos ' Ä h r e ' - » kolos-i(t)-sja 'Ähren tragen' , petuch 'Hahn' —> petus-i(t')-sja 'aufschneiderisch sein', vgl. aber bulg. tele 'Kalb'-^> telja se 'kalben'. Das reflexive Morphem kann für die Punkte 1.4.-1.4.6 und in 1.4.8 als wortbildender Formant betrachtet werden (vgl. Klimov 1986:10-11).

1.4.5. Präfigierung in Verbindung mit einer Reflexivpartikel In den germanischen (außer dem Englischen) und romanischen Sprachen kann das reflexive Element bei der DV-Bildung mit einem Präfix oder Suffix innerhalb eines Derivationsschrittes kombiniert werden, vgl. dt. Wolke sich bewölken, schw. broder 'Bruder' ->förbrödrasig 'sich verbrüdern', fr. plume 'Feder' s 'emplumer 'sich befiedern'.

1.4.6. Konfigierung Diese Form der DV-Bildung ist in 11 Sprachen nachzuweisen: in einigen germanischen, slawischen, romanischen, baltischen Sprachen, im Tschuktschischen, Korjakischen und Indonesischen, vgl. tschuk. lilit 'Handschuhe'-^ te-lili-^yk 'Handschuhe nähen, fertigen', pojgyt 'Speere'^» ta-pojgy-^yk 'Speere herstellen' (Skorik 1977:23), indones. isteri 'Ehefrau' per-isteri-kan 'jmdn. verheiraten', sendjata 'Waffe' per-sendjarata-kan 'bewaffnen' (Alieva 1972:161-162). Als Konfix wird hier sowohl der Formant betrachtet, dessen Bestandteile nicht einzeln fungieren (vgl. oben das tschuktschische Konfix te...η), als auch die Kombination selbständiger Suffixe und Präfixe, die während eines Derivationsschrittes an den MS-Stamm treten, um ein DV zu bilden (in den slawischen, baltischen, germanischen Sprachen), vgl. russ. krov' 'Blut' obes-krov'-i(t') 'entbluten', dt. Kost —> be-köstig-en.

11 1.4.7. Konfigierung in Verbindung mit einer Reflexivpartikel Dieser DV-Bildungsweise kommt im untersuchten Material eine recht unwesentliche Rolle zu (s. Tabelle 1), vgl. russ. skandal 'Skandal' —> o-skandal-i(t')-sja 'reinfallen', 'sich skandalisieren'.

1.5. Analytische Verben Auf eine Auflistung des unter diesem Punkt betrachteten formalen DV-Typs wurde verzichtet, da diese Verbkategorie nur zwei Bildungstypen aufweist.

1.5.1. Analytische affixlose DV (MS-Stamm unverändert) Dieser Verbtyp liegt in 9 Sprachen vor (einige Turksprachen, Ketchua, Niwchisch, Ossetisch, Tadschikisch, Japanisch), vgl. niv. pokulytt 'buckelig sein', 'einen Buckel haben' milohaloha 'Haupt (Leiter) sein' (Arakin 1980:30), im Mandschurischen, vgl. maleng 'Dieb' ekamaleng-maleng 'als Dieb gelten' (Ogloblin 1980:172). Von den unter diesem Punkt behandelten DV sind die durch Stammverdoppelung gebildeten Verben zu unterscheiden, vgl. im Indonesischen hidung 'Nase'^> kehindunghidungan 'nasalisieren', 'näseln', aber mata 'Auge' —> matamata 'polizeilicher Beschatter', 'Agent' memata-matai 'beobachten', "beschatten', 'spionieren'. Jedoch ist die Abgrenzung in manchen Fällen recht schwierig, vgl. indones. api 'Feuer', 'Flamme' menapi-apikan 'Feuer entzünden' hei (steigender Ton) 'sing!', sei (fallender Ton) 'schwarze Farb e ' - » sei (steigender Ton)'streiche an!'. Im Chinesischen ist diese Bildungsweise aber nicht produktiv (Sapir 1961:78-79).

1.8. Durch B e t o n u n g s ä n d e r u n g gebildete V e r b e n Offensichtlich ist auch die Betonung zu den Wortbildungsmitteln zu zählen z.B. in Wortpaaren wie: engl, 'present 'Geschenk' pre 'sent 'überreichen', 'schenken', 'progress 'Fortschritt', 'Entwicklung', 'Fortbewegung', 'Erfolg' -> prog'ress 'fortschreiten', 'sich entwickeln', 'sich fortbewegen', 'Erfolg haben'.

1.9. Strukturtypen der deutschen D V Es gibt im Deutschen 2 Strukturtypen der DV: 1) affigierte Verben, die durch Anfügen: a) eines Präfixes (802 Lexeme), vgl. Gold-* ver-gold-en\ b) eines Suffixes (732 Lexeme): Sachse sächs-el-n; c) der Reflektivpartikel (64 Lexeme): Aal sich aalen; d) einer Kombination aus Suffix und PräfiwHand —> aus-,ein-händ-ig-en (33 Lexeme);

13 d) einer Kombination aus Präfix und Reflektivpartikel (62 Lexeme): Wolke -> sich be-wölken; e) einer Kombination aus Suffix und Reflektivpartikel (11 Lexeme): Kaprice, Kaprize (öster.) —> sich kapriz-ier-en gebildet werden.

2) affixlose Verben (1917 Lexeme): Creme

cremen, Nagel

nageln.

1.10. S c h l u ß f o l g e r u n g e n 1. Als Kriterium für die Aufstellung formaler DV-Typen diente das Vorhanden- bzw. Nichtvorhandensein von: a) Affix; b) Hilfsverb; c) den Reduplikationen der MS. Aus 8 theoretisch möglichen formalen Typen wurden in den Sprachen des vorliegenden Sprachenkorpus tatsächlich nur 6 Typen festgestellt. Charakteristisch ist, daß nur 2 Typen eine Kombination von Merkmalen aufweisen: 1) Hilfsverb mit Affix; 2 Reduplikation mit Affix. 2. Eine Typenaufstellung wurde nur für die affixlosen und affigierten DV vorgenommen. 3. Die Bildungstypen der affixlosen DV wurden nach dem Merkmal des Vorhanden- bzw. Nichtvorhandenseins a) einer MS-Stammreduktion bzw. b) eines Vokalwechsels im MSStamm aufgestellt. Von den vier potentiell möglichen affixlosen DV-Typen konnten im untersuchten Sprachenkorpus drei nachgewiesen werden ( s. oben 1.3.1.-1.3.3.). 4. Die Bildungstypen von affigierten DV gründen sich auf bestimmte Derivationsformanten: a) Suffix; b) Präfix; c) Infix; d) Rerflektivpartikel. Hier konnten acht der 15 theoretisch möglichen Typen anhand des Untersuchungsmaterials belegt werden. 5. In Hinblick auf die Produktivität bestimmter Wortbildungsmodelle kann man unter typologischen Gesichtspunkten folgende Schlüsse ziehen: affixlose DV, die in flektierenden, agglutinierenden und isolierenden Sprachen vorkommen, sind am wenigsten sprachtypgebunden. Gleiches gilt für suffigierte Verben, die in flektierenden und agglutinierenden Sprachen verschiedenster Sprachsysteme anzutreffen sind (vgl. Russisch, Deutsch, Tschuktschisch, Indonesisch s. 1.4.1.). Die anderen Typen weisen eine große Abhängigkeit vom Sprachtyp auf und sind in der Regel in ein bis zwei Sprachen belegt. 6. Im Deutschen wurden zwei DV-Strukturtypen (affixlose und affigierte) registriert. Die affigierten Verben weisen sieben Bildungstypen auf (s. Tab. 1). Wie auch in den anderen ger-

14

manischen Sprachen sind im Deutschen die afïixlosen DV am produktivsten. An zweiter Stelle liegen hier die präfigierten DV, und den dritten Platz nehmen die suffigierten DV ein. Die durch Kombination zweier Affixe gebildeten Verben sind nicht produktiv. 7. Im Rahmen des behandelten Materials sind folgende Korrelationen festzustellen: a) zwischen dem typologischen Produktivitätsgrad eines bestimmten Bildungstyps der DV und seiner Produktivität in einer Sprache - in diesem Fall im Deutschen; b) zwischen der Anzahl der an der DV-Bildung auf der Stufe eines Derivationsschrittes beteiligten Affixe und der Produktivität der mit diesen Affixen gebildeten Verben (typologisch gesehen und lediglich in einer einzigen Sprache). Auf der Grundlage dieser Korrelationen können folgende Implikationen wahrscheinlichen Charakters formuliert werden: a) wenn die DV eines bestimmten formalen Typs typologisch produktiv sind, so besteht auch eine Wahrscheinlichkeit ihrer Produktivität fur konkrete Sprachen2; b) wenn die Ableitung mittels mehr als eines Affixes ( zwei-drei bei einem Derivationsschritt) erfolgt, so besteht die Wahrscheinlichkeit einer niedrigen Produktivität dieser DV (sowohl in einer konkreten Sprache als auch in typologischer Hinsicht). Es sei angemerkt, daß die o.a. Implikationen im Rahmen des untersuchten Sprachenkorpus gelten, indem die meisten Sprachen hinsichtlich der DV-Bildung dem Deutschen nahe stehen.

2

Hier und im Weiteren gilt als Vorbedingung fur die typologischen Verallgemeinerungen (die als Implikationen formulierten Wahrscheinlichkeitsuniversalien), daß sie auf die Mehrzahl, d.h. auf mehr als 50 % der im Korpus verwendeten Sprachen zutreffen (Mayertaler 1980a:30).

(1) Formale Typen und Bildungsmuster denominaler Verben Formaler DV-Typ

Ns Bildungsmuster der

1.

Affixlose DV

1.

MS+Nullaffix

26

2.

Affigierte DV

2.

MS+Suffix

49

732

3.

MS+Präfix

12

803

4.

MS+Infix

1

5.

MS+Reflexivpartikel

8

64

6.

MS+Konfix

11

33

7.

MS+Suffix+ Reflexivpartilkel

5

11

8.

MS+Präfix+ Reflexivpartikel

8

62

9.

MS+Konfix+ Reflexivpartikel

5

-

Ns

DV

Anzahl der Sprachen (aus50), in denen dieses Modell nachgewiesen wurde

Anzahl der DV im Deutschen 1917

-

3.

Analytische affixlose DV

10

MS+Hilfsverb

9

-

4.

Analytische affigierte DV

11

Präfix+MS+ Hilfsverb

1

-

5.

Reduplizierte affixlose DV

12

MS+MS

3

-

6.

Reduplizierte affigierte DV

13

Präfix+MS+MS

2

-

Insgesamt

3622

Kapitel 2 Typologie der Bedeutungen denominaler Verben

2.1. Beschreibungsmethoden der Semantik denominaler V e r b e n Eine charakteristische Eigenschaft der DV ist die Möglichkeit der Herausgliederung konkreter semantischer Gruppen aufgrund der semantischen Relationen zwischen dem MS und dem DV, vgl. russ. gost' 'Gast' —» gostit' 'zu Gast sein', vdova ' W i t w e ' v d o v e t ' 'Witwe sein', dt. Kraft entkräften', Ehre entehren, ung. auto 'Auto'-> autozik 'Auto fahren, czonak 'Boot', 'Kahn'^> czonakazik 'Boot fahren' usw. Die Aufstellung solcher Gruppen bildet in den meisten linguistischen Arbeiten die Grundlage für die semantische Beschreibung der DV. Die Bestimmung dieser Gruppen erfolgt durch identische Paraphrasen bzw. durch die Deutung eines DV mit Hilfe synonymischer Wendungen, die aus einem MS und einem Verb bzw. einer Verbgruppe bestehen (vgl. Vinokur 1959:421, Volockaja 1972:3). Um einzelne DV, die eine identische Relation zu ihrem MS aufweisen, zusammenzufassen, werden die Deutungen in eine semantische Sprache übertragen (Apresjan 1974:42), z.B. werden aufgrund der Deutung 'jemand sein' Verben wie russ. gostit' 'zu Gast sein', vdovet' 'Witwe sein' (s. oben), engl, father 'Vater', ' Schöpfer' to father in der Bedeutung 'Vater, 1 Schöpfer sein, als Vater, Schöpfer gelten', guest 'Gast'« - ίο guest seit, 'zu Gast sein', indones. musuh 'Feind' —> bermusuh 'Feinde sein', saudara' 'Bruder', ' S c h w e s t e r ' ^ bersaudara in der Bedeutung 'Brüder sein' usw. in einer Gruppe zusammengefaßt. Es sei angemerkt, daß die Verwendung einer "Formelschrift" (vgl. Ginzburg 1982, KaliuSòenko 1979, Kühnhold 1973, Storch 1980, Wellmann 1973, Zifonun 1973) oder einer konkreten Sprache (vgl. z.B. für das Russische - Uluchanov 1971, 1977, für das Deutsche Dobrica 1983, für das Französische - Vorozcov 1978) als semantische Sprache keinesfalls die Klassifikationsgründe ändert. Der Unterschied zwischen einer Deutung in Form einer Formel und in einer natürlichen Sprache verfaßten Paraphrase besteht vorwiegend im Eindeutigkeitsgrad und in der Explizität der Information. Für die Beschreibungsverfahren selbst sind zwei Ansätze charakteristisch: a) der semasiologische, bei dem die Semantik eines bestimmten wortbildenden Affixes beschrieben wird, indem auf die semantischen Typen des mit Hilfe dieses Affixes abgeleiteten DV hingewiesen wird; b) der onomasiologische, bei dem die mit Hilfe verschiedener Affixe (oder auch affixlos) gebildeten DV in bestimmte semantische Gruppen entsprechend der semantischen Relationsidentität zu ihrem MS klassifiziert werden.

2.1.1. Das semasiologische Prinzip bildet in den meisten entsprechenden Grammatikkapiteln und allgemeinen Arbeiten zur Wortbildung (vgl. Majtinskaja 1959, RG 1980, Stepano-

18 va 1953, Sevortjan 1962, Fleischer 1970 u.a.) sowie auch in den speziell den DV gewidmeten Arbeiten (vgl. Vasilevskij 1986, Dulewiczowa 1981, Grzegorczykowa 1969 u.a.) die Grundlage für die Beschreibung der DV (wie auch für andere Ableitungskategorien), vgl. den DV-Typ mit dem Suffix -owa- im Polnischen: "Eine Handlung mit Hilfe dessen ausführen, was das MS bezeichnet", vgl .pila 'Säge' —> pilowaé 'sägen', bagier 'Bagger' bagierowac 'baggern, graben'; "Damit versehen, was das MS bezeichnet": asfalt 'Asphal/'-> asalowac, 'asphaltieren'; smola 'Teer'-> smolowac 'teeren, mit Teer beschichten'; "Das schaffen, was das MS bezeichnet" portret 'Porträt', karykatura 'Karikatur' —>portretowac, karykaturowac 'Porträts, Karikaturen zeichnen' usw. (Grzegorczykowa 1969:65-78).

2.1.2. Eine der ersten Beschreibungen denominaler verbaler Derivate auf onomasiologischer Grundlage wurde von F. TravniCek vorgestellt (obwohl erste Ansätze einer derartigen Beschreibung bei Mühlefeld 1908 enthalten sind). Er behauptet, daß von den zwei Klassifikationstypen in der Wortbildungslehre (ausgehend von Affixen mit verschiedenen Bedeutungen bzw. ausgehend von Bedeutungen, die durch verschiedene Affixe ausgedrückt werden) die Klassifikation nach dem zweiten Typus bevorzugt werden soll (TravniCek 1950:152), über die Zweckmäßigkeit der Verwendung onomasiologischer Systeme in der vergleichenden Forschung s. Lopatin 1987:47, ManuCarjan 1987:54, Coseriu 1976:11). So werden Verben mit der Bedeutung "das sein/werden, was das zugrundeliegende Substantiv bezeichnet," oder "sich wie der Namensträger benehmen" im Tschechischen durch die Affixe -ovati, -iti, -ëti abgeleitet: pan 'Herr'-» panovati 'herrschen, regieren' cert' 'Teufel'^» ¿ertiti se 'wüten, rasen, vor Wut toben', soused 'Nachbar'—» sousediti 'Nachbarn sein' usw. (Travniöek 1950:241). Eine solche Gruppierung von unterschiedlich strukturierten Derivaten, die identische semantische Relationen zu den motivierenden Wörtern aufweisen, wird später als wortbildende Kategorie bezeichnet werden (vgl. Dokulil 1962:218, Uluchanov 1975, Neäöimenko 1987) bzw. als Block in der "inhaltsbezogenen Wortbildung" (s. Stepanova 1966, Weisgerber 1962). Allgemein gibt es relativ wenig konkrete Untersuchungen im Bereich der verbalen Wortbildung, die sich auf eine umfangreiche Materialbasis stützen (vgl. Prell/SchebbenSchmidt 1996, Sinke vii 1977, Uluchanov 1977). Es existieren Untersuchungen, die einzelnen wortbildenden Kategorien der DV gewidmet sind (vgl. Zagradskaja 1971, Weisgerber 1958). Eine gemessen an der Materialerfassung und Beschreibungsexplizität nahezu hervorragende Leistung auf dem Gebiet der Wortbildungsforschung ist die mehrbändige Arbeit "Deutsche Wortbildung. Typen und Tendenzen in der Gegenwartssprache" von einem Autorenkollektiv unter Leitung von J. Erben. Keine andere Sprache verfügt über eine solch ausführliche Darstellung ihrer Wortbildung. Dies gilt auch für die Darstellung der Verbbildung (s. Kühnhold, Wellmann 1971). Es gibt eine Beschreibungsart der verbalen, einschl. der denominalen Wortbildung, bei der die inhaltliche Seite kaum beachtet wird. Diese Linguisten beschränken sich auf die formale

19 Seite der Derivation und verweisen auf den formalen Bedeutungscharakter der mit diesem oder jenem Affix gebildeten DV hin. Es sei dabei aber angemerkt, daß die Semantik der DV in den meisten am finno-ugrischen, tunguso-mandschurischen, paläoasiatischen und turksprachigen Material vorgenommenen Untersuchungen sowjetischer Linguisten weitestgehend explizit beschrieben wurde. Das unterscheidet sie von den vorwiegend innerhalb der deskriptiven Richtung entstandenen Arbeiten 1 . So ist es praktisch unmöglich, in Beschreibungen afrikanischer, indianischer u.a. Sprachen Informationen über die Semantik der DV zu finden. Des Weiteren stellt in den meisten Forschungsarbeiten das Fehlen quantitativer Angaben bezüglich der mit bestimmten Affixen bestimmter semantischen Gruppen gebildeten Derivate ein weiteres, die typologische Erforschung der Wortbildung erschwerendes Problem dar. Oft besteht in verschiedenen Sprachen der Unterschied in der Struktur bestimmter Subsysteme der Wortbildung nicht im Vorhanden-/Nichtvorhandensein von Derivaten mit einer bestimmten Semantik (in den meisten Sprachen gibt es Derivate von in hohem Maße übereinstimmenden semantischen Gruppen), sondern in der Art der Bildung einer Ableitung mit dieser Bedeutung und in ihrem Produktivitätsgrad 2 . So sind im Unterschied zu den tungusomandschurischen und paläoasiatischen Sprachen (s. unter 2.5.2.3.) die durch Tiernamen motivierten Verben mit der Bedeutung "Sm jagen" in den indoeuropäischen Sprachen beispielweise wenig produktiv - im Unterschied zu tunguso-mandschurischen und paläoasiatischen Sprachen (s. unten 2.5.2.3).

2.1.3. Die semantische Klassifikation der DV mit verschiedenen Affixen bzw. der affixlosen DV erfolgt gemäß eines der nachstehenden Klassifizierungsverfahren.

2.1.3.1. In einer Gruppe von Untersuchungen werden die Verbgruppen unterschiedlos auf einer Stufe aufgelistet (vgl. Vorozcov 1978, Dobrica 1983, Pruntova 1976, Erben 1975, Kulak 1964 u. a.), vgl. DV-Gruppen mit der Bedeutung a) "an den durch das Substantiv bezeichneten Ort gelangen"; b) "die durch das Substantiv ausgedrückte Handlung ausführen"; c) "sich den durch das Substantiv bezeichneten Gegenstand anschaffen, bekommen" usw. (Nedjalkov I.V 1985:188). Die Anzahl solcher Gruppen weist in den einzelnen Untersu-

1

2

Bezeichnend ist, daß in der Arbeit vom Ende des 19. Jh. (Middendorf 1890) die Semantik von DV im Ketchua besser beschrieben ist als in der Arbeit Lastra 1968 Der Begriff "Produktivität" wird in der Wortbildung unterschiedlich verwendet (s. Rainer 1987). In der vorliegenden Arbeit wird unter Produktivität eine quantitative Charakterisierung des Modells, Affixes und der semantischen Gruppe eines DV (vgl. Kubrjakova 1972:383) verstanden. Sie wird entweder in bezug auf die quantitative Charakteristik bestimmter Erscheinungen in einer einzelnen Sprache oder in bezug auf die Verbreitung einer bestimmten Erscheinung in mehreren Sprachen angewendet. In letzterem Fall handelt es sich um typologische Produktivität (vgl. Nedjalkov 1969:11).

20 chungen bedeutende Unterschiede a u f 3 (vgl. in den Arbeiten: Dobrica 1983 - 23 Gruppen, KaliuSCenko 1979 - 29 Gruppen, Erben 1975 - 7, Kulak 1964 - 8). Eine Schwachstelle bei den meisten Klassifikationen dieses Typs ist die Subjektivität bei der Aufstellung der Gruppen und der unterschiedliche Verallgemeinerungsgrad der Bedeutungsbeschreibung. In typologischer Hinsicht ist die Klassifikation in Form einer "Liste" problematisch, da jede neue Sprache neue Gruppen aufweisen und keine Grenzen für die Bedeutungsvariation der DV festgelegt werden kann (s. Kapitel 4).

2.1.3.2. In den meisten linguistischen Forschungen weist die Klassifikation der DV zwei Stufen auf. Auf der ersten Untersuchungsstufe werden einige Grundtypen aufgestellt, die alle theoretisch möglichen DV-Bedeutungen erfassen und auf der zweiten Stufe werden dann von den Grundtypen Subtypen abgeleitet. Diese Tradition geht auf eine Untersuchung (Marchand 1960) zurück, in welcher der Autor aufgrund der syntaktischen Funktion der MS in der Paraphrase der DV vier Grundtypen feststellt: 1) Verben, deren MS in der Paraphrase der DV als Prädikativ (nominaler Prädikatsteil) auftreten. Das Prädikativ steht dabei in Korrelation zum Subjekt: shadow 'Schatten to shadow 'beschatten, auf den Fersen folgen', tutor 'Lehrer (Erzieher)' veralt. 'Gouvernant' to tutor 'unterrichten, privaten Unterricht geben'; 2) Verben, deren MS in der Paraphrase als Prädikativ auftreten. Das Prädikativ steht dabei in Korrelation zum Objekt der DV: outlaw 'Vogelfreier'-> to outlaw jmdn. fur vogelfrei erklären', group 'Gruppe'-* to group 'gruppieren '; 3) Verben, deren MS in der Paraphrase als Adverbialbestimmungen auftreten: camp "Lager' -> to camp 'lagern', 'in einem Lager wohnen'; 4) Verben, deren MS als Objekt auftreten: film '(Kino) Film' to film 'einen Film drehen' (d.h. 'einen Film machen'). Auf der nächsten Gliederungsstufe wird von semantischen Kriterien Gebrauch gemacht, vgl. die Subtypen der "adverbialen" DV (s. Typ 3.): a) ornative DV (Verben des Versehens): label Etikett' —> to label 'ein Etikett aufkleben'; b) privative DV (Verben, die das Abnehmen, Entfernen von etw. bezeichnen): cream 'Sahne, Rahm' —> to cream 'absahnen, abrahmen'; c) lokative DV: bag 'Sack' —>to bag 'etw. in einen Sack stecken' usw. Die Verwendung syntaktischer Merkmale als Kriterium fur die Aufstellung der Grundtypen erlaubt es, DV mit unterschiedlicher Semantik zu einem Typ zusammenzufassen, vgl. in der Arbeit (Marchand 1960) gehören sowohl die durch konkrete Substantive motivierten DV (vgl. smoke 'Rauch' —> to smoke' 'Rauch produzieren, rauchen'), als auch die durch Substantive mit prädikativer Semantik motivierten DV (vgl. curtsy ' Reverenz' to curtsy 'jmdm. Reverenz erweisen') zu den Objekt-DV. Als Versuch, diese Schwachstelle zu überwinden, müssen solche Untersuchungen gelten, bei denen bereits auf der ersten Gliederungsebene semantische Merkmale, d. h. semantische Rollen, zur Klassifizierung herangezogen werden (zu semantischen Valenzen, Tiefenkasus, 3

Bezeichnend ist, daß die höchste Anzahl an Gruppen (45) in der Arbeit von Nedjalkov I.V. 1985 aufgeführt ist, die sich auf das Material nichtverwandter Sprachen stützt.

21 Situationsteilnehmern usw., s. die Arbeiten von Apresjan 1974, Bogdanov 1977, Gak 1969, Chafe 1975, Fillmore 1983, Cholodoviò 1970, Chrakovskij 1970 u.a.) So wurden in der Arbeit (Clark, Clark 1979) folgende Grundtypen für die englischen DV aufgestellt: 1) lokative DV; 2) durative DV (duration verbs, vgl. summer 'Sommer' -> to summer 'den Sommer irgendwo verbringen'; 3) agentive (s. oben Typ 1. in der Arbeit Marchand 1960); 4) DV "des Ziels und der Quelle" (zu letzteren gehören die von Marchand dem II. und IV. Typ zugewiesenen DV, vgl. auch ein Beispiel aus dieser Quelle: piece 'Stück' —> to piece 'aus Stücken zusammensammeln'; 5) instrumentative DV; 6) DV mit verschiedenen Bedeutungen, die keinem der fünf Typen zugeordnet werden können.

2.1.4.Das zweite Verfahren zur Aufstellung von DV-Grundtypen wird auch in der vorliegenden Arbeit angewandt werden. Aufgrund der semantischen Funktion des MS bei der Deutung des Verbs (sie wird nicht eindeutig nach der lexikalischen Bedeutung des MS bestimmt, dazu s. Kapitel 3.) werden folgende Grundtypen festgestellt: 1) possessive DV (MS - possessives Objekt oder Objekt des Habens, Besitzens (s. Kacnelson 1987:25); 2) lokative DV (MS - Ort); 3) attributive DV (das MS bezeichnet ein Attribut des Subjekts bzw. Objekts); 4) objektive DV (MS - Objekt); 5) instrumentative DV (MS - Instrument); 6) prädikative DV: a) Verben, deren MS eine Handlung bzw. einen Prozeß bezeichnen; b) Verben, deren MS einen Zustand, ein Gefühl, eine Beziehung bezeichnen; c) DV der Rede, der Information (das MS bezeichnet den Inhalt der Aussage); 7) temporale DV (MS - Zeit); 8) Ereignisverben (MS - ganze Situation). Die o.a. Typen decken alle im zur Verfügung stehendem Material vorkommenden MS Funktionen ab. Es sei angemerkt, daß das MS keine solchen Situationsteilnehmer wie das Subjekt der Handlung und des Wahrnehmens (s. Geniuäiene 1983b:75), das Subjekt 4 in Situationen des Ausdrucks der possessiven Beziehung, den Adressaten (ein zweites Objekt in possessiven kausativen Situationen und bei der Informationsübergabe) und andere in der Hyperrolle des Dativs vereinigte Funktionen (s. Geniuäiene 1983b:76) bezeichnet.

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Als Subjekt können MS einiger lokativer DV auftreten, wenn das Subjekt ein sich bewegender, belebter Situationsteilnehmer ist und dieser vom Standpunkt der Äußerungsorganisation als nicht dodominierend betrachtet wurde, wie russ. (sajvsivet' 'verlausen'«— voä 'Laus', vgl. dasselbe DV: pol. wszawiec, ital. impidocchiarsi, itelm. miltek.es usw., s. dazu 2.2.3.3.

22 Innerhalb dieser Typen werden auf der Grundlage identischer Deutungsformeln (DF) die semantischen Verbgruppen festgelegt. In der DF wird das motivierende Substantiv durch das Symbol Sm und die anderen Argumente durch die Symbole S l , S2, S2 bezeichnet. So beschreibt ζ. B. die DF " S l bildet Sm des Gegenstandes S2" solche DV wie: Kopie kopieren 'eine Kopie von etw. anfertigen', Modell —> modellieren 'ein Modell von etw. machen', Wert bewerten 'den Wert von etw. bestimmen'; die DF " S l fuhrt eine typische Handlung (an S2) mit Hilfe von Sm aus" beschreibt solche DV wie: Säge -> sägen, Bagger baggern usw.

2.1.5. Bei der Bearbeitung des Sprachmaterials zeigte sich, daß die possessiven, lokativen und attributiven Verben eine Reihe gemeinsamer Eigenschaften in bezug auf das Bedeutungsinventar und die Wortbildungsmittel aufweisen. Wie bekannt, sind die syntaktischen Konstruktionen der drei Typen: "an irgendeinem Ort sein (sich befinden)", "jmdn., etw. haben (besitzen)" und "sein (existieren)" durch Ableitungsbeziehungen in diachronischer und semantischer Hinsicht verbunden. Die Ausgangskonstruktion ist dabei die lokative, die beiden anderen sind Ableitungen von ihr (s. Lyons 1967). Parallellen weisen auch der lokative, possessive und attributive DV-Typ auf. Die semantischen Beziehungen zwischen diesen DV-Typen treten insbesondere bei der Aufstellung von theoretisch möglichen Subtypen lokativer, possessiver und attributiver DV anhand gleicher Merkmale zum Vorschein. Die Ausgangsbedeutung eines jeden Typs von der Art "Sl ist in Sm", " S l hat (besitzt) Sm" und "Sl ist Sm" kann durch solche Merkmale (und durch Kombination solcher Merkmale) wie "Negation", "Inchoativität", "Kausativität" 3 semantisch komplexe Einheiten generieren. (Kaliuäöenko 1987, KaliuäCenko 1998). Eine logische Klassifizierung der DV dieser Typen ist in den Tabellen 2.-4. angeführt.

2.2. Possessive Verben Im analysierten Korpus wurden possessive denominale Verben zu allen sechs theoretisch möglichen Gruppen nachgewiesen. Sie sind durch Derivationsbeziehungen miteinander verbunden: die Ausgangsgruppe ist " S l hat (besitzt) Sm", alle anderen sind in semantischer Hinsicht davon abgeleitet. Diese Ableit'

Eine Beziehung zu den lokativen DV weisen auch die DV zweier weiterer Typen auf: Verben, deren M S einen Zustand oder eine Beziehung bezeichnen (s. unten 2.7), und "Ereignisverben" (s. unten 2.10). Das Vorhandensein einer solchen Verbindung bekräftigt die Rechtmäßigkeit einer lokalistischen Auslegung bei einigen Wortbildungsbedeutungen der DV in der Arbeit (Ginsburg 1982), in welcher den Verben faulenzen ( momilat 'ein Boot, einen Kahn besitzen' (vgl. Cincius 1974:165, Lebedev 1982:7); nenz. mirv 'Waffe' (Genitiv Plu-ral mirbe) mirbec 'eine Waffe besitzen, bewaffnet sein' (TereSCenko 1947:171); Thai reng 'Kraft' reng Kräfte haben, kräftig sein' (Osipov 1969:43); jakut. taba Hentier' —> tabaΙαη 'ein Rentier besitzen', byhach 'Messer' byhachtaη 'ein Messer besitzen' ogus 'Stier' ogustaq 'einen Stier besitzen' 6 . Die Produktivität dieses DV-Typs ist in manchen Sprachen überaus hoch.

Vieldeutige DV werden jeweils unter der Bedeutung angeführt, die der DV-Explikation einer gegebenen Gruppe entspricht, d. h. daß in einem solchen Fall ihre lexikalisch-semantische Varianten als gesonderte DV betrachtet werden. So haben die angeführten jakutischen DV auch andere Bedeutungen, aufgrund derer sie anderen semantischen Gruppen zugeordnet werden, vgl. tabalaq 'sich ein Rentier anschaffen','Rentiere reiten', ogustari 'einen Stier anschaffen','einen Stier reiten', bynachtari 'sich ein Messer anschaffen', 'ein Messer zur Hand nehmen', 'mit dem Messer drohen'. Entsprechend der Bedeutung "sich Sm anschaffen" werden diese Verben der 3. Gruppe den possessiven Verben (s. 2.2.3.) zugeordnet, während sie in der Bedeutung "auf Sm reiten" und "jmdm. mit dem Gegenstand Sm drohen" dem instrumentalen Verbtypus (s.2.6.) zuzurechnen sind.

24 Im Tschuktschischen kann jedes Substantiv, das den Gegenstand des Besitzes zu bezeichnen fähig ist, prädikativ in Form der Person des Besitzernomens mit der Bedeutung "etw., jmdn. haben (besitzen)" gebraucht werden, vgl. nhinkhej 'Junge, Knabe' ge-nhinkhej-igym 'Jungen (ich habe)' (Sing. u. Pl.), ge-nhinkhej-i- gyt 'Jungen (Sing. u. PI.) (du hast) (Sing. u. PI.)', khoranhy 'Rentier', (Stamm khora) ga-khora —> ga-khorai-gym '(ich habe) Rentiere' (Sing. U.P1.), ga-khora-j-gyt '(du hast Rentiere)' (Sing. u. PI.) usw. (s. Skorik 1961:218-225). Diese Bildungen sind zwar grammatische Erscheinungen, sie sind den DV ähnlich. Possessive Verben 7 der 1. Gruppe, d.h. Verben mit S1 als Lebewesen, das den Gegenstand Sm hat (besitzt), sind mindestens in acht Sprachen des Korpus enthalten (Aleutisch, Eskimo, Evenkisch, Indonesisch, Jakutisch, Jukagirisch, Korjakisch, Tschuktschisch). Für die indoeuropäischen, finno-ugrischen und Turksprachen sind sie untypisch. Zur Bedeutung "Sm haben (besitzen)" können zusätzliche semantische Merkmale hinzukommen, z.B. das Merkmal "viel Sm", vgl. im klassischen Arabisch: gimal 'Kamel'-> agmala 'viele Kamele besitzen' (Fleisch 1978:70-72), im Aleutischen: khaiuh 'Kraft' khaiutukuh 'er ist sehr kräftig, er hat viel Kraft' (Golovko 1983:28); "gutes/schlechtes Sm", vgl. im Aleutischen: saigis 'Gewehr' —> saisigakuh 'er hat ein gutes Gewehr' (Golovko 1983:28); "wenig Sm", "großes Sm" - im klassischen Arabisch (Fleisch 1978:70-72). Im Aleutischen, Indonesischen, Evenkischen, Evenischen gibt es Verben mit der Bedeutung "S1 hat S2 als Sm, hält S2 fur die Person bzw. den Gegenstand Sm", vgl. even, akan 'älterer Bruder' —> akantar 'jmdn als älteren Bruder haben', atikan T r a u ' -> atikantar 'jmdn als Frau haben' (Cincius 1947:166); indones. isteri 'Frau' —> beristerikan 'jmdn als Frau ha-ben', tuan 'Herr' -> bertuankan 'jmdn. als Herrn haben, für seinen Herrn halten (Alieva 1972:126-127). Mindestens in 20 Sprachen kommen vereinzelte quasipossessive DV der ersten Gruppe vor. Sie bringen eine lokative Beziehung bzw. eine Abart der possessiven Beziehung, "Teil Ganzes"- Beziehung zum Ausdruck Zurinskaja 1983). Quasipossessive DV unterscheiden sich von lokativen DV dadurch, daß das Sm hier nicht den Ort, sondern "einen Gegenstand an einem Ort" bezeichnet. Das Sm quasipossessiver DV ist ein Nichtlebewesen, vgl. chak. porco ' B l u m e ' p o r c o l a n 'blühen' (Baskakov 1975:166), vgl. das gleiche Wortpaar im Englischen flower to flower, im Lettischen zieds - ziedef, jakut. eηke ' B r e s c h e ' e η k e r 'mit einer Bresche behaftet sein', salaa 'Zweig' εαΐααΐαη 'Zweigehaben' (Charitonov 1954:136); niw. char 'Wurm' charvarkt 'von Würmern befallen sein' (Otaina 1978:39). Diese Verben unterscheiden sich durch die DF "S1 hat (auf / in sich) Sm" von den lokativen DV mit der DF "S1 ist (befindet sich) auf/in Sm". In der deutschen Gegenwartssprache kommen DV der ersten Gruppe nicht vor. Im Nh. gibt es dagegen quasipossessive Verben dieses Typs, vgl. made 'Made, Wurm' maden 'voll Maden sein', die gleiche Bedeutung hat auch das Wortpaar wurm wurmen 'voll Würmer 7

Hier und im folgenden werden die possessiven Sinne von den quasipossessiven, quasilokativen letztere zu ihrer Beschreibung einer gewissen "wenig, gutes, schlechtes Sm haben (besitzen)" hat (besitzt) Sm".

, lokativen und attributiven DV im eigentlichen und quasiattributiven D V unterschieden, wobei Modifikation der DF bedürfen: ζ. B. Verben, die bezeichnen, gehören zur Gruppe mit der DF "S1

25 sein'; vgl. auch wazzer 'Wasser' wazzern 'voll Wasser sein', wölke 'Wolke' —> wolkenen 'bewölkt sein', rose 'Rose' -Brösen 'Rosenblüten tragen'.

2.2.2. DV mit der negativen Bedeutung "S1 hat (besitzt) kein Sm" wurden in drei Sprachen nachgewiesen: im Nenzischen, Niwchischen und Jukagirischen, vgl. nenz. harad 'Haus, Heim' hardasjafs) "heimlos sein, kein Haus besitzen', njan' 'Brot' - » n'jan'sja(s') 'kein Brot haben', sachar 'Zucker' sacharzja(s') "kein Zucker haben' (TereäSCenko 1956:85); jukagir. Heng "Rentier'^ el-ilen'ejeng 'ich habe keine Rentiere' (Krejnoviö 1958:176); niw. kyskhavrd 'unglücklich sein' magkabahay 'sich ein Haus anschaffen' (RaCkov 1981:18), even, hut 'Kind' hutelbe 'Kinder bekommen', hüten 'ein Kind adoptieren' (Cincius 1947:165), evenk. ηίηα 'Hund' rfnarbu 'sich einen Hund anschaffen', oron "Rentier' —> ororbu 'sich Rentiere anschaffen', esk. igak 'Buch' —> igang 'sich ein Buch anschaffen', pana 'Speer'-> panang 'sich ein Speer anschaffen' (MenovSCikov 1967:2930). Die im eigentlichen Sinne possessiven Verben der 3. Gruppe sind in fünf Sprachen festzustellen; im Tagalog, Chakassischen, Evenkischen, Evenischen und im Eskimo. In den meisten Sprachen kommen quasipossessive DV vor, die die Handlung einer Person an einem Gegenstand bezeichnen, wobei diese Handlung zur Entstehung einer lokativen Beziehung fuhrt. Deutet man diese DV, bezeichnet das MS einen Gegenstand, der sich infolge der Handlung in S1 piaziert, vgl. tschuk. k'eli ' M ü t z e ' k ' a l e j p y k 'sich eine Mütze aufsetzen' (Skorik 1977:221), vgl. analog das Wortpaar im Ketchua: chuku —> chukullicuy (Middendorf 1890:168), Its. apg'erbs 'Kleidung' -> apg'erbties 'sich anziehen', jakut. sappyky 'Stiefel —> sappykylan 'Stiefel anziehen', vgl. analog im Komi: sapög sapogasny, vgl. auch: döröm 'Hemd' -> dörömasny 'ein Hemd anziehen', plattjö 'Kleid' ->plattjöasny 'ein Kleid anziehen' (vgl. auch Serebrennikov 1963:341).

2.2.3.1. Wie auch in der 1. Gruppe kommen in vielen Sprachen (mindestens 26) quasipossessive DV vor, deren S1 Nichtlebewesen sind; jedoch ist in ihnen selbst die Entstehung der lokativen Beziehung und der Teil-Ganzes-Beziehung ausgedrückt, vgl. slow, osrstiet ' 'Haare ansetzen' (Mieczkowska 1985:32), engl .feather 'Feder' to feather 'Feder ansetzen, sich befiedern', osset. sala 'Ruhe' -> salauyn 'ruhig werden' (Gabarajev 1977:144-145), türk. yaprak 'Blatt'->yarpaklanmak 'Blätter bekommen' (Kononov 1956:258), vgl. analog das Paar im Litauischen: lapas -> lapoti, vgl. auch: lit. ζole 'Gras' —> zoléti 'mit Gras zuwachsen'. Das Subjekt dieser Verben bezeichnet vor allem Tiere, Pflanzen, das Sm - Früchte, Zweige, Federn usw. DV dieses Typs können nicht nur das Entstehen lokativer Beziehungen bzw.

26 "Teil-Ganzes"-Beziehungen, sondern auch einen bestimmten Zustand des Ganzen bezeichnen, der durch das Vorhandensein/Entstehen eines ihm zugehörigen Teiles Sm bedingt ist. In vielen Sprachen wurden DV dieses Typs mit der Bedeutung "S1 ( = Ort, Gegenstand, der durch das Subjekt ausgedrückt wird) bedeckt sich mit Sm, wird von Sm überfallen" (Sm "Laus", "Motte", "Wurm"), vgl. dt. Laus —> verlausen, dasselbe im Russischen: vos —> zavsivet', Itelmenischen: mil —> miltikes (Volodin 1976:211). Typisch ist, daß die im eigentlichen Sinne possessiven Verben in der Regel mit Hilfe "spezialisierter" wortbildender Affixe abgeleitet werden (d. h. mit solchen Affixen, die ausschließlich DV einer bestimmten semantischen Gruppe bilden, ζ. B. instrumentative, possessive DV usw.), vgl. die Bedeutung des Suffixes -lba-/-lbe- im Evenischen "sich etw. anschaffen, etwas bekommen" atykan Trau'^> atykalba 'sich eine Frau anschaffen, sich verheiraten', hut 'Kind'-> hutelbe 'Kinder bekommen' (Cincius 1947:165); im Tschuktschischen werden nur DV mit der Bedeutung "etw. anziehen" durch das Suffix -jp-/-ep- (Skorik 1977:221) abgeleitet usw. Quasipossessive DV, die eine lokative Bedeutung bzw. eine "Teil-Ganzes"- Beziehung ausdrücken, werden generell nur mit Hilfe "nichtspezialisierter" Affixe (d. h. diese Affixe bilden DV mit unterschiedlicher Semantik) bzw. affixlos gebildet. So werden ζ. B. im Ketchua die DV, die eine "Teil-Ganzes"-Beziehung ausdrücken, affixlos gebildet (ruru 'Frucht' ruruy 'Früchte tragen (bei einem Baum)' aber auch 'den Kern aus einer Frucht entfernen') gleiches gilt für DV mit anderer Semantik, ζ. B. für objektive DV (mit der Deutung "S1 jagt Sm pflückt, sammelt, fängt Sm": challua 'Fisch' ~> challuay 'Fische fangen', ic'hu 'Gras' ic'huy 'Gras mähen') oder für instrumentative DV (mit der Deutung "S1 ver-richtet eine Handlung mit Hilfe des Sm"): najch'a 'Kamm' —> najch'ay 'kämmen', huach'i Pfeil' -> huach'iy 'Pfeile schießen' (Middendorf 1890:135-136). Die Tatsache (d.h. die Ableitung der betrachteten quasipossessiven DV mit Hilfe nichtspezialisierter Affixe) ist da-rauf zurückzufuhren, daß die Semantik des Erscheinens, Entstehens eines Teiles Sm bei/auf S1 sehr transparent ist; sie ist bei den Sprachträgem assoziativ mit dem MS verbunden.

2.2.3.2. Im Deutschen ist die Gruppe inchoativer possessiver Verben mit 80 DV vertreten, wobei die meisten davon affixlos abgeleitet werden (s. Tabelle 2), vgl. Ahr e —> ähren, Zahn —> zahnen. Produktiv sind in dieser Gruppe Ableitungen mit dem Präfix ver- (vgl. Sand versanden, Ruß verrußen) und mit dem Präfix be- in Kombination mit dem Reflexivpronomen "sich", vgl. Knospe —> sich beknospen, Wolke —> sich bewölken - diese Verben haben die Form dekausativer Possessive wie: sich bewaffnen profitieren. Die übrigen DV sind quasipossessiv und drücken folgende Situation aus:

27 a) das Entstehen einer "Teil-Ganzes"-Beziehung, wobei das MS den Teil (Zweig, Feder, Zahn usw.) bezeichnet, der bei S1 erscheint, aufwächst: Feder sich befiedem, Keim -> keimen, Wurzel sich wurzeln; b) lokative Beziehungen: "Sm gerät aus der äußeren Umgebung an/in S l " : Sand -> versanden, Motte —> ver motten. In diesem Fall ist die denotative Situation konvers präsentiert: der agierende, sich bewegende Situationsteilnehmer ist ins Verbgefllge eingeschlossen und der Teilnehmer Sl (eigentlich Ort, an den Sm gerät) gilt als Subjekt des Satzes. Eine solche Widerspiegelung der Situation lenkt die Aufmerksamkeit auf den Teilnehmer Sl und rückt ihn in das inhaltliche Zentrum des Satzes (Bondarko 1978:62-64). Es wird die Auffassung vertreten, daß der Situationsteilnehmer, der aussageorganisatorisch nicht dominant ist, unabhängig davon, ob er beweglich oder unbeweglich ist, ins Verbgefuge eingeschlossen wird (Plank 1981: 122-123). Aber es zeigt sich hier ein anderes wichtiges Merkmal, nämlich das Merkmal der "Aktivität, des bewußten Charakters der Handlung von Seiten des Teilnehmers " bei der Konstatierung lokativer und possessiver Beziehungen. Das Entstehen solcher Verben wie vermotten, verlausen, verwarnen wird aufgrund des Fehlens des bei ihrem MS ausgewiesenen Merkmals möglich. Wenn das Verb die Situation des Entstehens einer possessiven Beziehung mit zwei belebten Teilnehmern ausdrückt, so wird in der Tat derjenige Teilnehmer ins Verbgefiige inkorporiert, der vom Sprecher als nicht dominant empfunden wird. Eben aus diesem Grund wird z. B. in den meisten Sprachen die Situation der Heirat einer männlichen Person durch ein Verb, das vom Substantiv "Weib", "Frau" abgeleitet ist, und umgekehrt, die Heirat einer weiblichen Person, durch ein Verb, dessen MS "Mann" bedeutet, ausgedrückt, vgl.: even, etiken 'Mann', 'Alter' -> etikeng 'einen Mann heiraten', atikan 'Frau', 'Alte'^> atikang 'einen Mann heiraten', Its. sieva 'Frau' apsievoties 'einen Mann heiraten', engl, husband 'Mann, G a t t e ' t o husband selten 'eine Frau heiraten', dt. sich beweiben umg. iron. Weib, sich bemannen dial, 'eine Frau heiraten' kärgennen 'heiraten (von Mann und Frau), fr. mari 'Mann', 'Gatte' se marier 'sich verheiraten (von Mann u. Frau)', bulg. zena 'Frau'-> zenja jmdn heiraten (von Mann u. Frau)' (aber: m'za lilitvyk 'Handschuhe ausziehen', (Skorik 1977: 221-222). Quasipossessive DV mit der negativen Bedeutung "S1 beginnt, kein Sm zu haben" drücken in 13 weiteren Sprachen die Situation des Abbruchs der "Teil-Ganzes"-Beziehung, aus, vgl. schw. skal 'Schale (von Früchten), Schuppen (bei Fischen, Reptilien)' -> skala sig 'sich häuten, schuppen', vgl. dasselbe Wortpaar fr. écale -> s'écaler, jak. tyy 'Daunen' tyyläe 'haaren, Ha8 are verlieren' , tiis 'Zahn '-> tiihäe 'ausfallen (von Milchzähnen) '. DV dieses Typs, wie auch Quasilokative und Quasipossessive anderer Gruppen, drücken, rein von der logischen Analyse der durch diese DV repräsentierten Situation ausgehend, einen "Entzug, Verlust" (d.h. den Abbruch der lokativen, possessiven Beziehungen) aus. Doch ausgehend von der Nomination erscheinen diese DV, wie auch die DV der dritten Gruppe, als Bezeichnungen meist gewöhnlicher, typischer mit dem Gegenstand Sm verbundener Handlungen, die von den Sprachträgern mit einem Teil Sm des Gegenstandes (des Tieres oder der Person) S1 assoziiert werden. Das eigentliche "Entziehen/Verlieren" bezeichnen präfigierte quasipossessive DV in einigen slawischen, germanischen Sprachen, vgl. ukr. syla 'Kraft' znesylity, zbezsylity, obezsylity "Kraft verlieren, kraftlos werden'.

2.2.4.2. In der deutschen Sprache finden sich 11 quasipossessive DV, die die Situation des Abbruchs der "Teil-Ganzes"-Beziehung ausdrücken, vgl. Horn sich hörnen, Nadel-* nadeln, Korn-* auskörnen. Alle DV bezeichnen einen Teil Sm (Blatt, Haut, Schale) des Gegenstandes S l , den er im Verlauf der Handlung verliert: DV dieser Gruppe gehören im Deutschen zu den am wenigsten produktiven. Sie werden affixlos abgeleitet (10 Verben - s. Beispiele oben). Ein DV wird durch das Präfix aus- abgeleitet: auskörnen. Die für die DV dieser Gruppe typische Bedeutung wird durch eine Reihe dekausativer reflexiver Verben mit

8

L.N. Charitonov führt das Vorhandensein von Verben mit eben dieser Bedeutung auf den soziolinguistischen Faktor zurück, vgl.: "Interessant ist, daß im Verb tyyläe nicht "sich behaaren", sondern "Haare verlieren" aktuell ist. Das ist wahrscheinlich dadurch zu erklären, daß Jakuten keine Schafzucht hatten. Dem Haarwuchs bei Pferden und Kühen schenkten die Jakuten keine Aufmerksamkeit; er hatte keine Produktionsbedeutung und erfolgte unmerklich. Statt dessen ist der Prozeß des Haarens wichtig" (Charitonov 1954:108).

29 dem Präfix ent- ausgedrückt, vgl. Farbe—* entfärben tern—> sich entblättern.

sich entfärben, Blatt-*

entblät-

2.2.5. Possessive DV der fünften Gruppe haben die Deutung "S1 versacht, daß S2 Sm hat". Hierbei handelt es sich um sogenannte ornative Verben bzw. Verben des Versehens (vgl. Leitner 1974:37), vgl. russ. oruzie 'Waffe'—» vooruzat' 'bewaffnen', analog ukr. zbroja-> ozbrojity, engl, arms—> to arm, aserb. silah—> silahlandyrmag.

2.2.5.1. DV dieser Gruppe sind in typologischer Hinsicht wahrscheinlich am produktivsten (KaliuSCenko 1984:11). Sie sind in nicht weniger als 46 der 50 Sprachen vorhanden (sie fehlen bzw. sind gar nicht produktiv z. B. im Nenzischen, Ossetischen, Tagalog und Japanischen). Es sei angemerkt, daß in jeder einzelnen Sprache nicht diejenigen DV dominieren, die die Bedeutung einer im eigentlichen Sinne possessiven Beziehung wie Waffe-* bewaffnen ausdrücken, sondern diejenigen, die die Entstehung einer "Teil-Ganzes" - Beziehung zum Ausdruck bringen, vgl. russ. steklo 'Glas'—» steklit' 'verglasen', analog tuv. sil->silde, russ. sol' 'Salz'-*solit' 'salzen', vgl. das gleiche Wortpaar norw. salt-* salte, usb. tuz —> tuzlamoq usw. In den für die vorliegende Arbeit herangezogenen Untersuchungen wird die Teilnahme spezialisierter Affixe an der Ableitung quasipossessiver Verben dieser Gruppe lediglich in einigen Sprachen (aber nicht weniger als 8) konstatiert, vgl. im Ketchua werden mit dem Suffix -ncha- Verben mit der Bedeutung „die durch MS bezeichnete Substanz auf einen Gegenstand auftragen", vgl.: kori 'Gold '—> korinchay 'vergolden', kollke 'Silber' kollkenchay 'versilbern', ako ' S a n d ' - ^ akonchay 'mit Sand bestreuen' (Middendorf 1890:137), aber auch ornative Verben mit einer anderen Semantik abgeleitet, vgl.: suti 'Name' sutinchay "Namen geben, benennen'. Parallel sind hier auch affixlose ornative DV zu finden, vgl. ch 'ampa Rasen' ch 'ampay 'mit Rasen bedecken' (Middendorf 1890:136).

2.2.5.2. Das vorhandene Material läßt darauf schließen, daß die ornativen DV in den indoeuropäischen, finno-ugrischen und den Turksprachen durch eine hohe Produktivität gekennzeichnet sind, vgl. die durch Substantive mit unterschiedlicher Semantik motivierten ornativen DV im Jakutischen: kihi "Mensch'-» kihilee 'Menschen (S. u. PI.) zuweisen', 'mit Menschen versehen', dojor 'Freund', 'Kamerad', 'Gehilfe', ' B e g l e i t e r ' d o j o r d o o 'jmdm. einen Kameraden, Gehilfen, Begleiter zuweisen', ynax ' K u h ' - > ^ « a x i a a 'jmdm. eine Kuh geben', at Pferd attaa 'mit einem Pferd ausrüsten', 'ein Pferd geben', sir 'Land' sirdee veralt. 'mit Land versehen', iree 'Teil', 'Anteil'^» ireettee 'einen Teil, Anteil zuteilen' usw. Nur wenig produktiv sind die ornativen DV in den tunguso-mandschurischen und paläoasiatischen Sprachen. Die Anzahl quasipossessiver Verben in diesen Sprachen ist unbedeutend.

30 Im Evenischen und Evenkischen wird die Bedeutung "Versehen" durch instrumentative DV bildenden Affixe ausgedrückt (über die Ähnlichkeit und Unterschiede in der Semantik der beiden DV-Typen s. JamSanowa 1978:243-254, Leitner 1974:72), vgl. die Varianten des Suffixes -r bei den DV im Evenischen: momi 'Boot', 'Kahn'^> momir Boot, Kahn fahren' (instrumentatives DV), tak 'Salz'-*takra 'salzen'- ornatives DV (Cincius 1947:162). Im Deutschen bilden die ornativen DV die produktivste Verbgruppe (712 Einheiten). Außer einer großen Anzahl semantisch verschiedenartiger Verben (vgl. Diplom —* diplomieren, Futter-* füttern, Stempel—> stempeln usw.) lassen sich hier lexikalisch-semantische Reihen herausklassifiziert, in denen bestimmte Präfixe, abhängig von ihrer Bedeutung, produktiv sind: be- "Versorgung allgemein, ohne Konkretisierung der Handlung", "Auftragung von Sm auf die Oberfläche von S2": Wald —* bewalden, Blech —> beblechen, Eis—* beeisen\ "Ausfüllung des leeren Raums des Gegenstandes S2 mit der Substanz , Masse MS": Gips—* ausgipsen, Span-* ausspänen; um- "Umschließung von S2 durch den Gegenstand Sm": Büsch-* umbuschen, Draht-* umdrahten, ver- "Versorgung allgemein", "Beschichtung des Gegenstandes S2 mit dem Metall Sm ": Glas—* verglasen, Gold—* vergolden, Chrom—* verchromen. In einzelnen Fällen erfolgte die Wortbildung durch die Präfixe auf-, über-, ein-, vgl. Last—* auflasten, Gold-* übergolden, Ring—* einringeln. Die überwiegende Mehrheit der Verben wird durch Nichtlebewesen motiviert (s. Beispiele oben). Lediglich bei 5 Verben trägt das MS das Merkmal "Person (Lebewesen)", vgl. Mann-* bemannen, Volk-»bevölkern. Bezeichnend ist dabei, daß die durch Lebewesen motivierten DV in Mhd. produktiver waren, vgl. die Ableitung ornativer DV von Substantiven: her 'Herr', küneg 'König', mann 'Mann', ritter 'Ritter', vriunt 'Freund' u.a. (be-künegen, ver-hern, mannen, rittern, vriunden). Dies ist eine der wenigen Gruppen im Mhd., die eine größere Anzahl der Verben aufweist als das Nhd. Diese Tatsache läßt sich wahrscheinlich mit den sich veränderten sozialen Verhältnissen erklären, auf Grund derer im Nhd. die DV mit der Bedeutung "die Person(en) S2 mit der Person (den Personen) Sm versehen" abnehmen (s. Kaliuäöenko 1988:85). Als quasipossessive sind dieser Gruppe auch diejenigen DV zurechnen, die selbst kausativ sind, wie Anlaß -* veranlassen, Recht —> berechtigen. Die DF "S1 veranlaßt S2 , Sm zu haben (besitzen)" schöpft ihre Semantik nicht voll aus, da ihre Bedeutung noch eine Handlung des Objekts S2 beinhaltet. Bezeichnet man diese Handlung als S3, unabhängig davon, ob sie durch ein Wort bzw. einen Satz ausgedrückt ist, läßt sich die DF folgendermaßen darstellen: "S1 veranlaßt S2 , Sm fur die Handlung, den Zustand S3 zu haben (besitzen)", vgl.: Das (Sl) berechtigt ihn (S2) zu der Hoffnung (S3) ~ Das gibt ihm das Recht zu hoffen, vgl. auch Ur-sache—* verursachen, Auftrag —* beauftragen, Pflicht—* verpflichten u. a. Es sei angemerkt, daß S2 (s. oben) eine Valenzkonstituente des MS ist, welche das denominale Verb erbt.

2.2.6.Die DF der possessiven DV der Gruppe 6 lautet "Sl verursacht, daß S2 kein Sm hat (besitzt)". Das sind die sogenannten privativen DV (s. Weisgerber 1958:35, Zagradskaja

31 1971:258-261), die die Situation der Verursachung 9 des Abbruchs einer possessiven Beziehung bezeichnen, vgl. russ. oruzie " W a f f e ' - * obesoruzit' 'entwaffnen', analog im bulg. oruzie obesoruza, ital. Arma disarmare, schw. Vappen -* awäpna usw., Piro pxi 'Haus, Heim ->kopxi 'das Haus wegnehmen' (Mattenson 1965:85-87).

2.2.6.1. Wie in der Gruppe 5, bezeichnen die DV auch hier meistens einen Abbruch der lokativen bzw. der "Teil-Ganzes"- Beziehung, vgl. engl, head' "Haupt, K o p f ' - * to behead 'enthaupten, köpfen', jakut. sj/ys 'Müll'^> syystaa- "Müll entsorgen', pol. wszy "Laus'-> odwszawiac 'entlausen', tschech. kost 'Knochen'-» vykostiti 'Knochen herausnehmen, entfernen' (Jirsova 1986:210). Betrachtet man die verschiedenen Sprachen, so fällt bei den possessiven DV dieser Gruppe auf, daß ihre Ableitung mit Hilfe spezialisierter Affixe erfolgt. Dies sind in den Sprachen des Untersuchnungskorpus vorwiegend Präfixe (so im Russischen das Präfix obez-, im Ukrainischen: zne-, zbez-, obez-, im Polnischen: od-, wy-, im Deutschen: ab-, aus-, ent-, im Englischen: be-, de-, dis-, un-, im Litauischen: nu-, Beispiele hierzu s. o.; vgl. auch: ukr. dolja 'Schicksal'-* znedolyty 'elend machen', voda 'Wasser'-» obezvodyty 'entwässern', lit. zieve 'Rinde'-* nuzievinti 'entrinden', dulkes ' S t a u b ' - * nudulkinti 'Staub abwischen '; - die Bedeutungen der Präfixe werden in Kapitel 4 behandelt), aber auch Suffixe, vgl. im Ketchua DV mit dem Suffix - na: tullu "Knochen'-^ tullunay Knochen wegnehmen', huira 'Fett'-^ huiranay 'entfetten', urna 'Haupt, Kopf - * umanay 'enthaupten, köpfen' (Middendorf 1890:137). In einzelnen Sprachen wird die Bedeutung "Entziehen", "Entfernen" von solchen DV zum Ausdruck gebracht, die durch teilweise spezialisierte Affixe abgeleitet wurden. Unter teilweise spezialiserten Affixen werden hier solche wortbildenden Affixe verstanden, die bei einer konkreten Ableitung mit einer gegebenen Bedeutung produktiv sind, die aber auch an Ableitungen von DV mit anderen Bedeutungen beteiligt sind, so werden z. B. im Tschuktschischen mit Hilfe des Suffixes -u-/-oDV mit privativer Bedeutung, vgl. caatte 'Fangschlingen' (Stamm: caat-)~> caatok 'Fangschlingen abnehmen', poygyt 'Spieße' (Stamm: poig-) —> poygok 'Spieße abnehmen' (Skorik 1977:222-223), aber auch DV mit anderer Bedeutung abgeleitet: "Tiere erjagen", vgl. r'evyt 'Walfische' r'evuk 'Walfische erjagen' und "Verspeisen", vgl. ponty 'Leber'-> pontok "Leber verspeisen' (Skorik 1977:222). Generell wurden DV der Gruppe 6 in 28 9

Über die kausative Situation s. Nedjalkov, Sil'nickij (1969a). Die DV der Gruppe 6 bilden ein negatives Pendant zu den Verben der Gruppe 5. In der Arbeit Sil'nickij (1974:21) werden zwei antonyme Beziehungstypen bei der kausativen Verben aufgeführt: der terminale Zustand (die Situation ist die Konsequenz, Folge der Handlung); der antezedente Zustand (die Situation ist das Antezedens, Einwirken).Bei kausativen possessiven DV (und bzw. auch bei lokativen, attributiven DV - s. unten) handelt es sich um Antonymie des terminalen Zustandes. Die Antonymie des antezedenten Zustandes setzt die semantische Äquivalenz des negativen kausativen Verbs gegenüber der negativen Form des entsprechenden positiven Verbs voraus, vgl. to withhold 'behalten, nicht freigeben' = not furnish 'nicht versorgen'. Diese Situation erstreckt sich nicht auf die possessiven kausativen Verben, vgl. a) entwaffnen bedeutet nicht b) nicht bewaffnen, vgl. ihre Deutungen: a) S1 veranlaßt S2 (antezedenter Zustand), kein S m zu haben (besitzen) (terminaler Zustand) - der terminale Zu-stand ist negiert; b) S1 veranlaßt nicht S2, Sm zu haben (besitzen) - hier ist der antezedente Zustand negiert.

32 Sprachen festgestellt. Sie sind nicht vorhanden bzw. wenig produktiv ζ. B. im Aimara, Tagalog, in den Turksprachen u. a. (s. Tabelle 23).

2.2.6.2. Im Deutschen bilden die privativen DV eine produktive Gruppe, welche aus 244 Verben besteht, vgl. Gift entgiften, Kopf —> köpfen, Leder—> abledern, Motte —> ausmotten. Eine bedeutende Anzahl der DV wird von denselben Stämmen wie die DV der fünften Gruppe (ornative DV) abgeleitet und sind zu diesen antonym: Chlor—,> chlorieren, entchloren, Gift—> vergiften, entgiften, Gold—> vergolden, entgolden usw. In der privativen Gruppe sind präfigierte Verben produktiver als bei den ornativen Verben; sie machen 74,6% (182 Einheiten von 244) aller DV der sechsten Gruppe aus, vgl. lediglich 30% (213 Einheiten von 712) der ornativen Verben werden durch Präfixe abgeleitet. So zeigt sich in dieser Gruppe der possessiven Verben, inwiefern die Produktivität der Präfigierung in der deutschen Sprache mit der typologischen Produktivitätsfunktion der Präfigierung in Korrelation steht. Von den drei Präfixen (ab-, aus-, ent-), welche an den Ableitungen der DV der Gruppe 6 teilhaben, ist das Präfix ent- das am meisten produktive. Dies ist wahrscheinlich dadurch zu erklären, daß die Komponenten ab- und aus- erst später zur Ableitung von DV herangezogen wurden. So hatte bereits im Ahd. die Hälfte der DV aus dieser Gruppe das Präfix ant/int- als Strukturelement (vgl.: antbeinan, antscuohhôn, intwaten, anthalsôn). Erst im Mittelhochdeutschen tauchen einzelne DV mit den Präfixen "ab-", und "aus-" auf (abhuden mnd. 'abhäuten, abledern', auslouben mnd.'Laub abreißen'), während Verben mit ent- mehr als die Hälfte aller privativen DV ausmachen (vgl.: ent-erben 'enterben', ent-henden 'Hände abschlagen', ent-sp fsen 'Speise entziehen' usw., s. Kaliuäöenko 1988:149-150).

2.3. Attributive V e r b e n Die die attributiven Verben motivierenden Substantive nehmen in der Deutung die semantische Funktion des "Merkmals" ein. Die für die attributiven Verben potentiell möglichen Gruppen können nach den gleichen Kriterien aufgestellt werden wie die Klassifikation der possessiven Verben. Von den 6 theoretisch möglichen Gruppen sind 5 tatsächlich in den Sprachen des Korpus festgestellt worden (s. Tabelle 3). Die attributiven DV machen im Deutschen 22,7% (823 Einheiten) des gesamten Verbkorpus aus.

2.3.1. Die Ausgangsgruppe der attributiven Verben wird mit der Deutung "S1 ist Sm" beschrieben, vgl. russ. simvol 'Symbol'-» simvolizirovat' 'etw. symbolisieren, ein Symbol von etw. sein', engl, guest 'Gast'-> to guest seit. 'Gast sein, zu Gast sein', esk. igeterta "Lehr e r ' - ^ igetertengetse 'Lehrer sein', jug 'Mensch'-^ jugetse 'Mensch sein', purugeh 'Spieß' -> purugeretse 'Spieß sein' (MenovSCikov 1964:66). Im Jukagirischen können DV

33 mit dieser Bedeutung vom Stamm eines jeden Substantivs mit dem Suffix -no - abgeleitet werden, vgl. in der kolymer Mundart: soromo 'Mensch, Mann' -> soromo^d'en 'ich bin ein Mensch' (Krejnoviô 1958:180). Im Tschuktschischen können Substantive eine Personalform (indem sie speziell markiert sind und prädikativ gebraucht werden) mit der Bedeutung 'jmd etw. sein' haben (Skorik 1963:218-225), d. h. sie können Einheiten bilden, die den attributiven DV funktional gleichgestellt sind. Das Personenparadigma der Substantive unterscheidet sich in manchem vom Paradigma der possessiven Verben (vgl. oben Punkt 2.2.), z.B. ηίηςβγ 'Junge, Knabe'-» rfnqeyturi 'ihr seid Jungen, Knaben' und getfnqeyturi 'ihr habt Jungen, Knaben (Sg. u. PI.)'. Die attributiven DV der ersten Gruppe sind unproduktiv. Eine Ausnahme bilden anscheinend in den Sprachen des Korpus anscheinend nur Tschuktschisch, Jukagirisch und Eskimo. (3) Attributive Verben DV-Gruppen und ihre Deutungen

Anzahl der Sprachen (von 50) in denen DV dieser Gruppe vorkommen

Anzahl der DV dieser Gruppe im Deutschen

1.

"S1 ist Sm "

2.

"S1 ist kein Sm "

3.

"S1 fängt an, Sm zu sein"

41

133

4.

"S1 fängt an, kein Sm zu sein"

3

(okkasionell 7)

5.

"S1 verursacht, daß S2 Sm ist"

34

307

6.

"S1 verursacht, daß S2 kein Sm ist"

6

18

Insgesamt

823

46

358

-

-

2.3.1.1. Die meisten attributiven DV, die durch Personennamen motiviert sind, bedeuten nicht einfach "Sm sein", sondern "als Sm tätig sein", "eine für Sm typische Handlung ausführen", "sich wie Sm benehmen", d. h. sie sind quasiattributiv und modifizieren die allgemeine DF. Dabei sind hinsichtlich der Identität zwischen S1 und Sm drei Situationen möglich: 1) S1 ist Sm, vgl. russ. direktor 'Direktor' —> direktorstvovat' 'als Direktor tätig sein'; indones. kuli 'Kuli'^> berkuli 'Kuli sein, als Kuli tätig sein' (Alieva 1972:128), saudara 'Bruder', ' S c h w e s t e r ' ^ bersaudara 'Geschwister sein', Komi nyv 'junges Mädchen'-> nylavny 'die Mädchenhaftigkeit bewahren', bulg. moma 'Mädchen (heiratsreif) '—> momeja ce, momuvam '(ein heiratsreifes) Mädchen sein'; 2) DV, die durch Berufe, Charaktereigenschaften, Tätigkeiten, Benehmen bezeichnende Substantive motiviert sind, können sich sowohl auf eine Person S1 beziehen, die Sm ist, als auch auf eine Person, die nicht Sm ist, vgl. DV, die durch Berufsnamen motiviert sind, welche ihrerseits sowohl berufliche, als auch nicht-berufliche Tätigkeiten bezeichnen, russ.

34 slesar' 'Schlosser' —» slesarit' 'das Schlosserhandwerk ausüben', plotnik 'Tischler' —» plotnicat' 'Tischlerhandwek ausüben' (Uluchanow 1977:149), engl, smith ' S c h m i e d ' ^ to smith 'schmieden', 'Schmied sein', 'in der Schmiede arbeiten', jakut. bostuuk "Hirte'-» bostuuktaa 'Hirte sein, als Hirte tätig sein, 'Vieh weiden, hüten', even, hunngi 'Herr, Besitzer' —> hunngivci a) 'Herr, Besitzer sein', 'besitzen' b) 'wirtschaften, Befehle erteilen'; 3) typologisch produktiv ist der DV-Typ, dessen DV sich auf den Vergleich von S2 Sm begründet, vgl. russ. èkoljar 'Schüler'-> skoljamicai' 'sich als Schüler benehmen', Taxen machen', engl .father 'Vater' to father 'sich väterlich um jmdn kümmern'. Quasiattributive DV werden in der Regel durch unspezialisierte Affixe bzw. affixlos abgeleitet (ζ. B. in den germanischen, romanischen, finno-ugrischen und in den Turksprachen). Seltener sind die durch spezialisierte bzw. teilweise spezialisierte Affixe abgeleiteten quasiattributiven DV anzutreffen. So werden im Russischen mit Hilfe der Suffixe -nica-, -stvova- von substantivischen Personennamen DV mit der Bedeutung "sich mit dem beschäftigen, was fur die Person typisch ist" abgeleitet: lentjaj 'Faulenzer' —> lentjajnicat' 'faulenzen', professor -» professorstvovat' 'Professor sein' (Uluchanov 1977:141). Im Tagalog, Eskimo und Japanischen kommen DV vor, die durch spezialisierte Affixe abgeleitet wurden und die Bedeutung "Sm ähnlich sein" tragen, vgl. esk. nahsjax 'Frau'-» nahsjahsugen 'einer Frau ähnlich sein' (vgl. auch: angjer 'Kahn'-» angjersugen 'wie ein Kahn sein', meterljuh Habe' —> meterljuhsugen 'einem Raben ähnlich sein') (Menoväöikov 1964:66). In vielen Sprachen werden von die Nationalität und Person bezeichnenden Substantiven DV abgeleitet, die die Bedeutung haben: a) "die Sprache, Mundart sprechen, die S1 spricht", vgl. mand. man'czu "Mandschu'-> man'czura 'mandschurisch sprechen' (Sunik 1962:95), tuw. tyva Tuwiner', ' t u w i n i s c h ' ^ tyvala Tuwinisch sprechen (schreiben, lesen)', jakut. jakut 'jakutisch' —>jakutta 'Jakutisch sprechen (lesen, schreiben)', chak. orys "Russe', 'russ i s c h ' ^ orysta 'Russisch sprechen' (Baskakov 1975:164), nan. loca "Russe, Russen'-» locada 'russisch sprechen'; vgl. dt. Berliner-> berlinern; b) "sich wie Sm benehmen": russ. zygan 'Zigeuner'—» zyganit' 1. 'umherwandeln, sich herumtreiben' 2. 'etw. aufdringlich erflehen' 3. veralt. 'verspotten, schmähen' vgl. auch in dt. Zigeuner zigeunern. Die beiden Bedeutungen ("sprechen" u. "sich benehmen") fallen zusammen, z. B. im Tschechischen DV nemciti 'sich wie ein Deutscher benehmen', 'Deutsch sprechen' (Travniòek 1950:241). Die Bedeutungen "sich wie Sm benehmen" und "Sm ähnlich sein" sind den DV der meisten Spachen eigen. So gibt es im Japanischen, wo die DV generell wenig produktiv sind, eine Reihe von Suffixen mit der Bedeutung "wie jmd. aussehen, jmdm ähneln", " jmd. zu sein scheinen", "sich für jmdn. ausgeben": otona 'erwachsener Mensch-» otonabiru "erwachsen zu sein scheinen", otonaburu "sich für einen Erwachsenen ausgeben', 'wie ein Erwachsener handeln' (PaSkovskij 1980:43), vgl. auch im Jakutischen: kyrd'aghas 'Alter'-» kyrd'aghashymsyj 'sich bemühen, weiser, älter auszusehen, als man wirklich ist'. Im Eskimo, Evenischen und Evenkischen kommen quasiattributive DV vor, die mit "S1 imitiert Sm, spielt Sm" gedeutet werden, vgl. even, oron 'zahmes Rentier'^» orkat "Rentiere nachahmen', 'Rentier spielen' (Cincius 1947:167), muran 'Pferd'-r» murkat 'Pferde imitieren',

35 evenk. olio 'Fisch' -> ollokotíe Tische spielen' (Konstantinova 1964:200), esk. ajveq. ' W a l r o ß ' a j v e r i r a q Walroß spielen' (Menoväiikov 1967:35). Die quasiattributiven DV der ersten Gruppe wurden in nicht weniger als 46 Sprachen registriert.

2.3.1.2. Mit Verben, deren MS ein Tiemame ist, werden Handlungen (vorwiegend von Menschen) bezeichnet, die für die entsprechenden Tiere typisch sind, d. h. wird aufgrund des für Sm typischen Benehmens bzw. der für Sm typischen Manieren, Bewegungen und Gerüche mit Sm verglichen (s. Kolesnikov 1978, Carl 1957, MarSinová 1982), vgl. russ. obezjana 'Affe'-» obezjannicaV 'nachäffen, jmdn blind nachahmen, jmds Manieren übernehmen', 'jmdn nachahmen', vgl. dasselbe Wortpaar: ukr. mavpa—> mavpuvaty, slow, opice—> opicit'sa10, engl. ape-* to ape, dän. abe-* abe, fr. singe—* singer, fin. apiña-* apinoida, let. merkakis—> merkakoties usw." Die Träger unterschiedlicher Sprachen können bei ein und demselben Tier entweder gleiche (vgl. die o. a. Wortpaare mit dem DV 'äffen') oder unterschiedliche Handlungen assoziieren (vgl. Kopylenko, Popova 1978:72-73), vgl. z. B. im Russischen jozit'sja 'sich zusammenkauern, frösteln' isacit' 'schuften', aber im Slowakischen: koñ 'Pferd'—^koñovat' 'eine schwere Arbeit tüchtig ausführen'.

2.3.1.3. Attributive Verben der ersten Gruppe, die durch unbelebte konkrete Gegenstände motiviert sind, bezeichnen entweder "S1 ist Sm " (s. oben Beispiele unter 2.3.1.) oder "S1 bringt Eigenschaften zum Vorschein, die für Sm typisch sind (Laute, Farbe, Form, Bewegungsart)" vgl. im Russischen: zoloto ' G o l d ' - t z o l o t i t ' s j a 'golden schimmern', im Indonesischen: perak ' S i l b e r ' m e m e r a k 'silbrig glänzen', im Englischen: sun 'Sonne'-> to sun poet, 'wie die Sonne scheinen', im Deutschen: Kreisel(sich) kreiseln.

2.3.1.4. Im Deutschen besteht die erste Gruppe attributiver Verben aus 358 Lexemen, die durch Personennamen (208 DV), Tiernamen (56 DV) und unbelebte Substantive (94 DV) motiviert sind. Die Verben mit Personennamen als MS bezeichnen hierbei Handlungen, die für die entsprechenden Personen charakterisiert sind: a) nach ihrem Beruf Schmied —> schmieden, Mime—> mimen; b) nach ihren negativen Charaktereigenschaften, ihrem negativen Benehmen: Flegelsich flegeln; c) nach ihrem Verhältnis, Status: Feind—befeinden; d) nach ihrer Nationalität, ihrem Wohnort (s. o. a. Beispiele). Den attributiven DV, die durch Tiernamen, mythologische Gestalten und Nichtlebewesen motiviert sind, liegt ein Vergleich von S1 mit Sm zugrunde, vgl. Maus-> mäuseln, Stier—> stieren, Fuchs—>füchseln.

2.3..2. Attributive DV der zweiten Gruppe mit der Bedeutung "S1 ist kein Sm" fehlen allem Anschein nach in allen Sprachen des Korpus.

37 2.3.3. Attributive DV der dritten Gruppe werden durch die Deutung "S1 fangt an Sm zu sein" beschrieben. Typologisch gesehen sind sie produktiv und in 41 Sprachen des Korpus vorhanden, vgl. russ. kamen' 'Stein' -> okamenet' 'versteinern, erstarren', analog tschech. kamen—> zkamenëti, dän. Sten forstenes, fin. kivi —> kivettya, aserb. das^ daslasmag, Komi: is —> izmyny; russ. sirota 'Waisenkind'—> osirotet' 'verwaisen, zur Waise werden', analog pol. sierota osierociec, fin. orpo orpoutua, evenk. etirken 'Alter' —> etirkan 'veralten, zum Alten werden' u. a. Die Bedeutung der DV dieser Gruppe kann mit jener der ersten Gruppe zusammenfallen, vgl. im Russischen das DV vdovet' 'zur Witwe werden' kann sowohl mit "zu Sm werden" als auch mit "Sm sein" gedeutet werden (Uluchanov 1977:136), vgl. auch im Jakutischen: doghor 'Freund' —> doghordos 1) 'sich befreunden', 2) ein guter Freund sein'. Im Tagalog fallen diese Bedeutungen regelmäßig bei DV mit dem Präfix mag- zusammen: makata 'Dichter'-^» magmaka 'Dichter sein, werden', bugav Kuppler'-» magbagaw 'Kuppler sein, werden' (Raékov 1981:109).

2.3.3.1. Neben attributiven DV (in Sprachen, in denen sie festgestellt wurden) gibt es auch quasiattributive DV, denen ein Vergleich von S1 mit Sm zugrunde liegt, vgl. russ. zver' ' T i e r ' - » ozveret' 'vertieren', 'rasen, vor Wut toben, wild werden', analog lit. zvéris-> suzvéréeti, span, bestia—> abestiarse, nan. uselte —> useltene, Komi: zver ' —>zvermyny; nan. loca 'Russe, R u s s e n ' ^ locana 'zum Russen werden, sich russifizieren, verrussen' usw. In manchen Sprachen ist die hier betrachtete Bedeutung an spezialisierte und teilweise spezialisierte Affixe gebunden, vgl.: im Aimara werden die DV der Gruppe 3 durch die Suffixe -pta-/-guipta- abgeleitet: urna 'Wasser'-» umaptana 'zu Wasser werden' (attributives DV) und puma 'Puma'^> pumaguiptaña 'kühn, wild wie ein Puma werden' (quasiattributives DV) (Middendorf 1891:127).

2.3.3.2. Die Anzahl der deutschen DV dieser Gruppe beläuft sich auf 133 Lexeme, von denen im Unterschied zur ersten Gruppe die DV mit Nichtlebewesen als MS überwiegen. Sie bezeichnen entweder einen Wandel von S1 zu Sm, vgl. Butter—* buttern, oder einen Vergleich von S1 mit Sm aufgrund von Eigenschaften, vgl.: Baum-* bäumen. Verben mit Lebewesen als MS bezeichnen: a) einen Wandel von S1 zu Sm, vgl. Krüppel—> verkrüppeln·, b) eine Aneignung (durch eine Person, ein Tier) von Eigenschaften, die für Sm typisch sind, vgl.: Russe—,> verrussen, Tier—» vertieren. Charakteristisch fur die Ableitungen der DV dieser Gruppe ist die Produktivität der präfigierten Verben (vor allem mit ver-). Sie machen 50% (66 Verben) der DV dieser Gruppe aus (s. Tabelle 18), wogegen sich der Anteil der präfigierten Verben in der Ausgangsgruppe (Gruppe 1) lediglich auf 7% beläuft. Das bedeutet, daß dieses Material von einer größeren semantischen Komplexität der DV der dritten Gruppe gegenüber denen der ersten Gruppe zeugt. Die semantisch weniger komplexen Bedeutungen werden in einer Sprache weniger aufwendig wie die semantisch komplexen, weniger "natürlichen" Bedeutungen (hier die DV

38 der dritten Gruppe) kodiert; ausfuhrlicher wird darauf in den Schlußfolgerungen dieses Kapitels eingegangen werden.

2.3.4. Attributive DV der vierten Gruppe mit der Bedeutung "S1 fängt an, kein Sm zu sein" konnten in den Sprachen des Korpus nicht festgestellt werden. Als Ausnahmen, die die theoretische Möglichkeit des Vorkommens dieser DV bestätigen könnten, sind zu nennen: 1) ein polnisches und ein ihm äquivalentes slowakisches Verb (s. Mieczkowska 1985:26,37), vgl. pol. rozbracic s iς, slow, rozbratit'sa 'nicht mehr miteinander verbrüdert sein'; 2) sieben deutsche okkasionale Verben (s. Nedjalkov 1961a:4), die alle durch das Präfix aus- abgeleitet sind, vgl. Herrausherren, vgl. auch Kumpel—> aus kumpein; 3) ein mittelniederdeutsches Verb: borgere 'Stadtbürger' -> entborgern 'das Bürgerrecht verlieren'.

2.3.5. Attributive DV der fünften Guppe haben die Bedeutung "S1 verursacht, daß S2 Sm ist", vgl.russ. rab ' S k i a — > porabotit ' 'versklaven, unterjochen', analog schw. s lav forgiava, span, esclavo—> escalvizar, rum. rob—> a fnrobi; ukr. zertva O p f e r ' —» zertvuvaty 'opfern ', analog rum. jertfa-> a jertfi, usb. qurbon—> qurbon kilmoq, tadsch. fido-> fido kardan; vgl. auch evenk. etirken 'Alter', 'Mann' —> etirkente 'jmdn zu einem Mann machen', Komi: bus 'Staub'-» busjyny 'zu Staub machen'.

2.3.5.1. DV der vorliegenden Gruppe wurden in 26 Sprachen vorgefunden. In den meisten paläoasiatischen, malaiisch-polynesischen und indianischen Sprachen scheinen diese DV zu fehlen oder höchstens in vereinzelten Wortbildungen vorzukommen, da sie in der Forschung keine Erwähnung finden. Charakteristisch für diese Gruppe ist, daß solche DV, denen ein Vergleich von S2 mit Sm zugrunde liegt, unproduktiv sind, wie russ. bozestvo ' G o t t h e i t ' o b o z e s t v l j a t ' 'vergöttern', analog engl. God —> to god, schw. Gud förguda, norv. Gud —>forgude, fr. Dieu —> deifier. In den tunguso-mandschurischen Sprachen, im Jakutischen und Tuwinischen gibt es quasiattributive DV mit der Bedeutung "fur Sm halten, als Sm annehmen", d.h. (in Gedanken, aus Versehen) jemandem den Status eines Gegenstandes, einer Person oder eines Tieres (Sm) zuschreiben", vgl. nan.: naj ' M e n s c h ' n a j s i 'für Menschen halten', mapa 'Bär'—> mapasi 'für Bären halten (Sunik 1962:110), tuw. e ζ im 'mein Kamerad '-> ezimzin 'für seinen Kameraden halten' (Iskhakov, Pal'mbach 1961:268), evenk. enin ' M u t t e r ' e n i n t e 'für die Mutter halten', amaka ' G r o ß v a t e r ' ^ amakama, amakata 'für den Großvater halten' jakut. agha 'Vater' —> agharghaa 'sich jmdm. gegenüber verhalten wie gegenüber dem Vater', 'für den Vater halten'. Als quasiattributiv können hier auch DV mit der Bedeutung "mit S2 verfahren wie mit Sm" betrachtet werden, vgl. dt. Hund —> hunzen, indones. kuda

39 'Pferd' -> perkuda 'mit jmdm verfahren wie mit Arbeitsvieh' (Alieva 1972:161-162). Quasiattributive DV der Gruppe 5 werden in mindestens 34 Sprachen aufgefunden.

2.3.5.2. Im Deutschen bilden die kausativen attributiven Verben die produktivste Gruppe (307 Lexeme). Die überwiegende Mehrheit der Verben (256 Lexeme) ist durch Nichtlebewesen motiviert. Diese DV bezeichnen: a) einen (scheinbaren)Wandel von S2 zu Sm (der Form, Substanz, dem Status nach), vgl. Asche —> veraschen, Tabelle —> tabellieren; b) eine Vereinigung von Gegenständen S2 zu einem Ganzen Sm /Teilung des ganzen S2 in Teile Sm , vgl. Kartell kartellieren. DV, die durch Lebewesen motiviert sind, drücken die Verursachung einer Situation aus: a) "S1 wird zu Sm", vgl. Fürst fürsten, veralt. für 'zum Fürsten befördern', Schwager —> verschwägern, Wallach Wallachen (vgl. auch knechten, kapaunen); b) S2 eignet sich ein bestimmtes Merkmal (bestimmte Merkmale) von Sm an, d. h. der Bedeutung von DV liegt ein Vergleich von S2 mit Sm zugrunde, vgl.: Russe verrussen, Fuchs —> fuchsen. Auffällig in dieser Gruppe ist das in ihr äußerst häufige Vorkommen von terminologischen DV des attributiven Typs. Diese Tatsache ist dadurch zu erklären, daß die terminologischen DV in transitiven Verbgruppen besonders produktiv sind (s. KaliuäCenko 1988), was seinerseits wiederum dadurch bedingt ist, daß terminologische Verben vorwiegend zielgerichtete Tätigkeit von Menschen bezeichnen und dementsprechend transitiv sind.

2.3.6. DV der sechsten Gruppe mit der Deutung "S1 verursacht, daß S2 kein Sm ist" sind ty-pologisch offenbar nicht produktiv. Die Realisierung von DV dieses Typs ist durch verein-zelte Bildungen in 6 indoeuropäischen Sprachen gegeben, vgl.: russ. kulak 'Kulak' rasku-lacit' 'entkulakisieren', pol. szyfr 'Chiffre'-^ odszyfrowac 'dechiffrieren', tajemnica 'Ge-heimnis'—» roztajemniczyc 'ein Geheimnis aufdecken' (Mieczkowska 1985:33,37), engl, hero 'Held'—> to dishero 'eines Nimbus als Held berauben'. Im Deutschen wurden 18 DV dieser Guppe festgestellt, vgl. Mensch—> entmenschen, Knäuelentknäueln. Fast alle DV werden durch die Präfixe ent- u. aus- abgeleitet.

2.4. Lokative Verben

Die motivierenden Substantive der lokativen DV erfüllen in der Deutung die semantische Funktion "Ort". Die für diese DV potentiell möglichen Gruppen wurden auf der Grundlage der zuvor für das Kalkül der possessiven und attributiven Verbgruppen verwendeten Merk-

40 male herausgearbeitet. Von 6 potentiell möglichen Gruppen konnten in den Sprachen des Korpus 5 lokative DV-Gruppen nachgewiesen werden (s. Tabelle 4). Im Deutschen machen die lokativen DV 7,4% (268 Lexeme) der Gesamtzahl der Verben im Korpus aus. (4) Lokative Verben Jfc

DV-Gruppen und ihre Deutungen

1. 2. 3. 4. 5. 6.

"S1 ist am Ort Sm" "S1 ist nicht am Ort Sm" "S1 fängt an, am Ort Sm zu sein" "S1 fängt an, nicht am Ort Sm zu sein" "S1 verursacht, daß S2 am Ort Sm ist" "S1 verursacht, daß S2 nicht am Ort Sm ist" Insgesamt:

Anzahl der Sprachen (von 50), in denen DV dieser Gruppe vorkommen 31

Anzahl der DV dieser Gruppe im Deutschen 66

-

-

30 8 33 12

21 8 141 32 268

2.4.1. Die erste Gruppe bilden lokative DV mit der Ausgangsbedeutung "S1 ist (befindet sich) in (am Ort) Sm", vgl. im Aleutischen: kinuuch 'Kino'—» kinuughikux 'er befindet sich im Kino' (Golovko 1988:28), im Eskimo: snak 'Ufer'^> snamy 'sich am Ufer befinden' (MenovSöikov 1967:33.34), im Evenkischen dju 'Wohnstätte, Haus, Jurte, Pelzzelt'-> djunca 'sich zu Hause (im Haus) befinden'. DV mit dieser Bedeutung werden in den Sprachen des Korpus anscheinend nur im Aleutischen und Eskimo durch spezialisierte Affixe abgeleitet. In den meisten Sprachen kommen quasilokative DV vor, die nicht einfach den "Aufenthalt, das Verbleiben des Subjekts am Ort Sm" wiedergegeben, sondern Handlungen bezeichnen, die gewöhnlich an diesem Ort ausgeführt werden und die durch semantische Assoziationen mit diesem Ort verbunden sind. Dabei kann diese Handlung ausschließlich an diesem Ort ausgeführt werden, vgl. evenk. dju 'Pelzzelt'-> djuta 'in einem Pelzzelt wohnen' (Konstantinova 1964:199), aserb. jajlag 'Sommerhäusergegend jajlanmag 'in einem Sommerhaus wohnen, sich in einer Sommerhausgegend erholen' (Sevortjan 1962:98-104), evenk. amar 'Heckteil von e a m a r ma 'am Heck sitzen' (Konstantinova 1964:198).

2.4.1.1. In den meisten Fällen bezeichnen die lokativen DV der ersten Gruppe eine Handlung, die für den durch das MS bezeichneten Ort typisch ist, aber die nicht obligatorisch an diesem Ort verrichtet wird, vgl. im Russischen: basar 'Markt', 'Marktplatz'^» basarti' 7)'etw. auf dem Markt verkaufen', 2)'etw. verschwenderisch, sinnlos verbrauchen, ausgeben', aber vgl. im Rumänischen: t irg 'Markt' ase tîrgui 'feilschen', im Russischen: s kola 'Schule'->skolit' umg. 'streng unterrichten, schulen', 'drillen', im Polnischen: szkola ->

41 szkolic 1) 'lehren', 'unterrichten', 2) umg. 'streng unterrichten', 'drillen', im Englischen: school—* to school 'lehren, trainieren' usw., im Komi: wür 'Wald' —* würalne 'jagen' (Lytkin 1961:73), vgl. dasselbe Wortpaar im Mansischen: wör-* woraj(a) - (Rombadeeva 1973:180), jakut. d'ie ' H a u s ' ^ d'ielen 'hausen, irgendwo wohnen', vgl. analog indones. rumah —* berumah, evenk. οηΐίο 'Weide' -* οηΐίο 'weiden' - » οη/cot 'Rentiere auf der Weide einfangen'. Quasilokative DV wurden in 31 von 50 Sprachen festgestellt. Als MS quasilokativer DV der vorliegenden Gruppe treten vorwiegend Substantive in Erscheinung, die mit einer menschlichen Tätigkeit verbundene Begriffe bezeichnen. Selbst die DV des vorliegenden Typs sind, den vorhandenen Angaben nach zu urteilen, durch keine hohe Produktivität gekennzeichnet, ζ. B. im Englischen, Russischen und Deutschen, wo sie quantitativ hinter den lokativen kausativen Verben zurückstehen (s. 2.4.5.).

2.4.1.2. Im Deutschen besteht die erste Gruppe der lokativen DV, die affixlos oder durch Suffixe abgeleitet werden, aus 66 Verben. Der allgemeinen DF entspricht lediglich ein Teil der Verben, vgl. Flucht 'gerade Linie' -* fluchten tech. 'auf einer geraden Linie liegen', Dock-* docken. Die meisten DV bezeichnen eine Handlung von SI, die fiir den Ort Sm typisch ist, vgl. Markt-* markten, Hof—* hofieren, Haus-* hausen.

2.4.2. Die zweite der potentiell möglichen Gruppen ist das negative Gegenstück zur vorangehenden Gruppe mit der Bedeutung "S1 ist nicht am Ort Sm ". In den untersuchten Sprachen sind solche Verben nicht belegt.

2.4.3. Die lokativen DV der dritten Gruppe werden durch die Deutung "S1 fängt an, am Ort Sm zu sein" beschrieben, vgl. im Russischen: voda 'Wasser' —*privodnit'sja 'wassern, auf dem Wasser landen' (von einem Fluggerät, Fallschirmspringer u. s. w.), analog im Deutschen: Wasser—* wassern, vgl. auch im Englischen: land 'Land '—*to land 1) 'landen (vom Flugzeug); 2)'landen, sich ausschiffen, an Land gehen', 'anlegen (Schiff)'; im Tschuktschischen: gycurmyn ' U f e r ' - * gycurmetyk 'am Ufer anlegen' (Skorik 1977:219), vgl. dasselbe Wortpaar im Jakutischen: kytyykytyn, vgl. auch im Aserbaidschanischen: at 'Roß'^> atlanmag 'auf ein Roß steigen', tar' 'Hühnerleiter' -* tarlanmag 'auf eine Hühnerleiter steigen (von Hühnern)' (Sevortjan 1962:111). 2.4.3.1. Die lokativen DV dieser Gruppe bezeichnen nicht nur den Anfang des Aufenthaltes von S1 am Ort Sm, sondern auch die Handlung selbst (Setzen, Anlegen u. a.), die zur Entstehung der lokativen Beziehung fuhrt. DV der dritten Gruppe kommen in 22 Sprachen vor. Jedoch ist ihre Anzahl in den einzelnen Sprachen unbedeutend. In einer Reihe von Sprachen (Aleutisch, klassisches Arabisch, Ketchua, Tuwinisch, Chakassisch, Eskimo, Jakutisch gibt es quasilokative DV dieser Gruppe mit der Bedeutung "an den durch MS bezeichneten Ort

42 gehen, fahren", vgl. Ketchua: chimpa 'andere Seite' -> chimpay 'auf die andere Seite hinübergehen' (Middendorf 1890:136), im Tuwinischen: ködee 'Dorf ködeele 'ins Dorf gehen', cazag 'Frühlingsweide'-> cazagla 'zur Frühlingsweide weiterziehen (bei Nomaden)', cajlag 'Sommerweide', ' S o m m e r h a u s ' ^ cajlagla 'zur Sommerweide weiterzeihen (bei Nomaden)', 'ins Sommerhaus fahren' (Iskhakov, Pal'mbach 1961:258-259), im Chakassischen: taiga ' T a i g a s taigala 'in die Taiga gehen' (Baskakov 1975:166), im Jakutischen: Moskva "Moskau'—>· moskvalaa 'nach Moskau fahren' (Charitonov 1954:98), tya 'Wald'-» tyalaa 'sich auf die Waldjagd begeben', d'ie 'Haus'-» d'ielee 'sich nach Hause begeben', chonuu Teld'^» chonuulaa 'aufs Feld gehen'. Dem dritten Typ lokativer DV können quasilokative Verben mit der Bedeutung 'einen Ort passieren' u. 'zu jmdm gehen' gerechnet werden, vgl. evenk. d'apka 'Ufer' d'apkara 'das Ufer passieren', d'uke 'Eis'^> d'ukere 'das Eis passieren' (Konstantinova 1964:202), even, n'uci 'Russe'-^ nucima 'zu den Russen gehen', n'oka 'Jakut'-» n'okama 'zu den Jakuten gehen' (Cincius 1947:169), hüli Hand, Ufer'^> hiilile 'den Rand, das Ufer entlang gehen'. Quasilokative DV sind mindestens in 3 Sprachen vertreten.

2.4.3.2. Im Deutschen besteht diese Gruppe aus 21 DV, von denen 6 (28 %) präfigiert sind, vgl. Kapsel - » sich kapseln, Land —> landen, Schiff —> sich einschiffen.

2.4.4. Vereinzelte lokative DV der vierten Gruppe mit der Bedeutung "S1 fängt an, nicht am Ort Sm zu sein" (verläßt Sm, entfernt sich von Sm)" wurden in indoeuropäischen Sprachen gefunden - mindestens in 8 Sprachen, vgl. im Englischen: rails 'Eisenbahnschienen'-» to derail 'von den Schienen abkommen', 'entgleisen', analog im Französischen: rail—> dérailer, im Polnischen: kolej —> wykoleic siq, vgl. auch im Slowakischen: zrebrit' 'von der Leiter fallen' (Mieczkowska 1985:66), im Tschechischen: kukla zool. 'Puppe' —> odkukliti zool. 'sich entpuppen (von Insekten)', im Schwedischen: back 'Barke', 'Lastkahn'-» debar—kera 'sich ausschiffen, ans Ufer gehen'. Im Deutschen sind 7 DV dieses Typs belegt, vgl. Gleis —> entgleisen, Ufer —» ausufern, Puppe sich auspuppen, sich entpuppen. Zwei DV bezeichnen eine gedankliche Entfernung von Sm: Art —> ausarten, vgl. ausarten - aus der Art schlagen. Sechs der sieben DV werden mit Hilfe der Präfixe aus- und ent- abgeleitet.

2.4.5. Die lokativen DV der fünften Gruppe werden durch die Deutung "S1 verursacht, daß S2, am Ort Sm ist" beschrieben, vgl. im Aimara: uma 'Wasser'-^ umaruchaña 'ins Wasser tauchen', lacaru "Mund'^> lacaruchaña 'in den Mund nehmen, stecken' (Middendorf 1891:127), aserb. dalda 'sicherer Ort'-> daldalamag 'verstecken', 'an einem sicheren Ort verwahren' (Sevortjan 1962:49), im Tagalog: araw 'Sonne'-> magsaaraw 'in die Sonne legen', baha 'Haus'^> magsabahay 'im Hause aufbewahren, liegen (stehen, sitzen usw.) lassen' (Raòkov 1981:111), im Dänischen: faengsel 'Gefängnis'->faengsle 'ins Gefängnis

43 stecken, verhaften', vgl. ζ. B. analoge DV in den romanischen Sprachen: rum. a fntemnita, span, encarcelar, ital. incarcerare, im Ungarischen: bebörtonöz (börtön 'Gefängnis'/

2.4.5.1. Von einem bestimmten MS, das eine bestimmte Bedeutung hat, bzw. von einer lexikalisch-semantischen Variante eines mehrdeutigen Wortes können in manchen Fällen lokative DV mit verschiedenen Bedeutungen abgeleitet sein, vgl. russ. ζemlja 'Erde' -> zazemlit' 'erden', 'prizemlif 'etw. landen (zur Landung bringen) '. In verschiedenen Sprachen besteht auch die Möglichkeit, von äquivalenten Substantiven lokative DV mit verschiedenen Bedeutungen abzuleiten, vgl. russ. zemlja 'Erde' zazemlit', prizemlit', dt. Erde-> erden, beerdigen, engl earth 'Erde '—> to earth 'ein Tier in den Bau jagen', 'erden', sc\m.jord—> jarda 'begraben', 'beerdigen', 'erden', tschech. zeme-> uzemniti 'erden', kas. zer 'Erde'-> zerleu 'beerdigen'. Wie die Beispiele zeigen, sind die meisten DV quasilokativ, d. h. diese Verben bezeichnen nicht einfach "die Unterbringung von S2 am Ort Sm", sondern "eine Handlung an S2, die mit seiner Unterbringung am Ort Sm verbunden ist". Quasilokative DV der fünften Gruppe sind in 33 Sprachen des Korpus nachgewiesen worden.

2.4.5.2. Im deutschen Korpus besteht die fünfte Gruppe lokativer Verben aus 141 Lexeme, d. h. daß die kausativen DV auch hier, wie bei possessiven und attributiven DV (s. Tabellen 2-3), die produktivsten sind. Die lokativen DV sind auch im Deutschen ziemlich zahlreich, vgl.: Bock -> aufbocken, Bunker -> bunkern, Park (in der Bedeutung 'Depot') —> parken, vgl. auch Beispiele quasilokativer deutscher DV: Wasser wässern, Grill —> grillen (Verben wie to grill 'grillen' werden in manchen Untersuchungen als lokativ-instrumentativ klassifiziert, vgl. Leitner 1974:118-120). In der vorliegenden Gruppe machen die präfigierten Verben 33% (46 Lexeme) aus, dabei sind die Präfixe ein- und in geringerem Maße auf- produktiv, vgl. ζ. B. Mauer—> einmauern, Tüte—> eintüten, s. auch oben aufbocken.

2.4.6. Die sechste Gruppe der lokativen DV bilden Verben, die die Deutung "S1 verursacht, daß S2 nicht am Ort Sm mehr ist" haben, vgl. fr. parc 'Umzäunung (fur Vieh)'^> disparguer "Vieh aus der Umzäunung treiben', engl, bus 'Bus' —> to debus 'Busse ausladen, aus Bussen aussteigen' (Skarupin 1961:187), dän. spole ' S p u l e ' - > a f s p o l e 'abspulen', vgl. auch pol. wagon 'Wagen' wywagonowac 'einen Wagen ausladen', slow, sklad 'Lager'-» vyskladnit' 'aus dem Lager nehmen' (Mieczkowska 1985:40,66). Diese DV-Gruppe ist wie alle anderen Gruppen mit "negativen" DV, ist typologisch gesehen viel weniger produktiv als ihr positives Pendant, die Gruppe 5 und wurde mindestens in 12 Sprachen festgestellt. Aber auch in den Sprachen, in denen sie überhaupt vorkommen, sind DV der Gruppe 6 als vereinzelte Bildungen anzusehen (s. Tabelle 20).

44 Die deutschen lokativen Verben dieser Gruppe (32 Lexeme) werden zu 90% durch die Präfixe ab-, aus-, ent- abgeleitet, vgl.: Kerker entkerkem, Topf —> austopfen, Bahre —> abbahren.

2.5. O b j e k t v e r b e n

Die MS von Verben dieses Typs haben in der Deutung die Funktion "Objekt" 1 2 . Die unterschiedlichen Bedeutungen der Objektverben sind nicht durch Derivationsbeziehungen miteinander verbunden. Deswegen wurde die Gliederung der Objektverben nicht mittels einer logischen Klassifikation, sondern anhand der in den Sprachen des Korpus festgestellten Bedeutungen vorgenommen. Hierbei werden die Objektverben mit Hilfe des Objekttyps - effiziertes Objekt (d. h. das Objekt entsteht als Folge der Handlung des Subjekts) bzw. affiziertes Objekt (d. h. das Subjekt verrichtet am Objekt eine bestimmte typische Handlung) in zwei Subtypen unterteilt, wobei jeder Subtyp aus mehreren Gruppen besteht, welche Verben mit gleicher Deutung vereinen (s. Tabelle 5). Im Deutschen machen die Objektverben 7% (243 Lexeme) des gesamten DV-Korpus aus.

2.5.1. "S1 schafft (erzeugt, fertigt) Sm ". Die Verben dieser Gruppe sind anscheinend die produktivsten unter den Objekt-DV. Sie sind in 42 Sprachen belegt (sie fehlen gemäß den vorhandenen Angaben ζ. B. in einigen slawischen Sprachen und im Japanischen), vgl. die Beispiele: engl, coin Münze' —> to coin 'münzen, Münzen schlagen' mit derselben Bedeutung: schw. mynta, span, amonedar, vgl. auch Its .filma 'Film'-» filmet 'einen Film drehen', das gleiche im Litauischen: filmout, bulg. rov 'Schutzgrab' rovja 'Schutzgräber graben' (Herej-Szymaiiska 1978:34), jakut. erkin ' M a u e r ' e r k i n n e e 'mauern, eine Mauer errichten', tüünnük ' F e n s t e r ' t ü n n ü k t e e 'Fenster machen, durchschlagen', ohox 'Ofen'—» ohoxtoo 'einen Ofen setzen (im Haus)', kan. nirmäne 'Schöpfung, Kreatur'-» nirmänisu 'schöpfen, schaffen' (Jensen 1969:85), nan .gara "Ruderdolle', 'Ruderdollenpaar' ->garala 'Ruderdollen am Kahn anbringen'. In den meisten Sprachen werden DV dieser Gruppe entweder affixlos oder durch nichtspezialisierte Affixe abgeleitet (s. Beispiele oben). Mindestens in sieben Sprachen (einigen indianischen, paläoasiatischen, tunguso-mandschurischen) wird die Bedeutung 'schaffen, erzeugen' durch DV, die durch (teilweise) spezialisierte Affixe abgeleitet wurden, ausgedrückt, vgl. im Tschuktschischen wird diese Bedeutung den Verben durch das Konfix t(e)/t(a)... η übertragen: Iiiit 'Handschuhe telilirjyk 'Handschuhe nähen (fertigen)',

12

Eine andere Auffassung von Objekt-DV ist der Untersuchung (Kuricyna 1985) zu enthalten. In der o.g. Untersuchung wird das Objekt als ein syntaktischer Begriff verstanden, und folglich sind Objekt-DV transitive Verben, die den nichttransitiven Subjektverben entgegenstellt werden.

45 (5) Objektverben DV-Gruppen und ihre Deutungen

Anzahl der

Anzahl von DV

Sprachen (von 50),

dieser Gruppe im

in denen DV dieser

Deutschen

Gruppe vorkommen 2.5.1.1.

"S1 schafft Sm "

42

32

2.5.1.2.

"S1 sondert S m a b "

30

73

2.5.1.3.

"S1 bildet Sm des Gegenstandes

32

54

2.5.2.1.

"S1 fuhrt eine typische Handlung an

12

33

S2" Sm aus" 2.5.2.2.

"S1 j a g t S m "

25

11

2.5.2.3.

"S1 sammelt, erwirbt Sm "

28

10

2.5.2.4.

"S1 verspeist Sm "

15

12

2.5.2.5.

"S1 wirkt auf Sm (Sm ist Teil von

18

18

S2 ein" 2.5.2.6.

"S1 folgt Sm "

2.7.2.5.

"S1 wünscht (will) Sm "

7

-

8

-

Insgesamt : poygyt 'Spieße' —> tapoygyrjyk

243

'Spieße anfertigen' (Skorik 1977:223), im Aimara durch das

Suffix -cha-: uta 'Haus'^> utachaña

'ein Haus bauen', tapa ' N e s t ' - > tapachaña

bauen' (Middendorf 1891:126), im Evenkischen durch das Suffix -η-/-ηί-: guie η 'ein Haus erbauen', d'av

guie

'ein Nest 'Haus'^>

' K a h n ' - » d'avi η 'einen Kahn bauen' (Konstantinova

1964:198), im Evenkischen durch das Suffix -g-: unta 'Pelzstiefel

untag 'Pelzstiefel ver-

fertigen', kileb ' B r o t ' - ^ k i l e b e g Orot backen'. Das Vorhandensein solcher spezialisierten Affixe erhöht die Produktivität der DV dieser Gruppe in der jeweiligen Sprache. Offensichtlich sind die DV dieser Gruppe in den meisten Sprachen, in denen sie affixlos bzw. durch nichtspezialisierte Affixe abgeleitet werden, wenig produktiv. Das gilt ζ. B. für die indoeuropäischen, finno-ugrischen und die Turksprachen (wobei sie jedoch den vorhandenen Angaben zufolge im Jakutischen produktiver sind als in den anderen Turksprachen, vgl. die Beispiele oben; s. auch: Charitonov 1954:97). Im Deutschen besteht diese Gruppe aus 32 Verben, vgl. Koks-*

koksen, Kohle—* kohlen,

Wurst—> wursten.

2.5.1.2. "S1 sondert Sm aus". Diese DF vereint Verben mit den folgenden Bedeutungen: a) "Sm, das unterschiedliche Substanzen bezeichnet, absondern", vgl. im Wepsischen muna ' E i ' - > m u n i 'Eier legen (bei Huhn)', vgl. analog im Jakutischen: samyyt -> samyyttaa-, Tuwinischen: cuurga -> cuurgala-,

im Komi: kolk -> kolk' - javny,

'Rauch' -> dymit' 'rauchen', aserb. bug 'Dampf - » buglanmag

im

vgl. auch: russ.: dym

'Dampf ausstoßen, dampf-

en', u n g . f o g 'Zahn' —»fogzik 'wachse« (von Zähnen)', vgl. im Deutschen: Zahn -> zahnen

46 'Zähne bekommen', ver 'Blut' ->verzik 'bluten', vgl. dasselbe DV im Polnischen: krwawic, im Englischen: to bleed, im Dänischen: blöde; b) "den Laut Sm austoßen; den Geruch Sm ausströmen; Licht/Glanz ausstrahlen", vgl. russ. zvuk 'Laut' zvucat' 'klingen, Laut(e) ausstoßen, vgl. dasselbe DV im Tschechischen zvuceti, im Französischen: sonar, im Lettischen skanet; c)" Sm gebären": ukr. telja 'Kalb' telytysja 'kalben', vgl. dasselbe Wortpaar im Polnischen: cielç ocielic siq, im Tschechischen: tele —> teliti se, im Schwedischen: kalv kalva, im Tuwinischen: byzaa —> byzaala'1. In keiner der Korpussprachen werden die Bedeutungen der Gruppe 2.5 durch das spezialisierte Affix ausgedrückt, vgl. im Tuwinischen: DV auf -la- bezeichnen neben "Sm aussondern" auch "Sm jagen", "Sm sammeln", "mit dem Instrument Sm handeln", "sich in Richtung Sm, entlang Sm bewegen", "jmdn, etw. mit dem Gegenstand Sm versehen" u. a. (Iskhakov, Pal'mbach 1961:259). Die Ableitung von Verben dieser Gruppe durch unspezialisierte Affixe ist anscheinend dadurch zu erklären, daß die MS dieser Verben (das sind vorwiegend die Begriffe 'Tierjunges', 'Kind', 'Zähne', 'Blut'; 'verschiedene Absonderungen' und 'Geruch') von den Sprachträgern vor allem mit ihrem Erscheinen bzw. ihrer Absonderung assoziiert werden. Daneben gibt es auch Ausnahmen: so tritt im Russischen das Substantiv "rebjonok" 'Kind' als MS des DV rebjacit'sja 'sich wie ein Kind benehmen"und nicht des Verbs rozat' 'gebären', 'zur Welt bringen' auf (vgl. die attributiven DV der Gruppe 1). Im Deutschen wird vom Substantiv Kalb neben kalben auch das DV kälbern abgeleitet. Eine Ausnahme bilden die DV mit der Bedeutung "Geruch Sm absondern". Im Nenzischen, Evenischen, Evenkischen und Eskimo werden sie durch spezialisierte bzw. teilweise spezialisierte Suffixe abgeleitet, dabei tritt aber als MS nicht einfach der Begriff "Geruch" auf, sondern ein konkreter Gegenstand, der den typischen Geruch hat. Im Deutschen besteht diese Gruppe der Objekt-DV aus 73 Lexeme, welche vorwiegend affixlos abgeleitet werden. Unter den deutschen Verben sind alle drei der oben beschriebenen Gruppen anzutreffen, vgl. die Beispiele: a) Fett —> fetten, Schleim schleimen, Träne tränen, b) Strahl —> strahlen, Muff —> muffeln, c) Ferkel —> ferkeln, Lamm lammen, lämmern.

2.5.1.3. "S1 schafft Sm eine Kopie, ein Modell ' M o d e l l ' ^ modelirovat' modelovati; russ. obraz 13

des Gegenstandes S2". MS von Verben dieser Gruppe bezeichnen oder eine Charakteristik des Gegenstandes S2, vgl.: russ. model 'modellieren', analog fr. Modele modeler, tschech. Model —> 'Gestalt, Bild —> voobrazit', 'sich etw./jmdn einbilden, vorstellen'

Bezeichnend ist, daß Verben mit einer solchen Semantik in manchen Sprachen nicht von den Namen der Jungtiere, sondern von den Substantiven "Kind" oder "Junge" abgeleitet werden und bezüglich der unterschiedlichen Tierarten gebraucht werden, vgl. im Lettischen: berns 'Kind', 'Tierjunges' —> apbernoties 'Junge werfen', aber vgl. im Tuwinischen o o / ' S o h n ' , ' K n a b e ' , ' T i e r j u n g e s ' - » oolda- 'Nachwuchs zur Welt bringen' (bei Tieren und Vögeln) aber auch kulun 'Fohlen '-> kulunna ' f o h l e n ' , anai 'Zicklein', 'Hirschkalb' —tamia 'zickeln, kalben (bei einer Hirschkuh)' (Iskhakov, Pal'mbach 1961:259).

47 (d. h. sich gedanklich ein Bild von jmdm/etw.), analog fr. image imaginer, slow, obraz -tvyobrazit', vorstellen'; chak. san 'Rechnung, Zahl' sana 'rechnen', syn 'Wahrheit' sy-na 'prüfen', 'testen' (Baskakov 1975:167), aserb. gijmet 'Preis', 'Wert' —> gijmelendirmek 'bewerten', saj 'Zahl, Rechnung' —>sajmag 'rechnen', chak. paa 'Preis, Wert' paala 'bewerten', plan 'Plan' planna 'planen' (Baskakov 1975:166). In den paläoasiatischen, tunguso-mandschurischen Sprachen wurden keine Beispiele fur DV dieser Gruppe gefunden. Im Deutschen besteht diese DV-Gruppe aus 54 Verben, wovon die Verben mit dem Suffix -ier produktiv sind. Dies ist dadurch zu erklären, daß die meisten DV in den Bereich der technischen und wissenschaftlichen Tätigkeit gehören, vgl.: Karte kartieren, Taxe taxieren.

2.5.2.1. "S1 fuhrt eine typische Handlung an Sm aus". Die Bedeutung des DV selbst, wie sie sich aus der DF ergibt, ist praktisch nicht bestimmt. Es wird lediglich darauf hingewiesen, daß dies irgendeine Handlung ist, deren Objekt das Denotat von MS ist. Die DV-Bedeutung wird letztendlich durch die Handlung bestimmt, die der Sprachträger der jeweiligen Sprache mit Sm als Objekt assoziiert. Diese Gruppe besteht in gewissem Maße aus übriggebliebenen Verben, d. h. aus Verben, die zu keiner der instrumentativen, possessiven bzw. Objektverb-gruppen gehören. Vereinzelt treten solche DV in 17 Sprachen auf: vgl. aserb. alag ' U n k r a u t ' ^ alaglamag 'jäten', dasselbe im Ungarischen: quom —> quomlalni, im Indonesischen: rumput —> merumput, rumputi, vgl. auch im Ketchua: huihua ' H a u s t i e r ' u i h u a y 'züchten' (Middendorf 1890:135), nenz. t'u 'Absteckpfahl'-> t'uc' 'abstecken' (Tereäöenko 1947:169), jakut. süöhii 'Vieh'-^ süöhülee 'Vieh versorgen', et 'Fleisch'^» ettee 'Fleisch hacken', engl, bed 'Bett'-* to bed 'das Bett machen, sich betten', vgl. dasselbe DV im Schwedischen: bädda, im Lettischen guldinät usw. Im Deutschen besteht diese Gruppe aus 33 Verben, vgl. Beispiele: Flachs flachsen, Trödel —> trödeln, Nuckel dial, nuckeln.

2.5.2.2. "S1 jagt das Tier Sm , fängt das Tier Sm". DV mit dieser Bedeutung kommen mindestens in 25 Sprachen vor: vgl. engl, fish 'Fisch' -> to fish 'fischen', vgl. dasselbe Wortpaar: ital. Pesce —> pescare, ung. hal—> halaszni, Komi: cerni—> cerniavny, orok. Sundata —> sundatama-, jakut. balyk balyktaa-, oiseau 'Vogel'-> oiseler 'Vögel fangen', analog: engl. Bird —> to bird, jakut. kötör -> kötördöö 'Vögel jagen, 'Vögel fangen'. In den indoeuropäischen Sprachen und in den Turksprachen werden DV mit dieser Bedeutung affixlos bzw. durch nichtspezialisierte Affixe abgeleitet. Die Produktivität der DV dieser Untergruppe in den o.g. Sprachen ist unterschiedlich. So gibt es im Russischen vereinzelte DV wie belkovat' 'Eichhörnchen jagen'*- belka 'Eichhörchen', myskovat' 'Mäuse jagen myska 'Mäuschen ' (s. Kolesnikov 1978). Im Deutschen ist ihre Anzahl nicht weniger als 11, vgl. Fisch fischen, Vogel vogeln, Frosch —>fröschen. Etwas produktiver ist

48 diese Gruppe im Englischen, wo sie aus mindestens 15 Verben besteht (s. Kulak 1964:208, Leitner 1974:92), vgl.: engl, rabbit ' K a n i n c h e n ' ^ to rabbit 'Kaninchen jagen', whale 'Wal to whale 'auf Walfang gehen' usw. In den tunguso-mandschurischen und paläoasiatischen Sprachen sowie im Ungarischen und Piro wurde das Vorhandensein von Affixen, durch welche DV mit der Bedeutung "ein Tier jagen", "sich ein Tier verschaffen" abgeleitet werden, nachgewiesen vgl.: DV mit dem (teilweise spezialisierten) Suffix -ász-/-ész- im Ungarischen: egér 'Maus'^> egérészni 'Mäuse fangen', vad 'wildes Tier' vadászni 'jagen' (Majtinskaja 1959:128); die DV mit dem teilweise spezialisierten Affix -u-/-e- im Tschuktschischen: r'ä wytt 'Wale'^> r'äwuk 'Wale jagen' (Skorik 1977:222); im Korjakischen das teilweise spezialisierte Suffix -u-/-so- und das spezialisierte Suffix -rjyjt-, vgl.: kajrjyk 'Bär'^> ka^uk 'einen Bären fangen', kajrjynytak Bären jagen' (Zukova 1972:204-205), im Nanajischen DV mit dem spezialisierten Suffix -masi-/mesi- bejirn 'großes Fleischtier' bejumesi 'ein großes Fleischtier jagen', giu 'Reh' giumes i 'ein Reh jagen' (Avrorin 1961:21). Auf den Produktivitätsgrad der DV dieser Gruppe wirkt sich in einer konktreten Sprache anscheinend nicht nur das Vorhanden-/Nichtvorhandensein eines mit der Bedeutung "Sm jagen" bzw. "Sm fangen" spezialisierten Affixes aus, sondern auch die areale Zugehörigkeit der Sprache. So fallen diese DV im Tuwinischen, Chakassischen und Jakutischen durch eine höhere Produktivität im Vergleich zu den anderen Turksprachen des gegebenen Sprachenkorpus (Aserbaidschanisch, Kasachisch, Türkisch) auf. Im Jakutischen werden sie praktisch von allen Wildtiernamen abgeleitet, vgl. die o. g. Beispiele, vgl. auch ehe 'Bäf ehelee 'einen Bären jagen', börö 'Wolf -tbörölöö 'Wölfe jagen', kuobach 'Ha-se' kuobachtaa 'Hasen jagen', sordo η ΉεςΚί' —> sordo ηποο 'Hechte fangen', vgl. auch im Chakassischen: kiik 'Bock'^> kiikte 'Böcke jagen', kurku Birkhahn' -> kurkule 'Birk-hähne jagen' usw. (Baskakov 1975:165).

2.5.2.3. "S1 sammelt, beschafft Sm". MS von Verben dieser Gruppe bezeichnen vorwiegend Nahrungsmittel, vgl. engl, berry 'Beere' to berry 'Beeren sammeln', das gleiche im Jaku-tischen: oton -t otonnoo ung. eper 'Erdbeere'^» eprészni "Erdbeeren sammeln', evenk. Dikte -> diktele, aber auch andere Gegenstände, vgl. im Evenkischen: talu 'Birkenrinde'->taluv, taluma 'Birkenrinde abrupfen', mo 'Baum', ' B r e n n h o l z ' ^ m o l a Brennholz sam-meln', 'Brennholz bringen, holen', im Chakassischen: miske 'Pilz'-> miskele 'Pilze sam-meln', chuzuch 'Nuß'-> chuzuchta 'Nüsse sammeln', aber auch: odyng 'Brennholz' ->odyngna 'Brennholz sammeln'. DV dieser Gruppe fanden sich in 28 Sprachen, wobei sie in fünf Sprachen durch spezialisierte bzw. teilweise spezialisierte Suffixe abgeleitet werden (im Ungarischen, Nenzischen, Evenischen, Evenkischen, Eskimo), vgl.: im Evenkischen DV mit dem Suffix -Ii: mo 'Baum', 'Brennholz' moli 'Brennholz sammeln', engut 'Faulbeere' —> engutli 'Faulbeeren sammeln' (Cincius 1947:170), n'ente 'Wurzel' —>n'enteli 'Wurzeln bereithalten'. In manchen Sprachen kommen spezialisierte Affixe vor, bei denen die Bedeutungen "Sm jagen", "Sm sammeln", "Sm beschaffen" und "Sm verspeisen" zusammenfallen, vgl. in der

49 Sprache der sirenikischen Eskimos DV mit dem Suffix -nir: ajver 'Walroß' ->ajvernir rosse jagen',

qellqerar

'Seetang'—>

qellqeramir

'Seetang

sammeln'

'Wal-

(Menoväöikov

1964:65), vgl. im Nenzischen DV mit dem Suffix -n: jabto 'Gans'-^jabtunz' 'Gänse jagen' ngoda

'Beere' —> ngodins'

'Beeren sammeln', s'aj 'Tee' —> s'ajns'

Sòenko 1956:103), im Ungarischen DV mit dem Suffix -ász-/-ész,

'Tee trinken' (Tere-

s. die o. a. Beispiele (vgl.

Majtinskaja 1959:128). Generell scheinen die Verben dieser Gruppe nur in den tunguso-mandschurischen, paläoasiatischen (eine Ausnahme bilden Niwchisch, Itelmenisch), samojedischen Sprachen und einigen Turksprachen (Tuwinisch, Chakassisch und Jakutisch) produktiv zu sein. Im Deutschen ist diese Gruppe durch 10 wenig gebräuchliche Verben präsentiert, vgl. Obst—> obsten, Schilf —> schüfen.

2.5.2.4. "S1 verbraucht (verspeist, trinkt, raucht) Sm". Mit dieser Bedeutung wurden DV in 15 Sprachen aufgefunden (sie fehlen in den slawischen, finno-ugrischen und indianischen Sprachen), vgl. im Tuwinischen: saj ' T c ^ - ^ s a j l a 'Tee trinken', 'einen Imbiß einnehmen', taakpy 'Tabak' —>taakpyla 'rauchen' (Iskhakov, Pal'mbach 1961:259), im Jakutischen: uu ' W a s s e r ' u u l a a 'Wasser trinken (von Tieren) ', ebiet 'Mittagessen'-» ebiettee essen', arygy 'Wein'

'zu Mittag

arygylaa 'Wein trinken' (Charitonov 1954:99).

Im Evenischen und im Eskimo wird diese Bedeutung durch spezialisierte, dagegen im Tschuktschischen, Korjakischen, Evenkischen und Nenzischen durch teilweise spezialisierte Suffixe ausgedrückt, vgl. im Evenischen DV mit dem Suffix -ty-/-ti-\ ulre ' F l e i s c h ' u l r e t y 'Fleisch essen', mevan 'Herz'-» mevty 'Herz essen', olra 'Fisch'

olty 'Fisch essen ' (Cin-

cius 1947:167-168), im Tschuktschischen DV mit dem Suffix u-/-o: tekicgen 'Fleisch'-^ tekicguk 'Fleisch essen', caj 'Tee'^> cajok 'Tee trinken' (aber das gleiche Suffix bildet hier auch Verben mit den Bedeutungen "das Tier Sm jagen" (s.o. 2.2.) und "Sm wegnehmen, an sich nehmen": ytvyt "Boote'-iytvvuk Boote entziehen' (Skorik I977:222) 1 4 . Im Deutschen sind 12 affixlose Verben belegt,, vgl. Futter - > futtern, Speise

speisen.

2.5.2.5. "S1 wirkt auf Sm (Sm ist Teil des Lebe- bzw. Nichtlebewesens S2) ein". DV dieser Gruppe wurden in 18 Sprachen des Korpus konstatiert, vgl. russ. ruka 'Hand'^» vrucit' 'aushändigen', vgl. dasselbe Wortpaar: pol. Rçka —> wrçczyc, engl. Hand —> to hand (aber vgl. im Komi: ki 'Hand'^> kias'ny 'die Hand drücken), vgl. auch weiter: cng\. flank milit. 'Flanke'-^ to flank milit. 'in die Flanke fallen', collar

" K r a g e n ' t o collar 'am Kragen

packen', chak. naach 'Wange'-> naachta 'eine Ohrfeige geben', tos 'Brust'

toste 'in die

Brust schlagen', 'an der Brust packen' (Baskakov 1975:164-185). In den Sprachen (in den germanischen, tunguso-mandschurischen, einigen slawischen Sprachen, in den Turksprachen sowie im klassischen Arabisch), in denen DV dieses Typs vorkommen, sind sie wenig 14

Daß die Semantik eines Suffixes all die o.g. DV-Typen in sich vereint, ist vermutlich durch deren besondere Nähe bedingt. Infolge der unterschiedlichen durch die o.g. Verben ausgedrückten Handlungen entsteht zwischen S1 und Sm eine (quasi) possessive Beziehung "S1 hat (besitzt) (quasi) Sm".

50 produktiv. Sie werden meistens von der Bezeichnung eines Körperteiles abgeleitet und bedeuten "schlagen", "packen", vgl. die o.a. Beispiele, aber auch im Aserbaidschanischen: gulag 'Ohr' gulaglamag 'am Ohr packen' (Sevortjan 1962:1962:47), im Jakutischen: battach 'Haar'^» battachtaa 'jmdn an den Haaren ziehen', kulgaach O h r ' —> kulgaachtaa 'an den Ohren packen', im Tschechischen: hrdlo 'Hals'-^> hrdlovati, hrdliti 'an den Hals pakken', kridlo 'Flügel"-> kridlovati 'in den Flügel schießen" (Travniöek 1950: 244-245). Die Verben in dieser Gruppe werden suffixlos bzw. durch nicht spezialisierte Suffixe abgeleitet. Anscheinend sind die DV dieser Gruppe in den meisten Sprachen nicht produktiv. In den fur diese Arbeit herangezogenen Untersuchungen und Wörterbüchern kommen sie vereinzelt vor. Im Deutschen DV-Korpus besteht diese Gruppe aus 18 Verben, vgl. die Beispiele: Hand einhändigen, Hals —> umhalsen.

2.5.2.6. Zu dieser Gruppe zählen auch solche DV, die nicht nur eine Handlung von S1 an Sm bezeichnen, sondern auch die Bewegung von S1 beschreiben, die darauf zielt, Sm zu be-kommen (1) bzw. eine Handlung an Sm auszuführen (2). 1)"S1 geht Sm holen (um Sm zu haben)". Diese DV-Untergruppe steht von der DF her vermutlich den lokativen possessiven DV nahe. Sie kommt in 7 Sprachen vor: im Tuwinischen, Chakassischen, Evenkischen, Evenischen, Komi, Korjakischen und Eskimo, vgl. im Komi (Komi - Jaswinische Mundart): vel 'Pferd' velialnö 'Pferde holen gehen' (Lytkin 1961:73-74), im Tuwinischen: dus ' S a l z ' - ^ dusta- 'Salz holen gehen', inek 'Kuh'^> inekte- 'eine vermißte Kuh suchen, holen gehen' (Iskhakov, Pal'mbach 1961:257-258). Im Evenkischen, Evenischen, Korjakischen und Eskimo wird diese Bedeutung mit Hilfe der spezialisierten Suffixe ausgedrückt, vgl. im Korjakischen Ableitungen mit dem Suffix -ηta-·, uttu 'Brennholz'-^ otyytyak 'Brennholz holen gehen', khlewan 'Brot'-> khlewa^ak 'Brot holen gehen' (Zukova 1972:204,205), im Evenischen Ableitungen mit dem Suffix -la-/-le- (s. Cincius 1947:170): muran 'Pferd' - > murla 'ein Pferd holen gehen', mu 'Wasser'-^» mule- 'Wasser holen gehen', bekes 'Eis'-» bekle 'Eis holen gehen'. 2) "S1 geht eine auf Sm gerichtete Handlung ausführen" DV mit dieser DF wurden in 4 Sprachen des Korpus festgestellt: im Evenkischen, Korjakischen, Evenischen und im Eskimo. In allen 4 Sprachen werden sie mit Hilfe der spezialisierten Suffixe abgeleitet. Im Evenkischen und Evenischen bedeuten DV dieser Gruppe "auf die Jagd nach Sm gehen", "Sm sammeln", vgl. im Evenischen: olra 'Fisch' olrama- 'auf Fischfang gehen', diliki 'Hermelin' - » dilikime- 'auf Hermelinjagd gehen' die DV werden hier durch das Suffix -ma-/-me- abgeleitet (Cincius 1947:170), vgl. auch im Evenkischen DV mit dem Suffix -ma- (und seinen Varianten): olio 'Fisch'-» ollomo- 'auf Fischfang gehen', degi ( Wasser-) Vogel' degime- 'auf Wasservogel-, Entenjagd gehen'. Im Deutschen wie auch in den anderen indoeuropäischen Sprachen wurden keine DV dieser Gruppe gefunden.

51 2.5.2.7. Die unter diesem Punkt erfaßten DV, wie auch die Verben der vorangehenden Gruppe, können als "quasiobjektiv" eingestuft werden, da sie nicht die Handlung selbst, sondern den Wunsch bzw. die Absicht, (vgl. bei den Verben unter 2.5.2.6. - zielgerichtete Bewegung) eine Handlung auszuführen, bezeichnen, wobei das Objekt das Denotat des MS ist. Die DV dieser Gruppe kommen in 8 Sprachen vor: im Aserbaidschanischen, Kasachischen, Tuwinischen, Türkischen, Usbekischen, Chakassischen, Evenkischen und im Eskimo, vgl. im Chakassischen: sug 'Wasser'-» suchsa 'Durst haben, trinken wollen' (Baskakov 1975:167), ein analoges Wortpaar gibt es ζ. B. im Aserbaidschanischen: su-> susamak (Sevortjan 1962:307). In den o.a. Beispielen wird die Bedeutung "Sm wollen" durch spezialisierte Suffixe zum Ausdruck gebracht. In den Turksprachen ist es das Suffix -sa-, vgl. die o.a. Beispiele und auch im Tuwinischen die Verben coruk 'Gang'Tahrt' -> coruksa 'gehen (fahren) wollen', curuk 'Zeichnung' curuksa 'zeichnen wollen',vgl. auch die DV mit dem Suffix -sire: ä't 'Fleisch'-^ ä 'tsire 'Fleisch essen wollen' (Iskhakov, Pal'mbach 1961:268-269). Im Eskimo werden DV dieser Gruppe durch das Suffix -juch- abgeleitet, vgl. mych 'Wasser' —> mychjuch 'Durst haben' (MenovSCikov 1964:67).

2.6. Instrumentative Verben

2.6.1. Unter diesem Typ werden Verben, deren MS den Gegenstand Sm in der DV-Deutung "S1 verrichtet (an S2) mit Hilfe von Sm eine typische Handlung" bezeichnen, zusammengefaßt. Als Sm treten sowohl Instrumente, Werkzeuge auf, vgl. russ. pila 'Säge'^> pilit' 'sägen''·* dasselbe pol. Pila pilowac, engl, saw —> to saw, tuv. Chiree —> chireele usw., osset. itu "Bügeleisen '—> itu kaeriyn "bügeln ', even, gid 'Speer' -> gidaladaji 'mit einem Speer werfen' (Lebedev 1978:80), als auch "Quasiinstrumente", vgl. im Piro: myo ' H a n d ' - * kamyo 'mit der Hand bewegen' (Mattenson 1965:188), im Tagalog: aso 'Hund'^> mangaso 'mit dem Hund jagen' (Raikov 1981:118) usw. Die Verben dieses Typs sind typologisch produktiv und in 48 Sprachen konstatiert (im Untersuchungsmaterial fehlen sie im Tagalog und Japanischen, s. Paäkovskij 1980, RaCkov 1981).

2.6.2. In manchen paläoasiatischen und tunguso-mandschurischen Sprachen werden instrumentative DV durch (teilweise) spezialisierte Suffixe abgeleitet, vgl. DV mit dem Suffix tku-/-tko- im Tschuktschischen: ryperjy ' H a m m e r r y p e t k . u k 'mit dem Hammer arbeiten', kelikel 'Buch'^> kelitkuk 'studieren' (Skorik 1977:219), vgl. die DV mit demselben Suffix

15

Selbstverständlich wird durch das Verb pilit' 'sägen' nicht nur die mittels e i n e r ' S ä g e ' g e t ä t i g t e Handlung, sondern auch Operationen mit anderen Instrumenten z.B. mit einer Feile napilnik. S o kann diese Erscheinung gewissermaßen als DV-Bedeutungserweiterung angesehen werden. Dieser Aspekt der Korrelation von Verben mit ihren M S wird ausfuhrlich in den Arbeiten Kaliuäöenko ( 1 9 8 8 ) , Sevortjan ( 1 9 6 2 : 6 3 - 7 1 ) , Uluchanov ( 1 9 7 7 ) untersucht.

52 im Korjakischen: pipip 'Kamm' —>pipipytkuk 'sich kämmen' vaia 'Messer'—>valatkok 'mit einem Messer schneiden' und auch mit dem Suffix -p-\ vegu 'Nägel', 'Nadel' vegypyk 'sich etw. anklammern', 'lylat 'Augen'-tlylapyk 'sehen' (Zukova 1972:204), vgl. auch DV mit dem Suffix -da- (und seinen Varianten) im Evenischen: del 'Stein'—> delda 'einen Stein werfen', muran ' P f e r d ' m u r a n d o 'ein Pferd reiten', 'ηen 'Hund'-» ηβηάβ 'mit einem Hundeschlitten fahren', halgan ' F u ß ' h a l g a n d a 'zu Fuß gehen'. Ein Großteil der Verben auf -da- beschreibt eine Bewegung oder Positionsänderung (s. die o.a. Beispiele, s. auch Cincius 1947:160-161). Instrumentative DV werden im Evenischen auch durch eine Reihe anderer Suffixe abgeleitet, z.B. -r- : momi 'Kahn'->momir 'mit einem Kahn fahren', -ci- : adal ' N e t z ' a d a l c i 'mit einem Netz Fische fangen'.

2.6.3. Außer der allgemeinen DV-Bedeutung "eine typische Handlung mit Hilfe von Sm verrichten" weisen die instrumentativen Verben des untersuchten Sprachenkorpus andere Bedeutungen auf, aufgrund deren sie in folgende lexikalisch-semantische Reihen eingeteilt werden können16 : 1) "S2 mit Hilfe von Sm bearbeiten", vgl.: russ. borona 'Egge boronit' 'eggen' dasselbe ukr. borona—> boronuwaty, mar. tyrma —> tyrmalam, jakut. sucha 'Hakenpflug' —> suchalaa 'mit dem Hakenpflug pflügen', fin. harava 'Harke' —> haravoida 'harken', Komi: sud 'Wetzstein'^»sudjawny 'wetzen' usw.; 2) "S2 mit Hilfe von Sm schließen, verbinden, befestigen", vgl. russ. klej ' K l e b s t o f f W e rt' 'kleben', vgl. dasselbe Wortpaar engl, glue to glue, dän. klis ter —> klistre, tuv. hyrba —> hyrbalar, 3) "mit Sm fahren, sich mit Hilfe von Sm bewegen", s. die Beispiele aus dem Evenischen, vgl. auch engl, sail 'Se-gel'-^ to sail 'segeln', vgl. dasselbe Verb im Dänischen: segla, ital. vedeggiare usw., vgl. auch ung. auto 'Auto'—> autozni 'mit einem Auto fahren', kerekpar ' F a h r r a d ' k e r e k p a r o z n i 'radfahren' (Majtinskaja 1959:121), pol. kayakowac 'Kajak fahren', sankowac 'Schlitten fahren, rodeln'; 4) "mit dem Körperteil Sm handeln". Typisch fur diese Reihe ist, daß DV mit ein und demselben MS in den verschiedenen Sprachen selten in der Bedeutung zusammenfallen, vgl. die vom MS "Zunge" abgeleiteten DV: aserb. dil —> dillenmeg 'beschwören', türk. dil -> dilenmek 'begehren', 'bitten' (vgl. dasselbe im Nogaischen: til ' Z u n g e ' t i l e 'bitten', s. GNJ 1973:207) dillenmek 'viel reden, schwätzen' (Kononov 1956:258, 260), Komi: kyw kywjawny 'ein Staubkorn vom Auge ablecken' (Zilina, Baraksanov 1971:141), dt. Zunge -> züngeln (von Schlangen). 16

Es gibt auch andere Gründe für die Reihenbildung instrumentativer DV, z.B. in Leitner 1974:118-120 werden Reihen aufgrund der Beziehung zu anderen DV-Typen bestimmt: a) eigentliche instrumentative DV: bat 'Schlager' to bat 'mit einem Schläger schlagen'; b) ornativ-instrumentative DV: poison 'Gi f i ' t o poison 'vergiften', 'verseuchen', c) privativ-instrumentative DV: bark 'inde'-* to bark 'abrinden'; d) instrumentative Verben des afïizierten Ortes (Objektes): shank 'Unterschenkel' to shank 'in den Unterschenkel treten (schlagen)'. Allerdings lassen sich z.B. translativ-instrumentative DV (siehe vgl. 'Sieb' -> to sieve 'sieben') aufgrund der Spezifikation des Instrumentes leichter abgrenzen. In der vorliegenden Klassifikation sind die DV der Reihen c) und d) den entsprechend Typen der p o s s e s s i v e n D V und Objektverben zugerechnet (s. oben).

53 In anderen Fällen wird bei den Sprachträgern der meisten Sprachen mit ein und demselben Körperteil auch dieselbe durch ein denominales Verb ausgedrückte Handlung assoziiert. So motiviert z.B. in den meisten Sprachen das Substantiv "Knie" DV mit der Bedeutung "sich niederknien, knien", vgl. engl, knee -> to kneel, dt. Knie -> knien, ung. terd -> terdelni, jakut. tobuk tobuktaa - (aber dieses DV hat noch die Bedeutung "auf Knien kriechen"), indones. lulut—>· berlulut usw. Im Evenkischen jedoch wird von diesem Substantiv ein Verb mit einer anderen Bedeutung abgeleitet: hemmen -> henr|ede 'mit dem Knie drücken', was vermutlich mit der spezialisierten instrumentativen Bedeutung des Suffixes -da-/-de- (durch welches das Verb abgeleitet wird) zu erklären ist, vgl. auch andere DV mit diesem Suffix: Cikty 'Glasperlen'-> Cikyde 'mit Glasperlen sticken', sekte 'Baumzweig'—» sektede 'mit Baumzweigen tarnen, bedecken' (Konstantinova 1964:199). 5) "Mit dem Gegenstand Sm, mit dem Musikinstrument Sm spielen", vgl. ung. sakk 'Schach' sakkonzi 'Schach spielen', flota 'Flöte' ->flotarni 'Flöte spielen', vgl. dasselbe DV in engl .flute, norv. dän. flit e, span, flautear, vgl. auch im Tuwinischen: keser 'Spielk a r t e ' - ï k e s e r l e 'Karten spielen', sydyraa 'Schach', 'Brettspiel '—> sydyraala 'Schach (ein Brettspiel) spielen '. Im Evenischen und Evenkischen stehen teilweise spezialisierte Suffixe zur Verfugung, mittels derer DV mit der Bedeutung "mit dem Gegenstand Sm spielen" abgeleitet werden: evenk. abdu 'Ding'-> abdukat 'mit Spielzeug spielen', ileken ' P u p p e ' - t i l e k e t 'mit Puppen spielen' (aber auch z.B. \eva ' H y s t e r i e ' ^ vevakat 'irrereden' u.a. (Konstantinova 1964:199); 6) "S2 aus Sm produzieren": engl, piece 'Stück' to piece 'aus Stücken zusammenstellen", even, ochal 'Fell der Rentierbeine ochalda 'etw. aus Fellen nähen', mo ' H o l z ' - ^ molda 'etw. aus Holz machen'.

2.6.4. In manchen Sprachen kommen vereinzelte DV mit einer anderen Semantik vor, die sich in keine der angeführten Gruppen einordnen lassen. So sind das z.B. im Evenischen DV mit der Bedeutung "S2 für die Herstellung, Fertigung von Sm bestimmen, bewahren": unta Tellstiefel untag Teil für das Fellstiefelnähen bewahren' , awun ' M ü t z e ' a w u g 'Fell für das Mützennähen bewahren' (Cincius 1947:164). Im Eskimo fand sich das DV mit dem Suffix -inyk- in der Bedeutung "beabsichtigten, mit Sm eine Handlung auszuführen": kajach 'Kajak' -> kajachinyk 'mit dem Kajak zu fahren beabsichtigen' (Menováíikov 1964:68).

2.6.5. Im Deutschen machen die instrumentativen DV 11,6% (439 Lexeme) des DV-Korpus aus. Sie gliedern sich in 2 Hauptgruppen: 1) in transitiven DV mit der Bedeutung "S1 verrichtet eine typische Handlung an S2 mit Hil-fe von Sm": Kamm—> kämmen, Pflug—> pflügen, Ruder—> rudern; in dieser Gruppe sind die terminologischen DV am produktivsten, vgl. Draggen-t draggen, Flamme-> flammen;

54 2) intransitive DV mit der Bedeutung "SI verrichtet eine typische Handlung mit Hilfe von Sm ": Bremse bremsen, Rad—> radeln. Die deutschen instrumentativen Verben können nach lexisch-semantischen Merkmalen folgendermaßen eingeteilt werden: 1) "bearbeiten": Bims —> bimsen, Sieb—> sieben; 2) "verbinden, befestigen" Bolzen -> verbolzen; 3) "sich fortbewegen, transportieren": Rad radeln, Schiff -> schiffen·, 4) "mit einem Körperteil handeln": Arm —> umarmen, Finger —>fingern', 5)"mit einem Gegenstand, Musikinstrument spielen": Karte —> karten, Harfe harfen\ 6) "S2 aus Sm produzieren": Pappe —>pappen.

2.7. Prädikative V e r b e n

Zu diesem Typ gehören Verben, deren MS die semantische Funktion "Prädikat" 17 erfüllen. Entsprechend der Bedeutung der MS sind sie in folgende Subtypen unterteilt: 1) Verben, deren MS eine Handlung, einen Prozeß bezeichnen (s. unter 2.7.1.); 2) Verben, deren MS einen Zustand, ein Gefühl, eine Beziehung bezeichnen (s. unter 2.7.2.); 3) Verben, deren MS einen Aussageinhalt bezeichnen (desubstantivische Verben des Redens (s. unter 7.3.).

2.7.1. Verben, deren motivierende Substantive eine Handlung, einen Prozeß bezeichnen Diese Verben bezeichnen die durch ihre MS ausgedrückten Handlungen bzw. Prozesse: vgl. russ. rabota 'Arbeit'->rabotat' 'arbeiten', dasselbe ukr. pracja-t pracjuwaty, engl, work to work, tadsch. kor —> kor kardan, even. gurge—> gurgewci, jakut. ule—> ulelee usw., bzw. sind gar nicht poduktiv, wie in den paläoasiatischen (außer dem Itelmenischen) und indianischen Sprachen sowie im Nenzischen (s. Tabelle 20).

2.7.1.1. Dieser Subtyp besteht aus den 2 semantischen Verbgruppen: 1) "S1 verrichtet eine Handlung Sm, beschäftigt sich mit Sm", vgl. russ. zavtrak 'Frühstück'-^ zavtrakat' 'frühstücken', dasselbe im Dänischen: frokost ->frokoste, im Französischen: déjeuner —> déjeuner, im Lettischen: brokastis—> brokastot, vgl. auch tag. kalakal 17

Es sei angemerkt, daß die Bezeichnung "prädikative DV" nicht ganz gelungen ist. Einerseits ist die prädikative Funktion jedem Verb eigen, andererseits werden (in Leitner 1974:143-161) solche Verben als prädikativ bezeichnet, deren MS in der Deutung als Prädikative auftreten, vgl. bundle 'Knoten' - > t o bundle 'knoten' (Deutung - "to make χ into y", s. Leitner 1974:143); d.h. die DV, die in der vorliegenden Untersuchung als attributive klassifiziert sind.

55 'Handel, Kommerz' ->mangalakal 'Handel betreiben, handeln' ukit 'Holzschnitt' —> mangukit 'sich mit Holzschnitten beschäftigen' (Raökov 1961:118); 2) "S1 verrichtet eine Handlung an Sm (eine auf Sm gerichtete Handlung)"; vgl. russ. kontrol' 'Kontrolle' kontroliro-vat' 'kontrollieren', pol. kontrola kontrolowac, rum. control —> a controla, norv. kyss 'Kuss' —> kysse 'küssen' usw. Eine charakteristische Bildungsart der DV stellt in einigen nichtindoeuropäischen Sprachen Rußlands die Umrahmung der abstrakten russischen Substantiven mit Affixen der jeweiligen Sprache dar bzw. die Bildung von analytischen Verben aus diesen Substantiven, vgl. durch das Suffix -ujt abgeleitete DV im Komi18 russ. Ara/'Strafe '—> Komi strapujtny 'bestrafen', russ. vina 'Schuld'-^ Komi vintujtny 'beschuldigen' (Zilina, Baraksanov 1971:152), vgl., russ. marsirovka 'Marschieren'-» tadsch. marschiowka kardan 'maschieren', (kardan 'machen'), russ. amputacija 'Amputation'^»· chak. amputacija it 'amputieren', (it 'machen', s. Baskakov 1975:173) usw. Auf diese Art und Weise werden auch DV anderer semantischer Typen gebildet, vgl. die instrumentativen DV im Aserbaidschanischen: russ. tormoz 'Brems e ' - » aserb. tormoz lamag 'bremsen', im Usbekischen: russ. chlor 'Chlor'-» usb. Chlorlamok 'chlorieren', russ. plomba 'Plombe'-» usb. plombalamok 'verplomben'. Dabei können DV gebildet werden, die im Russischen nicht vorhanden sind, vgl. im Usbekischen: russ. metr 'Meter'-» usb. metrlasmok 'Stoff mit einem Metermaß messen' (Achundzanova 1978:21).

2.7.1.2. Die Ableitung der DV dieses Typs erfolgt in allen Sprachen des Korpus ohne spezialisierte Affixe, selbst z.B. in den tunguso-mandschurischen Sprachen, wo fast alle Suffixe spezialisiert sind, vgl. das prädikative DV mit dem Suffix -/- im Evenkischen: hava 'Arbeit' —> haw al 'machen', 'erzeugen', 'produzieren', aber auch DV anderer Gruppen: nekte 'ebener P l a t z ' n e k t e l 'ebnen' (attributives DV), teru 'Termin'-^ terul 'Termin festsetzen' (temporales DV), govost' 'Nagel' govostil 'einen Nagel einschlagen' (instrumentatives DV) (Konstantinova 1964:198). Im Evenkischen sind z.B. morphologisch zusammenfallende verbale und substantivische Stämme dieses Typs vorhanden: tusan ' S p r u n g ' t u s a n 'springen', guden 'Kuss' guden 'küssen', aber vgl. gurge 'Arbeit' ->gurgevci 'arbeiten'.

2.7.1.3. Innerhalb dieses Typs lassen sich fast keine kausativen Verben feststellen, deren MS einen terminalen Zustand bezeichnet, d.h. die Situation ausgedrückt in der DF: "S1 ver-anlaßt S2, die Handlung S2 auszuführen", vgl. ein Beispiel aus dem

"

In der Untersuchung (Lytkin 1961:74) wird angemerkt, daß die sich wiederholenden Wortteile im Russischen von Sprechern der komi-jaswinischen Mundart als verbalisierende Suffixe wahrgenommen werden, und die ganze Form dementsprechend als DV aufgefaßt wird, vgl. ljubitne menarikan

Tanzen zwingen', Komi: udz ' a r b e i - t e n ' ^ udzödny

'Arbeit' 'jmdn. zum

'jmdn. zur Arbeit zwingen', 'jmdm.

eine Arbeit auftragen'. Typologisch produktiv sind diejenigen Verben, deren motivierendes Substantiv eine nominale kausative Kopula bezeichnen (s. Nedjalkov Sil'nickij 1969a:8), wie z.B. im Deutschen: Recht —> berechtigen,

Auftrag —> beauftragen,

im Indonesischen: uzin ' E r l a u b n i s ' - ^ uzin-

kan 'erlauben' (Alieva 1972:155). Sie werden als "S1 veranlaßt S2, Sm fiir eine Handlung, einen Zustand S2 zu haben" (s. oben Gruppe der possessiven Verben) gedeutet.

2.7.1.4. Im Deutschen bilden die Verben, deren MS eine Handlung bezeichnen, eine Gruppe von 255 Lexemen (7% aller DV). Unter ihnen bilden die transitiven und intransitiven Verben etwa gleichgroße Gruppen. In beiden Gruppen ist die Mehrzahl der DV affixlos gebildet. Suffixbildungen auf -ier, -isier, -ifizier kommen nicht so häufig vor. In der Gruppe der Transitiva wurden einige Präfixbildungen festgestellt. Vgl. als Beispiele: 1) transitive DV: Test —> testen, Spiel —> spielen, Zucht -> züchten; 2) intransitive DV: Flucht

flüchten,

Frühstück

—> frühstücken,

Wirtschaft—>

wirt-

schaften. Als Subjekt dieser Verben tritt meistens ein Lebewesen auf (s. die o.a. Beispiele); bei einer unwesentlichen Anzahl von Verben ist dies ein Nichtlebewesen, vgl. Flut-> fluten, Puls pulsieren.

2.7.2. Verben, deren MS einen Zustand, ein Gefühl oder eine Beziehung bezeichnen Verben, deren M S einen Zustand, ein Gefühl oder eine Beziehung bezeichnen, können nach den gleichen Merkmalen klassifiziert werden, wie sie bereits zuvor fiir die Klassifikation der possessiven, attributiven und lokativen Verben verwendet worden sind ("Negation", "Inchoativität", "Kausativität"). Die Ausgangsbedeutungen sind "S1 ist in einem Zustand Sm, emp-findet ein Gefühl Sm", "S1 steht in einer Beziehung Sm zu S2". Alle weiteren Bedeutungen können mit Hilfe der o.g. Merkmale abgeleitet werden. In den Sprachen des Korpus wurden 3 Gruppen dieses Typs beobachtet (s. Tabelle 6); - die 3 DV-Gruppen mit "negativer" Be-deutung 1 " dagegen konnten fur keine der Sprachen nachgewiesen werden (vgl. die Tabellen 2-4).

19

Selbstverständlich können manche "negativen" Bedeutungen dieses Typs auch durch Wortbilbildungsmittel ausgedrückt werden, vgl. die Bedeutung "S1 fängt an, nicht im Zustand Sm sein, kein Gefühl Sm zu empfinden", vgl russ. razljubif 'aufhören zu lieben', otmucit'sja 'nicht mehr auf die Folter gespannt werden' Aber bei solchen Beispielen handelt es sich nicht um denominale Wortbildung.

57 2.7.2.1. "S j ist in einem Zustand Sm, steht in einer Beziehung Sm (zu S2), empfindet ein Gefühl Sm (gegenüber S2)". DV dieser Gruppe sind fiir die indianiaschen, tunguso-mandschurischen, paläoasiatischen Sprachen 20 sowie im Nenzischen und Japanischen nicht belegt. Wie sich aus der Deutung ergibt, bezeichnen die MS der Verben dieser Gruppe a) einen physischen Zustand: russ. temperatura 'Fieber' temperaturit' 'Fieber haben', dasselbe im Polnischen: gor^czka —> gor^czkowac, im Englischen : fever —> to fever, im Deutschen: Fieber ->fiebern, vgl. auch: jakut. sellik 'Schwindsucht' —>selliktee- 'schwindsüchtig sein, unter Schwindsucht leiden', uospa 'Pocken' - » uospalaa- 'unter Pokcken leiden'; b) einen psychischen Zustand, ein Gefühl: türk. ümit 'Hoffnung' —> ümidetmek engl, hate ' H a ß '

îioffen',

to hate 'hassen', vgl. dasselbe DV im Schwedischen: hata, im Norwe-

gischen: hate, russ. strach 'Angst' -ïstrasit'sja

'Angst haben', vgl. dasselbe rum. a se In-

fo· ¡cosa usw.; c) eine Beziehung vereinzelt sind DV, die durch Substantive wie "Harmonie", "Eintracht", "Freundschaft", "Feindschaft" motiviert sind, in den indoeuropäischen Sprachen belegt. Sie sind wahrscheinlich auch in anderen Sprachen vorhanden, aber im untersuchten Material finden sich keine Beispiele vgl. russ. garmonija

'Harmonie' ->

garmonirovafh&rmomzrtn'

engl, concord 'Übereinstimmung', 'Eintracht' -> to concord 'Ubere inst im men', mans, nur 'Feindschaft'

nurt(u)-

'Zwietracht, Streit'

'verfeindet sein' (Rombandeeva 1973:178), vgl. mnd.

twisten 'in Zwietracht, Streit sein'.

Im Deutschen sind 58 Verben dieser Gruppe belegt, vgl.: a) Rast ten, Sympathie

20

twist

—> sympathisieren;

c) Konkurrenz

rasten; b) Wut

wü-

—> konkurrenzieren.

In manchen tunguso-mandschurischen, paläoasiatischen Sprachen kommen einzelne Verben mit dieser Semantik vor, die homonymisch mit den Substantiven sind, vgl. im Evenischen: en 'Schmerz' en 'schmerzen - von einem Körperteil', im Evenkischen: ηβίβ 'Angst' —> ηβίβ'Angst haben', aber vgl. im Evenischen : ηεΐ- 'Angst haben, empfinden ' ηείβη 'Angst ' (-«- ist ein Suffix deverbaler Substantive, s. Cincius 1947 : 60). In diesen Sprachen ist bei den Paaren "Substantiv - Verb" in der Regel, das Substantiv das Derivat.

58 (6) DV, deren MS einen Zustand, ein Gefühl, eine Beziehung bezeichnen DV-Gruppen und ihre Deutungen Anzahl der SpraJfe chen (von 50), in denen DV dieser Gruppe vorkommen

Anzahl von DV dieser Gruppe im Deutschen

1.

"S1 ist in einem Zustand Sm, steht in einer Beziehung Sm (zu S2), empfindet ein Gefühl Sm (gegenüber S2)".

38

50

2.

"S1 beginnt, in einem Zustand Sm zu sein, ein Gefühl Sm (gegenüber S2) zu empfinden".

28

2

3.

"S1 verursacht, daß S2, in einem Zustand Sm ist, in einer Beziehung Sm (zu S2) steht, ein Gefühl Sm(gegenüber S2) empfindet".

28

86

Insgesamt

138

2.7.2.2. "S1 fängt an, in einem Zustand Sm zu sein, in einer Beziehung Sm (gegenüber S2) zu stehen, ein Gefühl Sm (gegenüber S2) zu empfinden". DV dieser Gruppe sind in 28 Sprachen belegt (sie fehlen in den indianischen, tunguso-mandschurischen, paläoasiatischen Sprachen, im Nenzischen und Japanischen), vgl. die Beispiele: a) Sm - physischer Zustand: russ. sort 'Schlaf —> usnut ' 'einschlafen ', mar. cer 'Krankheit' -tcerlanas 'sich erkranken' (GMS 1961:233), fr.fievre 'Fieber' s'enfievrer 'Fieber bekommen', mans, s'ol "Kraft, Fitneß' ->s'olat(a)- 'plötzlich munter werden' (Rombandeeva 1973:179); jakut. ber 'die Härte' ->berolij- 'hart werden' (Charitonov 1954:136); b) Sm - psychischer Zustand, Gefühl: russ. ispug 'Schreck' -> ispugat'sja '(sich) erschrekken' vgl. das gleiche Wortpaar im Indonesischen: takot -> matakot, veps. abid 'Kränkung' abidzada 'sich gekränkt fühlen', türk. gazap 'Zorn' —> gazaplanmak 'zornig werden, in Zorn geraten' (Kononov 1956:258), vgl. das gleiche Wortpaar im Aserbaidschanischen: geseb —> geseblenmek, Komi: log —> lögas'ny, aserb. syur Ήewußtsein' —> syurlanmag tewußt werden' (Sevortjan 1962 :103). Im Deutschen sind inchoative Verben dieses Typs unproduktiv. In vielen Fällen besteht die Opposition: "DV mit Ausgangsbedeutung" - "kausatives DV", wobei ein inchoatives DV fehlt: (sich)fürchten, sich änstigen —> ängstigen u.a. Es fanden sich auch hier Verben, deren MS eine Beziehung ausdrücken21 . 2.7.2.3. "S1 verursacht, daß S2 in einem Zustand Sm ist, in einer Beziehung Sm (zu S2) steht, ein Gefühl Sm (gegenüber S2 empfindet". Die Verben dieser Gruppe sind in 28 Sprachen des Korpus belegt, während sie für die paläoasiatischen (ausgenommen das Jukagirische), indianischen, tunguso-mandschurischen (ausgenommen das Nanajische) und auch 21

Inchoative DV der gegebenen Gruppe mit MS, die eine Beziehung bezeichnen, gab es z.B. im Mhd: friunt-scaft 'Freundschaft' —>friuntscaften 'sich befreunden, Freundschaft schließen'.

59 einige finno-ugrischen Sprachen (Mansi, Wepsisch) sowie im Indonesischen und Japanischen (s. Tabelle 23) nicht nachgewiesen konnten. Das Sm der Verben dieser Gruppe bezeichnet vorwiegend einen psychischen Zustand, ein Gefühl, vgl. russ. styd 'Scham' —> stydit' 'beschämen, Vorwürfe machen', vgl. dasselbe Wortpaar im Aserbaidschanischen: abyr abyrlamag, hipnos 'Hypnose' —> hipnoslamag 'hypnotisieren' (Sevortjan 1962:45); jakut. dol 'Glück' dolloo- "beglücke« mun 'Qual' —> munnaa 'quälen' (Charitonov 1954 : 92-108). Es gibt nur vereinzelte Belege für Verben, deren MS einen physischen Zustand oder Beziehung ausdrücken (vgl.: russ. mir 'Friede' m ir it' 'befriedigen, aussöhnen ' dt. Harmonie —> harmonisieren). Die gegebene Verbgruppe besteht im Deutschen aus 41 Lexemen, z.B.: Ekel ekeln, Gram —> grämen, Rausch —> berauschen.

2.7.3. Denominale Verben des Redens Die Verben dieses Typs sind in 38 Sprachen belegt (es fehlen Angaben über das Vorkommen solcher Verben in den indianischen, manchen finno-ugrischen und den paläoasiatischen Sprachen sowie im Japanischen). Je nach Bedeutung der MS unterscheidet man innerhalb der Verben des Redens in verschiedenen Sprachen folgende Gruppen:

2.7.3.1. Verben, die von Benennungen der Redeeinheiten (Wort, Name, Aussage), auch vom Wort "Rede" selbst abgeleitet sind, finden sich in den meisten Sprachen, vgl.: ukr. Mowa 'Sprache, Rede' movyty 'sprechen', 'sagen', vgl. das gleiche DV pol. mowic, dän. tale, ital. discorrere, engl, phrase 'Phrase', 'Ausdruck' —> to phrase 'durch Worte ausdrükken', vgl. auch mandsch. gisun' 'Wort', 'Rede'—> isure 'sprechen, reden' (Sunikl962:95), ung. szo 'Wort' —> szölni 'sprechen, reden', vgl. das gleiche Wortpaar im Evenkischen: turen -> turety, im Indonesischen: kata —> berkata 'sprechen, reden', katakan 'sagen', (aber vgl. auch: kata 'sprechen, reden', 'sagen', d.h. die Ableitungsverhältnisse sind in dieser Wortbildungskette (Tichonov 1986:10) nicht eindeutig zu bestimmen), jukagir. ^Γί/εη 'Name' kirijesul 'nennen' (Krejnovic 1958:129), vgl. das gleiche Wortpaar im Niwchischen: q'a 'Name' chaud 'nennen' (Panfilov 1965:17), vgl. im Eskimo: atyk 'Name' atyrfaghaka 'lädt jmdn ein' (Emeljanova 1982:69), engl, word 'Wort' to word 'durch Worte ausdrücken', 'formulieren'. Im gegenwärtigen Deutschen sind die Wortpaare Name —> nennen, benamsen dial, scherz, 'für einen Namen geben, benennen', Rede —> reden belegt, während DV mit der Bedeutung 'sprechen, reden' vyslovyty 'zum Ausdruck bringen', bulg. / a / ' W o r t , A u s d r u c k t laßa 'sprechen, reden', duma 'Wort' —• dumam 'sprechen, reden', 'sagen' (Herej-Szymanska 1978:34, 43).

60 risch, österr. bedeutet 'streiten, sich streiten') fehlen, vgl. aber im Mhd. : Worten 'Worte machen', 'reden'.

2.7.3.2. Verben, deren motivierende Substantive folgendes bezeichnen: a) das Ziel einer Aussage: russ. otvet 'Antwort' —> otvetit' 'antworten', tschech. protest Tratest' protestovati 'protestieren', engl, thank 'Dank' to thank 'danken', indones. la-por(an) 'Vortrag', 'Meldung' —> laporkan 'rapportieren' (Alieva 1972:153-155), even. teleng 'Erzählung' ->teleng 'erzählen' (Cincius 1947:158); b) den Bereich, zu welchem die Aussage gehört bzw. seine Bewertung, vgl. 'Philosophie ' —> philosophieren, mar. Soja 'Lüge, Schwindel' sojystans 'lügen, schwindeln', engl, joke 'Scherz, Spaß' —> to joke 'scherzen, spaßen', vgl. das gleiche Wortpaar im Lettischen: joks —>jokot, im Bulgarischen: sega —> seguwam se usw. 2.7.3.3. Verben, deren motivierende Substantive Wörter bezeichnen, die der Sprecher äußert: a) das MS ist ein Begrüßungs-, Abschieds-, Dankbarkeitswort : aserb. s alam 'Gruß' salamlasmag 'salam' sagen, sich begrüßen', tag. paalam 'auf Wiedersehen' —> magpaalam 'auf Wiedersehen sagen', 'sich verabschieden' (Raékov 1981:112), kor.paseva 'danke' -> pasevaatyk 'danke sagen', 'danken' (Zukova 1980 : 80); b) das MS ist ein Wort, mit welchem eine Person angeredet wird, vgl. ung. úr 'Herr' úrazni 'jmdn. mit Herr anreden', gazember 'Schurke' —> legazemberezni 'jmdn. einen Schurken nennen' (Majtinskaja 1959:121), indones. bapak 'Vater' (auch höfliches Anredewort) - » p e r b a p a k 'jmdn. bapak anreden, jmdn. wie den Vater achten' (Alieva 1972:161162), jakut. yt Hund' —> yttaa 'jmdn. einen Hund nennen ' uorujach 'Dieb' uorujachtaa 'jmdn. einen Dieb nennen, jmdn. des Diebstahls verdächtigen' (Charitonov 1954 : 100).

2.7.3.4. Verben, die "S1 spricht, schreibt eine Sprache Sm, übersetzt in eine Sprache Sm» bezeichnen, scheinen lediglich im Tagalog produktiv zu sein, vgl. ruso "Russisch' —> magruso 'Russisch sprechen, schreiben', ingles "Englisch' —> magingles 'Englisch sprechen, schreiben', Tagalog —> magsatagalog 'ins Tagalog übersetzen', kastila 'Spanisch' —> magsakastila 'ins Spanische übersetzen' (RaCkov 1981:109-111). Vereinzelt sind DV dieser Gruppe auch in anderen Sprachen belegt, vgl. im Deutschen: Deutsch —> verdeutschen. Oft werden die Verben mit der Bedeutung "eine Sprache sprechen" nicht durch die Bezeichnung der Sprache, sondern durch die des Sprachträgers (der Nationalität) motiviert (s. Gruppe 1 der attributiven Verben): vgl. im Chakassischen: orus Husse' orusta 'Russisch sprechen (lesen, schreiben)' (Iskhakov, Pal'mbach 1961:260).

2.7.3.5. Lediglich in einer Sprache, im Eskimo, sind denominale Verben mit der Bedeutung "einladen", "bitten" vorhanden: akylkak 'Gast' akylkarfaghaka 'lädt zu Besuch ein',

61

kajun 'Hilfe' kajutyrfaghakuk "bittet um Hilfe', vgl. auch das o. a. Verb atyrfaghaka (Emel'janova 1982:69). Die Verben des Redens werden in fast allen Sprachen ohne Beteiligung spezialisierter Affixe abgeleitet. Eine Ausnahme bilden die DV der vierten Gruppe, im Tagalog werden sie nach dem teilweise spezialisierten Muster: "Präfix mag- (nichtspezialisiert) + allgemeiner Artikel sa + MS" abgeleitet. Nach diesem Muster werden auch (sa bahay 'im Haus, zu Hause' magsabahay 'im Haus unterbringen') und attributive DV (sa ahas 'Schlange' magsaahas 'einer Schlange ähnlich werden',) gebildet (Raòkov 1981:110), d.h. alle drei DV-Typen ein Bildungsmodell von DV, die das Entstehen einer lokativen Beziehung bezeichnen, vereint. Im Deutschen besteht das Korpus denominaler Verben des Redens aus 74 Lexemen (2% aller DV). Hier lassen sich DV verschiedener lexikalischer Gruppen belegen, vgl.: 1) Rede —> reden, Name —> nennen, 2) Ratschlag —> ratschlagen, Kritik —> kritisieren, 3) Bube buben.

2.8. Temporale denominale Verben

Die motivierenden Substantive der Verben dieses Typs bezeichnen 'eine Handlungszeit', meistens das Jahr, die Jahreszeit, den Tag, die Uhrzeit. Anhand der DF lassen sich für die Sprachen des Korpus 4 Gruppen temporaler Verben aufgestellt (s. Tabelle 7). 2.8.1. "S1 verbringt (in/bei S2) die Zeit Sm" DV mit einer solchen Bedeutung wurden in 36 Sprachen gefunden. Sie fehlen z. B. in den indianischen und malaiisch-polynesischen Sprachen, im Jukagirischen, Itelmenischen, Niwchischen, Ossetischen, und Japanischen, vgl. die Beispiele : russ. zima 'Winter' -> zimovat' 'überwintern', vgl. das gleiche Wortpaar im Aserbaidschanischen: gysch -> gyschlamag, pol. zima przezimowac, engl, winter —> to winter, fr. hiver hiverner, lit. ziema —> ziemoti, Komi: töw töwjiny usw.

62 (7) Temporale Verben N2 DV-Gruppen und Deutungen

1. 2. 3. 4.

Anzahl der Sprachen, in denen DV dieser Gruppe vorkommen

Anzahl der DV dieser Gruppe im Deutschen 7

"S1 verbringt die Zeit Sm (in/bei S2)"

36

"S1 ist in einem Zustand, der für ihn in der Zeit Sm typisch ist" "S1 verrichtet eine Handlung (an S2), die mit der Zeit Sm verbunden ist"

4

5

6

14

"S1 dauert für die Zeit Sm an"

1

Insgesamt

-

26

In 4 Sprachen (Nanajisch, Evenisch, Evenkisch, Tschuktschisch) werden DV mit dieser Bedeutung durch spezialisierte Suffixe abgeleitet, vgl. die DV mit dem Suffix -djan- (und seinen Varianten) im Evenischen: djuga 'des Sommers, im Sommer', djugani 'Sommer' —> djugadjan- 'im Sommer sein, leben, den Sommer verbringen'; tuge 'des Winters, im Winter', 'Winter' -> tugeden 'den Winter überdauern' (Konstantinova 1964:199), vgl. analoge DV werden im Evenkischen durch das Suffix -s- abgeleitet: djuga 'Sommer' —> djugas- 'den Sommer irgendwo verbringen', nelke 'Anfang des Frühjahrs' nelkes- 'am Anfang des Frühjahres irgendwo leben', tuge 'Winter' tuges- 'überwintern'. Dabei ist charakteristisch, daß die DV trotz materiell und semantisch übereinstimmender Substantive in beiden Sprachen mit Hilfe verschiedener Suffixe abgeleitet werden. Im Tschuktschischen werden die Verben dieser Gruppe durch das Suffix -ηίί-/-ηβί- abgeleitet: l'eie η 'Winter' l'eie ηίtyk 'überwintern', in'yn 'Morgen' in'ywtyk 'die Zeit am Morgen verbringen' (Skorik 1977:223). In vielen indoeuropäischen Sprachen werden die Verben dieser Gruppe durch Präfixe mit der Bedeutung "über", "während" abgeleitet : vgl. dt. Nacht —> übernachten, vgl. das gleiche DV: schw. övernatta, dän. overnatte, span, pernoctar, ital. pernottare, vgl. auch dt. Winter überwintern, tschech. pfezimovati, pol. przezimowac, schw. övervintra, let. parziemot. Im Deutschen gibt es mindestens 7 Verben der genannten Gruppe, z.B.: Sommer über— sommern, Nacht —> übernachten.

2.8.2. "S1 ist in einem Zustand, der für ihn in der Zeit Sm typisch ist" DV dieser Gruppe sind ζ. B. im Deutschen, Litauischen, Jukagirischen, Jakutischen belegt, vgl.: dt. Sommer -> sommern, jukagir. qald'eng 'Kälte, Frost, Winter' qald'erul 'sich abkühlen, sich erkälten' (Krejnovic 1958:146), lit. diena 'Tag' -> dienoti 'sich wärmen', jakut. yj 'Monat' -tyjdan- 'menstruieren'.

63 Es ist nicht ausgeschlossen, das einzelne DV dieser und nachfolgender Gruppen in einigen Sprachen des Korpus vorhanden sind, aber im untersuchten Material nicht erwähnt werden.

2.8.3. "S1 verrichtet an S2 eine Handlung, die mit der Zeit Sm verbunden ist" Einzelne DV der gegebenen Gruppe wurden in 6 Sprachen gefunden: im Bulgarischen, im Französischen, im Deutschen, im Englischen, im Komi und im Jakutischen, vgl. dt. Herbst —> herbsten, Winter —> einwintern, engl, winter —> to winter 'durch den Winter bringen (z.B. vom Vieh)', 'kühlen, frieren' fr. hiver 'Winter' hiverner 'den Herbstacker pflügen', Komi: lun 'Tag' —> lunjöndy 'jmdn. am Tage rasten lassen', ar 'Herbst' —> arjödny '(Vieh) im Herbst unterhalten', jakut. kyn 'Tag' kynnes- 'jmdn. als Tagelöhner einstellen', bulg. zima 'Winter' -tzazirnja 'etw. auf die Winterverhältnisse vorbereiten'. 2.8.4. "S1 dauert fur die Zeit Sm an" Diese Bedeutung kommt nur bei DV im Indonesischen vor, vgl. waktu 'Zeit' —> berwaktu 'fur eine bestimmte Zeit andauern', bulan 'Monat' berbulan 'einen Monat lang dauern'. 2.9. " E r e i g n i s v e r b e n " Die motivierenden Substantive der Verben dieses Typs bezeichnen, wie oben bereits erwähnt, Ereignisse bzw. Situationen in ihrer Ganzheit 23 (Kacnelson 1972:59, Susow 1973 : 47, so werden auch MS der Verben dieses Typs in der Arbeit Kaliuäcenko 1988:52 genannt): atmosphärische Erscheinungen, Tageszeiten, Jahreszeiten, vgl. russ. dozd' 'Regen' -> dozdit 'regnen', sneg 'Schnee' - » snezit' 'schneien'. Hier werden diese DV unter Vorbehalt als "Ereignisverben" bezeichnet werden. Zum Teil können die Ereignisverben anhand der sich aus der Kombination der Merkmale "Negation" und "Inchoativität" mit der Ausgangsbedeutung "Es ist (das Ereignis) Sm" ergebenen potentiellen Möglichkeiten klassifiziert werden. So stellen fur die Klassifikation theoretisch vier DV-Gruppen zur Verfugung, von denen drei in den Sprachen des Korpus realisiert sind (s. Tabelle 8, die Gruppen 1-4)24 . Die Bedeutung der fünften Gruppe ist durch keinerlei Derivationsbeziehungen mit denen der Gruppen 1 - 4 verbunden. Im folgenden werden die "Ereignisverben" detaillierter behandelt werden.

23

24

In Sacharöuk 1987:94-97 gelten solche Substantive als "ereignisbedingt", die sowohl eigentliche "Ereignisse" als auch andere Nomen von nichtsubstantieller Semantik, wie dt. Disput, Trost, bezeichnen. In den Gruppen 1-4 werden lediglich Ausgangsdiathesen (s. Cholodoviö 1970, Chrakovskij 1975, Uspenskij 1977) der "Ereignisverben" behandelt, die Nichtvorhandensein eines Subjekts charakterisiert (im Unterschied zu den abgeleiteten Diathesen der zu behandelnden DV, wie z.B. russ nebo dozdit 'der Regen fällt vom Himmel', buchst, 'der Himmel regnet'); zu diesen Konstruktionen s. Birjulin 1984.

64 2.9.1. "Es ist Sm" DV dieser semantischen Gruppe sind in mindestens 41 Sprachen belegt. Aussgehend vom untersuchten Material finden sich keine DV der ersten Gruppe in den indianischen Sprachen und in einigen finnougrischen Sprachen sowie im Chakassischen und Japanischen, vgl. ζ. B. russ. dozd' 'Regen' - » dozdit' 'regnen', vgl. analog im Englischen: (8) "Ereignisverben" DV-Gruppen und ihre Deutung N°

Anzahl der Sprachen (von 50), in denen DV dieser Gruppe vorkommen 41

1.

"Es ist Sm "

2.

"Es ist kein Sm "

0

3.

"Es beginnt Sm zu sein "

4.

"Es beginnt nicht Sm zu sein"

38 1

5.

"Si wird von (Naturerscheinung, Zeit) Sm erwischt, überrascht" Insgesamt

Anzahl der DV dieser Gruppe im Deutschen 28 -

9 0

37

rain to rain, norv. regn —> regne, Komi : ser serny (Bubrich 1949:143); fin. tuuli 'Wind' tuule 'wehen', vgl. analog im Jukagirischen: ilijeng ilijerejl 'es weht' (Kreinoviò 1958:145), even, edek —> eden-, fr. neige 'Schnee' neiger 'schneien', das gleiche Wortpaar im Aserbaidschanischen: gar garlamag usw. In den Sprachen des Korpus werden DV mit dieser Semantik affixlos gebildet. Es ist anzumerken, daß auch im Evenkischen, Evenischen und Eskimo, wo die spezialisierte Suffixableitung am häufigsten auftritt, die DV dieser Gruppe ohne Wortbildungsaffixe bleiben. Es kann sich hier bei allerdings um undifferenzierte verbalsubstantivische Stämme (vgl. MenovSöikov 1964:63); bzw. um nichtabgeleitete Verbalstämme, die mit den substantivischen zusammenfallen (vgl.: Cincius 1947:158) handeln, z.B. esk. kaghma 'Mirage' ->kaghmaka 'es miragt', iwk 'Ebbe' —> iwaka 'es ebbt' (Emeljanova 1982:83), even, udan 'Regen' —> ugan- 'regnen'. Die Tatsache, daß die DV der gegebenen Gruppe durch nichtspezialisierte Affixe abgeleitet werden (bzw. Verbalstämme, die mit denen der MS homonymisch zusammenfallen), läßt sich vermutlich aus der Semantik der MS und DV erklären. Sowohl die motivierenden Substantive als auch die von ihnen abgeleiteten Verben bezeichnen eine bestimmte Situation (Naturerscheinung, Tages- bzw. Jahreszeiten), während sie sich in ihren kategorialen Bedeutungen unterscheiden. Dieser "verschwommene" Charakter der Motivationsbeziehungen verlangt anscheinend keine zusätzlichen Ausdrucksmittel. Im Deutschen wurden 28 Belege für Verben dieser Gruppe gefunden, z. B. Gewitter gewittern, Donner —> donnern, Tau —> tauen.

65 2.9.2. "Es ist keine Sm" Das untersuchte Material enthält keine Hinweise auf DV dieser Gruppe.

2.9.3. "Es beginnt Sm zu sein" Die DV dieser Gruppe sind in mindestens 38 Sprachen belegt (nicht vorhanden bzw. äußerst unproduktiv scheinen sie im Aimara, in manchen Turksprachen, und in den finnougrischen Sprachen zu sein), vgl. pol. dien 'Tag' —> dniec 'tagen, Tag werden', dt. Nacht nachten, analog engl, night -> to night, aserb. achsom 'Abend' achsomlamag 'Abend werden', nan. giwan 'Tagesanbruch' giwana- 'Tag werden', vgl. auch im Komi: ser 'Regen' sermyny 'zu regnen beginnen', im Indonesischen: tag-ulan "Regenzeit' magtagulan "beginnen (von der Regenzeit)', bagyo 'Sturm' magkabagyo 'anfangen zu stürmen' (RaCkov 1981:110, 119). Wie in der ersten Gruppe werden DV auch hier in den meisten Sprachen durch nichtspezialisierte Affixe oder affixlos abgeleitet. Es fällt auf, daß die Verben dieser Gruppe in den indoeuropäischen Sprachen ohne Affixe gebildet werden, während Verben, denen zwar dieselben MS zugrunde liegen, die aber "die Zeit Sm irgendwo verbrin-gen" bedeuten (s. Gruppe der temporalen Verben), durch Präfixe abgeleitet werden, vgl. dt. nachten - übernachten. Mindestens in 5 Sprachen (im Nanajischen, Korjakischen, Tschuktschischen, Eskimo, Jukagirischen) gibt es spezialisierte Suffixe mit dieser Bedeutung, so z.B. im Tschuktschischen das Suffix -r'u-/-r'o-: ρίηβρίη 'Schneefall' ρίηβΓ 'uk 'zu schneien beginnen', joo 'Schneegestöber' ->joo'r'ok 'beginnen (eines Schneegestöbers)' (Skorik 1977:22), im Nanajischen das Suffix -go-/-gu-: djöa 'Sommer', 'im Sommer', 'sommerlich' djöago- 'es wird Sommer', siks 'Abend', 'des Abends', 'abendlich' —> siksegu 'der Abend bricht an, es wird Abend' (Avrorin 1961:20). Bezeichnend ist, daß im Nanajischen die DV von Tagesund Jahreszeitenbezeichnungen und nicht von anderen Substantiven der "Ereignissemantik" abgeleitet werden (Avrorin 1961:20). Im Jukagirischen sind die suffigierten Verben auf -re zweideutig. Sie bezeichnen sowohl eine gegebene Situation als auch den Beginn dieser Situation, vgl.: tajlen 'Tag' tajlerejl 'es tagt' (Gruppe 3), aber: ilijen 'Wind' —> ilijerejl 'es weht ein Wind' (Gruppe 1) (Krejnoviò 1958 : 145). Als "beginnendes" Ereignis können in manchen Sprachen Substantive unterschiedlicher Semantik auftreten, vgl. im Tagalog: umaga 'Morgen' -> magumaga 'anbrechen (vom Morgen)', Bagong Taon 'Neujahr' —> mag-bagong-taon 'beginnen (des Neujahrtags)', 1920 —> mag-1920 'beginnen (des 1920)', digm a 'Krieg' magkadigma 'beginnen, ausbrechen (des Krieges)' (Raòkov 1981:110, 119), vgl. auch einzelne Verben im Deutschen: Krise kriseln, Weihnachten Weihnachten. Insgesamt finden sich im Deutschen 9 affixlose Verben dieser Gruppe Sommer -> sommern, Mai maien.

66 2.9.4. "Es beginnt S m nicht zu sein" DV mit dieser Bedeutung wurden lediglich im Eskimo gefunden. Sie werden hier durch die Negationssuffixe -/'-, -^gha-, -ita- abgeleitet : aniqu ' S c h n e e ' ^ aniquwtaka 'der Schnee schmelzt', kaghi 'Brandung' kaghi^taka 'die Brandung hört auf (Emeljanova 1982 : 85).

2.9.5. "S1 wird von der Naturerscheinung, Zeit Sm überrascht, erwischt" DV dieser Gruppe wurden in 7 Sprachen gefunden: im Indonesischem, Tagalog, Komi, Evenkischen, Evenischen, Eskimo und im Jakutischen, vgl. Komi: woi 'Nacht' —> woimyny 'vom Einbruch der Nacht erwischt werden' (aber auch 'dunkeln'), ryt 'Abend' rytmyny 'bis Abend wegbleiben', 'von der Abenddunkelheit überrascht werden', (aber auch 'dämmern (vom Abend)'), im Jakutischen: tyyn 'Nacht' —> tyynnet 'vom späten Abend, von der Nacht (unterwegs, auf dem Feld) überrascht werden'. Im Tagalog werden die Verben dieser Gruppe durch das Suffix -in-/-an- abgeleitet, vgl.: ulan 'Regen' ulanin 'vom Regen überrascht werden' (aber: umulan 'regnen'), gabi 'Nacht' gab ihin 'von der Nacht, vom Abend erwischt werden'. Durch dasselbe Suffix werden auch DV von Substantiven anderer Semantik abgeleitet, vgl.: kaba 'böse Vorahnung' kabahan 'von böser Vorahnung gequält werden' (Raökov 1981:120). In diese semantische Gruppe gehören auch die im Indonesischen mit dem Konfix ke-... -an gebildeten DV, vgl.: hundjan 'Regen' —> kehundjanan 'vom Regen überrascht werden', dingin 'Kälte' —» kedinginan 'frieren', 'sich erkälten', malam 'Nacht' —» kemalaman '(uterwegs) von der Nacht überrascht werden'. Die im Indonesischen mit diesem Konfix gebildeten DV sind mediopassivischer Bedeutung (Alieva 1970:136), während die für das Tagalog erwähnten DV mit dem Suffix -an-/-in- eine passive Bedeutung haben (DV als passiva tantum s. Rackov 1981:120, 134-135; Makarenko 1970:91). Hierbei treten in beiden Sprachen als MS - neben Substantiven mit "Ereignissemantik" - Substantive, die einen psychischen bzw. physischen Zustand bezeichnen, sowie konkrete Substantive auf, vgl. im Indonesischen : tamu 'Gast' ketamuan 'einen Gast (Gäste) empfangen, besucht werden', kota 'Stadt' —> kekotan 'sich aufblasen, angeben (der Stadtbewohner vor den Landbewohnern)'. In den tunguso-mandschurischen Sprachen sind DV dieser Gruppe vorhanden, die durch passivische Suffixe abgeleitet werden, vgl. einerseits das Passiv der nichtdenominalen Verben: evenk. misin 'abschneiden' -> misin-mu- 'abgeschnitten werden', tyre 'pressen' tyre-w- 'gepreßt werden' (Kostantinova 1964:154); even, hepke-n- 'packen' —>hepke-m- 'gepackt werden' (Cincius 1947:176), andererseits die DV-Bildungen: evenk. sikse 'Abend', 'des Abends' sikse- 'dämmern, anbrechen (vom Abend)', siksew- 'vom Einbruch überrascht werden', 'bis zum Abend wegbleiben', edin Wind' edin- 'wehen (vom Wind)', edin-mu- 'sich im Wind bewegen, flattern','im Wind fliegen', 'vom Wind weggeweht werden (Baumlaub)'; even, eden 'Wind' —> eden- 'wehen (vom Wind)', ede-m- 'sich im Wind

67 bewegen'. Die hier behandelten Verben liegen anscheinend an der Grenze zwischen Wortbildung und Wortformbildung, da ihre Bedeutung nicht nur von Substantiven, sondern auch von unpersönlichen Verben herzuleiten ist. ζ. B. evenk. edin 'wehen (vom Wind)' - » edinmu- 'sich im Wind bewegen, flattern' 25 . Die Bezeichnungen für Naturerscheinungen, Jahres- bzw. Tageszeiten motivieren im Eskimo die suffigierten Verben dieser Gruppe auf -ta-/(gu), ta/-(gu)ta: uksuk 'Winter'—» uksutaka 'der Winter überrascht jmdn.', tagituk 'Nebel'-»· tagituguhutaka 'der Nebel überrascht jmdn.' (Emeljanova 1982:83).

2.10. D e r Resttyp denominaler V e r b e n Dieser Typ erfaßt diejenigen Verben, die keinem der anderen Klassifikationstypen zuzuordnen sind. Die Verben dieses Typs bilden zwei Subtypen: 2.10.1. Den ersten Subtyp bilden Gruppen von DV mit gleicher DF, die in der Regel in ein bis zwei Sprachen aufgefunden wurden, vgl. ζ. B. folgende Gruppen: 1) "S1 empfindet Schmerz, Schwäche in einem Körperteil Sm, leidet an Sm" - Verben mit dieser Bedeutung kommen im Jakutischen und Evenkischen vor, vgl. jakut. köghus 'Rücken' koghyrgee- 'unter Rückenschmerzen leiden', taas 'Stein' -> taahyrghaa'Schmerzen vom Gehen auf steinigem Boden empfinden', bylyt 'Wolke, Bewölkung' -> bylytyrghaa- 'sich vom trüben Wetter ungesund fühlen, bei trübem Wetter krank werden' (Charitonov 1954:144), even, ηάΐ 'Hand' ηälam- 'Schmerzen in der Hand (den Händen) empfinde«', esal 'Auge' esam- 'Schmerz bereiten (von Augen)', dyl K o p f ' - » dylam'unter Kopfschmerzen leiden'; 2) "S1 erwartet Sm, rechnet mit Sm" - die Verben dieser Gruppe kommen auch im Jakutischen vor: belech 'Geschenk ' belehirgee- 'ein Geschenk erwarten', berik Bestechung' -» berigirgee- 'mit einer Bestechung rechnen' (Charitonov 1954:144), vgl. auch im Mansi DV mit der Bedeutung "S1 wartet auf die Zeit Sm": tuji 'Sommer', 'sommerlich' -» tujimt(a)- 'auf den Sommer warten', takws 'Herbst', 'herbstlich' takwsimt(a)- 'auf den Herbst warten' (Rombandeeva 1973:180); 3) "Sm erscheint, entsteht" - im Indonesischen werden DV mit dieser Semantik nicht nur von Bezeichnungen der Naturerscheinungen, son-dern auch von Lebewesen und konkreten Substantiven abgeleitet, vgl. einerseits: bagyo 'Sturm' —» magkabagyo 'anfangen zu stürmen' (Ereignisverb der zweiten Gruppe, s. oben.), andererseits: manunulat 'Schriftsteller'^ magkamanunulat 'als Schriftsteller in Erscheinung treten' (RaCkov 1981:119). Das Vorhandensein einzelner DV mit dieser Semantik in einigen anderen Sprachen des Korpus ist

25

Wenn diese DV als passivische Formen unpersönlicher Verben ausgelegt werden, so muß erwähnt werden, daß in dieser Form ein unpersönliches Verb mit dem Subjekt gebraucht wird, d.h. die passivische Umformung ändert die Valenz des Verbs. Dies widerspricht dem allgemeinen Grundsatz, daß die Inhaltsvalenz des Verbs Änderungen des Genus Verbi gegenüber unempfindlich ist (vgl. Kaznelson 1987:32), oder stellt möglicherweise eine Ausnahme dieses Grundsatzes dar.

68 nicht ausgeschlossen, vgl. im Nanajischen: garmakta 'Mücke, Mücken' -> garmaktanago 'wieder erscheinen (von Mücken)'; 4) "S1 glaubt, behauptet (prahlerisch) Sm zu haben" - DV dieser Gruppe sind im Jakutischen zu finden: küüs 'Kraft, Kräfte' -> küühumsuj- 'glauben, kräftig zu sein', küühürgee 'seine Kraft demonstrieren, sich fur kräftig halten', dol 'Glück' —> dolurgaa- 'mit seinem Glück herumprahlen' (Charitonov 1954:143-144). Diese DV werden mit Hilfe (teilweise) spezialisierter Affixe abgeleitet.

2.10.2. Den zweiten Subtyp bilden einzelne Verben, die durch eine unikale Beziehung mit dem MS charakterisiert sind. Verben dieses Subtyps kommen anscheinend in allen Sprachen vor. So sind im Ungarischen nur 70% der DV mit dem nichtspezialisierten Suffix -z- (von 1000 DV) aufgrund der semantischen Relation zwischen DV und MS gruppenbildend (Ruzciczky 1967:327); im Englischen und Deutschen machen die Verben, die zu keiner Gruppe passen, legt man den Berechungen das Material aus Kulak 196426 zugrunde, 29% (von 1900 Lexeme) bzw. 19% (von 900 Einheiten) aus. Vgl. Beispiele von Verben dieses Subtypes : russ. sila "Kraft' osilit' 'überwinden, bewältigen', lieo 'Gesicht' —> oblicat' 'entlarven, jmds. wahres Gesicht zeigen', bul. grub 'Rücken' —> grubja se 'den Rücken an etw. lehnen', Its. zobs 'Zahn' - » zobot 'jmdn. auslachen', 'jmdn. verspotten', engl, face 'Gesicht' —> to face 'ins Gesicht schauen', indones. belalak 'Augen' terbelalak 'die Augen (vor Verwunderung) aufreißen ', Ketchua : tuta 'Nacht' —> tutayku 'etw. vor der Nacht, vor der Dunkelheit, machen' (Lastra 1968:67), tuw. oorga 'Rücken' —> oorgala- 'den Rücken (am Feuer) wärmen', jakut. turnan 'Nebel' —> tumannaa- 'etw. schnell, energisch tun, machen', tyal 'Wind' -> tyalyrghaa- 'empfindlicher bei windigem Wetter werden (von Tieren)' usw. Äquivalente "Substantiv-Verb-Paare" mit einer unikalen Verbindung können in verschiedenen Sprachen vorkommen, vgl. das Wortpaar Haus (sich) (ver)heiraten: jukagir. Nimen —> nimetel 'verheiraten, nimerel 'sich verheiraten' (Krejnoviò 1958:145), türk. ev 'Haus' —> evlenmek 'sich verheiraten' (Kononov 1956 : 258).Anscheinend sind die DV mit der Bedeutung "(sich) verheiraten" häufiger durch das Substantiv "Weib, Frau" motiviert, und die Verbindung zwischen den Gliedern des Paares wird als "sich eine Frau nehmen" interpretiert, vgl. russ. iena 'Frau' -> zenit'sja 'sich eine Frau nehmen', dt. Weib sich beweiben, evenk. atykalba- 'sich eine Frau nehmen' atykan 'Frau, Alte'. Der Motivationsverbindung zwischen Substantiv und Verb kann bei diesen Verben zugrunde liegen: 26

In der vorliegenden Untersuchung (3621 D V ) macht der Resttyp im Deutschen nur 8% aus. Dieser Unterschied im Vergleich zum Material von M. Kulak läßt sich folgendermaßen erklären: a) der Verbenkorpus dieser Studie umfaßt nicht nur affixlose DV (wie bei Kulak 1964), sondern auch suffigierte und präfigierte Verben, die in der Regel durch eine klare semantische Beziehung zum M S charakterisiert sind, was die Einordnung der meisten Verben in bestimmte Gruppen erlaubt (vgl. unter 283 D V des Resttyps sind 2 3 2 Verben affixlos); b) zu unserem Verbenkorpus gehören D V mit terminologischer Bedeutung, die ebenfalls meistens nach produktiven semantischen Modellen gebildet werden (z.B. ornativ, instrumentattiv, s. KaliuäCenko 1988). Aber charakteristisch ist, daß auch unter den englischen konversiven DV in Minkin, Minenkova 1982:53 lediglich 7 % der Verben von der semantischen Klassifikation nicht erfaßt wurden.

69 a) eine bestimmte typische Handlung, die mit dem Begriff MS verbunden ist, vgl. die Beispiele: dt. Ziffer sich beziffern, tuw. oorga "Rücken' oorgala- 'den Rücken (am Feuer) wärmen', türk. umur 'Angelegenheiten' —> umurlanmak 'Bedeutung beimessen' (Kononov 1956:261), kor. v'yjiv'yi 'Atem', 'Luft' ->· tav'jir]yk 'husten' (Zukova 1972:205); b) semantische Assoziationen, die bei Sprachträgern mit dem Gegenstand Sm verbunden sind, vgl. Komi: jör 'Hürde, Umzäunung' jörmyny- 'steckenbleiben', 'in der Klemme stecken, Schwierigkeiten haben' (Zilina, Baraksanov 1971:149), chak. paar 'Leber' —>paarsa- 'verzärteln','verwöhnen', ciirek 'Herz' cüreksi(n)- 'sich beunruhigen' (Baskakov 1975:167), vgl. auch die durch das Substantiv "Herz" motivierten DV in anderen Sprachen: mar. süm sümeskas 'sich verlieben' (MG 1961:251), dt. Herz beherzigen, engl, heart to hearten 'aufmuntern ', Palau: reη —> our e η 'sich kümmern', 'sich Sorgen machen' (Pätzold 1978 : 62) usw. Die Ableitung von Verben des gegebenen Subtyps erfolgt ohne Beteiligung spezialisierter Affixe. Aus dem deutschen Material läßt sich schließen, daß innerhalb des zweiten Subtyps der Verben mit einer unikalen Verbindung zwischen MS und DV, noch eine dritte Art der Relation zwischen den Bedeutungen von DV und MS existiert: der unikale Charakter liegt auf der synchronen Ebene, aber diese Unregelmäßigkeit bzw. Einmaligkeit ist keine Folge des unikalen Charakters der Handlung, sondern ein Ergebnis des historischen Bedeutungswandels (und/oder Formwandels) des MS bzw. DV). Die semantische Verbindung regulären Typs wurde unregelmäßig, vgl. : Hand —> handeln (ahd. hantalôn 'berühren, betasten, bearbeiten', mhd. handelen 'mit Händen anfassen, bearbeiten, machen'), d.h. der Schwund der Bedeutung einer konkreten Handlung bei dem DV "S1 verrichtet eine Handlung mit Hilfe von Sm" (instrumentativer Typ) bewirkte, daß die semantische Beziehung zwischen MS und DV undeutlich wurde und in keiner DF ausgedrückt werden kann, weshalb das Verb nicht klassifiziert werden kann. Vgl. auch die Beispiele: Spur spüren (mhd. spiirn, ahd. Spurian 'die Spur suchen', 'der Spur folgen'), Zimmer —> (ahd. zimbar 'Bauholz',) zimmern (ahd. zimberôn 'aus Holz machen, bauen').

2.11. Materialanalyse, Schlußfolgerungen, Implikationen

1 .Die Klassifikation denominaler Verben wurde in der vorliegenden Untersuchung aufgrund der semantischen Funktion des motivierenden Substantivs in der Deutung der Verben vorgenommen. Es wurden folgende DV-Typen aufgestellt: 1) possessive Verben (MS bezeichnet ein possessives Objekt); 2) attributive Verben (MS bezeichnet das "Attribut" des Subjektes bzw. Objektes); 3) lokative Verben (MS bezeichnet den "Ort"); 4) Objektverben (MS bezeichnet das "Objekt" der Handlung);

70 5) instrumentative Verben (MS bezeichnet das "Instrument", d.h. den Gegenstand, mit dem eine Handlung ausgeführt wird); 6) "prädikative" Verben (MS bezeichnet ein "Prädikat", d.h. eine Handlung, einen Prozeß, einen Zustand, eine Beziehung); 7) temporale Verben (MS bezeichnet eine "Zeit"); 8) Ereignisverben (MS bezeichnet ein "Ereignis", eine Situation in ihrer Ganzheit); 9) Verben des Resttyps (die zu keinem der vorangehenden Typen passen, bzw. durch eine unikale Relation zum MS charakterisiert werden). Die vorliegende Klassifikation erfaßt im Rahmen des untersuchten Materials DV-Typen, die aufgrund ihrer semantischen Funktion definiert werden. Wahrscheinlich wäre es noch gerechtfertigt, aus dem Untersuchungsmaterial den DV-Typ der Subjektverben aufzustellen, welcher solche DV zusammenfassen würde, deren MS in der DF die Funktion des semantischen Subjekts einnehmen, vgl. dt. Laus verlausen, Motte -> vermotten (s. auch die Beispiele unter 2.2.3.1.-2.2.3.2.), die Sachen vermotten Ίη den Sachen (Sl) nisten sich Motten (Sm) ein '. Vereinzelt bilden Verben dieses Typs in verschiedenen Sprachen eine Ausnahme von der Universalie, daß von einem Substantiv, das als belebtes Subjekt einer zielgerichteten Handlung auftritt, keine DV gebildet werden können (vgl. Vachtin 1987:159, vgl. auch Comrie 1978). Wie unter 2.2.3.1. hervorgehoben wurde, DV-Ableitung von den Substantiven "Laus" und "Motte" gerade deshalb möglich, weil die durch das DV ausgedrückte Handlung bei den Sprachträgern nicht als eine zielgerichtete Handlung Sm empfunden wird, sondern als eine Handlung Sl (= syntaktisches Subjekt vom DV), die mit ihrer Änderung unter dem (schädlichen) Einfluß von Sm verbunden ist. Es gibt wahrscheinlich noch mehr Gründe, Verben, die im Aleutischen und Indonesischen von belebten MS durch Affixe mit passivischer Bedeutung abgeleitet werden, als Subjektverben zu bezeichnen, vgl. indones. tamu 'Gast' —> ketamuan 'von Gästen besucht werden' (über das Konfix ke-...-an s. unter 2.9.), aleut. chilux kuusxi-lga-gax 'der Fink wurde von der Katze erwischt', dabei ist -Iga- das Suffix des "Passivs" (Beispiel aus Bergsland, Dirks 1981:83, zitiert nach Vachtin 1987:159). Anhand der Materialanalyse lassen sich folgende Implikationen formulieren: 1) Wenn in einer Sprache DV existieren, die durch Lebewesen motiviert sind und eine auf das Denotat des Subjekts gerichtete Handlung des MS bezeichnen, so kann angenommen werden, daß das MS Schädlinge wie "Laus", "Motte" u. a. bezeichnet und das DV durch die Deutung "Sm ist der (schädlichen) Wirkung von Sm ausgesetzt" beschrieben wird. 2) Wenn in einer Sprache durch Lebewesen, aber nicht durch Insektennamen wie "Laus", "Motte" u. a. motivierte DV vorhanden sind, die eine auf das Denotat des Subjekts gerichtete Handlung des MS bezeichnen, so kann angenommen werden, daß diese DV durch Affixe mit passivischer Bedeutung abgeleitet werden. 2. Jeder der o.a. Klassifikationstypen besteht aus mehreren Gruppen, deren Verben durch eine allgemeine Funktion der MS, aber durch unterschiedliche Deutung charakterisiert werden, vgl. z.B. DV-Gruppen mit den Deutungen " S l hat (besitzt) Sm", "Sl fängt an, Sm zu haben (besitzen)", " S l verursacht, daß S2 Sm hat (besitzt)" u.a., in denen das Sm ein

71

posses-sives Objekt bezeichnet. Bei einer Reihe von Verbtypen (possessive DV, lokative DV, attri-butive DV, Ereignis-DV sowie Verben, deren MS einen Zustand, ein Gefühl, eine Bezieh-ung bezeichnen) sind logische Klassifikationen der semantischen DV-Gruppen möglich. Die Ausgangsbedeutung "S1 hat Sm" wird mittels der Merkmale "inchoativ", "kausativ", "nega-tiv" und ihrer Kombinationen verändert. In bezug auf die possessiven Verben ergeben sich weitere Schlußfolgerungen (s. 3.1 .-3.6.). Die semantischen Gruppen der restlichen Typen wurden aufgrund der in den Sprachen des Korpus anzutreffenden Bedeutungsaspekten der DV erschlossen. 3. Bei den possessiven Verben sind alle sechs Gruppen, die sich aus der logisch erschlossenen Klassifikation ergeben, in den Sprachen des Korpus belegt (s. Tabelle 2). 3.1. Den höchsten typologischen Produktivitätsgrad weisen die possessiven kausativen DV auf (sie wurden in 47 Sprachen gefunden, vgl. dt. Waffe —> bewaffnen, analog russ. oruzije vooruzat'). Am wenigsten produktiv sind die "negativen" DV mit der DF "S1 hat kein Sm", die lediglich in drei Sprachen des Korpus belegt sind - im Nenzischen, Niwchischen, Jukagirischen (vgl. nenz. sachar 'Zucker' —> sachrtcja(s') 'ohne Zucker sein, keinen Zucker haben' (TereSCenko 1947 : 171)). Einige Bedeutungen der possessiven Verben sind nur fur bestimmte Sprachen typisch, die: a) genetisch verwandt sind, vgl. das Vorhandensein possessiver Verben der ersten Gruppe mit der DF "Sm (Person) hat (besitzt) Sm" in den jeweils verwandten Sprachen: im Aleutischen und Eskimo, Korjakischen und Tschuktschischen; b) geographisch nah beieinander liegen , vgl. Verben mit der aufgezeigten Bedeutung "Sm (Person) hat (besitzt) Sm" sind in den Sprachen der nordasiatischen Völker Rußlands vertreten: Aleutisch, Korjakisch, Tschuktschisch, Evenisch, Eskimo, Jukagirischen; Verben mit der DF "Sm hat kein Sm" wurden lediglich in drei nichtverwandten Sprachen gefunden: Nenzisch, Jukagirisch und Niwchisch, die geographisch nah beieinander liegen. 3.2. Außer den eigentlichen possessiven Verben gehören diesem Typ auch quasipossessive DV (deren Bedeutung die allgemeine DF der possessiven DV einer bestimmten Gruppe modifiziert) an, die eine "Teil-Ganzes"-Beziehung (Sm bezeichnet einen Teil, der beim Gegenstand Sm besteht, entsteht bzw. dem Gegenstand Sm entzogen wird), oder eine lokative Beziehung ausdrücken, vgl. z. B. ukr. pero 'Feder' —> operytysja 'sich befiedern', poroch 'Staub' —»porosytysja 'verstauben'. 3.3. Manche Bedeutungen der possessiven Verben vereinen nicht die verwandten Sprachen unterschiedlicher Areale, z. B. sind die possessiven DV der ersten Gruppe in den o.a. Sprachen der Völker Rußlands, im Arabischen und Indonesischen vorhanden. 3.4. Die Anzahl der Sprachen, in denen quasipossessive Verben vertreten sind, ist auch gesehen auf die einzelnen Gruppen größer, als die der Sprachen mit eigentlichen possessiven Verben. So wurden possessive Verben der dritten Gruppe mit der DF "S1 fängt an, Sm zu

72 haben" lediglich in 5 Sprachen gefunden, dagegen quasipossessive DV in 26 (s. 2.2.3.). Folglich ist das Vorhandensein possessiver Verben ein bedeutenderes Merkmal, welches das DV-System einer Sprache typologisch charakterisiert. 3.5. Im Deutschen sind vier Gruppen possessiver DV belegt, im ganzen 1046 Verben (28,8% aller DV im Korpus). Die Verben mit den Bedeutungen "Sm hat Sm" und "Sm hat kein Sm" fehlen im Deutschen (es ist anzumerken, daß quasipossessive Verben der ersten Gruppe im Mhd. vorhanden waren, vgl. made 'Wurm' maden 'mit Würmern behaftet sein'. Die dritte und vierte Gruppen (vgl. sich überkrusten selusit' 'schälen', dt. Schale -> schälen, engl, peel -> to peel usw. Deshalb wird eine Handlung, die einen Abbruch von Beziehungen bezeichnet, meistens durch wortbildende Affixe mit einer deutlichen Bedeutung des Entfernens, des Teilens oder des Entziehens von etwas zum Ausdruck gebracht. Und in Sprachen wie den germanischen bzw. slawischen, wo Suffixe keine eindeutige Bedeutung haben und keine Verbindung mit lokativen und folglich auch nicht mit possessiven und attributiven Bedeutungen eingehen, wird diese Funktion von Präfixen übernommen (s. unten Kapitel 4). Die unter 6.4. zusammengefaßten Schlußfolgerungen erlauben folgende Wahrscheinlichkeitsimplikation zu formulieren: wenn in einer Sprache DV-Gruppen mit negativer Bedeutung vorhanden sind, so kann man mit hoher Wahrscheinlichkeit annehmen, daß die DV dieser Guppen durch spezialisierte Affixe abgeleitet werden.

76 6.5. Die hier als Implikationen formulierten typologischen Verallgemeinerungen ergeben sich aus den empirischen Beobachtungen am Material, die allerdings das Wesen dieser Verallgemeinerungen nicht erklären. Zugleich geben die meisten Verallgemeinerungen Erscheinungen allgemeinerer Gesetzmäßigkeit wider, welche diese deshalb erklären können, weil sie eine höhere Abstraktionsebene darstellen (vgl. Aleksejev, KorSunov 1985:148). Eine solche Gesetzmäßigkeit tendiert zu einer ikonischen Kodierung der Spracherscheinungen, welche der Markierheitstheorie 27 zugrunde liegt (s. Uspenskij 1969:10, Uspenskij 1970:27-28, Jakobson 1970:8-10, Greenberg 1966a:10, 58-71, Greenberg 1966b:72-75, Herbert 1986, Jakobson 1966:264-265, Klausenburger 1986:341 u.a.). Der Begriff der Markiertheit (der die privativen bzw. gradualen Oppositionsglieder als markiert/ unmarkiert, mehr markiert/ weniger markiert gegenübergestellt) besitzt einen hohen Verallgemeinerungsgrad und ist praktisch für alle Ebenen der Sprachstruktur sowie für den typologischen und den diachronen Bereich zu verwenden (s. Greenberg 1966b:61). Es wurde eine Reihe universaler Grundsätze über den Relationscharakter von markierten und unmarkierten Erscheinungen aufgestellt (s. unten). Auf dem Gebiet der Form- und Wortbildung wurde die Markierheitstheorie im Rahmen der "natürlichen" Morphologie entwickelt (s. z.B. Dressler 1981, Dressler 1985, Dressler 1986, Mayerthaler 1980b, Wurzel 1984 u.a.)28. Das Wesen der "Natürlichkeit" liegt auch im ikonischen Charakter der Markierung von Spracheinheiten, d.h. semantisch einfachere Begriffe werden morphologisch einfacher als semantisch kompliziertere Gegenglieder kodiert. So wird die Kategorie des Plurals komplexer als die des Singulars dargestellt. Dementsprechend tritt der Plural als ein markiertes Oppositionsglied in der Kategorie des Numerus auf. Demzufolge hat der Plural in den meisten Fällen eine komplexere morphologische Gestalt als Singular. Analog lassen sich auch alle anderen morphologischen Kategorien der Sprache interpretieren (Mayerthaler 1980a:20). Die Träger einer Sprache empfinden diesen oder jenen Begriff als semantisch einfach/komplex. Das ist durch biologische, soziale, kulturelle Faktoren und ihre Kombinationen bedingt, sowie durch Besonderheiten der Wahrnehmung, die für die Sprachträger einer jeweiligen Sprache typisch sind (s. Lee 1988:219-224). Aus der Grundthese über den höheren/geringeren Markiertheitswert bzw. den höheren/niedrigeren semantischen Komplexitätsgrad ergeben sich eine Reihe von Leitsätzen, insbesondere solche, die mit dem Material der vorliegenden Untersuchung zu tun haben: 1 ) Die Ausgangsthese selbst: semantisch komplexere (markiertere) Kategorien werden komplexer als die semantisch wenig komplexen kodiert und umgekehrt (s. Jakobson 1970:9-10, Mayerthaler 1980a: 13, Mayerthaler 1980b:20);

27

28

Der Begriff der Markiertheit, der in die Linguistik von N.S.Trubetzkoj eingeführt und von R.O. Jakobson und J.Greenberg weiterentwickelt wurde, ist auf die Werke russischer Grammatikern wie S. Karcevskij, A.M.Paäkovskij zurückzufuhren (s. dazu Greenberg 1966a: 11). Eine vollständige und fundierte Darstellung dieser Theorie enthält die Arbeit Mayerthaler 1980b; s. auch die Rezensionen zu dieser Untersuchung: Comrie 1982, Klausenburger 1986.

77 2) Basiskategorien (d.h. semantisch einfachere, unmarkierte Kategorien) weisen eine größere Typenzahl und eine höhere Frequenz als markierte Nichtbasiskategorien auf (Greenberg 1966b:72-73, Mayerthaler 1980b:29); 3) Basiskategorien finden in den Sprachen der Welt eine größere Verbreitung als Nichtbasiskategorien (markierte) (vgl. Dressler 1986:520, Mayerthaler 1980b:29). 6.6. Es ist anzumerken, daß der Begriff der höheren/geringeren semantischen Einfachheit/Komplexität mit dem der semantischen Ableitung der Verben, die Glieder eines Oppositionspaares sind, nicht übereinstimmt. Der erste der o.a. Begriffe wird durch (s. oben) außersprachliche Faktoren bestimmt und äußert sich unter anderem im Produktivitätsgrad, in der Frequenz und der Anzahl verbaler Affixe. Der zweite Begriff bezieht sich auf systemhafte sprachliche Beziehungen, die durch eine Analyse der DV-Bedeutungen aufgedeckt werden. Dabei können einerseits semantisch unabgeleitete DV-Bedeutungen auch semantisch einfacher (unmarkiert) sein, wie z.B. im Fall der Gegenüberstellung der semantischen Gruppen mit positiven und negativen DV bei den possessiven, lokativen und attributiven Typen. Die negativen DV, die in bezug auf ihre positiven Gegenglieder abgeleitet sind, (vgl. DV der semantischen Gruppen "S1 hat Sm" und "S1 hat kein Sm", "S1 beginnt Sm zu haben" und "S1 beginnt kein Sm zu haben") sind immer markiert, was insbesondere in ihrem niedrigerem Produktivitätsgrad (typologisch und in nur einer Sprache) zum Ausdruck kommt. In allen anderen Fällen sind die abgeleiteten Bedeutungen semantisch einfacher. Das gilt z.B. fur die kausativen possessiven DV mit positiver Bedeutung (die fünfte Gruppe mit der DF "S1 veranlaßt, daß S2, Sm hat" und fur die inchoativen possessiven DV mit positiver Be-deutung (die dritte Gruppe mit der DF "S1 beginnt, Sm zu haben"). Die beiden Gruppen be-stehen aus DV, deren Bedeutungen in bezug auf die Bedeutung der ersten Gruppe mit der DF "S1 hat Sm" abgeleitet sind. Aber sie sind sowohl typologisch, als auch in den einzelnen Sprachen produktiver (s. Tabelle 2), was von ihrem unmarkierten Charakter (semantische Einfachheit) gegenüber den DV der ersten Gruppe zeugt. Analoge Verhältnisse zeigen sich auch zwischen den Gruppen 5 und 1 der attributiven DV (s. Tabelle 4). Eine andere Situation wird durch die Verben des attributiven Typs repräsentiert, wo die DV der ersten Gruppe mit der Ausgangsbedeutung "S1 ist Sm" gegenüber den Verben der dritten und fünften Gruppen auch semantisch einfacher sind (da sie eine höhere Produktivität auf-weisen, s. Tabelle 3). 6.7. Das Bedeutungsinventar der drei hier behandelten Typen erlaubt es einerseits, die einzelnen Sprachen nach ihrer genetischen Verwandtschaft zu gruppieren: wie oben angeführt, kommen die (quasi)lokativen und (quasi)attributiven DV mit negativer Bedeutung vorwiegend in den indoeuropäischen Spachen vor. Andererseits erweisen sich gleiche DV-Bedeutungen für nichtverwandte Sprachen als typisch. Dabei kann eine gegebene Bedeutung vereinen:

78 a) Sprachen, die eine areale Nähe aufweisen: z.B. sind possessive DV der Gruppe 2 im Nenzischen, Jukagirischen und Niwchischen vorhanden; b) Sprachen, die keine areale Nähe aufweisen, vgl. die possessiven DV der Gruppe 1, die einerseits in den Sprachen Nordostasiens (Aleutisch, Evenkisch, Tschuktschisch, Jukagirisch, Eskimo) vertreten sind, und andererseits in den Sprachen anderer Areale (klassisches Arabisch, Indonesisch) vorkommen. 7. Je nach dem Charakter des Objekts, effiziert (das Objekt entsteht infolge der Handlung) bzw. affiziert (das Subjekt verrichtet bestimmte typische Handlung am Objekt), werden in der Klassifikation zwei Subtypen von Objektverben unterschieden. 7.1. Jeder dieser Subtypen ist in semantische Gruppen gegliedert (insgesamt 10 Gruppen). Als typologisch produktiv erwiesen sich vor allem DV mit der Deutung "S1 schafft Sm", vgl. evenk. kolobo 'Brot'-ϊίιοΐοΐοη- 'Brot backen' (Konstantinova 1964:192). Sie sind in 42 Sprachen des Korpus belegt. Unproduktiv sind DV, die nicht die Handlung am Objekt Sm bezeichnen, sondern "den Wunsch, die Absicht, eine Handlung an Sm auszuführen, bzw. die Bewegung, um Sm zu bekommen" bezeichnen (s. 2.5.2.). Verben jeder dieser Gruppen sind in 6 Sprachen vorhanden. 7.2. Die unterschiedlichen Bedeutungen der Objektverben sind nicht durch Derivationsbeziehungen miteinander verbunden, weshalb der Klassifikation der Objektverben kein Kalkül, sondern die in den Sprachen des Korpus konstatierten Bedeutungen zugrundegelegt wurde. Unter den Objektverben fehlen die den Verben mit positiver Bedeutung gegenübergestellten negativen DV (wie dies bei den lokativen und attributiven DV der Fall ist): "S1 vernichtet Sm" (als negatives Gegenglied zu den DV der Gruppe "S1 schafft Sm ") oder "S1 jagt kein Sm" (als negatives Gegenglied zu den DV der Gruppe "S1 jagt S ". In einigen Fällen läßt sich das Nichtvorhandensein solcher DV durch die Sachlage in der außersprachlichen Wirklichkeit erklären, d.h. durch das Nichtvorhandensein solcher Begriffe wie "nicht jagen", "nicht sammeln" (s. Kubrjakova 1985:163). In anderen Fällen stehen bestimmte "positive" Handlungen in der objektiven Wirklichkeit ihren "negativen" Gegengliedern gegenüber, vgl. einerseits "schaffen, produzieren", andererseits "zerstören, vernichten"; "eine Handlung zu vernichten wünschen", andererseits "eine Handlung nicht zu verrichten wünschen". Nichtsdestoweniger werden diese gegenüberstehenden "negativen" Handlungen nicht durch die Bedeutung der Objektverben, d.h. durch das Objekt der Handlung, zum Ausdruck gebracht. Wahrscheinlich ist dieser Umstand vorwiegend durch den kreativen Charakter der menschlichen Tätigkeit bedingt, was sich in der Sprache widerspiegelt. 7.3. Eine Reihe von Objektverbgruppen weist eine Verbindung auf: 1) mit genetisch verwandten Sprachen (z.B. kommen DV der Gruppe 2.5.2.7 mit der Bedeutung "eine auf Sm gerichtete Handlung verrichten wollen" in 6 Sprachen vor, wo von 4 Turksprachen sind, s. oben die Gruppe 2.5.2.7);

79 2) mit Sprachen, die zum gleichen bzw. zu einem nahegelegenden Sprachareal gehören, vgl.: DV der Gruppe 2.6.2. mit der Bedeutung "S1 geht eine auf Sm gerichtete Handlung verrichten" sind im Kojakischen, Evenkischen, Evenischen, Eskimo konstatiert, s. oben Gruppe 2.2.6. 7.4. Das Ausdrücken bestimmter Bedeutungen von Objektverben durch spezialisierte Suffixe weist einen Zusammenhang auf: 1) mit genetisch verwandten Sprachen, vgl. die spezialisierten DV-Suffixe mit der Bedeutung "S1 jagt Sm " in allen tunguso-mandschurischen Sprachen (Gruppe 2.5.2.2); 2) mit Sprachen, die einem Areal zugehören, was sich vor allem auf die Sprachen Nordostasiens (tunguso-mandschurische, paläoasiatische Sprachen) bezieht, in denen spezialisierte und teilweise spezialisierte Suffixe mit der Bedeutung "Sm jagen", "Sm sammeln", "Sm verspeisen", "Sm schaffen" produktiv sind (s. o.a. die Beispiele unter 2.5.1.3-2.5.2.4). Spezialisierte DV-Affixe mit der Bedeutung "jagen", "sammeln", "gewinnen" sind von den Sprachen anderer Areale lediglich im Ungarischen und Piro konstatiert, Affixe mit der Bedeutung "Sm schaffen" dagegen nur in indianischen Sprachen. 7.5. DV bestimmter semantischer Gruppen neigen dazu, durch spezialisierte oder durch unspezialisierte Affixe abgeleitet zu werden. So werden die DV der Gruppe 2.5.2.6 mit der Bedeutung "S1 geht Sm holen (um Sm zu haben)" in allen Sprachen, in denen sie belegt sind, durch spezialisierte Suffixe abgeleitet. Dagegen werden DV mit der Bedeutung "S1 bringt Sm zur Welt" in allen Sprachen, in denen sie belegt sind (einschl. Evenkisch, Evenisch, wo die überwältigende Mehrheit der DV durch spezialisierte Suffixe abgeleitet wird), durch unspezialisierte Affixe abgeleitet. Diese Tatsache erklärt sich mit der unterschiedlichen Fähigkeit der MS, eine bestimmte DV-Bedeutung zu implizieren. So weisen Tierjungennamen einen hohen Fähigkeitsgrad auf und als MS der Objektverben bestimmen sie die Semantik dieser Verben ziemlich deutlich, weshalb ein spezielles Affix mit der Bedeutung "gebähren, Junge werfen" nicht gebraucht wird. 7.6. Typologisch wenig produktive DV werden vorwiegend durch spezialisierte Affixe abgeleitet (s. die Gruppen 2.5.2.6, 2.5.2.7). Alle Sprachen, in denen Objektverben vertreten sind, können in 3 Guppen eingeteilt werden: 1) die, in denen alle Objektverben durch unspezialisierte Affixe bzw. affixlos abgeleitet werden (indoeuropäische, malaiisch-polynesische Sprachen, Turksprachen); 2) die Sprachen, in denen wenigstens ein Teil der DV durch spezialisierte Affixe abgeleitet wird (finno-ungrische, indianische); 3) die Sprachen, in denen die Objektverben vorwiegend durch spezialisierte Suffixe abgelei-tet werden (tunguso-mandschurische, paläoasiatische). Umfassend wird diese Frage im Rahmen des Problems des Monosemiegrades von wortbildenden Formanten als Ganzes einzelsprachlich bzw. sprachgruppenbezogen geklärt werden (nähere Informationen dazu s. Kapitel 4).

80 7.7. Aufgrund der o.a. Leitsätze werden folgende Implikationen formuliert: 1) wenn eine bestimmte Gruppe von Objektverben typologisch eine niedrige Produktivität aufweist, so kann mit hoher Wahrscheinlichkeit angenommen werden, daß die DV dieser Gruppen in den Sprachen, in denen sie vertreten sind, durch spezialisierte Affixe abgeleitet werden; 2) wenn die MS eine hohe Fähigkeit zur Implizierung von DV-Bedeutungen aufweisen, so ist die Wahrscheinlichkeit groß, daß solche DV durch unspezialisierte Affixe abgeleitet werden. 7.8. Im Deutschen wurden 9 Objektverbgruppen festgestellt (die Gruppe mit der Deutung "S1 geht Sm holen" ist nicht vetreten). Die Gesamtzahl der Objektverben beläuft sich auf 243 Lexeme: 7% des gesamten DV-Korpus. Am produktivsten ist die Gruppe mit der Bedeu-tung "S1 sondert Sm ab", welche Verben mit unterschiedlichen Bedeutungen (s. die o.a. Verben wie schleimen, strahlen u.a.) erfaßt. Weniger DV sind in den Gruppen mit den DF "S1 schafft Sm des Gegenstandes S2" und "S1 verrichtet eine typische Handlung an Sm" (s. Beispiele unter 2.5.2). Die Verben der übrigen Gruppen kommen nur in geringer Anzahl vor (s. Tabelle 5). Generell ist der Typ der Objektverben weniger produktiv, als die Typen possessiver, attributiver und lokativer DV. Die Ableitung der Objektverben erfolgt affixlos bzw. durch das Suffix -ier- (s. unter 1.3), und stellt die Bedeutung eines Verbs als eine typische Handlung dar, die mit Sm verbunden und durch die innere Form, die in der morphologischen Struktur des Wortes zum Ausdruck gebracht wird, nicht konkretisiert ist. 8. Instrumentative Verben sind in 49 Sprachen belegt (keine Belege finden sich fur das Japanische). In den meisten Sprachen werden lexikalisch-semantische Reihen von Verben mit folgenden Bedeutungen unterschieden: "mit Sm bearbeiten", "mit Hilfe von Sm schließen, verknüpfen, verbinden", "sich mit Sm bewegen", "eine Handlung mit Hilfe eines Körpergliedes Sm ausführen", "(mit) Sm spielen" u.a. (s. Beispiele unter 2.6). 8.1. Substantive, die die Verben des gegebenen Typs motivieren, "geben meistens anhand des Merkmals "Funktion, Bestimmung" die Bedeutung des Verbs sehr genau vor. Deshalb stimmen in den unterschiedlichen Sprachen instrumentative DV mit äquivalentem MS i.d.R. in der Bedeutung überein, vgl. die Beispiele von Verben, die durch die Substantive Leim, Säge in verschiedenen Sprachen repräsentiert sind. Sehr selten kommt das bei Verben vor, deren MS Körperglieder bezeichnen. Mit ihnen können sich häufig unterschiedliche Handlungen assoziieren, und aufgrund unterschiedlicher Assoziationen können in veschiedenen Sprachen DV mit unterschiedlichen Bedeutungen gebildet werden, vgl. im Anhang Beispiele der Verben, die durch Substantive mit der gegebenen Semantik motiviert sind. 8.2. Die hohe Produktivität der instrumentativen Verben und die Tatsache, daß in den meisten Sprachen spezifische instrumentative Bedeutungen (vgl. im Evenischen "S2 für die Herstellung, Fertigung von Sm forschen, aufbewahren", "vorhaben, eine Handlung mit Hilfe

81 von Sm auszufuhren") fehlen, scheinen die Verben dieses Typs fur eine typologische Charakterisierung des ganzen DV-Systems in einzelnen Sprachen unbrauchbar zu machen. Daher ergibt sich die Schlußfolgerung, daß nicht alle DV-Bedeutungstypen die gleiche Fähigkeit haben, DV-Systeme konkreter Sprachen zu charakterisieren. So besitzen die instrumentativen Verben, wie auch die zwei folgenden DV-Typen diese Fähigkeit nur im geringeren Maße, was sie von anderen Typen unterscheidet. 8.3. Bezogen auf ihre Produktivität nehmen die instrumentativen Verben im Deutschen den dritten Platz ein. Ihre Zahl beläuft sich auf 429 Lexeme (11,6% des ganzen DV-Korpus). Darunter sind die 2 Hauptgruppen (transitive und intransitive) sowie die oben genannten lexi-kalisch-semantischen Reihen (s. unter 2.6) vertreten. 9. Die prädikativen Verben sind in drei wichtigen Subtypen unterteilt (s. unter 2.7.1-2.7.3). 9.1. Verben, deren MS eine Handlung oder einen Prozeß (vgl. im Ukrainischen: kontrol 'Kontrolle' -> kontroljuvaty' 'kontoliieren') bezeichnen, finden sich in 43 Sprachen belegt (keine Belege sind im Material der meisten paläoasiatischen, indianischen Sprachen und des Nenzischen). Die Ableitung der Verben erfolgt in allen Sprachen ohne spezialisierte Affixe, was wahrscheinlich mit der klaren semantischen Beziehung zwischen dem MS und dem DV zu erklären ist. Beide bezeichnen dieselbe Handlung, denselben Prozeß. In manchen Sprachen wird die Beziehung zwischen Substantiv und Verb von den Linguisten nicht als durch derivativ verbundene, sondern als materiell zusammenfallende Stämme charakterisiert (s. unter 1.3.1). 9.1.1. Aufgrund des Merkmalés transitiv/intransitiv können die Verben in zwei Gruppen eingeteilt werden. In manchen Sprachen kann die Bedeutung des Verbs durch das Vorhandensein des Merkmales "Kaustivität" charakterisiert werden (s. Beispiele unter 2.7.1). 9.1.2. Die Zahl der deutschen Verben dieses Typs beläuft sich auf 255 Einheiten (7% des gesamten DV-Korpus). Ungefähr die Hälfte davon sind transitive Verben, die andere Hälfte intransitive. Sie werden meistens affixlos bzw. durch die Suffixe -ier-, -isier-, -ifizier- abgeleitet (s. Beispiele unter 2.7.4). 9.2. Die Verben, deren MS einen Zustand, ein Gefühl, eine Beziehung bezeichnen (vgl. ukr. holod 'Hunger'^» holoduvaty' 'hungern'), sind nur in drei der sechs Gruppen potentiell möglichen Gruppen realisiert, welche nach denselebn Kriterien wie bei den possessiven, lokativen und attributiven Typen bestimmt wurden. Keine Belege wurden für alle 3 Typen "negativer" DV gefunden. Typologisch gesehen sind die Verben der ersten Gruppe mit der DF "S1 ist im Zustand Sm , in der Beziehung Sm (mit S2 ), empfindet das Gefühl Sm (zu S2 )" am produktivsten. Sie sind in 35 Sprachen des Korpus belegt (s. Beispiele unter 2.7.1). Etwas niedrigere typologische Produktivität weisen die beiden anderen Gruppen auf (s. Tabelle 6). Die Verben dieses Typs werden in den Sprachen des Korpus affixlos bzw.

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durch unspezialisierte Affixe abgeleitet, was durch die transparenten semantischen Beziehungen zwischen MS und DV zu erklären ist. Im Deutschen sind 138 Verben (3,8% des gesamten DV-Korpus) des gegebenen Typs nachgewiesen. Sie gehören hauptsächlich zu zwei Gruppen: zur kausativen und zur Ausgangsgruppe. Die meisten deutschen DV bezeichnen psychische Zustände oder Gefühle des Subjekts bzw. Objekts. Weniger produktiv sind Verben, die einen physischen Zustand bzw. eine Beziehung ausdrücken. 9.3. Denominale Verben des Redens sind in 38 Sprachen belegt. Die Klassifizierung der Ver-ben dieses Typs erfolgte anhand der MS-Bedeutungen, wobei die meisten Sprachen des Korpus Verben der ersten 3 Gruppen aufweisen (s. 2.7.3). Dabei handelt es sich um Verben, deren MS folgendes bezeichnen: 1) Bezeichnungen von Redeeinheiten (vgl. ung. szó 'Wort'—>szólni 'reden, sprechen'); 2) das Ziel der Aussage (vgl. russ. otvet 'Antwort'-» otvetit' 'antworten'): 3) angesprochene Worte (vgl. aserb. salam 'Gruß' salamlasmag 'salam sagen' 'grüßen'). Verben mit der Semantik "eine Sprache Sm sprechen, schreiben, in eine Sprache Sm übersetzen" sind von den behandelten Sprachen lediglich im Tagalog produktiv (ruso 'Russisch' -> magruso "Russisch schreiben, sprechen'). Im Eskimo gibt es Verben mit der Bedeutung "einladen, bitten" (s. 2.7.3.5). 9.4. Im Deutschen gehören die Verben des Redens (74 Lexeme im ganzen DV-Korpus) zu den ersten drei Gruppen (Ausnahme: ein Verb gehört zur vierten Gruppe) - s. Beispiele 2.7.3.5. 10. In den Sprachen des Korpus wurden 4 Gruppen der temporalen Verben konstatiert. 10.1. Durch eine hohe Produktivität hebt sich lediglich die erste Gruppe mit der DF 1) "S1 verbringt die Zeit Sm (bei/ in S2)", vgl. ukr . «/¿'Nacht' -> nocuvaty ' 'übernachten' von den anderen. Diese Gruppe ist mindestens in 36 Sprachen vertreten (s. Tabelle 7). Die weiteren zwei Gruppen kommen lediglich in einigen Sprachen vor; 2) "S1 ist im Zustand, der für ihn in der Zeit Sm typisch ist"; 3) "S1 verrichtet an Sm Handlungen, die mit der Zeit Sm verbunden sind" (s. 2.8.1-2.8.3). Die Verben der ersten Gruppe werden durch spezialisierte Affixe in einigen tunguso-mandschurischen und paläoasiatischen Sprachen abgeleitet (s. unter 2.8.1). 11. Die Bedeutungen der Ereignisverben wurden basierend auf der Ausgangsbedeutung "Es ist (Ereignis, Naturerscheinung) Sm" zuzüglich der Merkmale "Negation" und "Inchoativität" beschrieben. Demzufolge ergeben sich vier logische Möglichkeiten, von denen drei in den Sprachen des Korpus realisiert sind. 11.1. Unter den "Ereignisverben" wurde lediglich eine DV-Gruppe mit "negativer" Bedeutung und lediglich in einer Sprache (Eskimo) entdeckt (s. Tabelle 8). Das spricht dafür, daß unter den Ereignisverben, wie auch bei den anderen Typen: den lokativen, den possessiven

83 usw., die DV mit "positiver" Bedeutung typologisch produktiver sind. Typologisch sind die DV mit der Semantik "Sm geschieht" und "Sm fängt an zu geschehen" produktiv. Sie sind jeweils in 41 und 38 Sprachen belegt. Relativ produktiv sind die Ereignisverben in den indoeuropäischen und den tunguso-mandschurischen Sprachen (wo meistens die DV der ersten und dritten Gruppen belegt sind). Keine Belege liegen in den indianischen Sprachen, im Japanischen u.a. vor (s. Tabelle 23). 11.2. Für die DV der produktiven Gruppen (1, 3) ist die affixlose Bildungsweise bzw. die Bildung mit Hilfe unspezialisierter Affixe (vgl. unter 2.9.1) typisch. Die Tatsache wird mit der Einfachheit der semantischen Beziehung zwischen dem MS und dem DV erklärt, vgl. Regen —> regnen. Daraus läßt sich die folgende Implikation ergeben: falls in einer konkreten Sprache DV durch spezialisierte und unspezialisierte Affixe (bzw. durch ein Nullaffix) abgeleitet werden, so ist es für diese Sprache sehr wahrscheinlich, daß die DV mit Hilfe unspezialisierter Affixe gebildet werden, deren Beziehung zu MS einfacher ist. Umgekehrt gilt, falls semantische Beziehungen zwischen DV und MS komplexer ist, so erfolgt die Ableitung sehr wahrscheinlich durch spezialisierte Affixe. 11.3. Gruppen, in denen die semantischen Beziehungen zwischen MS und DV einfacher sind (s. Gruppen 1, 3), sind typologisch produktiver. Auf dieser Grundlage kann folgende Kor-relation formuliert werden: je einfacher die semantische Beziehung zwischen dem MS und dem DV ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, daß dieses "Ereignisverb" eine typologische Produktivität aufweist. Bezugnehmend auf die o.a. Aussagen (daß ein semantisch einfaches DV typologisch produktiver ist und eine Tendenz zu Ableitung durch unspezialisierte Affixe aufweist) kann fur die Sprachen, die im Bereich der "Ereignisverben" mit spezialisiertem und unspezialisiertem Wortbildungsinventar operieren, folgende Implikation formuliert werden: falls sich eine gegebene semantische DV-Gruppe typologisch produktiv zeigt, so besteht die Wahrscheinlichkeit der Ableitung der DV dieser Gruppe in einer konkreten Sprache durch unspezialisierte Affixe. 11.4. Die fünfte Gruppe der Ereignisverben bilden DV, die als "S1 wird von der Naturerscheinung, Zeit Sm überrascht, erwischt" gedeutet werden, vgl. im Komi: voj 'Nacht' —> vojymyny 'vom Nachtanbruch überrascht werden' (s. auch die Beispiele unter 2.9.5). Die Verben dieser Gruppe sind wenigstens in 7 Sprachen vertreten: Komi, Jakutisch, Evenkisch, Evenisch, Eskimo, Indonesisch und Tagalog. Die Isoglosse der DV mit dieser seltenen Bedeutung verbindet verwandte und nichtverwandte Sprachen nahegelegener Areale, in denen diese Bedeutung aufgrund bestimmter geographischer bzw. ökonomischer Faktoren für die Sprachträger wichtig ist, was sich im Vorhandensein von DV dieser Semantik widerspiegelt.

84 11.5. Im Deutschen sind die erste und die dritte Gruppen der Ereignisverben vertreten (insgesamt 37 Einheiten - 1% des ganzen DV-Korpus). Alle Verben sind affixlos abgeleitet (s. Beispiele 2.9.1-2.9.3). 12. Außerhalb der Klassifikation bleiben Verben: 1) die zu keinem der aufgestellten 8 Typen gehören (vgl. z.B. die o.a. DV-Gruppe mit der Deutung "Sm erscheint, entsteht" - s. un-ter 2.10.1.); 2) die durch eine unikale Beziehung zum MS charakterisiert werden. Diese Beziehung kann ihrerseits begründet werden: a) auf einer bestimmten typischen Handlung, die mit dem Denotat des MS verbunden ist (vgl. russ. sila "Kraft', 'Gewalt'->osilit' 'bewältigen'); b) auf semantischen Assoziationen, vgl im Mari: süm 'Herz'^> sümeskas 'sich verlieben' (MGS 1961:231-232), c) auf dem historischen Wandel der Bedeutung und/oder der Form des MS, s. Beispiele aus dem Deutschen unter 2.10.2. 13. Das System der DV-Bedeutungen ist in einer konkreten Sprache dem historischen Wandel ausgesetzt (vor allem in seiner Peripherie), vgl. das Vorhandensein von quasipossessiven Verben der ersten Gruppe im Mhd. (s. 2.2.1), - eines attributiven Verbs der vierten Gruppe im Mnd. (s. 2.3.4), die in der Gegenwartssprache nicht mehr existieren. Die Produktivität bestimmter semantischer DV-Gruppen ändert sich auch, vgl. die höhere Produktivität mittelhochdeutscher quasipossessiver DV der dritten Gruppe mit belebten MS (näheres s. KaliuSCenko 1988:85). Im Russischen tauchen DV mit der Bedeutung "S1 verliert Sm" wie obezdenezet' 'ohne Geld sein, 'Geld verlieren', obespamjatet' 'das Gedächtnis verlieren', obessilet' "Kräfte verlieren' erst im 18. Jahrhundert auf (Avi lova 1964:122-123). 14. In den meisten Fällen korreliert die typologische Produktivität von Verben bestimmter semantischer Gruppen mit ihrer Produktivität im Deutschen, d.h. die Gruppen, die in den meisten Sprachen des Korpus vertreten sind, zählen im Deutschen in der Regel mehr DV als die Gruppen, die in wenigen Sprachen vorkommen (s. Tabellen 2-8). So sind z.B. die kausativen DV des possessiven Verbtyps die typologisch produktivsten, sie sind auch im Deutschen am produktivsten. Dagegen sind die inchoativen DV des possessiven Typs in nur 17 Sprachen (von 50) vertreten und auch im Deutschen sind sie nicht zahlreich, nämlich 11 Lexeme (s. Tabelle 2), d.h. ihre Zahl ist unter 50%, was keine Verallgemeinerung zuläßt. Generell kann folgende Wahrscheinlichkeitsimplikation formuliert werden: wenn DV einer bestimmten Gruppe typologisch hoch produktiv sind, so kann angenommen werden, daß diese Gruppe auch in einzelnen Sprachen produktiv ist. Diese Implikation läßt sich zwar nur durch eine quantitative Analyse aller DV einer konkreten Sprache überprüfen, aber nach den Untersuchungsergebnissen ist die Vermutung begründet, daß die hier aufgestellte Implikation wenigstens in bezug auf die indoeuropäischen, finno-ugrischen, indianischen und Turksprachen operabel ist. So ist in unserem Material die Bedingung erfüllt, daß die Wahrscheinlichkeitsuniversalien einen Großteil der Sprachen, d.h. mehr als 50%, betreffen (s. Mayerthaler 1980a:30).

85 Das Gegenteil, nämlich die Produktivität von DV einer bestimmten Semantik in einer Sprache ihre typologische Produktivität impliziert, wurde in der Arbeit KaliuäCenko 1988:104 als eine Korrelation formuliert: je höher die Produktivität einer semantischen Gruppe von DV in einer Sprache ist, desto sicherer kann man annehmen, daß diese Gruppe auch in anderen Sprachen produktiv ist. Diese Verallgemeinerung gilt aber in höherem Maße für den in der o.g. Arbeit zugrundegelegten Sprachenkorpus, in dem die indoeuropäischen Sprachen eine Mehrheit bilden (15 von 23 Sprachen). Deshalb ließen sich die Zustände im Deutschen auf die meisten Sprachen extrapolieren. Die "Korpusbezogenheit" wird in der vorliegenden Studie stärker vermieden (dank der Erweiterung des Korpus vor allem durch nichtindoeuropäische Sprachen). In diesem Korpus wurde die genannte Korrelation nicht bestätigt: so kann z.B. in den tunguso-mandschurischen, paläoasiatischen u.a. Sprachen praktisch von jedem Substantiv ein possessives DV der ersten Gruppe bzw. eine ihm funktional äquivalente Substantivform mit der Deutung "S1 hat (besitzt) Sm" abgeleitet weden (s. die erste Grup-pe der possessiven DV). Aber die typologische Produktivität der eigentlichen possessiven Verben dieser Gruppe ist nicht hoch: diese Verben sind lediglich in 8 Sprachen belegt. 15. Die Zugehörigkeit verwandter Sprachen zu unterschiedlichen geographischen Arealen kann sich divergierend auf die Bedeutungssysteme denominaler Verben dieser Spachen auswirken. So ist die unterschiedliche Produktivität der DV mit der Deutung "S1 jagt Sm" in den verschiedenen Turksprachen wahrscheinlich durch die unterschiedliche geographische Lage bedingt (s. Objektverben). Im Tuwinischen, Chakassischen und Jakutischen weisen sie eine hohe Produkivität auf (vgl. Baskakov 1975, Iskhakow, Pal'mbach 1961, Charitonov 1954), im Gegensatz dazu sind in anderen Turksprachen lediglich einzelne DV-Gruppen belegt (vgl. 2.5.2.). Dagegen können wahrscheinlich ähnliche Arealeigenschaften (geographische, ökonomische) als Erklärung das Vorhandensein der seltenen DV-Bedeutung "von der Naturerscheinung (Zeit) Sm überrascht, erwischt werden" einerseits in verwandten (Tagalog, Indonesisch) und andererseits in nichtverwandten, mit ihnen nicht kontaktierenden Sprachen (Eskimo, Evenisch, Evenkisch) gelten (s. 2.9.5).

Schlußfolgerungen

Abschließend läßt sich folgendes anführen: 1. Im vorliegenden Kapitel wurde der konzeptuale Apparat zur Beschreibung der DV-Semantik dargestellt, der ein System von Begriffen und Merkmalen (semantische DV-Typen und -Gruppen, DV-Deutungsformeln, spezialisierte/unspezialisierte DV-Affixe, die eigentlichen Typen und ihre Quasitypen) einschließt. Auf dieser Gundlage wurde die Klassifikation von DV in über 50 Sprachen vorgenommen, die eine Reihe von typologischen Verallge-

86 meinerungen zum Ergebnis hat, von denen ein Teil davon in Form von Implikationen (Wahrscheinlichkeitsuniversalien) formuliert worden ist. 2. Possessive, lokative und attributive Verben, z.T. auch Ereignisverben, Verben, deren MS einen Zustand, Beziehung bezeichnen, weisen semantische Parallelitäten auf, die zum Vorschein kommt: a) durch die Möglichkeit, DV dieser Typen nach den gleichen Merkmalen zu klassifizieren; b) durch die Bildung von Verben semantisch paralleler Gruppen mit Hilfe derselben Affixe. 3. DV werden in den Sprachen des Korpus durch spezialisierte, unspezialisierte Affixe und affixlos (durch ein Nullaffix) abgeleitet. Im vorherigen Abschnitt wurde eine Reihe von Implikationen formuliert, die die Wahrscheinlichkeit der Ableitung von Verben eines konkreten Typs durch spezialisierte bzw. unspezialisierte Affixe zum Inhalt haben, je nach: a) ihrer "positiven'V'negativen" Bedeutung; b) ihrer typologischen Produktivität/Unproduktivität; c) dem Fähigkeitsgrad der MS, die Semantik des Verbs zu implizieren. 4. Die DV-Bedeutungen bestimmter Typen werden in positive und negative eingeteilt. In diesem Kapitel wurden Wahrscheinlichkeitsimplikationen formuliert in bezug auf: a) die Bildung positiver und negativer DV mit Hilfe spezialisierter/unspezialisierter Affixe; b) ihren typologischen Produktivitätsgrad. 5. In einigen semantischen Gruppen wurden die Verben als eigentlich possessiv und quasipossessiv, eigentlich lokativ und quasilokativ usw. bestimmt. Hier sind Wahrscheinlichkeitsimplikationen formuliert in bezug auf: a) den Ausdruck der eigentlichen Bedeutungen und Quasibedeutungen durch spezialisierte bzw. unspezialisierte Affixe: b) die typologische Produktivität jeder dieser beiden Bedeutungsarten. 6. Die typologische Produktivität bestimmter semantischer Gruppen korreliert mit ihrer Produktivität in einzelnen Sprache, was eine Implikation über den Produktivitätsgrad von DV einer bestimmten Sprache abhängig von der typologischen Produktivität dieser DV zu formulieren erlaubt. 7. DV bestimmter Bedeutungstypen sowie ihre Bildung mit Hilfe spezialisierter bzw. unspezialisierter Affixe verweisen auf Verbindungen: a) zwischen verwandten Sprachen; b) zwischen Sprachen, die einem und demselben Areal bzw. nahegelegenen sprachlichen Arealen zugehören. 8. Die Zugehörigkeit verwandter Sprachen zu unterschiedlichen geographischen und linguistischen Arealen kann sich divergierend auf ihre DV-Systeme auswirken. Sich ähnelnde

87

Charakteristika eines geographischen Areals können zur Ursache für das Entstehen bestimmter DV-Bedeutungstypen in verwandten Sprachen werden. 9. Bestimmte Arten potentiell möglicher Bedeutungen lassen sich nicht durch DV ausdrükken, vgl. z.B. das Nichtvorhandensein in den Sprachen des Korpus: a) von lokativen und attributiven DV der zweiten Gruppe; b) Objektverben mit der Bedeutung "Sm vernichten". 10. Wesentlich für die Charakteristik von DV-Systemen sind: 1) das Vorhandensein von semantischen DV-Gruppen in einer Sprache, die typologisch unproduktiv sind; 2) das Nichtvorhandensein typologisch produktiver semantischer Gruppen; 3) eigentliche lokative DV, eigentliche possessive DV u.a. und nicht quasilokative DV, quasipossessive DV usw.; 4) DV-Bedeutungen, die durch spezialisierte Affixe ausgedrückt werden; 5) der Produktivitätsgrad bestimmter Bedeutungen in einer konkreten Sprache. 11. Die morphologische Kodierung von DV bestimmter, gegenüberstehender Gruppen (positiv - negativ, dynamisch - statisch) hat einen ikonischen Charakter. Dabei unterscheiden sich semantisch unmarkierte DV-Bedeutungen durch: a) eine hohe typologische Produktivität; b) eine höhere Anzahl von Affixen, die semantisch bedeutungstragend sind. 12. Der Begriff der "semantischen Ableitung/Nichtableitung von DV- Bedeutungen" ist nicht mit dem Begriff, ihrer semantischen Einfachheit/Kompliziertheit (Markierheit/Unmarkierheit) identisch.

88

(9) Typen denominaler Verben im Deutschen Zahl der Verbtypen Nr. DV des gegebenen Typs 1.

Possessive Verben

2. 3.

Prozentualer Anteil der DV des gegebenen Typs am ganzen DV-Korpus

Zahl der präfigierten DV des gegebenen Typs

1046

28,8

433

Attributive Verben

823

22,7

206

Lokative Verben

267

7,4

87

4.

Objekt verben

243

7,0

-

5.

Instrumentative Verben

429

11,6

34

6.

Verben, deren MS eine Handlung, einen Prozeß bezeichnen

255

7,0

9

Verben, deren MS Zustand, Gefühle, Beziehung bezeichnen

138

3,8

23

7.

8.

Verben des Redens

74

2,0

4

9.

Temporale Verben

26

0,7

14

10.

Ereignisverben

37

11.

Resttyp

283

1,0 8,0

53

3621

100,0

863

Insgesamt

-

Kapitel 3 Typologie der die denominalen Verben motivierenden Substantive

3.1. Der formale Aspekt In diesem Kapitel werden Typen von MS-Stämmen festgestellt, die in den denominalen Verben der verschiedenen Sprachen vertreten sind. Es wird auch die typologische Produktivität dieser Typen untersucht bestimmt. Außerdem werden am deutschen Material die zum substantivischen Wortgefuge gehörenden Affixe dahingehend betrachtet, ob sie die DV-Ableitung nicht verhindern, sie einschränken oder gar die Möglichkeit der DV-Bildung ausschließen. Als ein desubstantivische Verben motivierender Stamm kann, laut den untersuchten Angaben, in den Sprachen des Korpus auftreten: 1) im Substantivstamm im Singular; 2) im Substantivstamm in Form eines beliebigen indirekten Kasus im Singular; 3) im Substantivstamm im Plural; 4) im Substantivstamm in Form eines beliebigen indirekten Kasus im Plural; 5) ein reduzierter Stamm; 6) ein Substantiv mit einem Artikel; 7) ein substantivisches Kompositum; 8) eine Wortgruppe. Im folgenden wird jeder der MS-Typen näher betrachtet.

3.1.1. Substantivstamm im Singular Dieser Typ des MS-Stammes ist typologisch am produktivsten, denn er ist anscheinend in allen Sprachen des Korpus belegt, vgl. russ. baraban 'Trommel' —> barabanit ' 'trommeln', vgl. das analoge Wortpaar engl, drum —> to drum, fr. tambourin —> tambouriner, indones. tambur bertambur.

3.1.2. Substantivstamm in Form eines beliebigen indirekten Kasus im Singular Dieser Typ des MS-Stammes ist in den Untersuchungen am Material indianischer Sprachen (Aimara und Piro), des Ungarischen und des Eskimo belegt. So werden im Aimara durch das Suffix -cha- DV abgeleitet, die unter historischem Aspekt als Ableitungen von Substantiven in Form des Instrumentals betrachtet werden, vgl.: uma 'Wasser' (umana - die Form des Instrumentals) -> umanchaña 'mit Wasser auffeuchten', kella 'Asche' (kellana - die Form des Instrumentals) - » kellanchaña 'mit Asche bestreuen'. In dieser Sprache werden

90 DV auch vom Stamm in Form des Illativs (Kasus, der bedeutet, daß sich ein Objekt in einen Ort hinein bewegt) abgeleitet; sein Merkmal ist das Suffix -ro/-ru: urna (umaru - Illativ) —> umaruchaña 'ins Wasser tunken', laca 'Mund' (lacaru - Illativ) —> lacaruchaña 'in den Mund nehmen' (Middendorf 1891:51,52,127). Dieser Typ ist im Aimara produktiv. Er ist auch im Ungarischen vertreten, wo er allem Anschein nach unproduktiv ist. In der Untersuchung von K.E. Majtinskaja wird ein DV angeführt, daß von einem MS im Richtungskasus abgeleitet ist, vgl. kez 'Hand' kezbe 'in die Hand' (be - ein Merkmal der Richtung - BalaSSa 1951:289) - » kezbesiteni 'aushändigen' (sit - wortbildendes Suffix), (Majtinskaja 1959:124-125).

3.1.3. Substantivstamm im Plural Im Deutschen können als von der Form des Plurals abgeleitet Verben wie: Kalb kälbern betrachtet werden (Wellman 1973:26,136). Diese DV können auch als Ableitungen vom Stamm Kalb durch das Suffix -er und den Umlaut interpretiert werden (Henzen 1965:224; Naumann 1986:90-91), vgl. auch Blatt blättern.

3.1.4. Substantivstamm in Form eines bestimmten Kasus im Plural Der gegebene Typ ist wenigstens in zwei Sprachen des Korpus (im Eskimo und im Nenzischen) vertreten. So ist im Eskimo das Suffix -ni-, durch welches Verben mit der Bedeutung "sich an einem durch MS bezeichneten Ort befinden" gebildet werden, ein Merkmal des Lokativs im Plural, vgl. arjjak 'Kajak' argani- 'sich in Kajaks befinden', gujgu 'Haus' —>gujguni- 'sich in Häusern befinden', vgl.: gujguni 'in Häusern' (MenoväCikov 1967: 3334). Im Nenzischen werden DV von Stämmen im Genitiv Plural, vgl.: chade 'Teer' (Gen. pl. chadeso) chadesota (s') 'beteeren', bzw. von Stämmen im Akkusativ Plural abgeleitet, vgl.jerv 'Herr' (Akk. PI. - jervo) ->jervodafs ') lierrschen' (TereSienko 1947: 170-171).

3.1.5. Reduzierter Stamm Diesen Typ repräsentieren Wortbildungen wie: russ. koketka 'Kokette' —> koket-nica(t') 'kokettieren', kurtisanka 'Kurtisane' -> kurtisan-i(t')1 'Kurtisane sein', in beiden Beispielen wird -k- reduziert (RG. 1980:335), vgl. auch im Englischen: motor 'Motor' to mote 'mit einem Auto rasen', butler 'Haushofmeister' —>to butle 'die Verpflichtungen eines Haushof-

Im Polnischen werden die Verben im Unterschied zum Russischen mit der Komponente -k- abgeleitet: guwernantka 'Gouwernante'—» guwernantkowac 'als Gouwernante tätig sein', matka 'Mutter'-» matkowac 'Mutterverpflichtungen ausüben', 'jmdm. als Mutter sein' (Grzegorczykowa

1969:38).

91 meisters ausüben' (Soboleva 1981:22-25), im Tagalog: gava 'Arbeit' gav-in 'machen', 'schaffen', dugo "Blut ' ->dug-in 'bluten' (Makarenko 1970:115). Die Stämme dieses Typs wurden in wenigstens 9 Sprachen konstatiert: in slawischen Sprachen, im Englischen, Deutschen, Türkischen, Chakassischen. Wahrscheinlich gibt es MS dieses Typs auch in einigen anderen Sprachen, die infolge ihrer geringeren Produktivität nicht in den Untersuchungen erwähnt wurden.

3.1.6. Substantiv mit einem Artikel Lediglich in einer Sprache (Tagalog) wurden Stämme dieses Typs konstatiert, vgl. Tagalog-* magsatagalog 'ins Tagalog übersetzen', Kastila 'Spanisch' -> magsakastila 'ins Spanische übersetzen' (mag - wortbildendes Suffix von DV, sa - allgemeiner Artikel) (RaCkov 1981:111).

3.1.7. Substantivische Wortkomposita In allen Sprachen, in denen Komposita vorkommen, können von ihnen DV abgeleitet werden, vgl. im Russischen: malodusije 'Kleinmut' mal- 'klein, wenig', dus a 'Seele', - » malodusestvovat' "kleinmütig sein (werden/, im Englischen: railroad 'Eisenbahn' (rail 'Schiene', road 'Bahn',) to railroad umg. 'etw. in Gang bringen, Bewegung setzen (von einer Sache, Gesetzesvorlage usw.)', im Indonesischen: anak-isteri 'Familie' (anak 'Kind', isteri 'Frau') - > beranak-isteri 'eine Familie haben' (Alieva 1972:125-126). Die Produktivität der Komposita bei der DV-Ableitung ist in den verschiedenen Sprachen nicht einheitlich. So sind im Deutschen wenige DV von Komposita abgeleitet, viel produktiver sind als MS die zusammengesetzten Substantive im Englischen (RjaSöina 1986:140). In Sprachen, in denen die Reduplikation als morphologische Technik verwendet wird, können reduplizierte Stämme als SM auftreten, vgl. die DV im Tagalog, die durch das Präfix mag- abgeleitet sind: bahay 'Haus ' —> bahay-bahay 'Häuser' —> magbahay-bahay 'hausieren' (RaCkov 1981:126). Dieser Wortbildungstyp ist von den durch Verdoppelung gebildeten DV zu unterscheiden, vgl. im Niwchischen: luk 'langhaariger Hund' luklukt' 'langhaarig sein (Vom Tier)' (Otaina 1978:42). Generell ist dieser Stammtyp wenigstens in 18 Sprachen vertreten: im Indonesischen, in den indoeuropäischen Sprachen und im Tagalog. Wahrscheinlich ist er auch in anderen Sprachen vertreten, aber darüber ist in den einbezogenen Untersuchungen kein Vermerk zu finden.

92 3.1.8. Wortgruppe Dieser Typ des Stammes ist wenigstens in 5 Sprachen belegt: im Ketchua, Komi, Indonesischen, Tagalog und im Jakutischen. Von Wortgruppen attributiven Typs mit einem Substantiv als Hauptwort werden DV abgeleitet, vgl. im Indonesischen: tiga hari 'drei Tage ' meniga hari 'den dritten Tag nach dem Tod feiern' (Alieva 1972:129-135), anak tiri 'Stiefsohn', 'Stieftochter' (anak 'Kind', tiri 'unleiblich') —» manganak-tirikan 'ärmlich (elend) erhalten, wie ein Stiefkind behandeln', im Tagalog: Bagong Taon 'Neujahr'-^ mag-Bagong-Taon 'treten - vom Neujahr' (Raikov 1981:110), im Ketchua: alin runa 'ein guter Mensch' alin runaya 'ein guter Mensch werden' (Lastra 1968:62). Im Komi werden Wortbildungen dieses Typs als Verben betrachtet, deren MS Attribute bei sich haben, vgl.: wyl kostümas'ny 'einen neuen Anzug anziehen' buchstäblich 'sich neu beanzügen' (Ivleva 1983: 266-267, s. auch Bubrich 1949: 125-126). Wenn von einer substantivischen Komponente einer Wortgruppe ein DV abgeleitet wird, ist die Auslegung des zu behandelnden Verbs in zwei Richtungen möglich: 1 ) attributive Komponente + (Haupt-)Substantiv - » Verb; 2) Substantiv -> Verb + attributive Komponente, vgl. im Jakutischen: komys 'Silber', 'Gold' —» komystee - 'versilbern', 'vergolden'; kyhyl komys 'Gold' (kyhyl 'rot'), uruq komys 'Silber' (uηιη 'weiß]) —> kyhyl komystee 'vergolden', 'Gold gewinnen', ιιηιη komystee - 'versilbern'. Anscheinend ist bei dem Verb kyhyl komystee das Vorhandensein einer zweiten Bedeutung ('Gold gewinnen') und ihr Nichtvorhandensein bei komystee ein zusätzliches Argument für die Auslegung des Verbs kyhyl komystee als Ableitung einer Wortgruppe.

3.1.9. Im Deutschen sind vier Stammtypen der die Verben motivierenden Substantive festgestellt worden: 1) Substantivstamm im Singular: Frost —> frost-en, Gift —> ver-gift-en. Dieser Typ ist am produktivsten (3315 Einheiten); 2) Substantivstamm im Plural kommt nur in wenigen Wortbildungen vor (in dieser Form treten wie oben erwähnt einige Substantive auf, deren Pluralform mit Hilfe des Suffixes -er gebildet wird, 13 Einheiten): Rand —> rändern, Schi -> schiern. 3) Im Verb tritt eine reduzierte Form des motivierenden Substantivs (262 Einheiten) auf. Reduziert werden: -e2 (Probe —> proben, Feile —> feilen), -en (Kragen auskragen). Bei der DV-Ableitung von Lehnwörtern (s. auch Wellmann 1973:22-23) werden getilgt): -a (.Paprika —> papriz/ier/en), -at (Kandidat kandid/ier/en), -ade (Marinade marin-iereri) (vgl. Wahrig: 'in Marinade einlegen'), -atur ( T e m p e r a t u r t e m p e r - i e r - e r i ) , -eur (iChauffeur —> chauff-ier-en), -ee {Klischee —> klisch-ier-en), -i(Gummi gumm-ier-en),

2

Ein anderer Aussatz setzt bei Wortpaaren wie Probe —> Proben, Feil ->feilen keine Reduzierung des -e im MS an, sondern geht von einer anderen Modellvariante aus: nicht MS + en, sondern MS + η (Weltmann 1973:21). Aber diese Darstellung ist lediglich für den Infinitiv gültig und beachtet nicht das gesamte Verbparadigma, wo die meisten Formen kein -e haben, vgl. ich feil-e, er feil-t,ihr prob-t usw.

93 (10) Formale Typen der die Verben motivierenden substantivischen Stämme Zahl der Sprachen (von 50), in denen dieser Stammtyp belegt ist

Stamm typ

1

Substantivstamm im Singular

2

Substantivstamm in Form eines indirekten Kasus im Singular

3 4

Anzahl im Deutschen mit einem Stamm diesen Typs

50 4

3315

Substantivstamm in Form eines indirekten Kasus im Plural

1

13

Reduzierter Stamm

2

5

Substantiv mit Artikel

9

6

Substantiv als Kompositum

1

7

Wortgruppe

18 Insgesamt

-

-

263 -

30 3621

-io (Kambio kamb-ier-en), -um (Kadmium —> kadm-ier-en), -o (Torpedo —> torped-ieren), -s (Koks kok-en), -uk (Kautschuk kautsch-ier-en), -us (Thesaurus thesaur-ieren). 4) Substantivische Komposita - sie motivieren 30 Verben, vgl.: Kostgeld —> ver-kostgelden, Buchbinder —> buchbinder-n.

3.1.10. Die formale Struktur der MS im Deutschen legt auf seine Ableitungsfähigkeit hinsichtlich der Verben 3 feste Einschränkungen . Als produktive abgeleitete MS treten MS mit den Suffixen -er (-1er, -ner, -aner), -(e)/ auf, vgl. Schneider schneidern, Tischler —> tischlern, Kreisel kreiseln, Schlüssel ent-, verschlüsseln. Eine geringe Ableitungsfähigkeit hinsichtlich der Bildung von Verben weisen wahrscheinlich infolge ihrer deverbalen bzw. deadjektivischen Herkunft abgeleitete Substantive mit dem Suffix -e auf vgl. Habe vergenossenschaften), sowie mit den Präfixen an-, auf-, aus-, ein-, mit-, nach-, un-, ur-, vor-, zu(Präfixoiden, s. Stepanova 1953:315), die Substantive haben mit ihnen keine Suffixe außer -e. 3

Im Deutschen werden keine DV von Deminutiva abgeleitet, was z.B. im Slowakischen möglich ist,

vgl.: holub 'Taube' —> holubok 'Täubchen', 'Geliebter' —> holubkovat'sa 'zart miteinander umgehen, einander liebkosen (von Geliebten)' (Marsinová 1985:147), vgl. auch das o.a. DV: opicka 'Äffchen ' —> opickowat ' 'herumrennen, herumspringen wie ein Äffchen'.

94 Typisch ist, daß die DV hierbei vor allem durch die untrennbaren Präfixe be-, ver- abgeleitet werden, vgl.: Antrag -» beantragen, Anschlag —> veranschlagen, Auftrag —> beauftragen, Einfluß —> beeinflussen, Mitleid —> bemitleiden, Unfall verunfallen, Vorteil vorteilen, Ursache —> verursachen, Zuschuß —> bezuschussen. Unter Berücksichtigung des oben Angeführten können zweierlei Implikationen formuliert werden: 1) die DV-Ableitung verbietenden Implikationen: a) wenn ein Substantiv ein beliebiges Suf-fix außer -e, -el, -er, und seine Varianten, -ling, schaff) in seiner Struktur hat, so können von ihm keine denominalen Verben abgeleitet werden; b) wenn ein Substantiv in seiner Struktur eines der verbalen untrennbaren Präfixe be-, ent-, ver-, zer- hat (vgl. z.B. die Substantive Bezug, Entgelt), so können von ihm keine denominalen Verben abgeleitet werden (Ausnahme: verbeamten reformieren (s. den entsprechenden DV-Typ unter 2.7.1.).

3.2.3.4.3. Die Gefühle, Zustände, Beziehungen bezeichnenden Substantive motivieren 136 Verben der drei semantischen Gruppen: die Ausgangsgruppe "S1 ist in einem Zustand, einer Beziehung Sm (zu S2), empfindet ein Gefühl Sm" und ihre Derivate, die inchoativen und kausativen DV (s. zu diesem Typ unter 2.6.2.), vgl.: Groll grollen, Glück —> beglücken.

3.2.3.4.4. Die abstrakten Substantive, die unterschiedliche Begriffe bezeichnen, motivieren 240 Verben, die den attributiven, possessiven, lokativen DV sowie den Verben des Redens und dem Resttyp, zuzuschreiben sind, vgl.: Recht —> berechtigen, (DV der fünften Gruppe des possessiven Typs), Gruppe —> gruppieren (DV der fünften Gruppe des attributiven Typs), Seele —> beseelen (Resttyp). Daher kann konstatiert werden, daß eine strenge Abhängigkeit der DV-Semantik von der Bedeutung seines motivierenden Substantivs (sowohe typologisch als auch in den einzelnen Sprachen) beobachtet wird, wenn die MS abstrakte Substantive sind, die Ereignisse, Zeitperioden, Handlungen, Zustände, Gefühle bezeichnen. Für die meisten Wortpaare dieses Typs kann folgende Implikation formuliert werden: "Wenn das MS eine Bedeutung X hat, so hat das DV eine Bedeutung Y". Bei Verben mit konkreten MS kann lediglich das Vorhandensein der wahrscheinlichen Abhängigkeit der DV-Semantik von der MS-Bedeutung konstatiert werden. Diese Abhängigkeit gilt auch für die o.a. Wortpaare, wo die MS Artefakten (Gegenstände künstlicher Herkunft) mit "pragmatischer" Bedeutungskomponente bezeichnen (vgl. Instrumente, Kleidungsnamen usw.). Durch eine höhere Variabilität zeichnet sich die Relation zwischen dem MS und dem DV in solchen Paaren aus, in denen das MS konkrete Gegenstände natürlicher Herkunft bezeichnet. Die semantischen Unterschiede der DV-Bedeutungen, die in den einzelnen Sprachen von einem äquivalenten Substantiv abgeleitet sind, können dadurch erklärt werden, 1) daß mit dem gegebenen Substantiv bei den Trägern verschiedener Sprachen unterschiedliche Handlungen assoziiert werden; 2) daß in einer Sprache ein bestimmtes semantisches Wortbildungsmodell und i.d.R. spezialisiertes Affix existiert, während ein solches Modell in einer anderen Sprache fehlt; 3) durch Sprachusus. Das Inventar an Handlungen, die von den Trägern unterschiedlicher Sprachen mit einem bestimmten MS assoziiert werden, ist wahrscheinlich in großem Maße universal, obwohl Unterschiede vorbehalten sind, s. die o.a. Verben mit dem MS "Haus". Offensichtlich weniger universal ist in den verschiedenen Sprachen das Inventar an semantischen Wortbildungsmodellen, weshalb die meisten DV-

104 (11 Quantitative Charakteristik deutscher DV, die durch Substantive bestimmter semantischer Gruppen motiviert sind Zahl der MS mit Anteil der DV, die Semantik der Substantive dieser Semantik zu bestimmten Typen gehören 1.

Konkrete Substantive Personennamen

2.

Tiernamen

3.

Nichtlebewesen

2857 306

Attr. - 97% Resti. - 3%

110

Attr. - 67% Objekt. - 29% Resti. - 4%

2441

Poss. - 40% Attr. - 17% Istrm. - 16% Lok. - 10% Objekt. - 9% Unik. - 8%

Abstrakte Substantive 764 4. 5. 6. 7.

Namen von in sich geschlossenen Situationen, Tages-, Jahreszeiten Bezeichnungen von Handlungen, Prozessen Bezeichnungen von Zuständen, Gefühlen, Beziehungen Verschiedene abstrakte Begriffe

64

Handl. - 100% 324 Zust. - 100% 136 240

Insgesamt

Ereign. - 100% Temp. - 100%

Poss. - 68% Attr. - 17% Unik. - 10% Resti. - 5%

3621

Beispiele, die oben eine "Abweichung" vom Haupttyp veranschaulichen, durch ihre Bildung mit Hilfe spezialisierter Affixe bedingt sind, vgl. das o.a. evenkische DV ά]ιιη- 'ein Zelt aufstellen', 'ein Haus aufbauen' («- dju 'Jurte', 'Zelt', 'Haus'), das durch das spezialisierte Suffix -η- abgeleitet wird, vgl. auch maslo 'Butter' —> masleη- 'buttern', djav 'Kahn' -> djavit]- 'einen Kahn bauen' usw. Vgl. auch das indonesische DV beristeri 'eine Frau haben' beratap 'ein Dach haben' usw.). Die Abkürzungen in der Tabelle: Attr. - attributiver Typ; Poss. -possessiver Typ; Lok. lokativer Typ; Objekt. - Objektverben; Instr. - instrumentativer Typ; Ereign. - Ereignisverben; Temp. - temporaler Typ; Handl. - Verbtyp, bei dem MS Handlungsprozesse be-

105 zeichnen; Zust. - Verbtyp, bei dem MS Zustände, Gefühle, Beziehungen bezeichnen; Unik. -DV-Typ mit unikaler Verbindung zum MS; Rest. - Verben anderer Typen. Ein solches Modell fehlt in den indoeuropäischen Sprachen, vgl. russ. zena 'Frau' zenit' 'verheiraten (vom Mann)', vgl. auch dt. Weib beweiben; vgl. auch dt. knien, ung. terdelni, engl, to kneel einerseits und evenk. henηeden- 'mit dem Knie pressen' (Konstantinova 1964:199); andererseits ist eben diese Bedeutung des evenkischen DV dadurch entstanden, weil es durch das spezialisierte instrumentative Suffix -da-/-de- abgeleitet wurde (s. auch die o.a. Beschreibung von DV des instrumentativen Typs unter 2.7.). Aufgrund gleicher Assoziationen, die bei den Sprachträgern mit äquivalenten Substantiven verbunden sind, werden in nicht allen Sprachen DV gebildet, bzw. werden es von einem Substantiv aufgrund unterschiedlicher Merkmale in den verschiedenen Sprachen DV mit unterschiedlichen Bedeutungen abgeleitet (vgl. die erste Gruppe des attributiven Typs mit Tiernamen als MS, s. unter 2.3.1). Auf der Grundlage der oben erwähnten Faktoren für die Bedeutungsdifferenzen in den verschiedenen Sprachen und die Einschränkungen hinsichtlich der Bildung von Derivaten eines bestimmten Typs (s. unter 3.2.1) kann die Verbbildung von Substantiven mit einer konkreten Semantik folgenderweise schematisch dargestellt werden (s. Schema 1.).

3.2.3.4.5. Die okkasionellen 5 DV müssen gesondert behandelt werden, da ihre Bedeutung nicht aus der SM-Semantik ersichtlich ist, sondern "voll" kontextabhängig ist, vgl. engl, we were stoned and bottled by the spectators as we marched down the street (Clark, Clark 1979:785). Das DV to bottle menschein, entmenschen (im Mittelhochdeutschen gab es auch das DVAntonym vermenschen 'menschliche Eigenschaften verleihen'), engl. man-> to man

112

man->to man l)'bemannen', 2)'zähmen (z.B. Vögel)'. Besonders breit ist die Bedeutungsdifferenzierheit bei Verben mit dem MS "Mensch" im Evenkischen, Evenischen und Jakutischen, vgl. even, bey beyik- l)'einen Menschen bemerken', 2)'sich einen Menschen einbilden', bejim- 'nach Menschen riechen', bejeket- 'prahlen', bejod- 'zur Welt kommen', bejrebub- 'sich an einen Menschen gewöhnen', bejrebut- 'zähmen (von Tieren)', bejme- 'zu einem bestimmten Zweck zu Menschen gehen', bejiw- 'etw. bei einer bestimmten Person aufbewahren' usw. Relativ gleichartige Bedeutungen weisen DV auf, die durch abstrakte Substantive motiviert sind, welche Handlungen, Emotionszustände, Zeitperioden, Naturerscheinungen und Zustände bezeichnen, s. im Anhang. So bestätigt sich die Schlußfolgerung hinsichtlich der Vorhersagbarkeit von DV-Bedeutungen aufgrund der MS-Semantik, die unter 3.2. formuliert worden war. Eine solche Vorhersage ist hinsichtlich der meisten abstrakten Substantive möglich (vorausgesetzt, die DV werden durch unspezialisierte Affixe abgeleitet), nicht aber in Hinblick auf die Mehrzahl der Konkreta.

3.4. Schlußfolgerungen

1. Als Basis für die DV-Bildung können in den Sprachen des Korpus auftreten: der MSStamm im Singular, der MS-Stamm in Form eines indirekten Kasus im Singular, der MSStamm im Plural, der MS-Stamm in Form eines indirekten Kasus im Plural, ein reduzierter MS-Stamm, ein zusammengesetztes Wort, eine Wortgruppe (s.Tabelle 10). 2. Typologisch produktiv sind der MS-Stamm im Singular und das Kompositum. Andere Stammtypen sind in einer geringen Anzahl von Sprachen belegt. 3. Im Deutschen tritt als Basis für die DV-Bildung das einfache bzw. abgeleitete Substantiv in der Form des Singulars (überwältigende Mehrheit der DV), sowie der reduzierte Stamm, das Kompositum bzw. der Stamm in der Form des Plurals auf (s. Tabelle 20). 4. Die Produktivität der formalen MS-Stammtypen korreliert im Deutschen in einem gewissen Maße mit ihrer typologischer Produktivität: a) drei typologisch produktive MS-Stammtypen sind auch im Deutschen vertreten (s. Tabelle 10); b) der typologisch produktivste Stammtyp (Substantiv im Singular) ist auch im Deutschen am produktivsten. Auf dieser Grundlage kann folgende Implikation formuliert werden: wenn in einer Sprache DV vorhanden sind, so sind hier auch DV vorhanden, die von Substantivstämmen in der Form des Singulars abgeleitet sind. 5. Die semantische Analyse der Relation zwischen MS und DV hat ergeben, daß solche Paare eine strenge Abhängigkeit der DV-Semantik von der MS-Bedeutung aufweisen, in de-

113

nen das MS ein abstraktes Substantiv ist. Für die meisten Paare dieses Typs kann in einer konkreten Sprache folgende Implikation formuliert werden: Wenn ein MS die Bedeutung X hat, so kann mit hoher Wahrscheinlichkeit angenommen werden, daß ein von ihm abgeleitetes DV die Bedeutung Y hat. Bei Verben mit konkreten MS hat diese Abhängigkeit lediglich eine bedingte Wahrscheinlichkeit. 6. Die Nichtübereinstimmung der DV-Bedeutungen, die in den verschiedenen Sprachen von äquivalenten Substantiven abgeleitet sind, kann erklärt werden: a) durch die Tatsache, daß bei Trägern verschiedener Sprachen mit der Bedeutung des gegebenen Substantivs unterschiedliche Handlungen assoziiert werden; b) durch das Vorhandensein eines bestimmten semantischen Wortbildungsmodells in einigen Sprachen, nach welchem ein DV von einem gegebenen MS abgeleitet ist, und durch das Nichtvorhandensein eines solchen Modells und dementsprechend eines DV mit dieser Bedeutung in anderen Sprachen. Das Inventar der Handlungen, die bei den Trägern verschiedener Sprachen mit dem Denotat eines bestimmten MS assoziiert werden, ist weitgehend universal. Weniger universal ist das Inventar semantischer Wortbildungsmodelle in verschiedenen Sprachen. 7. Generell kann festgestellt werden, daß die DV-Bedeutung in einer Beziehung wahrscheinlicher semantischer Abhängigkeit zur MS-Semantik steht. Der Wahrscheinlichkeitscharakter dieser Abhängigkeit ist sowohl durch außersprachliche Faktoren bedingt, die sich auf die Wahl des Benennungsmerkmals (Handlung, die mit dem MS assoziiert wird) auswirkt, als auch durch systeminterne Sprachfaktoren: durch das Inventar an semantischen Wortbildungsmodellen und deren Produktivität bzw. Vorhandensein bei den potentiellen Derivaten der Synonyme und Homonyme. 8. Die formale Struktur schränkt die Wortbildungsmöglichkeiten des Substantivs stärker ein als seine Semantik. In den meisten Fällen können hier deutliche (strikte) Einschränkungen festgestellt werden, und Implikation wie die nachfolgend formulierten aufgestellt werden, vgl. für das Deutsche : "Geht ein Substantiv auf -tion aus, so kann von ihm kein afFixloses DV abgeleitet werden". Aber auch Struktureinschränkungen haben in manchen Fällen einen Wahrscheinlichkeitscharakter, vgl. die Implikation für deutsche DV: "Wenn Substantive in ihrer Struktur die Suffixe -ling und -schaft haben, so besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, daß von ihnen keine Verben abgeleitet werden". 9. Zu den Faktoren, die das Nicht/Vorhandensein eines bestimmten DV und seiner Bedeutung in den verschiedenen Sprachen bedingen, werden die folgenden gezählt: 1) die MS-Bedeutung; 2) die semantischen Assoziationen, die mit MS verbunden sind; 3) das Inventar an semantischen Modellen, nach welchen die DV in einer gegebenen Sprache gebildet werden; 4) phonomorphologische und semantische Einschränkungen auf die DV-Bildung;

114 5) die Rede; 6) der Usus (s. oben Schema 1). 10. Der durchgeführte Test läßt folgende Schlüsse zu: 1) Es bestätigte sich eine Reihe von früher formulierten Schlüssen hinsichtlich der typologischen Produktivität bestimmter DV-Bildungstypen; 2) Anhand der Korrelation der Ableitungsfáhigkeitsindexe der 238 Substantive, die für das Russische und deren Äquivalente in 10 weiteren Sprachen ausgewählt wurden, wird eine Hypothese zum typologischen Produktivitätsgrad der DV in diesen Sprachen aufgestellt; 3) Im Testergebnis wurde die Hypothese zur Korrelation der Ableitungsfähigkeit der Substantive bestätigt: a) mit ihrer Frequenz; b) mit dem Merkmal "Gattungsbegriff' hinsichtlich der DV in verschiedenen Sprachen; 4) Die Hypothese zur Ableitungsfähigkeit der Substantive, die Personen mit dem Merkmal "männliches Geschlecht" bezeichnen, ließ sich nicht bestätigen. 5) Der Test bestätigte die unter Punkt 3.2. formulierte Schlußfolgerung über eine breitere Bedeutungsdifferenziertheit der DV, die durch konkrete Substantive motiviert sind, und die Möglichkeit einer Implikation wie "Wenn ein Substantiv die Bedeutung X hat, so hat das DV die Bedeutung Y" nur in bezug auf die meisten abstrakten Substantive.

115

5

υ '5b

ce c
a'tkar 'aufs Pferd setzen, losschicken' mit Hilfe des Suffixes -sy und seinen Varianten intransitive DV gebildet, vgl. choorai ' S t a d t ' ^ choorajzy 'sich in eine Stadt verwandeln', 'sich das Aussehen eines Stadteinwohners aneignen', curum 'Ordnung, Disziplin'^» curumcu 'sich ordnen, sich disziplinieren' (Iskhakov, Pal'mbach 1961:265). Im Schwedischen sind einige intransitive DV mit dem Suffix -n- gebildet: kol 'Kohle' —> kolbna 'verkohlen', skum 'Schaum'->skumna 'schäumen' (Maslova-LaSanskaja 1953:99). Die angesprochenen Verbbedeutungen können mit Hilfe von Präfixen (z.B. in den germanischen Sprachen, im Indonesischen), von Präfixen in Kombination mit Suffixen (in den slawischen und baltischen Sprachen) und von Konfixen (im Indonesischen) gebildet werden. So sind z.B. deutsche denominale Verben mit dem Präfix be- ausschließlich transitiv (s. z.B. Brinkmann 1962:224-243, Eroms 1980; Günther 1974; Henzen 1965:105), vgl. Mast —> bemasten vt, Vorrat—> bevorraten vt. Im Indonesischen werden mit dem Präfix ber- intransitive Verben und mit dem Konfix per... kan, per...i transitive Verben gebildet, vgl. ister i Frau'-> beristeri 'verheiratet sein (vom Mann)', —> peristerikan 'heiraten', sendjata 'Waffe' —> bersendjata 'bewaffnet sein' persendjatakan, persendjatai 'bewaffnen' (Alieva 1972:161-162).

4.1.3. In einigen Sprachen des Korpus (in den slawischen, baltischen, germanischen, romanischen und Turksprachen) beteiligen sich an der DV-Bildung Affixe mit reflexiver oder reziproker Bedeutung (s. RG 1980:617-618, Nedjalkov, Geniuäene 1985:10-12, Maslova-Laäanskaja 1953:102-103, speziell über denominale Verben s. in Geniuäiene 1983:61, 122123). 4

5

Die Bedeutung dieses Typs kann als teilweise kategorial bezeichnet werden, d.h. als solche, "die eine bzw. einige fur eine bestimmte Wortklasse obligatorische Kategorien, ausdrücken" (Kubrjakova, CharitonCik 1976:227)). Manche intransitive Verben mit dem Präfix be- sind keine denominalen Ableitungen, vgl. behagen, bestehen (s. Henzen 1965:227).

122 Mit Affixen dieses Typs werden Verben verschiedener semantischer Gruppen gebildet; in diesem Sinn sind sie auch unspezialisiert und haben kategoriale Bedeutung. Allgemein gilt für sie, daß sie bei der DV-Bildung in der Regel als Marker des intransitiven Charakters der Handlung auftreten, vgl. im Türkischen DV mit dem Suffix -les-: proleter —> proleterlesmek 'sich proletarisieren', endüstri —> endüstrilesmek 'sich industrialisieren', yer 'Ort'—» yerlesmek 'sich unterbringen, sich ansiedeln' (Kononov 1956:527-528), vgl. auch bulg. blgarejase 'Bulgare sein, sich als Bulgare empfinden', kost 'Knochen' —> vkostenja se 'verknöchern', russ. petuch 'Hahn' peius it 'sja 'sich brüsten, hitzig werden', kolos 'Ähre'^> kolosit'sja 'in die Ähren treiben' (se, sja als Reflexivitätsformanten). In den skandinavischen und den Turksprachen sowie im Georgischen und Indonesischen sind an der Bildung von intransitiven, unpersönlichen DV Affixe beteiligt, die meistens zur Bildung passivischer Formen dienen (s. Alieva 1972:113, Maslova-LaSanskaja 1950:102103, Sevortjan 1962:131), vgl. schw. Knopp 'Knospe' knoppa-s "Knospen treiben, knospen', dag 'Tag'->daga-s 'dämmen', aber vgl. frygga'bauen' Huset bygge-s av arbetarna 'Das Haus wird von Arbeitern gebaut' (Maslova-LaSanskaja 1950:232), vgl. auch georgische DV, die z.B. durch das Suffix des Passivs -d: muçuki Tickel '-> muçukdela 'mit Pikkeln bedeckt werden', oder durch das Präfix abgeleitet werden /'-: nisli 'Nebel' inisleba 'sich benebeln' (Shghenti 1986:117, 119). In den tunguso-mandschurischen Sprachen werden ebenfalls die Suffixe des Passivs zur DV-Bildung herangezogen, vgl. im Evenkischen: dolbo 'Nacht'-> dolbov- 'übernachten', 'spät in der Nacht kommen', nelk 'Frühling'-^ nelkiv- 'irgendwo den Frühling verbringen, vom Frühling überrascht werden' (das Suffix -v-, das als wortbildend auftritt, hat das Merkmal des Passivs bzw. der Reflxtivität, vgl. tyre 'pressen' tyrev- 'gepreßt werden'), vgl. unter 2.9.2. Das Material der o.g. Sprachen zeigt, daß DV mit Affixen der Reflexivität vor allem in der dritten Gruppe der attributiven, quasipossessiven und lokativen Verben 6 (entsprechend mit den DF "S1 beginnt, (wie) Sm zu sein", "S1 beginnt, Sm zu haben (besitzen)", "S1 beginnt, in Sm zu sein") produktiv sind, obgleich sie auch in anderen Gruppen vorkommen (s. GeniuSiene 1983:61, s. auch das Material des 2. Kapitels der vorliegenden Untersuchung), vgl. russ. vetv' 'Zweig' vetvit 'sja 'sich verzweigen',pero 'Feder' operit'sja 'sich befied e m ' (quasipossessive Verben). Vgl. die gleichen DV tschech.: vetviti se, operiti se, pol. rosgaleziac siç, pierzyc sç, schw. greña sig, fi adras (unreflexives Verb); fr. se ramifier, s'emplumer, lit. sakotis, plunksnotis\ aserb. budaglanmag, tuklenmek (-lan-/-len- als Merkmal der Intransitivität), aber vgl. engl, branch, feather fur DV ohne reflexive Merkmale (affixlose DV). Dieselben Affixe drücken in der Struktur anderer denominaler Verben eine 6

Als logische Begründung für die Markierung dieser Verben durch das Reflexivitätsaffix dient ihre inchoative Bedeutung, die der kausativen Bedeutung bei den Verben der fünften Gruppe aller drei Typen gegenübergestellt ist (s. 2.Kapitel). Den meisten DV der dritten Gruppe sind ebenfalls konkrete D V der fünften Gruppe gegenübergestellt (vgl.: russ. obuglit'sja 'verkohlen' —tobuglit' 'verkohlen'vt, ugol' 'Kohle', prizemlit'sjavi ' l a n d e n ' p r i z e m l i t ' vt 'landen ' chanzyra 'sickern (vom Blut) ') aus; 2) die erhöhte Intensität der Handlung drücken manche DV mit dem Präfix mag- im Tagalog aus, vgl.: basa 'das L e s e n ' b u m a s a (DV mit dem Präfix-Infix um drücken eine intensive Handlung aus), magbasa 'viel, intensiv lesen, schmökern', sumulat 'schreiben', magsulat 'viel, intensiv schreiben' (RaCkov 1981:115). Die Bedeutung des aktiven (manchmal überflüssigen) Charakters einer Handlung drückt im Aleutischen das Suffix -lixta- aus, vgl.: cajnikach 'Wasserkessel' —>• cajnikalichtakuch 'sie hantiert am Wasserkessel (kocht Wasser, brüht Tee usw.)' taangach 'Wasser', 'Flüssigkeit -> tangalichtakuch 'er hat zu viel getrunken (zu tief ins Glas geschaut)' (Golovko 1983:29).

4.1.5.3. Die quantitativen Merkmale von Handlungen, und zwar die Merkmale "Iterativ", "Durativ" werden im Wepsischen und Nanajischen den Merkmalen "Semelfaktiv", "NichtDurativ" gegenübergestellt. Solche Bedeutungen sind z.B. fur die wepstischen Suffixe charakteristisch. Manche von ihnen sind auch in den Bereich der denominalen Derivation einge-drungen, vgl.: muna ' E i ' - ^ muni-(munda) 'Eier legen (vom Huhn)' (eine sich wiederholen-de Handlung, Eigenschaft) und kapl Tropfen '—> kaplähtada 'einen Tropfen fallen lassen' (einmalige Handlung) (Zajceva 1978:90). Im Nanajischen drückt das wortbildende Suffix -la- Iterativität oder Semelfaktivität der Handlung aus und wechselt sich bei Bedarf mit dem aspektuellen Suffix -ci- ab, um Dauer bzw. Mehrmaligkeit auszudrücken: toibaci '(lange)hobeln'·^- toiba 'Hobel' (vgl. toibola 'hobeln' coboci '(ständig) stehlen kihirgee- 'prahlen' {Charitonov 1954:143-144).

4.1.7. Im Deutschen bilden den Großteil aller suffigierten DV (732 Lexeme im DV-Korpus) die Verben auf -ier- -isier-, -ifizier- (638 Lexeme). Die meisten DV sind von Fremdwörtern abgeleitet 7 (s. z.B. Henzen 1965:228-229, Nedjalkov 1966:352). Sie gehören unterschiedlichen semantischen Gruppen an, vgl.: Franzose-> französieren (attributives DV der dritten Gruppe, s. Kapitel 2) Tapete-> tapezieren (possessives DV der fünften Gruppe), Garage-»garagieren öster. Schweiz, 'in der Garage parken' (lokatives DV der fünften Gruppe) usw.. DV mit dem Suffix -e(l)- bilden eine Gruppe aus 64 Verben, von denen die Mehrheit eine bewertende Bedeutung aufweist (s. o.a. Beispiele unter 1.5.). Eine unbedeutende Zahl der DV ist durch die kategorialen Suffixe -(e)r- (13 Einheiten) und -ig- (11 Lexeme) abgeleitet, vgl.: Schlick schlickern, Stein steinigen. Es ist anzumerken, daß die DV mit dem dialektalen Suffix -enz- (obersächsisch) /-inz(schlesisch) eine semantische Gruppe mit der Bedeutung "S1 riecht wie Sm, hat den für Sm typischen Geschmack" bilden, vgl.: Bock —> bockenten, Fisch —> fischenzen, Weib—> weiberenzen usw. (Henzen 1965:227).

4.2. R ä u m l i c h e B e d e u t u n g

Eine räumliche Bedeutung haben Präfixe in den indoeuropäischen Sprachen und im Ungarischen. Ihre Besonderheit besteht darin, daß die Verben keine konkreten semantischen Gruppen bilden, sondern räumliche Bedeutungen ausdrücken, auf deren Grundlage Bedeutungen von zu zwei und mehr semantischen Gruppen gehörenden DV entstehen. So haben das deutsche Präfix aus- und das slowakische yy- die Bedeutung "aus etw.", "von innen", und weisen in DV verschiedener semantischer Gruppen auf die Bedeutung "Bewegung, Entfernung" (konkrete bzw. abstrakte gedankliche) eines Gegenstandes aus einem bestimmten (geschlossenen) Raum nach außen hin, vgl.: slow, ryba 'Fisch'-> vyrybnit' stav 'Fische aus

7

Laut Kostensalo 1986:190 gibt es in der deutschen Literatursprache lediglich 17 Verben auf ieren, die von deutschen Substantiven abgeleitet sind, z.B. amtieren*- Amt, hausieren*- Haus, buchstabieren ausschiffen (lokative Verben der sechsten Gruppe), slow, obraz 'Gestalt'-» yyobrazit' 'sich etw. gedanklich gestalten, sich etw. einbilden' (Objektverb). So drücken die Präfixe eine bestimmte Bedeutung aus (vgl. KruSevskij 1883:83), obgleich die verschiedenen Verben mit diesem Präfix zu verschiedenen semantischen Gruppen zugehören können. Deswegen werden solche Präfixe in der vorliegenden Untersuchung als teilweise spezialisiert bezeichnet. Von ihnen werden Affixe mit konkreten Bedeutungen (in nichtindoeuropäischen Sprachen) dadurch unterschieden, daß sie possessive und lokative Verben einer bestimmten Gruppe bilden, z.B. bezeichnet das Suffix -na- im Ketchua, das "Entziehen", "Entfernen" und bildet lediglich DV der Gruppe "S1 beginnt, Sm nicht zu haben" und "S1 verursacht, daß S2 kein Sm hat", vgl.: uma ' K o p f - * umanay 'köpfen', huira 'Fett'-» huiranay 'entfetten' (Middendorf 1890:137), mit dem Suffix -tva-/-tve- werden im Korjakischen die Verben mit der Deutung "S1 nimmt Sm ab, knöpft Sm auf, löst Sm" gebildet, vgl.: peljug 'Mütze'-»peljgytvek 'die Mütze abnehmen (Zukova 1980:81) usw.

4.2.1. In den indoeuropäischen Sprachen sind die Präfixe historisch auf Einheiten der "adverbial-präpositionalen Gruppe" (Guchmann 1966:151)' zurückzuführen, sie haben primär räumliche Bedeutungen. Ungeachtet dessen, daß die Präfixe'0 eine große Anzahl sekundärer nichträumlicher Bedeutungen entwickelten (s. z.B. RG 1980:355-380, 596, 604; Travniiek 1950:259:266; Ambrasas 1985:196-202; Endzelin 1923:480-540; Erben 1993:76-76; Kühnhold 1970; Kühnhold 1973; Ostromçcka-Fr^czak 1983), realisieren sie im Bereich der DVBildung vorwiegend ihre primären räumlichen Bedeutungen, indem sie meistens Verben des lokativen Typs und der mit ihm semantisch verbundenen possessiven und attributiven Typen ableiten (s. oben im Kapitel 2.). Aber in der Struktur der Verben, die zu anderen Typen gehören, drücken die Präfixe eine räumliche Orientierung der Handlung aus, vgl. instrumentative DV im Deutschen: ix -> ausixen (aus- weist auf das Entfernen, Wegnehmen eines Textteiles hin); Arm-> umarmen (um- konkretisiert den Charakter der Handlung); im Russischen: poddomkratit' '(den Wagen) mit dem Wagenheber anheben' (pod- 'unter', vgl.: RG 1980:377). 4.2.2. Generell drücken die Präfixe im DV-Bereich in den Sprachen des Korpus folgende Bedeutungen aus: 1) Das Umkreisen von etw., vgl. die Verben mit dem Präfix "um-" im Deutschen: Wand-> umwanden, Busch-> umbuschen. In den slawischen Sprachen wird diese Bedeutung durch 9

10

In den meisten Sprachen hat ein Großteil der Präfixe mit räumlicher Bedeutung Korrelate unter den Präpositionen oder/und Adverbien, vgl. im Russischen v-, do-, za-, usw., im Deutschen ab-, an-, auf-, aus- usw. Über die Konzeption bezüglich des Status der deutschen Derivationsmorpheme, die hier als trennbare und untrennbare Präfixe bzw. Präfixe und Präfixoide bezeichnet sind (Stepanova 1953, 979:527-530, Mötsch 1996), und entsprechend bezüglich des Status der verbalen Lexeme mit diesen Morphemen s. unter anderem Nedjalkov 1961b, Raevskij 1979, 1985.

127 die Präfixe o-, ob- ausgedrückt, die wahrscheinlich keine Merkmale der räumlichen Handlungsorientierung sind. In den meisten Fällen fehlt eine solche Orientierung und die Präfixe übetragen den Verben nicht die Bedeutung des Umkreisens, sondern des Bedeckens mit etw., des Versorgens im allgemeinen (mit einem Gegenstand bzw. Merkmal), vgl., einerseits 1) cep' 'Kette'-* ocepit' 'umketten, umzingeln, in einer Kette um jmdn., etw. stehen', kajma 'Saum'^> okajmit' 'umsäumen', kuca ' H a u f e n ' - x j k u c i t ' 'umhäufen' (das Präfix o- drückt die räumliche Orientierung der Handlung "rings", "von allen Seiten" aus), und andererseits fehlt eine räumliche Orientierung der Handlung in den Beispielen: smysl ' S i n n ' - ^ osmyslit' 'verstehen, begreifen', zaglavije 'Titel'-* ozaglavit' 'betiteln', bilet 'Eintrittskarte, F a h r k a r t e ' ^ obiletit' 'mit Eintritts-, Fahrkarten versehen', bjurokrat 'Bürokrat' - * objurokratit ' 'bürokratisch machen'(RG 1980:376), vgl. auch die Beispiele aus dem Polnischen (s. Ostromçcka-Fr^czak 1983:28-31): wal 'Wall'^> obwalowac 'mit einem Wall versehen', parkan 'Zaun, U m f r i e d u n g ' ^ oparkanic 'umzäunen' (räumliche Bedeutung der Umkreisung); zagiel 'Segel'-* ozaglic 'Segel hissen', mech ' M o o s ' - * omszec 'sich mit Moos bedecken', wdowa 'Witwe' - * owdowic ver alt. 'zur Witwe machen', wapien 'YL&WC -* owapnic 'kalken' usw. (nichträumliche Bedeutungen); 2) Die Bewegung (Unterbringung) in etw. hinein, vgl. russ. ruka 'Hand'—* vruc\V 'aushändigen', vgl. das gleiche Wortpaar im Polnischen: rçka—* wrçczyé im Bulgarischen rka—> wrca, vgl. auch: kolej '(Eisenbahn)gleis, (Eisen)bahn'-* wkoleic '(Wagen, Zug) auf das Gleis stellen'; engl, orb 'Sphäre, Orbit' - * to inorb 'in die Sphäre der Tätigkeit einschließen', urn ' U r n e ' - * to inurn selten 'bestatten, in die Urne legen', bark 'Barke (Segelschiff to embark 'auf ein Schiff laden', dt. Hand—* einhändigen, Gemeinde—* eingemeinden, ital. carcere 'Kerker'-* incacerere 'einkerkern', vgl. das gleiche Wortpaar im Rumänischen: temni(a—*a întemnifa, lit. ¿eme 'Erde'—* izeminti 'erden' usw.; 3) Die Bewegung (Unterbringung) auf etw. drauf, auf die Oberfläche von etw., vgl. schw. Börda 'Bürde, Last'-* pabörda 'imdm. etw. aufbürden'; russ. moch 'Moos'—* zamset', obomset' 'sich mit Moos bedecken', slow, olovo 'Zinn^ -* poolovit' 'verzinnen', pasta Tasta'-r> napastovat' 'Paste auf etw. auftragen' (Mieczkowska 1985:31, 34); bulg. maslo ' Ö l ' - > namaslja 'einölen', zlato 'Gold'^> pozlatjavam 'vergolden'; dt. Tafel-* auftafeln, Dach-* aufdachen, Gold-* übergolden usw.; 4) Die Bewegung durch etw., vgl.: russ. zir 'Fett'—* pro zirit' 'etw. mit Fett durchtränken', spirt 'Alkohol' - * prospirtovat' 'etw. mit Alkohol durchtränken', dt. Ix -» durchixen (=ausixen); 5) Der Anschluß, die Bewegung zu etw. hin, vgl. russ. surup 'Schraube' - * prisurupit ' 'mit Schrauben befestigen', voda 'Wasser'-» privodnit'sja 'wassern', pol. gwozdz N a g e l ' - * przygwozdzic 'annageln', kolek ' P f a h l ' - * przykolkowac 'mit Pfählen befestigen' (Ostrowçcka-Frçczak 1983:55-56), dt. Kette-* anketten, Leine-* anleinen', 6) Die Bewegung (Entfernung) aus etw., von innen heraus, vgl. die DV-Beispiele mit dem Präfix wy- im Polnischen: wagon 'Wagen' wywagonowac 'aus dem Wagen ausladen', lud 'Volk' "Menschen ' - * wyludnic 'entvölkern', natura 'Natur'—» wynaturzyc (siq) 'entarten', vgl. analog im Deutschen: Art—* entarten·,

128 7) Die Bewegung, das Entfernen von etw., das Entziehen von etw., vgl. russ. s cepa ' S p a n ' - t o t s c e p i t ' 'abspalten, abspanen', granica 'Grenze' - » otgranicit ' 'abgrenzen', voda 'Wasser'-^ obezvodit' 'entwässern'; bulg. strana ' S e i t e ' o t s t r a n j a 'zur Seite rük-ken,' 'beseitigen'; pol. woda 'Wasser'^» odwodnic 'entwässern', ukr. zyr 'Fett' zne-zyryty, obezzyryty 'entfetten', fr. plume 'Feder' —> déplumer 'abrupfen (vom Geflügel,) parc 'Umzäunung'-» deparquér '(Vieh) aus der Umzäunung treiben', rum. arma 'Waf-fe'-»a dezarmä 'entwaffen', vgl. das gleiche Wortpaar in lit. ginklas—> nuglinklouti, ung. fegyxer-> lefegeverez, Its. tauki 'Fett , -> attaukot 'entfetten'. An der Bildung dieser Bedeutung im DV-Bereich beteiligen sich auch in verwandten Sprachen unterschiedliche Präfixe, von ihnen nicht alle eine räumliche Beziehung ausdrücken. Manche bezeichnen einfach eine "Entziehung", "Negation", vgl. z.B. das Präfix obez- im Russischen, die Präfixe obez-, zbez, zne- im Ukrainischen; obez- im Bulgarischen, vgl. ukr.: cina 'Preis, Wert' —» obezcinyty 'entwerten', znecinyty 'entwerten', Iis ' W a l d ' - ^ zbezlisyty 'entwalden' usw. (s. Gorodens'ka, Kravöenko 1981:61), bulg. lice 'Gesicht'^» obezlica 'entpersönlichen', krw 'Blut'-> obeskrvja 'entbluten'. Im Deutschen dient zum Ausdruck der Bedeutung des "Entfernens", "Entziehens" ohne konkrete räumliche Orientierung das Präfix ent- (vgl. Pfropfen-» entpfropfen als Handlung des Herausnehmens eines Pfropfens aus etw., Sattel-> entsatteln als Handlung des Entfernens eines Gegenstandes von der Oberfläche von etw. usw.), während aus- primär die Bedeutung des Entfernens "von innen heraus" hat (s. die o.a. Beispiele unter Position 7), ab- das Entfernen von der Oberfläche des Gegenstandes bzw. von der vertikalen Oberfläche bedeutet, vgl.: Leisteableisten, Laub-> ablauben usw. Im Polnischen erhalten dieVerben diese Bedeutung durch das räumlich orientierte Präfix od-, vgl. plomba 'Plombe'-^» odplombowac ' e n t p l o m b e n p y l ' S t a u b ' o d p y l a c 'Staub entfernen' woda 'Wasser'^>oi/wo^«/c'entwässem'. Bezeichnend ist, daß die Bedeutung des "Entfernens", "Entziehens" von Präfixen getragen wird, welche eine Bewegung, ein Entfernen "von ihnen heraus" ausdrücken, vgl. pol. jarzmo ' J o c h ' - ^ wyjarzmic 'vom Joch befreien', dt. Rinde ausrinden. Im Englischen haben diese Bedeutung die Präfixe de-, dis- un-, be- (s. KaraSòuk 1977:183; Skarupin 1961), vgl.: grease 'Fett'->ungrease, degrease 'entfetten', horse ' P f e r d ' d i s h o r s e veralt. 'absitzen', im Spanischen ist es das Präfix des-: gorra 'Mütze'—» desgorrar(se) 'die Mütze abnehmen', dinero 'Geld' —» desdinerar 'jmdm. das Geld entziehen, jmdn. ohne Geld lassen' (Arutjunova 1961:142-143); 8) Die Bewegung nach unten, unter etw., vgl. russ. ressora 'Wagenfeder' —» podressorit' 'einen Wagen mit Federn versehen', domkrat 'Wagenheber'-» poddomkratit' 'mit dem Wagenheber anheben' (RG 1980:377), pol. cyfra 'Monogramm'-» podcyfrowac 'etw. paraphieren', lewar 'Wagenheber'^» podlewarowac 'mit dem Wagenheber anheben' (Ostromçska-Frçczak 1983:47), dt. Keller-> unterkellern, Mauer-* untermauern; 9) Die Bewegung von einer Stelle über etw. zu einer anderen Stelle. Einzelne DV mit dieser Bedeutung sind im Deutschen belegt: Brücke-> überbrücken. 10) Das Teilen, Auseinandernehmen von etw., vgl. russ. scepa 'Span'-r> rasscepit' 'spalten', sceben' 'Schotter'^» rasscebenit' 'splittern', bulg. klon 'Zweig' —» rosklonjavam se 'sich verzweigen, Zweige treiben'; slow, kusok 'Happen'-» rozkuskowat' 'in Happen teilen', dt. Fetzen—» zerfetzen, Fleisch—» zerfleischen.

129 11) Das Verdecken, Isolieren von etw., vgl. russ. stora ' V o r h a n g ' z a s t o r i t ' 'etw. durch Vorhänge zumachen', ten' 'Schatten' -»zatenit' 'das Licht verhüllen', pol. iL· zaiksowac 'durchixen' (s. oben dt. aus-, durchixen), bulg. mgla 'Nebel' —> zam-gljavam 'umnebeln', dt. Kork—> zukorken, Riegel—> zuriegeln, pol. rampa ' G e l ä n d e r ' z a r a m p o w a c 'durch ein Geländer abgrenzen', slow, plot 'Zaun'-> zaplotit' 'durch einen Zaun abgrenzen' (Mieczkowska 1985:44), Its. migla ' N e b e l ' a i z m i g l o t i e s 'sich vernebeln' (aiz - 'hinter', 'von hinten').

4.2.3. Wie aus den angeführten Beispielen sowie aus der Tabelle ersichtlich wird, ist die Anzahl der räumlichen Bedeutungen in den slawischen Sprachen und im Deutschen bedeutend höher als in den anderen Sprachen". Die einzelnen Präfixbedeutungen zeichnen sich durch unterschiedliche Produkivität aus. Die höchste Produktivität weisen Präfixe auf, die ein "Entfernen, Entziehen", eine "Bewegung in etw. hinein" bedeuten. Sie finden sich in allen Sprachen mit präfigierten DV. Anhand des Gesagten kann folgende Verallgemeinerung formuliert werden: "Wenn in einer Sprache präfigierte DV vorhanden sind, so sind in dieser Sprache präfigierte DV mit den Bedeutungen "Bewegung in etw. hinein", "Entfernen, Entziehen" vorhanden. Sie sind in den meisten indoeuropäischen Sprachen belegt (s. Tabelle 15). Wahrscheinlich beteiligen sich an der DV-Ableitung nicht alle verbalen Präfixe, vgl. die russischen Präfixe nedo-, pred-, pere- u.a., die deutschen Präfixe, mit-, wieder-, zwischen-, mit denen keine DV gebildet werden. Meistens sind die Präfixe in den betrachteten Sprachen teilweise spezialisiert, da sie, wie oben angemerkt, Verben von zwei und mehr semantischen Gruppen bilden, indem sie eine konkrete Bedeutung im DV-Bereich ausdrücken, vgl. Präfixe mit der Bedeutung "Entfernen, Entziehungen von etw." bilden lokative, possessive, attributive Verben mit "negativer" Bedeutung (s. Kapitel 2, Abschnitte 2.2.-2.4.). Aber die Präfix-Suffix-DV-Bildung schafft in den slawischen Sprachen die Möglichkeit eines präziseren Ausdrucks der Motivationsbeziehung zwischen dem MS und dem DV (aufgrund der Suffixsemantik) als das in den germanischen und romanischen Sprachen der Fall ist, in denen lediglich die Präfixe bedeutungstragend sind. So werden mit dem Präfix obez- in Kombination mit dem Suffix -iim Russischen, dem Präfix zbez-, obez-, zne- in Kombination mit dem Suffix -y- im Ukrainischen lediglich possessive kausative Verben mit negativer Bedeutung (privative) gebildet, (15) Räumliche Bedeutungen von Präfixen der denominalen Verben12 " Es sei angemerkt, daß die im DV-System des Englischen und der skandinavischen Sprachen fehden Bedeutungen durch sogenannte "phrase verbs" kompensiert werden, die aus einem Substantiv und einem postpositiven Adverb bestehen (s. Anickov 1961, Lipka 1972). Diese Verben sind den Verben ohne Adverbien äquivalent, vgl. engl, wolf—> to wolf, to wolf down 'gierig aufessen', schwed. Bäd 'Bett'—» bädda, bädda ned 'jmdn. ins Bett legen'. Auf zwei Entwicklungslinien des Präfixsystems in den germanischen Sprachen (die in der Gegenüberstellung: Deutsch univändisch einerseits, Englisch und die skandinavischen Sprachen andererseits, zum Vorschein kommen) verweist z.B. Sizova 1 978:6. Über die krassen Unterschiede der Präfixsysteme im Deutschen und Französischen, s. Bally 1955:255-260). 12 Die verbalen Präfixe des gegebenen Typs sind vor allem bei der Bildung denominaler Verben pro-

130 (15) Räumliche Bedeutungen von Präfixen der denominalen Verden Nr.

Präfix-

Sprachen, in denen die gegebenen Bedeutungen von

bedeutungen

DV-Präl Ixen bele »t sind r

2.

b d e d s u e η ä c

i s c c h h

s

s i s

1.

u s t k 1 s

s i Ρ t r 0 c 1 u g η h r a a a a ν h g t 1 i w w η η 1 i a e a s i s e e ζ i i η k c r c s c d g ö s e i i h i h c h i i s c η

Ρ u 0 s 1 η

s

i

s

c c h h

s c

c h

h

Umkreisen

+ +

h + + + + +

Bewegung nach

+ +

+ + + + + +

η f 0 r

r

u u η m g ä a

1 i

1

t

e t

a

t

η r i i s s

u i s

i s c

c h

c h

c h

h

+

+

+ + + + + + + +

+

+

+

+

s

i

c c h h

s

s c h

h

i s c h

innen 3.

Bewegung hinauf, nach oben

+ +

+ + + + +

4.

Bewegung hinauf, durch etw.

+

+

5.

Anschluß an etw.

+ +

+ +

6.

Bewegung her-

+

+

+

+

+

+ + + +

aus, von innen 7.

Entfernen von

+ +

+ + + + + + + + + + + + + +

etw., Entziehen + +

+

8.

Bewegung (nach) unten

9.

Bewegung über etwas hinweg

10.

Teilen

+ +

+ + + + +

11.

Verdecken

+ +

+ + + + +

+

während dieselben Präfixe jeweils in Kombination mit den Suffixen -e-, -i- inchoative Verben desselben Typs 13 bilden , vgl. die Wortpaare: russ. obessilit' 'jmdn. kraftlos machen' duktiv. Im DV-System sind mehrere von ihnen in vereinzelten Bildungen belegt (vgl. z.B. deutsche DV mit dem Präfix durch-, unter-, zu-). Deswegen ist es durchaus nicht ausgeschlossen, daß vereinzelte Bildungen mit Präfixen, deren Bedeutungen als nicht vorhanden gezeigt sind (da sie im Material nicht belegt sind), in manchen Sprachen doch präsent sind. Das bezieht sich auf die slawischen und baltischen Sprachen, in denen Präfixe mit entsprechenden Bedeutungen in der deverbalen Wortbildung vorhanden sind, vgl. im Lettischen die Präfixepa-, 'unter-', iz- 'aus-' usw. (s. Endzelin 1923:485-540). " Über die Korrelation der kausativen und inchoativen DV mit dem Präfix obez- s. (Ginzburg 1979:190-195).

131

obessilet' 'kraftlos werden', obezvodit' 'entwässern', - obezvodet' 'wasserlos werden'; ukr. obes-, znesylyty 'kraftlos machen' - obes-, sne-sylity 'kraftlos werden', obez-, zbezlisyty 'entwaldern' - obez-, zbezlisity 'waldlos werden" 4 . Im Deutschen kann ein solcher semantischer Unterschied formell nicht ausgedrückt werden, vgl.: ausarten, entar-ten obezljudet' 'menschenleer werden', voda 'Wasser'-^ obezvodit' 'entwässern'; im Bulgarischen: glava ' K o p f o b e z g l a v j a 'köpfen'; im Tschechischen durch die Präfixe od-, wy-, z-\ zbroj 'Waffe'-> odzbrojiti 'entwaffnen'; im Englischen durch be-, de-, dis-, un-: head 'Kopf to behead 'köpfen', water ' W a s s e r ' t o dewater 'entwässern'; im Französischen durch dé-: plume ' F e d e r ' d e p l u m é r 'zupfen (von Geflügel)' usw. Im Deutschen ist der Anteil an präfigierten Verben in allen "negativen" Gruppen im Vergleich zu den "positiven" höher, vgl. z.B. die possessiven DV, bei denen in der dritten Gruppe 48 % der Verben durch Präfixe abgeleitet sind, in der vierten Gruppe (dem negativen Gegenglied) 63%, in der fünften Gruppe 32 % und in deren negativen Gegenglied 80 % usw. (s. Tabelle 13-15). Es ist anzumerken, daß die negativen DV vorwiegend in Sprachen belegt sind, in denen die DV-Präfixbildung vorkommt. Eine Ausnahme bildet der possessive DV-Typ, alle Gruppen negativer DV dieses Typs sind in manchen agglutinierenden Sprachen vertreten.

4.2.5. Wie aus den Tabellen 13-15 ersichtlich ist, sind an der Ableitung der deutschen "negativen" Verben lediglich die Präfixe ab-, aus-, ent- (die Gruppen 4, 6 aller drei Typen) be-

14

So entspricht der Teilung des komplexen Formanten auch die Teilung seiner Semantik (vgl. Lopatin 1987:48).

132 teiligt. Die Ableitung von DV mit positiver Bedeutung erfolgt anhand einer breiteren Palette von Präfixen: ab-, auf-, an-, be-, ein-, über-, um-, ver- (s. Beispiele in der Klassifikation). Ein solcher Sachverhalt ist auch in den anderen indoeuropäischen Sprachen zu beobachten. So werden im Russischen und Ukrainischen, wo an der Ableitung der "negativen" possessiven DV der Gruppe (6) ein bis drei Präfixe beteiligt sind (im Ukrainischen: z-, obez-, zne-; im Russischen: obez-), die "positiven" Verben (Gruppe 5) durch eine ganze Reihe von Präfixen abgeleitet, vgl. im Russischen die Präfixe o-: zaglavije ' T i t e l ' o z a g l a v i t ' 'betiteln', za-: chlam 'Plunder, Trödel' —> zachlamit ' 'mit Plunder vollstellen', pro-: ζ ir 'Fett '->prozirit' 'mit Fett durchtränken' usw. Mehr Präfixe, die "positive' Verben bilden, sind z.B. auch im Polnischen, Tschechischen, Slowakischen, Litauischen vorhanden (s. auch Ambrasas 1985:186, Travniòek 1950:259-266, Dulewiczowa 1981:84-85, Endzelin 1923:480-545, Mieczkowska 1985:25).

4.2.6. Die präfigierten DV, die zu den possessiven, lokativen und attributiven Typen in den behandelten indoeuropäischen Sprachen angehören, sind meistens dynamische Verben. So weisen die deutschen präfigierten DV in allen Gruppen der dynamischen Verben (d.h. sie bezeichnen die Bewegung bzw. den Zustandswechsel eines Gegenstandes, s. Gruppe 3-6 der drei Typen in den Tabellen 16-18) eine höhere Produktivität auf als die präfigierten DV in den Gruppen der statischen Verben (d.h. sie bezeichnen das Verbleiben eines Gegenstandes an einem bestimmten Ort bzw. in einem bestimmten Zustand, s. die erste Gruppe attributiver und lokativer Verben in den Tabellen 17-18). Der prozentuale Anteil der dynamischen präfigierten DV bewegt sich in den unterschiedlichen Gruppen zwischen 25% (die fünfte Gruppe attributiver DV) und 100% (die vierte Gruppe attributiver DV). Der prozentuale Anteil der präfigierten DV beträgt in der ersten Gruppe attributiver DV 8% und in der Gruppe lokativer DV 1,5%. Ein solcher Sachverhalt ist allem Anschein nach dadurch zu erklären, daß die räumliche Bedeutung der meisten Präfixe mit ihrer transitivierenden Funktion verbunden ist. In den Gruppen 3-4, die aus intransitiven Verben bestehen, erfolgt die Bildung der präfigierten DV oft in Kombination mit dem Reflektivpronomen, das die Präfixbildung "detransitiviert", vgl.: sich befiedern, sich entfärben. Die lokativen und attributiven Verben der ersten Gruppe werden in den slawischen Sprachen fast ausschließlich durch Suffigierung abgeleitet, dagegen in den germanischen Sprachen durch Suffigierung und Nullaffixe.

4.2.7. Bezeichnend ist, daß die Präfixe, die keine Korrelate unter den Präpositionen und Adverbien haben und keine eindeutigen klaren räumlichen Bedeutungen haben, in manchen Sprachen bei der DV-Bildung die produktivsten sind. Hiervon betroffen sind im Russischen und Ukrainischen das Präfix o- (RG 1980:375-380, Avilova 1964:118-120, Gorodens'ka, KravCenko 1981:49), im Deutschen die Präfixe be-, ver-. Hierbei handelt es sich anscheinend um eine Gesetzmäßigkeit, da manche räumlichen Präfixbedeutungen (z.B. russ. pod-, ot-, dt. unter-, über- u.a.) den Kreis der semantischen

133

Typen von DV, an derer Ableitung das gegebene Präfix beteiligt sein kann, eingrenzen. Das betrifft vornehmlich die lokativen und in geringerem Maße die possessiven und attributiven DV. (16) Possessive DV im Deutschen Ks 1. 2. 3. 4. 5.

6.

Deutungsformel der jeweiligen DV-Gruppe

Gesamtzahl der DV in der jeweiligen Gruppe

Anzahl der präfigierten DV

Die Präfixe der DV in der jeweiligen Gruppe

S1 hat Sm S1 hat kein Sm S1 beginnt, Sm zu haben S1 beginnt, kein Sm zu haben S1 verursacht,daß S2 Sm hat

11

7 (63)%

712

213 (32)%

ab-, auf-, an- ein-, aus-, über-, um-, ver-, zu-

S1 verursacht, kein Sm hat

244

182 (80)%

ab-, aus-, ent-

1046(100)%

433 (43)%

daß

-

-

-

-80

-

-

31 (38)%

be-, über-, veraus-, ent-

S2

Insgesamt:

(17) Attributive DV im Deutschen tfe

Deutungsformel der jeweiligen DV-Gruppe

Gesamtzahl der DV in der jeweiligen Gruppe

Anzahl der präfigierten DV

1.

S1 ist Sm

358

24 (8)%

2. 3.

S1 ist kein Sm S1 beginnt, Sm zu sein

-

-

133

67 (50)%

4.

S1 beginnt, kein Sm zu sein S1 verursacht, daß S2 Sm ist

7

7(100)%

307

81 (25)%

ab-, auf-, be-, ein, ver-, zer-

18

14(80)%

aus-, ent-

5.

6.

S1 verursacht, daß S2 kein Sm ist Insgesamt:

823 (100)%

193 (24)%

Die Präfixe der DV in der jeweiligen Gruppe ab-, an-,be-, über, um-, verán-, be-, ein-, ver, zeraus-

134 (18) Lokative DV im Deutschen Deutungsformel der jeweiligen DV- Gruppe

Gesamtzahl der DV in der jeweiligen Gruppe

Anzahl der präfigierten DV

Die Präfixe der DV in der jeweiligen Gruppe ver-

1. 2.

S1 ist in/an Sm S1 ist nicht in/an Sm

66 -

-

3. 4.

S1 beginnt, in/an Sm zu sein S1 beginnt, nicht in/an Sm nicht zu sein S1 verursacht, daß S2 in/an Sm ist S1 verursacht, daß S2 nicht in/an Sm ist

21 7

6 (28)% 6 (86)%

án-, ein-, veraus-, ent-

141

47 (33)%

32

27 (84)%

an-, auf-, be-, einbe-, aus-, ent-

267(100)%

87 (32)%

5. 6.

Insgesamt:

1 (1,5)%

Die historischen Gründe für die höhere Produktivität der deutschen Präfixe be- und verwenden im folgenden erläutert. Im Deutschen sind an der DV-Bildung folgende Präfixe beteiligt: ab- (69), an- (18), auf(30), aus- (124), be- (178), durch- (1), ein- (57), ent- (135), er- (8), über- (21) um- (19), unter- (2), ver- (218), zer- (8 ), zu- (2). Alle 15 Präfixe haben eine unterschiedliche Produktivität im DV-Bereich (s. Tab. 19). Zwecks der Produktivitätsanalyse dieses oder jenes Präfixes im DV-Bereich sind in der Tabelle 19 folgende Daten angeführt: 1) die Gesamtzahl der DV mit einem bestimmten Präfix (nach Kühnhold 1973:144-159); 2) die Anzahl der DV mit diesem Präfix und der prozentuale Anteil der DV von der Gesamtzahl der Verben mit diesem Präfix (nach unserem Material); 3) das Vorhandensein-/Nichtvorhandensein eines Präpositionskorrelats von diesem Präfix; 4) Trennbar-/Untrennbarkeit dieses Präfixes. Die Präfixe sind in der Tabelle nach ihrer Produktivität im DV-Bereich angeordnet. Die Angaben der Tabelle 19 zeigen, daß die untrennbaren Präfixe ent-, be- und ver- im Bereich der DV-Bildung die produktivsten sind (die DV mit ihnen machen jeweils 33,0%, 21,5% und 15,9% der Gesamtzahl der Verben mit den gegebenen Präfixen) aus. Sie haben keine Präpositionskorrelate und demzufolge keine deutlichen räumlichen Bedeutungen (ausgenommen ein Präfix ent-, das aber auch keine konkrete lokale Bedeutung, sondern die Bedeutung des Entziehens, des Entfernens von innen, von oben, von einer vertikalen Oberfläche aufweist - s. oben). Die Tatsache einer höheren Produktivität dieser Präfixe kann z.T. durch ihren früheren Eintritt ins DV-System erklärt werden. So waren im Ahd. von den 5 DV-Präfixen: ant-, bi-, ga-, ir-, ubar die ersten zwei die produktivsten (s. Kaliuäöenko 1988). Im Mhd. waren unter den präfigierten DV die Verben auf be-, ent- und ver- am zahlreichsten. Die trennbaren Präfixe ab-, auf-, aus-, in- sind in vereinzelten Bildungen ver-

135 treten. Aber im gegenwärtigen Deutschen weisen eine bedeutende Zahl von DV trennbare Präfixe (aus-, ein-, ab-) auf. Das betrifft vor allem das Präfix aus-, das im Bereich der terminologischen DV-Bildung äußerst produktiv ist. Hier sind die Verben mit aus- zahlreicher als die mit anderen Präfixen (KaliuSòenko 1980). Auf der Grundlage des unter den Positionen 4.2.4 - 4.2.6. angeführten Materials können folgende typologische Verallgemeinerungen formuliert werden: 1) Wenn in einer Sprache neben der Suffix- und/oder Nullaffixbildung auch die DV-Bildung mittels Präfixen entwickelt ist, so kann angenommen werden, daß die negativen DV mit Präfixen abgeleitet werden, die spezialisierte Bedeutungen haben. 2) Wenn in einer Sprache die DV-Bildung mittels Präfixen entwickelt ist, so besteht in dieser Sprache eine höhere Wahrscheinlichkeit des Vorhandenseins negativer DV als in einer Sprache, in der die Präfigierung bei der DV-Bildung fehlt. 3) Wenn in einer Sprache die präfigierte DV-Bildung entwickelt ist, so kann angenommen werden, daß der Anteil der präfigierten DV in den Gruppen negativer Verben höher ist als in ihren Gegengliedern, den Gruppen mit positiven Verben. 4) Wenn in einer Sprache präfigierte und präfixlose DV vorhanden sind, so kann angenommen werden, daß unter den präfigierten lokativen, attributiven und possessiven DV die präfigierten Verben in den Gruppen dynamischer Verben produktiver sind als in denen der statischen. 5) Wenn in einer Sprache die DV-Präfigierung entwickelt ist, so kann angenommen werden, daß an der Bildung von DV mit "positiver" Bedeutung mehr Präfixe beteiligt sind, als an der "negativer" Verben. Eine Ausnahme bilden die englischen präfigierten DV. An der Bildung der Bedeutung "Versorgung", "Unterbringung" werden drei DV-Präfixe (,be-, entern·), in- (im-)) beteiligt, vgl .fur 'Fell '—> to befur 'mit Fell bedecken', s. auch oben to inorb, to embark), und DV mit der Bedeutung "Entfernen", "Entziehung" werden durch vier Präfixe abgeleitet (.be-, de-, dis-, un-), vgl. bark 'Rinde' to debark 'abrinden', ballast 'Ballast'-^ to unballast 'Ballast loswerden (am Schiff)' usw. (s. Skarupin 1961). Aber hinsichtlich dieser Ausnahme sei angemerkt, daß die DV-Präfixe en-, in-, de-, dis- Lehnpräfixe sind und Entlehnungen normalerweise gegen Universalien "verstoßen" (s. Zivov, Uspenskij 1981:2, Mayerthaler 1980:36). Ähnliches gilt auch für das Französische, wo an der Bildung possessiver, lokativer und attributiver Verben mit positiver und negativer Bedeutung je zwei Präfixe beteiligt sind. Die DV mit positiver Bedeutung können durch die Präfixe a- und en(em-) abgeleitet werden, vgl. bouteille 'Flasche' embouteiller 'ausschenken (in Flaschen)', terre 'Erde' atterrir 'an Land anlegen, landen'; die präfigierten DV mit negativer Bedeutung werden durch dé-(des-) und é- abgeleitet; vgl. vapeur ' D a m p f e évaporer ehem. 'verdampfen, dampfen', racine ' W u r z e l ' ^ déraciner 'mit Wurzeln herausziehen', 'auswurzeln' (s. Steinberg 1976:144-161). 6) Wenn in einer Sprache Präfixe zweier Typen vorhanden sind: a) die Korrelate unter den Präpositionen und/oder Adverbien haben; b) Präfixe, die keine Korrelate haben, so sind im Bereich der DV-Derivation die Präfixe des Typs b) produktiver.

136 (19) Präfigierte DV im Deutsc îen Nr.

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15.

Präfix

durch zuunteraneraufüberumzerabeinausverbeent-

Gesamtzahl der Verben mit dem entsprechenden Präfix

Anzahl der DV mit diesem Präfix und ihr Anteil an der Gesamtzahl der Verben mit diesem Präfix

Vorhandensein/ Nichtvorhandensein eines entsprechenden Präpositionskorrelates

708 265 137 1139 340 787 383 448 153 1139 801 345 1323 780 405

1 (0,1%) 2 (0,8%) 2(1,4%) 18(1,9%) 8 (2,4%) 39 (3,6%) 21 (4,1%) 19(4,4%) 8 (5,2%) 69 (6,0%) 57 (7,1%) 124(13,0%) 218(15,9%) 178 (21,5%) 135 (33,0%)

+ + + +

Trennbarkeit des gegebenen Präfixes +/-

+ +/-

+

-

-

+ + +

+ +/+/-

-

-

+ +

+ + +

-

-

+

-

-

-

-

4.3. K o n k r e t e Bedeutungen

Die Affixe des gegebenen Typs sind (teilweise) spezialisiert. Sie bilden Verben bestimmter lexikalisch-semantischer Gruppen, indem sie in diesen Gruppen mehr oder weniger DV mit entsprechenden Bedeutungen vereinen. So können im Rahmen der ersten Gruppe attributiver Verben mit der DF "S1 ist Sm " unterschiedliche Bedeutungen auseinanderdividiert wer-den, die im Russischen z.B. durch die Verben mit dem Suffix -stvova- zum Ausdruck ge-bracht werden (sie werden wie auch alle anderen Suffixe der russischen Sprache durch eine kategoriale Semantik charakterisiert): a) "S1 ist Sm" (vdovstvovat' 'Witwe sein'); b) "S1 benimmt sich wie S m" (sumasbrodstvovat ' 'sich wie ein Tollkopf benehmen'); c) "S1 ist als Sm tätig" (direktorstvovat ' 'als Direktor tätig sein') usw. In manchen Sprachen können manche dieser Bedeutungen durch Affixe gebildet werden, welche den Verben diese Bedeutung direkt zuteilen, vgl.: die DV mit dem Suffix -ce-/ngechte- bezeichnen im Eskimo "S1 ist Sm", d.h. das Vorhandensein, Bestehen von Sm: yug 'Mensch' ->yugece- 'Mensch sein', purugeh 'Spieß' —> purugerece- 'Spieß sein" (MenovSòikov 1964:66); im Nanajischen bedeuten DV mit dem Suffix -ci- "SI fuhrt fur Sm typi-

137 sehe Handlungen aus, benimmt sich wie Sm": giochaton 'Bettler' —> giochatoca- 'betteln, sich wie ein Bettler benehmen' (Avrorin 1961:21). Die Affixbedeutungen, die zu diesem Typ gehören, können sich durch den Konkretheitsgrad unterscheiden. So sind in den meisten paläoasiatischen und tunguso-mandschurischen Sprachen Affixe vorhanden, die zur Struktur der "S1 verrichtet eine typische Handlung, die mit Sm verbunden ist, mit Hilfe von Sm" bezeichnenden Verben gehören, vgl. im Evenischen (Ochotische Mundart) DV mit dem Suffix -la-/-le-\ maavut 'Lasso' maavutladaj- 'ein Lasso werfen', aavan- 'Mützz' aavladaj 'eine Mütze aufsetzen' (Lebedev 1982:77). Dem konkreten Ausdruck einer mit Hilfe eines Gegenstandes ausgeführten Handlung im Evenischen können in anderen Sprachen Bedeutungen von Suffixen gegenüberstehen, mit denen DV gebildet werden, die eine bestimmte Handlung bezeichnen15, vgl. das Suffix -jp-/ep- im Tschuktschischen, das Verben mit der DF "S1 zieht Sm an" bildet, vgl.: pamyalgyn 'Fellstrumpf pamjalpyk 'Fellstrümpfe anziehen', k'eli ' M ü t z e ' k ' a l e j p y k 'eine Mütze aufziehen' (Skorik 1977:221). Von den Sprachen des Korpus sind konkrete Bedeutungen bei Wortbildungsaffixen vor allem für die paläoasiatischen und tunguso-mandschurischen Sprachen typisch. Ein Großteil der Bedeutungen von DV-Affixen, die in verschiedenen Sprachen belegt sind, wurden nach Verbtypen gruppiert (sie sind in der DV- Klassifikation vermerkt (s. Kapitel 3.)), an deren Bildung sie beteiligt sich. Daher wird die Aufzählung der Gruppen gewissermaßen ihre Wiederholung sein, die zum Zweck der Veranschaulichung der konkreten Affixbedeutungen von DV zulässig ist.

4.3.1. Konkrete Bedeutungen von Affixen der possessiven DV: 1) "S1 hat Sm" - Aleutisch, Indonesisch, Korjakisch, Niwchisch, Tschuktschisch, Eskimo, Jukagirisch, vgl. DV mit dem Suffix -n'e- im Jukagirischen: ile η 'Rentier'-^ merilen'eje η 'ich habe Rentiere' (Krejnoviô 1958:172). Im Indonesischen kann den Verben die entsprechende Bedeutung durch das teilweise spezialisierte Präfix ber- zugeteilt werden; vgl.: putera 'Sohn' —> berputera 1. 'einen Sohn haben', 2. 'schwanger sein'; telinga 'Ohr' —> bertelinga 'Ohr (ein Gehör) haben'; atap 'Dach' —>beratap 'ein Dach haben', aber vgl. ikan 'Fisch' berikan 'Fische fangen', perahu 'Kahn'—> berperahu 'einen Kahn fahren'; 2) "S1 hat S2 als Sm" - Aleutisch, Indonesisch, Evenisch, vgl. DV mit dem Suffix -t- (-ta-/te-) im Evenischen hut 'Kind'^> hütet- 'jmdn. als Sohn, Tochter haben', enen 'Mutter' enente- 'jmdn. als Mutter haben', aka 'älterer Bruder', 'OrksY —> akanta- 'jmdn. als älteren Bruder, Onkel haben', 'jmdm. älterer Bruder, Onkel sein' (vgl. auch Cincius 1947:166); 3) "S1 hat viel Sm" - Aleutisch, klassisches Arabisch, vgl. DV mit dem Suffix -tu- im Aleutischen: gajuch 'Kraft' gajutukuch 'er ist sehr kräftig (stark)' (Golovko 1983:28); 4) "S1 hat ein gutes Sm" - vgl. DV mit dem Suffix -dyga-/-siga- im Aleutischen: culas 'Bekleidung' culadygakuch 'er hat gute, schöne Kleidung' {Golovko 1983:28);

15

Die Aufteilung der Affixe nach dem Konkretheitsgrad der durch sie ausgedrückten Bedeutung entspricht ungefähr der Unterscheidung zwischen allgemeiner und besonderer Wortbildungsbedetung (Kubrjakova, CharitonCik 1976:227).

138 5) "SI hat ein schlechtes Sm" - vgl. die DV mit dem Suffix -lus(i) - im Aleutischen: kacchich 'Haut' —>kacchilugikuch' 'er hat dicke Haut' (Golovko 1983:28); 6) "S1 hat kein Sm" - Nenzisch, Niwchisch, Jukagirisch, vgl. DV mit dem Suffix -s'a- (c'a-) im Nenzischen: n'an' 'Brot' —> η 'ans'a (s ')- 'ohne Brot sein', sachar 'Zucker' —> sachare 'a(s ') 'ohne Zucker sein' (TereäCenko 1956:85); 7) "S1 beginnt, Sm zu haben" - vgl. DV mit dem Suffix -η- im Eskimo kniga ' B u c h ' - * knigaη- 'sich ein Buch kaufen, anschaffen', kypynych 'Hund' ->kypyny^ 'sich einen Hund anschaffen' (MenovSCikov 1964:166). Im Tagalog wird die gegebene Bedeutung durch das teilweise spezialisierte Präfix magka- ausgedrückt, vgl.: mana ' E r b s c h a f t ' ^ magkamarta 'eine Erbschaft bekommen', anak "Kind'-* magkaanak 'ein Kind bekommen' (Raökov 1981:118); 8) "S1 bedeckt (sich) (mit) Sm" - Ketchua, Komi, Korjakisch, Nanajisch, Tschuktschisch, Jakutisch, vgl.: Verben mit dem Suffix -t- im Komi: györ 'Reif —> györtny 'sich mit Reif bedecken', kymör 'Wolken'-^ kymörtny 'mit Wolken bedecken' (Zilina, Baraksanov 1971:144). Im Evenkischen werden die Bedeutungen "S1 beginnt, Sm zu haben", "S1 bedeckt (sich) (mit) Sm", "S1 erscheint bei/auf Sm" durch DV mit dem Sufix -rhu- ausgedrückt, vgl.: ηϊπα 'Hund' ψnarbu- 'sich einen Hund anschaffen', oron 'Rentier'—> ororbu- 'sich Rentiere anschaffen', chuka 'Gras' —> cukarbu- 'sich mit Gras bedecken', n'urikte 'Haar' n 'urik-terbu- 'sich die Haare wachsen lassen', sich mit Haaren bedecken'; 9) "S, zieht Sm an" - Ketchua, Korjakisch, Tschuktschisch, vgl. DV mit dem Suffix -Iii-, llicu - im Ketchua: chumpi 'Gürtel'-^ chumpillicuy 'einen Gürtel anziehen', pacha 'Bek l e i d u n g ' ^ pachallicuy 'sich anziehen' (Middendorf 1980:137); 10) "S1 zieht Sm aus, knöpft Sm a u f ' - Korjakisch, Tschuktschisch, Evenkisch, vgl. im Tschuktschischen DV mit dem Suffix -tv-: plekyt 'Schuhe' ->plekytvyk 'Schuhe ausziehen', k'eli ' M ü t z e ' k ' e l i t v y k 'die Mütze abnehmen' (Skorik 1977:221-222), vgl. auch DV mit dem Suffix -Iga- im Evenkischen: l'amke 'Seilwerk an einem Hundeschlitten' l 'amkelge'ausspannen', imene ' S c h n a l l e ' ^ imenelge- 'aufschnallen' (Konstantinova 1964:199), buse 'Gürtel' buselge- 'den Gürtel aufschnallen'; 11) "S1 entzieht S2 den Gegenstand Sm" (weitere Bedeutung als in der vorangegangenen Gruppe) - Aleutisch, Ketchua, Piro, vgl. DV mit dem Suffix -na- im Ketchua: nahui 'Knochen'->nahuinay 'Knochen herausziehen, entfernen' (Middendorf 1980:167); 12) "S1 beschichtet die Oberfläche S2 mit Sm" - Aimara, Ketchua, vgl. DV mit dem Suffix -ncha- im Aimara: urna ' W a s s e r ' ^ umanchaña 'mit Wasser tränken', kellke 'Silber'-^ kell-kenchaña 'versilbern' (Middendorf 1981:126).

4.3.2. Konkrete Bedeutungen von Affixen der attributiven Verben: 13) "S1 ist Sm" - Jukagirisch, Eskimo, vgl. DV mit dem Suffix -u-/ηgu-/-gu- in der Sprache der asiatischen Eskimos: aηgjaq 'Kahn'^> aqgjaguq 'das ist ein Kahn' (MenovSCikov 1967:24-26);

139 14) "SI stellt Sm dar, imitiert Sm, spielt Sm" - Evenkisch, Evenisch, Eskimo, vgl. DV mit dem Suffix -kac-/-kec-(-kat-/-ket-) im Evenkischen: oron 'zahmes Rentier'-* orkat- 'Rentier spielen', 'Rentiere darstellen' (Cincius 1947:167), muran ' P f e r d ' m u r k a t - 'Pferde spielen' d'u 'Jurte'-^d'ukat- 'den Haushalt fuhren (als Spiel von Kindern)'; 15) "S1 ähnelt Sm, benimmt sich wie Sm , verrichtet Handlungen, die fur Sm typisch sind" - Ungarisch, Eskimo, Japanisch, vgl. DV mit dem Suffix -kod- und seinen Varianten im Ungarischen: vitez ' B u r s c h e ' ^ vitezkedni 'sich brav benehmen', gazda 'Herr' gazdalkodni 'herrschen' (Majtinskaja 1959:127-128); 16) "S1 beginnt, (wie) Sm zu sein" - Aimara, Ungarisch, Ketchua, Komi, Nanajisch, Tagalog, Eskimo, Jakutisch, Japanisch, vgl. DV, die nach dem Modell mag- Präfix + sa (allgemeiner Artikel) + MS abgeleitet sind, im Tagalog: bata 'Kind'^> magsabata 'einem Kind ähnlich werden', Hapon 'Japaner'-* magsa Hapon 'einem Japaner ähnlich werden' (Raòkov 1981:110), vgl. auch DV mit dem Suffix -na-/-ne- im Nanajischen: uselte ' T i e r ' - * useltene - 'wild werden, vor Wut rasen' (Avrorin 1961:17); 17) "S1 hält S2 für (den Gegenstand) Sm" - Nanajisch, Tuwinisch, Chakassisch, Jakutisch, vgl. DV mit dem (teilweise spezialisierten) Suffix ργαα- im Jakutischen: aya 'Vater'-* ααγαργαα- 'jmdn. für seinen Vater halten', ογο ' K i n d ' - * ογοργοο- 'jmdn. filr sein eigenes Kind halten' (Charitonov 1954:143-144); 18) "S1 riecht wie Sm" - Aleutisch, Nenzisch, Evenkisch, Evenisch, Eskimo, ostdeutsche Mundarten, vgl. DV mit dem Suffix -mu- im Evenkischen: olio 'Fisch' ollomu- 'nach Fisch riechen', ηίηα 'Hund'^> ηinamu- 'nach Hund riechen', hüte ' K i n d ' - * hutemu- 'nach seinem eigenen Kind, seinem eigenen Blut riechen', vgl. auch im Obersächsischen: Fisch-> ßschenzen, Wild—> wildenzen (Henzen 1965:227, Meid 1967:8).

4.3.3. Konkrete Affixbedeutungen der lokativen Verben: 19) "S1 befindet sich am Ort Sm" - Aleutisch, Eskimo, vgl. DV mit dem Suffix -my- im Eskimo: aiyak ' K a h n ' - * aryamy 'sich in einem Kahn befinden' (MenovSCikov 1967:33); 20) "S1 begibt sich auf den Weg zu Sm; bewegt sich in Richtung Sm" - Aleutisch, Eskimo, Jakutisch, vgl. DV mit dem Suffix -ta-/-ty- im Eskimo: Imtuk (Ortsname) imtuchtaquηa 'ich fahre nach Imtuk' (MenoväCikov 1967:31); 21) "S1 beginnt, am Ort Sm zu sein, gelangt an den Ort Sm" - im Tagalog haben diese Bedeutung DV, die nach dem Modell um- ("Präfix-Infix") + allgemeiner sa Artikel + MS" gebildet werden: sa kamay 'in Händen'—» sumakamay 'in die Hände geraten', sa langit 'im Himmel'-* sumalangit 'in den Himmel gelangen' (Raökov 1981:115); 22) "S1 verursacht S2, Sm zu sein " - Aleutisch, Aimara, Tagalog, vgl. DV mit dem Suffix Ighi- im Aleutischen: ulach ' H a u s ' - * iqlas ulalghikuch 'er hat Brennholz nach Hause gebracht' (Golovko 1983:28), mit dem Suffix chaña- im Aimara: piuparu 'Speicher', 'Lager'—> piupachaña 'in den Speicher, im Lager unterbringen', 'speichern', pukuru ' T o p f - » pukuruchaña 'in den Topf legen' (Middendorf 1891:127).

140 4.3.4. Konkrete Affixbedeutungen der Objektverben: 23) "S1 schafft Sm" - Aimara, Aleutisch, Korjakisch, Tschuktschisch, Evenkisch, Evenisch, Eskimo, vgl. DV mit dem Suufix -lta-/-lte- im Evenischen: d'u- 'Jurte' -> d'ulta- 'eine Jurte aufbauen, aufschlagen', turki 'Polarschlitten' —> turkilta 'einen Polarschlitten zusammenbauen' (Cincius 1947:162), DV mit dem Suffix -η- im Evenkischen: ochok 'Ofen'^> ochokir\- 'einen eisernen Ofen basteln', kokollo 'Handschuhe' —> kokolloη- 'Handschuhe nähen', adyl ' N e t z ' - » αφ//'77- 'Netze knüpfen'; 24) "S1 jagt Sm , fängt Sm" - Aleutisch, Ungarisch, Nanajisch, Orokisch, Piro, Evenkisch, Evenisch, Eskimo, vgl. DV mit dem Suffix -ma-/-me-/-mo- im Orokischen: tuksa 'Hase'-^> tuksama- 'Hasen jagen', gasa ' W a s s e r v o g e l g a s a m - a 'Wasservögel jagen' (Petrova 1967:89), DV mit dem Suffix -ha- im Piro: parrot 'Papagei'^»·parrotha 'Papageien einer konkreten Art fangen', piro 'Eidechse'->piroha 'Eidechsen fangen' (Matteson 1965:85); 25) "S1 sammelt, gewinnt, besorgt Sm" - Ungarisch, Nenzisch, Evenkisch, Evenisch, Eskimo, vgl. DV mit den Suffixen -la-, -li- im Evenkischen: dikte 'Beere' -> direktele- 'Beeren sammeln', η'αηία 'Nuß'^> «'αηίαΐα- 'Nüsse sammeln', n'ute 'Schwefel'-¿n'uteli- 'Schwefel sammeln' (Konstantinova 1964:198); DV mit dem Suffix -Ii- im Evenischen: nente 'Wurzel'-ineriteli 'Wurzeln besorgen', mu 'Wasser'-»muli- 'Wasser besorgen'; 26) "S1 verbraucht Sm" - Korjakisch, Nenzisch, Evenkisch, Evenisch, Tschuktschisch, Eski-mo, vgl. DV mit dem Suffix -tu- im Eskimo: ukaq 'Dorsch' —> ukartu- 'Dorsch essen', uqa-l'uk ' F i s c h ' i q a l ' u c h t u - 'Fisch essen, verbrauchen' (MenoväCikov 1967:32-33), DV mit dem Suffix -ty- im Evenkischen: kolobo 'Brot' koloboty- 'Brot essen', umukta 'Ei' -7» umuktaty- 'Ei essen', s il e ' Suppe' ->silety- 'Suppe essen', 'etw. Dünnes essen'; 27) "S1 holt Sm" - Korjakisch, Tuwinisch, Evenkisch, Evenisch, Eskimo, vgl. DV mit dem Suffix -la- im Evenkischen: dikte 'Beere'-» direktele- 'Beeren holen', mo 'Baum, Brennholz'^» mola- 'Brennholz holen' (Konstantinova 1964:198), talu 'Birkenrinde'-^ takula'Birkenrinde holen'; DV mit dem Suffix ηta- im Korjakischen: cena 'Heu'^> cenfyak'Heu holen', mimyl 'Wasser' memlyrfak- 'Wasser holen' (Zukova 1972:204-205); 28) "S1 geht, eine typische Handlung an Sm zu verrichten" (vor allem "Sm jagen") - Korjakisch, Evenkisch, Evenisch, Eskimo, vgl. DV mit dem Suffix -ma- im Evenkischen: moty 'Elch'^> motyma- 'auf Elchjagd gehen', olio ' F i s c h ' o l l o m o - 'auf Fischfang gehen' (Konstantinova 1964:198); 29) "S1 möchte Sm" - Turksprachen, Eskimo, vgl. DV mit dem Suffix -sa-/-sy- im Aserbaidschanischen: su ' Wasser' ->susamag 'Durst haben' (Sevortjan 1962:307); 30) "S1 schickt sich an, eine typische Handlung an Sm zu verrichten" - im Eskimo haben diese Bedeutung DV mit dem Suffix -ingeq-: qajar 'Kajak '-> kajaringeq 'sich anschicken, mit dem Kajak zu fahren' (MenoväCikov 1964:68).

141 4.3.5. Konkrete Affixbedeutungen der instrumentativen Verben: 31) "S1 verrichtet eine typische Handlung mit Hilfe von Sm" - Korjakisch, Piro, Tschuktschisch, Evenkisch, Evenisch, Jukagirisch, vgl. DV mit dem Suffix -ηori- im Jukagirischen: ί'ογαΐβη ' M e s s e r ' ^ met met'ογα]ηονίη 'ich hantiere mit einem Messer' (Krejnovié 1958:182), vgl. DV mit dem Suffix -l'et-/-at- im Tschuktschischen: ytt'yn 'Hund'->yttyl'etyk 'mit den Hunden fahren' (Skorik 1977:221); 32) "S1 spielt Sm, mit dem Gegenstand Sm" - Evenkisch, Evenisch (in den o.g. Sprachen sowie im Eskimo schließt die Bedeutung "spielen" auch die Verben ein, die "imitieren" bezeichnen, - s. oben die Gruppe 14), vgl. DV mit dem Suffix -kat- im Evenkischen: ileken 'Puppe' terkepal 'sich zu einer Faust zusammenballen' (Alieva 1972:133); 45) Eine Reihe von semantischen Gruppen, die durch die Bedeutung der Pejorativität vereint sind, werden DV im Jakutischen mit dem Suffix -ryaa- aus: a) "S1 rechnet, Sm zu bekommen": mann'a

' B e l o h n u n g ' m a n n ' a r y a a - 'mit einer Beloh-

nung rechnen'; 16

Wie oben erwähnt, ist das Suffix -m- ein Merkmal des Passivs. Tritt es als ein wortbildendes Formant in einer Reihe von DV auf, drückt es die Bedeutung "Wirkung von dem, was MS bezeichnet", aus.

143 b) "SI glaubt, Sm zu haben, prahlt mit Sm (prahlt damit, daß er Sm hat)": döl 'Glück' döluryaa- 'mit seinem Glück prahlen'; c)"Sl leidet unter Sm": byrdax "Mücke' -> byrdayyryaa- 'keine Mücken leiden können', tyal 'Wind' tyalyryaa- 'unter dem Wind leiden' (Charitonov 1954:143-145). Es sei angemerkt, daß das o.a. Bedeutungsverzeichnis lediglich DV-Gruppen zum Inhalt hat, die durch konkrete (spezialisierte und teilweise spezialisierte) Affixe abgeleitet werden. Ein vollständiges Verzeichnis der semantischen DV-Gruppen sollte auch die Bedeutungen der affixlosen Verben und die durch Affixe der räumlichen und kategorialen Semantik formierten Bedeutungen beinhalten (s. die Klassifikation im Kapitel 3). So werden z.B. den Gruppen, die durch Verben ohne Affixe mit konkreten Bedeutungen vertreten sind, folgende zugerechnet: 1) "S1 hat an sich Sm" - quasipossessive DV der ersten Gruppe wie: engl, flower 'Blume' -> to flower 'blühen'; 2) "SI verliert (wird los) (seinen Teil) Sm" - quasipossessive DV der vierten Gruppe wie: dt. Haut-> (sich) häuten. In dieses Verzeichnis können Untergruppen der instrumentativen DV eingetragen werden, konkreten Affixbedeutungen bilden lediglich zwei Untergruppen "S1 bewegt sich mit Hilfe von Sm" und "S1 spielt Sm" - s. oben); 3) "zumachen, befestigen mit Hilfe von Sm"; 4) "erzeugen aus Sm", Gruppen von Verben, die durch die Bezeichnung des Handlungsprozesses motiviert sind; 5) "S1 führt die Handlung Sm aus"; 6) "S1 fuhrt die Handlung Sm an S2 aus"; 7) "S1 verursacht, daß S2 eine Handlung Sm verrichtet" usw. Wie in Kapitel 2 erwähnt, ist die Aufstellung eines solchen Verzeichnisses vor allem infolge der Möglichkeit, die Bedeutungen nach ihrem Detailiertsgrad und auf der Grundlage verschiedener Merkmale zu kategorisieren, recht kompliziert. Außerdem kann jede der Sprachen einige neue Bedeutungen zu einem solchen Verzeichnis beitragen. Deshalb erweist sich eine DV-Klassifikation wie in Kapitel 2 der vorliegenden Untersuchung als zweckmäßiger. Sie berücksichtigt einige prinzipiell möglichen Haupttypen von semantischen Verbindungen zwischen Substantiven und den durch sie motivierten Verben.

4.4. Schlußfolgerungen

Die Affixe, die sich an der DV-Derivation beteiligen, lassen sich in drei Hauptbedeutungstypen unterteilen: den kategorialen, räumlichen und konkreten. 1. Affixe mit kategorialer Bedeutung bilden DV, die sich einer bestimmten semantischen Gruppe zuordnen lassen, welche aufgrund der Identität der Motivationsbezeichnungen zwischen MS und DV aufgestellt wurden. Aber sie können den DV folgende Merkmale zuteilen:

144 1) Transitivität/Intransitivität (Affixe der slawischen Sprachen und der Turksprachen); 2) das Merkmal des Genus Verbi; Gemeinsamkeit der Handlung (in den slawischen, germanischen, baltischen, malaisch-polynesischen Sprachen und den Turksprachen); 3) Aspektmerkmale (indem sie in den slawischen Sprachen die Verben des perfektiven bzw. imperfektiven Aspektes bilden); 4) Aktionsart: a) des Intensitivitätsgrades; b) der Semelfaktivität, Iterativität, Durativität; 4) Pejorativität (s. unter 4.1.2-4.1.6.). 2. Eine räumliche Bedeutung drücken die Präfixe in den slawischen, germanischen, romanischen Sprachen und im Ungarischen. Sie kennzeichnen in der Regel die räumlichen Handlungseigenschaften (wie: nach innen, von innen, nach außen, auf der Oberfläche, das Entfernen usw.), aufgrund derer in der Regel Verben mehrerer Gruppen gebildet werden. Am produktivsten unter typologischem Aspekt sind dabei die Bedeutungen "ins Innere, nach innen", "Entfernen, Entziehen". Präfixe dieser Semantik sind vor allem in der Deverbalisierung der Verben produktiv, wo sie eine bedeutende Anzahl nichträumlicher Bedeutungen entwickelt haben. Bei der DVBildung realisieren sie vorwiegend die lokativen Bedeutungen. In den Bereich der denominalen Verbbildung ist eine unterschiedliche Anzahl von Präfixen in die verschiedenen Sprachen vorgedrungen. Durch das größte Präfixinventar und demzufolge auch das größte Inventar von lokativen Bedeutungen sind die slawischen Sprachen und das Deutsche charakterisiert (in diesem Punkt weist das Deutsche weniger Ähnlichkeit mit den ihm genetisch näheren germanischen Sprachen als mit den slawischen 17 auf, - s. Tabelle 15). In den übrigen Sprachen sind lediglich die Bedeutungen "nach innen" und "Entfernen, Entziehen" vorhanden, obgleich sie z.B. im Englischen insgesamt durch sieben Präfixe zum Ausdruck gebracht werden (s. Skarupin 1961). 3. Aufgrund der Schlußfolgerungen hinsichtlich der Produktivität der Präfixe mit gewisser raumbezogener Bedeutung (4.2.3.), sowie hinsichtlich des Produktivitätsgrades der Präfixe bei der Bildung von Verben mit "positiver" und "negativer" Bedeutung (s. 4.2.4.- 4.2.6.) wurde eine Reihe von Implikationen formuliert, d.h. typologische Verallgemeinerungen im Bereich der Bildung präfigierter DV. 4. Affixe mit konkreter Bedeutung bilden DV bestimmter semantischer Gruppen. Sie sind für die paläoasiatischen, tunguso-mandschurischen Sprachen typisch, wo ein hoher Grad an Monosemie bei den Affixen allgemein typisch ist. Weniger typisch sind sie für die indianischen, malaiisch-polynesischen Sprachen. Einzelne Beispiele für Affixe mit konkreter deutung lassen sich in den Turksparchen, im Mansi, Ungarischen und Japanischen finden. In den indoeuropäischen Sprachen sind sie nicht mehr vorhanden. Eine Ausnahme bildet ein 17

Der typologischen Ähnlichkeit des Russischen und des Deutschen im Untersuchungsbereich wurde in der Fachliteratur Beachtung geschenkt (s. Nedjalkov 1973:17).

145

wenig produktives Präfix in den ostdeutschen Mundarten (s. oben 4.3.3.)· Durch das am höchsten entwickelte System von Affixen mit konkreten Bedeutungen sind das Aleutische, Korjakische, Tschuktschische, Evenkische, Evenische und Eskimo charakterisiert. Konkrete Affixbedeutungen beteiligen sich in den tunguso-mandschurischen und paläoasiatischen Sprachen an der Bildung der Objektverben, Ereignisverben und Verben des possessiven, instrumentativen, lokativen, attributiven, temporalen Typs, in den malaiischpolynesischen Sprachen, im Ketchua und Aimara an den Verben des lokativen und possessiven Typs, in den Turksprachen und im Ungarischen an den Objektverben. 5. Die Korrelation aller drei Bedeutungsarten von DV-Affixen in den untersuchten Sprachen erlaubt es, folgende Wahrscheinlichkeitsimplikationen zu formulieren: 1) Wenn in einer Sprache DV-Affixe mit raumbezogenen Bedeutungen vorhanden sind, so sind in ihr auch DV-Affixe mit kategorialer Bedeutung vorhanden. 2) Wenn in einer Sprache DV-Affixe mit konkreter Bedeutung vorhanden sind, so sind in ihr auch DV-Affixe mit kategorialer Bedeutung vorhanden. Eine Ausnahme bilden den vorhandenen Angaben zufolge das Aleutische und das Eskimo, in denen lediglich Affixe mit konkreter Bedeutung vorhanden sind. 6. In der deutschen Sprache sowie in anderen indoeuropäischen Sprachen (ausgenommen das Iranische ) sind im DV-Bereich Affixe mit kategorialer Bedeutung vorhanden, z.B. die Präfixe be-, ent- und Suffixe, von denen lediglich -(e)l- eine kategoriale Bedeutung aufweist (drückt Verkleinerung, Pejorativität aus). Wie oben erwähnt, ist die konkrete Bedeutung dem dialektalen Suffix -enz- eigen. Die raumbezogenen Bedeutungen werden im DV-Bereich durch die Präfixe an-, auf-, über- u.a. ausgedrückt (s. oben unter 4.2.7). Typisch ist, daß die untrennbaren Präfixe bei der DV-Ableitung am produktivsten sind. Sie haben keine Korrelate unter den Präpositionen, die eine klare raumbezogene Bedeutung aufweisen. Der Grund fur die niedrigere Produktivität der trennbaren Präfixe ist wahrscheinlich ihr späteres "Einbeziehen" in den DV-Ableitungsbereich (s. unter 4.2.7.). Es ist dabei anzumerken, daß das untrennbare Präfix zer- durch eine nicht allzu hohe, und er- durch niedrige Produktivität charakterisiert wird, obwohl DV mit diesen Präfixen bereits im Ahd. vorhanden sind (KaliuäCenko 1988). Andererseits ist eine steigende Tendenz beim Anteil der trennbaren Präfixe aus-, ab-, ein- an der präfigierten DV-Bildung zu beobachten (es ist dabei die hohe Produktivität der DV mit aus- unter den terminologischen Verben als bei der jüngsten Schicht der Lexik anzumerken). Es stellt sich heraus, daß die Hauptursache der Produktivität der Präfixe be-, ent-, ver- und aus- semantisch ist. So sind ent- und aus- Marker der "negativen" Semantik possessiver, lokativer und attributiver Verben, die eine stärker geregelte Ausdrucksweise braucht, als andere Bedeutungstypen (s. unter 4.2.6.). Das Präfix be- ist der "Haupttransitivator" und wird im DV-Bereich mit einer ornativen Bedeutung in Verbindung gebracht. Die DV dieser Gruppe sind im Deutschen am zahlreichsten. Das Präfix verkommt vor allem in der Gruppe attributiver DV vor und bildet inchoative (intransitive) und kausative (transitive) Verben. Des weiteren ist es in zwei Gruppen der possessiven DV ver-

146 treten, welche eine spürbare Zustandsveränderung eines Gegenstandes 18 bezeichnen (vgl. die DV dieser Gruppen: verkrauten, vergolden). Wahrscheinlich läßt sich durch diese Bedeutung die Produktivität des Präfixes ver- bei der Ableitung attributiver Verben der dritten und fünften Gruppen erklären, die durch eine große Anzahl an DV charakterisiert sind. Solcherweise ist jedes der Präfixe be- und ver- dadurch produktiv, daß seine Semantik im DVBereich mit der Motivationsbeziehung zwischen MS und DV in den hochproduktiven Gruppen wenigstens z.T. übereinstimmt. 7. Affixe mit kategorialer Bedeutung sind unspezialisiert und bilden DV unterschiedlicher semantischer Gruppen. Die Affixe mit raumbezogenen Bedeutungen sind teilweise spezialisiert. Sie bilden DV, die mehreren Gruppen zugehören. Aufgrund der Bedeutung "Entfernen" werden z.B. Verben lokativen, attributiven und possessiven Typs mit "negativer" Bedeutung gebildet. Die Affixe mit konkreter Bedeutung sind vorwiegend spezialisiert. Zugleich werden fast mit jedem Affix, das eine konkrete Bedeutung hat, Verben gebildet, die eine von der ganzen Gruppe abweichende Relation zwischen DV und MS ausdrücken, vgl.: DV mit dem Suffix -Iii-, -lliu- im Ketchua haben die Bedeutung "das anziehen, was der motivierende Stamm bezeichnet": chucu 'Mütze' chucullicuy 'eine Mütze aufsetzen', llijllka 'ein Tuch, einen Schal 'llijllkallcuy 'Tuch, Schal anziehen', aber das DV umallicuy 'etw. auf den Kopf a u f s e t z e n ' ^ um a 'Kopf (Middendorf 1890:168) drückt eine andere Beziehung aus. Anscheinend geht es hierbei um Bedeutungsvarianten der Affixe, in welchen es in Kombination mit diesen Stämmen auftritt. 8. Im untersuchten Material werden verschiedene Typen konkreter und räumlicher Affixe gemäß ihrer Herkunft unterschieden: 1) Affixe können mit selbständigen Wörtern korrelieren. Das bezieht sich z.B. auf die meisten Präfixe indoeuropäischer Sprachen , aber auch in manchen anderen Sprachen läßt sich diese Entwicklung beobachten: das Suffix -jp/-ep- im Tschuktschischen, durch welches DV mit der Deutung "S1 zieht sich Sm an" abgeleitet werden, korreliert mit dem Verb jypyk 'an-ziehen' (Skorik 1977:221, vgl. auch Stein 1981); 2) Die Semantik eines Affixes kann durch ethymologische Analyse erklärt werden, vgl. die Anmerkung (Ramstedt 1957:163, Skorik 1962:114-115) darüber, daß die Suffixe -ma-, -miin tunguso-mandschurischen Sprachen wahrscheinlich mit dem Verbstamm ma-, wa- 'anschaffen, gewinnen, töten' selbst in genetischem Zusammenhang stehen, vgl. even, olroma'Fisch fangen, gefangen haben' kann auf olro ma Tisch gewinnen, anschaffen' zurückgeführt werden; 3) Eine konkrete Affixbedeutung kann infolge der Anfügung des Affixes an den MS-Stamm in einem bestimmten Kasus entstehen, vgl. im Aimara werden mit dem Suffix -cha- die DV mit der Deutung "S1 schafft Sm" gebildet: uta 'Haus'-> utachaña 'ein Haus bauen'. Es kann auch an das Substantiv in Form des Illativs (Richtungskasus) angefugt werden, dann hat das DV die Bedeutung "S1 bringt S2 in Sm unter": uma 'Wasser' ->umaru - Illa18

Analoge Bedeutungen sind bei den DV mit dem Präfix för- im Schwedischen konstatiert (s. Maslova-Laäanskaja 1953:100).

147 úv^umaruchaña

'ins Wasser tunken'; die Anfügung von -cha- an das MS in Form des

Instrumentalis (umana) 1891:126).

bildet das DV umachana

'mit Wasser tränken'

(Middendorf

Kapitel 5 Typologische Klassifikation der denominalen Verbsysteme

In der vorliegenden Untersuchung wird eine Klassifikation der DV-Systeme bezogen auf die untersuchten Sprachen anhand der folgenden Merkmale (die Beschreibung s. in den Kapiteln 1, 2, 4) vorgenommen: 1) fur das formale Typen- und Bildungsarteninventar der DV (s. 5.1.); 2) für das Bedeutungsinventar der DV-Wortbildungsaffixe (s. 5.2.); 3) für das Inventar an semantischen DV-Gruppen (s. 5.3.). Zum Ergebnis der Positionsbestimmung der deutschen DV in der typologischen Klassifikation wird ihre typologische Charakteristik angeführt (s. Genijuäene 1983:88).

5.1. Klassifikation von Systemen der D V nach ihren Strukturen und Bildungsmustern 5.1.1. Nach dem Merkmal Vorhandensein/Nichtvorhandensein von affigierten, affixlosen, analytischen und reduplizierten DV können alle Sprachen in folgende Typen eingeteilt werden (s. die Auflistung der potentiell möglichen Typen in Tabelle 20). Der I. Typ besteht aus einer Sprache - dem Niwchischen, in dem alle 4 Strukturtypen vertreten sind. Der II. Typ besteht aus den Turksprachen, dem Ketchua und dem Japanischen, in denen affixlose, affigierte und analytische DV belegt sind. Der III. Typ besteht aus der Sprache Piro, in der es affigierte, affixlose und reduplizierte DV gibt. Der VI. Typ besteht aus den germanischen, romanischen, tunguso-mandschurischen, einigen finno-ugrischen Sprachen (Komi, Mari, Finnisch), dem Eskimo, Nenzischen und Itelmenischen. Hier liegen affigierte und affixlose DV vor. Der VII. Typ Vermerke über das Vorhandensein von reduplizierten DV zu finden. Der XI. Typ besteht aus den malaiisch-polynesischen Sprachen (Indonesisch, Tagalog), in denen die DV vorwiegend durch Affigierung gebildet werden, aber im einbezogenen Material besteht aus dem Tadschikischen, in dem suffigierte und analytische DV vertreten sind. Der XII. Typ besteht aus den slawischen, baltischen, einigen finno-ugrischen (Ungarisch, Mansi) Sprachen sowie dem Jukagirischen, Aimara, Korjakischen, Tschuktschischen; hier sind lediglich affigierte DV konstatiert. Der XIV. Typ besteht aus einer Sprache - dem Ossetischen -, in der lediglich analytische DV vorhanden sind. Die übrigen 7 Typen (IV, V, Vili, IX, Χ, XIII, XV) sind in den Sprachen des Korpus nicht belegt.

150 (20) Typologie von DV-Strukturen DV- Strukturen Typ 1 II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV

Affigierte DV + +

+ + -

+ + ole her upp en, e urch

pezialisierte A + + -

+ + -

+ + -

Analytische DV +

+ -

+ + -

+ +

Reduplizierte DV + -

+ + + -

+ + -

-

+

+

-

-

-

-

+

-

-

-

+

-

-

+

-

s So kann in einer konkreten Sprache die Menge der formalen DV-Typen aus einem Typ (in den slawischen, baltischen u.a. Sprachen, vgl. Typ XII) bis hin zu vier typen (im Niwchischen, vgl. Typ I) bestehen. Am häufigsten sind Sprachen mit zwei formalen DV-Typen anzutreffen: dem affigierten (universalen) und einem anderen Typ (der für die Sprache des gegebenen Typs spezifisch ist). Praktisch sind in allen Sprachen mit entwickelter Wortbildung im "Substanitv —> Verb"- Bereich affigierte DV vorhanden. Es mußten Zwischentypen aufgestellt werden, da es krasse Unterschiede beim Produktivitätsgrad bestimmter DV-Strukturen in verschiedenen Sprachen, die demselben Typ zugerechnet werden. So gehören zum VI. Typ die Sprachen, in denen die affigierten Verben die absolute Mehrheit bilden, die affixlosen dagegen nicht zahlreich und nicht Ergebnis der Derivation "Substantiv-^ Verb" sind, sondern Stämme haben, die mit denen der Substantive zusammenfallen (s. oben unter 1.3.2.). Zu diesen Sprachen zählen die finno-ugrischen und die tunguso-mandschurischen Sprachen, das Eskimo und das Nenzische. Unter den indoeuropäischen Sprachen, die zu diesem Typ gehören, sind anscheinend nur im Deutschen neben den affixlosen auch affigierte Verben produktiv (sie machen 2005 Einheiten (52%) von 3621 DV des Korpus aus - s. Tabelle I). In anderen germanischen und romanischen Sprachen werden die DV affixlos abgeleitet. Deshalb ist es zweckmäßig, in dem sechsten Typ einerseits zwischen den Sprachen, die in einer Zwischenposition zwischen der VI. und XII. Typ stehen (zu ihnen gehören die Sprachen mit einem entwickelten System affigierter DV und einem unentwickelten, unproduktiven System affixloser DV - tunguso-mandschurische, finno-ugrische, paläoasiatische Sprachen), und andererseits Sprachen, die eine Zwischen-

151 position zwischen dem VI. und XIII.Typ einnehmen (dazu gehören die germanischen, ausgenommen das Deutsche, und die romanischen Sprache) unterscheidet. Auf diese Weise gehören die DV der Sprachen beider Gruppen aufgrund ihres peripheren Teils (bezogen auf die Form der DV) zum VI.Typ. Das Zentrum des gegebenen Typs bilden anscheinend nur die DV des Deutschen. Andererseits lassen die germanischen und romanischen Sprachen dem Charakter der Affigierung nach (das Vorhandensein präfigierter, suffigierter DV, DV mit einem Präfix und einem Partikel u.a. die Nähe zu) vor allem den slawischen und baltischen Sprachen erkennen (s. unten).

5.1.2. Klassifikation affigierter DV. Eine Auflistung der potentiell möglichen Typen affigierter DV ist in der Tabelle 21 enthalten. Der I. Typ besteht aus DV der romanischen, germanischen Sprachen (ausgenommen Englisch) und des Bulgarischen. Es kommen präfigierte, suffigierte, konfigierte DV und DV mit einem Partikel vor. Der II. Typ besteht aus DV des Indonesischen, die präfigiert, suffigiert und konfigiert vorkommen. Der V. Typ vereint die DV der baltischen und slawischen Sprachen (ausgenommen Bulgarisch), in denen von den Substantiven suffigierte, konfigierte DV und DV mit einer Reflexivpartikel abgeleitet werden. Der VI. Typ besteht aus DV nicht verwandter Sprachen: des Englischen, Piro und Tagalog. In diesen Sprachen sind präfigierte und suffigierte DV vorhanden. Der IX. Typ besteht aus DV des Ungarischen, Tschuktschischen und Korjakischen, die suffigiert und konfigiert vorhanden sind. Der XII. Typ besteht aus dem Ossetischen, wo analytisch-präfigierte DV vorkommen (s. 1.5.2.). Der XIII. Typ besteht aus allen anderen Sprachen des Korpus (ausgenommen Ossetisch). Die Typen III, IV, VII, Vili, Χ, XI, XIV, XV sind in den Sprachen des Korpus nicht belegt. Alle realisierten Typen affigierter DV (ausgenommen Typ XII) haben suffigierte DV. Dieser Leitsatz entspricht der Tatsache, daß unter den morphologischen Techniken der Weltsprachen eben die SufFigierung das verbreiteste Mittel ist. Die affigierten DV vereinen in zwei Typen nicht verwandte Sprachen unterschiedlicher Areale (s. Typ II - Englisch und Indonesisch; Typ VI - Piro und Tagalog. Die Typen IX (Ungarisch, Korjakisch, Tschuktschisch) und XII (die meisten Sprachen II - s. oben) bestehen aus verwandten wie auch nicht verwandten Sprachen. Die Typen I. und II. bestehen lediglich aus verwandten indoeuropäischen Sprachen. Die Tatsache bestätigt den in der wissenschaftlichen Literatur zum Ausdruck gebrachten Gedanken über die marginale Lage des indo-europäischen Sprachtyps (s. z.B. Gercenberg, Neroznak 1984:42). Manche Sprachen, die zu einem bestimmten Typ gehören, nehmen abhängig vom Produktivitätsgrad des einen oder anderen DV-Strukturtyps eine zentrale bzw. periphere Position innerhalb ihres Typs, d.h. sie haben einen Zwischencharakter

152 (21) Typologie affigierter DV Typ III III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI

Präfigierte DV + + + +

Suffigierte DV + + +

Konfigierte DV + + -

+

+ +

+ +

+

-

-

-

-

-

-

-

-

+ +

+ +

DV-Partikel + -

+ + + -

+ + -

-

+

-

+

-

-

-

-

+

-

-

-

-

+

-

-

-

-

+

-

+ + -

So werden unter den indoeuropäischen Sprachen, die zum I. Typ gehören, lediglich Deutsch und Bulgarisch durch ein relativ entwickeltes System affigierter DV charakterisiert. In allen anderen Sprachen (germanische und romanische) weisen die affigierten DV allgemein eine niedrige Produktivität auf. Dadurch stehen Deutsch und Bulgarisch den Sprachen des V. Typs (baltische, slawische) nahe, während die übrigen germanischen und romanischen Sprachen sich dem zu Typ IV gehörenden Englisch annähern, in welchem im Unterschied zu den beiden anderen Sprachen des VI. Typs, Piro und Tagalog, die affigierten DV ebenfalls unproduktiv sind. Die zum IX. Typ gehörende ungarische Sprache zeichnet sich durch wenige präfigierte DV aus, dabei aber ein entwickeltes System suffigierter Verben, demzufolge den Sprachen des XII. Typs nahsteht.

5.1.3. Außer den in der Tabelle 21 präsentierten Typen affigierter DV sind in den indoeuropäischen Sprachen, ausgenommen dem Englischen und dem Japanischen, Verben vorhanden, die durch eine Kombination von Präfix, Suffix bzw. Konfix mit Postfix als Träger des reflexiven Merkmals abgeleitet sind: 1) DV mit Präfix und Partikel sind in den germanischen und romanischen Sprachen sowie im Bulgarischen vorhanden, vgl.: bulg. pero ' F e d e r ' o p e r j a se 'sich befiedern'; norv. Broder 'Bruder'->forbrodre seg 'sich verbrüdern', span, bestia ' T i e r ' a b e s t i a r s e 'vertieren'. Dieser Typ ist in allen Sprachen durch eine niedrige Produktivität charakterisiert, aber er ist anscheinend im Deutschen und Bulgarischen produktiver als in den übrigen Sprachen, in denen nur einzelne Belege von DV dieses Typs vorhanden sind (im Deutschen 62 Lexeme, s. Tabelle 1);

153 2) DV mit Suffix und Partikel sind in den slawischen, baltischen, romanischen Sprachen und im Deutschen belegt. Produktiv ist dieser Typ lediglich in den slawischen und baltischen Sprachen (d.h. in den Sprachen, in denen affixlose Verben nicht vorkommen), vgl. z.B. russ. vetv 'Zweig' vetvit'sja 'Zweige treiben', vgl. das gleiche Wortpaar: tschech. vetv—> vetviti se, span, ramo—> ramificarse, fr. rameau—* se ramifier, lit. akmo 'Stein' —> suakmeneti 'sich versteinern'; 3) DV mit Konfix und Partikel finden sich in den slawischen und baltischen Sprachen (ein DV dieses Typs im Deutschen - s. unter 1.4.8., mögliche, aber unentdeckte DV in den anderen germanischen und romanischen Sprachen werden außer acht gelassen), vgl. russ. joz 'Igel' ->s'jozit'sja 'frösteln', pol. galaz 'Zweig' —>rozgalqziac 'sich verzweigen'.

5.2. Klassifikation von Systemen der D V nach den Bedeutungen ihrer Wortbi ldungsaffixe

In den Sprachen des Korpus wurden aufgrund ihrer Bedeutungen drei Haupttypen von Affixen aufgestellt (s. Kapitel 4): 1) Affixe mit kategorialer Bedeutung, die nicht mit konkreten semantischen DV-Gruppen in Verbindung stehen. Sie sind in folgende Gruppen unterteilt: a) allgemeinkategoriale, semantisch "leere", deren Funktion mit dem Übergang eines Wortes vom Substantiv zum Verb erfüllt ist (s. unter 4.1.1.); b) die subkategoriale, die DV bestimmter lexikalisch-grammatischer Klassen bildet, indem sie ihnen die Merkmale Transitivität/Intransitivität, Aspekt, Genus verbi, Aktionsart verleiht (s. unter 4.1.2.-4.1.5.); 2) Affixe mit raumbezogenen Bedeutungen, die raumorientierte Bedeutungen ausdrücken, auf deren Grundlage sie DV-Bedeutungen bilden, die zu zwei oder mehr semantischen Gruppen gehören (s. unter 4.2.); 3) Affixe, die den Verben konkrete lexikalische Bedeutungen verleihen. DV mit diesen Affixen können in der Regel einer bestimmten semantischen Gruppe zugeordnet werden (s. unter 4.3.). Aufgrund dieser drei Bedeutungstypen wird im folgenden die Aufstellung der Bedeutungstypen von DV-Affixen vorgenommen (s. Tabelle 22). Der Typ I besteht aus dem Ungarischen, wo Affixe mit kategorialen, raumorientierten und konkreten Bedeutungen vorhanden sind. Der Typ II vereint die slawischen, baltischen, germanischen und romanischen Sprachen, in denen Affixe mit kategorialen und raumorientierten Bedeutungen vorkommen. Der Typ III besteht aus den tunguso-mandschurischen, tschuktschisch-kamtschadalischen, malaisch-polynesischen, indianischen Sprachen, den Turksprachen, dem Nenzischen, Japanischen, Jukagirischen; in diesen Sprachen kommen DV-Affixe mit kategorialen und konkreten Bedeutungen vor.

154 (22) Typologie der DV-Affixbedeutungen Affixbedeutungen Typ I II III IV V VI VII VIII

Kategorial +

+ +

Raumorientiert + +

Konkret + -

+

+ +

+

-

-

-

+

-

-

-

+

-

-

-

-

-

Der V. Typ besteht aus den finnisch-ugrischen Sprachen (ausgenommen Ungarisch), dem Niwchischen, Tadschikischen, Itelmenischen, in denen Affixe mit kategorialer Bedeutung vorkommen. Die übrigen Typen (IV, VI, VIII) sind in den Sprachen des Korpus nicht belegt. Die aufgestellten Typen sind dem Bedeutungscharakter der Affixe nach nicht absolut homogen. Die Suffixe der germanischen und romanischen Sprachen sind "asemantisch" (ausgenommen das deutsche -(e)l, s. unter 4.1.2.), während die slawischen Suffixe DV bestimmter lexikalisch-grammatischer Klassen bilden (s. Kapitel 4). Die slawischen Sprachen und das Deutsche verfugen über ein System raumorientierter Bedeutungen, das gegenüber dem der anderen germanischen und romanischen Sprachen entwickelter ist. Ungarisch bildet einen Extratyp und weist nur wenige DV mit Präfixen auf, die eine raumbezogene Bedeutung ausdrücken. Die Suffixe werden dabei als kategorial charakterisiert (vgl. Majtinskaja 1959:124-128). Auf diese Weise nehmen im Ungarischen die kategorialen Affixe eine zentrale Stellung im Bedeutungssystem der DV-Affixe ein, was es in die Nähe des V. Typs (einschließlich der ihm verwandter restlicher finno-ugrischer Sprachen) rücken läßt. Durch die peripheren Bedeutungen ist es den Sprachen des II. Typs (raumorientierte Bedeutungen) und des III. Typs (konkrete Bedeutungen) nahe. Im Typ III sind einerseits Sprachen vereint, deren DV-Affixe vorwiegend konkrete Bedeutungen aufweisen - Korjakisch, Tschuktschisch, Evenkisch, Evenisch. Die DV-Affixe mit nur konkreten Bedeutungen sind in diesen Sprachen unproduktiv. Andererseits gehören zu diesem Typ Sprachen, deren DV-Affixe vorwiegend kategoriale Bedeutungen aufweisen, und lediglich einige Affixe verleihen den DV konkrete Bedeutungen (Turksprachen, Niwchisch, Nanajisch, Orokisch, Itelmenisch, malaiisch-polynesische Sprachen, indianische Sprachen, Japanisch). Es werden auch konkrete Bedeutungen der DV-Affixe unterschieden: einerseits bilden sie in den tunguso-mandschurischen und den paläoasiatischen Sprachen vor allem Objektverben, instrumentative, possessive, lokative u.a. DV (s. o. Kapitel 2, 4), und andererseits werden durch sie in den malaiisch-polynesischen Sprachen, den Indianersprachen und im Japanischen vor allem quasiattributive und quasipossessive DV abgeleitet. Es ist typisch, daß sich das Korpus konkreter Bedeutungen von DV-Affixen in engverwandten Sprachen unterschei-

155 det, z.B. sind Evenkisch und Evenisch durch ein größeres Korpus konkreter Bedeutungen bei den DV-AfFixen gekennzeichnet, im Unterschied zum Nanajischen und Orokischen.

5.3. Klassifikation von Systemen der D V nach ihren semantischen G r u p p e n

5.3.1.Die gegebene Klassifikation überschneidet sich zum Teil mit der Klassifikation von DV-Systemen nach den Bedeutungen ihrer Wortbildungsaffixe (s. 5.2.), weil sie in hohem Maße die semantischen DV-Gruppen bestimmt. Für die Klassifikation werden 26 Gruppen aus allen Typen ausgewählt, die als diagnostisch betrachtet werden, d.h. sie verfugen in ihrer Gesamtzahl über die Fähigkeit, das Korpus der semantischen DV-Gruppen einzelner Sprachen zu charakterisieren. Sie stellen sozusagen ein Netz dar, auf das das Inventar an semantischen Gruppen konkreter Sprachen zum Zweck ihrer typologischen Charakterisierung aufgelegt werden kann. Die Auswahl der diagnostischen Gruppen motiviert sich in folgender Weise. Wie oben erwähnt (s. die Schlußfolgerungen zu Kapitel 2), sind fur die typologische Charakteristik insbesondere wesentlich: a) das Vorhandensein semantischer Verbgruppen in einer Sprache, die in der typologischen Hinsicht unproduktiv sind; b) das Nichtvorhandensein von typologisch produktiven semantischen Gruppen; c) DV, die in der gegebenen Sprache produktiv sind; d) DV-Bedeutungen, die durch spezialisierte Affixe ausgedrückt werden. Dementsprechend wurden in die diagnostischen Gruppen neben den typologisch produktiven (Gruppen 1-12, s. Tabelle 23) auch DV-Gruppen aufgenommen, die durch geringere Produktivität (Gruppen 16,19) und niedrige (Gruppen 13-15, 17,18, 21-26) typologische Produktivität charakterisiert sind (s. Tabelle 23) und vorwiegend durch spezialisierte Affixe abgeleitet werden. Generell setzen sich die diagnostischen DV-Gruppen aus drei Arten zusammen: 1) die erste Art besteht aus typologisch produktiven Gruppen, die in den meisten Sprachen ohne Beteiligung spezialisierter Affixe gebildet werden (Gruppen 1-12); die zweite und dritte Art besteht aus typologisch weniger produktiven und unproduktiven Verbgruppen; 2) DV des lokativen, possessiven und attributiven Typs mit negativer Bedeutung, die in den meisten Sprachen durch (teilweise) spezialisierte Affixe abgeleitet sind (mit raumorientierter Semantik) (Gruppen 13-18); 3) DV vorwiegend des Objekttyps (aber auch des possessiven, attributiven und temporalen Typs), deren Bedeutungen in den meisten Sprachen durch die Affixe mit konkreter Semantik gebildet werden. Es ist anzumerken, daß die Auswahl der diagnostischen Gruppen selbst zum einen durch das Vorhandensein von DV-Affixen mit unterschiedlichen Bedeutungstypen in den verschiedenen Sprachen bedingt ist, obgleich die vorliegende Klassifikation mit der DV-KIassifikation nach dem Inventar an Affixbedeutungen nicht zusammenfällt (s. oben). Wie oben erwähnt, beteiligen sich die DV-Affixe in den indoeuropäischen, malaiisch-polynesischen und indianischen Sprachen vorwiegend an der Bildung lokativer, possessiver und attributiver

156 Verben (s. die Schlußfolgerungen zu Kapitel 4), die in den Arten 1 und 2 repräsentiert sind (s. die Gruppen 1-5, 13-18 in der Tabelle 23). Die dritte Art besteht vorwiegend aus DVGruppen (s. Gruppen 19-26 in der Tabelle 23), die in den Turksprachen mit Hilfe spezialisierter Affixe gebildet werden. So bezweckt die Auswahl der diagnostischen Gruppen auch, die Klassifikation "vorzugeben", die in höchstmöglichem Maße den beiden vorangegangenen Klassifikationen entspräche (s. die Abschnitte 5.1. und 5.2.). Aufgrund der vorwiegenden Zugehörigkeit der Verben bestimmter Sprachen zu einer der drei Arten bzw. zwei bis drei Arten diagnostischen Gruppen können die DV-Systeme selbst als zu einem der folgenden Typen gehörend präsentiert werden (s. Tabelle 23). Typ I besteht aus Sprachen mit relativ unentwickeltem DV-System und einer geringen Zahl semantischer Gruppen, die typologisch am produktivsten sind. Eine solche Sprache ist das Japanische (s. Tabelle 23)'. Zu diesem Typ muß anscheinend auch Tadschikisch gezählt werden.

1

Diesem Typ könnten z.B. auch einige Sprachen, die nicht zu unserem Korpus gehören, zugerechnet werden, vgl. die australischen Sprachen Pitta-Pitta, Gumbainggir, Wargamay (s. Blake 1979, Dixon 1979, Eades 1979).

(23) Typologische Produktivität der diagnostischen DV-Gruppen ^DV-Gruppen

s,

ist Sprachen

Russ. Slow. Ukr.

+

Pol.

Tschec. Lts. Lit. Engl. Dan. Dt. Nerw. Schw. Aimara Ketchua Piro Japan. Osset. Tadsch. Aserb.

+ + + +

+ + + + + + + + +

+

Nan.

+ + + + + + +

Orok.

+

Kasach. Tuw. Türk. Usbek. Chak Jakut.

Evenkisch Even. Nenz. Aleut. Esk. Kor. Tschuk. Itelm. Jukag. Niw.

2

S! beginnt, S m zu sein

Si verursacht, daß S 2 , (wie)

S] verursacht, daß hat

S, schafft

Sm

S] verursacht S 2 , daß in S m ist

+ +

+

+

+

+

+

+ + + + + + + + + +

+ + + +

X X X X X X X X X X X X X

Sm + + + +

Bulg.

+ + + + + + +

+ +

2

+

+ +

+ + +

+

+ + + + +

+ + + + + + + +

+

+ + + +

+ + + + + + + + + +

+ + + + + + +

+ + + +

+

+

+ + + + +

+

+

+

+ + +

+

+ + + + + +

0

+

+ + + +

+

+ + +

+

sm

+ + + +

+

+

+

+ + +

+ + + +

+ + + +

+

+ + + + + + + + +

+ + + + + + + + + +

+

+ + + + + +

+ +

S y m b o l e in der T a b e l l e : + / das Vorhandensein von D V der gegebenen Gruppe < χ / das Vorhandensein

einzelner D V

158

Fortsetzung der Tabelle 23 DV-Gruppen

Sprachen

S, führt die Handlung mit Hilfe von S m

S, fuhrt die Handlung Smaus

S, befindet sich in einem Zustand

sm

S, verursacht, daß S 2 in einem Zustand S m ist

sm

Es ist (ereignet sich) S m

s,

spricht

\ + +

+ +

+

+

+

+

Pol.

+

+

+

+

Russ.

+

+

+

+

+

+

Slow.

+

+

+

+

+

+

Ukr.

+

+

+

+

+

+

Tschec.

+

+

+

+

+

+

Lts.

+

+

+

+

+

+

Lit. Engl.

+

+

+

+

+

+

+

+

+

+

+

+

Dan.

+

+

+

+

+

+

Dt.

+

+

+

+

+

+

Nerw.

+

+

+

+

+

+

Schw.

+

+

+

+

+

+

Aimara

+

+

+

Ketchua

+

Piro

+

Bulg.

+ +

+

+

+

Japan. Osset.

+

+

Tadsch.

+

+

+

Aserb.

+

+

+

+

+

+

Kasach.

+

+

+

+

+

+

Tuw.

+

+

+

+

+

Türk.

+

+

+

+

+

+

Usbek.

+

+

+

+

+

+

Chak

+

+

+

+

+

Jakut.

+ +

+

+

+

+

0

Nan. Orok.

+ +

+

+ +

+

+

+

+

Evenkisch

+

+

Even.

+

+

+

+

Nenz.

+ +

+

0

+

+

+ +

Aleut. Esk.

+

+ +

+

Kor.

+

Tschuk.

+

Itelm.

+

Jukag.

+

Niw.

+

+ + +

+ +

+

+

+

+ +

159 Fortsetzung der Tabelle 23 DV\Gruppen

s, hat kein

sm Sprachen Bulg. Pol. Russ. Slow. Ukr. Tschec. Lts. Lit. Engl. Dan. Dt. Norw. Schw. Aimara Ketchua Piro Japan. Osset. Tadsch. Aserb. Kasach. Tuw. Türk. Usbek. Chak Jakut. Nan. Orok. Evenkisch Even. Nenz. Aleut. Esk. Kor. Tschuk. Itelm. Jukag. Niw.

S] beginnt, kein S m zu haben

S[ beginnt, in S m nicht zu sein

X +

X X X X X

S, verursacht, dass S 2 , kein S m hat

+ + + + + + + + + + + + + + +

S| verursacht, daß S 2 in S m nicht ist

X X X X X X X

S, verursacht, daß S 2 kein S ra ist

X X X X X X X X

S, jagt

sm

X

X X X X X X X +

X +

+

+

+

+ + + + +

0 +

+

+ +

+ + + + +

160 Fortsetzung der Tabelle 23 DV-Gruppen

S, hat S

3

Si verbraucht S m

Sprachen

S, begibt sich nach/zu

sm

S| holt Sm

S| will

sm

S[ wird der Wirkung von S ra ausgesetzt

Sj riecht nach/ wie S m

Bulg. Pol. Russ. Slow. Ukr. Tschec. Lts. Lit.

X X X X X

Engl. Dan. Dt. Norw. Schw.

X

Aimara Ketchua Piro Japan. Osset. Tadsch.

+

+

+

+

X X X X X X

+

+

+

+

+

Aserb. Kasach.

+

Tuw. Türk. Usbek. Chak

+

Jakut. Nan. Orok. Evenkisch

+

+

Even.

+

+

Nenz.

+

+

Aleut. Esk. Kor. Tschuk. Itelm. Jukag. Niw.

3

+ +

+ +

+

+

+

+ +

X

+

+ + + +

+

+ +

In den Gruppen 14., 2 0 . sind in der T a b e l l e eugentliche possessive D V konstatiert. Das veranschaulicht: a) die

Einzigartiggkeir der Bedeutung von Verben

der Gruppe

14 im Russischen;

b) die areale und

genetische

B e d i n g t h e i t des Vorhandenseins von D V der Gruppe 2 0 . In bestimmten Sprachen, d.h. die diagnostische Kraft dieser Gruppen wird erhöht.

161

Der Typ II besteht aus DV-Systemen von Sprachen, in denen lediglich ein Teil der produktiven diagnostischen Gruppen und eine Gruppe von DV mit der konkreten Bedeutung "S1 jagt Sm " belegt sind: Nanajisch, Orokisch. Der Typ III besteht aus Sprachen, in denen einige typologisch produktive Gruppen der ersten Art und eine DV-Gruppe mit negativer Bedeutung (die produktivste unter den negativen) "S1 verursacht, daß S2, kein Sm hat" vertreten sind: Ketchua, Piro, Italienisch, Niwchisch, Mari, Finnisch, Komi (im Komi existiert auch die Gruppe "S1 jagt Sm"). Der Typ IV besteht aus Sprachen, in denen alle Gruppen der ersten Art vertreten sind, ein bis vier negative Gruppen (aber lediglich die sechzehnte ist produktiv, die anderen sind durch einzelne Bildungen vertreten) sowie ein bis zwei Gruppen vereinzelner Verben mit der konkreten Bedeutung "Sm verbrauchen", "Sm jagen": slawische, baltische, germanische, romanische Sprachen. Zu diesem Typ kann auch Ungarisch gerechnet werden. Diese Sprache unterscheidet sich von den anderen Sprachen dieses Typs durch das Nichtvorhandensein von zwei typologisch produktiven Gruppen (s. Tabelle 23). Der Typ V besteht aus Sprachen, in denen alle bzw. die meisten Gruppen der ersten Art und einige DV aus ein bis zwei Gruppen mit der konkreten Bedeutung "S1 jagt Sm", "S1 will Sm" vertreten sind: Aserbaidschanisch, Kasachisch, Türkisch, Usbekisch, Indonesisch, Tagalog. Der Typ VI vereint die DV-Systeme des Tuwinischen, Chakassischen, Jakutischen, Evenkischen und Evenischen, wo alle bzw. fast alle Gruppen der ersten Art vertreten sind. Das rückt sie in die Nähe der Sprachen des V. Typs. Es sind aber auch DV-Gruppen mit konkreten Bedeutungen (das Merkmal, laut welchem sie den Sprachen des VII. Typs nahe sind) vorhanden. Der VII. Typ besteht aus Sprachen, in denen einige Gruppen der ersten Art vorhanden sind und die Gruppen der dritten Art produktiv sind: Aleutisch, Eskimo. Der VIII. Typ besteht aus Sprachen, in denen einige Gruppen DV der ersten Art, einzelne DV der zweiten Art und die meisten Gruppen der dritten Art belegt sind: Korjakisch, Nenzisch, Tschuktschisch. Der IX. Typ vereint die DV-Systeme des Jukagirischen und des Niwchischen. Hier sind die meisten Gruppen der ersten Art und einzelne Gruppen der zweiten und dritten Art vertreten.

5.3.3. Die Klassifikation der DV-Systeme nach dem Korpus der semantischen Gruppen, die in diesen Sprachen vertreten sind und die als diagnostisch ausgewählt sind, ergibt, daß zu bestimmten Typen Sprachen gehören, die entweder genetisch (vgl. die Typen V, VI, VII) oder areal (vgl. die Typen V, VI, VII) miteinander in Beziehung stehen. Diese zwei Typen (I und II) bestehen sowohl aus verwandten als auch aus zu verschiedenen Sprachfamilien und Arealen gehörenden Sprachen. Dabei werden nichtverwandte Sprachen, die zu verschiedenen Typen gehören (z.B. die DV-Gruppen "S1 hat Sm", die im Indonesischen, Taga-log - Typ V, im Evenkischen, Evenischen - Typ VI und in den Sprachen des VII. Typs vertreten sind), nach dem Vorhandensein konkreter Gruppen einander zugeordnet. In einigen Fällen besteht der Unterschied zwischen den DV-Systemen mancher Sprachen nicht im Vorhanden-/Nichtvorhandensein einer konkreten DV-Gruppe, sondern im Produk-

162 tivitätsgrad einer solchen Gruppe in diesen Sprachen. So sind alle Verben der Gruppen mit konkreten Bedeutungen (z.B. "Sm jagen", "Sm verbrauchen") in den indoeuropäischen Sprachen und den Turksprachen durch vereinzelte Bildungen vertreten. In den paläoasiatischen und tunguso-mandschurischen Sprachen ist die Produktivität dieser Gruppen (in den Sprachen, in denen sie vertreten sind) in den meisten Fällen lediglich auf die Zahl nur solcher Substantive beschränkt, deren Semantik ihnen erlaubt, als MS von Verben einer gegebenen Gruppe aufzutreten 4 .

5.3.4. Den semantischen DV-Gruppen nach steht das Deutsche den anderen indoeuropäischen Sprachen nahe (ausgenommen das Iranische) und weist die meisten Affinitäten zu den slawischen und den anderen germanischen Sprachen auf. Am ähnlichsten ist es mit dem DV-Gruppen - Korpus des Englischen (s. Tabelle 23).

5.4. Typologische Charakteristik des deutschen denominalen Verbsystems

Ausgehend vom Inventar an formalen Typen, DV-Bildungsarten, Wortbildungsaffixbedeutungen sowie dem Inventar an semantischen Gruppen gehören die deutschen DV zum selben Typ wie die anderen germanischen, die slawischen, baltischen und romanischen Sprachen (s. Teile 5.1.-5.3.). Aber der typologische Affinitätsgrad der deutschen DV einerseits zu den DV anderer germanischer Sprachen und andererseits zu den DV-Systemen der slawischen Sprachen ist mit dem genetischen Verwandschaftsgrad nicht isomorph. Das System der deutschen DV weist generell eine stärkere typologische Ähnlichkeit mit den slawischen DV auf als mit den DV anderer germanischer Sprachen. Das zeigt sich vor allem im DV-Bereich im Entwicklungsgrad der Präfigierung: a) an der Menge der Präfixe, die an der DV-Bildung beteiligt sind; b) an den Präfixbedeutungen; c) an der Produktivität der präfigierten DV. Eine spezifische Eigenschaft der deutschen verbalen Wortbildung und der denominalen Wortbildung im besonderen, welche sie von den DV der anderen germanischen Sprachen und den indoeuropäischen Sprachen unterscheidet, ist das Vorhandensein des Suffixes -(e)l-, das eine deminutive, pejorative Bedeutung hat, und des spezialisierten Suffixes -enz(in ostdeutschen Mundarten, s. unter 4.3.2.).

4

Der hohe Produktivitätsgrad von Verben solcher Gruppen, die durch spezialisierte Affixe gebildet werden, veranlaßt manche Wissenschaftler die Bildung von D V solcher Gruppen als eine syntaktische Erscheinung zu interpretieren (vgl. Wachtin 1976, Wachtin 1987:140-174).

163 5.5. Schlußfolgerungen

Die Schlußfolgerungen, die im Verlaufe der Untersuchung gewonnen wurden, sind in den entsprechenden Teilen der einzelnen Kapitel angeführt. In diesen Schlußfolgerungen werden einige allgemeine Fakten zur Wortbildung "Substantiv -> Verb" betrachtet und Universalien formuliert werden. 1. Wie bekannt, lassen sich sprachliche Übereinstimmungen in verschiedenen Sprachen durch genetische, areale bzw. typologische (mit Universalien verbundene) Faktoren erklären (vgl. Uspenskij 1968:11, Comrie 1981:194). In der Organisation der DV-Systeme in den Sprachen des Korpus ist die Wirkung der genetischen und arealen Faktoren ausschlaggebend (s. die typologische Klassifikation unter 5.1.-5.3.). Sie tritt vor allem bei den formalen Typen und DV-Bildungsarten, im System der Affixe und im Charakter ihrer Bedeutungen, im Vorhandensein von spezifischen semantischen Gruppen und bei den Besonderheiten der Gruppen, die typologisch unproduktiv sind, zutage (s. Tabelle 23). Diese Position versteht sich nicht von selbst, und die Schlußfolgerung ist daher nicht trivial, da sie sich nicht auf alle sprachlichen Subsysteme bezieht. So hat die Erforschung der reflexiven Verben in Sprachen, von denen die meisten auch im vorliegenden Korpus berücksichtigt sind ergeben, daß die typologischen Gesetzmäßigkeiten in der Organisation eines gegebenen Subsystems gegenüber den genetischen und arealen dominieren (Geniju§iene 1983:146). Anhand der typologischen Faktoren läßt sich das Vorhandensein bestimmter semantischer DV-Gruppen in den meisten Sprachen erklären (s. die Gruppen 1-12 in Tabelle 23). Diese universale Eigenschaft, d.h. das Vorhandensein eines Kernstückes im System der DV-Bedeutungen, das in den meisten Sprachen vertreten ist, wird anhand der Markiertheitstheorie und "natürlicher" Morphologie erläutert. Wie oben erwähnt (s. die Schlußfolgerungen zum 2. Kapitel), werden gemäß den Grundthesen dieser Theorie semantisch einfachere Bedeutungen und Kategorien einfacher kodiert als komplexere. Aus diesem Grundsatz ergeben sich eine Reihe weiterer: z.B., daß semantisch einfachere (Basis-)Kategorien typologisch produktiver sind. Diese Grundsätze der "natürlichen" Morphologie erklären den universalen Charakter bestimmter semantischer DV-Gruppen wie folgt. Ein Großteil der Substantive ist fähig, aufgrund der ihnen innewohnenden Semantik in unterschiedlichen Sprachen gleiche DV-Bedeutungen "vorzugeben" (s. z.B. KaliuSöenko 1988:158-170). Das Kernstück der semantischen Gruppen, das in mehreren Sprachen zusammenfällt, setzt sich gerade aus solchen Gruppen zusammen, die durch einfache, natürliche semantische Beziehungen zwischen MS und DV charakterisiert werden (z.B. wenn das Sm ein Instrument bezeichnet, so bedeutet das DV "S1 fuhrt die Handlung mit Hilfe von Sm aus", und nicht "S1 hat Sm"). Der Ausdruck dieser natürlichen Beziehungen braucht keinen spe-

164 speziellen Marker, d.h. keine Affixe mit spezialisierten Bedeutungen wie: negativ, konkret (s. z.B. unter 2.5.1.2.; 2.6.; s. auch im Anhang). Auf diese Weise trägt zur typologischen Produktivität bestimmter semantischer DVGruppen: erstens der "natürliche" Charakter der semantischen Beziehungen zwischen MS und DV selbst und zweitens die fehlende Notwendigkeit, diese Beziehungen durch spezialisierte Affixe auszudrücken, bei. In letzterem Falle können in der gegebenen Sprache spezialisierte Affixe überhaupt fehlen, oder es kann ein Affix mit gerade dieser Bedeutung fehlen. 2. Im Verlauf der Untersuchung wurde eine Reihe von Wahrscheinlichkeitsimplikationen formuliert, die Zusammenhänge zwischen den Erscheinungen im DV-Bereich erklären. Hiermit werden sie (in der Tabelle 24) als statistische (nicht komplette) Universalien präsentiert (Uspenskij 1965:184). Die Form der Niederschrift ist der Arbeit Uspenskij 1965 entnommen, s. auch Clenova 1981.

165 (24) Universalien im Bereich der denominalen Verbbildung'

1

2

JÍ8

Quantor

Voraussetzungen fiir die Gültigkeit der Universalien

Linguistische Erscheinungen

Vermerke

1.

d

Denominale Verben

Affigierte denominale Verben

Ausnahmen: Afghanisch, Ossetisch, Tagalog

2.

d

Possessive, lokative, attributive denominale Verben mit negativer Bedeutung

Possessive, lokative, attributive denominale Verben mit positiver Bedeutung

3.

d

Affigierte DV mit negativer Bedeutung

Eine größere Anzahl von Affixen mit positiver Bedeutung

4.

d

Produktive DV mit negativer Bedeutung

Spezialisierte Affixe, die DV mit negativer Bedeutung bilden

5.

d

Eigentliche lokative, possessive, attributive DV

Quasilokative, -possessive, -attributive DV

6.

d

Statische, lokative, possessive, attributive DV

Dynamische lokative, possessive, attributive DV

7.

d

Hohe typologische Produktivität von DV einer gegebenen semantischen Gruppe

DV der gegebenen semantischen Gruppen

8.

d

DV einer typologisch unproduktiven Gruppe

Spezialisierte Affixe, die DV der gegebenen Gruppe bilden

9.

d

Typologische Produktivität von DV eines gegebenen formalen Typs

Produktivität des gegebenen Typs in einer Sprache

10.

d

DV, die durch mehrere Affixe abgeleitet werden

Niedrige Produktivität von DV dieses Typs in der gegebenen Sprache

11.

d

DV, die durch mehrere Affixbedeutungen abgeleitet werden

Niedrige typologische Produktivität von DV dieses Typs

Ausnahme: Englisch 2

Ausnahmen: s. z.B. Gr. 9 in der Tabelle 23

Das Zeichen d bezeichnet den Quantor, der auf den statistischen Charakter der Universalie verweist. Im Englischen ist das System der "negativen" Affixe durch Lehnpräfixe de- und ¿tó-erweitert. Die Lehnaffixe verstoßen gegen die Wirkung der Universalien (vgl. Zivov, Uspenskij 1981:26; Mayerthaler 1980a:36, s. auch unter 4.2.7.).

166 12.

d

Konkrete Affixbedeutungen von DV

Kategoriale Affixbedeutungen von DV

13.

d

Raumbezogene Bedeutungen von DV-Affixen

Kategoriale Bedeutungen von DV-Affixen

14.

d

Hohe Frequenz des gegebenen Substantivs

Hohe Produktivität des Substantivs in bezug auf das Verb

15.

d

Substantiv, das einen Gattungsbegriff bezeichnet

Höhere AbleitungsfMhigkeit des gegebenen Substantivs, im Vergleich zu den Substantiven, die korrelierende Artbegriffe bezeichnen

16.

d

Produktivität der Derivation "Substantiv-Verb"

Denominale Verben folgender semantischen Gruppen: 1. " S l i s t S m " ; 2. "S1 beginnt, Sm zu sein" 3. "S1 verursacht, daß S2 Sm ist" 4 . "S1 verursacht, daß S2 Sm hat" 5. "S1 fuhrt die Handlung mit Hilfe von Sm aus"

17.

d

Denominale Verben

DV, die von Substantiven im Singular abgeleitet sind

18.

d

Substantiv, das eine Handlung, einen Zustand bezeichnet

Korrelierendes Verb ohne spezialisiertes Affix, das eben diese Handlung, diesen Prozeß bezeichnet

Ausnahmen: s. Sprachen, die in den 2, 3 , 5 , 7, 8. der Tabelle 23 Gruppen 1, fehlen

Verallgemeinerungen im Bereich der DV-Bildung in den germanischen, slawischen, baltischen und romanischen Sprachen 1. 2.

d

Präfigierte DV

Suffigierte DV

d

Konfigierte DV

Suffigierte DV

3.

d

Postfigierte DV

Suffigierte DV

167

4.

3

V

Präfigierte DV

Präfigierte DV mit der Bedeutung "in, nach innen"

5.

V3

Präfigierte DV

Präfigierte DV mit negativer Bedeutung

6.

d

Präfixe ohne Korrelate unter den Präpositionen und/oder Adverbien

Höhere Produktivität dieser Präfixe bei der DVBildung, im Vergleich zu Präfixen, die Korrelate unter den Präpositionen und/oder Adverbien haben

7.

d

Reflexive DV

Reflexive possessive und lokative DV mit inchoativer Bedeutung

Das Zeichen V bezeichnet den Quantor, der für alle Sprachen anwendbar ist (in diesem Fall fur die Sprachen der genannten Gruppen).

Fragebogen fur die typologische Beschreibung der DV

1. Untersuchungsmaterial

Die Hauptmaterialquelle bei der Erforschung von DV sind möglichst umfassende und anerkannte Wörterbücher, da in den Texten die Frequenz der meisten DV nicht hoch ist. Ganz offensichtlich gilt dies für die Beschreibung der meisten Wortbildungserscheinungen (vgl. Nedjalkov 1973:172).

2. Strukturtypen der D V

Welche Strukturtypen denominaler Verben sind in einer gegebenen Sprachen vertreten: affixlose, affigierte, analytische, reduplizierte?

2.1. Affixlose DV Haben die DV dieses Typs einen unveränderten MS-Stamm (engl, saw 'Säge'—» to saw 'sägen') oder erfolgt bei ihrer Bildung: a) eine Stammreduzierung (engl, motor 'Motor', Fahrzeug' —>to mote umg. 'ein Auto fahren'; b) eine Alternation im Stamm, z.B.: im Chakassischen: tajach 'Stab', S t o c k ' t a j a n 'sich stützen'?

2.2. Affigierte DV Durch welche Affixe werden DV abgeleitet? Suffixe (engl, idol ' I d o l ' t o idolize 'zum Idol machen, vergöttern'), Präfixe (dt. Tier—> vertieren), Infixe (indones. hari 'König' -> humari 'herrschen, regieren', 'König sein'), reflexive Elemente wie die englischen Postpositive (vgl. schw. gren 'Grenze'—> grena s ig 'grenzen'), Konfixe (tschuk. poigyt 'Spieße' tapoigyrjyk 'Spieße machen'), Kombinationen von zwei und mehr Affixen (vgl. Kombination von Präfix und Reflexivpartikel: schw. broder 'Bruder'-> förbrödra sig 'sich verbrüdern', von Suffix und Reflexivpartikel: russ. tolpa 'Menschenhaufen'^» tolpit'sja 'sich häufen';?

169 2.3. Analytische Verben Wenn in der gegebenen Sprache die analytische Verbbildung entwickelt ist, stellt sich die Frage, ob die DV mit Hilfe der Hilfsverben "sein", "machen", "werden" von den Substantiven gebildet werden? Haben die analytischen DV lediglich ein MS und ein Hilfsverb in ihrer Struktur (tadsch. kurbon 'Opfer' + kardan 'machen'-^ kurbon kardan 'opfern') oder werden dem analytischen Komplex andere Elemente hinzugefugt (vgl. das Modell "Präfix +MS + Hilfsverb" im Ossetischen: s + khuligan 'Unfugstifter'+ uyn ' s e i n ' s k h u l i g a n y n uyn 'zum Unfugstifter werden',)?

2.4. Reduplizierte DV Wenn in einer Sprache die Reduplikation als ein Bildungsmittel eingesetzt wird, gibt es dann in dieser Sprache Verben, die durch MS-Stammdoppelung gebildet werden (indones. kail 'Haken' -> kail-kail 'mit Mühe schlucken können'), oder wird die MS-Stammverdoppelung durch Affigierung begleitet? (vgl. die Modelle: 1. Präfix +MS+MS - dabei kann das Präfix entweder an das erste oder an das zweite Element angefugt werden, vgl. im Mandschurischen: maleng 'Dieb'^> ekamaleng-maleng 'als Dieb gelten', indones. pukul 'Schlag, H i e b ' p u k u l - m e m u k u l 'schlagen, hieben'; 2. Konfix+MS+MS vgl. indones. hidung 'Nase' kehidung-hidungan 'näseln')?

2.5. Gibt es in einer gegebenen Sprache Verben, die durch Ton- bzw. Betonungsveränderung von den Substantiven abgeleitet werden, vgl. im Chinesischen: pei: (fallender Ton) 'Rücken'^»pei (gleicher Ton) 'auf dem Rücken schleppen', im Englischen 'present 'Ges c h e n k ' ^ to pre'sent 'verabreichen', 'schenken'?

3. Die die Verben motivierenden Substantive

3.1. Strukturtypen der MS Welche Strukturtypen kommen bei den MS in einer gegebenen Sprache vor? 1) MS-Stamm im Singular (engl, drum 'Trommel'-» to drum 'trommeln', analog im Russischen: baraban —> barabanit ', dt. Trommel—> trommeln); 2) reduzierter Stamm (vgl. oben unter 2.1. das Beispiel mit to mote); 3) Stamm in einem indirekten Kasus im Singular (vgl. im Aimara: uma 'Wasser'^» umaru Illativ 'ins W a s s e r ' ^ umaruchana 'ins Wasser tunken'); 4) MS-Stamm in Form des Plurals (dt. Blatt blättern);

170 5) MS-Stamm in Form eines indirekten Kasus im Plural (esk. guigu 'Haus' —> gujguni Lokativ Plural 'in Häusern' -> gujguni- 'sich in Häusern befinden'); 6) MS mit einem Artikel (vgl. das Modell "Präfix mag +allgemeiner Artikel sa +MS" im Tagalog: Tagalog 'Tagalog'-» magsatagalog 'ins Tagalog übersetzen')? Werden die DV von Komposita (engl, rail 'Schiene'+ road 'Bahn' - railroad 'Eisenb a h n ' ^ to railroad umg. 'etw. durchsetzen (mit Eile)', und von Wortkompositionen attributiven Typ, da ein Substantiv als Kernwort haben, (russ. sto certej Donnerwetter' - » ostocertet' umg. 'etw. überdrüssig sein', 'widerlich werden') abgeleitet? Welche Strukturtypen bei den Substantivstämmen schränken die Ableitung der DV ein (vgl. die Unmöglichkeit der DV-Ableitung bei den Substantiven mit den deminutiven Suffixen -chen, -lein im Deutschen)?

3.2. Zwecks Bestimmung des Ableitungsfähigkeitsgrades der Substantive hinsichtlich der Verben und demzufolge des Produktivitätsgrades der DV in dieser Sprache ist ein Test anhand der 238 Äquivalente von Substantiven, die als eine Ausgangsbasis für den typologischen Test (s. unter 3.3.) gedient haben, empfehlenswert. Das Verhältnis zwischen der Anzahl von DV, die von den o.g. 238 Substantiven abgeleitet sind, und der Ausgangsmenge von 238 Substantiven bildet den Index der Ableitungsfähigkeit der Substantive in Hinsicht auf die Verben, vgl. im Russ. 122:238=0,51. Dieser Index kann in einer konkreten Sprache mit dem anderer Sprachen verglichen werden. Der Index der Ableitungsfähigkeit der Substantive hinsichtlich der Verben würde bei einer großmöglichsten Zahl von Basissubstantiven und der durch sie motivierten Verben (wenn möglich, aufgrund des ganzen DV-Korpus) an Genauigkeit zunehmen. So können für die verschiedenen Sprachen die Produktivitätsindizes bestimmter struktureller und semantischer DV-Typen bestimmt und verglichen werden.

4. Semantische D V - T y p e n

Für die Beschreibung von DV ist es zweckmäßig, die Deutungsformeln wie: "S1 schafft Sm des Gegenstandes S2 " zu gebrauchen (Sm - das Bedeutende des motivierenden Substantivs, SI S2 - DV-Argumente), die sich auf die DV beziehen, russ. kopirovat' 'kopieren' 'eine Ko-pie von etw. anfertigen', modelirovat' 'modellieren, ein Modell von etw. anfertigen' usw. Aufgrund der Identität der semantischen Funktion der MS in der Deutung (Objekt, Instru-ment, Merkmal usw.) werden die DV-Typen aufgestellt, aufgrund der DF die Subtypen bzw. -gruppen der DV. Welche semantischen DV-Typen können für die konkreten Sprachen aufgestellt werden? 1) possessive (das MS bezeichnet das possessive Objekt); 2) lokative (das MS bezeichnet den Ort); 3) attributive (das MS bezeichnet das Merkmal des Subjekts bzw. Objekts);

171

4) Objektverben (das MS bezeichnet das Objekt); 5) instrumentative (das MS bezeichnet das Instrument); 6) prädikative (das MS bezeichnet eine Handlung, einen Zustand, eine Beziehung); 7) temporale (das MS bezeichnet eine Zeiteinheit); 8) Ereignisverben (das MS bezeichnet eine ganzheitliche Situation)? Können noch irgendwelche semantische DV-Typen aufgestellt werden?

4.1. Possessive DV Welche Gruppen von possessiven DV sind in einer gegebenen Sprache vorhanden? 1)"S1 hat Sm" (indones. tanah 'Land' -> bertanah 'Ländereien haben'); 2)"S1 hat kein Sm" (nenz. njan ' 'Brot' njan 'sja(s ') 'kein Brot haben'); 3)"S1 beginnt, Sm zu haben" (evenk. oron 'Rentier'^» ororbu- 'sich Rentiere anschaffen'); 4)"S1 beginnt, kein Sm zu haben" (russ. losad' ' P f e r d ' o b e z l o s a d e t ' 'Pferd(e) verlieren'); 5)"S1 verursacht, daß S2 Sm hat" (engl, arms 'Waffe' to arm 'bewaffnen' analog in russ. oruzije —> vooruzat '); 6)"S1 verursacht, daß S2 kein Sm hat" (engl, arms 'Waffe' to disarm 'entwaffnen' analog in russ. oruzije obezoruzit ')? Sind in der gegebenen Sprache quasipossessive DV vorhanden, die "Teil-Ganzes"- Beziehungen bzw. lokative Beziehungen zum Ausdruck bringen? (vgl. ukrainische DV mit der Deutung "S2 beginnt, Sm zu haben" (s. oben die dritte Gruppe possessiver DV: Feder —> sich beßedern).

4.2. Attributive DV Welche Gruppen attributiver DV sind in einer gegebenen Sprache vorhanden? 1)"S1 ist Sm" (vgl. russ. simvol ' S y m b o l ' ^ simvolizirovat' 'symbolisieren', 'ein Symbol von etw. sein'); 2)"S1 ist kein Sm" (in den Sprachen des Korpus ist diese Gruppe nicht vertreten); 3 ) " S 1 beginnt, Sm zu sein" (vgl. aserb. das 'Stein' daslarmag 'versteinern'); 4)"S1 beginnt, kein Sm zu sein" (vgl. im Mnd.: borgere 'Stadtbürger'-> entborgern 'kein Stadtbürger mehr sein'); 5)"S1 verursacht, daß S2 Sm ist" (vgl. russ. rab 'Sklave'->porabotit ' 'versklaven', analog in schwed. slav—>förslava\ 6)"S1 verursacht, daß S2 kein Sm ist" (vgl. russ. kulak 'Kulak'—> raskulacit' 'entkulakisieren', magnit 'Magnet' —> razmagnitit ' 'entmagnetisieren')?

172 4.3. Lokative DV Welche Gruppen lokativer DV sind in einer gegebenen Sprache vorhanden? 1)"S1 befindet sich am Ort Sm" (vgl. esk. snak 'Ufer'->snamy 'sich am Ufer befinden'); 2)"S1 befindet sich nicht am Ort Sm" (in den Sprachen des Korpus ist diese DV-Gruppe nicht vertreten); 3)"S1 beginnt, sich in Sm zu befinden" (vgl. russ. voda ' W a s s e r w a s s e r n 'auf dem Wasser landen (von Flugobjekten))'); 4)"S1 beginnt, nicht am Ort Sm zu sein" (engl, rail 'Gleis' to derail 'entgleisen'); 5)"S1 verursacht, daß S2 am Ort Sm ist" (engl, capsule ' K a p s e l ' ^ to incapsulate 'einkapseln', 'inkapsulieren'); 6)"S1 verursacht, daß S2 nicht am Ort ist" (pol. wagon 'Wagen' wywagonowac 'aus einem Wagen ausladen')?

4.4. Objektverben Welche Verbgruppen, deren MS in der Deutung ein effiziertes Objekt bezeichnen, können in einer gegebenen Sprache aufgestellt werden? "S1 schafft Sm" (tschuk. poigyt 'Spieße'-^ tapoigyr¡yk 'Spieße machen'); 2) "S1 sondert Sm ab" (jakut. samyyt 'Ei' —> samyytaa- 'Eier legen (vom Huhn)'); "S1 schafft Sm des Gegenstandes S2" (russ. model 'Modell' modelirovat' 'modellieren')? Welche Verbgruppen, deren MS ein affiziertes Objekt bezeichnen, sind in einer gegebenen Sprache vorhanden? 1)"S1 führt eine typische Handlung an Sm aus" (jakut. süöhu 'Vieh'—> suehulee- 'für das Vieh sorgen'); 2)"S1 jagt Sm, fängt Sm" {engl fish ' F i s c h ' ^ / o f i s h 'fischen'); 3)"S1 sammelt Sm" (engl, berry ' B e e r e i / o berry 'Beeren sammeln'); 4)"S1 verbraucht (ißt, trinkt, raucht) Sm" (even, ulre 'Fleisch'->ulrety- 'Fleisch essen'); 5)"S1 wirkt auf Sm (= Teil des Gegenstandes S2 ein" (chak. naach ' W a n g e ' - * naachta'jmdm. eine Ohrfeige geben'); 6)"S1 holt Sm " (tuv. dus 'Salz'-> dusta 'Salz holen'); 7)"S1 geht eine Handlung an Sm zu verrichten" (even, olra 'Fisch'-* olrama- 'auf Fischfang gehen')?

4.5. Instrumentative DV Welche lexikalisch-semantische Gruppen können in einer gegebenen Sprache die allgemeine DF der instrumentativen DV? "S1 fuhrt (an S2) eine typische Handlung mit Hilfe von Sm aus" (dt. Kammkämmen) konkretisieren? 1)"S2 mit Sm bearbeiten" (russ. utjug 'Bügeleisen' utjuzit' 'bügeln');

173 2)"schließen, befestigen, zusammenknüpfen mit Hilfe von Sm" (engl, glue 'Kleber'-» to glue 'kleben'); 3)"sich mit Sm fortbewegen" (engl, sail 'Segel'-> to sail 'segeln'); 4)"mit dem Köφerglied Sm handeln" (Its. mele 'Zunge' —> melot 'plaudern'); 5)"mit dem Gegenstand, ein Musikinstrument Sm spielen" (ung. sakk 'Schach'-* sakkozni 'Schach spielen') usw.?

4.6. Prädikative DV Welche Subtypen prädikativer DV können in einer gegebenen Sprache aufgestellt werden? 1) Verben, deren MS eine Handlung bezeichnen: "S1 führt die Handlung Sm (an S2) aus" (tag. kalakal 'Kommerz, H a n d e l ' m a n g a l a k a l 'Handel betreiben'); 2) Verben, deren MS einen Zustand, ein Gefühl, eine Beziehung bezeichnen: a)"Sl befindet sich in einem Zustand Sm, steht in einer Beziehung Sm zu S2" (engl .fever 'Fieber'->to fever 'fiebern'); b)"Sl beginnt, in einem Zustand Sm zu sein, in einer Beziehung Sm zu S2 zu stehen" (fr. fievre 'Fieber, Körpertemperatur' s 'enfievrer 'ansteigen (des Fiebers))'; c)"Sl verursacht, daß S2 in einem Zustand Sm ist, in einer Beziehung zu Sm steht" (russ. gipnoz 'Hypnose'—» gipnotizirovat' 'hypnotisieren'); 3) DV des Redens: a) MS von Redeeinheiten (engl, phrase 'Phrase', 'Redewendung'-* to phrase 'in Worten ausdrücken'); b) das MS bezeichnet ein kommunikatives Ziel (russ. doklad 'Vortrag' -> dokladyvat ' 'vortragen'); c) das MS bezeichnet den Bereich, zu welchem eine Aussage gehört, ihre Bewertung (russ. moral'Moral'-» moralisirovat"moralisieren'); d) das MS referiert auf ein geäußertes Wort (aserb. salam 'Begrüßung'-* salamlasmag 'salam sagen', 'begrüßen'; ung. ur 'Herr'->urasni 'jmdn. mit Herr anreden'); e) das MS bezeichnet eine Sprache, in welche übersetzt wird, welche gesprochen, geschrieben wird {tag. Τ agalog—> magsatagalog 'ins Tagalog übersetzen')?

4.7. Temporale DV Welche Gruppen temporaler DV sind in einer gegebenen Sprache vorhanden? 1)"S1 verbringt die Zeit Sm (bei/in S2 )" (russ. zima 'Winter' ->zimovat' 'überwintern'); 2)"S1 befindet sich in einem Zustand, der fur SI in der Zeit Sm typisch ist" (dt. Sommer sommern)·, 3)"S1 führt an S2 eine Handlung aus, die mit der Zeit Sm verbunden ist" (dt. Herbst—> herbsten)',

174 4)"S1 dauert fur die Zeit Sm an" (indones. bulan 'Monat' —> berbulan 'einen Monat lang dauern')? Können noch weitere Gruppen temporaler DV aufgestellt werden?

4.8. Ereignisverben Welche Gruppen von Ereignisverben können in einer gegebenen Sprache aufgestellt werden (die vier ersten der unten angeführten Gruppen gründen auf einer logischen Klassifikation s. Pos. 4.1.)? 1)"Es ereignet sich Sm" (engl, rain ' R e g e n ' t o rain 'regnen'); 2)"Es ereignet sich kein Sm" (keine Beispiele im untersuchten Material); 3)"Es beginnt, Sm zu sein" (engl, night 'Nacht' —> to night 'einbrechen (von der Nacht)'; 4)"Es beginnt, kein Sm zu sein" (esk. kaghi 'Flut' -> kaghi^taka 'die Flut hört a u f ) ; 5)"S1 ist von der Naturerscheinung, Zeit Sm überrascht" (tag. ulan 'Regen' ulanin 'vom Regen erwischt sein')? Welche Gruppen von Ereignisverben sind in der gegebenen Sprache noch vorhanden?

4.9. Resttyp von DV Welche einzelnen DV und DV-Gruppen können keinem der präsentierten Typen zugerechnet werden (vgl. DV mit der Deutung "Schmerz, Schwäche in einem Körperglied Sm empfinden" ( even, esal 'Auge' -> esam- 'weh tun (von Augen)'?

5. B e d e u t u n g e n von D V - A f f i x e n

Welche Bedeutungstypen von DV-Affixen sind in einer gegebenen Sprache vorhanden: kategoriale, raumorientierte, konkrete?

5.1.Affixe mit kategorialer Bedeutung Sind in einer gegebenen Sprache Affixe vorhanden: a) die den DV keine Bedeutungsmerkmale verleihen (vgl. das Suffix -laa- im Jakutischen, ier- im Deutschen); b) die mit keiner semantischen DV-Gruppen verbunden sind, aber Verben bestimmter lexikalisch-semantischer Gruppen bilden und ihnen die Merkmale Transitivität/Intransitivität, Genus verbi, Aspekt, Aktionsart u.a. zuteilen (vgl. im Russischen die Bildung lediglich

175 intransitiver DV des imperfektiven Aspekts mit dem Suffix -e-: zver 'Tier'^> zveret' 'vertieren', inej 'Reif —>indevet' 'sich mit dem Reif bedecken'? Werden die DV mit Affixen gebildet: a) die zur Reflexiv-, Passiv-, Reziprokbildung dienen (vgl. im Schwedischen werden mit dem Reflexivsuffix intransitive und unpersönliche DV gebildet: dag 'Tag'-> dagas 'aufblühen'); b) die den Intensitätsgrad, die Dauer, Einmaligkeit/Mehrmaligkeit einer Handlung bedeuten, vgl. im Nanajischen: cobo ' D i e b ' ^ cobola- 'stehlen' (einmal); coboci- 'vom Diebstahl leben'? Welche bewertenden Bedeutungen können die DV-Affixe ausdrücken (vgl. pejorative DV-Bedeutungen mit dem Suffix -msyj und seinen Varianten im Jakutischen: ogho TCind'-> oghomsuj 'Kind spielen', 'kaprizieren')?

5.2. Affixe mit raumorientierten Bedeutungen Welche raumorientierten Beziehungen können die Affixe ausdrücken? Durch welche Affix können DV abgeleitet werden? 1 ) Einkreisung (dt. Wand-* umwanden)·, 2) Bewegung (Unterbringung) zum Inneren von etw. (engl, orb O r b i t ' , 'Sphäre'-^ to inorb 'in die Handlungssphäre einbeziehen'); 3) Bewegung auf etw. hinauf, auf die Oberfläche von etw. (dt. Tafel—> auftafeln)·, 4) Bewegung durch etw. hindurch (russ. zir 'Fett' —>prozirit' 'durchfetten'; 5) Anschluß, Bewegung zu etw. hin (dt. Kette—> anketten)·, 6) Bewegung (Entfernen) aus etw. heraus, aus dem Inneren von etw. (pol. wagon 'Wagen'^* wywagonowac 'aus einem Wagen ausladen'); 7) Bewegung von etw., Entfernen, Entziehung eines Gegenstandes (russ. scepa 'Holzspan' —> otscepit ' 'abspannen'); 8) Bewegung nach unten, in den unteren Teil von etw. (russ. domkrat 'Wagenheber' —>poddomkratit' 'mit dem Wagenheber anheben'); 9) Bewegung, Versetzung von etw. über etw. hinweg (dt. Brücke-t überbrücken)·, 10) Spaltung (slow, kusok 'Happen, Stück' rozkukovat 'in Happen, Stücke teilen'); 11) Unterbringung hinter etw., verschließen (russ. stora 'Vorhang'—» zastorit' 'die Vorhänge zusammenziehen')? Welche weitere raumorientierten Bedeutungen drücken die DV-Affixe aus? Welche semantischen DV-Typen und -Gruppen werden mit Hilfe eines Affixes dieser zusätzlichen raumorientierten Bedeutung gebildet?

5.3. Affixe mit konkreter Bedeutung (spezialisierte) Sind in einer gegebenen Sprache Affixe vorhanden, die DV bestimmter semantischen Gruppen bilden (s. 4.1 .-4.8.; vgl. im Nenzischen werden durch den Suffix -sja (tsja, zja) lediglich

176

DV mit der Bedeutung "SI hat kein Sm" gebildet: sachar 'Zucker'-* sacharit'sja(s') keinen Zucker haben, ohne Zucker sein')? DV welcher Gruppen werden durch Affixe dieses Typs abgeleitet?

6. Quantitative Charakteristik des Produktivitätsgrades

Wie groß ist die Zahl der DV in den aufgestellten bestimmten strukturellen und semantischen Typen und Gruppen? Wie groß ihr prozentualer Anteil an der Gesamt-DV-Zahl? Wie ist das prozentuale Verhältnis der einzelnen Typen und Gruppen untereinander?

7. Diachronischer Aspekt der DV-Untersuchung

Ist es möglich, Korpora von DV fiir mehrere Zeitphasen der Entwicklung einer gegebenen Sprache zusammenzustellen? Wie ist die Entwicklungsdynamik der strukturellen und semantischen DV-Typen, die aufgrund der Korrelation der quantitativen Angaben bestimmt werden kann? Welche strukturellen und semantischen DV-Typen und -Gruppen sind in einer bestimmten Periode der Sprachentwicklung vorhanden/nicht vorhanden, produktiv/unproduktiv?

8. Terminologische DV

Wie sieht das Verhältnis zwischen strukturellen bzw. semantischen DV-Typen in der Literatursprache und im terminologischen Bereich? Weisen terminologische DV spezifische Eigenschaften im Vergleich zum System nichtterminologischer DV auf?

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Anhang

Material des typologischen Tests

Im vorliegenden Teil sind die Verben aufgeführt, die durch 238 russische Substantive und ihre Äquivalente in zehn weiteren Sprachen motiviert sind: im Englischen, Bulgarischen, Indonesischen, Komi, Lettischen, Litauischen, Deutschen, Evenkischen, Evenischen und Jakutischen. Das Material des Anhanges ist Wörterbüchern, der Fachliteratur und Informanten entnommen. Die motivierenden Substantive sind thematisch geordnet. Jedes von ihnen enthält einen Hinweis auf seine Frequenz. Eine nähere Charakterisierung des Materials ist dem Hauptteil des Buches zu entnehmen (s. unter 3.3.2.).

I. Mensch, Bezeichnungen der Menschen nach ihrem Alter

1. Mensch (636-205): russ. celovek —> ocelovecit' 'jmdm., etw. menschliche Eigenschaften zuschreiben', obesöeloveòit' 'jmdm., etw. menschliche Eigenschaften entziehen', bulg. clovek—> ocloveca 'menschlich machen', 'menschliche Eigenschaften zuschreiben'; lit. zmogus—> suzmöginti 'menschliche Eigenschaften zuschreibenen', zmogèti 'zum Menschen werden'; zmonès (Plural) zmonétis 'Umgang mit Menschen haben', 'zu Gast sein'; engl, man to man 1) Mar. 'Personal einstellen', 'einem Menschen einen Posten zuteilen'; 2) Forstw. 'zähmen (einen Habicht usw.)'; dt. Mensch —> menscheln; entmenschen; Komi mort —> mortavny 'erwachsen werden', evenk. beje —> bejemu- 'nach Menschen riechen'; even, bej bejik- 1) 'einen Menschen bemerken' 2) 'sich in Gedanken einen Menschen vorstellen'; bejim- 'nach Menschen riechen'; bejket- 'erwachsen sein wollen, sich erwachsen fühlen (bei irgendeiner Beschäftigung); bejod- 'erwachsen, erwachsen werden'; bejiw- 'bei einer bestimmten Person etw. aufbewahren'; bejreb- 'sich an Menschen gewöhnen, sich zähmen lassen (von Tieren)'; bejme- 1) 'zu einem Menschen auf Besuch gehen'; 2) 'sich auf Menschenjagd begeben'; bejkat- 'auf eine lebendige Zielscheibe schießen'; jakut. kihi —> kihilen- 1) 'über einen Menschen, Arbeiter verfugen'; 2) umg. 'einen Mann, Liebhaber haben'; kihilee- 1) 'Menschen zuweisen', 'mit Menschen versorgen'; 2) 'jmdn., etw. ohne Mühe überwinden', 'jmdn., etw. schnell bewältigen'; kihileeme- 'mit jmdm. etw. zurechtkommen'; kihirgee'prahlen, angeben';

190 2. Kind (66-60): russ. rebjata (PI.) -> rebjacit'sja 'sich wie ein Kind benehmen', 'spielen, nicht ernst sein'; Its. bërns -> apbërnoties 'zur Welt bringen', 'gebären'; lit. vaikas vaikauti 'sich wie ein Kind benehmen'; (su)vaikèti 'kindisch werden'; iyaikinti 'adoptieren'; engl, child to child veralt. 'gebären (vgl. mhd. kint —» kinden 'gebären', 'zur Welt bringen'); indones. anak —> memperanakkan 'gebären', 'zur Welt bringen'; beranak 1) 'Kinder haben'; 2) 'gebären', 'Junge werfen'; Komi kaga —>kagafvny l)'ein Kind sein'; 2) 'in der Familie fur ein Kind gehalten werden, obwohl man schon halbwüchsig ist'; kagaas'ny 'gebären (von Frau) (vgl. auch Komi: celad' 'Kinder'-» celadjasny 'sich leichtsinnig benehmen', 'kindisch werden'); evenk. hüte —> Ιηαεη- 1) 'ein Kind adoptieren'; huteru- 'Kinder stillen; hütete- 'ein Kind für sein eigenes halten'; hutel- 1) 'adoptieren'; 2) 'nach seinem eigenen Kind, Blut riechen'; 3) 'wie ein Kind liebkosen', 'verwöhnen'; even, hut —> hütet 1) 'ein Kind haben'; 2) 'jmds. Sohn, Tochter sein'; hutlet - 'Kind(er) haben'; hutelbe- 1) 'ein Kind be-kommen'; 2) 'gebären'; huter|- 'adoptieren', 'ein Kind erziehen'; jakut. ogho ogholoo- 'auf das Kind aufpassen', 'ein Kind stillen'; ogholon 1) 'Kinder haben', 2) 'gebären'; og-homsuj- 'ein Kind spielen', 'kaprizieren'; oghorhoo- 'für sein eigenes Kind halten';

3. Knabe (279-46), Junge: Its. puisis 'Junge'—» appuisoties 'sich wie ein Junge anziehen' (von Mädchen)'; lit. bernas -» bernáuti 'ledig sein (von Mann)'; engl, fellow -> to fellow 1) 'sich als Paar finden'; 2) 'freundlich, familiär umgehen'; Komi son sonmas 'ny verächtl. 'mit einem Jungen spazieren gehen (von Mädchen)'; sonmavny 'als Junggeselle leben'; evenk. Omolgi —> omolgiη'einen Knaben gebären'; even, hurken —> hurkennet- 'einen Knaben wie seinen eigenen zur Hilfe heranziehen'; jakut. MO/ ->uollan- umg. 'sich mit einem Jungen befreunden';

4. Mädchen (278-56): bulg. moma momeja se 'ein heiratsreifes Mädchen sein', momuvam 1) 'ein heiratsreifes Mädchen sein', 2) 'eine alte Jungfer bleiben'; lit. merga mergina -> mêrginti, mergynêti 'mit einem Mädchen flirten, den Hof machen'; mergauti 'unverheiratet sein'; Komi nyv —> nylavny 'Jungfrau sein, Mädchen sein'; even. hunäd'-> hunäd'lät- 'ein Mädchen wie sein eigenes Kind zur Hilfe heranziehen'; jakut. kyys kyystan- umg. 'eine feste Freundin, Braut haben'; kyystaa- umg. 'Schürzenjäger sein';

191

5. Mann (59-42): russ. muz —> muzat' 1) 'Mann werden' , 'erwachsen werden, physisch voll entwickelt werden' 2) 'Erfahrung, Kräfte sammeln'; muzat'sja 'Mut zeigen, sich ermannen'; lit. vyriskis ->(su ) vyristèti 'Mann werden' ; engl, man to man 'Mut zusammennehmen', 'sich zusammenraffen' ; to unman 1) 'den Mut verlieren', 2) 'kastrieren', 3) veralt.'jmdm. die Menschenwürde nehmen'; dt. Mann -> bemannen, sich ermannen; entmannen; even, bej ->bejerbu- 'mannhaft werden', 'erwachsen werden', 'vernünftig werden' ; jakut. er erdij- 1) 'mutig , kühn vorgehen' 2) 'mutig werden';

6. Frau (133-78): lit. moteris sumoteréti, 'weibisch werden (vom Mann)'; evenk. así —> aslkatce- 'sich wichtig machen (von Mädchen, Frauen)', aslmü - 1) 'nach Frau riechen', 2) 'eine Frau begehren, wollen'; even, asi —> asikät- 'auf seine Schönheit stolz sein (von Frauen)'; asavla'kokettieren', 'seine Schönheit zeigen'; jakut. d'achtar d'achtandan1) 'eine Frau haben' 2) vulg. 'sich verheiraten (vom Mann)'; d'achtarymsyj- 1) 'sich benehmen, wie es sich für eine Frau schickt', 2) 'wie eine Frau behandelt werden wollen' (vgl. mhd wlp wïben ' handeln, sich benehmen, wie es sich für eine Frau schickt');

6. Greis (69-17): dt. Greis vergreisen; Komi: starik starikavny, 1) 'Greis sein', 2 ) 'das Leben eines Greises führen', 'wie ein Greis leben'; evenk. etirkën -> etirkën- 'veralten'; jakut. kyrd'aghas kyrd'aghahymsyj1) 'sich Mühe geben, wie ein Greis (weiser, älter als man wirklich ist) auszusehen' 2) 'vortäuschen', ein Greis zu sein;

8. Greisin (28-13): Komi : 'starucha ->starukaavny

'Greisin sein'; evenk. atirkän —> atirkän 'veralten';

192 II Familie, Verwandschaftsnamen

1. Familie (495-64): Komi: semja —> semjitcyny 'eine Familie gründen'; indones. anak-isteri -> beranak - isteri 'eine Familie haben'; jakut. kergen —> kergennen- 'sich eine Familie anschaffen';

2. Vater (210-54): engl .father to father 1) '(Nachkommen) zeugen', 2 ) 'Vater sein als Vater, als Begründer gelten'; 3) 'die Vaterschaft feststellen, zuschreiben', 4) 'sich um jmdn. väterlich kümmern'; indones. bapa ->berbapa 1) 'einen Vater haben'; 2) 'jmdn. für seinen Vater halten'; Komi: bat' —> batjavny 'Vater sein'; evenk. aml η amïnta- 'jmdn. fur seinen Vater halten'; even. amä-> amanta- 'jmdn. fur seinen Vater halten'; amma- 'den Vater lieben'; amäm- 'jmdn. für seinen Vater halten'; jakut. agha -> agharghaa- 1) 'ein zartes Gefühl dem Vater gegenüber empfinden' 2) ' sich jmdm. gegenüber verhalten, als wäre es der eigene Vater', 'jmdn. für seinen Vater halten';

3. Mutter (247-61): russ. mat' (mater') —.>materit' 'fluchen, schimpfen unter unanständiger, beleidigender Verwendung des Wortes "Mutter"); engl, mother -> to mother 1) 'sich jmdm. gegenüber mütterlich verhalten', 2) 'zwecks Erziehung zu sich nehmen'; 'aufpäppeln', 3) seit. 'Mutter sein', 'gebären', 4) 'sich als Mutter empfinden' 5) 'die Mutterschaft zuschreiben'; dt. Mutter bemuttern; indones. ibu —> beribu, beribukan 1) 'eine Mutter haben', 2) 'für die Mutter halten'; Komi: mam —>mammyny 'Mutter werden'; mamavny 'Mutter sein'; even, enen -> en'me- 'die Mutter lieben', enente- 'jmdn. als Mutter haben'; jakut. ije ijelen- 'eine neue Mutter bekommen (in Person einer Stiefmutter, Erzieherin)'; ijergee- 1) 'zarte Gefühle der Mutter gegenüber empfinden'; 2) 'sich jmdm. gegenüber verhalten, als wäre es die Mutter';

4. Ehemann (55-83): bulg. mz —> mia 'verheiraten (von Frau)'; engl, husband to husband 1) seit, 'für jmdn. einen Mann finden', 2) selt.'sich verheiraten (von Frau) '; dt. Mann -> sich bemannen-, indones. laki -> memperlakikan 'verheiraten'; berlaki 'einen Ehemann haben'; memperlaki 'zum Mann nehmen', 'sich verheiraten'; Komi: muzik ->muiikavny 'in der Rolle eines Ehe-

193 mannes sei'; evenk. etirkën etirkënte- 'zum Ehemann machen'; even, etiken -> etiken'sich verheiraten'; 'als seinen Ehemann betrachten'; jakut. är ärdyn- vulg. 1) 'sich verheiraten', 2) 'mit einem Mann leben';

5. Frau (Gattin) (104-81): russ. zena zenit', 'verheiraten'; bulg. zena zenja 1) 'verheiraten (von Mann)' 2) 'verheiraten (von Frau)'; Its. sieva apsievoties 'sich verheiraten (von Mann)'; dt. Weib sich beweiben; indones. isteri -> memperisterikan 'verheiraten (von Mann)'; memperisteri 'zur Frau nehmen', 'sich verheiraten (von Mann)'; beristeri 'eine Frau haben', 'verheiratet sein (von Mann)'; beristerikan 'jmdn. als Ehefrau haben'; Komi: götyr -> götras'ny 'sich 'verheiraten (von Mann)'; götravny 'verheiraten (von Mann)'; evenk. así asila- 'sich verheiraten (von Mann)'; asila- 'fahren, um eine Ehefrau zu besogen'; asitä- 1) 'fur die Ehefrau halten'; 2) 'mit jmdm. wie mit der Frau leben'; asïmât- 'zu einer fremden Frau gehen'; even, atikan αύΚαη-, atikalbu- 'sich verheiraten (von Mann)'; atikanta- 'jmdn. zur Ehefrau haben'; atikantat 'mit der Ehefrau leben'; jakut. kergen - 'Mann', 'Frau', 'einer der Ehepartner'-^ kergennen- 'sich verheiraten'; kergennes- 'sich aneinander gewöhnen', 'einander gut vertragen'; kergennee- 'verheiraten';

8. Sohn (130-43): russ. syn —> usynovif 'einen Jungen adoptieren'; bulg. sin -> osinovja 'einen Jungen adoptieren'; lit. sünus -> isünyti 'einen Jungen adoptieren'; indones. putera ~> berputera 1) 'einen Sohn haben', 2) 'schwanger sein'; Komi: pi piavny 1) 'Junge werfen (von Tieren)', 2) 'ein Kind bekommen (von unverheirateten Frauen, Mädchen,Witwen)'; even, hüte, evenk. hut ' K i n d ' , 'Sohn', 'Tochter' -> s. oben Gruppe 'Kind'; jakut. uol ->uollan- 'einen Sohn bekommen';

9. Tochter (35-30): russ. doc' —> udocerit' adoptieren'; jakut. kyys' (von Mann)';

'ein Mädchen adoptieren'; lit. dukrä —> [durkr int ι 'ein Mädchen kyystan- 1) 'eine Tochter bekommen', 2) 'eine Tochter haben

10. Bruder (129-133): russ. brat —> bratat'sja 1) veralt. 'den Brudereid leisten'; 2) 'brüderliche Gefühle zum Vorschein bringen', 'engere, brüderliche Beziehungen schließen'; bulg. brat —> pobratimja se

194 'sich verbrüdern'; bratuvam ' i n brüderlicher Beziehung zu jmdm. stehen'; bratja 'neue Wurzeln, Zweige schlagen (von Pflanzen)'; Its. brälis —> bräjoties 'sich verbrüdern'; lit. brölis —> bröliautis 'sich verbrüdern'; engl, brother —> to brother 1) 'sich jmdm. wie einem Bruder gegenüber verhalten'; 2) 'einen Bruder nennen'; 3) 'Brüderschaft schließen'; dt. Bruder sich verbrüdern, indones. saudara 'Bruder', 'Schwester' —> bersaudara 1) 'einen Bruder (eine Schwester) haben'; 2) 'Geschwister sein'; mempersandarakan ' befreunden'; even, aka 'älterer Bruder' akma- 'den älteren Bruder mögen'; akanta- 'der ältere Bruder sein'; n'ö 'jüngerer Bruder' oder ' jüngere Schwester' —> n'ölet- 'für jüngeren Bruder halten', n'ömne- 'dem jüngeren Bruder etw. antun; n'öme- 'den jüngeren Bruder, die jüngere Schwester lieben'; jakut. byraat 'jüngerer Bruder' —>• byraattas- 'sich verbrüdern (an der Front)'; ubaj 'älterer Bruder, Onkel' —» ubajdan- 'einen älteren Bruder bekommen';

11. Schwester (49-46): engl, sister to sister seit. 1) 'sich wie eine Schwester verhalten', 2) 'Schwester nennen'; dt. Schwester —> sich verschwistem, even, ekë- 'ältere Schwester' —» ekme- 'die ältere Schwester lieben'; ekente- 'fur die ältere Schwester halten'; eknet- 'die ältere Schwester sein'; jakut. ed'iij 'ältere Schwester', 'Tante' -> ed'iijden- 'eine ältere Schwester bekommen'; ed' iijimsyj- sich wie eine ältere Schwester benehmen';

12. Onkel (100-30): Komi: djadja 'Bruder vom Vater', 'Stiefvater' -> djadjavny 'Stiefvater sein'; even, aka 'älterer Bruder', 'Onkel - jüngerer Bruder des Vaters, der Mutter - » akanta- 'Onkel sein'; akma- 'den Onkel liebhaben'; jakut. abaghaabaghalan- 'einen Onkel bekommen';

13. Tante (61-33): Komi: icin' 'Tante', 'Stiefmutter' —> icin'awny 'Stiefmutter sein'; jakut. ςαηα3 —> 3αηα3tan- 'eine Tante bekommen';

14. Großvater (24-12): engl, grandfather to grandfather seit. 'jmdm. die Urheberschaft von etw. zuschreiben'; evenk. amäkä —> amäkäma-, amäkatä- 'für seinen Großvater halten'; jakut. ehe ehelen'einen Großvater bekommen';

195

15. Großmutter (90-54): engl, grandmother -> to grandmother 'liebkosen', 'verwöhnen'; Komi: pöcv 'Mutter des Vaters' —>pöcavny 'Großmutter sein'; evenk. enëkë -» enekeme-, enekete- 'fur seine Großmutter halten'; jakut. ebe ebelen- 'eine Großmutter bekommen';

III. Bezeichnungen der Menschen nach ihren Beziehungen, Berufen

1. Freund (318-76): russ. drug druzit' 'befreundet sein'; bulg. prijatel —> sprijateljavam se umg. 'sich befreunden'; Its. draugs —> draudzëties 'befreundet sein'; lit. draùgas —> draugauti 'befreundet sein'; engl .friend -λ to friend seit, 'sich freundschaftlich verhalten', 'helfen', dt. Freund sich befreunden, indones. teman —> berteman 'befreundet sein', 'Freund(e) haben'; menemani 'begleiten', 'jmdm. Gesellschaft leisten', Komi: 'evenk. girki —> girklle'befreundet sein', girkilë- 'zum Freund gehen', girkïn- 'sich befreunden'; even, girke —> girku- 'jmdm. Gesellschaft leisten'; girkili- 'einladen, um Gesellschaft zu leisten'; girkimme- 'als Freund lieben'; jakut. doghor -> doghordos- 1) 'sich befreunden'; 2) 'befreundet sein'; 3) 'etw. mit jmdm. zusammen tun';

2. Feind (49-0): dt. Feind anfeinden', befeinden; sich verfeinden; idones. seteru —» berseteru 'verfeindet sein'; menjeterui 'sich feindlich verhalten'; memperseterukan 'jmdn. feindlich einstimmen'; evenk. bulën —> bulën- 1) 'verfeindet sein', 2) 'Krieg fuhren'; jakut. östööch östööchten'sich einen Feind (Feinde) machen';

3. Herr (136-16): russ. chozjain —> chozjajnicat' 1) 'den Haushalt fuhren', 'sich um den Haushalt kümmern'; 2) 'rücksichtslos regieren', 'nach eigenem Gutdünken handeln'; bulg. chazjain —> chazjajnica 'regieren, verwalten', Its. saimnieks saimniekot 1) 'den Haushalt fuhren'; 'wirtschaften' 2) 'rücksichtslos regieren'; lit. seiminiñkas -> seiminiñkauti 'regieren'; engl, master ->to master 1) 'meistern', 'überwinden', unterwerfen'; 2) 'sich aneignen'; 3) 'regieren, leiten'; dt. Herr —> herrschen', indones. tuan —> bertuan 1) 'herrschen, regieren' 2) 'einen Herren haben, für seinen Herren halten'; 3) 'jmdn. einen Herren nennen'; 4) 'jmdn. mit Sie

196 ansprechen'; bertuankan 1) 'einen Herren haben, für seinen Herren halten'; 2) 'jmdn. einen Herren nennen'; mempertuankan, mempertuani 'herrschen'; mempertuan 1) 'fur seinen Herren halten'; 2) 'einen Herren nennen'; 3) 'jmdn. mit Sie ansprechen'; Komi: kösjain —> kösjainavny 'den Haushalt fuhren, wirtschaften'; evenk. chunrf -> chunrfta- 'als seinen Herren anerkennen'; chunrfla- 'jmdn. zum Herrn, Chef haben'; even. οΗηηηί —» chunrfvci1) 'Herr sein', 'herrschen' 2) 'wirtschaften' 'verwalten'; chunr|im- 'einen Menschen fur seinen Herren halten (vom Hund)'; jakut. chahaajyn —> chahaajynnaa- 1) 'den Haushaft führen, wirtschaften'; 2) 'sich wie ein Herr benehmen';

4. Gast (149-39): russ. gost ' —>gostit ' 'zu Gast sein'; bulg. gost —>gostuvam 'zu Gast sein'; Its. viesis —> viesories 'zu Gast sein'; lit. svecias svecioutis 'zu Gast sein'; engl, guest —> to guest 1) 'als Gast empfangen'; 2) seit, 'zu Gast sein';dt. Gast -> gasten, gastieren-, indones. tamu —> bertamu 'zu Besuch gehen (fahren)' 'jmdn. besuchen; ketamuan 'einen Gast (Gäste) empfangen', 'von Gästen besucht werden'; menamu 1) 'empfangen', 'bewirten', 2) 'zu Besuch gehen'; namui 'besuchen', 'zu Besuch gehen'; Komi: göst' —> göstitny 'zu Gast sein'; göstawny 'zu Gast sein'; evenk. iremë iremë- 1) 'besuchen', 'zu Besuch kommen' 2) 'zu Gast sein' 3) 'ein Geschenk bekommen'; iremëmi- 1) 'zu Besuch gehen'; 2) 'als Gast ein Geschenk annehmen'; iremëgi- 'etw. dem Gast schenken'; djümad' —> djuman- 'zu Besuch gehen'; jakut. yald'yt yald'yttaa1) 'zu Gast sein', 2) 'zu Besuch kommen'; yald'ytymsyj- 'sich als Gast benehmen', 'sich als Gast fühlen';

5. Hirte (0-0): russ. pastuch —> pastusit' 'Hirte sein'; Its. gans —> ganit 'weiden'; lit. piemuo —> piemenauti 'Hirte sein'; engl, shepherd —> to shepherd 'weiden', ('die Herde treiben'; Komi: pastuch —>pastukavny 'Hirte sein'; jakut. bostuuk —> bostuuktaa- 1) 'Hirte sein, als Hirte tätig sein'; 2) 'Vieh weiden, hüten';

6. Arbeiter (0-0): jakut. rabotcai

rabotcaidaa- 'als Arbeiter tätig sein';

197

7. Schmied (0-0): lit. kalvis -> kalvianuti 'als Schmied tätig sein', 'Schmied sein'; engl, smith -» to smith 1) 'schmieden' (von Hand)'; 2) 'Schmied sein', 'in der Schmiede tätig sein'; dt. Schmied schmieden; jakut. timir uuha —> timir uustaa- 'als Schmied tätig sein';

IY. Körperglieder

1. Kopf (205-65): russ. golova —> obezglavit' 'köpfen, enthaupten'; bulg. glava —> obezglavja 'köpfen, enthaupten'; lit. galva galvoti 'denken'; engl, head —> to head l)'den Ball köpfen (Fußball)' 2) seit, 'köpfen, enthaupten'; dt. Kopf —> köpfen; köpfeln\ indones. kepala —> mengepalakan 1) 'körfen'; 2) 'reiten (z. B. einen Elefanten)'; 3) 'zügeln (ein Pferd, eine Kutsche)'; evenk. dyl —> dylma- 'den Kopf treffen (ein des Tieres, Vogels)'; dilmat- 'kämpfen (indem man mit Kopf und Schultern gegeneinander stößt)'; even, dyl -> dyli- 1) 'wippen (vom Kopf während des Reitens)'; 2) 'Kopfgeld zahlen'; dyläm 'unter Kopfschmerzen leiden'; dylmat- 'kämpfen (indem man mit Kopf und Schultern gegeneinander stößt)'; dylis'Kopfschmerzen haben'; dylti- 'einen Kopf (irgendeines Tieres, Vogels) essen'; jakut. bas ->bahyj- 'übertreffen', 'uberwältigen'; bastaa- umg. 1) 'einen Kopf machen, anbringen', 2) 'jmdm., etw. vorangehen'; bastan- 'einen Kopf haben', 'Köpfchen haben'; 2) 'mit dem Kopf zu irgendeiner Seite liegen'; bastas- 'Kopf an den Kopf legen';

2. Gesicht (262-48): russ. lieo obezlicit' 'unpersönlich machen', 'anderen ähnlich machen'; oblicat' 'jmds. Schuld aufdecken', 'entlarven'; bulg. lice —> obezlica 'unpersönlich machen'; engl .face to face 1) 'jmdm., etw. sein Gesicht zuwenden', 2) 'zu etw. gewandt sein', 3) 'ins Gesicht schauen', 4) 'verkleiden', 'verputzen', 5) 'mit dem Gesicht nach oben drehen', 6) 'eine Kehrt befehlen'; indones. muka —> bermuka 'ein Gesicht haben'; mengemukakan 'bekannt geben, in Kenntnis setzen'; menjemukakan 'von Angesicht zu Angesicht stellen', Rechtsw. 'eine Konfrontation organisieren'; Komi: ban banjödny 'das Gesicht röten'; banjyny 'rot werden (vom Gesicht)'; evenk. dër -ïdërte- 'sich an jmdn. wenden'; deremë- '(das Gesicht von einem Menschen, Tier) mit etw. treffen'; deremët- 1) 'auf das Gesicht zielen'; 2) 'das Gesicht zerkratzen wollen';

198 3. Auge (200-35): russ. glaz glazet' umg. 'glotzen'; sglazit' 'durch einen bösen Blick behexen'; engl, eye to eye 1) 'beobachten, betrachten'; 2) veralt. 'aussehen', 'scheinen'; dt. Auge äugeln; äugen\ evenk. ésa —> ësata- folkl. 'mit etw. wie den Augen sehen'; ècha —> échana'schlechte Sehfähigkeit haben'; even, jèsal ->jësalty- 'die Augen (von Rentier, Fisch) gegessen haben , ]jësam- 'weh tun (von Augen)'; jakut. charach—> charachtaa umg. 1) 'die Sehfähigkeit wiederherstellen', 2) 'sehen';

4. Nase (94-20): engl, nose —> to nose 1) 'schnuppern', 'beschnuppern', 2) 'mit der Nase reiben'; dt. Nase —> näseln; indones. hidung kehidung-hidungan, menghidung 'näseln'; evenk. οηο—> οηο1) 'im Schnee mit der Nase wühlen (von Hund, Rentier)'; 2) 'Schnee, Eis lecken (von Rentier, Hund)'; even, οηαί —> οηαΐίγ- 'Nase (des Rentieres) essen'; οηάίαηΐία- 'weh tun (von Nase)';

5. Mund (38-12): lit. burna burno ti 'schimpfen', 'beschimpfen'; engl, mouth to mouth 1) 'feierlich, aufgeblasen reden'; 2) 'mit dem Mund nehmen, greifen'; 3) 'Grimassen schneiden'; 4) 'ein Pferd an die Zügel gewöhnen'; dt. Mund —» munden; münden·, indones. mulut —> bermulut 'sprechen ', 'plaudern'; Komi: vom —> vomdsavny 'durch einen bösen Spruch behexen', 'verderben'; vomdsas 'ny 'durch einen bösen Spruch, Behexung krank werden; vomavny 'ins Wort fallen, jmdn. schweigen lassen'; evenk. amηa —>amηα- 'verschlucken'; amηav- 'sich öffnen'; amηada- 'durch ein den bösen Spruch behexen'; amηamakta- 'bellen, kläffen (nachdem das Tier weg ist)'; amηäsin- 'in den Mund nehmen'; 'im Mund halten'; αΜηαί1) ' fragen'; 2) 'antworten'; 3) 'durch einen bösen Spruch behexen'; amηη- 'in den Mund nehmen', 'im Mund halten'; even, amηa ^ am ηam- 'trocknen (von Lippen)';

6. Lippe (54-11): russ. guba prigubit ' 'an die Lippen setzen, nippen' engl. lip—> to lip 1) 'mit den Lippen berühren'; 2) dicht, 'küssen'; 3) seit, 'murmeln', 'bloß mit den Lippen aussprechen'; Komi: cus vulg. 'Lippe', 'Unterlippe der Tiere'—> cus'javny 'sauer sein, jmdm. etw. übel nehmen', 'böse sein'; cusny "kränken', 'den wunden Punkt treffen' cusnitny 'schnauben, fauchen'; cuskyny 1) 'schnuppem', 'schnaufen', 'keuchen', 'fauchen', (von Bären)', 3) 'zischen'; even, chudin -> chuty 'Lippen (eines Tieres) essen'; jakut. uos —» uostaa- 1)

199 'eine Aushöh-lung machen', 2) hist. 'jmdm. das Vieh für den Winter, zum Überwintern geben';

7. Zahn (60-11): russ. zub ~> obezzubet' 'Zähne verlieren', 'zahnlos werden'; bulg. z'b -> z'bja se 'die Zähne zeigen (von Tieren)'; Its. zobs -> zobot 'auslachen, verspotten'; engl, tooth -> to tooth 'kauen' ; teeth (PI) - » to teethe 1) 'zahnen', 2) dial. 'Zähne einsetzen'; dt. Zahn zahnen'; indones. gigi —> gigit 'beißen'; Komi: pin ' pinjas'ny 'schimpfen'; pinjavny 'beschimp-fen', evenk. Ikte Iktemen- 'beißen, bissig sein'; ïkterbu- 'durchbrechen (von Zähnen), zah-nen'; even. It —> îtme 'beißen', 'kauen'; Itmen 1) 'einbeißen', 'abbeißen'; 2) 'stechen'; 3) 'ein Tier ( mit den Zähnen) kastrieren'; itmenci 1) 'zwischen den Zähnen halten'; 2) 'bei-ßen'; itam 'Zahnschmerzen haben'; jakut. tiis tiistee 1) 'Zähne einsetzen'; 2) umg. 'mit den Zähnen nehmen'; tiihtee- 'ausfallen (von Milchzähnen);

8. Zunge (125-74): Its. mêle —> mèìpt 'plaudern'; liezuvis ->• liezuvauti 'Gerüchte, Klatsch weiterhagen'; engl, tounge—> to tounge 1) 'sprechen', 'plaudern'; 2) veralt. 'sagen','ausprechen'; 3) 'lecken'; dt. Zunge züngeln; Komi: kyv kyvjavny 'ein Staubkörnchen vom Auge ablecken'; evenk. còli coli- 'plaudern', 'leeres Zeug reden'; even, inηβ ϊηηβτηίβ- 1) 'schnarren', 'stottern'; 2) 'mit einem Akzent sprechen'; jakut. tyl 'Zunge', 'Rede' - » tyllaa 'mitteilen, a u f j m d n . etw. zutragen'; tyllan- 1) 'aussprechen können'; 2) 'zu sprechen beginnen (von Kind)'; 3) 'bitten'; tyllas- 'plaudern', 'Unsinn reden'.

9. Ohr (51-0): Its. auss ausïties 'lauschen'; lit. aus is —> ausnoti 'auf das Ohr schlagen' indones. telinga bertelinga 'Ohren (ein Gehör) haben'; menelinga 'hören'; evenk. sën —> sèna- 'genau das Ohr treffen'; sendä- 'erfahren (Neuigkeiten)'; sërbaldi- 'die Ohren bewegen (von Tieren)'; even, khorit —> khoritti- 'ein Ohr (vom Elch) essen'; khoritaηka- 'Ohrenschmerzen haben'; jakut. kulgaach kulgaachtaa- 1) 'an den Ohren packen'; 2) umg. 'hören'; (vgl. auch aserb. gulag gulaglamag 'am Ohr packen'; mhd. ör(e) —> ent-5ren 'Ohren abschlagen');

200 10. Haar, Haare (75-16): lit. plaukas->plautuoti 'mit Haaren bestreuen'; plaukuotis 'mit Haaren hair to hair 1) 'Haare entfernen'; 2) umg. 'mit Haaren bewachsen'; haaren; Komi: jursi jursiavny 'anfangen zu wachsen (von Haaren)'; njürikterbu- 'die Haare wachsen lassen'; jakut. battach battachtaagreifen, an den Haaren ziehen';

bewachsen'; engl. dt. Haar -> (sich) evenk. njürikte —> 'nach den Haaren

11. Arm (746-128) Hand: russ. ruka vrucit' 'einhändigen'; 'jmdm. in die Hände übergeben'; vyrucit' 1) veralt. 'etw. zurückbekommen bzw. jmdn. durch eine Bürgschaft freikaufen', 2) 'jmdm. in der Not helfen','jmdm. Aushelfen', 3) 'gewinnen, Gewinn haben', 'Ausgaben wieder einbringen'; prirucit' 'zähmen, zahm machen'; bulg. rka —> vrca 'einhändigen', lit. ranka rinkti 'einsammeln'; engl, hand to hand 1) 'einhändigen, übergeben'; 2) 'berühren' anfassen'; 3) 'an der Hand fuhren'; dt. Hand —> aus-, einhändigen; indones. tangan—> menangari 1) 'etw. mit der Hand fassen', 'Hand an etw. anlegen'; 2) 'an etw. hantieren', 'sich mit etw. beschäftigen', 'machen', 'ausführen'; 3) 'eine lockere Hand haben', 'schlagen'; Komi: ki -> kias'ny 1) 'die Hand drücken', 2) 'schlagen', 'verprügeln'; evenk. ηale ηâl- 1) 'etw. in den Händen haben (tragen)'; 2) 'geben', 'reichen'; ηάΐΊ^β- 1) 'in die Hände nehmen', 2) 'in den Händen halten (tragen)'; ηάϊ^ίη- 'auf Händen davontragen'; ηαΜ- 'jmdn. mit der Hand herbeiwinken'; ηάΐεάα- 1) 'mit den Händen greifen', 'an sich raffen', 'in den Händen tra-gen'; 2) veralt. 'die Frucht mit den Händen herausziehen (beim Gebären)'; 'sich an den Händen fassen'; even, ηάΐ —> ηάΐ- 'in den Händen halten (tragen)'; ηάΐαηι'Schmerz in der Hand (im Arm) haben'; ηαΐαςαη- 1) 'mit den Händen davonschleppen (tragen)', 2) 'in den Händen haltend mitbringen'; ηäldavkan- 'einhändigen (einmalig)'; ηäldavkât- 'ein-händigen (mehrmals)'; jakut. ilii —>iliilee- 'den Händen freien Lauf lassen', 'kämpfen'; ilii-len- 'genesen (vom verletzten Arm)';

12. Bein (199-62), Fuß: russ. noga obeznozet' 'Füße (Beine) verlieren', 'nicht mehr gehen können'; obeznozit' 'jmdm. die Gehfahigkeit entziehen'; bulg. krak —> kraca 'schreiten' lit. peda 'Fußsohle'—» pêdinti 'langsam gehen', 'schreiten'; pèduoti 'Fußabdrücke hinterlassen', 'den Fußboden mit den shmutzigen Füßen verschmutzen'; engl, foot —> to foot 1) 'festbinden (vom Strumpf)'; 2) 'tanzen'; dt. Fuß -+fußen; fußein; füßeln\ idones. kaki -> berkaki 1) 'einen Fuß ( Füße ) haben', 2) 'sich stützen'; mengaki 1) 'Lehrling sein', 2) 'Hausdiener sein'; 3) 'jmdm. folgen'; Komi: kok —> koktujös 'tny 1) 'Fußabdrücke hinterlassen'; koktujavny 'aufspüren', 'der Spur folgen' evenk. chalgan —> chalgarbu- 'zu gehen beginnen'; ' Füße bekommen (d. h. Gehstock, Krücken usw.'; even, chalgan —> chalgynda- 'zu Fuß gehen';

201 jakut. atach —> atachtaa- 'jmdm. ein Bein stellen', atachtas- 'mit dem Kopf zu jmds. Füßen liegen';

13. Knie (31-9): bulg. koleno —> kolenica 'auf die Knie gehen'; engl, knee to knee 1) 'mit dem Knie stoßen, berühren'; 2) umg. 'sich ausbeulen am Knie (von der Hose)'; 3) 'mit dem Knie gegen etw. stoßen'; 4) veralt. 'auf die Knie gehen'; to kneel 1) 'knien'; 2)'auf die Knie gehen'; dt. Knie sich knien; 'knien'; indones. lutut berlutut l)'sich knien'; 2) Komi: pidzoscarì pidzoscanjas'ny 'sich knien'; evenk. chenηεη —> chenqele-, οΗεηηεάεη- 'mit dem Knie pressen'; even, chen ηεη —> chen ηεηιάε- 'sich knien'; ^εηηβιηάε'auf die Knie fallen'; chenηemdu- 'auf den Knien kriechen'; ^εηηεηιάεί- 'knien'; ^ ε η η ε ι η - 'weh tun (von Knien)'; jakut. töbuk -> töbuchtaa- 1) 'sich knien' 2 ) 'auf den Knien kriechen';

14. Herz (125-32): dt. Herz —> beherzigen ; evenk. mëvan -> mëvana- 'hämmern, stark schlagen (vom Herz)'; mévuí- 'böse sein', 'explodieren (vom Menschen)' ' even, mjävan, mëvan —> mëvty- 'Herz essen'; mëvan- 1) 'in Tränen ausbrechen (bei Treffen, Abschiad)'; 2) 'die Fassung', 'Courage (vor Freude) verlieren'; mjâvuηkìa- 'weh tun (vom Herzen); jakut. surech surechtee'jmdn. taufen'; surechtet 1) veralt. 'taufen; 'etw. begehren', 'etw. brauchen';

15. Blut (33-0): russ. krov ' —> obeskrovit ' '(fast) alles Blut herauslassen'; bulg. krv krvja 'bluten'; krvjasvam 'rot werden (von Augen)'; obezkrvja '(fast) alles Blut herauslassen'; Its. as ins —> as inot 'bluten'; apasinot 'mit Blut versorgen (von Körperorganen)'; lit. kraujas kraujuoti 'bluten'; engl, blood to blood 1) 'Blut herauslassen'; 2) 'den Hund an Blut gewöhnen'; to bleed 1) 'bluten', 2) 'Blut herauslassen'; dt. Blut —> bluten; entbluten·, indones. darah —> berdarah 'bluten'; Komi: gyrd gyrdmyny 'rot werden', 'blutig werden'; gyrdös'tny, gyrdödny 'mit Blut besudeln'; gyrdöss'yny 'sich mit Blut beschmieren'; evenk. sëkse —> sëgï1) 'fließen (von Blut), 2) veralt. 'mit dem Blut eines Opfertieres'; sëkseni- 'sprudeln, quellen, in einem breiten Strahl fließen (vom Blut)'; sëksere- 'mit Blut besudeln'; even, ehυηεΐ -> ε^ηείΓβ- 'mit Blut besudeln'; ε^ηciti'Blut essen (trinken)'; jakut. chaan chaannaa- 1) 'bis ins Blut schlagen'; 2) 'mit Blut beschmieren, besudeln'; 3) 'Blut vergießen'; 4) 'das erste Tier (den ersten Vogel) auf der Jagd erjagen'; chaannan- 'bluten'; chaannyr- 1) 'eine blutende Verletzung bekommen', 2) 'in einer großen Menge gefangen, erjagt werden';

202 16. Rücken (75-18): bulg. grb-> grbja se 1) 'den Rücken an etw. lehnen'; 2) 'sich krümmen, sich krumm halten'; engl, back —> to back 1) 'auf ein Pferd steigen'; 2) 'decken', 'bedecken'; dt. Buckel —> buckeln-, aufbuckeln, indones. belakang membelakangi 1) 'jmdm. den Rücken zukehren', 2) 'auf jmds. Seite stehen', 'zu jmdm. Stehen'; Komi: mysku myskyrtcyny 'sich krümmen, sich krumm halten', even, niri —>ηίήηηέ 'Rückenschmerzen haben', jakut. köghus köghurgee 'unter Rückenschmerzen leiden'; 17. Schulter (226-0): lit. petys (pl. peciai) —>peciuotis 'mit den Schultern anstoßen'; engl, shoulder —> to shoulder 1) 'etw. aufschultern'; 2) 'mit der Schulter nach vorne eintreten'; 3) 'mit der Schulter stoßen, berühren'; 4) 'schulterförmig sein','einen schulterförmigen Vorsprung bilden' (vgl. im Kirgisischen: daly -> dalylan 'von der Schulterform her jmdn., etw. ähneln'); dt. Schulter schultern-, indones. bahu berbahu 'unterhalten', 'stützen'; evenk. mire —> miîekë'auf die Schulter legen'; mírele- 'auf der Schulter tragen'; míreme- 'die Schulter treffen, verletzen'; even, mir ->mlrlet- 'breitschultrig sein';

18. Finger (67-22): lit. pirstas (nu)pirstuoti 'Fingerabdrücke hinterlassen'; engl -finger to finger 1) 'mit den Fingern berühren'; 2) 'ein Musikinstrument spielen'; dt. Finger -> fingern-, Komi: cun '—> cunjavny 1) 'mit den Fingern etw. in etw. tunken'; 2) 'einen Finger anstricken (an die Handschuhe)'; even, chajar—t chajanci- 'spähen, indem man die Hand als Schirm an die Stirn hält', jakut. tarbach tarbachtaa- 'mit den Fingern (kräftig) greifen'; 2) 'jmds. Finger greifen';

19. Brust (60-0): engl, breast to breast 1) 'sich mit der Brust gegen etw. stellen'; 2) to breast the tape sport, 'als erster ins Ziel kommen'; dt. Brust —>• sich brüsten-, indones. dada —> mendada 'mit der Brust abschlagen, abwehren'; berdada-dadaan 'Brust gegen Brust aufeinander stoßen'; 'gegeneinander kämpfen'; even, chiken chikende- 'mit der Brust anfallen, niederschlagen (von Raub- vögeln)'; chiketi- 'Brust (eines Tieres) essen'; jakut. työs työstee'Fleisch hacken, indem man den Brustteil aussondert'; (vgl. auch jakut. emij 'Frauenbrust' -> emijdee- 1) 'ein Kind stillen'; 2) umg. 'melken');

203 20. Hals (44-12): engl, neck to neck 1) amer. Jarg. 'sich küssen, umarmen', 2) dial. 'Genick brechen (vom Huhn usw.)', 'köpfen'; dt. Hals halsen-, aufhalsen (mhd. auch 'ent-helsen 'enthaupten'); evenk. nikimna —> nikimnjamä- 'mit etw. den Hals eines Tieres treffen'; nikimnjaty'Fleisch von einem Wirbel wegessen'; jakut. mooj ~> moojdoo- 'einen Baum rund um den Stamm anhauen (damit er schnell trocknet)';

V. Haustiere I.Tier (37-8): dt. Tier vertieren', jakut. cydh 'Vieh' —> cydhylee- 1) 'Vieh pflegen'; 2) 'jmdn. mit Vieh versorgen'; cyOhylen- 'Vieh halten, haben';

2. Pferd (69-15), Roß (34-0): russ. losad' —> obezlosadef umg. 'Pferd(e) verlieren'; Its. zirgs zirgoties 'Faxen ma.chen'; lit. kumêlè -> kumêliuotis 'fohlen'; engl, horse —> to horse 1) 'Pferde liefern'; 2) 'anspannen (Pferde bzw. Kutsche)'; 3) amer. jarg. 'verspotten', 'foppen', 4) veralt. seit, 'aufs Pferd steigen', 5) 'reiten'; to dishorse buch, 'absitzen'; dt. Roß rossen ; indones. kuda —> berkuda, menguda 1) 'ein Pferd haben', 2) 'reiten'; kuda kudaan 'Pferde spielen'; memperkuda 1) 'auf jmdm., etw. reiten', 2) 'als Pferd benutzen', 3) 'abjagen, zuschaden reiten', 4) 'schuften lassen, ausbeuten'; Komi: vöv —> völas 'ny 'schnell laufen, rennen (von Kindern)'; evenk. murin mürinda- 'Pferd reiten'; even, muran —> murandi- 'ein Pferd reiten'; murla- 'jmdn. bitten, das Pferd zu sich zu nehmen'; murkat ' Pferde spielen'; murlät 'Pferde haben'; jakut. at 'Pferd, Roß' - » attan- 1) 'sich ein Pferd anschaffen', 2) 'aufs Pferd steigen', 3) 'sich auf den Weg machen', 'wegreiten'; attaa- 1) 'ein Pferd, Roß geben', 2) 'sich auf alle Viere stellen', 3) 'ein Tier kastrieren';

3. Fohlen (0-0): russ. zerebjonok —>zerebit 'sja 'fohlen'; bulg. zrebe zrebja se 'fohlen'; Its. kumels —> kumelpties umg. 'sich tummeln', 'Faxen machen'; lit. kumêlè —> kumêliuotis 'fohlen'; engl./oal —> to foal 'fohlen'; dt. Fohlen fohlen\ Komi: can '—> canjas'ny 'fohlen'; jakut. kulun kulunnaa- 'eine Fehlgeburt haben (von Stute);

204 4. Hund (59-10): russ. sobaka—> sobacit' vulg. umg. 'schimpfen' 'beschimpfen'; nasobacit'sja umg. 'Erfahrung in etw. bekommen', 'Geschickt in einem Handwerk erlagen'; bulg. kuce kuca se 'Junge werfen (von Hund, Wolf)'; Its. suns suriit 'beschimpfen', 'schimpfen'; engl, dog —>to dog 1) 'jmdm. ständig nachfolgen', 'jmdn. aufspüren'; 2) 'aufjmdn. Hunde loslassen'; dt. Hund —>hunzen\ Komi: pon —> ponjavny 'mit Fluchwörtern beschimpfen'; evenk. η ina ηίnagï 'den Hund loslassen'; ηίnaglä 'einen Hund haben wollen', 'einen Hund kaufen'; ηίnamu- 'nach Hund stinken'; ηίηατόΰ- 'sich einen Hund anschaffen'; η ini- 'einen Hund loslassen (bei der Jagd auf Großtiere )'; even, ηίη ηίηάα- 1) 'Hunde reiten'; 2) 'mit einem Hund jagen', 'den Hund auf ein Tier loslassen'; ηίηηαί- 'Hunde halten, haben'; jakut. yt ->yttyr- 'beißen, mit Zähnen greifen'; yttyj- 1) 'vertieren, 'wild werden'; 2) 'das menschliche verlieren', 'frech werden'; yttaa- 'jmdn. einen Hund nennen';

5. Katze (44-9), Kater (0-0): lit. katè —> kaciuotis 'Junge werfen (von Katze)'; Komi: kan ' —> kan 'ciny 'mit seinen Bitten auf die Nerven gehen', 'aufdringlich bitten'; jakut. kuoska -ïkuoskalaa'Katzen jagen';

6. Hammel, Schaf (0-0): even, boηga 'wilder Gebirgshammel' —> boηgamï- 'den Gebirgshammel jagen', bor|gama'auf Gebirgshammeljagd gehen'; boηgati- 'Hammelfleisch essen'; jakut. baraan —> baraannan- 'einen Hammel haben';

7. Lamm (0-0): russ. jagnjonok —>jagnit'sja 'lammen'; lit. êriukas —> êriuotis 'lammen'; engl, lamb —> to lamb; dt. Lamm —> lammen-, Komi; balja baljas'ny 'lammen'; jakut. baraan oghoto —> baraan ogholon 'ein Lamm haben';

8. Kuh (56-0): lit. karvé karvinti(s) 'jmdn. eine Kuh nennen'; evenk. njamJ 'Hirschkuh' -> njamïrbu'sich eine Hirschkuh anschaffen'; jakut. ynach —> ynachtaa 'jmdm. eine Kuh geben'; ynachtan- 1) 'eine Kuh haben'; 2) 'sich eine Kuh anschaffen';

205 9. Stier (0-0): russ. byk —> bycit'sja 'mürrisch, düster sein'; Its. bullís bulloties 'brunstig sein'; dt. Stier —> stieren, evenk. sirü 'Hirschbock' —> sirükat- 'den Hirschkühen laufen'; körbe 'Hirschbock'—> kôrbëli- 'nach Hirschbock riechen'; jakut. oghus oghustan- 1) 'sich einen Stier anschaffen', 2) 'einen Stier haben', 3) 'einen Stier reiten';

10. Kalb (0-0): russ. teljonok —> telit'sja 'kalben'; bulg. telja —> telja se 'kalben'; engl, calf —> to calve 'kalben'; dt. Kalb —> kalben', kälbern; Komi: kukan' —» kukaryas'ny 'kalben'; Its. versis —> versiuotis 'kalben'; evenk. njamu 'Hirschfärse'—> njamükan- 'eine Färsenkalb gebären'; εηηε 'Hirschkalb' eijnekêtï- 'ein Hirschkalb stechen'; εηnemuce- 'außerhalb der Herde sein (von Kälbern); εηηεηιε- 'Kälber festbinden, bzw. in die Umzäunung treiben (über Nacht)'; even, ënken 'Kalb, Rentierkalb' —> ënki 'ein Rentier, Kalb suchen (von Rentierkuh)'; ënketi- 'ein Rentierkalb essen'; jakut. torbujach torbujachtaa'eine Fehlgeburt haben (von Kuh)';

11. Bock (0-0): Für 'Ziege' wurden in den unterzuchten Sprachen keine DV gefunden. russ. kozjol -> kozlit' umg. 'falsch, unschön singen'; Its. âzis -» âzët 'spotten', 'lachen'; lit. ozys oziuotis 'eigensinnig sein', 'kaprizieren'; dt. Bock - » bocken; sich bocken, bockenzen;

12. Esel (0-0): lit. asilas —> suasilèti umg. 'ein Esel werden'; 'dumm werden'; engl, ass 'den Narren spielen';

to ass vulg.

13. Hahn (0-0): russ. ρείυοίί -ϊ ρ e tus it 'sja umg. ' angeben, sich aufbrüsten wie ein Hahn' ; engl, cock —> to cock 1) 'aufheben' ; 2) ' Hähne drillen' ; 3) ' Waldschnepfen schießen' ; jakut. bötüük-> bö-tüüktes- 1) ' m i t jmdm. kämpfen, indem man auf einem Fuß steht bzw. springt' (nationales Spiel)'; 2) übertr. ' inbrünstig streiten' ;

206 14. Huhn (0-0): bulg. kokoska —> nakokosinja Huhn anschaffen';

se 'aufplustern'; jakut. kuurussa

kuurussalan-

'sich ein

15. Rentier (0-0): evenk. oron ->oroköt- 'Rentiere spielen'; orolö- 'Rentieren nachfahren'; orondö- 'ein Rentier reiten'; ororbu- 'sich Rentiere anschaffen'; oroti- 'ein Rentier schlachten'; orolö- 'jmds. Rentiere für sich beanspruchen'; even, oran oralba- 'sich Rentiere anschaffen'; oralci1) 'Rentierzucht betreiben', 'Rentiere züchten', 2) 'Rentiere weiden'; oranda- 'ein Rentier reiten'; orkät 'Rentiere spielen', orlät- 1) 'Rentiere haben'; 2) 'Rentiere benutzen', orma'Rentiere mögen'; ormai- 'sich um Rentiere kümmern'; jakut. taba —> tabalan 1) 'sich ein Rentier anschaffen', 2) 'ein Rentier haben' 3) 'Rentiere reiten';

VI. Wildtiere

l.Tier (40-9): russ. zver' zveret' 'vertieren'; bulg. zvjar ozverjavam se 'vertieren'; lit. zvéris —> zvêrêti 'vertieren'; Komi: zver zvermyny, zver'kod'sjavny 'vertieren'; evenk. bejηέ—> bejηë '(ein Pelztier) jagen'; bejedë 1) 'sich an ein Tier heranschleichen'; 2) 'auf ein Tier zielen'; even, bujün —> bujüme, bujüne 'auf die Jagd gehen'; bujümi-, bujusci- 'jagen'; jakut. kyyl —> kyyllaa- 1) 'jmdn. verfolgen', 'nachrennen', 'jmdn. wegjagen', 2) einen Hirsch, Elch jagen'; kyyllyn- 'sich einen Hirsch, Elch anschaffen';

2. Vogel (84-0): lit. paukstis —>paukstinèti 'Vögel fangen'; engl, bird —> to bird 1) 'Vögel schießen, fangen', 2) 'Vögel in freier Wildbahn beobachten'; dt. Vogel —> vulg. vögeln; evenk. degi 'Vogel allgemein', 'Wasservogel'-» degïmï- 'Enten, Wasservögel jagen'; degimë- 'auf Wasser vogeljagd' degir -'flattern'; jakut. kötör—> kötördöö- 'Vögel jagen';

207 3. Fisch (55-26): russ. ryba ->zarybif 'irgendwo Fische züchten'; 'einen Teich mit Fischen füllen'; bulg. riba ->zaribja 'Fische züchten', 'mit Fischen bevölkern'; Its. zivs zvejot umg.'fischen'; lit. zuvis —> zuvauti, zuvinèti 'fischen'; engl, fish to fish 1) 'fischen' 2) 'für den Fischfang taugen'; dt. Fisch fischen; indones. ikan —> berikan 'fischen'; Komi: ceri —> ceriavny 'fischen'; evenk. olio ollotrii 'fischen'; ollomö- 'auf Fischfang gehen'; ollomü- 'nach Fisch riechen'; olloty 'Fisch essen'; 'Fisch verspeisen'; ollokötce- 'Fisch spielen'; even, oirá —> olram- 'nach Fisch riechen'; olrami- 'Fisch fangen'; olrama- 'auf den Fischfang gehen'; olti- 'Fischsuppe, Fisch essen'; jakut. balyk —> balyktaa- 'fischen';

4. Bär (0-0): Its. läacis läcot 'ungeschickt gehen, watscheln'; Komi: os —> osavny 'Bären jagen'; evenk. amäkä 'Onkel', O p a ' , 'Ahne', (im uneigenen Sinne: 'Bär') -> amäkämi- 'Bären jagen'; amäkämä- 'auf Bärenjagd gehen'; even, riamai —> nakfltam- 'nach Bären riechen'; na^atti- 'Bären essen'; jakut. ehe —rehelee 'Bären jagen';

5. Wolf (0-0): bulg. vlk. —> vlcvam se 'nach den Gesetzen eines Rudels leben'; lit. vilkas vilkauti 'Wölfe jagen'; engl, wolf ->to wolf 1) 'gierig fressen'; 2) 'falschen Alarm schlagen'; even. n'je^ak n'jeηcakam'nach Wolf riechen'; jakut. börö—> börölöö 'Wölfe jagen' 2) 'zum Wolf werden (z. B. vom Hund)';

6. Fuchs (0-0): russ. lisa -> lisif umg. 'geschickt schmeicheln', 'kriecherisch sein'; engl .fox -> to fox 1) umg. 'trügen', 'schlau handeln'; 2) 'sich mit Fuchsflecken (roten Flecken) bedecken (von Papier)'; 3) amerik. 'Füchse jagen'; even, chulican —> chulicanma- 'auf Fuchsjagd gehen'; chulimi- 'Füchse jagen'; jakut. sahyl —>sahyllaa- 'Füchse jagen, fangen';

7. Hase (0-0): lit. kiskis —> kiskiauiti 'Hasen fangen'; Komi: köc köcalny 1) 'Hasen jagen', 2) 'jmdn. überholen (bei der Heuernte, beim Ernten)'; köcas'ny 1) 'auf Hasenjagd gehen (vom Hund )', 2) 'schnell laufen (von Kindern)'; evenk. munnu (kän) 'Hase'-> munnumä- 'Hasen jagen'; munnukäti- 1) 'einen Hasen töten', 2) 'Hasenfleisch essen'; even, munrukhan —>

208 munrukhama- 'Hasen jagen'; jakut, kuobach 'mit beiden Beinen springen';

kuobachtaa-

1) 'Hasen jagen', 2) sport,

8. Zobel (0-0): russ. sobol' —> sobolevat' 'Zobel jagen, indem man Garnfallen stellt'; even, civkän —> civkämi- 'Zobel jagen'; civkamäsm 'auf die Zobeljagd gehen'; evenk. chegëp chegèpem'nach Zobel riechen'; chegëple- 'auf Zobeljagd gehen'; jakut. saarba saarbalaa- 'Zobel jagen';

9. Adler (0-0): russ. orjol vzorlit' okkas. 'hoch fliegen'; even, gusete gus etemsin- 'nach Adler riechen'; im Jakutischen, wo von den Namen anderer Tiere DV mit der Bedeutung 'fangen', 'jagen' gebildet werden, wird vom Substantiv 'Adler' kein DV mit einer solchen Bedeutung abgeleitet, da der Adler ein heiliger Vogel ist, den man nicht jagt.

10. Hecht (0-0): russ. scuka —>• priscucit ' umg. 'fangen', 'erbeuten'; dt. Hecht —> hechten; even, götken götkem- 'nach Hecht riechen'; götketi- 'Hecht essen'; jakut. ςοτάοη sor άοηποο- 'Hechte fangen';

11. Käfer (0-0): russ. zuk —> ¿licit' umg. 'ständig jmdn. belehren, die Leviten lesen'; lit. väbalas vabalauti 'Käfer sammeln'; engl, beetle —> to beetle amer. jarg. 'fliegen'; indones. kumbang —> mengumbang 'summen', 'brummen'; Komi: gag gagjös'yny 1) 'von Schädlingen befallen sein (von Gemüse); 2) ' reich an Insekten sein, von Insekten wimmeln (von Teichen, Pfützen)'; jakut. chomurduos ->chomurduostaa- 'Käfer fangen';

209 VII. Pflanzen, ihre Teile

1. Baum (132-15), Brennholz, Holz: russ. derevo —> derevenet' 'hart, steif werden'; bulg. drvo —>vdrvjavam se 'hart, steif werden'; lit. medís —» (su)mèdèti 'versteifen'; engl, tree to tree 1) 'auf einen Baum hetzen, 2) 'zum Baum machen, werden'; dt. Baum —> bäumen·, sich bäumen (vgl. auch Holz —> holzen)·, indones. kaju -> berkaju 1) 'Holz (Brennholz) haben', 2) 'nach Holz suchen', 'Brennholz vorbereiten'; Komi: pu puavny 1) 'auf den Stiel, Halter setzen'; 2) 'sich in Schutz bringen, indem man von Baum zum Baum springt (von Eichhorn)'; evenk. mö mö- 1) 'mit Stöcken umzäunen'; 2) 'Bärenfallen aufstellen'; modü- 'sich mit dem Halfter in den Ästen eines Baumes, in einen Strauch verwickeln' (vom Rentier)'; mola- 1) 'Brennholz bereitstellen'; 2) 'Brennholz holen'; 3) 'Holz hauen'; even, mö mö- 'versteifen'; möla'Brennholz holen'; mölda- 1) 'etw. aus Holz machen'; 2) 'Holz für den Holzschnitt vorbereiten'; möli- 'Brennholz sammeln'; jakut, mas mayfyy-'versteifen'; mastaa- 'Brennholz bereitstellen'; mastan- 'sich mit einem Stock bewaffnen'; even, möv- 1) 'hart sein', 2) 'versteifen', 3) 'sich mit Holz versehen';

2. Zweig (35-0): russ. vetv' vetvit'sja 'Zweige treiben'; bulg. klon —> rozklonjavam se 'sich gabeln'; Its. zars —> zaroties 'Zweige treiben'; lit. saka sakotis 'Zweige treiben'; sakauti 'Zweige sammeln'; engl, branch -> to branch 1) 'Zweige ausbreiten', 2) 'sich gabeln', 3) 'ein Muster aus Zweigen, Blättern, Blumen sticken'; dt. Zweig sich verzweigen·, abzweigen·, indones. tjabang -> bertjabang 'sich gabeln'; Komi: voz vozavny 'abzweigen'; vozavlyny 1) 'abzweigen', 2) 'sich gabeln'; evenk. gara 'trockener Ast, Stock'—> garadä- 'mit Stöcken herumwerfen'; even, gar gara- 'Äste, Zweige abhacken, abbrechen'; garda'schmeißen, werfen (Ast, Zweig); garla 'Äste sammeln gehen'; jakut. salaa —> salaalan'Zweige haben';

3. Blatt (70-26), Laub: russ. list obezlistvit' 'entlauben'; bulg. list obezlistvam, obezlistja 'entlauben (durch Schädlinge)'; razlistja 'Blätter treiben (von Bäumen); Its. lapa lapot 'sich mit Blättern bedecken (von Bäumen)'; lit. làpas läpoti 'sich mit Blättern bedecken'; läpauti 'Blätter sammeln (z. B. von Rüben)'; engl, leaf —> to leaf sich mit Blättern bedecken'; dt. Blatt —> blättern·, sich abblättern; Komi: kor korjas'ny 'sich mit Blättern bedecken'; even, ebdenre —> ebdenrelet- 'Blätter, Laub haben'; jakut. sebirbech—> sebirdechten- 'Blätter haben';

210 4. Gras (57-0): russ. trova —> travenet' umg. 'zuwuchern, sich mit Gras bedecken'; bulg. treva —> trevjasvam 'mit Gras zuwuchern'; Its. zäle zälot 'mit Kräutern vergiften'; lit. zole —> zoléti 'mit Gras zuwuchern'; zoliauti 'Kräuter sammeln'; engl, grass -> to grass 1) 'Gras säen', 2) 'ringsum mit Rasen bedecken', 3) 'weiden lassen', 4) auf die Weide treiben, 5) 'auf dem Gras ausbreiten (z. B. Flachs)', 6) auf dem Gras die Glieder ausstrecken', 7) 'umfallen', 'zu Boden fallen', 8) anschießen (Vogel)', 9) 'ans Ufer ziehen (Fisch)'; dt. Gras -> grasen ; indones. rumput —> merumput 1) 'Gras mähen', 2) 'Gras zupfen, essen (von Tieren)', 3) 'jäten', 4) 'ringsum mit Rasen bedecken'; rumputi 1) 'Gras säen', 2) 'jäten'; Komi: turun 'Gras', 'Heu'-> turns'yny 'zuwuchern'; turunavny 'dem Vieh Heu zu fressen geben', 'mit Gras zuwuchern'; evenk. cuka —> cuka-, cukatl- 'weiden, Gras fressen (von Tieren)'; cukarbu- 'sich mit Gras bedecken'; cukamu- 'nach Gras riechen'; cukalä- 'Gras mähen gehen'; even, njöce —> njocev -'Tee aufbrühen'; njöceg- 1) 'Gras zupfen', 'junges, grünes Gras verspeisen', 2) 'weiden'; njocegu 'grün schimmern (von Pflanzen)'; njöcelbu- aufblühen von (Pflanzen)'; njocegre- 'platzen (von Knospen)'; jakut. ot ottoo- 'heuen, Heu bereiten';

5. Blume (107-16): bulg. cvete cvetjasvam 'aufblühen', 'sich mit Wasserpflanzen bedecken'; Its. ziedas —> ziedet 1) 'blühen', 2) 'aufblühen'; lit. ziedas -> ziedèti 'verschimmeln'; engl, flower to flower 1) 'blühen', 'züchten', 2) 'bis zur Blütezeit ziehen', 3) 'durch Blumen bzw. Blumenmuster verzieren'; dt. Blume —> blumieren\ beblumen; indones. bunga berbunga 1) 'blühen', 2) 'aufblühen'; bungai 'verzieren'; Komi: dsorids dsoridsavny 'blühen'; dsoridsas'ny 'sich mit Blumen bedecken'; jakut. sibekki sibekkilee 'Blumen pflücken';

6. Frucht (0-8): russ. plod plodit' 'zeugen, in die Welt setzen (Tiere, Pflanzen)'; obesplodet' bar werden'; obesplodit' 'unfruchtbar machen'; bulg. plod —» plodja se 'sich obesplodja 'unfruchtbar machen'; lit. vaìsius apvaisinti 'befruchten'; engl, fruit 'Früchte bringen'; dt. Frucht —> fruchten·, befruchten; indones. buah 'Früchte bringen'; Komi: plod ->ploditrry 'zeugen', 'züchten';

'unfruchtvermehren'; fruit —> to —> berbuah

7. Apfel (43-13): lit. obuolys —> obuoliauti 'Äpfel pflücken'; engl, apple seit, 'apfelförmig machen';

to apple 1) 'Äpfel sammeln', 2)

211

8. Wurzel (0-0): russ. koren' —> korenit'sja 'etw. als Wurzel, Ursache haben'; ukorenit' 'etw. pflanzen', 'wurzeln lassen'; iskorenit' 'ausrotten', 'vernichten', 'zunichte machen'; bulg. koren —> korenja se 'wurzeln'; Its. sakne —> safyioties 'wurzeln'; lit. saknis —> sakniauti 'Wurzeln sammeln'; äaknyti 'Wurzeln schlagen'; engl, root to root 1) 'wurzeln', 'Wurzeln schlagen', 2) 'wurzeln lassen', 'einpflanzen', 'einbürgern', 3) 'mit der Schnauze wühlen', 'Wurzeln herauswühlen (von Schweinen)'; to outroot 'mit der Wurzel ausgraben', 'ausrotten'; dt. Wurzel wurzeln, entwurzeln; Komi: ν uz —>vuzjas'ny 'Wurzeln schlagen', 'wurzeln'; vuzjavny 'mit den Wurzeln durchziehen (etw. was aus Birkenrinde ist)'; evenk. ηϊηίβ ηΐηteb- 'entwurzelt sein'; ηϊηίείε- 'nach Wurzeln gehen, Wurzeln holen'; even, ηϊηίβ —> ηϊηtelge- 'entwurzeln'; ηίηίβίί- 'Wurzeln auf Vorrat sammeln'; jakut. silis-> silisten- 'Wurzeln schlagen';

9. Beere (0-0): Its. oga —> ogot 'Beeren sammeln'; lit. uoga —> uogauti 'Beeren sammeln'; isuoguoti 'mit Beeren besudeln'; engl, berry to berry 1) 'Beeren sammeln'; 2) 'Beeren bringen'; Komi: votös votcyny 'Beeren sammeln'; evenk. dikte —> diktelê- 'Beeren holen'; diktele- 'Beeren sammeln'; even, tevte tevle- 'Beeren holen'; tevtig- 'verzieren, indem man etw. wie Beeren auf einem Faden auffädelt '; jakut. oton otonnur- 'mit Beeren zuwuchern'; otonnoo- Beeren sammeln';

10. Kartoffel (0-17): lit. bulvê(s) bulviauti 'Kartoffeln sammeln'; jakut. chortuoppuj 'Kartoffeln (in die Suppe) geben';

—> chortuoppujdaa-

11. Rinde (0-0): russ. kora —> okorjat' 'entrinden'; Its. miza —> mizot 'abrinden'; lit. Heve —> zievètis 'sich mit Rinde bedecken'; nuziêvinti entrinden'; engl, rind to rind 'entrinden, schälen'; dt. Rinde —> entrinden ; indones. kulit—> kuliti 'entrinden'; evenk. talu 'Rinde', 'Birkenrinde'-> taluv-, taluma- 'Birkenrinde holen'; taluna- 'Birkenrinde kochen, weichmachen (um das Zelt zu decken)'; Komi: kyrs'-> kyrss'yny 'schaben, entrinden'; even, urta —> urtalbu 'sich mit Rinde bedecken'; urtalgä 'entrinden'; urtalganä 'entrinden gehen'; jakut. chatyryk —> cha-tyryktaa 'entrinden';

212 VIII. Gegenstände, Substanzen, Elemente unbelebter Natur

1. Himmel (91-9): engl, sky to sky 1) '(ein Bild) hoch an die Wand hängen'; 2) '(eine Münze usw.) in die Luft werfen'; dt. Himmel —> verhimmeln; himmeln; indones. lang it melangit 'hoch in den Himmel ragen'; evenk. ηαηηα -> nja^arbu 'sich entwölken'; 'sich aufklaren (vom Himmel)';

2. Sonne (116-13): bulg. sl'nce —>sl'ncasam 'einen Sonnenstich bekommen'; Its. saule ->sauloties 'sich bräunen', 'Sonnenbäder nehmen'; engl, sun to sun 1) 'in der Sonne wärmen', 2) 'sich in der Sonne wärmen', 3) 'in die Sonne stellen', 4) poe. 'leuchten wie die Sonne '; dt. Sonne sonnen-, Komi: sondi sondiavny 'sonnig werden (von Tageswetter)'; 'sich zeigen (von Sonne)'; sondödny 'wärmer werden'; evenk. dylacä dylacädy 'von der Sonne angestrahlt werden'; even, nölten nölten 1) 'Licht ausstrahlen, scheinen (von Sonne)'; 2) 'aufgehen (von Sonne)'; kyn ->kyndeer 1) 'hell scheinen', 'leuchten'; 2) 'hell beleuchtet sein'; kynnen 'sich aufklaren (vom Himmel)';

3. Mond (58-0), Luna: russ. luna —> prilunit'sja 'auf dem Mond landen'; bulg. luna —> prilunjavam se 'auf dem Mond landen'; engl, moon to moon 1) umg. 'wie im Schlaf gehen', 2) seit, 'von etw. schwärmen', 3) 'im Mondlicht jagen'; Komi: tölys'—>tölys'avny 'erscheinen (vom Mond)'; evenk. bega —>bêgatin 'Vollmond';

4. Stern (0-10): russ. zvezda —> vyzvezdit ' 'sich mit Sternen bedecken (von Himmel)'; lit. zvaigzdè ->zvaigzdetis 'erscheinen (von Sternen am Himmel)'; engl, star to star 'übersäen, schmücken mit Sternen'; indones. bintang sebintang 'harmonieren', 'zueinander passen'; Komi: kodsuv kodsulavny 'erscheinen (von Sternen)'; jakut. ösi^at -> ôsityt 'leuchten (vom Sternen)'; jakut. sulus ->sulustan- 'sich mit Sternen bedecken ( von Himmel )';

213 5. Erde, Boden (20-0): russ. zemlja prizemlit' 'landen lassen (Fluggrät)', obezzemelet' 'Ländereien verlieren'; obezzemelit' 'Ländereien entziehen'; zazemljat' 'erden'; bulg. zemja —>zazemjavan 'erden'; obezzemljavam 'Ländereien entziehen'; Its. zeme iezemët 'erden'; lit. zêmè zemèti 'mit Erde beschmieren'; izëminti 'erden'; engl, earth to earth 1) 'umgraben', 'häufeln', 2) 'in ein das Loch treiben, jagen', 3) 'sich in der Erde, im Loch vergraben', 4) dial, 'vergraben', beerdigen', 5) 'erden'; to unearth 'finden'; 'ausgraben'; dt. Erde erden; beerdigen; be-erden\ indones. tanah bertanah 1) 'Land haben', 2) 'wurzeln treiben'; mentanah 'erden'; Komi: mu ~> muavny 'erden'; muas'ny 'Bodenarbeiten durchführen'; evenk. dünne —> dun-nefye 'Land haben, benutzen'; dunrede 'beerdigen'; even, tur tjorde 'beerdigen'; jakut. sir sirdee 1) veralt. 'mit Land versehen', 2) 'irgendwohin als Wegweiser begleiten'; sir-den 1) 'Land haben', 2) 'sich Land anschaffen';

6. Sand (43-0): russ. pesok —> propesociC 'jmdm. den Kopf tüchtig waschen'; lit. smélis sméliuoti 'beschumtzn', 'mit Sand bestreuen'; engl, sand to sand 1) 'mit Sand bestreue'; 2) 'versanden (von Flußmündung)', 3) 'im Sand begraben', 4) 'mit Sand reinigen, schleifen', 5) 'Sand beimischen', 'mit Sand mischen'; 6) 'das Schiff auf die Sandbank setzen'; dt. Sand —> versanden'; Komi: lya —>lyavny 1) 'Sand anschwemmen (bei Hochwasser), 2) 'mit Sand bestreuen', 3) 'Sand shineinschtitten'; lyaöss'tny 'mit Sand beschmutze, bedecken, bestreuen'; jakut. kumach kumachtaa 1) 'Sand zugeben (in den Acker)', 2) 'etw. sehr schnell, zielbewußt machen';

7. Staub ( 25 - 0 ) : russ.pyl' —>pylit' 'Staub aufwirbeln'; pylit'sja 'sich mit Staub bedecken'; obespylit' 'Staub von etw. entfernen'; bulg. prach -> prasa 'Staub aufwirbeln' obesprasa 'entstauben'; lit. dulkès dulkinti 1) 'Staub aufwirbeln', 2) 'bestäuben', 3) 'Staub ausklopfen', 4) 'rennen, rasen (und dabei Staub aufwirbeln)'; nudulkinti 'Staub abwischen, wegkehren'; dulkèti 1) 'verstauben'; engl, dust —> to dust 1) 'Staub abwischen', 'Staub ausklopfen', 2) 'mit Pulver bestreuen', 'bestäuben', 3) 'stauben'; dt. 'Staub stauben; stäuben; indones. abu —> mengabui 'stauben'; Komi: bus —> busavny 'stauben'; busjyny 1) 'stauben', 'Staub aufwirbeln', 2) 'zu Staub machen', 3) 'Staub abschütteln'; busöss'yny 'voll Staub sein', 'durchaus staubig werden', busös'tny 'mit Staub verschmutzen'; evenk. nämne —> nämnerä 'verschütten'; 'stauben'; even. οηίη-> οηίηάα 'zuschütten', 'verwehen', 'begraben'; jakut. buor -> buorduj 'zu Staub, zu Asche, zu Erde werden';

214 8. Schmutz (27-11): russ. grjaz'-> grjaznit' 'beschmutzen', 'besudeln'; bulg. kal —> kaljam 'beschmutzen', 'besudeln'; lit. purvas purvinti 'schmutzig werden'; engl. mu. to mud seit. 1) 'mit Kot bespritzen, besudeln', 2) 'Flüssigkeit trübe machen', 3) 'in den Schlamm, Kot tunken, begraben', 4) 'in Kot tauchen'; dt. Schmutz schmutzen, indones. lumpur melumpuri 'mit Dreck beschneiern'; Komi: njajt —> njajcödny, njajtos'tny 'besudeln'; njajcyny 'sich besudeln'; evenk. η)αηη}α njaηη]α-η]αηπ]α%ί 'besudeln', 'beschmutzen', nja^jarbu 'schmutzig werden'; even. η)αη$α ηαηΞαΙόε 'schmutzen'; η}αη$αϊαρ 'beschmutzen'; ηίαηεαΓαό^αη 'spreiell, bewußt beschmutzen', 'besudeln'; jakut. kir —> kirtaj, kirden 'schmutzig werden';

9. Stein (56-9): russ. kamen' —tkamenef 'versteinern'; bulg. kamk —> vkamenjavam se, okamenjavam, kameneja 'versteinern'; Its. akmens —>pärakmenoties 'versteinern', lit. akmno —> akmenèti 'versteinern'; engl, stone —> to stone 1) 'steinigen', 2) 'mit Steinen verkleiden, pflastern', 3) veralt. 'erbittern'; dt. Stein —> steinigen; versteinern; sich versteinern; indones. batu—> membatu 1) 'versteinern, zu Stein werden', 2) 'hart wie Stein sein'; membatui 1) 'mit Steinen pflastern', 2) 'verhärten, hart machen', 3) 'Steine auf etw. legen'; Komi: is —> ismyny 'versteinern'; even, djol -> djlda 'mit einem Stein schlagen'; jakut. taas -> taasyj 'versteinern'; taastaa 1) 'mit Steinen verkleiden', 2) dial, 'in die Berge gehen'; taahyr 1) 'steinig werden (z. B. von Flußufer)', 2) 'versteinern'; taahyrghaa 'Schmerz vom Gehen auf steinigem Boden empfinden';

10. Wasser (263-40): russ. voda navodnif 1) veralt. 'übeschwemmen, mit Wasser füllen', 2) 'mit etw. überfüllen'; obvodnit' 1) fachspr. 'bewässern', 2) 'einen Teich mit Wasser auffüllen'; obezvodit' 'entwässern', 'trocknen'; obezvodet' 'wasserlos werden'; privodnit'sja 'wassern'; bulg. voda navodnja 1) 'überschwemmen', 2) 'mit etw. überfüllen'; obvodnja 1) fachspr. 'bewässern', 2) 'einen Teich mit Wasser auffüllen'; obezvodnja 'entwässern'; Its. üdens apudeyot 'bewässern'; lit. vanduo —> (pajvandenyti 'wäßrig werden'; engl, water —> to water 1) 'naß machen', 'feuchten', 'begießen', 2) 'mit Wasser verdünnen', 3) 'tränken', 'zur Tränke führen', 4) 'trinken, zur Tränke kommen', 5) 'mit Wasser versorgen', 6) 'Wasservorräte schaffen' (vom Schiff u. ä.)', 7) 'bewässern', 'irrigieren', 8) 'Wasser ausscheiden'; to dewater 'Wasser abführen', 'trocknen (vom Sumpf)', 'entwässern'; dt. Wasser -> wassern, wässern; bewässern; entwässern; indones. air -ïberair, mengair 'Wasser beinhalten'; mengairi 'mit Wasser begießen', 'irrigieren'; Komi: va vaavny 1) 'naß machen, indem man Wasser zuführt', 2) 'mit Wasser verdünnen'; vas'yny 'flüssig , wäßrig, werden'; even.

215 mû mû 'durchsickern (von Wasser)', leck werden (von Boot)'; müde 1) 'steigen (von Wasser in Flüssen)', 2) 'überschwemmen', 'überfluten', 'über die Ufern treten (von Flüssen)', 3) 'etw. mit Wasser verdünnen'; müklne 'beim Kalben entfließen (von Wasser)'; mükte 'feucht werden', 'von Wasser durchtränkt sein'; muli 1) 'Wasser tragen', 2) 'etw. im Wasser lösen'; multi 1) 'mit Wasser füllen', 2) 'Schnee schmelzen'; multe 1) 'sich mit Wasser füllen (vom Fluß)'; 2) 'ins Wasser tunken'; müle 'Wasser holen'; miile 'Wasser holen gehen'; müren 'an den Rändern vereisen'; mutä 'Wasser trinken'; mürbu 1) 'wäßerig werden', 2) 'sich mit Wasser füllen'; even, mû, mjö —> mjöv 'mit Wasser verdünnen', 'Wasser hinzugeben'; mjöde 1) 'zunehmen (von Wasser im Fluß)'; mjöli, mjöle 1) 'Wasser schöpfen'; 2) 'Wasser holen' (vgl. auch: mjöle mjôlenë 'irgendwohin gehen, um Wasser zu schöpfen'-» mjôlenës 'irgendwohin gehen, um Wasser zu schöpfen und zurückzubringen'); jakut. uu uul 'schmelzen', uulaa 1) 'trinken', 2) 'Eis schmelzen', 2) 'mit Wasser verdünnen' Luna;

11. Luft (105-21): russ. vozduch zavozdusit' Fachjargon von Klempnern 'durch Luft verstopft sein (von Wasserheizungsrohren)'; razvozdusit' 'entlüften, die Luftblasen in Wasserrohren beseitigen'; engl, air to air 1) 'lüften', 2) 'trocknen', 3) 'trocken werden'; dt. Luft-* lüften·, entlüften', indones. hawa —> menghwva 'verdampfen', 'sich verflüchtigen'; jakut. salgyn —> sal-gynnaa 'vom Wind gebräunt sein';

12. Feuer (75-9): Its. uguns —> uguyot 'ein Feuerwerk veranstalten'; lit. ugnis ugnytis 'sich erhitzen'; engl. fire to fire 1) 'anstecken', 2) 'feuern', 3) 'trocknen (Tee u. ä.), 4) 'brennen (Ziegelsteine); dt. Feuer —>feuern, indones. api —> menapi-apikan 'Feuer entfachen'; memperapikan 'anbraten'; Komi: bi biavny 'etw. anstecken', 'Feuer entfachen'; bias'ny 'Feuer entfachen', 'Licht anzünden'; evenk. togo togono 'funkeln (von Stein, Glas)'; togot 'am Feuer trocknen'; jakut uot -> uottaa 'verbrennen', 'anzünden', uottan 1) 'Feuer haben'; 2) 'sich Feuer verschaffen', 3) 'leuchten'; uottuj 'durch Hitze, Zeit verderben';

13. Eisen (20-0): russ. zelezo zeleznW tech. 'durch Elektrolyse mit einer Eisenschicht überziehen'; obezzelezit' 'enteisenen '; lit. gelezis gelezinti 'mit Eisen beschichten'; gelezeti 1) 'sich mit Eisen bedecken'; 2) 'zum Eisen werden'; engl, iron —> to iron 'mit Eisen bedecken, verkleiden'; dt. Eisen —> enteisenen; Komi: kört —> körtavny 'ein eisernes Teil an etw. anbringen'; 'Eisen an etw. befestigen'; evenk. sele (chele) —> selemë 'Eisen holen'; ΞβΙβη 'Eisen

216 produzieren (aus Erz)'; cheledè 'mit Eisen ausschlagen, beschlagen'; even, chel 1) 'Eisen für ein Handwerk benutzen', 2) 'mit Eisen beschlagen'; jakut. timir etw. einstürzen', eintauchen'; timirdee 'mit Eisen beschlagen';

cheldë timir 'in

14. Gold (0-0): rus. zoloto - zolotit' 1) 'vergolden' ; 2) 'auffrischen, indem man etw. eine goldene Farbe verleiht'; zolotit'sja 1) 'golden schimmern'; 2) 'golden werden', 'golden scheinen', bulg. zlato —> pozlatjavam 'vergolden'; Its. zelts zeltït 'vergolden'; lit. auksas —> auksuoti, auksinti 'vergolden'; engl, gold —> to gild 'vergolden'; dt. Gold —> vergolden, übergolden; indones. emas —> mengemasi 'vergolden'; Komi: sarni —> sarnias 'ny 'golden schimmern'; sarniavny 'vergolden'; jakut. kyhyl kömys —> kyhyl kömystee 1) 'vergolden', 2) 'Gold verleihen';

15. Silber (0-0): russ. serebro serebrit' 1) 'versilbern'; 2) 'silbrig machen', 'einen silbernen Schimmer verleihen'; serebrit'sja 1) 'silbern schimmern'; 2) 'silbrig werden'; bulg. srebro posrebrjavam 'versilbern'; Its. sudrabs —> sudrabot 'versilbern'; sudraboties 'silbern schimmern'; lit. sidäbras sidäbruoti, sidäbrinti 'versilbern'; engl, silver to silver 1) 'versilbern', 2) 'silbern schimmern'; dt. Silber —> versilbern; indones. perak memerak 'silbrig scheinen'; evenk. τηβηνιη merjulken 'versilbern'; even, me ηen —> ηιεηειη 'versilbern', jakut. γηη kömys —>γηιη kömystee 'versilbern';

IX. Haus, Gegenstände, die zum Haushalt genören

1. Haus, Heim (513-136): bulg. dom domuvam 'den Haushalt führen'; 'wirtschaften'; Its. maja majot 'wohnen', 'sich irgendwo aufhalten'; engl, house to house 1) 'eine Wohnung anbieten', 'mit einer Wohnung versorgen', 'eine Unterkunft geben'; 2) 'wohnen', 'quartieren'; 3) 'aufräumen, verstecken'; 4) veralt. 'ins Haus treiben'; 5) 'ernten (Korn); 6) '(Vieh) nach Hause bringen'; dt. Haus —> hausen; hausieren; indones. rumah berunah 'ein Haus haben', 'irgendwo wohnen'; menjerumahkan 'zusammen unterbringen'; memperumahkan 'verheiraten (von Frau und Mann)'; evenk. djü 'Wohnung', 'Jurte', 'Pelzzelt' —» djüvcä- 1) 'den Haushalt führen'; 'für Ordnung im Hause sorgen'; 2) 'zu Hause lassen'; djülä- 'sich (in einer Jurte, einem Pelzzelt) niederlassen'; djüca- 'mit jmdm. in einer Jurte zusammenleben'; djümä- 1)

217

'hausieren'; 2) 'nach Hause gehen'; djümät- 'ein Jurtenlager errichten', djünca- 'zu Hause sein'; άβη- 'eine Jurte aufschlagen'; 'ein Haus bauen'; djüta- 'etw. als Haus, Jurte benutzen'; even, djü —> djükat- 'Hauseinrichten spielen (von Kindern)'; djülät -'wohnen, etw. als Wohnung benutzen'; djülta 'eine Jurte, ein Zelt aufschlagen'; djüma 'zu Gast gehen, fahren (zu den nächsten Nachbaren)'; 'zu Gast sein'; jakut. d'ie d'ielee- 1) 'ein Haus geben, zuweisen'; 2) 'verheiraten (von Mann und Frau)'; 3) 'irgendwo wohnen'; d'ietij- 1) 'sich anzähmen lassen', 'zum Haustier werden (von Tieren)'; 2) 'sich an die Hausatmosphäre gewöhnen';

2. Hof (145-13): russ. dvor vodvorit 1 'ansiedeln', 'einsetzen'; vydvorit' 'jmdn. hinauswerfen'; bulg. dvor —>vdvorjavam 'ansiedeln', 'einsetzen'; lit. kiemas —>kieminèti 1) 'zu Gast sein'; 2) 'zu Besuch gehen'; engl, yard to yard 'Vieh in den Hof treiben'; Komi: jör 'umzäuntes Gelände' —» jörtny 1) 'in ein umgezäuntes Gelände treiben'; 2) 'festnehmen'; jörmyny 1) 'stecken bleiben (aufgrund eines Hindernisses)'; 2) 'irgendwo bleiben (keinen Ausgang gefunden haben)'; evenk. tulin 'das Freie', ' H o f , 'Straße'-» tüldull 'stürmisch aus dem Gebäude rennen'; tulïmusin 'ins Freie laufen';

3. Zimmer (309-97): engl, room to room amer. 1) 'eine Wohnung mieten', 'in einem Zimmer wohnen'; 2) 'einen Raum zuweisen, unterbringen (Gäste)'; dt. Zimmer zimmern (vgl. mhd. zimber 'Bauholz'; zimbern 'Holz bearbeiten, aus Holz bauen'); indones. kamar mengamar 'ständig zu Diensten stehen (Tag und Nacht)'; 2) 'Hausdiener sein'; even, komnata —> komnatla- etw. als Zimmer benutzen'; jakut. chos —> chostoo- 1) 'herausnehmen, herausziehen'; 2) 'gewinnen';

4. Wand, Mauer (130-21): bulg. zid -ïzidam 'bauen', 'aufrichten'; Its. mûris müret 'mit Steinen bzw. Ziegelsteinen bauen'; engl, wall ->to wall 1) 'mit einer Mauer umziehen'; 2) 'durch eine Wand trennen'; dt. Mauer —> mauern, indones. dinding —> mendinding 1) 'eine Wand bilden'; 2) 'mit einer Mauer umziehen'; mendindingi 'mit einer Mauer umziehen'; mendindingkan 1) 'mit einer Mauer umziehen'; 2) 'etw. als Trennwand benutzen';

218 5. Ecke (103-28): engl, comer -> to corner 1) 'in die Ecke treiben', 'in die Enge treiben'; 2) in die Ecke stellen'; dt. Ecke ecken-, indones. sudut -> menjudut 1) 'eine Ecke bilden'; 2) 'in die Ecke gehen'; 3) 'in einer Ecke sitzen'; Komi: pel'jös —> pel'jösavny 1) 'eckig schneiden, zuschnei-den'; 2) 'eckig mähen, schneiden';pel'jösas'ny 1) 'an den Rändern rissig werden'; jakut. munnuk—> munnuktaa- einen Winkel machen';

6. Tür (320-47): Komi: ödsös ödsösavny 'eine Tür einbauen'; even, urke —> urkelet 'etw. als Tür benutzen'; jakut. aan —> aannaa 'mit einer Tür (Tor, Eingang) versehen';

7. Fenster (214-40): engl, window —>to window seit. 'Fenster durchschlagen'; dt. Fenster fenstern fenstern'·, Komi, ösin' —> ösinjavny 'Fenster machen (durchschlagen, Rahmen einbauen)'; even, okosko okoskolat- 'etw. als Fenster benutzen'; jakut. tynrr/k —> tynnyktee- 'Fenster durchschlagen, einbauen, machen';

8. Dach (51-9): Its. jumts —> jumt 'bedachen'; lit. stogas stoguoti 'bedachen'; engl, roof —> to roof 1) 'bedachen', 2) 'ein Dach bilden'; 3) 'Unterkunft geben'; 'beherbergen'; dt. Dach bedachen; sich abdachen; indones. atap —> beratap (kan) 'ein Dach haben'; mengatapi 'bedachen'; Komi: vevt —> vevtt'yny 'bedachen, ein Dach machen'; jakut. kyryysa kyryysalaa- 'mit einem Dach versehen';

9. Zaun (0-0): russ. ograda -> ogradif 'umzäunen'; bulg. ograda -^ogradj a 'umzäunen, einzäunen'; Its. zogs apzogot, iezogot 'umzäunen'; engl .fence to fence 'umzäunen'; dt. Zaun zäunen', indones. pagar —> memagari 'einen Zaun bauen', 'umzäunen'; memagarkan 'mit einem Zaun umziehen'; memagarkan 1) 'etw. als Zaun benutzen'; 2) 'einen Zaun bauen'; Komi: ograda ogradavny 'umzäunen'; evenk. vöta 'großer Zaun'—» vota-, vötarnu 'einen Zaun bauen', 'umzäunen'; kurë- 'ein kleines Geländer'; - » ^ έ η 'umzäunen', 'einen Zaun, ein Geländer bauen'; even, kurë—> kurë-'umzäunen', 'einen Zaun bauen'; jakut. h/r/ö ¡qrfölee 1) 'einen Zaun bauen'; 2) 'durch den Zaun durchdringen (von Vieh)'; hf-

219 tjölen 'an einen umgezäunten Ort getrieben werden'; Iqr/öhlee dringen (von Vieh)' ;

'durch den Zaun durch-

10. Ofen , Herd (77-0): engl, stove to stove 1) 'in einem Ofen trocknen u. ä.)'; 2) dial, 'schmoren (ζ. B. Gemüse)'; Komi: pac ->pacavny 'einen Ofen bauen'; evenk. ochok οοΗοΚίη- 'einen eisernen Ofen bauen'; jakut. ohoch ohochtoo- 'einen Ofen im Haus bauen';

11. Weide (0-0): engl, pasture ->to pasture 1) 'Vieh weiden'; 2) 'weiden'; dt. Weide weiden', evenk. οηko 0/7Ä0- 'weiden'; οη^Τί- 'Rentiere auf der Weide fangen'; even, oηkâ οηΚα- 'weiden (von Rentieren)';

12. Stall, Scheune (0-0): dt. Stall treiben';

stallen", idones. kandang

mengandankan

1) 'stallen'; 2) 'Vieh in den Stall

X. Haushaltsgeräte

1. Sache (88-124): Its. lieta lietot 'etw. gebrauchen, benutzen'; daiktas —> daiktèti 'sich vergegenständlichen'; sudaiktinti 'vergegenständlichen'; evenk. sawöda —> sawödata- 'Eigentum benutzen, besitzen'; even, djodan —> djodannat- 'eine Sache benutzen'; jakut. mal —> mallaa'mit Sachen, Eigentum versehen'; mallan- 1) 'Sachen besitzen', 2) 'sich Sachen anschaffen';

2. Tisch (240-54): russ. stol stolovat'sja 'in Kost sein'; engl, table —> to table 1) 'auf den Tisch stellen, legen'; 2) veralt. 'essen, speisen'; 3) amer, 'verschieben', 'auf die lange Bank schieben'; dt.

220 Tisch —> auftischen; evenk. ostol —> osta- 1) 'auf den Tisch stellen'; 2) 'Essen zubereiten'; jakut. ostuol —> ostuolaa- 1) 'einen Tisch zuweisen'; 2) 'den Tisch decken', 'servieren';

3. Bett, Bettwäsche (85-11): Its. guita gulties 'sich legen'; engl, bed —> to bed 1) 'ins Bett legen', 'schlafen lassen'; 2) 'sich ins Bett legen'; 3) 'übernachten', 'irgendwo über Nacht bleiben'; 4) veralt. 'die Frau ins eheliche Bett fuhren'; dt. Bett -> betten; even, charän -> charänta- 'etw. als Bett benutzen'; jakut oron oronnoo- 1) 'schlafen gehen'; 2) 'einen Schlafplatz zuweisen';

4. Kasten, Kiste (77-11): engl, box —> to box 1) 'etw. in einen Kasten, Karton legen'; 2) sport, 'einen Läufer "einkästeln"', dt. Kasten einkästeln, evenk. avsa 'Tasche, Karton, K a s t e n a v s a t a - 'etw. in einen Karton, eine Tasche, einen Kasten legen'; even, tepku 'Überzug', 'Futteral', 'Karton' —> tepku- 'überziehen, in ein Futteral, einen Karton legen'; jakut. d'jaaahyk d'jaaahyktaa- 1) 'mit einem Kasten versehen'; 2) 'in einem Kasten aufbewahren';

5. Messer (24-10): engl, knife -> to knife 1) 'mit einem Messer schneiden'; 2) 'mit einem Messer stechen, erstechen'; jakut. byhach —> byhachtan- 1) 'ein Messer haben'; 2) 'sich ein Messer anschaffen'; 3) 'mit einem Messer bedrohen';

6. Kessel, Topf (0 - 0): engl, pot to pot 1) 'konservieren'; 2) 'in einen Topf legen', 'in einem Topf kochen'; evenk. kalan kalaru- 1) 'Speise bereiten'; 2) 'mit Geschirr hantieren'; kalärut 'kochen', 'Essen zubereiten' ; kalanta 'etw. als Kessel benutzen'; jakut. soluur 'Eimer', 'Kessel' soluurdan- 'einen Eimer nehmen';

7. Pelz, Haut (0-0): engl, skin to skin 1) 'pelzen', 'schälen', 2) 'Haut schürfen', 'die Haut abziehen'; 4) 'haaren (von Tieren)'; dt. Pelz —>pelzen-, indones. djangat —> mendjangat 'pelzen'; Komi: ku kulny 'pelzen'; evenk. nanna nannarbu- 1) 'sich mit Haut bedecken'; 2) 'nachwach-

221 sen (von Haut, Pelz); even, ösal 'Pelz von Beinen der Rentiere, Elche'; —> òsalda- 'Pelz gerben'; jakut. tirin ->tirinlen- 'einen Pelz erweiben';

XI. Kleidung

1. Kleidung ( 2 4 - 1 4 ) : Its. apgërbs-t apgërbties 'sich anziehen'; engl, dress to dress 'anziehen', 'kleiden'; dt. Kleid —> kleiden; indones. pakaian —> berpakaian 'Kleidung tragen', 'bekleidet sein'; memakaikan 'etw. anziehen'; evenk. tety -> ie/yce-'Kleidung tragen'; tetyv- 'jmdn. anziehen', 'jmdm. etw. anziehen'; tetyte 'etw. als Kleidung benutzen'; even, tety tetylet- 'etw. als Kleidung haben'; tetyn 'etw. anziehen (ab und zu, selten)'; tetyt 1) 'anhaben (Mantel, Pelzmantel)'; 2) 'Kleidung haben'; jakut. ίαηας —> Ιαηαϊίαα- 1) 'mit Kleidung versorgen'; 2) 'anziehen'; 3) 'Häute gerben'; tarjynnar- 'anziehen';

2. Hemd (27-15): indones. badju berbadju 'ein Hemd, eine Jacke haben (tragen)'; Komi: döröm -> dörömas'ny 'ein Hemd anziehen'; even, urbaq —> urbaqlat- 'etw. anziehen, das als Hemd dienen kann'; jakut. yrbaachy —>yrbaachylaa- 'ein Hemd anziehen'; yrbaachylan- 'ein Hemd tragen';

3. Kleid (44-29): Komi:platt'ö platt'öas'ny 'ein Kleid anziehen'; jakut. bylaaccyja -»bylaaccyjalaaKleid anziehen; bylaaccyjalan- 'ein Kleid anhaben';

'ein

4. Gürtel (18-0): russ. pojas —> opojasat' 'umgürten'; podpojasat' 'gürten'; raspojasat' 'losgürten'; Its. josta—> jost 'einen Gürtel anziehen'; Wi.juosta ->(ap)juosti 'umgürten'; engl, belt ->to belt 1) 'gürten', 'umgürten'; 2) 'mit einem Gürtel prügeln'; dt. Gürtel —> gürteln; Komi: vön'—>vön'ödny 'umgürten'; 'jmdm. einen Gürtel anziehen'; vön'avny 1) 'anziehen (Gürtel u. ä.)'; 2) 'fesseln'; vönjas 'ny 'sich gürten'; 'sich einen Gürtel umlegen'; evenk. buse busele- 'sich gürten'; buselgee- 'den Gürtel losbinden'; even, kälba (qalbu) —> kälbala- 'sich

222 gürten'; qalbulat- 'etw. in Funktion eines Gürtels anhaben'; jakut. kur —> kurdaa- 'gürten'; 'umgürten', 'umkreisen';

5. Tasche (76-0): russ. karman -*prikarmanit' 'an sich nehmen', 'sich aneignen'; bulg. dzeb dzebosam umg. 'in jmds. Tasche greifen', 'stehlen'; engl, pocket -> to pocket 1) 'in die Tasche stekken', 2) 'sich aneignen', 'an sich nehmen'; indones. saku —> menjakukan 1) 'in die Tasche stecken'; 2) 'absondern, abschatten'; Komi: sep septavny 'eine Tasche annähen'; jakut. charmaan —> charmaannal- 'aus der Tasche holen', 'stehlen';

6. Stiefel (40-11), Schuhe: engl, boot to boot 1) 'Schnürstiefel anziehen'; 2) 'einen Fußtritt geben'; dt. Stiefel —> stiefeln (vgl. auch: sich stiefeln)·, indones. sepatu 'Schuhe' —> bersepatu 'Schuhe anziehen'; Komi: sapög sapögas 'ny 'Stiefel anziehen'; sapögödny 'jmdm. Stiefel anziehen'; evenk. unta 'Pelzstiefel' -> untala 1) 'Schuhe Pelzstiefel anziehen'; 2) 'Pelzstiefel tragen'; even. unta —> untag- 1) 'Pelzstiefel nähen'; 2) 'Pelz für die Pelzstiefelherstellung bestimmen'; jakut. sappyky sappykylan- 1) 'Stiefel anhaben'; 2) 'Stiefel anziehen';

7. Tuch (0-0): bulg. kurpa krpja 'flicken', 'stopfen'; indones. kerudung mengerudung 'mit einer Decke (Schleier) bedecken'; mengerudungan 'mit etw. bedecken'; Komi: cysjan -> cysjanavny 'sich ein Tuch umlegen'; cysjanödny 'jmdm. ein Tuch umlegen'; jakut. bylaat —> bylaattaa- '(jmdm.) ein Tuch umlegen'; bylaattan- '(sich) ein Tuch umlegen';

8. Hose (0-0): lit. keines —> kélneti 'sich eine Hose anziehen'; engl, trousers —> to trous er jarg. 'an sich nehmen'; dt. Hose —> (sich anhosen)·, Komi: gac gacas'ny 'sich eine Hose anziehen'; gacödrry 'jmdm. eine Hose anziehen'; jakut. ystaan -tystaannaa'eine Hose geben'; ystaannan 'sich eine Hose anziehen';

223 9. Handschuhe (0-0): Komi: kepyc' kepysjavny 'sich Handschuhe anziehen'; 'etw. an den Händen anziehen'; evenk. kokollo kokoll ο η- 'Handschuhe nähen'; even, kukatan kukatanda- 'Handschuhe anziehen'; kukatlat 'etw. anziehen, was als Handschuhe dienen kann'; jakut. ütülük -tütülüktee'(jmdm.) Handschuhe anziehen'; ütülükten- 'Handschuhe nehmen, sich Handschuhe anziehen';

10. Ring (0-0): russ. kol'co kol'cevat' 1) 'Vögel bzw. Fische durch Ringe markieren'; 2) 'eine dünne Rindenschicht von Bäumen abnehmen, bzw. Drahtringe um den Baumstamm binden (zwecks Wuchshinderung)'; 3) 'Baumstämme rundum mit Teer anstreichen (zur Schädlingsvorbeugung)'; Its. gredzens gredzenot russ. 'kolcevat'; lit. ziedas zieduoti dasselbe; engl, ring -*to ring 1) 'einkreisen'; 2) 'einen Ring anstecken'; 3) 'einen Ring (einem Tier) durch die Nase stecken'; 4) 'einen Baumstamm ringförmig einkerben'; dt. Ring -> beringen, Komi: cun'kyts cun'kytsas'ny 1) 'einen Ring aufsetzen'; 2) 'sich trauen lassen'; even, un'kapan —> un'kaplä- 'einen Ring aufsetzen'; jakut. derbes —> tierbestee- 'einen Ring anstecken';

XII. Nahrungsmittel

1. Fleisch (39-15): lit. mésa —> mêsinêti 'Fleisch hacken'; dt. Fleisch —» zerfleischen; indones. daging mendaging 'zunehmen', 'korpulent werden' (vgl. auch im Karelischen: liha—> liho- 'an Gewicht zunehmen'); terdaging 1) 'bis ins Blut schneiden, stechen u.ä.'; Komi: jaj—> jajsjavny 'zunehmen', 'korpulent werden'; evenk. ulle ullemu- 'nach Fleisch riechen'; ullety- 'Fleisch essen'; ulme- 'an Knochen nagen'; ulenin- 'Fleisch dörren, trocknen (in der Sonne)'; even, ulre (ulle) —> ulrety- 'Fleisch essen'; ulreme- 'Fleisch holen'; ullem- 'nach Fleisch riechen'; ulme- 'an einem Knochen nagen'; jakut. et etten- 1) 'korpulent werden'; ettee- 1) 'Fleisch hacken'; 2) dial, 'schlagen (Menschen, Vieh)'; etirgee- 'vom Hafer gestochen werden (von Pferden)';

224 2. Brot (113-32): lit. duona —> duoneliauti 'betteln', 'um Almosen bitten'; engl, bread to bread 'panieren'; im gegenwärtigen Deutschen sind keine durch das Substantiv Brot motivierten Verben vorhanden, aber vgl. im Mittelhochdeutschen: broeten 'jmdn. unterhalten, fur den sorgen', 'jmdn. im Dienst haben'; Komi: njan' njan's'ödny 1) unpers. 'viel Brot hervorbringen'; 2) 'mit Brot versorgen'; njanjavny 'mit Teig bzw. Brot zukleben'; evenk. kolobo kolobolö- 'Brot holen'; koloboty- 'Brot essen'; koloboη- 'Brot backen'; even. kJleb kilëbty'Brot essen'; kilëbeg 'Brot backen';

3. Ei (0-12): lit. kiaüsinis —> kiaüsiniauti 'Eier sammeln (zum Osterfest)'; engl, egg —> to egg 1) 'mit Eigelb bestreichen'; 2) umg. 'mit (faulen) Eiern bewerfen'; 3) 'Vogeleier sammeln'; dt. Ei eiern; indones. telur ->bertelur, menelur(kan) 'Eier legen'; Komi: kol'k kol'kjavny 'Eier legen (vom Huhn)'; evenk. umüka —> umuktaty- 'ein Ei essen'; even, umta umtalba- 'Eier legen'; umtaty 'Ei essen'; jakut. samyyt samyyttaa- 'Eier legen';

4. Milch (103-16): lit.pierias —>pienuoti, ispieninti 'mit Milch besudeln'; engl, milk —>to milk 1) 'melken', 2) 'Milch geben'; dt. Milch milchen; Komi: jöv jölavny 'Milch in die Speise geben'; evenk. ukumnl ukumnîdë- 1) 'gemolken haben'; 2) 'durch Milch weiß machen', 'Milch in den Tee zugeben'; even, uken' -> uken'de- 'durch Milch weiß machen'; jakut. üüt üüttüj 'Milch zugeben (von Kuh, stillender Mutter)'; üüttee- etw. '(z. B. Tee) durch Milch weiß machen';

5. Butter (31-20): russ. maslo maslit' 'buttern'; maslit'sja 1) 'eine Ölspur hinterlassen'; 2) 'vor Fett glänzen'; bulg. maslo omasljam, namaslja 'buttern'; obezmaslja 'entfetten'; lit. sviestas sviestuoti 'buttern'; engl, butter to butter 1) 'buttern'; 2) umg. 'derbe schmeicheln, Honig um den Bart schmieren'; dt. Butter buttern; indones. mentega mementegai 'buttern'; Komi: vyj —> vyjavny 'buttern'; evenk. mäsle mäsleη- 'Butter schlagen'; jakut. aryy —> aryylaa- l)'buttern'; 2) 'Butter schlagen';

225 6. Tee (57-19): russ. caj cajevat', cajnicat' 'Zeit beim Teetrinken verbringen', 'Tee trinken'; Its. têja têjot 'Tee trinken'; evenk. cay —> cajty-, cajda-, cajym 'Tee trinken'; ¿ajirj- 1) 'Tee aufbrühen'; 2) 'mit Tee bewirten'; even, caj—> cajiru 1) 'Tee holen'; jakut. cej cej dee- 1) 'Tee trinken'; 2) 'Tee aufbrühen';

7. Zucker (0-14): russ. sachar sachar it' 'zuckern'; bulg. sachar sacharosvam 'verzuckern lassen'; Its. cukurs —> sacukuruoties 'verzuckern', 'dick werden, nachdem sich etw. Zucker abgesetzet hat (von Honig, Konfitüre)'; lit. cukrus —> cukrinti vt 'zuckern'; cukruotis 'verzuckern'; engl, sugar -> to sugar 1) 'zuckern'; 2) 'Zucker ausdampfen'; 3) 'verzuckern'; dt. Zucker —> zuckern; indones. gula menggula 1) 'sich einschmeicheln, vor jmdm. kriechen'; 2) 'klaschen, jmdn. durchhecheln'; Komi: sakar —>sakaravny 'zuckern'; jakut. saachar ->saachardaa 'zuckern', 'süß machen';

8. Salz (0-0): russ. sol' ->solit' 1) 'salzen'; 2) 'einsalzen'; 3) 'Schaden zufügen', 'Sorgen bereiten'; bulg. sol -> solja 'salzen'; Its. sals sâlït 'salzen'; lit. druska -> druskèti 'zur Salz werden'; druskuoti 'mit Salz bestreuen (einreihen)'; druskinti 'mit Salz bestreuen'; engl, salt to salt 1) 'salzen'; 2) seit, 'mit Salz bestreuen'; 3) fachm. 'mit Salzen durchtränken, bearbeiten'; dt. Salz —> salzen; aussalzen-, entsalzen; indones. garam —> bergaram 'Salz auf der Oberfläche ausscheiden'; menggaram 1) 'salzig werden'; 2) 'Salz gewinnen'; menggarami 'salzen'; menggaramkan 'zu Salz machen'; Komi: sov —>solavny 'salzen'; evenk. turuke turuk-e 'salzen'; even, taq (tak) taqam- 'den Geschmack von etw. gesalzenem empfinden'; taqra- 'salzen'; 'einsalzen'; takty- 'Salz essen (beim Rentier)'; jakut. tuus —> tuuhtaa- 'salzen'; tuuhaa- 'einsalzen (Pilze u. ä.)';

9. Suppe (0-0): evenk. sile —> silü-, silety- 'Suppe essen, trinken'; silüce- 'kochen, sieden (von Suppe, Tee)'; siluvken- 'mit Suppe verpflegen'; 'mit Tee bewirten'; sile- 'dick werden (von Suppe)'; siler]- 1) 'Suppe kochen'; 2) '(Graupen, Mehl) in die Suppe geben'; 3) '(ein Stück Brot) in die Suppe tunken'; silep- 'auskochen (von Suppe)'; even, hil hilu- '(Bouillon, Suppe) essen, löffeln'; Mag- 1) 'Bouillon kochen'; 2) 'Bouillon dem Fleisch zugeben'; minnen jakut. min minnee- 'in der Suppe kochen'; - 'Suppe, Bouillon kochen';

226 XIII. Geometrische Begriffe

1. Teil, Anteil (139- 65): russ. dolja délit' 1) 'teilen' 2) 'jmdm. einen Teil von etw. geben'; 3) 'etw. gemeinsam benutzen'; Its. dala —> dalît 'teilen'; lit. dalis —> dalyti, dalinti 'teilen'; engl, part —> to part 1) 'teilen', 'zerteilen', 'aufteilen'; 2) 'trennen', 'scheiden'; dt. Teil —Steilen·, indones. bagi —> membagi(-bagi)kan 1) 'teilen', 'spalten'; 2) 'zuteilen', 'verteilen'; berbagi(-bagi) 1) 'sich teilen', 'sich zerteilen'; 2) 'sich entzweien'; 3) 'sich abzweigen'; kebagian 'einen Teil bekommen'; membagi 1) 'teilen'; 2) 'geben, zuteilen'; 3) 'spalten'; Komi: tor torjavny 'sich absondern'; torjödny 'absondern', 'aussondern'; evenk. hän (hä) -> hälge- 'verringern', 'vermindern'; hâty- 'etw. in Teilstücken nehmen'; even, hän (hädyi) —> hädalgi'um einen Teil verringern'; hänilat- 'einen Teil, ein Stück haben'; jakut. ireet ireettee'einen Teil, Anteil absondern';

2. Seite (274-106): russ. storona storonit'sja 'zur Seite rücken'; otstranif 'zur Seite schieben'; ustranit' 'beseitigen', 'wegnehmen'; bulg. strana ->stranja 'meiden'; otstranja 'zur Seite schieben'; lit. salis salinti 'beseitigen', 'aufheben'; salintis 'meiden', 'ausweichen'; engl, side —» to side 1 ) 'sich auf jmds. Seite stellen'; 'sich einigen'; 2 ) seit, 'nebeneinander stehen , gehen'; 3) 'zur Seite gehen', 4) 'zur Seite legen'; dt. Seite beseitigen; indones. pihak -> berpihak 1) 'auf jmds. Seite stehen'; 2) 'sich auf jmds. Seite stellen'; berpihak-pihak 'auf verschiedenen Seiten stehen', 'unterschiedliche Ansichten haben'; memihakkan 'absondern', 'isolieren'; evenk. oldön- —> oldönco- 'daneben sein, zur Seite sein'; oldän oldar-'auf der Seite liegen'; jakut. örüt örüttün- 'in den Ausgangszustand kommen';

3. Rand (70-15): lit. kräskas -> krastuoti 'Ränder zumachen'; engl, border to border 'säumen'; dt. Rand rändern, umranden; indones. tepi —> menepi 1) 'an den Rand gehen', 'zur Seite gehen'; 2) 'an den Rand gehen' ; 3) 'fließen (von Tränen )'; ketepi, bertepikan 'sich zum Rand (zum Ufer) bewegen, gehen'; menepikan 1) 'zur Seite stellen , legen'; 2) 'zur Seite schieben'; Komi: dor doravny 1) 'die Kuchenränder biegen (indem man sie mit den Fingern preßt)'; 2) zimmermännisch 'den Rand abschneiden'; evenk. chüli 'Rand, Ufer' chülile'am Rand, Ufer gehen'Jakut. kytyy kytyylaa- 1) 'am Rand von etw. gehen'; 2) 'rändern';

227 4. Kreis (38-18): russ. krug kruzit' 1) 'kreisen';2) 'jmdn. im Kreise drehen'; okruzit' 'einkreisen'; bulg. krg krza 'kreisen'; Its. rir\k,is rir\kpt 'kreisen'; lit. ratas ratuoti 'kreisen', 'in die Hände klatschen'; engl, ring —> to ring 1) 'in Kreisen steigen bzw. fliegen (von Habicht u. ä.)', 2) 'in Kreisen scheiden'; dt. Kreis —> kreisen·, indones. lingkar —> melingkar 1) 'sich zusammenringeln'; 2)'zusammenrollen'; berlingkar 'sich zusammenringeln'; melingkari 'etw. umschlingen', 'etw. einkreisen'; Komi: kyts ->kytsl 'Abstecher machen', 'auf Umwegen gehen'; kycavny 'einkreisen'; 'einkesseln'; jakut. ergimte 'Kreisline' —» ergimtelen'Kreisline haben';

5. Zentrum (46-19): russ. zentr —> zentrovat' 'zentrieren', bulg. zentr zentriram, zentrovam 'zentrieren'; Its. centrs centrêt 'zentrieren'; lit. centras -> centruoti 'zentrieren'; engl, centre -> to centre 1) 'konzentrieren'; 2) 'sich konzentrieren'; 3) 'ins Zentrum stellen, legen'; 4) tech. 'zentrieren'; dt. Zentrum zentrieren (vgl. auch österr. zentern)-, indones. pus at berpusat 'auf etw. gerichtet sein', 'sich um etw. konzentrieren'; memusatkan 1) 'konzentrieren', 'zusammenballen'; 2) 'zentralisieren'; Komi: sör -> söravny 1) '(Brot ) schneiden'; 2) '(Kleidung ) zuschneiden'; jakut. kiin —> kiineen- 'ein Zentrum haben';

6. Linie (56-20): russ . linija —> linovat' 'linieren'; bulg. lini ja liniram 'linieren'; Its. lìnija —> lînijët, lìnijot 'linieren'; lit. linija liniuoti 'linieren'; engl, line ->to line 1) 'linieren'; 2) 'in einer Reihe, Linie aufstellen'; 3) 'in einer Linie an etw. entlang ziehen'; dt. Linie-* linieren-, indones. garis -> menggaris 'eine Linie ziehen'; Komi: visvis'nitny 'unterstreichen', 'einen Strich machen'; even, igtyn -> igtynnat- 'Linien haben', 'liniert sein'; jakut. suraahyn syraahynnaa- 'eine Linie ziehen, linieren';

7. Kugel (42-0): engl, ball ->to ball 1) 'knäueln'; 2 ) 'sich knäueln'; dt. Kugel kugeln-, Komi: s jar sjarjasny 'mit Kugeln spielen'; even, buqnjukä -> bujutyul 'kugelförmig sein'; jakut. sar —> sardan- l)'eine Kugel haben'; 2) 'eine Kugel mitnehmen';

228 XIV. Geografische Objekte

1. Berg (74-25): jakut. chaja

chajalaa- 'in die Berge steigen';

2. Fluß (117-15): evenk. bira —> biraga- 'einen Fluß entlanggehen'; birata 'den Fluß benutzen'; jakut. örüs örühüj- 'retten', '(vor dem Tod ) retten';

3. Meer (115-13): lit.jüra jüruoti 'wie das Meer wallen (ζ. B. vom Feld); indones. laut melaut 'in See stechen'; melauti 'den Ozean durchpflügen'; memperlaut 1) 'per Schiffspost versenden'; 2) 'aufs Meer schicken (Schiff);

4. Ufer (141-20): engl, land to land 1) 'an Land gehen lassen, ausladen'; 2) 'an Land gehen, anlegen'; dt. Ufer ausufern ; indones. pantai —> memantai 1) 'ans Ufer gehen'; 2) untergehen (von Sonne)'; evenk djapka —> djapkara- 'das Ufer entlanggehen, am Rand von etw. gehen'; even, chjöli -> chjölilet- 'Ufer, Rand von etw. sein'; jakut. kytyy -> kytyylaa- 1) 'zum Ufer gehen'; 2) 'am Ufer gehen'; 3) 'anlegen'; kytyllan 'ein Ufer haben';

5. Wald (200-38): russ. les oblesit' 'bewalden'; obezleset' 'waldlos werden'; obezlesit' 'entwalden'; bulg. veralt. les zalesja 'bewalden'; obezlesja 'entwalden'; Its. mezs —> apmezot 'bewalden'; lit. miskas —> apmiskinti 'bewalden'; engl .forest to forest 'bewalden', 'einen Wald anlegen'; to deforest 'entwalden'; dt. Wald bewalden] entwalden', indones. hut an —> menghutan 1) 'wuchern , zum Wald werden'; 2) 'zuwuchern'; Komi: vor ->vörctvny 'jagen'; jakut. tya —> tyalaa- 'zur Waldjagd kommen';

229 6 . Feld( 169-22): engl .field -> to field 'Korn in der Luft trocknen lassen'; jakut. chonuu Feld gehen';

chonuulaa-

'ins

7 . Weg (234-44), Bahn: bulg. pt —>ptuvam 'gehen', 'fahren', 'reisen'; Its. cefi -> celpt 'reisen', 'wandern'; lit. Helias kêliauti 'reisen'; indones. djalan —> berdjalan 'gehen'; mendjalani 1) 'spazieren', 'promenieren'; 2) 'empfinden', 'vertragen'; mendjalankan 1) 'in Gang bringen', 'in Betrieb nehmen'; 2) 'steuern ( z . B . Auto )'; Komi: chokto chokty- 'einen Weg austreten'; choktojöt- 1) 'einen Weg gehen'; 2) 'einen Weg, Pfad austreten' (vgl. auch mhd. wec —> wegen 1) 'einen Weg anlegen'; 2) 'gehen'); choktomön- 'auf Pfaden gehen'; even, chotoran'Bahn'—> chotorag- 'eine Bahn anlegen'; jakut. suol -> soloo- 'den Weg räumen (im Wald, Feld)';

8. Stadt (471-85): bulg. grad —>gradja 'bauen'; engl, town —> to town 1) seit, 'mit Städten bebauen'; 2) 'zur Stadt machen', 'zur Stadt werden'; indones. kota —> kekotan 'sich wichtig tun, angeben wie Stadtbewohner vor Landbewohner'; jakut. kuorat —> kuorattaa- 'sich in die Stadt begeben';

9. Sumpf (46-0): russ. boloto —> zabolotit' 'versumpfen'; bulg. blato -> blatjasam, zablatjavam 'sümpfisch werden'; 'zum Sumpf werden'; Its. purvs parpurvoties 'sümpfisch werden'; lit. pelke —> pelketi 'sümpfisch werden'; engl, bog to bog 1) 'im Moos einsinken, ertrinken'; 2) umg. 'nutzlos werden'; 3) umg. 'hindern', 'scheitern lassen'; dt. Sumpf sumpfen, sümpfen-, Komi: njur njurs'yny 'sumpfen'; evenk. bulé—> bulé- 'im Sumpf einsinken'; jakut. badaraan badaraannaa 'im Sumpf, Kot einsinken';

230 XV. Zeit, Zeitperioden

1. Zeit (647-308): russ. vremja ->vremenit' 'zögern', 'in die Länge ziehen'; engl, time to time 1) 'Zeit finden', 'zeitlich bestimmen'; 2) 'Zeit vereinbaren ausmachen'; 3) 'die Uhr (auf eine bestimmte Zeit) stellen'; 4) 'Zeit merken' 5) 'die Dauer bestimmen'; 6) 'den Takt mit etw. halten'; 7) seit, 'zeitlich zusammenfallen'; 8) tech. 'synchronisieren'; indones. waktu —> berwaktu 'eine bestimmte Zeit dauern )'; jakut. birieme biriemelen- 'Zeit haben, finden';

2. Jahr (810-256): bulg. godina godinuvam, godinjasvam 'sich jähren'; dt. Jahr —> sich jähren; verjähren; indones. tahum menahum 'ein Jahr oder mehrere Jahre irgendwo leben', 'für ein Jahr bzw. mehrere Jahre irgendwo bleiben'; evenk. αηηαηϊ anqaldy- 'zusammen die Jahre verleben';

3 . Monat (145-142): indones. bulan berbulan 'einen Monat lang dauern'; evenk. bèga (béva) begät, bevämkat- 'menstruieren'; jakut. yj ->yjdan- 1) 'die Regelblutung haben'; 2) 'in irgendwo Schwangerschaftsmonat sein';

4. Stunde (210-191): dt. Stunde —>stunden\ jakut. caas

caastan- 'Stunden haben (in der Schule unterrichten)';

5. Tag (816-270): russ. den' —> dnevat' 'den Tag irgendwo verbringen'; bulg. den denuvam 'den Tag irgendwo verbringen'; lit. diena -> dienoti 1 ) 'tagen', 2 ) 'warm werden'; dt. Tag —> tagen; vertagen; Komi: lun lunjyny 'den Tag irgendwo verbringen'; 'den Tag liegend zubringen'; lunjodny 1) 'einen Ruhetag geben'; 2) 'eine Möglichkeit geben, den Tag irgendwo zu verbringen (z. B. einen Raum zur Verfügung stellen)'; 3) 'den Tag überleben (mit irgendwelchen Vorräten)'; evenk. ίηβηί —> ίηεηίε- 'übernachten'; jakut. kiin künnen- 1) 'heiter werden'; 2) umg. 'einen Arbeitstag abarbeiten'; künnes- 1 ) 'gegen Tageslohn anstellen'; 2 ) 'tageweise arbeiten';

231 6. Abend (174-95): russ. vecer —>veceret' 'enden (vom Tag)', 'dunkel werden'; vecerjat' dial. 'Abendbrot essen'; bulg. vecer svecerja se 'enden (vom Tag)', 'dunkel werden'; Its. vakars —> vakarot 1) 'enden (vom Tag)'; 2) 'den Abend verbringen', vakarët 'den Abend zubringen'; lit. vakars -> vakareti 'enden (vom Tag)'; Komi: ryt -> rytjys'ny 1) 'dämmern'; 2) 'den Abend zubringen'; rytmyny 'irgendwo bis zum Abend wegbleiben', 'vom Abend überrascht werden'; 2) 'enden (vom Tag); rytjyny 'abnehmen (vom Mond)'; evenk. sikse —> sikse- 'enden (vom Tag)'; siksev- 'vom Abend überrascht werden', 'bis zum Abend aufhalten'; siksece'den Abend zubringen'; jakut. kiehe kieger- 'enden (vom Tag)';

7. Nacht (164-52): russ. noe' —> nocevat' 'übernachten'; bulg. nosc —> noseuvam 'Ubernachten'; Its. nakts —> naksijot 'übernachten'; lit. naktis —> naktineti 'nachtschwärmen', 'sich in der Nacht herumtreiben'; nakvoti 'übernachten'; näkvinti 'eine Nachtunterkunft geben'; engl, night —> to night 'übernachten, irgendwo die Nacht verbringen'; dt. Nacht nachten, übernachten·, indones. malam memalamai 'die Nacht zubringen (beim Bett eines Kranken)'; berbalam 'übernachten'; kemalaman '(unterwegs) von der Nacht überrascht werden'; me(mper)malamkan 1) 'über Nacht bei sich lassen'; 2) 'etw. bis Morgen lassen'; Komi: voj —>vojmyny 1) 'vom Nachteinbruch überrascht werden'; 2) 'dunkeln'; evenk. dolbo —> dolbo- 1) 'dunkeln', 'einbrechen (der Nacht )'; dolbov- 'irgendwo übernachten'; 2) 'spät in der Nacht ankommen'; 3) 'unterwegs bis in die Nacht bleiben'; even, dolba -> dolba- 'einbrechen (der Nacht)', 'enden (vom Tag)'; dolbavci- 'die Nacht abwarten'; jakut. tüün —> tüiinnet- 'vom Nachteinbruch überrascht werden (unterwegs, im Feld)';

8. Morgen (99-51): bulg. zora zorja 'dämmern'; evenk. timóni 'den Morgen zubringen';

timan 1) 'anbrechen (des Morgen)'; 2)

9. Frühling (65-11): lit. pavasaris pavasarèti 'kommen (vom Frühling)'; dt. Frühling frühlingen·, evenk. nelki nelki- 1) 'kommen (vom Frühjahr)'; 2) 'den Frühling verbringen, überleben'; nelkiv- 1) 'im Frühling irgendwo leben'; 2) 'vom Frühling überrascht sein'; even, nelke(nelkeni) nelkenil- 'anfangen (von Frühling)'; nelkes- 'am Anfang des Frühlings irgendwo leben'; jakut. saas 'Frühling, Sommer^-> saahyr- 'alt werden'; saaha- 'den Frühling verbringen';

232 10 . Sommer (50-24): bulg. leto —>letuvam 'den Sommer irgendwo verbringen'; lit. vasara —>vasaroti 'den Sommer verbringen', 'im Landhaus wohnen'; vasarèti 'sommern'; engl, summer to summer 1) 'Sommer verbringen'; 2) 'den Sommer über weiden (von Vieh)'; 3) 'das Vieh mit (Sommer·) Weiden versorgen'; dt. Sommer —> sommern; sommern; Komi: gozöm gozjyny 'den Sommer verbringen'; evenk. djuga —> djuga- 'sommern'; djugadjan 'Sommer irgendwo verbringen'; even, djuga -> djuga- 'sommern'; djugadan, djugas- 'Sommer irgendwo le-ben'; djugad- 'mit dem Lager über den Sommer bleiben'; jakut. sajyn—> sajylaa- 'den Som-mer irgendwo verbringen';

11. Herbst (46-8): lit. ruduo —> rudenèti 'herbsten'; dt. Herbst -> herbsten, herbstein; Komi: ar —> arjyny 'den Herbst verbringen'; arjödny '(Vieh) den Herbst über haben'; evenk. bolo (bolorii) ' die zweite Herbsthälfte' -> bolo- 'herbsten'; bolas- 'den Herbst irgendwo verbringen'; boloriiv'eintreten (von zweiter Herbsthälfte)'; boloden 'den Herbst verbringen, verleben'; even, boloni 'die zweite Herbsthälfte'; boloniv 'eintreten (von zweiter Herbsthälfte)'; jakut. kiihün ->kühee 'den Herbt irgendwo verbringen';

12. Winter (53-14): russ. zima zimovat ' 'überwintern'; bulg. zima zimuvam 'überwintern'; zazimja 1) 'an die Winterverhältnisse anpassen'; 2) 'irgendwo über den Winter bleiben'; zazimja se unpers. 'wintern'; Its. ziema ziemot 'überwintern'; lit. ziema ->. ziemoti 'überwintern'; engl, winter —> to winter 1) 'überwintern, den Winter irgendwo verbringen'; 2 ) 'überwintern (von Pflanzen)'; 3) 'im Winter unterhalten (von Vieh)'; 4) 'kühlen', 'einfrieren'; dt. Winter wintern; überwintern; einwintern; Komi: töv tövny 'wintern'; tövjyny 'überwintern'; evenk. tuge —> tuge- 1) 'wintern'; 2) 'überwintern'; tugeden- 'überwintern'; even. tuge tuges(en)- 'überwintern', jakut. kyhyn —> kystaa- 'überwintern';

233 XVI. Naturzustände

1. Wetter (45-40): russ. pogoda —> raspogodit 'sja 'eintreten (von gutem sonnigem Wetter)'; engl, weather -> to weather 1) 'aushalten', 'austragen'; 2) 'den Witterungserscheinungen ausgesetzt sein'; 3) geolog. 'verwittern'; dt. Wetter wettern; bewettern-,

2. Kälte (16-12): russ. cholod cholodat' 1) 'eintreten (von Kälte)'; 2) 'kalt, kälter werden'; cholodet' 1) 'kalt, kälter werden'; 2) 'Kälte empfinden infolge eines starken Gefühls'; cholodit' l)'kühlen'; 2) 'ein Gefühl der Kälte hervorrufen'; bulg. stud studuvam 'frieren'; uzstudja 'kühlen'; 'gleichgültig werden'; zastudeja(se) 'kalt werden'; Its. sals salt 1) 'frieren'; 2) 'frosten'; indones. dingin ->kedinginan 'einfrieren', 'sich erkälten'; mendingin 1) 'sich abkühlen', 'erkalten'; 2) 'frieren'; mendinginkan 'kühlen'; berdingin-dingin 'frieren', 'vor Kälte zittern'; Komi: ködzyd -> ködzdödny 'kälter werden'; evenk. ίηin -> ίηίηίΐ- 1) 'kalt werden'; 2) 'sich abkühlen'; even, ιηεη ' -> ίηβη- ' 1) 'kalt werden'; 2) 'einfrieren ; jakut. tymnyy tymnyyrgha- 'frieren'; 'Kälte empfiden'; tymnnyrghat- 'etw. für zu kalt halten';

3. Regen (70-14): russ. dozd' —> dozdit' umg. 'regnen'; engl, rain —> to rain 'regnen'; dt. Regen —> regnen; indones. hudjan kehudjanan 'vom Regen überrascht sein'; berhudjan-hudjan 'im Regen laufen', 'im Regen naß werden'; menghudjani 'überschütten (wie durch Regen)'; menghudjankan 'mit Regen begießen'; memperhudjankan 'im Regen einweichen'; Komi: ser —> serny 'regnen'; even, udan —> udal- 'regnen'; udalavci- 'auf den Regen warten'; udasci'nieseln', 'regnen (von Sprühregen)'; jakut. ardach -> ardachtaa- 1) 'betrübt sein, bedrückt sein vom trüben, regnerischen Wetter (von Menschen)'; 2) 'im Regen naß werden (von Vögeln)'; 3) 'sein Benehmen vor dem Regen ändern, besondere Laute abgeben (von Vögeln, Tieren)'; 4) 'vor dem Regen fahl werden (von glänzenden Oberflächen bei Gegenständen)';

4. Gewitter (0-7): dt. Gewitter —> gewittern·, Komi: gym-card 'Donner-Blitz und blitzen'; jakut. et i η ->είίηnen- 'donnern';

gymavny-cardavny-

'donnern

234 5. Donner (0-0): russ. grom —>gremet' 'donnern'; bulg. grm —>grmja 'donnern'; lit. perkünas perkunuoti 'donnern'; engl, thunder to thunder 'donnern'; dt. Donner donnern; indones. guntur mengguntur 'donnern'; Komi: gym gymavny 'donnern'; evenk. agdy -> agdy-, agdyt-, agdyrü- 'donnern'; even, agdy —> agdyry- 'donnern'; jakut. et i η είίηηεη- 'vom Donner verfolgt werden (von Gewitter)';

6. Blitz (0-0): Its. zibens —> zibeyot 'blitzen'; lit. zaibas —> zaibuoti 'blitzen'; engl, lightning to lightning 'blitzen'; dt. Blitz -> blitzen; indones. kilat berkilat-kilat, mengilat 'blitzen', 'donnern', 'aufflammen', mengilat-ngilat, mengilatkan 'Blitze ausstrahlen, werfen (vor Wut)'; Komi: card —> cardavny 'blitzen'; evenk. cheg —> chêg- 'blitzen'; jakut. cagylgan —> cgylgannan- 'blitzen';

7. Hagel (0-0): engl, hail -> to hail 'hageln'; dt. Hagel hageln·, evenk. bona —>b5t 'hageln'; jakut. toburach —> toburachtan- 'hageln';

bona 'hageln'; even, bot

8. Wolke (0-0): bulg. oblak ->zaoblacavam se 'sich bewölken'; lit. debesis debesuotis 'sich mit Wolken bedecken'; engl, cloud ->to cloud 1) 'bewölken'; 2) 'sich bewölken'; dt. Wolke —>• wölken; wölken\ sich bewölken', indones. awan mengwvan 'in die Höhe fliegen'; Komi: kymör kymörtny 'mit Wolken zuziehen'; kymras'ny 'trübe werden (von Himmel)'; evenk. tjoksu —> tjoksu- 1) 'sich bewegen (von Wolken)'; 2) '(mit Wolken) zugezogen sein'; jakut. bylyt bylytyr- 'sich bewölken'; bylytyrghaa- 'Schmerzen empfinden (vor oder während eines Unwetters)';

9. Nebel (40-0): russ. tuman tumanit' 'benebeln'; bulg. mgla —> zamgljavam 'benebeln'; Its. migla miglot 1) 'sich benebeln'; 2) 'sprühen', 'nieseln'; 3) 'besprühen (von Bäumen)'; lit. rükas -> rükoti 'sich benebeln', 'mit Nebel bedeckt werden'; engl, mist to mist 1) 'benebeln'; 2) 'sich benebeln'; dt. Nebel -> nebeln·, indones. kabut mengabut 1) 'vom Wind verweht werden'; 2) 'verstreut werden'; 3) 'aussprühen'; Komi: ru —> ruavny 'sich benebeln',

235 'nebeln'; ruas'ny 'mit Nebel zuziehen'; evenk. tamna —> tamna- 'sich über der Erde ausbreiten (von Nebel)'; tamnada- 'mit Nebel bedeckt werden'; tamni- 'vernichten (buchst.: zu Nebel machen)'; even, tanmärl tanmärl- 'erscheinen (von Nebel)', 'benebelt werden'; jakut. tuman —> tumannaa- 'etw. schnell, energisch tun'; tumannan, tumannyr- 'nebeln'; tumannat- 'Staub aufwirbeln, schnell machen';

10. Schnee (126-22): russ. sneg —> snezit' 'schneien'; bulg. snjag —> zasneza 'mit Schnee bedeckt werden'; Its. sniega ->snigt 'schneien'; lit. sniegas snieguoti 'mit Schnee beschütten'; engl, snow —> to snow 'schneien'; dt. Schnee schneien·, Komi: lym lymjavny 1) 'schneien'; 2) 'stark schneien'; 3) 'mit Schnee zuschneien'; lymjös'tny 'mit Schnee zumachen', 'im Schnee wälzen'; evenk. imana (imanna) imana 'schneien'; imannaty 1) 'Schnee essen'; 2) 'geschmolzenen Schnee trinken'; even, imanda ¡mandata 'Schnee holen (um Trinkwasser zubereiten )'; jakut. chaar ->chaardaa 1) 'schneien'; 2) 'vom Schnee reinigen'; 3) 'Schnee zu etw. hiuzugeben'; chaardan- 'mit Schnee bedeckt sein';

11. Eis (0-0): russ. liod ledenet' 1) 'vereisen'; 2) 'zufrieren'; 3) 'kalt wie Eis werden'; 'frieren, durchfrieren'; ledenit'-> 'zu Eis machen', 'einfrieren'; bulg. led zaledjavam se 'vereisen'; ledeneja 1) 'kalt werden'; 2)'sich mit Eis bedecken', 'vereisen'; Its. le dus —> apledot, noledot, pärledot 'zueisen', 'zufrieren', 'vor Kälte hart werden'; lit. lëdas lêdêti '(zu)frieren'; engl, ice -> to ice 1) 'mit Eis bedecken', 'eisen'; 2) 'einfrieren'; 3) 'zufrieren'; dt. Eis eisen\ indones. es menges l)'einfrieren', 'kalt stellen'; 2) 'eine Eiskompresse anlegen'; Komi: ji ->jis'yny 'vereisen', 'zufrieren'; jiavny 'mit Eis oder Schnee versiegeln'; evenk. djuke djuke-, djuketë- 'frieren', zufrieren'; djukerë- 'auf dem Eis gehen'; djukemë- 'Eis holen (um Trinkwasser zubereiten)'; even, bjokes bjokmi- 'Eis holen', 'Eisvorräte schaffen; bjokle- 'Eis holen'; bjoku—> 'zufrieren', bjokuven- 'mit einer Eisschicht bedecken'; jakut. muus muuhur 1) 'zu Eis werden'; 2) 'zufrieren'; muuhaa- 'mit Eis bedecken, (z. B. Fleisch)'; muus buoi 'frieren', 'zufrieren';

12. Wind (117-11): russ. veter —> zavetret' umg. 'an Frische verlieren, faul werden'; obvetret' 1) 'der zerstörenden Wirkung des Windes ausgesetzt sein'; 2) 'rauh, rissig vom Wind werden' (von Gesicht, Haut usw.)'; 3) dial, 'in der Luft trocken werden'; obvetrit' 1) 'der zerstörenden Windeinwirkung aussetzen'; 2) 'rauh, rissig machen (von Gesicht, Haut u. ä.)'; provetrit' 'lüften'; νyvetret' 1) 'in der Lufttrocken werden'; 2) 'zerbröckeln'; vyvetrit' 1) 'auslüften'

236 2) 'zerbröckeln lassen'; bulg. vjatr —> obvetrjam se 'rauh, rissig werden', Its. vëjs —> izvëjot 'auslüften'; lit. vejas vejoti 'treiben'; engl, wind to wind 1) 'trocken lassen in der Luft'; 2) dial. 'Korn schwingen'; dt. Wind —> winden, indones. angin —> ber angin 1) 'wehen (von Wind)'; 2) 'im Wind stehen', 'die Kühle genießen'; menangini 1) 'Luft einlassen', 'lüften'; 2) 'sich fachein'; berangin-angin 'im Wind stehen', 'die Kühle genießen'; menanginkan, memperan-ginkan 'lüften', 'in den Wind stellen'; Komi: töv tövs'yny 'rennen, rasen (wie der Wind)'; tövs'ys'ny 'aufkommen (von Wind)'; evenk. edin—> edin- 'wehen (von Wind)'; edinmu 1) 'sich im Wind bewegen, flattern'; 2) 'fliegen im Wind'; 3) 'vom Wind umgestoßen, abgerissen werden'; 4) 'lüften (Raum)'; even, eden —> eden- 'wehen'; edem- sich im Wind bewegen, flattern'; jakut. tyal tyalar- 'wehen'; tyal buoi 'aufkommen (von Wind)'; tyallan- 'windig werden (von Wetter)'; tyalyrghaa- 1) 'unter dem Wind leiden'; 2) 'bei windigem Wetter empfindlicher werden (von Tieren)';

13. Sturm (0-0): lit. vètra -> vètrauti 'wüfen'; engl, storm —> to storm 'wüten (von Sturm, Gewitter)'; dt. Sturm stürmen', indones. badai —> membadai 'wüten'; evenk. οΗυ,ηηέ- 'Schneegestöber'-> chunηέ- 'einbrechen (von Schneegestöber)'; 2) 'heulen (von Schneegestöber)'; 3) 'den Weg zuschneien'; οΗιιηηβν- 1) 'vor Frost weiß werden', '(Gesicht, Hände) einfrieren'; even, chünqe —> Μηηε'strümen'; 'fegen (von Schneegestöber)'; chünrfu- 'mit Schnee bedeckt werden'; jakut. siliie sillier- 'stürmen';

14. Tau (0-0): russ. rosa orosit' 1) 'besprühen'; 2) 'naß machen , mit Wasser sättigen'; bulg. rosa rosja 'sprühen (von Regen)'; Its. rasa —> rasot 1) 'tauen (von Tau)'; 2) 'anlaufen (von Glas)'; lit. rasa rosoti 'von Tau bedeckt werden'; engl, dew —> to dew 'benetzen', 'befeuchten'; dt. Tau tauen; indones. embun —> berembun 'an der frischen Luft schlafen'; mengembun 1) 'zu Tau werden'; 2) 'anlaufen (von Glas)'; mengembuni 'bespritzen'; mengembunkan, memperembunkan 'in den Tau hinaustragen (ζ. B. ein Kind)'; Komi: lysva —> lysvaavny 'tauen (von Tau)'; evenk. silekse —>silekse- 'sich mit Tau bedecken'; even, chili 'Tau', 'Sprühregen'-)· chili 'nieseln'; jakut. siik ->siiktir- 'naß, feucht werden';

237 XVII. Begriffe wie „Leben", „Tod" usw

1. Leben (603-117): bulg. zivot —> zivotuvam 'vegetieren, ziellos leben'; Its. dzïve —> dzïvot 'leben', 'wohnen'; indones. hidup —> menghidupi 1) 'das Leben schenken', 'am Leben lassen'; 2) 'materiell unterstützen'; menghidupkan, memperhidup 'wieder ins Leben rufen, beleben'; evenk. in—* in- 'leben';

2. Tod (39-19): Its. nòve (no)nâvët 'töten'; evenk. mekcere 'Todesfálle, Verluste durch haben';

mekcere 'sterben'; jakut. öliiü —> öüülen-

3. Anfang (91-49): even, nonän —> nonänlat- 'der Anfang von etw. sein'; jakut. törüt —> töryttee 1) 'gründen'; 'schaffen'; 2) 'etw. anfangen'; törütten 'anfangen';

4. Ende (199-120): Its. beigas —> beigi 'enden, etw. beendigen'; engl, end ~> io end 1) 'enden(vt)' 2) 'enden (vi)'; dt. Ende -> enden; beendigen; indones. achir —> berachirkan 'mit etw. enden'; mengachiri 'enden (vt)'; mengachirkan 'verschieben', 'stunden'; Komi: pom ->pomas 'ny 'enden (vi)'; pomavny 'enden (vt)'; evenk. mudan mudaka- 'beendigen', 'zu Ende führen'; mudan-, mudanta- 'enden (vi)', 'ausgeschöpft sein', even, mudan mudan- 'enden (vi)'; mudlat- 'enden (vi)'; mudak- 'beendigen';

5. Fall, Zwischenfall (148-172): indones. hai

berhal 'sich ereignen', 'erfolgen'; jakut. tübelte -> tübeltelen- 'einen Zwi-

schenfall haben';

238 XVIII. Begriffe, die zur Rede gehören

1. Sprache, Rede (69-43): Its. runa runät 'sprechen', 'reden'; lit. kalb a ->kalbêti 'sprechen'; ikalbineti ' a u f j m d n . einreden'; engl, speech to speech 1) 'eine Rede halten'; 2) 'etw. in seiner Rede behaupten'; dt. Rede reden·, indones. bahasa berbahasa 'sprechen'; membahasa 'dolmetschen'; mem(per)bahasakan 1) 'aussprechen', 'zum Ausdruck bringen'; 2) 'jmdn. höflich anreden', 'mit jmdm. sprechen'; Komi: kyv 'Rede','Wort'-> kyvny 1) 'hören'; 2) 'ertönen'; kyvs'yny 'sich verbreiten (von Neuigkeiten)'; kyvs'yny 'hören'; evenk. c/?e?/£e 'Ton, Laut', 'Wort' 'Rede' ^εηΗεηιεί 1) 'sprechen', 'sich unterhalten'; 2) 'schimpfen'; ^εηΐίβί- 1) 'sprechen', 'aussprechen'; 2) 'vortragen', 'erzählen'; 3) 'fragen'; 4) 'rufen', 'anrufen'; 5) 'schimpfen'; jakut. sana 'Sprache', 'Rede'-» sanar- 'sprechen', 'sagen';

2. Wort (459-78): bulg. duma dumam 'sprechen'; Its. värds -> värdot 'beschwören'; 'behexen'; lit. zodis ->zodziautis 'schimpfen'; engl, word to word 1) 'durch Worte ausdrücken', 'ein passendes Wort wählen', 'formulieren'; 2) veralt.'sprechen'; 3) veralt 'in den Zwist verwickelt sein'; 4) veralt. 'einreden'; dt. Wort —> österr. wörteln (vgl. mhd. worten 'sprechen')'; indones. kata kata 'sprechen', 'sagen'; jakut. tyl tyllan- 1) 'anfangen, zu sprechen (vom Kind)'; 2) 'etw. freiwillig tun';

3. Name (176-26): russ. imja -> imenovat' 'benennen'; bulg. ime —> imenuvam 'benennen'; lit. värdas ν àrdimi 'nennen', 'bezeichnen', 'durchzählen'; värdyti 1) 'nennen', 'bezeichnen'; 2) 'beschwören'; värduoti 'durch einen Zauberspruch beeinflussen'; engl, name to name 1) 'benennen', 'einen Namen geben'; 2) 'namenweise durchzählen'; 3) 'bestimmen (ζ. B. Zeit)'; 4) 'erwähnen'; dt. Name -> nennen, benamsen·, indones. nama menamai, menamakan 'nennen'; Komi: nim nimavny 'gelten', nimödny 'berühmt werden'; evenk. gerbΊ —> gerbT'nennen', 'benennen'; gerbTte 'einen Namen tragen', 'heißen'; gerbiη-, gerbisin- 'nennen', 'einen Namen geben'; even, gerbe —> gerbe- 1) 'einen Namen, Decknamen, Spitznamen geben'; 2) 'nennen', 'einen Namen bekommen'; 3) 'für jmdn. annehmen'; gerbet- 1) 'nennen', 'benennen'; 2) 'anrufen'; 3) 'denken', 'glauben', 4) 'für jmdn. halten'; gerbelet- 'einen Namen haben, heißen', jakut. aat-t aattaa- 1) 'den Namen nennen'; 2) 'einen Namen geben'; 3) 'für jmdn. halten'; aatyr- 1) 'sich rühmen', 'bekannt sein'; 2) 'heißen';

239 4. Schrei (28-0): russ. krik kricat' 'schreien'; bulg. vik —> vikam 'schreien'; indones. teriak —> berteriak, meneriaki, meneriakkan 'schreien'; jakut. chahyy chahyytaa- 'schreien';

5. Gespräch (0-0): bulg. govor —> govorja 'sprechen'; Its. saruna —> sarunät 1) 'viel zusammenreden'; 2) '(eine bestimmte Zeit) durchreden'; Komi: sjorni sjornitny 'sprechen', 'ein Gespräch fuhren'; sjomitödny 1) 'ins Gespräch einbeziehen'; 2) 'von etw. abreden, abraten'; jakut. kepsitii- —> kepsitiilen 'eine Vereinbarung haben';

XIX. Emotionale Zustände

1. Liebe (66-19): bulg. obic—> obicam 'lieben'; lit. me'le meilintis 'umschmeicheln', 'sich schmeicheln'; meilauti, meilyti 'wollen', 'begehren'; meilintis, meilikauti 'sich einschmeicheln'; dt. Liebe -> lieben-, indones. tjinta —> mentjintakan, mentjinta(i), bertjintakan 'lieben', 'anbeten';

2. Angst (28-10), Furcht: russ. strach —> strasit' 'Angst erregen'; 'schrecken'; bulg. strach strachuvam se 'erschrecken'; Its. bailes —> bailoties 'Angst haben'; lit. baime -> baiminti 'schrecken'; engl. fear to fear 1) 'Angst haben, furchten'; 2) veralt. 'schrecken'; 'Angst einjagen'; dt. Furcht fürchten-, evenk. ηβΐβ —> ηβΐβ- 'furchten'; ηβΐίί- 'befurchten'; even, ηέΐβη ηέΐ^έί'schrecken'; jakut. d'ulaan —> d'ulaannyr- 'ein schreckliches Aussehen bekommen';

3. Schmerz (30-8): russ. bol' bolet' 1) 'krank sein', 'unter einer Krankkeit leiden; 2) 'Schmerz empfinden (in einem Körperglied)'; obezbolif 'betäuben', 'Schmerz lindern'; Its. sapes säpet 'weh tun'; engl, pain to pain 1) 'plagen', 'Schmerzen bereiten'; dt. Schmerz —> schmerzen-, Komi: doj dojmyny 1) 'sich stoßen'; 2) 'Schmerz empfinden'; dojdny 'verletzen', 'stoßen', 'schürfen'; evenk. enü enü- 'schmerzen, weh tun (von Hand, Fuß)'; even, en ->

240 en-,enin- 'schmerzen (von einem Körperglied)'; jakut. yaryy empfin-den, unter Schmerzen leiden';

—> yaryylan-

'Schmerz

4. Glück (69-21): Its. laime laimet 'gewinnen ( in einer Lotterie u. ä.)'; lit. laime laiminti 'Glück wünschen'; dt. Glück —> glücken·, indones. untung —> beruntung 1) 'gewinnen'; 2) 'glücklich sein'; menguntung 'beitragen', 'helfen', 'behilflich sein'; jakut. d'ol d'ollon- 'glücklich werden', 'Glück erreichen'; d'oloo- 'glücklich machen';

5. Zorn (0-0), Wut: russ. gnev - » veralt. gnevif 'erzürnen'; gnevat'sja 'sich erzürnen'; bulg. gnjav -> gnevja 'erzürnen'; Its. dusmas —> dusmoties 'sich erzürnen'; engl, anger -> to anger 1) 'erzürnen'; 2) 'Zorn hervorrufen'; dt. Wut —> wüten\ indones. marah —> mar ah an 'mitjmdm. verfeindet sein'; memarah 'jmdm. böse sein', 'jmdm. zürnen'; Komi: log —> lögavny 1) 'mitjmdm. in Feindschaft stehen'; 2) 'jmdm. böse sein', 'jmdm. zürnen'; lögas'ny ' a u f j m d n . sauer sein'; logödny 1) 'erzürnen'; 2) 'verfeinden'; evenk. aksa -> aksa- ' a u f j m d n . sauer werden', 'in Zorn geraten'; jakut. uor ->uordaj- 'sich erzürnen', 'böse sein';

XX. Begriffe der intellektuallen Tätigkeit

1. Gedanke (150-34): russ. mysl -> myslit' 1) 'denken', 'erwägen'; 2) 'einbilden', 'gedanklich vorstellen'; bulg. misi mìslja 'denken', 'erwägen'; Its. doma —> domat 'denken'; lit. mintis -> minti 1) 'im Kopf behalten'; 2) 'raten', 'Rätsel lösen'; Komi: mövp mövpavny 'erwägen', 'denken'; evenk. djal 'Verstand', 'Gedanke', 'Charakter', 'Schlauheit' - » djalda- 'erdenken'; jakut. sanaa —> sanaalan- 'vorhaben, beabsichtigen', 'sich entscheiden'; sanaa- 'denken'; sanaan- 'denken', 'in Gedanken versinken';

2. Glaube (21-0): russ. vera -tverit' 1) 'sicher sein, überzeugt sein'; 2) 'glauben'; 3) 'vertrauen'; bulg. vjara ->\jarvam 'glauben'; dt. Glaube —>glauben] evenk. tede tede 'glauben'; tedevut- 'überzeugen'; even, teda ->tede- 'Glauben gewinnen'; jakut. erel —> eren- 'hoffen';

241 3. Traum (61-0): russ. meet a -> mectat' 'träumen'; bulg. mecta mectaja 'träumen'; Its. sapnis sapnot 'träumen'; lit. svaja —> svajoti 'träumen'; engl, dream to dream 'träumen'; dt. Traum träumen·, indones. tjita-tjita 'Traum', 'der Gedanke an etw. Begehrtem' bertjita-tjita 'Träume haben', 'träumen'; (mentjita-tjita (kan)) begehren', 'träumen'; jakut. baga —> bagar- 'wollen';

4. Fehler (37-22): Its. kluda —> kludities 'Fehler begehen'; lit. klaida —> klaidineti 'umherirren'; klaidinti 'irreführen'; jakut. algnas algnahaa- 'Fehler begehen';

5. Interesse (61-24): russ. ínteres interesovat ' 'interessieren'; bulg. ínteres interesuvam 'interessieren'; Its. interese —> intereset 'interessieren'; lit. interesas —> interesuoti 'interessiesen'; engl, interest to interest 'interessieren'; dt. Interesse —> interessieren·, sich interessieren·, indones. minat —> berminat 'sich fur etw. interessieren'; meminati 'jmdm., etw. beachten'; jakut. interies -> interiehirgee- 'sich interessieren';

XXI. Redensarten

1. Rat (188-23): russ. sovet —>sovetovat' 'Rat geben', 'empfehlen'; bulg. s-vet s-vetvam 'raten'; engl, advice —> to advice 'raten'; dt. Rat —> raten·, indones. nasehat —> menasehatkan, menasehati 'Rat geben, empfehlen'; Komi: sövet —> sövetujtny 'Rat geben'; evenk. sovet —> sovetuj-, sovetujde- 'raten'; jakut. sübe ->sübelee- 'raten';

2. Frage (253-103): russ. vopros voprosit ' veralt. 'fragen (in eisernem, offiziellem Ton)'; engl, question —> to question 1) 'fragen', 'Frage stellen'; 2) 'umfragen', 'verhören'; dt. Frage -t/ragen·,

242 3. Antwort (90-20): russ. otvet -> otvetit' 'antworten', 'zur Antwort winken'; bulg. otgovor otgovorja 'antworten'; Its. atbilde -> atbildët 'antworten'; lit. atsakas -> atsakyti 'antworten'; engl, answer to answer 'antworten'; dt. Antwort -> antworten; jakut. eppiet —> eppiettee- 'antworten';

4. Hilfe (131-30): indones. bantu berbantu 'helfen', 'unterstützen'; evenk. belege belege-, belet- 'helfen', 'Hilfe leisten, beitragen'; belegëtë- 'Hilfe in Anspruch nehmen'; jakut. kömö —> kömölös 'helfen'; kömölöö 'gemeinsam angreifen', gemeinsam handeln';

5. Streit (26-0): russ. spor —» sporti ' 'streiten'; bulg. s ρ or sporja 'streiten'; Its. strïds —> stridëties 'streiten'; lit. gincas —> gincyti 'bestreiten'; dt. 'Streit streiten] indones. bantah membantah 'verleumden', 'widerlegen'; berbantah 'streiten', 'sich zanken'; membantahi 'streiten', 'widerlegen', 'leumden'; membantahkan 'sich zanken', 'streiten'; Komi: ven vens'yny 'streiten' 'sich auf einen Wortwechsel einlassen';

6. Spaß (23-0): bulg. sega seguvam se 'spaßen'; Its. joks —> jokoties 'spaßen'; lit. juokai -> juokauti, jukuoti 'spaßen'; engl, joke —> to joke 'spaßen'; dt. Spaß spaßen; indones. senda-gurau persenda-gurau 'spaßen'; even, inin inin- 'lachen', 'spaßen'; jakut. elek elektee' verspotten';

7. Sorge (40-15): russ. zabota —>zabotit' 'Sorgen bereiten'; bulg. griza —tgriza se 'sorgen'; Its. rüpes rüpëties 'sorgen'; engl, trouble to trouble 1) 'Sorgen bereiten'; 2) 'sich anstrengen, sich bemühen'; dt. Sorge sorgen', sich sorgen; indones. susah-hati besusah-hati 'betrübt sein', 'leiden'; Komi: tözd tözdys 'ny 'sorgen', 'sich kümmern'; evenk. chivin -> chivin'sich Sorgen machen', 'sorgen'; jakut. kyhylgha —> kyhylghalan- 'besorgt sein';

243 8. Bitte (36-16): engl, request ->• to request 'bitten (um Erlaubnis u. ä.)'; Komi: mog Bitte erfüllen';

mogdömny

'eine

9. Wahrheit (172-199): evenk. tede tedë 'sich vergewissern'; tedèksi- 'übeφrüfen'; tedëvut- 'überzeugen'; tedëqit- 'sich rechtfertigen'; jakut. kyrd'yk kyrd'yktan- 'als Wahrheit annehmen', 'glauben';

10. Qual (0-0): russ. muka mucit' 'quälen, plagen'; bulg. mka -> mca 'quälen, plagen'; engl, torture -> to torture 'quälen, plagen'; dt. Qual-* quälen·, evenk. kese kese- 'sich quälen'; kesëgi'quälen'; 'bestrafen', 'prügeln'; keseget -'(ununterbrochen) arbeiten'; jakut. ηιιιη muηπαα- 'quälen', 'plagen'; muηatyj- 'sich grämen'; murari- 'sich quälen', 'leiden';

XXII. Verschiedene Handlungen

l.Kuß(O-O): Its. sküpsts sküpstit 'küssen'; engl, kiss —> to kiss 'küssen'; dt. Kuß küssen'·, indones. tjium —> mentjium, mentjiumi 'küssen', bertjium-tjiuman 'sich küssen'; evenk. njukän —> njukän- 'küssen'; njukämät- 'sich küssen'; even, gudën —> gudën- 1) 'liebkosen'; 2) 'lieben'; 3) 'küssen';

2. Frieden (54-12): russ. mir mir it' 1) 'aussöhnen', 2) 'jmdn. gewähren lassen, sich jmdm. gegenüber tolerant verhalten'; bulg. mir mirja 1) 'aussöhnen'; 2) 'beruhigen'; miruvam 'ruhig sitzen', 'sich bescheiden benehmen'; Its. miers-> mierinat 'trösten', 'beruhigen'; lit. taika —> taikinti 'aussöhnen'; dt. Frieden —> befriedigen·, einfried(ig)en; entfrieden, umfrieden', indones. damai —> mendamaikan, memperdamaikan 'aussöhnen'; ber damai 'sich versöhnen; jakut. eje ejeles- 1) 'im Frieden leben; 2) 'sich etw. gegenüber tolerant verhalten';

244 3. Krieg (142-64): Its. kars —> karot 'Krieg führen'; lit. karas —> kariauti 'Krieg führen'; engl, war —> to war 'Krieg führen', 'kämpfen'; dt. Krieg kriegen; indones. perang —> memerangi 'Krieg fuhren', 'kämpfen'; berperang 'Krieg fuhren'; memerangkani, memperangkan 1) 'provozieren', 'jmdn. a u f j m d n hetzen'; 2) 'um etw. kämpfen'; Komi: tys ->tyskavny 'jmdn. überfallen und es als Selbstverteidigung ausgeben'; tyskas'ny 'raufen'; jakut. serti —> seriilee- 'zu Felge ziehen', 'überfallen';

4. Freundschaft (72-18):

5. Tanz (41-8): russ. tanec -> tancevat' 'tanzen'; bulg. tane —> taneuvam 'tanzen'; Its. deja dejot 'tanzen'; engl, dance —> to dance 'tanzen'; dt. Tanz tanzen; indones. tari —> menari 'tanzen'; menarikan 1) 'einen Tanz vorfuhren'; 2) 'tanzen lassen'; even, chëde chëde- 'in einem Kreis tanzen', 'singen und tanzen'; cheden- 'in einem Kreis tanzen und singen; jakut. ϋηΜϋ —> üyküülee 'tanzen';

6. Bewegung (112-23): engl, motion menggerakkan

to motion 'winken'; indones. gerak —> bergerak 'in Bewegung kommen'; 'in Bewegung setzen'; menggerak-gerakkan 'bewegen (Finger u. ä.)';

7. Reise (24-14): dt. Reise —> reisen;

8. Gang (0-0):

9. Sprung (21-0): bulg. skok skokvam 1) 'aufspringen', 'springen'; 2) 'abspringen'; lit. suolis ->suoliuoti 'springen'; engl .jump to jump 'springen'; indones. londjak —> (me) londjak 'springen'; even, tüsän —> tüsän- 'springen';

245 10. Arbeit (473-244): russ. rabota —> rabotai' 'arbeiten'; bulg. rabota rabotja 'arbeiten'; Its. darbs -* darboties 'arbeiten'; lit. darbas darbuotis 'arbeiten'; dt. Arbeit arbeiten-, indones. kerdja ->bekerdja 'arbeiten'; mengerdjakan 1) 'machen', 'produzieren', 2) 'arbeiten'; 3) 'beendigen', 'zu Ende führen'; memperkerdjakan 1) 'bei der Arbeit anwenden'; 2) 'zur Arbeit kommandieren'; Komi: udz undzavny 'arbeiten'; undzödny 1) 'arbeiten lassen'; 'eine Arbeit beauftragen'; 2) 'die Arbeitsleitung ausüben'; evenk. chava chaval-, chavatä- 'arbeiten'; even, gurge gurgevci-'arbeiten'; gurgelet- 'sich mit etw. beschäftigen';

11. Jagd: russ. ochota ochotit'sja 'jagen', 'auf der Jagd sein'; bulg. lov lovuvam 'auf die Jagd gehen'; engl, hunt to hunt 'jagen'; evenk. bulta bulta- 'jagen'; jakut. bull bultaa'jagen'; bultuj- 'auf der Jagd etw. in großen Mengen gewinnen';

XXIII. Instrumente

1. Schaufel: russ. lopata -> lopatit' 'schaufeln'; Its. läpsta -> läpstot 'schaufeln'; engl, spade -> to spade 'mit einer Schaufel graben'; dt. Schaufel schaufeln-, Komi: zyr zyrjavny 'Streustoff mit einer Schaufel bewegen'; jakut. kürd'ech kürd'echtee- 'mit der Schaufel nehmen, aufräumen';

2. Pflug: lit. plügas plüguoti 'pflügen'; engl, plough -> to plough 1) 'pflügen'; 2) 'gepflügt werden können'; dt. Pflug pflügen-, indones. badjak —> membadjak 'pflügen'; jakut. buluuk ->buluuktaa- 'pflügen';

3. Netz: bulg. mreza -> mreza se 'sich verschleiern (von Blick)'; engl, net -> to net 1) 'mit Netzen fangen'; 2) 'Netze spinnen'; 3) 'mit einem Netz zumachen, umfrieden'; indones. djaring -* mendjaring 'Fische mit Netzen fangen'; Komi: tyv tyvjavny 'Fische mit Netzen fangen';

246 evenk. adyl —> adyl- 'ein Netz aufstellen, auswerfen'; αάγΐίη- 'Netze knüpfen'; adylit 'Fische mit Netzen fangen'; adylta- 'etw. als Netz benutzen'; even, adal adal- 'ein Netz aufstellen, auswerfen'; adalci- 'Fische mit Netzen fangen'; adallat- 'etw. als Netz benutzen'; adalajata- 'ein Netz knüpfen'; jakut. ilim —> ilimnee- 'Fische mit Netzen fangen';

4. Gewehr: bulg. puska -tmembedil

puskam 'schießen'; engl, gun -> to gun 'schießen', 'jagen'; indones. bedil 'schießen'; jakut. saa saalaa- 'ein Gewehr (fur die Jagd) leihen';

5. Nadel: engl, needle to needle 1) 'nähen, zunähen'; 2) 'mit der Nadel durchstechen'; 3) 'vordrängen'; indones. djarum -> menjarum 1) 'stechen'; 'durchstechen'; 2) 'eine Spritze geben'; Komi: em emavny 'stechen, ziehen (in den Füßen u.ä.)'; even, inme —> inmelte'eine Nadel machen'; inmelet- 'etw. als Nadel gebrauchen'; jakut. inn e innelee- 'mit einer Nadel stechen';

6. Hammer: russ. molot molotit' 1) 'hämmern'; 2) 'dreschen'; bulg. cuk —> cukam 'mit einem Hammer schlagen'; engl, hammer to hammer 'hämmern'; dt. Hammer hämmern·, indones. martil -> memartil 'mit einem Hammer schlagen'; evenk. halka —> halka- 'hämmern'; halkata- 'etw. als Hammer gebrauchen'; even, halka halkag- 'einen Hammer machen'; halkalat- 'etw. als Hammer gebrauchen'; jakut. balta ->baltalaa 'hämmern', 'schmieden';

7. Säge: russ.pila ->pilit' 'sägen'; bulg.pila pilja 'sägen'; Its. zâgis zöget 'sägen'; lit. pjüklas -> pjükluoti 'sägen'; engl, saw to saw 1) 'sägen'; 2) 'sich sägen lassen'; dt. Säge —> sägen; indones. gergadji menggergadji 'sägen'; Komi: pila —>pilitny 'sägen';

8. Boot: engl, boat —>to boat 1) 'in einem Boot transportieren'; 2) 'in einem Boot fahren'; dt. Boot —> ausbooten, einbooten; indones. perahu —> berperahu 'in einem Boot fahren'; evenk. djav djavii/- 'ein Boot bauen'; djavra- 'in einem Boot fahren'; even, mömi mömilat-

247 'ein Boot haben'; momir- 'in einem Boot fahren'; jakut. οηοέο Boot versehen';

οηοέοΐοο-

'mit einem

9. Schlitten: engl, sledge to sledge 1) 'auf einem Schlitten fahren'; 2) 'auf Schlitten transportieren'; dt. Schlitten -> schlitte(l)n\ evenk. turku 'Polarschlitten' —> turkuta- 'etw. als Schlitten gebrauchen'; even, turki 'Polarschlitten' turkida- 'auf einem Schlitten fahren'; turkila'einen Schlitten haben'; turkilta - 'einen Polarschlitten bauen'; turkilat- 'etw. als Schlitten gebrauchen'; jakut. syargha —> syarghalan- 1) 'einen Schlitten haben'; 2) 'auf einem Schlitten fahren';

10. Auto: engl, automobile to automobile 'ein Auto fahren', 'ein Auto lenken'; jakut. avtomobillaa- 'ein Auto geben', 'mit einem Auto versehen';

avtomobil'

11. Sack: engl, sack to sack 'in einen Sack stecken, schütten'; dt. Sack —> sacken; sacken·, indones. kantung -> mengantung, mengantungi 'in einen Sack legen'; even, muηgere 'Saumsack' -> muηgerelte- 'etw. wie ein Saumsack festbinden'; jakut. kuul kullta 'in einen Sack stekken';

12. Korb: engl, basket ->to basket 1) 'in Körbe legen'; 2) 'in einen Müllkorb werfen', 'entsorgen'; dt. Korb-> einkorben; bekorben jakut. korsina korsinalaa 'in einen Korb legen'; 2) 'einen Korb geben'.

Sprachenverzeichnis

Afghanisch (paschto) 4,8,165

125,138,139,142,161,174,175,189,208

Aimara 2,9,32,37,42,45,65,74,89,90,138,

Jukagirisch

139,140,145,146.149.157-160,169.183

78,98,100,137,138,141,142,149,153,161

Aleutisch

Kanarisch 4

1,3,24,40,41,70,71,73,78,98,

2,9,24,25,32,33,61,62,64,65,71,

120,124,137-140,145,161

Kasachisch 2,48,161

Althochdeutsch 8

Ketchua 2,11,19,25,29,31,41,42,47,68,92,120,

Arabisch 24,41,49,71,73,78,137

126,138,139,145,146,149,157-161,183

Arabisch klassisch

Khmer 4

Baltisch 2,5,10,74,121,144,149, 150,151,

Komi 1,2,25,33,37,38,41,45,47,49,50,52,55,

152,153,161,162

56,58,61,63-66,69,83,92,97,99,107,109,115,

Bulgarisch 1,2,6,10,60,63,107,109, I I I ,

138,139,149,161,177,180,182,187-246

123,127,128,130,131,151,152,189

Korjakisch

10,24,48-50,52,65,71,98,120,

Chakassisch 2,16,18,25,41,48,49,50,51,60,

126,137,138,140-142,149-151,154

64,73,85,91,139,141,161

Lettisch 2,24,46,47,54,60,99,107,109,130,178

Chinesisch 12,169

Litauisch

Dänisch 2,42,46,52,54,130

Mittelhochdeutsch. 84,111,224

2,25,31,44,62,107,109,111,130,132

Deutsch 1-247

Mittelniederdeutsch.38,56

Englisch 1,2,5,7-11,14,31,36,41,42,46,48,

Mandschurisch

57,60,63.64,68,90,91,94,95,97,99,100,106

Mansi 2,41,59,76,100,124,142,144,149,184

12,34

107,109,120,128,130,135,144,151,152,

Mari 27,84,149,161

162,165,168,169,181,182,185,189

Nanajisch 9,48,58,62,65,68,124,136,138-

Eskimo 3,7.9,25,33,34,40,41,46,48-51,53,59,

142,154,155,161,175

60,64,66,71,73,78,79,82,83,89,90,98,

Niwchisch.3,7,11,25,49,61,71,78,91,120,137,

99,120,136-142, 145,149,150,161,180,183,186

138,149,154,161

Evenisch 2,9,24-26,30,34,46,48-50,52,53,62,

Obisch-ugrische 121

64,66,71,79,80,83,85,98,107,109,112,120,137

Orokisch. 2,140,142,154,155,161

139-142,145,154.155.161,189

Ossetisch 2,8,11,29,61,100,149,151,165,169

Finno-ugrische 2,7,19,24,29,34,45,49,59,

Ostdeutsche (Mundarten) 139,145,162

64,65,84,98,120,149,150,154

Palau 4,69,184

Germanisch 2.6,7,9,10,28,34, 49,74,75,120,

Paläoasiatische 7,19,38,44,47,48,51,54,57,58,

121,129,131,132,144,149-154, 162,166,179,

59,79,81,82,85,119,13 7,144,145,150,154

181

Piro 3,9,11,31,48,51,79,89,138,140,141,149

Indonesisch 3,9,11-13,24,47,56,58, 59,63,66-

151,152,157-161,170,182

71,78,83,91,92,98,104,107,109,121 -123,137,

Pitta-pitta 4,156,177

142,149,151,161,184,189

Polnisch 1,2,18,31,38,40,42,46,57,90,100,

Italienisch 2,99,130,161

119,127,132

Itelmenisch 3,26,49,54,61,154

Rumänisch.2,40,130

Jakutisch 2,24,27,29,34,37,38,41,45,48-50, 62,63,66,67,73,83,85,92,98,100,107,109,120,

249 Russisch 1 -3,5,6,9,10,13,17,26-28,34-37,40,41 46,47,55,59,60,74,75,76,82,84,90,91,96,100, 107-109, 114,119,120,121,123,124,126,128, 129, 130,131,132,136,160,174,189 Slawisch 2,5,9,10,28,44,49,74,75,91,120,121, 124,128,129,131,132,144,149,150-154,161, 162,166 Samojedisch 2,4,49 Schwedisch 2,6,42,46,47,57,99,121,130,175 Selkupisch 4 Slowakisch 2,35,36,38,42,73,93,125,132,182 Tadschikisch 2,5,6,9,11,55,149,154,156 Tagalog 3,9,25,29,32,34,37,42,51,60,61,65,66, 82,83,85,91,92,98,99,120,123,138,139,141,142 Take Ima 12 Thai 4,8,23 Tschechisch 2,18,35,42,46,50,99,130,132 Tschuktschisch 3,9,10,24,28,31,33,44,48,49, 51,62,65,71,78,98,99,120,137,138.140-142, 145.146.149.151.153.154.161 Tunguso-mandschurische 1,2,7,19,29,38,44, 47-49,51,55,58,66,79,83,85,98,122,137,144, 145.146.149.150.153.154.162 Türkisch 2,7,48,51,91,122,161 Turksprachen 1,2,4,6-8,11,24,29,32,34,45,47, 48,49,51,65,78,79,85,120-123,140,144,145, 149,153,154,156,162 Tuwinisch 34.38,41,42,45,46,48-51,53,73,85, 121,124,139,140,161 Ugrische 2 Ukrainisch 1,6,31,81,124,128,130,131,132,171 Ungarisch 2,43,47,48,49,68,89,90,125,139, 140,144,145,149,151-154,161,184 Usbekisch 51,55,161 Weißrussisch 1,2 Wepsisch

1,2,45,59,124

Personenregister

Aleksejev, M.N 76

KravCenko, M.V. 1,124,128,132,179

Alieva, N.F. 10,11,12,23,24,33,39,56,60,

KrejnoviC,Je.A. 9,25,33,59,62,65,68,100,

66,91,92,121,122,123,142,177

137,141,142,181

Ambrasas, W. 126,177

Kubrjakova, E.S. 1,19,78, 96,119,181

Arakin, J.K. 12,177

Kuricyna, L.A. 44

Arutjunova, N.D 7,128

Lebedev, V.D. 23,51,137,182

Avrorin, V.A. 48,65,124,137,139,141,177

Lopatin, V.V. 18,105,182

BalaäSa 177

Lytkin V.l. 50,55,182

Baraksanov, G.G. 52,55,69,97,138,187

Majtinskaja K.Je. 17,48,49,52,60,90,139,

Bubrich, D.V. 7,9,64,92,99,100,177

154,182

Charitonov, L.N. 24,28,42,45,49,58,59,60,

Marchand, Ch. 1,5,7,20,21,182

67,68,85,98,100,120,125,139,143,178

Maslova-LaSanskaja S.S. 121,122,182

Gabarajev, N.N. 25

Middendorf 9,19,25,26,29,31,37,42,45,

Gak, W.G. 21,97,179

47,90,138,139,146,147,183

Geniuäiene, E.S. 21,121,120

Minenkova V. 68,183

Ginzburg, E.L. 16,178

MinkinS.I. 68,183

Golovko, E.W. 24,40,98,124,137,138,139

Murjasov R.S. 119,183

Gorodenska, K.G. 179

Nedjalkov J.W. 1,19,20,31,38,56,121,

Greenberg,G. 2,76,77,110,179

125,126,144,168,183

Grünberg, A.L. 11,179

Nemöenko V.N. 2,183

Isaôenko, A.V. 9,180

Otaina G.A. 11,24,25,91,184

Iskhakow, F.G. 85

Pal'mbach A.A. 38,42,46,49,50,51,60,85,

Isengalieva, V.A. 55

121,180

Ivleva, T.M. 1,55,92,180

Panfilov W.S. 11,59,184

Jachontov, S. Je. 110,180

ParubCenko L.B. 35,184

Jemeljanova, N.M. 180

Pavlov W.M. 105,120,184,

KaliuSôenko, V.D. 1,3,7,20,22,29,30,32,39

Petrova T.I. 140,184

63,84,85,124,134,135,163,180

Popova S.D. 35,181

Kaseviò, W.B. 110,181

Ramstedt G.I. 146,184

Kibrik, A. Je. 107,108,181

Raòkov G.Je. 9,25,37,42,51,55,60,61,65,

Klimov, V.V. 10,181

66,67,91,92,99,120,123,124,138,139,

Konstantinova, O.A. 9,35,40,42,45,53,55,

141,142,184

62,78,138,140,141,181

Savatkova A.A. 55,185

Kopylenko, M.M. 35,181

SCerba L.V. 7,107,186

RjaSéina M.Z. 91,94,184

Sanskij N.M. 10,186

Kostenko, S.M. 1,7,181

Skarupin W.I. 43,128,135,144,186

Rosenfeld A.S. 184

Serebrennikov B.A. 25,97,185

251 Sevortjan E.V. 1,7,18,40,41,42,50,51,58,59, 122,140,185 Silnickij G.G. 185 Sinkeviö Je.N. 1,18,185 Skaliöka W. 4,185 Skorik P.Ja. 3,10,24,25,26,28,31,33,41,45, 48,49,51,62,65,98,99,137,138,141,146,185 Smirnickij A.I. 7,185 Soboleva P.A. 7,91,185 Steinberg N.M. 135,185 Stepanova M.D.

18,93,126,185

Sunik O.P. 1,5,34,38,59,90,185 TereäCenko N.M. 7,23,25,47,71,90,98,138, 186 Tichonov A.N. 2,59,107,186 TravniCek Fr. 18,34,50,126,132,186 Uluchanov I.S.

1,7,17,18,34,37,51,96,186

Uspenskij B.A. 2,4,63,76,135,163,164,186 Vachtin N . B . 70,186 Vasilevskij N.S. 1,18,186 Vinokur G.O. 17,186 Volodin A.P. 26,186 Volockaja S.M. 1,5,17,187 Voroizov B.N. 187 Cincius W.I. 7,23,24,25,26,30,34,42,48,50, 52,53,57,60,64,66,98,137,139,140,141,142, 188 Zukova 48,50,52,60,69,120,126,140,187

Sachregister

Affix 13,19,46,48,79,103,120,123,146,

Intransitivität 121,122,144,153,174

164,166,175

Kalkül 39

Affixoid 183

Kategorie 2,18,76,77,121,163,182,183

Areal 48,71,73,78,79,83,85,86,151,161

kausativ 21,30,31,39,41,43,55,56,58,71,

Argument 22,92,170

72,74,77,82,101,103,122,129,130,131,

Artikel 61,89,91,93,139,141,170

145,183

Aspekt 89,95,107,121,123,144,153,174,

Konfix 10,15,44,66,70,99,121,152,153,

176

168,169

Assimilation 8

lokativ 20,21,24-44,50,56,61,69,71,73,

Attribut 21,69,

74,75,77,78,80,82,86,87,88,90,98,101-

attributiv 21,22,32-39,43,46,55,56,60,61,

104,119,122,125,126,129,131-135,139,

69,72-75,77,78,81,84,86,87,92,98,100-

144,146,154,155,165,167,170-172,182

105,119,120,122,125,126,129,131-133,

Modell 3,15,22,46,73,98,99,103,105,106,

135,138,145,146,154,155,165,170,171,

113,139,141,169,170,172

Bedeutung 1,5,10,17-19,21,24-176,208

Morphem 7,9,10,120,126

Betonung 5,12

Morphologie 2,76,163,183

Beziehung 21,22,24-29,31,54,56-59,61,

nichtspezialisiert 26,45,47,61,64,68

68,69,70,71,75,77,81 -84,86,88,100,103-

Objekt 4,5,20,21,30,44,46,47,51,69,71,

105,113,128,161,163,164,171,173,175,

72,78,82,90,104,108,170,171,172,228,

193-195,

Partikel 10,151,152,153

Bildung 1,5,8-11,14,19,24,35,39,43,55,

Passiv 66,70,122,142,175,

66,83,86,89,93,95-97,102,104-106,112,

Plural 76,89,90,92,93,112,169,170,189

113,119-122,126,128,129,132,134,135,

possessiv 21-25,27-33,39,43,47,50,56,

137,144,145,155,161,162,166-168,174,

69,71 -75,77,78,80-82,84-88,98-104,119,

Denominales Verb (DV) 1-208

120,125,126,129-133,135,137,145,146,

Ereignis 63,65,70-72,97,103,142

154,155,165,167,170,171,182

Implikation 14,69,70,74-76,80,83,84,86,

Postfix 10,152

94,103,111-114,144,

Präfigierung 5,9,10,74,115,116,135,162

Derivation 19,96,124,135,143,166,182

Präfix 5,8,9,10,11,12,13,15,26,28,29,30,

Diathese 63

31,32,37,38,39,42,43,44,61,62,65,74,75,

diachronische 22,176

91,93,94,102,120,121,122,123,124,125,

synchrone 7,69

126,127,128,129,131,132,133,134,135,

Frequenz 77,107,108,110,111,114,166,

136,137,138,139,141,142,144,145,146,

168,189

151,152,154,162,167,168,169,170

Inchoativität 22,63

Präfix-Infix 124

Index 109,110,115,116,170,187,

Produktivität 3,5,8,9,13,14,23,29,32,37,

Infigierung 9

41,45,47,48,72,73,74,77,80-87,91,107,

Infix 8,9,13,15,124,139,168

110,112-114,116,129,132,134,144,145,

Intensität 123,124

146,152,155,162,164, 165,166,167

253 reflexiv 10,28,121,122,124,152,167,168,

Typ 6,8,11,15,18,20,21,22,23,34,42,51,

175

54,67,69,70,71,80,89,90,92,96,100,101,

Reflexivität 122

103,104,105,131,137,149,150,151,152,

quasiattributiv 24,33,34,35,37,38,75,154

153,154,156,161,162,170

quasilokativ 24,28,40,41,42,43,73,74,75,

Typologie 1,5,17,89,150,152,154,185

86,87

Umlaut 8,90

quasipossessiv 24,25,26,27,28,29,30,71,

unspezialisiert 119,122,146

72,74,75,84,122,143,154,171

Universalie 70,165

Semantik 7,17,19,20,26,29,30,53,64,66,

Valenz 20,67,119

67,75,79,80,82,83,85,86,95,97,99,100,

Verallgemeinerung 2,4,20,76,84,85,129,

101,102,103,104,105,107,112,113,1 19,

135,144,166

120,136,141,143,144,145,146,155,162,

Wortbildung 2,5,7,17,18,19,30,38,76,90,

163

92,115,116,150,162,163,180,182,183,

Singular 76,89,92,93,112,166,169

184,187

spezialisiert 31,34,37,40,44,45,46,48,49,

Zustand 21,26,30,54,55,56,57,58,59,62,

50,51,53,55,61,62,64,65,68,69,75,79,80,

66,70,71,81,82,86,97,100,103,132,158,

81,82,83,85,86,87,98,104,105,126,129,

166,171,173

131,135,136,137,138,139,141,142,143, 146,155,162,164,165,166,175 Sprache 1 -20,23-29,31-103,105-132,135141,144-146,149-189,205,238 Stamm 7,9,10,11,13,14,31,33,89,90,92, 93,99,112,124,146,168,169,170,203 Subjekt20,21,25,26,27,40,44,56,69,70,72, 78,170 Suffigierung 8,9,115,116,131,132,151 Suffix 5,8,10,12,13,15,18,26,28,29,30,31, 33,34,37,41,45,46,47,48,49,50,51,52,53, 55,62,65,66,68,70,74,75,79,80,81,89,90, 91,92,93,94,98,100,104,105,111,113, 119,120,121,122,123,124,125,126,129, 135,136,137,138,139,140,141,142,145, 146,152,153,154,162,168,170,174,175, 187 Reflexiv 10,28,121,122,124,152,167,168, 175, Synonym 96,113 System 1,2,18,72,81,84,85,86,87,106, 120,134,145,149,150,152,153,154,156, 161,162,163,176,179