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German Pages [552] Year 2014
© 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
Hypomnemata Untersuchungen zur Antike und zu ihrem Nachleben
Herausgegeben von Ewen Bowie, Albrecht Dihle, Dorothea Frede, Hans-Joachim Gehrke, Günther Patzig, Karla Pollmann, Christiane Reitz, Christoph Riedweg, Gisela Striker Band 198
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Heike Bottler
Pseudo-Plutarch und Stobaios: Eine synoptische Untersuchung
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Verantwortlicher Herausgeber: Christoph Riedweg
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN 978-3-647-25305-3 Weitere Ausgaben und Online-Angebote sind erhältlich unter: www.v-r.de Umschlagabbildung: »Die Schule von Athen«, 1510 / 11. Raffael 1483–1520. Rom, Vatikan, Stanza della Segnatura. akg-images / Erich Lessing © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen / Vandenhoeck & Ruprecht LLC, Bristol, CT, U. S. A. www.v-r.de Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Printed in Germany. Satz: textformart, Göttingen | www.text-form-art.de Druck und Bindung: e Hubert & Co, Göttingen Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
Für Richard K. Staffler
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Inhalt
Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Abbreviationes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 I. Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 1. Die Doxographi Graeci − ein Konstrukt . . . . . . . . . . . . . . . 15 2. Die Aëtiana – Gesamtrekonstruktion auf dem Prüfstand . . . . . 21 2.1 Die Anordnung der Lemmata . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 2.2 Inkongruenzen in der Ps.Plutarchischen Kapitelstruktur . . . 23 3. Ps.Plutarch, Stobaios und Areios Didymos . . . . . . . . . . . . . . 28 3.1 Der Textzeugenstatus des Ps.Plutarch und des Stobaios . . . . 28 3.2 Stobaios und das AD-Material . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 4. Methodische Überlegungen zur Ermittlung der Vorlage mithilfe der Textzeugen . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.1 Abweichung / Übereinstimmung der indirekten Textzeugen . 4.2 Abweichung / Übereinstimmung der direkten Textzeugen . . 4.3 Abweichung / Übereinstimmung der Parallelüberlieferung . .
34 35 36 37
5. Neuentdeckung und Neubewertung der Textzeugen nach 1879 . . 37 5.1 Neuentdeckung (Qostā Ibn Lūqā, Antinoopolis Papyrus, Almagest-Scholion) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 5.2 Neubewertung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 6. Kontamination . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 7. Untersuchungskriterien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 7.1 Zielsetzung der Untersuchung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 7.2 Aufbau der Untersuchung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 7.3 Textgrundlage der Untersuchung . . . . . . . . . . . . . . . . 54 © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Inhalt
II. Untersuchung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 1. Buch I . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 2. Buch II . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 279 III. Abschließende Betrachtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 493 1. Die Bearbeitungsstufen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 493 1.1 Inkongruenz bei Ps.Plutarch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 494 1.2 Inkongruenz innerhalb des PS-Materials . . . . . . . . . . . . 497 1.3 Inhaltliche Kontinuität bei Ps.Plutarch . . . . . . . . . . . . . 499 2. Arbeitstechniken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 500 2.1 Bei Stobaios . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 500 2.2 Bei Ps.Plutarch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 505 2.3 Übereinstimmende Arbeitstechniken bei Stobaios und Ps.Plutarch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 506 3. Quellenangaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 508 3.1 Bei Stobaios . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 508 3.2 Bei Ps.Plutarch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 508 4. Abhängigkeitsverhältnisse der Textzeugen . . . . . . . . . . . . . . 510 4.1 Stobaios und Eusebios, Qostā Ibn Lūqā, Almagest-Scholion . 510 4.2 Die PS-Version und Theodoret . . . . . . . . . . . . . . . . . . 511 4.3 Die PS-Version und Achilles . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 513 4.4 Die Zwischenquelle X . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 514 4.5 Kontamination . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 515 IV. Schlussbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 517
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Inhalt
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V. Appendix . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 519 1. Unterschiede bei Mansfeld und Runia . . . . . . . . . . . . . . . . 519 2. Stemmata . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 527 2.1 Die Überlieferungssituation der Placita-Literatur . . . . . . . 527 2.2 Die Abhängigkeitsverhältnisse der Quellen des Stobaios (Diels) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 528 2.3 Die Abhängigkeitsverhältnisse der Quellen des Stobaios (Hillgruber) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 528 VI. Bibliografie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 529 Textausgaben und Übersetzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 529 Sekundärliteratur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 532 Nachschlagewerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 539 Antikes Namens- und Schriftenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . 540 Sachverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 549
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Vorwort
Die vorliegende Arbeit ist die überarbeitete Fassung meiner Dissertation »Synoptische Untersuchung zu den Placita des Pseudo-Plutarch und den Eklo gen des Stobaios«, die im Sommersemester 2012 von dem Fachbereich Sprachund Kulturwissenschaften der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main angenommen wurde. Sie berücksichtigt die bis Ende 2013 erschienene Literatur. Mein erster und besonderer Dank gilt Prof. Dr. Thomas Paulsen, meinem Doktorvater. Er unterstützte die Arbeit in jeder Phase ihres Entstehens und stand mir durch Rat, Kritik und Ermutigung stets hilfreich zur Seite. Ebenso möchte ich meinen Dank Prof. Dr. Hans Daiber aussprechen, der das Zweitgutachten übernommen hat. Seiner kritischen Lektüre verdanke ich überaus wertvolle Hinweise, die zur Präzisierung und Korrektur mancher Inhalte führten. Das Colloquium Classicum, das an der Goethe-Universität von der Abteilung für Alte Geschichte und dem Institut für Klassische Philologie gemeinsam durchgeführt wird, ermöglichte es mir meine Ergebnisse zur Diskussion zu stellen. Dafür danke ich den Teilnehmern. Für die freundliche Unterstützung in Detailfragen danke ich Prof. Dr. Hacik Rafi Gazer. Ein herzlicher Dank gilt den Herausgebern der Hypomnemata für die Aufnahme der Arbeit in die Reihe sowie Kai Pätzke vom Verlag Vandenhoeck & Ruprecht für die zuverlässige Betreuung auf dem Wege zur Druckfassung. Für anregende Diskussionen, Kritik, Ermutigung und Unterstützung, ohne die mir die Fertigstellung der Arbeit schwerer gefallen wäre, danke ich Karine Biletzke, Dorit Elbau, Stephanie Engerer, Dr. Patrizia Marzillo, Prof. Dr. Lorenz Rumpf, Simone Simon und Insil Suh. Darüber hinaus leisteten mir erhebliche Hilfe beim Korrekturlesen André Manuel Fischer, Dr. Boris Hogenmüller und Christina Serafimidis. Dafür bin ich ihnen sehr dankbar. Schließlich gilt mein Dank meinen Eltern, die durch ihre ideelle und finanzielle Unterstützung wesentlich zur Verwirklichung des Vorhabens beigetragen haben, und Richard K. Staffler, der meine häufige Abwesenheit geduldig und mit freundlichen Worten unterstützte. Ihm ist dieses Buch gewidmet.
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Abbreviationes1
Ach Achilles (Maass) AD Areios Didymos (Diels) AI Anonymus I (Maass) Alm Scholion Almagest (Heiberg) AP Antinoopolis Papyri (Barns / Zilliacus) Ath Athenagoras (Marcovich) CAG Graecarum affectionum curatio (Raeder) Cens Censorinus (Sallmann) Cic Cicero c.s. cum sequentibus Cy Cyrill (Burguière / Èvieux) D Diels DG Doxographi Graeci DK Diels / Kranz DL Diogenes Laertios (Marcovich) DP Doxographica Pasquali E Eusebios (Mras) G Ps.Galen (Diels) HP Historia philosopha (Ps.Galens Schrift) Huff Huffman Ir Irenaeus von Lyon (Rousseau / Doutreleau) Ius Ps.Iustin (Marcovich) KRS Kirk, Raven Schofield (Hülser) L Lachenaud Lan Lanza Ly Lydos (Wuensch) M Mansfeld Mour Mouraviev MP Mansfeld, Primavesi (Reclam 2012) M&R Mansfeld, Runia (1997, 2009) P Ps.Plutarch (Mau, Lachenaud, Wyttenbach) PE Praeparatio Evangelica (Mras) Ph Philon Alexandrinus (Aucher, Hadas-Lebel) Phot Photios (Henry) Pol Poljakov PPF Poetarum Philosophorum Fragmenta PS-Placita Hypothetische Vorlage von P und S Ps Psellos (Westerink) 1 Die Abbreviationes orientieren sich zum Teil an den von M&R verwendeten Sigla in den Aëtiana. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Abbreviationes
R Runia Q Qostā Ibn Lūqā (Daiber) QH Quaestiones Homericae (Oelmann) S Stobaios (Heeren, Wachsmuth) Isag Isagoge bis excerpta (Maass) SVF Stoicorum Veterum Fragmenta Sy Synesios (Delatte) T Theodoret (Raeder) VH Vita Homeri (Kindstrand) VP Vetusta Placita VS Fragmente der Vorsokratiker (Diels / Kranz) W Wachsmuth Wy Wyttenbach (P) nur bei Ps.Plutarch vorhanden (S) nur bei Stobaios vorhanden (P / S) bei Ps.Plutarch und Stobaios vorhanden Hs(s) Handschrift(en) Ps.Plut. Hss: Mosquensis 352, ca. 10. Jh. A (Diels) = M (Mau) = M (Lachenaud) Marcianus 521, 13. Jh. B (Diels) = M (Mau) = m (Lachenaud) Parisinus 1672, 14. Jh. C (Diels) = E (Mau) = E (Lachenaud) Stobäische Hss: Hs F Hs P Hs L
Farnesius (Neapel) III D 15, 14. Jh. Parisinus 2129, 15. Jh. Laurentianus VIII, no. 22, 14. Jh.
Sigla der Gleichung: ↔ = ~ — ≠ ?
Unterschied zwischen den Lesarten Übereinstimmung zwischen den Lesarten Beinahe völlige Übereinstimmung zwischen den Lesarten Die Lesart fehlt dem Textzeugen im Vergleich zu P und S Die Lesart des Textzeugen weicht von P und S stark ab2 Die Zuordnung des Textzeugen ist unklar
2 Nicht immer ist eine scharfe Trennung herzustellen zwischen dem Siglum »—« und dem Siglum »≠«. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
I. Einleitung
1. Die Doxographi Graeci − ein Konstrukt Griechische Philosophie realisiert sich über weite Strecken als Produkt der indirekten Überlieferung. Einen wesentlichen Beitrag dazu leistet die umfangreich erhaltene Doxographie1 (»Niederschrift der Lehrmeinungen«) aus der Kaiserzeit. Die Darbietung von Lehrmeinungen (δόξαι, ἀρέσκοντα, pla cita) der Philosophen scheint dem Bildungsbedürfnis der Zeit zu entspringen.2 Solche Handbücher waren oft Kompilationen aus Kompilationen, deren Nutzen in den knappen Aussagen lag, die durch ihre Einprägsamkeit bestachen. So benutzten die Skeptiker, wie Riedweg zeigt,3 doxographische Zusammenstellungen, um angesichts der Meinungsverschiedenheiten der Philosophen die Notwendigkeit der ἐποχή, der Zurückhaltung des Urteils, zu demonstrieren. Als eine der wichtigsten Schriften der Placita-Literatur gilt die verschollene »Sammlung von Lehrmeinungen« (Περὶ ἀρεσκόντων ξυναγωγή), die oftmals die einzige Quelle für vorsokratische und hellenistische Philosophie darstellt und von einem nicht weiter bekannten Aëtios (1. Jh. n. Chr.) stammt.4 1 Mejer, Philosophy, S. 24: »It is important to notice that the term ›doxography‹ is modern, created as an analogy to the term logographos (= speech writer for litigants in courts, writer of prose), and based on the title of a number of Hellenistic books called On the Opinion of … (Greek doxa, dogma; other terms are used, and in particular the Latin word placita has been used to designate these texts).« Der mit den placita vergleichbare terminus im Griechischen lautet ἀρέσκοντα. 2 Von Christ, S. 862. 3 Riedweg, S. 112. S. auch Ulrich, S. 62. Zhmud, Tradition, S. 168: »Die philosophiegeschichtliche Einteilung verschiedener doxai auf entgegengesetzte Gruppen ist schon bei den Sophisten zu beobachten …; Aristoteles und Theophrast gebrauchten sie als eine der vielen Arbeitsmethoden, die es erlaubten, Übereinstimmendes und Unterschiedliches in den Ansichten hervorzuheben.« 4 Bremmer, S. 156: »Aëtius as a personal name is not attested before the fourth century, as can be readily seen from the dozens of papyrological and epigraphical examples given by the PHI CD-ROM no. 7 (›Greek Documentary Texts‹), all ranging from the fourth to the sixth century. The reason for this sudden popularity of the name is obscure. M / R (p.322) think of an influence of the Roman name Aquila, but nothing points to a sudden popularity of that name in the Latin tradition. … The name … may point to Egypt, but the onomastic evidence does not support the existence of a person with that name in the later first century AD.« Dagegen Mansfeld, Doxographi Graeci, S. 164: »onomastic material is (unavoidably) almost exclusively based on what was preserved in the sands of Egypt. Egyptocentrism is not a good idea where the early centuries of the Roman empire are concerned.« Zur Datierung s. Harri son (S. 142–144), der die Placita dem Plutarch zuschreibt und Aëtios von Plutarch abhängen lässt. Zu Harrison, s. Mansfeld, Aëtianum, S. 186–188. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Einleitung
Darin sind die doxai in der Regel telegrammartig präsentiert und ohne Kontext aufgeführt.5 Wer an Aëtios interessiert ist, muss weiterhin auf die »Doxographi Graeci« des Philologen Hermann Diels aus dem Jahre 1879 zurückgreifen. Das monumentale Werk gilt als ein Glanzstück der Philologie des 19. Jahrhunderts. Zugleich sind die DG ein hochgradig hypothetisches, spekulatives Werk. Ihr Zentrum bilden die Placita des Ps.Plutarch6 und die Eklogen des Stobaios.7 Die beiden Schriften stellt Diels in Kolumnenform gegenüber: Die linke Kolumne folgt dem Aufbau der Ps.Plut. Placita, die rechte Kolumne beinhaltet die E klogen des Stobaios. Dabei verändert Diels die Stobäische Anordnung der
5 M&R, Compendium, S. 17: »Tenets are formulated briefly to extremely briefly, and are best understood in the context of the information provided by the chapter where they are located.« Runia, What is doxography, S. 40: »The style is usually bald and highly compact.« Zum telegrammartigen Stil, s. Runia, Doctors, S. 202. 6 Es handelt sich dabei um die Epitome naturphilosophischer Meinungen in fünf Büchern (Placita philosophorum, ca. 150–200 n. Chr.), die fälschlich unter dem Namen Plutarch überliefert ist − ediert von Mau 1971 und Lachenaud 1993. Zu Beginn des Werkes (874D1) liefern die Ps.Plut. Hss den Titel: Περὶ τῶν ἀρεσκόντων φιλοσόφοις φυσικῶν δογμάτων βιβλία εʹ. Die Titel der Bücher II–V lauten: II Περὶ τῶν ἀρεσκόντων τοῖς φιλοσόφοις φυσικῶν δογμάτων ὲπιτομής τὸ βʹ. III Περὶ τῶν ἀρεσκόντων φιλοσόφοις φυσικῶν δογμάτων ἐν ἐπιτομῇ τὸ γʹ. IV Περὶ τῶν ἀρεσκόντων φιλοσόφοις φυσικῶν δογμάτων τὸ δʹ. V Περὶ τῶν ἀρεσκόντων φιλοσόφοις φυσικῶν δογμάτων ἐν ἐπιτομῇ τὸ εʹ. Der Buchtitel zu Beginn des Werkes kann mit folgendem Werk aus dem Lamprias-Katalog Nr. 61 (abgedruckt in der RE bei Ziegler, Sp. 698–702) identifiziert werden, der eine Liste der Plut. Werke liefert und in das 3. oder 4. Jh. n. Chr. datiert wird: Περὶ τῶν ἀρεσκόντων φιλοσόφοις φυσικῆς ἐπιτομῆς βιβλία ε’. Andere darin aufgeführte Werke mit ähnlichem Titel sind: Nr. 183: Φυσικὴ ἐπιτομή, Nr. 196: Φυσικῶν ἀρεσκόντων. Die von anderen Autoren zitierten Ps.Plut. Titel lauten: Eusebios PE 14.13: Περὶ τῶν ἀρεσκόντων τοῖς φιλοσόφοις φυσικῶν δογμάτων, Cyrill Con. Iul. 2.14: ἐν τῷ δευτέρῳ βιβλίῳ τῆς τῶν »Φυσικῶν δογμάτων« συναγωγῆς; Qostā Ibn Lūqā: Dies ist das Buch des Plutarchos über die naturwissenschaftlichen Ansichten, welche die Philosophen vertraten; Theodoret CAG 4.32: Περὶ τῶν τοῖς φιλοσόφοις δοξάντων ἐπιτομήν. Vergleicht man die Überschriften, so fällt auf, dass 1. der bei Theodoret erwähnte Plutarch die δόγματα nicht mit φυσικῶν qualifiziert, 2., dass Cyrill entgegen den Ps.Plut. Hss das zweite Buch nicht als Epitome bezeichnet. (S. dazu Kap. III.1). 7 Es handelt sich um das aus vier Büchern bestehende Anthologium (ediert in fünf Bänden von Wachsmuth / Hense 1884–1912) des Ioannes Stobaios, dessen Exzerptensammlung in das 5. Jh. n. Chr. datiert ist. Die vier Bücher sind in zwei unabhängigen Teilen überliefert: den Eclogae physicae (B. 1–2), die durch die byzantinische Überlieferung stark reduziert wurden, und dem besser überlieferten Florilegium (B. 3–4). Das dem Aëtios zugeschriebene Material findet sich in Buch 1,1–46; Verstreutes Material ist noch im 4. Buch zu finden: 4.36,30–31; 4.37; 4.50a30. Die Sammlung ist als Lehrwerk für seinen Sohn Septimus zusammengestellt, um dessen Erinnerungsfähigkeit (φύσις ἀμαυρότερα) an die Schriften zu ver bessern (ἀναγνωσμάτων μνήμη, (Phot. Bibl. 167.112). © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
Die Doxographi Graeci − ein Konstrukt
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Eklogen-Sammlung, die als Textmontage bereits eine strukturelle Modifikation durchlaufen hat, dahingehend, dass er eine Rückgliederung vornimmt, die der Reihenfolge der Ps.Plut. Placita entspricht. Auf jeder Seite verbindet Diels die beiden Kolumnen am oberen Rand durch eine geschweifte Klammer und versieht sie mit dem Namen Aetii Placita.8 Synoptische Darstellung und geschweifte Klammer unterstützen, wie Cassin pointiert feststellt, optisch Diels’ Anspruch auf die Annahme einer Placita-Schrift des Aëtios9 und in der Tat erlaubt es die Ähnlichkeit zwischen Ps.Plutarch und Stobaios einen Quellentext anzunehmen, den die beiden Autoren im Abstand von drei Jahrhunderten unabhängig voneinander exzerpiert haben. Die Unabhängigkeit lässt sich aus der Überlegung ableiten, dass Ps.Plutarch und Stobaios Abweichungen besitzen, die nicht durch Emendation oder Konjektur aufgehoben werden können.10 Schließt man die Abhängigkeit zwischen Ps.Plutarch und Stobaios untereinander aus, so ist die Abhängigkeit beider Texte von einem hypothetischen Quellentext anzunehmen. Diels setzt den Quellentext mit derjenigen Quelle gleich, die Theodoret in den CAG für seine Exzerpte nennt,11 der oben erwähnten Περὶ ἀρεσκόντων ξυναγωγή des Aëtios.12 Auf Grundlage der Abhängigkeitshypothese führt Diels − geleitet von einer Konkordanz zur nächsten13 − die Placita des Aëtios auf die so genannten Ve tusta Placita zurück (1. Jh. v. Chr.), ein hypothetisches Bindeglied, so Cassin,
8 Cassin, S. 36. 9 Cassin, S. 36. 10 S. dazu Kap. I.4.1. 11 CAG 4.31: Εἰ δέ τις οἴεται κἀμὲ συκοφαντῆσαι τοὺς ἄνδρας, τὴν παμπόλλην αὐτῶν διαφωνίαν ἐλέγξαντα, ἀναγνώτω μὲν Ἀετίου τὴν Περὶ ἀρεσκόντων ξυναγωγήν, ἀναγνώτω δὲ Πλουτάρχου τὴν Περὶ τῶν τοῖς φιλοσόφοις δοξάντων ἐπιτομήν· καὶ Πορφυρίου δὲ ἡ Φιλόσοφος ἱστορία πολλὰ τοιαῦτα διδάσκει. Wenn aber einer meint, dass auch ich (sc. wie Sokrates oder Xenophon) die Männer (sc. griechischen Philosophen) verleumdet habe, weil ich ihre völlige Unstimmigkeit bewiesen habe, so soll er lesen Aëtios’ Περὶ ἀρεσκόντων ξυναγωγή, er soll ferner lesen Plutarchs Περὶ τῶν τοῖς φιλοσόφοις δοξάντων ἐπιτομή. Auch Porphyrios’ Φιλόσοφος ἱστορία lehrt vieles in der Art darüber. 12 M&R (Sources, S. 84–87; ebd. 333–338) haben diese Hypothese in den Aëtiana 1997 bestätigt. Allerdings gibt es auch Gegenstimmen. Für Lebedev (Doxographer, S. 814−816) ist der Name Aëtios nur ein lapsus für Areios Didymos. Lebedev hält den »Aëtios« für identisch mit Eudoros’ λόγος φυσικός. Areios Didymos habe aus Eudoros geschöpft und ihn erweitert, aus dem wiederum Stobaios geschöpft habe. Achilles (und Ps.Plutarch?) habe ebenfalls aus Eudoros geschöpft. Cassin (S. 38), die auf die Problematik der sprechenden Namen verweist, stellt die Frage, ob nicht der Name Aëtios, der lediglich bei Theodoret erwähnt werde, auf aitia »die Ursache« zurückzuführen sei. »Das hämische Lachen Charles Nodiers ist nicht zu überhören. Niemand glaubt an einen Autor, der Tacitus hieße und auch noch schweigen würde. Aber wir Philologen glauben dafür an einen Schriftsteller, der Aëtius heißt, Ursache mehrerer Texte und zudem die Hauptquelle unserer Vorsokratiker wäre.« 13 Cassin, S. 36. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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das er auf die ebenfalls verlorenen Φυσικῶν δόξαι14 des Theophrast zurückführt und damit schließlich auf die Vorsokratiker selbst, greifbar in den »Fragmenten der Vorsokratiker« von Diels (1903).15 Mit den VP16 als Zwischenquelle schafft Diels die notwendige Voraus setzung, um die Abhängigkeit des Aëtios von Theophrast aufrechtzuerhalten. Denn auf diese Weise lassen sich die doxai, wie etwa die der Stoiker oder Epikureer, die aus chronologischen Gründen nicht von Theophrast stammen können, den VP zuschreiben. Für die Existenz der VP spreche, so Diels,17 dass Varro (Logohistoricus Tubero),18 der zeitlich vor die von Diels angenommene Datierung des Aëtios (1. Jh. n. Chr.) fällt, mit Aëtios vergleichbare doxographische Abschnitte besitze (t.a.q.), die auf eine gemeinsame Quelle schließen lassen. Die VP werden nach Diels auch von Cicero (de nat. deorum), Philodemos 14 Zu der Frage des Titels, s. Mansfeld, Problemata, S. 63−111. Während sich Diels (DG, S.102) und Usener (Analecta, S. 71) mit de physicorum opinionibus auf den Titel Φυσικῶν δόξαι festlegen (s. auch M&R, Sources, S. 7), favorisieren M&R den Titel φυσικαὶ δόξαι. Der Unterschied begründet sich in der Anlage des Werkes, ob es nach Personen (Diels) oder dem Inhalt (M&R) aufgebaut ist. Auch Susemihl (S. 290, 296) spricht in seiner Rezension zu den DG von den φυσικαὶ δόξαι. Dabei macht er auf den geschichtlichen und sachlichen Aspekt der Ps.Plut. Placita aufmerksam. S. dazu Zhmud, Origin, S. 134 zur Diskussion: »in recent decades the historical and even the historiographical character of these writings has been questioned or disputed. For example, in their works on doxography, J. Mansfeld, D. Runia, and H. Baltussen clearly tend to reduce the historical orientation of Theophrastus’ work to a minimum or even to deny it in favor of a systematic one. According to them, the doxography is a systematically organized collection of ›physical opinions‹, born out of Aristotelian dialectic and designed for dialectical discussions held in the Lyceum;« Zhmud, Origin, S. 134, selbst dazu: »The attempts to separate Theophrastus’ doxography from Eudemus’ history of exact sciences, to deprive it of its historical sense, and to consider it only as an application of Aristotle’s dialectic do not seem to me convincing.« Zur Diskussion des Theophrast-Titels, s. Zhmud, Origin, S. 133 Anm. 65: »Meanwhile, φυσικαὶ δόξαι is attested neither in the tradition of the Lyceum, nor in Aristotle’s commentators … Mansfeld … does not adduce any indisputable example of φυσικαὶ δόξαι (in plural), whereas φυσικὴ δόξα in some of his examples means ›natural‹, and not ›physical opinion‹.« Darauf bezugnehmend kommt Mansfeld (Deconstructing, S. 280) nach einer Reihe von Beispielen zu dem Schluss: »The majority of these parallel passages are early enough, and show that φυσικὴ δόξα is entirely unproblematic from an idiomatic point of view.« 15 Cassin, S. 36. 16 Erwogen wird auch die Möglichkeit der Vetustissima Placita. Runia (Doctors, S. 233) stimmt mit Mansfeld überein, der die Vetustissima Placita zwischen die aristotelische Schule und das 1. Jh. v. Chr. ansetzt. »We should postulate a Vetustissima Placita in between the school of Aristotle and the first century BCE, already used, perhaps in an embryonic form, by Chrysippus in the third century.« Vgl. dagegen Mansfeld, Sources, S. 18: »I believe that this earlier work [VP, d. Vf.] or rather (one of) its predecessor(s), was already used by Chrysippus.« Dagegen s. Zhmud, Tradition, S. 168. 17 Diels, DG, 185–6. 18 Erhalten bei Censorinus, de die natali (Sallmann). S. Kap. 9,1–2: »Hac Chaldaeorum sententia explicata transeo ad opinionem Pythagoricam Varroni tractatam in libro, qui vocatur Tubero et intus subscribitur de origine humana.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
Die Doxographi Graeci − ein Konstrukt
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(de pietate), Lukrez oder dem Arzt Soranus gebraucht.19 Den t.p.q. der VP ermittelt Diels,20 indem er auf die jüngst genannten Denker Poseidonios und Askle piades von Prusa verweist und auf deren bevorzugte Schlussposition in den Ps.Plut. Kapiteln. Unter die späteren Ausläufer der Aëtios-Tradition, die noch greifbar sind, zählen z. B. Theodoret, Nemesios oder Qostā Ibn Lūqā, der eine arabische Übersetzung der Ps.Plut. Placita angefertigt hat. Mit den DG schafft Diels also, so Most,21 Klärung der Abhängigkeitsverhältnisse innerhalb von Zeugnissen, die eine Zeitspanne von tausend Jahren umfassen, und ziehe dadurch gleichzeitig eine Trennlinie zwischen Zuverlässigem und Unzuverlässigem. Im Hinblick auf die weitere Entwicklung schreibt sich, wie Siegmann darstellt,22 die aristotelische Tradition des Wissens, die durch die Φυσικῶν δόξαι und Placita Aetii beeinflusst sei, über die christlichen Apologeten fort und findet in Hegels System der Philosophiegeschichte ihre Rechtfertigung. Daran orientiere sich die maßgeblich durch Zeller bestimmte philosophiehistorische Forschung, als deren wichtigste Ausgabe die »Fragmente der Vorsokratiker« (1903) gelten, die wiederum in ihrer Disposition auf die von Diels angenommene Ordnung der Φυσικῶν δόξαι zurückgehen. Die DG (1879) und die darauf aufbauenden VS (1903) bilden zusammen für Diels und die nachkommende Forschung die Grundlage der vorsokratischen Überlieferung.23 Im Vergleich zu den DG ist bei den VS ein formaler Unterschied erkennbar, mit weitreichenden Konsequenzen, wie Burkert es verdeutlicht: Statt synoptischer Wiedergabe der Paralleltexte (Ps.Plutarch und Stobaios) ist der »Aëtios« in den VS direkt synthetisiert.24 Aus den VS geht auf diese Weise nicht hervor, welche Textpartien von welchem Autor stammen oder ob Diels nur auf den Text des Ps.Plutarch oder den des Stobaios zurückgegriffen hat.25 Diese Entscheidung verleiht, wie Burkert feststellt,26 dem rekonstruierten Autor eine scheinbare Realität und vermittelt dem Leser einen trügerischen Eindruck von Sicherheit. Die Auswirkungen des dargestellten Konstrukts sind für den Stellenwert der doxographischen Literatur richtungweisend: Indem Diels in Theophrast die ultimative Quelle der doxographischen Literatur sieht (nach M&R ist sie Aris 19 S. Stammbaum bei Capelle, Anhang. Runia, Doctors, S. 233, berichte, Mansfeld vermute, dass Varro, Cicero und Lukrez die Vetustissima Placita benutzt hätten, Soranus hingegen die VP. Nach Zhmud (Origin, S. 297) hat der Kompilator der VP die MathematikerLemma hinzugefügt, da alle erwähnten Mathematiker vor 100 v. Chr. gelebt hätten. Aëtios selbst hätte wahrscheinlich kein Material hinzugefügt, sondern Namen ausgelassen. 20 Diels, DG, S. 185. S. zu der Erklärung, Wyss. Sp. 200 ff.; Regenbogen, Sp. 1537 ff. 21 Most, S. 92. 22 Siegmann, S. 328. 23 S. Most, S. 92. 24 Burkert, Diels’ Vorsokratiker, S. 174. 25 S. auch die Fragment-Sammlung von KRS. 26 Burkert, Diels’ Vorsokratiker, S. 174. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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toteles),27 erhalten die von späteren Doxographen referierten vorsokratischen doxai einen vertrauenswürdigen Status.28 Aufgrund der Überlieferungssituation erfordert die Untersuchung des Aëtios-Konstrukts eine differenziertere Betrachtungsweise als es bisher der Fall ist: Methodisch sind grundsätzlich drei Unterscheidungsstufen vorzunehmen: 1. Die Basistexte (Ps.Plutarch und Stobaios), die aufgrund ihrer Exzerpierweise grundsätzlich begrenzt oder defizitär zu denken sind, können gleichzeitig Umformungen struktureller und inhaltlicher Art enthalten, die das Produkt einer redigierenden Arbeit sind. 2. Von diesem real vorhandenen Grundstock (PSLemma, PS-Version, PS-Material, PS-Kapitel) sind methodisch die PS-Placita (PS-Quelle, PS-Vorlage, PS-Provenienz) zu trennen,29 welche die hypothetische Vorlage der Basistexte darstellen, ohne Einbeziehung weiterer Textzeugen und ohne Bearbeitungsspuren. 3. Unter Berücksichtigung des quantitativen Differenzgefälles ist der Aëtios-Text idealiter als eine Synthese aus den noch nicht nach spezifischen Interessen umgeformten Basistexten und weiteren Textzeugen zu denken, vor allem aus denjenigen, die unabhängig aus Aëtios geschöpft haben (Theodoret, Nemesios) – auch dann, wenn nur Ps.Plutarch und Stobaios allein als Textzeugen vor Augen sind.
27 Runia, Presocratic Philosophy, S. 36: »Diels … consistently overlooked how much of the placita material goes back to the writings of Aristotle.« S. auch Mansfeld, Doxographical Studies, S. 22: »One can prove that Aristotle’s method profoundly influenced the Placita literature because the method of diaeresis, the question-types and the categories determine the lay-out of individual chapters and indeed whole sequences of chapters in Ps.-Plutarch (and so in Aëtius, of which Ps.-Plutarch is an epitome).« Zhmud (Doxographie, S. 233) macht hingegen darauf aufmerksam, dass Diels keineswegs der aristotelische Einfluss entgangen sei. Trotz der Rückführung auf Aristoteles macht Runia (Xenophanes, S. 137) deutlich, dass es methodisch falsch sei, die doxographischen Traditionen durch ein Stemma zu verbinden, wie es durch Diels naive Einquellentheorie impliziert sei, »but in 1997 such a stemma appears in Aëtiana« (s. S. 328), so Zhmud, Doxographie, S. 237. »The problem, however, is that in the DG there is no stemma for the entire doxographical tradition, neither for its earlier period, nor for the later. The o n l y stemma to be found here concerns the textual transmission of Ps.-Plutarch’s Epitome, including its manuscripts and the sources that depend on it.« Runia (Xenophanes, S. 137), dessen Aufsatz in die Aëtiana 2009 einfließt, kritisiert, dass durch ein solches doxographisches Stemma ausgeschlossen werde, dass Aëtios aus Theophrasts Physik geschöpft habe. Mansfeld (Doxography and Dialectic, S. 3062) hingegen hält die Einquellentheorie bezogen auf Aëtios und die VP für plausibel: »Diels’ Aëtius hypothesis, a splendid example of the application of the Einquellentheorie, remains very economical and plausible. That concerned with the other Einzelquelle, the Vet. plac., is much more tenuous although still quite convenient.« 28 Zhmud, Doxographie, S. 219: »Our knowledge of the Presocratics, except for their verbatim fragments, is mainly based in the two ›pillars‹, Aristotle and Theophrastus, whose reliability as sources is crucial for our understanding of early Greek philosophy.« 29 S. Lebedev (Doxographer, S. 813), der ebenfalls von den PS-Placita spricht. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
Die Aëtiana – Gesamtrekonstruktion auf dem Prüfstand
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2. Die Aëtiana – Gesamtrekonstruktion auf dem Prüfstand 2.1 Die Anordnung der Lemmata Wie Diels in den VS präsentieren M&R in ihren »Aëtiana« 2009 den Aëtios ebenfalls synthetisch in einer Kolumne, und zwar nach dem RekonstruktionsPrinzip der diaphonia und der diairesis30 mit den möglichen Organisations formen Typ A, B oder C.31 In einem PS-Kapitel sind fünf mögliche Fälle einer Auflistung von doxai denkbar: 1. Jedem Denker ist jeweils eine unterschiedliche doxa zugeschrieben. 2. Verschiedene Denker können jeweils dieselbe doxa zu einem Thema aufweisen. M&R32 verneinen diese Möglichkeit (vgl. aber 2.16,4+5). Dass aber die doxai gleichwohl auch nach dem Prinzip der symphonia angeordnet sein können, geht aus Photios hervor,33 der auf Stobaios noch vor dem Epitomierungsprozess der Stobäischen Hss FP Zugriff hatte. M&R synthetisieren dennoch in solchen Fällen die doxai zu einer doxa.34 3. Einem Sammeletikett aus verschiedenen Denkern ist eine doxa zugewiesen. 4. Derselbe Denker weist unter Bewahrung seines Etiketts verschiedene Lemmata zu demselben Thema auf.35 5. Der selbe Denker vereinigt unter einem Etikett Lemmata aus verschiedenen Kapiteln unter sich (coalescence), die aus unterschiedlichen Themenbereichen hintereinander aufgelistet sind (Cluster).36 Vgl. aber 1.15,7.
30 M&R, Sources, S. 191: »A [Aëtios, d. Vf.] generally deals with his subjects either by setting up basic oppositions between contrasting points of view (διαφωνίαι) or by presenting various options in a long division (διαίρεσις).« 31 M&R, Compendium, S. 284−285: Typ A: »indicating a division of opinion into two opposed viewpoints or doctrines.« Typ B: »the opposition set out in the type A diaeresis is mediated by a third position.« Typ C: »In this case the views are presented as a sequence with out a definite opposition between any of them. The basic method here is one of sorting by means of a list.« 32 M&R sehen zwischen dem Anaximenes-Lemma (2.23,1) und dem Anaxagoras-Lemma (2.23,2) keine inhaltsgleiche Aussage. M&R, Compendium (S. 556) dazu: »Nevertheless the doxographer would not have included them both if they were identical.« 33 Phot. 167.112b: Τούτοις δέ, ὡς ἔφημεν, τὰς τῶν παλαιῶν δόξας, εἴτε συμφώνους οὔσας εἴτε διαφώνους, παφατίθησιν. »Er (sc. Stobaios) stellt darin, wie ich sagte, die doxai der Alten zusammen, sei es, dass sie übereinstimmend oder divergierend sind.« S. auch Zhmud, Tradition, S. 169: »Simplikios z. B., der weiter als die anderen in der Anwendung der Dihairese auf das doxographische Material gegangen ist, betont auf jede Weise συμφωνία in den Ansichten der Philosophen (In Phys. 20,12.28,31.179,28.204,27.404.21 etc. Diels).« 34 M&R, Compendium, S. 354, s. Lemma 2.4,1+3. S. auch die Lemmata 2.16,4+5. 35 M&R, Compendium, S. 460–1: »It is not unusual in A to have two doxai with the same name-label in a single chapter.« 36 So die Definition von M&R, Sources, S. 218. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Die disparate Ausgangslage der Auflistungsmöglichkeiten bietet Spielraum für eine Rekonstruktion auf Grundlage der Organisationsformen A,B,C: Es lassen sich nämlich − abgesehen von dem Problem, dass aufgrund des Epitomierungsprozesses die ursprüngliche Anzahl der doxai in einem Aëtios-Kapitel nicht präzise bestimmbar ist − die doxai durch ihren kontextfreien, telegrammartigen Stil je nach Gewichtung oder Interpretation dem Typ A, B oder C zuordnen (s. PS-Kapitel 1.11; 2.27). Fehlt die adversative Partikelverbindung μέν … δέ oder Vergleichbares − wodurch eine diaphonische Struktur zweifelsfrei erkennbar wäre − so ist die Trennlinie oftmals schwer zu ziehen, wann eine doxa als diaphonisch, diairetisch oder als »third position« aufgefasst werden kann. Als schwierig erweist sich die Zuordnung auch dann, wenn eine doxa mehr als einen inhaltlichen Aspekt aufweist, auch wenn M&R37 diesen Fall für ungewöhnlich halten. So lässt sich das Anaximander-Lemma 2.20,1 (P / S) nicht unproblematisch unter der von M&R38 aufgestellten Rubrik »pure fire« als »fiery circle like a wheel« zusammenfassen, weil die darin ebenfalls enthaltenen Aspekte der Form und des Größenverhältnisses unter der Rubrik nicht erfasst werden. Nicht nur das Organisationsprinzip sondern auch der Entstehungsprozess der Placita stellen die Rekonstruktion vor Probleme, und zwar durch den von M&R selbst aufgebrachten Aspekt »shifting nature«,39 den sie der PlacitaLiteratur insgesamt zuschreiben. Was hindert nämlich an der Überlegung, dass das Organisationsprinzip, welches M&R 1. auf Theophrast40 oder Aristo teles41 zurückführen, 2. als strukturelles Prinzip der Placita ansetzen und 3. bei Ps.Plutarch punktuell nachweisen,42 nicht auch von Ps.Plutarch aus spezifischen Interessen unterlaufen wird. Indem Diels, Mansfeld und Runia als Zwischenquelle die VP ansetzen und sogar die Vetustissima Placita,43 kommt der Aspekt »shifting nature« umso mehr zum Tragen, je weiter die Filiation zum Ursprung fortschreitet. Anders ausgedrückt, die Rekonstruktion wird umso 37 M&R, Compendium, S. 523: »it is unusual for P to combine two views in a single lemma.« 38 M&R, Compendium, S. 529. 39 M&R, Sources, S. XIX–XX: »A chief characteristic of the wide-spread and refractory material that constitutes the doxographical tradition (or rather traditions) is its fluid and continually shifting nature. … We are not dealing … with important technical works written by recognized masters, which likewise are to a great extent immune to change. … Their contents [of the handbooks, d. Vf.] may be amplified or abridged and their structure modified, as the developing situation or the specific interests of a particular author or school require, …« 40 M&R, Compendium, S. 9. Ebd. S. 280. 41 Mansfeld, Doxographical Studies, S. 20. Ebd. S. 21: »As a matter of fact, the Placita literature is heavily dependent on Aristotle, both as to its format and to a certain extent even as to its contents.« Ebenso Runia, Presocratic Philosophy, S. 36. 42 M&R, Sources, S. 191. 43 Runia, Doctors, S. 233. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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schwieriger, je mehr Eigenständigkeit (»specific interests«) man den Textzeugen zugesteht.44 Die spezifischen Interessen des PS-Materials (Epitome vs. Textmontage) werden durch die Überlieferungslage zusätzlich überdeckt. Es ist also zu bedenken, dass 1. die Ps.Plut. Hss eine begrenzte Version des Ps.Plutarch vermitteln, wie der Vergleich mit den Ps.Plut. Textzeugen Ps.Galen und Qostā Ibn Lūqā zeigt,45 2. Ps.Plutarch bei seinem Epitomierungsprozess Lemmata auslässt, die als Eckpfeiler innerhalb der Organisationsform dazu gedient haben können, diaphonische (Typ A) oder vermittelnde (Typ B) Positionen aufzuzeigen, 3. Ps.Plutarch die Reihenfolge der Lemmata verändert haben kann,46 ohne dass es aufgrund der Stobäischen Textmontage ersichtlich wird, 4. Ps.Plutarch und Stobaios gleichermaßen begrenztes Material aufweisen, wie aus Theodoret hervorgeht,47 5. Stobaios aufgrund der fehlenden Entsprechung bei Ps.Plutarch unbemerkt nichtaëtianisches Material mit aëtianischem Material verbunden haben kann, 6. Ps.Plutarch ebenso aufgrund fehlender Entsprechung unbemerkt nichtaëtianisches mit aëtianischem Material verbunden haben kann.
2.2 Inkongruenzen in der Ps.Plutarchischen Kapitelstruktur Das Rückgrat der in den Aëtiana 2009 erstellten Rekonstruktion bilden die Ps.Plut. Kapitel-Überschriften.48 Erweisen sie sich als defizitär, so gilt dies auch für die Rekonstruktion, die auf dieser Grundlage aufgebaut ist. Bei der Untersuchung der Inkongruenzen in der Ps.Plut. Kapitelstruktur sind vier Hauptpunkte anzusprechen: I. Psellos besitzt zahlreiche Überschriften, die sich bei Ps.Plutarch finden, aber auch Überschriften, die bei Ps.Plutarch keine Parallele haben. Gerade dort, wo Psellos reihenweise Überschriften aufführt (z. B. § 128, § 129, § 131), die auch von Ps.Plutarch bezeugt sind, ist der Gedanke nicht von der Hand zu weisen, dass dann, wenn sich unter den aufgeführten Überschriften eine nicht von 44 M&R, Sources, S. 107: »More emphasis will be placed on the individual authors (Aëtius ps.-Plutarch Eusebius ps.-Galen Stobaeus Theodoret Qustā Ibn Lūqā) … It will emerge that these authors are not only a witness to that tradition (as in Diels), … but are also themselves … integral parts of that tradition.« 45 M&R, Sources, S. 160: »Both Q and G have a fuller version than is given by the mss. tradition of P.« 46 M&R (Sources, S. 188) zu den Lemmata des Ps.Plut. Kapitels 3.3. 47 S. z. B. zu Lemma 1.29,1. 48 Mansfeld, Doxographical Studies, S. 22: »One can prove that Aristotle’s method profoundly influenced the Placita literature because the method of diaeresis, the question-types and the categories determine the lay-out of individual chapters and indeed whole sequences of chapters in Ps.-Plutarch (and so in Aëtius, of which Ps.-Plutarch is an epitome).« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Ps.Plutarch bezeugte Überschrift findet (§ 130 Εἰ θερμὸς ὁ ἥλιος), diese dennoch bei Ps.Plutarch aufgeführt war. Psellos weist zahlreiche solcher »ÜberschussÜberschriften« im Ps.Plut. Stil auf (§ 139 Περὶ κομήτου; § 163 Περὶ μεταβολῆς τῶν τῆς γῆς μερῶν). II. Das Ps.Plut. Prooemium (874F) berichtet von den Περιπατητικοί, namentlich Aristoteles und Theophrast,49 nach denen sich der vollkommene Mann darin auskennen solle, was ist (Theoretiker) und was sein solle (Praktiker).50 Beispielhaft für eine theoretische Untersuchung lauten die Fragen, ob (a) die Sonne ein Lebewesen ist oder nicht, (b) der Kosmos unbegrenzt ist und (c) etwas außerhalb des Kosmos existiert.51 Daraus ergeben sich drei strukturelle Konsequenzen: 1. Aus dem Vergleich zwischen dem Prooemium und den Ps.Plut. Überschriften geht hervor, dass es für Frage (c) zwar das Kapitel 2.9 mit der vergleichbaren Überschrift Περὶ τοῦ ἐκτὸς τοῦ κόσμου εἰ ἔστι κενόν gibt, aber die Frage (a) in der Placita-Abhandlung keine Entsprechung hat (vgl. aber Achilles mit der Kapitelüberschrift 13. Εἰ ζῶια οἱ ἀστέρες). Der Gedanke an ein ausgefallenes Kapitel liegt nahe (s. Überschrift 2.17). Auch existiert Frage (b) nach der Unbegrenztheit des Kosmos nicht als Ps.Plutarch-Überschrift, sondern wird lediglich innerhalb des Kapitels 2.1 (Περὶ κόσμου), das einem Sammelkapitel gleicht, neben anderen Themen behandelt.52 Dass die Unbegrenztheit des Kosmos aber eine thematische Kapiteleinheit bildet, geht – wie Leszl53 feststellt – auch aus Galen hervor: In de locis affectis54 stellt Galen eine Liste auf, die »explicitly said to be the subject of dialectical questioning«:55 καὶ περὶ γενέσεως καὶ φθορᾶς (1.24) ὁμοίως, ὥσπέρ γε καὶ περὶ 49 Fortenbaugh, S. 388: »Almost certainly, Aristotle and Theophrastus are mentioned because they are the best-known Peripatetics and not because they are the immediate source of what follows their names.« 50 ἀναγκαῖον τὸν τέλειον ἄνδρα καὶ θεωρητικὸν εἶναι τῶν ὄντων καὶ πρακτικὸν τῶν δεόντων· τοῦτο δ᾿ ἔξεστι καὶ ἐκ τούτων συνιδεῖν. (874F3–5 Lachenaud). Der vollkommene Mann ist notwendigerweise einer, der betrachtet, was ist, und ausführt, was sein muss. 51 οἷον· ζητεῖται εἰ ζῷον ἢ μὴ ζῷον ὁ ἥλιος, εἴπερ ὁρᾶται, τοῦτο δὲ ζητῶν θεωρητικός ἐστιν. … Ζητεῖται ὁμοίως εἰ ἄπειρος ὁ κόσμος ἐστὶ καὶ εἰ ἔξω τι τοῦ κόσμου ἔστι· ταῦτα γὰρ πάντα θεωρητικά (874F5–875A1 Lachenaud). Zum Beispiel: Es wird untersucht, ob die Sonne ein Lebewesen (ist) oder nicht, wenn sie gesehen wird. Wenn er dies untersucht, ist er ein betrachtender (Philosoph). … Ebenso wird untersucht, ob der Kosmos unbegrenzt ist und ob etwas außerhalb des Kosmos ist. All dies sind nämlich betrachtende Untersuchungen. 52 S. dazu Mansfeld, Doxography and Dialectic, S. 3142. 53 Leszl, Problems, S. 175–6. Leszl macht darauf aufmerksam, dass die Diskrepanz zwischen den bei Galen getrennt aufgeführten Themen und der Verschmelzung der Themen nicht allein für Kapitel 2.1 gelte, sondern dass »the discrepancy must regard also the ques tions about the gods, about providence and about destiny, for these must be primarily about their existence.« So findet sich in Kapitel 1.7 περὶ θεῶν die εἱμαρμένη (1.7,22) thematisch wieder, im Kapitel 1.27 περὶ εἱμαρμένης die πρόνοια (1.27,5) und Gott (1.27,6). 54 Galen 3.5; p. 158,17 Bd. VIII (Kühn). 55 Leszl, Problems, S. 175. Galen 3.5; p. 157,18 Bd. VIII (Kühn): διαλεκτικῶς ἐρωτηθέντες. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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ψυχῆς οὐσίας (4.2−3) καὶ περὶ θεῶν (1.7) καὶ προνοίας καὶ εἱμαρμένης (1.27) καὶ τοῦ γεννητὸν εἶναι τὸν κόσμον, ἢ ἀγέννητον, ἄπειρόν τε τὸ πᾶν (2.1,3+5+8) ἢ πεπερασμένον (2.1,6), ἢ πολλοὺς εἶναι κόσμους ἢ ἀπεριλήπτους κατὰ τὸν ἀριθμὸν, ἢ ἓνα μόνον τοῦτον (2.1,2).56 Wie Leszl zeigt, kommen bei Galen Themen getrennt vor, die Ps.Plutarch in Kapitel 2.1 vermischt. Die Kapitelverschiebung schwächt das Argument, auf der vorliegenden Kapitelstruktur den Aëtios zu rekonstruieren.57 Warum sollte Ps.Plutarch beispielhaft Überschriften in dem Prooemium auflisten, die dann in der Placita-Abhandlung nicht zur Anwendung kommen? Lässt sich die strukturelle Diskrepanz hinsichtlich der fehlenden Überschrift noch auf die Unachtsamkeit des Ps.Plutarch zurückführen, so zeigt die Inkludierung des ursprünglich unabhängigen Themas (Un begrenztheit des Kosmos) in Kapitel 2.1, dass dieser Vorgang über die bisher angenommene Aufgabe des Epitomators hinausgeht. 2. Die beispielhaft aufgeführten Überschriften weisen darauf hin, dass die Überschriftenverzeichnisse, die sich allein in den Byz. Hss befinden – zu Beginn eines jeden Buches wird dort das entsprechende Überschriftenverzeichnis aufgeführt – nachträglich eingefügt sein müssen. Zwar sind M&R der Meinung,58 dass die Überschriftenverzeichnisse von Aëtios stammen, doch warum sollten dann noch in dem Prooemium des ersten Buches Überschriften beispielhaft aufgeführt werden, wenn direkt davor dessen Überschriftenver
56 Gleiches (sc. die Unabhängigkeit der Frage nach dem Sitz der Seele mit der Thematik über die Elemente) gilt auch (für die Thematik) über Entstehen und Vergehen, wie auch über die Substanz der Seele, über die Götter, die Vorsehung, das Schicksal und (über die Frage, ob) der Kosmos entstanden oder unentstanden ist. Ob das Universum unbegrenzt oder begrenzt ist, oder viele κόσμοι sind oder unbeschränkt hinsichtlich der Zahl, oder nur dieser eine (sc. nämlich unserer). Zur Übersetzung, s. Mansfeld, Doxography and Dialectic, S. 3142 Anm. 418. 57 Mansfeld entschärft die Beobachtung, indem er das Problem auf die voraëtianische Ebene verlagert (VP?) und argumentiert, dass Galen diese Informationen aus einer volleren Version der aëtianischen Quelle geschöpft habe, in der diese Themen in verschiedenen Kapiteln behandelt seien. S. Mansfeld, Doxography and Dialectic, S. 3142 Anm. 424: »In Aët. II 1, two issues have been coalesced which are distinct in Galen; the chapter-title simply is περὶ κόσμου.« Ebd. S. 3142: »The fact that Galen separates topics which have been combined in Aët. II 1 intimates that his information derives not from ps.Plutarch or Aëtius but from a fuller version of the Plac. in which these subjects were treated in different chapters.« S. auch Leszl, Problems, S. 176. 58 M&R, Compendium, S. 296: »Firstly … there are many cases when the contents of individual lemmata in a chapter cannot be understood without the chapter title. … Secondly, to judge by the practice of an author such as Pliny in his Natural History, tables of contents may have chronologically preceded chapter titles. This admittedly not very strong argument suggests that A included tables of contents for his books.« Allerdings sei, so M&R (The compendium, S. 199), die Nummerierung der Überschriften bei Ps.Plutarch für das 2. Jh. einzigartig. Wenn Aëtios auf die zweite Hälfte des 1. Jhd. datiert sei, dann wäre dies ein frühes Beispiel für diese Praxis. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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zeichnis existiert?59 Daran offenbaren sich verschiedene Schichten der PlacitaAbhandlung. 3. Die Verbindung zwischen Prooemium und der Placita-Abhandlung wirkt brüchig, weil sich darin die weiteren Ausführungen über die praktische Ausübung des vollkommenen Mannes nicht wiederfinden,60 obwohl dazu im Pro oemium Überschriften beispielhaft aufgeführt sind. III. Obwohl in dem Ps.Plut. Einleitungskapitel des ersten Placita-Buches die aristotelische Vorstellung über die Natur zu Grunde gelegt wird und darin τύχη, ἀνάγκη, θεῖα und Vergleichbares von der Untersuchung explizit ausgeschlossen werden,61 existieren diese Kapitel in Buch I: Τίς ἐστιν ὁ θεός (1.7); Περὶ ἀνάγκης (1.25), Περὶ ουσίας ἀνάγκης (1.26), Περὶ εἱμαρμένης (1.27), Περὶ ουσίας εἱμαρμένης (1.28), Περὶ τύχης (1.29).62 Schwierigkeit bereitet auch der Umstand, dass Ps.Plutarch trotz des φύσις-Begriffs (1.1) die φύσις in dem nur von ihm gebotenen Kapitel 1.30 (Περὶ φύσεως) leugnet.
59 Diels führt das Kapitelverzeichnis zu Beginn eines jeden Buches nicht auf, sondern entnimmt nach M&R (Compendium, S. 295–6 Anm. 32) die Übersicht der Kapitelverzeichnisse aller Bücher am Anfang des ersten Buches aus den Titelüberschriften im Text (Diels, DG, S. 268–9). Im Gegensatz zu den Byz. Hss besitzen Eusebios und Ps.Galen kein Kapitelverzeichnis. Was Qostā Ibn Lūqā betrifft, so hat mir Prof. Daiber mit freundlicher Unterstützung mitgeteilt, dass zwar in der Damaszener Handschrift der arabischen Placita dem Text ein solches Verzeichnis vorausgehe; es ergebe sich aber zweifelsfrei, dass dieses entweder von dem Übersetzer oder von dem arabischen Abschreiber nachträglich hinzugefügt worden sei. S. dazu Daiber, Aetius, S. 75–6. 60 Ζητεῖται πάλιν πῶς βιοτεύειν καὶ πῶς προΐστασθαι τέκνων προσήκει καὶ πῶς ἄρχειν καὶ πῶς νομοθετεῖν· ταῦτα γὰρ πάντα ἕνεκα τοῦ πρᾶξαι ζητεῖται· καὶ ἔστιν ὁ τοιοῦτος πρακτικὸς ἀνήρ. (875A1–4, Lachenaud). Es wird gefragt, wie er sein Leben einrichten und wie er den Kindern vorstehen und wie er herrschen und wie er Gesetze geben soll; all dies wird wegen des Handelns gefragt; und der so beschaffene ist ein handelnder Mann. Zur Diskussion über theoretische und praktische Weisheit, s. Tsouni, S. 148–9. 61 πάντα γὰρ τὰ ὁρώμενα, ὅσα μήτε ὑπὸ τύχης μήτε ὑπ᾿ ἀνάγκης μήτ᾿ ἐστὶ θεῖα μήτε τοιαύτην αἰτίαν ἔχει, φυσικὰ λέγεται καὶ φύσιν ἔχει ἰδίαν· οἷον γῆ πῦρ ὕδωρ ἀὴρ φυτὰ ζῷα· (Lachenaud, 875B3–6; Lemma 1.2.2). Denn alles Sichtbare, was weder infolge des Zufalls noch der Notwendigkeit (entsteht), noch göttlich ist oder eine solche Ursache hat, wird ›natürlich‹ genannt und hat seine eigene Natur: z. B. Erde, Feuer, Wasser, Luft, Pflanzen, Lebewesen. 62 M&R, Compendium, S. 68: »The best solution of the puzzle consisting of the conflict both with Aristotle’s original doctrine in its entirety and with lemmata further down in Book I seems to be that what we have at 1.1 is a typical Placita lemma, in which a philosophical doctrine has been condensed and modified. … The elimination of necessity and chance may be seen as an effort to limit the scope to phenomena covered by the Aristotelian concept of ›for the most part‹ that is cited here.« Dazu Sharples, Aëtiana, S. 683: »the reason for this narrow definition of physics, M. and R. suggest (68–69), is to indicate to readers at the outset that A.’s approach is not in itself Atomist, or Stoic, or Platonist, though the views of these schools are indeed recorded along with others.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
Die Aëtiana – Gesamtrekonstruktion auf dem Prüfstand
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Die Inkongruenzen der Ps.Plut. Placita führen zwangsläufig zu der These, dass die Placita nicht als eine organische Einheit anzusehen sind, sondern aus mehreren Schichten bestehen. Diels63 und M&R64 schreiben Prooemium und Einleitung dem Aëtios zu. Je weniger Abschreiber ihre Vorlage entstellen, umso besser ist die Voraussetzung für eine Rekonstruktion.65 Aber auch wenn Pro oemium und Einleitung auf Aëtios zurückgehen, so bleibt die Diskrepanz zwischen Vorhaben und Ausführung bestehen. Damit steht die Tragfähigkeit des strukturellen Konzepts (διαφωνία, διαίρεσις) für die Placita zur Disposition: Wie sehr nämlich darf man auf dieses Konzept vertrauen, wenn Modifikationen den strukturellen Aufbau in eine Schieflage bringen? IV. Für die These der verschiedenen Bearbeitungsstufen sprechen auch stilis tische Gründe: 1. Die in dem Prooemium genannten beispielhaften Überschriften weisen die Formulierung εἰ κτλ. auf, während die Ps.Plut. Überschriften, wie Lachenaud feststellt, überwiegend nach der Formel Περὶ + Genetiv abgefasst sind.66 2. Leszl gibt zu bedenken,67 dass Teile der Ps.Plut. Placita (Kapitel 1.1; 1.2; 1.4; 1.7,1–10) aus einer nichtaëtianischen Quelle stammen könnten. So entspricht das Ps.Plut. Kapitel 1.4,68 das aus einer atomistischen Abhandlung über die Bildung des Kosmos besteht, nicht dem Aufbau eines aëtianischen Kapitels, in dem die telegrammartig formulierten doxai nach dem von M&R69 ermittelten Organi-
63 Diels, Stobaeus und Aëtius, S. 347: »Da fragt es sich also, ob Aëtios oder sein Epitomator [Ps.Plutarch, d. Vf.] die fremde Waare eingeschmuggelt habe. Ich entschied mich Doxogr. S. 57 ff. für Aëtios. Denn, um anderes zu übergehen, der Zweck der Einschiebung ist offenbar der, durch die interpolierten Kapitel zwischen den zusammenhanglosen Abschnitten der ursprünglichen Placita eine gewisse inhaltliche wie stilistische Verknüpfung herzustellen. Dieser Versuch ist freilich nicht weit gediehen.« S. auch Diels, DG, S. 57. Der Umstand, dass das Prooemium bei Stobaios fehlt, lasse sich darauf zurückführen, dass der Anfang der Stobäischen Hss FP dem Epitomierungsprozess zum Opfer gefallen sei und beweise nicht die Provenienz des Ps.Plutarch. S. auch dazu M&R, Compendium, S. 25. 64 Ebenso M&R, Compendium, S. 301–2: »It is to be agreed with Diels that this chapter [2. praefatio, d. Vf.), and the preface and the first chapter in P (which S does not cite) to which it is connected by content and language, go back to A.« Ebd. S. 60–72. 65 S. Cassin, S. 37. 66 S. ausführlicher dazu, Lachenaud, De placitis, S. 42–3. Von den insgesamt 133 Überschriften (Bücher 1–5) sind 84 Überschriften nach der Formel Περὶ + Genetiv abgefasst, nur 10 Überschriften nach der Formel εἰ κτλ. Die übrigen 39 Überschriften weisen einen anderen Fragetyp auf. 67 Leszl, Problems, S. 178–9. S. auch Runia, Doctors, S. 196−7: »It would be a mistake to regard the work as unified in approach and style. The first seven chapters of Book 1, for example, contain a number of discursive sections which deviate from the rest of the work.« 68 Leukippos DK 67A24. 69 Zum Organisationsprinzip als Diagramm, s. M&R, Compendium, S. 286. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Einleitung
sationsprinzip angeordnet sind. M&R,70 die wie Diels71 die Hypothese aufstellen, dass Kapitel 1.4 von Aëtios stamme, begründen dies durch seine organische Verbindung mit Kapitel 1.3, da Kapitel 1.4 den notwendigen Background für das Verständnis von Kapitel 1.3 liefere. Besitzt Ps.Plutarch Fremdmaterial, so muss es sich bei seinen Placita nicht ausschließlich um eine Epitome handeln. Nur die Bücher II, III und V sind derart betitelt.72 Bei Buch I und IV fehlt der Hinweis auf eine Epitome. Damit stellt sich die Frage nach der Aufgabe des Ps.Plutarch neu, die nach M&R – entsprechend der Epitome-Definition Opelts73 – im Streichen ganzer Teile der Vorlage bestehe: »He [Ps.Plutarch, d. Vf.] either transcribes or excises«.74 Leszl harmonisiert den Widerspruch mit der Hypothese,75 dass Ps.Plutarch seine Vorgehensweise geändert haben könnte und unterstützt dies mit seiner Beobachtung, dass das für Aëtios untypische Material in Buch I vorkomme, dessen Buchüberschrift das Wort »Epitome« nicht besitze.
3. Ps.Plutarch, Stobaios und Areios Didymos 3.1 Der Textzeugenstatus des Ps.Plutarch und des Stobaios Dass Ps.Plutarch und Stobaios in einem Zusammenhang stehen, ist sofort erkennbar: Sie bieten die gleichen Inhalte in der oftmals gleichen Anordnung und mehr oder weniger in der gleichen Formulierung.76 Oft sind nur einzelne Wörter von Varianten betroffen und in seltenen Fällen ganze Sätze. Der gleiche Wortlaut und die Übereinstimmung vieler Einzelheiten lassen daher zu Recht an eine gemeinsame Tradition denken.
70 M&R, Compendium, S. 17. »Diels failed to see that the cosmological chapters 1.4–5 are not separated from the cosmological Book II because of the compiler’s incompetence, but because he wishes to improve the account of physics by following the model of the Stoic phy sicos logos.« Ebd. S. 132. 71 Diels, DG, S. 57–8. Ders., Stobaios und Aëtios, S. 347. 72 Περὶ τῶν ἀρεσκόντων φιλοσόφοις φυσικῶν δογμάτων, Βιβλία Ε’. Περὶ τῶν ἀρεσκόντων τοῖς φιλοσόφοις φυσικῶν δογμάτων ἐπιτομῆς τὸ β’. Περὶ τῶν ἀρεσκώντων φιλοσόφοις φυσικῶν δογμάτων ἐν ἐπιτομῇ τὸ γ’ Τῶν ἀρεσκόντων φιλοσόφοις φυσικῶν δογμάτων. Περὶ τῶν ἀρεσκώντων φιλοσόφοις φυσικῶν δογμάτων ἐν ἐπιτομῇ τὸ ε’. S. auch Theodoret CAG 4.31 Περὶ τῶν τοῖς φιλοσόφοις δοξάντων ἐπιτομή. S. M&R, Sources, S. 182. 73 Opelt, S. 960–1. 74 M&R, Sources, S. 189. 75 Leszl, Problems, S. 179: »one has to wonder if the author has not changed his intentions at some stage in preparing it and, giving up the original plan of writing a work of wider scope, based on use of various sources, has resorted to excerpting from a work like Aëtius’ Placita.« 76 Frede, S. 138–139. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
Ps.Plutarch, Stobaios und Areios Didymos
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Aufgrund der allgemein anerkannten Diels’schen Theorie, dass Ps.Plutarch und Stobaios unabhängig voneinander aus den verlorenen Placita des Aëtios geschöpft haben, stößt man dann zu der verlorenen Quelle vor, wenn die Basistexte (Ps.Plutarch und Stobaios) den identischen Text aufweisen (P=S → A ëtios).77 Durch diese Theorie ist erst die Voraussetzung dafür geschaffen, den »Aëtios« überhaupt erfolgreich rekonstruieren zu können. Denn gesetzt den Fall, es hinge der eine Textzeuge von dem anderen ab, so besäße man mit nur einem direkten Textzeugen keine Alternative, durch die sich die Lesart bestätigen ließe. Dass Ps.Plutarch von Stobaios abhängen könnte, scheidet grundsätzlich aus chronologischen Gründen aus. Was aber zu der Meinung veranlasst, dass Stobaios, obwohl die Chronologie es gestattet, nicht von Ps.Plutarch abhängt, ist der Umstand, dass Stobaios in den gemeinsamen Kapiteln oftmals das reichhaltigere Material liefert.78 Den Überschuss erklären M&R79 damit, dass Stobaios seine Vorlage immer zur Gänze exzerpiere, Ps.Plutarch hingegen in seiner Funktion als Epitomator die Vorlage kürze. Wenn also Stobaios von Ps.Plutarch abhinge, wie soll dann – so das gängige Argument – Stobaios aus Ps.Plutarch das reichhaltigere Material entnommen haben? Grundsätzlich steht dabei die Frage im Raum, ob sich nicht der Überschuss bei Stobaios auch bisweilen dadurch erklären ließe, dass ihm – im Vergleich mit den heutigen Ps.Plut. Hss – eine umfangreichere Version der Ps.Plut. Placita vorlag, die die Bearbeitungsstufen noch nicht durchlaufen hat (s. Kap. III.1.). Auch wenn Stobaios innerhalb der gemeinsamen Kapitel tendenziell das reichhaltigere Material aufweist, so gibt es genügend korrespondierende Lemmata, in denen umgekehrt Ps.Plutarch das Plus aufweist. In diesen Fällen könnte Stobaios durchaus aus Ps.Plutarch geschöpft haben. Um dennoch die Theorie aufrecht zu erhalten, dass Stobaios direkt aus Aëtios geschöpft hat, wird argumentiert, dass 1. die nur bei Ps.Plutarch vorhandenen Zusätze entweder von Ps.Plutarch selbst oder von einem späteren Abschreiber (scriba) stammten80 oder 2. dass das Material in den relativ jungen und defektiven81 Stobäischen Hss FP ausgefallen sei.82 77 S. M&R, Sources, S. 210. 78 S. dazu auch Frede, S. 136. 79 M&R, Sources, S. 288. Ebd. S. 187. 80 So argumentiert Diels (Stobaios und Aëtios, S. 343−345) bei Ps.Plut. Überschuss. 81 Hense, Sp. 2559: »Im Laufe der Zeit wurden nun die ersten beiden Bücher … immer mehr epitomiert, so dass ihre Überlieferung in den für sie heute maßgebenden Hss. in dem cod. Farnesinus (F) … und Parisinus (P) … auch einschließlich der durch das Flor. Laur. gebotenen Supplemente fast einem Trümmerhaufen gleicht.« S. M&R, Sources, 202: »Examination of the mss. F and P reveals that ¶ 1–31 appear to be fairly completely preserved (except the exordium and ¶ 2); thereafter ¶ 33–35, 37, 44, 46 are missing entirely, while the remainder survive in a severely truncated form (even the copious ¶ 49 is not complete).« 82 Runia, Arius Didymus, S. 365: »The disputed fragments we are concerned with are all located in Book I of Stobaeus’ Eclogae. This book, which unfortunately only survives in a © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Einleitung
3.2 Stobaios und das AD-Material Erschwert wird die Rekonstruktion der PS-Placita durch zwei Besonderheiten, die Stobaios im Umgang mit seiner Vorlage zeigt: 1. Stobaios wendet bei der Erstellung seines Werkes als organisatorisches Prinzip die Methode »coalescence« an: Er entnimmt aus seiner Vorlage die Lemmata ein und desselben Autors aus den verschiedenen Themenbereichen, stellt sie in einem Cluster zusammen und etikettiert den Beginn des Clusters (das Kopflemma) mit dem Namen des Denkers. Dadurch können sich, wie bereits erwähnt (Kap. I. 2), die Lemmata der Eklogen im Hinblick auf ihre Reihenfolge im Vergleich zu den Placita des Ps.Plutarch strukturell modifiziert zueinander verhalten (Textmontage).83 2. Stobaios schöpft als Anthologist aus zahlreichen Quellen, wie etwa aus Porphyrios, Platon, Herodot oder Plutarch. Diese entlehnten Zitate lassen sich aufgrund ihres Namensetiketts (name-label) in den entsprechenden Werken wiederfinden. Für die Identifizierung problematisch ist hingegen doxographisches Material, dessen vermittelnde Quelle bei Stobaios unerwähnt bleibt.84 Das doxographische Material über die Physik dürfe, wie Meineke 1859 erkannt hat,85 nicht allein dem Aëtios zugerechnet werden, sondern auch einem gewissen Areios Didymos,86 der ähnliches Material − ebenfalls physikalische Exzerpte, und zwar über Stoiker und Peripatetiker87 − liefere. Da Stobaios also die vermittelnde Quelle des doxographischen Materials unerwähnt lässt, steht man, wenn Ps.Plutarch den Text nicht bestätigt, vor der Frage, ob das Plus bei truncated version, contains a vast amount of doxographical material in the area of physics.« Ebd. S. 365 Anm. 11: »The prologue is missing; chapters 1–31 are fairly complete, but chapters 32–60 have been considerably abridged by an epitomator, who wrote out only the Platonic and Aristotelian material.« 83 Kahn, S. 4: »So even if Stobaeus has transcribed Didymus’ text verbatim (as we might reasonably suppose, on the basis of the evidence for Plato and the poets, where Stobaeus’ source has been independently preserved), he has been quite free in selecting and transposing his material.« 84 S. M&R, Sources, S. 210. 85 Meineke, S. 563–565. 86 Mejer, Überlieferung, S. 82: »Die seit Diels DG angenommene Identität des Doxo graphen Areios Didymos mit Augustus’ Hausphilosoph Areios ist zweifelhaft. … wenn er aber nicht identisch mit Augustus’ Hausphilosoph ist, müssen wir die Existenz eines anderen Areios annehmen. Areios Didymos muss zwischen Ende des 1. Jh. v. Chr. und Ende des 2. Jh. n. Chr. gelebt haben.« 87 Nach Meineke umspannt das Werk des Areios Didymos die gesamte Philosophie von Thales an, da Clemens Alexandrinus in den Stromateis (1.14,61.2–3 Stählin / Früchtel) die Spruchweisheit »Bürge, und schon ist das Unheil da« (Th 201 Schwab) dem Thales zuschreibt (Τὸ δ᾿ »ἐγγύα, πάρα δ᾿ ἄτα« … Δίδυμος δὲ Θαλοῦ φησιν εἶναι τὴν παραίνεσιν). Die Identif izierung des von Clemens erwähnten Didymos mit Areios Didymos weist Görannson (S. 218) zurück. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
Ps.Plutarch, Stobaios und Areios Didymos
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Stobaios ursprünglich in der gemeinsamen Vorlage stand und von Ps.Plutarch nur gekürzt oder ausgelassen wurde oder ob Stobaios ein Lemma aus AD unter das doxographische Material der gemeinsamen Vorlage gemischt hat. Um ein akkurates Bild von Aëtios zu erhalten, muss es gelingen, das ADMaterial aus dem PS-Material herauszulösen. Dazu hat Diels in seinen DG einen Zehn-Punkte-Katalog aufgestellt, wie sich aëtianisches Material von den AD-Exzerpten unterscheiden lasse.88 Ausgehend von diesem Katalog haben M&R einen eigenen Acht-Punkte-Katalog als »a new and revised list« erstellt.89 In der folgenden Tabelle sind in der linken Spalte die zehn Kriterien von Diels aufgeführt und in der rechten die zum Teil entsprechenden Kriterien von M&R.9091 Diels (1879)
M&R (1997)
I Arii est maior fere capitum ambitus.
»1. The lemmata of AD are often l onger than those of A, not only because they enter into more detail, but also because they often combine more than one topic.« 1a) »it is unusual for P to combine two views in a single lemma« M&R, The compendium, S. 523.91 »6. P tends to abridge … by abbreviating longer lemmata.«
88 Diels, DG, S. 73–75. 89 M&R, Sources, S. 245–249. Runia, Arius Didymus, S. 367: »Obviously our list takes as its point of departure the list of ten criteria which Diels outlined in his rigorous and admirably succinct analysis. … Unlike Diels we shall exclude any considerations that are based wholly on content.« Ebd. Anm. 19: »I.e. Diels’ last three criteria.« Dazu Zhmud, Doxography, S. 236: »Arithmetically, this means that Runia subtracts three criteria from Diels’ list of ten, then adds to the rest one criterion of his own and calls this ›a new and revised list‹, in which Diels’ results are incorporated!« Zu Areios Didymos’ Stil, s. Moraux, S. 277: »Er bemüht sich, die Hauptpunkte einer bestimmten Lehre mit knappen Formeln zusammenzufassen, hält sich dabei jedoch nicht unbedingt an die Anordnung des aristotelischen Gedankenganges. … Auch sein Vokabular weicht bisweilen von dem des Aristoteles ab. 90 Zur Beurteilung der Diels’schen Liste, s. Göransson, S. 220: »The criteria by which Diels (1879,73−75) sifted the Didyman material from the excerpts from Aëtius are perhaps not as indisputable as they have been regarded ever since.«; Runia, Arius Didymus, S. 365: »Göransson states somewhat apodictically that the criteria used by Diels to sift out the Didymean material ›are perhaps not as indisputable as they have been regarded every since‹, but makes no attempt to embark on this investigation himself.« 91 Zu dem Informationsgehalt eines aëtianischen Lemmas s. dagegen, s. M&R, Compendium, S. 173: »A doxographical lemma, consisting of name-label plus tenet (in this order) and very often not including an explicit verb of declaration, combines brevity with maximum amount of information.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Einleitung
Diels (1879)
M&R (1997)
II eclogae ut ex Arii ampliore conexu divulsae incipiunt a δέ particula, ut fr. 1 περὶ δὲ τῶν ἰδεῶν.
»4. In the case of AD, because S is taking excerpts from a continuous exposé, they frequently contain δέ as connecting particle.« 4a) »A … possibility … is that S feels no need for a connecting particle, when he himself inserts introductory connecting phrases.«
III conclusiones apparent ampliorum capitum fr. 12 περὶ μὲν οὖν τούτων διετάττετο οὕτως.
–
IV nomina philosophorum [apud Arium, d. Vf.] si non omittuntur, saepe secundarium locum obtinent ταύτας δὲ τὰς ἀρχὰς ποτὲ μὲν εἶναί φασιν Ἀριστοτέλης.
»2. … (c) those [lemmata, d. Vf.] which have the name of the philosopher in the nominative but not at the beginning.«
V lemmata anepigraphis capitibus suo more margini adscripsit genetivo usus Stobaeus fr. 2 Ἀριστοτέλους.
»2. … (b) those which have the namelabel only in the genitive, without a direct grammatical relation to the contents of the lemmata; … Type (b) was regarded by Diels as furnishing a water-tight criterion, but the evidence in the mss. is less unambiguous than he thought.«
VI Arii excerpta fere post Placita extrema collocavit.
»7. S tends to begin his chapters with material from A, and group the excerpts from AD towards the end.«
VII pugnant cum Aëtii vel sententiis vel ordine.
–
VIII Stoicorum formulae immixtae sunt Aristoteleis.
»8. Since, to the best of our knowledge, the physical fragments of AD are confined to material on Aristotle and the Stoics.«
IX in meteorologicis … Aristotelis libros ad verbum plerumque compilavit.
–
X in Stoicis loquax est cum illis.
–
–
»3. When S arranges the excerpts he has collected, he often has to add introductory phrases of his own in order to make necessary connections.«
–
»5. … AD uses indirect speech almost incessantly. … A in contrast often prefers not to linger too long in indirect speech.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
Ps.Plutarch, Stobaios und Areios Didymos
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Die in der Tabelle aufgeführten Punkte ergeben kein widerspruchsfreies Bild: So existiert ein Widerspruch zwischen I / 1. und 6.: Einerseits seien die ADExzerpte länger als die Aëtios-Lemmata, andererseits tendiere Ps.Plutarch dazu, die Aëtios-Lemmata zu kürzen. Daraus ergibt sich, dass von Ps.Plutarch un gekürzt übernommene Aëtios-Lemmata länger und damit schwer von ADExzerpten zu unterscheiden sind. Ferner ist bei 1. zu lesen, dass sich die Länge der AD-Exzerpte aus dem Detailreichtum oder der Kombination mehrerer Aspekte ergebe,92 während es unter 1a) heißt, dass es für Aëtios unüblich sei, mehr als einen Aspekt in seinem Lemma aufzuweisen (vgl. aber 2.25,1). Worin besteht dann der Unterschied zu den –nicht von Ps.Plutarch gekürzten – längeren A ëtios-Lemmata, bei denen aufgrund ihrer Länge ebenfalls mit größerem Detailreichtum und inhaltlich mit mehr als einem Aspekt zu rechnen ist. Darf man also aufgrund der Annahme, dass Ps.Plutarch seine Lemmata tendenziell kürzt, für das Aëtios-Lemma inhaltlich trotzdem nur einen Aspekt als Kriterium ansetzen? Wenn nach M&R / Opelt Ps.Plutarch für gewöhnlich ein Lemma in seiner Größe reduziert wird, so kann ein aëtianisches Lemma nicht gleichzeitig beschrieben sein als »account of the view thus given is in most cases very concise (sometimes even in a sort of telegram-style)«, was in der Aussage gipfelt, dass »the Placita [Aëtian Placita, d. Vf.] are essentially thetic« (vgl. Lemma 2.7,1).93 Ist also ein aëtianisches Lemma relativ groß, so dass an ihm das Ps.Plut. Kürzungsverhalten aufgezeigt wird oder ist die relative Größe eine Besonderheit im Vergleich zu dem telegrammartigen Stil eines aëtianischen Lemmas? Was Kriterium 5. betrifft, so gebrauche AD beinahe ohne Unterbrechung die indirekte Rede. Gleichzeitig ist von dem formalen Aufbau einer aëtianischen doxa zu lesen, sie sei »introduced by a verb of affirmation (often understood) and so is generally expressed in indirect speech.«94 Schließlich ist Kriterium II / 4. zu entnehmen, dass ein AD-Fragment mit der Partikel δέ an das aëtianische Lemma angeschlossen sei. Da aber auch Aëtios die Partikel δέ verwendet wird, um einen Kontrast anzuzeigen,95 verliert das Kriterium seine Aussagekraft, wenn das korrespondierende Lemma bei Ps.Plutarch fehlt. 92 Runia, Doctors, S. 198: »though on occasion more discursive descriptions occur and it can happen that additional material is included which is not strictly relevant to the question at issue.« 93 Runia, Doctors, S. 198. In den Aëtiana 2009 sprechen M&R (Compendium, S. 173) von einem »typically concise Aëtian lemma.« Vgl. PS-Lemmata, die bisweilen nur durch ein Adjektiv repräsentiert sind. Zum Widerspruch zwischen Kürze und Informationsgehalt vgl. »brevity with maximum amount of information.« M&R, Compendium, S. 173. 94 Runia, Doctors, S. 198. 95 S. M&R, Sources, S. 247: »In A … the particle [δέ, d. Vf.] is usually only used directly after the name-label if he wants to make a deliberate contrast.« Ebenso M&R, Compendium, S. 326 Anm. 87. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Einleitung
Ausgehend von den Kriterien, die Diels und M&R aufgestellt haben, lassen sich noch vier weitere Punkte herauslesen: Xa: »AD would have to be presenting a radical opposition between members of the Stoic school.«96 XI: Abgesehen von der Partikel δέ benutzt Stobaios zur Cluster-Bildung (sowohl für Aëtios als auch für AD) auch die Konjunktion καί. Daraus folgt, dass auch καὶ eine Anschluss-Partikel für AD-Fragmente ist (1.29,2). XII: Aufgrund der von M&R97 getroffenen Feststellung, dass Ps.Plutarch ein besseres Verständnis für die diaphonische Struktur des Aëtios besitze, kann die adversative Partikelverbindung μὲν … δέ als Kriterium für ein Lemma aus der PS-Quelle benutzt werden (1.18,6; 1.29,2). XIII: Da sich AD durch größeren Detailreichtum auszeichnet98 und das Aëtios-Lemma im Gegensatz dazu formalisiert aufgebaut ist, lässt sich – vorausgesetzt die Aëtios-Lemmata sind kürzer als die AD-Lemmata – das Kriterium aufstellen, dass AD im Vergleich zu Aëtios eine komplexere Stilistik und einen umfangreicheren Wortschatz besitzt (1.28,3; 1.29,3). M&R sprechen vom »descriptive, cataloguing style of AD.«99
4. Methodische Überlegungen zur Ermittlung der Vorlage mithilfe der Textzeugen Weichen Ps.Plutarch und Stobaios innerhalb des gemeinsamen Grundstocks voneinander ab, stellt sich entsprechend der Hypothese von der gemeinsamen Vorlage die Frage nach der Lesart in der PS-Vorlage: Weisen Ps.Plutarch oder Stobaios eine sprachwidrig formulierte, sinnentleerte Stelle auf, die von dem Paralleltext nicht bezeugt wird (P ↔ S), so ist es methodisch nicht zulässig, jedes Mal die sprachlich oder sachlich überlegenere Variante als die der PS-Vorlage zu bevorzugen.100 Unter der gewaltigen Fülle doxographischer Nachrichten findet sich Material, das mit Ps.Plutarch und / oder Stobaios identisch ist oder ihnen stark ähnelt. Für die Entscheidung, ob Ps.Plutarch oder Stobaios ihre Vorlage bewahren, kann dieses Material beweiskräftig sein. Dass M&R in den Aëtiana 2009 gerade das zweite Buch des Aëtios rekonstruieren, liegt an der
96 M&R, Compendium, S. 555. 97 M&R, Sources, S. 191: »Interestingly the epitomator has some feeling for this structure, and on the whole prefers to let it stand, …« 98 M&R, Sources, S. 254: »But the passage … is more discursive. It introduces various new elements … It also contains an entire sentence … which seems quite out of place in this chapter. This mixing of themes is characteristic of AD rather than A.« 99 M&R, Sources, S. 254. 100 S. dazu Schröder, S. 391–3. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
Methodische Überlegungen zur Ermittlung der Vorlage
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guten Textzeugenlage.101 Welchen Wert die doxographischen Nachrichten für die Rekonstruktion haben, entscheidet sich daran, in welcher Nähe sie zu Ps.Plutarch oder Stobaios stehen. Legt man die Abhängigkeitsverhältnisse der opinio communis zugrunde, so kann der Textzeuge 1. direkt von Aëtios abhängen (Ps.Plutarch, S tobaios, Theodoret, Nemesios), 2. indirekt den Aëtios bezeugen, i. e. von Ps.Plutarch abhängen (Eusebios, Ps.Galen,102 Qostā Ibn Lūqā, Ps.Iustin Cohortatio ad Graecos, Cyrill 5. Jh. Contra Iulianum, Lydos 6.Jh. De mensibus, Antinoopolis Papyrus) oder von Stobaios (Photios),103 3. aus einer Parallelüberlieferung stammen (Achilles, DP, Isiodore von Pelusium) oder 4. von seinem Status unbestimmbar sein (Athenagoras Legatio pro Christia nis, Philon Alexandrinus De providentia I, Hermeias Irrisio gentilium philo sophorum, Irenaeus 2. Jh. Adversus Haereses104).
4.1 Abweichung / Übereinstimmung der indirekten Textzeugen Unterscheiden sich Stobaios und Ps.Plutarch voneinander, während hingegen alle Ps.Plut. Textzeugen mit Ps.Plutarch übereinstimmen (P=E=G=Q ↔ S), so geschieht dies erwartungsgemäß. Für die Ermittlung der PS-Vorlage helfen die Textzeugen nicht weiter. Stimmen alle Ps.Plut. Textzeugen gegen Ps.Plutarch mit Stobaios überein (P ↔ S=E=G=Q), so scheint Ps.Plutarch von der PS-Vorlage abzuweichen und 101 M&R, Compendium, S. 288: »To be sure, Book II is a privileged case, because it is as good as certain that our witnesses have preserved it in a virtually complete state (our estimation is that we have at least 95 % ….« 102 Diels (Historia Philosopha, S. 10) hat in seiner Dissertation die These aufgestellt, dass Ps.Galen seine Anfangskapitel – besonders die Kapitel 7–10 weisen Ähnlichkeiten mit Sextus Empiricus Pyrrh. Hyp. auf – aus Sextus Empiricus entlehnt habe. In den DG (S. 248) zieht Diels die Behauptung zurück und wie Volkmann lässt er beide auf eine gemeinsame Quelle zurückgehen (s. M&R, Sources, S. 142–3; Mutschmann, S. 97–8). Nach M&R (Sources, S. 142−4) teilt sich das Ps.Galenische Werk in die zwei Teile §§ 1−24 und §§ 25−133. Die Paragraphen 16−24 lassen sie mit einigem Zögern auf die VP zurückgehen. M&R, Sources, S. 144: »Anticipating further analysis later in our study, we can say that at least some of the material contained in this (and other) chapters goes back to VP which was Aëtius’ source.« Allerdings gebrauche Ps.Galen in §§ 20 und 21 die Ps.Plut. Kapitel 1.1; 1.2 und 1.30. Ps.Galen (HP 2.13) selbst äußert sich über seine Quellen dahingehend, dass er nämlich mitteilen werde, was er von seinen Lehrern gehört habe und was er sich aus der Lektüre verschiedener Philosophen gesammelt habe. Volkmann (Plutarch, S. 166) stellt fest, dass der Titel ›Philosophiegeschichte‹ nicht zu dem Inhalt passt. 103 Kingsley (S. 246) sieht auch in Qostā Ibn Lūqā einen Stobäischen Textzeugen. 104 M&R, Sources, S. 163: »But the ordering of the topics, plus the fact that four of them do not occur in P, make any direct relation to P out of the question.« Diels (DG, S. 171–2) glaubt, dass Irenaeus sich auf Ps.Plutarch beziehe. Ebenso Grant, S. 160: »Diels observed that in listing the opinions of philosophers … Irenaeus followed Pseudo-Plutarch.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Stobaios die PS-Vorlage zu bezeugen, da das übereinstimmende Zeugnis auf eine bessere Vorlage (im Vergleich zu den Ps.Plut. Hss) schließen lässt.105 Solch ein Fall macht auf die Differenz zwischen einer Ps.Plut. Version und den Ps.Plut. Hss deutlich (vgl. Anonymi 1.9,6). Es sei wahrscheinlicher, so Schröder,106 dass ein Abschreiber der Epitome die Überlieferung verdorben habe, als dass die bessere Parallelfassung (i. e. die indirekten Textzeugen der PS-Placita) das Ergebnis konjekturaler Bemühungen sei. Allerdings zieht Mansfeld in 1.3,20 trotz der Textzeugenlage (P ↔ S=Q=Ath) deren Übereinstimmung in Zweifel und macht auf den häufigen Gebrauch der Placita aufmerksam, die daher zahlreichen Änderungen unterworfen seien.107 Stimmen die Ps.Plut. Textzeugen teils mit Ps.Plutarch, teils mit Stobaios überein (z. B. 1.7,33 P=E=Q ↔ S=G), so spricht für Stobaios’ Version der Ps.Plut. Textzeuge. Entscheidet man sich für Ps.Plutarch, muss die Übereinstimmung S=G dem Zufall zugeschrieben werden.
4.2 Abweichung / Übereinstimmung der direkten Textzeugen Hat ein Textzeuge direkt aus den PS-Placita geschöpft, dann ist er von hohem Wert für die Rekonstruktion, da er den gleichen Status wie Ps.Plutarch oder Stobaios besitzt. Unterscheiden sich also Ps.Plutarch und Stobaios voneinander (z. B. P ↔ S=T), so kann dieser Textzeuge den Ausschlag für die fragliche Lesart geben (z. B. 2.25,13). Stimmen Ps.Plutarch und Stobaios gegen einen unabhängigen Textzeugen überein (z. B. P=S ↔ T), könnte seine Abweichung auf einer Paraphrase be ruhen, wie M&R es für Theodorets Stil feststellen.108 In einem Fall, in dem Theodoret von einem PS-Lemma teils abweicht, teils verbatim übereinstimmt (2.3,1), verliert das Argument der Paraphrase an Überzeugung. Nicht zuletzt dann, wenn Theodoret in dieser Abweichung den − auf dem Gliederungsprinzip von M&R basierenden − überzeugenderen Inhalt wiedergibt. In diesem 105 M&R, Sources, S. 176: »Realiter S has nothing to do with P, but is rather a parallel witness to A. But whenever S happens to agree with a witness of the indirect tradition of P, i. e. E or G, Diels is strongly inclined to insert this reading into his text.« Dagegen wenden M&R (ebd.) ein: »In the case of E, who generally just copies out the text, this policy can sometimes be defended. In the case of the paraphraser and manipulator G the method is risky and usually ill-advised.« 106 Schröder, S. 394. 107 Mansfeld, Critical Note, S. 111. Ebd. S. 111: »The Placita were a much-used handbook, and such handbooks were always subject to revisions and alterations.« Vgl. ebenso 1.14,2: P ↔ S=Q. Trotz der Unterstützung von Qostā Ibn Lūqā sprechen sich M&R gegen Stobaios und für Ps.Plutarch aus. 108 Mansfeld, Sources, S. 278. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
Neuentdeckung und Neubewertung der Textzeugen
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Fall deutet die Textzeugenlage auf eine Kontamination zwischen Stobaios und Ps.Plutarch hin.109
4.3 Abweichung / Übereinstimmung der Parallelüberlieferung Stimmen Ps.Plutarch und Stobaios entgegen dem Textzeugen der Parallelüberlieferung überein (P=S ↔ Ach), so erhält die PS-Version als PS-Quelle den Vorzug (2.14,1+2), da in diesem Fall die Lesart der Parallelüberlieferung nicht bis zu der PS-Quelle gelangt zu sein scheint. Stimmt aber Ps.Plutarch mit dem Textzeugen der Parallelüberlieferung gegen Stobaios überein (P=Ach ↔ S, 2.27,2), – oder umgekehrt Stobaios mit dem Textzeugen gegen Ps.Plutarch (P ↔ S=Ach, 2.6,1) – so besteht die Möglichkeit, wenn die Übereinstimmung nicht auf Zufall beruhen soll, dass die Lesart von der Parallelüberlieferung auch bei der PS-Quelle angelangt ist, so dass aufgrund der Bestätigung durch Ps.Plutarch oder Stobaios die übereinstimmende Version den Vorzug erhalten sollte.110
5. Neuentdeckung und Neubewertung der Textzeugen nach 1879 Seit dem Erscheinen der DG hat die Forschung auf dem Gebiet der Textzeugen Fortschritte gemacht. Neue Textzeugen sind hinzugekommen, bisherige sind weiteren Untersuchungen unterzogen worden; dabei haben sie teils ihren Status behalten, teils eine Neubewertung erfahren.
5.1 Neuentdeckung (Qostā Ibn Lūqā, Antinoopolis Papyrus, Almagest-Scholion) Qostā Ibn Lūqā: Der umfangreichste doxographische Neuerwerb ist die von Qostā Ibn Lūqā verfasste arabische Schrift, die auf das 9. Jh. n. Chr. datiert wird. Im Jahre 1968 erschien die kritische Edition mit deutscher Übersetzung von Daiber, im Jahre 1980 die revidierte und erheblich erweiterte Fassung. Diels besaß zwar Kenntnis von dem Text, aber, so glaubte er, versio non iam extare
109 So gibt Mansfeld in 1.29,7 im Hinblick auf das name-label der Version des Theodoret den Vorzug. 110 Vgl. die Argumentation bei Bakker, S. 682. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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videtur.111 Verfügbar ist die arabische Version erst wieder seit 1945.112 Daiber führt Qostā Ibn Lūqā auf den Archetypus (α) zurück, den er dem Ps.Plutarch zuschreibt.113 Damit erhält Qostā Ibn Lūqā den Status eines Ps.Plut. Textzeugen.114 Diese Meinung vertreten auch M&R.115 Antinoopolis Papyrus: Erst nach Diels’ Abfassung der DG wurde der Papyrus entdeckt.116 M&R halten ihn für einen Textzeugen des Ps.Plutarch, da die wenigen Papyrusfetzen, die vorhanden sind, in allen Fällen allein mit Ps.Plutarch korrespondierten.117 Da Aëtios ein Produkt aus Ps.Plutarch und Stobaios sei, müsse, wenn der Papyrus ein Textzeuge des Aëtios wäre, auch Material darin enthalten sein, das allein von Stobaios bestätigt werde. Almagest-Scholion: Das Scholion zu Ptolemaios’ Almagest (Syntaxis Mathe matica), das lediglich mit den PS-Lemmata 2.31,1−3 eine Schnittmenge bildet, wird von Diels in den DG nicht unter den Textzeugen aufgeführt. Nach Mansfeld stellt der Scholion-Text das früheste handschriftliche Zeugnis des Ps.Plut. Textes dar.118 Er stehe in den ältesten Hss des Almagest (9. – 10. Jh.), die noch vor Hss des Ps.Plutarch entstanden seien.119
111 Diels, DG, S. 28. 112 M&R, Sources, S. 152. 113 Daiber, Aetius, 325. 114 Daiber, Aetius (S. 352) sieht in Stobaios einen Textzeugen des Ps.Plutarch. Allerdings wird Stobaios traditionell als unabhängiger Textzeuge von Ps.Plutarch angesehen. Zwar besitzt Qostā Ibn Lūqā den Ps.Plutarch komplett und geht sogar noch über ihn hinaus, aber es fehlt ihm doch die Materialmasse, die Stobaios innerhalb des gemeinsamen Grundstockes zusätzlich zu Ps.Plutarch aufweist. Während Daiber eine Zwischenquelle (β) annimmt, von der die übrigen Textzeugen abhängen, lassen M&R die Textzeugen Eusebios, Ps.Galen und Qostā Ibn Lūqā direkt von Ps.Plutarch abhängen. 115 M&R, Sources, S. 152−161. S. dagegen Kingsley, S. 246: »Finally although further confirmation of this conclusion is hardly needed, confirmation is precisely what we find in the fact that the Arabic version of Aëtius has followed Stobaeus in this particular section – not pseudo-Plutarch.« 116 Der Papyrus, der aus dem 3. Jh. n. Chr. stammt, wurde im Jahre 1913 / 14 gefunden und 1960 von Barns / Zilliacus ediert. 117 M&R, Sources, S. 126−130. 118 Mansfeld, Distances, S. 175. 177. M&R, Compendium, S. 636. 119 Mansfeld, Distances, S. 177: »At the end of pinax, or table of contents consisting of kephalaia (chapter headings), of book five of the Almagest Heiberg’s mss. BCD contain a scholium which is virtually identical with ps.Plut. 2.31: all three lemmas in the same order as in the doxographer. Ms. B of the Almagest has to be dated to the ninth, ms. D apparently to the tenth century; they are therefore considerably older than our earliest mss. for the Greek text of ps.Plutarch’s Placita. This scholium, which to the best of my knowledge has not yet been adduced in this context, therefore constitutes an independent and quite early witness for the text of this chapter.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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5.2 Neubewertung Abgesehen von den Neuentdeckungen, welche die Forschung in die Ps.Plut. Tradition stellt, haben einige Textzeugen nach Abfassung der DG eine Neu bewertung ihres Status erfahren.
5.2.1 Athenagoras Die Legatio des Athenagoras aus dem Jahre 177 n. Chr, die eine Berührung mit den PS-Kapiteln 1.3+6–7 aufweist, gilt für Diels als der früheste Ps.Plut. Textzeuge und liefert damit den t. a. q. für Ps.Plutarch.120 Diese Abhängigkeits hypothese vertrat bereits Krische.121 Mansfeld und Runia stellen dazu unterschiedliche Vermutungen an: Athenagoras hänge nicht von Aëtios ab;122 Athenagoras benutze entweder Aëtios oder Ps.Plutarch;123 es sei nicht bewiesen, dass Athenagoras eher Ps.Plutarch als Aëtios benutzte;124 Athenagoras gehöre zur »broader traition«.125 In dem Papyrus sieht Runia daher einen geeigneteren Kandidaten für den t.a.q.126
5.2.2 Philon Alexandrinus Diels sieht in Philon Alexandrinus ebenfalls einen Ps.Plut. Textzeugen. Da P hilon aber zeitlich vor Ps.Plutarch liegt, kann Philon nur dann ein Textzeuge sein, wenn ein Interpolator den Ps.Plutarch nachträglich bei Philon hineingeschrieben hat. Die Theorie von einem Philo inter polatus vertreten abgesehen von Diels auch Hadas-Lebel127 und Runia 120 Diels, DG, S. 7. 121 Krische, S. 39 Anm. 1: »Athenagoras Legat. c.21, der die Plutarchische Schrift, wie die Vergleichung mit I, 8 lehrt, vor sich hat, sagt genauer: ἀλλὰ θεὸν μὲν τὸν νοῦν τοῦ κόσμου ἄγει (Θαλ.); ein Beweis, dass diese Darstellung auf e i n e Grundform zurückgeht.« Vgl. Schwab, S. 44: »Die Informationen zu Thales’ Dreiteilung wird Athenagoras … vermutlich einem Handbuch der Placita-Tradition wie den Placita philosophorum des Ps.-Plutarch entnommen haben.« 122 M&R, Compendium, S. 178: »in our view does not depend on A.« 123 M&R, Sources, S. 314: »non liquet«. 124 Runia, Doctors, S. 193 Anm. 16. Ebenso heißt es bei so M&R, Sources, S. 125, die Parallelen zwischen Ps.Plutarch und Athenagoras, seien zu allgemein als dass es sich entscheiden ließe, ob Athenagoras aus Ps.Plutarch oder aus Aëtios geschöpft habe. 125 M&R, Sources, S. 125. Zu den Zweifeln, s. auch Barnard, S. 89: »Athenagoras may have been quoting the Placita of Aetius although this is not quite certain.« 126 Runia, Doctors, S. 193. 127 Hadas-Lebel, S. 146–7 Anm. 3: »Cette parenthèse ressemble beaucoup plus à une interpolation que le reste de la doxographie où elle est incluse.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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2008.128 M&R 1997 legen sich nicht fest, ob der interpolierte Philon ein Textzeuge für Ps.Plutarch, Aëtios oder sogar für die VP ist.129 Wendland sieht in Philon einen Textzeugen der ungefähr zeitgleichen VP.130 Vgl. Runia,131 der sich Wendlands Ergebnis anschließt.
5.2.3 Achilles und die DP Die Isagoge des Achilles zu den Phainomena des Arat verdient besondere Aufmerksamkeit, da er eine allseits akzeptierte Neubewertung erfahren hat:132 Diels133 setzte Achilles in den DG noch unter die Testimonia Plutarchi, wodurch er als Ps.Plut. Textzeuge auf der gleichen Stufe steht wie Eusebios oder Ps.Galen. Vorhandene Unterschiede zwischen Achilles und Ps.Plutarch führte er auf Interventionen zurück, die Achilles selbst vorgenommen habe.134 Später revidiert Diels, wie Pasquali aus einem Gespräch mit Diels erfährt, seine Entscheidung und betrachtet Achilles als unabhängig von Ps.Plutarch.135 Näheres über den revidierten Textzeugenstatus ist von Diels nicht zu erfahren. Auch Pasquali kommt zu dem Ergebnis, dass Achilles nicht durch Ps.Plutarch aus Aëtios geschöpft habe, und fragt, ob es nicht angemessener wäre, »alles dies, mit Plutarch übereinstimmende placita und bei Plutarch fehlende placita, auf die διαδοχή Poseidonios-Diodorus-Eudorus zurückzuführen?«136 M&R bestätigen die These von Diels und Pasquali, dass Achilles nicht aus Ps.Plutarch geschöpft habe,137 und beschreiben in den Aëtiana 1997 das Verhältnis zwischen 128 Runia, Philo, S. 43: »Diels argued that the passage was interpolated into the Philonic text at a later date (the Epitome of the Placita is to be dated to 150–200 CE). A detailed examination of the passage shows that this hypothesis is very likely to be correct.« 129 M&R, Sources, S. 162−3: »A more difficult question is to determine whether the extracts come from P, or from an anterior doxography, i. e. A [Aëtios, d. Vf.] or even the Vetusta Placita. … We conclude that, although it is not absolutely impossible that this material was cited by Philo and had its origin in A, the viewpoint of Diels that it was interpolated from P into Philo’s text is the more probable by far.« 130 Wendland, S. 1079: »Die Benutzung der Vetusta placita durch Philo ergiebt sich aber auch daraus, dass die mit ihm oft übereinstimmenden Autoren, wie Cicero, Soranus (bei Tert. und Pollux), Macrobius nach Diels von derselben Quelle abhängig sind.« 131 Runia, Doctors, S. 229: »From evidence elsewhere it is certain that Philo too had access to the Vetusta Placita.« Ebd. Anm. 130: »Missed by Diels but proven by P. Wendland in his brief article, »Eine doxographische Quelle Philos, …« 132 Die Eisagoge zu den Phainomena des Aratos sind von Diels, DG, S. 18, auf das 3. Jh. n. Chr. datiert. 133 Diels, DG, S. 23–25. 134 M&R, Sources, S. 302. 135 Pasquali, S. 566 Anm. 38. 136 Pasquali, S. 567. Vgl. Lebedev, Doxographer, S. 816. »Achilles (and Plutarch?) may have used Eudorus …«. 137 M&R, Sources, S. 305. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Aëtios und Achilles als »best seen as cousin writings, sharing the same ancestry, but not having the same parentage. Their similarities can be explained by the hypothesis that they derive in part from the same anterior tradition, but were written quite independently of each other.«138 Fest steht jedenfalls, dass Achilles durch seine Unabhängigkeit als Textzeuge schlagartig einen hohen Wert erhält. Daraus erwächst das Desiderat einer gründlichen Überprüfung der korrespondierenden PS-Lemmata, die eine Schnittmenge mit Achilles aufweisen:139 Fehlt die Übereinstimmung zwischen Achilles und dem PS-Material, lässt sich über die Lesart der PS-Quelle keine Aussage treffen. Wenn aber Achilles mit Ps.Plutarch oder Stobaios übereinstimmt (z. B. P=Ach ↔ S), so wird man der jeweiligen Übereinstimmung, wenn der Zufall als Argument außen vor bleiben soll, den Vorzug geben müssen (s. Kap. I.5.3). In dem Commentariorum in Aratum Reliquiae findet sich noch weiteres, begrenztes Material, das Ähnlichkeiten mit dem PS-Material aufweist: Maass druckt unter Anonymus I eine anonyme Einführung zu den Phainomena des Arat ab, die lediglich aus sechs Kapiteln besteht. Unter der Überschrift Εἰ ἕστηκε ἡ γῆ ἢ κινεῖται am Ende des dritten Kapitels findet sich Material über das extrakosmische Leere, das mit dem PS-Material aus Kapitel 2.9 Gemeinsamkeiten aufweist. Das Verhältnis zwischen dem Anonymus I und dem PSMaterial ist unbestimmt.140 Unter dem Titel Isagoge bis excerpta findet sich ebenfalls einführendes Material zu Arats Phainomena,141 das aus 25 Kapiteln besteht und mit Material aus den PS-Kapiteln 2.20 und 2.25 Übereinstimmungen aufweist. Das Verhältnis zum PS-Material ist ebenfalls unbestimmt. Weiteres doxographisches Material, das Ähnlichkeiten mit dem PS-Material aufweist, findet sich in den Scholien zu den Homiliae in Hexaemeron des Basilius von Caesarea,142 die Giorgio Pasquali (1910) gesammelt und in einem Ar 138 Vgl. ebenso M&R, Compendium, S. 312. Ebd. S. 616. S. dagegen Runia, Xenophanes, S. 136. Dort wurde im Jahre 1992 in einem Lachmannschen Stemma das Verhältnis zwischen Aëtios und Achilles als »Geschwister-Schriften« dargestellt. Zhmud (Origin, S. 297 Anm. 93) sieht Achilles von den VP abhängig. Im Jahre 1999 beschreibt Mansfeld das Verhältnis zwischen Aëtios und Achilles als cousin-Schriften. Mansfeld, Distances, S. 176: »The scholia in the margins of the mss. of Basil’s Hexaemeron contain … material deriving from a cousin [Achilles, d. Vf.] … of the source … viz. Aëtius.« 139 Vgl. Burkert, Diels’ Vorsokratiker, S. 174. 140 Algra, Posidonius, S. 488−9: »We must now turn to the evidence by Anonymus I. One of the MSS containing Achilles’ work, the fourteenth century Codex Vaticanus 191, is u nique in that it also contains an anonymous introduction to the Phainomena of Aratus. The date of this introduction cannot be established … We may conclude that our passages from Achilles and Anonymus are best regarded as two versions of a doxographical account which was very similar (and related) to the account of Aëtius, …In view of their debt to the placita tradition, moreover, they should not be regarded as testifying to the validity of Aëtius ascription.« 141 S. M&R, Sources, S. 306. 142 Ca. 330−379 n. Chr. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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tikel veröffentlicht hat: die so genannten Doxographi Pasquali. Diels konnte auf die Scholien durch die Anecdota Graeca von Cramer zugreifen,143 die aber kein PS-Material besitzen. Bei Pasquali ist die Scholiensammlung auf dreißig Scholien angewachsen, die sogar noch von Poljakov erweitert ist.144 Unter der Pasquali-Sammlung finden sich Scholien, die mit PS-Material und / oder Achilles übereinstimmen. Bereits Diels sah in den Scholien einen direkten Textzeugen des Achilles. Dieser Meinung folgt auch Pasquali.145 M&R halten die These für plausibel, schließen es aber aufgrund der Unterschiede zwischen Achilles und den DP nicht aus, dass der Scholiast im Vergleich zur vorhandenen AchillesÜberlieferung eine umfangreichere Version vor Augen hatte.146 Geht man also davon aus, dass die DP von Achilles abstammen, dann steht und fällt sein Wert mit dem Status des Achilles.
5.2.4 Hermeias Der Philosoph Hermeias, dessen Schrift Irrisio gentilium philosophorum Be rührungen mit den Ps.Plut. Placita aufweist,147 habe, wie Diels feststellt, aus dem Ps.Plut. Textzeugen Ps.Justin abgeschrieben und die nicht bei Ps.Justin vorhandenen zusätzlichen Lemmata aus einem Handbuch bezogen.148 Als Textzeuge wird Hermeias in den DG nicht aufgeführt. Hanson kommt aufgrund der Auflistung der entsprechenden Textzeugen zu dem gegenteiligen Schluss: »Tout cela peut aisément s’expliquer si l’on suppose que le Pseudo-Justin dépend d’ Hermeias et non l’inverse.«149 M&R lehnen ebenso eine direkte Beziehung
143 Diels, DG, S. 19 Anm. 2. Pasquali, S. 540 Anm. 4: »Ein paar Scholien hatte Cramer aus dem … Barocc. 85 (sc. Oxoniensis Barocc. 228, saec. XI, d. Vf.) in den Anecd. Oxon. III 413 veröffentlicht und zwar als Scholion zu Basilius περὶ γενέσεως.« S. Cramer, III S. 413, 13−33. 144 Poljakov, S. 367–9; S. M&R, Sources, S. 307. 145 Pasquali, S. 564: »Es gibt für diese Übereinstimmungen [Achilles und den DP, d. Vf.] nur eine Erklärung: unsere Scholien sind aus Achilles abgeschrieben. … schwerlich konnte sie also der Scholiast anderswoher haben, als aus Achilles.– Wichtig scheint es mir auch, daß die Scholien mit Achilles eben in solchen placita wörtlich übereinstimmen, die bei Aëtius anders ausgedrückt sind.« 146 M&R, Sources, S. 309: »A problem for this hypothesis is that his fragments … contain differently phrased (XXII Empedocles) and extra (IV* Diogenes) lemmata. A response to this objection might be that the remains of Ach only represent excerpts from the original work, whereas the scholiast could have had access to the fuller original version.« 147 § 2 ~ PS-Kapitel 4.3. Zu den weiteren Textberührungen, s. M&R, Sources, S. 316−7; Hanson, 34−6. 148 Diels, DG, 261: »hinc igitur consona ex Pseudo-Iustino descripta, aliena ex sua lectione velut philosophorum enchiridio, quo postea usus est addita esse contendo.« 149 Hanson, S. 34. Ebenso Riedweg, S. 35. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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zwischen Hermeias und Aëtios ab.150 Vgl. Riedweg:151 »ob er [Hermeias, d. Vf.] das Buch des letzteren [Ps.Plutarch, d. Vf.] überhaupt gekannt hat, ist nicht einmal sicher; fest steht lediglich, dass er nicht die Hauptquelle für seine doxo graphischen Angaben gewesen sein konnte.«
5.2.5 Nemesios Nemesios von Emesa, der im 4. Buch de natura hominis Material aufweist, das mit dem PS-Material Übereinstimmungen aufweist, gilt für Diels als direkter Textzeuge des Aëtios.152 Ihm stimmen M&R grundsätzlich zu.153 Mansfeld154 sieht in ihm – was M&R155 ebenfalls noch für möglich halten – einen indirekten, aëtianischen Textzeugen, der über eine Zwischenquelle auf Aëtios zurückgehe. Ebenso glaubt Jäger,156 dass Nemesios nur mittelbar auf Aëtios zurückgehe, allerdings als Ableger des Ps.Plutarch. Auch Dörrie sieht keinen direkten Bezug zu
150 M&R, Sources, S. 314−7: »the work of Hermias contains material that is related to the broader tradition of the Placita, as shown in the resemblances to ps.Justin and Nemesius, but in no way reveals a direct relation to … Aëtius.« 151 Riedweg, S. 35. 152 Diels, DG, S. 49: »N e m e s i u s Emesenus in Phoenicia episcopus qui saeculo quarto exeunte fuisse creditur librum suum de natura hominis subacti ingenii variaeque lectionis testem Aëtianis coloribus compluries ornavit.« Daiber, Doxographie, S. 4976: »in seinem um 400 n. Chr. verfaßten Traktat ›De natura hominis‹ − ein Versuch, griechische Naturphilo sophie und christliches Dogma zu harmonisieren − erwähnt Nemesius Seelenlehren der Antike nach den ›Placita philosophorum‹ des Aetius und Galen; die Widerlegung von deren Irrtümern entnimmt er teilweise den Συμμικτὰ ζητήματα des Plotinschülers Porphyrius. Somit sind auch die Porphyriusexzerpte bei Nemesius von Bedeutung für die Aetiusüberlieferung; Somit sind auch die Porphyriusexzerpte bei Nemesius von Bedeutung für die Aetiusüberlieferung; Abweichungen dieser Aetiusüberlieferung können von der Zwischenquelle Porphyrius herrühren, aber auch von einer Bearbeitung des von Porphyrius benutzten Aetiustextes.« 153 M&R, Sources, S. 296: »There can be absolutely no doubt that some of the material analysed above is derived from A. This is proven by verbal parallelism. … There is therefore a good chance that Diels is right in arguing that N had direct access to A.« 154 Mansfeld, Doxography and Dialectic, S. 3077: »It is important to note that the excerpt … does not derive from ps.Plutarch, but – presumably though an intermediate source – from Aëtius.« 155 M&R, Sources, S. 294: »did N use A directly, or a source that had already absorbed A’s material? … Mansfeld too suspected an intermediate source (1990a,3077) [Mansfeld, Doxography and Dialectic, d. Vf.]. This is quite possible.« 156 Jäger, S. 11 f.: »Nemesios und Pseudogalen gehen mittelbar auf Aetios zurück, den sie stark gekürzt wiedergeben. … Daß Nemesios den vollständigen Aetius noch benutzt hat, läßt sich nicht wahrscheinlich machen. Offenbar war dieses Buch von der Bearbeitung Pseudoplutarchs verdrängt worden. Aber auch Plutarch scheint seinerseits wieder exzerpiert worden zu sein, bevor seine Angaben in die Darstellung des Nemesios und des Pseudogalen hinüberflossen.« Ebd. 20 f. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Aëtios, sondern stellt die These auf, Nemesios hänge von einer dem Aëtios sehr ähnlichen Quelle ab.157 Festzuhalten bleibt: Nemesios weist – im Vergleich zum PS-Material – umfangreicheres doxographisches Material auf (4.2,7; 4.3,3), sowie doxographisches Material, das nur Theodoret besitzt, nicht aber Ps.Plutarch und Stobaios (4.3,14).158 Für die Gesamtrekonstruktion stellt dieses Material eine unkalkulierbare Größe dar. Ein Erklärungsmodell, das im Hinblick auf die Zusätze eine Alternative für die Zwischenquelle bietet, sehen M&R in der Hypothese,159 dass die Zusätze auf Nemesios selbst zurückzuführen seien. An der Stelle, an der Theodoret Nemesios bestätigt, ist dieses Argument hinfällig. (S. dazu Kap. I.5.2.6).
5.2.6 Theodoret Theodoret von Kyrrhos nimmt mit seiner Schrift Curatio graecarum affec tionum die Schlüsselrolle bei der Rekonstruktion des Aëtios ein, weil er als der einzige Autor gilt, der – abgesehen von Stobaios und Ps.Plutarch – als unabhängiger Textzeuge umfangreiches Material aufweist, das mit dem PS-Material stark übereinstimmt oder sogar PS-ähnliches Zusatzmaterial aufweist. Zwei Besonderheiten in der CAG erschweren die Rekonstruktion: Zum einen paraphrasiert Theodoret, wie M&R feststellen, seine Quelle, wodurch sein Wert für die Rekonstruktion abnimmt. Zum anderen lassen sich seine Quellenangaben sowie das daraus exzerpierte Material nicht unmittelbar miteinander in Bezug setzen: Denn Theodoret nennt in der CAG an drei Stellen (2.95; 4.31; 5.16) als Quellenangabe jeweils die Dreiergruppe Ps.Plutarch, Aëtios und Porphyrios, und zwar jedes Mal in anderer Reihenfolge. In CAG 4.31 wird die Dreiergruppe zusammen mit den Schrifttiteln zitiert, nachdem das PS-ähnliche Material aufgeführt wurde (4.13–24). In CAG 5.16 zitiert Theodoret die Dreiergruppe, be vor das PS-ähnliche Material aufgeführt wird (5.17–24), und in CAG 2.95 zitiert Theodoret die Dreiergruppe zusammen mit anderen paganen Quellen hinsichtlich der Frage nach dem Ursprung der Prinzipien, ohne dass sich darin Material findet, das dem PS-Material ähnlich ist. Die Frage stellt sich nun, welches PS-ähnliche Material man welchem dieser drei Autoren zuordnen soll. Vor allem die Nennung von Ps.Plutarch und Aëtios in einem Atemzug bereitet 157 Dörrie, Porphyrios, S. 117: »Kritias von Athen (dem Oheim Platons) wird 67,8 – ohne Entsprechung bei Aetios – zugeschrieben, er habe das Blut für die Substanz der Seele erklärt. Diese Notiz steht sonst nur in der von Theodoret, Gr. aff. cur. 5, 18 gebotenen Doxographie; nicht Aetios also, sondern eine sehr ähnliche, im gleichen Sinne geordnete doxographische Sammlung war Nemesios’ Vorlage.« 158 Sharples, Nemesius, S. 19. M&R, Sources, S. 294. 159 M&R, Sources, S. 294: »An alternative hypothesis is simpler, namely that the additions are the result of intervention by N himself, aided no doubt by the use of other sources.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Schwierigkeiten: Warum schöpft Theodoret aus Ps.Plutarch, wenn er auch auf die vollere Version des Aëtios Zugriff hat? Oder umgekehrt, warum sollte Theodoret die umfangreichere und damit zeitraubendere Aëtios-Version benutzen, wenn er Zugriff auf die kompilierte, möglicherweise gestraffte Version des Ps.Plutarch hatte? Wenn ferner Theodoret auf alle drei doxographi Zugriff hatte, könnte er dann nicht bisweilen seine Exzerpte auf der Grundlage aller drei Quellen gestaltet haben?160 Oder hat Theodoret eine kompilierte Quelle vor Augen, die allen drei doxographi zugeschrieben wurde? Theodoret könnte schließlich auch – dies ist die komplementäre Seite der Paraphrasen-Theorie – lediglich aus PS-ähnlichem Material geschöpft haben, das nicht mit der Dreiergruppe identisch ist. Vergleicht man die Titel, welche die Textzeugen (E,Q,Cy) für die Ps.Plut. Placita angeben, sowie die in Frage kommenden Titel des Lamprias-Katalogs (Kap. I.2), so fällt auf, dass allein Theodoret in der Titelangabe des Aëtios (περὶ ἀρεσκόντων ξυναγωγή) das Wort φυσικά nicht angibt, durch welches das Werk erst den Charakter eines physikalischen Kompendiums erhält. M&R sind der Meinung, die Titelangabe Theodorets sei nur fragmentarisch.161 Aber auch bei der Titelangabe zu der Ps.Plut. Schrift (Περὶ τῶν τοῖς φιλοσόφοις δοξάντων ἐπιτομή) verzichtet Theodoret auf diese Spezifizierung. Denkbare Konsequenzen aus dieser Beobachtung sind 1., dass sich Aëtios und Ps.Plutarch nicht allein auf die Physik beschränkten, sondern auch die Ethik mit einbezogen, wie es auch das Ps.Plut. Prooemium (875A1–4) anklingen lässt, oder 2., dass sich Theodorets Titelangabe nicht mit dem Werk deckt, das in den Byz. Hss heutzutage noch vorliegt. Die breite Quellenlage jedenfalls, auf die Theodoret stieß, scheint der Region geschuldet zu sein, den Gebieten, die am östlichen und südöstlichen Mittelmeer gelegenen sind.162 Man kann sie daher durchaus als Hochburg der Placita-Literatur bezeichnen.163 Abgesehen von Theodoret (Syrien) fallen dar 160 So Frede, S. 144. Im Hinblick auf das PS-Kapitel 1.3 (Über die Prinzipien) vermuten M&R (Sources, S. 281), dass Theodoret eine weitere arche-Liste besaß, die er mit der aëtianischen Quelle verwoben habe. 161 M&R, Compendium, S. 18: »Though in Volume I of the present work we have argued in favour of Theodoret’s version of the title for Aëtius at CAG 4.31, we now believe that his reference (presumably abridged to avoid repetition) only gives us part of the title. The main argument for attributing the full title to Aëtius is that the words ›physical doctrines held‹ are indispensable, for the mere ›(views) held‹ cold include tenets in the field of ethics. In the proem of the treatise Aëtius insists on the distinction between theoretical issues such as those of a physical nature, an practical issues concerned with human conduct. We may moreover safely assume that the formula physika dogmata in this title is the descendant of the formula physikai doxai in the title of Theophrastus’ lost treatise.« 162 Wittke, S. 224: »Dioecesis Oriens«. 163 Bremmer, S. 160: »Philo, the Egyptian popularity of the name (Arius) Didymus, and Eusebius’ use of pseudo-Plutarch all seem to point to Alexandria as an important place of origin for later doxography.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Einleitung
unter Eusebios (Caesarea), evtl. die DP (Scholien zu den Homilien des Basilius von Caesarea), Qostā Ibn Lūqā, der aus Syrien stammt und dessen Reisebewegungen sich über Kleinasien, Bagdad und Armenien erstreckten,164 Nemesios von Emesa (Syrien), Philon Alexandrinus, Cyrillos Alexandrinus, der Antinoopolis Papyrus (Ägypten) und evtl. Areios Didymos (Ägypten). Man darf daher davon ausgehen, dass dort zahlreiche Versionen kursierten, kürzere und längere. Für Diels steht fest, dass Theodoret allein aus Aëtios geschöpft hat.165 Auf diese Weise klärt Diels das Problem, wie sich Ps.Plutarch oder Aëtios, die ja inhaltsgleich sind, in seinen Exzerpten trennen lassen, wenn Theodoret gleichermaßen auf Ps.Plutarch, Aëtios und Porphyrios zurückgegriffen haben will.166 Die Namen »Plutarch« und »Porphyrios«, so argumentiert Diels,167 habe Theodoret »splendoris gratia« aufgeführt, weil sie bekannter als Aëtios seien und dadurch überzeugender wirkten. Auch CAG 10.42 spricht für die These,168 andere durch gehäufte Quellenangaben beeindrucken zu wollen. Gegen die scheinbare Akkumulation wendet Schulte ein, dass jedes misslungene Zitat Theodorets Bemühen diskreditieren würde, das Evangelium zu verteidigen.169 Auf der Grundlage von Diels’ Argument beruht die Aëtios-Rekonstruktion: Denn würde Theodoret sowohl aus Aëtios als auch aus Ps.Plutarch direkt schöpfen, wäre die Rekonstruktion mit Theodorets Hilfe nicht durchführbar, da es kaum auflösbar ist, ob man ein Theodoret-Exzerpt der gekürzten Ps.Plut. Version oder der ungekürzten Aëtios-Version zuschreiben soll. Dass Theodoret den Ps.Plutarch dennoch benutzt hat, geht aus CAG 2,112 und 3,4 hervor. In beiden Fällen führt Theodoret jeweils einen Ausschnitt aus dem nur bei Ps.Plutarch vorhandenen Atheisten-Lemma 1.7,1 auf und gibt jeweils Ps.Plutarch als Quelle an. Diels der aber dennoch davon ausgeht, dass Theodoret an diesen 164 Daiber, Aetius, S. 4. 165 Diels, DG, S. 48. S. auch Frede, S. 139: »They [the cluster 4.13–24; 5.17–24; 6.13–15, d. Vf.] discuss the same matters in roughly the same order and in roughly the same language as P and S. T here does not draw on … S. The latter [Stobaios, d. Vf.] is excluded by chronolo gical reasons, but also by the fact that T in these passages transmits information omitted by S, but preserved in P, or is much closer to P than to S, for instance in language. But also, for the reverse reason, T cannot here draw on P, since it preserves information only found in S, but not in P, or at least is much closer to S.« 166 M&R, Sources, S. 86: »even if T had made direct use of both A and P, this … would make the practical task of reconstruction of A more difficult and its results more tentative.« 167 Diels, DG, S. 48. 168 Οἰνομάου δὲ καὶ Πορφυρίου καὶ Πλουτάρχου καὶ Διογενιανοῦ καὶ τῶν ἄλλων ὑμῶν ἕνεκα ἐπεμνήσθην, ἐπειδήπερ ὑμῖν τὰ ὑμέτερα λέγοντές εἰσιν ἀξιόχρεοι· 169 Schulte, S. 73. S. dazu Lebedev, Doxographer, S. 814: »What is more, he is well known for his inaccuracy in quoting: he confuses and distorts pagan names repeatedly. Thus in Cur. V,16 (one of the passages on which Diels’ attribution is based) he turns Alcmaeo into ›Alcman‹, Timon of Phlius into »Timaeus«, Dicaearchus the Peripatetic into ›Clearchus‹ (!) and falsely ascribes two quotations from Arius Didymus to Numenius.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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beiden Stellen den Ps.Plutarch nur via Eusebios kenne und argumentiert wie folgt:170 Theodoret zitiert zwar unter Bezugnahme auf Ps.Plutarch an zwei Stellen den Atheisten Diagoras, aber mit dem falsch geschriebenen Ethnikon Μιλήσιος (Διαγόρου τοῦ Μιλησίου, CAG 2.112; Διαγόρας ὁ Μιλήσιος, CAG 3.4). Eusebios (PE 14.16,1), der aus Ps.Plutarch zitiert, benutzt ebenfalls dieses falsche Ethnikon: Διαγόρας ὁ Μιλήσιος κτλ. Nun weise, so Diels, die Ps.Plut. Hs C die richtige Lesart (Μήλιος) auf und demnach hätte Theodoret, wenn er aus Ps.Plutarch geschöpft hätte, auch das Ethnikon richtig zitiert, wie es nicht nur aus Hs C sondern auch aus Ps.Galen (HP 35, Διαγόραν τὸν Μήλιον) ersichtlich ist. Da Theodoret aber das falsche Ethnikon aufweist, könne er dies nicht aus Ps.Plutarch entnommen haben, sondern nur aus Eusebios. Diese Argumentation ist lässt sich wiederlegen: 1. Auch Qostā Ibn Lūqā liest fälschlicherweise – wie Eusebios oder Theodoret – »Diagoras von den Milesiern«. Er hat nach der gängigen Vorstellung keinen Zugriff auf Eusebios ist gilt als Textzeuge des Ps.Plutarch. 2. Lebedev macht darauf aufmerksam, dass abgesehen von Euse bios auch von den drei Ps.Plut. Hss (A,B,C) die zwei Hss AB ebenfalls das falsche Ethnikon besitzen.171 Aus Mau und Lachenaud geht zudem hervor, dass alle drei Ps.Plut. Hss, also auch Hs C, das falsche Ethnikon Μιλήσιος besitzen. Durch Autopsie lassen sich die Angaben der Herausgeber Mau und Lachenaud bestätigen. Damit ist das falsche Ethnikon Μιλήσιος für alle drei Ps.Plut. Hss gesichert. Da also abgesehen von Eusebios auch Ps.Plutarch die falsche Lesart aufweist, kann sie Theodoret auch aus Ps.Plutarch geschöpft haben.172 Gleichwohl unterstützen M&R aufgrund ihrer Rekonstruktion die Diels’sche Theorie, auch wenn sie zu dem Ergebnis kommen, dass Theodoret Ps.Plutarch gekannt haben muss.173 Da nämlich Theodoret in CAG 4.31 als Ps.Plut. Titel Περὶ τῶν τοῖς φιλοσόφοις δοξάντων ἐπιτομήν angibt, fragen sie, woher Theodorets Kenntnis von der ἐπιτομή komme, wenn Eusebios lediglich von δόγματα spreche. Sie kommen aber zu dem Schluss: »It is more likely, in our view, that he possessed a copy of both, but – fortunately for us – preferred to use the fuller A.« 170 S. dazu ausführlich Frede, S. 141–142. 171 Lebedev, Doxographer, S. 814. 172 Frede (S. 142) nennt ferner eine Reihe von Möglichkeiten, weshalb Theodoret mit Eusebios gegen Ps.Plutarch übereinstimmen kann: »P had got it right, but already Eusebius and T had a corrupt text of P. Even if P had got it wrong or P’s text had got corrupted, Ps. Galen could have got it right. … Eusebius and Theodoretus were certainly not the only ones to make the mistake. John Chrysostomus, too, speaks of Diagoras the ›Milesian‹ (Hom. IV in I Corinth., PG 64, c.36). So Diels’ argument that T only knew P through Eusebius breaks down.« 173 M&R, Sources, S. 168: »How does Theodoret know that P is called an Epitome, when Eusebius only refers to it as a ›Collections‹?« S. Eusebios PE 14.13: Περὶ τῶν ἀρεσκόντων τοῖς φιλοσόφοις φυσικῶν δογμάτων. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Einleitung
Abgesehen von dem oben aufgeführten Problem steht man auch vor der Frage, wie Porphyrios aus Theodorets Exzerpten herauszulösen ist. Theodoret (CAG 2.95) gibt an, dass Porphyrios ebenso wie Aëtios und Ps.Plutarch die doxai wiedergebe, aber zusätzlich noch die Biografie eines jeden einzelnen den d oxai beifüge. Lebedev erwägt deshalb die Möglichkeit, dass Theodoret aus Porphyrios geschöpft habe.174 Diels und M&R hingegen schließen dies aus. Diels argumentiert, Porphyrios sei lediglich aus Autoritätsgründen genannt.175 M&R führen Eunapios an, nach dessen Bericht Porphyrios’ Werk mit Platon ende.176 Auch wenn man daraus folgern kann, dass das vorplatonische PS-ähnliche Material, welches sich bei Theodoret findet,177 Porphyrios gleichwohl zugesprochen werden kann, so sprechen M&R doch von der »impossibility of having derived the additional material from Porphyry.«178 Nun macht aber Lebedev darauf aufmerksam,179 dass Material, das sich bei Theodoret (5.17) findet, auch Nemesios (2.68–69 p.17 Morani) aufweise (P=S=T=N). Es sind die PS-Lemmata 4.3,3 (Stoiker); 4.2,1 (Thales); 4.2,3 (Pythagoras); 4.2,6 (Aristoteles); 4.2,7 (Dikaiarchos). Nemesios beziehe sich explizit auf Porphyrios als Quelle. Da auch Theodoret aus Porphyrios geschöpft haben will, sei Porphyrios in diesen Fällen als Quelle des Theodoret für doxographisches Material denkbar. Dagegen wenden M&R ein, »Nemesius does not refer to Porphyry until some twenty pages after the doxography in question and then he refers to the Symmikta Z etemata (43.2 Morani) [3.139, S. 43, Morani, d. Vf.].«180 In Kapitel 7.182 gibt es einen weiteren Fall: Dort bezieht sich Nemesios auf Porphyrios (Πορφύριος δὲ ἐν τῷ Περὶ αἰσθήσεως κτλ.)181 und auf Περὶ αἰσθήσεως, und zwar kurz nachdem er das 174 Lebedev, Doxographer, S. 814 f. 175 Diels, DG, S. 48. 176 M&R, Sources, S. 335: »that Eunapius specifically informs us that the work f inished with Plato (VS 2.1), and that this is confirmed by all the fragments we have. This means that the various post-Platonic placita that T records cannot come from Porphyry’s work.« Eunapios, Vitae sophistarum 2.1: Τὴν φιλόσοφον ἱστορίαν καὶ τοὺς τῶν φιλοσόφων ἀνδρῶν βίους Πορφύριος καὶ Σωτίων ἀνελέξαντο. ἀλλ᾿ ὁ μὲν Πορφύριος (οὕτω συμβάν) εἰς Πλάτωνα ἐτελεύτα καὶ τοὺς ἐκείνου χρόνους. »Die Geschichte der Philosophie und die Lebensbeschreibungen der Philosophen haben Porphyrios und Sotion aus gesammelten Materialien verfasst. Porphyrios hat allerdings seine Darstellung, warum auch immer, bei Platon und seiner Zeit enden lassen. (Becker, S. 79). Dazu Becker, S. 155: »Mit anderen Worten ist hier die Rede von der Synthese von Doxographie und Lebensbeschreibung, wie Theodoret die Methode der Φιλόσοφος ἱστορία des Porphyrios charakterisiert.« S. CAG 2.95. Da nach Eunapios das Werk mit Platon und seiner Zeit endet, kann darunter auch Aristoteles fallen. 177 Die biografische Notiz reicht zur Identifizierung eines Porphyrios-Lemmas nicht aus, da das Nichtvorhandensein der biografischen Angabe auch darauf zurückgeführt werden kann, dass Theodoret sie nicht mitexzerpiert hat. 178 M&R, Sources, S. 335. 179 Lebedev, Doxographer, S. 814 f. 180 M&R, Sources, S. 335 f. 181 7.182, S. 59 (Morani): Πορφύριος δὲ ἐν τῷ περὶ αἰσθήσεως οὔτε κῶνον οὔτε εἴδωλον οὔτε ἄλλο τί φησιν αἴτιον εἶναι τοῦ ὁρᾶν κτλ. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
Kontamination
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Platon-Lemma 4.13,11 (P / S) aus Kapitel 4.13 (Περὶ ὁράσεως) aufgeführt hat (7, 180).182 M&R argumentieren,183 dass es sich bei der Quellenangabe um einen Teil der Σύμμικτα ζητήματα handle, wie Dörrie schon vermute.184 Damit scheidet Porphyrios, dessen Φιλόσοφος ἱστορία dem Theodoret als Quelle gedient haben sollen, aus. Beatrice hingegen sieht in der Quellenangabe kein Werk, sondern ein Thema.185 Unterstützt wird seine These dadurch, dass auch die Ps.Plut. Kapitelüberschrift 4.13 von der Wahrnehmung handelt.186 Dann bezöge sich Nemesios’ Quellenangabe (Περὶ αἰσθήσεως) auf das Platon-Lemma und Nemesios würde Theodorets (CAG 4.31) Angabe bestätigen, dass Porphyrios solches in der Art wie Aëtios und Ps.Plutarch lehre.
6. Kontamination Die Aëtiana 1997 sind der Beginn eines größeren Projekts,187 das in den Aëtiana 2009 mit der Rekonstruktion des Zweiten Aëtios-Buches in Form einer einzigen Kolumne ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht hat und mit der Rekonstruktion des gesamten Werkes enden soll. Im Hinblick auf diese Zielsetzung steht das Problem der Kontamination im Raum. M&R betrachten die Kontamination als »factor of negligible importance for the reconstruction for A.«188 Auch wenn man an der Hypothese festhält, dass beide Autoren unabhängig aus den PS-Placita geschöpft haben, so besteht die Möglichkeit, dass 182 7.180, S. 58 (Morani): Πλάτων δὲ κατὰ συναύγειαν τοῦ μὲν ἐκ τῶν ὀφθαλμῶν φωτὸς ἐπὶ ποσὸν ἀπορρέοντος εἰς τὸν ὁμογενῆ ἀέρα, τοῦ δὲ ἀπὸ τῶν σωμάτων ἀντιφερομένου, τοῦ δὲ περὶ τὸν μεταξὺ ἀέρα εὐδιάχυτον ὄντα καὶ εὔτρεπτον συνεκτεινομένου τῷ πυροειδεῖ τῆς ὄψεως. 183 M&R, Sources, S. 336. 184 Dörrie, Porphyrios, S. 155: »Einzig Kap. 7 ist … als porphyrisch gesichert; dort fällt an zentraler Stelle …sein Name; zitiert freilich wird ein (sonst nicht bekanntes) Werk περὶ αἰσθήσεως ….vielleicht ist die Schrift περὶ αἰσθήσεως ein Teil der σύμμικτα ζητήματα gewesen.« 185 Beatrice, S. 274: »L’ évident rapport très étroit entre ce passage de Némésius et la cita tion littérale que celui-ci extrait du IIe livre des Symmikta zetemata nous invite à penser … mais plus simplement comme l’indication du sujet traité dans un livre, dans une section, ou dans un passage spécifique des Symmikta zetamata, …«; S. Sharples, Nemesius, S. 106 Anm. 531: »A work by Porphyry on sensation does not survive … Beatrice … in his discussion of this passage suggests that the reference ›on sensation‹ need not be to a treatise with that title but could also be an indication of the subject-matter; for parallels to the idea expressed here he points to Porphyry’s To Gaurus 11.2 (p. 48 Kalbfleisch) and to Sentences 41 (see also Sent. 16).« 186 Den Titel Περὶ αἰσθήσεως besitzt auch das Werk Theophrasts, das noch in Fragmenten erhalten ist, aus den verlorenen Physikai doxai Theophrasts stammt und vorsokratische Lehren der Sinneswahrnehmung enthält (Diels, DG, S. 497−527). 187 M&R, Sources, S. XIII. 332. 188 M&R, Sources, S. 269. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Einleitung
Stobaios bei der Erstellung seiner Exzerptensammlung punktuell auf Ps.Plutarch zurückgegriffen hat oder dass die Ps.Plut. Hss durch die Stobäischen Hss kontaminiert sind. Es gilt als gesichert, dass die Stobäische Hs L mit Ps.Plut. Material versetzt ist. Elters Entdeckung wird von Diels und M&R bestä tigt.189 Was für Hs L gilt, darf für Hss FP nicht per se ausgeschlossen werden. Grundsätzlich ist zu bedenken, dass die verschiedenen Versionen gleichzeitig im Umlauf waren (s. Kap. I.6.2.6), ein Umstand, der die Möglichkeit zur Kontamination erhöht.190
7. Untersuchungskriterien 7.1 Zielsetzung der Untersuchung Die von Diels aufgestellte Aëtios-Hypothese und die damit zusammenhängende Theorie der Abhängigkeitsverhältnisse haben M&R in den Aëtiana 1997 auf den Prüfstand gestellt und in den wesentlichen Punkten bestätigt.191 Die vorliegende Untersuchung geht nicht auf die doxographische Konstruktion der DG im Ganzen ein, sondern begibt sich an den greifbaren Ausgangspunkt der Diels’schen Hypothese und nimmt die Placita des Ps.Plutarch und die Eklogen des Stobaios in den Fokus.192 Gegenstand der Untersuchung ist der ge 189 Elter, S. 73–5. Es handelt sich um die Stobäischen Überschriften 1.42 und 1.43. M&R, Sources, S. 269. Dazu Diels, Stobaios und Aëtios, S. 349: »Wenn der Verfasser des Flori legiums sich die Mühe nahm der Titel wegen den Plutarch aufzuschlagen, sollte er da nicht auch den Text hier und da aus jenem retouchiert haben?« 190 Mansfeld, Doxography and Dialectic, S. 3062: »One cannot exclude that contamination may have occurred among these works, if they were available at the same time.« So auch Mansfeld, Sources, S. 166: »I have discussed the fluctuating nature of the Placita literature, which both acquired and lost and then again acquired material in the course of transmission, and of which both longer and shorter versions must have existed at the same time (think of e.g. Aëtius himself and ps.Plutarch’s epitome – or of ps.Plutarch and the even shorter ps. Galen, still available today).« 191 Wehrli, S. 515: »Eine erste weitreichende Kritik an der Rekonstruktion von Diels stammt von Steinmetz 1964 …, der nachzuweisen suchte, dass das Werk nicht nach Problemkreisen thematisch, sondern nach Personen geordnet sei unter Beachtung von Abhängigkeit und Ähnlichkeit der einzelnen Lehren. …In ganz andere Richtung geht die Kritik von Mansfeld und Runia 1997, die die Methode Diels’ und ihre wissenschaftliche Tradition einer ausführlichen Analyse unterzogen. Sie sind aber trotz eines immensen Materialaufwandes hinsichtlich der Rekonstruktion der doxographischen Quellen zu keinem wesentlich anderen Ergebnis als Diels gekommen (man vergleiche die beiden Stemmata bei Mansfeld und Runia 1997 …«. 192 Zhmud (Doxography, S. 236) macht auf das Vorwort der vierten Ausgabe der Vorsokratiker aufmerksam, in dem Diels eine Neubearbeitung der Doxographi befürworte. S. Diels, Fragmente, S. VII: »Das Schicksal der Doxographi, die vergriffen sind, aber die Neu© 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
Untersuchungskriterien
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meinsame Grundstock, i. e. die miteinander korrespondierenden Lemmata, die beide Schriften aufweisen. Die Untersuchung verfolgt drei Ziele, die aufeinander aufbauen und im Idealfall alle zum Zuge kommen: 1. Zunächst dient die Untersuchung als Wegweiser oder Leseanleitung im Umgang mit den zwischen Ps.Plutarch und Stobaios divergierenden Lesarten. Weichen nämlich Ps.Plutarch und Stobaios voneinander ab, so stellt sich die drängende Frage nach der Version ihrer Vorlage. In den DG müssen die Forschungsergebnisse aus dem textkritischen Apparat oder den Prolegomena erschlossen werden. Bisweilen geht auch aus dem Briefwechsel zwischen Diels und Usener oder aus den VS hervor, aus welchen Gründen sich Diels für die eine oder andere Lesart entscheidet. Mansfeld und Runia haben in den Aëtiana 1997 und in zahlreichen Aufsätzen, die tiefe Einsichten in die Basistexte liefern, die Diels’schen Entscheidungen teils kommentiert, teils durch eigene Vorschläge ersetzt, – eine Arbeit, die in den akribisch und umfassend durchgeführten Untersuchungen der Aëtiana 2009 ihren vorläufigen Abschluss gefunden hat. An den Ergebnissen lässt sich ein Stück Wissensgeschichte ablesen. Dabei zeigt sich, dass die Rekonstruktionsergebnisse von M&R Raum für Diskussionen bieten (s. Kap. V.): So finden sich Abweichungen im erstellten Aëtios-Text zwischen den Aëtiana 2009 und der Vorsokratiker-Ausgabe von Mansfeld 1999 und 2012.193 Ebenso zwischen den Aëtiana 2009 und 1997 (z. B. 1.9,2) und auch zwischen Mansfeld und Runia: So zählen M&R194 das Aristoteles-Lemma 1.23,2, in welchem Stobaios einen großen Überschuss aufweist, unter diejenigen Fälle, bei denen es Ps.Plutarch unternimmt, ein einzelnes Lemma in seiner Größe zu reduzieren. Dementsprechend muss auch Ps.Plutarch den Stobäischen Überschuss in seiner Vorlage vor Augen gehabt haben. Runia nimmt hingegen in seiner Rekonstruktion allein die Ps.Plut. Version auf. Die Stobäische Version führt er auf zur Gänze Areios Didymos zurück.195 Ferner: In dem Ps.Plut. Kapitel 1.3 enthalten einige aufgelistete doxai bewertende Zusätze (ἁμαρτάνει κτλ.). Mansfeld stellt dazu fest, dass solche Kritik bereits bei Theo-
bearbeitung in kürzerer Form, die dringend nötig gewesen wäre, nicht haben finden können, verpflichtet mich gegenüber dem Verlag dieses vorliegenden Werkes … zu dem herzlichsten Danke.« 193 Bsp. Empedokles-Lemma 2.20,13. Xenophanes-Lemma 2.24,4. Xenophanes-Lemma 2.24,9. 194 M&R, Sources, S. 188: »A second method … is to reduce a single lemma in size. In this case what he nearly always does is to copy out the beginning, and then leave out the remainder. Examples are legion: … Aristotle in 1.23, …« 195 Runia, Doctors, S. 201: »The Aristotelian lemma gives an alternative formulation of what change is. S has moved it to the end of the section because he wishes to replace the extremely brief formula in A with a longer extract from Arius Didymus.« Ebd. Anm. 42: »Diels erroneously prints this in his double column reconstruction of A;« So auch M&R, Sources, S. 252. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Einleitung
phrast zu finden sei und nicht von Aëtios stamme.196 M&R lassen es hingegen unentschieden, ob solche Kritik auf Ps.Plutarch oder auf Aëtios zurückzuführen sei.197 Trotz der von Diels und M&R vorgenommenen Präferenz für die eine oder andere Lesart darf die Möglichkeit nicht vernachlässigt werden, dass keine der beiden Versionen den Aëtios wiedergibt. 2. Aufbauend auf der Forschungslage steht das Desiderat an, die Idiosynkrasie, die von Diels und M&R für Ps.Plutarch und Stobaios erarbeitet wurde, auf die in der Untersuchung aufgeführten Unterschiede auszuweiten, zur Gänze anzuwenden und damit weiter zu differenzieren. Darunter fällt auch die Über prüfung des AD-Materials anhand des Kriterien-Katalogs (s. Kap. I.4.2). Gelingt es bei den Textabweichungen ein System herauszuarbeiten, das Aufschluss über die Arbeitsweise der beiden Autoren gibt, so lassen sich daraus Aussagen über die PS-Vorlage treffen. Darunter fallen etwa Abweichungen in der Morphologie, der Gebrauch der Partikel oder Unterschiede in der Exzerpierweise. Gerade der Umgang der Autoren mit dem verbum dicendi ist er giebig, da in diesem Fall die Epitomierungsarbeit erkenntlich wird.198 Abgesehen von den sprachlich-stilistischen Abweichungen werden die inhaltlichen Abweichungen auf ihre Motivation im Rahmen des Kontextes untersucht, vor allem unter Berücksichtigung der Überschriften. Inhaltliche Diskrepanzen, sei es zwischen den Lemmata untereinander oder den Lemmata und ihrer dazu gehörigen Überschrift werfen die Frage nach den Bearbeitungsstufen auf. Dies gilt für die Ps.Plut. Placita wie für die Anthologie gleichermaßen. 3. Für die Ermittlung der PS-Quelle spielen die Textzeugen eine große Rolle, vor allem die als ›aëtianisch‹ geltenden Textzeugen. Eine umfangreiche Text zeugenlage ist aber nur im Idealfall hilfreich, wenn die Textzeugen entsprechend ihres Status’ erwartungsgemäß die Lesart bestätigen. In der Praxis stellt sich das Problem, dass die Textzeugen Zusätze, Abweichungen oder Übereinstimmungen aufweisen, die nicht den gängigen Vorstellungen der Abhängigkeiten entsprechen.199 Solche Fälle werden von Diels oder M&R in einer Weise interpretiert, die die Rekonstruktion begünstigt, indem sie auf Zufall (2.29,4) oder Paraphrase (2.1,2) zurückgeführt oder gar nicht aufgeführt werden (1.22,8; 2.16,5; 2.20,13). Die Untersuchung schöpft in diesem Fall den Spielraum für Interpretationen aus und stellt Hypothesen auf (vgl. Überschrift 2.1). Grundsätzlich läuft die Aëtios-Rekonstruktion Gefahr, einem methodischen Fehler zu unterliegen: Die Rekonstruktion basiert auf der Grundlage der Text 196 Mansfeld, Problemata, S. 109 Anm. 166: »He [Diels, d. Vf.] believes the criticisms have been interpolated by Aëtius and that the critique of others is ›contra morem‹ [scil., Placito rum]. Quod non.« 197 M&R, Sources, S. 136: »P (or Aëtius before him) offers direct criticism of the authors under discussion, using formulas such as ἁμαρτάνει δ᾿ οὗτος μὴ λέγων κτλ.« S. auch 2.9,4. 198 S. M&R, Sources, S. 232. 199 M&R (Compendium, S. 659) sprechen von »irreducible variants.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
Untersuchungskriterien
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zeugen, die in ihrem Status − zur Gänze oder punktuell − unsicher sind, weil sie stellenweise nicht die erwartungsgemäße Version aufführen. Gerade Theodoret bleibt trotz der Aëtiana 1997 ein Problemfall.200 In dem Maße, in dem die Abhängigkeitsverhältnisse der Textzeugen unsicher sind, muss auch die Gesamtrekonstruktion des Aëtios als unsicher angesehen werden. Nur verleiht die Rekonstruktion den Textzeugen einen vermeintlich sicheren Status, wodurch die Rekonstruktion wiederum als gesichert erscheint. Ausgehend von der Kompilationstheorie ist zwischen Ps.Plutarch und Aëtios ein Quantitätsgefälle zu denken, das auch strukturelle und inhaltliche Umformungen beinhalten kann. Die Unschärfe in der Fixierung der Textaussage entsteht bereits bei Ps.Plutarch und Stobaios. Allein die Konstituierung des Ps.Plut. Texts stellt eine Herausforderung dar, da abgesehen von den Byz. Hss auch die Ps.Plut. Textzeugen Ps.Galen oder Qusta Ibn Luqa zur Auswahl stehen, die zudem umfangreichere Versionen aufweisen (s. z. B. 1.3,21; 1.21,2a). Die Unschärfe schreitet weiter fort von der PSVersion zur PS-Quelle bis hin zu der »aëtianischen« Version. Unter Berücksichtigung dieser Textebenen bricht die Untersuchung den kanonisierten Status der Textzeugen auf und bringt die Diskussion darüber neu in Gang.
7.2 Aufbau der Untersuchung Die Grundlage der Untersuchung bildet der PS-Grundstock. Die Abfolge der zu untersuchenden Lemmata orientiert sich an dem Aufbau der Ps.Plut. Schrift. Dabei sind die Lemmata beider Autoren – so wie in den DG – synoptisch gegenübergestellt und mit den dazugehörigen Textzeugen aufgeführt, die entsprechend ihrer Nähe zu den Basistexten abstufend aufgelistet sind. In der synoptischen Darstellung ist aus optischen Gründen das Plus des jeweiligen Autors fett gedruckt, die unterschiedlichen Lesarten sind unterstrichelt. Die Übersetzung verzichtet auf jede sprachliche Glättung des Textes und beabsichtigt – sofern nicht bereits derartige Übersetzungen existieren – den Charakter der in dürrer, telegrammartiger Sprache verfassten Lemmata bewahren, so dass die lexikalischen oder syntaktischen Unterschiede der beiden Versionen vom Benutzer erfasst werden können.201 So erlaubt auch die Übersetzung in ihrer Brüchigkeit einen Blick auf die Überlieferungssituation und die Idiosynkrasie der Verfasser zu geben. Nach der Übersetzung schließt sich eine Inhaltsanalyse an, wenn das Lemma Anomalien aufweist, die nicht durch die synoptische Untersuchung berührt werden, und/oder eine Strukturanalyse, wenn strukturelle Anoma 200 S. dazu Frede, S. 138 ff. 201 Zur Übersetzung philosophischer Fachtexte, s. Dörrie, Platonismus, S. 50. Bevorzugt stammen die verwendeten Übersetzungen aus Wöhrle, KRS, Gemelli und Mansfeld. Aus Platzgründen wird in der Synopse nur einmal auf die Übersetzung verwiesen. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Einleitung
lien zwischen Lemma und seinem Kapitel auftauchen. Optisch ist dieser Untersuchungsabschnitt durch Kleindruck gekennzeichnet. Jedes Lemma bildet eine eigenständige Untersuchungseinheit, innerhalb der die Unterschiede im Lemma nach der Reihenfolge ihres Vorkommens analysiert werden.202 Jede Einzelanalyse beginnt mit einer Gleichung, aus der hervorgeht, wie sich die einzelnen Textzeugen zu den unterschiedlich gebotenen Lesarten der Basistexte verhalten.
7.3 Textgrundlage der Untersuchung Für die synoptische Untersuchung werden die Lemmata der ersten beiden Ps.Plut. Bücher herangezogen. Zum einen, da Stobaios beinahe nur aus den ersten beiden Büchern seiner Vorlage exzerpiert,203 so dass sich darin der größte Teil des Untersuchungsmaterials befindet; zum anderen, weil Stobaios selbst die ersten beiden Bücher als eine Einheit ansieht: Denn er verbindet in einer Reihe seiner Kapitel Lemmata aus dem ersten und zweiten Buch miteinander (s. I.8; I.15; I.18). Die Einheit zwischen den ersten beiden Büchern scheint auch von dem Antinoopolis Papyrus unterstützt zu werden, der, wie aus einem Papyrusfetzen hervorgeht,204 ab Buch III mit der Zählung neu beginnt und sie in Buch IV fortführt.205 Textgrundlage der Untersuchung bilden nicht, wie vielleicht zu erwarten wäre, die DG, weil Diels darin bereits Veränderungen vorgenommen hat, die den Aëtios-Text widerspiegeln sollen. Textgrundlage für Ps.Plutarch sind die weitgehend übereinstimmenden Ausgaben von Mau (1971) und Lachenaud (1993), für Stobaios hingegen die bisher immer noch maßgebliche Ausgabe von Wachsmuth (1884). Grundsätzlich ist bei allen drei Ausgaben zu bedenken, dass die von den Editoren darin vorgenommenen Verbesserungen den Epitomator verbessern könnten, der sein Exzerpt bereits fehlerhaft übernommen ha 202 Die bei Stobaios vorgenommene Unterteilung thematisch heterogener Lemmata in Abschnitte (A), (B), usw. dient dazu, Textabschnitte präzise benennen zu können. Die Unterteilung orientiert sich, soweit vorhanden, an den Aëtiana 2009. (Vgl. aber auch M&R, Sources, S. 251 ff; MP, S. 512; Bakker, S. 686). 203 Von den ca. 200 Lemmata der Vetusta Placita exzerpiert Ps.Plutarch 133 Lemmata, während Stobaios hingegen nur 115 Lemmata aufweist. Korrespondierendes Material besitzen nur noch im geringen Maße Buch III und Buch IV. Buch V enthält kein korrespondierendes Material mehr. 204 Barns / Zilliacus, S. 78, fr. 5 recto. 205 Auf dem Papyrus liest man die Kapitelzahl 42 und darunter den Inhalt des 4. Kapitels aus dem 5. Buch. Man kommt auf die Kapitelzahl 42, wenn man von Buch III aus mit der Zählung beginnt. Zu der Differenz von drei Kapiteln s. M&R, Compendium, S. 199. Es gibt also eine Differenz von drei Kapiteln, die Byz. Hss haben drei Kapitel mehr als der Papyrus. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
Untersuchungskriterien
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ben kann. Was Lachenaud betrifft, so merkt Schröder an,206 dass dieser sich bemühe, einen sinnvollen Text zu erstellen. Da es aber eine erhebliche Zahl von Stellen gebe, an denen sich Ps.Plutarch mit einem anstößigen Text begnügt haben könnte, bestehe die Gefahr, den Epitomator selbst zu verbessern. Daher wird in denjenigen Fällen, in denen Mau, Lachenaud oder auch Wachsmuth von der Hss-Lage abweichen, die Hss-Lage als Grundlage für die Untersuchung herangezogen.207 Um ferner die Untersuchung nicht in Spekulationen abgleiten zu lassen, werden in der Regel darin nur diejenigen Abweichungen zwischen Ps.Plutarch und Stobaios in die Untersuchung aufgenommen, die jeweils eine übereinstimmende Hss-Lage aufweisen. Man erkennt, dass es eine Heraus forderung darstellt, allein den Ps.Plut. Text oder Stobäischen Text herauszu arbeiten, bevor an deren Vorlage zu denken ist. Vor dem Hintergrund des Kontaminationsproblems ist es schließlich notwendig, auch diejenigen Fälle in die Untersuchung mit einzubeziehen, in denen Ps.Plutarch und Stobaios gegen einen unabhängigen Textzeugen übereinstimmen (z. B. P=S ↔ T).
206 Schröder, S. 393 f. Zudem bemängelt Schröder, dass Lachenaud aus der komplizierten Überlieferung seines Textes oft nicht die richtigen Schlüsse gezogen habe. 207 Konjekturen oder Emendationen, die Mau / Lachenaud aufgrund der WachsmuthAusgabe vorgenommen haben, oder die die Herausgeber Mau, Lachenaud, Wachsmuth aufgrund der DG vorgenommen haben, bleiben ebenfalls unberücksichtigt, da sie Abweichungen verdecken. Auch in diesem Fall bilden die Hss die Grundlage der Untersuchung. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
II. Untersuchung
1. Buch I Überschrift 1.2 G 21: Περὶ διαφορᾶς στοιχείων καὶ ἀρχῆς. Q: Was ist der Unterschied zwischen dem Prinzip und dem Element? (s. ebenso Hs C=Ps). Ps 82: Τίνι διαφέρει ἀρχὴ καὶ στοιχεῖον. Ach 3: Περὶ τῆς τῶν ὅλων ἀρχῆς (Vgl. Ach 2: Τίνι διαφέρει μαθηματικὴ φυσιολογίας). Phot 167.112a: δέκατον περὶ ἀρχῶν καὶ στοιχείων καὶ τοῦ παντός. (=Hs L I.10). D: Περὶ ἀρχῶν καὶ στοιχείων. Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W)
Τίνι διαφέρει ἀρχὴ καὶ στοιχεῖα.
Περὶ ἀρχῶν καὶ στοιχείων τοῦ παντός.
Worin sich das Prinzip unterscheidet und die Elemente.
Über die Prinzipien und die Elemente des Alls.
Περὶ ἀρχῶν κτλ. pro Τίνι διαφέρει κτλ.] P~Q=Ps1 ↔ S~Phot~Ach
G≠2
Der Unterschied zwischen den Überschriften entsteht dadurch, dass Stobaios, wie aus Ps.Plutarch hervorgeht, die Kapitel 1.2 (Τίνι διαφέρει ἀρχὴ καὶ στοιχεῖα) und 1.3 (Περὶ τῶν ἀρχῶν τί εἰσιν) unter seinem Generalkapitel I 10 (Περὶ ἀρχῶν καὶ στοιχείων τοῦ παντός) zusammenfasst. Dass sich die Zusammenfassungen der Kapitel auf die Formulierung der Überschriften auswirken, sah bereits Hense:3 »Stobaios befolgt hier [im ersten Buch, d. Vf.] vielfach das Verfahren, eine größere Reihe verwandter Abschnitte des Aëtios unter einem Kapitel zusammenzufassen und eine ihnen entsprechende Überschrift zu formulieren.« In diesem Fall gleicht die Formulierung im Aufbau dem gängigen Schema der Ps.Plut. Kapitelüberschrift (Περὶ + Genetiv).4 Achilles steht der Stobäischen Version näher.
1 Psellos, Qostā Ibn Lūqā und Hs C besitzen »Element« im Singular. 2 Ps.Galen besitzt eine Mischform aus beiden Versionen. Es findet sich zwar das διαφέρει wieder, die Überschrift gleicht aber im Aufbau (Περὶ + Genetiv) der Stobäischen Überschrift. 3 Hense, Sp. 2558. 4 Vgl. dazu Kap. I.2.2. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
Buch I
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Was Ps.Plutarch betrifft, so verhalten sich Subjekt und Prädikat nicht kongruent zueinander. Zur syntaktischen Verwendung des Wortes vgl. z. B. Lemma 1.2,2 (διαφέρει ἀλλήλων) und Achilles (Kap. 2; 39 Τίνι διαφέρει μαθηματικὴ φυσιολογίας).5 Die Formulierung zeigt eine Nähe zu Lemma 1.2,1 (διαφέρειν … ἀρχὴν καὶ στοιχεῖα).6 Daraus entsteht der Eindruck, dass weder Stobaios noch Ps.Plutarch ihre Vorlage wiederzugeben scheinen.
Aristoteliker und Platoniker 1.2,1 Q: Die Anhänger des Aristoteles und Platon waren der Meinung, daß zwischen dem Prinzip und dem Element ein Unterschied ist.7 Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W / D)
Οἱ μὲν οὖν περὶ Ἀριστοτέλην καὶ Πλάτωνα διαφέρειν ἡγοῦνται ἀρχὴν καὶ στοιχεῖα,7
Οἱ μὲν οὖν περὶ Ἀριστοτέλην καὶ Πλάτωνα διαφέρειν ἡγοῦνται ἀρχὴν καὶ στοιχεῖα.
Die Anhänger Aristoteles’ und Platons glauben zwar, dass sich Prinzip und Elemente unterscheiden.
Die Anhänger Aristoteles’ und Platons glauben zwar, dass sich Prinzip und Elemente unterscheiden.
στοιχεῖα] P=S ↔ Q
Thales 1.2,2 (1 / 2) G 21: Τῶν ἀπὸ Ἰωνίας φιλοσόφων οὐδὲν διαλλάττειν αὐτὰ νομιζόντων Πλάτων πλεῖστον διενηνοχέναι ταῦτα κέκρικε τῆς ἀρχῆς. καὶ γὰρ οὐδὲν εἶναι πρότερον, ἀφ᾿ οὗ γεννᾶσθαι ταύτην.8 Q: Thales jedoch, welcher zu den Leuten von Milet gehörte, glaubte, daß das Prinzip und das Element ein und dieselbe Sache sind. Aber der Unterschied zwischen beiden ist groß. Die Elemente nämlich sind zusammengesetzt; die Prinzipien aber sind weder zusammengesetzt noch geschaffen.
5 S. zur syntaktischen Verwendung von διαφέρειν in der Placita-Literatur, Diels, DG, S. 739 f. 6 Zu der Nähe zwischen Überschrift und Kopflemma s. Lemma 2.30,1. 7 στοιχεῖον s. Hs C= Q, s. Überschrift 1.2. 8 Während die Philosophen von Ionien glauben, dass sie sich in nichts unterscheiden, urteilt Platon, dass diese sich aufs meiste von dem Prinzip unterscheiden. Denn nichts sei früher, von dem sie erzeugt werden. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
Ps.Plutarch (L / Mau)
Stobaios (W)
Θαλῆς δ᾿ (δὲ D) ὁ Μιλήσιος ταὐτὸν νομίζει ἀρχὴν καὶ στοιχεῖα. Πλεῖστον δ᾿ (δὲ D) ὅσον διαφέρει ἀλλήλων· τὰ μὲν γὰρ στοιχεῖά ἐστι σύνθετα, τὰς δ᾿ (δὲ D) ἀρχάς φαμεν εἶναι οὔτε συνθέτους οὔτ᾿ (οὔτε D) ἀποτελέσματα·
Θαλῆς δ᾿ ὁ Μιλήσιος ταὐτὸν νομίζει ἀρχὴν καὶ στοιχεῖα. ἐστι σύνθετα, τὰς δὲ ἀρχάς φαμεν εἶναι οὔτε συνθέτους οὔτε ἀποτελέσματα·
Thales von Milet aber hält Prinzip und Elemente für ein und dasselbe. Es gibt aber einen beträchtlichen Unterschied zwischen ihnen. Die Elemente sind nämlich zusammengesetzt, von den Prinzipien aber behaupten wir, dass sie weder zusammengesetzt noch Prozessergebnisse sind. (Vgl. Wöhrle, Thales, S. 129–131).
Thales von Milet aber hält Prinzip und Elemente für ein und dasselbe. zusammengesetzt, von den Prinzipien aber behaupten wir, dass sie weder zusammengesetzt noch Prozessergebnisse sind.
Πλείστον δὲ ὅσον κτλ. desunt] P=Q~G ↔ S In den DG kennzeichnen die Punkte eine Lücke bei Stobaios. Im textkritischen Apparat der DG verweist Diels auf den entsprechenden Text bei Ps.Plutarch.9 Wachsmuth geht einen Schritt weiter und füllt den Stobäischen Text mit Ps.Plutarch auf. Der Ausfall bei Stobaios scheint auf Haplographie zu beruhen. Stobaios oder ein Abschreiber springen von στοιχεῖα zu στοχεῖά, und führen den Satz nicht mit Πλεῖστον δὲ sondern mit ἐστι σύνθετα fort. δὲ pro δ᾿] P ↔ S
G–Q?
Weissenberger sieht in der Vernachlässigung des Hiat ein wesentliches Kriterium für die Unechtheit der Ps.Plut. Placita.10 Da die Eklogen und die Placita überwiegend aus Exzerpten bestehen, muss offen bleiben, ob der Hiat dem Exzerptor oder seiner Vorlage zugeschrieben werden darf.11 οὔτε pro οὔτ᾿] P ↔ S
G–Q?
9 Diels, DG, S. 275: »intercidit πλεῖστον δὲ ὅσον διαφέρει ἀλλήλων. τὰ μὲν γὰρ στοιχεῖά.« 10 Weissenberger, S. 45. 11 Volkmann, Plutarch, I S. 176. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
Buch I
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Thales 1.2,2 (2 / 2) G 21: συμβέβηκεν δὲ στοιχείων προτέραν εἶναί τιν᾿ ἀειδῆ καὶ ἄμορφον οὐσίαν, ἣν οἱ μὲν ἄποιον ὕλην, οἱ δὲ ἐντελέχειαν καὶ στέρησιν ὀνομάζουσιν. ἔτι δὲ τὰ μὲν στοιχεῖα εἶναι σύνθετα καὶ ἀποτελέσματα, τὴν δ᾿ ἀρχὴν οὐδέτερον τούτων ὑπάρχειν. ὥστ᾿ εἰκότως ὁ Πλάτων τὴν ἐν τούτοις παραλλαγὴν κατειληφὼς ἀποφαίνεται.12 Q: Zum Beispiel behaupte ich, daß [wir] als Elemente die Erde, das Wasser, die Luft und das Feuer [bezeichnen], wir aber als Prinzip das bezeichnen, vor welchem nichts war und was aus keiner anderen Sache geworden ist. Was nicht so ist, ist kein Prinzip; sondern das Prinzip ist jenes andere, aus welchem (etwas) geworden ist; die Erde, das Wasser, die Luft und das Feuer haben etwas, das vor ihnen war, woraus sie entstanden sind, nämlich die Materie, welche nicht geformt ist, sowie die Form, welche wir Vollkommenheit und Mangel nennen. Daher also ist es deutlich, daß Thales einen Fehler gemacht hat, als er sagte: Das Wasser ist das Prinzip und Element. Ps.Plutarch (L / Mau)
Stobaios (W)
οἷον στοιχεῖα μὲν καλοῦμεν γῆν ὕδωρ ἀέρα πῦρ· ἀρχὰς δὲ λέγομεν διὰ τοῦτο, ὅτι οὐκ ἔχει τι πρότερον ἐξ οὗ γεννᾶται, ἐπεὶ οὐκ ἔσται ἀρχὴ τοῦτο, ἀλλ᾿ (ἀλλὰ) ἐκεῖνο ἐξ οὗ γεγέννηται (γεγένηται D). Τῆς δὲ γῆς καὶ τοῦ ὕδατος ἔστι τινὰ πρότερα ἐξ ὧν γέγονεν, ἡ ὕλη ἄμορφος οὖσα καὶ ἀειδής, καὶ τὸ εἶδος ὃ καλοῦμεν ἐντελέχειαν, καὶ ἡ στέρησις. Ἁμαρτάνει οὖν ὁ Θαλῆς στοιχεῖον καὶ ἀρχὴν λέγων τὸ ὕδωρ.
οἷον στοιχεῖα μὲν καλοῦμεν γῆν, ὕδωρ, ἀέρα, πῦρ· ἀρχὰς δὲ λέγομεν διὰ τὸ οὐδὲν ἔχειν πρότερον ἐξ οὗ γεννᾶται, ἐπεὶ οὐκ ἔσται ἀρχή , ἀλλ᾿ ἐκεῖνο ἐξ οὗ γεννᾶται. Τῆς δὲ γῆς καὶ τοῦ ὕδατος ἔστι τινὰ πρότερον ἐξ ὧν γέγονεν, ὕλη ἄμορφος καὶ ἀνείδεος. Λέγει γοῦν ἐν Τιμαίῳ (Tim. 30a2–5, Burnet): »βουληθεὶς γὰρ ὁ θεὸς ἀγαθὰ μὲν πάντα, φλαῦρον δὲ μηδὲν εἶναι κατὰ ἡσυχίαν ἄγον, ἀλλὰ κινούμενον πλημμελῶς καὶ ἀτάκτως, εἰς τάξιν αὐτὸ ἤγαγεν ἐκ τῆς ἀταξίας.«
Wir nennen zum Beispiel Erde, Wasser, Feuer und Luft Elemente. Von Prinzipien aber sprechen wir deshalb, weil es nichts Vorheriges gibt, aus dem es erzeugt wird; denn dies wird nicht das Prinzip sein, sondern jenes, aus dem es erzeugt wurde. Es gibt aber etwas vor
Wir nennen zum Beispiel Erde, Wasser, Feuer und Luft Elemente. Von Prinzipien aber sprechen wir deshalb, weil es nichts Vorheriges gibt, aus dem es erzeugt wird; denn wird nicht das Prinzip sein, sondern jenes, aus dem es erzeugt wird. Es gibt aber etwas vor der
12 Es hat sich ereignet, dass früher als die Elemente irgendeine form- und gestaltlose Substanz sei, welche die einen qualitätslose Materie, die anderen Entelechie und Beraubung nennen. Ferner seien die Elemente zusammengesetzt und Prozessergebnisse, die Prinzipien aber seien keines von diesen. Daher zeigt Platon in passender Weise, wie er den Übergang zwischen ihnen begreift. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
der Erde und dem Wasser, aus dem es erzeugt wurde: die gestalt- und formlose Materie, die Form, die wir »Entelechie« nennen, und die Privation. Thales irrt sich also, wenn er das Wasser Element und Prinzip nennt. (Wöhrle, Thales, S. 131).
Erde und dem Wasser, aus denen es erzeugt wurde: die gestaltlose und formlose Materie. Er sagt also im Timaios: »Weil nämlich der Gott wollte, dass alles gut und nach Möglichkeit nichts minderwertig sei, so führte er alles, was sichtbar war und was er nicht in Ruhe, sondern in verworrener und ungeordneter Bewegung übernahm, aus der Unordnung in eine Ordnung.« (Paulsen / Rehn, S. 41).
λέγομεν διὰ τὸ κτλ. pro λέγομεν διὰ τοῦτο ὅτι κτλ.] P ↔ S
G≠Q?
Während bei Ps.Plutarch die Definition der Prinzipien durch den ὅτι-Satz (διὰ τοῦτο, ὅτι) ausgedrückt wird, ist bei Stobaios der Infinitiv substantiviert (διὰ τὸ οὐδὲν ἔχειν).13 Aus zwei Gründen ist die Stobäische Version nicht der PS-Vorlage zuzuschreiben: 1. Nach Kühner / Gerth wechselt die ὅτι- Konstruktion, die im steigenden Maße von der Präposition mit Infinitiv Konkurrenz bekomme,14 häufig mit dem Infinitiv, umgekehrt jedoch finde der Wechsel zur ὅτι- Konstruktion ungleich seltener statt. 2. Stobaios muss den ὅτι-Satz vor Augen gehabt habe, denn er behält die Verneinung οὐκ aus dem ὅτι-Satz in seiner Infinitiv-Konstruktion (οὐδὲν) bei, statt sie durch μή zu verneinen (s. Kap. III.2.1.3).15 τοῦτο relatum in ἐκεῖνο deest] P(=DG) ↔ S
G≠Q?
γεννᾶται pro γεγέννηται16] P (Hss div) ↔ S
G≠Q?
πρότερον pro πρότερα] P (Hss div) ↔ S
G≠Q?
ὕλη ἄμορφος pro ἡ ὕλη ἄμορφος οὖσα] P~G17 ↔ S
Q?
13 Psellos besitzt eine mit Ps.Plutarch vergleichbare Formulierung, allerdings mit inhaltlichem Unterschied. Psellos 82: ἀρχὴν δὲ λέγομεν τὴν ὕλην, οὐχ᾿ ὅτι οὐκ ἔχει ἄλλο ὑπέρτερον ἑαυτῆς, […]. 14 Kühner / Gerth 2.2 § 550 Anm. 3. Schwyzer / Debrunner, S. 369: »Völlig frei, aber zugleich bewußt, braucht die attische Prosa (bes. häufig Thukydides und Demosthenes), aber auch die hellenistische (Polyb) den Inf. mit Artikel im Dienste gestraffter abstrakter Ausdrucksweise.« 15 Schwyzer / Debrunner, S. 369–370; S. Kühner / Gerth 2.2 § 512.3. 16 Die Herkunft des Wortes γεγέννηται wird unterschiedlich beurteilt. Nach Diels stammt die Lesart γεγέννηται von Corsinius. In den Hss ABC stehe γεγένηται. Mau und Lachenaud erwähnen hinsichtlich der Variante γεγέννηται Corisinus nicht. Mau verweist bei γεγένηται auf B und Π (codices Planudei αβγ AE). Nach Lachenaud steht γεγέννηται bei A und γεγένηται bei B. 17 Das Wort »οὖσα« findet sich noch in dem Ps.Galenischen Ausdruck τιν᾿ ἀειδῆ καὶ ἄμορφον οὐσίαν wieder. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
Buch I
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Indem Artikel und Partizip ausgelassen werden, erhält der Ausdruck ὕλη ἄμορφος eine höheren Abstraktheitsgrad, vergleichbar einem Stichwort,18 welches durch die anschließende Timaios-Stelle mit Inhalt gefüllt wird. ἀνείδεος pro ἀειδής] P=G ↔ S
Q–
Während Ps.Plutarch die Materie mit Hilfe des aristotelischen Terminus ἀείδης qualifiziert,19 ist bei Stobaios das von den Platonikern verwendete Wort ἀνείδεος zu lesen.20 Die Änderung in ἀνείδεος scheint auf das darauffolgende TimaiosExzerpt vorzubereiten (vgl. 1.9,4+5). καὶ τὸ εἶδος ὃ καλοῦμεν ἐντελέχειαν, καὶ ἡ στέρησις desunt] P~G~Q ↔ S Bei Stobaios bricht, wie aus Ps.Plutarch hervorgeht, die Aufzählung nach Nennung der Materie ab und dies, obwohl der vorhergehende Stobäische Satz die Nennung von mehr als einem Prinzip vorsieht (Τῆς δὲ γῆς καὶ τοῦ ὕδατος ἔστι τινὰ πρότερον ἐξ ὧν γέγονεν). Die Inkongruenz weist also auf einen Ausfall hin, der von Stobaios oder einem Abschreiber verursacht sein kann. Denkbar wäre ein mechanischer Ausfall, aber für den beabsichtigten Ausfall spricht − wie oben erwähnt − zum einen die Verkürzung auf ὕλη ἄμορφος, das den Abbruch vorbereitet, zum anderen, dass Stobaios mit der Auslassung den peripatetischen Charakter des Lemmas abzustreifen scheint, um den Schwerpunkt auf Platon zu verlagern (vgl. ἀνείδεος) und um auf das anschließende Timaios-Exzerpt vorzubereiten, das den Materie-Begriff explikativ ausführt.21 Indem also die Aufzählung nach der Materie abbricht, fehlt nicht nur der peripatetische Wortlaut (καὶ τὸ εἶδος, ὃ καλοῦμεν ἐντελέχειαν, καὶ ἡ στέρησις), sondern auch 18 Zu Indetermination, s. Schwyzer / Debrunner, S. 23. 19 S. Alt, S. 136 Anm. 40: »Die ὕλη wird bei Aet. 1, 2 wie bei Ps. Galen ἄμοφος und ἀειδής genannt, vgl. Arist. Cael. Γ 8, 306 b 17 ἀείδὲς καὶ ἄμοφον δεῖ τὸ ὑποκείμενον εἶναι .« S. auch Moraux, S. 278 Anm. 8: »Nicht aristotelisch ist das Wort ἀνείδεος (»ohne Form«).« Vgl. dagegen Dillon, Alcinous, S. 91: »It is notable, however, that Aristotle, in his characterization of Plato’s ›receptacle‹ in the de Caelo passage … uses aeides …, so the third epithet [aneideos, d. Vf.] might be claimed as Peripatetic …« 20 Dillon, Platonists, S. 410: »The term aneideos is, … being elsewhere (e.g. Philo, Conf. 85; Albinus, Did. p. 163,5) always an epithet of Matter, never, even among the Neoplatonists, of God.« Vgl. auch PST-Lemma 1.9.4–5. 21 Zwar ist im Timaios-Exzerpt nicht von der Materie die Rede – Platon spricht im Timaios nur von einem in unordentlicher Bewegung befindlichen Sichtbaren –, aber Stobaios liest in das Exzerpt den Begriff ›Materie‹ hinein. So interpretiert auch Nemesios (bei Calcidius, Baltes, BS 121.2, Z. 95 ff.) die Timaios-Stelle: »Wenn daher der Gott sie [die Materie, d. Vf.] verbessert hat, wie Platon im Timaios (111.0, Z. 35ff) sagt, und aus dem ungeordneten und wilden Hin- und Hergetriebenwerden zur Ordnung gebracht hat, dann beruhte diese ihre wirre Maßlosigkeit offenbar auf einem Zufall.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
die Identifikation mit der peripatetischen Lehre (ὃ καλοῦμεν ἐντελέχειαν).22 Auf sprachliche Glättung wird dabei verzichtet. In der Ausrichtung auf Platon stimmt Stobaios mit Galen überein, der allein Platon als Vertreter der These aufführt, dass Elemente und Prinzipien verschieden sind. Alt vertritt deshalb die These, Aëtios komme als Quelle letztlich nicht für diese Ps.Galen-Stelle in Frage.23 M&R hingegen sehen in der Ps.Galen-Stelle einen stark komprimierten Bericht der Placita.24 Λέγει γοῦν ἐν Τιμαίῳ plura] P=G=Q ↔ S Wie bereits Diels darlegt, rühren Formulierungen nach der Art λέγει γοῦν οὕτως von Stobaios her, wodurch Stobaios’ Eingriff in den Text deutlich wird.25 Diese Theorie wird von M&R übernommen.26 Indem das Timaios-Zitat ohne Namensetikett angeschlossen wird, erweckt Λέγει den Eindruck, als würde das Zitat von Thales stammen, und dies, obwohl eine systematische Ausrichtung des Lemmas auf Platon erkennbar ist. Aus der Beobachtung ergibt sich, dass ein Platon-Lemma ausgefallen sein kann, welches von dem Timaios-Abschnitt illustriert wird; ferner zeigt sich, wie instabil namelabel und Rumpflemma sich zueinander verhalten. Die Quellenangaben erweisen sich dadurch als unzuverlässig (s. Kap. III.3.1). Ἁμαρτάνει οὖν ὁ Θαλῆς … τὸ ὕδωρ plura] P=Q ↔ S
G−
In der Forschung ist die Meinung darüber geteilt, ob die Kritik (ἁμαρτάνει) auf Aëtios zurückgehe oder bereits bei Theophrast zu finden sei: Diels schreibt die Kritik an Thales dem Aëtios zu, da sie contra morem sei.27 Mansfeld stellt dazu 22 M&R, Compendium, S. 70: »But in the note on ›entelechy‹ and ›privation‹, which has disappeared in S, the author seems to give his own view, or rather what he believes to be the view of a school of thought he perhaps to some extent identifies with here: that of Aristotle.« S. auch Alt, S. 136: »Bei Aetios aber identifiziert sich der Schreiber – sei dieser nun Aetios selbst oder, wie ich glaube, ein Früherer – mit der peripatetischen Lehre und gebraucht deren Terminologie.« 23 Alt, S. 136. 24 M&R, Sources, S. 143: »If we ignore the two chapters on terminology (§ 19, 21), what we have amounts to a highly compressed account of the basic scheme of the Placita …« 25 Diels, DG, S. 216: »si formulas λέγει γοῦν οὕτως ἐν τῷ Τιμαίῳ et similes Stobaeanas esse concesseris [cf. supra p. 75], de Stobaei interpolatione non dubitabis, etsi ipsa scriptoris verba non ut illic post οὕτως addita sunt.« 26 M&R, Sources, S. 233: »λέγει γάρ, λέγει γοῦν: consistently used by S to introduce quotations (mainly from Plato) which are added to or replace the Placita, e.g. 8.45, 18.4c etc.; not found in P.« 27 Diels, DG, S. 180: »ergo Aëtius rursus a Placitorum sincera memoria descivit. nam idem est qui in hoc capite contra morem philosophus impugnare conatus est.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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fest, dass solche Kritik bereits bei Theophrast zu finden sei und nicht von Aëtios in den Text interpoliert sei.28 »He [Diels, d. Vf.] believes the criticisms have been interpolated by Aëtius and that the critique of others is ›contra morem‹ [scil., Placitorum]. Quod non.« So vermutete bereits Alt, dass der Tadel an Thales keine Erfindung des Aëtios sei, sondern Spuren einer weit zurückreichenden Diskussion im Peripatos darstelle.29 M&R 1997 lassen es gleichfalls unentschieden, ob solche Kritik auf Ps.Plutarch oder auf Aëtios zurückzuführen sei:30 »P (or Aëtius before him) offers direct criticism of the authors under discussion, using formulas such as ἁμαρτάνει δ᾿ οὗτος μὴ λέγων κτλ.« Gemäß M&R 2009 stammt die Kritik aus dem aristotelischen peripatetischen Umfeld.31 Dass Stobaios die Kritik auslässt, fügt sich in die bereits festgestellte Tendenz ein, den aristotelischen Charakter des Lemmas abzustreifen.
Überschrift 1.3 E 14 ιδ’: Δόξαι φιλοσόφων περὶ ἀρχῶν. Ἐκ τοῦ Πλουτάρχου. Q: Über die Prinzipien und was sie sind. Ps 83: Περὶ τῶν ἀρχῶν, τί εἰσίν. Ach 3: Περὶ τῆς τῶν ὅλων ἀρχῆς. Phot 167.112: δέκατον περὶ ἀρχῶν καὶ στοιχείων καὶ τοῦ παντός (= Hs L I.10). Ps.Plutarch (L / Mau)
Stobaios (W)
Περὶ τῶν (del. D) ἀρχῶν τί εἰσιν.
Περὶ ἀρχῶν καὶ στοιχείων τοῦ παντός.
Über die Prinzipien, was sie sind.
Über die Prinzipien und Elemente des Alls.
Περὶ ἀρχῶν κτλ. pro Περὶ τῶν κτλ.] P=Ps~Q ↔ S(=Hss FP)~Phot (=Hs L)
E≠Ach≠
Vgl. Überschrift 1.2. Die in dem Stobäische Kapitel I 10 (Περὶ ἀρχῶν καὶ στοιχείων τοῦ παντός) aufgelisteten Lemmata sind bei Ps.Plutarch auf die beiden Kapitel 1.2 (Τίνι διαφέρει ἀρχὴ καὶ στοιχεῖα) und 1.3 verteilt. Die Abfolge der Lemmata innerhalb der Kapiteln 1.2 und 1.3 bleibt bei Stobaios weitgehend erhalten, allerdings führt er die Kapitel in der Reihenfolge 1.3, 1.2 auf. M&R stellen einen solchen Umgang mit der Vorlage unter den Begriff »sequential 28 Mansfeld, Problemata, S. 109 Anm. 166. Ebd. S. 109: »I have suggested above that Theophrastus’ Φυσικαὶ δόξαι contained counter-arguments to the various tenets of the experts. In Aëtius, most traces of such arguments contra have disappeared; it is therefore all the more important that a few survive, and that one of these can be proved to derive from the great treatise.« 29 Alt, S. 136. 30 M&R, Sources, S. 136. 31 M&R, Compendium, S. 71. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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connection«.32 Die beiden bei Ps.Plutarch vorgefundenen Überschriften inhaltlich verwandter Kapitel werden bei Stobaios zu einem Generaltitel zusammengefasst, gebildet aus περί mit Genetiv und den beiden Stichworten »ἀρχαί« und »στοιχεῖα«.33 Es folgt noch der Zusatz τοῦ παντός, der an Achilles (τῶν ὅλων) erinnert. Durch die Nähe zwischen Stobaios und Achilles entsteht der Verdacht, dass auch Ps.Plutarch die PS-Überschrift nicht vollständig wiedergibt (s. Überschrift 1.2; s. Kap. I.5.3).
Thales 1.3,1 (1 / 2) E 14.14: »Θαλῆς ὁ Μιλήσιος,« εἷς τῶν ἑπτὰ σοφῶν, »ἀρχὴν τῶν ὄντων ἀπεφήνατο εἶναι τὸ ὕδωρ. δοκεῖ δὲ ὁ ἀνὴρ οὗτος ἄρξαι τῆς φιλοσοφίας καὶ ἀπ᾿ αὐτοῦ ἡ Ἰωνικὴ αἵρεσις προσηγορεύθη· ἐγένοντο γὰρ πλεῖσται διαδοχαί. φιλοσοφήσας δὲ ἐν Αἰγύπτῳ πρεσβύτερος ἦλθεν εἰς Μίλητον. ἐξ ὕδατος δέ φησι πάντα εἶναι καὶ εἰς ὕδωρ πάντα ἀναλύεσθαι. G 3: Ἔστι τοίνυν ὁ πρῶτος ὑπὸ τῶν πλείστων ὑπειλημμένος τὸν φιλόσοφον τρόπον εἰς τοὺς Ἴωνας †εἰσηγμένος Θαλῆς ὁ Μιλήσιος, δι᾿ ὃν καὶ τὴν κατ᾿ ἐκεῖνον φιλοσοφίαν Ἰωνικὴν ἅπαντες ὀνομάζουσιν. Ius 3.2: Θαλῆς μὲν γὰρ ὁ Μιλήσιος, ὁ πρῶτος τῆς φυσικῆς φιλοσοφίας ἄρξας, ἀρχὴν εἶναι τῶν ὄντων ἁπάντων ἀπεφήνατο τὸ ὕδωρ· ἐξ ὕδατος γάρ φησι τὰ πάντα εἶναι καὶ εἰς ὕδωρ τὰ πάντα ἀναλύεσθαι.34… (Ius 5.4) Αὐτοῦ γὰρ [Ἀριστοτέλους] θεὸν καὶ ὕλην ἀρχὰς εἶναι τῶν πάντων εἰρηκότος ὁ πρεσβύτατος τῶν κατ᾿ αὐτοὺς ἁπάντων Θαλῆς ἀρχὴν τῶν ὄντων ὕδωρ εἶναι λέγει· ἐξ ὕδατος γάρ φησι τὰ πάντα εἶναι καὶ εἰς ὕδωρ ἀναλύεσθαι τὰ πάντα.35 32 M&R, Sources, S. 218: »On other occasions he connects up whole chapters or groups of doxai without disturbing the internal sequence of doxai.« Vgl. Hense, Sp. 2556, der davon spricht, dass »seine Neigung, verwandte Abschnitte zu einem gemeinsamen Kapitel durch eine mehr oder weniger gelungene Aufschrift zu vereinigen, in seinem Verfahren gegenüber Aëtios zutage liegt.« Ebd. S. 2558: »Auch ohne eine auf alle Einzelheiten eingehende Untersuchung über die Provenienz der Kapitelaufschriften, die ja von der Frage nach den gnomologischen Vorlagen des Stobaios nicht zu trennen wäre, läßt sich doch bemerken, daß Stobaios in der Formulierung seiner Themen erfreulicherweise bald weit weniger selbständig verfuhr als im ersten Buche.« 33 Mansfeld, Problemata, S. 93: »It is to be noted that the majority of chapter-titles in Aëtius has been simplified to the seemingly descriptive and innocuous »περὶ x« type (e.g. I 9, περὶ ὕλης);« 34 »Denn Thales aus Milet …, der Archeget der Naturphilosophie, bezeichnete das Wasser als Prinzip aller Dinge; denn aus dem Wasser, sagt er, sei alles und in Wasser löse sich alles wieder auf.« (Wöhrle, Thales, S. 243). 35 »Thales von Milet, der erste Begründer ihrer Philosophie, wird nämlich unter Berufung auf ihn [Homer] Aristoteles’ Grundlehren über die Prinzipien verwerfen. Denn während Aristoteles gesagt hat, Gott und Materie seien die Prinzipien aller Dinge, sagt der älteste unter allen ihren Weisen, das Prinzip der seienden Dinge sei das Wasser; denn aus dem Wasser, behauptet er, sei alles und in Wasser löse sich alles wieder auf.« (Wöhrle, Thales, S. 245). © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Q: Thales der Milesier hat gelehrt, daß das Wasser das Prinzip der existierenden Dinge ist. Bisweilen nimmt man an, daß dieser Mann der erste war, welcher mit der Philosophie begann. Nach ihm wird die Gruppe der Jonier benannt. Denn die Philosophie hat eine lange Tradition. Dieser Mann philosophierte in Ägypten und begab sich als alter Mann nach Milet. Er war nun der Meinung, daß alles Seiende aus dem Wasser ist und sich zu Wasser auflöst. T 2.9: Θαλῆς μὲν γάρ, τῶν ἑπτὰ καλουμένων σοφῶν ὁ πρεσβύτατος, ἀρχὴν πάντων τὸ ὕδωρ ὑπέλαβεν, Ὁμήρῳ γε οἶμαι εἰρηκότι πιστεύσας· »Ὠκεανόν τε θεῶν γένεσιν καὶ μητέρα Τηθύν.« Ps.Plutarch (L / Mau)
Stobaios (W / D)
Θαλῆς ὁ Μιλήσιος ἀρχὴν τῶν ὄντων ἀπεφήνατο τὸ ὕδωρ. Δοκεῖ δ᾿ ὁ ἀνὴρ οὗτος ἄρξαι τῆς φιλοσοφίας καὶ ἀπ᾿ αὐτοῦ ἡ Ἰωνικὴ αἵρεσις προσηγορεύθη· ἐγένοντο γὰρ πλεῖσται διαδοχαὶ φιλοσοφίας. Φιλοσοφήσας δ᾿ (δὲ D) ἐν Αἰγύπτῳ ἦλθεν εἰς Μίλητον πρεσβύτερος· [ὃς] ἐξ ὕδατος φησι πάντα εἶναι καὶ εἰς ὕδωρ πάντα ἀναλύεσθαι·
Θαλῆς ὁ Μιλήσιος ἀρχὴν τῶν ὄντων ἀπεφήνατο τὸ ὕδωρ,
Thales aus Milet legte dar, dass das Prinzip alles Seienden das Wasser ist. Es scheint aber dieser Mann der Archeget der Philosophie gewesen zu sein, und nach ihm erhielt die Ionische Schule ihren Namen; denn es entstanden sehr viele Schulen der Philosophie. Nachdem er in Ägypten philosophiert hatte, kam er in höherem Alter nach Milet zurück. Aus dem Wasser, so sagt er, sei alles und in Wasser löse sich alles wieder auf. (Wöhrle, Thales, S. 131).
Thales aus Milet legte dar, dass das Prinzip alles Seienden das Wasser ist.
ἐξ ὕδατος γάρ φησι πάντα εἶναι καὶ εἰς ὕδωρ πάντα ἀναλύεσθαι.
Aus dem Wasser, so sagt er, sei alles und im Wasser löse sich alles wieder auf.
Δοκεῖ δ᾿ ὁ ἀνὴρ κτλ. desunt] P=E=Q~Ius ↔ S(=DG)
≠T?
Der mit δοκεῖ δ᾿ eingeleitete Einschub präsentiert eine kurze biografische Notiz zusammen mit einem Abriss der philosophischen Wissensvermittlung. Bereits Heeren und Beck vermuteten, dass der Einschub von fremder Hand in den Text hineingeraten sei.36 Nach Diels stammt er von Ps.Plutarch selbst, der damit 36 Heeren, S. 291: »Thalestis hoc placitum totidem verbis leg ap. Plut. l. c. (nam quae ibi adduntur δοκεῖ etc. usque ad πρεσβύτερος ex marg. in contextum irrepserunt, adeoque a Be ckio V. Cl. recte uncinis inclusa sunt), partim quoque exstant ap. Gal. et Euseb. ll. cc.« Beck, © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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seine Gelehrsamkeit demonstrieren wolle.37 Zwei Gründe führt Diels an: 1. Das sich anschließende ἐξ ὕδατος γάρ besitze durch den Einschub keinen Bezug. 2. Ps.Plutarch habe das spätere Lemma 1.3,7 (P / S), das diesem Einschub stark ähnelt, gekürzt,38 um eine »lästige« Wiederholung zu vermeiden.39 Diels scheint sich allerdings später in DK teilweise von seiner Meinung zu distanzieren, weil dort unter der Rubrik »Thales« der Satz φιλοσοφήσας δ᾿ ἐν Αἰγύπτῳ ἦλθεν εἰς Μίλητον πρεσβύτερος dem Aëtios zugeschrieben wird. Zu 1: Das γάρ ist in den Ps.Plut. Hss nicht vorhanden, sondern eine von Diels aus Ps.Iustin und Stobaios vorgenommene Ergänzung.40 Diels konstatiert dennoch einen fehlenden Bezug für das ἐξ ὕδατος γάρ und legt dar, dass die poste riores auf verschiedene Weise mit dem fehlenden Anschluss umgegangen seien: Während lediglich Ps.Iustin das ›aëtianische‹ γάρ bewahrt hätte, habe Eusebios die Partikel δέ hinzugefügt und die Byzantiner (Hss) schließlich hätten in allzu freier Weise das Relativpronomen eingefügt.41 Diels, der γάρ aus Ps. Iustin / Stobaios ergänzt und ὃς athetiert,42 forciert durch das ergänzte γάρ erst einen Bezug auf den Kopfsatz (Θαλῆς ὁ Μιλήσιος ἀρχὴν τῶν ὄντων ἀπεφήνατο τὸ ὕδωρ). Dass der Einschub durch γάρ deplatziert wirkt, stellt Diels also durch seine Rekonstruktion erst her. Qostā Ibn Lūqā hilft an dieser Stelle nicht weiter. Prof. Daiber teilte mir mit freundlicher Unterstützung mir, dass das Arabische fa- »nun« zwar auch für γάρ stehen könne, dann allerdings in der hier
S. 133: »δοκεῖ − πρεσβύτερος signis parentheseos inclusi, ut melius nexus pateret. Caeterum verba haec forte ab alia manu sunt, et in St. desunt.« 37 Diels, DG, S. 61: »Plutarchus ut principio statim suam sapientiam ostentaret importune post ὕδωρ haec interpolavit.« 38 S (I.10,12): Οὗτοι μὲν οὖν ἐφεξῆς ἀλλήλοις ταῖς διαδοχαῖς γενόμενοι τὴν Ἰωνικὴν ἐκπληροῦσι φιλοσοφίαν, οὕτω προσαγορευθεῖσαν, διότι Μιλήσιος αὐτῆς κατῆρξεν ἀνήρ, ὁ Θαλῆς ἀπὸ τῆς τῶν Ἰώνων μητροπόλεως. P (Mau / L / D): Οὗτοι μὲν οὖν ἐφεξῆς ἀλλήλοις ταῖς διαδοχαῖς γενόμενοι τὴν λεχθεῖσαν Ἰωνικὴν συμπληροῦσι φιλοσοφίαν ἀπὸ Θάλητος. (s. Lemma 1.3,7) 39 Diels, DG, S. 61–2: »arguitur fraus maxime inde quod ἐξ ὕδατος γάρ post tam longum embolium non habet quo referatur … ceterum confirmavit ipse Plutarchus fraudem § 7 circumcisa, ut quae antea praeceperat ne moleste repetere videretur.« 40 S. Lachenaud, Plutarque, S. 72: »γάρ add. Diels.« Dies hat auch Mansfeld (Heresiography, S. 21) beobachtet: »But has been inserted by Diels from Stobaeus and ps.Justin, and he has excluded from the text the ὃς which in ps.Plutarch makes for a smooth transition.« 41 Diels, DG, S. 61–2: »quod callide dissimulaverunt posteriores. Eusebius inepte δέ correxit, audacius Byzantini ὃς ἐξ ὕδατος. verum γάρ unus Iustinus servavit sententiarum conexu restituto qui post Μιλήσιος addit ὁ πρῶτος τῆς φυσικῆς φιλοσοφίας ἄρξας ἀρχὴν – τὸ ὕδωρ ἀπεφήνατο· ἐξ ὕδατος γάρ κτλ.« Vgl. aber als Beispiele für einen relativen Satzanschluss 3.18,1 P; 1.3,5 P; I.21,6c S. 42 Ihm folgen Mau und Lachenaud. Lachenaud und Mau athetieren das Relativpronomen, weil sie Diels in der Meinung folgen, es sei ein Zusatz der Byzantiner. Aber warum ergänzen sie wie Diels γάρ, das doch nach Diels aëtianischen und nicht Ps.Plutarchischen Ursprungs ist? Denn Lachenaud und Mau geben nicht Aëtios sondern Ps.Plutarch heraus. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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nicht bestehenden Verbindung fa-innahū. Im vorliegenden Fall sei der arabische Ausdruck fa-kāna yarā allenfalls alternativ noch deutbar als »dann war er der Meinung«. Zu 2: Nach Diels habe Ps.Plutarch aufgrund der Ähnlichkeit zwischen dem Einschub (1.3,1) und 1.3,7 das Lemma 1.3,7 − wie aus der Parallelversion des Stobaios hervorgeht – stark gekürzt, um Wiederholungen mit 1.3,1 zu vermeiden. Ein zwingender Beweis für Ps.Plutarchs Zusatz ist dies aber nicht. Mansfeld,43 der ebenfalls die Parallele zwischen 1.3,1 und 1.3,7 sieht, kommt zu dem Ergebnis, dass der Einschub eine von Ps.Plutarch umformulierte Paraphrase des Stobäischen Aëtios-Lemmas 1.3,7 sei. Es handele sich um eine Interpolation aus der aëtianischen Quelle,44 die auch dem Ps.Plutarch in 1.3,7 zur Verfügung stand. Methodisch stellt sich die Frage, mit welcher Sicherheit man bei fehlender wörtlicher Übereinstimmung davon ausgehen darf, dass 1.3,1 und 1.3,7 in einem direkten Abhängigkeitsverhältnis stehen. Ferner bleibt dadurch weiterhin unklar, woher Ps.Plutarch die biografische Notiz über den langen Aufenthalt des Thales in Ägypten bezieht. Diese Notiz aus 1.3,1 findet sich in 1.3,7 nämlich nicht. Beide Stellen unterscheiden sich ferner dahingehend, dass in 1.3,1 Thales als Archeget nur verhalten angeführt wird (δοκεῖ δ᾿), während er in 1.3,7 als Begründer feststeht (ἀπὸ Θάλητος 1.3,7). Was die Textzeugen angeht, so geben Eusebios und Qostā Ibn Lūqā erwartungsgemäß den Einschub wieder. Bei Ps.Justin findet er sich stark verkürzt auf zwei verschiedenen Kapiteln verteilt wieder. Theodoret gilt in der Forschung an dieser Stelle aufgrund seiner abweichenden Formulierung nicht als Textzeuge des Aëtios: Diels glaubt, dass Theodoret den doxographischen Abschnitt CAG 2.9–11 einer fremden Quelle entnommen habe.45 M&R schließen sich der Meinung an.46 In der Tat gibt es im Hinblick auf die biografische Notiz kaum Über-
43 Mansfeld, Heresiography, S. 21 f.: »In other words, the explanation of the term ›Ionian‹ philosophy in Stobaeus [1.3,7, d. Vf.] is the same as in ps.Plutarch [1.3,1 d. Vf.], though the wording is not identical. If interpolation there is in ps.Plut. I 3.1, it derives from the source for ps.Plut. I 3,7.« 44 M&R, Compendium, S. 74. 45 Diels, DG, S. 170: »non nulla videantur Aëtianis cognata velut praeter vulgaria placita … sed Parmenidis locus … atque Thaletis opinio Homeri altero illo versu [cf. supra p. 95] confirmatur, ut Aristotelis metaphysica [A3 p. 983b 20 sqq.] nescio quo intercedente expressa esse pateat.« 46 M&R, Sources, S. 284: »Diels recognized that not all the doxographical material in T was derived from A. He concluded, for example, that the brief doxography on the ἀρχαί at 2.9–11 was drawn from elsewhere, and, though the question is difficult, we consider this verdict most likely correct.« S. auch M&R, Sources, S. 284 Anm. 36. Ebenso Raeder (S. 89), der vermutet, dass Theodoret 2,9−11 aus dem Ps.Plut. Extrakt (Strommata) aus Eusebios (PE 1.8,1−12) stamme. Man bedenke aber, dass trotz fehlender wörtlicher Übereinstimmung 1.3,1 (Einschub) und 1.3,7 auf dieselbe Quelle zurückgehen sollen. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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einstimmungen zwischen Theodoret und Ps.Plutarch.47 Indem Aëtios als Quelle dem Theodoret abgesprochen wird, bleibt die opinio communis der Abhängigkeitsverhältnisse erhalten. Denn würde man Theodoret als aëtianischen Textzeugen an dieser Stelle akzeptieren (P ↔ S=T), so bestünde die Möglichkeit, dass weder Ps.Plutarch noch Stobaios den ›Aëtios‹ wiedergeben. Hat also der Einschub seinen angestammten Platz in der PS-Vorlage oder nicht? Für die Mehrquellen-Theorie dieses Lemmas spricht die Formulierung ὁ ἀνὴρ οὗτος. Bei den Biographen gilt οὗτος als Kennzeichen, dass etwas Neues angereiht wird.48 Diese Form des Übergangs weise auf eine andere Quelle hin. Der Einschub erinnert ferner an Theodorets Bemerkung,49 dass Porphyrios im Gegensatz zu Ps.Plutarch und Aëtios noch die Biografie eines jeden den doxai beifüge. Daraus ergibt sich: 1. Das Thales-Lemma 1.3.1 passt auf die Beschreibung eines Porphyrios-Lemmas; 2. Theodoret weist explizit darauf hin, dass Ps.Plutarch bloße doxai (ohne Biografie) auflistet, wodurch zumindest dieser Einschub dem Ps.Plutarch abgeschrieben werden muss. Macht man eine Glosse dafür verantwortlich, dann darf man nicht mehr erwarten, dass alles, was bei Ps.Plutarch vorhanden ist, allein aus der PS-Vorlage oder Ps.Plutarch stammt. Schreibt man den Einschub hingegen dem Ps.Plutarch zu, so darf man ihn nicht mehr auf die Rolle des Exzerptors beschränken.
Thales 1.3,1 (2 / 2) E 14.14: στοχάζεται δὲ ἐκ τούτου πρώτου ὅτι πάντων ζῴων ἡ γονὴ ἀρχή ἐστιν, ὑγρὰ οὐσία· οὕτως εἰκὸς καὶ τὰ πάντα ἐξ ὑγροῦ τὴν ἀρχὴν ἔχειν. δεύτερον· πάντα τὰ φυτὰ ὑγρῷ τρέφεταί τε καὶ καρποφορεῖ, ἀμοιροῦντα δὲ ξηραίνεται. τρίτον δέ, ὅτι καὶ αὐτὸ τὸ πῦρ τὸ τοῦ ἡλίου καὶ τῶν ἄστρων ταῖς τῶν ὑδάτων ἀναθυμιάσεσι τρέφεται καὶ αὐτὸς ὁ κόσμος. Ius 5.4: Στοχάζεται δὲ πρῶτον μὲν ἀπὸ τοῦ πάντων τῶν ζῴων τὴν γνοήν, ἀρχὴν οὖσαν, ὑγρὰν εἶναι· δεύτερον δὲ ὅτι πάντα τὰ φυτὰ ὑγρῷ τρέφεται καὶ καρποφορεῖ, ἀμοιροῦντα δὲ τοῦ ὑγροῦ ξηραίνεται. Q: Dies zu vermuten veranlaßte ihn (folgender Umstand): er fand (heraus), daß der Ursprung aller Lebewesen von der feuchten Substanz, welche der Samen ist, her 47 Vgl. πρεσβύτερος / πρεσβύτατος; Homer, Ilias 14.246 / 14.201. 48 Leo, S. 140: »So wird nach alter Biographensitte auf die εὑρήματα geachtet. Das Andere ist ein unscheinbares aber nicht unwichtiges Kennzeichen der Form. Diogenes Laertius verwendet keine Form des Ueberganges häufiger als dass er etwas Neues durch οὗτος anreiht. Es wird dabei jedes Mal auf das Präscript zurückgegriffen, der Name nicht wiederholt. Gleich nach dem Präscript … fährt Diogenes fast in der Regel mit οὗτος fort … Auch bei Suidas findet sich dieses οὗτος häufig … Dieser Gebrauch nun … ist auch Sueton geläufig;« Bei Hippolytos zeigt οὗτος, so Howland (S. 70) den Wechsel zu einer anderen Quelle an. 49 CAG 2.95–6: Πλούταρχος δὲ καὶ Ἀέτιος τὰς τῶν φιλοσόφων ἐκπαιδεύουσι δόξας· τὸν αὐτὸν δὲ καὶ ὁ Πορφύριος ἀνεδέξατο πόνον, τὸν ἑκάστου βίον ταῖς δόξαις προστεθεικώς. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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rührt. Daher bestimmte er, daß der Ursprung aller Dinge aus einer Feuchtigkeit ist. Ein zweiter Beweis war ferner, daß er fand, daß die Pflanzen sich durch die Feuchtigkeit ernähren und Früchte tragen: daß sie aber vertrocknen und zunichte gemacht werden, wenn die Feuchtigkeit fehlt. Ein dritter Beweis war, daß das Feuer selbst, daß heißt die Wärme der Sonne und der Sterne, vom Dampf der Wässer ernährt wird. Ebenso die Welt insgesamt. Ps.Plutarch (L / Mau)
Stobaios (W / D)
στοχάζεται δ᾿ (δὲ D) ἐκ τούτου πρῶτον ὅτι πάντων τῶν ζῴων ἡ γονὴ ἀρχή ἐστιν, ὑγρὰ οὖσα· οὕτως εἰκὸς καὶ τὰ πάντα ἐξ ὑγροῦ τὴν ἀρχὴν ἔχειν. Δεύτερον, ὅτι πάντα τὰ φυτὰ ὑγρῷ τρέφεται καὶ καρποφορεῖ, ἀμοιροῦντα δὲ ξηραίνεται· τρίτον, ὅτι καὶ αὐτὸ τὸ πῦρ τὸ τοῦ ἡλίου καὶ τὸ (del. D) τῶν ἄστρων ταῖς τῶν ὑδάτων ἀναθυμιάσεσι τρέφεται καὶ αὐτὸς ὁ κόσμος·
Στοχάζεται δὲ πρῶτον ἐκ τούτου, ὅτι πάντων τῶν ζῴων ἡ γονὴ ἀρχή ἐστιν, ὑγρὰ οὖσα (οὐσία FP)· οὕτως εἰκὸς καὶ τὰ πάντα ἐξ ὑγροῦ τὴν ἀρχὴν ἔχειν. Δεύτερον, , πάντα φυτὰ ὑγρῷ τρέφεται καὶ καρποφορεῖ, ἀμοιροῦντα δὲ ξηραίνεται. Τρίτον, ὅτι καὶ αὐτὸ τὸ πῦρ τὸ τοῦ ἡλίου καὶ τῶν ἄστρων ταῖς τῶν ὑδάτων ἀναθυμιάσεσι τρέφεται καὶ αὐτὸς ὁ κόσμος.
Er schließt dies zunächst aus der Tatsache, dass der Same, der feucht ist, das Prinzip aller Lebewesen ist. So ist es wahrscheinlich, dass alle Dinge ihr Prinzip aus dem Feuchten haben. Zweitens, dass alle Pflanzen dank des Feuchten ernährt werden und Frucht tragen, aber vertrocknen, wenn sie keinen Anteil [am Feuchten] haben. Drittens, dass auch das Feuer der Sonne selbst und das der Gestirne durch die Ausdünstungen der Wasser ernährt werden, ebenso der Kosmos. (Wöhrle, Thales, S. 131).
Er schließt dies zunächst aus der Tatsache, dass der Same, der feucht ist, das Prinzip aller Lebewesen ist. So ist es wahrscheinlich, dass alle Dinge ihr Prinzip aus dem Feuchten haben. Zweitens, alle Pflanzen dank des Feuchten ernährt werden und Frucht tragen, aber vertrocknen, wenn sie keinen Anteil [am Feuchten] haben. Drittens, dass auch das Feuer der Sonne selbst und der Gestirne durch die Ausdünstungen der Wasser ernährt werden, ebenso der Kosmos.
Strukturanalyse: Für die Ernährung des Kosmos gibt es ein eigenes Kapitel (2.5; s. auch 2.17); die im Thales-Lemma (1.3,1 2 / 2) vorgestellte doxa wird in den Lemmata 2.17,4 (P / S) und 2.23,5 (P / S) den Stoikern zugesprochen.
δὲ pro δ᾿] P↔ S=E=Ius
Q?
πρῶτον ἐκ τούτου pro ἐκ τούτου πρῶτον] P~E~Ius ↔ S
Q–
ὑγρὰ οὖσα] P↔ S=E
Q? Ius≠
Die Stobäischen Hss FP besitzen den Ausdruck ὑγρὰ οὐσία. Nach Heeren erweist sich οὐσία als die Konjektur eines Grammatikers, der glaube, dass dem © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Adjektiv ὑγρὰ ein Substantiv beigefügt werden müsse.50 Wachsmuth und Diels übernehmen für Stobaios Ps.Plutarchs Version. Diels spricht hinsichtlich der fehlerhaften Übereinstimmung mit Eusebios von Zufall (s. Kap. III.4.1.1).51 Wie Prof. Daiber mir mitteilt, ist die Möglichkeit nicht auszuschließen, dass Qostā Ibn Lūqā mit Eusebios und den Stobäischen Hss οὐσία statt οὖσα habe. Dafür spreche auch, dass im nachfolgenden Satz der Übersetzer ὑγρόν zweimal genau mit »Feuchtigkeit« und nicht mit »feuchter Substanz« wiedergebe. pro ὅτι] P=Ius(=DG) ↔ S=E
Q?
Bei Stobaios ist das ὅτι ausgefallen, das durch Ps.Plutarch und Ps.Iustin ergänzt werden kann. Stobaios und Eusebios stimmen in dem Ausfall überein (Vgl. S=E ὑγρὰ οὐσία). Diels übernimmt die Ergänzung von Heeren.52 πάντα φυτὰ pro πάντα τὰ φυτὰ] P=E=Ius ↔ S τὸ deest] P ↔ S=E(=DG)
Q≠ Q?Ius–
Bei Stobaios und Eusebios fehlt der Artikel. In den DG druckt Diels die Stobäische Version ab, wodurch er Stobaios und Eusebios die aëtianische Lesart zuschreibt. Im Hinblick auf deren fehlerhafte Übereinstimmung (vgl. ὑγρὰ οὐσία und ὅτι), ist es nicht von der Hand zu weisen, dass auch in diesem Fall Ps.Plutarch die Vorlage bewahrt.
Homer 1.3,2 E 14.14: διὰ τοῦτο καὶ Ὅμηρος ταύτην τὴν γνώμην ὑποτίθεται περὶ τοῦ ὕδατος· Ὠκεανόν, ὅσπερ γένεσις πάντεσσι τέτυκται.« ταῦτα μὲν ὁ Θαλῆς. Ius 5.4: Εἶθ᾿, ὥσπερ μὴ ἀρκούμενος οἷς στοχάζεται, καὶ τὸν Ὅμηρον ὡς ἀξιόπιστον μαρτύρεται οὕτως λέγοντα· Ὠκεανός, ὅσπερ γένεσις πάντεσσι τέτυκται. Q: Bereits der Dichter Homeros hat diese Meinung über das Wasser vertreten, als er sagte: »Der Ozean ist, als ob er zu einem Erzeuger von allem gemacht sei.« Ir 2.14.2: Thales quidem Milesius universorum generationem et initium aquam d ixit esse: idem autem est dicere aquam et Bythum. Homerus autem poeta Oceanum deorum genesim et matrem Tethyn dogmatizauit: 50 Heeren, S. 291 f. 51 Diels, DG, S. 276: »A [archetypus codicum F C, d. Vf.] casu consentiens in mendo cum Eusebii codd.« 52 Heeren, S. 292. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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T 2.9: Θαλῆς μὲν γάρ, τῶν ἑπτὰ καλουμένων σοφῶν ὁ πρεσβύτατος, ἀρχὴν πάντων τὸ ὕδωρ ὑπέλαβεν, Ὁμήρῳ γε οἶμαι εἰρηκότι πιστεύσας· »Ὠκεανόν τε θεῶν γένεσιν καὶ μητέρα Τηθύν.« Herakleitos, QH 22 (S. 33,8−15, Oelmann): διὸ δὴ τῆς τετράδος τῶν στοιχείων ὥσπερ αἰτιώτατον ὁ Θάλης ἀπεφήνατο στοιχεῖον εἶναι τὸ ὕδωρ. τίς οὖν ἐγέννησε ταύτην τὴν δόξαν; οὐχ Ὅμηρος, εἰπών· Ὠκεανός, ὅσπερ γένεσις πάντεσσι τέτυκται, φερωνύμως μὲν ὠκεανὸν εἰπὼν τὴν ὑγρὰν φύσιν παρὰ τὸ ὠκέως νάειν, τοῦτον δ᾿ ὑποστησάμενος ἁπάντων γενεάρχην; Ps.Plutarch, VH 2.93 (Kindstrand): Ἀρξώμεθα τοίνυν ἀπὸ τῆς τοῦ παντὸς ἀρχῆς καὶ γενέσεως, ἣν Θαλῆς ὁ Μιλήσιος εἰς τὴν τοῦ ὕδατος οὐσίαν ἀναφέρει, καὶ θεασώμεθα εἰ πρῶτος Ὅμηρος τοῦθ᾿ ὑπέλαβεν, εἰπὼν Ὠκεανός θ᾿ ὃς περ γένεσις πάντεσσι τέτυκται. Sextus, Αdv. Μath. 2.10.313−4 (II S. 367 Mutschmann): Θαλῆς δὲ ἐξ ὕδατος, […] ὁ ποιητὴς Ὅμηρος, ὅτε μὲν λέγων (Ξ 201) Ὠκεανόν τε, θεῶν γένεσιν, καὶ μητέρα Τηθύν, […]. Ps.Probus, ad Verg. (S. 21, Keil): Thales Milesius, magister eius [Anaximenes, d. Vf.], aquam. Hanc quidem Thaletis opinionem ab Hesiodo putant manare, qui dixerit ἤτοι μὲν πρώτιστα χάος γένετ’ αὐτὰρ ἔπειτα. Nam Zeno Citieus sic interpretatur, aquam χάος appellatam ἀπὸ τοῦ χέεθαι, quanquam eandem opinionem ab Homero possumus intellegere, quod ait, Ὠκέανόν τε θεῶν γένεσιν, καὶ μητέρα Τηθύν. Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W / D)
διὰ τοῦτο καὶ Ὅμηρος ταύτην τὴν γνώμην ὑποτίθεται περὶ τοῦ ὕδατος ᾿Ωκεανός, ὅσπερ γένεσις πάντεσσι τέτυκται.
Ὠκεανός θ᾿ ὅσπερ γένεσις πάντεσσι τέτυκται.
Daher äußert auch Homer diese Ansicht über das Wasser (Il. 14.246): »Der Okeanos, der der Ursprung von allem ist.« (Wöhrle, Thales, S. 131).
»Und Okeanos, der der Ursprung von allem ist.«
διὰ τοῦτο κτλ. desunt] P=E=Q ↔ S
Ius–Ir–T– QH– VH– Sextus– Probus–
Der διὰ-Satz bezieht sich formal (καὶ) und inhaltlich direkt auf das vorherige Thales-Lemma 1.3,1. Bei Stobaios hingegen steht das Homerzitat in dem Zitatenblock zu Beginn von Kapitel I 10,53 wodurch sich der Ausfall in 1.3,2 erklärt. 53 S. Hense, Sp. 2562: »Sofort in die Augen fällt die übrigens auch in dem Antholognomikon des gleichfalls dem 5. Jhdt. angehörenden Orion befolgte Gewohnheit, die Kapitel, auch die einzelnen Abschnitte mehrteiliger Kapitel, mit einer Reihe dichterischer Eklogen zu eröffnen und dann die prosaischen folgen zu lassen.« Diels, DG, S. 66. S. auch Mansfeld, Criti© 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
Denn Diels und Wachsmuth gehen davon aus,54 dass Stobaios das Homerzitat in der PS-Quelle vorfand und unter den Zitatenblock versetzt hat. Das Zitat sei zwecks Redundanz an seiner ursprünglichen Stelle nach Thales ausgelassen und der Einleitungssatz (διὰ-Satz) zu Homer damit überflüssig geworden. Mansfeld geht hingegen davon aus, dass der gesamte Zitatenblock, also auch das Homerzitat, nicht aus der PS-Quelle stamme, und schreibt Lemma 1.3,2 dem Ps.Plutarch zu.55 Alt nimmt als Quelle für die Ps.Plut. Version Aristoteles an,56 eine Vorstellung, die wiederum von Mansfeld abgelehnt wird,57 da Homer in diesem Lemma in einen philosophischen Kontext einbezogen werde, während Aristoteles und Theophrast die Philosophie mit Thales und nicht mit Dichtern beginnen lassen. Er selbst erwägt als Quelle Hippias.58 Theodoret, der wie Ps.Plutarch Thales und Homer verbindet, wird von Diels und M&R nicht als Bestätigung für Ps.Plutarch herangezogen: Denn nach Diels59 stammt die Thales / Homerstelle, wie überhaupt das gesamte arche-Kapitel Theodorets (CAG 2,9–11), nicht aus der PS-Quelle, da Theodoret nicht – wie Ps.Plutarch – Il. 14.246 zitiere, sondern Il. 14.201 (»Okeanos sei der Ursprung der Götter und Tethys ihre Mutter«). In dieser Meinung wird er von M&R unterstützt.60 Auch Irenaeus wird in der Forschung als Bestätigung abgelehnt, da er ebenfalls Il. 14.201 zitiert und aufgrund der Unterschiede keine direkte Beziehung zu Ps.Plutarch aufweist.61 Die doxographischen Zeugnisse, die eine cal Note, S. 111: »This cento falls into two main parts according to a rule often followed by S in the first book of the Eclogae; he first has a poetic section but then changes tack and continues with a collection of prose abstracts.« 54 Diels, DG, S. 277: »versus a Stobaeo poeticis c. 10 eclogis insertus est.« und Wachsmuth, Eclogae, S. 119: »depromptus est h.v. ex Aetii I 3,2.« 55 Mansfeld, Aristotle, S. 123 Anm. 47: »but in Stobaeus it occurs in the company of several poetic quotations … which do not derive from ›Aëtius‹.« Ders., Heresiography, S. 53 Anm. 19: »I believe the insertion in Aëtius of the Homer lemma is mistaken, …« Ders. Aristotle, S. 123: »Ps.Plutarch, who cites … and enlarges upon Aristotle’s hypothetical explana tions of Thales’ assumption of water as if these were concerned with attested facts, adds, I 3,2:« 56 Alt, S. 142: »Die Erwähnung unphilosophischer Vorläufer des Thales geht wiederum auf Aristoteles Metaph. A zurück, wo zwar der Name Homers nicht genannt, aber zu den πρῶτοι θεολογήσαντες u. a. auf den Vers Il. Ξ 201 angespielt wird, in dem Okeanos neben Tethys steht.« 57 Mansfeld, Heresiography, S. 26 Anm. 26: »Note, for the moment, that ps.Plut. Plac. I 3.2, on Homer, cannot derive from either Theophrastus or Aristotle.« Ders. Aristotle, S. 122 f. 58 Mansfeld, Aristotle, S. 128: »the divergence in the literature, both doxographical and other, in the quotations from Homer (either Il. XIV 201 or XIV 246) is presumably best explained on the assumption that Hippias’ collection quoted both lines.« 59 Diels, DG, S. 170. 60 M&R, Sources, S. 284. 61 Mansfeld, Aristotle, S. 123 Anm. 47. S. Kap. I. 5. Irenaeus besitzt wie die von Diels rekonstruierte PS-Quelle die Reihenfolge Thales, Homer, Anaximander, aber die Lemmata weisen inhaltliche Unterschiede auf. Dazu kommt, dass nach Mansfeld Homer ursprünglich nicht in die Reihenfolge gehört. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Buch I
Verbindung zwischen Thales und Homer aufweisen (VH, QH, Sextus, Probus), spiegeln teilweise die Ps.Plut. Version wieder.62 Die Verteilung des Homerzitats auf die Schriften stellt sich wie folgt dar: P=S=E=Q=Ius=QH=VH ↔ T=Ir=Probus=Sextus. Wird Lemma 1.3,2 als Zusatz des Ps.Plutarch angesehen, stellt sich zwischen Ps.Plutarch und dem doxographischen Umfeld des Stobaios ein Quellenbezug her (s. Kap. V.2.2), gehört das Lemma in die PS-Vorlage, so rückt diese in die Nähe des doxographischen Umfelds. θ᾿ ὅσπερ pro ὅσπερ] P=E=Ius=QH ↔ S=VH
Ir?T≠Sextus≠Probus≠
Dazu Hillgruber:63 »hier sei … noch nachgetragen, daß Herakleitos, Stobaios und unser Autor [der QH, d. Vf.] auch in der Form des Homerzitates genau übereinstimmen: alle drei schreiben Ὠκεανός θ᾿, ὅσπερ anstelle des home rischen Ὠκεανοῦ, ὅσπερ«. Zu QH, s. aber Oelmann.
Anaximander 1.3,3 (1 / 2) E 14.14: »Ἄναξίμανδρος δὲ ὁ Μιλήσιός φησι τῶν ὄντων τὴν ἀρχὴν εἶναι τὸ ἄπειρον· ἐκ γὰρ τούτου πάντα γίνεσθαι καὶ εἰς τοῦτο πάντα φθείρεσθαι· διὸ καὶ γεννᾶσθαι ἀπείρους κόσμους καὶ πάλιν φθείρεσθαι τὸ ἐξ οὖ γίνεται. λέγει δ᾿ οὖν, διότι τὸ ἀπέραντόν ἐστιν, ἵνα μηδὲν ἐλλείππῃ καὶ ἡ γένεσις ἡ ὑφισταμένη. G 3: τούτου δὲ γνώριμος Ἀναξίμανδρος γεγονὼς ὁμοίως φιλοσοφῶν γέγονε καὶ τὸν Ἀναξιμένην κτλ. Q: Anaximandros der Milesier glaubte, daß das Prinzip der existierenden Dinge das Unendliche ist; und daß aus ihm alles Werden geschieht und zu ihm alles schließlich hingelangt. Daher glaubte er, daß unendliche Welten gebildet werden und vergehen, um dann dorthin zurückzukehren, woraus sie geworden sind. Er behauptete, daß es (das Prinzip) unendlich ist, damit nicht Unvollkommenheit ihm anhafte und es ewig existiere. Ius 3.2: Ἀναξίμανδρος δὲ μετὰ τοῦτον, ἀπὸ τῆς αὐτῆς ὁρμώμενος Μιλήτου, τὸ ἄπειρον ἀρχὴν ἁπάντων ἔφησεν εἶναι· ἐκ τούτου γὰρ δὴ τὰ πάντα γίνεσθαι καὶ εἰς τοῦτο τὰ πάντα φθείρεσθαι.
62 Diels hat festgestellt, dass Stobaios abgesehen von Aëtios und AD aus einer dritten Quelle geschöpft hat, die auf ein altes (vor Vitruv entstandenes) Allegorienbuch zurückgehe. Davon seien abhängig: 1. Eine Quelle unter dem Namen Plutarchs (2. Jh. n. Chr.), von der Ps.Plutarchs Vita Homeri (VH) und Stobaios abhängen. 2. Herakleitos, Quaestiones Home ricae (QH). 3. Der Grammatiker Herakleon, von dem Sextus und Probus abhängen. S. Diels, DG, S. 88–99. S. dazu Hillgruber, S. 38–40. 63 Hillgruber, S. 214. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
Ph (p.11 Aucher): Anaximander (item) Milesius infinitum. T 2.9: Ἀναξίμανδρος δέ, τοῦτον διαδεξάμενος, ἀρχὴν ἔφη τὸ ἄπειρον·64 Ps.Plutarch (L / Mau)
Stobaios (W)
Ἀναξίμανδρος δ᾿ (δὲ D) ὁ Μιλήσιός φησι τῶν ὄντων τὴν ἀρχὴν εἶναι τὸ ἄπειρον· ἐκ γὰρ τούτου πάντα γίνεσθαι καὶ εἰς τοῦτο πάντα φθείρεσθαι· διὸ καὶ γεννᾶσθαι ἀπείρους κόσμους, καὶ πάλιν φθείρεσθαι εἰς τὸ ἐξ οὗ γίνονται (*γίνεται* D). Λέγει γοῦν διὰ τί ἄπειρόν ἐστιν (διότι ἀπέραντόν D)· ἵνα μηδὲν ἐλλείπῃ ἡ γένεσις ἡ ὑφισταμένη.
Ἀναξίμανδρος δὲ Πραξιάδου Μιλήσιος φησὶ τῶν ὄντων ἀρχὴν εἶναι τὸ ἄπειρον· ἐκ γὰρ τούτου πάντα γίγνεσθαι καὶ εἰς τοῦτο πάντα φθείρεσθαι. Διὸ καὶ γεννᾶσθαι ἀπείρους κόσμους καὶ πάλιν φθείρεσθαι εἰς τὸ ἐξ οὗ γίγνονται (*γίγνεται* D). Λέγει γοῦν διότι ἀπέραντόν (Hss aliter) ἐστιν, ἵνα μηδὲν ἐλλείπῃ 64 γένεσις ἡ ὑφισταμένη.
Anaximander aus Milet sagt, das Prinzip der seienden Dinge sei das Unendliche; denn aus diesem entstehe alles und in dieses hinein vergehe alles. Daher würden auch unendliche Welten erzeugt und vergingen wieder zu dem, woraus sie entstehen. Er sagt auch, weshalb es unendlich ist: damit der zugrunde liegende Entstehungsvorgang in nichts nachlasse. (Wöhrle, Milesier, S. 51).
Anaximander, Sohn des Praxiades aus Milet sagt, das Prinzip der seienden Dinge sei das Unendliche; denn aus diesem entstehe alles und in dieses hinein vergehe alles. Daher würden auch unendliche Welten erzeugt und vergingen wieder zu dem, woraus sie entstehen. Er sagt auch, warum es grenzenlos ist: damit der zugrunde liegende Entstehungsvorgang in nichts nachlasse.
δὲ pro δ᾿ ] P ↔ S=E=G=Ius=T(=DG=M) Πραξιάδου Μιλήσιος pro ὁ Μιλήσιος] P=E=Q=Ph(=Μ) ↔ S(=DK)
Q?Ph? G≠Ius≠T≠
Das Anaximander-Lemma bildet den Auftakt einer Reihe von Lemmata aus 1.3, die nach dem name-label das dazugehörige Patronym und Ethnikon besitzen. Vgl. die Theodoret-Stelle CAG 2.95,65 dass Ps.Plutarch und Aëtios (lediglich) die doxa der Philosophen wiedergeben, während Porphyrios in seiner Φιλόσοφος ἱστορία auch über die Biografie Auskunft gebe, worunter sich Patronym und Ethnikon zählen lassen (s. Kap. III.3.2). ἀρχὴν pro τὴν ἀρχὴν] P=E(=M) ↔ S=Ius=T(=DK) γίγνεσθαι pro γίνεσθαι] P=E=Ius(=M) ↔ S(=DK)
64 Der Artikel ἡ wird von Heeren (S. 293) eingefügt. 65 S. Kap. I.6.2.6. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
Q?G−Ph− G−Q?T−Ph−
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Auffällig erscheine bei Ps.Plutarch, so Weissenberger,66 der durchgehende Gebrauch der späteren Form γίνομαι, γενέσθαι, ἀπογινώσκειν, während sich bei Plutarch auch die attische Form γίγνομαι, γίγνεσθαι finde. Für Weissenberger fällt dies unter die sprachlichen Kriterien, anhand derer die Schrift dem Plutarch abgesprochen werden kann (s. dazu Lemma 1.2,2, 1 / 2). γίγνεται pro γίνεται] P=E ↔ S
G−Q≠Ius−Ph−T−MP≠
Die Ps.Plut. Hss (abgesehen von Hs B γίνονται) und die Stobäischen Hss FP besitzen das Wort im Singular. Diels setzt den Singular in beiden Spalten in cruces; denn die Rückkehr der κόσμοι zu dem ἄπειρον, aus dem sie entstehen, erfordert den Plural. Dem Vorschlag von Heeren67 (γίγνονται) schließen sich Wachsmuth, Mau und Lachenaud an. MP drucken γίνονται ab. Qostā Ibn Lūqā setzt wie Hs B den Plural voraus.68 Diels vermutet, dass Aëtios γίνεσθαι gelesen habe (s. auch DK).69 Er kommt auch auf der Grundlage von 5.16,1 zu dem Ergebnis, dass die librarii den Infinitiv in den Relativsätzen gemieden hätten. διότι ἀπέραντόν pro διὰ τί ἄπειρόν] P(=M=MP) ↔ S(=DG=DK)~EG−Q?Ius−Ph−T− Diels druckt auf der Grundlage von Eusebios (τὸ ἀπέραντόν) und der Stobäischen Hss-Überlieferung (ἀπείρατον) in den DG ἀπέραντόν ab. Eusebios weist zwar eine große Ähnlichkeit mit Stobaios auf, besitzt aber durch den Artikel eine andere Syntax.70 Was Qostā Ibn Lūqā betrifft, so unterstützt er Daiber zufolge Eusebios.71 Vgl. aber M&R:72 »Q appears to support Diels’ διότι ἀπέραντον (cf. E.) against P (but note that Arabic cannot distinguish between ἀπέραντος and ἄπειρος as Prof. Daiber himself informs us).« γένεσις pro ἡ γένεσις] P=E(=DK=M) ↔ S
G−Q?Ius−Ph−T−
66 Weissenberger, S. 45. 67 Heeren, S. 292. 68 Nach Diels hat der scriba von Hs B den Fehler selbständig verbessert. 69 Diels, DG, S. 50: »corruptum autem esse ultimum illud γίνεται non solum Herrenius intellexit sed etiam Plutarchi codicis B scriptor. uterque γίνονται scilicet promptissima me dicina rescripsit … infinitivum in relativis structuris cane peius et angue odisse constat librarios.« 70 Kraus, S. 367 Anm. 8: »Bei Stob. ist ἀπέραντον Prädikat zu dem vorschwebenden τὸ ἄπειρον, bei Euseb ist, wenn τὸ nicht zufälliger Verderbnis entspringt, τὸ ἀπέραντον Subjekt.« 71 Daiber, Aetius, S. 334: »διότι ἀπέραντον … Ar (ut vid.).« 72 M&R, Sources, S. 158. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
Anaximander 1.3,3 (2 / 2) E 14.14: ἁμαρτάνει δὲ καὶ οὗτος μὴ λέγων τί ἐστι τὸ ἄπειρον, πότερον ἀήρ ἐστιν ἢ ὕδωρ ἢ γῆ ἢ ἄλλα τινὰ σώματα· ἁμαρτάνει οὖν τὴν μὲν ὕλην ἀποφαινόμενος, τὸ δὲ ποιοῦν αἴτιον ἀναιρῶν. τὸ γὰρ ἄπειρον οὐδὲν ἄλλο ἢ ὕλη ἐστίν· οὐ δύναται δὲ ἡ ὕλη εἶναι ἐνεργείᾳ, ἐὰν μὴ τὸ ποιοῦν ὑπόθηται. Q: Dieser Mann aber hat insofern einen Fehler gemacht, als er nicht mitteilte, was dieses Unendliche ist: ob es Luft ist oder Wasser oder Erde oder andere Körper. Er hat außerdem insofern einen Fehler gemacht, als er eine Materie behauptete und die wirkende Ursache für nichtig erklärte. Das Unendliche nämlich ist nichts anderes als die Materie. Aber die Materie kann nicht der Betätigung nach sein, wenn nicht die wirkende Ursache vorhanden ist. Ps.Plutarch (L / Mau)
Stobaios (W / D)
῾Αμαρτάνει δ᾿ (δὲ D) οὗτος μὴ λέγων τί ἐστι τὸ ἄπειρον, πότερον ἀήρ ἐστιν ἢ ὕδωρ ἢ γῆ ἢ ἄλλα τινὰ σώματα. ῾Αμαρτάνει οὖν τὴν μὲν ὕλην ἀποφαινόμενος τὸ δὲ ποιοῦν αἴτιον ἀναιρῶν· τὸ γὰρ ἄπειρον οὐδὲν ἄλλο ἢ ὕλη ἐστίν· οὐ δύναται δ᾿ (δὲ D) ἡ ὕλη εἶναι ἐνεργείᾳ, ἂν μὴ τὸ ποιοῦν ὑποκέηται.
Ἁμαρτάνει δὲ μὴ λέγων τί ἐστι τὸ ἄπειρον.
Es geht dieser aber fehl, wenn er nicht sagt, was das Unendliche ist, ob es Luft ist oder Wasser oder Erde oder ein anderer bestimmter Körper. Er geht also fehl, indem er zwar den Stoff bezeichnet, die bewirkende Ursache aber negiert. Denn das Unendliche ist nichts anderes als der Stoff; der Stoff aber vermag nicht in Verwirklichung zu sein, wenn nicht die bewirkende Ursache zugrunde liegt. (Wöhrle, Milesier, S. 51).
Er geht aber fehl, wenn er nicht sagt, was das Unendliche ist. Das Unendliche ist nichts anderes als der Stoff. Der Stoff aber vermag nicht in Verwirklichung zu sein, wenn nicht die bewirkende Ursache zugrunde liegt.
Τὸ δ᾿ ἄπειρον οὐδὲν ἄλλο ἢ ὕλη ἐστίν· οὐ δύναται δ᾿ ἡ ὕλη εἶναι ἐνέργεια, ἐὰν μὴ τὸ ποιοῦν ὑποκέηται.
Inhaltsanalyse: Zunächst werden von dem Kritiker Luft, Wasser und Erde (also Elemente) als mögliche Definitionen für das Unendliche zur Auswahl gestellt. Dann aber wird das Unendliche mit dem Stoff gleichgesetzt, der unter die Prinzipien gehört. Der Kritiker stellt Elemente und Materieprinzip auf eine Ebene, obwohl das vorher gehende Kapitel 1.2 auf die Trennung zwischen Element und Materieprinzip bedacht ist. Ferner steht die Definition des Unendlichen »denn das Unendliche ist nichts anderes als der Stoff« inhaltlich bezugslos im Raum. Sie ist nicht die Meinung des Anaximander, aber auch nicht die des Kritikers, der sich im Folgenden von dieser Definition distanziert, da er den Stoff ohne das schaffende Prinzip ablehnt. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
Buch I
δὲ pro δ᾿ ] P ↔ S=E(=DG)
77 Q?
οὗτος deest] P=E=Q(=DK) ↔ S Nach Kahn73 zeigt der Gebrauch von οὗτος oder ἐκεῖνος »not only the relative position of words in a sentence, but also the psychological freshness or remoteness of ideas in the author’s mind.«74 Das οὗτος, das auf Kompiliertätigkeit hinweist, ist entweder auf Ps.Plutarch oder auf seine Vorlage zurückzuführen. Auffällig ist, dass die bei beiden Autoren vorhandene Formulierung ἁμαρτάνει δ᾿ οὗτος μὴ λέγων τί ἐστι τὸ ἄπειρον die Überschrift 1.3 (Περὶ τῶν ἀρχῶν τί εἰσιν) widerspiegelt. Es hat den Anschein, als finde das τί εἰσιν der Überschrift in der Kritik seine Entsprechung (s. Kap. III.2.1.5). Dass das τί εἰσιν in der Stobäischen Überschrift fehlt, würde erklären, warum der kritische Aspekt bei Stobaios keinen hohen Stellenwert hat.75 Wenn οὗτος bereits in der PS-Quelle stand, so ist auf diese Weise der Ausfall des emphatischen οὗτος bei Stobaios zu erklären. πότερον ἀήρ ἐστιν κτλ. in medio desunt] P=E=Q(=DK) ↔ S Diels schreibt die Kritik (Ἁμαρτάνει δὲ) dem Aëtios selbst zu, da sie gegen die Placita-Tradition (contra morem) spreche, die sine ira et studio lediglich die Lemmata aufzähle.76 Dass der Abschnitt bei Stobaios ausgefallen ist, wird auch durch den strukturellen Aufbau bei Ps.Plutarch von ἁμαρτάνει δ᾿ οὗτος bis ὑποκέηται erkennbar. Nach der Auflistung der beiden Kritikpunkte, jeweils eingeleitet mit ἁμαρτάνει, folgen die beiden Entgegnungen: Dem ersten Kritikpunkt (a), dass Anaximander das ἄπειρον nicht bestimme, nämlich mit keinem
73 Kahn, Anaximander, S. 30. 74 Sowohl Ps.Plutarch als auch Stobaios weisen den Gebrauch dieses Wortes auf. Vgl. Thales 1.3,1 (P) ὁ ἀνὴρ οὗτος; Anaximander 1.3,4 (P) καὶ οὗτος; Pythagoras 1.23,1 (S) Οὗτος, Definition 2.32,1 (P / S) Οὗτος γὰρ ὁ τέλειος μὴν. Vgl. Leo, S. 140, nach dem οὗτος als starker Hinweis auf die Person bei Diogenes Laertios bekannt ist und zeige, dass sich etwas Neues anreihe. Ebenso Rohde (S. 569 Anm. 1), dass DL mit οὗτος seine Exzerpte zusammenreihe. 75 Die ἁμαρτάνει-Kritik im Thales-Lemma 1.2,2 fehlt bei Stobaios. Ferner macht Hense, S. Sp. 2584, darauf aufmerksam, dass es dem Gnomologen um die Gnome als solche zu tun ist und deshalb Persönliches und Individuelles gern abgestreift werde. Darunter lassen sich auch kritische Anmerkungen zur Lehrmeinung zählen, wenn sie auch nicht vollständig abgestreift wurden. 76 Diels, DG, S. 180. Kahn, S. 33: »The italicized words [whether it is air or water or earth or some other bodies d. Vf.] occur, however, only in the version of pseudo-Plutarch, and may represent an originally expository remark, which has been confused by him with the more intelligent criticism that follows.« Vgl. CAG 2.95. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
der Elemente oder sonstigen Körper identifiziere,77 entspricht die Entgegnung (a'), dass das ἄπειρον nichts anderes als ὕλη sei. Die Verklammerung zwischen erstem Kritikpunkt (a) und seiner Entgegnung (a') wird dadurch deutlich, dass das bei beiden Autoren vorhandene οὐδὲν ἄλλο mit der Formulierung ἄλλα τινὰ σώματα korrespondiert. Dem zweiten Kritikpunkt (b), dass Anaximander zwischen ἄπειρον (ὕλη) und dem ποιοῦν (causa efficiens) trenne, entspricht die Entgegnung (b'), dass die ὕλη zu ihrer Verwirklichung das ποιοῦν benötige.78 Der Umstand, dass Stobaios den Kritikpunkt (b) nicht besitzt, dafür aber die Entgegnung (b'), ist der Beweis für die Unvollständigkeit des Lemmas. Dass der Textabschnitt bei Stobaios fehlt, könnte auf einen mechanischen Ausfall zurückzuführen sein, der von Stobaios selbst oder einem Abschreiber verursacht sein kann. Heeren79 erklärt den Ausfall mit haplographischer Verdrängung (τὸ ἄπειρον, πότερον … ἀναιρῶν τὸ γὰρ ἄπειρον κτλ.). Gegen einen mechanischen Ausfall, also für einen bewussten Eingriff spricht aber, dass bei Ps.Plutarch auf Kritik (a) die Entgegnung (a') mit γὰρ anschließt, bei Stobaios hingegen die Begründungspartikel γὰρ fehlt, da sein Kritikpunkt (a) unvollständig formuliert ist und daher kein Zusammenhang in Form einer Begründung möglich ist (s. Kap. III.2.3). Τὸ δ᾿ ἄπειρον pro τὸ γὰρ ἄπειρον] P=E=Q(=DK) ↔ S ἐνέργεια pro ἐνεργείᾳ] E=Q ↔ S(=DG=DK)
P?
Die Angabe zur Ps.Plut. Lesart ist unklar: Die Ps.Plut. Hss haben nach Diels und Mau das Wort im Nominativ (ἐνέργεια),80 nach Lachenaud im Dativ. Mau druckt aber – wie Lachenaud – im Text ἐνεργείᾳ ab.81 Eusebios und Qostā Ibn Lūqā sprechen für diese Entscheidung.
77 Mansfeld, Problemata, S. 110: »Although the argument contra in Aëtius is clearly indebted to this description of the ἄπειρον as something different from the standard four elements, it goes further in that it turns a report … into a criticism which hinges on the question concerned with substance.« 78 Dass der ganze Abschnitt πότερον … ἀναιρῶν kein Ps.Plut. Zusatz sein kann, darauf macht Alt (S. 143 Anm. 79) aufmerksam. Sie argumentiert, dass bei Stobaios der schlüssige Zusammenhang ohne den »Zusatz« fehle; »er [Stobaios, d.Vf.] fügt an die Kritik » er sagt nicht, was das ἄπειρον sei « unmittelbar die Bemerkung, dieses sei nur ὕλη, bedürfe aber zu seiner Verwirklichung auch des ποιοῦν. Letzteres ist als Erklärung nur verständlich nach dem zweiten, bei Stob. fehlenden ἁμαρτάνει-Satz. So einfach ist es nicht, angebliche Zusätze bei Aetios herauszulösen!« 79 Heeren, S. 294: »Aberravit ab his forte Stobaei oculus ob similes vocum terminationes.« 80 Bestätigt für Hs C durch Autopsie. 81 M&R, Sources, S. 179: »The variant readings [at Lachenaud, d.Vf.] are recorded in more detail, resulting in a number of interesting new insights.« Ebd. Anm. 187: »E. g. at 1.3.2 he re© 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
Buch I
ἐὰν pro ἂν] P ↔ S=E(=DG=DK) Vgl. 1.3,4 (2 / 2).
79 Q?
Anaximenes 1.3,4 (1 / 2) E 14.14: Ἀναξιμένης δὲ ὁ Μιλήσιος ἀρχὴν τῶν ὄντων τὸν ἀέρα ἀπεφήνατο· ἐκ γὰρ τοῦτου πάντα γίνεσθαι καὶ εἰς αὐτὸν πάλιν ἀναλύεσθαι. οἷον ἡ ψυχή, φησίν, ἡ ἡμετέρα ἀήρ ἐστι· συγκρατεῖ γὰρ ἡμᾶς· καὶ ὅλον δὲ τὸν κόσμον πνεῦμα καὶ ἀὴρ ἐμπεριέχει· λέγεται δὲ συννωνύμως ἀὴρ καὶ πνεῦμα. Q: Anaximenes der Milesier vertrat die Ansicht, daß das Prinzip der existierenden Dinge die Luft ist, und daß aus ihr alles wird und zu ihr sich (alles) auflöst. (Das ist) wie (bei) der Seele in uns: denn die Luft ist es, die sie in uns bewahrt. Das Pneuma und die Luft erfassen die ganze Welt. Man verwendet »Pneuma« und »Luft« in derselben Bedeutung, gemäß einer übereinstimmenden Ausdrucksweise. Ius 3.2: Τρίτος Ἀναξιμένης, καὶ οὗτος ἐκ τῆς Μιλήτου ὑπάρχων, ἀέρα τοῦ παντὸς ἀρχὴν εἶναι λέγει· ἐκ γὰρ τούτου τὰ πάντα γίνεσθαι καὶ εἰς τοῦτο τὰ πάντα ἀναλύεσθαί φησιν. Ph (p.11 Aucher): Anaximenes aërem. Ps.Plutarch (L / Mau)
Stobaios (W)
Ἀναξιμένης δ᾿ (δὲ D) ὁ Μιλήσιος ἀρχὴν τῶν ὄντων ἀέρα ἀπεφήνατο· ἐκ γὰρ τοῦτου τὰ (om. D) πάντα γίνεσθαι καὶ εἰς αὐτὸν πάλιν ἀναλύεσθαι, οἷον »ἡ ψυχή« φησίν »ἡ ἡμετέρα ἀὴρ οὖσα συγκρατεῖ ἡμᾶς, καὶ ὅλον τὸν κόσμον πνεῦμα καὶ ἀὴρ περέχει·« λέγεται δὲ συνωνύμως ἀὴρ καὶ πνεῦμα.
Ἀναξιμένης Εὐρυστράτου Μιλήσιος ἀρχὴν τῶν ὄντων ἀέρα ἀπεφήνατο, ἐκ γὰρ τούτου πάντα γίγνεσθαι καὶ εἰς αὐτὸν πάλιν ἀναλύεσθαι. Οἷον ἡ ψυχή, φησίν, ἡ ἡμετέρα, ἀὴρ οὖσα, συγκρατεῖ ἡμᾶς, καὶ ὅλον τὸν κόσμον πνεῦμα καὶ ἀὴρ περιέχει. Λέγεται δὲ συνωνύμως ἀὴρ καὶ πνεῦμα.
Anaximenes aus Milet legte als Prinzip der Seienden Dinge die Luft dar; denn aus ihr entstehe alles und in sie löse sich alles wieder auf. Wie unsere Seele, sagt er, die Luft ist und uns beherrschend zusammenhält, so umfasst auch den ganzen Kosmos Atem und Luft. »Luft« und »Atem« sind nämlich synonym gebraucht. (S. Wöhrle, Milesier, S. 303).
Anaximenes, Sohn des Eurystratos aus Milet, legte als Prinzip der seienden Dinge die Luft dar; denn aus ihr entstehe alles und in sie löse sich alles wieder auf. Wie unsere Seele, sagt er, die Luft ist und uns beherrschend zusammenhält, so umfasst auch den ganzen Kosmos Atem und Luft. »Luft« und »Atem« sind nämlich synonym gebraucht.
cords ἐνεργείᾳ in all the mss. (with E), whereas Mau had read ἐνεργεία and Diels a mixture of the two.« Diels (DG, S. 278) liest ἐνέργεια in den Hss von Ps.Plutarch und Stobaios und druckt dies auch in den DG ab. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
80
Untersuchung
Ἀ. Εὐρυστράτου Μιλήσιος pro Ἀ. δ᾿ ὁ Μιλήσιος] P=E=Q ↔ S(=DK=M=MP)Ius−Ph− Üblicherweise werden die PS-Lemmata ohne Partikel aufgelistet. Nach M&R setzt Aëtios die Partikel δέ ein, um einen Kontrast anzuzeigen.82 In diesem Fall weist die Partikel eine anreihende Funktion aus (s. Partikel in 1.3,3). Der Partikeleinsatz geht einher mit einem Ausfall bei Ps.Plutarch (s. Kap. III.2.2). πάντα pro τὰ πάντα] P=Ius(=M=MP) ↔ S=E(=DG=DK=KRS)
Q?
γίγνεσθαι pro γίνεσθαι] P=E=Ius ↔ S(=DK=M=MP)
Q?
Anaximenes 1.3,4 (2 / 2) E 14.14: ἁμαρτάνει δὲ καὶ οὗτος ἐξ ἁπλοῦ καὶ μονοειδοῦς ἀέρος καὶ πνεύματος δοκῶν συνεστάναι τὰ ζῷα. ἀδύνατον γὰρ ἀρχὴν μίαν τὴν ὕλην τῶν ὄντων ὑποστῆναι· ἀλλὰ καὶ τὸ ποιοῦν αἴτιον χρὴ τιθέναι. οἷον ἄργυρος οὐ πρὸς τὸ ἔκπωμα γίνεσθαι, ἐὰν μὴ τὸ ποιοῦν ᾖ, τοῦτ᾿ ἔστιν ὁ ἀργυροκόπος· ὁμοίως καὶ ἐπὶ τοῦ χαλκοῦ καὶ ξύλων καὶ τῆς ἄλλης ὕλης. Q: Auch dieser Mann hat insofern einen Fehler gemacht als er sich das Werden der Lebewesen aus einer einfachen und einförmigen Sache vorstellte, nämlich dem Pneuma und der Luft. Denn es ist unmöglich, daß das Prinzip nur Materie und eine einzige Sache ist; sondern man muß mit ihr die wirkende Ursache zusammenstellen. (Das ist) wie (beim) Silber: denn man kann sich nicht mit ihm allein begnügen, damit aus ihm ein Trinkbecher werde, wenn nicht das Wirkende dabei ist, das heißt der Handwerker. Ebenso ist es beim Kupfer, beim Holz und allen anderen Stoffen. Ps.Plutarch (L / Mau)
Stobaios (W)
῾Αμαρτάνει δὲ καὶ οὗτος ἐξ ἁπλοῦ καὶ μονοειδοῦς ἀέρος καὶ πνεύματος δοκῶν συνεστάναι τὰ ζῷα· ἀδύνατον γὰρ ἀρχὴν μίαν τὴν ὕλην τῶν ὄντων, ἐξ ἧς τὰ πάντα (om. D), ὑποστῆναι· ἀλλὰ καὶ τὸ ποιοῦν αἴτιον χρὴ ὑποτιθέναι· οἷον ἄργυρος οὐκ ἀρκεῖ πρὸς τὸ ἔκπωμα γενέσθαι, ἂν (ἐὰν D) μὴ καὶ (om. D) τὸ ποιοῦν ᾖ, τουτέστιν ὁ ἀργυροκόπος· ὁμοίως καὶ ἐπὶ τοῦ χαλκοῦ καὶ τοῦ ξύλου καὶ τῆς ἄλλης ὕλης.
῾Αμαρτάνει δὲ ἐξ ἁπλοῦ καὶ μονοειδοῦς ἀέρος καὶ πνεύματος δοκῶν συνεστάναι τὰ ζῷα· ἀδύνατον γὰρ ἀρχὴν μίαν ([ἢ ] D) τὴν ὕλην τῶν ὄντων ὑποστῆναι, ἀλλὰ καὶ τὸ ποιοῦν αἴτιον χρὴ ὑποτιθέναι· οἷον ἄργυρος οὐκ ἀρκεῖ πρὸς τὸ ἔκπωμα γενέσθαι, ἐὰν μὴ τὸ ποιοῦν ᾖ τουτέστιν ὁ ἀργυροκόπος.
82 M&R, Sources, S. 247: »In A, … the particle is usually only used directly after the name-label if he wants to make a deliberate contrast (see examples at P 1.22, 1.24, 2.3, in all three cases the 2nd lemma).« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
Buch I
Es geht aber auch dieser fehl, wenn er meint, dass sich aus einfacher und einförmiger Luft bzw. Atem die Lebewesen zusammensetzten. Denn es geht nicht an, als einziges Prinzip der seienden Dinge die Materie, aus der alles besteht, zu postulieren, man muss vielmehr auch die Wirkursache angeben. Wie Silber nicht genügt, um zum Trinkpokal zu werden, wenn es nicht auch etwas gibt, das ihn herstellt, nämlich den Silberschmied, so [verhält es sich] auch beim Erz und beim Holz und bei der übrigen Materie. (Wöhrle, Milesier, S. 213).
81
Er geht aber fehl, wenn er meint, dass sich aus einfacher und einförmiger Luft bzw. Atem die Lebewesen zusammensetzten. Denn es geht nicht an, als einziges Prinzip der seienden Dinge die Materie zu postulieren, man muss vielmehr auch die Wirkursache angeben. Wie Silber nicht genügt, um zum Trinkpokal zu werden, wenn es nicht auch etwas gibt, das ihn herstellt, nämlich den Silberschmied.
Inhaltsanalyse: Qostā Ibn Lūqā und Stobaios stimmen darin überein, μίαν und ὕλην durch eine Konjunktion zu verbinden: Qostā Ibn Lūqā verbindet μίαν und ὕλην mit der Konjunktion καὶ (Materie und eine einzige Sache), Stobaios mit ἢ. Wachsmuth lässt ἢ aus dem Text heraus, Diels athetiert das Wort. Da die Lesart keinen Sinn ergibt, ist die Übereinstimmung zwischen S=Q auffällig (P=E ↔ S=Q). S. Kap. III.4.1.1.
καὶ οὗτος desunt] P=E=Q(=DK=KRS) ↔ S Bei Ps.Plutarch bewirkt καὶ οὗτος eine Verzahnung mit dem vorherigen Anaximander-Lemma 1.3,3.83 Das Fehlen bei Stobaios lässt sich dadurch erklären, dass zwischen Anaximander und Anaximenes die beiden Denker Xenokrates und Xenophanes eingeschoben sind.84 Stand das καὶ οὗτος in der PS-Quelle und hat Stobaios es aufgrund seiner Textmontage ausgelassen oder konnte Ps.Plutarch καὶ οὗτος hinzufügen, da er Xenokrates / Xenophanes ausgelassen hat? In der Forschung herrscht Übereinstimmung, dass die Stobäische Anordnung (Xenokrates / Xenophanes) nicht die Anordnung der PS-Quelle wiedergebe. Elter argumentiert, dass die beiden Lemmata inhaltlich nicht unter die Schlussbemerkung von 1.3,7 (P / S) passten.85 Ferner weiche συνεστάναι τὸ πᾶν formal von den übrigen Lemmata ab 83 Auch Ps.Iustin besitzt den Ausdruck, aber bezogen auf den Umstand, dass Anaximenes ebenfalls aus Milet stammt. Ebenso in der Philo-Übersetzung von Aucher zu Anaximander 1.3,3. 84 Mansfeld, Problemata, S. 109 Anm. 167: »Stobaeus omits καὶ οὗτος because he inserts Xenokrates and Xenophanes between Anaximander and Anaximenes.« Wachsmuth, Eclogae, S. 123: Ξενοκράτης συνεστάναι τὸ πᾶν ἐκ τοῦ ἑνὸς καὶ τοῦ ἀενάου, ἀέναον τὴν ὕλην αἰνιττόμενος διὰ τοῦ πλήθους. Ξενοφάνης ἀρχὴν τῶν πάντων εἶναι τὴν γῆν· γράφει γὰρ ἐν τῷ Περὶ φύσεως. Ἐκ γαίης γὰρ πάντα καὶ εἰς γῆν πάντα τελευτᾷ. 85 Elter, S. 19 Anm. 1. S. ebenso Mansfeld, Heresiography, S. 22: »The reference to the Ionian succession in Stobaeus hardly makes sense for a series which includes Xenophanes who, although born in Ionian Colophon, is nowhere else listed as belonging to the Ionian succession.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
(vgl. auch das fehlende Patronym und Ethnikon). Unstimmigkeit herrscht jedoch darüber, ob die beiden Lemmata in der PS-Quelle standen. Diels betrachtet den Einschub als aëtianisch und nummeriert ihn als 1.3,23 (Xenokrates, S) und 1.3,12 (Xenophanes, S).86 Mansfeld hält es dagegen für unwahrscheinlich, »that Stobaeus’ little section on Xenocrates – Xenophanes … derives from Aetius.«87 Allerdings geben sich M&R auch unentschieden:88 »Are they from A but misplaced (a similar view is found in T),89 or has S imported them from elsewhere, as argued by Volkmann (1871) 690, Elter (1880) 19?« Geht man davon aus, dass Stobaios durch den Einschub die Anordnung der PS-Quelle verändert hat, so bedeutet dies, dass er den Partikelgebrauch entsprechend dem Inhalt ändert (s. Kap. III.2.3). ἐξ ἧς τὰ πάντα in medio desunt] P ↔ S=E=Q(=DG=DK) Die fehlende Phrase bei Eusebios beweist, so Diels,90 dass bei Ps.Plutarch, genauer bei den Byz. Hss eine Interpolation stattgefunden hat. Qostā Ibn Lūqā unterstützt nachträglich das Argument. ἐὰν pro ἂν] P ↔ S=E(=DG=DK)
Q?
καὶ deest] P ↔ S=E=Q(=DG=DK) ὁμοίως καὶ ἐπὶ τοῦ χαλκοῦ κτλ. in fine desunt] P=E=Q(=DK) ↔ S
86 Allerdings suggeriert die alphabetische Anreihung den Eindruck der Geschlossenheit. 87 Mansfeld, Historiography, S. 144. 88 M&R, Sources, S. 212. 89 CAG 4.12: Ξενοκράτης δὲ ὁ Καρχηδόνιος ἀέναον τὴν ὕλην, ἐξ ἧς ἅπαντα γέγονε, προσηγόρευσεν. CAG 2.10: Ξενοφάνης δὲ Κολοφώνιος τὸ πᾶν ἀίδιον, ἐκ δὲ τῆς γῆς τὰ πάντα· 90 Diels, DG, S. 9: »neminem fore spondeo qui scioli sapientiam sua sponte odoretur. quid? ne tum quidem, cum in Stobaeo ἐξ ἧς τὰ πάντα cognoverimus deesse, de fraude cogi tabimus. convincit interpolatorem omittendo Eusebius. possum alia eiusmodi emblemata notare, nullum audacius quam hoc.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Anaxagoras 1.3,5 (1 / 4) Q: Anaxagoras Klazomenios glaubte, daß das Prinzip der existierenden Dinge das in den Teilen einander Ähnliche ist. Und (er glaubte,) daß es zu den unmöglichen Dingen gehört oder zu denen, in welchen eine Schwierigkeit ist, daß etwas aus nichts wird oder etwas zu Nichts dahinschwindet. Ius 3.2: Ἀναξαγόρας ὁ Κλαζομένιος ἀρχὰς τῶν πάντων τὰς ὁμοιομερείας εἶναί φησιν. Ph (p.11 Aucher): Anaxagoras Clazomenius homoeomeriam (partes similes). Lukrez 1,830–2 (Bailey): Nunc et Anaxagorae scrutemur homoeomerian quam Grai memorant nec nostra dicere lingua concedit nobis patrii sermonis egestas. Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W / D)
Ἀναξαγόρας ὁ Κλαζομένιος ἀρχὰς τῶν ὄντων τὰς ὁμοιομερείας ἀπεφήνατο· ἐδόκει γὰρ αὐτῷ ἀπορώτατον εἶναι, πῶς ἐκ τοῦ μὴ ὄντος δύναταί τι γίνεσθαι ἢ φθείρεσθαι εἰς τὸ μὴ ὄν·
Ἀναξαγόρας Ἡγησιβούλου ὁ Κλαζομένιος ἀρχὰς τῶν ὄντων τὰς ὁμοιομερείας ἀπεφήνατο.
Anaxagoras aus Klazomenai legte als die Prinzipien der seienden Dinge die Homoiomerien dar. Es schien ihm nämlich sehr problematisch zu sein, wie aus dem Nichtseienden etwas entstehen oder in das Nichtseiende vergehen könne. (Vgl. KRS, S. 140).
Anaxagoras, Sohn des Hegesibulos aus Klazomenai, legte als die Prinzipien der seienden Dinge die Homoiomerien dar.
Strukturanalyse: Rössler91 ist der Meinung, dass Lukrez den Ausdruck homoeomeria als Schlagwort für die Lehre des Anaxagoras aus der doxographischen Literatur entnommen habe. Der Umstand, dass die Doxographen im Vergleich zu Lukrez den Plural aufweisen, sei, so Rössler, zu wenig gravierend, um weitreichende Schlüsse für die Anaxagoras-Überlieferung zu ziehen. Zu bemerken ist, dass Philo, wie Lukrez, den Singular gebraucht. Bakker92 sieht im Hinblick auf Lemmata 2.28 und 2.29 eine Verbindung zwischen ›Aëtios‹ und Lukrez.
Ἡγησιβούλου plus] P=Q=Ius~Ph ↔ S(=DK=M=KRS) 91 Rössler, S. 58 f. Ebd. S. 59 Anm. 1. S. ebenso auch Mansfeld, Doxography and Dialectic, Sp. 3153 und Runia, Lucretius, S. 97. Sie gehen beide davon aus, dass Lucretius von der doxographischen Tradition abhängt. Gemelli, III S. 154: »Der Bericht des Lukrez geht auf eine frühere Schicht der doxographischen Tradition zurück, die später bei Aëtius zusammengefasst worden ist.« Vgl. dazu auch Lanza, S. 289. 92 Bakker, S. 697. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
ἐδόκει γὰρ αὐτῷ κτλ. in medio desunt] P=Q(=DG=DK=M=KRS) ↔ S Ius−Ph− Nach Schofield findet der Satz (πῶς − γίγνεσθαι;) in dem kurz darauffolgenden Satz (ἐν τῇ τροφῇ τῇ προσφερομένῃ πάντα ἐστὶ τὰ ὄντα καὶ ἐκ τῶν ὄντων πάντα αὔξεται. 1.3,5; 2 / 4) seine Entsprechung.93 Daher ist zu vermuten, dass es in der Stobäischen Version zu einem Ausfall kam (vgl. 1.3,3 2 / 2). Gleichwohl erinnert die Formulierung ἐδόκει an den Einschub im Thales-Lemma 1.3,1 (1 / 2), der dem Ps.Plutarch zugesprochen wird.
Anaxagoras 1.3,5 (2 / 4) Q: Wir ernähren uns von der einfachen, vom Weizen genommenen Nahrung und trinken das klare Wasser. Von dieser Nahrung werden das Haar, die Adern, die Arterien, die Nerven und die übrigen Organe ernährt. Wenn dies so ist, müssen wir zugeben, daß die seienden Dinge durch die Nahrung bestehen, von der wir uns ernähren. Und in diesen seienden Dingen geschieht das Wachstum. Somit gehören zu der Nahrung Teile, welche das Blut, die Adern, die Knochen und die anderen Teile erzeugen, welche mit dem Verstand wahrgenommen werden. Ps.Plutarch (Mau / L)
Stobaios (W / D)
τροφὴν γοῦν προσφερόμεθα ἁπλῆν καὶ μονοειδῆ, οἷον τὸν »Δημήτριον ἄρτον < ˘ — x>», τὸ ὕδωρ πίνοντες· καὶ ἐκ ταύτης τῆς τροφῆς τρέφεται θρὶξ φλὲψ ἀρτηρία νεῦρα ὀστᾶ καὶ τὰ λοιπὰ μόρια. τούτων οὖν γινομένων ὁμολογητέον ἐστὶν ὅτι ἐν τῇ τροφῇ τῇ προσφερομένῃ πάντα ἐστὶ τὰ ὄντα καὶ ἐκ τῶν ὄντων πάντα αὔξεται …
Τροφὴν γοῦν προσφερόμεθα μονοειδῆ ἄρτον καὶ ὕδωρ·
Jedenfalls nehmen wir Nahrung zu uns, einfache und einförmige, wie z. B. das Brot der Demeter … Wasser trinkend. Und aus dieser Nahrung ernähren sich Haar, Ader, Luftröhre, Sehnen, Knochen und die übrigen Teile. Wenn also dies so geschieht, ist anzuerkennen, dass in der Nahrung, die wir zu uns nehmen, alle seienden Dinge enthalten sind und aus den seienden Dingen alles wächst. (Vgl. KRS, S. 410).
Jedenfalls nehmen wir Nahrung zu uns, einfaches Brot und Wasser. Und aus dieser (sc. Nahrung) ernähren sich Ader, Luftröhre, Fleisch, Sehnen, Knochen und die übrigen Teile. Wenn also dies so vor sich geht, (ist) anzuerkennen, dass in der Nahrung, die wir zu uns nehmen, alle seienden Dinge enthalten sind und aus den seienden Dingen alles wächst.
καὶ ἐκ ταύτης τρέφεται φλέψ, ἀρτηρία, σάρξ, νεῦρα, ὀστᾶ καὶ τὰ λοιπὰ μόρια. Τούτων οὖν γιγνομένων ὁμολογητέον, ὅτι ἐν τῇ τροφῇ τῇ προσφερομένῃ πάντα ἐστὶ τὰ ὄντα καὶ ἐκ τῶν ὄντων πάντα αὔξεται.
93 Schofield, S. 7: »For it presents us with the evidence for the claim about Anaxagora’s ἀπορία; and it culminates in a statement which is plainly constructed as the exact counterpart …« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
Buch I
85
ἁπλῆν καὶ desunt] P(=DK=KRS=M) ↔ S=Q Die von Ps.Plutarch gehaltene Formulierung ἁπλῆν καὶ μονοειδῆ ist bereits aus dem Anaximenes-Lemma 1.3,4 bekannt (ἁμαρτάνει δὲ καὶ οὗτος ἐξ ἁπλοῦ καὶ μονοειδοῦς ἀέρος καὶ πνεύματος δοκῶν συνεστάναι τὰ ζῷα. P / S). Schreibt man dagegen der Stobäischen Version die Kürzung zu, so findet die Kürzung durch gezielte Herausnahme der Wörter ἁπλῆν καὶ statt. Die Wahl scheint auf ἁπλῆν gefallen zu sein, da das Wort sonst im Zuge der KNG-Kongruenz in ἁπλοῦν (ἄρτον) abgeändert werden müsste (s. Kap. III.2.3). Dabei scheint er auf die bereits vorhandene Formulierung zurückzugreifen (ὅτι ἄρτος καὶ τὸ ὕδωρ ταῦτα κατασκευάζει 1.3.5 3 / 4; s. Kap. III.2.1.1). μονοειδῆ ἄρτον καὶ ὕδωρ pro ἁπλῆν κτλ.] P(=M)~Q ↔ S(~DG=DK=KRS) Lachenaud und Mau drucken die Hss-Lage ab, die zwischen ἄρτον und τὸ ὕδωρ eine Lücke aufweist. Usener schlägt Diels zufolge die Konjektur τὸν Δημήτριον καρπὸν ἐσθίοντες καὶ vor.94 Ihm folgen Burnet,95 Cornford96 und Torraca.97 Dagegen lässt sich einwenden, dass das ἄρτον von Ps.Plutarch und Stobaios gleichermaßen belegt ist und diese Übereinstimmung nach traditioneller Sichtweise die PS-Quelle bestätigt. Diels schreibt die Formulierung (μονοειδῆ, οἷον τὸν † Δημήτριον ἄρτον, τὸ ὕδωρ πίνοντες) dem Ps.Plutarch selbst zu oder einem Abschreiber.98 In DK ist eine Mischung aus Ps.Plutarch und Stobaios erstellt 94 S. Diels, DG, S. 279: Die Hss-Lage überliefert δημήτρειος; S. Suida, Δ 428 Δημήτρειος καρπός: ὁ τῆς Δήμητρος. 95 Burnet. S. 241: »Ein Teil der Argumentation, mittels welcher Anaxagoras diesen Punkt [in jeglichem Ding ist ein Anteil von jeglichem Ding, d. Vf.] zu beweisen suchte, ist in verderbter Fassung durch Aetios aufbewahrt worden und Diels hat einige Worte des Urtextes bei dem Scholiasten zum heiligen Gregor von Nazianz wieder aufgefunden. ›Wir gebrauchen einfache Nahrungsweise,‹ sagte er, ›wenn wir die Früchte der Demeter essen oder Wasser trinken. Aber wie kann Haar aus etwas kommen, was nicht Haar ist oder Fleisch aus etwas, was nicht Fleisch ist?‹« 96 Cornford, S. 20: »There is even an indication that Anaxagoras spoke here not of ›bread‹ (ἄρτος) but of ›the fruit of Demeter.‹ Cornford lehnt die Erwähnung des Brotes ab, da es absurd sei, dass »the original Mixture of all things, which existed before the world was formed, contained particles of bread.« 97 Torraca, S. 443. »Il Bernardakis nel testo scrive μονοειδῇ, οἷον τὸν Δημήτριον ἄρτον, τὸ ὕδωρ πίνοντες, e nell’apparato critico annota a πίνοντες: aut delendum aut supplendum καὶ ἐσθίοντες. Seguo l’Usener, il quale emenda: τὸν Δημήτριον καρπὸν ἐσθίοντες καὶ.« Vgl. Diels, DG, S. 279: »dicendum fuisse τὸν Δημήτριον καρπὸν ἐσθίοντες καὶ … observat Usener qui tamen pleniorem Aëtii locum mutilatum putat.« 98 Diels, DG, S. 279: »poeticus flos sive a Plutarcho sive post eum a librario additus imperfectus mansit.« Dazu schreibt Diels ausführlich in seinem Briefwechsel am 18. Mai 1878 mit Usener, s. Ehler I S. 165: »meine Aufgabe ist es, die jedes Mal älteste und glaubwürdigste Ueberlieferung objectiv wiederzugeben. Daher habe ich auch Δημήτριον ἄρτον als redaction© 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
(τροφὴν γοῦν προσφερόμεθα ἁπλῆν καὶ μονοειδῆ, ἄρτον καὶ ὕδωρ, κτλ.). KRS folgen im Druck.99 Schofield favorisiert hingegen als aëtianische Version die Ps.Plut. Version mit dem Argument der lectio difficilior.100 Für die Kürzungsthese spricht sich auch Gemelli aus.101 Das Zeugnis von Qostā Ibn Lūqā vereinfacht den Sachverhalt nicht: Er besitzt den von Cornford kritisierten Ausdruck »Brot« nicht, dafür aber die Formu lierung »vom Weizen genommene«, die an die Ps.Plut. Hss-Version δημήτρειος erinnert. Übereinstimmend mit Stobaios hingegen qualifiziert Qostā Ibn Lūqā die Nahrung mit nur einem Adjektiv (»einfach«) und lässt die Vergleichspartikel (οἷον) aus. Qostā Ibn Lūqā bietet also eine Version, die Elemente aus Ps.Plutarch und Stobaios bietet. Gleichzeitig lässt sich seine Übersetzung nicht vollständig durch Ps.Plutarch oder Stobaios erklären, da er für das Wasser den Beinamen »klar« benutzt, hinter dem Gemelli102 das griechische καθαρόν vermutet. ἐκ ταύτης τρέφεται pro ἐκ ταύτης τῆς τροφῆς τρέφεται] P=Q ↔ S(=DK=KRS=M) φλέψ, ἀρτηρία, σάρξ pro θρὶξ φλὲψ ἀρτηρία] P~Q ↔ S(=DK=KRS=M) Beide Autoren stimmen in der Reihenfolge überein, Stobaios weist zusätzlich σάρξ auf, Ps.Plutarch θρὶξ. DK, denen KRS folgen, synthetisieren aus beiden Quellen den Aëtios (θρὶξ φλὲψ ἀρτηρὶα σὰρξ νεῦρα ὀστᾶ). γιγνομένων pro γινομένων] P ↔ S(=DK=KRS=M)
Q?
ὁμολογητέον pro ὁμολογητέον ἐστὶν] P ↔ S (=DK=KRS=M)
Q?
elle Eigentümlichkeit des ›Plutarch‹ nicht beanstandet. Das richtige gibt Stobäus ἄρτον καὶ ὕδωρ. Ob das nun von Plutarch selbst mit halbausgeführter poetische Periphrase ausstaffiert ist oder ein sciolus eine halbverstümmelte Umschreibung an den Rand gesetzt hat, wollte ich nicht entscheiden.« 99 KRS, S. 409. 100 Schofield, S. 7: »A priori one would expect the easier ἄρτον καὶ ὕδωρ to have ousted the more elaborate and unfamiliar phraseology.« 101 Gemelli, III S. 153. 102 Gemelli, III S. 153. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Anaxagoras 1.3,5 (3 / 4) Q: Indessen darf man nicht das Erfassen aller Dinge durch die Sinne erstreben; vielmehr wissen wir, daß es unter den Teilen etwas gibt, was (nur) mit dem Verstand wahrgenommen wird. Weil die Teile dieser aus der Nahrung geschaffenen Organe einander ähnlich sind, wobei ein Teil von ihnen dem anderen gleicht, deshalb werden sie »einander ähnlich in den Teilen« genannt und (daher) hielt er sie für die Prin zipien der existierenden Dinge. Und zwar machte er die einander in den Teilen ähn lichen Dinge zu Materie und machte zu der wirkenden Ursache den Verstand, welcher alles leitet. Ps.Plutarch (L / Mau / D) καὶ ἐν ἐκείνῃ ἐστὶ τῇ τροφῇ μόρια αἵματος γεννητικὰ καὶ νεύρων καὶ ὀστέων καὶ τῶν ἄλλων· ἃ ἦν λόγῳ θεωρητὰ μόρια. Οὐ γὰρ δεῖ πάντα ἐπὶ τὴν αἴσθησιν ἀνάγειν ὅτι ἄρτος καὶ τὸ ὕδωρ ταῦτα κατασκευάζει, ἀλλ᾿ ἐν τούτοις ἔστι λόγῳ θεωρητὰ μόρια. ᾿Απὸ τοῦ οὖν ὅμοια τὰ μέρη εἶναι ἐν τῇ τροφῇ τοῖς γεννωμένοις ὁμοιομερείας αὐτὰς ἐκάλεσε καὶ ἀρχὰς τῶν ὄντων ἀπεφήνατο· καὶ τὰς μὲν ὁμοιομερείας ὕλην, τὸ δὲ ποιοῦν αἴτιον τὸν νοῦν τὸν τὰ πάντα διαταξάμενον. Und in jener Nahrung gibt es Teile, die Blut und Sehnen und Knochen und die übrigen Dinge (sc. des Körpers) hervorbringen; dies waren Teile, die nur für den Verstand sichtbar sind. Man darf nämlich nicht alles auf die Sinneswahrnehmung zurückführen, (nur) weil Brot und Wasser diese Dinge hervorbringt, sondern weil in diesen durch den Verstand sichtbare Teile existieren. Da also die Teile in der Nahrung den hervorgebrachten (Teilen) ähnlich sind, nannte er sie Homoiomerien und legte sie als Prinzipien der seienden Dinge dar; die Homoiomerien jedoch nur als Materie, als die wirkende Ursache aber die Vernunft, die alles geordnet hat. (Vgl. KRS, S. 410).
Stobaios (W)
ἐν ταύτῃ (ἐν τούτῳ D) οὖν ἐστι λόγῳ θεωρητὰ μόρια· τὰ μέρη εἶναι ἐν τῇ τροφῇ τοῖς γεννωμένοις ὁμοιομερείας αὐτὰ ἐκάλεσε καὶ ἀρχὰς τῶν ὄντων. Καὶ τὰς μὲν ὁμοιομερείας ὕλην, τὸ δὲ ποιοῦν αἴτιον νοῦν, τὸν πάντα διαταξάμενον.
In dieser existieren also durch den Verstand sichtbare Teile. Und da also die Teile in der Nahrung den hervorgebrachten (Teilen) ähnlich sind, nannte er sie Homoiomerien und legte sie als Prinzipien der seienden Dinge dar; die Homoiomerien jedoch nur als Materie, als die wirkende Ursache aber die Vernunft, die alles geordnet hat.
καὶ ἐν ἐκείνῃ κτλ. in medio desunt] P(=DK=KRS=M)~Q ↔ S © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
Nach Diels103 ist καὶ ἐν ἐκείνῃ … κατασκευάζει bei Stobaios ausgefallen. Mit einigem Zögern schlägt er vor, die Hss-Version ἐν τούτῳ zu belassen. Wachsmuth dagegen hält einen Ausfall für unbegründet, weil der Text danach bei Ps.Plutarch und Stobaios unterschiedlich fortgeführt werde;104 er druckt aber in seinem Text – mit dem Bezug auf τροφή – ἐν ταύτῃ ab.105 Der Umstand aber, dass das von den Hss FP überlieferte ἐν τούτῳ im Genus nicht mit dem vorhergehenden τροφή kongruiert, zeigt, dass ein Ausfall stattgefunden haben muss. Der unterschiedliche Textanschluss lässt ferner vermuten, dass bei Stobaios der ausgefallene Text nicht zur Gänze mit dem bei Ps.Plutarch identisch sein kann. Syntaktische Brüche sind im Zusammenhang mit Kürzungen zu beobachten (s. Kap. III.2.1.3). Der Ausfall lässt sich inhaltlich damit begründen, dass das darin enthaltene Stichwort λόγῳ θεωρητὰ μόρια eine Dublette zu dem nachfolgenden λόγῳ θεωρητὰ μόρια bildet (vgl. Epikur 1.3,18 2 / 3). Hoses Darstellung, dass Stobaios das Corpus auf bestimmte Begriffe hin durchsucht und auswählt,106 lässt sich um den Aspekt erweitern, dass auch das ausgewählte Lemma entsprechend der Thematik eingegrenzt wird. καὶ ἀπὸ τοῦ ὅμοια desunt] P(=DK=M)~Q ↔ S Den Ausfall führt Wachsmuth auf das Homoioteleuton (θεωρητὰ μόρια … ὅμοια) zurück.107 καὶ pro οὖν] P ↔ S
Q?
ἀπεφήνατο deest] P(=DK=M) ↔ S
Q?
νοῦν, τὸν πάντα pro τὸν νοῦν τὸν τὰ πάντα] P(=DK) ↔ S (M)
Q?
103 Diels, DG, S. 279: »dubium num τούτῳ recte tradatur. sed possunt omissa aliam habuisse formam.« 104 Wachsmuth, Eclogae, S. 124: »quod mihi necessarium non videtur, praesertim cum sequentia apud Plutarchum … aliter concepta sint atque apud Stobaeum.« Qostā Ibn Lūqā bietet eine weitere Variante. Ihm fehlt der Ausdruck »Brot und Wasser«, auf den sich das Ps.Plut. ἐν τούτοις bezieht. Allerdings bestätigt die arabische Version das ἀλλ᾿ (»vielmehr wissen wir …«). 105 Wachsmuth, Eclogae, S. 124: »ταύτῃ scripsi pro τούτῳ.« 106 Hose, S. 96. 107 Wachsmuth, Eclogae, S. 124. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Anaxagoras 1.3,5 (4 / 4) Q: Er ist das Prinzip für alle Dinge und er ist es, welcher sie schmückt. Wir müssen von ihm seine Meinung akzeptieren, denn er hat zu der Materie die wirkende Ursache hinzugefügt. Ps.Plutarch (L) ῎Αρχεται δ᾿ (δὲ D) οὕτως· »ὁμοῦ πάντα χρήματα ἦν, νοῦς δ᾿ (δὲ D) αὐτὰ διῄρηκε (†διῆρε D) καὶ διεκόσμησε (διεκόσμηκε Mau)« χρήματα λέγων τὰ πράγματα. ᾿Αποδεκτέος οὖν ἐστιν, ὅτι τῇ ὕλῃ τὸν τεχνίτην προσέζευξεν.
Er beginnt so: »Zusammen waren alle Dinge, der Noûs aber hat sie geteilt und geordnet«, wobei er die Gegenstände Dinge nennt. Man muss also mit ihm annehmen, dass er mit dem Material den Künstler verbunden hat.
Inhaltsanalyse: Diels und M&R108 halten den Ausdruck χρήματα λέγων τὰ πράγματα für eine Glosse, die aber Qostā Ibn Lūqā nicht aufnimmt. (Vgl. aber die Formulierung mit λέγων in Thales 1.2,2; Anaximander 1.3,3).
ἄρχεται κτλ. in fine desunt] P~Q ↔ S Wie in den vorausgehenden Lemmata (1.3,3; 1.3,4) wird allein von Ps.Plutarch die Feststellung in dem Schlusssatz getroffen, dass die Materie einen Künstler brauche (s. Kap. III.2.1.5).
Archelaos 1.3,6 Q: Archelaos, der Sohn des Apollodoros, von den Athenern, erwähnte, daß das Prinzip der Welt das Unendliche ist. In ihm treten die Verdichtung und die Auflockerung auf. Ein Teil von ihm (dem Unendlichen) ist Feuer, ein anderer Teil von ihm ist Wasser. Ius 3.2: Ἀρχέλαος ὁ Ἀπολλοδώρου Ἀθηναῖος ἀέρα ἄπειρον καὶ τὴν περὶ αὐτὸν πυκνότητα καὶ μάνωσιν ἀρχὴν ἁπάντων εἶναι λέγει. Ps.Plutarch (Mau)
Stobaios (W / D)
Ἀρχέλαος Ἀπολλοδώρου Ἀθηναῖος ἀέρα ἄπειρον καὶ (om. L / D) τὴν περὶ αὐτὸν πυκνότητα καὶ μάνωσιν· τούτων δὲ τὸ μὲν εἶναι πῦρ τὸ δ᾿ (δὲ D) ὕδωρ.
Ἀρχέλαος ἀέρα ἄπειρον καὶ τὴν περὶ αὐτὸν πυκνότητα καὶ μάνωσιν. τούτων δὲ τὸ μὲν εἶναι πῦρ, τὸ δ᾿ ὕδωρ.
108 M&R, Compendium, S. 216. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
Archelaos, Sohn des Apollodoros aus Athen, unbegrenzte Luft sowie ihre Verdichtung und Verdünnung. Davon sei die Verdünnung Feuer, die Verdichtung aber Wasser. (KRS, S. 425 Anm. 8).
Archelaos, unbegrenzte Luft sowie ihre Verdichtung und Verdünnung. Davon sei die Verdünnung Feuer, die Verdichtung aber Wasser.
Ἀρχέλαος pro Ἀρχέλαος Ἀπολλοδώρου Ἀθηναῖος] P=Q=Ius(=DK) ↔ S deest] P=S=Ius(=DG=L) ↔ Mau Mau vermutet bei Ps.Plutarch einen Ausfall nach ἄπειρον καὶ, der sich schon bei Aëtios ereignet habe.109 Dies widerspricht der Regel, dass übereinstimmendes PS-Material die PS-Quelle abbildet. Lachenaud hält die Annahme einer Lücke für unnötig.110
Οὗτοι μὲν οὖν κτλ. 1.3,7 Q: Diese Philosophen folgten aufeinander; durch sie wurde die Philosophie der Jonier vollendet, deren Anfang und Beginn von dem Manne kam, welcher Thales genannt wird. Ius 3.2: Οὗτοι πάντες, ἀπὸ Θαλοῦ τὰς διαδοχὰς ἐσχηκότες, τὴν φυσικὴν ὑπ᾿ αὐτῶν καλουμένην μετῆλθον φιλοσοφίαν.111 Ps.Plutarch (Mau / L/D)
Stobaios (W / D)
Οὗτοι μὲν οὖν ἐφεξῆς ἀλλήλοις ταῖς διαδοχαῖς γενόμενοι τὴν λεχθεῖσαν Ἰωνικὴν συμπληροῦσι φιλοσοφίαν ἀπὸ Θάλητος.
Οὗτοι μὲν οὖν ἐφεξῆς ἀλλήλοις ταῖς διαδοχαῖς γενόμενοι τὴν Ἰωνικὴν ἐκπληροῦσι φιλοσοφίαν, οὕτω προσαγορευθεῖσαν, διότι Μιλήσιος αὐτῆς κατῆρξεν ἀνήρ, ὁ Θαλῆς ἀπὸ τῆς τῶν Ἰώνων μητροπόλεως.
Diese (sc. Denker), die durch Sukzessionen unmittelbar aufeinander folgen, füllen die genannte Ionische Philosophie mit aus, beginnend bei Thales.
Diese (sc. Denker), die durch Sukzessionen unmittelbar aufeinander folgen, füllen die Ionische Philosophie aus, so genannt, weil der Mann aus Milet mit ihr begann, der besagte Thales von der Hauptstadt der Ionier.
109 Mau, S. 55: »excidisse e communi fonte puto τὴν μεταβολὴν vel τ. ποιότητα vel sim. qu.« 110 Lachenaud, Plutarque, S. 205: »Il nous semble inutile de supposer, comme le fait J. Mau, une lacune.« 111 »Diese alle befleißigten sich in der Nachfolge des Thales der von ihnen so genannten Naturphilosophie.« (Schwab, S. 202). © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
Buch I
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Inhaltsanalyse: Qostā Ibn Lūqā scheint den Stobäischen Zusatz teilweise wiederzugeben (διότι Μιλήσιος αὐτῆς κατῆρξεν ἀνήρ, ὁ Θαλῆς ~ deren Anfang und Beginn von dem Manne kam, welcher Thales genannt wird). In diesem Fall würde Qostā Ibn Lūqā Material aufführen, das über Ps.Plutarch hinausgeht. Prof. Daiber schließt, wie er mir in freundlicher Unterstützung mitteilt, die Möglichkeit nicht aus, dass er Stobaios’ κατῆρξεν aufgegriffen habe. Das Arabische könne aber auch eine Umschreibung von ἀπό sein.
λεχθεῖσαν deest] P ↔ S=Q?
Ius≠
Das Wort λεχθεῖσαν weist zurück auf die in dem Thales-Lemma (1.3,1) nur von Ps.Plutarch gebotene Passage (Δοκεῖ δ᾿ ὁ ἀνὴρ … εἰς Μίλητον πρεσβύτερος). Gleichzeitig wirkt es wie eine Kürzungsformel für die Stobäische Formulierung (οὕτω — μητροπόλεως): Denn bezieht sich λεχθεῖσαν wie die vergleichbaren Worte καλουμένην (Ps.Iustin) und προσαγορευθεῖσαν (Stobaios) auf die Namensherkunft der Philosophie, so könnte die Ps.Plut. Version eine verunglückte Kürzung sein (»die genannte Ionische Philosophie von Thales«), ohne Bezug auf 1.3,1. Qostā Ibn Lūqā besitzt λεχθεῖσαν nicht, aber möglicherweise spiegelt sich das Wort in dem Ausdruck »welcher Thales genannt wird« wider. οὕτω προσαγορευθεῖσαν κτλ. plura] P ↔ S
Q?Ius≠
Volkmann führt den Satz auf die fehlerhafte Hss-Überlieferung bei Stobaios zurück.112 Diels, der die Phrase auf Aëtios zurückführt, argumentiert, dass Ps.Plutarch die Kürzung vorgenommen habe, um eine Dublette mit der von ihm eingefügten inhaltsgleichen Passage aus 1.3,1 zu vermeiden (s. Lemma 1.3,1). M&R,113 die argumentieren, dass die Information in 1.3,1 und 1.3,7 aus derselben Quelle stamme, konstatieren, dass Stobaios die beiden Informationen, die aus den beiden aëtianischen Lemmata (1.3,1+1.3,7) stammten, in 1.3,7 verschmolzen habe. Demnach wäre die Phrase in 1.3,7 – im Gegensatz zu Diels’ Theorie – von Stobaios erstellt (s. Lemma 1.3,1). Q?Ius≠ ἐκπληροῦσι pro συμπληροῦσι] P ↔ S Vgl. zum Kompositum 1.3,8 (2 / 3): ἐκπληρώσει (P), ἀναπληροῦται (S). 112 Volkmann, Referate, S. 690 f.: Noch zwei andere Möglichkeiten hält Volkmann bereit. »oder Stobaeos hat einer partie, die er aus einem buche abschrieb, nach gutdünken und in einfältiger weise fremde stücke hinzugefügt. oder er hat das ganze aus einem buche abgeschrieben, in welchem er den störenden zusatz in friedlicher harmonie mit der schluszbemerkung οὗτοι μὲν οὖν usw. bereits vorfand.« 113 M&R, Compendium, S. 74: »so S has coalesced the information found in two Aëtian lemmata. S formulates the derivation of the name a bit more suitably, for he says … that Miletus was the capital (sic) of Ionia.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
Pythagoras 1.3,8 (1 / 3) Q: Aber der Philosophie wird noch ein anderer Anfang (zugeschrieben), und zwar (soll sie) von Pythagoras, dem Sohn des Mnesarchos, von den Samiern (, ausgegangen sein). Er war der erste, der die Philosophie mit diesem Namen bezeichnete. Er war der Meinung, daß die Prinzipien die Zahlen sind und die Ebenmäßigkeiten, die in ihnen liegen. Er nannte sie »Zusammensetzungen«. Und das aus deren Gesamtheit Zusammengesetze nannte er »Elemente«. Ferner bezeichnete er sie als Geometrien. Ius 4.1: Εἶθ᾿ ἑξῆς ἀφ᾿ ἑτέρας ἀρχῆς Πυθαγόρας Μνησάρχου Σάμιος ἀρχὰς τοῦς ἀριθμοὺς καὶ τὰς συμμετρίας [καὶ] τὰς ἐν αὐτοῖς, ἁρμονίας καλεῖ, τά τ᾿ ἐξ ἀμφοτέρων σύνθετα στοιχεῖα, ἔτι μέντοι μονάδα καὶ τὴν ἀόριστον δυάδα. Ph (p.11 Aucher): Pythagoras, (et) Mnes regis filius114 numeros, commensurationes, et harmoniam. Ps.Plutarch (L / Mau)
Stobaios (W / D)
Πάλιν δ᾿ (δὲ D) ἀπ᾿ (ἀπὸ D) ἄλλης ἀρχῆς Πυθαγόρας Μνησάρχου Σάμιος ὁ πρῶτος φιλοσοφίαν τούτῳ τῷ ῥήματι προσαγορεύσας, ἀρχὰς τοῦς ἀριθμοὺς καὶ τὰς συμμετρίας τὰς ἐν τούτοις, ἃς καὶ ἁρμονίας καλεῖ, τὰ δ᾿ (δὲ D) ἐξ ἀμφοτέρων σύνθετα στοιχεῖα, καλούμενα δὲ γεωμετρικά·
Πυθαγόρας Μνησάρχου Σάμιος, πρῶτος φιλοσοφίαν τούτῳ τῷ ῥήματι προσαγορεύσας, ἀρχὰς τοῦς ἀριθμοὺς καὶ τὰς συμμετρίας τὰς ἐν τούτοις, ἃς τινας ἁρμονίας καλεῖ· τὰ ἐξ ἀμφοτέρων σύνθετα στοιχεῖα·
Wiederum von einem anderen Anfang Pythagoras, Sohn des Mnesarchus aus Samos, der als erster die Philosophie mit diesem Wort benannt hat, (nennt) als Prinzipien die Zahlen und die Verhältnisse in diesen, welche er auch Harmonien nennt, aber das aus beiden Zusammengesetze (nennt er) die Elemente, die sogenannten geometrischen Figuren.
Pythagoras, Sohn des Mnesarchus aus Samos, der als erster die Philosophie mit diesem Wort benannt hat, (nennt) als Prinzipien die Zahlen und die Verhältnisse in diesen, welche er gewisse Harmonien nennt; aber das aus beiden Zusammengesetze (nennt er) die Elemente.
Πάλιν δ᾿ ἀπ᾿ ἄλλης ἀρχῆς desunt] P=Q=Ph~Ius ↔ S(=DK) Nach Aufzählung der ionischen Traditionslinie beginnt mit Pythagoras die italische Sukzessionsreihe.115 War Thales der erste, der anfing zu philosophieren
114 Nach M&R (Sources, S. 162) hingegen erklärt sich der Name dadurch, dass Auchers Übersetzung » (et) Mnes regis filius is based on a faulty reading of the Armenian text.« 115 Zur Sukzessionsfolge, s. von Kienle, S. 19−21. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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(Thales 1.3,1 δοκεῖ δ᾿ ὁ ἀνὴρ οὗτος ἄρξαι τῆς φιλοσοφίας … πρεσβύτερος), ist Pythagoras ist der erste, der die Philosophie mit diesem Namen belegt. Entsprechend der Vorgehensweise, die aus dem Thales-Lemma 1.3,1 bekannt ist, bleibt das πρῶτος εὑρετής-Motiv bei Stobaios ebenfalls außen vor.116 Der biografisch gefärbte Inhalt des Lemmas ist insofern auffällig, als aus Theodoret (CAG 2.95) bekannt ist, dass Ps.Plutarch im Gegensatz zu Porphyrios die doxai bloß aufliste, und zwar ohne biografische Details (s. Kap. III.3.2). πρῶτος pro ὁ πρῶτος] P ↔ S(=DK)
Q?Ius−Ph−
ἅς τινας ἁρμονίας καλεῖ pro ἃς καὶ ἁρμονίας καλεῖ] P(=DK) ↔ S Q≠Ius≠Ph≠ Der Relativsatz, den beide Kompilatoren präsentieren, wird von den übrigen Textzeugen in dieser Form nicht bestätigt. Bei Qostā Ibn Lūqā fehlt der Relativsatz. Bei Ps.Iustin verschiebt sich im Vergleich zu dem PS-Material der Inhalt, indem der Relativsatz in den Hauptsatz aufgeht. Dadurch wird die Anzahl der Prinzipien auf die Harmonien erweitert. Gleiches gilt für Philon, dessen Status unbestimmt ist. Auch er gibt die Harmonien als eigenes Prinzip wieder. Prof. Gazer teilt mir mit freundlicher Unterstützung mit, dass das »et« im Armenischen für »und« stehe. Die Basis ist allerdings zu gering, um daraus Rückschlüsse auf Philons Textzeugenstatus zu ziehen. δ᾿ deest] P(=DK) ↔ S καλούμενα δὲ γεωμετρικά desunt] P=Q(=DK) ↔ S=Ius
Q?Ius≠Ph− Ph−
Vgl. PS-Lemma 1.10,2 (S).117 Dort befindet sich die Formulierung in dem allein von Stobaios bewahrten Lemma.
116 Mansfeld, Heresiography, S. 23: »It is not odd at all that there is no parallel in Stobaeus, whose account of Pythagoras (I 10.12, 124.19–125.16) is anyhow much shorter than ps. Plutarch’s (I 3.8), and for whose purpose in Ecl. phys. I 10 a reference to the Italian succession would have been irrelevant …« 117 Wachsmuth, Eclogae, S. 134, I.10, 1a (Περὶ ἰδεῶν): Πυθαγόρας τὰ λεγόμενα εἴδη καὶ τὰς ἰδέας ἐν τοῖς ἀριθμοῖς καὶ ταῖς ἁρμονίαις αὐτῶν καὶ τοῖς καλουμένοις γεωμετρικοῖς ἐτίθετο ἀχώριστα τῶν σωμάτων. (Pythagoras setzte die sogenannten Formen und Ideen unter die Zahlen und ihre Harmonien und unter die genannten geometrischen Figuren, untrennbar von den Körpern.). © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
Pythagoras 1.3,8 (2 / 3) Q: Er rechnete die Eins und die Zwei, welche unbegrenzt ist, unter die Prinzipien. Und er glaubte, daß das eine dieser Prinzipien die wirkende, spezielle Ursache ist, nämlich Gott – mächtig und erhaben ist er – und der Verstand. Das andere aber sei die Materie, welche von ihm die Beeinflussung aufnimmt. Aus ihr sei die Welt entstanden, welche durch den Gesichtssinn wahrgenommen wird. Die Natur der Zahl laufe auf die Zehn hinaus; denn bei allen Griechen und bei allen Barbaren laufe die Zahl auf die Zehn hinaus; und dann, wenn sie zu ihr (der Zehn) gelangen, kehren sie zu der Eins zurück. Ferner behauptet er, daß die potentielle Zehn auch in der Vier und in den Viererzahlen ist. Die Ursache davon sei: wenn die Zahlen von eins bis vier zusammenkommen, wird die Zahl Zehn vollständig. Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W)
πάλιν δὲ τὴν μονάδα καὶ τὴν ἀόριστον δυάδα ἐν ταῖς ἀρχαῖς. Σπεύδει δ᾿ αὐτῷ τῶν ἀρχῶν ἡ μὲν ἐπὶ τὸ ποιητικὸν αἴτιον καὶ εἰδικόν, ὅπερ ἐστὶ νοῦς ὁ θεός, ἡ δ᾿ ἐπὶ τὸ παθητικόν τε καὶ ὑλικόν, ὅπερ ἐστὶν ὁ ὁρατὸς κόσμος. Εἶναι δὲ τὴν φύσιν τοῦ ἀριθμοῦ δεκάδα· μέχρι γὰρ τῶν δέκα πάντες Ἕλληνες, πάντες βάρβαροι ἀριθμοῦσιν, ἐφ᾿ ἃ ἐλθόντες πάλιν ἀναποδίζουσιν (ἀναποδοῦσιν Hss) ἐπὶ τὴν μονάδα· καὶ τῶν δέκα πάλιν, φησίν, ἡ δύναμίς ἐστιν ἐν τοῖς τέσσαρσι καὶ τῇ τετράδι· τὸ δ᾿ αἴτιον, εἴ τις ἀπὸ τῆς μονάδος [ἀναποδῶν] κατὰ πρόσθεσιν τιθείη τοὺς ἀριθμούς, ἄρχι τῶν τεσσάρων προελθὼν ἐκπληρώσει τὸν δέκα ἀριθμόν·
πάλιν δὲ τὴν μονάδα καὶ τὴν ἀόριστον δυάδα ἐν ταῖς ἀρχαῖς. Σπεύδει δὲ αὐτῷ τῶν ἀρχῶν ἣ μὲν ἐπὶ τὸ ποιητικὸν αἴτιον καὶ εἰδικόν (ἴδιον FP, ἀίδιον D), ὅπερ ἐστὶ νοῦς, ὁ θεός· ἣ δὲ ἐπὶ τὸ παθητικόν τε καὶ ὑλικόν, ὅπερ ἐστὶν ὁ ὁρατὸς κόσμος. Εἶναι δὲ τὴν φύσιν δεκάδα· μέχρι γὰρ τῶν δέκα πάντες ἀριθμοῦσιν, ἐφ᾿ ἃ ἐλθόντες πάλιν ἀναποδίζουσιν (ἀναποδοῦσιν FP) ἐπὶ τὴν μονάδα. Καὶ τῶν δέκα πάλιν, φησίν (φασίν FP), ἡ δύναμίς ἐστιν ἐν τοῖς τέτταρσιν· ἐκ γὰρ τῆς τετράδος καὶ τῶν αὐτῆς μερῶν ἀναπληροῦται·
Wiederum (sei) die Monade und die unbegrenzte Dyade unter den Prinzipien. Das eine von den Prinzipien tendiert nach ihm auf die schaffende und formgebende Ursache, was die Vernunft, der Gott ist, das andere aber auf die leidende und stoffliche (Ursache), was der sichtbare Kosmos ist. Es sei aber die Natur der Zahl die Zehnheit. Bis zur Zehn nämlich zählen alle Barbaren, alle Griechen, und wenn sie zu ihr gelangt sind, zählen sie wieder zur
Wiederum (sei) die Monade und die unbegrenzte Dyade unter den Prinzipien. Das eine von den Prinzipien tendiert nach ihm auf die schaffende und formgebende Ursache, was die Vernunft, der Gott ist, das andere aber auf die leidende und stoffliche (Ursache), was der sichtbare Kosmos ist. Es sei aber die Natur (der Zahl) die Zehnheit. Bis zur Zehn nämlich zählen alle und wenn sie zu ihr gelangt sind, zählen sie wieder zur Monade zurück; und die
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Monade zurück; und die Kraft der zehn wiederum, sagt er, liegt in den vier ersten Zahlen und ihrer Summe. Der Grund aber ist, wenn man von der Monade aus die Zahlen durch Nebeneinanderstellen addiert, so wird man bis vier fortschreitend die Zahl zehn ausfüllen (sc. 1+2+3+4=10).
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Kraft der zehn wiederum, sagt er, liegt in den vier ersten Zahlen. Denn aus der Summe und ihren Teilen füllt sie sich an.
δὲ pro δ᾿] P ↔ S
Q?
ἣ μὲν … ἣ δὲ pro ἡ μὲν … ἡ δ᾿] P(=DK) ↔ S
Q?
τοῦ ἀριθμοῦ desunt] P=Q(=DK) ↔ S πάντες pro πάντες Ἕλληνες, πάντες βάρβαροι] P(=DK)~Q ↔ S ἀναποδοῦσιν] P=S ↔ DG=L118=Mau (ἀναποδίζουσιν) Die Ps.Plut. und Stobäischen Hss weisen ἀναποδοῦσιν auf. Heeren druckt ἀναποδίζουσιν ab und verweist dabei fälschlicherweise auf Ps.Plutarch.119 Diels favorisiert ἀναποδίζουσιν als Lesart der PS-Vorlage.120 In den DK druckt Diels die Hss-Lage ab und schlägt ἀναπολοῦσιν vor. τέτταρσιν pro τέσσαρσι] P(=DK) ↔ S
Q?
καὶ τῇ τετράδι desunt] P=Q(=DK) ↔ S Torraca sieht in der Formulierung eine überflüssige Wiederholung.121 ἐκ γὰρ τῆς τετράδος pro καὶ τῇ τετράδι·τὸ δ᾿ αἴτιον] P=Q ↔ S
118 Schröder (S. 391) kritisiert, dass Lachenaud die Korruptele, die bereits in der AëtiosÜberlieferung vorhanden gewesen sei, bei Ps.Plutarch korrigiere, obwohl er doch den Ps.Plutarchischen Text herausgebe. Diese Kritik lässt sich auch auf Mau anwenden. 119 Heeren, S. 301: »ἀναποδίζουσιν autem, recedunt, revocavi ex Plut. pro ἀναποδοῦσιν.« 120 Diels, DG, S. 52. Diels 18. Mai 1878, in: Ehler, I S. 165: »Dem Sinn nach ist Beck ἀναποδίζειν richtig, da es nicht gewöhnlich zurückrechnen wie Vettius bedeutet, was ich mit Angabe vieler Stellen aus den techn. Schriftst. cf. Moderatus Stob. Ecl. I, p.5,15 Mein. bewiesen habe in den Prolegom., wo ich auch Reiske’s ἀναπολοῦσιν bekämpft habe. … Das zweite blos bei Plutarch stehende ἀναποδῶν ist schwerlich μιᾶς μονάδος da solche Abkürzungen nur in math. Büchern verständlich sind, außerdem ist αμ = ἀναποδῶν immer noch ein weiter Sprung. Ihr ἀναλαβών werde ich auf Ihren Wunsch unterdrücken, aber daß ein Particip dagestanden ist mir sehr wahrscheinlich.« 121 Torraca, S. 444. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
In der Korrespondenz zwischen Diels und Usener am 18. Mai 1878, schreibt Diels, dass das Asyndeton explicativum nach τὸ δὲ αἴτιον nicht auffallend sei.122 Damit gibt er Ps.Plutarch den Vorzug. Darin fügt sich, dass die Stobäische Version wie eine Verkürzung der Ps.Plut. Version wirkt. Das τὸ δ᾿ αἴτιον findet sich in dem γὰρ wieder, die ausführliche Darstellung der Addition wird durch die ἐκ-Konstruktion aufgefangen. Variationen gibt es im Kompositum (vgl. ἐκπληροῦσι pro συμπληροῦσι, 1.3,7). Der trotz Kürzung präzise wiedergegebene Sachverhalt gibt Aufschluss über die Arbeit an dem Stobäischen Werk. Die Formulierung ἐκ … μερῶν scheint dem Epikur-Lemma 1.3,18 (1 / 3) entlehnt (οὔτε διαπλασμὸν ἐκ τῶν μερῶν λαβεῖν) und erweckt dadurch den Anschein, dass Stobaios bei einem Eingriff auf vorhandene Formulierungen aus der PS-Quelle zurückgreift (s. Kap. III.2.1.1).
Pythagoras 1.3,8 (3 / 3) Q: Denn es wird, wenn eins und zwei zusammengezählt werden und wenn dann zu diesem drei und zu der daraus entstandenen Summe vier hinzugefügt wird, die Zehn vollständig. Sowie (folgendes gilt): die Zahl ist entweder in Bezug auf die Eins in der Zehn oder durch die Zwei in der Vier; daher behaupten die Pythagoreer, daß in der Vier ein mächtiger Eid sei. Sie führen diesbezüglich einen Belegvers von dem Dichter an, da er sagt: »Nein, bei der Wahrheit des Vierfachen, das unsere Seelen leitet, welches ein Ursprung der ganzen Natur ist, die ewig fließt.« Ps.Plutarch (L / Mau)
Stobaios (W)
ἐὰν δὲ ὑπερβάληται τὸν τῆς τετράδος, καὶ τῶν δέκα ὑπερεκπεσεῖται· οἷον εἴ τις θείη ἓν καὶ δύο προσθείη καὶ τρία καὶ τούτοις τέσσαρα, τὸν τῶν δέκα πληρώσει ἀριθμόν· ὥστε ὁ ἀριθμὸς κατὰ μὲν μονάδα ἐν τοῖς δέκα κατὰ δὲ δύναμιν ἐν τοῖς τέσσαρσι. Διὸ καὶ ἐφθέγγοντο οἱ Πυθαγόρειοι, ὡς μεγίστου ὅρκου ὄντος τῆς τετράδος, οὐ μὰ τὸν ἁμετέρᾳ ψυχᾷ παραδόντα τετρακτύν, παγὰν ἀενάου φύσεος (φύσεως D) ῥίζωμά τ᾿ ἔχουσαν. »Καὶ ἡ ἡμετέρα ψυχή«, φησίν κτλ.
ἐὰν δὲ (δ᾿D) ὑπερβάλῃ (ὑπερβάλῃ τὴν τῆς, Hss) τὸν τῆς τετράδος, καὶ τῶν δέκα ὑπερεκπεσεῖται.
Διὸ καὶ ἐπεφθέγγοντο οἱ Πυθαγόρειοι, ὡς μεγίστου ὄντος τῆς τετράδος, Οὐ μὰ τὸν ἁμετέρᾳ κεφαλᾷ παραδόντα τετρακτύν, παγὰν ἀενάου φύσιος (φύσεως D) ῥίζωμά τ᾿ ἔχουσαν.
122 Diels schreibt am 18. Mai 1878, in: Ehler, I S. 165: »Ebenda ist mir das Asyndeton ex plicativum nach τὸ δὲ αἴτιον ebensowenig auffallend, wie das nicht allzuseltene nach dem doch formelhaft gewordenen σημεῖον δέ oder τεκμήριον δέ.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
Buch I
Wenn man aber die Tetrade übersteigt, so überschreitet man auch die Zehn. Zum Beispiel, wenn man erst eins setzt, und dann zwei hinzusetzt und dann drei und vier ihnen, so wird man zehn bekommen. Folglich (liegt) die Zahl der Einheit nach in der Zehn, aber der Kraft nach in der vier. Daher riefen sie auch die Pythagoreer an, weil der Eid der Tetrade der größte sei. »Nein, bei dem, der unserem Leben die Tetraktys verliehen hat, die Quelle und Wurzel der ewig strömenden Natur besitzt.«
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Wenn aber einer die Tetrade übersteigt, so überschreitet man auch die Zehn.
Daher riefen sie auch die Pythagoreer an, weil der Eid der Tetrade der größte sei. »Nein, bei dem, der unserem Kopf die Tetraktys verliehen hat, die Quelle und Wurzel der ewig strömenden Natur besitzt.«
ὑπερβάλῃ pro ὑπερβάληται] P ↔ S Vgl. 1.23,1 διαφορότης pro διαφορά τις
Q–DK≠
οἷον εἴ τις θείη κτλ. desunt] P=Q(=DK) ↔ S In dem Vergleich findet sich der bekannte Bericht von der Addition der ersten vier Zahlen (1.3,8 2 / 3), den Stobaios bereits gekürzt hatte. Folgerichtig bleibt in 1.3,8 (3 / 3) bei Stobaios die Wiederholung aus (s. Kap. III.2.3). ἐπεφθέγγοντο pro ἐφθέγγοντο] P ↔ S(=DK)
Q?
κεφαλᾷ pro ψυχᾷ] P=Q ↔ S(=DK) φύσιος pro φύσεος] P ↔ S
Q?DK≠
καὶ ἡ ἡμετέρα ψυχή, φησίν κτλ. in fine desunt] P=Q ↔ S
Heraklit 1.3,11 (1 / 2) E 14.14: Ἡράκλειτος καὶ Ἵππασος ὁ Μεταποντῖνος ἀρχὴν τῶν πάντων τὸ πῦρ. ἐκ τοῦ πυρὸς γὰρ τὰ πάντα γίνεσθαι καὶ εἰς πῦρ πάντα τελευτᾶν λέγουσι· τοῦτου δὲ κατασβεννυμένου κοσμοποιεῖσθαι τὰ πάντα. Q: Herakleitos und Hippasos, dessen Abstammung auf Metapontion zurückgeführt wird, gaben an, daß das Prinzip aller Dinge das Feuer ist. Denn sie behaupteten, daß das Werden aller Dinge aus dem Feuer geschieht und ihr Ende zum Feuer hin läuft. Wenn das Feuer erlischt, wird dadurch die Welt geformt. Ius 3.2: Ἡράκλειτος ὁ Μεταπόντιος ἀρχὴν τῶν πάντων τὸ πῦρ εἶναι λέγει· ἐκ πυρὸς γὰρ τὰ πάντα γίνεσθαι καὶ εἰς [τὸ] πῦρ τὰ πάντα τελευτᾶν. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
Ph (p.12 Aucher): Heraclides et Hippasus Metapontius ignem. Vgl. Ach 3: Ἡράκλειτος δὲ πῦρ πρῶτόν φησι γεγονέναι. Vgl. DP 8a: πῦρ δὲ ὁ Μεταποντῖνος Ἵππασος καὶ ὁ Ἐφέσιος Ἡράκλειτος· T 2.9: Ἵππασος δὲ ὁ Μεταποντῖνος καὶ Ἡράκλειτος ὁ Ἐφέσιος τῷ πυρὶ τὴν ἀρχὴν τῶν πάντων ἀπενειμάτην· Vgl. T 4.12: Ἵππασος δὲ ὁ Μεταποντῖνος καὶ Ἡράκλειτος ὁ Βλόσωνος ὁ Ἐφέσιος ἓν εἶναι τὸ πᾶν, ἀκίνητον καὶ πεπερασμένον, ἀρχὴν δὲ τὸ πῦρ ἐσχηκέναι. Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W / D)
Ἡράκλειτος καὶ Ἵππασος ὁ Μεταποντῖνος ἀρχὴν τῶν ὅλων τὸ πῦρ· ἐκ πυρὸς γὰρ τὰ πάντα γίνεσθαι καὶ εἰς πῦρ πάντα τελευτᾶν λέγουσι· τούτου δὲ κατασβεννυμένου κοσμοποιεῖσθαι τὰ πάντα.
Ἡράκλειτος καὶ Ἵππασος ἀρχὴν τῶν ἁπάντων τὸ πῦρ.
Heraklit und Hippasos aus Metapont, das Feuer (sei) das Prinzip des Ganzen. Aus dem Feuer nämlich entstehe alles und im Feuer ende alles, sagen sie. Wenn dieses verlischt, werden alle Dinge zur Welt geformt.
Heraklit und Hippasos, das Feuer (sei) das Prinzip von allem.
ὁ Μεταποντῖνος desunt] P=E=Q=Ph=T(=DK=Mour)~DP ↔ S Ius≠123Ach≠ τῶν ἁπάντων pro τῶν ὅλων] P ↔ S(=Mour)~Q=E=Ius=T (=DG=DK)Ph–Ach–DP– Eusebios (ἀρχὴν τῶν πάντων), Ps.Iustin (ἀρχὴν τῶν πάντων) und Qostā Ibn Lūqā (»das Prinzip aller Dinge«) stehen der Stobäischen Version näher und damit auch der Stobäischen Überschrift (…τοῦ παντός). Achilles unterstützt mit seiner Überschrift (Περὶ τῆς τῶν ὅλων ἄρχης) den Ps.Plut. Ausdruck (τῶν ὅλων). ἐκ πυρὸς γὰρ κτλ. desunt] P=E=Q=Ius(=DK=Mour~DG) ↔ S
Ph−T–
Die bereits von dem Homer-Lemma 1.3,2 bekannte Diskussion findet auch hier statt: Es steht zur Debatte, ob 1. die von Stobaios separat zu Beginn des Sto 123 Im Unterschied zu den übrigen Textzeugen fügt Ps.Iustin das Ethnikon dem Heraklit hinzu. Nach Riedweg (S. 231) beweist die unsinnige Bezeichnung Ἡράκλειτος ὁ Μεταπόντιος »wie flüchtig Ps.-Justin hier zitiert.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
Buch I
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bäischen Kapitels aufgeführte arche-Formel des Heraklit (Ἐκ πυρὸς γὰρ τὰ πάντα καὶ εἰς πῦρ πάντα τελευτᾷ) in dem Heraklit-Lemma 1.3,11 seinen ursprünglichen Platz hatte (Wachsmuth,124 Diels,125 Hense,126 Mouraviev127), aber in den Zitatenblock zu Beginn von Kapitel I 10 gesetzt wurde und zwecks Wiederholung nicht mehr aufgeführt wurde, oder ob 2. die arche-Formel in dem Heraklit-Lemma 1.3,11 nie vorhanden war und zu Beginn des Stobäischen Kapitels im Zitatenblock ursprünglich aufgeführt war (M&R). Mansfeld,128 der den Zitatenblock – und damit die arche-Formel des Heraklit – für unaëtianisch hält, glaubt, es sei unbewiesen, dass die arche-Formel ursprünglich im Heraklit-Lemma gestanden haben soll. Volkmann erwägt bereits 1871 beide Möglichkeiten.129 Da bei Stobaios auch der Abschnitt τούτου … τὰ πάντα fehlt, ist Variante (1) wahrscheinlich. Denn wie lässt sich dieser Abschnitt sonst bei dem Epitomator Ps.Plutarch erklären? Auch stünde der Abschnitt ohne die arche-Formel, 124 Wachsmuth, Eglogae, S. 120: »sane Stobaeus haec ex Aetio … huc transposuit tamquam poetica, sed constat de soluta forma ex Plutarcho aliis cf. Diels Doxogr. p. 222.« 125 Diels fügt in seinen DG in die Stobäische Spalte das Heraklitzitat ein, das sich zu Beginn des Stobäischen Kapitels befindet (I.10,7): Ἡρακλείτου. Ἐκ πυρὸς γὰρ τὰ πάντα καὶ εἰς πῦρ πάντα τελευτᾷ. Damit vertritt er die Meinung, dass sich auch bei Stobaios die arche-Formel ursprünglich innerhalb des Heraklit-Lemmas 1.3,11 befunden habe, nur von Stobaios an den Anfang des Kapitels I.10 gesetzt wurde. 126 Hense, Sp. 2562, erklärt das Zerpflücken eines Lemmas damit »daß Stobaios selbst, der mit der Metrik, wie sich öfter beobachten läßt, nicht genügend vertraut war, eine prosaische Ekloge unter die poetischen stellte, weil er irrigerweise gebundene Rede annahm, oder umgekehrt eine dichterische unter die prosaischen, weil er das Metrum nicht erkannte.« Hense, Sp. 2562: »Sofort in die Augen fällt die übrigens auch in dem Antholognomikon des gleichfalls dem 5. Jhdt. angehörenden Orion befolgte Gewohnheit, die Kapitel, auch die einzelnen Abschnitte mehrteiliger Kapitel, mit einer Reihe dichterischer Eklogen zu eröffnen und dann die prosaischen folgen zu lassen. Diese Neigung ist so stark, daß Stobaios sich bisweilen nicht scheute, beim Exzerpieren eines Prosaikers etwaige von diesem zitierte Verse aus ihrem Zusammenhange zu lösen, um sie in die Reihe der poetischen Eklogen einzustellen;« 127 Von dieser Vorstellung bei Mouraviev ist auszugehen, weil er das Heraklitzitat aus dem Zitatenblock im Heraklit-Lemma aufführt. Auch Graham (Fragments, S. 150) druckt die arche-Formel zusammen mit dem Zitat ab (vgl. 1.3,11 1 / 2). 128 Mansfeld, Critical Note, S. 111 Anm. 15: »At Vors. 22A5, 2nd text, only P’s version is printed. But one cannot prove that Stobaeus took a phrase from the Aëtian lemma on Heraclitus and transposed it into quasi-poetry, though it is clear that he omitted the phrase at 10.14 because he had already included its equivalent in his collection of poetical abstracts.« 129 Volkmann, Referate, S. 692: Es lasse sich mit Bestimmtheit behaupten, dass »auch Stobaeos selbst bisweilen in dem von ihm benutzten placita-texte sich auslassungen, änderungen und umstellungen erlaubt hat. denn auch wenn Stobaeos sein Herakleitos-citat nicht aus der ihm vorliegenden stelle der placita selbst fabriciert, sondern es bereits anderswo in dieser gestalt vorgefunden hat, so war er doch diesmal klug oder wenigstens achtam genug, das bereits einmal citierte nicht zum zweitenmal zu citieren, sondern es an der zweiten stelle auszulassen und die dadurch im text entstehende lücke durch kleine änderungen zu verdecken.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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mit der er eine Sinneinheit eingeht, bezugslos im Raum. Das nachfolgende γὰρ aus 1.3,11 (2 / 2), das auch Stobaios besitzt, bezieht sich auf die arche-Formel von 1.3,11 (1 / 2), so dass sie umso stärker mit dem nachfolgenden Satz verbunden ist. In diesem Fall ist bei Stobaios eine Kürzung zu beobachten, die auf Herausnahme eines Satzes – ohne Veränderung der Syntax – beruht (s. Kap. III.2.3). Auffällig an dem Abschnitt ist das Wort κοσμοποιεῖσθαι, das besser zu der Ps.Plut. Überschrift 2.6 (Ἀπὸ ποίου πρώτου στοιχείου ἤρξατο κοσμοποιεῖν ὁ θεός) passt (s. Kap. III.1.1). Dies wäre eine Erklärung für das Herkunftsproblem von Variante (2).
Heraklit 1.3,11 (2 / 2) E 14.14: πρῶτον μὲν γὰρ τὸ παχυμερέστατον αὐτοῦ εἰς αὑτὸ στελλόμενον γῆ γίγνεται· ἔπειτα ἀναχαλωμένην τὴν γῆν ὑπὸ τοῦ πυρὸς φύσει ὕδωρ ἀποτελεῖσθαι, ἀναθυμιώμενον δὲ ἀέρα γίνεσθαι. πάλιν δὲ τὸν κόσμον καὶ πάντα τὰ σώματα ὑπὸ πυρὸς ἀναλοῦσθαι ἐκπυρώσει. ἀρχὴ οὖν τὸ πῦρ, ὅτι ἐκ τούτου τὰ πάντα, τέλος δὲ καθότι εἰς τοῦτο ἀναλύεται τὰ πάντα. Q: Der Anfang hiervon ist, daß das Dicke von ihr (der Welt), wenn es sich verdichtet und ein Teil mit dem anderen zusammenkommt, zu Erde wird. Und wenn sich die Erde auflöst und ihre Teile durch Feuer getrennt werden, entsteht daraus auf natür liche Weise Wasser. Ferner löst das Feuer die Welt und alle Körper in ihr auf, indem es sie verbrennt. Und somit ist das Feuer also das Prinzip. Denn aus ihm wird alles und zu ihm löst sich (alles) auf und vergeht. Plutarch (L / Mau)
Stobaios (W)
Πρῶτον μὲν γὰρ τὸ παχυμερέστατον αὐτοῦ εἰς αὑτὸ συστελλόμενον γῆν γίνεσθαι (γῆ γίγνεται D), ἔπειτ᾿ (ἔπειτα D) ἀναχαλωμένην τὴν γῆν ὑπὸ τοῦ πυρὸς φύσει ὕδωρ ἀποτελεῖσθαι, ἀναθυμιώμενον δ᾿ (δὲ D) ἀέρα γίνεσθαι· πάλιν δὲ τὸν κόσμον καὶ πάντα τὰ σώματα ὑπὸ πυρὸς ἀναλοῦσθαι ἐν τῇ ἐκπυρώσει· ᾿Αρχὴ οὖν τὸ πῦρ, ὅτι ἐκ τούτου τὰ πάντα· τέλος δέ, ὅτι καὶ εἰς τοῦτο ἀναλύεται τὰ πάντα.
Πρῶτον μὲν γὰρ τὸ παχυμερέστερον αὐτοῦ εἰς αὑτὸ συστελλόμενον γίγνεται (γῆ D), ἔπειτα ἀναχαλωμένην τὴν γῆν ὑπὸ τοῦ πυρὸς χύσει (φύσει D) ὕδωρ ἀποτελεῖσθαι, ἀναθυμιώμενον δὲ ἀέρα γίγνεσθαι. Πάλιν δὲ τὸν κόσμον καὶ τὰ σώματα πάντα ὑπὸ τοῦ πυρὸς ἀναλοῦσθαι ἐν τῇ ἐκπυρώσει.
Denn zuerst entstehe aus der Verdichtung seiner gröbsten Teile die Erde; dann verwandle sich die Erde, die sich durch das Feuer ausdehnt, ihrer Natur nach zu Wasser, und es (sc. das Wasser)
Denn zuerst entsteht aus der Verdichtung seiner gröberen Teile die Erde; dann verwandle sich die Erde, die sich durch das Feuer ausdehnt, durch Vergießen zu Wasser, und es (sc. das Wasser) werde
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Buch I
werde durch Ausdünstung Luft. Wiederum werden der Kosmos und alle einzelnen Körper in der allgemeinen Verbrennung wieder vom Feuer verzehrt. Das Feuer ist also der Anfang, weil daraus alles (entstanden ist), aber auch das Ende, weil auch darin alles aufgeht. (Vgl. Rösch, S. 2601).
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durch Ausdünstung Luft. Wiederum werden der Kosmos und alle einzelnen Körper in der allgemeinen Verbrennung wieder vom Feuer verzehrt.
Inhaltsanalyse: Lasalle stellt der Ps.Plut. Version ein fehlendes Verständnis für den Inhalt aus.130 Denn sie spreche vom Verlöschen des Feuers und dem Dichtesten des Feuers gleichsam »als wäre diese vorzüglich falsche Beschreibung von einem Dickheiligsten im Feuer und jene vorzüglich richtige Angabe, daß durch des Feuers Verlöschung die reale Weltbildung vor sich gehe, nur ein und dasselbe. Aber gerade diese Zusammenstellung des Richtigsten und Falschesten zeigt nur, wie der Berichterstatter jene von ihm unverstandene Angabe [den, d. Vf.] alten und trefflichen Commentatoren des Ephesiers entlehnt hat.«131 Das wahllose Nebeneinander von Inhalten stellt die strukturelle Einheit der Vorlage in Frage.
παχυμερέστερον pro παχυμερέστατον] P=E=Q132(=DK=Mour) ↔ S γίγνεται pro γῆν γίνεσθαι] P(=L=M=Mour) ↔ S=E(=DG=DK)
Q?
Beide Versionen unterscheiden sich nur scheinbar. Denn die Ps.Plut. Hss weisen übereinstimmend mit Stobaios γῆ γίνεται auf. Durch Übereinstimmung gilt die PS-Version gesichert. Die Formulierung γῆν γίνεσθαι drucken Mau und Lachenaud in Anlehnung an Wyttenbach ab,133 der sie im laufenden Text (ohne Anmerkung im apparatus criticus) wiedergibt. Es ist daher möglich, dass es sich bei Wyttenbach nur um einen Druckfehler handelt.
130 Lasalle, S. 51. 131 Über die fehlerhafte Darstellung, dass aus den gröbsten Teilen des Feuers zuerst die Erde entstehe, s. Zeller I.2 S. 847 Anm. 2: »Auch die Placita wissen von einer heraklitischen Beschreibung der Weltbildung, so verkehrt sie auch darüber berichten, wenn sie durch Ausscheidung der gröbsten Teile aus dem Feuer zuerst die Erde, aus dieser das Wasser und aus ihm die Luft entstehen lassen.« Ebd. 847−8: »So viel wird aber doch immer als heraklitische festzuhalten sein, daß bei der Weltbildung das Urfeuer sich zuerst in Wasser oder ›Meer‹ verwandeln und aus diesem infolge einer zweiten, nach entgegengesetzten Richtungen verlaufenden Umwandlung einerseits das Feste, die Erde, andererseits das Warme und Flüchtige, der Glutwind, hervorgehen sollte.« 132 Daiber, Aetius, S. 48: »Griechischer Superlativ wird mit einem Positiv wiedergegeben:« 133 Wyttenbach, S. 529. Schröder (S. 391) der das γῆν γίνεσθαι für die aëtianische Version hält, kritisiert, dass Lachenaud diese Lesart für Ps.Plutarch aufgenommen habe, obwohl er nicht Aëtios sondern Ps.Plutarch herausgebe. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
ἔπειτα pro ἔπειτ᾿] P(=Mour) ↔ S=E(=DG=DK)
Q?
χύσει pro φύσει] P=E=Q(=DG=DK=Mour) ↔ S δὲ pro δ᾿] P ↔ S=E(=DG=DK)
Q?Mour–
γίγνεσθαι pro γίνεσθαι] P=E ↔ S(=DK)
Q?Mour–
τὰ σώματα πάντα pro πάντα τὰ σώματα] P=E(=Mour) ↔ S(=DK)
Q?
ὑπὸ τοῦ πυρὸς pro ὑπὸ πυρὸς] P=E(=Mour) ↔ S(=DK)
Q?
ἀρχὴ οὖν τὸ πῦρ κτλ. in fine desunt] P~E~Q ↔ S(=DG=DK=Mour) Diels134 hält den Schlusssatz aufgrund der Wiederholung (s. 1.3,11 1 / 2) für einen Zusatz des Ps.Plutarch (»inepta additamenta«). Wie in den Lemmata 1.3,3; 1.3,5 scheint der Schlusssatz mit dem Zusatz der Ps.Plut. Überschrift 1.3 (Περὶ τῶν ἀρχῶν τί εἰσιν) zu korrespondieren. (S. Kap. III.2.1.5)
Epikur 1.3,18 (1 / 3) E 14.14: Δημόκριτος, ᾧ μετὰ πλεῖστον Ἐπίκουρος ἠκολούθησεν, ἀρχὰς τῶν ὄντων σώματα ἄτομα, λόγῳ δὲ θεώρητά, ἀμέτοχα κενοῦ, ἀγένητα, ἀδιάφθαρτα οὐδὲ θραυσθῆναι δυνάμενα, οὔτε διπλασι[ο]ν ἐκ τῶν μερῶν λαβεῖν οὔτε ἀλλοιωθῆναι, … Q: Epikur, der Sohn des Neokles, von den Athenern, welcher zur Zeit des Demok ritos philosophierte, war der Meinung, daß die Prinzipien der existierenden Dinge im Verstand wahrnehmbare Körper sind, in welchem keine Leere ist, und die kein Werden haben, sowie ewig und unvergänglich sind; sie können nicht zerbrochen und zerschmettert werden und in gar keinem ihrer Teile widerfährt ihnen ein Variieren und ein Wechsel. […] Ius 4.1: Ἐπίκουρος Νεοκλέους Ἀθηναῖος ἀρχὰς [εἶναι] τῶν ὄντων σώματα λόγῳ θεωρητὰ εἶναι λέγει, ἀμέτοχα κενοῦ, ἀγένητα, ἄφθαρτα, οὔτε θραυσθῆναι δυνάμενα οὔτε διάπλασιν ἐκ τῶν μερῶν λαβεῖν οὔτ᾿ ἀλλοιωθῆναι· διὰ τοῦτο καὶ λόγῳ θεωρητά. T 2.11: Ἐπίκουρος δὲ ὁ Νεοκλέους ὁ Ἀθηναῖος ἐκ τῶν ἀτόμων ἐξ ἀρχῆς ξυστῆναι τὸ πᾶν, εἶναι μέντοι ἄναρχον καὶ ἀΐδιον· T 4.9: ταῦτα δὲ Μητρόδωρος ὁ Χῖος ἀδιαίρετα καὶ κενὸν προσηγόρευσεν, ὥσπερ αὖ πάλιν Ἐπίκουρος ὁ Νεοκλέους ὁ Ἀθηναῖος, πέμπτῃ γενεᾷ μετὰ Δημόκριτον γεγονώς, τὰ ὑπ᾿ ἐκείνων ναστὰ καὶ ἀδιαίρετα δὴ κληθέντα ἄτομα προσηγόρευσεν.
134 Diels, DG, S. 284: »notavi Plutarchi additamentum ex initio repetitum.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
Buch I
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Vgl. DP 8a: Δημόκριτος Λεύκιππος Μητρόδωρος Ἐπίκουρος ἀτόμους ἀρχὰς τῶν ὄντων εἰσηγήσαντο· Ps.Plutarch (L / Mau)
Stobaios (W / D)
Ἐπίκουρος Νεοκλέους Ἀθηναῖος κατὰ Δημόκριτον φιλοσοφήσας ἔφη τὰς ἀρχὰς τῶν ὄντων σώματα λόγῳ θεωρητά, ἀμέτοχα κενοῦ, ἀγένητα, ἀίδια, ἄφθαρτα, οὔτε θραυσθῆναι δυνάμενα, οὔτε διαπλασμὸν (διάπλασιν D) ἐκ τῶν μερῶν λαβεῖν οὔτ᾿ ἀλλοιωθῆναι·
Ἐπίκουρος ἀρχὰς εἶναι τῶν ὄντων σώματα λόγῳ θεωρητά, ἀμέτοχα κενοῦ, ἀγένητα, ἀδιάφθαρτα οὔτε θραυσθῆναι δυνάμενα οὔτε ἀλλοιωθῆναι.
Epikur, Neokles Sohn aus Athen, folgte der Philosophie des Demokrit und erklärte als Prinzipien der seienden Dinge Körper, nur mit der Vernunft erschaubar, ohne Anteil an Leerem, ungeworden, ewig, unzerstörbar, weder in der Lage, zerrieben zu werden, noch eine Gestaltung aus den Teilen anzunehmen noch auch verändert zu werden. (Löbl, S. 45).
Epikur, die Prinzipien der seienden Dinge seien die Körper, nur mit der Vernunft erschaubar, ohne Anteil an Leerem, ungeworden, unverderblich, weder in der Lage zerrieben zu werden noch auch verändert zu werden.
Inhaltsanalyse: Wie im Thales-Lemma 1.3,1 (φιλοσοφήσας δ᾿ ἐν Αἰγύπτῳ ἦλθεν εἰς Μίλητον πρεσβύτερος) besitzt das Ps.Plutarch-Lemma Informationen über die bloße doxa hinaus, obwohl Theodoret angibt,135 dass es Porphyrios ist, der auch noch Biographisches den doxai eines jeden Philosophen hinzugefügt habe, im Gegensatz zu Plutarch (sc. Ps.Plutarch) und Aëtios, die lediglich die doxai auflisteten.
Ἐπίκουρος pro Ἐ. Νεοκλέους Ἀθηναῖος] P=Ius~T~Q ↔ S=DP
E≠136
κατὰ Δημόκριτον φιλοσοφήσας plura] P(=M&R 1997)~Q137 ↔ S=Ius=DP E≠T≠ Ps.Plutarch, Stobaios und Theodoret, die unabhängig voneinander geltenden ›aëtianischen‹ Textzeugen, weisen unterschiedliche Lesarten auf. Auf die unterschiedlichen Lesarten reagieren M&R mit der Hypothese, dass Stobaios im Ver-
135 CAG 2.95–96. 136 Das Etikett des Eusebios »Demokrit« fällt aus dem Rahmen. Für M&R (Sources, S. 135) liegt die Änderung bei Eusebios auf der Hand: »Eusebius wants to list the old φυσικοί, who are older or coeval with Anaxagoras. Democritus fits into this scheme, Epicurus does not. Also the remaining doxai of Socrates-Plato, Aristotle and Zeno, which have non-physical ἀρχαί are left out.« 137 Qostā Ibn Lūqā scheint das κατὰ Δημόκριτον φιλοσοφήσας fälschlicherweise chronologisch statt modal wiederzugeben. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
gleich zu Ps.Plutarch als der Abbreviator erscheine.138 Ist dann dafür das εἶναι kompensatorisch eingesetzt? Was Theodoret betrifft, so vermuten M&R,139 dass Theodoret eine andere arche-Liste besaß, die er mit der ›aëtianischen‹ Quelle verwoben habe. Auch stellen M&R die Überlegung an,140 dass es sich bei der Theodoret-Stelle um eine Extrapolation aus dem Kapitel 1.18 (Über das Leere) handeln könnte. Hat Theodoret aus Aëtios geschöpft, deutet der Umstand, dass Theodoret (CAG 4.9) und die DP zusätzlich den Namen »Metrodoros« besitzen, darauf hin, dass die PS-Quelle im Vergleich zu Aëtios limitiert ist. ἔφη deest] P141 ↔ S=E=Ius ἀρχὰς pro τὰς ἀρχὰς] P ↔ S=E=Ius=T=DP ἀδιάφθαρτα pro ἀίδια, ἄφθαρτα] P=Q~Ius ↔ S=E(=DG)
Q?T≠DP≠ Q? T≠DP≠
Die Ps.Plut. Textzeugen geben kein einheitliches Bild wieder. Qostā Ibn Lūqā bestätigt Ps.Plutarch, Eusebios dagegen Stobaios. Diels, der auf Grund des Eusebios − ohne Kenntnis von Qostā Ibn Lūqā − die Stobäische Version auch für Ps.Plutarch abdruckt, scheint demnach von einer Dittographie auszugehen. Vgl. Ps.Iustin, der ebenfalls ἄφθαρτα verwendet, und Achilles,142 der ebenfalls ἀφθάρτους in dem Epikur-Lemma über die Prinzipien benutzt (s. Kap. III.4.1.1).
138 M&R, Sources, S. 281: »S [Stobaios, d. Vf.] starts his doxai with theology and not first principles, and for this reason must have found some of this introductory material otiose.« 139 M&R, Sources, S. 281: »One must suspect that T possesses another list of ἀρχαί, or alternatively a list of διαδοχαί which he interweaves with material from A.« Theodorets Angaben zufolge (CAG 4.31) kommen als Quelle seiner Angabe Aëtios, Ps.Plutarch und / oder Porphyrios in Frage. Diels zufolge erstreckt sich die Angabe von CAG 4.31 auf den Textbereich CAG 4.5–24. Diels, DG, S. 47. S. dazu Frede, S. 146. 140 M&R, Sources, S. 281 Anm. 25: »It is in fact not impossible that both [Democritus and Epicurus d. Vf.] are extrapolations from A’s later chapter on the void, T’s adaptation of which was analysed above.« M&R (Sources, S. 281 Anm. 25) ferner zur Theodorets Formulierung: »A gives 5 atomist name-labels there. If Democritus is placed first …, then a reader ignorant of the role of Leucippus … might deduce five generations.« Raeder, S. 88: »Videtur igitur Theodoretus aliquam philosophorum διαδοχὴν ante oculos habuisse, qualem tradit Clem. Strom. I 14,62–64, e qua hae omnia haurire potuit, …« Dagegen M&R, Sources, S. 281 Anm. 25: »Raeder …confesses to puzzlement, since T cannot have derived this information from the diadochic material at Clement Str. 1.62−4.« 141 Nach M&R zieht Ps.Plutarch das ἔφη vor. S. M&R, Sources, S. 232. 142 Vgl. Ach 3: Ἐπίκουρος δὲ ὁ Ἀθηναῖος ἐκ σωμάτων νοητῶν σμικροτάτων τὰς ἀρχὰς τῶν ὅλων εἶναί φησι, καλεῖ δὲ αὐτὰς ἀτόμους ἢ διὰ σμικρότητα ἀκαριαίας τινὰς οὔσας ἢ διὰ τὸ ἀφθάρτους αὐτὰς εἶναι καὶ μὴ τέμνεσθαι. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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οὔτε διαπλασμὸν143 ἐκ τῶν μερῶν λαβεῖν desunt] P~E~Q~Ius ↔ S
105 T–DP–
Die Ps.Plut. Textzeugen stützen die Formulierung, wenn auch mit gering fügigen Variationen. Der Ausfall der Wörter lässt sich auf Haplographie zurückführen (δυνάμενα οὔτε … οὔτε ἀλλοιωθῆναι). οὔτε pro οὔτ᾿] P=Ius ↔ S=E
Q?T– DP–
Epikur 1.3,18 (2 / 3) E 14.14: … εἶναι δ᾿ αὐτὰ λόγῳ θεωρητά. […] ἴδια δὲ ἔχειν σχήματα λόγῳ θεωρητά. καὶ εἴρηται ἄτομος οὐχ ὅτι ἐστὶν ἐλαχίστη, ἀλλ᾿ ὅτι οὐ δύναται τιμηθῆναι, ἀπαθὴς οὖσα καὶ ἀμέτοχος κενοῦ· Q: … Und man sagt, dass sie unteilbar sind, nicht deswegen, weil sie am kleinsten sind, sondern weil sie sich nicht beeinflussen lassen (weil) in ihnen keine Leere ist. Ius 4.1: … διὰ τοῦτο καὶ λόγῳ θεωρητά. Ps.Plutarch (L / Mau)
Stobaios (W / D)
εἶναι δ᾿ (δὲ D) αὐτὰ λόγῳ θεωρητά· ταῦτα μέντοι κινεῖσθαι ἐν τῷ κενῷ καὶ διὰ τοῦ κενοῦ· εἶναι δὲ καὶ αὐτὸ τὸ κενὸν ἄπειρον καὶ τὰ σώματα ἄπειρα. Συμβεβηκέναι δὲ τοῖς σώμασι τρία ταῦτα, σχῆμα μέγεθος βάρος. Δημόκριτος μὲν γὰρ ἔλεγε δύο, μέγεθός τε καὶ σχῆμα, ὁ δ᾿ (δὲ D) Ἐπίκουρος τούτοις καὶ τρίτον, τὸ βάρος, ἐπέθηκεν· »ἀνάγκη γάρ« φησί »κινεῖσθαι τὰ σώματα τῇ τοῦ βάρους πληγῇ· ἐπεὶ οὐ κινηθήσεται.« Εἶναι δὲ τὰ σχήματα τῶν ἀτόμων ἀπερίληπτα, οὐκ ἄπειρα· μὴ γὰρ εἶναι μήτ᾿ ἀγκιστροειδεῖς μήτε τριαινοειδεῖς μήτε κρικοειδεῖς· ταῦτα γὰρ τὰ σχήματα εὔθραυστά ἐστιν, αἱ δ᾿ ἄτομοι ἀπαθεῖς ἄθραυστοι· ἴδια δ᾿ (δὲ D) ἔχειν σχήματα λόγῳ θεωρητά. Καὶ εἴρηται ἄτομος, οὐχ ὅτι ἐστὶν ἐλαχίστη, ἀλλ᾿ ὅτι οὐ δύναται τμηθῆναι, ἀπαθὴς οὖσα καὶ ἀμέτοχος κενοῦ·
Εἴρηται δὲ ἄτομος οὐχ ὅτι ἐστὶν ἐλαχίστη, ἀλλ᾿ ὅτι οὐ δύναται τμηθῆναι, ἀπαθὴς οὖσα καὶ ἀμέτοχος κενοῦ.
143 Entgegen der Hss-Lage (und E=Ius) verwirft Diels (an Usener 18. Mai 1878, in: Ehler, I S. 165) die Lesart: »1) wegen des recht trivialen u. späten Colors des ganzen 2) weil die Epikureischen Urkunden auch beim Simplex nur πλάσις kennen. Daß διαπλασμόν bei den Epikureern möglich sei, will ich gerne zugeben.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
Sie seien nur der Vernunfterkenntnis zugänglich. Diese nun bewegen sich im Leeren und durch das Leere hindurch. Auch dieses Leere selbst sei nun unbegrenzt, ebenso wie die Körper unbegrenzt sind. Es kommen aber den Körpern diese drei (Eigenschaften) zu: Gestalt, Größe und Schwere. Demokrit sprach nämlich von zwei (sc. Eigenschaften der Atome), von Größe und Gestalt, während Epikur ihnen als dritte Eigenschaft noch das Gewicht hinzufügte. Denn die Körper, sagt er, müssen sich durch den Stoss der Schwere bewegen, sonst würden sie sich gar nicht bewegen können. Die Figuren der Atome sind begrenzt, nicht endlos. Sie sehen weder wie Angeln, noch wie Dreizacke, noch wie Ringel aus. Diese Figuren sind zerbrechlich, die Atome aber können weder verändert, noch zerbrochen werden. Sie haben ihre eigenen Figuren, die nur der Vernunft sichtbar sind. Und er (sc. der Körper) heißt Atom, nicht weil er sehr klein ist, sondern weil er nicht zerteilt werden kann, da er keiner Einwirkung unterliegt und kein Leeres in sich hat. (Löbl, S. 45−6).
Er (sc. der Körper) heißt aber Atom, nicht weil er sehr klein ist, sondern weil er nicht zerteilt werden kann, da er keiner Einwirkung unterliegt und kein Leeres in sich hat.
εἶναι δ᾿ αὐτὰ λόγῳ θεωρητά …λόγῳ θεωρητά in medio desunt] P=E=Q ↔ S Ius≠ Diels sieht den Umstand, dass bei Demokrit die Schwere fehlt, als einen Irrtum an und ist unschlüssig, ob darin ein Zusatz des Aëtios oder des Ps.Plutarch zu sehen ist.144 Zwei Erklärungen, die sich gegenseitig ausschließen, sprechen gegen einen Zusatz von Ps.Plutarch und für die PS-Quelle: 1. In dem Epikur-Lemma erfolgt bei Ps.Plutarch insgesamt dreimal die Qualifizierung der arche als λόγῳ 144 Diels, DG, S. 61: »diffiteri tamen nolo breviuscula quaedam a breviatore [Ps.Plutarch, d. Vf.] interpolata esse. de I 3 18 εἶναι δ᾿ αὐτὰ — σχήματα λόγῳ θεωρητά ambigo. nam et inest quaedam doctrina et ipse error de Democriti gravitate carentibus atomis repetitur I 12 6, ubi Aëtii auctoritas addubitari nequit.« Über den Irrtum, dass nach Aristoteles (de gen. et corr. A8,326a9), Theophrast (de sensu 61 DK 68A135) und Simplikios (DK 68A61) Demokrit das Gewicht befürworte, während Aëtios (1.3,18; 1.12,6 S) dies verneint, s. KRS, S. 460–1. Vgl. Diels, DG, S. 180 Anm. 2, wo er den Ausdruck λόγῳ θεωρητά für aëtianisch hält. »Aëtii est λόγῳ θεωρητά hic [Anaxagoras 1.3,5 d.Vf.] et I 3 18.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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θεωρητά. Durch das eingangs erwähnte λόγῳ θεωρητά (1.3,18 1 / 3) wirkt der Zusatz beim flüchtigen Durchlesen wie eine überflüssige Wiederholung. So schreibt Hose zu Stobaios’ Arbeitsweise: »Stobaios – um es pointiert auszudrücken – arbeitet eher wie ein Register, d. h. er durchsucht Autoren auf einen bestimmten Begriff hin und hebt, wenn er fündig wird, ein Zitat aus.«145 Das fehlende Textstück ist in auffallender Weise von der Phrase λόγῳ θεωρητά umrahmt. Solch ein Umgang mit der Vorlage findet sich auch bei dem Parmenides-Lemma 2.7,1. Dort wird die Methode des Exzerpierens bei Ps.Plutarch angewandt (ὑφ᾿ ᾧ πυριώδης … ὑφ᾿ ᾧ ἤδη τὰ περίγεια plura). 2. Der Vergleich mit Demokrit korrespondiert mit dem Namensetikett. Bei Stobaios fehlt der Name »Demokrit« im Etikett und dementsprechend auch der Vergleich mit ihm. Sieht man in der Stobäischen Version die Lücke, so zeigt sich eine planvolle Vorgehensweise: an den entsprechenden Stellen wird »Demokrit« herausgenommen (s. Kap. III.2.3). Εἴρηται δὲ pro καὶ εἴρηται] P=E=Q ↔ S Zum Gebrauch der Partikelverwendung, s. Kap. III.2.2.
Ius−
Epikur 1.3,18 (3 / 3) E 14.14: ὥστε ἐὰν εἴπῃ ἄτομον, ἄθραυστον λέγει, ἀπαθῆ, ἀμέτοχον κενοῦ. ὅτι δὲ ἔστιν ἄτομος, σαφές· καὶ γὰρ ἔστι στοιχεῖα καὶ ζῷα κενα, καὶ ἡ μονάς. Q: Dabei hat er, wenn er sagt: »Sie sind unteilbar«, im Sinne, daß sie nicht beeinflußbar und nicht zerbrechlich sind und keine Leere in ihnen ist. Die Tatsache also, daß Dinge unteilbar sind, ist deutlich, wie die Lebewesen, die Elemente, die Leere und die Eins. Ps.Plutarch (L / Mau) ὥστε, ἐὰν εἴπῃ ἄτομον, ἄθραυστον λέγει καὶ ἀπαθῆ, ἀμέτοχον κενοῦ. Ὅτι δὲ ἔστιν ἄτομος, σαφές· καὶ γὰρ ἔστι στοιχεῖα ἀεὶ ὄντα καὶ †ζῷα κενὰ† καὶ ἡ μονάς.
Daher, wenn jemand von dem Atom spricht, meint er auch, dass es nicht zu zertrümmern ist, keiner Einwirkung unterliegt und keine Leere in sich hat. Dass es das Atom gibt, ist gewiss; denn es gibt ja ewig dauernde Elemente, *leere* Lebewesen und die Einheit.
ὥστε, ἐὰν εἴπῃ ἄτομον κτλ. in fine desunt] P~E~Q ↔ S
145 Hose, S. 96. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
Eusebios und Qostā Ibn Lūqā unterstützen Ps.Plutarch mit geringfügigen Abweichungen. Diels146 hält den Schlusssatz für eine Bemerkung des Ps.Plutarch oder eines librarius und reiht ihn unter die Fälle 1.3,11; 1.11,3 und 2.1,7 ein.
Empedokles 1.3,20 (1 / 2) E 14.14: Ἐμπεδοκλῆς Μέτωνος, [πόλις τῆς Σικελίας] Ἀκραγαντῖνος, τέτταρα μὲν στοιχεῖα, πῦρ, ἀέρα, ὕδωρ, γῆν, δύο δὲ ἀρχὰς καὶ δυνάμεις, Φιλίαν τε καὶ Νεῖκος, ὧν ἡ μὲν ἐστιν ἑνωτική, τὸ δὲ διαιρετικόν. φησὶ δὲ οὕτως· Q: Empedokles, der Sohn des Meton, von den Akrigentinern, glaubte, daß die Elemente vier seien, nämlich Feuer, Luft, Wasser und Erde; und daß die Prinzipien zwei seien, nämlich die Zuneigung und der Sieg. Das eine von ihnen bewirke die Vereinigung und das andere die Trennung. So drückte er sich denn mit folgenden Worten aus: Ius 4.1: Ἐμπεδοκλῆς Μέτωνος ὁ Ἀκραγαντῖνος τέσσαρα στοιχεῖα (πῦρ, ἀέρα, ὕδωρ, γῆν) δύο δὲ ἀρχικὰς δυνάμεις, φιλίαν τε καὶ νεῖκος· ὧν ἡ μέν ἐστιν ἑνωτική, τὸ δὲ διαιρετικόν. Ach 3: Ἐμπεδοκλῆς δὲ ἀρχάς φησι τῶν ὅλων τὰ τέσσαρα στοιχεῖα, … Ph (p.11 Aucher): Empedocles Agrigentinus ignem aquam aerem terram et duo principia amorem et odium. Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W)
Ἐμπεδοκλῆς Μέτωνος Ἀκραγαντῖνος τέτταρα μὲν λέγει στοιχεῖα, πῦρ ἀέρα ὕδωρ γῆν, δύο δ᾿ ἀρχικὰς δυνάμεις, φιλίαν τε καὶ νεῖκος· ὧν ἡ μέν ἐστιν ἑνωτικὴ τὸ δὲ διαιρετικόν. Φησὶ δ᾿ οὕτως·
Ἐμπεδοκλέους
Empedokles, Metons Sohn aus Agrigent, nimmt zwar vier Elemente an, Feuer, Luft, Wasser, Erde, aber zwei Urkräfte: Liebe und Streit; von denen sie zwar zur Vereinigung neigt, er aber zur Trennung. Er spricht so:
Von Empedokles.
Ἐμπεδοκλέους pro Ἐμπεδοκλῆς Μέτωνος Ἀκραγαντῖνος] P(=DK)~E~Q~Ius~ Ph ↔ S~Ach 146 Diels, DG, S. 61: »ultima vero ὥστε – ἡ μονάς tam sunt otiosa et inepta ut haud cuncter Plutarchi aut librarii notam eam iudicare. eiusdem formae sunt addita haec I 3 11 I 11 3 II 1 7. graviora sunt haec.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Bei Stobaios findet sich das Etikett in den Hss nicht im laufenden Text, sondern am Rand.147 Für Diels148 stellt das Etikett im Genetiv (Ἐμπεδοκλέους) ein sicheres Kriterium dar, dass das Lemma nicht aëtianisch ist. Er nimmt daher das Etikett nicht in die Stobäische Spalte der DG auf. Hense problematisiert die Kriteriums-Hypothese; ihm folgen M&R.149 τέτταρα μὲν κτλ. desunt] P(=DK)~E~Q~Ius~Ph~Ach ↔ S
Empedokles 1.3,20 (2 / 2) E 14.14: τέσσαρα τῶν πάντων ῥιζώματα πρῶτον ἄκουε· | Ζεὺς ἀρὴς Ἥρα τε φερέσβιος ἠδ᾿ Ἀϊδωνεὺς | Νῆστίς θ᾿, ἣ δακρύοις τέγγει κρούνωμα βρότειον. | Δία μὲν γὰρ λέγει τὴν ζέσιν καὶ τὸν αἰθέρα, Ἥραν δὲ φερέσβιον τὸν ἀέρα· τὴν γῆν τὸν Ἀϊδωνέα. Νῆστιν δὲ καὶ κρούνωμα βρότειον οἱονεὶ τὸ σπέρμα καὶ τὸ ὕδωρ« Q: »Die Wurzeln aller Dinge sind vier: Zeus, der Äther und Hera, welche das Leben schenkt; Aidoneus und Nestis, welche mit ihren Tränen die Wasserrinne naß macht«. Dabei meint er mit seinem Wort »Zeus« die Hitze und das Sieden und die Luft. Mit seinem Ausdruck »Hera, welche das Leben schenkt« meinte er die Erde. Mit seinem Wort »Aidoneus« meinte er die Luft. Mit seinem Wort »Nestis« und (seinem Ausdruck) »das menschliche Fließen« meinte er das menschliche Pneuma und das Wasser. Ath 22.1: Ζεὺς ἀργής (ὥς φησιν Ἐμπεδοκλῆς), Ἥρα τε φερέσβιος ἠδ᾿ Ἀϊδωνεὺς Νῆστίς θ᾿, ἣ δακρύοις τέγγι κρούνωμα βρότειον. Εἰ τοίνυν Ζεὺς μὲν τὸ πῦρ, Ἥρα δὲ ἡ γῆ, καὶ ὁ ἀὴρ Ἀϊδωνεύς, καὶ τὸ ὕδωρ Νῆστις, στοιχεῖα δὲ ταῦτα (τὸ πῦρ, τὸ ὕδωρ, ὁ ἀήρ), οὐδεὶς αὐτῶν θεὸς , οὔτε Ζεύς, οὔτε Ἥρα, οὔτε Ἀϊδωνεύς· Ach 3: καὶ τὸ μὲν πῦρ καλεῖ Δία καὶ αἰθέρα, τὴν δὲ γῆν Ἥραν, τὸ δὲ ἀέρα Ἀϊδωνέα, τὸ δὲ ὕδωρ Νῆστιν, τὰς δὲ τούτων δυνάμεις νεῖκος καὶ φιλίαν, νεῖκος μὲν τὴν διάλυσιν φιλίαν δὲ τὴν σύνοδον.
147 Wachsmuth, Eclogae, S. 121: »lemma om. FP1, sed mrg P2 ἐμπεδοκλέους.« 148 Diels, DG, S. 74. 149 Hense, Sp. 2565: »Fassen wir hier wenigstens die Eklogen ins Auge, deren Autoren in den Eklogen selbst (meist zu Beginn derselben) erwähnt wird, so finden sich in FP die Lemmata bald weggelassen, bald hinzugefügt. Da aber ein Schwanken zwischen der Genitiv- und Nominativform bemerkbar wird, und sich solche Lemmata oft nur in P angemerkt finden, haben die Herausgeber im Hinblick auch auf die Nebenüberlieferung zumal des Plutarch bei den δόξαι des Aëtios keinen Gebrauch davon gemacht, während man in den Exzerpten aus der Epitome des Areios diese Lemmata bald der Aufnahme für wert hielt, bald nicht. Und es wird schwer sein, wenn nicht unmöglich, über diesen Punkt auf Grund junger Handschriften, wie es FP sind, völlig ins reine zu kommen.« M&R, Sources, S. 246: »Typ b [those which have the name-label only in the genitive, without a direct grammatical relation to the contents of the lemmata, d.Vf.] was regarded by Diels as furnishing a water-tight criterion, but the evidence in the mss. is less unambiguous than he thought.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
Herakleitos, QH 24 (S. 37,13−38,3, Oelmann): τί δ᾿ ὁ Ἀκραγαντῖνος Ἐμπδοκλῆς; οὐχὶ τὰ τέτταρα στοιχεῖα βουλόμενος ἡμῖν ὑποσημῆναι τὴν Ὁμηρικὴν ἀλληγορίαν μεμίμηται; Ζεὺς ἀργὴς Ἥρα τε φερέσβιος ἡδ᾿ Ἀιδωνεὺς Νῆστίς θ᾿, ἣ δακρύοις τέγγει κρούνωμα βρότοειον. Ζῆνα μὲν εἶπε τὸν αἰθέρα, γῆν δὲ τὴν Ἥραν, Ἀιδωνέα δὲ τὸν ἀέρα, τὸ δὲ δακρύοις τεγγόμενον κρούνωμα βρότειον τὸ ὕδωρ. Ps.Probus, ad Verg. (S. 11−2, Keil): τέσσαρα δὴ πάντων ῥιζώματα πρῶτόν ἐασιν| Ζεὺς ἀργὴς Ἥρη τε φερέσβιος ἢδ᾿ Ἀιδωνεύς | Νῆστις θ᾿ ἣ δακρύοις γε πικροῖς νωμᾷ βρότειον γένος, ut accipiamus Ζεὺς ἀργῆς ignem, qui sit ζέων et candens, quod ignis est proprium, …Ἥρη autem φερέσβιος terram tradit, … Ἀιδωνεύς: … quia quibusdam videtur aera, …« Ps.Plutarch (L)
Stobaios (W)
τέσσαρα τῶν πάντων ῥιζώματα πρῶτον ἄκουε· Ζεὺς αἰθὴρ (ἀργὴς D) Ἥρα τε φερέσβιος ἠδ᾿ Ἀιδωνεύς, Νῆστίς θ᾿, ἣ δακρύοις τέγγει, κρούνωμα βρότειον.
Τέσσαρα τῶν πάντων ῥιζώματα πρῶτον ἄκουε· Ζεὺς ἀργής, Ἥρη τε φερέσβιος, ἠδ᾿ Ἀϊδωνεύς, Νῆστίς θ᾿, ἣ δακρύοις τέγγει, κρούνωμα βρότειον. τῶν δὲ συνερχομένων ἐξ ἔσχατον ἵστατο νεῖκος. Ἐμπεδοκλῆς Δία μὲν λέγει τὴν ζέσιν τὸν αἰθέρα, Ἥρην δὲ φερέσβιον τὴν γῆν· ἀέρα δὲ τὸν Ἀιδωνέα, ἐπειδὴ φῶς οἰκεῖον οὐκ ἔχει, ἀλλὰ ὑπὸ ἡλίου καὶ σελήνης καὶ ἄστρων καταλάμπεται· Νῆστιν δὲ καὶ ῾κρούνωμα βρότειον’ τὸ σπέρμα καὶ τὸ ὕδωρ.
Δία μὲν γὰρ λέγει τὴν ζέσιν καὶ τὸν αἰθέρα, Ἥρην δὲ (τε Mau) φερέσβιον τὸν ἀέρα, τὴν δὲ γῆν τὸν Ἀιδωνέα, Νῆστιν δὲ καὶ κρούνωμα βρότειον οἱονεὶ τὸ σπέρμα καὶ τὸ ὕδωρ. Die vier Wurzeln aller Dinge höre zuerst: Zeus, der Äther und die lebensspendende Hera und Aidoneus und Nestis, die mit Tränen die sterbliche Quelle benetzt.«
Als Zeus bezeichnet er nämlich die Hitze und den Äther, als lebensspendende Hera die Luft, als Aidoneus die Erde, als Nestis und sterblichen Quelle z. B. den Samen und das Wasser.
»Die vier Wurzeln aller Dinge höre zuerst: schimmernder Zeus, die lebensspendende Hera und Aidoneus und Nestis, die mit Tränen die sterbliche Quelle benetzt.« (Vgl. KRS, S. 316). Als sie zusammenkamen, stellte sich der Streit hinaus an den äußersten Rand. (MP, S. 477). Von Plutarch: Empedokles bezeichnet als Zeus die Hitze und den Äther, als lebensspendende Hera die Erde, als Luft den Aidoneus, weil sie kein eigenes Licht hat, sondern von Sonne, Mond und Sternen beschienen wird. Als Nestis aber und als sterbliche Quelle den Samen und das Wasser. (Vgl. MP, S. 449).
© 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Strukturanalyse: In der Forschung steht zur Diskussion, ob Diels für 1.3,20 zu Recht die Stobäische Spalte in den DG zur Gänze frei lässt (Diels, M&R) oder ob das Empedokles-Lemma bei Ps.Plutarch seine Entsprechung in dem Stobaios-Abschnitt I.10,11a−b findet (Kingsley). Diels führt die divergierende Exegese der Empedoklesverse auf eine memoriae duplex radix zurück:150 Die eine Quelle sei Theophrast, aus der Aëtios (und Ps.Plutarch) indirekt geschöpft habe, die andere Quelle ein Allego riencorpus (älter als Vitruv), von dem auch Stobaios indirekt abhänge. Im Hinblick auf die Exegese verteilen sich die Textzeugen wie folgt: Hera=Luft / Hades=Erde (P=E) vs. Hera=Erde / Hades=Luft (S=Q=Ath=Ach=QH=Probus) Was Athenagoras und Achilles betrifft, welche nach Diels Ps.Plut. Textzeugen sind und die Stobäische Version in der Exegese unterstützen, argumentiert Diels, dass Athenagoras151 gleichzeitig ebenfalls aus den Homerischen Allegoristen geschöpft habe und dass Achilles152 eigenhändig Änderungen vornahm. Kingsley glaubt hingegen,153 dass die homerischen Allegoristen an dieser Stelle Material aus Theophrast schöpften, wodurch die Stobäische Stelle auch wieder ›aëtianisch‹ wird. Stobaios und das bei Ps.Plutarch (Vita Homeri Kap. 99) erhaltene Fragment B17,7−8 (DK)154 gehe auf Theophrast zurück, wie Diogenes Laertios und Simplikios zeigen. Mansfeld plädiert wie Diels aufgrund der Divergenzen ebenfalls für die Zwei-Quellentheorie155 150 Diels, PPF, S. 108. Zur Diels’schen Hypothese und seine Kritikern, s. Hillgruber, S. 38– 45; s. auch Elter, S. 24: »desideratur sententia Empedoclis [ap. Stob., d.Vf.]: sed exstat eius sententia cum Plutarcho congrua, aliunde tamen petita.« 151 Diels, DG, S. 90. S. dazu auch Kingsley, S. 245. 152 Diels, DG, S. 22: »verum cum exemplar suum magna audacia mutare et alienis turbare soleat [Achilles, d. Vf.], paulo operosior fit labor expiscandi.« 153 Kingsley, S. 244 f.: »For Diels this was just a worthless variant on what we find in pseudo-Plutarch, and he felt he had proved that the Stobaeus version was simply a result of the Aëtius tradition being contaminated by incorporation of material from the Homeric allegorists. From every possible angle this is wrong. First of all, as we have seen, the version given by Stobaeus corresponds to what is almost certainly the true Theophrastean tradition. In other words, here we have yet another instance of Diels’ own rule that Stobaeus tends to be considerably more faithful than pseudo-Plutarch to Aëtius – and, ultimately, Theophrastus – because he is less prone to altering what he finds. Secondly, Diels’ extremely influential claim that Stobaeus has been infiltrated here by ideas taken from the Homeric allegorists is demonstrably the exact opposite of the truth: really it was the Homeric allegorists who took material about the Presocratics from the Theophrastus tradition, as represented in this case by Stobaeus.« 154 I.10,11b: Ἄλλοτε μὲν φιλότητι συνερχίμεν᾿ εἰς ἓν ἅπαντα, ἄλλοτε δ᾿ αὖ διχ᾿ ἕκαστα φορεύμενα νείκεος ἔχθει. Kingsley, S. 245 Anm. 42: »The most obvious give-away is the quotation of Emped. B17. 7−8 both in Stobaeus and in Plutarch’s Life of Homer 99 (Dox. 89). According to Diels Stobaeus must have copied the quotation, with the rest of his material, from the Life of Homer. In fact, however, this precise quotation from Empedocles goes back to Theophrastus, as is shown by its occurrence both in Diogenes Laertius 8.76 (above, § III) and in Simplicius (Phys. 25.29−30 = FHSG 227A, I, 412−13;« 155 Mansfeld, Critical Note, S. 113: »the only conclusion can be that these passages derive from two quite different traditions, and that what is in S therefore cannot derive from Aëtius, as Kingsley claims (p 245). S decided not to transcribe the Aëtius lemma concerned with Empedocles among the others at I 10.12 ff. because earlier in the same chapter he had already included an excerpt which provided more information.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
und exkludiert wie Diels die Diogenes Laertios-Stelle 8.76 aus den Theophrasti ex cerpta.156 Damit kappt Mansfeld die Verbindung zwischen Stobaios und Theophrast, die Kingsley gesehen hat.
Ζεὺς ἀργής pro Ζεὺς αἰθὴρ] P=Q=Ach ↔ S=E=Ath=QH τῶν δὲ συνερχομένων ἐξ ἔσχατον ἵστατο νεῖκος plura] P=E=Q=Ath=Ach=QH ↔ S Πλουτάρχου plus] P=E=Q=Ath=Ach=QH ↔ S Aus der Synopse geht hervor, dass Lachenaud und Mau die Exegese der empedokleischen Verse dem Empedokles zurechnen, Wachsmuth hingegen dem Plutarch. Die Stobäische Hss-Lage spiegelt ein anderes Bild wider: Denn das Etikett Πλουτάρχου ist lediglich ein von Wachsmuth vorgenommener Einschub und beruht auf der Diels’schen Interpretation, dass die Exegese von dem unter dem Namen Plutarch entstandenen Homerischen Handbuch stamme.157 Im Gegensatz dazu führt Hillgruber158 nur das Exzerpt mit der Überschrift Πλουτάρχου auf Plutarch zurück, und zwar auf eine echte Schrift Plutarchs. Mansfeld äußert sich zu der Quellenlage unterschiedlich: Während er einerseits hinsichtlich B6 und der Exegese von zwei verschiedenen Quellen spricht (»In Stobaeus − in part from an unknown source; the second half is analogous to ps.Plut. De Hom. 2 cc. 99−100 …«),159 lässt er andererseits das Empedokles-Fragment und die Exegese aus ein und derselben nichtaëtianischen Quelle stammen (»It is to be regretted that Wachsmuth separated the quotation (11a) from the exegesis (11b), for there can be no doubt that they belong together and derive from a single source and a single strand of tradition.«).160 Ἐμπεδοκλῆς plus] P=E=Q=Ath=Ach=QH ↔ S Δία μὲν λέγει pro Δία μὲν γὰρ λέγει] P=E=Q? ↔ S~QH
Ath≠Ach≠
τὴν γῆν ἀέρα pro τὸν ἀέρα, τὴν δὲ γῆν] P=E ↔ S=Q=Ath=Ach=QH 156 Diels, DG, S. 167. Was die Simplikos-Stelle (Phys. op. fr. 3, DG 1879,478) angeht, in der ebenfalls B17,7−8 zitiert wird, kommt Mansfeld (Critical Note, S. 115) aufgrund der Tatsache, dass die bei Simplikios zu findende Reihenfolge »Feuer, Wasser, Erde, Luft weder mit der Reihenfolge bei Ps.Plutarch in der Vita Homeri (Feuer, Luft, Erde, Wasser) noch bei Stobaios (Feuer, Erde, Luft, Wasser) übereinstimmt, zu dem Schluss: »I see no possibility of attributing either of these to Theophrastus.« 157 Diels, DG, S. 90. Zur grafischen Darstellung, s. Kap. V.2.2. 158 Hillgruber, S. 40 f. 159 Mansfeld, Heresiography, S. 211 Anm. 9. 160 Mansfeld, Critical Note, S. 112. S. dagegen MP, S. 447, zu der Exegese: »Erklärung des Aëtios in zwei Versionen.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Die divergierende Exegese gibt nicht nur Anlass zur voraëtianischen Quellendiskussion, sondern greift direkt in das Verhältnis zwischen Ps.Plutarch, Stobaios und Aëtios ein. Die Stobäische Version (Hera=Erde; Hades=Luft) wird bestätigt durch 1. Achilles (Cousin-Schrift des Aëtios ?), durch 2. Athenagoras, dessen Textzeugenstatus aber unsicher ist, und durch 3. Qostā Ibn Lūqā. Kingsley, der auf die Übereinstimmung zwischen Achilles,161 Athenagoras,162 Qostā Ibn Lūqā163 und Stobaios hinweist (P ↔ S=Q=Ath=Ach), kommt zu dem Er gebnis, dass Stobaios die aëtianische Version besitze und Ps.Plutarch von der aëtianische Tradition und damit von Theophrast abweiche. Mansfeld,164 der die Exegese aus einer nichtaëtianischen Quellen stammen lässt, argumentiert gegen die Textzeugenlage wie folgt: Bei einem vielbenutzten Handbuch seien Veränderungen zu erwarten, weshalb es sich nicht entscheiden lasse, welche Exegese zu bevorzugen sei. Gegen Achilles spreche, dass an dieser Stelle der Exegese nicht das Empedokleszitat vorausgehe. Diesem Argument zufolge fehlt durch die Bezugslosigkeit zwischen Fragment und Exegese die Aussagekraft für eine Gleichsetzung. Was Athenagoras betrifft, so hänge er nicht von den Placita ab (vgl. dazu aber Kap. I.6.2.1). Bei Qostā Ibn Lūqā schließlich sei die Änderung entweder auf die von ihm gebrauchte Hs zurückzuführen oder auf die Hss, die den Byz. Hss vorangingen.165 161 Kingsley, S. 245 Anm. 43: »In the case of Achilles, Diels [1879,22 d.Vf.] claimed with more rhetoric than sense that he had simply altered what he found in his source, pseudo- Plutarch; but Achilles’ agreement with both Diogenes Laertius and Stobaeus (not to mention Heraclitus, Athenagoras and Hippolytus: see above, n. 5) is plainly no coincidence and (as Mette realised, 27 and n. 2) itself suggests that it is Achilles, not ps.Plutarch, who represents the Theophrastus tradition. In fact Diels himself eventually withdrew, orally, his theory of Achilles’ dependence on ps.-Plutarch, and in the meantime this theory has repeatedly been proved to be false (G. Pasquali …).« 162 Kingsley, S. 245 Anm. 43: »As for Athenagoras, Diels argued − impossibly − both that he copied his material directly from pseudo-Plutarch and that the source he used was corrupted by the interpretation of the Homeric allegorists (Dox. 4−5, 90). The first of these two claims has given rise to the widely accepted conclusion … that pseudo-Plutarch’s Epitome must have been written before Athenagoras’ Legatio. The reasoning is null and void.« 163 Kingsley, S. 246: »Finally although further confirmation of this conclusion is hardly needed, confirmation is precisely what we find in the fact that the Arabic version of Aëtius has followed Stobaeus in this particular section – not pseudo-Plutarch. It is a sad reflection both of the continuing influence of Diels, and of the pervasive tendency to play down the value of those sources of ours which survive in Arabic, that the recent editor of this Arabic version of Aëtius failed to see it is a faithful translation of Stobaeus and wrongly assumed the translator just made a mistake.« Ebd. Anm. 45 »Daiber evidently only had the text of ps.Plutarch in front of him. To claim (as does D. T. Runia, Phronesis 34, 1989,248−9) that the Arabic Aëtius is dependent on ps.-Plutarch is an inauspicious start to a proposed re-assessment of the so-called doxographic tradition.« 164 Mansfeld, Critical Note, S. 111. 165 Mansfeld, Critical Note, S. 111: »Either the ancestor of our mss. of P or the ms. used by Q must have been modified here.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
Die Zwei-Quellentheorie verhindert es, dass die Übereinstimmung zwischen S=Q=Ath=Ach Konsequenzen für die Abhängigkeitsverhältnisse mit sich zieht. Steht nämlich Ps.Plutarch isoliert da und lassen sich die Abweichungen nicht durch Abschreibefehler (Haplographie, Dittographie o.ä.) erklären, so repräsentiert Stobaios die PS-Vorlage. ἐπειδὴ φῶς οἰκεῖον οὐκ ἔχει κτλ.·plura] P=E=Q ↔ S
Ach–QH–
Die von Stobaios gebotene Gleichsetzung zwischen Luft und Aidoneus (unsicht bar) wird mit dem Zusatz begründet, dass die Luft kein eigenes Licht habe, sondern beschienen werde. Krische stellt fest,166 dass der Zusatz besser auf Aidoneus als Erde passe und schlägt vor, den Stobäischen Text, »der schon frühzeitig durch klügelnde Abschreiber dreist geändert war«, der Ps.Plut. Version anzugleichen ( Ἥρην δὲ φερέσβιον τὸν ἀέρα, τὴν δὲ γῆν τὸν Ἀιδωνέα, ἐπειδὴ κτλ.). Dagegen macht Diels auf die ähnlichen Inhalte von Ps.Plutarch (Vita Homeri) und Herakleitos aufmerksam,167 die sich auf die Iliasverse 15.189–193 beziehen. Da Stobaios mit der Vita Homeri des Ps.Plutarch eben diesen Kausalsatz aufweist und auch bei Herakleitos die Gleichsetzung erklärt wird, kommt Hillgruber zu dem Schluss, »daß sich die eigenständige Leistung des Stobaios einzig und allein darauf beschränkt, daß er den Kausalsatz, der die Gleichsetzung von Hades und Luft erläutert, von der Stelle, an der er ihn in der Vorlage fand, verrückt hat; denn dort stand er wahrscheinlich, wie ein Blick auf Kapitel 41 bei Heralkeitos zeigt (ἀφώτιστον), an dem Ort, der Kapitel 97 unserer Schrift [Vita Homeri, d. Vf.] entspricht.«168 Was die Arbeitsweise des Stobaios betrifft, so muss man auf Grundlage dieser Beobachtung davon ausgehen, dass bei Stobaios ein Exzerpt aus einem Stückwerk bestehen kann. οἱονεὶ deest] P=E ↔ S=Q
Ath–Ach–QH–
Das Wort führt Weissenberger169 mit einer Reihe weiterer markanter, sprachlicher Beispiele auf, die die Autorenschaft des Plutarch in Abrede stellen. Dem 166 Krische, S. 126. 167 Diels, DG, 89: » … fugit eum [Krischeum, d.Vf.] allegoriarum scriptorum similitudo, qui ad Iliadis O 189 sqq. talia produnt:« Ps.Plutarch, VH 97.2−3 (Kindstrand): καὶ ὅτι ἐν τῇ τοῦ παντὸς νομῇ Ζεὺς ἔλαχε τὴν τοῦ πυρὸς οὐσίαν, Ποσειδῶν δὲ τὴν τοῦ ὕδατος, Ἅιδης δὲ τὴν τοῦ ἀέρος· τοῦτον γὰρ λέγει ζόφον ἠερόεντα, ἐπειδὴ φῶς οἰκεῖον οὐκ ἔχει ἀλλ᾿ ὑπὸ ἡλίου καὶ σελήνης καὶ τῶν ἄλλων ἄστρων καταλάμπεται. Herakleitos, QH 41 (S. 62,15−20, Oelmann): καὶ τῇ μὲν πυρώδει φύσει τόπον ἔνειμεν οὐρανόν, τὴν δ᾿ ὑγρὰν οὐσίαν Ποσειδῶνι προσέθηκε, τρίτον δ᾿ Ἅιδην τὸν ἀφώτιστον ἀέρα δηλοῖ, κοινὸν δὲ πάντων καὶ ἑδραιότατον ἐπεφήνατο στοιχεῖον εἶναι τὴν γῆν ὥσπερ ἑστίαν τινὰ τῆς τῶν ὅλων δημιουργίας· Vgl. auch QH 23 (S. 36,3−8, Oelmann). 168 Hillgruber, S. 43. 169 Weissenberger, S. 44. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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entsprechend wird es als Ps.Plutarchisch. definiert »οἱονοί = ὥσπερ εἰ 878A« (s. 1.2,2 1 / 2).
Platon 1.3,21 Q: Was Sokrates anbelangt, den Sohn des Sophroniskos, von den Athenern, und Platon, den Sohn des Ariston, so hatten sie über alle (diese) Dinge ein und dieselbe Ansicht. Sie waren der Meinung, dass die Prinzipien drei sind, nämlich Gott – mächtig und erhaben ist er –, die Materie und die Form. Dabei ist Gott der Verstand. Die Materie ist die erste Substanz für das Werden und Vergehen. Die Form ist ein körperloses Wesen in den Vorstellungen und Gedanken, die Gott – mächtig und erhaben ist er – zugeschrieben werden. Gott aber ist der Verstand dieser Welt. T 4.11: Πλάτων δὲ ὁ Ἀρίστωνος ἀρχὰς εἶναι τῶν ὅλων τὸν θεὸν καὶ τὴν ὕλην καὶ τὰς ἰδέας φησίν· Ach 3: Σωκράτης δὲ καὶ Πλάτων (Tim 29E sqq.) ἀρχὰς τῶν ὅλων καλοῦσι θεὸν καὶ ὕλην καὶ τρίτον τὸ ὑποκείμενον γενέσει καὶ φθορᾶι, ἐκ δὲ τούτων τὰ τέσσαρα στοιχεῖα γενέσθαι. Ps 83: Πλάτων δὲ ἀρχὰς εἴρηκε τὸν θεὸν ὡς πατέρα καὶ ποιητήν, τὴν ὕλην ὡς δεχομένην τὴν δημιουργίαν, καὶ τὴν ἰδέαν. Ps.Plutarch (Mau)
Stobaios (W / D)
Σωκράτης Σωφρονίσκου Ἀθηναῖος καὶ Πλάτων Ἀρίστωνος Ἀθηναῖος (αἱ γὰρ αὐταὶ περὶ παντὸς ἑκατέρου δόξαι) τρεῖς ἀρχάς, τὸν θεὸν τὴν ὕλην τὴν ἰδέαν. ἔστι δὲ ὁ θεὸς ὁ νοῦς (a), ὕλη δὲ τὸ ὑποκείμενον πρῶτον γενέσει καὶ φθορᾷ, ἰδέα δ᾿ οὐσία ἀσώματος ἐν τοῖς νοήμασι καὶ ταῖς φαντασίαις τοῦ θεοῦ. [ὁ δὲ θεὸς νοῦς ἐστι τοῦ κόσμου.] (a’)
Πλάτων Ἀρίστωνος
Sokrates, Sohn des Sophroniskos aus Athen und Platon, Sohn des Ariston aus Athen (denn dieselbe Meinung über das All ist einem jedem von beiden), drei Prinzipien, Gott, Materie, Idee. Gott ist die Vernunft des Kosmos, die Materie aber das erste Zugrundeliegende für die Entstehung und das Vergehen, die Idee aber die unkörperliche Substanz in den Gedanken und den Vorstellungen des Gottes. Der Gott ist die Vernunft des Kosmos.
Platon, Sohn des Ariston, drei Prinzipien, Gott, Materie, Idee: das wodurch, woraus, woraufhin.
τρεῖς ἀρχάς, τὸν θεόν, τὴν ὕλην, τὴν ἰδέαν· ὑφ᾿ οὗ, ἐξ οὗ, πρὸς ὅ. Ὁ δὲ θεὸς νοῦς ἐστι τοῦ κόσμου, ἡ δὲ ὕλη τὸ ὑποκείμενον γενέσει καὶ φθορᾷ, ἰδέα δὲ οὐσία ἀσώματος ἐν τοῖς (ταῖς FP) νοήμασι καὶ ταῖς φαντασίαις τοῦ θεοῦ.
Der Gott ist die Vernunft des Kosmos, die Materie das Zugrundeliegende für die Entstehung und das Vergehen, die Idee aber die unkörperliche Substanz in den Gedanken und den Vorstellungen des Gottes. (S. Baltes, BS 113.2).
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Untersuchung
Πλάτων Ἀρίστωνος pro Σωκράτης κτλ.] P~Ach~Q ↔ S~T
Ps≠
Diels druckt in den DG in der Stobäischen Spalte, die Version ab, wie sie den Hss zu entnehmen ist; in der linken Spalte weicht er dagegen von der Ps.Plut. Hss-Lage ab (Σωκράτης Σωφρονίσκου Ἀθηναῖος καὶ Πλάτων Ἀρίστωνος Ἀθηναῖος) und schlägt die Variante Πλάτων Ἀρίστωνος Ἀθηναῖος vor. Aus den Prolegomena geht hervor,170 dass Diels zusammen mit den Fällen 1.7,31 (Σωκράτης καὶ Πλάτων, P / Πλάτων δὲ, S) und 1.10.3 (Σωκράτης καὶ Πλάτων, P)171 den Namen »Sokrates« in allen drei Lemmata auslässt, da es sich seiner Meinung nach um eine sehr frühe Interpolation eines Abschreibers handle, die bereits von Eusebios in 1.7,31 und 1.10,3 gelesen sei. Als Textzeugen für die Ps.Plut. Lesart zieht Diels daher Ps.Galen heran, der in 1.7,31 und 1.10,3 ebenfalls nur Platon aufführt. Als Textzeugen für die Ps.Plut. Version gilt ihm auch Stobaios als Beweis, der in 1.7,31 − 1.10,3 besitzt er nicht − ja ebenfalls nur Platon aufführt. Diels vertraut also an diesen drei Stellen dem Zeugnis des Ps.Galen, der seine Ps.Plut. Vorlage epitomiert und paraphrasiert, obwohl Eusebios als der vertrauenswürdigere Abschreiber des Ps.Plutarch gilt. Schließlich sieht Diels auch in Theodoret eine Unterstützung für Stobaios.172 M&R zufolge darf Ps.Galen nicht als Textzeuge für die Ps.Plut. Version herangezogen werden: Denn der Umstand, dass zu Beginn der Ps.Galenischen Abhandlung Sokrates als jemand dargestellt werde, der die φυσιολογία als unerreichbar für den Menschen erkläre, lasse den Ausfall des Namens »Sokrates« nachvollziehbar erscheinen.173 Ob das name-label bei Ps.Plutarch auch in der aëtianischen Version gestanden habe, halten M&R nur für schwer entscheidbar.174 Sie entscheiden sich später für Aëtios, da es unwahrscheinlich sei, dass Ps.Plutarch »added the meticulous credentials. No doubt S left something out.«175
170 Diels, DG. S. 14. 171 Diels führt in 1.10,3 nicht auf, dass Hs C (Autopsie) ebenfalls Σωκράτης καὶ Πλάτων besitzt, sondern er führt nur Eusebios und die Ps.Plut. Hss (A)B auf. 172 Diels, S. 14 Anm. 2: »hoc loco Stobaeo gravissima accedit Theodoreti fides, qui et ipse ex ampliore opere excerpsit.« 173 M&R, Sources, S. 176: »he fails to note that G had good reason for deleting the namelabel. In the opening words of his work he had invoked Socrates as saying that the realm of φυσιολογία is inaccessible to the human mind.« 174 M&R, Sources, S. 177: »The name-labels were thus certainly in P, … Whether the name-labels were present in A is more difficult to determine. It depends on an analysis of S. S deletes at 1.1.29 and 1.10.16 [1.7,31 und 1.10,3, d. Vf.] … In both cases reasons can be given for intervention on his part (in 1.1. Socrates is already cited in § 29a, in 1.10 various namelabels are altered, e.g. in Plato’s case his birthplace is deleted). S too may have known the tradition about Socrates’ lack of interest in physics.« 175 M&R, Compendium, S. 194. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Da Stobaios und Theodoret die Phrase Σωκράτης Σωφρονίσκου Ἀθηναῖος auslassen, spricht zunächst alles dafür, den Zusatz dem Ps.Plutarch oder einer Glosse zuzuschreiben. Aber wie erklärt sich dann das name-label bei Achilles? Achilles, der durch seine Neubewertung als ein von Ps.Plutarch unabhängiger Textzeuge gilt, unterstützt die Ps.Plut. Lesart. Um nicht das Argument zu bemühen, dass Stobaios und Theodoret zufälligerweise unabhängig von einander Sokrates ausgelassen haben, lässt sich an dieser Stelle die Hypothese einer Zwischenquelle aufstellen (Kap. III.4.4), von der Stobaios und Theodoret abhängen. αἱ γὰρ αὐταὶ περὶ παντὸς ἑκατέρου δόξαι desunt] P=Q ↔ S=T=Ach
Ps−
Da nach Diels176 das Namensetikett der PS-Quelle nur aus dem Platon-Lemma besteht, stellt sich für ihn der Begründungssatz als überflüssig dar. Sharples177 stimmt mit Diels überein. M&R178 schreiben die Interpolation dem Ps.Plutarch zu, da es unwahrscheinlich sei, dass ein Abschreiber um den Namen »Platon« herum alles hinzufüge. Vgl. aber M&R: »No doubt S left something out.« Formal erinnert die Phrase an das Epikur-Lemma 1.3,18 (1 / 3), in dem ebenfalls allein von Ps.Plutarch auf Epikurs Ethnikon, Patronym und auf dessen inhaltlicher Ähnlichkeit mit Demokrit hingewiesen wird (s. Kap. III.3.2).179 ὑφ᾿ οὗ, ἐξ οὗ, πρὸς ὅ plura] P=Q=T=Ach ↔ S
Ps−
Die Phrase180 ist aus dem Platon-Lemma 1.11,2 (Ursachenkapitel) bekannt, in dem sie von beiden Basistexten gleichermaßen belegt ist. Ὁ δὲ θεὸς νοῦς ἐστι τοῦ κόσμου pro ἔστι δὲ ὁ θεὸς ὁ νοῦς ] T−Ach−Ps− P=Q ↔ S
176 Diels, DG, S. 287: »delevi pinguius expressa cl. Stob. et G I731 103.« Mau und Lachenaud, die fälschlicherweise behaupten, dass es sich nach Diels um einen Zusatz von Ps.Plutarch handelt, drucken das Sokrates-Etikett und dem Begründungssatz in ihren Ausgaben ab. Mau, S. 59: »ut a Ps.-Plutarcho addita reiecit Diels, exempto nomine Platonis.« Lachenaud, Plutarque, S. 78: »Ps.-Plut. propria jud. Diels et del.« 177 Sharples, Plato’s Principles, S. 77: »Clearly the remark is an addition.« 178 M&R, Sources, S. 176–7. 179 Vgl. Theodorets Aussage über den Aufbau eines Porphyrios-Lemmas CAG 2.95, in dem die doxa mit Biografischem vermischt wird. 180 Dörrie, Präpositionen, 124: »Diese Umschreibung ist eigentlich eine Ellipse; denn zu den hier typischen präpositionalen Verbindungen ὑφ᾿ οὗ – ἐξ οὗ – πρὸς ὅ (so die ›platonische‹ Reihe) hat man sich hinzuzudenken … ὁ κόσμος συνέστηκεν.« (Vgl. 1.4 Überschrift Πῶς συνέστηκεν ὁ κόσμος.). © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
Bei Ps.Plutarch findet sich Satz (a) nochmals am Ende seines Lemmas in geringfügiger Abweichung (a’), der aber identisch mit der Stobäischen Version ist. Die beiden nur gerinfügig abweichenden Sätze in ein und demselben Lemma legen die Vermutung nahe, dass einer der beiden Sätze als Glosse hineingeraten ist. Als Zusatz bietet sich (a’) ὁ δὲ θεὸς νοῦς ἐστι τοῦ κόσμου an, da die Schluss position für eine Interpolation anfälliger ist. Diels setzt den Schlusssatz (a’) an die Stelle der ersten Phrase (a) ἔστι δὲ ὁ θεὸς ὁ νοῦς, die er dafür auslässt. Der Schlusssatz, so Diels,181 sei aus dem richtigen Exemplar (i. e. aus ›Aëtios‹) an die falsche Stelle (i. e. an den Schluss des Lemmas) gesetzt worden. Die Übereinstimmung zwischen Stobaios und dem Schlusssatz (a’), der sich an der interpolationsanfälligen Stelle befindet, legt den Kontaminationsverdacht nahe, dass nämlich der Schlusssatz (a’) aus Stobaios in das Exemplar des Ps.Plutarch hineingeraten ist.182 Da Qostā Ibn Lūqā erwartungsgemäß den Schlusssatz bestätigt, muss die Kontamination vorher stattgefunden haben (s. Kap. III.4.5). πρῶτον deest] P=Q ↔ S~Ach
T−Ps−
Achilles unterstützt Stobaios dadurch, dass er beinahe dieselbe Phrase aufweist (τρίτον τὸ ὑποκείμενον γενέσει καὶ φθορᾷ), ebenfalls ohne πρῶτον. Bei Achilles ist diese Phrase der dritte und letzte Punkt seiner Aufzählung, beginnend mit Gott und Materie. Dies ergibt insofern keinen Sinn, als Materie und das Zugrundeliegende, wie aus Ps.Plutarch und Stobaios hervorgeht, miteinander identisch sind. Möglicherweise ist das τρίτον eine Verschreibung von πρῶτον.
Aristoteles 1.3,22 Q: Aristoteles, der Sohn des Nikomachos, von den Stagiriten, war der Meinung, daß die Prinzipien die Form sind, die Materie, der Mangel, die vier Elemente und ein fünfter Körper, nämlich der unveränderliche Äther. Ach 3: Ἀριστοτέλης δὲ ὁ Σταγειρίτης ἀρχὰς λέγει τῶν ὅλων εἶδος καὶ ὕλην καὶ στέρησιν, ἐκ δὲ τούτων τὰ τέσσαρα στοιχεῖα, καὶ πέμπτον σῶμα ἀδιάφθαρτον καὶ καθαρόν, ὃ δὴ αἰθέρα λέγουσιν. Ph (p.11 Aucher): Aristoteles Nicomachi filius formam materiam privationem elementa quatuor et quintum aetherem.
181 Diels, DG, S. 34.288. 182 Mau, S. 59: »antiquitus e Stob. interpolata seclusi, secus Diels.« Mau ist der Meinung, dass der Schlusssatz von alters her aus Stobaios interpoliert sei, weshalb er ihn athetiert. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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T 4.11: Ἀριστοτέλης δὲ ὁ Σταγειρίτης ὁ Νικομάχου εἶδος καὶ ὕλην καὶ στέρησιν· στοιχεῖα δὲ οὐ τέσσαρα, ἀλλὰ πέντε· πέμπτον (ἕτερον Hss) γὰρ εἶναι τὸ αἰθέριον εἴρηκεν, ἄτρεπτόν τε καὶ ἀμετάβλητον. Ps.Plutarch (L / Mau)
Stobaios (W / D)
Ἀριστοτέλης δὲ Νικομάχου Σταγειρίτης ἀρχὰς μὲν ἐντελέχειαν ἤτοι εἶδος ὕλην στέρησιν· στοιχεῖα δὲ τέτταρα (τέσσαρα D), πέμπτον δέ τι σῶμα αἰθέριον ἀμετάβλητον.
Ἀριστοτέλης Νικομάχου Σταγειρίτης ἀρχὰς μὲν εἶδος, ὕλην, στέρησιν· στοιχεῖα δὲ τέσσαρα πέμπτον δέ τι σῶμα τὸ αἰθέριον, ἀμετάβλητον· στοιχεῖα δὲ τῶν γενητῶν κατὰ μὲν τὰς δυνάμεις θερμόν, ψυχρόν, ὑγρόν, ξηρόν, κατὰ δὲ τὰς οὐσίας, ἐν αἷς καὶ περὶ ἃς ὑπάρχουσιν αὗται, τὰ τέσσαρα.
Aristoteles aber, Sohn des Nikomachos von Stageira, die Prinzipien seien zwar Entelechie oder Form, Materie, Beraubung. Vier Elemente aber (gebe es), und einen fünften Körper, aus Äther, unveränderlich.
Aristoteles Sohn des Nikomachos von Stageira, die Prinzipien seien zwar Form, Materie, Beraubung. Vier Elemente aber (gebe es), als einen fünften Körper aber (führt er) das Ätherische, unveränderliche (ein). Die Elemente der entstandenen Dinge (seien) zwar gemäß den Möglichkeiten warm, kalt, feucht, trocken, aber gemäß den Substanzen, in welchen und um welche sie selbst sind, die vier (Elemente).
δὲ in secundo loco deest] P=Ach=T ↔ S
Q?Ph?
Aus Runia geht hervor,183 dass die Partikel bei Aëtios nach dem Etikett gesetzt werde, um einen Kontrast zu dem vorherigen Lemma herzustellen. Wenn Stobaios durch eigene Hinzufügungen den Text stilistisch glättet, so benutzt er, wie M&R darstellen,184 keine verbindende Partikel. ἐντελέχειαν ἤτοι desunt] P ↔ S=Q=Ach=T=Ph Keiner der Textzeugen bestätigt ἐντελέχειαν ἤτοι.185 Der Inhalt ist aus Lemma 1.2,2 (2 / 2) bekannt. Während in 1.3,22 ἐντελέχεια durch εἶδος näher erläutert 183 Runia, Arius Didymus, S. 369: »In A, on the other hand, the particle is usually only used directly after the name-label if he wants to make a deliberate contrast … in all … cases the 2nd lemma …« S. ebenso M&R, Sources, S. 247. 184 M&R, Sources, S. 231. 185 Das ἤτοι gehört nach Weissenberger (S. 44) zu den sprachlichen Merkmalen, die die Autorenschaft des Plutarch in Abrede stellen »ἤτοι = ἤ 881B« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
wird,186 stellte in 1.2,2 (2 / 2) das καλοῦμεν die Bevorzugung der aristotelischen Terminologie ἐντελέχειαν dar, die von Stobaios dort abgestreift wurde. In 1.3,22 bemüht also wieder allein Ps.Plutarch mit ἐντελέχειαν den von ihm bevorzugten Ausdruck. In dem Aristoteles-Lemma 4.2,6 besitzt allein Stobaios (P=Q= T ↔ S)187 die Erwähnung der ἐντελέχεια, die anstelle des εἶδος genannt werden müsse. Die erwähnten Lemmata im Überblick: P
S
1.2,2 (2 / 2)
εἶδος ὃ καλοῦμεν ἐντελέχειαν
—
1.3,22
ἐντελέχειαν ἤτοι εἶδος
εἶδος
4.2,6
ἐντελέχειαν (P=T)
ἐντελέχειαν ἀντὶ τοῦ εἴδους
In den Ps.Plut. Versionen erhält die aristotelische Terminologie den Vorrang: In 1.2,2 (2 / 2) durch die Identifikation, in 1.3,22 dadurch, dass bereits mit dem Begriff ἐντελέχεια operiert wird (die sicherheitshalber vorgenommene Erläuterung durch εἶδος erscheint auf der Grundlage von 1.2,2 obsolet.) In 4.2,6 erscheint nur noch ἐντελέχεια. Geht man davon aus, dass Ps.Plutarch die PS-Vorlage wiedergibt, so tendiert Stobaios dazu, das εἶδος gegenüber der ἐντελέχεια vorzuziehen (1.3,22) oder es zumindest nicht völlig aus dem Blickfeld geraten zu lassen (4.2,6). τέσσαρα pro τέτταρα] P ↔ S=Ach=T
Q?Ph?
τὸ αἰθέριον pro αἰθέριον] P ↔ S=Q188=T~AchPh? ἀμετάβλητον ambo] P=S ↔ T
Ach≠Ph−
Ps.Plutarch und Stobaios stimmen überein, Theodoret qualifiziert αἰθέριον zusätzlich mit ἄτρεπτόν, Achilles wiederum mit zwei anderen Begriffen (ἀδιάφθαρτον καὶ καθαρόν), die keine Gemeinsamkeit mit Ps.Plutarch, Theodoret oder Stobaios aufzeigen (zu ἀδιάφθαρτα, s. Epikur 1.3,18 1 / 3, S). Die Erklärung, dass Theodoret das Wort sua sponte oder aus einer anderen Quelle hinzugefügt hat, würde das Problem simplifizieren. Denn die Übereinstimmung der PS-Version mit Theodoret ist beinahe verbatim vorhanden.
186 Kühner / Gerth 2.2 § 507,5d. 187 In 4.2,6 wird das Fehlen bei Ps.Plutarch von Qostā Ibn Lūqā und Theodoret bestätigt. (ἐντελέχειαν ἀκουστέον ἀντὶ τοῦ εἴδους καὶ τῆς ἐνερεγείας pro ἐντελέχειαν ἀκουστέον ἀντὶ τῆς ἐνερεγείας). 188 Daiber, Aetius, S. 342: »nisi add. articulum interpr.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Auf dieser Grundlage geben Achilles und Theodoret eine Vorstellung davon, dass das αἰθέριον mit zahlreicheren Adjektiven qualifiziert sein kann, als es durch die PS-Version den Anschein hat. Geht man wie Raeder189 davon aus, dass Theodoret aus Aëtios geschöpft hat, besteht Kontaminationsverdacht zwischen Stobaios und Ps.Plutarch, wenn man ausschließt, dass Stobaios und Ps.Plutarch das ἄτρεπτόν zufälligerweise ausgelassen haben. στοιχεῖα δὲ κτλ. in fine plura] P=Q=Ph=T=Ach ↔ S Entweder hat Ps.Plutarch den Absatz gekürzt oder der Zusatz stammt aus AD. Die Anwendung der Diels’schen Kriterien weist – wie aus der Tabelle hervorgeht – tendenziell auf AD hin: contra PS-Quelle The lemmata of AD are often loner than those of A … because they often combine more than one topic. (I / 1.)
×
eclogae ut ex Arii ampliore conexu divulsae incipiunt a δέ particula. (II / 4.)
×
Arii excerpta fere post Placita extrema collocavit. (VI / 7.)
×
μὲν … δέ Struktur innerhalb eines Aëtios-Lemmas. (XII)
contra AD
×
Mit den Elementarqualitäten190 wird bei Stobaios ein neues Thema angefügt, das inhaltlich nicht zu der Überschrift 1.3 (Περὶ ἀρχῶν, P) passt, dafür aber zu dem Stobäischen Kapitel I.10 (Περὶ ἀρχῶν καὶ στοιχείων τοῦ παντός). Die Ps.Plut. Überschrift könnte die Auslassung bei Ps.Plutarch erklären (Vgl. Kap. III.2.1.5). S. aber das Ergebnis der Tabelle.
Zenon 1.3,25 Q: Zenon, der Sohn des Mnaseas, von den Einwohnern Kitions, vertrat die Meinung, daß die Prinzipien Gott – mächtig und erhaben ist er – und die Materie sind. Dabei ist er – gepriesen und erhaben ist er – die wirkende Ursache und die Materie das Beeinflußbare. Und (er glaubte,) daß die Elemente vier (in der Zahl) sind.
189 Raeder, S. 87: »Hic sine dubio apud Aëtium idem invenit Theodoretus, quod apud Plutarchum (I 3) et Stobaeum (I 10,16) legimus:« 190 Happ (S. 737) spricht von Ur-dynameis oder den vier Grund-Kräften. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
T 4.12: Ζήνων δὲ ὁ Κιτιεὺς ὁ Μνασέου (μνασαίου BLMSCV, μνασέου KD), ὁ Κράτητος φοιτητής, ὁ τῆς Στωϊκῆς ἄρξας αἱρέσεως, τὸν θεὸν καὶ τὴν ὕλην ἀρχὰς ἔφησεν εἶναι. Ach 3: Ζήνων ὁ Κιτιεὺς (fr. 35 Pearson) ἀρχὴν εἶναι λέγει τῶν ὅλων θεὸν καὶ ὕλην, θεὸν μὲν τὸ ποιοῦν ὕλην δὲ τὸ ποιούμενον, ἀφ᾿ ὧν τὰ τέσσαρα στοιχεῖα γεγονέναι. Ph (p.12 Aucher): Zeno Menae filius aërem deum materiam et elementa quatuor.191 Ps.Plutarch (L / Mau)
Stobaios (W)
Ζήνων Μνασέου Κιτιεὺς ἀρχὰς μὲν τὸν θεὸν καὶ τὴν ὕλην, ὧν ὁ μέν ἐστι τοῦ ποιεῖν αἴτιος ἡ δὲ τοῦ πάσχειν, στοιχεῖα δὲ τέτταρα (τέσσαρα D) […].
Ζήνων Μνασέου (Μνασαίου FP, D) Κιτιεὺς (Κητιεὺς FP) ἀρχὰς τὸν θεὸν καὶ τὴν ὕλην, στοιχεῖα δὲ τέσσαρα.
Zenon, Mnaseas Sohn von Kitium, die Prinzipien (seien) zwar Gott und die Materie, – davon ist jener der Grund des Wirkens, sie aber des Leidens – die Elemente aber (seien) vier.
Zenon, Mnaseas Sohn von Kitium, die Prinzipien (seien) Gott und die Materie, die Elemente (seien) vier.
Ζήνων κτλ.] P=S ↔ T Theodoret besitzt mit ὁ Κράτητος φοιτητής, ὁ τῆς Στωικῆς ἄρξας αἱρέσεως Material, das über die PS-Version hinausgeht.192 Besaß die PS-Quelle die Phrase, so entsteht Kontaminationsverdacht. M&R193 argumentieren, dass Theodoret eine andere arche- oder Diadochenliste besitze, die er mit dem Material der PS-Quelle vermischt habe, oder dass der Zusatz von Theodoret suo Marte hinzugefügt sei.194 Stammt das Zusatzmaterial nicht aus derselben Quelle, aus der alle drei Textzeugen geschöpft haben (PST-Quelle), entsteht auch kein zusätzliches, unkalkulierbares Material, das eine von der PS-Version abweichende Version böte. Wenn allerding Theodoret an dieser Stelle eine andere Diadochenliste herangezogen hat, so gibt es keinen Grund auszuschließen, warum er dieses Verfahren (PST-Quelle und Fremdmaterial) nicht auch bei anderen Exzerpiervorgängen angewendet haben soll.
191 M&R, Sources, S. 163 Anm. 124: »There is one mistake: … the text cites ἀέρα instead ἀρχάς.« 192 Vergleichbare Zusätze finden sich in der PS-Quelle der Lemmata 1.3,1 (Thales), 1.3,8 (Pythagoras); 1.3,18 (Epikur). 193 M&R, Sources, S. 281. So auch Raeder, S. 88: »Videtur igitur Theodoretus aliquam philosophorum διαδοχὴν ante oculos habuisse, qualem tradit Clem. Strom. I 14, 62–64, e qua haec omnia haurire potuit, …« 194 M&R, Compendium, S. 92. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
Buch I
Μνασαίου (Hss) pro Μνασέου] P(=W)=Q ↔ S=T(partim=DG)
123 Ph?Ach–
Das Zeugnis Philons ist unklar: Aucher,195 der das nur im Armenischen ent haltene Exzerpt in das Lateinische übersetzt, schreibt: »Zeno, Menae filius.« Laut Diels196 handelt es sich bei »Menae« um einen Fehler, der auf Aucher zurückzuführen sei. M&R197 übersetzen »Zeno the son of Mnas«. Hadas-Lebel198 liest wie Diels »Menae« und druckt das Ps.Plut. »Zénon fils de Mnaséas« ab. Die Stobäischen Hss weisen die fehlerhafte Lesart Μνασαίου auf, die von Diels in der Stobäischen Spalte der DG abgedruckt wird. Wachsmuth druckt hingegen die richtige Version (Μνασέου) ab, die auch von Ps.Plutarch geboten wird. Bei Theodoret druckt Raeder zwar im Text das Ps.Plut. Μνασέου ab, allerdings zeigt der Blick auf den apparatus criticus, dass fast alle Hss Theodorets das aus Stobaios bekannte fehlerhafte Μνασαίου besitzen. Dazu bemerkt Diels:199 »eodem errore Theodoretus«. Aufgrund dieses gemeinsamen Fehlers erscheint die Hypothese der arche-Liste widerlegt. Dagegen spricht, dass im nachklassischen Griechisch αι und ε in e zusammenfallen.200 Die nahezu gleich ausgesprochene Variante bei Stobaios und Theodoret könnte dann in beiden Fällen aus Versehen durch einen Fehler beim Diktat entstanden sein. Κητιεὺς (Hss) pro Κιτιεὺς] P=Ach~Q ↔ S=T(partim)=Ach(partim)Ph– Das fehlerhafte Κητιεὺς der Stobäischen Hss FP lässt sich in den von Theodoret und Achilles teilweise wiederfinden. Auch in diesem Fall (vgl. Μνασαίου pro Μνασέου) könnte der gemeinsame Fehler auf die Aussprache zurückzuführen sein, da in nachklassischer Zeit η in ι zusammenfällt.201 μὲν deest] P ↔ S=Ach=T
Q?Ph–
Durch μὲν … δὲ ist bei Ps.Plutarch eine Verbindung zwischen den Prinzipien und den Elementen hergestellt und adversativ hervorgehoben (s. ebenso in 1.3,22 P / S; Empedokles 1.3,20 P). Bei Stobaios werden Prinzipien und Elemente lediglich aufgezählt. (Vgl. M&R’s202 Ergebnis, dass Ps.Plutarch im Vergleich zu Stobaios die diaphonische Struktur besser bewahre.) 195 Aucher, S. 12. 196 Diels (DG, S. 2 Anm. 3) gibt an, im Armenischen stünde »mnasaj ordî«. Prof. Gazer schließt sich der Diels’schen Version an, wie er mir mit freundlicher Unterstützung mitteilt. 197 M&R, Sources, S. 162. 198 Hadas-Lebel, S. 146 f. 199 Diels, DG, S. 289. 200 Debrunner, S. 97. 201 Debrunner, S. 97. 202 M&R, Sources, S. 191. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
ὧν ὁ μέν ἐστι … τοῦ πάσχειν desunt] P=Q=Ach(=M&R) ↔ S
Ph–T–
Die Herkunft der Phrase lässt sich auf die PS-Quelle zurückführen, da Achilles das Zeugnis bestätigt. M&R203 begründen den Ausfall »because he will later quote a larger section from AD.« Dabei handelt es sich um das CrysipposLemma I.10,16c. Es ist nicht plausibel, dass Stobaios den Relativsatz zu Gunsten eines 44-zeiligen Fragments streicht, das zudem mit Chrysippos und nicht mit Zenon etikettiert wird und das von Stobaios nicht unter die zu Kapitel 1.3 gehörigen Lemmata gesetzt wird, sondern unter die Lemmata aus Kapitel 1.2. Da der Relativsatz dem Anforderungsprofil der Ps.Plut. Überschrift entspricht (1.3 Περὶ ἀρχῶν τί εἰσιν), ist vielmehr zu vermuten, dass Stobaios, der τί εἰσιν in seiner Überschrift nicht aufführt (Περὶ ἀρχῶν καὶ στοιχείων), das Lemma der Überschrift entsprechend angleicht: Er lässt den Relativsatz ausfallen und reiht, wie es die Überschrift vorgibt, die Prinzipien und Elemente lediglich auf (s. Kap. III.2.1.5). τέσσαρα pro τέτταρα] P ↔ S=Ach(=DG)
Q?Ph?T−
Überschrift 1.5+2.7 E 15.33: Εἰ ἓν τὸ πᾶν. G 32: Εἰ ἓν τὸ πᾶν. Q: Ist das Ganze eins? Ps 152: Εἰ ἓν τὸ πᾶν. E 15.38: Περὶ τάξεως τοῦ κόσμου. G 50: Περὶ τάξεως τοῦ κόσμου. Q: Über die An ordnung der Welt. Ps 159: Περὶ τάξεως κόσμου. Phot 167.112b: περὶ τάξεως τοῦ κόσμου· εἰ ἓν τὸ πᾶν· Hs L I.22 (S): περὶ κόσμου τάξεως· ἐν αὐτῷ καὶ τάδε· εἰ ἓν τὸ πᾶν κτλ.204 Ps.Plutarch (Mau / L/D)
Stobaios (W)
Εἰ ἓν τὸ πᾶν (1.5) Περὶ τάξεως κόσμου (2.7)
Περὶ τάξεως τοῦ κόσμου·
Ob das Ganze eins ist. Über die Anordnung der Welt.
Über die Anordnung der Welt.
Während bei Ps.Plutarch die Kapitel 1.5 und 2.7 eigenständig in zwei verschiedenen Büchern stehen, sind sie bei Stobaios zu einem Großkapitel zusammengefasst. Was die Stobäische Überschrift betrifft, zeigt die Hss-Lage ein wider 203 M&R, Sources, S. 281 Anm. 26. 204 Diels, DG, S. 271: L 22: περὶ τάξεως τοῦ κόσμου. εἰ ἓν τὸ πᾶν. ἀπὸ ποίου πρώτου στοιχείου ἤρξατο κοσμοποιεῖν ὁ θεός. τίς ἡ αἰτία τοῦ τὸν κόσμον ἐγκλιθῆναι. εἰ ἔστι κενὸν ἐκτὸς τοῦ κόσμου. τίνα δεξιὰ τοῦ κόσμου καὶ τίνα ἀριστερά. S. auch Wachsmuth, Eclogae, S. 195. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
Buch I
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sprüchliches Bild: Während in den Hss FP zunächst nach dem Titel Περὶ τάξεως τοῦ κόσμου die Paragraphen 1–2 zu lesen sind, an die sich als Untertitel εἰ ἓν τὸ πᾶν anschließt, lautet der Titel im summarium205 des Photios, das dem Stobaischen Werk entnommen ist, wie folgt: Περὶ τάξεως τοῦ κόσμου· εἰ ἓν τὸ πᾶν. An ihm orientiert sich Wachsmuth. In derselben Reihenfolge, aber ausführlicher präsentiert die Stobäische Hs L den Titel. Die Hss-Lage wirft die Frage auf, ob man sich nach der Kapiteleinteilung der Hss FP richtet, die εἰ ἓν τὸ πᾶν als Unterkapitel aufführen, oder nach der davon abweichende Kapiteleinteilung der Hs L und des Photios, die das εἰ ἓν τὸ πᾶν als Erweiterung der Überschrift I.22 aufführen. Die Stobaios-Herausgeber Heeren, Meineke und Wachsmuth vertreten die Meinung, dass bei Stobaios ein Kapitel (Περὶ τάξεως τοῦ κόσμου ) vorliege, und richten sich damit nach Hs L und Photios. Elter hingegen, der das Plus in Hs L auf Ps.Plutarch zurückführt206 und die Hss FP vorzieht, geht von zwei eigenständigen Kapiteln aus (Περὶ τάξεως τοῦ κόσμου, Εἰ ἓν τὸ πᾶν). Eine Schlüsselrolle in der Diskussion spielt Photios, der das summarium der Stobaios-Überschriften in Zehnerschritten nummeriert, wie im Folgenden der entsprechende Auszug zeigt (vgl. Überschrift 2.25): (20) Εἰκοστὸν δὲ περὶ γενέσεως καὶ φθορᾶς, (21) περὶ κόσμου καὶ εἰ ἔμψυχος καὶ προνοίᾳ διοικούμενος, καὶ ποῦ ἔχει τὸ ἡγεμονικόν, καὶ πόθεν τρέφεται· (22) περὶ τάξεως τοῦ κόσμου· εἰ ἓν τὸ πᾶν· (23) περὶ τῆς οὐρανοῦ οὐσίας καὶ διαιρέσεως· (24) περὶ οὐσίας ἄστρων καὶ σχημάτων κινήσεώς τε καὶ ἐπισημασίας· (25) περὶ οὐσίας ἡλίου καὶ μεγέθους, σχήματός τε καὶ τροπῶν καὶ ἐκλείψεως καὶ σημείων καὶ κινήσεως· (26) περὶ σελήνης οὐσίας μεγέθεους καὶ σχήματος φωτισμῶν τε, καὶ περὶ ἐκλείψεως καὶ ἐμφάσεως, καὶ περὶ ἀποστημάτων καὶ σημείων· (27) περὶ γάλακτος· (28) περὶ κομητῶν καὶ διαττόντων καὶ τῶν τοιούτων· (29) περὶ βροντῶν, ἀστραπῶν, κεραυνῶν, πρηστήρων, τυφώνων. (30) Τριακοστὸν δὲ περὶ ἴριδος, κτλ. (Phot. 167.112b)
Nur dann, wenn man εἰ ἓν τὸ πᾶν mit περὶ τάξεως τοῦ κόσμου zusammenfasst, stimmt die Zählung des Photios und nur dann kann περὶ ἴριδος die dreißigste Überschrift sein. Wäre εἰ ἓν τὸ πᾶν eine eigene Kapitelüberschrift, wäre περὶ ἴριδος die 31. Überschrift. Dagegen argumentiert Elter,207 dass die bei Photios zu lesende descriptio der Kapitel aus einer späteren Zeit stamme, eine These, die 205 Inhaltsangabe des Photios zu dem Stobäischen Werk, bestehend aus den Stobäischen Überschriften (167.112a−b). 206 Elter, S. 73. 207 Elter, S. 71 Anm. 1. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
für Wachsmuth208 nicht den Schatten einer Wahrscheinlichkeit habe. Elter209 stellt ferner die Frage in den Raum, wer sich denn dafür verbürgen könne, dass sich bei Photios die Überschrift περὶ τάξεως τοῦ κόσμου mit der Überschrift εἰ ἓν τὸ πᾶν verbinde und nicht mit der vorangegangenen Überschrift περὶ κόσμου καὶ εἰ ἔμψυχος κτλ. M&R210 schließlich halten εἰ ἓν τὸ πᾶν für einen Untertitel und bezeichnen Wachsmuths Einfügung als »erroneous addition«211 Zusammenfassend stellt sich also das Problem wie folgt: Entweder man favorisiert die Hss-Lage FP (M&R), die die Ps.Plut. Version besser widerspiegelt aber nicht mit der Nummerierung bei Photios übereinstimmt, oder man gibt Photios (und Hs L, Wachsmuth) den Vorzug, der zwar mit der Nummerierung übereinstimmt, aber durch die Zusammenfassung der beiden Überschriften (1.5; 2.7) zu einem Generaltitel die Kapitelstruktur des Ps.Plutarch in Frage stellt (Diels). Während Diels212 die Ps.Plut. Struktur kritisiert und davon ausgeht, dass die Ps.Plut. Kapitel 1.4–5 noch in den VP zu dem zweiten Buch gehörten und erst von Aëtios in das erste Buch versetzt seien, sehen M&R213 die Kapitel 1.4–5 an ihrem richtigen Platz. In der Tat wirkt Kapitel 1.5 bei Ps.Plutarch im Ganzen nicht stimmig: Während die Überschrift 1.5 das πᾶν aufführt, beziehen sich die Lemmata 1.5,1–4 in erster Linie auf κόσμος.214 Dass Ps.Plutarch hingegen zwischen πᾶν und κόσμος unterscheidet, zeigt Eusebios (PE 15.32),215 der in seinem Überblick der Ps.Plut. 208 Wachsmuth, Studien, S. 48 Anm. 1: »Im Allgemeinen mag doch bemerkt werden, dass … die Summenzahlen … doch nur dann Sinn haben, wenn es sich um eine Zählung der w i r k l i c h e n Kapitel handelt …« 209 Elter, S. 71. 210 M&R, Sources, S. 217: »On a number of occasions S prefers not to cover the entire contents of a chapter in its title, but introduces sub-titles derived from A during the course of his excerpts (¶ 14, 22, 26, 49). He resorts to his technique because he runs into problems in the process of coalescence.« Ebd. Anm. 79: »At 325.4–8, but note also introduction of further subtitles (not from A) in the excerpt from Iamblichus περὶ ψυχῆς at 367.10 ff.« Ebd. Anm. 80: »On difficulties associated with these sub-titles see further below § 8 p. 267 (the problem of contamination).« M&R, Compendium, S. 308 Anm. 57: »This [that he creates a special sub-section, d. Vf.] is one more piece of evidence that S planned his excerpts; he must have known when compiling 1.21 what he intended to do in 1.22.« 211 M&R, Compendium S. 397 Anm. 179. 212 Diels, DG, S. 58.182.291. 213 M&R, Compendium, S. 17.22. Ps.Galen gibt in seinem Kapitel 32 (Εἰ ἓν τὸ πᾶν) als Alternativtitel περὶ κόσμου (s. Überschrift von 2.1) an, den Diels, DG, S. 616, als »ficto novo titulo« bezeichnet. Auch wenn es sich um einen erfundenen Titel handelt, so bringt dies auch die Nähe zu 2.1 zum Ausdruck. 214 S. M&R, Compendium, S. 311. 215 εἰ χρὴ τὸ πᾶν ἓν (1.5) ἢ πολλὰ ἡγεῖσθαι καὶ εἰ ἕνα τὸν κόσμον ἢ πλείους· καὶ εἴτε ἔμψυχος οὗτος καὶ προνοίᾳ τυγχάνει θεοῦ διοικούμενος (2.3) εἴτε καὶ τἀναντία. καὶ εἰ ἄφθαρτος ἢ φθαρτός (2.4)· καὶ πόθεν τρέφεται (2.5)· καὶ ἀπὸ ποίου ἤρξατο ὁ θεὸς κοσμοποιεῖν (2.6)· περί τε τῆς τάξεως τοῦ κόσμου (2.7)· καὶ τίς ἡ αἰτία τοῦ αὐτὸν ἐγκλιθῆναι (2.8)· περί τε τοῦ ἐκτὸς τῆς τοῦ κόσμου περιφερείας (2.9)· καὶ τίνα τὰ δεξιὰ καὶ τὰ ἀριστερὰ © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Überschriften folgende beide Überschriften 1. εἰ χρὴ τὸ πᾶν ἓν (1.5) ἢ πολλὰ ἡγεῖσθαι und 2. εἰ ἕνα τὸν κόσμον ἢ πλείους zitiert, wobei die Überschrift (2) bei Ps.Plutarch nicht existiert und womöglich in 1.5 aufgegangen ist. Zudem befindet sich bei Eusebios das Exzerpt der Ps.Plut. Kapitel 1.4 und 1.5 inmitten unten seinen Exzerpten aus dem Zweiten Buch (Reihenfolge der Ps.Plut. Exzerpte bei Eusebios PE 15.30–36: … 2.13, 2.14.1.4, 1.5, 2.3, 2.4, 2.5 …).216 Leszl217 macht zudem darauf aufmerksam, dass die Lemmata aus Kapitel 1.5 nicht allein davon handeln, ob es eine Welt gibt − wie es die Überschrift fordert −, sondern auch, ob es eine Welt oder mehrere Welten gibt (1.5,3) und warum es mehrere Welten geben muss (1.5,4). Schließlich fügen sich die in 1.5 vorkommenden Wörter ὕλη (1.5,2), παράδειγμα (1.5,3), αἴτια (1.5,4) thematisch nicht unter den Schwerpunkt der Lemmata.218
Die Stoiker / Empedokles 1.5,1+2 E 15.33: »Οἱ μὲν οὖν ἀπὸ τῆς Στοᾶς ἕνα κόσμον ἀπεφήναντο, ὃν δὴ καὶ τὸ πᾶν ἔφασαν εἶναι καὶ τὰ σωματικά. Ἐμπεδοκλῆς δὲ κόσμον μὲν ἕνα, οὐ μέντοι τὸ πᾶν εἶναι τὸν κόσμον, ἀλλ᾿ ὀλίγον τι τοῦ παντὸς μέρος, τὸ δὲ λοιπὸν ἀργὴν ὕλην. G 32: Οἱ μὲν ἀπὸ τῆς Στοᾶς ἕνα κόσμον εἰρήκασι καὶ τοῦτον σωματικόν. Ἐμπεδοκλῆς δὲ κόσμον ἕνα, οὐ μέντοι τὸ πᾶν εἶναι κόσμον, ἀλλὰ μικρόν τι τοῦ παντὸς μέρος, τὸ δὲ λοιπὸν ἀργὴν ὕλην. Q: Die Stoiker gaben an, daß die Welt eins ist; sie behaupten, daß sie das Ganze und körperhaft ist. Empedokles war der Ansicht, daß die Welt eins ist; indessen sei das Ganze nicht nur die Welt allein, sondern die Welt sei (nur) ein geringer Teil von dem Ganzen, und der Rest des Ganzen (sei) unbearbeitete Materie. Ph (p.12 Aucher): Empedocles mundum unum, nec tamen Universum (esse omisit Aucher DG 2 Anm. 1) illum, sed minorem istius Universi partem, reliquum vero vacuum esse materia.
τοῦ κόσμου (2.10)· περί τε οὐρανοῦ (2.11)· καὶ πρὸς ἅπασι τούτοις περὶ δαιμόνων καὶ ἡρώων (1.8)· περί τε ὕλης (1.9) καὶ περὶ ἰδεῶν (1.10)· καὶ περὶ τῆς τοῦ παντὸς τάξεως (2.7;2.15?)· ἔτι μὴν περὶ τῆς τῶν ἄστρων φορᾶς τε καὶ κινήσεως (2.16)· καὶ πρὸς τούτοις ὁπόθεν φωτίζονται οἱ ἀστέρες (2.17)· καὶ περὶ τῶν καλουμένων Διοσκούρων (2.18)· περί τε ἐκλείψεως ἡλίου καὶ σελήνης (2.24+2.29)· καὶ περὶ ἐμφάσεως αὐτῆς καὶ διὰ τί γεώδης φαίνεται (2.30)· καὶ περὶ τῶν ἀποστημάτων αὐτῆς (2.31)· καὶ ἔτι περὶ ἐνιαυτῶν (2.32)· ταῦτα δὲ πάντα διὰ μυρίων τοῖς περὶ ὧν ὁ λόγος κατεσκευασμένα ἐπειδὴ τεμὼν ὁ Πλούταρχος ἐν ὀλίγοις συνεῖλεν, … 216 Giusta, S. 193 Anm 8: »Eusebio di Cesarea in Praeparatio evangelica XV 32–42 riferisce i capitoli di Plutarco (cioè di Aezio) sul cosmo in quest’ ordine I 4–5, II 3–11. Ciò può fare dubitare che l’attuale collocazione di I 4–5 sia conseguenza di un incidente della tradizione manoscritta.« 217 Leszl, Problems, S. 175. 218 S. dazu M&R, Compendium, S. 311. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
Ps.Plutarch (L / M)
Stobaios (W / D)
Οἱ μὲν (οὖν D) ἀπὸ τῆς Στοᾶς ἕνα κόσμον ἀπεφήναντο, ὃν δὴ καὶ τὸ πᾶν ἔφασαν εἶναι καὶ τὸ σωματικόν. (1.5,1) Ἐμπεδοκλῆς δὲ κόσμον μὲν ἕνα, οὐ μέντοι τὸ πᾶν εἶναι τὸν κόσμον ἀλλ᾿ (ἀλλὰ D) ὀλίγον τι τοῦ παντὸς μέρος, τὸ δὲ λοιπὸν ἀργὴν ὕλην. (1.5,2)
Ἐμπεδοκλῆς κόσμον ἕνα· οὐ μέντοι τὸ πᾶν εἶναι τὸν κόσμον ἀλλὰ (ἀλλ᾿ D) ὀλίγον τι τοῦ παντὸς μέρος· τὸ δὲ λοιπὸν ὕλην. (1.5,2) Οἱ μὲν οὖν ἀπὸ τῆς στοᾶς ἕνα κόσμον ἀπεφήναντο, ὃν δὴ καὶ τὸ πᾶν ἔφασαν εἶναι τὸ σωματικόν (1.5,1).
Die Anhänger der Stoa haben von einem Kosmos gesprochen, den sie auch das Ganze nannten und körperlich. Empedokles aber, zwar (sei) der Kosmos einer, nicht jedoch sei der Kosmos das Ganze, sondern nur ein kleiner Teil des Ganzen, das übrige aber träge Materie.
Empedokles, der Kosmos (sei) einer; nicht jedoch sei der Kosmos das Ganze, sondern nur ein kleiner Teil des Ganzen, das übrige aber Materie. Die Anhänger der Stoa haben also von einem Kosmos gesprochen, den sie auch das körperliche Ganze nannten.
Strukturanalyse: Beide Lemmata (1.5,1+2) finden sich thematisch im 2. Buch wieder, das unter der Überschrift 2.1 »Περὶ κόσμου« diejenigen Denker aufzählt, die von einem κόσμος (2.1,2 P / S) ausgehen (s. Empedokles / Zenon) und von mehreren κόσμοι (2.1,3 P / S) ausgehen. Inhaltsgleiche Lemmata finden sich also in verschiedenen Ps.Plut. Kapiteln wieder. Inhaltsgleich sind auch die Lemma 1.5,1, in dem das Verhältnis zwischen κόσμος und πᾶν dargestellt wird, und Lemma 2.1,7. Stobaios subsumiert unter Kapitel I.22 (Über die Anordnung des Kosmos) die Ps.Plut. Kapitel 2.7; 2.6; 2.1; 1.5. Auffällig ist ferner, dass Achilles unter Kapitel 5 (Τίς οὐσία οὐρανοῦ) Lemmata aus 1.5 und 2.1 (i. e. Lemmata 1.5,4; 2.1,1; 2.1,7) aufführt,219 also ebenfalls dasjenige thematische vereint, was bei Ps.Plutarch getrennt ist. So schreiben M&R,220 »It is possible that Achilles coalesced the equivalents of 1.5 and 2.1 that were present in his Vorlage.«
ordine inverso] P=E=G=Q ↔ S
Ph?
Die Ps.Plut. Reihenfolge »Stoiker-Empedokles« wird von den Ps.Plut. Text zeugen erwartungsgemäß bestätigt. Da Diels zufolge Ps.Plutarch grundsätzlich die Struktur der PS-Quelle wiedergibt und sich an dieser Stelle eine diaphonische Struktur zwischen dem Stoiker- und dem Empedokles-Lemma zeigt, die für Aëtios typisch sei,221 spricht alles für Ps.Plutarch als PS-Vorlage. M&R222 ver 219 Ἐπίκουρος δὲ πολλοὺς κόσμους ὑποτίθεται καὶ ὁ διδάσκαλος αὐτοῦ Μητρόδωρος (1.5,4). … τὸ δὲ πᾶν κόσμον Πυθαγόρας ἐκάλεσεν ἐκ τῆς διακοσμήσεως, οὐδεὶς δὲ πρὸ αὐτοῦ. τὸ δὲ πᾶν τοῦ ὅλου παρὰ τοῖς Στωϊκοῖς διαφέρει· ὅλον μὲν γὰρ λέγουσι τὸν κόσμον, πᾶν δὲ μετὰ τοῦ κενοῦ. τηρητέον, ὅτι οὐδαμοῦ δι᾿ ὅλου κόσμος οὕτως ὠνόμασται (2,1,1 und 2,1,7). 220 M&R, Compendium, S. 312. 221 M&R, Sources, S. 191. 222 M&R, Compendium, S. 23 Anm. 33. Ebd. S. 524. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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muten, dass Stobaios die Vertauschung vorgenommen habe, um mit dem prestigevolleren Empedokles-Lemma zu beginnen; auch chronologische Gründe werden in Erwägung gezogen. οὖν plus] P=G=Q223(=Heeren) ↔ S=E(=DG) καὶ deest] P=E=Q ↔ S
G≠
Die Ps.Plut. Version 1.5,1 weist einen inhaltlichen Fehler auf: Nach Ps.Plutarch ist das πᾶν nur ein anderes Wort für κόσμος (πᾶν = κόσμος). Das stoische πᾶν besteht aber aus dem Kosmos und dem κενόν. (S. richtige Darstellung in 2.1,7 P / S). Stobaios besitzt diesen Fehler nicht, da bei ihm das καὶ fehlt, wodurch von dem körperlichen πᾶν gesprochen wird, das das κενόν ausschließt (πᾶν σωματικόν = κόσμος).224 Bei Ps.Plutarch wird aufbauend auf den Fehler, dass πᾶν und κόσμος identisch seien, das Empedokles-Lemma von den S toikern diaphonisch abgesetzt (μὲν … οὐ μέντοι).225 Die konzessive Partikel μὲν schränkt die Übereinstimmung zwischen Stoa und Empedokles auf die Aussage ein, dass der Kosmos einer ist; durch οὐ μέντοι wird dann der zweite fehlerhafte Teil der Stoa-doxa − dass πᾶν ein anderes Wort für κόσμος ist − für Empedokles abgelehnt. Die diaphonische Struktur bezieht also ihren Gegensatz aus dem fehlerhaften Stoiker-Lemma. Was Stobaios betrifft, so gibt es ohne die Partikel καὶ keine diaphonische Struktur, so dass auch die dafür verantwortliche Partikelverbindung bei Stobaios fehlt. In der Inversion beider Lemmata lässt sich ein endgültiges Aufbrechen der fehlerhaften diaphonia erkennen. Die Partikel δὲ und μὲν werden dadurch überflüssig (s. Kap. III.2.3). δὲ deest] P=E=G(=DK) ↔ S
Q?Ph?
μὲν deest] P=E=G(=DK) ↔ S
Q?Ph?
ἀλλὰ pro ἀλλ᾿ ] P=E(=DG) ↔ S
Q?Ph?
ὕλην pro ἀργὴν ὕλην] P=E=G(=DK)~Q ↔ S
Ph? Ps–
Qostā Ibn Lūqā liest wahrscheinlich ἀεργός.226 Was in der armenischen Version des Philon Alexandrinus steht, ist unklar. Aucher227 übersetzt reliquum vero vacuum esse materia, gibt aber an, dass es möglicherweise auch reliquum 223 Daiber, Aetius, S. 344: »nisi negl. interpr.« 224 Nach M&R (Compendium, S. 311) ist καὶ von Stobaios aufgrund des Widerspruchs ausgelassen. 225 Vgl. Kühner / Gerth, 2.2 § 503g. 226 Die unkontrahierte Form von ἀργός, LSJ s.v. ἀεργός II. 227 Aucher, S. 12. Prof. Gazer schließt sich der Übersetzung an, wie er mir mit freundlicher Unterstützung mitteilt. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
vero vacuam esse materiam heißen könnte. Diels228 bietet unter Berufung auf Gildemeister in den DG die Version reliquum vero inertes materiae an. HadasLebel229 liest weiterhin die Aucher-Version (reliquum vero vacuum esse materia).
Metrodoros 1.5,4 E 15.33: Μητρόδωρος δέ φησιν ἄτοπον εἶναι ἐν μεγάλῳ πεδίῳ ἕνα στάχυν γεννηθῆναι καὶ ἕνα κόσμον ἐν τῷ ἀπείρῳ. ὅτι δὲ ἄπειρος κατὰ τὸ πλῆθος, δῆλον ἐκ τοῦ ἄπειρα τὰ αἴτια εἶναι. εἰ γὰρ ὁ μὲν κόσμος πεπερασμένος, τὰ δὲ αἴτια πάντα ἄπειρα, ἐξ ὧν ὁ κόσμος γέγονεν, ἀνάγκη ἀπείρους εἶναι. ὅπου γὰρ τὰ πάντα αἴτια, ἐκεῖ καὶ ἀποτελέσματα. αἴτια δὲ ἤτοι αἱ ἄτομοι ἢ τὰ στοιχεῖα. Q: Metrodoros behauptete: es ist zu leugnen, daß nur eine einzige Ähre in einer weiten Ebene aufwächst und es nur eine einzige Welt im Unendlichen gibt. Was aber die Tatsache anbelangt, daß die Menge, wel[che in ihr ist, un]endlich ist, so ist das klar. Nämlich, auch wenn die Welt begrenzt ist, sind die Ursachen und die aus ihnen entstandenen (Dinge) unendlich. Die Ursachen sind entweder die Teile, welche unteilbar sind, oder die Elemente. Ps.Plutarch (L / Mau)
Stobaios (W)
Μητρόδωρος δέ φησιν ἄτοπον εἶναι ἐν μεγάλῳ πεδίῳ ἕνα στάχυν γεννηθῆναι (γενηθῆναι D) καὶ ἕνα κόσμον ἐν τῷ ἀπείρῳ. Ὅτι δ᾿ (δὲ D) ἄπειροι (*ἄπειρος* D, Hss) κατὰ τὸ πλῆθος, δῆλον ἐκ τοῦ ἄπειρα τὰ αἴτια εἶναι· εἰ γὰρ ὁ μὲν κόσμος πεπερασμένος, τὰ δ᾿ (δὲ D) αἴτια πάντα ἄπειρα, ἐξ ὧν ὅδε ὁ κόσμος γέγονεν, ἀνάγκη ἀπείρους εἶναι. Ὅπου γὰρ †τὰ πάντα γέγονεν αἴτια†, ἐκεῖ καὶ τὰ ἀποτελέσματα (καὶ * ἀποτελέσματα D)· αἴτια δ᾿ (δὲ D) ἤτοι αἱ ἄτομοι ἢ τὰ στοιχεῖα.
Μητρόδωρος, ὁ καθηγητὴς Ἐπικούρου, φησὶν ἄτοπον εἶναι ἐν μεγάλῳ πεδίῳ ἕνα στάχυν γενηθῆναι καὶ ἕνα κόσμον ἐν τῷ ἀπείρῳ. Ὅτι δὲ ἄπειρος (*ἄπειρος* D) κατὰ τὸ πλῆθος, δῆλον ἐκ τοῦ ἄπειρα τὰ αἴτια εἶναι. Εἰ γὰρ (des. D) ὁ κόσμος πεπερασμένος, τὰ δ᾿ αἴτια πάντα ἄπειρα ἐξ ὧν ὅδε ὁ κόσμος γέγονεν, ἀνάγκη ἀπείρους εἶναι. Ὅπου γὰρ τὰ αἴτια, ἐκεῖ καὶ ἀποτελέσματα (καὶ *ἀποτελέσματα D). Αἴτια δὲ ἤτοι αἱ ἄτομοι ἢ τὰ στοιχεῖα.
228 Diels, DG, S. 2 Anm. 2: »nostrae versionis fidem praestat Gildemeisterus, qui addit dubium esse utrum pluralis materiae (nîuthq) interpretis an librariorum libidini tribuendus sit.« Ehler, I S. 125: »Dabei habe [ich Diels, d.Vf.] in dem offenbar von den Armeniern verkürzten und zurechtgestutzten ersten Buch de providentia eine Benutzung von Plutarchs Placita I 3 u. 5 entdeckt, also interpoliert. Da Aucher nicht alles genau übersetzt hat (an einer Stelle zweifelt er selbst), so würden Sie mir einen Gefallen erweisen, wenn Sie Gildemeister um die Nachvergleichung von Platon autem materiam p. 11 Auch. – harmonia compactus p. 12. ge legentlich in meinem Namen bitten wollten. Es handelt sich namentlich um die Stelle p. 12 reliquum vero vacuum esse materia, wo Plutarch I 5 hat τὸ δὲ λοιπὸν ἀργὴν ὕλην.« 229 Hadas-Lebel, S. 146. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
Buch I
Metrodoros aber sagt, es sei ebenso töricht, dass auf einem großen Feld eine Ähre erzeugt sei, wie ein Kosmos im Unbegrenzten. Dass sie (kosmoi) unendlich gemäß der Menge (sind), ist daher deutlich, dass die Ursachen unendlich seien. Wenn nämlich der Kosmos zwar begrenzt ist, alle Ursachen aber unendlich, aus welchen dieser Kosmos entstanden ist, müssen notwendigerweise unendliche (kosmoi) sein. Denn wo das Gesamte Ursache ist, dort sind auch Wirkungen. Diese Ursachen sind freilich die Atome oder die Elemente.
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Metrodoros, der Lehrer Epikurs, sagt, es sei ebenso töricht, dass auf einem großen Feld eine Ähre erzeugt sei, wie ein Kosmos im Unbegrenzten. Dass er (kosmos) unendlich gemäß der Menge (ist), ist daher deutlich, dass die Ursachen unendlich seien. Wenn nämlich der Kosmos begrenzt ist, alle Ursachen aber unendlich, aus welchen dieser Kosmos entstanden ist, müssen notwendigerweise unendliche (kosmoi) sein. Denn wo Ursachen unendlich sind, dort sind auch Wirkungen. Die Ursachen sind freilich die Atome oder die Elemente.
Strukturanalyse: Die Platzierung des Lemmas 1.5,4 in Kapitel 1.5 erscheint problematisch. Thematisch finden sich Lemmata zur »Unbegrenztheit« auch in Kapitel 2.1 (Περὶ κόσμου) wieder. Besonders das Seleukos-Lemma 2.1,5 (P / S) ist erwähnenswert. Dort bringt, wie bei Daiber zu lesen ist,230 der 925 n. Chr. verstorbene Arzt und Philosoph Abū Bakr ar-Rāzī ein Zitat über Seleukos, worin die Lehrmeinung des Seleukos in 2.1,5 wesentlich ausführlicher referiert wird. Das Seleukos-Referat folgt einige Zeilen nach dem Metrodoros-Exzerpt (1.5,4), in dem Plutarch von Rāzī namentlich als Quelle genannt werde, und könne, so Prof. Daiber, aufgrund der thematischen Überschneidung (Unbegrenztheit) die Vermutung bestätigen, dass die Unbegrenztheit des Kosmos wie bei Galen als thematische Einheit behandelt wurde. Ferner steht 1.5,4 in einem Kapitel zusammen mit Lemmata, die von der Anzahl der κόσμοι handeln. Aus der Überschriftensammlung in Galens Schrift de locis affectis (s. Kap. I.3.2) geht hervor, dass gerade die Frage nach der Begrenztheit des κόσμος getrennt von der Frage nach der Anzahl eines κόσμος aufgeführt wird. Zu der Verbindung zwischen 1.5,4 und 2.1,5 s. ferner Abū Bakr ar-Rāzī in Lemma 2.1,5.
Μητρόδωρος ὁ καθηγητὴς Ἐπικούρου pro Μητρόδωρος δέ] P=E=Q ↔ S(=DK) Diels,231 der in 2.1,3 den nur bei Ps.Plutarch vorhandenen Ausdruck in doppelt eckige Klammern setzt [[καὶ ὁ τούτου καθηγητὴς Μητρόδωρος]] argumentiert, dass Ps.Plutarch die Worte ursprünglich in 1.5,4 besaß und dass er die Phrase auf der Grundlage von 1.5,4 in 2.1,3 interpoliert habe. M&R232 folgen dieser Argumentation nicht: »Why should the epitomator go to the trouble of leaving it 230 Daiber, Aetius, S. 377. S. auch ebd. S. 819. 231 Diels, DG, S. 327: »cf. Prol. p.22 sq. ubi Metrodori memoriam ex I 5 4 a Plutarcho interpolatam dixi.« Ebd. S. 22–23: »iam vero e Stobaeo Theodoretoque apparet, ex Plac. I 5 4 Μητρόδωρος ὁ καθηγητὴς Ἐπικούρου a Plutarcho demum illam mentionem esse inter polatam.« 232 M&R, Compendium, S. 312. S. auch M&R, Sources, S. 176. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
out first and then adding it later? It is also not very likely that S has moved it from the later to the earlier lemma.« Vgl. Lemmata 1.3,1 und 1.3,7, in denen, wie Diels vermutet, Ps.Plutarch das Lemma 1.3,7 stark gekürzt hat, um eine Wiederholung mit 1.3,1 zu meiden. δέ deest] P=E ↔ S(=DK)
Q?
Nach M&R233 dient die Partikel δέ der Kontrastsetzung. Vgl. die Fälle, in denen die Partikel als Zeichen des Eingriffs bei Ps.Plutarch gilt (s. Kap. III.2.2). γενηθῆναι pro γεννηθῆναι] P=E ↔ S(=DK) δέ pro δ᾿] P ↔ S=E(=DG=DK)
Q? Q
ἄπειρος ambo] P=S=E=Q ↔ W=DK (ἄπειροι) Die Stobäischen und Ps.Plut. Hss stimmen in der Lesart ἄπειρος überein. Qostā Ibn Lūqā liest ebenfalls ἄπειρος.234 Diels, der in beiden Fällen die handschriftliche Lesart bewahrt, zeigt aber mit dem Asteriscus an, dass der Fehler auf Aëtios zurückgehe:235 Denn inhaltlich wäre es zu erwarten, dass, nachdem aufgrund des Ähren-Vergleiches mehrere κόσμοι anzunehmen seien, auch im Folgenden die Vielzahl zum Ausdruck kommen müsse, die analog zu der Vielzahl der Gründe stehe. εἰ γὰρ ὁ κόσμος pro εἰ γὰρ ὁ μὲν κόσμος] P=E ↔ S τὰ αἴτια pro †τὰ πάντα γέγονεν αἴτια†] P~E ↔ S
Q? Q–DK≠
Das τὰ αἴτια besitzen die Stobäischen Hss. Bei Wachsmuth ist ἀπέραντα hinzugefügt. In der Ausgabe von Canter steht die Lesart τὰ αἴτια πάντα, die Diels in der Stobäischen Version der DG zu übernehmen scheint τὰ αἴτια *πάντα*. Sowohl Stobaios als auch Ps.Plutarch müssen hinsichtlich der Hss-Lage fehlerhaft sein, weil beide das für den Sinn des Lemmas entscheidende Wort ἄπειρα nicht aufweisen.236
233 M&R, Sources, S. 247. 234 Qostā Ibn Lūqā erlaubt sich, wie Prof. Daiber mir in freundlicher Unterstützung mitteilt, aus der Feststellung, dass die Welt bezüglich ihrer Menge unendlich sei, in plausibler Weise die Übersetzung abzuleiten: »die Menge, welche in ihr ist, unendlich ist.« 235 Diels, DG, S. 267: »ex Aëtio olim translata vitia.« 236 Diels, DG, S. 51: »sed syllogismi nervus exciditur nisi notionem principalem et efficacem addideris ἄπειρα.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Die Ps.Plut. Hss haben bis auf Hs B die Version τὰ πάντα γέγονεν αἴτια.237 Diels verändert die Stelle in τὰ *πάντα* αἴτια238 und schließt auf eine Verwechslung zwischen πάντα und ἄπειρα.239 Die Verwechslung der an sich unähnlichen Wörter sei aus der vorherigen Zeile (τὰ δ᾿ αἴτια πάντα) erklärbar. So sei es zu dem korrupten τὰ *πάντα* αἴτια (P) bzw. τὰ αἴτια *πάντα* (S) gekommen. Diels gleicht also die Stobäische und Ps.Plut. Version einander an und liest in dem τὰ *πάντα* αἴτια (P) oder τὰ αἴτια *πάντα* (S) einen alten Fehler (antiquitus pro ἄπειρα), der dem Aëtios zuzuschreiben sei. In den Prolegomena schlägt Diels240 als aëtianische Version das ὅπου γὰρ τὰ αἴτια ἄπειρα vor, die auch in DK abgedruckt ist. Gegen die Fehleranalyse von Diels wendet Torraca ein,241 dass πάντα in den Stobäischen Hss nicht stehe. ἀποτελέσματα pro τὰ ἀποτελέσματα] P ↔ S=E δέ pro δ᾿] P ↔ S=E(=DG=DK)
Q–DK≠ Q?
Überschrift 1.7 E 14.16: Δόξαι φιλοσόφων περὶ θεῶν. G 35: Περὶ θεοῦ. Q: Wer ist die Gottheit Ps. 15: Τίς ὁ θεός. Phot 167.112a: Ταῦτα δέ εἰσι μετὰ τὸ περὶ Θεοῦ διαλαβεῖν, ὅτι δημιουργὸς τῶν ὄντων καὶ διέπει τὸ ὅλον τῷ τῆς προνοίας λόγῳ, κτλ. Diels (P): Τίς ἐστιν ὁ θεός. Diels (S): Περὶ θεοῦ. Ps.Plutarch (L / Mau)
Stobaios (W)
Τίς ὁ θεός.
Ὅτι θεὸς δημιουργὸς τῶν ὄντων καὶ διέπει τὸ ὅλον τῷ τῆς προνοίας λόγῳ καὶ ποίας οὐσίας ὑπάρχει.
Was Gott ist. (Wöhrle, Thales, S. 133).
Dass Gott der Schöpfer der seienden Dinge ist und das Ganze mit dem logos der Vorsehung durchzieht und welches Wesens er ist. (S. Wöhrle, Thales, S. 281).
Ὅτι θεὸς δημιουργὸς κτλ. pro Τίς ὁ θεός] P=Ps~Q ↔ S
G≠E≠Phot≠
237 Lachenaud, Plutarque, S. 81: »γέγονεν om. m.« 238 Diels, DG, S. 292, erklärt die Auslassung des Verbs damit, dass das γέγονεν bei Eusebios und Hs B nicht vorhanden ist. 239 Diels, DG, S. 51: »explicatur, si duobus versibus superius τὰ δ᾿ αἴτια πάντα ἄπειρα legi meminerimus, quod librarii oculos decepit.« 240 Diels, DG, S. 51. 241 Torraca, S. 445: »il πάντα della Canteriana non è tradizione, come dimostra la lezione di F P, ma additamento dell’ esemplare adibito dall’editore, ossia del codex Sambuci (C), apografo di P:« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
Die Stobäische Überschrift erscheint als eine Zusammensetzung dreier durch καὶ verbundener Einzelüberschriften, die den Generaltitel ergeben. Die ersten beiden Einzelüberschriften finden sich bei Ps.Plutarch nicht, während Τίς ὁ θεός eine gewisse Ähnlichkeit mit ποίας οὐσίας ὑπάρχει aufweist (vgl. ὑπάρχειν οὐσίας aus 1.8,2, P). Photios, der aus Stobaios exzerpiert, gibt ein anderes Bild ab: Er besitzt die Überschrift περὶ Θεοῦ (vgl. P, E, G, Hs L περὶ τοῦ, ὅτι θεὸς κτλ.), so dass sein ὅτι-Satz explikativ wirkt; dementsprechend scheint ihm das ποίας οὐσίας ὑπάρχει zu fehlen. Die Ps.Plut. Überschrift 1.7 bietet die Gelegenheit, einen Blick auf die voraëtianischen Strukturen zu werfen. Mansfeld stellt die Theorie auf, dass Ps.Plutarch und Aëtios nicht nur inhaltlich, sondern auch der Form nach auf Aristoteles zurückgehen würden.242 D. h., dass die Ps.Plut. Kapitelüberschriften, die ja identisch mit den aëtianischen Überschriften seien, auf die aristotelische Art der Fragestellung zurückgehen (»question-types«). Als Beleg zieht Mansfeld die Anal. post. heran,243 in denen die Abfolge für eine wissenschaftliche Untersuchung aufgestellt wird. Zu Beginn des Zweiten Buches stehen die vier Arten des wissenschaftlichen Fragens.244 Hinsichtlich der Eigenschaften am Subjekt sind dies 1. »Dass« (ὅτι) und 2. »Warum« (διότι). Hinsichtlich des Subjekts sucht man zuerst nach dem 3. »Ob« (εἰ ἔστι, Existenz) und dann nach dem 4. »Was« (τί ἐστι, Definition).245 Folgende Diskrepanzen zeigen sich zwischen Aristoteles und Ps.Plutarch: 1. Die Kapitelüberschriften der Ps.Plut. Placita besitzen, so Lachenaud,246 statt Fragen (question-types) hauptsächlich die Formulierung Περὶ + Genetiv (84 der insgesamt 133 Überschriften). 2. Wie ferner Leszl feststellt,247 fragt keine der Ps.Plut. Überschriften nach der Existenz, obwohl die Erkenntnis, ob das Subjekt existiert, entsprechend der Anal. post. die erste Frage sein müsse. 3. Entgegen
242 Mansfeld, Doxographical Studies, S. 22: »One can prove that Aristotle’s method profoundly influenced the Placita literature because the method of diaeresis, the question-types and the categories determine the lay-out of individual chapters and indeed whole sequences of chapters in Ps.-Plutarch (and so in Aëtius, of which Ps.-Plutarch is an epitomê).« 243 2.B1.89b31−35 (Ross). 244 ἔνια δ᾿ ἄλλον τρόπον ζητοῦμεν, οἷον εἰ ἔστιν ἢ μὴ ἔστι κένταυρος ἢ θεός· τὸ δ᾿ εἰ ἔστιν ἢ μὴ ἁπλῶς λέγω, ἀλλ᾿ οὐκ εἰ λευκὸς ἢ μή. γνόντες δὲ ὅτι ἔστι, τί ἐστι ζητοῦμεν, οἷον τί οὖν ἐστι θεός, ἢ τί ἐστιν ἄνθρωπος; (Manches [sc. das Wissenschafts-Subjekt] suchen wir auf andere Weise, z. B. ob es einen Kentauren oder einen Gott gibt oder nicht? Ob etwas ist oder nicht, meine ich im vollen Sinne und nicht so, ob einer weiß ist oder nicht. Hat man nun erkannt, dass etwas ist, so suchen wir, was es ist, also z. B. was ist Gott oder was ist der Mensch?). 245 Seidl, S. 279. 246 Lachenaud, De placitis, S. 42. 247 Leszl, Problems, S. 173. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Mansfeld248 fragt die Placita-Überschrift 1.7 (ζ᾽ Τίς ὁ θεός), wie Leszl weiter feststellt, nicht nach der Existenz Gottes, sondern setzt dessen Existenz bereits voraus. Zwar lesen M&R in dem Atheistenkatalog 1.7,1−10 die Frage nach der Existenz heraus, aber in der Forschung ist die aëtianische Provenienz des Katalogs umstritten (s. Elter).249 So auch bei M&R250 selbst: »Passages such as … 1.7.1 are omitted [by Stobaios, d. Vf.], since it is far from certain that S drew on these (if they were in A at all).« 1.7,1–10 desunt] P=E=G=Q ↔ S251 Wie erwähnt, ist es in der Forschung umstritten, ob der Atheistenkatalog Bestandteil der PS-Vorlage ist oder von Ps.Plutarch hinzugefügt wurde: Die Frage ist von Bedeutung, da im Falle, dass die Lemmata nicht in der PS-Vorlage standen, die Möglichkeit besteht, dass Ps.Plutarch die Lemmata aus einer anderen Quelle geschöpft hat. In diesem Falle wäre es notwendig − ähnlich dem Diels’schen Kriterien-Katalog − Hinweise zu ermitteln, fremdes Material aus Ps.Plutarch herauszulösen (s. Kap. III.2.2–3; III.3.2). Das Lemma 1.7,10 stellt für Volkmann252 geradewegs eine Zäsur dar, die für die gesamten Placita gelten
248 Mansfeld, Problemata, S. 92: »The question-types first formulated by Aristotle, involving the application of the theory of the categories, seem to be behind the lay-out of large sections of the surviving ps.-Plutarch and the – as yet no irreproachably – reconstructed Aëtius. 1. Existence: Aët. I 7 (τίς ἐστιν ὁ θεός), which according to its title is concerned with the various views concerning the definition of the god, begins by listing the views of the atheists and then continues with the various views about the nature of the gods (we have noticed above that Aristotle, at APo B1.89b32–4, successively instances both εἰ ἔστιν … θεός and τί … ἐστιν θεός). … 2. Definition / substance: Aët. I 1, τί ἐστι φύσις;« 249 Elter, S. 22. 250 M&R, Sources, S. 234 Anm. 110. 251 S. dazu Runia, Atheists, S. 542–576. 252 Volkmann, Referate, I S. 161. »Von der Mitte des siebenten Capitels an gewinnt aber die Schrift mit einem Male ein ganz anderes Aussehn. Alles selbständige Urtheil und Raisonne ment des Autors hört auf, wir erhalten nur noch eine kurze Angabe dessen, was die einzelnen Philosophen über die verschiedenen Lehren der Physik für Ansichten gehabt haben. So zerfallen die Placita in zwei ganz heterogene, einander völlig unähnliche Theile.« Ebenso Weissenberger, S. 44. S. auch Runia, Doctors, 196−7: »The first seven chapters of Book 1, for example, contain a number of discursive sections which deviate from the rest of the work, and there are also some unusually long descriptive passages in Book 3 and 4.« Die Heterogenität der Schrift liest Volkmann (Plutarch, I S. 163) auch an der Exzerpierweise des Stobaios ab, der die Lemmata bis 1.7,10 kaum exzerpiert. Es fehlen das Vorwort, das erste, vierte und sechste Kapitel, sowie 1.7,1–10. Was Kapitel 1.3 betrifft, sind die Exzerpte in ihrem Umfang geringer und besitzen nicht in jedem Fall Kritik und skopos. Leszl, Problems, S. 179: »while chapter 3 … though being typically doxographical, contains a much wider exposition (occasionally accompanied by quotations) of the positions that are considered than that given elsewhere.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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soll. Volkmann, der noch vor den DG veröffentlichte und als Quelle nicht den Aëtios sondern AD ansah, schreibt den Abschnitt 1.7,1−10 dem AD zu, den Rest der Placita einem kompilierten Auszug aus AD. Elter253 zufolge ist der Abschnitt 1.7,1−10 ein Zusatz von Ps.Plutarch selbst. Er macht geltend, dass die darin nur bei Ps.Plutarch vorkommenden Namen »Diagoras« und »Euhemeros« (1.7,1) in dem Personenverzeichnis des Photios nicht aufgeführt sind: Da Photios einen Personenindex aus dem noch nicht epitomierten Stobaios anfertigte, hätte er, so die Argumentation, Diagoras und E uhemeros aufführen müssen. Nun steht aber Kallimachos, der ebenfalls in 1.7,1 und später nochmals in 1.7,3 erwähnt wird, im Philosophenindex und zusätzlich im Dichterindex, entsprechend seiner späteren Erwähnung (I.49,51; II.4,9). Eben die Platzierung unter die Philosophen ist für Diels254 ein hinreichendes Argument, dass Kallimachos zusammen mit Philosophen genannt worden sein muss, und zwar in Aëtius 1.7,1. Nach seiner Meinung ist der Abschnitt 1.7,1−10 in den heutigen Stobäischen Hss verloren − so auch Runia,255 der wie Wachsmuth von Stobaios’ Abneigung atheistischer Positionen ausgeht − und hatte seinen Platz ursprünglich in einem Kapitel, von dem nur noch die Überschrift durch Photios überliefert ist: Περὶ τῶν νομιζόντων μὴ εἶναι πρόνοιαν καὶ ἑπομένας ταύτηι θείας ἐπὶ τῆι τοῦ παντὸς διοικήσει δυνάμεις (I.1,2).256 M&R geben sich im Hin-
253 Elter, S. 22: »attamen illa nunquam exstitisse in Stobaeo docemur indice Photiano, ubi Diagoram et Euhemerum frustra quaesiveris; non defuisse autem caput illud in codice Photiano didicimus cum supra ageremus de Eusebio. itaque Photianis indicibus demonstratur haec aliena esse a Stobaeo, Aetiana ea non esse sed reddenda Plutarcho vel nunc probabile est, et infra graviore etiam argumento confirmabitur.« 254 Diels, Stobaios und Aëtios, S. 349: »Es ist schlechterdings undenkbar, dass der Kallimachos, dessen Citate im Stobaios so ungewöhnlich selten sind, noch einmal in jener engen Verbindung mit den Philosophen, wie an unserer Stelle vorgekommen sein sollte, die doch gerade den Grund für den Indexschreiber abgab ihn in den Philosophenindex zu setzen.« Dagegen Elter, S. 45: »Callimachum non vereor ne quis Plutarcho plac. I 7 in fretus ad Stob. I c. 2 referre velit.« 255 Runia, Atheists, S. 544: »The first part of the chapter was very likely also present in his Anthology, but was removed by Byzantine epitomators (who were not interested in atheistic views).« Ebenso Wachsmuth, Eclogae, S. XVI: »propter nimis impium argumentum.« 256 Diels, Stobaios und Aëtios, S. 348: »Ein weitres ganz entschieden modernes Kapitel des Aëtios ist I 7, 1−10. Hier wird der Atheismus und seine Vertreter beifällig besprochen, und da sich sonst Stobaios in der Auswahl für seinen Sohn Septimus nicht gerade sehr ängstlich zeigt, so nahm ich an, dass auch dieses Stück nur in unsern heutigen Hdss. verloren sei, ursprünglich aber in dem ausgefallenen c. 2 περὶ τῶν νομιζόντων μὴ εἶναι πρόνοιαν seinen Platz behauptet habe.« Dazu Usener im Briefwechsel an Diels 1. August 1881, in: Ehlers, I S. 237: »Besten dank für Ihren aufsatz aus dem Rh. Mus.: ich lasse mich belehren, aber mit widerstreben habe ich die Eltersche annahme, dass Aet. die in Plut. vorgeschobenen u. eingelegten Kapitel noch nicht gehabt u. darum Stob. sie nicht aufnehmen konnte, mir nehmen lassen. Aber freilich, der philosoph Kallimachos ist durchschlagend, und den hätten wir nicht übersehen sollen.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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blick auf die Provenienz unentschieden: Sie schließen sich der Diels’schen Argumentation an,257 ziehen aber, wie oben erwähnt, die aëtianische Provenienz in Zweifel.258 Leszl259 gibt zu bedenken, dass der Abschnitt 1.7,1−10 möglicherweise aus einer nichtaëtianischen Quelle stamme und macht darauf aufmerksam, dass auch die vorhergehenden Kapitel 1.1, 1.4, 1.6 in ihrem Aufbau nicht dem typischen Aëtios-Lemma entsprächen.
Thales 1.7,11 E 14,16: Θαλῆς τὸν κόσμον εἶναι τὸν θεόν.260 G 35: Θαλῆς δὲ νοῦν τοῦ κόσμου τὸν θεὸν ἡγήσατο. Q: Thales vertrat die Ansicht, daß der Gott – mächtig und erhaben ist er – der Verstand ist. Cy 1,38: Θάλης μὲν οὖν ὁ Μιλήσιος νοῦν τοῦ κόσμου φησὶν εἶναι τὸν θεόν, … Ath 23.2: Πρῶτος Θαλῆς διαιρεῖ, ὡς οἱ τὰ ἐκείνου [διαοροῦντες] ἀκριβοῦντες μνημονεύουσιν, εἰς θεόν, εἰς δαίμονας, εἰς ἥρωας. ᾿Αλλὰ θεὸν μὲν τὸν νοῦν τοῦ κόσμου ἄγει (1.7,11), δαίμονας δὲ οὐσίας νοεῖ ψυχικάς, καὶ ἥρωας τὰς κεχωρισμένας ψυχὰς τῶν ἀνθρώπων, ἀγαθοὺς μὲν τὰς ἀγαθάς, κακοὺς δὲ τὰς φαύλους (1.8,2).261 Cic. ND 1.25 (Ax): Thales enim Milesius, qui primus de talibus rebus quaesivit, aquam dixit esse initium rerum, deum autem eam mentem quae ex aqua cuncta fingeret.262
257 M&R, Sources, S. 214 Anm. 71: »Assuming with Diels (1881) 348 against Elter (1880) 45 that the mention of Callimachus in Photius’ name-list of philosophers is drawn from the Aëtian text preserved P 1.7.1, for which the most likely place in Stobaeus is this missing chapter.« 258 M&R, Sources, S. 234 Anm. 110: »Passages such as … 1.7.1 are omitted, since it is far from certain that S drew on these (if they were in A at all).« 259 Leszl, Problems, S. 179. 260 Nach M&R (Sources, S. 136) ist bei Eusebios der Ausfall von νοῦν beabsichtigt, weil er zuvor (sc. PE 14,14,8) die Aussage machte, dass Anaxagoras der erste sei, der den Noûs als arche erkannte. Vgl. dagegen Pythagoras 1.7,18, der zeitlich vor Anaxagoras angesetzt wird und in diesem Zusammenhang das νοῦς beibehält. S. zu der Auslassung auch Schwab, Thales, S. 189–190. 261 Krische, S. 39: »Athenagoras …, der die Plutarchische Schrift, wie die Vergleichung mit I,8 lehrt, vor sich hat, sagt genauer: ἀλλὰ θεὸν μὲν τὸν νοῦν τοῦ κόσμου ἄγει (Θαλ.); ein Beweis, dass diese Darstellung auf eine Grundform zurückgeht.« 262 M&R, Compendium, S. 178 Anm. 369: »Cicero’s Epicurean doxography on the gods … is earlier than A but no doubt depends on the same tradition.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Ps.Plutarch (L / Mau)
Stobaios (W / D)
Θαλῆς νοῦν τοῦ κόσμου (τὸν D) θεόν.
(A) Θαλῆς νοῦν τοῦ κόσμου τὸν θεόν, (B) τὸ δὲ πᾶν ἔμψυχον ἅμα καὶ δαιμόνων πλῆρες· (C) διήκειν δὲ καὶ διὰ τοῦ στοιχειώδους ὑγροῦ δύναμιν θείαν κινητικὴν αὐτοῦ.
Thales, Gott (sei) der Noûs des Kosmos.
Thales, Gott (sei) der Noûs des Kosmos, das All aber beseelt zugleich und von Dämonen voll; und es ziehe durch die elementare Feuchtigkeit eine göttliche Kraft und bewege sie. (Vgl. Wöhrle, Thales, S. 281.)
τὸν θεόν pro θεόν] P ↔ S=E=G=Cy(=DK=DG)
Ath≠Cic?Q?
Diels ergänzt den Artikel in der Ps.Plut. Version und gleicht sie so der Sto bäischen Version an (vgl. 1.7,16 Demokrit). Er folgt darin Krische,263 der konstatiert, dass die Ps.Plut. Schrift »nach dem Charakter ihrer Compilation« den Artikel ganz auslasse (vgl. Überschrift 1.7, wo θεός den Artikel besitzt).264 τὸ δὲ πᾶν κτλ. in fine plura] P=E=G=Q=Cy=Ath ↔ S(=DK=KRS)
Cic≠
In der Forschung wird die Stobäische Version als aëtianisch angesehen, wodurch die Version bei Ps.Plutarch eine Kürzung darstellt.265 Gleichwohl entsteht durch die folgenden drei Beobachtungen der Eindruck, dass (B) und (C) im Rahmen der Cluster-Bildung an den gemeinsamen Grundstock (A) angefügt sind: 1. Die Terminologie zwischen (A) (κόσμος) und (B) (πᾶν) unterscheidet sich. 2. Zwischen Ps.Plutarchs Thales-Referat und der Kapitel-Überschrift (τίς ὁ θεός – Θαλῆς νοῦν τοῦ κόσμου θεόν) lässt sich eine Frage- Anwortbeziehung herauslesen. Ebenso korrespondiert (C) mit der Stobäischen Überschrift: Dass Gott der Noûs sei und dass eine göttliche Kraft die elementare Feuchtigkeit durchziehe (τὸ δὲ πᾶν ἔμψυχον ἄμα καὶ δαιμόνων πλῆρες· διήκειν δὲ καὶ διὰ τοῦ στοιχειώδους ὑγροῦ δύναμιν θείαν), korrespondiert mit der Überschrift διέπει τὸ ὅλον τῷ τῆς προνοίας λόγῳ καὶ ποίας οὐσίας ὑπάρχει. Entsprechend der Überschriften variiert also der Inhalt (s. Kap. III.2.1.5). 3. Der Partikel-
263 Krische, S. 39. 264 Dazu Runia, Atheists, S. 550: »The use of the article is surely deliberate, i. e. the god identified as principle, and I have translated accordingly, [Who is the deity, d. Vf.].« S. Schwabs Übersetzung, S. 188: »Wer ist Gott (bzw. die ›Gottheit‹)?« 265 Wöhrle, Thales, S. 280. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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anschluss δὲ zwischen (A) und (B) weist auf Cluster-Bildung hin (s. Kap. III.2.3): Als ursprüngliche Stelle für (B) käme das nur bei Ps.Plutarch vorhandene Kapitel 1.8 (Περὶ δαιμόνων καὶ ἡρώων) in Frage. Vgl. das thematisch verwandte Lemma 1.8,2 (Θαλῆς Πυθαγόρας Πλάτων οἱ Στωικοὶ δαίμονας ὑπάρχειν οὐσίας ψυχικάς, P); in beiden Lemmata sind die Themen »Beseeltheit« und »Dämonen« vorhanden. Bei Athenagoras sind (A) und (B) sowie 1.8,2 miteinander verbunden. Diese Beobachtung kann sich auf den Textzeugenstatus des Athenagoras auswirken: Hängt Athenagoras von Ps.Plutarch ab, so wird die Diskrepanz zu den Byz. Hss an dieser Stelle dokumentiert. Hängt Athenagoras von der PSQuelle ab, so stellt die Verbindung 1.7,11+1.8,2 die Ps.Plut. Struktur in Frage.266
Anaximander 1.7,12 E 14.16: Ἀναξίμανδρος τοὺς ἀστέρας οὐρανίους θεούς. G 35: Ἀναξίμανδρος δὲ τοὺς ἀπείρους οὐρανοὺς (ἀπείρους νοῦς ex οὐνου˜`ς corruptum ABN) θεοὺς εἶναι νομίζει. Q: Anaximander war der Meinung, dass die Himmel, welche unendlich sind, Götter sind. Cy 1.38: Ἀναξίμανδρος δὲ οἶμον ὥσπερ ὁλοτρόπως ἑτέραν ἰὼν θεὸν διορίζεται εἶναι τοὺς ἀπείρους κόσμους, οὐκ οἶδ᾿ ὅ τι λέγων. Cic ND 1.25: Anaximandri autem opinio est nativos esse deos longis intervallis orientis occidentisque, eosque innumerabilis esse mundos. (Die Meinung Anaximanders aber ist, dass die Götter geboren werden und in langen Zeitabständen auf- und untergehen, und dass sie unzählige Welten seien). Wöhrle, Milesier, S. 33. Ps.Plutarch (L / Mau)
Stobaios (W / D)
Ἀναξίμανδρος τοὺς ἀστέρας οὐρανίους (ἀπείρους οὺρανοὺς D) θεούς.
Ἀναξίμανδρος ἀπεφήνατο τοὺς ἀπείρους οὺρανοὺς θεούς.
Anaxagoras, die himmlischen Gestirne (seien) Götter.
Anaximander legte die unendlichen Himmel als Götter dar. (Vgl. Wöhrle, Milesier, S. 117).
ἀπεφήνατο secondo loco plus] P=E=G ↔ S(=DK)
Q?Cy≠Cic≠
266 M&R hingegen führen die bei Athenagoras vorhandene Verbindung zwischen 1.7,11 und 1.8,2 auf einen assoziativen Umgang mit der Vorlage zurück. M&R, Compendium, S. 179: »We may posit that the presence of demons in the Thales tenet in A at S 1.1.29b triggered the amplification found in Athenagoras of this theme with the definitions in P 1.8.2.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
Die Ps.Plut. Version präsentiert, so M&R,267 den telegrammartigen Stil ihrer aëtianischen Vorlage. Gerade in dieser Hinsicht nehme Stobaios gerne Ergänzungen vor.268 ἀπείρους οὐρανοὺς pro ἀστέρας οὐρανίους] P=E ↔ S=Q(=DK=DG)~Cy G≠Cic≠ Diels beruft sich bei seiner Entscheidung in den DG in erster Linie auf Cyrill, den er als incorruptus testis einstuft, nur setze Cyrill für οὐρανούς das gebräuchlichere κόσμους ein.269 Was Ps.Galen betrifft, so weist die Hss-Lage νοῦς auf,270 worin Diels271 eine Korruptel für das compendium οὐνοὺς sieht, das für οὐρανοὺς stehe. Das compendium wird bei der entsprechenden Stelle auch von Stobaios verwendet.272 Schließlich bestätigt auch Qostā Ibn Lūqā die Stobäische Version.273 Die Textzeugenlage legt die Auffassung nahe, dass die Stobäische Version die PS-Vorlage wiedergibt und die Ps.Plut. Hss eine korrupte Version besitzen, die auch Eusebios las (vgl. Empedokles-Lemma 1.3,20). Auch ist die Hypothese von den unzähligen Welten des Anaximanders in den Placita eine gängige Vorstellung (s. die Lemmata 1.3,3 P / S, 2.1,3 S; 2.1,8 S). Allerdings findet sich die Vorstellung beider Versionen bei Cicero vereint: Cicero spricht zum einen mit longis intervallis orientes occidentesque von den Göttern als Gestirnen und mit innu merabilis mundos von Göttern als unzähligen Welten.274 Krische275 kommt zu dem Schluss, dass »beide Darstellungsweisen diesen Compilatoren [Ps.Plutarch
267 Vgl. M&R, Sources, S. 231: »There is no verb of saying or declaration, and most often the subject of the doxa … is also left out.« 268 M&R, Sources, S. 231: »Although in most cases S takes over this stylistic peculiarity of the Placita, there are occasions in which he finds it too bald for his linking. He then makes little additions of his own, generally a verb of declaration and a noun as subject of the doxa (but not a connecting particle).« 269 Diels, DG, S. 11: »ecce Stobaei memoria recuperata, nisi quod inferioris aetatis usu κόσμους pro οὐρανούς substituere libuit.« Ebenso bereits Krische, S. 46. 270 Diels, DG, S. 618. 271 Ders., DG, S. 11: »confirmat Cyrilli exemplum, si modo opus est, Galeni ἀπείρους νοῦς scriptura ex compendio οὐνούς leviter obscurata.« Ebenso bereits Heeren, S. 56. S. auch Kri sche, S. 46. S. auch Kerschensteiner, S. 32 Anm. 4. 272 So steht auch in Hs F steht für οὐρανοὺς das compendium οὐνοὺς. (Ebenso Hs. P οὐυος, Hs. C οὐῡίους). S. ebenso Lemma 1.22,1, wo für οὐρανοῦ das compendium οὐυοῦ (Hs C, Hs FP) gebraucht wird. 273 S. Lachenaud, Plutarque, S. 223. S. auch M&R, Sources, S. 158: »Remarkably Q reads τοὺς ἀπείρους οὺρανοὺς θεούς with S, against PEG who have various variants.« 274 S. Krische, S. 46–7. Nach Diels (DG, S. 121) hat Cicero diese Information (ND 1.25−41) aus Phaedros’ Schrift περὶ θεῶν geschöpft, die wiederum letztlich aus Theophrast stammt, der Urquelle der PS-Placita nach Diels. 275 Krische, S. 46. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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und Stobaios, d. Vf.] vorlagen.« In diesem Fall hätten Ps.Plutarch und Stobaios ihre Vorlage unterschiedlich exzerpiert.
Demokrit 1.7,16+17 E 14.16: Δημόκριτος θεὸν ἐν πυρὶ σφαιροειδῆ τὴν κόσμου ψυχήν.276 G 35: Δημόκριτος δὲ νοῦν ἐν πυρὶ σφαιροειδεῖ τὴν τοῦ κόσμου ψυχὴν ὑπολαμβάνει. Q: Demokrit vertrat die Ansicht, daß die Gottheit der Verstand ist, und daß die Seele der Welt kugelförmiges Feuer ist. Cy 1.38: Δημόκριτος δὲ ὁ Ἀβδηρίτης συμφέρεται κατά τι, προσεπάγει δέ τι καὶ ἕτερον· νοῦν μὲν γὰρ εἶναι τὸν θεὸν ἰσχυρίζεται καὶ αὐτός, πλὴν ἐν πυρὶ σφαιροειδεῖ, καὶ αὐτὸν εἶναι τὴν τοῦ κόσμου ψυχήν. Cic ND 1.120: principia mentis quae sunt in eodem universo deos esse dicit, … Ps.Plutarch (L / Mau)
Stobaios (W / D)
Δημόκριτος νοῦν τὸν θεόν, ἐμπυροειδῆ
Δημόκριτος νοῦν τὸν θεὸν ἐν πυρὶ σφαιροειδεῖ. Διογένης καὶ Κλεάνθης καὶ Οἰνοπίδης τὴν τοῦ κόσμου ψυχήν.
τὴν τοῦ κόσμου ψυχήν. Demokrit, als Noûs (bezeichne er) den Gott, feuerartig die Seele des Kosmos.
Demokrit, als Noûs (bezeichne er) den Gott im sphairosartigen Feuer. Diogenes277 und Kleanthes und Oinopides, die Seele des Kosmos (sei er).
277 ἐν πυρὶ σφαιροειδεῖ pro ἐμπυροειδῆ] P ↔ S=G=Cy(=DG=DK)~Q
E≠Cic−
Die Ps.Plut. Textzeugen unterstützen Stobaios (vgl. 1.7,12). Diels favorisiert daher die Stobäische Version, eine Entscheidung, die in der Forschung vorbehaltlos akzeptiert wird.278 Das Wort ἐμπυροειδῆς ist vermutlich aus ἐν πυρὶ σφαιροειδεῖ durch Zusammenziehung entstanden. Eusebios präsentiert mit ἐν 276 Für den Ausfall von Noûs ist nach M&R (Sources, S. 136) derselbe Grund anzuführen, wie der bei Thales. 277 Diels denkt an Diogenes von Apollonia (64A8): »nicht der Stoiker, der in den Placita nicht vorkommt.« Kerschensteiner (S. 81−2, Anm. 5) schließt Diogenes von Seleukeia nicht aus. So auch Heeren, S. 58: »nempe Diogenes Seleuciensis.« 278 Wyttenbach, S. 545: »ἐν πυρὶ σφαιροειδεῖ: quae sane melior est lectio.« Beck, S. 152. Mau (S. 67) glaubt, dass Stobaios die aëtianische Lesart bewahre. So druckt er in seiner Ausgabe für Ps.Plutarch ἐμπυροειδῆ ab. Ebenso Lachenaud, Plutarque, S. 223. S. M&R, Compendium, S. 178 Anm. 370. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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πυρὶ σφαιροειδῆ insofern eine Mischform beider Lesarten, als er die Wörter aus der Stobäischen Version beibehält, aber das Adjektiv im Kasus der Ps.Plut. Version angleicht.279 Auch die arabische Version scheint mit dem Ausdruck »kugelförmiges Feuer« der Stobäischen Version näher zu stehen.280 Διογένης καὶ Κλεάνθης καὶ Οἰνοπίδης plura] P=E=G=Q=Cy ↔ S
Cic−
Die Zusammenziehung (vgl. ἐμπυροειδῆ) setzt sich in dem Referat weiter fort. Denn die Notiz τὴν τοῦ κόσμου ψυχήν, die das Referat bei Ps.Plutarch abschließt, wird bei Stobaios den Stoikern Diogenes, Kleanthes und Oinopides zugeschrieben. Während Krische281 argumentiert, dass die Notiz (τὴν τοῦ κόσμου ψυχήν) bei Stobaios lediglich ausgefallen sei, i. e. dem Demokrit-Lemma noch hinzugefügt werden muss, liegt nach Diels282 der Fehler bei Ps.Plutarch, der in allzu nachlässiger Weise (neglegentior et liberior) die beiden Lemmata zu einem zusammengezogen habe. Zwei Argumente führt Diels an: 1. Der Anschluss der Notiz an das Vorangehende sei keineswegs regelgerecht (concinnus): certe exspectes καὶ τοῦ κόσμου ψυχήν.283 2. Auch widerspreche die demokriteische Vorstellung von 279 M&R (Sources, S. 178) schreiben daher zu Unrecht: »Indeed the indirect witnesses all read ἐν πυρὶ σφαιροειδεῖ.« 280 Daiber, Aetius, S. 350: »καὶ πῦρ σφαιροειδὲς Ar (ut. vid.).« M&R, Sources, S. 178: »Q’s evidence is unclear; Daiber suggests the unlikely καὶ πῦρ σφαιροειδές.« Lachenaud, Plutarque, S. 223: »La version arabe qui confond aussi les deux notices semble traduire ἐν πυρὶ σφαιροειδεῖ.« 281 Krische, S. 157: »Ausser Stobäus haben Alle den Beisatz τὴν τοῦ κόσμου ψυχήν. An diesen Compilator könnte sich daher einigermassen halten, wer überhaupt die Vorstellung von einem Demokritischen Gott als Weltseele zu modern findet. Allein man lese bei Stobäus nur weiter, dass Diogenes, Kleanthes und Oenopides Gott als Weltseele aufgestellt, und man wird sich mit uns dafür entscheiden, dass in den Handschriften durch diesen unmittelbar folgenden Satz das für Demokrit Fehlende wirklich ausgefallen sein muss.« 282 Diels, DG, S. 63−4. Bereits Volkmann (Referate, S. 687−8) sieht in Stobaios die PS-Vorlage: »wir finden also gleich im ersten capitel des Stobaeos eine stelle aus den placita in berichtigter, verbesserter gestalt, und zwar sind diese verbesserungen der art, dasz wir sie dem Stobaeos selbst nicht zutrauen dürfen. vielmehr fand er sie in der von ihm abgeschriebenen vorlage bereits vor, mitsamt den zuthaten, um welche der text der placita bei ihm bereichert, resp. jener verkürzt erscheint.« Dagegen Diels, Literatur, S. 192 Anm. 2: »die von R. Volkmann jüngst in diesem jahrb. 1871 s. 683 ff. durchgeführte ansicht von einer späteren, gelehrten recension dieses werkes, welche Stobios vorgelegen habe, entbehrt hinreichender begründung.« So auch Torraca, 446: »Il Diels (Dox., Prol., p. 63) osserva che il Pseudo-Plutarco attribuisce per errore questa definizione a Democrito: la tradizione autentica di Aetio è conservata da Stobeo.« Lachenaud, Plutarque, S. 223: »La comparaison avec Stob. semble donner raison à Diels: notre auteur a combiné maladroitement ce qui concerne Démocrite (ἐν πυρὶ σφαιροειδεῖ devenant ἐμπυροειδῆ) et la fin de la notice que Stobée consacre ensuite à Diogène, Cléanthe et Oenopide de Chios (τὴν τοῦ κόσμου ψυχήν). L’ erreur est ancienne puisque Cyrille la reproduit.« 283 Diels, DG (S. 64) verweist aber auf die ähnliche Ausdrucksweise im Thales-Lemma 1.7,11 Θαλῆς νοῦν τοῦ κόσμου τὸν θεόν, τὸ δὲ πᾶν ἔμψυχον. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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einem beseelten Kosmos der Aussage aus 2.3,2 (P / S), in der Demokrit zusammen mit Epikur unter diejenigen gezählt werden, die annehmen, dass die Welt nicht beseelt sei.284 Für Diels ist dieser Vorgang nur eins von vielen Beispielen für die socordia des Ps.Plutarch.285 M&R286 zählen dieses Lemma dagegen unter solche Fälle, die zu der Ps.Plut. Technik des Verschmelzens (coalescence) gehören, eine Technik, die bisher aber noch »dubious« erscheine.287 (S. Kap. III.2.3). S. dagegen M&R, die die Partikel καί als ein Zeichen für eine Stobäische Modifikation sehen.288 In diesem Fall scheint keine der beiden Versionen die PS-Vorlage wiederzugeben.
Pythagoras 1.7,18 E 14.16: Πυθαγόρας τῶν ἀρχῶν τὴν μονάδα θεὸν καὶ τὸ ἀγαθόν, ἥτις ἐστὶν ἡ τοῦ ἑνὸς φύσις, αὐτὸς ὁ νοῦς· τὴν δ᾿ ἀόριστον δυάδα καὶ δαίμονα καὶ τὸ κακόν, περὶ ἥν ἐστι τὸ ὑλικὸν πλῆθος. G 35: Πυθαγόρας δὲ τῶν ἀρχῶν τὴν μονάδα θεὸν καὶ τὸ ἀγαθὸν ᾠήθη, ἥτις ἐστὶν ἡ τοῦ ἑνὸς φύσις, αὐτὸς ὁ νοῦς. τὴν δ᾿ ἀόριστον δυάδα μόνην τὸ κακόν, περὶ ἥν ἐστιν ὁ ὁρατὸς κόσμος. Q: Pythagoras war der Meinung, daß zu den Prinzipien die Eins gehört, nämlich die Gottheit und das Gute. (Er glaubte,) daß sie (die Eins) die Natur der Eins ist, das heißt der Verstand. Und daß die Zweierzahl, welche unbegrenzt ist, das ist, was Dämon benannt wird, und das Böse. In ihr ist die materielle Vielheit und die sichtbare Welt.289 Ps.Plutarch (L)
Stobaios (W)
Πυθαγόρας τῶν ἀρχῶν τὴν μὲν (om. D) μονάδα θεὸν καὶ τἀγαθόν, ἥτις ἐστὶν ἡ τοῦ ἑνὸς φύσις, αὐτὸς ὁ νοῦς· τὴν δ᾿ ἀόριστον δυάδα δαίμονα καὶ τὸ κακόν, περὶ ἥν ἐστι τὸ ὑλικὸν πλῆθος. ῎Εστι δὲ καὶ ὁρατὸς ὁ κόσμος (om. D / Mau).289
Πυθαγόρας τῶν ἀρχῶν τὴν μὲν (om. D) μονάδα θεὸν καὶ τἀγαθόν, ἥτις ἐστὶν ἡ τοῦ ἑνὸς φύσις καὶ (add. W) αὐτὸς ὁ νοῦς, (καὶ om. W) τὴν ἀόριστον δυάδα καὶ τὸ κακόν, περὶ ἥν ἐστι τὸ ὑλικὸν πλῆθος.
284 P: Δημόκριτος δὲ καὶ Ἐπίκουρος καὶ ὅσοι τὰ ἄτομα εἰσηγοῦνται καὶ τὸ κενὸν οὔτ᾿ ἔμψυχον οὔτε προνοίᾳ διοικεῖσθαι, φύσει δέ τινι ἀλόγῳ. 285 Als weitere Beispiele zählt Diels (DG, S. 64) folgende Stellen auf: 1.9,4; 1.11,3; 1.20,1; 2.4,1; 2.20,6,7,8; 3.3,14; 4.13,5. 286 M&R, Sources, S. 192−3: »On at least a dozen occasions P coalesces two lemmata in order to form a single unit. The views of Democritus and Diogenes-Cleanthes-Oenipides combined in one lemma.« Die aufgezählten Beispiele sind: 1.7,4; 1.9,4; 1.11,3; 1.20,1; 1.29.2; 2.4,1; 2.11,3; 2.13,4; 2.20,2; 3.3,5; 4.13,1; 4.13,2. 287 M&R, Sources, S. 192. S. dagegen M&R, Compendium, S. 178 Anm. 370: »Text in P corrupt.« 288 M&R, Compendium, S. 410. 289 Wyttenbach, S. 545: »Legam πλῆθος καὶ ὁ ὁρατὸς κόσμος.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Pythagoras, unter den Prinzipien (sei) zwar die Einheit der Gott und das Gute, die die Wesenheit des Einen ist, der Noûs selbst; die unbegrenzte Dyade aber (sei) der Daimon und das Übel, zu der die materielle Menge gehöre. Es ist (ja) auch der Kosmos sichtbar.
Pythagoras, unter den Prinzipien (sei) zwar die Einheit der Gott und das Gute, die die Wesenheit des Einen ist, und der Noûs selbst; die unbegrenzte Dyade aber (sei) der Daimon und das Übel, zu der die materielle Menge gehöre.
Struktur- und Inhaltsanalyse: Das Pythagoras-Referat ist eine Dublette von 1.3,8.290 Dort bezeugten Ps.Plutarch und Stobaios für Pythagoras, dass das erste Prinzip mit der Monas und dem Gott-Noûs zu identifizieren sei. Das Lemma 1.7,18, das mit 1.3,8 strukturell und inhaltlich aufs engste verwandt ist, gehört aufgrund seiner Thematik von den kosmologischen Prinzipien (ἀρχαί) unter Kapitel 1.3 (Περὶ τῶν ἀρχῶν τί εἰσιν).
μὲν ambo] P=S ↔ E=G~Q(=DG) Ps.Plutarch setzt die beiden ἀρχαί (μόνας und ἀόριστος δυάς) durch die Partikelverbindung μὲν … δ᾿ in ein antithetisches Verhältnis. Entgegen der Hypothese, dass die Übereinstimmung die PS-Quelle sichert, athetiert Diels die Partikel in beiden Fällen: Bei Ps.Plutarch geschieht dies auf der Grundlage von Eusebios und Ps.Galen, bei Stobaios aufgrund des Umstandes, dass statt des zu erwartenden korrespondierenden δ᾿ ein καὶ zu finden ist. Wachsmuth entscheidet sich für das μὲν … δ᾿, wobei er das δ᾿ auf der Grundlage von Ps.Plutarch einfügt und das καὶ umstellt. deest] P=Q~E ↔ S
G≠
Qostā Ibn Lūqā und Eusebios stehen der Ps.Plut. Version sehr nahe: Eusebios fügt zusätzlich ein καὶ ein (καὶ δαίμονα καὶ τὸ κακόν). Ps.Galen schreibt abweichend τὴν δ᾿ ἀόριστον δυάδα μόνην τὸ κακόν, wobei Diels291 in μόνην eine Korruptel aus δαίμονα vermutet. Wachsmuth folgt Heeren, der δαίμονα aus Ps.Plutarch ergänzt. Nach Happ292 ist das Wort durch Haplographie ausgefallen. Diels jedoch bleibt bei der Stobäischen Hss-Version und ergänzt das δαίμονα nicht. ἔστι δὲ καὶ ὁρατὸς ὁ κόσμος in fine desunt] P(=M)~G~Q ↔ S=E(=DG) 290 Aëtios 1.3,8 (P / S): πάλιν … κόσμος. So auch Lachenaud, Plutarque, S. 223: »Cf. 876 F (= 58 B 15). Malgré la présence des notions de bien et de mal, le rapport entre la doxa de 876 F et celle-ci est évident.« 291 Diels, DG, S. 618: »μόνην postquam δαι praecedente δα syllaba omissum est ex δαίμονα fictum.« 292 Happ, S. 249 Anm. 860. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Diels führt den Schlusssatz nicht in den DG auf, der eine Interpolation sei, die nicht von Ps.Plutarch stamme (s. 1.3,8 P / S … ὑλικόν, ὅπερ ἐστὶν ὁ ὁρατὸς κόσμος). Dabei verweist Diels293 auf Eusebios, der den Schlusssatz ebenfalls nicht enthalte: Lässt ihn Eusebios als gewissenhafter Exzerptor des Ps.Plutarch aus, habe sie auch nicht bei Ps.Plutarch gestanden und könne daher nur von einem Späteren interpoliert sein. Ps.Galen habe die Interpolation bereits gelesen, wie aus der verkürzten Form hervorgehe. Während sich Mau294 der Diels’schen Meinung anschließt und den Schlusssatz ebenfalls auslässt,295 sieht Lachenaud296 keinen Grund, den Satz an dieser Stelle zu unterschlagen und verweist auf die arabische Version; dabei ist zu beobachten, dass sowohl Qostā Ibn Lūqā als auch Ps.Galen den Schlusssatz verkürzt wiedergeben. Ebenso akzeptiert Mansfeld297 den Schlusssatz mit der Begründung »Eusebius and Stobaeus also make other slips.« (Zur Übereinstimmung zwischen Stobaios und Eusebios s. Kap. III 4.1.1). Eusebios unterzieht am Ende seines Exzerptenblocks (PE 14.16)298 die Darstellung (λόγος) einer Analyse und stellt unter den unterschiedlichen Meinungen (αἱ περὶ θεοῦ διαστάσεις τε καὶ δυσφημίαι) die Pythagoreer, Anaxagoras, Platon und Sokrates als diejenigen heraus, die als erste νοῦς und Gott dem Kosmos vorstehen (ἐπιστῆσαι) lassen. Entgegen dem Subordinationsschema wird im Ps.Plut. Schlusssatz der Kosmos durch die Gleichsetzung mit der Dyade gleichrangig dem Gott-Noûs entgegengesetzt. Dennoch muss der Schlusssatz bei Eusebios gestanden haben, da das Wort »Kosmos« im Schlusssatz erst die Grundlage bietet, Pythagoras in der Analyse zu berücksichtigen. Möglicherweise sah Eusebios oder ein Späterer in dem Schlusssatz den Widerspruch, weshalb er ihn streicht und wodurch die Diels’sche Interpolationstheorie hinfällig wäre, oder Eusebios hatte eine andere Vorlage vor Augen.
293 Diels, DG, S. 302. 294 Mau, S. 67. 295 Ebenso Krämer, S. 57 Anm. 125. 296 Lachenaud, Plutarque, S. 223 »la tradition arabe conduirait à écrire καὶ ὁρατὸς κόσμος.« Vgl. Daiber, Aetius, S. 350. 297 Mansfeld, Heresiography, S. 267 Anm. 79. 298 Τοιαῦτα μὲν δὴ τῶν φυσικῶν φιλοσόφων καὶ αἱ περὶ θεοῦ διαστάσεις τε καὶ δυσφημίαι, ὧν πρώτους ὁ λόγος συνίστησι τοὺς ἀμφὶ τὸν Πυθαγόραν τε καὶ Ἀναξαγόραν Πλάτωνά τε καὶ Σωκράτη νοῦν καὶ θεὸν ἐπιστῆσαι τῷ κόσμῳ. »Von solcher Art sind nun die Unstimmigkeiten der Naturphilosophen und die üblen Reden über Gott, von denen die Darstellung zeigt, dass als Erste diejenigen um Pythagoras und Anaxagoras, Platon und Sokrates, einen Geist und Gott über dem Kosmos anordneten.« (Schwab, S. 190). © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Platon 1.7,31 (1 / 2) E 14.16: Σωκράτης καὶ Πλάτων ἓν τὸ μονοφυές, τὸ μοναδικόν, τὸ ὄντως ὂν ἀγαθόν· πάντα δὲ ταῦτα τῶν ὀνομάτων εἰς τὸν νοῦν σπεύδειν· νοῦς οὖν ὁ θεὸς χωριστὸν εἶδος, τοῦτ᾿ ἔστι τὸ ἀμιγὲς πάσης ὕλης καὶ μηδενὶ παθητῷ συμπεπλεγμένον. G 35: καὶ Πλάτωνι μὲν τοῦτο δοκεῖ τὸν θεὸν ἀμιγῆ πάσης ὕλης καὶ μηδενὶ παθητῷ συμπεπλεγμένον. Q: Sokrates und Platon behaupteten: Gott – mächtig und erhaben ist er – ist der Eine, der Einfache, der ohne Fehler ist, welcher allein gerecht ist und welcher allein in Wahrheit existiert. Alle diese Namen laufen auf den Verstand hinaus. Und zwar ist es ein Verstand, welcher von der Form getrennt ist und sich überhaupt nicht mit der Materie vermischt und an nichts von dem teilhat, was beeinflußbar ist. Ath 6.2–3: ἀλλ᾿ ἐπειδὴ ἀδύνατον δεικνύειν ἄνευ παραθέσεως ὀνομάτων ὅτι μὴ μόνοι εἰς μονάδα τὸν θεὸν κατακλείομεν, ἐπὶ τὰς δόξας ἐτραπόμην. – Φήσιν οὐν ὁ Πλάτων· »τὸν μὲν οὖν ποιητὴν καὶ πατέρα τοῦδε τοῦ παντὸς εὑρεῖν τε ἔργον καὶ εὑρόντα εἰς πάντας ἀδύνατον λέγειν«, ἕνα τὸν ἀγέητον καὶ ἀΐδιον νοῶν θεόν. Εἰ δ᾿ οἶδεν καὶ ἄλλους, οἷον ἥλιον καὶ σελήνην καὶ ἀστέρας, ἀλλ᾿ ὡς γενητοὺς οἶδεν αὐτούς· »θεοὶ θεῶν, ὧν ἐγὼ δημιουργὸς πατήρ τε ἔργων, ἄλυτα ἐμοῦ μὴ θέλοντος· τὸ μὲν οὖν δεθὲν πᾶν λυτόν«. Εἰ τοίνυν οὐκ ἔστιν ἄθεος Πλάτων, ἕνα τὸν δημιουργὸν τῶν ὅλων νοῶν ἀγένητον θεόν, οὐδὲ ἡμεῖς ἄθεοι, ὑφ᾿ οὖ λόγῳ δεδημιούργηται καὶ τῷ παρ᾿ αὐτοῦ πνεύματι συνέχεται τὰ πάντα, τοῦτον εἰδότες καὶ κρατοντες θεόν.299 Ps.Plutarch (L/Mau)
Stobaios (W / D)
Σωκράτης καὶ (om. D) Πλάτων τὸ ἕν, τὸ μονοφυὲς καὶ αὐτοφυές (om. D), τὸ μοναδικόν, τὸ ὄντως ἀγαθόν· πάντα δὲ ταῦτα (ταῦτα D) τῶν ὀνομάτων εἰς τὸν νοῦν σπεύδει· νοῦς οὖν ὁ θεός, χωριστὸν εἶδος, τουτέστι τὸ ἀμιγὲς πάσης ὕλης μηδενὶ παθητῷ συμπεπλεγμένον.
Πλάτων δὲ τὸ ἕν, τὸ μονοφυές, τὸ μοναδικόν, τὸ ὄντως ὄν, τἀγαθόν. Πάντα δὲ τὰ τοιαῦτα τῶν ὀνομάτων εἰς τὸν νοῦν σπεύδει. Νοῦς οὖν ὁ θεός, χωριστὸν εἶδος, τὸ δὲ χωριστὸν ἀκουέσθω τὸ ἀμιγὲς πάσης ὕλης καὶ μηδενὶ τῶν σωματικῶν συμπεπλεγμένον, μηδὲ τῷ παθητῷ τῆς φύσεως συμπαθές.
299 »Weil aber der Nachweis, daß wir nicht die einzigen sind, welche Gott auf die Einzahl beschränken, ohne Beifügung von Namen nicht geliefert werden kann, so griff ich zu Zitaten. Plato also sagt: ›Schwer ist es, den Schöpfer und Vater dieses Alls zu finden, und wenn man ihn gefunden hat, ist es unmöglich, ihn allen zu verkünden.‹ Dabei faßt er den ungewordenen und ewigen Gott als einen einzigen auf. Wenn er aber auch andere kennt, wie Sonne, Mond und Sterne, so kennt er sie doch nur als gewordene. ›Götter von Göttern, deren Bildner ich bin, und Vater der Werke, die unauflösbar sind, solange ich (die Auflösung) nicht will; alles Zusammengesetzte ist also lösbar.‹ Ist nun Plato kein Atheist, wenn er den ungewordenen Gott, den Bildner aller Dinge, als den einzigen auffaßt, dann sind auch wir keine Atheisten, wenn wir den als Gott kennen und festhalten, durch dessen Wort alle Dinge gebildet worden sind und durch dessen Geist sie zusammengehalten werden.« (Eberhard, S. 22–3). © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
Buch I
Sokrates und Platon, das Einzige, von einfacher und selbständiger Natur, monadisch, das wirklich Gute. All solche Namen beziehen sich auf den Noûs. Der Noûs ist also Gott, getrennte Form, das heißt das Ungemischte von jeglicher Materie, mit keinem Leiden verflochten.
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Platon, das Einzige, von einfacher Natur, monadisch, das wirklich Seiende, das Gute. All solche Namen beziehen sich auf den Noûs. Der Noûs ist also Gott, getrennte Form, das »getrennte« soll verstanden werden als das Ungemischte von jeglicher Materie und mit keinem Körperlichen verflochten, und nicht mitleidend an dem Leiden der Natur.
Πλάτων δὲ pro Σωκράτης καὶ Πλάτων] P=E=Q ↔ S(=DG)=Ath~G Diels, der in Athenagoras den frühesten Ps.Plut. Textzeugen sieht, nimmt die Version Σωκράτης καὶ in den DG nicht auf, da es sich um eine Interpolation handle, die aber nicht von Ps.Plutarch selbst, sondern von einem Späteren (i. e. nach Athenagoras) vorgenommen sei und Eusebios bereits vorgelegen habe. M&R300 zufolge könnte Σωκράτης καὶ bereits bei Aëtios gestanden haben. Den Ausfall bei Stobaios begründen sie damit, dass 1. Sokrates bereits in Lemma I.1,29a von Stobaios erwähnt wurde301 und dass 2. Stobaios einer Tradition folgte, die dem Sokrates ein Desinteresse an der Physik zuspreche. Runia302 druckt Πλάτων δὲ als Aëtios-Version ab. Die Kenntnis über Athenagoras’ Status wäre für die Entscheidung bedeutsam: Lässt man Athenagoras, wie M&R303 es für möglich halten, an dieser Stelle aus dem Timaios schöpfen, so besitzt sein Zeugnis keine Aussagekraft. Reflektiert Athenagoras die »broader tradition« oder hat er sogar direkt aus Aëtios geschöpft, so erhält sein Zeugnis schlagartig einen höheren Wert und die Stobäische Version sollte bevorzugt werden. Aufgrund der fehlenden wörtlichen Übereinstimmung ist nicht davon auszugehen, dass Athenagoras direkt aus Ps.Plutarch geschöpft hat, genauso wenig aus der PS-Vorlage. Athenagoras aber zeigt insofern eine inhaltliche Übereinstimmung mit der PS-Version auf, als auch Athenagoras dem Platon die Sichtweise von dem einen Gott zuschreibt (ἕνα, μονάδα, ἀγένητον, ἀίδιον). Denn Athenagoras’ zentrales Anliegen ist es zu beweisen, dass man Gott auf die Monade beschränken müsse.304 300 M&R, Sources, S. 177: »S deletes at 1.1.29 …« In both cases reasons can be given for intervention on his part (in 1.1. Socrates is already cited in § 29a, …). S too may have known the tradition about Socrates’ lack of interest in physics.« 301 Σωκράτης ἐρωτηθείς, Τί θεός; εἶπε· Τὸ ἀθάνατον καὶ ἀίδιον. 302 Runia, Beginnings, S. 283–4: »I have cited this text in full … because it illustrates Aëtius’ method.« 303 M&R, Sources, S. 313: »For the view of Plato on God Athenagoras cites the standard texts Tim. 28c and 41a rather than A’s lemma at P 1.7.6, S 1.1.29b.« 304 Ath. 6.2: ἀλλ᾿ ἐπειδὴ ἀδύνατον δεικνύειν ἄνευ παραθέσεως ὀνομάτων ὅτι μὴ μόνον εἰς μονάδα τὸν θεὸν κατακλείομεν, ἐπὶ τὰς δόξας ἐτραπόμην. Die Angabe über den Geist und über die Trennung zwischen Geist und Materie findet sich bei Athenagoras nicht. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
Es fällt auf, dass der Name »Sokrates« nicht nur in der Stobäische Version des Lemmas fehlt, sondern auch in der direkten Umgebung kein Hinweis auf ihn vorhanden ist: Umrahmt von den Referaten seiner beiden Schüler Xenokrates (1.7,30 S)305 und Aristoteles (1.7,32 PS) findet die Ausrichtung allein auf Platon statt: Der Schlusssatz des Xenokrates-Lemmas ist explizit auf Platon ausgerichtet. So wird in 1.7,30 mit Hinblick auf 1.7,31 dargelegt, dass die xenokratische Vorstellung von der Monade und Dyade (Ξενοκράτες…ψυχὴ τοῦ παντός) mit Modifikationen von Platon übernommen sei (und nicht mit Modifikationen von Platon und Sokrates): Ταῦτα δὲ χορηγήσας τοῖς Στωικοῖς τὰ πρότερα παρὰ τοῦ Πλάτωνος μεταπέφρακεν.306 1.7,31 Πλάτων δὲ τὸ ἕν, τὸ μονοφυές, τὸ μοναδικόν, τὸ ὄντως ὄν, τἀγαθόν. Im nachfolgenden Stobäischen Aristoteles-Lemma 1.7,32 wird auf 1.7,31 zurückverwiesen, dass die Vorstellung von Gott als χωριστὸν εἶδος bereits bei Platon (ὁμοίως Πλάτωνι) vorhanden war, anstelle auf Platon und Sokrates zu verweisen. Hinsichtlich der Verklammerung der Lemmata 1.7.30–33 erscheint es wenig wahrscheinlicher, dass Stobaios die Spuren aus 1.7,30 und 1.7,32 getilgt hat. Entweder hat Ps.Plutarch Σωκράτης καὶ trotz seiner Rolle als Kompilator hinzugefügt,307 oder der Name »Sokrates« ist der Rest eines ausgelassenen Sokrates-Lemmas, das in das Platon-Lemma aufgegangen ist (coalescence-Methode). καὶ αὐτοφυές desunt] P ↔ S=E(=DG)
G–Q?Ath–
Vgl. Anaxagoras 1.3,5 »ἁπλῆν καὶ desunt«. Der Anschluss mit καὶ fällt aus dem Rahmen, da die übrigen Qualitäten asyndetisch aneinander gereiht sind. Qostā Ibn Lūqā stimmt einerseits mit Eusebios und Stobaios darin überein, dass die Qualitäten durchgehend asyndetisch aufgezählt sind, andererseits besitzt er wie Ps.Plutarch fünf Qualitäten, wobei αὐτοφυές von ihm mit »der ohne Fehler ist« übersetzt wird. 305 Ξενοκράτης Ἀγαθήνορος Καλχηδόνιος τὴν μονάδα καὶ τὴν δυάδα θεούς, τὴν μὲν ὡς ἄρρενα πατρὸς ἔχουσαν τάξιν, ἐν οὐρανῷ βασιλεύουσαν, ἥντινα προσαγορεύει καὶ Ζῆνα καὶ περιττὸν καὶ νοῦν, ὅστις ἐστὶν αὐτῷ πρῶτος θεός· τὴν δὲ ὡς θήλειαν μητρὸς θεῶν δίκην, τῆς ὑπὸ τὸν οὐρανὸν λήξεως ἡγουμένην, ἥτις ἐστὶν αὐτῷ ψυχὴ τοῦ παντός. Θεὸν δ᾿ εἶναι καὶ τὸν οὐρανὸν καὶ τοὺς ἀστέρας πυρώδεις ᾿Ολυμπίους θεούς, καὶ ἑτέρους ὑποσελήνους δαίμονας ἀοράτους. Ἀρέσκει δὲ καὶ αὐτῷ … καὶ ἐνδιήκειν τοῖς ὑλικοῖς στοιχείοις. Τούτων δὲ τὴν μὲν Ἄιδην προσαγορεύει, τὴν δὲ διὰ τοῦ ὑγροῦ Ποσειδῶνα, τὴν δὲ διὰ τῆς γῆς φυτοσπόρον Δήμητραν. Ταῦτα δὲ χορηγήσας τοῖς Στοικοῖς τὰ πρότερα παρὰ τοῦ Πλάτωνος μεταπέφρακεν. 306 Heeren, S. 64: »Recte autem adiicit auctor Xenocratem haec ultima Stoicis suppeditasse; quippe qui physicam mythorum explicationem amplectebantur; priora autem ex Platonis disciplina mutuasse, cuius de divina natura decreta statim subiungit.« 307 Vgl. M&R (Compendium, S. 410), dass καὶ ein Indiz für einen Stobäischen Eingriff sei, was im Umkehrschluss bedeutet, dass die Aufzählung im Etikett in der PS-Quelle asyndetisch wäre. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Buch I
τὸ ὄντως ὄν, τἀγαθόν pro τὸ ὄντως ἀγαθόν] P ↔ S(=DG)
E≠G–Q≠Ath–
Da bei Ps.Plutarch Partizip und Artikel (s. τἀγαθόν) nicht vorkommen, weist er statt den beiden Qualitäten nur eine auf. Damit ist der Überschuss (καὶ αὐτοφυές) wieder ausgeglichen. Die Tabelle stellt die vorhandenen Versionen im Überblick dar: P ἕν
τὸ μονοφυὲς καὶ αὐτοφυές
τὸ μοναδικόν
τὸ ὄντως ἀγαθόν
E ἕν
τὸ μονοφυὲς —
τὸ μοναδικόν
τὸ ὄντως ὄν ἀγαθόν
Q der Eine
das Einfache der ohne Fehler ist
der allein gerecht ist
und welcher allein in Wahrheit existiert
S
τὸ μονοφυές —
τὸ μοναδικόν
τὸ ὄντως ὄν, τἀγαθόν
τὸ ἕν
Diels favorisiert die Stobäische Version und verweist auf das Pythagoras-Lemma 1.7,18 (τἀγαθόν). Runia setzt den PS-Text aus Ps.Plutarch und Stobaios zusammen und druckt das καὶ αὐτοφυές sowie das τὸ ὄντως ὄν, τἀγαθόν ab.308 τὰ τοιαῦτα pro ταῦτα309] P=E=Q ↔ S τὸ δὲ χωριστὸν ἀκουέσθω pro τουτέστι] P=E ↔ S
G– G–Q?310
Das Wort τουτέστι ist aus dem PS-Material bekannt.311 Vgl. das AristotelesLemma 4.2,6,312 in dem mit Hilfe des Verbaladjektivs ἀκουστέον (P / S) ebenfalls eine Definition formuliert wird. Der Imperativ lässt sich als lectio difficilior auffassen, im Vergleich zu dem τουτέστι eine Vereinfachung darstellt.
308 Runia, Beginnings, S. 282. Ebd. S. 283: it [text, d. Vf.] shows important resemblances to Philo’s theology in Opif. 7–25.« Dabei verweist er auf die Begriffe τἀγαθόν … νοῦν … ῷ παθητῷ … πατρὸς καὶ ποιητοῦ … ὅ τε νοητὸς λεγόμενος κόσμος … ἰδέαι παραδείγματα … δυνάμεις, λόγοι. 309 Die Ps.Plut. Hss weisen ταῦτα auf, das auch von Diels in der Ps.Plut. Spalte abgedruckt wird. Bernardakis ergänzt aus Stobaios ταῦτα, eine Konjektur, die von Mau und Lachenaud übernommen wird. 310 Qostā Ibn Lūqā scheint mit dem »Und zwar« das Ps.Plut. τουτέστι wiederzugeben, aber er definiert nicht das χωριστὸν εἶδος, sondern das »es« also den Noûs, der in einem Relativsatz noch genauer bestimmt wird. 311 Es taucht bei Ps.Plutarch insgesamt fünfmal auf (Anaximenes 1.3,4 P / S; Sokrates, Platon 1.10,3 P; Stoiker 1.28,4 P; Anaxagoras 1.30,2 P), einmal bei Stobaios (AnaximenesLemma 1.3,4 P / S). 312 τὴν δὲ ἐντελέχειαν ἀκουστέον ἀντὶ τῆς ἐνεργείας. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
καὶ μηδενὶ κτλ. pro μηδενὶ παθητῷ συμπεπλεγμένον] P~E~G~Q ↔ S Das χωριστὸν εἶδος wird bei Stobaios durch drei Angaben qualifiziert: (a) τὸ ἀμιγὲς πάσης ὕλης (b) μηδενὶ τῶν σωματικῶν συμπεπλεγμένον (c) μηδὲ τῷ παθητῷ τῆς φύσεως συμπαθές. Die Abweichungen der Textzeugen im Überblick: P τὸ ἀμιγὲς πάσης ὕλης
μηδενὶ παθητῷ συμπεπλεγμένον
—
E ἀμιγὲς πάσης ὕλης
καὶ μηδενὶ παθητῷ συμπεπλεγμένον
—
G ἀμιγῆ πάσης ὕλης
καὶ μηδενὶ παθητῷ συμπεπλεγμένον
—
Q und sich überhaupt nicht mit der Materie vermischt
und an nichts von dem teilhat, was beeinflussbar ist.
—
S τὸ ἀμιγὲς πάσης ὕλης
καὶ μηδενὶ τῶν σωματικῶν συμπεπλεγμένον
μηδὲ τῷ παθητῷ τῆς φύσεως συμπαθές.
Was Angabe (b) betrifft, so ist sie bei Ps.Plutarch asyndetisch ohne καὶ an (a) angeschlossen, im Gegensatz zu EGQS. Diels druckt daher das καὶ in der Ps.Plut. Spalte der DG ebenfalls ab. Ferner besitzt Ps.Plutarch mit παθητῷ ein Wort aus der nur bei Stobaios vorkommenden Angabe (c), wodurch sich (c) als PS-Vorlage erweist. Es scheint, dass Ps.Plutarch in seiner Eigenschaft als Epitomator (b) und (c) zu einer Angabe verschmolzen hat. Das Arbeiten des Epitomators wird an dieser Stelle erkennbar: Er entfernt einzelne Wörter und stellt die übrigen Wörter, ohne Änderungen vorzunehmen, zu dem vorgegebenen Kontext passend um (Kap. III.2.3).
Platon 1.7,31 (2 / 2) Ath 16.2: εἴτε δυνάμεις τοῦ θεοῦ τὰ μέρη τοῦ κόσμου νοεῖ τις, οὐ τὰς δυνάμεις προσιόντες θεραπεύομεν, ἀλλὰ τὸν ποιητὴν αὐτῶν καὶ δεσπότην.313 Cic ND 1.30: Iam de Platonis inconstantia longum est dicere, qui in Timaeo patrem huius mundi nominari neget posse, in Legum autem libris quid sit omnino deus anquiri oportere non censeat. quod vero sine corpore ullo deum vult esse (ut Graeci dicunt ἀσώματον), id quale esse possit intellegi non potest: careat enim sensu necesse est, careat etiam prudentia, careat voluptate; quae omnia una cum deorum notione con 313 »Denkt sich ferner jemand die Teile der Welt als Kräfte Gottes, so wenden wir uns wieder nicht an die Kräfte, um sie zu verehren, sondern an deren Schöpfer und Beherrscher.« (Eberhard, S. 34). © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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prehendimus. idem et in Timaeo dicit et in Legibus et mundum deum esse et caelum et astra et terram et animos et eos quod maiorum institutis accepimus. quae et per se sunt falsa perspicue et inter se vehementer repugnantia. Atque etiam Xenophon paucioribus verbis eadem fere peccat; facit enim in his quae a Socrate dicta rettulit Socratem disputantem formam dei quaeri non oportere, eundemque et solem et animum deum dicere, et modo unum tum autem plures deos.314 Stobaios (W) Von diesem Vater und Schöpfer sind die übrigen göttlichen noetischen Nachkom men. Dies (sind) der sogenannte noetische Kosmos , es sind Beispiele für den sichtbaren Kosmos. Dazu (kommen) einige ätherische Kräfte (es sind unkörperliche logoi), in Feuer und Luft und Wasser, wahrnehmbar aber sind [die Nachkommen des ersten Gottes] Sonne, Mond, Sterne, Erde und der alles umspannende Kosmos.
Τούτου δὲ πατρὸς καὶ ποιητοῦ τὰ ἄλλα θεῖα ἔκγονα νοητὰ μέν, ὅ τε νοητὸς λεγόμενος κόσμος , παραδείγματα δ᾿ ἐστὶ τοῦ ὁρατοῦ κόσμου, πρὸς δὲ τούτοις ἐναιθέριοί τινες δυνάμεις, (λόγοι δ᾿ εἰσὶν ἀσώματοι,) καὶ (om. D) ἐναέριοι καὶ ἔνυδροι, αἰσθητὸς (αἰσθητὰ D) δὲ [τοῦ πρώτου θεοῦ ἔκγονα] ἥλιος, σελήνη, ἀστέρες, γῆ καὶ ὁ περιέχων πάντα κόσμος.
Inhaltsanalyse: In der Forschung wird das Platonische des Lemmas 1.7,31 unterschiedlich weit abgegrenzt: Happ315 hält den letzten Abschnitt, der beiden Autoren gemeinsam ist und in dem der Ausdruck χωριστὸν εἶδος definiert wird, für ein »doxographisches Interpretament«. Noch einen Schritt weiter zum Anfang geht Lachenaud.316 Er vermutet aufgrund der Formulierung bereits ab νοῦς οὖν ὁ θεός eine interpretierende Ergänzung, um das Platon-Lemma mit dem folgenden AristotelesLemma stärker zu verbinden. Die Ansicht, dass es überhaupt kein eigenständiges Pla-
314 »Über die Inkonsequenz Platons könnte man nun lange reden: im erklärt er, der Vater dieser Welt könne nicht benannt werden, in den Büchern der dagegen, man solle nicht danach forschen, was Gott überhaupt sei. Wenn er fordert, daß Gott völlig körperlos sein müsse − was die Griechen asomaton nennen −, so läßt sich nicht verstehen, wie dies möglich ist; denn ein solcher Gott muß notwendigerweise der Empfindung ermangeln, desgleichen der Klugheit, desgleichen der Lust. Doch dies alles gehört für uns zum Begriffe der Gottheit. Derselbe sagt im wie auch in den , daß die Welt Gott sei, ebenso der Himmel, die Gestirne, die Erde, die Seelen und auch diejenigen Götter, die uns die Tradition der Vorfahren überliefert hat. All dies ist in sich selbst offensichtlich verkehrt und außerdem voll von inneren Widersprüchen. So ziemlich dieselben Fehler begeht auch Xenophon, nur mit weniger Worten. Denn in den Büchern, in denen er über die Lehren des Sokrates berichtet, läßt er Sokrates darlegen, man dürfe nicht nach der Gestalt Gottes fragen; dennoch nennt auch er die Sonne und die Seele Gott und spricht bald von einem, bald von mehreren Göttern.« (Gigon / Zimmermann, S. 31–3). 315 Happ, S. 249; s. DG 304a5−8 = 304b27–31. 316 Lachenaud, Plutarque, S. 223: »Il se peut que la dernière phrase (οὖν) soit un complément interprétatif destiné à rapprocher davantage Platon et Aristote.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
ton-Lemma gebe, sondern dass der Abschnitt Πλάτων … χωριστὸν εἶδος die xenokratische Lehre lediglich fortführe, vertritt K rämer.317
τούτου δὲ πατρὸς … κόσμος plura] P ↔ S(=DG)
Cic?
Diels druckt den Text in der Stobäischen Spalte ab und weist dadurch den Abschnitt als aëtianisch aus. Da sich aber die Formulierung λόγοι δ᾿ εἰσὶν ἀσώματοι auch in fr. 4 des AD befindet, vermutet er, dass Teile möglicherweise aus AD stammten.318 M&R319 nehmen an, dass das Platon-Lemma zur Gänze aus Aëtios entstamme. Denn die herum gruppierten Lemmata (Xenokrates, Platon, Aristoteles, Stoiker, Epikur) besäßen zusammen mit dem Platon-Lemma folgendes gemeinsame Merkmal: »they list a hierarchy of gods at various levels, beginning with the highest god … This common feature suggests that the lemmata all come from the same document, which in S must be A rather than AD.«320 Für Aëtios spreche ferner, so M&R, dass Athenagoras’ Beschreibung der Kosmosteile (δύναμεις) an die platonischen δυνάμεις anklinge.321 Außerdem weise Athenagoras übereinstimmend mit Stobaios ein Vielgötter-Konzept für Platon auf.322 Dass also Athenagoras mit Stobäischem Material überein 317 Krämer, S. 59−60: »Daß xenokratische Lehre unter dem Namen Platons auftritt, erklärt sich hinreichend nach der Analogie des Pythagoras: Entweder gab Xenokrates selbst seine Lehre als authentische Interpretation Platons aus, um sie durch das Gewicht seiner Autorität zu legitimieren, oder Spätere subsumierten die Philosophie des Platonschülers kurzerhand unter den Titel ›Platon‹ als Index und Inbegriff aller echt akademischen Lehre.« 318 Diels, DG, S. 75 Anm. 2: »frustula ex Didymo admixta credo I 7 31.« S. auch Diels, DG, S. 75, der unter Kriterium VIII diese Stelle aufzählt. 319 M&R, Sources, S. 250. 320 Allerdings hegen M&R gleichzeitig den Verdacht, dass der letzte Teil des XenokratesLemma (Ἀρέσκει δὲ καὶ αὐτῷ … τὰ πρότερα παρὰ τοῦ Πλάτωνος μεταπέφρακεν) eine Intervention des Stobaios darstelle: M&R, Sources, S. 250: »The final part of the Xenocratean lemma has two features which might suggest derivation from AD. (1) As we saw earlier (above p. 233) the formula ἀρέσκειν plus dative is common in AD but found only once in A (at 5.29.1, where it is used to introduce an additional comment, just as happens here). (2) The final remark that Xenocrates handed a Platonic doctrine down to the Stoics is more in the style of AD than A (cf. again the fragment to be cited below on p. 261). We note, however, that occasionally A does give information about provenance and appropriation of doctrines, e.g. at 1.3 877D−F on Epicurus and Democritus. Moreover we have no idea whether AD’s treatment of Plato also took developments in the Academy into account.« Auch erwägen M&R die Möglichkeit, dass das Xenokrates-Lemma als Ganzes nicht an diese Stelle ursprünglich gehöre. M&R, Sources, S. 233: »Did this lemma (or at least parts of it) originally stand in 1.3 on the ἀρχαί, where all the others patronymics are? Certainly what follows the phrase ἀρέσκει δὲ καὶ αὐτῷ closely resembles the Empeoclean doxa at P 1.3.« 321 Athenagoras. Kap. 16.2. M&R, Sources, S. 313. 322 M&R, Sources, S. 313: »We note that his admission that Plato is polytheistic accords with the additional material in S against P at 37.9−15 Wachsmuth, where A describes the sun, moon and stars (same order as in Athenagoras) as τοῦ πρώτου θεοῦ ἔκγονα.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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stimmt, das nicht bei Ps.Plutarch vorhanden ist, zeigt, dass man ihn nicht auf einen Ps.Plut. Textzeugen reduzieren darf. Gleichzeitig spricht die Anwendung der Kriterien von Diels / M&R gegen eine PS-Quelle: contra PS-Quelle Arii est maior fere capitum ambitus. (I)
×
it is unusual for P to combine two views. (1a)
×
eclogae ut ex Arii ampliore conexu divulsae incipiunt a δέ particula. (II)
×
Arii excerpta fere post Placita extrema collocavit. (VI)
×
Stoicorum formulae immixtae sunt Aristoteleis. (VIII)
×
AD uses indirect speech almost incessantly. … A in contrast often prefers not to linger too long in indirect speech. (5.)
contra AD
×
Auch Ciceros Schrift ND 1.30 weist mit Stobaios Übereinstimmungen auf: Dies zeigt sich 1. in dem quid sit omnino deus, das an die Überschrift zu 1.7. erinnert, 2. in dem ἀσώματον, das in 1.7,31 auftaucht und 3. an den Gestirnen und der Erde (astra et terra), die ebenso in 1.7,31 erwähnt sind. Zwar ist in ND das Lemma ebenfalls nur auf Platon bezogen, aber direkt darauf folgt die von Xenophon stammende Meinung des Sokrates, die ebenso falsch sei wie die zuvor erwähnte Meinung des Platon, dass nämlich Sokrates erst sage, man dürfe nicht nach der Gestalt Gottes fragen, dann aber den Kosmos (mundum = ὁ περιέχων πάντα κόσμος), die Sonne (ἥλιος 1.7,31) und die Seele Gott nenne und bald von einem, bald von mehreren Göttern spreche (πρώτου θεοῦ ἔκγονα 1.7,31). Auch erinnert 4. die Formulierung quae omnia una cum deorum notione comprehen dimus an πάντα δὲ τὰ τοιαῦτα τῶν ὀνομάτων εἰς τὸν νοῦν σπεύδει. Unter der Voraussetzung, dass ND als unabhängige Parallelüberlieferung zu Aëtios ebenfalls letztlich auf Theophrast zurückgeht,323 ergibt sich, 1. dass Platon und Sokrates ursprünglich getrennt in jeweils einem Lemma aufgeführt waren, welche Ps.Plutarch aufgrund der Ähnlichkeit zusammengefasst hat (s. 1.7,31 1 / 2), und 2. dass sich der Zusatz zumindest als PS-nahes Material erweist.
323 S. Schaubild, Capelle, Anhang. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
Aristoteles 1.7,32 (1 / 2) E 14.16: Ἀριστοτέλης τὸν μὲν ἀνωτάτω θεὸν εἶδος χωριστόν, ἐπιβεβηκότα τῇ σφαίρᾳ τοῦ παντός, ἥτις ἐστὶν αἰθέριον σῶμα, τὸ πέμπτον ὑπ᾿ αὐτοῦ καλούμενον· G 35: Ἀριστοτέλης δὲ τὸν ἀνωτάτω θεὸν εἶδος χωριστὸν ἐπιβεβηκότα τῇ σφαίρᾳ τοῦ παντός ὅθεν ἐστὶν αἰθέριον σῶμα τὸ μέγιστον ὑπ᾿ αὐτοῦ νομιζόμενον,… Q: Aristoteles glaubte, daß die oberste Gottheit von den Formen getrennt ist, indem sie die Kugel des Ganzen umfaßt, die ein ätherischer Körper ist, nämlich das fünfte Element, welches er als das größte bezeichnete. Cy 1.39: Ὁ δὲ πλείστην ἔχων καὶ οὐκ ἔξω θαύματος εἰς βασάνους ἐννοιῶν τὴν δείνωσιν, τὸν Ἀριστοτέλη λέγω τὸν Σταγειρίτην, τὸν Πλάτωνος φοιτητήν, »εἶδος μὲν χωριστὸν« ὀνομάζει τὸν θεόν, ἐπιβῆναι δὲ διατείνεται τῇ τοῦ παντὸς σφαίρᾳ. Ath 6.4: Ὁ δὲ Ἀριστοτέλης καὶ οἱ ἀπ᾿ αὐτοῦ ἕνα ἄγοντες, οἱονεὶ ζῷον σύνθετον, κτλ.324 Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W / D)
Ἀριστοτέλης τὸν μὲν ἀνωτάτω θεὸν εἶδος χωριστὸν ἐπιβεβηκότα τῇ σφαίρᾳ τοῦ παντός, ἥτις ἐστὶν αἰθέριον σῶμα, τὸ πέμπτον ὑπ᾿ αὐτοῦ καλούμενον·
Ἀριστοτέλης τὸν μὲν ἀνωτάτω θεὸν εἶδος 324, ὁμοίως Πλάτωνι, ἐπιβεβηκότα τῇ σφαίρᾳ τοῦ παντός, ἥτις ἐστὶν αἰθέριον σῶμα, τὸ πέμπτον ὑπ᾿ αὐτοῦ καλούμενον.
Aristoteles, der höchste Gott (sei) eine abgesonderte Form, oben stehend auf der Sphäre des Alls, die ein ätherischer Körper ist, von ihm der fünfte genannt.
Aristoteles, der höchste Gott (sei) eine abgesonderte Form, gleich Platon, oben stehend auf der Sphäre des Alls, die ein ätherischer Körper ist, von ihm der fünfte genannt.
pro χωριστόν] P=E=G=Q~Cy(=W=DG) ↔ S
Ath−
ὁμοίως Πλάτωνι plura] P=E=G=Q ↔ S~Cy~Ath Sharples325 macht darauf aufmerksam, dass die Phrase zwar wie eine Referenz auf das vorherige Platon-Lemma 1.7,31 wirke, in dem Gott ebenfalls als sepa 324 Das χωριστόν, das in den Hss FP fehlt, ist von Heeren aus Ps.Plutarch ergänzt. Heeren, S. 65: »Post εἶδος supplevi χωριστὸν ex Plut. l. c. Vocem enim hic deesse, non modo res ipsa docet, sed Cod. A. spatiolo … indicat.« 325 Sharples, Aristotelian Theology, S. 15 Anm. 71: »This can be taken as a reference back to the reference to god as a separate form in the account of Plato which immediately precedes in Aëtius … Brad Inwood however points out that ›mounted on the sphere of the whole‹ sounds like a reminiscence of ›on the back of the heaven‹ … at Plato, Phdr. 247bc.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
Buch I
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rate Form verstanden werde. Allerdings erinnere das nachfolgende ἐπιβεβηκότα τῇ σφαίρᾳ τοῦ παντός an Platon Phrd. 247bc (ἐπὶ τῷ τοῦ οὐρανοῦ νώτῳ), worauf sich ὁμοίως Πλάτωνι auch beziehen könnte.326 Dabei geht Sharples von einer Glosse aus,327 die sich vor diese relevante Phrase in den Text schob. Vgl. das Anaximenes-Lemma (1.3,4), das sich mit καὶ οὗτος (sc. Anaximenes) an das vorherige Anaximander-Lemma (1.3,3) anschließt.
Aristoteles 1.7,32 (2 / 2) E 14.16: διῃρημένου δὲ τούτου κατὰ σφαίρας τῇ μὲν φύσει συναφεῖς, τῷ λόγῳ δὲ κεχωρισμένας, ἑκάστην οἴεται τῶν σφαιρῶν ζῷον εἶναι σύνθετον ἐκ σώματος καὶ ψυχῆς, ὧν τὸ μὲν σῶμά ἐστιν αἰθέριον, κινούμενον κυκλοφορικῶς, ἡ ψυχὴ δὲ λόγος ἀεικίνητος, αἴτιος τῆς κινήσεως κατ᾿ ἐνέργειαν. G 35: διῃρημένον κατὰ τὰς σφαίρας [διαιρέσεις] τῇ μὲν φύσει ἡμῶν συναφεῖς, τῷ δὲ λόγῳ κεχωρισμένας· ὥστ᾿ εἶναι ζῷον σύνθετον ἐκ σώματος καὶ θεότητος καὶ τὸ μὲν *αἰθέριον, κινούμενον, κυκλοφορητικόν, τὴν δὲ ψυχὴν λόγον ἀκίνητον, αἴτιον τῆς κινήσεως κατ᾿ ἐνέργειαν. Q: Es ist in Kugeln eingeteilt, und zwar sind diese Kugeln von Natur aus zusammenhängend und vereinigt, im Verstand und Denken jedoch getrennt, Und er glaubte, daß jede von diesen Kugeln ein Lebewesen ist, welches aus einer Seele und einem 326 Asclepius latinus besitzt mit der PS-Version übereinstimmendes Material. Die Phrase »ac per hoc deus supra verticem summi caeli consistens« deckt sich mit θεὸν…ἐπιβεβηκότα τῇ σφαίρᾳ τοῦ παντός aus dem Corpus Hermeticum (100–300 n. Chr.). »ac per hoc deus supra verticem summi caeli consistens ubique est omniaque circum inspicit.« (Nock / Festugière; Kapitel 27, S. 332). »Hermes: … ›und deshalb [sc. weil Gott allen Einzelformen und Gattungen die Güter d. h. Geist, Seele und Leben zumißt, d. Vf.] ist Gott, der sich über dem Scheitel des höchsten Himmels befindet, überall und schaut auf alles ringsherum.« (Holzhausen, S. 292). Zur Lokalisierung des Gottes, Kroll, S. 7: »Hier kommt eine ganz bestimmte Lehrmeinung zum Ausdruck, die freilich nicht in Griechenland, sondern in Syrien entstanden ist, die aber doch wohl schon an griechische Gedanken anknüpfen konnte, falls man einer Stelle des Sextus Glauben schenken kann, der die Meinung schon für Aristoteles in Anspruch nimmt.« Sextus Empiricus (Pyrr. 3.218, I S. 192 Mutschmann / Mau): Ἀριστοτέλης (cf. Fr. 26 Rose) μὲν ἀσώματον εἶπεν εἶναι θεὸν καὶ πέρας τοῦ οὐρανοῦ, … Zur Definition von der Grenze der Welt, s. Empedokles-Lemma 2.1,4. Zur Äußerung über den höchsten Gott, s. das Stoiker-Lemma 1.7,33 (vgl. damit die Übereinstimmungen mit Cicero ND 1.33). Kroll / Bousset (S. 110) zum Ursprung der Lehre: »Und daß Poseidonios von Apameia, wie Kroll für möglich hält, der Vermittler dieser Vorstellungen gewesen sei, muß doch wohl … für ausgeschlossen gelten. Tatsächlich handelt es sich hier wieder um eine auch der mittleren Stoa ihrem Wesen nach fremde Idee: die Gottheit jenseits des gestirnten Himmels und der Heimarmene. Es wird sich immerhin lohnen, nach anderen Parallelen Umschau zu halten, die jenseits der Stoa liegen. … Er [Cumont, d. Vf.] hat nachgewisen, wie diese Idee aus dem Orient (Syrien) stammt.« 327 Sharples, Aristotelian Theology, S. 15 Anm. 71: »Since there is no similar reminiscence in the Aëtian account of Plato himself.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
Körper zusammengesetzt ist. Der Körper von ihnen -das ist der Äther- bewegt sich in einer zyklischen Bewegung. Sie Seele aber ist ein vernunftgemäßer, unbewegter Logos und die Ursache der Bewegung in actu. Ath 6.4: Ὁ δὲ Ἀριστοτέλης καὶ οἱ ἀπ᾿ αὐτοῦ ἕνα ἄγοντες, οἱονεὶ ζῷον σύνθετον, ἐκ ψυχῆς καὶ σώματος συνεστηκότα λέγουσι τὸν θεόν, σῶμα μὲν αὐτοῦ τὸ αἰθέριον νομίζοντες τούς τε πλανωμένους ἀστέρας καὶ τὴν σφαῖραν τῶν ἀπλανῶν, κινούμενα κυκλοφορητικῶς, ψυχὴν δὲ τὸν ἐπὶ τῇ κινήσει τοῦ σώματος λόγον, αὐτὸν μὲν οὐ κινούμενον, αἴτιον δὲ τῆς τούτου κινήσεως γινόμενον.328 Ps.Plutarch (L / Mau / D) διῃρημένου δὲ τούτου κατὰ σφαίρας, τῇ μὲν φύσει συναφεῖς τῷ λόγῳ δὲ κεχωρισμένας, ἑκάστην οἴεται τῶν σφαιρῶν ζῷον εἶναι σύνθετον ἐκ σώματος καὶ ψυχῆς, ὧν τὸ μὲν σῶμά ἐστιν αἰθέριον κινούμενον κυκλοφορικῶς, ἡ ψυχὴ δὲ λόγος ἀκίνητος αἴτιος τῆς κινήσεως κατ᾿ ἐνέργειαν.
Da dieser (sc. Körper) eingeteilt ist in Sphären, die der Natur nach miteinander verbunden sind, aber der Vernunft nach getrennt sind, glaubt er, jede Sphäre sei ein Lebewesen, zusammengesetzt aus Körper und Seele. Der Körper davon sei ätherisch und bewege sich zirkelförmig; die Seele sei aber ein unbeweglicher lo gos, Grund der Bewegung der Wirkung nach. (S. Kaltwasser, S. 25).
διῃρημένου … κατ’ ἐνέργειαν desunt] P=E=G=Q~Ath ↔ S Entgegen der üblichen Beobachtung weist Ps.Plutarch den längeren Text auf. M&R329 gehen davon aus, dass Stobaios seine Vorlage deshalb gekürzt habe, »because he later (§ 36) quotes a long section from Ps.Arist. De Mundo 6.« (Zu diesem Argument, s. 1.9,4+5). Aus der nachfolgenden Tabelle lassen sich Ähnlichkeiten Ps.Plutarch und Athenagoras erkennen: Die Beschreibung des Sphärenkörpers stimmt überein mit Athenagoras’ Beschreibung des Gottes.330 Dies sichert den Zusatz als Teil der PS-Quelle:
328 »Auch Aristoteles und seine Schüler betrachten Gott als einen, der jedoch wie ein animalisches Wesen zusammengesetzt sei; sie lassen ihn aus Leib und Seele bestehen: das Ätherische, nämlich die Planeten und die Fixsternsphäre mit ihren kreisförmigen Bewegungen, halten sie für seinen Leib; die Vernunft, welche über die Bewegung dieses Leibes wacht und, ohne selbst bewegt zu werden, dessen Bewegung verursacht, für seine Seele.« (Eberhard, S. 23). 329 M&R, Sources, S. 313.250. 330 Beide Textzeugen sprechen von einem Lebewesen, zusammengesetzt aus Körper und Seele. Bei Ps.Plutarch ist Gott ist der unbewegte Beweger, getrennt von den zahlreichen Sphären, von denen jede ein Lebewesen ist, das aus Körper und eigener unbewegter Seele besteht. Bei Athenagoras hingegen besteht Gott als Lebewesen aus Körper und der Seele. Vgl. Sharples, Aristotelian Theology, S. 15−16. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
Buch I
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Ps.Plutarch
Athenagoras
Für jede Sphäre des ätherischen Körpers gilt: ζῷον σύνθετον ἐκ σώματος καὶ ψυχῆς
Gott:
Körper: αἰθέριον κινούμενον κυκλοφορικῶς
Körper: αἰθέριον, ἀστέρας καὶ τὴν σφαῖραν τῶν ἀπλανῶν, κινούμενα κυκλοφορητικῶς,
Seele: λόγος ἀκίνητος αἴτιος τῆς κινήσεως κατ᾿ ἐνέργειαν.
Seele: τὸν ἐπὶ τῇ κινήσει τοῦ σώματος λόγον, οὐ κινούμενον, αἴτιον δὲ τῆς τούτου κινήσεως
ζῷον σύνθετον ἐκ ψυχῆς καὶ σώματος
Schoedel331 steht der Möglichkeit skeptisch gegenüber, dass Athenagoras aus Aëtios geschöpft hat, während M&R332 die Skepsis für unbegründet erachten: »Very clearly a paraphrase of A«.
Stoiker 1.7,33 E 14.16: Οἱ Στωϊκοὶ νοερὸν θεὸν ἀποφαίνονται, πῦρ τεχνικόν, ὁδῷ βαδίζον ἐπὶ γένεσιν κόσμου, περιειληφότος πάντας τοὺς σπερματικοὺς λόγους, καθ᾿ οὓς ἕκαστα καθ᾿ εἱμαρμένην γίνεται· καὶ πνεῦμα διῆκον δι᾿ ὅλου τοῦ κόσμου, τὰς δὲ προσηγορίας μεταλαμβάνον δι᾿ ὅλης τῆς ὕλης, δι᾿ ἧς κεχώρηκε. θεὸν δὲ καὶ τὸν κόσμον καὶ τοὺς ἀστέρας καὶ τὴν γῆν, τὸν δ᾿ ἀνωτάτω πάντων νοῦν ἐν αἰθέρι. G 35: Οἱ Στωικοὶ δὲ τὸν θεὸν πῦρ ἔντεχνον ἢ πνεῦμα νομίζουσιν, ὁδῷ βαδίζον ἐπὶ κόσμου γένεσιν, ἐμπεριειληφὸς πάντας τοὺς σπερματικοὺς λόγους, καθ᾿ οὓς ἕκαστα καθ᾿ εἱμαρμένην γίνεσθαι, καὶ διήκειν δι᾿ ὅλου τοῦ κόσμου τὰς προσηγορίας μεταλαμβάνον [τε] κατὰ τὰς τῆς ὕλης δι᾿ ἧς κεχώρηκε παραλλάξεις. θεοὺς δὲ καὶ τὸν κόσμον καὶ τοὺς ἀστέρας καὶ τὴν γῆν εἶναι νομίζουσιν, τὸ δὲ ἀνώτατον πάντων τὸν νοῦν εἶναι, τὸν θεόν. Q: Die Stoiker behaupteten allgemein, daß er kunstvolles Feuer ist, welches den Weg des Werdens der Welt beschreitet und die zum Samen gehörigen Verhältnisse in sich schließt, durch welche jeder auf dem Weg der Verkörperung entsteht. Und (sie behaupteten), daß er ein Pneuma ist, welches die ganze Welt durchdringt, und bezeichneten die Welt, die Sterne und den Äther mit diesem Namen. Und was höher als all das und im Äther ist, nennten sie den Verstand. Cy 1.39: Καὶ μὴν καὶ οἱ καλούμενοι στωϊκοὶ θεὸν εἶναί φασι πῦρ τεχνικὸν ὁδῷ βαδίζον ἐπὶ γενέσει κόσμου. Γεγράφασι δὲ περὶ τοὺτων Πλούταρός τε καὶ ἕτεροι τῶν παρ᾿ αὐτοῖς λογάδων, καὶ ὁ θρασὺς καθ᾿ ἡμῶν Πορφύριος. 331 Schoedel, S. 15 Anm. 5: »Possibly derived from Aetius, Plac. 1.7.32; but it is more likely that Athenagoras reflects the early (Platonizing) Aristotle here …« 332 M&R, Sources, S. 313. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
Ath 6.5: Οἱ δὲ ἀπὸ τῆς Στοᾶς, κἂν ταῖς προσηγορίαις κατὰ τὰς παραλλάξεις τῆς ὕλης, δι᾿ ἧς φασι τὸ πνεῦμα χωρεῖν τοῦ θεοῦ, πληθύνωσι τὸ θεῖον ὡς ὀνόμασι, τῷ γοῦν ἔργῳ ἕνα νομίζουσι τὸν θεόν. Εἰ γὰρ ὁ μὲν θεὸς πῦρ τεχνικόν, ὁδῷ βαδίζον ἐπὶ γενέσει κόσμου, ἐμπεριειληφὸς ἅπαντας τοὺς σπερματικοὺς λόγους, καθ᾿ οὓς ἕκαστα καθ᾿ εἱμαρμένην γίγνεται, τὸ δὲ πνεῦμα αὐτοῦ διήκει δι᾿ ὅλου τοῦ κόσμου, ὁ θεὸς εἷς κατ᾿ αὐτούς, Ζεὺς μὲν κατὰ τὸ ζέον τῆς ὕλης ὀνομαζόμενος, Ἥρα δὲ κατὰ τὸν ἀέρα, καὶ τὰ λοιπὰ καθ᾿ ἕκαστον τῆς ὕλης μέρος, δι᾿ ἧς κεχώρηκε, καλούμενος.333334 Ps.Plutarch (Mau)
Stobaios (W)
Οἱ Στωικοὶ νοερὸν (κοινότερον Hss) θεὸν ἀποφαίνονται, πῦρ τεχνικὸν ὁδῷ βαδίζον ἐπὶ γένεσιν κόσμου, ἐμπεριειληφὸς (ἐμπεριειληφότος Hss) πάντας τοὺς σπερματικοὺς λόγους, καθ᾿ οὓς ἕκαστα καθ᾿ εἱμαρμένην γίνεται· καὶ πνεῦμα μὲν διῆκον δι᾿ ὅλου τοῦ κόσμου, τὰς δὲ προσηγορίας μεταλαμβάνον †δι᾿ ὅλης (μετα. κατὰ τὰς L) τῆς ὕλης δι᾿ ἧς κεχωρήκει (κεχώρηκε L+D) παραλλάξεις† θεὸν (θεοὺς D) δὲ καὶ τὸν κόσμον καὶ τοὺς ἀστέρας καὶ τὴν γῆν, τόν τ᾿ (δ᾿ L+D) ἀνωτάτω πάντων νοῦν ἐν αἰθέρι.
(A) Οἱ Στωικοὶ νοηρὸν (νοερὸν D)334 θεὸν ἀποφαίνονται, πῦρ τεχνικόν, ὁδῷ βαδίζον ἐπὶ γενέσει κόσμου, ἐμπεριειληφὸς πάντας τοὺς σπερματικοὺς λόγους, καθ᾿ οὓς ἅπαντα καθ᾿ εἱμαρμένην γίνεται. (B) Καὶ πνεῦμα μὲν ἐνδιῆκον δι᾿ ὅλου τοῦ κόσμου, τὰς δὲ προσηγορίας μεταλαμβάνον δι᾿ ὅλης τῆς ὕλης, δι᾿ ἧς κεχώρηκε, παραλλάξαν, θεοὺς δὲ καὶ τὸν κόσμον καὶ τοὺς ἀστέρας καὶ τὴν γῆν· ἀνωτάτω δὲ πάντων νοῦν ἐναιθέριον εἶναι θεόν.
Die Stoiker sagen, Gott sei intelligent, ein kunstverständiges Feuer, das methodisch zur Entstehung der Welt voranschreitet und all die Samenprinzipien umfasst, nach denen jedes einzelne dem Schicksal entsprechend geschieht. Auch sei er ein Atemstrom, der die ganze Welt durchdringt und Benennungen erhält,
Die Stoiker sagen, Gott sei intelligent, ein kunstverständiges Feuer, das methodisch zur Entstehung der Welt voranschreitet und all die Samenprinzipien umfasst, nach denen alles dem Schicksal entsprechend geschieht. Auch sei er ein Atemstrom, der durch die ganze Welt hindurch zieht und Benennungen erhält
333 »Ferner können wir uns auf die Stoiker berufen. Sie geben zwar in ihren Aussagen der Gottheit viele Namen, je nach den Veränderungen der angeblich vom Geiste Gottes durchdrungenen Materie, in Wirklichkeit aber kennen sie doch nur einen einzigen Gott. Denn wenn Gott das gestaltende Feuer ist, das seinen Weg wandelt, um die Welt hervorzubringen, und alle samenartigen Vernunftgründe in sich einschließt, nach denen die Einzeldinge mit unabänderlicher Schicksalsbestimmung entstehen, wenn überhaupt sein Geist die ganze Welt durchdringt, so ist eben Gott nach stoischer Auffassung nur einer, der nach dem feurigen Teil der Materie den Namen Zeus, nach der Luft den Namen Hera bekommt, und so auch die übrigen Namen nach jedem einzelnen Teile der von ihm durchschrittenen Materie.« (Eberhard, S. 23). 334 Bei der von Wachsmuth aufgeführten Form νοηρὸν handelt es sich um einen Schreibfehler von Wachsmuth selbst, wie in den corrigenda zu lesen ist, s. Wachsmuth, Eclogae, S. XXXV. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
Buch I
(entsprechend) den Veränderungen der ganzen Materie, durch die er gedrungen ist. Gott ist auch die Welt, die Sterne, die Erde; der allerhöchste (Gott) aber der Verstand, (der seinen Sitz) im Äther (habe). (S. Long/ Sedley, fr. 46 A).
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durch die ganze Materie, durch die er gedrungen, ist und sich verändert. Die Götter aber sind die Welt, die Sterne, die Erde; aber der allerhöchste Gott von allem sei der ätherische Verstand.
Struktur- und Inhaltsanalyse: PS-Version vs. Athenagoras. M&R335 zufolge para phrasiert Athenagoras an dieser Stelle den Aëtios. Das Zusatzmaterial, das Athenagoras mit dem Hinweis auf Zeus und Hera gegenüber der PS-Version ausweist, erklären M&R damit, dass es nicht den Stoikern sondern eventuell dem Empedokles-Lemma 1.3,20 zuzuordnen sei. Allerdings kann das Zusatzmaterial auch auf die eine limitierte Version des PS-Materials hinweisen. Strukturell unterscheidet sich die PS-Version von Athenagoras in der Anordnung des Inhalts: In der PS-Version sind die Themen Feuer (A) und pneuma (B) mit Καὶ verbunden. Die Hypothese, dass bereits in der PS-Quelle eine Cluster-Bildung vorlag, baut darauf auf, dass bei der Cluster-Bildung immer dann die Partikel καί statt δέ benutzt wird, wenn die Partikelverbindung δὲ μὲν (also πνεῦμα δὲ μὲν κτλ.) vermieden werden soll (s. Kap. III.2.3). Nun ist bei Athenagoras die Themenabfolge »Feuer − πνεῦμα« in »πνεῦμα − Feuer« umgedreht. Wenn also die Abfolge (Feuer − πνεῦμα) der PS-Quelle zugeschrieben wird, so kann Athenagoras an dieser Stelle nicht aus derselben Quelle geschöpft haben. Hat Athenagoras nicht sua sponte in die Struktur eingegriffen, ist für diese Stelle bewiesen, dass Athenagoras auf eine Version zugriff, die als PS-nahe Quelle bezeichnet werden kann. So erklären sich die Abweichungen in der Formulierung und dem Inhalt (Zusatzmaterial).
νοερὸν pro κοινότερον Hss] P~Q ↔ S=E(=DG=Mau=L)
G−Cy−Ath−
Nach Diels336 zeigt sich hier ein für Ps.Plutarch typisches Beispiel einer korrupten Stelle, die sich durch Eusebios berichtigen lasse. Der Fehler bei Ps.Plutarch lässt sich durch Dittographie erklären (Οἱ Στωικοὶ κοινότερον statt Στωικοὶ νοερὸν). 335 M&R, Sources, S. 313: »The final section on God as Zeus and Hera is not attributed to the Stoics in the Placita (but cf. P 1.3.20 on Empedocles).« 336 Diels, DG, S. 9−10: »Corruptis locis quam saepe salutare afferat auxilium Eusebius, dici nequit. unum proferam editorum socordia insigne. I 7 33 οἱ Στωικοὶ κοινότερον θεὸν ἀποφαίνονται πῦρ. ecquis crediderit κοινότερον illud vel a Wyttenbachio eruditissimo antiquae philosophiae existimatore non modo toleratum, sed etiam latine expressum esse: S t o i c i c o m m u n i u s d e u m p r o n u n c i a n t ? ne haesisse quidem videtur, alioqui Stobaeo adhibito legisset quod verum est νοερὸν θεόν. idquem confirmat Eusebius. addo autem ne quis soli Plutarcho dormitantes editores obtigisse reatur, perinde ridiculum errorem hodieque legi in Pseudo-Iustini cohort. c. 6: Ἀριστοτέλης δὲ οὐ κοινοτέραν τὴν ψυχὴν εἶναί φησιν, ἐν ᾧ περιείληπται καὶ τὰ φθαρτὰ μόρια, ἀλλὰ τὸ λογικὸν μόνον. ut Plutarchi librarios decepit vocis Στωικοὶ ultima syllaba repetita, ita in Iustino fuit adverbium κοινότερον.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
ἐπὶ γενέσει pro ἐπὶ γένεσιν] P=E=G ↔ S=P=Cy~Ath
Q?
Die Hss Ps.Plutarchs besitzen sowohl den Akkusativ (Hs B) als auch den Dativ (Hss AC). Diels druckt ἐπὶ γένεσιν für Ps.Plutarch auf der Grundlage von Euse bios und Ps.Galen ab. Schröder337 hingegen favorisiert auf Grundlage der Hss (AC), Cyrill und Athenagoras die Stobäische Version. Eusebios und Ps.Galen hätten keine Aussagekraft, da sich aufgrund der bekannten Akkusativ-Definition der richtige Text leicht herstellen lasse. Als Argument führt er ferner Cyrill und insbesondere Athenagoras an: »Sollte dieser [Athenagoras, d. Vf.], wie von Mansfeld-Runia … in Betracht gezogen wird, die Sammlung des Aëtius benutzt haben, zeigt sein Text, daß der Dativ in dessen Überlieferung eine Rolle spielte.« S. auch M&R: »S rather than P.«338 ἐμπεριειληφὸς pro ἐμπεριειληφότος] P~E ↔ S=G=Q=Ath(=L=Mau=DG) Cy− ἅπαντα statt ἕκαστα] P=E=G=Q=Ath ↔ S
Cy−
Nach Diels339 stellt ἅπαντα die ursprüngliche Lesart dar, weil Stobaios der zuverlässigere Textzeuge sei. Aufgrund des vorangehenden πάντας habe Ps.Plutarch ἅπαντα in ἕκαστα geändert. Diels, der zum Abfassungszeitpunkt der DG noch der Auffassung war, dass Athenagoras von Ps.Plutarch abhängig sei, erklärt damit die Übereinstimmung zwischen Athenagoras und Stobaios. M&R favorisieren dagegen Ps.Plutarch.340 ἐνδιῆκον pro διῆκον] P=E=G=Q=Ath ↔ S
Cy–
κεχώρηκε pro κεχωρήκει] P ↔ S=E=G(=DG=L) παραλλάξαν pro παραλλάξεις] P ↔ S
Cy–Ath≠ G≠Ath≠E–Q–Cy–
In beiden Versionen ist die Textstelle verderbt: Diels erklärt in den Prolego mena, dass Eusebios das Wort παραλλάξεις auslasse, weil es sich nicht in den Satz einfüge,341 bei Stobaios störe der Aorist von παραλλάξαν sowie die nicht vorhandene Verbindung zwischen den beiden Partizipien μεταλαμβάνον und 337 Schröder, S. 392. 338 M&R, Sources, S. 313. 339 Diels, DG, S. 5 Anm. 2. 340 M&R, Sources, S. 313: »P rather than S.« Dabei geben M&R zu bedenken, dass an dieser Stelle Diels’ Argumentation, Athenagoras »read P rather than A as found in S …. cannot be conclusive.« 341 Diels, DG, S. 51: »talia Eusebius cum libris AC, nisi quod ille παραλλάξεις cum quadrare neutiquam videret omisit.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
Buch I
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παραλλάξαν.342 Torraca343 favorisiert – auf der Grundlage von Ps.Galen und Athenagoras – die Lesart κατὰ τὰς τῆς ὕλης …. παταλλάξεις.344 Schröder345 führt auf der Grundlage des Befundes die Verderbnis auf Aëtios zurück und betrachtet die Sprachwidrigkeit in den beiden von ihm abhängenden Texten als »ursprünglich«: »Offenbar haben die Verfasser … in manchen Fällen mit einem sicher auch ihnen selbst eigentlich nicht verständlichen Text vorlieb genommen und … auf eine … sprachliche Glättung … verzichtet.« Wie lässt es sich erklären, dass Ps.Plutarch und Stobaios in ihren Fehlern voneinander abweichen? Sie haben entweder unterschiedlich falsche Vorlagen besessen, unterschiedlich Falsches von der fehlerhaften Stelle abgeschrieben oder ihr Versuch ist jeweils fehlgeschlagen, ihre Vorlage zu verbessern. θεοὺς pro θεὸν] P=E=Q? ↔ S=G(=DG)
Ath≠Cy−
δὲ pro τ᾿] P=Q(=Mau) ↔ S=E=G(=DG=L)
Cy−Ath−
ἐναιθέριον pro ἐν αἰθέρι] P=E=Q ↔ S Vgl. 1.7,16 Demokrit: ἐν πυρὶ σφαιροειδεῖ pro ἐμπυροειδῆ. εἶναι θεόν in fine plura] P=Q ↔ S=G
G−Cy−Ath− Cy−Ath−
Diels favorisiert auf der Grundlage von Ps.Galen die Stobäische Lesart.346 Vgl. die Beobachtung von M&R zur »introductory phrase«, die Stobaios zur sprachlichen Glättung einsetze.347 Vgl. die Endposition in 1.11,3+4; 1.21,1; 2.17,5.
342 Diels, DG, S. 51: »paulo melius Stobaeus παραλλάξαν cui simili Stoicorum loco III 7 2 uti licuit οἱ Στωικοὶ πᾶν πνεῦμα ἀέρος εἶναι ῥύσιν, ταῖς τῶν τόπων δὲ παραλλαγαῖς τὰς ἐπωνυμίας παραλλάττουσαν. sed obstat et aoristi tempus et participium male priori μεταλαμβάνον coniunctum. praeterea utroque participio plane idem diceretur.« 343 Torraca, S. 447. 344 Ebenso Lachenaud; vgl. Diels (1879,51.306), der auf den Vorschlag von Beck und Heeren (διὰ τὰς τῆς ὕλης … παραλλάξεις) verweist. 345 Schröder, S. 291. Schröder (ebd.) kritisiert an dieser Stelle Lachenaud, dass er einen heilen Text präsentiere und daher nicht mehr die wie im Vorwort angekündigte Ps.Plut. Version darbiete, die ja fehlerhaft sei. 346 Diels, DG, S. 306. 347 M&R, Sources, S. 231. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
Epikur 1.7,34 E 14.16: Ἐπίκουρος ἀνθρωποειδεῖς μὲν τοὺς θεούς, λόγῳ δὲ πάντας θεωρητοὺς διὰ λεπτομέρειαν τῆς τῶν εἰδώλων φύσεως. ὁ δ᾿ αὐτὸς ἄλλως τέτταρας φύσεις κατὰ γένος ἀφθάρτους τάσδε· τὰ ἄτομα, τὸ κενόν, τὸ ἄπειρον, τὰς ὁμοιότητας, αὗται δὲ λέγονται ὁμοιομέρειαι καὶ [τὰ] στοιχεῖα. G 35: Ἐπίκουρος δὲ ἀνθρωποειδεῖς εἶναι τοὺς θεούς, λόγῳ δὲ πάντας θεωρητοὺς διὰ τὴν λεπτομέρειαν τῆς τῶν εἰδώλων φύσεως· ὁ δὲ αὐτὸς τέτταρας φύσεις κατὰ γένος ἀφθάρτους *** ὁμοιότητας. αὗται λέγονται καὶ ὁμοιομέρειαι καὶ στοιχεῖα τῷ αὐτῷ. Q: Epikuros glaubte, daß die Gottheiten in der Gestalt der Menschen sind und wegen der Freiheit der Natur ihrer Substanzen durch den Verstand wahrgenommen werden. Und er behauptete vier andere Naturen, die in ihrer Art unvergänglich sind, nämlich die Teile, die sich nicht mehr teilen lassen, die Leere, das Unendliche und die Ähnlichkeiten; sie werden »einander ähnlich in den Teilen« und »Elemente« genannt. Ps.Plutarch (L / Mau)
Stobaios (W)
Ἐπίκουρος ἀνθρωποειδεῖς μὲν πάντας (om. D) τοὺς θεούς, λόγῳ δὲ πάντας τούτους (om. D) θεωρητοὺς διὰ τὴν λεπτομέρειαν τῆς τῶν εἰδώλων φύσεως· ὁ δ᾿ αὐτὸς ἄλλως (ἄλλας D) τέσσαρας (τέτταρας D) φύσεις κατὰ γένος ἀφθάρτους τάσδε, τὰ ἄτομα τὸ κενὸν τὸ ἄπειρον τὰς ὁμοιότητας· αὗται δὲ λέγονται ὁμοιομέρειαι καὶ στοιχεῖα.
(A) Ἐπίκουρος ἀνθρωποειδεῖς μὲν τοὺς θεούς, λόγῳ δὲ πάντας θεωρητοὺς διὰ τὴν λεπτομέρειαν τῆς τῶν εἰδώλων φύσεως. (B) Ὁ δ᾿ αὐτὸς ἄλλας τέσσαρας (τέτταρας D) φύσεις κατὰ γένος ἀφθάρτους τάσδε· τὰ ἄτομα, τὸ κενὸν, τὸ ἄπειρον, τὰς ὁμοιότητας· αὗται δὲ λέγονται ὁμοιομέρειαι καὶ στοιχεῖα.
Epikur, alle Götter hätten menschliche Gestalt, all diese könnten aber nur mit der Vernunft gesehen werden, wegen der zarten Teile der Natur ihrer Bildnisse. Derselbe (nimmt) auf andere Weise vier Naturen (an), die gemäß ihres Geschlechts unvergänglich (sind): die Atome, das Leere, das Unendliche (und) die Gleichheiten, Diese werden Homo iomerien und Elemente genannt. (Vgl. Kaltwasser, S. 26).
Epikur, die Götter hätten menschliche Gestalt, sie alle könnten aber nur mit der Vernunft gesehen werden, wegen der zarten Teile der Natur ihrer Bildnisse. Derselbe (nimmt) die anderen vier Naturen (an), die gemäß ihres Geschlechts unvergänglich (sind): die Atome, das Leere, das Unendliche (und) die Gleichheiten. Diese werden Homoiomerien und Elemente genannt.
πάντας deest] P ↔ S=E=G=Q(=DG) τούτους deest] P ↔ S=E=G(=DG)~Q Ὁ δ᾿ αὐτὸς] P=S=E=G=Q © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Die Formulierung erinnert an das Lemma 1.16,2 (S). Mit eben dieser Formulierung − bei Ps.Plutarch steht Οἱ τὰς ἀτόμους − schließt Stobaios das Lemma 1.16,2 an das vorhergehende Demokrit-Lemma 1.12,6 im Rahmen der Cluster-Bildung an (coalescence, Kap. I.3.1). In dem Epikur-Lemma 1.7,34 wird durch diese Formulierung das Thema der anthropomorphen Götter (A) mit dem Thema der vier Naturen (B) verbunden. (S. Kap. III.2.3) ἄλλας pro ἄλλως] P(Hss AB)=E ↔ S=P(Hs C)=Q(=DG) Die Versionen πάντας (P) und ἄλλας (S) schließen sich gegenseitig aus: Wenn alle Götter, wie bei Ps.Plutarch zu lesen ist, menschliche Gestalt besitzen, bleibt keine Restmenge mehr für andere Naturen der Götter.348 Diesem Widerspruch entgehen beide Basistexte: Bei Ps.Plutarch steht statt ἄλλας das Wort ἄλλως und Stobaios besitzt πάντας nicht. (S. Kap. III.2.3)
Überschrift 1.9 E 15.44: Περὶ ὕλης. Q: Über die Materie. Ps 86: Περὶ ὕλης. Phot. 167.112b: Εἶτα περὶ ὕλης· Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W / D)
Περὶ ὕλης.
Περὶ ὕλης.
Über Materie.
Über Materie.
nulla differentia] P=S=E=Q=Ps=Phot
348 Dieses Argument führt Purinton (S. 220–221) gegen ἄλλας an, dass »the gods will have been counted twice.« Aber Purinton (S. 221) unterstützt ἄλλας, indem er argumentiert: »For, on the view that I have just sketched, gods are not the only imperishable ›similarities‹; the endless stream of cake-shaped idols is an imperishable unity from similar elements too.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
Definition 1.9,1 E 15.44: Ὕλη ἐστὶ τὸ ὑποκείμενον γενέσει καὶ φθορᾷ καὶ ταῖς ἄλλαις μεταβολαῖς. Q: Die Materie ist das erste Substrat für ein Werden und Vergehen und für die anderen Veränderungen. Vgl. Q 1.3,21: Die Materie ist die erste Substanz für das Werden und Vergehen.349 Ps.Plutarch (L / Mau)
Stobaios (W / D)
Ὕλη ἐστὶ τὸ ὑποκείμενον πρῶτον (πρώτῃ D)349 γενέσει καὶ φθορᾷ καὶ ταῖς ἄλλαις μεταβολαῖς.
῞Υλη ἐστὶ τὸ ὑποκείμενον πάσῃ γενέσει καὶ φθορᾷ καὶ ταῖς ἄλλαις μεταβολαῖς.
Materie ist das, was als erstes der Entstehung und dem Vergehen und anderen Veränderungen zugrunde liegt.
Materie ist das, was jeder Entstehung und dem Vergehen und anderen Veränderungen zugrunde liegt.
Strukturanalyse: Mit Lemma 1.9,1, dessen Bericht über die Materie sich mit Platon 1.3,21 deckt, beginnt eine Reihe von Definitions-Lemmata,350 die kein Namens etikett besitzen. Das Definitions-Lemma, das nach der Formel X ἐστι Y (∨ / ∧ Z) aufgebaut ist, bildet bei Ps.Plutarch und Stobaios das Kopflemma des jeweiligen Kapitels. Nach Diels351 sind die Definitions-Lemmata scholastico more vorgestellt und dem Aëtios zuzuschreiben. M&R,352 die in den Definitions-Lemmata eine Modernisierung des Handbuchs sehen, sprechen ebenfalls von more doxographico or scholastico. Lebedev 353 geht davon aus, dass der Autor der Definitions-Lemmata (und des Prooemiums) mit dem Urheber der PS-Placita zusammenfalle. Durch seinen speziellen Aufbau (s. Formel) wirkt das Definitions-Lemma wie ein Kompendium aus verschiedenen Lemmata. Dies würde erklären, warum die Definitions-Lemmata anonym präsentiert sind.
πάσῃ pro πρῶτον] P~Q ↔ S
E−
349 Diels, DG, S. 307: »πρώτῃ retinui ut Stobaei lectioni propius. ceterum deest πάσῃ in Arist. de gen. et inter. I 4 p. 320 a2 cf. Prol. p. 215.« Heeren, S. 317: »Pro πάσῃ legitur ibi πρῶτον; utrumque bene.« 350 1.10,1; 1.11,1; 1.12,1; 1.14,1; 1.15,1. 351 Diels, DG, S. 60. 352 M&R, Compendium, S. 138: »a symptom of the modernization«. Ebd. S. 33 Anm. 57: »we note that in some cases we are more doxographico or scholastico presented with alterna tives (no name-labels).« Ebd. »It would take too long to discuss and attempt to identify the (ingredients of the) definitions here.« 353 Lebedev, Doxographer, S. 815 f. Lebedev sieht als möglichen Urheber des DefinitionsLemmas einen eklektischen Platonisten, beeinflusst von Poseidonios und Antiochos von Askalon. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Thales c.s. 1.9,2 E 15.44: Οἱ ἀπὸ Θάλεω καὶ Πυθαγόρα καὶ οἱ Στωϊκοὶ τρεπτὴν καὶ ἀλλοιωτὴν καὶ ῥευστὴν ὅλην δι᾿ ὅλων τὴν ὕλην. Q: Die Anhänger des Thales und des Pythagoras und die Stoiker behaupteten über die Materie, daß sie in der Gesamtheit veränderlich, wandelbar, beweglich und fließend ist. T 4.13: καὶ τὴν ὕλην δέ γε Θαλῆς μὲν καὶ Πυθαγόρας καὶ Ἀναξαγόρας καὶ Ἡράκλειτος καὶ ὁ τῶν Στωϊκῶν ὁρμαθὸς τρεπτὴν καὶ ἀλλοιωτὴν καὶ ῥευστὴν ἔφασαν εἶναι· Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W / D)
Οἱ ἀπὸ Θάλεω καὶ Πυθαγόρου καὶ οἱ Στωικοὶ
Οἱ ἀπὸ Θάλεω καὶ Πυθαγόρου, λέγω δὲ τοὺς μέχρι τῶν Στωικῶν καταβεβηκότας σὺν Ἡρακλείτῳ, τρεπτὴν καὶ ἀλλοιωτὴν καὶ μεταβλητὴν καὶ ῥευστὴν ὅλην δι᾿ ὅλης τὴν ὕλην ἀπεφήναντο.
τρεπτὴν καὶ ἀλλοιωτὴν καὶ μεταβλητὴν καὶ ῥευστὴν ὅλην δι᾿ ὅλης τὴν ὕλην. Die Anhänger des Thales und des Pythagoras und die Stoiker (sagen), umwandelbar, veränderbar, modifizierbar und im Fluss (sei) die Materie in ihrem gesamten Umfange. (S. Wöhrle, Thales, S. 133.283).
Die Anhänger von Thales und Pythagoras, – ich meine diejenigen, die bis zu den Stoikern hinabgehen, zusammen mit Heraklit – sagten, umwandelbar, veränderbar, modifizierbar und im Fluss (sei) die Materie in ihrem gesamten Umfange.
λέγω δὲ τοὺς μέχρι κτλ. pro καὶ οἱ Στωικοὶ] P=E=Q ↔ S
T≠
Forschungslage: Nach Heeren354 kompensiert οἱ Στωικοὶ das λέγω κτλ. Diels355 ist der Meinung, dass Ps.Plutarch und Stobaios den aëtianischen Text nicht zur Gänze wiedergeben, und gibt Theodoret den Vorzug, auch wenn er die Formulierung Theodoret selbst zugute hält. Hinsichtlich der Aëtios-Rekonstruktion ist die Diels’ Annahme methodisch problematisch, da Zusatzmaterial auf weitere Zusätze unbekannter Größe schließen lässt. Diels habe, so M&R,356 Theodorets Zusatzmaterial 354 Heeren, S. 318–319. 355 Diels, DG, S. 46: »I 9 2–7 a Theodoreto IV 13 melius excerptum est quam a Plutarcho et Stobaeo, quibus pulchra succreverunt supplemanta. § 2 brevior est Plutarchus oἱ ἀπὸ Θάλεω καὶ Πυθαγόρου καὶ οἱ Στωικοὶ, obscurior Stobaeus oἱ ἀπὸ Θάλεω καὶ Πυθαγόρου λέγω δὲ τοὺς μέχρι τῶν Στωικῶν καταβεβηκότας σὺν Ἡρακλείτῳ, utrumque pertaesum est plene describere. quanto melius ille Θαλῆς καὶ Πυθαγόρας καὶ Ἀναξαγόρας καὶ Ἡράκλειτος καὶ ὁ τῶν Στωικῶν ὁρμαθός, ubi tamen ultimam vocem ignosces episcopo elegantiarum aucupi.« 356 S. M&R, Sources, S. 289: »From the above analysis of his [Diels, d.Vf.] method it is clear that Diels has exaggerated the amount of extra material that the evidence of T suggests may have originally been present in A. Where S is well preserved, A will not have been very much larger than the material he records. Diels’ method patently breaks down in the case of the two © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
überschätzt und Aëtios gehe nicht über Stobaios hinaus. Raeder kommt zu dem gegenteiligen Schluss.357 Er hält die Ausdrucksweise οἱ ἀπό für aëtianisch − ebenso M&R358 − weil sie nur bei Stobaios und Ps.Plutarch, nicht aber bei Theodoret vorkomme. Daher habe Theodoret den Namen Anaxagoras nicht bei Aëtios vorgefunden, sondern selbst eingefügt. M&R geben sich im Hinblick auf die Provenienz unentschieden: »the periphrasis λέγω δέ may seem like an addition by S.«359 Dagegen aber: »P … avoiding ambiguity at the cost of disinformation, more epitomatoris leaves out Heraclitus and replaces ›I mean … Heraclitus‹ with ›the Stoics‹.«360
Gegen Theodoret spricht die Οἱ ἀπό-Formel und die Ähnlichkeit zwischen Ps.Plutarch und Stobaios.361 Der Vergleich zeigt, dass dem Diadochensystem im PS-Grundstock362 die Einzelnamen bei Theodoret gegenüberstehen.363 Es handelt sich also um zwei verschiedene Aufzählungssysteme, die daraus resultieren können, dass Theodoret aus einer PS-ähnlichen Quelle geschöpft hat. Ferner lässt sich »Anaxagoras« nicht ohne Weiteres in die PS-Version integrieren: Denn die Reduktionsformel Οἱ ἀπό schließt die Aufzählung einzelner Namen aus. Es ergibt keinen Sinn, dass in der PS-Quelle die Kürzungsformel οἱ ἀπό und der Name »Anaxagoras« gleichzeitig aufgeführt sind, der in dem PS-Kapitel 1.3 unter die ionischen Philosophen subsumiert ist.364 καὶ μεταβλητὴν ambo] P=S=Q ↔ T=E ἀπεφήναντο in fine plus] P=E ↔ S
Q?T≠
lemmata in the same chapter on ὕλη, where he sets aside the combined evidence of P and S in order to reveal T as the fuller witness.« 357 Raeder, S. 80: »Vix contendi poterit, neque Anaxagorae neque Metrodori aut Epicuri mentionem fecisse Aëtium, et ipsum eos addidisse Theodoretum, contra vero eam orationis formam (οἱ ἀπὸ …), quae Plutarcho et Stobaeo communis est, ipsius Aëtii esse veri simile est, nisi illos non ipsum Aëtium, sed alium aliquem, qui illo usus esset, exscripsisse suspiceris.« 358 M&R, Sources, S. 287: »Raeder … rightly points out that the formula οἱ ἀπό is very Aëtian. It is disliked by T, who never uses it.« Zur Formel, vgl. aber M&R, Sources, S. 192: »A striking example [of P’s method of reduction, d.Vf.] can be observed in 2.1.2, where the list of 11 names was cut back to Θαλῆς καὶ οἱ ἀπ᾿ αὐτοῦ;« 359 M&R, Sources, S. 287. 360 M&R, Compendium, S. 90. S. ebenso Mansfeld, Coming, S. 285. 361 S. Οἱ ἀπό-Formulierung, Anaxagoras fehlt. 362 Zum Pythagoreischen Diadochensystem in 1.9,2 s. Mansfeld, Coming, S. 285. S. auch Mansfeld, Heresiography, S. 22 Anm. 10. Nach ihm ist im Stobäischen Text eine Anspielung auf eine Sukzessionsfolge erkennbar, vergleichbar mit dem Kapitel 1.3 (Aët.). »There are a few further remains of references to successions in Stobaeus’ excerpts from Aëtius, e.g. Aët. I 9.2, I 11.6.« 363 S. dagegen M&R, Sources, S. 282. Theodorets Methode sei es, die name-labels durch anonyme Gruppen (οἱ μέν… οἱ δέ) zu ersetzen. 364 M&R (Compendium, S. 90) vermuten aufgrund des Namens »Anaxagoras«, »that A indeed had the Ionian Succession in mind.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Demokrit c.s. 1.9,3 E 15.44: Οἱ ἀπὸ Δημοκρίτου ἀπαθῆ τὰ πρῶτα, τὴν ἄτομον καὶ τὸ κενὸν τὸ ἀσώματον. Q: Die Anhänger des Demokritos behaupteten, daß die erste Materie nicht beeinflußbar ist, das heißt, was nicht mehr geteilt werden kann, der leere Raum und was kein Körper ist. T 4.13: Δημόκριτος δὲ καὶ Μητρόδωρος καὶ Ἐπίκουρος ἀπαθῆ τὰ ἄτομα καὶ τὸ κενὸν προσηγόρευσαν. Ps.Plutarch (L / Mau)
Stobaios (W / D)
Οἱ ἀπὸ Δημοκρίτου ἀπαθῆ τὰ πρῶτα, τὴν ἄτομον καὶ τὸ κενὸν καὶ τὸ (del. D) ἀσώματον.
Οἱ ἀπὸ Δημοκρίτου ἀπαθῆ τὰ πρῶτα, τὴν ἄτομον καὶ τὸ κενόν.
Die Anhänger des Demokrit, unaffizierbar (seien) die ersten Dinge, das Atom und das Leere und das Unkörperliche.
Die Anhänger des Demokrit, unaffizierbar (seien) die ersten Dinge, das Atom und das Leere.
Οἱ ἀπὸ Δημοκρίτου ambo] P=S=E=Q ↔ T Forschungslage: Diels365 ist, wie bereits in Lemma 1.9,2, der Meinung, dass Ps.Plutarch und Stobaios ihre Vorlage nicht zur Gänze abbilden, und gibt Theodoret den Vorzug. M&R366 entscheiden sich für die PS-Version und gehen davon aus, dass die Namen von Theodoret eingefügt seien; denn es sei unwahrscheinlich, dass Ps.Plutarch und Stobaios den Aëtios in genau derselben Weise gekürzt hätten. Gleichwohl ließe sich die Textzeugenlage auch durch Kontamination erklären. M&R367 sehen gerade darin eine Methode Plutarchs, die Zahl der Namen in seiner Vorlage mit der Formel οἱ ἀπ᾿ αὐτοῦ stark zurückzustutzen. Auch sei gerade Theodoret derjenige, der Namen durch anonyme Gruppen ersetze.368
Im Vergleich zu 1.9,2 verschärft das Zusatzmaterial das Kontaminations problem: Lässt sich in 1.9,2 der Name »Anaxagoras« noch auf Verschreibung zurückführen, so fällt dies mit dem Überschuss zweier Namen (Μητρόδωρος καὶ Ἐπίκουρος) schwerer. M&R369 führen mit Verweis auf das Materie-Kapi 365 Diels, DG, S. 46: »§ 3 Democritum solum cognoverunt Plutarchus et Stobaeus, plenior ille [Theodoretus, d. Vf.] …« 366 M&R, Sources, S. 287: »The agreement of P and S strongly suggests that they preserve A, and that T must have filled in the names, which he could easily draw from the previous chapter on the principia.« Ebenso M&R, Compendium, S. 90: »for it is unlikely that both P an S have abridged A in precisely the same way.« 367 M&R, Sources, S. 192. 368 M&R, Sources, S. 282. 369 M&R, Sources, S. 289: »Theodoret is not at all committed to a literal transcription of the text in front of him.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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tel solche Zusätze auf Theodorets paraphrasierenden Stil zurück. Im konkreten Fall gälte dies nur für das Namensetikett, denn das Rumpflemma geht nicht über den PS-Grundstock hinaus und bietet durch das fehlende τὰ πρῶτα sogar eine kürzere Version. Wie in Lemma 1.9,2 stehen der Schultradition (PS-Grundstock) die Einzelnamen (Theodoret) gegenüber. Nur lassen sich im vorliegenden Fall beide Versionen (Theodoret und PS-Version) zusammenführen. Dies legt den Gedanken an eine gemeinsame Quelle nahe: Im Folgenden sind die Argumente aufgelistet, die für oder gegen die Theodoret-Version sprechen. Pro Theodorets Version
Contra Theodorets Version
Kaum Abweichungen im Rumpflemma
Paraphrase / sua sponte
Ps.Plutarchs Kürzungsmethode durch οἱ ἀπ᾿ αὐτοῦ
»Aëtius«-Provenienz der οἱ ἀπ᾿ αὐτοῦ Formel
Ersatz der name-labels durch anonyme Gruppen
—
Schließt man Paraphrase aus, so beruht die Übereinstimmung der PS-Version auf Kontamination. καὶ τὸ ἀσώματον in fine desunt] P=Q~E ↔ S=T Nach Raeder370 und Heeren371 handelt es sich um einen Zusatz von Ps.Plutarch.
Aristoteles / Platon 1.9,4+5 E 15.44: Ἀριστοτέλης καὶ Πλάτων τὴν ὕλην σωματοειδῆ, ἄμορφον, ἀνείδεον, ἀσχημάτιστον, ἄποιον ὅσον ἐπὶ τῇ ἰδίᾳ φύσει, δεξαμενὴν (δόξαι· κενὴν ONV) δὲ τῶν εἰδῶν οἷον τιθήνην καὶ ἐκμαγεῖον καὶ μητέρα γενέσθαι. Q: Aristoteles und Platon behaupteten über die Materie, daß sie körperhaft ist, ohne Form, Bild, Gestalt und an sich ohne Qualität. Und dann, wenn sie die Form empfängt, ist sie wie die Amme, die Mutter und der Lehm für die Dinge. T 4.13: Ὁ δέ γε Πλάτων σωματοειδῆ τὴν ὕλην ἔφησεν εἶναι καὶ ἄμορφον καὶ ἀνείδεον καὶ ἀσχημάτιστον καὶ ἄποιον παντελῶς. ταῦτα γὰρ πάντα, φησίν, ὕστερον παρὰ τοῦ
370 Raeder, S. 80: »Ea, quae addit solus Plutarchus, … καὶ τὸ ἀσώματον Aëtio aliena esse videntur.« 371 Heeren, S. 319: »Post τὸ κενὸν ap. Plut. additur καὶ ἀσώματον. Male! constat enim Democritum atomos tantum et vacuum principia rerum posuisse.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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πεποιηκότος ἐδέξατο. Ἀριστοτέλης δὲ αὐτὴν σωματικὴν κέκληκεν, οἱ Στωϊκοὶ δὲ σῶμα.372 Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W / D)
Ἀριστοτέλης καὶ Πλάτων τὴν ὕλην σωματοειδῆ ἄμορφον ἀνείδεον ἀσχημάτιστον, ἄποιον μὲν ὅσον ἐπὶ τῇ ἰδίᾳ φύσει, δεξαμενὴν δὲ τῶν εἰδῶν οἷον τιθήνην καὶ ἐκμαγεῖον καὶ μητέρα γενέσθαι.
Πλάτων τὴν ὕλην σωματοειδῆ, ἄμορφον, ἀνείδεον, ἀσχημάτιστον, ἄποιον, ὅσον ἐπὶ τῇ ἰδίᾳ φύσει, δεξαμενὴν δὲ τῶν εἰδῶν καὶ οἷον τιθήνην καὶ ἐκμαγεῖον καὶ μητέρα γίγνεσθαι.
Aristoteles und Platon, die Materie (sei) körperförmig, frei von Gestalt, Art, Form, Eigenschaft, soweit es zwar ihre eigene Natur betrifft, dass sie aber das Gefäß der Formen gleichsam eine Amme, Wachsmasse und Mutter werde.
Platon, die Materie (sei) körperförmig, frei von Gestalt, Art, Form, Eigenschaft, soweit es ihre eigene Natur betrifft, dass sie aber das Gefäß der Formen und gleichsam eine Amme, Wachsmasse und Mutter werde.
Πλάτων pro Ἀριστοτέλης καὶ Πλάτων] P=E=Q ↔ S=T Forschungslage: Diels ist der Meinung,373 dass Theodoret die aëtianische Struktur bewahre, während Ps.Plutarch beide Lemmata zu einem Aristoteles-Platon-Lemma verschmolzen habe, Stobaios hingegen das Etikett »Aristoteles« auslasse. Zu demselben Ergebnis kommen Elter,374 Runia375 und M&R.376 Allerdings ziehen M&R377 dieses Ergebnis an anderer Stelle in Zweifel: »Plato and Aristotle combined in one lemma, as (probably) revealed by T (but other explanations are possible).« An anderer Stelle erklären M&R,378 dass im Vergleich zu dem Ps.Plut. Doppeletikett (»Platon 372 Platon sagt, die Materie sei körperförmig und ohne Gestalt und Art und Form und Eigenschaft gänzlich. Dies alles nämlich, sagt er, habe sie später vom Schöpfer erhalten. Aristoteles aber hat sie körperhaft genannt, die Stoiker aber Körper. 373 Diels, DG, S. 46: »§ 4 temere conflavit Plutarchus Aristotelis Platonisque lemma, Stobaeus priore caret, distinguit utrumque recte Theodoretus.« S. auch Diels, DG, S. 64: »ecce Aristoteles contentionis immemor [de gen. II 1 p. 329a 13sq.] Platonica amplexus. omisit Stobaeus Ἀριστοτέλης καὶ. sed Aëtiana servavit integra Theodoretus qui Platoni addit. Ἀριστοτέλης δὲ αὐτὴν σωματικὴν κέκληκεν.« Dass Theodoret eine andere Struktur als der PS-Grundstock aufweist, ist auch aus den Lemmata 1.25,3+4; 2.13.5+9 bekannt. 374 Elter, S. 24: »sentantia quam Aristoteli et Platoni tribuit Plutarchus uni datur Platoni: sed fraudem non fecit Stobaeus. nam Aristotelis placitum in Aetio a Platone separatum fuisse monstrat Theodoretus. at omittit Aetii placitum Aristotelicum: sed fusius Aristotelis sententiam exponit Arii Didymi opes secutus p. 85 cf. Didymi fragm. 2 Diels.« 375 Runia, Xenophanes, S. 119: »1.9.4 Plato and Aristotle conflated to Aristotle-Plato;« 376 M&R, Sources, S. 289: »There are many texts in which T gives us readings which are more accurate than what is found in P and S. A fine example is found in the chapter on ὕλη, in which the Aristotelian doxa is a distinct improvement on the improper conflation in P (in S it is replaced by AD).« 377 M&R, Sources, S. 192. 378 M&R, Compendium, S. 213: »P has ›Plato and Aristotle‹ and S has ›Plato‹ (a quotation of Ti. 50b–d is tacked on in S, and the Aëtian name-label Aristotle is replaced by an Aristote© 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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und Aristoteles«) Stobaios das aëtianische Etikett »Aristoteles« durch eine Aristoteles-Passage aus AD (AD fr. 2 = S I.11,4) ersetzt habe, die sich ebenfalls in dem Stobäischen Kapitel »Über die Materie« befinde. Dies bedeutet, dass Ps.Plutarch die aëtianische Lesart bewahrt und es nur ein Lemma mit Doppeletikettierung gab.
Theodorets Version der zwei Lemmata wird durch Stobaios gestützt: Beide etikettieren das Lemma allein mit Platon. Aber auch die Kompensationstheorie, dass das AD-Fragment (fr. 2) das Aristoteles-Etikett ersetzt, findet Unterstützung: Denn Moraux weist darauf hin, dass darin die Vorstellung von der Materie mit fast denselben Merkmalen wiedergegeben werde.379 Auch findet sich in dem Fragment das von Theodoret angeführte σωματικήν ebenfalls wieder. Dabei ist aber zu bedenken, dass die Erklärung, Stobaios lasse ein Lemma aus, um eine Dublette zu vermeiden, oft nicht zutrifft. Es gibt dafür Gegen beispiele.380 Auch liege gerade in der Reichhaltigkeit der Exzerpte die Zielsetzung der Anthologie.381 Für Theodorets Struktur spricht ferner der differenzierter Umgang mit den entsprechenden Termini für Platon (σωματοειδῆ), Aristoteles (σωματικήν)382 und für die Stoiker (σῶμα). Auch besitzt Theodoret die für Aëtios ausgewiesene diaphonische Struktur (Ἀριστοτέλης δὲ) und gegen Ps.Plutarchs Version spricht ferner M&R’s Feststellung, dass die Namen des Aëtios asyndetisch aufgeführt seien.383 Im Vergleich zu Theodoret sind in der
lian passage on matter AD fr. 2…« Diese Ansicht vertrat bereits Volkmann, Referate, S. 692: »Aristoteles ist von ihm deshalb an der spitze des artikels weggelassen, weil er ein längeres citat aus ihm über den einschlägigen gegenstand zur hand hatte, das er nun folgen läszt.« 379 Zu der Ähnlichkeit zwischen dem AD-Fragment (fr. 2) und 1.9.4+5 s. Moraux, S. 278, Anm 8: »Die angeblich gemeinsame Auffassung von der Materie bei Platon und Aristoteles wird mit fast denselben Merkmalen wie bei Areios angegeben. Auch der Abschnitt von Albinos’ Didaskalikos über die Materie (162, 25–163, 9 Hermann) weist trotz einer stärkeren Anlehnung an Platon mehrere gemeinsame Züge mit Areios auf. Von Platon stammt bei Areios, Albinos und Aetios der Vergleich mit dem ἐκμαγεῖον (vgl. Plat., Tim. 50c). Nicht aristotelisch ist das Wort ἀνείδεος (»ohne Form«) bei Areios 448, 3 Aëtios 308, 6 und Albinos 162, 31. Um die Materie in ihrem eigenen Wesen zu bezeichnen, hätte Aristoteles einfach ἡ ὕλη αὐτὴ καθ᾿ αὑτήν gesagt, während Areios 448, 2 und 6 ἡ ὕλη κατὰ τὸν ἴδιον λόγον und Aetios 308,6 ὅσον ἐπὶ τῇ ἰδίᾳ φύσει schreiben.« 380 I.14 AD fr. 5 (Aristoteles) trotz aëtianischem Aristoteles-Lemma in I.14,1a+b; I.22,1c AD fr. 9 (Aristoteles) trotz aëtianischem Aristoteles-Lemma in I.22,1b. 381 M&R (Sources, S. 204−5) argumentieren, dass Stobaios exzerpiere, »because … no book was so worthless that one could not derive some benefit from it.« 382 Moraux, S. 278: »Der stoische Materialismus, insbesondere die These, daß die Materie ein Körper ist, scheint zu einer Präzisierung der peripatetischen Position angeregt zu haben; die zu diesem Zweck ausgearbeitete Unterscheidung zwischen σῶμα und σωματικός, … und sonstige sprachliche … Eigentümlichkeiten des Fragments [AD fr. 2, d. Vf.] zeigen, daß wir es nicht mit einer bloßen Wiedergabe der aristotelischen Lehre der Materie zu tun haben.« In dem AD-Fragment (fr. 2) ist wie bei Theodoret nur von σωματική die Rede. 383 M&R, Compendium, S. 410: »The usual signs of modification can be observed (in SI name-labels joined by καί…«. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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PS-Version die aristotelischen (ὅσον ἐπὶ τῇ ἰδίᾳ φύσει)384 und platonischen (ἀνείδεον, σωματοειδῆ) Termini miteinander vermischt. Dabei fällt auf, dass bei Stobaios, wie im Thales-Lemma 1.2,2 (2 / 2), das Wort ἀνείδεον nicht mit »Aristoteles« verbunden wird. Stobaios könnte aufgrund des stark platonisch ausgerichteten Lemmas das Etikett »Aristoteles« ausgelassen haben. Der Unterschied zwischen Theodoret und der PS-Version zeigt sich weiterhin darin, dass die beinahe wörtliche Übereinstimmung nach ἄποιον abbricht. Der Satz ταῦτα γὰρ πάντα, φησίν, ὕστερον παρὰ τοῦ πεποιηκότος ἐδέξατο gibt zwar den PS-Grundstock wieder (vgl. ἐδέξατο ~ δεξαμενὴν / πεποιηκότος ~ μητέρα), aber aus der Perspektive des Schöpfers.385 Darf man bei einem Perspektivwechsel noch von Paraphrase sprechen? Die Trennlinie zwischen Paraphrase und fremdem Material ist schwer zu ziehen. Das sich bei Theodoret anschließende Stoiker-Lemma stimmt wieder beinahe wörtlich mit dem Stoiker-Lemma 1.9,7 (S) überein. μὲν deest] P ↔ S=E
Q?T≠
καὶ οἷον pro οἷον] P=E ↔ S
Q?T≠
γίγνεσθαι pro γενέσθαι] P=E ↔ S
Q?T–
Anonymi 1.9,6 E 15.44: οἱ δὲ ὕδωρ λέγοντες ἢ πῦρ ἢ ἀέρα ἢ γῆν τὴν ὕλην, οὐκέτι ἄμορφον αὐτὴν λέγουσιν, ἀλλὰ σῶμα· οἱ δὲ τὰ ἀμερῆ καὶ τὰς ἀτόμους, ἄμορφον. Q: Diejenigen aber, welche über die Materie behaupten, daß sie Wasser, Feuer, Luft oder Erde ist, behaupteten nicht, daß sie mit keiner Form ausgestattet ist, sondern sie sagten, daß sie ein Körper ist. Jene jedoch, welche angaben, daß sie etwas ist, was keinen Teil hat, und daß sie unteilbar ist, implizierten, daß sie ohne Form ist. Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W / D)
Οἱ δ᾿ (δὲ D) ὕδωρ λέγοντες ἢ γῆν ἢ πῦρ ἢ ἀέρα τὴν ὕλην οὐκέτι ἄμορφον αὐτὴν λέγουσιν ἀλλὰ σῶμα· οἱ δὲ τὰ ἀμερῆ καὶ τὰς ἀτόμους ἄμορφον.
Οἱ δὲ ὕδωρ λέγοντες ἢ πῦρ ἢ ἀέρα ἢ γῆν τὴν ὕλην οὐκέτι ἄμορφον αὐτὴν λέγουσιν, ἀλλὰ σῶμα· οἱ δὲ τἀμερῆ καὶ τὰς ἀτόμους ἄμορφον.
384 Moraux, S. 279 Anm. 8: »Um die Materie in ihrem eigenen Wesen zu bezeichnen, hätte Aristoteles einfach ἡ ὕλη αὐτὴ καθ᾿ αὐτήν gesagt, während Areios ἡ ὕλη κατὰ τὸν ἴδιον λόγος und Aetios ὅσον ἐπὶ τῇ ἰδίᾳ φύσει schreiben.« 385 Das Verhältnis zwischen Materie und Idee, die in 1.10,1 als πατήρ bezeichnet wird, findet sich in dem Ideen-Kapitel 1.10. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
172
Untersuchung
Diejenigen, die die Materie Wasser oder Erde oder Feuer oder Luft nennen, nennen sie nicht mehr gestaltlos, sondern Körper; die aber, die sie unteilbar und Atome (nennen, nennen sie) gestaltlos.
Diejenigen, die die Materie Wasser oder Feuer oder Luft oder Erde nennen, nennen sie nicht mehr gestaltlos, sondern Körper; die aber, die sie unteilbar und Atome (nennen, nennen sie) gestaltlos.
δὲ pro δ᾿ in secundo loco] P ↔ S=E(=DG)
Q?
ἢ πῦρ ἢ ἀέρα ἢ γῆν pro ἢ γῆν ἢ πῦρ ἢ ἀέρα] P ↔ S=E=Q τἀμερῆ pro τὰ ἀμερῆ] P=E ↔ S
Q?
Überschrift 1.10 E 15.32: περί τε ὕλης καὶ περὶ ἰδεῶν· E 15.45: Περὶ ἰδέας. G 25: Περὶ ἰδέας. Q: Über die Form. Ps 84: Περὶ ἰδεῶν. Phot 167.112b περὶ ἰδέας, … Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W)
Περὶ ἰδέας.
Περὶ ἰδεῶν.
Über die Idee.
Über die Ideen.
Περὶ ἰδεῶν pro Περὶ ἰδέας] P=E=G=Q=Phot(=DG) ↔ S=E=Ps
Definition 1.10,1 E 15.45: Ἰδέα δέ ἐστιν οὐσία ἀσώματος, αὐτὴ μὲν ὑφεστῶσα καὶ καθ᾿ αὑτήν, εἰκονίζουσα δὲ τὰς ἀμόρφους ὕλας καὶ αἰτία γιγνομένη τῆς τούτων δείξεως. G 25: Ἰδέα ἐστὶν οὐσία ἀσώματος, αὐτὴ μὲν ὑφεστῶσα καθ᾿ αὑτήν, εἰκονίζουσα δὲ τὰς ἀμόρφους ὕλας καὶ αἰτία γιγνομένη. Πλάτων δὲ συγχωρεῖ, ὅσον δυνατόν, τοῖς νοήμασι καὶ ταῖς φαντασίαις ζητεῖν περὶ τοῦ θεοῦ. Q: Die Form ist eine körperlose Wesenheit. Sie hat in sich keinen Bestand, sondern gibt den Materien, welche keine Form haben, eine Formung und wird zur Ursache für ihr Sichtbarwerden. Ps.Plutarch (L / Mau)
Stobaios (W)
Ἰδέα ἐστὶν οὐσία ἀσώματος,
Ἰδέα ἐστὶν οὐσία ἀσώματος, αἰτία τῶν οἵα ἐστὶν αὐτὴ καὶ παράδειγμα τῆς τῶν κατὰ φύσιν ἐχόντων αἰσθητῶν ὑποστάσεως,
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Buch I
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αὐτὴ μὲν μὴ (om. D) ὑφεστῶσα καθ᾿ αὑτήν, εἰκονίζουσα δὲ τὰς ἀμόρφους ὕλας καὶ αἰτία γινομένη τῆς τούτων δείξεως.
αὐτὴ μὲν ὑφεστῶσα καθ᾿ ἑαυτὴν [ἕν] (om. D), εἰκονίζουσα (ἐνεικονίζουσα D) δὲ τὰς ἀμόρφους ὕλας καὶ αἰτία γιγνομένη (γινομένη D) τῆς τούτων διατάξεως, πατρὸς ἐπέχουσα τοῖς αἰσθητοῖς τάξιν.
Die Idee ist unkörperliche Substanz,
Die Idee ist unkörperliche Substanz, Grund dessen, was sie selbst ist, und Paradigma für die Substanz der wahrnehmbaren Dinge, die sich gemäß der Natur verhalten, sie besteht zwar für sich selbst, bildet aber die amorphen Materien ab und wird Grund für deren Anordnung, wobei sie die Funktion / Ordnung des Vaters für die wahrnehmbaren Dinge hat.
sie besteht zwar nicht für sich selbst, bildet aber die amorphen Materien ab und wird Grund für deren Erscheinung.
Inhaltsanalyse: Vgl. Definitions-Lemma 1.9,1. Von den unkörperlichen Ideen spricht auch das PS-Lemma 1.3,21, das Platon zugeschrieben ist.
αἰτία τῶν οἵα ἐστὶν κτλ. in medio plura] P=E=G=Q ↔ S Gibt Stobaios die PS-Version wieder, bedeutete dies, dass Ps.Plutarch das Lemma in seiner Mitte gekürzt hat, i. e. zwei Definitionen über die Idee herausgenommen hat, ein Vorgang, der M&R386 zufolge äußerst selten vorkomme. Gleichwohl ist es aus praktischen Erwägungen unwahrscheinlich, dass Stobaios innerhalb des Lemmas eine Einfügung vorgenommen hat. So vollzieht sich bei Ps.Plutarch die gezielte Herausnahme von inhaltlichen Abschnitten ohne Veränderungen in der Syntax (Kap. III.2.3). ὑφεστῶσα pro μὴ ὑφεστῶσα] P=Q ↔ S=E=G(=DG) Die Übereinstimmung zwischen S=E=G spricht für Stobaios als Textzeuge der PS-Quelle (Kap. I.5.1). Diels favorisiert die Stobäische Version. Schreibt man den Bericht Platon zu (s. 1.3,21),387 so spricht gegen die Stobäische Version (die Idee stehe für sich selbst) der Platon-Bericht von 1.3,21 (P / S), nach dem die Ideen in den Gedanken und Vorstellungen des Gottes sitzen.388 Im Hinblick auf Aristoteles lassen sich beide Lesarten vertreten: Denn Aristo 386 M&R, Sources, S. 189: »Examples where he leaves out a section in the middle are very rare. We have found only 1.29.2 (really two lemmata), 2.13.4 (an interesting case where he connects up two doxai with the same name-label).« 387 Vgl. z. B. Platon, Tim. 37b. 388 So argumentiert Tennemann, S. 12 Anm. 18: »es wäre denn, dass man ὑφεστῶσα καθ᾿ ἑαυτὴν auf eine andere Weise erklärte.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
teles schwankt in der Haltung zum eidos,389 das sowohl dem Bereich der Meta physik als auch dem der Physik angehören kann. Die Metaphysik benötigt die Materie nicht, die Form ist selbständig (s. Stobaios) und wird als unbewegtbewegende Form, als ein begrifflich getrenntes Etwas angesehen,390 i. e. Gott. In der Physik hingegen, dem sublunaren Bereich, bedarf das eidos der Materie391 (s. Ps.Plutarch). Bei Stobaios wird also durch den Wegfall der Negation (μή) die Vorstellung von der reinen Idee vertreten. Dies passt zu dem übrigen, von Stobaios gebotenen Zusatzmaterial, in dem die Idee als Gottheit qualifiziert wird: Allein bei Stobaios steht die Idee für die Ursache allem Geschehens, als Vorbild, als Funktion des Vaters. Bei Ps.Plutarch hingegen liegt die Vorstellung näher, dass Form und Materie die immanenten Ursachen für das Sein in der Erscheinungswelt sind. In den beiden Versionen wird also die Idee den unterschiedlichen Seinsstufen (supralunare / sublunare Welt) zugeordnet. Der Umstand, dass die jeweilige Version mit der jeweiligen Vorstellung vom Chorismos korrespondiert (Ablehnung des Chorismos bei Ps.Plutarch / Chorismos bei Stobaios) legt den Verdacht nahe, dass die Ausfälle bei Ps.Plutarch bewusst vorgenommen sind (s. Kap. III.1.3).392 καθ᾿ ἑαυτὴν pro καθ᾿ αὑτήν] P=E=G ↔ S
Q?
ἐνεικονίζουσα pro εἰκονίζουσα] P=E=G ↔ S
Q?
γιγνομένη pro γινομένη] P ↔ S=E=Q
Q?
διατάξεως pro δείξεως] P=E=Q↔ S
G–
πατρὸς ἐπέχουσα τοῖς αἰσθητοῖς τάξιν in fine plura] P=E=G=Q ↔ S
389 Happ, S. 613. 390 Metaph. VII 17,1041b11−27 (Jaeger). Von der Idee als Formidee, s. Schmitz, S. 289. 391 Happ, S. 717. 392 Die Ablehnung des Chorismos findet sich auch in dem Aristoteles-Lemma 1.10,4 (P): Ἀριστοτέλης δ᾿ εἴδη μὲν ἀπέλιπε καὶ ἰδέας, οὐ μὴν κεχωρισμένας τῆς ὕλης, † ὁ ἐξ ὧν γεγονὸς τὸ ὑπὸ τοῦ θεοῦ.† (Aristoteles lässt zwar Formen und Ideen bestehen, aber nicht von der Materie getrennt oder als Urbilder nach denen Gott die Welt geschaffen hat). © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
Buch I
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Überschrift 1.11 Q: Über die Ursachen. Ps 87: Περὶ αἰτιῶν. Phot 167.112b: περὶ αἰτίων, … Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W / D)
Περὶ αἰτίων.
Περὶ αἰτίων.
Über die Ursachen.
Über die Ursachen.
Struktur- und Inhaltsanalyse: Diels393 ist aufgrund der nur von Stobaios gebotenen Lemmata 1.11,6–8 der Meinung, dass sie ein eigenständiges Kapitel böten (περὶ τοῦ πρώτου αἰτίου), das bei Ps.Plutarch ausgefallen sei. Ausgefallene Kapitel entziehen der Aëtios-Rekonstruktion, die auf der Ps.Plut. Kapitelstruktur aufbaut, die Grundlage. M&R394 argumentieren gegen den Ausfall, dass Diels es versäumt habe, zu bemerken, »that A often introduces a different aspect of the main subject towards the end of a chapter.« In einem Aufsatz rekonstruiert Mansfeld395 aber die Reihenfolge 1.11,1,2,3,8,5,6,7. Thematisch sieht Mansfeld396 in dem Ursachenkapitel folgende drei Themen angesprochen: »(a) the number of causes, (b) the incorporeality versus the corporeality of causes, and (c) the mobility versus the immobility of the first cause [1.11,6+1.11,7, d. Vf.]. In some cases more than one such issue is concerned in a combination of lemmas.« Durch die Themenvielfalt erweist sich das Ursachenkapitel als Sammelkapitel mit einer Generalüberschrift (vgl. 2.1 Περὶ κόσμου).
Der kontextfreie, spärliche Inhalt bietet Spielraum für die strukturelle Anordnung des Kapitels: Als übergeordnetes Strukturprinzip böte sich auch die Wirkursache (causa efficiens, ὑφ οὗ) und Finalursache (causa finalis, δι᾿ ὅ) an; im Mittelplatonismus ist diesen Ursachen, die man letztlich als Einheit betrachten kann,397 eine vorrangige Stellung zugedacht: Nach der Definition des αἴτιον als Final- oder Wirkursache (1.11,1) folgt das Platon-Referat (1.11,2): Die zunächst gleichrangig erscheinende Dreiteilung des Platon-Lemmas (causa materialis, causa exemplaris, causa efficiens) ist in ihrer Gewichtung zugunsten der causa 393 Diels, DG, S. 62. 394 M&R, Sources, S. 186. 395 Mansfeld, On Causes, S. 26. Das Lemma 1.11,4 ist in diesem Rekonstruktionsschema nicht aufgeführt. 396 Mansfeld, On Causes, S. 22–3. 397 Im Timaios (29d7−30a2, Burnet) heißt es, der Grund (δι᾿ ἥντινα), warum der Schöpfer das Werden und dieses All in Gang gesetzt habe, sei der, dass Gott das wesentlichste Prinzip (ἀρχὴ κυριωτάτη) des Werdens sei. Damit fällt die Finalursache mit der Wirkursache (Gott: causa efficiens) zusammen und sie nehmen zusammen den Rang als oberstes und wichtigstes Prinzip ein. Auch Plutarch legt das δι᾿ ὅ mit dem ὑφ᾿ οὗ zusammen. S. Baltes Bausteine, IV S. 381: In de def. orac. (47, 435E) heißt es, Platon habe Anaxagoras getadelt, dieser habe durch sein allzu großes Interesse an der Materialursache die Final- und Wirkursache (weswegen und wodurch) außer Acht lasse, die Plutarch zunächst mit οὗ ἕνεκα und ὑφ᾿ οὗ bezeichnet, dann mit δι᾿ ὅ und ὑφ᾿ οὗ. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
efficiens verschoben. In dem anschließenden Pythagoras-Aristoteles-Lemma (1.11,3) wird eine Unterscheidung zwischen den πρῶτα αἴτια (ersten Ursachen) vorgenommen, die unkörperlich (ἀσώματα) sind, und solchen (τὰ δὲ), die an Körperlichem teilhaben,398 worunter auch der Kosmos falle. Die Unterscheidung in unkörperliche und körperliche Ursachen ist eine Umformulierung des Pythagoras-Lemmas (1.3,8)399 und verweist auf die Zwei-Welten-Lehre des Platonismus: Auf den Kosmos (Materialursache) und den transzendenten Gott-Noûs, der als Wirk- und Formursache (ποιητικὸν αἴτιον καὶ εἰδικόν) bestimmt wird; gerade ihr wird in Kapitel 1.3 eine besondere Rolle zugewiesen. Unter dem stoische pneuma (Stoiker 1.11,5 P) ist schließlich ebenfalls die causa efficiens zu verstehen.400
Definition 1.11,1 Q: Die Ursache ist die Vollendung, infolge derer irgend etwas geschieht.401 Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W / D)
Αἴτιόν ἐστι τὸ ἀποτέλεσμα, ἢ δι᾿ ὃ συμβαίνει τι.
Αἴτιόν ἐστι δι᾿ ὃ τὸ ἀποτέλεσμα, ἢ δι᾿ ὃ συμβαίνει τι. ἀρκεῖ γὰρ ὑπογραφικῶς.
Ursache ist das, ein Ergebnis (zustande kommt) oder aufgrund dessen etwas geschieht. (Baltes, BS 111.2).
Ursache ist das, aufgrund dessen ein Ergebnis (zustande kommt) oder aufgrund dessen etwas geschieht. Dies reicht nämlich als Skizze.401
Strukturanalyse: Die Definition ist stoisch geprägt.402 Vom Sprachgebrauch her erinnert ἀποτέλεσμα an die Definition der ἀρχαί im Ps.Plut. Kapitel 1.2: Dort vertraten die Anhänger des Aristoteles und des Platon die Meinung, die ἀρχαί seien im Gegensatz zu den Elementen weder zusammengesetzt (οὔτε συνθέτους) noch Ergebnisse (οὔτε ἀποτελέσματα).403 Für ἀρχή wie αἴτιον scheint also gleichermaßen zu gelten, dass 398 Mansfeld, On Causes, S. 23: »These ›others‹ therefore are not, in themselves, fully corporeal. Aristotle and Pythagoras do not differ as to the incorporeal causes, but as to the semicorporeal others. I take it that ›participation‹ has to be linked to Pythagoras and ›attribute‹ to Aristotle …« 399 πάλιν … κόσμος. Vgl. auch 1.7,18. 400 S. Mansfeld, On Causes, S. 49. 401 Mansfeld, On Causes, S. 21: »Cause is that owing to which the effect (occurs) or something takes place. … for this is sufficient in a descriptive way.« 402 Mansfeld, On Causes, S. 27: »The descriptive definition is originally and basically Stoic.« So auch Lachenaud, Plutarque, S. 228: »La notice devient alors conforme à la doctrine stoïcienne qui oppose σῶμα et συμβεβηκός ou κατηγόρημα.« 403 Dort sind die Elemente (στοιχεῖα) nicht ewig, sondern entstanden (ἐστί τινα πρότερα ἐξ ὧν γέγονεν) und zusammengesetzt (σύνθετα). Die Prinzipien (ἀρχαί) dagegen sind ewig, also unentstanden (οὐκ ἔχει τι πρότερον ἐξ οὗ γεννᾶται) und weder zusammengesetzt (οὔτε συνθέους) noch Vollendungen (οὔτε ἀποτελέσματα). © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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sie die Vorstufe der ἀποτελέσματα darstellen. Das Verhältnis zwischen αἴτιον und ἀποτέλεσμα wurde schon in dem Metrodoros-Lemma 1.5,4 (Ob das All eins ist) angesprochen.404 Es zeigt sich, dass Inhalte nicht an ein Kapitel gebunden sind. Da ἀρχή mit den Begriffen αἰτία oder αἴτιον weitgehend synonym verwendet wird,405 stellt sich die Frage, warum es dennoch zu dem Prinzipien-Kapitel ein separates Ursachen-Kapitel gibt, welches zudem erst in der Mitte des ersten Placita-Buches auftaucht.
δι᾿ ὃ pro ] P=Q ↔ S(=DG=M=L=Mau) Das δι᾿ ὃ fehlt den Ps.Plut. Hss. Diels nimmt eine Ergänzung aus Stobaios vor. Ihm folgen Mau und Lachenaud und Mansfeld.406 ἀρκεῖ γὰρ ὑπογραφικῶς in fine plura] P=Q ↔ S Während M&R407 es offen lassen, ob die Bemerkung von Ps.Plutarch aus dem aëtianischen Text zu streichen ist oder dem Stobaios zuzuschreiben ist (»motivated by aesthetic considerations«), heißt es bei Mansfeld408 definitiv: »The phrase ἀρκεῖ γὰρ ὑπογραφικῶς has been added by Stobaeus.« Nach Mansfeld409 ist die Phrase in der Form zu verstehen, dass sich die Definition letztlich als defizitär erweise, wodurch die Hinzufügung der inhaltlich verwandten StoikerReferate aus AD (I.13,1c Zenon, Chrysippos, Poseidonios) erklärbar werde.410 404 Ὅπου γὰρ †τὰ πάντα γέγονεν αἴτια†, ἐκεῖ καὶ τὰ ἀποτελέσματα· (Denn wo gesamte Ursachen sind, dort sind auch Wirkungen, s. Übersetzung 1.5,4). 405 Baltes, Bausteine, IV S. 378: »Obschon es Philosophen gab, die zwischen den Begriffen … einen Unterschied machten, sind die Platoniker gewöhnlich der Meinung, daß beide Begriffe der Sache nach dasselbe bezeichnen und nur in den Aspekten verschieden sind, sofern nämlich der Begriff ἀρχή zum Ausdruck bringt, daß die Ursache am Anfang einer Reihe steht, während im Begriff αἰτία / αἴτιον der Gedanke des Hervorbringens eines Werkes dominiert.« 406 Mansfeld, On Causes, S. 27: »The supplement in ps.-Plutarch is unavoidable and vouched for by the Stobaean lemma.« In der mit Ps.Plutarch übereinstimmenden arabischen Version sehen sie eine Verschlimmbesserung. 407 M&R, Sources, S. 223 Anm. 89: »We cannot, of course, be absolutely certain about these moves because it is also possible that P abridged what he found in A. Ebd. S. 224: »It is apparent that the anthologist is motivated by aesthetic considerations.« 408 Mansfeld, On Causes, S. 29. 409 Mansfeld, Chrysippus, S. 101: »Stobaeus significantly adds the words ἀρκεῖ γὰρ ὑπογραφικῶς (»for a description is sufficient«), indicating thereby that the definition is not complete, as will become clear to some extent from what is to follow in his chapter.« Ebd. S. 109: »It would seem that Stobaeus, guided by the δι᾿ ὅ of the Aëtian definition at the beginning of his brief chapter, only excerpted what could be conveniently linked up with this δι᾿ ὅ.« 410 Deren inhaltliche Übereinstimmung hinsichtlich der Definition des αἴτιον ist offensichtlich: Alle drei Referate erklären nämlich im ersten Satz das αἴτιον mit dem Ausdruck δι᾿ ὅ, bevor sie zu weiteren Ausführungen schreiten. Dazu Mansfeld, Chrysippus, S. 102: »In this passage δι᾿ ὅ is quite prominent, occurring no less than four times. Zeno, Chrysippus, and Posidonius all begin by stating that the αἴτιον is the δι᾿ ὅ, which is then explained further.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
Die Partikel γάρ lässt sich auch wie folgt verstehen: Statt aufgrund des defizitären Inhalts weitere Referate zu rechtfertigen, kann die Partikel γάρ darauf hinweisen, dass das Definitions-Lemma ursprünglich umfangreicher und informativer vorlag, aber eine gekürzte Fassung als ausreichend betrachtet wird.
Platon 1.11,2 Q: Platon lehrte, daß die Ursache in drei Arten auftritt: das, wodurch (etwas wird); das, wovon (etwas wird) und das, wozu (etwas wird). Davon ist am meisten berechtigt hierfür das, wodurch (etwas wird). Das ist die wirkende Ursache, welche der Verstand ist. Ps.Plutarch (L / Mau)
Stobaios (W)
Πλάτων τριχῶς τὸ αἴτιον· φησὶ γὰρ ὑφ᾿ οὗ ἐξ οὗ πρὸς ὅ· κυριώτερον δ᾿ (δὲ D) ἡγεῖται τὸ ὑφ᾿ οὗ· τοῦτο δ᾿ (δὲ D) ἦν τὸ ποιοῦν, ὅ ἐστι νοῦς.
Πλάτων τριχῶς τὸ αἴτιον, ὑφ᾿ οὗ, ἐξ οὗ, πρὸς ὅ· κυριώτατον δ᾿ ἡγεῖται τὸ ὑφ᾿ οὗ, τοῦτο δ᾿ ἦν τὸ ποιοῦν. Λέγει γοῦν ἐν Τιμαίῳ (Tim. 28a4−b2, Burnet): »πᾶν δὲ αὖ τὸ γιγνόμενον ὑπ᾿ αἰτίου τινὸς ἐξ ἀνάκης γίγνεται· παντὶ γὰρ ἀδύνατον χωρὶς αἰτίου γένεσιν ἔχειν. Ὅταν οὖν ὁ δημιουργὸς πρὸς τὸ κατὰ ταὐτὰ ἔχον βλέπων ἀεί, τοιούτῳ τινὶ χρώμενος παραδείγματι, τὴν ἰδέαν καὶ τὴν δύναμιν ἀπεργάζηται, καλὸν ἐξ ἀνάγκης οὕτως ἀποτελεῖσθαι πᾶν· ὁπόταν δ᾿ εἰς τὸ γεγονός, γενητῳ παραδείγμτι προσχρώμενος, οὐ καλόν.«
Platon spricht in dreifacher Weise von Ursache: Er nennt nämlich wodurch, woraus und woraufhin, doch hält er das wodurch für die eigentlichere Ursache. Das aber war die Wirkursache, d. h. die Vernunft. (Baltes, BS 111.2).
Platon (spricht) in dreifacher Weise von der Ursache, wodurch, woraus und woraufhin, doch hält er das wodurch für die eigentlichste Ursache. Das aber war die Wirkursache. Er sagt also im Timaios: »Alles Werdende entsteht auch notwendigerweise aus irgendeiner Ursache; für ein jedes ist es nämlich unmöglich, ohne irgendeine Ursache zu entstehen. Wann nun immer der Demiurg Form und Eigenart mit Blick auf das stets mit sich selbst Identische gestaltet, indem er sich eines Derartigen als Muster bedient, das muss so als Ganzes gelingen; wann auch immer mit Blick auf Gewordenes, indem er sich eines Entstandenen als Muster bedient, nicht vollkommen.« (Paulsen / Rehn, S. 35−37).
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Strukturanalyse: Mansfeld411 sieht das Ursachen-Kapitel durch die absteigende Anzahl der Ursachen strukturiert: 3 (Platon), 2 (Arist. / Pythag.), 1 (Stoiker). Vgl. aber den Singular (τριχῶς τὸ αἴτιον) in dem PS-Grundstock.
φησὶ γὰρ desunt] P ↔ S=Q Die Phrase φησὶ γὰρ stellt für Ps.Plutarch eine stilistische Besonderheit dar. Denn M&R,412 die den Stil der aëtianischen Lemmata als »bald« und »highly compact« definieren, schreiben es gerade Stobaios zu, den telegrammartigen Stil durch ein verbum dicendi aufzulockern. κυριώτατον pro κυριώτερον] P ↔ S=Q Diels spricht sich für die Stobäische Lesart aus.413 Auch Mansfeld414 tendiert dazu, den Superlativ bei Stobaios für aëtianisch zu halten und zieht als Begründung eine nicht weit von dem Timaios-Exzerpt (28a4−b2) entfernte Stelle heran (29a6), in welcher der Demiurg als die beste der Ursachen (ἄριστος τῶν αἰτιῶν) bezeichnet wird. ὅ ἐστι νοῦς in fine desunt] P=Q ↔ S Mansfeld415 führt die Auslassung auf Stobaios zurück, da das anschließende Timaios-Exzerpt von der Wirkursache nicht als Noûs sondern als Demiurgen spreche. Λέγει γοῦν ἐν Τιμαίῳ κτλ. plura] P=Q ↔ S Zur Anschluss-Formulierung bei Stobaios, s. Thales 1.2,2 (2 / 2).416
411 Mansfeld, On Causes, S. 22–4. 412 M&R, Sources, S. 231: »At least nine-tenths commence with a name-label, followed immediately by the doxa in the accusative case. There is no verb of saying or declaration, and most often the subject of the doxa … is also left out.« S. auch Runia, What is doxography?, S. 40. M&R, Sources, S. 231. 413 Diels, DG, S. 853: »309a15 κυριώτατον (ut in Stob.) Herwerden.« 414 Mansfeld, On Causes, S. 35: »Compared to this elative characterization ps.-Plutarch’s expression is on the modest side, and Stobaeus’ more in tune.« S. auch Timaios 29e, in welcher die Güte Gottes das wesentlichste Prinzip (κυριωτάτη ἀρχή) für die Schöpfung ist. Vgl. auch das Ps.Plut. Kapitel 1.6 (Woher die Menschen eine Vorstellung von Gott bekommen), in dem das Göttliche (τὸ θεῖον) als das ἁπάντων κυριώτατον (880D) bezeichnet wird. 415 Mansfeld, On Causes, S. 38. 416 Diels, DG, S. 216. M&R, Sources, S. 233. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
Pythagoras 1.11,3+4 Q: Pythagoras und Aristoteles glaubten, daß die ersten Ursachen keine Körper sind, jedoch diejenigen, welche durch Teilnahme oder per Zufall (existieren), Körper sind. Auf diesem Weg ist die Welt ein Körper.417 Ps.Plutarch (L / Mau)
Stobaios (W / D)
Πυθαγόρας Ἀριστοτέλης τὰ μὲν πρῶτα αἴτια ἀσώματα, τὰ δὲ κατὰ μετοχὴν ἢ κατὰ συμβεβηκὸς τῆς σωματικῆς ὑποστάσεως· ὥστ᾿ εἶναι τὸν κόσμον σῶμα. (1.11,3)
Πυθαγόρας τὰ μὲν πρῶτα αἴτια ἀσώματα, τὰ δὲ κατὰ μετοχὴν ἢ κατὰ συμβεβηκὸς τῆς σωματικῆς ὑποστάσεως εἶναι. Ἀριστοτέλης ἔφησε δηλοῦν ἕκαστον χρώμενον σχήμασι τῆς ἑρμηνείας τοιούτοις, τό τε ἐξ οὗ λέγοντα , καὶ τὸ ὑφ᾿ οὗ τὸ ποιοῦν, τὸ δὲ καθ᾿ ὃ τὸ εἶδος, τὸ δὲ δι᾿ ὅ τὸ τέλος. (1.11,4)
Pythagoras, Aristoteles, die ersten Ur sachen (seien) unkörperlich, die anderen aber nach Teilnahme oder akzidentiell von körperlicher Substanz; daher sei auch die Welt ein Körper.
Pythagoras, die ersten Ursachen seien unkörperlich, die anderen aber nach Teilnahme oder akzidentiell von körper licher Substanz; Aristoteles sagte, es zeige sich, dass ein jedes (sc. Ding)417 so beschaffene Formen der Deutung gebrauche, indem er das ἐξ οὗ die Materie nennt, und das ὑφ᾿ οὗ das Bewirkende, das καθ᾿ ὅ die Form und das δι᾿ ὅ das Ziel.
Πυθαγόρας pro Πυθαγόρας Ἀριστοτέλης] P~Q ↔ S Forschungslage: Nach Diels418 bewahrt Stobaios die Vorlage. Die Version des Ps.Plutarch hingegen setzt Diels unter die zahlreichen Fälle, bei denen durch Synopse erkennbar werde, dass Ps.Plutarch seine Vorlage in ziemlich nachlässiger (neglegentior) und freier (liberior) Weise exzerpiert habe, indem er das Aristoteles-Lemma streiche und nur den Namen hinter Pythagoras einfüge. Auch M&R419 sehen in diesen beiden Lemmata ein Beispiel für die mit dem Begriff »coalescence« bezeichnete Technik des Ps.Plutarch, zwei Lemmata zu einer Einheit zusammenzuführen. M&R420 stellen
417 Heeren, S. 336: »Ad ἕκαστον sub intelligendum αἴτιον.« 418 Diels, DG, S. 63 f.: »I 11 3 absurdissime Aristotelis et Pythagorae opiniones uno lemmate copulantur. errorem patefacit Stobaeus § 4.« 419 M&R, Sources, S. 192: »1.11.3 Plato and Pythagoras joined together.« 420 M&R, Sources, S. 251: »either Aristotle preceded Pythagoras, in which case one would have expected a contrast between Plato τριχῶς and Aristotle τετραχῶς; or Aristotle succeeded © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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unter Berücksichtigung eines eigenständigen aëtianisches Aristoteles-Lemmas folgende Reihenfolge zur Auswahl: 1) Aristoteles 2) Pythagoras oder 1) Pythagoras 2) Aristoteles. Gleichzeitig argumentieren M&R421 hingegen, dass 1. die Ps.Plut. Version des Lemmas 1.11,3 den Aëtios bewahre, und 2. dass das nur bei Stobaios vorhandene Aristoteles-Lemma nicht aus Aëtios, sondern aus AD entnommen sei, eine Theorie, die auch von Meineke und Wachsmuth vertreten wurde.422 Schließlich ist Mansfeld423 zufolge das Etikett »Aristoteles« zu Recht von Stobaios ausgelassen und durch ein AD-Fragment ersetzt worden. Damit wird die Ps.Plut. Version als aëtianisch angesehen.
M&R424 argumentieren zugunsten der AD-Provenienz, dass ἔφησεν ein Zeichen für eine Stobäische Intervention sei, da diese Form allein bei Stobaios vorkomme (»the anthologist has to cover the traces of his excerpting.«). Dieser Befund hat an sich noch keine Beweiskraft, zumal Stobaios das umfangreichere PS-Material überliefert und Ps.Plutarch seine Vorlage um die Hälfte gekürzt haben soll,425 so dass sich darin ἔφησεν durchaus hätte finden können.426 Es fehlt also die zuverlässige Textgrundlage für das Argument (vgl. auch Ps.Iustin, Theodoret und Nemesios, die ebenfalls das ἔφησε aufweisen). Ferner gilt es als stilistisches Merkmal des Stobaios, gerade durch solche Zusätze
Pythagoras, resulting in interference with the διαφωνία between Pythagoras and the Stoics on the materiality of causes.« S. auch Mansfeld, On Causes, S. 41: »What I believe is that what we have in these Aëtian passages is one of earliest surviving explicit attestations of the constructed Pythagorean diadoche, or succession, …« Zu der Reihenfolge heißt es bei Mansfeld, On Causes, S. 24: »The fuller Aëtian sequence therefore is (1) the descriptive general definition; (2) Plato; (3) Pythagoras and Aristotle; (8) the Peripatetics; and (5) the Stoics.« 421 M&R, Sources, S. 250: »Diels … declared … that S, who separate lemmata for both thinkers, conveys the true picture of the original A. But it is he who is almost certainly wrong. The opening words Ἀριστοτέλης ἔφησε … is never found in A, but does occur in 5 fragments of AD …« Ebenso Mansfeld, On Causes, S. 41. 422 So auch Meineke, Eclogae, S. L: »Heerenius scripsit Ἀριστοτέλη δέ φασι, in quibus φασὶ manifesto falsum est, magis placeret Ἀριστοτέλη δέ φησι, scil. scriptor, cui sua debet Sto baeus, quem Didymum esse non dubito.« Wachsmuth, Eclogae, S. 138: »9–12 [das AristotelesLemma, d. Vf.] fort. rectius ad Didymum referas.« 423 Mansfeld, On Causes, S. 44: »What is interesting is that ›matter‹ itself is not presented as a cause here (quite un-Aristotelian!), but as something in which the causal factors inhere. Stobaeus really was on the right track when he deleted ›Aristotle‹ from the Aëtius lemma and substituted the abstract from Arius Didymus on the four Aristotelian types of cause.« 424 M&R, Sources, S. 250. 232. Mansfeld, On Causes, S. 52: »The verbal form ἔφησε is not Aëtian, but typical for Arius Didymus and occasionally used by Stobaeus himself, …«. 425 M&R, Sources, S. 194: »One must suspect that he reduced by no more than half, probably less.« 426 Ferner findet sich das Wort in den nur bei Stobaios vorhandenen Lemmata S I.18,4b (Poseidonius); I.21,6e (Kleanthes) I.24,1f (Archelaos), die Diels als aëtianisch ansieht. M&R (Compendium, S. 425.379.466) drucken Posidonius (2.9,3); Kleanthes (2.4,16) und Archelaos (2.13,6) ohne ἔφησεν ab. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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den telegrammartigen Stil aufzulockern.427 Dies bedeutet also nicht zwangsläufig, dass das Lemma auch zur Gänze aus einer anderen Quelle stammt. Ferner ist das ἔφησε, auf dem M&R ihre AD-Hypothese aufbauen, in textkritischer Hinsicht nicht unumstritten: Denn mit Ἀριστοτέλης ἔφησε kongruiert das folgende λέγοντα nicht. Meineke428 schlägt daher Ἀριστοτέλη δέ φησι vor, Heeren429 nimmt die Konjektur Ἀριστοτέλη δέ φασι vor, der Sharples430 folgt (s. Kap. III.3.1). Das Lemma gibt einen Einblick in die Arbeitsweise des Stobaios: Das λέγοντα beweist, dass der Name Ἀριστοτέλης nicht im Nominativ gestanden haben kann. Denn interpolationsanfälligen Stellen finden sich vorzugsweise im Randbereich eines Lemmas (vgl. 1.3,21). So ist die Formulierung Ἀριστοτέλης ἔφησεν eher einer nachträglichen Bearbeitung zuzuschreiben, die verdeckt, dass das Exzerpt nicht den Anfang wiedergibt (s. Aristoteles 2.7,5). Die Bruchstelle weist auf eine Kürzung hin, wobei das Etikett an den »neuen Anfang« gesetzt wurde, ohne λέγοντα zu beachten (Kap. III.2.1.3). Die Provenienzfrage bleibt durch diese Beobachtung weiterhin ungeklärt. Denn sowohl PS-Lemmata als auch AD-Lemmata werden bei Stobaios gekürzt. Die Abgrenzungskriterien lassen kein Ergebnis zu: contra PS-Quelle Arii est maior fere capitum ambitus. (I)
contra AD
×
eclogae ut ex Arii ampliore conexu divulsae incipiunt a δέ particula. (II / 4.)
×
nomina philosophorum si non omittuntur, saepe secundarium locum obtinent. (IV / 2.)
×
Arii excerpta fere post Placita extrema collocavit. (VI / 7.)
×
εἶναι pro ὥστ᾿ εἶναι τὸν κόσμον σῶμα] P=Q ↔ S Der Schlusssatz stellt für Diels431 eine Interpolation dar, die aufgrund des Inhalts (inepta und otiosa) dem Ps.Plutarch oder einem librarius zuzuschreiben 427 M&R, Sources, S. 231. 428 Meineke, Eclogae, S. L. 429 Heeren, S. 336: »Ἀριστοτέλη δέ φασι dedi pro Ἀριστοτέλης ἔφησε, quod et sensus, et sequentes accusativi respuunt.« 430 Sharples, Peripatetic Philosophy, S. 76: »They say that Aristotle indicated each [cause] by using expressions …« 431 Diels, DG, S. 61.65.310. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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sei. Mansfeld hingegen findet eine Erklärung für den Konsekutivsatz.432 Das von Stobaios gebotene εἶναι scheint der Rest des Schlusssatzes zu sein. Dafür spricht die ungewöhnliche Stellung der Kopula am Ende des Lemmas;433 zu erwarten wäre sie bei dem ersten Kolon (Πυθαγόρας – ἀσώματα). Vgl. die Kürzung bei Philolaos 2.5,3 und Stoiker-Lemma 1.7,33.
Überschrift 1.12 G 23: περὶ σωμάτων. Q: Über die Körper. Ps 92: Περὶ σωμάτων. Phot 167.112b: περὶ σωμάτων καὶ περὶ τῆς τούτων τομῆς καὶ περὶ ἐλαχίστου, … Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W)
Περὶ σωμάτων.
Περὶ σωμάτων καὶ περὶ τῆς τούτων τομῆς καὶ περὶ ἐλαχίστου. (1.12; 1.16; 1.13)
Über die Körper.
Über die Körper und über deren Teilung und über das Kleinste.
καὶ περὶ τῆς τούτων τομῆς κτλ. plura] P=G=Q=Ps(=DG) ↔ S=Phot Unter der Stobäischen Überschrift I.14 sind die Ps.Plut. Kapitel Περὶ σωμάτων (1.12), Περὶ ἐλαχίστων (1.13) und Περὶ τομῆς σωμάτων (1.16) zu einem Generaltitel in der Reihenfolge 1.12; 1.16; 1.13 zusammengefasst. In dieser Reihenfolge werden auch die drei PS-Kapitel mit ihren Lemmata dargeboten, die sich ausschließlich im ersten des insgesamt aus zwei Unterkapiteln (I.14,1–2) bestehenden Stobäischen Kapitels I.14 wiederfinden: 1.12,1–3; 1.16,3; 1.12,3; 1.16,4; 1.12,4–6; 1.16,2; 1.12,7; 1.16,1; 1.13,1–4. Diels434 geht davon aus, dass die beiden Kapitel 1.12 (Περὶ σωμάτων) und 1.16 (Περὶ τομῆς σωμάτων) bei Aëtios ursprünglich in einem Kapitel standen, wie anhand der Reihenfolge bei Stobaios erkennbar sei. Durch Ps.Plutarch habe die »absurde« Aufspaltung stattgefunden. Dass Stobaios die logischere Reihenfolge 432 Mansfeld, On Causes, S. 45, führt an, dass der Satz mit den aëtianischen Lemmata 2.4,1.2.7 übereinstimme »according to Pythagoras, Plato, and the Stoics the cosmos is corporeal, …« Lachenaud, Plutarque, S. 229: »En ce sens, la présentation n’est pas aussi absurde que le pense Diels: le monde est un ἀποτέλεσμα. Le mot ὑπόστασις peut être considéré comme portant la marque d’une époque tardive: il est employé comme synonyme de οὐσία.« 433 Zum Aufbau eines Lemmas, s. M&R, Sources, S. 231. 434 Diels, DG, S. 62: »Cognatus est locus de capitum falso ordine. mitto eas turbas quas Aëtius ipse alienis admixtis in Placitorum conexu ediderit. at Plutarchus I 16 περὶ τομῆς σωμάτων absurde a c. 12 περὶ σωμάτων diremit. consentaneum ordinem servat Stobaeus. sed etiam intra capita similes turbae, quas saepe haereas utrum Aëtii an Plutarchi an librariorum errore attribuas.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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aufweist, stellt auch Leszl fest.435 Der Umstand, dass Kapitel 1.13 innerhalb der sogenannten Definitions-Kapitel (1.9; 1.10; 1.11; 1.12; 1.14; 1.15) ohne Defini tions-Lemma steht, unterstützt die Vermutung, dass die Reihenfolge 1.12; 1.13 nicht in der PS-Vorlage stand.
Definition 1.12,1 G 23: Σῶμα τινῶν ὑπολαβόντων τὸ οἷόν τε ποιεῖν ἢ πάσχειν, ἕτεροι τὸ τριχῇ διαστατὸν μετὰ ἀντιτυπίας τὸ σῶμα καθεστάναι φασίν. εἶναι μὲν γὰρ σημεῖον, οὗ μέρος οὐδέν, ἐπιφάνειαν δὲ τὸ μήκους καὶ πλάτους μετέχον, τοῦτο δὲ ὁπόταν καὶ βάθος προσλάβῃ, σῶμα νομίζουσιν εἶναι. τινὲς δὲ τὰ πέρατα σώματα εἶναι ὑπειλήφασιν.436 Q: Der Körper hat drei Dimensionen, nämlich die Länge, die Βreite und die Tiefe. Ferner ist der Körper eine an sich mit Dicke ausgestattete Größe, wahrnehmbar durch die Berührung. Außerdem ist der Körper etwas, was einen Raum erfüllt. Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W)
Σῶμά ἐστι τὸ τριχῇ διαστατόν, πλάτει βάθει μήκει· ἢ ὄγκος ἀντίτυπος ὅσον ἐφ᾿ ἑαυτῷ· ἢ τὸ κατέχον τόπον.
Σῶμά ἐστι (εἶναι D) τὸ τριχῇ διαστατόν, πλάτει, βάθει, μήκει· ἢ (om. D) ὄγκος (ὄγκον D) ἀντίτυπος (ἀντίτυπον D), ὅσον ἐφ᾿ αὑτῷ (ἐπ᾿ αὐτῷ D).
Der Körper ist dreidimensional ausge dehnt, in Breite, Tiefe, Länge; oder eine Masse, die − soweit es für sie selbst gilt − Widerstand leistet oder das, was einen Ort einnimmt.
Der Körper ist dreidimensional ausge dehnt, in Breite, Tiefe, Länge; oder eine Masse, die − soweit es für sie selbst gilt − Widerstand leistet.
Σῶμά ἐστι ambo] P=S
G≠Q?DG≠
Diels druckt in den DG für Stobaios εἶναι ab. Nach Wachsmuth weist Hs F εἶναι auf, Hs P ἐστι. Die Autopsie der Hs F ergibt ebenfalls ἐστι. Daher fehlt der Diels’schen Entscheidung für εἶναι die handschriftliche Grundlage. Vgl. die Definitions-Formel X ἐστι Y (∨ / ∧ Z). 435 Leszl, Problems, S. 178: »Going back to book I, one would expect the chapter 16 ›On the division of bodies‹ be kept close to those ›On bodies‹ (12) and ›On miminal parts (ἐλάχιστα)‹ (13), when in fact it is kept separate from them by chapters ›On figures‹ and ›On colours‹. In Stobaeus there is instead just one chapter ›On bodies and on their division and on the minimal part‹, which is not satisfactory since what is said of bodies is independent of what is said of their division, but which follows a logical sequence which is missing in Ps.-Plutarch.« 436 Nach Diels (DG, S. 612) stammt der Abschnitt aus Sextus Empiricus. Vgl. Sextus Empiricus (adv. Math; 1.20, III S. 6−7 Mau / Janáček). Das Verhältnis zwischen Ps.Galen und Sextus Empiricus liegt im Dunkeln. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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ἢ ὄγκος ἀντίτυπος] P=S=Q?
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ἐφ᾿ αὑτῷ pro ἐφ᾿ ἑαυτῷ] P ↔ S
G–Q?
S. Definition 1.10,1 καθ᾿ ἑαυτὴν pro καθ᾿ αὑτήν] P=E=G ↔ S
Q?
ἢ τὸ κατέχον τόπον in fine desunt] P=Q ↔ S=G Statt der insgesamt bei Ps.Plutarch aufgeführten drei Definitionen eines Körpers (Dreidimensionalität, Widerstand, Ortseinnahme) besitzt Stobaios nur die ersten beiden Merkmale (vgl. Ps.Galen). M&R437 geben sich unentschieden: »They may have been added by S to give the doxa a more definitory character, but could also have stood in A and been ommitted by P (this addition is more technical than one would expect from S).«
Platon 1.12,2 Q: Platon glaubte, daß der Körper seiner Natur nach, wenn er an dem ihm eigenen Raum ist, weder schwer noch leicht ist, Wenn er nun aber an einem anderen als dem ihm eigenen Raum ist, bekommt er eine gewisse Neigung. Durch diese Neigung bewegt er sich. Ps.Plutarch (L / Mau)
Stobaios (W / D)
Πλάτων [ὃ] μήτε βαρὺ μήτε κοῦφον εἶναί τι (τῇ D) φύσει ἔν γε τῷ οἰκείῳ τόπῳ ὑπάρχον· ἐν δέ γε τῷ ἀλλοτρίῳ γενόμενον τότε νεῦσιν ἴσχειν, ἐκ δὲ τῆς νεύσεως ῥποὴν ἤτοι πρὸς βαρύτητα ἢ κουφότητα.
Πλάτων μήτε βαρὺ μήτε κοῦφον εἶναί τι φύσει ἐν τῷ οἰκείῳ τόπῳ ὑπάρχον, ἐν δὲ τῷ ἀλλοτρίῳ γενόμενον τότε νεῦσιν ἴσχειν, ἐκ δὲ τῆς νεύσεως ῥποὴν ἤτοι πρὸς βαρύτητα ἢ κουφότητα.
Platon, weder etwas Schweres noch Leichtes sei er seiner Natur nach, wenn er sich an dem ihm angemessenen Ort befindet; wenn er an einem fremden Ort ist, habe er eine Neigung, infolge der Neigung ein Übergewicht nämlich zur Schwere oder Leichtigkeit. (Vgl. Rösch, S. 2615).
Platon, weder etwas Schweres noch Leichtes sei er seiner Natur nach, wenn er sich an dem ihm angemessenen Ort befindet; wenn er an einem fremden Ort ist, habe er eine Neigung, infolge der Neigung ein Übergewicht nämlich zur Schwere oder Leichtigkeit.
ὃ deest] P(Hss) ↔ S=Q(=M=L=DG438) τι pro τῇ] P (Hss) ↔ S=Q(=L=Mau) γε bis deest] P ↔ S 437 M&R, Sources, S. 224. 438 Diels, DG, S. 310: »ὃ (A)BC: delevi, nam ne δὲ corrigas obstat Stob.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
Q?
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Aristoteles 1.12,3 Q: Aristoteles glaubte: absolut gesprochen ist das Schwerste der Dinge die Erde; das Leichteste unter ihnen ist das Feuer. Aber was die Luft und das Wasser anbelangt, so sind ihre Zustände verschiedenartig. Ps 53: πᾶν δὲ σῶμα ἢ βαρὺ ἢ κοῦφον ἐστί· καὶ τὸ μὲν βαρὺ κάτω φέρεται, τὸ δὲ κοῦφον ἄνω αἴρεται. τόποι δὲ τῶν σωμάτων, τῶν μὲν κούφων ὁ ἄνω τοῦ παντὸς τόπος, τῶν δὲ βαρέων ὁ κάτω. καὶ κουφότατον μὲν τὸ πῦρ ὡς πᾶσιν ἐπιπολάζον, βαρύτατον δὲ ἡ γῆ ὡς πᾶσιν ὑποκείμενον.439 Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W)
Ἀριστοτέλης βαρύτατον μὲν εἶναι τὴν γῆν ἁπλῶς, κουφότατον δὲ τὸ πῦρ· ἀέρα δὲ καὶ ὕδωρ ἄλλοτ᾿ ἄλλως.
(A) Ἀριστοτέλης βαρύτατον μὲν εἶναι τὴν γῆν, κουφότατον δὲ τὸ πῦρ, ἀέρα δὲ καὶ ὕδωρ ἄλλοτ᾿ (ἄλλοτε D) ἄλλως. 1.12,3 (1. Teil) (B) Καὶ δυνάμει μὲν εἰς ἄπειρον τέμνεσθαι, ἐντελεχείᾳ, δὲ μηδαμῶς. (1.16,3 P / S) (C) Τῶν δὲ ἁπλῶν σωμάτων εἶναι τὰς ποιότητας ἁπλᾶς, διαιρεῖσθαι δὲ εἰς ἄπειρον τὰ μεγέθη καὶ τὰ μέγεθος ἔχοντα. ταῦτα δὲ καὶ συνεχῆ καλεῖθαι· μεγέθη δὲ εἶναι μῆκος πλᾶτος βάθος, τὰ δ᾿ ἔχοντα μέγεθος ἓξ ὑπάρχειν σῶμα τόπον ἐπιφάνειαν γραμμὴν κίνησιν χρόνον· ἐπιφάνειαν δ᾿ εἶναι σώματος πέρας δυσὶν ὁριζομένην διαστάσεσι· γραμμὴν δὲ τὸ τῆς ἐπιφανείας πέρας κατὰ μίαν διάστασιν· σῶμα δὴ τοίνυν ἐστὶ τὰς τρεῖς ἔχον διαστάσεις. ἐπεὶ δὲ καὶ περὶ τὸν τόπον εἰσὶν αὗται, προσθετέον τό τε μετ᾿ ἀντερείσεως καὶ τὸ μὴ δεχόμενον ἕτερον εἰς τὸν αὐτὸν τόπον σῶμα· πλρωτικὸν γὰρ εἶναι τοῦ τόπου τὸ σῶμα, καθάπερ καὶ τὸν τόπον τοῦ σώματος δεκτικόν. ποιεῖν δὲ καὶ πασχεῖν τὰ σώματα ταῖς ἀσωμάτοις δυνάμεσι· κατὰ γὰρ τὰς ἐν ταύταις διαφορὰς ἀποτελεῖσθαι τὰς τε τῶν
439 Psellos scheint an dieser Stelle Aristoteles und das nur bei Stobaios belegte StratonLemma (1.12,7) vermischt zu haben: Στράτων μὲν προσεῖναι τοῖς σώμασι φυσικὸν βάρος, τὰ δὲ κουφότερα τοῖς βαρυτέροις ἐπιπολάζειν, οἷον ἐκπυρηνιζόμενα. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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δραστικῶν καὶ τὰς τῶν παθητικῶν φύσεις440 (AD fr. 5) (D) Μηδὲν δὲ πῦρ κυκλοτερῶς φύσει κινεῖσθαι, μόνον δὲ τὸ πέμπτον σῶμα. 1.12,3 (2. Teil) Aristoteles, die Erde sei zwar der schwerste (Körper) schlechthin, das Feuer aber der leichteste; Luft und Wasser je nachdem.
440 ἁπλῶς deest] P=Q ↔ S
Aristoteles, die Erde sei zwar der schwerste (Körper), das Feuer aber der leichteste; Luft und Wasser je nachdem. … Das Feuer aber bewege sich nicht von Natur aus kreisförmig, allein der fünfte Körper.
Ps−
Qostā Ibn Lūqā unterstützt mit »absolut gesprochen« die Lesart ἁπλῶς.441 Heeren442 ergänzt ἁπλῶς auf der Grundlage von Ps.Plutarch, mit der Begründung, dass es mit ἄλλοτ᾿ ἄλλως korrespondiere. Μηδὲν δὲ πῦρ κτλ. plura] P=Q ↔ S
Ps−
Während bei Wachsmuth unter dem Etikett »Aristoteles« zwischen (A) und (D) noch die zwei Abschnitte (B) und (C) eingeschoben sind, stellt Diels in den DG die Abschnitte (A) und (D) direkt hintereinander und deklariert sie zusammen als 1.12,3. Diels443 hält es für möglich, dass (D) von Aëtios selbst hinzugefügt sei und verweist hinsichtlich des Bewegungsaspekts (κινεῖσθαι) auf die vergleichbaren Schluss-Sätze des folgenden Stoiker-Lemmas444 (1.12,4 S), des EpikurLemmas 1.12,5 (S / P) und des Demokrit-Lemmas445 (1.12,6 S). So liegt Diels’ Überlegung nahe, dass ihnen ein spezielles Kapitel zugewiesen war (etwa Περὶ 440 Zur Paraphrase des Inhalts, s. Moraux, S. 283–4. »Im großen und ganzen scheint das Fragment nicht unmittelbar an Aristoteles anzuschließen, sondern vielmehr eine spätere, schulmäßige Kurzfassung der Körperlehre wiederzugeben.« 441 Ullmann, S. 141. s.v. ἁπλοῦς. 442 Heeren, S. 343: »Post πῦρ ex Plut. I c. addidi ἁπλῶς. Habet enim id non modo Plutarchus, sed res ipsa postulat; opponitur enim τῷ ἄλλοτε ἄλλως. Contendit nempe Aristoteles alia elementa simpliciter gravia et levia esse, terram nempe et ignem, cum hic semper sursum, illa semper deorsum motum suum habeat; alia aërem et aquam pro varietate motus et gravia et levia dici posse.« Plutarch führt ἁπλῶς nach γῆν auf, Heeren nach πῦρ. Dazu Wachs muth, Eclogae, S. 141: »πῦρ Gaisford cum Heereno dormitanter.« 443 Diels, DG, S. 310: »μηδὲν δὲ πῦρ – σῶμα, quod respondet §§ 4.5.6 extremis cf. 14 6. his fortasse peculiare ab Aëtio caput adsignatum erat, unde a Plutarcho omissa sunt praeter Epicuream sententiam § 5.« 444 Καὶ τὸ μὲν περίγειον φῶς κατ᾿ εὐθεῖαν, τὸ δ᾿ αἰθέριον περιφερῶς κινεῖται. (Cluster- Bildung?, s. Kap. III.2.3). 445 κινεῖσθαι κατ᾿ ἀλληλοτυπίαν ἐν τῷ ἀπείρῳ. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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κινήσεως σωμάτων), das Ps.Plutarch und Stobaios gleichermaßen ausgelassen hätten.446 Τῶν δὲ ἁπλῶν σωμάτων κτλ. plura] P=Q ↔ S
Ps−
Die Provenienz von Abschnitt (C) ist umstritten: Diels schreibt aus formalen und inhaltlichen Gründen das Fragment AD zu.447 Wachsmuth zweifelt aufgrund der aëtianischen Umrahmung die AD-Provenienz an.448 Die Anwendung der Kriterien auf den Text spricht gegen die PS-Quelle: contra PS-Quelle Arii est maior fere capitum ambitus. (I / 1.)
×
eclogae ut ex Arii ampliore conexu divulsae incipiunt a δέ particula. (II)
×
conclusiones apparent ampliorum capitum. (III)
×
S tends to begin his chapters with material from A, and group the excerpts from AD towards the end. (VI / 7.)
contra AD
×
pugnant cum Aetii vel sententiis vel ordine. (VII)
×
AD uses indirect speech almost incessantly. … A in contrast often prefers not to linger too long in indirect speech. (5.)
×
446 Darunter ließe sich auch das Lemma 1.14,6 (S) subsumieren: Ζήνων ἔφασκε τὸ πῦρ κατ᾿ εὐθεῖαν κινεῖσθαι. 447 Diels, DG, S. 310 »post ἄλλως sequitur c. 16 3, tum prolixior disputatio, quam Ario tribui (fr.5), …«. Diels, DG, S. 449: »fragm. 5 interpositum est Aëtianis … sed illic quaestio de simplicibus corporibus non praeparata est in prioribus. praetera capitulorum reliquorum similitudo explicatam hanc definitionum expositionem [cf. de cael. I 1] excludit.« 448 Wachsmuth, Eclogae, S. 141: »haec quamquam Aetianis sunt interposita Ario tribuit Diels.« Dagegen M&R, Sources, S. 253: »It appears that he [Stobaios, d. Vf.] … is prepared to join together in the same lemma material from both A and AD (Diels recognized this in a number of texts on Aristotle, though the presentation in Wachsmuth tends to conceal it: cf. 14.1c …«. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Stoiker 1.12,4 Q: Die Stoiker glaubten, daß zwei von den vier Elementen leicht sind, nämlich das Feuer und die Luft. Und zwei (von ihnen) sind schwer, nämlich das Wasser und die Erde. Das Leichte ist das, was sich von der Mitte weghebt. Die Mitte selbst aber ist weder schwer noch leicht. Ps.Plutarch (L / M)
Stobaios (W / D)
Οἱ Στωικοὶ δύο μὲν ἐκ τῶν τεσσάρων (τεττάρων D) στοιχείων κοῦφα, πῦρ καὶ ἀέρα, δύο δὲ βαρέα, ὕδωρ καὶ γῆν· κοῦφον γὰρ ὑπάρχει φύσει, ὃ νεύει (νεύσει D) ἀπὸ τοῦ ἰδίου μέσου, βαρὺ δὲ τὸ εἰς μέσον. [Βαρὺ δ᾿ οὐκ ἔστι τὸ μέσον].
Οἱ Στωικοὶ δύο μὲν ἐκ τῶν τεσσάρων στοιχείων κοῦφα, πῦρ καὶ ἀέρα· δύο δὲ βαρέα, ὕδωρ καὶ γῆν. Κοῦφον γὰρ ὑπάρχει φύσει, ὃ νεύει ἀπὸ τοῦ ἰδίου μέσου, βαρὺ δὲ τὸ εἰς μέσον. Καὶ τὸ μὲν περίγειον φῶς κατ᾿ εὐθεῖαν, τὸ δ᾿ αἰθέριον περιφερῶς κινεῖται.
Die Stoikern, zwei von den vier Elementen (seien) leicht, Feuer und Luft, zwei aber schwer, Wasser und Erde. Leicht nämlich (sei) seiner Natur nach das, was sich von seinem Zentrum wegneigt, schwer aber, was sich nach seinem (Zentrum) hinneigt. [Schwer aber ist das Zentrum nicht.] (Vgl. Kaltwasser, S. 29).
Die Stoikern, zwei von den vier Elementen (seien) leicht, Feuer und Luft, zwei aber schwer, Wasser und Erde. Leicht nämlich (sei) seiner Natur nach das, was sich von seinem Zentrum wegneigt, schwer aber, was sich nach seinem (Zentrum) hinneigt. Und zwar bewege sich das um die Erde befindliche Licht geradlinig, das ätherische Licht dagegen zirkulär.
νεύει pro νεύσει] P ↔ S=Q? Βαρὺ δ᾿ οὐκ ἒστι τὸ μέσον desunt] P~Q ↔ S(=DG=L=Mau) Für Diels stellt der Schlusssatz eine Interpolation dar, die einem librarius zuzuschreiben sei.449 Καὶ τὸ μὲν περίγειον κτλ. in fine plura] P=Q ↔ S Heeren450 weist darauf hin, dass die Phrase wie ein Fremdkörper in dem Lemma wirke und ungelehrig erscheine. Der Umstand, dass Stobaios zunächst das Schwere und Leichte hinsichtlich der Bewegung vom Zentrum weg oder zum 449 Diels, DG, S. 311: »sive variam lectionem sive ineptum scholion delevi.« Diels, DG, S. 267: »… librariorum interpolationes, omissae sunt interpolationes codicum vel testimoniorum silentio apertae.« 450 Heeren, S. 346: »Ultima verba καὶ τὸ μὲν – κινεῖται desiderantur in Plutarcho atque a nostro loco aliena, seu potius ex Stoico libro, quem excerpsit noster, imperite adiecta videntur.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Zentrum hin definiert, dann aber zu der These von dem gradlinig und zirkulär verlaufenden Licht umschwenkt, macht es wahrscheinlich, dass der nur von Stobaios gebotene Schlusssatz zu einem anderen Kapitel gehört.451 Unterstützt wird die These stilistisch durch die Partikel Καὶ, die eine Anschluss-Partikel im Rahmen der Cluster-Bildung ist, und zwar als Ersatz für δέ, um die Partikel verbindung δὲ μέν zu vermeiden (s. Kap. III.2.3).
Epikur 1.12,5 Q: Epikur war der Meinung, daß die Körper erfaßbar sind und daß die ersten von ihnen einfach sind. Aber die aus jenen ersten gemischten (Körpern) sind insgesamt schwer an Gewicht. Und diejenigen, welche unteilbar sind, bewegen sich bald gerade und aufrecht, bald in einer Neigung und Biegung. – Aber die Bewegung dessen, was sich in die Höhe bewegt, geschieht in einem Stoßen und Beben.452 Ps.Plutarch (Mau)
Stobaios (W)
Ἐπίκουρος δ᾿ (δὲ D) †ἀπερίληπτα εἶναι (*D) τὰ σώματα καὶ τὰ πρῶτα δ᾿ (δὲ D) ἁπλᾶ†(*D) (ἁπλῶς L)450, τὰ δ᾿ (δὲ D) ἐξ ἐκείνων συγκρίματα πάντα βάρος ἔχειν· κινεῖσθαι δὲ τὰ ἄτομα ποτὲ (τότε D) μὲν κατὰ στάθμην ποτὲ (τότε D) δὲ κατὰ παρέγκλισιν, τὰ δ᾿ (δὲ D) ἄνω κινούμενα κατὰ πληγήν, κατὰ παλμόν (καὶ παλμόν D).
Ἐπίκουρος ἀπερίληπτα εἶναι (*D) τὰ (om. D) σώματα. καὶ τὰ πρῶτα δὲ ἁπλᾶ (*D)· τά τε (δὲ D) ἐξ ἐκείνων συγκρίματα βάρος ἔχειν. Κινεῖσθαι δὲ τὰ ἄτομα τότε μὲν κατὰ στάθμην, τότε δὲ κατὰ παρέγκλισιν· τὰ δὲ ἄνω κινούμενα κατὰ πληγὴν καὶ ἀποπαλμόν.
Epikur aber, unfassbar groß (sc. in der Anzahl) seien die Körper und die Urkörper einfach (i. e. gewichtslos?), die Mischungen aus jenen haben alle Gewicht. Es bewegen sich die Atome bald senkrecht, bald in einer schiefen Richtung; einige bewegen sich aufwärts durch Stoß, durch Schwingung. (Löbl, S. 54 »durch pulsierenden Schwung«).
Epikur, unfassbar groß (sc. in ihrer Anzahl) seien die unteilbaren Körper. Und Urkörper einfach; und die Mischungen aus jenen haben Gewicht. Es bewegen sich die Atome bald senkrecht, bald in einer schiefen Richtung; einige bewegen sich aufwärts durch Stoß und Abprall.
451 Inhaltliche Bedenken meldet Furley (S. 448 Anm. 73) an: »Aët. 1.12.4 attributes to the Stoics the thesis that earthly light moves in straight lines, while heavenly light moves circumferentially. But that is ridiculous, if taken literally: if the suns’s light moved around the circumference, it would never reach the earth.« 452 Schröder, S. 391: »883A8–9 ändert er [Lachenaud, d. Vf.] ἁπλᾶ in ἁπλῶς, was schwerlich einen Sinn gibt und jedenfalls nicht den, den die Übersetzung vorspiegelt (»et les premiers corps le sont dans l’ absolu«);« Qostā Ibn Lūqā hingegen unterstützt die Hss-Lage. Die Änderung, die Lachenaud an dieser Stelle vornimmt, nimmt Schröder zum Anlass, Lachenauds Ps.Plutarch-Ausgabe kritische zu betrachten. Wenn Ps.Plutarch von Stobaios gestützt werde, so gebe es keinen Grund, den Text abzuändern, auch wenn er Sinnlosigkeiten aufweise. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
Buch I
191
Inhaltsanalyse: Thematisch wird die epikureische Atomtheorie auch in dem Prinzipien-Kapitel 1.3,8 und dem Bewegungskapitel 1.23,4 abgehandelt.
δ᾿ deest] P(~DG) ↔ S
Q?
Die Partikel dient dazu, den Kontrast zwischen den Stoikern (ἐκ τῶν τεσσάρων στοιχείων) und Epikur (ἀπερίληπτα) hervorzuheben.453 Bei Stobaios fehlt die Partikel trotz derselben Abfolge. S. dazu M&R,454 dass »Stobaeus has much less feeling for the method of the Placita [διαφωνία and διαίρεσεις, d. Vf.] … than Ps.Plutarch.« ἀπερίληπτα εἶναι τὰ σώματα. καὶ τὰ πρῶτα δὲ ἁπλᾶ] P455=S~QDG≠ Der Asteriscus bei Diels456 zeigt an, dass das Verderbnis aus Aëtios stamme. Der Einwand erklärt sich wie folgt:457 Epikur unterscheidet zwei Arten von Körpern. Zum einen gebe es solche Körper, aus denen alles bestehe, nämlich die Atome, die nur durch den Verstand erkennbar sind, nicht vergehen und nicht verändert werden können. Zum anderen gebe es solche Körper, die aus derartigen Atomen zusammengesetzt seien. Dass nur diese zusammengesetzten Körper Gewicht besitzen (1.12,5), widerspricht dem Epikur-Lemma 1.3,18, in dem es in dem nur von Ps.Plutarch gebotenen Abschnitt heißt, dass Epikur im Gegensatz zu Demokrit458 den Atomen nicht nur Gestalt und Größe, sondern als drittes auch das Gewicht gegeben habe (Kap. III.1.2). πάντα deest] P ↔ S
Q?
τότε pro ποτὲ (2x)] P ↔ S(=DG)
Q?
καὶ ἀποπαλμόν pro κατὰ παλμόν] P(=L=M) ↔ S
Q=DG≠
453 M&R, Sources, S. 247. 454 M&R, Sources, S. 271. 455 Mau setzt die Stelle in cruces, obwohl der Text von Stobaios bezeugt wird und damit der Ps.Plutarch-Text, den Mau herausgibt, als gesichert gilt. Lachenaud beseitigt die cruces und akzeptiert damit die Phrase als die des Ps.Plutarch. 456 Diels (DG, S. 52 Anm. 2) schlägt als Lesart vor »si verba non ad veritatem sed ad falsam Aëtii de atomis opinionem restituere velis, fortasse talia placebunt ἀπερίληπτα εἶναι τὰ σχήματα καὶ τὰ πρῶτα μὲν ἀβαρῆ κτλ.« 457 Vgl. Diels, DG, S. 52. 458 S. ebenso das Demokrit-Lemma 1.12,6 (S), dass die ersten Körper (τὰ πρῶτα σώματα) kein Gewicht hätten. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
192
Untersuchung
Überschrift 1.13 G 26: Περὶ ἐλαχίστων. Q: Über die kleinsten (Dinge). Ps 93: Περὶ ἐλαχίστων. Phot 167.112b: περὶ σωμάτων καὶ περὶ τῆς τούτων τομῆς καὶ περὶ ἐλαχίστου, … Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W)
Περὶ ἐλαχίστων.
Περὶ σωμάτων καὶ περὶ τῆς τούτων τομῆς καὶ περὶ ἐλαχίστου. (1.12; 1.16; 1.13)
Über die kleinsten Dinge.
Über die Körper und über deren Teilung und über das Kleinste.
περὶ ἐλαχίστου pro Περὶ ἐλαχίστων] P=G=Q=Ps ↔ S=Phot Im Vergleich zu Ps.Plutarch (1.13,1–2) weist Stobaios in seinem Kapitel I.14 insgesamt vier Lemmata (1.13,1–4) auf, die alle unter dem Stobäischen Untertitel περὶ ἐλαχίστου (I.14,1i) subsumiert sind. In Übereinstimmung mit dem Generaltitel I.14 besitzt der Stobäische Untertitel ebenfalls den Singular, und dies, obwohl das Wort in 1.13 / I.14 nur in dem Plural vorkommt. Der Untertitel ist von Wachsmuth in Anlehnung an die Stobäische Erscheinung der Untertitel rekonstruiert.459 Denn die Hss FP besitzen den Untertitel nicht, sondern setzen περὶ ἐλαχίστου in dem nachfolgenden EmpedoklesLemma 1.13,1 (P / S) hinter das Namensetikett (Ἐμπεδοκλῆς περὶ ἐλαχίστου ἔφη κτλ.). Diels verwendet περὶ ἐλαχίστου als Stobäische Überschrift von Kapitel 1.13 und druckt (wie Wachsmuth) das Empedokles-Lemma ohne περὶ ἐλαχίστου ab. Heeren460 machte in diesem Zusammenhang bereits darauf aufmerksam, dass die Worte περὶ ἐλαχίστου den nexus sermonis des Empe dokles-Lemmas stören und nimmt an, dass sie einst eine Rubrik bildeten und versehentlich in den Text gerutscht seien.
459 Wachsmuth, Eclogae, S. 143: »hic posui ut partis titulum quales saepius adhibuit Stobaeus cf. Stud. p. 48 n.1.« 460 Heeren, S. 351: »Verba περὶ ἐλαχίστου nexum sermonis turbant adeoque merito suspecta sunt. Videntur olim rubricam constituisse, atque ita male in contextum migrasse.« Vgl. das Stobäische Kapitel I.26, in dem die Untertitel mit der Partikel δέ angereiht sind. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
Buch I
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Empedokles 1.13,1 G 26: Τῶν τεσσάτων στοιχείων πράγματα βαρύτατα οἷον στοιχεῖα ἀπὸ στοιχείων ἢ ψήγματα νομίζουσιν εἶναί τινες τὰ λεγόμενα ἐλάχιστα. Q: Empedokles glaubte, daß vor den vier Elementen vier andere kleinste Elemente sind, die einander in den runden Teilen ähnlich sind. Ps.Plutarch (L / Mau)
Stobaios (W)
Ἐμπεδοκλῆς πρὸ τῶν τεσσάρων (τεττάρων D) στοιχείων θραύσματα ἐλάχιστα, οἱονεὶ στοιχεῖα πρὶν στοιχείων, ὁμοιομερῆ [ὅ ἐστι στρογγύλα].
Ἐμπεδοκλῆς ἔφη (περὶ ἐλαχίστου Hss FP) πρὸ τῶν τεσσάρων (τεττάρων D) στοιχείων θραύσματα ἐλάχιστα, οἱονεὶ στοιχεῖα πρὸ τῶν στοιχείων ὁμοιομερῆ.
Empedokles, vor den vier Elementen (seien) kleinste Splitter, sozusagen Elemente vor Elementen, von gleichartigen Teilen, was rund bedeutet. (Vgl. Capelle, S. 191).
Empedokles sagte, vor den vier Elementen (seien) kleinste Splitter, sozusagen Elemente vor Elementen, von gleichartigen Teilen.
περὶ ἐλαχίστου ἔφη plura] P ↔ S(=DK)
G≠Q?
Die Worte περὶ ἐλαχίστου, die – wie den Hss FP zu entnehmen sind – auf das Namensetikett folgen, nehmen Wachsmuth und Diels aus dem EmpedoklesLemma heraus und erstellen daraus den Untertitel (s. Überschrift 1.13). Die Stellung von περὶ ἐλαχίστου erinnert an das Lemma 2.23,5 (Περὶ δὲ τῶν τροπῶν φασι κτλ.). Dahinter kann anthologisches Arbeiten stecken. Das ἔφη, das als ein Indiz für einen Texteingriff gilt, unterstützt die Vermutung.461 In diesem Fall bildet die Phrase in der Vorlage nicht den Untertitel, sondern ist absichtlich eingefügt, um den Themenwechsel anzuzeigen, vergleichbar der Subjektsdoxa, die den Themenwechsel anzeigt und den Stil glättet.462 (Zur Subjektsdoxa mit περί + Akkusativ, s. 1.16,2 P / S). Dass der n exus fehlt, also Texteingriffe mit einer fehlerhaften Syntax einhergehen, ist aus S tobaios bekannt (s. Kap. III.2.1.3). τεσσάρων] P=S=G πρὸ τῶν στοιχείων pro πρὶν στοιχείων] P ↔ S
Q?DG≠ G≠Q–
ὅ ἐστι στρογγύλα desunt] P~Q ↔ S=G(=DG=DK) 461 S. dagegen M&R’s Beobachtung, dass das ἔφη von Ps.Plutarch bevorzugt verwendet wird. M&R, Sources, S. 232. 462 S. introductory phraseology, M&R, Sources, S. 231. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
Die Splitterform der Urelemente widerspricht der Beschreibung von der runden Gestalt. Daher tendiert die Forschung zur Stobäischen Version: Heeren463 und Volkmann464 halten den Schlusssatz für eine Glosse, Diels für einen Zusatz Ps.Plutarchs, den er athetiert.465
Heraklit 1.13,2 G 26:Ἡράκλειτος δὲ εἰσάγει ταῦτα νοήσει μόνον ληπτά. (Heraklit aber führt diese (Partikel) ein, die nur mit dem Verstand greifbar sind. Q: Herakleitos glaubte, daß die ersten unter den Arten kleinste unteilbare Teile von äußerster Kleinheit sind. Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W / D)
Ἡράκλειτος ψηγμάτιά τινα ἐλάχιστα καὶ ἀμερῆ εἰσάγει.
Ἡράκλειτος πρὸ τοῦ ἑνὸς δοκεῖ τισι ψήγματα καταλείπειν.
Heraklit führt gewisse kleinste und unteilbare Körnchen ein.
Heraklit scheint einigen vor dem Einen Körner zurückzulassen.
omnino inter se differunt] P~Q ↔ S Forschungslage: Geht man von der Regel aus, dass Ps.Plutarch lediglich abschreibe oder kürze,466 gibt Ps.Plutarch die PS-Vorlage wieder. Aus den Aëtiana 2009 geht hervor,467 dass das δοκεῖ τισι zweifellos zu Aëtios gehöre und dass Ps.Plutarch den Text verändert habe. Diels vermutet,468 dass bei Ps.Plutarch das ἐλάχιστα καὶ ἀμερῆ aus einer Kontamination mit dem Xenokrates-Diodor-Lemma (1.13,3 S) herrühre.469 Hinsichtlich der Stobäischen Version schreibt Diels das τισι, also die Erwähnung von dissentientes scriptores, einem sominans interpres zu.470 Lebedev, der ebenfalls die 463 Heeren, S. 350: »ὅ.ἐ.σ. quare tamen recte pro Glossa habet Tidem. Geist der sp. Ph. 246.« 464 Volkmann, Referate, S. 694: »die glosse zu ὁμοιομερῆ – ὅ ἐστι στρογγύλα fehlt, die auch Galenos nicht hat, der freilich gerade in diesem capitel von Plutarch im ausdruck etwas abweicht;« 465 Diels, DG, S. 65: »inepta additamenta … I 13 1.« Mau und Lachenaud athetieren ebenfalls den Schlusssatz, wobei sich Mau, obwohl er den Ps.Plutarch herausgibt, im textkritischen Apparat auf Diels’ Athetese bezieht. 466 M&R, Sources, S. 189. 467 M&R, Compendium, S. 191. 468 Diels, DG, S. 312. Lachenaud, Plutarque, S. 230. 469 Ξενοκράτης καὶ Διόδωρος ἀμερῆ τὰ ἐλάχιστα ὡρίζοντο. 1.13,3 (S). 470 Diels, DG, S. 221: »quin sit somniantis interpretis haec explicatio, nemo dubitabit.« Dazu M&R, Compendium, S. 191: »This [the rare attribution, d. Vf.] was noticed by Diels, … who rightly spoke of ›sources in disagreement‹, ›dissentientes scriptiores‹ compiled by A, but only took notice in order to condemn A’s working methods.« Zeller (I 2 S. 821 Anm. 1) © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
Buch I
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Stobäische Version vorzieht, sieht hingegen in τισι den Bezug zu de caelo und dadurch die Abhängigkeit des Aëtios von Aristoteles.471
Es stellt sich die Frage, ob τισι die vermittelnde Quelle ist. Hat Stobaios darauf zurückgegriffen, dann könnte sich der Plural (τισι) nicht (allein) auf Aëtios beziehen, sondern auf mehrere Quellen hinweisen. Die Stobäische Version eröffnet die Möglichkeit, dass Stobaios seine physikalischen Exzerpte abgesehen von Aëtios und AD auch aus anderen Quellen geschöpft hat (s. Kap. III.3.1). Vgl. auch die Formulierung mit τινες in Epikur 1.23,4 (S).
Überschrift 1.14 G28: Περὶ σχημάτων. Q: Über die Gestalten. Ps 88: Περὶ σχημάτων. Phot 167.112b: περὶ σχημάτων. Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W / D)
Περὶ σχημάτων.
Περὶ σχημάτων.
Über die Figuren.
Über die Figuren.
Περὶ σχημάτων] P=S=G=Q=Ps=Phot
Definition 1.14,1 G 28: Σχῆμά ἐστιν ἐπιφάνεια καὶ περιγραφὴ καὶ πέρας σώματος. Q: Die Gestalt ist eine Oberfläche, Abgrenzung und äußerste Grenze eines Körpers. Ps 88: Σχῆμα ἐστὶ ποιὰ τὶς τῶν μαθηματικῶν σωμάτων ἀποπεράτωσις. Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W / D)
Σχῆμά ἐστιν ἐπιφάνεια καὶ περιγραφὴ καὶ πέρας σώματος.
Σχῆμά ἐστιν ἐπιφάνεια καὶ περιγραφὴ καὶ πέρας σώματος.
Figur ist Oberfläche, Umriss und Grenze des Körpers.
Figur ist Oberfläche, Umriss und Grenze des Körpers.
ist aufgrund der Unsinnigkeit, den Heraklit mit Atomen in Zusammenhang zu bringen, der Meinung, dass ψηγμάτιά τινα ἐλάχιστα sich nur durch eine Verwechslung mit Heraklides erklären lässt. Ebenso Krische, S. 327 Anm. 1. 471 Lebedev, ΥΗΓΜΑ, S. 48: »In § 9 the dependence of Aetius on Aristotle is demonstrated. Δοκεῖ τισι of Stobaeus’ version (which is preferable to the contaminated Plutarchean) is a reference to De Caelo 304a 21 while πρὸ τοῦ ἑνὸς (στοιχείου) echoes Aristotle’s πρότερόν τι τοῦ στοιχείου στοιχεῖον (303b 16, 304b 6).« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
lemma anepigraphum, sed Πορφυρίου in margine plus] P=Q=Ps ↔ S In den Hss FP wird das Definitions-Lemma am Rande mit dem name-label Πορφυρίου etikettiert. Daher vermutet Volkmann472 – der seinen Aufsatz noch vor der Aëtios-Theorie 1879 verfasste – unter Vorbehalt, dass Porphyrios der Verfasser der Epitome sei, aus der Stobaios, Ps.Plutarch und Ps.Galen geschöpft hätten.473 Diels474 lehnt Volkmanns Porphyrios-These ab, und glaubt hingegen, dass das Etikett fehlerhaft hinzugefügt sei. Ebenso auch M&R.475 Wachsmuth476 schließlich führt das Porphyrios-Etikett unter I.15,3a ohne Text an. Damit verdeutlicht er, dass der Inhalt des Porphyrios-Lemmas ausgefallen sei (s. Kap. III.3.2).
Οἱ ἀπὸ Πυθαγόρου 1.14,2 Q: Die Anhänger des Pythagoras glaubten, daß die Gestalten der vier Elemente kugelförmig sind, abgesehen vom obersten Feuer; denn es ist in seiner Gestalt kegelförmig. Ps 88: τὸ δὲ πῦρ διὰ τὸ ἄνω φέρεσθαι καὶ εἰς ὀξὺ ἀπολήγειν ἀπὸ πλατείας βάσεως πυραμοειδὲς τίθησι· (vgl. 2.6,5 P / S). Ps.Plutarch (L / Mau)
Stobaios (W)
Οἱ ἀπὸ Πυθαγόρου σφαιρικὰ τὰ σώματα (σχήματα D) τῶν τεττάρων στοιχείων, μόνον δὲ τὸ ἀνώτατον πῦρ κωνοειδές.
Οἱ ἀπὸ Πυθαγόρου [τὸν κόσμον] σφαιρικὰ τὰ σχήματα (σφαῖραν κατὰ σχῆμα FP / D) τῶν τεττάρων στοιχείων· μόνον δὲ τὸ ἀνώτατον πῦρ κωνοειδές.
Die Anhänger des Pythagoras, die Körper der vier Elemente (seien) sphärisch, allein aber das oberste Feuer (sei) kegelförmig.
Die Anhänger des Pythagoras, die Formen der vier Elemente (seien) sphärisch; allein aber das oberste Feuer (sei) kegelförmig.
472 Volkmann, Referate, S. 705: »es wurde bereits bemerkt, dasz ein kleines stück der placita mit dem lemma Πορφυρίου sich unter die citatenreihen des Stobaeos verirrt hat. das kann freilich nur zufall sein, obenein ist auf die lemmata des Stobaeos nicht immer rechter verlasz. es kann aber auch ebenso gut mit diesem lemma alles in schönster ordnung sein, und dann eben ist Porphyrios als wahrscheinlicher verfasser der placitaschrift, d. h. der überarbeitung in welcher sie dem Stobaeos vorlag, zu betrachten.« 473 Zum Stemma s. M&R, Sources, S. 61. 474 Diels, DG, S. 48 Anm. 1: »nam quod Plac. I 14 1 Porphyrii lemma perverse additur, nemo mirabitur qui eclogarum memoriam cognovit.« 475 M&R, Sources, S. 219: »3a The name-label Πορφυρίου, but the excerpt is missing. Its presence here could be a mistake, since one would expect the definition to be the first prose quote (as in ¶ 11–14, 16).« 476 So auch Wachsmuth, Eclogae, S. 145: »huius eclogae nihil praeter lemma in FP mrg relictum est, quod ad perversam de placitorum physicorum auctore opinionem seduxit Volkmannum …«. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Inhaltsanalyse: Der Inhalt des Lemmas, das abgesehen von dem kegelförmigen Feuer alle Elemente kugelförmig sind, widerspricht dem Pythagoras-Lemma 2.6,5 (P / S), nach dessen Inhalt aus dem Würfel die Erde entsteht, aus der Pyramide das Feuer, aus dem Oktaeder die Luft, aus dem Eikosaeder das Wasser und aus dem Dodekaëder die ganze Weltsphäre. Nach Boeckh477 ergibt die doxa von dem konischen Feuer keinen Sinn.478 Boeckh479 versucht dem Lemma 1.14,2 dennoch einen Sinn zu geben, indem er argumentiert, dass Dodekaëder oder Äther, die aus 2.6,5 bekannt sind, in 1.14,2 nur aus Nachlässigkeit oder Unwissenheit ausgelassen seien. Psellos spricht ebenfalls nicht von konischem Feuer sondern von der Pyramidenform wie in 2.6,5.
τὸν κόσμον plura] P=Q ↔ S
Ps–
Das von den Stobäischen Hss überlieferte τὸν κόσμον hält Diels, ohne allerdings die Worte zu athetieren, für eine Interpolation, die aufgrund der nahen Verwandtschaft mit Kapitel 2.2 (Περὶ σχήματος κόσμου) herrühre, in dem sich die Lemmata 2.2,1 (Οἱ Στωικοὶ σφαιροειδῆ τὸν κόσμον ἀπεφήναντο, P / S) und 2.2,2 (Λεύκιππος καὶ Δημόκριτος σφαιροειδῆ τὸν κόσμον, S) befinden.480 Die Interpolationstheorie macht deutlich, wie leicht sich Inhalte sogar aus verschiedenen Büchern vermischen können (s. auch 1.18 und 2.9). Gleiches gilt auch für den Fall, dass die Hss die PS-Vorlage liefern. Dann erscheint die Stobäische Version als verirrtes Lemma aus Kapitel 2.2. In beiden Fällen zeigt sich das fluktuierende Moment der Lemmata innerhalb der PS-Quelle (s. Kap. III.1.2). σχήματα pro σώματα] P(L / Mau) ↔ S(=W)=Q
Ps–
Weder bei Ps.Plutarch noch bei Stobaios findet sich in den Hss das Wort σχήματα. Entgegen den Ps.Plut. Hss (σώματα) druckt Diels in der DG für Ps.Plutarch σχήματα ab. Diels481 sieht in der Formulierung σώματα τῶν στοιχείων auf 477 Boeckh, S. 99: »weshalb aber dieses oberste Feuer Pythagoras konisch genannt haben soll … und wie dies zu der Ansicht von dem Umgebensein der Welt mit diesem Feuer stimme, ist mir unerklärbar.« Heeren, S. 356: »Intelligenda haec videntur de igne illo supremo, quem ab igne centrali distinguit Philolaus infra Cap. XXIII, fr.1. καὶ πάλιν πῦρ ἕτερον ἀνωτάτω τὸ περιέχον. Conica forma quare ei tributa sit, incertum est; infra cap. XXII fr. 6. a Pythagora igni tribuitur forma pyramidalis.« 478 S. dazu 1.14,5 (S); 2.14,2 (P / S). 479 Boeckh, S. 162. Nach Sachs (S. 55) ist der wunderliche Inhalt des Lemma eine miss verstandene Poseidonios-Stelle, die von der kugelschalförmigen Anordnung der Elemente gesprochen habe, nicht von der Atomform. 480 Diels, DG, S. 312: »non dubito quin τὸν κόσμον ex proximorum in Stobaeo capitu lorum argumento (cf. II 2 1. 2) interpolatum.« Ebenso M&R, Compendium, S. 326 Anm. 91. 481 Diels, DG, S. 312: »nam etsi cogitari possunt σώματα τῶν στοιχείων [cf. Laert. VIII 25], tamen neque huic περὶ σχημάτων capiti neque Stobaei quamvis aliter corruptae lectioni conveniunt.« DL 8.25 (Marcovich): ἐκ δὲ τῶν ἐπιπέδων τὰ στερεὰ σχήματα ἐκ δὲ τούτων τὰ αἰσθητὰ σώματα, ὧν καὶ τὰ στοιχεῖα εἶναι τέτταρα, κτλ. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
grund DL 8.25 durchaus ihre Berechtigung, sie passe aber nicht mit der Überschrift περὶ σχημάτων zusammen. Qostā Ibn Lūqā unterstützt mit »Gestalten« die Diels’sche Konjektur von σώματα in σχήματα. Dennoch behalten Mau und Lachenaud das σώματα bei. Ebenso befürworten M&R482 σώματα, da es die lectio difficilior sei und Qostā Ibn Lūqā nicht hinreichende Aussagekraft besäße. Dagegen übersetzen M&R:483 »that for the Pythagoreans all the elements have spherical shapes, …« Was die Stobäischen Hss betrifft (σφαῖραν κατὰ σχῆμα), druckt Diels484 zwar in der Stobäischen Spalte σφαῖραν κατὰ σχῆμα ab, ist aber der Meinung, dass es sich bei der Stobaios um eine korrupte Stelle handelt, die sich aus dem aëtianischen σφαιρικὰ τὰ σχήματα erklären lasse, weil anders das anschließende μόνον κτλ. keinen Sinn ergebe.
Überschrift 1.15 G 27: Περὶ χρωμάτων. Q: Über die Farben. Ps 89: Περὶ χρωμάτων. Phot. 167.112b: περὶ χρωμάτων,… Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W / D)
Περὶ χρωμάτων.
Περὶ χρωμάτων.
Über die Farben.
Über die Farben.
Περὶ χρωμάτων] P=S=G=Q=Ps=Phot
482 M&R, Sources, S. 177: »Unbeknown to Diels Q does support his conjecture …, but this is not enough to tip the balance in his favour.« 483 M&R, Compendium, S. 326. 484 Diels, DG, S. 312: »non dubito quin … reliqua ex σφαιρικὰ τὰ σχήματα corrupta sint. aliter μόνον κτλ. sensum non habet.« S. M&R, Sources, S. 177: »Diels argues that the corruption (or adaptation) in S (Οἱ ἀπὸ Πυθαγόρου τὸν κόσμον σφαῖραν κατὰ σχῆμα τῶν τεττάρων στοιχείων) can only be explained if A read σφαιρικὰ τὰ σχήματα, and so introduced the reading into his text of P.« Ebenso Burkert, Weisheit, S. 50 Anm. 25: »Unsicher bleibt 1.14,2, den richtigen Text hat Plut., Diels Dox. z.d.St.; es besteht ein Zusammenhang mit Kleanthes Aet. 1,14,5; 2,14,2, vgl. 2,2,1.« Dagegen erscheint Sachs (S. 12 Anm. 1) die Stobäische Version als die bessere Fassung. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Definition 1.15,1 G 27: Χρῶμά ἐστι ποιότης σώματος ὁρατή. Q: Die Farbe ist eine Qualität des Körpers, welche durch den Gesichtssinn wahrgenommen wird. Ps 89: περὶ χρωμάτων. χρῶμα ἐστὶν ὁρατὴ ποιότης τῆς τῶν σωμάτων ἐπιφανείας. Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W / D)
Χρῶμά ἐστι ποιότης σώματος ὁρατή.
Χρῶμά ἐστι ποιότης σώματος ὁρατὴ προηγουμένως.
Farbe ist Qualität des Körpers, die gesehen werden kann.
Farbe ist Qualität des Körpers, die ohne Weiteres gesehen werden kann.
προηγουμένως plus] P=G=Q=Ps ↔ S M&R485 sind der Meinung, dass wie in dem Definitions-Lemma (1.11,1) »Über die Ursachen« (ἀρκεῖ γὰρ ὑπογραφικῶς) auch in diesem Definitions-Lemma der Zusatz dem Stobaios zuzuschreiben sei.
Pythagoreer 1.15,2 G 27: Οἱ Πυθαγόρειοι δὲ χροιὰν καὶ χρῶμα ἐκάλουν τὴν ἐπιφάνειαν τοῦ σώματος. Q: Die Pythagoräer bezeichneten die Oberfläche des Körpers als Farbe. Ps 89: χρῶμα ἐστὶν ὁρατὴ ποιότης τῆς τῶν σωμάτων ἐπιφανείας.486 Ps.Plutarch (L / Mau)
Stobaios (W)
Οἱ Πυθαγορικοὶ (Οἱ Πυθαγόρειοι D)486 χροιὰν ἐκάλουν τὴν ἐπιφάνειαν τοῦ σώματος.
Πυθαγόρειοι χροιὰν ἐκάλουν τὴν ἐπιφάνειαν τοῦ σώματος, τὰ δὲ γένη κτλ. (s. 1.15,7)
485 M&R, Sources, S. 224–5: »In the first two cases [1.11.1; 1.15 d. Vf.] the definition put forward is a bit on the short side (compare longer ones at 1.11.1, 1.12.1), so he fills out slightly.« 486 Mit Hinweis auf Ps.Galen druckt Diels das Wort statt Πυθαγορικοί ab, das im PSGrundstock nur an dieser Stelle vorkommt. Diels, DG, S. 215: »ex libro de sensu 3 p. 439a31 διὸ καὶ οἱ Πυθαγόρειοι τὴν ἐπιφάνειαν χροιὰν ἐκάλουν excerptum est I 15 2.« M&R (Compendium, S. 210), die die aristotelische Herkunft der doxa bestätigen, sehen wie Diels, dass Aëtios nicht aus Aristoteles geschöpft hat: »we can be certain that A did not find it while studying Pythagorean documents – or for that matter Aristotle’s De Sensu.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
200
Untersuchung
Die Pythagoreer bezeichneten als χροιά die Oberfläche des Körpers.
Die Pythagoreer bezeichneten als χροιά die Oberfläche des Körpers.
Πυθαγόρειοι pro Οἱ Πυθαγορικοὶ] P ↔ S=G=Q?(=DG)
Ps–
Empedokles 1.15,3 G 27: Ἐμπεδοκλῆς δὲ τὸ τοῖς πόροις τῆς ὄψεως ****** ἀπ᾿ αὐτῶν σύμμετρα μόρια ἔχουσαν πρὸς τὴν ὄψιν. Q: Empedokles war der Meinung, daß die Farbe etwas ist, worauf die Sehstrahlen fallen. Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W)
Ἐμπεδοκλῆς τὸ τοῖς πόροις τῆς ὄψεως ἐναρμόττον.
(A) Ἐμπεδοκλῆς χρῶμα εἶναι ἀπεφαίνετο τὸ τοῖς πόροις τῆς ὄψεως ἐναρμόττον. (B) Τέτταρα δὲ τοῖς στοιχείοις ἰσάριθμα, λευκόν, μέλαν, ἐρυθρόν, ὠχρόν (*ὠχρόν* D).
Empedokles, das in die Poren des Sehorgans Hineinpassende.
Empedokles erklärte, Farbe sei das in die Poren des Sehorgans Hineinpassende. 513). Vier (Farben gebe es) (MP, S. aber, genauso viele wie Elemente: Weiß, Schwarz, Rot, Gelb-Grün. (Vgl. MP, S. 513).
Inhaltsanalyse: Qostā Ibn Lūqā weist abgesehen von dem name-label keine Deckung mit dem PS-Lemma auf. Bei ihm wird der umgekehrte Vorgang dessen beschrieben, was sich in dem PS-Material findet. Nicht trifft bei ihm die Farbe auf das Auge (Rezeption), sondern die Augen, i. e. die Sehkraft, treffen auf die Farbe (Emission).487 Vgl. die Emissionstheorie in dem Empedokles-Lemma 4.13,4 (S).488
χρῶμα εἶναι plura] P(=M&R) ↔ S=Q(=DK=M=MP)489G−
487 Von den zwei Theorien des Sehens bei Empedokles, s. Rakoczy, S. 22. 488 Ἐμπεδοκλῆς καὶ πρὸς τὸ διὰ τῶν ἀκτίνων καὶ πρὸς τὸ διὰ τῶν εἰδώλων ἐκδοχὰς παρέχεται. πλείους δὲ πρὸς δεύτερον. τὰς γὰρ ἀπορροίας ἀποδέχεται. Empedokles bot die Interpretation an, dass das Sehen entweder durch die Strahlen oder durch die Bilder entstehe. Mehr aber durch letzteres. Er nimmt nämlich Ausflüsse an. 489 So auch Inwood, S. 197: »Empedocles said that colour was that which fit into the pores of the eye … And there are four colours, equal in number to the elements: white, black, red, yellow.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
Buch I
201
Mansfeld490 druckt unter der Empedokles-Rubrik die Stobäische Version als aëtianische Version ab, während M&R491 zu dem Ergebnis kommen, dass solche Wörter als stilistische Besonderheit auf Stobaios zurückzuführen seien. Der Eingriff, der dazu dient, den Leser durch das Kapitel zu führen, das nach der Methode »sequential connection« zusammengefügt ist, wäre an dieser Stelle allerdings nicht notwendig. Denn das Lemma 1.15,3 steht in Kapitel I.16 (Περὶ χρωμάτων) in dem PS-Block 1.15,1–11. Das χρῶμα in (A) scheint eingefügt, um den inhaltlichen Bezug zu (B) (Τέτταρα δὲ … ἰσάριθμα) herzustellen. ἀπεφαίνετο plus] P(=M&R) ↔ S=Q492(=DK=M=MP)G− Während Mansfeld493 ἀπεφαίνετο als aëtianisch abdruckt, führen M&R494 das Wort auf Stobaios zurück, da das Imperfekt nicht bei Ps.Plutarch, sondern allein bei Stobaios vorkomme.495 Dafür spricht, dass auch weder die Ps.Plut. Text zeugen noch die von der PS-Quelle unabhängigen Textzeugen die Form im Imperfekt aufweisen. Doch das Argument basiert auf einer unsicheren Textgrundlage der PS-Version (s. Aristoteles-Lemma 1.11,4). post ἐναρμόττον iterant FP τὰς δὲ διαφορὰς τῶν χρωμάτων παρὰ τὰς ποιὰς μίξεις τῶν στοιχείων, τὰς δὲ τῶν ζῴων παρὰ τὰς τῶν τροφῶν ποικιλίας] Die Stobäischen Hss FP wiederholen nach (A),496 also noch innerhalb des Em pedokles-Lemmas, mit einer kleinen Variation497 einen Teil des PythagoreerLemmas 1.15,7 (P / S), das von Wachsmuth zu einem Pythagoras-Cluster (1.15, 2+7) zusammengefügt wurde und dem Empedokles-Lemma 1.15,3 vorangeht.498
490 Mansfeld, Vorsokratiker, II S. 130. Ebenso MP, S. 512. 491 M&R, Sources, S. 231: »He then makes little additions of his own, generally a verb of declaration and a noun as subject of the doxa (but not a connecting particle).« 492 Das verbum dicendi bei Qostā Ibn Lūqā kann auf die sinngemäßen Zusätze zurückgeführt werden, die der Übersetzer bisweilen vornimmt. S. Daiber, Aetius, S. 26–7. 493 Mansfeld, Vorsokratiker, II S. 130. Ebenso MP, S. 512. 494 M&R, Sources, S. 232: »ἀπεφαίνετο: although the forms ἀπεφήνατο and to a lesser extent ἀποφαίνεται are very common in the Placita, the imperfect does not occur and may be taken to indicate S’s intervention;« Bezogen auf 1.23,8 (S) schreibt Runia, Doctors, S. 202, zu ἀπεφήνατο: »The final Verb ἀπεφήνατο has probably been added by S, who likes to add some fluency to the Aëtian telegrammatic style.« 495 Insgesamt gibt es in dem PS-Material bei Stobaios sechs Fälle, in denen das Wort auftaucht: Heraklit 1.28,1 (P / S); Antiphon 1.27,6 (S); Platon 1.29,1 (P / S); Empedokles 1.15,3 (P / S); Demokrit 1.23,4 (P / S); Aristoteles 2.4,12 (P / S). 496 Wachsmuth, Eclogae, S. 149,2. 497 τὰς τῶν τροφῶν ποικιλίας pro τὰς ποικιλίας τῶν τροφῶν. 498 Wachsmuth, Eclogae, S. 148,17–9. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
202
Untersuchung
Volkmann499 führt die Wiederholung auf das Versehen eines Abschreibers zurück. So ist auch in DK das Lemma in der Reihenfolge (A) / (B) abgedruckt. Mansfeld500 hingegen druckt unter dem Etikett »Aëtios« zwischen (A) und (B) den ersten Teilsatz von 1.15,7 ab (τὰς δὲ διαφορὰς τῶν χρωμάτων παρὰ τὰς ποιὰς μίξεις τῶν στοιχείων). In der Vorsokratiker-Ausgabe von MP501 wird unter dem Etikett »Aëtios« zwischen (A) und (B) an τὰς δὲ διαφορὰς – τῶν στοιχείων der zweite Teilsatz von 1.15,7 (τὰς δὲ τῶν ζῴων παρὰ τὰς τῶν τροφῶν ποικιλίας) noch hinzugefügt, und zwar diejenige Version, die Volkmann als versehentliche Abschrift bezeichnet. Die Wörter καὶ τῶν ἀέρων, die von allen Textzeugen bestätigt werden, drucken MP nicht in ihrer Aëtios-Version ab. Τέτταρα δὲ κτλ. in fine plura] P=G=Q ↔ S(=DK=M=M&R) M&R502 zählen das Empedokles-Lemma 1.15,3 unter Ps.Plutarchs Methode, ein Lemma in der Größe zu reduzieren, indem er den Schluss auslasse. Es darf nicht ausgeschlossen werden, dass (B) ein eigenständiges Lemma ist (sei es aus der PS-Quelle oder AD), das mittels der coalescence-Methode an (A) angefügt ist: Die Verbindung der Farben (Weiß, Schwarz, Rot, Gelb-Grün) mit den vier Elementen stellt ein neues Thema dar, das mit der dafür üblichen Partikel δέ angeschlossen ist (Kap. III.2.3). Die Verbindung zweier Themen entspricht nicht dem Layout eines PS-Lemmas.503 Gestützt wird die These durch das vorher eingefügte χρῶμα εἶναι. Es füllt das Τέτταρα mit Inhalt und ermöglicht es, den Themenwechsel zu erkennen.
Pythagoreer 1.15,7 G 27: οἱ δὲ ἀπὸ Πυθαγόρου τὰ γένη τῶν χραμάτων λευκόν τε καὶ μέλαν καὶ ἐρυθρὸν νομίζουσιν, τὰς δ᾿ ἄλλας διαφορὰς παρὰ τὰς ποιὰς μίξεις τῶν στοιχείων, τὰς δὲ τῶν ζῴων παρὰ τὰς τῶν τόπων καὶ τῶν ἀέρων. Q: Die Anhängerschaft des Pythagoras lehrte, daß die Gattungen der Farben das Weise, Schwarze, Rote und Gelbe sind, und daß die Unterschiede der Farben von der besonderen Art der Mischung der Elemente herrühren. Ihre Unterschiedlichkeit in den Lebewesen jedoch sei entsprechend der Unterschiedlichkeit der Orte und der Luft. 499 Volkmann, Referate, S. 694: »der § über Empedokles enthält bei Stobaeos noch eine wiederholung aus dem vorigen artikel, wol ein bloszes versehen der abschreiber…« 500 Mansfeld, Vorsokratiker, II S. 130–1. 501 MP, S. 512. 502 M&R, Sources, S. 188: »A second method … is to reduce a single lemma in size. In this case what he nearly always does is to copy out the beginning, and then leave out the remainder. Examples are legion: cf … Empedocles in 1.15, …«. 503 M&R, Compendium, S. 523. S. Kap. I.4.2, Kriterium 1a). © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
203
Buch I
Ps.Plutarch (L / Mau)
Stobaios (W)
Οἱ ἀπὸ Πυθαγόρου τὰ γένη τῶν χρωμάτων λευκόν τε καὶ μέλαν, ἐρυθρόν, ὠχρόν (*ὠχρόν* D)· τὰς δὲ διαφορὰς τῶν χρωμάτων παρὰ τὰς ποιὰς μίξεις τῶν στοιχείων· τὰς δὲ τῶν ζῴων καὶ παρὰ τὰς ποικιλίας τῶν τροφῶν καὶ τῶν ἀέρων.
τὰ δὲ γένη τῶν χρωμάτων λευκόν τε καὶ μέλαν, ἐρυθρόν τε καὶ ὠχρόν (*ὠχρόν* D)· τὰς δὲ διαφορὰς τῶν χρωμάτων παρὰ τὰς μίξεις τῶν στοιχείων, τὰς δὲ τῶν ζῴων παρὰ τὰς ποικιλίας τῶν τροφῶν καὶ τῶν ἀέρων.
Die Anhänger des Pythagoras, die Arten von Farben (seien) weiß und schwarz, rot, gelb-grün; die Unterschiede der Farben (korrespondierten) mit gewissen Mischungen der Elemente, die (Unterschiede) der Lebewesen auch mit der Vielfalt an Nahrungen und Lüften.
Die Arten von Farben aber (seien) weiß und schwarz, rot und gelb-grün; die Unterschiede der Farben (korrespondierten) mit gewissen Mischungen der Elemente, die (Unterschiede) der Lebewesen mit der Vielfalt an Nahrungen und Lüften.
omisso lemmate δὲ plus] P=G=Q ↔ S
(Pythagoreer 2 / 2)
Das Vorhandensein zweier Lemmata ein und desselben Autors gilt als nicht ungewöhnlich.504 Stobaios bildet unter dem name-label Πυθαγόρειοι ein Cluster, indem er zu dem Lemma 1.15,2 (Πυθαγορικοὶ) das Lemma 1.15,7 ohne name-label hinzufügt. In diesem Fall besteht die coalescence-Methode nicht darin, dass doxai ein und desselben Denkers aus verschiedenen Kapiteln zusammengefügt werden,505 sondern aus ein und demselben Kapitel stammen (s. Kap. III.2.1.6). ἐρυθρόν τε καὶ ὠχρόν pro ἐρυθρόν, ὠχρόν] P ↔ S καὶ deest] P ↔ S=G(=MP) τροφῶν (Hss) pro τροπῶν] P ↔ S(=DG=Mau=L=MP)
G≠Q? Q? G≠Q≠
Die beiden Versionen im Text stimmen nur scheinbar überein. Denn die Ps.Plut. Hss führen laut Diels τροπῶν auf. Die Konjektur τροφῶν stammt von Corsini.506 Ps.Galen und Qostā Ibn Lūqā besitzen τόπων.
504 M&R, Compendium, S. 460. S. Runia, Xenophanes, S. 133. Ebd. Anm. 71. S. auch Kap. I.3.1. 505 M&R, Sources, S. 218. 506 Zwar existiere, so Corsini, S. 32, die Schrift des Hippokrates De aeribus aquis locis, aber er sieht in dem Ps.Plut. τρόπων die Spuren der richtigen Lesart τροφῶν durchschimmern. Vgl. auch M&R, Sources, S. 159. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
204
Untersuchung
Überschrift 1.16 Q: Über die Teilung der Körper. Phot 167.112b: περὶ σωμάτων καὶ περὶ τῆς τούτων τομῆς καὶ περὶ ἐλαχίστου,… Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W)
Περὶ τομῆς σωμάτων.
Περὶ σωμάτων καὶ περὶ τῆς τούτων τομῆς καὶ περὶ ἐλαχίστου. (1.12; 1.16; 1.13)
Über die Teilung der Körper.
Über die Körper und über deren Teilung und über das Kleinste.
τούτων pro σωμάτων] P=Q(=DG) ↔ S=Phot
Thales c.s. 1.16,1 Q: Die Anhängerschaft des Thales und Pythagoras glaubten, daß die Körper für die Beeinflußung empfänglich und unendlich teilbar sind. Ps.Plutarch (L / Mau)
Stobaios (W)
Οἱ ἀπὸ Θάλεω καὶ Πυθαγόρου παθητὰ (om. D) σώματα καὶ τμητὰ εἰς ἄπειρον.
Οἱ ἀπὸ Θάλεω καὶ Πυθαγόρου παθητὰ (om. D) σώματα καὶ τμητὰ εἰς ἄπειρον, καὶ πάντα τὰ συνεχῆ, γραμμήν, ἐπιφάνειαν, στερεὸν σῶμα, τόπον, χρόνον.
Die Anhänger des Thales und des Pythagoras, affizierbar (seien) die Körper und teilbar bis ins Unendliche.
Die Anhänger des Thales und des Pythagoras, affizierbar (seien) die Körper und teilbar bis ins Unendliche; und alles damit Zusammenhängende, Linie, Oberfläche, räumlicher Körper, Ort, Zeit. (Vgl. Wöhrle, Thales, S. 285).
καὶ πάντα τὰ συνεχῆ κτλ. in fine plura] P=Q ↔ S S. Chrysippos-Lemma 1.16,4.
© 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
Buch I
205
Atomist(en) 1.16,2 Q: Diejenigen, welche behaupteten, daß sie unteilbar sind, sprachen der Teilung ein Stehenbleiben zu und (bestimmten), daß sie nicht endlos ist. Ps.Plutarch (L / M)
Stobaios (W)
Οἱ τὰς ἀτόμους περὶ τὰ ἀμερῆ ἵστασθαι καὶ μὴ εἰς ἄπειρον εἶναι τὴν τομήν.
Ὁ δ᾿ αὐτὸς ἔλεγε περὶ τἀμερῆ ἵστασθαι τὴν τομήν.
Diejenigen, die die Atome einführen, bei den Ameren mache die Teilung halt und gehe nicht bis ins Unendliche.
Derselbe aber sagte, bei den Ameren mache die Teilung halt.
Ὁ δ᾿ αὐτὸς pro Οἱ] P=Q ↔ S
(Demokrit 2 / 2)
Das Atomisten-Lemma ist an das vorangehende Demokrit-Lemma (1.12,6 S) im Rahmen der Cluster-Bildung angehängt. Daraus ist ersichtlich, dass unter »Ὁ δ᾿ αὐτὸς« Demokrit zu verstehen ist. Ps.Plutarch hingegen berichtet – unterstützt von Qostā Ibn Lūqā – von anonymen Οἱ,507 wodurch das Lemma nicht auf Demokrit ausgerichtet ist, sondern auf nicht näher bezeichnete Atomisten. In den DG ist Ὁ δ᾿ αὐτὸς ἔλεγε als Stobäischer Zusatz gekennzeichnet,508 in DK wird die Ps.Plut. Version Οἱ τὰς ἀτόμους περὶ κτλ. abgedruckt. Wenn die Ps.Plut. Version die PS-Version abbildet, so hat Stobaios durch seine coalescence-Methode das Lemma auf Demokrit zurechtgestutzt, ohne Rücksicht auf den Inhalt.509 Jedoch ist die Formulierung Ὁ δ᾿ αὐτὸς zum Zwecke der coalescence-Methode auch bei Ps.Plutarch in Gebrauch510 und lässt sich somit als Formulierung der PS-Vorlage erkennen. Bewahrt Ps.Plutarch die PSVorlage, so zeigt dies, dass Stobaios auf vorhandene Formulierungen zurückgreift (Kap. III.2.1.1). εἰσάγοντες] P ↔ S
Q≠DG≠DK≠
507 Hs B; ἢ Hss AC. 508 S. doppelt eckige Klammern. 509 Geht man wie Gemelli (Democrito, S. 265) davon aus, dass die Hss-Version des Ps.Plutarch die ursprüngliche ist, so hat Stobaios nicht nur das Etikett verändert, sondern auch den Inhalt: »In realtà i codici di Pseudo-Plutarco riportano un’ altra lezione: Οἱ τὰς ἀτόμους ἢ τὰ ἀμερῆ ἵστασθαι καὶ μὴ εἰς ἄπειρον εἶναι τὴν τομήν. Il senso è perfettamente coerente anche senza la correzione e corrisponde alla distinzione fra atomisti e Diodore della vulgata: ›quelli che hanno ipotizzato gli atomi o gli ἀμερῆ affermano che la divisione si arresta e che non procede all’ infinito‹.« 510 S. 1.7,34 P / S; 2.24,9 P / S; 2.13,9 P. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
206
Untersuchung
Diels schlägt in den DG für Ps.Plutarch λέγοντες vor, das von Qostā Ibn Lūqā bestätigt wird. Mau druckt εἰσάγοντες ab, das Lachenaud übernimmt. In DK ist die Ps.Plut. Version ohne das Partizip abgedruckt. περὶ τἀμερῆ pro περὶ τὰ ἀμερῆ] P(=DK) ↔ S
Q–
καὶ μὴ εἰς ἄπειρον εἶναι in medio desunt] P=Q(=DK) ↔ S Die von Stobaios gebotene Version wirkt im Vergleich zu Ps.Plutarch wie eine Kürzung, die auf einer gezielten Herausnahme von Wörtern beruht, ohne dass die Syntax verändert wird (s. Kap. III.2.3).
Aristoteles 1.16,3 Q: Aristoteles glaubte, daß die Teilung potentiell unendlich, aber in actu nicht unendlich ist. Ps.Plutarch (L / Mau)
Stobaios (W)
Ἀριστοτέλης δυνάμει μὲν εἰς ἄπειρον ἐντελεχείᾳ δ᾿ (δὲ D) οὐδαμῶς.
Καὶ δυνάμει μὲν εἰς ἄπειρον τέμνεσθαι, ἐντελεχείᾳ δὲ μηδαμῶς.
Aristoteles, (es teilen sich die Körper) zwar dem Vermögen nach bis ins Unendliche, der Wirklichkeit nach aber keineswegs.
Und es teilen sich (die Körper) zwar dem Vermögen nach bis ins Unendliche, der Wirklichkeit nach aber keineswegs.
omisso lemmate καὶ plus] P=Q ↔ S
(2 / 2)
Im Rahmen der coalescence-Methode (1.12,3+1.16,3) fällt das Etikett unter Hinzufügung des καὶ aus. Diels kennzeichnet das Wort in den DG als Stobäischen Zusatz durch die doppelte Klammer [[καὶ]]. Statt der Partikel δέ, die üblicherweise die Lemmata im Cluster verbindet, wird die Partikel καί verwendet, um die Partikelverbindung δὲ μὲν zu vermeiden (Kap. III.2.3). τέμνεσθαι plus] P ↔ S~Q Da in dem Stobäischen Kapitel I.14 das Aristoteles-Lemma 1.16,3 zwischen dem aufgespalteten Lemma 1.12,3 steht, lässt sich das τέμνεσθαι als Orientierungshilfe für den Benutzer der Eklogen verstehen:511 Lemma 1.16,3 ist im Rahmen 511 Vgl. M&R (Sources, S. 231) zur stilistischen Besonderheit des Stobaios: »S has to indicate that he returns to the subject.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
Buch I
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der Cluster-Bildung von Lemmata umgeben, die thematisch davon abweichen. Bei Ps.Plutarch ist das Thema aus der Überschrift (Περὶ τομῆς σωμάτων) ersichtlich. ἐντελεχείᾳ] P=S ↔ Q (ἐνεργείᾳ) μηδαμῶς pro οὐδαμῶς] P ↔ S
Q?
Chrysippos 1.16,4 Stobaios (W/D) Chrysippos sagte, die Körper ließen sich bis ins Unbegrenzte teilen und ebenso das, was den Körpern ähnlich ist, wie etwa die Fläche, die Linie, der Ort, das Leere und die Zeit. Doch obwohl sie bis ins Unbegrenzte teilbar sind, besteht weder der Körper aus unendlich vielen Körpern noch die Fläche, die Linie, der Ort, das Leere oder die Zeit [aus unendlich vielen Teilen]. (Hülser, fr. 724).
Χρύσιππος ἔφασκε τὰ σώματα εἰς ἄπειρον τέμνεσθαι καὶ τὰ τοῖς σώμασι προσεοικότα, οἷον ἐπιφάνειαν, γραμμήν, τόπον, κενόν χρόνον· εἰς ἄπειρόν τε τούτων τεμνομένων οὔτε σῶμα ἐξ ἀπείρων σωμάτων συνέστηκεν οὔτ᾿ ἐπιφάνεια οὔτε γραμμὴ οὔτε τόπος .
Χρύσιππος ἔφασκε κτλ. plura] P ↔ S Während Diels das Chrysippos-Lemma in den DG abdruckt und damit als aëtianisch ausweist (auch Hülser schreibt das Lemma zur Gänze Stobaios zu), führen M&R512 das Lemma aus zwei Gründen auf AD zurück. 1. Das Verb ἔφασκε deute auf eine Stobäische Intervention hin, da dieses Verb nur zweimal ausschließlich bei Stobaios auftauche (vgl. aber 1.23,1). Nach M&R513 sind verba dicendi, insbesondere solche, die nur bei Stobaios vorkommen, ein Indikator dafür, dass Stobaios in den Text eingegriffen habe. Unter diese Verben gehöre auch ἔφασκε.514 Was ist aber unter »Intervention« zu verstehen? Bezieht sich die Intervention auf das Verb an sich, auf kleine Zusätze / Paraphrase
512 M&R, Sources, S. 251. 513 M&R, Sources, S. 232: »Investigation of S’s verbs of declaration shows that he uses a number of verbal forms that are not found in A. These therefore indicate his intervention:« M&R, Sources, S. 251: »The formula ὁ δεῖνα ἔφασκε is not found in P. It does occurs twice in S, here and at 1.15.6a.« M&R, Sources, S. 233: »this imperfect too is only found in S, at 1.14.1e, 15.6a, in short lemmata which could either come from A or AD.« 514 Zu der unsicheren Textgrundlage, s. Lemma 1.15,3. S. den Gebrauch von ἔφασκε in 1.23,1. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
(z. B. Subjektsdoxa),515 auf Kürzungen (s. 2.5,3), auf selbst geschriebene doxai516 oder auf die Einfügung eines AD-Fragments?517 In dem vorliegenden Fall gehen M&R518 davon aus, dass sich die Intervention darauf beziehe, dass Stobaios das Chrysippos-Lemma aus AD entnommen habe. 2. M&R519 argumentieren, dass das Kapitel 1.16 eine perfekte Struktur von agreement und disagreement aufweise, in die das Chrysippos-Lemma nicht hineinpasse: So stimmten die Anhänger von Thales und Pythagoras (1.16,1) der Teilung bis ins Unendliche zu (A), die Atomisten (1.16,2) hielten eine Teilung bis ins Unendliche nicht für möglich (B), und Aristoteles (1.16,3) integriere schließlich beide Positionen (A-B): Der unendlichen Teilung stimme er δυνάμει zu (Milesier / Pythagoreer), ἐντελεχείᾳ dagegen nicht (s. Atomisten).520 Dadurch entstehe die Struktur A B A-B. Spräche man das Chrysippos-Lemma dem Aëtios zu, so entstünde die unregelmäßige Struktur A B A-B A. Die Beurteilung der Struktur hängt von der Stellung des τομή-Kapitels (1.16) in der PS-Vorlage ab, die von Diels und M&R unterschiedlich beurteilt wird. Während M&R in 1.16 ein eigenständiges Kapitel sehen, ist Diels der Meinung, dass die beiden Kapitel 1.12 (Περὶ σωμάτων) und 1.16 (Περὶ τομῆς σωμάτων) in der Vorlage ursprünglich zu einem Kapitel verbunden waren und erst durch Ps.Plutarch eine »absurde« Aufspaltung stattgefunden habe. Die Kenntnis der Kapitelstruktur bildet die Grundlage für die strukturelle Anordnung der Lemmata innerhalb eines Kapitels. Wendet man die entsprechenden Abgrenzungskriterien an, so ergibt sich kein eindeutiges Bild:
515 M&R, Sources, S. 231. 516 M&R, Sources, S. 247: »When S arranges the excerpts he has collected, he often has to add introductory phrases of his own in order to make necessary connections … We may be fairly certain that there was no such doxa in A.« 517 M&R, Sources, S. 247: »In the case of AD, because S is taking excerpts from a continuous exposé, they frequently contain δέ as connecting particle. … A … possibility … is that S feels no need for a connecting particle, when he himself inserts introductory connecting phrases.« 518 M&R, Sources, S. 251. 519 M&R, Sources, S. 251: »More importantly the lemma seems otiose in P’s (and A’s) 1.16, which appears to have a simple systematic structure A B A-B, with the third Aristotelian, lemma inserted as a compromise between the other two positions.« Vgl. Runia, Doctors, S. 221: »We thus have to do with a complex schema of partial agreement and partial disagreement such as is common in the Placita. Ebd. S. 221, Anm. 95: »A very clear example is found at Aëtius 1.16 as found in P on the division of bodies.« 520 Lachenaud, Plutarque, S. 231: »Diels … trouve l’ordre absurde: pourtant, comme pour Arist. De gen. et corr. 327 b 31−328 a 16, ce n’est plus la nature des corps premiers qui intéresse le doxographe, mais leurs relations et le problème de la continuité de la matière.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Buch I
contra PS-Quelle Arii est maior fere capitum ambitus. it is unusual for P to combine two views in a single lemma. (I / 1a)
× ×
eclogae ut ex Arii ampliore conexu divulsae incipiunt a δέ particula. (II / 4.) Arii excerpta fere post Placita extrema collocavit. (VI)
×
AD uses indirect speech almost incessantly. (5.) A … possibility … is that S feels no need for a connecting particle, when he himself inserts introductory connecting phrases. (4a)
contra AD
× ×
In Kriterium I sehen M&R ein Indiz für AD-Provenienz:521 »Note too how the subject treated in the Chrysippean fragment is much broader than the theme of A’s chapter. These considerations all point to AD as the source.« Vgl. die thematische Übereinstimmungen zwischen 1.16,1 und 1.16,4.522 Ferner wird Kriterium II durch 4a) modifiziert: Diels und M&R zufolge ist die Partikel δέ ein Kennzeichen für ein AD-Fragment. Das Fehlen der Partikel im Zusammenhang mit einer Paraphrase deute auf Intervention hin.523 Mit anderen Worten: Die Partikel-Regel, dass δέ ein Kennzeichen für AD ist, wird außer Kraft gesetzt, wenn Stobaios paraphrasierend (in diesem Fall mit ἔφασκε) in das Lemma eingreift.
Überschrift 1.17 G 29: Περὶ μίξεως. Q: Über die Zusammenballung und die Mischung. Ps 90: Περὶ μίξεως καὶ κράσεως. Phot 167.112b: περὶ μίξεως καὶ κράσεως, … Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W / D)
Περὶ μίξεως καὶ κράσεως.
Περὶ μίξεως καὶ κράσεως.
Über Mischung und Verbindung.
Über Mischung und Verbindung.
521 M&R, Sources, S. 251. 522 In beiden Lemmata herrscht die übereinstimmende Meinung, dass sich die Körper bis in das Unendliche teilen können und das die zum Körper gerechneten Dinge sich ebenfalls bis in das Unendliche teilen. Darunter fallen größtenteils übereinstimmend: ἐπιφάνειαν, γραμμήν, τόπον, χρόνον. Nur besitzt das Chrysippos-Lemma κενόν statt στερεὸν σῶμα. Lediglich der Schlusssatz in 1.16,4 warnt vor dem Umkehrschluss, dass dies nicht zu der Vorstellung führen darf, dass der Körper und das damit zusammenhängende aus Unendlichem besteht. 523 M&R, Sources, S. 251: »Both the verb and the absence of a connecting particle suggest Stobaean intervention.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
Struktur- und Inhaltsanalyse: Obwohl die Überschrift im Singular steht, tauchen die Wörter in den Lemmata nur im Plural auf. Allein Stobaios und Ps.Galen (ἤτοι κρᾶσιν, 1.17,1) sprechen von κρᾶσις im Singular. Bei Stobaios wird die Lesart der Hss-Lage (κράσιν, 1.17,1) von Heeren in den Plural gesetzt.
nulla differentia] P=S=Q=Ps=Phot
G≠
Thales c.s. 1.17,1+2 G 29: Οἱ μὲν παλαιότεροι τὰς τῶν στοιχείων κατ᾿ ἀλλοίωσιν ἤτοι κρᾶσιν ᾠήθησαν γίγνεσθαι, οἱ δὲ περὶ Ἀναξαγόραν καὶ Δημόκριτον κατὰ παράθεσιν. Q: Die Alten waren der Meinung, daß die Zusammenballung der Elemente durch Wechsel geschieht. Die Anhängerschaft des Anaxagoras und Demokritos aber war der Meinung, daß dies durch die benachbarte Lage geschieht.524 Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W / D)
Οἱ μὲν ἀρχαῖοι τὰς τῶν στοιχείων μίξεις κατ᾿ ἀλλοίωσιν.
Θαλῆς καὶ οἱ ἀπ᾿ αὐτοῦ κράσεις εἶναι τὰς τῶν στοιχείων μίξεις κατ᾿ ἀλλοίωσιν. 524 τὰς κράσεις κατὰ παράθεσιν γίγνεσθαι τῶν στοιχείων.
Οἱ δὲ περὶ Ἀναξαγόραν καὶ Δημόκριτον κατὰ παράθεσιν. Die Alten, die Mischungen der Elemente (geschehen) durch Veränderung. Die Anhänger des Anaxagoras und des Demokrit gemäß Nebeneinanderstellung.
Thales und seine Nachfolger, die Mischungen der Elemente durch Veränderung seien Verbindungen. Die Anhänger des Anaxagoras und des Demokrit, die Verbindungen entstünden durch Nebeneinanderstellung der Elemente.
Θαλῆς καὶ οἱ ἀπ᾿ αὐτοῦ pro Οἱ μὲν ἀρχαῖοι] P~G~Q ↔ S(=DK=M&R2009) Zeller525 favorisiert Ps.Plutarch, M&R526 den Stobaios. M&R nehmen an, dass Ps.Plutarch im Hinblick auf die ionische Sukzession in 1.3 zielgerichtet eine Veränderung an seiner Vorlage vorgenommen habe (»so one feels that this time at least he shows that he knows what he is doing.«).527 524 Wachsmuth, Eclogae, S. 152: »om. FP: add. ex Plut. plac. I 17 Meineke.« Dagegen Diels, DG, S. 315: »add. Heeren.« 525 Nach Zeller (I 1 S. 268 Anm. 8) gibt Ps.Plutarch die ursprünglichere d. h. aëtianische Fassung wieder: »ἀρχαῖοι, was offenbar richtiger und wohl das Ursprünglichere ist.« 526 M&R, Compendium, S. 91. 527 S. zu dem Ausdruck ἀρχαῖοι, Zekl, S. 56: »Zunächst sind da Οἱ ἀρχαῖοι ›die Alten‹, denen gegenüber sich schon Aristoteles als modern empfindet:« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Sowohl ἀρχαῖοι als auch Θαλῆς καὶ οἱ ἀπ᾿ αὐτοῦ kommen in dem PS-Material vor: In Lemma 4.8,9 (S) lautet das name-label Οἱ ἀπὸ τῶν ἀρχαίων κτλ. In 2.1,2 (P) und 2.28,5 (P) besitzt Ps.Plutarch die Reduktionsformel Θαλῆς καὶ οἱ ἀπ᾿ αὐτοῦ. Dieser Befund lässt für beide Kompilatoren die Aussage zu, im Rückgriff auf bekannte Formulierungen den Ausdruck geändert zu haben (s. Kap. III.2.1.1). Für Ps.Plutarch spricht die adversative Partikelverbindung μὲν… δὲ, da er das diaphonische Grundprinzip der Aëtios-Placita im Gegensatz zu Stobaios besser bewahre.528 Für Stobaios spricht die οἱ ἀπό-Formel, die von Raeder und M&R als aëtianisch angesehen wird. Geht man davon aus, dass Θαλῆς καὶ οἱ ἀπ᾿ αὐτοῦ eine Reduktionsformel darstellt (vgl. 2.1,2 P / S und 2.28,5 P / S), müssten in der PS-Vorlage weitaus mehr Namen gestanden haben, die von Ps.Plutarch und Stobaios unterschiedlich gekürzt wären. Indem Anaxagoras (1.17,2) von der ionischen Sukzession (1.17,1) getrennt aufgeführt wird, stellt die Formel eine Inkonsequenz zu Kapitel 1.3 her, in dem Anaxagoras ebenfalls unter der ionische Sukzession auf gelistet ist (s. Kap. III.1.2). Der Ausfall von Οἱ περὶ Ἀναξαγόραν καὶ Δημόκριτον sowie die Änderung in Οἱ μὲν ἀρχαῖοι umgehen das Problem. κράσεις εἶναι plura] P=Q ↔ S(=DK)~G Das Ps.Plut. Lemma 1.17,1 entspricht seinem Aufbau nach dem Layout eines typischen aëtianischen Lemmas, dessen Telegrammstil529 Stobaios durch »introductory phrases« lesbarer macht.530 Für einen Stobäischen Zusatz spricht auch, dass die Hss FP531 den Zusatz im Singular entsprechend der Überschrift be sitzen, so dass Stobaios den Singular mechanisch aus der Überschrift über nommen haben kann. Durch das κράσεις εἶναι, das durch den fehlenden Artikel als Prädikatsnomen erkennbar ist, wird dem τὰς μίξεις κατ᾿ ἀλλοίωσιν die Rolle der Subjektsdoxa zugewiesen (τὰς μίξεις κατ᾿ ἀλλοίωσιν = κρᾶσις). Bei Ps.Plutarch bleibt durch das Fehlen von κράσεις εἶναι der Sinn des Lemmas unklar, da auch abgesehen von der Möglichkeit, κράσεις εἶναι zu ergänzen, die Möglichkeit besteht, das κατ᾿ ἀλλοίωσιν als Prädikatsnomen aufzufassen (τὰς μίξεις = κατ᾿ ἀλλοίωσιν). Qostā Ibn Lūqā (Zusammenballung = Wechsel) unterstützt Ps.Plutarch. Ps.Galen verbindet beide Versionen miteinander (τὰς = κατ᾿ ἀλλοίωσιν ἤτοι κρᾶσιν).532 528 M&R, Sources, S. 191.271. 529 Runia, Doctors, S. 202. 530 M&R, Sources, S. 231. 531 Die Hss FP besitzen die Lesart κράσιν. Heeren, S. 368: »κράσεις rescripsi ex cod. A. pro κράσιν.« 532 M&R, Sources, S. 146: »We note how G takes the term κρᾶσις from the title, where he omits it, and adds it to the first lemma. This is an example of his speciality, the Verschlimm © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
Οἱ περὶ Ἀναξαγόραν καὶ Δημόκριτον desunt] P=G=Q(=DK) ↔ S Vgl. 1.7,16+17. τὰς κράσεις plura] P=G=Q ↔ S(=DK) Die Phrase – im Vergleich zu 1.17,1 nicht Prädikatsnomen, sondern Subjektsdoxa – sorgt wieder für eine Verschiebung des Inhalts innerhalb des PS-Mate rials: Die Mischungsvorstellungen von 1.17,1+2 im Überblick: Ps.Plutarch
Stobaios
τὰς μίξεις = κατ᾿ ἀλλοίωσιν (1.17,1)
τὰς μίξεις κατ᾿ ἀλλοίωσιν = κρᾶσις (1.17,1)
τὰς μίξεις = κατὰ παράθεσιν (1.17,2)
τὰς κράσεις = κατὰ παράθεσιν (1.17,2)
Aus dem Überblick ergibt sich, dass Ps.Plutarch entgegen der PS-Überschrift allein von den μίξεις spricht, bei Stobaios schwankt die κρᾶσις zwischen Subjektsdoxa und Prädikatsnomen.533 γίγνεσθαι τῶν στοιχείων plura] P=G~Q ↔ S(=DK)
Empedokles 1.17,3 G 29: Ἐμπεδοκλῆς δὲ ἐκ μικροτάτων οἴεται τὰ στοιχεῖα συγκρίνειν. Q: Empedokles war der Meinung, daß die Mischung der Elemente aus kleinen Teilen besteht, welche die kleinsten Dinge und gleichsam Elemente der Elemente sind. Ps.Plutarch (L / Mau)
Stobaios (W / D)
Ἐμπεδοκλῆς δ᾿ (δὲ D) ἐκ μικροτέρων ὄγκων τὰ στοιχεῖα συγκρίνει, ἅπερ ἐστὶν ἐλάχιστα καὶ οἱονεὶ στοιχεῖα στοιχείων.
Ἐμπεδοκλῆς καὶ Ξενοκράτης ἐκ μικροτέρων ὄγκων τὰ στοιχεῖα συγκρίνει, ἅπερ ἐστὶν ἐλάχιστα καὶ οἱονεὶ στοιχεῖα στοιχείων.
Empedokles aber mischt aus ziemlich kleinen Massen die Elemente zusammen, die die kleinsten sind und gleichsam Elemente der Elemente.
Empedokles und Xenokrates mischt aus ziemlich kleinen Massen die Elemente zusammen, die die kleinsten sind und gleichsam Elemente der Elemente.
besserung, …« Für M&R ist die Version Ps.Galens ein Zeichen von Paraphrasierung und Verschlimmbesserung, aber Ps.Galen macht durch das explikatorische ἤτοι κρᾶσιν ebenfalls deutlich, dass es sich bei μίξεις κατ᾿ ἀλλοίωσιν um κρᾶσις handelt. Bei Ps.Galen wird, wie bei Stobaios, der unklaren Sinn des Lemmas verhindert und durch das ἤτοι κρᾶσιν das Verhältnis zwischen μῖξις und κρᾶσις verdeutlicht. 533 Die übrigen Lemmata 1.17,3−4 (P / S) weisen beide Wörter nicht auf. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Ἐμπεδοκλῆς καὶ Ξενοκράτης pro Ἐμπεδοκλῆς δ᾿] P=G=Q ↔ S(=DK=PPF) Bei Stobaios kongruiert die Etikett-Erweiterung (καὶ Ξενοκράτης) nicht mit dem Prädikat συγκρίνει. Folgende Möglichkeiten bestehen: Entweder hat Ps.Plutarch das καὶ Ξενοκράτης bereits in der Vorlage vorgefunden und aufgrund der fehlenden Kongruenz ausgelassen oder Stobaios hat καὶ Ξενοκράτης hinzugefügt und dabei das Prädikat im Singular übersehen (s. Kap. III.2.1.3). Gegen die Stobäische Version spricht, dass καὶ als ein Eingriff des Stobaios gilt.534 Demnach muss es – wenn der Zusatz nicht sua sponte eingefügt ist – ein eigenständiges Xenokrates-Lemma gegeben haben. Vgl. das Ideen-Kapitel 1.10,3 bei der Ps.Plut. Version (Σωκράτης καὶ Πλάτων … ὑπολαμβάνει, κτλ.).535 Gegen Ps.Plutarch spricht, dass nach M&R536 Aëtios die Partikel δέ lediglich dazu benutze »to make a deliberate contrast«; eine thematische diaphonia zwischen 1.17,1+2 (Definitionen) und 1.17,3 (Mischungsverhalten) lässt sich nicht ohne Weiteres herstellen. Stammt die Partikel an dieser Stelle von Ps.Plutarch, könnte sie für das ausgelassene καὶ Ξενοκράτης eingefügt sein (Kap. III.2.2). Vgl. dagegen M&R537 über die Partikel δέ »which is usually significant in A (but not in AD).«
Platon 1.17,4 G 29: Πλάτων δὲ τὰ μὲν τρία εἶναι * εἰς ἄλληλα λέγει, τὴν δὲ γῆν ἀμετάβλητον μόνην. (post εἶναι intercidit τρεπτά.) Q: Platon glaubte, daß bei den drei Körpern, nämlich dem Feuer, der Luft und dem Wasser, sich ein Teil in den anderen verwandeln (kann), aber die Erde sich nicht in etwas davon verwandeln (kann). Er nannte sie Körper und war nicht dafür, sie Element zu nennen. Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W / D)
Πλάτων τὰ μὲν τρία σώματα (οὐ γὰρ θέλει κυρίως αὐτὰ εἶναι στοιχεῖα ἢ προσονομάζειν) τρεπτὰ εἰς ἄλληλα, πῦρ ἀέρα ὕδωρ, τὴν δὲ γῆν εἴς τι τούτων ἀμετάβλητον.
Πλάτων τὰ μὲν τρία σώματα τρεπτὰ εἰς ἄλληλα, πῦρ, ἀέρα, ὕδωρ· τὴν δὲ γῆν εἴς τι τούτων ἀμετάβλητον.
534 M&R, Compendium, S. 410: »The usual signs of modification can be observed (in S1 name-labels joined by καί …).« 535 S. I.12,3 AD fr. 40 Ζήνωνος. τὰ ἐννοήματά φασιν κτλ.; S. I.15,6e (P / S), Stobäische Version, s. Hss-Lage: Ζήνων ἔφασκε τὸ πῦρ κατ᾿ εὐθεῖαν κινεῖσθαι. Οὔθ᾿ ὕψος δέ φασιν κτλ. 536 M&R, Sources, S. 247. 537 M&R, Compendium, S. 431. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
Platon, zwar (gebe es) drei Körper (denn nicht will er sie im eigentlichen Sinne als Elemente haben oder sie so benennen), wandelbar ineinander, Feuer, Luft, Wasser; aber die Erde sei nicht in eins davon tauschbar.
Platon, zwar (gebe es) drei Körper, wandelbar ineinander, Feuer, Luft, Wasser, aber die Erde sei nicht in eins davon tauschbar.
οὐ γὰρ θέλει κτλ. desunt] P=Q ↔ S=G(=DG) Diels538 hält die Phrase für einen Zusatz von Ps.Plutarch selbst. M&R539 tendieren dazu, Stobaios die Kürzung zuzuschreiben. Vgl. die Formulierung in 1.3,21 (P / S), die ebenso allein von Ps.Plutarch bewahrt wird (αἱ γὰρ αὐταὶ περὶ παντὸς ἑκατέρου δόξαι).
Überschrift 1.18 G 30: Περὶ κενοῦ. Q: Über den leeren Raum. Ps 153: Περὶ κενοῦ, vgl. Ps 120: Εἰ ἔστι τὶ ἐκτὸς τοῦ οὐρανοῦ. Phot 167.112b: περὶ κενοῦ καὶ τόπου καὶ χώρας, …; Hs L I.18: περὶ κενοῦ καὶ τόπου καὶ χώρας. Hs L zu I.22: περὶ τάξεως τοῦ κόσμου (2.7). εἰ ἓν τὸ πᾶν (1.5). ἀπὸ ποίου πρώτου στοιχείου ἤρξατο κοσμοποιεῖν ὁ θεός (2.6). τίς ἡ αἰτία τοῦ τὸν κόσμον ἐγκλιθῆναι (2.8). εἰ ἔστι κενὸν ἐκτὸς τοῦ κόσμου (2.9). τίνα δεξιὰ τοῦ κόσμου καὶ τίνα ἀριστερά (2.10).540 Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W)
Περὶ κενοῦ.
Περὶ κενοῦ (1.18) καὶ τόπου (1.19) (1.20).540
Über das Leere.
Über das Leere und den Raum und den Platz. (Wöhlre, Thales, S. 285).
Περὶ κενοῦ καὶ τόπου pro Περὶ κενοῦ] P=G=Ps=Q(=DG) ↔ S (=Hs L)=Phot In dem Stobäischen Kapitel I.18 (Περὶ κενοῦ καὶ τόπου ) finden sich die Ps.Plut. Kapitel 1.18 (Περὶ κενοῦ), 1.19 (Περὶ τόπου), 1.20 (Περὶ χώρας) und 2.9 (Περὶ τοῦ ἐκτὸς τοῦ κόσμου, εἰ ἔστι κενόν) wieder, deren Lemmata aus 538 Diels, DG, S. 315: »οὐ… προσονομάζειν Plutarchea videntur.« 539 M&R, Sources, S. 189 Anm. 223: »On only seven occasions does P give a longer text than S: … 1.17,4 … Most of these examples have to do with S’s methods of deletion.« 540 Wachsmuth, Eclogae, S. 155: »καὶ χώρας om. FP, add. Phot. p. 112b 4 et flor. Laur.« So auch Heeren, S. 379: »Inscriptio cap. in Cant. et in codd. legitur περὶ κενοῦ καὶ τόπου. Apud Phot. autem recte additur καὶ χώρας, quod et argumentum capitis postulat, et confirmat Plut. …« Vgl. S I.22. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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schließlich dort vorkommen. Dabei übernimmt Stobaios – soweit es aus dem Vergleich mit Ps.Plutarch ersichtlich ist – bis auf das Aristoteles-Lemma in Kapitel 1.19 alle Lemmata dieser auf die PS-Quelle zurückgehenden Kapitel. Hinsichtlich der Überschriften zeigt sich, dass Stobaios die von Ps.Plutarch gebotenen Überschriften (1.18; 1.19; 1.20) als Teiltitel in einer Generalüberschrift aufführt. Nur Überschrift 2.9 lässt er aus. Genau diese besitzt die Stobäische Hs L (Εἰ ἔστι κενὸν ἐκτὸς τοῦ κόσμου), allerdings aufgeführt unter dem Stobaios-Kapitel I.22, ohne dass darin ein Lemma aus 2.9 zu finden wäre. Die von Hs L gebotene Reihenfolge entspricht der Ps.Plut. Kapitelabfolge, wodurch Kontaminationsverdacht zwischen Hs L und den Ps.Plut. Placita besteht.541 Achilles, der die Überschrift Περὶ κενοῦ nicht besitzt, subsumiert unter der Überschrift § 8 Εἰ ἔστι τι ἐκτὸς κενόν die Lemmata 1.18,3; 2.9,3+2.9,4.
Thales c.s. 1.18,1 G 30: Οἱ ἀπὸ Πυθαγόρου καὶ οἱ φυσικοὶ πάντες μέχρι Πλάτωνος ἐν τῷ κόσμῳ κενὸν εἶναι λέγουσιν. Q: Die Naturforscher insgesamt von den Anhängern des Thales bis Platon, waren fest von (der Existenz) des leeren Raumes überzeugt. T 4.14: τὸ δὲ κενὸν οἱ περὶ Δημόκριτον τῶν ἀτόμων ὠνομάκασι τόπον, οἱ δὲ ἄλλοι ἅπαντες τοῦτόν γε ἄντικρυς κωμῳδοῦσι τὸν λόγον.542 Ps 153: Τὸ κενὸν οὐ πάντες, ἀλλ᾿ ἔνιοι τῶν φιλοσόφων εἰσήνεγκάν τε τῷ λόγῳ καὶ ὠνομάκασιν.543 Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W / D)
Οἱ ἀπὸ Θάλεω φυσικοὶ πάντες μέχρι Πλάτωνος τὸ κενὸν ἀπέγνωσαν.
Οἱ ἀπὸ Θάλεω φυσικοὶ πάντες543 τὸ κενὸν ὡς ὄντως κενὸν ἀπέγνωσαν.
Alle Physiker ausgehend von Thales bis Platon haben das Leere abgelehnt.
Alle Physiker ausgehend von Thales haben das Leere als wirkliches Leere abgelehnt.
μέχρι Πλάτωνος desunt] P~G~Q(=M&R) ↔ S=T(=DG)
Ps≠
541 Zur Kontamination zwischen Hs L und Ps.Plutarch, die Elter festgestellt und Diels bestätigt hat, s. M&R, Sources, S. 267. 542 Die um Demokrit haben das Leere den Ort der Atome genannt, alle anderen hingegen verspotten geradezu diesen Gedanken. 543 Heeren, S. 378: »Θάλης καὶ οἱ ἕτεροι φυσικοὶ τὸ κενὸν κτλ.« S. Wachsmuth, Eclogae, S. 155: »(θ)άλης καὶ ἕτεροι add. F in textu.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Qostā Ibn Lūqā und Ps.Galen unterstützen zwar das μέχρι Πλάτωνος, geben aber beide den Anfang unterschiedlich wieder: Qostā Ibn Lūqā versteht unter Οἱ ἀπὸ Θάλεω missverständlich die Anhängerschaft und nicht den Ausgangspunkt der Philosophie. Vgl. 1.3,7 ἀπὸ Θάλητος. Ps.Galens Version (Οἱ ἀπὸ Πυθαγόρου) nennen M&R544 »Verschlimmbesserung«. Während Diels die Phrase μέχρι Πλάτωνος unter die exempla licentiae des Ps.Plutarch aufführt,545 favorisieren M&R546 μέχρι Πλάτωνος als PS-Vorlage. Der Ausfall begründe sich durch ein späteres Timaios-Exzerpt oder durch die Ablehnung, den φυσικός in Verbindung mit Platon zu setzen: Dagegen lassen sich folgende drei Argumente einwenden: 1. In der Reichhaltigkeit der Exzerpte liegt die Zielsetzung des Anthologisten.547 2. Dem Argument, dass der Ausfall durch die spätere TimaiosStelle kompensiert werde, stehen zahlreiche Beispiele548 gegenüber, bei denen in ein und demselben Stobäischen Kapitel gleichermaßen ein Platon-Lemma aus der PS-Quelle und ein Exzerpt aus Platon vorhanden sind. 3. Platon wird in dem Traktat de sensibus aufgeführt, das nach Diels / Usener zu Theophrasts Φυσικῶν δόξαι gerechnet wird.549 Das ἀπό schwankt inhaltlich zwischen den Anhängern des Thales (Οἱ ἀπὸ Θάλεω) und dem Thales als Ausgangspunkt (Οἱ ἀπὸ Θάλεω φυσικοὶ). Die Phrase μέχρι Πλάτωνος stärkt den chronologischen Aspekt.550 Daraus ergibt sich folgende Beobachtung, die für eine spätere Hinzufügung spricht: Das Lemma 1.18,1 ist antithetisch zu Lemma 1.18,2 gesetzt, in welchem die Position der Atomisten dargestellt ist, die das Leere akzeptieren. Durch μέχρι Πλάτωνος wird eine »Restmenge« von Denkern nach Platon als dritte Gruppe erzeugt, die die Antithese »οὐ κενόν« (1.18,1) vs. »κενόν« (1.18,2) in eine Schieflage geraten 544 M&R, Sources, S. 159. 545 Diels, DG, S. 13: »licentiae exempla haec habeto Plut. III 11 3 …, II 2 1 …, gravius I 18 1 οἱ ἀπὸ Θάλεω φυσικοὶ … τὸ κενὸν ἀπέγνωσαν, …« In DK nimmt Diels das Lemma nicht auf. Heeren (S. 380) geht von einer Glosse aus (ebenso wie Diels), mit der Begründung, dass es sich bei den Physikoi immer um Philosophen der Ionischen Schule handle. 546 M&R, Sources, S. 279 Anm. 20: »S’s text does not contain the words μέχρι Πλάτωνος in the first lemma. It is more likely that he deleted them than that P added them, either because he intends to quote the Timaeus later in the chapter, or because he does not want to attach the label φυσικός to him.« S. auch M&R, Compendium, S. 91. 547 M&R, Sources, S. 204 f. 548 I.5 (Politeia-Exzerpt) trotz I.5.15 (Platon-Lemma); I.16,2 (Timaios-Exzerpt) trotz I.16,1 (Platon-Lemma); I.18,4c (Timaios-Exzerpt und Platon-Lemma); I.20,8−10 (Timaios-Exzerpte) trotz I.20,1c (Platon-Lemma). 549 S. Zhmud, Tradition, S. 162: »Das Kompendium [Theophrasts Lehrmeinungen der Physiker, d. Vf.] war nicht einfach auf die Lehrmeinungen zu den entsprechenden physikalischen Probleme ausgerichtet, sondern nur auf die Ansichten einer ganz bestimmten Kate gorie von Fachmännern, nämlich der Autoren der Schriften über die Natur, die Aristoteles und seine Schüler ›Physiker‹ nannten. Deshalb wurde Platon als Verfasser des berücksichtigt, …«. 550 M&R, Sources, S. 279 Anm. 20. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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lässt. Zudem steht Theodoret der Stobäischen Version näher, weil er das μέχρι Πλάτωνος ebenfalls nicht aufführt. Die in 1.18,1 vertretene Vorstellung, dass vor Platon das Leere abgelehnt wurde, stimmt mit dem von Ps.Plutarch gebotenen Aristoteles-Lemma 1.18,6 überein, dass das Leere existiere. Wie aus Stobaios hervorgeht, handelt es sich dabei aber um ein Pythagoreer-Referat, das lediglich von Aristoteles zitiert wird. Deshalb gerät μέχρι Πλάτωνος nicht mit der Ps.Plut. Version von 1.18,6 in Widerspruch. Da der Fehler in 1.18,6 nicht schon bei 1.18,1 bekannt gewesen sein wird, muss es sich bei μέχρι Πλάτωνος um einen späteren Zusatz handeln (s. Kap. III.1.3). ὡς ὄντως κενὸν plura] P=G=Q=T ↔ S(=M&R 1997)
Ps–
Durch die Phrase wird, wie aus dem Kontext von Kapitel 1.18 hervorgeht, jegliches Zugeständnis für den leeren Raum abgeleht, sowohl innerhalb als auch außerhalb des Kosmos. Die Auslassung der Wörter lässt sich auf haplographische Verdrängung zurückführen (κενὸν ὡς ὄντως κενὸν).
Empedokles 1.18,2 Q: Empedokles war der Meinung, daß die Welt nichts Leeres und nichts Überschüssiges hat. T 4.14: αὐτίκα τοίνυν Ἐμπεδοκλῆς οὕτω φησίν· »οὐδέ τι τοῦ παντὸς κενεὸν πέλει οὐδὲ περιττόν.« Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W / D)
Ἐμπεδοκλῆς· οὐδέ τι τοῦ παντὸς κενεὸν πέλει οὐδὲ περισσόν.
Ἐμπεδοκλῆς. Oὐδέ τι τοῦ παντὸς κενεὸν πέλει οὐδὲ περιττόν.
Empedokles: Und nicht nur ist nichts frei vom All, sondern auch nichts überflüssig [d. h. ungefüllt]. (MP, S. 479).
Empedokles: Und nicht nur ist nichts frei vom All, sondern auch nichts überflüssig [d. h. ungefüllt]. (MP, S. 479).
κενεὸν pro κενὸν] P=S ↔ T(=DG=DK=PPF=M=MP)
Q?
Die Ps.Plut. Hss und die Stobäischen Hss besitzen κενὸν, das von allen Herausgebern aus metrischen Gründen in κενεὸν geändert wird.551 Trotz Über einstimmung im gemeinsamen Grundstock druckt Diels die PS-Lesart in den
551 S. z. B. Heeren, S. 380. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
DG nicht ab. Wenn Ps.Plutarch und Stobaios mit κενὸν nicht unabhängig gegen das Metrum verstoßen haben, liegt Kontamination vor. περιττόν pro περισσόν] P=T(=DK=M=MP) ↔ S
Q?
Demokrit c.s. 1.18,3 G 30: Λεύκιππος δὲ καὶ Δημόκριτος καὶ Ἐπίκουρος τὰ μὲν ἄτομα ἄπειρα τῷ πλήθει, τὸ δὲ κενὸν ἄπειρον τῷ μεγέθει. Q: Leukippos, Demokritos, Demetrios, Metrodoros und Epikur waren der Meinung, daß das, was nicht mehr geteilt werden (kann), unendlich in der Menge und der leere Raum unendlich in der Größe ist. Ps 153: Τὸ κενὸν οὐ πάντες, ἀλλ᾿ ἔνιοι τῶν φιλοσόφων εἰσήνεγκάν τε τῷ λόγῳ καὶ ὠνομάκασιν. T 4.14: τὸ δὲ κενὸν οἱ περὶ Δημόκριτον τῶν ἀτόμων ὠνομάκασι τόπον, οἱ δὲ ἄλλοι ἅπαντες τοῦτόν γε ἄντικρυς κωμῳδοῦσι τὸν λόγον. Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W / D)
Λεύκιππος Δημόκριτος Δημήτριος Μητρόδωρος Ἐπίκουρος τὰ μὲν ἄτομα ἄπειρα τῷ πλήθει, τὸ δὲ κενὸν ἄπειρον τῷ μεγέθει.
Δημόκριτος καὶ ἕτεροι, Λεύκιππος, Μητρόδωρος, Ἐπίκουρος τὰ μὲν ἄτομα ἄπειρα τῷ πλήθει, τὸ δὲ κενὸν ἄπειρον τῷ μεγέθει.
Leukippos, Demokrit, Demetrios, Metrodoros, Epikur, die Atome (seien) zwar unbegrenzt der Menge nach, das Leere aber unbegrenzt der Größe nach.
Demokrit und die anderen, Leukippos, Metrodoros, Epikur, die Atome (seien) zwar unbegrenzt der Menge nach, das Leere aber unbegrenzt der Größe nach.
Δημόκριτος … Λεύκιππος pro Λεύκιππος κτλ.] P=Q(=DK552= M&R1997) ↔ S G≠Ps–553T≠ Im Vergleich mit Ps.Plutarch fällt bei Stobaios das καὶ ἕτεροι auf,554 das vergleichbar dem οἱ ἀπό wie eine Abkürzungsformel wirkt, durch welche die Zu 552 In DK 67A15 wird die Ps.Plut. Version unter der Rubrik »Leukipp« abgedruckt: Λ. Δημόκριτος … Ἐπίκουρος κτλ. S. aber M&R, Sources, S. 279: »for the doxa cf. 68A37 DK, but the present text is not included in DK.« Usener, Epicurea, druckt in fr. 295 die Ps.Plut. Version zur Gänze ab. 553 Zu Psellos’ Umgang mit seiner Vorlage schreiben M&R, Sources, S. 170: »The name- labels disappear almost completely: Psellus is not interested in obscure names from the distant past.« 554 Vgl. Thales-Lemma 1.18,1. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
Buch I
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gehörigkeit zu dem jeweiligen Denker mehr oder weniger genau angegeben wird. Wenn aber das καὶ ἕτεροι als Abkürzung für die Atomisten dient, warum werden dann noch bei Stobaios die restlichen Namen aufgeführt, die ja unter die Kürzung fallen müssten (vgl. Theodoret, bei dem das name-label durch die Kürzungsformel auf οἱ περὶ Δημόκριτον reduziert ist)555 oder warum weist Ps.Plutarch im Vergleich zu Stobaios nicht zahlreichere Namen auf, die die Kürzungsformel bei Stobaios rechtfertigen würden? Da sich die Formel καὶ ἕτεροι weder bei Ps.Plutarch556 noch bei Theodoret in dieser Formulierung findet und auch bei Stobaios ansonsten nur in den Stobäischen Hss FP steht (I.17,1; I.18,1a; I.18,1d, I.20,1e), ohne dass sie von Wachsmuth oder Diels in den Text ausgenommen ist, liegt der Gedanke nahe, dass die Formel − wie in den genannten Fällen − auch in diesem Fall von einem Abschreiber als Überblick dem name-label vorangesetzt ist, um den Leser auf die zahlreichen nachfolgenden Namen einzustimmen. Lässt man also die Formel καὶ ἕτεροι aus, so lautet das Stobäische name-label »Demokrit, Leukipp κτλ.« Deutet man schließlich die Tatsache, dass Demetrios557 nicht bei Stobaios erscheint, als einen Ausfall, der auf die Ähnlichkeit mit dem Namen Demok ritos zurückzuführen ist, so sind die Unterschiede zwischen Ps.Plutarch und Stobaios geklärt. Der Textzeuge Theodoret führt an dieser Stelle zu Rekonstruktionsproblemen: Wie der PS-Grundstock besitzt er zwar eine diaphonia zwischen Nicht atomisten und Atomisten (in umgekehrter Reihenfolge), aber Theodorets Bericht über die Atomisten weicht von dem PS-Grundstock ab. Diels argumentiert, dass Theodoret den Inhalt selbst geändert habe, wenn es sich nicht sogar um eine bei Ps.Plutarch und Stobaios verlorene doxa handle, die aus einer umfangreicheren Quelle stamme. M&R558 vermuten, dass Theodoret aus einer nichtaëtianischen Quelle geschöpft habe. Verschärft wird das Überschuss-Problem noch durch Leszls559 Beobachtung, dass Theodorets Version über die Atomisten im Hinblick auf die Überschrift Περὶ κενοῦ einen weitaus besseren Sinn ergebe als die PS-Version, die letztlich das ἄπειρον zum Thema habe. Der inhaltliche Vergleich zeigt, dass die PS-Version den komplexeren Sachverhalt bietet: Die zahlreich unbegrenzten Atome sind die Voraussetzung für das Leere, das der Größe nach unbegrenzt sein kann. Gleichwohl geht die Con 555 M&R, Sources, S. 280: »reduced and simplified.« 556 Ps.Plut. Placita 886D2−3: Ἐπίκουρος δ᾿ ἐνδέχεσθαι μὲν εἶναι σφαιροειδεῖς τοὺς κόσμους, ἐνδέχεσθαι δὲ καὶ ἑτέροις σχήμασι κεχρῆσθαι. 557 Heeren, S. 380–1: »Δημήτριος scil. Epicureus.« 558 Diels, DG, S. 46: »§ 3 Democriteorum sententiam ipse immutavit [Theodoretus, d. Vf.], nisi tamen aliam sententiam a Stobaeo Plutarchoque omissam ex ampliore libro petivit.« M&R, Sources, S. 279: »The doxa of the Atomists is radically changed with material most likely not drawn from A …« 559 Leszl, Atomisti, S. XVII: »la modifica apportata da Teodoreto … è del tutto sensata.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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clusio der PS-Version, nämlich das unbegrenzte Leere, an der diaphonischen Struktur (οὐ κενόν vs. κενόν), die von 1.18,1 vorgegeben wird, vorbei. Theodoret hingegen ist in seinen Ausführungen schlichter. Dieser Befund lässt an eine Kürzung denken, nur fügt sich Theodorets Version besser in die von M&R geforderte diaphonische Struktur ein (κωμῳδοῦσι τὸν λόγον vs. τῶν ἀτόμων ὠνομάκασι τόπον). Grundsätzlich muss man fragen, ob die einfachere, aber strukturell überzeugendere, stimmigere Version einer argumentativen und komplexeren Version preisgegeben werden darf. In diesem Fall nämlich wäre die strukturelle Anordnung als Kennzeichen der PS-Quelle obsolet. An dem Theodoret-Lemma eröffnet sich das Ausmaß der Rekonstruktionsproblematik: Es besteht die Möglichkeit, dass der Inhalt 1. sua sponte von Theodoret hinzugefügt wurde, 2. nicht aus der den Basistexten gemeinsamen Quelle stammt, 3. aus einer Quelle, die der PS-Quelle sehr ähnlich ist (VP?)560 oder 4. aus der PST-Quelle stammt, die umfangreicher als die PS-Quelle wäre. Hat Theodoret aber aus derselben Quelle wie Ps.Plutarch und Stobaios geschöpft, liegt Kontaminationsverdacht zwischen Ps.Plutarch und Stobaios vor, wenn man nicht davon ausgeht, dass Ps.Plutarch und Stobaios zufällig das von Theodoret bezeugte Demokrit-Lemma ausfallen ließen (s. Kap. III.4.5).
Stoiker 1.18,5 G 30: Οἱ Στωικοὶ δὲ ἐντὸς μὲν τοῦ κόσμου κενὸν οὐδὲν εἶναι νομίζουσιν, ἔξωθεν δ᾿ αὐτοῦ ἄπειρον. Q: Die Stoiker vertraten die Meinung, daß innerhalb der Welt kein leerer Raum, aber außerhalb von ihr ein unendlicher Raum ist. T 4.15: Οἱ δὲ Στωικοὶ ἐντὸς μὲν τοῦ παντὸς μηδὲν εἶναι κενόν, ἐκτὸς δὲ αὐτοῦ πάμπολύ τε καὶ ἄπειρον.561 562 Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W / D)
Οἱ Στωικοὶ ἐντὸς μὲν τοῦ κόσμου οὐδὲν εἶναι κενὸν ἔξωθεν δ᾿ αὐτοῦ ἄπειρον.
Ζήνων561 καὶ οἱ ἀπ᾿ αὐτοῦ562 ἐντὸς μὲν τοῦ κόσμου μηδὲν εἶναι κενόν, ἔξω δ᾿ αὐτοῦ ἄπειρον.
560 Aus dem Ausdruck »ex ampliore libro« könnte man auf die VP schließen. 561 In SVF 1.95 ist unter dem name-label Aëtius 1,18,5 und 1.20,1 nach der Stobäischen Version abgedruckt, zusätzlich mit dem Vergleichssatz aus der Ps.Plut. Version; In SVF 2.504 ist nach der Ps.Plut. Version das Lemma 1.20,1 unter dem label »Aëtius« abgedruckt: »Οἱ Στωϊκοὶ …. διαφέρειν κενόν, τόπον, χώραν· καὶ τὸ μὲν κενὸν εἶναι ἐρημίαν σώματος, τὸν δὲ τόπον τὸ ἐχόμενον ὑπὸ σώματος, τὴν δὲ χώραν τὸ ἐκ μέρους ἐχόμενον, ὥσπερ ἐπὶ τῆς τοῦ οἴνου πιθάκνης.« 562 In Hs F heißt es: (Ζ)ήνωνος· (κ)αὶ ἑτέρων: (Ζ)ήνων καὶ οἱ ἀπ᾿ αὐτοῦ κτλ. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Die Stoiker, innerhalb des Kosmos sei nichts Leeres, außerhalb von ihm aber (sei das Leere) unbegrenzt. (S. Hülser, fr. 727).
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Zenon und seine Nachfolger, innerhalb des Kosmos sei nichts Leeres, außerhalb von ihm aber (sei das Leere) unbegrenzt.
Ζήνων καὶ οἱ ἀπ᾿ αὐτοῦ pro Οἱ Στωικοὶ] P=G=Q=T ↔ S(=M&R1997)
(1 / 2)
M&R entscheiden sich in den Aëtiana 1997 bei der Rekonstruktion des Kapitels 1.18 für die Ps.Plut. Version, während sie in den Aëtiana 2009 die Ps.Plut. Version als »also quite acceptable« beschreiben.563 Für beide Überlegungen gibt es Argumente: Für Ps.Plutarch spricht das gewichtige Argument, dass er von Theodoret bestätigt wird. Lebedev564 sieht durch die Ähnlichkeit einiger Textpassagen zwischen Theodoret und Ps.Plutarch, unter anderem 1.18,5, seinen Verdacht bestätigt, dass Theodoret direkt auf Ps.Plutarch zugegriffen habe. M&R565 argumentieren dagegen, man könne auch ohne die Annahme, Theodoret habe direkt auf Ps.Plutarch zugegriffen, den Unterschied zwischen Theodoret und Stobaios erklären: »Both authors [Ps.Plutarch und Theodoret, d. Vf.] can easily have made the substitution independently.« Nach M&R können also Theodoret und Ps.Plutarch unabhängig voneinander die Ergänzung Οἱ Στωικοὶ vorgenommen haben, wodurch die Stobäische Variante favorisiert wird. Für Stobaios spricht hingegen Raeders These566 von der aëtianischen οἱ ἀπό-Formel. Nimmt man das οἱ ἀπό als Abkürzungsformel wörtlich, so fehlen aber die weggekürzten Namen bei Ps.Plutarch und Theodoret. Von dem namelabel »Οἱ Στωικοὶ« werden sie nicht geliefert. Für Stobaios als PS-Vorlage spricht auch, dass bei Stobaios im Rahmen der coalescence-Technik unter dem namelabel »Zenon κτλ.« ein Cluster aus 1.18,5 und dem Stoiker-Epikur-Lemma 1.20,1 hergestellt ist, obwohl Epikur nicht unter Zenons Anhängerschaft gehört. Der Fehler lässt sich auf die coalescence-Methode zurückführen: Es ist wahrscheinlicher, dass im Rahmen der Cluster-Bildung aus Unachtsamkeit das name-label nicht abgeändert wurde, als dass aufgrund der Cluster-Bildung ein fehlerhaftes name-label erzeugt wurde. μηδὲν pro οὐδὲν] P=Q(=M&R1997) ↔ S=T 563 M&R, Sources, S. 278; M&R, Compendium, S. 91: »S 1.18.1d has ›Zeno and those from him‹, P 1.18.4 more blandly ›the Stoics‹. But the epitomizing rephrasing can also be quite acceptable.« 564 Lebedev, Doxographer, S. 814: »in a number of passages the text of Theodoretus’ alleged excerpts from ›Aëtius‹ (i. e. form PS-Placita) coincides with (P) and differs from (S), …« Ebd. S. 816 Anm. 3: »Placita philosophorum I, 18,5; I,29,2; II, 20,6; II, 20,12.« 565 M&R, Sources, S. 334. 566 Raeder, S. 80. S. ebenso M&R, Sources, S. 287. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
In der Rekonstruktion des Kapitels drucken M&R567 οὐδὲν ab, während Theodoret die Stobäische Version bestätigt. Im Vergleich mit dem PS-Lemma 1.18,5 liefert Theodoret aber kein einheitliches Bild: Denn einerseits stimmt, wie oben erwähnt, sein name-label mit Ps.Plutarch überein, andererseits führt er ebenso wie Stobaios μηδὲν auf. Die Übereinstimmung zwischen Theodoret und Stobaios sehen M&R568 als Indiz gegen Lebedevs Vermutung, dass Theodoret nicht direkt auf Ps.Plutarch zurückgegriffen hat (zur Negation, vgl. 1.16,3). ἔξω pro ἔξωθεν] P=G ↔ S
Q?T≠
Aristoteles 1.18,6 G 30: Ἀριστοτέλης δὲ τοσοῦτον εἶναι κενὸν ἔξω τοῦ οὐρανοῦ, ὥστ᾿ ἀναπνεῖν εἰς αὐτὸ τὸν οὐρανόν. ἔνδοθεν γὰρ εἶναι τόπον πύρινον. Q: Aristoteles glaubte, daß außerhalb der Welt soviel an leerem Raum ist, wie der Himmel atmet, da er ja feurig ist. Ps 153: Ἀριστοτέλης μὲν ἀπογινώσκει παντάπασι, καὶ οὐδαμοῦ τίθεται οὔτε ἐντὸς τοῦ κόσμου οὔτε ἐκτός· Sy 34: Ὅτι μὲν κενὸν οὐκ ἔστιν ἐν τῷ κόσμῳ ἱκανῶς δέδεικται Ἀριστοτέλει ἐν τῇ φυσικῇ ἁκροάσει. ἐδείχθη δὲ παρ᾿ αὐτοῦ ὡς οὐδὲ ἐκτὸς τοῦ κόσμου ἔστι κενόν.569 Ps.Plutarch (L / Mau)
Stobaios (W)
Ἀριστοέλης τοσοῦτον εἶναι τὸ κενὸν ἐκτὸς τοῦ κόσμου, ὥστ᾿ (ὥστε D) ἀναπνεῖν τὸν οὐρανόν· εἶναι γὰρ αὐτὸν πύρινον.
Ἀριστοτέλης ἐν τετάρτῳ Φυσικῆς ἀκροάσεως γράφει· »εἶναι δέ φασιν οἱ Πυθαγόρειοι κενὸν καὶ ἐπεισιέναι αὐτὸ τῷ οὐρανῷ ἐκ τοῦ ἀπείρου πνεύματος ὡς ἀναπνέοντι.« Ἐν δὲ τῷ Περὶ τῆς Πυθαγόρου φιλοσοφίας πρώτῳ γράφει, τὸν μὲν οὐρανὸν εἶναι ἕνα, ἐπεισάγεσθαι δὲ (δ᾿ D) ἐκ τοῦ ἀπείρου χρόνον τε καὶ πνοὴν καὶ τὸ κενόν, ὃ διορίζει ἑκάστων τὰς χώρας ἀεί.569
567 M&R, Sources, S. 278. 568 M&R, Sources, S. 334. 569 Καὶ ἐν ἄλλοις λέγει, τόπον εἶναι τὸ τοῦ περιέχοντος πέρας ἀκίνητον, ἢ ἐν ᾧ μένει τε καὶ κινεῖται τὰ σώματα, πλήρη μέν, ὅταν πανταχόθεν περιέχῃ τὸ σῶμα, κενὸν δέ, ὅταν μηθὲν ἔχῃ τὸ παράπαν ἐν ἑαυτῷ. Τόπον μὲν οὖν ἀναγκαῖον ὑπάρχειν καὶ σῶμα, κενὸν δὲ οὐδαμῶς, εἰ μὴ μόνον πρὸς νόησιν·ἀναιρετικὴν γὰρ εἶναι τὴν κατ᾿ ἐνδελέχειαν αὐτοῦ φύσιν τῆς τε τῶν ὄντων συμπαθείας καὶ τῆς τῶν σωμάτων ἀλληλουχίας· τὰς δὲ κινήσεις γίνεσθαι τὰς κατὰ © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Aristoteles, so groß sei das Leere außerhalb des Kosmos, dass der Himmel Atem holen könne; er sei nämlich feurig. (Vgl. Kaltwasser, S. 32).
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Aristoteles schreibt im vierten (Buch) seiner Vorlesung über die Physik (213b 22–4): »Die Pythagoreer sagen, es gebe das Leere und dieses dringe aus dem unbegrenzten Atem in die Welt ein, als ob diese einatme.« (MP, S. 155, fr. 40). Im ersten Buch seiner »Pythagoreischen Philosophie« schreibt Aristoteles, die Welt sei Eins, sie ziehe aus dem Unbegrenzten Zeit, Atem und das Leere an, das allem Einzelnen den Raum abstecke. (MP, S. 155).
verba inter se differunt] P=Q ↔ S
G≠Sy≠Ps≠
Entgegen der üblichen Erwartung decken sich Ps.Plutarch und der Stobäische Text, den M&R in drei Abschnitte unterteilen (aristotelisches PythagoreerLemma, Aristoteles-Zitat, anonyme Schriften), nicht verbatim. Dazu kommt, dass Ps.Plutarch das Pythagoreer-Referat fälschlicherweise als Aristoteles-Referat präsentiert (s. Kap. III.1.2).570 Der Befund hat Konsequenzen für die Quellenfrage bei Ps.Plutarch: Indem Diels571 und M&R572 den ersten Abschnitt bei Stobaios als aëtianisch ansehen, stellen M&R selbst die Frage, wie sich die Unterschiede zwischen Ps.Plutarch und Stobaios erklären lassen. Zusammengefasst gibt es die Möglichkeiten, dass 1. Ps.Plutarch oder seine Vorlage einen Fehler gemacht haben oder dass man es mit zwei unterschiedlichen Texten zu tun hat, bei denen entweder 2. Stobaios oder 3. Ps.Plutarch nicht aus der PS-Vorlage geschöpft haben. Im ersten Fall ist auch mit verschiedenen Bearbeitungsstufen zu rechnen. Ist hingegen mit fremdem Quellenmaterial zu rechnen, stehen im zweiten Falle die gängigen Abhängigkeitsverhältnisse nicht in Frage. Gilt dies für Ps.Plutarch (3. Fall), dann wäre die Rekonstruktion der PS-Vorlage nicht durchführbar. Die Forschung variiert in ihren Antworten: Die dritte Möglichkeit wird nicht in Betracht gezogen. Diels573 betrachtet die Version des Ps.Plutarch als ridi cule perversa (1. Fall). Volkmann574 ist der Meinung, der den Aristoteles betreffende Bericht wäre als unzureichend verschmäht und durch etwas Besseres erτόπον [κατὰ τὸ πρότερον] ἀντιπεριισταμένων ἀλλήλοις τῶν σωμάτων. ῎Απειρον δὲ οὐθὲν ἀπολείπει οὔτε κατὰ τὸ πλῆθος οὔτε κατὰ τὸ μέγεθος. 570 Zur langen Bekanntheit dieses Ps.Plut. Fehlers, s. M&R, Compendium, S. 417 Anm. 216. 571 Diels, DG, S. 316: »num § 6 partim Ario tribuenda sit dubitari potest …nam Plutarchea ut ridicule perversa sunt ita plus habent εἶναι γὰρ αὐτὸν πύρινον.« 572 M&R, Sources, S. 251 f. 573 Diels, DG, S. 316. 574 Volkmann, Referate, S. 695. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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setzt worden (2. Fall). Ebenso Algra:575 »He apparently added this richer set of doxai because he was dissatisfied with what he found in Aëtius.« (2. Fall). Nach Algra576 erklärt sich die Ps.Plut. Version durch Kontamination mit dem Poseidonios-Lemma 2.9,3. M&R577 führen die Diskrepanz zwischen beiden Versionen auf Ps.Plutarchs Methode zurück, das Lemma in seiner Größe zu reduzieren (1. Fall), wobei dem Ps.Plutarch der Fehler der Zuordnung unterlaufen sei. Dadurch erweist sich der Überschuss als ›aëtianisch‹. Runia578 spricht von Verschmelzen, das bei der Ps.Plut. Version stattgefunden habe (1. Fall). In den Aëtiana 2009 argumentieren M&R unter Berufung auf Primavesi,579 die von Ps.Galen gebotene Begründung gebe die aëtianische Version wieder. Der Ps.Plut. Satz mit seiner bezugslosen Begründungspartikel (γὰρ) ließe sich auch dahingehend erklären, dass ein inhaltlicher Ausfall bei Ps.Plutarch stattfand, wie es bereits der Ausfall der Quellenangabe nahe legt. Dann wäre das εἶναι γὰρ αὐτὸν (sc. οὐρανόν) πύρινον der Rest eines eigenständigen Referates, das nicht unbedingt ein PythagoreerReferat sein muss. (Vgl. das Lemma in Kapitel 2.11 Περὶ οὐρανοῦ: 2.11,4 P / S πύρινον εἶναι τὸν οὐρανόν, das bei Ps.Plutarch ebenfalls fehlerhaft unter dem Aristoteles-Lemma 2.11,3 aufgeführt ist). Ἐν δὲ … ἀεὶ plura] P=G=Q=Ps=Sy ↔ S(=DG=M=M&R=MP) Diels druckt den Abschnitt in den DG in der rechten Spalte ab und sieht ihn damit als a ëtianisch an, unter Vorbehalt auch M&R.580 Die Prüfung des Abschnit 575 Algra, Posidonius, S. 483 f.: »Both the Stobaean and the ps.-Plutarchean versions of I, 18 contain a separate lemma (with name label) on Aristotle. But they each fill it in differently. Stobaeus here renders various doxai of Aristotle on (place and) void which most probably derive from a different source (Diels, DG, 316, in app., suggests Arius Didymus).« Zwar handeln die AD-Referate nach M&R (Sources, S. 248) nicht von der Pythagoreischen Philosophie, dafür aber die Aristoteles-Referate. 576 Algra, Posidonius, S. 484–5: »I would therefore tentatively suggest that the ps.-Plutarchean version of Aëtius I, 18 presents us with a double contamination: the name label Aristotle was attached to a Pythagorean tenet reported by Aristotle which was in its turn contaminated with the Posidonian doxa concerning the void being just large enough for the conflagration of the cosmos.« 577 M&R, Sources, S. 188: »to copy out the beginning, and then leave out the remainder. … Pythagoreans in 1.18 (where he makes a bad mistake), …« 578 Runia, Xenophanes, S. 119: »there are a number of lemmata in Ps.-Plutarch which reveal how he conflates two separate doxai and attributes them to a single thinker or two thinkers taken together. …1.18.5 Aristotle’s report on the Pythagoreans conflated to Aristotle only;« Das Lemma fehlt in der Liste von M&R, Sources, S. 192–3. 579 M&R, Compendium, S. 421 Anm. 226: »See the detailed analysis of Primavesi (forthcoming), who argues convincingly that the words ἔνδοθεν γὰρ εἶναι τόπον πύρινον in G § 30 (based on P 1.18) preserve the original reading of P and ultimately A.« 580 M&R, Sources, S. 251–2. In seinen Vorsokratikern stellt Mansfeld (S. 154) den Aristoteles-Bericht unter Aëtios. Ebenso auch MP, S. 154. In der Rekonstruktion, die M&R (Sour© 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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tes anhand der in Frage kommenden Kriterien von Diels / M&R ergibt folgendes ausgewogenes Bild: contra PS-Quelle Arii est maior fere capitum ambitus. (I / 1.) eclogae ut ex Arii ampliore conexu divulsae incipiunt a δέ particula. (II / 4.)
contra AD ×
×
conclusiones apparent ampliorum capitum. (III)
×
S tends to begin his chapters with material from A and group the excerpts from AD towards the end. (VI / 7.)
×
AD uses indirect speech almost incessantly. (3.)
×
μὲν … δέ Struktur innerhalb eines Aëtios-Lemmas. (XII)
×
Καὶ ἐν κτλ. in fine plura] P(=M&R) ↔ S(=DG) Diels druckt den Abschnitt in der rechten Spalte der DG nur unter Vorbehalt ab.581 M&R582 führen ihn auf AD zurück: »The style of the third part of the lemma points to AD (note the use of indirect speech). A further hint is supplied by the fact that S has deleted a lemma on Aristotle’s views on space in P. 1.19.« Legt man die von Diels / M&R aufgestellten Kriterien an, zeigt sich eine eindeutige Tendenz gegen die PS-Quelle: contra PS-Quelle Arii est maior fere capitum ambitus. (I / 1.)
×
it is unusual for P to combine two views in a single lemma. (1b)
×
eclogae ut ex Arii ampliore conexu divulsae incipiunt a δέ particula. (II / 4.)
contra AD
×
conclusiones apparent ampliorum capitum. (III)
×
S tends to begin his chapters with material from A and group the excerpts from AD towards the end. (VI / 7.)
×
AD uses indirect speech almost incessantly. (3.)
×
ces, S. 278) von dem aëtianischen Kapitel 1.18 geben, drucken sie nur den ersten Abschnitt der Stobäischen Version ab. 581 Diels, DG, S. 75 Anm. 2: »frustula ex Didymo admixta credo I 18 6.« 582 M&R, Sources, S. 252. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Überschrift 1.19 Q: Über den Ort. Ps 154: Περὶ τόπου. Phot 167.112b: περὶ κενοῦ καὶ τόπου καὶ χώρας, … Hs L zu I.18: περὶ κενοῦ καὶ τόπου καὶ χώρας. Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W)
Περὶ τόπου.
Περὶ κενοῦ καὶ τόπου .
Über den Ort.
Über das Leere und den Ort und den Platz. (S. Wöhrle, Thales, S. 285).
Περὶ κενοῦ κτλ. pro Περὶ τόπου] P=Q=Ps(=DG) ↔ S(=Hs L)=Phot
Platon 1.19,1 Q: Platon glaubte, der Ort ist das für die Formen Empfängliche, welches er metaphorisch Materie nannte, wobei er seiner Meinung nach wie etwas ist, das für die Materie empfänglich ist.583 Ps.Plutarch (Mau / D)
Stobaios (W / D)
Πλάτων τὸ μεταληπτικὸν τῶν εἰδῶν, ὅπερ εἴρηκε μεταφορικῶς τὴν (τὴς L)583 ὕλην, καθάπερ τινὰ τιθήνην καὶ δεξαμενήν.
Πλάτων τόπον εἶναι τὸ μεταληπτικὸν τῶν εἰδῶν, ὅπερ εἴρηκε μεταφορικῶς τὴν ὕλην, καθάπερ τινὰ τιθήνην καὶ δεξαμενήν.
Platon, das für die Formen Empfängliche, was er bildlich Materie genannt hat, wie irgendeine Amme und ein Gefäß.
Platon, Ort sei das für die Formen Empfängliche, was er bildlich Materie genannt hat, wie irgendeine Amme und ein Gefäß.
τόπον εἶναι plura] P(=M&R2009) ↔ S=Q Qostā Ibn Lūqā bestätigt zwar Stobaios, allerdings ist häufig zu beobachten, dass Qostā Ibn Lūqā im Gegensatz zu Ps.Plutarch die Subjektsdoxa ausweist.584 M&R585 schreiben den Zusatz dem Stobaios zu, der durch die Methode »sequential connection« in Generalkapitel I.18 den Themenwechsel vom leeren Raum zum Ort verdeutliche. 583 Vermutlich ein Druckfehler. 584 S. Daiber, Aetius, S. 26 f. 585 M&R, Compendium, S. 201: »The Plato lemma (~ P 1.19.1) on place has been put by Stobaeus at 1.18.4c, after 2.9.1–3* on void at S 1.18.4b, so the change of theme had to be made explicit.« Vgl. auch M&R, Sources, S. 231. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Überschrift 1.20 G 31: Περὶ χώρας. Q: Über den Raum. Ps 155: Περὶ χώρας. Phot 167.112b: περὶ κενοῦ καὶ τόπου καὶ χώρας, … Hs L zu I.18: περὶ κενοῦ καὶ τόπου καὶ χώρας. Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W)
Περὶ χώρας.
Περὶ κενοῦ καὶ τόπου .
Über den Raum.
Über Leeres und Ort und Raum.
Περὶ κενοῦ καὶ τόπου plura] P=G=Q=Ps(=DG) ↔ S(=Hs L)=Phot Die zwei Lemmata (1.20,1 P / S; 1.20,2 S), aus denen Diels das Aëtios-Kapitel 1.20 bestehen lässt, finden sich bei Stobaios in Unterkapitel I.18,1d (1.20,1) und dem davon räumlich getrennten Unterkapitel I.18,4a (1.20,2) wieder. Dass die Ps.Plut. Überschrift der Stobäischen nicht grundsätzlich vorzuziehen ist, gibt Leszl586 an dieser Stelle zu bedenken: Denn im Falle der Ps.Plut. Kapitels 1.18–20 würde sich eher eine Überschrift anbieten, die den Unterschied der einzelnen Begriffe zum Gegenstand habe, und verweist dabei auf Kapitel 1.2 (Τίνι διαφέρει ἀρχὴ καὶ στοιχεῖα) mit seinen vergleichbar zusammengehörigen Begriffen.
Die Stoiker und Epikur 1.20,1 G 31: Οἱ Στωικοὶ καὶ Ἐπικούρειοι διαλλάττειν τὸν τόπον τῆς χώρας ἐνόμισαν. τὸν μὲν γὰρ τόπον ὑπὸ σώματος κατὰ μέν τι κατέχεσθαι, κατὰ δέ τι οὐδαμῶς. Q: Die Stoiker und Epikuros glaubten, daß zwischen dem Vakuum, dem Ort und dem Raum ein Unterschied ist, und daß das Vakuum das Freisein von einem Körper, der Ort das einen Körper Umfassende und der Raum gleichwie der Weinkrug das zu einem gewissen Teil davon Umfassende ist. Ps 155: χώραν πάλιν τινὲς τῶν φιλοσόφων εἰρήκασι τὴν μερικὴν τοῦ περιέχοντες τὸ σῶμα περιοχήν. οἷον ὁ πίθος περιέχει τὸν οἶνον· ὑποκείσθω δὲ καὶ ὁ οἶνος περιχειλής· ἀλλ᾿ οὐχ ὅλον τὸ σῶμα τοῦ πίθου τὸν οἶνον ἐδέξατο, ἀλλὰ μόνη ἡ κοίλη αὐτοῦ περιφέρεια. τοῦτο γοῦν τὸ μέρος χώραν φασὶ τῶν φυσικῶν φιλοσόφων τινές· οὐκ ἀπεικότως δὲ τοῦτο καὶ τόπον τὶς ὀνομάσειε. 586 Leszl, Problems, S. 175: »In some cases the most proper title for a chapter would be one that showed that it is about the difference between two terms, but this type of chapter (using the formula Τίνι διαφέρει) appears only twice in Ps.-Plutarch … It is not used in the case of the three following related terms: place (τόπος), void (κενόν) and space (χώρα), which are introduced in I. 18–20.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
228
Untersuchung
Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W)
Οἱ Στωικοὶ καὶ Ἐπίκουρος διαφέρειν κενὸν τόπον χώραν· καὶ τὸ μὲν κενὸν εἶναι ἐρημίαν σώματος, τὸν δὲ τόπον τὸ ἐχόμενον ὑπὸ σώματος· τὴν δὲ χώραν τὸ ἐκ μέρους ἐχόμενον, ὥσπερ ἐπὶ τῆς τοῦ οἴνου πιθάκνης.
Διαφέρειν δὲ κενόν, τόπον, χώραν· καὶ τὸ μὲν κενὸν εἶναι ἐρημίαν σώματος, τὸν δὲ τόπον τὸ ἐπεχόμενον ὑπὸ σώματος, τὴν δὲ χώραν τὸ ἐκ μέρους ἐπεχόμενον. (Vgl. SVF 1.95).
Die Stoiker und Epikur, es gebe einen Unterschied zwischen dem Leeren, dem Ort und dem Raum. Und das Leere sei zwar die totale Freiheit (Unausgefülltheit) von einem Körper, der Ort aber, der das von einem Körper Eingenommene, der Raum aber das teilweise Eingenommene, ähnlich wie beim Weinfässchen. (S. Hülser, fr. 727).
Es gebe aber einen Unterschied zwischen dem Leeren, dem Ort und dem Raum. Und das Leere sei zwar die totale Freiheit (Unausgefülltheit) von einem Körper, der Ort aber, der das von einem Körper Eingenommene, der Raum aber das teilweise Eingenommene.
omisso lemmate δὲ plus] P=Q~G ↔ S
(2 / 2)
Ps≠
Unter Auslassung des name-labels, aber unter Hinzufügung der Partikel δέ setzt Stobaios das Rumpflemma 1.20,1 an das vorherige Lemma 1.18,5. Problematisch ist, dass das Rumpflemma, welches − wie aus dem Vergleich mit Ps.Plutarch hervorgeht − das name-label Οἱ Στωικοὶ καὶ Ἐπίκουρος besitzt, unter Lemma 1.18,5 angehängt ist (coalescence), das wiederum nach Ps.Plutarch mit dem Stoiker-Etikett versehen ist, nach Stobaios mit Ζήνων καὶ οἱ ἀπ᾿ αὐτοῦ, obwohl Epikur kein Stoiker ist. Diels587 nimmt an, dass die Ps.Plut. Version 1.20,1 nicht die ursprüngliche aëtianische Form bewahre. Ursprünglich habe es sich bei Aëtios statt um ein einziges Stoiker-Epikur-Lemma um zwei Lemmata gehandelt, also ein Stoiker-Lemma und ein Epikur-Lemma, wie es noch aus Stobaios ersichtlich sei.588 Ps.Plutarch habe beide Lemmata aufgrund ihres ähnlichen Inhaltes zu einem Lemma verschmolzen. M&R589 stellen die Theorie aufgrund des Ausdrucks ὀνόμασι »by names only« in Frage. Denn aus 1.20,1+2 lasse sich eine diaphonia ablesen. 587 Diels, DG, S. 64: »I 20 1 Stoici et Epicurei coaluerunt. sed enim sententiae quas integras habet Stobaeus §§ 1. 2 consimiles sunt.« 588 1.20,2 Epikur (S): Ἐπίκουρος ὀνόμασι [πᾶσιν] παραλλάττειν κενόν, τόπον, χώραν. (Epikur, in den Namen wichen Leere, Ort, Raum voneinander ab.) 589 M&R, Sources, S. 193: »The doxai of the Stoics and Epicurus combined (Diels calls the doxai consimiles, but that is not the case if by ὀνόμασιν A means ›by name only‹; cf. the text at Sext. Emp. Adv. Phys. 4.2, which illuminates the διαφωνία in this chapter).« S. auch M&R, Compendium, S. 101. S. Runia, Xenophanes, S. 119: »The Stoics and Epicurus conflated to Stoics-Epicurus;« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Buch I
ἐπεχόμενον pro ἐχόμενον (2x)] P ↔ S(=SVF)
G–Q?Ps≠
ὥσπερ ἐπὶ τῆς τοῦ οἴνου πιθάκνης desunt] P=Q=Ps(=SVF) ↔ S=G
Überschrift 1.21 G 37: Περὶ χρόνου. Q: Über die Zeit. Ps 102: Περὶ χρόνου. Phot 167.112a: περί τε χρόνου οὐσίας καὶ μερῶν, καὶ πόσων εἴη αἴτιος· Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W)
Περὶ χρόνου.
Περὶ χρόνου οὐσίας καὶ μερῶν καὶ πόσων εἴη αἴτιος.
Über die Zeit.
Über das Wesen und die Teile der Zeit und wessen sie ursächlich ist (Wöhrle, Thales, S. 281).
οὐσίας καὶ μερῶν καὶ πόσων εἴη αἴτιος plura] P=G=Q=Ps(=DG) ↔ S=Phot Das Stobäische Kapitel I.8 enthält die PS-Kapitel 1.21 (Περὶ χρόνου), 1.22 (Περὶ οὐσίας χρόνου), 3.8 (Περὶ χειμῶνος καὶ θέρους) und 2.32 (Περὶ ἐνιαυτοῦ, πόσος ἑκάστου τῶν πλανητῶν χρόνος, καὶ τίς ὁ μέγας ἐνιαυτός). Die Überschriften decken sich aber nicht völlig: Unter Περὶ χρόνου οὐσίας sind die Überschriften 1.21 und 1.22 zusammengefasst, so dass es bei Stobaios keinen Hinweis auf das Ps.Plut. Kapitel Περὶ χρόνου gibt. Das καὶ μερῶν, das sich in keiner Ps.Plut. Überschrift findet, erinnert an das Ps.Plut. Kapitel 3.8 (Περὶ χειμῶνος καὶ θέρους). Unter den Teilen der Zeit lassen sich Winter und Sommer verstehen. Die Teil-Überschrift πόσων εἴη αἴτιος, die aus Photios entnommen (Hs P εἰκέτιος, Hs F εἴκ αἴτιος) ist, findet sich ebenfalls in keiner Ps.Plut. Überschrift. Die Konjektur in ἐνιαυτός (sc. πόσων ἐνιαυτός) würde eine Verbindung zu Kapitel 2.32 herstellen. Die Kapitel 1.21 und 1.22 sind der Beginn einer kurzen Sequenz von Doppel-Kapiteln, die nach dem Schema Περὶ + Genetiv, Περὶ οὐσίας + Genetiv (s. ferner 1.25+1.26; 1.27+1.28) aufgebaut sind. Leszl,590 der in dieser Aufteilung nur dann einen Sinn erkennt, wenn Περὶ + Genetiv das Thema der Existenz behandle, Περὶ οὐσίας + Genetiv das Thema der Beschaffenheit, i. e. Defini tionen,591 macht auf die wenig überzeugende Aufteilung aufmerksam, dass das Kapitel 1.21 (Περὶ + Genetiv) mit seinen Zeitdefinitionen schwer von den Zeitdefinitionen aus 1.22 zu unterscheiden sei. 590 Leszl, Problems, S. 174. 591 Vgl. Aristoteles anal. post., s. Überschrift 1.7. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
Cavagnaro,592 die ebenfalls den gleichen Inhalt von den Kapitel 1.21 und 1.22 angemerkt hatte,593 stellt zwei Theorien dazu auf: 1. Aëtios habe Kapitel 1.21 aus einer nichttheophrastischen Quelle geschöpft.594 2. Der Inhalt von 1.21 gehöre zu 1.22 und unter 1.21 dürfe das nur bei Stobaios vorhandene und von Diels nicht aufgenommene Stobäische Exzerpt I.8,40a gesetzt werden.595 Damit entstünde ein Kapitel, das eine perfekte Parallele zu den Kapiteln Kapitel 1.25 (Περὶ ἀνάγκης) und 1.27 (περὶ εἱμαρμένης) böte.596 Auch wenn die zweite Theorie, dass das Stobäische Exzerpt I.8.40a aëtianisch sein solle, aufgrund seines untypischen Aufbaus problematisch erscheint,597 so rührt doch die Forschung von Cavagnaro und Leszl an der Grundproblematik: Darf man davon ausgehen, dass Ps.Plutarch die Anordnung auf diese Weise vorfand? Wieso liest man diese Kapitel-Kombination nicht bei den Kapiteln 1.18 (Περὶ κενοῦ) oder 1.29 (Περὶ τύχης), wo sich ebenfalls die Fragen nach Existenz und Beschaffenheit des leeren Raumes oder des Zufalls anbieten würden?598 Warum sind hingegen in Kapitel 2.11 (Περὶ οὐρανοῦ, τίς ἡ τούτου οὐσία) Existenz und Beschaffenheit in einem Kapitel verbunden? Hat Ps.Plutarch in diesem Fall, vergleichbar mit Stobaios, einen Generaltitel aus zwei Kapiteln erzeugt (vgl. Überschrift 2.1)? Sind die Kapitel 1.21 und 1.22 erst von Ps.Plutarch durch Trennung erzeugt worden oder stehen zwei verschiedene Kapitelstrukturen nebeneinander? Bei Ps.Galen zeigen sich ebenfalls mit den inhaltsgleichen Lem-
592 Cavagnaro, S. 239–241. 593 Cavagnaro, S. 239: »in entrambi abbiamo a che fare con definizioni della natura del tempo. … come possiamo spiegarla?« 594 Cavagnaro, S. 239: »Una prima possibilità è costituita, comunque, dal supporre una diversa fonte per i due capitoletti e, più precisamente, per noi, ipotizzare che Aezio non leggesse in Teopfrasto l’opinione che, nel capitolo ventuno, attribuisce ai pitagorici.« Ebd. 241: »Si sarà infatti già notato che in ciascuno dei due capitoletti è riportata una diversa opinione di Platone. … possiamo con una certa sicurezza affermare che la seconda delle due opinioni è quella propriamente platonica, mentre la prima deriva da una lettura medioplatonizzante (e stoicizzante) del Timeo.« 595 Θαλῆς ἐρωτηθείς, τί σοφώτατον; Χρόνος· ἀνευρίσκει γὰρ τὰ πάντα. Περίανδρος ἐρωτηθείς, Τί πάντων αἴτιον; ἔφη, Χρόνος. Θαλῆς ἔφησεν, ὅτι σαφέστατος ἔλεγχος πραγμάτων ἁπάντων ἐστὶν ὁ χρόνος, οὗτος τὴν ἀλήθειαν ἐμφανίζει. Εὐρυφῶν, ὁ ἰατρὸς ἐρωτηθεὶς τὸν διδάσκαλον παρ᾿ ᾧ ἐπαιδεύθη, Παρὰ τῷ χρόνῳ, ἔφη. 596 Cavagnaro, S. 241: »A dire il vero, si potrebbe seguire un’altra via, e credere che in origine il materiale distino da Diels, sulla scorta di Ps. Plutarco, in due capitoli appartenesse tutto al capitolo ventidue. Questo non vorrebbe dire ridurre il capitolo ventuno ad un puro titolo, ma costruirlo ex novo con quanto si trova in apertura di Stobeo, Ecloghe, I, 8, 40 (da Talete fino a Eurifonte), testo trascurato dal Diels. Si avrebbe così un capitolo perfettamente parallelo ai capitoli 25 e 27, contenente, come quelli, detti , piuttosto che vere e proprie definizioni di tempo.« 597 Vgl. aber Lemma 1.25,1 (S): Θαλῆς ἐρωτηθείς, Τί ἰσχυρότατον; εἶπεν· Ἀνάγκη, κρατεῖ (τί FP) γὰρ πάντων. 598 S. Leszl, Problems, S. 174. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
Buch I
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mata über Eratosthenes aus Kap. 37 (Περὶ χρόνου) und Platon aus Kap. 38 (Περὶ οὐσίας χρόνου) die Kapitelgrenzen verwischt (s. Kap. III.1.2).
Pythagoras 1.21,1 G 37: Τὸν χρόνον εἶναι Πυθαγόρας ὑπείληφε τὴν σφαῖραν τοῦ περιέχοντος. Q: Pythagoras glaubte, daß die Zeit die umfassende Kugel ist. Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W / D)
Πυθαγόρας τὸν χρόνον τὴν σφαῖραν τοῦ περιέχοντος εἶναι.
Πυθαγόρας τὴν σφαῖραν τοῦ περιέχοντος.
Pythagoras, dass die Zeit die Sphäre des Umgebenden sei.
Pythagoras, (sie sei) die Sphäre des Umgebenden.
τὸν χρόνον εἶναι desunt] P=G(=DK)~Q ↔ S Im Gegensatz zu dem von M&R599 festgestellten Merkmal, dass Stobaios den telegrammartigen Stil durch kleine Zusätze, z. B. die Subjektsdoxa, auflockere, weist im vorliegenden Fall Stobaios den telegrammartigen Stil auf, während Ps.Plutarch die Subjektsdoxa (und den Infinitiv) besitzt (vgl. 1.26,1), und dies, obwohl sie direkt aus der Überschrift entnommen werden kann (vgl. P 1.19,1) und somit nicht als Orientierungshilfe dient. Das Fehlen bei Stobaios kann als Ausfall gewertet werden, der möglicherweise auf haplographische Verdrängung zurückzuführen ist (τὸν χρόνον τὴν σφαῖραν). Gegen einen absichtlichen Ausfall spricht, dass die Subjektsdoxa in dem Kopflemma der entsprechenden Kapitel (1.21+1.22; 1.25+1.26; 1.27+1.28) bei Stobaios weitgehend vorhanden ist.
1.21,2a Aristoteles behauptete, daß sie die Zahl der Bewegung der Himmelssphäre ist] P=S ↔ Q Qostā Ibn Lūqā besitzt in Kapitel 1.21 ein Lemma, das weder bei Ps.Plutarch, bei Stobaios oder einem anderen Textzeugen zu finden ist. Auf Daibers600 Beobach 599 M&R, Sources, S. 231. 600 Daiber, Aetius, S. 364 f.: Phys. 219b1–2: τοῦτο γάρ ἐστιν ὀ χρόνος, ἀριθμὸς κινήσεως κατὰ τὸ πρότερον καὶ ὕστερον. Phys. 223b21–23: διὸ καὶ δοκεῖ ὁ χρόνος εἶναι ἡ τῆς σφαίρας κίνησις, ὅτι ταύτῃ μετροῦνται αἱ ἄλλαι κινήσεις καὶ ὁ χρόνος ταύτῃ τῇ κινήσει. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
tung hin, dass es Parallelstellen bei Aristoteles gebe, stellen M&R601 die These auf, dass der Inhalt des Lemmas aus einer Verbindung dieser zwei AristotelesStellen herrühre, und fügen hinzu, dass 1. »the passage could have been added by the Arabic translator«, und dass 2. das Fehlen bei Ps.Galen und Stobaios gegen die Authentizität spreche. Gleichzeitig stellen M&R602 fest, das Lemma »follows the method of the Placita perfectly.« Zu 1.) Gegen die Überlegung, dass Qostā Ibn Lūqā das Lemma sua sponte eingefügt hat, spricht die Feststellung von M&R,603 dass der arabische Text lediglich eine Übersetzung von Ps.Plutarch sei, die den Anspruch habe »to make it accessible to a public who did not have a command of the original language.« Auch Daiber604 gibt zu bedenken, dass sich Qostā Ibn Lūqā an keiner Stelle dazu habe verleiten lassen, aus seinen Kenntnissen der griechischen Literatur heraus der vorliegenden Übersetzung etwas hinzuzufügen. Zu 2.) Obwohl das PSMaterial im Kapitel 1.21 beinahe verbatim übereinstimmt − die Lemmata 1.21,2+3 weisen keine Differenz auf (Πλάτων αἰῶνος εἰκόνα κινητὴν ἢ διάστημα τῆς τοῦ κόσμου κινήσεως 1.21,2; Ἐρατοσθένης τὴν τοῦ ἡλίου πορείαν 1.21,3)605 −, bildet es damit zwar die PS-Vorlage ab, nicht jedoch Aëtios (s. Kap. I.8.1). Denn auch Ps.Galen besitzt abweichende Lesarten, die in diesem Zusammenhang nicht vernachlässigt werden dürfen und noch auf Kapitel 1.22 ausstrahlen: In dem Eratosthenes-Lemma 1.21,3 besitzen Ps.Galen (Kap. 37 Περὶ χρόνου) und Qostā Ibn Lūqā die Lesart τὴν τοῦ κόσμου πορείαν statt τοῦ ἡλίου. Dasselbe Lemma bietet Ps.Galen (Kap. 38 Περὶ οὐσίας χρόνου) auch als Textzeuge für das Kapitel 1.22,1 (P / S) mit dem Etikett »Platon« (Πλάτων δὲ τὴν πορείαν τούτου (sc. ἡλίου), ohne dass sich dieses Lemma in dem PS-Kapitel wiederfindet. Ferner enthält Ps.Galen in Kap. 38 ein Stoiker-Lemma (Τοῦ δὲ 601 M&R, Sources, S. 157: »Daiber points out that the lemma is a conflation of the definitions found in Phys. 4.11, 219b1 and 4.14, 223b21–3.« 602 M&R, Sources, S. 157. 603 M&R, Sources, S. 155: »Q is a translation of P, and it is of the first importance to realize that that is exactly what it is. … The translator is not trying to adapt his source to his own purpose.« 604 Prof. Daiber machte mich mit freundlicher Unterstützung darauf aufmerksam, dass Qostā Ibn Lūqā eine Übersetzung der aristotelischen Physik angefertigt habe, die nicht mehr erhalten sei, aber in Zitaten in den Kommentaren zu der später angefertigten arabischen Übersetzung des Ish āq Ibn H unain erhalten sei. Die Edition der arabischen Übersetzung des Isāq Ibn H unain (hrsg. v. Abdarrahmān Badawī, Kairo 1964, 2 Bde) biete an der maßgebenden Stelle (Phys. 14.223b22: ὁ χρόνος εἶναι ἡ τῆς σφαίρας κίνησις, Ross) statt »Bewegung der Himmelssphäre« (h arakat al-falak) den Ausdruck »Bewegung der Himmelskugel« (h ara kat al-kura). Ob die Physik-Version des Qostā hier al-falak statt al-kura habe, lasse sich nicht nachprüfen, weil sie nicht erhalten sei, auch nicht bruchstückweise in den Kommentaren zu der erhaltenen Übersetzung des Isāq Ibn H unain. S. zu Qostā Ibn Lūqā als Übersetzer der Physik, Lettinck, S. 360. 605 Platon, von der Ewigkeit ein bewegliches Bild oder die Spanne der Bewegung der Welt; Eratosthenes, der Umlauf der Sonne. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
Buch I
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χρόνου τὴν οὐσίαν οἱ Στωικοὶ ἡλίου τὴν κίνησιν νομίζουσιν), das sich bis auf das Namensetikett nicht in dem PS-Material (Kap. 1.22) wiederfindet. Dies zeigt, dass Qostā Ibn Lūqā und Ps.Galen als unabhängig von den heutigen noch vorhandenen Ps.Plut. Hss zu sehen sind, nicht auf die Ps.Plut. Version reduziert werden dürfen606 und limitiertes PS-Material indirekt nachweisen.
Überschrift 1.22 G 38: Περὶ οὐσίας χρόνου. Q: Über das Wesen der Zeit. Phot 167.112a: περί τε χρόνου οὐσίας καὶ μερῶν, καὶ πόσων εἴη αἴτιος· Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W)
Περὶ οὐσίας χρόνου.
Περὶ χρόνου οὐσίας καὶ μερῶν καὶ πόσων εἴη αἴτιος.
Über die Substanz der Zeit.
Über das Wesen und die Teile der Zeit und wessen sie ursächlich ist. (Wöhrle, Thales, S. 281).
Strukturanalyse: Vgl. Überschrift 1.21. Abgesehen davon, dass die Lemmata aus Kapitel 1.22 (wie auch die Kapitel aus 1.21) Definitionen der Zeit liefern, so dass die Aufspaltung in die zwei Ps.Plut. Kapitel 1.21 und 1.22 unklar bleibt, behandeln die Lemmata 1.22,8+9 das Thema »ob die Zeit erzeugt ist«, das nicht unter die Überschrift Περὶ οὐσίας χρόνου passt. Auch bei Stobaios findet sich keine Spur davon in seiner Überschrift. Der Gedanke an ein ausgefallenes Kapitel liegt nahe (s. Kap. III.1.1).
Platon 1.22,1 G 38: Τοῦ δὲ χρόνου τὴν οὐσίαν οἱ Στοικοὶ ἡλίου τὴν κίνησιν νομίζουσιν. Πλάτων δὲ τὴν πορείαν τούτου. Q: Platon glaubte, daß das Wesen der Zeit die Bewegung des Himmels ist. Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W)
Πλάτων οὐσίαν χρόνου τὴν τοῦ οὐρανοῦ κίνησιν.
οὐσίαν δὲ χρόνου τὴν οὐρανοῦ κίνησιν·
Platon, das Wesen der Zeit (sei) die Bewegung des Himmels.
Das Wesen aber der Zeit (sei) die Bewegung des Himmels.
omisso lemmate δέ plus] P=Q(=DG) ↔ S (3 / 3)
G≠
606 M&R, Sources, S. 160: »Both Q and G have a fuller version than is given by the mss. tradi tion of P. … It certainly is not possible to reduce Q’s original to the tradition represented by G.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
Unter Auslassung des name-labels, aber durch Hinzufügung der Partikel δὲ wird bei Stobaios ein Platon-Cluster erzeugt (Reihenfolge: 1.21,2; 1.22,9 P / S; 1.22,1 P / S).607 S. Kap. III.2.3. οὐρανοῦ pro τοῦ οὐρανοῦ] P ↔ S
G≠Q?
Die Stoiker 1.22,7 G 38: Τοῦ δὲ χρόνου τὴν οὐσίαν οἱ Στωικοὶ ἡλίου τὴν κίνησιν νομίζουσιν. Q: Die Mehrzahl der Stoiker glaubte, daß das Wesen der Zeit die Bewegung selbst ist. Ps.Plutarch (L / Mau / D
Stobaios (W / D)
Οἱ πλείους τῶν Στωικῶν αὐτὴν τὴν κίνησιν.
Οἱ Στωικοὶ χρόνου οὐσίαν αὐτὴν τὴν κίνησιν.
Die Meisten der Stoiker, (sie sei) die Bewegung selbst.
Die Stoiker, die Substanz der Zeit (sei) die Bewegung selbst.
Inhaltsanalyse: Heeren608 zieht die Ps.Galenische Version vor. Vgl. Wildberger,609 nach der die Bewegung nicht unabhängig zu denken ist, sondern sich immer am Körper realisiere.
Οἱ Στωικοὶ pro Οἱ πλείους τῶν Στωικῶν] P=Q ↔ S
G?
Heeren ist der Meinung,610 dass aufgrund des bei Ps.Plutarch nachfolgenden Lemmas (1.22,8) die Stobäische Version vorzuziehen sei, weil die beiden Lemmata (1.22,7+8) sonst mit demselben name-label Οἱ πλείους begönnen. M&R611 umgehen das Problem, indem sie die Diels’sche Anordnung der Lemmata innerhalb des Kapitels ändern (1.22,1+7+2+3+4+5+6+8+9): So bilde 1.22,1 mit 1.22,7 eine diaphonia »between time as τὴν τοῦ οὐρανοῦ κίνησιν and αὐτὴν τὴν κίνησιν.«612 S. aber die fehlende Partikel δέ in 1.22,7, die für die Kontrastanzeige 607 Πλάτων αἰῶνος εἰκόνα κινητήν, ἢ διάστημα τῆς τοῦ κόσμου κινήσεως· (1.21,2) γενητὸν δὲ κατ᾿ ἐπίνοιαν· (1.22,9). 608 Heeren, S. 250: »numquam tamen motum ipsum illud vocaverunt. Commendare se itaque videtur Galeni lectio.« 609 Zum Inhalt, s. Wildberger, S. 633 Anm. 551: »Wie immer man diese Stelle genau interpretieren mag – vermutlich ist sie eine verkürzte Fassung des Gedankens, das Zeit an Körpern besteht, die sich bewegen –, …« Daiber (Aetius, S. 367) spricht von einer nicht korrekt referierten Aëtiusnotiz zur Stoischen Zeittheorie. 610 Heeren, S. 250 f. 611 M&R, Sources, S. 228. 612 M&R, Sources, S. 227. Ebenso Mejer, Philosophy, S. 26. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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notwendig wäre (Kap. III.2.2).613 Im Hinblick auf die Tradierung ist es zu berücksichtigen, dass es für einen Epitomator weniger wahrscheinlich ist, das generalisierende name-label »Stoiker« in die speziellere Formulierung umgeformt zu haben. χρόνου οὐσίαν plura] P ↔ G=Q=S M&R614 zufolge ist die Phrase an dieser Stelle von Stobaios hinzugefügt: Da es aëtianische Praxis sei, in den οὐσία-Kapiteln die Subjektsdoxa οὐσίαν im Kopflemma zu wiederholen, aber das Platon-Lemma 1.22,1 von seinem ursprünglichen Platz herausgenommen sei, habe Stobaios die Worte χρόνου οὐσίαν in die nächste doxa, nämlich das Stoiker-Lemma 1.22,7 (1.22,1+1.22,7 stehen M&R zufolge nebeneinander, s. o.) eingesetzt. Dass bei Stobaios die Subjektsdoxa χρόνου οὐσίαν zu lesen ist − statt wie in den übrigen Fällen οὐσίαν χρόνου − gibt einen Hinweis auf Stobaios’ Eingriff. Der Eingriff ließe sich daraus erklären, dass innerhalb des Stobäischen Kapitels (I.8,40b) mit dem Stoiker-Lemma 1.22,7 das Kapitel 1.22 beginnt. Damit wird der Wechsel von 1.21 zu 1.22 deutlich gemacht, also der Wechsel von Περὶ χρόνου (Pythagoras, Eratosthenes (1.21,1+3 = I.8,40b) zu Περὶ οὐσίας χρόνου (Stoiker 1.22,7 = I.8,40b). Dagegen spricht, dass dem Leser durch die Stobäische Generalüberschrift die Information fehlt, dass es ein Kapitel Περὶ χρόνου ge geben hat.
πλείους 1.22,8+9 G 38: καὶ τινὲς μὲν ἀγένητον τὸν χρόνον εἶναι, Πλάτων δὲ γενητόν. Q: Der überwiegende Teil von ihnen glaubte, daß die Zeit kein Werden hat. Platon glaubte, daß die Zeit ein Werden in der Vorstellung hat. Ps.Plutarch (L / Mau)
Stobaios (W)
Καὶ (del. D) οἱ μὲν πλείους ἀγένητον τὸν χρόνον, (1.22,8) Πλάτων δὲ γενητὸν κατ᾿ ἐπίνοιαν. (1.22,9)
Οἱ πλείους ἀγένητον τὸν χρόνον (I.8,40b)
Auch / und die meisten (Denker) zwar, unentstanden (sei) die Zeit, Platon aber, entstanden mit Vorsatz.
γενητὸν δὲ κατ᾿ ἐπίνοιαν. (I.8,45) Die meisten (Denker), unentstanden (sei) die Zeit, entstanden aber mit Vorsatz.
613 M&R, Sources, S. 247. 614 M&R, Sources, S. 227: »But this is deleted by S, so he moves the words χρόνου οὐσίαν to the next lemma, i. e. that of the Stoics.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
καὶ deest] P=G~Q ↔ S(=DG=M&R1997=Mejer) Wie unter dem Stoiker-Lemma 1.22,7 erwähnt, stehen nach Diels die πλείουςLemmata (1.22,7+8) hintereinander, M&R hingegen stellen die Reihenfolge 1.22,1+7+2+3+4+5+6+8+9 auf. Die Partikel καὶ, die von Diels, M&R und Mejer unkommentiert ausgelassen wird, spielt dabei eine entscheidende Rolle: Sie verbindet 1.22,8 mit einem vorhergehendem Lemma, bei dem es sich aufgrund der nachfolgenden Formulierung οἱ μὲν πλείους um eine größere Gruppe handeln muss. Das Stoiker-Lemma 1.22,7 (Οἱ πλείους τῶν Στωικῶν) käme dafür eher in Frage als das Lemma 1.22,6 (Ἀντιφῶν καὶ Κριτόλαος). Ferner erinnert die Partikel καί (1.22,8) an die Cluster-Bildung bei Stobaios. Dort wird statt auf δέ auf die Partikel καί zurückgegriffen, um die Partikelverbindung δὲ μέν zu vermeiden (s. Kap. III.2.3). Handelt es sich auch bei Ps.Plutarch hinsichtlich der Lemmata 1.22,7+8 um eine Cluster-Bildung, so zeigt dies, dass es sich bei der Reihenfolge 1.22,7+8 nicht um die ursprüngliche PS-Reihenfolge handelt. Da auch Stobaios die Reihenfolge 1.22,7+8 besitzt und sie nicht unabhängig voneinander solch eine Verbindung vorgenommen haben werden, muss die ClusterBildung bereits in der PS-Vorlage vorhanden gewesen sein. μὲν deest] P=G ↔ S
Q?
Bei Ps.Plutarch korrespondiert μὲν (1.22,8) mit dem darauffolgenden δὲ des Platon-Lemmas 1.22,9. Somit bilden οἱ μὲν πλείους mit Πλάτων δὲ eine Antithese. Die Frage, ob die Zeit erzeugt sei oder nicht, stellt ein eigenes Thema dar, das nicht unter die Überschrift Περὶ οὐσίας χρόνου passt. Der Gedanke an ein ausgefallenes Kapitel liegt nahe. M&R615 argumentieren »that it is A’s practice often to introduce another (sub)-topic at the end of a chapter.« Welchen Sinn ergeben Überschriften, wenn nicht die entsprechenden Themen darunter abgehandelt werden? (S. Kap. III.1.1). omisso lemmate (sc. Platon) δέ plus] P=G=Q ↔ S
(2 / 3)
Das Lemma 1.22,9 bildet bei Stobaios zusammen mit den Lemmata 1.21,2; 1.22,9 und 1.22,1 das Platon-Cluster. Nach der üblichen Vorgehensweise wird das name-label, wenn es sich nicht um das Kopflemma handelt, ausgelassen und mit der Partikel δὲ an das vorherige Lemma angeschlossen. Das Stobäische δὲ ist also nicht mit der Partikel δὲ aus der korrespondierenden Verbindung μὲν … δὲ bei Ps.Plutarch identisch. Daher setzt Diels δὲ in doppelt eckiger Klammer.
615 M&R, Sources, S. 228. 186. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
Buch I
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Überschrift 1.23 G 22: Περὶ κινήσεως. Q: Über die Bewegung. Ps § 103: Περὶ κινήσεως. Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W / D)
Περὶ κινήσεως.
Περὶ κινήσεως.
nulla differentia] P=S=G=Q=Ps
Pythagoras 1.23,1 Q: Pythagoras und Platon glaubten, daß die Bewegung eine Verschiedenheit oder eine Veränderung ist, welche in der Materie auftritt. Ps.Plutarch (L / M/D) Πυθαγόρας Πλάτων· κίνησίς διαφορά τις ἢ ἑτερότης ἐν ὕλῃ.
Stobaios (W) ἐστι
Πυθαγόρου. (Πυθαγόρας D). Κίνησίς ἐστι διαφορότης ἢ ἑτερότης ἐν ὕλῃ, ᾗ ἔστιν ὕλη. Οὗτος πάσης κινήσεως κοινὸς ὅρος.
Pythagoras Platon: Bewegung ist ein Unterschied oder Anderssein in der Materie.
Von Pythagoras. Bewegung ist Unterscheidung oder Anderssein in der Materie, insofern Materie vorhanden ist. Dies ist die für jede Bewegung gemeinsame Definition.
Πυθαγόρου pro Πυθαγόρας] P(=Hs F=R=M&R1997)=Q ↔ S(=Hs P) Die Stobäische Hs P weist eine Besonderheit auf: Sie besitzt das Etikett im Genetiv und Nominativ (πυθαγόρου. πυθαγόρας).616 Dies rührt an dem Problem, dass nach Diels der Genetiv ein sicheres Kennzeichen für ein AD-Fragment ist. Zudem führt Hs P nach ὕλῃ das Wort ἔφασκε auf (s. dazu die Diskussion in 1.16,4). Meineke und Wachsmuth drucken den Genetiv ab, Diels den No minativ ohne Hinweis auf die unterschiedlichen Lesarten. M&R617 bestätigen Diels’ Vorgehensweise. Auffällig ist an dem Lemma, dass es nach Art eines Definitions-Lemmas (1.9; 1.10; 1.11; 1.12; 1.14; 1.15) aufgebaut ist (X=Y ∨ Z).618 616 Vgl. dazu 1.25,3 P / S. S. ebenso das Lemma Xenophanes, Parmenides, Melissos in I.20,1f (= 2.4,11), wo ebenfalls nur Hs P zusätzlich die Namen im Genetiv aufführt. 617 M&R, Sources, S. 223: »Wachsmuth wronlgy prints Πυθαγόρου.« 618 M&R, Sources, S. 223 f. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
Gleichzeitig ist es aber nicht anonym präsentiert und enthält aristotelisches Sprachgut.619 Πλάτων deest] P(=R=M&R)~Q ↔ S Volkmann620 argumentiert, dass der Name aufgrund der späteren Platon-Exzerpte (s. I.19,6–9) aus Kompensationsgründe ausgelassen sei. Vgl. ebenso Runia.621 Zu der Argumentation s. 1.18,1. διαφορότης pro διαφορά τις] P=Q(=R622=M&R) ↔ S Das Wort διαφορότης ist eine Konjektur Heerens623 für das in den Hss aufgeführte, aber nicht weiter belegte Wort διαφερότης. Vermutlich entstand der Fehler bei Stobaios, indem – bedingt durch die Ähnlichkeit zwischen τις / της und durch das nachfolgende ἑτερότης – das διαφορά τις zu διαφ-ερότης zusammengezogen wurde, analog zu dem nachfolgenden ἑτ-ερότης. Dies ist
619 Vgl. das Definitions-Lemma 1.14,1, mit dem Namen Πορφυρίου am Rand der Hss FP. Huffman, Archytas, S. 514: »This [aëtian, d. Vf.] definition works very well as a description of Plato’s account of motion in the Timaeus. The ›unevenness‹ or ›non-uniformity‹ … of the Timaeus is interpreted as ›difference‹ or ›otherness‹ and the receptacle is interpreted as a material principle. The context in Aëtius, however, suggests that the definition may in fact have been generated out of commentary on Aristotle’s Physics. This is the first definition of motion given by Aëtius and it is immediately followed by Aristotle’s definition, a sequence that mirrors Aristotle’s consideration of only one earlier definition of motion as a precursor to his own. Moreover, the version of the Platonic / Pythagorean definition given in Stobaeus says that ›motion is otherness in matter qua matter‹, which is obviously a formulation based on Aristotle’s definition of motion as ›the actuality of a potentiality qua potentiality‹ (Ph. 201b5) and one again suggests that the ›Platonic / Pythagorean‹ definition is in fact constructed out of commentary on Aristotle. The coupling of Pythagoras with Plato here of course does not suggest that Pythagoras ever gave such a definition of motion. If the doxography is based on commentary on Aristotle’s Physics, the general term Pythagoreans, which in context referred to the Pythagoreans of the table of opposites, has been replaced with Pythagoras.« Runia, Doctors, S. 201 Anm. 41: »This doxa is not drawn directly from any passage in Plato, but cf. Tim. 57 e 7–58 a 1, which Aristotle may be thinking of at Phys. 3.1, 201 b 20, when he says that some regard κίνησις as ἑτερότης or ἀνισότης.« 620 Volkmann, Referate, S. 695: »aus dem lemma des ersten § Πυθαγόρας, Πλάτων läszt Stobaeos den zweiten namen weg, …. der ausgelassene name Platons wird im citatenteile des capitels reichlich ersetzt.« 621 Runia, Doctors, S. 201. M&R, Sources, S. 224. 622 Runia, Doctors, S. 201: »As for the difference in reading between διαφορά τις and διαφορότης, it is true that the latter term has a good Platonic pedigree (8 instances), but none are directly related to the subject of physical change. The use of the term διαφορότης is mostly late, so I would prefer P’s reading.« 623 Heeren, S. 395. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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wahrscheinlicher, als dass der Epitomator eine Verbesserung des Textes vornahm oder διαφορότης in διαφορά τις trennte (s. zu dem Fehler, Pythagoras 1.3,8 3 / 3). ᾗ ἔστιν ὕλη plura] P=Q(=M&R) ↔ S(=R) Heeren624 hält den Zusatz für eine Glosse, die aus dem Rand in den Text gerutscht zu sein scheint. M&R625 schreiben einerseits die Wörter dem Stobaios zu, weil er damit den Definitionscharakter der doxa stärker herausarbeiten wolle, halten es aber andererseits auch für möglich, dass Ps.Plutarch die Wörter ausgelassen habe, da man solch einen technischen Zusatz von Stobaios nicht erwarte. Runia626 nimmt ᾗ ἔστιν ὕλη in die Aëtios-Rekonstruktion mit auf. Οὗτος πάσης κινήσεως κοινὸς ὅρος in fine plura] P=Q(=M&R1997) ↔ S(=R) Volkmann627 sieht analog zu den Schlusssätzen der Definitions-Lemmata (1.11,1; 1.15,1) in der Phrase einen Zusatz. M&R628 sind ebenfalls der Meinung, dass Stobaios den Schlusssatz selbst eingefügt habe. Runia nimmt den Schlusssatz in der Aëtios-Rekonstruktion auf.
Aristoteles 1.23,2 Q: Aristoteles glaubte, daß die Bewegung die Vollendung des Bewegten ist.629 630 Ps.Plutarch (L / Mau / D / R)
Stobaios (W)
Ἀριστοτέλης· ἐντελέχεια κινητοῦ.
Ἀριστοτέλης τὴν κίνησιν ἐνέργειαν εἶναι τοῦ δυνάμει κινητοῦ ᾗ κινητόν.629 Τῶν δὲ κινήσεων…. πληροῦσθαι τὸν ὅλον κόσμον.630
624 Heeren, S. 394: »cum plane otiosa sint.« 625 M&R, Sources, S. 223 f.: »S has removed the name-label Plato and added the second sentence. Also the words ᾗ ἔστιν ὕλη are not found in P. They may have been added by S to give the doxa a more definitory character, but could also have stood in A and been omitted by P (this addition is more technical than one would expect from S).« 626 Runia, Doctors, S. 201: »S’s fuller text probably goes back to A, though it is possible that he added the final words (from οὗτος onwards).« 627 Volkmann, Referate, S. 695. 628 M&R, Sources, S. 223 f. 629 Arist., Ph 201; 257b8: διὸ ἡ κίνησις ἐντελέχεια τοῦ κινητοῦ, ᾗ κινητόν, κτλ. 630 Τῶν δὲ κινήσεων τὰς μὲν εἶναι κατὰ τὸ ποσόν, τὰς δὲ κατὰ τὸ ποιόν, τὰς δὲ κατὰ τόπον. Κατὰ μὲν τὸ ποσὸν αὔξησιν καὶ μείωσιν, ἐν προσθέσει τινὶ θεορουμένην καὶ ἀφαιρέσει· κατὰ δὲ © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
Aristoteles, die entelecheia des Bewegten.
Aristoteles, die Bewegung sei energeia des durch dynamis Bewegten, soweit Bewegtes ist.
τὴν κίνησιν … ᾗ κινητόν pro ἐντελέχεια κινητοῦ] P(=R=M&R) ↔ S=Q(=M&R) Runia631 nimmt Ps.Plutarch in seiner Rekonstruktion auf und spricht die Stobäische Version zur Gänze dem AD zu: »S … wishes to replace the extremely brief formula in A with a longer extract from Arius Didymus.« Dagegen geben M&R632 zu bedenken, »we cannot be sure what it replaced. A may have presented more than what is left in P 1.23.2.« Ebenso setzen M&R633 die Stobäische Version unter diejenigen Fälle, die entgegen Diels’ Auffassung unter die AD-Fragmente gesetzt werden müssen. Gleichwohl zählen M&R634 das Aristoteles-Lemma als Beispiel unter diejenigen Fälle, bei denen Ps.Plutarch üblicherweise die Reduzierung eines einzelnen Lemmas in seiner Größe unternimmt. Dadurch wird das gesamte Aristoteles-Lemma bei Stobaios wiederum »aëtianisch«. Das Layout beider Versionen erinnert an das Aristoteles-Lemma 1.18,6, dessen gemeinsamer Grundstock durch Zusatzmaterial erheblich erweitert ist. Nur zieht man in diesem Fall bei Stobaios die Wörter τὴν κίνησιν, εἶναι τοῦ δυνάμει, ᾗ κινητόν ab, so ergibt sich Ps.Plutarch.635 Die Kürzung entsteht durch gezielte Herausnahme von Wörtern, ohne die Syntax zu verändern (s. dazu Kap. III.2.3). Gegen Stobaios spricht, dass er den PS-Stil durch eigene Zusätze glätte. Τῶν δὲ κινήσεων … τὸν ὅλον κόσμον in fine multo amplius] P=Q ↔ S(=R)
τὸ ποιὸν ἀλλοίωσιν καὶ μεταβολήν, ὡς τὴν ἐκ θερμοῦ εἰς ψυχρόν, ἐκ γλυκέος εἰς πικρόν· κατὰ δὲ τόπον, ἣν ἰδιώτερον φορὰν ὠνόμασε, καθ᾿ ὃν ἐξ οὗ εἰς ὃ μεταβαίνει τὰ κινούμενα. Ταύτης δὲ τρεῖς εἶναι διαφοράς, ὧν δύο μὲν ἁπλᾶς, τήν τε κατ᾿ εὐθεῖαν καὶ τὴν ἐν κύκλῳ, μίαν δὲ μικτήν· εὐθεῖαν μὲν τὴν ἄνω καὶ κάτω κατά τε κουφότητα καὶ βαρύτητα τῶν σωμάτων, ἐν κύκλῳ δὲ τὴν περιφερῆ, μικτὴν δὲ τὴν κατ᾿ ἔγκλισιν· τῆς δὲ κατὰ τόπον κινήσεως τὴν μὲν ἀπὸ τοῦ μέσου γίνεσθαι, τὴν δὲ ἐπὶ τὸ μέσον, τὴν δὲ περὶ τὸ μέσον· πυρὸς μὲν οὖν καὶ ἀέρος ἀπὸ τοῦ μέσου, γῆς καὶ ὕδατος ἐπὶ τὸ μέσον, τοῦ πέμπτου [ὅλον] (τοῦ δὲ ὅλου D) περὶ τὸ μέσον. Τούτοις δὲ (†κληροῦσθαι D) πληροῦσθαι τὸν ὅλον κόσμον. 631 Runia, Doctors, S. 201 Anm. 42: »Diels erroneously prints this in his double column reconstruction of A.« 632 M&R, Compendium, S. 334. 633 M&R, Sources, S. 249. 252. 634 M&R, Sources, S.188: »A second method … is to copy out the beginning, and then leave out the remainder. Examples are legion: cf. … Aristotle in 1.23, …«. 635 Abgesehen von dem Unterschied energeia / entelecheia. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Diels636 druckt die Stobäische Version zur Gänze in den DG ab, weist aber darauf hin, dass darin AD-Material vorhanden sein könne. Gleiches gilt für Wachsmuth,637 der ebenfalls Zweifel an der aëtianischen Provenienz hegt. M&R638 halten den Zusatz aufgrund der Länge für ein AD-Exzerpt. Die Abgrenzungskriterien weisen auf ein AD-Fragment hin: contra PS-Quelle Arii est maior fere capitum ambitus. (I)
contra AD
×
P tends to abridge by simply deleting whole lemmata or (less often by abbreviating longer lemmata). (6.)
×
eclogae ut ex Arii ampliore conexu divulsae incipiunt a δέ particula. (II)
×
conclusiones apparent ampliorum capitum. (III)
×
lemmata anepigraphis capitibus suo more margini adscripsit genetivo usus Stobaeus. (V)
×
Arii excerpta fere post Placita extrema collocavit. (VI)
×
AD uses indirect speech almost incessantly. (5.)
×
636 Diels, DG, S. 319. Ebd. S. 75 Anm. 2. 637 Wachsmuth, Eclogae, S. 162: »haec for. rectius Ario tribuas.« 638 M&R, Sources, S. 252: »There can be no doubt, however, that, had Diels followed his own criteria, he would have concluded that the entire lemma was from AD. Not only it is very long, but it replaces a very short lemma in P and occurs at the end of the sequence. … Perhaps he [Diels, d. Vf.] was swayed by the fact that it starts with the name in the nominative, as is usual in A, and is not preceded by the name in the genitive. But the ms. P does add Ἀριστοτέλ (sic) in the margin. These genitives, as argued above, are not a reliable criterion.« In den A ëtiana 2009 formulieren M&R (Compendium, S. 334) vorsichtiger, die Passage sei ›almost certainly‹ von AD. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
Demokrit 1.23,3 Q: Demokrit glaubte, daß die eine der Bewegungsarten diejenige ist, welche senkrecht und in einer Neigung geschieht.639 640 Ps.Plutarch (L / D)
Stobaios (W / D)
Δημόκριτος· ἓν γένος τῆς κινήσεως τὸ κατὰ παλμόν (†πλάγιον† Mau).
Δημόκριτος ἓν γένος κινήσεως τὸ κατὰ παλμόν ἀπεφαίνετο.
Demokrit, eine Art der Bewegung, die des Vibrierens (die des Schrägen).
Demokrit gab eine Art Bewegung, die des Vibrierens an.640
κινήσεως pro τῆς κινήσεως] P(=M=R) ↔ S(=DK)
Q?
παλμόν pro πλάγιον] P ↔ S(=DG=DK=M=R)
Q?
Das handschriftliche πλάγιον wird von Mau in cruces gesetzt. Qostā Ibn Lūqā scheint Ps.Plutarch zu bestätigen. Diels korrigiert aufgrund von 1.12,5 die Lesart in παλμόν.641 Schröder642 gibt ebenfalls Stobaios dem Vorzug, da es wahrscheinlicher sei, dass eher ein Abschreiber als Ps.Plutarch oder Aëtios die Stelle verdorben habe und man nicht davon ausgehen solle, dass die bessere Parallelfassung das Ergebnis konjekturaler Bemühung sei. ἀπεφαίνετο in fine plus] P(=M=R) ↔ S
Q?
In der Imperfektform, die allein von dem Stobäischen Material geboten wird, sehen M&R643 den Hinweis, dass Stobaios das Wort selbst eingefügt hat (s. Empedokles-Lemma 1.15,3; Pythagoras 1.11,3+4).
639 Lachenaud, Plutarque, S. 234: »La version arabe, en raison d’un saut du même au même, confond les doxai de Démocrite et d’Épicure. Selon le doxographe, les atomes de Démocrite n’ont pas de poids (877E) et ne se meuvent que par chocs mutuels (cf. Stob.-Aét. I, 12, 6: … En 883 A-B (Épicure), les deux mots πληγή et παλμός (Stobée dans notre passage suivi par Diels) sont associés. Est-ce un signe d’hésitation?« 640 Mansfeld, Vorsokratiker, II S. 289: »Demokrit bezeichnet als einzige Oberklasse der Bewegung das Vibrieren.« 641 Vgl. auch Runia, Doctors, S. 210: »We note that for the Democritean doxa S indicates the correct reading. Mau’s text is too conservative.« 642 Schröder, S. 394. 643 M&R, Sources, S 232: »the imperfect does not occur and may be taken to indicate S’s intervention; compare, for example, S 20.1f and P 2.4.4.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Epikur 1.23,4 Q: Demokrit glaubte, daß die eine der Bewegungsarten diejenige ist, welche senkrecht und in einer Neigung geschieht. Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W)
Ἐπίκουρος· δύο εἴδη τῆς κινήσεως, τὸ κατὰ στάθμην καὶ τὸ κατὰ παρέγκλισιν.
Ἐπίκουρος δύο εἴδη κινήσεως, τὸ κατὰ στάθμην καὶ τὸ κατὰ παρέγκλισιν. (D ***) Εἰσὶ δέ τινες, οἳ καὶ τέταρτον εἶδος εἰσάγουσι, τὸ κατ᾿ οὐσίαν, ὅπερ ἐστὶ τὸ κατὰ γένεσιν. Ἄλλοι δὲ καὶ τὴν διανοητικὴν προστιθέασι, μέχρι γὰρ τῶν πέντε προὔβησαν.
Epikur, zwei Arten der Bewegung, die senkrechte und die schiefe.
Epikur, zwei Arten der Bewegung, die senkrechte und die schiefe. Es sind aber einige, die auch eine vierte Art einführen, die gemäß dem Wesen, was gemäß der Entstehung ist. Andere aber setzen auch die intellektuelle (Bewegung) dazu; bis zu fünf (Bewegungen) sind sie vorgestoßen.
κινήσεως (Hs F κινήσεων) pro τῆς κινήσεως] P(=R) ↔ S
Q?
Εἰσὶ δέ τινες κτλ. in fine plura] P=Q(=R) ↔ S Das von Stobaios gebotene Zusatzmaterial fasst Diels unter das Epikur-Lemma 1.23,4. Diels, der ursprünglich annimmt, dass die dritte Art der Bewegung ausgefallen sei,644 weicht aber wieder davon ab,645 indem er die im DemokritLemma 1.23,3 aufgeführte Bewegung als erste Bewegung ansetzt. Dadurch werden die im Epikur-Lemma aufgeführten zwei Bewegungen zur zweiten und dritten Bewegung, wodurch sich dann im τινες- Lemma die vierte Bewegung anschließt. Dieser Interpretation schließt sich Runia an.646 Allerdings gibt er Εἰσὶ δέ κτλ. und Ἄλλοι δὲ κτλ. eine eigene Nummerierung und führt sie damit 644 Diels, DG, S. 320. 645 Diels, DG, S. 853 (Addenda): »320b2 lacunam non recte statuit Meineke. immo Democriti κατὰ παλμὸν § 3 primum genus numeratur.« Wachsmuth, Eclogae, S. 162: »post παρέγκλισιν putat Meineke tertium motus genus intercidisse (et spatium vacuum est in P); sed primum est Democriteum.« 646 Runia, Doctors, S. 203. 202. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
als anonyme Lemmata getrennt von Epikur auf: »A often records anonymous doxai in longer lists.«647
Heraklit 1.23,7 Q: Herakleitos hob das Stehenbleiben und die Ruhe aus der Gestalt auf. Er war der Meinung, daß dies zur Beschaffenheit des Leblosen gehört und vertrat die Ansicht, daß die ewige Bewegung den ewigen Wesenheiten und die vergängliche den vergänglichen Wesenheiten zukomme. Ps.Plutarch (L / Mau)
Stobaios (W / D)
Ἡράκλειτος ἠρεμίαν μὲν καὶ στάσιν ἐκ τῶν ὅλων ἀνῄρει· ἔστι γὰρ τοῦτο τῶν νεκρῶν· κίνησιν δ᾿ (δὲ D) ἀίδιον μὲν τοῖς ἀιδίοις φθαρτὴν δὲ τοῖς φθαρτοῖς.
Ἡράκλειτος ἠρεμίαν μὲν καὶ στάσιν ἐκ τῶν ὅλων ἀνῄρει, κίνησιν δὲ τοῖς πᾶσιν ἀπεδίδου.
Heraklit nahm zwar Ruhe und Stillstand aus dem Gesamten weg. Es ist nämlich dies (die Sache) der Toten. Die ewige Bewegung (sei) zwar den ewigen Dinge, die vergängliche aber den vergänglichen Dingen.
Heraklit nahm zwar Ruhe und Stillstand aus dem Gesamten weg, die Bewegung aber teilte er allem zu.
ἔστι γὰρ τοῦτο τῶν νεκρῶν desunt] P=Q(=DK=R) ↔ S Wie 1.3,21 und 1.17,4 besitzt Ps.Plutarch einen Begründungssatz (γὰρ), den Stobaios nicht bietet. In 1.3,21 und 1.17,4 schreibt Diels ihn Ps.Plutarch zu, in 1.23,7 bleibt der Satz unangetastet. τοῖς πᾶσιν ἀπεδίδου pro ἀίδιον μὲν τοῖς κτλ.] P=Q(=R) ↔ S In DK sind beide Versionen zu einem Lemma zusammengeführt, indem nach κίνησιν δ᾿ das τοῖς πᾶσιν ἀπεδίδου eingeschoben wird. Ähnlich Mouraviev,648 der das τοῖς πᾶσιν ἀπεδίδου hinter den Schlusssatz der Ps.Plut. Version setzt. Mansfeld,649 der darauf aufmerksam macht, dass die kürzere Version für Stobaios als treuem Textzeugen ungewöhnlich sei, gibt folgende Erklärung: »The chances therefore are that ps.-Plutarch scrapped the original second Aëtian lemma (about Heraclitus on phtora and so on) in what became his Chapter 1.24, 647 S. dagegen die Beobachtung von M&R, dass Stobaios anonyme Lemmata auslasse. M&R, Sources, S. 288. 648 Mouraviev, S. 338 f. 649 Mansfeld, Coming, S. 282. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
Buch I
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and inserted an abstract from it in the last lemma of the chapter that comes before. This, too, is a form of epitomizing.« Die adversative Partikelverbindung spricht für die PS-Quelle als Provenienz (s. Kriterium XII). Auffällig ist, dass τοῖς πᾶσιν wie eine Zusammenfassung der Ps.Plut. Version (ἀίδιον μὲν – φθαρτοῖς) wirkt (s. Kap. III.2.1.1).650 Offen bleibt, wodurch die Kürzung motiviert wäre: Der Benutzer der Eklogen erkennt dadurch nicht mehr den differenzierten Umgang zwischen »ewig« und »ver gänglich«.
Überschrift 1.24 G 39: Περὶ γενέσεως καὶ φθορᾶς. Q: Über das Werden und Vergehen. Ps § 91: Περὶ γενέσεως καὶ φθορᾶς. Phot 167.112b: Εἰκοστὸν δὲ περὶ γενέσεως καὶ φθορᾶς, … Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W / D)
Περὶ γενέσεως καὶ φθορᾶς.
Περὶ γενέσεως καὶ φθορᾶς.
Über das Werden und Vergehen.
Über das Werden und Vergehen.
Strukturanalyse: Bei Stobaios beinhaltet Kapitel I.20 die aus Ps.Plutarch bekannten Kapitel 1.24, 2.4 »Εἰ ἄφθαρτος ὁ κόσμος« und 2.5 »Πόθεν τρέφεται ὁ κόσμος«.651 Inhaltlich mit Kapitel 1.24 eng verbunden ist das nur bei Ps.Plutarch vorhandene Kapitel 1.30 Περὶ φύσεως, das aus den Lemmata 1.30,1 (Empedokles) und 1.30,2 (Anaxagoras) besteht und den Inhalt aus dem Empedokles-Lemma 1.24.2 wiedergibt. Die inhaltliche Überschneidung und das fehlende Gegenstück bei Stobaios werfen die Frage auf, ob Kapitel 1.30 in der PS-Vorlage stand und wenn es zu dem PSMaterial gehört, ob es ein eigenständiges Kapitel war, wie aus Ps.Plutarch hervorgeht. Mansfeld,652 der die Aëtios-Provenienz von 1.30 nicht in Frage stellt, argumentiert hinsichtlich der thematischen Überschneidung, dass zwischen 1.30 und 1.1 (τί ἐστι φύσις) eine diaphonische Struktur bestehe, also zwischen der Existenz und der Nichtexistenz von φύσις. Ps.Galen, der in Kapitel 20 die Kapitel 1.30 und 1.1 zusammenfasst, würde den Zusammenhang beider Kapitel bestätigen. Gegen das Argument, dass Ps.Plutarch die Kapitel getrennt habe, wodurch die diaphonia-Theorie für die PS-Vorlage obsolet wäre, wendet Mansfeld653 ein, dass die Ps.Galenische Epitome nicht allein von Ps.Plutarch abhänge. Da die beiden Kapitel (1.1; 1.30) nicht zu dem zu untersuchenden PS-Grundstock gehören, ist hier nicht der Ort, die Problematik in extenso zu diskutieren. Nur soviel 650 In diesem Fall wäre erwiesen, dass Stobaios die Stelle vor Augen hatte und dies spräche gegen die Herausnahme des Abschnitts aus dem nicht mehr existenten Heraklit-Lemma, das zu dem PS-Kapitel 1.24 zugehörig sei. 651 Von der γένεσις und der φθορά handelt auch 1.9,1 und 1.3,21. 652 Mansfeld, Coming, S. 290 f. M&R, Compendium, S. 66 f. 653 Mansfeld, Coming, S. 290. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
sei dazu angemerkt: Die Definition der φύσις in 1.1 soll, so Ps.Plutarch, die Grundlage für die Untersuchung der Ps.Plut. Placita bilden: Explizit heißt es, es wäre ab wegig über die φύσις zu philosophieren, ohne den Sinn des Wortes zu kennen. Unter dieser Voraussetzung stellt der in Überschrift 1.30 verwendete φύσις-Begriff einen Fremdkörper dar: Die in Kapitel 1.1 eingeforderte Begrifflichkeit wird mit der Überschrift von Kapitel 1.30 nicht eingelöst. Abgesehen von der Inkohärenz der Begrifflichkeit hätte Kapitel 1.30 auf der Grundlage der φύσις-Definition keine Existenzberechtigung in der Placita-Untersuchung. Denn die Nichtexistenz der φύσις ist, wie aus Kapitel 1.1 hervorgeht, gerade nicht Grundlage der Placita-Untersuchung (s. Kap. III.1.1). Daher ist die diaphonia-Theorie in dieser Hinsicht problematisch. Die Vermutung liegt nahe, dass Kapitel 1.30 entweder nicht in der PS-Vorlage stand, dafür spräche auch das für ein PS-Lemma ungewöhnlich lange Zitat in dem EmpedoklesLemma 1.30,1, oder aber, dass Überschrift und Inhalt nicht zusammengehören. Die Lemmata von 1.30 passen inhaltlich unter Kapitel 1.24 (vgl. 1.24,2 mit 1.17,2). In jedem Fall zeigt sich ein Bruch und weist darauf hin, dass Ps.Plutarch an dieser Stelle nicht aus einem Guss ist. (Zu der Beobachtung, dass Überschrift und Inhalt nicht synchron laufen, s. Kap. IV).
Parmenides c.s. 1.24,1 G 39: Οἱ περὶ Μέλισσον καὶ Ζήνωνα τὸν Ἐλεάτην καὶ Παρμενίδην γένεσιν καὶ φθορὰν ἀνῃρήκασιν ἀκίνητον εἶναι τὸ πᾶν ὑπολαβόντες. Q: Parmenides, Melissos und Zenon leugneten das Werden und Vergehen. Denn sie waren der Meinung, daß das Ganze unbeweglich ist. Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W / D)
Παρμενίδης Μέλισσος Ζήνων ἀνῄρουν γένεσιν καὶ φθορὰν διὰ τὸ νομίζειν τὸ πᾶν ἀκίνητον.
Παρμενίδης καὶ Μέλισσος ἀνῄρουν γένεσιν καὶ φθορὰν διὰ τὸ νομίζειν τὸ πᾶν ἀκίνητον.
Parmenides, Melissos, Zenon leugneten Werden und Vergehen, weil sie das All für unbeweglich hielten.
Parmenides und Melissos leugneten Werden und Vergehen, weil sie das All für unbeweglich hielten.
Παρμενίδης καὶ Μέλισσος pro Παρμενίδης … Ζήνων] P(=M)~G~Q ↔ S(=DK=PPF) In DK ist die Stobäische Version abgedruckt.654 Mansfeld655 sieht in Zenon den Eleaten und hält es für unwahrscheinlich, dass Ps.Plutarch als ein Epitomator
654 DK 28A29. 655 Mansfeld, Coming, S. 277. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
Buch I
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den Namen hinzufüge, so dass der Ausfall Stobaios zuzuschreiben sei, ungeachtet seiner sorgfältigeren Exzerpierweise. Auch gilt das καί im Etikett als ein Indiz für Stobaios’ Eingriff.656
Empedokles 1.24,2 G 39: Ἐμπεδοκλῆς δὲ καὶ Ἐπίκουρος καὶ ὅσοι κατὰ συναθροισμὸν τῶν λεπτομερῶν σωμάτων κοσμοποιοῦσι συγκρίσεις μὲν καὶ διακρίσεις εἰσάγουσι, γενέσεις δὲ καὶ φθορὰς οὐκ οἰκείως. οὐ γὰρ κατὰ ποιὰν ἀλλοίωσιν, ἀλλὰ κατὰ παράθεσιν καὶ συναθροισμὸν γίνεσθαι τὰ πάντα νομίζουσιν. Q: Empedokles, Epikuros und die Gruppe derer, welche glaubten, da das Werden der Welt durch die Versammlung der feinen Körpern geschieht, behaupten eine Versammlung und Trennung, aber kein Werden und Vergehen. Denn sie glaubten, daß das Werden nicht durch einen Wechsel in der Qualität, sondern durch eine Versammlung im Bezug auf die Quantität geschieht. Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W / D)
Ἐμπεδοκλῆς δὲ καὶ Ἐπίκουρος καὶ πάντες ὅσοι κατὰ συναθροισμὸν τῶν λεπτομερῶν σωμάτων κοσμοποιοῦσι [καὶ] συγκρίσεις μὲν καὶ διακρίσεις εἰσάγουσι, γενέσεις δὲ καὶ φθορὰς οὐ κυρίως· οὐ γὰρ κατὰ ποιὸν ἐξ ἀλλοιώσεως, κατὰ δὲ τὸ ποσὸν ἐκ συναθροισμοῦ ταύτας γίνεσθαι.
Ἐμπεδοκλῆς, Ἀναξαγόρας, Δημόκριτος, Ἐπίκουρος καὶ πάντες, ὅσοι κατὰ συναθροισμὸν τῶν λεπτομερῶν σωμάτων κοσμοποιοῦσι, συγκρίσεις μὲν καὶ διακρίσεις εἰσάγουσι, γενέσεις δὲ καὶ φθορὰς οὐ κυρίως. Οὐ γὰρ κατὰ τὸ ποιὸν ἐξ ἀλλοιώσεως, κατὰ δὲ τὸ ποσὸν ἐκ συναθροισμοῦ ταύτας γίνεσθαι.
Empedokles aber und Epikur und alle, welche durch Zusammenhäufung feinteiliger Körper die Welt entstehen lassen, führen zwar Mischungen und Entmischungen ein, aber Werden und Vergehen nicht im eigentlichen Sinne. Denn diese Vorgänge entstehen nicht durch Verwandlung in der Qualität, sondern durch Zusammenhäufung in der Quantität.
Empedokles, Anaxagoras, Demokrit und alle, welche durch Zusammenhäufung feinteiliger Körper die Welt entstehen lassen, führen zwar Mischungen und Entmischungen ein, aber Werden und Vergehen nicht im eigentlichen Sinne. Denn diese Vorgänge entstehen nicht durch Verwandlung in der Qualität, sondern durch Zusammenhäufung in der Quantität.
Inhaltsanalyse: Das Wort κοσμοποιοῦσι, also die Darlegung, wie die Welt entsteht, fügt sich besser unter die Überschrift 2.6 (Ἀπὸ ποίου πρώτου στοιχείου ἤρξατο κοσμοποιεῖν ὁ θεός) ein. Was den Inhalt betrifft, so geht aus Epikur 2.4,10 (P / S) hervor, dass der Kosmos zugrunde gehe. 656 M&R, Compendium, S. 410: »The usual signs of modification can be observed (in S1 name-labels joined by καί …).« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
Ἀναξαγόρας Δημόκρτοϛ pro δὲ κὰι] P~G~Q ↔ S(=DK) Wie Diels favorisieren auch M&R657 die Stobäische Version. Ps.Plutarchs Version zählen sie unter die Methode, dass »P regularly reduces the number of name-labels attached to a single lemma in A. … cf. also 1.24.2 …« (s. dagegen aber 1.24,1). Auch gilt καὶ als Hinweis für eine Intervention (s. 1.24,1), da die PSVorlage das Namensetikett asyndetisch aufliste. In 1.24,2 scheint eine Kürzung mit der Partikel δὲ (Kap. III.2.2) verbunden zu sein.658 Die Ecknamen stellen eine Parallele zu 1.17,2 dar (Περὶ μίξεως καὶ κράσεως … Οἱ δὲ περὶ Ἀναξαγόραν καὶ Δημόκριτον κατὰ παράθεσιν). In beiden Lemmata wird von den Denkern die κρᾶσις nicht als eine Veränderung in der Qualität betrachtet, sondern als eine Veränderung in der Quantität, die durch Zusammenhäufung (ἐκ συναθροισμοῦ) oder Nebeneinanderstellen (παράθεσιν) entsteht. Dass in 1.24,2 genau die Namen Anaxagoras und Demokrit fehlen, auf die bei Ps.Plutarch in 1.17,2 angespielt wird, legt die Vermutung nahe, eine Wiederholung zu vermieden. ἄγουσι (Hss) pro εἰσάγουσι] P=G ↔ S
Q?
Pythagoras 1.24,3 G 39: Πυθαγόρας δὲ καὶ ὅσοι παθητὴν ὕλην ὑποτίθενται, κυρίως γένεσιν καὶ φθορὰν λέγουσι γίγνεσθαι· ἐκ γὰρ ἀλλοιώσεως καὶ τροπῆς στοιχείων καὶ διαλύσεως *** Q: Pythagoras und die Gruppe derer, welche der Materie (die Eigenschaft) zusprachen, daß sie beeinflussbar ist, behaupteten ein Werden und Vergehen in Wirklichkeit. Denn sie glaubten, daß das Werden infolge der Veränderung und Bewegung der Elemente geschieht. Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W)
Πυθαγόρας καὶ πάντες, ὅσοι παθητὴν τὴν ὕλην ὑποτίθενται κυρίως γένεσιν καὶ φθορὰν γίνεσθαι· ἐκ γὰρ ἀλλοιώσεως στοιχείων καὶ τροπῆς καὶ ἀναλύσεως ταῦτα γίνεσθαι.
Πυθαγόρας καὶ πάντες, ὅσοι παθητὴν τὴν ὕλην ὑποτίθενται, κυρίως γενέσεις καὶ φθορὰς γίνεσθαι· ἐκ γὰρ ἀλλοιώσεως τῶν στοιχείων καὶ τροπῆς καὶ ἀναλύσεως [γενέσεως καὶ φθορᾶς] παράθεσιν καὶ μῖξιν, κρᾶσίν τε καὶ σύγχυσιν γίνεσθαι (γίγνεσθαι D).
657 M&R, Sources, S. 192. 658 Zur Kontrastbildung s. M&R, Sources, S. 247. Die Partikel δέ kann in diesem Fall nicht der Kontrastbildung zwischen 1.24,1+2 dienen, da eine diaphonische Aussage zu erwarten wäre zwischen denjenigen, die das Werden leugnen und denjenigen, die es akzeptieren. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
Buch I
Pythagoras und alle, welche die Materie für affizierbar halten, (sagen) im eigentlichen Sinne entstünden Werden und Vergehen. Denn von der Veränderung der Elemente und der Umwandlung und der Auflösung rühre dies her.
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Pythagoras und alle, welche die Materie für affizierbar halten, (sagen) im eigentlichen Sinne entstünden Werden und Vergehen. Denn von der Veränderung der Elemente und der Umwandlung und der Auflösung [des Werdens und Vergehens] rühre Zusetzen und Mischung, Vermi schung und Zusammenschüttung her.
γενέσεις καὶ φθορὰς pro γένεσιν καὶ φθορὰν] P=G=Q ↔ S τῶν στοιχείων pro στοιχείων] P=G ↔ S
Q?
γενέσεως καὶ φθορᾶς plura] P~G ↔ S
Q?
Die in den Stobäischen Hss vorhandene Phrase wird von Diels und Wachsmuth im Rückgriff auf Heeren659 athetiert, da er sie für eine Glosse hält, die keinen Sinn ergebe. Mansfeld schlägt vor, den Genetiv entweder zu behalten660 oder in den Akkusativ umzuwandeln.661 Ophuijsen, der − wie Mansfeld es darlegt − vorschlage, die Phrase in γενέσες καὶ φθοράς zu ändern, wodurch nur ein Buchstabe geändert werde, erhält von Mansfeld im Hinblick auf den paläo graphischen Aspekt Zustimmung, allerdings stünden die vorhergehenden und nachfolgenden Substantive im Singular. Die arabische Version (Denn sie glaub ten, daß das Werden infolge…) scheint den Vorschlag von Mansfeld (ἐκ γὰρ ἀλλοιώσεως … γένεσιν) zu unterstützen. Es ist jedenfalls zu beobachten, dass die Phrase der Überschrift stark ähnelt: Aus den Lemmata 1.13,1 und 2.23,5 ist ebenfalls abzulesen, dass sich Überschriften im Kontext der Lemmata wiederfinden, bei 1.13,1 ist sie syntaktisch lose eingefügt (s. Kap. III.2.1.3). παράθεσιν καὶ μῖξιν, κρᾶσίν τε καὶ σύγχυσιν pro ταῦτα] P ↔ S
G–Q–
Die Unterscheidung zwischen Qualität (ἀλλοίωσις) und Quantität durch (παράθεσις) war bereits in den Lemmata 1.17,1 (P / S) und 1.17,2 (Anaxagoras, Demokrit P / S) das Thema. Aus παράθεσις (ἐκ συναθροισμοῦ), die nach 1.24,2 zu einer Veränderung in der Quantität führt, kommt, wie es explizit in 1.24,2 heißt, σύγκρισις und διάκρισις zustande. Aus der ἀλλοίωσις, die nach 1.24,2 zu einer Veränderung in der Qualität führt, entstehe παράθεσις / μῖξις / κρᾶσις / 659 Heeren, S. 415: »Verba γενέσεως καὶ φθορᾶς, quae nullum commodum sensum praebent, ex glossemate orta esse existimo, quo quis praecedentia τροπῆς κ. ἀναλύσεως explicare voluit, adeoque ea uncinis includi. Iis eiectis sensus optime procedit;« 660 Mansfeld, Coming, S. 284 Anm. 60: »The final clause then would run ›… do coming to be and passing away, juxtaposition and mixing‹ … blending and fusion come about.« 661 Mansfeld, Coming, S. 286: »What, however, is far more likely is that we should write γένεσ καὶ φθορ – note the comma!.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
σύγχυσις. Bei Ps.Plutarch existiert die Verwirrung der Begriffe durch das ταῦτα nicht. Es ist allerdings unklar, ob ταῦτα den bei Stobaios zusätzlichen Teil ersetzt (dann würde Ps.Plutarch die Begriffe auf ein Pronomen kürzen, ohne dass dem Leser die entsprechenden Nomen ersichtlich sind, vgl. 1.23,7) oder ob er sich auf das vorhergehende γένεσιν καὶ φθορὰν bezieht. In beiden Fällen müsste aber statt ταῦτα das Pronomen ταύτας (vgl. 1.24,2) stehen. Durch die Inkongruenz wirkt ταῦτα als verkürzte Darstellung (Kap. III.1.1).
Überschrift 1.25 G 40: Περὶ ἀνάγκης. Q: Über die Notwendigkeit. Ps 104: Περὶ ἀνάγκης. Phot 167.112a: περὶ ἀνάγκης θείας, καθ᾿ ἣν ἀπαραιτήτως τὰ κατὰ τὴν τοῦ Θεοῦ γίνεται βούλησιν· Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W)
Περὶ ἀνάγκης.
Περὶ ἀνάγκης καθ᾿ ἣν ἀπαραιτήτως τὰ κατὰ τὴν τοῦ θεοῦ γίνεται βούλησιν. Über die Notwendigkeit, gemäß der in unerbittlicher Weise die Dinge gemäß dem Willen des Gottes geschehen.
Über die Notwendigkeit.
Strukturanalyse: Obwohl in dem Ps.Plut. Kapitel 1.2.2 die aristotelische Vorstellung über die Natur für den Inhalt des 1. Placita-Buches zu Grunde gelegt wird, in dem die τύχη, die ἀνάγκη, θεῖα und Vergleichbares von der Untersuchung explizit ausgeschlossen werden,662 existieren diese Themen als Kapitel in Buch I.663 M&R664 lösen das Problem dahingehend, dass sie diese Aussage in 1.2 für ein typische aëtianisches Lemma halten. Schreibt man die Einleitungskapitel (1.1; 1.2) dem Aëtios zu, wie es Diels und M&R vorschlagen,665 so fällt eine Diskrepanz zwischen Vorhaben und Aus 662 1.2,2 (s. Lachenaud 875 B 3–5): πάντα γὰρ τὰ ὁρώμενα, ὅσα μήτε ὑπὸ τύχης μήτε ὑπ᾿ ἀνάγκης μήτ᾿ ἐστὶ θεῖα μήτε τοιαύτην αἰτίαν ἔχει, φυσικὰ λέγεται καὶ φύσιν ἔχει ἰδίαν. οἷον γῆ πῦρ ὕδωρ ἀὴρ φύτὰ ζῷα. (»Alles nämlich, was sichtbar ist, was weder aus Zufall, noch aus Notwendigkeit, noch Göttlich oder einen so beschaffenen Grund hat, wird Physik genannt und hat seine eigene Natur: Z. B. Erde, Feuer, Wasser, Luft, Pflanzen, Lebewesen.«). 663 S. 1.7 Was Gott ist; 1.25–28 Περὶ (οὐσίας) ἀνάγκης, Περὶ (οὐσίας) εἱμαρμένης; 1.29 Περὶ τύχης. 664 M&R, Compendium, S. 68: »The best solution of the puzzle consisting of the conflict both with Aristotle’s original doctrine in its entirety and with lemmata further down in Book I seems to be that what we have at 1.1 is a typical Placita lemma, in which a philosophical doctrine has been condensed and modified. » S. aber Aufbau eines Aëtios-Lemmas, M&R, Sources, S. 231. Dies. Compendium, S. 68: »The elimination of necessity and chance may be seen as an effort to limit the scope to phenomena covered by the Aristotelian concept of ›for the most part‹ that is cited here.« 665 Diels, Stobaios und Aëtios, S. 347 und M&R, Compendium, S. 60–72. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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führung auf. Man muss daher damit rechnen, dass ›Aëtios‹ andere Inhalte vor Augen hatte, als diejenigen, die sich in den PS-Placita wiederfinden (s. Kap. I.3.2).
καθ᾿ ἣν κτλ. plura] P=Q=Ps(=DG) ↔ S=Phot Unter der Stobäischen Überschrift I.4 (Περὶ ἀνάγκης κτλ.)666 sind die inhaltlich verwandten Ps.Plut. Kapitel 1.25 (Περὶ ἀνάγκης) und 1.26 (Περὶ οὐσίας ἀνάγκης) subsumiert, deren Lemmata ausschließlich dort vorkommen. Stobaios verwendet bei der Verarbeitung seines Materials die mit ›sequential connection« bezeichnete Methode.667 Soweit es der Vergleich mit Ps.Plutarch zulässt, übernimmt Stobaios – bis auf das Demokrit-Lemma 1.26,2 – alle Lemmata dieser auf die PS-Quelle zurückgehenden Kapitel. Wie in dem Doppelkapitel 1.21+1.22 stellt sich auch hier die Frage nach dem inhaltlichen Unterschied.668 Nach Cavagnaro669 hingegen ist der Unterschied dahingehend gerechtfertigt, dass in Περὶ ἀνάγκης allgemeingültige Aussagen zu der ἀνάγκη getroffen werden, während in Περὶ οὐσίας ἀνάγκης die Definitionen stünden. Der Blick in die DG zeigt aber, dass auch in Kapitel 1.25 Definitionen zur ἀνάγκη stehen (1.25,3+4). Die Frage nach dem Sinn der Kapitelaufteilung bleibt weiterhin bestehen.
Thales 1.25,1 G 40: Τὴν ἀνάγκην Θαλῆς ἰσχυροτάτην εἶναί φησι. κρατεῖν γὰρ αὐτὴν τοῦ παντός. Q: Thales glaubte, daß die Notwendigkeit zu den Dingen gehört, die am stärksten sind; denn sie hat Gewalt über das Ganze. Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W)
Θαλῆς· ἰσχυρότατον ἀνάγκη, κρατεῖ γὰρ τοῦ παντός.
Θαλῆς ἐρωτηθείς, Τί ἰσχυρότατον; εἶπεν· Ἀνάγκη, κρατεῖ (τί FP) γὰρ πάντων. Ἑρμοῦ ἐκ τῶν πρὸς Ἄμμωνα. Ἀνάγκη ἐστὶ κρίσις βεβαία καὶ ἀμετάτρεπτος δύναμις προνοίας.
666 Bei der Erweiterung der Stobäischen Überschrift handelt es sich nicht um eine Kapitelüberschrift aus der PS-Quelle. Was das Wort θείας betrifft, so macht Leszl, Problems, S. 175, auf den unpassenden Titel im Zusammenhang mit dem Inhalt aufmerksam: »the necessity admitted by the atomists is not divine.« 667 M&R, Sources, S. 217 f. 668 S. Leszl, Problems, S. 174. 669 Cavagnaro, S. 239: »Nei capitoli intitolati semplicemente Sulla necessità e Sul destino troviamo, infatti, null’ altro che espressioni dal sapore sapienziale e proverbiale come »tutto avviene secondo necessità« e »la necessità abbraccia il cosmo«; per la definizione vera e propria dei due concetti dobbiamo, invece (e giustamente!), rifarci ai capitoli relativi alla sostanza, all’ οὐσία.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
Thales: das Stärkste (sei) Notwendigkeit, sie erstreckt sich nämlich auf das Ganze.
Thales auf die Frage, was das Stärkste (sei), hat gesagt: »Notwendigkeit, sie erstreckt sich nämlich auf alles.« Von Hermes, aus der (Schrift) an Ammon: Notwendigkeit ist feste Entscheidung und eine von der Vorsehung unabänderliche Möglichkeit.
ἐρωτηθείς, Τί… εἶπεν plura] P~Q ↔ S
G≠
Die Stobäische Version abzüglich der drei Wörter ἐρωτηθείς, Τί, εἶπεν deckt sich mit der Version des Ps.Plutarch. In formaler Hinsicht ist die Stobäische Version einem PS-Lemma unähnlich.670 Diels und Wachsmuth sehen sie daher als un aëtianisch an. Ebenso M&R.671 Das Thales-Lemma 1.25,1 gehört unter diejenigen Fälle (vgl. 1.18,6; 1.23,2), in denen eine inhaltliche Übereinstimmung zwischen Ps.Plutarch und Stobaios erkennbar ist, ihnen aber die gemeinsame Provenienz abgesprochen wird. Das Problem für die Aëtios-Hypothese ist offensichtlich: Stammen beide von der PS-Vorlage ab, so ist näherliegend, dass Ps.Plutarch als Epitomator die Wörter herausgenommen hat, als dass Stobaios sie hinzugefügt hat. Aber in diesem Fall hätte der für die PS-Quelle völlig untypische Aufbau des Lemmas zur Folge, dass auch die formal vergleichbaren, allein bei Stobaios vorhandenen Lemmata (z. B. I.8,40a, I.18,1e) in den Verdacht der PS-Provenienz geraten.672 Dies berührt die Quellenfrage und den Zusammenhang zwischen Ps.Plutarch und Stobaios (s. Kap. III.2.3). πάντων pro τοῦ παντός] P=G ↔ S
Q?
Ἑρμοῦ ἐκ τῶν πρὸς Ἄμμωνα κτλ. plura] P=G=Q(=DG=M&R1997) ↔ S Diels673 lässt den Satz in den DG unter Vorbehalt aus. Wachsmuth stellt ihn unter das Hermes-Etikett Ἑρμοῦ ἐκ τῶν πρὸς Ἄμμωνα.674 Die augenscheinliche Klarheit, mit der Wachsmuth die Zuordnung zwischen Hermes-Etikett und Rumpflemma vornimmt, bieten die Hss nicht: In den Hss FP steht das Lemma nämlich ohne irgendein Etikett direkt hinter dem Thales-Lemma. Das Etikett 670 Vgl. zum formalen Aufbau eines PS-Lemmas, M&R, Sources, S. 231. Diels, DG, S. 321: »apophtegmatis forma a Placitis aliena. ex gnomologiis igitur sumpsit Stob.« 671 M&R, Compendium, S. 370. 672 Zu I.8,40a, s. Cavagnaro, S. 239–241. 673 Diels, DG, S. 321: »sequitur in Stobaeo inter §§ 1 et 2 ἀνάγκη ἐστὶ κρίσις βεβαία καὶ ἀμετάτρεπτος δύναμις προνοίας, quod cum lemma [name-label d. Vf.] omissum sit nescio num ad Placita referendum sit.« 674 Wachsmuth, Eclogae, S. 72: »dein consocianda esse quae secuntur in unum titulum ἐρμοῦ ἐκ τῶν πρὸς (quod corruptum est in τῶν πλάτωνος) ἄμμωνα.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Ἑρμοῦ ἐκ τῶν πρὸς Ἄμμωνα ist einer Reihe von Namen entnommen, die in den Hss FP vor dem Thales-Lemma aufgezählt werden:675 Die dort aufgezählten Namen lassen sich problemlos den Lemmata vor Thales zuordnen, weil diese auch etikettiert sind. Daher ordnet Wachsmuth das Hermes-Etikett dem unetikettierten Satz Ἀνάγκη ἐστὶ κτλ. zu. Lebedev,676 der die Lösung von Wachsmuth und Diels ablehnt, merkt an, dass der Aufbau des Ἀνάγκη-Satzes exakt den Definitions-Lemmata der vorherigen Kapitel gleiche, die nach der Formel X ἐστι Y (∧ / ∨ Z) aufgebaut sind. Lebedevs These, dass es sich bei dem Satz um eine Definition handelt, wird von Psellos gestützt, bei dem wie bei Stobaios zu Beginn seines Ἀνάγκη-Kapitels § 104 die ἀνάγκη als δύναμις definiert wird. Ἀνάγκην ὀνομάζουσιν οἱ φιλόσοφοι δύναμιν τινὰ ἀναγκαστικὴν τοῦ ἀποτελέσματος. Auch sei es, so Lebedev, unangebracht, den Ἀνάγκη-Satz mit dem HermesEtikett zu versehen, zum einen, weil er nicht stilistisch den Hermetischen Texten entspreche, zum anderen, weil in dem nachfolgenden und zugleich letzten Paragraphen des gleichen Stobäischen Kapitels bereits ein Hermes-Lemma zitiert wird (I.4,8). Lebedev liest in dem Διδύμω (Hs F) / διδύμ. (Hs P) zusammen mit Heeren677 das Wort Διδύμου, nicht Λικυμνίῳ, das eine Konjektur Wachsmuths darstellt.678 Dadurch schreibt er den Ἀνάγκη-Satz dem Didymos zu, unter dem er den Areios Didymos versteht. Indem für Lebedev der Urheber der Defini tions-Lemmata mit dem Autor der Placita identisch ist, kommt für ihn Areios Didymos als Urheber der Placita in Frage. Dagegen spricht, dass entsprechend der Reihenfolge Σοφοκλῆς. Θυέστη nach εὐριπίδ. unter Διδύμ. eine Schrift erwartet wird. Auch stünde dann das zuletzt aufgeführte ἐρμοῦ ohne Lemma da. M&R,679 die wie Diels und Wachsmuth die PS-Provenienz ablehnen, ar gumentieren, dass der zweite Teil (ἀμετάτρεπτος δύναμις προνοίας) mit seiner Stoischen Terminologie zwar an den Anfang des Kapitels passe, der erste Teil des Lemmas (Ἀνάγκη ἐστὶ κρίσις βεβαία) hingegen ein logisches-epistemo logisches Ziel besitze, das dafür nicht geeignet sei. Ferner stellen sie die Frage: »Why should § 25 have an introductory definition, but § 27 [εἱμαρμένη-Ka 675 Hs F: Θάλητος. Σοφοκλῆ. Θυέστη Ἐυριπίδ. Διδύμω. Ερμοῦ. ἐκ τῶν Πλάτωνος et mrg. ἄκμωννα πυθαγόρου. Hs P: Θάλητος, Σοφοκλῆς. Θυέστη. εὐριπίδ. διδύμ. ἐρμοῦ. ἐκ τοῦ πλάτωνος. ἄκμωννα πυθαγόρου. 676 Lebedev, Doxographer, S. 815: »Diels has excluded this text from Placita, Wachsmuth has ascribed it to ›Hermes‹ (ad loc.). Both solutions are unacceptable: 1) this definition of ›necessity‹ strikingly resembles other definitions which we can safely ascribe to the author or of PS-Placita, but 2) has little in common with hermetic texts; moreover, ›Hermes‹ is cited infra (§ 8 of the same chapter, p. 73,2 Wachsmuth-Hense).« 677 Heeren, S. 158. Lebedev, S. 815: »If we read Διδύμου (with Heeren), this lemma cannot be attached to anything but to the definition of necessity cited above. And if so, Arius Didymus must be credited with all the other ›author’s definitions‹ in the ›Placita‹ and thus considered as the compiler of the compendium.« 678 Eine verlorene Tragödie des Euripides (Likymnius), s. Kannicht, TrGF 445. 679 M&R, Sources, S. 336. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
pitel, d. Vf.] and § 29 [τύχη-Kapitel, d. Vf.] not?« Allerdings ist nicht geklärt, warum nur einige Kapitel mit Definitionen zu Beginn des Kapitels versehen sind (1.9−12+14−16), die übrigen Kapitel aber nicht. Ferner stellen sie die Frage: »And why should P include all the others, but leave this one out, so that we can read it only in S.?« Dagegen steht die Beobachtung, dass Stobaios im Vergleich zu Ps.Plutarch den Aëtios grundsätzlich immer zur Gänze exzerpiere.680
Parmenides / Demokrit und Leukippos 1.25,3+4 G 40: Παρμενίδης δὲ καὶ Δημόκριτος πάντα κατὰ ἀνάγκην συμβαίνειν εἰρήκασιν· εἶναι δὲ τὴν αὐτὴν εἱμαρμένην καὶ δίκην καὶ πρόνοιαν. Q: Parmenides und Demokritos waren der Meinung, daß alle Dinge mit Notwendigkeit geschehen. Und (sie glaubten,) daß die Notwendigkeit das Geschick, die Rache, die Führung und das alles Schaffende ist. T 6.13: οὐ μόνον δὲ οἱ ἀμφὶ τὸν Δημόκριτον καὶ Χρύσιππον καὶ Ἐπίκουρον πάντα κατ᾿ ἀνάγκην ἔφασαν γίνεσθαι, ἀνάγκην καλοῦντες τὴν εἱμαρμένην (1.25,3), ἀλλὰ καὶ Πυθαγόρας ὁ πολυθρύλητος ἀνάγκην εἶπε περικεῖσθαι τῷ κόσμῳ (1.25,2). ὁ δὲ Παρμενίδης τὴν ἀνάγκην καὶ Δαίμονα κέκληκε καὶ Δίκην καὶ Πρόνοιαν· (1.25,3) Ps.Plutarch (L / Mau)
Stobaios (W / D)
Παρμενίδης καὶ Δημόκριτος πάντα κατ᾿ (κατὰ D) ἀνάγκην· τὴν αὐτὴν δ᾿ (δὲ D) εἶναι εἱμαρμένην καὶ δίκην καὶ πρόνοιαν καὶ κοσμοποιόν.
(A) Παρμενίδου καὶ Δημοκρίτου, οὗτοι πάντα κατ᾿ ἀνάγκην· (B) τὴν δ᾿ αὐτὴν εἶναι εἱμαρμένην καὶ δίκην καὶ πρόνοιαν καὶ κοσμοποιόν. (1.25,3) (C) Λεύκιππος (Λευκίππου FP) πάντα κατ᾿ ἀνάγκην, τὴν δ᾿ αὐτὴν ὑπάρχειν εἱμαρμένην· (D) λέγει γὰρ ἐν τῷ Περὶ νοῦ· »Οὐδὲν χρῆμα μάτην γίγνεται (γίνεται D+M), ἀλλὰ πάντα ἐκ λόγου τε καὶ ὑπ᾿ ἀνάγκης.« (1.25,4)
Parmenides und Demokrit, alles (geschehe) durch Notwendigkeit; eben diese sei Schicksal, Gerechtigkeit, und Vorsehung und Weltschöpferin.
Von Parmenides und Demokrit. Diese, alles (geschehe) durch Notwendigkeit. Eben diese sei Schicksal und Gerechtigkeit und Vorsehung und Weltschöpferin. Leukippos, alles (geschehe) durch die Notwendigkeit; eben diese sei Schicksal. Er sagt nämlich in (der Schrift) Über den Noûs: »Kein Ding entsteht aufs Geratewohl, sondern alles aus einem erklärbaren Grund und infolge des Zwangs.« (Gemelli, III S. 337).
680 M&R, Sources, S. 236: »in the parts of the Eclogae which are well preserved and in which the Placita are extensively used, the picture of A which emerges is going to be fairly complete.« Mansfeld, Coming, S. 277: »Stobaeus … as a rule faithfully reproduces Aëtius’ text.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
Buch I
255
Strukturanalyse: Das PS-Lemma 1.25,3 ist bei Theodoret aufgespaltet: In dem οὐ μόνον δὲ οἱ ἀμφὶ κτλ., das Theodoret der Anhängerschaft von Demokrit, Chrysippos und Epikur zuschreibt, spiegelt sich PS-Grundstock (A) wider, in dem ὁ δὲ Παρμενίδης τὴν ἀνάγκην κτλ. der PS-Grundstock (B). Das PS-Lemma 1.25,3 deckt also Parmenides und Demokrit ab, die bei Theodoret getrennt aufgeführt werden. An dieser Stelle scheinen Ps.Plutarch und Stobaios das Parmenides-Lemma und Demokrit-Lemma zu einem Cluster vereinigt zu haben (s. Kap. III.2.3). Da es unwahrscheinlich ist, dass unabhängig voneinander derselbe Clustervorgang mit demselben Clustergebilde vonstatten geht, liegt der Verdacht der Kontamination zwischen Ps.Plutarch und Stobaios nahe.
Zweifel an der Kohärenz der PS-Lemmata 1.25,3+4 hegte bereits Burkert681 aufgrund der obskuren Verbindung zwischen Leukippos und der Schrift περὶ νοῦ, die nicht mit Leukippos, sondern Demokrit in Verbindung steht.682 Durch Theodoret, der den Namen »Demokrit« für den Leukippos-Kontext in das Spiel bringt,683 ist die alleinige Verbindung zwischen Leukippos und der Schrift aufgehoben und Burkert schlägt für die Rekonstruktion des Aëtios-Lemma 1.25,4 die Version Λεύκιππος καὶ Δημόκριτος … λέγει vor, wodurch sich die nachfolgende Schrift mit dem Zitat daraus auf Demokrit beziehen kann (s. dazu Kap. III.2.1.3). Aus diesem Befund zieht Lebedev Konsequenzen für die Abhängigkeitsverhältnisse der Textzeugen: Die Version bei Theodoret zeige, dass Ps.Plutarch und Stobaios kontaminiert seien.684 Lebedev685 diagnostiziert den Fehler der PS-Quelle (i. e. die Zusammenziehung zweier Lemmata in 1.25,3) durch die Wiederholung derselben Phrase πάντα… εἱμαρμένην in 1.25,3 + 4 und schlägt dieselbe Rekonstruktion wie Burkert vor.686 681 Burkert, Eidola, S.108 Anm. 59: »The Aetius lemmata on Pythagoras, Parmenides, and atomists seem to be variously conflated by Ps.-Plutarch, Stobaeus, and Theodoretus in this passage (I, 25).« Burkert, Rückschau, S. 174 Anm. 29, spricht von einer ›mißglückte Synthese‹ zwischen Ps.Plutarch und Stobaios. 682 S. DL 9.46, S. 663,3−12 (Marcovich). Φυσικὰ δὲ τάδε· … Περὶ νοῦ. Burkert, Eidola, S. 108 Anm. 59: »The original must have had ›Leucippus and Democritus‹ for the atomists; and since περὶ νοῦ occurs in Thrasyllus’ catalogue (Tetralogy IV 3) and is nowhere else brought into connection with Leucippus, the quotation must be from Democritus.« Die Merkwürdigkeit, Leukipp mit der Schrift περὶ νοῦ in Verbindung zu bringen, merkt schon Heeren (S. 160) an. S. auch Graham, Leucippus, S. 337. 683 Burkert, Eidola, S. 108 Anm. 59: »But the parallel passage in Theodoretus, … gives the name of Democritus in this context.« 684 Lebedev, Democritus, S. 15 Anm. 3: »As far as I know the contaminatio of Stobaeus’ text from the text of Plutarch has not been noticed;« 685 Lebedev, Democritus, S. 15: »In P-Placita I, 25, 3 (Παρμενίδης καὶ Δημόκριτος) the lemmata are conflated (the iteration of the same words πάντα … εἱμαρμένην in Stobaeus’ §§ 3–4 suggests in Theodoretus VI, 13.)« 686 Im Folgenden rekonstruiert Lebedev, Democritus, S. 15: »So the original text of the PS-Placita may have run as follows: Λεύκιππος καὶ Δημόκριτος πάντα κατ᾿ ἀνάγκην, τὴν δ᾿ αὐτὴν ὑπάρχειν εἱμαρμένην· λέγει γὰρ (sc. Δημόκριτος) ἐν τῷ Περὶ νοῦ »οὐδὲν χρῆμα © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
M&R687 stimmen Lebedev zu, dass man in der PS-Version Parmenides und Demokrit nicht in ein und demselben Lemma belassen dürfe, sondern Demokrit in das nächste Lemma 1.25,4 setzen müsse. Um den Kontaminationsverdacht aber auszuräumen, argumentieren M&R,688 dass das gemeinsame Vorkommen von Parmenides und Demokrit in ein und demselben Lemma auf eine sehr alte Korruption bei Aëtios zurückzuführen sei. »It is equally possible to argue, however, that we here have a very ancient corruption in A − easily induced by the repetition of πάντα κατ᾿ ἀνάγκην − which occurred before P made his Epitome, so that it quite naturally appears in both witnesses.« In MP ist die Stobäische Version als aëtianisch abgedruckt.689 Aber woher soll Theodoret, der ja unabhängig aus Aëtios geschöpft haben soll, die »richtige aëtianische« Version (also die Trennung von Parmenides und Demokrit) kennen, wenn sich die Korruption bereits bei Aëtios selbst befunden hat. Geht man von Kontamination aus, so müssen die Ps.Plut. Hss, da Ps.Plutarch das Lemma 1.25,4 nicht besitzt, durch die Stobäischen Hss kontaminiert worden sein. Dührsen690 führt eine Begründung an, die für Theodorets Version spricht und die den Kontaminationsverdacht erhärtet. Ihm erscheinen Theodorets Angaben zu Parmenides aufgrund des Parmenideischen Lehrgedichts historisch verlässlich, da sich dort die Begriffe ἀνάγκη, Δαίμων, Δίκη wiederfänden.691 Während Theodoret sich mit κέκληκε auf den Parmenideischen Sprachgebrauch beziehe, lese man bei Ps.Plutarch und Stobaios bereits ein Idenμάτην γίνεται κτλ.« Dazu M&R, Sources, S. 268 Anm. 213: »The reconstructed text he gives of the passage raises more questions than it solves.« Lebedev akzeptiert also den N amen »Chrysippos«, den M&R als einen Verschreibungsfehler für den Leukippos ansehen. Lebedevs These ist insofern zu unterstützen, als M&R’s Vorschlag (ἀμφὶ τὸν Δημόκριτον καὶ τὸν Λεύκιππον) eine Dublette ergebe. M&R, Sources, S. 280: »Mistakes can also occur (as so often with name-labels). Thus at 6.13 T groups together Democritus-Chrysippus-Epicurus for the view that everything happens κατ᾿ ἀνάγκην. The easiest way to explain this is that he has misread Chrysippus for the Leucippus that we find in S (unless the mistake was already present in his copy).« 687 M&R, Sources, S. 268. 688 M&R, Sources, S. 269. 689 MP, S. 662. 690 Dührsen, S. 118. 691 Dührsen, S. 117 f.: »Daß die von Theodoret konservierte Aussage eines älteren Doxographen tatsächlich ein Zitat vorsokratischen Wortlauts enthält, ist u. a. auch deshalb wahrscheinlich, weil sich Theodorets Mitteilung über Parmenides, die derjenigen über Heraklit unmittelbar vorangeht, anhand der Fragmente des parmenideischen Lehrgedichts als historisch weitgehend korrekt bestätigen läßt. Nicht nur daß für den Satz ὁ δὲ Παρμενίδης τὴν ἀνάγκην καὶ Δαίμονα κέκληκε καὶ Δίκην καὶ Πρόνοιαν immerhin drei der vier genannten Wörter bei Parmenides belegbar sind [ἀνάγκη, Δαίμον, δίκη, d. Vf.], Parmenides hat auch z. B. δίκη und ἀνάγκη, die in seinem Gedicht beide das Seiende in Fesseln halten (vgl. DK 28 B 8,14 f. und B 8,30 f.), so wenig voneinander unterschieden, daß die doxographische Behauptung, er habe statt ›ἀνάγκη‹ auch ›δίκη‹ gesagt, eine durchaus mögliche Interpretation darstellt.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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titätsurteil (ἀνάγκην sei εἱμαρμένην). Es sei wahrscheinlicher, so Dührsen,692 dass im Laufe des Rezeptionsvorganges aus einer Aussage (κέκληκε) ein Identitätsurteil entstanden sei, als dass umgekehrt Theodoret von dem Identitätsurteil ausgehend sich mit καλεῖν auf den Parmenideischen Sprachgebrauch beziehe. Die Aëtios-Hypothese wird an dieser Stelle nicht nur durch die Kontamination ausgehebelt, sondern auch durch den Umstand, dass Theodoret im Vergleich zum PS-Material Überschussmaterial aufweist. Zum einen gibt der Ausdruck οἱ ἀμφὶ τὸν Δημόκριτον Anlass zu der Überlegung, dass in der PS-Quelle weitaus mehr Namen gestanden haben könnten,693 zum anderen besitzt Theodoret in seiner Aufzählung den Zusatz καὶ Δαίμων.694 Diels vermutet, dass Theodoret das καὶ δαίμονα möglicherweise aus dem Aëtios-Lemma 2.7,1 geholt habe.695 Das Argument, dass Theodoret aus einer anderen Quelle oder sua sponte Δαίμων eingefügt habe, erscheint gerade an dieser Stelle nicht überzeugend, an der Theodoret mit der Kapiteltrennung die PS-Vorlage wiedergibt. Παρμενίδου καὶ Δημοκρίτου, οὗτοι pro Παρμενίδης καὶ Δημόκριτος] P=G=Q ↔ S
T≠
Für Diels696 stellt der Genetiv ein Kriterium dar, AD-Material aus dem Stobäischen Material herauslösen zu können. In den DG schreibt Diels697 die GenetivBildung dem Stobaios zu. Diels und Wachsmuth setzen den Namen in den Nominativ und folgen damit der Konjektur Heerens,698 der davon ausgeht, dass die Namen, die häufig am Rand im Genetiv wiederholt werden, in diesen beiden Fällen in den Text gerutscht seien. τὴν δ᾿ αὐτὴν pro τὴν αὐτὴν δ᾿] P ↔ S
G≠Q?T≠
Λεύκιππος πάντα κτλ. plura] P=G=Q=T ↔ S Wie in Lemma 1.25,3 steht das Etikett im Genetiv. Auch in diesem Fall wird von Heeren, Wachsmuth und Diels der Nominativ abgedruckt. 692 Dührsen, S. 115 f. 693 S. Theodorets Methode, M&R, Sources, S. 282: »the replacement of name-labels by anonymous groups.« 694 M&R, Sources, S. 269 Anm. 215: »A difficulty here is the reading in T, whose lemma for Parmenides deviates from the other two witnesses: ὁ δὲ Παρμενίδης τὴν ἀνάγκην καὶ δαίμονα κέκληκε καὶ δίκην καὶ πρόνοιαν. The last two names are in P and S, the first is not.« 695 Diels, PPF 4A32: »Theodor. add. καὶ δαίμονα fort. ex Aet. II 7,1 v.n. 37.« 696 Diels, DG, 74. Vgl. Hense, Sp. 2564–5. 697 Diels, DG, S. 321: »forma lemmatis Stobaeo debetur. Plutarchus veram servait.« 698 Heeren, S. 159: »Παρμενίδης καὶ Δημόκριτος, rescripsi ex Plut. pro Παρμενίδου et Δημοκρίτου ap. Stob. quod ex marg. in contextum receptum erat.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
Das Leukippos-Lemma ist weder bei Ps.Plutarch noch bei Theodoret vorhanden. Runia699 führt das Zitat (D) unter diejenigen Fällen auf, in der es gesetzt wird »for an illustration or further elucidation of the main doxa:« Dadurch wirken (C) und (D) wie aus einem Guss. Gleichzeitig gibt die Phrase λέγει γὰρ ἐν τῷ Περὶ νοῦ auch zur gegenteiligen Überlegung Anlass, dass nämlich die beiden Teile nicht zusammengehören. Denn Diels700 stellte in seinen DG die Vermutung an, dass es sich bei solchen Phrasen um eine Stobäische Interpolation handle, die – so M&R701 – dazu diene, Zitate hinzuzufügen. So kann die λέγει γὰρ ἐν τῷ Περὶ νοῦ dazu dienen, (C) und (D), die ursprünglich nicht zusammengehören, miteinander zu verbinden. Dies würde das Fehlen von (D) bei Theodoret erklären.
Überschrift 1.26 G 41: Περὶ τῆς οὐσίας. Q: Über das Wesen der Notwendigkeit. Phot 167.112a: περὶ ἀνάγκης θείας, καθ᾿ ἣν ἀπαραιτήτως τὰ κατὰ τὴν τοῦ Θεοῦ γίνεται βούλησιν· Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W)
Περὶ οὐσίας ἀνάγκης.
Περὶ ἀνάγκης καθ᾿ ἣν ἀπαραιτήτως τὰ κατὰ τὴν τοῦ θεοῦ γίνεται βούλησιν.
Über die Substanz der Notwendigkeit.
Über die Notwendigkeit, gemäß der in unerbittlicher Weise die Dinge gemäß dem Willen des Gottes geschehen.
Strukturanalyse: Entsprechend der Ps.Plut. Hss folgt auf die Überschrift 1.26 (Περὶ οὐσίας ἀνάγκης) das Platon-Lemma (1.25,5). Mau und Lachenaud folgen der HssLage. Hingegen gehört bei Ps.Galen das Platon-Lemma noch zu dem ἀνάγκη-Kapitel 1.25 (Περὶ ἀνάγκης) und Kapitel 1.26 beginnt mit dem Empedokles-Lemma. Auf der Grundlage von Ps.Galen übernimmt Diels dessen Reihenfolge in seinen DG. M&R702 699 Runia, Xenophanes, S. 123. 700 Diels, DG, S. 216: »si formulas λέγει γοῦν οὕτως ἐν τῷ Τιμαίῳ et similes Stobaeanas esse concesseris …, de Stobaei interpolatione non dubitabis, etsi ipsa scriptoris verba non ut illic post οὕτως addita sunt.« 701 Ebenso M&R, Sources, S. 233: »λέγει γὰρ, λέγει γοῦν: consistently used by S to introduce quotations (mainly from Plato) which are added to or replace the Placita, e.g. 8.45; 18.4c etc; not found in P.« 702 M&R, Sources, S. 178. »Mau writes out the mss., even though everything points to the correctness of Wyttenbach’s transposition of the title and the first lemma (taken over by Diels) so that the Platonic lemma becomes the last of the previous chapter. Not only is there G’s evidence, but also the stylistic consideration that the two other οὐσία chapters 1.22 and 1.28 both have their first lemma explicitly introducing the subject (22 οὐσίαν χρόνου, © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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sprechen sich für Diels aus. Als Grund führen sie Ps.Galen und die stilistische Beobachtung an, dass die οὐσία-Kapitel 1.22 und 1.28 ebenfalls mit der Subjektsdoxa beginnen, wie es dann auch bei dem Empedokles-Lemma als Kopflemma des Kapitels der Fall wäre. Durch Qostā Ibn Lūqā, der die Hss-Lage stützt, wird Ps.Galens Zeugnis geschwächt. Auch bei Lydos, dem Ps.Plut. Textzeugen,703 der unter 4.81 die beiden ἀνάγκη-Kapitel (1.25+1.26) und die beiden εἱμαρμένη-Kapitel (1.27+1.28) zusammenfügt (1.26,1; 1.26,2; 1.25,5; 1.26,3; 1.27,1; 1.27,3?; 1.27,4; 1.28,1; 1.28,3; 1.28,5; 1.28,2), fängt Kapitel 4.81 mit Empedokles an, führt aber gleichzeitig aus Kapitel 1.25 als einziges Lemma nur das Platon-Lemma 1.25,5 unter den übrigen Lemmata aus Kapitel 1.26 auf. Aufgrund der Zählweise liegt die Überlegung nahe, dass Lydos das Platon-Lemma in Kapitel 1.26 vorfand und kein Lemma aus Kapitel 1.25 aufgeführt hat.
Περὶ ἀνάγκης κτλ. plura] P=G=Q ↔ S=Phot S. Überschrift 1.25. Bei Stobaios fehlt οὐσίας in der Überschrift (vgl. ebenso 1.28), im Gegensatz zu der Überschrift 1.21 (Περὶ χρόνου οὐσίας καὶ μερῶν καὶ πόσων εἴη αἴτιος).
Platon 1.25,5+1.26,3 G 40: Πλάτων δὲ τὰ μὲν εἰς πρόνοιαν, τὰ δὲ εἰς ἀνάγκην ἀνάγεται. … G 41: Πλάτων δὲ ὁτὲ μὲν τὴν ὕλην, ὁτὲ δὲ τὴν τοῦ ποιοῦντος πρὸς αὐτὴν σχέσιν. Q: Platon führt die einen Dinge auf die Führung und die anderen auf die Notwendigkeit zurück. […] Platon glaubte, daß das Wesen der Notwendigkeit bald die Materie ist und bald der verbindende Zusammenhang, welcher zwischen der wirkenden (Ursache) und der Materie besteht. Ly 4.81: Πλάτων γε μὴν τὰ μὲν εἰς πρόνοιαν, τὰ δὲ εἰς ἀνάγκην ἀνήγαγεν, ὅτε μὲν τὴν ὕλην, ὅτε δὲ τὴν τοῦ ποιοῦντος σχέσιν αἰτιώμενος. Ps.Plutarch (L)
Stobaios (W)
Πλάτων τὰ μὲν εἰς πρόνοιαν ἀνάγει (άγει Mau, ἄγει D) τὰ δ᾿ (δὲ D) εἰς ἀνάγκην. (1.25,5) Πλάτων ὁτὲ μὲν τὴν ὕλην ὁτὲ δὲ τὴν τοῦ ποιοῦντος πρὸς τὴν ὕλην σχέσιν. (1.26,3)
Πλάτων ὁτὲ μὲν τὴν ὕλην, ὁτὲ δὲ τὴν τοῦ ποιοῦντος πρὸς τὴν ὕλην σχέσιν. (1.26,3) Καὶ τὰ μὲν εἰς πρόνοιαν ἀνάγει, τὰ δὲ εἰς ἀνάγκην. (1.25,5) Λέγει γοῦν ἐν τῷ Τιμαίῳ· »Μεμιγμένη γὰρ οὖν ἡ τοῦδε τοῦ κόσμου γένεσις, ἐξ ἀνάγκης τε καὶ νοῦ συστάσεως ἐγεννήθη, νοῦ δὲ ἀνάγκης ἄρχοντος.«
28 οὐσίαν εἱμαρμένης, cf. 26 οὐσίαν ἀνάγκης).« Wyttenbach (S. 559) richtet sich – entgegen M&R – ebenfalls nach der Hss-Lage. 703 M&R, Sources, S. 178: »The evidence of Lydus (not used by Mau) is unclear (see above, p. 169).« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
Platon führt die einen Dinge auf die Vorsehung zurück, die anderen auf die Notwendigkeit. Platon, bald die Materie, bald der Zusammenhang des Bewirkenden hinsichtlich der Materie.
Platon, bald die Materie, bald der Zusammenhang des Bewirkenden hinsichtlich der Materie. Und er führt die einen Dinge auf die Vorsehung zurück, die anderen auf die Notwendigkeit. Er sagt nämlich im Timaios (47e5−48a3, Burnet): »Denn die Entstehung dieses Kosmos kam als eine Vermischung durch das Zusammentreten von Notwendigkeit und Vernunft zustande. Da aber die Vernunft die Oberhand über die Notwendigkeit behielt, …« (Paulsen / Rehn, S. 85).
Καὶ pro Πλάτων] P=G=Q ↔ S (2 / 2)
Ly≠
Unter Auslassung des name-labels ist das Platon-Lemma 1.25,5 mit Καὶ an das vorherige Platon-Lemma 1.26,3 angeschlossen. Statt der üblichen Partikel δέ ist die Partikel καί zur Cluster-Bildung benutzt, um den Ausdruck τὰ δὲ μὲν εἰς zu vermeiden (s. Kap. III.2.3). Im Vergleich zu Ps.Plutarchs Anordnung verbindet Stobaios die beiden Platon-Lemmata in umgekehrter Reihenfolge miteinander (1.26,3+1.25,5). Lachenaud704 begründet es damit, dass sich 1.25,5 an das Timaios-Exzerpt besser anschließen lasse. Der Stobäische Cluster-Befund wird von dem Ps.Plut. Textzeugen Lydos insofern unterstützt, als er ebenfalls die beiden Platon-Lemmata hintereinander aufführt, aber in der Reihenfolge der Anordnung Ps.Plutarchs folgt (1.25,5+1.26,3). Dementsprechend wird bei Lydos nicht das name-label von 1.25,5 gestrichen, sondern von 1.26,3.705 ἀνάγει pro ἄγει] P ↔ S~G~Ly
Q?
Λέγει γοῦν ἐν τῷ Τιμαίῳ… ἀνάγκης ἄρχοντος plura] P=G=Q=Ly(=DG) ↔ S Nach Diels und M&R deuten solche Formulierungen auf einen Stobäischen Zusatz hin.706
704 Lachenaud, Plutarque, S. 236: »Il inverse aussi l’ordre des deux doxai de Platon pour mieux introduire la citation du Timée 48a (Νοῦ δὲ ἀνάγκης ἄρχοντος).« 705 M&R, Sources, S. 169: »All lemmata in 1.26−28 are cited except 28.4. Lydus’ method of paraphrase here is very loose. For example he combines 1.26.1 & 4 into: Πλάτων γὲ μὴν τὰ μὲν εἰς πρόνοιαν, τὰ δὲ εἰς ἀνάγκην ἀνήγαγεν, ὅτε μὲν τὴν ὕλην, ὅτε δὲ τὴν τοῦ ποιοῦντος σχέσιν αἰτιώμενος. If the sentence is supposed to be chiastic, this is hardly made clear!« Vgl. M&R (Sources, S. 178), wo das Platon-Lemma unter 1.25 gehört. 706 Diels, DG, S. 216. M&R, Sources, S. 233. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Empedokles 1.26,1 G 41: Τῶν ἀρχῶν καὶ τῶν στοιχείων αἰτίαν χρηστικὴν τὴν ἀνάγκην Ἐμπεδοκλῆς ἡγεῖται. Q: Empedokles glaubte, daß das Wesen der Notwendigkeit eine Ursache ist, welche die Prinzipien und Elemente gebraucht. Ly 4.81: Ὅτι ὁ Ἐμπεδοκλῆς οὐσίαν ἀνάγκης αἰτίαν χρηστικὴν τῶν ἀρχῶν καὶ τῶν στοιχείων ἐνέκρινεν· Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W / D)
Ἐμπεδοκλῆς οὐσίαν ἀνάγκης αἰτίαν χρηστικὴν τῶν ἀρχῶν καὶ τῶν στοιχείων.
Ἐμπεδοκλῆς αἰτίαν χρηστικὴν τῶν ἀρχῶν καὶ τῶν στοιχείων.
Empedokles, die Substanz der Notwendigkeit (sei) eine Ursache, die die Prinzipien und Elemente zu benutzen versteht.
Empedokles, eine Ursache, die die Prinzipien und Elemente zu benutzen versteht.
οὐσίαν ἀνάγκης desunt] P=G=Q=Ly(=DK=PPF) ↔ S Mansfeld707 begründet den Ausfall bei Stobaios damit, dass die Subjektsdoxa als überflüssig erscheine, weil Stobaios das Lemma unter sein ἀνάγκη-Kapitel I.4 subsumiere. Gleichzeitig zeichnet sich Stobaios gerade darin aus, durch kleine Zusätze den aëtianischen Stil flüssiger zu gestalten und einen Themenwechsel anzukündigen.708 Im Hinblick auf die Subjektsdoxa verfährt Stobaios in seiner Arbeitsweise inkonsequent: In dem vergleichbaren Kapitel I.5 (Περὶ εἰμαρμένης καὶ κτλ.) liest man in der von Stobaios gebotenen Version des Heraklit-Lemmas οὐσίαν εἱμαρμένης (1.28,1 ~ I.5,15). Gleiches (οὐσίαν τῆς εἱμαρμένης) gilt auch für das Stobäische Platon-Lemma (1.28,2 ~ I.5,15) und das Chrysippos-Lemma (1.28,3 ~ I.5.15).
707 Mansfeld, Heresiography, S. 262 Anm. 61: »Stob. Ecl. phys. I 4.7 fails to make this distinction (ch. I 4 is about ἀνάγκη); this explains why he has abridged the lemma, leaving out the words οὐσίαν ἀνάγκης.« 708 Vgl. M&R, Sources, S. 231. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
262
Untersuchung
Überschrift 1.27 G 42: Περὶ εἱμαρμένης. Q: Über das Geschick. Ps § 105: Περὶ εἱμαρμένης. Phot 167.112a: περί τε εἱμαρμένης καὶ τῆς τῶν γινομένων εὐταξίας· Ps.Plutarch (Mau / L/D)
Stobaios (W)
Περὶ εἱμαρμένης.
Περὶ εἱμαρμένης καὶ τῆς τῶν γινομένων εὐταξίας
Über das Schicksal.
Über das Schicksal und die Wohlordnung der entstandenen Dinge.
Struktur- und Inhaltsanalyse: Das Stobäische Kapitel I.5 enthält die aus Ps.Plutarch bekannten Kapitel 1.27 (Περὶ εἱμαρμένης) und 1.28 (Περὶ οὐσίας εἱμαρμένης), deren Lemmata ausschließlich darin vorkommen. In Kapitel 1.27 bildet nur das Heraklit-Lemma 1.27,1 den gemeinsamen Grundstock. Während Cavagnaro709 zwischen 1.27 und 1.28 einen gerechtfertigten Unterschied sieht, nämlich zwischen den sprichwörtliche Weisheiten und den Definitionen, macht Leszl710 darauf aufmerksam, dass auch Kapitel 1.27 Definitionen enthalte, obwohl er darin Fragen nach der Existenz des Schicksals zu erwarten seien.
καὶ τῆς τῶν γινομένων εὐταξίας plura] P=G=Q=Ps ↔ S=Phot Die Phrase καὶ τῆς τῶν γινομένων εὐταξίας findet sich weder im PS-Material noch den relevanten Textzeugen zu Kapitel I.5. Möglicherweise ist sie eine Zusammenfassung von Lemma 1.28,3 (1 / 2). Das Wort εὐταξία findet sich noch in dem PS-Lemma 2.3,4 (Aristoteles), das unter der Überschrift 2.3 (Εἰ ἔμψυχος ὁ κόσμος καὶ προνοίᾳ διοικούμενον) aufgeführt ist.
Heraklit 1.27,1 Q: Herakleitos glaubte, daß alle Dinge durch das Geschick geschehen, und daß das Geschick die Notwendigkeit ist. Ly 4.81: τὴν δ᾿ εἱμαρμένην Ἡράκλειτος τὴν αὐτὴν καὶ ἀνάγκην εἶναι βούλεται, … T 6.13: καὶ ὁ Ἡράκλειτος δὲ πάντα καθ᾿ εἱμαρμένην εἴρηκε γίνεσθαι· ἀνάγκην δὲ τὴν εἱμαρμένην καὶ οὗτος ὠνόμασεν.
709 Cavagnaro, S. 239. 710 Leszl, Problems, S. 174. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
Buch I
263
Ps.Plutarch (L / Mau)
Stobaios (W)
Ἡράκλειτος πάντα καθ᾿ εἱμαρμένην, τὴν δ᾿ (δὲ D) αὐτὴν ὑπάρχειν καὶ ἀνάγκην.
Πάντα δὲ καθ᾿ εἱμαρμένην, τὴν δ᾿ αὐτὴν ὑπάρχειν ἀνάγκην· γράφει γοῦν· ῾ ἔστι γὰρ εἱμαρμένα (εἱμαρμένη D) πάντως ….᾿
Heraklit, alles (sei) gemäß dem Schicksal, eben dieses sei auch Notwendigkeit.
Heraklit, alles (sei) gemäß dem Schicksal, eben dieses sei Notwendigkeit. Er schreibt daher: »Es existiert nämlich Schicksal in jedem Fall.«
Strukturanalyse: Dührsen711 geht davon aus, dass Theodoret mit ἀνάγκην δὲ τὴν εἱμαρμένην καὶ οὗτος ὠνόμασεν die »ursprünglicher Textfassung des Aëtios« bietet. Während Ps.Plutarch und Stobaios eine sachliche Identitätsaussage böten (τὴν δ᾿ αὐτὴν ὑπάρχειν ἀνάγκην), hebe Theodoret mit ὠνόμασεν auf Heraklits besonderen Sprachgebrauch ab. Dührsen sieht also in Ps.Plutarch und Stobaios eine sekundäre Abweichung, eine nachträgliche Deformation, die durch Kontamination stattgefunden haben kann. Die Gleichsetzung zwischen εἱμαρμένη und ἀνάγκη stellt den Sinn der Aufteilung in die Kapitel 1.25 (Über die ἀνάγκη) und 1.27 (Über die εἱμαρμένη) oder den Sinn der Zuordnung in dem jeweiligen Kapitel in Frage.
omisso lemmate δὲ plus] P=Q=Ly=T ↔ S
(2 / 2)
Die Abweichung ist auf die Cluster-Bildung bei Stobaios zurückzuführen. Da Stobaios 1.27,1 (Heraklit) als zweites Lemma an 1.28,1 (Heraklit) anhängt, lässt er das name-label aus und fügt die übliche Partikel δὲ an. καὶ deest] P=Ly=T ↔ S=Q γράφει γοῦν· ῾ ἔστι γὰρ εἱμαρμένα πάντως …᾿ plura] P=Q=Ly=T ↔ S Vgl. 1.25,4
711 Dührsen, S. 116: »Denn aus der Behauptung, daß Heraklit für εἱμαρμένην ἀνάγκη gesagt habe, läßt sich die sachliche Identität ohne weiteres ableiten. Dagegen folgt aus dem Satz, für Heraklit sei εἱμαρμένη dasselbe wie ἀνάγκη, nicht unbedingt, daß Heraklit das Wort ἀνάγκη tatsächlich selber gebraucht hat.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
264
Untersuchung
Überschrift 1.28 Q: Über das Wesen des Geschicks. Phot 167.112a: περί τε εἱμαρμένης καὶ τῆς τῶν γινομένων εὐταξίας· Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W)
Περὶ οὐσίας εἱμαρμένης.
Περὶ εἱμαρμένης καὶ τῆς τῶν γινομένων εὐταξίας.
οὐσίας deest] P=Q ↔ S=Phot In der Stobäischen Überschrift taucht das Wort οὐσία nicht auf, obwohl bei Stobaios οὐσίαν εἱμαρμένης als Subjektsdoxa in dem Heraklit-Lemma (1.28,1), Platon-Lemma (1.28,2) und Chrysippos-Lemma (1.28,3) vorhanden ist und alle drei Lemmata von Ps.Plutarch bezeugt sind. Wie bereits in der Stobäischen Überschrift I.5 (Περὶ ἀνάγκης καθ᾿ κτλ.) ist die οὐσία-Thematik nicht aufgeführt, hingegen aber in der Stobäischen Überschrift I.8 Περὶ χρόνου οὐσίας καὶ μερῶν κτλ. Im Umgang mit den Teilüberschriften verfährt Stobaios nicht einheitlich.
Heraklit 1.28,1 G 42: ῾Ηράκλειτος οὐσίαν εἱμαρμένης λόγον διὰ παντὸς διήκοντα. ἡ δὲ εἱμαρμένη ἐστὶ τὸ αἰθέριον σῶμα, σπέρμα τῆς τῶν πάντων γενέσεως. Q: Herakleitos glaubte, daß das Wesen des Geschicks der vernunftgemäße Logos ist, welcher die Substanz des Ganzen durchdringt, nämlich der ätherische Körper, welcher ein Same für die Erschaffung des Ganzen ist. Ly 4.81: οὐσίαν δὲ εἱμαρμένην ὁ Ἡράκλειτος τὸν διὰ παντὸς ἥκοντα λόγον ἐνέκρινεν. Ps.Plutarch (L / Mau)
Stobaios (W / D)
Ἡράκλειτος οὐσίαν εἱμαρμένης λόγον τὸν διὰ τῆς οὐσίας τοῦ παντὸς διήκοντα· αὕτη δ᾿ (δέ D) ἐστὶ (ἐστι D) τὸ αἰθέριον σῶμα, σπέρμα τῆς τοῦ παντὸς γενέσεως.
Ἡράκλειτος οὐσίαν εἱμαρμένης ἀπεφαίνετο λόγον τὸν διὰ οὐσίας τοῦ παντὸς διήκοντα. Αὕτη δ᾿ ἐστὶ τὸ αἰθέριον σῶμα, σπέρμα τῆς τοῦ παντὸς γενέσεως καὶ περιόδου μέτρον τεταγμένης.
Heraklit, die Substanz des Schicksals (sei) der logos, der sich durch die Substanz des Ganzen ziehe. Diese ist der ätherische Körper, Sperma der Entstehung des Ganzen.
Heraklit nannte die Substanz des Schicksals den logos, der sich durch die Substanz des Ganzen ziehe. Diese ist der ätherische Körper, Sperma der Entstehung des Ganzen und Maß der geordneten Periode.
© 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
265
Buch I
ἀπεφαίνετο plus] P=G=Ly ↔ S(=DK)
Q?
Aufgrund der nur bei Stobaios vorhandenen Imperfektform vermuten M&R712 eine Intervention des Stobaios (vgl. 1.15,3; 1.23,3; 1.29,1; 2.4,12). διὰ οὐσίας pro διὰ τῆς οὐσίας] P ↔ S(=DK)
G–Q?Ly–
καὶ περιόδου μέτρον τεταγμένης in fine plura] P=G=Q=Ly ↔ S(=DK)
Platon 1.28,2 G 42: Πλάτων λόγον ἢ νόμον ἀίδιον τῆς τοῦ παντὸς φύσεως. Q: Platon glaubte, daß es ein ewiger, vernunftgemäßer Logos und ein ewiges Gesetz der Natur des Ganzen ist. Ly 4.81: ὁ δὲ Πλάτων λόγον ἀίδιον τῆς τοῦ παντὸς φύσεως. Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W / D)
Πλάτων λόγον ἀίδιον καὶ νόμον ἀίδιον τῆς τοῦ παντὸς φύσεως.
Πλάτων λόγον ἀΐδιον τὴν οὐσίαν τῆς εἱμαρμένης, καὶ νόμον ἀΐδιον τῆς τοῦ παντὸς φύσεως.
Platon, der ewige logos und das ewige Gesetz der Natur des Ganzen.
Platon, die Substanz des Schicksals (sei) der ewige logos und das ewige Gesetz der Natur des Ganzen.
τὴν οὐσίαν τῆς εἱμαρμένης plura] P=G=Q=Ly ↔ S In den οὐσία-Kapiteln (1.22; 1.26; 1.28) kommt bei Ps.Plutarch die Formulierung οὐσίαν + Genetiv ohne Artikel an drei Stellen vor (1.22,1; 1.26,1; 1.28,1). Diese Fälle bestätigt Stobaios. Die übrigen οὐσίαν-Formulierungen, die allein von Stobaios geboten werden, schwanken in der Formulierung: In 1.22,7 (~ I.8.40b) sind die Worte umgestellt (χρόνου οὐσίαν), in 1.28,2, 1.28,3 (I.5.15) ist der Formel οὐσίαν + Genetiv jeweils der Artikel beigefügt.
712 M&R, Sources, S. 232. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
266
Untersuchung
Chrysippos 1.28,3 (1 / 2) G 42: Χρύσιππος δύναμιν πνευματικήν, τάξιν τοῦ παντὸς διοικητικήν. καὶ πάλιν ἐν τοῖς Ὅροις λέγει τὴν εἱμαρμένην, καθ᾿ ἣν τὰ μὲν γεγονότα γέγονε, τὰ δὲ γινόμενα γίνεται, τὰ δὲ γενησόμενα γενήσεται. Q: Chrysippos glaubte, daß es eine geistige Kraft und eine das Ganze verwaltende Ordnung ist. Ferner sagt er in den »Definitionen«: Das Geschick ist ein vernunft gemäßer Logos dessen, was in der Welt durch die Führung geleitet wird. Oder (es ist) ein vernunftgemäßer Logos, wodurch geworden ist, was geworden ist, und wodurch wird, was wird, und wodurch ist, was ist. Ly 4.81: Χρύσιππος τάξιν τοῦ παντὸς ἢ λόγον τῶν ἐν τῷ κόσμῳ διοικουμένων. T 6.14: Οἱ δὲ τοῦτον διαδεξάμενοι τὴν εἱμαρμένην λόγον ἔφασαν εἶναι τῶν ἐν τῷ κόσμῳ προνοίᾳ διοικουμένων,713 καὶ πάλιν ἐν ἑτέροις ξυγγράμμασιν εἱρμὸν αἰτιῶν τὴν εἱμαρμένην κεκλήκασιν. Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W / D)
Χρύσιππος δύναμιν πνευματικὴν τάξει τοῦ παντὸς διοικητικήν· καὶ πάλιν ἐν τοῖς Ὅροις·
Χρύσιππος δύναμιν πνευματικὴν τὴν οὐσίαν τῆς εἱμαρμένης, τάξει τοῦ παντὸς διοικητικήν· Τοῦτο μὲν οὖν ἐν τῷ δευτέρῳ Περὶ κόσμου, ἐν δὲ τῷ δευτέρῳ Περὶ ὅρων καὶ ἐν τοῖς Περὶ τῆς εἱμαρμένης καὶ ἐν ἄλλοις σποράδην πολυτρόπως ἀποφαίνεται λέγων· Ἑἱμαρμένη ἐστὶν ὁ τοῦ κόσμου λόγος ἢ λόγος τῶν ἐν τῷ κόσμῳ προνοίᾳ διοικουμένων· ἢ λόγος, καθ᾿ ὃν τὰ μὲν γεγονότα γέγονε, τὰ δὲ γινόμενα γίνεται, τὰ δὲ γενησόμενα γενήσεται.᾿
῾εἱμαρμένη ἐστὶν ὁ τοῦ κόσμου λόγος ἢ νόμος τῶν [ὄντων] ἐν τῷ κόσμῳ προνοίᾳ διοικουμένων· ἢ λόγος, καθ᾿ ὃν τὰ μὲν γεγονότα γέγονε τὰ δὲ γινόμενα γίνεται τὰ δὲ γενησόμενα γενήσεται.᾿ Chrysippos, die pneumatische Kraft, die das Ganze nach der Ordnung einzurichten weiß; und wiederum in den Horoi:
»Das Schicksal ist der logos des Kosmos oder das Gesetz der Dinge, die im Kos‑
Chrysippos, die Substanz des Schicksals (sei) die pneumatische Kraft, die das Ganze nach der Ordnung einzurichten weiß. Dies also gibt er im zweiten (Buch) »Über den Kosmos«, im zweiten (Buch) »Über die Horoi« und in denen »Über das Schicksal« und in anderen verstreut auf verschiedene Weise an, indem er sagt: »Das Schicksal ist der lo gos des Kosmos oder der logos der Dinge,
713 Diejenigen aber, die ihm (sc. Zenon, dem Stoiker) nachfolgten, sagten, dass das Schicksal der logos der Dinge sei, die im Kosmos durch Vorsehung regiert werden. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
Buch I
mos durch Vorsehung regiert werden; oder der logos, vermöge welchem das Geschehene geschehen ist, das Gegenwärtige geschieht und das Künftige geschehen wird.« (Vgl. Kaltwasser, S. 36).
267
die im Kosmos durch Vorsehung regiert werden; oder der logos, vermöge welchem das Geschehene geschehen ist, das Gegenwärtige geschieht und das Künftige geschehen wird.«
Strukturanalyse: Nach M&R714 gehört Lemma 1.28,4 zu den wenigen Fälle, in denen bei Ps.Plutarch zwei getrennte Sichtweisen in einem Lemma verbunden sind. Das Zitat diene dazu, die Hauptdoxa zu beleuchten.715
τὴν οὐσίαν τῆς εἱμαρμένης plura] P=G=Q=Ly ↔ S
T≠
Vgl. 1.28,2. Beim Zusammenschluss verschiedener Kapitel unter einem Ge neralkapitel kann die Subjektsdoxa dazu dienen, den Themenwechsel an kündigen.716 Die vorliegende Subjeksdoxa scheint die These zu bestätigen, da innerhalb des Stobäischen Kapitels I.5 dem Chrysippos-Lemma (1.28,3) das Antipatros-Lemma aus Kapitel 1.27 vorangeht, das von der εἱμαρμένη, nicht von der οὐσία εἱμαρμένης handelt. Gleichzeitig geht aber aus dem Generaltitel I.5 nicht hervor, dass ein Kapitel Περὶ οὐσίας εἱμαρμένης existiert (vgl. Lemma 1.22,7). Τοῦτο μὲν οὖν κτλ. pro καὶ πάλιν ἐν τοῖς Ὅροις] P=G=Q~T? ↔ S Die Stellenangabe καὶ πάλιν ἐν τοῖς Ὅροις entspricht ἐν δὲ τῷ δευτέρῳ Περὶ ὅρων, der zweiten der insgesamt vier Stobäischen Stellenangaben in diesem Lemma. Nach M&R717 hat Ps.Plutarch die aëtianische Vorlage gekürzt. Theodoret, der ebenfalls das Lemma 1.28,3 bezeugt, besitzt im Anschluss daran den Inhalt des Stoiker-Lemmas 1.28,4 (εἱρμὸν αἰτιῶν, P), das mit den Worten καὶ πάλιν ἐν ἑτέροις ξυγγράμμασιν eingeleitet wird. Die Formulierung ἑτέροις impliziert, dass das vorhergehende Chrysippos-Lemma ebenfalls in ξυγγράμματα stand, wodurch die Stellenangaben in 1.28,3 auch bei Theodoret durchschimmern. Dabei benutzt Theodoret mit καὶ πάλιν ἐν ἑτέροις ξυγγράμμασιν den allein von Ps.Plutarch gebotenen, vergleichbaren Ausdruck
714 M&R, Compendium, S. 523 Anm. 358. 715 Runia, Xenophanes, S. 123: »reference given for an illustration or further elucidation of the main doxa:« Ebenso M&R, Compendium, S. 207. 716 M&R, Compendium, S. 201. M&R, Sources, S. 231. »In this case it is the mechanics of coalescence that provoke the addition; S has to indicate that he returns to the subject …«. 717 M&R, Sources, S. 253: »From the beginning to γενήσεται P (at 1.29 885B) and S run fairly parallel (though P has shortened the reference to Chrysippus’works).« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
(καὶ πάλιν ἐν τοῖς Ὅροις), der Bearbeitungsspuren am Ps.Plut. Text aufdeckt. Durch die vergleichbare Formulierung entsteht der Verdacht, dass Theodoret an dieser Stelle Ps.Plutarch vor Augen hatte. ἢ λόγος pro ἢ νόμος] P ↔ S~Ly
G–Q–T–
Chrysippos 1.28,3 (2 / 2) Stobaios (W / D) Und er nimmt für logos das Wort »Wahrheit«, »Ursache«, »Natur«, »Notwendigkeit«, wobei er auch andere Bezeichnungen hinzufügt, aufgestellt für ein und dieselbe Substanz gemäß immer neuer Überlegungen. Die Moiren aber werden (so) genannt wegen ihrer Unterteilung in Klotho, Lachesis und Atropon. Lachesis, weil jeder einzelne das Los gemäß dem Gerechten, welches zugeteilt ist, erhält. Atropon aber, weil die Unterteilung gemäß jeder einzelnen Sache seit ewigen Zeiten unwandelbar und unverwandelbar ist; Klotho aber, weil die Unterteilung gemäß dem Schicksal und das Geschehen ähnliche einem Faden ausgeführt wird, zugleich gemäß der etymologischen Bedeutung der Namen und der dazugehörigen nützlichen Taten.
(A) Μεταλαμβάνει δ᾿ ἀντὶ τοῦ λόγου τὴν ἀλήθειαν, τὴν αἰτίαν, τὴν φύσιν, τὴν ἀνάγκην, προστιθεὶς καὶ ἑτέρας ὀνομασίας, ὡς ἐπὶ τῆς αὐτῆς οὐσίας τασσομένας καθ᾿ ἑτέρας καὶ ἑτέρας ἐπιβολάς. (B) Μοίρας δὲ καλεῖσθαι ἀπὸ τοῦ κατ᾿ αὐτὰς διαμερισμοῦ, Κλωθὼ καὶ Λάχεσιν, καὶ Ἄτροπον. Λάχεσιν μέν, ὅτι ὃν κλῆρον λελόγχασιν ἕκαστοι κατὰ τὸ δίκαιον ἀπονέμεται· Ἄτροπον δέ, ὅτι ἀμετάτρεπτος καὶ ἀμετάβλητός ἐστιν ὁ καθ᾿ ἕκαστα διορισμὸς ἐξ ἀϊδίων χρόνων· Κλωθὼ δέ, ὅτι ἡ κατὰ τὴν εἱμαρμένην διανέμησις καὶ τὰ γεννώμενα τοῖς κλωθομένοις παραπλησίως διεξάγεται, κατὰ τὴν ἐτυμολογικὴν ἐξήγησιν τῶν ὀνομάτων ἅμα καὶ τῶν πραγμάτων συμπαρισταμένων εὐχρήστως.
Μεταλαμβάνει δ᾿ ἀντὶ … εὐχρήστως in fine plura] P=G=Q=Ly=T ↔ S(=DG) Diels druckt (A) und (B) zur Gänze in der Stobäischen Spalte der DG ab und sieht damit beide Teile als aëtianisch an. M&R718 halten (A) für aëtianisch »since it continues the theme of Chrysippean diversity of terminology.« (B) führen M&R719 hingegen auf AD zurück: »But the following words μοίρας δὲ introduce a break in thought. Moreover the style, with reversion to oratio obliqua and the sequence of single nouns followed by explanatory phrases, reflects the more
718 M&R, Sources, S. 253 f. 719 M&R, Sources, S. 254. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Buch I
descriptive, cataloguing style of AD.« Im Gegensatz dazu rechnet Mansfeld720 (A)und (B) unter AD. In der folgenden Tabelle werden die entsprechenden Kriterien von Diels / M&R auf (A) und (B) angewandt: (A)
contra PS-Quelle
Arii est maior fere capitum ambitus. (I)
×
it is unusual for P to combine two views in a single lemma. (1a)
×
eclogae ut ex Arii ampliore conexu divulsae incipiunt a δέ particula. (II)
×
Arii excerpta fere post Placita extrema collocavit. (V)
×
AD uses indirect speech almost incessantly. … A in contrast often prefers not to linger too long in indirect speech. (5.) komplexere Stilistik / Wortschatz. (XIII) (B)
contra AD
×
× contra PS-Quelle
Arii est maior fere capitum ambitus. (I)
×
it is unusual for P to combine two views. (1a)
×
eclogae ut ex Arii ampliore conexu divulsae incipiunt a δέ particula. (II)
×
Arii excerpta fere post Placita extrema collocavit. (V)
×
AD uses indirect speech almost incessantly. … A in contrast often prefers not to linger too long in indirect speech. (5.)
×
komplexere Stilistik / Wortschatz. (XIII)
×
contra AD
Für (A) ist auf der Grundlage der Kriterien kein sicheres Ergebnis zu gewinnen. Was (B) betrifft, so spricht der Kriterienkatalog eindeutig gegen ein Exzerpt aus der PS-Quelle.
720 Mansfeld, On Causes, S. 61 Anm. 111: »Therefore it is most likely that Stobaeus in his usual way replaced a brief Aëtian lemma [Stoiker-Lemma 1.28,4 P, d. Vf.] with a larger and more informative piece [A und B, d. Vf.] taken from another source, viz. Arius Didymus again.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
270
Untersuchung
Überschrift 1.29 G 43: Περὶ τύχης. Q: Über den Zufall. Ps § 106: Περὶ τύχης καὶ αὐτομάτου. Phot 167.112a: περί τε τύχης ἢ ταὐτομάτου, καὶ ὅτι ἀλόγιστος ἡ φορὰ τῆς τύχης· T 6.15: καὶ τὴν τύχην δὲ ὡσαύτως οἱ μὲν θεὸν ὑπέλαβον καὶ ὡς θεὸν ἐσεβάσθησαν· ὁ δὲ Πλάτων κτλ. (1.29,1).721 Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W)
Περὶ τύχης.
Περὶ τύχης ἢ ταὐτομάτου.
Über den Zufall.
Über Zufall oder Spontaneität.
Strukturanalyse: Das Kapitel 1.29 (1.29,1–7) ist bei Stobaios unter den beiden Stobä ischen Kapitel I.6 (Περὶ τύχης ἢ ταὐτομάτου) und I.7 (ὅτι ἀλόγιστος ἡ φορὰ τῆς τύχης) aufgeteilt, wobei unter letzteres die Lemmata 1.29,6 (P / S) und 1.29,7 (P / S) gehören.
ἢ ταὐτομάτου plura] P=G=Q(=DG) ↔ S=Phot~Ps Die Stobäische Überschrift wird von Psellos bezeugt.722 Auch bezeugen die Ps.Plut. Lemmata 1.29,3 (P / S) und 1.29,7 (P / S) das Wort τὸ αὐτόματον. Dies zeigt, dass Ps.Plutarch entgegen seiner Überschrift die Thematik ebenso wie Stobaios behandelt723 und dass die Stobäische Version als PS-Vorlage vorzuziehen ist (s. Kap. III.1.1). Hinsichtlich der Kapitelstruktur macht Leszl724 darauf aufmerksam, dass es kein Kapitel über die οὐσία der τύχη gebe, obwohl das Kapitel von der οὐσία handle, da es ebenso Definitionen biete, wie die vorhergehenden οὐσία-Kapitel. Was Theodorets Zeugnis betrifft, so bietet er das, was Ps.Plutarch in seiner Überschrift nur verspricht: Wie Ps.Plutarch erwähnt Theodoret als Leitthema (vergleichbar der Kapitelüberschrift) allein die τύχη, spricht aber − im Gegensatz zu der PS-Version − das τὸ αὐτόματον thematisch nicht an. Zusätzlich weist Theodoret gegenüber der PS-Version ein Plus auf: οἱ μὲν θεὸν ὑπέλαβον καὶ ὡς θεὸν ἐσεβάσθησαν. ὁ δὲ Πλάτων κτλ. Die Formulierung und die Verklammerung (οἱ μὲν … ὁ δὲ Πλάτων) weist Theodorets Überschuss als einen Inhalt aus, der entweder auch in der PS-Quelle stand oder in einer ihr sehr nahen Quelle (s. Kap. III.4.2). 721 Und den Zufall haben die einen ebenso für einen Gott gehalten und wie einen Gott verehrt, Platon aber … 722 Die geringfügigen Abweichungen schmälern diese Beobachtung nicht. 723 Vgl. Leszl, Problems, S. 174. 724 Leszl, Problems, S. 174 f.: »Furthermore, the similar chapter 29 ›On chance (τύχη)‹ is not accompanied by a chapter ›On the essence of chance‹ and clearly deals with the essence of chance, for it collects the definitions that have been given of it by Platon, Aristotle, Anaxagoras and the Stoics.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
Buch I
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Platon 1.29,1 G 43: Πλάτων αἰτίαν ἐν προαιρετικοῖς κατὰ συμβεβηκὸς παρακολούθημα. Q: Platon behauptete über den Zufall, daß er eine Ursache unter den frei gewählten Dingen im Zufall und mit Folgen ist. T 6.15: ὁ δὲ Πλάτων αἰτίαν εἶναι εἶπε κατά τι ξυμβεβηκὸς γινομένην, καὶ πάλιν ξύμπτωμα φύσεως ἢ προαιρέσεως κέκληκεν.725 Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W / D)
Πλάτων αἰτίαν ἐν προαιρετικοῖς κατὰ συμβεβηκὸς καὶ παρακολούθημα.
Πλάτων τὴν τύχην ἀπεφαίνετο αἰτίαν ἐν ἀπροαιρέτοις κατὰ συμβεβηκὸς καὶ παρακολούθημα καὶ σύμπτωμα, καὶ προαιρέσεως κατὰ τὴν πρὸς τὸ τέλος πρόθεσιν ἐναλλακτικὴν σχέσιν.
Platon, die Ursache unter Vorzugswahl akzidentiell und der Folge nach.
Platon, der Zufall (sei) die Ursache unter Unvorsätzlichem akzidentiell und der Folge nach und Symptom und wechselnde Haltung der freien Wahl, soweit es den Vorsatz am Schluss betrifft.
τὴν τύχην ἀπεφαίνετο plura] P=G ↔ S~T
Q?
Die Phrase lässt sich unter diejenigen Fälle rechnen, in denen Stobaios die Vorlage stilistisch glättet und den Themenwechsel ankündigt.726 Durch die Einfügung der Subjektsdoxa zeigt Stobaios an, dass es in 1.29,1 allein um die τύχη geht, ein Umstand, der bei Ps.Plutarch durch den direkten Anschluss an die Überschrift ersichtlich wird, während das vorausgehende Aristoteles-Lemma 1.29,3 den Unterschied zwischen τύχη und αὐτόματον abhandelt. ἀπροαιρέτοις pro προαιρετικοῖς] P=G=Q ↔ S
T≠
Diels727 favorisiert die Ps.Plut. Version. Das ἀπροαιρέτοις lässt sich als Schreibfehler aus dem bei Stobaios vorangehenden Aristoteles-Lemma 1.29,3 erklären (τὴν μὲν τύχην προαιρέτως συμβαίνειν, τὸ δ᾿ αὐτόματον ἀπροαιρέτως).
725 Platon sagt, dass der Zufall eine Ursache ist, entsprechend der in Erfüllung geht, was geschieht; und wiederum hat er sie ein Symptom für Natur und freie Wahl genannt. (Vgl. Müller, S. 219). 726 M&R, Sources, S. 231. 727 Diels, DG, S. 324: »ἀπροαιρέτως Stobaei error. recte Plut. cf. Plut. de fat. 7 p.572B.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
καὶ σύμπτωμα κτλ. in fine plura] P=G=Q ↔ S~T Theodoret besitzt wie Stobaios das Wort ξύμπτωμα. Durch Theodorets Zeugnis ist das Stobäische Plus aller Wahrscheinlichkeit nach auf die PS-Quelle, genauer auf die PST-Quelle zurückzuführen.728 Der Ausfall bei Ps.Plutarch kann daher seiner Rolle als Epitomator zugeschrieben werden. Gleichzeitig weist die Partikelverbindung καὶ πάλιν bei Theodoret auf Bearbeitungsspuren hin,729 die den Schluss zulassen, dass Theodoret zwei doxai miteinander kombiniert hat, vermutlich zwei Platon-Lemmata, die bei Stobaios bereits in einem Lemma miteinander verbunden sind. An dieser Stelle offenbaren sich zwischen der PSQuelle und Theodoret strukturelle Differenzen (s. Kap. III.4.2).
Aristoteles 1.29,2 Q: Aristoteles glaubte, daß er (sc. der Zufall) eine verborgene und unbeständige Ur sache per Zufall ist, welche in den Dingen auftritt, die durch das Geschick aus irgend einem Grund entstehen. T 6.15: Καὶ ὁ Ἀριστοτέλης δὲ ὡσαύτως αἰτίαν ἔφη κατὰ ξυμβεβηκὸς ἐν τοῖς καθ᾿ ὁρμὴν ἕνεκέν τινος γινομένοις ἄδηλόν τε καὶ ἄστατον. Ps.Plutarch (Mau / L)
Stobaios (W / D)
Ἀριστοτέλης αἰτίαν κατὰ συμβεβηκὸς ἐν τοῖς καθ᾿ ὁρμὴν ἕνεκά τινος γινομένοις, ἄδηλον καὶ ἄστατον.
(A) Ἀριστοτέλης, αἰτίαν κατὰ συμβεβηκός, ἐν τοῖς καθ᾿ ὁρμὴν ἕνεκά τινος γινομένοις ἄστατον καὶ ἄδηλον. (B) Καὶ ὑποθέσεις μὲν δύο ταῖς ἀρχαῖς ἐνυπάρχειν, τάξιν τε καὶ ἀταξίαν, αἰτίας δὲ τέτταρας ἐν τοῖς ὅλοις, καθ᾿ ἃς ἅπαντα συνίσταται, νοῦν, φύσιν, ἀνάγκην, τύχην· καὶ τούτων διπλῆν ἑκάστην, τὴν μὲν ἐν τοῖς ἀνθρωπίνοις πράγμασι, τὴν δ᾿ ἐν ἄλλοις· τελεῖσθαι δὲ τὰ μὲν πάντως, τὰ δὲ κατὰ τὸ πλεῖστον, τὰ δ᾿ ἄλλοτε ἀλλως. (C) Τὴν δ᾿ εἱμαρμένην οὐκ αἰτίαν μέν, τρόπον δέ τινα αἰτίας, συμβεβηκότα πως τοῖς τῆς ἀνάγκης τεταγμένοις.
728 Diels, DG, S. 324: »Theodoretus fortasse recte.« 729 Vgl. diese Beobachtung für Ps.Plutarch bei M&R, Compendium, S. 461: »Moreover, as noted above, the formulation in P joining the two parts, πάλιν δ` ὁ αὐτὸς, is a clear indication that he has connected two originally separate lemmata.« S. auch Diogenes 2.13,9 (P / S). © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
Buch I
Aristoteles, eine Ursache akzidentiell unter den Dingen, die gemäß einer Tendenz um einer Sache willen geschehen, unklar und instabil.
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Aristoteles, eine Ursache akzidentiell unter den Dingen, die gemäß einer Tendenz um einer Sache willen geschehen, instabil und unklar. Und zwar seien zwei Annahmen unter den Prinzipien, die Ordnung und die Unordnung, aber vier Grunde in dem Ganzen, gemäß denen alles konstituiert ist, Noûs, Natur, Notwendigkeit, ty che und eine jede davon doppelt: die eine ist unter den menschlichen Dingen, die andere unter anderen; das eine erfüllt sich in jedem Fall, das andere meistens, anderes verschiedentlich. Das Schicksal ist zwar nicht Grund, aber eine gewisse Art eines Grundes, die unter den geordneten Dingen im Bereich der Notwendigkeit geschieht.
ἄστατον καὶ ἄδηλον pro ἄδηλον καὶ ἄστατον] P=Q=T ↔ S Die Übereinstimmung zwischen Ps.Plutarch und Theodoret legt es nahe, in Ps.Plutarch die PS-Vorlage zu sehen.730 Lebedev731 sieht in der Übereinstimmung zwischen Ps.Plutarch und Theodoret den Beweis, dass Theodoret direkt auf Ps.Plutarch geschöpft habe. M&R732 halten dagegen, dass Stobaios die Adjektive sua sponte vertauscht haben könnte. Καὶ … τεταγμένοις in fine plura] P=Q=T ↔ S Das Aristoteles-Lemma, das bei Ps.Plutarch als ein Lemma dargestellt ist, zerfällt bei Stobaios in zwei Aristoteles-Lemmata (1.29,2+3), die jeweils umfangreicher sind und durch das Platon-Lemma 1.29,1 getrennt werden. Die Reihenfolge bei Stobaios lautet also: 1.29,3; 1.29,1; 1.29,2. Diels druckt in den DG die Stobäische Version ab. M&R’s Urteil fällt dazu unterschiedlich aus: 1. M&R733 sehen in Lemma 1.29,2 ein seltenes Beispiel dafür, dass Ps.Plutarch in der Mitte des Lemmas Kürzungen vornehme, wodurch sich
730 Diels, DG, S. 325: »fuit in Aëtio cf. Plut. et Theod., transposuit Stobaeus.« 731 Lebedev, Doxographer, S. 814. 732 M&R, Sources, S. 334: »This is simply too trivial. S can easily have reversed the adjectives.« 733 M&R, Sources, S. 189: »Examples where he leaves out a section in the middle are very rare. We have found only 1.29.2 (really two lemmata), …«. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
274
Untersuchung
die Stobäische Version ebenfalls als aëtianisch erweist. 2. M&R734 gehen ferner von zwei unterschiedlichen aëtianischen Lemmata aus (sc. 1.29,2+3), die Ps.Plutarch zu einem vereinigt habe. 3. M&R735 vermuten, dass aufgrund der Themenvielfalt ein AD-Exzerpt vorliege. 4. In den Aëtiana 2009 wiederum steht die Überlegung der aëtianische Provenienz an:736 »If S’s version at 1.6.17a, much longer than P at 1.29.2–3, is accepted for A, the concepts of necessity and chance come in by the back door, since in the first of these lemma four causes are attributed to Aristotle: ›intellect, nature, necessity chance‹ …« Es bietet sich an, den Stobäischen Zusatz in 1.29,2 in die Abschnitte (B) und (C) zu unterteilen, da (C) thematisch von der εἱμαρμένη handelt, die in den Kapiteln 1.27 + 28 abgehandelt wird. In der folgenden Tabelle ist (B) den Abgrenzungskriterien unterzogen: contra PS-Quelle Arii est maior fere capitum ambitus. (I)
contra AD
×
P tends to abridge by simply deleting whole lemmata or (less often by abbreviating longer lemmata). (6.)
×
eclogae ut ex Arii ampliore conexu divulsae incipiunt a δέ particula. (II)
×
AD uses indirect speech almost incessantly. (5.)
×
μὲν … δέ Struktur innerhalb eines Aëtios-Lemmas. (XII) komplexere Stilistik / Wortschatz bei AD. (XIII)
× ×
Das Bild erscheint ausgeglichen. Allerdings kann Kriterium II modifiziert werden: Um die Verbindung δέ μὲν zu meiden, wird bei Stobaios statt der üblichen Partikel δέ das Καὶ an den Anfang zu setzen. Dies gilt allerdings auch für die Ps.Plut. Placita (s. Kap. III.2.3). Was (C) betrifft, so sprechen die Abgrenzungskriterien gegen AD-Provenienz:
734 M&R, Sources, S. 193: »The two consecutive Aristotelian lemmata, probably derived from different sources by A, are here – quite legitimately this time – combined.« 735 M&R, Sources, S. 254: »But the passage with which S ends, καὶ ὑποθέσεις … τεταγμένοις [(B) und (C), d. Vf.] … is more discursive. It introduces various new elements (e.g. ἀρχαί, τάξις, ἀταξία). It also contains an entire sentence on εἱμαρμένη which seems quite out of place in this chapter. This mixing of themes is characteristic of AD rather than A.« 736 M&R, Compendium, S. 68. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
275
Buch I
contra PS-Quelle Arii est maior fere capitum ambitus. (I)
contra AD ×
eclogae ut ex Arii ampliore conexu divulsae incipiunt a δέ particula. (II)
×?
μὲν … δέ Struktur innerhalb eines Aëtios-Lemmas. (XII)
×
komplexere Stilistik / Wortschatz bei AD. (XIII)
×
Aristoteles 1.29,3 Q: Aber zwischen der Sache, welche zufällig geschieht und derjenigen, welche von selbst eintritt, ist ein Unterschied. Die Sache nämlich, die zufällig eintritt, geschieht von selbst und tritt nicht zufällig ein (sic); denn sie ist außerhalb von den Handlungen. Der Zufall tritt in den vernünftigen und vernunftlosen Lebewesen auf, sowie in dem, was keine Seele hat. Was aber von selbst geschieht, erfolgt in den Lebewesen, die ohne Vernunft sind, und in den Körpern, die keine Seele haben. Ps.Plutarch (L / Mau)
Stobaios (W)
Διαφέρειν δὲ τῆς τύχης τὸ αὐτόματον· τὸ μὲν γὰρ ἀπὸ τύχης καὶ ταὐτομάτου εἶναι ἐν τοῖς πρακτέοις πάντως· τὸ δ᾿ (δὲ D) αὐτόματον οὐκ ἀπὸ τύχης, ἐν γὰρ τοῖς ἔξω πράξεως· καὶ τὴν μὲν τύχην τῶν λογικῶν, τὸ δ᾿ (δὲ D) αὐτόματον καὶ τῶν λογικῶν καὶ τῶν ἀλόγων ζῷων [[ζῷων D]] καὶ τῶν ἀψύχων σωμάτων [[σωμάτων D]]. (1.29,3)
(D) Ἀριστοτέλης διαφέρειν τῆς τύχης τὸ αὐτόματον· τὸ μὲν γὰρ ἀπὸ τύχης καὶ τοῦ αὐτομάτου εἶναι ἐν τοῖς πρακτέοις (πρακτικοῖς D) πάντως· τὸ δ᾿ αὐτόματον οὐκ ἀπὸ τύχης, ἐν γὰρ τοῖς ἔξω πράξεως· καὶ τὴν μὲν τύχην τῶν λογικῶν, τὸ δ᾿ αὐτόματον καὶ τῶν λογικῶν καὶ τῶν ἀλόγων καὶ ἀψύχων· (E) καὶ τὴν μὲν τύχην προαιρέτως συμβαίνειν, τὸ δ᾿ αὐτόματον ἀπροαιρέτως· καὶ τὴν μέν τινος ὑπάρχοντος γίγνεσθαι, τὸ δὲ ἀλόγως, μηδενὸς ἔξω βουλευθέντος.
Aber es unterscheide sich von dem Zufall die Spontaneität. Der Effekt des Zufalls und der Spontaneität sei in den Handlungen gänzlich; die Spontaneität (entstehe) nicht vom Zufall her, weil er nur in Dingen außerhalb der Handlung (besteht). Und der Zufall sei den vernünftigen Wesen eigen, die Spontaneität aber den vernünftigen und unvernünftigen Lebewesen, und den leblosen Körpern.
Aristoteles, es unterscheide sich von dem Zufall die Spontaneität. Der Effekt des Zufalls und der Spontaneität sei in den Handlungen gänzlich; die Spontaneität (entstehe) nicht vom Zufall her, weil er nur in Dingen außerhalb der Handlung (besteht). Und der Zufall sei den vernünftigen (Wesen) eigen, die Spontaneität aber den vernünftigen und den unvernünftigen und den leblosen.
© 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
276
Untersuchung
Und der Zufall geschehe zwar freiwillig, die Spontaneität aber unfreiwillig; und er entstehe zwar, wenn jemand agiert, sie aber ohne Vernunft, ohne eine Entscheidung außerhalb.
Ἀριστοτέλης διαφέρειν pro διαφέρειν δὲ] P=Q ↔ S Wie bereits in 1.29,2 erwähnt, sind bei Ps.Plutarch die Lemmata 1.29,2 und 1.29,3 als ein zusammenhängendes Aristoteles-Lemma dargestellt, während bei Stobaios die zwei Aristoteles-Lemmata – getrennt durch das Platon-Lemma 1.29,1 – aufgeführt sind und zwar in umgekehrter Reihenfolge (1.29,3; 1.29,1; 1.29,2). M&R737 schreiben die veränderte Reihenfolge dem Stobaios zu: »S wishes to begin with the distinction between τύχη and αὐτόματον (cf. the title of his chapter), and so places that part of A’s lemma … first.« Im Hinblick auf den Überlieferungsprozess ist es wahrscheinlicher, dass Ps.Plutarch zwei Lemmata miteinander zu einem Lemma verbindet, als dass Stobaios ein Lemma in zwei Lemmata aufteilt. Unter dieser Voraussetzung benutzt Ps.Plutarch – wie auch Stobaios – zur Cluster-Bildung die Partikel δέ (s. Kap. III.2.3). τῶν ἀλόγων pro τῶν ἀλόγων ζῷων] P=Q ↔ S(=DG) ἀψύχων pro τῶν ἀψύχων σωμάτων] P=Q? ↔ S(=DG) καὶ τὴν … βουλευθέντος in fine plura] P=Q ↔ S(=DG) M&R738 lassen es unentschieden, ob (E) zu Aëtios oder AD gehört. Es ist anzunehmen, dass (E) im Rahmen der Cluster-Bildung an (D) angefügt ist. Statt der Partikel δὲ scheint καὶ gesetzt zu sein, um die Verbindung μὲν δὲ zu vermeiden. Auf der Grundlage der Abgrenzungskriterien fällt die Entscheidung knapp gegen AD aus. contra PS-Quelle Arii est maior fere capitum ambitus. (I) eclogae ut ex Arii ampliore conexu divulsae incipiunt a δέ particula. (II)
contra AD ×
×
737 M&R, Sources, S. 254. 738 M&R, Sources, S. 254: »The lemma in P makes good sense, as well as S’s continuation καὶ τὴν μὲν τύχην … βουλευθέντος.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
277
Buch I
contra PS-Quelle
contra AD
μὲν … δέ Struktur innerhalb eines Aëtios-Lemmas. (XII) AD uses indirect speech almost incessantly. (5.)
× ×
descriptive, cataloguing style. (XIII)
×
Epikur 1.29,6 Q: Epikuros glaubte, daß der Zufall eine unbeständige Ursache im Anblick, in der Zeit und im Ort ist. Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W)
Ἐπίκουρος ἄστατον αἰτίαν προσώποις χρόνοις τόποις.
Ἐπίκουρος ἄστατον αἰτίαν προσώποις, χρόνοις, τόποις. (τρόποις FP=DG)
Epikur, eine unbeständige Ursache für Personen, Zeiten, Orte.
Epikur, eine unbeständige Ursache für Personen, Zeiten, Orte.
Strukturanalyse: Obwohl auch das Aristoteles-Lemma 1.29,2 von der tyche als einer αἰτία ἄστατον spricht, finden sich bei Stobaios die Lemmata 1.29,2 (I.6) und 1.29,6 (I.7) in den unterschiedlichen Kapiteln I.6 und I.7.
τρόποις pro τόποις] P(HssAB=W)~Q ↔ S(=HssFP=HsC=DG).739
Anaxagoras und Stoiker 1.29,7 G 43: Ἀναξαγόρας δὲ καὶ οἱ Στωικοὶ αἰτίαν ἄδηλον ἀνθρωπίνῳ λογισμῷ. καὶ τὰ μὲν εἶναι κατὰ ἀνάγκην, τὰ δὲ καθ᾿ εἱμαρμένην, τὰ δὲ κατὰ προαίρεσιν, τὰ δὲ κατὰ τύχην, τὰ κατὰ τὸ αὐτόματον. Q: Anaxagoras und die Stoiker behaupteten über den Zufall, daß er eine den menschlichen Gedanken unbekannte Ursache ist. Denn von den geschaffenen (Dingen) sind die einen notwendigerweise, die anderen (bestehen) durch das Geschick, wieder andere durch freie Wahl oder zufällig oder ganz von selbst. T 6.15: Ἀναξαγόρας δὲ καὶ Δημόκριτος καὶ οἱ ἐκ τῆς Ποικίλης ὠνομασμένοι ἄδηλον αἰτίαν ἀνθρωπίνῳ λόγῳ. 739 Diels, DG, S. 326: »deterior lectio quam Plutarchi, at Stobaeo concedenda.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
278
Untersuchung
Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W)
Ἀναξαγόρας καὶ οἱ Στωικοὶ ἄδηλον αἰτίαν ἀνθρωπίνῳ λογισμῷ· ἃ μὲν γὰρ εἶναι κατ᾿ ἀνάγκην, ἃ δὲ καθ᾿ εἱμαρμένην, ἃ δὲ κατὰ προαίρεσιν, ἃ δὲ κατὰ τύχην, ἃ δὲ κατὰ τὸ αὐτόματον.
Ἀναξαγόρας καὶ οἱ Στωικοὶ ἄδηλον αἰτίαν ἀνθρωπίνῳ λογισμῷ· ἃ μὲν γὰρ εἶναι κατ᾿ ἀνάγκην, ἃ δὲ καθ᾿ εἱμαρμένην, ἃ δὲ κατὰ προαίρεσιν, ἃ δὲ κατὰ τύχην, ἃ δὲ κατὰ τὸ αὐτόματον. Τύχη ἀτάκτου ἐνεργείας ἐστὶ προσηγορία.
Anaxagoras und die Stoiker, eine für menschliches Raisonnement undurchschaubare Ursache; denn [für das Denken] gebe es das eine aufgrund von Notwendigkeit, anderes aufgrund des Fatums, anderes aufgrund eines Vorsatzes, anderes aufgrund von Zufall und wieder anderes schließlich aufgrund zufälliger spontaner Eingebungen [etwa der Kinder]. (Hülser, fr. 1003).
Anaxagoras und die Stoiker, eine für menschliches Raisonnement undurchschaubare Ursache; denn [für das Denken] gebe es das eine aufgrund von Notwendigkeit, anderes aufgrund des Fatums, anderes aufgrund eines Vorsatzes, anderes aufgrund von Zufall und wieder anderes schließlich aufgrund zufälliger spontaner Eingebungen. Der Zufall ist die Bezeichnung für ungeordnete Tätigkeit.
Ἀναξαγόρας καὶ οἱ Στωικοὶ desunt] P=G=Q(=DG=DK=W) ↔ S
T≠
Im Vergleich zu Wachsmuth, der sich an dem Ps.Plut. Wortlaut orientiert, zeigt die Stobäische Hss-Lage ein anderes Bild: Denn in den Hss FP fehlen die Namen im Text.740 Bei Theodoret ist der Name »Demokrit« zusätzlich zwischen Anaxagoras und den Stoikern aufgelistet. Diels hält es für möglich, dass der von Stobaios gebotene Schlusssatz zu Demokrit gehört. In DK ist Ἀ. καὶ Δημόκριτος καὶ οἱ Στωικοὶ ἄδηλον κτλ. abgedruckt. Wachsmuth741 spricht sich dagegen aus, da der Schlusssatz von dessen Lehre abweiche und sieht ihn als pythagoreisch an (I.6,18). Nach Leszl742 darf Theodoret bei der Aëtios-Rekonstruktion nicht unberücksichtigt bleiben. Ebenso Mansfeld,743 »unless one assumes that Theodoret added the name-label, which is unlikely.« Τύχη ἀτάκτου ἐνεργείας ἐστὶ προσηγορία in fine plura] P=G=Q ↔ S
T–
740 S. Wachsmuth, Eclogae, S. 92: »Ἀναξαγόρας καὶ οἱ στωικοὶ in textu om. FP, sed P hic mrg habet ἀναξαγορ, et F mrg supra ad v. 9 ἀναξογαρας,, infra ad v. 16 καὶ οἱ στωικοὶ.« 741 Wachsmuth, Eclogae, S. 92. 742 Leszl, Problems, S. 169 Anm. 51. 743 Mansfeld, Democritus, S. 284. Ebd.: »This Theodorotean / Aëtian attribution to Democritus will in the final resort be an echo of Aristotle’s discussion at Ph. 195b30 ff.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
Buch II
279
2. Buch II Überschrift 2.1 G 44: Περὶ κόσμου. Q: Über die Welt. Cy 2.14: Πλούταρχος τοίνυν, ἀνὴρ τῶν παρ᾿ αὐτοῖς οὐκ ἄσημος γεγονώς, ἐν τῷ δευτέρῳ βιβλίῳ τῆς τῶν »Φυσικῶν δογμάτων« συναγωγῆς, οὕτω φησὶ περὶ τοῦ κόσμου· Sy 27: Περὶ κόσμου. Phot 167.112b: περὶ κόσμου καὶ εἰ ἔμψυχος καὶ προνοίᾳ διοικούμενος, καὶ ποῦ ἔχει τὸ ἡγεμονικόν, καὶ πόθεν τρέφεται· Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W)
Περὶ κόσμου.
Περὶ κόσμου καὶ εἰ ἔμψυχος καὶ προνοίαι διοικούμενος (2.3) καὶ ποῦ ἔχει τὸ ἡγεμονικὸν (s. 2.4) καὶ πόθεν τρέφεται (2.5).
Über den Kosmos.
Über den Kosmos und ob er beseelt (ist) und durch Vorsehung regiert (wird) und wo er seinen leitenden Teil hat und woher er ernährt wird.
καὶ εἰ ἔμψυχος … τρέφεται plura] P=G=Q=Sy(=DG=M&R)~ Cy ↔ S=Phot Der Stobäische Überschuss findet − bis auf ποῦ ἔχει τὸ ἡγεμονικὸν − seine Entsprechung in den Ps.Plut. Überschriften 2.3 (Εἰ ἔμψυχος ὁ κόσμος καὶ προνοίᾳ διοικούμενος) und 2.5 (Πόθεν τρέφεται ὁ κόσμος), die bei Stobaios einen Generaltitel ergeben. Die Ps.Plut. Überschrift erscheint ebenfalls wie ein Generaltitel oder ein Überblickskapitel: 1. In dem Ps.Plut. Prooemium1 werden die gesamten Placita thematisch mit dem Ausdruck περὶ κόσμου καὶ τῶν ἐν κόσμῳ umrissen. 2. Die inhaltlich verschiedenen Lemmata in Kapitel 2.1 stellen die Einheit des Kapitels in Frage: Denn darunter falle, wie Leszl2 anmerkt, die Frage nach der Namensbezeichnung (Pythagoras 2.1,1), nach der Anzahl der Welten (2.1,2+3) und nach der Übereinstimmung zwischen ὅλον und τὸ πᾶν (2.1,7). 3. Die Ps.Plut. Lemmata des Kapitels erwecken ihrerseits den Eindruck Überschriften zu sein, wie aus der Überschriftenliste Galens in de locis affectis (s. Kap. I.3.2) hervorgeht, da Ps.Plutarch Themen unter Kapitel 2.1 subsumiert, die bei Galen getrennt vorkommen. Leszl3 folgert daraus, dass die Galen-Stelle bezeuge, »that even an 1 Ps.Plutarch 874E7–8 (Lachenaud): καὶ φυσικὸν μὲν ὅταν περὶ κόσμου ζητῶμεν καὶ τῶν ἐν κόσμῳ, … 2 Leszl, Problems, S. 175. 3 Leszl, Problems, S. 176. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
280
Untersuchung
ancient author would have recognized that the organization of the material in the Epitomé is unsound on various points.« 4. Die Lemmata 2.1,2+3, die von der Anzahl der κόσμοι handeln, zeigen inhaltliche Berührungspunkte mit Kapitel 1.5, ein Umstand, der die räumliche entfernte Kapiteltrennung bei Ps.Plutarch zwischen 2.1 (Περὶ κόσμου) und 1.5 (Εἰ ἕν τὸ πᾶν) in Frage stellt. S. dagegen bei Stobaios die Verknüpfung beider Kapitel unter I.22; vgl. auch Achilles, der unter der Kapitelüberschrift Τίς οὐσία οὐρανοῦ (Kap. 5) Lemmata 1.5,4; 2.1,1 und 2.1,7 aufführt.4 5. Die Berührung zwischen beiden Kapiteln zeigt sich auch darin, dass sich 2.1,7 auf πᾶν bezieht, die Lemmata aus 1.5 alle auf den κόσμος. 6. Schließlich wird von Abū Bakr ar-Rāzī5 (s. Lemma 1.5,4) das Seleukos-Lemma (2.1,5) einige Zeilen nach dem Metrodoros-Lemma (1.5,4) zitiert, in beiden Fällen mit dem Hinweis auf Plutarch (sc. Ps.Plutarch) als Quelle. Dies zeigt, dass eine Version unter dem Namen des (Ps.)Plutarch im Umlauf war, welche die Kapitel 1.5 und 2.1 in einen Zusammenhang gebracht hat (s. auch Seleukos 2.1,5). M&R6 sehen in den beiden Kapiteln einen unterschiedlichen Stand der Tradition: Kapitel 2.1 betrachte die Thematik aus der Perspektive der Kosmologie, Kapitel 1.5 aus der Perspektive der Prinzipien. M&R7 fügen das Kapitel 2.1 in das aus Typ A bestehende diairetische System ein. Statt der Aufteilung zwischen einem κόσμος (2.1,2) und unbegrenzten κόσμοι (2.1,3) wäre auch die Aufteilung zwischen einem und vielen κόσμοι denkbar. Dafür spricht der Ps.Plut. Überschriftenauszug bei Eusebios (PE 15.32), der darin die Trennung zwischen Einzahl und Vielzahl darlegt. εἰ χρὴ τὸ πᾶν ἓν (1.5) ἢ πολλὰ ἡγεῖσθαι καὶ εἰ ἕνα τὸν κόσμον ἢ πλείους. Das strukturelle Konzept des Eusebios, πᾶν und κόσμος im Hinblick auf Einzahl und Mehrzahl zu unterscheiden, erweist sich im Vergleich zu der PS-Version als überzeugender (vgl. Galen) und lässt darauf schließen, dass die Vorlage des Eusebios an dieser Stelle nicht mit der Ps.Plut. Version der Hss übereinstimmt.
4 2.1,1 τὸ δὲ πᾶν κόσμον Πυθαγόρας ἐκάλεσεν ἐκ τῆς διακοσμήσεως, οὐδεὶς δὲ πρὸ αὐτοῦ. 2.1,7 τὸ δὲ πᾶν τοῦ ὅλου παρὰ τοῖς Στωϊκοῖς διαφέρει· ὅλον μὲν γὰρ λέγουσι τὸν κόσμον, πᾶν δὲ μετὰ τοῦ κενοῦ. 2.1,3 Ἐπίκουρος δὲ πολλοὺς κόσμους ὑποτίθεται καὶ ὁ διδάσκαλος αὐτοῦ Μητρόδωρος. 5 Daiber, Aetius, S. 377–8. 6 S. M&R, Compendium, S. 311. 7 M&R, Compendium, S. 318. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
Buch II
281
Pythagoras 2.1,1 G 44: Πυθαγόρας πρῶτος ὠνόμασε τὴν τῶν ὅλων περιοχὴν κόσμον ἐκ τῆς ἐν αὐτῷ τάξεως. Q: Pythagoras war der erste, welcher die alles umfassende Sache als Welt bezeichnete. Ihr Sinn ist in der Sprache der Griechen »Ordnung«. Er benannte sie mit diesem Namen wegen der Ordnung in ihr. Cy 2.14: »Πυθαγόρας πρῶτος ὠνόμασε τὴν τῶν ὅλων περιοχὴν ›κόσμον‹ ἐκ τῆς ἐν αὐτῷ τάξεως. Ach 5 (Τίς οὐσία οὐρανοῦ): τὸ δὲ πᾶν κόσμον Πυθαγόρας ἐκάλεσεν ἐκ τῆς διακοσμήσεως, οὐδεὶς δὲ πρὸ αὐτοῦ. Ps.Plutarch (L / M/D)
Stobaios (W)
Πυθαγόρας πρῶτος ὠνόμασε τὴν τῶν ὅλων περιοχὴν κόσμον ἐκ τῆς ἐν αὐτῷ τάξεως.
Ὅς καὶ πρῶτος ὠνόμασε τὴν τῶν ὅλων περιοχὴν κόσμον ἐκ τῆς ἐν αὐτῷ τάξεως.
Pythagoras bezeichnete als erster die Umarmung des Ganzen als Kosmos wegen der Ordnung in ihm.
Dieser bezeichnete auch als erster die Umarmung des Ganzen als Kosmos wegen der Ordnung in ihm.
Ὅς καὶ pro Πυθαγόρας] P=G=Q=Cy=Ach(=DK=M&R2009) ↔ S
(2 / 3)
Da bei Stobaios das name-label im Rahmen eines Clusters nur für das Kopflemma reserviert ist (Lemma 2.1,1 schließt an 2.4,1 an), fällt das name-label »Pythagoras« aus und wird durch eine Partikel ersetzt. Statt der üblichen Partikel δέ wird an dieser Stelle Ὅς καὶ verwendet. Dementsprechend ist ὃς καὶ bei Diels in eckige Klammern gesetzt.
Thales c.s. 2.1,2 G 44: Θαλῆς ἕνα τὸν κόσμον. Q: Thales und seine Anhängerschaft glaubten, daß die eine Welt eine (einzige) ist. Cy 2.14: Θαλῆς καὶ οἱ ἀπ᾿ αὐτοῦ ἕνα τὸν κόσμον· T 4.15: Καὶ γὰρ δὴ τὸν κόσμον Θαλῆς μὲν καὶ Πυθαγόρας καὶ Ἀναξαγόρας καὶ Παρμενίδης καὶ Μέλισσος καὶ Ἡράκλειτος καὶ Πλάτων καὶ Ἀριστοτέλης καὶ Ζήνων ἕνα εἶναι ξυνωμολόγησαν· © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
282
Untersuchung
Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W / D)
Θαλῆς καὶ οἱ ἀπ᾿ αὐτοῦ
Θαλῆς, Πυθαγόρας, Ἐμπεδοκλῆς, Ἔκφαντος, Παρμενίδης, Μέλισσος, Ἡράκλειτος, Ἀναξαγόρας, Πλάτων, Ἀριστοτέλης, Ζήνων ἕνα τὸν κόσμον.
ἕνα τὸν κόσμον. Thales und seine Nachfolger, einen Kosmos gebe es.
8
Thales, Pythagoras, Empedokles, Ek phantos,8 Parmenides, Melissos, Heraklit, Anaxagoras, Platon, Aristoteles, Zenon, einen Kosmos gebe es.
Θαλῆς, Πυθαγόρας κτλ. pro καὶ οἱ ἀπ᾿ αὐτοῦ] P=Q=Cy~G ↔ S(=M&R2009)~T Die Forschung führt die Stobäische Version auf »Aëtios« zurück: Diese Meinung wird von Diels,9 Kerschensteiner10 und M&R11 vertreten, die damit Ps.Plutarch die Formulierung καὶ οἱ ἀπ᾿ αὐτοῦ zuschreiben.12 Es erscheint plausibel, οἱ ἀπ᾿ αὐτοῦ als Kürzungsformel für die bei Stobaios vorhandenen Namen aufzu fassen. Wie aus dem Vergleich hervorgeht, steht Theodoret der Stobäischen Version sehr nahe. Die Abweichungen bei Theodoret (Empedokles, Ekphantos sind ausgelassen, Anaxagoras steht an anderer Stelle) führen M&R13 auf dessen paraphrasierende Exzerpierweise zurück. Gleichwohl bleiben Fragen offen: Ps.Plutarch fasst unter die Kürzungsformel Philosophen (wie etwa Zenon) unter Thales’ Anhängerschaft zusammen. Für den Benutzer der Ps.Plut. Placita ist dies aus der Kürzungsformel nicht zu entnehmen, wodurch der Sinn einer solchen Kürzung in Frage gestellt wird. Gleichzeitig wird der Leser durch die Kürzungsformel in die Irre geführt, da die Formel – nicht zuletzt aufgrund der Sukzessionsbestrebung in 1.3,7 – die Beziehung zu der direkten Anhängerschaft Thales’, also zu Anaximander und Anaximenes herstellt, die aber gerade im darauf folgenden Lemma 2.1,3 unter diejenigen Denker gezählt werden, die mehrere Welten annehmen (Kap. III.2.3). Dass Anaximander und Anaximenes zu Thales gehören, wird auch in dem 8 Mueller, S. 4369: »Ekphantus of Syracuse is a very mysterious figure in the history of philosophy. … The other reference to Ekphantus in Aetius are from Stobaeus, who includes Ekphantus in a lengthy list of believers in a single cosmos, information not mentioned by Hippolytus but inferrable from what he does say.« 9 In den DK wird das Lemma unter der jeweiligen Namensrubrik zusammen mit ἕνα τὸν κόσμον abgedruckt. 10 Kerschensteiner, S. 27. 11 Vgl. M&R, Sources, S. 192. 12 Vgl. aber Readers Feststellung, dass die Formel οἱ ἀπὸ aëtianisch sei; Readers, S. 81. S. ebenso M&R, Sources, S. 287. 13 M&R, Compendium, S. 309. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
Buch II
283
Thales-Lemma 1.3,1 angedeutet, in dem mit solch einer Formulierung ἀπ᾿ αὐτοῦ (sc. Θαλῆς) ἡ Ἰωνικὴ αἴρεσις προσηγορεύθη auf die ionischen Philo sophen Anaximander, Anaximenes, Anaxagoras und auch Archelaos verwiesen wird. Archelaos indes gehört in Kapitel 2.1 nicht unter die Anhängerschaft von Thales (2.1,2), sondern wird in 2.1,3 unter diejenigen Philosophen gerechnet, die an mehrere Welten glauben.14 Schließlich wird Anaxagoras 2.4,6 (S) auch als Vertreter mehrerer Welten genannt.15 Sowohl die Kürzung bei Ps.Plutarch als auch das Sammelreferat bei Stobaios zeigen einen inkohärenten Umgang mit dem Material. Entweder ist dies auf Stobaios und Ps.Plutarch zurück zuführen, so dass beide Versionen die PS-Vorlage nicht wiedergeben, oder sie spiegeln die Inkohärenz ihrer Vorlage wieder, so dass eine Rekonstruktion nach einem strukturellen System problematisch wird.
Demokrit c.s. 2.1,3 G 44: Δημόκριτος καὶ Ἐπίκουρος καὶ ὁ τούτου καθηγητὴς Λεύκιππος ἀπείρους κόσμους ἐν τῷ ἀπείρῳ κενῷ. Q: Demokritos, Epikuros und ihr Lehrer Metrodoros glaubten, daß die Welt ein Unendliches in dem ist, was in jeder Lage unendlich ist. Cy 2.14: Δημόκριτος καὶ Ἐπίκουρος καὶ ὁ τούτου καθηγητὴς (μαθητὴς, Migne) Μητρόδωρος ἀπείρους κόσμους ἐν τῷ ἀπείρῳ κατὰ πᾶσαν περίστασιν· T 4.15: Ἀναξίμανδρος δὲ καὶ Ἀναξιμένης καὶ Ἀρχέλαος καὶ Ξενοφάνης καὶ Διογένης καὶ Λεύκιππος καὶ Δημόκριτος καὶ Ἐπίκουρος πολλοὺς εἶναι καὶ ἀπείρους ἐδόξασαν. Ach 5: Ἐπίκουρος δὲ πολλοὺς κόσμους ὑποτίθεται καὶ ὁ διδάσκαλος αὐτοῦ Μητρόδωρος. Ach 8: Οἳ μὲ εἶναί τι ἐκτός φασιν, ὥσπερ καὶ Ἐπίκουρος (ὃς καὶ ἀπείρους κόσμους ὑποτίθεται ἐν ἀπείρωι τῶι κενῶι). Sy 27: Τινὲς τῶν φιλοσόφων ἐδόξασαν ἀπείρους εἶναι κόσμους καὶ ἐν ἐκάστῳ γῆν ὁμοίαν ταύτῃ καὶ ἀθρώπους καὶ ζῶα.
14 Pythagoras wird ebenfalls unter die Nachfolger von Thales gesetzt, obwohl in dem arche-Kapitel 1.3 mit Pythagoras als Schulhaupt die italische Reihe beginnt (Πάλιν δ᾿ ἀπὸ ἄλλης ἀρχῆς Πυθαγόρας κτλ.). 15 Denn in dem Lemma 2.4,6 wird Anaxagoras unter diejenigen Denker gezählt, die glauben, dass die Welt vergänglich sei, wodurch ausgedrückt wird, dass »Anaxagoras an eine Sukzession von Welten geglaubt habe.« KRS, S. 415. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
284
Untersuchung
Ps.Plutarch (L / Mau)
Stobaios (W / D)
Δημόκριτος καὶ Ἐπίκουρος καὶ ὁ τούτου καθηγητὴς Μητρόδωρος ἀπείρους κόσμους ἐν τῷ ἀπείρῳ κατὰ πᾶσαν περίστασιν.
Ἀναξίμανδρος, Ἀναξιμένης, Ἀρχέλαος, Ξενοφάνης, Διογένης, Λεύκιππος, Δημόκριτος, Ἐπίκουρος ἀπείρους κόσμους ἐν τῷ ἀπείρῳ κατὰ πᾶσαν περιαγωγήν.
Demokrit und Epikur und dessen Lehrer Metrodoros, unendliche kosmoi in dem Unendlichen gemäß jeder Ausdehnung.
Anaximander, Anaximenes, Archelaos, Xenophanes, Diogenes, Leukippos, Demokrit, Epikur, unendliche kosmoi in dem Unendlichen gemäß jeder »Periode der Weltbildung (?).« (12 DK 17).
Strukturanalyse: Aus der Galen-Schrift de locis affectis (Kap. I.3.2) geht hervor, dass die dialektische Fragestellung das Thema »Unbegrenztheit« und »Vielzahl der Welten« getrennt behandelt. Vgl. Achilles, der beide doxai von der Anzahl und der Unbegrenztheit in getrennten Kapiteln aufführt (Kap. 5; Kap.8). In dem PS-Material stehen die Referaten von einem κόσμος und den unbegrenzten κόσμοι nebeneinander (2.1,2+3), die M&R16 in eine diaphonische Struktur fügen. Theodoret stellt dagegen die doxai von dem einen κόσμος und den vielen κόσμοι gegenüber. Vgl. ebenso Eusebios (PE 15.32), der in seinem Überblick der Ps.Plut. Überschriften ebenfalls die Fragestellung von dem einen oder den vielen κόσμοι aufweist.17 Damit besitzen also Achilles, Theodoret und Eusebios im Vergleich zu dem PS-Material eine strukturell überzeugendere Aufteilung. Der Verdacht liegt nahe, dass das Sammeletikett mit einer Verallgemeinerung des Inhalts einhergeht, dass es also in der PS-Quelle jeweils ein Lemma zu der Vielzahl der Welten und zur Unbegrenztheit gab.
Ἀναξίμανδρος … Λεύκιππος plura] P=G=Q=Cy=Ach ↔ S(=M&R)~T Theodoret bestätigt die überschüssigen Namen bei Stobaios zur Gänze, dazu in derselben Reihenfolge aber in syndetischer Form. Hingegen fehlen diese Namen bei Achilles, der in der Etikettierung mit Ps.Plutarch übereinstimmt. Damit tritt der Fall ein, dass Achilles als unabhängiger Textzeuge Ps.Plutarch näher steht, Theodoret hingegen Stobaios. Ohne das Zeugnis von Achilles würde man ohne Weiteres annehmen, dass Stobaios die vollständigere Version liefert. So aber wirft die Textzeugenlage das Problem auf, warum, wenn Stobaios die PS-Quelle wiedergibt, dann zufälligerweise dieselben Namen auch bei Achilles und bei Ps.Plutarch fehlen. Oder, wenn man in Ps.Plutarch die PS-Quelle sieht, wieso dann zufälligerweise Stobaios und Theodoret diese zusätzlichen Namen haben. Ferner bestätigt Theodoret den auch von Stobaios gebotenen Namen 16 M&R, Compendium, S. 313. 17 Eusebios, PE 14.32: εἰ χρὴ τὸ πᾶν ἓν ἢ πολλὰ ἡγεῖσθαι καὶ εἰ ἕνα τὸν κόσμον ἢ πλείους. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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»Xenophanes«, der die Einheit des Alls postuliert.18 So scheint auch Theodorets Sammeletikett aus einer gewaltsamen Zuweisung verschiedener Namen zu bestehen, die Ausdruck eines Zusammenschlusses mehrerer Referate sein kann.19 Gleichzeitig besitzt Theodoret wie Achilles durch die Erwähnung der πολλοὶ κόσμοι ein strukturelles Plus gegenüber der PS-Version. Die fehlende Kohäsion der Textzeugen untereinander zeigt, dass weder Ps.Plutarch, Stobaios noch Theodoret auf ein und dieselbe Vorlage reduziert werden können.20 Δημόκριτος, Ἐπίκουρος pro Δημόκριτος κ. Ἐ.] P=G=Cy=Ach=T ↔ S(=M&R) Q? Die Partikel καί gilt als Hinweis darauf, dass der Eingriff von Stobaios ist.21 Wenn also die asyndetische Form der PS-Vorlage entspricht, dann ist bei Ps.Plutarch dieselbe Arbeitstechnik zu beobachten. (S. Kap. III.2.3). καὶ ὁ τούτου καθηγητὴς Μητρόδωρος desunt] P=Cy(=M&R)~G~Q~Ach ↔ S=T Forschungslage: Wenn die Placita »Metrodoros« nennen, so meinen sie, wie Volkmann annimmt, stets Metrodoros von Chios,22 der als Schüler des Demokrit und als Lehrer des Epikur gilt (Demokrit → Metrodoros → Epikur). Nach der Hss-Lage besitzt Ps.Plutarch die Lesart τούτων μαθητὴς Μ., die einer Korrektur bedarf: Metrodoros von Chios ist zwar Schüler Demokrits, aber kein Schüler Epikurs.23 Die Äußerungen zur Schultradition finden sich auch bei den übrigen Textzeugen, aber in unterschiedlichen Versionen, die ebenfalls problematisch sind: Bei Qostā Ibn Lūqā steht das Wort »Lehrer«, aber er liest wie die P-Hss τούτων (»Demokritos, Epikuros und ihr Lehrer Metrodoros glaubten«). Bei Ps.Galen steht hinter Epikur die Phrase ὁ τούτου καθηγητὴς Λεύκιππος, obwohl sie nach Demokrit stehen müsste (Volkmann vermutet, dass bei Ps.Galen vor Leukippos die Worte Μητρόδωρος καὶ ausgefallen sind).24 Bei Cyrill (ὁ τούτου μαθητὴς Μ.) ist der Ausdruck bis auf den Singular des Pronomens mit den Hss des Ps.Plutarch identisch. Cyrill geht dabei aber offensichtlich von dem Epikureer Metrodoros von Lampsakos aus. Diels hat, um
18 DK 21A30; DK 21A33; DK 21A35. 19 So Kerschensteiner (S. 27) über das Sammelreferat bei Stobaios. 20 Vgl. KRS, S. 135–6, nach denen keine der beiden Versionen Theophrast korrekt wiedergeben könne. Beide seien aus einer Verallgemeinerung der atomistischen Argumente entstanden. 21 M&R, Compendium, S. 410. 22 Volkmann, Referate, S. 697. 23 Der Epikureer Metrodoros von Lampsakos ist zwar Schüler Epikurs, aber kein Schüler Demokrits. 24 Volkmann, Referate, S. 697. Nach M&R (Sources, S. 148) ist bei Ps. Galen kein Ausfall zu beobachten, sondern ursprünglich habe Metrodoros als Lehrer des Epikur dagestanden: »In § 44, drawing on P 2.1, G is suspicious of the statement that Metrodoros was the teacher of Epicurus, and so changes to Δημόκριτος καὶ Ἐπίκουρος καὶ ὁ τούτου καθηγητὴς Λεύκιππος.« So auch Diels, DG, S. 621: »Λεύκιππος pro Metrodoro est inventum Galeni.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
Metrodoros von Chios als Lehrer des Epikur zu bewahren, eine Korrektur aus Cyrill (τούτου) und aus Ps.Galen (καθηγητὴς) vorgenommen, die von Mau und Lachenaud abgedruckt wird. Die Cyrill-Ausgabe von Burguière-Évieux ersetzt allerdings das μαθητὴς (Migne) durch καθηγητὴς, wodurch die Diels’sche Konjektur bestätigt wird.25 Achilles bestätigt mit seiner etwas abweichenden Formulierung (ὁ διδάσκαλος αὐτοῦ Μητρόδωρος) die Diels’sche Konjektur der Ps.Plut. Hss und die Cyrill-Version nach Burguière-Évieux. M&R26 schließen sich Diels’ Rekonstruktion an.
Stobaios und Theodoret weisen die Metrodoros-Information nicht auf (P ↔ S=T). Schreibt man sie der PS-Quelle zu, hätten demnach zwei unabhängige Text zeugen zufälligerweise diese Information ausgelassen. Diels argumentiert, dass die Metrodoros-Information nicht ursprünglich an dieser Stelle in 2.1,3 gestanden habe und setzt die Phrase in doppelt eckige Klammern,27 um anzuzeigen, dass es sich um einen Zusatz von Ps.Plutarch selbst handelt. Er glaubt, dass die Phrase auf der Grundlage von Lemma 1.5,4 interpoliert sei, in dem das Metrodoros-Lemma den nur bei Stobaios vorhandenen Zusatz Μητρόδωρος ὁ καθηγητὴς Ἐπικούρου liefert.28 Die Theorie der Interpolation ist nicht unproblematisch: Abgesehen von der möglicherweise bei Cyrill (s. Burguière-Évieux) vorhandenen Version, liest keiner der Textzeugen von 2.1,3 die Phrase, die dem Stobäischen Ausdruck in 1.5,4 entspricht. Und warum sollte Ps.Plutarch den Ausdruck in 1.5,4 auslassen und ihn erst in 2.1,3 einfügen? Solche näheren Angaben wie etwa Patronym, Ethnikon oder Schulzugehörigkeit gehören an den Anfang einer Schrift.29 Vor allem bestätigt Achilles, dessen unabhängigen Status Diels in den DG noch nicht erkannte, die Ps.Plut. Version. Die Überlieferungslage der Textzeugen bringt die Frage nach den Abhängigkeitsverhältnissen ins Spiel: Einerseits stimmen Stobaios und Theodoret in der Namensauflistung ohne Metrodoros überein, andererseits stimmen Ps.Plutarch und Achilles als »cousin writings«30 mit der Erwähnung des Metrodoros über 25 Diese Lesart wird auch von M&R (Sources, S. 168 Anm. 148) bevorzugt: »The new edition by Burguière and Évieux corrects the Migne edition at one or two interesting points; e.g. the deviant reading μαθητής at 2.1.3 is replaced by the standard καθηγητὴς in P.« 26 M&R, Compendium, S. 318. 27 [[καὶ ὁ τούτου καθηγητὴς Μητρόδωρος ]]. 28 Diels, DG, S. 327: »cf. Prol. p.22 sq. ubi Metrodori memoriam ex I 5 4 a Plutarcho interpolatam dixi.« Diels, DG, S. 22 f.: »iam vero e Stobaeo Theodoretoque apparet, ex Plac. I 5 4 Μητρόδωρος ὁ καθηγητὴς Ἐπικούρου a Plutarcho demum illam mentionem esse inter polatam.« 29 S. dazu M&R, Compendium, S. 312. 30 Nach M&R (Compendium, S. 312) kann Achilles keine Hilfe bieten, weil sie »at best cousin writings« sind. S. die unterschiedliche Beurteilung des Textzeugenstatus von Achilles. M&R, Compendium, S. 312: »It is possible that Achilles coalesced the equivalents 1.5 and 2.1 © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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ein. M&R31 belassen das Metrodoros-Material in dem Lemma 2.1,3 und erklären die Auslassung bei Theodoret, dass »perhaps he thought three atomists were enough, and from Clement Str. 1.64.4 he would have known that the description was factually incorrect.« Denkbar wäre es auch, von einer Zwischenquelle auszugehen, die Metrodoros nicht mehr aufführt und aus der Stobaios und Theodoret geschöpft haben (s. Kap. III.4.4). περιαγωγήν pro περίστασιν] P=Q=Cy(=M&R) ↔ S
T–
Empedokles 2.1,4 G 44: Ἐμπεδοκλῆς δὲ τὸν τοῦ ἡλίου δρόμον εἶναι περιγραφὴν τοῦ πέρατος τοῦ κόσμου. Q: Empedokles glaubte, daß die Bahn der Sonne die äußerste Grenze der Welt umfaßt. Cy 2.14: Ἐμπεδοκλῆς τὸν τοῦ ἡλίου περίδρομον εἶναι περιγραφὴν τοῦ πέρατος τοῦ κόσμου· Ps.Plutarch (L / Mau)
Stobaios (W / D)
Ἐμπεδοκλῆς τὸν τοῦ ἡλίου περίδρομον εἶναι περιγραφὴν τοῦ κόσμου καὶ τοῦ πέρατος αὐτοῦ.
Ἐμπεδοκλῆς τὸν τοῦ ἡλίου περίδρομον εἶναι περιγραφὴν τοῦ πέρατος τοῦ κόσμου.
Empedokles, der Umlauf der Sonne sei die Umrahmung des Kosmos und seiner Grenze.
Empedokles, der Umlauf der Sonne sei die Umrahmung der Grenze der Welt.
τοῦ πέρατος κτλ. pro τοῦ κόσμου κτλ.] P ↔ S=G=Cy(=DK=DG=M&R)
Q≠
that were present in his Vorlage.« Achilles wird also genau das zuschreiben, was Diels Ps.Plutarch zugeschrieben hatte. Damit wird der Beweischarakter für Ps.Plutarch umgangen. 31 M&R, Compendium, S. 312. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
Seleukos 2.1,5 Q: Seleukos glaubte, daß die Welt unendlich ist. Cy 2.14: Σέλευκος ἄπειρον τὸν κόσμον· Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W / D)
Σέλευκος ἄπειρον τὸν κόσμον.
Σέλευκος ὁ Ερυθραῖος καὶ Ἡρακλείδης ὁ Ποντικὸς ἄπειρον τὸν κόσμον.
Seleukos, unbegrenzt (sei) der Kosmos.
Seleukos Erythreios und Herakleides Pontikos, unbegrenzt (sei) der Kosmos.
ὁ Ερυθραῖος καὶ Ἡρακλείδης ὁ Ποντικὸς plura] P=Q=Cy ↔ S(=M&R) Zur asyndetischen Aufzählung der Namen in der PS-Vorlage, s. M&R.32 Der Philosoph Abū Bakr ar-Rāzī (s. 1.5,4; Überschrift 2.1) zitiert das Referat des Seleukos wesentlich ausführlicher als es aus der PS-Version hervorgeht. Dieser Inhalt ist in den griechischen Quellen nicht zu finden.33 Aufgrund des εἰ-Stils sollte man die von Rāzī gebotene Version dem Ps.Plutarch jedoch nicht absprechen. Zwar entspricht sie nicht dem Aufbau eines typischen Placitum, der Stil ist aber nicht unbekannt (vgl. z. B. Lemma 2.5,1; s. Kap. III.3.2). Wenn die von Rāzī gebotene Version, wie angegeben, aus Ps.Plutarch stammt, so folgt daraus, dass er entweder seine Version aus einer reichhaltigeren Quelle geschöpft hat und die PS-Quelle im Vergleich dazu limitiert ist oder dass man nachträglich, also auf der Ps.Plut. Ebene, mit angereichertem Material rechnen muss. Beide Fälle zeigen, dass sich die Abhängigkeitsverhältnisse komplexer gestalten können und es bereits Schwierigkeiten bereitet, die Ps.Plut. Placita als Text zu konstituieren (s. Kap. I.8.1).
32 M&R, Compendium, S. 410. 33 Daiber, Aetios, S. 377: »Er (gemeint ist … Plutarch, welcher vor einem Exzerpt aus Plac. I 5,4 genannt ist) berichet von Seleukos, er habe bei seiner Behauptung, diese Welt sei unendlich, damit argumentiert, daß er sagte: Wenn die Welt begrenzt ist, wird sie dann durch etwas oder durch nichts begrenzt? Falls sie nun duch etwas begrenzt wird, entspricht das meiner Behauptung. Wenn sie aber durch nichts (begrenzt wird), entspricht (auch) das meiner Behauptung. Wenn sie aber durch nichts (begrenzt wird), ist es möglich, daß sie sich dem Nichts anpaßt und daß sie das Nichts berührt, ebenso wie sie durch Nichts begrenzt wird.« Es folgt eine Erwiederung des Rāzī. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Diogenes 2.1,6 Q: Diogenes glaubte, daß das Ganze an kein Ende gelangt, die Welt aber begrenzt ist. Cy 2.14: Διογένης τὸ μὲν πᾶν ἄπειρον, τὸν δὲ κόσμον πεπεράνθαι. Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W / Diels)
Διογένης τὸ μὲν πᾶν ἄπειρον, τὸν δὲ κόσμον πεπεράνθαι.
Διογένης καὶ Μέλισσος τὸ μὲν πᾶν ἄπειρον, τὸν δὲ κόσμον πεπεράνθαι.
Diogenes, das Ganze (sei) zwar unendlich, der Kosmos aber begrenzt.
Diogenes und Melissos, das Ganze (sei) zwar unendlich, der Kosmos (»unsere gestaltete Welt«, DK) aber begrenzt.
Inhaltsanalyse: Die Stelle steht im Widerspruch zu der Stobäischen Version des Lemmas 2.1,3, in dem Diogenes unter diejenigen gezählt wird, die unbegrenzte κόσμοι annehmen. Zudem wird Diogenes in Kombination mit Melissos genannt, der nicht wie Diogenes unter 2.1,3, sondern unter 2.1,2 aufgeführt wird. Zeller34 schlägt deshalb vor, den Diogenes in Lemma 2.1,3 als Diogenes von Apollonia anzusehen, in 2.1,6 als Diogenes den Stoiker.35 Diels setzt einen inhaltlichen Kontrast: Während 2.1,3 auf die unbegrenzten κόσμοι anspiele, bedeute κόσμος in 2.1,6 »unsere gestaltete Welt«. Diese Lösung bevorzugen auch M&R,36 betonen aber gleichzeitig, dass dadurch nicht ihre vorher getroffene diaphonische Unterscheidung zwischen »single cosmos« und »infinite κόσμοι« untergraben werde. Sie sehen in 2.1,6 die Einführung eines neuen terminologischen Aspekts zwischen πᾶν und κόσμος, der in 2.1,7 präzisiert werde.37
καὶ Μέλισσος plura] P=Q=Cy ↔ S(=DK=M&R) Ohne das καὶ Μέλισσος lässt sich Diogenes als Stoiker auffassen, der in ähnlicher Weise wie das Stoiker-Lemma 2.1,7 zu πᾶν und κόσμος Stellung nimmt. Durch das καὶ Μέλισσος stellt sich Diogenes als Vorsokratiker dar, wodurch der Widerspruch zu 2.1,2+3 allein bei Stobaios entsteht. Zur unreflektierten Zusam-
34 Zeller, I 1 S. 352 Anm. 7. 35 Dazu M&R, Compendium, S. 316: »But this renders the lemma rather otiose, and in addition makes the coupling with the Presocratic Melissus rather odd.« 36 M&R, Compendium, S. 316: »We favour this solution [of Diels, d. Vf.] but do not see it as undermining the earlier distinction between a single cosmos and infinite kosmoi.« 37 M&R, Compendium, S. 316: »Rather it introduces a new terminological aspect. The distinction between universe and cosmos can in fact be used by both groups. As already observed, the Stoa in the last lemma adds precision to the previous position, since in their case it is apparent that there is only a single cosmos with an infinite void.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
menstellung im Sammeletikett, vgl. 2.1,2; 2.1,3; zur asyndetischen Aufzählung der Namen in der PS-Vorlage, s. M&R.38
Stoiker 2.1,7 G 44: Οἱ Στωικοὶ διαφέρειν τὸ πᾶν καὶ τὸ ὅλον· τὸ μὲν γὰρ ἅπαν εἶναι σὺν τῷ κενῷ ἀπείρῳ, ὅλον δὲ χωρὶς τοῦ κενοῦ εἶναι *** τὸ ὅλον καὶ κόσμον. Q: Die Stoiker glaubten: es ist ein Unterschied zu sagen: »Das Ganze«, und zu sagen: »Das Gesamte«. Das Gesamte ist das Unendliche mit dem leeren Raum; das Ganze ist die Welt ohne einen leeren Raum. Daher ist die Welt und das Ganze ein und dieselbe Sache. Cy 2.14: οἱ στωϊκοὶ διαφέρειν τὸ πᾶν καὶ τὸ ὅλον· ἅπαν μὲν γὰρ εἶναι τὸ σὺν τῷ κενῷ τῷ ἀπείρῳ, ὅλον δὲ χωρὶς τοῦ κενοῦ τὸν κόσμον· ὥστε τὸ αὐτὸ εἶναι καὶ τὸ ὅλον καὶ τὸν κόσμον. Ach 5: τὸ δὲ πᾶν τοῦ ὅλου παρὰ τοῖς Στωϊκοῖς διαφέρει· ὅλον μὲν γὰρ λέγουσι τὸν κόσμον, πᾶν δὲ μετὰ τοῦ κενοῦ. τηρητέον, ὅτι οὐδαμοῦ δι᾿ ὅλου κόσμος οὕτως (sc. πᾶν)39 ὠνόμασται. Ps.Plutarch (L / Mau)
Stobaios (W / D)
Οἱ Στωικοὶ διαφέρειν τὸ πᾶν καὶ τὸ ὅλον· πᾶν μὲν γὰρ εἶναι τὸ σὺν (τῷ D) κενῷ (τῷ D) ἄπειρον (ἀπείρῳ D), ὅλον δὲ χωρὶς τοῦ κενοῦ τὸν κόσμον· ὥστε [οὐ] τὸ αὐτὸ εἶναι τὸ ὅλον καὶ τὸν κόσμον.
Οἱ Στωικοὶ διαφέρειν τὸ πᾶν καὶ τὸ ὅλον· πᾶν μὲν γὰρ εἶναι σὺν τῷ κενῷ τῷ ἀπείρῳ, ὅλον δὲ χωρὶς τοῦ κενοῦ τὸν κόσμον.
Die Stoiker, es unterscheiden sich das All und das Ganze (voneinander). Das All nämlich sei das Unendliche zusammen mit dem Leeren, das Ganze aber der Kosmos ohne das Leere. Daher seien das Ganze und der Kosmos dasselbe.
Die Stoiker, es unterscheiden sich das All und das Ganze. Das All nämlich sei zusammen mit dem unendlichen Leeren, das Ganze aber der Kosmos ohne das Leere.
Strukturanalyse: Die thematische Überschneidung zwischen 1.5 und 2.1,7, die auf eine strukturelle Anomalie der Ps.Plut. Placita hinweist, sehen M&R40 durch die Inkompatibilität zwischen dem fehlerhaften Stoiker-Lemma 1.5,1 (κόσμος = πᾶν, P) und 2.1,7 aufgehoben.
38 M&R, Compendium, S. 410. 39 Die Ergänzung ist von Diels (DG, S. 328) vorgenommen. 40 M&R, Compendium, S. 311. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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σὺν τῷ κενῷ τῷ ἀπείρῳ pro τὸ σὺν κενῷ ἄπειρον] P=Q ↔ S(=M&R~DK)~G~ Cy~Ach Die Ps.Plut. Phrase τὸ σὺν κενῷ ἄπειρον ergibt keinen Sinn, da die Stoiker von einem unendlichen, leeren Raum außerhalb des Kosmos sprechen. Diels druckt daher in der Ps.Plut. Spalte die Stobäische Version auf der Grundlage von Cyrill und Ps.Galen ab. ὥστε [οὐ] τὸ αὐτὸ … τὸν κόσμον desunt] P(=M&R)~Ach~G~Q~Cy ↔ S(=DG) »Das stoische Universum (πᾶν) besteht aus dem kugelförmigen Kosmos (ὅλον oder κόσμος …) und dem Vakuum (κενόν), einer grenzenlosen Leere außerhalb dieser Weltkugel.«41 Auf die Unterscheidung zwischen πᾶν und ὅλον spielt das Lemma an. Das πᾶν ist der κόσμος zusammen mit dem κενόν (πᾶν = κόσμος + κενόν), das ὅλον lediglich κόσμος ohne κενόν. Die ungenaue Formulierung über ὅλον führt zu der Definition (a) ὅλον = κόσμος abzüglich des κενόν oder der Definition (b) ὅλον = κόσμος. Aus Definition (a) ergäbe sich der von Ps.Plutarch gebotene logische, aber sachlich falsche Schlusssatz, dass daher ὅλον und κόσμος nicht dasselbe seien. Diels setzt den Schlusssatz in doppelte eckige Klammern um anzugeben, dass er dem Ps.Plutarch zugeschrieben werden müsse (»inepta additamenta«).42 Mau und Lachenaud hingegen athetieren die Verneinungspartikel, um die stoische Vorstellung von ὅλον = κόσμος zu erhalten (vgl. Cy). Achilles bestätigt den Schlusssatz, wodurch die PS-Provenienz wahrscheinlich wird; dabei besitzt er die richtige Aussage (κόσμος ≠ πᾶν). Vgl. Qostā Ibn Lūqā, der zu lesen scheint κόσμος = πᾶν,43 (vgl. 1.5,1).
Überschrift 2.2 G 45: Περὶ σχήματος. Q: Über die Gestalt der Welt. Cy 2.15: Εἶτα περὶ τοῦ σχήματος τοῦ κόσμου ὧδε πάλιν φησίν· Ach 6: Περὶ σχήματος κόσμου. DP 21a: σχῆμα οὐρανοῦ. Sy 28: Περὶ σχήματος οὐρανοῦ. Phot 167.112b: περὶ σχημάτων, … Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W / D)
Περὶ σχήματος κόσμου.
Περὶ σχημάτων.
Über die Form des Kosmos.
Über die Formen.
41 Wildberger, S. 3. 42 Diels, DG, S. 65. 43 Daiber, Aetius, S. 378: »τὸ πᾶν multi coniecerunt (cf. Achill.) et leg. Ar. ut vid.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
Strukturanalyse: Unter das Stobäische Kapitel I.15 fallen die insgesamt weit auseinander liegenden fünf Ps.Plut. Kapitel, und zwar in der Reihenfolge 1.14 (Περὶ σχημάτων), 2.2 (Περὶ σχήματος κόσμου), 2.8 (Τίς ἡ αἰτία τοῦ τὸν κόσμον ἐγκλιθῆναι), 2.7 (Περὶ τάξεως κόσμου), 2.10 (Περὶ τοῦ ἐκτὸς τοῦ κόσμου, εἰ ἔστι κενόν). Stobaios bildet an dieser Stelle keinen Generaltitel aus den Ps.Plut. Überschriften.
σχημάτων pro σχήματος κόσμου] P=Q=Ach(=M&R)~Cy~Sy~DP ↔ S=Phot~G?
Stoiker 2.2,1 G 45: Οἱ μὲν Στωικοὶ τὸν κόσμον σφαιροειδῆ, ἄλλοι κωνοειδῆ, ἄλλοι κυκλοειδῆ. Q: Die Stoiker glaubten, daß die Welt kugelförmig ist. Andere glaubten, daß sie kegelförmig ist. Wieder andere meinten, sie sei in der Gestalt des Eies. Cy 2.15: »Οἱ μὲν στωϊκοὶ σφαιροειδῆ τὸν κόσμον, ἄλλοι δὲ κωνοειδῆ, οἱ δὲ ᾠοειδῆ· T 4.16: καὶ οἱ μὲν σφαιροειδῆ τοῦτον εἶναι, οἱ δὲ ἑτεροειδῆ· καὶ οἱ μὲν μυλοειδῶς, οἱ δὲ τροχοῦ δίκην περιδινεῖσθαι.44 Ach 6: Σχῆμα δὲ κόσμου οἳ μὲν κωνοειδές, οἳ δὲ σφαιροειδές, οἳ δὲ ὠιοειδές, ἧς δόξης ἔχονται οἱ τὰ Ὀρφικὰ μυστήρια τελοῦντες. DP 21a: σχῆμα οὐρανοῦ· οἱ μὲν σφαιροειδές, οἱ δὲ κωνοειδές, , ἧς ἔχονται δόξης οἱ Ὀρφικοί. Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W / D)
Οἱ μὲν Στωικοὶ σφαιροειδῆ τὸν κόσμον, ἄλλοι δὲ κωνοειδῆ, οἱ δ᾿ ᾠοειδῆ.
Οἱ Στωικοὶ σφαιροειδῆ τὸν κόσμον ἀπεφήναντο.
Die Stoiker, der Kosmos (sei) sphairosförmig, andere aber kegelförmig, wieder andere eiförmig.
Die Stoiker erklärten den Kosmos als sphairosförmig.
μὲν deest] P=G=Cy=T(=M&R) ↔ S
Q?Ach≠DP≠
Das μὲν geht mit dem darauffolgenden δὲ die Partikelverbindung μὲν … δὲ ein. Sie weist auf diejenigen, die den κόσμος als κωνοειδῆς und ᾠοειδῆς betrachten. Da bei Stobaios das Lemma allein auf die Stoiker begrenzt ist, fehlt konsequenterweise auch μὲν. Stobaios kürzt an dieser Stelle nicht nur den weiterführenden
44 Die einen, dass er sphairosförmig sei, die anderen andersförmig, die einen mühlsteinartig, die anderen nach Art eines Rades drehe er sich. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
Buch II
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Inhalt weg, sondern auch die Partikelverbindung, die das Stoiker-Lemma mit dem Rest verklammert. Damit erweist sich Stobaios nicht als bloßer Abschreiber, sondern er nimmt Änderungen planmäßig vor (s. Kap. III.2.3). ἀπεφήναντο in fine plus] P=G=Cy=T=Ach=DP(=M&R) ↔ S
Q?
Nach M&R45 fügt Stobaios kleine Ergänzungen hinzu, wie ein verbum dicendi. An dieser Stelle lässt sich ein Zusammenhang zwischen Ergänzung und Ausfall sehen. ἄλλοι δὲ κωνοειδῆ, οἱ δ᾿ ᾠοειδῆ desunt] P=Q=Cy(=M&R)~G~Ach~DP ↔ S T≠ Nach Diels46 ist die Phrase dem Ps.Plutarch zuzuschreiben. Indirekt bestätigt aber Theodoret die Ps.Plut. Version als PS-Quelle, da οἱ δὲ ἑτεροειδῆ wie eine Kürzung wirkt, die den diaphonischen Charakter zu σφαιροειδῆ hervorhebt und anzeigt, dass in seiner Vorlage mehr als ein Stoiker-Referat gestanden haben muss. Zudem bestätigen Achilles und DP die Ps.Plut. Version, wenn auch bei Achilles in abweichender Reihenfolge. Der wesentliche Unterschied zu Ps.Plutarch liegt darin, dass sich die Prädikatsnomina bei Achilles und DP entsprechend der Überschrift auf Σχῆμα und nicht auf κόσμον beziehen. Zusätzlich sind Achilles und DP um die Orphiker-Information erweitert, die in dem PS-Material nicht zu finden ist. Dies evoziert die Frage, ob die Information in der PS-Vorlage gestanden haben kann. M&R47 führen sie zurück auf die »anterior tradition of the Placita.« καὶ οἱ μὲν μυλοειδῶς, οἱ δὲ τροχοῦ δίκην περιδινεῖσθαι plura] P=S ↔ T Theodoret stimmt bei seiner Aufzählung mit dem PS-Material nur in dem Wort σφαιροειδῆ überein. Es ist davon auszugehen, dass der Zusatz auf eine gemeinsame Vorlage zurückzugeht, die Ps.Plutarch, Stobaios und Theodoret mitein ander teilen (PST-Quelle). Denn in den Kapiteln CAG 4.15; 4.16 befinden sich ausschließlich die Ps.Plut. Kapitel (2.1; 2.2; 2.3; 2.4). M&R48 gehen davon aus, dass das Zusatzmaterial auf ein ausgefallenes Aëtios-Kapitel hinweist, das Ps.Plutarch aufgrund der Kürze,49 Stobaios auf-
45 M&R, Sources, S. 231; M&R, Compendium, S. 324. 46 Diels, DG, S. 13: »licentiae exempla haec habeto Plut. III 11 3 …, II 2 1 …, gravius I 18 1 οἱ ἀπὸ Θάλεω φυσικοὶ … τὸ κενὸν ἀπέγνωσαν, …« 47 M&R, Compendium, S. 325. 48 M&R, Compendium, S. 331–336. 49 Vgl. die Kapitel 1.19 und 2.26, die ebenfalls nicht mehr als drei Lemmata insgesamt aufweisen. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
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Untersuchung
grund der anonymen Lemmata ausgelassen habe.50 Vgl. dagegen die von M&R51 festgestellte Methode Theodorets, name-labels durch anonyme Gruppen (οἱ μὲν … οἱ δὲ) zu ersetzen. M&R betiteln das Kapitel mit der Überschrift Περὶ κινήσεως κόσμου52 (Placita 2.2a) und gliedern es in »circular motion«, wo runter Theodorets Zusatz fällt, und in »inward / outward motion«, worunter das Stoiker-Lemma aus 2.4,14 (S) aufgeführt ist.53 Vgl. die von M&R54 festgestellte Arbeitsweise, dass »Aëtios« oft am Ende eines Kapitels einen unterschiedlichen Aspekt einführe. Die schmale Textbasis lässt kaum Rückschlüsse auf Inhalt55 und Struktur56 des Kapitels zu. Vergleicht man aber CAG 4.15–6 mit den PS-Kapiteln 2.1–2.4, zeigt sich, dass Theodoret entsprechend seiner Ankündigung,57 die größte dia phonia aufzeigen zu wollen, aus den teils umfangreichen Kapiteln seiner Vorlage lediglich ein diaphonisch strukturiertes Lemmata-Paar pro Kapitel repräsentativ ausgewählt hat, so dass auch für das ausgefallene Kapitel mit einem größeren Kapitelumfang zu rechnen ist. Vgl. die von M&R58 festgestellte Exzerpiermethode Theodorets, die Ps.Plutarchs rigidem Kürzungsverhalten gleiche.
50 M&R, Compendium, S. 333. 51 M&R, Sources, S. 282. 52 M&R, Compendium, S. 333: »The heading could have been subsumed under 1.19 Περὶ κινήσεως, but this chapter only contains the contents of P 1.19, nothing from Book II …« Diels (DG, S. 46) schreibt zum Bewegungsaspekt: »IV 16 II 2 1–3 brevissime comprehendit. sed gravissime addit de mundi motione …«. 53 (οἱ Στωικοὶ) μήτε αὔξεσθαι [[δὲ]] μήτε μειοῦσθαι τὸν κόσμον, τοῖς δὲ μέρεσιν ὁτὲ μὲν παρεκτείνεσθαι πρὸς πλέονα τόπον, ὁτὲ δὲ συστέλλεσθαι. 54 M&R, Sources, S. 186. »Diels has failed to observe that A often introduces a different aspect of the main subject towards the end of the chapter.« Ebenso M&R, Compendium, S. 285: »A compromise view may also be brought into play if a further question is in troduced;«. 55 Diels, DG, S. 329: »καὶ οἱ μὲν μυλοειδῶς [Anaximenes cf. Hippol. Philos. 7 6 Schol. in Aphthon. 13 II 60 Walz.], οἱ δὲ τροχοῦ δίκην περιδινεῖσθαι [Anaximander].« 56 M&R, Compendium, S. 335: »Even if we are not sure what the distinction refers to, some kind of distinction is certainly being made.« 57 CAG 4.15: Οὐ μόνον δὲ ἐν τούτοις διαφωνίᾳ γε πλείστῃ, ἀλλὰ κἀν τοῖς ἄλλοις ἐχρήσαντο. 58 M&R, Sources, S. 282: »But the main method of abridgement is the same as in P, the deletion of entire lemmata. What T aspires to is a collection of easily distinguishable views. … Doxai involving subtle shifts or distinction thus tend to fall by the wayside.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
Buch II
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Überschrift 2.3 E I, 15.34: Εἰ ἔμψυχος ὁ κόσμος καὶ προνοίᾳ διοικούμενος. E II, 15.32: εἴτε ἔμψυχος οὗτος καὶ προνοίᾳ τυγχάνει θεοῦ διοικούμενος εἴτε καὶ τἀναντία· G 46: Εἰ ἔμψυχος ὁ κόσμος. Q: Ist die Welt beseelt und durch die Führung geleitet? Cy 2.15: Ἔφη δὲ πάλιν τὰς τῶν παρ᾿ Ἕλλησι φιλοσόφων δόξας εἰς ἐξήγησιν προτιθεὶς εἰ ἔμψυχος ὁ κόσμος ἢ μή, οὕτως· Ps 156: Εἰ ἔμψυχος ὁ κόσμος. Sy 29: Εἰ ἔμψυχος ὁ κόσμος καὶ προνοίᾳ διοικούμενος. Phot 167.112b: περὶ κόσμου καὶ εἰ ἔμψυχος καὶ προνοίᾳ διοικούμενος, καὶ ποῦ ἔχει τὸ ἡγεμονικὸν, καὶ πόθεν τρέφεται· Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W)
Εἰ ἔμψυχος ὁ κόσμος καὶ προνοίᾳ διοικούμενος.
Περὶ κόσμου (2.1) καὶ εἰ ἔμψυχος καὶ προνοίᾳ διοικούμενος (2.3) καὶ ποῦ ἔχει τὸ ἡγεμονικὸν (s. 2.4) καὶ πόθεν τρέφεται (2.5).
Ob der Kosmos beseelt (ist) und durch Vorsehung regiert (wird).
Über den Kosmos und ob er beseelt (ist) und durch Vorsehung regiert (wird) und wo er seinen leitenden Teil hat und woher er ernährt wird.
εἰ ἔμψυχος καὶ προνοίᾳ διοικούμενος] P=S=EI+II=Q=Sy=Phot ↔ G=Ps~G Das PS-Material für Kapitel 2.3 besteht nach Diels aus insgesamt vier Lemmata 2.3,1–4, von denen bei Stobaios nur 2.3,3 nicht bezeugt ist. Die Fragen nach der Beseeltheit des κόσμος und der πρόνοια sind bei Ps.Plutarch in einer Überschrift verbunden, bei Ps.Galen und Psellos ist nur die Thematik der Beseeltheit aufgeführt. M&R59 stellen fest, »there can be no doubt that A had the longer title.« Abgesehen davon, dass auch die Ps.Plut. Hs C nur Εἰ ἔμψυχος ὁ κόσμος besitzt (ebenso im Index, 885E7), fällt auf, dass entgegen dem PS-Material auch Cyrill die Kurzversion besitzt, und dazu mit der Alternative ἢ μή (vgl. EII εἴτε καὶ τἀναντία, vgl. Lemmata 2.3,2, 2.3,4). Auch Theodoret geht in seinem Exzerpt CAG 4.16 lediglich auf die Beseeltheit des κόσμος ein und strukturiert das Thema diaphonisch (καὶ οἱ μὲν ἔμψυχόν τε καὶ ἔμπνουν, οἱ δὲ παντάπασιν ἄψυχον). In de locis affectis führt Galen die πρόνοια isoliert auf (Kap. I.2.3). καὶ ποῦ ἔχει τὸ ἡγεμονικὸν plura] P=EI=EII=G=Q=Cy=Ps ↔ S=Phot
59 M&R, Compendium, S. 338. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
296
Untersuchung
Allein Stobaios listet entsprechend der Kapitelüberschrift I.21 Lemmata über den leitenden Teil auf (2.4,15–17).60 Diels vermutet,61 dass bei Ps.Plutarch dieses Kapitel ausgefallen sei. Dieser Hypothese stimmen M&R zu.62 Während aber Diels ποῦ ἔχει τὸ ἡγεμονικὸν ὁ κόσμος als Überschrift eines Unterkapitels unter Kapitel 2.4 ansetzt, bilden M&R daraus ein eigenständiges Kapitel 2.5,a und setzen es hinter 2.5.
Οἱ μὲν ἄλλοι 2.3,1 G 46: Οἱ μὲν ἄλλοι πάντες ἔμψυχόν τε τὸν κόσμον καὶ προνοίᾳ διοικούμενον. Q: Alle anderen glaubten, daß die Welt beseelt und durch die Führung geleitet ist. Cy 2.15: »Οἱ μὲν ἄλλοι πάντες ἔμψυχον τὸν κόσμον καὶ προνοίᾳ διοικούμενον εἶπον· T 4.16: καὶ οἱ μὲν ἔμψυχόν τε καὶ ἔμπνουν, οἱ δὲ παντάπασιν ἄψυχον· Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W / D)
Οἱ μὲν ἄλλοι πάντες ἔμψυχον τὸν κόσμον καὶ προνοίᾳ διοικούμενον.
Οἱ μὲν ἄλλοι πάντες ἔμψυχον τὸν κόσμον προνοίᾳ διοικούμενον.
Alle anderen zwar, beseelt (sei) die Welt und durch Vorsehung regiert.
Alle anderen zwar, beseelt (sei) die Welt und durch Vorsehung regiert.
Οἱ μὲν ἄλλοι πάντες] P=S=G=Cy ↔ T Die anonymen Οἱ μὲν ἄλλοι πάντες stehen durch die adversative Partikel verbindung μὲν … δὲ im Gegensatz zu den nachfolgenden Atomisten. Die Darstellung einer Philosophengruppe, denen als spezieller Teil die Atomisten gegenübergestellt werden, ist aus 1.18,1−2 bekannt.63 Anders aber als bei der Vergleichsstelle erweckt das Wort ἄλλοι den Eindruck, dass diesem Lemma bereits andere Denker vorausgegangen sind64 und daher das Lemma 2.3,1 nicht das Kopflemma des Kapitels bildet. Eusebios besitzt das Lemma nicht.65 60 S. die dazugehörigen Lemmata Philolaos, Kleanthes, Archedemos, I.21,6d (Philolaos), 6e (Kleanthes, Archedemos). Vgl. auch Platon-Lemma I.21,1, das M&R in ihrer Rekonstruktion noch hinzufügen.. 61 Diels, DG, S. 62. 62 M&R, Sources, S. 186. Dies. Compendium, S. 375. 63 Οἱ ἀπὸ Θάλεω φυσικοὶ πάντες vs. Atomisten. S. M&R, Compendium, S. 340. 64 S. LSJ s.v. ἄλλος I. »another, i. e. one besides what has been mentioned …« Vgl. T 4.14: Τὸ δὲ κενὸν οἱ περὶ Δημόκριτον τῶν ἀτόμων ὠνομάκασι τόπον, οἱ δὲ ἄλλοι ἅπαντες τοῦτόν γε ἄντικρυς. 65 Nach M&R (Compendium, S. 337) lässt Eusebios das Lemma aus mit der Begründung: »He may have felt that its wording was too similar to the chapter heading.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
Buch II
καὶ deest] P=G=Q=Cy(=M&R) ↔ S
297 T≠
τε καὶ ἔμπνουν] P=S ↔ T Im Vergleich zum PS-Material führt Theodoret das Wort ἔμπνουν zusätzlich auf. Diels und M&R66 stimmen darin überein, dass Theodoret die Vorlage stark verkürzt habe. Gerade aufgrund der Verkürzung ist es unwahrscheinlich, dass Theodoret gleichzeitig durch Paraphrase das Lemma um das Wort ἔμπνουν erweitert hat.
Leukippos c.s. 2.3,2 E 15.34: Δημόκριτος καὶ Ἐπίκουρος καὶ ὅσοι τὰ ἄτομα εἰσηγοῦνται καὶ τὸ κενόν, οὔτ᾿ ἔμψυχον οὔτε προνοίᾳ διοικεῖσθαι, φύσει δέ τινι ἀλόγῳ. G 46: Δημόκριτος δὲ καὶ Ἐπίκουρος ὅσοι τὸ αὐτόματον εἰσάγουσιν, οὐδέτερον τούτων συγχωροῦσι, φύσει δέ τινι ἀλόγῳ διοικεῖσθαι. Q: Demokritos und Epikuros und alle diejenigen, welche für das Unteilbare und den leeren Raum eintraten, glaubten nicht, daß sie beseelt und durch die Führung geleitet ist, sondern (sie waren der Meinung, daß) sie durch eine vernunftlose Natur geleitet ist. Cy 2.15: Δημόκριτος δὲ καὶ Ἐπίκουρος καὶ ὅσοι τὰ ἄτομα εἰσηγοῦνται καὶ τὸ κενόν, οὔτε ἔμψυχον οὔτε προνοίᾳ διοικεῖσθαι, φύσει δέ τινι ἀλόγῳ· T 4.16: καὶ οἱ μὲν ἔμψυχόν τε καὶ ἔμπνουν, οἱ δὲ παντάπασιν ἄψυχον· Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios (W / D)
Δημόκριτος δὲ καὶ Ἐπίκουρος καὶ ὅσοι τὰ ἄτομα εἰσηγοῦνται καὶ τὸ κενὸν οὔτ᾿ ἔμψυχον οὔτε προνοίᾳ διοικεῖσθαι, φύσει δέ τινι ἀλόγῳ.
Λεύκιππος δὲ καὶ Δημόκριτος καὶ Ἐπίκουρος οὐδέτερα τούτων, φύσει δὲ ἀλόγῳ ἐκ τῶν ἀτόμων συνεστῶτα.
Demokrit aber und Epikur und alle, die Atome und das Leere einführen, er (sei) weder beseelt noch durch Vorsehung regiert, sondern durch irgendeine vernunftlose Natur.
Leukippos aber und Demokrit und Epikur, keines von diesen beiden (treffe zu), sondern durch die vernunftlose Natur, weil er (sc. der κόσμος) aus Atomen bestehe.
Λ. δὲ καὶ Δ. καὶ Ἐ. pro Δ. δὲ καὶ Ἐ.] P=G=Q=Cy~E ↔ S
66 Diels, DG, S. 46. M&R, Compendium, S. 339. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
T–M&R≠
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Untersuchung
In DK ist das name-label der Stobäischen Version abgedruckt. M&R rekonstruieren das Lemma, indem sie beide name-labels aus Ps.Plutarch und Stobaios zu einem Lemma formen (Λ. δὲ καὶ Δ. καὶ Ἐ. καὶ ὅσοι κτλ.).67 Während bei Ps.Plutarch der Name »Leukippos« fehlt und dafür anonymen Atomisten (καὶ ὅσοι) zusätzlich aufgelistet sind, besitzt Stobaios den Namen »Leukippos«, ohne auf die anonymen Atomisten zu verweisen. Wenn Ps.Plutarch die PS-Vorlage wiedergibt, dann lässt aber das καὶ ὅσοι eine größere Gruppe erwarten als lediglich den Namen »Leukippos« (vgl. 1.18,3). Zu erwarten wären noch Metrodoros, Demetrios (1.18,3) oder Ekphantos (2.3,3). Stobaios hätte also die anonyme Gruppe der Atomisten durch einen Namen ersetzt. Spiegelt aber die Stobäische Version die PS-Vorlage wider, dann hätte Ps.Plutarch für die Tilgung eines Namens eine anonyme große Gruppe (ὅσοι) erzeugt. Keine der beiden Versionen ist daher überzeugend. καὶ ὅσοι τὰ ἄτομα … τὸ κένον desunt] P=E=G=Q=Cy(=M&R) ↔ S(=DK)
T–
οὐδέτερα τούτων pro οὔτ᾿ … διοικεῖσθαι] P=E=Q=Cy(=DK=M&R) ↔ S~G Die Phrase οὔτ᾿ ἔμψυχον οὔτε προνοίᾳ διοικεῖσθαι korrespondiert mit οὐδέτερα τούτων. Die Stobäische Version wirkt daher wie eine Kürzung der PS-Vorlage. Solche Kürzungen scheinen in der PS-Vorlage üblich zu sein: Vgl. die Kürzungen in Lemma 1.23,7 (ebenfalls bei Stobaios), 1.24,3 (bei Ps.Plutarch) und Lemma 2.5,1 (bei Ps.Galen, 48). Im Vergleich zu den Lemmata 1.23,7 und 1.24.3 lässt sich die Kürzung aus dem vorhergehenden Lemma erschließen. Ferner zeigt sich, dass entgegen den Abhängigkeitsverhältnisse Ps.Galen die Stobäische Version zu bestätigen scheint. παντάπασιν ἄψυχον] P=S ↔ T Das Wort ἄψυχον scheint das οὔτ᾿ ἔμψυχον der Ps.Plut. Version wiederzugeben. Das παντάπασιν bezieht sich möglicherweise auf das ὅλον δι᾿ ὅλων des Aristoteles-Lemmas 2.3,4 (P / S). φύσει δὲ pro φύσει δέ τινι] P=E=G=Gy=Cy(=DK=M&R) ↔ S ἐκ τῶν ἀτόμων κτλ. in fine plura] P=E=G=Gy=Cy=Q(=M&R) ↔ S(=DK)
Q?T– T–
Die Phrase korrespondiert mit der anonymen Atomisten-Gruppe bei Ps.Plutarch (καὶ ὅσοι τὰ ἄτομα κτλ.). Da beide Phrasen zusammengenommen eine
67 M&R, Compendium, S. 344. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
Buch II
299
Dublette ergäben, kann nur eine der beiden Phrasen die PS-Vorlage wieder geben. In DK ist ἐκ τῶν ἀτόμων συνεστῶτα hinter ἀλόγῳ abgedruckt. Gegen Stobaios spricht, dass das συνεστῶτα syntaktisch lose – es bezieht sich auf κόσμον aus 2.3,1 − am Ende des Lemmas aufgeführt ist. Dies weist auf einen nachträglichen Einschub hin, der die ausgelassene Atomisten-Gruppe kompensieren soll. Die Formulierung scheint unter dem Einfluss des Ekphantos-Lemmas (2.3,3, S) entstanden zu sein ( Ἔκφαντος ἐκ μὲν τῶν ἀτόμων συνσετάναι τὸν κόσμον, κτλ.). Im Falle einer Kürzung scheint es zu syntaktischen Brüchen zu kommen (s. Kap. III.2.1.3).
Aristoteles 2.3,4 E 15.34: Ἀριστοτέλης οὔτ᾿ ἔμψυχον ὅλον δι᾿ ὅλων οὔτε λογικὸν οὔτε νοερὸν οὔτε προνοίᾳ διοικούμενον. τὰ μὲν γὰρ οὐράνια τούτων πάντων κοινωνεῖν – σφαίρας γὰρ περιέχειν ἐμψύχους καὶ ζωτικάς – τὰ δὲ περίγεια μηδενὸς αὐτῶν· τῆς δὲ εὐταξίας κατὰ συμβεβηκός, οὐ προηγουμένως μετέχειν. G 46: Ἀριστοτέλης οὔτε ἔμψυχον εἶναι ὅλον δι᾿ ὅλου αἰσθητὸν οὔτε προνοίᾳ διοικούμενον. τὰ μὲν γὰρ οὐράνια τοῦτων πάντων μετέχειν. σφαίρας γὰρ περιέχειν ἐμψύχους καὶ ζωτικούς, τὰ δὲ περίγεια μηδενὸς τούτων μετειληφέναι μήτε προηγουμένως μήτε κατὰ συμβεβηκός. Q: Aristoteles glaubte nicht, daß sie in ihrer Gesamtheit beseelt, wahrnehmend, vernünftig und durch die Führung geleitet ist. Er glaubte aber, daß die himmlischen Körper (jene Eigenschaften) insgesamt haben. Denn sie sind beseelt und voller Leben. Aber die irdischen (Körper) haben das nicht; auch die Ordnung, welche sie haben, ist zufälligerweise, nicht ursächlich. Cy 2.15: Ἀριστοτέλης οὔτ᾿ ἔμψυχον ὅλον δι᾿ ὅλων οὔτε λογικὸν οὔτε νοερὸν οὔτε προνοίᾳ διοικούμενον· τὰ μὲν γὰρ οὐράνια τούτων πάντων κοινωνεῖν· σφαίρας γὰρ περιέχειν ἐμψύχους καὶ ζωτικάς, τὰ δὲ περίγεια μηδενὸς αὐτῶν, τῆς δὲ εὐταξίας κατὰ συμβεβηκός, οὐ προηγουμένως, μετέχειν. Ps.Plutarch (Mau / L)
Stobaios (W)
Ἀριστοτέλης οὔτ᾿ ἔμψυχον ὅλον δι᾿ ὅλων (ὅλου D), οὔτε μὴν αἰσθητικὸν (del. D) οὔτε λογικὸν οὔτε νοερὸν οὔτε προνοίᾳ διοικούμενον· τὰ μὲν γὰρ οὐράνια τούτων ἁπάντων (πάντων D) κοινωνεῖν, σφαίρας γὰρ περιέχειν ἐμψύχους καὶ ζωτικάς, τὰ δὲ περίγεια μηδενὸς αὐτῶν, τῆς δ᾿ εὐταξίας κατὰ συμβεβηκὸς οὐ προηγουμένως μετέχειν.
Ἀριστοτέλης οὔτε ἔμψυχον ὅλον δι᾿ ὅλου, οὔτε λογικὸν οὔτε νοερὸν οὔτε προνοίᾳ διοικούμενον. Τὰ μὲν γὰρ οὐράνια πάντων τούτων κοινωνεῖν, σφαίρας γὰρ περιέχειν ἐμψύχους καὶ ζωτικάς, τὰ δὲ περίγεια μηδενὸς αὐτῶν, τῆς δ᾿ εὐταξίας κατὰ συμβεβηκὸς, οὐ προηγουμένως μετέχειν.
© 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
300
Untersuchung
Aristoteles, weder gänzlich beseelt, noch zum Wahrnehmen befähigt, noch rational, noch noetisch, noch durch die Vorsehung regiert; denn das Himmlische nimmt zwar an all diesem teil, weil es die beseelten und belebten Sphären umgibt; aber das Irdische (nimmt) an nichts davon (teil), an der Wohlordnung nimmt es nur akzidentiell teil, nicht im Wesentlichen. (Vgl. 1.15,1.)
Aristoteles, weder gänzlich beseelt, noch rational, noch noetisch, noch durch die Vorsehung regiert. Denn das Himmlische nimmt zwar an all diesem teil, weil es die beseelten und belebten Sphären umgibt; aber das Irdische (nimmt) an nichts davon (teil), an der Wohlordnung nimmt es nur akzidentiell teil, nicht im Wesentlichen.
δι᾿ ὅλου pro δι᾿ ὅλων] P=E=Q=Cy(=M&R) ↔ S=G(=DG) οὔτε μὴν αἰσθητικὸν desunt] P=Q(=M&R)~G ↔ S=E=Cy(=DG) Diels hält die Phrase für eine Interpolation, die in die Byz. Hss gelangt sei und spart sie in den DG aus.68 Bestätigt werde dies, so M&R,69 durch die frühen Textzeugen Eusebios und Cyrill, die die Phrase nicht besitzen. Sie geben aber zu bedenken, »why the words should have been added rather than deleted.« πάντων τούτων pro τούτων ἁπάντων] P~E=G=Cy(=DG=M&R) ↔ S
Q?
Überschrift 2.4 E I, 15.35: Εἰ ἄφθαρτος ὁ κόσμος. E IΙ, 15.32 καὶ εἰ ἄφθαρτος ἢ φθαρτός. G 47: Εἰ ἄφθαρτος ὁ κόσμος. Q: Ist die Welt unvergänglich? Cy 2.15: Καὶ ταυτὶ μὲν περὶ τούτων. Ἐπειδὴ δὲ σκοπὸς ἦν αὐτοῖς βασανίσαι πάλιν τὸ πότερόν ποτε φθαρτὸς ἂν εἴη κατὰ φύσιν ὁ κόσμος ἢ μή, δεδοξάκασιν ὧδε καὶ περὶ τούτου· Ps 157: Εἰ ἀγέννητος ὁ κόσμος καὶ ἄφθαρτος. Sy 30: Εἰ ἄφθαρτος ὁ κόσμος. T 4.16: καὶ οἱ μὲν κατ᾿ ἐπίνοιαν γενητόν, οὐ κατὰ χρόνον, οἱ δὲ ἀγένητον παντελῶς καὶ ἀναίτιον· καὶ οὗτοι μὲν φθαρτόν, ἐκεῖνοι δὲ ἄφθαρτον. Ps.Plutarch (L / Mau / D)
Stobaios
Εἰ ἄφθαρτος ὁ κόσμος.
—
Ob der Kosmos unvergänglich (ist).
Εἰ ἄφθαρτος ὁ κόσμος desunt] P=EI=G=Sy(=M&R)~Q ↔ S
68 Diels, DG, S. 16. 69 M&R, Compendium, S. 343. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
Ps≠EII≠Cy≠T–
Buch II
301
Die Lemmata des Ps.Plut. Kapitel 2.4 finden sich bei Stobaios verteilt auf die Kapitel I.20 (Περὶ γενέσεως καὶ φθορᾶς) und I.21 (Περὶ κόσμου καὶ εἰ ἔμψυχος καὶ προνοίᾳ διοικούμενος καὶ ποῦ ἔχει τὸ ἡγεμονικὸν καὶ πόθεν τρέφεται). Als Teil überschrift wird die Überschrift 2.4 bei Stobaios nicht aufgeführt und ist daher allein von Ps.Plutarch bezeugt. Der Ausfall ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass die Verteilung der Lemmata auf zwei Kapitel zu dem Problem führt, zu welchem Kapitel die Überschrift gezogen werden soll (vgl. auch Überschrift 2.6). Vergleicht man die Überschrift 2.4 mit der Thematik der darunter subsumierten Lemmata, so fällt auf, dass darunter Lemmata subsumiert sind, die sich mit der verwandten Frage nach der Entstehung (2.4,1–4) und der Ewigkeit des Kosmos (2.4,11+13) befassen. Die Diskrepanz zwischen Titel und Inhalt gibt auch Runia zu bedenken,70 stellt aber fest, dass Aëtios kompakte Titel bevorzuge und beinahe niemals theoretische Optionen in den Titel einbeziehe. Zudem erscheine der Titel »whether the cosmos is generated or destructible or everlasting« zu schwerfällig. Unter der Voraussetzung, dass Überschrift und Inhalt von Kapitel 2.4 zusammengehören, erzeugen M&R71 die aëtianische Kapitelstruktur nach Typ B, die sich in »cosmos γενητός« und cosmos φθαρτός strukturiert, mit der Mittelposition »cosmos ἀίδιος«. Ein alternativer Strukturvorschlag ergibt sich aus Theodoret und den Überschriften der Ps.Plut. Textzeugen. Bei Theodoret liegt die überzeugendere diaphonische Struktur γενητός vs. ἀγένητος vor (s. Kap. III.4.2) sowie φθαρτός vs. ἄφθαρτος.72 Bei Theodoret werden Themen also getrennt abgehandelt, die in dem PS-Material des Kapitels 2.4 zusammen aufgeführt sind (vgl. PS-Kapitel 2.1). Unterstützt wird diese Beobachtung durch die Überschriften von EII und Cyrill. Nimmt man οὗτοι und ἐκεῖνοι von Theodoret in den Blick, so lässt sich eine Hierarchisierung von Themen erkennen: Der Schwerpunkt liegt auf der diaphonia zwischen γενητός vs. ἀγένητος, der mit dem untergeordneten Thema φθαρτός (γενητός) vs. ἄφθαρτος (ἀγένητος) korrespondiert.73 Bei Psellos schimmert die Hierarchisierung beider Kapitel in der Überschrift noch durch. Im Vergleich zu Theodoret ist bei Ps.Plutarch durch die Überschrift der Schwerpunkt auf ἄφθαρτος verlagert, der bei Theodoret die untergeordnete Rolle einnimmt. Gleichwohl beginnt bei Ps.Plutarch das Kapi 70 Runia, Difficult chapter, S. 15. 71 M&R, Compendium 362; Runia, Difficult chapter, S. 15. 72 Zu dem Gebrauch von οὗτοι und ἐκεῖνοι s. Runia, Difficult chapter, S. 4: »Theodoret may be giving a separate opposition, without wanting a correlation with the two earlier views.« 73 S. dagegen Runia, Difficult chapter, S. 4: »In normal Greek usage οὖτος should refer to the group holding the view just mentioned, but this would lead to a combination of non-generation and destruction, which, as we shall soon see, is the one option never held by anyone.« S. dagegen zum Gebrauch von οὗτοι und ἐκεῖνοι, Schwyzer Debrunner, S. 210: »Aber gegenüber ἐκεῖνος kann οὖτος auf das Wichtigere gehen.« In diesem Fall auf den Ausgangspunkt der diaphonia γενητός. S. Kühner / Gerth, 2.1 § 467.1. © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
302
Untersuchung
tel mit Lemma 2.4,1, das von γενητός handelt. Cyrill hingegen nimmt in seiner Überschrift mit κατὰ φύσιν Bezug auf Lemma 2.4,2 (ὅσον ἐπὶ τῇ φύσει), das von »φθαρτόν / οὐ φθαρησόμενον« handelt. Der Bezug ergibt nur dann einen Sinn, wenn Cyrill das Lemma 2.4,2 in seiner Vorlage gleich zu Beginn vorfand. M&R platzieren es in ihrer Rekonstruktion an die neunte Stelle.
Platon, Pythagoras 2.4,1+2 E 15.35: Πυθαγόρας καὶ Πλάτων καὶ οἱ Στωϊκοὶ καὶ γενητὸν ὑπὸ θεοῦ τὸν κόσμον καὶ φθαρτὸν μέν, ὅσον ἐπὶ τῇ φύσει − αἰσθητὸν γὰρ εἶναι, διότι σωματικόν − οὐ μὴν φθαρησόμενόν γε, προννοίᾳ καὶ συνοχῇ θεοῦ. G 47: Τὸν Πυθαγόραν καὶ Πλάτωνα ὑπὸ θεοῦ γεγονέναι τὸν κόσμον καὶ πάντας τοὺς διαδεδεγμένους τούτους ὑπολαμβάνειν εἰρήκασιν. καὶ εἶναι μὲν ὅσον ἐπὶ τῇ φύσει φθαρτόν, αἰσθητὸν γὰρ ὑπάρχειν, οὐ μὴν φθαρησόμενον προνοίᾳ τοῦ πεποιηκότος. Q: Pythagoras und die Stoiker glaubten, daß die Welt geschaffen ist, wobei Gott -mächtig und erhaben ist er – sie geschaffen hat. Und (sie glaubten,) daß sie in ihrer Natur vergänglich ist; denn sie ist wahrnehmbar, weil sie ein Körper ist. (Ferner waren sie der Ansicht,) daß sie nicht vergehen wird, indem Gott – erhaben ist er – sie leitet und bewahrt. Cy 2.15: Πυθαγόρας καὶ οἱ στωϊκοὶ καὶ γενητὸν ὑπὸ θεοῦ τὸν κόσμον, καὶ φθαρτὸν μὲν ὅσον ἐπὶ τῇ φύσει· αἰσθητὸν γὰρ εἶναι διότι καὶ σωματικός, οὐ μὴν δὴ φθαρησόμενόν γε, προνοίᾳ καὶ συνοχῇ Θεοῦ· T 4.16: καὶ οἱ μὲν κατ᾿ ἐπίνοιαν γενητόν, οὐ κατὰ χρόνον, οἱ δὲ ἀγένητον παντελῶς καὶ ἀναίτιον· καὶ οὗτοι μὲν φθαρτόν, ἐκεῖνοι δὲ ἄφθαρτον. Ps.Plutarch (L / Mau)
Stobaios (W / D)
Πυθαγόρας καὶ οἱ Στωικοὶ γενητὸν ὑπὸ θεοῦ τὸν κόσμον· (2.4,1) καὶ φθαρτὸν μὲν ὅσον ἐπὶ τῇ φύσει, αἰσθητὸν γὰρ εἶναι διότι καὶ σωματικόν (Hss aliter), οὐ μὴν φθαρησόμενόν γε προνοίᾳ καὶ συνοχῇ θεοῦ. (2.4,2)
Πυθαγόρας φησὶ γενητὸν κατ᾿ ἐπίνοιαν τὸν κόσμον, οὐ κατὰ χρόνον. (I.21,6c) Πλάτων φθαρτὸν μὲν τὸν κόσμον, ὅσον ἐπὶ τῇ φύσει, αἰσθητὸν γὰρ εἶναι, διότι καὶ σωματικόν, οὐ μὴν φθαρησόμενόν γε προνοίᾳ καὶ συνοχῇ θεοῦ. (I.20,1c)
Pythagoras und die Stoiker, entstanden infolge des Gottes (sei) der Kosmos; und zwar vergänglich, soweit es seine Natur betrifft, denn er sei wahrnehmbar, weil er auch körperlich (ist), wobei er gewiss nicht untergeht durch die Vorsehung und den Zusammenhalt des Gottes. (Vgl. Schwab, S. 279).
Pythagoras sagt, das mit Vorsatz der Kosmos entstanden (sei), nicht im Laufe der Zeit. Platon, der Kosmos (sei) zwar vergänglich, soweit es seine Natur betrifft, denn er sei wahrnehmbar, weil er auch körperlich (ist), wobei er gewiss nicht untergeht durch die Vorsehung und den Zusammenhalt des Gottes.
© 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
Buch II
Πυθαγόρας pro Πυθαγόρας καὶ οἱ Στωικοὶ] P=Q~Q ↔ S P (Hss) Pythagoras und Stoiker S Pythagoras Q Pythagoras und Stoiker Cy Pythagoras und Stoiker καὶ G Pythagoras und Platon καὶ πάντας E Pythagoras und Platon und Stoiker καὶ P (Diels) Pythagoras und Platon und Stoiker P (M&R) Pythagoras, Stoiker Aët. (M&R) Pythagoras, Heraklit
303 E≠G≠T–M&R≠ T Die einen…
Forschungslage: Nach Diels74 bewahrt Eusebios die Ps.Plut. Lesart. Die Unterschiede zwischen den Textzeugen erklärt er dadurch, dass in einem alten Exemplar (vielleicht von Ps.Plutarch selbst) die Namen »Platon« und »Stoiker« zusätzlich an den Rand geschrieben waren. Eusebios habe sie richtig in das name-label integriert, während Cyrill − wie die Ps.Plut. Hss − den Namen »Platon« vergessen habe. Ps.Galen schließlich, so Diels weiter, habe nur Platon bewahrt und die Stoiker später an anderer Stelle seines Kapitels 47 eingefügt. Diese Erklärung wird dadurch, dass auch Qostā Ibn Lūqā mit den Ps.Plut. Hss und Cyrill hinsichtlich der Namen übereinstimmt, nicht unterstützt. Im Hinblick auf die aëtianische Version stellt Diels75 fest, dass Ps.Plutarch in seiner nachlässigen Exzerpierweise die drei Namen zusammengefasst habe, denen Stobaios einzelne doxai zuordne. In den Aëtiana 1997 nehmen M&R die Vermutung der coalescence-Methode auf,76 geben aber eine andere Erklärung für die Diversität der Textzeugen an:77 Ps.Plutarch könne als Autor des 2. Jh. n. Chr. Platon unter Pythagoras subsumiert haben, Eusebios,78 und Ps.Galen hingegen könnten bei einer so bekannten
74 Diels, DG, S. 11 f. Unterstützt wird seine These dadurch, dass die Ps.Plut. Handschrift Laur. 80.21, die allerdings von geringerem Wert ist, am Rand die Glosse besitzt »οἱ Στωικοὶ delin. et Πλάτων scripsit Laur. 80,21.« S. Lachenaud, Plutarchque, S. 105. Die anonyme Gruppe πάντας τοὺς διαδεδεγμένους τούτους des Ps.Galen könnte auf die Stoiker abzielen, so dass auch Ps.Galen den Ps.Plutarch bestätigen könnte. 75 Diels, DG, S. 11: »Discimus e Stobaeo Pythagorae Platonisque paulo diversas sententias a Plutarcho brevius, ut solet, in unum lemma conflatas esse. Stoicorum quoque decretum seorsum apud illum.« 76 M&R, Sources, S. 193: »2.4.1 The first lemma probably joins together three lemmata in A; see our analysis in vol. II. »Runia, Xenophanes, S. 119: » 2.4.1 Pythagoras and the Stoics and Plato become Pythagoras-Plato-Stoics;« Ebd. Anm. 30: »Reconstruction of this chapter is extremely difficult. Diels’ solution has simplified the real situation, as I will show in a complete reconstruction of Aëtius Book II to be published as a part of the monograph mentioned above in n.2.« 77 Runia, Difficult chapter, S. 5 Anm. 7: »The grounds for doubt lie in the fact that intervention can easily occur in the case of this well-known doxa. For P, writing in the 2nd century, Pythagoras can ›cover‹ Plato, while both Eusebius and Ps.Galen were capable of adding the Platonic name-label on recognizing the authentically Platonic view.« Ebenso M&R, Compendium, S. 349. 78 S. dagegen M&R, Souces, S. 138: »E is remarkably accurate. At 15.35.1 (= P 2.4.1) he includes Plato, agreeing with G against P Q Cyril.« © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525253052 — ISBN E-Book: 9783647253053
304
Untersuchung
Platon-doxa leicht den Namen Platon wieder ergänzt haben. M&R79 schlagen folgende Aëtios-Rekonstruktion vor: 1. Πυθαγόρας Ἡράκλειτος γενητὸν κατ᾿ ἐπίνοιαν τὸν κόσμον, οὐ κατὰ χρόνον. 2.