Nebenstunden: Teil 2 [Reprint 2022 ed.]
 9783112625163

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Nebenstllnd eii. II

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Nebenstunden. Eine Zeitschrift herausgegeben

von Georg

Gustav

Zweytes



Fülleborn.

Stück.

iMOaonrxwgfjtnr w,

Breslau, 1800. bey Ernst Gottlieb Meyer.

Inhalt.

Erste Abtheilung. Gutes und Merkwürdiges aus schlechten oder vergeßnen oder seltnen Büchern.

I. Stellen au- alten Gelegenheitsgedichten. Seite z bi- 9

II. Kapitel au- meinem Lese.-Journal. Dom Herausgeber. . . 10 —— 16

Abtheilung

Zweyte

Neue ungedruckte Sachen.

I. Xitel,

Vorreden und Entwürfe zu

Büchern,

die G- E. Lesjing

schreiben wollte. Aus seinem Nach­

laß.

.

.

...

.

Seite 29 bis 48

II. Gedichte. Aus dem Polnischen. Vom

.

Herausgeber.

.

.

.

49 — 56

III. Schutzrede eines erfahrnen Schul­ manns

für den unvernünftigen

Gebrauch des Stocks und Ochsen­ ziemers in Schulen. Von*** 59 — 165 IV. Walter der Starke und die schöne

Helgunde.

Eine polnische Sage.

Vom Heraus­

Nach Doguphal. geber.

.

.

.

.

.

165 —176

Erste

Abtheilung.

Gutes und Merkwürdiges

S. 550. steht folgende theatralische Merk« Würdigkeit: „Im Jahr 1676. den 28. Octo« prasentirte dem neuen Rcctori Herrn „D. Johanni Deutfehmann zu Ehren dessen „Kinder-Praccptor eine Komödie. Unter an« „dcrn Aufzügen erschien D. Geozgius Ca-

„iixtus, gewesener Theol. Prqfe-fibr jü „Hclmftädt, in Gestalt eines gehörnten Dra­ uchens, der drcyförmige Syncretismus mit „einer Löwenhaut, und die Concordia in« „siftirte der Snncretiftifchen Chimaerae, der „übrigen Scenen zu gefchweigrn. Der Haupt-„ritrl dieser Komödie war! Triumphus Con„cordiae repetiti confenfus Drama tic-us. „Aber Churfürst Johann George II. ließ die „.Komödianten nach Meriten belohnen, den „Äutorem mit ig.tagigcr" Gefangniß, den „Buchdrucker mit 30 Reichsthalern Strafe.

ri »und die Knaben mit Ruthen streichen.-,, Luca citirt hierbev Abr. Calovii .Lesfum in Obitum Pet. Habcrkornii.

Kapitel

II.

Abgeschauackte Aberglauben.

59?an kann nicht leickt etwas ffcmmtin*

faltigeres lesen, als ($pllip Iici ffi in1 ausführlichen Bericht vom Galgen^ männlein, welchen Israel $ t Cin*

schmldt von Hugenfels

(oder eigens lich D.^of) Ludw. Hartmann, Super­ intendent in Rotenburg) 1673. mit Anmer­ kungen und Erinnerungen herausgrgeben hat. Was ein Galgenmannlejn ist? „Wann man »einen Erbdieb,das ist einen solchen Dieb,ge„henkt, dem das Stehlen angcbohren, entweder „weil seine Mutter, indem sie mir ihm schwan„gcr gegangen, auch gestohlen, oder wenigstens „zum Stehlen Lust gehabt, und derselbe seine „Jungferschaft noch habend, sein Wasser „laufen laßt, so wachst ein solches Galgen„männlcin draus, so auch Alraun genannt „wird, welches hernach zu gewisser Zeit und „mit sonderbaren Ceremonien — ausgcgra-

12

„ben werden muß. Alsdann wird cs in rothem „Wein gewaschen, in zarte (eine und seidne „Tüchcl gewickelt, solch Bad alle Freytage „mit ihm wiederholt, er in ein kadel gethan, „und ihm alle Nacht ein Stück Geld zugelegt,

„davor man am Morgen früh zwey finde; „man muß es aber nit überladen, es steht

„sonst ab, oder stirbt. Ein Dueat vor eine „Nacht geh noch hin, aber nicht allezeit, son„dern nur selten.,, Wo giebt es leicht einen Aberglauben, der so wenig Grund und eine so elende Gestalt hätte, wie eben dieser? Würde eine griechische

Phantasie aus solchen Pflanzenwurzeln (denen man mit leichter Mühe die Gestalt eines Männ­ chens geben sann) eine so erbärmliche Sage

und Vorstellung herausgesponnen haben? Und weil ich einmahl beym faden Aber­ glauben bin, so mag noch ein Histörchen hier stehen, welches Hartmann S. 47- erzählt. „Ich habe einen Corporal, einen Mann von ohngefähr sechszig Jahren, Steffan ge­

nannt, gesehen, so im verwichencn Kriege zu Stollhofen in der Guarnison gelegen (allda

13 alre Leute noch von ihm zu sogen wissen wer­ ben), der hatte ein dickes ziemlich krauß schwarzgrau Haar, und hinden einen langen verworren Zopf gleich einem Katzenschwanz über den Rücken hinunterhangcn, er redete ziemlich unverständlich durch die Nase, und sahe auch sonst so aus, daß man leicht an den Federn abnehmen konnte, was er vor ein Vo­ gel wäre. Dieser hatte alle Tage vom Satan sieben Gulden.zu empfangen, zu verzehren, oder sonst zu verschwenden; ich sage billig, zu verschwenden, denn er börste nicht den gering­ sten Heller davon übrig lassen oder zurücklegen, ja aufs wenigste nicht über Nacht behalten;

sondern es mußte täglich alles glatt aufgerieden seyn. Ueber das durfte er kein Kleid tra­ gen, das durchgehends ganz neu gewesen wäre, sondern wenn er ihm ein Stück an Leib schaffte.

eS sey nun gleich Rock, Ho>en, Hembd, Kol­ ler, Schuh, Strümpfe, ja aufs auserst nur der Hut gewesen, so muffe ein alter Pley oder Lappen darauf geflickct seyn. Woraus ohnschwer abzunehmen, wie der Menschenfeind diejenigen tracrire, und reich zu macken be­ gehre, die deswegen mit ihm contrahirt und sich an ihn um ihrer vermeindlich zeitlichen Wohlfahrt willen ergeben. Sonst pfleget der

14 Höse Geist alle Menschen zum Geitz als der Wurzel alles Uebels anzureinen, und dadurch Pie! Sünde und Unglück zu stiften; aber hier wollt er mit seinem Geld ganz das Widerspiel gehalten haben. Zwar war der Kerl über sein ander Geld, das ihm sonst anderwerts zukam, überaus karg und zu^mmrnhabig; vielleicht,

weil sein Contract, den er mit dem leidigen Teufel hatte, so beschaffen gewesen ,' daß er noch Hofnung haben mögen, sich -ermaleins wiederum von ihm loß zu wirken, um alsdann solches durch sich selbst errungenes und zusam­ men gespartes Geld in Vorrath zu haben; wie ich mir denn nachgehnds crzehlen lassen, daß er seinem Abgott zween Trommelschläger un seine Statt gestellt, und sich also dadurch von ihm ledig gemacht, so ich aber schwerlich glauben kann. Denn das wäre ja ein schlim­

mer Anfang eines Menschen zur rechtschaffne» Bekehrung, wenn er zween andre an seine Statt dem Teufel in seine Gewalt lieferte. ,> •

1$

Kapitel IIIDurk!sch e r Sinn und Uns:NA. (Aus Herbelot.) Einen Califen Hassan Ogti fragte Jemand,

wie er seine Verachtung der Gelehrten -an je? ,uem Tage verantworten wolle? Ich werde, sagte er, an diesem Tage alle die Emfalld und Lästerungen, die diese Leute täglich gegen mich und meines gleichen ausstoßen, sammeln, und dann, denk' ich, sollen sie mit mir wohl abrechnen und mir noch sogar schuldig bleiben.

Der Thron Gottes Arsch Adhim ruht vuf gooo prächtigen Säulen, man steigc auf 300,000 ©tufen hinan ; zwischen jeder Stufe ist ein Raum von 300,000 Iahrreisen, jeder mit Engeln angefüllt. Diesen Thron zu er­ bauen, sagt der Alcoran, kostete Gott große Mühe.

16 Kapitel

IV.

Ein Paar naive Anekdoten.

5Dcr berühmte Valrrius

Herberaer

in Frausladr hatte über Hexen (Byhlweisen) gepredigt und manchcrleyDerkehrAmtswegrn mit ihnen gehabt. Einst versicherte ihm eine gewisse Krcidlern, die nachher verbrannt wurde, sie sey, obschon angeschmiedet, doch aus dem Gefängnisse zum Kamin hinausge­ fahren, indem sie wie eine Katze klein gewor­ den sey. Ohne die mindeste Einwendung da­ gegen zu machen, sagte Herberger ganz ge­ lassen: Da der Narr draussen war, warum kam sie denn wieder zurück? (Byhlweisen, von Byhlen, Hügeln, Bergen.) *

Johann Lange, Schnlrector an meh­ reren Orten, Stadtschrciber, Secretär, Kanz­ ler, kaiserlicher Rath, zuletzt Stadtsyndikus in Schweidnitz,um die Mitte des röten Jahr­ hunderts, war ein überaus merkwürdiger Mann. Hier einen Schwank von ihm. AIS er von seinem Rectorate in Goldberg abging, machte er bey dem dasigen Bürgermeister

Chri-

$7 Christoph Langner (genanntGrätjer) einen dicken und dummen Manne seine Aufwartung. Mein Herr Bürgermeister, sprach er, ich hatte euch was zu vertrauen, daran Eurer Person son­ derlich viel gelegen, wenn ihr es nicht wolltet nachsagen. Nein, versetzte dieser, ich will eS wohl bey mir behalten. Wenn ihr mir wollet die Hand geben, sagte Lange, und zusagen, daß ihrs keinem Menschen anzeigen und an­ vertrauen wollt. Gut, antwortete dieser das will ich thun, und gab ihm die Hand drauf. Nun eröfnete Lange sein Geheimniß: Mein Herr Bürgermeister, ihr seyd der größte Esel in Goldberg. Kaum war das Wort Esel heraus, so rüste der Bürgermeister nach Ger richtsdienern. Lange aber erinnerte ihn, daß er Verschwiegenheit gelobt habe, gieng ganz gelassen davon, und fuhr ruhig nach Neisse. ©. Wencelii Goldberga. Theod.Ktaii.se qnügen müßiger Stunden. Th. »4- S.

l?5.

Neue liter. Unterhalt. 1711. ©. 70».

Zweites St-

B

Kapitel

rZ

Kap itel

V.

Sv rachbemerkungen

bey der Lektüre einiger ältern Dichter nicvergeschriebett

Aedern.

Tscherning Frühl. S. 177.

Da uns der tolle Mars bis auf die Seele "kranket Und adert Stadt und Land.

Es ist also ein starkresWort für aussaugen,

und edler als schinden. Alles.

Wir haben am das lateinische Uni*

verfum ju] bezeichnen, ein abgekürztes Neutrum gemacht, das All, Weltall, welr chesauch in dem Kompositum Allvater steckt» Statt dessen brauchen ältere Dichter das Neutrums wie es ist. Flemming S. n. sagt: O Alles schaue zu, Jehova muß fitzt sterben.

Alten, als Zeitwort. S.52.

Tscherning Frühl.

Die hinter Oefea alten. Sind selten edler Zucht.

Alten scheint mir von unserm Altern noch verschieden zu seyn.

Wir sagen, das Madr

»9 chen altert, wenn wir anzeigen wollen, daß sie in Gesicht, Bildung u. s. w. sich deut Alter nähert, dem Alter ähnlich w ed: da, gegen Alten überhaupt alt werben be­ zeichnet, wie es auch das Sompo.itum Veralten aNzcigt.

Anstoß/ ein kleiner Unfall. Morhof Ged. S. 140.

So braucht es

Die gar zu frühe Saat pflegt selten wshl zu arren. Ein Anstoß ist ihr Tod,

Hier ist noch das Wort arten für gerät then zu merken. Vielleicht sollte es eigent­ lich gcarten heißen, denn bo'n NckthkN scheint es Nicht herzukdmmeN. Äuskielen, für flücke werden, Tschtr-

ning

S.6z»

Muthig bist du ausgebröchen,

Wie ein Löwe vor der Zeit, Aus bet Höhle kommt gekrochen, Oder wie für Tapferkeit Aller Vögel König spielet. Wenn er kaum hat ausgekielet,

Behageln / ein gutes und kräftiges Work. Tscherning S. 14, B 2

20

Wen schon auf dieser Melk behagelt solche Pein, Wie soll der Tod ihm nicht Gewinn und Wucher seyn! Bleiblich, ein altes gutes Adjectiv. Brand

43* Gedenken soll man wohl dabey. Daß hier kein bleiblich Wesen sey. Blitzer, eine Halsnadel. Neuestes aus der Sinnt. Gel. 1751. S. 612.

Das Hemd steht nach Pariser Tracht Mit einem Blitzer zugcmacht. Damen hat das Bürgerrecht, da cs schon altere Dichter häufig brauchen,als T sch er» ning S.46. Gute Nacht, ihr Damen, geht. Laßt die Braut unaufgehalten!

Dolmetscher. Wir haben dieses Wort durch die Endung er umivthig verlängert. Die Alten sagten Dollmetsch. Werders Tasso Dl. 2. Gabriel, Der zwischen unserm Gott und jeder frommen Seel Ein treuer Dollmetsch ist.

21

Eindenk für eingedenk. T schern ing S.276. Ich Haffe billig die, so dessen eindenk leben, Was einer trunken irrt.

Ehrenamme, die Pflegerin Tscherning. S. 18.

der

Ehre.

Hier brach der Ehren-Amme Der Tugend Glanz Herfür?

Eiferhand.

Tscherning S.2Z.

Weil der wilde Krieg auf Erden Plündern, Rauben, Mord und Brand. Nirgends noch gelindert werden. Weil des Herren Eiferhand So viel Volkes aufgerieben: Soll nun darum keiner lieben?

Federlesen, für Zaudern. Morhof S.466. Nicht so viel Federlesen! Es ist gewagt, man muß daran.

Fichte für Schiff braucht Tscherning oft. S. z i2. sagt er gar:

Wenn itzt der Zorn der Wellen Das fichtne Pferd verfolgt.

-r

fflCh in einte seltsamen Verbindung bey Tschcrning.

O Vater Bachüs komm, mein Geist der reget sich. Zu fliegen in dein Lob.

(Eben so Opitz. S.Lob desKricgsgottcs.) Tschern ing