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German Pages 448 [456] Year 1987
NAOGEORG, SÄMTLICHE WERKE IV/2
AUSGABEN DEUTSCHER LITERATUR DES XV. BIS XVIII. J A H R H U N D E R T S
herausgegeben von Hans-Gert Roloff
THOMAS NAOGEORG S Ä M T L I C H E WERKE
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WALTER DE GRUYTER · B E R L I N · NEW YORK 1987
THOMAS NAOGEORG SÄMTLICHE WERKE herausgegeben von
HAN S-GERT ROLOFF
V I E R T E R BAND, Z W E I T E R T E I L D R A M E N V und VI Hieremias ludas Iscariotes mit zeitgenössischen Übersetzungen
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WALTER DE GRUYTER · BERLIN · NEW YORK 1987
CI Ρ- Kur^tiíelaufnahme
der Deutschen
Bibliothek
Naogeorgus, Thomas: Sämtliche Werke / Thomas Naogeorg. Hrsg. von Hans-Gert Roloff. — Berlin ; New York : de Gruyter NE: Naogeorgus, Thomas: [Sammlung]; Roloff, Hans-Gert [Hrsg.] Bd. 4. Dramen. — 5/6. Hieremias; ludas Iscariotes: mit ze'tgenöss. Übers. Teil 2 (1987). (Ausgaben deutscher Literatur des XV. [fünfzehnten] bis XVIII. Jahrhunderts ; 123) ISBN 3-11-011369-4 NE: GT
© Copyright 1987 by Walter de Gruyter & Co., Berlin 30. Printed in Germany — Alle Rechte des Nachdrucks, einschließlich des Rechts der Herstellung von Photokopien — auch auszugsweise — vorbehalten. Satz: Hofgartenverlag GmbH, Berlin 21 Druck: W. Hildebrand, Berlin 65 Bindearbeiten: Lüderitz & Bauer, Berlin 61
IEREMIA. Eine Geistliche Tragoedia/ in deren vast die gantze Historia vnd Leben des Propheten Jeremía begriffen: Erstlich in Lateinischer Sprach gedichtet vnd beschrieben/ durch Thomam Naogeorgen von Straubingen: Jetzt aber auß dem jenigen Exemplar so Anno 1603. im Julio zu Straßburg im THEATRO ACADÉMICO L a t e i n i s c h agirt
worden/ in Ternsche Sprach transferiert/ durch M. Wohlfarth Spangenberg von Mansfelt/ Burgern zu Straßburg. In diesem Spiel wirdt vorgebild Der Juden böses Leben wild: Ihr vndergang wirdt auch gehört/ Wie ihr Reich endlich ward zustohrt. O Mensch: jetzt vnser Zeit betracht/ O b wirs auch besser habn gemacht? Vnd mach die Rechnung selbst hiebey/ O b vns Bessers zu warten sey? Straßb. Durch Thobiam J o b i n / ANNO 1603.
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í Luther inn der Vorrede über die Bücher Judith und Tobia: (ohn zweiffei umb gemelter Ursach willen) mutmasset/ daß auch bey den Alten verstandigen Juden/ alß sie noch im guten Regiment gesessen/ viel schöner Gedicht und Spiel in ubung gewesen: darinnen sie sich auff ihre Fest unnd Sabbath geübet/ unnd der Jugend also mit Lust GOTTES Wort und Werck eingebildet haben: und achtet darneben/ daß auch wol die Weysen Heyden/ Ihre gewohnheit Tragoedien und Comoedien zuspielen/ von den Juden erstlich unnd anfangs genohmen. N u n zeugen zwar die Historien/ das solche Gewohnheit bey Griechen und Latinern sehr im Brauch gewesen: unnd endlich bey uns Teutschen auch in Schwang kommen/ und noch etwan exercirt wirdt. Dann unsere Liebe Vorfahren/ denen Ehr und Tugend fortzupflantzen nicht minder angelegen gewesen/ solche Actiones und Comoedien Spiel/ ohn zweiffei auch darumb angestellt«/ den Einfaltigen damit zu dienen/ die Alberen zu underweisen/ unwissende eines bessern zu unterrichten/ lrrenáe zu warnen/ die Jugend zu üben/ die Alten zu erinnern/ unnd Mànniglich nicht allein mit Worten/ sondern auch mit thâtlicher Vorbildung und Lebendigen Exempeln/ was Lehrhafft/ Tröstlich und Nützlich zu Gemüht zu führen. Daher dann auch in dieser Löblichen Hohen Schul allhier zu Straßburg wol geordnet/ daß man Nützliche und Lehrhaffte Actiones/ mit stattlicher Solennitet/ zu sonderm Ruhm unnd Lob beydes der Statt unnd Academien/ unnd als verhoffentlich auch mit fruchtbarem Nutzen/ in ihrem herrlichen THEATRO pflegt zu halten. Weil aber solche nur allein in Griechischer unnd Lateinischer Sprach agirt werden : und gleichwol under einer solchen grossen Anzahl SPECTATORUM unnd Zuhörern viel so gedachter Sprachen
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Spangenberg
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(Übers.)
nicht erfahren/ die doch gleichwol/ was hie unnd da geredt wirdt/ auch gern gründlich unnd eigentlich zuwissen begeren. Also bin Ich vor etlich Jahren/ so wol von etlichen meinen lieben MitBùrgern/ alß auch frembden Kauffleuten/ so die Johans Meß (da solche Actiones gemeiniglich vorgenohmen werden) besuchen/ angelangt unnd gebeten worden/ solche in unser Muttersprach zu transferiren. O b ich nun wol mich solches zu undernehmen zu geringfûgig befunden/ in Betrachtung daß wol andere/ solchs mit besserer Zierlichkeit an Tag zu bringen verstand hetten/ und Ich lieber gesehen/ daß solchen guten Leuten von andern hierinnen möchte gewillfahrt unnd gedient worden seyn. Jedoch hab ich solchs endlichen unnd auff dißmal/ weil etliche gute Herren unnd Freund/ d e n e n m e i n e ALCESTIS, HERCULES FURIOSUS/ LUCRETIA
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unnd AMPHYTRUO (welche sie vor Jaren allhier im THEATRO Griechisch unnd Lateinisch haben sehen agiren) zu Lesen kommen/ so viel desto embsiger bey mir angehalten/ nicht aller ding abschlagen wollen/ sollen noch können. Und wiewol mir daz Lateinisch Exemplar etwas spat zuhanden kommen/ gleichwol dasselbig neben andern meinen Geschafften vorgenommen/ die Feder/ wie es in der Eyl sich hat geben wollen/ lauffen lassen/ doch so viel immer muglich/ zu nechst bey dem Text mich gehalten/ damit die Version mit dem Latein desto besser uberein kommen und respondiren möchte. Weil dann nun solche meine geringe verteutschung von vielen begeret worden/ und doch kúrtze der Zeit halben/ so offt nicht hat abgeschrieben werden mögen. Also hab ich darwider nicht sein können (damit meine Arbeit unnd das Begeren etlicher guter Freunde nicht vergebens) daß sie in Truck verfertigt wurde/ Weichs so es nun geschehen: und leichtlich zu erachten/ das diß gering Wercklein nicht minder als andere Büchlein/ dem Meister Klugling zu-
Jeremía,
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Widmung
handen kommen wirdt/ hab Ich dasselbig nicht so gar bloß außkomen lassen wollen/ Sondern E. EEv. Als meine Großgunstige Herren/ gute Gönner und Liebe Gefattern/ demselben als Patronen elegirt und ernennen wol5 len/ der trostlichen hoffnung/ weil Ich je und allweg bey E. EEv. gute gunst/ geneigten willen/ und sonderliche AFFECTION nicht allein gespuret/ sondern zu mehrmahlen im Werck auch befunden/ Also werden E. EEv. diß geringe Wercklein auch von mir freundlichen annehmen/ 10 unnd im besten ihnen gefallen/ unnd mich E. EEv. allezeit zu Gunsten befohlen seyn lassen. Das bin ich mit meinen geringen doch willigen diensten zuverschulden jederzeit geneigt/ und schuldig/ uns samptlich Göttlichem schütz befehlent. Den 28. Junij Anno 1603. an wel15 chem Tage vor 1926. Jahren/ Anno 323 vor Christi geburt/ der Grosse Alexander/ auff den Abend/ zu undergang der Sonnen/ seines Alters im 33. Jahr/ als er 12. Jahr 7. Monat Regieret/ und die gantze Welt zu bezwingen vermeindte/ doch/ wie alle gemeine Menschen/ seinen 20 Geist auffgeben muste. An diesem Tag ward auch vor 84. Jahren Anno 1519. der Fürtreffliche Fürst Carolus 5. zu Franckfurt zu einem Romischen Teutschen Keyser erwehlet. E. E E V . Dienstwilliger M. Wohlfarth Spangenberg/ Bürger zu Straßburg.
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Spangenberg
ZeitRegisterlein der Vornembsten Geschieht/ deren in deß Propheten Jeremias Historien gedacht wird.
W U r d e n die zehen Stämme Israel vom König Salmanassar in Assyrien gefänglich weggefuhret. 2. Reg. 17und 18. Hat Jeremiah/nach seiner Beruffung ( i m e r s t e n A C T . SCENA. I . ) a n g e f a n g e n
Predigen/ und solch Ampt getrieben Ein und Viertzig Jahr. Jer. 1. cap. 25. und 52. Ward Jeremiah fur ein Auffrúhrer verklagt/ unnd doch von den Fürsten/ auß der Hand der Priester unnd Falschen Propheten erledigt. Jerem. 26. und 27. i m 4 . A C T . SCENA V I I I .
Ward Jeremiah in gefangniß gelegt/ Jerem. 36. Ist das Buch seiner Predigten verbrant worden. Jerem. 36. Zanckt der falsch Prophet Hananiah m i t J e r e m i a h . J e r . 28. I m 4. ACT. SCEN. V I I .
Ward die Statt Jerusalem/ im zehenden Monat von Nebucadnezar dem Könige zu Babel belagert/ 18. Monat lang. 2. Reg. 25. 2. Chron. 36. Jer. 39. 52. Heseck. 24. I m 4. ACT.SCEN.IX.
Ward Jeremiah ins gefangniß geworfen/ J e r e m . 3 2 . I m 4 . A C T . SCEN. I X .
Im vierdten Monat/ ward Jerusalem gewonnen/ zustóhret/ der König gefangen/ unnd den Nechsten Monat hernach der Tempel verbrant. 2. Reg. 25. 2. Chron. 3 6 . J e r . 39. 52. I m 5. ACT. SCEN.IIII.
(Übers.)
Jeremía
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Nahmen der Abgötter deren in dieser Tragoedien gedacht wirdt. Baal. Regierer/ Herrscher/ Herr/ Lieber Mann / ( A C T U M I . SCEN. V . ) W a r vornemlich der Moabiter/ N u m . 2 2 . vers. 41. und Zidonier Abgott/ 1. Reg. 16. vers. 31. Ist darnach vast allen H e y d e n gemein worden/ von denen die Kinder Israel solche Abgótterey lerneten unnd noch mehr zunahmen gaben: alß Baal Berith BundsHerr. der Burger zu Sichern Abgott/ Jud. 9. vers. 4. Baal Peor/ Herr des offenen Mundes/ N u m . 25. vers. 3. ein schandlicher Abgott. Baal Zebub/ H e r r der M ü c k e n oder Fliegen: ein Abgott zu Ekron/ 2. Reg. 1. vers. 2. Die Babylonier hiessen ihn Bei/ Dan. 14. vers. 2. Dem Abgott Baal hielten die Kinder Israel etlich Hundert Priester/ 1. Reg. 18. vers. 19. unnd Kleideten sich auff sein Fest auffs zierlichste/ und trieben allerley Wollust/Hose. 2. vers. 13. Melecheth. Himmelskonigin (dann Melech heist ein König.) oder Mitwirckerin/ dann es kan auch W i r c k u n g heissen. Sie meineten darmit die Sonne und das Gestirn/ verehrten es mit Reuchern und buchen ihm gute Küchlein/ Jerm. 7. vers. 18. cap. 8. vers. 2. cap. 44. vers. 17. daß sie ihnen gut Wetter zu den Früchten bescheren wolt. Besieh Lutheri Gloß im Prophet Jer. cap. 44. Astaroth. Scháfferey Gott/ oder Richtigs Gestirn/ Venus Stern (ACT. III. SCEN. V . ) der Zidonier Abgottin/ w a r formieret wie ein Schaff/ und an stat Fraw Venus geehret: 1. Reg. 11. vers. 5. 1. Sam. 12. vers. 10. Joseph, lib. 6. cap. 14. von Alten Geschichten. Chamoß. Angreiffer ( A C T U . I U I . SCEN. V I I . ) der Kinder Moab Abgott/ N u m . 21. vers. 29. dem hatte Salomo auch eine H o h e und Altar gebawet. 1. Reg. 11. vers. 7. Hatte auch viel eigene Priester/ Jerm. 48. vers. 7. Auff sein Fest lebte man Frölich mit Panckethieren/ Essen und Trincken/ unnd Ehreten ihn wie den Bacchum unnd Weingott.
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Spangenberg
(Übers.)
Spangenberg
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Auff daß sie sich entschuldgen nicht/ Sie hetten deß keinen Bericht/ Daß bey ihnen nicht werd geklagt/ Mann habs ihnen nicht vor gesagt. BARUCH.
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Laß uns gehn und versuchen bait/ Ob noch Hoffnung sey der gestalt. Ach/ daß sie folgten deiner Lehr! Suchen der Statt nutz und ihr Ehr! JEREMÍA.
Also Baruch gefällst du mir. Ohn verzug will ich folgen dir. BARUCH.
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Wo meinstu daß wir erst hingehen/ Da viel Volck mócht bey samen stehen? Daß man Anred die gantz Gemein/ Das dunckt mich am Rahtsamsten seyn. JEREMÍA.
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Ich halt im Tempel/ auff der Gassen/ Auff dem Marek/ und auff allen Strassen/ Zu Hof/ und wo sonst die Gemein Zunfftweiß pflegt beysamen zu seyn. BARUCH.
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Wir wollen gehn auff alle Strassen/ Und was nutz ist nicht underlassen/ Damit wir das Volck in Gemein Vom Bosen Weg abmahnen fein.
(Übers.)
Jeremía,
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1,4 v. 545 - 587 JEREMÍA.
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Mach dir ein Buch von Papyer weiß Und schreib mein W o r t darein mit vleiß: Damit solches ein Zeugnuß frey All unseren Nachkommen sey. BARUCH.
Darzu hab Ich mich schon bereit. JEREMÍA.
G O T T steh uns bey zu dieser zeit; Gib Gnad/ damit Ich/ als dein Knecht/ Dein Befehl mog außrichten recht.
SCENA. I U I . SATHAN. R A S C H A T E S C H . SATHAN.
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Ihr G'selln: hört Ihr zu dieser frist/ Was diesem Volck zukunfftig ist? O daß es nur bald mocht geschehen: Mit Hertzen Lust wolten wirs sehen. Schawt: wie die zwene Bösewicht I h m Anschlag han dahin gericht/ Wie sie möchten abführen fein/ Von G O T T e s Zorn die gantz Gemein. Darumb vermahn Ich euch ytzund/ Seid ja nicht Faul/ zu keiner stund: In ewrem Ampt seyd unverdrossen! Seid Schalckhafftig in allen Possen. Ihr andern gehet fein von stat/
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Spangenberg
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W o ein jeder zu schaffen hat E w r Einer muß auch bait zur stund Hinunderfahren in Abgrund/ Und Platz machen/ darinn zu wohnen/ V o r etlich viel Tausent Personen. Sag dem Charonti gleicher gstalt/ Daß E r ein G r o ß Schiff zurúst bait: Weichs E r im Schiffbruch nicht dorff flicken/ Dann Ich werd Ihm viel Seelen schicken. D u Raschatesch/ kom her! Wir zween Wollen dem Propheten nachgehen: Und das Volck recht unsinnig machen/ Damit sie sein Predig außlachen. Wir müssen nuhr weidlich zuschüren/ D a ß sie thun was sich will gebühren. Geh baldt fort/ und komm her geschwindt. RASCHATESCH.
Ich folg dir als ein frommes Kind.
SCENA V . J E R E M Í A . B A R U C H . SATHAN. D A S G E M E I N V O L C K . PASSUR. HANANJAH. JEREMÍA.
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Schaw: da sichstu am Marek so frey Die verfluchte Abgotterey. O deß Götzendienste! O Baal Pfuy! der schändlichen Bilder zal/ Von Goldt und Holtz/ durch Menschen Hand/ Gemacht/ dem wahren G O T T zur schand.
(Übers.)
Jeremía, 1,5 v. 588 - 635
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Schaw: wie viel Volcks wohnet doch bey D e r Gottlosen A b g ó t t e r e y ! S c h a w : wie viel O p f f e r ! wie viel B l u t ! Viel Weyrauch und Specerey gut. W i e beugen sie die Knie mit Lust! W i e schlagen sie an ihre B r u s t ! W i e hebet der Gemeine H a u f f / Gegen dem Bild die Hände auff. O Ihr G o t t l o ß verdampte T h o r e n . BARUCH.
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Ich hab es offt gehört zuvoren/ D a ß es vielmals hie sey geschehen: D o c h hab Ichs selbst niemals gesehen. H a b auch darbey nie mögen seyn. E s galt mir in den O h r e n mein/ Wann mir jemand davon wolt sagen/ D e n that Ich alßbald von mir jagen. Es ist mir auch ein Grewel frey Zu gdencken der Abgótterey. D r u m b hab ich mich allzeit befliessen/ D a ß nicht befleckt wúrd mein Gewissen. JEREMÍA.
W i e kan ein Mensch mit Gwissen rein D a v o n hören und darbey sein? BARUCH.
Ich seh mehr Böses als ich hört. JEREMÍA.
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J a soltestu erst sehen dort I m m Thal H i n n o m / was sie da thun/
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Spangenberg
D u wurdest dich verwundern nun/ Wie das Gottlose Volck zur frist So gar schröcklich unsinnig ist. G O T T mus straffen endlich mit Räch.
Jer.ca.7: vers.3l.
BARUCH.
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Ach : wo kommts mit uns hin hernach: Die Straff ob allen Statten schwebt/ Weil jederman in sunden lebt! In allen Stätten in gemein. Es konte doch nicht arger seyn. Aber schaw: was kommt ohn gefehr Für Gsellschaft hinder uns daher? JEREMÍA.
650
Das ist der alles Unglück macht/ Mit seim Gsellen. Nun hab acht: Sie wólln auch beym Götzendienst seyn. Sie mercken das Vorhaben mein: Und daß ich bring Befehl von G O T T / Drumb werden sie (sag ich ohn spott) Dem Volck wollen im Wege stehen/ Daß es zum guten nicht mog gehen. SATHAN.
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Er hats errathen in seim Sinn. O h o ! wo wolt Ihr beyde hin? Wolt Ihr mir auch ein Opffer bringen? JEREMÍA.
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Wem dir? Ich hoff Mir soll gelingen/ Daß ich den Grewel mach zu spott: Und dieses Volck führe zu G O T T .
(Übers.)
Jeremía, 1,5 v. 636 - 686
463 SATHAN.
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E y lieber schont: nicht also eyl Das Volck hat jetzt nicht so viel weil Sparts auff ein ander zeit und O r t / Verkriecht euch/ und trollt euch bald fort. Laß Mich jetzt meinen Kindern Rathen. Ihr rieht nichts auß mit ewren Thaten. Es ist umbsonst ihr schönen Gsellen. W i e : Geht ihr fort? Wolan wir wollen Euch vorlauffen: und euch anmelden/ Damit man euch Platz geb/ Ihr Helden. Und euch tractire rechter Maß. Raschatesch: laß uns gehn vorbaß. BARUCH.
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W o dich G O T T nicht nimmt in sein Schutz/ So werden sie mit ihrem Trutz Dingwiß ein grosses Unglück machen. Dann schaw doch! wie sie uns verlachen: U n d bieten uns das hinder Theil. JEREMÍA.
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Nuhn wir mussens Leiden. Dieweil D e r Trewe G O T T diß alles sieht: O h n sein willen uns nichts geschieht. W o G O T T nicht zulaßt den Gewalt/ So schadet uns kein Teuffei bait. O h n G O T T e s willen kan uns zwar/ Die Welt auch nicht krümmen ein Har. BARUCH.
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Es ist war. Aber laß uns doch Baß hinzugehn. Schaw! wie sie noch
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Spangenberg
Sich mitten in den Hauffen stellen Und sich zu den Bildern gesellen. DAS VOLCK.
Baal: O Baal: O Baal. BARUCH.
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Hör: was rufft man mit solchem Schal? DAS VOLCK.
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O Baal: du gütiger Gott. Der du Regierest ohne spott Himmel und Erd/ an allen Enden: Todt und Leben hast du in Händen. Wer dich anrufft dem gibstu Gnad. Hilff und schütz uns/ daß uns nichts schad. Erhór uns: Steh' uns bey: Sieh' ahn Das Opffer so wir han gethan/ Und mit willigem Hertzen bringen. O Baal: laß uns wol gelingen. Laß uns Gnad erlangen bey Dir: Daß unser Kinder und auch Wir/ J a unser Geschlecht finde Schutz. Mehr' unser Guter stets mit Nutz. BARUCH.
705
Hórstu jetzund was sie da bitten? JEREMÍA.
Ich hör Gottloß verfluchte Sitten. Es geht mir durch Hertz/ Mut/ und Sinn.
(Übers.)
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Jeremía, 1,5 v. 687 - 736 DAS VOLCK.
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O Himmelische Königin: D i e wir mit Gsang und W e y r a u c h suchen/ U n d O p f f e r n dir so schöne Kuchen. J a dir von wegen unser Sünden Fúnfftzig Wachsliechter jetzt anzünden. O Mutter der Barmhertzigkeit: D u bist unser H o f f n u n g allzeit. D u vleissige Fúrbitterin/ B e y dir steht H e r t z / Freud/ M u t und Sinn. D u helles Liecht/ du leuchtest fern: D u Glückseliger M o r g e n S t e r n : D u bist die O f f n e H i m m e l P f o r t : E r h ö r unser Bitt an dem O r t / D a n n wir in der W e l t Pilgrim seyn: L a ß deine G u t und Gnadenschein U n s allezeit k o m m e n zu n u t z : G i b wider unser Feinde Schutz: U n d hilff uns in der letzten N o t : G i b reichlich Kleidung/ Speiß und B r o t : D i e Frucht im Felde wolstu segnen: Zu rechter zeit laß fruchtbar regnen/ Bescher uns auch viel O e l und W e i n / Damit wir durch den Segen dein Satt werden/ und mit Freydigkeit D i r L o b singen zu jeder zeit. BARUCH.
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Was bitten sie von denen zwar/ D i e T a u b sind/ und O h n M á c h t i g gar O der Gottlosen Bösen Leut. JEREMÍA.
L a ß uns doch mehr zuhören heut.
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< Ciif
Spangenberg >
H ANANJAH.
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Baal liebt Euch/ nach ewrem Sinn/ Und die Himmlische Konigin: Wie auch das gantz Himmlische Heer/ Denen ihr dient mit Gschenck und Ehr. Sie haben erhöret ewr Bitt/ Und ewr Gebet. Drumb zweyfelt nit/ Sie werden/ nach Gottlichem Brauch/ Den Gottsdienst euch vergelten auch Mit gsundem Lufft/ daß ewr Geschlecht/ Ewr Gut im Fried zunehme recht. Hofft nuhr: Sorgt nicht: dann es ist weit Von Euch Thewrung und Dürre zeit: Deßgleichen Krieg und Pestilentz. Diß ist ein Gottlicher Sententz/ Den Ich euch sag in Gottes Nahmen. Passur.
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Daß dem also sey: Sprech Ich/ Amen. Lieben Leut: Es hat kein Gefahr: Und damit Ihrs glaubet fürwar: So schawt das Fleisch und Eingeweyd Am Opffer/ das gibt uns Bescheyd/ Noch also warm/ daß gantz bequem D i ß Opffer Gott sey angenehm. Ihr werd auch Gluck und Segen han/ Im allem so ihr fanget ahn. Und weil der Gottsdienst nuhn ist auß/ So geh ein jeder heim zu Hauß Im Frieden: und laßt euch wol seyn Bey guter Speiß und süssem Wein. Das V o l c k .
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Also reden die Götter fein/
(Übers.)
Jeremía,
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I,i v. 737 - 793
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Fur allen Vólckern hoch geehrt/ Zum Eygenthumb erwehlt allzeit. Ist nuhn diß ewre Danckbarkeit? Daß E w r keiner mit Ernst fragt frey/ W o der G O T T ewrer Vatter sey? Der sie mit so Mächtiger Hand Gefuhret auß Egypten Land/ Durch die Wüste Und sie zu letzt Inn dieses Fruchtbar Landt gesetzt: Der euch erloßt hat gwaltiglich/ Und so gütig erzeiget sich. Ytzt da Er Euch erzogen hat/ Und Ihr vom Schmaltz seidt worden sat/ So verachtet Ihr den mit spott/ Der alles gibt/ den Trewen G O T T : Der alles hat in seiner Hand. Dargegen ehret Ihr im Land Die Götzen die nichts können geben/ Die selbst nicht haben Macht und Leben: Die rufft Ihr an mit grossem Gschrey: Da sie doch nichts hören darbey/ Auch keine Antwort können geben: J a Ihr habt mit Gottlosem Leben Verunreinigt das gute Land Mit unzahlbarer Sund und Schand/ Das Land/ das euch in diesem Leben Der Trewe G O T T zum E r b hat geben/ Darinnen treibt Ihr Nacht und Tag Hurerey/ Unzucht und Todtschlag: Und Opffert E w r leibliche Kinder. Betrug/ Raub/ Diebstal ist nicht minder Sambt dem MeinEyd bey euch im Brauch: Den Armen undertruckt Ihr auch. Mit Geitz und Wucher/ Sund und Schand Macht Ihr zum Fluch das gute Land.
(Übers.)
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Jeremía, 1,5 v. 794 - 855 SATHAN.
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Pfuch: Pfuch: Ihr Leutlein fart nuhr fort/ Und habt nicht acht auff seine Wort : Bleibt Ihr bey ewrer Vátter brauch/ Und bey ihrem Gottesdienst auch. Der Wäscher weiß nicht was Er sagt. JEREMÍA.
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Ja GOTT seys im Himmel geklagt: Daß ewre priester in Gemein In der Sach ewr Vorgänger seyn/ Zu allem Laster/ Sund und Schand. Da Ihnen doch solt seyn bekandt GOTTES Gesetz und seine Recht: Dasselb solten sie halten schlecht/ Vom AberGlauben Euch zu führen. O Spott und Schand: man mag wohl spuren/ Daß sie haben keinen verstand Im Gsetz. GOTT ist ihn ohnbekand: Dem sie doch gleichwol widerstreben/ Und wiedersprechen in dem Leben. Dargegen ihre Götzen zieren/ Loben/ Auffrichten/ defendiren: Und halten sie in ihrem Schutz/ Mit Gottlosem zeitlichen Nutz. HANANJAH.
Was darffstu uns hie widersprechen? Du Henckers Bub: wen wiltu rächen? Wolstu uns Lehr und Ordnung geben? Du Lecker: wie wir solten Leben? SATHAN.
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Lieber achtet nicht seiner Wort:
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Spangenberg
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Fahrt ihr in ewrem Wesen fort/ Wie ewr Váter haben gethan. Mann wird doch müssen bleiben lan Den Alten Brauch/ der ist Loblich: Newerung bringt Gefahr mit sich. JEREMÍA.
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Seht ihr nicht was zukunfftig ist? Dann ihr habt G O T T mit Trug und List/ Mit Schmach und Schand beleydigt hart/ Drumb ist Er nun ewr WiederPart: Und wird Euch ewren Feinden eben Mit Jammer in die Hände geben: Und euch inns Elend führen lan; Als dann rufft ewre Götter ahn Mit vollem Halß: weint Tag und Nacht. Euch wird nichts helffen ihre Macht. Niemand wird euch hören auff Erdt: An Pestilentz/ Hunger und Schwerdt Solt ihr sterben. Denn Euch gibt G O T T Den Heyden zu eim Raub und Spott. DAS VOLCK.
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O Narr : Bla/ Blá/ Blá wie schwer : Weistu sonst keine Zeittung mehr? S ATHAN.
So recht/ So recht/ So fahret fort JEREMÍA.
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Ach verlacht doch nicht GOTTES Wort. Blickt nicht mit Spott/ gleich wie die Schaf: G O T T hat Euch durch gerechte Straf
(Übers.)
Jeremía, 1,5 v. 856 - 914
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905 < C6r>
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Wie Schaf zur SchlachtBanck schon gericht. Mann wird euch auch begraben nicht. Die Vogel und die Wilden Thier Werden Euch fressen mit Begier. Die Stat wird Wust und ungehewr: Der Tempel wird verbrandt mit Fewr: Dann wird verkehrt werden darnach Ewr Bla/ Blá/ Blá in Weh' und Ach: Da wird verzagen bait mit Schmertz Des Königs und der Fürsten Hertz: Die Propheten und Priester all Werden erschrecken in dem Fall: Da wird Niemand wissen wo auß: Mann wird Fliehen von hauß zu hauß. Lieber: folgt doch jetzt meinem Rath/ Daß ihr entgehen mögt der That. Thut rechte Büß ohn allen Schertz : Endert ewr unbeschnitten Hertz: Kehrt euch zum H E R R N mit Hertz und Mund: Reist die Abgotterey zu Grund: Zurstóhrt die Götzen sambt dem Pracht: Verlast euch nicht auff Eigne Macht: Ewr gute Werck rühmt nicht so hoch: Thut Guts/ und last vom Bosen doch: Nach G O T T E S Gsetz euch allein rieht: Folgt ewren Eignen Kópffen nicht: Inn Gotts Furcht stehet allzeit Und seid durch G O T T E S Geist bereit/ So wird sich G O T T zu euch auch wenden : Und Euch auß ewer Feinde Henden Erlösen mit grossen Genaden/ Und von Euch wenden allen Schaden/ Pestilentz/ Tewrung/ Dürrezeit/ Das wird G O T T von Euch treiben weit.
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Spangenberg SATHAN.
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Geht von dem Narren weg: Geht fort: Er wird euch sonst mit seinem Wort Inn Todt und auß der Welt gar treiben. JEREMÍA.
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Dann wird die Stat fein stehen bleiben. Deß Tempels wird man auch verschonen. GOTT wird mitten under Euch wohnen: Und Euch als dann beschützen fein/ Wie ein Henn ihre Gluckhunlein. Ach: Ist euch nun vergessen dann? Wie newlich etlich Tausent Mann. DAS VOLCK.
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930
Bla/ Blâ/ Blá/ Blá : Schawt : wie Er steht. Du Narr: Du stinckender Prophet/ Verachtestu uns? Gottes Erb? Meinstu das Gott sein Volck verderb? Wie sagstu diß mit frechem Mut? Widder die Stat und Tempel gut? Wir haben auch/ ohn deinen Spott/ Viel guter Verheissung von Gott. JEREMÍA.
Sie sind Gut: Ja/ wann Ihr gut seidt. Seidt ihr Boß: so ists Hertzenleydt. H AN AN J A H .
935
Du Ketzer/ Troll dich an den Galgen : Du schonst niemandts mit deinem Palgen/ Prophet/ Fürst/ König mit seim Reich/ Priester und Stat/ gilt dir alls gleich.
(Übers.)
Jeremía,
473
1,5 v. 915 - 964
940
945
950
Du schándst und lästerst auch den Tempel/ Welchen doch Gott zu eim Exempel/ Seim Außerwehltem Volck hat geben Vor allen Vólckern in dem Leben. Das Volck so Gott zu seiner Ehr Erwehlt hat/ das lästerst du sehr: U n d stost hie auß so viel Schmach Wort. Geschwind halts Maul. Und troll dich fort. Mann wird dir sonst ein anders weysen/ Und dich bait schlagen in die Eysen. Mir seind zukunfftig' ding bekandt Wol besser als dir. Du Bachand/ Wolstu uns lehren? Die wir doch Viel Glehrter und alter sind noch. SATHAN.
Seind keine Stein da? Ey botz Tauß: Werfft ihn mit faulen Eyern auß. BARUCH.
955
Ich rath/ wir gehn/ weils noch ist zeit: Uns zu steingen sind sie bereit. Steinern Malzeit sey von uns fern: Faul Eyer eß Ich auch nicht gern. JEREMÍA.
960
Wolan so laß uns gehn zu H a u ß : Wir richten doch hie gar nichts auß. Aber lug/ daß Ich dich gewiß Daheimen find nach dem Imbiß. BARUCH.
Ja wol. Ist Rathsamer im Hauß Zu sein: als hie bey diesem Strauß.
474
Spangenberg
(Übers.)
PASSUR.
965
970
So höre nun jetzt meine Wort/ O Seligs Volck: und geh' fein fort: Ein jeder inn sein Hauß dahin/ Schlagt seine Predigt auß dem Sinn: Nemts nicht zu Hertzen noch zu Ohren Was ihr gehört von diesem Thoren. Hoffet auff alles guts hinfort/ Und glaubet vielmehr unserm Wort. SATHAN.
975
H a : H a : daß mag uns wolgefallen. D a ß ist ein Lust und Freud uns allen/ Nun laßt uns Tantzen und auch springen. Folgt mir nach: Ich will euch vor singen.
D E R SINGENDE C H O R .
980
985
j U c h : J u c h : Triumph und frewd nun steh uns bey mit gnaden schein Himlisch Königin/ und Baal/ J a all Götter gemein/ Die wir euch mit Gottes dienst ehren alle zeit: Wir hoffen daß uns ewre Gnade sey bereit/ Und viel gutes mit uberflussigkeit. Wir trösten uns der Götter gunst und der Propheten Lehr: U n d weil uns der Priester am Opffer zeiget gute Mahr. Jung und Alt/ auch beyd Ehleut und Jungfrewlein/ Ihr solt all Sorg und Angst schlagen von Hertzen rein/ Und immerdar fröliches Hertzen seyn.
Jeremía, i,S v. 965 - 1008
475
L a ß t fahren den B o s e n Propheten/ Jagt ihn von euch weit/ D e r E w r Leben und G o t t e s dienst mit W o r t e n strafft allzeit: U n d spricht Abrahams Samen sey B o ß und nicht Gut/ 990
995
1000
1005
V o n unser Vátter sitten E r mit frechem M u t U n s zu fuhren sich understehen thut. E r singt von schrecklichem Krieg und Pestilentzischen T o d t / V o n schwerer dürrer zeit/ und auch von grosser Hungers N o t : D a ß E r nur unsre Hertzen bring in Trawrigkeit: D i ß ungluck sey auff seinen eygnen K o p f f bereit/ D a ß unser Kinder sehen zu der zeit. Kehrt widerumb zu G o t t (spricht E r ) verlast die Götter. Ja G b e u t hin/ G b e u t her/ harr hin/ harr da/ ein wenig hie und da. O N a r r : hie wenig/ da wenig : wann k o m t es dann ? Meinstu das der Feind diesem V o l c k auch schaden kan? J a dem V o l c k / daß G o t t Ehret Lobesan? Zur B ü ß / zur B ü ß (rufft E r ) und spricht/ bekehret euch als bait. O N a r r : was sagstu uns viel von der B ü ß solcher gestalt? J a du soltest vielmehr B ü ß thun mit deim A n h a n g / U n d auff Richtigeren weg richten deinen G a n g : W i r ändern diß nicht unser Lebenlang. Fried und R u g ist in allem L a n d : Es gehet wie mann will: Es hat kein N o t / vom Krieg ist es/ G o t t lob/ fein still.
476
Spangenberg
1010
1015
(Übers.)
Unser Stat ist mit Thürnen und Mauren gar fest: Der König in Egypten uns auch nicht verlest: Die Nachbarschafft beschützet uns auffs best. Last uns in Freuden leben und trincken den süssen Wein/ Gut Wildbrát und das beste Fleisch/ auch gute Kuchelein: Last uns zurichten. Komm O du Prophet so gut. Sampt dem Priester so uns alls offenbahren thut: Kommt und habt mit uns einen guten Mut.
D E R A N D E R
A C T U S .
SCENA. I . ZABEA. BARUCH. JEREMÍA.
ZABEA.
WEicht: weicht: und gebt mir platz zur flucht. BARUCH.
1020
Hör was ist das? Botz veltes Sucht/ Ein Ruffen/ Schreyen und ein Jagen/ Alß die sich mit einander schlagen. ZABEA.
1025
1030
Ey daß dich Gott verderbe gar/ Daß dich schánd aller Götter Schar/ Du trewloß Elementisch Schwerdt/ Du bist nicht dreyer Heller werth. O du Mörder/ dir ist gelungen. Wer mir die Klingen nicht zursprungen/ Ich wolte dir dein Hertz/ wolan/ Inn Tausend Stück zurhawen han. Ich will holen ein ander Wehr. Daß dich der Götter Macht und Ehr/ Des Himmel krafft/ Ja Berg und Thal Verderb/ verschlucke auff ein mahl. Du Ehrvergeßner Loser Man. JEREMÍA.
1035
Was fangstu fur ein Lärmen an? Wem Fluchstu so Gottslásterlich?
478
Spangenberg
(Übers.)
ZABEA.
Siehstu diß nicht? was fragstu mich? Siehstu nicht die blutige Wunden? Die ich bekam jetz diese stunden. JEREMÍA.
1040 < C
Ich sehs wol: wer hat dich geschlagen? Warumb? Kanstu die Ursach sagen? Hastu furs Vatterland gestritten ? ZABEA.
Du fragst nur nach Narrischen Sitten. Nach Kinderwerck. Wer komt her nach? JEREMÍA.
1045
Niemand. E y : E y : der bösen Sach. Schaw/ wie bistu so voller Blut. Laß holen einen Schárer gut. Oder geh' du zu Ihm ins Hauß. ZABEA.
1050
Ey daß dich müssen rotten auß Und vertilgen von dieser Erd All Götter: O hett Ich ein Schwerd: Ich wolts dem Schelm/ dem Dieb recht machen. JEREMÍA.
Lieber geh'. Schweig von diesen sachen. Du wirst dir sonst mehr Unglück suchen/ Mit dem Gottslästerischen Fluchen.
Jeremía,
479
11,1 v. 1036 - 1073 ΖΑΒΕΑ.
1055
Hör: Laß dir sagen von dem Span. JEREMÍA.
Es ist nicht not. Was gehts mich an. ZABEA.
Ich will dirs sagen mit eim Wort. JEREMÍA.
Was geht michs an. Jedoch sag fort. ZABEA.
1060
1065
Wir spielten umb Gelt zu der stund: Mein Gsell ein sehr stutziger Kund: Ey daß ihn der Hagel erschlag: Derselb (daß Ich die Warheit sag) Merckt im Spielen mein Trug und List. (Wie es dann jetzund breuchlich ist) Das wolt Er mir vergelten gleich: Ich sahs/ drumb mißrieth im der Streich. Da griff Er zu dem Dolchen baldt/ Und wischt mirs Maul solcher gestalt/ Daß ich sein nicht begehre viel. JEREMÍA.
1070
Das ist ein unfreundliches Spiel. ZABEA.
Ich war nicht Faul/ griff zu der Wehr Und schlug nach ihm mit krâfften sehr/ Ob Ich ihm mocht den Kopff zurspalten
480
Spangenberg
1075
1080
Aber Er wolt den Streich nicht halten/ Und mit dem Kopff zurucke weich/ Also mißrieth mir auch der Streich: Ich traf den steinern Tisch darbey/ Daß mir die klingen sprang entzwey: Und blieb mirs Gfaß nur in der Handt. Bait Er mit Gwalt da auff mich randt. Ich riß wie Schafen Leder auß. Und will jetzt lauffen heim zu Hauß/ Ich muß haben ein ander Wehr. JEREMÍA.
1085
Bistu witzig/ so geh' viel mehr Zum Scherer: laß die Wund verbinden. ZABEA.
O Nichts. Ich will den Schelmen finden. Ich bring ihn umb: Oder Er Mich. JEREMÍA.
Sey nicht zu frech: und hüte dich. Dann Mordstreich seind sehr ungewiß. ZABEA. 1090
Was meinst daß mich bekummer diß? JEREMÍA.
1095
Du soltest G O T T fórchten der massen/ Und vom Spiel/ Mord und Zanck ablassen. Tracht nicht nachs Nechsten Gelt und Blut. Eim andern fluchen ist nicht gut. Sondern sey du vielmehr geflissen/ Damit du habst ein gut Gewissen
(Übers.)
481
Jeremía, 11,2 v. 1074 - Uli Daß GOTTES Zorn und Eyfer nicht/ Dich sambt dem gantzen Volck hinricht. GOTTES Zorn schwebt ob dieser Stat. ZABEA.
1100
Diß mann mir offt gesaget hat. Geht mich nichts an. Ich bin ein Mann Der ander ding versorgen kan. Predig du den die Müßig sind. BARUCH.
Was stehstu lang? Ey lauff geschwind. ZABEA.
1105
O mein Feind kommt mit blosser Wehr. JEREMÍA.
Fleuch: Fleuch. Es ist zeit. Lauff nur sehr.
SCENA
II.
BARUCH. JEREMÍA. CAPHAS. BORBAX. C A U P O . DEMADES. PANURGES. CERDOLUS. BARUCH.
ilio
WAs meinstu daß noch hie auff Erd Auff die Vorboten/ folgen werd? Mein Leib vor forcht erzittert sehr/ Ich wolt daß Ich anders wo war: Mir graust zu gehen da hinnein.
482
Spangenberg JEREMÍA.
Du must nicht so klein Mutig seyn. Mit uns wirdts haben keyn Gefahr. BARUCH.
1115
1120
Schaw des Volckes ein grosse Schar/ Wie sie under einander lauffen/ Und singen mitten in dem Hauffen. Keiner hört doch des Andern Wort. Sonst hör Ich wol an diesem O r t Lauten/ Leyren/ Drometen frey/ Trummel und Pfeiffen auch darbey. Ich glaub daß sie Unsinnig sind. JEREMÍA.
Kom her laß uns gehen geschwind: Und hinder diese Seulen stehen: Auch was sie machen/ doch zu sehen. BARUCH.
1125
Behut mich G O T T : D e r Teuffei ist Mitten under ihnen zur frist/ Schaw wie die Bosen Geister lachen. JEREMÍA.
1130
J a was solten sie anders machen? Weil sie sehen daß jedermann Thut was sie wollen/ wo E r kan. D a ist jederman Voll und Toll. CAPHAS.
Hola: der Wirt herbringen soll
(Übers.)
Jeremía, 11,2 v. 1112-1157
1135
Ein grosser Trinck Geschirr. Hola: Wann bringstus/ Wirt: wann bistu da? Ein grösser Pocal bring herbey/ Oder schlag dirs am Kopff entzwey. Die magstu suchen auff der Gassen. Caupo.
1140
Ihr solt diß under wegen lassen. Zubrecht nichts. Werfft auch nichts hinauß. Ich hab noch wol in meinem Hauß TrinckGschirr die da groß gnug sind. Wolt ihr: So will Ich bait geschwind Her/ auff den Tisch/ bringen das Vaß. Seydt nur Lustig: und wol zu paß. Caphas.
1145
1150
Den Lob Ich. Es ist dürre zeit/ Drumb schenck nur ein. Es fehlt noch weit/ Biß wir voll seyn. Was fur ein sach Ist das: Ich seh' all ding zwyfach. Mir schwindelt schir: Auch mein Gesicht Vergeht mir. Schawt: was mir geschieht: Moock: Moock. Oho: du liebs Weinlin Wiltu dann nicht inn Magen mein Heint diese nacht dein Herberg han? Caupo.
1155
O Saw: Bist noch nicht Voll. Wolan. Soll Ich ein Kübel bringen hrein? Caphas.
Ja bring nur her: Schenck dapffer ein. Ich will am Wein versuchen mich/
483
484
Spangenberg
1160
1165
1170
1175
O b Er stárcker sey/ oder Ich. Ihr ZechBrüder folget mir nach. Juch : Juch : das ist ein feine sach. So lob Ich euch/ Ihr lieben Gsellen. So solt ihr euch zum sauffen stellen. Der Mensch hat doch kein besser Gut/ Ohn das/ so Fleisch und Blut wol thut. Last uns Huren/ Fressen und Sauffen/ So lang wir inn der Welt umblauffen. Sonderlich jetzt/ da der Prophet Die schon holdselig Predigt thet/ Von Krieg/ Verhórgung/ Mord/ Todtschlag. Meint ihr daß Er die Warhey t sag ? Und wanns schon war ist/ nach seim Sinn/ So haben wir doch den Gewinn Daß wir sein Predig nicht geacht/ Und uns ein guten Mut gemacht: Die Sorg vertrieben mit dem Wein. Hola: Wirt/ was stehstu? Schenck ein. Du Narr: schaw/ die sind alle láer.
Caupo. Ich sehs wol. Wann kein Saw da war Die Tisch und Bánck voll Unflats speyen.
Caphas. 1180
1185
Meinstu daß wirs alleine seyen: Du RotzAff schaw auff andre Tisch/ Und dieselben zuvor abwisch. Beschaw den Boden und die Benck/ Und manchem in die Hosen denck. Da wirstu des dings finden mehr/ Als wann es in eim Kuhstall wer.
(Übers.)
485
Jeremía, 11,2 v. 11)8-1214
Borbax. Ihr seid gleich wie die Hund und Schwein. Im Sewstall solt ewr Herberg seyn.
Caphas. 1190
1195
1200
Troll dich an hechten Galgen hinn. Geh und such dir nach deinem Sinn/ Ein Spieler oder schöne Metz. Was irrt es dich. Mit deim Geschwetz. Und wann Ich schon Verderb den Wein: Ich muß ihn doch zalen allein. U n d ob Ich hett kein Gelt zuletzt Wie bait hab Ich den R o c k versetzt: D a ß Ich außspul den dürren Kragen. Schenck ein. Wie offt muß Ich dirs sagen? Wiltu mich gar Durst sterben lassen. Bruder: Den bring Ich dir der massen/ U n d eim jeden in Sonderheit. Ich sauff ihn gar auß: Thut bescheid.
Jeremía.
1205
1210
O Baruch: Ists nicht Sünd und Schand? Schaw: wie all Tisch und Bánck zuhand Mit Wein sind über schwemmet gar. O der versoffnen Buben Schar. Ihr W o r t und werck alls Gottloß ist/ Bleibt ungestrafft jetzt dieser frist. Sie treiben gantz Heydnische Sitten Ungeacht daß sie sind beschnitten: U n d han im Tempel G O T T E S Wort. Schaw die da sitzen an dem ort/ Sind lauter Taglóhner und Knecht/ Welche billich ihr Armut schlecht
486
Spangenberg
1215
1220
Deßgleichen grosse Arbeit schwer Bewegen solt/ daß sie viel mehr Allzeit GOTT fórchten. und darneben Führten ein Eingezognes Leben. Wie groß wurd seyn ihr ubermut/ Wann sie hetten viel Gelt und Gut. Ich will zu ihnen machen mich Und sie straffen sanfftmutiglich. BARUCH.
Es ist umb sonst. Du bist zu Schlecht. JEREMÍA.
1225
Ihr lieben Burger: Sagt mir recht/ Gilt das Gesetz nichts bey euch allen? Solt ein solch Leben GOTT gefallen? CAPHAS.
1230
Was ist dir? trágstu zu uns Haß. Sitz zu uns her: und nimm diß Glaß/ Und sauffs herauß/ es ist voll Wein. Du kommst deins Schadens noch wol ein. JEREMÍA.
1235
1240
Von trinckens wegen komm Ich nicht/ Sondern daß Ich euch thue Bericht Auß GOTTES Wort: und auch darneben Euch abmahn von dem bösen Leben/ Zur Gottesforcht. Jetzt ist nicht zeit Zu treiben Spiel und Üppigkeit. Dann GOTTES Zorn ist gantz endbrandt/ Uber diß Volck und gantzes Land/ Von wegen der Abgotterey/ Und andern Sünden mancherley.
(Übers.)
487
Jeremía, 11,2 v. 1215 - 1265 CAPHAS.
1245
Bistu nicht ein Prophet? Ich halt/ W a n n dir diß Leben nicht gefalt/ So geh nur fort. H i e r ist N i e m a n d / D e r deinem H a n d w e r c k sey verwand. W i r Zehren hie u m b unser Gelt. JEREMÍA.
1250
1255
Ich weiß wol. U n d ist auch der W e l t Ein kleiner Schad o b mirs mißfall. A b e r ihr solt betrachten all/ Das G O T T im H i m m e l solches sieht/ D e m diß Leben gefallet nicht. D e r als ein strenger Richter wacht/ E r will sein G b o t han ohnveracht. I m mißfallt daß ihr dieses Land Verunreinigt mit Sund und Schand/ Weichs E r doch ewren Vätern eben/ Als zu eim E r b T h e y l hat gegeben. BORBAX.
Lieber was wird E r uns wol thun? JEREMÍA.
1260
1265
G O T T wird durch Pestilentz (merck nun) D u r c h wilde T h i e r / Hunger und Schwerd E u c h all vertilgen von der E r d / D e n Tempel verbrennen ohn T a u r e n / D i e Stat zurschleiffen sambt den Mauren. U n d die dem Schwerd/ T o d t / F e w r entrinnen/ D i e will E r stossen weit von hinnen/ U n d dieses Land zur Wüsten machen.
488
Spangenberg BORBAX.
Wir hören offt von solchen Sachen. Weichs Ich doch anders nie geacht/ Als wann die Frosch schreyen zu Nacht. Oder wann mich ein Ganß anpfeyst. JEREMÍA.
1270
iDiify 1275
1280
G O T T hats aber im Werck beweist: Die zehen Stamm habns wol erfahren: Und mit ihrem Schaden Vorjahren Burger und Fürsten dieser Statt: Kein Ganß sie angepfeyset hatt: Sonder ein Streitbar Volck so keck. Es war nicht nur der Frosch gequeck: Sonder der Tyrannen Gebot/ Und schwere Dienstbarkeit in Not. Da sie in Ketten und in Banden Musten leyden/ Streich/ Spott mit Schanden. Das kan Euch auch leicht wiederfahren: Dann ihr nun inn so vielen Jahren G O T T E S Zorn niemals habt betracht/ Und alles viel arger gemacht. C A P HAS.
1285
Hett Ich zu Sauffen und zu naschen/ Und so lang Gelt in meiner Taschen/ Biß deine DráwWort würden war. Ich fórcht mich nit drumb umb ein Har. BORBAX.
1290
Hett Ich ein wackers Megdelein/ Oder das Weib (weist welch Ich mein) Biß solche Straffen nun angehn. Geschichts: so werden wirs auch sehn.
(Übers.)
Jeremía,
11,2 v.
489
1266-lili JEREMÍA.
1295
Der Feind eylt daher mit Gewalt/ Und wird euch überfallen bait/ Sambt der Stat/ und wegführen stracks. BORBAX.
1300
Ja wol stracks wegführen: Stracks/ Kracks: So schreyen offt die schwartzen Raben. Nicht desto minder wir Gluck haben Mit Spielen und mit Bulerey: Und ist gut Leben auch darbey. JEREMÍA.
Spott nicht es ist schon vor der Thür. CAPHAS.
1305
1310
Hola: Wirt bring doch Wein herfür. Der sagt daß vor der Thür noch sey Schwerdt/ Hunger/ Pestilentz darbey/ Das uns umbbringen soll. O Gsell/ Ich kom nit Nüchtern in die Hell. Hola: Lug einer doch hinauß/ O b der Feind schon sey vor dem Hauß? Ich mócht es leyden gerne wissen. Ihr lieben Gsellen seyd geflissen/ Saufft dapffer und füllet den Magen/ Hort ihr nicht was der Mann thut sagen? JEREMÍA.
1315
Wolan verlach nur alle ding/ Reitz und halt G O T T E S Zorn gering: Auß deim Lachen wird Weynen werden.
490
Spangenberg
Ach thut doch B ü ß allhier auff Erden/ Liebe Burger/ Ich bitt mit Vleiß/ Last doch von solcher bösen weyß. CAPHAS.
1320
1325
Troll dich für all Teuffei geschwind/ Und laß uns bleiben wer wir sind. Dein Red ist gleich wie Gifft und Gall/ Und macht uns wieder Kotzen all. D u plauderst und last dich nit stillen: Dasselb bringt uns ein wieder willen. Schenck ein Wirt/ laß leben im Sauß ; Und stoß den Narrn zum T h o r hinnauß. JEREMÍA.
K o m laß zum andern Tisch uns gehen: Hier gilt kein Straff/ als wir wol sehen. BARUCH.
1330
D u wirst dort nicht außrichten viel/ Die Boßheit ist ohn Maß und Ziel. JEREMÍA.
1335
Mann muß versuchen allerley. D o c h laß uns zuvor hören frey/ Was doch sey ihre Disputatz. Dann Ich seh' daß in der Collatz/ Ihr etliche gar ernstlich kosen/ Die Kopff heimlich zusamen stossen. DEMADES.
Ich rieth wir redten nicht zu laut/ Sondern fein still. Dann lieber schaut/
(Übers.)
Jeremía, 11,2 v. 1316 -1373
1340
1345
1350
1355
1360
1365
1370
Die bey den andern Tischen sitzen Auff unser Red die Ohren spitzen. Dann von der Warheit red der Wein. J a ihr lieben MitBurger mein/ D a ß Ich auch meine Meinung sag: So red Ich auch auff ewren Schlag. Dann wir HandwercksLeut vast gemein Uber ein Leist geschlagen sein/ Gar wenig davon außgenohmen. W i r Andern die Nahrung bekohmen/ Mit Liegen/ Triegen/ Falsch und List/ Nach dem etwan glegenheit ist. Damit man nur etwas erdapp/ U n d mit seim eignen Nutz erschnapp. Wie die thun/ so mit andern Sachen Umbgehn: und gdingte Arbeit machen Das hilfft einem zu H o f f und H a u ß : D e r komt mit Speiß und Tranck wol auß. Weichs dann ein lieblichs Leben macht. W e r aber sein Gwissen betracht/ Und sein Handwerck auffrichtig treibt Derselbig wol ein Betler bleibt. Aber Trug und List hilfft eim fort; Darumb so hör du Schneider dort. D u Müller/ Weber und du Beck/ Schuster das Leder weidlich streck/ U n d schneid frey in ein frembde Haut. Auch ihr andern denen mann trawt/ Die ihr umbgeht mit frembden Sachen/ Ihr solt euch diese Rechnung machen/ U m b sonst seind uns die Hand nicht geben. Habt acht auff Reiche Leut fein eben/ U n d auff die Bauren solt ihr sehen/ Die unser Grifflein nicht verstehen. Solt ihr denselben etwas machen
491
492
Spangenberg
1375
1380
1385
1390
1395
1400
1405
So lügt zuvor auff ewre Sachen. Die Reichen kan man auch mit Nutzen/ Durch borgen und entlehnen putzen. Entlehn etwas/ doch der gestalt/ Daß dus nicht wider gebest bait: Von Tag zu Tag umb Auffschub bitt. An außRed laß dirs mangeln nit Biß du ihm gar nichts wider gebst. Also von Frembden Gut du lebst. Will dich der Gläubiger dann plagen/ Oder der fur dich gut that sagen/ Und verklagt dich vor dem Gericht/ So thu gleich als hórtestus nicht: Als wann von ferne braust das Meer. Der Gláubger àngstet sich dann sehr/ Wie Er von dir bezalt werd frey : Und ist ihm viel ángster darbey/ Als dir/ der du ihm schuldig bist. Das mercket nun zu dieser frist. Wo aber einer würde seyn/ Der nicht nach dieser Regel fein Der gantzen Gsellschafft zu gefallen Gehorsam seyn wird in dem allen. Sondern wolt seyn ein frommer Tropff/ Und haben seinen eignen Kopff. Als wann ein Beck sich het bedacht/ Und etwan die Brot grosser macht Als andre Becken auff den Kauff / Denckt etwan in Himmel hinauff/ Und forchtet Gott in seinem Sinn/ Und hat gnug an kleinem Gewinn. Item/ wann Weber/ Schneider/ auch Müller/ Schuster nach rechtem Brauch/ Alles fein richtig widergeben/ Was man ihnen vertrawet eben :
(Übers.)
Jeremía, 11,2 v. 1374 - 143í
1410
1415
1420
Und nicht etwas behalt fur sich/ Und handelt gantz auffrichtiglich: Macht gut Arbeit/ umb rechten L o h n / Den solt man bait mit Spott und Hohn Von der Gesellschafft mustern auß. Kein Handtwerck komm ihm recht zu Hauß. Wem nuhn die Ordnung wol gefalt/ D e r heb die Hand auff also bait. So recht. So soll man einig seyn: Also soll mann Haußhalten fein. D u Wirt/ vergisset unser gar. Schenck ein/ die sind all láer fürwar. CAUPO.
1425
Ewr Red ist (wie man sagt) ohn Saltz/ Ihr sesset besser auff der Pfalz/ D a man von Ordnung gibt Bescheid. Ich glaube daß ihr Persisch seyd: Welche von Hochwichtigen Sachen Bey dem Trunck ihren Rathschlag machen. DEMADES.
Sieh* Klugling: wolstu uns außlachen. Schenck dapffer ein/ und laß uns machen. JEREMÍA.
1430
1435
Ihr lieben Burger höret mich. Ewren Anschlag den habe Ich Auß ewrer Red vernohmen jetzt. Aber G O T T der im Himmel sitzt/ Der hat gar kein gfallen daran: D r u m b hat Er mich gesandt/ wolan: Daß ich ein guter Bott soll seyn
493
494
Spangenberg
So ihr mir werdet folgen fein. Wo nicht: so werde Ich euch straffen. DEMADES.
1440
Was haben wir mit dir zu schaffen/ Du Strauchdieb/ hörst du dieser zeit Was wir reden im heimlichkeit? JEREMÍA.
1445
1450
1455
Ich wolt das heimlich reden zwar/ Das ich durfft sagen offenbahr/ Daß jederman mocht hören fein/ Wer wissen wolt die Meinung mein. Ach/ lieben Leut/ thut Busse noch Und weicht vom Bosen wege doch. Betrug/ List/ Diebstal/ Lugen wort Legt ab: und lernt G O T T furchten fort/ Und dienet Ihm mit reinem Hertzen/ So wird G O T T (sag ich ohne schertzen) Euch Gnädig und Barmhertzig seyn/ Und sich zu euch auch kehren fein. Ihr werdet auch glückselig leben Inn dem Land welchs G O T T hat gegeben. Ewren Vâttern so gnádiglich. DEMADES.
1460
Wir sind gewesen eh' dann dich Dein Mutter hat zur Welt gebracht: Wir wólln auch bleiben unveracht/ Wann du am Galgen hängst sambt andern. Du Narr: wolstu uns heissen wandern? JEREMÍA.
Nicht Ich: Sondern ewre Boßheit
(Übers.)
Jeremía,
495
11,2 v. 1436 - 1487
Wird euch auß dem Land treiben weit. Ja GOTT der die Sünd straffet bait/ Wird Euch außstossen der gestalt. DEMADES.
1465
1470
1475
PANURGES.
1685
Wir lassen uns nicht schrecken bait Von dem Propheten/ der gestalt Der neben seinem Mährlein tragen/ Nichts weiß als von Unglück zu sagen/ Von Krieg/ Pestilentz/ Thewrer zeit/ Er wolt gern der Stat Herrlichkeit/ Und Gottes Volck zu Nichte machen. SATHAN.
So redest du recht von der Sachen. PANURGES.
1690
Wir wissen/ Gott lob/ dieser frist/ Wie Gott gegen uns gsinnet ist. Er kan mit uns ja zürnen nicht: Wir sind Sein Volck. Merck den Bericht. Drumb ists nicht war. Sie liegen dran/ Die uns Gottes Zorn zeigen an. SATHAN.
1695
Freylich. Ihr solt mit Spott und Hohn Den Lugnern geben ihren Lohn. PANURGES.
Schweigt Er nicht/ so gschichts ihm gewiß. SATHAN.
Ja allerding geburt sich diß. PANURGES.
Hórstu Phantast: weistu auch eben/
(Übers.)
Jeremía,
11,2 v. 1681 -1715
1700
Was man eim Lugner pflegt zu geben? Ein solchen Prophetischem Schwetzer? Wie du bist: Du verdampter Ketzer. JEREMÍA.
1705
Ja wann Ich euch wolt fuhren frey Mit Lugen zur Abgótterey: So wer Ich Falsch: und wolt alß bait/ Solchs von euch leyden der gestalt. PANURGES.
Hola: Wirt: kom zu uns herein. JEREMÍA.
1710
Ach ziehet Sack an all gemein: Erkent ewr Sund: Beweint zur frist Das Unglück so verhanden ist. PANURGES.
Wirt komm herbey. JEREMÍA.
Weint mit Geschrey. PANURGES.
Wirt/ kom doch jetzt. JEREMÍA.
Und in Staub sitzt.
PANURGES.
1715
Wirt loß/ohn schertz.
506
Spangenberg JEREMÍA.
Zureist ewr Hertz. PANURGES.
Wirt/ hórstu nicht? JEREMÍA.
Ewr Hertz entwicht/ Und ewr Hartnäckigkeit legt ab. PANURGES.
1720
Wirt/ du Nacht Rab. JEREMÍA.
Zu GOTT rufft auch. PANURGES.
Wirt/ tauber Gauch. CAUPO.
Wer rieff mir vor? PANURGES.
Ey du Dick Ohr. JEREMÍA.
1725
Daß euch GOTT wóll genádig seyn/ Und all Unglück abwenden fein. PANURGES.
Wirt/ wie offt muß man ruffen dir?
(Übers.)
507
Jeremía, 11,2 v. 1716 - 1747
1730
D e r H a l ß ist H e y s e r worden mir. H e t s t dich nicht ein mal umbgeschawt. W a s bistu fur ein Faule H a u t ? CAUPO.
W a s ist euch dann? was wolt ihr mein? Sind doch all Kandten noch voll Wein. PANURGES.
D e n Narren fuhr als bait hinnauß. CAUPO.
1735
Sieh: was thustu in meinem H a u ß . Machst meinen Gasten überlast. Allhier du Nichts zu schaffen hast. L a ß uns zufrieden: T r o l l dich bait. JEREMÍA.
D u Wirt/ thue auch B ü ß gleicher gstalt. Es ist zeit. D r u m b bekehr dich nun. CAUPO.
1740
1745
D u mahnst mich recht: Ich will es thun/ W a n n du mehr k o m s t mit deiner Lehr/ U n d Ich mich nicht zu dir bekehr/ U n d werff dich bait die Stiegen ab : So sag als dann/ daß Ich nit hab/ N a c h deiner Red/ bekehret mich. JEREMÍA.
Z u m nicht so sehr. Bekehre dich. D a ß nicht G O T T etwann dich voll mach
508
Spangenberg
(Übers.)
Mit bitterm Tranck/ und du hernach Zu erst sterbst/ als ein loser Tropff.
(Etfy
CAUPO.
1750
Das Unglück kom auff deinen Kopff: Trollt Euch hinauß ins Teuffels Nahmen. Meint ihr mann sey allhier beysamen Zu hören die Wort ewrs Betrugs/ Narren und Kinder sind ewrs Fugs. SATHAN.
1755
1760
So recht ihr Herren : so soll man Die Propheten weisen hindan. Wir finden doch wol ander Leut/ Die uns besser ding sagen heut. Und sich nach unsern Kópffen richten. Die Gsellen gfallen mir mit nichten. Nun die Zech mit Frewd zu vollbringen Last uns ein fróhlichs Liedlein singen.
D E R SINGENDE C H O R .
1765
1770
BRingt Wein genug : Die Nacht will herbey schleichen. Schenckt dapffer ein: Den besten thut her reichen: D a ß uns der Schlaf und Venus wolgedeye. Wirt/ kom herbeye. Schaw die Propheten nichts dan Lügen sagen: Von Krieg/ Sterben/ Hunger und bösen Tagen: Und wie der Feind uns werd gantz dienstbar machen. Wirt/laß uns lachen.
Jeremía, 11,2 v. 1748 - 1798
509
Sie sagen/ wir seyn Gottloß und darneben Führen wir ein üppiges böses Leben: Beyd Alt und Jung nichts gutes mehr gedencken. Wirt/ laß einschencken. 1775
1780
1785
1790
Sie sind beschwerlich mit solchem Gedichte Damit sie Gottes Volck machen zu Nichte. Sie werden uns darmit den Schlaf nicht brechen. Wirt/ wiltu rechen. O Nein: Laß grosser TrinckGeschirr hertragen: Mit Wein wollen wir alle Sorg verjagen. Und so fort an auff unserm weg hinlauffen. Wirt/ laß uns sauffen. Niemand laß sich der Propheten Wort irren. Daß Er wolt heimgehn und die Zech verwirren. Last uns sauffen biß an den hellen Morgen. Wirt/ du must borgen. Solt Gott zúrnen mit uns guten Gesellen: Die wir uns so fein lustig wacker stellen. Und thun so redlich auch bescheid darneben. Wirt/laß Wein geben. Wann uns die Götter nicht liebten mit Ehren/ Sie wurden uns nicht Gelt und Wein bescheren: Damit der Wirt uns so herrlich tractiret. Der Wirt Paßiret.
1795
E y daß der hangen solt am Hechten Galgen/ Der unser Thun strafft/ und mit uns will palgen: Spricht/ wie Gott diß alles so schrecklich räche. Wirt/ mach die Zàche.
DER DRITTE ACTUS. SCENA I . JEREMÍA. BARUCH. ELEASAR. T H O R H Ü T E R . SATHAN. JEREMÍA.
1800
1805
I C h seh wol/ lieber Baruch mein/ Es wird (wie du gehört) war seyn. Es ist verschlossen Thür und T h o r / Und stehen viel Weiber davor. Und als mich duncket auch nicht minder Viel Manner/ und ein hauffen Kinder. Mich wundert: was es doch sein mag/ So früh an einem Sabbath Tag. BARUCH.
Mich wunderts auch. Es muß allein Etwas Newes und Wichtige seyn. Am Sabbath halt man kein Gericht. JEREMÍA.
1810
Vielleicht auch diß also geschieht/ Wie alle ding/ verkehrter weyß. BARUCH.
1815
Ich glaub daß mann mit sonderm Vleiß Auß lautter Boßheit diß anrieht. O Jeremía was geschieht:
Ach: Ach: Daß ist ein böse Sach. JEREMÍA.
Was ists? Warumb schreyest du Ach?
Jeremía,
111,1 v.
511
1799-1836 BARUCH.
1820
Siehestu nicht wie Satan dort Geht/ und nahet sich zu der Pfort. Er mischt sich unders Volck hinnein/ Daß Er verstohr die Predigt dein. JEREMÍA.
1825
Er thut wie sein Gewohnheit ist Der Mord und Lugen Geist voll List. Wir mussens mit Gedult außstehen/ So lang ihm GOTT wird übersehen. Er strebet wieder GOTT allein Der wird ihm auch gnug Mächtig seyn. Schaw: wird Er ihn lassen eingehen? Weil soviel Leut heraussen stehen? Er geht stracks zu: Alß hett ers Macht. SATHAN.
1830
Hola: wer ist hie an der Wacht? BARUCH.
Mann laßt ihn ein mit seinem Gsellen. Ohn wieder Red. Wie freund sich stellen. JEREMÍA.
Er ist zu Hof gar wol bekandt: All Unglück kommt von seiner Hand. BARUCH.
1835
Ja/das ist Ley der all zu war. Und diß ist seine Practik zwar.
512
Spangenberg JEREMÍA.
1840
Die HofRàth nimmt Er erstlich ein/ Und lehret sie die Practik fein/ Alß dann E r den Gemeinen Mann/ Gar leichtlich auch einnehmen kann. BARUCH.
1845
Wunder wann E r nicht der gestalt/ Die Sach also vollbringet bait. D o c h wollen wirs hernach wol sehen/ Wann deine Predig wird angehen : Und du ihnen mit G O T T E S Wort Ihr Gewissen wirst rühren fort: Und sie ihrs Hertzen Gdancken sagen. ELEASAR.