Strafrechtliche Fälle für Übungen an Universitäten und bei Justizbehörden [9., durchges. Aufl. Reprint 2019] 9783111693019, 9783111305370

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Vorwort
Fälle zur mündlichen Behandlung
Fälle zur schriftlichen Bearbeitung
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Strafrechtliche Fälle für Übungen an Universitäten und bei Justizbehörden [9., durchges. Aufl. Reprint 2019]
 9783111693019, 9783111305370

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Strafrechtliche Halle für Übungen an Universitäten

und bei Justizbehörden von

Reinhard Hrank Dr. jur. et h. c. rer. pol.

Professor der Rechte in München

Neunte, durchgesehene Auflage

Gießen 1933 Verlag von HIfreb Töpelmann

Alle Rechte vorbehalten

printed in Germanq

Vorwort. Wie ältere Ruflagen, so enthält auch die neunte teils schon früher vorgelegte, teils interessante neue Zölle. Nach wie vor wird man in dem ersten Teil vorzugsweise Schulbeispiele, in dem zweiten dagegen kompliziertere Fälle finden, von den letzteren ist die Mehr­ zahl in Gießen, Tübingen oder München unter Klausur in der Referendarprüfung bearbeitet worden. Im ganzen stellt sich die neunte Auflage als ein Abdruck der vorhergehenden dar. Bad Tölz, im September 1932.

Reinhard Frank

Fälle zur mündlichen Behandlung. L Die Zollverwaltung eines Landes ersucht das Reichsjustizministeriurn um ein Gutachten darüber, ob es beim Zorstdiebstahl angehe, landesrechtlich 1. die Verfolgungsverjährung auszuschließen, 2. den versuch gleich der Vollendung und die Beihilfe gleich der Täter­ schaft zu bestrafen, 3. die Strafbarkeit schon mit dem vollendeten zwölften Lebensjahr eintreten zu lassen. 2. Ein „Lokal-Polizei-Reglement" bestimmt: „Absichtliche Be­ schädigung, Beschmutzung und widerrechtliche Benutzung der Rnschlagstafeln und -Säulen, Rbreißen von Anschlägen von denselben werden unbeschadet höherer allgemeiner Strafbestimmungen mit einer Geld­ strafe bis zu 30 Mark bestraft". Wie steht es mit der Gültigkeit dieses Reglements? Z. Eine Polizeiverordnung lautet: „Ruf Grund des RStGB's § 366 Nr. 10 wird hiermit den Hauseigentümern die Verpflichtung auferlegt, bei Glatteis den Bürgersteig mit Sägemehl zu bestreuen. Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafe bis zu 60 Mark oder mit haft bis zu 14 Tagen bestraft." Sind gegen diese Verordnung Bedenken zu erheben? 4. RIs das RStGB in Kraft trat, hob ein deutsches Land das in seinem Polizeistrafgesetz enthaltene verbot des Tragens ver­ borgener Waffen deshalb auf, weil die Malerie durch RStGB § 367 Rr. 9 geregelt sei. Was war die Zolge davon? 5. Ist es zulässig, jemanden in Hessen wegen eines in Preußen begangenen Zorstdiebstahls zu bestrafen? Wie steht es eventuell, wenn die Handlung nach hessischem Recht gemeiner Diebstahl ist? Wie, wenn sie sich umgekehrt nach preußischem Rechte als gemeiner, nach hessischem als Zorstdiebstahl darstellt? - Kann ein Bayer, der in Preußen im Konkubinat lebt, nach dem bayrischen Gesetz vom 20. März 1882 bestraft werden? 6. hätte Bresci, der Mörder des Königs von Italien, wenn er nach Deutschland geflüchtet wäre, hier bestraft werden können? — Gesetzt, er wäre Deutscher gewesen? - Rngenommen er hätte sich

(als Deutscher), nachdem er in Italien verurteilt worden, auf deutsches Gebiet geflüchtet.

7. Lin Deutscher erhält in Berlin einen Brief aus Riten, in dem ihm ein befreundeter Perser rät, sich in Deutschland noch eine zweite Frau zu nehmen. In der Tat gelingt dem Deutschen der Rbschluß einer zweiten Che. Kann sich der persische Freund den auf seinen Rat in Deutschland gegründeten neuen Hausstand ansehen, ohne Verfolgung befürchten zu müssen? — wie wäre es in dem umgekehrten Falle, daß ein Perser in Persien auf Rat eines Deutschen eine zweite Frau nimmt? Riskiert der Deutsche, der den Rat von Berlin aus erteilt hat, in Deutschland bestraft zu werden? - wie endlich, wenn wir uns in dem letzten Fall an Stelle des Persers einen in Persien wohnenden Deutschen denken? 8. Ruf einer Expedition in das innere Rfrika bestiehlt ein Deutscher einen andern Deutschen. Kann der Täter in Deutschland bestraft werden? 9» Im 18. Jahrhundert wurde innerhalb des heutigen (vberlandesgerichtsbezirks Kassel eine Verordnung erlassen, welche „die Erteilung eines falschen Rbschieds an das Gesinde" (d.h. die Russtellung eines unrichtigen Dienstzeugnisses) mit „ernster und nachdrücklicher" Strafe bedrohte. Ruf welche Strafe erkennt zutreffendenfalls der Richter? 10. Im Jahre 1926 wurde eine Frau in der Berufungsinstanz wegen Rbtreibung zu Zuchthaus verurteilt. Einen Tag nach Verkündung des Urteils trat öie Novelle vom 18.1Hai 1926 in Kraft. Die verurteilte legte Revision ein und begründete sie durch die Behauptung, daß auf ihre Handlung nunmehr die Novelle anzuwenden sei und sie daher nur mit Gefängnis bestraft werden könne. — Rngenommen, das Urteil würde in der Revisionsinstanz wegen eines (ebenfalls von der ver­ urteilten gerügten) prozessualen Fehlers aufgehoben und die Sache an die Vorinstanz zurückgewiesen, wie wäre es jetzt mit der Rnwendbarkeit der Novelle? — wie, wenn die erwähnte Gesetzesänderung zwischen dem ersten (ebenfalls aus Zuchthaus lautenden) und dem Berufungsurteil eingetreten wäre? — Gesetzt, der Berufungsrichter hätte die Novelle angewendet, bevor sie in Kraft getreten war. hätte die Staatsanwaltschaft mit Russicht auf Erfolg darauf die Revision stützen können? 11. In einem Deutschland benachbarten Lande herrscht die Pest. Um die Einschleppung zu verhindern, erläßt Deutschland ein Gesetz, das jede Einfuhr aus dem verseuchten Lande bei Strafe verbietet, seine eigene Gültigkeit aber bis zu einem bestimmten Termine be­ grenzt. Zwei Tage vor dessen Eintreten führt ein Händler Lumpen

der andere (B) in der Nähe des staatlichen Waldes Feuer an. Der Wald gerät in Brand. Dabei sind folgende Möglichkeiten von In­ teresse: Keiner der beiden hat diesen Erfolg vorausgesehen, jeder aber ihn voraussehen können - R hat ihn vorausgesehen, B aber nur voraussehen können - B hat ihn vorausgesehen, R aber nur voraussehen können — jeder der beiden hat den Brand des Walder vorausgesehen. 85. Eine Frauensperson hält eine andere gewaltsam fest, da­ mit ein Mann mit der Festgehaltenen den Beischlaf vollziehen kann. 86. Baum und Korn verabredeten die Beraubung eines Brief­ trägers. Der Ertrag des Raubes soll geteilt werden. Baum lauert

-em Briefträger im Walde, Korn im Selbe auf. Da der Briefträger seinen weg durch das Feld nimmt, so ist es Korn, der die Tat vollzieht. 87. Tin Vater will seinen unartigen Sohn züchtigen. Der Sohn läuft weg. (Ein Freund des Vaters bringt ihn ad poenam exequendam wieder zur Stelle. — Gutfreund, der sieht, wie Ärm­ lich von Grob mißhandelt wird, ruft dem ersteren zu: wehr' dich -och! Daraufhin versetzt Ärmlich Grob einen hieb, der ihn kampf­ unfähig macht. 88. H veranlaßt den X zur Tötung des 3. X ist geisteskrank. H hat das gewußt — nicht gewußt. Bei dem Hngriff des geistes­ kranken X gegen 3 verhindert I) dessen Flucht. X tötet 3. — X ist geistig gesund, aber erst 13 Jahre alt. 89- Der Httache einer fremden Gesandtschaft prügelt auf 3ureden seiner deutschen Hauswirtin seinen Kammerdiener durch. 90. Huf 3ureden des Bös hat sich Stark entschlossen, den Schwach zu töten, wie er ihn gerade niedergeworfen hat, ertönt bie Hbendglocke und erweckt religiöse Gefühle in Stark, sodaß er von der Durchführung der Tat absteht, wie steht es mit der Strafbarkeit des Bös? — Gesetzt, dieser hätte, selbst von Heue er­ faßt, den Stark gezwungen, von Schwach abzulassen. — wie wäre es, wenn Bös, schon bevor Stark den Schwach angegriffen, erfolglos versucht hätte, ihn von der Tat abzubringen? — wie wäre es mit -er Strafbarkeit eines vierten, der Stark einen (tatsächlich nicht gebrauchten) Dolch geliehen hätte? 91. Tin Dienstmädchen erfährt von seinem Geliebten, daß er einen Diebstahl gegen dessen Herrschaft plant, und läßt ihm auf Wunsch ein Fenster zum Einsteigen offen. Der Mann führt -en Diebstahl auch aus, hat sich aber den Sugang auf andere Weise verschafft. 92. Ein Strolch will einem Fuhrmann Warenkolli abnehmen, stößt aber auf solchen widerstand, daß er ermattet und nicht mehr imstande ist, ein Kollo wegzuschleppen. Da kommt ein anderer Vaga­ bund des Weges, der, von dem ersten in die Sachlage eingeweiht, -ie Wegnahme in gemeinsamem Interesse vollzieht. 93. Huf Betreiben des H schlägt B dessen Vater tot. — H be­ stimmt den B, seinen (des B) Vater totzuschlagen. - Die Hebamme leistet Beihilfe zu einer Kindestötung (§ 217). — Der wohlhabende X veranlaßt den armen I) zu einem Notdiebstahl (§ 248 a). 94. H und B verabreden, daß H einen wechsel fälschlich an­ fertigen und B ihn bei einer Bank diskontieren lassen soll. Nachdem H seine Tätigkeit vollendet hat, werden beide abgefaßt. — wie wäre es, wenn H nach der Herstellung des falschen Wechsels ihn wieder zerrissen hätte? — wie, wenn H nach Einhändigung des Wechsels an

B die Vorlegung an die Bank irgendwie gehindert, oder wenn er sie rechtzeitig gewarnt hätte? — Angenommen endlich, H schließt den Wechsel ein, weil er mit der Sache nichts mehr zu tun haben will, B entwendet ihn und läßt ihn diskontieren. 95. Bankier protz unterhält mit der Tochter des Arbeiters Grob intimen Verkehr. Frau Grob kommt hinter das Verhältnis und be­ stimmt ihren Mann zu folgendem vorgehen: Er solle sich an Stelle der zu Hause bleibenden Tochter an den (Drt des Stelldicheins be­ geben und dort den Bankier mit vorgehaltener Pistole zur Ausstellung eines Schuldscheins über wenigstens IO000 Mark veranlassen. Der Ehemann Grob führt den Plan aus, jedoch mit der Abweichung, daß er den Bankier nicht mit der Pistole, sondern nur mit der Ver­ öffentlichung des Verhältnisses bedroht. — Nun umgekehrt: Frau Grob sagt ihrem Manne, er solle mit der Veröffentlichung des Ver­ hältnisses drohen, in der Tat aber bedroht Grob den protz mit einer Pistole. — Endlich: Grob läßt sich von protz keinen Schuldschein aus­ stellen, sondern prügelt ihn durch. 96. wie würde in dem ersten der unter 25 mitgeteilten Fälle der Anstifter des A zu bestrafen sein? 97. Ein Einbrecher wendet sich an seinen Freund mit der Bitte, ihm einen Dietrich zum Zwecke mehrerer Diebstähle zu leihen. Der Freund erfüllt die Bitte, und der Einbrecher begeht unter Benutzung des Dietrichs drei Diebstähle. — Wie wäre es, wenn der Einbrecher zwar gestohlen, den Dietrich aber nicht benutzt hätte? - Wie, wenn er bei Begehung des ersten Diebstahls abgefaßt worden wäre, als er gerade begonnen hatte, die Korridortür unter Benutzung des Dietrichs zu öffnen? — Gesetzt, er hätte den ersten Diebstahl nach Öffnung der Tür freiwillig wieder aufgegeben. - Wie endlich, wenn der Einbrecher sogleich nach Erlangung des Dietrichs inhaftiert und ihm derselbe abgenommen worden wäre? 98. Ein zahlungsunfähiger Schuldner gewährt einem seiner Gläu­ biger, mit dem er schon seit Jahren in Geschäftsverbindung steht, eine hypothekarische Sicherheit. Ist der Gläubiger als Gehilfe strafbar? 99- Der Assistenzarzt R erhält wie viele seiner Kollegen einen Brief, in dem ihn eine Frauensperson um ein Abtreibungsmittel bittet. R reagiert darauf in keiner Weise. — Wie wäre es, wenn er zur Anwendung eines Mittels geraten hätte, das, wie er weiß, durchaus unwirksam ist? 100. Ein eifersüchtiges Mädchen gießt seiner vorübergehenden Nebenbuhlerin Schwefelsäure auf den Kopf und beschädigt dadurch gleichzeitig deren neuen Hut. 101. Der Agent Schwindel wird am 15. Mai 1925 wegen einer am 11. Januar 1925 begangenen schweren Urkundenfälschung in Ideal2

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Konkurrenz mit Betrug zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt. 3m Huguft 1927 wird er aufs neue wegen eines im März dieses Jahres begangenen Betrugs angeklagt, und da er bereits am 1. November 1921 wegen des gleichen Delikts verurteilt worden ist,' so entsteht die Frage, ob die Voraussetzungen des Rückfalls vorliegen.

102. 3n einer Broschüre wird auf Seite 20 der Bürgermeister £ als Esel, auf Seite 45 der Pfarrer I) als Betrüger bezeichnet. Beide erheben gegen den Verfasser selbständige privatklagen. Der Verfasser wird in dem ersten Verfahren wegen Beleidigung des Bürgermeisters zu einer Gefängnisstrafe von 14 Tagen, in dem zweiten Verfahren wegen Beleidigung des Pfarrers zu einer Gefängnisstrafe von 1 Monat verurteilt. 103. Bei einer gottesdienstlichen Handlung sind mehrere Geist­ liche beschäftigt, plötzlich ertönt aus dem Kreise der Anwesenden der Huf: 3hr Pfaffen seid alle Betrüger.

104. Ein Bauer hält seinen erwachsenen Stiefsohn gefangen. Diesem gelingt es eines Tags, das Fenster des Raums, in dem er eingesperrt ist, zu öffnen, wie er eben im Begriff ist auszusteigen, drängt ihn der mit den Verhältnissen vertraute Knecht zurück. — wie wäre es, wenn der Knecht die entsprechende Handlung gegen­ über dem von dem Herrn gestohlenen, zu seinem rechtmäßigen Eigen­ tümer zurückstrebenden Hunde vorgenommen hätte? 105. Jemand schreibt beleidigende Briefe an mehrere Personen und wirft sie zusammen in den Briefkasten.

106. Bei der Liquidation von prozeßkosten wird happig als obsiegende Partei zur eidesstattlichen Versicherung darüber zugelassen, daß er gewisse Reisen gemacht habe (ZPG §§ 104, 294). Der Kostenfestsetzungsbeschluß lautet der abgegebenen Versicherung ent­ sprechend. Da sich nachträglich die Versicherung als unwahr heraus­ stellt, so wird happig wegen falscher eidesstattlicher Versicherung und Betrugs angeklagt. Die Staatsanwaltschaft beantragt eine Ge­ fängnisstrafe von sechs Wochen, das Gericht erkennt aber nur auf vier Wochen, hat die Revision der Staatsanwaltschaft Aussicht aus Erfolg? 107. Am 1. Mai wird Pech wegen Diebstahls, begangen am 1. Februar, zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt. Strafantritt am 1. Juni, während des Strafvollzugs, und zwar am 1. Juli, erneute Verurteilung wegen eines am 1. März begangenen Betrugs. Die dafür ausgesprochene Strafe von 1 Monat Gefängnis vereinigt das Gericht mit der ersten zu einer Gesamtstrafe von 6 Monaten und 10 Tagen. Das zweite Urteil wird in der Revisionsinstanz aufgehoben unter Zurückverweisung der Sache. Nun bittet der Angeklagte dringend,

den neuen Termin spätestens im Laufe des November stattfinden zu lassen. Hu$ welchem Grunde? 108. Ein Privatsekretär entwendet seinem Chef ein druckfertiges Manuskript und veröffentlicht es unter eigenem Namen. 109« Der Besitzer einer Druckerei wird wegen Verbreitung un­ züchtiger Schriften angeklagt, aber wegen Geisteskrankheit freige­ sprochen. Ist auf Unbrauchbarmachung der Schriften zu erkennen? wie bei Freisprechung gemäß § 193?

110. Der Nuszügler Neidisch stiehlt seinem Sohn eine silberne Uhr und veräußert sie an den Trödler hehl, der sie unter Kenntnis des Sachverhalts erwirbt. — Der Nuszügler hat die Uhr irrtümlich für seine eigene gehalten. — Der elfjährige Sohn hat die Uhr seinem Vater weggenommen und veräußert. — wie wäre es, wenn der Sohn zwanzig Jahre alt wäre, der Vater aber keinen Strafantrag stellte? 111. Der Dienstknecht winzig beantragt am 25. Oktober die Bestrafung seines Herrn wegen einer ihm von diesem am 20. Ok­ tober zugefügten Mißhandlung. Um 30. Januar wird ihm eröffnet, daß die Staatsanwaltschaft die Verfolgung der Sache ablehne. Kann winzig jetzt noch privatklage erheben? - Ungenommen, der Knecht hätte sogleich den weg der privatklage beschritten, sie aber alsbald wieder zurückgezogen. Ist nun ohne weiteres die öffentliche Klage zulässig? — Läge der Fall anders, wenn wir uns an Stelle des Knechtes die Ehefrau des Dienstherrn denken? 112. In den sogenannten „Theatergesetzen" (einem von den meisten deutschen Theaterunternehmern und Schauspielern einzugehen­ den Vertrag) ist oder war vorgeschrieben, daß Beleidigungen erst dann vor Gericht anhängig gemacht werden dürfen, wenn der Leiter des Theaters keine Versöhnung unter den Beteiligten herbeiführt. Ungenommen, es wird ohne einen derartigen Sühneversuch ein Straf­ antrag bei Gericht angebracht. Kann sich der Beleidigte aus die Theatergesetze berufen? 113. Kurz sieht an dem Fenster eines Jägers zwei Feldhühner hängen und macht seinen Begleiter Guth darauf aufmerksam, indem er sagt: „wenn du die Hühner herunterholst, so können wir sie auf meiner Bude braten und essen." wie gesagt, so getan. Der Jäger stellt Strafantrag gegen Kurz, da von diesem der Plan ausgegangen sei, dagegen wünsche er dem Guth seine Karriere nicht zu verderben. 114. Der uneheliche Vater droht der Mutter, sie sofort zu töten, falls sie nicht dem Kinde das Leben nehme. Die Mutter reagiert hierauf in der Urt, daß sie ihrerseits den Vater niederschlägt. — Unter welcher Voraussetzung kann sie der Uufforderung Folge leisten, ohne Bestrafung besorgen zu müssen? — wie wäre es, wenn sie zu 2*

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ihrer Rettung aus dem Fenster gesprungen wäre und dabei ein fremdes Gartenbeet beschädigt hätte? — Darf ein Dritter dem Rinde, mit dessen Erwürgung die Mutter gerade beginnt, dadurch helfen, daß er die Mutter zurückstößt und dabei verletzt? 115, Der Metzgerlehrling Bang wird beschuldigt, die Obstbäume eines Gärtners zerstört zu haben. (Er beruft sich darauf, daß sein Meister ihm mit sofortiger Entlassung gedroht habe, wenn er die Tat nicht ausführe. — wie wäre es, wenn ihm der Meister mit einer Tracht Prügel gedroht hätte? 116, von einem furchtbaren Gewitter überrascht, suche ich Schutz in einem Hause. Der Eigentümer weist mich auf die Straße. Ich weigere mich, das Haus zu verlassen. Es entsteht ein Ringen, bei dem ich verletzt werde. - Bei einem Schiffbruche hilft H dem B dabei, den 3E von der Planke zu ziehen, damit sich B darauf rette. 117. Die Zeitungen berichteten kürzlich von einem Dienstmädchen, das in der Rirche laut nach der Hebamme gerufen habe, weil ihre Herrin plötzlich in Rindesnöte geraten sei. — wie wäre es, wenn wir uns an Stelle des Dienstmädchens den Ehemann denken? 118. Der Förster sieht, wie ein fremder Tourist von einem wütenden Stier angegriffen wird, und schießt diesen nieder. — wie wäre es, wenn sich der Stier gegen den Sonnenschirm des Touristen gewandt hätte? - wie, wenn wir uns an Stelle des Stiers einen Menschen denken, der den Sonnenschirm stehlen will? 11?. Ein Fischer bemerkt auf der andern, ihm zur Zeit nicht zugänglichen Seite eines Flusses einen Menschen, der unberechtigt Fische fängt. Trotz Zurufs läßt dieser von seinem Tun nicht ab. Der Fischer schießt ihn deshalb nieder. 120. Ruf Befehl seines Vorgesetzten will ein Soldat ein paar Birnen von einem Baume brechen. Der Eigentümer des Baumes setzt sich zur wehr und verletzt den Soldaten. 121. Eine schwache Frauensperson wird von einem Strolche an­ gefallen, sticht ihn aber mit einem Dolche nieder. Ein anderer Strolch fällt einen Mann von hervorragender Rörperkraft an. Dieser wehrt sich in der gleichen Weise. Stehen die beiden Fälle einander rechtlich gleich? 122. In einem Walde springt ein Mensch mit geschwärztem Gesicht und drohend geschwungener Keule auf mich zu und fordert meine Börse. Ich schieße ihn nieder. Bei Besichtigung der Leiche er­ kennt man in dem Getöteten einen meiner Freunde. Es muß ange­ nommen werden, daß er sich einen schlechten Witz mit mir hat machen wollen. — wie läge der Fall, wenn das Ruftreten des vermeintlichen Angreifers leicht als Scherz zu erkennen gewesen wäre?

123. Vie Honoratioren eines Landstädtchens teilen sich in zwei Parteien, deren eine in dem Kasino und deren andere in dem Klub ihren Vereinigungspunkt hat. Hus Rnlatz einer Reiberei schreibt der maitre de plaisir des Kasinos seinem Kollegen vom Klub, er werde ihn beim nächsten öffentlichen Rbendkonzert mit der Reitpeitsche trak­ tieren. Rm Morgen des kritischen Tages kehrt der maitre de plaisir des Klubs den Spieß um, indem er seinen Kollegen auf der Straße durchprügelt. Rngeklagt, beruft er sich auf Notwehr. 124. während des Gottesdienstes sieht der Rauer Geisel, wie seine entfernt von ihm an einer schwer zugänglichen Stelle der Kirche sitzende Tochter trotz heftigen Sträubens von einem Burschen unzüchtig betastet wird. Der Bauer verweist dem Burschen durch lauten Zuruf sein Verhalten und stört dadurch die Rndacht der Gemeinde. 125. 5n einer badischen Landkirche hielt vor Jahren der Pfarrer eine predigt, in der er mit Bezug auf die Partei des Bürgermeisters unter anderm sagte: „Nachdem kam einer zu mir in mein Studierzimmer und sagte mit erheuchelter Gemütsbewegung und mit feuchten Rügen, wie er so erbaut sei von meinen predigten und wie noch keine solchen auf dieser Kanzel gehalten worden seien, und sonstige ekelhafte Heucheleien." Bei diesen Worten erhob sich der Bürgermeister, rief dem Pfarrer „Ruhe! Ruhe!" zu und verließ die Kirche. 126. Ein Geistlicher sagt in der predigt, daß das Gottesbewußt­ sein überall mit Rusnahme einiger Völkerfamilien nachgewiesen sei. Diese Einschränkung bezieht ein Hörer namens Völker auf seine Familie und unterbricht den Pfarrer durch einen lauten Protest. 127. Ein italienischer Geistlicher, der von Briganten gefangen genommen war, befreite sich dadurch, daß er den Wächter tötete. 128. Ein Rpotheker, der einen guten Weinkeller besitzt, legt aus versehen eine mit Gift gefüllte Flasche zu seinem alten wein. Sechs Jahre später trinkt seine Frau von dem Gift und stirbt.

129* Der Kassierer X begeht am 10. März 1922 eine bedeu­ tende Unterschlagung, weiß aber bei wiederholten Vernehmungen als Zeuge den verdacht stets auf andere Personen zu lenken. Kann er trotz dieser Vernehmungen, deren letzte am 14. September 1922 statt­ findet, am 9. März 1927 ein Geständnis ablegen, ohne Bestrafung befürchten zu müssen? 130. Ein Reichstagsabgeordneter veröffentlicht eine beleidigende Broschüre. Der zu derselben Zeit versammelte Reichstag lehnt den Rntrag der Staatsanwaltschaft, die Verfolgung des Rbgeordneten zu gestatten, ab. Kann die Verfolgung noch eintreten, nachdem die Sitzungsperiode drei Vierteljahre später geschlossen worden ist?

131. Ein Leichtfuß treibt unerhörten Uufwand. Zehn Jahre später verfällt er in Konkurs. 132. Stubiofus Schneidig wird bei einer Säbelmensur abgefaßt. Der von ihm gebrauchte Säbel gehört einer studentischen Korporation, deren Waffen er belegt hat. Der Staatsanwalt beantragt Einziehung. 133. Der körperlich verletzte verlangt und erhält von dem Täter als Entschädigung 100 Mark, womit er sich für abgefunden erklärt. Steht dieser Umstand dem Strafantrag und demnächst dem Bußantrag entgegen? 134. Vor einiger Zeit ging die Nachricht durch die Zeitungen, ein Gerichtsvollzieher habe irrtümlich die Zwangsvollstreckung anstatt gegen den Schuldner gegen einen Dritten in der Hrt vollzogen, daß er in dessen Abwesenheit das Mobiliar seiner Wohnung pfändete und demnächst versteigerte. Gesetzt, der Dritte wäre hinzugekommen, hätte er, nötigenfalls unter Unwendung von Gewalt, den Gerichtsvollzieher hinausbefördern dürfen? 135. Die Lumpensammlerin Meckes widersetzt sich ihrer Verhaf­ tung, in der Art, daß sie sich aus die Erde wirft. Da sie sehr schwer ist, so vermag sie der Beamte nicht von der Stelle zu schaffen. 136. Der Gerichtsvollzieher des Bezirkes B wird mit der Ver­ tretung seines erkrankten Kollegen im Bezirke 5 beauftragt, wie er dort im Begriffe ist, eine Pfändung zu vollziehen, tritt ihm der Schuldner mit den Worten entgegen: „Sie haben hier nichts zu suchen, Sie gehören nach B. Scheren Sie sich nach Hause oder ich schlage Ihnen alle Knochen im Leib entzwei." 137. Der Kriminalschutzmann Greif glaubt in dem auf einer Reise begriffenen auswärtigen Staatsanwalt Scharf einen steckbrieflich verfolgten Verbrecher zu erkennen. Er tritt auf Scharf hinzu und erklärt ihn für verhaftet, bezieht aber als Untwort sofort eine schallende Ohrfeige. — wie wäre es, wenn der Verbrecher in dem Steckbrief als ein kleiner verwachsener Mensch geschildert, der Staats­ anwalt aber sehr groß ist? - wie, wenn dem Greif die Verhaftung gerade dieser Person befohlen worden war? 138. Ein Professor besuchte vor Jahren mit seiner Braut die Residenz. Dort nahm er sich eine Droschke, wurde aber, weil ihn der Kutscher in eine Straße fuhr, in der das Publikum rodelte, von diesem zum Uussteigen genötigt und auch sonst stark belästigt. Run schrieb er der Polizeidirektion, er bitte um Sicherung des Straßenverkehrs, und wenn die Polizei nicht wisse, was sie zu tun habe, so sei er bereit, sie in der Zeitung darüber zu belehren. 139' Eine Hebamme nimmt einen unvorsichtigen Eingriff in die Scheide einer kreißenden Frau vor und tötet das Kind.

140. In Paris soll es vor einiger Zeit vorgekommen sein, daß ein Chauffeur seine ungetreue Geliebte zu sich auf das automobil lockte, dieses in rasche Bewegung setzte, selbst absprang und so das mit dem Mechanismus nicht vertraute Mädchen einem ungewissen Schicksal preis gab. — wie wäre es, wenn wir uns an Stelle des Mädchens ein Kind denken? 141. Die infolge einer Krankheit von furchtbaren Schmerzen gequälte Frau Müller bittet ihren Ehemann, sie durch einen Dolchstoß von ihrem Leiden zu erlösen. Nach langem widerstreben gibt der Mann den wiederholten Bitten nach und stoßt zu. Die Frau stirbt eine Stunde später. Die Arzte geben ihr Gutachten dahin ab, daß der Tod durch die Krankheit der Frau herbeigeführt worden sei, aber infolge des Dolchstoßes im Laufe von 24 Stunden ebenfalls hätte eintreten müssen. 142. Bei einem Pistolenduell sind die Paukanten darüber ein­ verstanden, daß jeder in die Luft schießen wolle. — wie, wenn jeder glaubt, der andere wolle ihn treffen, während er selbst absichtlich vorbeischießt? 143. Der Komment verlangt vielfach, daß der Sekundant bei einer Pistolenmensur den Gegner niederschießt, sobald er die Barriere überschreitet, wie würde der demgemäß handelnde Sekundant rechtlich zu beurteilen sein? 144. In dem wittgenstein'schen Gebiet der Provinz Westfalen gerieten vor einiger Zeit Zigeuner wegen eines Mädchens in Streit. Sie beschlossen, den Zwist dadurch auszutragen, daß sie aus Pistolen mit gehacktem Blei aufeinander schossen. Bei Ausführung dieses Planes wurde einer schwer verletzt. 145. Bei Gelegenheit eines Volksfestes verliebt sich ein Teilnehmer in die Frau feines Ciuartierwirts und findet Gegenliebe. Er fordert nun einen Kameraden auf, Posten zu stehen, damit der Zweikampf, den er mit seinem Gastgeber ausfechten wolle, nicht gestört werde. Der Gast­ geber, der bis jetzt von nichts weiß, läßt sich durch die Vorspiegelung des Gastes, daß es sich um einen Ausflug handle, zu einer Fahrt in den Wald bestimmen. Dort drückt ihm der Gast eine Pistole in die Hand und fordert ihn auf, sich mit ihm um seine Frau zu schießen. Der Gastgeber lehnt das ab und wird darauf von dem Gaste nieder­ geschossen. Der Kamerad des letzteren hat 100 Meter davon wache gestanden, den Vorgang aber nicht beobachtet. 146. Dem Besitzer des Tiergartens bei Tübingen ging vor einiger Zeit ein Affe durch, hätte sich ein Student strafbar gemacht, wenn er ihn eingefangen und an sich genommen hätte? — Gesetzt, der Student hätte die Frage eines Schutzmannes, ob er denn nicht wisse, baß der Affe in den Tiergarten gehöre, bejaht. — wie läge der Fall,

wenn ein Besucher des Tiergartens den Rffen in Freiheit gesetzt hätte, um dem Eigentümer einen Schabernack zu spielen? — wie, wenn der Besucher die Rbsicht gehabt hätte, den Hffen demnächst für sich einzufangen? - Tatsächlich stattete der Hffe meiner Speisekammer einen für ihn sehr, für mich weniger genußreichen Besuch ab. wenn ich ihn nun, um mich schadlos zu halten, festgenommen, der Besitzer des Tiergartens ihn aber heimlich zurückgeholt hätte? 147. Ein Wilderer fängt ein junges Reh und schenkt es einem Wirt, der es unter Kenntnis des Sachverhalts erwirbt und behält, bis es ihm ein Dritter entwendet. 148. was für ein Delikt begeht das Dienstmädchen, welches dar im 47. Falle erwähnte Geldstück am folgenden Tage beim Scheuern findet und sich aneignet? - Eingenommen, das Mädchen kauft für das Geld einen Gegenstand und schenkt ihn unter Mitteilung der Sachverhalts seinem Geliebten. 149» 3n einem Eisenbahnwagen läßt ein aussteigender Reisender eine Hummer einer Tageszeitung liegen. Ein Mitreisender steckt sie ein. — wie, wenn das Gleiche mit dem Vädeker geschehen wäre? 150. Eine Bäuerin melkt heimlich die Ruh ihres Nachbars und verkauft die Milch auf dem Markt. 151. Ein Vagabund findet eine ländliche Wohnung leer, sieht durch das offene Fenster eine Wurst, steigt ein, nimmt sie weg und verzehrt sie im nahen Walde. — wie, wenn der Vagabund anstatt der Wurst, auf die er es ursprünglich abgesehen hat, in der Wohnung vorgefundenes Geld mitnimmt? — wie, wenn er umgekehrt es auf Geld abgesehen hat, sich tatsächlich aber nur die Wurst aneignet? 152. Müller Schlau benutzt eine fremde Wasserkraft, indem er heimlich sein Triebwerk durch eine Transmission mit der Turbine seines Ünliegers verbindet. — Derselbe Müller leitet sich heimlich Elektrizität zu Beleuchtungszwecken von dem Rkkumulator seines Rnliegers ab. 153. Der in einem Ladengeschäft angestellte Verkäufer nimmt aus dem Warenlager ein Umhängetuch und händigt es unentgeltlich und ohne selbst zu zahlen seiner als Käuferin erschienenen Geliebten ein. 154. Der Rnecht Meier nimmt das Sparkassenbuch des Mit­ knechts Müller weg, erhebt darauf die Einlage, legt das Buch wieder an seine alte Stelle und verpraßt das Geld. 155. Rdine Gemberg erzählt in einer Novelle von einer Frau, die, um Morphium zu erhalten, den Gehilfen eines Rpothekers durch Geld besticht, es ihr ohne Rezept zu geben. Der junge Mann, der gleichzeitig Verkäufer ist, bringt ihr das Morphium aus der Rpotheke mit, nachdem er den Preis in die Raffe seines Prinzipals gelegt hat. 156. (Ein neidischer Maler nimmt einem Runstgenossen ein diesem besonders gelungenes Bild weg, um es zu zerschneiden.

157. 3n einem Eisenwerk werden jedem Meister die von ihm zu verbrauchenden Kohlen zugemessen. Einer geht unvorsichtig mit seinen Kohlen um, so daß sie zu seiner Rrbeit nicht ausreichen. (Er holt sich deshalb den Mehrbedarf heimlich aus dem Schuppen. 158. Rus einer Zeitung: Line Magd in Kühdorf erhielt am I. d. M. ihren Vierteljahrslohn; aus Furcht vor Dieben steckte sie das Geld im Garten in einen Kürbis. Rber nach einigen Tagen statteten Diebe dem Garten einen Besuch ab und entwendeten neben andern Früchten auch sämtliche Kürbisse, sodaß das Geld doch Dieben in die Hände kam. 159» Ein Strolch findet auf der Bank eines öffentlichen Gartens einen toten Mann und plündert dessen Taschen aus. — Wie wäre es, wenn der Mann nur geschlafen, der Strolch aber ihn für tot ge­ halten hätte? — Wie, umgekehrt, wenn der Strolch die Taschen eines Toten ausplünderte, den er für einen Schlafenden ansah? 1Ö0. Rus versehen händigte mir vor Jahren ein Berliner Post­ beamter anstatt des erbetenen und bezahlten einen Markenheftchens deren zehn ein. hätte ich mich durch verbrauch der übrigen neun strafbar gemacht? Wie, wenn ich der Post die neun Heftchen zwar zurückerstattet, mir aber deren Wert hätte auszahlen lassen? 161. Lin Bauer verkauft seine auf dem Felde stehenden Kar­ toffeln, erntet sie aber selbst ein. 1Ö2. 3n München kam vor einigen Jahren einer Dame ein ledernes Täschchen ohne 3nhalt abhanden. Einige Tage später erhielt sie es mit folgenden Begleitschreiben zurück: „Leider habe ich in 3hrem Täschchen das Gesuchte nicht gefunden. N. N." 1Ö3. Ein Mann, der einige Jahre bei einem Rechtsanwalt be­ schäftigt war, erlangt Kundschaft und Bezahlung durch die sachlich ganz unbegründete Behauptung, er verstehe vom Recht ebensoviel wie ein Rnwalt. 1Ö4. Lin Mann wurde wegen Betrugs zur gerichtlichen Ver­ antwortung gezogen, weil er sich den Betrag einer unbenutzten Fahr­ karte, die er gefunden, am Schalter hatte zurückzahlen lassen. 1Ö5. Jemand kauft sich bei einem Kaufmann einen Farben­ kasten mit Farben, hinterher wird ihm die Sache leid. (Er ersucht den Kaufmann um herauszahlung des Preises gegen Rückgabe des Kastens mit 3nhalt. Der Kaufmann ist einverstanden. Der Käufer gibt den Kasten ab und erhält das Geld zurück. Nachdem sich der Käufer entfernt hat, sieht der Händler, daß der erstere mehrere wert­ volle Farben zurückbehalten hat. 166. Lin Rntiquitätenhändler merkt, daß ein Kauflustiger ein minderwertiges Gemälde für einen Rubens hält, und läßt sich infolge­ dessen einen entsprechend hohen Preis dafür zahlen. — Wie wäre es,

wenn der Händler bas Gemälde als einen Rubens bezeichnet, dann aber nur den seiner Minderwertigkeit entsprechenden Preis gefordert hätte? 167. Einstmals reiste ein junger Mann aus Württemberg mit einem Dampfboote rheinabwärts. Unterwegs machte er die Bekannt» schäft eines älteren Herrn. HIs das Schiff in Koblenz angelangt war und schon einige Zeit gehalten hatte, bat der Altere den Jüngeren, ihm auf dem Lande ein paar Zigarren zu holen, weil er wegen eines (fingierten) Leidens selbst nicht rasch genug gehen könne. Das Geld für die Zigarren händigte er dem Jüngeren ein. (Er selbst rechnete darauf, daß inzwischen das Schiff abfahren werde und er dann auf der nächsten Station mit dem Gepäcke des Jüngeren das weite suchen könne. Die Hoffnung ging in Erfüllung. 168. X schuldet mir 100 Mark. Gerichtliche Schritte habe ich bis jetzt nicht eingeleitet, rede ihm aber ein, daß am Nachmittag sein Mobiliar gerichtlich versteigert werde, falls er nicht sofort zahle. X zahlt infolgedessen. 169. Ein Kaufmann annonciert: „wegen Aufgabe des Geschäfts verkaufe ich unter dem Einkaufspreise." Tatsächlich beabsichtigt er weder das Geschäft aufzugeben, noch auch unter dem Einkaufspreise zu verkaufen. 170. Der Direktor einer privaten Bergbahn läßt auf dem Bahn­ hof der Hauptbahn folgendes Plakat anbringen: „heute auf dem Xberg die herrlichste Aussicht." Tatsächlich ist das Wetter sehr schlecht; es werden aber zahlreiche Personen zur Reise mit der Bergbahn veranlaßt. 171. Einem Fabrikanten fehlt es im herbste völlig an Auf­ trägen. Um solche zu erlangen, teilt er seinen Kunden in der Nähe von Eisenach mit, er lasse demnächst eine Waggonladung nach Eisenach abgehen und lade sie ein, sich der großen Frachtersparnis halber durch Erteilung eines Auftrags daran zu beteiligen. 172. Derselbe Fabrikant deklariert eine Ladung von 120 Zent­ ner, um Fracht zu sparen, auf 100 Zentner. — wie, wenn infolge der Unterdeklaranon ein Achsenbruch auf der Bahn eintritt? 173. 3d) lasse meinen Flügel von einem Angestellten der Firma KL in Stuttgart stimmen. Eines Tags erscheint bei mir ein junger Mann, gibt sich fälschlich für einen Angestellten von Kl. aus, wird darauf zum Stimmen zugelassen und erhält den Betrag, den ich sonst zu zahlen pflege. 174. Ein Juwelier, dem es an Abnehmern fehlte, verfiel, wie die Zeitungen kürzlich berichteten, auf folgenden Trick: wenn er von dem Tode eines wohlhabenden Mannes gehört hatte, schrieb er den Hinterbliebenen ein paar teilnehmende Zeilen und fügte hinzu,

daß der nun verstorbene kürzlich zu dem und dem Preise ein Schmuckstück bei ihm bestellt habe, mit dessen Anfertigung schon begonnen worden sei. (Er bitte, das Stück möglichst bald abzuholen. Dieser Trick soll einen glänzenden Erfolg gehabt haben. 175. Ein Schauspieler trägt sich in das Fremdenbuch eines Hotels als Geschäftsreisender ein. Er rechnet dabei auf die Vorzugspreise, die in den Hotels den Geschäftsreisenden gewährt werden. 176. Nach längeren Verhandlungen ist ein Offizier im Begriff, von einem Händler ein Pferd zu kaufen. Da redet ihm ein Kon= Lurrent des letzteren wahrheitswidrig ein, daß das Pferd einen bestimmten Fehler habe. Infolgedessen schließt der Offizier den ur­ sprünglich geplanten Kauf nicht ab, sondern kauft bei dem Konkur­ renten, worauf dieser von Anfang an gerechnet hatte. 177. Der einzige Sohn und Erbe weiß, daß sein Vater beab­ sichtigt, einer nahen verwandten ein Vermächtnis auszusetzen. Das hintertreibt er dadurch, daß er der verwandten einen lockeren Lebens­ wandel andichtet. 178. Einem Reisenden wird wegen schlechter Erfolge gekündigt. Um die Kündigung rückgängig zu machen, gibt er fingierte warenbestellungen auf. Die angeblichen Käufer verweigern die Annahme ber waren, und der Prinzipal wird so um die Frachtauslagen ge­ schädigt. 179« X läßt sich unter fingiertem Namen bei einem Schneider einen Anzug anmessen. Zum Anprobieren will er an einem bestimmten Tage kommen. Der Schneider macht den Anzug probefertig, aber der Besteller läßt niemals wieder etwas von sich Horen. 180. Ein Verleger läßt anstatt der mit dem Autor vereinbarten 1000 Exemplare deren 1500 drucken. 181. Den Zeitungsnachrichten zufolge ist „Professor" Migargee wegen Betrugs verurteilt worden, weil er fortwährend in Annoncen behauptet hatte, sein Barterzeuger sei nur aus duftenden Alpenkräutern hergestellt, während zur Zubereitung solche garnicht oder nur in untergeordneter Weise verwendet wurden. Ist das Urteil ohne wei­ teres einleuchtend? 182. wie ist der ungerechte haushalter (Evangel. Lucae XVI 1 ff.) strafrechtlich zu beurteilen? 183. Ein Strolch fällt eine Frauensperson in geschlechtlicher Absicht an. Nachdem er sie niedergeworfen hat, bemerkt er ein kost­ bares Medaillon. Dieses nimmt er der inzwischen wehrlos Gewordenen ab und geht dann seiner Wege. 184. In dem Eisenbahnabteil gibt jemand einem Mitreisenden eine Zigarette, die ein betäubendes Gift enthält, während der Be­ schenkte bewußtlos daliegt, plündert der andere seine Taschen aus.

185. Der Geschäftsreisende droht mit Kündigung und Eintritt in ein Konkurrenzgeschäft, wenn ihm der Prinzipal das Gehalt nicht um 500 Mark erhöhe. 186. Rentner Meyer gibt der bekannten Ruskunftei Sch. den Huftrag, von seinem Schuldner, dem Zigarrenhändler Lowe, die alte Kapitalforderung von 700 Mark nebst 5 % versprochener Zinsen seit 6 Jahren einzutreiben. Der Schuldner sendet das Kapital ein, schreibt aber gleichzeitig an Sch.: „Die Zinsen zahle ich nicht. Sollte Herr Meyer sie gleichwohl verlangen, so werde ich seiner Frau mitteilen, in welchen Beziehungen er früher zu einem Fräulein in Berlin ge­ standen hat. Ich autorisiere Sie, dies Herrn Meyer zu eröffnen." 187. Ein fünfzehnjähriges Mädchen ist verführt worden. Ihr Vater verlangt von dem Verführer hundert Mark, widrigenfalls er Strafantrag stellen werde. 188. Ein Geistlicher stellt einem schwerkranken Mann ewige Verdammnis in Russicht, sofern er nicht die Kirche zur Erbin seines vermögens einsetze. — wie wäre es, wenn der Geistliche die Erteilung der Rbsolution hiervon abhängig gemacht hätte? 189- Ein Kandidat verspricht der Haushälterin eines Exami­ nators 20 Mark, wenn sie ihren Prinzipal quasi versehentlich ein­ schließe und so verhindere beim Examen zu erscheinen. Die Haus­ hälterin handelt demgemäß. 190. Unter der Drohung „la bourse ou la vie" nimmt ein Wege­ lagerer einem Wanderer dessen Geld aus der Tasche. — Ein anderer Wege­ lagerer läßt sich das Geld unter der gleichen Drohung herausgeben. 191. Einige oberbayrische Mädchen zogen im Frühjahr 1900 einem Bauernburschen gewaltsam die Hosen aus, entblößten sein Glied und verspotteten ihn wegen seines keuschen Lebenswandels. 192. Der Landstreicher Schlimm hält ein Bauernmädchen ge­ waltsam fest, wie auf ihr Geschrei ihr Bruder herbeieilt, läßt der Landstreicher von ihr ab. Man weiß nicht, was er von ihr wollte (sie töten, mißhandeln, geschlechtlich mißbrauchen, berauben?). 193. R hat dem B auf vierzehn Tage ein Buch geliehen. Da er es nicht rechtzeitig wiedererhält, nimmt er es dem B gewaltsam ab. 194. Ein Schurke droht einem Mädchen, dessen Vater wegen Diebstahls anzuzeigen, wenn es sich ihm nicht preisgebe. 195. Der Bauer Mütter wird im Ermittlungsverfahren unbe­ eidigt vernommen und sagt wider besseres wissen aus, daß er den Beschuldigten zur Zeit der Cat an einem dritten Orte gesehen habe. — wie wäre es, wenn Müller selbst an der Tat beteiligt wäre? 196. Es hilft jemand einem Münzfälscher, das falsche Geld unter die Leute zu bringen. — (Es hilft jemand dem Fälscher eines Schuld­ scheins bei dessen Vorlegung.

197. (Ein Arbeiter entwendet aus einem Laden eine Flasche Schnaps und läßt seine Kameraden teils mittrinken, teils gießt er Ihnen von dem Schnaps in ihre Flaschen. Ausgeschlossen bleibt nur einer, mit dem er in Feindschaft lebt. Dieser aber verschafft sich seinen Anteil dadurch, daß er heimlich aus der Flasche des ersten trinkt. 198. Ich teile einem Verbrecher brieflich Mittel und Wege zur Flucht mit, der Brief erreicht aber den Adressaten nicht, weil er mit Beschlag belegt wird. 199* Ein Nachtschwärmer zündet eine städtische Gaslaterne an, bie des Mondscheins wegen nicht brennen soll. 200. Als der Kapitän eines Nheindampfers vor einigen Jahren der Köchin einen verweis erteilte, warf diese geärgert mehrere Kochtopfe über Bord. DieTöpfe waren aus einem Stoffe, der vom Wasser nicht leidet. 201. Ein Herr verbittet sich die Aufdringlichkeit eines Kolpor­ teurs. Dieser ruft ihm in fremder Sprache ein Schimpfwort zu und ist höchst erstaunt, wie es der Herr versteht. 202. (Es bezeichnet jemand einen Maler als farbenblind. 203. Einem Mädchen wird nachgesagt, es sei genotzüchtigt und dadurch geschlechtskrank geworden. 204. Der Ehemann teilt seiner Frau mit, er habe im Wirtshaus gehört, daß der Rechner der städtischen Sparkasse Unterschlagungen begangen habe. Das wirtshausgespräch ist falsch; der Ehemann hat es aber für wahr gehalten. — wie wäre es, wenn der Mann bei der Erzählung an die Frau gleich dem Gerücht entgegengetreten wäre? 205. (Es sind jemanden nachteilige, aber sachlich unwahre Ge­ rüchte über den Lebenswandel einer jungen Dame zu Ohren gekommen. Er warnt deshalb unter Mitteilung der Gerüchte seine Tochter vor dem Verkehr mit ihr. 206. Eine Dame vermißt ihr goldnes Armband. Sie fragt ihr Zimmermädchen danach und läßt deutlich durchblicken, daß ihr das Mädchen verdächtig sei. In Wahrheit hat die Dame das Armband verloren. 207. Ein Mann ist im Begriff, sich von seiner Frau zu trennen und mit seinem „Verhältnis" zusammenzuleben. Um ihn davon abzu­ halten, dichtet die Frau dem „Verhältnis" alles mögliche Schlechte an. 208. Bei einem Hochzeitsmahl brilliert ein Toastredner dadurch, daß er sehr merklich auf die intimen Beziehungen anspielt, in denen der junge Ehemann früher zu einer Kellnerin gestanden hat. 209. Ein Kaufmann bestellt bei einem Fabrikanten Tuch nach einer beigelegten Probe, die er sich zurückerbittet. Der Fabrikant hat nur Tuch von einer etwas abweichenden Farbe vorrätig, liefert dieses und färbt die Probe entsprechend, um den Anschein probe­ mäßiger Lieferung zu erwecken.

210. Ich bestelle mir Besuchskarten und schreibe die Fassung auf einen dem Händler übergebenen Zettel, versehentlich wird nun mein Name mit ck gesetzt. Um den Fehler mir zuzuschieben, fügt der Händler auf dem Zettel vor dem k ein c ein. 211. Einem Bauer wird am 16. September 1927 nachts 1 Uhr ein Sohn geboren. Der Vater zeigt die Geburt am 18. September auf dem Standesamt an, macht aber dabei aus dem Knaben ein Mädchen. 212. Der Gerichtsvollzieher Bummel händigt eine Klageschrift zum Zwecke der Zustellung dem 14 jährigen Sohne des Adressaten ein, erklärt aber in der Zustellungsurkunde, daß er die Klageschrift dem Adressaten in Person übergeben habe. 213. Frau Gutherz läßt sich durch die Tränen ihres diebischen und unzuverlässigen Dienstmädchens bestimmen, ihm ein Zeugnis aus­ zustellen, in dem sie es als „ehrlich und zuverlässig" bezeichnet. Angenommen, das Zeugnis hätte auf „unehrlich und unzuverlässig" gelautet, das Mädchen aber die Silben „un" jedesmal ausradiert.

214. hier und da sind die Apotheker verpflichtet, den Landes­ angehörigen Medikamente, die ärztlich verordnet sind, auf Kredit zu liefern. Ein Arzt bezeichnet auf einem Rezept den Kranken als Landesangehörigen, obwohl er weiß, datz er es nicht ist. 215. Tin Laie verschreibt ein Rezept, auf dem er sich als Arzt bezeichnet. 216. Die Aktiengesellschaft Neuhütte verlangt von allen anzu­ stellenden Beamten ein Gesundheitszeugnis. (Ein Ingenieur, der in die Dienste dieser Gesellschaft zu treten wünscht, stellt sich unter der Bezeichnung Dr. (folgt ein unleserlicher Name) selbst ein Gesundheits­ attest aus und legt es dem Direktor vor. 217. Der Raritätenhändler Schlau schreibt in lateinischer Sprache eine Urkunde auf wachs des Inhalts, datz der Decurio Marcus Gujanus dem Proprätor Appius Nilenus ein Haus in Rom schenke. Er verkauft diese Urkunde mit der Erklärung, sie sei bei der Blotzlegung des römischen Kastells bei Kloster Arnsburg gefunden worden. Der Käufer zahlt infolgedessen einen enormen Preis. 218. Studiosus Selten hat seine Schneiderrechnung bei Empfang des Anzugs bezahlt, wird aber gleichwohl auf deren Zahlung ver­ klagt. Um die erfolgte Zahlung zu beweisen, legt er eine von ihm selbst gefertigte (Quittung des Klägers dem Gerichte vor. 219« Ein anderer Student hängt, um seinem Vater mit seiner Pünktlichkeit eine Freude zu bereiten, zwölf von ihm selbst aus­ gestellte (Quittungen über bezahlte Hausmiete, Bücher, Kleider und Ähnliches an den Thristbaum.

220. Ein erkrankter Kaufmann macht sich schwere Sorgen darüber, daß er eine fällig gewordene Zahlung nicht leisten kann. Um ihn zu beruhigen, sagt ihm seine $rau, es sei gelungen, das Geld aufzu­ bringen, und legt ihm eine in Wahrheit von ihr gefertigte (Quittung des Gläubigers vor. 221. Ein Wucherer bittet einen schwachsichtigen Bauer eine Ein­ gabe um Erbauung einer Eisenbahn zu unterschreiben, weiß es aber so einzurichten, daß der Bauer anstatt der Petition einen Schuldschein unterzeichnet. 222. Eine $rau, die zur Annahme von Zahlungen für ihren Mann bevollmächtigt ist, quittiert mit dessen Kamen. 223. Jemand, der unter falschem Kamen lebt und nur unter diesem bekannt ist, bedient sich des falschen Kamens bei der Unter­ zeichnung eines Mietvertrags. 224. Ein Mann namens X erstattet eine Strafanzeige unter dem in der Gegend weit verbreiteten Kamen Müller. 225. (EinKaufmann legt zumBeweise seiner eingeklagten Forderung demGericht ein erst ad hoc gefertigtes falsch geführtesKontokorrentvor. 226. vor einigen Jahren sandte dem Berliner Tageblatt ein Schauspieler von (Erfurt aus unter dem Kamen des ständigen Bericht­ erstatters eine Kezension über eine Aufführung ein. Getäuscht, ließ der Redakteur die Rezension abdrucken. 227. Jemand hat eine urkundliche Erklärung ab- und aus der Hand gegeben, aber vergessen, sie zu unterschreiben. Der (Empfänger setzt den Kamen des Ausstellers darunter. 228. Es bevollmächtigt jemand einen andern, von seinem Bank­ konto Geld abzuheben. Die Bank fordert, daß auf dem Vollmachts­ formular die Kamensschrift des Bevollmächtigten stehe. Diese schreibt der Vollmachtgeber selbst darauf. 229» Jemand setzt unter eine öffentliche politische Erklärung eigenmächtig meinen Kamen. 230. Ein Fabrikant bringt in einem Arbeitsbuche ein geheimes Zeichen an, durch das der Inhaber dem Eingeweihten als Sozial­ demokrat kenntlich gemacht wird. 231. Ein Unterbeamter läßt sich, um Urlaub zu bekommen, von einem befreundeten Telegraphisten eine fingierte Depesche aus­ fertigen, welche die schwere Erkrankung seines Vaters meldet. 232. Ein Fabrikant läßt seine Werkmeister eidlich versprechen, gewisse Fabrikationsgeheimnisse nicht zu verraten. (Einer der Werk­ meister tut dies gleichwohl. 233. Der Chemiker würdig wird als Sachverständiger eidlich vernommen. Zur Person erklärt er, 28 Jahre alt zu sein, während er in Wahrheit erst 24 Jahre alt ist.

234. Dem Kaufmann pfiffig wird durch Urteil des Landgerichts ein Cid dahin auferlegt, daß er die von ihm eingeklagte Forderung dem Beklagten nicht erlassen habe. Pfiffig veranlaßt seinen Bruder, vor Gericht zu erscheinen und an seiner Stelle den Cid zu leisten. 235. Bei seiner Vernehmung erstattet ein vorbeeidigter Zeuge eine unwahre Kussage, berichtigt sie aber auf Ermahnung des Vor­ sitzenden. 236. Der Bauer Streitfreund hat einen Prozeß, in dem es wesentlich auf das Zeugnis eines Tagelöhners ankommt. Streitfreund weist nun seinen Knecht Ehrlich an, er möge den Tagelöhner zu einer ihm günstigen wahrheitswidrigen Aussage bestimmen. Ehrlich weigert sich, wird seines Dienstes entlassen und zeigt die Sache der Staatsanwaltschaft an. 237. 3n München verschaffte sich vor mehreren Jahren ein Sammler seltene Münzen, machte sie täuschend nach und brachte die Falsifikate in den handel.

Fälle zur schriftlichen Bearbeitung. L 3n dem Drama Le Roi s’amuse erzählt uns Viktor Hugo folgendes. Der König liebt ein junges Mädchen von nicht ganz 16 Jahren, das er nur an einem dritten Orte sprechen kann. Um den Verkehr zwischen beiden zu erleichtern, holen einige Hofherren das Mädchen gewaltsam trotz seines Sträubens aus der ihm von seinem Vater gemieteten Wohnung und stellen es dem König zur Verfügung, der es entehrt, hierüber außer sich, beschließt der Hof­ narr, der Vater der Entführten, den Tod des Königs. Dieser hat als andere Geliebte die Schwester eines Wirtes, ist aber den Ge­ schwistern nicht als König bekannt. Der Hofnarr händigt nun dem Wirt eine Summe Geldes aus, damit er den Liebhaber seiner Schwester töte, und verspricht ihm nach Uusführung der Tat die gleiche Summe. Der Wirt ist bereit; wie er aber mit dem Beil in die Kammer eintrelen will, in der der Liebhaber schläft, wird er von der Schwester zurückgehalten. Durch die Bitten der letzteren läßt er sich bewegen, seinen Plan in folgender Weise zu ändern. Der erste Gast, der vor einer bestimmten Stunde in die Wirtschaft eintritt, sott getötet, die Leiche in einen Sack gesteckt und so der Hofnarr getäuscht werden; komme aber vor jener Stunde niemand, so müsse der Liebhaber sterben. Diese Verabredung zwischen dem Geschwisterpaar hat die Tochter des Hofnarren von der Straße aus belauscht. Um ihren Geliebten, den König, zu retten, tritt sie als­ bald in das Gastzimmer und wird nun von dem Wirte getötet. 2. Der Bauer Schwarz fordert bei einem Gespräche den Tage­ löhner Müller zur Tötung der Uuszüglersleute Schulze auf. Im Falle der Ausführung solle Müller 500 Mark haben. Müller erklärt sich bereit, und beide fassen als Zeit der Ausführung die Nacht vom 6. auf den 7. Mai ins Buge. Um Übend des 6. Mai begibt sich Müller, um sich Mut anzutrinken, in eine Wirtschaft, trinkt aber zuviel und wird, wie er eben, mit einem Beil bewaffnet, auf dem Wege zur Schulzeschen Behausung begriffen ist, wegen ruhestörenden Lärmens in polizeilichen Gewahrsam genommen. 3

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Da Schwarz stets daran gezweifelt hatte, daß dem Müller die Tat gelingen werde, so hat er inzwischen den Dienstknecht Meier durch Zureden bestimmt, in der Nacht vom 6. aus den 7. Mai das Schulzesche Wohnhaus in Brand zu setzen. Er, Schwarz, rechnet darauf, daß die beiden Schulze spätestens, d. h. wenn Müller sie nicht vorher getötet habe, durch das Feuer umkommen würden. Dagegen hat Schwarz den Meier nur dadurch zu bestimmen ver­ mocht, daß er ihm erklärte, persönliche Gefahr für die beiden Schulze sei nicht vorhanden, da diese überhaupt abwesend sein würden. In der Tat legt denn auch Meier das Feuer an. Kaum aber hat er dies getan, so sieht er den Schulze am Fenster stehen, um Luft zu schöpfen. Erschreckt darüber, daß dem alten Manne am Ende etwas passieren könne, ruft er ihm zu, es brenne, er, Schulze, möge löschen helfen. Schulze kommt sofort herunter, und beiden ge­ lingt es, mit vereinten Kräften das Feuer zu löschen. Z. (In Schottland vorgekommener Fall). In einer Hafenstadt besteht neben dem anatomischen Institut der Universität ein gleich­ artiges privates. Dieses macht dem ersteren dadurch Konkurrenz, daß es mit absoluter Regelmäßigkeit täglich mindestens 2 frische Leichen hat, sodaß die Praktikanten stets arbeiten können, während es im Universitätsinstitut öfters an Leichen fehlt. Der Leiter des Privat­ instituts hat nämlich seinem Assistenten die regelmäßige Beschaffung von Leichen zur strengsten Pflicht gemacht, und dieser hat daraufhin einen Vertrag mit mehreren Hafenarbeitern geschlossen, der sie ver­ pflichtet, jeden Tag mindestens zwei frische Leichen gegen Zahlung einer bestimmten Summe zu liefern. Allmählich fällt dem Assistenten das Kussehen der Leichen auf, und es kommt ihm der verdacht, daß sie die Krbeiter häufig durch Mord erlangen. Kus Furcht vor einer Kündigung sagt er aber nichts, ermahnt vielmehr die Liefe­ ranten zur strengsten Pünktlichkeit. Der verdacht wird alsbald durch die Polizei bestätigt. Ist es möglich, den Assistenzarzt strafrechtlich verantwortlich zu machen? 4. In Stindes Drama „Torfmoor" beschließen Mann und Frau, sich der Mutter der letzteren zu entledigen. Die Frau bereitet Gift zu und sagt dem Manne, daß es sich in dem blauen Topf befinde, während der weiße das Mittagessen des Ehepaares enthalte. Der Mann begibt sich in die Küche, um das Gift für seine Schwieger­ mutter zu holen und ihr zu geben. In der Küche will er gleichzeitig das Mittagessen versuchen, verwechselt aber die Töpfe und stirbt beim Eintritt in das Zimmer infolge des genossenen Giftes. Kann die Ehefrau bestraft werden? wie wäre es, wenn sie aus versehen die Töpfe dem Manne falsch bezeichnet hätte?

5. Der am 28. November 1908 geborene Hpothekergehilfe (Btto Müller stand in geschlechtlichem Verkehr mit der am 5. August 1911 geborenen Näherin Anna Schulze. Hm 10. Mai 1930 teilte die Schulze dem Müller mit, daß sie sich von ihm schwanger fühle, und bat ihn um ein Abtreibungsmittel. Müller händigte ihr darauf eine Flüssigkeit ein, die nach den Aussagen der Sachverständigen zur Hbtreibung ge­ eignet ist. Die Schulze trank an demselben Tage von der Flüssigkeit, ohne jedoch den gewünschten Erfolg zu erzielen, kam vielmehr am 14. Oktober 1930 vormittags 11 Uhr mit einem Rinde männlichen Geschlechts nieder. Unmittelbar nach der Niederkunft begab sich im Huftrage der Schulze das am 12. September 1914 geborene Ronfektionsmädchen Marie Meier zu Müller, erzählte ihm, daß jene ein Rind bekommen habe, und forderte ihn auf, die Wöchnerin zu besuchen und ihr Geld zu bringen. Hls sie ihre Botschaft ausgerichtet hatte, ries Müller: „Ihr wißt ja, daß ich nichts habe. Geben Sie der Hnna diesdas ist das einzige, womit ich ihr helfen kann." Dabei händigte er der Meier ein mit der Hufschrift „Gift" versehenes Fläschchen ein. Die Meier überbrachte es der Schulze mit den Worten: „Da ist Gift. Er hat es mir gegeben und gesagt, sonst könne er dir mit nichts helfen." Die Schulze begann darauf heftig zu weinen, und rief endlich: „Es hilft nichts, ich muß es machen, wie er sagt." hierauf gab sie — etwa 1 Vs bis 2 Stunden nach ihrer Niederkunft — dem Rind von dem Inhalt des Fläschchens zu trinken. Das Rind starb gegen 5 Uhr desselben Tages, und zwar — wie die chemische Untersuchung ergab - an Fliegengift. In der Hauptverhandlung verteidigen sich der Müller und die Meier in folgender Weise. Ersterer sagt, er sei durch die Nachricht von der Niederkunft der Schulze in eine solche Aufregung versetzt worden, daß er seines willens nicht Herr, vielmehr ganz unzurech­ nungsfähig gewesen sei. Jedenfalls aber sei seine Meinung gar nicht die gewesen, daß die Schulze das Rind, sondern daß sie sich selbst ver­ giften solle. Er habe sein eigenes Fleisch und Blut nicht töten wollen. Die Meier erklärte, sie habe den Müller so verstanden, als solle die Schulze das Rind und sich selbst töten, und so habe auch die Schulze die Worte verstehen sollen, mit denen sie ihr das Fläschchen übergab, wie ist der Fall zu beurteilen, wenn 1. den Erklärungen des Müller und der Meier kein Glauben geschenkt wird? 2. wenn sie als glaubhaft erscheinen? 6. In einer Gießener Wirtschaft ereignete sich vor mehreren Jahren folgender trauriger Fall, während ein als Gast anwesender Bauer auf kurze Zeit die Gaststube verlassen hatte, machten sich einige junge Leute den schlechten Scherz, seinen Platz durch Ausgießen von Bier zu verunreinigen. Beim wiederbetreten des Lokals fragte 3*

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der Bauer einen andern Gast, wer seinen Platz beschmutzt habe. Der Gefragte verwies ihn, in der Meinung einen guten Witz zu machen, an einen gänzlich unbeteiligten Kaufmann, von dem Land­ mann zur Rede gestellt, verbat sich dieser jede Belästigung, erhielt darauf von dem andern einen Schlag ins Gesicht, der die Brille zer­ trümmerte, einen Glassplitter in das Buge trieb und bald daraus den Tod herbeiführte, wird es möglich sein, die Personen zur Ver­ antwortung zu ziehen, die das Bier ausgegossen oder den Kaufmann als den Täter bezeichnet haben? 7. Die von Beethoven komponierte Oper Fidelio hat in der Hauptsache folgende Fabel. Don Pizarro hält seinen persönlichen Feind Florestan eigen­ mächtig gefangen, um ihn durch allmähliche Nahrungsentziehung zu töten. Obwohl Florestan schon sehr geschwächt ist, beschließt Pizarro aus Furcht vor Entdeckung, ihn auf kürzerem Wege zu beseitigen. Er bietet zunächst dem Kerkermeister Rocco Geld an für den Fall, daß er (Rocco) den Florestan töte. Da sich Rocco weigert, so be­ schließt Pizarro, selbst Florestan zu erdolchen. Immerhin erklärt sich Rocco auf Veranlassung Pizarros bereit, ihn in der Art zu unter­ stützen, daß er inzwischen das Grab gräbt, in dem der Leichnam Florestans verborgen werden soll. Bei der Ausführung dieser Arbeit läßt sich Rocco von seinem Diener Fidelio helfen. Diesem letzteren ist der Zweck des Grabes bekannt, dagegen weiß Pizarro nichts von der Mitwirkung Fidelios. Nach Fertigstellung des Grabes ruft Rocco den Pizarro herbei, und in dem Augenblicke, da dieser den Dolch zückt, um seinen Plan auszuführen, bedroht ihn Fidelio mit einem Terzerol und rettet auf diese weise Florestan. Nunmehr klärt es sich auf, daß Fidelio in Wahrheit dessen Gattin Eleonore ist und von Anfang an nur die Befreiung des Gefangenen beabsichtigt hat. 8. Im herbste des Jahres 1930 teilte der sehr wohlhabende Rentner Lasser den Kindern seiner Jugendfreunde mit, daß er sie zu Erben seines vermögens einsetzen werde. Es waren dies der Kaufmann Geiz, die Kleidermacherin putz und der Student Arm. Geiz war durch diese Mitteilung sehr enttäuscht, weil er gehofft hatte, Lasser allein zu beerben. Um sich aber soviel wie möglich von dessen vermögen zu sichern, beschloß er, die putz zu heiraten, den Arm aber um das Leben zu bringen. Die putz nahm seinen Heiratsantrag an. Auf einem Spaziergang, den sie alsbald mit ihrem Bräutigam machte, redete sie ihm zu, er solle den Arm beiseite schaffen; bann könnten sie als Eheleute herrlich und in Freuden leben. Geiz, der der Verschwiegenheit seiner Verlobten nicht traute, wies dieses Ansinnen mit geheuchelter Entrüstung zurück, verfolgte aber seinen Tötungsplan im geheimen weiter.

Zunächst weihte er seinen Freund, den Drogistengehilfen Exter, in sein Vorhaben ein und bat ihn um Rat, wie er sich des Hrm durch Gift entledigen könne. Da beide wußten, daß Hrm oft an Katarrh litt, so vereinbarten und führten sie folgendes aus: sie verschafften sich Brustbonbons, Exter überzog sie mit einer klebrigen, stark giftigen Masse, und Geiz schickte sie mit der Aufschrift „Gegen Heiserkeit von einem guten Freunde gewidmet" durch die Post an Arm ab. Unmittelbar nach Absendung der Bonbons durch die Post fand Geiz in seiner Wohnung einen Brief vor, in dem ihm Lasser schrieb, er habe sich die Sache überlegt und nun in seinem endgültigen gerichtlichen Testament lediglich ihn (Geiz) und die putz zu Trben eingesetzt. Da hiermit der Grund für Tötung des Arm weggefallen war, so warnte ihn Geiz telegraphisch vor dem Genuß der Bonbons. Dabei unterzeichnete er mit dem (weitverbreiteten) Namen „Müller", weil er glaubte, ununterschriebene Depeschen würden nicht befördert. Exter erfuhr von der Sinnesänderung des Geiz und von dem Telegramm erst durch die gerichtliche Untersuchung. Infolge des Telegramms übergab Arm die Bonbons der Polizei, ohne etwas davon zu sich zu nehmen. haben sich Geiz, Exter und die putz strafbar gemacht? Wäre es von Bedeutung, wenn nicht Geiz, sondern Exter die Bonbons abgesandt hätte? Y. Der Fabrikant Ghneherz ist bei seinen Leuten sehr unbeliebt. Einer von ihnen, der Arbeiter Wild, der sich besonders benachteiligt glaubt, beschließt, den Fabrikanten in der Art zu töten, daß er ihn nächtlicherweile auf dem Wege zu seiner Wohnung niederschlägt. Da sich aber Ghneherz regelmäßig von einem auf den Mann dressierten Hund begleiten läßt, so wendet sich Wild zunächst an Treulos, den Diener des ersteren, mit dem Ersuchen, irgendwie dafür zu sorgen, daß der Hund nicht mitgehe. Er begründet dieses Ersuchen durch die Erklärung, daß er Ghneherz ein bestimmtes Anliegen außerhalb der Geschäftsräume vortragen wolle, aber befürchten müsse, von dem Hunde sogleich angefaßt zu werden. Treulos erwidert darauf: „Dafür will ich schon sorgen. Wenn ich aber in deiner Lage wäre, so schlüge ich den Thef gleich tot; bei seinem Sohn hättet ihr Arbeiter es viel besser." „Nun", repliziert Wild, „wenn es ein paar prügel setzt, so schadet das nichts, aber einen Mord will ich nicht auf dem Gewissen haben." Nachdem sich Wild entfernt hat, überlegt sich Treulos, daß er dessen Wunsch am besten durch Tötung des Hundes entspreche. Er mengt daher Gift in das Fressen des Tieres und stellt es an den gewöhnlichen Futterplatz. Bevor aber der Hund davon gefressen hat, entwendet es ein herumstreichender Vagabund, ißt es und stirbt

infolgedessen, wie nun wild, ohne den Hund zu bemerken, dem Fabrikanten entgegentritt und zum hiebe mit einem Totschläger ausholt, wird er von dem Hunde gefaßt und niedergeworfen, wie ist das Verhalten des wild und des Treulos strafrechtlich zu beurteilen? 10*), Der schwer erkrankte Kaufmann Lugen Reich ließ seinen Neffen, den praktischen Arzt Dr. Flüchtig, rufen. Reich klagte u. a. über Schlaflosigkeit, verursacht durch qualvolle Schmerzen. Flüchtig sah sofort, daß hier mit einem Schlafmittel eingegriffen werden müsse, und verschrieb Morphium, aber in einer Dosis von solcher Stärke, wie sie der menschliche Organismus nicht ertragen kann. Der Apotheker Heinrich Merk, zu dem das Rezept geschickt wurde, fertigte die Arznei genau danach an. Reich nahm sie zu sich, schlief bald darauf ein und wachte nicht mehr auf. Es besteht kein Zweifel, daß der Tod durch die übergroße Dosis Morphium herbei­ geführt worden ist. wie sind die Handlungen des Flüchtig und des Merk straf­ rechtlich zu beurteilen,

1. wenn der Arzt sich aus versehen verschrieben hat, dem Apo­ theker aber es wohl ersichtlich sein konnte, daß die Dosis zu stark sei und leicht den Tod bewirken könne? 2. wenn der Apotheker die Gefahr nicht erkennen konnte, im übrigen aber die Sache wie zu 1 lag? 3. wenn Dr. Flüchtig, da er seinen Onkel Reich bald beerben wollte, mit vollem Rewußtsein und mit dem willen, daß Reich dadurch den Tod finde, die übermäßig starke Dosis verschrieben hat, bei' Merk aber entweder die Sachlage wie zu 1 oder zu 2 bestand? 4. wenn Dr. Flüchtig sich lediglich versehentlich verschrieben hat, Merk aber, damit der ihm verhaßte Reich daran sterbe, die Dosis Morphium so, wie das Rezept es vorschrieb, hergestellt hat? 5. wenn Dr. Flüchtig mit Tötungsvorsatz, Merk nur aus unent­ schuldbarem versehen handelte, Reich aber, der einige medizi­ nische Kenntnis besaß, die Todesgefahr erkannte und, um seinen qualvollen Schmerzen durch einen raschen und sanften Tod ein Ende zu machen, das Morphium zu sich nahm? 6. wenn auch Merk mit Tötungsvorsatz handelte, im übrigen aber der Sachverhalt der zu 5 beschriebene war?

11. Am 10. Mai 1930 fuhr der Müllerknecht Mehlwurm mit dem leeren wagen seines Herrn von Hüttenthal nach Kornkammer. *) Mit gütiger Erlaubnis des Herrn Geh. Rats Allfeld in Erlangen.

Unterwegs nahm er seinen Kameraden, den Brauergesellen Schluckebier, auf den wagen, und alsbald meldete sich auf der Straße auch der Bauer Kümmerlich zum Mitfahren. Dieser bot dem Mehlwurm 20 Pfennige Trinkgeld, wenn er ihn mitnehme und an der Wald­ ecke vor Kornkammer absetze. Mehlwurm ging darauf ein, Kümmer­ lich stieg auf, und der wagen fuhr weiter. Nach einiger Zeit erkannte Schluckebier in dem Kümmerlich einen alten Feind. Er äußerte darauf zu Mehlwurm: „Du, den verhaue ich unterwegs. Du fährst uns ordentlich in den Wald hinein, dann steige ich mit dem Kümmerlich aus, du fährst weiter und siehst und hörst nichts." M. war einver­ standen, und als der wagen an die Waldecke kam, an der K. aus­ gesetzt sein wollte, trieb er seine Pferde zum Galopp an und fuhr, obwohl K. energisch verlangte abgesetzt zu werden, drei Kilometer in den Wald hinein. Hlsdann hielt er an und entschuldigte sich, daß ihm die Pferde durchgegangen seien. Schl, und K. stiegen aus, M. fuhr weiter. Nachdem sich der wagen entfernt hatte, fing Schl, mit K. Streit an und schlug ihn zweimal mit der l)and auf den Kopf. Hls er eben zum dritten Schlage ausholen wollte, sprang der Forster Waldmann aus einem Busch hervor und stieß ihn mit den Worten: „Laß doch den schwachen Mann in Nutze" so heftig in die Seite, daß er (Schlucke­ bier) zu Boden fiel. Einige Tage darauf starb Kümmerlich. Huf Grund des Gutachtens der Hrzte und der Zeugenvernehmungen ist bezüglich der Todesursache folgendes als feststehend anzunehmen: K. ist an Ge­ hirnerschütterung gestorben; die Erschütterung ist durch die ihm von Schl, auf den Kopf versetzten Schläge herbeigeführt worden; ohne ein bei K. längst vorhandenes Gehirnleiden würden die an sich ganz leichten Schläge nicht einmal Einfluß auf die Gesundheit des K. gehabt haben. Sind Schluckebier und Mehlwurm strafbar und eventuell warum? Kann auch der Forster Waldmann — sei es schlechthin, sei es unter gewissen Voraussetzungen — bestraft werden? 12. Ein in Gießen dienendes Mädchen erhielt vor einigen Jahren einen Brief von einem angeblichen Bordellbesitzer mit der Hufforderung, sich binnen acht Tagen unter einer gewissen Thiffre postlagernd zum Eintritt in sein Bordell bereit zu erklären. Gebe das Mädchen diese Erklärung nicht ab, so werde er es überall blamieren, namentlich seiner Herrschaft mitteilen, welches Leben es früher geführt habe. Um dem Briefschreiber auf die Spur zu kommen, ging das Mädchen scheinbar auf den Plan ein. — wird es für die Beurteilung des Falles von Bedeutung sein, ob der Brief in der Tat von einem Bordellbesitzer ausging und ob das Mädchen früher in der Tat ein anstößiges Leben geführt hat? 13. Der Geheimrat Berg hat am 4. Januar 1930 bei dem Hmtsgericht privatklage gegen den Kaufmann Meyer eingereicht, weil der letztere anfangs September 1929 am Stammtische geäußert habe,

Thekla Berg, die unverehelichte, im väterlichen Hause wohnende 19 jährige Tochter des privatklägers, sei schwanger. Vas Amtsgericht hat die privatklage dem Beschuldigten zur Erklärung mitgeteilt. Dieser bestreitet zunächst die ihm zur Last gelegte Äußerung und macht ferner innerhalb der ihm gewährten Frist folgendes geltend:

1. seine Verurteilung sei zur Zeit nicht mehr möglich, da ja eine Beleidigung in drei Monaten verjähre; 2. den Geheimrat Berg gehe die Zache gar nichts an, sondern höchstens seine Tochter, mithin könne auch nur diese die privat­ klage erheben,3. die Tochter habe sich schon im Dezember 1929 in dieser An­ gelegenheit an die Staatsanwaltschaft gewendet, ihren Straf­ antrag jedoch alsbald wieder zurückgezogen; diese Zurückziehung aber sei auch für den Privatkläger bindend. (Es fragt sich, was von diesen Einwendungen zu halten ist.

14. Die städtische Lehrerin Maria Züchtig hat die Liebeswer­ bungen des stud. med. Frech wiederholt zurückgewiesen, hierüber erbost, bestimmt dieser seine 15 jährige Kusine Emma Ohnharm, die Züchtig, bei der sie Privatunterricht hat, mit den Worten zu begrüßen: bon jour, mademoiselle la cocotte. Die Lehrerin weist infolgedessen der Schülerin die Tür und stellt sofort Strafantrag gegen sie wegen Beleidigung. In dem Strafverfahren ergibt sich, daß Emma Ohnharm von der Bedeutung des Wortes cocotte keine Vorstellung gehabt, vielmehr ihrem Vetter geglaubt hat, der ihr einredete, es werde damit eine besonders gelehrte Dame bezeichnet. Zufolge dieses Um­ standes wird sie freigesprochen, und die Staatsanwaltschaft erhebt nunmehr Unklage gegen Frech wegen Unstiftung zur Beleidigung. Der Ungeklagte gesteht ein, daß er seine Kusine in der ange­ gebenen weise zum handeln bestimmt, auch gewußt habe, was man unter einer cocotte versteht. Er verteidigt sich aber in folgender weise:

1. „Es liegt ein gegen mich gerichteter Strafantrag nicht vor, folg­ lich ist meine Freisprechung geboten." 2. „Ein Strafantrag kann auch jetzt nicht mehr gestellt werden; denn wir schreiben den 10. Oktober 1930, und die Äußerung der Ohnharm ist bereits am 23. Juni getan worden." 3. „Meine Freisprechung ist auch deshalb geboten, weil es an jedem öffentlichen Interesse an Verfolgung der Zache fehlt." 4. „Unstiftung zur Beleidigung kann nicht vorliegen, da die Ohn­ harm keine strafbare Handlung begangen hat. Ich berufe mich in dieser Beziehung auf das rechtskräftige Strafurteil gegen sie."

15. Der Assistenzarzt Dr. heimlich führt ein Tagebuch, in das er niemanden Einblick gewährt. Bei einem Umzuge geht ihm das Buch verloren. Der Zinder, Schreiber Nase, erkennt alsbald den Eigentümer und freut sich namentlich, in dem Buche folgenden Satz zu finden: „Huf dem Gymnasium hat uns der Dr. Kluge stets Moral gepredigt,- jetzt weiß ich, daß er es mit einer Schauspielerin hält." Nase zeigt das Buch seinem Freunde Übel, der ihm rät, sich von Dr. heimlich 100 Mark zahlen zu lassen; sonst könne ihm ja Nase den Dr. Kluge auf den hals Hetzen. Huf diesen Hat hin sagt Nase: „wenn du weiter nichts weißt, dann lache ich dich aus; das hätte ich ohnehin getan." „Nun gut", meint darauf Übel, „dann lasse dir doch auch von Dr. Kluge etwas zahlen, dem wird es auch nicht angenehm sein, wenn die Sache mit der Schauspielerin bekannt wird." Dem Nase leuchtet das ein. Lr begibt sich zu­ nächst zu Dr. heimlich, überreicht ihm das Tagebuch und verlangt 100 Mark Zinderlohn für das Buch „mit den schonen Geschichten über den Dr. Kluge, den der Inhalt ja besonders interessieren würde." Darauf erklärt heimlich: „wenn Sie Schweigegeld ver­ langen, so machen Sie, daß Sie hinauskommen." Lingeschüchtert, leistet Nase dieser Hufforderung Folge und läßt das Buch zurück. Nunmehr begibt er sich aus den weg zu Dr. Kluge, wie er aber vor dessen Wohnung kommt, wird ihm die Sache bedenklich, und er geht nach hause. 16. Ein Kaufmann schreibt im ersten Hrger über die Miß­ erfolge seines Heisenden diesem einen beleidigenden Brief, beschließt aber, sich die Hbsendung bis zum folgenden Tag zu überlegen. Durch ein versehen des Kaufmanns gerät der Brief gleichwohl unter die vom Diener zur Post zu besorgenden, geht ab und erreicht seine Hdresse. Infolge dieses Briefes kündigt der Heisende seine Stellung, und zwar ebenfalls in beleidigender Form. Der Kaufmann erhebt privatklage. Huf jeden Fall beantragt der Heisende Kompensation der Beleidigungen. 17. Eine junge Dame bittet einen Hmateurphotographen, der Entwicklung von Platten im Dunkelzimmer beiwohnen zu dürfen. Sie erhält denn auch Zutritt, wünscht aber nach wenigen Minuten wieder entlassen zu werden. Huf die Erwiderung des Photographen, daß das nicht gehe, weil hereindringendes Licht die Hufnahmen unbrauchbar machen würde und er sie unmöglich vor dem Lichte schützen könne, wird die Dame heftig und erklärt, ihre Ehre leide es nicht, längere Zeit mit einem jungen Manne in einem dunklen Zimmer allein zu sein. Gleichzeitig greift sie nach der Türklinke; der Photograph vertritt ihr den weg und zieht den Schlüssel ab. Nun ruft das Mädchen um Hilfe, woraus ihr Vater herbeieilt und

-ie Tür sprengt. Demnächst zeigt der Vater den Photographen wegen Freiheitsberaubung an, worauf dieser mit einem Strafantrag wegen Sachbeschädigung antwortet, weil die Platten durch das beim Sprengen der Tür hereinbrechende Licht verdorben worden seien. 18. 3n Rltaich sind drei Fremdenpensionen, von denen sich die der „Tante Roth" gehörende wegen ihrer ausgezeichneten Rüche des größten Zuspruchs erfreut. Tante Roth hat ihre Rezepte in einem Rochbuch zusammengestellt, das nach ihren Weisungen unter keinen Umständen aus der Rüche entfernt werden darf. Trotzdem läßt sich ihre Röchin von Frau Neidisch, der Inhaberin einer der andern Pensionen, durch Zahlung von 50 Mark dazu bestimmen, daß sie ihr das Rochbuch zum Rbschreiben von Rezepten übergibt. Nach einigen Tagen soll es Frau Neidisch der Röchin zurückgeben, und diese will es dann an seine Stelle legen. In der Zwischenzeit bemerkt aber Tante Roth den Abgang des Buchs und entläßt da­ raufhin sofort ihre Röchin. Gleichzeitig schreibt sie an die Inhaberin der dritten Pension, Frau Schaaf, die sie für die Schuldige hält, folgenden Brief: „Sie haben mir mein Rochbuch entwenden lassen. Ich fordere Sie auf, mir dasselbe binnen 24 Stunden zurückzugeben, widrigenfalls ich Sie bei der Staatsanwaltschaft verklage. Frau Roth." Viesen Brief sendet Frau Schaaf an die Staatsanwaltschaft mit der Bemerkung: „wegen des vorstehenden bitte ich Frau Roth wegen Beleidigung zu bestrafen, hochachtungsvoll Frau Schaaf." Dagegen schreibt Tante Roth, da sie keine Antwort von Frau Schaaf erhält, an die Staatsanwaltschaft: „Frau Schaaf hat mir durch meine Röchin Else Stock mein Rochbuch stehlen lassen. Ich verklage sie deshalb wegen Diebstahls. Dagegen habe ich die Stock durch Ent­ lassung selbst bestraft, hochachtungsvoll Frau Roth." wenige Tage später weiß Frau Neidisch das Buch heimlich in die Rüche der Tante Roth zurückzuschaffen. Alsbald geht aber die Pension der letzteren zurück. Venn es stellt sich heraus, daß Frau Neidisch, deren Pension jetzt floriert, in dem Rochbuch zahlreiche äußerlich schwer bemerkbare Änderungen angebracht hat, welche die neue Röchin der Tante Roth in gutem Glauben befolgt. Nunmehr schreibt Tante Roth an die Staatsanwaltschaft: „Mein Rochbuch habe ich wieder erhalten, aber es ist stark geändert worden. Ich verklage daher Frau Schaaf auch wegen Urkundenfälschung, hoch­ achtungsvoll Frau Roth." Es fragt sich:' 1. Sind Frau Neidisch und Else Stock des Dieb­ stahls und der Urkundenfälschung oder etwa einer andern strafbaren Handlung schuldig? 2. Rann die Staatsanwaltschaft auf Grund der Erklärungen der Frau Roth gegen die beiden Genannten vorgehen? Oder etwa nur gegen Frau Neidisch? 3. hat Frau Roth durch

ihre Eingabe an die Staatsanwaltschaft strafbare Beleidigung be­ gangen? 1Y. Der Geschäftsreisende Schlau fragt am Bahnhof Malsberg seinen Freund Hauser nach einem passenden Gasthaus. Vieser emp­ fiehlt ihm die „Krone". Huf die Bemerkung Schlaus, daß es dort wohl recht teuer sei, erwidert Hauser, man könne ja das Geld für den Morgenkaffee leicht sparen. In der „Krone" bestehe nämlich die Einrichtung, daß das Büfettfräulein, wenn die Gäste Kaffee bestellen, nach deren Zimmernummer frage und den Kaffee dem Gaste berechne, dessen Nummer genannt werde. Schlau brauche also nur eine falsche Nummer zu nennen. Demgemäß verhält er sich denn auch am andern Morgen, indem er bei Entgegennahme des Morgenkaffees als seine Zimmernummer 33 anstatt 32 angibt und demnächst nur die Zimmermiete bezahlt. Einige Zeit darauf lernt er den Geschäftsreisenden Müller kennen, mit dem er über die Gasthäuser in Malsberg spricht. Dabei sagt der letztere, in die „Krone" geht er nicht mehr; denn dort sei ihm einmal eine Portion Kaffee auf die Rechnung gesetzt worden, die er gar nicht genossen habe. In dieser Mitteilung sieht Schlau eine Hnspielung auf seinen Fall, und da er Entdeckung fürchtet, so sagt er, ihm sei umgekehrt einmal eine Portion zu wenig angerechnet worden. Er wolle deshalb den Betrag in der höhe von 1 Mk. 50 pfg. an Müller zahlen. Vieser nimmt und behält das Geld für sich. Hllerdings hatte er verdacht gegen Schlau gehegt, aber verschwiegen, daß ihm der Zählkellner in der „Krone" auf Protest die anderthalb Mark wieder gestrichen hatte. 2D. Sammlern ist bekanntlich oft nicht ganz zu trauen, von einem berühmten Professor der Mineralogie erzählt man sich folgendes, häufig kamen Leute zu ihm mit der Bitte, ihnen ein Urteil über ihre Steinsammlungen abzugeben. Bemerkte der Professor dabei einen besonders seltenen Stein, so nahm er ihn aus der Sammlung und warf ihn zum Fenster hinaus mit der Bemerkung: „Das ist Schund." Der Diener suchte dann die hinausgeworfenen Steine auf und brachte sie seinem Herrn. 21. Hls Ende Mai 1912 (das Datum ist wichtig) die Rent­ nerin Frau Streng auf einige Zeit verreiste, ließ sie ihr Dienst­ mädchen, Brigitte Löffel, dem sie den Iunilohn schon ausbezahlt hatte, einen Geldbetrag mit der strengen Weisung zurück, ihn unter allen Umständen lediglich zum Zwecke des Haushalts zu verwenden. Das Mädchen solle die einzelnen Husgaben aufschreiben und dem­ nächst mit ihr abrechnen, wenige Tage später widerfuhr der Löffel das Mißgeschick, daß ein Teil ihres einzigen Hnzugs, den sie zu nahe an das Herdfeuer gebracht hatte, verbrannte. Da ihr eigenes Geld zum Hnkauf neuer Kleidungsstücke nicht ausreichte, so bat sie

die Mutter der Frau Streng, ihr fünf Mark zu leihen. Diese lehnte jedoch ab und riet dem Mädchen, die fünf Mark dem Wirtschafts­ geld zu entnehmen. Zwar würde Frau Streng bei ihrer Härte und ihrem Geiz damit nicht einverstanden sein, sondern lieber das Mäd­ chen halbnackt aus dem Hause jagen, aber glücklicherweise sei sie auch geistig beschränkt, und Brigitte brauche ja nur in dem Ver­ zeichnis der Ausgaben einzelne um ein paar Pfennige zu erhöhen, bis fünf Mark erreicht seien, dann werde Frau Streng nichts merken. Vas Mädchen befolgte diesen Rat, suchte also durch falsche Rufstellung des Verzeichnisses den Anschein zu erwecken, als habe sie fünf Mark mehr zu Haushaltungszwecken verwendet, und rech­ nete in diesem Sinne am 17. Juni 1912 mit Frau Streng ab. wider Erwarten erkannte die letztere alsbald die Täuschung, be­ gnügte sich aber, als sie den Sachverhalt erfahren, gegenüber dem Mädchen mit einem scharfen verweis und gegenüber ihrer Mutter mit einem Drohbrief. Nach einiger Zeit überwarf sie sich aber aus andern Gründen mit der Löffel, und da sie mit ihrer Mutter längst verfeindet war, so erstattete sie am 30. September 1912 Straf­ anzeige bei der Staatsanwaltschaft. Das hatte zur Folge, daß das Mädchen im November auf Grund des § 263 unter Annahme mildernder Umstände zu 30 Mark Geldstrafe, Hilfsweise zu 10 Tagen Gefängnis, die Mutter der Frau Streng aber, bei der die Voraus­ setzungen des § 264 gegeben waren, zu drei Monaten Gefängnis verurteilt wurde. was ist zu diesem Urteil zu sagen? 22*). pisan und Wiesner waren die Inhaber einer unter ihrem Namen betriebenen offenen Handelsgesellschaft. Nach dem Gesellschaftsvertrag waren sie gleichberechtigt und am Jahresgewinn gleichmäßig beteiligt. Infolge entstandener Unstimmigkeiten wurde pisan der Meinung, Wiesner wolle ihn aus dem Geschäft hinaus­ drängen, ohne sein Guthaben auszuzahlen. Um Sicherheit zu erlangen, erbrach pisan insgeheim im Innern des Kühlhauses, in welchem die waren lagerten, eine eiserne Tür, nahm das Warenlager an sich und verkaufte es namens der Firma pisan und Wiesner. Den Erlös verwendete er für sich. 23. In einem Landstädtchen sind zwei Gasthäuser und zwei Kaufläden. Das Gasthaus Udler und der Kaufladen des Herrn Schwarz liegen in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs, während das Gasthaus Hirsch und der Kaufladen des Herrn weiß etwa eine Viertelstunde von dem Bahnhof entfernt sind. Um 25. November kommt abends 9 Uhr der Reisende Renner in dem Landstädtchen an *) Milgeteilt von Herrn Senatspräsidenten Dr. Griesebach in Hamburg.

und fragt einen Gepäckträger, wo er übernachten und wo er Zigarren kaufen könne. Der Gepäckträger, der auf die Dunkelheit rechnet, verweist ihn an den Pirsch und den Kaufmann U)eiß; es seien zwar, fügt er hinzu, noch ein anderes Gasthaus und ein anderer Laden am Platze, beide aber wenigstens eine halbe Stunde von dem Bahn­ höfe entfernt. Diese unwahre Erklärung gibt der Gepäckträger ab, um den ihm verwandten Inhabern der empfohlenen Geschäfte einen Vorteil zukommen zu lassen. Hm andern Morgen bei Tageslicht merkt der Reisende, daß er falsch beschieden worden ist. (Er teilt den Sachverhalt dem Inhaber des Hdler und dem Kaufmann Schwarz mit, und alle drei reichen nunmehr eine Hnzeige wegen Betrugs gegen den Gepäckträger ein. Renner erklärt darin, er sei so insofern geschädigt, als er bei weiß die Zigarren um 25 Prozent zu teuer bezahlt, im Hirsch zwar billig übernachtet, dafür aber ein sehr schlechtes Bett gehabt habe. Ferner erklären der Kaufmann Schwarz und der Inhaber des Hdler, sie seien insofern geschädigt, als ohne den falschen Bescheid Renner bei dem einen gekauft, bei dem andern die Nacht zugebracht haben würde. Renner schließt sich dieser Erklärung an. 24. Bei Frau (Emsig wohnte der reiche Referendar v. Himmel zur Miete. Eines Tages zeigt er seiner Wirtin ein kostbares HrmLand, das er seiner Braut zum Geburtstag schenken wolle, voll Entzücken erzählt Frau Emsig davon der in demselben hause woh­ nenden Frau Gans. Diese aber erklärt, soviel Geld für eitlen Tand auszugeben, sei Sünde und Schande; Frau Emsig tue ein Gott wohlgefälliges Werk, wenn sie das Hrmband wegnehme, verkaufe und den Erlös dem Missionsverein zur Verfügung stelle. Daraufhin läßt sich Frau Emsig einen Schlüssel zu dem Sekretär machen, in dem das Hrmband aufgehoben ist, öffnet ihn unter Benutzung dieses Schlüssels, findet das Hrmband, nimmt es aber nicht weg. Eine daneben liegende mit Brillanten besetzte Uhr sticht ihr nämlich mehr in die Hugen; sie entwendet diese und stellt den durch den verkauf erlösten Betrag von 525 Mark dem Missionsverein zur Verfügung. 25. Zugunsten des Rentners Friedrich Müller ist auf den Grund­ stücken des Kaufmanns Schulze eine Hypothek im Betrage von 3000 Mark mit halbjähriger Kündigungsfrist eingetragen. Die Kündigung wird am 31. Dezember 1929 für den 1. Juli 1930 ausgesprochen, während dieser Zeit brechen Streitigkeiten zwischen Müller und seiner Ehefrau Huguste geb. Meier aus, die zu einer Ehescheidungsklage der letzteren und zu einem die Ehescheidung aus­ sprechenden Urteil des Landgerichts vom 28. Juni 1930 führen. Hm folgenden Tage, also am 29. Juni 1930, schreibt die Klägerin an die in der ehelichen Wohnung zurückgebliebene Dienstmagd Katharine

Back, sie möge den in dem unverschlossenen Pulte der Herrn titulier befindlichen Hypothekenbrief über die erwähnte Hypothek heimlich wegnehmen und ihr einhändigen. Dem schreiben fügt- sie einen in der tltitte durchgerissenen Hundertmarkschein bei, dessen andere Hälfte die Back bei Ausführung des Auftrags erhalten werde. Auf diesem Wege in den Besitz des Hypothekenbriefes gelangt, begibt sich die geb. Weier am 1. Juli 1930 zu Schulze und fordert die Zahlung, des Betrages unter dem vorgeben, sie sei von ihrem Wanne mit der Einziehung beauftragt worden. Ihr Plan geht dahin, alsbald nach Erlangung des Geldes mit ihrem Geliebten Neuberger das weite zu suchen. Schulze verweigert indessen die Zahlung, indem er eine beglaubigte Vollmacht fordert. Die Frau teilt nunmehr ihrem Geliebten den Sachverhalt mit. Dieser setzt unter den Hypothekenbrief folgende Erklärung: „Den vorliegenden Hypothekenbrief zediere ich mit allen Rechten an meine Ehefrau Auguste geb. Weier. Friedrich wüller", begibt sich darauf zu einem Notar, läßt sich vor diesem durch zwei bestochene Urkunds­ zeugen Becker nnd Feisel als Friedrich wüller identifizieren, erkennt die Unterschrift unter der Abtretungserklärung als von ihm, dem angeblichen Friedrich wüller, vollzogen an und erwirkt so deren Beglaubigung. Die von dem Plan vorher verständigte Auguste geb. Weier legt daraus den Hypothekenbrief nebst Abtretungserklärung dem Schulze vor, erlangt aber keine Zahlung, da wüller seinen Schuldner in­ zwischen von dem Verlust der Urkunde benachrichtigt hat. 26 *)♦ In der Nacht vom 10. auf den 11. Juni 1931 schlug der Tagelöhner wild ein dem Landwirt wüller, mit dem er in Unfrieden lebte, gehörendes fettes Schwein auf freiem Felde tot, schnitt den Schlegel heraus, nahm ihn mit nach Hause, briet und verzehrte ihn. Im einzelnen bestehen folgende Möglichkeiten:

1. wild hat das Schwein selbst aus dem Stalle des Eigentümern getrieben. a) vielleicht hatte er dabei zunächst nur die Absicht, diesem durch das weglaufenlassen des Tieres einen Possen zu spielen. Er wäre dann erst später auf den Gedanken ge­ kommen, das Schwein zu toten und sich teilweise anzueig­ nen, sei es «) daß er das Schwein tötete, um sich ein Stück Fleisch herauszuschneiden, sei es ß) daß er diesen letzteren Entschluß erst nach der Tötung faßte. *) Die Fälle 26 und 42 sind mit Erlaubnis der zuständigen Stelle aus den Aufgaben für die zweite Prüfung in Württemberg entnommen, aller­ dings zum Teil umgeformt.

b) vielleicht aber trieb er das Schwein deshalb weg, weil er es von vornherein an einem dritten Orte totschlagen wollte, ohne daß er zunächst an gänzliche oder teilweise Zueignung des Tieres gedacht hätte. Dieser Gedanke kann ihm dann vor oder nach der wirklich vollzogenen Tötung gekommen sein.

c) Möglich ist es aber auch, daß lvild das Schwein aus dem Stalle trieb, um es in seine eigene Behausung zu führen und für sich zu behalten. Bei dieser Annahme wäre es weiter denkbar, daß er die Verwirklichung dieser Absicht aufgab, weil ihm die Sache zu langweilig wurde, weil sich das Tier nicht weiter treiben ließ, weil er Entdeckung befürchtete. Jedenfalls hätte er dann die Tötung vollzogen, um wenig­ stens etwas von dem Tier zu haben. 2. Das Schwein ist ohne Zutun Wilds entwichen; er hat es als entlaufenes auf freiem Felde gesehen. Dabei ergeben sich wieder ähnliche Varianten wie bei der ersten Annahme.

27. In der köstlichen Zeit, als die studierende Jugend noch ohne Furcht vor schwerer Strafe ihre Streiche ausführen durfte, be­ merkten, wie Karl Vogt berichtet, zwei Gießener Musensöhne vor dem Fenster der Frau Professor p. eine Gans, die aber so gut be­ festigt war, daß es unmöglich erschien, den Bindfaden mit einer im Besitze der Studierenden befindlichen langen Stange zu lösen. Zur Erlangung des Tieres wählten sie daher folgendes Mittel. Der eine Student klingelt bei der Frau p ofeffor und rät ihr, schleunigst die vor dem Fenster hängende Gans hereinzunehmen; er habe gesehen, wie sich jemand von der Straße aus bemühe, sie zu stehlen. Die Frau Professor dankt bestens und schickt sich an, dem Rate zu folgen. Kaum aber hat sie den Faden gelost, mit dem die Gans befestigt ist, so ver­ setzt ihr der auf der Straße stehen gebliebene Student einen so heftigen Schlag mit der Stange aus die Hand, daß sie die Gans fallen läßt. 28. Bei dem Rentner Meyer dient Martha Schüssel. Alsbald nachdem die Herrschaft eine größere Reise angetreten hat, erhält die Schüssel Besuch von ihrem Bruder Otto, einem Schlossergesellen. Diesem sagt sie, daß in einem verschlossenen Pult der Herrschaft der kostbare Schmuck der Frau Meyer liege- er, Otto Schüssel, möge mit einem Dietrich das Pult öffnen, den Schmuck herausnehmen und ver­ kaufen; dann brauchten sich doch die gemeinschaftlichen Eltern nicht mehr so zu quälen. Otto Schüssel erklärt sich bereit. Er will auf den Rat seiner Schwester die Tat in der Weise ausführen, daß er vom Garten aus einsteigt und deutlich sichtbare Spuren hinterläßt, damit Martha Schüssel sich gegenüber den Nachbarn und der Polizei zur Vermeidung einer Verdächtigung darauf berufen könne.

In der folgenden Nacht führt Otto Schüssel den Plan bis zur Öffnung des Pultes aus. wie er aber in diesem den Schmuck liegen sieht, fährt ihm der Gedanke durch den Kopf, daß man ihn beim verkauf wohl alsbald als Dieb erkennen werde. Deshalb läßt er ihn liegen und macht das Pult wieder zu. Nun fallen ihm aber im Zimmer ein paar Schuhe auf; er be­ schließt sie mitzunehmen, bis kurz vor Kiepers Rückkehr zu tragen und dann wieder an ihren Platz zu stellen; sollten die Schuhe dabei entzweigehen, so werde er sie auf Mepers Kosten wieder Herrichten lassen. In der Tat nimmt er die Schuhe mit, trägt sie mehrere Wochen lang und gibt sie, nachdem er die Sohlen durchgelaufen hat, einem Schuhmacher, den Kieper öfters beschäftigt, zur Reparatur auf Rechnung des letzteren. Kieper zahlt später, ohne verdacht zu schöpfen, gegen Rückgabe der Schuhe durch den Schuster, genau so, wie es in dem Plan des Otto Schüssel lag. Klartha Schüssel hat zwar dem Lehrling des Schuhmachers die reparierten Schuhe abgenommen, daß sie aber gewußt hat, was mit diesen geschehen, kann nicht festgestellt werden. 29. Der Wirt Süss verkauft sein Wirtshaus nebst Ktobiliar an den Wirt Schaftelmeper und tritt diesem auch die ausstehenden Forderungen gegen Zahlung des buchmäßigen wertes unter Rbzug von 20 Prozent ab. In dem Geschäftsbuche des Süss ist nun unter andern der prak­ tische Rrzt Dr. Bart wahrheitsgemäß mit 10 Mark belastet. Diesen Eintrag ändert Süff so, daß er auf 70 Mark lautet, und legt das Buch in dieser Form dem Schaftelmeper vor. Dieser zahlt daraufhin für die erwähnte Forderung die Summe von 56 Mark bar an Süff aus, und beide - Süff und Schaftelmeper — richten an Dr. Bart folgenden Brief: „Dem unterzeichneten Süff schulden Sie für Speisen und Getränke die Summe von 70 Mark. Die Forderung tritt der seitherige Gläubiger an den Übernehmer seines Geschäfts, den mitunter­ zeichneten Schaftelmeper, ab. Insofern Sie den letzten nicht binnen vier Wochen vollständig befriedigen, erfolgt Rnzeige an den Gast­ wirtverband, damit dieser Sie in die Liste der säumigen Schuldner eintrage und seine Mitglieder vor ihnen warne. Süff. Schaftelmeper." Es soll geprüft werden, ob sich Süff einer strafbaren Handlung gegen Schaftelmeper und ob sich beide einer strafbaren Handlung gegen Dr. Bart schuldig gemacht haben. In letzterer Beziehung ist anzunehmen, daß Süff und Schaftelmeper Mitglieder eines Gastwirt­ vereins sind, der von seinen Mitgliedern unter anderm die Namhaft­ machung säumiger Schuldner fordert, damit er die übrigen Mitglieder vor diesen warnen kann.

30. Der Schneider Michel schuldet dem Dorfwirte Schlimm mehrere Mark für Schnaps. Um zu seinem Gelde zu kommen, erteilt Schlimm dem Michel den Rat, seinem, des Michel, Sohn eine ab­ gezogene Uuhhaut zu entwenden und in Geld umzusetzen. Die Tat lasse sich leicht ausführen, da die Uuhhaut in dem offenen Hofraum des jungen Michel hänge. Infolge dieses Rates begibt sich Michel in den hofraum seines Sohnes, wo er aber die Uuhhaut zunächst nicht findet. Rach einigem Umherblicken sieht er bei dem Mond­ licht, daß sie in einer offenen Luke der Scheune hängt, wohin sie, wie sich nachträglich ergibt, erst wenige Minuten vorher gebracht worden war. (Er steigt nun auf einer Leiter an der Wand der Scheune empor und nimmt das Sell an sich. Wie er eben mit seiner Beute über den Hof geht, öffnet sich die Stalltür, und sein Sohn tritt ihm entgegen mit der Aufforderung, das Sell herauszugeben. 3it der Hoffnung, nicht erkannt worden zu sein, versetzt Michel seinem Sohn einen Stoß, so daß dieser zur Erde fällt, und sucht mit dem Selle das Weite zu erreichen. Sofort aber erhebt sich der junge Michel wieder und eilt hinter seinem Vater her. Ruf der Dorfstraße ent­ steht zwischen Vater und Sohn ein Ringen, bei dem beide Ver­ letzungen davontragen. 31. 3it einem gewissen Flecken der Provinz Hannover ist es üblich, daß sich die Viehhändler vor Beginn des Marktes in einer bestimmten wirtschaft versammeln. RIs nun kürzlich die Srau des Viehhändlers Trauleicht ihren in dieser Wirtschaft vermuteten Mann telephonisch anrief, erhielt sie von einer ihr fremd scheinenden Stimme Rntwort. 3hre Frage, ob in der Tat ihr Mann am Apparat sei, wurde ausdrücklich bejaht. Sie nannte darauf den Preis, den ein soeben vorsprechender Landwirt für ein paar Schweine fordere, und erhielt darauf den Bescheid, sie möge den Landwirt in die Wirtschaft schicken. Tatsächlich war es Trauleichts Konkurrent Reinecke, der mit der Frau gesprochen hatte. 3nformiert, begab er sich dem Land­ wirt entgegen und erklärte diesem, Trauleicht könne die Schweine nicht brauchen, dagegen wolle er, Reinecke, sie für den verlangten Preis kaufen. Der Landwirt ging darauf ein. 32. *) Ruf den Leipziger Bahnhöfen ist die Einrichtung getroffen, daß die vroschkenführer, die ankommende Personen nach der Stadt befördern wollen, bei ihrer Auffahrt vor dem Bahnhöfe nach der Reihenfolge ihres Eintreffens dem diensttuenden am Bahnhofsausgang postierten Schutzmann eine Blechmarke mit der Nummer ihrer Droschke einhändigen; der Schutzmann gibt jedem nach einer Droschke ver-

*) Die Fälle 32-35 verdanke ich Herrn Geh. Justizrat Triepel in Berlin. 4

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langenden Passagier eine solche Marke, und nur nach deren Empfang darf reglementmäßig der Rutscher einen Fahrgast befördern. fUs am 16. Mai 1892 vor Ankunft einer Schnellzuges eine größere Anzahl Droschken vorgefahren war und deren Führer ihre Marken abgegeben hatten, wurde dem diensttuendem Schutzmann vom Stations­ vorsteher milgeteilt, die Prinzessin R. werde mit dem Zuge ankommen und habe telegraphisch um zwei Droschken ersucht. Der Schutzmann ließ deshalb die beiden ersten Droschkenkutscher an den Ausgang des Bahnhofs herumfahren, gab ihnen ihre Marken zurück und teilte ihnen mit, wen sie zu fahren hätten. Da eine große Anzahl Personen mit dem Zuge ankam, achtete er auf die Vorgänge bei der Abfahrt dieser beiden Droschken nicht weiter, beschäftigte sich viel­ mehr nur mit der Austeilung der Marken. Es waren schließlich ge­ rade noch zwei Droschken unbesetzt, als der eine der für die Prin­ zessin R. und ihr Gefolge bestimmten Magen auf der andern Seite der Fahrstraße wieder anfuhr und der Rutscher Walther dem Schutz­ mann zurief, er habe keine Fuhre gehabt, die Prinzessin habe nur einen wagen gebraucht. Um nun Walther nicht ohne Fuhre zu lassen, wies der Schutzmann den nächst kommenden eine Droschke verlangenden Passagier an Walther, der darauf mit Fahrgast und Marke abfuhr. Nunmehr suchte nur noch eine Person einen wagen, sodaß schließlich eine Droschke unbesetzt blieb und sich nach Empfang ihrer Marke wieder entfernte.

Es stellt sich nun folgendes heraus: die Prinzessin hat aller­ dings nur einen wagen gebraucht, aber auch Walther vollauf für die entgangene Fuhre entschädigt. Das Polizeiamt erstattet Anzeige gegen Walther wegen Betrugs zum Nachteil des leer ausgegangenen Rutschers.

33. (Aus einer Zeitung) Auf dem Markte war eine Bäuerin erschienen, deren Butterwecken zwar sehr vollgewichtig aussahen, es aber, wie die Bäuerin wohl wußte, nicht waren. Unglücklicherweise war an dem Tage Marktrevision, und das herz der Butterdame schlug Unheil ahnend an die schuldbewußte Brust. Aber wir sind nicht aus den Ropf gefallen - stecken wir flugs ein Zweimarkstück in die duldsame Masse, die ja ohnehin gegen Fremdkörper keine Abneigung besitzt. Gedacht - getan — gewogen — vollgewichtig be­ funden, und Buttermaid lacht sich ins Fäustchen. „Aber ach, indem wir hoffen, hat uns Unheil schon betroffen." Ehe die Maid das Zweimarkstück wieder aus dem Butterwecken herausfingern konnte, erschien eine Räuferin, die die vorhergehende Manipulation beobachtet hatte, und fragte nach dem preise der Butter. Sie zahlte den ge­ forderten Preis ohne Zögern, nahm das Pfund Butter und hatte für

das innige Flehen, ein anderes Pfund Butter zu nehmen, nur ein höhnisches Lächeln. 34. 3» einem ostpreußischen Städtchen soll sich vor einiger Zeit bei einer Versteigerung folgendes ereignet haben. Der Rusrufer ergriff u. a. auch einen Überzieher und einen Regenschirm. Beides wurde für die üblichen Preise verkauft. Rls nach Beendigung der Versteigerung der Rusrufer heimgehen wollte, vermißte er sowohl Überzieher als Regenschirm. Rian glaubte zuerst, daß Diebe sich das Gedränge zunutze gemacht hätten; es stellte sich aber heraus, daß beide Gegenstände - vom Eigentümer in der Hitze des Gefechts losgeschlagen worden waren. Wie wäre es nun, wenn Robert, der Gehilfe des Rusrufers, um diesem einen Schabernack zu spielen, ihm unvermutet die eigenen Sachen zugeschoben hätte? Wie, wenn dabei Robert im Einverständnis mit Rlbert gehan­ delt hätte, sodaß der letztere Überzieher und Schirm um geringen Preis erstanden, beide die Sachen dann teurer verkauft und den Gewinn geteilt hätten? 35. Die wahre Geschichte, die hier erzählt werden soll, spielte sich — so schreibt das N. Wiener Tagebl. — in der Ranzlei einer Berliner Eheaterdirektion ab. Ein junger Schauspieler be­ gab sich zum Direktorstellvertreter, der ein Bruder des Direktors ist, und begehrte einen Vorschuß von 200 Mark. Der Rllgewaltige nimmt das vorschußbuch zur Hand, blättert eifrig darin und sagt dann: „Bedaure, lieber Freund, ich kann Ihnen keinen Vorschuß mehr geben, Sie sind zu viel schuldig!" Ohne ein Wort zu sagen, geht der Schauspieler ab, eilt in die Ranzlei des Direktors und wiederholt da sein verlangen. Der aber macht den Schauspieler darauf aufmerksam, daß an seiner Bühne bekanntlich sein Bruder die Vorschüsse bewillige, er möge sich daher an diesen wenden. Der Schauspieler antwortet, er sei schon dort gewesen, aber abgewiesen worden. Run telephoniert der Direktor den Bruder an und fragt ihn, warum er den Vorschuß nicht bewilligt habe. Er erhält die gewünschte Ruskunft, worauf sich zwischen Direktor und Schauspieler folgendes Gespräch entwickelt. „Ja, lieber Freund, mein Bruder hat doch recht. Unter solchen Umständen kann ihnen der Vorschuß nicht bewilligt werden." — „Gut, Herr Direktor, dann trete ich heute nicht auf!" Nun wird der Direktor ernst, gibt dem Schauspieler die 200 Mark und sagt: „So, da haben Sie die 200 Mark. Ich mache Sie aber darauf aufmerksam, daß ich noch heute gegen Sie Rnzeige wegen Erpressung erstatte." — „Ja, warum denn, HerrDirektor?" - „weil in der Drohung, Sie werden heute abend nicht auftreten, eine Erpressung liegt." - „Rber Herr Direktor, so schauen 4*

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Sie doch den Theaterzettel an, ich habe heute überhaupt nicht aufzutreten!" 36*). 3u einem Badeort legt der Direktor der Rurkapelle den Badegästen eine Liste vor mit dem Ersuchen, den Betrag einzuzeichnen, den sie für die Musik zahlen wollen. Er beginnt mit einem Herrn, der einen sehr wohlhabenden Eindruck macht und von dem er eine Zeichnung in vorbildlicher hohe erwartet. Zu seiner schmerzlichen Überraschung lautet dessen Zeichnung nur auf 10 Mark, die denn auch sofort gezahlt werden. Um andere Gäste zu höheren Zahlungen zu bewegen, ändert der Direktor den ersten Eintrag dadurch, daß er hinter die gezeichneten Mark 10 eine zweite Null setzt. Das hat bann auch den Erfolg, daß die Beiträge zahlreicher anderer Rurgäste an hundert Mark heranreichen. 37. Der Bauer Schulze begibt sich auf einem Feldwege von seinem Jagdrevier nach Hause. Nachdem er bereits bewußtermaßen in ein fremdes Jagdgebiet gelangt ist, bemerkt er eine (Ente, die von einem Wassertümpel aus auf den Feldweg zufliegt. Da die Entenjagd gerade offen ist, der Bauer das Tier also eventuell ver­ kaufen kann, so erlegt er es. Die Ente fällt auf dem Feldwege nieder und Schulze steckt sie in seinen Jagdranzen. Zu Hause an­ gekommen, bemerkte er, daß er nicht eine wilde, sondern eine zahme Ente geschossen hat, die er als dem Bauer Jeide gehörig erkennt. Dennoch entschließt er sich zum verkauf an den Wildbrethändler Meyer, dem er das Tier unter Mitteilung des Sachverhalts und der Bitte, ihn nicht zu verraten, für eine Mark einhändigt. Meyer verkauft es weiter an den Wirt Reich. Dieser bezahlt den gefor­ derten Preis von einer Mark fünfzig Pfennige, obwohl er weiß, daß der übliche Preis zwei Mark fünfzig Pfennige beträgt und ihm das Verhalten des Meyer verdächtig erscheint. Cs fragt sich, haben sich Schulze, Meyer und Reich strafbar gemacht und eventuell wegen welcher Delikte? 38. Der Weinhändler Goldmann trifft auf einer Reise seinen alten Freund Wildlieb. Ruf dem gemeinsamen Weg durch einen Wald erzählt Wildlieb, er habe hier die Jagd gepachtet und beab­ sichtige, demnächst aus den Huftaub zu gehen. Wenn aber Goldmann Lust habe, so könne er es anstatt seiner tun; die Jagdgeräte leihe er ihm gerne. Goldmann geht aus diesen Vorschlag ein, wildlieb übergibt ihm demnächst Flinte, Patronen und Jagdranzen, zeigt ihm einen Platz zum Rnstellen und trägt ihm auf, die Jagdgerätschaften und eine etwa gemachte Beute in seiner (wildliebs) Woh­ nung abzugeben. 3n der Tat glückt es Goldmann, an dem ihm *) von Herrn Geh. Justizrat Finger in Halle mitgeteilter Fall.

angewiesenen Platze einen Rehbock zu erlegen. Ruf dem Rückweg stattet er dem Wirt Brater einen Besuch ab, erzählt ihm den Dor* fall unter genauer Bezeichnung der Stelle, wo er den Bock geschossen hat. hieraus bemerkt Brater: „Da haben Sie sich etwas Schones eingebrockt! Dort gehört ja die Jagd dem Kommerzienrat protz, und wenn der etwas von der Sache erfährt, so geht es Ihnen und Herrn Wildlieb schlecht. Ich rate Ihnen: lassen Sie mir den Bo&; ich zahle Ihnen fünf Mark dafür. Dann weiß in der ganzen Gegend außer mir niemand von der Geschichte, an mich denkt kein Mensch, und im schlimmsten Fall kann Herr wildlieb alles abschwören." Goldmann geht auf diesen Vorschlag ein, übergibt demgemäß den Rehbock dem Wirte, erhält dafür fünf Mark und händigt die Jagd­ geräte in Wildliebs Wohnung dessen Dienstmädchen ein mit der Be­ merkung, daß er leider nichts geschossen habe. Der Wirt verwendet das Fleisch des Rehbocks in seinem Geschäft. Er sind folgende Möglichkeiten gegeben: 1. Der Wirt hat die Wahrheit gesagt. Dabei ist es denkbar, daß wildlieb den Goldmann a) bewußt, b) aus Unachtsamkeit falsch angestellt hat. 2. Der Wirt hat bewußt die Unwahrheit gesagt, wobei Goldmann a) ihm glaubte, b) ihm nicht glaubte. 3. Der Wirt hat unbewußt die Unwahrheit gesagt, wobei Goldmann a) ihm glaubte, b) ihm nicht glaubte. 39* der Nähe von Battenberg an der oberen Eder bemerkte vor etlichen Jahren ein Fischereipächter einige in seinem Gebiete fischende Burschen. Rls diese den Pächter kommen sahen, begaben sie sich mit drei gefangenen hechten auf die Flucht. Don dem Pächter verfolgt, warfen sie die jetzt toten hechte in den Gbergraben einer Mühle, deren Eigentümer darin fischereiberechtigt ist. Rngesichts der hechte ließ der Pächter die Burschen laufen und forderte einen zufällig neben dem Mühlgraben arbeitenden Mann auf, ihm die Fische aus dem Wasser zu holen. Dieser tat, wie ihm geheißen, händigte dem Pächter zwei hechle ein, verweigerte aber die Herausgabe des dritten, den er als Lohn behalten wolle. 40« Der Kaufmann Kurz schießt auf seinem Jagdgebiet ein Feldhuhn, weiter pirschend gerät er, ohne es zu wissen, auf fremdes Jagdgebiet, wo er einen Hasen und ein Reh erlegt. ' Mit seiner Beute auf dem Heimwege begriffen, verliert Kurz auf seinem Jagdgebiet das Feldhuhn. Der Rrbeiter Müller, der den Verlust unmittelbar bemerkt und den verlierenden kennt, nimmt es an sich und verzehrt es zu Hause mit seiner Frau, nachdem es diese auf sein Geheiß für ihn gebraten hat. Das Reh wird dem Kurz von dem Metzgergesellen Meier heim­ lich aus der Küche entwendet.

Den Hasen schenkt Kurz seinem Freunde Lang. Dieser weiß durch einen Zufall, datz das Tier auf fremdem Jagdgebiet geschossen worden ist. Gleichwohl nimmt er es an und verwendet es in seinem haushalt.

41. 3n der Nähe von Heilbronn fanden vor längeren Jahren Forstleute ein junges Neh, das sich in der Schlinge eines Wilderers gefangen hatte. Sie losten das Tier und brachten es unter Mitteilung des Sachverhalts dem Oberförster. Auf dessen Anweisung wurde es wieder in der Schlinge befestigt, während die Forster in der Nähe blieben, um den Wilderer zu fassen, sobald er seine Beute in Sicher­ heit bringen wolle. Nun geschah es aber, daß ein anderer vorüber­ kommender Mann das in der Schlinge befindliche Reh bemerkte, von dem Gedanken ausgehend, er könne es ebensogut brauchen wie der Wilderer, der die Falle gestellt habe, nahm er es an sich. Sofort wurde er festgenommen, hat er sich strafbar gemacht? 42. Beim „Obschw. Anz." lief am 27. November 1920 folgen­ der Brief ein: „Hof Gals bei Ravensburg, 26. November 1920. verehrliche Redaktion! Im Auftrage meines Freundes ersuche ich Sie um einmalige Aufnahme des Nachstehenden in der nächsten Nummer Ihres Blattes. Vie Rosten werden Ihnen sofort nach der Ver­ öffentlichung zugehen.

Geschäftsanzeige. Unterzeichneter empfiehlt sein großes Lager in vorzüglichen Touren-, halbrenn- und Rennmaschinen. Auch gebrauchte Räder werden bei reeller Bedienung abgegeben, Reparaturen schnellstens und bestens besorgt, zakob Klopf vormals Bucher

in Neudorf. wenn ich abwesend, nimmt meine Mutter Bestellungen entgegen."

Vieser Brief war nicht unterschrieben. Der Mangel wurde jedoch nicht bemerkt und die Anzeige ausgenommen. Cs ergab sich, daß der Brief ohne den willen des Bucher geschrieben und daß „Klopf" dessen Spottname war. Außerdem ergab sich, datz für Eingeweihte der Inhalt der Anzeige eine Verhöhnung Buchers enthielt. Als Verfasser der Annonce und des Briefes wurden Sebastian heilig und hober er­ mittelt. Letzterer hatte dem heilig den Brief mit Annonce in die Feder diktiert, und heilig hatte den Brief abgesandt, obwohl er an der Sache wenig Gefallen fand und hober der betreibende Teil war. — Nachdem der Brief weg war, tat dem heilig die Sache leid. Cr richtete einen neuen Brief an die Redaktion, in dem er bat, die Anzeige nicht zu bringen. Diesen Brief sollte die Dienstmagd des heilig, die Barbara Arnold, auf die Redaktion besorgen. Der wider-

rufsbrief ist jedoch auf der Redaktion nicht eingetroffen. Sur Rede gestellt, bekannte die Arnold folgendes. Sie habe gemerkt, daß heilig unter dem Einflüsse hobers etwas gegen Bucher vorhabe, und sei nun der Meinung gerbesen, der ihr eingehändigte Brief enthalte einen Artikel gegen Bucher. Um heilig nicht in Ungelegenheiten zu bringen, habe sie den Brief ins Wasser geworfen. — Bucher erklärt, er stelle gegen heilig Strafantrag, nicht aber gegen hober; denn diesem habe er versprochen, ihn nicht zu verraten. 43. Der Wirt Schlau fertigt ohne wissen des unverehelichten alten Bauern Guth mit verstellter Hand eine Erklärung an, die er als dessen Testament bezeichnet und unter Angabe eines Grtes und eines Tages mit dessen Unterschrift versieht. 3n diesem sogenannten Testament setzt er (Schlau) sich als Haupterben ein und vermacht dem Kaufmann Arm den Betrag von 1000 Mark. Darauf begibt er sich zu diesem letzteren und weiht ihn in den Sachverhalt ein mit dem Ersuchen, ihn bei dem Amtsgericht als Bauer Guth zu identi­ fizieren. (Er wolle dann das sog. Testament beim Gericht hinterlegen, den Hinterlegungsschein aber alsbald nach dem bevorstehenden Ab­ leben des Guth unter dessen Papiere bringen und so die Eröffnung des Testaments herbeiführen. Erfreut über die Aussicht auf tausend Mark, geht Arm auf den Plan ein. Beide begeben sich aus das Amtsgericht, bei dem folgendes Protokoll zustande kommt:

„vor dem unterzeichneten Amtsrichter erscheint der Landwirt Guth, identifiziert durch den miterschienenen Kaufmann Arm, übergibt die verschlossene mit der Aufschrift „Guth" versehene Anlage und erklärt: Der Inhalt dieser Anlage ist mein eigenhändig geschriebenes und unterschriebenes, mit Angabe von (Drt und Seit versehenes Testa­ ment. Ich bitte, es in Verwahrung zu nehmen. Dieses Protokoll wurde den beiden Erschienenen vorgelesen und von ihnen genehmigt. Tüchtig, Amtsrichter." Als Schlau und Arm das Gerichtsgebäude verlassen haben, fällt es dem ersten auf, daß ihm kein Hinterlegungsschein ausgehändigt worden ist. (Er veranlaßt deshalb Arm, wieder hinaufzugehen und in der Gerichtsschreiberei danach zu fragen. Nachdem ihm der Gerichtsschreiber erwidert hat, daß der Hinterlegungsschein dem Guth durch die Post oder durch einen Gerichtsdiener zugestellt werde, steigt in Arm die Zurcht vor Entdeckung aus. Diese Besorgnis teilt er Schlau mit und bittet ihn dringend, sich das sog. Testament unter irgend einem Vorwand zurückgeben zu lassen. Das tut denn auch Schlau sofort.

Sind Schlau und Arm strafbar und bejahendenfalls weshalb? 55

wie ist es, wenn Schlau die Rückgabe des Testaments nicht durch persönliches vorsprechen, sondern dadurch erwirkt, daß er unter dem Namen Guth an das Amtsgericht schreibt, es möge dem Überbringer das Testament wieder herausgeben, und der Richter daraufhin dem Rrm das Testament zurückgibt? 44. Die Pianistin Tiger wendet sich an den HStH einer Uni­ versität mit dem Ersuchen, sie zugunsten der notleidenden Studenten ein Ronzert geben zu lassen. Sie verlange weder Honorar, noch Ersatz ihrer Reise- und Rufenthaltskosten. Der RStR geht darauf ein. Ort und Zeit des Ronzerts werden vereinbart. Nachdem das geschehen, versendet Fräulein Tiger im Einverständnis mit dem RStR an eine Unzahl hervorragender Musikkenner Freikarten und fügt eine gedruckte Zusammenstellung der Kritiken über ihre in verschie­ denen Städten gegebenen Konzerte bei. Die Zusammenstellung ent­ hält die Ungabe der Zeitungsnummern, in denen die Kritiken er­ schienen sind, und teilt die Namen der Kritiker in der Form von Unterschriften mit. Diese Zusammenstellung gerät auch in die Hände des Kritikers Ehrlich. Cr findet, daß eine von ihm verfaßte Kritik falsch wieder­ gegeben ist. während er nämlich hat drucken lassen, Fräulein Tiger habe beim Spielen eines ungarischen Tanzes „Mangel an Tempera­ ment" gezeigt, heißt es in der Zusammenstellung, sie habe „viel Temperament" bewiesen. Ehrlich stattet deshalb Fräulein Tiger einen Besuch ab und bittet sie, die Zusammenstellung zu berichtigen, da sie durch ihre Urkundenfälschung sein Unsehen als Kritiker gefährdet habe. Kaum ist das Wort „Urkundenfälschung" gefallen, so springt die Pianistin auf und versetzt Ehrlich eine schallende Ohrfeige, indem sie ruft: „Da haben Sie meinen Mangel an Temperament." Ehrlich verläßt darauf das Zimmer mit den Worten: „Vas werden Sie be­ reuen." Tags darauf erstattet er bei der Staatsanwaltschaft gegen die Künstlerin Strafanzeige wegen Urkundenfälschung und Beleidigung. Bei ihrer Vernehmung erklärt Fräulein Tiger, nicht sie habe eine Urkundenfälschung begangen, sondern Ehrlich- denn er habe eine falsche Kritik über ihr Spiel drucken lassen. Ihr Temperament habe sie durch die Ohrfeige bewiesen, diese also zur Wahrung berechtigter Interessen versetzt. Uutzerdem sei sie durch den Vorwurf der Urkunden­ fälschung zur Erteilung der Ohrfeige berechtigt worden. Sie verlange ihrerseits Bestrafung des Ehrlich wegen Urkundenfälschung, Beleidigung und falscher Rnschuldigung.