Ordnung. Kontrast. Reduktion.: Der sichere Weg zu einer guten Gestaltung 9783990435304, 9783990435298

Universalhandbuch f gelungene Gestaltung Die Fibel für gutes Gestalten, universell einsetzbar; Benutzerfreundlich aufb

316 56 14MB

German Pages 176 Year 2013

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Table of contents :
Impressum
Vorwort von Karel Morgenstern
Inhaltsverzeichnis
Einstieg
Die Ordnung
Der Kontrast
Die Reduktion
Ordnung, Kontrast, Reduktion: Die Trilogie der Gestaltung
Zusammenfassung
Bildnachweise und Sponsoren
Stichwortverzeichnis
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Ordnung. Kontrast. Reduktion.: Der sichere Weg zu einer guten Gestaltung
 9783990435304, 9783990435298

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Tom Moog ORDNUNG. KONTRAST. REDUKTION. Der sichere Weg zu einer guten Gestaltung.

Impressum. Autor: Tom Moog D-Nauort, www.tom-moog.de Mein Hauptdank geht an meine liebe Frau Regina, die mehr als zwanzig Jahre mit meiner Vorstellung über „Ordnung, Kontrast und Reduktion“ leben musste. Dank aber auch an: Jörg Schmitt-Kilian für flankierende Beratung, Michael Maylahn für die Hilfe beim Basiskonzept, Christian Landfester, Elisa Wegner und Jessica Czogalla für ihre Hilfe beim Gestalten, bei den Reinzeichnungen und den vielen visuellen Umsetzungen, Karel Morgenstern für das Vorwort, Isolde Kring für das Korrektorat sowie Martin Moog für die vielen, guten Tipps. Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdruckes, der Entnahme von Abbildungen, der Funksendung, der Wiedergabe auf fotomechanischem oder ähnlichem Wege und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. © 2013 Springer-Verlag/Wien Printed in Austria Springer Wien New York ist ein Unternehmen von Springer Science + Business Media springer.at Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Buch berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Eine Haftung des Autors oder des Verlages aus dem Inhalt dieses Werkes ist ausgeschlossen. Verlag und Herausgeber bitten um Verständnis dafür, dass in Einzelfällen ihre Bemühungen um die Abklärung der Urheberrechte und Textzitate ohne Erfolg geblieben sind. Layout und Umschlaggestaltung: Tom Moog, D-Nauort Korrektorat: Isolde Kring, D-Nassau Druck: Holzhausen Druck GmbH, A-Wien Bildnachweis: Cover-Illustration: Tom Moog, D-Nauort Weitere Abbildungen: siehe Seiten 170/171 Schriften: Univers Condensed 57 und Bold Condensed 67 Gedruckt auf säurefreiem, chlorfrei gebleichtem Papier – TCF SPIN: 86165787 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Mit ca. 320, großteils farbigen Abbildungen ISBN 978-3-7091-1453-7 Springer Wien New York

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Tom Moog

Ordnung. Kontrast. Reduktion. Der sichere Weg zu einer guten Gestaltung.

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Vorwort. Von Karel Morgenstern. ORDNUNG. Imprimatur! Nun liegt es also vor mir. Das druckfertige Werk meines langjährigen Freundes und Weggefährten Tom. Meines Ex-Kommilitonen im Grafik-Design-Studium, Arbeitskollegen bei der legendären GGK und späterem Kreativ-Partner in 30 gemeinsamen Werbejahren unserer Agentur Moog, Moog & Morgenstern. „Viel Erfolg, Tom! Viel Erfolg, faszinierendes Buch!“

In all dieser Zeit habe ich sein Buch werden und wachsen sehen. Mal mehr, mal weniger intensiv. Aber dabei dennoch äußerst konsequent. Denn erst heute wird mir richtig klar, dass er das erste große Thema seines Buches schon zu Beginn unseres Studiums für sich entdeckt und schätzen gelernt hat: die Ordnung! Unverwechselbar gegliedert und fein säuberlich abgelegt. Auch in den Setzkästen der Schriftsetzerei unserer Hochschule. Punkt-genau. In Versalien und gemeinen Kleinbuchstaben. Vielleicht das prägende Initial, das ihn in der Folge ebenso konsequent zum begeisterten und versierten Typografen – und im besten Sinne – zum späteren „Rasterfetischisten“ und klar strukturierten Gestalter werden ließ. Und zum akribischen Sammler, der schon früh – und ab da ebenso kontinuierlich – mehr und mehr zu den drei essenziellen Themenfeldern seines Buches und seiner darauf basierenden Gestaltungslehre zusammentrug. Der recherchierte. Analysierte. Strukturierte. Der in Ordnern ordnete. In Heftern abheftete. In Schubladen ablud. Und weitergab. An Mitarbeiter und die Vielzahl unserer Auszubildenden im grafischen Bereich. Denn längst hatte er nach dem ersten wesentlichen Baustein, der Ordnung, die beiden weiteren unabdingbaren Elementarteile jeder guten Gestaltung entdeckt und erkannt:

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KONTRAST. Ein Kapitel für sich. Nicht nur und nicht erst in diesem Buch. Denn Kontraste bestimmen unser Leben immer und überall. Sie interessieren. Polarisieren. Faszinieren. Seit Adam und Eva. Ich weiß aus unserer gemeinsamen Arbeit wie wichtig Tom die unerschöpflichen Gestaltungsmöglichkeiten gerade durch das gezielte und intelligente Setzen und Nutzen von Kontrasten sind – und so lang ich ihn kenne auch immer schon waren. Ob in Farben, Bildern oder Worten. Seit seiner persönlichen Entdeckung dieses für ihn „spannendsten Gestaltungselements“ hat er es als späterer Werbefachmann permanent eingesetzt und vervollkommnet. Zu unserem geteilten Erfolg! So ist auch das dritte und letzte Element seines Gestaltungskonzepts – die Reduktion – keine theoretische Behauptung, sondern detailreich belegte und in der Praxis „gelebte“ Basis perfekter kreativer Ergebnisse. Und gerade das macht für mich den Wert dieses Buches aus. Es ist eine ebenso akribische Beleg- und Beispielsammlung wie – durch den eingearbeiteten eigenen Erfahrungsschatz – lebendige und fundierte „Anleitung“ für alle kreativ Schaffenden. Ob mit der Maus oder der Tastatur. Dem Pinsel oder dem Meißel. Am Reißbrett oder in der Landschaft. Hinter der Linse oder am Set … Ob bei der Auftragsarbeit oder in der Freizeit. Ob in Klassenräumen oder Hörsälen. Mein kurzes Fazit: REDUKTION. Lesen Sie’s!

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Inhaltsverzeichnis Impressum. 4 Vorwort von Karel Morgenstern. 6/7 Inhaltsverzeichnis. 8/9 Einstieg. Gibt es einen sicheren Weg zur guten Gestaltung? Was könnte die Basis für eine gute Gestaltung sein? Gestaltung kann man gestalten. Eine Hypothese und ein sicheres Gefühl.

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Die Ordnung. Die „Zwänge“ der Ordnung: des Gestalters Grundproblem. Ordnung und Unordnung. Chaos und Ordnung. Ordnung bringt Struktur und Ruhe in die Gedanken. Ordnung bringt Struktur in die Gestaltung. Ordnung und Mathematik. Geordnetes ist schneller und leichter zu erfassen. Ordnung ist ein Zeichen von Kultur ... und ein Zeichen von Kunst. Gestalten heißt ordnen. Ordnung ist Harmonie. Welche Ordnungselemente gibt es? Das Raster als Ordnungselement. Raster gibt es überall. Das Raster als Gestaltungselement. Die Zeichensysteme als Ordnungselement. Das Modul als Ordnungselement. Die DIN-Normen als Ordnungselement. Spirale und Goldener Schnitt als Ordnungselement. Resümee.

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Der Kontrast. Yin und Yang. / Jedes Ding hat seine zwei Seiten. Was heißt „Kontrast“? / Kontrast ist jetzt und immer. Die Zahl „Zwei“: Basis für das duale System. / Das binäre System. Das komplexe Denken. / Das duale Denken als Basis für Toleranz und Kreativität. Kontraste haben zwei eindeutige Eigenschaften. / Wann sind die Kontraste am stärksten? Wo überall gibt es Kontraste? Der Kontrast in der Kunstgeschichte. / Der Kontrast in der zeitgenössischen Kunst. Über die Harmonie: Der Kontrast-Mix macht’s. Der Kontrast als Weg zur Kommunikation. Der Kontrast in der Typografie. Der Kontrast in der visuellen Kommunikation. Der Kontrast im Bild. Der Kontrast in der Farbgebung. Der Kontrast beim Packungsdesign. / Der Kontrast im 3-D-Bereich: z. B. im Produkt-Design. Der Kontrast in der Architektur. / Der Kontrast in der Innenarchitektur, beim Messebau. Der Kontrast in der Sprache. Der Kontrast in der Sprache: Warum „Wortspiele“ funktionieren. / Und der Witz. Der Kontrast in der Sprache: Antonymie und Tautologie. / Und die Binomiale. Der Kontrast von Wort und Bild. Der Kontrast im Drama und Film. / Der Kontrast in der Musik. Der Kontrast im Marketing. Resümee.

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Inhaltsverzeichnis Die Reduktion. 97 Was heißt „Reduktion“? Weniger ist mehr! 98/99 Keep it straight and simple: Reduktion heißt „direkt“. / Reduktion heißt „einfach“. 100/101 Reduktion macht glücklich. 102/103 Reduktion ist aus unserer Welt nicht wegzudenken. / Zen und die Reduktion. 104/105 Über die Ökonomie der Reduktion: Mit den Mitteln sparen. / Reduktion ist ökonomisch. 106/107 Reduktion hilft beim Erfassen. 108/109 Reduktion kann spannend sein und spannend machen. 110/111 Das „Non finito“ als künstlerisches Gestaltungsmittel. 112/113 Reduktion und Ergänzung. 114/115 Die Reduktion in der Kunst. 116/117 Die Reduktion in der Typografie. 118/119 Die Reduktion im Packungsdesign. 120/121 Die Reduktion im Produkt-Design. 122/123 Die Reduktion in der Werbung. 124/125 Reduktion macht die Gestaltung edel und klassisch. 126/127 Resümee. 128 Ordnung, Kontrast, Reduktion: Die Trilogie der Gestaltung. Ein passendes Interview mit Anton Stankowski. Ordnung, Kontrast, Reduktion: Garant für gute Gestaltung. Schließt Ordnung den Kontrast aus? Im Gegenteil! Schließt Kontrast die Reduktion aus? Im Gegenteil! Schließt Reduktion die Ordnung aus? Im Gegenteil! Ordnung, Kontrast und Reduktion ergänzen sich optimal.

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Das HUF HAUS: Ordnung, Kontrast, Reduktion optimal vereint.

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Künstler-Beispiel Nr. 1: Otl Aicher. Künstler-Beispiel Nr. 2: Tadao Ando. Künstler-Beispiel Nr. 3: Willy Fleckhaus. Künstler-Beispiel Nr. 4: Andy Goldsworthy. Künstler-Beispiel Nr. 5: Heijo Hangen. Künstler-Beispiel Nr. 6: Le Corbusier. Künstler-Beispiel Nr. 7: Harald Mante. Künstler-Beispiel Nr. 8: Michelangelo. Künstler-Beispiel Nr. 9: Dieter Rams. Künstler-Beispiel Nr. 10: Rembrandt. Künstler-Beispiel Nr. 11: Michael Schirner.

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Zusammenfassung.

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Literaturverzeichnis. 168/169 Bildnachweise und Sponsoren. 170/171 Stichwortverzeichnis 172/173

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Gibt es einen sicheren Weg zur guten Gestaltung?

Man kann lernen, kreativ zu sein!

Es war in den Jahren 77/78, als ich zum ersten Mal mit dem Begriff „Reduktion“ in Kontakt kam. Ich meine bewusst. Damals arbeitete ich bei GGK, Düsseldorf, der kreativsten Werbeagentur Deutschlands der 80er Jahre. Und damals war es Michael Schirner, der diese Reduktion konsequent in der Kommunikation anwandte. Zu dieser Zeit lebte auch noch Manfred Schwarzer, der diesen und andere Gedanken bei GGK ganz „konsequent“ vorlebte. Ich selbst hatte dadurch ein wahnsinniges Glück. Nicht, weil ich bei GGK die erste Stelle nach meinem Studium bekam. Sondern, weil das gesamte Team von GGK zu dieser Zeit die kreative Ideen-Schmiede der Werbebranche schlechthin war: mit unzähligen Gestaltungspreisen. In dieser Zeit waren auch noch Helmut Rottke, Konstantin Jacobi, Bernd Arnold und Michael Preiswerk bei GGK. Damals konnte man auch mit Reinhold Scheer über Kontraste philosophieren und mit Michael Barth über die Gerstner’schen Gedanken der Ordnung sprechen. Schon damals waren für mich – was Gestaltung betraf – diese Begriffe äußerst wichtig. Es vergingen die Jahre: Schon bald nach der GGK-Zeit machte ich mich selbstständig. Ich gestaltete, warb, las und philosophierte weiter. Ich las über Otl Aicher. Über Dieter Rams und Adolf Loos. Ich las und analysierte alle ADC-Bücher. Mich interessierte vor allem eins:

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Was könnte die Basis für eine gute Gestaltung sein? Klar, dass man auch Witz, Humor dazu braucht. Klar, dass auch Konsequenz dazugehört. Oder Innovation und Kreativität.

Man kann aber auch lernen, gut zu gestalten!

Mich interessierte nur eins: Kann es formale Gesetzmäßigkeiten geben, die eine gute Gestaltung „garantieren“? Heute bin ich mir sicher: Es gibt sie. Ich zeige auf den Folgeseiten, dass es einfach ist, diese Gesetzmäßigkeit zu erlernen. Und auch anzuwenden. Dann ist eine gute Gestaltung schon garantiert. Dieses Gesetz ist einfach. Und logisch. Für jeden einsichtig. Und für jeden leicht nachzuempfinden. Mit diesem Gesetz kann jeder sauber und gut gestalten. Garantiert. Oder er kann selbst gute Gestaltung erkennen. Auch garantiert. Gute Gestaltung kann geplant werden. Vom Designer. Vom Architekten oder Gartengestalter. Vom Bildhauer. Oder vom Messebauer. Selbst vom Texter oder Dichter. Oder vom Manager. Vom Musiker. Oder Friseur. Von allen, die kommunizieren oder gestalten. Visuell, verbal, inhaltlich, ganzheitlich.

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Gestaltung kann man gestalten.

Ordnung Kontrast Reduktion Das Resultat: eine „saubere“ Gestaltung

Jede gute Gestaltung braucht drei „Siebe“: Ordnung, Kontrast und Reduktion

Stellen Sie sich drei Siebe vor, die übereinander liegen. Sogenannte „Siebe der Gestaltung“. Und jedes Sieb hat eine eigene, für die Gestaltung wichtige Funktion zu erfüllen. Das oberste, das breitmaschigste, ist das Sieb der Ordnung: Es sortiert alles aus, was nicht strukturiert ist. Es ist das wichtigste Element der Gestaltung. Das mittlere Sieb ist das Sieb der Kontraste: Es lässt nur durch seine engen Maschen, was spannend und interessant, weil kontrastreich gestaltet ist. Es ist wie Pfeffer und Salz. Es verleiht der Gestaltung die richtige „Würze“. Ganz unten, als drittes, befindet sich ein ganz feines, ein extrem engmaschiges Sieb: Es lässt nur passieren, was inhaltlich und vor allem formal reduziert wurde. Es ist das Sieb der Reduktion. Es ist das i-Tüpfelchen für eine gute Gestaltung. Das vordergründig vielleicht Unwichtigste. Und dennoch das konzeptionell Wichtigste, weil es den Inhalt visuell auf den Punkt bringen kann.

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Eine Hypothese und ein sicheres Gefühl. Meine Theorie ist also ganz einfach. Ich behaupte, dass nur drei Gestaltungsfaktoren, praktisch drei „Siebe“ angelegt werden müssen, um zu einem befriedigenden, ja sogar guten Gestaltungsergebnis zu gelangen. Kapitel für Kapitel belege ich, dass diese Hypothese stimmt. Ich werde zunächst Ordnung, Kontrast und Reduktion beschreiben. Ich werde aufzeigen, dass keiner dieser Faktoren den anderen behindert. Oder aufhebt. Sondern sogar bestätigt und verstärkt. Und am Ende werde ich diese Theorie belegen: durch die Gesamt-Gestaltung eines zu diesem Gedanken passenden Produktes und durch elf ebenso passende, klare und klassische KünstlerBeispiele. Beispiele, die überwiegend aus der freien und angewandten Kunst und dem Produkt-Design kommen. Weil man hier am besten die Formen der Gestaltung erkennen kann. Und weil es kein Gestaltungsbuch über dieses Thema gibt, habe ich beschlossen, dieses zu schreiben. Das Buch ist bewusst sachlich geschrieben. Verständlich für jeden, der sich für Gestaltung interessiert. Niemand braucht dazu visuelle oder künstlerische Vorkenntnisse. Der Schwerpunkt meiner Belege aber liegt im Bereich der visuellen Kommunikation. Weil ich hier die besten Beispiele aufzeigen kann.

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Ordnung, Kontrast und Reduktion bedingen sich, um zu einer guten Gestaltung zu gelangen.

Die Ordnung. Wenn man sich Sprichwörter, Sinnsprüche, Aphorismen oder Metaphern über „Ordnung“ anschaut, stellt man fest, dass es meist positive Erkenntnisse über diese besonderen Eigenschaften sind: „Ordnung heißt haushalten.“ „Ordnung ist das halbe Leben.“ „Etwas ist in Ordnung.“ Und selbst Goethes Faust meint: „Ich bin von je der Ordnung Freund gewesen.“

8 7 6 5 4 3 2 1 a

b

c

d

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f

g

h

Das Schachbrett – ein Symbol für Ordnung: im Aufbau, in der Grundidee und letztendlich im Spiel selbst

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Die „Zwänge“ der Ordnung: des Gestalters Grundproblem. Eine Sache, die gut ist, ist in Ordnung. Gut. Aber wie kommt es, dass gerade das Prinzip der Ordnung bei Gestaltern so viele Diskussionen auslösen kann? Weil Ordnung eine lästige Einschränkung sein kann? Weil sie zu sehr vereinheitlicht? Weil sie zu viele Regeln hat? Denn welcher Gestalter mag schon Zwänge? Hier ist Ordnung angesagt

Die „Hüter“ der Ordnung

Aber auch der normale Bürger kennt diese Zwänge. Es gibt die Ordnungspolizei. Es gibt den Ruf nach Ordnung. Es gibt Ordnungswidrigkeiten. Und dadurch auch Ordnungsstrafen. Denn Ordnung bringt Gesetze, Vorschriften, Verordnungen, Disziplin. Und ich kenne eine Menge Designer und Künstler, die diese Ordnung am liebsten aufheben würden. Was übrigens nicht neu ist, wenn man sich die Manieristen aller Kultur- und Kunst-Epochen anschaut. Dafür muss man nicht Anarchist sein. Chaotische Gedanken stecken in jedem von uns.

Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne. Der kategorische Imperativ von Immanuel Kant

Jeder Verkehrsteilnehmer hat sich so zu verhalten, dass kein Anderer geschädigt, gefährdet oder mehr als nach den Umständen unvermeidbar, behindert oder belästigt wird. Der Ordnungsgrundsatz für den Straßenverkehr

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Mit der Ordnung ist das so eine Sache. Der eine mag sie. Der andere nicht. Und doch braucht man sie. Denn Ordnungen sind nicht nur Gesetze, die von und für Menschen gemacht sind. Sie können auch von der Natur vorgegeben sein. So kann kein Architekt oder Möbel-Designer die Gesetze der Statik auf den Kopf stellen. Entweder ein Dach hält oder es bricht zusammen. Entweder der Stuhl bleibt stehen oder fällt um, wenn man sich darauf setzt. Auch wenn Generationen von Künstlern die Ordnung preisen – hier geht es nicht um die Reduzierung auf eine einfache, geometrische Form. Es geht auch nicht um Standardisierung oder um eine reine, elementare Form. Es geht bei der Gestaltungsordnung auch um spontane Kreation unter Beibehaltung von gewissen Ordnungselementen. Man muss verstehen, dass ohne Ordnung kein organisiertes System funktionieren kann. Egal, ob es sich um eine geistige oder physische Struktur handelt.

A 2

1 1.1

2.1

3 2.2 2.2.1

Hierarchische Struktur als visuelle Ordnung

Die Rechtsprechung hat zur Ordnung viel zu sagen

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Ordnung und Unordnung.

16 5 9 4

3 10 6 15

2 11 7 14

13 8 12 1

Das magische Quadrat – hier stimmt einfach alles! Sinnbild der Ordnung im Bereich der Mathematik: Alle vier miteinander verbundenen Zahlen ergeben die Gesamtzahl 34 – in der Waagerechten, in der Senkrechten, selbst in der Diagonalen.

Store bei Koblenz: Der rechte Winkel bleibt, aber die Wände rauben dem Besucher die räumliche Sicherheit

Ordnung ist Struktur, ist System, ist Kosmos. Ordnung trennt Wichtiges von Unwichtigem, setzt Erstes vor Zweites. Ordnung zeigt vorne und hinten. Unterscheidet zwischen groß und klein. Ordnung hat eine hierarchische Funktion. Ordnung ist Gesetzmäßigkeit. Ist Mathematik. Und Unordnung? Unordnung ist nicht einfach das Fehlen jeglicher Ordnung. Unordnung ist etwas anderes. Sie entsteht als Folge einer Nichtübereinstimmung von Teilordnungen, zwischen denen es keine geordneten Beziehungen gibt. Und so wie man intuitiv Ordnung als positiv erkennt, so lassen sich auch ungeordnete Kunstwerke und Situationen aufgrund eines Unbehagens, das ihre Gesamterscheinung verursacht, erkennen. Vielleicht hat das Sympathisieren mit dem Chaos auch mit der Abneigung gegen das Gleichmaß zu tun. Gemeint ist das absolute Gleichmaß der einfachen Ordnung. Kleine Unregelmäßigkeiten, als Störer eingebaut, machen allzu Geordnetes interessanter. Man kann auch nicht sagen, Ordnung sei gut und Unordnung sei schlecht. Je nach Situation entscheidet man sich mehr für das eine oder das andere. Manchmal braucht man die Unordnung als Basis für Kreativität. Und vielleicht hilft uns dieser Gedanke dabei, sich für eine strenge oder weniger strenge Ordnung zu entscheiden. Und genau hier kommt der Begriff „Kontrast“ ins Spiel, auf den ich später eingehe.

Eine Dachwohnung in Köln: Hier hat der Architekt jegliche gewohnte Ordnung aufgehoben

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Aber Unordnung kann auch mehr sein als „Nichtübereinstimmung“ von Teilordnungen. Unordnung kann Unglück bringen. Im weitesten Sinne Streit und Krieg; Chaos und Anarchie. Und dann ist es doch das Fehlen jeglicher Ordnung. Der Mensch ist an viele Ordnungen und Ordnungselemente so gewöhnt, dass er sich voll darauf verlassen kann. Zum Beispiel auch an den rechten Winkel als Ordnungselement beim Haus. Und bei den Räumen, in denen er lebt. Was passieren kann, wenn diese Ordnung des „rechten“ Winkels aufgehoben wird, zeigt sich deutlich am Feuerwehrhaus der Firma VITRA in Weil am Rhein, das die Architektin Zaha Hadid entworfen hat: Zaha Hadid hebt jeden rechten Winkel des Gebäudes auf. Wände verschieben sich. Linien stürzen. Das „Rechte“, das Sichere, wird in Frage gestellt. Und wie ergeht es dem Menschen, der unvorbereitet dieses Gebäude betritt? Er stutzt. Er weiß, dass etwas nicht stimmig ist; bekommt ein „komisches Gefühl“ in der Magengegend. Er fühlt sich unsicher wie auf einem Schiff. Ähnliches gab es bis 2010 im „Phantasia-Land“ in Brühl bei Köln: Über eine sogenannte „schiefe Ebene“ wurde der Besucher langsam im Haus „Casa Magnetica“ in einen Raum geführt, der scheinbar schief war. In einen Raum, in dem die Naturgesetze scheinbar auf den Kopf gestellt wurden. In Wirklichkeit änderte sich von Raum zu Raum die Schräge des Bodens. Das Gehirn des Menschen wird dabei getäuscht: es glaubte, nicht mehr „in Ordnung“ zu sein.

Dadaismus – Ordnung wird bewusst zerstört

Zaha Hadid: das Feuerwehrhaus der Fa. VITRA in Weil am Rhein. Stürzende Linien im Raum verunsichern den Betrachter.

„Casa Magnetica“, das Haus der Illusionen im Phantasia-Land, Brühl: Auch hier wird die „räumliche Ordnung“ aufgehoben

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Chaos und Ordnung. Henry Miller sagte einmal: „Chaos ist das Wort, das wir für eine Ordnung gefunden haben, die wir nicht verstehen.“

Mandelbrot-Fraktale: Ordnung oder Unordnung?

Da ist sogar etwas dran: Denn wenn Myriaden von Sternen am Himmel chaotisch wirken, wenn sich Tornados und Hurrikans bilden und die Städte verwüsten, wenn MandelbrotMengen ihre fraktale Struktur preisgeben, dann sind die Chaos-Forscher in ihrem Element. Denn solche scheinbaren Unordnungen entstehen nicht rein zufällig. Sie sind Ergebnis und Ausdruck einer universellen Gesetzmäßigkeit: Das Wechselspiel zwischen Ordnung und Chaos wird von der sogenannten „Nichtlinearität“ regiert. Die Strukturwissenschaft zeigt auf, dass nicht alles in der Welt gradlinig abläuft. Dass es unvorhersehbare Momente und Dinge gibt, die richtungsweisend sein können; wie der zufällige „Flügelschlag eines Schmetterlings“, der die Ursache für den Beginn eines Wirbelsturms in Florida sein kann. Denn wichtig für das Chaos und somit auch für die Chaos-Theorie ist die nichtlineare Dynamik, die zum Teil sehr sensibel auf Anfangsbedingungen und winzige Abweichungen reagieren kann. Es werden immer mehr und immer öfter scheinbar gut berechenbare Funktionsketten durch den Faktor Zufall außer Kraft gesetzt.

Blitz oder Tornado sind Extreme des „Chaos“. Dennoch sind sie Elemente im System der Ordnung.

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Schaut man sich den Himmel bei Nacht an, so sieht man ein ordentliches Chaos. Oder eine chaotische Ordnung? Weit gefehlt! Tatsächlich ist der Kosmos bis ins Kleinste penibel in Hierarchien geordnet: Monde umkreisen Planeten. Planeten umrunden Sterne. Sterne bilden Milchstraßen. Milchstraßen bilden Galaxien. Galaxien werden zu Haufen und Superhaufen. Diese Ordnung entstand aus dem Chaos. Bildete sich, um mit sich selbst ins Gleichgewicht zu kommen. Nur wer sich im Chaos behaupten kann, wer seinen Weg findet, ist ein Teil der Ordnung.

Die Galaxie: Der richtige Blickwinkel würde eventuell zeigen, ob unsere Milchstraße auch Teil einer Spirale ist.

Andere Elemente dagegen können dem Chaos nicht entgehen. Sie werden aus der Bahn geworfen. Stoßen mit anderen aneinander. Verglühen. Verschwinden. Was wirklich bleibt, ist ein Teil einer „ordentlichen Menge“. Weiterführend sagt die Chaos-Theorie aus, dass nicht alles zufällig und unberechenbar ist. In einem komplexen, scheinbar chaotischen System verbergen sich Gesetzmäßigkeiten. Deshalb wurde die Chaos-Theorie zu einer Wissenschaft entwickelt, mit der alle möglichen chaotischen und scheinbar unregelmäßigen Phänomene untersucht werden können: vom Weltraum über Epilepsie, von Börsenmarkt-Crashs bis zu randalierenden Hooligan-Massen. Und das ist das Schöne daran: Nach der „Theorie komplexer Systeme“ siegt dennoch die Ordnung. Chaos ist also im Grunde genommen nur ein anderes Wort für das Unberechenbare. Sogar im doppelten Sinne: also für das, was man nicht in ein Maß, in eine Ordnung bringt. Und für alle Imponderabilien dieser Welt.

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Riesige Menschenmengen bergen Unsicherheit: Wehe, wenn hier ein „Chaos“ ausbricht.

Ordnung bringt Struktur und Ruhe in die Gedanken.

ABCDEFGHIJKLNOP QRSTUVWXYZÀÅÉÎ Üabcdefghijklmnopq rstuvwxyzàáâéîäöü& 1234567890 ($§.,!?) Das Alphabet: die Basis der Ordnung der geschriebenen Sprache

Historischer Stadtplan von Karlsruhe: Gerade in der Zeit der Renaissance hat man Städte auf dem Reißbrett entworfen

In diesem Buch geht es nicht darum, „vorschriftsmäßig“, akkurat oder diszipliniert zu sein. Es geht um die Qualität der Gestaltung selbst. Und wie Ordnung dabei helfen kann, Struktur und System in die Gestaltung zu bringen. Ohne eine Struktur ertrinken wir in einer Informationsflut. Die Ordnung ist das System, nach dem wir aussuchen können, was für uns von Wichtigkeit ist. Für den Beruf. Für unseren Privatraum. Für die Freiheit. Ordnung ist System. Und System ist ein geordnetes Ganzes oder andererseits eine gegliederte Vereinigung von Einzelteilen. System bezeichnet auf der einen Seite einen real vorausgesetzten Ordnungszusammenhang von Stoffen, Lebewesen und Natur, sogar der ganzen Welt; auf der anderen Seite einen idealen, begrifflogischen Zusammenhang. Zum Beispiel das System der Zahlen. Oder der Werte. Die Ordnung hilft durch die gedankliche Zerlegung, also durch die Analyse, und durch das ausschließende Zusammenfügen, der Synthese von vielen Einzelteilen, zu einem System zu finden. Man ordnet im Kopf. Man bringt Ordnung in seine Gedanken. Man entwickelt ein Konzept. Oder eine Strategie. Völlig egal, ob es sich um Wissenschaft oder bildende Kunst handelt. Oder um Musik: Der Rhythmus ordnet die Zeit in der Musik. Die Tonhöhe ordnet den Klang. So sind Rhythmus und Tonhöhe die beiden Grundelemente der Musik. Und alle Musikwerke bauen darauf auf.

Ordnung durch ein Regal, in einem Regal – selbst das Regal ist geordnet

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Eine Struktur, eine Gliederung, gleich welcher Art (also egal ob inhaltlich oder numerisch), erfolgt normalerweise nach dem Prinzip der Ordnung. „Normalerweise“? Auch hier die Ordnung: „Normalerweise“ kommt von „normal“. Und das wiederum von Norm. Also der Norm, dem Gesetz, der Ordnung entsprechend. Ordnung gibt über die gewählte Struktur Halt und Sicherheit. Ein Gefühl des „Richtigliegens“. Durch Ordnung, durch Aufräumen kommt man zur Ruhe. „Es“ setzt sich. Man kann sich neu ausrichten. Man kann neu strukturieren, wieder neu ordnen. Aber man benötigt dafür Hilfsmittel. Wie Gesetze und Regeln. Oder auch Spielregeln. Wenn man zum Beispiel Schach, Golf oder Fußball spielen will. Reihenfolgen werden festgelegt. Die Fronten werden geklärt. Eine Ordnung beruhigt.

Ein Lotto-Schein: Ordnung und Leichtigkeit beim Ausfüllen – und durch den Computer leicht auszuwerten

Ein „historischer“ Setzkasten: Ohne diese immer gleiche Anordnung der Kästen würde der Setzer seine Buchstaben nicht finden

Für Gedankengänge kann man sich ebenfalls eine Ordnung suchen. Da kann eine sogenannte „Mindmap“ helfen. Mindmap ist eine Gedankenkarte. Ein Assoziogramm, das Beziehungen zwischen verschiedenen Gedanken visuell aufzeigt – also eine vernetzte, geordnete Struktur zur Erschließung und Planung eines Themengebietes. Die Hängeregistratur: Auch hier ist – dank der „Reiter“ – jedes Ding an seinem Platz und leicht wiederzufinden

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Ordnung bringt Struktur in die Gestaltung. Auch oder gerade die Gestaltung braucht Ordnung. Wir sprechen von Komposition. Von Symmetrie. Von Rastersystemen. Oder Gestaltungsrastern. Klaren Gliederungen. Und Raumaufteilungen. Wir kennen Dinge, die sich räumlich, gestalterisch, auch inhaltlich gegenüberstehen. Und sprechen dann von Kontrast. Oder von Harmonie. Ohne Ordnung ist Gestaltung nicht denkbar. Im Wort „Gestaltung“ steckt etwas Schöpferisches. Wir geben einem Werk Gestalt. Wir gestalten ein Werk. Wir ordnen ein Werk – visuell, verbal oder musikalisch. Wir machen es eventuell zu einem Kunstwerk; nämlich dann, wenn ein Werk, ein Bild, ein Film, ein Baudenkmal in sich stimmig ist.

Die Konstruktivisten des Bauhauses haben die wilde Zeit der Dadaisten gestalterisch wieder zur Ruhe gebracht

Aber Ordnung bringt auch Struktur. Struktur ist Rückgrat und Skelett. Ist die Kraft, die alles zusammenhält. Ist gleichzeitig roter Faden und Handlungsstrang. Im Inhalt, Konzept und in der visuellen Umsetzung. Struktur ist noch mehr: Sie ist das Verhältnis zwischen den Einzelteilen und dem Ganzen. Nehmen wir zum Beispiel ein Schachspiel: Sie brauchen ein Schachbrett, zwei Sätze Schachfiguren, zwei Spieler und vor allem die Spielregeln, auf die man sich einigen muss. Denn ohne Regel kein Spiel. Alle Einzelteile ergeben ein Ganzes. Ergeben eine Struktur, eine Ordnung. Und das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile. Das Ganze ist geordnete, strukturierte Gestaltung.

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Ordnung macht ein Bild klarer. Zeigt Hierarchien auf. Zeigt Abläufe. Und vor allem: Geordnetes sieht besser aus. Die meisten Menschen verstehen unter geordneter Gestaltung eine Reduzierung auf eine einfache, geometrische Form. Das muss nicht immer so sein. Auch Dadaisten gestalteten geordnet – auch wenn sie die althergebrachte Ordnung auf den Kopf stellten. Denn das scheinbar chaotische Buchstabenmaterial der Dadaisten wird selbst zum Träger einer poetischen Botschaft. Die neue Merz-Typografie hat ihre eigenen Gesetzmäßigkeiten. Es scheint, als wäre der Bruch mit allen Regeln für einen wirklichen Neuanfang nötig gewesen. Die Phase „befreiender Zerstörungslust“ ebnete ab 1920 wieder den Weg zu einem sehr starken konstruktivistischen Denken: dem Bauhaus. Jetzt kommen wieder die strukturierten Denker. Die Konstruktivisten. Mit einer klaren, schnörkellosen Gestaltung. Asymmetrisch, aber dennoch übersichtlich und funktional.

Viele Menschen hatten und haben mit den scheinbar ungeordneten Bildern der Dadaisten ihr Problem

Jeder weiß: Das Spielen geht nur nach Regeln. Und der Sport auch. Sogar oder gerade der Kampfsport.

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Ordnung und Mathematik. Die Mathematik ist die Wissenschaft von den Zahlen und Figuren. Und somit die Wissenschaft des Ordnens und Messens. Und die Basis für das Rechnen. Mathematik beschäftigt sich einerseits mit den praktischen Bedürfnissen des Handels, der Landvermessung und Zeitbestimmung. Die Mathematik spielt aber auch bei der Gestaltung eine dominante Rolle. Ob man will oder nicht. Mathematische Gesetzmäßigkeiten gestalten mit. Bei der Symmetrie. Bei Raummaßen. Bei Modulen. Oder bei Rastersystemen.

Das topographische Raster der Erde: Jetzt kann jeder Ort der Erde durch Koordinaten benannt werden

8 Teile

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5 Teile

13 Teile Der „Goldene Schnitt“: Dabei verhält sich das längere Teilstück zur Gesamtlänge im gleichen Verhältnis wie das kurze Teilstück zum längeren

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Wir sprechen zum Beispiel von der Harmonie des „Goldenen Schnitts“ und von der Geometrie eines Kirchen-Querschnitts. Wir lassen den Goldenen Schnitt positiv auf uns wirken, ohne zu wissen, welches mathematische Gesetz sich dahinter verbirgt. Wir sehen die Dynamik einer Spirale, ohne uns über die mathematische Formel Gedanken zu machen. Wir nutzen täglich die Systeme des DIN-Rasters, ohne über die Vorteile der Funktionalität und Ordnung nachzudenken. Alles, was geordnet, eingepasst, strukturiert oder in Module umgewandelt werden muss, ist auf die Mathematik angewiesen. Mathematische Methoden dringen in die Biologie und Medizin, ja sogar in Wirtschafts- und Sozialwissenschaften vor; sowie in Psychologie und Sprachwissenschaften. Ohne mathematische Logik kein geordneter Zusammenhang.

Die DIN-Reihe: Jede kleinere Fläche ist exakt die Hälfte der nächst größeren – und steht auch im selben Verhältnis zu den anderen (s. S. 48)

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Gehen wir noch einen Schritt weiter und schauen uns einmal die Natur an, die scheinbar nichts mit Mathematik zu tun hat: Schneeflocken, Blumen- und Blattstände, Zell- und Stengel-Strukturen, Moleküle und Kristalle. Wir finden in der Natur geometrische Symmetrien in jeder Form. Wir finden Polyeder, Helices und Spiralen. Basis dieser Strukturen, Ordnungen und Spiralen ist in der Tat die Mathematik. Es ist die Geometrie und es sind Zahlenreihen, unter anderen auch die berühmte Fibonacci-Reihe mit seiner Anwendung beim Goldenen Schnitt und beim Goldenen Rechteck. Doch davon noch mehr auf den Seiten 50/51. Symmetrie und Geometrie sind Teile der Mathematik. Und Mathematik ist Ordnung.

Alle Schneekristalle sind sechseckig, doch kein Stern gleicht dem anderen

Viele Zapfen, Blumen und Blütenstände gehorchen dem Gesetz der Mathematik und der Fibonacci-Reihe (s. S. 51)

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Geordnetes ist schneller und leichter zu erfassen. Die Situation ist grässlich: Wir versinken in einer Informationsflut. Wir leiden an Reizüberflutung. Durch Eindrücke von allen Seiten. Fernsehen. Rundfunk. Zeitungen. Freunde. Vorgesetzte. Lehrer. Täglich neue Zeitschriften. Stündlich neue Eindrücke. Minütlich neue Informationen. Sekündlich neue Bilder, Farben und Zeichen. Allein in der Uni-Bibliothek der WHU in Vallendar werden monatlich ca. 220 aktuelle Zeitschriften zum Thema „Wirtschaft“ präsentiert. Von regional bis international.

Kioskständer mit Zeitungen und Zeitschriften: Ordnung hilft finden

Zunächst wird uns alles ungeordnet angeboten. Sowohl inhaltlich wie zeitlich. Nur die Ordnung, die Struktur hilft uns weiter. Was nicht geordnet ist, müssen wir selbst ordnen. Denn Geordnetes ist schneller und leichter zu erfassen. Geordnetes ist auch leichter zu transportieren und als Botschaft in die Köpfe unserer Zielgruppen und Ansprechpartner zu platzieren. Darauf kommt es an. In der Didaktik. In der Kommunikation. In der visuellen Kommunikation. Beim Film genauso wie beim Roman oder Bühnenstück. Bei einer Rede genauso wie bei einer Präsentation eines Managers.

Ein Gewürzstand auf dem Markt von Bankok: Auch wenn es nicht so aussieht – die Ordnung ist vorhanden

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Schon alte Kulturvölker vor unserer Zeit haben die Notwendigkeit von Planung und Koordination gekannt. Ohne den Abgleich mit einem genauen Kalender lief nichts. Auch wir müssen sortieren und auswählen, was wir brauchen. Einfach wegwerfen, was wir nicht benötigen. Wir müssen entscheiden, was für uns wichtig und richtig ist.

„Je komplexer die Struktur, desto größer ist das Bedürfnis nach Ordnung.“ Rudolf Arnheim in „Die Dynamik der architektonischen Form“

Wir müssen uns Ziele setzen. Ziele, die realistisch und umsetzbar sind. Denn mit einem Ziel haben wir auch den Weg, die Zeitplanung und die Struktur. Ordnungsmittel gibt es viele: - Ordner - Gliederungen - Register - Kalender - Netzpläne - Mindmaps - Themenpläne oder - Personalpläne

Sehr übersichtlich: Pläne von Bus- und Untergrund-Bahnen – eine Hilfe für den (Be-)Nutzer Urlaubsplan

Ziel ist es, sowohl für sich als auch für andere alle wichtigen Informationen so zu ordnen, dass sie problemlos erfasst werden können.

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September 2008 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31

Tom Moog Martin Moog Karel Morgenstern Isolde Kring Uwe Selzer Christian Landfester Roland Scheil Cäcilia Winand Lisa Gotzen Angela Longhi Sibylle Scherer

Auch Urlaubspläne müssen eine klare Übersichtlichkeit garantieren

Ordnung ist ein Zeichen von Kultur ... Kultur ist die Veränderung der Natur durch den Menschen mit Werkzeugen und Geist. Der Mensch macht Landschaft urbar und urban. Zum Leben und zum Überleben. Er bringt Ungeordnetes für sich in Ordnung. Er kultiviert. In der Biologie versteht man darunter die Züchtung von Organismen, Zellen oder Geweben unter „genormten“ Lebensbedingungen. Kulturen brauchen also Ordnung. Und Ordnung braucht Geist. Braucht wiederum Kultur.

Die berühmten Reisfelder von Bali: Ohne das geordnete System der Wasserzuführungen wäre der Anbau von Reis auf den Berghängen nicht möglich

Der schweizer Künstler und Konstruktivist Max Bill sah zum Beispiel zwischen den Gestaltungsproblemen des Alltags und der Kunst keinen großen Unterschied, getreu dem Gedankengut des Bauhauses, wo er zur Zeit von Albers, Kandinski und Klee auch studierte. Denn Schönheit, auch Schönheit der Gestaltung, resultierte seiner Meinung nach aus einer geistigen Ordnung. Ordnung, die einfach auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhte. Auf Grundlage dieser für die Kunst revolutionären These schuf er als Maler, Bildhauer und Architekt zahlreiche, überwiegend abstrakte Kunstwerke. Auch namhafte Werke für den menschlichen Alltag, die sich aus einem System und aus einer Struktur her erklärten.

Kornlandschaft: Symbol der kultivierten Erde

„Sonnengold“ von Paul Klee: Er übertrug das System der Ordnung in der Landwirtschaft auf die Leinwand

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... und ein Zeichen von Kunst. Die Vorstellung eines allgemeingültigen Kunstbegriffs, der auf alle Künstler aller Epochen und Werke zutrifft, ist heute überholt. Aber eines kann man sagen: Ein Konzept, eine Idee und deren Planung und Umsetzung ist die Grundvoraussetzung für Kunst. Egal, um welches Konzept – egal, um welche Art von Kunst es sich handelt. Das heißt konkret: Ein Konzept ist eine Idee plus einer gegebenen Struktur der Umsetzung. Mit anderen Worten: Kunst ist eine kreativ-künstlerische Vision mit der dazu passenden konzeptionellen Umsetzung. Kunst impliziert Ordnung, Ebenmaß, gefällige Proportionen, Strukturen und klassische Formen. Demgegenüber steht Kitsch: Kitsch ist eine gewisse Art von „Unordnung“, ein Zusammenprall von zwei oder mehreren Ordnungen und Elementen, die nicht aufeinander abgestimmt sind. Ein Konglomerat aus verschiedenen Stilen, bei dem kein Stil dominiert.

Victor Vasarely abstrahiert in seinem Bild „Vonal-Stri“ aus dem Jahre 1975 die Ordnung auf die fast kleinste, aber „räumliche“ Form was Geometrie und Farben anbelangt

Wesentlich ist also eine Ordnung, eine Struktur, die in sich stimmig und schlüssig ist und die nach Möglichkeit auch in ihre Zeit und ihre Kultur passt.

Der Mensch sucht seine Ordnung oft in der vermeindlichen Harmonie – und findet sie dann im Kitsch

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Gestalten heißt ordnen. Wikipedia schreibt zu „Gestaltung“: „Gestaltung ist ein kreativer Schaffensprozess, bei welchem durch die Arbeit des Gestaltenden eine Sache (...) verändert wird, d. h. erstellt, modifiziert oder entwickelt wird und dadurch eine bestimmte Form oder ein bestimmtes Erscheinungsbild verliehen bekommt oder annimmt.“ In Bulittas „Wörterbuch der Synonyme und Antonyme“ wird unter „gestaltet“ sogar ein Bogen von „geformt“ zu „geschliffen“ geschlagen.

Seite 327 in Bulittas Wörterbuch der Synonyme und Antonyme

Der Plan eines Gartenarchitekten

Zentralperspektive bei Leonardo da Vinci: Perspektivstudie (Ausschnitt) zum Hintergrund des Bildes „Heilige drei Könige“

Ein Gestalter kommt am Ordnen also gar nicht vorbei. Zunächst müssen seine Gedanken, seine Ideen geordnet werden. Man entwirft eine Gliederung. Man schreibt ein Konzept. Und Künstler legen ihre Gedanken in einem Manifest fest. Der Gartenarchitekt entwirft einen Plan, in den zeitliche und formale Fakten für Stauden, Büsche und Bäume, für Wiese, Sitzplatz und Teich eingetragen werden. Der (Dreh-)Buchautor entwickelt einen dramatischen Plot, der eine Spannung aufbaut und hält. Der Architekt ordnet Räume, die miteinander „kommunizieren“. So liegen Zimmer mit gleichen sanitären Einheiten praktisch und ökonomisch übereinander oder große Wohn- und Fensterflächen in Richtung offenes Feld. Für die alten Meister war dies vielleicht selbstverständlicher als für Künstler der Gegenwart. Weil sie genauer, realistischer malen und plastizieren mussten. Ein Bild wurde vorskizziert und überarbeitet. Details wurden angefertigt. Sehr schöne Beispiele findet man in der Renaissance. Es war die Zeit der Zentralperspektive, des formalen Aufbaus und der räumlichen Tiefe. Mit Vordergrund und Hintergrund.

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Die Ordnung gibt der Gestaltung Gestalt. Und Halt. Sie gliedert auf und strukturiert. Zeigt, wo vorne und hinten, was wichtig und unwichtig ist. Sie untergliedert und unterteilt, damit die Idee eine Form bekommt. Damit die Form eine Struktur erhält. Das trifft auf verbale Gestaltung genauso zu wie auf die visuelle: Der Dichter ordnet sein Epos, seine Ballade, sein Drama oder Gedicht genauso wie der Städteplaner einen Platz oder der Designer sein Produkt.

Auch Städteplaner „bauen“ sich ihren Plan für eine geeignete, schön gestaltete Wohnwelt

Aber gerade beim Design kommt der Ordnung eine wichtige Funktion zu. Ein Designer muss sich seinem Thema funktional, formal und vom Material sowie von der Konstruktion ausgehend nähern. Ohne System und ohne Ordnung kann das nicht funktionieren. Denn man muss verstehen (oder eventuell lernen), dass ohne Ordnung kein organisiertes System funktionieren kann. Ganz gleich, ob es sich um eine physische oder geistige Funktion handelt. So ist die Ordnung gleichzeitig die Grundlage zum Erfolg beim Gestalten.

Ordner: eines der wichtigsten Hilfsmittel für geordnete Gestaltung

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Ordnung ist Harmonie. Harmonie ist Wohlklang, Ausgewogenheit, etwas Wohlproportioniertes. Ein Gemälde ist harmonisch, wenn die einzelnen Farben oder Flächen sich geschickt zu einem wohlgefälligen Ganzen zusammenfügen. Zu einem angenehmen Gleichklang. Zu einer ungestörten Eintracht.

Die Ordnung der Klaviertasten bilden ebenso die Basis für die Harmonie der Musik wie das Konzept der Musiknoten

Die Basis für die Harmonie mehrerer Elemente ist die Ordnung selbst: das geordnete Verhältnis der Einzelelemente untereinander. Das Verhältnis, das die geordnete Spannung erzeugt. Denn „geordnete Spannung“ ist Harmonie. Das gilt für die Malerei genauso wie für das geschriebene Wort. Das gilt für Film, Architektur und visuelle Kommunikation. In der Musik ist Harmonie der geordnete, auf einen Grundton bezogene Zusammenklang mehrerer Töne. Im engeren Sinn der wohllautende, konsonante Zusammenklang, der Aufbau und die Verknüpfung der musikalischen Zusammenklänge von Dur und Moll.

Erst das richtige Verhältnis von Elementen zueinander, erst eine richtige Ausgewogenheit beider oder mehrerer Teile erzeugen eine (gute) Harmonie

Es ist also der leichte, zarte Gegensatz zweier Elemente, die sich in einer Ordnung zueinander befinden. Sie sind „in Ordnung“. Sie sind aufeinander abgestimmt. Ausgewogen. Im Gleichgewicht. Im richtigen Verhältnis. Und wohlproportioniert. Die Ordnung hat dabei die Aufgabe, das rechte Maß metrisch oder gefühlsmäßig festzulegen.

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Grundsätzlich muss der Gestalter „Frieden stiften“, wenn er die Harmonie anstrebt. Farben müssen ausgeglichen nebeneinander stehen. Müssen mit sich im „Reinen“ sein. Als man den großen Farbenforscher Wilhelm Ostwald fragte, wie man Harmonie erreicht, war seine spontane Antwort: „Durch Ordnung!“ Jeder Farbenspezialist hat dafür sein eigenes System entwickelt. Ostwald schuf dazu zum Beispiel einen 24-teiligen Farbkreis, mit dem er Dreiergruppen bildete. Mit Farben, die in harmonischer Spannung zueinander standen.

Der Farbkreis von Wilhelm Ostwald

Ableitend von der 3-Farben-Harmonie von Wilhelm Ostwald lassen sich unzählige weitere 3-Klang-Harmonien durch Farben erzeugen

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Welche Ordnungselemente gibt es? Der Mensch hat also dafür gesorgt, dass alles „in Ordnung“ und „normal“ ist. Dafür gibt es Normen. Und Gesetze. Aufteilungen, Nummerierungen, Systeme. Es gibt Regeln, Rangordnungen, Gliederungen. Raster und Module. Maßeinheiten und Netze. Tarife und Formeln. Ordnungselemente finden wir auf Schritt und Tritt: bei den Verkehrsleitsystemen und bei Straßenmarkierungen, bei Längen- und Breitengraden, bei Abfalltonnen und Euro-Paletten, bei Eichmarken auf Gläsern. Auch Hamburger von McDonald‘s sind genormt. Man kann davon ausgehen, dass das Meiste seinen Sinn hat: ob das Zifferblatt auf der Uhr, um die Zeit abzurechnen, ob Gewichtsangaben, um mit der Sicherheit zu rechnen, oder Geld, um überhaupt abzurechnen.

Moses mit den „Gesetzestafeln“ (von Jusepe de Ribera)

Das Straßenschild – Hilfsmittel zur Orientierung im Straßenverkehr

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Wir brauchen Buchstaben, Sprache und Grammatik, um zu kommunizieren. Wir brauchen RAL- und Euro-DIN-Farben, um „genormte“ Druckerzeugnisse zu erhalten. Wir brauchen Papier-DIN-Formate, um preiswerter produzieren zu können. Und wir brauchen einheitliche Größen für CDs und DVDs, für Glühbirnen und Abfalltonnen, damit der problemlose Einsatz in verschiedensten Geräten gewährleistet ist. Das Geodreieck – Hilfsmittel für geometrische Zeichnungen

Und zur Gestaltung brauchen wir Dezimalsysteme, Satzspiegel, Mittelachse, Goldenen Schnitt und Proportionen. Wir brauchen ein typografisches Maßsystem, Schriftenalphabete und Farbkreise. Wir brauchen oben und unten, links und rechts, hell und dunkel, groß und klein, schwarz-weiß und bunt. Wir brauchen viele Hilfen, um überhaupt gestalten zu können. Vor allem brauchen wir Rastersysteme. Raster können erstens ordnen, zweitens beim Gestalten helfen, drittens als wichtiges tektonisches Element in Erscheinung treten.

Eine Rechenscheibe zur Berechnung von Verhältnissen

Kein Hausbauer und Hausherr kommt an einem Zollstock vorbei

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Das Raster als Ordnungselement. So wie die Münzen als geordnetes Zahlungssystem helfen zu „handeln“, zu zahlen und zu zählen, so hilft ein Rastersystem zu ordnen. Es ist ein Handwerkszeug, um Ordnung ins Chaos zu bringen. Ein Raster ist zunächst ein funktionales Hilfsmittel, um Uniformität herzustellen. Nehmen wir ein Beispiel. Tatami ist eine rechteckige, japanische Bodenmatte in einer standardisierten Größe. Modulartig nebeneinandergelegt füllen sie exakt jeden Raum unterschiedlichster japanischer Häuser aus, ohne ein Tatami-Maß zu ändern. Verantwortlich dafür ist das modulare System, die Norm, das festgelegte Raster. Sogar das Geldsystem unterliegt einer logischen Ordnung

Ein Raster hilft also, eine Fläche zu organisieren. Es kann aber auch dabei helfen, Informationen systematisch zu ordnen und zu gliedern. So wie eine Hängeregistratur. Wie ein Archiv. Wie ein Regal. Ein Raster-System hilft auch dabei, Informationen besser in ein einheitliches System zu integrieren. Elemente werden zu Teilen eines übergeordneten Ganzen.

587 mm

500 mm

Traditionelle Anordnung der Tatamimatten (85 x 170 cm) für verschiedene Zimmergrößen

1 : 2

6

8

10

12

Grundlage der japanischen Architektur bildet das Tatami-Maßsystem, das wiederum auf den Körpermaßen des Durchschnittsjapaners basiert

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Ein Raster kann auch dabei helfen, ordnungsgemäß große Objekte auf kleine Flächen zu übertragen: Dürer hat sich gerne dafür eines Rasterrahmens bedient, den er sich aus Schnüren mit gleichmäßigen Abständen gebaut hat. Und heute hilft das kartografische Raster oder Gitter, Räume maßstabsgetreu auf einen Plan zu übertragen. Dürer zeigt, wie ein Maler mit Hilfe eines aufgerasterten Fensters, einem sogenannten Drahtgitter, Dinge und Personen auf ein Blatt übertragen kann

Ordnungsraster müssen nicht sichtbar sein. Ordnungsraster sind einfach da: als System, als Idee, als Konzept. Sie gliedern auf: Zeit-orientiert, Raum-orientiert, auch Inhalts-orientiert. Ordnungsraster gliedern eine elektronische Schrift, die Tastatur, den ganzen Computer. Ordnen die Hardware. Und die Software. Ordnen das komplette Drucksystem. Bis hin zum Denkmodell der Rasterpunkte – kombiniert mit den vier Grundfarben Magenta, Cyan, Yellow und Black. So erschreckend es sich auch anhört: Unser gesamtes Leben, unser komplettes Ordnungsdenken ist überzogen mit einem Gitter unterschiedlichster Raster. Sie sind die Basis für unsere Ordnung.

Das Druckraster zur Wiedergabe von Halbtönen und Farbverläufen ist metrisch aufgebaut: durch unterschiedlich große zu druckende Punkte, die sich in den Schnittpunkten von horizontalen und vertikalen Linien befinden

Auch ein Stadtplan unterliegt dem gleichen topografischen Raster, der die ganze Erde umspannt, aufteilt und somit nach einem Maßsystem ordnet

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Raster gibt es überall. Schauen Sie sich mal um. Raster gibt es in der Natur. In Ihrer Stadt. In Ihrer Wohnung. Wir sind von Rastern umgeben. Nehmen wir als Beispiel die Bienen: sie haben ihre Waben, die sie als Statik und Raumaufteilung benötigen. Es ist das rationellste und stärkste Bau-System, um hunderte, ja tausende Kammern nebeneinander zu bauen – statisch absolut „in Ordnung“. Das wohl bekannteste und statisch effektivste natürliche Raster ist das Zellensystem der Bienenwaben: Schutz für die Brut auf allerkleinstem Raum

Ingenieure, Architekten und Designer machen sich bei der Bionik solche Naturerfahrungen und -phänomene zunutze und übertragen diese auf unsere Technik. So nutzen sie die Vorteile der Raster für die Statik und für die Gestaltung. Und so gibt es Strebepfeiler in Kirchen, Rasterfronten an Bürogebäuden und Pei's Glaspyramide als Eingang des Louvre in Paris, komplett bestehend aus einem Rautenraster.

Der Maschendrahtzaun: Die Struktur des Rasters hilft bequem und leicht abzutrennen ... hilft aber auch bei der platzsparenden Lagerung des Materials

Es gibt Zäune und Rolladen-Lamellen. Es gibt Fliesen und Kacheln. Es gibt Bücherregale und Schubladen-Möbel. Sie sehen das Raster am Korbgeflecht der Thonetstühle genauso wie an der LautsprecherAbdeckung. Sie sehen es visuell beim Lochblech, an den Felgen, auf dem Dach. Ja, selbst die Dachlatten unter den Pfannen sind im Raster genagelt. Damit die Pfannen halten. Und darunter befindet sich das Raster der Dachbalken.

Der gläserne Eingang zum Louvre in Paris: Der US-Amerikaner Ieoh Ming Pei, ein Architekt chinesischer Herkunft, wählte zur Gestaltung und Statik ein Rautenraster

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Schauen Sie sich mal Ihren Kalender an. Egal, ob den, der an der Wand hängt, Ihren elektronischen oder jenen, den Sie als Büchlein in Ihrer Tasche tragen. Schauen Sie sich Ihr Büchlein überhaupt einmal genau an und Sie werden überall Raster erkennen. Ebenso wie in Schulheften. Mit Rechen- und Rautenkästchen. Mit Noten- oder Schreiblinien. Seit der Zeit, in der der Mensch anfing zu schreiben, gibt es Zeilenraster. Bei den Hieroglyphen und Kartuschen der Ägypter. Auch beim Schreibsystem der Chinesen. Die gesamte Welt der Ornamentik lebt vom Raster. Künstler, besonders Konstruktivisten, bauen ihre Werke auf einem Raster auf. Wir sind es gewohnt, Raster zu sehen ohne sie zu erkennen. Wir leben einfach mit ihnen.

Der Handel mit Waren ist ohne EAN- und Barcodes in der heutigen Zeit nicht mehr denkbar

große Oktave

kleine Oktave

eingestrichene Oktave

zweigestrichene..

Die Klaviatur: Ohne ein durchdachtes Rastersystem gäbe es keine „schriftliche“ Komposition

Eine Kirchenrosette: Das Maßsystem in der Architektur ist harmonische, visuelle Ordnung aber auch Basis für die Statik

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Das Raster als Gestaltungselement.

In der Typografie hilft man sich, indem man ein sog. Grundlinienraster anlegt, um die Texte und Bilder auf einer Seite zu ordnen. Die Linien dieses Rasters geben uns das Visualisierung des Grundlinien-Rasters in der Typografie

Für Designer, Architekten und Künstler hat das Raster eine weitere wichtige Funktion: Es ist ein Gestaltungselement. Der Gestalter braucht das Raster also nicht nur zum Ordnen, sondern zum „künstlerischen“ Aufbau seines Werkes. Das Raster wird zur architektonischen Beherrschung einer leeren Fläche. Die grenzenlose Freiheit einer leeren Seite allein hilft dem Grafiker nicht weiter. Er braucht eine Hilfe. Er braucht eine Aufteilung. Er braucht Hilfslinien, ein Raster. Das Raster gestaltet er sich selbst. Sehr einfach, puristisch. Oder raffiniert, komplex. Ganz wie er will. Aber er braucht dieses Raster, um weiter zu gestalten. Denn er muss Texte und Abbildungen auf der leeren Fläche verteilen. Er will mit leeren Flächen spielen und gestalten. Er will Spannung erzeugen mit Groß und Klein, mit Oben und Unten. Oder er muss einfach eine Unmenge an Informationen auf dieser Seite kommunizieren. Also muss er ordnen. Auch dafür braucht er die Hilfe eines Rasters. Man kann aber auch das Raster selbst zum dominierenden Gestaltungselement machen. Indem man das Raster in den Vordergrund stellt. Indem man die zu kommunizierenden Inhalte in den Hintergrund schiebt. Weil das Raster selbst kommunizieren soll. Das Raster wird so zu einem tektonischen Element: Es gestaltet sich selbst.

Jeder Gestalter eines Bildes, einer Seite, einer ganzen Zeitschrift oder eines Buches braucht Ordnungselemente: Linien, die die Senkrechte und Waagerechte einer Fläche so aufteilen, dass die Inhalte „geordnet“ erscheinen

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Der Grafiker braucht Zeilen und Textspalten. Er braucht Elemente und Hilfsmittel, um Wichtiges besonders herauszustellen. Das Raster hilft ihm dabei. Setzt Wichtiges groß nach vorne, Unwichtiges in die zweite Reihe. Das Arbeiten mit Gestaltungsrastern muss natürlich erlernt sein. Den Sprung von der vermeintlichen Einengung hin zur helfenden „Rasterästhetik“ hat man aber schnell gemacht. Der Gestalter lernt schnell, dass er auf ein Raster als Gestaltungselement nicht mehr verzichten kann. Er braucht es bei einem Bild. Eventuell bei einem Signet. Oder bei einer Anzeigengestaltung. Und je komplexer seine Arbeit wird, umso eher braucht er sein Raster. Bei einem Prospekt. Beim Katalog. Und beim Buch. Auch bei der Verpackung. Oder beim Messestand. Natürlich auch bei einem Haus und bei Orientierungssystemen.

Die Entwicklung von gefälligen „Satzspiegeln“ für Bücher durch Jan Tschichold

Auch Messestände benötigen Raster

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Die Zeichensysteme als Ordnungselement.

1002-10

1002-20

1002-11

1002-21

1002-12

1002-22

1002-13

1002-23

Verkehrsschilder bringen Ordnung in den Verkehr

Die Kartografie kommt ohne Zeichensysteme nicht aus

Zeichensysteme sind Sprachen. Visuelle Sprachen. Gedacht als klare Verständigung auf der Basis: „ein Bild sagt mehr als tausend Worte“. Sie richten sich entweder an alle oder an eine Gruppe „Eingeweihter“, die diese visuelle Sprache verstehen und selbst sprechen. Das können Signale oder Handzeichen sein. Normale Schriften oder Blindenschrift. Symbole oder Piktogramme. Der Mensch kommt ohne diese Zeichensysteme als Ordnungs- oder Regelungselemente nicht mehr aus: Verkehrsschilder ordnen und leiten unser Verhalten auf den Straßen. Durch Hinweis-, Gebots- und Verbotsschilder. Piktogramme führen uns durch die oft verwirrende Welt großer Räumlichkeiten, als Hilfe zur Orientierung: auf Flughäfen, in Krankenhäusern, in Stadien oder Unis. Sport-, Freizeit-, Hotel- und Touristik-Piktogramme dienen der direkten Unterscheidung unterschiedlicher Bereiche. Kartensymbole und Legenden helfen uns, auf Plänen und Karten nicht orientierungslos zu bleiben. Ja, sie schützen uns sogar vor Gefahren bei der Arbeit, in der Chemie oder im Verkehr. Zeichensysteme sind dazu da, Grenzen des gesprochenen Wortes zu überbrücken. Zeitlich. Räumlich. Sprachübergreifend.

Piktogramme des Frankfurter Flughafens von Otl Aicher

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Zeichensysteme ordnen visuell Sprachen. Sie sind Standards. Und Normen. So wie Buchstaben des Alphabets die Sprache visuell und phonetisch ordnen. Und wer braucht Zeichensysteme? Architekten. Kartografen. Organisatoren und Planer. Steinmetze und Zimmerleute. Eigentlich jeder Mensch.

Steinmetzzeichen: Die Striche folgen einem Gitternetz

Damit der Franzose in China weiß, wo sich die Herrentoilette befindet. Damit ein englischer Ingenieur in Afrika einen Schaltplan lesen kann. Damit ein Blinder ein Buch lesen kann. Damit weltweit von jedem die Uhr gelesen werden kann. Zeichensysteme sind Ordnungselemente im Sinne der Verständigung. Hilfen zur Internationalisierung durch Standardisierung. Als Notenschrift bei der Musik. Als Bewegungsnotierung beim Tanz. Als Formelsprache in der Chemie. Und als Morsealphabet, um über SOS schnell Hilfe anzufordern oder als Flaggen- und Lotsenalphabet.

Die klare deutsche oder schweizer Bahnhofsuhr

Eine der berühmtesten Formeln der Welt: von Albert Einstein

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Das Modul als Ordnungselement. „Modul“ ist ein Teil, ein Baustein, das in ein Ganzes passt. Es hilft, als Ergänzung, eine Sache komplexer, funktionaler zu machen. Wir finden Module in der Elektronik, in der Baukunst, im Maschinenbau, in der Möbelbranche. Und viele Künstler arbeiten und gestalten mit Modulen.

Ein Computerbaustein als Modul

Einer der bekanntesten Anwender von Modulen in der Gestaltung ist der zeitgenössische französische Architekt Le Corbusier. Er entwickelte den „Modulor“: einen aufrecht stehenden Menschen mit senkrecht erhobenem Arm (2,26 m). Dieses Ausgangsmaß liegt als Skala seinem gesamten architektonischen Proportionssystem zugrunde. Mit diesem Modulor gestaltete er unzählige Räume und Gebäude. (Siehe Seiten 154/155) Ein besonders schönes Beispiel für die konsequente Gestaltung mit Modulen gibt uns der 1927 geborene Koblenzer Konstruktivist Heijo Hangen. Er entwickelte 1968 mit „modulform 2“ ein geschlossenes Gestaltungssystem mit nur einem Formelement. Dieses Modul wendet er seither in komplett all seinen Kunstwerken an, hunderte an der Zahl. (Siehe Seiten 152/153)

Der „Modulor“ von Le Corbusier aus dem gleichnamigen Buch des Architekten: in dieser Zeichnung noch mit den ursprünglichen Maßen

Auch USM Haller bietet ein fast beispielloses Modulsystem für die Möbelbranche an: Diese USM Möbelmodule, entwickelt von dem deutschen Architekten Fritz Haller und in den Büros der ganzen Welt „zu Hause“, ergänzen sich zu einem komplexen System. In der Höhe, in der Breite, in der Tiefe.

Ein USM Regal, entwickelt von Fritz Haller

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Gerade die zeitgemäße Architektur und die Möbelbranche haben das Modul-System zur Perfektion gebracht. Natürlich auch aus Gründen der Funktionalität sowie aus finanziellen Beweggründen. Denn Module lassen sich einfacher herstellen und austauschen. In der Elektronik genauso wie in der Plattenarchitektur. Sie werden so zu „maßgeblichen“ Größen in einem neu entwickelten Ordnungssystem. Sie sind Zeichen der Neuzeit. „Modularisierung“ heißt gleichzeitig, Komplexes in einzelne Bausteine zu „zerlegen“.

Eine typische Küchenzeile im Modulsystem. Alles passt zusammen: Herd, Spüle, Anbauschränke, Kühlschrank, Dunstabzugshaube und, und, und ...

Diese Bausteine sind andererseits, richtig geordnet, Hilfen bei der Individualisierung und Flexibilisierung neuer Geräte oder Gebäude. Sie helfen zu spezialisieren und zu generalisieren. Bei einer echten Kostenersparnis. Nur, manche Plattenbauweisen sollten uns in Zukunft erspart bleiben!

Ebenfalls typisch: der Plattenbaustil für Wohnsilos

Paletten und Container sind sinnvoll entwickelte Modulsysteme, die die Lagerung und den Transport von Produkten fast jeder Art gewährleisten

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Die DIN-Normen als Ordnungselement. Das Deutsche Institut für Normung e. V. hat das Leben für uns geordnet. Wir brauchen uns keine Gedanken mehr über Ungeregeltes zu machen.

Das DIN-Logo

ABCDEFGHIJKLMN OPQRSTUVWXZZÀÅÉÎ ØÜabcdefghijklmn opqrstuvwxyzàåéîoøü ! &1234567890($£.,!?) Die DIN-Normschrift für technische Zeichnungen, als sogenannte Verkehrsschrift, leicht lesbar für besondere Druckschriften und Stempel sowie bestens geeignet für die Mikroverfilmung

Hilfe erhält das Institut von der „International Organization for Standardization“ (ISO), dem internationalen Normenausschuss, und dem europäischen Comité Européen de Normalisation, die alle bei der „Gleichmachung“ helfen. Alle ordnen für uns: zum Beispiel das Schreiben mit der Schreibmaschine. Oder die Sicherheit der Arbeitsschuhe. Den Zement. Die Untersuchung des Wassers. Die Normung im Gesundheitswesen und Umweltmanagementsystemen. Es gibt den „Ausschuss Gestaltung von Normen“, den „Ausschuss Normenpraxis“ und den „Ausschuss Normungsgrundsätze“. In Deutschland gibt es zur Zeit 76 Normenausschüsse: Fünf von ihnen beziehen sich konkret auf die (visuelle) Kommunikation: der Normenausschuss Bild und Ton, der Normenausschuss Druck- und Reproduktionstechnik, der Normenausschuss Farbe, der Normenausschuss Papier und Pappe sowie der Normenausschuss Verpackungswesen. Sehen wir es einfach positiv: DIN-Normen sind keine gesetzlichen Vorschriften, sie wollen helfen und sollen Klarheit schaffen. Zwischen Entwicklern, Herstellern und Verbrauchern. Zwischen Lieferanten und Kunden. Und sie wollen erleichtern: Konstruktion, Fertigung und Instandhaltung. Die DIN-Normen dienen der Rationalisierung, der Sicherheit, dem Umweltschutz und vielen Verständigungen.

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Auch das DIN-Format ist für den praktischen Alltag entwickelt worden. Dieses Papierformat ist aber nicht der Wahl des Gestalters überlassen worden. Es hat Vorteile und ist Hilfe für viele. Für den Gestalter. Für den Leser. Für den Drucker. Für das Papier. Für Produzenten der Papiermaschinen. Für Produzenten der Druckmaschinen. Für den Setzer. Für den, der die Seiten montiert. Für den Verarbeiter beim Falzen. Und nicht zuletzt wieder für den Endverbraucher, der nämlich den Mehraufwand für die individuelle Produktion zu zahlen hat.

Die Konstruktion des DIN-Formates

Denn DIN-Formate sind immer genau die Hälfte des nächstgrößeren Formates. Wodurch viel Papierverschwendung vermieden wird.

A7

A5

A6

A 3 A 4 A 1

A 2

A0

Diese Abbildung verdeutlicht das Verhältnis der unterschiedlich großen DIN-Formate zueinander

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Spirale und Goldener Schnitt als Ordnungselement. Johann Wolfgang von Goethe schrieb: „In der Vegetation waltet eine allgemeine Spiraltendenz.“ Und: „In der Spirale verwirklicht sich ein Grundgedanke des Lebendigen.“

Die ästhetische Spirale einer Nautilus (Kopffüßer): eine aufgerollte Schale mit Jahreskammern

Da ist was dran. Spiralen und Schrauben (= Helix) gibt es überall in der Natur. Bei der Nautilus-Muschel. Und beim Schneckenhaus. Beim Tornado. Im Badewasser, das abfließt. In Galaxien. Als Hörner von Mufflons und Kaffernbüffeln. Als Fingerabdrücke. Vor allem in der Botanik. In Form von spiraligen Blattstellungen und Samenständen. Bei den Sonnenblumen-Kernen. Bei den Samen der Gänseblümchen. Beim Rosenkohl, bei Palmen und Kakteen. Bei der Ananas und beim Kiefernzapfen.

Mandelbrot-Fraktale

Wir finden Helix-Ketten als Kollagen-Ketten im Körper. Als Elastin-Ketten. Oder als Protein-Ketten.

Spiralnebel-Galaxie

Die spiralförmige Anordnung von geometrischen Formen ergibt selbst eine Spirale

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Mathematische Grundlage der Spirale ist die Fibonacci-Reihe. Benannt nach seinem Entdecker Leonardo von Pisa alias Leonardo Fibonacci, der als italienischer Mathematiker im 13. Jahrhundert gelebt hat.

1/2 x

1, 1, 2, 3, 5, 8, 13, 21, 34, 55, 89, 144, ... In dieser Zahlenreihe entspricht jede Zahl der Summe der beiden vorangegangenen Zahlen. Wenn wir uns die Verhältniszahl anschauen, die für diese (Spiral-)Reihe charakteristisch ist, kommen wir auf eine irrationale Zahl: 0,381966...

a

b

1 : 1,61803 x a : b = b : x = 1 : 1,61803

Die Konstruktion des „Goldenen Schnitts“

Diese Zahl ist von großer Bedeutung. Sie ist die Basis für das „Goldene Verhältnis“. Basis für den „Goldenen Schnitt“. Den Johannes Keppler als das „Juwel der Geometrie“ bezeichnet haben soll. Den Platon sogar für den „Schlüssel zur Physik des Kosmos“ hielt. Der Goldene Schnitt ist die Teilung einer Strecke in der Form, dass das längere Teilstück zur ganzen Strecke in dem selben Verhältnis steht wie das kürzere Teilstück zum längeren. Wenn das Ganze die Einheitslänge 1,000 hat, dann teilt man diese so, dass man eine Teilstrecke von 0,618 und eine von 0,382 erhält.

A

C

Die Konstruktion des „Goldenen Rechtecks“

Zur Gestaltung bedient man sich des „Goldenen Rechtecks“. Die Proportionen entsprechen dem Goldenen Schnitt.

Das Pentagramm: alle Teillinien des Pentagramms teilen sich im „Goldenen Schnitt“

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B

Resümee. Gute Gestaltung ohne eine Form von Ordnung ist einfach nicht denkbar. Ohne Ordnung läuft nichts. Ohne Ordnung gestaltet sich nichts. Noch nicht einmal Chaos. Denn Chaos definiert sich aus „Nicht-Ordnung“. Aus Unordnung. Ordnung ist die Basis jeglicher Gestaltung. Und je höher, je diffiziler die Stufe der Ordnung, desto sicherer wird die Gestaltung. Ordnung bringt der Gestaltung ihre Gestalt, ihre Form.

Protagoras: „Der Mensch ist das Maß aller Dinge“, mit der berühmten Zeichnung von Leonardo da Vinci

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Der Kontrast. Nichts in der Gestaltung hat mich nachhaltiger beeinflusst als die Entdeckung des Kontrastes. Schon vor circa 30 Jahren bei der Ausbildung zum Designer. Der Einsatz von schönen Kontrasten ist mit Sicherheit das Spannendste an der Gestaltung. Es bringt die Würze in die Gestaltung selbst, ist wie das Salz und der Pfeffer in der Suppe. Das Wesentliche der Kontrastgestaltung möchte ich aber gleich voranstellen: „Erst der gelungene Ausgleich der Kontraste untereinander macht die Qualität einer Harmonie aus.“

SECHSUNDDREISSIG Was schrumpft, muss sich zuerst ausdehnen. Was schwach wird, muss zuerst gestärkt werden. Was abgebrochen wird, muss zuerst aufgebaut werden. Was genommen wird, muss zuerst gegeben werden. Das ist die geheime Weisheit. Weiches und Schwaches besiegt Hartes und Starkes. Fische können tiefe Wasser nicht verlassen, und die Waffen eines Landes sollten nicht zur Schau gestellt werden. Zitat von Lao-Tse aus seinem Werk „Tao Te King“

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Yin und Yang. Es gibt meiner Meinung nach kein Symbol, das besser visualisiert, was Kontrast ist, als nebenstehendes: das Yin-Yang-Symbol. Das Faszinierende daran: Es zeigt nicht nur die Gegensätzlichkeit, sondern auch „das einheitliche Ganze“. Nämlich das, was aus Kontrast entstehen kann: die Harmonie. Das klingt paradox, ist aber logisch.

YIN



YANG

Dunkel Hell Empfangendes Schöpferisches Gestaltloses Formgebendes Frau Mann Mutter Vater Tochter Sohn Rechts Links Erde Himmel Mond Sonne Nacht Tag Wasser Feuer Silber Gold Kälte Wärme Winter Sommer Schlaf Wachen Ruhe Bewegung Düster Licht Unten Oben Innen Außen Hinten Vorne Weich Hart Süßes Saures Stark Schwach Weiß Schwarz Schlecht Gut Gerade Zahl Ungerade Zahl Positiv Negativ Aufblühen Verfall Aktiv Passiv Tod Leben

Yin und Yang sind zwei polare Kräfte, die durch ihr Wechselspiel und ihre Interaktion das gesamte Universum entstehen lassen können. Sie sind nach dem Taoismus die polaren Manifestationen des „höchsten Letzten“. Sie sind gleichzeitig Erde und Himmel. Sie sind Mann und Frau. Yin ist dabei das Weibliche, Passive, Empfangende, Dunkle, Weiche. Yang hingegen ist das Männliche, Aktive, Schöpferische, Helle und Harte. Yin und Yang sind letztendlich Symbol für alle Gegensätze dieser Welt. Sie sind ständig in Fluss. Der Prozess des Hervorbringens aller Erscheinungen wird zyklisch gesehen. Als endloses Entstehen und Vergehen, indem alles in seinen Gegenpol umschlägt, wenn es seine Ausbildung erreicht hat. Insofern deuten auch die beiden Punkte schon darauf hin, dass jede der beiden Kräfte schon den Keim des Gegenpols in sich tragen. Nur wenn Yin und Yang sich im Gleichgewicht befinden, sind Körper, Geist und Seele gesund.

Yin und Yang: Gegensatz und gleichzeitig Gleichgewicht

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Jedes Ding hat seine zwei Seiten. Diese Philosophie ist so alt, dass sie sich in fast allen Kulturen wiederfindet. Das „Spielen“ mit Kontrasten ist mal Philosophie, mal reine Form-Sprache. Unabhängig von Stilen und Epochen, von Historie und Zeitgeist, von Fakultäten und Kunstsparten. Auch unabhängig von Strukturen und Sprachen, von Ordnungssystemen und Wertungen. Kontrastierendes Denken findet sich aber auch in allen Kulturen der Erde. Bei den Chinesen und Japanern. Bei den Griechen und Römern. Bei den Inkas und Azteken. Es findet sich im Dualismus der Balinesen, schön zu erkennen, wenn zum Beispiel beim Barong Keket, beim Barong-Tanz, das Gute und Böse im „ewigen Hader“ miteinander ringen. Polarisierendes Denken findet sich natürlich auch in der gesamten europäischen Kultur und Philosophie. Kontrast ist hier die Basis für Wertungen. Für Dialektik. Für Dialog. Für Ambivalenz. Für unser gesamtes dualistische Weltbild.

Der Januskopf: Symbol für die zwei Gesichter des Menschen? Nachzeichnung eines Bronze-As aus der römischen Republik.

TM

Vorder- und Rückseite einer alten Silbermünze des Medailleurs Christian Wermuth: Jedes Ding hat seine zwei Seiten – hier schön symbolisiert durch Tag und Nacht mit einem passenden Text.

Icon für das Theater: Trauerspiel und Komödie

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Was heißt „Kontrast“? Kontrast kommt von kontra: gegen. Contrastare (lat.) heißt „entgegenstehen“. Kontra ist die Basis vieler Begriffe, die eine Gegensätzlichkeit beschreiben: Kontroverse als Begriff für Wortwechsel und Konflikt. Kontrahent: der Gegner, Rivale, Widersacher. Kontradiktion als Widerspruch. Oder Kontrapunkt in der Musik. Und eben Kontrast. Nämlich dann, wenn sich zwei Dinge gegenüber stehen. Der Gegensatz

These

Antithese

Synthese Aus Gegensätzlichem kann Neues entstehen

Verbraucher

Elektronen

Das kann positiv sein oder negativ. Das kann „Spannung“ erzeugen wie die Spannung, die sich in der Elektrizität zwischen zwei Polen aufbaut. Dies können aber auch Dinge sein, die sich ergänzen, gegeneinander wirken oder sogar aufheben. Kontrast ist grundsätzlich gegensätzlich. Ist Unterschied, Trennung, Gegenpol und Antithese. Ist aber auch Vergleich. Ist manchmal zerstörend, manchmal schöpferisch, formgebend und aufbauend. Ist auf jeden Fall dynamisch und für die Gestaltung notwendig.

Elektronen

Kathionen

+ Anionen

positive Elektrode (Anode) Elektrolyt

negative Elektrode (Kathode) Separator

Das Prinzip der Batterie beruht auf Spannung durch Pol und Gegenpol

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Kontrast ist jetzt und immer. Gerade in unserer Zeit, in der sich alles zu einer „Weltgröße“ verbindet (zum Beispiel Internet und ganzheitliches Denken), wird auf der anderen Seite die „kleine Welt“, in der man lebt, wieder wichtiger. Wir denken global und handeln lokal. Wir öffnen uns über das Internet und igeln uns privat ein. (Ähnlich der Zeit des „Biedermeier“ – anschaulich gezeigt im Bild „Der Kaktusfreund“ von Carl Spitzweg.) Wir „cocoonen“, obwohl wir Fremdsprachen lernen und in die große weite Welt reisen. Das ist das Zeichen unserer Zeit. Das ist der Kontrast, mit dem wir leben. Nein, wir leben in ihm. Wir werden, wir sind Teil davon.

Die Erde – genügend Raum für Urlaub und Web-Präsenz: „Think global ...

Aber keine Sorge. So war es schon immer. In allen Zeiten. Und in allen Kulturen. Wir haben den Lebenskontrast nicht erfunden. Er steckt in uns drin. Schon als Ödipuskomplex. In der Mutter/Sohn- und Vater/Tochter-Beziehung. Gegensätze ziehen sich halt an. Auch der Gegensatz der Geschlechter.

... act local!“: zurückziehen in die eigenen vier Wände – so wie der „Kaktusfreund“ von Carl Spitzweg, als Symbol für das „Biedermeierische“

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Die Zahl „Zwei“: Basis für das duale System. Zwei steht für Ambivalenz. Zum einen spaltet sie eine Einheit. Zum anderen braucht man zwei Dinge, die sich zu einem Ganzen verbinden, ergänzen. Besser gesagt: „komplementieren“. Die Zwei spaltet sich in Zwist, Zwietracht, Zwiespalt und Zwitter. Zwei ist auch Zweifel. Zwei sich überschneidende Kreise: der Dualismus

Denn bei einer Ver-zwei-gung ist man gezwungen, den richtigen Weg zu gehen. Auf der anderen Seite ist der Mensch mit der Dopplung sehr vertraut. Die Zahl Zwei verkörpert damit gleichzeitig Dualität, Kontrast und Vereinigung. In der Geometrie wie in der Esoterik wird die Zwei mit dem Symbol des Kreuzes visualisiert. Die nach rechts und links sowie nach oben und unten gerichteten Arme des Kreuzes symbolisieren die Kraft der Zwei, die die vielfältigen Lebensformen fördern und erhalten: das Männliche in der Vertikalen, das Weibliche in der Horizontalen.

Zeichen für „männlich“ und „weiblich“

Zwei repräsentiert aber auch Kommunikation schlechthin: Ein Mensch antwortet einem anderen. Ein Plakat informiert einen Passanten. Ein Sender spricht einen Hörer an.

Ein Kreuz ist voller Kontraste: - oben / unten - links / rechts - senkrecht / waagerecht - außen / innen

Sender

Empfänger

Die „Eins“ erhält durch die „Zwei“ ihren Kontrast, ihren Kontrahenten: ihren Gegenspieler, ihren Rivalen und Konkurrenten. Im Wort Kontrast steckt das „Kontra“: Widerspruch und Gegenmeinung.

Botschaft Das System der Kommunikation

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Das binäre System. Vor ca. 300 Jahren erkannte Wilhelm Leibniz, dass wir mit nur zwei Zahlen auskommen können, um jede andere Zahl zu benennen. Und zwar eindeutig. Es war die revolutionäre Entdeckung des „binären Systems“. Was früher kaum beachtet wurde, ist heute nicht mehr wegzudenken: Heute rechnen und gestalten alle Computer mit nur zwei Zeichen. Mit 0 und 1. Leibniz nannte seine Zahlenfolge „dyadisch“. Wir nennen diese Rechenart „digital“. „Di“ kommt aus dem griechischen. Und bedeutet zwei. Kaum vorstellbar, dass nur zwei Zeichen so die Welt verändern können. Zwei Zahlen, die Eingang in fast alle Bereiche unserer Umwelt haben: vom Automobil bis zur Waschmaschine, von der DTPGestaltung bis zum Druck. Keine Anzeige ohne Computer. Und kein Star Wars-Film ohne 0 und 1: von der Produktion bis zur Vorführung.

Spannung 1

0 Die Digitalisierung

1010100011 1111101000 0001010100 1000111110 0011010101 Das binäre System – Basis der Digitalisierung

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Das komplexe Denken.

Tag Denken Ost In Sommer Feuer Himmel Flora Fachidiot Ratio Orient Freude Liebe Krieg Mann Mittelalter Addition Schwere Ähnlichkeit Anspruch Traum Angst Fluch Dank Lust Sadismus

– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Nacht Handeln West Out Winter Wasser Hölle Fauna Generalist Gefühl Okzident Trauer Hass Frieden Frau Neuzeit Subtraktion Leichtigkeit Unterschied Wirklichkeit Trauma Hoffnung Chance Bitte Schmerz Masochismus

Allgemeine Gegensätze

Mit dem Kontrast beginnt die Vielzahl der Dinge in der Welt und im Geist Gestalt anzunehmen. Der Kontrast zeigt nicht nur extreme Gegensätze auf. Er zeigt darüber hinaus skalenartig alle „gedachten“ Positionen, die dazwischen liegen. Jetzt kann gewertet werden. Jetzt kann der Ort lokalisiert werden, an dem man sich befindet: entweder mehr am Anfang oder mehr am Ende. Anfang und Ende stehen für die Ambivalenz aller Dinge. Gleichzeitig formen beide Extreme sich zu einem Paar. Somit ist Kontrast eine der faszinierendsten Ordnungssysteme überhaupt: Durch die konkrete Definition wie „oben – unten“ oder „hell – dunkel“ ist es möglich, der Ordnung eine Gestalt zu geben. Nicht nur in der visuellen Kommunikation. Der Mensch ist mit diesem Kontrast geboren. Der Kontrast ist ihm vertraut. Denn sein Denken, sein Geist ist durch das Gehirn in zwei Hemisphären unterteilt. Jede Gehirnhälfte hat für sich eine eigene Funktion zu erfüllen: Die linke Gehirnhälfte steht für logisches Denken, Ratio, Mathematik, Sprache. Die rechte Hälfte steht für Emotion, Liebe, Kunst und Orientierung. Sie sind bei Mann und Frau unterschiedlich stark ausgeprägt: beim weiblichen Geschlecht eher mehr die rechte Seite, beim männlichen dominanter die linke Seite. Doch eins bleibt beiden Geschlechtern: Durch dieses komplexe System kann der Mensch vergleichen, urteilen, abwägen und gewichten.

Linke Hemisphäre: - männl. Energien - Ratio - Funktionalität - Isolation - Logik - Mathematik

Rechte Hemisphäre: - weibliche Energien - Emotion, Gefühl - Ganzheitlichkeit - Intuition - Holistik - Bilder, Kunst

Unser Gehirn: die Plattform gegensätzlichen Denkens

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Das duale Denken als Basis für Toleranz und Kreativität. Gerade die komplette Bandbreite des Denkens und der Systeme ist unsere Chance. So haben wir die Chance, komplex zu denken: Von ... bis. Oder: sowohl ... als auch. Dadurch können wir uns öffnen. Und entwickeln uns so – wenn wir es wollen – zu einem „generalistischen Denker“. Wir lösen uns so vom „Fach-Idioten“. Das heißt nicht, dass wir nicht unsere individuellen Stärken haben sollen. Aber ein Bildhauer wie Michelangelo hat uns gezeigt, dass er gleichzeitig Maler, Innenarchitekt, Architekt, Ingenieur und Philosoph sein kann. Dass dies kein Einzelfall war, zeigen uns auch Namen wie Leonardo da Vinci und Le Corbusier. Oder Dichter wie Dante sowie der Politiker und Kunstmäzen Lorenzo de Medici. Ursache für dieses generalistische, ganzheitliche Denken liegt im Humanismus zur Zeit der Renaissance. War also eine Geisteshaltung. Dieses „Sich-Öffnen“ ist gleichzeitig die Basis für Kreativität. Es setzt allerdings einiges voraus: vor allem Toleranz. Toleranz allem Neuen, Ungewohnten und Andersdenkenden gegenüber. Wenn man die innere Bereitschaft zu Toleranz hat, besitzt man auch die Grundlage für „kontrastierendes Denken“. Es ist ein laterales Denken, bei dem man bewusst Schritte nach links und auch mal nach rechts macht. De Bono hat das in seinem Buch „Laterales Denken“ schön beschrieben. Wie weit dieses „kontrastierende Denken“ gehen kann, zeigen uns die Japaner. Sie verstehen es, in der Kontrast-Dimension „sowohl ... als auch“ richtig zu leben: Sie haben einen Shintoismus zum Leben und einen Buddhismus zum Sterben.

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laut positiv analog jung arm sauber öffentlich süß schnell leicht hart trocken aktiv viel vorwärts Allgemeine Gegensätze

– – – – – – – – – – – – – – –

leise negativ digital alt reich dreckig privat sauer langsam schwer weich nass passiv wenig rückwärts

Kontraste haben zwei eindeutige Eigenschaften.

klein

Erstens: Man kann Kontraste wahrnehmen. Mit den Augen: z. B. als groß oder klein. Mit den Ohren: z. B. als laut oder leise. Mit den Händen: z. B. als rauh oder glatt. Mit der Zunge: z. B. als salzig oder sauer. Oder mit der Nase: z. B. als angenehm oder stinkend.

groß

rund

Zweitens: Kontraste sind Skalen zum Messen. Und dadurch ein gutes Mittel, den Stand jeder Sache zu definieren. Das geht erfahrungsgemäß blitzschnell. Wir wissen sofort, ob es hell oder dunkel ist, oder irgendwo dazwischen.

eckig

! Einfache visuelle Kontraste

-3

-2

-1

0

+1

+2

+3

4

5

6

oder 0

1

2

Kontraste helfen beim Messen

3

Diese Eigenschaften helfen uns, wenn wir beide Pole, beide Extreme optisch miteinander verbinden. Das heißt: Wir stellen sie bewusst einander gegenüber. Wir stellen den Kontrast bewusst her. Dieser Kontrast kann harmonisch sein. Dann, wenn man beide Teile gut miteinander in Einklang bringt. Meist ist ein Kontrast spannend. Im wahrsten Sinne des Wortes. Denn ein Kontrast birgt und bringt Spannung. Kontraste ändern das Gewohnte. Kontraste bringen uns an die Grenzen des Möglichen. Kontraste setzen Schwerpunkte. Aber es stehen auf diese Weise auch zwei gegensätzliche Dinge in „Korrespondenz“. Sie sprechen miteinander. Und machen auf diese Weise das Ausgedrückte interessanter.

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Wann sind die Kontraste am stärksten? Erstens: Wenn wir nur einen Kontrast mit zwei Teilen haben. Ja, Sie haben richtig gelesen. Es kann auch zwei oder mehr Kontraste geben. Aber die Reduktion der Anzahl macht den Gegensatz größer. Zweitens: Je weiter die Kontraste auseinander liegen, desto stärker wird der Kontrast. Ein Beispiel: „Hell – dunkel“ ist kontrastreich, kann sich aber noch im Graubereich abspielen. „Schwarz – weiß“ ist kontrastreicher. Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter. Ich bin davon überzeugt, dass die Gestaltung mit stärkerem Kontrast interessanter wird. Genauso wie sie mit wachsender Ordnung besser wird oder mit stärkerer Reduktion. Natürlich werden Gestaltern zum Beispiel in einer Werbeagentur schnell Grenzen gesetzt. Vor allem von Seiten der Kunden. Oder besser gesagt: durch die Angst der Kunden selbst oder durch die Angst des Grafikers vor dem Feedback eines Kunden. Denn jede starke Polarisierung braucht Kraft. Kraft, den Kunden von Extremen zu überzeugen. Und Kraft, schon in den eigenen Reihen einer Agentur dafür zu kämpfen. Sei es gegen die Kontakter. Sei es gegen die Media. Sei es gegen die Geschäftsleitung. Oder sei es einfach für den eigenen Mut.

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Beatles BMW Porsche FC Bayern Hamburg Blondine Coca Cola Zündapp Take That Apple Sushi Kaffee Dusche Frühaufsteher Auto Club-Urlaub

oder oder oder oder oder oder oder oder oder oder oder oder oder oder oder oder

Stones Mercedes Ferrari Bor. Dortmund München Schwarzhaarige Pepsi Cola Herkules Backstreet Boys Windows Pizza Tee Badewanne Späteinschlafer Fahrrad Rucksack-Tourist

Es gibt sogenannte typische „Entzweiungsbegriffpaare“, Paare von Wörtern, die schon fast eine Glaubensfrage heraufbeschwören, welcher Begriff zum Beispiel besser oder sympathischer sei. So zum Beispiel „katholisch“ oder „evangelisch“. Vielleicht versucht man es in diesem Fall mal mit „sowohl ... als auch“.

Wo überall gibt es Kontraste? Es gibt eigentlich keine Bereiche, in denen es keine Kontraste gibt. Denn wie das lateinische Wort „contrastare“ (= entgegen-stellen) übersetzt aussagt, steht immer ein Objekt, ein Gedanke oder eine Eigenschaft einem anderen ent-gegen. In der Wissenschaft. In der Kunst. In der Philosophie. Auch im normalen Alltag. Wie Leben und Tod. Arbeit und Freizeit. Regen und Sonnenschein.

Visueller Kontrast: Licht und Schatten

Nehmen wir das Kochen als Beispiel: Kontrastreiche Rezepte machen die Speisen interessanter. Chinesisch süß-sauer. Wild mit Preiselbeeren und Huhn mit Orange. Schokolade mit Chili, eine süßscharfe Sache. Auch Wein mit Käse oder (Bitter-)Schokolade. Sekt mit Erdbeeren. Oder Martini mit Olive. Und der süße Sambuca liebt die Kaffeebohne. Der Zusatz verstärkt als Kontrast den Geschmack des Ersteren. Und natürlich umgekehrt. Denn Kontraste haben grundsätzlich die Angewohnheit, sich gegenseitig zu verstärken. Die Kunst liegt darin, einen Gegenpol zu schaffen. Das ist völlig normal. In der Human-Medizin weiß man, dass sich Sympathikus und Parasympathikus gegenseitig beeinflussen. In der Physik kennt man Resonanz und Dissonanz. In der Musik Harmonie und Disharmonie. Oder Dissonanz und Konsonanz. Selbst bei scheinbar klaren, einseitigen Erscheinungen finden wir klare Kontraste: „Im Auge des Hurrikan ist immer Ruhe!“

Kulinarischer Kontrast: Martini mit Olive

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Interessant ist, dass viele Kontraste zeitlich in regelmäßigen, rhythmischen Wellenbewegungen auftreten. Wellenbewegungen, die der Körper, die der Mensch braucht. Denn auch die Wellenbewegung ist ein Kontrast. Kontraste, die ihm guttun und die z. B. zum Biorhythmus des Körpers gehören. Zum Beispiel hell-dunkel-hell im ständigen Wechsel der Tageszeiten. Oder die Pumpe des Herzens: schlagen – nicht schlagen – schlagen. Oder die Extreme des Jahres: Sommer – Winter – Sommer. Oder langsam pulsierende Lampen, die ihre Farbintensität ändern. Dies beruhigt. Beispielsweise in Ruheräumen. Der Körper braucht es.

Mal Süßes – mal Scharfes oder beides gemeinsam bei der ChiliSchokolade: der Körper braucht die Abwechslung

Physisch

Emotional

Intellektuell

Aber auch nicht immer. Auch hier findet man den Kontrast. Mal sehnt sich der Körper nach Ruhe, mal nach Bewegung. Der Körper nimmt sich, was er braucht. Weil er selbst weiß, was für ihn gut ist. Dann isst er mal Süßes, mal Scharfes, mal Bitteres. Dann kann man seine Speisen auch kontrastreich darauf abstimmen. Ganz wichtig ist nur zu wissen, dass dabei auf jeden Fall eine Seite dominieren muss. Um dann das Essen harmonisch zu gestalten. Und das trifft auf alle Gestalter und Kreative zu, die mit Kontrasten arbeiten wollen und müssen: dass man bei der Suche nach Kontrasten einen Teil verstärkt und dabei „dominierend“ einsetzt.

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3

6

9

12

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21

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Der Biorhythmus: Der Körper braucht Rhythmus. Rhythmus ist kontrastierende Bewegung in einer zeitlichen oder räumlichen Ausdehnung.

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Der Kontrast in der Kunstgeschichte. Es gibt Kunstepochen oder -richtungen, die durch den Kontrast geprägt sind. So zum Beispiel der Barock. Grundsätzlich sind es keine neuen Formen, kein neues Architektursystem, das der Barock hervorbringt. Er übernimmt zunächst die starke Kontrastierung zwischen Vertikale und Horizontale, die so stark die Renaissance charakterisierten.

Das Prinzip des Barock: Dipolarität

Senkrechte und Waagerechte im Einklang: zum Beispiel bei der Akropolis in Athen

Barock ist die Epoche der Gegenreformation. Die Epoche der Bewegung, der Spannung. Und so ist es ganz natürlich, dass im Barock die Elemente der Renaissance umgearbeitet werden: Man baut Spannungen formal auf. Das Oval – gebildet aus zwei sich überlappenden Kreisen – wird entwickelt. Rembrandt malt Bilder voller Kontraste. Er spielt mit Licht: mit hell und dunkel. Er komponiert mit der Perspektive: Vordergrund und Hintergrund. Er dynamisiert durch die Diagonale: von links unten nach rechts oben. Aber auch und gerade die Klassik jeder Kunstrichtung zeigt sich durch den geordneten Ausgleich der Kontraste. Nehmen wir zum Beispiel die griechische Klassik. Die menschlichen Statuen dieser Kunstepoche zeichnen sich durch den Gegensatz von tragendem Stand- und entlastetem Spielbein aus, einer Asymmetrie, die der Körper visuell durch eine entsprechende Gegenbewegung zur Standseite hin ausgleicht. Wir sprechen hier vom „klassischen Kontrapost“. Solche Beispiele für gelungene, ausgeglichene Kontraste finden wir in allen „klassischen“ Epochen – als Zeichen der Harmonie.

Der „klassische Kontrapost“ in der griechischen Kunst am Beispiel des Speerträgers „Doryphoros“, ein Werk von Polyklet: das Spiel mit dem Spiel- und Standbein

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Der Kontrast in der zeitgenössischen Kunst. Unzählige Künstler aller Kulturen, Epochen und Stilrichtungen – vom Abstrakten bis zum Gegenständlichen – haben ihre Kunstwerke auf der Basis des Kontrastes aufgebaut. Ich möchte das mit einigen Beispielen aus der zeitgenössischen Kunst aufzeigen. Nehmen wir zum Beispiel den amerikanischen Pop-Art-Künstler Claes Oldenburg, der die reale Wirklichkeit durch den inhaltlichen Kontrast visuell auf den Kopf stellt. Er meint: „Was hart ist wird weich, was weich ist wird hart.“ So gestaltet er kleine Dinge (wie Lippenstift) betont überdimensioniert und weich, Esswaren werden grellbunt mit anderen Materialien verfremdet, ein abgebranntes Streichholz wird zu einem Giganten. Claes Oldenburg: was klein ist, wird groß

Ein weiteres Beispiel für Kontrast in der Kunst sind die Bilder des Wiener Jugendstil-Malers Gustav Klimt (1862–1918). Beeinflusst von der japanischen Holzschnitzmalerei und byzantinischen Mosaiken gestaltete er seine Gemälde stark kontrastierend: Großmuster (Monos) stehen einer Kleinmusterung (Rapport) gegenüber oder ruhige, flächige Körper der Ornamentik von Blumen. Drittes und sehr schönes Beispiel: die beiden „Archäologen“ und Künstler Anne und Patrick Poirier. Alle ihre Skulpturen sind von eigenartigen Gegensätzen geprägt. Die Poiriers stellen künstlerisch vieles kontrastreich auf den Kopf: inhaltlich und formal, Größenverhältnisse und Farbigkeit. Und dann noch M. C. Escher, der niederländische Grafiker. Niemand zeigt die virtuelle Ausnutzung optischer Kontraste so konsequent wie er in seinen grafischen Blättern. Er ist Meister der formalen Kontraste innerhalb eines Bildes, gut zu sehen am Beispiel seines sehr bekannten Holzschnittes „Luft und Wasser“: Kontraste von weiß nach schwarz. Von Vogel zu Fisch. Von oben nach unten. Von Luft zu Wasser.

Gustav Klimt: Der Kuss – Kontraste auf allen Ebenen

Anne und Patrick Poirier: „Die Geburt des Pegasus“ aus der Serie „Medusa“. Größer kann der Kontrast nicht sein: ein blattvergoldetes Pferd steigt aus einer Ruinenstadt aus Holzkohle.

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Über die Harmonie: Der Kontrast-Mix macht‘s. Harmonie ist seit der Antike der Gedanke, eine Verschiedenheit in einer Einheit zum Einklang zu bringen. Harmonie war schon in der Philosophie des Altertums das „Weltgesetz“, das den Ausgleich der Gegensätze bewirkt hat. Auch in der Kunst ist ein Objekt – gleich welcher Art – harmonisch, wenn einzelne, kontrastierende Elemente sich geschickt zu einem wohlgefälligen Ganzen fügen. Zu einem angenehmen Zusammenklang. Zu einer ungestörten Eintracht. Einklang und Zusammenklang müssen bei Formen entstehen und bestehen. Oder bei Farbflächen. Oder bei Farbflächen, die in Bezug zu Formen stehen. Bei Materialien oder bei Tönen.

Johannes Itten: „Horizontal-Vertikal“

Besonders deutlich wird dies bei der Musik: Denn hier ist die Harmonielehre die Lehre von den Gesetzen der Funktionen und Verbindungen der Akkorde. Der Einklang der Musik kann zum einen die Spannung zwischen Dur und Moll, zum anderen der Kontrast zwischen Konsonanz und Dissonanz sein. Harmonie ist also nichts anderes als geordnete Gegensätzlichkeit. Der spannungsreiche Ausgleich der Kontraste.

Claude Monet: „Camille Monet mit Kind“

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Harmonie ist somit das Ziel jeder Gestaltung. Nicht nur in der Kunst. Auch in der Kultur, auch in der Gesellschaft. Bei der Gestaltung eines Bildes oder einer Plastik genauso wie in einer Zweierbeziehung. Auch dort kontrastieren zwei Pole. Auch dort führt eine geordnete „Spannung“ zu einer Harmonie der Kontraste. Gegensätze ziehen sich an. Sie bedingen sogar einander. Beim Magnetismus leicht sichtbar, in einer Zweierbeziehung spürbar. Harmonie ist Eintracht von Zweien, ist friedliches Zusammenleben. Ist Ein-Klang, Wohl-Klang, Zusammen-Klang und angenehme Übereinstimmung von gegensätzlichen Formen, Farben, Tönen, Gedanken und Meinungen. Ist Eben-Maß und Wohl-Ordnung im Bereich des Gegensätzlichen.

Der Magnetismus: gegensätzliche Pole beeinflussen sich

Was sieht man: eine Vase oder zwei Gesichter?

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Der Kontrast als Weg zur Kommunikation.

Vordergrund Totale One-Picture Ruhe Grundfarbe Vollton-Farbe Tageslicht Licht Punkt Linie Punkt Fläche Punkt Typo Foto Abb. viereckig Form Grundriss Würfel Vollfläche Rahmen

– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Hintergrund Detail Multi-Picture Bewegung Komplementärfarbe Pastell-Farbe Kunstlicht Schatten Linie Fläche Fläche Raum Raum Bild Illustration Abb. freigestellt Farbe Aufriss Rundplastik gerasterte Fläche Fenster

Kontrast-Paare, mit denen man gestalten kann

„Den Kontrast suchen“ ist ein schöner Weg, einmal „anders“, einmal gegensätzlich zu denken. Kontrast ist also ein Weg der Kreativität oder zur Kreativität. Der Philosoph und Kommunikationstheoretiker Edward de Bono spricht vom „lateralen Denken“: den normalen Weg verlassen, um sich einmal etwas von der Seite – also „ungewohnt“ – anzuschauen. Der Künstler Karl Gerstner fordert die Leser in seinem Buch „Do-it-yourself-Kunst“ dazu auf, statt eines Tagebuchs mal ein „Nachtbuch“ zu schreiben: statt der Ereignisse des Tages, die Träume der Nacht festzuhalten. Gerstner: „Vielleicht sich eines Kunstgriffs bedienen: Träume nicht als Träume, sondern als Wirklichkeit beschreiben. (Wer weiß schon, was wirklich ist?)“ Natürlich ist dieser kreative Gedanke auch auf die gesamte Kommunikation zu übertragen: Nur der Kontrast zu dem Normalen, zu dem Üblichen und Bekannten schafft Neues. Schafft neue Werbemittel wie Multimedia. Schafft neue Formate bei Broschüren. Schafft neue Techniken im Print-Bereich. Das Spielchen geht weiter, geht tiefer: Besondere Medien (wie Fernsehen) schaffen auch neue Schriften (wie die „Rounded“, eine Schrift, die durch ihre abgerundeten Buchstabenenden im TV besonders gut zu lesen ist). Neue Kommunikationsinstrumente (wie das Internet) fordern neue Methoden (für die Didaktik des Informationsablaufs). Ja, die Kommunikation selbst beruht auf dem Prinzip des Kontrastes. Zwei gegensätzliche Punkte gehen eine Beziehung miteinander ein: der Sender einer Botschaft und der Empfänger. Sie kommunizieren.

Das berühmte Konzept von Wassily Kandinski: Basis für die BauhausGestaltung mit Kontrasten

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Natürlich sind gerade die Kontraste in der Gestaltung, in der visuellen Kommunikation so interessant. Für den Gestalter selbst genauso wie für den „Leser“. Weil man diese Kontraste sofort sieht, beziehungsweise direkt empfindet. Der Künstler baut durch Kontraste Spannung auf. Der Gestalter polarisiert. Durch zwei Pole, die miteinander kommunizieren. Und je stärker die Kontraste, desto spannender – im doppelten Sinne – das Ergebnis. Sowohl bei Bildern, der Sprache oder Typografie, als auch bei Gegenständen oder bei der Architektur. Beispiele dafür gibt es unzählige in der visuellen Kommunikation. Weil der Kontrast auch hier Bestandteil einer guten Gestaltung ist: Bild/Bild-Kontrast. Bild/Text-Kontrast. Text/Inhalt-Kontrast. Oder Bild/Inhalt-Kontrast.

„Die Erschaffung des Adam“ von Michelangelo: fast sieht man einen Funken überspringen – wie bei ET.

oben rechts groß hell unbunt schwarz-weiß hoch dick eckig konkav symetrisch statisch waagerecht gerade verdichtet horizontal rot kalt silber glatt scharf weit breit hoch drinnen

– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

unten links klein dunkel bunt farbig niedrig dünn rund konvex asymetrisch dynamisch schräg gebogen offen vertikal grün warm gold strukturiert unscharf schmal eng tief draußen

Kontrast-Eigenschaften, mit denen man gestalten kann

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Der Kontrast in der Typografie.

Versalien Antiqua Times Blocksatz

– – – –

Gemeine Grotesk Futura Mittelachse

normal leicht

– –

kursiv fett

experimentelle Typo



klassische Typo

Kontrast-Paare in der Typografie

Wer mit Schrift gestaltet, kennt normalerweise die Möglichkeiten der typografischen Kontraste. Man kann z. B. Schriften gegenüberstellen: Times normal / Futura extrafett. Man kann mit den Schriftgrößen spielen: Headline in 72 Punkt / Copy in 12 Punkt. Oder man kann innerhalb einer Schriftfamilie mit unterschiedlichen Schriftstärken oder Schnitten arbeiten: Buchschnitt als normale Copy / fetter Schnitt als Auszeichnung. Oder, oder, oder. Der Gestaltung sind fast keine Grenzen gesetzt. An dieser Stelle sei aber gleich gesagt: Ich bin Verfechter einer klaren Lese-Typografie, weil sie die Aufgabe hat, Informationen schnell und klar an den Leser weiterzugeben. Und gerade dazu eignet sich der Kontrast ausgezeichnet. Wenn z. B. wichtige Dinge stark herausgehoben oder klar getrennt werden müssen.

Logo für die Zeitschrift HQ: Qualität wird beim Druck mit der „Heidelberger“ groß geschrieben

Zum Glück kann der Gestalter heute auf das Wissen sehr guter Typografen zurückgreifen: wie auf Jan Tschichold. Oder nehmen Sie den Schweizer Emil Ruder. Oder Karl Gerstner und Paul Gredinger. Oder Typografen wie Klaus Winterhager. Wie Hans Peter Willberg, Otl Aicher, Kurt Weidemann oder Hermann Zapf. Und Erik Spiekermann. Für alle gilt gleichermaßen: Sie wissen über die Wirkung und Wichtigkeit der Kontraste in der Typografie. Das Bedruckte muss in einem guten Spannungsverhältnis zum Unbedruckten stehen. Schriften zu Bildern. Und Wörter zu Zeilen oder Spalten. Ruhe und Rhythmus in einer maßvollen Kombination.

Immobilien-Anzeige in einer Tageszeitung: - Kontrast beim Positionieren: schräg statt gerade - Kontrast in der Typo: fett und leicht - Kontrast in der Farbe: schwarz und weiß

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Interessant wird die Typografie auch, wenn man den Kontrast als Gestaltungsmittel für das formale Spielen mit typografischen Formen wählt. Wenn man lineare Elemente flächigen Formen entgegengesetzt. Oder Geraden eine Rundung gegenüberstellt. Wenn man eine Ecke mit einem Kreis kombiniert. Oder Statik mit Dynamik. So wird selbst Statisches dynamischer. So wird Normales spannender. So wird Durchschnittliches interessanter. Selbst in ganz kleinen Dingen zeigt sich, dass eine Gestaltung viel interessanter sein kann, wenn mit Kontrasten gespielt wird. Nehmen wir zum Beispiel einen Rahmen: neben der kombinierten Rahmen-Ecke ganz rechts (s. Abb. rechts) wirken die beiden linken Ecken eher langweilig. Noch schwieriger wird es bei der Gestaltung von Logos. Logos werden für die „Ewigkeit“ gemacht. Müssen Zeitströme und Modeerscheinungen überdauern. Logos sind Text, Bild, Inhalt und Image in einem. Ein gutes Logo ist die Visualisierung einer Marke. Hier geht ohne einen guten Kontrast nichts mehr. Hier verbinden sich gegensätzliche Werte zu einem harmonischen Ganzen auf kleinstem Raum.

Drei Rahmen-Ecken: Der Kontrast von eckig und rund macht die rechte Rahmenecke interessanter als die beiden linken. Dies ist das Rahmenprinzip, das auch Apple für seine Produkte realisiert hat.

Logo der „Lettershop Schonard GmbH & Co.“

Logo für die „Deutsche Public Relation Gesellschaft“

Logo für „AVAYA“

Logo des Unternehmens „FLÖTOTTO“: wunderbar die Kontraste zwischen den runden und den eckigen Buchstaben

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Der Kontrast in der visuellen Kommunikation. Wenn wir als Gestalter etwas Besonderes, etwas „Un-Normales“ wollen, dann müssen wir es auch in Kontrast zu dem Normalen setzen. Wir müssen also vergleichen. Wir schauen uns an, was üblich, was normal, was Durchschnitt ist. Zum Beispiel DIN-Formate. Schon ein Quadrat ist ein ungewöhnliches, weil ungewohntes Format im Print-Bereich. Wie fallen hier extreme Hoch- oder Querformate auf! Doch Vorsicht: alles zu seiner Zeit. Nämlich dann, wenn es inhaltlich oder formal passt. Wenn zum Beispiel über Landschaften die Rede ist: dann passt ein extremes Querformat. Oder wenn Personen dargestellt werden sollen: dann kann ein extremes Hochformat passen. Das gleiche gilt für Papier, Druck und Verarbeitung. Wenn man japanische Gedichte drucken will, sollte man über echte Japan-Papiere mit eingebundenen Blättern und Kirschblüten nachdenken. Man kann auch innerhalb eines Buches matte Papiere mit glänzenden mischen. Oder Abbildungen auf mattem Papier durch Spotlackierungen partiell glänzen lassen. Der kontrastreichen Gestaltung durch die Produktion innerhalb eines Buches, Kataloges, Prospektes oder sogar eines Briefbogens sind keine Grenzen gesetzt. Der Gestalter kann stanzen, prägen und abschneiden. Wenn es inhaltlich und formal passt. Weil man Dinge herausstellen will. Weil man Inhalte visualisieren will. Dann können auch Prospekte dreieckig geschnitten werden, wenn der Inhalt vom Dreieck handelt. Oder rund, wenn die Geschichte eines Buches vom Rad handelt. Extreme Buchformate bringen Inhalte in eine passende Form und wirken interessanter im direkten Vergleich mit „normalen“ Buchformaten

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Gleich vorweg: Man kann sagen, dass es zwei große, extrem kontrastierende Auffassungen der Gestaltung gibt. Auf der einen Seite der funktionale Stil. Auf der anderen Seite der expressive Stil. Jede Gestaltung geht mehr oder weniger auf einen dieser Grund-Stile zurück. Der funktionale Stil ist sachlich, zweckbetont, einfach, klar. Der expressive Stil ist emotional, lebendig, manchmal wirr. Natürlich kann man mit beiden Stilen kontrastierend gestalten. Erfahrungsgemäß eignet sich die sachliche Form jedoch besser, weil klarer für die Kontrast-Gestaltung. Denn Kontrast braucht Ordnung und Reduktion. Und je einfacher und klarer die Gestaltung, desto erkennbarer und stärker der Kontrast. Viele gute, bekannte Typografen und Designer haben erfolgreich mit dem Kontrast als Gestaltungsmittel gearbeitet. Herb Lubalin baut alle seine Arbeiten auf diesem Konzept auf: nicht nur seine Logos, auch seine SeitenLayouts. So kontrastierte er mit extrem großen Buchstaben und Zeichen zu extrem kleinen Textblöcken.

Buchgestaltung von Otl Aicher: Er war ein typischer Vertreter des funktionalen (Typografie-)Stils

Gestaltung von Neville Brody: Er ist ein typischer Vertreter eines emotionalen, expressiven Stils

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Der Kontrast im Bild. Ein Bild hat normalerweise vier Seiten, ist quadratisch oder rechteckig, hoch- oder querformatig. Schon mit dem Verhältnis der Seiten kann man die äußere Form kontrastierend gestalten.

Ein schönes Foto von Fotograf Frank Freihofer: der „Badesee“ im Weinglas – alles eine Frage der Sichtweise oder Aussage

„Swimmy“ von Leo Lionni: Viele kleine Fische ergeben einen großen Fisch; so „visualisiert“ man Größe – denn Einigkeit macht stark. Doch ein Fisch ist anders als alle anderen.

Doch gehen wir lieber zum Inhalt des Bildes. Unzählig sind die Möglichkeiten, die Bildfläche selbst mit Kontrasten zu füllen. Entweder rein formal oder auf das Thema bezogen. Oder das Thema, das Motiv steht im Kontrast zu der ganzen Form. Rein formale Kontraste ergeben sich durch hell und dunkel. Durch Groß und Klein. Durch Schwarz-Weiß und Farbe. Durch geometrische und freie Formen. Durch Linie und Fläche. Durch gerade und wellige Linien. Oder durch Fläche zu vielen Punkten. Schöne Beispiele gibt es für den Mengenkontrast im Bild. „Mengenkontrast“ bedeutet, ein Element vielen anderen Dingen gegenüberzustellen. Man kann z. B. ein großes, farbiges Bild zu vielen kleinen, schwarz-weißen Bildern in Kontrast stellen. Oder wie es der Kinderbuchautor und Illustrator Leo Lionni in seinem Buch „Swimmy“ gezeigt hat, ein dominanter Teil einer großen Masse sein und gemeinsam wieder Größe zeigen.

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Es gibt viele Künstler, die bewusst mit den Kontrasten im Bild spielen. Sie gehen meist noch einen Schritt weiter: Sie kontrastieren nicht nur formal mit Flächen oder Helligkeiten, sie stellen bewusst Inhalte gegenüber. Dieser Inhaltskontrast wird formal visualisiert und so verstärkt. Die beiden Fotografen Eva Witter und Harald Mante fotografieren auf diese Weise gemeinsam bewusst gegensätzlich und haben dafür auch einen eigenen Begriff geschaffen: die „Simultanfotografie“. Bei dieser Art der Fotografie wird ein Bild in einer analogen Kamera zwei Mal belichtet, ein Mal von Mante, ein zweites Mal von Witter. Das Ergebnis: ein neues Bild. Außen kommt nach innen – Räume verflüchtigen sich in die Natur. Aus Bildräumen werden Bildträume. Aber auch das Motiv selbst kann im Kontrast zum Format stehen. Ein einfaches Beispiel: Das Querformat ist eigentlich eine Betonung der Weite und deshalb ideal für Landschaften, das Hochformat betont die Nähe und ist deshalb ideal für Portraits. Wenn man nun eine Landschaftsaufnahme in einem Hochformat visualisiert, dann entsteht eine interessante Kontrastwirkung.

„Simultanfotografie“ von Eva Witter und Harald Mante. Bei den äußerst mystischen Doppelbelichtungen der Serie „Schlösser in Europa“ entstehen neue Bild(t)räume.

Cornelia von Seidlein – ihre Kontraste im Bild: oben/unten; hell/dunkel; Wasser/Luft; Fisch/Vogel; Komplementärfarben: violett/gelb und grün/rot

Ein wunderbarer Gegensatz in einem Foto von Harald Mante: Farbige Kunststoffstangen stehen „scheinbar“ neben einer glatten Hausfassade – und spiegeln sich wider in den Fenstern

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Der Kontrast in der Farbgebung. Gerade in der Farbgebung wird gerne mit Kontrasten gespielt. Dazu muss man allerdings etwas über die Farbkontraste wissen. Es gibt eine ganze Reihe von Gegensätzen: • den Farbe-an-sich-Kontrast (wenn sich verschiedene bunte Farben gegenüberstehen), • den Komplementär-Kontrast (im Druck-Farbkreis z. B. Magenta mit der gegenüberliegenden Mischfarbe Grün), • den Simultan-Kontrast (eigentlich ein optischer Komplementär-Kontrast, bei dem sich das Auge einen weiteren Farbton sucht, der zum jeweiligen Umfeld passt), • den Kalt-Warm-Kontrast (wenn man z. B. eine warme Farbe wie Gelb einem kalten Ton wie Blau gegenüberstellt), • den Hell-Dunkel-Kontrast (z. B. Dunkelblau und Sandfarben), Der Simultan-Kontrast: Im ersten Bild glaubt man, die Farben der beiden inneren Felder seien unterschiedlich

• den Intensiv-Kontrast (der Gegensatz von Farben mit verschiedenen Buntheitsqualitäten), • den Kontrast von bunter zu unbunter Farbe (farbig versus Weiß, Schwarz oder Grau) • und den Mengen-Kontrast (der Gegensatz verschieden großer Farbflächen = Quantitätskontrast). Grundsätzlich gilt: Je größer der Gegensatz der Farben, desto spannender der Kontrast. Natürlich kann man auch Farbkontraste addieren: z. B. Kalt-Warm- mit Hell-Dunkel-Kontrast. Und grundsätzlich gilt auch: Farbzusammensetzungen „Ton-in-Ton“ wirken zwar scheinbar harmonisch, sind aber vor allem deshalb langweilig, weil ihnen der Gegenpol fehlt.

Der klassische Tannenbaum mit Komplementär-Kontrast

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Sehr schöne Beispiele für Farb- und Flächenkontraste hat der Fotograf Harald Mante in seinem Buch „Das Foto“ gezeigt. Seine Theorie ist klar: „Das Auge braucht Kontraste, um das Sichtbare richtig sehen zu können.“ Im Kopf werden aus rein formalen, sachlichen Farbkontrasten emotionale Kontraste. Es passiert etwas. Das Gefühl wird angesprochen. Aus warm und kalt wird aktiv und passiv. Wird weich und hart. Wird Moll und Dur.

Harald Mante: typischer Komplementär-Kontrast „Grün/Rot“, aber auch Hell-Dunkel-Kontrast

So werden aus formalen Farbkontrasten wichtige, oft „bildwirksame“ Kontraste. So werden aus einzelnen Farbpaaren und isolierten Beziehungen wiederum Spannungen in geordneten Farblösungen.

Auch hier der Komplementär-Kontrast bei einem Foto von Harald Mante, diesmal „Orange/Blau“, aber auch ein Hell-Dunkel-Kontrast

Oft sind Graffiti wunderbare (Typo-)Bilder in reduzierter Form: hier ein Kalt-Warm- und Bunt-Unbunt-Kontrast, gleichzeitig ein Kontrast von Typografie versus Illustration

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Der Kontrast beim Packungsdesign. „Peter Schmidt Studio“ – ein Name für gutes, klares, reduziertes, aber auch kontrastreiches Packungsdesign. Besonders im Kosmetik-Bereich hat er sich damit einen Namen gemacht. Jil Sander. Boss. Alles Beispiele, die von seiner guten Design-Qualität bei Packungen sprechen.

Alle JIL SANDER-Packungen sind in ihrer Schlichtheit auf Kontraste aufgebaut: Eine matte Druckfläche dominiert die glatte Verpackung, die Typografie in Rosa macht die edle, dunkle Grundfarbe weicher.

Gerade die Dreidimensionalität, die man für die Verpackung von Produkten braucht, ist oft Basis für eine Gestaltung mit Kontrasten. Geschlossene Packungsflächen werden zum Beispiel partiell durch Aussparungen, also durch ein „Fenster“, geöffnet, um den Käufer in die Packung und auf das Produkt schauen zu lassen. Packungsteile werden durch kontrastierende Elemente aufgewertet, um das Produkt wertvoller erscheinen zu lassen. Veredelungstechniken werden eingebracht: Gold und Silber – als Heißfolienprägung oder in matten Ausführungen. Glänzende, partielle Spotlackierung wird auf matten Untergrund gedruckt. Hochwertige Materialien werden mit Etiketten zusätzlich zum Teil über die Seitenkanten hinweg beklebt. Vorreiter sind die Japaner, die ihre Packungen sogar mit Kordel, Bast und Stäbchen kontrastierend aufwerten. Zwei Dinge sind dabei wichtig: erstens schlichte Formen, zurückhaltende Farben und reduzierte Ästhetik. Zweitens das Spiel, die Komposition mit den Kontrasten: farblich, formal und auf die Materialien bezogen.

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Der Kontrast im 3-D-Bereich: z. B. im Produkt-Design. Natürlich trifft vieles, was ich über die Kontraste in der visuellen Kommunikation gesagt habe, auch für das Industrial Design zu. Zum Thema „Gegensatz“ im Produkt-Design hat Dieter Rams, der begnadete Chef-Designer von BRAUN, eine sehr einfache und überzeugende Meinung: Ihm würde nie in den Sinn kommen, eine Salatschüssel wie ein Salatblatt zu gestalten. Seine Schüssel sieht einfach, reduziert aus – damit der Salat selbst in der Schüssel zur Geltung kommt. Er will, dass „Natur Natur bleibt“. Und der Kontrast verstärkt die gegensätzlichen Pole. Neben dem reizvollen Spiel mit gegensätzlichen Strukturen wie glattes und geriffeltes Glas, wie matte und glänzende Oberflächen oder wie farbige und farblose Teile ist die Kombination von unterschiedlichen Materialien bei Produkten eine fast gewinnträchtige Methode zu gestalten: So gibt es die Kombination Glas/Metall bei WohnAccessoires. Holz/Edelstahl bei Küchen. Gold/Silber bei Schmuck. Keramik/Metall bei Öfen. Chrom/Leder bei Sesseln. Oder Holz/Leder im Auto. Beispiele dafür gibt es zuhauf.

Villeroy & Boch hat bei seinem Versace-Geschirr auf klassische Kontraste gebaut: Schwarz kombiniert mit Gelb und Gold. Hell-Dunkel-Kontraste und Form-Kontraste. Edler geht‘s kaum.

Kontrast auch im Kleinen: Weiches, warmes Holz verträgt sich gut mit hartem, kaltem Metall. Die Kombination von glänzend zu matt ergibt eine edle aber spannende Wirkung.

Ein Keramik-„Gefäßquintett“ von dem Künstler Thomas Naethe: Kontraste in den einzelnen Formen, dezente Kontraste in der Farbigkeit

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Der Kontrast in der Architektur. Gerade in der Architektur hat das Gestalten mit Kontrasten – ähnlich wie in der Musik – eine jahrhundertealte Tradition. Und es gibt viele schöne Beispiele bis in die heutige Zeit, bei denen man dieses Stilmittel finden kann.

Ein moderner Teil kann auch zwei historische Gebäude kontrastreich miteinander verbinden – wie beim Gebäudekomplex Sahm in HöhrGrenzhausen

So werden z. B. alte, historische Gebäude mit modernen, zeitgemäßen Bauteilen kombiniert: Eine Burgruine bekommt einen modernen Eingang. Zwei historische Gebäude werden mit einem zeitgemäßen Zwischenbau verbunden. Diese Kombination erzeugt einen „spannenden“ Effekt: Durch den Gegensatz alt/neu wird „altes“ noch historischer, wird mehr Geschichte. Das Neue macht Altes noch älter. Und Altes macht Neues noch neuer. Gegensätze verstärken die beiden einzelnen Positionen.

Kontrast in historischen Gebäuden: Ein Architekt baut sein Büro in ein altes Gemäuer

Eine schöne Kombination: Fachwerk und Bruchstein

Kontraste gibt es aber auch rein formaler Natur an Gebäuden selbst. Nehmen wir ein Fachwerkhaus: Der Gegensatz von linearen, dunklen Holzbalken zu weißen Mauerwerk-Flächen macht ein Fachwerkhaus optisch so interessant. Je dunkler die Balken (also: je größer der Kontrast), desto spannender die Fassade. Dieser Kontrast wird oft durch eine weitere Ebene erweitert: nämlich dann, wenn die glatte FachwerkFassade im Kontrast zu einem Bruchstein-Mauerwerk im Bodenbereich steht. Oft sieht man in den Kommunen Natursäulen und Stelen (z. B. aus Basalt), die in einem Kreis von weiteren Steinen aufgebaut wurden. Ein viel schönerer Kontrast ergibt sich, wenn diese Säulen praktisch aus einem Rasen „wachsen“, wie dies zum Beispiel der österreichische Bildhauer Roland Berger in Koblenz auf dem Friedrich-EbertRing realisierte.

Die „plauschenden Steine“ aus Basaltlava auf einem Rasen in Koblenz: von Roland Berger

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Der Kontrast in der Innenarchitektur, beim Messebau. Die gleichen Kontraste kann man natürlich auch in der Innenarchitektur setzen. Für Designer oder (Innen-)Architekten ist es völlig klar, dass man zum Beispiel alte und neue Möbel miteinander raffiniert kombinieren kann. Dass man mit Licht und Schatten spielen kann. Dass ein unbunter Raum mit Farbe akzentuiert werden kann. Oder dass Holz und Metall einen schönen Kontrast ergeben können. Egal, ob in einem Wohnraum oder auf einem Messestand. Es können aber auch zwei unterschiedliche Formensprachen mit- und gegeneinander kontrastieren: zum Beispiel Licht und Raum. Eine Gestaltungssprache, die viele gute Architekten sprechen: Carlo Scarpa, Tadao Ando, Richard Meier oder Peter Zumthor. Gerade Zumthor hat in seinen Gebäudeentwürfen eindrucksvoll mit Licht gespielt. In die massive Bruder-Klaus-Kapelle bei Wachendorf in der Eifel, die Zumthor entworfen hat, sind rund 300 GlasHalbkugeln in die Wände eingelassen. Das Licht kommt aus dahinterliegenden Röhren und zaubert in den dunklen Kapellenraum eine einzigartige, sehr ungewöhnliche Atmosphäre. Ähnlich inszeniert der Architekt Licht in den Räumlichkeiten des Kolumba Kunst-Museums des Erzbistums Köln in Köln, das er auf den Mauerresten der Kirche St. Kolumba errichtete. Hier setzt er auch bewusst Altes gegen Neues im Raum.

Antik und modern – ein interessantes Zusammenspiel, das beiden Stilrichtungen etwas bringt: Neues macht Altes noch älter, Antikes macht Modernes noch jünger, noch zeitgemäßer.

Dunkle Räume dramatisch mit Licht zu füllen, setzt Emotionen frei – besonders in Kirchen

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Der Kontrast in der Sprache.

Claim von Erasco: „Das Gute daran ist das Gute darin.“ Claim von Clausthaler: „Nicht immer – aber immer öfter.“ Headline von Sixt: „Lieber zu Sixt als zu teuer.“ Claim für HP-Drucker: „Starker Ausdruck. Starker Eindruck.“ Headline von Gauloises blondes: „Heute mache ich mal was ich will. N ichts.“ Claims und Headlines von Marken

Erich Fromm: „Haben oder sein.“ Johann Wolfgang von Goethe: „Dichtung und Wahrheit.“ Paul Watzlawick: „Vom Schlechten zum Guten.“ Diverse Buchtitel, die auf Kontrast basieren

„Alles oder nichts.“ „Weniger ist mehr.“ „Wie gelebt, so gestorben.“ „Nicht kleckern, klotzen.“ „Klasse statt Masse.“ „Qualität statt Quantität.“ „Besser der Größte unter den Kleinen als der Kleinste unter den Großen.“ „Nichts Halbes und nichts Ganzes.“ „Weder Fisch noch Fleisch.“ „Global denken, lokal handeln.“ „Jetzt oder nie.“ „Einer für alle.“ „Hin und weg sein.“ „Nichts ist so beständig wie der Wandel.“

Slogans und Claims sowie Headlines sind die größten Herausforderungen für einen Werbetexter. Sie müssen „funktionieren“. Sie müssen kommunizieren. Oft über lange Zeiträume hinaus. Viele schöne, interessante Texte sind kontrastierend aufgebaut. Weil sie so – trotz ihrer Knappheit – kleine Geschichten erzählen können. Weil sie so interessanter sind. Weil sie sich dadurch besser einprägen. Natürlich ist dieses Stilmittel nicht neu. Bekannte Literaten haben es unseren Textern tausendfach vorgemacht. Und wenn man mal untersucht, wieviele Redewendungen in der deutschen Sprache verwurzelt sind, die nur auf Kontraste aufgebaut sind, könnte dies ein kleines Büchlein selbst füllen. Der Kontrast gehört einfach zur Gestaltung. Er macht die Gestaltung interessanter. So auch in der Sprache. Denn auch Sprache, gesprochen oder geschrieben, muss gestaltet sein. Muss eine akzeptable Gestalt annehmen. Besonders bei allen, die mit der Sprache künstlerisch umgehen. Dichter. Literaten. Märchenerzähler. Journalisten. Oder Werbetexter. Kontraste in der Sprache lassen aufhorchen. Machen stutzig, aufmerksam. Machen nachdenklich. Interessant, wenn Kurt Martin Magiera von der „Deutschen Eisenbahnreklame GmbH“ fragt: „Was hindert uns daran, das zu tun, was wir von anderen erwarten?“ Er meinte sicherlich nicht: „... was andere von uns erwarten!“

Bekannte Redewendungen

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Die Sprache hat eine kommunikative Funktion. Sie soll Informationen transportieren. Die Transportmittel sind relativ einfach: Mund, Papier oder Internet. Die Inhalte sind komplizierter. Sie müssen verstanden und angenommen werden. Sprache muss didaktisch klar sein. Soll aber auch Spaß machen. (Wenn man von wissenschaftlichen Texten einmal absieht.) Der Kontrast ist ein Stilmittel, das dabei mehrere Funktionen erfüllt: 1. Kontrast kann vergleichen. 2. Kontrast kann Spannung erzeugen zwischen zwei Polen. 3. Kontrast kann trennen. Kann 4. aber auch verbinden: weil wir immer zwei Elemente haben, die miteinander kommunizieren. Ein schönes „verbindendes“ Beispiel für einen Sprach-Kontrast ist das Motto: „Global denken, lokal handeln!“ Mittlerweile geht's noch kürzer – der Kontrast aber bleibt: „Think glokal!“ Der Kontrast ist für die Gestaltung der Sprache also ein sehr dynamisches, manchmal freches Stilmittel.

Ein sehr lustiges Beispiel für Kontrast in der Sprache ist dieser MiniComic des bekannten deutschen Comic-Zeichners Brösel

Vorher: - Nachher: Alt: - Neu: So. - Oder so. So? - So! Früher: - Heute: Von ... - ... bis Sie. - Wir. Typische Gegenüberstellungen in der Werbung …

„Alle großen Verführer wissen, dass man Frauen erst die Augen öffnen muss, damit sie sie schließen können.“ (Henry Miller, Schriftsteller) … oder bei interessanten Zitaten

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Der Kontrast in der Sprache: Warum „Wortspiele“ funktionieren.

„Für mich ist Komik eine lustige Art, ernst zu sein.“

Ein Wortspiel ist eine witzige oder ironische Verbindung gleich- oder ähnlich lautender Wörter mit verschiedener, oft entgegengesetzter Bedeutung. Die Kunst besteht darin, zwei – sich kontrastierende – Gedanken in einem Satz unterzubringen.

Peter Ustinov, Schauspieler, Regisseur und Schriftsteller

„Wer sich auf den verlässt, der ist verlassen.“ „Lieber arm dran, als Arm ab!“ „Wer rastet, der rostet.“ „... zwischen Verlegenheit und Verlogenheit.“ (Karl Kraus) „... vom Volke der Dichter und Denker zu dem der „Richter und Henker“.“ (Karl Kraus) Die Paronomasie verbindet im Wortspiel Wörter miteinander, die semantisch oder etymologisch eigentlich nicht zusammengehören, sich jedoch im Klang ähneln

Dunkel war’s, der Mond schien helle, Schneebedeckt die grüne Flur, Als ein Auto blitzesschnelle Langsam um die Ecke fuhr. Drinnen saßen stehend Leute Schweigend ins Gespräch vertieft, Als ein totgeschossner Hase Auf der Sandbank Schlittschuh lief. Und der Wagen fuhr im Trabe Rückwärts einen Berg hinauf. Droben zog ein alter Rabe Grade eine Turmuhr auf. Ringsumher herrschte tiefes Schweigen Und mit fürchterlichem Krach Spielen in des Grases Zweigen Zwei Kamele lautlos Schach. Und auf einer roten Bank, Die blau angestrichen war, Saß ein blondgelockter Jüngling Mit kohlrabenschwarzem Haar.

Gesteigert wird dies bei der Paronomasie: Was sich wie eine Krankheit anhört ist ein raffiniertes Wortspiel, bei dem ähnlich lautende Wörter mit verschiedenem, oft gegensätzlichem Sinn zusammengestellt werden, z. B. „Eile mit Weile!“. Oder Sätze bzw. Satzteile werden durch eine Variante wiederholt: z. B. „Viel Künstliches steckt in der Kunst dieses Meisters.“ So bilden sich neue Wortfiguren, durch die ein Gleichklang herbeigeführt wird: z. B. „betrogene Betrüger“. Oft haben die sich ähnelnden Wörter eine gegensätzliche – aber zumindest unterschiedliche – Bedeutung. Ähnlich verhält es sich bei einem Oxymoron, einer „scharfsinnig-dummen“ Zwillingsformel. Auch dies eine rhetorische Figur, bei der eine Formulierung aus zwei gegensätzlichen Begriffen gebildet wird. Entweder einander (scheinbar) widersprechend oder sogar sich gegenseitig ausschließend. Eines der schönsten Oxymora ist der Ausspruch: „Weniger ist mehr“, das zu einem geflügelten Wort geworden ist. Ich kenne ein lustiges Kindergedicht , das praktisch nur aus Oxymora besteht: „Dunkel war‘s, der Mond schien helle ...“. Aphorismen sind oft ganz ähnlich aufgebaut. Es sind sogenannte philosophische Gedankensplitter in meist widersprüchlicher Textform. Reizvolle Sinnsprüche mit kontrastierendem Inhalt. Das kleinste mögliche Ganze – verdichtet in einem Satz. Doppeldeutigkeit mit Ironie. Zum Beispiel: „Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.“

Das Wort „Oxymoron“ ist selbst ein Oxymoron: Das Wort wird im Griechischen gebildet durch die Wörter „scharfsinnig“ und „dumm“.

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Der Kontrast in der Sprache: der Witz. Dass man über einen Witz lacht, ist allgemein bekannt. Wie ein Witz funktioniert, ist den meisten unbekannt. Ein Witz ist ein Wortgefüge, eine Wortkomik. Er funktioniert nur durch den Kontrast. Es ist eine Geschichte, in deren Verlauf der Sinn von einer Gedanken-Ebene auf eine völlig andere und vor allem unerwartete Ebene überspringt. Denn das Ende einer Witzerzählung gipfelt in eine Situation, mit der man nicht rechnet, ja die dem Vorausgegangenen kontrastierend entgegensteht. Der Unterschied zwischen beiden Ebenen und die Überraschung sollen Heiterkeit auslösen. Der echte Witz enthält nur das, was zum Verständnis der Pointe unbedingt notwendig ist. Daher besteht er nach Möglichkeit nur aus wenigen Sätzen, manchmal sogar nur aus einem einzigen. Hier ein kleines Beispiel für einen kurzen Manta-Witz, wie er 1995 üblich war: „Steht ein Manta ... vor der Uni.“ Nach gleichem System funktioniert das Zeugma. „Zeugma“ ist die Verbindung eines Prädikats mit mehreren gleichgeordneten Objekten, von denen aber nicht alle sinngemäß zueinander passen. Die grammatische Zuordnung ist zwar richtig, aber die inhaltliche Zuordnung der Begriffe ist falsch. Hier ein Beispiel: „Er nahm Hut, Stock, Revolver, Abschied und sich das Leben.“

Tetsche, der Meister des visualisierten Wortspiels. Hier zwei Beispiele zum Thema „Streichen“.

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Der Kontrast in der Sprache: Antonymie und Tautologie.

- kaufen und verkaufen - Einbau und Ausbau - Anfang und Ende - gut und böse - Mangel und Überfluss - vorneweg und hintendran

Sprachkontrast ist nichts Neues. Er ist so verbreitet, dass es in der Literatur viele Varianten und viele Begriffe dafür gibt. Zum Beispiel Antonymie: Antonyme sind Gegensatzwörter. Wörter wie Hass-Liebe. Wörter, die sich eigentlich widersprechen. Oder einfach konträre Antonyme wie „fragen – antworten“.

Beispiele für Antonymie. Das Antonym von Antonym ist Synonym.

- einzig und allein - voll und ganz - nie und nimmer - in Reih und Glied - Geschäft ist Geschäft - Spiel ist Spiel - Krieg ist Krieg Schöne Beispiele für Tautologie: Nennung ähnlicher Begriffe, die sich ergänzen sollen

Im Kontrast dazu steht die rhetorische Figur der Tautologie: Hier werden auch zwei bedeutungsgleiche Begriffe aufgezählt, mit dem Ziel, dass sie sich ergänzen, verstärken. Aber mit der Gefahr der Redundanz. Schöne Beispiele sind: - nackt und bloß, - immer und ewig. Negativ-Beispiele dagegen: - alter Greis - weißer Schimmel - Haarfrisur Lustig wird es dann aber bei einer Formulierung wie: - Der Raum ist nicht groß, dafür aber klein.

Marken-Claim als Beispiel für Tautologie

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Der Kontrast in der Sprache: Binomiale. Wie gut, dass es das „&“ gibt! Ein & kürzt Sätze und Wörter so elegant und ökonomisch zusammen, dass keine Information verlorengeht. Im Gegenteil: Ein & kann Wörter sogar zu Zwillingsformeln, zu Paarformeln oder auch zu sprichwörtlichen Formeln zusammenstellen. Dann spricht man von Binomialen. Ich schwöre Stein & Bein, dass Binomiale allen bekannt sind. Sogar in aller Munde. Ohne natürlich zu wissen, dass sie einen so komplizierten Namen haben: bi = zwei, nomen = Wort, Name, Teil. Sie bestehen also aus sage & schreibe nur zwei Begriffen, die im Kontrast stehen. Oft gegensätzlich, manchmal auch ergänzend. Man nennt sie auch „Zwillingsformeln“, „Paarformeln“ oder „sprichwörtliche Formeln“. Apropos sprichwörtlich: Manchmal weiß man gar nicht mehr, was sie genau bedeuten. Sie hören sich aber gut an: gang & gäbe, samt & sonders, Bausch & Bogen. Dann & wann sollen sie – durch Verdopplung – etwas verstärken: Land & Leute, Freund & Helfer.

Angst & Bange Brief & Siegel Brot & Spiele Feuer & Flamme Freund & Helfer Glanz & Gloria Grund & Boden Handel & Wandel Haus & Hüter Haut & Haar Herz & Schmerz Hinz & Kunz Husten & Schnupfen Kaffee & Kuchen Kind & Kegel Kopf & Kragen Kost & Logis Land & Leute Lug & Trug Lust & Laune Mann & Maus Mord & Totschlag Müh & Not Pauken & Trompeten Rat & Tat Recht & Ordnung Ross & Reiter Sack & Pack Sang & Klang Saus & Braus Schrot & Korn Sport & Spiel Stein & Bein Stumpf & Stiel Theorie & Praxis Bekannte Binomiale

Man muss sie auch nicht immer wörtlich nehmen. Wenn zum Beispiel jemand mit Pauken & Trompeten „untergegangen“ ist. Sie sind nur ein Spiel. Ein Spiel mit der Sprache. Und zeugen von Kreativität. Besonders, wenn man heute – auch in der Werbung – neue erfindet – egal, ob als Alliteration (cash & carry) oder als Reim (hire & fire).

&

dann & wann drauf & dran fix & fertig frank & frei hin & weg hoch & heilig klipp & klar null & nichtig rank & schlank samt & sonders hängen & würgen sage & schreibe schalten & walten tuten & blasen Bekannte Binomiale

aktuell & preiswert Bacon & Eggs Bad & WC bed & breakfast cash & carry fix & foxi heiß & fettig park & ride rail & fly Wasser & CD Wind & Wetter Vision & Mission Zeitgemäße Binomiale aus der Werbung

Die Basis für alle Binomiale

Ja, manche Dinge gehören eben einfach zusammen. Wie Dick und Doof. Bernhard und Bianca. Max und Moritz. Aus zwei sich „ergänzenden“ Gegensätzen wird eine neue Einheit. Manche Dinge gehören einfach zusammen

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Der Kontrast von Wort und Bild. Dass es Texte gibt, die dem Bild entgegenstehen, ist nicht neu. Schon René Magritte bildete eine Pfeife ab und schrieb darunter: „Dies ist keine Pfeife.“ Und er hatte recht. Es war „nur“ die Abbildung einer Pfeife.

In einem seiner bekanntesten Bilder (La pipe) hat René Magritte die Leser in die Irre geführt

Mercedes-Benz war schon immer bekannt für ungewöhnliche Headlines

Interessant, was sich dadurch im Kopf des Lesers tut. Für ihn war es natürlich doch eine Pfeife. Er denkt nun über Bild und Text nach. Bild und Text regen in ihrer kontrastierenden Weise also an. Im Kopf des Lesers läuft Kino ab. Eine „Geschichte“ bildet sich. Es ist das Schönste, das Beste, das man sich als Kommunikationsfachmann wünschen kann. Ein Bild und ein Text stehen im direkten Kontrast und lassen eine Geschichte entstehen, die weder im Bild noch im Text selbst enthalten ist. Sehr schöne Beispiele dafür findet man in der Werbung. Dort ist es äußerst beliebt, nicht nur mit Kontrasten allgemein, sondern mit dem Kontrast von Wort und Bild im Speziellen zu arbeiten. Damit der „Leser“ sich mit diesem Thema beschäftigt. Der Leser wird in seiner Erwartung zunächst getäuscht. Seine Aufmerksamkeit wird erhöht. Er zeigt Interesse am Inhalt. Seit Jahren „täuscht“ Mercedes-Benz seine Kunden konsequent mit diesem Stilmittel. Jahrelang provozierte der Werber Michael Schirner die Leser mit kontrastierenden Bild/Text-Kampagnen. Mit einem großen visuellen Erfolg. Und Medaillen wert.

Mit der Headline der GGK-Anzeige „Die Post ist da“ kontrastiert der Text schön mit dem Bild. Das Ergebnis: Kino im Kopf.

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Bilder werden nicht einfach nur durch Sprache ergänzt. Assoziationen werden errichtet: durch geistige Verknüpfungen. Brücken vom Wort zum Bild gebaut. Eine echte Beziehung von Bild und Text hergestellt. Aber nicht durch Ergänzung. Sondern durch Kontrast. Der Leser übernimmt eine neue Aufgabe: Er verbindet, was scheinbar nicht zusammengehört. Den Sinn bildet er sich selbst. „delta radio“-Anzeige: ein schöner Kontrast zwischen Text und Bild. Ein Trick, der Aufmerksamkeit erzeugt.

Der Kontrast von Wort und Bild kann manchmal eine ganze Geschichte ins Rollen bringen

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Der Kontrast im Drama und Film. Das Drama und der Film ist Gestaltung in einem zeitlichen Ablauf und Rahmen. Da ist es ganz natürlich, dass man Inhalte und Abläufe kontrastreich gestaltet, um die Zuschauer in Spannung zu halten.

Der Film „RAN“ von Akira Kurosawa ist schon auf Grund seiner kontrastreichen Kameraführung ein Hingucker

Das Drama entwickelte dazu sogenannte Kontrast-Figuren als auffallender Gegensatz nebeneinandergelegter Elemente. Sie dienen der Verkörperung extrem gegensätzlicher Ideen. Sie sollen entweder einen Konflikt herbeiführen, wie Karl und Franz Moor in Schillers „Räuber“, oder der Hauptfigur ein stärkeres Profil geben, indem die Gegenfigur einen Eindruck verstärkt. Ähnliche Charakteren-Kontraste findet man in zeitgenössischen Filmen. Es werden zum Beispiel Außenseiter weniger inhaltlich als vielmehr gestalterisch bewusst eingebaut: entweder als „Tölpel“ wie Eddie Arent oder Ralf Wolter in Karl May-Filmen oder als „Bösewicht“ wie Klaus Kinski in Edgar Wallace-Filmen. Ein Regisseur, der seine Filme formal stark kontrastierend gestaltet, ist der Japaner Akira Kurosawa. In seinen epischen Filmen wie „Rashamon“, „Die sieben Samurai“ und „RAN“ zeigt er eine innovative Kameraführung, die später von vielen kopiert wurde: Wechsel zwischen Totale und Tele-Aufnahmen. Wechsel zwischen langen Zeiteinstellungen und schnellen Bildsequenzen. Sowie Wechsel zwischen realen Filmzeiten und Zeitlupen-Effekten.

Plakat zu Tatis Film-Komödie „Mon Oncle“: unbedingt sehenswert – obwohl er schon aus dem Jahre 1958 ist

In dem Film „Mon Oncle“ von und mit Jacques Tati als Onkel Hulot gibt es zwei Extreme: die schrullige, unordentliche aber sympathischwarme Welt des M. Hulot sowie die Sauberkeit, Perfektion, Kälte und Monotonie seiner Schwester. Wehe, wenn Hulot in diese Wohnung kommt. Und er kommt!

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Der Kontrast in der Musik. Die Musik hat für Gegensätze in der musikalischen Satzlehre und Kompositionstechnik den Begriff Kontrapunkt geschaffen. Eigentlich heißt es „Note gegen Note“; gemeint ist damit einerseits die Führung zweier oder mehrerer Stimmen nebeneinander oder sogar eine (oder mehrere) Gegenstimmen zur Grundmelodie. Sinn dieser Technik ist es, musikalische Stücke „spannender“ zu machen. Solche Gegensätze finden sich zahlreich in der Komposition von Liedern. Im Grunde kommt kein Musikstück ohne Kontraste aus: Dem Einzelsänger wird ein Chor gegenübergestellt. Dem Instrumentalen der Gesang. Dem Einzelinstrument ein Orchester.

Klassik trifft

P oP

Schon der Titel verspricht, dass die Musik interessant werden kann.

Die Harmonielehre der Musik sagt, dass eine Verschiedenheit, also der Kontrast, in einer Einheit zum Einklang gelangen kann. Zum einen kann das die Spannung zwischen Dur und Moll sein. Zum anderen die Spannung zwischen Konsonanz und Dissonanz. Eindrucksvoll zeigt der Dirigent Herbert von Karajan bei „Bolero“ von Maurice Ravel wie kontrastreich man ein Musikstück von Anfang bis Ende spielen kann: Das zart beginnende Tanzstück steigert sich zu einem tosenden Finale und ändert auch seine Geschwindigkeit: von langsam zu rasend. Auch ein musikalischer Auftritt kann Spannung durch Gegensatz zeigen: Sarah Brightman singt mit Andrea Bocelli abwechselnd „Time to say Good bye“. Und bei einem Konzert tritt eine Rock-Music-Band mit einem A-capella-Chor im Wechsel auf.

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Gerade in der Musik wird stark mit Kontrasten gearbeitet

Der Kontrast im Marketing. Die Polarisierung spielt im Marketing eine immer größere, nicht unbedeutende Rolle. reich

Mittelstand

arm

Das „taillierte Viereck“: Früher eher der „Bauch eines Fasses“ schrumpft der Mittelstand heute immer mehr – sehr zu (Un-)Gunsten von Arm und Reich

Alles bewegt sich auseinander. Die große Mittelschicht schrumpft. Die Mengen der Armen und Reichen steigen dafür an. Das ist ein Megatrend: Der Markt ändert sich. Die Einstellung der Konsumenten ändert sich. Der „Konsument 2000“ wird extremer. Er ist Intensiv-Konsument und Konsum-Verweigerer. Er ist mal Billig-Käufer, mal Prestige-Käufer. Er ist sowohl Fastfood- als auch Genuss-Esser. Er ist ein „Sowohl-als-auch“-Konsument geworden. Kein „Entweder-oder“-Mensch. Er macht beides – aber jeweils zu seiner Zeit. Dazwischen gibt es bald nichts mehr. Die meisten Produkte selbst haben sich in zwei Hauptgruppen aufgeteilt: Produkte hoher und niedriger Qualität. Hochpreisig und niedrigpreisig. Passend für den Konsumenten der Zukunft. Und passend für den multi-dimensionalen Menschen, der immer mehr in Form von Polaritäten denkt. Die gesamte Zukunft der Industriegesellschaft ist geprägt durch Polarisierung: Wir finden große Welten und kleine Welten. Wir finden Konzerne neben Kleinst-Unternehmen. Und selbst Großkonzerne mit ihren Vernetzungen gliedern ihre Unterfirmen in kleine Profitcenter, die eigenverantwortlich arbeiten und so Gewinne einfahren sollen.

Groß und Klein passen oft bestens zusammen und ergänzen sich

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Und das Marketing selbst wird ebenso in PolaritätenProfile eingeteilt. Anders sind Menschen, Produkte und Meinungen nicht messbar. Das Marktwachstum ist niedrig oder hoch. Mitarbeiter sind fleißig oder faul. Ein Führungsstil ist partizipativ oder autoritär. Genial und kreativ finde ich die Marketing-Idee aus dem Hause Mercedes-Benz: Durch die Verbindung von zwei extremen, sich eigentlich kontrastierenden Image-Einstellungen wurde ein neues Produkt entwickelt – der „Smart“ von Mercedes-Benz. Swatch lieferte anfangs die Individualität, die Innovation und das gute Image des kleinen Preises. Mercedes-Benz lieferte Sicherheit, Prestige und Exklusivität. Was herauskam ist ein innovatives Produkt mit Sympathie und Kompetenz. Ist eine Marktlücke. Zum Beispiel für die Parklücke. Ist ein sehr praktisches Fahrzeug besonders für die Großstadt.

1

2

3 4

5

6

7 leicht

schwer

anspruchslos

anspruchsvoll

teuer

billig

jung

alt

schwach

stark

konservativ

modern

weiblich

männlich Ein Polaritäten-Profil: Ohne Wertung geht nichts

teuer

konservativ

modern

billig Auch bei der Positionierung wird gewertet, verglichen und in Beziehungen (Kontrast) gestellt

„Reduce to the max!“ Der Smart – eine echte (Park-)Markt-Lücke für Großstädte.

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Resümee. Wenn Sie interessant und spannungsreich gestalten wollen, kommen Sie an dem Kontrast einfach nicht vorbei. Die Kontraste sind das Salz und der Pfeffer in der Suppe der Gestalter. Der Kontrast hat die formale Aufgabe, die Gestaltung im wahrsten Sinne des Wortes spannender zu machen. Kontrast visualisiert und verbindet Extreme. Grundriss der Wieskirche bei Freising – ein Meisterwerk der Barockzeit, der Zeit der Gegensätze

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Die Reduktion. Das dritte Gestaltungselement ist die Reduktion. Es ist scheinbar die unwesentlichste Gestaltungshilfe. Es ist aber das i-Tüpfelchen der (visuellen) Kommunikation. Weil die Reduktion nämlich alles auf den Punkt bringt. Inhaltlich wie formal. Dieser Punkt ist oft klein. Er ist das Wesentliche. Das Wichtige. Punkt um. So ist es.

„Beschränkung auf das Wesentliche – Klarheit der Form und sparsame Linienführung, Ehrfurcht vor den natürlichen Werkstoffen, Bescheidenheit, Würde, Strenge durch äußerste Formdisziplin. Und wir, wie sollten wir nicht zu der Einsicht kommen, uns zu bescheiden?“

Man braucht die Reduktion nicht zwingend zur Gestaltung. Aber Gestaltung wird durch Reduktion besser. Klarer. Wichtiges wird deutlicher herausgestellt. Ausgesagtes wird komprimiert.

Schon vor über 2000 Jahren schrieb der griechische Dichter Sophokles diese Zeilen in seinem Epos „Aias“

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Was heißt „Reduktion“? Weniger ist mehr! Viele Sprichwörter kommunizieren deutlich das Wesen und die Wichtigkeit der Reduktion: „In der Kürze liegt die Würze“, „Klasse statt Masse“ oder „Weniger ist mehr“ sind nur einige von ihnen. Kann es wirklich sein, dass man mehr erreicht, wenn man eine Sache mehr reduziert? So, wie der Koch, der seine Soße reduziert, um den Geschmack zu intensivieren? So, wie der homöopathische Arzt, der die Wirkung der Arznei verstärkt, je mehr er sie potenziert? So, wie der Parfumeur, der die Duftstoffe zu einer „essence absolut“ reduziert, um letztlich die höchste Qualität des Parfums zu erreichen? Ja, so ist es! Auch in der Gestaltung.

Yves Klein und sein berühmtes Bild „Blaues Schwammrelief“: visuelle Reduktion par excellence

Die Reduktion gehört zur hohen Schule der Gestaltung. Es kommt darauf an, gekonnt zu dezimieren und zu kondensieren: formal und inhaltlich. Damit die Botschaft intensiviert wird. Das ist nicht allein ein Problem der Gestalter oder Designer. Es ist das Ziel aller, die kommunizieren. Visuell oder verbal. Es ist die Aufgabe auch der Werber, der MarketingFachleute, der Manager jedes Unternehmens.

Auf den Punkt kommen ... und so genau ins Ziel treffen!

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Reduzieren kommt von dem lateinischen Wort „reducere“. Das heißt: zurückziehen. Und: zurückführen, zurückbringen, heimgeleiten. „In formam reducere“ heißt: in (seine)Form (zurück-)bringen, gestalten. Das Lexikon spricht von Zurückführung (auf Einfaches oder Grundsätzliches). Spricht von Verringerung. Von Minimierung. Die Mathematik versteht darunter die Zerlegung in nicht weiter zerlegbare Teile. Reduktion bringt also Mengen wieder zurück zu seinen Ursprüngen. Bringt Diffuses zurück auf seinen Kern. In gewisser Weise ein Weg zu den Wurzeln. Back to the roots. Reduktion minimiert. Komprimiert. Und intensiviert. Und macht aus dem Wenigen, das bleibt, ein Maximum. Aus weniger wird mehr.

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„Reduce to the max!“ Reduktion verbal auf die Spitze getrieben – mit einem Kontrast.

Keep it straight and simple: Reduktion heißt „direkt“. Reduktion ist Simplifikation. Ist Vereinfachung. Ist Direktheit. Ist, wie das lateinische Wort „directus“ sagt, gerade und ausgerichtet. Ohne jeden Umweg, sondern in gerader Richtung auf ein Ziel führend. Unmissverständlich. Reduktion ist Beschränkung auf das Wesentliche

Reduktion ist nichts Kompliziertes. Ist nicht verworren. Nicht wie der hintergründige Humor der Engländer. Reduktion ist eher deutsch oder amerikanisch. Ist eher männlich. Ist sachlich. Ist spitz und klar. Kurz und prägnant. Verständlich. Das ist auch die Aufgabe der Reduktion: Beschränkung auf Wichtiges. Reduktion bringt Wesentliches auf den Punkt. Und macht Unwichtiges redundant.

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Reduktion heißt „einfach“. Reduzieren heißt ökonomisch denken und handeln. Heißt, zu simplen Problemlösungen zu kommen. Heißt vereinfachen. Sicher hat die Zahl der Elemente, oder sagen wir besser Teilelemente, Einfluss auf die Einfachheit des Ganzen. Aber nicht immer ist die Reduzierung einer Menge ausschlaggebend für eine persönlich empfundene Einfachheit. Eine einfache Reihung aus vielen Punkten kann einfacher sein als drei Punkte, die „in Spannung“ zueinander stehen. Eine gerade Linie ist einfach. Parallele Linien sind einfacher als zwei sich kreuzende. Ein rechter Winkel einfacher als ein spitzer. Unterschiedliche, symmetrische Muster, die aber einen gemeinsamen Mittelpunkt haben, sind einfacher als die gleichen mit unterschiedlichen Mittelpunkten. Diese einfachen Beispiele lassen sich beliebig erweitern. Es geht bei der Gestaltung also auch um Ökonomie, um Sparsamkeit. Ein weiterer Gedanke: Wie lässt sich eine einfache Struktur auch auf einfache Art und Weise organisieren? Dabei geht es um Ordnung als Reduktionsmittel. Es geht darum als Künstler zu entscheiden, wie geordnet einfach die Gestaltungsform und -struktur sein muss, damit der Betrachter oder der „Leser“ den Inhalt oder die Aussage eines Werkes versteht.

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kompliziert

einfach

Reduktion auf einfache geometrische Formen

Reduktion macht glücklich.

„Du wirst einiges mehr in den Wäldern finden als in den Büchern. Holz und Steine werden Dich lehren, was Du bei den Lehrern nicht hören kannst.“ (Brief 106) Zitat von Bernhard von Clairvaux, Gründer des Zisterzienser-Ordens

Buddhistische Mönche

Mehr als eine Million Menschen haben das Buch „Simplify your life“ von Tiki Küstenmacher und Lothar J. Seiwert gelesen. Warum? Gibt es ein Bedürfnis nach Vereinfachung? Nach Reduktion? Ein Einsiedler zieht sich zurück zur Einfachheit und kommt zu „mehr“: Zum Wesentlichen. Oder zur Natur. Für viele dadurch sogar zu Gott. Bettelmönche reduzieren sich auf sich selbst und erreichen vielleicht das Höchste. Reduce to the max. Selbst fasten ist Reduktion. Und bringt vielen Heil. Heilfasten tut gut. Viele schöpfen ihre Kraft aus dem Buddhismus. Der Religion der Ruhe. Gerade für Buddhisten gilt: weniger Unordnung und weniger Ballast. Weniger Müll und weniger Sorgen. Weniger Lärm und weniger Probleme. Denn in der Ruhe liegt die Kraft. Auch Kreative ziehen sich manchmal in einen Raum zurück, in dem es keine Ablenkung gibt. In einen Raum ohne Bilder, ohne Musik. Damit sie mehr Ruhe haben. Für bessere Konzentration. Als Raum für Kreativität.

„Der Einsiedler Paulus“, gemalt von Matthias Grünewald auf dem Isenheimer Altar

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„Simplify your life“ hilft, mit sich selbst aufzuräumen. Sich zu ordnen. Sich zu entmüllen. Hilft, sich und seinen Geist zu entrümpeln. Sein Leben zu vereinfachen und unkomplizierter zu machen. Mit weniger Über-Lastung. Mit weniger Über-Fluss. Der Weg geht vom Äußeren zum Inneren des Menschen. Vom Aufräumen des Schreibtisches zur inneren Ruhe. Zur inneren Ausgeglichenheit. Zur Gesundheit. Zum Glück. Somit ist „Vereinfachung“ positiv besetzt. „Weniger haben“ kann zufriedener und glücklicher machen. Wenn man es richtig verinnerlicht.

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„Ich atme ein und entpanne meinen Körper. Ich atme aus und lächle. Ich bin ganz im Jetzt und weiß: Dies ist ein wunderbarer Augenblick.“ Thich Nhat Hanh, vietnamesischer Dichter und Zen-Meister

Reduktion ist aus unserer Welt nicht wegzudenken. Reduktion ist weder bei der Werbung wegzudenken, noch bei der Kunst. Weder bei der Einrichtung. Noch bei der Kleidung. Aber Reduktion ist keine Modeerscheinung. Kein Trend. Reduktion ist auch kein Purismus. Keine moderne, kühle Sachlichkeit. Kein Minimalismus, verstanden als „l'art pour l'art“.

Weniger ist oft mehr!

Reduktion macht auch Räume edler

Reduzieren heißt einfacher und schlichter leben und wohnen. Heißt „einfach“, aber nicht „eintönig“. Heißt, Freiräume zu schaffen und ganz einfach zur Ruhe zu kommen. Mit sanften, nicht lauten Tönen. Mit Tönen, die entspannen. Mit „einfachen“ Materialien und möglichst wenig Ablenkung. Mit Gradlinigkeit und klaren Linien. Und einem Gespür für das Wesentliche. Mit Konzentration auf die Schlichtheit. Und dem Mut, sich von Überflüssigem zu trennen. Soweit, bis man sich wohlfühlt. Picasso wurde einmal von einem Freund gefragt: „Wie ist es dir möglich, einen Stier mit einer einzigen Linie so perfekt zu zeichnen?“ Picasso antwortete: „Ich habe 50 Jahre dazu gebraucht, den Stier auf eine Linie zu reduzieren.“ Das gleiche trifft auch auf den japanischen ZenGedanken zu.

Am Beispiel eines Stieres, gemalt von Pablo Picasso: Jahr für Jahr werden die Striche einfacher

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Zen und die Reduktion. Die Japaner spielen diese Gedanken weiter. Für sie ist Reduktion Lebensstil, Philosophie, Religion. Reduktion wird im Zen-Buddhismus erlebt und visualisiert. Zen will nicht das Auge mit einer Fülle von schönen Farben und Formen überschwemmen. Im Gegenteil: Zen will andeuten, abstrahieren und reduzieren. Diese Art der Ästhetik verschiebt die Betonung der äußeren Form auf den inneren Gehalt und somit in den Kopf und den Körper. Beispiele dafür finden Sie viele. Die Schlichtheit der japanischen Zen-Gärten. Die Reduktion auf ein Gestaltungsgrundraster in der Architektur: das Tatami. Die Minimierung zu einem Bonsai. Oder die Einfachheit der japanischen Teekultur. Vor allem die Vorliebe zu einfachen, natürlichen Materialien. Reduzierung auf Wärme und Licht. Schaffung von Freiräumen in Wohnung und Garten. Leere als sinnlicher Genuss. Gesteigert auf nahezu Unfassbares, fast Unwirkliches: Hören, wie die Blütenblätter fallen; und sehen, wie der Fels wächst.

„Das Universum“. Kalligrafie von Gibon Sengai (japanischer Zen-Maler, 1750–1837)

In der Regel ist die japanische Keramik zum Beispiel für die Teezeremomie äußerst einfach

Dieser 1473 „gegründete“ Steingarten stellt eine „aufs Äußerste reduzierte, geheimnisvolle und abstrakte Welt aus Sand, Steinen und Moos“ dar

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Über die Ökonomie der Reduktion: Mit den Mitteln sparen.

„In der Kürze liegt die Würze.“

Goethe schrieb einmal: „In der Beschränkung zeigt sich erst der Meister.“ Und an anderer Stelle: „Ein Satz ist erst dann vollkommen, wenn man nichts mehr weglassen kann.“ Leider machen wir es oft konträr: Wir fügen hinzu. Mit Füllwörtern und Phrasen. Damit haben wir mehr zu tragen. Besser ist es, abzuspecken. Uns leichter zu machen. Damit alles leichter wird. Besser ist es, Frei-Räume zu schaffen. Nicht nur räumlich. Auch inhaltlich. Auch zeitlich. Dann wird weniger wieder mehr. Auch und gerade in der Gestaltung. Und seien wir ruhig etwas ruhiger. In der Ruhe liegt die Kraft. Man merkt einer Gestaltung an, wenn sie reduziert und ruhig ist. Sie wird kraftvoller. Sie wird positiver. Ja keine Bewegung zu viel, um sein Ziel wirtschaftlich effektiv zu erreichen! Das gilt für den Sport genauso wie für die Kunst. Oder für das Marketing. Jede Logistik ist auf das Wesentliche reduziert. „Just-in-time“ ist Reduktion auf eine finanzierbare Notwendigkeit.

Das Rad: so einfach und so ökonomisch. Durch Faulheit der Menschheit entstand eine geniale Erfindung.

Und seien wir ruhig etwas fauler. Auch das ist Reduktion. „Armut und Faulheit sind die Basis der Kreativität“, wie Kurt Weidemann einmal sagte. So wurde das Rad erfunden.

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Reduktion ist ökonomisch. Dass ein „Weniger“ auch ökonomischer ist, dürfte allen klar sein. Denn weniger Material heißt weniger Kosten. Und Zeit ist auch Geld. Vor allem bei der Produktion. Das allgemeine Ziel heißt: Mittel minimieren, um Ertrag zu maximieren. Aus wenig mach möglichst viel. Auch in der Didaktik lernt man dieses Einsparen ganz klar: vom Einfachen zum Schweren! Das spart Energie. Das erspart Probleme und Frustrationen. Das ist einfach ökonomischer. Dass Reduktion ökonomisch ist, zeigt sich auch deutlich bei der Formel 1: Weniger Sprit, also weniger Gewicht, bedeutet schnellere Zeiten, das Schneiden von Kurven, das Abkürzen eines Weges ebenfalls.

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Beim Autorennen heißt es oft: Weniger ist mehr. Kürzere Wege bedeuten auch kürzere Fahrzeiten.

Reduktion hilft beim Erfassen. In der Didaktik und Kommunikation besteht die Kunst darin, schnell und klar zu kommunizieren. Gerade hier zeigt sich die Kunst des Weglassens. Bei vielen Werbemitteln ist diese Funktion unverzichtbar. Zum Beispiel bei Plakaten und Anzeigen. Wenn man sich vorstellt, dass man sich diese Werbemittel nur 1–2 Sekunden anschaut, kann man das verstehen. Diese Zeit entscheidet über „Ja“ und „Nein“. Über weiterlesen und umblättern. Über akzeptieren und ablehnen. Deshalb müssen Botschaften, die schnell kommuniziert werden müssen, möglichst klar und übersichtlich aufgebaut sein. Müssen aufmerksamkeitsstark und einprägsam sein. Müssen also auf wenige prägnante und leicht verständliche Elemente reduziert sein. Sowohl visuell als auch verbal. Gute Gestalter brauchen eine Schere im Kopf. Gute Gestalter müssen wissen, was der Leser erfassen kann. Und wie viel. Anzeige für „Apollinaris Mint“. Der Text an den Blättern: „Ganz, ganz wenig.“ Als Abbinder: „Das neue Apollinaris Mint. Mit einem Hauch von Minze.“

Reduktion kann man auch wörtlich nehmen und damit Verlust symbolisieren

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Ja, Reduktion hilft beim Erfassen. „Erfassen“ kann man wörtlich nehmen. Jeder kennt die Situation: Wenn Ihnen jemand einen Ball zuwirft, werden Sie ihn fangen. Wenn Ihnen aber jemand gleichzeitig vier Bälle zuwirft, werden Sie eventuell keinen fangen! So ist es auch mit der Kommunikation. Im visuellen und im textlichen Bereich: Zu viel ist oft zu wenig. Und manchmal sogar nichts. Weniger ist mehr! Sollte die Information wirklich mal sehr umfangreich sein, muss strukturiert werden. Aber mit einer Struktur, die auch vom Leser erkannt wird. Visuell und inhaltlich. Mit einer Gliederung und Ordnung, die die Menge an Informationen auf wenige Punkte reduziert. Damit diese wieder besser erfasst werden. Visuell ist es nicht anders. Nehmen wir eine Anzeige. Viele, gleichwertige aber unterschiedliche Elemente helfen bestimmt nicht, einen Inhalt schnell zu erfassen. Alles Unwichtige muss raus. Wichtiges muss nach vorne gestellt werden. Muss größer und fetter werden. Der Rest muss geordnet werden.

Ein kleiner Buchstabe macht den Sinn doppeldeutig

Reduzierter kann ein Werbetext für Geha-Kinderfüller nicht mehr sein

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Reduktion kann spannend sein und spannend machen.

„Über dem Limit“ – das Foto von Joseph Emonts-pohl erzählt eine ganze Geschichte

In meinem Wohnzimmer hängt ein eindrucksvolles Bild, fotografiert von dem belgischen Designer Joseph Emonts-pohl. Es zeigt lediglich eine Betonwand mit den farbigen Schleifspuren eines Autos nach einem Unfall. Dieses Bild, obwohl oder gerade weil es so reduziert ist, erzählt eine ganze Geschichte: Es visualisiert und erzählt den Unfall eines Rennfahrers, der bei einem Indicar-Rennen in Indianapolis mit ca. 300 Stundenkilometern durch Versagen der Bremsen auf die Mauer katapultiert wurde. Dieses Bild löst einen Prozess aus. Legt einen Hebel im Kopf um. Macht nachdenklich. Und erzählt eine Geschichte. Und wirkt dennoch sehr plakativ. Mehr braucht das Bild nicht.

Foto von Werner Baumann: Das schlichte Bild mit der Klinke kann die Tür zum „Kino im Kopf“ öffnen

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Das Foto rechts zeigt einen Schatten auf einer Mauerwand. Wer schon einmal in Florenz war oder sich mit Kunst auskennt, wird sofort wissen, was das Bild alles zeigt. Es ist der Schatten von Michelangelos David vor dem massiven Mauerwerk des Palazzo Vecchio. Beides, David und die Gestaltung des Palazzo, stehen symbolisch klar und eindrucksvoll für Florenz und für die Renaissance. Für keine andere Stadt. Für keine andere Kunstperiode. Das Bild ist extrem reduziert auf nur zwei Elemente. Mehr braucht die Abbildung nicht, um Kunstgeschichte zu erzählen. Das Bild ist klar und schnell. Und der Betrachter verinnerlicht es, weil er sich mit dem Bild auseinandersetzt. Das Bild weckt Emotionen. Und der Betrachter behält es weiter in Erinnerung, weil es in eine selbst „erlebte“ Geschichte eingebettet ist, mit der er sich beschäftigt hat. Natürlich hätte man auch die Skulptur des David selbst vor dem Mauerwerk zeigen können, mit seinem Schatten. Aber erstens wären es mehr Elemente gewesen. Zweitens wäre es banaler gewesen. Und drittens nicht so spannend. Und hätte dennoch nicht mehr ausgesagt!

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Florenz: wenig gezeigt – viel gesagt!

Das „Non finito“ als künstlerisches Gestaltungsmittel. In der Kunstgeschichte gibt es einen Begriff, der „Non finito“ heißt. Damit ist ein unfertiger Zustand gemeint. Doch meint man damit weniger den passiven Zustand selbst. Im „Non finito“ steckt ein aktives, oftmals bewusst künstlerisches Gestaltungsmittel: die Reduktion. Reduktion wird zum Ausdruck. Weil bereits die Idee, die ein begonnenes Bildwerk ausdrückt, eine Wertschätzung verdient. Schon selbst ein Werk ist. Gerade, weil es nicht vollendet ausgeführt worden ist. Das „Non finito“, die Reduktion, wird zum System, zum Konzept. Man stellt die unvollendeten Teile mit Absicht als Kontrast den vollendeten Bildteilen gegenüber. Um Spannung zu erzeugen. Um das Bildwerk interessanter zu machen. Der Betrachter hat das Recht und die Möglichkeit, das Bild des Künstlers zu ergänzen.

Michelangelo Buonarroti: Erwachender Sklave

Es gibt noch eine weitere Absicht: Non finito lenkt auf das Kern-Volumen, lenkt auf die geschlossene Form, auf das Wesentliche. Fehlende (Körper-)Teile spielen für die Betrachtung keine Rolle. Es handelt sich dabei überwiegend um Werke, die dennoch als „vollwertig“ erscheinen und anerkannt sind. Es hat die „Schönheit des Unvollkommenen“. Natürlich gibt es nachweislich auch Objekte, Kunstwerke, die einfach nicht fertig geworden sind. Weil der Künstler nicht mehr dazu kam. Auch diese laufen unter „Non finito“. Aber von diesen möchte ich hier nicht sprechen. Ich meine Bilder mit bewussten Andeutungen.

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Dafür gibt es viele Beispiele. Aus fast allen Epochen der Kunstgeschichte. Nehmen wir zum Beispiel Michelangelo. Mit seinen beiden Skulpturen „Sklave als Atlant“ und „Erwachender Sklave“, beide bekannt als sogenannte „unvollendete Sklaven“, ursprünglich geplant für ein Grabmal von Papst Julius II. Wir wissen natürlich nicht, ob die Herstellung der Skulpturen nur zeitlich unterbrochen war oder ob die Unterbrechung gewollt war. Interessant ist auf jeden Fall der Kontrast, der sich durch die Reduktion ergibt. Halb in Stein gefangen, birgt der Marmor die Idee der Sklaven in sich. Der Kreative packt die Sklaven weiter aus, macht sie frei. Michelangelo dichtete selbst (für Vittoria Colonna): „Kein Bild kann selbst der beste Künstler nicht ersinnen, das nicht der Marmor schon umschlossen in sich birgt, und nur zu dem dringt vor die Hand, die willig folgt der Schöpferkraft.“ Für Rodin war das Non finito ein bedeutendes Stilmerkmal, mit dem er symbolisch gespielt hat. Dafür gibt es ein schönes Beispiel: „Der Gedanke“. Viele Portraits schuf Rodin von Camille Claudel, seiner Schülerin und Geliebten. Nach Vollendung ihres Kopfes beschloss er, dieses Werk nicht weiter auszuarbeiten, es vollendet unvollendet zu lassen. Was ihn selbst daran faszinierte: der glattpolierte Kopf Claudels ruht fast träumerisch auf dem roh belassenen Marmorblock. Dieser Gegensatz lässt viele Interpretationen zu.

Auguste Rodin: La Pensée (Der Gedanke)

Auch der zeitgenössische Maler und Bildhauer Bruno Bruni „spielt“ mit dem Weglassen: In seinen bekannten figurativen Motiven erotischer Paare zeigt er oft nur eine Person. Und selbst die noch nicht einmal. Durch Mantel und Hut vollkommen verhüllt lässt der Mann seine meist nackte Partnerin verschwinden. Angedeutet lediglich Fragmente: Hände, Arme, Posen. Das Weglassen von Stilelementen bedeutet in diesem Fall das Hinzufügen von Inhalten. Aber: Der Künstler überträgt die Arbeit des inhaltlichen Hinzufügens auf den Betrachter. 113

Ein typisches Bild von Bruno Bruni: Es wird nur angedeutet; die Geschichte spielt sich im Kopf des Betrachters ab.

Reduktion und Ergänzung. Die Beispiele auf den vorigen Seiten zeigen auch, wie Bilder gedanklich ergänzt werden. Reduktion kann die Phantasie beflügeln. Wie in der Erotik. Indem man nur andeutet und nicht alles zeigt. Den Rest macht der Kopf. Spannend und prickelnd. Reduktion ist der Beginn der Kreativität. Wenn etwas zu fehlen scheint, sucht man es sich dazu. Man ergänzt. Für einen Grafik-Designer ist das völlig klar und absolut normal. Er arbeitet täglich damit. Eine Anzeige kann nicht alle Informationen enthalten, die der Kunde zu vermitteln wünscht. Also reduziert der Designer auf das Wichtige, das Wesentliche. Und deutet nur an. Damit der Leser, bedingt durch seine Erfahrungen, ergänzen kann.

„Morgenlicht 2“ – ein typisches Gemälde von Willi Kissmer: Kissmer deutet oft nur an, lässt eher verborgen als zu viel zu zeigen. Das ist „Kino im Kopf“.

Auch Firmenzeichen, Logos und Piktogramme sind reduziert. Es reichen die Umrisse oder Teile eines Baumes, um zu „sagen“, dass es sich um einen Baum handelt. Es reicht z. B. ein markanter, wesentlicher Teil eines Buchstabens, um diesen Buchstaben im Kopf als Ganzes entstehen zu lassen.

Das Auge ergänzt schwarze, ihm bekannte Flächen zu einem kompletten – nämlich ihm bekannten – Bild: einem Fußball

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Jeder Grafiker, jeder Werber kennt das Phänomen aus der Präsentation: Kampagnen oder Kinospots werden selten exakt visualisiert und realisiert. Man deutet nur an und gibt die Richtung vor. Man lässt dem Betrachter und Kunden Freiräume für seine Phantasie. Die er mitunter visuell anders sieht als der Gestalter. Aber dies spielt bei Präsentationen eines Konzeptes auch keine Rolle. Nehmen Sie einmal folgendes Zitat: „...!“ Es steht für das Sprechen ganz allgemein. Aber es ist lediglich auf die Interpunktion reduziert. Jeder weiß, dass dies eine Aussage in Form einer wörtlichen Rede ist. Und jeder impliziert in diese Form seine eigenen Gedanken einer Aussage. Dies trifft auf alle Bereiche der Kunst zu und funktioniert auch in der Literatur. 1953 war die Uraufführung von Samuel Becketts Theaterstück „Warten auf Godot“. Beckett überlässt den Zuschauer mit einer enormen Leere. Eine Leere, die der Betrachter sich selbst auffüllt. Die Nicht-Handlung ist Nährboden für einen kreativen Prozess. Damit steht „Warten auf Godot“ am Beginn eines literarischen Reduktionsprozesses, der sogar das gesamte moderne Theater verändert hat. Die Schwedische Akademie verlieh Beckett dafür 1969 den Nobelpreis für Literatur.

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:„...!“ Logo für einen Texter: Der „Leser“ weiß, dass es sich um das Symbol eines ganzen gesprochenen Textes handelt

Die Reduktion in der Kunst. Reduktion spart und macht gleichzeitig wertvoller. Dieses ökonomische Prinzip ist auf die Kunst anwendbar. Hier ist es wie in der Natur: Ein Mehr ist unnötig, redundant, wenn ein Wenig genügt. Jedes Zuviel, jeder Pomp ist überflüssig. Das ist schlicht klassisch. Das ist Klassik. Das ist Ästhetik. Ein Zuwenig ist archaisch. Ein Zuviel ist manieristisch. Wie in allen Hochepochen der Kulturen. Klassisch ist die Klassik der Griechen. Manieristisch ist der Hellenismus. Klassisch ist der Barock. Manieristisch ist der Rokoko.

Die Laokoon-Gruppe – Kunst des Hellenismus: Die starke Bewegung zeigt den Manierismus der griechischen Klassik

Für die Hochrenaissance – führend natürlich Italien – gibt es gute Beispiele für eine gelungene Reduktion auf das Wesentliche. Die Werke von Raphael, Michelangelo, Leonardo und Tizian sind kompakte, in sich geschlossene, einfache, gute Kompositionen. Das Wesentliche steht im Vordergrund. Hintergründe sind nur angedeutet, ohne wesentlichen Inhalt. Gerade dadurch hebt sie sich von der Frührenaissance in Italien und der flämischen Malerei der Renaissance in Nordeuropa ab. In diesen Epochen war Unwichtiges vorherrschend. Aber in der Kunst geht es nicht nur um Formales. Der Hauptgrund, warum Kunst oft reduziert ist, ist konzeptioneller, inhaltlicher Art. Der Künstler will seine Aussage auf den Punkt bringen. Er muss reduzieren.

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Hier einige Beispiele. 1. Minimal Art: Minimal Art ist eine Kunstrichtung, die mit einfachsten Grundformen und Mitteln arbeitet. Bekannte Vertreter sind u. a. Donald Judd, Carl Andre und Frank Stella. 2. Das Bauhaus: Stilistisch lassen sich die Bauhaus-Künstler, egal ob Maler, Produkt-Designer oder Architekt, der Neuen Sachlichkeit und dem Konstruktivismus zuordnen. Ihr Ziel war es, durch wenige, konstruierte Formen das Wesentliche auszusagen, immer gepaart mit zeitgemäßer Technik und Kunst.

Dan Flavin zählt zu den bekanntesten Minimalisten. Hier seine Installation „Untitled/1966–68 und 1970.

3. Yves Klein: Yves Klein ist ein Provokateur und ein „Reducteur par excellence“. Seine visuellen Aussagen beschränken sich auf wenige Elemente. So auch seine Farbe Blau: Blau assoziiert er mit dem Meer und dem Himmel, dort, wo die lebendige Natur zu fassen ist – mit abstrakten Mitteln. (Siehe Abbildung S. 98, oben) Man sollte meinen, dass Yves Klein mit seiner blauen Leinwand die Reduktion zur Spitze getrieben hat. Es gibt noch eine Steigerung: Derek Jarman, der mit seinem Film „BLUE“ den Betrachter 65 Minuten lang auf eine blaue Leinwand schauen lässt. Auch in der Literatur gibt es ein schönes Beispiel für Reduktion: der Haiku. Wieder die Japaner. Ein Haiku ist ein japanisches Kurzgedicht bestehend aus drei Zeilen mit 17 Silben. Ein Haiku versucht, wie alle buddhistischen Künste, vollendet Schönes auf kleinstem Raum und mit sparsamsten Mitteln zu gestalten. Reduktionskünstler und Minimalisten gibt es natürlich auch in der Musik: zum Beispiel John Cage, der seine Minimal-Music auf ein paar sich immer wiederholende Sequenzen reduziert.

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Die berühmte Bauhaus-Leuchte von Wilhelm Wagenfeld

Morgendlicher Schnee. Auch die Krähe, sonst verhasst, heute ist sie schön. Ein Haiku von Basho¯

Ga

Die Reduktion in der Typografie. Lao-Tse schrieb einmal: „Dreißig Speichen treffen die Nabe, aber die Leere zwischen ihnen erwirkt das Wesen des Rades. Aus Ton entstehen Töpfe, aber das Leere in ihnen erwirkt das Wesen des Topfes. Mauern mit Fenstern und Türen bilden das Haus, aber das Leere zwischen ihnen erwirkt das Wesen des Hauses. Grundsätzlich: Das Stoffliche birgt Nutzbarkeit, das Unstoffliche erwirkt Wesenheit.“

Ein Phonogramm als Beispiel für reduzierte Typografie

Die Lösung der beiden Buchstaben, die wahrscheinlich Voltaire als Antwort auf eine Souper-Einladung Friedrichs II zurückschickte: G (grand = groß), a (petit = klein) homofon für „J'ai grand appetit“ (= Ich habe großen Appetit.)

Das ist ein passender Einstieg, um über die Reduktion in der Typografie zu sprechen. Die zeitgemäße Typografie hat längst den leeren Raum der unbedruckten Fläche als Gestaltungselement erkannt und schätzen gelernt. Der Grafiker weiß, wie man mit Weiß spielen kann. Denn mit dem Bedruckten, den Bildern und der Schrift ist es ganz ähnlich. Auch hier gilt, sich zu beschränken. Das gilt für Anzeigen und Plakate genauso wie für Prospekte, Zeitschriften und Zeitungen. Gute Typografie, gute Gestaltung heißt Beschränkung auf wenige Gestaltungsmittel. Mut zum freien Raum ist angesagt. Punkt 5 der „Zehn Leitsätze für die Jünger der schwarzen Kunst“ aus dem Handbuch der Schriftsetzer von Jakob Erbar (1922) hat immer noch seine Gültigkeit: „Um eine Druckarbeit gut lesbar zu machen, verwendet möglichst wenige Schriftgrade dazu; denn zuviele verschiedene Schriftgrade verwirren nur.“

So schön reduziert kann ein Weinflaschen-Label sein. Eine solche Gestaltung macht ein Produkt wesentlich edler und auch hochwertiger.

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Das trifft auch für alle anderen Stilelemente der Typografie zu: weniger Schriften, weniger Schnitte, weniger Auszeichnungen. Das Wenige bringt Ruhe in die Gestaltung. Macht aus Typografie bessere Lese-Typografie. Das heißt nicht, dass etwas langweiliger wirken soll. Typografie ist Kommunikation. Und Kommunikation muss funktionieren. Einfach und schnell. Natürlich müssen und sollen manchmal Inhalte oder Passagen hervorgehoben werden. Dann aber richtig: Mit deutlichen Sprüngen in der Wahl der Schriftgröße. Oder durch Farbe. Oder durch fettere Schrift. Wichtig bleibt nur eins in der Didaktik, in der Kommunikation: Weniger ist klarer!

Aufkleber für das Musical „Cats“

Das trifft auch und vor allem bei Logos zu. Nehmen wir das einfache Beispiel eines Logos für einen Kerzenhersteller der Krämer heißt: Nur eine kleine Flamme auf dem „K“ reicht, um dem Leser zu zeigen, dass es sich um den „KerzenKrämer“ handelt. Und reicht auch, aus einem Begriff ein unverwechselbares Logo zu machen. Die Sparsamkeit in der Typografie zeigt sich aber nicht nur im Weglassen verschiedenster Elemente. Auch die Schrift selbst muss reduziert werden, um die Lesbarkeit zu erhöhen. Erik Spiekermann, ein großer zeitgenössischer Typograf, schrieb einmal dazu: „Als Schriftenentwerfer entwerfe ich nicht die schwarzen Striche, sondern die weißen Zwischenräume. Deshalb ist Papier nicht ein Hintergrund, sondern der Raum für meine Buchstaben.“ Auch das ist Reduktion.

Logo für das Touristik-Unternehmen „TUI“

Typo von Ivan Chermayeff

HAVARIE

Typo von Karel Morgenstern

Allein die leicht veränderte Stellung eines einzigen Buchstabens visualisiert eine Situation oder einen kompletten Vorgang

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Die Reduktion im Packungsdesign. Der „Konsument 2000“ ist ein Bi. Er ist ein Sowohl-als-auch-Mensch. Ein Chamäleon. Er kauft sowohl bei Aldi als auch bei Feinkost Käfer. Er trägt Kleidung von H&M mit Unterwäsche von Calvin Klein. Er besorgt sich drei T-Shirts vom Basar und trägt eine Jacke von Armani.

Hochwertiges Design soll auch hochwertig „verpackt“ sein, so Steve Jobs, der geistige Vater der bekannten Apple-Produkte. Apple verpackt seine Designprodukte deshalb im edlen, reduzierten Packungsdesign.

Mal will er „nicht blöd“ sein und discount-mäßig handeln, mal ist er High-Price-Kunde. Das weiß der Handel und handelt danach. Er bietet gleichzeitig Hochpreisiges und Niedrigpreisiges an. Deshalb brauchen die Produkte und Marken die richtige, emotionale Verpackung. Denn der erste Blick auf die Packung entscheidet, ob mich das Produkt interessiert, ob ich es kaufe. Oder – ob ich eventuell danebengreife. Der Hersteller hat jetzt die Wahl: Präsentiere ich mein Produkt in der Packung „hochpreisig“ oder „niedrigpreisig“? Wer nun denkt, die Packung mit der größten Reduktion ist auch die billigste, der irrt gewaltig. Das heißt auch nicht, dass diese Packungen weniger wert wären. Ganz im Gegenteil: Das eine schließt das andere nicht aus. Denn auf Wert kommt es bei Reduktion nicht an. Man kann Packungen mit aufwändigen HologrammFolien veredeln und dennoch schlicht gestalten. Man kann Packungen mit einfacher offener Welle herstellen und mit einem einfarbigen Etikett bekleben. Das kann hochwertiger aussehen als viele bunte Luxuspackungen.

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Auch dabei sind die Japaner „Vorreiter“. Kein Wunder: Hat doch gerade die auf Reduktion programmierte Denke des Zen-Buddhismus die ganze Kultur Japans beeinflusst und seine Gestaltungsformen geprägt: in der Architektur, in der Kunst, im gesamten Alltag. Diese Stilformen werden von den westlichen Kulturen gerne übernommen. Auch bei uns werden die Packungen einfacher, klarer. Um den Fokus auf das Wesentliche zu setzen. Ganz im Sinne der Bauhaus-Schule. Weil der Konsument in den ersten Sekunden sowieso nur zwei bis drei Kriterien heranziehen kann, um sich zu entscheiden. So einfach ist das. Was komplizierter ist, fällt durch das Raster. Was einen nicht anspricht, fällt auch durch. Das ist mit ein Grund, warum man reduziert. Weil Reduziertes auch besser aussieht. Vielleicht ist eine schöne, reduzierte Verpackung dann doch viel mehr wert!

Drei Beispiele für schlichte japanische Verpackungen. Dafür sind die Japaner bekannt – dank Zen.

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Die Reduktion im Produkt-Design. Das Produkt-Design ist voll von schönen Beispielen guter Reduktion. Das fällt leicht. Weil es bei Alltags- und Gebrauchsgegenständen vor allem um die Praktikabilität geht. Kein Wunder, dass ein Hocker in seiner Schlichtheit auch gut aussieht, wenn der österreichische Architekt Adolf Loos einfach die Form eines altägyptischen Stuhls übernimmt. Je einfacher die Form, desto klarer. Und desto schöner. Weil akzeptabler. So auch das Handwerk der Shaker in Amerika, heute wie vor 150 Jahren: ihre Architektur, ihr Möbelbau und Kunsthandwerk ist von der Funktionalität geprägt. Sie haben eine ganz eigene Formensprache entwickelt: eine Ästethik genialer Einfachheit.

American Lager-Becher der Fa. Sahm, Höhr-Grenzhausen: einfache Formen sind nicht nur klarer, sondern auch eleganter

So auch die Arbeiten der Bauhaus-Künstler: schlicht, sparsam und streng. Und heute noch aktuell, weil sie zeitlos sind. So auch die Produkte von BRAUN, für die der Chefdesigner Dieter Rams sich verantwortlich gezeigt hat. Sie sind Beispiel für klassische Ästhetik. Beispiel für gute Form. Und in fast allen großen Design-Museen dieser Welt zu bestaunen.

„Duo“ – ein „nur“ auf die Funktion reduzierter Tisch der Tischlerei Sommer aus Breitscheid. Eine Tischlerei, die schon viele Preise für ihr schönes, reduziertes Produktdesign erhalten hat.

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Die heutige Zeit ist sehr offen für diese klare Formensprache. Wir lieben – nicht immer, aber immer öfter – nüchterne Aspekte, die sich an der Realität und Funktionalität orientieren. Wir lieben Schnörkellosigkeit, Geradlinigkeit und architekturhafte Hightech-Ästhethik. Wir lieben und leben die kühle Sachlichkeit, die Reduktion auf das Wesentliche. Ludwig Mies van der Rohe und Marcel Breuer gehören ebenso dazu wie Marc Newson, Mart Stam oder Philippe Starck. Wir greifen wieder zu der „alten“ Kernseife. Warum? Weil sie so gut ist? Weil sie so einfach ist? Oder weil wir glauben, dass sie einfach gut ist?

Japanisches Muji-Design für ganz „normale“ Hefte: zu schön zum Beschreiben

Das hat auch Apple erkannt und geradlinig umgesetzt: Ein wesentlicher Faktor des Apple-Erfolgs liegt im reduzierten Design und so in der Ästhetik der Produkte. Sie machen es möglich, dass ein Preis-Premium sich am Markt realisieren kann. Denn Hässlichkeit verkauft sich schlecht.

Back to the roots: Reine Kernseife – früher so hilfreich – ist jetzt wieder erfolgreich

Modernes, zeitgemäßes Design

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Die Reduktion in der Werbung. Die Werbung hat's schwer. Sie muss oftmals erreichen, was andere alleine niemals schaffen würden: Produkte und Dienstleistungen zu verkaufen, die oft zu wünschen übriglassen. Der Werber muss diese Wünsche dennoch wecken. Mit Ratio und Emotionen. Mit einer annehmbaren Strategie und den dazu passenden Maßnahmen. Natürlich mit Kreativität. Und mit viel Geschick. Die Brauerei FRÜH ist für ihre reduzierten Werbemotive bekannt

Gute, intelligente Werbung arbeitet oft mit Reduktion, um ein Motiv interessant zu machen

Zum Geschick zählt auch die Reduktion. Und die ist leider sehr wichtig geworden in der Werbung. Weil uns immer mehr Informationen „überfluten“. Weil wir immer weniger Zeit haben. Zeit, uns das anzusehen, was wir von der Werbung untergeschoben bekommen. Es fängt mit der Textlänge an: „Verzeihung, dass mein Brief diesmal so lange geworden ist, ich hatte so wenig Zeit“, entschuldigte sich damals schon Johann Wolfgang von Goethe. Es ist in der Tat so: Gute, kurze Texte sind notwendiger denn je, aber sie brauchen viel Zeit, gut getextet zu werden. Damit sie in weniger Zeit gelesen werden können.

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Gute Kampagnen und Konzepte sind zu kompliziert, um konsequent umgesetzt und verstanden zu werden. Die Zukunft gehört dem Einfachen. Dem Klaren. Dem konsequent Umgesetzten. Und natürlich auch den einfachen Marken und Produkten. Was nicht innerhalb von Sekunden didaktisch gut transportiert und kommuniziert werden kann, kann man vergessen. (Im wahrsten Sinne des Wortes.) Das macht Reduktion aufs Wesentliche einfach notwendig. Egal, ob bei einer Anzeige oder beim Fernseh-Spot: Hier wie dort gilt die dramatische und dramaturgische Reduktion.

Auf einem 18/1-Großplakat kann auch mal nur eine Web-Adresse stehen. Das bringt Aufmerksamkeit und Interesse.

Das macht die Reduktion in der Werbung aber auch schwierig. Denn das Schwierige in der Werbung ist, schwierige Dinge oder Sachverhalte immer weiter zu vereinfachen. Es ist „die hohe Schule der Reduktion“, die vor allem bei (Groß-)Plakaten anzuwenden ist. Weil die „Lesezeit“ hier am Geringsten ist. Natürlich gibt es auch Informationen, die umfangreich sind oder sein müssen. Viele Informationen werden auch von Lesern gesucht. Oder per Internet „gepullt“. Aber gerade für sie gilt, dass sie möglichst klar und übersichtlich aufgebaut und gegliedert sein müssen. Auch das ist Reduktion. Reduktion auf ein Mindestmaß an Lese-Bereitschaft.

Eine Anzeige für Schweppes: eine kurze Geschichte, die erzählt wird, und ein Etiketten-Schnipsel – das ist alles

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Reduktion macht die Gestaltung edel und klassisch. Grundsätzlich bringt Reduktion, also das „Einkochen“ auf möglichst wenig Farbe und Formen, Ruhe in die Gestaltung. Ruhe in jeglicher Form: sei es bei Zeitlupe und ruhigen Schwenks beim Film, sei es zarte, leise, ruhige Musik und Sprache, sei es bei dünner, leichter Schrift oder auch bei unbunten, oft dunklen Farben. Diese Ruhe bringt gleichzeitig Eleganz. Macht durch die „unlaute“ Gestaltung Dinge klassisch und somit auch edel.

Das „kleine Schwarze“: in Farbe und Form reduziert – immer elegant

Schwarz symbolisiert auch Neutralität und Macht

Dies zeigt sich auf vielen Ebenen, die wir kennen. Nehmen wir zum Beispiel die Farbe „Schwarz“. Schwarz ist eine unbunte Farbe, wie Weiß und Grau. Schwarz ist nicht bunt, nicht leuchtend, nicht laut. Es vermittelt Ruhe, Sachlichkeit, Eindeutigkeit, Seriosität und Neutralität. Und wird dadurch zur Farbe für Macht, bis hin zu Tod und Teufel. Alle Personen und Berufe, die Macht oder Neutralität symbolisieren tragen Schwarz: Richter, Anwälte, Doktoranten, Priester, Geschäftsleute, aber auch Militär, Neo-Nazis und Gothics. Schwarz bringt aber auch Eleganz, weil diese Farbe nicht laut ist. Und wird mit einem einfachen, reduzierten Schnitt zu einem klassisch-eleganten Kleidungsstück, das wir alle kennen: dem „kleinen Schwarzen“. Ein vornehmer Modeklassiker, weil er gleich doppelt reduziert wurde: in der Farbe und in der simplen, schnörkellosen Form. Und dadurch gleichermaßen geeignet als Abend- oder Cocktailkleid und auch als Geschäftskleidung.

Eine klassisch-edle Kombination: Schwarz plus Gold

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Es ist also die zurückhaltende Neutralität, die diese Farbe zu einem edlen Klassiker macht und Schwarz leicht mit allem kombinieren lässt: Mit Gold oder Silber. Mit einem satten Rot oder zarten Grün. Selbst wieder mit unbunten Farben wie Weiß und Grau. Ja, letztendlich provoziert die Farbe Schwarz sogar, farbliche Akzente zu setzen. Aber dass es genauso edel aussieht, wenn bunte Farbe fehlt, zeigen die vielen „nur“ in Schwarz gekleideten Frauen in Italien oder die Designer.

Schwarze Pferde wirken edler als braune, bunte oder gescheckte Pferde. Der Grund dafür: die Reduktion der Farbe.

Schwarz bringt Eleganz. Selbst bei Unterwäsche. Es ist die Farbe, mt der man fast keinen Fehler machen kann. Natürlich gilt das ebenfalls für andere reduzierte Farben. Für alle einfarbigen Produkte. Es liegt an der Reduktion. Starke Reduktion macht gleichzeitig „zeitlos“. Warum? Weil es einfach und schlicht ist. Und somit auch klassisch. Nehmen wir im Gegensatz dazu „Buntes“. Bunt ist zwar lebensfroh, aber auch lauter als Unbunt, weil es mehr oder sogar „zu viel“ ist. Und so kommt das Bunte oft daher: auffällig, aber auch „unklassisch“.

Selbst Unterwäsche sieht in Schwarz edel aus

Buntes verliert sofort das Edle, das Elegante, das Klassische

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Resümee. Michael Schirner, der Werber, sagte einmal in Martin Merkels Buch „Vorbilder“ sinngemäß über die Reduktion: „Reduktion ist die Arbeit eines Steinbildhauers, bei dem das Kunstwerk durch ‚wegnehmen‘ entsteht und nicht durch ein ‚Hinzufügen‘.“ Genauso ist es.

Die Kunst besteht im Wegnehmen, nicht im Dazutun

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Ordnung, Kontrast, Reduktion: Die Trilogie der Gestaltung. Am 28. November 1994 fand auf dem Stuttgarter Killesberg ein Interview mit dem Grafiker Anton Stankowski statt. Der Designer war damals 88 Jahre alt und wurde gefragt, was für ihn gute Gestaltung sei. Ich setze Inhalte dieses Interviews an den Anfang meiner Zusammenfassung über „Ordnung, Kontrast und Reduktion“. Weil ich die Antworten Stankowskis über dieses Thema sehr treffend finde und weil dieses Interview gut seine Meinung zu Ordnung und Reduktion wiedergibt. (Siehe nächste Seite)

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Ordnung

Reduktion Der klassisch-künstlerische Dreiklang

Kontrast

Ein passendes Interview mit Anton Stankowski.

* 18. 6. 1906 in Gelsenkirchen † 11. 12. 1998 in Esslingen • Grafikdesigner, Typograf, Fotograf und Maler • 1976 mit dem Professor-Titel ausgezeichnet • Professor an der Ulmer Hochschule für Gestaltung • Verfechter der „funktionellen Grafik“ • Für ihn gab es keine Trennung zwischen freier und angewandter Kunst. Anton Stankowski

Wer Anton Stankowski nicht kennen sollte: Er war ein bedeutender deutscher Grafiker, Fotograf und Maler, der viele bekannte Firmenlogos und Erscheinungsbilder, Plakate und Bücher entwickelte. Für ihn gab es keine Trennung zwischen freier und angewandter Kunst. Dazu Stankowski: „Ob Kunst oder Design ist egal. Nur gut muss es sein.“ In seiner berühmten „Gestaltungsfibel“ erarbeitete er grundlegende Ausdrucksformen. Auf die Frage nach der Ordnung in der Kunst antwortete er sinngemäß: „Ordnung ist der Ausgangspunkt für konstruktives Denken (...) Es gibt eine konstruktive Kunst, die beruht auf Ordnung: auf Maße, auf Gleichheiten, auf Verbindungen, auf positiv–negativ. Daraus ergibt sich die Ordnung. Positiv–negativ ist ein Element, von dem das meiste ausgeht. Ob es im Formalen oder im Leben selbst ist. Es besteht aus zwei Polen.“

Diverse Firmen-Logos von Anton Stankowski: links unten das Logo von SEL, rechts unten das Logo der Deutschen Bank

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Drei Begriffe sind ihm aber besonders wichtig und haben ihn mit seinen Arbeiten berühmt gemacht: Vereinfachen, versachlichen, vermenschlichen. Diese drei Grundlagen seien für das „viele Tun“ die Ausgangspunkte. „Wobei ich heute immer feststelle, dass das Prinzip der Vereinfachung immer mehr verschwindet. Jeder will Sensationen. Statt zu versachlichen sucht man heute immer Sensationen.“

Titelseite seiner Corporate Design-Richtlinien für die Stadt Berlin

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Die berühmte „Gestaltungsfibel“ von Anton Stankowski: ein Lehrbuch über Fläche und Farbe, über Linie und Kreis, über Kontraste und Spannungen – als „Versuche der Möglichkeiten“

Ordnung, Kontrast, Reduktion: Garant für gute Gestaltung. Es gibt sicherlich viele Stilformen der Gestaltung: Das Spiel mit Punkt, Linie, Fläche. Masse und Gleichgewicht. Räumlichkeit und Grenzen. Abläufe und Bewegung. Oder das Gestalten mit Freiräumen. Die Harmonie der Farben. Das Zentrieren, Verdichten, Auflösen.

Werner Baumanns „Zwei Umkleidekabinen“: klarer, geordneter Aufbau; Kontrast in Inhalt und Farbigkeit; stark reduziert

Eigentlich stecken alle Stilformen, die man kennt, in den drei Gestaltungsgrundprinzipien. In der Ordnung. Im Kontrast. Und in der Reduktion. Und nur die Gesamtheit, die Summe dieser drei Gestaltungsprinzipien garantieren eine wirklich gute und interessante Gestaltung. Eine Gestaltung, die nicht Spitzenklasse sein muss. Aber eine Gestaltung, die so gut ist, dass sie die Basis für eine Spitzenleistung in sich trägt. Und zwar auf allen Ebenen der Kunst: egal, ob beim Film, in der Literatur, in der Musik, beim Bau eines Hauses, bei der Plastik, in der Mode, bei einem Messestand, bei der Gestaltung eines Firmenprospektes oder eines Bildes. Und bei jedem Konzept. Diese drei Gestaltungsprinzipien müssen sich nicht gegenseitig aufheben. Im Gegenteil: Sie bedingen einander. Sie verstärken sich sogar. In gewisser Weise steckt das eine im anderen.

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Schauen wir uns noch einmal kurz an, was die drei Grundprinzipien ausmachen. 1. Die Ordnung – eine gliedernde Aufgabe: Ordnung ist Ratio, Logik im Aufbau. Ist System, Struktur, Hierarchie. Ist der Weg, eine Vielheit von Teilen oder Elementen zu einem einheitlichen Ganzen zusammenzufügen. Ordnung hilft dadurch zu einer geregelten, ungestörten Situation. Zu Ruhe und Klarheit.

Die Ordnung: eine gliedernde Aufgabe

2. Der Kontrast – eine formale Aufgabe: Kontraste sorgen für Spannung. Und innerhalb einer ausgeglichenen Spannung für Harmonie. Kontraste schaffen es, dass jeder sich auf einer dargestellten Werteskala wiederfindet; mehr in der einen oder mehr in der anderen Richtung. 3. Die Reduktion – eine substanzielle Aufgabe: Reduktion soll zurückführen auf Weniges, Einfaches, Grundsätzliches und Wichtiges. Reduktion ist Beschränkung auf das Wesentliche.

Der Kontrast: eine formale Aufgabe

Die Reduktion: eine numerische Aufgabe

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Schließt Ordnung den Kontrast aus? Im Gegenteil!

ordnung    ordnung ordnung    ordnung ordnung    ordnung ordnung    ordnung ordnung    ordnung ordnung unordn    g ordnung    ordnung ordnung    ordnung ordnung    ordnung ordnung    ordnung ordnung    ordnung Timm Ulrichs, Deutschlands bekannter „Totalkünstler“, schuf diese schöne typografische Idee

Gerade Ordnung braucht den Kontrast. Nein, entsteht erst durch den Kontrast. Ordnung braucht einen Anfang und ein Ende. Braucht ein Oben und Unten. Braucht Zentrum und Rand. Auch ein metrisches Maß braucht kleine und große Zahlen. Das binäre System wäre ohne 0 und 1 nicht denkbar. Ein System ist eine Ordnung. Eine Organisation. Ist ein gegliedertes Ganzes. Und ist ein ganzheitlicher Zusammenhang von Dingen, Vorgängen oder Teilen. Und ohne zwei Punkte gibt es keinen Zusammenhang. Der Kontrast dieser Punkte, dieser Seiten, bildet ein System, eine Ordnung. Die Ordnung hat eine ganz wichtige Funktion: Sie soll „Ruhe“ bringen. Aber damit steht sie im Kontrast zum Kontrast. Denn der Kontrast hat die Funktion „Bewegung“, Dynamik ins Spiel zu bringen. Das heißt nicht, dass sie sich gegenseitig ausschließen: Das richtige Maß des Kontrastes innerhalb einer Ordnung bringt die Harmonie. Ziel ist es also, das rechte Maß zu finden zwischen zwei Extremen. Zum Beispiel zwischen nordischer Kälte und mediterraner Wärme. Zwischen Schwarz und Weiß. Zwischen heiß und kalt.

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Die Bipolarität ist ein einfaches, aber gerade dadurch klares und reduziertes Ordnungselement. Denn: ein Kontrast oder Konflikt ist eine Beziehung. Und ist deshalb nur mit einer beide Teile einschließenden Ordnung herzustellen. Es trägt die Basis für Harmonie in sich. Man kann die Ordnung auch stören. Indem man im Kontrast dazu Elemente einbaut, die diese Ordnung wieder aufheben. Das funktioniert aber nur dann, wenn vorher eine Ordnung geherrscht hat und diese dem Betrachter bewusst war. Dann sind diese „Störer“ sogar erfrischend und bringen das Salz in der Suppe der Gestaltung. Ein Künstler, der hervorragend mit Ordnung und Kontrast spielt, ist der schweizer Komiker, Querdenker und „Aufräumer“ Ursus Wehrli (Jahrgang 69). Eigentlich ist er gelernter Typograf. Und dabei hat er gelernt, mit vielen kleinen Dingen aufzuräumen, so wie er die Buchstaben eines gesetzten Blockes wieder in den Setzkasten zurückräumt.

Frei nach den Ideen von Ursus Wehrli wurde ein Steinmetzzeichen von Seite 45 von mir „aufgeräumt“

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Schließt Kontrast die Reduktion aus? Im Gegenteil! Gerade der Kontrast braucht die Reduktion. Je stärker die Reduktion des Kontrastes, desto klarer der Kontrast! Zum Beispiel: kalt und warm. Hell und dunkel. Alt und neu. Schnell und langsam. Hart und weich. 1. Stufe:

Natürlich kann man auch die Summe der Kontraste maximieren und dadurch den Gesamtkontrast scheinbar erhöhen. Aber das Wesentliche des Inhalts, der Aussage kann dadurch verwässert werden. Ein visuelles Beispiel soll dies verdeutlichen. Ein Beispiel, bei dem der Kontrastumfang sich stets erhöht.

2. Stufe:

1. Stufe: ein großes Bild auf der rechten Seite gegenüber vielen kleinen Bildern auf der linken Seite einer Doppelseite. 2. Stufe: ein großes, warmfarbenes Bild gegenüber vielen kleinen, kalten Bildern auf der anderen Seite.

3. Stufe: Kontraste können viele Stufen der Gegensätzlichkeit haben. Hier gilt es, genau abzuwägen, wie weit man gehen muss, um die Bildaussage richtig pointiert zu kommunizieren.

3. Stufe: ein großes, intensiv-warmes Bild gegenüber vielen kleinen, intensiv-kalten Bildern. Man sieht, der Kontrast erhöht sich. Natürlich kann es manchmal sinnvoll sein, auf diese Weise den Kontrast zu erhöhen. Allerdings nur dann, wenn der Inhalt der Ausage dies erfordert. Aber der Kontrast braucht die Reduktion vor allem dann, wenn man besonders kontrastierend gestalten will. Dann kommt man an der Reduktion nicht vorbei. Dafür gibt es viele Beispiele. Aus alter wie aus neuer Zeit. Gerade zum Kontrast passt Mies van der Rohes Credo: „Weniger ist mehr!“

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Die visuelle Kommunikation kommt ohne Kontrast und Reduktion gar nicht aus. Für sie sind es didaktische Stilmittel. Kontraste sind Eyecatcher. Inhaltlich, formal und farblich. Weniger ist gerade hier wesentlich mehr. Nicht die Zahl der Farben, sondern die damit erzielten Kontraste sowie die Prägnanz der passenden Formen sind wichtig für die Kommunikation. Visuelles und Textliches muss in der Werbung auf wenige, leicht verständliche Elemente reduziert werden. Manchmal ist es sogar erfrischend beruhigend, wenn man Reduktion als Kontrast zu Hilfe nimmt. Nehmen wir zum Beispiel ein Kaufhaus: überfüllt, überladen mit bunten Fotos, Plakaten und Dekos. Wie auffällig ruhig und vielleicht schön wirken bei dieser Reizüberflutung einfache schwarz-weiße Bilder: Reduktion als Kontrast zur bunten Umwelt.

Jan Vermeer: Das Mädchen mit dem Perlenohrring

Wie heißt es so schön im Buch „Simplify your life“ von Tiki Küstenmacher und Lothar J. Seiwert: „Auf dem Höhepunkt der Kompliziertheit ist die Sehnsucht nach Einfachheit am Größten.“ Auch das ist Kontrast.

Rita Ternes: Aus einem „Quadrat“ aus Steinzeug entwickelt sie ein 3-dimensionales Gefäß

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Schließt Reduktion die Ordnung aus? Im Gegenteil! Reduktion ist Teil der Ordnung. Reduktion trägt zur Übersichtlichkeit bei. Macht die Ordnung klarer. Macht sie sichbar. Reduktion schafft Ordnung. Reduktion räumt auf. Denn je weniger Elemente, desto mehr Ordnung. Reduktion räumt Schreibtisch und Kopf wieder auf. Das lässt sich steigern: Je größer die Reduktion, desto größer die Ordnung. Man könnte daraus die Regel abwandeln: „Die Zahl der Teilelemente hat Einfluss auf die Einfachheit des Ganzen.“ Während Ordnung formal für Ruhe sorgt, beruhigt Reduktion inhaltlich. Schauen Sie sich Bilder namhafter Künstler an: Fast alle strahlen eine geordnete Ruhe aus. Weil sie eine reduzierte Ordnung visualisieren. Rein formal kann sich dies minimieren bis zur Reduzierung auf eine einfache geometrische Form. Aber Bilder sind nicht immer einfach im Aufbau, auch wenn sie einfach erscheinen. Gerade wahre Kunstwerke sind äußerst vielschichtig. Inhaltlich wie formal. Egal, ob es sich um altägyptische Pyramiden, um eine Skulptur von Michelangelo oder um Bilder von Henri Matisse handelt. Egal, ob es ein Film von Wim Wenders oder ein Gedicht von Goethe ist. Die Einfachheit ist nur „relativ“: Weil die Aussage einfach, klar und „eingängig“ ist. Obwohl die Kunstwerke und deren Inhalte selbst eine komplizierte Vielschichtigkeit aufweisen. Weil sie „Geistsache“ sind. „Relative Einfachheit“ braucht Sparsamkeit und Ordnung auf jeder Stufe der Vielschichtigkeit. Ein schönes Beispiel dafür: die Serie „Die Akte“ des jungen Fotografen Andreas Rehmann. 111 Regalkilometer Stasi-Akten hat er akribisch fotografiert und aus Hunderten einzelner Aufnahmen beeindruckende Bilder zu „Zeitzeugen“ zusammengesetzt. So führt er uns auf sehr reduzierte Art und Weise, gleichzeitig mit überwältigender Masse, den Überwachungsapparat der Stasi vor Augen. Bild 1 der Stasi-Akten von Andreas Rehmann. Jedes Kästchen steht für eine Person, für ein Einzelschicksal in einer Diktatur: gesammelte, observierte „Menschen-Massen“ in sehr reduzierter Form

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Judith Samen, die Professorin für künstlerische Fotografie an der Kunsthochschule Mainz ist für mich ein schönes Beispiel für eine reduzierte Fotoaussage. Ihre inszenierten Fotografien sind exakt geordnete Kompositionen – auch wenn sie wie banale Akt- oder Portraitfotografien wirken. Für den niederländischen Philosophen Baruch de Spinoza war laut seinem Buch „Ethik“ die Ordnung die Grundlage für Einfachheit – vor allem, was das Verstehen eines Sachverhaltes anbelangt: „Denn wenn Dinge so angeordnet sind, dass, wenn sie uns durch die Sinne dargeboten werden, wir sie uns leicht vorstellen und daher leicht im Gedächtnis behalten, nennen wir sie gut geordnet und im umgekehrten Fall schlecht geordnet oder verworren.“ Große Mengen brauchen erst recht große Ordnung. Brauchen System und Gliederung. Brauchen eine Reduktion der Unordnung. Josef Müller-Brockmann schreibt in seinem Buch „Rastersysteme“: „Die Reduktion der visuellen Elemente und ihre Einordnung in ein Rastersystem können den Eindruck der planerischen Geschlossenheit, der Transparenz und Klarheit und der gestalterischen Ordnung bewirken.“ Dies kann ich nur unterstreichen, wenn es nicht nur formal, sondern auch inhaltlich angewandt wird. Dadurch wird vieles schneller (be)greifbar. Die Schnelligkeit des Erfassens von Inhalten wächst. Man kann es wörtlich nehmen: Einen oder zwei mir zugeworfene Bälle kann ich besser greifen als fünf. Die Bewältigung großer Mengen und Elemente brauchen viele Hände. Oder Automaten. Aber selbst Automatisierung ist eine Art von Ordnung mit Reduktion. Ziel einer Automatisierung ist die Reduzierung auf einen einzigen Bewegungsvorgang, der zum gewünschten Ergebnis führt: Also Reduktion und Ordnung als ein Mittel der „Vereinheitlichung“.

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Judith Samen: o. T. (Zwieback-BH), ein Diaplex-C-Print von 2001. Vorrangig inszeniert die Fotokünstlerin aufwändig scheinbar banale Akte mit Menschen in Bezug zu ihrem Essen.

Das Bauhaus-Archiv in Berlin-Tiergarten: klare Formen und Linien, schnörkellos nach alten Bauhaus-Plänen erbaut. Klarheit, Reduktion auf wenige Formen sowie eine durchdachte Ordnung prägen diese Architektur.

Ordnung, Kontrast und Reduktion ergänzen sich optimal. Ordnung, Kontrast und Reduktion sind keine für sich alleine stehenden Gestaltungsprinzipien. Sie ergänzen sich. Sie bedingen sich. Sie brauchen sich.

Die Sayner Hütte ist ein bedeutendes Industrie-Denkmal vom Mittelrhein, gebaut 1830

Weil jedes Prinzip innerhalb der Gestaltung bestimmte Funktionen zu erfüllen hat. Aber jeweils auf einer anderen Ebene. Die Ordnung hat die regelnde Funktion des übersichtlichen Gliederns. Der Kontrast hat die formale Funktion, Spannung aufzubauen. Und die Reduktion hat die numerische Funktion, auf Einfaches und Grundsätzliches zurückzuführen. Was allen drei gemeinsam ist, ist Disziplin und Konsequenz. Ist Intelligenz und Geist. Ist die Sicherheit, etwas schneller erfassbar zu machen. Auf einen Nenner gebracht: Ordnung, Kontrast und Reduktion ist die schnelle Übermittlung von Informationen auf eine interessante Art und Weise. Und das ist sehr gute Kommunikation. Das ist hervorragende Gestaltung.

Ein HUF HAUS– von der Gestaltungsidee vergleichbar mit der Sayner Hütte (siehe Abbildung oben)

An einem Produkt, einem Beispiel aus der heutigen Architektur möchte ich aufzeigen, wie alle drei Gestaltungsprinzipien optimal in ein Konzept einfließen können. Und was die konsequente Einhaltung dieses ProduktKonzept so erfolgreich macht: das HUF HAUS. (S. 142/143)

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Daneben möchte ich elf Künstler besonders und beispielhaft herausheben. Künstler unterschiedlichster Art. Vor allem drei Gründe haben mich bewogen, diese aus einer Vielzahl exzellenter Künstler auszuwählen, die alle diese drei wichtigen Gestaltungskriterien bei ihren Arbeiten berücksichtigt haben. Erstens: Weil sie Ordnung, Kontrast und Reduktion nicht nur als Maßstab für die Gestaltung ihrer Werke angewandt haben, sondern weil sich dieses Prinzip durch ihr gesamtes Lebenswerk zieht. Weil sie praktisch fast danach lebten. Zweitens: Weil sich dieses Gestaltungstriumvirat gut an deren Beispielen visualisieren und erklären lässt. Und drittens: Weil diese Künstler mich in einer besonderen Art persönlich beeindruckt und beeinflusst haben. Folgende elf Künstler stehen beispielhaft für die hochwertige, künstlerische und konsequente Umsetzung der Kombination Ordnung, Kontrast und Reduktion: Beispiel 1: Otl Aicher (S. 144/145) Beispiel 2: Tadao Ando (S. 146/147) Beispiel 3: Willy Fleckhaus (S. 148/149) Beispiel 4: Andy Goldsworthy (S. 150/151) Beispiel 5: Heijo Hangen (S. 152/153) Beispiel 6: Le Corbusier (S. 154/155) Beispiel 7: Harald Mante (S. 156/157) Beispiel 8: Michelangelo (S. 158/159) Beispiel 9: Dieter Rams (S. 160/161) Beispiel 10: Rembrandt (S. 162/163) Beispiel 11: Michael Schirner (S. 164/165)

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Das HUF HAUS: Ordnung, Kontrast, Reduktion optimal vereint. Wer ein HUF HAUS zum ersten Mal sieht, wundert sich über den nicht gerade üblichen Anblick: Offenheit, Licht, Glas und Freiräume prägen den Stil. „Drinnen“ und „draußen“ gehen ineinander über. Das Haus ist offen und doch geschlossen.

Ordnung und Kontraste auch bei Nacht: Jalousien können die Privatsphäre im Haus lassen

Und es zeigt klare Linien. Spricht eine klare Sprache: die Sprache der Bauhaus-Architekten Ludwig Mies van der Rohe, Walter Gropius, Sep Ruf und Egon Eiermann. Und liegt optisch ganz in der Tradition der Japaner. Aber kreiert und entworfen von dem Architekten Manfred Adams. Produziert von Franz, Georg und Thomas Huf. Als Wohnhaus, Bürogebäude oder Hotel. Als Pavillon, Restaurant oder Altenheim. Allen gleich ist die hohe Ästhetik der Form und das damit einhergehende Lichtspiel, bedingt durch die gläserne Wandgestaltung. Design von außen nach innen: Lichtgestaltung, Möbel, Kamin und Accessoires sind der Gesamtgestaltung angepasst. Hohe Qualität bis ins Detail. Dass dieses System seit Jahrzehnten funktioniert, liegt auch an dem inhaltlichen und formalen Zusammenspiel der drei Gestaltungselemente Ordnung, Kontrast und Reduktion.

Das Rastermodul-Konzept von HUF

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Die Ordnung zeigt sich im gesamten Modulsystem, auf das das HUF HAUS aufgebaut ist: 3, 4, 5 oder 6 Achsen im Quadrat oder Rechteck. „Rhythmisch gegliederter Raumfluss“ nennt das Unternehmen HUF dies. Die Struktur ist deutlich sichtbar: in den dunklen Pfosten und Trägern. Das Modulsystem gibt eine große Flexibilität, ohne die Grundordnung zu verlassen. Kontraste gibt es genug: Man sieht helle Wände und dunkles Fachwerk. Glas und Edelstahl als Kühle, Holz als Wärme. Sachlichkeit und Emotion. Es gibt ein Drinnen und Draußen. Ein Offen und Geschlossen.

Wahlweise offen oder geschlossen, Mauerwerk oder Glas

Reduktion wird dabei groß geschrieben. Eine Reduktion auf drei Materialien: Holz, Glas und Edelstahl. Eine Reduktion auf drei Farben: Schwarz, Weiß und Grau. Eine Reduktion auf drei Achsbreiten. Eine Reduktion auf zwei Dachformen: Satteldach und Pultdach. Und eine Reduktion auf nur eine Pfeilerdicke: sogar für Anbauten wie die Garage.

Klare Bauhaus-Architektur

Diese Konsequenz ist deutlich sichtbar. Und das macht das HUF HAUS so ausdrucksstark und repräsentativ. Macht das Haus dennoch so flexibel und individuell. Und bietet auf diese Weise viel Raum für Kreativität.

Drinnen ist fast draußen: die Natur kann ins Haus kommen

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Künstler-Beispiel Nr. 1: Otl Aicher.

* 13. 5. 1922 in Ulm † 1. 9. 1991 in Günzburg • Schriftentwerfer, Grafik-Designer, Autor, Dozent • einer der prägnantesten deutschen Gestalter des 20. Jahrhunderts mit großer internationaler Anerkennung • arbeitete u. a. für BRAUN Elekrogeräte, Deutsche Lufthansa, Westdeutsche Landesbank, ZDF, ERCO, Blohm & Voss Otl Aicher (eigentlich: Otto Aicher)

Schade, dass Otl Aicher nicht länger lebte und arbeitete. Er war einer der größten Typografen unserer Zeit. Jeder kennt die so typischen Sportpiktogramme, die er mit seinem Team für die Olympischen Spiele 1972 in München entwickelt hat. Sowie das Piktogrammsystem für den Flughafen in Frankfurt: heute internationaler Standard. Und fast alle Grafiker kennen zahllose typografische Entwicklungen und Schriften von ihm, zum Beispiel die „Rotis“. Aicher ist ein typischer System-Grafiker. Und er hat alle drei Gestaltungsprinzipien konsequent in seine Arbeiten einbezogen: Ordnung, Kontrast und Reduktion. Seine Arbeiten waren reduziert auf das Wesentliche, egal, ob es sich um Piktogramme, Plakate oder Zeichnungen handelte. Die Piktogramme reduzierte er auf die charakteristische Form der Sportbewegung. Plakate reduzierte er auf die wichtigste Botschaft. Seine aus vielen Büchern und Aufsätzen bekannten erklärenden Zeichnungen reduzierte er auf wenige, wesentliche Linien.

Die berühmten olympischen Piktogramme von Aicher: richtungsweisend für viele Designer

Wunderbar klar, übersichtlich und reduziert waren seine fast unbunten Pläne und Diagramme der Olympischen Spiele in München. Ganz ähnlich den BRAUN Produkt-Entwürfen von Dieter Rams. Damit hat Aicher etwas Wesentliches mit Rams gemeinsam: auch Aicher hat seine edel-grauen Stadtpläne mit zarten Farben kontrastierend aufgewertet. So wie Rams seine BRAUN Produkte. Übrigens hat Otl Aicher auch für BRAUN gearbeitet: Er entwickelte Erscheinungsbilder für BRAUN Elektrogeräte.

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Aicher steht für gestalterischen Funktionalismus. Und für eine ganzheitliche, rationale Einstellung zur visuellen Kommunikation. Sein Buch „Zeichensysteme“ zeigt, worum es ihm geht: um Ordnungen und Regeln, um Systeme des Erfassens und Begreifens, um klare, eindeutige, unmissverständliche Kommunikation, die er spannend und kontrastreich visualisiert. Überhaupt war Spannung, Kontrast, ein wesentliches Gestaltungselement seiner Arbeiten. Für ihn spielte das Verhältnis zwischen Schwarz und Weiß, von Text und Bild, von bedruckter und leerer Fläche eine große Rolle. Wie gut er es verstanden hat, seine Firmenerscheinungsbilder zu gestalten, zeigt sich vor allem in der Aktualität: Seine damals als zeitgemäß entwickelten Corporate Designs für bulthaup, die Lufthansa, ERCO oder FSB sind auch heute noch so zeitgemäß, dass sie fast unveränderten Bestand haben. So gilt er durch seine Vorstellung von ganzheitlichem Denken und Gestalten sowie mit seiner dazu konsequenten Umsetzung zu einem Wegbereiter der Corporate Identity. In seinem Buch „typographie“ lehrt Otl Aicher Wissenswertes über seine Einstellung zur Gestaltung mit Schrift

Otl Aicher hat das Erscheinungsbild des Unternehmens bulthaup GmbH & Co. KG entscheidend mit beeinflusst

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Künstler-Beispiel Nr. 2: Tadao Ando.

* 13. 9. 1941 in Osaka, Japan • internationaler Architekt, Spezialist für Museumsarchitektur • als Autodidakt intensive Lektüre, Reisen nach Europa und die USA sowie Auseinandersetzung mit Le Corbusier, Alvar Aalto und Mies van der Rohe • zahlreiche Auszeichnungen für seine Arbeiten, unter anderem den Pritzker-Preis, dem angesehensten Architekturpreis Tadao Ando

Konferenzpavillon der Fa. VITRA (Weil a. Rh., Deutschland), 1992–93

Ando ist Architekt. Und Japaner. Und als solcher stark von Zen beeinflusst. Das zeigt sich bei allen seinen Arbeiten. Und wer Zen kennt, der weiß, dass gerade Zen Ordnung, Kontrast und Reduktion verkörpert. Nehmen wir beispielhaft das einzige Gebäude von Tadao Ando, das Sie in Deutschland besichtigen können. Es befindet sich bei der Firma VITRA in Weil am Rhein. Dort sollte für das Unternehmen ein KonferenzPavillon errichtet werden. Eine Räumlichkeit, in die man sich zu ruhigen Gesprächen zurückziehen konnte. Eigentlich wollte Ando dort, in Deutschland, kein Gebäude errichten. Ihm war die Hektik der Deutschen zuwider. Er galt als sogenannter „Architekt der Stille“. Aber die Geschäftsleitung von VITRA trickste Ando aus: Sie luden ihn zu einer Zeit nach Weil ein, als neben dem Platz, auf dem das Gebäude errichtet werden sollte, die Kirschbäume blühten. Das reichte dem Japaner, um den Auftrag anzunehmen. Er baut das Gebäude in die Erde hinein. Dorthin, wo man nichts mehr hört, wenn man seinen Gedanken nachgeht. Und er legt einen langen, schmalen, verwinkelten Weg an, den der Besucher gehen muss, um zu dem Gebäude zu gelangen. Abgeschirmt durch eine hohe Mauer. Ein Weg, der einen zur Ruhe kommen lässt. Er baut das Gebäude mit Sichtbeton in den typischen, japanischen Tatami-Formaten. Formate, die man als Raster der Ordnung erkennt. Das Ergebnis ist ein introvertierter Bau, der durch seine formale Strenge überzeugt.

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Das ist typisch für Tadao Ando. Weltweit baut er „Räume der Ruhe und Besinnlichkeit“. Zum Beispiel Museen. Er bettet sie in neue Landschaften ein. Als Ordnungselement setzt er deutlich sichbar Raster und Pfeiler ein. Denn er hat von der rationalistischen Formensprache der großen Architekturmeister des 20. Jahrhunderts in Europa und den USA gelernt: von Le Corbusier, von Alvar Aalto und Mies van der Rohe.

Langen Foundation Hombroich (Neuss, Deutschland), 2002–2004

Und er arbeitet dabei bewusst reduziert. Er reduziert auf ganz wenige Materialien: auf Sichtbeton und Glas. Er reduziert auf ganz wenige Formen: auf Quadrat, Rechteck und Kreis(segmente). Und er reduziert auf ein Grundraster: das Tatami (85 x 170 cm), das er in Raumgrößen von 4, 6 oder 8 Tatami anwendet. (Siehe auch Seite 38) Den Kontrast setzt er bewusst ein. Kreis setzt er gegen Quadrat und Rechteck. Sichtbeton und Glas setzt er gegen Wasser, Gras, Holz und Bäume. Dieser Kontrast der Sachlichkeit des Betons stellt die Natur mehr in den Vordergrund. Der Betrachter soll mit der Natur in Einklang kommen. Mehr noch: Er soll eine neue Sicht auf die Natur bekommen.

Gallery for Japanese Screens (The Art Institute of Chicago, Illinois, USA), 1991–92

Übrigens: Alle Kirschbäume bei VITRA blieben erhalten. Sie bilden eine natürliche Mauer zwischen Straße und Gebäude.

Pulitzer Foundation For The Art (St. Louis, Missouri, USA), 1995–2001

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Künstler-Beispiel Nr. 3: Willy Fleckhaus.

* † • • • • • •

21. 12. 1925 in Velbert 12. 9. 1983 in Castelfranco di Sopra, Italien Redakteur, Typograf, Dozent, Art Director Professor für Visuelle Kommunikation in Essen und Wuppertal gehört zu den wichtigsten deutschen GrafikDesignern der 1950er bis 1980er Jahre 1959 Gründung der Zeitschrift „twen“ mit Adolf Theobald und Stephan Wolf Präsident des deutschen Art Directors Club in den Jahren 1972 und 1973 arbeitete u. a. für: Ilford, Mercedes Benz, WDR, Deutsche Bundespost, ZEITmagazin, Merian, Mode und Wohnen, Die Welt und F.A.Z. Magazin

Willy Fleckhaus

Eine traditionelle Berufsausbildung als Zeitschriftengestalter oder Layouter hat Willy Fleckhaus, bedingt durch den Krieg, nie genossen. Und dennoch ist er einer der größten Typografen, die unsere Zeit hervorgebracht hat. Er ist der erste echte Art Director, den Deutschland hatte. Er war Journalist, aber als Designer ein Autodidakt. Er war ein Meister klarer aber spannungsreicher Zeitschriftenkonzepte. Er war einer der ersten, die Ende der 40er Jahre von den Schweizern das Zeitungsraster mitbrachte. Von den Schweizern wie Emil Ruder, die für „LeseTypografie“ standen. Dieses Zeitungsraster sorgte später bei twen und anderen Zeitschriften für Ruhe und Balance. Das Raster war ein wichtiges Ordnungsinstrument der Typografie und Bildgestaltung. Aber Ruhe und Ordnung war nur die eine Seite. Wesentlich beeindruckender sind die Kontraste, mit denen Fleckhaus spielte. Kontraste inhaltlicher und vor allem formaler Natur. Kontraste, mit denen er provozierte.

Michael Koetzle und Carsten M. Wolff brachten ein wunderbares, sehr informatives Buch über Deutschlands ersten Art Director heraus.

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Dafür war zum Beispiel die Zeitschrift twen bekannt. Eines der auffallendsten Stilmittel, die Fleckhaus bei der Gestaltung von twen anwandte, war die bewusste Zuspitzung der Größenunterschiede von Schrift- und Bildelementen. Es ging ihm, wie sein Freund und Illustrator Heinz Edelmann mal sagte, um „die Magie einer Text-BildKombination und weniger um journalistische Inhalte“. Fleckhaus dachte immer in großen Zusammenhängen. Nach einer Folge dichtgefüllter Seiten überraschte er mit einem ungewöhnlich großen Bild. Oder mit einer fast leeren Seite. Er vergrößert bewusst Kleines und „KleinGedachtes“. Und er erreicht dadurch eine neue Sichtweise. Er kontrastiert. Und provoziert. Und vor allem: er reduziert. Auf das, was er aussagen will. So zeigt er nur Lippen, wenn er vom Küssen erzählt. Nicht zwei Köpfe. So reduziert er eine Headline formal auf eine Anzahl von drei Buchstaben, wenn es (ihm) passte.

Zwei Titel und eine Doppelseite der Zeitschrift „twen“. twen war ein Magazin für junge Intellektuelle“ im Alter von 16–24 Jahren, die sich besonders für Popmusik, Literatur und Kunst sowie für Reisen und Sexualität interessierten.

Dies machte seine Arbeiten so „einfach“. Die Einfachheit von Fleckhaus zeigt sich beispielhaft in seinem besonders schönen Buch, das 1976 bei Suhrkamp erschienen ist: „Sigmund Freud. Sein Leben in Bildern und Texten.“

Ein Buchtitel aus dem Suhrkamp Verlag

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Künstler-Beispiel Nr. 4: Andy Goldsworthy. Goldsworthy ist ein „Land Art“-Künstler von Weltruf. Aber vielen gar nicht bekannt. Schade. Dabei hat er sehr ruhige, aber eindrucksvolle Objekte vor allem rund um seinen Heimatort Dumfriesshire im Südwesten Schottlands realisiert.

* 26. 7. 1956 in Cheshire, England, GB • gilt als einer der wichtigsten Vertreter der Natur Kunst, einer Variante der Land Art • ein Künstler, der mit nur in der Natur vorkommen den Materialien arbeitet und diese meist schnell vergänglichen Kunstwerke mit Hilfe der Fotografie dokumentiert Andy Goldsworthy

Aber leider kann man seine Objekte nicht sammeln und mit nach Hause nehmen. Goldsworthy kann sie nur fotografieren. Und dadurch für andere und die Nachwelt als Kunstwerke festhalten, dokumentieren. Weil seine Kunst als Land Art nur von sehr kurzer Dauer ist. Weil die Objekte aus Blättern, Holz, Eis, Wasser oder Gezeiten bestehen. Vielleicht ist Andy Goldsworthy deshalb nicht so bekannt. Dabei verkörpert seine Kunst alle drei wichtigen Gestaltungsgrundprinzipien in höchstem Maße. Hier stimmt einfach alles: Ordnung in Form von Abläufen. Kontrast in Farben und Formen. Und Reduktion auf das Wesentliche, das über die Natur ausgesagt werden soll.

Townhead Burn (Dumfriesshire, Schottland), 2003

Was ist das Wesentliche seiner Kunst? Es ist die Veränderung. Und die gezeigte Lebensenergie, die in der Natur steckt. In den Pflanzen. Im Wasser. In Eis und Schnee. In der Wärme der Sonne. Aber sogar in abgestorbenem Holz. Oder in den Steinen. Er lässt Wasser sogar kontrastieren. Er sucht die Begegnung zweier Gewässer wie Fluss und Meer. Was passiert bei dieser Begegnung? Oder was passiert beim Aufeinandertreffen von Blättern und Wasser? Von Farbe und Bach?

Abgebrochener Eichenast/wieder zusammengesetzter Eiszapfen, (Scaur Water, Dumfriesshire, Schottland), 2002

Alle Abbildungen sind Andy Goldsworthys Buch „PASSAGE“ aus dem Verlag Zweitausendeins (2004) entnommen.

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Nehmen wir zum Beispiel die „Passage“: eine Brücke aus goldenen Blättern über einem Bach. Die Brücke ist statisch, aber auch zerbrechlich und warm. Das Wasser darunter dynamisch und kalt. Ein Kontrast, der durch seine Bilder, die er selbst als Kunstwerk fotografiert, treffender nicht visualisiert werden kann. Pigeon Point (Half Moon Bay, Kalifornien, USA), 2001

Das Ende des Kunstwerks bringt die Zeit, die Lebensenergie, die Veränderung selbst. Der Stärkere wird gewinnen: Die Blätter-Brücke wird sich auflösen und vom Wasser weggeschwemmt werden. Goldsworthys Meinung dazu: „Ich habe nicht das Gefühl, dass etwas zerstört wird, sondern, dass etwas in eine andere Welt übergeht. Es ist ein Zyklus.“

Penpoint Cairn (Dumfriesshire, Schottland), 1999–2000

Oder nehmen wir „Penpoint Cairn“: ein Ei, aus Steinen gebaut. Circa vier Meter hoch. Inmitten einer Kuhwiese auf einem Hügel errichtet und der Witterung ausgesetzt. Aber stark, statisch, fast unveränderbar. Was sich zunächst ändert, ist die Umwelt. Das Gras wächst. Schnee kommt. Regen. Wind. Ein Werk muss lebendig werden. Auch wenn es länger dauert als geplant. Eines seiner eindrucksvollsten und kontrastreichsten Werke ist eines seiner letzten: der „Garten der Steine“, ein Holocaust-Mahnmal für das Museum of Jewish Heritage in New York. 18 mannshohe Steine wurden ausgehöhlt und von unten mit Erde gefüllt. In ein kleines Loch oben, verbunden mit dem gefüllten Hohlraum pflanzte man jeweils einen kleinen Eichenschössling. Dass die Eichen unter diesen fast unmöglichen Bedingungen dennoch wachsen, hat eine tiefe Bedeutung für das jüdische Volk. Und dass die starken Wurzeln der großgewordenen Bäume später sogar den Stein sprengen könnten, in dem sie „leben“, ist durchaus eingeplant.

„Garten der Steine“, Museum of Jewish Heritage (NY, USA), 2003

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Künstler-Beipiel Nr. 5: Heijo Hangen.

* 19. 4. 1927 in Bad Kreuznach • Maler, Grafiker, Bildhauer • Studium an der Landeskunstschule in Mainz • seit 1949 freischaffender Künstler und selbstständiger Grafiker • 1968 Beginn der Verwendung eines einzigen Formmoduls (modulform 2) Heijo Hangen (eigentlich: Heinrich Josef Karl Hangen)

Einer der konsequentesten Vertreter von „Ordnung, Kontrast, Reduktion“ ist der Koblenzer Künstler Heijo Hangen. Als ich den rüstigen und überaus aktiven 78-jährigen im Dezember 2005 in seinem Atelier besuchte, sagte er mir gleich: „Ich drehe für mich die Reihenfolge um. Ist aber auch völlig egal. Wichtig ist nicht der Weg, sondern das Ergebnis.“ Heijo Hangen ist Konstruktivist. Er gehört also zu jener Sorte von Künstlern, die bei ihrer Kunst nach einem bestimmten System vorgehen. Und Konstruktivisten orientieren sich wie kein anderer an der Ordnung. So auch Heijo Hangen. Dennoch war bei seinem Konzept einiges anders: Für ihn war nicht die Ordnung das Wichtigste, sondern die Reduktion. Als er 1962 mit „modulform 1“ das konstruktivistische Denkmodell seiner Bilder entwickelte, das er 1968 mit „modulform 2“ verfeinerte, tat er etwas ganz Revolutionäres: Er hat zunächst – als Basis – ein Gestaltungsmodul konstruiert. Hat dann seit dieser Zeit alle seine Bilder konsequent auf dieses Modul reduziert. Mit diesem Modul spielt er. Und nur mit diesem. Durch verdoppeln. Durch multiplizieren. Durch drehen und spiegeln. Durch aneinandersetzen. Auch mit Farben, Freiräumen und Linien. Als Betrachter hat man das Gefühl, dass ihm die Form wichtiger ist als die Farbe. Die Form, das Modul, ist für ihn Zeichen der Zeit. „Ist unsere Zeit“, wie er sagt. „Die Zeit ist in der Form sozialistisch geworden, sozial und seriell – so, wie die serielle Herstellung von Messer und Gabel oder ganze Küchenzeilen.“ Denn heutzutage wird fast alles in Serie erstellt. Multipliziert und produziert.

Konstruktion des Formmoduls (modulform 2), 1968

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So auch sein Modul. Sein Modul ist Idee, ist Vorlage, ist Grund-Form und letztendlich die Basis für konsequente Veränderung im Rahmen einer zeitlichen und formalen Ordnung. Erst als für ihn sein Modul in der reduzierten Form stand, begann er das Spiel mit der Form. Und mit den Farben. Die Form ist für Hangen der Intellekt. Die Farbe ist Emotion. Ist „nur“ Empfindungsträger der Form. Und deshalb für ihn weniger wichtig: „Farben können von Michelangelo, eigentlich von jedem übernommen werden. Die Form jedoch kommt aus der Zeit. Ich habe die Zeit auf die Form reduziert.“ Erst jetzt denkt er an den Kontrast: „Ich brauche den Kontrast, um die Absichten der Formen zu konkretisieren. Er dient mir dabei nur zur Hinführung meiner wirklichen Aussagen.“ Und so spielt er dann mit seinen Emotionen, den Farben. Er kontrastiert mit Freiflächen und Linien. Doch nie wechselt er die Form seines Moduls innerhalb eines Bildes. Er wechselt lediglich Positionen, Richtungen, Standpunkte: konzeptionell, inhaltlich und demnach auch gestalterisch.

Serigrafie „of 81 a–f“, 1974

Serigrafie „of 108 a“, 1980

Heijo Hangen braucht grundlegend beides: Reduktion und Kontrast. Denn beide Elemente ergeben für ihn die Ordnung, seine Ordnung. Doch gleich dreht er den Satz um: „Der Weg von Ordnung und Kontrast ist die Reduktion.“ Weil ihm die Reduktion auf eine, auf seine GrundForm auf jeden Fall wichtiger ist. Er ist der einzige Künstler auf der Erde, den wir in der gesamten Kunstgeschichte kennen, der seit 1969 konsequent bis heute mit nur einem einzigen Formmodul (der modulform 2) „spielt“ und gestaltet. Heijo Hangen ist so einer der bedeutendsten Konstruktivisten unserer Zeit.

Serigrafie „s 164“, 1990

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Künstler-Beispiel Nr. 6: Le Corbusier. Eigentlich heißt Le Corbusier Charles-Edouard Jeanneret-Gris. Und so wie er diesen Namen abgelegt hat, so hat er auch mit allen Traditionen der Architektur gebrochen.

* 6. 10. 1887 in La Chaux-de-Fonds, Schweiz † 27. 8. 1965 Rocquebrune-Cap-Martin bei Monaco • schweizerisch-französischer Architekt, Theoretiker, Stadtplaner, Zeichner, Maler, Bildhauer und Möbeldesigner • Mitbegründer des „internationalen Stils“ einer der bedeutendsten und einflussreichsten Architekten des 20. Jahrhunderts Le Corbusier (eigentlich: Charles-Edouard Jeanneret-Gris)

Bleiben wir zunächst bei der Ordnung: Le Corbusier hat ein eigenes Maßsystem für menschliche Architektur kreiert. Auf der Basis des Menschen, des „Modulor“. Der Modulor ist die Zeichnung eines aufrecht stehenden Mannes mit senkrecht erhobenem Arm. Und mit dem Ideal-Maß von 2,26 m. (Siehe auch S. 46) Dieses Maß liegt als Ausgangsmaß und als Skala seinem gesamten architektonischen Schaffen zugrunde. Es ist sein Gestaltungssystem. Für die Höhe der Räume. Für die Rauminhalte selbst. Für ganze Wohneinheiten. Beeinflusst vom „Bauhaus“ im Allgemeinen und „de Stijl“ im Besonderen ist er zunächst ein Verfechter des Konstruktivismus, einer Kunst aus reinen Elementen mit einer von Menschen gelenkter „geraden Ordnung“, die man dem „natürlichen Wildwuchs“ der gekrümmten Linien gegenübersetzt. Le Corbusier will eine klare, aber auch karge, asketische Kunst- und Architektursprache.

Titelseite von Le Corbusiers Buch „Der Modulor“

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Damit sind wir bei seiner Reduktion: Dazu muss man wissen, dass Le Corbusier in seinen jungen Jahren (damals noch als Eduard Jeanneret) mit seinem Freund Ozenfant den extrem puristischen Stil des „Abstraction – Creation“ entwickelte – als Gegen-Konzept zum Kubismus. Die Reduktion ließ ihn nie los. Später als Architekt (er)fand er neue Formen des Stahlbetonbaus. Er reduzierte mit einem neuen System die tragenden Stützen, die sogenannten Pilotes, auf ein Mindestmaß. Dies macht tragende Wände entbehrlich und liefert so völlig neue Möglichkeiten zu freien Grundrisslösungen.

Villa Savoye (Poissy, Frankreich), 1928–31

Dass er sich zwischendurch geradezu von allen geometrischen Ordnungen löste, wie bei der nach plastischen Vorstellungen gestalteten Wallfahrtskirche in Ronchamp, zeigt die fast natürliche Freiheit eines Künstlers. Le Corbusier wollte zeigen, dass er auch anders kann. Alle seine Objekte sind äußerst kontrastreich. Sowohl was seine Konstruktionen selbst betrifft, als auch die „Einbettung“ seiner Gebäude in die „StadtLandschaft“. Vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg bekommen seine Bauten skulpturale Formen. Gestaltet nach plastischen Vorstellungen. Zum Beispiel die Wallfahrtskirche „Notre-Dame-duHaut“ in Ronchamp. In Berlin und Marseille baute er kontrastierend zur Umgebung Gebäude im Sinne eines Brutalismus in monumentalem Maßstab.

Der Chaise Longue „LC4“ von Le Corbusier

Wallfahrtskirche Notre-Dame-du-Haut (Ronchamp, Frankreich), 1950–54

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Künstler-Beispiel Nr. 7: Harald Mante Ich kenne viele gute, namhafte Fotografen aus der ganzen Welt. Einen freien Fotografen möchte ich aber beispielhaft herauspicken, weil er mich ein Leben lang beeindruckt hat und er wunderbar und konsequent bei seinen Fotos die Gestaltungsgrundlagen von Ordnung, Kontrast und Reduktion visualisiert: Harald Mante, der als Professor für freie Fotografie an vielen Hochschulen Europas doziert hat. Und war auf diese Weise didaktisch der kreative „Nährboden“ für viele gute Fotografen und Designer.

* 29. 3. 1936 in Berlin • Dekorateur, Maler, Fotograf • Professor für Fotografie in Wuppertal und Dortmund • Lehrbücher über Bildaufbau und Farbdesign sowie über kreatives Gestalten mit der Kamera • Gastdozent an vielen Hochschulen in Europa Harald Mante vor seiner Arbeit „Urbane Farbe in Trier“ (Ausschnitt)

Neben vielen Fotobüchern hat er auch einen Klassiker als Lehrbuch herausgebracht: „Das Foto“. Es ist das didaktische Buch über die FotografieGestaltung schlechthin, aber auch ein „Muss“ für alle, die grundsätzlich farbig gestalten wollen. Egal, ob durch Fotos oder in der Malerei. In diesem Buch lernt man wirklich alles Wichtige über Bildaufbau und Farbdesign. Was macht aber das wirklich Wichtige der Werke von Harald Mante aus? Es sind Fotos von zarter Poesie. Seine Fotos sind machmal laut, meist aber eher leise. Mal frech, dann wieder sich zurücknehmend. Immer kommunizierend, ohne belehrend zu sein. Dabei fotografiert er nach wie vor analog, also mit Dias und Negativfilmen. Ohne die Bilder später digital zu bearbeiten. Jeder, der selbst fotografiert, weiß, was dies für das Endergebnis bedeutet: jedes seiner Motive muss von Beginn an „sitzen“. Denn so, wie fotografiert wurde, wird auch gedruckt. Im Hoch-, aber meistens im Querformat. So hat sogar der Art Director Willy Fleckhaus, der dafür bekannt war, dass er grundsätzlich fast alle Fotos „seiner“ Bildjournalisten wieder selbst für ein ihm passendes Zeitungslayout beschnitten hat, 19 Fotos von Mante unverändert für eine IrlandReportage übernommen.

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Harald Mante ist „Bauhaus-geprägt“: als Malerei-Student bei Prof. Vincent Weber, einem Bauhausschüler der ersten Stunde. Mantes Vorbilder: Johannes Itten, Paul Klee und Wassily Kandinski. Und so gibt er auch konsequent sein gestalterisches Gedankengut weiter: Bildaufbau und Farbdesign nach Kriterien von Punkt, Linie und Fläche. Klar geordnet, vor allem geprägt durch Kontraste: egal ob schwarz-weiß oder farbig, egal ob symmetrisch oder asymmetrisch. Es sind meist freie Arbeiten: Menschen, Spiegelungen, Farbflächen, Häuser. Aber immer neue Sichtweisen, ganz auf der Basis des „kreativen Sehens“. Darüber hinaus sehr reduziert: als Einzelbilder, als Serien oder als Sequenzen. Eine ganz besondere Art der Kontrast-Fotografie praktiziert er allerdings nicht alleine: die Simultanfotografie. Das macht er zusammen mit seiner Frau, der Bildhauerin und Fotografin Eva Witter. Dabei werden analoge Schwarz-Weiß-Filme zwei Mal belichtet: ein Mal von Eva Witter, ein zweites Mal von Harald Mante selbst. Das Ergebnis sind mysteriöse „Bildräume“. Verschmelzungen von drinnen und draußen. Natur und Architektur verschwimmen, harte Grenzen verschwinden. Grenzen, die normalerweise den Raum bestimmen. Metamorphosen, Symbiosen entstehen: einzigartige Bilder aus und von Schlössern Europas, die sich durch die Simultanfotografie zu „Spukschlössern“ verwandeln. Das ist wahrer Kontrast im Bild. (Siehe Abbildung S. 77, oben)

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Künstler-Beispiel Nr. 8: Michelangelo. Im Kontrast zu allen zeitgenössischen Künstlern möchte ich beispielhaft einen Klassiker der Hochrenaissance nennen: Michelangelo Buonarroti. Ein Maler, ein Bildhauer, ein Architekt, ein Festungsbauer, ein Dichter.

* 6. 3. 1475 in Caprese, Toscana, Italien † 18. 2. 1564 in Rom, Italien • italienischer Maler, Bildhauer, Architekt und Dichter • der bedeutendste Repräsentant der italienischen Hoch- und Spätrenaissance Michelangelo (di Lodovico) Buonarroti (Simoni)

Denn gute Gestaltungsprinzipien sind nicht abhängig von Technik. Oder von Kunstgattungen. Ordnung, Kontrast und Reduktion als Triumvirat der Gestaltungsgrundprinzipien ist anwendbar auf alle Gestaltungsarten und Kunstepochen. Und von allen, die gestalten wollen. Michelangelo verkörpert die Klassik. Was heißt „Klassik“? Das Wort kommt aus dem Lateinischen und bedeutet sinngemäß „ersten Ranges“. Was macht etwas erstrangig, erstklassig? Auf die Kunst bezogen ist es vor allem das Maßhalten, das aus einer Ordnung heraus entsteht. Aber auch die Harmonie, die aus der kontrastierenden Spannung entsteht. Klassisch macht ein Werk auch die leichte Verständlichkeit der kompositorischen Arbeit, die aus der Reduktion auf das Wichtige entsteht. Wichtig für Michelangelos Stilbildung war das Studium der Antike, das ihm in den Kunstakademien Lorenzos de Medici in Florenz ermöglicht wurde. Dies hat ihm die klassische Denkart nähergebracht. Beispiel für diese typische, zeitlose, ja man kann sagen klassische Einfachheit und Klarheit Michelangelos ist das „Jüngste Gericht“ in der Sixtinischen Kapelle des Vatikan zu Rom. Oder die Skulptur des „David“. An dieser Marmorstatue zeigt Michelangelo einfach alles, was die Klassik der Hoch-Renaissance ausmacht: der „klassische Kontrapost“, d. h. der kontrastierende Ausgleich zwischen Spiel- und Standbein wird wieder aufgenommen. Berechnete Elemente werden zu Ordnungselementen. Der Mensch wird zum Maß aller Dinge.

David, 1501–1504

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Ab jetzt gibt es Regeln. Die Regeln der Zentralperspektive. Die Regeln der Projektionen. Die Regeln der Proportionen. All dies sieht man diesem David nicht an. Er ist einfach ein in sich ruhender Körper, der alle wichtigen Gestaltungsprinzipien visualisiert: Ordnung, Kontrast und Reduktion. Er ist reizvoll, spannend und stimmig. Michelangelo lebte zwischen zwei Polen, immer auf der Suche nach dem Ursprung und gleichzeitig auf der Frage nach dem Tod. Dazu benutzte er alle Möglichkeiten, alle Materialien und Ausdrucksmöglichkeiten, um diesen beiden konträren Polen auf den Grund zu gehen. Michelangelo legt akribischen Wert auf alle Details, hat auf der anderen Seite aber immer das Ganze im Auge. Das Ganze, das z. B. beim „Jüngsten Gericht“ eine grenzenlose Ausdehnung verkörpert. In dieser Ausdehnung sind alle Einzel-Körper visuell eine individuelle Welt für sich. Auch die Person Michelangelo selbst war voller Widersprüche: auf der einen Seite sein Pessimismus, der ihn ständig quälte, gepaart mit tragischem Nostalgie-Denken, auf der anderen Seite sein Zukunftsdenken, sein Übermut, seine Explosion der starken, positiven Gefühle, die bei fast allen seinen Arbeiten zum Ausdruck kommt. Ganz deutlich zu erkennen bei dem kraftstrotzenden „David“ und in der Person des Christus im Zentrum seines Monumentalbildes „Das jüngste Gericht“. Auf diese Art und Weise wurden alle seine Werke durch kontrastierende Pole in Spannung, aber andererseits auch wieder im Gleichgewicht gehalten.

Deckengemälde der Sixtinischen Kapelle im Vatikan, Rom, 1508–1512

Die Heilige Familie (Tondo Doni), 1504

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Künstler-Beispiel Nr. 9: Dieter Rams.

* 20. 5. 1932 in Wiesbaden • Designer, Professor und Jury-Mitglied zahlreicher Design-Wettbewerbe • gehört zu den einflussreichsten Industriedesignern der Moderne • steht dem „Bauhaus“ und der Hochschule für Gestaltung in Ulm nahe • sein Credo: „Weniger, aber besser“ Dieter Rams

„Die leise Ordnung der Dinge“ ist der Titel eines Buches über den Designer Dieter Rams. Herausgegeben vom Industrie Forum Design in Hannover. Denn Dieter Rams ist Produkt-Designer. Der namhafte Entwerfer der bekannten Elektrogeräte von BRAUN. Seine Devise: „Gutes Design ist so wenig Design wie möglich und nötig.“ Deshalb merkt man den BRAUN Produkten das Design auch so wenig an. Gutes Design ist für ihn eben unauffällig. Deshalb sind diese Produkte auch so schön. Dieter Rams dazu: „Einfach ist besser als kompliziert, leicht ist besser als schwer und Naheliegendes besser als Gesuchtes.“ Rams möchte reduziertes Design gestalten. Reduziert auf die Funktion. Aber auch reduziert auf einfache, wenige Farben und Formen. Somit gilt er als einer der großen Vertreter des Funktionalismus. Und ein Verfechter des ökonomischen Gestaltens.

Das Industrie Forum Design Hannover hat ein treffendes Buch über den Produkt-Designer Dieter Rams herausgegeben, das Uta Brandes konzipiert hat.

Dabei hat er niemals die Ordnung aus den Augen verloren. Nehmen wir zum Beispiel seine berühmt gewordenen Bild- und Tongeräte der Firma BRAUN. Diese Geräte sind Teil eines Ganzen. Konsequent durchdachte Module eines variablen Systems. Bausteine für einen Komplex vieler Apparate mit passendem Zubehör. Ein Baukastensystem – mit dem Ziel, das System der Geräte in eine mehr auf den Menschen bezogene Ordnung zu bringen. Funktional. Akustisch. Und formal. Rams möchte das Chaos lichten. Er möchte ordnen und klären.

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Rein formal nimmt er sich zur Gestaltung den Kontrast zu Hilfe. Aber sehr dezent. Unbunten Farben setzt er zwei farbige Knöpfe entgegen: Grün für Ein. Rot für Aus. Oder er setzt Mattschwarz gegen Glänzendweiß. Hell gegen dunkel. Eckig gegen rund. Spitz gegen flach. Transparent gegen opak. Struktur gegen glatte Fläche. Damit nur ja keine Langeweile aufkommt. Trotz Reduktion. Dieter Rams steht so für eine Design-Philosophie, die zeitlos ist.

Der berühmte BRAUN Taschenrechner

Der berühmte BRAUN Filmprojektor D 300

Der berühmte BRAUN Receiver Regie 510

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Künstler-Beispiel Nr. 10: Rembrandt. Rembrandt (Harmenszoon van Rijn) ist ein typischer Maler des Barock. Und wer die Barockzeit kennt, weiß schon viel über die Ausdruckskraft und die Formensprache Rembrandts. Der Barock ist eine Epoche großer innerer Gegensätze. Es gibt nicht mehr die ruhige, logische Denke der Renaissance, sondern Kampf: den Kampf der katholischen Kirche mit ihrer Gegenreformation. Das Ergebnis war Spannung, Bewegung und Dynamik. Man betonte die Kraft und fand Gefühl und Fantasie. Die Gegensätze wurden förmlich gesucht und miteinander konfrontiert. Auch visuell. * 15. 7. 1606 in Leiden, Niederlande † 4. 10. 1669 in Amsterdam, Niederlande • holländischer Maler und Grafiker • zählt zu den wichtigsten Malern des 17. Jahrh. • Schaffung von ca. 600 Gemälden, über 300 Radierungen und mehr als 1500 Zeichnungen Rembrandt Harmenszoon van Rijn

In diese Zeit wurde Rembrandt hineingeboren, der sich schnell als Maler einen großen Namen im protestantischen Holland machte. Rembrandt entpuppte sich auch als ein typischer Maler der Barock-Kunst. Aber nicht so wild und kompliziert, nicht so sinnlich und pathetisch wie Rubens. Während Rubens die für den Barock so typischen Eigenschaften wie Pomp und Theatralik visuell umsetzte, beschränkte Rembrandt sich lediglich auf die starke Dramatik. So weit wie Rubens wollte er nicht gehen. Er war kein „höfischer“ Maler. Er war eher Eigenbrötler, der sich formal mit den stark reduzierten Formen des Kontrastes auseinandersetzen wollte. Passend zu seiner Zeit.

Der geschlachtete Ochse, um 1643

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So war er neben dem Italiener Caravaggio, von dem er stark beeinflusst war, der Schöpfer des Hell-Dunkel-Stils. Extreme Lichtspiele prägen seine Bilder. Mit psychologischer Eindringlichkeit und handlungsführender Rolle. Mit starkem verinnerlichtem Ausdruck. Besonders bei seinen ganz individuellen Portraits. Zum Beispiel seinem „Selbstportrait als Heiliger Paulus“. Er entfernte sich sogar von Caravaggio, indem er das Licht extremer einsetzte: Das Dunkel wird tiefer und dominiert die Leinwand. Das Licht, jetzt extrem, erhellt das Gesicht und steigert den Ausdruck. Das zweite wichtige Bildelement, das Buch, bekommt das Streiflicht fast nebensächlich mit. Rembrandt suchte aber auch die Ruhe. An einem bestimmten Punkt in seinem Leben wollte er auch die Farbigkeit seiner Bilder einfacher machen. Er trennte sich von der Farbe Blau, um seine Farbpalette zu reduzieren: Ihm reichte von nun an ein kühles Olivgrün, das besser zu der warmen Reihe der Farben Rot, Ocker und Gold-Braun passte. Es ist die Stille des Ausdrucks und die Klarheit der Form, die für seinen Stil so typisch ist. Aber Licht ist nicht Rembrandts einziges kontrastierendes Stilmittel: In seinem Bild „Nachtwache“ spielt er neben seiner Licht-Dramatik stark mit den Gegensätzen von Vorderund Hintergrund. Es ist ein krasser Erzählstil mit effektvoller Steigerung, weil die Kontraste selbst extrem reduziert sind. Ein Stil, der bei seinen Auftraggebern nicht immer ankam. Der ihn aber zusammen mit seinen strengen Kompositionen zu einem der größten Barockmaler macht.

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Selbstportrait als Heiliger Paulus, 1661

Die Nachtwache, 1642

Künstler-Beispiel Nr. 11: Michael Schirner. „Reduktion mit solcher Konsequenz, das war Schirner“, meinte der Werber Othmar Severin einmal, als er ein Statement über Michael Schirner abgeben sollte. Und was meint der Werber Schirner selbst dazu? „Reduktion ist eine Sache, wir haben aber auch genau das Gegenteil gemacht. Reduktion ist in einer Anzeige für IBM: schreIBMaschine. Eine Kampagne, die mit einem einzigen Wort auskommt ...“

* 16. 5. 1941 in Chemnitz • Grafiker, Texter, Werber, Professor • Creative Director bei GGK, Düsseldorf • gilt als einer der „Werbepäpste“ des 20. Jahrh. • sein Credo und Buch: „Werbung ist Kunst“ • seine bekanntesten Kampagnen für: Volkswagen, IBM, Jägermeister, Pfanni, Foto Porst, Stadt Düsseldorf, Continental, Deutsche Post, Stern

Das ist wahr: In diesem Fall sind Botschaft, Produkt und Marke auf eins reduziert. Das ist und wurde ausgezeichnet. Durch den Art Directors Club in Deutschland. Wie so viele Arbeiten von Michael Schirner. Der kreative Konzeptionist Wolf D. Rogosky meinte dazu: „Michael, das ist die Kürze, mit der er zum springenden Punkt kommt. Der dann meistens auch springt.“

Michael Schirner

Aber Schirner kann nicht nur reduzieren. Er kontrastiert. Er emotionalisiert. Er provoziert.

IBM-Kampagne

Und mit seinen Kampagnen, die er überwiegend bei GGK Düsseldorf aber auch für seine eigene Firma Michael Schirner Werbe- und Projektagentur entwickelte, zeigt er, dass für ihn Werbung sogar Kunst ist. Schirner in seinem Buch „Werbung ist Kunst“: „Die Werbung hat heute die Funktion übernommen, die früher die Kunst hatte: die Vermittlung ästhetischer Inhalte ins tägliche Leben. Diese Funktion hat die moderne Kunst nicht mehr. Sie findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Die massenkulturellen Ausdrucksformen wie Werbung, Pop-Musik oder Mode sind an die Stelle der früheren Kunst getreten.“

Signatur „Vincent“ aus Schirners Serie „22 Maler“: aus Kunst wird Werbung ... und wieder Kunst

So konzipierte, textete und gestaltete Schirner zahllose Kampagnen, die neben dem Anspruch künstlerisch hochwertig zu sein, sich besonders durch drei Gestaltungselemente auszeichnen: Ordnung, Kontrast und Reduktion.

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Der Reihe nach: Ohne Ordnung läuft bei ihm nichts. Er ist gewohnt, konzeptionell in Serien, Vernetzungen und Ordnungen zu denken. Nehmen wir zum Beispiel die JägermeisterKampagne: eine Unikat-Kampagne, bei der jede einzelne Anzeige nur ein einziges Mal erscheint. In nur einer Zeitung oder Zeitschrift. Über 2000 mal. Aber mit unterschiedlichen Aussagen. Oder nehmen wir die Pfanni-Kampagne. Kreative Ordnung von Plakat zu Plakat: Was immer bleibt, ist die Pfanni-Puffer-Abbildung. Was sich ständig ändert, ist lediglich die Headline.

18/1-Plakat für die Pfanni-Kampagne „Kartoffelpuffer“

Die Foto-Porst-Kampagne steht beispielhaft für seine Kontraste. Immer doppelseitige Anzeigen: Links steht der Fotograf, rechts das Motiv. Kontrast in Text und Bild: die Post-Kampagne. Eines der eindrucksvollsten Motive bildet das zähnefletschende Gebiss eines Hundes am Zaun. Darunter die Headline: „Die Post ist da.“ (Siehe S. 90, unten) Ja, und über seine Reduktion haben wir schon vorher gesprochen. Kein Wunder, dass Schirner als der Vorreiter der reduzierten Werbung gilt. Eine Bilderausstellung der Zeitschrift Stern, die Schirner gestalten sollte, brachte ein völlig neues Ergebnis als ursprünglich geplant: Statt 40 bekannte Pressefotos nebeneinanderhängend zu zeigen, beschrieb Schirner diese Bilder nur verbal. Zum Beispiel „Albert Einstein streckt die Zunge heraus“. Oder „Marilyn Monroe auf dem Subway-Luftschacht“. Oder „Der Fußabdruck des ersten Menschen auf dem Mond“. Es entstanden, völlig reduziert, seine „Bilder im Kopf“, beziehungsweise „Pictures in our Minds“. Mit seiner Bild-Kunst-Idee „BYE BYE“ ging Schirner zum Thema „Bilder im Kopf“ noch einen Schritt weiter. Er zeigte Bilder, auf denen das wesentlichste Teil des Bildes fehlte: Im bekannten Pressebild (1970) „Willy Brandt kniet vor dem Denkmal der Helden des Aufstandes im Warschauer Ghetto“ fehlte Willy Brandt! Ist eine Aussage-Reduktion noch zu steigern?

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„Michael Jackson“. Ein Motiv aus der Serie „Pictures in our Minds“

„Willy Brandt“. Ein Motiv aus der Serie „BYE BYE“

Zusammenfassung. Die Schaffung eines geeigneten Kontrastes darf sicherlich als das wichtigste Gestaltungsmittel in der (angewandten) Kunst bezeichnet werden. Weil es einfach das offensichtlichste Gestaltungselement ist. Darüber hinaus darf man jedoch bei einer guten Gestaltung die Ordnung und die Reduktion (auf das Wesentliche) nicht vergessen. Beides sind Gestaltungselemente, die sich sehr dezent im Hintergrund halten (müssen). Beide Faktoren bringen wieder Ruhe und dadurch auch „Klassisches“ in die Gestaltung. Und gerade dies ist sehr wichtig, um eine gute Gestaltung glaubwürdig und akzeptabel zu machen. Denn was vorher durch den (manchmal frisch-frechen) Kontrast auffällig und interessant gemacht wurde, wird durch Ordnung und Reduktion wieder relativiert. Sie bilden so eine wirksame Symbiose. So kann man abschließend zusammenfassen: Ordnung, als gliederndes Element, sortiert und strukturiert. Kontrast, als Spannung-gebendes Element, macht eine Komposition würzig und interessant. Und Reduktion, als beschränkendes Element, bringt die gewollte Aussage auf den Punkt.

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Dies ist nur eine kleine Auswahl der Titel, die mich inspiriert und die mir bei meiner Recherche und Projektarbeit geholfen haben.

Bildnachweise. 5a 5b 5c 6

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12 Tom Moog 15 fotolia 16a Tom Moog 16b Jörg Schmitt-Kilian 17a Tom Moog 17b Tom Moog 18a Tom Moog 18b Tom Moog 18c Tom Moog 19a akg-images 19b akg-images 19c www.reunionband.com 20a fotolia 20b Creativ Collection 20c fotolia 21a Creativ Collection 21b Creativ Collection 22a Tom Moog 22b akg-images 22c Creativ Collection 23a Tom Moog 23b Creativ Collection 23c fotolia 24a akg-images 24b akg-images 25a akg-images 25b Creativ Collection 26a fotolia 26b Tom Moog 26c Tom Moog 27a iStock 27b Creativ Collection 27c Creativ Collection 28a Creativ Collection 28b Tinkstock 29b fotolia 29c Tom Moog 30a fotolia 30b Creativ Collection 30c akg-images 31a akg-images/Erich Lessing ©Victor Vasarely/ VG Bild-Kunst 31b fotolia 32a Tom Moog 32b fotolia 32c 10.000 Meisterwerke der Malerei/ The Yorck Project 33a fotolia 33b fotolia 34a fotolia 34b fotolia 35a www.galerie-bunt.ch 35b Tom Moog 36a 10.000 Meisterwerke der Malerei/The Yorck Projekt 36b Tom Moog 37a Tom Moog 37b Tom Moog 37c Thinkstock 38a Creativ Collection 38b iStock 38c Tom Moog 38d Tom Moog 39a sketchup.kunstbrowser.de

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40a Creativ Collection 40b Creativ Collection 40c Michael Thomas, Neuwied 41a Martin Kring 41b Jessica Czogalla 41c Thinkstock 42a Tom Moog 42b Tom Moog 43a Tom Moog 43b Neuroth Messemarketing, Montabaur 44a Tom Moog 44b Tom Moog 44c Tom Moog 45a Tom Moog 45b Tom Moog 45c Tom Moog 46a Creativ Collection 46b Tom Moog/© FLC/VG Bild- Kunst, Bonn 2013 46c Tom Moog 47a Thinkstock 47b Thinkstock 47c Thinkstock 48a Tom Moog 48b Tom Moog 49a Tom Moog 49c Tom Moog 50a Thinkstock 50b fotolia 50c Creativ Collection 50d Tom Moog 51a Tom Moog 51b Tom Moog 51c Tom Moog 52 Thinkstock 54 Tom Moog 55a Gerd Martin Forneck, Numismatik, HöhrGrenzhausen 55b Gerd Martin Forneck, Numismatik, Höhr-Grenzhausen 55c Tom Moog 56a Tom Moog 56b Tom Moog 56c Tom Moog 57a Creativ Collection 57b 10.000 Meisterwerke der Malerei/ The Yorck Project 58a Tom Moog 58b Tom Moog 58c Tom Moog 58d Tom Moog 59a Tom Moog 59b Tom Moog 60b Creativ Collection 62a Tom Moog 62b Tom Moog 64a Tom Moog 64b Sahm, Höhr-Grenzhausen 65a Thinkstock 65b Tom Moog 66a Tom Moog 66b fotolia 66c1 Tom Moog 66c2 www.pinterest.net

67a akg-images/Schütze/ Rodemann © Claes Oldenburg 67b 10.000 Meisterwerke der Malerei/ The Yorck Project 67c Ludwig-Museum Koblenz/ © VG Bild-Kunst,Bonn 2013 68a akg-images/ © VG BildKunst,Bonn 2013 68b akg-images 69a iStock 69b Tom Moog 70b Tom Moog 71a Tom Moog 72b Tom Moog 72c Tom Moog 73a Tom Moog 73b Tom Moog 73c www.pressrelations.de 73d www.brandsofthe world.com 73e www.wikipedia.org 74a www.birgits-bachparadies.de 74b philipp1112.wordpress.com 74c Tom Moog 74d Tom Moog 75a Tom Moog 75b Tom Moog 76a Frank Freihofer 76b Tom Moog 77a Eva Witter & Harald Mante 77b Cornelia von Seidlein 77c Harald Mante 78a Tom Moog 78b Tom Moog 78c Gunnar Matysiak 79a Harald Mante 79b Harald Mante 79c Tom Moog 80 Tom Moog 81a Tom Moog 81b Tom Moog 81c Thomas Naethe 82a Sahm, Höhr-Grenzhausen 82b Tom Moog 82c Tom Moog 82d Tom Moog 83a www.home-designer.org 83b Thinkstock 85a Brösel 87a Tetsche 87b Tetsche 88c Tom Moog 89e fotolia 90a akg-images/ © VG Bild-Kunst, Bonn 2013 90b Tom Moog 90c Tom Moog 91a Tom Moog 91b Tom Moog 92a veerendrasaraswathi.files. wordpress.com 92b Tom Moog 93a Tom Moog 93b Creativ Collection 94a Tom Moog 94b Tom Moog 95a Tom Moog 95b Tom Moog 95c Tom Moog

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96 www.kirchengucker.de 98a akg-images/Erich Lessing © Yves Klein/VG Bild-Kunst, Bonn 2013 98b Tom Moog 98c Tom Moog 100 Tom Moog 101 Tom Moog 102b Thinkstock 102c 10.000 Meisterwerke der Malerei/ The Yorck Project 104a Thinkstock 104b Thinkstock 104c www.mourlot.free.fr/images/ picasso/VG Bild-Kunst 105a Tom Moog 105b Thinkstock 105c Thinkstock 106b Tom Moog 106c Tom Moog 107 Tom Moog 108a Tom Moog 108b Tom Moog 109a Tom Moog 109b Tom Moog 110a Joseph Emonts-pohl, Köln 110b Werner Baumann, HöhrGrenzhausen 111 Tom Moog 112 www.pinobartoli.it 113a www.tumblr.com 113b Tom Moog 114a Willi Kissmer 114b Tom Moog 115 Tom Moog 116 www.retrobibliothek.de 117a akg-images, Estate of DanFlavin/ © VG Bild-Kunst, Bonn 2013 w ww.connox.de/ © VG Bild117b  Kunst, Bonn 2013 118a Tom Moog 118b Tom Moog 119a www.aufnahmestudio.at 119b Tom Moog 119c Tom Moog 119d Karel Morgenstern 120 Tom Moog 121a Thinkstock 121b Thinkstock 121c Thinkstock 122a Sahm, Höhr-Grenzhausen 122b Tischlerei Sommer, Breitscheid 123a Tom Moog 123b Tom Moog 123c Thinkstock 124a Tom Moog 124b Tom Moog 125a Tom Moog 125b Tom Moog 126a Thinkstock 126b Thinkstock 126c Thinkstock 127a Thinkstock 127b Thinkstock 127c Thinkstock 128 Thinkstock 129 Tom Moog

Sponsoren und Unterstützer. 130b www.logoprofi.com 130c www.logoprofi.com 130d www.logoprofi.com 130e www.logoprofi.com 130f www.brandsoftheworld.com 130g www.brandsoftheworld.com 131a Tom Moog 131b Tom Moog 132 Werner Baumann 133a Tom Moog 133b Tom Moog 133c Tom Moog 134a Tom Moog 135a Tom Moog 135b Tom Moog 136a Tom Moog 136b Tom Moog 136c Tom Moog 137a 10.000 Meisterwerke der Malerei/ The Yorck Project 137b Thomas Naethe, Bendorf 138 Andreas Rehmann 139a Judith Samen/ © VG BildKunst, Bonn 2013 139b akg-images 140a Thomas Naethe, Bendorf 140b HUF HAUS 142a HUF HAUS 142b HUF HAUS 142c HUF HAUS 143a HUF HAUS 143b HUF HAUS 143c HUF HAUS 144b Tom Moog 145a Tom Moog 145b Tom Moog 145c Tom Moog 146b akg-images 147a akg-images 147b akg-images 147c akg-images 148b Tom Moog 149a Tom Moog 149b Tom Moog 149c Tom Moog 149d Tom Moog 150a Tom Moog 150c Tom Moog 150d Tom Moog 151a Tom Moog 151b Tom Moog 151c Tom Moog 151d Tom Moog 152a Tom Moog aus Katalog HH 152c Tom Moog aus Katalog HH/ © VG Bild-Kunst, Bonn 2013 153a Tom Moog aus Katalog HH/ © VG Bild-Kunst, Bonn 2013 153b Tom Moog aus Katalog HH/ © VG Bild-Kunst, Bonn 2013 153c Tom Moog aus Katalog HH/ © VG Bild-Kunst, Bonn 2013 154a akg-images 154c Tom Moog/© FLC/VG BildKunst, Bonn 2013 155a akg-images/© FLC/VG BildKunst, Bonn 2013 155b www.ps-moebel.de 155c www.wikipedia.org/© FLC/VG

Bild-Kunst, Bonn 2013 156a Eva Witter, Schwerte 156c1 Harald Mante 156c2 Harald Mante 156c3 Harald Mante 156c4 Harald Mante 156d Harald Mante 157a Harald Mante 157b Harald Mante 157c Harald Mante 157d Harald Mante 158a Tom Moog 158c terrymarotta.wordpress.com 159a 10.000 Meisterwerke der Malerei/ The Yorck Project 159b 10.000 Meisterwerke der Malerei/ The Yorck Project 160b Tom Moog 161a Karel Morgenstern 161b Karel Morgenstern 161c Karel Morgenstern 162a wikipaintings.org 162c 10.000 Meisterwerke der Malerei/ The Yorck Project 163a 10.000 Meisterwerke der Malerei/ The Yorck Project 163b 10.000 Meisterwerke der Malerei/ The Yorck Project 164a www.sz-iam.com 164c www.ruhrbarone.de 164d Tom Moog 165a www.klassefuerideen.de 165b Tom Moog 165c www.redbox.de 166 Tom Moog Linker Einklapper (U2): Werner Baumann

Die Zahlen geben die Seitenzahl, die Buchstaben die Reihenfolge der Abbildungen auf der jeweiligen Seite an. Wenn nicht anders ausgezeichnet, befinden sich alle Orte hinter den Namen in Deutschland.

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Werner Baumann, Fotograf www.baumann-fotostudio.de Brösel (Rötger Werner Friedrich Wilhelm Feldmann), www.werner.de Joseph Emonts-pohl, Designer Marienburger Straße 13a, 50968 Köln, Tel.: 0173 9779447, E-Mail: [email protected] Gerd Martin Forneck, Numismatik Ferbachstraße 6, 56203 Höhr-Grenzhausen, Tel.: 02624 5894, E-Mail: [email protected] Frank Freihofer, Fotograf www.freihofer.com HUF HAUS www.huf-haus.com Willi Kissmer, Maler www.willikissmer.de Isolde Kring, Lektorat, Produktion Kaltbachtal 32, 56377 Nassau, Tel.: 02604 7101, E-Mail: [email protected] LOTTO Rheinland-Pfalz www.lotto-rlp.de Martin Kring, Satzherstellung, Lithografie, Druckservice Emser Straße 3, 56112 Lahnstein, Tel.: 02621 9219898, E-Mail: [email protected] Harald Mante, Fotograf www.harald-mante.de und www.simultanfotografie.de Gunnar Matysiak, Designer www.sgm-werbung .de Karel Morgenstern, Designer, Kommunikationsberater, Konzeptionstexter Im Winkel 30, 56753 Trimbs, Tel.: 02654 6666, E-Mail: [email protected] Thomas Naethe, Keramiker, Fotograf In der Sayner Hütte 1, 56170 Bendorf-Sayn, Tel.: 02622 97517-62, E-Mail: [email protected] Andreas Rehmann, Fotograf www.andreas-rehmann.de Sahm, Gläser für Marken www.sahm.de Michael Schirner, Konzeptionskünstler www.sz-iam.com Jörg Schmitt-Kilian, (Krimi-)Autor www.schmitt-kilian.de Tischlerei Sommer www.tischlerei-sommer.de Rita Ternes, Keramikerin In der Sayner Hütte 1, 56170 Bendorf-Sayn, Tel.: 02622 97517-62, E-Mail: [email protected] Tetsche www.tetsche.de Michael Thomas Eduard-Verhülsdonk-Straße 38, 56564 Neuwied, [email protected] Eva Witter, Bildhauerin, Fotografin www.eva-witter.de und www.simultanfotografie.de

Ganz besonders möchte ich den oben erwähnten Personen und Unternehmen für die hilfreiche Unterstützung meines Projektes danken. Ohne sie wäre dieses Buch nicht so reichhaltig illustriert erschienen.

Stichwortverzeichnis. Stichwort

Seite

142 Adams, Manfred ADC 10 Aicher, Otl 10, 44, 72, 75, 144/145 Ando, Tadao 83, 146/147 88 Antonymie Anzeige 108, 109 108 Apollinaris Architektur 47 Arnheim, Rudolf 29 10 Arnold, Bernd Barth, Michael 10 117 Basho Batterie 56 Bauhaus 24, 25, 117, 121,122, 154, 157 Baumann, Werner 110, 132 Beckett, Samuel 115 30 Bill, Max Binomial 89 Biologie 26, 27, 30 Blattstand 27 Blumenstand 27 Botschaft 28 Brandes, Uta 160 BRAUN 81, 122, 160, 161 Breuer, Marcel 123 75 Brody, Neville Brösel 85 Bunt-Unbunt-Kontrast 78 Caravaggio CATS Chaos Chermayeff Clairvaux, Bernhard von Corporate Identity Dadaismus Design-Qualität DIN DIN-Reihe Drama Duales Denken Duales System Dynamik

163 119 18–21 119 102 145

19, 25 80 37, 48–49 26 92 61 58–59 26, 29, 73, 134

Stichwort Eiermann, Egon Einstein, Albert Emonts-pohl, Joseph Erbar, Jakob ERCO Ergänzung Escher, M. C.

Seite 142 45, 165 110 118 145 114 67

Fachwerkhaus 82 Farbe-an-sich-Kontrast 78 Farben 35, 37, 39, 68 Fibonacci-Reihe 27, 51 Film 92 Flavin, Dan 117 Fleckhaus, Willy 148/149 Freihofer 76 Friedrich II 118 FSB 145 Gegensatz 54, 56, 60 Geometrie 26, 27 Gerstner, Karl 10, 70, 72 Gestaltungselement 42 10, 90, 164 GGK Gleichgewicht 34, 54 Gliederung 39 Goethe, J. W. von 15, 50, 84, 106, 124 Goldener Schnitt 26, 50–51 Goldenes Rechteck 51 Goldsworthy, Andy 150/151 Gredinger, Paul 72 Gropius, Walter 142 19 Hadid, Zaha Haller , Fritz 46 Hangen, Heijo 46, 152/153 Hanh, Thich Nhat 103 24, 34, 35, 53, 68, 69 Harmonie 117 Heiku Hell-Dunkel-Kontrast 78, 79 142 Huf, F., G. und T. HUF HAUS 140, 142–143

172

Stichwort

Seite

IBM 164 Industrie Forum Design Hann. 160 78 Intensiv-Kontrast Itten, Johannes 68 Jacobi, Konstantin Januskopf Jarman, Derek Jeanneret-Gris, Ch.-E. Judd, Donald

10 55 117 154/155 117

78 Kalt-Warm-Kontrast Kant, Immanuel 16 Kategorischer Imperativ 16 114 Kissmer, Willi 31, 66, 116, 158 Klassik Klimt, Gustav 67 98 Klein, Yves Komplementär-Kontrast 78, 79 60 Komplexes Denken Kreativität 60, 61 155 Kubismus 30 Kultur Kunst 31, 66–67, 116 Kunstgeschichte 66, 112 Kurosawa, Akira 92 102 Küstenmacher, Tiki Laokoon Lao-Tse Le Corbusier Leibnitz, Wilhelm Leonardo da Vinci Lionni, Leo Logo Loos, Adolf Lubalin, Herb Lufthansa

116 53, 118 46, 154/155 59 32, 52 76 72, 73 10, 122 75 145

Stichwort

Seite

Magisches Quadrat 18 Magritte, René 90 Mante, Harald 77, 79, 156/157 Marketing 94–95 Mathematik 26, 27 Matisse, Henri 138 Medici, Lorenzo de 158 Mengenkontrast 76 90, 95 Mercedes-Benz Michelangelo 71, 112, 138, 158/159 Mies v. d. Rohe, Ludwig  123, 136, 142 Mindmap 23, 29 Minimal Art 117 Miller, Henry 20, 85 Modul 46, 47, 143, 152–153, 160 Modulor 46, 154 Monet, Claude 68 Morgenstern, Karel 6–7, 119 Musik 93 Naethe, Thomas Newson, Marc Non Finito Norm

81 123 112 23

Ökonomie 106 Oldenburg, Claes 67 Olympische Spiele 1972 144 Ordnungselement 36, 38, 44 Ordnungsmittel 29 Ostwald, Wilhelm 35 Pei, Ieoh Ming Pentagramm Phantasia-Land Picasso, Pablo Piktogramm Poirier, Anne et Patrick Polaritäten-Profil Positionierung Preiswerk, Michael Proportion

40 51 19 104 44, 144 67 95 95 10 31

Stichwort

Seite

RAL 37 Rahmen 73 Rams, Dieter  10, 81, 122, 144, 160/161 Raster 38–43 Ravel, Maurice 93 19 Rechter Winkel Regeln 16, 36 Rembrandt, H. van Rijn 66, 162/163 Rohe, Mies van der 123, 136, 142 Rottke, Helmut 10 Rhythmus 65 Rubens, Peter Paul 162 Ruf, Sep 142 Ruder, Emil 72, 148 Sahm 82, 122 139 Samen, Judith Scheer, Reinhold 10 Schiefe Ebene 19 Schirner, Michael 10, 128, 164/165 46 Schmitz, Manfred Schneeflocken 27 Schwarzer, Manfred 10 77 Seidlein, Cornelia von Seiwert, Lothar 102 Sengai, Gibon 105 122 Shaker Simultan-Kontrast 78 Smart 95 Sommer, Tischlerei 122 Sophokles 97 Spiekermann, Erik 72, 119 50, 51 Spirale Spitzweg, Carl 57 Sprache 84–89 123 Stam, Mart Stankowski, Anton 129–131 123 Starck, Philippe Statik 40, 73 Struktur 22–24, 31 Symmetrie 27 System 22

Stichwort

Seite

Tati, Jacques 92 Tautologie 88 Ternes, Rita 137 Tetsche 87 Tschichold, Jan 43, 72 TUI 119 148, 149 twen Typografie 72–73 Ulrichs, Timm Unordnung USM Ustinov, Peter

134 18–19 46 86

Vasarely, Victor Verkehrsschild Vermeer Visuelle Kommunikation VITRA Voltaire Wagenfeld, Wilhelm Weidemann, Kurt Werbung Wehrli, Ursus Willberg, Hans Peter Winterhager, Klaus Witz Wortspiel

31 36, 44 137 74–75 19, 146 118 117 72, 106 124–125 135 72 72 87 86

Yin und Yang Zapf, Hermann Zeichensystem Zen Zeugma Zwei

54 72 44 103, 105 87 58–59

Fette Seitenzahlen geben Auskunft über ein Schwerpunktthema. Eine fette Doppelzahl zeigt das Thema auf, das auf einer ganzen Doppelseite behandelt wird. Eine fette Doppelzahl mit Schrägstrich gibt einen Hinweis auf einen Künstler, der besonders vorgestellt wird.

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