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German Pages 173 [176] Year 1844
Staatswirthschaftlich-geschichtliche
Nebenftunden. Von
Inhalt.
I.
Seite. Ländereien, insonderheit fürstliche.....................................................1
H.
Vesteurung der Landwirtschaft. Geldwesen und Banken.
I1L
Erster Theil.
.
.
....
37
.
71
♦
.
,
Selbstständiges und allgemeines, oder Metall-
Geld» §. 1.
Ursprung und Wesen drö Geldes.
8. 2.
Gegenseitiges Metalle.
8
3.
8. 4.
73
Werthverhältniß der beiden
edcln
.............................................................
78
Ursprung des Münzens.
79
Anfängliches Abwägen.
Münzfuß....................................................
Zweiter Theil.
82
Bankzettel, dem Gelde gleich geachtet.
Erster Abschnitt.
Vorgeschlchte. Römische Argentarii.
§. 5.
Attische Trapezitae.
§. 6.
Italienische Campsores im Mittelalter.
verbot....................................................................
92
§. 7.
Entstehungsart des Wechselwesens und der Banken.
95
Zweiter Abschnitt.
.
86
Zinsen
Bestimmung und Einrichtung der beiden
Haupt - Arten von Banken.
§.8.
Zettel- oder Discouto - Leih - und Depofito -
§. 9.
Giro-Banken.....................................................................102
Banken.
..................................................................... 98
IV
Seite. Dritter Abschnitt. Vorzüglichste Europäische Zettelbanken.
.... §. io. Georgsbank zu Genua. Bank von England .......................................... §. 11. §. 12. Einstmalige von Law veranstaltete Bank von Frankreich. ........................................... §. 13. Vormalige Wiener Stadtbank. Jetzige Oester reichische Nationalbank. .... §. 14. Schwedische Bank............................................ 8. 15. Dänische........................................................... ........................................... 8- 16. Preußische. . 8- 17. Französische............................................
105 112
119
136 152 153 157 159
Dritter Theil. Stellvertretendes und besonderes, oderPa p i er Geld.
§. 18. Bezeichnende Merkmale und wesentliche Bedin gungen..................................................................... 162 8 19. Beispiele.................................................................. 166
Ländereien, insonderheit fürstliche.
ÄZofern sich
Untersuchungen über
Gründe der bürgerlichen Gesellschaft
die
ersten
nicht in das
trügliche Gebiet der Einbildungskraft verirren, fon#
dern auf dem Boden der Wirklichkeit und der Ge
schichte bleiben, finden die Ergebnisse wohl einigen Uebergang
aus der Schule in das Leben.
Viel
leicht der gediegenste von ■ diesen Gründen sind das Landeigenthum, und die meisten darauf bezüg
lichen sowohl staatsrechtlichen, als wirthschaftlichen Verhältnisse.
Etwa mit Ausnahme der Phöniker, die an das Meer vorgeschoben, und darauf angewiesen waren,
desgleichen der kleinen Griechischen Gesellschaften, die
an entlegenen Küsten, und auf felsigen Eilanden ein
Unterkommen gesucht hatten, ist schon im frühesten
Alterthum der Landbau das bezeichnende Merkmal gewesen, daß ein Volk aufzehört, eine umherzie hende Horde zu seyn, und die festem Bande eines Staats zu
schließen angefangen
hatte.
Bei der
4 Beschlagnahme eines Gebiets war dasselbe planmäßig
unter Die Mitglieder getheilt worden, in Ansehung des Umfanges der Loose jedoch in mehrern Staaten mit Rücksicht auf
einen Unterschied
der Stände.
Der üble Ruf, den die Besitzer eines größern Erbes
nachgelassen, als gefühlloser, übermüthiger, hoffärtü ger Herrenstand, bezeichnet nur eine Zeit, worin die grundherrliche Macht noch nicht durch eine geld
herrliche gemäßigt wurde.
Jene stützte sich auf die
Sklaverei, wie im Germanischen Mittelalter auf die
Leibeigenschaft; die
allmählich
aufkommende geld
herrliche hat hauptsächlich durch Uebervortheilung der
mit den Preisen unbekannten Käufer bestanden. im Fortgänge der Zeit von diesen Schlacken
Wie
ein
edles Metall geläutert worden: das ist eine frucht bare Aufgabe der innern Völkergeschichte.
So ge
waltig, wie jetzt, ist der Gewerbstand noch nie vor gedrungen, aber dem landherrlichen bleibt die Uebermacht gesichert, denn sie beruht auf einer unvergäng lichen , unter allen Stürmen der Zeit unerschütter lichen Grundlage; bei weitem ist auch in den größern Europäischen Staaten die Zahl derjenigen Bewoh
ner, die das Land bauen, mit Inbegriff der Acker bürger, stärker, und ihres Auskommens gewisser, als
die, der städtischen Arbeiter.
In wenigen Fällen
wird letztere den dritten Theil der Gesammt-Zahl ausmachen, nicht selten blos den fünften, im Durch schnitt den vierten.
5 Jener großen Mehrzahl der Bewohner eines ackerbauenden Staats muß zwar im Allgemeinen frei stehn, das Land nach Gutbefinden unter sich zu thei
len, und die Abschnitte bald zu vergrößern, bald zu
verkleinern; ein gleichgültiger Zuschauer darf aber doch die Regierung nicht bei Veränderungen seyn, die so tief in die innersten Verhältnisse der Gesellschaft
eingrcifen; als Führerin und Pflegerin derselben soll sie verderblichen Zuständen möglichst zuvorkommen. Als im Mittelalter die Hochstifter, Abteien, geistli chen Ritterorden, und der mächtige Lehn-Adel im
Besitze so vieler und großer untheilbarer Ländereien waren, die sie theilweise an unterthänige Leute aus gethan hatten: auf welcher bürgerlichen und sittlichen Stufe befand sich damals Deutschland!
Es würde
dahin zurückstnken, wenn das Landeigenthum in unverhältnißmäßig großen Theilen in die Hände eini
ger reichen und
mächtigen Familien
käme.
Das
Nachtheilige einer solchen Vergrößerung haben schon in manchen Griechischen Staaten der frühern Zeit
die Vorsteher
des Volks
erwogen, und für den
Grundbesitz ein gewisses Maß als das höchste gesetz
lich bestimmt i).
In Rom ist bekanntlich von zweien
öffentlichen Beamten, C. LiciniuS Stolo,
und L.
Sertius, ein Gesetz durchgefochten worden, dem
zufolge Niemand
mehr,
als
1) Aristot. Pol. VI. 2. §. 5. Schneid
fünfhundert Jugera
6 Landes, besitzen sollte 2).
Zwar haben die Urheber
nicht in ganz reiner Absicht gehandelt; aber der ein reißende Wucher der Reichen, damals noch vorzüg lich der Patricier, daS immer gefährlicher werdende,
daraus entstehende Mißverhältniß in der Theilung des Grundeigenthums, und die Gefahr verderblicher
Bewegungen^ rechtfertigten ein kräftiges Einschreiten der Gesetzgebung.
Durch die unaufhörlichen Kriege,
und die in ihrem Gefolge eintretenden Uebel, wur
den sehr viele kleine Eigenthümer zu Grunde gerich
tet: durch die in Kriegszeiten
zu leistende Steuer
vom Grundvermögen, durch Verstiumniß und Ver fall
der Wirthschaft,
Verarmung, Verschuldung,
Zinsendruck, Grausamkeit des Schuldenrechts.
Die
Fälle sind vorgekomme«, daß nach einer Reihe von
Jahren in den Zinsen das ganze Capital .zurückge zahlt worden 3).
Erreichte die Schuldsumme den
Werth des Grundstücks, und der Schuldner konnte nicht Rath schaffen, so ward dasselbe feil geboten, und fiel gewöhnlich, als Pfandschaft, den Gläubigern
2) Liv, VI. 35, Varro R. R. I. 2. J. 9. Valer. Max. VIII. 6. $. 3.
Plin. nat. hist. XVIII. 3.
Plutarcli. Camill. 39 extr. Cato apud Gellium VIII. 3 post. mod.
3) Liv. VI. 14. 36. VII. 19.
7 anheim 4). 5
Solche wurden nun von jenen Volks
vertretern als unrechtmäßige Besitzer vorgestellt, an deren Stelle die rechtmäßigen eingesetzt zu wer den, die Aussicht hätten. Wucher und Vergrößerungs
sucht, hauptsächlich der Patricier, werden immer in genauer Verbindung genannt 5).
Dies Alles ist so übereinstimmend und abge schlossen, daß man nicht umhin kann, einige Schrift
steller des Alterthums
eines Irrthums zu zeihen,
die ein ähnliches Gracchisches Gesetz mit dem Licinisch-
Sextischen für einerlei, für eine bloße Erneuerung
desselben gehalten, und dadurch Verwirrung in die Sache gebracht haben 6).
Schon der Umstand kann
auf die Verschiedenheit führen, daß in jenem des
Wuchers keine Erwähnung geschieht, obgleich der
selbe fortdauerte7).
4) Id. VI. 20:
Das Augenmerk der Gracchen
„(Manlius multorum hominum) bona venire
„prohibuit