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German Pages 232 Year 1976
Linguistische Arbeiten
36
Herausgegeben von Herbert E. Brekle, Hans Jürgen Heringer,, Christian Rohrer, Heinz Vater und Otmar Werner
Peter Eisenberg
Oberflächenstruktur und logische Struktur Untersuchungen zur Syntax und Semantik des deutschen Prädikatadjektivs
Max Niemeyer Verlag Tübingen 1976
CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Eisenberg, Peter
Oberflächenstruktur und logische Struktur : Unters, zur Syntax u. Semantik d. dt. Prädikatadjektivs. — 1. Aufl. — Tübingen : Niemeyer, 1976. · (Linguistische Arbeiten ; 36) ISBN 3-484-10251-9
ISBN 3-484-10251-9 Max Niemeyer Verlag Tübingen 1976 Alle Rechte vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photomechanischem Wege zu vervielfältigen. Printed in Germany
Für Gabriele Hansel
INHALTSVERZEICHNIS
Vorwort Teil I 1. Einleitung 1.1 Vorbemerkungen 1.2 Skizze des Rahmens
IX 1 1 3
2. 2.1 2.2 2.3 2.4
Aspekte der syntaktischen Beschreibung Syntaktische Mittel und syntaktische Struktur Syntaktische Relationen Zum Verhältnis von Morphologie und Syntax Rektion
9 9 24 38 51
3. 3.1 3.2 3.3
Syntaktische und logische Struktur Syntax der Sanantiksprache Probleme der logischen Repräsentation Die Formulierung der Ubersetzungsregeln
61 61 66 77
Teil II 4. Zur Abgrenzung der Adjektive 4.1 Die Stellung der Adjektive im System der Nominale 4.2 Adjektive und Verben
88 89 92
5. 5.1 5.2 5.2.1 5*2.2 5.3 6. 6.1 6.2 6.3
Einfache Kopulasätze Bemerkungen zur Rolle der Kopula Absolute Adjektive Individuativa Kontinuativa Zur Abgrenzung der relativen Adjektive von den Qualitätsadjektiven , Nicht satzwertige Komplemente Nominale im Dativ Präpositionalgruppen Maßangaben
, . . 1O4 . . . . . 1O4 1O6 1O6 11O 117 128 128 136 152
VIII
7.3
Mit daß eingeleitete Sätze Indirekt·*3 TY^g^päf^e . . . . . . . . . . . . . Infinitive
8. R.1 R,?
Zusanmenfassung und Schluß Klassen von adjektivischen Paradigmen Schlußberoerkungen
7,1 7.2
.eratxorverzeichnis
169 180 191 204 2O4 209 . . . . .
212
VÖKWOET
Die vorliegende Arbeit ist eine überarbeitete Fassung meiner im März 1975 am Fachbereich 1 der Technischen Universität Berlin eingereichten Dissertation. Bei der Überarbeitung wurden Fehler und Irrtümer beseitigt sowie an einzelnen Stellen Präzisierungen vorgenaimen, Außerdem wurde eine kurze Zusammenfassung hinzugefügt (Kap. 8). Struktur und die wesentlichen Argumentationsstränge der ursprünglichen Fassung blieben unberührt. Allen, die mich bei dieser Arbeit unterstützt haben, möchte ich meinen Dank aussprechen. Professor Helmut Schnelle danke ich besonders für seine verständnisvolle und vielseitig fördernde Betreuung der Arbeit. Das der Arbeit zugrunde liegende theoretische Konzept basiert auf Ergebnissen, die im Forschungsprojekt 'Sprach- und Grammatiktheorie. Untersuchungen zum Deutschen1, das seit 1972 am Fachbereich 16 der Freien Universität Berlin läuft, gewonnen wurden. Den Mitarbeitern des Projektes verdanke ich wesentliche Anregungen und Korrekturen. Ganz besonders gilt mein Dank dem Initiator des Projektes, Professor Hans-Heinrich Lieb, der stets bereit war, entstehende Probleme intensiv und umfassend zu diskutieren, was für den Fortgang der Arbeit von großem Wert war. Stimulierend für die Arbeit waren auch zahlreiche Gespräche mit Professor Renate Bartsch und meinem Freund und Kollegen Haröttut Haberland. Vorschläge und Kritik für die Überarbeitung verdanke ich neben den genannten Personen vor allem Tilman Höhle, Professor Heinz Vater und Professor Dieter Wunderlich. Frau Sandhof danke ich herzlich für ihre umsichtige und rasche Arbeit bei der Herstellung des Typoskripts. Berlin, November 1975
Peter Eisenberg
TEIL I
1
EINLEITUNG
1.1
Vorbemerkungen
In der vorliegenden Arbeit geht es um die Zuweisung von Oberflächenstrukturen und logischen Repräsentationen zu einer begrenzten Menge von Ausdrücken des Deutschen. Unter Oberflächenstrukturen werden dabei Relationen bestirnter Art verstanden, die sich in jeweils zu explizierender Weise auf Eigenschaften von sprachlichen Äußerungen beziehen lassen. Um genau zu sein, sprechen wir nicht davon, daß Strukturen sprachlichen Äußerungen als Lautereignisse bestimmter Art, sondern sog. Einheiten zugewiesen werden: morphologische Strukturen morphologischen und syntaktische Strukturen syntaktischen Einheiten. Einheiten werden allgemein als Folgen von Grundformen und diese wiederum als Folgen von Mengen von Lautereignissen angesehen. Wir befassen uns in erster Linie mit der Bestirtmung von syntaktischen Strukturen und deren jeweiliger und allgemeiner Begründung. Morphologische Strukturen werden nur am Rande mitbehandelt, es wird aber großer Wert auf die Feststellung gelegt, daß morphologische Strukturen ebenso wie syntaktische Strukturen integraler Bestandteil von Oberflächenstrukturen sind. Wir sprechen daher manchmal auch von morphosyntaktischen Strukturen. Die Zuschreibung von Strukturen zu Einheiten geschieht nicht nach operationalen Kriterien, weder im Sinne von formalen Operationen auf einzelnen Einheiten noch im Sinne eines Vergleichs von Mengen von Einheiten nach explizit semantischen Gesichtspunkten. Operationale Kriterien werden stets nur als heuristische Hilfsmittel zugelassen. Größter Wert wird jedoch darauf gelegt, eine möglichst direkte und systematische Beziehung zwischen strukturellen Merkmalen und bestimmten wahrnehmbaren Eigenschaften von Äußerungen bwz. Einheiten herzustellen. Wir können auf diesen Punkt genauer zurück. Die Argumentation ist in der gesamten Arbeit bewußt linguistisch: die Auseinandersetzung mit anderen Konzeptionen erfolgt fast ausschließlich unmittelbar über ihre Aussagen zum Gegenstand und nicht so sehr über ihre expliziten und impliziten Voraussetzungen. Eine darüber hinausgehende Diskussion allgemeiner Art
wird deshalb keineswegs als nicht notwendig oder gar nutzlos angesehen. Das Anliegen besteht aber zunächst in der Erprobung eines Ansatzes zur syntaktisch-semantischen Beschreibung natürlicher Sprachen und der direkten Konfrontation mit anderen Ansätzen. Die Darstellung bemüht sich dabei um größtmögliche Offenheit was den eigenen Standpunkt und offene Probleme angeht. Es besteht die Hoffnung, daß dadurch viele von anderer Seite überncrrmene Voraussetzungen und allgemeinere Schlüsse aus der vertretenen Position deutlich werden, deren explizite Behandlung im vorgegebenen Rahmen nicht möglich ist. Die Grundhypothese, unter der die Analyse vorgenamen wird, lautet in geraffter Form: gegeben einen geeigneten Begriff von Oberflächenstruktur, dann ist es möglich, die Bedeutungen komplexer Einheiten (im wesentlichen Sätzen) aus den Bedeutungen der elementaren Einheiten und der in der Oberflächenstruktur zur Verfügung stehenden Information zu gewinnen. Wo es nicht möglich ist, Bedeutungsdifferenzierungen zu erfassen oder Mehrdeutigkeiten aufzulösen, gibt es gute Gründe, die Phänomene als nicht in der Satzlinguistik oder der Morphosyntax behandelbar anzusehen. Zur Kennzeichnung der Bedeutung von Sätzen wird ein erweiterter Prädikatenkalkül verwendet. Dieser Kalkül ist in den letzten Jahren in mehreren Arbeiten zur Repräsentation von Bedeutungen natursprachlicher Ausdrücke verwendet worden und hat sich als äußerst flexibles und für die Beschreibung unterschiedlicher Phänomene geeignetes Mittel erwiesen. Trotzdem gibt es leistungsfähigere und der natürlichen Sprache insgesamt angemessenere Logiken. Für die vorliegende Arbeit ist das insofern unerheblich, als die syntaktische Beschreibung von der semantischen Beschreibung formal völlig unabhängig ist. Nichts bei der Formulierung von syntaktischen Strukturen geschieht in Hinblick auf die Form der semantischen Repräsentation. Der Kalkül kann für die Zwecke dieser Arbeit als angemessen gelten, solange es möglich ist, die auftretenden semantischen Probleme zu behandeln. Der Kalkül selbst und die gesamte Methode zur Kennzeichnung von Bedeutungen können geändert werden, ohne daß sich an der syntaktischen Beschreibung etwas ändert. Im zweiten Teil der Arbeit werden die wesentlichen Typen des prädikativen Adjektivs im Deutschen behandelt, wie es in einfachen Kopulasätzen auftritt. Steigerungsformen und Vergleichssätze allgemein werden nur soweit mitbetrachtet, wie es für den genannten Bereich unerläßlich ist. Obwohl also kein sehr umfangreicher Ausschnitt des Deutschen zur Diskussion steht, wird eine große Zahl von syntaktischen und semantischen Fragen angeschnitten. Es ist selbstverständlich, daß fast keine dieser Fragen umfassend und erschöpfend behandelt werden kann, vieles wird im Gegenteil nur in aller Kürze angesprochen. Es wird jedoch intner versucht, das verwendete Beschreibungsverfahren selbst genügend explizit und ausführlich zu be-
handeln, zum Teil sogar etwas über das tatsächlich Benötigte hinaus. Das gilt z. B. für die exemplarische Darstellung der morphologischen Struktur, die selbst nicht in der Analyse verwendet wird, sondern nur in sehr reduzierter Weise innerhalb der syntaktischen Struktur erscheint. Trotzdem schien es wichtig, den dahinterstehenden Gedanken zu erläutern, weil sonst leicht der Eindruck entstehen könnte, die Morphologie werde zur willkürlichen Einführung von syntaktischen Kategorien mißbraucht. 1.2
Skizze des Rahmens
Die Arbeit untersucht einen Teilbereich des Deutschen und verfolgt damit in erster Linie ein sprachtheoretisches Interesse. Der Begriff Sprachtheorie wird dabei verwendet als in Opposition stehend zum Begriff Theorie der Sprachwissenschaft. Auf die Notwendigkeit zur Unterscheidung beider Begriffe ist in letzter Zeit mehrfach hingewiesen worden, am prononciertesten in den Arbeiten von Lieb (1970:14ff., 1974:4Of.). Lieb sieht als den Gegenstand von Sprachtheorien die Klasse der natürlichen Sprachen an, als Gegenstand einer Grammatik eine einzelne Sprache oder einen 2 Idiolekt mit einem zugehörigen Sprachsystem. Sowohl Sprachtheorien als auch einzelsprachliche Grammatiken sollen in Form von Theorien im strengen Sinne formuliert werden, d. h. als angewandte axionatische Theorien, "die Carnaps Konzeption von 'teilweise interpretierten* axiomatischen Theorien in den empirischen Wissenschaften fortentwickelt." (Eisenberg u. a. 1975:64). Auf das damit aufgeworfene Problem der Interpretation von axiomatischen Theorien kann nicht eingegangen werden (vgl. Lieb 1974a:64ff.). Worauf es ankommt, ist das Verhältnis von Sprachtheorie und Einzelgrammatik: die Sprachtheorie stellt Mittel bereit, mit denen man über Sprachen reden kann, und in einer Grammatik redet man über eine bestimmte Sprache. Die Begriffe, mit denen man über eine Sprache redet, sind, soweit es sich nicht um axiomatische Konstanten der Grammatik als Theorie einer Einzelsprache oder um definierte Begriffe handelt, aus Begriffen der Sprachtheorie gewonnen, indem die auf Sprachsysteme relativierten Begriffe der Sprachtheorie auf ein bestimmtes Sprachsystem bezogen werden. Wir illustrieren das an einem Beispiel, das aus Eisenberg u. a. 1975:65 übernommen ist. 1 2
Schnelle 1 9 7 O : 3 . Komprimierte Darstellungen finden mann 1973, Eisenberg.u. a. 1975:63ff., Lieb 1975c". Zur Begrifflichkeit vgl. Lieb 197O.
sich in Bartsch/Venne-
Ist SE eine Prädikatskonstante der Sprachtheorie, / eine Variable über syntaktische Einheiten und S eine Variable über Sprachsysteme, dann gewinnen wir aus der Satzformel SE(f,S) ('f ist eine syntaktische Einheit in S 1 ) das Prädikat syntaktische Einheit in 5* durch Bindung von / und Ersetzung von S durch S*: (Xf)SE(f,S*) wobei 5* eine Konstante ist, die das behandelte Sprachsystem bezeichnet. Im Gegensatz zu Sprachtheorien und Grammatiken ist in Theorien von der Sprachwissenschaft nicht von Klassen von Sprachen oder einzelnen Sprachen, sondern eben von der Sprachwissenschaft die Rede. Die beiden wichtigsten Klassen von Theorien sind hier die Theorien von Methoden der Sprachwissenschaft (Methodologie) und die von den sprachwissenschaftlichen Beschreibungen (Grammatiktheorien) . Schnelle (197O :3) spricht in diesem Zusammenhang von der "Methodologie der linguistischen Analyse-Verfahren" und der "Logik und Analytik der Sprache der Linguistik" (letztere werden ausführlich erörtert in Schnelle 1973b), Lieb (197O:14) spricht von "Theorie der Spracherforschung" und "Theorie der Sprachbeschreibung". Von diesen Theorien wird ebenfalls gefordert, daß sie die Form von axicmatischen Theorien im oben angedeuteten Sinne haben. Die Grammatiktheorie macht nach dieser Auffassung Aussagen über die Form von Grammatiken, grammatiktheoretische Aussagen sind also nicht direkt Aussagen über Sprachen. An eine Grammatik wird die Forderung gestellt, daß sie bestimmte Eigenschaften einer Sprache adäquat beschreibt. Die Erfüllbarkeit dieser Forderung ist nicht zuletzt von der Form der Grammatik abhängig, und insofern ist es selbstverständlich, daß die Eigenschaften von Sprachen nicht irrelevant für die Grammatiktheorie sind. Dieser Standpunkt ist aber grundsätzlich verschieden von dem, der die Grammatik ihrer Form halber als Theorie einer Sprache oder Teiltheorie aller Sprachen ansieht, wie das die Standardauffassung der generativen Grammatik ist:"... es ist ... ganz natürlich anzunehmen, daß formale Eigenschaften der Basis den Rahmen für die Charakterisierung universeller Kategorien bilden. ... Sie sind — in die allgemeine Sprach-Theorie aufzunehmen als ein Teil der Definition des Begriffs 'menschliche Sprache1." (Chomsky 1965:151 f . ) . Es geht hier nicht in erster Linie um den universellen Charakter von Eigenschaften von Grammatiken, sondern darum, daß formale Eigenschaften der Grammatik identifiziert werden mit Eigenschaften von Sprachen. Sprach- und Grammatiktheorie fallen zusammen. Jedes Auftauchen wesentlich neuer Fakten führt notwendig zu einer Revision der Form der Grammatik. Andererseits wird die Form der Grammatik möglichst restringiert, denn jede solche Restriktion ist ein Beitrag zur schärferen Fassung des Begriffs 'menschliche Sprache'. Die Diskussion um die generative Grammatik ist ganz wesentlich eine um ihre Form unter dem genannten Gesichtspunkt gewesen. Das soll
5
am Beispiel einer Konzeption illustriert werden, die sich im übrigen von vielen Grundannahmen der meisten generativen Grammatiken lossagt. Vennemann, der in seiner zusammen mit Bartsch entwickelten natürlichen generativen Grammatik (Bartsch/vennemann 1972b) weder syntaktische Tiefenstrukturen im Sinne eines der Vorschläge von Chonsky noch semantische im Sinne der generativen Semantik zuläßt und, da die in der natürlichen generativen Grammatik angenommenen Tiefenstrukturen als ungeordnet angesehen werden, auch den üblichen Begriff der syntaktischen Transformation verwirft; hält doch in einem entscheidenden Punkt an Chonsky fest: die formalen Eigenschaften von Regeln, die Tiefenin Oberflächenstrukturen überführen, werden als Eigenschaften von Sprachen angesehen. Die Tiefenstrukturen der natürlichen generativen Grammatik sind prädikatenlogische Ausdrücke. Eine prädikatenlogische Wiedergabe von Bedeutungen natursprachlicher Sätze führt fast immer dazu, daß in ihr mehr Einheiten der logischen Kategorie Satz oder Sät z formet auftauchen als Einheiten der syntaktischen Kategorie Satz in der zugehörigen Oberflächenstruktur. Die transformationeile Komponente enthält daher notwendig Regeln, die Strukturen 'flacher1 machen. Sieht man die Transformationskcmponente lediglich als Ubersetzungsmechanismus an, so ist diese Tatsache sprachtheoretisch uninteressant. Vennemann (1973a:263) schreibt aber dazu: "Die syntaktischen Regeln, nach denen komplexe prädikate erzeugt werden, unterliegen sämtlich und in allen sprachen einem ganz bestiumten bildungsprinzip, das ich argumenterhebungsprinzip nenne." (Hervorhebung im Original) . 'erzeugen' wird hier im wörtlichen Sinne gebraucht: was erzeugt wird, existiert auch, und was etwas erzeugt, existiert ebenfalls. In Vennemann 1973b ist mehrfach von der Existenz des Argumenterhebungsprinzips die Rede (z. B. 15, 23), das damit zu einer Eigenschaft von Sprachen wird. Andererseits wird es als "a principle governing the construction of grammars" (1973b :24) bezeichnet. Eigenschaften der Grammatik und Eigenschaften der Sprache sind nicht mehr voneinander zu trennen, und konsequent heißt es ( 1973b:22): "The argument raising principle is thus a principle by which syntactic systems are constructed in the evolution of languages. It must have seme intrinsic conceptual value to the linguistic mind of human beings." Eins der entscheidenden Probleme bei einer solchen Auffassung von Grammatiktheorie ist das der empirischen überprüfbarkeit. VenneVgl. dazu auch: "Finally, we must not overestimate the language-dependence of linguistics as presently conceived by many, especially those influenced by Chomsky ... In the case of syntax, we must avoid interpreting purely grammatical categories and constructions along with the structuralist, immanently, lest there be no sense in asking about universals." (Bar-Hillel/ Malino/Margalit 1973:42). Deutlicher als damit, daß man die Frage nach der "language-dependence" der Linguistik aufwirft, kann man die Warnung kaum formulieren.
mann hebt selbst hervor, daß der Beobachtung lediglich Lautereignisse und gewisse semantische Eigenschaften, die sprachlichen Äußerungen zugeschrieben werden können, zugänglich sind (1973b:3ff.). Die Identifizierung von Eigenschaften von grannatischen Regeln mit Eigenschaften von Sprachen rückt diese Spracheigenschaften in den Bereich des Nichtüberprüfbaren, jedenfalls dann, wenn man die Versuche der im Anschluß an die generative Grammatik entstandenen Psycholinguistik, syntaktische Regeln als durch Experiment nachweisbare psychische Realität zu begreifen, als gescheitert ansieht. Unabhängig von der Frage der empirischen Überprüfbarkeit ist für die generativen Grammatiken das Problem erörtert worden, ob sie formal als Theorien in einem strengen Sinne aufgefaßt werden können. Verfahren, mit denen man aus grammatischen Regeln Ausdrücke gewinnen kann, die formal den Anforderungen an 4 Sätze einer Theorie genügen, sind von Wang vorgeschlagen worden. Lieb (1967) diskutiert Möglichkeiten, grammatische Regeln so zu unterpretieren, daß sie "may be understood as statements on the intended subject matter of the grammar" (1974:52), d. h. als Aussagen über Sprachen. Für Lieb ergibt sich die Notwendigkeit einer Uminterpretation der grammatischen Regeln daraus, daß nach der "offiziellen Lesart" Kategoriennamen in diesen Regeln als Namen für Zeichen und das Ersetzungszeichen als Anweisung zur Manipulation von Zeichenketten anzusehen, eine grammatische Regel also nicht als Aussage über sprachliche Entitäten interpretierbar ist. Eine Uminterpretation hätte entsprechend davon auszugehen, daß Kategoriennamen als Namen für Klassen von Elementen des Sprachsystems, bei Lieb L-oonstructs genannt, anzusehen wären. Die Ansichten über den Sinn und Erfolg solcher Umschreibungs- und Umdeutungsversuche sind geteilt. Während Wunderlich (1973b:192) meint: "Der Umstand, daß Chomskys Syntax nicht in der üblichen Form axiomatischer Theorien formuliert sind, ist vermutlich unbedeutend." ist Lieb selbst wesentlich skeptischer. Für die aufgrund von Wangs Vorschlag zu ermittelnde Theorie sieht er sowohl Schwierigkeiten bezüglich einer adäquaten Wiedergabe des mit der Grammatik 'Gemeinte' als auch in Hinsicht auf die Konsistenz und Interpretierbarkait der Theorie, vgl. Lieb 1974:55ff. Grundsätzlich aber stellt sich die Frage: warum komplizierte lindeutungen und Umschreibungen in axiomatische Theorien, wenn man die Grammatik gleich als eine solche Theorie formulieren und damit zugleich gewissen Mißinterpretationen und Unklarheiten aus dem Weg gehen kann? Z. B. Wang 1971, 1972: Vgl. auch die Beispiele für eine prädikatenlogische Notierung von Formations- und Transformationsregeln in Schnelle 197O:24f. Das hat zunächst nichts mit der Anerkennung von Oberflächenstrukturen als einzigen morphosyntaktischen Strukturen zu tun. In Lieb 1967:272 wird ausdrücklich die Forderung nach Tiefenstrukturen erhoben.
Die Aussagen, die in dieser Arbeit über einen Teilbereich des Deutschen gemacht werden, haben nicht die Form von Sätzen einer Theorie. Es wird aber davon ausgegangen, daß sie sich in eine solche Form bringen lassen. Damit sind einmal bestimmte andere Deutungen von syntaktischen Strukturen, logischen Strukturen und übersetzungsregeln ausgeschlossen. Zum anderen wird auch in der im Prinzip informellen Darstellung ein gewisser Wert auf terminologische Klarheit und jeweils möglichst genaue Bestimmung dessen gelegt, wovon gerade die Rede ist. Die verwendete Begrifflichkeit ist zum größten Teil in Hinsicht auf ihre Vervgendung in axiomatischen Grammatiken bzw. einer entsprechenden vorausgesetzten Sprachtheorie entwickelt worden (im wesentlichen in Lieb 1972). Es erschien aus diesen Gründen notwendig, den theoretischen Hintergrund wenigstens kurz darzustellen. Die Ergebnisse, die sich unter den bisher umrissenen Voraussetzungen erzielen lassen, sind in bestimmter Hinsicht begrenzt: sie beziehen sich ausschließlich auf das syntaktisch-semantische Teilsystan des Deutschen. Innerhalb der syntaktischen Beschreibung selbst sind mit der Beschärnkung auf Oberflächenstrukturen und der engen Beziehung, die zwischen strukturellen Merkmalen und wahrnehmbaren Eigenschaften von Äußerungen gefordert wird, manche Desambiguierungen, die für syntaktische Beschreibungen in anderen Modellen selbstverständlich sind, nicht möglich, vgl. dazu 2.1. Weiter ist es prinzipiell ausgeschlossen, daß die Syntax in bestimmten Bereichen in die Pragmatik hinein verlängert wird, wie das in einigen Konzeptionen der generativen Grammatik vorgeschlagen worden ist, in denen die eigentlich zu beschreibenden Sätze als Komplemente zu übergeordneten performativen Verben angesehen werden, vgl. z. B. in Sadock 1968, Ross 197O. Wir vertreten die Auffassung, daß sowohl mit der Explikation bestimmter Mehrdeutigkeiten in der syntaktischen Beschreibung als auch mit der Ausdehnung des Geltungsbereichs der Syntax in die Pragmatik schwerwiegende Probleme der Abgrenzung der Teilsystene einer Sprache geschaffen werden, die sich nachteilig auf die Beschreibungen innerhalb der Teilsysteme auswirken, weil weder ein klarer Begriff von Syntax noch von Pragmatik besteht. Einen ähnlichen Standpunkt nehmen wir, wie später im einzelnen dargelegt wird, auch hinsichtlich des Verhältnisses von Syntax und Morphologie ein. Es wird ein Modell vorausgesetzt, in dem zwar die unterschiedlichen Eigenschaften von Sprachen bzw. Sprachsystemen beschrieben werden können, in dem aber andererseits die Teilsysteme getrennt betrachtet werden können soweit das möglich und systematisch aufeinander bezogen werden können, soweit das notsrendig ist. Vorschläge, die solchen Vorstellungen entgegenkommen, finden sich in Wunder-
8
Andererseits sollen die Eigenschaften von sprachlichen Äußerungen, die als relevant für die Beschreibung des syntaktischen Teilsystems gelten können, konsequent 'ausgebeutet' werden. Dazu gehört insbesondere auch die Integration einer Beschreibung der Satzintonation in die syntaktische Struktur, und zwar nicht als Teil einer rein interpretativen phonologischen Komponente (vgl. z. B. Bierwisch 1966, Chomsky/Halle 1968), sondern als echter Bestandteil der syntaktischen Struktur. Nach dieser Auffassung "-ist intonation syntax." Im Rahmen des hier verwendeten Ansatzes zur syntaktischen Beschreibung sind die ersten systematischen Untersuchungen zur Rolle der Intonation von Opalka (1974) durchgeführt worden. Die vorliegende Arbeit berücksichtigt die Intonation bei der syntaktischen Beschreibung nicht. Das hat vor allem zur Folge, daß in der semantischen Repräsentation nicht zwischen Voraussetzungen und Folgerungen unterschieden wird, denn ohne systematische Einbeziehung der Intonation ist, wie etwa aus Vennemann (i. E.) hervorgeht, eine befriedigende Behandlung dieses Problans nicht möglich. Wir haben uns bemüht, in diesem kurzen Überblick Anliegen und Grenzen der vorliegenden Arbeit deutlich zu machen. Das kann als gelungen gelten, wenn klargeworden ist, daß die bestehenden Beschränkungen nicht auf unbewußte Auslassungen oder Mängel des verwendeten Ansatzes, sondern auf die ihm zugrundeliegende Systematik und die Systematik seiner Ausarbeitung und Füllung durch Einzeluntersuchungen zurückgehen.
Vennemann 1973a:277. Für eine Integration von Intonationsregeln in den syntaktischen Derivationsprozeß argumentiert z. B. Bresnan ( 1 9 7 2 ) . Zur Kritik der Auffassung von "intonation als redundante Verschönerung von Sätzen" (Vennemann
2.
ASPEKTE DER SYNTAKTISCHEN BESCHREIBUNG
2.1
Syntaktische Mittel und syntaktische Struktur
In diesem Abschnitt wird zunächst der im weiteren verwendete Begriff von syntaktischer Struktur expliziert, wie er in Lieb 1972 entwickelt und, mit geringen Modifikationen, zum ersten Mal in Eisenberg u. a. 1975 zur Erfassung eines grösseren Bereiches der Syntax des Deutschen verwendet wurde. Unsere Darstellung ist informell und ausschließlich dazu bestimmt, die zum Verständnis der folgenden Teile dieser Arbeit notwendige Information bereitzustellen. Auf Vollständigkeit in der Darstellung wird daher ebenso verzichtet wie auf die formal durchgeführte Einführung der verwendeten Begriffe. Im zweiten Teil des Abschnitts werden einige wesentliche Charakteristika des hier verwendeten Ansatzes durch Konfrontation mit anderen Ansätzen herausgestellt. Wir gehen aus von den syntaktischen Grundformen. Für das Deutsche werden als syntaktische Grundformen angesetzt: Wortformen (blau, würde, Autos,...}, Verschmelzungen (im, ans,...), Wortreste (Geschichte in Geschichte- und Lateinlehr-er) sowie Pseudowortformen (Handtuch in er wirft das Handtuch, d. h. Pseudowortformen sind Teile von Wendungen). Syntaktische Grundformen werden unter der Voraussetzung der Betrachtung gesprochener Sprache als Folge von Phonemen und diese wiederum als Menge von Lautereignissen angesehen. Bestimmte Folgen von syntaktischen Grundformen werden syntaktische Einheiten genannt, wobei zwischen einfachen und komplexen Einheiten unterschieden wird. Syntaktische Einheiten werden in der üblichen mengentheoretischen Schreibweise als Mengen von geordneten Paaren repräsentiert, wobei das Erstglied eines Paares eine natürliche Zahl und das Zweitglied eine syntaktische Grundform ist. EinfaLieb (1972:8) zählt zu den Grundformen auch das 'leere Wort' als leere Folge von Phonemen. Diese Grundform wird, wie sich inzwischen herausgestellt hat, wahrscheinlich nicht benötigt.
10
ehe syntaktische Einheiten sind: Einerfolgen von Grundformen ({} f {} ...), Wortformzerlegungen ({, } vs. {}, zusammengesetzte Formen von elementaren Paradigmen ({f , }. Die Vereinigung von Nonina und Nominalgruppen bezeichnen wir auch als Nominale. 'Nominal' ist jedoch keine Konstituentenkategorie. Alle NGr sind komplexe syntaktische Einheiten. b) Präpositionalgruppen (PrGr). Sie enthalten als erstes Zweitglied eine Präposition, gefolgt von einer Positionsvariante eines Ncminals, also z. B.: {, }, {, , }. Obwohl die PrGr zu den komplexen Konstituentenkategorien gehört, enthält sie, wie das erste Beispiel zeigt, auch einfache syntaktische Einheiten. Das liegt daran, daß 'Nominal1 auch die Elemente der einfachen Kategorie Nonen umfaßt. c) Satz (S). Die Struktur von Sätzen wird in mehreren der folgenden Abschnitte ausführlich diskutiert. Auf eine vorläufige Charakterisierung wird daher verzichtet. Es muß betont werden, daß in keinem einzigen der aufgeführten Fälle hinreichende Bedingungen für die Zugehörigkeit einer syntaktischen Einheit zu einer Kategorie angegeben wurden, jedenfalls ist das nicht beabsichtigt. Die vollständige Angabe von Wohlgeformtheitsbedingungen, entsprechend den 'Formationsregeln1 , kann auch für Teilbereiche des Deutschen erst angestrebt werden, wenn größere Materialmengen bearbeitet sind. Auch dazu will die vorliegende Arbeit, wenn auch indirekt, einen Beitrag leisten. Jeder syntaktischen Einheit einer Sprache kann eine Konstituentenstruktur zugeordnet werden. Beispielsweise könnte der syntaktischen Einheit (1a) die Konstituentenstruktur (1b) zugewiesen werden. Zur Behandlung von geschlafen zu haben in Er behauptet, geschlafen zu haben vgl. § 7.3. Eine Analyse der Verbparadigmen des Deutschen wird in Lieb 1972:21f. gegeben.
14 (1) a. {} b. {, , , ,
Eine Konstituentenstruktur ist nach dieser Auffassung eine zweistellige Relation zwischen Mengen von natürlichen Zahlen und Konstituentenkategorien. (1b) gibt eine solche Relation in der Schreibweise als Menge von geordneten Paaren an. Jede solche Relation läßt sich auf offensichtliche Weise durch ein Baumdiagranm repräsentieren. Überkreuzungen in Strukturbäumen sind ausdrücklich zugelassen. Für die syntaktische Einheit (1a) zusammen mit der Konstituentenstruktur (1b) würde sich ergeben:
(2) l N
1
Der
\ N 1 N
1 V
2
3
Briefträger
wird
1 V Adv
1 V
4
5
regelmäßig
gebi
Ob einer bestimmten syntaktischen Einheit eine bestimmte Struktur zugewiesen werden kann, hängt davon ab, ob die Einheit die für den Aufbau der jeweiligen Konstituenten gegebenen Bedingungen erfüllt. Eine Konstituente wird dabei angesehen als ein Teil der syntaktischen Einheit, der bei einer gegebenen Konstituentenstruktur einer Konstituentenkategorie zugeordnet ist. Ist f die syntaktische Einheit in (1a) und k die Konstituentenstruktur in (1b), so sind z. B. {, } und {}, '''
2. 2.1
μ (reelle Zahlen) σ (Substanzen)
e) ur υΊ, w2, u2, v2,... f) dr er d2, e2,...
g (Vorg nge und Zust nde) τ (Ereignisse und Tatsachen) δ (Dimensionen)
Variablen t c, al , b 1.1 , cl }... a)\ a, b, b) 1Λ m, n} l 3 m , n },..
μ
c) s. t, s v t ,...
σ
d) p, q} τ, p , q 3.. . e)s u, v, w, u1, ν 1Λ... f) d} e, d , e ,...
S
d
1.2
Typ $ ( 'Dinge' )
) P2' ^23
Γ 3 P 3 q
1
Funktoren Termenfunktoren
2.1.1 Konstanten
2
2'"'
τ δ
62
2.1.2 Variablen f 2 i Tf2 ) J f3 t · - ·
2.2
Prädikatfunktoren -V, { } *
3.
Prädikate
3.1
Konstanten Aa, Äb}..., Ba, Bb,...
3.2
Variablen VA, VB, VC}...
4. 4.1
Verknüpfungszeichen Einstellig r«j
4.2
Zweistellig , v, =,·*->·
5.
Sonderzeichen (, ), =,
,
,
,
,
Bemerkungen zu A. Die Namen der Prädikatskonstanten sind rein mnemotechnisch motiviert (Bl = blau usw.). Funktoren und Prädikate sind weiter nach der Stelligkeit und den jeweils zugelassenen Individuentypen zu klassifizieren. Die Formationsregeln haben sich auf beide Klassifizierungen zu beziehen. Für die Stelligkeit läßt sich das noch zwanglos in allgemeiner Form andeuten, für die Restriktionen über den Individuentypen würde man ein verwirrendes System von Indizes verwenden müssen. Wir werden bei der Analyse in Teil II vielfach auf solche Restriktionen Bezug nehmen und sie für einzelne Prädikate angeben. Allgemein wird nur vorausgesetzt, daß bestimmte Prädikate an bestimmten Argumentstellen restringiert sind und es kein Problem darstellt, solche Restriktionen in der Syntax zu verankern. Kommt es uns auf den Typ der verwendeten Individuenterme nicht an, so gebrauchen wir als Konstanten , y , z ... und als Variablen x, y, z, , y ... B.
Formationsregeln
Zur Formulierung der Regeln unter B, C und D werden als metasprachliche Variablen unterstrichene Buchstaben verwendet, und zwar v., v. ... für Individuenzeichen,
63
f_., f_. ... für Funktoren, t., t. ... für Tenne, P . , P· ... für Prädikate, F . , F. ... für Satzformeln, i5., S_. ... für Sätze, k . , k. ... für zweistellige Verknüpfungszeichen und A., A. ... für beliebige Ausdrücke der Semantiksprache, d. h. Ausdrücke, die mithilfe der Regeln unter B, C und D gebildet werden können. Vorausgesetzt wird der Begriff der freien Variablen im üblichen Sinne. 1. Bildung von Prädikaten
a) Ist S^. ein Satz, dann ist {S.}* ein einstelliges Prädikat über Terme von Typ . b) Ist P. ein Prädikat beliebiger Stellenzahl, dann ist P.-7 ein einstelliges Prädikat über Terme von Typ g. c) Ist P. ein Prädikat und F eine Satzformel der Form P. (.. .v...,.. . v . _ , . . . v. ,...) mit den Individuenvariablen Yvif-v, / dann sind alle ( ., ,... < k S_. ist 3.2
S_. ableitbar.
Probleme der logischen Repräsentation
Im Kommentar zu den Formationsregeln der Semantiksprache ist bereits darauf hingewiesen worden, daß zu einer vollständigen Syntax dieser Sprache auch Angaben 2 über Zahl und mögliche Typen von Argumenten für alle Prädikate gehören. Das ist für die Semantiksprache eine zwar nicht unabdingbare, aber doch naheliegende Forderung. Carnap (1960:145) führt den l-Operator anders ein, als es in der auf Russell zurückgehenden Form (5a) geschieht. Carnaps Definition berücksichtigt den mit (5a) nicht erfaßten Fall, daß das Individuum, das mit dem mithilfe des l-Operators gebildeten Term bezeichnet werden soll, nicht existiert oder nicht als einziges die Eigenschaft hat, die ihm mit dem von P bezeichneten Prädikat zugewiesen wird. Der Einfachheit halber und weil daraus keine Verwirrung entstehen kann, sprechen wir im folgenden sowohl von Typen von Argumenten und Ausdrücken als auch von Dingen, reellen Zahlen usw. als Typen.
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Es erhebt sich dann die Frage, ob sich aus der Syntax der natürlichen Sprache etwas über das Typensystem entnehmen läßt, und wenn ja, wieviel. Behandelt man das Typenproblem in der Semantiksprache rein syntaktisch, so ist damit letztlich die Frage aufgeworfen, wie genau sich Sätze der natürlichen Sprache mit ihren syntaktischen Strukturen auf Sätze der Sanantiksprache mit ihren syntaktischen Strukturen abbilden lassen. Die Spezifizierung von Prädikaten hinsichtlich der für sie geltenden Typen-Restriktionen ist zwar kein Hauptanliegen dieser Arbeit; die Klassifizierung der Individuentenne nach Typen, wie sie im vorausgehenden Abschnitt vorgenatmen wurde, dient aber dennoch dazu, wenigstens im Ansatz zu Aussagen über die Bedeutung von oberflächensyntaktischen Strukturen in unserem Sinne für das Typensystem zu kamen. Bezüglich des Verhältnisses von Syntax und Typensystem sind in der neueren Diskussion sehr unterschiedliche Standpunkte bezogen worden. In der Linguistik wird insbesondere seit der Einführung der Regeln zur strikten Subkategorisierung (Bestimmung der Stellenzahl von Prädikaten) und Selektion (Individuentypen bzw. Bestimmung, welche 'Argumentstellen1 mit welchen Individuentypen zu besetzen sind) in Chomsky 1965 häufig die Ansicht vertreten, das Typenproblem sei weitgehend in der Syntax lösbar. Chomsky (1965:188ff.) hat die Gefahr der überfrachtung der Syntax durch semantische Information, die sich aus der Klassifizierung der Nomina mithilfe von 'syntaktischen' Merkmalen wie belebt, abstrakt usw. ergibt, selbst beim Namen genannt, macht aber geltend, man solle "Subkategorisierungsinformation nicht unanalysierter semantischer Intuition überantworten, sondern stattdessen lieber versuchen, die syntaktische Analyse bis zu einem Punkt voranzutreiben, wo sie solche Information liefern kann" (1965:103). Jedenfalls gehört dieser Bereich der Subkategorisierung für Chcmsky nicht unabdingbar zur Syntax, vorausgesetzt, es steht eine befriedigendere Lösung in der Semantik zur Verfügung, als sie von der Katz1sehen interpretativen Semantik angeboten wird. Das Problem stellt sich - sieht man von Fehlen einer angemessenen Semantiksprache ab - für Chcmsky als eines der Abgrenzung von syntaktischer und semantischer Beschreibung. Wir fragen dagegen nicht, ob und wie sich bestimmte semantisch jedenfalls notwendige Klassifizierungen in einer syntaktischen Beschreibung darstellen lassen, sondern wieviel sich über sie aus der Oberflächenstruktur entnehmen läßt. Vgl. dazu die Diskussion in Kummer 1971, in der die Interpretation von Chomskys Vorschlägen in Hinsicht auf eine Typentheorie vorgenommen wird.
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Soweit die Bestürmung der Typen von Prädikaten in den Bereich der strikten Subkategorisierung fällt, ist sie nach Chomskys Auffassung iirmer der syntaktischen Beschreibung zu entnehmen. Die in der Sprachphilosophie und Logik über das Typenproblem geführte Diskussion geht, soweit sie sich explizit auf natürliche Sprachen bezieht, in vielen Fällen von der Betrachtung syntaktisch wohlgeformter Sätze aus und sieht es als ihre Aufgabe an, Kriterien dafür zu entwickeln, ob in einem Satz Typenfehler auftreten, vgl. z. B. Satmers 1963, Drange 1966 und insbesondere Thonason 1972. Dabei kommt es leicht zu der Ansicht, als habe das syntaktische System einer Sprache nichts mit dem Typensystem zu tun. Thcmason, der in seiner Arbeit explizit die Versuche der generativen Syntax und interpretativen Semantik zum Typenproblem reflektiert, kämmt zu dem Schluß "They show it to be impossible to obtain a complete account [of sortal incorrectness] in this way, and added to other arguments tend to make the task of building a partial theory rather unattractive." (1972:215). Der Hauptgesichtspunkt für die Unlösbarkeit des Typenproblems in der Syntax ist für Thcmason das sogenannte Referenzprinzip (principle of referentiality), das besagt, daß "whenever a sentence having the form Pt [Prädikat-Term] is sortally correct and s - t is true, then Ps is also sortally correct." (a.a.O., 212). (1) a. The velocity of light is shiny b. The velocity of light is what I am now thinking of b. What I am now thinking of is shiny
So kann unter der Voraussetzung eines Typenfehlers in (1a) und der Wahrheit von (1b) der Satz (1c) typenmäßig falsch oder richtig sein, je nachdem, ob ich an die Lichtgeschwindigkeit oder an mein Auto denke. Da aus der Form von (1c) nicht sichtbar wird, ob das eine oder das andere der Fall ist, kann die Typenrichtigkeit mithilfe der syntaktischen Beschreibung des Satzes nicht überprüft werden. Diesem Schluß hat man sicher zuzustimmen, keineswegs jedoch dem weitergehenden, daß die Syntax mit der Typenbestimmung nichts zu tun habe, was Interesse erregen könnte. Zunächst ist klar, daß mithilfe der Syntax viele Aussagen über Typenzuordnungen möglich sind. Die Stellenzahl von Prädikaten korrespondiert i. a. direkt mit der Stellenzahl bzw. Wertigkeit von Verben, Adjektiven oder Substantiven. Aber auch über die Typen der Argumente, die bestimmte Stellen von Prädikaten besetzen, lassen sich Aussagen machen. Wenn Quine (1960:192) schreibt "Ordinary language has its that clauses, and such clauses ... function gramatically as singular terms ..., thus evidently purporting to designate something", so wer-
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den damit die beiden Hauptgesichtspunkte genannt, nach denen Einheiten mit bestimmten syntaktischen Eigenschaften Einheiten mit bestimmten logischen Kategorien zugeordnet werden, nämlich nach ihrer (morpho-syntaktischen) Form und ihrer Funktion. Nach den gleichen Kriterien lassen sich neben den logischen Hauptkategorien (den 'Konstituentenkategorien1 wie sie in der Syntax von § 3.1. vorkommen) auch Subkategorien im Sinne eines Typensystems zuweisen. So bezeichnet ein daß-Satz beispielsweise auf keinen Fall eine Entität vom Typ Ding, reelle Zahl oder Substanz. Damit ist noch nicht'gesagt, was er bezeichnen kann, aber gewisse Einschränkungen sind jedenfalls schon auf den ersten Blick möglich. Bevor darauf etwas weiter eingegangen wird, soll Stellung zu Thonasons Zweifeln an der Motivation für eine teilweise Bearbeitung des Typenproblems in der Syntax genommen werden. M. E. sind diese Zweifel mindestens aus den folgenden beiden Gründen nicht berechtigt. 1) Nur wenn man den 'Reflex eines Typensystems in der Syntax1 einer natürlichen Sprache voll erfaßt, kann man sich die Aufgabe stellen, Sätze einer Semantiksprache wie des Prädikatenkalküls in Sätze der natürlichen Sprache zu übersetzen, wenn man die natürliche Sprache nicht rigide restringieren will. Man wird zu einem Ausdruck der Semantiksprache i. a. nur dann alle möglichen Übersetzungen in die natürliche Sprache finden, wenn man die syntaktische Information auffinden kann, die in die Typenzuweisung eingeht. 2) Ein großer Teil der überprüfbaren Aussagen darüber, 'wie sich Realität in der Sprache spiegelt1 und 'welche Ontologie in der Sprache steckt', werden sinnvoll als Aussagen über das Verhältnis von sprachlicher und logischer Form und damit von sprachlicher Form und Typ des Bezeichneten gemacht. Zwar ist nicht gesagt, daß man semantisch signifikante Unterschiede zwischen Typen, die eine Rolle für die Syntax der natürlichen Sprache spielen und solchen, für die das nicht gilt, feststellen kann. Man gewinnt aber Kriterien für die Entscheidung, wann man im Zusammenhang einer Typendifferezierung über Eigenschaften der natürlichen Sprache redet und wann nicht. Erwähnenswert, wenn auch nicht als Motivation für die Behandlung des Typenproblems in der Syntax geeignet, scheint weiter zu sein, daß in dem Bereich, in dem sich Typenzuordnungen aufgrund syntaktischer Kriterien durchführen lassen, gewisse klassische Schwierigkeiten bei der Typenzuordnung nicht auftreten. Zu einer dieser Schwierigkeiten schreibt Kummer (1971:106): "Der Typus eines Prädikats entscheidet sich ... nach der Zahl der Argumente, ihrer syntaktischen Kategorie und den ... Typen, denen diese Argumente angehören, während die Typen der Argumente durch die Prädikattypen definiert werden, mit denen sie als Argumente fungieren können.
70 Dieser Zirkel der gegenseitigen Definition ... kennzeichnet alle Versuche, T.C.s [type crossings, d.h. Typenfehler] zu erklären."
Ein solcher Zirkel ergibt sich für die 'syntaktische Typenbestimmung' nicht. Verben und Adjektive werden zwar nach Zahl und Form der Ergänzungen klassifiziert, diese aber nicht nach ihrem Auftreten bei Verben oder Adjektiven, sondern nach nKsrphosyntaktischen Eigenschaften, die sie selbst aufweisen. Wenn aber, was auch vorkamt (vgl. die Behandlung der daß-Sätze in § 7.1), Ergänzungen der gleichen Form je nach dem Adjektiv oder Verb, bei dem sie vorkamen, als unterschiedlich im Typ angesehen werden, dann beruht die nunmehr entscheidende Verhnarkierung keinesfalls allein auf der Form dieser Ergänzung, denn unter diesen Umständen wäre eine Unterscheidung der Verbklassen gar nicht möglich. Ebensowenig tritt in diesem Bereich das ebenfalls von Kummer (1971:105) dargestellte Blacksche Typenparadox auf, das sich ergibt, wenn man die ursprünglich von Russell gegebene Definition für Typenidentität voraussetzt. Diese besagt, daß A und B von selben Typ sind, g.d.w. "given any fact of which A is a constituent, there is a corresponding fact which has B as a constituent, which 4 either results by substituting B for A or is the negation of what so results." Kummer (ebd.) gibt das Beispiel (2)
a. Aristoteles ist ein Philosoph b. Russell ist ein Philosoph
und stellt fest, daß man über (3a) und (3b) dazu kamt, daß (3c) typenmäßig falsch und richtig sein muß. (3) a. Über Rüssel wird nachgedacht b. Über die Kontinuität wird nachgedacht c. Die Kontinuität ist ein Philosoph
Wenn der Fall in der Syntax behandelbar ist, so bedeutet das, daß der Typ bestimmt wird relativ zu einer syntaktischen Struktur. Das ist ganz analog zu sehen zu Thcmasons Hinweis, nicht einem Ausdruck an sich käme ein Typ zu, sondern einem Ausdruck in einer Situation (in der er etwas Bestimmtes bezeichnet). Das bedeutet, daß Itusaell und die Kontinuität in (3a) und (3b) von gleichen Typ sein können, ohne es in (2b) und (3c) sein zu müssen. In seiner Begründung für die Einführung zweier Individuentypen, nämlich des Russell 1924:Bd. l, 371, zitiert nach Kummer 1971:104.
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Dingtyps (thing-type) und Ereignistyps (event-type) argumentiert Reichenbach (1974:267) ganz im Sinne der hier vertretenen Auffassung, wenn er schreibt: "An analysis shows that the distinction betwen these two types of individuals is also made in conversational language, and that language has developed forms of speech for both kinds of arguments."
Auch Bartsch (1972:78ff.) gibt bei der Einführung von Individuentypen an, welches die Kategorien der natursprachlichen Ausdrücke sind, mit denen man Individuen eines bestimmten Typs bezeichnet. So wird nach Bartsch (ebd.) durch Verben, Kopula und Prädikatsnomen und einige andere Klassen von Ausdrücken auf Vorgänge und Zustände referiert. Die Einführung dieses Individuentyps rechtfertigt Bartsch z. B. damit, daß modale Adverbien (Adverbien der Art und Weise) wie in Karl trinkt hastig nicht in Prädikate über Dinge, sondern in solche über das vom Verb Bezeichnete, einen Vorgang, zu übersetzen seien. Das Verb ist also einmal als Prädikat über den Individuenterm aufzufassen, den man aus der Übersetzung des Subjekts gewinnt, zum anderen aber soll aus der Übersetzung des Verbs ein Term hervorgehen, der als Argument für weitere Prädikationen verwendet werden kann. Formal verschafft sich Bartsch die Möglichkeit, über Vorgänge und Zustände in der Semantiksprache Aussagen machen zu können, durch das im Grundsatzschema 7 (§ 3.1 ) wiedergegebene V-splitting, mit dessen Hilfe jeder Ausdruck der Form rechts vom Aguivalenzzeichen umformbar sein soll, solange das Prädikat eines über Individuen vcm Typ $ (Dinge) ist (vgl. Bartsch 1972:86). Bartsch führt das V-splitting nicht über ein Grundsatzschema, sondern über eine sogenannte Gebrauchsdefinition ein, deren genaue Form in (4a) wiedergegeben ist. (4)
a. (Er) (Pr((x,,...,x ),r). F-V(r)) +->· F (x, , . . . ,x ) n b. (Er) (Pr(x^,T) Tr-V(r)) ++ Tr(x{) *·*·
\*J·*-/
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' * - / » » · /
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1.
\ n.
,
In (4b) ist als Beispiel (mit geringen Abweichungen in der Notation) die Äquivalenz für Tr(x.) (Karl trinkt) angegeben. Auf diese Weise ist es also möglich, den vcm Verb bezeichneten Vorgang oder Zustand von seiner Funktion als Prädikat über das vom Subjekt, Objekt usw. Bezeichnete zu trennen. Bezüglich (4a) müssen andere Fragen aufgeworfen werden. Es erscheint zunächst zweifelhaft, daß die Umformung tatsächlich auf jeden Ausdruck der Form F(x*,...}x ) anwendbar ist. Vorgänge und Zustände sind modifizierbar hinsichtlich Modalität (5), Intensität (6) und Extensität (7): (5) a. Karl singt wunderbar b. Karl singt schön c. Emil läuft schnell
72 (6) a. Egon freut sich sehr b. Egon ist schön müde (7) a. Der Zug ist sehr lang b. Die Sonnenblume ist wunderbar hoch
Nun gibt es natursprachliche Ausdrücke, die in Prädikate übersetzt werden, aber aus syntaktischen Gründen mit keinem der in (5) bis (7) genannten Typen von modifiers verbunden werden können: (8) a. Hartmut ist ein Däne b. *Hartmut ist sehr ein Däne c. *Hartmut ist schön ein Däne
Semantisch kann man den Unterschied zwischen (8) und (5) bis (7) vorläufig so charakterisieren, daß es sich beim 'Däne-Sein' um einen 'nicht modifizierbaren' Zustand handelt. Man könnte für solche Zustände die Bezeichnung Eigenschaft reservieren. Läßt man eine Unformung nach (4a) auch für solche Fälle zu, so erhält man nicht nur einen Ausdruck mit überflüssiger Komplexität, sondern man läßt auch die Möglichkeit aus, aus der syntaktischen Struktur auf die Anwendbarkeit von (4a) zu schließen. (4a) wäre danach als zu unrestringiert anzusehen. Etwas später wird gezeigt, daß (4a) in anderer Beziehung zu wenig eingeschränkt ist. Eine weitere Frage ist, ob man Vorgänge und Zustände syntaktisch unterscheiden kann. Nahegelegt wird ein solcher Versuch etwa dadurch, daß schön und wunderbar in (5) Modalitätsangaben, in (6) und (7) aber Intensitäts- bzw. Extensitätsangaben sind, und dieser Unterschied auf den von Verb und Adjektiv bezogen werden könnte. Allgemein läßt sich eine Hypothese, nach der Adjektive Zustände und Verben Vorgänge oder Handlungen bezeichnen jedoch, wie auch schon oft gezeigt wurde (vgl. z. B. Lakoff 1966, 1970:121 f . ) , nicht aufrechterhalten. Hier nur einige Beispiele für Adjektivkonstruktionen mit Modalitätsangaben: (9) a. Sie ist schön angezogen b. Das Kleid ist bezaubernd leicht c. Das Auto ist unausstehlich grün
Wir bleiben also dabei, einen einzigen Individuentyp für Vorgänge und Zustände anzusetzen und sehen auch keine Notwendigkeit, wie Bartsch zwei verschiedene Prädikatfunktoren -V und -Z für Vorgänge und Zustände zu verwenden. Sätze wie Hartmut ist Satzadverbial.
sehr Däne
widersprechen dem nicht: sehr ist hier
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Eine Qnformung nach (4a) bzw. Grundsatzschema 7 gibt, trotz gewisser ungeklärter Detailfragen, die Möglichkeit zu einer intuitiv angemessenen und logisch vertretbaren Repräsentation für riesige Klassen natursprachlicher Ausdrücke. Trotzdem ist am Vorgehen von Bartsch kürzlich herbe Kritik geübt worden: "Ausdrücke wie Pr(x,r) (sich in einem Vorgang befinden), die Bartsch in der Adverbialsemantik ... verwendet, sind unklar und schon gar nicht logisch (die Autorin gesellt sich mit dergleichen Formalisierungen zu den von ihr selbst kritisierten Linguisten mit pseudologischen Notationen)."
Leider wird nicht klar gesagt, inwiefern ein Ausdruck wie (4a) "pseudologisch" sei. Abgesehen von Lappalien, nämlich einem Klamnerpaar zuviel (mit dem Bartsch vermutlich die unterschiedliche Herkunft der Argumente x 1 ... und r kennzeichnen wollte) und davon, daß man bei Pr> nicht einfach von einer Prädikatskonstante sprechen sollte, ist der Ausdruck wohlgeformt nach allen Regeln der Kunst und hat nicht das geringste mit den Notationen der generativen Semantik zu tun. Insbesondere fügt er sich auch den üblichen Regeln des logischen Schließens, was Schwarz (1974:102) in einem mehrsortigen Kalkül offenbar für gänzlich unwahrscheinlich hält. Gegen Bartsch könnte man weiter vorbringen, daß sie Pr als logische Konstante ansieht. Nach der üblichen Auffassung (Carnap 196O:95) wäre Pr eine deskriptive Konstante. Einige andere der von uns verwendeten Individuentypen sind auf offensichtliche Weise auf syntaktische Information zu beziehen. Individuen von Typ (reelle Zahlen) treten auf bei der Übersetzung von Konstituenten mit Numeralia oder speziell markierten Adjektiven oder Verben (vgl. § 6.3), Substanzen (Typ ) treten auf bei Stofftermini (vgl. § 5.1), und Dimensionen (Typ ) treten in syntaktisch spezifizierbaren Fällen zusammen mit Individuen von Typ y auf. Eine ganze Reihe von Problemen treten bei der logischen Repräsentation von Satz- und Infinitivkomplementen auf, deren Behandlung jetzt im Überblick dargestellt wird. Die Erörterung bleibt dabei nicht auf die Typenproblematik beschränkt. Betrachtet werden paradigmatisch die
Pr(a^,p, }* (v)
Die explizite Schreibweise für das logische Äquivalent des Matxixsatzes benötigt man in Sätzen wie Egon hört genau, daß Karl singt, und es ist klar, daß nicht, wie Bartsch es ansetzt, nur Individuen vom Typ ^, sondern auch solche von Bartschs Typ
sich 'in einem Vorgang befinden1 können. Die Restriktion der De-
finition* scheint gar nichts mit dem Individuentyp zu tun zu haben, für den ein Prädikat zugelassen ist. hört, wie sein Hund bellt
Wenn man Bartschs (ebd.) Analyse für den Satz Peter folgt, die besagt, daß hört in diesem Fall eine Re-
lation zwischen Peter und einem Vorgang, nämlich dem Bellen, bezeichnet, dann sind sogar Terme vom Typ g zugelassen, d. h. es können sich auch Vorgänge in Vorgängen befinden. Man sollte deshalb die Unformbarkeit gemäß (4a) als unababhängig vom Individuentyp ansehen. 8
Syntaktisch sind faktive Verben und Adjektive an der Zulässigkeit von wieKomplementen zu erkennen. Zu ihrem weiteren Verhalten vgl. z. B. Karttunen 1971, Givon 1973.
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Aufgrund des ursprünglichen Vorschlages von Reichenbach erhält man durch die Anwendung des Funktors { }* auf Sätze Prädikate über Ereignissen und Tatsachen. Bartsch unterscheidet dagegen zwischen Tatsachen- und Ereignistennen. Zur Begründung dieser Unterscheidung schreibt sie (1972:83): "Eine Tatsache ist zeitlos: Daß Brandt am 12. August 197O den Moskauer Vertrag unterzeichnet hat, ist und bleibt eine Tatsache. Man kann zu jedem beliebigen Zeitpunkt im Präsens-Tempus sagen 'Daß Brandt den Moskauer Vertrag unterzeichnet hat, ist eine Tatsache'. Aber man kann nicht sagen 'Daß Brandt den Moskauer Vertrag unterzeichnet hat, war eine Tatsache' . Dagegen ist ein Ereignis in der Zeit ... Man kann sagen 'Brandts Unterzeichnung des Moskauer Vertrages fand vor einem Monat statt 1 , aber nicht 'Brandts Unterzeichnung des Moskauer Vertrages war eine Tatsache! 1 "
Das hier gegebene Kriterium sagt etwas über den Gebrauch des Wortes Tatsache, nicht aber darüber, ob es sich aus syntaktischen Gründen als notwendig erweist, für Tatsachen und Ereignisse verschiedene Individuentypen anzusetzen. Da wir entsprechend dem Anliegen dieser Arbeit sanantische und syntaktische Unterscheidbarkeit fordern, ist das Kriterium für uns nicht stichhaltig. Auch Bartschs (1972:43 und 82) Berufung auf Vendler, der ebenfalls zwischen facts und events unterscheidet, erfolgt in diesem Zusammenhang zu Unrecht. Vendler (1967) will zwei Klassen von Entitäten, die er facts und events nennt, aufgrund syntaktischer Überlegungen unterscheiden und untersucht dazu die Konbinierbarkeit von zwei Arten von Ausdrücken, der sogenannten nominal s und containers. Bei einem nominal handelt es sich um "a phrase containing a verb derivative with or without its subject, or other complement." (1967:124), und containers sind die Satzrahmen, in die nominale eingefügt werden. In (10a) wäre z. B. Egon hört der container und daß Karl singt das nominal. Aus den Konbinierbarkeitsbedingungen ergibt sich nun für Vendler eine Klassifizierung der no0 minals in imperfect nominale und perfect nominale. Bei ersteren liegen die Rektionsverhältnisse noch weitgehend so wie im Satz, der der Nominalisierung 'zugrunde liegt1, d. h. "the verb is still alive as a verb" (1967:131), bei den letzteren dagegen ist das Verbderivat als Manen anzusehen. So wäre etwa John 's revealing the secret als imperfect und John's revealing of the secret als perDas Verfahren ist stark an Harris orientiert. Harris 1968:73ff. definiert für seine Transformationsgrammatik Operatoren danach, in welcher Weise sie Sätze in ein "nounlike subject or object" deformieren. Andere Operatoren, sogenannte connectives, nehmen die Einbettungen vor. Kombinierbarkeitsbedingungen werden dargestellt als Anwendbarkeitsbedingungen von Operatoren (1968:84ff.).
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feet anzusehen, -imperfect nominale bezeichnen nun für Vendler faots und perfect nominale bezeichnen events. Da alle do/3-Sätze imperfect nominale sind, bezeichnen sie nach Vendler alle facts, Bartsch will aber mit der Unterscheidung von Ereignissen und Tatsachen gerade auch die daß-Sätze differenzieren. Vendlers Unterscheidung ist auf das Deutsche nicht direkt zu übertragen, weil Grammatikalitätsunterschiede durch den Austausch von Egons die Nationalhymne Singen durch Egons Singen der Nationalhymne nicht festzustellen sind. Ausgesagt werden kann höchstens, daß bestimmte containers keinesfalls mit perfect nominale auftreten können, weil sie nur bestimmte Sätze als Komplemente zulassen: ( 1 2 ) a. b. c. d.
Egon hört, daß die Nationalhymne gesungen wird Egon hört das Singen der Nationalhymne Egon weiß, daß die Nationalhymne gesungen wird *Egon weiß das Singen der Nationalhymne
Mit (12c) sind wir bei dem Satztyp, für den Bartsch Tatsachenterme verwendet. Syntaktisch sind 'Tatsachen-Verben' von den "Ereignis-Verben" dadurch zu trennen, daß nur letztere sowohl nicht satzwertige als auch daß-, ob- und uie-KampIemente nehmen. Wie Bartsch (1972:42ff.) an anderer Stelle ausführlich erörtert, bezeichnet ein Verb wie wissen nicht eine Relation zwischen einem Individuum und einer Tatsache, sondern zwischen einem Individuum und dem Tatsache-Sein von etwas. Diese Analyse ist verwandt mit dem Vorschlag von Quine , bei den prepositional attitudes kcmplexe Prädikate der Art knows-true, believes-true usw. anzusetzen, die Relationen zwischen Individuen und Sätzen bezeichnen, so daß etwa (12c) die Analyse bekäme "Egon weiß-wahr: "Die Nationalhymne wird gesungen'". Unter linguistischen Gesichtspunkten hat dieses Vorgehen mindestens zwei schwerwiegende Nachteile, nämlich die Verwendung zweier Sprachstufen, die sich im natursprachlichen Satz nicht findet, und die Verwendung des Prädikates weiß-wahr, das wir nicht in der üblichen Weise als Übersetzung von weiß ansehen können. Darüberhinaus hilft aber die Einführung von Tatsachen nicht weiter, weil nicht über Tatsachen, sondern über das Tatsache-Sein von etwas prädiziert wird. Statt des Gebrauchs von Tatsachen-, Sachverhalts- oder Satzvariablen wird hier nach dem Vorschlag in Lieb 1975b:2O9f. eine andere Darstellung verwendet, 10 11
Genauer spricht Bartsch von Tatsachen- oder Sachverhaltstermen. Sachverhalte sind Tatsachen in möglichen Welten. Quine 1960:212. Der Vorschlag geht ursprünglich zurück auf Carnap 1937.
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die auf Quine 1966 zurückgeht. Ein Satz wie (13a) erhält die logische Repräsentation (13b) (-' zu lesen ist als 'wird paradigroenüber setzt in1. Eine vollständige liste würde alle Paradigmen aus offenen Klassen umfassen, also Substantive, Mjektive, Verben und Mverbien, soweit sie mit den im Kalkül vorgesehenen Kate-
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gorien erfaßbar sind. Es bleibt offen, ob das der Fall ist, oder bei nicht beispielsweise bestirrmte Adverbien in Operatoren übersetzt werden, die in unserem Kalkül nicht vorgesehen sind. Wahrscheinlich sollten neben den genannten Paradigmen auch andere auf diese Weise deskriptiven Konstanten zugewiesen werden, insbesondere die Präpositionen (vgl. § 6 . 2 ) . Mit der Paradigmenübersetzung findet eine Zuweisung von Paradigmen bestinmter syntaktischer Kategorien zu deskriptiven Konstanten bestimmter logischer Kap tegorien statt. So wird z. B. das Mjektivparadigma freoh dem Prädikat Fr zugewiesen. Aufgrund der empirisch zu ermittelnden Liste (1) lassen sich Theoreme wie (2) formulieren, die allgemeine Gesetzmäßigkeiten der Übersetzung von einfachen Paradigmen zum Ausdruck bringen. (2)
(P) ( P s ( P )
( )
... ) (e) ( P ü ( P , e ) D P r ( e ) ) )
'Für alle P: Wenn P ein Positivparadigma ist una zur Klasse Kn (und möglicherweise weiteren Klassen) gehört, dann gilt für alle e: wenn e die Paradigmenübersetzung von P ist, dann ist e ein Prädikat1. Die Variable e läuft dabei über Ausdrücke des Prädikatenkalküls. Wir koimen zur Konstituentenübersetzung (Kü). Soweit möglich, soll von 'unten nach oben1 übersetzt werden, d. h. zuerst sollen die Konstituenten übersetzt werden, denen keine Konstituenten untergeordnet sind. Von diesen sind genau die für sich übersetzbar, die Positionsvarianten von Einstellungen der Form eines Paradigmas sind, das paradigmenübersetzbar ist. Allgemein gilt: Ist eine Konstituente, der keine anderen Konstituenten untergeordnet sind, Positionsvariante einer Form eines Paradigmas, dessen Paradigmenübersetzung e ist, so ist ihre Konstituentenübersetzung e. Die Ubersetzungsregel für Konstituenten dieser Art wird einfach repräsentiert wie in (3). (3)
i =» e e
In (3) steht => für 'wird konstituentenübersetzt in'. i ist eine Variable über natürliche Zahlen, mit der das Erstglied der zu übersetzenden Konstituente erfaßt wird. Soll z. B. die Konstituente {g>} aus { } übersetzt werden, so wäre i = 2. e wäre der Ausdruck der Semantiksprache, in der laut Liste (1) Zwerg
p
übersetzt würde, also Zw.
Für die Übersetzung von Konstituenten, die andere Konstituenten enthalten, spielen die syntaktischen Relationen eine entscheidende Rolle. Bei den einfachen Konstituenten, die zuerst behandelt werden, sind es die Bereichsrelationen, bei den komplexen Bereichs- und Bestimmungsrelationen.
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Bereichsrelationen werden in den Übersetzungsregeln nicht explizit gemacht. Bedingungen, die für das Bestehen von Bereichsrelationen gelten, werden in den Übersetzungsregeln direkt angegeben, und zwar genau so weit, wie die syntaktische Information zur Übersetzung benötigt wird. Die Namen von Bereichsrelationen treten in den Übersetzungsregeln nicht auf. Wir ersparen uns damit eine weitere Spezifizierung der Bereichsrelationen und erreichen eine größere Übersichtlichkeit der Fegein. Als allgemein gültig wird angencttmen: Ist f eine Konstituente, der die Konstituenten f„1___f n unmittelbar untergeordnet sind und ist die Konstituente f.i (Ijcixn) im Nachbereich einer Bereichsrelation, so sind alle anderen dieser nebengeordneten Konstituenten im Vorbereich der Bereichsrelation, d. h. sie befinden sich im Konstituentenbereich von f . . Wir erfassen in einem solchen Fall die semantische Relevanz der Bereichsrelation, wenn wir die Konstituente f übersetzen und dabei zurückgreifen auf die Übersetzung der Teilkonstituenten. Die Bereichsrelation liefert Information darüber, wie die Übersetzungen der Teilkonstituenten zu einer Übersetzung der übergeordneten Konstituente beitragen: über die Bereichsrelationen erhalten wir 'strukturelle' oder 'kombinatorische' Bedeutung. Als Beispiel betrachten wir die nominale Bindung eines Substantivs an einen Artikel. Eine Übersetzung von (4a) ist mit Regel (4b) möglich (wobei nur eine Bedeutung des Nonens erfaßt wird) . (4)
a.
__ l
__
___ ___
N
N
N
l
2
der
{sg. . .}{ART,DEF.. . } l
b. [[
N
Zwerg
______ {sg,Def . . .HMASK. ..}
N ] N ] ·» e {ART, . . . HSUB. . . }{Sing,Def . . . }
{sg. . .}{MASK. ..} l
(ix)e(x)
Die linke Seite der Regel enthält die zur Übersetzung notwendige syntaktische Information. In der obersten Zeile stehen die Konstituentenkategorien der nebengeordneten Konstituenten sowie die der zu übersetzenden Konstituente. Sie wird in den Regeln immer mit aufgeführt, obwohl das im Einzelfall überflüssig sein kann. So könnte allgemein gelten, daß die Folge Artikel - Substantiv immer ein Manen ergibt (Wohlgeformtheit vorausgesetzt) . Das Hinschreiben der übergeordneten Kategorie dient dann nur der Übersichtlichkeit. Es wird vereinbart,
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daß eine untiittelbar auf eine schließende eckige Klanmer folgende Konstituentenkategorie stets die der urmittelbar übergeordneten Konstituente ist. In der zweiten Zeile von (4b) wird angegeben, für welche der untergeordneten Konstituenten eine Übersetzung vorausgesetzt wird. Diese Ubersetzungsausdrücke werden mit e, e1 ... bezeichnet. Im Beispiel wird nur für das Substantiv eine Übersetzung vorausgesetzt. Der Artikel hat keine selbständige Bedeutung, sondern wird 'rein strukturell1 übersetzt. Die dritte Zeile gibt notwendige Information aus der Markierungsstruktur. Es genügt z. B., wenn angegeben wird, daß das Nomen insgesamt im Singular steht. Die Markierungen des Artikels und des Substantivs, die zu dieser Markierung des zusammengesetzten NCrnens führen, brauchen nicht mehr aufgeführt zu werden. Das gleiche gilt für die Paradigmenkategorien. Auch sie sind nur soweit aufzuführen, wie sie die vorliegende Struktur von anderen möglichen unterscheiden. In (4b) muß Bezug genommen werden auf die Kategorie SUB, Diese Kategorie erscheint nicht in der syntaktischen Struktur, weil sie redundant ist (die Klasse der Paradigmen in MASK ist eine Teilklasse der Paradigmen in SUB). Im vorliegenden Beispiel wird SUB verwendet, weil es sinnlos wäre, für jedes Genus eine eigene Übersetzungsregel zu formulieren. In den Übersetzungsregeln wird daher der Gebrauch solcher redundanter Kategorien generell erlaubt, und zwar sowohl für die Paradigmen- als auch für die Einheitenkategorien. 12 Die rechte Seite von (4b) gibt die Form des logischen Ausdrucks, in den übersetzt wird. Enthalten sind darin sowohl Zeichen der Semantiksprache als auch unspezifizierte Ausdrücke in Form von Variablen über Ausdrücken der Semantiksprache, die nur hinsichtlich ihrer syntaktischen Kategorien festliegen. Quine (194O:33ff.) spricht von gemischten Ausdrücken, die man verwendet, wenn man "generally of an unspecified expression of such and such kind" sprechen will. Ausdrücke dieser Art werden in| ? eingeschlossen (quasi-quotat-ions). Bei der Übersetzung von komplexen Konstituenten wird ähnlich wie in (4) verfahren, nur wird in der Regel ein Teil der syntaktischen Bedingungen durch Angabe von Bestinitiungsrelationen gegeben. 12
In Lieb 1975c:168 werden die Begriffe 'erstmarkiert 1 und 'zweitmarkiert 1 definiert. Die Erstmarkierung einer Konstituente umfaßt danach die Menge der in der Markierung auftauchenden Einheitenkategorien plus der redundanten Einheitenkategorien. Die Zweitmarkierung umfaßt eine entsprechende Menge von Paradigmenkategorien. In den Übersetzungsregeln können danach Kategorien aus der Erst- und Zweitmarkierung erscheinen.
81 (5) a.
NGr
I
l
N
N
N
l
2
3
der
freche
Zwerg
{sg...} {ART,DEF..} {POS, i L
..} {sg...} {MASK...} J
{ S g , D e f . . . } {MASK...} b.
[[
N
attr 1
{ART...} {POS,
N
]
NGr
] =»
r
( \ x ] (e^ (x) A e ^ x ) ) 1
2 ..} {SUB...} {Sg,Def..}
Mit Regel (5b) wird wiederum nur eine Bedeutung (restriktiver Gebrauch des Adjektivs) der Einheit erfaßt. Es braucht auf der linken Seite von (5b) nicht angegeben werden, zu welcher Konstituente die Attributrelation besteht. Da es der Artikel nicht sein kann, kcnmt nur das nachfolgende Nomen in Frage, das allerdings als Substantiv spezifiziert wein muß, weil im Nachbereich der Relation Adjektiv - Attribut auch Adjektive vorkaimen. Es muß weiter genau bestinmt werden, um welche Art von Attribut es sich handelt. Die Markierungskategorie POS weist auf Adjektiv-Attribut. Mit der Angabe weiterer Kategorien (angedeutet durch KN) wird die Form des logischen Ausdrucks genauer festgelegt. Im vorliegenden Beispiel handelt es sich um die Klasse von Adjektiven, für die man eine Konjunktion erhält. Eine Regel zur Übersetzung eines Satzes, die auf (5b) zurückgreift, wäre dann etwa (6b). (6) a. Der freche Zwerg schreit ( b. [[subj V ] S ] =* 2
)
G
1 2 {Sg.Def...}
Am Beispiel (6) ist klar zu erkennen, wie Übersetzungsregeln aufeinander aufbauen. Ein Vergleich von (5b) mit (4b) dagegen wird manchen unbefriedigt lassen: die Regeln sind zum Teil identisch, werden aber nicht aufeinander bezogen. Es scheint, daß hier eine 'Generalisierung1 möglich sein müßte, die es einem erspart, Teile von Regeln zu wiederholen. Eine solche Forderung setzt voraus, daß dem Format, in dem die Regeln formuliert sind, eine besondere Bedeutung zukamt. Das ist aber nicht der Fall. Die Ubersetzungsregeln sollen zeigen, daß Oberflächenstrukturen genügend Information zur Übersetzung in den Prädikatenkalkül liefern. Wie das geschieht, ist zweitrangig - obwohl man natürlich immer eine möglichst rationelle Formulierung anstreben wird. Die Ubersetzungsregeln sind direkt auf die syntaktischen Struktu.-
82
ren bezogen und können nur 'Generalisierungen1 ausnutzen, die in der syntaktischen Struktur stecken. Würde es z. B. in (5a) eine Konstituente freche Zwerg geben, die dem Artikel nebengeordnet wäre, so wäre diese Struktur der in (4a) inbezug auf die hierarchische Struktur ähnlich, was sich in der Formulierung der Übersetzungsregeln niederschlagen würde. Eine Kritik müßte sich als zunächst auf die von uns primär gerechtfertigten syntaktischen Strukturen und erst in zweiter Linie auf die Übersetzungsregeln beziehen. Freilich muß gewährleistet sein, daß mit endlich vielen Regeln unendlich viele Ausdrücke der natürlichen Sprache übersetzt werden können. Regel (5b) wird man daher auf geeignete Weise zu einem Regelschema umformulieren, mit dem sich Adjektivhäufungen vor einem Substantiv erfassen lassen. Wie das geschieht, sollte im Zusammenhang mit der Formulierung von Wohlgeformtheitsbedingungen für solche Ausdrücke entschieden werden, was aber nicht das Anliegen dieser Arbeit ist. Wir kehren zur exemplarischen Formulierung von Übersetzungsregeln zurück. Bei der Übersetzung von cfoß-Komplementen treten, wie im vorausgehenden Abschnitt erläutert wurde, in bestimmten Fällen logische Ausdrücke auf, die nicht als Übersetzung einer Konstituente anzusehen sind. Ein solcher Fall ist noch einmal in (7) wiedergegeben. (7) a. Karl glaubt, daß Egon geht b. Gl(aira2,( )(Ge(x))} (8) a. Karl hört, daß Egon geht b. H t ( a
In (8b) taucht im Gegensatz zu (7b) ein Satz Ge(a~) (Egon geht) auf, der als Übersetzung des daß-Satzes gelten kann. Obwohl daß-Sätze in Abhängigkeit von der syntaktischen Struktur des Matrixsatzes unterschiedlich repräsentiert werden, formulieren wir nur eine einzige Regel zu ihrer Übersetzung in Isolierung, nämlich (9): (9) [[daß
subj e
l
v] s] -» I "e 2 (e 1 ) 1 e
2
Für (7a) und (8a) wird selbstverständlich die gleiche Konstituentenstruktur (1O) gefordert. Die syntaktischen Strukturen beider Sätze unterscheiden sich durch P P
die Markierung des Verbs im Matrixsatz, glauben gehöre zur Klasse KN, hören zur Klasse KM.
83
(10) c
1
N
V
C
N
1 V
1
2
3
4
5
(8b) erhält man problemlos über die Regel (11) : (11) [[subj
V S
1
2
[daß... G
s]s]
-» r e 2 ( e 1 , ( i v ) { e ^ * ( v ) ) )
3
{KM}
Für die Übersetzung von Sätzen wie (7a) führen wir zwei Klassen von Funktoren ein, die als Argumente Variable über Sätzen oder Satzformeln unseres Kalküls nehmen. tn liefert als Wert das n-te Argument des höchsten Prädikates in e. An liefert als Wert das Prädikat, das aus e durch -Bindung der -ten Argumentvariablen des höchsten Prädikates in e entsteht. Wir erhalten z. B. t1 = ~, Al = (\x}Ge(x) und als Ubersetzungsregel für (7a): ( 1 2 ) [[subj e
l
V
[daß...]s]s ] -» r e 2 ( e 1 / t l < e 3 > , A l < e 3 > ) 1
e
2 {KN}
Als weiterer Funktor über Sätzen wird p eingeführt, p liefert als Wert eine Individuenkonstante vom Typ 5 (Vorgänge und Zustände), die man erhält, wenn man den Argumentsatz von p gemäß Grundsatzschema 7 (§3.1) umformt und statt der Bindung der neu auftretenden Variablen durch den Existenzquantor eine definite Deskription bildet. Beispie: p = r. mit r> = (\r) (Ge-V(r) Pr(a 2 ,r)). Die hiermit bereitgestellten wenigen Regeltypen reichen zur Übersetzung der in dieser Arbeit betrachteten Satztypen aus. Das Regelsystem läßt sich leicht so erweitern, daß auch bisher nicht vorgesehene Konstruktionen übersetzbar werden. Zur Illustration der spezifischen Eigenschaften und zum Aufweis bestirnttter Vorteile der hier verwendeten Methode zur Übersetzung soll ein kurzer Vergleich mit dem Vorgehen von Parsons angestellt werden, dessen Verfahren von allen bisher vorgeschlagenen unserem am ähnlichsten ist. Parsons (1970b, 1972) setzt eine transformationelle Syntax vom Format Chonsky 1965 voraus und gibt 13
Der Einfachheit halber wird hier vorausgesetzt, daß es in dem Satz bzw. der Satzformel genau ein höchstes Prädikat gibt.
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Regeln an, mit denen Tieferistrukturen in Sätze des Prädikatenkalküls übersetzt werden sollen. Der am weitesten ausgearbeitete Teil dieses Regelsystems ist der zur Übersetzung von Noninalphrasen, die bestehen aus einem Determiner (Det) (Artikel, indefinite Pronomina und Numeralia sowie bestimmten Kombinationen davon) und einem Nomen, beispielsweise also Ausdrücke, wie wir sie in (4) übersetzt haben. Wie bei uns wird die Übersetzung eines solchen Ausdrucks in zwei Schritten vorgenommen. Zunächst werden jedem Element aus Det eine oder mehrere logische Formen, sogenannte Matrizen, zugewiesen, bestehend aus einem Quantor, zwei Leerstellen für Prädikate bzw. Satzformeln oder auch Sätze mit den zugehörigen Argumentstellen. Hier als Beispiel zwei Matrizen für den unbestimmten Artikel a. (Parsons 1972:Kap. 3, 11). (13)
a.
(Ex) ((7) U) (2) ( ) ) ( ) ((?) ( ) => (2) ( ) )
(13a) ist für den nicht-generischen/ (13b) für den generischen Gebrauch des unbestimmten Artikels gedacht. Die erste Argumentstelle wird von dem Prädikat gefüllt, in das das dem Determiner urmittelbar folgende Nomen übersetzt wird, die Leerstelle (2) dagegen von einem Ausdruck, der aus dem zu übersetzenden Satz ohne die NP gewonnen wird. Beispielsweise würde in ein Mann sitzt in der· Ecke Mann (T) und sitzt in der Ecke (2) entsprechen. Parsons geht davon aus, daß sämtliche NP's auf diese Weise zu behandeln sind. Da es sich bei den syntaktischen Strukturen um Tiefenstrukturen handelt, kann dort, wo kein Det vorhanden ist, ein entsprechendes Nullelement angenommen werden. Das ist etwa der Fall vor Eigennamen. Da Parsons alle NP's in Matrizen mit zwei Leerstellen übersetzen will, übersetzt er Eigennamen in Prädikate. Da er sich in dieser Frage nicht festlegen will, gibt er dann eine Äquivalenz an, mit der ein solches Prädikat zugunsten eines Eigennamens eliminiert werden kann (aus (Ex)(Ka(x) S l ( x ) ) wird Sl(k), Karl schläft (Parsons 1972:Kap. 3,9). Parsons übersieht dabei freilich, daß er auch den ersten der beiden Sätze interpretieren muß, wenn er ihn als einem interpretierbaren Satz äquivalent ansieht, daß das Problem der Eigennamen auf diese Weise also nicht zu umgehen ist und damit die Einheitlichkeit in der Behandlung der Det infrage gestellt ist. Was hier geschieht, ist ganz typisch für eine an der transformationeilen Grannatik orientierte Sicht: Statt daraus, daß bei Eigennamen in bestimmten Fällen kein Artikel steht, zu schließen, daß Eigennamen anders zu übersetzen sind als Nomina mit Artikel, wird ein Nullartikel hinzugefügt mit der Folge, daß die logische Repräsentation zweifelhaft wird. Es zeigt sich hier, daß es auch Nachteile haben kann, wenn die syntaktische Struktur, von der man ausgeht, bis zu einem gewissen Grad frei wählbar ist.
85
Vielleicht noch deutlicher wird die Problematik der Übersetzung von Tiefenstrukturen in logische Strukturen, wenn man betrachtet, welches die Bedingungen über syntaktischen Strukturen sind, die Parsons für die Übersetzung in Betracht zieht. Bisher ist nur von Konstituentenkategorien die Rede gewesen, außerdem spricht Parsons z. B. davon, daß ein bestimmtes Det "will only preceed plural count nouns" (Parsons 1972:Kap. 3, 11). Solche Formulierungen geben aber auch keine Bedingungen für die Übersetzung eines Ausdrucks, sondern syntaktische Wohlgeformtheitsbedingungen. Erst bei 'der Behandlung eines etwas schwierigeren Falles werden die syntaktischen Relationen ins Spiel gebracht. Parsons diskutiert die Übersetzung von einfachen Subjekt-Objekt Sätzen an dem Beispiel every boy dates some girl. Seinem inbezug auf die Syntax eher konservativen Standpunkt entsprechend ordnet er dem Satz eine Tiefenstruktur zu und nicht, wie die generativen Semantiker, zwei (vgl. z. B. Garden 1968, Lakoff 1971b). Diese Tiefenstruktur hat die präterminale Kette Det.+N.J +Vt-HDet2-W2, liefert also zwei Matrizen und damit zwei Satzformeln, nämlich: (Bö * boy} Gi
girl, Da 4 dates): ( 1 4 ) a. b.
( ) ( ( ) 3 Da(x,y)) (By)(Gi(y) Da(x,y))
Durch Komplettierung der jeweils rechts vom Verknüpfungszeichen stehenden Satzformel erhält man die beiden semantischen Repräsentationen: (15) a. (x) (Bö (x) => b. ( E y ) ( G i ( x )
(Ey)(Gi(y) Da(x,y))) ( ) ( ( ] = Da(x,y)))
Bei mehrstelligen Prädikaten muß nun die Reihenfolge der Argumente festgelegt werden. Dazu ist es notwendig, daß neben der 'inneren1 Struktur der NP's auch ihre strukturelle Einbettung in Betracht gezogen wird, m. a. W. es muß im vorliegenden Fall festgestellt werden, welche der beiden NP's Subjekt und welche Objekt ist.
Parsons spricht zwar von 'Subjekt' und 'Objekt', gibt aber als ein-
ziges Kriterium an, daß die eine NP dem Verb vorausgeht und die andere dem Verb folgt (Parsons 1972:Kap. 4, 25f.). Das Kriterium reicht für Oberflächenstrukturen nicht hin und ist auch nur für bestimmte Arten von Tiefenstrukturen geeignet, nämlich solche, die alle Sätze in der kanonischen Form Subjekt-VerbObjekt repräsentieren und dabei bestimmte Einbettungen von NP's in NP's verbieten, z. B.Some boy in New York dates every girl. Es ist zwar richtig, daß Parsons solche Sätze mit den bisher skizzierten Regeln gar nicht erfassen will, es soll aber darauf hingewiesen werden, daß er sie auch nicht erfassen kann, wenn er nicht einen wesentlichen Teil der Übersetzung von Oberflächenstruktu-
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ren in logische Repräsentationen der transformationeilen Komponente der Grammatik überläßt. Fast alle Charakterisierungen von syntaktischen Strukturen, die Parsons vornimmt, sind u. a. aufgrund der Vernachlässigung der Konstituentenhierarchie so unvollständig, daß das ganze Regelsystem inkonsistent wird. Wenn z. B. gesagt wird, daß die erste Leerstelle in der Matrix eines Determiners gefüllt wird von dem unmittelbar folgenden Nomen und die zweite vom Rest des Satzes (Parsons 1972:Kap. 4, 5), und sich später (Kap. 5, 2 f f . ) herausstellt, daß bei einer NP, die einen Relativsatz enthält, (1) Det und head noun der NP so behandelt werden, als wäre der Relativsatz gar nicht da und (2) der Relativsatz keineswegs etwas mit der Füllung der zweiten Leerstelle der Matrix von Det zu tun hat, so kann man daraus schließen, daß Bedingungen über die hierarchische Stellung der einzelnen Elemente zueinander vorausgesetzt, aber nicht expliziert werden. Damit hängt auch zusammen, daß bestimmte Ausdrücke als mehrdeutig analysiert werden, die es gar nicht sind. So werden allen Sätzen mit einem unbestimmten Artikel zwei semantische Repräsentationen zugewiesen, weil diesem Artikel zwei Matrizen zugeordnet werden können (vgl. 13). Parsons sagt selbst, daß es unbefriedigend ist, einem Satz wie A whale is a mammal einen Existenzsatz und A man came to the house yesterday einen Allsatz zuzuordnen, aber "No principles have been given to sort these out, and I don't know of any to give." (1972: Kap. 4, 29). M. E. lassen sich die Bedingungen für die eine oder andere Interpretation zumindest in vielen Fällen angeben. (16) a. b. c. d.
Ein Ein Ein Ein
Mann Mann Mann Mann
ist ist war war
vor dem Abendessen hungrig vom Dach gefallen ein Held, wenn er sich für den Staat opferte mißtrauisch, als er nach Hause kam
(16a) enthält eine adjektivische Hilfsverbergänzung, während ist gefallen in p (16b) eine Form des Paradigmas fallen ist. Das genügt bereits zur Unterscheidung der Sätze hinsichtlich der Interpretation von ein Mann. (16c) enthält eine substantivische Hilfsverbergänzung mit unbestimmter» Artikel sowie einen mit wenn eingeleiteten Nebensatz. Solche Sätze sind anscheinend immer generisch zu interpretieren. (16d) zeigt, daß das Vorhandensein einer adjektivischen Hilfsverbergänzung keine hinreichende Bedingung für die generische Interpretation ist. Die Bedingungen für die Interpretation als Existenzsatz sind hier, daß der Nebensatz mit einer temporalen Konjunktion (die sich im Gegensatz zu der in (16c) auf einen Einzelfall bezieht) eingeleitet wird und das Subjekt eine Proform des Subjekts im Hauptsatz ist. Letzteres unterscheidet diesen Satz etwa von Ein Mann war mißtrauisch, als der Krieg gerade vorbei war. Natürlich
87
haben diese Beispiele zunächst nur illustrativen Wert und sind nicht auf gesicherte Ergebnisse gegründet. In vielen Fällen wird man die Entscheidung erst unter Einbeziehung der Intonation treffen können. Mit starkem Akzent am Satzanfang werden (16a) und (16c) sogar als Existenzsätze interpretierbar. Unter diesen Bedingungen ist es aber andererseits nach unserer Auffassung nicht möglich, von einer syntaktischen Struktur für die Sätze zu sprechen.
TEIL
4.
II
ZUR ABGRENZUNG DER ADJEKTIVE
In diesen Abschnitt wird die Stellung der Adjektive im Kategoriensystem einer an Abschnitt 2 orientierten Cfoerflächensyntax vorbereitend auf die Abschnitte 5 - 7 erörtert. Dazu wird zunächst kurz die Stellung der Adjektive im System der Nominale, wie sie sich in Lieb 1972:34ff. findet, dargestellt und komientiert. Neben der kategorialen Groborientierung in Hinsicht auf die Adjektive dient diese Darstellung auch der Einführung einer Reihe weiterer Kategorien im Bereich der Nominale, die wir in der weiteren Analyse benötigen. In Kap. 4.2 wird auf das Verhältnis von Adjektiven und Verben eingegangen, auf eine explizite Erörterung des Verhältnisses von Adjektiven und Substantiven sowie Adverbien wird dagegen verzichtet. Eine solche Erörterung wäre zwar auch für eine umfassende Darstellung des prädikativen Adjektivs interessant, etwa in Hinsicht auf eine differenzierte Behandlung der syntaktischen Relation Hilfsverbergänzung ('Prädikatsnomen', vgl. § 5.2.1) wie .in Er ist krank vs. Er ist ein Kranker oder in Hinsicht auf die Unterscheidung von Prädikatsnomen (Er ist gesund) , dem sogenannten äußeren Attribut (Er liegt gesund im Bett) und dem adjektivischen Adverbial (Er lebt gesund), aber dazu wäre die Betrachtung von großen Materialmengen notwendig, die den für die Arbeit gesteckten Rahmen sprengen würden. Ist vom zu bearbeitenden Material her eine Trennung zwischen Adjektiven einerseits und Substantiven sowie Adverbien andererseits auch intuitiv noch relativ leicht zu ziehen, so scheint das bei den Verben nicht der Fall 2 zu sein: insbesondere die Formen des sog. Partizip Perfekt oder Partizip II schaffen hier besondere Probleme. Wir werden daher in § 4.2 einige Vorschläge zur Klassifizierung solcher Wortformen bzw. der zugehörigen Paradigmen machen. Zu den adjektivischen Adverbien vgl. z. B. Rath 1972 und Bartsch 1972:14Off. Lieb (1972:48, Fn. 37) gebraucht hier die Bezeichnung Partizip Imperfekt. Wir bleiben bei dem neutraleren Partizip II.
89
4.1
Die Stellung der Adjektive im System der Nominale
Wir nehmen die in § 2.1 eingeführte Unterscheidung von Einheiten- und Paradigmenkategorien wieder auf und geben in (1) zunächst das System der Klassifikationen nominaler syntaktischer Einheiten, d. h. solcher Einheiten, die einer der Konstituentenkategorien N und NGr zugewiesen werden können. Im System der Klassifikationen werden Notdna und Notninalgruppen gemeinsam behandelt. Sämtliche Elemente dieser Kategorien werden der Einheitenkategorie Nominal zugeordnet. Auch viele andere Einheitenkategorien enthalten Elemente aus beiden Konstituentenkategorien. So wird man etwa Kindes und des Kindes ebenso die Einheitenkategorien Genitiv und Singular zuweisen wie des gesunden Kindes usw. Wie gleich gezeigt wird, gilt das jedoch nicht für alle Einheitenkategorien. Am übersichtlichsten läßt sich das System der Klassifikationen der Ncminalform bei Lieb 1972:34ff. in Form eines Diagrammes wiedergeben: (1)
Nominal
Grundklassifikation^n ^· Nf
l
N f „ . . . Nf 2 n
Numerus
Singular
Unmarkiert
Plural
NominaDiativ\ Unmarkiert tiv Genitiv Akkusativ
Substantiv!tat
Substantivisch
Unmarkiert
Markiertheit
Kosubstantivisch l Flexion Stark
Negativ
Unflektiert
Schwach Inter, ,.. Posserogativ Indefi. \ siv \ nit _ : ,. Relativ
Genus Maskulinum/ Neutrum Femininum
90
Die Einheiten einer Kategorie werden jeweils bestürmten Klassifikationen unterwarfen. Diese Klassifikationen sind an einem waagrechten Balken unter der jeweiligen Kategorie notiert. Sämtliche Klassifikationen gelten für jede Einheit der Kategorie gleichzeitig. So sind die nominalen Einheiten hinsichtlich der'Grundklassifikation, Substantivitat, Numerus und Kasus zu klassifizieren. Die Einheitenkategorien, in die klassifiziert wird, sind an schrägen Linien unter den Klassifikationen vermerkt. Jede syntaktische Einheit, die der entsprechenden Klassifikation unterworfen wird, gehört zu mindestens einer der untergeordneten Einheitenkategorien. So ist jede nominale Einheit hinsichtlich Numerus entweder als Singular, Plural oder unmarkiert zu kategorisieren. Wir geben nun noch Erläuterungen zu einigen Kategorien. Unter der Grundklassifikation verstehen wir die Klassifikation der syntaktischen Einheiten entsprechend den Paradigmen: jedes Nf. (i = natürliche Zahl) ist eine Menge von syntaktischen Einheiten, wobei alle und nur diese Einheiten zu demselben nominalen Paradigma gehören. Dabei ist es gleichgültig, ob ein Paradigma einfach oder zusammengesetzt ist, ob es substantivisch ist oder nicht usw. Die nominalen Paradigmen sind nur rekursiv aufzuzählen. Ihre Zahl und damit die Zahl der nominalen Einheiten ist nicht als endlich anzusehen. Weiter sind die nominalen Einheiten zu klassifizieren hinsichtlich Substantivität. Substantivisch ist ein Nominal dann, wenn es ein Substantiv enthält, gleichgültig, was es außerdem enthält. Als substantivisch können also sowohl Nomina als auch Nominalgruppen markiert sein, nicht-substantivisch sind syntaktische Einheiten, die hinsichtlich Genus und Flexion von den Eigenschaften eines kookkurrenten Nominals abhängen: Adjektive und Pronomina kongruieren im Genus mit dem zugehörigen Substantiv, Adjektive werden stark ('pronominal') dekliniert, wenn kein stark flektiertes Pronomen vorhanden ist. Ms unflektiert werden pronominale Formen ohne Flexionsmorphem klassifiziert wie unser, ihr, ein, kein, euer, die zusammen mit stark flektierten Adjektiven auftreten und deshalb nicht als 'stark1 kategorisiert werden, vgl. dieses große Haus mit unser großes Haus. Die letzte Kategorie, 'unmarkiert', ist den Kurzformen der Adjektive vorbehalten, d. h. es wird nicht als sinnvoll angesehen, davon zu sprechen, daß laut in Krach ist laut, Flugzeuge sind laut hinsichtlich definit, indefinit usw. (wie die substantivischen) noch hinsichtlich Genus bzw. Art der Flexion (wie die nicht-substantivischen) festgelegt sei oder sich nach den Eigenschaften eines kookkurrenten Nominals richte. Für die verbleibenden Klassifikationen von Nominal, Numerus und Kasus wird ebenfalls die Kategorie unmarkiert angenommen, die wie oben den Adjektiven in
91
ihrer Kurzform zukamt, wir sprechen also z. B. nicht davon, daß eng in Karls Jacke ist eng keinen Numerus und keinen Kasus hat, sondern wir sagen, die Form sei hinsichtlich dieser beiden Größen unmarkiert. Der Unterschied zwischen beiden Redeweisen ist wesentlich. So ist eine substantivische Hilfsverbergänzung ganz sicher festgelegt hinsichtlich Numerus und Kasus: (2)
a. Der Schüler ist ein Streber b. Die Schüler sind Rowdies c. *Der Schüler ist Rowdies
Dagegen wäre es Willkür, bei adjektivischen Hilfsverbergänzungen wie in Karls Jacke ist eng davon zu sprechen, daß eng Noninativ und Singular sei. Da aber, wie (2) zeigt, Numerus und Kasus sehr wohl eine Rolle für die Hilfsverbergänzung spielen, bezeichnen wir die Form des Mjektivs als unmarkiert. Die Klassifikation der nominalen Paradigmen bei Lieb 1972:35 wird im folgenden Diagramm mit den gleichen Notationskonventionen wie gerade erläutert angegeben. Mengen von Paradigmen werden, wie schon früher vereinbart, mit Großbuchstaben bezeichnet. (3)
NOMINAL KLASSE
N
SUBSTANTIVISCH
PRONOMINAL
GENUS ...
DEFINITHEIT DEFINIT
KLASSE,
INDEFINIT/ \
ADJEKTIVISCH STUFE POSITIV
.L PRONOMEN
/SUPERLATIV
ARTIKEL
NUMERALE
KOMPARATIV
PERS
IND PE
INTERR / REL
PR
PR
Die nominalen Paradigmen, gliedern sich in die substantivischen, adjektivischen und pronominalen. Die weitere Klassifizierung der substantivischen und prono-
92
minalen Paradigmen ist im Diagramm angedeutet, wird aber nicht weiter ausgeführt. Für die adjektivischen Paradigmen wird eine Klassifizierung nach der Stufe vorausgesetzt. In den folgenden Abschnitten der Arbeit wird es auf der syntaktischen Seite im wesentlichen darum gehen, das System der Klassifikationen von adjektivischen Paradigmen zu vervollständigen. 4.2
Adjektive und Verben
Der Feststellung "Man hat sich dadurch, daß man das Deutsche Participium von Adverbio und Adjectiv getrennet, den Weg zu vielen Verwirrungen im Syntax gebahnet ...", die ein "Umständliches Lehrgebäude der Deutschen Sprache zur Erläuterung der Deutschen Sprachlehre für Schulen" (Adelung 1782:Bd. 1, 282) trifft, ist auch unter Berücksichtigung neuerer und neuester Untersuchungen zur Syntax von Adjektiven und Verben insofern zuzustinmen, als die Partizipien selbst bei manchen Versuchen zur Klärung des Verhältnisses beider Kategorien Verwirrung gestiftet haben, vgl. z. B. die unten diskutierten Vorschläge von Lakoff. Wir illustrieren zunächst anhand von Beispielen aus der neueren Literatur einige der auftretenden Schwierigkeiten und versuchen im Anschluß daran, Kriterien zur Klassifizierung der partizipialen Paradigmen (betrachtet wird dort das Partizip II) zu entwickeln. Diese Kriterien werden wahrscheinlich zu verfeinern und zu modifizieren sein, stellen aber vielleicht einen Schritt in die richtige Richtung dar. In der noch immer umfangreichsten transformationeilen Untersuchung zur Syntax der Adjektive des Deutschen geht Motsch davon aus, daß Präsens-Partizipien Verbformen sind: "... die deutsche Grammatik [enthält] eine Regel ..., die Sätze mit verbalem Prädikat auf Adjektive abbildet. Diese Regel hat etwa die folgende Form: [(l)] X + A + sei ng Subj 1 +
+ Aux
> l
+ V. + End + Aux'J
-» X +
+ V. + End + sei 1
+ Aux
wobei: Subj des Matrixsatzes = S u b j ' Aux = Aux 1 "
(Motsch 1964:116). Es handelt sich bei dieser Regel um eine generalisierte Transformation, die entsprechend folgendem Beispiel eine Satzeinbettung vornimmt: (2) das Kind + A + ist*, ng [ -» das Kind weint \
, . , . * , · * . das Kind + weinend + ist
93
Die Strukturbeschreibung des Transformats enthält das Kategoriensynibol A (nicht graduierbares Adjektiv) aus dem Matrixsatz des Transformandums, d. h. der Knoten V. (intransitives Verb) und das terminale Symbol End der rechten Seite von (1) sind dominiert von A . Das ergibt sich aus den Konventionen zur Formulierung von Transformationen und wird auch von Motsch bestätigt, wenn er davon spricht, daß "das Adjektiv ein Partizip Präsentis ist." (ebd., vgl. auch 114). Damit ist also klar, daß ein Präsenspartizip als Adjektiv angesehen wird, obwohl der Knoten V., also die Zuweisung zur Kategorie Verb, erhalten bleibt. Beim Partizip II dagegen wird in allen Fällen, in denen ein zu der Partizipialform gehörendes Verb existiert, diese Form ausschließlich und ohne weitere Begründung als Form eines Verbs in die Regeln der Grammatik eingeführt. Die Gemeinsamkeit mit den Adjektiven wird hier nicht dadurch deutlich gemacht, daß Partizipien als Adjektive klassifiziert werden, sondern nur dadurch, daß es Regeln gibt, die sowohl auf Adjektive als auch auf Partizipien anwendbar sind. Das gilt etwa für die Transformation, die Relativsätze auf postnominale Attribute reduziert (Motsch 1964:114) und zur Derivation von Sätzen wie (3) a. Ihr Körper, makellos, lenkte alle Blicke auf sich., b. Die Kultur, untergeganten, interessiert mich sehr
notwendig sind. Die Regel, die solche Attribute in pränominale Stellung rückt, ist dann jedoch wiederum nur für Adjektive formuliert (Motsch 1964:121), d. h. hier wird offenbar doch wieder angenommen, daß auch das Partizip II zu den Adjektiven gehört. Die Unsicherheit, die bei der kategorialen Abgrenzung von Adjektiv- und Verbformen besteht, dürfte damit hinreichend illustriert sein. Sie tritt bei Motsch zwangsläufig und sozusagen an der richtigen Stelle auf, nämlich bei dem Versuch, im Rahmen einer Syntax des Adjektivs das Verhalten bestimmter Wortformen zu erklären, die auch Verbformen sein können, wobei aber keine Kriterien dafür genannt werden, ob eine Form als adjektivisch, verbal oder als beides anzusehen ist. Die schwierige Stellung der Partizipien zwischen Adjektiven und Verben ist m. E. auch ein Grund für die in der transformationellen Grammatik vorgetraBeispiele von Motsch. Admoni nennt Adjektive in dieser Verwendungsweise verselbständigte Attribute (1970:142). Sätze dieser Art werden im allgemeinen im Deutschen nur dann als grammatisch angesehen, wenn mehrere Adjektive koordiniert sind.
94
gene These, daß Adjektive und Verben letztlich, d. h. in der zugrundeliegenden Struktur, zur gleichen syntaktischen Kategorie gehören. Besonders Postal, Lakoff und Ross sind als Verfechter dieser These hervorgetreten. Die ausführlichste Begründung dafür, daß Verben und Mjektive zur gleichen Kategorie gehören, findet sich in Lakoff 1970. Es ist ziemlich schwierig, auf Lakoffs Argumentation einzugehen, weil die Argumente so beliebig zusammengetragen und so wenig zueinander in Beziehung gesetzt werden, daß sie kaum bewertbar sind. Trotzdem soll versucht werden, Lakoffs Hauptgesichtspunkte herauszustellen. Lakoff (4)
(1970:114) stellt fest, daß Sätze wie die folgenden synonym sind: a. I like John b. I am fond of John
Daraus kann man, nach Lakoff, schließen, daß zwischen John und like in (a) dieselbe syntaktische Relation besteht wie zwischen John und fond in (b). Daß in (b) die Kopula und eine Präposition auftauchen, wird zwar nicht einfach ignoriert, aber es wird als zweitrangig angesehen, wobei das entscheidende Argument ist, daß "we do not lose anything semantically by making this assumption, so we do not lose anything syntactically either" (1970:117). Damit ist hinreichend gerechtfertigt, daß "— like and fond would have to be members of the same lexical category." (ebd.). Damit wiederum ergeben sich alle weiteren Argumente von selbst. Hat man erst einmal 'nachgewiesen1, daß (4a) und (4b) die gleiche zugrundeliegende Struktur haben, nämlich (5) a.
s /
b.
VP /
HP
I l
I
/N
v l
like
\
VSP l
John
dann fclgt daraus, daß: "the most striking syntactic similarity between adjectives and verbs is the fact that they take almost all of the same contextual restrictions Taking into account ... that the presence of be in front of adjectives and prepositions after them is a superficial phenomenon, we can speak of transitive adjectives, just as we can speak of transitive verbs, as having the feature + — iff."
Lakoff 197O;12O. Die Begriffe transitives und intransitives Adjektiv werden z. B. von Ross übernommen ( 1 9 6 9 a : 3 5 4 ) . Dagegen hat Königs (1971a) Rede von transitiven Adjektiven nichts mit einer Absicht zur generellen kategorialen Gleichsetzung von Adjektiven und Verben zu tun. König bezeichnet nur bestimmte von transitiven Verben abgeleitete und die Objekt'-NP mit of anschliessende Adjektive des Englischen als transitiv, etwa indicate - indicative of.
95
Zwar kann man aus einer zugrundeliegenden Struktur inner das und nie etwas anderes als das herausholen, was man hineingesteckt hat, aber syntaktische Erwägungen werden auch in der TG normalerweise damit begründet, daß das syntaktische Verhalten von Elementen untersucht wird. Dagegen sagt die Synonymie der Sätze in ( 4 ) , vorausgesetzt sie besteht, überhaupt nichts darüber aus, ob zwischen den Teilen der Sätze die gleichen syntaktischen Relationen bestehen. Dafür, daß das der Fall ist,
wäre es andererseits auch nicht notwendig, daß Syno-
nymie besteht, denn daß die Sprache zwei 'synonyme' lexikalische Einheiten like und fand enthält, ist für kein syntaktisches Argument zu verwenden, sondern in dieser Hinsicht 'Zufall'. Bei den meisten Beispielen, die Lakoff als Parallel zu (4) vorführt,
ist
die Synonymie jedoch kein Zufall. Die Beispiele sind vom Typ (6) a. That will please John b. That will be pleasing to John.
Mit diesem und allen ähnlichen Beispielen kann man über das Verhältnis von Adjektiven und Verben nur argumentieren, wenn man das Verhältnis der Partizipien zu den Verben und den Adjektiven geklärt hat. Stellt sich nämlich heraus, daß Partizipien als Verbformen anzusehen sind, so ist es eine Trivialität zu zeigen, daß sie syntaktische Eigenschaften mit dem Verb gemeinsam haben. Schließlich kehrt Lakoff die eben vorgeführte Argumentation um: wurde zunächst behauptet, pleasing sei ein Verb und aus (6) sei zu entnehmen, daß sich Adjektive und Verben gleich verhalten, so wird etwas später festgestellt, sleeping und murdered seien Adjektive und aus (7) und (8) im Vergleich zu (9) sei zu entnehmen, daß Verben sich wie Adjektive verhalten (Lakoff 1970:122): ( 7 ) a. the man who was murdered b. the murdered man (8) a. the child who is sleeping b. the sleeping child (9)
a. the man who is dead b. the dead man
Mit Beispielen wie (7) - (9) kann man in der Tat höchstens die These zu stützen versuchen, Verben seien Adjektive. Voraussetzung wäre wiederum, daß der Status der Partizipien geklärt wird. Lakoff will diese These aber gar nicht vertreten, sondern die Beispiele letztlich zur Verteidigung seiner Generalthese verwenden, daß Adjektive Verben seien. Auch Ross hat sich mit dem Verhältnis von Adjektiven und Verben befaßt. Er sieht es aufgrund von Lakoffs Ergebnissen als erwiesen an, daß Adjektive Ver-
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ben sind, entschließt sich aber zu der Annahme, daß die Kopula nicht nur in der zugrundeliegenden Struktur vorhanden, sondern den Hauptverben kategorial gleichzusetzen ist. Auf diesen Vorschlag kann nicht im einzelnen eingegangen werden. Es soll nur auf folgende Konsequenz hingewiesen werden: wenn sowohl Hilfsverben als auch Adjektive zur gleichen Kategorie gehören wie Vollverben, dann gehören auch Hilfsverben zur gleichen Kategorie wie Adjektive. Ross setzt sich nirgendwo mit dieser nicht sehr einleuchtenden Folge seiner jeweils 'unabhängig' motivierten kategorialen Gleichsetzungen auseinander, er erwähnt sie nicht eiimal. In diesen frühen Arbeiten der generativen Semantiker deutet sich bereits die spätere Auflösung des syntaktischen Kategoriensystems an. Bei lakoff führte die Tendenz zur Vereinheitlichung der syntaktischen Kategorien zur Reduktion auf die 'logischen' Kategorien Präd, Arg und S in den semantischen Repräsentationen, bei Ross führte der offenbar zwischen den verschiedenen Kategorien mögliche Übergang zum Konzept der squishiness, das einen 'guasi-kontinuierlichen1 Übergang von Verben über Partizipien und Adjektive zu Substantiven vorsieht (Ross 1972, 1973). Beide Konzeptionen bedeuten m. E. einen Verzicht auf die Erfassung des syntaktischen Systems einer Sprache als in sich geschlossenes Teilsystem, das dann in systematischer Weise auf andere Teilsysteme, insbesondere das semantische, zu beziehen ist.
ROSS 1969a. Der Titel "Adjectives As Noun Phrases" ist irreführend. Ross behauptet nicht, daß Adjektive Nominalphrasen seien, sondern daß die Verbergänzung zur Kopula eine 'abstrakte NP 1 sei, die einen Satz mit einem zum Matrixsatz identischen Subjekt und dem Adjektiv als Verb enthalte, also für John is hungry etwa:
John
6 7
be
it
John
hungry
Ausgeführt in Ross 1969b. Der Vorschlag hat in Reis 1973 eine kompetente Kritik erfahren. Lakoff 197O stammt aus dem Jahre 1965, Ross 1969b aus dem Jahre 1967.
97
Wir gehen nun auf die Kriterien zur Klassifizierung der Partizipien ein. [Dabei stützen wir uns wesentlich auf die Klassifizierung der Verben in transformative und nicht-transformative, wie sie in Wunderlich 1970 vorgenomien wird. Will man die Zuweisung von partizipialen Paradigmen zu den verschiedenen Paradigmenkategorien morphologisch rechtfertigen und sich dabei auf die Beziehung zu bestürmten Verben berufen, so müßten 'transformativ1 und 'nicht-transformativ1 als Paradigmenkategorien für Verbparadigmen angesehen werden können. Ob das möglich ist,
kann hier nicht entschieden werden; es wäre dazu notwendig,
die Rektionseigenschaften großer Klassen von transformativen und nicht-transformativen Verben miteinander zu vergleichen und festzustellen, ob sich letztere von ersteren hinsichtlich der Rektionseigenschaften systematisch unterscheiden. Wir rechtfertigen die Klassifikation der Partizipien dagegen direkt - d. h. aufgrund ihres eigenen syntaktischen Verhaltens. Auch auf diesem Wege lassen sich wirkungsvolle Kriterien angeben. Nun zunächst zur Unterscheidung von transformativen und nicht-transformativen Verben. Wunderlich (1970:141 f f . ) stellt fest, daß der Gebrauch des Perfekts (genauer: des vergangenheitsbezogenen Perfekts) gewisse Folgerungen erlaubt, die nicht möglich sind beim Gebrauch des Imperfekt: ( 1 1 ) a. Ich habe mir einen neuen Hut gekauft ->· ich besitze jetzt einen neuen Hut b. Karl ist vom Stuhl gefallen ->· Karl liegt jetzt auf der Erde ( 1 2 ) a. Ich kaufte mir einen neuen Hut ·* b. Karl fiel vom Stuhl ·*·
? ?
Entsprechend ist eine Satzfolge wie (13a) nach Wunderlich nicht ohne weiteres akzeptabel. Zulässig ist sie vielmehr nur unter der Interpretation von (13b), d. h. wenn das Pefekt als Alternante des Imperfekt angesehen wird, was immer möglich
ist: (13) a. ?ich habe mir einen neuen Hut gekauft, ich habe ihn aber inzwischen wieder verloren. b. ich kaufte mir einen neuen Hut. ich habe ihn inzwischen aber wieder verloren.
Aus dieser Beobachtung wird geschlossen, daß das Perfekt zweideutig ist.
Ist
das Perfekt nicht Alternante zum Imperfekt, so bezeichnet es das Eintreten eines neuen Zustandes, des sogenannten Nachzustandes als das Resultat eines Vorganges oder einer Handlung, die von Verb bezeichnet werden. Den Übergang vom Vorzustand zum Nachzustand, also den Vorgang oder die Handlung selbst, bezeichnet dagegen das Imperfekt. Damit erklärt sich die Möglichkeit zu Folgerungen entsprechend (11): die Folgerungen beschreiben den eingetretenen Nachzustand.
98
Es ergibt sich, daß die angegebene Zweideutigkeit des Perfekts nur bei einer bestürmten Klasse von Verben möglich ist, nämlich bei solchen Verben, die, nach Wunderlich, 'punktuell' oder 'transformativ' sind (1970:145). Damit ist gleichzeitig eine Explikation der traditionellen Termini perfektive und imperfektive Verben angestrebt. Bevor wir zur Behandlung der Partizipien zurückkehren, muß die folgende Korrektur an Wunderlichs Klassifizierung vorgenommen werden: perfektiv und tvansformativ sind keinesfalls gleichzusetzen, ebenso nicht punktuell und transformativ. "Bei der perfektiven Aktionsart wird ein Vorgang vorgestellt im Hinblick auf seine Begrenzung, ... (e^ ( x ) 3 e? (x)) e {UNH(PARTI),COUNT...} {NPART,COUNT...}
steht das Subjekt im Plural, so sind dagegen auch die (3c) und (3d) entsprechenden Sätze in logische Sätze der in (4) angegebenen Form zu übersetzen, wobei aber selbstverständlich Elefanten sind kurzsichtig und Diese Elefanten sind kurzsichtig nicht synonym sind. Der Unterschied geht auf die innere Struktur von e. zurück, betrifft aber nicht die 'übergeordnete1 logische Form. (5) dient zur Demonstration, daß sich die PART2-Adjektive wie die nichtpartizipialen verhalten. (5)
a. b. c. d.
Der E l e f a n t ist aufgeregt Ein E l e f a n t ist aufgeregt Die Elefanten sind aufgeregt Elefanten sind aufgeregt
Eine Sonderbehandlung würde lediglich eine Markierung mit Neg verlangen: Kein Elefant ist kurzsichtig hat nur die generische Interpretation.
109
Anders verhalten sich dagegen die partizipialen Adjektive wie ausgerottet, ermähnt, vergessen: (6) a. b. c. d.
Der E l e f a n t ist ausgerottet *Ein Elefant ist ausgerottet Die Elefanten sind ausgerottet *Elefanten sind ausgerottet
Vergleicht man (6) mit (5) bzw. (3a) und (3b), so stellt man nicht nur Grarrmatikalitätsunterschiede, sondern auch eine unterschiedliche Interpretation bei den jeweils granitiatischen Sätzen fest. Man kann die Ungrammatizität von (6b) und (6d) unmittelbar auf semantische Fakten beziehen. Umgekehrt kann man die unterschiedliche Interpretation von z. B. (6a) und (3a) 'formal' erklären. Beides wird im folgenden versucht. Man schreibt Nominalen, die durch einen unbestinmten Artikel eingeleitet werden, in der Regel eine spezifische und eine nichtspezifische Lesung zu. So hat z. B. (7a) die spezifische Interpretation (7b) und die nichtspezifische (7c): (7) a. Bill d i d n ' t see a m i s p r i n t b. Bill d i d n ' t see a p a r t i c u l a r m i s p r i n t c. Bill d i d n ' t see a single m i s p r i n t
Die nichtspezifische Interpretation meint ein beliebiges Element aus einer angegebenen Menge und behauptet gleichzeitig, daß die diesem Element zugeschriebene Eigenschaft auf alle anderen Elemente der Menge ebenfalls zutrifft. Das entspricht der generischen Interpretation von (3b). In (6) ist dagegen nicht jeder einzelne Elefant aus der Menge der Elefanten, sondern diese Menge selbst gemeint. Eine ganz bestimmte Menge kann jedoch mithilfe eines indefiniten Nominals nicht bezeichnet werden, 'deshalb1 sind (6b) und (6d) ungrammatisch. Die logische Form von (6a) und (6c) ist nicht die in (4) angegebene, sondern die aus (1c), wobei allerdings
e. nicht für einen Ausdruck steht, der ein Indivi-
duum, sondern der eine Klasse bezeichnet. Man kann das gerade dargestellte Verhalten der
1-Adjektive weiter aus
der Beziehung dieser Adjektive zu transitiven Verben erklären. PART1-Adjektive bezeichnen den Nachzustand des vom Objekt bestimmter transitiver Verben Bezeichneten. Ein als Objekt auftretendes indefinites Nominal bezeichnet dabei, wenn der Satz nicht wie (7a) verneint ist,
stets ein Element einer Klasse und
Karttunen 1969, Rohrer 1971a. Beispiel (7) von Rohrer.
110
hat deshalb nur die spezifische Interpretation. Karl vergaß einen Termin kann nie heißen, daß jeder einzelne der Termine Karls vergessen worden ist,
sondern nur,
daß ein beliebiger von Karls Terminen vergessen worden und damit vergessen
ist.
Ein Termin ist vergessen hat demnach keine generische Interpretation, und Termine sind vergessen ist ebenso ungrammatisch wie Karl vergißt Termine,
vgl. zur
weiteren Illustration auch (8): (8) a. Wikinger sind grausam b. *Inkas sind vergessen Diese weitere Demonstration des am Beispiel (6) erläuterten Faktums war notwendig, weil sich in (6) zwei Phänomene vermischen, die in dem uns interessierenden Punkt den gleichen Effekt haben. Ausgerottet ist zwar ein PAKT! -Adjektiv, aber ausrotten ist darüberhinaus ein Verb, das sich schwer oder kaum mit einem Objekt verbindet, das nicht eine Menge bezeichnet (9) a. Egon rottet die Maulwürfe aus b. ?Egon rottet einen Maulwurf aus c. ?Egon rottet meinen Maulwurf aus Es ist nicht ganz klar, wieweit die Abweichungen in (6) mit den in (9) demonstrierten semantischen Eigenschaften des Verbs zusarmenhängen. Jedenfalls spielt auch eine Rolle, daß das Adjektiv aus PAKT! 5.2.2
ist.
Kontinuativa
Wir können zu den Sätzen de,
f) § 5.1 und damit zu den Kontinuativa
(Stofftermi-
ni, mass terms) und wollen prüfen, ob ihre Verwendung als Subjekt in einfachen Kopulasätzen wie diesen eine weitere Klassifizierung von Adjektiven rechtfertigt oder notwendig macht. Die Grenze zwischen Syntax und Semantik ist bei den Stofftermini besonders schwer zu ziehen. Der folgende Vorschlag versteht sich als Versuch zu einer solchen Grenzziehung, der sich der weiterbestehenden Schwierigkeiten bei einzelnen Entscheidungen bewußt bleibt. Daß de) und (1f) § 5.1 in der logischen Form von den übrigen genannten Sätzen abweichen, liegt auf der Hand: Stofftermini sind nicht einfach als
sin-
guläre Terme oder Individuenausdrücke anzusehen, dagegen spricht z. B. der gener ische Charakter von ( 1 f ) , noch kann man ihre Übersetzungen ohne weiteres zu den Prädikaten rechnen, jedenfalls nicht zu den Prädikaten, die als Extension die von dem Ausdruck bezeichnete Klasse haben. Bei Sätzen wie dies ist
Metall
Der Satz ist allerdings möglich bei Betonung auf vergißt. Möglich ist ebenfalls Karl vergißt oft Termine.
111
kann, wie in der folgenden Diskussion im einzelnen ausgeführt wird, nicht davon gesprochen werden, daß die definite Deskription dies - ganz gleich, was damit jeweils gemeint ist - etwas bezeichnet, das ein Element der von Metall bezeichneten Klasse ist. Worauf gründet sich nun die Klassifizierung in Individuativa und Kontinuativa? In der Literatur werden dazu zwei Positionen vertreten. Die erste geht davon aus, daß kcntextuelle Eigenschaften entscheiden sind: "Strictly speaking, it is occurrences of words ... which count as mass nouns, for the same word can occur both as a mass noun and as a count noun." (Parsons 197Cfc>:362). Als Beispiele für die unterschiedliche Verwendbarkeit des 'selben' Wortes werden etwa angeführt (1) a. b. (2) a. b.
Heute gibt es einen gebratenen Kabeljau Heute gibt es gebratenen Kabeljau Tomate und Gurke wachsen auf diesem Boden nicht Tomaten und Gurken wachsen auf diesem Boden nicht
und Beispiele, die eher in die umgekehrte Richtung weisen, sind die bekannten SaIz - ein Salz, Metall - ein Metall sowie Abstrakta wie Information - eine Information, Lob - ein Lob, Logik - eine Logik usw. Wesentlich häufiger wird die Ansicht vertreten, man habe die Substantive entsprechend zu klassifizieren. Wir schließen uns dieser Auffassung an und setzen für die substantivischen Paradigmen eine Klassifikation MASS/COUNT an. Daneben führen wir als abkürzende Schreibweise für Kombinationen aus Def/Indef und MASS/COUNT in zusammengesetzten Nominalformen ein Paar von Einheitenkategorien mass/count ein. Mit letzterer werden Einheiten wie ein Metall, eine Information usw. markiert. Ungekehrt werden Einheiten wie die angesprochenen in (1b) und (2b) mit mass markiert. Zur Entscheidung, wie ein Paradigma zu markieren ist, stehen eine Reihe von Tests zur Verfügung, z. B. Kabeljau wächst wild, *Elefant lebt in warmen Gegenden. Solche Tests sprechen gegen Parsons' Vorgehen. Die von Quine vorgeschlagene logische Analyse für Stofftermini orientiert sich an der Tatsache, daß diese vor der Kopula ohne den Artikel stehen und keinen Plural bilden wie die Eigennamen, in prädikativer Stellung aber entweder mit Artikel stehen und dort, wo das nicht der Fall ist, trotzdem als generelle Tennini interpretiert werden müssen. Für einen Ausdruck wie That puddle is water heißt es etwa "We can view the mass terms in these contexts as general terms, reading is water ... in effect as is a bit of water." Damit werden 7
Quine 196O:97f. Ähnlich Plötz 1972:23ff.
112
Stofftermini in Subjektposition als singuläre Terme, also Individuen, aufgefaßt und in der Position von Hilfsverbergänzungen als generelle Terme oder Prädikate. Diese Auffassung ist sowohl linguistisch als auch logisch unbefriedigend. Sätze wie Pfeffer
ist scharf,
Gold ist ein Metall haben zumindest in einer" Le-
sung generischen Charakter und sind der logischen Form nach Sätzen wie Elefanten sind Dickhäuter ähnlicher als Paul ist frech. Außerdem sollten sie unterscheidbar sein von Sätzen wie Gold ist selten, die diesen generischen Charakter nicht haben. Eine Unterscheidung ist nicht möglich, wenn wir Gold in beiden Fällen als den Namen für ein scattered objec^. (Quine) annehmen. Die Analyse versagt auch in Italienischer vlein ist aus Autoreifen.
Das Beispiel zeigt sowohl syn-
taktisch als auch semantisch Grenzen der Ähnlichkeit zwischen Stofftermini und Eigennamen. Stofftermini sind 'kumulativ': was in an Allsätze erinnernden Ausdrücken einem Stoff an Eigenschaften zugeschrieben wird, gilt auch für jeden seiner Teile. Wir können deshalb komplexe Ausdrücke mit StoffSubstantiven wie italienischer Wein, dieser Wein, kein Wein
usw. bilden, was mit Eigennamen
nicht ohne weiteres möglich ist. Im Gegensatz zu Quine vertritt Parsons 197Ob die Auffassung, daß Stofftermini einheitlich als singuläre Terme darzustellen seien, aber nicht wie bei Quine als Name für ein scattered object, sondern als Name für eine Menge von o
Quantitäten einer Substanz. Diese Trennung von Substanz und Quantität
ist
entscheidend. Parsons führt eine zweistellige Prädikatskonstante 'ist Quantität von1 (Qa) mit einer Argumentstelle für Quantitäten und einer für Substanzen ein. Zur Bezeichnung dessen, was Quine ein scattered object nennt (Gold, Dieselkraftstoff
usw.) wird analog zur Klassenabstraktion eine 'Substanzabstrak-
tion' (gekennzeichnet mit dem Operator
) durchgeführt. Ist m eine Individuen-
variable über Quantitäten (Typ ) und steht t. für die Substanz Wasser (Typ ) , so wird die logische Form von (3a) wie in (3b) angesetzt. (3) a. m ist Wasser b. e a f m , ^ ) Entsprechend ist die logische Fcrm von (4a) und (5a) durch 'SubstanzabstrakBeides sind bei Parsons Grundbegriffe, vgl. 1972:367f. und 3 7 3 f f . Montague (1973b) hat sich dieser Auffassung trotz Moravcsiks (1973:278f.) Kritik, es sei unklar, welches die Kriterien für die Identität und Identifizierung von 'bits of matter 1 seien, angeschlossen. Auch Moravcsik (1973:275) erkennt aber an, daß Parsons' Vorschlag hinsichtlich der Möglichkeiten des logischen Schließens große Vorteile hat.
113
tion1 in (4b) bzw. (5b) wiedergegeben, wobei (5b) auf (5e) reduzierbar ist selten, t^ l· Gold, Fl
flüssig, t- 6
("s =
Dieselkraftstoff):
(4) a. Gold ist selten b. S e ( ( a m ) 0 a ( r o , t 2 ) ) (5) a. Dieselkraftstoff ist flüssig b. (n;[((Om)öa(m,t ) } ( n ) = Fl(n)] c. ( m ) ( g a ( m , t 3 ) n F 2 ( m ) }
(5b) und (5c) zeigen, daß es nun ohne Schwierigkeiten möglich ist,
den generi-
schen Charakter von (5a) herauszubringen, n ist eine Individuenvariable über die gleiche Domäne m (Typ ) . Mit den bereitgestellten Mitteln lassen sich auch alle bisher erwähnten Stofftermini in prädikativer Stellung ohne Schwierigkeiten darstellen. Wir gehen darauf nicht weiter ein. Nun ist
in unserem Zusamnenhang wichtig und interessant, daß CXaine (196O:
97 und 104f.) bestürmte Klassen von Mjektiven als Stofftermini auffaßt. Quine grenzt diese Klassen nicht ab, sondern gibt nur Beispiele. Die Verwandtschaft von Mjektiven und substantivischen Stofftermini sei dadurch gegeben, daß auch Adjektive "cumulative in reference" seien, daß also etwas, das eine bestimmte Eigenschaft hat, diese Eigenschaft nicht verliert, wenn man es teilt, doppelt usw. Formal sei die Ähnlichkeit zwischen diesen Mjektiven und Substantiven ge9 geben dadurch "that we cannot apply an to them, nor the plural ending." Stimmen wir dieser Analyse zu (was nicht heißen braucht, daß wir auch ihrer gerade angedeuteten syntaktischen Rechtfertigung durch Quine zustimmen müssen), so hatten wir unter der Voraussetzung, daß flüssig
zu den Stofftermini gehört,
für (5a) die logische Form (6) anstelle von (5c) anzusetzen (t. ^ flüssig). (6)
(m) «?aOn,t 3 ) => Qadn.tJ)
Mit dieser Art der Darstellung lassen sich die verschiedenen Typen von Ausdrücken mit adjektivischen und substantivischen Stofftermini problemlos erfassen, und logische Schlüsse sind auf die gewohnte Weise möglich. So läßt sich etwa aus Q (x*,t-)
(x. ist ein Dieselkraftstoff)
mit (6) auf Qa(x*,t.}
schließen. Dagegen ist ein Schluß von Qa(x^,t~) Se(x.)
(x* ist
(x. ist
flüssig)
Gold) und (4b) auf
(x* ist selten) nicht möglich: aus Dies ist Gold und Gold ist selten
196O:97. Unabhängig vom Stellenwert, den solche isoliert angegebenen formalen Ähnlichkeiten haben, wären sie im vorliegenden Fall für uns schon deshalb im zweiten Punkt unproblematisch, weil wir die Kurzform des Substantivs als unflektiert, die des Adjektivs als unmarkiert hinsichtlich des Numerus ansehen (vgl. § 4 . 1 ) .
114
folgt nicht Dies ist selten, Wohl aber folgt Dies ist eine Quantität einer sel~ tenen Substanz, und in der Tat erhalten wir aus den beiden genannten Sätzen (7a) und damit (Tb) die direkte Übersetzung dieses Satzes. ( 7 ) a . ( E t ) (Qa(x ,t.) A S e ( O m ) £ a ( m , t ) ) ) b. Qa(x^,(r\t] S e ( ( a m ) £ ? a ü n , t ) ) )
Die oberflächensyntaktische Rechtfertigung des Kategorienpaares MASS/COUNT zur Klassifizierung der Adjektivparadigmen führen wir anhand folgender etwas unschöner Beispiele durch (8) a. *Elefant ist kurzsichtig b. Gold ist weich (9) a. b. c. d. (1O)
a. b. c. d.
Information ist umkodierbar *Gold ist kurzsichtig *Gold ist quadratisch Gold ist umkodierbar Der Elefant ist flüssig *Elefant ist flüssig *Elefant ist fett Lob ist flüssig
Wir gehen davon aus, daß die Substantivparadigmen einer Klassifikation MASS/ p COUNT unterliegen und erklären mit der Zugehörigkeit von Elefant zu COUNT die Ungrammatizität von (8a) . In (10a) ist ein individuatives Nominal mit einem Adjektiv kombiniert, das sich auch ohne Schwierigkeiten mit Stoff termini als Subjekt verbindet. Syntaktisch ist in diesem Fall keine Abweichung zu erwarten: dev Elefant ist ebenso grammatisch wie die mithilfe von Stofftermini gebildeten das Bier, der Dieselkraftstoff usw. Worauf es uns ankommt, ist die Feststellung, daß ein Adjektiv, das nach dem Vorschlag von Quine ein Stoff terminus ist, sich in einfachen Kopulasätzen immer· mit Individuativa verbindet. (10b) und (1OC) sind syntaktisch abweichend. (10c) wurde nur zur Verdeutlichung des syntaktischen Charakters der Abweichung herangezogen. Vergleicht man nun (10b) mit (8a) , so läßt sich immerhin sagen, daß eine Interpretation von (1Ob) möglich ist, wenn man Elefant als Stoff terminus ansieht; diese Interpretation wird in (10b) im Gegensatz zu (8a) durch das verwendete Adjektiv nahegelegt. (1Od) weist keine syntaktische Abweichung auf, sondern ist uninterpretierbar oder falsch. Falls man es als interpretierbar ansehen will, wird unsere Argumentation jedoch auch nicht berührt. Wir halten aus (1O) fest, daß es Adjektive gibt, die die Interpre1O
Ein ähnlicher Effekt tritt auch bei der attributiven Verwendung der Adjektive auf: flüssiger Elefant legt die Interpretation als Stoffterminus nahe, kurzsichtiger Elefant nicht.
115
tation eines Noninals als Stoffterminus nahelegen, während das bei anderen (wie kurzsichtig) nicht der Fall ist. In (9b) und (9c) kombinieren wir nun einen Stoffterminus als Subjekt mit Adjektiven aus der zuletzt genannten Klasse. Die entstehenden Ausdrücke werden als syntaktisch und nicht, wie (9d), als semantisch abweichend angesehen. Die Ausdrücke sind sozusagen komplementär zu (10b) und (lOc): erwartet man hier einen Stoffterminus oder ein einen Stoffterminus enthaltendes Nominal als Subjekt, so wird in (9b) und (9c) ein Individuativum erwartet, man vergleiche dazu etwa die Schemata ist quadratisch und ist flüssig. Die Schwierigkeiten, die man bei der spontanen Anerkennung von (9b) und (9c) als ungrammatisch hat, beruhen m. E. auf der partiellen Verwandtschaft von Eigennamen und Stofftermini. Gold ist kurzsichtig wird 'syntaktisch analog1 aufgefaßt zu Karl ist kurzsichtig, deshalb erscheint es zunächst falsch und nicht ungrammatisch. Auf den Unterschied zwischen Eigennamen und Kontinuativa ist bereits hingewiesen worden. Die Übersetzung von Sätzen mit Stoffadjektiven als Hilfsverbergänzungen bietet nun keine Schwierigkeiten. Ein Satz wie (8b) ist immer generisch und wird mit ( 1 1 ) übersetzt. ( 1 1 ) [[subj 6
1
{MASS...}
V
herg] 6
s] =>
r
(m) (Qa (m,
) ^>0a(m,e ) )
2
{MASS...}
Für Sätze mit Stoffadjektiven als Hilfsverbergänzungen und Individuativa als Subjekten ist lediglich darauf hinzuweisen, daß sie sich generisch-nichtgenerisch ebenso verhalten wie die in 5.2.1 besprochenen Sätze mit 'COUNT-Adjektiven ', vgl. die Beispiele in (12). Die Formulierung der Ubersetzungsregeln kann unterbleiben. ( 1 2 ) a. b. c. d.
Das Metall ist weich Ein Metall ist weich Die Metalle sind weich Metalle sind weich
Die Klasse der Stoffadjektive ist so riesig, daß sich schon eine negative Abgrenzung lohnt, die, obwohl informell, noch einmal zur Verdeutlichung der semantischen Eigenschaften von Stoffadjektiven beitragen kann. Stoffadjektive sind nicht: 1.) Adjektive, die stets eine 'divided reference1 (Quine) haben, die also nur anwendbar sind auf Elemente einer Klasse und nicht auf eine durch ein im Singular stehendes Substantiv bezeichnete Klasse. Diese Adjektive verbinden sich also typischerweise mit Individuativa. Zu ihnen gehören als semantisch besonders typische, aber kleine Klasse die Gestaltadjektive rund, kugelförmig, quadratisch usw.
116
2.) Adjektive, die keine 'feste Referenz1 haben. Hierher gehören insbesondere die sogenannten relativen Adjektive (vgl. § 5.3). Jedoch ist dieser Fall sehr kompliziert und noch keineswegs hinreichend geklärt. Einerseits ist mit der Kennzeichnung dieser Adjektive als 'relativ' gerade gemeint, daß sie keine festliegende Referenz haben, also keine Substanz bezeichnen, wie etwa Wasser oder eisern. Dieser Fall liegt vor bei Individuativa als Subjekt, etwa in Dieser Kohlkopf ist schwer. Andererseits ist ihre Zugehörigkeit zu den Stoffadjektiven aus Sätzen wie Gold ist schwer unverkennbar, und ebenso klar ist, daß schwer hier nicht als relatives Adjektiv verwendet wird: der implizite Bezug auf eine Volumenquantität macht es zum absoluten Adjektiv. Moravcsiks Einwand, daß "heavy and large meet Quine's condition [der kumulativen Referenz, vgl. oben] for mass terms, the correlated terms high and small do not seem to do so." (1973:267), wäre danach so zu modifizieren, daß bestimmte Adjektive sowohl zu den Stoffadjektiven als auch zu den Individuativa gehören. 3.) Die Adjektive in den folgenden Sätzen (13)
a. Kupfer ist häufig b. Gold ist selten c. Altbier ist verbreitet
Wir wollen uns zum Abschluß kurz den Adjektiven in (13) zuwenden. Diese kleine Klasse weist semantisch ganz charakteristische und sonst nicht auftretende Eigenschaften auf, vgl. auch das Ubersetzungsbeispiel (4b). Die Sätze in (13) sind nicht generisch. Die von der Hilfsverbergänzung bezeichnete Eigenschaft bezieht sich nicht wie bei den Stoffadjektiven auf die Elemente einer Klasse, die wir oben als die Quantitäten einer Substanz charakterisiert haben, vielmehr bezieht sich das Prädikat auf das von Subjekt Bezeichnete als Ganzes, wie das auch in (4b) zum Ausdruck kommt. Wenn wir sagen Dies ist selten, so meinen wir damit Ein Ding (Vorgang ...) wie dieses (r) ist selten, d". h. wir ordnen den Referenten einer Klasse zu. Dagegen kann man mit Dies ist fett, Dies ist flüssig durchaus auf einen bestimmten Teil einer durch einen Stoffterminus bezeichneten Substanz referieren ohne Bezug auf das scattered object. Die Adjektive in (13) beziehen sich nicht auf Eigenschaften der Substanz im einzelnen oder 'interne1 Eigenschaften, sondern auf einen Aspakt ihrer Existenz, genauer: ihrer Häufigkeit. Diese Adjektive gehören semantisch weder zu den Individuativa noch zu den Stoffadjektiven, denn sie haben als Extensionen nicht Klasse von Objekten oder
117
Quantitäten in dan Sinne, daß sie (als Prädikate) von den Elementen dieser Klasse erfüllt werden, sondern erfüllt werden sie nur von den Klassen selbst. Eineleroentige Klassen sind nicht zugelassen, weshalb Ausdrücke wie *Karl ist selten ungranmatisch sind. Dies scheint, da Sätze wie Dieser Lehrer ist selten immer als Dieser Typ von Lehrer ist selten interpretierbar sind, die einzige wirkliche syntaktische Restriktion für das Subjekt bei solchen Adjektiven zu sein. Ob sie die (für die Semantik wünschenswerte) Einführung einer weiteren Kategorie von Adjektivparadigmen, HF (HÄUFIGKEIT), rechtfertigt, bleibt offen. 5.3
Relative Adjektive und ihre Abgrenzung von den Qualitätsadjektiven
Wie die absoluten Adjektive können die relativen nicht als syntaktisch eigenständige Klasse angesehen werden. 'relativ1 ist eine seniantische Kennzeichnung, mit der gemeint ist, daß ein Prädikat, in das ein Adjektiv wie lang, niedrig oder breit zu übersetzen wäre, nicht eine Extension im üblichen Sinne hat; es ist nicht generell möglich, davon zu sprechen, daß ein Ding lang, niedrig oder breit ist, wenn es eine fest gegebene länge, Höhe oder Breite hat bzw. über- oder unterschreitet. Dagegen ist ein Ding hölzern oder eisern, wenn es aus einer bestimmten Substanz besteht, es ist quadratisch oder rund, wenn es eine bestimmte Form hat, und es ist geboren oder verheiratet, wenn es auf bestimmte Weise in Ereignisse bestimmter Art involviert war. Als Charakteristikum der hier als relativ bezeichneten Adjektive wurde von Sapir (1944) das auch bei der Verwendung der Adjektive im Positiv auftretende Vergleichsmonent angesehen. In ist groß wird danach ausgesagt, daß die Größe von eine Vergleichsgröße überschreite, ganz so, wie das explizit beim Gebrauch des Komparativ geschieht. Die Vergleichsgröße wird bei Verwendung des Positiv nicht als solche explizit gemacht, sondern ist aufgrund des sprachlichen Kontextes sowie u. U. des außersprachlichen Kontextes ('Kotextes') zu ermitteln. 11
Die neuerdings übliche Verwendungsweise von 'relatives Adjektiv 1 hat mit keiner der schon länger im Gebrauch befindlichen dieses Terminus etwas zu tun, die Admoni 197O:143ff. zusammenfaßt: a) syntaktisch relativ (nach Behagel 1923, Bd. l : 1 4 O f . ) ist das, was wir ein zweistelliges Adjektiv nennen. b) semantisch relative Adjektive bezeichnen eine Relation zwischen dem vom modifizierten Substantiv und einem vom Adjektiv selbst bezeichneten Ding, z. B. betriebliches Eigentum = Eigentum des Betriebes. c) etymologisch relativ sind Adjektive, deren 'Kernmorphera' nicht adjektivisch ist, z. B. eisern.
118
Aufbauend auf diesen Grundgedanken sind in den letzten Jahren mehrere ausführliche Analysen der relativen Adjektive vorgenatmen worden. Zu den bekanntesten zählen die von Bierwisch (1967), in der die Bedingungen der Kombinierbarkeit von Nomina und räumliche Dimensionen bezeichnenden Adjektive mithilfe von Markerstrukturen dargestellt wird, 12 die von Vendler (1968), in der Paraphraseund Folgerungsklassen für einfache Sätze mit Adjektiven dieser und anderer Klassen angegeben werden und schließlich die von Bartsch/Vennemann (1972a,b), in der logische Repräsentationen für einfache Kopulasätze mit relativen Adjektiven sowie Transformationen zur Überführung solcher logischer Ausdrücke in natursprachliche vorgeschlagen werden. Die logische Form eines Satzes wie (1a) ist nach Bartsch/Vennemann 1972b:7O wie in (1b) anzusetzen (x* 4 das Schiff): (1) a. Das Schiff ist lang b. Ub(fuM (x. i ,d l ) , n l )
Die Prädikatskonstante Üb (übertrifft) tritt bei den sogenannten positiv polarisierten Adjektiven auf, bei den negativ polarisierten (klein, niedrig, kurz usw.) erscheint an dieser Stelle das Prädikat Un (unterschreitet) . Nach Bartsch/ Vennemann unterscheiden sich die logischen Repräsentationen von (1a) und Das Schiff ist kurz im übrigen nicht, cL in (1b) ist eine sogenannte Dimensionskonstante (Individuenkonstante von Typ 6 ) , die jeweils für ein Paar von relativen Adjektiven gilt und als logisches Äquivalent der Ncminalisierung des positiv polarisierten Adjektivs anzusehen ist, in (1) für Länge, f ist der sogenannte Maßfunktor, den Bartsch/Vennemann aus Bartsch 1972 übernehmen. 13 Die Maßfunktion bildet Paare von Individuen (das erste in der Regel vom Typ u, das zweite von Typ 6) auf einen Punkt einer numerischen Skala, im allgemeinen der der reellen Zahlen, ab, vgl. § 6.3. n. ist eine Konstante aus dem Bereich dieser Skala (Individuum Typ ) , zu der der Wert der Maßfunktion in Relation gesetzt wird. Insgesamt ist (1b) zu lesen als 'Der Wert von x.. bezüglich seiner Länge übertrifft den Vergleichswert n,.' r 12
13
Der Vorschlag wurde in Bierwisch 197O:43ff. präzisiert. Statt einfach von einer Vergleichsgröße zu sprechen, stellt Bierwisch heraus, daß die Vergleichsgröße wesentlich durch semantische Eigenschaften des modifizierten Nominale bestimmt ist (vgl. unten). Auch in Wunderlich 1973a werden, unabhängig davon, solche Maßfunktionen verwendet. Der Unterschied besteht lediglich darin, daß Wunderlich für jede Dimension eine eigene Maßfunktion ansetzt, während Bartsch/Vennemann eine einzige solche Funktion verwenden.
119
Die Herleitung von (1b) aus der syntaktischen Struktur für (1a) scheint zunächst keine Schwierigkeiten zu bereiten: ein relatives Adjektiv wie lang ist offenbar zweistellig und nintnt als Ergänzung sogenannte Maßangaben (vier Meter), die syntaktisch von allen anderen Ergänzungen leicht unterscheidbar sind. Diese Ergänzungen wären als fakultativ anzusehen. Semantisch wäre eine solche Auffassung vollauf zu rechtfertigen, denn das auch bei relativen Adjektiven im Positiv auftauchende Vergleichsmonent macht diese Mjektive zu relationalen Größen. Mit FMES als Markierungskategorie ('fakultative Maßergänzung1) ließe sich die Regel (2) formulieren: (2)
[[subj 61
V
herg]
S] ·» r t/2>(f (e, ,e„) , n)" 1 M
l
z
{FMES?..}
Das Adjektiv lang selbst würde nach (2) in einen Ausdruck für die Dimension Länge übersetzt, würde aber gleichzeitig für das Auftauchen des Prädikates Üb verantwortlich sein. Das ist nicht in allen Kontexten der Fall: in Konstruktionen, in denen man sich mit einem relativen Adjektiv auf nur eine Dimension beziehen will, wird stets das positiv polarisierte Adjektiv verwendet: (3) a. b. c. d. e. f.
wie lang (*kurz) drei Meter lang (*kurz) doppelt so lang (*kurz) halb so lang (*kurz) kleine Länge (*Kürze) große Länge (Kürze)
(3e) und (3f) wurden hinzugefügt, weil sie eine ähnliche Asymmetrie wie in den vorausgehenden Beispielen sozusagen eine Stufe höher zeigen: die Ncminalisierung des negativ polarisierten Adjektivs ist wohl mit dem positiv polarisierten Adjektiv (große Kürze) , nicht aber mit dem entsprechenden negativ polarisierten zu verbinden. Bei der Behandlung der Maßangaben (§ 6.2) spielen die Markierungskategorien FMES und QMES eine wichtige Rolle, für die Behandlung von Sätzen wie (1a) sind sie dagegen aus zwei Gründen ungeeignet. Eirmal können auf diese Weise nur die positiv polarisierten Adjektive behandelt werden. Die negativ polarisierten treten nicht mit Maßangaben auf (vgl. (3b)) 14 und können daher nicht mit FMES markiert werden, es gibt also kein Kriterium aus der syntaktischen Struktur, das kurz als relatives Adjektiv ausweist. Der zweite Grund ist, daß lang und kurz syntaktisch nicht unterscheidbar sind, wenn man operationale Kriterien, 14
Vgl. aber die Analyse von warm - kalt in § 6.2.
120
wie sie etwa in (3) nahegelegt werden, nicht gelten läßt. Selbst wenn man also kurz syntaktisch als relatives Adjektiv klassifizieren könnte, hätte man kein Kriterium für das Auftreten von Üb vs. Un in der logischen Form. Die Übersetzung mithilfe einer Regel wie (2) muß daher aufgegeben werden, wenn man nicht zu einer vollständig unterschiedlichen Behandlung von Sätzen mit antonymen Adjektiven katfnen will. Ein solcher Nachteil läßt sich vermeiden, wenn man einfache Kopulasätze mit relativen Adjektiven folgendermaßen behandelt. Sowohl lang als auch kurz werden in Prädikate übersetzt. Diese Prädikate sind entsprechend (4) definiert: (4) a. b.
( x ) ( L a ( x ) · ( Ü b ( f ( x , e . ) , l M 2
/ „ . ( x ) ) V £/n(f ( x , e „ ) , f T „ (x) ) ) ) VI M 2 V2
Welches der beiden Diskunkte für ein Prädikat gilt, wird nach der Zugehörigkeit zu den positiv bzw. negativ polarisierten entschieden. Die 'Vergleichsfunktionen' f.' . und f.' in (4) liefern für das Individuum, über dessen Größe eine Aussage gemacht wird, den Vergleichswert. Im einfachsten Fall ergibt sich der Vergleichswert aus der semantischen Charakterisierung des Ausdruckes, der dieses Individuum im Satz selbst bezeichnet, also dem logischen Äquivalent des Subjekts. Nach einem Vorschlag von Katz (1967) hat man sich dabei in nichtgenerischen Sätzen auf die im Subjekt bezeichnete Klasse zu stützen ('Das Schiff ist lang für ein Schiff'), bei generischen Sätzen dagegen auf das genus proximm ('Wolkenkratzer sind hoch1 = 'Wolkenkratzer sind hoch für Gebäude1). Prinzipiell wichtig ist die Voraussetzung, daß solche Vergleichsgrößen für semantisch charakterisierbare Klassen von Individuen identisch sind. Unter dieser Voraussetzung kann die Extension eines Prädikates wie La, nämlich die Vereinigung der Klassen von Objekten, deren Elemente lang sind in Hinsicht auf jeweils eine bestimmte Vergleichsgröße, über semantische Klassen beschrieben werden. Auch Bartsch/Vennemann (1972b:63) geben die Vergleichsgröße als Wert einer Vergleichsfunktion an, jedoch wird für Sätze mit antonymen Adjektiven nur je15
Diese Lösung wurde nach einem Vorschlag von H, Lieb im Forschungsprojekt Sprach- und Grammatiktheorie diskutiert.
121
weils eine solche Funktion verwendet. Die Funktion r n gibt bei uns den unteren Wert für die Anwendbarkeit des positiv polarisierten Adjektivs, /v~ den oberen Wert für die Anwendbarkeit des negativ polarisierten. Beide Werte fallen im allgemeinen nicht zusammen, sondern es gilt (6)
(x) Un(fv2(x),
f
(x))
d. h. was nicht lang ist, ist nicht notwendigerweise kurz und umgekehrt: Der von Bartsch/Vennemann angesetzte 'Durchschnittswert' sollte eher als ein Wertebereich angesehen werden. Den Zusammenhang zwischen den Prädikaten Üb und Un geben wir in (7) wieder: (7) a.
(x) (y) (Üb(x,y) (X) ( y ) (Un(x,y)
=>~Un(x,y}) = ~ Üb(x,y))
wonit sich zusammen mit (6) und (4) sofort (8) ableiten läßt (8) a. (x) (La(x) ·=) ~ Ku(x)} b. (x) (Ku(x) => ~ L a ( x ) )
was den semantischen Zusammenhang zwischen antonymen relativen Adjektiven richtig wiedergibt (sogenanntes konträres Gegenteil). Die von den genannten Autoren in prinzipiell ähnlicher Weise vorgenommene Analyse der relativen Adjektive wurde kürzlich von Kamp wieder verworfen. Kamp (1973:7ff.) macht geltend, daß man bei der Auffassung, es handele sich bei der Vergleichsgröße um eine Durchschnittsgröße über einer Eigenschaft der Elemente einer Menge, für einen Satz wie (1a) zu der Lesung gelange "Das Schiff ist größer als die meisten Schiffe." Das bedeute, daß sich jeweils eine Inadäquatheit für das antonyme Adjektiv ergibt: wenn x nur dann groß sei, wenn es größer als die meisten x ist, seien die meisten x notwendigerweise klein. Dieser Einwand beruht auf einer Verwechslung von kontradiktorischem und konträrem Gegenteil: für die relativen Adjektive gilt (8) und nicht etwa (x) (~Lo.(r) => Ku(x)). Kamps weiterer Einwand, man könne die Vergleichsgröße nicht als eine auf die angegebene Weise zu gewinnende Durchschnittsgröße ansehen, besteht zu Recht. Er besagt aber nichts über die Adäquatheit der vorgeschlagenen logischen Form, sondern stellt nur fest, daß zur Erschließung der genauen Satzbedeutung textuelle und pragmatische Faktoren ins Spiel zu bringen sind. Das gilt aber 16
Die Kontextabhängigkeit der Bedeutung von Adjektiven ist vielleicht am extremsten im Konzept der sogenannten Excluders (Hall 1963) herausgestellt worden. Danach bedeutet ein Adjektiv wie echt in echter Tiger nur insofern etwas, als klar wird, daß nicht ein Papiertiger oder ein ausgestopfter Tiger usw. gemeint ist. Diese Analyse berücksichtigt nicht, daß die Menge der echten Tiger immer die gleiche ist, egal, ob sie der einen oder anderen Menge von 'unechten' Tigern gegenübergestellt wird.
122
für jede satzsemantische Repräsentation, auch für Kamps eigene Lösung, die auf dem Gedanken beruht, daß "adjectives can apply to things in various degrees" (1973:11). Der jeweilige 'Applikationsgrad1 eines Adjektivs ist selbstverständlich durch den Kontext bestürmt und wird von Kamp auch so qualifiziert (1973:44). Eine mit den relativen Adjektiven verwandte Klasse ist die der Qualitätsadjektive wie gesund, krank, gut, schlecht, ehrlich, unehrlich, schön, häßlich. Auch sie treten paarweise auf und scheinen die gleiche Dimension zu bezeichnen. Ein auffälliger Unterschied besteht zunächst darin, daß diese Adjektive auf andere Weise nominalisiert werden, nämlich fast durchweg auf -heit oder -keit, und daß beide Elemente eines Antonymenpaares ncminalisierbar sind: (9) a. b. c. d. e. f.
Schönheit - Häßlichkeit Gesundheit - Krankheit Fröhlichkeit - Traurigkeit Aufrichtigkeit - Unaufrichtigkeit Ehrlichkeit - Unehrlichkeit Höflichkeit - Unhöflichkeit
Bierwisch (1967:12) unterscheidet die beiden Klassen, weil für die Qualitätsadjektive im Gegensatz zu den relativen Adjektiven gilt, daß "Ihe scale established by such pairs ... is not divided into two parts by the average point, but the norm is one of its end points." So bedeuten Joseph ist gesund und Joseph ist krank nicht, daß Joseph überdurchschnittlich oder unterdurchschnittlich gesund ist, sondern daß er im ersten Fall einer mit gesund gegebenen Norm oder einem Normzustand entspricht, diese Norm jedoch im zweiten Fall verfehlt. Semantisch heißt das, daß die Bezugsgröße nicht aus dem (sprachlichen oder außersprachlichen) Kontext erschlossen werden muß wie bei den relativen Adjektiven, sondern daß sie mit dem Adjektiv selbst gegeben ist. Diese Adjektive sind also absolut. Schon das paarweise Auftreten von Nominalisierungen wie in (9) läßt vermuten, daß die Charakterisierung "Erfüllung der Norm - Nichterfüllung der Norm' den Symmetrieeigenschaften von antonymen Qualitätsadjektiven nicht gerecht wird. 17
"Evaluations like good and bad are - from a semantic point of view - absolute: they do not signify better than ... worse than ..., they signify we would want it, we would not want it." (Wierzbicka 1 9 7 2 : 4 1 ) . Auch Wunderlich zählt diese von ihm 'wertend' genannten Adjektive zu den absoluten (1973a:64O). Gnutzmann (1974:11) nennt die in Rede stehenden Klassen "deskriptiv" und "evaluativ". Bartsch/Vennemann dagegen rechnen schön und intelligent unter die relativen Adjektive ( 1 9 7 2 a : 2 1 ) . The fact that Bartsch/Vennemann made this proposal is all the more astonishing as they make reference to Bierwisch 1967, vgl. Bartsch/Vennemann 1972b:58.
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Ein Vergleich mit den relativen Adjektiven in Sätzen wie (1O) und (11) macht diese Eigenschaften deutlicher: (10) a. b. c. d.
Karls Haare sind länger als Emils Karl ist fleißiger als Paul Emils Haare sind kürzer als Pauls Paul ist fauler als Karl
( 1 1 ) a. b. c. d.
Der Dortmunder Fernsehturm ist nicht hoch Der Dortmunder Fernsehturm ist nicht niedrig Karls Bruder ist nicht ehrlich Karls Bruder ist nicht unehrlich
Aus (10a) folgt nicht Karls Haare sind lang, und aus (1Oc) folgt nicht Karls Haare sind kurz. Beide Sätze bezeichnen den gleichen Sachverhalt. Dagegen kann aus (10b) gefolgert werden, daß Karl fleißig ist und aus (lOd), daß Paul faul ist. Beide Sätze bezeichnen keineswegs den gleichen Sachverhalt. Ebenso folgt aus (11a) nicht, daß der Turm niedrig ist und aus (11b) nicht, daß er hoch ist. Dagegen wird mit (11c) davon gesprochen, daß Karls Bruder unehrlich ist, während 18 er nach (11d) als ehrlich gelten kann. Diese und viele ähnliche Phänomene legen es nahe, bei den Qialitätsadjektiven nicht davon zu sprechen, daß eine Norm erfüllt oder nicht erfüllt wird oder daß eine Norm übertroffen oder unterschritten wird, sondern für jedes Adjektiv eines antonymen Paares eine eigene Vergleichsgröße und eine eigene Dimension anzunehmen und diese semantisch aufeinander zu beziehen. Diese Auffassung weicht von den in der Literatur zu diesem Punkt vertretenen ab. So interpretiert Doherty (197O) Karl ist fleißig und Karl ist faul als "der Fleiß von Karl genügt einem Sollwert von Fleiß" bzw. "der Fleiß von Karl genügt einem negativen Sollwert von Fleiß". Wie bei den relativen Adjektiven wird also von einer für beide Elemente eines antonymen Paares gemeinsamen Skala, hier Fleiß, ausgegangen. Es gibt jedoch keine Rechtfertigung dafür, diese Skala als 'Fleiß-Skala1 und nicht als 'Faulheits-skala1 zu bezeichnen. Beide Größen sind sprachlich vollkcnnen gleichberechtigt und lediglich semantisch aufeinander beziehbar. Problematisch erscheint es auch, in diesem Zusammenhang von einem 'Wert1 von Fleiß zu sprechen. Eine solche Redeweise legt es nahe, Fleiß, Faulheit usw. als Ausdrücke aufzufassen, die, den Ncminalisierungen von relativen Adjektiven vergleichbar, eine Dimension bezeichnen, die man mit einer reellzahligen Skala in Zusemnenhang bringen kann. Das führt dann weiter leicht zu dem 18 Auf Folgerungsmöglichkeiten dieser Art beruht z. T. die Redeform der Litotes, vgl. z. B. die Untersuchung für Adjektive von Bolinger ( 1 9 7 2 b : l 1 5 f f . ) .
124
Fehlschluß, daß es von einem linguistischen Standpunkt aus mehr oder weniger zufällig ist, ob für eine Dimension eine numerische Skala existiert oder nicht (vgl. dazu § 6.2). Dohertys Analyse muß man insofern zustinmen, als sie mit jedem Element eines antonymen Paares von Qualitätsadjektiven eine eigene Bezugsgröße verbindet, womit sie der relativen Unabhängigkeit der Elemente eines solchen Paares im Vergleich zu den relativen Adjektiven gerecht wird. Gerade in diesem Punkt aber wird sie von Wunderlich kritisiert. Wunderlich verwendet einen anderen Begriff von negativer Norm als Doherty: "Unter +Norm verstehe ich, daß das Erfüllen einer Norm bedeutet, daß ein gewisses Maß überschritten oder höchstens erreicht wird, unter -Norm verstehe ich, daß das Erfüllen der Norm bedeutet, daß ein gewisses Maß unterschritten oder höchstens erreicht wird." (1973a:658).
Zur Illustration dienen die Sätze in (12): (12) a. b. c. d. e. f.
Paul Paul Paul Paul Paul Paul
ist ist ist ist ist ist
fleißig fleißig genug zu fleißig faul faul genug zu faul
In (a) und (b) ist nach Wunderlich eine positive oder +Norm gesetzt, denn die Norm ist immer erfüllt, wenn der Fleiß von Paul ein gewisses Maß an Fleiß nicht unterschreitet. In (c) dagegen ist eine negative Norm gesetzt, denn es wird verlangt, daß ein gewisses Maß an Fleiß nicht überschritten wird. Dagegen wird in (d) und (e) eine negative Norm präsupponiert, denn die Norm ist erfüllt, wenn ein bestimmtes Maß an Fleiß nicht überschritten wird. Entsprechend ist die Norm in (f) positiv. Die Verwendung der Begriffe positive und negative Norm ist bei Wunderlich also im Gegensatz zu Doherty nicht an das Auftauchen des positiv bzw. negativ markierten Adjektivs eines Paares gebunden. Während die Kritik an Dohertys Vorgehen letzten Endes als eine an ihrer Terminologie anzusehen ist (nämlich 'Faulheit' als 'negativen Fleiß' zu bezeichnen), wird Wunderlichs Analyse den Symmetrieeigenschaften der Qualitätsadjektive nicht gerecht. Das ist darauf zurückzuführen, daß die Qualitätsadjektive eines antonymen Paares interpretiert werden in Hinsicht auf eine Skala, deren Dimension durch die Noninalisierung des positiv polarisierten Adjektivs gegeben ist (vgl. 1973a:641, Tabelle 1, sowie 659, Tabelle 2 ) . Wunderlichs (1973a:633) einziger Hinweis, daß Sei faul! im Gegensatz zu Sei fleißig! ungrammatisch ist, kann schon von diesem Grammatikalitätsurteil her nicht überzeugen. In engem Zusammenhang damit ist eine
125
andere Aussage Wunderlichs über die Qualitätsadjektive zu kritisieren. Im Anschluß an Leisi 1953 unterscheidet Wunderlich anhand von Sätzen wie (13) (13) Karl ist zwar klein, aber er ist groß genug
zwischen einer Norm, die einen Erwartungs- oder Durchschnittswert angibt (wie hier in Karl ist klein) und einer zum momentanen Kontext gehörenden Norm, die im Kontext gesetzt wird und sehr schnell veränderbar ist (hier: Karl ist groß genug zu ... ). Letztere wird Tauglichkeitsnorm genannt. Wie schon (13) zeigt, sind bei relativen Adjektiven beide Typen von Normen möglich, bei Qualitätsadjektiven aber nach Wunderlich (1973a:663) nur Tauglichkeitsnormen. Ein Satz wie (14) (14) Karl ist
zwar f a u l , aber mir ist er fleißig genug
wird daher für abweichend gehalten. Als Erklärung wird angegeben, daß Karl ist faul "einen Bezug auf den Sprecher des Satzes, der hier ... seine eigenen Normvorstellungen anwendet" (ebd.), enthält, womit der Satz zu interpretieren wäre als "Ich finde Karl zwar faul, aber mir ist er fleißig genug", was in der Tat widersprüchlich, wenn auch nicht abweichend, wäre. M. E. wird hier wiederum ein pragmatischer Gesichtspunkt in unzulässiger Weise in satzsemantische Überlegungen eingebracht. Wenn man, wie Wunderlich das tut, einerseits davon spricht, daß faul ein absolutes Adjektiv ist, dann ist es unmöglich, daß die von faul bezeichnete Klasse sich von Kontext zu Kontext ändert. Natürlich ist es andererseits richtig, daß ein Sprecher, der den Satz Karl ist faul äußert, seinen Maßstab von faul zugrunde legt. Das ist aber nichts Spezifisches für die Qualitätsadjektive, sondern gilt allgemein. Analysen in dieser Richtung, wie etwa Bellert 1973, Fillmore 1972 und auch Wunderlich 1971, heben immer wieder hervor, daß die Präsuppositionen nicht nur ein belief system des Sprechers reflektieren, sondern daß sie sich auf das beziehen, was Sprecher und Hörer nach Meinung des Sprechers gemeinsam voraussetzen können. Die entsprechende Einbettung eines Aussagesatzes ist also etwa "Sprecher behauptet, daß —" und nicht "Nach Meinung des Sprechers gilt, daß ..." oder "Nach den Normvorstellungen des Sprechers gilt, daß ...". Hierin liegt genau der Unterschied zwischen Karl ist faul und loh finde Karl faul, den Wunderlich verwischt. Karl ist faul enthält gerade nicht eine nur aus dem Kontext erschließbare Norm, sondern ist, was den 'Normwert1 betrifft, sogar ohne jeden Kontext eher verständlich als Karl ist lang, obwohl hier nach Wunderlichs Auffassung ein eher intersubjektiver 'Normwert1 zu erwarten wäre. Wie bei den relativen Adjektiven bezeichnen wir die Elemente eines Paares bei den Qualitätsadjektiven als Antonyme, wobei von den möglichen Verwendungs-
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weisen von 'antonym' die am wenigsten spezielle gemeint ist.19 Danach sind e,. und e_ zueinander antonyme Prädikate, wenn gilt (15)
( 6 ( , * · · · ) => ~ e 2 ( x , x * · " ) )
Für Qualitätsadjektive gilt aber im Gegensatz zu den relativen auch (16), die Bedingung des 'konträren' Gegenteils im Gegensatz zum 'kontradiktorischen', vgl. die Beispiele (11c) und (11d). (16)
r
(e ( x , X j * " ) +->· ~ e (x ,x ' " ))
Dabei wird konträr - nichtkonträr wieder als eine rein semantische Klassifikation von Adjektivpaaren angesehen. Sprachlich korreliert mit der Gültigkeit von (16) bei den Adjektiven eine wesentlich weitergehende Symmetrie, als wir sie bei den relativen Adjektiven vorfinden. Neben den Nominalisierungen (vgl. 9) ist etwa das unrestringierte Auftreten auch der negativ polarisierten Adjektive als Hilfsverbergänzungen in wie-Fragesätzen zu nennen (wie häßlich, wie krank, wie unehrlich ..., vgl. als Gegensatz dazu ( 3 ) ) . Mit (16) korreliert dagegen nicht eine Klassifikation graduierbar - nicht graduierbar, wie manchmal angenommen wird (Lyons 1963:64f. und 1968:460ff. sowie Gnutzmann 1974:6f.). Die Qualitätsadjektive gehören zu den graduierbaren, wie immer sie von den nicht graduierbaren unterschieden werden. Die Klassifikation absolut - relativ hat nichts mit der Klassifikation graduierbar - nicht graduierbar zu tun, auch wenn letztere als rein semantische angesehen wird. Bei einem Begriff von 'relativ1, wie er am Anfang dieses Kapitels in Übereinstimmung mit der von Bartsch/Vennemann gegebenen Explikation eingeführt wurde, besteht die Relativität der Bedeutung von Adjektiven ausschließlich in einer sozusagen quantitativen Variabilität: was dem Kontext zur Bestimmung dessen, was mit dem Adjektiv genau bezeichnet werden soll, entnonnen werden muß, betrifft in der Regel nicht die Dimension, sondern die Lage der Vergleichsgröße auf einer der Dimension zugeordneten numerischen Skala. Das ist nicht in allen Fällen so, weil es unter den relativen auch einige sogenannte mehrdimensionale Adjektive gibt. Beispielsweise gehören zu hoch die Dimensionen 'Höhe' (hoch niedrig) und 'Tonhöhe1 (hoch - tief) sowie zu tief außerdem die Dimension 'Tie19
Die Antonymierelation für Paare kann dann als Sonderfall der Inkompatibilitätsrelation für n-Tupel (Farbadjektive, Gestaltadjektive) gelten. Einen Überblick über die Verwendungen von 'antonym 1 gibt Beeh 1973:154ff.
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fe 1 (tief - flach). Am variabelsten in Hinsicht auf die Dimension ist groß: ( 1 7 ) a. b. c. d. e.
Wie groß Wie groß Wie groß Wie groß Wie groß
ist Karl? ist die Wohnung? ist Braunschweig? ist dieser Omnibus? sind seine Schuhe?
Kamp (1973:29) schreibt dazu: "... what precisely makes an object large? Its heigth? Or its volume? Or its surface? Or a combination of some of these? Here we encounter the same phenomenon that was already revealed by our discussion of clever."
Das ist ein Irrtum, denn wenn man (18) mit (17) vergleicht, wird sofort der wesentliche Unterschied deutlich: (18) a. b. d. e.
Müller ist klug Sein Vorschlag ist klug Dackel sind klug Computer sind nicht klug
Die Bedeutung von klug ist unbestimmt, weil nicht klar ist, was die Dimension Klugheit genau bezeichnet, was etwa seinen Ausdruck darin findet. Hap man nicht genau weiß, ob man für die Extension von klug eine oder mehrere Dimensionen von Klugheit annehmen soll. Bei groß und erst recht allen anderen relativen Adjektiven ist das anders. Die jeweils geneinte Dimension ist fast stets gegeben, wenn auch nur ein einziges Individuum genannt wird, das die Eigenschaft groß haben soll. Zu dieser Dimension gehört in der Regel eine numerische Skala, oder sie ist zvmindest denkbar. In einem Satz: bei den Qualitätsadjektiven liegt die Unbestimmtheit bei der Dimension, bei den relativen Adjektiven in der Lage des Vergleichswertes.
6.
Nicht satzwertige Komplemente
Für Ergänzungen beim Adjektiv spielt von den casus obliqui nur der Dativ eine nicht marginale Rolle. Genitiv- und Akkusativergänzungen werden nicht in eigenen Abschnitten behandelt, sondern nur gelegentlich mit erwähnt. 6.1
Nominale im Dativ
Nominale Ergänzungen im Dativ finden sich u. a. bei ähnlich, benachbart, bewußt, feind, geneigt, gleich, Untertan, zugetan, zuwider. Zwar kann hier in allen Fällen von obligatorischer Zweistelligkeit gesprochen werden, im übrigen ist diese Klasse von Ausdrücken aber äußerst inhomogen. Zunächst werden feind und zuwider von den Adjektiven überhaupt ausgeschlossen, feind sein und zuwider sein werden als Wendungen angesehen und gehören dann zur Konstituentenkategorie V. Dafür spricht unter anderem, daß feind und zuwider auch mit Dativergänzung nicht attributiv verwendbar sind {* das dem Klerus zuwidere Gesetz'] und keinen Komparativ bilden. Es kommt daher auch nicht in Frage, sie als Adverbien anzusehen, wie das bei brach wegen der Paraphrasierbarkeit von Das Feld ist brach mit Das Feld liegt brach erwogen werden könnte. Einfachen Kopulasätzen mit feind und zuwider wira eine Konstituentenstruktur wie in (1) zugewiesen. (D
s
1 N
1I
v
· Du bist dir der Tatsache bewußt
Für die P 1-Adjektive sind die hier an sich zu fordernden Folgerungen nicht möglich, weil die zugehörigen Verben nicht oder nicht mehr gebräuchlich sind: jemandem etwas benaahbarn jemandem etwas untertun usw. Dies ändert jedoch nichts daran, daß die morphologische Struktur der Adjektive sie als Verbderivate der genannten Art ausweist. Was in einigen dieser Fälle fehlt, ist die Möglichkeit, die Bedeutung der Adjektive als Funktion der Bedeutungen ihrer Bestandteile bei einer bestiitmten morphologischen Struktur anzusehen. Untertan und zugetan wird als ganzen eine Bedeutung zugeschrieben, die nicht eine Funktion der morphologischen Bestandteile ist. Für die syntaktische Markierung der Adjektive besagt das jedoch nichts. 2 Es verbleiben ähnlich und gleich. Beide sind synchronisch wahrscheinlich auf zweistellige Verben mit obligatorischer Dativergänzung zu beziehen, obwohl historisch alles dagegen spricht (vgl. Kluge 196O:10 und 259f.). Solche Fälle sind nur nach eingehender Untersuchung zu entscheiden. In der logischen Repräsentation sind die Adjektive der Kategorie ODAT als zweistellige Prädikate darzustellen, wobei als Argumente die Übersetzungen von Subjekt und Dativobjekt erscheinen. Die Ubersetzungsregel gibt keine Probleme auf. Eine weitere Behandlung verlangen ähnlich, benachbart und gleich. Diese Von gleichem Bildungstyp wie benachbarn, wenn auch von anderer Stelligkeit, sind beflügeln, befrachten, bemänteln, beschuhen, bestimmen, bewundern.Es mag verwundern, daß ausgerechnet in einer Oberflächengrammatik von Verben die Rede ist, die es gar nicht gibt. Wenn wir z. B. benachbart eine morphologische Struktur zuordnen, so weisen wir die morphologischen Einheiten morphologischen Kategorien zu, wie in § 2.3 dargelegt: benachbart enthält einen Verbstamm einer bestimmten Klasse. Diesen Verbstamm kann es geben, ohne daß es das entsprechende Verb gibt. gleich im Sinne von sich gleichen oder jemandem gleichen und nicht im Sinne von gleichgültig wie in Deine Ehescheidung ist mir gleich. In der zweiten Bedeutung wird nicht ein Adjektiv gleich, sondern ein Verb (eine Wendung) gleich sein angesetzt, gleich ist hier ebenso wie egal und einerlei nicht attributiv zu verwenden: * deine mir gleiche (egale, einerleie) Entscheidung.
130
Mjektive bezeichnen symmetrische Relationen. Diese wichtige semantische Eigenschaft läßt sich auf syntaktische Kategorien beziehen. Wir vergleichen dazu (3) und (4): (3) a. b. c. d.
Karl ist dem Kurt benachbart Karl und Kurt sind sich benachbart Karl und Kurt sind benachbart Die Städte des Ruhrgebietes sind alle benachbart
(4) a. Das Problem ist dem Minister bewußt b. *Das Problem und der Minister sind sich bewußt c. *Das Problem und der Minister sind bewußt
Bei den syirmetrischen Adjektiven sind außer Subjekt und Dativergänzung auch mit und koordinierte substantivische Nominale (und nur mit und koordinierte) sowie substantivische Nominale im Plural in Subjektposition möglich. Offenbar handelt es sich um Alternativen, die allesamt syntaktisch gekennzeichnet werden können. Zur Behandlung in unserem Rahmen bieten sich als nächstliegende die beiden fol4 genden Möglichkeiten an. 1.) benachbart usw. werden als obligatorisch zweistellig markiert, wobei die zweite Stelle einmal von einem Dativnaninal (3a) und einmal von einem Noninativncminal (3c) besetzt ist. Für diesen zweiten Fall hätte man zwei Subjekte und die Konstituentenstruktur wie in (5) anzunehmen: (5)
S N
C
N
V
N
1
2
3
4
5
Karl und Kurt sind benachbart In Lakoff und Peters 1969 wurde wegen der speziellen syntaktischen Eigenschaften der symmetrischen Adjektive und Verben vorgeschlagen, Sätze wie (3b) und (3c) nicht, wie sonst in der TG üblich, aus koordinierten Sätzen, sondern aus solchen mit koordinierten NPs im Subjekt abzuleiten. McCawley (1968a:148ff.) hat versucht, eine solche Struktur für Koordination generell zu rechtfertigen: Daß John and Harry are similar nur eine Interpretation hat, John and Harry went to Cleveland dagegen zwei (nämlich "sowohl als auch" sowie "gemeinsam") liegt nach McCawley an der Subkategorie des Verbs, die auch in der Tiefenstruktur der einzige Indikator für die einfache bzw. doppelte Interpretierbarkeit bleiben soll. Die Tiefenstruktur des zweiten Satzes bleibt also doppeldeutig. Das ganze Argument ist - abgesehen von der Art der Subkategorisierung des Verbs - gut oberflächensyntaktisch geführt. McCawley erhält eine Struktur des Subjekts ähnlich wie in (5a). Probleme ergeben sich daraus im Hinblick auf die zu fordernde strikte Subkategorisierung des Verbs, die ja auf Konstituenten innerhalb der VP beschränkt ist. Die erste Lösung war die von mir zunächst vorgesehene, die zweite geht auf einen Vorschlag von H. Lieb zurück.
131
Außerdem werden diese Adjektive als einstellig (3d) markiert, wobei diese Stelle nur mit Pluralncminalen besetzt werden darf. Man hätte auf diese Weise ausgedrückt, daß die Dativergänzung nicht optional ist, sondern daß sie an Stelle des 'zweiten Subjekts1 bzw. des Pluralnoninals verwendet werden kann. 2. Die andere Möglichkeit wäre, die symmetrischen Adjektive als zweistellig mit Dativergänzung an der zweiten Stelle anzusetzen sowie als einstellig mit einer koordinierten NGr oder einem Pluralnominal an der ersten Stelle. Es ergäbe sich für (3c) die Konstituentenstruktur (6)
S l
NGr l C
N
V
N
1
2
3
4
5
N
Karl
und
l
Kurt sind benachbart
Zwei der drei Markierungen der symmetrischen Adjektive würden also in beiden Lösungen übereinstimmen, nur die koordinierten Nominale würden verschieden behandelt. Die erste Lösung hätte den Vorteil, daß tatsächlich die einfachste überhaupt mögliche Konstituentenstruktur verwendet würde. Der Unterschied zu Sätzen wie Karl und Kurt sind müde, die die gleiche Konstituentenstruktur wie in (5) haben, aber ganz anders zu übersetzen sind, würde allein in der Markierung des Adjektivs bestehen. Gegen (5) sprechen jedoch eine ganze Reihe von Gründen. Zunächst würde die Kategorisierung als zweistellig nicht ausreichen, da auch mehr Nominale zulässig sind. Etwas ähnliches tritt zwar bei Koordination immer auf, aber sonst stets bezogen auf eine Stelle, vgl. unseren Satz Karl und Kurt sind müde mit einem einstelligen Adjektiv. Der Begriff Koordination ist bei den symmetrischen Adjektiven ja wegen der Beschränkung auf und nur mit Einschränkungen zugebrauchen. Schwerwiegender noch sind semantische Gründe. Ist keine Dativergänzung vorhanden, so muß das Subjekt bei den symmetrischen Adjektiven ein Ausdruck sein, der eine Menge mit mindestens zwei Elementen bezeichnet. Daraus lassen sich die syntaktischen Restriktionen umittelbar erklären, über diese von Subjekt bezeichneten Mengen warden in Sätzen wie (3c) und (3d) Aussagen gemacht, benachbart ist hier in ein Prädikat Bn zu übersetzen, dessen einziges Argument eine Menge bezeichnet (es ist also ein Prädikat zweiter Stufe). Die Einstelligkeit entspricht der Einstelligkeit in der syntaktischen Kennzeichnung. Dagegen ist benachbart in (3a) in ein zweistelliges Prädikat Bt zu übersetzen. Auch ist die Stelligkeit wie in der syntaktischen Kennzeichnung. Beide Prädikate sind na-
132
türlich nicht unabhängig voneinander, sondern es gilt (7)
( A ) [ ß n ( A ) «->· ( x ) ( A ( x ) = > ( E y )
( B t (x, y)
Bt ( y , x ) ) ) ]
Über den semantischen Gehalt der Subjektrelation brauchen bei dieser Lösung keine speziellen Annahmen gemacht zu werden. Dagegen müßte bei der ersten Lösung ausdrücklich festgelegt werden, daß bei bestimmten Markierungen der objektivischen Hilfsverbergänzung die Subjektrelation nicht 'normal1, also wie z. B. in Karl und Kurt sind müde, sondern wie oben angegeben auf ganz andere Weise interpretiert werden müßte. Schließlich fügt sich auch (3b) ohne Schwierigkeiten dieser Lösung. Der Satz hat zwei Subjekte und eine Dativergänzung, vgl. Kurt und Karl sind uns benachbart. Bei der ersten Lösung käme man auch hier mit der Stelligkeit in Schwierigkeiten. Wir entscheiden uns aus den angegebenen Gründen für die zweite Lösung. Die semantische Kennzeichnung 'symmetrisch' entspricht dann bei den Adjektiven den Markierungsklassen NGM/QDAT ('Nominativ und obligatorische Dativergänzung'), NOMC ('mit und koordinierte substantivische Nominale') und NCMP ('substantivisches Pluralnominal'). Die semantische Restriktion auf Ausdrücke, die eine Menge bezeichnen (deren Elemente ja ungeordnet sind, weshalb in (3c) und (3d) jeder jedem benachbart ist), gilt bei den symmetrischen Adjektiven nur für das Subjekt und auch nur dann, wenn keine Dativergänzung vorhanden ist. Dem entsprechen auch die Rektionsklassen, denen die symmetrischen Adjektive zugeordnet werden, vgl. dazu (8): (8) a. Karl, Egon und Paul sind benachbart b. Karl ist dem Egon und dem Paul benachbart c. Egon und Paul sind dem Karl benachbart d. Alle großen Kaufhäuser sind dem Bahnhof benachbart
Im Gegensatz zu (8a) kann weder mit (8b) noch mit (8c) gesagt werden, daß Egon und Paul Nachbarn sind. Entsprechendes gilt für (8d). Wir kommen zu den Adjektiven mit fakultativer Dativergänzung ( ) . Bei den von Verben derivierten Adjektiven dieser Klasse treten die beiden bestimmenden Parameter, nämlich morphologische Struktur des derivierten Paradigmas und syntaktische Markierung des Paradigmas von dem deriviert wird, mit folgenden Werten und in folgenden Kombinationen auf: die Adjektive sind entweder aufgebaut aus Verbstamm plus Höh oder ig (Typ 1), oder sie haben die Form des Partizip Imperfekt der Verben (Typ 2); sie können deriviert sein von einstelligen Verben mit Dativobjekt (Typ ) , einstelligen Verben mit Akkusativobjekt
133
(Typ 6 ) oder zweistelligen Verben mit Dativ- und Akkusativobjekt (Typ ) . Folgende Typen kamen vor: (9)
a. Typ : bekömmlich, dienlich, gleichgültig, nüztlich, schädlich b. Typ 3 l = begreiflich, entsetzlich, hinderlich, verderblich, verdrießlich, verständlich c. Typ : erklärlich d. Typ 2: angeboren, bekannt, erlaubt, überlegen, unterlegen, unterworfen, verboten
Von Verben derivierte Adjektive auf lieh sind weiter nach der unterschiedlichen Funktion des Affixes zu differenzieren. So stellt lieh in begreiflich, verständlich und erklärlich eine Art Modaloperator dar, vergleichbar etwa mit bar (vgl. § 7.1). In diesen Fällen nimmt die Dativergänzung beim Adjektiv die Stelle des Subjekts beim Verb, von dem das Adjektiv deriviert ist, ein: (10) a. Er begreift etwas b. Etwas ist ihm begreiflich ( 1 1 ) a. Er erklärt sich etwas b. Etwas ist ihm erklärlich
Dagegen wird mit lieh in den übrigen Fällen eine Art Verlaufsform gebildet, die von der Bedeutung her am ehesten mit dem Partizip Präsens vergleichbar ist (hindernd - hinderlich usw.). Für die Adjektive der Klasse a1 bleiben bei diesem Derivationstyp die syntaktischen Relationen erhalten, wie sie beim Verb sind: ( 1 2 ) a. Der Wein bekommt mir b. Der Wein ist mir bekömmlich ( 1 3 ) a. Kalk schadet dem Rasen b. Kalk ist dem Rasen schädlich
Dagegen wird bei der Klasse ß1 die Akkusativergänzung des Verbs zur Dativergänzung des Adjektivs: ( 1 4 ) a. Deine Taktik hindert ihn b. Deine Taktik ist ihm hinderlich (15) a. Geld verdirbt den Charakter b. Geld ist dem Charakter verderblich
Nach der Terminologie der traditionellen Gramiatik handelt es sich bei den Dativen der Adjektive a1, ß1, 1 um den Dativus Conmodi, den Dativ des InterEin besonders zu erwähnendes 'Verbaladjektiv 1 ist angenehm. Zwar ist sein deverbativer Charakter auch synchronisch sofort klar, aber es gibt keine relevante Klasse von Adjektiven, die formal mit angenehm übereinstimmen. Zu den historischen Verhältnisse vgl. Kluge I960:22. Auch wenn wir auf die Verteilung der hier besprochenen Dative auf die Dativkategorien der traditionellen Grammatiken nicht weiter eingehen, ist klar daß die These, ein Dativ in einem einfachen Kopulasatz sei stets als Dati-
134
esses, der syntaktisch als in der Regel freie Ergänzung zum Prädikat und semantisch als "Ausdruck eines Interesses, eine Beteiligtseins irgendwelcher Art" (Paul 1916/2O:Bd. 3, 411) oder als "Zuwendgröße" (Jung 1966:52) charakterisiert wird. Logisch besteht zwischen Sätzen mit und solchen ohne Dativergänzung bei diesen Adjektiven fast durchweg ein ähnliches "Verhältnis, wie es Bartsch (1972: 62ff. und 349ff.) zwischen Sätzen mit und Sätzen ohne die sogenannte prädikatliinitierenden Adverbien beschreibt: (16)
a. Paul geht es gesundheitlich gut b. Paul geht es gut
Nach Bartsch folgt (16a) aus (16b), weil das prädikatlimitierende Adverb gesundheitlich die Gültigkeit des Prädikats gut auf einen bestimmten Aspekt hin einschränkt. Die Extension des komplexen Prädikates gesundheitlich gut ist danach eingeschlossen in die Extension des Prädikates gut, das interpretiert wird als in jeder Hinsicht gut. (Sine auf Bartschs Analyse weiter einzugehen, nehmen wir für bestimmte Teilklassen von Adjektiven mit fakultativem Dativobjekt eine analoge Analyse vor. Man vergleiche dazu die folgenden Satzpaare; (17) a. Der Wein ist ihm bekömmlich b. Der Wein ist bekömmlich (18)
a. Krieg ist dem Menschen verderblich b. Krieg ist verderblich
(19)
a. Der Vorschlag ist ihm unbegreiflich b. Der Vorschlag ist unbegreiflich
Die Sätze in (b) enthalten zweifellos ein generelles Element, das man auf verschiedene Weise deutlich herausstellen kann. So ist z. B. auf die Beschwerde "Von diesem Wein habe ich Bauchdrücken bekommen", die Antwort möglich: "Das verstehe ich nicht, der Wein ist an sich sehr bekömmlich", womit gesagt ist, daß bekömmlicher Wein jedem bekömmlich sein sollte. Ein anderes Indiz ist die Paraphrasierbarkeit von Es ist begreiflich mit Man kann es begreifen. Das unpersönliche man drückt hier das generelle Element aus. Die logische Form eines Satzes wie (17a) lautet dann einfach ( y ) B k ( x . , y ) . Auf die Berücksichtigung des 'modalen1 lioh wie in begreiflich kennen wir in § 7.1 zurück. Die verwendeten Daten lassen den Schluß zu, daß die beiden verschiedenen lieh auf Stämme von Verben mit unterschiedlicher Markierung als Derivationssuffixe anwendbar sind. Damit werden die Adjektivklassen selbst formal untervus Ethicus zu interpretieren, nicht aufrecht zu erhalten ist (Abraham 1973:11). Kein einziger der in diesem Abschnitt angeführten Dative ist ein Ethicus.
135
scheidbar. Wir wollen den Typ bekömmlich FDAT1 und begreiflich FDAT2 nennen. Die logische Form (2Oa) von (17b) erhält man dann über Regel (20b) ( Bk = bekömmlicht x. = der Wein) (20)
a. (y) Bk(x ,y) b. [[subj v herg] 6
1
s]
=»
r
(x) e2 ( e j , )
2
{FDATI . . . } IXirch Spezialisierung erhält man das logische Äquivalent von (17a) aus dem von Sehen wir uns nun die bisher nicht berücksichtigten Adjektive des Typs 2 an:
( 2 1 ) a. Karl ist uns bekannt b. Karl ist bekannt (22)
a. Rechts zu überholen ist uns verboten b. Rechts zu überholen ist verboten
(23)
a. Sein großes Mundwerk ist ihm angeboren b. Sein großes Mundwerk ist angeboren
(24)
a. Der Sozialismus ist der freiheitlich demokratischen Marktordnung unterlegen b. Der Sozialismus ist unterlegen
Es zeigt sich, daß nur einige der partizipialen Mjektive mit fakultativer Dativergänzung das generelle Element besitzen, nämlich verboten und erlaubt. Beide sind auf dreiwertige Verben mit optionaler Dativ- und Akkusativergänzung zu beziehen, die bei fehlender Dativergänzung ebenfalls das generelle Element haben. Allgemein scheint zu gelten, daß von Verben abgeleitete Adjektive genau dann das generelle Element haben, wenn es auch die Verben haben. Ob allerdings eine Klasse von 'generellen Verben1 formal ausgrenzbar ist, ist zumindest unsicher. Unsicher ist auch, ob man bekannt (vgl. (21)) zu den generellen Adjektiven zählen soll, oder ob (21 b) nicht zu paraphrasieren ist mit "Karl ist vielen bekannt1. Dagegen spricht z. B. daß Karl ist sehr bekannt soviel bedeutet wie 'Karl ist sehr vielen bekannt', während Der Wein ist sehr bekömmlich bedeutet 'Der Wein bekannt sehr gut' . In manchen Kontexten ist die Bedeutung von bekannt sogar noch schwächer: Es ist bekannt, daß ... kann bedeuten "Es gibt jemanden, dem bekannt ist, daß ...'. Formal ist bekannt als von einem zweistelligen Verb der Klasse NCM/AKK abgeleitet jedenfalls leicht von verboten und erlaubt zu trennen. Die beiden letzteren gehören zu FDAT1 , bekannt nur mit den genannten Einschränkungen. 7
bekannt hat den Bedeutungswandel von bekennen, dessen alte Bedeutung ungefähr die des heutigen erkennen ist, nicht mitgemacht, vgl. Kluge I960:63.
136
Die anderen partizipialen Adjektive mit fakultativer Dativergänzung weisen die für FDAT1 und FDAT2 genannten semantischen Eigenschaften nicht auf. Sie werden vorläufig einer gemeinsamen, formal noch inmer sehr heterogenen Klasse FDAT3 zugewiesen: angeboren hat den Stamm eines dreistelligen Partikelverbs (Akzent auf der ersten Silbe), während überlegen, unterlegen, unterworfen von präfigierten Verben abgeleitet sind (Akzent nicht auf dem Präfix). Diese Adjektive werden in zweistellige Prädikate übersetzt. Die noch verbleibenden Adjektive mit fakultativer Dativergänzung fassen wir in zwei Klassen zusammen: gnädig, nachteilig, peinlich, schmerzlich, verdächtig, vorteilhaft sind Substantivderivate und gehören zu FDAT1. Der Rest sind einfache Adjektive, die sowohl als einstellig als auch zweistellig markiert sind. Im zweiten Fall gehören sie zu FDAT3. Hierher gehören böse, fremd, leicht, lieb. 6.2
Präpositionalgruppen
Gegenstand der Untersuchung sind in diesem Abschnitt einfache Kopulasätze mit Präpositionalgruppen des Typs (1). (1) a. b. c. d.
Er ist vom lauten Reden heiser Wir sind über die Entscheidung erleichtert Karl ist zu seiner Großmutter frecht Wegen der Anstrengungen ist Karl müde
Mit Motsch (1964:49) gehen wir davon aus, daß die PrGr, zum Teil unter Begleitung spezifischer Intonation, unabhängig von Typ des als Hilfsverbergänzung auftretenden Adjektivs, in mehreren Stellungen vorkommen können: (2) a. Zu seiner Großmutter ist Karl frech b. Karl ist frech zu seiner Großmutter c. Karl ist zu seiner Großmutter frech (3) a. weil Karl frech ist zu seiner Großmutter b. weil Karl frech zu seiner Großmutter ist c. weil Karl zu seiner Großmutter frech ist
Aus der Distribution der PrGr läßt sich also in den vorliegenden Fällen nichts über ihre syntaktische Funktion entnehmen. Das ist anders bei PrGr wie über alle Maßen und in hohem Maße, die wir als Wendungen ansehen und nur am Rande mit behandeln. In Hauptsätzen sind sie noch in allen Positionen akzeptabel, in Nebensätzen aber nicht: (4) a. Das ist über alle Maßen gefährlich b. Über alle Maßen ist das gefährlich c. Das ist gefährlich über alle Maßen
137 (5)
a. *weil das gefährlich ist über alle Maßen b. weil das gefählich über alle Maßen ist c. weil das über alle Maßen gefährlich ist
Nicht behandelt werden Ausdrücke wie sahaer von Begriff sein, die als ganze Q (d. h. nicht die PrGr allein) als Wendungen anzusehen sind. Bevor wir zur Klassifizierung der Mjektive selbst kennen, erscheint es notwendig, wenigstens kurz auf die Frage der 'Einheitlichkeit1 der PrGr einzugehen. Die kurze Diskussion dient dabei mehr der Klarlegung der eigenen Position und erhebt keinerlei Anspruch auf eine vollständige Ausfaltung des Problems. Bei der ausführlich und seit langem erörterten Frage, ob die PrGr - abgesehen von ihrer Rolle als Attribut - einheitlich zu behandeln sei oder nicht, hat man m. E. zwei zueinander quer verlaufende Auseinandersetzungen zu unterscheiden. Einmal geht es darum, ob alle PrGr 'nach ihrer Funktion1 zu einer 9 Klasse zusammenzufassen sind oder nicht. Soweit eine Abgrenzung (Erben 1972, Jung 1966) aufgrund operationaler Kriterien vorgencntnen wird, tauchen Schwierigkeiten auf, die zu dem Schluß führen, daß die Abgrenzung schwierig oder unmöglich sei: "... eine klare Trennung zwischen Präpositionalobjekt und Adverbialbestimmung [ist] oft nicht möglich." (Jung 1966:58). Nach Brinker werden in diesem Zusammenhang als Hauptkriterien genannt: (1) bei Präpositionalobjekten sind im Gegensatz zu den Adverbialen die Präpositionen nicht austauschbar, und (2) nur Präpositionalobjekte sind durch Pronominaladverbien, das sind "fallfremde Ausdrücke, in denen die Präposition erhalten bleibt (dabei, da-durch, da-für, da-gegen, wo-bei, wo-durch, hier-bei, hier-durch usw.)" (1972:158) ersetzbar, Adverbiale dagegen sind immer durch 'echte' Adverbien ersetzbar; danach würde z. B. Er ist durstig auf Bier ein Präpositionalobjekt enthalten (Er ist durstig danach) und Er ist durstig auf dem Oktoberfest ein Adverbial (Er ist durstig dort). Nach unserer Auffassung ist es nicht erstaunlich, daß sich beide Kriterien als ungenügend erweisen. Sowohl Präpositionalobjekt als auch Satzadverbial sind nicht Klassen von Ausdrücken oder Konstituenten, sondern Klassen von geordneten Paaren von Konstituenten, also syntaktische Relationen. Das bedeutet, daß bei der Definition der (relationalen) Begriffe 'Präpositionalobjekt' und 'Satzadverbial1 Bezug genommen werden muß auf jeweils zwei Klassen von Konsti8 9
Zur Analyse solcher Ausdrücke vgl. Herrlitz 1973 und Rothkegel 1973. Wir stützen uns wesentlich auf die übersichtliche Darstellung von Brinker (1972:158ff.).
133
tuenten (die im Vor- und die im Nachbereich der Relation) sowie auf die syntaktischen Strukturen, in denen diese Konstituenten vorkcnmen. Es ist nach unsserer Auffassung für das Deutsche nicht nur nicht die Regel, sondern äußerst unwahrscheinlich, daß es überhaupt eine Bestimmungsrelation gibt, die nur' Ausdrücke einer einzigen Konstituentenkategorie, geschweige denn einer einzigen syntaktischen Kategorie im Vor- oder Nachbereich enthält. Auf den speziellen Fall angewendet, bedeutet das: wenn die syntaktische Relation Präpositionalobjekt zwischen einem Verb und einer PrGr besteht, so bedeutet das natürlich, daß die PrGr nicht von beliebigem Typ sein darf. Es besteht weder hinsichtlich der Wahl der Präposition noch des Kasus des Nominals vollständige Freiheit. Andererseits bedeutet 'Rektion' in diesem Fall aber keineswegs, daß ein Verb nur PrGr als Objekte nehmen kann, die mit einer ganz bestimmten Präposition eingeleitet werden. So haben wir etwa sprechen mit, sprechen von, sprechen über, sprechen zu. Auch Gegenbeispiele gegen das zweite von Brinker genannte Kriterium besagen nichts über die Unterscheidbarkeit von Objekten und Adverbialen, und wiederum sind die auftretenden Schwierigkeiten auf eine Vermischung von syntaktischen Kategorien und syntaktischen Relationen zurückzuführen. Das soll an einem der von Brinker (1972:169) zitierten kritischen Beispiele illustriert werden, mit denen Engel das Ersetzbarkeitskriterium stützt. Engel sieht in Kairo in Er wohnt in Kairo als Adverbial an, weil es 'anaphorisierbar' ist sowohl durch darin als auch durch dort. Wir sind dagegen der Ansicht, in Kairo sei als Präpositionalobjekt anzusehen. Der Grund dafür ist einfach, daß wohnen zweistellig ist (es verlangt sogar die Füllung der zweiten Stelle), also als eine zweistellige Relation zwischen dem von Subjekt Bezeichneten und dem vom Objekt Bezeichneten anzusehen ist. Daß das Objekt eine Ortsangabe bezeichnet, ist in diesem Zusammenhang völlig gleichgültig. Orts-, Zeit- und viele andere Angaben können zwar normalerweise Sätzen zur näheren Bestürmung frei hinzugefügt werden, und dann haben wir es in der Tat mit Adverbialen, genauer Satzadverbialen, zu tun. Aber daraus folgt nicht, daß alle Orts- und Zeitangaben Satzadverbiale sind, vgl. z. B. Er wohnt in Kairo mit Er arbeitet im Garten. Aus dem zweiten Satz folgt Er arbeitet, aus dem ersten aber nicht er wohnt, sondern Er wohnt irgendwo (an einem Ort). Mit dem genannten Kriterium wird also der Versuch gemacht, eine aufgrund semantischer Kriterien getroff Engels (1970:367) Beispielssatz ist Kappus lebt in Kairo.Seine operationalen Kriterien sind aber in gleicher Weise auf Er wohnt in Kairo anwendbar.
139
ne Entscheidung zu operationalisieren, wodurch das wichtige syntaktische Mittel Rektion nicht berücksichtigt werden kann. So einleuchtend es auf den ersten Blick klingt, wenn man sagt, eine PrGr sei dann ein Adverbial, wenn sie durch ein Adverb ersetzbar ist, so wenig wird dabei berücksichtigt, daß man das eine Mal über eine syntaktische Relation und das andere Mal über eine syntaktische Kategorie spricht. Das Adverb dort kann ebensogut Objekt wie Adverbial sein wie die PrGr in Kairo. Einem möglichen Einwand gegen die vorgetragene Art der Argumentation muß noch begegnet werden. Er könnte darin bestehen, daß uns unerlaubte 'Uminterpretation' von durchaus kategorial verstandenen Begriffen wie 'Adverbial' in relationale vorgeworfen wird, daß die genannten Autoren also im Grunde etwas ganz anderes meinen als unsere syntaktischen Relationen. Ein solcher Einwand würde nicht zu Recht erhoben, denn einerseits sind sich alle Autoren selbstverständlich darüber einig, daß alle PrGr formal durch bestinrttte gemeinsame Merkmale gekennzeichnet werden. Was man nicht akzeptiert ist, daß diese gemeinsamen Merkmale die alleinige Grundlage zur Etablierung einer syntaktischen Kategorie sind. Darüber hinaus wird nach gemeinsamen Merkmalen mit anderen Wortklassen gesucht, etwa mit bestimmten Adverbien. Diese gemeinsamen Merkmale beziehen sich aber eben auf die Stellung der Elemente von syntaktischen Klassen im Satz, d. h. auf ihre Beziehung zu anderen syntaktischen Einheiten, also auf syntaktische Relationen. Eine weitere Auseinandersetzung über das Problem Präpositionalobjekt-Adverbial ist mit der ersten verwandt, wird auch z. T. mit den gleichen Argumenten ausgetragen, unterscheidet sich von ihr aber wesentlich dadurch, daß es nur um die Frage geht, ob Objekt und Adverbial operational unterscheidbar sind, nicht aber darum, ob alle PrG der einen oder anderen 'Klasse1 zuzurechnen seien. Gemeint sind vor allem die klassischen Arbeiten zur generativen Grammatik, in denen PrGr ('Präpositionalphrasen', PP) in früher oder später anwendbaren Basisregeln auftauchen, also Konstituenten auf höherer oder niederer Ebene sein können. Schon Bierwisch (1963) unterscheidet PrGr auf zwei verschiedenen Ebenen, nämlich eine auf der Ebene der Objekte und eine 'dichter' beim Verb. Beide werden aber als Adverbien unterschiedlicher Art angesehen, d. h. PrGr werden direkt den verschiedenen Klassen von Adverbien zugerechnet, wofür es unserer Auffassung nach keine Rechtfertigung gibt. Ganz ähnlich führt Chomsky (1965:1O1ff.) PrGr auf verschiedenen Ebenen der Konstituentenhierarchie ein. Chomskys Vorschlag trennt klar zwischen syntak11
Vgl. die Expansionsre'geln Seite 4O, 42 und 57f.
140
tischen Kategorien und Relationen, was im vorliegenden Fall daraus zu ersehen ist, daß PrGr, mit denen Lokalangaben gemacht werden, sowohl auf der höheren als auch der niederen, die Subkategorisierung der Verben bestimmenden, Ebene der Konstituentenhierarchie vorkamen können. Eine PrGr wie in Kairo kann also in zwei verschiedenen syntaktischen Relationen auftreten. Chomsky bezeichnet PrGr auf beiden Ebenen als adverbial (1965:102), führt aber keinen Knoten dieses Namens ein. Chomsky erwähnt, ebenso wie Steinitz (1969:37), auch die Möglichkeit, Präpositionalgruppen mit einer Regel der Form S -» S PP einzuführen, was ihrer Behandlung als Satzadverbiale entspräche. Der Gedanke wird jedoch von beiden nicht weiter verfolgt. Der terminologischen Klarheit in der folgenden Diskussion wegen stellen wir noch einmal heraus: unter Adverb (Mv) verstehen wir eine Menge von syntaktischen Einheiten, also eine Konstituentenkategorie, unter Adverbial dagegen eine syntaktische Relation. Diese Relation besteht z. B. zwischen Adverbien und Adjektiven auf der einen und Verben bzw. Adjektiven als Hilfsverbergänzungen auf der anderen Seite, wie in Er ist hier, Er läuft schnell, Er ist sehr glücklich. Daneben gibt es die syntaktische Relation Satzadverbial, die besteht zwischen sogenannten Satzadverbien wie vielleicht., möglicherweise und Sätzen, sowie auch zwischen PrGr und Sätzen. Weiter werden wir im folgenden in Ubereinstimnung mit einer früheren Vereinbarung nicht von Präpositionalobjekten, sondern von Präpositionalergänzungen (Prerg) sprechen. Zu den wenigen PrGr, die als Adverbiale (zum Verb) vorkauten, gehört das in (4) und (5) exemplifizierte über alle Maßen. In der Konstituentenstruktur ist das Adverbial dem Verb bzw. hier der Hilfsverbergänzung nebengeordnet, die Konstituentenstruktur ist daher für solche Adverbiale die gleiche wie bei Präpositionalergänzungen (vgl. unten (19a)). Die syntaktische Relation Adverbial wird jedoch ohne Bezug auf die Wertigkeit der Adjektive definiert, die für die Relation Präpositionalergänzung von entscheidender Bedeutung ist, vgl. z. B. die Sätze Er ist über alle Maßen gefährlich und Er ist über seinen Sohn ärgerlich. Sätze vom lyp Er ist über alle Maßen ärgerlich sind im Prinzip syntaktisch nicht desambiguierbar. Im vorliegenden Beispiel wäre die Desambiguierung nur möglich, weil über alle Maßen als Wendung angesehen wird und, wie noch aus 12
Die Bezeichnungen 'Satzadverbial 1 und 'Satzadverb 1 sind ähnlich unglücklich gebildet wie 'Radeberger Pilsener 1 . Mit dem Verb haben beide direkt nichts zu tun. Die Ausdrücke haben sich aber eingebürgert und werden deshalb auch hier verwendet.
141
den später vorgeschlagenen Ubersetzungsregeln für Sätze mit Präpositionalergänzungen (vgl. (20) und (21)) zu ersehen ist, nicht Prerg sein kann. PrGr als Satzadverbiale treten grundsätzlich 'frei1 auf, haben also nichts mit der Subkategorisierung von Adjektiven oder Verben zu tun. Beispiele: (6) a. b. c. d. e. f. g.
Er ist wegen der Anstrengungen müde Sie sind trotz des schlechten Wetters gut gelaunt Er ist seit gestern krank In der Schule ist Karl frech Er ist nach Möglichkeit pünktlich Wegen Karl sind wir traurig Er ist entgegen unserer Erwartung pünktlich.
Satzadverbiale geben eine nähere Charakterisierung des vom Satz im Nachbereich bezeichneten Sachverhaltes. Die Charakterisierung geschieht, indem eine Relation zwischen diesem Sachverhalt und einem anderen Sachverhalt, einer Ortsoder Zeitangabe oder einem Individuum beliebigen Typs hergestellt wird. Das Adverbial - genauer: die PrGr im Vorbereich - enthält dabei sowohl einen Ausdruck, der die Relation bezeichnet, als auch einen, der den zweiten Sachverhalt, die Ortsangabe usw. bezeichnet. Lediglich bei der Modalangabe (6c) wird man nicht von einer Relation sprechen, sondern von einem Operator. Als Relationen treten im wesentlichen lokale, temporale, kausale, konzessive und adversative auf. Wir betrachten als Beispiel den Satz (6a) mit einer von wegen bezeichneten kausalen Relation. In (7) sind Konstituentenstruktur, logische Form und überSetzungsregel für diesen Satz wiedergegeben (Cs = ist die Ursache von, x~ = die Anstrengungen Mü = müde, x. £ er) . (7) a.
S
PrGr N N
V
1 Er ist 13 14
P
2
3
N
N
N
4
5
6
wegen der Anstrengungen müde
Bartsch (1972:105ff.) nennt Adverbiale dieser Art daher relational. Die Übersetzung der Nominalisierung in eine unanalysierbare Konstante mag problematisch erscheinen, entspricht aber unserer Auffassung, daß zunächst in einen möglichst 'oberflächennahen 1 Ausdruck zu übersetzen ist. Der Zusammenhang mit dem Verb sich anstrengen wäre hier über ein semantisches Axiom herzustellen.
142
b . Cs(x2> c.
( i v ) {MÜ(X ) } * ( v ) )
[[[P
N]
S] S]=»
r
ei(e2/
( i v ) {e 3 >* ( )
Die linke Seite von (7c) enthält alle Bedingungen, die für das Bestehen der Relation Satzadverbial zwischen einer PrGr und einem Satz erfüllt sein müssen. Der Name der Relation taucht selbst nicht auf, weil wir uns nicht auf die Übersetzung der PrGr als Ganzes, sondern auf die ihrer unmittelbaren Konstituenten, einer Präposition und einem Nonen (im allgemeinen Fall einem Nominal) beziehen müssen. Von den Regeln, die zur Anwendung von (7c) vorauszusetzen sind, bedarf nur die zur Übersetzung von wegen in das Prädikat Cs einer besonderen Erwähnung. Wir gehen auf die Frage der Übersetzung von Präpositionen etwas später ein. Wir kottnen zu den Präpositionalergänzungen. Ein wichtiges operationales Hilfsmittel zur Trennung der Satzadverbiale von den Ergänzungen ist, daß nur PrGr, die Ergänzungen sind, in gleicher Form (d. h. mit gleicher Präposition und gleichem Kasus des Nominals) sowohl bei den Adjektiven als auch bei geeigneten Substantivierungen dieser Adjektive oder bei den Substantiven, von denen die Adjektive deriviert sind, auftreten können. Man vergleiche die Ungrarmatikalitat der mithilfe von Satzadverbialen gebildeten Ausdrücke in ( ) mit denen in ( 9 ) : (8) a. Karl ist trotz des Kaffees müde — *Karls Müdigkeit trotz des Kaffees b. Karl ist krank von der Zugluft — *Karls Krankheit von der Zugluft (9)
a. Karl ist traurig über Paul — Karls Trauer (Traurigkeit) über Paul b. Karl ist neidisch auf dich — Karls Neid auf dich c. Karl ist gierig nach Bier — Karls Gier nach Bier d. Karl ist frei von Furcht — Karls Freiheit von Furcht e. Niedersachsen ist reich an Bodenschätzen — Niedersachsens Reichtum an Bodenschätzen f. Karl ist zu Höherem berufen — Karls Berufung zu Höherem
Hintat man an, daß die Präpositionalgruppe Präpositionalergänzung (Prerg) zum Adjektiv ist, so besteht die Nebencrcir.ungsrelation für einander entsprechende Konstituenten in den Ausdrücken eines der Paare aus (9) : (10) a. PrGr N
V
N
P
N
1
2
3
4
5
Karl ist traurig über Paul
143 b.
NGr
PrGr N
N
P
N
1
2
3
4
Karls Trauer über Paul
Die syntaktische Relation Präpositionalergänzung besteht zwischen einer Präpositionalgruppe und einem als Hilfsverbergänzung fungierenden adjektivischen Nominal, wenn beide nebengeordnet sind und das Adjektiv in Bezug auf Stelligkeit, Präposition und Kasus des Noninals in der PrGr geeignet markiert ist. Diese letzte Bedingung muß gestellt werden, weil eine Reihe von Präpositionen mit mehreren Kasus wohlgeformte PrGr bilden und diese in unterschiedlichen syntaktischen Relationen auftreten, vgl. z. B. Er ist über seinen Büchern glücklich (Satzadverbial) und EP ist über seine Bücher glücklich (Prerg). Alle hier infrage kamenden Adjektive scheinen zweistellig zu sein. Die Teilklassen von ZWEIST benennen wir mit ÜBER/AKK für über mit Akkusativ (Beispiel (9a)), NACH/DAT für nach mit Dativ (Beispiel (9c)) usw. Nach Motsch (1964:47) sind alle Prerg optional. Wir schließen uns dieser Auffassung nicht an, sondern markieren eine Reihe von Adjektiven sowohl als obligatorisch zweistellig (die entsprechenden Kategorien heißen OÜBER/AKK usw.) als auch einstellig. Die wichtigste hier zu nennende Klasse sind die 'Zustandsadjektive' heiser, krank, müde, sauber, warm usw., die mit von eingeleitete PrGr als Ergänzungen nehmen können. Die Prerg bezeichnet jeweils die Ursache für das Eintreten des von Adjektiv bezeichneten Zustandes, vgl. dazu die Diskussion von Beispiel (17) unten. Daß die PrGr hier tatsächlich Ergänzung ist und nicht Satzadverbial, zeigen Sätze wie (11) im Vergleich mit (1 a) . (11)
a. b. c. d.
*Er ist Er ist *Er ist Er ist
angenehm von seiner Ehrlichkeit angenehm wegen seiner Ehrlichkeit ärgerlich von seinem Sohn ärgerlich über seinen Sohn
Die Zustandsadjektive werden also sowohl als einstellig (Gebrauch wie in (1a)) als auch zweistellig mit OVON/DAT markiert. Die angegebenen Markierungskategorien motivieren sich wiederum auf sehr unterschiedliche Weise. Aus (9) läßt sich bereits erkennen, daß es Adjektive gibt, die direkt markiert werden müssen (frei, arm), während die Markierung 15
Diese Kategorie entspricht weitgehend Motschs Klasse A Auf A , kommen wir später zurück, von l
(1964:48f.).
144
bei anderen auf die des Substantivs (Trauer über - traurig über, Neid auf neidisch auf] oder Adjektivs, van dem sie deriviert sind, bezogen wird. Als erste der Teilklassen von ZWEIST betrachten wir ÜBER/AKK mit den beiden Teilklassen ärgerlich, froh, fröhlich, traurig, wütend, zornig (Typ 1) und begeistert, bekünmert, belustigt, betrübt, enttäuscht, entsetzt, erfreut, erleichtert, erregt, erschreckt (Typ 2). Die Ergänzung ist hier stets fakultativ (FÜBER/AKK). Typ 1 ist von der morphologischen Struktur her keineswegs einheitlich. Gemeinsam ist ihnen jedoch, daß sie von Paradigmen der Kategorie ÜBER/AKK deriviert sind, und zwar von Verben (ärgerlich,wütend) , Adjektiven (fröhlich) und Substantiven (traurig, zornig), Sätze mit diesen Adjektiven lassen Folgerungen der folgenden Art zu: (12)
a. Er ist ärgerlich über die Rechnung —» Er ist ärgerlich über etwas —» er ist ärgerlich b. Er ist ärgerlich —> Er ist ärgerlich über etwas
Nicht möglich sind solche Folgerungen bei glücklich, das man zunächst als zu dieser Klasse gehörig ansehen könnte: (13)
a. Er ist glücklich über seinen Sohn -/· Er ist glücklich b. Er ist glücklich -/» Er ist glücklich über etwas
Entsprechend gibt es zu glücklich kein Substantiv mit einem von über eingeleiteten Präpositionalattribut: *sein Glück über seinen Sohn. Man hat daraus zu schließen, daß glücklich als einstelliges und auch zweistelliges (OÜBER/AKK) Adjektiv zu markieren ist. Die Adjektive vom Typ 2 sind alle partizipial (Klasse 2 ) . Sie bilden einen regelmäßigen Komparativ und lassen sich auf Verben beziehen, die den in § 4.2 angegebenen Bedingungen für die Ableitbarkeit von PART2-Adjektive genügen. Zur ersten Teilklasse der Typ 2-Adjektive existiert neben einem transitiven auch ein reflexives Verb, das darüber hinaus eine Präpositionalergänzung mit über ninnvt. Das transitive Verb nimmt zwar ebenfalls eine Präpositionalergänzung, doch keine mit über. Man hat daher diese Verben zwei verschiedenen Paradigmenklassen zuzuordnen und wird das Adjektiv auf die Verbmarkierung ÜBER/AKK beziehen. Bemerkt sei noch, daß Passivsätze beim reflexiven Gebrauch 16 Auf die Notwendigkeit, den Valenzbegriff außer auf Adjektive und Verben insbesondere auch auf Substantive anzuwenden, ist mehrfach hingewiesen worden (Sommerfeldt 1971, Bondzio 1971). Außer zu bestimmten Nominalisierungen im Rahmen der 'Wortbildungssyntax' scheinen aber kaum systematische Untersuchungen vorzuliegen. 16a Es ist schwer zu entscheiden, ob ärgerlich als Derivat eines Verbs oder eines Substantivs angesehen werden soll, vgl. auch S. 172.
145
dieser Verben nicht existieren, was ebenfalls für die Zuordnung der abgeleiteten Adjektive zu 2 spricht. Wir illustrieren das geschilderte Verhalten an einem Beispiel: (14) a. b. c. d. e.
Er begeisterte mich mit seiner Rede *Er begeisterte mich über seine Rede Ich begeistere mich über seine Rede Ich bin über seine Rede begeistert *Ich bin von mir über seine Rede begeistert worden
SSu dieser Klasse gehören neben begeistert auch aufgeregt,
entsetzt,
erfreut,
erregt, erschreckt. Eine andere Teilklasse der Ty 2-Mjektive ist von Verben deriviert, die zwar einerseits transformativ sind (vgl. (15b)),die aber auch Zustände bezeichnen können, so daß Folgerungen wie in (15a), etwa im Gegensatz zu Verben wie in ( 1 6 ) , möglich sind. Ein reflexives Verb, das die gleiche Prerg wie das derivierte Adjektiv nimmt, existiert hier nicht (vgl. (15c)). (15) a. Cäsar enttäuscht Kleopatra «— Kleopatra ist enttäuscht über Cäsar b. Cäsar hat Kleopatra enttäuscht —> Kleopatra ist enttäuscht über Cäsar c. *Cäsar enttäuscht sich über Kleopatra (16) a. Cäsar schlägt Antonius -/» Antonius ist geschlagen b. Cäsar hat Antonius geschlagen —» Antonius ist geschlagen
Wie enttäuscht verhalten sich auch bekümmertt belustigt, betrübt, erleichtert. Bei diesen Adjektiven erscheint das Subjekt des Verbs als Prerg und das direkte Objekt als Subjekt des Kopulasatzes. Als eine dritte Gruppe bei den Typ 2-Adjektiven haben erschrocken und verzweifelt zu gelten. Sie sind von den intransitiven Verben erschrecken über (er erschrickt im Gegensatz zu er erschreckt mich) und verzweifeln über deriviert. Beide Verben bilden kein Passiv. Zur Begründung der logischen Form von Sätzen mit Adjektiven der Klasse ÜBER/AKK vergleichen wir mit über und wegen eingeleitete PrGr bei diesen Sätzen sowie bei Sätzen mit einstelligen Adjektiven. Der gewählte Fall erscheint besonders geeignet, weil die beiden Präpositionen in den betrachteten Kontexten sehr ähnliche Bedeutung haben. Beide bezeichnen eine Kausalrelation. (17) a. Er ist wegen der kühlen Witterung krank b. Er ist über die Rechnung ärgerlich c. Er ist wegen der Rechnung ärgerlich
146
Operational lassen sich (a) und (c) von (b) dadurch unterscheiden, daß erstere paraphrasierbar sind durch Es -ist wegen Es ist über
der Fall, daß y. Dagegen ist
der Fall, daß y ungrammatisch. Nun muß man gegen dieses Kriteri-
um sofort einwenden, daß damit keine Aussage über Adjektive gemacht wird, sondern über die Restriktionen von der Fall. Andererseits gehört aber der Fall zu den Hilfsverbergänzungen, die daßr-Sätze obligatorisch als Komplemente nehmen. Daß (das nicht lokale) über hier nicht möglich ist,
zeigt zumindest, daß
mit über eingeleitete PrGr sich nicht in gleicher Weise wie mit wegen eingeleitete PrGr auf etwas beziehen lassen, was von einem Satz bezeichnet wird. Ein genauer Vergleich der Bedeutungen von (17b) und (17c) ergibt, daß das Nominal in der mit über eingeleiteten PrGr für sich genommen noch keinen einsehbaren Grund für das Eintreten eines Zustandes abzugeben braucht, vielmehr gibt es etwas an, was man treffend die Ursache nennen könnte. Eine Ursache kann ein Individuum beliebigen Typs sein, ein Ding, ein Ereignis bzw. Sachverhalt oder ein anderer Zustand. Dagegen wird in (17c) ein Grund angegeben. Dieser Satz kann nur als verstanden gelten, wenn man weiß, warum die Rechnung ftrger auslöst. Das Nominal in der PrGr ist hier als eine - formal allerdings nicht immer rekonstruierbare - Verkürzung eines einen Sachverhalt beschreibenden Ausdruckes anzusehen und bezieht sich selbst auf den vom Kopulasatz bezeichneten Sachverhalt. Der Unterschied läßt sich gut an Sätzen demonstrieren, die beide Präpositionalgruppen enthalten: (18) a. Er ist wegen der Hochzeitsfeier über die Rechnung ärgerlich b. Er ist wegen der Rechnung über die Hochzeitsfeier ärgerlich
In (a) ist nicht die Rechnung der Grund, daß er wegen der Hochzeitsfeier gerlich ist,
är-
sondern die Hochzeitsfeier ist der Grund, daß er über die Rech-
nung ärgerlich ist.
In (b) liegt der Fall umgekehrt.
Eine adäquate Wiedergabe der logischen Form von (17b) ist wiederum nur dadurch möglich, daß der von der Hilfsverbergänzung bezeichnete Zustand isoliert und in Relation zur Ursache gesetzt werden kann. Wir erhalten (Kg £ ärgerlich, Ca
Anlaß ('über'), x~
(19) a.
er, x~
die Rechnung):
S
PrGr N N
1
Er
V
2
ist
Pr
3
N
N
N
4
5
6
über die Rechnung ärgerlich
147 b.
(Er) (Ägr-Z(r)
PrU^x^r)
Ca(x2,r))
Bei der Übersetzung können wir wie in (7c) nicht auf die Übersetzung der PrGr zurückgreifen und müssen uns auf die unmittelbaren Konstituenten der PrGr sowie die ihr nebengeordneten Konstituenten beziehen. Es ergibt sich: (20) [[subj V [P e
r
l
N ]prerg 2
G
3
(Er) ( e 4 - Z ( r )
hergjs] ·» 4
Prte^e^r) A e ^ e ^ r ) ) 1
In (2O) wird wiederum davon ausgegangen, daß die Präposition in ein Prädikat zu übersetzen ist. Dieses Vorgehen wirft eine Reihe von schwierigen Fragen auf, denen wir uns jetzt zuwenden wollen. Zunächst bedeutet die Formulierung einer Regel wie (2O), daß alle Sätze mit den links angegebenen syntaktischen Eigenschaften in Ausdrücke der Form rechts vom Pfeil zu übersetzen sind, beispielsweise auch beim 'konkreten' Gebrauch der Präpositionen wie in Er ist über* sein Buch gebeugt. Wir meinen, daß es auch für solche Sätze sinnvoll ist, eine logische Form wie in (2O) anzusetzen. Das aus über· gewonnene Prädikat bezeichnet dann eine Relation zwischen dem Zustand des Gebeugt-Seins und dem Cfojekt, worüber man sich beugt. Die letzte Satzformel enthält Information, die wichtig ist und sonst nirgends vorkamt, nämlich daß man sich über und nicht unter (hinter...) etwas beugt. In (2O) ist nun nichts darüber ausgesagt, wie man die verschiedenen Prädikate aus den Präpositionen gewinnt. Es ist nicht sicher, ob diese Entscheidung imner auf syntaktischer Grundlage gefällt werden kann, aber in sehr vielen Fällen ist es möglich. Entscheidend ist zunächst die syntaktische Relation, in deren Vorbereich die PrGr ist. Ist die PrGr ein Satzadverbial, so ist z. B. bei über nur die lokale Interpretation möglich, die selbst nach dem Kasus des Noniinals in der PrGr weiter zu differenzieren ist. Ist die PrGr dagegen Ergänzung, so sind prinzipiell lokale und nichtlokale Interpretation beim gleichen Kasus des Ncminals (hier des Akk) möglich, und zur Entscheidung muß auf die Markierung der Hilfsverbergänzung zurückgegriffen werden. Ist das Adjektiv nichtpartizipial, so ist bei über- nur die Übersetzung in Ca möglich, und man erhielte eine Regel der folgenden Art. (21)
[[
[über
N
{Akk...}
]prerg
herg
{NPAET....}
]S ] => Ca
Ist das Adjektiv partizipial, so ist auch auf den Derivationstyp des Adjektivs Bezug zu nehmen. (21) stellt einen Regeltyp dar, der bisher noch nicht vorgekonnen ist.
148
Bei der Übersetzung von Konstituenten in deskriptive Konstanten (in der Regel Vorkommen von Formen von Paradigmen aus offenen Klassen) ist bisher stets angenommen worden, daß der Konstituente der Ausdruck zugewiesen wird, der dem entsprechenden Paradigma zugewiesen ist. Auf die Stellung der Konstituente in der syntaktischen Struktur wurde dabei kein Bezug genanten. Bei den Präpositionen ist das offenbar notwendig: ihre Zwischenstellung zwischen den 'Formelementen1 und den 'Inhaltsträgern1 macht diese Sonderbehandlung erforderlich. Wir schließen uns in der häufig diskutierten Frage, ob die Präpositionen eher auf die erste oder die zweite Art zu behandeln seien, 18 der zweiten Position an und werden zum Schluß dieses Abschnittes einige vorläufige Überlegungen über die systematische Erfaßbarkeit von bedeutungsdifferenzierenden Merkmalen anstellen, die bei der Übersetzung von Präpositionen eine Rolle spielen. Für die Behandlung der anstehenden Frage bietet sich die Kasusgranmatik an, die die syntaktisch-semantischen Beziehungen zwischen bestimmten Satzteilen untersucht. Wir stützen uns ganz besonders auf die von Anderson (1971b) vorgeschlagene Art der Kasusgrartitatik, eine, etwa im Gegensatz zur Fillmoreschen, sogenannte lokalistische Theorie, deren Hauptbemühen darin besteht, "... to show a relationship between the "concrete1 and the more 'abstract1 uses of the same case or preposition ...". 19 Gegenstand der Untersuchung sind insbesondere die bei Orts- und Richtungsangaben auftretenden Kasus Lokativ und Ablativ bzw. Allativ, die gerade bei den hier zu behandelnden Präpositionalgruppen eine wichtige Rolle spielen Eine gewisse Willkür besteht zugegebenermaßen darin, daß die Frage der Ubersetzbarkeit in deskriptive Prädikate für Präpositionen mit bestimmten Oberflächenkasus und nicht für diese Kasus bei Nominalen außerhalb von PrGr aufgewor17
Mit Regeln wie (21) wird aus den möglichen Übersetzungen einer Präposition eine ausgewählt, soweit das aufgrund syntaktischer Information möglich ist. Die Alternative wäre, einer einfachen Konstituente mit einer Präposition zunächst ohne Rücksicht auf ihre syntaktische Einbettung alle möglichen Übersetzungen zuzuordnen, also so zu tun, als hätte man es mit echt lexikalischen Mehrdeutigkeiten zu tun. Die Folge wäre, daß Regel (2O) die Auswahl der 'richtigen' Übersetzung übernehmen müßte, für jeden möglichen Fall also neu formuliert werden müßte. 18 Heringer (1968:434f.) argumentiert in dieser Frage folgendermaßen:"So kann man im Beispiel x. denkt y [an] die Präposition nicht kommentieren. Da sie nicht in paradigmatischer Opposition steht, kommt ihr keine semantische (i.e nur eine syntaktische) Bedeutung zu." Daraus wird dann der Schluß gezogen, daß den Präpositionen keine solche Bedeutung zugeschrieben werden darf, "wenngleich nicht alle Präpositionen ... nur syntaktische Bedeutung haben. Dennoch wollen wir versuchen, diese Zuordnung aufrecht zu erhalten, und zwar auf dem Weg, daß wir die Terminie 'Morphem' und 'Lexem' anders definieren." Dieser Preis muß gezahlt werden, weil nur syntaktische Kategorien und nicht Relationen berücksichtigt werden. 19 Anderson 1971b:5. Fillmore läßt ganz bestimmte "semantic nonempty" Präpo-
149
fen wird, zumal die Zurückführung von analytischen und synthetischen Oberflächenformen auf ein einheitliches System von Relationen (Tiefenkasus) ein Ziel aller Kasusgrammatiken ist. Beispielsweise ist bei den im vorigen Abschnitt behandelten Dativen die enge Beziehung zu den Präpositicnalgruppen offensichtlich: (22) a. es ist mir schädlich - es ist schädlich für mich b. er ist ihm vertraut - er ist vertraut mit ihm c. er ist uns bekannt - er ist bei uns bekannt
Der Grad an Explizitheit der logischen Form, der in dieser Arbeit angestrebt wird, erfaßt solche Phänomene nicht. Die verwendete Beschreibungs- und Ubersetzungsmethoäe selbst schließt eine weitergehende Analyse aber auf keinen Fall aus. Wir wenden uns nun wieder den Präpositionalgruppen zu. Wir beginnen mit der Charakterisierung der bereits besprochenen mit über und von eingeleiteten Präpositionalgruppen. Das von uns bei ärgerlich über angenommene Prädikat Ca stimmt weitgehend überein mit Andersons Kausativ, kombiniert mit dem Kasus nicht richtungsgebundener Ortsangaben, dem Lokativ. Der Lokativ bei über mag zunächst erstaunen, aber auch bei konkretem Gebrauch ist über bezüglich Richtungsangaben insofern neutral, als es an keine bestürmte Richtung gebunden ist: ( 2 3 ) a. b. c. d. e. f.
Hannibal Hannibal Hannibal Über den Er fährt Er kommt
zieht über die Alpen zieht nach Italien über die Alpen kommt von Gallien über die Alpen Alpen scheint die Sonne nach Hannover über Helmstedtn aus Hannover über Helmstedt
Der Kausativ tritt auf bei Ausdrücken, die den Urheber für einen "change of state" (1971b:64) bezeichnen, typischerweise also beim Subjekt in Sätzen mit transitiven Verben wie John killed the oat im Gegensatz zu John read the book. Die kausativen Verben sind eine Teilklasse der ergativen. Andersens Ergativ ist identisch mit Filimores Agentiv, nur weist Andersen, wie auch eine Reihe anderer Autoren vor und nach ihm,21 ausdrücklich darauf hin, daß der Ergativ nicht auf Ausdrücke mit dem Merkmal [+Belebt] beschränkt werden darf. Das könnt
20 21
sitionen, namentlich lokale und temporale, als lexikalische Einheiten zu und stellt damit gerade den Unterschied zwischen diesen und den tiefenstrukturell als Kasus-Marker realisierten Präpositionen heraus, vgl. Fillmore 1968:32f. Vgl. aber den Versuch Becker/Arms 1969, Regularitäten für die Subjektrelation bei den verschiedenen Verwendungsweisen des konkreten over anzugeben. Z. B. Zoeppritz 1971, Nilsen 1973.
150
der Vergleichbarkeit unseres Prädikates Ca mit dem Kausativ entgegen. Schon die Tatsache, daß Ca auch auf Sachverhalte anwendbar ist
(er ist ärgerlich darüber,
daß . . . ) zeigt, daß eine Beschränkung auf Ausdrücke mit dem Merkmal [+Belebt] nicht möglich ist.
Dagegen stimmt Andersons Explikation für den Ergativ als
"initiator of the action" nicht mit unseren Erfordernissen überein. Bei den in Rede stehenden Adjektiven ist nicht von einer Handlung die Rede; trotzdem kann das Nominal in der PrGr als Verursacher des mit dem Satz beschriebenen Zustandes angesehen werden. Das Fehlen einer Handlung gilt auch dann, wenn die Markierungskategorie ÜBER/AKK des Adjektivs letztlich auf eine Verbmarkierung zurückzuführen ist
(womit dann auch die Übersetzbarkeit von über in Ca als Bedin-
gung auf diese verkmarkierung zurückgreift) wie in er erschreckt sich über, er freut sich über
usw. Es scheint also notwendig, den Kausativ nicht dem Erga-
tiv, sondern einem umfassenderen Kasus unterzuordnen, der Ausdrücken zukommt, die den Urheber für das Eintreten oder die Veränderung eines Zustandes oder den Handelnden bezeichnen. Man könnte diesen Kasus Mutativ nennen. Deutlich davon unterschieden ist der Kasus der mit wegen eingeleiteten Satzadverbiale. Im Rahmen einer lokalistischen Theorie ist der Unterschied zu beschreiben durch Hinzufügen eines direktionalen Elementes, im vorliegenden Falle des Ablativ, der die Richtungsbezeichnung von oder aus im Gegensatz zum Allativ mit der Richtungsbezeichnung zu, nach oder in (mit AKK) gibt (Anderson 1971b:119ff.). Das Vorhandensein und Nichtvorhandensein eines direktionalen Elementes korrespondiert in einleuchtender Weise mit der Unterscheidung von Grund und Ursache, die wir für Cs und Ca gaiiacht hatten. Der Ablativ ohne das kausative Element tritt auf bei den Adjektiven, die 22 eine Präpositionalergänzung mit von nehmen. Zu dieser Klasse VCN/DAT gehören Adjektive wie abhängig, ausgeschlossen, frei, gelöst, umgeben, voll, womit aber nicht behauptet wird, daß von hier nicht weiter zu differenzieren
ist.
Interessant ist, daß umgeben und voll, für die das über die Bedeutung von von Gesagte am wenigsten oder gar nicht zutrifft, auch zur Klasse MIT/DAT gehören, wobei die mit von gebildeten Ausdrücke den mit mit gebildeten bedeutungsgleich sind, vgl. (24): ( 2 4 ) a. voll mit guten Vorsätzen - voll von guten Vorsätzen b. umgeben mit lOOO Polizisten - umgeben von 1OOO Polizisten c. *frei mit Schuld - frei von Schuld
Es ist nicht ganz klar, ob diese Adjektive der Klasse MIT/DAT, zu der außer den genannten noch zufrieden gehört, als kausativ oder instrumental anzusehen 22
Der Kategorienname wird der Einheitlichkeit halber beibehalten, obwohl von nur mit dem Dativ auftritt.
151
sind. Die Berufung auf Verben wie füllen (mit), sich -umgeben (mit) und befriedigen (mit), die für den Instrumentalis sprechen, ist außer bei umgeben formal schwer zu rechtfertigen. Eine eigene Teilklasse von MIT/DAT bilden einig und verbündet. Sie sind jedenfalls weder kausativ noch instrumental, sondern nehmen den neutralsten Kasus überhaupt, den Andersen Nominativ nennt und der weitgehend Filimores Objektiv entspricht. Der Nominativ steht bei einem Ausdruck "which involves a 'process' with a single 'participant' ... which is morover non-agentive ...".
Diese "semantisch neutrale' Charakterisierung durch den
Nominativ wird auch dadurch gestützt, daß einig und verbündet synmetrisch sind: Frankreich und Italien sind einig. Frankreich und Italien sind verbündet. Zu dieser letzten Gruppe gehört auch einverstanden, das symmetrisch gebraucht werden kann (Karl und Egon sind miteinander einverstanden), aber nicht muß (Karl ist mit Egon einverstanden). Alle Adjektive aus MIT/DAT gehören zu den lokativen und sind damit von anderen ncminativen bzw. instrumentalen oder kausativen unterschieden. Ebenfalls in zwei Teilklassen zerfällt die Klasse AUF/AKK. Diese Teilklassen scheinen zu korrespondieren mit den beiden Gebrauchsweisen von auf als echte lokale Präposition. Mit dem direktionalen auf wie in auf den Tisch stellen würden korrespondieren begierig, neugierig, gespannt, angewiesen, bezogen, eingestellt. Alle wären wie stellen allativ, die ersten drei außerdem kausativ. Die drei letzten sind nicht kausativ: sie sind beziehbar auf Verben, deren Bedeutung noch an ihre Beziehung zum konkreten Allativ erinnert. Diese Adjektive sind, soweit mir bekannt, die einzigen, die eine Präpositionalergänzung obligatorisch nehmen. Mit dem lokativen auf wie in auf dem Tisoh stehen würden korrespondieren stolz, neidisch, beschränkt, beschränkt nimmt das Attribut im Gegensatz zu angewiesen
usw. nicht obligatorisch und ist damit von diesen in
der Markierung unterschieden. Wie die lokale Präposition nach verhält sich die abstrakt lokale bei den Adjektiven der Klasse NACH/AKK durstig^ gierig, hungrig. Sie sind einheitlich im Bildungstyp und sind alle allativ und kausativ. Problemlos ist auch die Klasse ZU/DAT mit den Teilklassen berufen, entschlossen, (Resultativ, Allativ) und frech, freundlich, garstig, gehässig, grob, gut, nett, niederträchtig (Nominativ, Allativ). Zu erwähnen bleiben IN/DAT (erfahren, geübt) und AN/DAT (arm, reich) die beide noroinativ und lokativ sind. 23
Anderson 1971b:37. N. B.: Mit dem Nominativ wird der Mutativ keineswegs hinfällig. Ein Nominativ kann niemals ein Kausativ sein.
152
6.3
Maßangaben
Als letzte Gruppe von noninalen Karplenenten werden in diesem Abschnitt Maßangaben in Kopulasätzen behandelt. Unter einer Maßangabe (in der Literatur meist als MP = measure phrase bezeichnet) verstehen wir dabei eine nominale Konstituente, die ein als Numerale und ein als Substantiv markiertes Nomen enthält. Bevor wir die syntaktische Struktur und die Einbettung von Maßangaben erörtern, ist es sinnvoll, einige grundsätzliche Ausführungen zum Status dieser Gruppe von Ausdrücken zu machen, denn sie nimmt in mancher Hinsicht eine Sonderstellung ein. Zur Illustration der wichtigsten zu erklärenden Eigenschaften von Maßangaben und den mit ihnen vorkommenden Adjektiven verwenden wir die folgenden Sätze: (1) a. b. c. d. e. f.
Der Zug ist zweihundert Meter lang Der Zug ist zehn Wagen lang Zehn Wagen sind zweihundert Meter lang *Zweihundert Meter sind zehn Wagen lang *Zehn Wagen sind einen Zug lang *Der Zug ist drei Wagen kurz
(2) a. b. c. d. e.
Das Badewasser ist dreißig Grad warm *Der Tee ist zwei Badewasser warm *Das Badewasser ist dreißig Grad kalt *Das Gefrierfach ist minus zwanzig Grad warm Das Gefrierfach ist minus zwanzig Grad kalt
(3) a. b. c. d. e.
Das Auto ist zweihundert Mark wert Das Auto ist drei Fahrräder wert Drei Fahrräder sind zweihundert Mark wert *Zweihundert Mark sind drei Fahrräder wert Drei Fahrräder sind ein Auto wert
Wir werden im folgenden aus Gründen, die im Verlauf der Diskussion klar werden, bestimmte Substantive (Meter, Mark, Grad usw.) als 'Maßeinheit1 bezeichnen. (1b) zeigt, daß zur Bezeichnung eines bestimttten Wertes nicht nur Maßangaben mit Maßeinheiten verwendet werden können. Aus (1c) und (1d) kann man eine der Bedingungen für die Verwendbarkeit von Wagen in ähnlicher Funktion wie Maßeinheiten in (1b) entnehmen: die 'Maßeinheit' Wagen läßt sich reduzieren auf die Maßeinheit Meter, nicht aber umgekehrt. wert verhält sich offenbar, was das Vorkommen mit Maßangaben angeht, anders als lang oder gar warm (vgl. (3b)). Bei wert scheinen weder hinsichtlich des Subjekts noch der Ergänzung Restriktionen zu bestehen, die wir bei den anderen 24
Beispiel aus Bierwisch 1967:9.
153
Adjektiven antreffen. Auch (3d) wird nicht als ungrammatisch angesehen sondern als sinnlos, solange Geld das allgemeine Äquivalent ist und nicht Fahrräder. (3c) zeigt wie (1f) die schon früher erwähnte Asymmetrie bei antonymen Adjektiven, warm - kalt unterscheiden sich aber offenbar von lang - kurz dadurch, daß sie beide mit Maßangaben vorkamen können (vgl. (2e)). Neben der Erklärung dieses ganz unterschiedlichen Verhaltens von Adjektiven bei Maßangaben ist natürlich auch zu fragen, warum bestinntte, sehr wohl graduierbare Adjektive überhaupt nicht zusammen mit Maßangaben vorkamen. Die Beantwortung der ersten Frage wird durch eine vorherige Beantwortung der zweiten erleichtert. Einen nicht vereinzelten Standpunkt bezieht dazu Givon: "There seems to be no purely linguistic reason for some paired adjectives of quality to have also become measure adjectives. Given the proper cultural context, one could expect any pair of quality adjectives to be capable of developing the appropriate measure unit.""
In den zitierten Ansichten werden implizit folgende zwei Thesen vertreten: 1) Es gibt prinzipiell keine semantischen Gründe dafür, daß bestimmte "relative1 Adjektive (Bartsch/Vennemann) oder 'Qualitätsadjektive1 (Givon) nicht metrisierbar sind. 2) Es gibt keine Möglichkeit, mithilfe linguistischer Kriterien anzugeben, daß bestimmte Teilklassen der genannten Adjektivklassen mit Maßangaben auftreten und andere nicht, und es läßt sich aufgrund rein linguistischer Kriterien auch nicht angeben, welche der nicht metrisierbaren Adjektive prinzipiell metrisierbar sind und welche nicht. Beide Ihesen scheinen mir falsch zu sein. Es gibt vielmehr einerseits eine formal und semantisch spezifizierbare Klasse von Adjektiven, die nicht mit Maßangaben verwendet werden (jedenfalls nicht in der Umgangssprache), aber jederzeit unter Beibehaltung ihrer sonstigen semantischen und morphosyntaktischen Eigenschaften so verwendet werden könnten. Hierzu gehören die nicht bereits metrisch verwendbaren relativen Adjektive. Dagegen sind die Qualitätsadjektive nicht metrisierbar, d. h. es wird weder eine Maßeinheit für Schönheit, noch eine für Fröhlich25
Givon 1970:821. Ganz ähnlich Bartsch/Vennemann 1972b:67: "As a matter of fact, it is impossible in many cases to specify f ~ ( x ) numerically for a given x. Whether it is possible or not depends on whether the dimension D has been made subject to quantification in the history of sciences. There is presently no quantification of liveliness (happiness, sloppiness, beauty etc.) although there is for loudness, temperature, weigth, length, number ( ' p o w e r ' ) etc. Some decades ago there existed no quantitative measurement for loudness, some centuries ago none for temperature." Ebenso Klooster 1972:34.
154
keit, Ehrlichkeit usw. geben. Damit wird nicht behauptet, daß es nicht neue, auch in der Normalsprache verwendbare metrische Einheiten geben wird. Behauptet wird, daß ein metrisierter Begriff Schönheit oder Ehrlichkeit nicht das gleiche bedeutet wie die augenblicklich verwendeten Begriffe, und zwar auch dann, wenn er nicht mit Maßangaben verwendet wird. Wir gehen im folgenden zunächst kurz auf den Begriff 'Metrisierbarkeit1 ein und betrachten dann etwas genauer einige über die in § 5.3 genannten hinausgehende Eigenschaften von relativen und Qualitätsadjektiven, die im Zusammenhang mit der Metrisierbarkeit zu sehen sind. Nach der wesentlich auf Hempel 1952 zurückgreifenden Erörterung der metrischen Begriff e von Kutschera " ist ein 'quantitativer' oder 'metrischer' Begriff eine Funktion, die einem Objekt oder Objekt-n-tupel eine Zahl, oder ein n-tupel 2fi von Zahlen, zuordnet." Das Objekt oder allgemeiner das Individuum sei dabei Element einer Menge M. Von der Metrisierungsfunktion f wird dann verlangt, daß sie jedem Element aus M genau eine Zahl, im allgemeinen Fall eine reelle Zahl, zuordnet. Ist die Abbildung von M auf die Menge der reellen Zahlen Re eindeutig, so liegt eine homomorphe Metrisierung vor, ist sie eineindeutig, so liegt eine isomorphe Metrisierung vor. Von / wird immer Eindeutigkeit verlangt. Eine Metrisierungs- oder Maßfunktion setzt trivialerweise eine Menge M von Individuen voraus. Damit kann zunächst festgestellt werden, daß, was imer Metrisierbarkeit eines Begriffes 27 im einzelnen heißt, Begriffe nicht ohne weiteres metrisierbar sind, die auf relative Adjektive zurückgehen. Wie in § 5.3 ausgeführt, ist es problematisch, bei relativen Adjektiven von einer Extension im üblichen Sinne zu sprechen. Sieht man als Extension von lang etwa die Vereinigung der Mengen von Entitäten an, die 'lang für ein bestiitmtes x' sind, so hätte lang viele, möglicherweise sogar nichtendlich viele, mögliche Metrisierungen. Unproblematisch ist dagegen von diesem Gesichtspunkt her die Mstrisierung von mit 'Dimensionsnominalisierungen' gebildeten Begriffen wie hat eine Länge (Höhe, Dicke usw.). Nach Kutscheras Redeweise würden die genannten Begriffe zu den klassifikatorischen gehören (1972:116ff.). 26
27
Kutschera 1972:24f. Wir weichen von dieser Definition insofern ab, als wir eine einzige Maßfunktion annehmen, die neben Argumenten für Objekte immer eine Konstante für eine Dimension nimmt (vgl. § 5 . 3 ) . Wir sprechen im allgemeinen nicht von ' B e g r i f f e n ' , passen uns aber der Einfachheit halber im vorliegenden Fall der üblichen Ausdrucksweise an. Unter einem Begriff kann dann ein Prädikat oder ein Funktor verstanden werden.
155
Die zweite Bedingung für die Angabe einer Maßfunktion ist, daß die Elemente von M hinsichtlich einer gegebenen Relation P eine Ordnung bestimmter Art bilden. Damit wird es zunächst einmal sinnvoll, von der Metrisierbarkeit von Strukturen zu sprechen. Eine Struktur ist metrisierbar, wenn sie gewisse Eigenschaften mit der Struktur gemeinsam hat, wobei Re wieder für die Menge der reellen Zahlen steht und Du für die Relation 'übertrifft nicht die Größe von' oder 'ist höchstens so groß wie'. Die geforderten Eigenschaften sind die folgenden (mit ', 'm', 'n"als Variablen über dem Bereich der reellen Zahlen): (4) a. b.
(m) (n) (Nü(m,n) v t f ü { n , m ) ) (1) (m) (n) ( N ü ( l , m ) Nü(m,n) = ) J V ü ( l , n ) ) .
(4a) besagt, daß die Relation M in der Menge der reellen Zahlen konnex ist, (4b) besagt, daß Nü in ihr transitiv ist. Eine Struktur , für die gilt, daß P in M konnex ist und daß P in W transitiv ist, wird eine Quasireihe genannt. P wird ein komparativer Begriff genannt (Kutschera 1972:21 f f . ) . Allgemein gilt nun, daß eine Struktur nur dann metrisierbar ist, wenn sie eine Quasireihe ist, also die beiden genannten Eigenschaften mit der Struktur teilt. Dies ist unmittelbar einleuchtend, wenn man bedenkt, daß die Abbildung von M auf Re mindestens ein Homomorphismus sein muß. Wir wollen nun davon sprechen, daß ein Begriff P metrisierbar ist genau dann, wenn es eine Menge M gibt, so daß metrisierbar ist. 28 Ist eine metrisierbare Struktur und sind 'x' und 'y' Individuenvariablen über M, dann stellen wir den Zusammenhang zwischen dem komparativen Begriff P und dem zugehörigen metrischen Begriff dar über die Äquivalenz (5) (5) (x) (y) [P(x,y)- Nü (f
M
(x,d ) , (y,d r
r*
))]
Mit dp in (5) bezeichnen wir die zu P gehörende Dimension. Wählen wir für P z. B. die Relation ist höchstens so lang wie und für »
{MASS}
(Ex) M ö ( x . U y ) e ^ y . v ) ) ] 1
Dabei steht e. für das übersetzungsäquivalent eines Adjektivs aus DASS1, e„ für das eines verbum sentiendi. Mo steht für das dem Adjektiv möglich aus DASS6 (vgl. unten) entsprechende Prädikat. Die bisher angesprochenen syntaktisch-semantischen Eigenschaften reichen bereits aus, um die DASS1-Adjektive von allen anderen Adjektiven, die daßSätze als Subjekte nehmen können, zu unterscheiden. Von den Adjektiven, die 'emotive Prädikate1 bezeichnen, fassen wir eine Klasse zu DASS2 zusaitmen, die u. a. besteht aus ärgerlich, bedrohlich, entsetzlich, erfreulich, ergötzlich, erstaunlich, gleichgültig, langweilig, nützlich, schädlich, schrecklich. Diese Adjektive sind sämtlich deriviert
171 4
von zweistelligen Verben, die daß-Sätze als Subjekte nehmen können. In Bezug auf die Ergänzung sind die Verben nicht einheitlich, einige nehmen ein Akkusativ-Objekt (es ärgert mich, daß...) , andere ein Dativ-Objekt (es nützt ihn, daß...). Bei letzteren bleibt diese Rektionseigenschaft bei den Adjektiven erhalten (gleichgültig, nützlich, schädlich), darüberhinaus können alle Adjektive aus DASS2 Präpositionalergänzungen (FÜR/AKK) nehmen. Das Suffix lieh, das hier wie auch in anderen Derivationstypen mit ig variieren kann (vgl. Fleischer 1971:244f.), hat bei von Verben derivierten Adjektiven mindestens zwei unterschiedliche semantische Funktionen. Die erste ist verwandt mit der von bar bei den DASS1-Adjektiven und tritt auf bei Derivaten von transitiven Verben, z. B. begreiflich, bestechlich, beweglich (vgl. unten DASS4). Die zweite, für die DASS2-Adjektive entscheidende, konkurriert mit dem Partizip Präsens (Fleischer 1971:247). Zu DASS2 würden daher etwa auch enttäuschend, erleichternd, erregend, erschreckend gehören, die ebenfalls auf zweistellige Verben mit da/3-Sätzen als Subjekte zu beziehen sind. Die Adjektive aus DASS2 sind wie die aus DASS1 faktiv. Im Gegensatz zu diesen weisen sie jedoch eine optionale zweite Stelle auf, was zu Folgerungen wie in (6) führt. (6) Es ist Es ist
erfreulich, daß Karl gewinnt -*· für jemanden erfreulich, daß Karl gewinnt
Das Implikans von (6) wird entsprechend als Existenzsatz wie in (7) repräsentiert (Ef erfreulich, .. Karl, Gw & gewinnt) (7)
(Ex) Ef(x,a^, (Xy)
Gtr(y))
und es gilt für alle Prädikate aus Adjektiven der Klasse DASS2 (Faktizität) ein Axiom der Form (8): (8)
r
( x ) (y) _ ( e i ( x , y , e 2 ) o e ^ y ) ) 1
sowie eines der Form (9), mit dem die aus den Adjektiven gewonnen Prädikate auf die aus den zugehörigen Verben gewonnenen zurückgeführt werden (mit e. für die Übersetzung eines Adjektivs aus DASS2 und e~ für die des zugehörigen Verbs). 4
Einige dieser Adjektive (ärgerlich, nützlich, schädlich) könnten auch als desubstantivisch angesehen werden. Nach Fleischer (1971:247) gibt es eine auf lieh gebildete Klasse von Adjektiven, die "Beziehungen auf substantivische und verbale ... Basis erlauben." Es muß offen bleiben, ob die genannten Adjektive zu dieser Klasse gehören. Die Etablierung der Klasse DASS2 müßte gegebenenfalls anders begründet werden.
172
(9) r (x) (y) (e 1 (x-;yve 2 ) «-+· e 3 (
Danach würfe z. B. gelten: Es ist erfreulich für mich, daß du gewinnst «~ du erfreust mich dadurch, daß du gewinnet. Die Herleitung der logischen Form (7) geschieht über Regel (1O), (10) [[es
V
herg
[daß...]s]s] *· r ( E x ) e (x,ti, XJ ) 1 A
l {DASS2...}
l
*
Ä
2
in der von den früher vereinbarten Termfunktionen 1 1 (die im Beispiel . liefert) und XI (sie liefert (Xy)Qu(y)) Gebrauch gemacht wird. Eine bei der Behandlung der Dativobjekte bereits als formal zusammengehörig ausgewiesene Klasse bilden die Adjektive bekannt, erlaubt, verboten. Die zweite Stelle, ein Dativobjekt, ist bei diesen Adjektiven optional. Markiert werden sie als DASS3/DAT. Semantisch sind sie von DASS2 zu trennen, weil sie bei fehlendem Dativobjekt in Allsätze zu übersetzen sind, vgl. (11) mit (6) und (7) . (11) a. Es ist bekannt, daß du kommst -»· es ist jedem bekannt, daß du kommst b. (x) (Bk(x,a, ( A y ) ffo(y)))
Das einzige einfache Adjektiv dieser Klasse ist klar. Eine weitere Klasse von Adjektiven, die dctß-Sätze als Subjekte nehmen können, wird gebildet von bedauerlich, begreiflich, unglaublich, verständlich usw. Diese Mjektive sind ebenfalls von zweistelligen Verben deriviert, jedoch treten
(17)
r
(x)(y)
( e (x,e 2 ) = e 4 ( y , U z ) e 3 ( z , x , e 2 ) ) 1
Zu einer großen, hier bei weitem nicht vollständig aufgezählten Klasse von Adjektiven mit das Paket angekommen? F r ( x , r ) )
Der Nebensatz ist hier wiederum direkt in einen Ausdruck mit einem Term vcm 23
Diese Zuordnung wird so nur im Interesse einer einfachen Darstellung vorgenommen .
199
Typ 3 zu übersetzen. Eine solche Regel ist unter (24) im vorangehenden Abschnitt angegeben worden. Bemerkenswert scheint noch, daß die DASSS-Adjektive in der hier besprochenen Verwendung in Prädikate mit einem Term vom Typ o zu übersetzen sind, was für die entsprechenden Adverbiale ebenfalls gilt, vgl. Er streckt frech die Zunge heraus. Ähnlich wie bei den DASS3-Adjektiven ist bei der Klasse DASS6, soweit sie überhaupt mit Infinitivsätzen als Subjekt verkennen können, die logische Form der Sätze die gleiche wie bei daß-Sätzen als Subjekt, wobei wiederum Referenzidentität zwischen dem von Subjekt des Nebensatzes und dem von der ersten (optionalen) Stelle der Hilfsverbergänzung des Matrixsatzes Bezeichneten besteht: (21) a. Es ist notwendig (möglich), das zu tun b. Es ist notwendig (möglich), daß jemand das tut ( 2 2 ) a. Es ist denkbar, Fritz mitzunehmen b. Es ist denkbar, daß jemand Fritz mitnimmt
Mindestens soweit das hier behandelte Material einen Schluß zuläßt, können wir damit die These vertreten, daß die logische Form von Sätzen mit nichtfaktiven Adjektiven als Hilfsverbergänzungen, nämlich die nicht-faktiven Adjektive aus DASS3 und die aus DASS6, für Infinitivsätze und doß-Sätze als Subjekt die gleiche ist (soweit Infinitivsätze überhaupt möglich sind), bei faktiven Adjektiven aber nicht. Der Versuch, eine parallele These bei den Verben zu überprüfen, führte zu der Erkenntnis, daß es im Deutschen fast keine nicht-faktiven Verben mit dcu3-Sätzen als Subjekt gibt (eine der wenigen Ausnahmen ist scheinen). Der Versuch einer Deutung dieser Tatsache würde hier zu weit führen. Interessant ist noch ein Vergleich zwischen denkbar und den ähnlich gebildeten erkennbar, hörbar usw. aus DASS1. es ißt denkbar, daß bzw. es ist denkbar , au wäre in Analogie zu diesen zu paraphrasieren als ee ist möglich, daß jemand denkt, daß. Ebenfalls möglich und vielleicht angemessener ist jedoch die Paraphrase jemand denkt, daß es möglich ist, daß,24 die bei den DASS1Adjektiven zweifellos ausgeschlossen ist. Man sieht an diesem Beispiel mit 24
angemessener vielleicht deshalb, weil die andere Paraphrase in einem bestimmten Sinne semantisch leer ist, denn was gesagt werden kann, kann auch gedacht werden. Es ist nicht sehr wahrscheinlich, daß ein so geläufiges Wort wie denkbar eine so verschrobene Bedeutung hat.
200
besonderer Deutlichkeit, daß erst die Bezugnahme auf Derivationstyp (Verbp starren + bar) und Typ des Paradigmas, von dem deriviert wird (erkennen vs. p denken ), die Korrelation von Form und Bedeutung vollständig zu explizieren erlaubt. Soweit Infinitivsätze als Ergänzungen parallel zu den daß-Kbrnplementen auftreten, sind sie mit diesen synonym und bereiten keine Schwierigkeiten: (23) a. Karl ist es müde, daß Franz ihn ärgert b. Karl ist es müde, von Franz geärgert zu werden (24) a. Karl ist b. Karl ist
(dessen) sicher, daß Franz ihn befördert (dessen) sicher, von Franz befördert zu werden
(25) a. Karl ist ärgerlich (darüber), daß er das Spiel verloren hat b. Karl ist ärgerlich (darüber), das Spiel verloren zu haben
Infinitivsätze bei Adjektiven, die an Präpositionalproformen gebundene daßSätze nehmen, sind auch im Präsens und nicht nur dann möglich, wenn ein Objekt im Infinitivsatz vorhanden ist: (26) a. Karl ist glücklich, seine Frau zu lieben b. Karl ist glücklich zu lieben
Hat das Adjektiv die genannten Rektionseigenschaften dagegen nicht, so wird es als Adverbial zum Verb des Infinitivsatzes angesehen. (26b) und (27a) entsprechen dem berühmten Satzpaar John is eager to please und John is easy to please. ( 2 7 ) a. Der Vorschlag ist
sorgfältig zu prüfen
b.
N N
N
l 2 3 Der Vorschlag ist
N
4 5 6 sorgfältig zu prüfen
Sätze dieses Typs haben im Deutschen in der Regel mindestens zwei Bedeutungen. Der Vorsahlag ist zu prüfen mit dem Infinitivsatz als Hilfsverbergänzung kann bedeuten "Es ist möglich, den Vorschlag zu prüfen", "Der Vorschlag ist prüfbar" oder aber "Es ist notwendig, den Vorschlag zu prüfen". Sätze wie (27a) haben eine Reihe sehr interessanter Eigenschaften, sie gehören aber nicht in den Bereich des prädikativen Adjektivs und werden deshalb nicht behandelt. Hingewiesen sei aber darauf, daß das Subjekt des Matrixsatzes direktes Ob-
201
jekt zum Verb des Infinitivsatzes ist. Infinitivsätze mit einstelligen Verben machen einen Satz daher ungranmatisch (*Die Lampe ist zu leuchten) . Ergänzungen in anderen Kasus als dem Akkusativ bleiben erhalten, die Wortstellung ist aber trotzdem frei, was zu eigenartigen Strukturen führen kann: (28) l S
l N
Ii
l
N
\r
l
N
N
l
N
v hI
l 2 3 4 5 6 7 8 Den Mitarbeitern ist der Lohn pünktlich zu überweisen
Einstellige Verben im Infinitivsatz sind nur möglich, wenn im Matrixsatz kein Subjekt vorhanden ist: Zum Appell ist pünktlich anzutreten. Manchmal tritt ein Konflikt zwischen den Satztypen (27a) und Sätzen mit äußerem Attribut auf. 25 (29) a. Das Auto ist billig zu verkaufen b. Karl ist angenehm zu prüfen
Eine fundierte Analyse dieser Sätze kann nur mit einer genauen Untersuchung der 'Adjektiv-Adverbien1 und insbesondere der syntaktischen Relation äußeres Attribut, wie sie in Er liegt krank im Bett zwischen er und krank besteht, erfolgen. Es ist zu vermuten, daß Sätze wie dieser und Er löst leicht die Aufgabe die gleichen Konstituentenstrukturen haben, daß aber krank und leicht aufgrund ihrer unterschiedlichen Markierung verschiedene syntaktische Relationen eingehen. Als erste Näherung wird vorgeschlagen, solche Adjektive als äußere Attribute anzusehen, die mindestens eine der folgenden Bedingungen erfüllen: 1.) Das Adjektiv ist 'unmittelbar1 von einem Verb deriviert. 'unmittelbar' soll heißen: es ist von einem Verb deriviert, nicht jedoch von einem Adjektiv oder Substantiv, das von einem Verb deriviert ist. Auf diese Weise erhielten wir in (3Oa) ein äußeres Attribut, in (30b) ein Adverbial (30) a. Er sitzt ärgerlich im Garten b. Er sitzt angenehm im Garten
25
Die Schwierigkeiten für eine Erklärung dieses Phänomens bestehen für eine transformationeile Grammatik darin, daß Oberflächenstrukturen zu semantischen Beziehungen zwischen Konstituenten führen, die in der Tiefenstruktur nicht 'vorgesehen' sind. Als Erklärung wird die Ähnlichkeit von Oberflächenstrukturen herangezogen, vgl. König (1971b:83ff.).
202
2.) Das Adjektiv ist nicht unmarkiert hinsichtlich Partizipialität. Wir erhalten Attribute in (a) und (b). ( 3 1 ) a. Er sucht verzweifelt seinen Schlüssel b. Er erwartet ausdauernd die Ernennung zum Beamten c. Er sucht pünktlich seinen Schlüssel
3.) Zu dem Satz mit dem Adjektiv gibt es keinen paraphrastischen Satz mit uie-Rotplement als Subjekt. ( 3 2 ) a. Er sitzt gesund im Garten V" Es ist gesund, wie er im Garten sitzt b. Er sitzt bequem im Garten ·*·* Es ist bequem ( f ü r ihn) , wie er im Garten sitzt
In (32a) läge wieder ein äußeres Attribut vor. Bedingung 3.) enthält nichts, was wir unmittelbar ein syntaktisches Kriterium nennen dürfen. Man hätte hier weiter danach zu suchen, ob diese Paraphrasierbarkeit auf unterschiedliche Adjektivmarkierung zurückgeht. Insgesamt scheint es nicht ausgeschlossen, syntaktische Kriterien zu finden, die das äußere adjektivische Attribut von adjektivischen Adverbial unterscheiden, wenn das nicht aufgrund der Verbroarkierung möglich ist wie bei den schon erwähnten Verben mit obligatorischem Adverbial (gut aussehen, sich schlecht benehmen usw.). Auf der Grundlage der Definition des äußeren Attributs wäre in Sätzen wie (29) eine indirekte äußere Attributrelation zwischen Adjektiv und Subjekt des Matrixsatzes anzusetzen.
8.
ZUSAMMENFASSUNG UND SCHLUSS
8.1
Klassen von adjektivischen Paradigmen
Wir fassen in diesem Abschnitt die ermittelten Adjektivklassen zusanmen, soweit es sich bei den etablierten Kategorien um syntaktische Kategorien handelt. Abb. 1 (S. 205 ) gibt eine Übersicht in Form eines Diagramns, das unmittelbar an das Klassifikationsschema der nominalen Paradigmen von S. 92 anschließt. Das Diagramm berücksichtigt die für die erste und zweite Stelle der Adjektive ermittelten Restriktionen, berücksichtigt aber nicht das gemeinsame Auftreten von Restriktionen an der ersten und zweiten Stelle. Diese Restriktionen wurden nicht so systematisch untersucht, daß eine Etablierung entsprechender Kategorien möglich wäre. Die Klassifikation der Adjektive danach, ob sie an einer bestimmten Stelle eine Infinitivkonstruktion, einen 'echten1 Satz oder ein Nominal (bzw. eine PrGr) mehmen, bezeichnen wir als Klassifikation hinsichtlich Einfachheit. Diese Klassifikation taucht im Text explizit nicht auf. In der folgenden Liste werden zu jeder Klasse eine Reihe von Adjektiven aufgeführt. Vollständigkeit wird dabei in den meisten Fällen nicht erreicht, auch nicht näherungsweise. Es werden wiederum nur Restriktionen über der ersten und der zweiten Stelle getrennt berücksichtigt. Wir fassen also beispielsweise unter der Rubrik 1. Stelle alle Restriktionen über der ersten Stelle zusammen, unabhängig davon, ob das Adjektiv ein- oder zweistellig ist. Die Numerierung der einzelnen Rubriken korrespondiert mit der Anordnung im Diagramm: die Knoten des Diagramms werden von links nach rechts und von oben nach unten durchgezählt. Das dient der besseren Orientierung. Bei jeder Rubrik der Liste ist außerden die wichtigste Stelle im Text (Seitenzahl) genannt, an der die Adjektive behandelt werden. Klassen von adjektivischen Paradigmen 1 Klassifizierung hinsichtlich Partizipialität (98ff.) 1.1
1 (1O1)
entdeckt, ermähnt, geschlagen, geteilt, vergessen, verkauft, versteckt ... 1.2 PART2 (102)
205
1.2.1
21 (102f.)
aufgeregt, 1.2.2
entschlossen, entsetzt, verliebt, überzeugt ...
22 (103)
überzeugt, überrascht . .. 1.3
(101)
albern, blau, dick, groß, niedrig, rund ... 2 Klassifizierung hinsichtlich Restriktionen der einzelnen Stellen ( 5 9 f f . ) 2.1
I.Stelle. Klassifizierung hinsichtlich Einfachheit
2 . 1 . 1 EINFACH (1O4ff.) Klassifizierung hinsichtlich Individualität 2 . 1 . 1 . 1 COUNT (107ff.) eckig, quadratisch, rund . .. 2 . 1 . 1 . 2 MASS (107ff.) blau, eisern, fest, flüssig, hölzern, rot ... 2 . 1 . 1 . 3 HF ( 1 1 6 f . ) häufig,
selten, verbreitet .. .
2 . 1 . 2 INFINITIVISCH ( 1 9 6 f f . ) . Klassifizierung hinsichtlich Infinitivform 2 . 1 . 2 . 1 INF1 ( 1 9 8 f . ) ärgerlich, entsetzlich, erfreulich,
ergötzlich, gleichgültig, langweilig,
nützlich, schädlich, schrecklich ... 2.1.2.2 INF2 (199) erlaubt, verboten 2 . 1 . 2 . 3 INF3 ( 1 9 9 f . ) identisch mit DASS5 (vgl. 2 . 1 . 3 . 1 . 5 ) 2 . 1 . 2 . 4 INF4 (2OO)
denkbar, möglich, notwendig, nötig ... 2 . 1 . 3 SATZWERTIG ( 1 6 9 f f . ) . Klassifizierung hinsichtlich Satztyp. 2 . 1 . 3 . 1 DASS (169ff.) 2 . 1 . 3 . 1 . 1 DASS1 (17Of.) erkennbar, hörbar, fühlbar, sichtbar, wahrnehmbar ... 2 . 1 . 3 . 1 . 2 DASS2 (179ff.) ärgerlich, bedrohlich, entsetzlich, erfreulich,
ergötzlich, erstaunlich,
gleichgültig, langweilig, nützlich, schädlich, schrecklich 2 . 1 . 3 . 1 . 3 DASS3 (173) bekannt, erlaubt, klar, verboten ... 2 . 1 . 3 . 1 . 4 DASS4 ( 1 7 3 f . ) bedauerlich, begreiflich,
unglaublich, verständlich ...
...
206
2 . 1 . 3 . 1 . 5 DASS5 (175f.) frech, freundlich, gehässig, ehrlich, geizig, gierig, gnädig, grob, nett, neugierig, peinlich, stumpfsinnig,
väterlich ...
2 . 1 . 3 . 1 . 6 DASS6 (176f.) glaubhaft,
denkbar, voraus setzbar, fraglich,
zweifelhaft,
sicher, gewiß,
möglich, notwendig, nötig, wahrscheinlich ... 2 . 1 . 3 . 2 OB (180ff.) 2 . 1 . 3 . 2 . 1 OB1 ( 1 8 3 ) Identisch mit DASS1 (vgl. 2.1.3.1.1) 2.1.3.2.2 OB2 (182f.) bekannt, klar .. . 2.1.3.2.2 OB3 (183) sicher, gewiß ... 2 . 1 . 3 . 2 . 4 OB4 (183f.) fraglich,
zweifelhaft,
unsicher ...
2 . 1 . 3 . 2 . 5 OB5 (184) gleichgültig, unbekannt, unsicher ... 2 . 1 . 3 . 3 WIE (188ff.) angenehm, ärgerlich, bedauerlich, bekannt, erklärlich, freundlich, gefährlich, klar, merkwürdig, niederträchtig, peinlich, sicher, ungewiß, unsicher ... 2.2
2.Stelle. Klassifizierung hinsichtlich Einfachheit
2.2.1 EINFACH 2 . 2 . 1 . 1 DAT (128ff.) 2 . 2 . 1 . 1 . 1 ODftT (128ff.) 2 . 2 . 1 . 1 . 1 . 1 ODAT1 (128f.) bewußt, geneigt, Untertan, zugetan ... 2.2.1.1.1.2 ODAT2 (symmetrisch)
(189ff.)
ähnlich, benachbart, gleich ... 2 . 2 . 1 . 1 . 2 FEAT ( 1 3 2 f f . ) 2 . 2 . 1 . 1 . 2 . 1 FDAT1 (133ff.) bekannt, bekömmlich, dienlich, erlaubt, gleichgültig, gnädig, nachteilig, nützlich, peinlich, schädlich, schmerzlich, verdächtig, verboten, vorteilhaft
.
.
.
.
2 . 2 . 1 . 1 . 2 . 2 FDAT2 (132ff.) begreiflich, ständlich ...
entsetzlich, hinderlich, verderblich, verdrießlich, ver-
207
2.2.1.1.2.3 FDAT3 (136) angeboren, böse, fremd,
leicht, lieb, überlegen, unterlegen, unterworfen
.
2.2.1.2 AKK
2.2.1.2.1 FAKK (Maßangaben) (152ff.) breit, dunkel, groß, hell, hoch, "kalt, laut, leise, schwer, warm, weit ... 2.2.1.2.2 QAKK (166ff.) leid, gewöhnt, wert ... 2.2.1.3 PRGR (137ff.) 2.2.1.3.1 ÜBER/AKK (144ff.) ärgerlich, begeistert, bekümmert, belustigt, betrübt, entsetzt, enttäuscht, erfreut, erleichtert, erregt, erschreckt, froh, fröhlich, traurig, wütend, zornig ... 2.2.1.3.2 VON/DAT (150) abhängig, ausgeschlossen, frei, gelöst, umgeben, voll ... 2.2.1.3.3 /DAT (150f.) einig, einverstanden, umgeben, verbündet, voll, zufrieden ... 2.2.1.3.4 AUF/AKK (151) 2.2.1.3.4.1 FAUF/AKK (151) begierig, beschränkt, gespannt, neidisch, neugierig, stolz ... 2.2.1.3.4.2 QAUF/AKK (151) angewiesen, bezogen, eingestellt ... 2.2.1.3.5 NACH/AKK (151) durstig, gierig, hungrig ... 2.2.1.3.6 ZU/DAT (151) berufen, entschlossen, frech, freundlich, garstig, gehässig, grob, gut, nett, niederträchtig ... 2.2.1.3.7 IN/DAT (151) erfahren, geübt ... 2.2.1.3.8 AN/DAT (151) arm, reich ... 2.2.2 SATZWERTIG. Klassifizierung hinsichtlich Satztyp 2.2.2.1 DASS (177ff.) 2.2.2.1.1 pronominal gebunden an AKK (177) gewöhnt, leid, müde, überdrüssig, wert, zufrieden ... 2.2.2.1.2 pronominal gebunden an PHDNP (177ff.) identisch mit bestirmrten Klassen aus PRGR (vgl. 2.2.1.3).
208
2.2.2.2 OB. Pronominal gebunden an PRQNP (184). abhängig, neugierig, gespannt, unsicher, unentschlossen . . . . 2.2.2.3 WIE (191) 2.2.2.3.1. pronominal gebunden an AKK (191) identisch mit 2.2.3.1.1 (DASS) 2.2.2.3.2 pronominal gebunden an PRONP (191) identisch mit 2.2.3.1.1 (DASS) 2.2.3 INFINITIVISCH (2O1f.) Klassifikationsmäßig aufgebaut wie DASS (vgl. 2 . 2 . 2 ) .
3. Klassifizierung hinsichtlich der Stufe (POS, KOMP, SUP). War nicht Gegenstand dieser Untersuchung. 8.2
Schlußbemerkungen
Der in dieser Arbeit verwendete Ansatz zur syntaktischen Beschreibung kann sich bisher auf relativ wenig Anwendungserfahrung berufen, wenn es um den Nachweis seiner Leistungsfähigkeit und Fruchtbarkeit geht. Immerhin sind aber in den wenigen bisher vorliegenden Arbeiten aus dem Forschungsprojekt, dem der Ansatz entstammt, schon eine große Zahl von Problemen im Detail erörtert worden, die zumindest für die Syntax des Deutschen zentral sind. Darüberhinaus muß berücksichtigt werden, daß der vorliegende Ansatz ganz bewußt über eine Kritik anderer Ansätze entwickelt wurde. Von vornherein wurde versucht, den dort auftretenden praktischen Problemen und Streitfragen auf den Grund zu gehen. Offene Fragen sollten nicht umgangen, sondern es sollte nach ihrer Entstehung gesucht werden. Auf diese Weise ist ein weiterer umfangreicher Komplex von 'grammatischer Erfahrung' in die Entwicklung unseres Ansatzes eingegangen. Insgesamt scheint aber noch keineswegs der Punkt erreicht zu sein, an dem nicht mehr mit umfangreichen Modifikationen zu rechnen wäre. Für eine Syntax des einfachen deutschen Satzes etwa fehlen noch systematische Untersuchungen zum Verb, insbesondere der Verbvalenz, den Adverbien und der Valenz im nominalen Bereich. Grundlegender noch ist der Mangel, der sich aus der bisher nur sporadischen Berücksichtigung des syntaktischen Mittels Intonation ergibt. Bei Berücksichtigung der Intonation könnte sich z. B. ergeben, daß eine Oberflächensyntax doch wesentlich mehr Desambiguierung zuläßt, als bisher vermutet wird. Die grundlegende Hypothese, daß die Bedeutungen eines Satzes ermittelt werden können, wenn seine Oberflächenstruktur und die Bedeutungen der in ihm vorkommenden elementaren Einheiten bekannt sind, macht es erforderlich.
2O9
für die Syntax einen ausgearbeiteten Begriff von Wortsemantik und ausführliche wortsemantische Analysen zur Verfügung zu haben. Wo in dieser Arbeit explizit auf Klassifizierungen über Wortbedeutungen zurückgegriffen wurde (wie etwa bei den relativen Adjektiven in § 5.3), geschah das ausschließlich in Ermangelung syntaktischer Differenzierungsmöglichkeiten. Weitergehende satzsemantische Analysen und weitergehende Versuche zur Abgrenzung von Syntax und Semantik werden auf eine ausgearbeitetere Wortsemantik kaum verzichten können. Die Entwicklung eines leistungsfähigen, konsistenten und umfassenden Systems von Hilfsbegriffen
für die Syntax, insbesondere im Bereich der syntak-
tischen Relationen, verlangt eine weitere Explikation dessen, was unter Satzsemantik verstanden werden soll,
ob eine direkte oder indirekte Semantik vor-
zuziehen ist und was infolgedessen unter der semantischen Relevanz einzelner syntaktischer Relationen oder von Klassen syntaktischer Relationen (Bestimmungs- vs. Bereichsrelationen, direkte vs. indirekte Relationen) zu verstehen
ist. Weiter scheint eine erfolgreiche Fortentwicklung des Ansatzes davon abzuhängen, ob es gelingt, Grammatiken oder Teilgrammatiken in strikterer Formulierung, d. h. als axiomatische Theorien, zu schreiben. Diese Aufgabe stellt sich umso dringlicher, je umfangreicher das bearbeitete Material wird. Mit einer strengen Formulierung vermeidet man wohl am ehesten die bei der generativen Grammatik oft beklagte Erscheinung, daß die Rechte nicht weiß, was die Linke tut, d. h. die Gesamtübersicht über eine Grammatik immer ziemlich schnell verlorengeht.
Sicher wäre es unrealistisch und vielleicht zynisch,
die Forderung nach strenger Formulierung für den Augenblick mit der theoretisch sofort einleuchtenden These zu begründen, der Bezug von Grammatik zu Textlinguistik und Pragmatik sei dann problemloser herzustellen, oder Grammatiken seien leichter im Rahmen sprachpsychologischer und sprachsoziologischer Theorien zu funktionalisieren. Auf lange Sicht mag das richtig sein. Damit soll nicht gesagt werden, daß dies der Hauptgrund für die Durchführung satzsemantischer Analysen sei. Es wird lediglich festgestellt, daß wir zur sinnvollen Definition eines Begriffes wie Subjekt, die sich ausschließlich auf Eigenschaften von syntaktischen Strukturen stützt, sehr viel über die Bedeutungen von Sätzen mit und ohne Subjekte wissen müssen. Freilich wird nicht verkannt, daß Mangel an strikter Formulierung nur einer der Gründe für die Unübersichtlichkeit ist. Methodische und theoretische Unklarheiten sind andere.
21O
Auf kurze Sicht nur insofern, als eine Axiomatisierung zu einem genaueren Verstehen der eigenen Theorie führt und damit Voraussetzungen für die Mög-· lichkeit ihrer Interpretation schafft. Bei aller zugestandenen Vorläufigkeit einzelner Vorschläge, die in dieser Arbeit gemacht werden, kann die vorliegende Analyse eines Teilbereichs des Deutschen wohl als weitere Stütze dafür gelten, daß es realistisch und sinnvoll ist, eine Oberflächengrammatik auf der Basis des vorgestellten Ansatzes zu entwickeln. Realistisch, weil für alle bis jetzt bewußt gewordenen Probleme wenn nicht eine Lösung so doch ein Lösungsweg ins Auge gefaßt werden konnte. Sinnvoll, weil schon die bisherigen Versuche zeigen, daß viele der traditionell in der Grammatik diskutierten Schwierigkeiten sich lösen lassen; weil ein Begriff von "Form sprachlicher Äußerungen1 explizierbar wird, der es erlaubt, Form und Bedeutung systematisch aufeinander zu beziehen ohne sie miteinander zu vermischen; und schließlich, weil die Hoffnung nicht unbegründet erscheint, daß oberflächensyntaktische Strukturen, die unmittelbar Beobachtbares reflektieren, sich für die Sprachpsychologie und Sprachsoziologie als nützlich erweisen werden.
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