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German Pages 363 [364] Year 1836
Rückblicke auf
Personen und Zustande.
Rückblick auf
Personen und Zustände.
Non
Eduard Gans.
Berlin: ÜB f r l 3 und 18L>(.i, eine Uebersicht über den Gang der Literatur in den Jahrbüchern zu geben ver
237 sucht hatte, ging die Sitte, eine solche auszuarbeiten, unter dem folgenden Generalsecretariate vollkommen un ter; man hielt sie für unmöglich, und sie war es, nach der Weise, die man eingeschlagen hatte, auch durchaus geworden. Die ausgeschlossenen Predigten, Schulbücher, Handausgaben und Compcndien schlichen sich durch eine Hinterthür wieder ein, indem man das Princip geltend machte, daß unnütze Bücher durch gute Recensionen ge hoben werden könnten; die Vorbcurthcilung der Bücher ging mehr in eine bloße Nennung und in ein Anerbie ten von Seiten der Recensenten über; das Vorlesen der Kritiken verschwand nach einem Jahre ganz, namentlich wegen der vielen Zeit,
die darauf verwendet werden
mußte, und weil es bequemer schien, dem Urtheile zweier Referenten Glauben zu schenken;
endlich wurde
auch
zuletzt die Nennung der Namen angetastet, indem man für kleinere Anzeigen die Anonymität zu gestatten und beinahe zu fordern schien. Große Schwierigkeiten machte cs, dem Kinde einen passenden Namen zu geben.
Die Bezeichnung Jahr
bücher für wissenschaftliche Kritik wurde end lich durchgesetzt, doch nicht ohne große Discussionen, ob das Wort Berliner nicht dabei flehen müßte. kam darin überein,
Man
die Zeitschrift nicht in Monatshef
ten, sondern in wöchentlichen Lieferungen auszugeben, und nach einigem Zögern wurde auch darein gewilligt, sie in Augsburg drucken zu lassen.
Die Censursreiheit,
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deren wir dort genossen,
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die größere Bequemlichkeit,
welche Cotta dadurch haben würde, waren die Gründe, welche uns endlich bewogen. So war denn alles Vorläufige eingerichtet, als ich im September 1826 von den redigirenden Mitgliedern der Gesellschaft Auftrag und Vollmacht erhielt, mich nach Stuttgart zu begeben, um dort mit Cotta definitiv abzuschließen, und die Zeitschrift, als im Januar 1827 erscheinend, ankündigen zu lassen. war nur dabei, dermalen befand.
Eine Schwierigkeit
man wußte gar nicht, wo sich Cotta Er hatte balh in München, bald in
Stuttgart zu thun, war eine Zeitlang in dem Wildbade Kreuth gewesen,
mochte sich auf seinen würtembergi-
schen, bairischen oder badischen Besitzungen aufhalten, und es konnte sich leicht ereignen, daß, indem ich ihn in seinem Wohnorte aufsuchte, er zum Trotze gerade anderwärts beschäftigt war.
Endlich lief ein Brief von
Cotta ein, der ebenfalls nichts Bestimmtes über seinen Aufenthalt meldete, mir aber etwas mysteriös anzeigte: ich würde von seinem Correspondenten, Herrn Küssn er in Nürnberg, das Weitere erfahren.
Am 11. Septem
ber war ich mit meinem Freunde Hotho im Rcisewagen, um über Jena, Coburg und Bamberg nach Nürn berg zu gehen. Als ich dort angekommen war, kostete es mich zu vörderst eine gewaltige Mühe, den Herrn Küffner her auszufinden.
Da mir der Stand desselben in dem Cot-
239 laschen Briefe nicht angegeben war, so meinte ich zuerst, es würde wohl ein Buchhändler seyn, aber kein Buch händler kannte einen College» Namens Küffner.
Ich
glaubte nun, nach einem Privatgelehrten oder Kaufmann forschen zu müssen, geblich.
aber der Erfolg, war eben so ver
Endlich erfuhr ich ganz zufällig durch einen
Kellner des Bairischen Hofes, in welchem wir wohnten, daß er zwar einen Herrn Küffner kenne, aber gewiß keinen solchen, mit dem ich zu thun haben dürfte, denn es sey ein Gewürzkrämcr.
Ganz verzweifelt darüber,
meinen Mann nicht finden zu können, wollte ich cs endlich mit dem Gewürzkrämer versuchen, und bat den Hausknecht, mich hinzuführen. Schritte vom WirthShausc.
Es waren nur einige
Ich trat in einen Laden
ein, der etwas KcUcrartiges an sich trug, und sah einen ziemlich allen Mann sitzen, der Pfeffer emsig zu wiegen schien.
Ganz betreten ging ich auf ihn los, und sagte
ihm: Herr von Cotta habe mich an einen Herrn Küff ner in Nürnberg gewiesen, von dem ich erfahren sollte, wo jener sich jetzt befinde.
Ich wüßte aber nicht, ob
ich mit dem rechten Mann spräche. ,,J bind wohl," sagte er lächelnd, und indem er mich mit abgenommener Brille ansah,
„ober i weiß
»it, wo er itzunder steckt." Der Correspondent des Herrn von Cotta bildete mir jetzt eine so komische Figur, daß ich nicht umhin konnte, mich weiter mit dem guten Manne einzulassen und bald
240 herausbrachte, daß er die Nürnberger Geldgeschäfte Cot las besorgte, die wahrscheinlich in besseren Handen sich befanden, als wenn sic ein großes Banquier!,aus, oder eine große Buchhandlung gehabt halte. So viel Trost schöpfte ich denn.auch für mich in diesen Reden, daß Herr Küffner meinte, Herr von Cotta müßte gewisser Gründe halber, die er mit feierlichem Tone verbarg, am 2qstcn September in Stuttgart seyn. I wünsch glückliche Reis, un gnttc Geschäft, sagte der Mann, als ich wegging, indem er sitzen blieb, und die Mütze abnehmend Pfeffer zu wiegen fortfuhr. Wir hatten bis zum il-Isten September noch einige Tage vor uns, und gedachten sie in Nördlingcn zuzu bringen, wo schöne Bilder von Hcrle und Scheiffelin sich vorfanden, und das gar nicht entfernt von der GalIcrie des Fürsten von Wallerstcin Tettingen lag, die für deutsche Kunst so bemcrkenswerth erschien. Bon dort wandten wir uns über Aalen nach Stuttgart, und hat ten das Glück, auch Cotta daselbst anzutreffen. Seit dem letzten Briefe, den ich von Cotta erhalten hatte, war inzwischen ein Jncidenzpunkt eingetreten, der für die eben entstehen wollenden Jahrbücher gefährlich zu werden drohte. König Ludwig von Baiern hatte seine neue Regierung mit dem Plane begonnen, die Uni versität Landshut nach München zu verlegen. Es war überall verbreitet worden, daß die neue Universität in einem Style erbaut werden solle, wie nie eine errichtet
241 gewesen. Männer wurden aus allen Gegenden des deutschen Vaterlandes verschrieben, und es hieß, sie hat ten den Ruf bereits angenommen: Kräfte und Geld mittel waren dem Gerüchte nach vollauf vorhanden, und wie für die Kunst in München ein neues Leben begonnen hatte, so sollte auch für die Wissenschaft das Gleiche geschehen. Die baierische Regierung hatte sich um dieselbige Zeit an Cotta gewandt, ihm die Erlaub niß zu einem artistisch buchhandlerischen Etablissement in München gegeben, und ihn aufgefordert, eine Litera turzeitung zu übernehmen, die von der Universität und der Akademie der Wissenschaften ausgehen sollte. Eotta fand sich somit im Gedränge zwischen den Bedingungen, welche er den Berliner Gelehrten gewährt hatte, und den Anforderungen, die, da sie in München vom höch sten Orte kamen, nicht gut abgelehnt werden konnten. Er wollte noch nicht mit mir abschließen, sondern laviren, und kam endlich auf den Gedanken, mir eine Ver einigung des Berliner und des Münchner Unternehmens vorzuschlagen. Sehr gern, sagte ich, werden wir darein willigen: was kann es uns schaden, in den Münchener Gelehrten tüchtige Mitarbeiter zu finden. Ueber die Weise, wie bald hier, bald dort die Herausgabe bewirkt werden könnte, dürften wir schon einig werden. Aber die Mün chener wollen sich erst zu einem solchen Unternehmen sammeln: wir sind fertig: zweimal kann ich nicht nach
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242 Stuttgart kommen, und durch Corresponden; kann der ßontract nicht füglich geschlossen werden. Haben Sie die Güte, mich abzufertigen, und ich will nach beendig ter Sache nach München reisen, um die Vereinigung beider Recensiranstalten, zu einem gemeinsam gehenden deutschen Gerichtshöfe mit zweien Senaten, zu Stande zu bringe». Cotta besann sich eine Zeitlang, endlich willigte er in meinen Vorschlag ein. Hatte ich das Eintreten unserer Literaturzeitung von dem Münchener Anschluß abhängig gemacht, so würde dieselbe nie zu Tage geför dert worden seyn. Der Contract wurde nach den vor her brieflich bestimmten Bedingungen abgeschlossen und unterschrieben, und ich trat noch an btmfelbigen Tage meine diplomatische Reise nach München an. Hier werden der Erzählung von dem Erfolge oder dem Mißglücken der Unterhandlung einige Schilderun gen des damaligen Münchener Zustandes vorangehen müssen. Zum zweiten Male sollte sich die alte Ingolstädter *) Universität auf die Reise nach einem andern Orte, diesmal nach der Hauptstadt, begeben, und Alles war in den höchsten Erwartungen, welcher neue Glanz dieselbe hier auszeichnen möchte. Man konnte unter den Münchener Gelehrten zwei ganz verschiedene Raren un') Diese Universität war von Ingolstadt nach LandShul ver legt worden.
243 terscheiden, welche, wie die Mongolen und Tartaren in China, zwar neben einander wohnten, aber in Geist, in Sprache, in Sinn und Gemüth vollkommen von einander abstanden.
Es waren die Altbaiern, und die hinzuge
kommenen, allen andern deutschen Landen angehörigen Männer, die der Ruf großer Freigebigkeit nach München gezogen hatte. Die Altbaiern hatten eine so eigenthümliche Bildung und waren auf das Autochthonische und Seltsame derselben so versessen, daß sie, wie die österreichischen Gelehrten, von dem übrigen Deutschland wie geschieden waren, und es kaum gelang, sich in einem wissenschaft lichen Gespräche mit denselben zu verständigen.
Sie
betrachteten die Fremden, die man herbeizuziehen bemüht war, wie Eindringlinge, deren man füglich entbehren könne, und sie waren stolz darauf, wie ein eigenes Bier, so auch eine eigene ihnen zusagende Wissenschaft zu besitzen. Als ich eines Tages mit einem jetzt verstorbenen altbaierischen Professor in dem englischen Garten spazieren ging, und die Universität glücklich schätzte, daß sie sich der An wesenheit Schellings zu erfreuen haben würde, antwortete dieser mir: „Ei, was haben wir denn den Schelling nö thig : wir besitzen ja einen weit klareren Philosophen." Und wen denn? fragte ich darauf verwundett. Kennen Sie den Meilinger nicht? Ich mußte allerdings gestehen, nie von ihm gchött zu baden.
Wie aber die Altbaiern einen ihnen allein
zuständigen Philosophen besaßen, so hatten sie auch ihre
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*
Historiker, Juristen, Aerzte und Naturforscher.
Weil
sich in Oesterreich das Fremde nicht niederlaßt, betrach tet man cs wenigstens mit Milde; hier in Skiern, wo das ausländische Element von vielen Seiten herbeigezo gen wurde, wo ein Theil des Inlandes selbst, Franken, Schwaben und der Rhein für Ausland gehalten wurde, mußte es aber oft zu Collisionen mit dem eingebornen Elemente kommen.
Die Fremden, welche hier bei alle
dem das Bedeutendste leisten, Cornelius, Klenze, Schelling, Niethammer, Roth, Thiersch und Andere, sind da her genöthigt, eine Art von Gegensatz zu bilden, und befinden sich mehr in der Stellung hochstehender und gedrückter Ausländer, wenn sie cs nicht vorziehen, zu den anderen Fahnen überzugehen, und sich zu dem Biere und der Wissenschaft der Altbaiern zu bekennen.
Von
Seiten der Regierung hatte wenigstens während meines Aufenthaltes in München diese altbaierische Tendenz et was abgenommen.
Es gab keinen bedeutenden Mann
in Deutschland, auf den man nicht ausging. Tieck, Savigny, Raumer waren gerufen, und hatten-auch, wie man behauptete, bereits zugesagt; sie würden unfehlbar, hieß es, zu Ostern 1827 eintreffen. Als man nun nach dem Gehalte fragte, das diesen Männern geboten wor den wäre, so wurde bald ein erstaunlich hohes genannt, bald aber bemerkt, daß man dies späterhin reguliren möchte.
Aus Allem, was bereits unternommen worden
war, aus Allem, wovon man sprach, konnte man in-
245 dessen
absehen,
daß der Glanz
der Universität wohl
mehr in dem Wunsche, als in den Kräften, mehr in Reden, als in Thatsachen, mehr in Dem, was Mün chen schon besaß, als in Dem, was es noch erringen könnte, liegen dürfte. Fremdartigem, das
Man schmeichelte sich auch mit von
der Universität ganz ablag.
Man glaubte, die Nahe Italiens würde viele Norddeut sche hinziehen, als wenn der Werth der Münchener Hochschule in einer Entfernung von ihr liegen könnte, und als ob solche, die nach dem hesperischen Lande rei sen, es nicht noch vorziehen würden, München dazu zu sehen. Die Gegensatze des altbaicrischen und fremden Ele ments machten sich auch in dem Eindrucke bemerklich, den Unparteiische in Beziehung aus die geltenden Zu stande erhielten.
Wie, wenn im Monat April warmeS
und kaltes Wetter neben einander geht, so wanderten hier
Liberalismus
und Jesuitismus Hand
in
Hand.
Man konnte bisweilen ganz entzückt seyn, wenn man an die Worte freier Selbstständigkeit, welche der König aussprach, erinnert wurde, wenn man an die Munisicenz in der Kunst, an das Streben in der Wissenschaft dachte: aber damit konnte man wieder die den Klöstern, ja selbst den Redemtoristen zugewandte Gunst nicht ver einigen;
es widersprach der dunkle mittclaltrige Ton,
der allen diesen Unternehmungen beigelegt war, das Er halten der Particularitaten, und das Auffinden neuer
246 Besonderheiten, welche mehr als jemals im Schwungc waren
Späterhin hat sich das letztere Moment noci'
bedeutend vermehrt, und es sind sogar die Benediktiner als Stütze der Wissenschaft zu Hülfe gerufen worden. Diese Zustände mußten mich gleich davon überzeu gen, welchen Beistand ich hier für unsere Zeitschrift zu erwarten hätte.
Alles war noch anarchisch, und an ei
nen Verein gleichgestimmter Männer, wie cs nöthig ge wesen wäre, gar nicht zu denken.
Obgleich Thiersch
in der damaligen Zeit nicht im Geringsten zur Opposi tion gehörte, und in mehr als einer Beziehung von dem künftigen Glanze
der Universität sich das Beste ver
sprach, so konnte er doch nicht läugnen, daß in den er sten Zeiten eine Literaturzeitung in München nicht füg lich zu Stande kommen könne.
Die früher bei Fleisch-
mann erschienene war unbemerkt wiederum verschieden. Die Akademie der Wissenschaften, Unternehmen ausgehen durfte,
von der das neue
hätte sich mit der eben
entstehenden Universität darüber in Verständniß setzen müssen, dies konnte aber erst einige . Zeit nach dem Zu sammentreten derselben geschehen.
Niethammer war ganz
der gleichen Ansicht, und die Aufforderung der baierischen Regierung an Cotta schien mehr eine eventuelle Äünstigkcit, zwecken. dem
als ein jetzt zu Bewerkstelligendes zu be
Eine einzige Zusammenkunft, welche ich mit
damaligen
Staatsrath,
späteren
Minister
von
Schenk hatte, bestätigte mich immer fester in dcr Mei-
247 nung von der Unfähigkeit der Münchener, ein solches Unternehmen kräftig zu unterstützen, oder selbst zu hal ten. Ich hatte Herrn von Schenk einen Brief von Cotta zu überbringen: ich fand einen noch jugendlichen, schönen, rothwangigen Mann, der von der entfernten Absicht der Regierung sprach, eine Literaturzeitung mit der Universität und der Akademie in Verbindung zu setzen, der auch mit diplomatischer Wendung hinzusetzte, daß er gar nichts dagegen haben würde, wenn die Ber liner Kräfte sich anschlössen, der aber weder zu mir, noch zu meiner Mission Vertrauen hatte. Dieser Man gel an Zutrauen lag darin, daß ich mich bisher als Gegner der historischen Schule gezeigt hatte, die nicht bloß bei Herrn von Schenk, sondern fast bei allen Mün chener Gelehrten in hohem Ansehen stand. Als ich Herrn von Schenk bemerklich machte, daß wir bereits fertig und geschlossen seyen, gab er mir den Rath: wir sollten nur anfangen und vorangehen: der Anschluß Münchens würde sich alsdann wohl finden. Diese Lage der Sachen veranlaßte mich, von Mün chen aus an Cotta zu schreiben, und ihm anzuzeigen, daß an eine Vereinigung des Südens lind Nordens von Deutschland gar nicht zu denken wäre, daß es noch lange dauern könnte, ehe man in München zu ei nem Entschlüsse und dessen Ausführung kommen würde, daß wir indessen gerüstet seyen, und am Isten Januar 1827 ins Zeug treten könnten. Was ich ihm von der
248 Verzögerung des
Münchener Unternehmens meldete, be
währte sich späterhin aufs Glänzendste.
Erst vor weni
gen Monaten, also zehn Jahre spater, ist die
Münche
ner Literaturzeitung
farblos,
erschienen,
und
zwar
so
daß man ihr das Horoskop im Voraus stellen könnte. Während
dieses Münchner
w'.r die meisten Abende
Aufenthaltes
brachten
in Thierschs Hause zu, und
ich müßte undankbar seyn, wenn ich nicht der liebevol len Aufnahme,
der
freisinnigen
und
geistreichen Ge
spräche, des offenen und bidcrben Wesens Erwähnung thun wollte, das uns hier entgegen kam. den Zweck
Ohne irgend
meiner Reise im Geringsten erreicht zu ha
ben, kehrte ich nach Berlin zurück,
und der Anschluß
dreier Münchener Männer, Wening-Jngenheims, Niet hammers
und Thierschs waren
alle Früchte,
die
ich
nach Hause brachte. Auf diese
erste Zeit der Errichtung der Jahrbücher
für wissenschaftliche Äririk,
aus den Eifer, den Fleiß,
den Enthusiasmus, der hier herrschte, kann ich nur mit der Wehmuth zurücksehen, womit Jemand im Manncsalter seine durchlaufene Jugend betrachtet. wissenschaftlichen Arbeiten
und Geschäfte
Alle anderen standen
bei
mir für den Augenblick zurück, und die Eorrcspondenz, die Freude, Mitarbeiter angeworben zu haben, das Leid wesen, wenn Jemand abschrieb, waren die Alles ausfül lenden
Beschäftigungen
und
Es mußte für die Anzeige
Leidenschaften
geworden.
der Jahrbücher gesorgt und
249 dieselbe discutirt werden: Manuskript
sollte
beschafft
seyn, und die erste materielle Noth und Armuth eines solchen Unternehmens selbst ist ein so mächtiger Hebel und Anreiz,
daß die Freude, für den Augenblick gehol
fen zu haben, unendlich befriedigender, wie das Gefühl, im reichsten Besitze zu seyn. ausfallt. Wenn in Frankreich Narional-UnternchmeN
oder in England
ein solches
angekündigt würde, so dürften
das Publikum, ja selbst die Gegner dasselbe zuvörderst erwarten,
seine Acta und seinen Geist sich entwickeln
lassen, und dann, wenn sie es nicht zustimmend begrü ßen,
ihr Urtheil
Deutschland.
fallen.
Anders verhielt
cs sich in
Kaum war die Anzeige in der Allgemei
nen Zeitung erschienen, so wurde von einem sonst geist reichen
und
Schriftsteller
gesinnungsvollen,
hier
aber mißtrauischen
eine Warnungsbrochüre angekündigt und
verbreitet; der Staat wurde angeschuldigt,
hinter der
Literaturzeitung sich zu verbergen, die Freiheit der Wis senschaft
und des literarischen Strebens wurde als ge
fährdet dargestellt; ja die Nennung
der Namen selbst
als ein Mittel betrachtet, alles Tüchtige zu unterdrücken. Ein in spateren Jahren zu dichterischem Rufe gelang ter Advocat, der vor seinem Ende diese poetische Errun genschaft wiederum
in schlechte Journalistik verzettelte,
Müllner griff mich und die Jahrbücher,
in seiner
neuen Zeitschrift, der Mitternacbtszeitung, durch endlose Artikel an; es
wurde auch lange vor dem Erscheinen
250 schon ein Name erfunden, um sie in den Augen unkundiger
und
gewöhnlicher Leser
herabzudrücken.
Man
nannte sie die Hegel; eitung, und die Hauptanklage bestand gegen
sie in den ersten Jahren darin, daß sie
nicht allen Systemen ihre Reihen eröffne, sondern nur einer bestimmten Lehre zugethan wäre. Wir wollen diese Beschuldigung hier einen Augen blick betrachten und aufweisen, daß'sie gar keinen Grund hatte.
In dem
ersten Hefte der Jahrbücher erschienen
Abhandlungen von Boeckh, Varnhagen von Ense und Streckfuß, im zweiten von Purkinje, Bopp und Hirt, das heißt von lauter Männern,
die mit Hegel zwar
in freundschaftlichen Beziehungen standen, aber mit dem System gar keine weitere Verbindung hatten.
Zu den
berühmten Namen, die bis zum ersten Januar 1S'J8 bei getreten waren, gehörten Goethe, Bessel, Wilhelm v. Humboldt, August v. Schlegel, v. Baer in Kö nigsberg, Carus, Boissere'e, Creuzer, Gesenius, Ewald, Meckel, v. Pfuel, Fr.Rückert Thibaut, v. Wangenheim, v. Stägemann, Welker und eine Menge Anderer, die senschaften
und Disciplinen
Ansichten gefolgt waren. ziehung
in
ihren verschiedenen Wis schwerlich den Hegelschen
Wir konnten freilich in Be
auf Philosophie und
alle dahin
einschlägige
Seiten nicht gut eine zurückstehende Richtung zulassen. Unter
allen Disciplinen ist gerade die Philosophie die
nothwendig eifersüchtigste, nicht aus Neid, oder sonstigen
251 bösen Eigenschaften,
sondern
weil sie, wenn sic eine
wahre ist, die vorangegangenen Seiten ohnehin in sich aufgenommen hat, und diese nicht mehr allein auftreten lassen kann, ohne zu einer rückgängigen Bewegung zu schreiten.
Wir dursten uns, indem wir Hegel besaßen,
nicht weiter
darum gramen, wenn
uns der Beistand
von Salat und Meiling er entging, oder wenn die verschiedenen Philosophien, welche sogar, die Wölfische nicht abgerechnet, noch in irgend einem Schlupfwinkel von Deutschland
hausten,
ihren mehr grämlichen als
einschneidenden Haß gegen uns geltend machten. Eine Abneigung Hegels, irgend Jemanden zuzulassen, der mit seinem System wesen wäre,
nicht im Einverständnisse ge
ist mir während der fünf Jahre, die wir
in der Redaction der Jahrbücher
zusammen verlebten,
nur ein einziges Mal vorgekommen.
Es war die
Er
klärung, daß, wenn man Schleiermacher Antrage machte, er, Hegel, sich von der Gesellschaft zurückziehen würde.
Die Sitzung, in der dieses Thema besprochen
wurde, gehörte zu einer der stürmischesten, die wir über haupt gehabt haben, sie fand im December 1320 statt. Boeckh war, was späterhin sehr selten geschah, gegen wärtig,
und da wir bei der bevorstehenden Herausgabe
der Zeitschrift an eine Vermehrung der Mitarbeiter den ken mußten, so las Böckh den Univerfi'tätscatalog vor und
kam
auch
auf den
Namen Schlciermacher.
Biele Mitglieder, namentlich Varn Hagen, waren der
252 Ansicht,
daß
überhaupt Hegel
man
gar
aber
auch diesen auffordern müsse, daß
keine Ausschließung
stattfinden
dürfe.
sprang von seinem Sitze aus, ging mit
heftigen Schritten auf und ab,
und murmelte vor sich
hin, daß dies nichts Anderes heiße, als ihn selber ver treiben.
Nachdem hin und her, für und wider gestrit
ten und geschrieen worden war, mer starker
wurde endlich der im
werdende Lärmen dadurch beseitigt,
man darauf aufmerksam
machte,
es
sey
daß
gerathener,
Schlciermachern nicht einzuladen, weil dieser der Auf forderung nicht Folge leisten und somit die Gesellschaft sich etwas
vergeben möchte.
Auftritte der Art kamen
späterhin nie wieder vor, aber Hegels Widerwillen ge gen Schleiermacher beruhte gar nicht auf wissenschaft lichen Verschiedenheiten, sondern
lediglich aus persönli
chen Verhältnissen, deren Initiative Schlcicrmacher zur Last fiel.
Es hatte dieser nämlich mit allen Mitteln,
welche ihm zu Gebote stauben, Hegel von der philoso phischen Elassc der Akademie der Wissenschaften fern gehalten, und die Aufnahme in die Akademie war nicht ohne Bezug aus diesen einen Mann durch Schleierma cher bedeutend erschwert, und selbst, wenn eine Minori tät sich widersetzte, unmöglich gemacht worden. Zeit
Kurze
vor Hegels Tode löste sich dieser Widerwillen in
etwas, und einige Monate vor demselben sah ich He gel und Schleiermacher im freundlichsten Gespräche den Rutschberg von Tivoli heruntcrfahren.
253 Nachdem wir ein Jahr lang, mit sparsamen Bor räthen, aber mit gutem Muth und Eifer unseren Haus halt geführt hatten, sah ich mich genöthigt, erst das Generalsecretariat, dann die Classendirection und end lich auch die Cassengeschäste, die ich anfänglich noch be halten hatte, niederzulegen. Die Menge dieser literarischökonomischen Geschäfte, die Masse der Briefe, die noch nicht lithographirt waren, sondern alle geschrieben wer den mußten, und zwar ohne Beihülfe eines späterhin erst angestellten Schreibers, zogen mich so sehr von al len eigenen, wissenschaftlichen und literarischen Arbeiten ab, daß ich gar nicht mehr zu denselben gelangen konnte. Meine Geschäfte gingen an Herrn von Henning über, der sie seitdem mit nicht genug anzuerkennendem Eifer und mit den uneigennützigsten Zeitopfern verwal tet hat. In der Redaction der Jahrbücher blieb ich aber, nach wie vor, und bin noch heute nicht daraus geschieden. Die Jahrbücher für wissenschaftliche Kritik aber blie ben nicht, was sie im Anfange hatten seyn sollen, son dern veränderten vollkommen ihren Charakter. Anstatt über der Wissenschaft als besprechendes und zusammenziebendes Organ zu stehen, folgten sie derselben, wie jede andere literarische Zeitung, und überließen es der Gunst des Augenblicks, ob ein wichtiges Buch ange zeigt werden dürste oder nicht. Zum Theil waltete allerdings der Zufall oft auf verräterische Weise, und
254 zerstörte alle guten Plane und Einsichten. Recensenten,
auf die
Saumselige
man sich verlassen hatte,
ihre Kritiken niemals verabfolgen-,
ließen
inzwischen war daS
anzuzeigende Buch alt geworden, und ein neues an die Stelle getreten; Ucbcrfleißige überschwemmten uns theils mit bestellten,
theils mit unbestellten Beurtheilungen,
und drangen, wenn man Einiges abgewiesen hatte, dock mit Anderem durch.
Ein Hauptfehler
aber war, daß
man nicht alle Jahre einzelnen wissenschaftlichen Män nern den Auftrag gab, die Erscheinungen innerhalb ih res Faches zu einem übersichtlichen Rcsumc zusammen zuziehen,
wie
es
die Hallcschc Literaturzeitung in der
neuesten Zeit, freilich in höchst äußerlicher Weise, ver sucht hat,
und
wie
cs am Ende auch wohl noch bei
den Jahrbüchern zu Stande kommen muß.
Sonderbar
aber war cs, daß der Credit der Jahrbücher wuchs, je mehr sic ihrer eigentlichen Bestimmung untreu wurden, und daß sic es nur dann erlangen konnten,
als eben
bürtig begrüßt zu werden, wie sie in das gewöhnliche Niveau der übrigen Schwestem zurücktraten.
Heut zu
Tage ist cs ungefähr die öffentliche Meinung, daß die Jahrbücher die gründlichste, am Besten unterstützte und ernsteste Literaturzeitung seien; der Haß hat sich gelegt, und eine ruhige Collegialitat ist an die Stelle getreten. Aber es
ist auch der Glanz der ersten Stiftung,
der
wissenschaftliche Eifer der früheren Zeiten, und die ab norme und unterscheidende Bederttung daraus verschwun-
255 den.
Drei Männer, Varnhagen, Marheincke und
Schulze,
haben sie durch Treue, durch fleißiges Be
suchen der Sitzungen, und durch sonstige Emsigkeit ge halten. Als im Jahre
182!) Herr von Cotta
sich wegen
der Zollangelcgenheiten eine Zeitlang in Berlin aufhielt, wohnte er,
da er selbst Mitglied der Gesellschaft war,
häufig ihren Sitzungen bei.
Der Druck in Augsburg
hatte mehrere Unbequemlichkeiten gehabt;
die Correctu-
ren waren oft sorglos gemacht; bei dem noch nicht ge hobenen Mangel an Manuscript war es schwierig, ei nen Monat vorher Das, was man gedruckt haben wollte, nach Augsburg zu senden.
Viele Mitglieder verlang
ten daher die Verlegung des Druckes nach Berlin, der ich mich aus manchen Gründen widersetzte.
Aber sie
geschah, und das Ministerium, welches die Zeitung nun mehr als eine vollkommen berlinische betrachten durste, gewährte einen Geldzuschuß, wie er in ähnlicher Weise in Wien,
in Heidelberg oder auch
an anderen Orten
erfolgt. Mit dem Tode Cotta's, der am Ende 1832 er folgte, löste sich das Freundschasts - und Pietätsverhält niß, das uns verbunden hatte.
Wir druckten die Jahr
bücher jetzt in Berlin, und es trat das natürliche Ver langen ein, auch einen berliner Buchhändler dafür zu besitzen.
Der Contraet mit Cotta wurde freundschaft
lich aufgehoben, und die Jahrbücher gingen an die eh-
256 rcnwerthe Handlung Duncker und Humblot über, deren eifrigem Bemühen
eine Vermehrung des Ab
satzes, besserer Druck und schöneres Papier zu verdan ken ist.
Wie schon gesagt worden, trat für kleinere
Anzeigen, die sich nunmehr hausten, eine gewissermaßen geforderte Anonymität ein, die nur hin und wieder durch solche, welche den alten Ansichten treu blieben, gebrochen wurde. Wie die Jahrbücher entstanden sind, was daran das Zufällige, was das Nothwendige war, habe ich mit hi storischer Treue zu erzählen versucht.
-Ob sie den mehr
gewöhnlichen Kreis, in den sie zurücktraten, verlassen, und mit den riesenhaften Kräften, die sie eigentlich be sitzen, es wiederum unternehmen möchten, einen höheren Standpunkt zu gewinnen, wird ihrer weiteren Geschichte überlassen bleiben.
Ich wollte nur Das aufzeichnen,
worin sie sich mit meinen Lebensverhaltnissen begegnen, und wenn diese Erzählung außerdem einen literarhisto rischen Werth hätte, so wäre dieses ein Erfolg, den sie nur im Vorbeigehen erstrebt.
Die Schweiz am Ende des Jahres 1832. SEBenn man den Namen der Schweiz als Ueberschrift eines Aufsatzes gebraucht,
so
entsteht sogleich der Ge
danke, daß es besonders die Naturschönheiten seyn dürs ten,
von denen man eine rühmende oder wenigstens
doch eine andeutende Erwähnung machen werde. wird aber Alles, was die Natur angeht,
Hier
verschwinden,
oder in den Hintergrund treten, und zwar aus der ein fachen Ursache,
weil ich nicht das geringste Talent zur
Landschaftsmalcrei besitze.
Hatte ich Zutritt zum Für
sten Pück l er Muskau, so würde ich ihn ersuchen, die Landschafter« zu zun'lckzulassen,
übernehmen, und mir die Staffage
wie dies unter Malern in
neuen Zeiten wohl häufig geschehen ist.
alten und
Nur so viel
durfte hier vom Natürlichen durchscheinen, als dasselbe einen Einfluß auf die Bildung der Personen und Zu stande gehabt hat, und als die Politik von Berg und Thal an sich schon verschieden ist, von der, welche in großen Städten und in der weiten Ebene sich begiebt.
17
258 Um mich indessen nicht selbst zu
verläumden, will
ich anführen, daß, als int Spätsommer 1832 der Vorsatz in mir reif wurde, die Schweiz zu besuchen, die Men schen und die Staatskunst nichts dazu vermochten, ihn auszuführen, sondern gerade die Natur ihre Anziehungs kraft
bewährte.
Ich
wollte
einmal
abgewendet
von
Allem, was das Politische betraf, im vollkommen Hete rogenem meine Erholung suchen, und das Berner Ober land und der Genfer See schienen mir geeignet, aus die anmuthigftc Weise solche Metamorphosen hervorzubrin gen. Von Demjenigen, was einem im Durchreisen durch deutsche Städte Freundliches begegnet, kann man füglich schweigen,
weil
es ein
lieber,
immer wiederkehrender
Genuß ist, und weil die Freunde es sehr gern sehen, wenn man sie
nicht nennt.
Wir wollen also den An
fangspunkt unserer Darstellung dicht vor die Thore der Schweiz, nach Freiburg
hin verlegen, jenen Hauptort
des ehemaligen Breisgaus, wo deutsche Civilisation sich schon mit schweizerischer Derbheit paart, und wo auf eigenthümliche Weise mit einer
ein
fester
constitutioneller Sinn
beibehaltenen Anhänglichkeit
für
das öster
reichische Haus gemischt ist. Schon
auf dem
Wege
von Kehl
nach
Freiburg
hatte ich mich in dem Wagen neben einem Manne be funden,
der mir sehr guten Bescheid in allen Dingen
gab, über die ich ihn beftagte.
Er kannte die Freibur-
259 ger Professoren, die badischen Abgeordneten sehr genau, war
auch mit
den Landleuten auf familiärem Fuße,
und da er Freiburg selbst bewohnte, so erbot er sich so gleich, mir in Allem behülflich
zu seyn, was mir dort
wünschenswerth und erfreulich seyn dürste. entdeckte cs sich erst,
daß
Späterhin
ich einen Empfehlungsbrief
für denselben Mann, von einem meiner Zuhörer, Herrn Lobstcin aus Straßburg, in
der Tasche
trug,
daß es
der chemische Fabrikant Herr Schurzenbach war, von dem der Ruf verkündete, steigende
Erfindungen
daß er durch immer neu auf
eben
so
bemerkenswerth,
als
durch Gutmüthigkeit und Gratsinn ausgezeichnet wäre. Der Hauptgegenstand
des Gesprächs
ging
den politi
schen Sinn an, dessen die Bauern des Schwarzwaldes fähig seyn sollten. und
selbst mit
Man verglich sie mit den Franzosen
den Engländern,
und
die allgemeine
Meinung neigte sich dahin, daß die Ersteren es den bei den Letzteren zuvorthäten. sagte
man
Leuten,
was
Sie haben keine Vorstellung,
welche Bildung
welche die kleinen Uhren,
fabriciren, findet.
mir,
oder
sich
häufig
bei den
oder andre Waaren
selbst bei ganz gemeinen Bauern vor
Nicht allein, daß sie schreiben und lesen können, hier
durchgängig
als
ein Gemeingut
betrachtet
werden muß, sondern selbst Kenntniß der Literatur, und vor
allen Dingen
der
politischen Zustände,
was sie verlangen können meisten Fallen angetroffen.
Dessen,
und was nicht, wird in den Eine vergleichende Ueber;
17
*
200 sicht der norddeutschen Bevölkerung, und des ihr itv wohnenden Geistes mit der süddeutschen war nun nicht mehr zu umgehen, und wenn ich als Norddeutscher Scharf sinn, Glatte, Beweglichkeit und Beredtsamkeit in An spruch nahm, so mußte ich dennoch zugeben, daß Tiefe, Gemüth, öffentliches Leben, und der Sinn für freie Staatsemrichtungcn, die unverkennbaren Gaben der Süddeutschen seyen. Der Universität Freiburg stand gerade, als ich hin kam, eine jener geschichtlichen Epochen bevor, die in dem Leben der Hochschulen die gröste Bedeutung haben, nämlich ihre Aufhebung, und die darauf folgende Wie dereinsetzung, wenn auch nicht in den vorigen Stand, doch in einen anderen. Daß diese Maaßregel von der badischen Regierung allein ausgegangen wäre, konnte Niemand annehmen; sie war durch ihre bundespflichtige Stellung dazu bewogen worden Uebrigens war kei nem der Professoren damals irgend Etwas von der be vorstehenden Umwälzung bekannt, und da man doch Alles, was erfolgen könnte, besprach, so gehörte trotz dem diese gar nicht zu den vorher berechneten Möglich keiten. Erst in Lausanne erfuhr ich durch die Allge meine Zeitung die rücksichtlich der Universität getroffe nen Maaßnehmungen, und zwar waren sie ungefähr um die Zeit meines Aufenthaltes in Freiburg beschlos sen gewesen. Auf Welker, den damals vielfach bespro chenen Mann, war ich besonoers gespannt. Er war
261 in Heidelberg Decan gewesen,
als ich bort promovier
wurde, und hatte mich, so zu sagen, in die erste Würde, die ich irgend besaß, eingeführt. dert und ernster als früher.
Ich fand ihn verän
In Heidelberg war er
noch in den Flitterwochen seiner juristischen Laufbahn, mit dem Seynsollen der Staatseinrichtungen, mit Wün schen
und Hoffnungen
beschäftigt.
Seit dieser Zeit
hatte ihn das Schicksal mannigfach herumgeworfen, er hatte praktischen Antheil
an einer gesetzgebenden Be
hörde genommen, und die Herausgabe einer Zeitschrift, des Freisinnigen, mit versucht.
Düttling er war da
gegen, trotz Allem, was ihm begegnete, unmittelbar kräf tig und naiv geblieben: seine schwäbische Geradheit und Unbefangenheit
hatte
sich
erhalten,
und er freute sich
besonders darüber, daß doch im Landtage, neben vielem Zurückgegangenen Procedurgesetz
und
mit
durchgebracht worden nen Gesprächs war
schief Gewordenen,
Oeffentlichkeit wäre.
und
das
neue
Mündlichkeit
Gegenstand des allgemei
die Berechtigung des Landesherrn,
ein Gesetz, wie das der Presse, das durch die Kammer gegangen war, auf dem Wege einer Ordonnanz zurück zunehmen, und wenn man auch sehr wohl die Gründe dieser Aufhebung kannte, so durfte es doch nicht fehlen, daß sie einer Diskussion unterworfen wurden. sah ich nur einmal,
Rottcck
und ich wunderte mich, daß
einfache und schlichte Mann
der
ein Gegenstand so großer
Verfolgungen und Bedrückungen
geworden war.
Er
262 übte neben seiner Professur praktisch die Landwirthschaft aus, besaß ein Gut auf der Höhe bei Freiburg, und seine meist aus Töchtern bestehende Familie war so länd lich gewöhnt, daß dieselben den Eindruck gebildeter Landmadchen hinterließen. Des Abends, als ich die Post erwartete, welche nach Basel fuhren sollte, saß ich,Duttlinger, Schurzenbach und der Doctor Zentner, ein Freiburger Advoeat, der ein gutes Buch über das Geschwornengericht geschrie ben hatte, im Zahringer Hof in Freiburg bei einer Fla sche Wein. Ich hatte unerwartet so viel Bekannte über all gefunden, wo ich hinkam, daß ich äußerte, es wür den wohl in der eben erhofften Diligence sich auch solche treffen, die ich kennen möchte. Und richtig war es so. Als die Insassen des Postwagens ins Gastzim mer traten, erkannten mich drei Berliner Studenten, ehemalige Zuhörer, welche eine Reise nach der Schweiz wahrend der Ferien zu machen gedachten Ich schloß mich ihnen an, und sie haben mich alsdann durch ei nen Theil der Schweiz wirklich begleitet. Basel bot damals ein betrübendes Bild des größten Zwiespaltes dar. Diese reichste Stadt der Schweiz und verhaltnißmaßig genommen, vielleicht Europas, dieser Ort, der in früherer Zeit so viele verdienstliche Männer, ja selbst Illustrationen besessen hatte, die Vaterstadt Eulers und der Bernouillis, war mit den Einwohnern der Landschaft in tiefe, unauflösbare Streitigkeiten ver-
263 wickelt.
Es war derselbe Kampf, welcher
schiedenen Gestalten
sich in ver
in ganz Europa repwducirte, der
Irland zu einem Krebsschaden Englands machte, nämlich der Streit um Rechtsgleichheit.
In der Schweiz neh
men solche Uneinigkeiten nun noch, neben dem Inhalte, welchen sie sonst haben,
den Charakter der Kleinlande-
rey, des Philisterthums und aller jener komischen Sei ten an,
welche
damit in Verbindung stehen.
Stadt Basel gab es
In der
bestimmte Wirthshäuser, die we
gen ihres Zusammenhanges mit dem Lande verpönt wa ren, andere,
die im Gerüche der Rechtgläubigkeit stan
den, wieder andere,
die mehr als gleichgültig betrach
tet wurden, und in denen man weilen durfte, ohne den Baselern verdächtig ju werden.
In allen politischen Hoff
nungen und Kannegießereycn,
welche damals in Basel
zu Tage gefördert wurden, lag so etwas bornirt Einfäl tiges, daß man es
kaum wiedererzählen möchte.
Ein
Haß gegen Alles das, was sich seit 1830 begeben hatte, ein spöttischer und kaum naher zu betrachtender Hohn gegen
Polen
und Belgien, seine
eine
Vorliebe
reine Sache, wie sic
für
Don
Miguel
und
trat in
den Redensarten jener reichen Kramer hervor,
die jetzt zum Erstenmale
sie nannten,
einen Widerspruch
in einem
Patriciat erfuhren, das
sie seit so vielen Jahren unge
stört ausgeübt hatten.
Daß an
einem
solchen
Orte
eine Universität nicht gedeihen konnte, versteht sich von selbst.
Sic war damals die
einzige in der Schweiz:
264 ihre Mittel waren nicht ganz gering, sie hatte sich wah rend
der Jahrhunderte,
daß sie bestand, mancher be
rühmter Lehrer zu erfreuen gehabt.
Trotz dem
war sie
jetzt so herunter gekommen, daß sic fast mehr Professo ren
als Studierende
Professoren Sache
besaß.
und Studenten
zwischen Stadt
Landschaftler
Dadurch gezwungen
man die
hatte, in
der
und Land, Dienste gegen die
zu leisten, hatte
man den letzten wissen
schaftlichen Athemzug ausgelöscht. lich,
daß
Es ist wohl begreif
daß in einer großen Periode der Aufregung und
Begeisterung, wie in unserer Geschichte von 1813, die Regierung sich an die gestimmte, also auch an die stu dierende Jugend wendet, nimmt.
und
Aber konnten die
schen Stadt
und Land
daß die Studierenden
ihre Hülfe in Anspruch
kleinen Streitigkeiten zwi
jemals solche Höhe
dazu
erreichen,
gebraucht werden mußten,
als Trabanten der einen Seite gegen die andere aufzu treten? Hieß es nicht, sie
eben
in
ihrem Aufschwung
lahmen, daß man sie wie die dabei interessirten Stadt zünfte verwenden wollte? sel entfernte, nicht
weil
er
abwendig machen
Daß man Troxler von Ba die Studenten mochte,
ihren
gehörte
Arbeiten
ebenfalls
zu
jenen Fehlern, die auf immer geeignet sind, über eine Anstalt, von welcher Art sic auch sey, den Stab zu bre chen.
Daß späterhin Stadt und Land sich in die Uni
versität theilten, daß man wissenschaftliche Erwerbungen wie gemeines Eigenthum betrachtete,
statt sie
als ein
265 gleichsam Heiliges und für sich Seyendes,
außerhalb
des Bereiches der gegenseitigen Ansprüche zu setzen, ist dann die letzte Handlung gewesen, wodurch das ganze Werk als gekrönt zu betrachten war. Von den Professoren der Baseler Universität sah ich damals nur Herrn Wilhelm Snell, Professor der Rechte. Er war eine kurze Zeit über Professor in Dorpat ge wesen,
lebte nun schon seit mehreren Jahren in Basel,
und befand sich in einer so unangenehmen Lebensstim mung, als nur irgend denkbar. sprüche
der Landschaft
Er hatte laut die An
vertheidigt,
war ein genauer
Freund von Trorler, und der Haß der Baseler Stadtbe wohner war ihm somit rechtlich erworben, obgleich kein äußerer Grund vorlag, ihn von seinem Lehrposten zu entfernen.
Vorlesungen hielt er über Civil- und Crimi-
nalrecht redlich und ordentlich, obgleich nur vor weni gen Zuhörern.
Die Sorge für seine zahlreiche Familie,
die Unlust, in Basel zu verharren, die Mißstimmung, die in ihm
die abgeschmackte Wuth
der Gegner rege
machte, gaben ihm ein finsteres Ansehen, obgleich er ur sprünglich
der
Mann war.
heiterste
und
geistreich
aufgeweckteste
Was die Baseler der damaligen Epoche
in der That eigentlich charakterisirt, war, daß ich sehr häufig davon reden hörte, man wolle sich von der Schweiz lossagen, und zu dem deutschen Bunde, entweder als Republik, badischer
wie
die übrigen
öandestheil
freien Städte,
schlagen
lassen.
oder als
Der
eidqe-
266 noffenschastliche Sinn war
durch die neuesten Streitig-
feiten ebenfalls untergegangen. Wir gingen von Basel durch den Jura über Biel nach Bern,
und da diese Stadt zwar nicht in wissen
schaftlicher Hinsicht, in welcher es Zürich und Genf zu weichen hat, noch in Rücksicht auf Vermögen, worin es Basel übertreffen würde, wohl aber in anderen Beziehun gen als der anerkannte Hauptort der Schweiz zu betrachten ist: so wird eine kurze Darstellung der Punkte, um die es sich damals in diesem Lande handelte, hier vorange hen müssen.
Die erste Umwandlung der schweizerischen
Verhältnisse im Jahre V9s, schen Republik
die Stiftung der helveti
nach dem Muster der französischen, traf
das Land in einem an so allgemeine Gedanken nicht ge wöhnten Zustande.
So wenig, wie in England franzö
sische Ideen und Abstraktionen leicht Platz greifen kön nen,
weil tief eingewurzelte und lang
derheiten sich wenig
so
gehegte Beson
raschem Gange widersetzen,
eben so
war die Schweiz einer Einheit verfallen, weil
der Wille damaliger Machthaber diese Einheit decretirt hatte. Band,
Die Cantonalabtheilung, das
und das federalistischc
die Länder bisher mit einander verbunden
hatte, die Unterschiede des Landvolkes und der Städter, die eine Revolution nicht aufheben konnte,
und welche
die gegebene Rechtsgleichheit nicht sofort identisch machte: die in den einzelnen Staaten, auch oft unter der Maske der Freiheit
umherschleichendc,
und auf bessere Zeiten
267 hoffende Aristokratie waren Elemente,
deren Wichtigkeit
noch nicht beseitigt war, wenn auch ein anderer Deckel die Spitze des Gebäudes zierte.
In der bewegten Zeit
von 1798 bis 1803 zeigten sich diese unveränderten Particularitäten
theils
als irre
herumwandelnde Gestalten,
theils als Mächte, die heimlich sich schon wieder in den Besitz Dessen gesetzt hatten, ren.
Die
woraus sie vertrieben wa
Consularregierung
darauf folgende Kaiserthum Mediationsactc.
in Frankreich brachten
und
das
der Schweiz die
Die untheilbare Republik, aus der die
Einzelnheiten geschwunden waren, wurde wieder in den Besitz dieser Einzelnheiten gesetzt: die Cantone, die der That nach eigentlich nie aufgehört hatten, erschienen wie der offenkundig, und der Bundesversammlung der Tag satzung
war ungefähr die Rolle zugetheilt, die in dm
vereinigten Staaten von Nordamerica rung besitzt.
die Centralregie
Sie hatte di« Verhältnisse mit dem Aus-
lande zu ordnen,
ein Geschäft, das den einzelnen Can-
tonen für sich nicht mehr zukam.
In
der That
war
aber der Kern dieser Regierung die napoleonische Zeit. Wenn man es auch den Cantonen überließ, im Inneren al lerlei nützliche und wohl angeordnete Maaßregeln zu tref fen, so war der Kaiser
der Franzosm der Vermittler,
und der Zweck und das der Schweiz ausgepreßte Del der Mediation
die
zwölftausend Mann Hülfstruppcn,
die das Land den Kämpfen Frankreichs in allen Thei len Europas überliefern mußte.
Daß die Rechtsgleichheit
268 unangetastet blieb, daß die Privilegien der Ortschaften, der Familien und Personen noch nicht wieder eintraten, war wohl zu vermuthen,
und
stimmte ganz
napoleonischen Einrichtungen überein,
mit den
die ebenfalls die
materiellen Errungenschaften
der Revolution
vollendete Thatsache
und ihnen nur den freyen
ehrten,
als
eine
Athemzug nahmen, der sie begründet hatte. Mit der Restauration der Bourbonen in Frankreich kamen auch die
nie
ganz ausgerotteten Ansprüche des
alten Patriciats in den Schweizer Städten wieder zum Vorschein.
Zum Theil hatte
wahrend der napoleoni
schen Zeit der Krieg auf den Schultern des Schweizer volkes gelastet, und die zu hoffende Neutralitätserklä rung
nahm diese Last ab; zum Theil waren die bishe
rigen Regenten
als
eine
neue Aristokratie angesehen
worden, die der alten in Nichts nachstand.
Daher die
Gleichgültigkeit des Schweizervolkes, als es die Gefahr lief, seine neuen Einrichtungen gegen alte, wenn auch nicht vergessene, doch aber einstweilen aufgehobene wieder einzutauschen.
Daß
in
den
aliirten Mächten
ein be
sonderer Hang vorgewaltet habe, die Schweizer Aristo kratie zu begünstigen, kann nicht füglich gesagt werden; sie stellte sich in Folge der Ereignisse
von
selber ein,
und setzte sich als Das, was dem vorrevolutionnairen Zu stande analog war.
Bern, in welchem die alte Aristo
kratie am nacktesten und schaamloscsten auftrat, und wo diese nicht gerade durch die Umtriebe
der
katholischen
269 Geistlichkeit der anderen Cantone unterstützt zu werden brauchte, wollte sogar zu der alten Einrichtung des Bundes der dreizehn Orte, mit den dazu gehörigen be herrschten Unterthanen, zurückkehren, und machte seine Ansprüche an die Cantone Waadt und Aargau, als an Unterthanenlande, geltend. Aber da in Frankreich eine Charte gegeben worden war, welche aussprach, daß das Alte einen Umschwung genommen habe, und nicht in seiner Unmittelbarkeit wiederhergestellt werden könne, so durfte man auch nicht an eine Restauration in der Schweiz denken, die die republikanische Freiheit bloß in dem Maaße gewahrt hatte, in welcher sie im Mittelal ler, in Form der Abhänggigkeit und Unterwürfigkeit der Masse unter wenige Bevorzugte aufgetreten war. Der Wiener Congreß, der mit der Anordnung der großen weltgeschichtlichen Interessen und Abtheilungen beschäf tigt war, mußte allerdings auch die Schweiz in seine Thätigkeit einbegreifen; aber er konnte sie nicht aus dem Standpunkte der Privatinteressen fassen, welche die gnädigen Herren von Bern vor allen Dingen gern geltend gemacht hätten. In dem am 27sten Mai 1815 von der Tagsatzung genehmigten Bundesvertrag blieb zwar die Anzahl der bisherigen Cantone bestehen, Wallis, Genf und Neufchatel traten als neue hinzu, aber die Cantone wurden wieder so selbstständig und isolirt, als sie vor 1798 gewesen waren; Handelsfreihcil und Niederlassungsrecht wurden aufgehoben, inner-
270 halb der
Cantone
selbst gab
Wahlen und Besetzungen
in
man
die Mehrheit der
die Hände der Patricier,
und das Land, wenn auch nicht gänzlich der Theilnahme an der Verfassung beraubt, war auf ein solches Mini mum gestellt, daß es kaum genannt zu werden brauchte. Was
in
den
Jahren
von
1815—1831) in der
Schweiz erreicht wurde, kann in wenigen Worten zu sammengefaßt den großen
werden.
Die
römische
Curie,
die
in
europäischen Gebieten mit ihren Absichten
und Planen meist scheiterte, und da, wo sie glücklich zu seyn glaubte, aus anscheinendem Erfolg das Verderben selbst heraufbeschwor, konnte sich der ihr nicht abzuspre chenden Gewandtheit besser da bedienen, wo nicht bloß Cantonalintcrcssen, sondern auch persönliche Absichten in dem herbsten Widerspruche sich befanden. gegenüberstehende Element
Da das ihr
höchstens Derbheit war, so
konnte sie es mit den feinen Mitteln spalten und über winden, die die Kirche hatte.
Ihr Sieg von
niemals zu gebrauchen verlernt
1830 war vollständig, und die
Organisation des Bisthums Basel, das seinen Sitz in Solothum erhielt, das Resultat desselben. alten Tagen der Vorzeit gingen
Wie in den
die Schweizcrsoldaten
auf geschlossene Capitulationen hin in allerley Dienste, waren
gesinnungslos
der sie bezahlte,
und
für
jeden Herrn
bekundeten
eingenommen,
die dem Baterlande
zugestandene Neutralität auch dadurch,
daß sic sich in
alle Handel mischen mußten, und da gebraucht wurden,
271 wo anstatt der Meinung nur die gedungene Faust zu entscheiden hatte. Was in diesen fünfzehn Jahren etwa in den Verfassungen der einzelnen Cantone geändert wurde, im Waadtland, in Luzern und Tessin, war nur als ein Vorzeichen dessen, was sich späterhin ereignete, zu betrachten. Doch bildete sich in den zahlreichen Ver einen der Kern einer schon damals nicht uninteressanten Opposition, und im Cantone Appenzell hatte sich ein Widerspruch gegen die Oligarchie siegreich herausgestellt, der auf die veränderte Zeit und auf Das, was sie be gehrte, hinwies. So erschienen denn die Ordonnanzen von 1830, und zündeten in ihrem unglücklichen Ausgange überall, wo Stoff der Erregung aufgehäuft sich befand, in Bel gien, in Polen und in der Schweiz. Daß die Berner Aristokraten an ein so plötzliches und schmähliches Ende nicht glauben wollten, war eine Thatsache, die auch wohl anderswo vorkam, und in den davon abhängigen Begebenheiten nichts änderte. Der Verfassungswechsel in den verschiedenen Cantoncn war durch die Juliusre volution entschieden. Auch gingen sie beinahe alle in dem letzten Vierteljahre von 1830 vor sich. Thurgau eröffnete den Zug, dann folgten nach einigem Wider stände Zürich und Solothurn. In Freiburg, dem Je» suitencoblenz der damaligen Zeit, war die neue Verfas sung nur der gewissen Drohung des Bürgerkrieges zu verdanken; in Luzern setzte sich dieselbe trotz des katho-
272 lischen Einflusses ruhiger und schneller durch, weil da? Patriciat daselbst keine große Bedeutung hatte; in Aar gau und Waadt mußte offene Gewalt und das Ein dringen des Volkes den Entschluß zur Aenderung der Verfassung erzwingen: in Schaffhausen kam es sogar zu einem förmlichen Gefechte. Nur in den eigentlichen de mokratischen Cantoncn Uri, Unterwalden. Schwytz, ebenso in Basel und hauptsächlich in Bern, welches sich als Herz und Bollwerk der Schweiz betrachtete, wurden die Reformen aufgehalten, beseitigt, und man gab sich alle Mühe, sie auf ewige Zeiten zu verhindern. Das Patriciat von Bern, welches in seinem Wesen mit der alten Aristokratie, die Venedig beherrschte, ver glichen werden kann, und dem eine gewisse Kernhaftigkeit, und die Bedeutung,
die daraus entspringt, nicht
abgesprochen werden darf,
zögerte am längsten mit der
Aufhebung der alten Verfassung, und mit der Berufung eines Rathes zur Entwerfung einer neuen.
Nur erst
dann, als cs hart bedrängt von der Burgdorfer Partei, an deren Spitze die Familie Schnell stand, und von der Bevölkerung der übrigen Aemter, die Schranken gefal len sah, die es früher beschützt hatten, entschloß es sich zu einer Art von Abdication, in der mehr der Glaube an die Unmöglichkeit derselben, als die Einsicht in die Nothwendigkeit lag.
Mit ihr stürzte ein letztes Fami
lienregiment, das noch in Europa herrschte, und wenn auch damit
die Umtriebe der gefallenen Partei nicht be-
273 seitigt waren, wenn in der Stadt Bern selbst die Ma jorität ihr noch zugchörte, was sich am stärksten in der Abstimmung über die neue Verfassung bewies, so hatte sich
ihre
Macht
doch
nicht bloß
durch
die Einzel-
begebenheiten des bestimmten Staates, sondern in der Wclransicht verloren. Die Degeneration der einzelnen Hauptcantonc der Schweiz war allerdings höchst
wichtiges
ein
Ereigniß.
für diese Besonderheiten Die
Vormundschaft
der
Städte über das Land war aufgehoben, die Rechts gleichheit so
wie die Wahlvertheilung int Sinne der
allgemeinen Ansprüche
eingeleitet.
Aber
damit war
noch für das Ganze nichts gethan; wenn 17! 18 und die Mcdiationsacte nur das Haupt, und nicht die Glieder im Auge gehabt hatten,
so waren
wohl besorgt, und nach
ihren Wünschen eingerichtet;
heute die Glieder
aber sie ermangelten des Bandes, das nun auch nicht mehr das alte von 181,7, sondern ein den neuen Ver hältnissen entsprechendes seyn mußte.
Hier traten über
haupt die Schwierigkeiten ein, wie sie immer die ge suchte Stellung des Allgemeinen zum Besonderen fin den wird.
Abgesehen von allen Parteiungen und In
teressen, die diese Entwickelungen noch schwieriger ma chen, hielten sich die Einzelnheitcn für gefährdet, wenn eine große Ccntralgewall in die Hände des Bundes ge legt würde, und andrerseits war ohne die Macht der Allgemeinheit an eine würdige Repräsentation der Schweiz
274 in den europäischen Angelegenheiten, an eine ihrer geographischen Lage zukommende Stimme nicht zu denken. Wie
bei
einer gesetzgebenden
Versammlung die
erste
Frage wohl die fenn wird: wer soll wählen, so ist hier nothwendig das Erste, was ausgeworfen werden mußte: wer soll die neue Bundesacre oerfassen.
Soll sie von
der Tagsatzung ausgehen, soll ein eigener Versassungsrath berufen werden, und sollen hierzu die Eantone als solche, oder nach dem Verhältnisse ihrer Bevölkerung deputiren.
Nach dem alten Staatsrcchte der Schweiz hat
ten die kleineren Eantone auf der Tagsatzung ein Recht wie die größeren; ob hier nun nicht die Zeit verändernd eingegriffen habe, ob, wie in England die verfaulten Flecken geschwunden waren, nicht auch hier die Eantone nur nach dem Maaßstabe ihres Werthes, das heißt ih rer Bevölkerung zu betrachten seyen,
war die politische
Frage, welche die ganze Schwei; in Bewegung sehte. Die Schutzvereine,
die sich im September 1831 zur
Aufrcchthaltung der gesetzlichen Freiheit und zur Revi sion der Bundesverfassung gebildet hatten, trugen das Ihrige dazu bei, diese Lebensfrage frisch zu erhalten. Außer England sind wohl in keinem Bernde von Europa Volksversammlungen wie in
der Schweiz
anzutreffen.
In Frankreich ist die Freiheit so sehr im Allgemeinen concentrirt, daß jede partikulare Aeußerung Furcht er regt und aufgehoben werden muß
Hier aber bei den
Bergbewohnern der Schweiz ist das Zusammenkommen
275 der Einzelnen ein so natürliches Recht, daß selbst die
aristokratischen Negierungen etwas
keine auch entgegen
zusetzen hatten. Als wir mich Bern kamen, waren cs gerade die Fragen über die Bundesrevision, so wie der endlich zu erwartende Ausgang der Baseler Angelegenheit,
neben
bei auch die Streitigkeiten zwischen dem äußeren und inneren Lande Schwytz, welche die allgemeine Aufmerk samkeit erregten.
Die Art
der Schweizer, über Das,
waS sie betraf, zu discutiren, war von der Weise ganz verschieden, die bei anderen Nationen gefunden ward. Sie legten einen Accent auf jede Kleinigkeit: Reden svllabirten sie,
in ihren
und die Aufmerksamkeit, welche
sie den eigenen Incidenzpunktcn zu schenken hatten, die oft mehr ein wirthschaftlichcs als ein historisches Interesse besaßen, zog ihren Blick von den großen Wcltverwandlungen ab, denen sie doch auch unterworfen waren. In Bern machte ich eigentlich nur
eine einzige be
deutende Bekanntschaft, aber diese wog alle übrigen auf, die mir hatten zufallen können.
Es war die, des alte
ren Professors der Rechte, Schnell von Burgdorf.
Die
ser Mann, der nicht allein die Berner Akademie, son dern auch den großen Rath, wie den Regierungsrath beherrschte, gehörte zu Denen, welchen die wirkliche Sub stanz der Macht lieber ist, als ihre äußere Gestalt und ihre Eitelkeit.
Er zog es daher vor,
anscheinend von
den Ereignissen zurückgezogen zu leben, sich, wenn man
18*
276 cs gelten lassen wollte, in Wahrheit aber,
nicht mit denselben zu befassen,
hinter den Begebenheiten zu stehen,
sie nach seiner Einsicht und Willkübr zu leiten, und die bandelnden Personen als Puppen zu betrachten, denen sein Genie erst den Athemzug des Gebens einzuhauchen habe.
Als Jurist batte er
um das Recht und die Pro
ccdur des Staates Bern die Er batte
die
betreffenden
entschiedensten Verdienste.
Gesetzbücher
abgefaßt,
und
denselben ist das Vorherrschen einer verständigen Abstrac tion nickt
abzubrechen.
Seiner wissenschaftlichen Rieh
lung nac!> geborte er den älteren, philosophischen Juri-sten des
achtzehnten Jahrhunderts an.
liche Eleganz der historischen Juristen dentale
Idealismus
der
waren ihm gleich zuwider:
neuen
Die geschicht
wie der transcen
deutschen
er lebte in
Philosophen
einer Welt, in
der der Verstand seilt Reich aufgeschlagen
hatte,
und
Witz und Viumc waren die unterstützenden Machte.
Da
er die Geschickte
und die Bedürfnisse der Schweiz ge
nau kannte, da die Gedanken der neueren Zeitgeschichte sich seiner bemächtigt batten, so konnte cs nicht fehlen, daß er durch Kenntnisse,
dtlrch eine schlagende Ironie,
und dtlrch die Mittel, die ihm immer offen und heim lich zu Gebote standen, eine Art von bedeutender Macht geworden war,
vor der man sich entweder beugte,
oder
die man doch nicht leicht zu behandeln die Absiebt haben konnte.
Sein Schwiegersohn, der Professor der Natur-
geschickte, S chnell, war damals einer der Hauptredner
277 in den Versammlungen der Schutzvereine, und eines der einrlußreichsten Mitglieder des großen Rathes von Bern. Die Umstande, die eine radicale Partei in der Schweiz um diese Zeit herausstellten, hatten die Schnclls gewis sermaßen zu Moderantisten gemacht, als welche sie da mals angesehen wurden; aber sie waren mit Leib und Seele dem neuen Wesen, wie es sich seit l s >1 gestaltet hatte, zugethan, und obgleich der altere Schnell, der Familie seiner Frau nach (er hatte eine geborne von Wattewvll geheirather) dem echten Berner Parriciate angehörte, so konnte nmn nirgends einem derberen Spott gegen das Schweizer Junkcrthum, wie bei ihm, begegnen. Auf unseren Spaziergangen wurde ich mehr, als ich hircb irgend ein Buch gekonnt harte, über den Gang der Angelegenheiten in der Schweiz belehrt, die ein Europäer, der sich selbst mir der Politik seines Welttheils speciell beschäftigt, in der Regel bei Seite lie gen läßt, wie denn auch die schweizerische Geschichte nichts so allgemein Anziehendes bat, daß man länger bei ihr verweilen mochte. Reben der Schweiz kam auch Deutschland, seine Zukunft und seine Wissenschaft, in Frage. Die Schweizer dürfen sich von uns nicht abwenden, denn sie gehören zu uns, und ihre Universitä ren haben durch Berufungen aus Deutschland diesen Zusammenhang öfters beweisen müssen. Damals war die Berner Akademie (erst später ist sie zur Universität erhoben worden) in Beziehung auf deutsche Professoren
278 so ziemlich verwittwet.
Henke war nach mehriahrigcr
Ausübung in fein Vaterland Braunschweig zurückgegangen,
und der Historiker Kort um war der einzige her
vorstechende lehrte.
deutsche
Professor,
der
damals
in
Bern
Nicht in Bern, aber spater in Aarau lernte ich
ihn kennen:
er war finster, oder vielmehr vor sich her-
brummend: er hatte aber eine lebendige wissenschaftliche Ader,
und sein hinreißender Bortrag wurde von den
Berner Studenten dergestalt gelobt, daß sie ihm keinen zur Seite
sehen
mochten.
Haufe (er wohnte
In
des
in demselben, in
alteren
Schnells
welchem Albrecht
von -Faller gestorben war) sah ich auch einen alten und lieben Zuhörer,
den jüngeren St aprer,
wieder,
der
eben jetzt in bernische Staatsdienste eingetreten war. Auf einige Tage entfernte ich mich von Bern, über Thun einen Ausflug machen, das beißt, tigste Landschaft, worden war.
um
in das Berner Oberland zu
in die überraschendste und großar
welche
mir bis dabin
noch geboten
Neben den Schönheiten der Gegend be
schäftigte mich auch der Charakter des Volkes, von dem so vieles lieble
im übrigen Europa verbreitet ist.
Ich
glaube, solche Urtheile werden meist nur dadurch hervor gebracht,
daß man
sich damit begnügt, die Bewohner
der Wirthshäuser zu betrachten.
Hier ist
freilich
von
Naivität der Gesinnung, und von den schönen Zügen der Menschlichkeit keine Rede mehr.
Da Die, welche durch
die Forderungen der Besucher angewiesen sind, den hoch
279 sten Preis für Das, was sie bieten, zu fordern, und den vorübergehenden Aufenthalt so gut,
als es gehen
will, zu nutzen, wird Habsucht, Verschmitztheit und Ei gennutz
alles
auslöschen, was die Natur Gutes und
Gediegenes diesem Volke verliehen
hat.
Wenn man
sich aber einmal von den Straßen entfernt, und in die Hütten des Landmanncs tritt, wenn man ihm erlauben will, sich und seine Gedanken zu entwickeln, so dürste sich ein anderes Schauspiel offenbaren.
Mir ist niemals
so viel einfache und rührende Kindlichkeit, so viel un verdorbener Geist, und eine so unzersetzte Natürlichkeit der Gesinnung, als auf meinen Ausflügen in die Schweiz vorgekommen.
Diese Wandelung überrascht um so mehr,
als man die bestimmte Vorstellung von dem durchaus verderbten Eharakter des Volkes mitbringt, und in man cher Weise darin bestätigt wird, wenn man damit zu frieden ist, bei Dem stehen zu bleiben, was man auf der Oberflache findet. ter kommt,
Wie man in Italien bald dahin
daß die schnellen und abstrakten Beurthei
lungen der Nationalitäten sämmtlich falsch, ich will nicht sagen, erlogen sind, und ihren Grund in bequemen Mei nungen der Reisenden haben, so wird man auch seinen Sinn über den Eharakter der Schweitzer wesentlich an dern, wenn man ihren Boden betritt.
Eine Glatte und
abgeschlossene Bildung findet man bei ihnen freilich nir gends: sie sind in ihren Ausdrucksweisen noch unbehabiger wie die Süddeutschen: der Styl ihrer Bekannt-
280 machungen übertrifft anUnbcl)olfcnbcit selbst den österreichi schen und baierifchen Canzleistyl.
Alles Unbedeutende er
scheint ihnen wichtig, und eine gewisse Philistern ist selbst ihren bewandertsten Staatsmännern nicht abzusprechen; aber Poesie, Gemüth, Scharfsinn, selbst große Gaben der Abstraetion ersetzen so vielfach die anderen Mehrfeiten, daß man sich dem Volke freudig zuwendet, und dasselbe bei langereut Aufenthalte immer lieber gewinnt.
Als ich nach
Bern zurückgekommen war, und in der Begleitung des einzigen mir noch treu gebliebenen Studenten nach Lau sanne auf einem eigcnds gemietheten Wagen geben wollte, fand ich zu meiner grüßten Verwunderung in demselben einen Engländer sitzen, hörend
sich
betrug.
der als zur Reisegesellschaft ge
Der Mutscher hatte, nachdem er
mit uns allein contrahirt gehabt, auch noch den Englän der engagirt,
der, so viel wir nachher erfuhren, sogar
mehr, als wir Beide, bezahlte. manche
Hatte man nun, wie so
einen raschen Schluß von diesem Mutscher auf
das ganze Volk machen wollen, betrügerischste, infamste
so wäre es sofort das
und unzuverlässigste geworden.
Wir hatten zuvorderst einiges einzuwenden, nachher be ruhigten wir uns bei dem Gedanken, daß so ein drittes Reisesubject im Grunde nicht unangenehm sey, und be mühten uns
nur,
es zum Gespräche flott zu machen.
Anfangs wollte dies durchaus nicht geben: endlich, un gefähr in der Gegend von Murten, erfuhren wir, daß es der Hochtowpartei angehöre,
einen
unauslöschlichen
281 Haß auf das Greysche Ministerium habe, und an einen Sieg der Anhänger des Alten nicht im Geringsten ver zweifle. Werden Sie lange in Lausanne bleiben? fragte ich. Eine Viertelstunde. Und wo gehen Sie von dort hin? Nach Chillon. Wo Sie sich wahrscheinlich aufhalten? Auch
eine
Viertelstunde,
versetzte
er verdrießlich.
Ich mache die Tour von Europa, fügte er hinzu. zu gehört,
Da
daß man in Chillon gewesen seyn müsse,
weil Lord Byron sich daselbst aufgehalten hat.
Im
Grunde ist mir aber das Reisen im höchsten Grade zu wider , und ich will Gott danken, wenn er mich unbe schädigt nach meinem alten guten und lieblichen Vaterlande zurückführt.
Verflucht seyen alle Die, welche das
Reisen als eine Nothwendigkeit aufgebracht haben, und gesegnet seyen unsere alten Gentlemen der Vorzeit, die so eingesessen auf ihren Schlössern waren, daß sic nicht einmal ein inländischer Krieg daraus vertreiben konnte. Auf diese Weise werden Sie auch wohl nicht viel auf Ihren Reisen beobachtet haben? Ich habe nur eine Beobachtung gemacht, daß man mich in ganz Europa geprellt hat, daß man einen Eng länder wie eine große Goldgrube betrachtet, man nehmen könne, was man eben will.
aus der
Was mich
betrifft, so soll ihnen meine Grube bald entwischen.
282 Ganz, wie dieses Gespräch cs mit sich brachte, be nahm sich der Engländer auf der Reise: er wollte in Pavernc
und Moudon die Alterthümer itidu besichtigen:
er ging
aus dem Wagen ins Wirthshaus, und dann
wieder in den Wagen zurück: auf den Murtener See warf
er
Blick, hin.
ein
einziges
Mal
einen
ganz
gleichgültigen
sonst brachte er brütend und schlafend seine Zeit
In Lausanne war er sofort verschwunden: er hatte
Wort gehalten, und war kaum eine Viertelstunde da selbst geblieben. In Lausanne dachte zu machen, Freund
denn
ich
ich
einen
hatte
längeren Aufenthalt
daselbst
einen sehr lieben
und Zuhörer, Herrn G ui sän den alteren, der
jetzt bereits die Stelle eines Tribunals bekleidete.
Präsidenten des
unteren
Er hatte Sinn und Neigung für
die philosophische Jurisprudenz, hatte durch ernste Stu dien in Berlin det,
sich nach dieser Richtung hin ausgebil
und wünschte jetzt selbst sein
verlassen,
um
eine
praktisches 2smt zu
theoretische Laufbahn als Professor
an der Lausanner Akademie anzutreten. Bruder,
dem
war dagegen
Sein jüngerer
diese Unterlage deutscher Bildung fehlte, mehr von den praktischen Gedanken des
Tages erfüllt: er versah die Stelle eines Generalprocu rators und die
öffentlichen Anklägers,
französischen Tendenzen
eingearbeitet,
und gesprächig, und gehörte jenem sich um
diese Zeit
in der
hatte sich mehr in
Schweiz
war
lebhaft
milivu an, das zu bilden begann
283 Beide hier
nahmen mich vortrefflich
der große
auf, und mir wurde
Unterschied der deutschen und französi
schen Schwei; klar. schon einmal an
In
der ersten
ist, wie ich auch
einem anderen Orte gesagt habe, in
der Natur wie in dein Geist,
die schwere Tieft, und
die Unbchülflichkeit der Bildungen offenbar. das Thal den Bergen abringt,
Wie sich
so entwindet sich auch
das Geistige schwer der massenhaften Erscheinung.
In
der französischen Schweiz dagegen ist Alles ruhig und gegeben: die großen Berge stehen rings herum; inner halb
des
Landes
bewegt man sich
auf Hügeln und
Seen, und der Geist nimmt die lieblichen und freundli chen Gestalten an, angicbt.
Daher
welche die Natur hier unterschieden sind
hier
Bildungsanstalrcn
und
Mädchcnpensionen zu finden, eine gewisse Feinheit, welche Tieft gerade nicht ausschließt, aber sie doch eigen modisicirt.
Von dem Derben und Unbeholfenen, das sich
in der deutschen Schweiz zeigt, wird man hier vollkom men entfernt, aber trotz dem, fehlt cs an Ton und Farbe nicht.
Durch einen Empfehlungsbrief,
Bemühungen
und durch die
beider Brüder Guisan wurde ich mit
dem General La Harpe, dem Erzieher des Kaisers Alcrandcr bekannt, und diese interessante Persönlichkeit darf darauf Anspruch machen, ausführlich geschildert zu werden. Mir waren bisher wenige Männer von so hohem Alter
(der General La Harpe
zahlte
damals achtzig
Jahre) vorgekommen, die noch so außerordentlich rüstig
284 und so sehr in dem ungeschmälerten Besitze ihrer Gei steseigenschasren geblieben waren. Seiner Bildung und seinen Studien nach gehörte er dem achtzehnten Jahr hundert an, jenem philanthropischen Zeitalter, das die tieferen Schachten des Geistes, welche man in unserer Lebensperiode gesunden hat, zu sehr verachten und über: sehen macht. Wenn diese Zeit auch in vielen Bezie hungen ungründlich gewesen ist, so hat sie dock das vor der heutigen voraus, daß die Gelehrsamkeit und Bildmtg einen Humanistischen Zweck besaßen, und daß Rohheit des Gemüthes nicht der dienende Begleiter gro ßer Geistesanlagen seyn konnte. In dieser menschlichen Weife, in diesem Philanthropismus der Wissenschaft, wenn ich mich so ausdrucken darf, war La Harpe auf erzogen. Reinheit und Weichheit der Gesinnung waren das Element, in dem er steh bewegte. Seine Biblio thek bestand mehr aus Dem, was man bis vor dreißig Jahren die Elasiker genannt hatte, doch sollte diese Liebe für eine entschwundene Zeit nicht zugleich eine Verachtung für die gegenwärtige enthalten. Er war vielmehr den Interessen der heutigen Periode noch sehr lebhaft zugethan, und fein Alter hatte nicht bewirkt, waS bei vielen Greifen eintritt, daß sie nämlich über einen gewissen Zeitpunkt hinaus, sich um die neuen Dinge nicht mehr bekümmern. In seinen politischen Ansichten war er wie in seiner Jugend liberal gesinnt, und dem Neuen nicht im Mindesten abgeneigt: er vev
285 gaß
es nicht,
daß er am Meisten zur Emancipation
des Waadtlandes von den Berner Voigten beigetragen harte, und daß gewesen war.
er Director der helvetischen Republik Daher geschahen die Veränderungen, im
Jahre 1830 wohl in seinem Sinne, denn er konnte den Reactionen von ben.
1M4 und 1-SI5 nicht zugethan blei
Aber sein Verhältniß zum russischen Hose, seine
unzerstörliche Pietät
für
das Andenken
des
Kaisers
Alerander, seines Zöglings, Freundes und Wohlthäters, mischte einige Tropfen von Mäßigung in seine sonst repu blikanischen Ansichten, und ließ ihn ein Fortschreiten mit dem Bewußtsein desselben dem raschen Fortgezogenseyn vorziehen.
Wenn La Harpe vom Kaiser Alerander sprach,
traten ihm die Jbranen in die Augen; aber dann be merkte man wieder die Regungen von Ehrfurcht, sobald die Kaiserin Katherina an der Reihe
war.
Wie diese
Monarchin aus dem Nebenzimmer seinen Lectionen zugelausckt, wie sie ihn gegen die Denunciationen der mäch tigen Herren von Bern in Schutz genommen, und wie sie ihn mit Begeisterung und auffallendem Beifall allen Fremden empfohlen habe, erzählte er gern und
willig.
Nicht minder ließ er sich in die Darstellung seiner Ver hältnisse und
zum Kaiser Alerander in den Jahren
181 "> ein,
1814
und was er damals für die Schweiz
gewollt und erstrebt
hatte.
Seine Anhänglichkeit für
die ganze kaiserliche Familie war in jedem Augenblicke seines Lebens gleich stark geblieben, und da gerade um
286 diese Seit der Erbprinz von Weimar sich in Lausanne aufhielt, so war dieser als Neffe des Kaisers Alerandcr, nebst seinem Erzieher, Herrn Sore t, ein Gegenstand der freudigsten
und besorglicksten
Theilnahme.
Die Frau
des Generals La Harpe
war eine sein gebildete Lief-
landerin,
schon seit langer Zeit
die
sich
aber
in die
Schweizerwclt und ihre Sitten gefügt hatte: seine Nichte eine glühende
Spanierin,
die mit
brennendem Eiser
jede Schmach zurückwies, welche man etwa ihrem Baterlande ausbürden wollte, und mit höhnendem Spott über die Unbekanntschaft Mer doch Jeder sich ein Urtheil französische Journal,
zu
welches
nun seit Jahren hielt,
mit Spanien sprach, da haben anmaßte. der General
Das
La Harpe
war der (oimirr iVanrais.
Er
lobte mir hauptsächlich seine Aufrichtigkeit und Wahr heitsliebe: es ist das einzige Journal, sagte er, das nie mals übertreibt um Wirkung hervorzubringen, das keine jesuitische Nebenabsicht hat, und das doch wiederum nicht so gemein ist, bloß
den Kramern
der
St.
nw
Denis
anzugehören. Bei Tische, im Hause des Generals, wo ich das Glück hatte, mit mehreren ausgezeichneten Männern des Eantons Waadt zusammen zu das Gespräch chung,
daS
seyn,
wandte sich
auf den, Gegenstand damaliger Bespre heißt
Schweizeruniversität.
auf die
zu errichtende
allgemeine
Der wiffenschaftliche Zustand in
der Schweiz war damals so beschaffen, daß es in vie len
Eantonen
sogenannte Akademien
gab,
die
einen
287 Universitatsanstrich annahmen, ohne im Grunde einen solchen
zu
besitzen.
Alle Facultaten sollten vertreten
seyn, ohne daß die Kräfte, sic zu erhalten, eigentlich vor handen waren.
So hatten Bern, Lausanne und Genf
ihre Akademien, neben Basel, welches noch die einzige Universität in der Schweiz besaß.
Waren alle Fonds,
die auf diese Einzclanstaltcn gewandt wurden, in eine gemeinsame Kasse geflossen,
und würde man
daraus
eine allgemeine Schweizerunivcrsitat besoldet haben, so hatte
ein unübersehbarer Bortheil
Einrichtung entstehen daß diese
reich
können.
dotirte Anstalt
aus
einer
solchen
Denn abgesehen davon, berühmte Professoren
halte einladen und erwarten dürfen, wäre dadurch auch ein Bereinigungspunkl zwischen
deutscher und französi
scher Wissenschaft gebildet worden, wie man ihn nie anders
würde gefunden haben.
Der Elsaß,
welcher
vielleicht am berufensten wäre, diesen Zusammenfluß zu befördern, hat bis jetzt keine Beranlassung gegeben, eine solche Hoffnung entstehen zu lassen.
Das französische
volitischc Leben, und das deutsche literarische sind jedes für sich geblieben,
und wenn auch die Einzelnen an
beiden Theil nahmen, so haben sie sich nicht zu Indi viduen umgestalten können, die
ein concrctes Erzeug-
niß beider Bestandtheile waren.
Hier in der Schweiz
Durfte eben eine Hoffnung der Art entstehen, weil nicht von der Präpondcranz eines Elements sondern von der Coordinirung beider die Rede war, weil die französische
288 Sprache nicht als siegende
und die deutsche nicht alt
besiegte erschien, weil sic beide, als im Gemeinbesitze be findlich , ihren Werth und ihre Vorzüge gegen einander austauschen
konnten.
Doch
die Schwcizcruniversitat
beruhte ungefähr auf demselben Boden, wie der Gedanke einer
einigen Schweizcrrepublik.
die Particularitat und würde,
so sah
entgegen
der Eantone.
man schon voraus,
sich haben wollen. schaftlichkeit,
Eisersucht
Ihr
stand Jeder
die Universität bei
Zürich würde seine größere Wissen
Bern sein Vermögen, Waadt seine Bil
dung, und Basel endlich seine schon bestehende und alte Universität als Grund diese ginge
Weise möchte
des
nichts
dann ein Canton
Vorzuges ;u Stande
angeben. kommen,
Aus und
mit Errichtung einer Special
hochschule für sich voran, so sey sofort der Gedanke an eine
allgemeine
Einrichtung
untergegangen.
In
der
That geschah cs nach einiger Zeit so; Zürich verkündete seine Universität; Bern
mußte folgen, und
von nun
an war Alles, was über eine Schweizeruniversitat ge sprochen worden war, als reine Ebimare zu betrachten. Durch die Güte und Bemühung des Generals L a Harpe erhielt ich Zutritt zu dem üausanner Strashause, einem der wenigen, welche aus dem Principe der Bes serung der Gefangenen,
und der dazu gebörigen Rein
lichkeit und Ordnung beruhen. Daß die Wirkung, welche beabsichtigt wird, aus diesem Wege zum Theil erreicht werden kann, ist offenbar.
Arbeit und Stillschweigen
289 sind vortreffliche Ausrotter schlechter Eigenschaften, bö ser Gesinnungen, ein letztes Mittel, wenn es überhaupt noch eines giebt. fort auf, daß
Aber die Betrachtung drangt sich so
solche Musterstrafhäuser nicht allein nur
für Verbrechen geringerer Natur, sondern auch nur für kleinere Staaten anwendbar sind.
Man muß ihnen alle
mögliche Aufmerksamkeit zuwenden: man muß sie nicht allein mit Fürsorge, sondern mit jener Art von Coquetteric behandeln, die ihnen hierzu theil wird: würde ihre Verwal tung von oben herab, und in Pausch und Bogen betrie ben, so dürften ähnliche Resultate immer schwieriger, und der Nutzen solcher reinlichen Detentionsanstalten immer problematischer werden.
Dann drängt sich auch die Be
trachtung aus, ob durch die Ueberfeinheit dieser Einrich tung nicht die Strafhäuser selbst in Geschmack kommen, und ob nicht tbeit gewisse Verbrechen bloß in der Ab sicht begangen werden, in das Detentionshaus kommen zu können.
Wie durch die Ausrottung einer Krankheit
sofort andere Krankheitsformen entstehen, so bringt auch die Extirpirung eines moralischen Uebels andere morali sche Uebel hervor.
Die Menschen, welche zu einseitig
nur immer auf das Hinwegbringen
unangenehmer Er
scheinungen sehen, bemerken nur oft nicht die neue Miß gestalt, die
sich
heimlich
unter
der
verschwundenen
bewegt. Ich will hier bei Gelegenheit meines Lausanner Auf enthalts
eines
komischen Jncidenzpunktes
19
Erwähnung
290 thun, der sich an dem Abend ereignete, an welchem ich von dem General La Harpe nach meinem Wirthshause zum Falken ging.
Ich
hatte mich hier kaum in der
großen Wirthsstube niedergesetzt, als ich am Tische mir gegenüber einen Mann erscheinen sah, der im Anmelde buche blätterte.
Endlich las er laut:
Eduard Gans.
Auch wohl ein Verbannter.
Aufmerksam durch diese Aeußerung geworden, stieß ich den neben mir sitzenden Studenten an, und bat ihn durch Zeichen, keine Verwunderung an den Tag zu le gen.
Der Mann, welcher geblättert, und die eben wie-
dergegebene Aeußerung gemacht hatte, ging, nachdem er gesehen zu haben schien,
welche Fremde sich in dem
Hause aufhielten, aus dem Zimmer, und kam nach einer Weile wieder. Auf mich zugehend fragte er mich: Sind Sie Herr Professor Gans? Allerdings! Und nicht verbannt? Richt im
allergeringsten;
ich wüßte
auch
nicht,
warum. Werden Sic in ihr Vaterland zurückreisen? In wenigen Wochen.
Aber mit wem habe ich die
Ehre, zu sprechen? Ich bin der ehemalige Finanzminister wahrend der polnischen Revolution Verbannter
Biernacki
ohne Heimath,
aus Kalisch,
ein
dem die Erinnerung des
201 vergangenen Jahres als Kiffen dienen muß, auf dem sich di« Oede und Leerheit des heutigen ausstreckt. Mir
schien
dieser
sich
so
sonderbar anmeldende
Mann eine gewisse- Geistes und Redefahigkekt zu besi tzen, und ich verweilte bis zwei Uhr des Nachts, um ihn wie einen alten trojanischen Kampfer über das Un glück und den Krieg der Polen reden zu hören. ich vermuthete, traf ein.
Was
Skrzyneck! wurde bitter we
gen der Fehler, die er begangen habe, angegriffen.
Es
wurde gezeigt, daß er als Soldat allerdings die Fähig keiten besessen habe, welche einem Divisionair zuzuschrei ben sind, daß ihm aber alle höhere Einsicht, nament lich in die europäische Politik abgegaygen sey, und daß er durch Zaudern in einem Augenblick Erfolge habe er ringen wollen, in welchem nur schnelles Handeln, und ein entschiedenes Benehmen dieselben hatte sichern dür fen.
Er war« es, der der Sebastianischm Zusicherung
eines Beistandes, im Falle des Hinziehens der Streitig keiten, vertraut habe, und die einzige bedeutende Waffenthat beiDembe Wielke sey nicht seiner Entschlos senheit,son dern dem Rathe Anderer zuzuschreiben gewe sen.
Recriminationen der genannten Art sind zwar
nicht im Stande, einen einzigen Akt der Weltgeschichte ungeschehen zu machen, aber sie wirken wie ein beruhi gendes Pulver, um die unglücklichen Opfer solcher Be gebenheiten nickt ganz der Verzweiflung zu übergeben. Die Wirkungen des „hatte dieser" oder des „wäre die-
19*
202 sks geschehen" sind in
so fern als unbezahlbare Linde
rungen eines gerechten Schmerzes anzusehen, denen man sich niemals zu sehr entgegensehen muß. Wir befuhren,
nach einigen Tagen Aufenthalt
Lausanne, den Genser See von Amhy bis Genf.
in
Viel
leicht steht dieser Sec dem Comcr an großartiger Naturschonheit, an
an Reichthum der Niederlassungen,
bewegtem
Leben
nach;
dung haben auch ihrerseits
aber
Freiheit
und
und Bil
einen Einfluß auf die Na
tur selbst, und nach Betrachtung alles Dessen, war hier zusammen erscheint und geboten wird,
konnte
ich
die
Vorstellung nicht von mir weisen, daß eine stille Zurück gezogenheit an der
müßte.
und
für ein
gleichviel
wo,
durcharbeitetes Leben
seyn
Auf dem Dampfboote machte ich die Bekannt
schaft zweier ren
den Ufern dieses Sees,
schönste Lohn
Männer,
zum Theil
Amt bekleideten.
die
noch
Beide Fürstenerzieher
wa
in
daS
diesem Augenblicke
Der eine war, wie er sich mir ankün
digte, der Baron Düpuyge, der Erzieher des Kaisers Ricolaus von Rußland, Insignien des
und
von demselben mit den
großen Annenordens .versehen (ich gebe
dieses lediglich nach seiner eigenen Aussage). In Sprache und Ausdrucksweise,
so wie im Inhalt der Gedanken,
war ein gewaltiger Unterschied zwischen ihm und dem General La Harpe.
Dagegen empfahl sich Herr Soret,
der Erzieher des Erbprinzen von Weimar,
welcher sich
auf demselben Dampfboote befand, durch edle Haltung,
203 freisinnige- Gespräch, und eine Betrachtung der Sachen, nicht nach ihrem äußeren Schein, sondern nach ihrer Sub stanz. Daß die ftanzösische Schweiz an Erziehern, Gouver nanten und Bonnen einen so guten Ausfuhrartikel besitzt, mag eben in der feinen gesellschaftlichen Bildung liegen, welche hier nicht durch das Störende eines großen nationellen und weltgeschichtlichen Inhalts verdunkelt wird. In einem französischen Schweizer hat man der Sprache nach einen Franzosen, ohne jenes Bedeutende und noth wendig Anmaßliche, das dieser dem Werthe seines Vol kes ohne Zweifel entlehnt. Genf war um diese Zeit von einer gewissen histo rischen Bedeutung. Der Karlismus hatte dort seinen Heerd errichtet. Der Krieg in der Vendee; der abentheuerliche Aufenthalt der Herzogin von Berry in diesem Theile von Frankreich stand in der nächsten Beziehung zu den Umtrieben, welche in Genf ihren Mittelpunkt hatten. In dem Wirthshause, in welchem wir uns be fanden, in dem Hölel des eirangcrs, wohnte eine carlistische ftanzösische Familie, Mann, Frau und Schwie gervater, welche mit einigen gleichgesinnten Landsleuten und Freunden an der lalile il’hbte sitzend ^ vor zweien Unbekannten, wie wir, sich nicht in ihren Herzensergirßungen stören ließen. Die bestehende Regierung in Franfteich wurde nicht einmal gewürdigt, als eine factische betrachtet zu werden: sie eristirte nach den Reden dcr Karlistcn eigentlich gar nicht: bisweilen kamen
294 Sarcasmen gegen Ludwig Philipp und sein Haus zum Vorschein: manchmal freute man sich sogar über den äußersten Liberalismus und die Wendung, welche er zu nehmen drohte. Mit den bestimmtesten Worten erklärten alle Anwesenden, es könne die Zuliregierung kaum noch ein Jahr aushalten, und Madame freute sich schon auf den Spektakel in Paris, wenn der Her zog von Bordeaur seinen Einzug Kalten würde Doch existirte in diesem karlistischen Familienkreise selber ein unheilbares Schisma. Der alte Schwiegervater war für den Karlismus in erster Potenz, das heißt für Karl X. selbst eingcnommeir, und behauptete die Nullität der Abdankung desselben und seines Sohnes, aus dem Grunde, weil Niemand vorhanden gewesen sey, der sie acceptirt hatte. Es gab alle Mittag die sonderbarsten und spaßhaftesten Streitigkcitm zwischen dem Alten und seinem Schwiegersohn, und die Wuth über diese Mei nungsverschiedenheit wurde so groß, daß der Alte end lich vom Tisch wegzubleiben drohte. Diese Wortkriege