240 54 2MB
German Pages 500 [531] Year 1998
I
II
Max Weber Gesamtausgabe Im Auftrag der Kommission für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Herausgegeben von
Horst Baier, M. Rainer Lepsius, Wolfgang J. Mommsen, Wolfgang Schluchter, Johannes Winckelmann †
Abteilung II: Briefe Band 7 1. Halbband
J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) Tübingen
III
Max Weber Briefe 1911–1912
Herausgegeben von
M. Rainer Lepsius und Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit
Birgit Rudhard und Manfred Schön
1. Halbband
J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) Tübingen
IV Redaktion: Karl-Ludwig Ay – Edith Hanke Die Herausgeberarbeiten wurden vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie, den Ländern Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen sowie von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Werner-Reimers-Stiftung gefördert.
Die Deutsche Bibliothek - ClP-Einheitsaufnahme Weber, Max: Gesamtausgabe / Max Weber. Im Auftr. der Kommission für Sozialund Wirtschaftsgeschichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Hrsg. von Horst Baier . . . – Tübingen: Mohr. Abt. 2. Briefe Bd. 7. Briefe 1911 – 1912 / hrsg. von M. Rainer Lepsius und Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit Birgit Rudhard und Manfred Schön Halbbd. 1. – 1998 ISBN 3-16-146799-X Leinen ISBN 3-16-146801-5 Hldr. eISBN 978-3-16-157756-7 unveränderte ebook-Ausgabe 2019 © 1998 J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) Tübingen. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Das Buch wurde gesetzt und gedruckt von der Druckerei Gulde in Tübingen auf alterungsbeständiges Werkdruckpapier der Papierfabrik Gebr. Buhl in Ettlingen. Den Einband besorgte die Großbuchbinderei Heinr. Koch in Tübingen nach einem Entwurf von Alfred Krugmann in Stuttgart.
V
Inhaltsverzeichnis 1. Halbband Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VII Chronologisches Verzeichnis der Briefe 1911–1912 . . . . . . IX Siglen, Zeichen, Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . XXI Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
1
Briefe Januar 1911 – März 1912 . . . . . . . . . . . . . . . .
19
2. Halbband Briefe April – Dezember 1912 . . . . . . . . . . . . . . . . . Anhang: Dokumente zu den gerichtlichen Auseinandersetzungen Max Webers 1911–1912 . . . . . . . . . . . . . . . . Vorbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Privatklageverfahren Arnold Ruge – Max Weber . . . . . . . . . . 1. Erklärung Max Webers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Erklärung Arnold Ruges . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Privatklageverfahren Julius F. Wollf/Otto Bandmann – Max Weber . . . 1. Entwurf einer Erklärung für die zweite Instanz . . . . . . . . . . 2. Beweisantrag für die zweite Instanz . . . . . . . . . . . . . . . III. Privatklageverfahren Adolf Koch – Max Weber . . . . . . . . . . . 1. Privatklage Adolf Kochs gegen Max Weber . . . . . . . . . . . 2. Gegenerklärung Max Webers zur Privatklage Adolf Kochs . . . . . 3. Beilage zur Gegenerklärung in Sachen Koch gegen Weber . . . . . 4. Nachtrag zur Gegenäußerung in Sachen Koch gegen Weber . . . . 5. Nachtrag zur Beilage der Gegenäußerung in Sachen Koch gegen Weber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6. Notiz für die Handakten zum Nachtrag der Beilage zur Gegenerklärung in Sachen Koch gegen Weber . . . .. . . . . . . . . . 7. Erklärung Otto Schochs in Sachen Koch gegen Weber . . . . . . . 8. Ergänzende Erklärung Otto Schochs in Sachen Koch gegen Weber . 9. Notizen Max Webers zu den Korrespondenzen mit der Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten . . . . . . . . . . . . . .
501
816 816 818 818 820 822 822 824 827 827 841 860 880 886 890 892 904 906
VI
Inhaltsverzeichnis 10. 11. 12. 13. 14. 15.
Dritte Gegenerklärung Max Webers in Sachen Koch gegen Weber . Beilage zur dritten Gegenerklärung in Sachen Koch gegen Weber . Eingabe Max Webers betr. Otto Bandmann . . . . . . . . . . . Erklärung Max Webers betr. Ernst Traumann . . . . . . . . . . . Antrag Max Webers auf Vorladung Friedrich Blancks als Zeugen . . Antrag Otto Schochs auf Vorladung Eugen Rudolf Tittels als Zeugen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erklärung Otto Schochs in Sachen Koch gegen Weber . . . . . . . Eingabe Otto Schochs in Sachen Koch gegen Weber . . . . . . . Äußerungen des Angeklagten Max Weber während der öffentlichen Sitzungen des Großherzoglichen Schöffengerichts in Heidelberg vom 14. bis 17. Oktober 1912 in Sachen Koch gegen Weber . . . . Bericht der Heidelberger Zeitung über die Erklärung Max Webers bei Abschluß des Prozesses Koch gegen Weber . . . . . . . . . . Erklärung Otto Schochs zum Gerichtsprotokoll des Prozesses Koch gegen Weber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erklärung Max Webers zum Gerichtsprotokoll des Prozesses Koch gegen Weber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
918 935 940 944 948
Personenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verwandtschaftstafeln der Familien Fallenstein und Weber . . Register der Briefempfänger . . . . . . . . . . . . . . . . . . Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ortsregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
991
16. 17. 18.
19. 20. 21.
951 953 956
958 974 976 980
1047 1051 1055 1067
Aufbau und Editionsregeln der Max Weber-Gesamtausgabe. Abteilung II: Briefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1073 Bandfolge der Abteilung I: Schriften und Reden . . . . . . . 1080
VII
Vorwort
Der hier vorgelegte Band des Briefwerks schließt an den 1994 erschienenen Band (MWG II/6) an, der die Korrespondenz der Jahre 1909 –1910 umfaßt. Auch diesmal war für die Veröffentlichung angesichts der schwierigen Überlieferungslage eine vergleichsweise lange Vorbereitungszeit erforderlich. Die Transkription der Briefe war wegen der überaus schwer lesbaren Handschrift Max Webers wiederum sehr arbeitsaufwendig. Ebenso erforderte die Kommentierung der Briefe erneut umfangreiche Recherchen in zahlreichen privaten und öffentlichen Archiven. Hinzu kam, daß in dem hier vorgelegten Band auch die umfangreichen Dokumente, die im Zuge der Prozesse Max Webers mit Arnold Ruge, Julius Ferdinand Wollf/Otto Bandmann und Adolf Koch entstanden sind, Berücksichtigung finden mußten. Im Rahmen der Edition des Briefwerks ist M. Rainer Lepsius für die Briefe an Familienangehörige sowie an Marie Baum, Else Jaffé und Mina Tobler, Wolfgang J. Mommsen für die Korrespondenz wissenschaftlichen und politischen Inhalts, einschließlich der Briefe an Alfred Weber, zuständig. Die Editionsarbeiten wurden arbeitsteilig von zwei Arbeitsstellen durchgeführt, die eine am Historischen Seminar der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf unter der Leitung von Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit Manfred Schön, die andere am Institut für Soziologie der Ruprecht-KarlsUniversität Heidelberg unter der Leitung von M. Rainer Lepsius in Zusammenarbeit mit Birgit Rudhard. Die Transkription der handschriftlichen Texte wurde für die Briefe wissenschaftlichen und politischen Inhalts von Manfred Schön, für die Briefe an die Familienangehörigen sowie von Marianne Weber und Helene Weber von Diemut Moosmann vorgenommen. Die Herausgabe dieses Bandes war nur möglich dank der Unterstützung, die den Herausgebern von zahlreichen Institutionen sowie den Eigentümern zahlreicher Privatnachlässe zuteil wurde. Sie können hier nicht alle namentlich genannt werden, obgleich ihnen allen unser Dank gebührt. Besonders genannt zu werden verdienen Dr. Max Weber-Schäfer (†), Konstanz, sowie Prof. Eduard Baumgarten (†) und seine Erben, die uns die in ihrem Besitz befindlichen Bestände bereitwillig zur Verfügung gestellt haben, ferner Georg Siebeck, Verlag Mohr Siebeck, der uns die Bestände des Verlagsarchivs öffnete, sowie Prof. Mario Einaudi (†), der uns die Briefe an Robert Michels zugänglich machte, die sich heute in der Fondazione Luigi Einaudi, Turin, befinden, sowie schließlich Prof. Wolfgang Gruhle und Prof. Folker Reichert.
VIII
Vorwort
Wir danken ferner zahlreichen Archiven und Bibliotheken sowie deren Mitarbeitern, von denen ausdrücklich genannt seien das Geheime Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz mit den Beständen des ehemaligen Zentralen Staatsarchivs der DDR, das Generallandesarchiv Karlsruhe, das Bundesarchiv Koblenz, die Staatsbibliothek zu Berlin, die Universitätsbibliotheken Bielefeld und Leipzig, die Universitätsbibliothek der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, die Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek Kiel, die Universitätsbibliothek und das Universitätsarchiv Heidelberg, das Archiv der Humboldt-Universität zu Berlin, die Fondazione Luigi Einaudi Turin sowie die Bayerische Staatsbibliothek München. Ohne die Großzügigkeit, mit der sie ihre einschlägigen Bestände zur Verfügung gestellt und die Arbeit der Editoren mit ihrem Rat und zahlreichen Auskünften unterstützt haben, hätte dieser Band nicht erstellt werden können. Die Arbeiten an diesem Bande wurden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und von der Werner-Reimers-Stiftung gefördert. Seit 1. Januar 1997 ist die Förderung von der Deutschen Forschungsgemeinschaft auf die Bayerische Akademie der Wissenschaften, im Rahmen der Forschungsförderung der Konferenz der Akademien der Wissenschaften in der Bundesrepublik Deutschland, übertragen worden. Federführend ist weiterhin die Kommission für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften unter dem Vorsitz von Knut Borchardt. Wesentliche Unterstützung erhielten die Herausgeber wiederum von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg sowie von der Kommission für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Großen Dank schulden die Herausgeber wiederum Edith Hanke und KarlLudwig Ay von der Arbeitsstelle der Max Weber-Gesamtausgabe an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, die die Manuskriptvorlagen mehrfach sorgfältig durchgesehen und mit zahlreichen Hinweisen geholfen haben. Ebenso gilt unser Dank Horst Baier, der das Manuskript mit großer Sorgfalt und kritischem Blick geprüft und zahlreiche Vorschläge zur Kommentierung beigesteuert hat. Margret Schön danken wir für tatkräftige Hilfe bei der Erstellung der Manuskripte und der Durchführung der Korrekturarbeiten. Anja Billmann-Lang und Songül Mecit sei gedankt für ihre Mitarbeit an der Erstellung der Druckvorlagen sowie der Verzeichnisse, soweit diese die Briefe wissenschaftlichen und politischen Inhalts betreffen, Alexandra Penninger und Sabine Kubesch für die diesbezüglichen Arbeiten an den Briefen an die Familienangehörigen und schließlich Ingrid Pichler für die Erstellung der Register. Heidelberg und Düsseldorf im Januar 1998
M. Rainer Lepsius, Wolfgang J. Mommsen
IX
Chronologisches Verzeichnis der Briefe 1911 – 1912 1. Halbband Datum
Ort
Empfänger
Seite
Charlottenburg Charlottenburg Charlottenburg Charlottenburg
Marianne Weber Oskar Siebeck Marianne Weber Marianne Weber
19 21 22 23
Charlottenburg Charlottenburg
Edgar Jaffé Robert Michels
25 26
Charlottenburg Charlottenburg Charlottenburg Charlottenburg Charlottenburg Charlottenburg Charlottenburg Charlottenburg
Oskar Siebeck Redaktion der DNN Marianne Weber Oskar Siebeck Camilla Jellinek Marianne Weber Marianne Weber Oskar Siebeck
28 31 34 36 37 39 40 44
Charlottenburg Charlottenburg
Heinrich Rickert Marianne Weber
46 51
o. O. Charlottenburg Charlottenburg Charlottenburg Charlottenburg Charlottenburg Charlottenburg Charlottenburg Charlottenburg Charlottenburg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg
Heinrich Rickert Emil Schott Marianne Weber Marianne Weber Marianne Weber Friedrich Blanck Marianne Weber Redaktion der DNN Marianne Weber Hermann Kantorowicz Friedrich Blanck Friedrich Blanck Hermann Kantorowicz Heinrich Rickert
53 55 56 58 60 61 63 65 68 69 70 72 74 75
Heidelberg
Heinrich Rickert
77
1911 3. Januar 7. Januar 7. Januar 8. Januar 9. Januar oder davor 9. Januar vor dem 11. Januar 11. Januar 12. Januar 13. Januar 14. Januar 14. Januar 14. Januar 15. Januar nach dem 15. Januar 20. Januar nach dem 20. Januar 21. Januar 21. Januar 22. Januar 24. Januar 27. Januar 27. Januar 28. Januar 28. Januar 29. Januar 31. Januar 1. Februar 1. Februar 1. Februar nach dem 1. Februar
X
Chronologisches Verzeichnis der Briefe
Datum
Ort
Empfänger
Seite
3. Februar 3. Februar 5. Februar 6. Februar um den 7. Februar nach dem 7. Februar 9. Februar 13. Februar vor dem 14. Februar vor dem 14. Februar 15. Februar vor dem 16. Februar 17. Februar 18. Februar 18. Februar 18. Februar 18. Februar 20. Februar 20. Februar 20. Februar 21. Februar 22. Februar 22. Februar vor dem 23. Februar 24. Februar 25. Februar 2. März oder danach 5. März 7. März 7. März 7. März nach dem 7. März 9. März 11. März 12. März 13. März 13. März
Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg
Vorstand der DGS Vorstand der DGS Lujo Brentano Paul August von Klenau
78 80 82 85
o. O.
Heinrich Rickert
86
Heidelberg Heidelberg Heidelberg
Friedrich Blanck Redaktion der DNN Redaktion der DNN
88 90 94
o. O.
Heinrich Rickert
95
o. O. o. O.
Heinrich Rickert Heinrich Rickert
96 97
o. O. o. O. Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg
Hermann Beck Heinrich Rickert Christian Bartholomae Hermann Kantorowicz Robert Michels Redaktion der DNN Oskar Siebeck Hermann Kantorowicz Friedrich Voelcker Robert Michels Oskar Siebeck Hermann Beck
98 100 103 105 106 107 108 110 111 113 114 115
o. O. Heidelberg Heidelberg
Edgar Jaffé Oskar Siebeck Redaktion der DNN
116 117 118
o. O. Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg
Oskar Siebeck Oskar Siebeck Redaktion der DNN Oskar Siebeck Marianne Weber
123 125 126 128 130
o. O. Heidelberg Heidelberg o. O. Heidelberg Heidelberg
Hermann Kantorowicz Marianne Weber Marianne Weber Redaktion der DNN Redaktion der DNN Marianne Weber
131 133 135 136 138 140
Chronologisches Verzeichnis der Briefe
XI
Datum
Ort
Empfänger
14. März 15. März 16. März 18. März 26. März 27. März 27. März 29. März 30. März 31. März oder davor 31. März März
Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg
Marianne Weber Marianne Weber Marianne Weber Redaktion der DNN Emil Schott Christian Bartholomae Werner Sombart Oskar Siebeck Heinrich Rickert
142 143 145 147 151 153 154 156 157
o. O. Heidelberg o. O.
160 161
1. April
o. O.
3. April 4. April 5. April 5. April 7. April 8. April 9. April 10. April 10. April 11. April 12. April 13. April 13. April 14. April vor dem 15. April 15. April 16. April 16. April 17. April 18. April 18. April
Vevey Vevey Vevey Vevey Vevey Vevey Vevey Vevey Vevey Vevey Vevey Vevey Vevey Vevey
Oskar Siebeck Christian Bartholomae Otto v. ZwiedineckSüdenhorst Dozentenvereinigung der Universität Heidelberg Marianne Weber Marianne Weber Oskar Siebeck Marianne Weber Robert Michels Marianne Weber Marianne Weber Oskar Siebeck Marianne Weber Robert Michels Oskar Siebeck Robert Michels Marianne Weber Marianne Weber
184 186 187 188 189 190
18. April 19. April oder davor 20. April 20. April
Vevey
Helene Weber Marianne Weber Marie Baum Marianne Weber Marianne Weber Robert Michels Verlag J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) Marianne Weber Oskar Siebeck Oskar Siebeck Verlag J.C.B. Mohr (Paul Siebeck)
193 194
Vevey Vevey o. O. Vevey Vevey Vevey Vevey
Vevey Turin Turin
Seite
163 164 166 167 169 170 171 174 175 176 177 178 179 180 181 183
191 192
195
XII
Chronologisches Verzeichnis der Briefe
Datum
Ort
Empfänger
20. April 20. April 21. April
Turin Alassio Alassio
196 197
22. April 23. April 25. April 25. April 26. April 27. April 1. Mai 2. Mai 11. Mai oder davor 15. Mai 16. Mai 16. Mai 17. Mai 25. Mai 26. Mai 27. Mai oder davor
Alassio Alassio Alassio Alassio Alassio Alassio Heidelberg Heidelberg
Marianne Weber Marianne Weber Verlag J.C.B. Mohr Paul Siebeck Marianne Weber Marianne Weber Oskar Siebeck Marianne Weber Marianne Weber Marianne Weber Oskar Siebeck Richard Müller
o. O. Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Bahnpost Heidelberg
Oskar Siebeck Hermann Oncken Anna Neumann Oskar Siebeck Oskar Siebeck Oskar Siebeck Hermann Beck
210 211 213 215 216 217 218
o. O. Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg
Verlag J.C.B.Mohr (Paul Siebeck) Friedrich Blanck Marianne Weber Oskar Siebeck Paul Siebeck Marianne Weber
219 221 223 224 225 226
Heidelberg Heidelberg
Marianne Weber Paul Siebeck
227 229
o. O. Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg
Edgar Jaffé Paul Siebeck Hermann Graf Keyserling Paul Siebeck Oskar Siebeck Paul Siebeck Paul Siebeck
231 232 233 239 240 241 243
o. O. Heidelberg
Aleksandr A. Kaufman Ernst Johannes Giese
246 247
o. O. Heidelberg
Heinrich Rickert Lili Schäfer
250 252
29. Mai 4. Juni 5. Juni 5. Juni 5. Juni 7. Juni oder danach 9. Juni vor dem 14. Juni 14. Juni 21. Juni 21. Juni 24. Juni 25. Juni 1. Juli nach dem 5. Juli 22. Juli um den 24. Juli 26. Juli
Seite
198 199 201 203 204 205 206 207 208
Chronologisches Verzeichnis der Briefe
XIII
Datum
Ort
Empfänger
Seite
29. Juli 4. August 7. August 8. August 18. August 23. August 26. August 27. August nach dem 27. August 28. August 31. August 1. September 15. September 26. und 27. September 5. Oktober 8. Oktober 12. Oktober 17. Oktober 18. Oktober 18. Oktober 18. Oktober nach dem 18. Oktober 19. Oktober 20. Oktober 20. Oktober 22. Oktober 25. Oktober 28. Oktober Zweite Hälfte Oktober 2. November 7. November
Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg
Robert Michels Paul Siebeck Edgar Jaffé Robert Michels Robert Michels Paul Siebeck Marianne Weber Edgar Jaffé
254 256 257 259 261 264 266 267
Heidelberg Heidelberg Schleißheim Schleißheim Ambach
Edgar Jaffé Marianne Weber Hans W. Gruhle Marianne Weber Helene Weber
269 270 272 273 275
Paris Paris Heidelberg Leipzig Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg
Camilla Jellinek Hans W. Gruhle Hans W. Gruhle Ladislaus von Bortkiewicz Franz Böhm Arthur Binz Paul Eltzbacher Ernst Johannes Giese
277 280 281 282 284 297 299 301
o. O. Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg
Otto von Gierke Franz Böhm Franz Böhm Franz Böhm Franz Böhm Franz Böhm Edgar Jaffé
304 306 312 315 319 321 323
o. O. Heidelberg Heidelberg
325 326
8. November 8. November 9. November 9. November 11. November 12. November 14. November 15. November 15. November
Heidelberg Heidelberg o. O. Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg o. O. Heidelberg
Heinrich Rickert Edgar Jaffé Handelshochschulen Berlin/ Köln/Mannheim/München Franz Böhm Vorstand der DGS Franz Eulenburg Ernst Traumann Heinrich Simon Helene Weber Heinrich Rickert Heinrich Simon Freiburger Kollegen
327 329 331 332 335 337 342 345 346 352
XIV
Chronologisches Verzeichnis der Briefe
Datum
Ort
Empfänger
Seite
15. November nach dem 15. November 18. November 25. November 29. November 29. November 4. Dezember 4. Dezember 20. Dezember oder davor 28. Dezember 28. Dezember 28. Dezember 29. Dezember 31. Dezember
Heidelberg
Karl Vossler
358
Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg
Heinrich Rickert Hermann Beck Heinrich Heinz Heinrich Heinz Friedrich Blanck Ernst Johannes Giese Robert Michels
361 362 364 367 369 370 371
o. O. Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg
Edgar Jaffé Friedrich Blanck Ernst Johannes Giese Oskar Siebeck Friedrich Blanck Adolf Koch
372 373 374 376 378 379
2. Januar 2. Januar 8. Januar 11. Januar 11. Januar 14. Januar 14. Januar 14. Januar 25. Januar 25. Januar
Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg
383 384 385 386 388 390 392 394 395
26. Januar 29. Januar
Heidelberg Heidelberg
29. Januar 29. Januar 31. Januar nach dem 10. Februar 12. Februar 18. Februar 21. Februar 21. Februar 15. oder 22. Februar 23. Februar
Heidelberg Heidelberg Heidelberg
Adolf Koch Adolf Koch Friedrich Blanck Friedrich Blanck Ernst Traumann Friedrich Blanck Paul Siebeck Edgar Jaffé Adolf Koch Philosophische Fakultät der Universität Heidelberg Hermann Oncken Philosophische Fakultät der Universität Heidelberg Otto Schoch Julius Ferdinand Wollf Oskar und Paul Siebeck
Heidelberg Heidelberg Heidelberg o. O. Heidelberg
Friedrich Blanck Paul Siebeck Karl Hampe Franz Eulenburg Oskar Siebeck
420 421 423 424 425
Heidelberg Heidelberg
Arthur Salz Hans W. Gruhle
428 431
1912
407 409 411 415 416 418
Chronologisches Verzeichnis der Briefe
XV
Datum
Ort
Empfänger
Seite
24. Februar 24. Februar 26. Februar 27. Februar 29. Februar 1. März 2. März 3. März 4. März 4. März 4. März 4. März 4. März 6. März 7. März 8. März 9. März 9. März 10. März 11. März 13. März 13. März 13. März 14. März 15. März 18. März 19. März 19. März 20. März 20. März 21. März 21. März nach dem 21. März 22. März 23. März 24. März 25. März 25. März 26. März 27. März 28. März 29. März 30. März 31. März
Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Le Lavandou Le Lavandou St. Raphaël Le Lavandou St. Raphaël Le Lavandou Le Lavandou Le Lavandou Le Lavandou St. Raphaël St. Raphaël St. Raphaël St. Raphaël Le Lavandou Le Lavandou Le Lavandou St. Raphaël St. Raphaël Le Lavandou
Paul Siebeck Marianne Weber Marianne Weber Marianne Weber Marianne Weber Marianne Weber Marianne Weber Marianne Weber Karl Bücher Robert Michels Hugo Münsterberg Paul Siebeck Marianne Weber Marianne Weber Marianne Weber Marianne Weber Robert Michels Marianne Weber Marianne Weber Marianne Weber Hermann Beck Paul Siebeck Marianne Weber Marianne Weber Marianne Weber Marianne Weber Hermann Oncken Marianne Weber Vorstand der DGS Marianne Weber Robert Michels Marianne Weber
432 434 436 438 439 441 442 443 445 448 450 452 455 456 457 459 460 462 463 464 466 468 470 471 472 473 474 475 477 478 480 481
Le Lavandou Le Lavandou Le Lavandou St. Raphaël St. Raphaël St. Raphaël St. Raphaël St. Raphaël St. Raphaël Toulon Zug Marseille – Arles Aigues-Mortes
Vorstand der DGS Paul Siebeck Marianne Weber Marianne Weber Robert Michels Marianne Weber Marianne Weber Marianne Weber Hans W. Gruhle Marianne Weber Marianne Weber Marianne Weber
483 485 487 489 491 492 493 495 496 497 498 499
XVI
Chronologisches Verzeichnis der Briefe
2. Halbband Datum
Ort
Empfänger
Seite
1. April 1. und 2. April 3. April 14. April nach dem 14. April 19. April 22. April 24. April 26. April oder davor 26. April nach dem 29. April 5. Mai 5. Mai 6. Mai 6. Mai nach dem 6. Mai 16. Mai 17. Mai 17. Mai vor dem 18. Mai vor dem 18. Mai 19. Mai 19. Mai 22. Mai 24. Mai oder davor 2. Juni 4. Juni 7. Juni 8. Juni 11. Juni 13. oder 14. Juni 14. Juni
Nîmes
Marianne Weber
501
Avignon Avignon Heidelberg
Marianne Weber Marianne Weber Helene Weber
502 504 505
Heidelberg Heidelberg Heidelberg o. O.
Lili Schäfer Paul Siebeck Paul Siebeck Paul Siebeck
507 508 510 512
o. O. o. O.
Edgar Jaffé Paul Siebeck
514 515
Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg
Heinrich Heinz Friedrich Blanck Bernhard Harms Friedrich Blanck Paul Siebeck
516 520 522 528 529
o. O. Heidelberg Heidelberg Heidelberg
Bernhard Harms Marianne Weber Marianne Weber Leo Wegener
537 538 539 540
o. O.
Robert Wilbrandt
541
o. O. Heidelberg Heidelberg Heidelberg
Robert Wilbrandt Oskar Siebeck Marianne Weber Lujo Brentano
543 544 545 546
o. O. Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg
Edgar Jaffé Edgar Jaffé Hermann Beck Vorstand der DGS Emil Bauer Friedrich Blanck
548 550 551 552 553 559
o. O. Heidelberg
Paul Siebeck Friedrich Blanck
560 561
Chronologisches Verzeichnis der Briefe
XVII
Datum
Ort
Empfänger
15. Juni
Heidelberg
16. Juni 17. Juni 20. Juni nach dem 20. Juni 21. Juni 25. Juni 28. Juni 1. Juli 3. Juli 4. Juli 4. Juli 5. Juli oder davor 7. Juli 7. Juli 7. Juli 7. Juli 9. Juli 10. Juli 15. Juli
Heidelberg Heidelberg Heidelberg
Mitherausgeber des Handbuchs Paul Siebeck Robert Michels Helene Weber
563 565 566 567
Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg o. O. Heidelberg
Helene Weber Johann Plenge Hermann Schumacher Theodor Vogelstein Lujo Brentano Lujo Brentano Franz Eulenburg Johann Plenge
570 572 574 580 587 590 595 597
o. O. Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg o. O. Heidelberg Heidelberg
Paul Siebeck Lujo Brentano Gustav von Schmoller Hermann Schumacher Werner Sombart Franz Eulenburg Gustav von Schmoller Großherzogliches Ministerium des Kultus und Unterrichts Gustav von Schmoller Gustav von Schmoller
599 600 602 603 605 607 608
624 625
Heidelberg Heidelberg
Oskar Siebeck Georg von Lukács Philosophische Fakultät der Universität Heidelberg Hermann Oncken Oskar Siebeck
Heidelberg
Karl Oldenberg
635
o. O. Heidelberg München
Oskar Siebeck Lili Schäfer Karl Löwenstein
637 638 640
o. O. München
Oskar Siebeck Helene Weber
641 643
o. O.
Lujo Brentano
645
15. Juli 17. Juli 20. Juli oder davor 22. Juli 23. Juli 27. Juli 27. Juli vor dem 31. Juli 31. Juli oder danach 5. August 11. August vor dem 14. August 14. August nach dem 26. August
Heidelberg Heidelberg o. O. Heidelberg Heidelberg
Seite
609 621 622
627 631 634
XVIII
Chronologisches Verzeichnis der Briefe
Datum
Ort
Empfänger
Seite
31. August Anfang September 4. September vor dem 5. September 5. September 7. September 11. September 11. September 11. September nach dem 12. September 13. September 14. September 15. September 16. September 16. September 17. September 18. September 18. September 20. September 26. September 28. September 30. September 4. Oktober 6. Oktober 6. Oktober 6. Oktober 6. Oktober 6. Oktober 7. Oktober 7. Oktober 9. Oktober 9. Oktober 12. Oktober 12. Oktober 12. Oktober 12. Oktober 19. Oktober 19. Oktober 20. Oktober 22. Oktober 22. Oktober 25. Oktober
Heidelberg
Paul Siebeck
647
o. O. Heidelberg
Lujo Brentano Oskar Siebeck
649 650
o. O. Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg
Lujo Brentano Lujo Brentano Fritz Baumgarten Lujo Brentano Oskar Siebeck Marianne Weber
651 652 654 656 658 659
Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg o. O. Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg o. O. o. O. Heidelberg Leipzig Leipzig Berlin Charlottenburg Charlottenburg Charlottenburg
Robert Wilbrandt Marianne Weber Marianne Weber Marianne Weber Lujo Brentano Marianne Weber Marianne Weber Friedrich Blanck Marianne Weber Karl Bücher Hans W. Gruhle Oskar Siebeck Hermann Graf Keyserling Paul Siebeck Franz Boese Max Hirsch Lili Schäfer Paul Siebeck Karl Bücher Hans W. Gruhle Hermann Oncken Karl Bücher Paul Siebeck Karl Bücher Hermann Oncken Paul Siebeck Heinrich Sieveking Karl Bücher Hermann Oncken Karl Hampe Hermann Beck Robert Michels Lujo Brentano
661 663 664 667 668 670 672 674 675 676 678 680 681 683 684 685 686 688 689 691 692 695 697 698 701 702 703 705 706 708 709 710 711
Chronologisches Verzeichnis der Briefe
XIX
Datum
Ort
Empfänger
25. Oktober 25. Oktober 26. Oktober zwischen 23. und 28. Oktober 28. Oktober 28. Oktober 1. November 1. November 2. November 7. November
Charlottenburg Charlottenburg Charlottenburg
Karl Bücher Paul Siebeck Paul Siebeck
713 714 715
Charlottenburg Charlottenburg Charlottenburg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg
716 723 725 726 727 728
9. November 9. November 11. November 11. November 11. November 15. November
Heidelberg o. O. Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg
Robert Liefmann Karl Bücher Paul Siebeck Lujo Brentano Paul Siebeck Karl Jaspers Großherzogliches Ministerium des Kultus und Unterrichts Robert Michels Alfred Weber Otto Baumgarten George Charles Butte Edgar Jaffé Teilnehmer der Leipziger Besprechung
o. O. Heidelberg Heidelberg
Helene Weber Edgar Jaffé Robert Michels
758 759 760
Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg o. O. Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg
Sophie Rickert Sophie Rickert Edgar Jaffé Robert Wilbrandt Robert Michels Edgar Jaffé Heinrich Sieveking Robert Michels Oskar Siebeck Karl Löwenstein Karl Bücher Edgar Jaffé Robert Michels Heinrich Sieveking Robert Michels Robert Wilbrandt Paul Siebeck Helene Weber
761 763 764 765 767 768 769 770 771 772 773 777 778 779 780 781 782 785
o. O.
Helene Weber
787
nach dem 15. November 18. November 18. November vor dem 20. November 20. November 21. November 21. November 23. November 30. November November 2. Dezember 2. Dezember 3. Dezember 4. Dezember 4. Dezember 4. Dezember 4. Dezember 6. Dezember 6. Dezember 7. Dezember 7. Dezember nach dem 7. Dezember
Seite
731 732 734 741 746 747 748
XX
Chronologisches Verzeichnis der Briefe
Datum
Ort
Empfänger
12. Dezember 12. Dezember 15. Dezember Mitte Dezember 18. Dezember 19. Dezember 19. Dezember
Heidelberg Heidelberg o. O. o. O. o. O. Heidelberg Heidelberg
28. Dezember 30. Dezember
Heidelberg Heidelberg
Otto Baumgarten Hermann Graf Keyserling Paul Siebeck Lili Schäfer Edgar Jaffé Paul Siebeck Teilnehmer der Leipziger Besprechung Paul Siebeck Fritz Keller
Seite 788 801 803 804 805 806 807 811 813
XXI
Siglen, Zeichen, Abkürzungen
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a…b, b…b
Einschub Max Webers Textersetzung Max Webers Von Max Weber gestrichene Textstelle Im edierten Text: Hinzufügung des Editors. Im textkritischen Apparat: unsichere oder alternative Lesung im Bereich der von Max Weber getilgten oder geänderten Textstelle. Im Kopfeintrag: erschlossene Angabe. Ein Wort oder mehrere Wörter nicht lesbar. und Paragraph Pfennig Prozent siehe Indices bei Anmerkungen Max Webers Indices bei Sachanmerkungen des Editors Original der edierten Textvorlage Originale der edierten Textvorlagen bei paralleler Überlieferung Indices für Varianten oder textkritische Anmerkungen Beginn und Ende von Varianten oder Texteingriffen
a. a. O. Ab.Bl Abg. Abh. Abs. Abt. a.D. AdW allg. AFLE AfSSp A.G., A.-G. AGFA Akt. a.M., a/M., a/M., a. Main a.N. angel. Anm. a.o. a.o.M. Apg Art. Aufl. Aug.
am angegebenen Ort Abendblatt, Abendausgabe Abgeordneter Abhandlung Absatz Abteilung außer Dienst Akademie der Wissenschaften allgemein, allgemeine Archivio della Fondazione Luigi Einaudi Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik Aktiengesellschaft Aktiengesellschaft für Anilinfabrikation Akten am Main am Neckar angelegentlich Anmerkung außerordentlicher außerordentliches Mitglied Apostelgeschichte Artikel Auflage August
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1), 2), 3) 1, 2, 3
O A1, A2, A3 a, b, c
XXII
Siglen, Zeichen, Abkürzungen
b. b/Berlin Berlin W BA BayHStA Bd., Bde. beantw. bearb, bearb. Beil. bes. betr. bezügl. bezw., bzw. BGB BK Bl. BSB B.v.
bei bei Berlin Berlin West Bundesarchiv Bayerisches Hauptstaatsarchiv Band, Bände beantwortet bearbeitet Beilage besonders betreffend, betrifft bezüglich beziehungsweise Bürgerliches Gesetzbuch Briefkopf Blatt Bayerische Staatsbibliothek Brief vom
ca, ca. cf, cf. Cie., Co, Co., Comp. cr, cr., ct., cts.
circa confer (vergleiche) Compagnie currentis
d. D., Dig. d.d., d. dto. D., Dr, Dr. DDP Dept, Dep.t, Dept., Dept. dergl., dgl. ders. Dez. DGS d. h. d.i. d.J., d. Js. DLA d.M., d.Mts., ds.M., ds. Mts. DNN, D.N.N. DNVP Dresden-A. Dr.-Ing. Dr. jur. Dr. jur. utr. Dr. med. Dr. oec. publ. Dr. phil. Dr. rer. oec. Dr. rer. pol.
der, die, den, des Digesten de dato Doktor Deutsche Demokratische Partei Département dergleichen derselbe Dezember Deutsche Gesellschaft für Soziologie das heißt das ist des Jahres, dieses Jahres Deutsches Literaturarchiv dieses Monats Dresdner Neueste Nachrichten Deutschnationale Volkspartei Dresden Altstadt Doktor Ingenieur doctor juris doctor juris utriusque doctor medicinae doctor oeconomiae publicae doctor philosophiae doctor rerum oeconomicorum doctor rerum politicarum
Siglen, Zeichen, Abkürzungen Dr. sc. pol. Dr. theol. dt. DVP d.Z.
doctor scientiarium politicarum doctor theologiae deutsch Deutsche Volkspartei der Zeit
E., Ew, Ew. ebd. E.E. erg. erw. etc, etc. evang. ev., eventl., evtl. Exc. Expl.
Euer, Eure ebenda Eure Excellenz ergänzt erweitert et cetera evangelisch eventuell Excellenz Exemplar, Exemplare
f., ff. f. Fasc., Fasz, Fasz. FDP Febr. Fr. Fr. Fr. fragl. freundschaftl. Frhr. Frl, Frl. FVP FZ, Fr. Ztg.
folgende für Faszikel Freie Demokratische Partei Februar Francs Freitag Freund fraglich freundschaftlich Freiherr Fräulein Freisinnige Volkspartei Frankfurter Zeitung
gänzl. GdS geb. gef., gefl. Geh. Kirchenrat Geh.O.Rg.R. Geh. Rat, Geh. Rath, Geh.R., G.R. Gestapo gez, gez. G.J.R. GLA G.m.b.H., GmbH GNM G.O.R. Gr., Großh., Grßh. GStA
gänzlich Grundriß der Sozialökonomik geborene gefällig, gefälligst Geheimer Kirchenrat Geheimer Oberregierungsrat
H., Hbg, Hbg., Heidelbg.
Heidelberg
Geheimer Rat Geheime Staatspolizei gezeichnet Geheimer Justizrat Generallandesarchiv Gesellschaft mit beschränkter Haftung Germanisches Nationalmuseum Geheimer Oberrat Großherzoglich Geheimes Staatsarchiv
XXIII
XXIV
Siglen, Zeichen, Abkürzungen
H., Hr., Hrn, Hrn. Halbbd. Heid. Hs. herzl. Hg., hg. HH hl. H.T. HZ
Herr, Herrn Halbband Heidelberger Handschrift herzlich, herzlichst Herausgeber, herausgegeben Handelshochschule heilig Heidelberger Tageblatt Historische Zeitschrift
i/B.,
i/B., i.B., i.Br. i.E., i/Els. i.e.S. incl. insbes.
im Breisgau im Elsaß im engeren Sinn inclusive insbesondere
Jan. Jg. Jhs. journalist. jr., jun.
Januar Jahrgang Jahrhunderts journalistisch junior
kgl, kgl., königl. kläg. koll. Kr. k.W. k.u.k. KZSS
königlich klägerische, klägerischen kollegialer Kronen kommende Woche kaiserlich und königlich Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie
L. Landstr. Lic. theol. lit.
liebe, lieber, liebster Landstraße Licentiatus theologiae litera
M. M, M., Mk, Mk. masch. MdprAH MdprHH MdR, M.d.R. m.E. M.E. M.-Gladbach Misc. Mme Mr, Mr. Mo.Bl. Mscr, Mscr. M. W. m.W.
Max Mark maschinenschriftlich Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses Mitglied des preußischen Herrenhauses Mitglied des Reichstags meines Erachtens Master of Engineering Mönchengladbach Miscellanea Madame Mister Morgenblatt, Morgenausgabe Manuscript Max Weber meines Wissens
Siglen, Zeichen, Abkürzungen MWG MWG I/4
MWG I/10
MWG I/11
MWG II/5
MWG II/6
XXV
Max Weber-Gesamtausgabe Max Weber-Gesamtausgabe, Abt. I, Band 4: Landarbeiterfrage, Nationalstaat und Volkswirtschaftspolitik, Schriften und Reden 1892–1899, hg. von Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit Rita Aldenhoff. – Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1993 Max Weber-Gesamtausgabe, Abt. I, Band 10: Zur Russischen Revolution von 1905, Schriften und Reden 1905 – 1912, hg. von Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit Dittmar Dahlmann. – Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1989 Max Weber-Gesamtausgabe, Abt. I, Band 11: Zur Psychophysik der industriellen Arbeit, Schriften und Reden 1908– 1912, hg. von Wolfgang Schluchter in Zusammenarbeit mit Sabine Frommer. – Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1995 Max Weber-Gesamtausgabe, Abt. II, Band 5: Briefe 1906 – 1908, hg. von M. Rainer Lepsius und Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit Birgit Rudhard und Manfred Schön. – Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1990 Max Weber-Gesamtausgabe, Abt. II, Band 6: Briefe 1909– 1910, hg. von M. Rainer Lepsius und Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit Birgit Rudhard und Manfred Schön. – Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1994
Nachf. Nachm. Nat. Ök. NB neubearb. N.F. n.J. Nl. N.N. No, No., Nr, Nr. Nov. NSDAP
Nachfolger Nachmittag Nationalökonomie notabene neubearbeitete Neue Folge nächsten Jahres Nachlaß Nomen nominandum Nummer, Numero November Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei
o. O O. o.J. Okt. o.O. o.V.
ordentlicher Original Ober ohne Jahr Oktober ohne Ort ohne Verlag
p. Pf. phil., Phil. Phil. Fak.
per, pro Pfennig philosophisch Philosophische Fakultät
XXVI
Siglen, Zeichen, Abkürzungen
pp. Pr. Doz, Priv. Doz., Privatdoz. preuß. Prof., Proff. P.S. PSt
pergite (und so weiter) Privatdozent preußische Professor, Professoren post scriptum Poststempel
R.A. Rep. resp. R.St.G.B.
Rechtsanwalt Repertorium respektive Reichsstrafgesetzbuch
S., St,, St. S. s. S.A., S.-A. SBPK SchmJb Schn. S.-C.-Zimmer Sekt. sen. Sept. SHLB Slg. S.M. sog., sogen. soziolog. Sp. SPD sr. St. StA StGB StPO Str. stud. s.Z., s.Zt., sr.Zt.
Sankt, Saint Seite siehe Sonderausgabe, Separatausgabe, Separatabzüge Staatsbibliothek Preußíscher Kulturbesitz (Schmollers) Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft im Deutschen Reich Abkürzung für den Kosenamen von Marianne Weber Senioren-Convent-Zimmer Sektion senior September Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek Sammlung Seine Majestät sogenannt soziologisch Spalte Sozialdemokratische Partei Deutschlands seiner Stunden Stadtarchiv Strafgesetzbuch Strafprozeßordnung Straße studiosus seiner Zeit, seinerzeit
TH Tit. Tit.-Prof. Tl.
Technische Hochschule Titel Titular-Professor Transliteration
u. u. a., u. A. UA UB umgearb. USA
und und andere, unter anderem Universitätsarchiv Universitätsbibliothek umgearbeitet United States of America
Siglen, Zeichen, Abkürzungen
XXVII
USPD u. s. w.
Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands und so weiter
v. v. v.a. VA verb. vergl., vgl. Verhandlungen 1910
von, vom vorigen vor allem Verlagsarchiv verbesserte vergleiche Verhandlungen des Ersten Deutschen Soziologentages vom 19.– 22. Oktober 1910 in Frankfurt a.M. Reden und Vorträge von Georg Simmel, Ferdinand Tönnies, Max Weber, Werner Sombart, Alfred Ploetz, Ernst Troeltsch, Eberhard Gothein, Andreas Voigt, Hermann Kantorowicz und Debatten. – Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1911 Verhandlungen des Zweiten Deutschen Soziologentages vom 20.– 22. Oktober 1912 in Berlin. Reden und Vorträge von Alfred Weber, Paul Barth, Ferdinand Schmidt, Ludo Moritz Hartmann, Franz Oppemheimer, Robert Michels und Debatten. – Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1912 vermehrte verwitwet
Verhandlungen 1912
verm. verw. VfSp, V.f.Soz.-Pol., Ver.f.Soz.-Pol. v.H.z.H. v. J. Vorab.Bl. W. W. Weber, Marianne, Lebensbild3
Verein für Sozialpolitik von Haus zu Haus vorigen Jahres, voriges Jahr Vorabendblatt
wiss.
Weber West Weber, Marianne, Max Weber. Ein Lebensbild. – Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1926 (Nachdruck = 3. Aufl. – Tübingen 1984) wissenschaftlicher
z. B. Ztschr. Ziegelh. Landstr. zit. ZStA z. T. z. Z., z. Zt.
zum Beispiel Zeitschrift Ziegelhäuser Landstraße zitiert Zentrales Staatsarchiv zum Teil zur Zeit
XXVIII
XXIX
Photographie Max Webers vor 1912, veröffentlicht in Meyers Großes Konversations-Lexikon, Jahres-Supplement 1911 – 1912. Auf dieses Bild bezieht sich Weber unten, S. 424.
Einleitung
1
Einleitung
1. Zum Kontext des Briefwerks der Jahre 1911 und 1912 Die wichtigste wissenschaftliche Aufgabe, vor der Max Weber in den Jahren 1911 und 1912 stand, betraf das von ihm konzipierte „Handbuch der Politischen Ökonomie“, das später den Titel „Grundriß der Sozialökonomik“ erhielt. Weber führte eine umfangreiche Korrespondenz mit zahlreichen Autoren und den Verlegern Paul und Oskar Siebeck, die Einblick in den Entstehungsprozeß des „Grundrisses der Sozialökonomik“ gibt und indirekt auch Informationen über die Entstehung von Webers Beiträgen zu „Wirtschaft und Gesellschaft“ enthält. Bereits im Mai 1910 war der „Stoffverteilungsplan“1 an die bis dahin gewonnenen Mitarbeiter versandt und für die Ablieferung der Manuskripte der 15. Januar 1912 festgesetzt worden. Verschiedene Mitarbeiter baten im Laufe des Jahres 1911 um eine Verlängerung, und so wurde der Ablieferungstermin zunächst auf Ostern, dann auf den 31. Juli 1912 verschoben. Wichtige Autoren konnten auch diesen Termin nicht einhalten. Weber selbst kam mit seinen Beiträgen nicht voran. Er hatte sich zwar seit 1910 mit ihnen beschäftigt, doch am 23. April 1911 schrieb er an Marianne Weber: „Ich muß ja jetzt ohnehin an allerlei Arbeiten gehen, die, für das ,Handbuch‘ bestimmt, Probleme aufrollen, aus denen dann etwas Weiteres werden kann. Nur wird Alles wohl langsam gehen, denn die Zeit der Rezeption hätte an sich noch länger sein müssen. Ich bin mit dem nun Aufgenommenen noch entfernt nicht zu Rande und ,besitze‘ es noch nicht.“2 Ende September 1911 klagte er Camilla Jellinek über seine dringlichen Verpflichtungen für das Handbuch, „für die ich schon seit 11/2 Jahren arbeite, ohne sie entscheidend gefördert zu haben“.3 Noch hoffte er, zum Frühjahr 1912 fertig zu werden, wie er am 12. November 1911 seiner Mutter schrieb.4 Doch an Oskar Siebeck schrieb er am 21. Februar 1912: „auch mir [ist] der Aufschub des Termins eine Erlösung. Hoffentlich geht es damit im Sommer besser“.5 Erst im Winter 1912/13 kam er zu längeren Textdiktaten. Zwei Beiträge, für die er sich selbst im Stoffverteilungsplan als Autor eingesetzt hatte, wurden an andere Autoren vergeben. Robert Michels übernahm im Februar 1911 den Artikel „Wirtschaft und Rasse“ und Emil Lederer im 1 2 3 4 5
Abgedruckt in MWG II/6, S. 766 – 774. Unten, S. 201. Unten, S. 278. Unten, S. 343. Unten, S. 425.
2
Einleitung
März 1912 den Abschnitt „Der neue Mittelstand“. Große Sorgen machte sich Max Weber um die Arbeitsfähigkeit von Karl Bücher, der zwei zentrale Beiträge für das Handbuch übernommen hatte, den einleitenden Artikel „Epochen und Stufen der Wirtschaft“ und den Abschnitt „Epochen, Struktur und ökonomische Leistung des Handels“. Nach langen Bemühungen konnte Weber Bücher dazu veranlassen, den Beitrag über „Handel“ abzugeben, und dafür Heinrich Sieveking und Anfang 1913 Julius Hirsch gewinnen. Den einleitenden Beitrag lieferte Bücher erst im Januar 1913. Die Korrespondenz zeigt Webers ständige Bemühungen um den Fortgang der Arbeiten und die inhaltliche Abstimmung der Beiträge für das Handbuch. Große Irritationen traten durch die Intervention von Bernhard Harms6 im April 1912 ein. Als Schüler Gustav von Schönbergs und als Vertreter der Interessen von Schönbergs Erben beschuldigte er Paul Siebeck, die anfänglich beabsichtigte Neuauflage des von Schönberg herausgegebenen „Handbuchs der Politischen Ökonomie“, an der er selbst hatte beteiligt sein sollen, verhindert zu haben und ohne Berücksichtigung der Rechtsansprüche der Erben ein neues Handbuch herauszubringen. Auch Weber fühlte sich durch die von ihm wahrgenommene Unterstellung unlauterer Motive in seiner Ehre getroffen und reagierte affektiv. Paul Siebeck konnte jedoch nachweisen, daß das von Weber konzipierte Werk keine „Nachfolge“ oder „Erneuerung“ des Schönbergschen Handbuchs war, was dann auch durch den neuen Titel „Lehr- und Handbuch der Sozialökonomik“ zum Ausdruck gebracht wurde. Die persönlichen Auseinandersetzungen zwischen Bernhard Harms und Max Weber erreichten im November und Dezember 1912 ihren Höhepunkt mit einer Duellforderung Webers, doch für den „Grundriß der Sozialökonomik“ (GdS) ergaben sich daraus keine Gefährdungen. Die Verpflichtung, seine Beiträge für den GdS zu schreiben, belasteten Weber in diesen Jahren und hinderten ihn, andere Projekte zu verfolgen, etwa die Ausarbeitung des seit längerem geplanten Aufsatzes über die Ethik Tolstojs,7 den er der neuen Zeitschrift „Logos“ 1910 versprochen hatte; er wurde auch später nicht geschrieben. Aus der Korrespondenz ergeben sich Hinweise auf die Themen, an denen Weber in dieser Zeit arbeitete, die Hausgemeinschaften8 sowie Nation und Rasse,9 die zu seinen Beiträgen für „Wirtschaft und Gesellschaft“ gehören. Auch begann er seine Studien zu den Aufsätzen zur „Wirtschaftsethik der Weltreligionen“.10 Webers Veröffentlichungen in diesen Jahren beschränkten sich auf die Pu6 Vgl. MWG II/6, S. 272. 7 Vgl. MWG II/6, S. 333, Anm. 3. 8 Vgl. den Brief an Arthur Salz vom 15. oder 22. Feb. 1912, unten, S. 428 f. 9 Vgl. den Brief an den Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, nach dem 21. März 1912, unten, S. 483. 10 Einen Hinweis darauf enthält der Brief an Oskar Siebeck vom 28. Sept. 1912, S. 680.
Einleitung
3
blikation seiner Diskussionsreden im Verein für Sozialpolitik und auf dem IV. Deutschen Hochschullehrertag im Oktober 1911. Seine teilweise von der Presse verzerrt wiedergegebenen Äußerungen auf dem Hochschullehrertag führten zu einer Korrespondenz mit dem badischen Kultusministerium,11 das sich von einzelnen Bemerkungen Webers angegriffen fühlte, und veranlaßten diesen, seine Kritik am „System Althoff“ und an der Praxis der deutschen Hochschulverwaltungen in einer Reihe von Zuschriften an verschiedene Tageszeitungen zu verdeutlichen. Auch die als abschätzig empfundenen Bemerkungen Webers über die Handelshochschulen führten zu einer Korrespondenz12 und zur Abfassung einer Denkschrift über die Handelshochschulen.13 Obschon Max Weber dem akademischen Lehrbetrieb damals nur durch die Stellung eines Honorarprofessors an der Universität Heidelberg verbunden war, wurde er häufig gutachtlich zu Berufungsfragen gehört. Seine Stellungnahmen weisen ihn als einen hervorragenden Kenner der damaligen deutschen Wissenschaftslandschaft aus. Er setzte sich immer wieder für Außenseiter im Fach ein, unter anderem für Emil Lederer oder Robert Michels und namentlich für Emil Lask. Zwar war Max Weber zum 1. Januar 1911 aus dem Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS) ausgeschieden, doch war er in seiner Eigenschaft als „Rechner“, d. h. Schatzmeister, weiterhin mit der Geschäftsführung verbunden. Er übernahm die Redaktion der Verhandlungen des 1. Deutschen Soziologentages vom 19. bis 22. Oktober 1910, womit eine umfangreiche Korrespondenz verbunden war. Auch an der Vorbereitung des 2. Deutschen Soziologentages vom 20. bis 22. Oktober 1912 in Berlin nahm Weber Anteil. Das von Ferdinand Tönnies vorgeschlagene Thema „Volk, Nation, Rasse, Sprache, Staat“ fand Webers lebhaftes Interesse, und er hätte selbst gerne dazu ein Hauptreferat gehalten. In seinem kurzen Rechenschaftsbericht auf dem Soziologentag im Oktober 1912 befaßte er sich besonders mit der Stagnation der von ihm angeregten und maßgeblich organisierten „Erhebung über das Zeitungswesen“. Prozesse, die Weber mit Redakteuren der Dresdner Neuesten Nachrichten und anschließend mit dem Zeitungswissenschaftler Adolf Koch führte, hatten ihn veranlaßt, die Tätigkeit dafür ruhen zu lassen. Nach dem Abschluß dieser Prozesse hoffte er aber, die Untersuchungen wieder neu organisieren zu können. Diese Pläne, die sich nicht verwirklichten, verbanden Max Weber weiterhin mit der DGS. Nach dem Konflikt mit Ferdinand Tönnies auf dem 1. Soziologentag war er aus dem Vorstand zurückgetreten, nach neuerlichen Spannungen 11 Vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Franz Böhm vom 17. Okt. 1911, unten, S. 284 – 286. 12 Vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Arthur Binz vom 18. Okt. 1911, unten, S. 297 f. 13 Demnächst in MWG I/13.
4
Einleitung
auf dem 2. Soziologentag, legte er auch sein Amt als Rechner nieder; den Kern der Konflikte bildete dabei Max Webers Plädoyer für eine wertungsfreie Analyse. Nur noch als „zahlendes Mitglied“ wollte er versuchen, die Presse-Enquete zu beleben und damit die wissenschaftliche Tätigkeit der Gesellschaft zu beeinflussen. Er hatte viel Arbeit, Zeit und Geld in seine Aktivitäten für die DGS gesteckt,14 ohne seine bei der Gründung gehegten Absichten verwirklichen zu können. 1914 trat er aus der Gesellschaft aus. Auch aus der Tätigkeit für das Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik zog sich Weber weitgehend zurück, zeitweilig hatte er sogar die Absicht, aus dem Kreis der Herausgeber auszuscheiden. Seine Anregungen, das Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik in ein Archiv für Sozialwissenschaft und ein Archiv für Sozialpolitik aufzuteilen, um eine Ausweitung der Sozialpolitischen Chronik zu ermöglichen, die von Emil Lederer betreut wurde, fanden jedoch nicht die Zustimmung des Verlegers und der anderen Herausgeber.15 Hingegen war ihm der Verein für Sozialpolitik nach wie vor sehr wichtig. Im Jahre 1912 jährte sich seine Gründung zum 40. Male, und zugleich war mit dem Ausscheiden der Generation der Gründer, insbesondere des Vorsitzenden, Gustav von Schmoller, zu rechnen. Max Weber sah die Gefahr, daß der Verein seine Rolle als Sprachrohr für eine fortschrittliche Sozialpolitik verlieren, sich womöglich spalten könnte in eine konservative Mehrheit und eine liberale Minderheit. Dem wollte er durch eine groß angelegte Jubiläumsveranstaltung begegnen, die Generations- und Richtungskonflikte überbrücken und die Einheit und Bedeutung des Vereins in der Öffentlichkeit herausstellen sollte. Dieser Plan scheiterte an der Absage Schmollers. War es Weber nicht gelungen, den Verein für Sozialpolitik gegen die zunehmende Abkehr von der Sozialpolitik zu aktivieren, so versuchte er nunmehr, zunächst im Bündnis mit Lujo Brentano und, nach dem Zerwürfnis mit diesem, in einer Koalition mit Anhängern des linken Flügels des Vereins für Sozialpolitik eine sozialpolitische Demonstration zu organisieren. Er betrachtete sich nur als „Arrangeur“, war aber die Triebkraft bei diesen Planungen. In einer weitgespannten Korrespondenz versuchte er, die zögerlichen und auseinanderstrebenden, sozialpolitisch interessierten Kollegen auf eine gemeinsame Linie zu einigen. Bei einer vorbereitenden Aussprache im Oktober in Leipzig wurde eine Kundgebung für Ende Dezember 1912 geplant, die dann auf März 1913 verschoben wurde und am Ende nicht zustande kam. Nachdem im Jahre 1912 der Ruhrarbeiterstreik durch den Einsatz von Militär unterdrückt worden war und die Gegner des kollektiven Arbeitsvertrages und des Streikrechts an Einfluß gewannen, zeichnete
14 Vgl. Brief an Franz Eulenburg vom 8. Nov. 1911, unten, S. 332 – 334. 15 Vgl. Brief an Edgar Jaffé, vor oder am 26. April 1912, unten, S. 514.
Einleitung
5
sich, wie Weber urteilte, eine allgemeine Abkehr von jeglicher Sozialpolitik ab, wie dies von Seiten der konservativen Parteien und Unternehmerschaft seit längerem propagiert wurde. Seine Motive schildert er in einem Brief an Lujo Brentano vom 16. September 1912:16 „für Sozialpolitik [ist] eine ideologische Luft nötig. Sie ist nicht mehr ,Mode‘. Das muß wieder anders werden. Dafür will ich mich einsetzen.“ Er konkretisierte seine Absichten in einem „Rundschreiben an die Teilnehmer der Leipziger Besprechung“.17 Dort verlangte er eine Stellungnahme gegen die „Herrenrechte“ des Patriarchalismus und gegen die Behandlung der Arbeiter „als Objekt […] rein bürokratischer Reglementierung“ oder der „bloßen Schaffung von Rentnern nach Art unserer Versicherungsgesetzgebung“. Er forderte die „gleichberechtigte Teilnahme der Arbeiterschaft an der kollektiven Vereinbarung der Arbeitsbedingungen“ und „zu diesem Zweck die Stärkung ihrer Organisationen im geordneten Kampf“. Das entstehende „Klassenehrgefühl“ hielt er für einen „Kulturwert an sich“. Denn, so schrieb er, wir wollen „in einem Lande von Bürgern und nicht von Hörigen leben“. In diesen beschwörenden Sätzen und in seinem beharrlichen Bemühen, der Sozialpolitik öffentliche Resonanz zu verschaffen, kommen Webers Sorgen über die innenpolitische Entwicklung im Deutschen Reich zum Ausdruck.
2. Webers Prozesse mit Arnold Ruge, Julius Ferdinand Wollf und Otto Bandmann sowie mit Adolf Koch Die Jahre 1911 und 1912 durchzieht eine Kette von Prozessen, die eine persönliche, aber auch eine grundsätzliche Seite besaßen, nämlich die Grenzen des Zeugnisverweigerungsrechts der Presse in Fragen des persönlichen Ehrenschutzes. Die Auseinandersetzungen nahmen ihren Ausgang von einem Leserbrief des Privatdozenten Arnold Ruge im Heidelberger Tageblatt vom 3. Dezember 1910. Dort hatte dieser die Frauenbewegung scharf angegriffen und sie charakterisiert als „eine Bewegung, die sich zusammensetzt aus alten Mädchen, sterilen Frauen, Witwen und Jüdinnen, die aber, welche Mütter sind und die Pflichten der Mutter erfüllen, sind nicht dabei“.18 Marianne Weber mußte sich davon betroffen fühlen und versuchte, Ruge zu einer Rücknahme dieser diffamierenden Äußerungen zu veranlassen.19 Dies führte zu keinem Erfolg. Daraufhin schrieb Max Weber
16 Unten, S. 668 f. 17 Unten, S. 748 – 757. 18 MWG II/6, S. 715. 19 Vgl. dazu und zu den Beleidigungsprozessen Weber, Marianne, Lebensbild3, S. 435 – 445.
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an Ruge einen Brief, in dem er ihn mit der Formulierung „ich bedaure, daß Jemand, der sich so verhält, wie Sie es getan haben, der Universität angehört“20 bewußt provozierte. Ruges mangelnde Ritterlichkeit und seine auch in anderen Fällen aufgetretene Verletzung der Umgangsformen eines Universitätsangehörigen empörten ihn. Er wollte Ruge zwingen, seine Verunglimpfung der Frauenbewegung vorbehaltlos zurückzunehmen. Dieser weigerte sich jedoch, griff die Provokation auf und reichte am 30. Januar 1911 gegen Weber eine Privatklage ein. In der Erwartung dieser Klage hatte Weber in umfangreichen Korrespondenzen Zeugen für die Charakterschwäche Ruges gesammelt. Arnold Ruge, von Wilhelm Windelband protegiert und 1910 habilitiert, hatte mit Rücksicht auf dessen Gesundheitszustand zwar die Klage wieder zurückgenommen, aber die von ihm geforderte Erklärung weiterhin verweigert. Vermittlungsbemühungen des Dekans der Philosophischen Fakultät und der Vereinigung der Dozenten der Universität Heidelberg hatten keinen Erfolg. Schließlich fand die Auseinandersetzung mit einer Erklärung Ruges vom 29. März 1911 ihr Ende. In ihr nahm er zwar die Form, nicht aber den Inhalt seines Leserbriefes zurück und verzichtete auf „jeden Ausgleich“ mit Weber unter Verweis auf dessen „krankhafte Überreizung“.21 Wohl nur aus Rücksicht auf Windelband gab sich Max Weber damit zufrieden; seine Ruge die Standesehre absprechende Bemerkung nahm er hingegen nicht zurück. Die Taktik, einen Gegner durch die Provozierung eines Beleidigungsprozesses in Gerichtsverhandlungen unter Beweispflicht zu stellen und in die Knie zu zwingen, war im Fall Ruges gescheitert. Übrigens wurde Ruge, der im Winter 1918/19 in Heidelberg antisemitische Hetzreden hielt, 1920 in einem Disziplinarverfahren die Venia legendi entzogen. Die Auseinandersetzungen mit Ruge führten zu einer zweiten Prozeßfolge mit Redakteuren der Dresdner Neuesten Nachrichten. Ausgelöst wurde diese durch einen Zeitungsbericht, der die Formulierung enthielt, Weber habe eine Anfrage Ruges, ob er gewillt sei, die Ehre seiner Frau mit der Waffe zu verteidigen, wegen seines schlechten Gesundheitszustandes abgelehnt. Die unter damaligen Umständen als höchst ehrenrührig geltende Unterstellung, daß er, obschon als Korpsstudent und Reserveoffizier diesem Ehrenkodex verpflichtet, nicht bereit sei, eine Duellforderung zu akzeptieren, wurde von Max Weber als schwerwiegende Provokation aufgefaßt. Ruge hatte den Sachverhalt seinerseits sofort dementiert, und Weber verlangte eine entsprechende Richtigstellung in den Zeitungen, die den Bericht gebracht hatten. Die Dresdner Neuesten Nachrichten weigerten sich, dies zu tun, und beharrten darauf, ihr Korrespondent habe wahrheitsgemäß berichtet,
20 MWG II/6, S. 717. 21 Erklärung Arnold Ruges im Anhang, unten, S. 821.
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gestützt auf die Mitteilungen eines Angehörigen der Universität. Ein langer Schriftwechsel mit dem Chefredakteur Julius Ferdinand Wollf führte zu keinem, Webers Forderung befriedigenden Ergebnis. Jetzt ging es Weber um die Identifizierung des Korrespondenten und des Universitätsangehörigen, der dem Korrespondenten die Unwahrheit gesagt hatte und unter dem Schutz des Redaktionsgeheimnisses anonym geblieben war. Er wählte wiederum die Strategie, durch eine provozierende Beleidigung einen Prozeß gegen sich auszulösen, in dessen Verlauf er dann hoffte, die Namen des Korrespondenten und des Informanten herauszubekommen. Am 18. März 1911 schrieb er an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten22 unter anderem, die Zeitung habe, „und zwar bewußt, die Unwahrheit gesagt“, und die „elementare journalistische Anstandspflicht [, …] unwahre ehrenkränkende Schwindelnachrichten aus eigenem Antrieb wieder gutzumachen“ verletzt. Auch der Korrespondent, ein „Revolverjournalist“, sei bei seiner „erbärmlichen Anonymität geblieben“. Ende Mai reichten der Chefredakteur und der nun namentlich auftretende Korrespondent, der inzwischen bei den Dresdner Neuesten Nachrichten eingestellte Otto Bandmann, Privatklage gegen Weber ein. Während der Hauptverhandlung vor dem Amtsgericht Dresden hatte sich der Korrespondent versprochen und versehentlich den Namen Adolf Koch genannt. Damit hatte Weber sein Ziel erreicht. Er wurde zwar am 14. Oktober 1911 in Dresden wegen Beleidigung verurteilt, konnte aber in der Berufungsverhandlung am 5. Januar 1912, die in einem Vergleich endete, den Namen Koch bestätigen lassen. Abgesehen von seinen persönlichen Interessen verfolgte Weber ein prinzipielles Ziel, die Durchbrechung des Redaktionsgeheimnisses in Fragen des persönlichen Ehrenschutzes. In politischen Fragen sei zwar der Schutz des Informanten notwendig, aber bei Meldungen, die eine personenbezogene Ehrabschneidung enthalten, sollte der Informant mit seinem Namen die Wahrheit bestätigen. So hatte er sich am Ende des Prozesses mit Adolf Koch geäußert.23 Weber erwähnt, er habe sich in diesem Sinne auch an den Reichsverband der Presse gewandt, doch ist dies nicht nachgewiesen. Der Prozeß gegen die Dresdner Neuesten Nachrichten hatte die Konsequenz, daß Weber die von ihm organisierte Untersuchung über das Zeitungswesen nicht fortführen konnte. Der Chefredakteur Wollf war zugleich Vorstandsmitglied des Presseverbandes, und Weber mußte davon ausgehen, daß das für die Untersuchung notwendige Vertrauensverhältnis zwischen ihm und der Presse für die Dauer des Prozesses gestört sein werde.
22 Unten, S. 148 f. 23 Bericht der Heidelberger Zeitung vom 18. Okt. 1912 im Anhang, unten, S. 974 f.
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Die Presse-Enquete, die Weber 1909 als erstes großes Forschungsprojekt der Deutschen Gesellschaft für Soziologie angeregt und für die er die Organisation und die Mittelbeschaffung übernommen hatte, spielte auch eine Rolle bei dem dritten Prozeß, den Weber in diesen Jahren führte. Adolf Koch unterrichtete Zeitungswissenschaften an der Universität Heidelberg und bildete zahlreiche junge Journalisten aus. Er fühlte sich bei der Auswahl der Mitarbeiter der Zeitungs-Enquete übergangen und schrieb dies dem Einfluß Max Webers zu. Aus dieser Mißstimmung heraus hatte er vermutlich dem ihm persönlich gut bekannten Otto Bandmann von der angeblichen Duellforderung erzählt und sich diesem gegenüber dafür verbürgt. Da nun sein Name bekannt war, wandte sich Max Weber direkt an ihn und verlangte von ihm eine Erklärung seines Verhaltens, insbesondere für das Verschweigen seiner Beteiligung, solange er dem Schutz des Redaktionsgeheimnisses vertrauen zu können glaubte. Adolf Koch griff zu Ausflüchten und vermied ein unzweideutiges Bekenntnis zu seinen Handlungen. Daraufhin schrieb Max Weber an Adolf Koch am 25. Januar 1912 einen Brief,24 in dem er feststellte, daß ihm Kochs Verhalten nicht „damit vereinbar erscheint, daß Sie an der hiesigen Universität angehende Journalisten heranzubilden sich für berufen erachten“. Weber sprach ihm damit die Qualifikation als Hochschullehrer ab und verwies ihn, falls er dagegen etwas vorzubringen habe, an das Gericht oder die Disziplinarbehörde. Er informierte gleichzeitig die Philosophische Fakultät über weitere Verletzungen von Ordnungen und Standessitten durch Adolf Koch und regte damit die Einleitung eines Disziplinarverfahrens an. Koch sah sich mit der Drohung, die Universität verlassen zu müssen, konfrontiert und entschloß sich, gegen Weber eine Privatklage einzureichen. Wiederum war es Weber gelungen, durch eine provozierende Formulierung seinen Gegner zu einer Klage zu veranlassen. Um dessen Unaufrichtigkeit zu beweisen, trug er die nötigen Beweismittel zusammen. In der Verhandlung vor dem Amtsgericht Heidelberg mußte Koch einsehen, daß er unterliegen würde, und zog am 18. Oktober 1912 seine Klage zurück. Daraufhin wurde das Disziplinarverfahren wieder aufgenommen mit dem Ergebnis, daß Adolf Koch die Venia legendi am 28. Februar 1913 entzogen wurde. Die dafür ausschlaggebenden Gründe betrafen nicht den Gegenstand des Prozesses Koch/Weber. Die zahlreichen überlieferten Briefe und Schriftstücke, die für diese Prozesse von Max Weber verfaßt wurden, zeigen einerseits die große Mühe, die er sich mit der Vorbereitung dieser Prozesse machte, andererseits aber auch den Grad seiner persönlichen Betroffenheit durch die Angriffe auf seine Ehre. Hinzu kam sein Unmut über den Verfall der Standessitten unter Angehörigen der Universität. Empörte er sich zuerst über Arnold Ruge, weil 24 Unten, S. 405.
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dieser sich weigerte, die Formulierung über die Frauen in der Frauenbewegung eindeutig zurückzunehmen, so erbitterte ihn dann die Meldung, er habe eine Duellforderung wegen seines Gesundheitszustandes abgelehnt. Schließlich richtete sich sein Zorn gegen Adolf Koch, in dem er einen Hochschullehrer sah, der die moralische Befähigung für „Wissenschaft als Beruf“ nicht besaß. Hatte er sich in der Affäre mit Arnold Ruge im Interesse der Kollegialität zu Windelband noch zu einem Kompromiß bereitgefunden, so scheute er später keine Mühe, seine Ziele gerichtlich zu erreichen. In dieser Prozeßkette zeigt sich eine gesteigerte Empfindlichkeit, die auch in den Auseinandersetzungen mit Bernhard Harms und Lujo Brentano zum Ausdruck kommt.
3. Zur privaten Lebenssphäre Auch für die private Lebenssphäre bieten die Briefe vielfältige Hinweise. Im Jahre 1911 entschlossen sich Max und Marianne Weber, sonntagnachmittags ein „offenes Haus“ zu geben. Diese „jours“ fanden in den Semestermonaten, Mai bis Juli und November bis Februar, statt, der erste am 7. Mai 1911. Die vielen Einzelbesuche sollten konzentriert und den jüngeren Freunden und Bekannten sollte Gelegenheit zu informellen Zusammenkünften angeboten werden. Zu den Teestunden kamen regelmäßig und in wechselnder Zusammensetzung unter anderem Karl Jaspers, Hans Gruhle, Hermann Braus, Gustav Radbruch, Friedrich Gundolf, Arthur Salz, Emil Lask, Emil Lederer, Georg Lukács, Ernst Bloch, Paul Honigsheim, Mina Tobler, Marie Bernays. Durchreisende Freunde, so Georg und Gertrud Simmel, Friedrich Naumann und Gertrud Bäumer, Paul Hensel, Marie Baum sowie Hermann Graf Keyserling und seine Schwester, belebten die Wohnung in der Ziegelhäuser Landstraße 17 und ließen deren Salon zu einem geistigen Mittelpunkt in Heidelberg werden. Ansichten und Dichtungen Stefan Georges waren häufige Gesprächsthemen zwischen Max und Marianne Weber und den mit ihnen befreundeten „Georgianern“ in Heidelberg Friedrich Gundolf, Arthur Salz und MarieLuise Gothein. Nach den ersten persönlichen Begegnungen im Jahre 1910 erneuerte Stefan George seine Kontakte mit Max und Marianne Weber bei Besuchen am 15. Mai und 18. Dezember 1911 sowie am 30. Mai 1912. Über die Gespräche mit und die Debatten über Stefan George hat Marianne Weber berichtet.25 Die Beziehungen Webers zu den alten Freunden Heinrich und Sophie Rickert in Freiburg, dem Hausgenossen Ernst Troeltsch, zu Eberhard und 25 Weber, Marianne, Lebensbild3, S. 469 – 472.
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Marie-Luise Gothein, dem Ehepaar Friedrich Alfred und Clara Schmid sowie zu Werner Sombart in Berlin und zu Robert Michels in Turin wurden weiter gepflegt. Der Tod Georg Jellineks am 12. Januar 1911 beendete eine vertrauensvolle Beziehung, doch Camilla Jellinek blieb mit Marianne Weber über die Frauenbewegung weiterhin in engem Kontakt. Der „Eranos“-Kreis, dem Weber seit seiner Gründung im Jahre 1904 angehörte, bestand weiter. Zwar enden die Eintragungen in das Album des Kreises im Januar 1909, aber Marianne Weber schrieb in ihrem Brief an Helene Weber vom 12. Mai 1912:26 „Am vorigen Sonntag war hier bei uns der Eranos – Du weißt das wissenschaftliche Kränzchen mit den alten Herren. Max hat 2 1/2 Stunden wie ein Wasserfall über die schwierigsten musiktheoretischen Dinge und ihre Zusammenhänge mit wirtschaftlichen und soziologischen Dingen geredet. Die Leute ersoffen fast in seiner Fülle und ich mußte schließlich sie und den wartenden Spargel durch einen Machtspruch erlösen.“ Weber selbst schrieb seiner Schwester Lili Schäfer am 5. August 1912:27 „Ich werde über Musikgeschichte wohl etwas schreiben. D. h. nur: über gewisse soziale Bedingungen, aus denen sich erklärt, daß nur wir eine ,harmonische‘ Musik haben, obwohl andre Culturkreise ein viel feineres Gehör und viel mehr intensive Musik-Cultur aufweisen. Merkwürdig! – das ist ein Werk des Mönchtums, wie sich zeigen wird.“ Das Manuskript über „Die rationalen und soziologischen Grundlagen der Musik“28 wurde erst postum 1921 veröffentlicht, aber die Konzeption dieses Werkes und die Verarbeitung der dafür nötigen Kenntnisse müssen schon im Winter 1911/12 so weit gediehen gewesen sein, daß Weber einen Vortrag im „Eranos“ halten konnte. Sein intensives Interesse für Musik zeigte sich während seines Aufenthaltes in Berlin im Januar 1911, als er sich insbesondere mit Richard Strauss beschäftigte, und erneut während der Reise nach Bayreuth und München, auf der er sich mit Richard Wagners „Parzival“ und „Tristan und Isolde“ auseinandersetzte. Auf der Reise nach Bayreuth und München wurden Max und Marianne Weber von der Heidelberger Pianistin Mina Tobler begleitet, die Webers Interesse an Musik belebte und seine Kenntnisse über Musik erweiterte. Die Freundschaft mit Mina Tobler entwickelte sich 1911 und intensivierte sich 1912. An Helene Weber schrieb Marianne Weber am 19. August 1912:29 „Ich freue mich, daß Max in ihr wieder eine ihn erfrischende Freundin gefunden hat – und in musikalischer Hinsicht, überhaupt in künstlerischer hat sie ihm ja auch etwas eignes zu bieten“.
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Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446. Unten, S. 638 f. Demnächst in MWG I/14. Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446.
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Else Jaffé war Ende April 1911 von Heidelberg weggezogen und hatte in Wolfratshausen im Isartal für sich und ihre Kinder ein neues Heim gefunden. Mit ihrem Mann, der zum Wintersemester 1910/11 eine Professur an der Handelshochschule München erhalten hatte, war eine Vereinbarung zustande gekommen, die bei getrennten Wohnsitzen ihm Kontakte zu den Kindern sicherte, ihr aber die Fortsetzung der Beziehung zu Alfred Weber ermöglichte. Max Weber hatte sich im Winter 1910/11 von Else Jaffé zurückgezogen, beide fanden zueinander keinen vertrauten Ton mehr. Die Eifersucht Alfred Webers auf den Einfluß von Max Weber auf Else Jaffé führte dazu, daß sich beide mieden. Max Weber hat den Verlust ihrer Nähe schmerzlich empfunden. Zwischen Alfred und Max Weber kam es nicht zu einer versöhnlichen Aussprache, die Beziehungen der Brüder blieben distanziert und betrafen „geschäftliche Dinge“, insbesondere im Zusammenhang mit der Verwaltung des Vermögens von Helene Weber, die Alfred Weber übernommen hatte. Es war Marianne Weber, die die Kontakte zu Alfred Weber und Else Jaffé aufrechterhielt. Die Arbeitsfähigkeit Max Webers war großen Schwankungen unterworfen. Vor allem im ersten Halbjahr 1911 klagte er sehr über sein Befinden. So schrieb er am 27. März 1911 an Werner Sombart:30 „Mir geht es schlechter, als selbst meine Frau weiß u. wissen darf. Ich machte mir – bitte entre nous – zeitweise ernstliche Sorgen, was sonst nicht meine Art ist. Harte Arbeit: völliges ,Vacat‘, seit 1/2 Jahr.“ Auch die Erholungsreise im April 1911 an den Genfer See und die Riviera brachte keine Besserung. Am 8. August 1911 schrieb er an Robert Michels:31 „in Italien lag ich 8 Tage einfach in u. auf dem Bett. Dann nahm ich die schwersten Mittel, ging zurück u. hielt mich hier mit solchen Mitteln über Wasser. Gearbeitet, geschrieben habe ich nichts. Es ging nicht. […] Jetzt endlich geht es besser.“ Aber auch noch im Brief an Johann Plenge vom 4. Juli 191232 klagte er, seine Arbeitskraft sei in den beiden letzten Jahren auf einem „entsetzlichen Tiefstand […] – so schlecht wie noch nie!“ Erst nach dem Ende des Prozesses gegen Adolf Koch im Oktober 1912 konnte Weber offenbar wieder dauerhaft konzentriert arbeiten. Marianne Weber berichtete Helene Weber im Januar und Februar 1913,33 Max sei „letzthin recht schreibfleißig“ und arbeite „so intensiv wie lange nicht und hat täglich eine Tippmamsell.“ Es ist daher wahrscheinlich, daß Weber erst um die Jahreswende 1912/13 mit der Niederschrift seiner Beiträge für den „Grundriß der Sozialökonomik“ begonnen hat. Die Jahre 1911 und 1912 waren von Studien zu weitgespannten Themen ausgefüllt, zu „Wirtschaft und Gesellschaft“, zur „Musiksoziologie“ und zu den Aufsät30 31 32 33
Unten, S. 155. Unten, S. 260. Unten, S. 597. Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446.
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zen zur „Wirtschaftsethik der Weltreligionen“. Marianne Weber datiert in diese Jahre Webers „Erkenntnis der Besonderheit des okzidentalen Rationalismus“, eine, wie sie schreibt, „seiner wichtigsten Entdeckungen“.34 Weber nahm in diesen Jahren häufig Schlafmittel und andere Medikamente zur Vermeidung von Erregungszuständen und zur Beruhigung. Auch während der jährlichen Frühjahrsreisen, die als „Entgiftungsperioden“ galten, konnte er sich von den Mitteln nicht befreien. Er nennt Brom, gelegentlich auch Bromural, Kodein- und Kokainpräparate.35 Eine derartige Polytoxikomanie war zur damaligen Zeit nichts Ungewöhnliches. Diese Mittel wurden seinerzeit ohne nennenswerte Restriktionen und ohne daß eine klare Indikationsstellung gegeben war verschrieben. Weber stand in Heidelberg in ständigem Kontakt mit Nervenärzten, seit 1909 insbesondere mit Franz Nissl, Professor für Psychiatrie und seit 1904 Direktor der Psychiatrischen Universitätsklinik Heidelberg, und kontrollierte seinen Medikamentenverbrauch sorgfältig. Wie üblich, machte Max Weber im Frühjahr eine Erholungsreise. Im April 1911 fuhr er zuerst nach Vevey am Genfer See und dann nach Alassio an der Riviera, im März 1912 nach Le Lavandou an der französischen Riviera mit Besichtigungen in der Provence. Zusammen mit Marianne Weber unternahm er im Sommer 1911 eine Reise nach München mit Opern-, Theaterund Museumsbesuchen und, nach einer Erholungszeit am Starnberger See, nach Paris, wo ihn besonders die moderne Malerei interessierte. Im August 1912 fuhr er mit Marianne Weber zuerst nach Bayreuth und dann nach München, wo Aufführungen von Opern Wagners im Mittelpunkt standen. Abgesehen vom Januar 1911, den er in Berlin verbrachte, den Ferienreisen und kürzeren Fahrten zu Tagungen, war Heidelberg sein von Marianne Weber mitgeprägter Lebensraum. Weiterhin aktiv in der Frauenbewegung, leitete Marianne Weber den Verein Frauenbildung – Frauenstudium in Heidelberg, hielt zahlreiche Vorträge und unternahm Vortragsreisen. Im Februar/März 1912 besuchte sie den vom Bund Deutscher Frauenvereine veranstalteten Deutschen Frauenkongreß und die Ausstellung „Die Frau in Haus und Beruf“ in Berlin, an der sie mitgewirkt hatte. In Vorträgen und einer Reihe von Aufsätzen waren ihre Themen u. a. Fragen der Ehereform, Autorität und Autonomie in der Ehe und die Bewertung der Hausfrauenarbeit. Diese vielfältigen Verpflichtungen gaben ihr einen eigenen Gestaltungsraum mit persönlichen Kontakten in der sonst stark auf Max Weber bezogenen Lebensführung. 34 Weber, Marianne, Lebensbild3, S. 349. 35 Zur zeitgenössischen Beschreibung und Anwendung dieser Mittel vgl. Hagers Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. – Berlin: Julius Springer 1900, die Stichworte „Calium bromatium, Morphinum, Cocainum, Codeinum“.
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4. Zur Überlieferung und Edition Die Grundsätze, welche die Herausgeber bei der Edition des Briefwerks geleitet haben, sind in der Einleitung zu Band II/5 der Max Weber-Gesamtausgabe erörtert, auf sie sei hier verwiesen.36 Dort ist auch dargelegt worden, welche Konsequenzen sich für die Edition aus der fragmentarischen Überlieferung des Briefwerks ergeben, einschließlich des Verzichts auf die Mitteilung der nur im Ausnahmefall überlieferten Korrespondenda. Die Herausgeber und ihre Mitarbeiter waren bemüht, alle systematischen Wege, die zur Auffindung oder Erschließung von Briefen Max Webers führen konnten, zu verfolgen. Es darf davon ausgegangen werden, daß die erhaltenen Briefe nahezu vollständig in die Edition eingegangen sind. Briefe, die sich noch nach der Drucklegung finden sollten, werden in einem Anhang zum letzten Band dieser Edition mitgeteilt. Dennoch ist das hier vorgelegte Briefwerk der Jahre 1911 und 1912 lückenhaft. Die Herausgeber waren bemüht, durch eine angemessene Kommentierung und editorische Vorbemerkungen die Lücken der Überlieferung nach Möglichkeit zu schließen und dem Leser den jeweiligen Kontext bzw. Hintergrund, dessen Kenntnis zum Verständnis der Briefe erforderlich ist, aufzuschlüsseln. Angesichts der Überlieferungslage blieb den Editoren nur die Möglichkeit, sich auf den Abdruck der Briefe Max Webers zu beschränken und auf die Aufnahme der an ihn gerichteten Briefe zu verzichten. Die Briefe Max Webers sind vollständig aufgenommen worden. Auch Briefkonzepte wurden berücksichtigt, gleichgültig, ob die entsprechenden Briefe abgegangen sind oder nicht. Briefe, die nicht überliefert, aber nachgewiesen sind, werden im Apparat verzeichnet. Soweit Korrespondenda vorliegen, deren Kenntnis für das Verständnis des Briefes erforderlich ist, wird der Leser in den Editorischen Vorbemerkungen auf diese hingewiesen und gegebenenfalls der Sachverhalt paraphrasiert wiedergegeben. Ansonsten sind Korrespondenda, soweit diese überliefert sind, im Anmerkungsapparat nachgewiesen. Die Briefe werden in chronologischer Abfolge präsentiert. Im Briefkopf werden zunächst der Adressat, dann die Datierung und der Ort der Niederschrift, die Art des Textzeugen und schließlich der Fundort mitgeteilt. Sofern die Datierung aus dem Poststempel erschlossen worden ist, wird dies mit der vorangestellten Sigle PSt kenntlich gemacht. Sollte die Datierung eines Briefes nicht oder nur unvollständig möglich sein, so wird dieser am Ende des fraglichen Zeitraums mitgeteilt. Sofern der Ort der Niederschrift nur aus dem vorgedruckten Briefkopf erschlossen ist, wird dies durch die vorangestellte Sigle BK kenntlich gemacht, sofern sich dies aus dem Poststempel 36 MWG II/5, S. 10 – 14.
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ergibt, wird dem Ort der Niederschrift die Sigle PSt vorangestellt. Von den Herausgebern erschlossene Datierungen sind in eckige Klammern gesetzt und die Datierung in der Editorischen Vorbemerkung begründet. Dort werden gegebenenfalls auch weitere Angaben über die Eigenart und den Zustand des Textzeugen mitgeteilt. Dabei wird zwischen Briefen, Karten und Telegrammen sowie Abschriften und Abdrucken unterschieden: Letztere sind dem Druck nur dann zugrunde gelegt worden, wenn die Originale nicht überliefert sind. Die Datumszeile reproduziert Max Webers eigenen Text; die vorgedruckten Teile des jeweiligen Briefkopfes – z. B. die Namen von Hotels – sind kursiv wiedergegeben, um sie von dem eigentlichen Text unterscheiden zu können. Die Textpräsentation behält die Orthographie, Interpunktion und Grammatik der Originale bei und emendiert nur dort, wo dies für das Textverständnis unabdingbar ist. Einschübe im Text sind kenntlich gemacht, Streichungen und Textersetzungen im Apparat annotiert. Mit Ausnahme der in der Datumszeile, in den Anrede- und Schlußformeln verwendeten Abkürzungen werden unübliche Abkürzungen im Text aufgelöst und die Ergänzungen durch eckige Klammern kenntlich gemacht; ansonsten sei auf das Abkürzungsverzeichnis verwiesen. Bei Max Weber durch Asterisken gekennzeichnete Zusätze bzw. Anmerkungen werden in arabischer Zählung unter dem Text wiedergegeben. Die Asterisken werden durch Ziffern mit runder Klammer ersetzt. Eindeutig falsche Schreibweisen werden emendiert und im Apparat annotiert. Satzzeichen werden dann, wenn sie für das Textverständnis notwendig sind, in eckigen Klammern ergänzt. In den Abschriften, die in aller Regel auf Marianne Weber zurückgehen, werden offensichtliche Abschreibefehler stillschweigend korrigiert, z. B. de fakto > de facto; ebenso wird hier vom Nachweis handschriftlicher Korrekturen an maschinenschriftlichen Vorlagen abgesehen. Datierungsfehler werden nur dann emendiert, wenn sich die richtige Datierung zweifelsfrei nachweisen läßt. Im übrigen wird auf die Editionsregeln hingewiesen, die am Ende dieses Bandes wiedergegeben sind. Im Sachkommentar werden Sachverhalte, deren Kenntnis für das Verständnis der Briefe erforderlich ist, erläutert. Alle Personen, die in den Briefen nur mit ihrem Vornamen erwähnt werden, werden im Anmerkungsapparat unter Angabe des Nachnamens identifiziert. Von dieser Regel werden die nächsten Anverwandten Max Webers ausgenommen, und zwar seine Frau Marianne Weber, geb. Schnitger, seine Mutter Helene Weber, geb. Fallenstein, seine Geschwister Alfred Weber, Karl Weber, Arthur Weber, Clara Weber, verheiratete Mommsen, und Lili Weber, verheiratete Schäfer. Die Schwäger und Schwägerinnen Max Webers, nämlich Ernst Mommsen, Hermann Schäfer und Valborg Jahn, verheiratete Weber, werden hingegen jeweils durch Mitteilung des Nachnamens im Anmerkungsapparat identifiziert.
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Das Personenverzeichnis gibt ergänzende biographische Hinweise auf die in den Briefen erwähnten Personen; im Sachkommentar werden daher nur solche Erläuterungen zu Personen gegeben, die für die betreffende Briefstelle aufschlußreich sein können. Um die weitverzweigten und teilweise sich kreuzenden Verwandtschaftsbeziehungen im Zusammenhang sichtbar zu machen, werden dem Personenverzeichnis Übersichten über die Nachkommen von Georg Friedrich Fallenstein, dem Großvater Max Webers, und Carl David Weber, dem Bruder des Vaters von Max Weber und Großvater von Marianne Weber, angefügt. Das Register der Briefempfänger sowie Orts- und Personenregister gewähren zusätzliche Möglichkeiten der Erschließung des Briefbestandes. In einem Anhang werden die umfangreichen Schriftsätze mitgeteilt, die im Zusammenhang der Prozesse Max Webers mit Arnold Ruge, Julius Ferdinand Wollf / Otto Bandmann und Adolf Koch stehen. Diese Schriftsätze stehen in einem engen Zusammenhang mit einem großen Teil der in diesem Band veröffentlichten Korrespondenzen Max Webers. Die auf diese Prozesse bezüglichen Briefe sind uns überliefert, weil sie als Unterlagen und Beweismittel in den Prozeß Adolf Koch gegen Max Weber eingeführt wurden oder in dem von der Philosophischen Fakultät der Universität Heidelberg angestrengten Disziplinarverfahren gegen Adolf Koch eine Rolle spielten und im Generallandesarchiv in Karlsruhe archiviert wurden. Im Zuge der gerichtlichen Auseinandersetzung vor dem Amtsgericht Heidelberg entstanden umfangreiche Schriftsätze, die, auch wenn sie dem Gericht von seinen Anwälten zugegangen sind, durchweg von Max Weber selbst verfaßt oder überprüft worden sind. Es handelt sich also um von Max Weber autorisierte Texte, die übrigens im großen Umfang auf die im Vorangehenden abgedruckten Briefe zurückgreifen und in einem engen Zusammenhang mit diesen stehen. Sie dokumentieren Max Webers Prozeßstrategie. Dies rechtfertigt ihre Aufnahme in den hier vorgelegten Band. Zum besseren Verständnis der darauf direkt reagierenden Stellungnahmen Max Webers sind hier auch die Schriftsätze der Gegenseite mit abgedruckt worden; sie sind durch Verwendung einer kleineren Schrifttype als nicht von Weber herrührend gekennzeichnet. In einer Vorbemerkung zum Anhang wird der Ablauf des Prozeßgeschehens noch einmal skizziert. Die nicht immer transparenten Zusammenhänge im Verlauf und bei der Durchführung der Prozesse werden in den Editorischen Vorbemerkungen zu den jeweils ersten Briefen zu diesen Sachverhalten eingehend dargestellt.37 Der Umfang des Bandes zwang zu einer Veröffentlichung in zwei Halbbänden. Die Alternative, die Jahrgänge 1911 und 1912 in jeweils eigenen
37 Unten, S. 31 – 33 und 46 f.
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Bänden zu veröffentlichen, hätte den durch die gerichtlichen Auseinandersetzungen Max Webers in beiden Jahren hergestellten inneren Zusammenhang gestört und eine erhebliche zusätzliche Kommentierung erfordert.
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Briefe Januar 1911 – März 1912
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3. Januar 1911
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Marianne Weber [3. Januar 1911; Charlottenburg] Brief; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446 Datum und Ort erschlossen aus der im Brief erwähnten Sitzung des Unterausschusses des Vereins für Sozialpolitik, die am 3. Januar 1911 in Berlin stattfand. Der Brief befindet sich auf der Rückseite eines Briefes von Mina Tobler an Marianne Weber vom 1. Januar 1911. Max Weber reiste am 1. Januar 1911 von Oerlinghausen, wo er mit Marianne Weber die Weihnachtstage verbracht hatte, nach Berlin, wohnte bei seiner Mutter in Charlottenburg und kehrte am 30. Januar 1911 nach Heidelberg zurück.
L. Schnauzel:
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O je! Migräne?? Mir geht es leidlich. Heute noch Sitzung1 u. morgen andre Unterhandlungen.2 Dann: Arbeit u. daneben Menschen u. Vergnügen. Gestern gegen Abend bei Valborg3 (Artur war nicht da) viel Thränen und Niedergeschlagenheit, können nichts mit sich anfangen, – hat offenbar „Hemmungen“ – u. mit Arthur teilt sie auch zu wenig. Dauerte mich. Für Mama eine starke Geduldsprobe. Hermann Schäfer wird – aber: jetzt! – vielleicht auch nach Danzig berufen,4 so daß er gar nicht hierherkäme.5 Ist er aber klug, dann lehnt er ab, denn Carl sticht ihn ja doch aus, er darf nicht so viel mit den Studenten saufen etc. Ich habe das Carl direkt gesagt. Hoffentlich ist Lili klug! Von Dr. Ruge nichts?6 Bitte ev. sofortige Sendung! Der Brief von Frl.
1 Gemeint ist die Sitzung des Unterausschusses des Vereins für Sozialpolitik über Preisuntersuchungen, die am 3. Januar 1911 in Berlin stattfand. Max Weber war im Mai 1910 für den ausscheidenden Karl Bücher in den Ausschuß gewählt worden. 2 Am 4. Januar 1911 fand die Sitzung des Hauptausschusses des Vereins für Sozialpolitik statt, die der Vorbereitung der Generalversammlung im Oktober 1911 diente. 3 Valborg Weber, geb. Jahn, Frau von Arthur Weber. 4 Eine Berufung von Hermann Schäfer an die Technische Hochschule Danzig ist nicht nachgewiesen. In Danzig lehrte seit Oktober 1907 sein Schwager Karl Weber als etatmäßiger Professor für mittelalterliche Baukunst. 5 Hermann Schäfer, Regierungsbaumeister, wurde zum 1. April 1911 als „Hilfsarbeiter“ in das Ministerium für öffentliche Arbeiten nach Berlin berufen. 6 Max Weber erwartete die von Arnold Ruge im Dezember angekündigte Einreichung einer Klage im Zusammenhang mit der Auseinandersetzung über dessen Leserbrief im Heidelberger Tageblatt vom 3. Dezember 1910. Vgl. zum Sachverhalt die Editorischen Vorbemerkungen zu den Briefen an Arnold Ruge vom 13. Dez. 1910, MWG II/6, S. 715 – 717, und an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 11. Jan. 1911, unten, S. 31.
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3. Januar 1911
T[obler] ist reizend.7 Aber wie bedürftig muß sie sein! Denn ich hatte doch weiß Gott kein Blatt vor den Mund genommen! (ich erzählte doch auch, was ich „Hänschen“8 gesagt hatte!)a Mama ist ganz frisch, jetzt in der Stadt. Ich sehe Hermann und Carl heute nochmal. Laß Dirs besser gehen! Herzlich umarmt Dich Dein Max
a Klammer fehlt in O. 7 In ihrem Brief vom 1. Januar 1911 an Marianne Weber bedankte sich Mina Tobler für die verständnisvollen Gespräche über Philipp Witkop, zu dem sie eine leidenschaftliche Beziehung hatte. Besonders die „milde Art“, mit der Max Weber über diesen gesprochen habe, sei ihr nachgegangen. 8 Gemeint ist Johanna von Schulze-Gaevernitz, die Frau des Kollegen und Freundes Gerhart von Schulze-Gaevernitz in Freiburg, mit der Weber vermutlich über die Persönlichkeit und die Frauenbeziehungen von Philipp Witkop sprach. Dieser war in Heidelberg Privatdozent für deutsche Literaturgeschichte gewesen und zum Sommersemester 1910 als außerordentlicher Professor nach Freiburg berufen worden.
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7. Januar 1911
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Oskar Siebeck PSt 7. Januar 1911; PSt Charlottenburg Karte; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 Bezug: Brief von Oskar Siebeck vom 5. Januar 1911 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446) mit der Bitte, ihm die Adresse des seinerzeit in Heidelberg wohnenden Adolf Köster mitzuteilen. Siebeck wollte mit Köster wegen dessen Plans einer „Geschichte der modernen Geschichtsphilosophie“ korrespondieren, von dem dieser den Verlag im Jahre 1908 unterrichtet hatte. Siebeck hat sich im Anschluß an Webers Mitteilung mit Köster in Verbindung gesetzt (Brief vom 9. Januar 1911, VA Mohr/Siebeck Tübingen, Nr. 307), das Buch ist jedoch nicht erschienen.
Sehr geehrter Herr Dr Siebeck! Dr Köster wohnta Heidelberg Unterer Fauler Pelz 6 (oder 5) Hochachtungsvoll Max Weber
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a 具Un典
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7. Januar 1911
Marianne Weber [7. Januar 1911; Charlottenburg] Brief; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446 Datum und Ort sind aus dem Inhalt des Briefes erschlossen, in dem ein Besuch bei Georg Simmel für „morgen“, d. h. für den 8. Januar 1911 angekündigt wird; vgl. den Brief an Marianne Weber vom 8. Januar 1911.
L. Schnauzel! Nanu? Dösigkeit? Latente Influenza? Was ist denn das? Hoffentlich nur passager! Hier ist viel Trubel: Carl, Hermann,1 Arthur, Valborg,2 Clara etc. Heut Nachmittag Schlittenfahrt. Dazwischen frei – Hartmann (Wien) wegen Alfred (er kennt und mißbilligt die Sache),3 Simmel (morgen bin ich dort), Liefmann (Manuskript)[,]4 ein Russe, Herkner, Sering u. s. w. Von Sonntag an: Ruhe. Dann werde ich sehen, ob ich bleibe oder zurückkomme. Aber vor Allem: wie geht esa Dir? Das ist daher auch wichtig. Schlaf: mäßig. Herzlichen Gruß und 앚:Kuß!:앚 Max
a 具bei典 1 Hermann Schäfer, Schwager von Max Weber, war wegen seiner zukünftigen Stellung in Berlin auf Wohnungssuche. 2 Valborg Weber, geb. Jahn, Frau von Arthur Weber. 3 Ludo Moritz Hartmann war als Freund Alfred Webers offenbar über dessen Beziehung zu Else Jaffé informiert. 4 Gemeint ist das Manuskript zu Liefmann, Robert, Die Entstehung des Preises aus subjektiven Wertschätzungen, das im AfSSp, Bd. 34, Heft 1, 1912, S. 1 – 54, und ebd., Bd. 34, Heft 2, 1912, S. 406 – 469, erschien.
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Marianne Weber [8. Januar 1911; Charlottenburg] Brief; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446 Datum und Ort sind aus dem Inhalt des Briefes erschlossen, aus dem sich der Besuch bei Georg Simmel auf Sonntag, den 8. Januar 1911 datieren läßt.
L. Schnauzel!
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Da der Check von Trondhjem1 eingegangen ist, haben wir jetzt: 1. ca. 1350 Mk bei der Disk[onto] Ges[ellschaft] neu 2. 10 000a Mk bei C[arl] W[eber] & Co2 zu 4 % jederzeit kündbar. Daß Du armes Mädele Dich so schlecht befindest, ist recht arg. Mir geht es erträglich. Jetzt wird ja mehr Ruhe. Hermann3 hat in Schmargendorf draußen (für 2300b M. mit 앚:etwas Garten,:앚 Wasserheizung u. Bade[wasser]c u. Veranda – [??])d gemiethet u. reist sehr vergnügt ab. Gestern bei Artur u. Valborg.4 Gespräch über Helgoland5 u. dgl. Dann auf dem Weg zur Electric6 sprach er von dem Druck, der auf Valb[org] liege, weil sie wisse, daß z. B. 앚:mindestens:앚 Ernst7 sie nicht möge u. daß er „aus Mutters Tasche leben müsse“ u. auch sehr knapp dran sei. Schwer zu ändern! Sie nehmen jetzt Englisch zusammen. Wohnung ist sehr hübsch, V[alborg] sieht sehr gut u. so jung aus, wenn sie bei Stimmung ist. – Heut bei Simmel, mit Joël zusammen. Samstag sprachen wir
a Alternative Lesung: 10 800 bar.
b 2400 > 2300
c Lochung.
d Ein Wort nicht les-
1 Trondheim war der Wohnort der Familie Jahn. Die Eltern von Valborg Weber hatten im Jahre 1907 um ein Darlehen gebeten, zu dem Marianne und Max Weber einen Betrag von 10.000 Mark beigetragen hatten, vgl. Brief an Helene Weber vom 5. Nov. 1907 (MWG II/5, S. 420 – 422). Die Überweisung diente der Tilgung dieses Darlehens. 2 Dieser Betrag entstammte dem Erbe von Marianne Weber aus der großväterlichen Leinenweberei. 3 Hermann Schäfer wurde zum 1. April 1911 an das Ministerium für öffentliche Arbeiten nach Berlin berufen. Er hatte eine Wohnung in Dahlem, Werderstraße (jetzt: Habelschwerdter Allee) 24 gefunden. Vgl. Berliner Adreßbuch von 1912. Schmargendorf grenzte im Osten an Dahlem. 4 Valborg Weber, geb. Jahn. 5 Von 1908 bis 1910 war Arthur Weber als Pionieroffizier in Helgoland stationiert, um Befestigungs- und Uferschutzbauten auf der Insel zu leiten. 6 Alter Ausdruck für Straßenbahn. 7 Ernst Mommsen.
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nichts „Wesenhaftes“ eigentlich.8 Mama ist recht frisch geistig. Sie geht im Frühjahr – Lili’s Kind9 kommt im April – zuerst zu Düringe.10 Wünscht auch, Else11 in H[eidelberg] auszuweichen. Es küßt Dich Dein Max Lili Müller-Tiemann kann 앚:offenbar:앚 den Entschluß nicht finden, sich körperlich gründlich untersuchen zu lassen.12 Ernst ist etwas verzweifelt darüber. Er hält die Sache für sehr wahrscheinlich physisch (Gallensteine oder dergl.) und kurierbar, nicht für rein nervös.
e O: Dühring 8 Vermutlich sind die Gespräche mit Arthur und Valborg Weber gemeint. 9 Das vierte Kind von Lili Schäfer, Hermann Schäfer, wurde am 24. April 1911 geboren. 10 Prof. Ernst von Düring leitete seit 1911 ein Sanatorium in Tobelbad bei Graz, zuvor, von 1906 bis 1910, das Lahmannsche Sanatorium auf dem Weißen Hirsch bei Dresden. Dort war Marianne Weber im März und April 1908 zur Kur und in freundschaftlichen Kontakt zu Familie Düring getreten. Vgl. Brief an Marianne Weber vom 23. März 1908, MWG II/5, S. 476, Anm. 1. 11 Else Jaffé. 12 Die Frau von Georg Müller, Mitinhaber der Firma Carl Weber & Co. GmbH in Oerlinghausen, sollte sich auf Vorschlag von Ernst Mommsen in Berlin untersuchen lassen, was dann Mitte Januar geschah, vgl. Brief an Marianne Weber vom 21. Jan. 1911, unten, S. 56.
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Edgar Jaffé [vor oder am 9. Januar 1911]; Charlottenburg Brief; eigenhändig Privatbesitz Datierung erschlossen aus einem Brief von Edgar Jaffé an Paul Siebeck vom 9. Januar 1911, VA Mohr/Siebeck, Tübingen, Nr. 305. Darin teilt Jaffé mit, daß Heinrich Braun, wie er „eben durch Prof. Max Weber von Berlin höre“, die Gründung einer neuen Zeitschrift beabsichtige.
Z. Z. Charlottenburg Marchstr. 7F a Lieber Jaffé!
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Heinrich Braun war eben bei mir, um mir mitzuteilen – zugleich für Sie, der ihn „so unhöflich behandelt habe, daß er es Ihnen selbst nicht mitteilen werde“ – daß er eine neue Zeitschrift nach Art des alten Archiv begründen werde.1 Er wollte meine „moralische“ Zustimmung, da doch das „Archiv“ seinen Charakter völlig geändert habe. Ich habe das natürlich energisch bestritten und ihn mit der kühlen Bemerkung entlassen, daß er ja wohl das juristische Recht habe, zu thun was er wolle. Ferner wollte er wissen, weshalb er von Ihnen so unfreundlich behandelt worden sei u. ob er an dem Scheitern der Verhandlungen mit G[ustav] Fischer2 etc. mit schuld sei. Ich habe jede Antwort abgelehnt. Keine angenehme Nachricht! Herzl. Gruß! Max Weber
a O: hochgestellter Buchstabe zweifach unterstrichen. 1 Gemeint sind die Annalen für soziale Politik und Gesetzgebung, die noch im Jahre 1911 ihr Erscheinen begannen und die inhaltlich nach Art des Archivs für soziale Gesetzgebung und Statistik aufgebaut waren. 2 Dies bezieht sich auf den gescheiterten Versuch einer Übernahme des Archivs für soziale Gesetzgebung und Statistik durch Gustav Fischer im Jahre 1903.
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Robert Michels PSt 9. Januar 1911; Charlottenburg Brief; eigenhändig AFLE Turin, Nl. Robert Michels, Kapsel Max Weber, Fasz. 82 Datiert nach dem in Fasz. 82 beiliegenden Briefumschlag. Einen Schwerpunkt dieses Bandes bilden Max Webers Briefe in seiner Funktion als Betreuer des neuentstehenden Handbuchs der Politischen Ökonomie bzw. des Grundrisses der Sozialökonomik (hinfort zitiert als GdS), wie der Titel seit 1914 definitiv lautete. Wegen der Neuauflage bzw. Neubearbeitung des von Gustav v. Schönberg begründeten und herausgegebenen „Handbuchs der Politischen Ökonomie“ war es schon 1905 zu einer Fühlungnahme Paul Siebecks mit Weber gekommen, der in längeren Schreiben vom 15. April sowie 26. November 1905 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446; MWG II/4) eingehend zur Gewinnung neuer Mitarbeiter sowie dem projektierten Vertrag des Verlages mit Gustav v. Schönberg über eine Neuauflage Stellung nahm. Da die Bemühungen, für den erkrankten v. Schönberg einen Mitherausgeber zu gewinnen, in den folgenden Jahren ergebnislos verliefen und Siebecks Versuche, nach dessen Tod Anfang 1908 einen geeigneten Nachfolger zu finden, scheiterten, erklärte sich Max Weber dazu bereit, ein neu konzipiertes Handbuch zu betreuen; vgl. dazu den Briefwechsel mit Paul Siebeck ab dem 27. August 1908 (MWG II/5, S. 648 ff.). Nach langwierigen Korrespondenzen konnten bis Mai 1910 ein detaillierter Gesamtplan erstellt sowie mit einem Großteil der Autoren Verlagsverträge abgeschlossen werden.
Z. Z. Charlottenburg, March-Str. 7f a (7F b)c Lieber Freund! Es freut mich sehr, wenn Sie den „neuen Mittelstand“ übernehmen.1 Ich habe meine „Handbuch“-Akten aber nicht hier, es könnte sein, daß sie Wilbrandt sich schon ausgebeten hätte. Ich schreibe Ihnen Ende d. M., wo ich jedenfalls wieder in H[eidelberg] bin. Ebenso über „W[irtschaft] u. Rasse“, wegen deren ich erst mit Eulenburg (Leipzig) zu Ende kom-
a O: hochgestellter Buchstabe zweifach unterstrichen. b O: hochgestellter Buchc Wiederholung der Hausnummer in besonders deutlistabe zweifach unterstrichen. cher Form. 1 Den GdS-Beitrag über den „neuen Mittelstand“ hat allerdings nicht Michels, sondern ein Jahr später Emil Lederer übernommen; vgl. dazu Brief an Paul Siebeck vom 4. März 1912, unten, S. 452, Anm. 1.
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men muß.2 Ich denke, er wird es schließlich ablehnen u. dann liegt die Möglichkeit offen. Daß die Gesichtspunkte Ihres jetzigen Buches3 auch (aber wohl doch schließlich nur sehr secundo loco neben andren) in Ihrem Artikel wiederkehren werden, ergiebt sich ja aus der Sache, aber die andren Dinge sind ja natürlich an sich wichtiger, und eine nochmalige „Theorie“ der „gehobenen Existenzen“4 in zu großer 앚:bei dieser historischen Darstellung:앚 Breite würde allerdings stark „Steckenpferd“-artig wirken. Doch das wissen Sie selbst dam bestend. – Keineswegs wollte ich Ihrem Buch generell zu große „Einfachheit“ vorwerfen. Aber: Fußbekleidung ist z. B. heute, bei –6° e, mir wenigstens wichtiger als Alles was die „Führer“ leisten können. Für heute nur herzl. Neujahrswünsche Ihr Max Weber.
d Unsichere Lesung.
e O: hochgestelltes Gradzeichen zweifach unterstrichen.
2 Wenig später hat Franz Eulenburg die Übernahme dieses Artikels abgelehnt, worauf sich Weber erneut an Michels wandte; dieser erklärte sich nach längerem Zögern bereit, den entsprechenden Beitrag zu liefern; vgl. dazu Karten und Briefe an Michels vom 21. Febr., 7. und 11. April sowie vom 29. Juli 1911, unten, S. 113, 171f., 178 und 254. 3 Gemeint ist Michels’ Buch: Zur Soziologie des Parteiwesens in der modernen Demokratie. Untersuchungen über die oligarchischen Tendenzen des Gruppenlebens (Philosophisch-soziologische Bücherei, Bd. XXI). – Leipzig: Dr. Werner Klinkhardt 1911. 4 Weber bezieht sich hier auf Michels’ Ausführungen in dessen Buch (wie Anm. 3) über den Begriff der „gehobenen Arbeiterexistenz“, ebd., S. 265 ff., bzw. der „Verbourgeoisierung der Arbeiterparteien“, ebd., S. 255. Dieses Phänomen resultiert nach Michels nicht aus der wachsenden Rekrutierung aus bürgerlichen und kleinbürgerlichen Schichten, sondern ist eine Folge der zunehmenden inneren Differenzierung der Parteiorganisation, d. h. des Entstehens einer Parteibürokratie: „eine proletarische Elite gelangt durch den Prozeß einer Art natürlicher Selektion auf Grund des sozialdemokratischen Parteimechanismus zu einer ziemlich radikalen Veränderung ihrer gesellschaftlichen Funktion. Ihre Komponenten werden [...] aus Handarbeitern [...] zu Kopfarbeitern.“ Ebd., S. 262. Vgl. dazu auch Brief an Michels vom 21. Dez. 1910 (MWG II/6, S. 755, Anm. 3).
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Oskar Siebeck [vor dem 11. Januar 1911]; Charlottenburg Brief; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 Datierung erschlossen aus dem Antwortbrief von Oskar Siebeck vom 11. Januar 1911 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446). Im Mittelpunkt des unten abgedruckten Briefes sowie der nachfolgenden Korrespondenz mit Oskar Siebeck steht die Verlagsübernahme für die Publikation der Reden und Diskussionen vom Ersten Deutschen Soziologentag, der in der Zeit vom 19. bis 22. Oktober 1910 in Frankfurt a.M. stattgefunden hatte. Eine erste diesbezügliche Fühlungnahme mit Oskar Siebeck hatte es schon im Vorfeld des Soziologentages sowie im November 1910 gegeben, war aber unverbindlich geblieben; vgl. dazu die entsprechenden Korrespondenzen vom 11., 14., 16. und 18. Oktober sowie 29. November 1910 (MWG II/6, S. 642, 647, 648, 650 und 699). Laut Protokoll der Vorstandssitzung vom 5. Januar 1911 (SHLB Kiel, Nl. Ferdinand Tönnies, Cb 54.61:1.2.10) wurde Max Weber in seiner Funktion als „Rechner“ ermächtigt, „die Verhandlungen mit dem ihm als geeignetst erscheinenden Verleger bis zum formellen Abschluß, der satzungsgemäß durch ein Vorstandsmitglied und den Schriftführer zu erfolgen hat, vorzubereiten. Die stenographische Wiedergabe der Diskussion soll von Herrn Prof. Weber in angemessener Weise zusammengestrichen werden.“ Da die Verhandlungen mit den Verlagen Dr. Werner Klinkhardt und Quelle & Meyer ohne positives Ergebnis verliefen, wurde im Februar 1911 ein Vertrag mit dem Verlag J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) abgeschlossen (vgl. Brief an Oskar Siebeck vom 20. Februar 1911, unten, S. 108 f.); die Tagungsprotokolle wurden Anfang Juni veröffentlicht unter dem Titel: Verhandlungen des Ersten Deutschen Soziologentages vom 19. – 22. Oktober 1910 in Frankfurt a.M. Reden und Vorträge von Georg Simmel [u. a.] und Debatten. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1911 (hinfort zitiert als: Verhandlungen 1910). aZ. Z. Charlottenburg a
March-Straße 7F b Sehr geehrter Herr Dr Siebeck! Ich komme auf unsre Frankfurter Unterhandlung zurück[.] Die Stenogramme von Frankfurt sollen gedruckt werden. Über weitere Publikationen kann jetzt kein Vertrag geschlossen werden, da die Bildung von
a Heidelberg > Z. Z. Charlottenburg b O: hochgestellter Buchstabe zweifach unterstrichen.
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Sektionen im Gange ist1) und es sich nun fragt, welche Pflichten die Mitglieder derselben haben sollen. – Die Mitgliederzahl der Gesellschaft beträgt 200, so viel Expl. also würden wir von den Stenogrammen jedenfalls abnehmen, Nachbestellung vorbehalten für weiter beitretende Mitglieder. Ich möchte Sie nun bitten, einen Verlags-Entwurf ad hoc, für dieses Objekt: 6 Vortragsmanuskripte (Simmel, Tönnies, Ploetz, Tröltsch, Voigt, Kantorowicz) über je 3/4 – 1 Stunde dauernde Vorträge (also ca 6c – 7 Bogen) + d Stenogramm (enthält die Vorträge von Weber, Sombart, Gothein) von 560 Seiten à durchschnittl[ich] 150 Worten vorzulegene.1 Satz: Antiqua, nach Ihrem Belieben. Ich bitte Sie den Preis, den wir pro Bogen 앚:(Archiv-Format und -Satz der Einfachheit halber):앚 u. Expl. an Sie zu zahlen hätten, genauestens als Minimalpreis zu kalkulieren2)[.] Ein Präjudiz für die Schriften der Gesellschaft u. die Bedingungen dafür sollf nach keiner Richtung (weder Person des Verlegers noch Bedingungen) hergeleitet werden aus der Herr v. Mayr übernimmt das Präsidium der statistischen Sektion[.]2 Hoffentlich kommt auch die wirtschaftstheoretische zu stande.3 2) 500 M. Stenogrammkosten fallen dem Verlag zur Last. Sonst nichts. Auflage Ihnen freigestellt. Wegen Maximal-Ladenpreis Vereinbarung im Vertrag. Freiheit der Reklame auch auf Rückseite desg Titelblatts bitte nur, wenn für Sie ins Gewicht fallend. Titel bestimmen wir. 1)
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c 具Bogen典 d O: zweifach unterstrichen. e Fehlt in O; vorzulegen sinngemäß ergänzt. f 具weder典 g 具Vor典 1 Ein erster Vertragsentwurf ging Max Weber als Beilage des Briefes von Oskar Siebeck am 11. Jan. 1911 zu (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446). 2 Georg v. Mayr hatte sich in seinem Brief an den Vorstand der DGS vom 4. Jan. 1911 (Abschrift masch.; SHLB Kiel, Nl. Ferdinand Tönnies, Cb 54.61:1.1.39) bereit erklärt, den Vorsitz der DGS-Sektion für Statistik zu übernehmen. Zur Sektionsgründung vgl.: Deutsche Statistische Gesellschaft. Abteilung der Deutschen Gesellschaft für Soziologie. Niederschrift der Verhandlungen der konstituierenden Versammlung in Dresden am 17. Juni 1911, erschienen als Beilage in: Deutsches Statistisches Zentralblatt, Jg. 3, Nr. 6, 1911. 3 Die Anregung dazu war – laut Mitteilung Webers an Hermann Beck vom 4. Okt. 1910 (MWG II/6, S. 634) – von Karl Diehl ausgegangen. Webers Wunsch, eine Plattform für theoretische nationalökonomische Arbeit außerhalb des Vereins für Sozialpolitik zu gewinnen, erfüllte sich nicht; eine derartige Sektion ist nicht gebildet worden.
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Übernahme dieser Publikation. (Aber natürlich wirkt so etwas doch faktisch 앚:bezügl[ich] der Wahl der Person des Verlegers – nicht der Bedingungen!:앚). Ich bemerke noch: daß ich nicht habe hindern können, daß der Vorstand mich beauftragt, auch noch 3 andre Verlagsfirmen4 zu fragen, die sich angeboten hatten. Ich garantiere Ihnen absolut vertrauliche Behandlung Ihrer Offerte bis zur Erledigung (und natürlich auch nachher, falls der Vorstand nicht darauf eingehen sollte). Wenn möglich, bitte ich um baldige Erledigung. Mit besten Grüßen Ihr Max Weber (Adresse bis auf Weiteres wie oben!)
4 Den DGS-Unterlagen zufolge wurden Verhandlungen auch mit den Verlagen Quelle & Meyer sowie Dr. Werner Klinkhardt durchgeführt, führten aber zu keinem Ergebnis.
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Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten 11. Januar 1911; Charlottenburg Abschrift; maschinenschriftlich mit eigenhändigen Zusätzen Max Webers GLA Karlsruhe, 269/108, S. 79 Auslöser für die nachfolgende Korrespondenz mit der Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten bzw. deren Chefredakteur Julius Ferdinand Wollf sowie für die sich daran anschließenden Korrespondenzen in mehreren Beleidigungsprozessen war ein Sensationsbericht über eine angebliche Duellaffäre in Heidelberg, der damals durch die deutsche Presse ging. Der Artikel war ursprünglich in einer Hamburger und Dresdner Zeitung veröffentlicht worden. Davon erhielt Weber eher zufällig durch übersandte Zeitungsausschnitte Kenntnis. Unter dem Titel: Eine Duellforderung an der Heidelberger Universität, erschienen in: Hamburger Fremdenblatt, Nr. 5 vom 6. Januar 1911, S. 2, sowie in einem nahezu gleichlautenden Bericht: Alt-Heidelberg, du Feine, erschienen in: Dresdner Neueste Nachrichten, Nr. 8 vom 8. Januar 1911, 2. Bl., S. 1– 2, war unter Bezugnahme auf den gerade erst beigelegten Konflikt zwischen Ludwig Bernhard und Max Sering an der Universität Berlin, der bis zu einer Duellforderung Bernhards geführt hatte (vgl. dazu Brief an Heinrich Rickert, nach dem 15. Januar 1911, unten, S. 49, Anm. 8), über ein ähnliches Vorkommnis aus Heidelberg berichtet worden. Der ungenannte Korrespondent schilderte darin ausführlich die öffentliche Auseinandersetzung zwischen Marianne Weber und Arnold Ruge im Dezember 1910 (zu den Einzelheiten vgl. Editorische Vorbemerkung zum Brief an Heinrich Rickert, nach dem 15. Januar 1911, unten, S. 46 f.). Nach längeren Zitaten aus Marianne Webers Kritik an Ruges „Eingesandt“ in ihrem veröffentlichten Brief vom 12. Dezember 1910 schrieb der Korrespondent am Schluß: „Auf dieses öffentliche Schreiben hin fragte Dr. Ruge, wie er selbst erklärt hat, bei Herrn Professor Max Weber, dem Gatten der Frau Marianne Weber, an, ob er die Äußerungen seiner Gemahlin billige und ob er sie eventuell mit der Waffe verteidigen wolle. Professor Weber wies dieses Ansinnen zurück, wie verlautet, wegen seines schlechten Gesundheitszustandes. Die Angelegenheit soll dann noch vor den akademischen Senat gebracht worden sein und mit einem Verweis für den Privatdozenten geendet haben.“ Trotz der schnell folgenden Dementis Max Webers und Arnold Ruges in den ihnen zugänglichen Zeitungen, die diesen Bericht übernommen hatten – von Weber und Ruge im Heidelberger Tageblatt, Nr. 7 vom 9. Januar 1911, S. 4 (zu dessen Wortlaut vgl. Karte an Marianne Weber vom 12. Januar 1911, unten, S. 34 f., Anm. 1) –, weigerten sich die Dresdner Neuesten Nachrichten beharrlich – unter allerlei Vorwänden –, von ihrem Artikel abzurücken, da ihr Korrespondent Otto Bandmann fest bei seiner Behauptung blieb, diese Nachricht aus zuverlässiger Quelle von einem Gewährsmann aus Heidelberger Universitätskreisen erhalten zu haben. Da der Korrespondent durch das Redaktionsgeheimnis gedeckt war (§ 53 StPO) und auch in seinen späteren brieflichen und telefonischen Kontakten mit Weber anonym blieb, schrieb Weber nach längerer erfolgloser Korrespondenz am 18. März 1911 (unten, S. 147 – 150) einen absichtlich beleidigenden Brief an die Dresdner Neuesten Nachrichten bzw. deren Chefredakteur Julius Ferdinand Wollf. Darauf reichte dieser am 22. Mai 1911, Otto Bandmann am 27. Mai 1911 Privatklage gegen Max Weber ein. Vordringliches Anliegen Webers für die Hauptverhandlung beim Amtsgericht Dresden am 14. Oktober 1911 war es, die Quelle aus akademischen Kreisen, aus der Otto Bandmann die Duellnachricht angeblich geschöpft hatte, aufzuspüren. Jedoch verliefen Prozeß und Urteilsverkündung nicht nach Webers Vorstellungen (vgl. dazu dessen Stellungnahme während der Hauptverhandlung im Privatklageverfahren Adolf Koch contra Weber, abgedruckt im Anhang, Nr. III.18, unten, S.960 f.). Weber wurde wegen Beleidigung Wollfs zu 100 Mark Geld-
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strafe, Wollf und Bandmann auf die Widerklage Webers hin zu jeweils 20 und 30 Mark Geldstrafe verurteilt. Auch war der Name des Informanten nicht preisgegeben worden. Bandmann hatte jedoch durch einen Versprecher – er hatte den Namen „Koch“ mit „Weber“ verwechselt – Weber auf die richtige Fährte geführt. Aufgrund von Informationen von Friedrich Blanck sowie seiner Korrespondenz mit Ernst Traumann, insbesondere vom 9. November 1911, unten, S. 335 f., verstärkte sich Webers Verdacht, daß Adolf Koch die Quelle gewesen sein könnte, was endgültig bei der Verhandlung in zweiter Instanz vor dem Landgericht Dresden am 5. Januar 1912 zur Gewißheit wurde, in der Otto Bandmann den Namen Adolf Koch als Informanten preisgab. Die Revision endete mit einem Vergleich, und Weber konzentrierte sich nunmehr auf den Informanten Adolf Koch, dem er in seinem Brief vom 25. Januar 1912, unten, S. 395 – 406, die böswillige Weitergabe von Klatsch als Tatsachendarstellung supponierte, um Webers Beteiligung an der DGS-Zeitungsenquete unmöglich zu machen, und provozierte so eine Beleidigungsklage seitens Koch, die vom 14. bis 17. Oktober 1912 vor dem Amtsgericht Heidelberg zur Verhandlung kam und die damit endete, daß dieser seine Klage bedingungslos zurückzog. Nachdem Weber seine Vorwürfe gegen Koch auch der Philosophischen Fakultät der Universität Heidelberg übermittelt hatte (Briefe vom 25. und 29. Januar 1912, unten, S. 407 f. und 411 – 414), sah sich diese veranlaßt, am 10. Februar 1912 ein Disziplinarverfahren gegen Koch einzuleiten, das dann während dessen Privatklageverfahren gegen Weber ausgesetzt, am 25. Oktober 1912 jedoch wieder aufgenommen wurde. Dieses endete damit, daß Koch am 28. Februar 1913 die Venia legendi entzogen wurde. Ausschlaggebend für diese Entscheidung war weniger Kochs Verhalten gegenüber Weber als vielmehr der Tatbestand des Plagiats, einen Artikel von Ernst Traumann betreffend (vgl. dazu Briefe an Traumann vom 9. November 1911 und 11. Januar 1912, unten, S. 335 f. und 388 f.), sowie die unbefugte Benutzung der Bezeichnung „Journalistisches Seminar“ in der Öffentlichkeit durch Koch. Die im folgenden veröffentlichten Briefe und Schriftsätze, die Webers Auseinandersetzungen mit den Dresdner Neuesten Nachrichten sowie Adolf Koch dokumentieren, stammen zum größten Teil aus den erhalten gebliebenen Aktenfaszikeln zum Beleidigungsprozeß Koch gegen Weber, die in den 1920er Jahren vom Amtsgericht Heidelberg an das Generallandesarchiv Karlsruhe abgegeben worden sind (GLA Karlsruhe, 269/106 – 108), des weiteren aus der umfangreichen Personalakte Adolf Koch in den Beständen des badischen Ministeriums für Kultus und Unterricht (ebd., 235/2195) sowie einem Faszikel mit diversen Schriftsätzen – zumeist in Abschrift – zum Prozeß Koch gegen Weber (ebd., 235/2644). Ergänzt werden diese Dokumente durch entsprechende Schriftstücke im UA Heidelberg, insbesondere in den Aktenfaszikeln H-IV-326/1 und 326/2. Die einschlägigen Akten des Amts- sowie des Landgerichts Dresden sind hingegen nicht mehr vorhanden. Die folgende Abschrift sowie die weitere Korrespondenz mit der Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten ist während des Privatklageverfahrens von Adolf Koch gegen Max Weber von letzterem mit einem beigefügten erläuternden Schriftsatz an das Amtsgericht Heidelberg, vor dem 12. September 1912, abgedruckt im Anhang, Nr. III.9, unten, S. 906 – 917, geschickt worden. Die Abschrift trägt den eigenhändigen, mit Tinte geschriebenen Vermerk: „Gerichtsexemplar.“ sowie mit Rotstift: „1)“ und den maschinenschriftlichen Zusatz: „Abschrift.“ Ein weiteres, nicht zeilenidentisches Exemplar dieser Abschrift findet sich in: GLA Karlsruhe, 269/106, S. 159. Dieses trägt den eigenhändigen Vermerk: „C Zu I, 2 der Gegenerklärung.“ sowie die maschinenschriftliche Ergänzung: „Abschriften. Vorläufiger Auszug aus dem Briefwechsel zwischen Chefredakteur Wollf, Dr. O[tto] Bandmann, Professor Max Weber.“ Im folgenden wird das „Gerichtsexemplar“ zugrunde gelegt (A1), die Abweichungen gegenüber der zweiten Abschrift (A2) werden annotiert. Die zusätzlichen Rotstiftunter-
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streichungen sowie -bemerkungen in der folgenden Korrespondenz mit der Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten stammen sämtlich von Max Weber und werden ebenfalls im textkritischen Apparat mitgeteilt. Auf die Annotation der wenigen Blaustiftunterstreichungen, deren Herkunft unsicher ist, sowie der Bleistiftunterstreichungen und -randnotizen, die eindeutig von dritter Hand vorgenommen wurden, wird verzichtet.
z. Zt. Charlottenburg, 11. 1. 11.a Sehr geehrte Redaktion!
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Der aus Heidelberg, 6. Januar datierte Artikel in Nr. b 8, 2. Ausgabe vom 8. Januar, mit der Überschrift „cAlt Heidelbergc du Feine“ enthält nebend anderen, meine Frau betreffenden, Unrichtigkeiten,1 auf welche diese, wie sie mir schreibt, nichte zu antworten gedenkt, fam Schluß die Behauptung: Herr Dr. Ruge ghabe Anfragen bestimmter Art an mich gerichtet und ich diese ablehnend beantwortetfg. Ich gestatte mir zu bemerken, daß dieseh Angaben vom ersten bis zum letzten Wort auf freier Erfindung beruhen, daß sich auch nichts ihnen noch so entfernt Ähnliches zugetragen hat und daß ich dem Einsender ifür den Nachweisk dankbar wäre: wo oder wem gegenüber Herr Dr. Rugei – wie von ihm behauptet wird – lsolche Angaben gemacht haben sollel. Für mich selbst ist die Sache, über deren wirklichen Verlauf mich öffentlich zu äußern ich keinen Anlaß sehe, völlig erledigt. Mit der ergebensten Bitte um alsbaldigenm Abdruck dieses Schreibens und in vorzüglicher Hochachtung Professor Max Weber, Heidelberg.
a In A2 folgt als nächste Zeile: An die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten. b A2: No. c A2: Alt-Heidelberg d A1: Unterstreichung mit Rotstift. e A1: Zusätzliche Unterstreichung mit Rotstift sowie Randbemerkung: NB f A2: Unterstreichung mit Rotstift. g A1: Unterstreichung mit Rotstift. h A1: Zweifache Unterstreichung mit Rotstift sowie Vermerk am Textrand: NB A2: Einfache Unterstreichung mit Rotstift. i A2: Unterstreichung mit Rotstift. k A2: Besonders kräftige Unterstreichung mit Rotstift. l A2: Unterstreichung mit Rotstift. m A2: alsbaldigen 1 In dem Artikel war von Marianne Weber als der „bekannten Führerin der modernen Frauen, die vor kurzem mit ihrem Plan der Abschaffung des Kellnerinnenstandes eine seltsame Weltfremdheit verraten“ habe, die Rede gewesen; sie war dabei mit Camilla Jellinek verwechselt worden.
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Marianne Weber PSt 12. Januar 1911; PSt Charlottenburg Karte; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446
Liebe Schnauzel! – Ja, was denkst Du denn? In Örl[inghausen] kriegen wir 4%, auf der Bank nur 3%, von Örl[inghausen] können wir dies Geld, was ja lediglich auf unser Conto geschrieben wird, ganz genau ebenso jeden Moment uns schicken lassen, wie von der Bank. Man solltea alles Geld im Gegenteil so lange als möglich dort lassen, da das pekuniär viel vorteilhafter ist, u. nie mehr von dort aus kommen lassen, als man grade unbedingt braucht. Außerdem nutzt es dem Betrieb, spart ihm ca 2 % (200 Mk) Bankzinsen u. kommt so (im Kleinen) auch uns zu Gute. – Der gute Lask schickte das „Tagebl[att]“ v[om] Montag.1 Na, ich a 具das典 1 Unter dem Titel: („Eine Duellforderung an der Heidelberger Universität“.) brachte das Heidelberger Tageblatt, Nr. 7 vom 9. Jan. 1911, S. 4 (MWG I/13), die folgende Gegendarstellung: „Nach unserer Information sind die Mitteilungen über die Differenzen zwischen Prof. Weber und Privatdozent Ruge von durchaus unberufener Seite in einem Hamburger und einem Berliner Blatt veröffentlicht worden. Schon die Behauptung, Dr. Ruge habe Professor Weber eine Duellforderung zugehen lassen, ist, wie wir schon am Samstag festgestellt haben, vollständig aus der Luft gegriffen. Wir erhalten hierüber von Herrn Professor Dr. Max Weber, zurzeit in Charlottenburg, folgendes Dementi: An der Nachricht des ,Hamburger Fremdenblattes‘ ist kein wahres Wort. Die Angelegenheit selbst, über deren wirklichen Verlauf ich es nicht für richtig halten würde, mich öffentlich ohne absolut zwingenden Grund zu äußern, ist für mich persönlich in jedem Sinne erledigt.“ Die Zeitung berichtete weiter: „Aber auch sonst ist die Darstellung des ,Falles‘ in verschiedenen Punkten falsch. So hat vor allem Dr. Ruge von Professor Weber nicht Genugtuung verlangt wegen des der Öffentlichkeit übergebenen Schreibens der Frau Marianne Weber. Dr. Ruge hat vielmehr von Professor Weber einen Brief erhalten, durch dessen Inhalt sich der Empfänger in seiner Ehre als Dozent beleidigt fühlte. Es ist also eine grobe Fälschung, wenn behauptet wird: ,Dr. Ruge frug bei Professor Weber an, ob er die Äußerungen seiner Gattin billige und ob er sie eventuell mit der Waffe verteidigen wolle.‘ Im Gegenteil, Dr. Ruge hat die Vermittlung eines Fakultätsmitgliedes in Anspruch genommen, um einen friedlichen und geräuschlosen Ausgleich der Angelegenheit zu erlangen. Selbstverständlich machte Ruge die Zurücknahme der Bemerkungen, die er als Beleidigung auffaßte, zur Bedingung. Die in dieser Beziehung unternommenen Versuche, die Sache zu erledigen, sind jedoch völlig gescheitert. Es wäre nun allerdings der Weg gegeben gewesen, die Angelegenheit mit der Pistole zu erledigen. Dieser Weg wurde jedoch aus prinzipiellen Gründen nicht beschritten. Eine zweite Möglichkeit, sich durch den Spruch der Universitätsdisziplinarbehörde Recht zu verschaffen, lag ebenfalls nicht vor, da Professor Weber
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habe nun endgültig in allen 3 Blättern geantwortet.2 Die Notiz war ja sicher von Windelb[and] redigiert u. möchte gern doch noch zu einem Vergleich kommen.3 Aber ich gehe nur darauf ein, wenn der Lau[s]bubb 4 gänzlich zu Kreuze kriecht und Alles zurücknimmt.5 – Schönsten Dank für Lili’s interessanten klugen feinen aber so recht Lebens-verängstigten Brief. Die Sehnsucht nach Robustheit u. Temperament. Mama ist sehr neugierig darauf, was sie Dir nun antwortet. Ja, – ich komme doch zu wenig, es ist zu viel Persönliches 앚:hier:앚 los (ich schreibe davon noch). Nicht Alfred, sondern Artur soll die Rente6 haben. Laß Dich küssen Dein Max
b Lochung. als inaktiver Professor keiner Disziplinarbehörde untersteht. Aus demselben Grunde konnte auch die philosophische Fakultät als entscheidende Instanz nicht in Anspruch genommen werden. Es blieb also Dr. Ruge nur der Weg der Privatklage offen, den er auch tatsächlich beschritten hat. – Auch die Bemerkungen über die Einmischung der Universitätsbehörden in dieser Angelegenheit in den Blättern entsprechen den Tatsachen nicht ganz.“ 2 Von Webers Schreiben an das Hamburger Fremdenblatt, die Berliner Volks-Zeitung und die Dresdner Neuesten Nachrichten ist nur das letztere überliefert, vgl. Brief an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 11. Jan. 1911, oben, S. 31 – 33. 3 Weber vermutete, daß der zweite Teil der Notiz des Heidelberger Tageblattes (vgl. oben, Anm. 1) von Wilhelm Windelband im Bemühen um eine gütliche Beilegung des Streites zwischen seinem Schüler Arnold Ruge und seinem Kollegen Max Weber redigiert worden sei. 4 Gemeint ist Arnold Ruge. 5 Gemeint ist die Abgabe einer öffentlichen Erklärung durch Arnold Ruge, wie sie Max Weber Wilhelm Windelband zugeleitet hatte, vgl. Brief an Friedrich Blanck vom 17. Dez. 1910, MWG II/6, S. 745. 6 Helene Weber hatte ihren Kindern aus ihrem Vermögen jeweils einen Kapitalbetrag zur Verfügung gestellt. Arthur Weber erhielt daraus regelmäßig die Zinserträge als Beihilfe zur Finanzierung seiner Lebensführung.
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Oskar Siebeck PSt 13. Januar 1911; Charlottenburg Karte; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 Die folgende Karte steht in Zusammenhang mit der geplanten Veröffentlichung der Verhandlungen des Ersten Deutschen Soziologentages.
Sehr geehrter Herr Dr Siebeck! Ich nehme an, daß in § 2 des Entwurfs die Fortlassung der Aufnahme der „Diskussion“1 nur auf Zufall beruht und bitte Sie bejahendenfalls um gefl. Bestätigung.2 – Die Sache wird sich nun noch etwas hinziehen. Mit ergebenstem Gruß! Max Weber
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Charlottenburg Marchstr. 7F Daß Tröltsch, Voigt, Simmela anderweit (in Zeitschriften) erscheinen, teilte ich Ihnen ja mit.3 a 具in典 1 Die ursprüngliche Fassung von § 2 des am 11. Jan. 1911 zugesandten Verlagsvertragsentwurfs bezüglich der Verhandlungen der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446) hatte folgenden Wortlaut: „Zur Veröffentlichung bestimmt sind die Vorträge der Herren Professor Dr. Simmel, Professor Dr. Tönnies, Dr. Ploetz, Geheimrat Dr. Troeltsch, Dr. Voigt und Dr. Kantorowicz, und die Stenogramme der Vorträge der Herren Professor Max Weber, Professor Sombart und Geheimrat Gothein.“ 2 Dazu vermerkt Oskar Siebeck in seiner Antwort vom 17. Jan. 1911 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446): „Nach Ihren damaligen Mitteilungen habe ich allerdings angenommen, die Diskussion solle nicht in extenso veröffentlicht werden. Wenn der Vorstand aber so beschließt, so soll mein Entwurf ohne weiteres auch für diesen Fall unter entsprechender Modifikation bindend sein.“ 3 Weber bezieht sich offenbar auf seinen Brief an Oskar Siebeck vom 14. Okt. 1910 (MWG II/6, S. 647) mit der Mitteilung, daß die Vorträge von Troeltsch und Simmel als eigenständige Artikel publiziert würden. Der Beitrag von Ernst Troeltsch, Das stoisch-christliche Naturrecht und das moderne profane Naturrecht, ist erschienen in: HZ, Bd. 106, 1911, S. 237 – 267, derjenige von Andreas Voigt, Wirtschaft und Recht, in: Zeitschrift für Socialwissenschaft, Neue Folge, Jg. 2, 1911, S. 1 – 12, 99 – 108, 177 – 182, 238 – 249, 311 – 322, 387 – 397 sowie S. 439 – 456. Der von Georg Simmel gehaltene Vortrag: Soziologie der Geselligkeit, ist in keiner Zeitschrift erschienen, findet sich jedoch als Separatveröffentlichung in: FZ, Nr. 291 vom 21. Okt. 1910, 1. Mo.Bl. , S. 1 – 3, und Nr. 292 vom 22. Okt. 1910, 1. Mo.Bl. , S. 1 f.
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Camilla Jellinek 14. Januar 1911; Charlottenburg Brief; eigenhändig BA Koblenz, Nl. Camilla Jellinek, Nr. 26 Im folgenden Brief kondoliert Max Weber zum Tode Georg Jellineks, der in der Nacht vom 12. auf den 13. Januar 1911 in Heidelberg verstorben war.
Z.Z. Charlottenburg Marchstr.7F 14/1 11 Hochverehrte Frau Geheimrath! 5
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Mit Bestürzung und tiefer Trauer erfahre ich den Verlust eines unsrer nächsten Freunde, eines Mannes von seltener Güte und Schlichtheit des Herzens und wundervollen Geistesgaben. Im Laufe der Jahre waren wir uns immer näher gekommen und in mancherlei Schicksalen erfuhr ich an ihm die vielleicht schönste Eigenschaft, die ihna zierte, die große Treue des Empfindens, wo immer er sich einmal an einen Menschen innerlich angeschlossen hatte, – ganz ebenso wie dies vor mir schon Anderen (ich denke namentlich an eine so komplizierte, oft rauhe, Natur, wie Erwin Rohde es war)1 von ihm widerfahren war. Ich habe in diesen wundervollen Gaben seines Herzens stets eineb Frucht jener reinsten und unverfälschtesten Menschlichkeit gesehen, wie sie diec feinsten Elemented des Judentums, dem er durch Geburt angehört hatte, durch eine allem Druck der Jahrtausende stand haltende uralte Überlieferung von Geschlecht zu Geschlecht sich erhalten und bei sich gepflegt hatten. Es gehörte für mich zu den allerschmerzlichsten Erlebnissen, als im Herbst vor einem Jahr eine Krankheit2 die Leistungsfähigkeit seines unendlich fein besaiteten, schlagfertigen, vielseitigen Geistes anzustoßen schien, und daß er ihr nach schwerem Kampf siegreich widerstand,
a O: in b 具jener典 c den > die d O: Elementen 1 Zu dem freundschaftlichen Verhältnis zwischen Georg Jellinek und seinem Heidelberger Kollegen Erwin Rohde vgl. Jellinek, Camilla, Georg Jellinek. Ein Lebensbild, in: Jellinek, Georg, Ausgewählte Schriften und Reden, Bd. 1. Neudruck der Ausgabe Berlin 1911. – Aalen: Scientia 1970, S. 86* f. 2 Georg Jellinek hatte Ende Oktober 1909 einen Schlaganfall erlitten, so Camilla Jellinek, wie Anm. 1, S. 139*.
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bereitete mir und allen seinen Freunden die herzlichste Freude. Wir schienen nun allen Grund zu haben, darauf zu hoffen, daß seine in Deutschland auf seinem Gebiet einzigartige Lehrkraft der Universität noch lange Jahre erhalten bleiben werde, zumal er ja alle ärztlicherseits ihm auferlegte Vorsicht, wenn auch sehr ungern, auf sich nahm. Nun ist er unerwartet dahingegangen, und wenn an diesem schweren Schlage für uns Draußenstehende Eines tröstlich ist, so ist es: zu wissen, daß er ungebrochenen Geistes, aus dem vollen, auch von ihm selbst gefühlten, Besitz seiner wundervollen Gaben heraus, auf das stille ewige Lager gesunken. Sie behalten so, hochverehrte Frau Geheimrath, das volle Bild seiner durch Alter und Krankheit ungeschwächten Persönlichkeit für Ihr Leben im Herzen und Ihre Kinder auch. Es ist mir sehr schmerzlich, daß ich es nicht ermöglichen kann, schon morgen in Heidelberg zu sein, um ihm die letzte Ehre zu erweisen, aber ich werde in kürzester Zeit wieder dort sein und versuchen, ob Sie mich sprechen können und wollen. Wie schön, daß er die Entwicklung Ihrer Kinder noch voll erleben durfte! Hätte ihm das Schicksal noch einige Jahre gegönnt, – ein Mitglied seiner Fakultät sagte mir in der Zeit, als es ihm so sehr schlecht ging: „Sollte er wirklich in absehbarer Zeit sich 앚:für seine Stelle:앚 leistungsunfähig fühlen, so giebt es ja keinen Nachfolger – es sei denn: seinen Sohn.“3 Ich drücke Ihnen und Ihrer Familie in warmer Teilnahme und Freundschaft die Hand und hoffe Sie recht bald zu sehen! In herzlicher Trauer Ihr getreuer eMax Webere
e Fehlt heute in O; möglicherweise beim Lumbecken des Briefes abgeschnitten worden. 3 Gemeint ist Walter Jellinek.
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Marianne Weber PSt 14. Januar 1911; PSt Charlottenburg Karte; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446
Sonnabend L. Schn.
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Ich schrieb Frau Jellinek.1 Zum Kommen zur Beerdigung ist es zu spät;2 ich erfuhr die Sache erst heut morgen. Aber vielleicht will sie mich wegen der schwierigen materiellen Dinge sprechen. Doch hat auch das wohl ca 8 Tage Zeit. Ich komme dann am Sonntag/Montag heim. – Gestern Artur & Valborg,3 jetzt mit ihrem Schicksal ausgesöhnter. Mama ist eben nervös noch immer ziemlich „anfällig“. Lili kommt Mitte März, hoffentlich ist ihre Schmargendorfer Wohnung (dicht bei Lichterfelde) eingeräumt u. fertig, ehe sie sich legen muß.4 Ein Conventioneller 앚:Dank:앚 „Besuch“ von E[lse] J[affé]5 wäre doch eine arge Geschmacksverirrung, zumal ein vorher Dir für mich annoncierter. Das wäre nicht die Art, zu einema „guten Wort“ zu kommen, sondern das grade Gegenteil. Die ganze Sache hat bei ihrer jetzigen Art doch keinerlei Zweck. – Herzlich küßt Dich Dein Max
a O: eine 1 Vgl. den Kondolenzbrief an Camilla Jellinek vom selben Tag, oben, S. 37 f. 2 Georg Jellinek war am 12. Januar 1911 in Heidelberg gestorben und wurde am Sonntag, dem 15. Januar, beerdigt. 3 Valborg Weber, geb. Jahn. 4 Lili Schäfer erwartete ihr viertes Kind. Hermann Schäfer wurde am 24. April 1911 geboren. 5 Marianne Weber hatte über einen Besuch von Else Jaffé berichtet, bei dem sie dieser ein Geschenk Max Webers für seinen Patensohn Peter Jaffé, der am 24. Dezember 1907 geboren worden war, übergab. Else Jaffé hatte dabei die Absicht geäußert, Max Weber einen Besuch zu machen, um ihm zusammen mit dem Patenkind zu danken. Vgl. Brief an Marianne Weber vom 20. Jan. 1911, unten, S. 51, Anm. 1. Über die Einstellung Max Webers zu Else Jaffé vgl. Briefe an Marianne Weber vom 1. Nov. und an Helene Weber vom 4. Nov. 1910, MWG II/6, S. 674 und 676 f.
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Marianne Weber [14. Januar 1911; Charlottenburg] Brief; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446 Das Datum ist aus der vorangehenden Karte, der Ort aus dem Inhalt des Briefes erschlossen.
Lieber Schnauzel, – Ich habe Frau Gothein abgesagt.1 Denn vielleicht komme ich doch erst nächste Woche, je nachdem. Gestern war ich Abends bei Herkner, vorher bei Cohn-Viebig.2 Er herzlich wie immer. Sie eine runde Madame, zu der die „Augenbrauen“ 앚:jetzt:앚 schlecht stehen. Aber sie war sehr nett u. gesprächig[.] Der Junge macht ihnen mit Nervensachen etwas Sorgen. Sonst haben sie ein hübsches Haus draußen3 – sie geht fast gar nicht aus – reiten u. s. w. Er verdient als ihr Verleger4 gehörig Geld, das sagte er. Nachher waren Artur, Valborg,5 Clara (die ein ziemliches Fieber – Erkältung – ihres Kleinsten6 gar nicht tragisch nimmt) hier. A[rthur] u. V[alborg] sind jetzt wohl nach 앚:Übernahme von 300 Mk „Rückständen“ durch Mama:앚 Erhöhung des Zuschusses7 auf 3600 M. und, statt Monatsraten, Eröffnung eines Credits jedes Jahr zu Anfang 앚:auf einmal:앚 in dieser Höhe etwas ausgesöhnter mit der Welt. Viel ist mit ihr, so nett sie sein kann, nicht anzufangen, die „Gedanken“[,] die sie so gern „aussprechen“ möchte, sind offenbar wesentlich flüchtige ungeformte Stimmungen. Mama fällt sie immer wieder auf die Nerven. A[rthur] selbst ist ein guter, aber doch nach wie vor sehr einfacher, nur offenbar beruflich tüchtiger Mensch. Clara ist seit den Casseler Evenements8 sehr
1 Ein Schreiben Max Webers an Marie Luise Gothein ist nicht nachgewiesen. Es handelte sich um eine Einladung zum 21. Januar 1911, vgl. Brief an Marianne Weber vom 22. Jan. 1911, unten, S. 59. 2 Fritz Cohn war ein Jugendfreund Max Webers und mit Clara Viebig verheiratet.. 3 In Berlin-Zehlendorf in der Königstraße. 4 Clara Viebig war eine erfolgreiche naturalistische Schriftstellerin. 5 Valborg Weber, geb. Jahn. 6 Gemeint ist der 8 Monate alte Ernst-Wolf Mommsen. 7 Vgl. Karte an Marianne Weber vom 12. Jan. 1911, oben, S. 35 mit Anm. 6. 8 Während des Kuraufenthaltes von Helene Weber im Sanatorium Bad Wilhelmshöhe bei Kassel im Oktober 1910 hatten Clara und auch Ernst Mommsen mit großer Dringlichkeit gefordert, Helene Weber solle aus gesundheitlichen Gründen ihre sozialfürsorgerischen Tätigkeiten einstellen. Vgl. auch Brief an Marianne Weber vom 30. Okt. 1910, MWG II/6, S. 668.
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herzlich, natürlich findet sie nicht die Worte, Mama etwas zu sagen, aber im Ganzen ist die Sache doch sehr nett jetzt, 앚:der kleine:앚 Conrad9 viel bei Mama. Clara giebt sich auch mit Valborg viel Mühe, mit einem gewissen Erfolg, denn nur von Ernst10 nimmt V[alborg] an, daß sie ihm unsympathisch sei. Von Carl’s Abscheu ahnt sie nichts. Mit Frau Stein geht es bei Artur u. V[alborg] offenbar schlecht. Sie steht Mama sehr nahe, u. weiß um ziemlich viele Familiendinge u. das kränkt dann Artur gelegentlich, wo er das bezüglich seiner merkt; was dann Mama schwer versteht und tragisch nimmt. Nähme nur Mama Artur’s Finanzkünste und überhaupta A[rthur] u. V[alborg]’s Neigung zu „unnötigen“ statt der „nötigen“ Ausgaben etwas mehr auf die leichte Achsel. Er muß halt auf seine Façon selig werden. – Ernst ist recht unglücklich, daß Georg11 sich erst nach starkem Drängen entschließt, Lili12 hierher zu bringen, undb die Sache doch nicht so macht, wie er es gern möchte, – sie sind in Örl[inghausen] etwas Autoritäten-Anbeter. Immerhin kommen sie doch nun in der nächsten Woche, wie ich höre. Ernst hält es für fast sicher rein physisch bedingt und heilbar (vielleicht Gallenstein). – Frau Jellinek habe ich geschrieben13 – das schrieb ich wohl schon. Ich denke doch, der reiche Bruder14 in Nizza wird dem Sohn15 die Habilitation ermöglichen. Wenn Ruge klagt, – wegen des „Bedauerns, daß er dem Lehrkörper angehört“,16 – so werde ich lediglich konstatieren, daß er, wegen einer ganzen Odyssee schwerer Entgleisungen, die noch nicht einmal alle den akademischen Behörden bekannt gewesen sind, seine Habilitation
a 具dessen典
b 具unter典
9 Der älteste Sohn von Clara und Ernst Mommsen. 10 Ernst Mommsen. 11 Georg Müller. 12 Lili Müller, Ehefrau von Georg Müller, war seit längerem krank. Vgl. Brief an Marianne Weber vom 8. Jan. 1911, oben, S. 24. 13 Vgl. Brief an Camilla Jellinek vom 14. Jan. 1911, oben, S. 37 f. 14 Gemeint ist Emil Jellinek-Mercédès. 15 Walter Jellinek. 16 In seinem Brief an Arnold Ruge vom 13. Dez. 1910 hatte Weber in provozierender Absicht geschrieben: „[…] ich bedaure, daß Jemand, der sich so verhält, wie Sie es getan haben, der Universität angehört.“ MWG II/6, S. 717.
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1) nur gegen das Versprechen anständigen Verhaltens17 erlangen konnte, – 2) dieses Versprechen brach. Jede einzelne dieser beiden Thatsachen rechtfertigt meine Bemerkung. Leider wird es aber vielleicht nötig sein, auf die Antezedenzien einzugehen u. dann muß ich Rickert18 und die Herren von der „Ethischen Cultur“ um Details bitten,19 ev. auch Blanck20 als Zeugen zitieren. Mit Mama’s Bein geht es ja entschieden besser. Aber sie muß immer ihre Luftwärme-Cur21 durchmachen auf dem Sopha täglich, eine unbequeme Sache. Lili kommt hoffentlich schonc Mitte März, damit sie in ihrer Wohnung entbindet.22 Mama hat ihr das geschrieben. Mama will im Herbst zu uns (resp. Hochsommer). Im Fall Bernhard hat die 앚:Philos[ophische]:앚 Fakultät hier, nachdem durch ein Sich-Verpappeln des Redakteurs der Vossischen Zeitung festgestellt war, daß er einen Artikel selbst geschrieben hatte, zu dem er jede Beziehung offiziell abgeleugnet hatte, dem Minister ein Gesuch eingereicht: „er sei ihrer Achtung unwürdig u. man möge sie von ihm be-
c 具den典 17 Max Weber bezieht sich auf das Habilitationsverfahren von Arnold Ruge. Die Professoren Fleiner und von Lilienthal hatten Einwände erhoben, Wilhelm Windelband als Fachvertreter war in seinem Gutachten auf die erhobenen Vorwürfe eingegangen und hatte erklärt, „er hoffe, der bestimmten Hoffnung Ausdruck geben zu können, daß er [Ruge], mit der Zeit und der Erfahrung ruhiger geworden, der Fakultät keine Schwierigkeiten durch geräuschvolles und taktloses Auftreten bereiten werde; es würde ihm ungerecht und ebenso unrechtmäßig erscheinen, wegen solcher jugendlicher Auswüchse eine entschieden wertvolle Leistungen versprechende Kraft zurückzuweisen.“ UA Heidelberg B-3099, S. 90 sowie das Gutachten vom 23. Mai 1910, UA Heidelberg, H-IV-102439, S. 263 – 270. Die Vorwürfe gegen Arnold Ruge bezogen sich auf einen den Redner beleidigenden Diskussionsbeitrag nach einem Vortrag von Dr. Ernst Horneffer bei der Freien Studentenschaft in Heidelberg. Vgl. Heidelberger Tageblatt, Nr. 143 vom 23. Juni 1909, S. 5. 18 Vgl. Brief an Heinrich Rickert, nach dem 15. Jan. 1911, unten, S. 48. 19 Vermutlich handelt es sich um einen Vorfall, der die „Deutsche Gesellschaft für ethische Kultur“ zur Anwendung des Hausrechts gegen Arnold Ruge veranlaßte. Vgl. Brief an Friedrich Blanck vom 27. Jan. 1911, unten, S. 62 mit Anm. 4. 20 Es handelt sich vermutlich um Ruges Fehlverhalten gegenüber Anna Blanck, worüber Max Weber deren Mann um Auskunft bittet; vgl. Brief an Friedrich Blanck vom 27. Jan. 1911, unten, S. 62 mit Anm. 5. 21 Helene Weber litt an Krampfadern und Venenentzündung, die im Sanatorium Bad Wilhelmshöhe bei Kassel im Oktober 1910 durch Luft- und Wärmekuren behandelt wurden. 22 Am 24. April 1911 wurde Hermann Schäfer geboren.
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freien“23 앚:(authentisch von Gierke, den ich besuchte):앚[.] Auch eine schöne Sache! Es umarmt Dich, trautes Kind Dein Max
23 Zum „Fall Bernhard“ vgl. den Brief an Heinrich Rickert, nach dem 15. Jan. 1911, unten, S. 49, Anm. 8. Bei dem „Gesuch“ handelt es sich um eine Eingabe der Philosophischen Fakultät der Universität Berlin an den Kultusminister August v. Trott zu Solz vom 9. Januar 1911. Der Wortlaut des Konzepts der Eingabe ist auszugsweise wiedergegeben ebd., unten, S. 49 f., Anm. 9.
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Oskar Siebeck PSt 15. Januar 1911; Charlottenburg Karte; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 Die folgende Karte steht in Zusammenhang mit der geplanten Veröffentlichung der Verhandlungen des Ersten Deutschen Soziologentages.
Sehr geehrter Herr Dr Siebeck! 1. Ich möchte Sie noch bitten, uns berechnen zu lassen (in runder Summe) – wieviel Worte oder Silben wir zu dem festzusetzenden Preise pro Bogen von Ihnen geliefert erhalten würden1 (ich habe keine „Archiv“-No hier). Denn dies werden die Herren vom Vorstand zu wissen verlangen. 2. Sodann: Es empfähle sich vielleicht, die Debatte in Petit zu setzen (oder einer ähnlichen, anzugebenden, Schriftart).2 Alsdann müßte man natürlich pro Bogen petit einen andren Preis ausbedingen und beides dann für den Abnahmepreis ineinanderrechnen. Ich bitte Sie um Berechnung auch dieses Preises3 und gefl. Angabe, wieviel Silben Petit wir dafür (in 1 Bogen) gedruckt erhalten (ungefähr).4 3. Endlich: könnten Sie auf Grund meiner Ihnen gemachten Angaben annähernd schätzen, wieviel Bogen die Publikation –1) wenn Alles im Satz der Vorträge gedruckt würde, – 2) wenn ca 400 Seiten Mscr. à 150
1 Wie Oskar Siebeck in seiner Antwort vom 17. Jan. 1911 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446) mitteilte, ergab sich für einen Druckbogen aufgrund der Satzeinrichtung für die Abhandlungen des AfSSp die Zahl von etwa 34 560 Buchstaben bzw. etwa 11 520 Silben. 2 Dazu vermerkt Oskar Siebeck (wie Anm. 1), daß sich ein Petitsatz kaum empfehlen werde: „Eher käme diejenige Satzeinrichtung in Betracht, in der im ,Archiv‘ die ,Literaturberichte‘ und die ,Sozialpolitische Chronik‘ (II) gesetzt werden, äußersten Falles die Satzeinrichtung des ,Literaturanzeigers‘ (III).“ 3 Laut Siebecks Antwort (wie Anm. 1) werde der Preis von 16 auf 20 Pf. pro Bogen angehoben werden müssen. 4 Nach Siebecks Berechnungen (wie Anm. 1) ergaben sich für Satzeinrichtung II (Literaturberichte und Chronik) für einen Druckbogen etwa 14 900 Silben, für Satzeinrichtung III (Literaturanzeiger) etwa 16 400 sowie für Satzeinrichtung IV (Noten des AfSSp; Petit) etwa 19 000 Silben.
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Worte in Petit 앚:(oder andrer Schrift):앚 gesetzt würden, der Rest – die 9a Vorträge in voller Schrift – umfassen würde?5 Mit vorzüglicher Hochachtung Max Weber 5
Charlottenburg Marchstr. 7F NB! Sonderausgaben nur im Einvernehmen mit denb Autoren! (versteht sich wohl von selbst!)
a [8] > 9 b 具Verfassern典 5 Laut Siebeck kam der Umfang der neun Vorträge, soweit die Satzeinrichtung I (= Drucktype der Abhandlungen des AfSSp) zugrunde gelegt werde, auf ungefähr 12 Druckbogen, der Umfang der Debattenbeiträge in Satzeinrichtung I auf etwa 15 Druckbogen, in Satzeinrichtung II auf etwa 12, in Satzeinrichtung III auf etwa 11 sowie in Satzeinrichtung IV auf etwa 91/2 Druckbogen. Nach Webers Brief vom 20. Febr. 1911 (unten, S. 108) wurde für den Druck der Debattenbeiträge die Satzeinrichtung III, wie sie für den Literaturanzeiger des AfSSp Verwendung fand, zugrunde gelegt.
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Heinrich Rickert [nach dem 15. Januar 1911]; Charlottenburg Brief; eigenhändig GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 25, Bl. 63 – 64 Die Datierung ist erschlossen aus einem Brief Rickerts an Emil Lask vom 15. Januar 1911 (UB Heidelberg, Heid. Hs. 3820), der die Frage enthält, worum es eigentlich bei dem Konflikt Ruges mit Max Weber gehe. Der folgende Brief sowie die sich daran anschließenden Schreiben an Heinrich Rikkert, Friedrich Blanck, Christian Bartholomae und Friedrich Voelcker stehen in Zusammenhang mit einer Auseinandersetzung zwischen Max Weber und Arnold Ruge, die schließlich zur Privatklage Ruges gegen Weber führte. Entzündet hatte sich der Konflikt an einer Kontroverse zwischen Marianne Weber und Arnold Ruge, die im Dezember 1910 in den Spalten der Heidelberger Zeitung und des Heidelberger Tageblatts ausgetragen wurde (Auszüge aus den Artikeln sowie die ausführliche Dokumentation der Kontroverse finden sich in MWG II/6, S. 715 – 717). Anläßlich eines Berichts über eine Veranstaltung des Heidelberger Vereins „Frauenbildung – Frauenstudium“ hatte sich Arnold Ruge im Heidelberger Tageblatt in beleidigender Form über die Frauenbewegung geäußert: „Heute gibt es noch keine Frauenbewegung, sondern nur eine Bewegung, eine tosende Revolution derer, die nicht Frauen sein können und nicht Mütter sein wollen. Die Frauenbewegung von heute – und glänzend dokumentierte das der Heidelberger Frauentag – ist eine Bewegung, die sich zusammensetzt aus alten Mädchen, sterilen Frauen, Witwen und Jüdinnen, die aber, welche Mütter sind und die Pflichten der Mutter erfüllen, sind nicht dabei“ (Ruge, Arnold, Eingesandt, in: Heidelberger Tageblatt, Nr. 283 vom 3. Dez. 1910, 2. Bl., S. 3). Als Vorsitzende des Heidelberger Frauenvereins reagierte Marianne Weber zunächst privatbrieflich, dann öffentlich auf diese Insinuationen, während Arnold Ruge in gewundenen Formulierungen letztlich nichts von seinen Unterstellungen zurücknahm. Die Art und Weise, wie dieser zu den Vorwürfen Marianne Webers Stellung nahm, veranlaßte Max Weber dazu, mit einem kurzen Privatbrief an Ruge vom 13. Dezember 1910 (MWG II/6, S. 717) in diese Kontroverse einzugreifen: „Sehr geehrter Herr College! Ich möchte nach Kenntnisnahme von der Art Ihrer ,Erwiederung‘, Sie nicht im Zweifel lassen, daß ich natürlich jedes Wort der Erklärung meiner Frau auch meinerseits unterschreiben möchte und daß ich bedaure, daß Jemand, der sich so verhält, wie Sie es getan haben, der Universität angehört. Ich veröffentliche, nach so viel dem Ansehen der Universität abträglichen öffentlichen Worten, diesen Brief nicht. Antwortschreiben Ihrerseits weise ich aber auch meinerseits zurück, ohne sie zu öffnen.“ Daraufhin versuchte Arnold Ruge durch die Vermittlung seines Mentors Wilhelm Windelband, Max Weber zur Zurücknahme seines Schreibens zu bewegen, was dieser jedoch ablehnte (vgl. die Briefe Max Webers an Friedrich Blanck vom und nach dem 17. Dezember 1910, MWG II/6, S. 743 – 745 und 746f.). Andererseits weigerte sich Ruge, einer von Max Weber verfaßten Erklärung zuzustimmen, deren Unterzeichnung für Weber eine absolut notwendige Vorbedingung für eine Beilegung des Konfliktes darstellte. „In meiner Äußerung in N° 283 des Heidelberger Tageblatts hatte ich eine sachliche Kritik sachlicher Ziele der Frauenbewegung zu geben beabsichtigt. Bei nochmaliger eingehender Prüfung überzeuge ich mich jedoch, daß ich nicht nur in der Form mich zu Beleidigungen habe hinreißen lassen, sondern daß mir auch Behauptungen aus der Feder geflossen sind, welche ich nicht aufrechterhalten kann, zumal einige von ihnen eine (mir ganz fern liegende) Deutung gegen das persönliche Leben der in jener Bewegung hervortretenden Frauen nahelegten. Ich halte es daher für richtig, unter dem Ausdruck des Bedauerns meine damalige übereilte Äußerung gänzlich zurückzuziehen“
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(vgl. Anlage zum Brief an Blanck vom 17. Dezember 1910, MWG II/6, S. 745). Als Max Weber zu dem für den 20. Januar 1911 anberaumten Sühnetermin nicht erschien, reichte Arnold Ruge am 30. Januar 1911 Privatklage gegen Max Weber beim Amtsgericht Heidelberg ein. Die Klage wurde Weber am 14. Februar 1911 zugestellt, aber bereits am 17. Februar von Ruge zurückgezogen, da ihm dies von Ludolf v. Krehl, dem Arzt Windelbands, mit der Bitte um Rücksichtnahme auf dessen Gesundheitszustand nahegelegt worden war. Nach dem erfolglosen Versuch der Heidelberger Vereinigung der Privatdozenten, Ruge zu einer (nicht öffentlichen) Rücknahme seines „Eingesandt“ zu bewegen, beendete Ruge seinerseits den Konflikt mit Weber durch eine „Erklärung“ vom 29. März 1911, derzufolge er nach „wiederholte[n] Versuche[n] zu einer gütlichen Verständigung […], welche alle an der Hartnäckigkeit des Herrn Prof. Weber scheiterten“, zu der Erkenntnis gekommen sei, daß Weber „die Schwere der Beleidigung und die an eine solche geknüpfte Ehrenpflicht der Genugtuung in einem Zustande krankhafter Überreizung nicht zu erkennen vermag. Aus diesen Gründen erkläre ich nunmehr, daß ich auf jeden Ausgleich mit dem genannten Herrn verzichte“. Der volle Wortlaut der Erklärung Ruges mit eigenhändigen Zusätzen Max Webers (GLA Karlsruhe, 235/2644) ist abgedruckt im Anhang, Nr. I.2, unten, S.820 f.
Z. Z. Charlottenburg March-Str. 7F a Lieber Rickert!
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Aus anliegendem Brief Windelbandsb – geschrieben noch vor derc Veröffentlichung des Briefes meiner Frau – ersehen Sie ungefähr, was er versprechen mußte1 – mußte: denn ohne daß (Gothein’s Ausdruck:) W[indelband] für ihn „bürgte“, wäre er nicht habilitiert. Daß ihm – wie ev. gerichtlich wird konstatiert werden müssen – wegen ungehörigen Benehmens gegen eine Dame2 von deren Mann (Dr Blanck,d Journalist,
a O: hochgestellter Buchstabe zweifach unterstrichen. b Eigenhändige Randbemerkung Max Webers: Recht bald zurückerbeten! c 具Bri典 d O: Blank, 1 Brief von Wilhelm Windelband an Max Weber vom 12. Dez. 1910 (Abschrift masch.; GLA Karlsruhe, 269/108, S. 33 – 35): „R[uge] hatte mir bei der Habilitation auf das Bestimmteste versprochen, daß er sich aller Unbesonnenheiten im öffentlichen Auftreten enthalten werde [von Weber mit Rotstift unterstrichen und mit Randstrich versehen]; [...] und ich bedaure selbstverständlich auf das tiefste, daß ein Mann, der seine Position doch z. T. mir verdankt, sich solche Ungezogenheiten hat zu Schulden kommen lassen. [...] Ich bitte Sie, da Sie mich auf die traurige Sache angeredet haben, dies als meine ganz persönliche und vertrauliche [eigenhändige Unterstreichung und Randbemerkung Max Webers: NB!] Äußerung darüber aufzunehmen.“ 2 Dieser Zwischenfall mit Anna Blanck hatte sich auf dem Internationalen Philosophenkongreß in Heidelberg 1908 ereignet. Vgl. dazu Brief an Friedrich Blanck vom 27. Jan. 1911, unten, S. 62, Anm. 5, sowie den Nachtrag zur Beilage der Gegenäußerung vom 1. Juli 1912, abgedruckt im Anhang, Nr. III.5, unten, S. 887.
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Heidelberg, persönliche Mitteilung) Ohrfeigen angeboten wurden u. er darauf mit der Begründung: „er sei oft seiner nicht mächtig“ sich (schriftlich) entschuldigte, war W[indelband] und der Fakultät nicht bekannt. – Mein Brief an R[uge] enthielt lediglich die Bemerkung: „Nach Kenntnisnahme von der Art Ihrer ,Erwiederung‘ möchte ich Sie nicht im Zweifel lassen, daß ich natürlich jedes Wort in dem Brief meiner Frau unterschreibe und bedaure, daß ein Mann, der sich so benimmt, dem Lehrkörper angehört. Ich veröffentliche diesen Brief nicht, mit Rücksicht auf das Ansehen der Hochschule“.3 Ich werde gerichtlich geltend machen, daß ein Mann, der 1) öffentliches Wohlverhalten versprechen mußte, um Privatdozent zu werden, 2) dies Versprechen brach, – aus beiden Gründen meine Bemerkung verdient. Ist es wahr, daß R[uge] – wie F[riedrich] Schmid behauptet – Ihnen gesagt hat, er (R[uge]) verdanke seine Habilitation ja doch lediglich W[indelband]’s Senilität?e Sie, l[ieber] Fr[eund], können in dieser Sache, die mich etwas ekelt, ohne mich übrigens zu erregen (vollends meine Frau amüsiert sich lediglich daran) wohl nichts thun. Es ist mir eigentlich recht peinlich, wenn Sie um dieser Geschichte willen Ihre Mitarbeit bei einem nützlichen Werk absagen.4 Jedenfalls würde ich wünschen, daß Sie höchstens Windelband volle Aufklärung geben. Denn wenn Sie an R[uge] schreiben, was Sie wirklich denken, so verklagt er auch Sie – mich hat er übrigens bisher trotz der prahlerischen Ankündigung 앚:noch immer:앚 nicht verklagt5 – und wozu? Überhaupt seien Sie in sofern vorsichtig, als Sie Sich erinnern müssen, ihm s. Z. einen formell sehr
e Eigenhändige Randbemerkung Max Webers: Sollte das richtig sein, dann würde ich Sie um einen kurzen Brief bitten, der nur dies enthält, bzw. alles Das, was er über Windelband gesagt hat.6 Ich beabsichtige nämlich im Fall der Klage, das Gutachten der Privatdozenten-Vereinigung über die Standesgemäßheit seines Verhaltens einzuholen. 3 Gemeint ist der Brief vom 13. Dez. 1910 (MWG II/6, S. 717); vgl. dazu auch die Editorische Vorbemerkung, oben, S. 46. 4 Vermutlich bezieht sich dies auf Rickerts Absage, an der von Arnold Ruge projektierten „Encyclopädie der philosophischen Wissenschaften“ mitzuwirken. 5 Die Privatklage wurde Weber am 14. Februar 1911 zugestellt. 6 Entsprechende Äußerungen Ruges waren in Gesprächen mit Richard Kroner, Fedor Stepun und Sergej Gessen gefallen; vgl. dazu die Notiz für die Handakten zum Nachtrag der Beilage zur Gegenerklärung, um den 1. Juli 1912, abgedruckt im Anhang, Nr. III.6, unten, S.890 f.
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freundlichen Brief in der Logos-Sache geschrieben zu haben,7 den er natürlich gegen Sie ausspielen wird, wenn Sie Sich sachlich dazu zu stark in Gegensatz bringen durch Das, was Sie über die damalige Verhandlung sagten. Haben Sie gehört, daß in dem Fall Bernhard 8 die Philos[ophische] Fak[ultät] hier einstimmig beschlossen hat: „er sei ihrer Achtung unwürdig und der Minister werde gebeten, sie von ihm zu befreien (sic)“?9 Ein
7 Der entsprechende Brief ist im Nl. Arnold Ruge im GLA Karlsruhe nicht nachgewiesen. 8 Gemeint ist der Streit Ludwig Bernhards mit seinen Kollegen in der Philosophischen Fakultät der Universität Berlin Gustav v. Schmoller, Adolph Wagner und Max Sering. Bernhard, der 1908 ohne Anhörung der Fakultät nach Berlin berufen worden war, sah sich angesichts des Widerstands seiner Fachkollegen genötigt, einen Revers zu unterzeichnen, demzufolge er sich verpflichten mußte, seine Lehrtätigkeit nur auf Spezialvorlesungen zu beschränken. 1910 war es dann zwischen Bernhard, der sich nicht mehr an den Revers gebunden fühlte, und Sering bei der Festsetzung der Hauptvorlesungen für das Wintersemester 1910/11 zu Konflikten gekommen, die bis zu einer Duellforderung des ersteren eskalierten und ein großes Presseecho hervorriefen. Der Streit fand formell sein Ende am 28. Dezember 1910 durch eine Bekanntmachung des Rektors, Max Rubner, derzufolge die Konfliktparteien ihre gegenseitigen Anschuldigungen und Beleidigungen zurückgenommen hätten und der Revers aufgehoben sei. Indes erhielt der Konflikt eine neue Wendung durch eine Zeitungsnotiz, die einen Tag vorher erschienen und, wie sich später herausstellte, von Ludwig Bernhard selbst verfaßt worden war. Dadurch fühlten sich nicht nur seine Fachkollegen, sondern die gesamte Fakultät brüskiert. Stein des Anstoßes war die unter dem Titel: Der Professorenstreit beigelegt, in der Vossischen Zeitung, Nr. 606 vom 27. Dez. 1911, Ab.Bl., S. 3, abgedruckte Anfangspassage: „Nach zehntägigen, höchst schwierigen Verhandlungen im Kultusministerium sind die sachlichen Differenzen zwischen den Professoren der Nationalökonomie an der Berliner Universität Sering, Schmoller und Wagner einerseits und Bernhard andererseits durch loyale Erklärungen beider Teile ausgeglichen worden. Diese Erklärungen, die demnächst veröffentlicht werden sollen, beseitigen die Hemmnisse, die bisher der freien Lehrtätigkeit eines der Beteiligten entgegenstanden.“ Die Fakultät sah sich dadurch veranlaßt, durch eine einstimmig verabschiedete Eingabe an den preußischen Kultusminister vom 9. Jan. 1911 auf die Remotion Bernhards zu dringen, was dieser aus formaljuristischen Gründen ablehnte, jedoch in brüsker Form bekanntgab. Der Berliner „Professorenstreit“ hatte ein parlamentarisches Nachspiel in der Debatte des preußischen Abgeordnetenhauses am 15. März 1911, in welcher die Sprecher der konservativen Parteien die Haltung des Ministers guthießen, während die Vertreter der Nationalliberalen sowie der Fortschrittlichen Volkspartei den Standpunkt der Berliner Philosophischen Fakultät vertraten. Verhandlungen des preußischen Abgeordnetenhauses 1910/11, Bd. 3, S. 4110 ff. 9 Gemeint ist die Eingabe an den Kultusminister August v. Trott zu Solz am 9. Januar 1911 (Konzept, handschriftlich; UA der Humboldt-Universität zu Berlin, Phil. Fak., Nr. 34, Bl. 21 – 22), die von der Philosophischen Fakultät auf ihrer Sitzung vom 7. Januar 1911 einstimmig – mit Ausnahme der nicht anwesenden nationalökonomischen Fachvertreter – beschlossen worden war. In der Eingabe heißt es u. a.: „Nach dem E. E. bekannten gutachtlichen Urteil der von dem Hrn. Rector eingesetzten Commission […] hat Hr. Prof. Bernhard während der langen Dauer dieses Conflictes (und ebenso […] wieder unmittelbar nach dem formellen Ausgleich des Conflicts eine Haltung u. Gesinnung gezeigt, die
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Redakteur der „Voss[ischen] Zeitung“ hatte sich verplappert und zugegeben, daß ein Artikel von Bernhard selbst geschrieben sei, zu dem er in feierlichster Weise jede Beziehung abgeleugnet hatte.10 Es ist um den Mann ein Jammer. Das Ministerium, welches ihm s. Z. das Ehrenwort abnahm, eine Unanständigkeit zu begehen, hat ihn auf dem Gewissen. Herzliche Grüße! Ihr Max Weber
ihn der Achtung und des Vertrauens seiner Facultätsgenossen notwendig berauben muß.“ Da er in dem Streitfall mit seinen Kollegen eine Schlichtung abgelehnt habe und diese internen Fragen „durch seine Schuld bösartig entstellt“ und „vor die breiteste Öffentlichkeit gezerrt wurden“, habe „er aus einem verhältnismäßig geringfügigen Anlaß ein öffentliches Ärgerniß gemacht, das das Ansehen der Universität aufs schwerste geschädigt hat, und hat er uns die Gewißheit gegeben, daß er in unsere Fakultät nach seinem gesamten Denken, Fühlen und Handeln nicht hineingehört. […] Demgemäß betrachtet sie es als eine Ehrenpflicht, E.E. aufs dringendste zu bitten, daß sie durch geeignete Maßnahmen […] aus der unerträglichen Situation befreit werde, die ihr aus der Zugehörigkeit des Hrn. Bernhard erwächst.“ 10 Gemeint ist der Artikel in der Vossischen Zeitung vom 27. Dezember 1911; vgl. dazu Anm. 8.
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Marianne Weber [20. Januar 1911; Charlottenburg] Brief; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446 Datum erschlossen aus der Tagesangabe „Freitag“ und dem im Brief erwähnten Kammerkonzert, das am 19. Januar 1911, und dem Symphoniekonzert, das am 20. Januar 1911 stattfand. Ort erschlossen aus dem Inhalt des Briefes. Schlußformel fehlt.
Freitag. L. Schnäuzel,
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– einen – fremden und leeren, gut gemeinten – Brief von Else J[affé],1 von dem ich aber noch nicht einmal sicher bin, ob er ihrer Initiative entsprang, schicke ich morgen. Gestern Abend: Kammermusik in der Singakademie 앚:(Klingler-Quartett):앚: Brahm’sches Streichquartett, anspannend, sehr schön ausgeführt, dann, erholend, Haydn, dann das Oktett von Schubert – wie schön doch die Leute damals die Flöte zu verwenden wußten, ganz diskret, aber wohlthuend in ihrer Reinheit gegenüber dem scharfen Näseln der Violine.2 Heut: Matinée im Opernhaus (R[ichard] Strauß3), dann Simmel (sie denken daran – pßt!!a – als Privatleute nach Heidelberg zu ziehen!)1), Abends Symphonieconzert im Er hat 10 000 M. jedenfalls 앚:– außer der Versorgung des Sohns –:앚 zu verzehren (b will das Dozieren aufgeben). 1)
a O: zweifach unterstrichen. b Klammer fehlt in O. 1 In dem Brief von Else Jaffé an Max Weber vom 14. Jan. 1911 (Bestand Max WeberSchäfer, Deponat BSB München, Ana 446) bedankt sie sich für ein Patengeschenk Webers für ihren Sohn Peter und meint, es komme nicht mehr so darauf an, „wie man sich in irgend einer konkreten Situation zu geben oder auszudrücken vermag.“ Es falle ihr schwer, nun Heidelberg zu verlassen, doch habe ihr Leben „ein Centrum bekommen und gleicht nicht mehr jener leeren, rasch gefüllten und wieder ausgeleerten Schale von früher.“ 2 Am 19. Januar 1911 kamen das Streichquartett c-Moll Nr. 1 von Johannes Brahms, Joseph Haydns Streichquartett Es-Dur und Schuberts Oktett F-Dur zur Aufführung. Bei letzterem wirken drei Blasinstrumente mit: Horn, Fagott und Klarinette, eine Flöte ist nicht vertreten. 3 Um 12 Uhr fand die Matinée, um 19.30 Uhr das Symphoniekonzert mit gleichem Programm statt. Richard Strauss dirigierte u. a. seine Tondichtung Don Quichote.
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Opernhaus. Ich komme nun erst Ende k. W., mein trautes Mädele, – es ist so schwer die Leute hier zu fassen, u. ich muß dann noch nach Leipzig, Gießen, Frankfurt.4 Dienstag war ich auch bei Simmels, China-Sachen ansehen, wunderschöne einfarbige alte Porzellane hat der Kerl. Sie ist immer gleichmäßig angenehm, ermüdet leicht, – man sollte sie einmal für den Sommer auf 14 Tage ins Fremdenzimmer einladen! Gestern war er hier zum „Gegenbesuch“. Dann sah ich Sering, muß auch zu Carl Mommsen. Carl u. Danzig5 hab ich trotz dringender Einladung aufgegeben. Über Lent c6 hat mich jetzt der Präsident Jenas7 offiziell gefragt. Es wird wohl etwas werden, scheint mir. – Mama ist in steter Bewegung. Der Haushalt funktioniert aber sehr geräuschvoll, Mama ruft viel: Anna!!! Wanda!!! geht es immer, ärgert sich, moralisiert, die Mädchen werden dadurch nicht besser (sind soweit ganz gut! Ostern wieder 앚:durch Heirath:앚 ein Wechsel). Bitte schick doch das Anliegende8 an den Hauptunterzeichner der damaligen „Dankadresse“ 앚:der Ethischen Cultur:앚9 an Dich (es war wohl Brunod10 oder so wer)
c Unsichere Lesung. d Alternative Lesung: Braus 4 Die geplanten Besuche in Leipzig, Gießen und Frankfurt kamen nicht zustande; Weber fuhr am 30. Januar von Berlin direkt nach Heidelberg zurück. 5 Gemeint ist ein Besuch bei seinem Bruder Karl Weber, der seit 1907 Professor an der Technischen Hochschule in Danzig war. 6 Friedrich Lent, Privatdozent in Straßburg, wurde 1912 a. o. Professor in Jena. 7 Präsident des Oberlandesgerichts in Jena war 1911 Viktor Börngen. Die Vermutung, daß für die Vorbereitung der Erstellung der Berufungsliste Max Weber um Auskünfte gebeten wurde, liegt nahe, da die Professoren der Rechtswissenschaftlichen Fakultät ehrenamtlich mit dem Oberlandesgericht verbunden waren. (Schriftliche Auskunft des Universitätsarchives Jena vom 31. Mai 1995.) 8 Vermutlich handelt es sich um die Auseinandersetzungen mit Arnold Ruge betreffende Unterlagen. 9 Der Sachverhalt konnte nicht ermittelt werden. Die Heidelberger Abteilung der „Deutschen Gesellschaft für ethische Kultur“ bestand von 1906 bis 1912. 10 Dr. James Bruno war der Vorsitzende der Heidelberger Abteilung der „Deutschen Gesellschaft für ethische Kultur“.
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Heinrich Rickert [nach dem 20. Januar 1911]; o. O. Brief; eigenhändig GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 25, Bl. 59 Die Datierung ist erschlossen aus dem brieflichen Hinweis, daß Weber einer Ladung zum „Sühnetermin“ ferngeblieben sei. Wie aus dem nachfolgenden Brief an den Rechtsanwalt von Arnold Ruge, Emil Schott, vom 21. Januar 1911, unten, S. 55, hervorgeht, war dieser Termin auf den 20. Januar 1911 angesetzt.
L. R.!
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Vielen Dank! Eine Klage habe ich nicht erhalten,1 nur eine Ladung zum „Sühnetermin“2 (dem ich fern blieb). – Ich war genötigt, gestern an Windelband, der verschiedenen Collegen erklärt hatte, er habe R[uge] zur Zurücknahme seiner öffentlichen Spektakel-Erklärung nicht rathen können, weil ich mir 앚:auch:앚 für diesen Fall „Alles vorbehalten“ habe, zu schreiben:3 ich hätte mich veranlaßt gesehen, diese Bemerkung dahin zu „ergänzen“, daß ich ihm mündlich erklärt habe: ich sei nicht in der Lage, mit einem Menschen wie R[uge] zu „feilschen“: „Du sagst das, dann sage ich das“; – daß [ich]a aber ihm gesagt habe: falls R[uge] eine anständige Gesinnung zeige – und nicht nur das Bestreben, sich „taktische“ V[ortei]leb zu verschaffen –, wenn er also diec von meiner Frau vorgeschlagene Erklärung abzugeben bereit sei, so kenne er (Windelband) mich genügend, um zu wissen, welche Consequenzen ich alsdann ziehen werde. Er sei also auf Grund seiner Kenntnis in der Lage, Herrn R[uge] in dieser Hinsicht zu sagen, was er für erforderlich halte. In meinem Auftrag dürfe er es nicht thun, da ich, wie gesagt nicht „feilsche“, am wenigsten mit Herren Dr R[uge][.] – Ich gestehe, daß ich ebenso wie Andere W[indelband]’s Verhalten – es soll jene Bemerkung von dem Nicht-„Können“ auch in einem vom Ministerium eingeforderten Bericht eingeflossen sein – nachgerade nicht a Lochung. b Lochung. c 具ihm典 1 Die Privatklage Arnold Ruges wurde Weber erst am 14. Februar 1911 zugestellt. 2 Der „Sühnetermin“ bzw. der Sühneversuch gehört zum Procedere des Privatklageverfahrens. Nach § 380 I StPO ist im Falle der Beleidigung „die Erhebung der Klage erst zulässig, nachdem von einer durch die Landesjustizverwaltung zu bezeichnenden Vergleichsbehörde die Sühne erfolglos versucht worden ist.“ 3 Der Brief Webers an Wilhelm Windelband ist nicht nachgewiesen.
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ganz unbedenklich finde. Dies unter uns – er ist in einer schwierigen Lage, die ich ihm thunlichst erleichtern werde. Daß Ruge jene Äußerung gethan habe, läßt sich nicht nachweisen.4 In den ihm nahestehenden Kreisen mag sie immerhin zirkuliert haben und mit seinem Wissen, nehme ich an. Von ihm selbst steht nur fest[,] daß er einem Herren, der den Verkehr mit ihm abbrach, weil er nichtd mit der Waffe für seine Ehre eintrete, schrieb: wenn er (Ruge) [frem]dee Herrenf beleidigen würde, würde er dies thun.5 Gleichzeitig erklärte er Windelband, er (R[uge]) sei prinzipieller Duellgegner. Aber das ist ja egal. Herzl. Gruß! M. W.
d 具zu典 e Lochung. f O: Herren) 4 Im folgenden geht es um widersprüchliche Äußerungen Ruges über seine Stellung zum Duell. 5 Gemeint ist Friedrich Blanck; der Brief ist nicht nachgewiesen.
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Emil Schott 21. Januar 1911; Charlottenburg Brief; eigenhändig GLA Karlsruhe, Nl. Arnold Ruge, Nr. 18 Der folgende Brief an den Rechtsanwalt von Arnold Ruge, Emil Schott, steht in Zusammenhang mit der Auseinandersetzung zwischen Max Weber und Ruge wegen dessen öffentlicher Polemik gegen die deutsche Frauenbewegung; zu Inhalt und Verlauf dieses Konflikts vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Heinrich Rickert, nach dem 15. Januar 1911, oben, S. 46 f.
Charlottenburg Marchstr. 7F a 21. 1. 11
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Herren Rechtsanwalt Schott Heidelberg. Nach dem mir bekannten früheren Recht war das Erscheinen im Sühnetermin nicht obligatorisch, sondern genügte die Ablehnung des Beklagten zur alsbaldigen Erhebung der Privatklage.1 Da die Vorladung des Bürgermeisteramtes auf gestern eine Strafandrohung 앚:im Fall des Nichterscheinens:앚 enthält, hat meine Frau dorthin ein Gesuch um Aufschiebung des Termins auf ca 12b/14 Tage eingereicht,2 da ich geschäftlich schwer abkömmlich bin. Ich bemerke jedoch für den Fall, daß das frühere Recht noch gilt (und also ein Irrtum des Bürgermeisteramtes vorliegt): daß ich das Sühneverfahren als erledigt ansehe und jeden Vergleichsversuch ablehne, falls nicht der Beklagte die ihm vorgeschlagene Erklärung abgiebt.3 Nach früherem Recht steht also der 앚:angekündigten und:앚 nun schon um 11/2c Monate verzögerten Erhebung der Privatklage nichts im Wege.4 Hochachtungsvoll Max Weber
a O: hochgestellter Buchstabe zweifach unterstrichen.
b 10 > 12
c
[3]/ 4
> 1/2
1 Vgl. dazu Brief an Heinrich Rickert, nach dem 20. Jan. 1911, oben, S. 53, Anm. 2. 2 Das Gesuch ist nicht überliefert. 3 Gemeint ist die Erklärung Webers vom Dezember 1910, die Arnold Ruge unterzeichnen sollte (MWG II/6, S. 745); zu deren Inhalt vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Heinrich Rickert, nach dem 15. Jan. 1911, oben, S. 46 f. 4 Die Privatklage wurde am 30. Januar 1911 beim Amtsgericht Heidelberg eingereicht.
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Marianne Weber [21. Januar 1911; Charlottenburg] Brief; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446 Datum erschlossen in Zusammenhang mit dem Brief an Marianne Weber vom 20. Januar 1911, oben, S. 51 f., durch den Hinweis auf das Symphoniekonzert. Ort erschlossen aus dem Inhalt des Briefes. Der Brief hat keine Schlußformel. Der Brief ist auf der Rückseite eines Briefes von Else Jaffé an Max Weber vom 14. Januar 1911 geschrieben.
L. Schn. – Ich habe Else1 freundlich 앚:und herzlich:앚 geantwortet, aber gesagt, daß ich über den von ihr berührten Punkt (Mama)2 nichts sagen könne, wenn ich fürchten müsse, daß siea die Störung des „Comforts“ ihrer Seele nicht ertrüge u. nicht haben könne, daß man ihr sage; wie die alten Vasallen: „wir halten Dir die Treue auch im Unrecht – aber Du hast Unrecht“. Könne ich nicht aufrichtig sein, so werde ich scharf, das thue mir dann meist mehr weh als ihr, – aber wir seien einander fremd geworden u. ich wünsche ihr alles Glück. – Bitte laßt Ihr nun aber doch lieber das Reden über mich und E[lse]’s Beziehung zu mir. Was sie nicht von selbst kann, ist mir „für die Katz“. U. sie kann nichts. Alf[red] soll uns vom Leibe bleiben, mir jedenfalls[.] Er wird stets freundlich, aber ganz ablehnend behandelt. Diese Dinge sind erledigt. – Genug davon. – Gestern Mittag Matinée im Opernhaus, dann Simmel, dann hier mit Georg3 u. Lili4 (in Olshausens Behandlung, der glaubt, es handle sich um rein nervöse Sachen, jetzt lokalisiert als Neuralgie des Eierstockes, in 3 Wochen werde er endgültig klar sehen. Ernst5 glaubt das Alles nicht). Dann mit Valborg,6 Ernst, Clara auf (von Ernsts Patienten geschenkten) Billets im Symphonie-Conzert im Opernhause u. dann im Café.
a Sie > sie 1 Ein Brief an Else Jaffé ist nicht nachgewiesen. 2 Else Jaffé hatte in ihrem Brief geschrieben: „Sie sind jetzt bei Ihrer Mutter: Ich würde Sie bitten, sie von mir zu grüßen, aber ich weiß nicht ob ich darf.“ 3 Georg Müller. 4 Lili Müller, Frau von Georg Müller. 5 Ernst Mommsen. 6 Valborg Weber.
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Beethoven 1. Symphonie, Strauß (dirigierte selbst u. wundervoll) Don Quixote, ein tolles Dings voll Geist u. fabelhafter Tonmalerei, aber wohl ohne „Ewigkeitswerth“, dann als Erholung Haydn, Symphonie B Dur. Alles Vormittags u. Abends nochmal (empfahl sich sehr). Die K[öni]gl[iche] Kapelle (die nur 7–8 solche Conzerte im Jahr giebt) ist ein wundervolles Orchester.
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Marianne Weber [22. Januar 1911; Charlottenburg] Brief; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446 Datum erschlossen aus der Tagesangabe „Sonntag“ und dem Hinweis auf den Besuch der Oper Salome in Verbindung mit der Karte an Marianne Weber vom 24. Januar 1911. Ort erschlossen aus dem Brief.
Sonntag O liebes Schnauzel, – wie schade ist es doch, daß wir nicht zusammen hier sind. Gestern die 5 Sonaten von Beethoven für Clavier und Cello waren wunderbar schön, – Opus 5 und dann Opus 102, der ganze Beethoven lag dazwischen von dem unbefangenen Coloratur-frohen Künstler der Haydn’schen Schule an bis zu dem einsam am Felsen lehnenden tiefen leidenschaftlichen und beherrschten Menschen, der aller Herrlichkeit der Welt die tiefe klangvolle ernste Stimme entgegengesetzt: „Ja es ist schön, ich weiß was dran ist, – aber auch was nicht dran ist“. Morgen werde ich suchen die Salome zu sehen, vielleicht nehme ich Artur u. Valborg1 mit, die ja wirklich etwas arg krumm liegen. Aber wie gern hätte ich mein Mädele mit da. Gestern waren Simmels auch im Beethoven-Saale der Philharmonie (Risler am Clavier, Gerardya am Cello) u. ihm ging die Musik sichtbar in Spiralen durch den Leib. Er ist offenbar sehr musikalisch, und übrigens ist sein Farbensinn sehr entwickelt, seine Sammlung von China-Töpfen (einfarbige Sachen) ist sehenswerth. – Dem Portemonnaie bekommt das viele Sehen nicht sehr, dem Schlaf auch nicht grade. Aber na! – Ob wohl Klenau’s Quartett in Mannheim schon angezeigt ist?2
a Unsichere Lesung. 1 Valborg Weber. 2 Die Münchener Kammermusikvereinigung gab am 1. Februar 1911 im Mannheimer Kasinosaal ein Konzert. Auf dem Programm standen César Franck, Streichquartett D-Dur, Paul von Klenau a) Klavierquintett b-Moll, b) Vier Stücke für Streichquartett, am Flügel der Komponist Paul von Klenau. Das Konzert wurde vom Mannheimer Generalanzeiger erst in Nr. 53 vom 1. Febr. angezeigt und in Nr. 55 vom 2. Febr. 1911 besprochen.
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Gestern saß ich lange bei Georg3 und Lili,4 brachte ihnen Lektüre (Rilke, Baudelaire),5 sie hat arge Schmerzen u. nimmt sich sehr zusammen. Sie geht Dienstag wieder nach Haus, nachdem sie 3 Einspritzungen (ich weiß nicht womit) von Olshausen bekommen hat, die dann innerhalb 3 Wochen entweder wirken sollen u. damit die Richtigkeit seiner Diagnose (es scheint mir: Nerven-Entzündung am Eierstock) beweisen – oder nicht. Ernst6 ist sehr skeptisch u. möchte sie gern in gründliche Beobachtung haben. Aber jetzt erst einmal sind sie oder fühlen sich an Olshausen gebunden. Mama ist recht frisch im Ganzen u. grüßt sehr. Laß es Dir recht gut gehen. Gestern warst Du ja bei Gotheins, nicht wahr? Herzlich küßt Dich Dein Max Es dauert endlos, bis man hier geschäftlich vorwärts kommt.
3 Georg Müller. 4 Lili Müller. 5 Vermutlich handelte es sich um Rilke, Rainer Maria, Neue Gedichte. – Leipzig: Insel 1907 (ein Buch, das Weber 1910 auch seiner Schwester Lili Schäfer zum Geburtstag geschenkt hatte) und um Baudelaire, Charles, Blumen des Bösen, Umdichtung von Stefan George. – Berlin: Bondi 1908. 6 Ernst Mommsen.
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Marianne Weber PSt 24. Januar 1911; PSt Charlottenburg Karte; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446
Lieber Schnauzel! Bitte schicke gleich an die Herren Rechtsanwälte Dr Bauer1 und F[riedrich] Keller, Heidelberga, Hauptstr. 146 앚:mit Begleitbrief, der sagt, daß dies in meinem Auftrag in Sachen Ruge/Weber geschieht.:앚 1) die s. Z. erste „Erklärung“ Ruges 2) Deine Antwort 3) Ruges Erwiderung2 – Gestern: „Salome“.3 Daß so etwas musikalisch überhaupt gemacht werden kann, ist doch eine große Sache, wennschon die Tonmalerei fast bis ins Kleinliche geht. Aber es ist genial und keineswegs unverständlich, Einiges direkt sehr schön, die Behandlung der Blasinstrumente [viel]fachb wundervoll. Das Publikum verließ zertrümmert u. wie auf einer schlechten That ertappt schweigend das Lokal. 6 Leute und ich klappten Beifall. Das Sujet ist eben durch Wilde nur ins Ekelhafte gezerrt. Nun bin ich auf das Letzte gespannt, [was]c ich – auch wieder ohne mein Mädele – hören werde: „Tod u. Verklärung“.4 Die Sache nähert sich jetzt hier ihrem Ende. Simmels schenkten Dir gestern ein entzükkend aus einem Stück gearbeitetes modernes ganz einfaches japanisches Holznäpfchen. Ich schicke es per Post. O wie schade[,] daß wir nicht zusammen hier sind, (wegen der Musik, sonst nicht). Es umarmt Dich Dein Max
a hier > Heidelberg b Lochung. c Lochung. 1 Gemeint ist Emil Bauer. 2 Nachdem der Sühnetermin am 20. Januar 1911 verstrichen war, hatte Weber mit der Klage von Arnold Ruge vor dem Heidelberger Landgericht zu rechnen. Seinen Rechtsanwälten sollten die genannten Unterlagen zugehen. Es handelt sich wohl um folgende Artikel: a) Arnold Ruge, „An x.x.“, Heidelberger Tageblatt, Nr. 283 vom 3. Dez. 1910; b) Marianne Weber, Zur Frauenbewegung, Heidelberger Zeitung, Nr. 289 vom 10. Dez. 1910, S. 2; c) Ruges Erwiderung in: Heidelberger Zeitung, Nr. 290 vom 12. Dez. 1910, S. 4. 3 Oscar Wildes Schauspiel Salomé (1893, dt. 1903) verwendete Richard Strauss als Libretto. 4 Tondichtung von Richard Strauss.
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Friedrich Blanck PSt 27. Januar 1911; Charlottenburg Brief; eigenhändig Deponat Max Weber, BSB München, Ana 446 Das Datum ist aus dem beiliegenden Briefumschlag erschlossen.
Heidelberg, Ziegelh. Landstr. 17 (z. Z. Charlottenburg) Hochgeehrter Herr Doktor!
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Sie wissen, daß Herr Dr Ruge mich verklagen wird.1 Meine Verteidigung wird sich auf die Feststellung beschränken: 1) daß Dr R[uge] seine Habilitation nur dadurch erlangte, daß er Herrn Geh. R. Windelband 앚:bestimmt und ausdrücklich:앚 versprach, sich in Zukunft vor öffentlichen Entgleisungen zu hüten,2 2) daß er dies Versprechen in besonders schnöder Form brach 3) daß er dadurch es herbeiführte, daß – was seit Menschengedenken nicht geschehen – ein akademischer Lehrer disziplinarisch gerügt wurde.3 („Wahrung berechtigter Standesinteressen“) Dagegen beabsichtige ich, im Interesse des Ansehens des Lehrkörpers, es zu vermeiden, die zahlreichen früheren Entgleisungen des Herrn R[uge] öffentlich erörtern zu lassen, selbst wenn ich verurteilt werden sollte. Diese wünsche ich vielmehr der Standes-Vertretung der Privatdozenten vorzulegen mit der Frage: ob ich für meinen Brief dem Herrn R[uge] eine Entschuldigung schulde. Denn es geht nicht an, daß ich die 1 Die Klage erfolgte am 30. Januar 1911 und wurde Weber am 14. Februar 1911 zugestellt. 2 Vgl. dazu Brief an Heinrich Rickert, nach dem 15. Jan. 1911, oben, S. 47, Anm. 1. 3 Die Rüge war am 21. Dezember 1910 erfolgt; der Wortlaut findet sich in Abschrift in einem Schreiben des Dekans der Philosophischen Fakultät der Universität Heidelberg, Christian Bartholomae, an Arnold Ruge vom 9. Jan. 1911 (GLA Karlsruhe, Nl. Arnold Ruge, Nr. 18): „Die phil[osophische] Fakultät ist in hohem Grade ungehalten über den Artikel, den Sie als ,Eingesandt‘ in No. 283 des Heidelberger Tagblatts [...] 1910 veröffentlicht haben, nicht des Inhalts wegen, denn Ihre Anschauungen unterliegen keiner Einschränkung, wohl aber wegen der Form, wegen der Art, wie Sie Ihren Anschauungen Ausdruck gaben, und die philosophische Fakultät hat um so mehr Grund ungehalten zu sein, als mit dieser Veröffentlichung den Versicherungen zuwider gehandelt wurde, die Sie bei Ihrer Habilitation dem damaligen Dekan der Fakultät Herrn Prof. Dr. Boll abgegeben haben.“
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Briefe, welche mir hier vorliegen und 앚:u. A.:앚 sich zum Zeugnis anbieten: daß Herr R[uge] erklärt hat: er sei ja nur habilitiert, weil Windelband durch Alkohol und Tabak senil geworden sei, – daß die „Ethische Cultur“ ihm gegenüber das Hausrecht anwendete4 u. s. w. öffentlich vortragen lasse. Auch was ich über die vor Zeugen verlaufenen Vorgänge mit Ihnen weiß, muß ich vermeiden öffentlich bekannt zu geben[,] 앚:wenn nicht Dr R[uge] mich schlechterdings dazu nötigt, wovor er sich hüten wird.:앚 Aber ich glaube, Sie werden Sich der Verpflichtung nicht entziehen wollen, mir für jene Commission zu bestätigen: daß Dr R[uge] nach ungehörigem Verhalten gegen Ihre Frau Gemahlin, nachdem Sie Sich genötigt gesehen hatten, ihm (bedingter Weise) thätliche Züchtigung in Aussicht zu stellen, sich entschuldigtea mit dem Bemerken: „er sei zuweilen seiner nicht mächtig“.5 Ich kann auf diesem Wege 앚:der Notwendigkeit:앚 einer Zeugen-Verhandlung, die in der Öffentlichkeit ekelhaft wäre, entgehen, wie ich zuversichtlich hoffe. Mit ausgezeichneter Hochachtung und besten Empfehlungen an Ihre Frau Gemahlin Ihr ergebenster Max Weber Mit Interesse hörte ich von Ihrer bevorstehenden Übersiedelung nach Saarbrücken.6 Ich gratuliere sehr, bedaure aber Ihr Fortgehen[.]
a entschuldigen mußte > entschuldigte 4 Vgl. dazu Webers Ausführung in seinem Nachtrag zur Beilage der Gegenäußerung [gegen Adolf Koch] vom 1. Juli 1912, abgedruckt im Anhang, Nr. III.5, unten, S. 887. 5 In der Antwort vom 28. Jan. 1911 berichtet Blanck (Bestand Eduard Baumgarten, Privatbesitz) lediglich von einem selbst erlebten Zwischenfall, der sich während des Internationalen Philosophenkongresses 1908 in Heidelberg ereignete. Aufgrund einer nicht näher bezeichneten, an ihn gerichteten taktlosen Äußerung Ruges sah sich Blanck zu einer scharfen Zurückweisung veranlaßt: „Ihr Benehmen ist ja ein […] Skandal, der einem die Zorn- und Schamröthe in die Wangen treibt und den Wunsch nahe legt Ihnen Ihre Wangen auch rot zu machen. Wenn man nicht Rücksicht auf die Anwesenden nähme!“ Von einer Reaktion Ruges darauf berichtet Blanck nichts, auch könne er über das skandalöse Betragen Ruges seiner Frau gegenüber nichts berichten, jedoch habe diese den Vorfall „noch deutlich im Gedächtnis“. Anna Blancks Stellungnahme zu dem entsprechenden Vorfall ist nicht überliefert, sie muß jedoch laut Webers Dankschreiben an Blanck vom 31. Jan. 1911, unten, S. 70 f., fast gleichzeitig erfolgt sein. 6 Die Übersiedlung hat nicht stattgefunden; Friedrich Blanck ist in Heidelberg geblieben.
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Marianne Weber 27. Januar [1911]; [Charlottenburg] Brief; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446 Das Jahr und der Ort sind aus dem Inhalt des Briefes erschlossen.
Freitag 27/1 L. Schn.!
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Vielleicht hast Du Lust – ich hätte siea – nach Mannheim zu gehen am 1ten.1 Dann bitte besorge doch Billets 앚:für uns:앚 – vielleicht auch lädst Du Frl. Tobler ein? Ich komme entweder Sonntag Abend oder Montag Nachmittag nach H[eidelberg], telegrafiere noch. „Lanzelot“2 in den „Kammerspielen des Deutschen Theaters“ (Reinhardt) war ein übler Reinfall. 2. Akt Anfang: Ein zerwühltes double-bed à la Mittelalter, der Ritter am Fenster in der Morgensonne, ruft seine Geliebte (die Frau König Artus’)1) sich die Morgensonne mit ihm anzusehen, – aus dem Bett krabbelt im langen Hemd ein blondes Mädchen u. erklärt: sie sei ja nicht die, die er gemeint habe zu küssen, – sie ist ihm von treuen Händen statt der Königin untergeschoben, liebt ihn als die „eigentliche“ mit „himml[ischer]“ Liebe u. s. w. Das nennt R[einhardt] 앚:(und der Verfasser: Stuckenb):앚 ein „Mysterium“! und das Austernschnäuzige Publikum sitzt in den behaglichen Sesseln u. denkt an Kempinsky3 – die Damen heulten. – Dannc Mittwoch Abend noch mal bei Simmel. Heidelberg ist wieder verraucht.4 Aber sied 5 will uns im Som1)
cf. „Tintagel“6
a O: Sie b O: Stukken c 具[vor]gestern典 d Sie > sie 1 Gemeint ist das Konzert, in dem Werke von Paul von Klenau zur Aufführung kamen. Vgl. Brief an Marianne Weber vom 22. Jan. 1911, oben, S. 58 mit Anm. 2. 2 Lanzelot von Eduard Stucken war am 3. Januar 1911 im Deutschen Theater uraufgeführt worden. 3 Gemeint ist das Weinrestaurant in der Leipziger Straße. 4 In seinem Brief an Marianne Weber vom 20. Jan. 1911, oben, S. 51, hatte Weber erwähnt, daß Georg und Gertrud Simmel eine Übersiedlung nach Heidelberg erwogen hätten. 5 Gertrud Simmel. 6 Name der Burg in Cornwall, in der der sagenumwobene König Artus geboren ist.
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mer besuchen. Hoffentlich mal allein, sonst kommt sie nicht zu Wort – wie Schnauzel auch. Gestern: Philharmonisches Orchester (vorher: „Voss[ische] Zeitung“,7 K[arl] Mommsen,8 Naumann): Mendelssohn, Liszt, zwei ganz moderne Russen, dann „Tod u. Verklärung“ von Strauß (älteres Werk),9 sehr schön, nicht überall tief, aber doch mit fabelhaften musikalischen Mitteln (im innerlichen Sinn). Zwischendurch Nöthe von Clara mit Conrad’chen,10 dem ich die Leviten lesen soll (bummelt u. ist renitent)e. Sie regiert zu viel natürlich, das ist es. – Schönsten Dank für Deinen Brief. Lili kann aber nicht recht, namentlich will sie dem Papier nichts anvertrauen.11 Bleib mir schön gesund, mein trautes Mädele, ich küsse Dich u. Mama grüßt. Dein Max
e Klammer fehlt in O. 7 Der Besuch steht vermutlich im Zusammenhang mit einer am 27. Dezember 1910 in der Vossischen Zeitung erschienenen Notiz der Ehrengerichtssache von Ludwig Bernhard. Vgl. Brief an Lujo Brentano vom 5. Febr. 1911, unten, S. 83 f., Anm. 7. 8 Karl Mommsen, Bruder von Ernst Mommsen und ein Schulfreund von Max Weber. 9 Dr. Alexander Chessin dirigierte die Ouvertüre Fingalshöhle von Felix MendelssohnBartholdy, Der verzauberte See von Ljadow, Die Hunnenschlacht von Franz Liszt, Die Schwarze von Wyschnegradsky und die Tondichtung Tod und Verklärung von Richard Strauss. 10 Der Sohn von Clara und Ernst Mommsen. 11 Marianne Weber erwähnte wohl in ihrem nicht überlieferten Brief an Max Weber die Schwierigkeiten von Lili Schäfer. Zu ihrer Verschlossenheit und ihrem depressiven Verhalten vgl. die Briefe an Helene Weber vom 16. März 1909 und 30. Juni 1910, MWG II/6, S. 80 und S. 572 – 574.
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Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten 28. Januar 1911; Charlottenburg Abschrift; maschinenschriftlich mit eigenhändigen Korrekturen und Zusätzen Max Webers GLA Karlsruhe, 269/108, S. 101 – 102 Bezug: Brief von Julius Ferdinand Wollf vom 23. Januar 1911 (GLA Karlsruhe, 269/108, S. 97 – 99), in welchem er nach Rücksprache mit seinem Heidelberger bzw. Mannheimer Korrespondenten Stellung nimmt zu Webers Vorwurf, der Bericht in den Dresdner Neuesten Nachrichten über eine Duellanfrage Arnold Ruges sei falsch: „In seiner Antwort stellt der Herr fest, daß er Ihrer Behauptung [von Weber mit Rotstift unterstrichen], an der ganzen Sache sei ,kein wahres Wort‘ energisch widersprechen [von Weber mit Rotstift unterstrichen] müsse. Durch die Mitteilung des ,Heidelberger Tageblattes‘ (Nr. 7) [von Weber mit Rotstift umrahmt und unterstrichen] werde festgestellt, daß die Duellfrage erörtert [von Weber mit Rotstift unterstrichen sowie mit zwei Ausrufungs- und einem Fragezeichen am Rand versehen] aber in verneinendem Sinne beantwortet worden sei. Ihre Behauptung [...] werde ferner widerlegt durch Ihre eigene [von Weber unterstrichen sowie mit zwei Ausrufungs- und einem Fragezeichen am Rand versehen] Mitteilung in der gleichen Nummer des ,Heidelberger Tageblattes‘ [...]. Der Verfasser bezieht sich weiterhin zum Beweise der tatsächlichen Wahrheit seiner Mitteilungen [von Weber mit Rotstift unterstrichen sowie mit zwei Ausrufungszeichen am Rand versehen] auf eine Mitteilung des Herrn Dr. Ruge im ,Heidelberger Tageblatt‘ vom 17. Januar, wonach Prof. Weber ihn ,ohne die geringste von mir (Ruge) gegebene Veranlassung ... auf das gröblichste beleidigte.‘ Ferner nimmt er Bezug auf Ihre Veröffentlichung in einer der vorhergehenden Nummern des genannten Blattes, worin gesagt wird, daß Sie einige Ihnen zugängliche Collegen gebeten hätten, ein scharfes disziplinarisches Vorgehen gegen Ruge hintanzuhalten. Er findet ein Disziplinarverfahren und eine derartige Bitte unerklärlich, wenn an der ganzen Sache ,kein wahres Wort‘ ist. [Neben den beiden letzten Sätzen Rotstiftstrich am Rand; eine Rotstiftanmerkung von Weber am Rand ist durch Streichung unleserlich gemacht.] Der Herr schreibt uns ferner noch: ,Ich verstehe nicht, wie Herr Professor Weber behaupten kann, an der ganzen Sache sei ,kein wahres Wort ‘ [von Weber mit Rotstift unterstrichen]. Ein kleiner [von Weber mit Rotstift unterstrichen sowie mit Ausrufungszeichen am Rand versehen] Irrtum hat sich allerdings in meinen Bericht eingeschlichen. Ich habe gesagt, Ruge hätte auf die scharfe Antwort der Frau Weber hin, ihren Gatten interpelliert, ob er jene Antwort billige. Das ist nicht richtig; es fehlt ein Zwischenglied [von Weber mit Rotstift unterstrichen sowie mit Ausrufungszeichen am Rand versehen] in der Entwicklung. Prof. Weber hat vielmehr zuerst [von Weber mit Rotstift unterstrichen] ein Schreiben an Dr. Ruge gerichtet‘. Der Verfasser unsres Artikels sagt dann weiter [...], wenn Sie weiterhin dabei bleiben würden, daß an der ganzen Sache ,kein wahres Wort‘ sei, er den Gegenbeweis führen würde, ohne seine Gewährsmänner zu nennen [von Weber mit Rotstift unterstrichen sowie mit zwei Randstrichen versehen; seine Marginalie hat Weber durch nachträgliche Streichung unleserlich gemacht]. [...] So gern wir Ihrem Wunsche entsprächen, bedauern wir andererseits nach den Mitteilungen unseres Correspondenten, der sich bisher immer als zuverlässig erwiesen hat, nicht [von Weber mit Rotstift unterstrichen] ohne weiteres auf Ihre entgegengesetzten Mitteilungen eingehen zu können. Selbstverständlich werden wir einer Berichtigung schon auf Grund des Preßgesetzes [von Weber mit Rotstift unterstrichen] Raum geben, wenn Sie es verlangen, müßten dann aber auch für uns und unsern Correspondenten das Recht der Erwiderung und Gegenüberstellung in Anspruch nehmen. Ihnen unsern Correspondenten zu nennen, sind wir zu unserm Bedauern nicht in der Lage, da wir, wie wir offen gestehen müssen, nach dem Bisherigen
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keinen Grund haben, dem Herrn und seinen Informationen zu mißtrauen [von Weber mit Rotstift unterstrichen sowie mit Ausrufungszeichen am Rand versehen; neben den zwei letzten Sätzen zwei Randstriche].“ Am Kopf des Briefes von Julius Ferdinand Wollf befindet sich eine Rotstiftbemerkung Webers, die er später gestrichen hat: „cf Heidelberger Tageblatt vom 17. I. (Erklärung Dr. Ruge)“. Die folgende Abschrift ist während des Privatklageverfahrens von Adolf Koch gegen Max Weber von letzterem mit einem beigefügten erläuternden Schriftsatz an das Amtsgericht Heidelberg, vor dem 12. September 1912, abgedruckt im Anhang, Nr. III.9, unten, S. 906 – 917, geschickt worden. Das Schreiben trägt am Briefkopf den eigenhändigen Vermerk Max Webers mit Rotstift: „7)“ sowie den maschinenschriftlichen Zusatz: „Abschrift.“
Heidelberg (z. Z. Charlottenburg) 28a. 1. 11. Sehr geehrte Redaktion! Wenn Ihnen ein Correspondent als „zuverlässig“ gilt, der sich unwahrer Weise auf eigene Angaben des Herrn Dr. Ruge bezieht, so ist das Ihre Angelegenheit. Wenn Ihr Berufspflichtgefühl Sie nicht nötigt, die zugestandenermaßen unwahre Behauptung, ich sei von dem genannten Herrn vergeblich zum Duell gefordert, öffentlich zu berichtigen, und wenn Sie diese Behauptung, die Sie in bSperrdruck gebracht b haben, welche die allein wesentliche war und cdiejenige, gegen welche mein Dementi sich richtetec, (sie ist inzwischen von der Gegenseite im Heidelberger Tageblatt vom 9. Januar als „grobe Fälschung“ bezeichnet worden) für „unwesentlich“ erklären, – so geht mich das insofern an, als ich fortan kein Interesse mehr daran habe, daß Ihr Blatt irgend etwas über mich berichtigt, Sie mögen sich nun weiterhin von Heidelberg „berichten“ lassen, was immer Ihnen beliebt. Hochachtungvoll Prof. Max Weber. Weitere Zuschriften verboten Fernere Irrtümer: 1. Die Behauptung, die Duellfrage sei „erörtert“ worden,1 ist einfach unwahr. Im Heidelberger Tageblatt steht ausdrücklich: Dieser Weg sei a Eigenhändige Unterstreichung mit eigenhändigem Zusatz: ? cf. No 8. b Maschinenschriftlich zweifach unterstrichen. c Eigenhändige Unterstreichung mit Rotstift sowie Randbemerkung mit Rotstift: NB 1 Siehe die Editorische Vorbemerkung zu diesem Brief.
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nicht beschritten worden (von Herrn R[uge] nämlich!)[.]2 Herr R[uge] hat nicht den leisesten Schritt nach dieser Richtung getan. Indirekt ist mir bekannt geworden, daß er einem Dritten gesagt hat, er sei Duellgegner aus Prinzip. 2. Der Senat ist zur Disziplinierung gar nicht zuständig.3 Den Verweis hat die Fakultät erteilt wegen der ersten öffentlichen Erklärung des Herrn R[uge].4 3. Meine Frau hat mit der Kellnerinnenfrage (Abs. 2) nie das geringste zu schaffen gehabt.5 Es liegt eine offenkundige Verwechselung seitens Ihres „zuverlässigen“ Correspondenten vor. 4. Entstellt wiedergegeben ist die Erwiderung des Herrn R[uge] auf die privaten Anfragen meiner Frau.6 Herr R[uge] hat ausdrücklich die in Heidelberg hervortretenden Frauend zitiert, nachdem er allerdings vorher behauptet hat, er meine sie nicht oder doch nicht nur sie.
d Eigenhändige Korrektur: Pläne? > Frauen 2 Vgl. dazu die Zeitungsnotiz: („Eine Duellforderung an der Heidelberger Universität“.), in: Heidelberger Tageblatt, Nr. 7 vom 9. Jan. 1911, S. 4; zum Wortlaut vgl. Karte an Marianne Weber vom 12. Jan. 1911, oben, S. 34 f., Anm. 1. 3 Weber bezieht sich auf den Schlußpassus des Artikels Alt-Heidelberg, du Feine, in: Dresdner Neueste Nachrichten, Nr. 8 vom 8. Jan. 1911, 2. Bl. , S. 2: „Die Angelegenheit soll dann noch vor den akademischen Senat gebracht worden sein und mit einem Verweis für den Privatdozenten geendet haben.“ 4 Gemeint ist die Zuschrift Ruges, erschienen in: Heidelberger Tageblatt, Nr. 283 vom 3. Dez. 1910, 2. Bl. , S. 3. Der Verweis durch den Dekan der Philosophischen Fakultät der Universität Heidelberg, Christian Bartholomae, war am 21. Dezember 1910 erfolgt; vgl. dazu Brief an Friedrich Blanck vom 27. Jan. 1911, oben, S. 61, Anm. 3. 5 In dem Artikel (wie Anm. 3) war Marianne Weber als die „bekannte […] Führerin der modernen Frauen, die vor kurzem mit ihrem Plan der Abschaffung des Kellnerinnenstandes eine seltsame Weltfremdheit verraten“ habe, vorgestellt und dabei mit Camilla Jellinek verwechselt worden. 6 In dem Artikel (wie Anm. 3) war Ruges Erwiderung in seiner Zuschrift vom 3. Dezember 1910 dahingehend zusammengefaßt worden, „keine Heidelberger Persönlichkeit gemeint zu haben“.
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Marianne Weber PSt 28. Januar 1911; PSt Charlottenburg Brief; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446 In der als „Kartenbrief“ bezeichneten Sendung befinden sich auf der Außenseite Adresse und Poststempel, auf der Innenseite der Brief.
Liebe Schnauzel, Clara wünschte noch von mir eine Einwirkung auf ihren Conrad,1 der etwas flapsig ist u. so bleibe ich bis Montag früh, komme Montag Abend. Gestern war ich mit Mama im „Sommernachtstraum“ (Reinhardt, Deutsches Theater), morgen gehe ich mit den Kindern in das SchillerTheater („Prinz von Homburg“), auch Clara zu Liebe, die sehr zuthunlich ist u. offenbar Interesse für ihre Kinder wünscht. K[arl] Mommsen, Naumann, sah ich auch noch. Dann habe ich von Berlin genug. Man kommt doch zu nichts u. es kostet Geld. Pfui Teufel über die Rechnung des letzten 1/2 Jahres. Na, – die Dividende2 wird diesmal gut. – Hier hatte ich viel Kram, Vossische Zeitung u. s. w. und endlose Briefe. Was magst Du wohl machen? Ob Du wohl zu Mittwoch in Mannheim Lust gehabt hast?3 U. Frl. Tobler auch? Wo bleibt nur Ruges Privatklage?4 Scheint ja ein schwieriger Fall zu sein! Mama, – deren beide Beine 앚:in:앚 recht dürftiger Verfassung sind, grüßt sehr. Es küßt Dich Dein Max
1 Sohn von Clara und Ernst Mommsen. 2 Gemeint ist die Dividende aus dem Anteil von Marianne Weber an der Firma Carl Weber & Co. GmbH. 3 In seinem Brief an Marianne Weber vom 27. Jan. 1911, oben, S. 63, hatte Max Weber angeregt, Karten für ein Konzert am 1. Februar 1911 mit Paul von Klenau in Mannheim zu besorgen und Mina Tobler mitzunehmen. 4 Nach dem Verstreichen des Sühnetermins am 20. Januar 1911 erwartete Max Weber die Einreichung der Klage durch Arnold Ruge, was erst am 30. Januar 1911 geschah.
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Hermann Kantorowicz 29. Januar 1911; Charlottenburg Brief; eigenhändig GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 19, Bl. 14 Der folgende Brief steht in Zusammenhang mit der geplanten Veröffentlichung der Verhandlungen des Ersten Deutschen Soziologentages.
z. Z. Charlottenburg 29.1.11 Verehrtester Herr College!
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Voigt u. Tröltsch erscheinen beide in andren Zeitschriften.1 Auch Ihnen steht dies frei.2 Ich konnte die 앚:inzwischen auf meine Briefe hin:앚 eingegangenen Verlagsofferten immer noch nicht zur Genehmigung des Vorstandes bringen, da noch Rückverhandlungen nötig waren.3 Incl. des Druckes werden also die Verhandlungen erst Ende März/Anfang April erscheinen können. Ich bin auf dem Rückwege nach Heidelberg. Mit den allerbesten Grüßen auch „höheren Orts“ Ihr ergebenster Max Weber
1 Gemeint sind die Vorträge von Andreas Voigt und Ernst Troeltsch auf dem Ersten Deutschen Soziologentag. Der Beitrag von Voigt, Wirtschaft und Recht, ist erschienen in: Zeitschrift für Socialwissenschaft, Neue Folge, Jg. 2, 1911, S. 1 – 12, 99 – 108, 177 – 182, 238 – 249, 311 – 322, 387 – 397 sowie S. 439 – 456, derjenige von Troeltsch, Das stoisch-christliche Naturrecht und das moderne profane Naturrecht, in: HZ, Bd. 106, 1911, S. 237 – 267. 2 Der Vortrag von Kantorowicz, Rechtswissenschaft und Soziologie, abgedruckt in: Verhandlungen 1910, S. 275 – 309, ist 1911 ebenfalls als Separatausgabe im Verlag J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) erschienen. 3 Vgl. dazu den folgenden Brief an Kantorowicz vom 1. Febr. 1911, unten, S. 74. Letztlich hat der Verlag Mohr/Siebeck den Zuschlag erhalten.
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Friedrich Blanck 31. Januar 1911; Heidelberg Brief; eigenhändig Deponat Max Weber, BSB München, Ana 446
Ziegelhauser Landstr. 17 31. 1. 11 Sehr geehrter Herr Doktor! Ihnen und Ihrer Frau Gemahlin verbindlichsten Dank!1 Verzeihen Sie, wenn ich Sie nochmals belästige. Ich würde Werth darauf legen zu wissen, ob Herr Ruge sein Verhalten – wie ich glaube Sie s. Z. verstanden zu haben – damit entschuldigte, daß er „nicht immer seiner mächtig sei“, oder so ähnlich. Ferner: mir kam s. Z., unter Andrem auch durch Ihre Frau Gemahlin und Sie, zur Kenntnis, daß avon verschiedenen Seitena die Ansicht ausgesprochen worden sei, es sei eigentlich meine Sache gewesen, – und nicht die meiner Frau – in der Öffentlichkeit Herrn R[uge] auf seinen ersten 앚:öffentlichen:앚 Angriff2 zu antworten (ich weiß, daß auch Sie s. Z. 앚:im Gegensatz zu mir:앚 diese Ansicht teilten, denn wir sprachen ja 앚:später:앚 darüber). Es wurde auch gesagt, daß Herr R[uge] selbst sich beschwert habe: einer Frau, die ihn in der Öffentlichkeit beleidigeb, könne man nicht so entgegentreten wie einem Mann und dergl. Fallsc Herr R[uge] in Unterhaltungen mit Ihnen ebenfalls solche Äußerungen gethan haben sollte, so wäre ich Ihnen sehr verbunden, wenn Sie es mir kurz bestätigten. Denn ich habe unter Andrem natürlich auch deshalb an Herrn R[uge] den jetzt inkriminierten Brief3 geschrieben, weil mir solche Äußerungen als 앚:auch:앚 von ihm gemacht, zu Ohren kamen und ich
a Dr Ruge > von verschiedenen Seiten b 具??典
c 具Herr R. Ihn典
1 Webers Dank gilt der Beantwortung seiner Anfrage an Blanck vom 27. Jan. 1911, oben, S. 61 f. 2 Gemeint ist die Zuschrift Arnold Ruges, erschienen in: Heidelberger Tageblatt, Nr. 283 vom 3. Dez. 1910, 2. Bl. , S. 3; vgl. dazu die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Heinrich Rickert, nach dem 15. Jan. 1911, oben, S. 46. 3 Gemeint ist der Brief vom 13. Dez. 1910 (MWG II/6, S. 717); zum Wortlaut vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Heinrich Rickert, nach dem 15. Jan. 1911, oben, S. 46.
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mir sagte: „dem Manne kann geholfen werden“; er sollte nicht den Vorwand haben, daß kein Gegner da sei, an den er sich halten könnte. Mit ausgezeichneter Hochachtung und verbindlichstem Dank Ihr sehr ergebenster Max Weber
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Friedrich Blanck 1. Februar 1911; Heidelberg Brief; eigenhändig Deponat Max Weber, BSB München, Ana 446
Heidelberg 1. II. 11 Sehr geehrter Herr Doktor! Ich danke sehr für Ihre Mitteilung.1 Ich hoffe, daß meinerseits eine forensische Bezugnahme auf Sie vermieden wird. Natürlich hängt dies nicht nur von mir ab. Von den „vertraulichen“ Bemerkungen Dr R[uge]’s mache ich natürlich keinenfalls Gebrauch. Zu Ihren weiteren freundlichen Bemerkungen habe ich nur zu sagen: Ich kannte Ihre Auffassung und schätze sie, obgleich ich sie für unrichtig halte: 1) Meine Frau mußte für ihre Mitarbeiterinnen eintreten und zwar mit ihrem Namen (daß sie sich nicht individuell getroffena oder gemeint fühlte, verstärkte diese Pflicht lediglich). – 2) Meine Frau mußte, da es sich (leider) um einen Collegen handelte, sich meines Rathes bei jedem Wort, welches sie äußerte, bedienen und hat dies gethan. Ich selbst hätte mich ganz wesentlich schärfer ausgedrückt, wenn ich der Beteiligte gewesen wäre. In einem Fall, wo meine Frau die Pflicht hatte, für ihre Mitarbeiterinnen einzutreten, mich meinerseits mit meinem Namen inb der Öffentlichkeit in den Vordergrund zu drängen, hätte für mich bedeutet: meine Geschlechtseitelkeit als 앚:Ehemann:앚 dadurch zu befriedigen, daß ich meine Frau 앚: in der Öffentlichkeit:앚 unter eine Art von Vormundschaft stellte, deren sie nicht bedarf und von der auch der Anschein vermieden werden mußte, als bedürfe sie ihrer. Meine Frau hätte allen Grund gehabt, sich dadurch gekränkt und, der Sache nach, unritterlich behandelt zu fühlen. – Daß ich, wo es sich um die Person meiner Frau handelt, selbstredend bedingungslos in „männlicher“ Form, also ev. mit der Pistole,c eintrete, verstand sich von selbst; zum a 具fühlte典 b 具die典 c 具für sie典 1 Vermutlich gilt Webers Dank der positiven Beantwortung seiner Anfrage vom 31. Jan. 1911, oben, S. 70 f., daß Arnold Ruge – nach eigenem Bekunden – in seinen Verhaltensweisen „nicht immer seiner mächtig sei“.
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Überfluß habe ich es auch noch privatim durch den jetzt inkriminierten Brief 2 dokumentiert. Öffentlich mit der Pistole zu knacken ist nicht meine Gewohnheit. Dies ist meine Auffassung, die ich Ihnen noch einmal offen, – wie Sie es gewesen sind – mitteile. Vielleicht versuchen Sie einmal, Sich in meine Lage und Betrachtungsweise zu versetzen. Doch bedarf es keiner weiteren Auseinandersetzung, 앚:ich habe eine solche auch nicht herbeiführen wollen, – :앚 denn ich lasse Jedem seine Art zu denken und respektiere sie, – kann aber nur nach der meinigen handeln, wie Sie ja nicht bestreiten werden. Mit besten Empfehlungen Ihr Max Weber
2 Gemeint ist der Brief an Arnold Ruge vom 13. Dez. 1910 (MWG II/6, S. 717); zum Wortlaut vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Heinrich Rickert, nach dem 15. Jan. 1911, oben, S. 46.
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Hermann Kantorowicz 1. Februar 1911; Heidelberg Brief; eigenhändig GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 19, Bl. 15 Der folgende Brief steht in Zusammenhang mit der geplanten Veröffentlichung der Verhandlungen des Ersten Deutschen Soziologentages.
Heidelberg 1. II. 11 Verehrtester Herr College! Separate Ausgaben bei andren als dem Verleger der Congreßberichte wären allerdings eine sehr entschiedene Schädigung. Kein Verleger anähme dann die Sachea. – Als Verleger konkurrieren: Siebeck, Klinkhardtb, Quelle & Meyer (bitte dies vertraulich!)[.] Ich erhalte erst soeben die Unterlagen, um die Verlagsverträge dem Vorstand zu unterbreiten, derc dann endgültig entscheiden wird. Dies wird jetzt sofort geschehen.1 Mit angelegentlichster Empfehlung Ihr ergebenster Max Weber
a thäte das > nähme dann die Sache b O: Klinckhardt c 具??典 1 Die Vertragsofferten von Werner Klinkhardt und Oskar Siebeck wurden mit Begleitschreiben Webers dem Vorstand der DGS am 3. Febr. 1911, unten, S. 80 f., zugesandt.
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Heinrich Rickert 1. Februar 1911; Heidelberg Brief; eigenhändig GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 25, Bl. 48 – 49
Hbg. 1. II. 11 Lieber Rickert, –
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besten Dank für Ihren letzten Brief. Ihre und Dr Kroner’s Informationen1 kann ich in einer öffentlichen Gerichtsverhandlung keinesfalls verwenden. Ich werde sie höchstens dem Vorstand der hiesigen Privatdozenten-Vereinigung vorlegen. Zu diesem Zweck wäre mir aber erwünscht, wenn Sie mir die Thatsache, daß er in Ihrem Hause die Behauptung, Windelband sei ein durch Alcohol und Tabak senil gewordener Mann, ernsthaft (nicht nur, wie jene Kroner gegenüber als eine 앚:mehr:앚 bizarre, aber freilich bodenlos taktlose Bemerkung) aufgestellt hat, ganz kurz bestätigten. – Ferner wäre es mir angenehm, von Ihnen ganz kurz und in präzisen Sätzen bestätigt zu erhalten: daß Dr R[uge] wegen seines Verhaltens innerhalb der Redaktion des „Logos“ genötigt worden ist, auf jede effektive Geltendmachung seiner Stimme zu verzichten unda lediglich dem Namen nach auf dem Titelblatt zu figurieren,2 daß auch die Internationale Logos-Commission die Zusammenarbeit mit ihm als unmöglich bezeichnet hat (so habe ich Sie verstanden) und daß seine formelle Fortführung auf dem Titelblatt nur erfolgt, weil kontraktliche Abmachungen dies bedingen und er selbst darauf bestanden hat.3 Auch wäre es mir lieb, wenn ganz kurz angegeben werden könnte, worin ungefähr diejenia 具sich典 1 Die Informationen betrafen vermutlich Äußerungen Arnold Ruges über Wilhelm Windelband. 2 Nach Konflikten mit den beiden übrigen Mitherausgebern des „Logos“ Richard Kroner und insbesondere Georg Mehlis hatte Arnold Ruge – auf den Druck von Rickert hin – auf die Tätigkeit als Mitredakteur verzichtet; vgl. dazu Brief an Rickert, vor oder am 13. März 1910 (MWG II/6, S. 428 – 431). 3 Dies betraf allerdings nur das Heft 2 von Bd. 1 des Logos; ab Heft 3 wurde der Name von Arnold Ruge nicht mehr auf dem Titelblatt aufgeführt, da er inzwischen gänzlich aus der Redaktion der Zeitschrift ausgetreten war. Rickert hatte nämlich den Konflikt Ruges mit Weber zum Anlaß genommen, jenen endgültig aus der Redaktion des „Logos“ zu entfernen.
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gen Handlungen Dr R[uge]’s bestanden, welche es ausschlossen mit ihm weiterzuarbeiten. Je präziser, desto besser. Alles, wenn möglich, recht bald. – Ich habe noch keine Privatklage R[uge]’s erhalten.4 Es scheint mir klar, daß ich mich eventuell lieber verurteilen lassen muß, als dieb ganzen, die Universität schwer schädigenden Geschichten Ruges öffentlich breit zu treten. Mit herzlichem Gruß! Ihr Max Weber
b O: den 4 Die Zustellung der Privatklage erfolgte am 14. Februar 1911.
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Heinrich Rickert [nach dem 1. Februar 1911]; Heidelberg Brief; eigenhändig GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 25, Bl. 56 Die Datierung ist aus dem Briefinhalt erschlossen. Die erneute Bitte um präzise Angabe der Art und Weise der Beleidigungen Arnold Ruges gegenüber den übrigen Logosredakteuren erfolgt im Anschluß an den Brief vom 1. Februar 1911, oben, S. 75 f.
Hbg. Ziegelhauser Landstr. 17 Lieber Rickert!
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Vielen Dank! Ist es denn aber unmöglich, präzis anzugeben, welche Beleidigungen R[uge] eigentlich losgelassen hat?1 Ich nehme an, daß der Grund, weshalb dies bisher nie geschah, darin liegt, daß es für Niemanden, und so auch für Herrn Collegen Mehlis nicht, angenehm ist, noch so blödsinnige Beleidigungen gegen sich andren mitgetheilt zu sehen. Da R[uge] aber 1) keine Satisfaktion giebt – 2) ein notorischer Narr ist, so kann dies doch, nachdem die Internationale „Logos“-Commission zu seinen Ungunsten entschieden hat, jetzt nicht mehr der Fall sein. – Ich nehme doch als sicher an, daß auch Sie Windelband jene im Kreise von Kroner, Steppuhn, Hessen gefallene Äußerung nicht mitteilen, falls Sie ihm schreiben, sondern höchstens sagen, daß R[uge] sich 앚:nachgewiesenermaßen:앚 derart ordinärer und schamloser Äußerungen 앚:vor mehreren Personen:앚 schuldig gemacht habe, daß er nur im Vertrauen auf meine Diskretion (die ich 앚:auch:앚 um W[indelband]’s wegen übe) es wagen könne, mit einer Privatklage zu „drohen“. Denn das ist ja allerdings die Situation. Mit herzlichen Grüßen und der Freude, von Klenau zu hören, daß Alles ganz leidlich [g]ehta Ihr Max Weber
a Lochung. 1 Vgl. dazu Brief Rickerts an Weber vom 13. März 1910 (UB Heidelberg, Heid.Hs. 2740/ 140): „Er [d. h. Arnold Ruge] hat an Mehlis Briefe geschrieben, die diesen schwer beleidigen mußten, und an Kroner Briefe mit den abenteuerlichsten Drohungen (,Strafgesetzbuch‘) und einer Fluth von Schmähungen und Verdächtigungen über Mehlis. – Mehlis kam [...] zu mir, um mir mitzutheilen, daß er jeden Verkehr mit R[uge] abbrechen müsse. Er werde ihn nicht fordern, weil er ihn für unzurechnungsfähig halte u. er auch der Welt nicht das Schauspiel einer schießenden ,Logos‘redaktion geben wolle.“
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Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Soziologie 3. Februar 1911; Heidelberg Abschrift; maschinenschriftlich SHLB Kiel, Nl. Ferdinand Tönnies, Cb 54.61:1.1.60
Heidelberg, 3. Februar 1911. An den Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, BERLIN. In der letzten Vorstandssitzung kam unverbindlich die Notwendigkeit zur Sprache, daß die Vorstandsgeschäfte geteilt werden, wenigstens in gewissen Hauptpunkten.1 Ein Privatbrief des Herrn Prof. Toennies ergibt, daß auch er diese Ansicht teilt. Aus den von verschiedenen Herren gemachten Andeutungen über die Art und Weise scheint mir eine Art „mittlerer Linie“ wenigstens in den in der Anlage2 berührten Punkten sich zu ergeben, die natürlich der Ansicht keines der Herren ganz genau entspricht. Da ich als „Rechner“ einerseits außerhalb des Vorstandes stehe, andererseits das Recht und die Pflicht der Mitberatung habe, gestatte ich mir meinerseits diesen Vorschlag zu machen. Die Zahl der Vorstandsmitglieder wird stetig zunehmen[,] daher ist diese oder eine ähnliche Regelung nötig. Ich bemerke, daß ich es nicht etwa unangenehm empfinde, falls der Vorstand es nicht richtig findet, mir die Verlagsverhandlungen zum Vorbericht zu überweisen. Ich bin nur zu dieser (lästigen) Arbeit bereit.3 Hochachtungsvoll Max Weber. 1 Laut Protokoll der Vorstandssitzung der DGS vom 5. Januar 1911 in Berlin (SHLB Kiel, Nl. Ferdinand Tönnies, Cb 54.61:1.2.10) war u. a. auch die Frage einer Geschäftsordnung für den Vorstand angeschnitten worden, eine Entscheidung hierüber wurde aber vertagt, da dieses Thema nicht auf der offiziellen Tagesordnung gestanden hatte. 2 Die Anlage enthielt einen Geschäftsordnungsentwurf Max Webers, der mit einem Rundschreiben Hermann Becks vom 7. Febr. 1911 (SHLB Kiel, Nl. Ferdinand Tönnies, Cb 54.61:1.1.05) an die Vorstandsmitglieder versandt wurde und deren Zustimmung fand. Ein undatiertes Typoskript „Geschäftsordnung für den Vorstand“ findet sich ebd., Cb 54.61:1.2.10, und wird hier als Beilage abgedruckt. 3 Auf der Vorstandssitzung vom 5. Januar 1911 war Max Weber in seiner Funktion als „Rechner“ ermächtigt worden, „die Verhandlungen mit dem ihm am geeignetst erscheinenden Verleger bis zum formellen Abschluß, der satzungsgemäß durch ein Vorstandsmitglied und den Schriftführer zu erfolgen hat, vorzubereiten. Die stenographische Wiedergabe der Diskussion soll von Herrn Prof. Weber in angemessener Weise zusammengestrichen werden.“ Zitiert nach Protokoll, wie Anm. 1.
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Geschäftsordnung für den Vorstand. 1. Die erste Anfrage an ein Vorstandsmitglied über eine Angelegenheit bedeutet normalerweise das Ersuchen um Meinungsäußerung, bei Sachen, die als „eilig“ bezeichnet sind, das Ersuchen um Abstimmung. Meinungsäußerungen, welche rechtzeitig (No. 2) eintreffen, werden an alle Vorstandsmitglieder versendet. Diese Versendung ist stets mit dem Ersuchen um Abstimmung verbunden. Ein Mitglied, welches sich auf die erste Zuschrift geäußert hat, auf die zweite nicht oder nicht rechtzeitig (No. 2), gilt als im Sinne seiner ersten „Meinungsäußerung“ abstimmend. Mitglieder, die sich gar nicht bezw. nicht rechtzeitig geäußert haben, sind durch die Abstimmung der übrigen gebunden. 2. „Rechtzeitig“ ist eine Antwort, welche vom Tage des Abgangs der Anfrage an gerechnet binnen 6 Tagen, bei als „eilig“ bezeichneten Sachen binnen 3 mal 24 Stunden eintrifft. 3. Um eine Angelegenheit als „eilig“ zu bezeichnen, bedarf der Schriftführer der Zustimmung mindestens eines in Berlin (und Vororten) ansässigen Vorsitzenden der Gesellschaft. 4. Von den Vorsitzenden übernimmt: a) Herr Prof. Tönnies: die Vertretung in den internationalen Beziehungen; die Leitung der Mitgliederversammlungen; die Vorverhandlungen mit der Sektion für Statistik bis zur Beschlußfassung durch den Vorstand. Für etwaige weitere sich bildende Sektionen bestimmt der Vorstand eines seiner Mitglieder zur Vorverhandlung. b) die Herren Prof. Simmel und Prof. Sombart abwechselnd: die Leitung der öffentlichen Versammlungen und Diskussionen. Ihre etwa nötige Vertretung ordnet der Vorstand von Fall zu Fall. 5. Finanzielle Fragen sind von den Herren Prof. Stein (falls er die Kooptation annimmt) und Dr. Beck in Gemeinschaft mit dem Rechner vorzuberaten. 6. Für Verlagsverträge und die daraus sich ergebenden Fragen hat der Rechner die Vorverhandlungen mit den Buchhandlungen zu führen und dem Vorstand zur Beschlußfassung zu berichten.
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Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Soziologie 3. Februar 1911; Heidelberg Abschrift; maschinenschriftlich SHLB Kiel, Nl. Ferdinand Tönnies, Cb 54.61:1.1.60 Der folgende Brief steht in Zusammenhang mit der geplanten Veröffentlichung der Verhandlungen des Ersten Deutschen Soziologentages. Die durchgehend falsche Schreibung „Klinckhardt“ in der Abschrift ist einheitlich durch die richtige Schreibung „Klinkhardt“ ersetzt worden.
Heidelberg, 3. Februar 1911. An den Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, BERLIN. Nachdem trotz meines Ersuchens die Firma Quelle & Meyer sich nicht veranlaßt gesehen hat, einen Verlagsvertragsentwurf einzureichen,1 beehre ich mich, dem Vorstand die anliegenden beiden Entwürfe der Firmen Klinkhardt und Dr. Siebeck (J. C. B. Mohr) zuzusenden.2 Ich bemerke, daß der erste Entwurf der Firma Klinkhardt so ungünstig war, daß ich um nochmalige genaue Kalkulation ersuchtea, da anderenfalls sein Entwurf gar nicht diskutabel sei. Dr. Klinkhardt antwortete: daß seine – im Gegensatz zu anderen Verlegern – sehr hohen PropagandaAufwendungen diese höheren Kosten bedingten3 – wozu ich doch bemerken möchte, daß „Propaganda“-Kosten, die sich nicht durch Mehrabsatz bezahlt machen, sondern uns aufgebürdet werden, mir ihren Beruf zu verfehlen scheinen. Er schickt nunmehr den beifolgenden Vertragsentwurf,4 der freilich immer noch für unseren Bedarf (200 Exemplare) bedeutend (pro Bogen 25 gegen 16 Pf.) teurer ist (bei Zugrundelegung des gleichen Formates) als der Corpus-Satz Siebecks sein soll. Wenn – was mir zweckmäßig scheint – die Diskussion in Petit oder einem anderen der von Siebeck vorgeschlagenen Sätze (Klinkhardt a In Abschrift: ersuche 1 Korrespondenzen Max Webers mit dem Verlag Quelle & Meyer sind nicht nachgewiesen. 2 Die Vertragsentwürfe finden sich in: SHLB Kiel, Nl. Ferdinand Tönnies, Cb 54.61:1.2.02. 3 Brief von Werner Klinkhardt an Max Weber vom 27. Jan. 1911 (Abschrift masch.; SHLB Kiel, ebd., Cb 54.61: 1.1.34). 4 Der zweite Vertragsentwurf findet sich ebenfalls in: SHLB Kiel, wie Anm. 2.
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schlägt nur Petit vor) gesetzt werden soll, so würde auch hier noch ein beträchtlich billigerer Preis bei Siebeck zu erlangen sein, bei sonst gleichen Bedingungen. Klinkhardt fordert z. B. für Petit 25 und 10 = 35 Pf. pro Bogen und Exemplar, Siebeck die in seinem Brief angegebenen Sätze (bei Petit 26 1/2 Pf.). Nach meinen Berechnungen, die auf Grund der Siebeck’schen Kalkulation gemacht sind, würde bei dieser der Vollabdruck der Vorträge und Diskussionen die Gesellschaft 4,40 Mk. pro Exemplar zu stehen kommen. Dabei ist zu bemerken, daß die Gesellschaft vom Verleger 300 Mk. von ihr verauslagtes Stenographen-Honorar ersetzt erhielte, im Ganzen also für 200 Exemplare ca. 600 Mk. zu zahlen hätte, bei Klinkhardt entsprechend mehr. Es fragt sich, ob für diese Verhandlungen ein Verleger mit (vielleicht) stärkerer Propaganda-Tätigkeit als besonders wertvoll zu gelten hätte, daß diese Mehrkosten dadurch aufgewogen werden. Nachdem Quelle und Meyer überhaupt nicht reagierten, habe ich es lieber unterlassen, bei anderen Verlegern noch von uns aus Anträge zu stellen. (Rothschild „macht“ jetzt bekanntlich eine andere Gesellschaft: Kohler – Berolzheimer)5 Den Verlegern ist: 1. zugesichert, daß ihre Offerten vertraulich behandelt werden, – 2. gesagt, daß für die Übertragung unserer ferneren Publikationen keinb Präjudiz entstehe, weder für die Bedingungen (die dafür ja wohl nicht so günstig zu stellen wären) wie für die Person des Verlegers. Im Interesse der Beschleunigung bitte ich die Herren, welche außerhalb Berlins wohnen, in diesem Fall sich damit einverstanden zu erklären, daß die vier Berliner Herren die schriftliche Entscheidung treffen, und einer der Berliner Vorsitzenden den Vertrag zeichnet. Ich stehe für jede weitere Vermittlung zur Verfügung. Mit vorzüglicher Hochachtung Max Weber.
b In Abschrift: keine 5 Gemeint ist Walther Rothschild, in dessen Verlagsbuchhandlung das von Josef Kohler und Fritz Berolzheimer herausgegebene Archiv für Rechts- und Wirtschaftsphilosophie erschien, das gleichzeitig als Organ der Internationalen Vereinigung für Rechts- und Wirtschaftsphilosophie fungierte.
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Lujo Brentano 5. Februar 1911; Heidelberg Brief; eigenhändig BA Koblenz, Nl. Lujo Brentano, Nr. 67, Bl. 103 – 104
Heidelberg 5. 2. 11 Hochverehrter Herr Geheimrath! Sie werden die Zusendung der Ehrengerichtssachen im „Fall Bernhard“1 erhalten haben und – so ungeschickt 1) Serings Verhalten in der Sache war,2 so sehr man 2) diesen Revers ablehnen wird3 – nun doch Ihr Urteila gebildet haben. Sie werden auch wissen, daß inzwischen (Anfang Januar) die Philosoph[ische] Fakultät (Dekan und 37 Professoren, die Nat[ional-] Ök[onomen] waren nicht anwesend) einstimmig dem Minister in einer
a 具ändern典 1 Zum Konflikt zwischen Ludwig Bernhard und seinen Fachkollegen an der Universität Berlin Max Sering, Gustav v. Schmoller und Adolph Wagner vgl. Brief an Heinrich Rickert, nach dem 15. Jan. 1911, oben, S. 49, Anm. 8. Weber bezieht sich hier auf den Bericht einer vom Rektor der Universität, Max Rubner, eingesetzten Kommission, bestehend aus den Professoren Otto Gierke, Adolf Harnack, Wilhelm Kahl, Walter Nernst und Ulrich v. Wilamowitz-Moellendorff, deren Aufgabe es war, „,über das Ganze des Streitfalles nach Recht und akademischer Sitte ihr Urteil abzugeben, ohne den Beteiligten bindende Vorschriften für ihr ferneres Verhalten aufzuerlegen.‘“ Hier zitiert nach der gedruckten Stellungnahme der Fünferkommission vom 18. Dez. 1910: Gutachtliches Urteil der von dem Herrn Rektor eingesetzten Kommission im Bernhardschen Streitfalle (SBPK zu Berlin, Nl. Hans Delbrück, Kasten 8, Fasz. 20), S. 3. 2 In dem Gutachtlichen Urteil (wie Anm. 1), S. 5, heißt es: „Für nicht ganz einwandfrei dagegen hält die Kommission die Verhandlungen, die Herr Sering, wenn auch in bester Absicht, mit einem Vertreter des Ministeriums über eine etwaige Entschädigung des ältesten Fachgenossen [d. h. Adolph Wagner] im Falle einer Einschränkung seiner Lehrtätigkeit eingeleitet hat.“ 3 Gutachtliches Urteil (wie Anm. 1), S. 2: „Die Kommission mißbilligt es, daß aus Anlaß der Verhandlungen über den tatsächlichen Eintritt des Herrn Bernhard in die Philosophische Fakultät ihm seitens einzelner Mitglieder der Fakultät ein privater Revers in Ansehung der von ihm zu haltenden Vorlesungen abgefordert und von ihm unterschrieben ist.“ Der Revers hatte folgenden Wortlaut, ebd. S. 2, Anm. 1: „Ich beabsichtige nicht, die bisherige Praxis zu durchbrechen, wonach die Ordinarien sich über die Verteilung der Hauptvorlesungen verständigen und das Abhalten konkurrierender Vorlesungen den Extraordinarien und Privatdozenten überlassen.“
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Eingabe, die ich im Wortlaut kenne (gesehen habe)4 erklärten, daß „B[ernhard] ihrer Achtung unwürdig 앚:(sic):앚 sei und der Minister gebeten werde, sie aus der unerträglichen Lage, in der sie sich mit ihm befänden, zu befreien[“] (sic) – was er natürlich gar nicht kann! B[ernhard] hatte vor dem Ehrengericht auf Frage Harnacksb: „er sei also an den Presseerörterungen so unbeteiligt wie die 5 Herren hier?“ – mit ja geantwortet.5 Nach dem Ehrengerichtsspruch6 war er, als der Rummel wieder losging, zu Harnack gestürzt: „jetzt gehe es wieder an, was er thun solle“. Gleichzeitig aber „verplapperte“ sich ein Redakteur von der „Voss[ischen] Zeitung“ u. so kam heraus: daß er eine sehr beleidigende Notiz (nach dem Ehrengericht) darin selbst geschrieben hatte.7
b 具erklärt典 4 Gemeint ist die Eingabe der Philosophischen Fakultät an den Kultusminister August v. Trott zu Solz vom 9. Jan. 1911; vgl. dazu Brief an Heinrich Rickert, nach dem 15. Jan. 1911, oben, S. 49 f., Anm. 9. Den Wortlaut dieser Eingabe hatte Weber bei Otto Gierke erfahren; vgl. dazu Brief an Marianne Weber vom 14. Jan. 1911, oben, S. 42 f. 5 Dazu vermerkt der Kommissionsbericht (wie Anm. 1), S. 7, kritisch: „Es ist auffällig, daß in der Presse zuerst ausschließlich und bis heute weit überwiegend Artikel veröffentlicht sind, die den Fall vom Standpunkte Bernhards aus erörterten und auf Informationen zurückgingen, die nur aus ihm nahe stehenden Kreisen stammen konnten. Ein förmlicher Preßfeldzug zugunsten Bernhards, der zugleich das Ansehen der Universität schwer schädigt, wurde in dem Augenblick eröffnet, in dem die Parteien ihr Einverständnis mit der Einsetzung einer Kommission durch den Herrn Rektor erklärt und sich diesem gegenüber verpflichtet hatten, bis zur Entscheidung dieser Kommission die Angelegenheit von der Öffentlichkeit fernzuhalten. Herr Bernhard hat vor der Kommission ausdrücklich und feierlich erklärt, daß er mit allen Äußerungen in der Presse weder direkt noch indirekt in Beziehung stehe. Ob er nicht wenigstens die Veröffentlichung seiner Verwandten und Berater über den Ehrenhandel zu hindern vermocht hätte, muß die Kommission dahingestellt sein lassen.“ 6 Gemeint ist das Gutachten der Fünferkommission (wie Anm. 1), welches die Grundlage einer Einigung zwischen den Kontrahenten ermöglichte, die am 24. Dezember 1910 zustande kam und am 28. Dezember 1910 vom Rektor bekannt gegeben wurde. 7 Gemeint ist ein Artikel in der Vossischen Zeitung vom 27. Dez. 1910, zu dem Max Sering, Gustav v. Schmoller und Adolph Wagner in einem gedruckten Rundschreiben vom Januar 1911 (SBPK zu Berlin, Nl. Hans Delbrück, Kasten 8, Fasz. 20) Stellung bezogen: „Noch ehe die Erklärungen vom 24. Dezember ausgefertigt und den Parteien übersandt waren, ist am 27. Dezember durch Artikel, die nur von Eingeweihten stammen konnten, der Friede wieder gebrochen worden“, wobei „in völlig unzutreffender Weise als das Ergebnis der Verhandlungen die Befreiung des Herrn Bernhard von einer ihm zu Unrecht auferlegten Beschränkung“ hingestellt wurde. „Es hat nachgewiesen werden können, daß Herr Bernhard selbst sich an dieser Irreführung durch eine am 27. Dezember in der ,Voss[ischen] Zeitung‘ erschienene Notiz beteiligt hat. Herr Bernhard hat eingestanden, daß die Notiz von ihm herrührt. Unter diesen Umständen halten wir es für angebracht, uns
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Ich werde die Sache vielleicht nächstens einmal unter dem Gesichtspunkt der Schuld des Ministeriums (Abnahme eines Schweige-Ehrenwortes 앚:bei der Zusage der Berliner Professur:앚) behandeln.8 Mit besten Empfehlungen und herzlichem Dank für Ihre 2. Auflage der „Getreidezölle“9 Ihr Max Weber
zunächst an eine Anzahl akademischer Lehrer zu wenden, um sie durch Mitteilung einiger Dokumente über das Wesen des Streitfalles aufzuklären.“ 8 Ein solcher Beitrag Webers ist nicht erschienen. 9 Brentano, Lujo, Die deutschen Getreidezölle. Eine Denkschrift, 2., neu bearb. Aufl. – Stuttgart und Berlin: J.G.Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger 1911.
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Paul August von Klenau PSt 6. Februar 1911; Heidelberg Karte; eigenhändig GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 30, Bd. 3, Bl. 29 Die Adressenseite trägt den eigenhändigen, zweifach unterstrichenen Zusatz Max Webers: „Ev. bitte nachsenden!“
Lieber Herr von Klenau, –
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nur damit Ihr freundlichst angekündigter Besuch nicht in Tage fällt, wo wir schon okkupiert sind: 1) am 11./12. muß ich wahrscheinlich in München sein,1 – 2) vom 22ten ab haben wir Logierbesuch einer auswärtigen Freundin.2 Alle anderen Tage aber sind für uns gleich gut passend. Mit den allerbesten Grüßen – in Erinnerung an den schönen Abend am 1. 2.3 – Ihr Max Weber Ziegelhauser Landstraße 17
1 Am 11. Februar fand dort die konstituierende Sitzung der Abteilung für Statistik innerhalb der DGS statt, an der auch Weber teilnahm. 2 Vermutlich handelt es sich dabei um Marie Baum; vgl. dazu Karte an Robert Michels vom 18. Febr. 1911, unten, S. 106. 3 Weber bezieht sich auf einen Konzertabend in Mannheim. Dazu vermerkt ein Bericht von K. Eschmann in: Die Musik. Halbmonatsschrift mit Bildern und Noten, Jg.10, Bd. 39, 1910 – 1911, S. 199: „großen Erfolg hatte [...] die Münchner Kammermusik-Vereinigung [...] mit César Franck und Paul von Klenau. Dieser saß bei seinem Klavierquintett in b-moll selbst am Flügel.“
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Heinrich Rickert [um den 7. Februar 1911]; o. O. Brief; eigenhändig GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 25, Bl. 57 Die Datierung ist erschlossen aus dem brieflichen Hinweis, daß „8 Wochen“ seit dem Brief Webers an Arnold Ruge vom 13. Dezember 1910 vergangen seien, was als Datum den 7. Februar 1911 ergibt.
Lieber Rickert! Vielen Dank! Ich zeige diese Briefe nur im Notfalle und nur einem Kreis, der zur „Vertraulichkeit“ verpflichtet ist. NB! Die Ansicht, R[uge] habe mich verklagt, ist irrig.1 Ich bina auf die schon vor geraumer Zeit erfolgte Ladung zum „Sühnetermin“ nicht erschienen.2 Seither ist (jetzt, 8 Wochen nach meinem Brief an R[uge]) nichts erfolgt. Die „Formulierung“ der Klage scheint schwierig zu sein. Ich werde öffentlich 앚:vielleicht:앚 lediglich durch den 앚:damaligen:앚 Dekan3 (der, wie ich höre, dazu bereit ist) bezeugen lassen 1) daß R[uge] von ihm – nachdem R[uge] selbst ihm gegenüber anerkannt hatte, er 앚:(Ruge):앚 sei „zum öffentlichen Auftreten wenig geeignet“, – das Versprechen, solche Dinge wie die Sache mit Dr Horneffer sollten nicht mehr vorkommen,4 abgenommen ist, – 2) daß, wenn damals R[uge]’s a habe > bin 1 Die Klage wurde Weber am 14. Februar 1911 zugestellt. 2 Dieser war auf den 20. Januar 1911 anberaumt worden; vgl. dazu Brief an Rickert, nach dem 20. Jan. 1911, oben, S. 53. 3 Gemeint ist Franz Boll. 4 Wegen des Verhaltens von Arnold Ruge anläßlich eines Vortrages von Ernst Horneffer in Heidelberg hatte sich Weber in einer nicht mehr erhaltenen Anfrage an Fritz Fleiner gewandt. Dieser antwortete am 2. Febr. 1911 (Abschrift masch.; GLA Karlsruhe, 269/108, S. 31), daß er dem Engeren Senat am 26. Juni 1910 „den Antrag unterbreitet habe, […] das Habilitationsgesuch Ruge an die Philosoph[ische] Fakultät zurückzugeben und die Philosoph[ische] Fakultät einzuladen, darüber zu berichten, inwieweit die im ,Heidelberger Tagblatt‘ v. 23. Juni 1909 und der ,Heidelberger Zeitung‘ v. 23. Juni 1909 gegen Dr. Ruge erhobenen Vorwürfe den Tatsachen entsprächen. Die Vorwürfe bezogen sich auf das Auftreten Ruges in dem Horneffer-Vortrag der ,Freien Studentenschaft‘. Die beiden Zeitungsartikel habe ich meinem Antrag beigelegt, sie befinden sich bei den Senatsakten. Ich habe zur Motivierung meines Antrags ausgeführt: Wenn die in den Zeitungen berichteten Tatsachen richtig seien, ,so können Zweifel darüber entstehen, ob Herr Dr. Ruge bei der Erörterung wissenschaftl[icher] Fragen das für den akademischen Lehrer unerläßliche Maß von Selbstdisziplin und Zurückhaltung besitze‘. Ich bin mit meinem Antrag unterlegen; der Engere Senat hat das Habilitationsgesuch Ruges bei der Regierung befürwortet, ohne die Personalien Ruges klarzustellen.“
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„Frauen“-Erklärung vorgelegen hätte, seine Habilitation ausgeschlossen gewesen wäre.– Kann irgendwie festgestellt werden, woher die von Ihnen zitierte Behauptung, 앚:Ruge habe gesagt:앚 „ich verkrieche mich hinter meiner Frau“, stammt?b Herzlichen Gruß! Max Weber NB! R[uge] ist ein so kompletter Narr, daß ich an Ihrer Stelle die Bemerkung über die „Logoskasse“, [die do]chc einfach höchst ergötzlich ist, Herren Dr M[ehlis] ganz ruhig erzählt hätte! Es ist doch unmöglich, gegen einen solchen Kerl „vorzugehen“.
b 具Ebenfalls pro fo典 c Lochung.
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Friedrich Blanck [nach dem 7. Februar 1911]; Heidelberg Brief; eigenhändig Deponat Max Weber, BSB München, Ana 446 Die Datierung ist erschlossen aus dem brieflichen Hinweis auf Schriftstücke von Heinrich Rickert und Richard Kroner, für deren Erhalt Weber in seinem vorherigen Schreiben an Rickert, um den 7. Februar 1911, oben, S. 86, dankt.
Ziegelh. Landstr.17 Sehr geehrter Herr Doktor! Ich möchte, um unsre Erörterungen des Falles Ruge abzuschließen – denn ich erwarte auf diesen Brief keine Antwort – nur noch zur Motivierung meines dem Außenstehenden vielleicht zuweilen „hart“ erscheinenden Verhaltens in dieser Sache Ihnen mitteilen: Meine Beurteilung dieses Herren beruht auf der Thatsache – die ich 앚:aus Rücksicht auf Windelband:앚 vor Gericht nicht verwerthen kann und über die ich natürlich Windelband gegenüber schweige,a die aber in 앚:ausdrücklich zwecks ev.b nötiger Verwendung geschriebenen:앚 Briefen der Herren Prof. Rickert–Freiburg und Dr Kroner–Freiburg mir vorliegt und c von Jedem, dessen Verschwiegenheit ich sicher bin, eingesehen werden können:d Daß Herr Ruge in einer Gesellschaft, der auch zwei Ausländer 앚:(Russen):앚 angehörten,1 1) seine Habilitation als nur durche die „Senilität“ Windelband’s zustandegekommen und 앚:2):앚 diesen 앚:(Windelband):앚 selbst als einen durch Tabak und Alcohol heruntergekommenen Greis bezeichnete – ersteres als „Scherz“, letzteres im vollen Ernst –, beides zu einer Zeit, wo er intim in W[indelband]’s Hause verkehrte und diesem schlechthin Alles dankte. – Die internationale Commission, welche den „Logos“ 앚:redigiert:앚 (philosophische Zeitschrift, auf deren Titelblatt ich selbst als „Mitwirkender“ figuriere) hat auf Grund anderweiten ungehörigen Verhaltens
a k[ann], > schweige, b Unsichere Lesung. c 具, da ich auf Ver典 d Defekte Satzkonstruktion. e auf > durch 1 Es handelt sich hierbei um Richard Kroner sowie die beiden Russen Fedor Stepun und Sergej Gessen; zum folgenden vgl. Notiz für die Handakten zum Nachtrag der Beilage zur Gegenerklärung, abgedruckt im Anhang, Nr. III.6, unten, S. 890 f.
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die Mitarbeit des Herrn Ruge für nicht möglich erklärt. Herr R[uge] figuriert kraft kontraktlicher Abmachung, die nicht zu beseitigen war und auf die er nicht verzichtete, nur noch formal auf dessen Titelblatt,2 dagegen hat er auf jedes Recht, seine Befugnisse alsf Mitherausgeber zu gebrauchen, verzichten müssen. Diese unangehmen Verhandlungen habe ich z. T. selbst geführt und bin dabei auf Grund seiner Sachdarstellung für ihn eingetreten,3 – wie ich später sah zu Unrecht. Mit diesemg Mann zu „verhandeln“ habe ich gegenüber Windelband’s Vermittlungsversuch abgelehnt. Dagegen habe ich W[indelband] erklärt:4 wenn Herr R[uge] – der 앚:nach Windelband’s Mitteilung:앚 „Duellgegner“ ist 앚:u. das erklärt hat,:앚 Ihnen aber, wie Sie wissen, geschrieben hat, daß er für Beleidigungen 앚:gegen Sie:앚 ev. mit der Waffe eintrete – die von meiner Frau geforderte Erklärung abgäbe, ich, wie er (Windelband), 앚:da er mich kenne,:앚 wisse, die Consequenzen ziehen werde. Herrn Ruge diese Mitteilung von mir zu machen habe ich ihn nicht ermächtigt, sondern nur dazu: ihm dies als seine (Windelband’s) zuversichtliche Annahme hinzustellen. Im Übrigen hatte ich die hiesige Presse telefonisch und schriftlich gebeten,5 über die Disziplinierung R[uge]’s (die ich zu verhindern versucht habe) nichts zu berichten. Damit: Schluß! In bekannter Hochachtung Ihr ergebenster Max Weber
f 具Herausgeber典 g einem solchen > diesem 2 Diese Bestimmung wurde durch den „II. Nachtrag zum Verlags- und Redaktionsvertrag vom 15. August 1909“ – ein Entwurf befindet sich im VA Mohr/Siebeck, Tübingen, Nr. 314 – noch im Februar 1911 aufgehoben. Darin heißt es u. a.: „2.) Herr Dr. Ruge tritt mit Beginn des II. Bandes aus der Internationalen Kommission aus und damit von den redaktionellen Geschäften zurück. Sein Name wird daher in Zukunft auch auf der Rückseite des Titels, bezw. der Umschläge nicht mehr genannt.“ 3 Vgl. dazu die Briefe an Heinrich Rickert, vor oder am 13. März, sowie vom 20. März 1910 (MWG II/6, S. 428 – 431 und 434 – 436). 4 Vgl. dazu Brief an Heinrich Rickert, nach dem 20. Jan. 1911, oben, S. 53 f. 5 Entsprechende Schreiben Webers an die Heidelberger Zeitungen sind nicht nachgewiesen.
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Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten 9. Februar 1911; Heidelberg Abschrift; maschinenschriftlich mit eigenhändigen Korrekturen und Zusätzen Max Webers GLA Karlsruhe, 269/108, S. 111 – 113 Der folgende Brief steht in Zusammenhang mit einem Pressebericht in den Dresdner Neuesten Nachrichten über eine angebliche Duellforderung Arnold Ruges an Max Weber; vgl. dazu die Editorische Vorbemerkung zum Brief an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 11. Januar 1911, oben, S. 31 – 33. Der Brief sollte offensichtlich eine Klage des Chefredakteurs Wollf gegen Weber provozieren. Bezug: Antwortschreiben von Julius Ferdinand Wollf auf Webers Brief vom 28. Januar 1911, oben, S. 66 f., vom gleichen Tage (Abschrift masch.; GLA Karlsruhe, 269/108, S. 103), in welchem dessen Vorwürfe zurückgewiesen werden, mit der zusätzlichen Bemerkung: „Wir müssen [...] Ihnen anheimgeben, uns mindestens so leserlich den Nachweis [von Weber mit Rotstift unterstrichen sowie mit Randbemerkung: „NB!“ versehen] für Ihre Behauptungen mitzuteilen, daß ein normaler Mensch den Brief entziffern kann. [...] Wir sind nach wie vor bereit, Ihnen jede Genugtuung zu gewähren, so bald Sie uns überzeugen [von Weber mit Rotstift unterstrichen sowie mit Randbemerkung: „NB!“ versehen].“ Die folgende Abschrift ist während des Privatklageverfahrens von Adolf Koch gegen Max Weber von letzterem mit einem beigefügten erläuternden Schriftsatz an das Amtsgericht Heidelberg, vor dem 12. September 1912, abgedruckt im Anhang, Nr. III.9, unten, S. 906 – 917, geschickt worden. Das Schreiben trägt am Briefkopf den eigenhändigen Vermerk Max Webers mit Rotstift: „9)“ sowie den maschinenschriftlichen Zusatz: „Abschrift.“
Heidelberg, 9. 2. 11. Sehr geehrte Redaktion! Von einer Reise zurückkehrend fand ich hier Ihr letztes Schreiben vom 28. 1. Ihre Redaktion ist die einzige, welche völlig außer Stande ist, meine Handschrift (an Punkten[,] welche Ihrem Heidelberger Berichterstatter nicht bequem sind) zu entziffern, sodaß Sie es mir zugute halten müssen, wenn ich diesen Umstand für keinen zufälligen gehalten habe. Ich bin nicht in der Lage für Sie speziell mir eine Schreibhilfe zu halten und bemerke Ihnen, da mir heute eine solche zufällig zur Verfügung ist, folgendes: In Ihrem Artikel, am Sonntag, 8. Januar enthielt ader letzte Absatza Behauptungen, die mich persönlich betrafen. Ich habe Ihnen s. Zt.
a Eigenhändige Unterstreichung mit Rotstift sowie Randbemerkung: NB!
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geschrieben,1 daß ban diesen michb betreffenden Behauptungen kein wahres Wort sei. Auf Ihren Wunsch begründec ich Ihnend dies nochmals dahin: 1) Ihr Berichterstatter bezieht sich auf Erklärungen des Herrn Ruge selbst. Herr Ruge hat im Heidelberger Tageblatt zuerst erklären lassen, daß dies eine „grobe Fälschung“ sei2 und dann nachher mit Namensunterschrift ebendort eine Sachdarstellung gegeben, die zwar nicht einwandfrei ist, welche aber ebenfalls ergibt, daß er die ihm in den Mund gelegten Behauptungen gar nicht aufgestellt haben kann.3 2) An diesen Behauptungen haben Sie durch Sperrdrucke hervorgehoben: daß Herr Ruge bei mir angefragt habe, ob ich für meine Frau mit den Waffen eintreten wolle. Da Ihr Berichterstatter, wie Sie schreiben, Ihnen selbst erklärt hat, daß er sich in der Behauptung[,] Herr Ruge habe einen Brief an mich gerichtet, geirrt habe, so ergibt sich das weitere von selbst und es ist angesichts jenes Sperrdrucks (der dem sensationellen Charakter jener Lüge entsprach) ein starkes Stück, wenn Sie sich die Behauptung von ihm gefallen lassen und an mich weiter geben.4 Dieser Irrtum habe einen „Nebenpunkt“ betroffen. 3) Daß infolgedessen an dem nächstfolgenden ehrabschneidrigen Satze ebenfalls kein wahres Wort ist, liegt auf der Hand.5 Ich habe, wie Ihr Berichterstatter selbst melden mußte, Herrn Ruge mitgeteilt, daß ich mich mit den Äußerungen meiner Frau identifiziere (dies und eine weitere Bemerkung, welche meine persönliche Ansicht enthielt, bildet
b Zusätzliche Unterstreichung mit Rotstift sowie Randbemerkung: NB! c begründe具te典 d 具u. begründe典 e Maschinenschriftlich zweifach unterstrichen. 1 Brief an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 11. Jan. 1911, oben, S. 33. 2 Weber bezieht sich auf den Artikel: („Eine Duellforderung an der Heidelberger Universität“.), erschienen in: Heidelberger Tageblatt, Nr. 7 vom 9. Jan. 1911, S. 4 (MWG I/13), welcher im Anschluß an sein eigenes Dementi eine indirekte Richtigstellung von seiten Arnold Ruges enthält; zum vollen Wortlaut vgl. Karte an Marianne Weber vom 12. Jan. 1911, oben, S. 34 f., Anm. 1. 3 Diese findet sich in: Heidelberger Tageblatt, Nr. 14 vom 17. Jan.1911, S. 4 f. 4 Weber bezieht sich auf den Brief von Julius Ferdinand Wollf vom 23. Jan. 1911; zum Wortlaut vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 28. Jan. 1911, oben, S. 65 f. 5 Gemeint ist die Behauptung, Weber habe die Duellaufforderung wegen seines Gesundheitszustandes abgelehnt.
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den Inhalt jenes angeblich beleidigenden Briefes).6 Bis heute (9. II.) ist darauf weder eine Forderung noch eine Klage erfolgt.7 Nur nebenher bemerke ich, daß Ihr als zuverlässig „erwiesener“ Berichterstatter meiner Frau eine Beschäftigung mit der Kellnerinnenfrage zuschreibt, welche niemals u. in keiner Form stattgefunden hat, bei der vielmehr eine für jeden Sachkundigen sofort ersichtliche Verwechslung mit einer ganz anderen Dame, ganz anderen Namens, vorliegt.8 Endlich ist der Inhalt des in den Zeitungen veröffentlichten privaten Antwortschreibens des Herrn R[uge] an meine Frau unwahr wiedergegeben, denn, wie der Wortlaut dieses Antwortschreibens ergibt, bezog Herr Dr. Ruge seine Anwürfe auf die in der Frauenbewegung „hervortretenden“ Frauen, zu denen meine Frau gehört. Mit Rücksicht auf das oben speziell Nr. 2 u. 3 herausgehobene, nicht zurückgenommene Verhalten Ihres Berichterstatters, dessen Charakter Sie bei gewissenhafter Prüfung erkennen mußten, nachdem ich Sie auf die in den öffentlichen Zeitungen erfolgten Äußerungen hingewiesen hatte, erkläre ich Ihnen: daß Sie sich in leichtfertiger Weise von einem Ehrabschneider (ich bin Offizier a.D.) als Korrespondenten bedienen lassen, und fordere diesen und Sie auf, daraus die Konsequenzen zu ziehen, nachdem Ihr Berichterstatter auch noch die Kühnheit hatte von „Beweisen“ zu sprechen, trotzdem von einer hiesigen Zeitung sein Verhalten als eine „Infamie“ bezeichnet worden ist.9 Thun Sie nichts, so be6 Brief an Arnold Ruge vom 13. Dez. 1910 (MWG II/6, S. 717); zum Wortlaut vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Heinrich Rickert, nach dem 15. Jan. 1911, oben, S. 46. 7 Die Privatklage wurde Weber am 14. Februar 1911 zugestellt. 8 Der Korrespondent (d. i. Otto Bandmann) hatte in seinem Bericht Marianne Weber mit Camilla Jellinek verwechselt. 9 Das Heidelberger Tageblatt, Nr. 16 vom 19. Jan. 1911, S. 3f., hatte sich äußerst kritisch zu der Stellungnahme geäußert, die im Anschluß an die öffentlichen Dementis von Weber und Ruge im Hamburger Fremdenblatt, Nr. 10 vom 12. Jan. 1911, erschienen war. Darin hatte die Redaktion von einem lediglich „verklausulierte[n] Dementi“ des Heidelberger Tageblatts geschrieben und der Heidelberger Korrespondent die von ihm mitgeteilte Duellforderung in seinen folgenden Ausführungen als Nebensächlichkeit sowie als Wiedergabe einer bloßen Vermutung abzuschwächen gesucht. Das Heidelberger Tageblatt hatte dem Korrespondenten neben der Verbreitung von bloßen Gerüchten als Tatsachenbehauptungen und der mangelnden Sorgfaltspflicht bei seinen Recherchen auch die Verbreitung von Falschmeldungen vorgeworfen: „Was soll es gar heißen, wenn der famose Heidelberger in Hamburg schreibt: ,Charakteristisch ist auch, daß das ,Heidelberger Tageblatt‘ zu erwähnen vergißt, daß ein Beleidigungsprozeß Ruge – Weber demnächst die Sache zum Austrag bringen wird. Warum wohl?‘ Da hört sich doch mancherlei auf. Nicht ein-, sondern zweimal hat das ,Heidelberger Tageblatt‘ die Nachricht gebracht, daß ein Privatverfahren Ruge – Weber anhängig gemacht worden ist. Was soll diese bewußte Lüge eigentlich bezwecken? Glaubt der famose Herr vielleicht, Hamburg sei weit von Hei-
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halte ich mir vor, meinerseits das zu tun, was mir richtig scheint. Was ich verlange, ist: die offene Erklärung: daß Ihr „Berichterstatter“ Sie getäuscht f (ich verlange dieses Wort) hat und diese Täuschungg auch dann noch aufrecht erhielt, nachdem gegen seine unwahren Angaben Widerspruch erhoben und dieselben öffentlich wiederlegt waren. Herr Ruge hat (anderen, nicht mir, weder direkt noch indirekt) erklärt, er sei Duellgegner. Einen Abdruck dieses Briefes verlange ich nicht, er ist vorläufig nur für Sie und Ihren „Berichterstatter“ bestimmt. Hochachtungsvoll Max Weber.h
f Zusätzliche eigenhändige Unterstreichung mit Rotstift. g Zusätzliche eigenhändige Unterstreichung mit Rotstift. h Es folgt von dritter Hand der Vermerk: von hier ab Tätigkeit bei Presseenquete eingestellt. delberg weg, und man könne durch eine kleine Fälschung uns eins moralisch auswischen? Das ist eine Infamie sondergleichen, und wir müssen gestehen, solch leichtfertige und gemeingefährliche Journalistik ist uns schon lange nicht vor die Finger gekommen. Das Hamburger Blatt hat Grund, auf seinen Heidelberger Mitarbeiter stolz zu sein. Niemand wird es um dessen Besitz beneiden!“
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Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten 13. Februar 1911; Heidelberg Abschrift; maschinenschriftlich GLA Karlsruhe, 269/108, S. 119 Bezug: Brief von Julius Ferdinand Wollf vom 11. Februar 1911 (Abschrift masch.; GLA Karlsruhe, 269/108, S. 115 – 117) mit der Mitteilung, daß sich der Verfasser zu Webers Vorwürfen „persönlich“ äußern und dem „Chefredakteur Bericht erstatten“ werde. Weiter heißt es: „Wir haben von vornherein keinen Zweifel [von Weber mit Rotstift unterstrichen sowie mit Frage- und Ausrufungszeichen am Rand versehen] darüber gelassen, daß wir, wie bei jedem anderen Irrtum, Ihnen jede Genugtuung geben werden [von Weber mit Rotstift unterstrichen sowie mit Frage- und Ausrufungszeichen am Rand versehen].“ Im folgenden äußert sich Wollf zu der „Verdächtigung“ Webers, „daß wir gegen besseres Wissen vorgeben, Ihre Schrift nicht lesen zu können. Wir werden Ihnen den Nachweis führen, daß wir uns die größte Mühe gegeben haben, und daß es uns schon beim ersten Brief [vom 11. Januar 1911, oben, S. 33] nicht gelungen ist, Ihre durchaus unleserliche Schrift zu dechiffrieren.“ Weiter heißt es: „Wir werden Ihnen nun den Beweis führen, daß unser Mitarbeiter ein durchaus ehrenwerter Herr ist, auch für den Fall, daß er sich geirrt oder in seinem Irrtum sogar beharrt hat.“ Die folgende Abschrift ist während des Privatklageverfahrens von Adolf Koch gegen Max Weber von letzterem mit einem beigefügten erläuternden Schriftsatz an das Amtsgericht Heidelberg, vor dem 12. September 1912, abgedruckt im Anhang, Nr. III.9, unten, S. 906 – 917, geschickt worden. Das Schreiben trägt am Briefkopf den eigenhändigen Vermerk Max Webers mit Rotstift: „11)“ sowie den maschinenschriftlichen Zusatz: „Abschrift.“
Heidelberg, 13. 2. 11. Sehr geehrte Redaktion! Da ich sehr verschieden gut schreibe, so will ich Ihnen auf Ihre nachdrückliche Versicherung hin glauben, daß Sie in der That meine Briefe nicht lesen konnten, – obwohl Sie damit in diesen Wochen allein stehen, so viel mir bekannt. – Nicht zu glauben bereit bin ich aber, daß Ihr Korrespondent ein „Ehrenmann“ ist. Lassen Sie sich gefl. alle in den Heidelberger Blättern erschienenen Artikel ohne Ausnahme vorlegen. Ihr Korrespondent ist doch wohl derselbe wie der des „Hamburger Fremdenblatts“? Ich erwarte baldigste Nachricht, wie Sie sich zu der Angelegenheit und zu Ihrem Korrespondenten stellen. Hochachtungsvoll Max Weber.
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Heinrich Rickert [vor dem 14. Februar 1911]; o. O. Brief; eigenhändig GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 25, Bl. 62 Die Datierung ist erschlossen aus dem Hinweis, daß Weber noch keine Privatklage Arnold Ruges erhalten habe. Diese wurde ihm am 14. Februar 1911 zugestellt.
Lieber Rickert!
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Wenn „Fredi“1 der Verbrecher ist, so hat es nichts zu sagen – er ist von Beruf verpflichtet, die Dinge zu gestalten, wie sie hätten passieren sollen. Ich erwähntea ihm gegenüber nichts von der Sache. Ähnliches stand ja übrigens auch in der Presse. Ich habe nach wie vor keine Klage erhalten. Ich werde jetzt vielleicht meinerseits die hiesige Nicht-Ordinarien-Vertretung angehen, ob sie sich mit der Sache befassen wolle. Dafür verwende ich dann die brieflichen Bestätigungen, welche Sie und andre mir schickten u. verlange, daß sie, bis das Verfahren erledigt ist, vertraulich behandelt werden. Mit besten Grüßen Max Weber
a Alternative Lesung: erwähne 1 Gemeint ist der Heidelberger Philosophiedozent Friedrich Alfred Schmid.
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Heinrich Rickert [vor dem 14. Februar 1911]; o. O. Brief; eigenhändig GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 25, Bl. 60 Die Datierung ist zum einen erschlossen aus der Nichterwähnung der Privatklage Arnold Ruges, die Weber am 14. Februar 1911 zugestellt wurde, zum anderen aus der Bemerkung über Windelbands „anhaltenden Herzschwäche[-] und Asthma-Anfall [...], obwohl es jetzt besser geht“. Letztere muß vor der Mitteilung des Arztes Ludolf v. Krehl vom 15. Februar 1911 (GLA Karlsruhe, 269/108, S. 37) geschrieben worden sein, daß die Weiterverfolgung des Privatprozesses Ruge gegen Weber Windelbands Leben gefährden könne.
Lieber Rickert! Ich bitte Sie Herrn Dr Mehlis dahin zu beruhigen: Ruge ist im Sinn des „Ehrencodex“ „satisfaktionsunfähig“. Denn er hat 1) eine ihm von einem „satisfaktionsfähigen“ Herren 앚:(Dr phil.):앚1 angebotene Ohrfeige auf sich sitzen lassen müssen (schriftlicher Beweis in meinen Händen) – 2) in der Sache mit mir erklärt (Windelband gegenüber): er sei „prinzipieller Duellgegner“ (freilich einem andren Herren gegenüber etwas Anderes!). Ich habe W[indelband] erklärt: „R[uge] möge mich nur fordern“ (schriftlich!). Also hatte 앚:und hat:앚 er – im Sinn des „Ehrencodex“ – so eklatant „gekniffen“, daß Herrn Dr M[ehlis] keinesfalls Vorwürfe aus dem Unterlassen einer Forderung entstehen können. – Ferner: vor Gericht bringe ich diese Details nicht vor, sondern nur vor einem Forum von Standesgenossen. Windelband hatte einen anhaltenden Herzschwäche[-] und AsthmaAnfall u. „solla sich nicht aufregen“, 앚:obwohl es jetzt besser geht.:앚 Vielleicht thun Sie gut, bei dem Sohn, Dr Walther Windelband,2 앚:(Adresse W[indelband]’s):앚 Nachricht einzuziehen und dabei zu fragen, ob es opportun sei, daß Sie jetzt Ihrenb R[uge] gegenüber gethanen Schritt begründen, wie Sie das Bedürfnis fühlten.3 Ich würde an Ihrer Stelle Windelband jene schamlosen Äußerungen R[uge]’s nicht mitteilen, sondern höchstens dem Sohne, falls es der Gang der Correspondenz zuläßt. Herzl. Gruß! Max Weber a „darf > „soll b O: ihren 1 Gemeint ist Friedrich Blanck. 2 Gemeint ist Wolfgang Windelband. 3 Vermutlich bezieht sich Weber hier auf Rickerts Aufkündigung der Mitarbeit an der von Ruge projektierten „Encyclopädie der philosophischen Wissenschaften“.
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Heinrich Rickert [15. Februar 1911]; o. O. Brief; eigenhändig GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 25, Bl. 58 Die Datierung ist erschlossen aus einem Telegramm von Emil Lask an Rickert vom 15. Februar 1911: „Weber will dass dankerklärung an ruge im logos unterbleibt eilbrief webers an Sie trifft abends ein Lask“, UB Heidelberg, Heid. Hs. 3820,I,3.
Lieber Rickert!
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Ich höre, daß die früher vereinbarte Dankeskundgebung 앚:der Redaktion:앚 an Ruge im „Logos“ erscheinen soll. Ich protestiere dagegen1 und würde mir ev. überlegen, ob ich nicht soforta meinen Namen zurückziehe. Lassen Sie Sich nur eventuell verklagen! Er wird sich hüten! Mit herzlichem Gruß! Max Weber
a 具zu典 1 Webers Protest richtet sich gegen die Danksagung, die anläßlich von Arnold Ruges Ausscheiden aus dem „Logos“ dort erscheinen sollte. Weber hat seinen Einspruch zwei Tage später in seinem Brief an Rickert vom 17. Febr. 1911, unten, S. 100, zurückgezogen. Das Ausscheiden von Ruge wird in einer „Redaktionellen Notiz“ am Ende des dritten Logos-Heftes von Bd. 1, 1910/11, S. 418, mitgeteilt: „Herr Privatdozent Dr. Ruge tritt mit Beginn des neuen Bandes aus der internationalen Kommission aus und damit von den redaktionellen Geschäften zurück. Die internationale Kommission bedauert, daß Herr Dr. Ruge durch vielfache Arbeiten so in Anspruch genommen ist, daß er der Redaktion des deutschen Logos seine Kräfte nicht weiter zur Verfügung stellen kann. Sie spricht ihm für seine bisherige Tätigkeit den herzlichsten Dank aus. Die deutsche Logos-Redaktion: Richard Kroner. Georg Mehlis.“
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Hermann Beck [vor dem 16. Februar 1911]; o. O. Abschrift; maschinenschriftlich SHLB Kiel, Nl. Ferdinand Tönnies, Cb 54.61:1.1.60 Die Datierung ist erschlossen aus dem Inhalt des Briefes sowie einem darauf Bezug nehmenden Schreiben von Georg Simmel an Hermann Beck vom 16. Februar 1911 (Abschrift masch.; SHLB Kiel, Nl. Ferdinand Tönnies, Cb 54.61:1.1.49), in welchem er dem Vorschlag Webers zustimmt, eine Mitgliederversammlung zur Wahl eines Presseausschusses nach Heidelberg einberufen sowie schon jetzt Kooptationen für die Presseenquete „vorbereiten“ zu lassen.
Verehrter Herr Doktor! Daß das Statut so schlecht abgefaßt ist (bezüglich der Wahl der Ausschüsse) erschreckt mich.1 In der Tat muß nun eine Mitgliederversammlung berufen werden; vielleicht nach Heidelberg und zum Zweck der Wahl des Presse-Ausschusses?2 M. E. können wir aber inzwischen immer schon die Kooptationen vornehmen (d. h.: „vorbereiten“)[.] Ich sende anbei eine Liste,3 mit welcher Gothein (Ihre Zustimmung vorausgesetzt) einverstanden sein würde. Alle Herren, die darauf genannt sind, sind mit ihrer Kooptation einverstanden. Es könnte also eine Anzahl Kooptationsschreiben – welche nicht erst noch das Ersuchen um „Annahme“ zu enthalten brauchten, – vorbereitet werden: einfach die Nachricht, daß der Betreffende in den Presse-Ausschuß kooptiert ist, und daß die auf dem Zettel genannten Herren schon beigetreten sind und weitere Beitritte erwartet werden. Ich würde dann einige Schriftstücke, die zugleich zu versenden wären, mitsenden. Die – rein formale – Mitgliederversammlung beantrage ich schleunigst zu berufen, mit der kürzesten Frist. Mit vorzüglicher Hochachtung Max Weber. NB. Quelle & Meyer schicken jetzt noch eine ablehnende Antwort. Das Angebot sei nicht acceptabel, andere Dinge wollen sie gern nehmen.
1 Gemeint ist die von Weber angeregte Neufassung des Statuts der DGS; vgl. dazu den Brief an Beck vom 25. Sept. 1910 (MWG II/6, S. 624 – 628). 2 Die Mitgliederversammlung fand am 6. März 1911 in Heidelberg statt. 3 Die entsprechende Liste (Abschrift masch.; SHLB Kiel, Nl. Ferdinand Tönnies, Cb 54.61:1.1.60) wird als Beilage zu diesem Brief abgedruckt.
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Beilage
Prof. Roberto Michels, 1 Via Andrea Provana, Torino (Italien) Geheimrat Prof. Lamprecht, Leipzig Chefredakteur Dr. Bachmann, Berlin, Breitestr. 8 Dr. Hjalmar Schacht, Dresdener Bank, Berlin W. 56 Chefredakteur Fritz Alfred Scheel, Mannheim, Waldparkstr. 28 Dr. Max Jänecke, Vorsitzender des Vereins Deutscher Zeitungsverleger, Hannover, Hannov[erscher] Courier. Geh. Kommerzienrat Dr. Josef Neven Du Mont, Köln, Breitestr. 78 Th[eodor] Curti, Direktor der Frankfurter Zeitung, Frankfurt a.M. Prof. Dr. Oscar Bulle, Weimar, Schillerstiftung Prof. Dr. Christian Eckert, Studiendirektor der Handelshochschule Köln, Köln, Claudiusstr. 1. Dr. Richard Knittel, Karlsruhe i.B. Chefredakteur Dr. R[ichard] Jacobi, Hannover, Hannov[erscher] Courier. Prof. Dr. H[ermann] Levy, Heidelberg, Kußmaulstraße. Archivdirektor Hansen, Köln, Lindenburger Allee 35 Chefredakteur Dr. Emil Löbl, Wien I Sektionschef Prof. Dr. Mataja, Wien III, Hauptstr. 67 Prof. Dr. Martin Spahn, Straßburg i.E. Geh. Regierungsrat Dr. Wolfram, Direktor der Kaiserl[ichen] Landesbibliothek, Straßburg i.E. Prof. Dr. O[skar] Wettstein, Zürich V, Heliosstr. 6 Chefredakteur Posse, Köln, Kölnische Zeitung Dazu die zu wählenden: Gothein, Beck, Max Weber und alle Mitglieder des Vorstandes. Weitere Vorschläge schicke ich noch und erbitte solche.
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Heinrich Rickert [17. Februar 1911]; o. O. Brief; eigenhändig GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 25, Bl. 65 – 66 Die Datierung ist erschlossen aus dem Hinweis Webers, daß er erst vor drei Tagen die Privatklage Arnold Ruges erhalten habe. Dies erfolgte am 14. Februar 1911.
Lieber Rickert! Ich zog meinen Einspruch zurück,1 weil ich die von Ihnen geltend gemachten Dinge mir selbst sagte. Außerdem, weil mir 앚:nachträglich:앚 einfiel, daß ja ich selbst s. Z. im Interesse Ruges Ihnen (und ihm) vorschlug, es solle vereinbart werden, ihm den „Dank“ auszusprechen;2 ich also selbst „schuld“ bin 앚:wenn das geschehen ist.:앚 Damit genug hiervon, hoffentlich hat Sie die Sache nichta zu sehr erregt! Ich darf doch von der Thatsache, daß der „Dank“ nur auf Contraktspflicht 3 앚:(von der ich nichts wußte):앚 beruht, Gebrauch machen? Nämlich gegenüber derb Nicht-cOrdinarien-Vereinigung, welche an Ruge die Aufforderung gestellt hat: „er solle die von mir ihm s. Z. (durch Windelband) vorgelegte Erklärung4 unterzeichnen, man werde darin nur ein loyales und anständiges Verhalten erblicken“.5 a 具auf典 b 具Pr典 c Extr > Nicht1 Gemeint ist Webers Einspruch gegen die geplante Dankesadresse an Arnold Ruge anläßlich dessen Ausscheidens aus dem „Logos“ für seine geleistete Redaktionstätigkeit; vgl. dazu Brief an Rickert vom 15. Febr.1911, oben, S. 97. 2 Vgl. dazu Webers Bemerkung in seinem Brief an Rickert vom 20. März 1910 (MWG II/6, S. 434 – 436), daß man mit der „Danksagung [...], wenn er ausscheidet [...], nur eine unpersönliche, der Sachlage entsprechende Pflicht“ erfülle; ebd., S. 435. 3 Allerdings heißt es bezüglich Arnold Ruges Ausscheiden im „II. Nachtrag zum Verlagsund Redaktionsvertrag vom 15. August 1909“ (VA Mohr/Siebeck, Tübingen, Nr. 314) vom 20. Februar 1911 lediglich: „In das 3. Heft des I. Bandes der Zeitschrift ,Logos‘ wird eine Notiz aufgenommen, in der der Austritt des Herrn Dr. Ruge den Abonnenten mitgeteilt wird.“ 4 Die „Erklärung“ findet sich als Beilage zum Brief an Friedrich Blanck vom 17. Dez. 1910 (MWG II/6, S. 745); zu ihrem Wortlaut vgl. Editorische Vorbemerkung zum Brief an Rickert, nach dem 15. Jan. 1911, oben, S.46. 5 Brief des Vorstandes der Vereinigung der Honorarprofessoren, Extra-Ordinarien und Privatdozenten vom 15. Febr. 1911 (GLA Karlsruhe, Nl. Arnold Ruge, Nr. 18) mit der Empfehlung an Ruge, er möge mit der Zurücknahme seines „Eingesandt“ vom 3. Dezember 1910 den Konflikt mit Weber „aus der Welt schaffen. Wir glauben mit der Annahme nicht fehl zu gehen, daß Sie selbst – bei Aufrechterhaltung Ihrer Beurteilung der Frauenbewegung, die Ihr gutes Recht ist – jenes Eingesandt in der Form für übereilt und verletzend und in den Behauptungen teilweise für mißdeutbar halten. Trifft dies zu, so sieht der Vor-
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Ich erhielt von Windelbands Arzt (Krehl) die Mitteilung: „der Prozeß werde, wenn verhandelt, W[indelband]’s Leben gefährden können.“6 Das Gleiche habe er Ruge mitgeteilt.7 R[uge] suchte diese ihm sehr gelegened Todesgefahr sofort zu fruktifizieren1), indem er vom Dekan der Fakultät und noch einem Herrn das schriftliche Attest e verlangte: „er ziehe die Klage lediglich aus außerhalb der Sache liegenden, aber ,anständigen‘ Gründen zurück.“8 – Ich meinerseits, darüber (trotz R[uge]’s Widerspruch gegen eine Benachrichtigung an mich) informiert, widerrieth dies „Attest“, welches dann auch verweigert wurde (da die Herren selbst es zu erteilen Bedenken trugen) und schlug vor:9 1) Vertagung des anzuberaumenden Termins2) auf gemeinsamen Antrag, ebenso künftiger neu (zur Unterbrechung der Verjährung) anzuberaumender Termine, bis W[indelband] hergestellt sei, – 2) falls der Arzt die Zurücknahme Diese Gemeinheit reizte mich so, daß ich Ihnen schrieb. Auchf wußte ich natürlich nicht, daß die Sache wirklich rechtlich zwingend gemacht war u. nahm einen zu weitgehenden Opportunismus der Redaktion an. 2) Erst vor 3 Tagen erhielt ich die Privatklage . [] 1)
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d 具(angebliche)典 e 具erbat典 f 具wußte er典 stand nichts, was Sie verhindern könnte, eine Erklärung abzugeben, welche derjenigen sachlich entspricht, die Ihnen auf Veranlassung von Frau Weber in Vorschlag gebracht wurde. Sie dürfen überzeugt sein, daß Ihnen aus einer solchen Erklärung Niemand den Vorwurf eines schwächlichen Rückzugs machen wird [...]. Jedenfalls würden Sie in unserem [...] Kreise durch die nachträgliche Zurücknahme Ihres Eingesandt an Achtung nicht verlieren.“ 6 Brief von Ludolf v. Krehl an Max Weber vom 15. Febr. 1911 (GLA Karlsruhe, 269/108, S. 37). 7 Brief von Ludolf v. Krehl an Arnold Ruge vom 15. Febr. 1911 (GLA Karlsruhe, Nl. Arnold Ruge, Nr. 18) mit der Mitteilung, daß Wilhelm Windelband „sehr schwer krank“ sei. „Im Interesse seiner Gesundheit halte ich es für nothwendig alle psychischen Erregungen von ihm fern zu halten.“ 8 Im Nl. Ruge, Nr. 18, im GLA Karlsruhe befindet sich eine maschinenschriftliche Erklärung, die vermutlich irrtümlich auf den 13. Februar 1911 datiert ist, dem Inhalt nach jedoch auf das von Weber bezeichnete Schriftstück zutreffen könnte. Dort heißt es u. a.: „Die Mitunterzeichneten Herren ... bestätigen hiermit, daß diese Zurücknahme der Klage aus Erwägungen erfolgt ist, die außerhalb des Streitfalles selbst liegen, keinerlei Beziehung zur Person des Herrn Professor Weber oder den von ihm angedeuteten Folgen des Prozesses haben und lediglich auf eine äußerst loyale und selbstlose Entschließung des Herrn Dr. Arnold Ruge zurückzuführen sind.“ 9 Webers im folgenden genannte Vorschläge finden sich in seiner Erklärung vom 17. Februar 1911, abgedruckt im Anhang, Nr. I.1, unten, S. 818 f.
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der Klage für nötig halte: a) Feststellung beider Anwälte, daß dies aus außerhalb der Sache liegenden Gründen, die beide Teile für zwingend hielten, geschehe, – b) Erklärung meinerseits: daß ich auf Verlangen R[uge]’s (durch einen Anwalt an mich zu richten) ihn jederzeit – durch Wiederholung meines Briefes natürlich! – in die gleiche Lage versetzen werde, in der er sich jetzt befinde. Ich warte nun die Antwort des Gegenanwalts ab.10 – – Herrn Dr Windelband jun. bat ich zu mir und sagte ihm nach längerer Unterredung über die Sachlage (er verhandelt mitg und in Gemeinschaft mit R[uge] mith Anwälten, Collegen u. s. w.): „ob er eigentlichi sagen könne, worauf das auffallende Interesse seines Vaters für Herrn R[uge] in dieser (und ähnlichen) Sachen beruhe? Ob er gar kein Wissen davon habe, in welcher Art R[uge] seinen Vater diskreditiere, auch durch die Art seines Redens über ihn?“ – Letzteres wisse erj nicht, sein Vater schätze R[uge] als 앚:sehr tüchtigen:앚 Assistenten.k Ob er mich später über denl genannten Punkt um detaillierte Aufklärung bitten dürfe? 앚: Jetzt müsse er im Interesse seines Vaters mit R[uge] auf anständigem Fuß bleiben können.:앚 –m Ich werde ihm, wenn er mich nun später fragt, zunächst die zahlreichen sonstigen Äußerungen R[uge]’s zu Andrenn mitteilen, dann die in Ihrem und Herren Kroner’s Brief bestätigten, welche übrigens, wie ich sehe, hier schon bekannt waren. 앚:Ich werde dabei die Bedingung stellen, daß Ruge gegenüber nur ich als Quelle genannt werde und daß, wenn er gegen mich dieserhalb vorgehen wolle, dies vor einem akademischen Schiedsgericht, nicht aber öffentlich, geschehe.:앚 Sollte R[uge] in irgend einer Weise seine „Erklärung“ gegen meine Frau zurücknehmen, so werde ich ihn zu mir bitten und ihm, ohne Quellenangabe, sagen, was vorliegt. Bestreitet er es, so werde ich ein Schiedsgericht zwischen mir und ihm proponieren. Aber das liegt ja im weiterno Feld. Herzlichen Gruß! Ihr Max Weber
g 具R.)典 h 具Fakultät典 i 具wisse,典 j er > er k 具M.E.典 l 具ersten典 m 具„Jederzeit“典 n 具, dann典 o Alternative Lesung: weiten 10 Eine Stellungnahme dazu findet sich in dem Schreiben Ruges bzw. seines Anwalts Emil Schott vom 9. März 1911 (Abschrift masch.; GLA Karlsruhe, Nl. Arnold Ruge, Nr. 18).
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Christian Bartholomae [18. Februar 1911]; Heidelberg Brief; eigenhändig UA Heidelberg, B-3075/1 Die Datierung ist erschlossen aus den Hinweisen auf ein „Protokoll“ sowie einer sich darauf beziehenden, uns schriftlich vorliegenden Erklärung von Johannes Hoops, die beide vom 17. Februar 1911 stammen (GLA Karlsruhe, Nl. Arnold Ruge, Nr. 18). In dem von Christian Bartholomae, dem Dekan der Philosophischen Fakultät, sowie Johannes Hoops, Wilhelm Windelband und Arnold Ruge unterzeichneten Protokoll erklärte letzterer, „daß er seine Klage gegen Herrn Prof. M[ax] Weber bedingungslos und ohne Rücksicht auf etwaige Erklärungen des Herrn Prof. M[ax] Weber zurückzieht. Der von Herrn Prof. Dr. Krehl an Herrn Dr. Ruge gerichtete Brief vom 15.d.M. wird von den Unterzeichneten als eine durchaus zwingende Begründung für die Zurücknahme anerkannt. Die Erklärungen des Herrn Prof. Weber haben zur Kenntnis gedient. Herr Prof. Hoops wird mit Herrn Weber Rücksprache nehmen. Eine weitere Erklärung, falls eine solche noch notwendig sein sollte, wird später formulirt werden. Von diesem Protokoll ist einstweilen kein öffentlicher Gebrauch zu machen.“ Offensichtlich nach Rücksprache mit Weber erklärte Johannes Hoops in einem Brief an Ruge vom gleichen Tage, daß entsprechend dem „vorletzte[n] Satz des heute aufgenommenen Protokolls [...] dasselbe lediglich als Entwurf aufzufassen“ sei, „von dem Sie also außer Ihrem Anwalt niemand gegenüber Gebrauch machen dürfen, insbesondere nicht der Dozentenvereinigung gegenüber.“
Telefon 1401.
Ziegelhauser Landstr. 17.
Hochgeehrter Herr College!
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Auf meine Bitte hat Prof. Hoops Herrn Ruge gestern noch persönlich vor 앚:einem:앚 Zeugen erklärt: daß das 앚:als:앚 „provisorisch“ bezeichnete „Protokoll“ lediglich einen Entwurf darstellt, über welchen und dessen endgültige Redaktion erst nach Anhörung auch meiner Ansicht zu entscheiden ist und von dem daher keinenfalls Gebrauch gemacht werden darf, weder öffentlich noch privatim. Ich halte, da ich Herren Dr Ruge aus zahlreichen andren Vorgängen genau kenne, es an sich für sehr bedenklich, daß dem genannten Herren von Unbeteiligten, vollends von Herren der Fakultät, etwas „attestiert“ wird, auch in Form eines „Protokolles“. Treibt er damit Mißbrauch, oder gebraucht er es überhaupt, so kann ich zu einer Erklärung genötigt werden, welche 앚:in ihren Consequenzen:앚 Herren Windelband vielleicht dennoch und erst recht in eine peinliche Lage bringt. Ich werde jedoch, nachdem das „Protokoll“ einmal als Entwurf vorliegt, sachliche Schwie-
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rigkeiten nicht machen, sofern meine Zustimmung eingeholt und auch meinen Interessen Rechnung getragen wird. Mit vorzüglicher Hochachtung Max Weber
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Hermann Kantorowicz PSt 18. Februar 1911; Heidelberg Karte; eigenhändig GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 19, Bl. 16
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Darf ich nunmehr Ihr Manuskript zurückerbitten?1 Der Vertrag wird jetzt – endlich – mit Siebeck abgeschlossen.2 Mit den allerbesten collegialen Grüßen Ihr Max Weber 1. Die Statist[ische] Sektion ist unter v. Mayr’s Vorsitz gebildet[.]3 2. Künftig werden öffentlich nur Sombart u. Simmel präsidieren.4 3a. Ph[ilipp] Stein (Frankfurt, Institut f[ür] Gemeinwohl) ist in den Vorstand cooptiert.5 Ich bin statt dessen „Rechner“ und verwalte die Publikationsangelegenheiten.
a O: 4 1 Gemeint ist das Manuskript des Vortrages „Rechtswissenschaft und Soziologie“, später veröffentlicht in: Verhandlungen 1910, S. 275 – 309. 2 Vgl. dazu Brief an Oskar Siebeck vom 20. Febr. 1911, unten, S. 108 f. 3 Den Vorsitz hatte Georg v. Mayr am 4. Januar 1911 übernommen; vgl. dazu Brief an Oskar Siebeck, vor dem 11. Jan. 1911, oben, S. 29, Anm. 2. 4 Eine entsprechende Bestimmung findet sich in dem ungezeichneten, vermutlich jedoch von Max Weber stammenden Entwurf „Geschäftsordnung für den Vorstand“ (Abschrift masch.; SHLB Kiel, Nl. Ferdinand Tönnies, Cb 54.61:1.2.10; abgedruckt als Beilage zum Brief an den Vorstand der DGS vom 3. Febr. 1911, oben, S. 79), der laut Rundschreiben Hermann Becks vom 7. Febr. 1911 (SHLB Kiel, ebd., Cb 54.61:1.1.05) den Vorstandsmitgliedern der DGS zugegangen war. 5 Weber hatte in seinem Brief an Hermann Beck bzw. den Vorstand der DGS vom 5. Dez. 1910 (MWG II/6, S. 707) Philipp Stein als seinen Nachfolger im DGS-Vorstand vorgeschlagen. Auf der Vorstandssitzung vom 5. Jan. 1911 (Protokoll; SHLB Kiel, Nl. Ferdinand Tönnies, Cb 54.61:1.2.10) wurde die Kooptation Steins formell beschlossen; laut seinem Schreiben an den DGS-Vorstand vom 15. Febr. 1911 (Abschrift masch.; SHLB Kiel, ebd., Cb 54.61:1.1.52) nahm er diese dankend an.
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18. Februar 1911
Robert Michels PSt 18. Februar 1911; PSt Heidelberg Karte; eigenhändig AFLE Turin, Nl. Robert Michels, Kapsel Max Weber, Fasz. 83
L. Fr. Ich habe einen lästigen Prozeß zu erledigen,1 daher bitte etwas „Schonfrist“. Den Russen kenne ich nicht.2 Ich glaube nicht, daß ich mich 앚:mit Erfolg:앚 erkundigen kann. Versuchen werde ich es, aber erwarten Sie nichts, ich habe keine Verbindungen.– 앚:NB!:앚 Dr Nettlau hat niemals geantwortet.3 Es ist mir meine Anfrage nun doch recht peinlich. Frl. Baum, die z. Z. hier ist[,] grüßt herzlich, ebenso m[eine] Frau u. Ihr Max Weber Sie beide.
1 Gemeint ist der Beleidigungsprozeß Arnold Ruge gegen Max Weber. 2 Um welchen Russen es sich handelt, konnte aus den uns vorliegenden Dokumenten nicht ermittelt werden. 3 Weber bezieht sich hier auf seinen Brief an Max Nettlau vom 27. Okt. 1910 (MWG II/6, S. 657 f.). Darin hatte er ihm den Vorschlag unterbreitet, er möge seine umfangreiche Sammlung sozialwissenschaftlicher Literatur der Universitätsbibliothek Heidelberg überlassen.
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18. Februar 1911
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Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten 18. Februar 1911, Heidelberg Abschrift, maschinenschriftlich mit einem eigenhändigen Zusatz Max Webers GLA Karlsruhe, 269/108, S. 141 Der folgende Brief steht in Zusammenhang mit einem Pressebericht in den Dresdner Neuesten Nachrichten über eine angebliche Duellforderung von Arnold Ruge an Max Weber, vgl. dazu die Editorische Vorbemerkung zum Brief an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 11. Januar 1911, oben, S. 31 – 33. Die folgende Abschrift ist während des Privatklageverfahrens von Adolf Koch gegen Max Weber von letzterem mit einem beigefügten erläuternden Schriftsatz an das Amtsgericht Heidelberg, vor dem 12. September 1912, abgedruckt im Anhang, Nr. III.9, unten, S. 906 – 917, geschickt worden. Das Schreiben trägt am Briefkopf den eigenhändigen Vermerk Max Webers mit Rotstift: „17)“ sowie den maschinenschriftlichen Zusatz: „Abschrift.“
Heidelberg, Ziegelhäuser Landstr. 17 18a./2. 11.
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An die Redaktion der „Dresdner Neuesten Nachrichten“ Dresden. Ich bestätige meinen letzten Brief.b1 Mangels befriedigender Antwort muß ich klagen. Dies ist meine letzte Privatmitteilung. Hochachtungsvoll Max Weber.
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Nachschrift: Ich bemerke: Dienstag dieser Woche, 14. Februar abends ist mir eine Privatklage zugestellt worden. Da Dr. Ruge durch seinen Anwalt2 heute erklären läßt, daß er dieselbe bedingungslos zurückzunehmen wünscht, so verbietet sich jede Publikation dieser vertraulichen Mitteilung, die ich nur der Vollständigkeit der Sache wegen mache. (Der Grund der Zurücknahme liegt in Umständen, die auch ich als zwingend für den Privatkläger anerkenne). a Tagesziffer eigenhändig mit Rotstift unterstrichen. b Eigenhändige Anmerkung: 1) NB! Ich nahm an, daß der Brief vom 16. II. (vorstehendes Conzept, No 16) abgegangen sei und bemerkte den Irrtum erst nachträglich, worauf der Brief, corrigiert, abging (cf. No 18) Weber 1 Nach Erhalt des Briefes von Julius Ferdinand Wollf vom Vortage (GLA Karlsruhe, 269 / 108, S. 131 – 133), der nicht auf Webers Brief vom 16. Febr. 1911, Bezug nahm, stellte er fest, daß dieser irrtümlich nicht abgegangen war. Dieser wurde, in einer veränderten Reinschrift, am 25. Febr. 1911, unten, S. 118 – 122, nach Dresden gesandt. 2 Gemeint ist Emil Schott.
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20. Februar 1911
Oskar Siebeck 20. Februar 1911; Heidelberg Brief; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446
Heidelberg 20/2 11 Sehr geehrter Herr Dr Siebeck! Der Vorstand der Soziol[ogischen] Ges[ellschaft] beabsichtigt, mit Ihnen abzuschließen, auf Grund Ihres Entwurfs,1 der nur in § 2 am Ende durch den Zusatz: „nebst Diskussion“2 und in § 12 durch den Zusatz (hinter: „Vorträgen“) „mit Zustimmung der Autoren“ zu ergänzen wäre.3 In § 3 (und entsprechend § 8) ist zu berücksichtigen, daß diea Diskussion in Satzeinrichtung III4 (cf Ihr Schreiben vom 17. Januar cr) gedruckt werden sollb. – Es ist ferner zu § 6 zuzufügen, daß die Correktur der Diskussionsreden, soweit die Redner dies verlangen werden, von diesen zu lesen ist. Die sämmtlichen Correkturen sind mir zuzusenden, soweit ich nicht ein Andres mit Ihnen vereinbare. Die Diskussion ist von mir „redigiert“, d. h. 앚:etwas:앚 zusammengestrichen (dies gehörtc nicht in den Vertrag)d.
a die Vorträge im Corpus der Abhandlungen, dagegen die > die b O: sollen c braucht > gehört d Klammer fehlt in O.
1 Gemeint ist der Vertragsentwurf, den Oskar Siebeck Weber am 11. Jan.1911 (VA Mohr/ Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446) zugeschickt hatte. 2 § 2 des Entwurfs lautet: „Zur Veröffentlichung bestimmt sind die Vorträge der Herren Professor Dr. Simmel, Professor Dr. Tönnies, Dr. Ploetz, Geheimrat Dr. Troeltsch, Dr. Voigt und Dr. Kantorowicz, und die Stenogramme der Vorträge der Herren Professor Max Weber, Professor Sombart und Geheimrat Gothein.“ 3 § 12 des Entwurfs hat folgenden Wortlaut: „Veranstaltet die Verlagsbuchhandlung von einzelnen Vorträgen Sonderausgaben, so wird über diese nach den Grundsätzen von § 10 abgerechnet.“ 4 Gemeint ist die Satzeinrichtung, die bei der Herstellung des „Literaturanzeigers“ des AfSSp Verwendung fand.
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Das von Ihnen offerierte Buche wäre für mich von Werth.5 Das versehentlichf 2 Mal geschickte „Ergänzungsheft 1“ schicke ich zurück.6 Den Vertragsentwurf bitte baldigst an mich. Kann der Druck sofort beginnen? Wann kann die Sache erscheinen? Hoffentlich vor Pfingsten,7 dag dann auf einer Juristen-Tagung darauf Bezug genommen werden kann.8 Auch Dr Kantorowicz’s Vortrag eignet sich zur Sonderausgabe.9 Tröltsch, Simmel, Voigt sind in Zeitschriften erschienen.10 Mit freundschaftlichem Gruß! Max Weber
e 具schicke ich典 f O: Versehentlich g 具ich典
5 Oskar Siebeck hatte in seinem Brief vom 17. Febr. 1911 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446) Bedenken dahingehend geäußert, daß der nach der Ablehnung von Georg Schlesinger für den GdS-Beitrag „Ökonomische Eigenart der modernen gewerblichen Technik“ gewonnene Moritz Rudolf Weyermann die entstandene Lücke nicht völlig werde ausfüllen können und möglicherweise ein weiterer Mitarbeiter hinzugezogen werden müsse. In diesem Zusammenhang verwies Siebeck auf eine Notiz im Börsenblatt des Deutschen Buchhandels über eine Neuerscheinung im Verlag von O. Elsner von einem Autor namens Heinrich Meltzer mit dem Titel: Das Wirtschaften auf Vertrag in der technischen Unternehmung. 6 Gemeint ist das kurz zuvor erschienene Ergänzungsheft 1 des AfSSp. 7 D. h. vor dem 4. Juni 1911. 8 Weber denkt hier an den zweiten Kongreß der Internationalen Vereinigung für Rechtsund Staatsphilosophie, der vom 6. bis 9. Juni 1911 in Darmstadt stattfand, auf welchem u. a. Referate über „Das Verhältnis von Soziologie und Rechtsphilosophie, insbesondere die Förderung der Rechtsphilosophie durch die Soziologie“ vorgetragen wurden. 9 Tatsächlich ist der Beitrag von Hermann Kantorowicz, Rechtswissenschaft und Soziologie, als Sonderausgabe 1911 bei J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) in Tübingen erschienen. 10 Vgl. dazu Karte Webers an Oskar Siebeck vom 13. Jan. 1911, oben, S. 36, Anm. 3.
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Hermann Kantorowicz PSt 20. Februar 1911; PSt Heidelberg Karte; eigenhändig GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 19, Bl. 17 Die folgende Karte steht in Zusammenhang mit der Drucklegung der Verhandlungen des Ersten Deutschen Soziologentages.
Lieber Herr College! Siebeck druckt die Sachen. Bitte nochmals sofort Ihr Mscr. (Ev. macht er Sonder-Ausgabea Ihres Aufsatzes).1 Ich habe gefragt, wann die Sache kommt,2 gebe Ihnen Nachricht. Koll. Gruß! Max Weber
a Alternative Lesung: Sonder-Ausgaben 1 Vgl. dazu Brief an Oskar Siebeck vom gleichen Tage, oben, S. 109, Anm. 9. 2 Ebd., S. 109.
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20. Februar 1911
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Friedrich Voelcker 20. Februar 1911; Heidelberg Abschrift; maschinenschriftlich mit einer eigenhändigen Korrektur Max Webers GLA Karlsruhe, 269/108, S. 53 Das Schreiben an das Vorstandsmitglied der Vereinigung der Privatdozenten an der Universität Heidelberg, Friedrich Voelcker, steht in Zusammenhang mit der Auseinandersetzung Max Webers mit Arnold Ruge wegen dessen öffentlicher Angriffe auf die deutsche Frauenbewegung; vgl. dazu die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Heinrich Rickert, nach dem 15. Januar 1911, oben, S. 46 f. Die Abschrift befindet sich in einem Beilagenfaszikel zum Privatklageverfahren Adolf Koch gegen Max Weber; das Schreiben trägt die maschinenschriftlichen Zusätze: „Abschrift.“ sowie „An Prof. Völcker.“
Heidelberg, den 20. Februar 1911. Sehr geehrter Herr Kollege,a
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Gemäß meiner Herrn Dr. Ruge schon durch den Anwalt1 zugestellten Erklärung2 tragen meine Frau und ich den eingetretenen Umständen und insbesondere der durch diese bedingten Zurücknahme der Privatklage Rechnung,3 indem wir uns mit der nichtöffentlichen Abgabe entweder der ursprünglich verlangten oder der dem Sinn nach gleichartigen, nach Besprechung mit Ihnen etwas einfacher gefaßten Erklärung4
a Kolle. > Kollege, 1 D. h. Webers Rechtsanwalt Fritz Keller. 2 Gemeint ist die Erklärung vom 17. Februar 1911, abgedruckt im Anhang, Nr. I.1, unten, S. 818 f. 3 Die Privatklage Ruges war wegen des schlechten Gesundheitszustandes von Wilhelm Windelband am 17. Februar 1911 zurückgezogen worden. 4 Die Ruge am 21. Februar vom Vorstand der Vereinigung der Privatdozenten etc. zugesandte Erklärung (GLA Karlsruhe, Nl. Arnold Ruge, Nr. 18) wies gegenüber der von Weber herrührenden Fassung vom Dezember 1910 (MWG II/6, S. 745) – zu deren Inhalt vgl. Editorische Vorbemerkung zum Brief an Heinrich Rickert, nach dem 15. Jan. 1911, oben, S. 46 – einige Änderungen auf. Die von Weber autorisierte und korrigierte neue Erklärung hatte folgenden Wortlaut: „In meiner Äußerung in No. 283 des Heidelberger Tageblattes hatte ich eine sachliche Kritik sachlicher Ziele der Frauenbewegung beabsichtigt und glaubte eine solche gegeben zu haben. Die Erklärung ist jedoch in der Form mehrfach sehr verletzend. Ich gebe ferner, nach nochmaliger eingehender Prüfung und Besprechung mit Unbeteiligten, zu, daß sie auch Behauptungen enthält, die ich nicht aufrecht erhalten kann, zumal manche von ihnen ihrer Fassung nach eine Deutung gegen das persönliche Leben der in jener Bewegung hervortretenden Frauen nahe legten. Ich bedaure dies lebhaft, da mir jede solche Absicht fern lag, und halte es angesichts dessen für das richtigste, meine damalige Äußerung ganz zurückzuziehen.“
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begnügen und zugleich anliegend mitteilen, was wir unsererseits im Fall der Abgabe derselben erklären werden.5 Abschrift sowohl dieses Briefes wie der Erklärungen liegen bei. Ich nehme jedoch, auch auf Grund unserer Besprechung, an, daß, nachdem wir ausschließlich aus eigener Initiative soweit entgegengekommen sind, der Vorstand meiner Frau und mir nicht die Unehre antun wird etwa noch irgendwelche weiteren Verhandlungen oder Erörterungen über diese Erklärungen, es sei jetzt oder künftig, zuzulassen oder entgegenzunehmen. Die Angelegenheit schwebt seit über zwei Monaten. Ich setze daher voraus, daß jetzt innerhalb 8 Tagen, also bis zum Dienstag den 28. Februar morgens spätestens feststehen wird, ob sie, wie vorgeschlagen, erledigt wird oder nicht.6 Von etwaigen späteren oder von irgendwie, sei es auch in Einzelheiten, abgeänderten Erklärungen Kenntnis zu nehmen[,] lehne ich, auch namens meiner Frau, unbedingt ab und ziehe unsere eigene Erklärung für diesen Fall zurück. Mit vorzüglicher Hochachtung (Max Weber)
5 Die Abschrift der entsprechenden Erklärung ist zwar nicht erhalten, doch dürfte sie in den Brief Friedrich Voelckers an Ruge vom 21. Febr. 1911 (GLA Karlsruhe, Nl. Arnold Ruge, Nr. 18) übernommen worden sein: „Der Vorstand sieht als die einzige Form der Erledigung Ihres Streitfalles mit Herrn Professor Weber die folgende an: Sie unterschreiben die anliegende, unter Mitwirkung des Vorstands abgefaßte und von ihm einstimmig gebilligte Erklärung. Frau Weber erklärt: In der Erklärung des Herrn Dr Ruge erblicke ich eine anständige Erledigung des Streitfalles und befinde mich daher in der Lage, meine mit Bezug auf diesen Streitfall gegen Herrn Dr Ruge gerichteten Bemerkungen zurückzuziehen. Herr Weber erklärt: Ich befinde mich in der Lage zu erklären, daß nach der erfolgten anständigen Erledigung des Streitfalls mein Privatbrief an Herrn Dr Ruge, welcher sich auf jenen Fall bezog, als nicht geschrieben anzusehen ist. Der Vorstand erklärt darauf in der Presse: Nachdem Herr Dr Ruge durch eine Erklärung, welche von Frau Marianne Weber als eine anständige Erledigung des Streitfalls anerkannt ist, diesen aus der Welt geschafft hatte, hat Professor Max Weber erklärt, daß sein darauf bezüglicher früherer Privatbrief an Herrn Dr Ruge als nicht geschrieben anzusehen ist.“ 6 Arnold Ruge hat am 22. Februar 1911 den ihm zugesandten Vorschlag des Vorstandes der Privatdozentenvereinigung abgelehnt (Abschrift masch.; GLA Karlsruhe, Nl. Arnold Ruge, Nr. 18): „weil [die Vorschläge] in keiner Weise auf meine persönlichen Verhältnisse zu dem Streite eingehen. Es tut mir leid, daß die mannigfachen Bemühungen damit gescheitert sind.“
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Robert Michels PSt 21. Februar 1911; PSt Heidelberg Karte; eigenhändig AFLE Turin, Nl. Robert Michels, Kapsel Max Weber, Fasz. 84
L. Fr.!
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Daß ich den Loria’schen Artikel1 über Sie noch habe, glaube ich nicht. Ich habe nicht geahnt, daß er mir nur geliehen sein sollte und ihn 앚:nach der Lektüre:앚 schwerlich aufbewahrt, was mir recht leid thut.– Bald mehr! Herzl. Grüße! M.W. Was 앚:an Fragestellungen:앚 würden Sie denn ungefähr in einem Artikel „Wirtschaft u. Rasse“2 bringen wollen? Eulenburg hat jetzt abgelehnt, als ich ihn an sein bedingtes Versprechen erinnerte.
1 Wahrscheinlich handelt es sich um den Artikel von Achille Loria, Un intellettuale italotedesco: Roberto Michels, erschienen in: Nuova antologia, Bd. 234, 1910, S. 133 – 136. 2 Gemeint ist der Artikel „Wirtschaft und Rasse“ für den GdS; vgl. dazu Brief an Michels vom 29. Juli 1911, unten, S. 254, Anm. 1.
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22. Februar 1911
Oskar Siebeck 22. Februar 1911; Heidelberg Brief; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 Der folgende Brief steht in Zusammenhang mit der Drucklegung der Verhandlungen des Ersten Deutschen Soziologentages.
Heidelberg 22/2 11 Sehr geehrter Herr Dr Siebeck! In dem gleichzeitig als Werthpacket geschickten Mscr. fehlen noch:a 1) Vorbemerkungen (Statut der Gesellschaft, Personal des Vorstands, kurze Feststellung ihres Zwecks – ca 4 앚:Druck-:앚Seiten), die mit lateinischer Paginierung an den Anfang kommen.1 2) der Vortrag Dr Kantorowicz, den dieser an Sie schicken wird u. zwarb sehr bald (binnenc 8 Tagen)[.]2 Er kommt 앚:erst:앚 weit hinten, zwischen S. 465/7 des Stenogramms. Also kann der Druck beginnen. – Mit besten Grüßen! Ihr ergebenster Max Weber
a 具die典 b 具so ba典 c (in > (binnen 1 Die „Vorbemerkung“ ist abgedruckt in: Verhandlungen 1910, S. V–X. 2 Das Vortragsmanuskript von Hermann Kantorowicz, Rechtswissenschaft und Soziologie, wurde dem Verlag zwei Tage später von Weber zugeschickt; vgl. Brief an Oskar Siebeck vom 24. Febr. 1911, unten, S. 117.
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Hermann Beck 22. Februar 1911; Heidelberg Abschrift; maschinenschriftlich SHLB Kiel, Nl. Ferdinand Tönnies, Cb 54.61:1.1.60
Heidelberg, 22. Februar 1911. Sehr geehrter Herr Doktor,
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1. Anbei das Mitgliederverzeichnis1 mit der Bitte um Rücksendung nach Vervollständigung. 2. Ich werde den Antrag stellen: a) die „ordentlichen Mitglieder“ in „Mitglieder des Hauptausschusses“ b) die Mitgliederversammlung in „Hauptausschuß“ c) die „unterstützenden Mitglieder“ in „Mitglieder“ umzunennen.2 3. Das Manuskript der Soziologentags-Verhandlungen ging heute an Siebeck.3 4. Mit Termin und Ort der Tagung bin ich einverstanden, wie ich telegraphierte.4 Mit vorzüglicher Hochachtung Max Weber.
1 Das Verzeichnis ist in den noch vorhandenen DGS-Unterlagen nicht nachgewiesen. 2 Dazu vermerkt das Protokoll der Mitgliederversammlung in Heidelberg vom 6. März 1911 (SHLB Kiel, Nl. Ferdinand Tönnies, Cb 54.61:1.2.10) unter Punkt 4: „Auf Antrag von Prof. Max Weber wurde beschlossen (einstimmig), den Vorstand zu ermächtigen, beim Neudruck der Statuten redaktionell folgende Änderungen vorzunehmen, falls er sie zweckmäßig findet. Statt: ,Mitgliederversammlung‘ überall ,Hauptausschuß‘ bezw. ,Versammlung des Hauptausschusses‘, statt ,ordentliche Mitglieder‘ überall ,Mitglieder des Hauptausschusses‘, statt ,unterstützende Mitglieder‘ überall ,Mitglieder‘ zu setzen. – Die Versammlung hielt diese Änderungen für nützlich, ohne ihrerseits dem Vorstand vorgreifen zu wollen.“ Die Vorschläge Webers fanden dann Eingang in die neugefaßten DGSStatuten; vgl. dazu: Verhandlungen 1910, S.VIIf. 3 Vgl. dazu Brief an Oskar Siebeck vom gleichen Tage. 4 Das Telegramm ist in den noch vorhandenen DGS-Dokumenten nicht nachgewiesen; die nächste ordentliche Mitgliederversammlung fand am 6. März 1911 in Heidelberg statt.
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23. Februar 1911
Edgar Jaffé [vor dem 23. Februar 1911]; o. O. Brief; eigenhändig Privatbesitz Die Datierung ist erschlossen aus einem Brief Edgar Jaffés an Paul Siebeck vom 23. Februar 1911 (VA Mohr/ Siebeck, Tübingen, Nr. 305). Darin teilt Jaffé erneut „schwere Bedenken“ Max Webers „gegen die Aufnahme von Roth in die Ergänzungshefte“ des AfSSp mit. Im folgenden Brief äußert sich Weber zu der Abhandlung von Louis Roth über Wohnverhältnisse in New York, die aus einer Heidelberger Dissertation hervorgegangen war. Ihre Publikation entwickelte sich für Edgar Jaffé wegen ihrer mangelhaften Qualität in der Folgezeit zu einem veritablen „Problemfall“: Jaffé hatte die Arbeit, die von Eberhard Gothein 1908 mit der Note „summa cum laude“ begutachtet worden war, auf dessen Anraten hin unbesehen zur Veröffentlichung angenommen (so nach der Darstellung Jaffés in seinem Rechtfertigungsbrief an Paul Siebeck vom 28. Mai 1911, VA Mohr/Siebeck, Tübingen, Nr. 305). Aufgrund seiner kontraktlichen Verpflichtung mußte Jaffé die Arbeit 1910 als Dissertationsdruck erscheinen lassen. Sie trug den Titel: Die Wohnungsfrage der minderbemittelten Klassen in New-York, und wurde bei Laupp in Tübingen veröffentlicht. Im Laufe des Jahres bewirkte ein Sinneswandel Jaffés bezüglich der Qualität der Roth’schen Arbeit den Entschluß, diese in überarbeiteter Form in den neugeschaffenen „Ergänzungsheften“ des AfSSp erscheinen zu lassen. Auf die unten wiedergegebenen kritischen Bemerkungen Webers hin hat Jaffé zwar noch einen Rückzieher bei Paul Siebeck versucht, aber die Roth’sche Abhandlung ist letztlich doch – mit demselben Titel wie 1910 – erschienen in: AfSSp, Ergänzungsheft IV. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1911, allerdings mit der ausdrücklichen Auflage bzw. Bitte Jaffés an den Verlag, keine Rezensionsexemplare zu versenden.
Lieber Jaffé Roth gegenüber versagt meine Kunst. Vergebens suche ich zu streichen. Nur der erste halbe Bogen ist 앚:bei Abdruck als Artikel:앚 aganz entbehrlicha. Das andre zusammenzustreichenb erforderte 3 Wochen Arbeit, da man halbe Sätze u. dgl. streichen müßte. Ich habe heut Vormittag vergebens daran gemurkst. Das Schlimmste ist, daß die Sache so alt u. sicher überholt c ist. Ich weiß nicht recht: was machen? Für e[in] Ergänzungsheft ist es 앚:eigentlich:앚 entschieden zu schlecht u. vor Allem zu alt. 앚:Aber Sie müssen handeln, wie es am besten geht.:앚 Herzl. Gruß! Max Weber
a O: ganz 具unent-典 ganz entbehrlich b O: Zusammenzustreichen c O: zweifach unterstrichen.
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24. Februar 1911
Oskar Siebeck 24. Februar 1911; Heidelberg Brief; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446
Heidelberg 24/II 11 Sehr geehrter Herr Dr Siebeck! aGleichzeitig erhalten Sie als Werthsendunga die Vorträge Simmel (voll-
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ständig) und Kantorowicz.1 Es fehlt jetzt nur noch die kurze als „Vorwort“ zu setzende Einleitung und der Druck kann beginnen. Den Vertrag erhalten Sie mit der statutenmäßig genügenden Unterschrift eines der Vorsitzenden nächster Tage zurück.2 앚:Er kann ja dann, wenn Sie wollen, noch in Reinschrift ausgefertigt werden. Jedenfalls möchten wir, daß der Druck jetzt beginne.:앚 Mit bester Empfehlungb
a Anbei > Gleichzeitig erhalten Sie als Werthsendung b Unterzeichnung fehlt. 1 Es handelt sich um die Vorträge von Georg Simmel, Soziologie der Geselligkeit, abgedruckt in: Verhandlungen 1910, S. 1 – 16, sowie Hermann Kantorowicz, Rechtswissenschaft und Soziologie, ebd., S. 275 – 309. 2 Den von Georg Simmel als einem der Vorsitzenden unterzeichneten „Entwurf des Verlagsvertrages“ erhielt Oskar Siebeck am 2. März 1911, was er noch am gleichen Tage Weber mitteilte (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446).
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25. Februar 1911
Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten 25. Februar 1911; Heidelberg Abschrift; maschinenschriftlich mit eigenhändigen Korrekturen und Zusätzen Max Webers GLA Karlsruhe, 269/108, S. 143 – 147 Bezug: Brief von Julius Ferdinand Wollf vom 13. Februar 1911 (GLA Karlsruhe, 269/108, S. 121 – 124), in welchem er von der Rücksprache mit seinem Korrespondenten (d. h. Otto Bandmann) berichtet und dann zu den Vorwürfen Webers gegen die Nachricht von der angeblichen Duellaufforderung Arnold Ruges an Weber Stellung bezieht: „Der Artikel in Nr. 8 der ,Dresdner Neuesten Nachrichten‘ vom 8. Januar d. J. enthält die nach bestem Wissen [von Weber mit Rotstift unterstrichen sowie mit Ausrufungszeichen am Rand versehen] gegebene Darstellung eines Streites zwischen dem Heidelberger Privatdozenten Ruge und Ihrer Gemahlin.“ Im folgenden wird ausführlich zu diesem Streit Stellung genommen. Weber kommentiert dies mit der Randbemerkung: „Gehört absolut nicht zur Sache!“ Einzelne Irrtümer in dem Artikel werden zugestanden, so die Verwechslung Marianne Webers mit Camilla Jellinek. Dann heißt es weiter: „Irrtümlich ist ferner, wie auch von vornherein von unserm Mitarbeiter zugegeben worden ist, daß Herr Dr. Ruge zuerst [von Weber mit Rotstift unterstrichen sowie am Rand mit Strich, Ausrufungszeichen und der Bemerkung zu diesem Satz versehen: „Ich habe gar keinen Brief erhalten“] an Sie, nicht Sie an Herrn Dr. Ruge geschrieben haben. [...] Es ist ganz unwesentlich, von wem der erste Brief ausgegangen ist.“ Die anschließende Passage des Briefes ist von Weber mit Rotstift stark umrandet und fortlaufend unterstrichen: „Wesentlich ist nur, ob tatsächlich Herr Dr. Ruge im Verlaufe all dieser Dinge eine Herausforderung zum Duell an Sie gerichtet hat oder nicht. Hierzu erklärt unser Mitarbeiter: ,Mir ist von äußerst glaubwürdiger Seite, und zwar von einem Herrn aus Heidelberger Universitätskreisen versichert worden, Herr Professor Weber habe den Vorschlag des Dr. Ruge, den Streit mit der Waffe auszufechten, da er leidend ist, ablehnen müssen.‘“ Wollf gibt dann indirekt zu, daß diese Nachricht auf einem Irrtum beruhen könnte: „Danach sind wir bereit, festzustellen, daß nach Ihren Mitteilungen […] eine Forderung des Herrn Dr. Ruge an Sie bisher nicht ergangen sei. Nach genauester Prüfung der ganzen Sache kann außer dieser einen Unrichtigkeit von Belang unsres Erachtens nichts richtig [von Weber mit Rotstift unterstrichen sowie mit zwei Randstrichen und der Bemerkung: „NB“ versehen] gestellt werden, was etwa falsch ist.“ Im folgenden setzt Wollf die Tendenz fort, die Informationen des Gesamtartikels zugrunde zu legen, was Weber wiederum mit der Randbemerkung: „Gehört nicht zur Sache“ quittiert. „Hätten Sie damals gleich eine Berichtigung verlangt in dem Sinne, daß wohl an der ganzen Geschichte ein wahres Wort [von Weber mit Rotstift unterstrichen sowie mit zwei Randstrichen und der Bemerkung: „NB!“ versehen], aber die Behauptung von der Duellforderung unzutreffend sei, so hätten wir selbstverständlich sofort und ohne weiteres diese Berichtigung gebracht. Sie haben durch Ihre weitergehende Behauptung, als beruhe der ganze Artikel auf Erfindungen [von Weber mit Rotstift unterstrichen sowie mit zwei Randstrichen und der Bemerkung: „Unwahr ! (cf. jetzt die Angabe der Privatklage)“ versehen], die sachliche Erledigung erschwert und werden wohl bei ruhiger Überlegung ohne weiteres zugeben, daß wir durchaus korrekt verfahren sind. Wir müssen [...] auch für unsern Mitarbeiter die Forderung stellen, daß Sie ihm Gerechtigkeit widerfahren lassen, auch wenn er sich in der Duellfrage auf eine Information verlassen hat, die nach Ihrer Mitteilung nicht zutreffend ist.“ Der folgende Brief bzw. dessen autorisierte Abschrift lag in seinem ursprünglichen Zustand am 16. Februar 1911 als Ausfertigung vor, ist aber irrtümlich nicht abgeschickt worden und wurde daraufhin für den hier abgedruckten Brief als Konzept benutzt (GLA
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25. Februar 1911
Karlsruhe, 269/108, S. 137 – 139). Der nachträglich überarbeitete Brief vom 16. Februar sowie dessen Reinschrift vom 25. Februar 1911 sind während des Privatklageverfahrens von Adolf Koch gegen Max Weber von letzterem mit einem erläuternden Schriftsatz an das Amtsgericht Heidelberg, vor dem 12. September 1912, abgedruckt im Anhang, Nr. III.9, unten, S. 906 – 917, geschickt worden. Der Briefkopf des als Konzept benutzten Schreibens vom 16. Februar trägt den eigenhändigen Vermerk Webers mit Rotstift: „16)“ sowie den Zusatz mit Rotstift: „Corrigiertes Konzept vom 16. II, damals versehentlich nicht abgegangen.“ Die Bemerkung Max Webers mit Tinte am Briefkopf: „Herren Carl Hummel, hier. Ich erbitte fehlende Reinschrift (ohne Durchschlag!) Prof. Max Weber Ziegelh. Landstr.17.“ ist von ihm nachträglich gestrichen. Über Orts- und Datumszeile findet sich der eigenhändige Zusatz mit Tinte: „Conzept “. Die Abschrift vom 25. Februar 1911 trägt am Briefkopf den eigenhändigen Vermerk Webers mit Rotstift: „18)“ sowie den Zusatz mit Rotstift: „Nachträglich abgegangene Reinschrift des Conzepts vom 16. II.“ und die maschinenschriftliche Ergänzung: „– Abschrift –“. Eine maschinenschriftliche Teilabschrift des Briefes vom 25. Februar 1911 mit Rotstiftanstreichungen Max Webers befindet sich in: GLA Karlsruhe, 269/106, S. 165 – 167. Die maschinenschriftliche Fassung vom 16. Februar 1911 wird im folgenden als A, die eigenhändigen nachträglichen Korrekturen und Zusätze werden als A1 bezeichnet. Auf der Grundlage dieses Konzepts wurde eine Reinschrift B erstellt, deren autorisierte Abschrift im folgenden dem Abdruck zugrunde gelegt wird. Ebenfalls im textkritischen Apparat ausgewiesen werden die Fassung A sowie die eigenhändigen Korrekturen in A1, sofern sie nicht in B eingegangen sind. Die zusätzliche Teilabschrift wird nicht berücksichtigt.
Heidelberga, den 25b. Februar 1911. cZiegelhäuser Landstraße 17.c An die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten 5
Einschreiben.d
Dresden – A.e No. 4.f
fFerdinandstraße
Sehr geehrte Redaktion!
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Ihr Brief wird wiederum den Tatsachen in keiner Weise gerecht und ich ziehe die Konsequenz, indem ich die Angelegenheit meinem Anwalt übergeben werde, falls nicht gbis zum 5. Märzg Sie mir hentweder i Ihren Heidelberger Korrespondenten oder j denjenigen angeblichen k„Herrn aus Universitätskreisen“k, welcher jene Behauptungen aufgestellt haa A: Heidelberg b A: 16 A1: 16 > 25 c Fehlt in A; A1: Ziegelhauser Landstraße 17 e Zusatz in A1 von dritter Hand. f Fehlt in A; A1: Ferdinandstraße 4. d Fehlt in A. g A: binnen 8 Tagen A1: bis zum 2. März h–h B: Eigenhändige Unterstreichung mit Rotstift sowie Striche am Rand mit der Randbemerkung: NB i A: entweder j A: oder k Anführungszeichen fehlen in A.
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ben soll, genannt oder l diesen letzteren dazu veranlaßt haben, sich seinerseits mir zu nennen,h –m was er, wenn ern o„Universitätskreisen“o angehört p(und überhaupt existiert!)p selbstverständlich qrim Interesse seiner Ehre r nicht zögern würde s zu tunq. Ich würde die Notwendigkeit, im Klagewege gegen Sie vorzugehen, auf das lebhafteste bedauern, denn es wäre das erstemal in meinem Leben, daß ich auf einen Zeitungsangriff, deren ich viele und heftige erfahren habe, dergestalt reagiere. Überdies würdiget ichu vollkommen die Schwierigkeiten, mit welchen die Redaktionen gegenüber unzuverlässigen, lediglich auf Geldverdienst vdurch sensationelle Stilübungenv bedachten Berichterstattern zu kämpfen haben. Die gegen mich s.Zt. erhobene Beschuldigung griff aber –w xyda breiteste Kreise genau wissen,y daß meine Gesundheit zwar meine wissenschaftliche Produktivitätz, nicht aber meine Fähigkeit zum Waffengebrauch beeinträchtigt –x meine aganz persönliche Ehre a bals Offizier b in einer so unerhörten Weise an und Ihr eigenes Verhalten war seither ein derartiges, daß mir voraussichtlich eine Wahl nicht übrig bleibt. cSie selbst aber müssen sich Folgendes klarmachenc: Aus Ihrem Blatte ist Ihred Darstellung ein zahlreiche andref Zeitungene,1 –g wie ich Ihnen nachweisen kann:h bis in die amerikanische Presse,i2 übergegangen. Sie müssen sichj sagen, daß ich eink Interesse daran habe, durch ein gerichtliches Urteil in die Lage versetzt zu sein, hier l(auf Ihre Kosten)l Remedur eintreten zu lassen. Sie müssen sich ebenso sagen, daß ich, nachdem Ihr Berichterstatter sich auf einen m„Herrn aus Universitätskreisen“m als Zeugen berufen hat, ein Interesse daran habe, in einem Prozeß ge-
l A: oder m Gedankenstrich fehlt in A. n In A folgt: wirklich o Anführungszeichen fehlen in A. p A: und überhaupt existiert q Unterstreichung fehlt in A, A1; B: Zusätzliche Unterstreichung Webers mit Rotstift. r Fehlt in A. s A: wird t A: würde u In A folgt: auch v Fehlt in A. w Gedankenstrich fehlt in A1. x Fehlt in A. y A1: da Jedermann, der mich kennt, weiß > da breiteste Kreise genau wissen, z A1: Produktivität > Arbeitsfähigkeit a Unterstreichung fehlt in A. b Fehlt in A. c A: Ich bemerke ferner, daß Sie selbst sich Folgendes klar machen müssen d A: diese e A: Eigenhändige Unterstreichung mit Rotstift. f A: andere g Gedankenstrich fehlt in A. h A: kann, i Komma fehlt in A. j In A folgt: selbst k In A folgt: dringendes l Klammern fehlen in A. m Anführungszeichen fehlen in A.
1 Vgl. dazu die aufschlußreiche Sammlung von Zeitungsausschnitten in: GLA Karlsruhe, Nl. Arnold Ruge, Nr. 18. 2 Weber verweist in seiner „Beilage zur Gegenerklärung in Sachen des Professors Koch gegen Professor Max Weber“, abgedruckt im Anhang, Nr. III.3, unten, S. 869, u. a. auf das deutschsprachige „Cincinnattier Volksblatt“.
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gen Sie eine nzeugeneidliche Aussage n des Herrn oDr. Rugeo darüber herbeizuführen, ob erp diese qoder eine irgendwie ähnliche Äußerungq r über mich gemacht hat. sSie werden sich daher sagen müssen, daß es nicht Streitlust, und noch weniger die Neigung,t Ihnen Schwierigkeiten zu machen,u ist, wenn ich in diesem Fall zur ultima ratio greifen werde, – immer vorausgesetzt, daß Sie mir dies nicht vin letzter Stundev ersparen. wDaß mir nach Lage der Dinge eine einfache x(oder auch „bedauernde“) x Richtigstellung der Einzeltatsachen ohne ausdrückliche y völligez Desavouierung Ihres unqualifizierbarenab„Korrespondenten“b –c oderd den Nachweis:e werf jener angebliche Herr ist,g und wash er ibezeugen kanni, nicht k ausreicht, versteht sich von selbst.sw Ich ersuche um eine präzise Antwort, da ich dieser Korrespondenz mit Ihnen müde bin. Ich bin ihrer insbesondere deshalb müde, weil Sie wieder und wieder geflissentlichl ignorieren, daß meine Bemerkung, m„an der Sache sei kein wahres Wort“m, nganz ausdrücklich n auf die omich selbst o betreffenden Teile Ihres Artikels beschränkt war. Von den übrigen Bemerkungen hattep ich gesagt, daß sie ebenfalls q„grobe Irrtümer“q (die ich Ihnen inzwischen angegeben habe) enthalten,r und was Ihr „Urteil“s über das Verhalten meiner Frau anbelangt, so bemerke ich Ihnen, daß es mir bei einer Zeitung, die sich so verhält,t wie Sie es bisher mir gegenüber getan haben, uund welchev über die Gründe, aus welchen grade meine Frau sich rücksichtslos öffentlich einsetzen mußte, gar nicht orientiert sein kann,u wgänzlich gleichgültig w ist, daß ich es auch bisher mit keinem Worte berührt habe.x yzWas den Streitfall selbst anlangt, so wiederhole ich: daß auf Grund des Gutachtens ades Arztes a des an akuter Herzschwäche schwer ern Unterstreichung fehlt in A. o B: Dr. Ruge > Dr. Ruge p B: er > er q Unterstreichung fehlt in A. r In A folgt: noch so entfernt verwandter Art s–s A: Eigenhändige Unterstreichung mit Rotstift. t Komma fehlt in A. u Komma fehlt in A. v Fehlt in A. w–w B: Eigenhändige Unterstreichung mit Rotstift sowie Striche am Rand mit der Bemerkung: NB x Fehlt in A; A1: oder auch bedauernde y Unterstreichung fehlt in A. z Fehlt in A. a Fehlt in A. b Anführungszeichen fehlen in A. c Gedankenstrich fehlt in A und A1. d A: oder ohne e Doppelpunkt fehlt in A. f Unterstreichung fehlt in A. g Komma fehlt in A. h Unterstreichung fehlt in A1. i A: gesagt hat k Unterstreichung fehlt in A, A1. l Fehlt in A. m Anführungszeichen fehlen in A. n Unterstreichung fehlt in A. o Unterstreichung fehlt in A. p A: habe q Anführungszeichen fehlen in A. r Komma fehlt in A. s A, A1: Urteil t Komma fehlt in A und A1. u Fehlt in A. v A1: die > welche w Unterstreichung fehlt in A. x In A folgt: Damit genug. Hochachtungsvoll 앚:Prof. Max Weber:앚 y–y (S. 122) Fehlt in A. z–z (S. 122) B: Eigenhändige Umrandung sowie Durchkreuzung der drei letzten Abschnitte mit Rotstift sowie Randbemerkung: Darf nicht verlesen werden! a Unterstreichung fehlt in A1.
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krankt gewesenen Herrn Geh. Ratb Windelband, Geh. Ratc Krehl:3 wonach die Verhandlung dieses Prozesses jetztd dessen Leben gefährden ewürde (–e wegen der ffür ihnf zu gewärtigenden Erregungen g, welche allerdings noch schwerer, als demh Arzt bekannt war[,] sich gestaltet hätten[,]g infolge der dann unvermeidlicheni schweren Bloßstellung seines Assistenten, Dr. Ruge, der natürlich von uns nicht ohne anderweite höchst triftige Gründe so schroff k wie geschehen behandelt worden ist),l die merst am Dienstag, den 14. Februar mir zugestelltem Klage zurückgenommen wurde.4 Ich habe daraufhin nach Zurücknahme der Klage die Triftigkeit dern Gründe dafüro durch eine dem Kläger durch den Anwalt zugestellte Erklärung5 pauch meinerseitsp anerkannt, zugleich aber als meine Ehrenpflicht erklärt, meinen qals beleidigend inkriminiertenq Brief auf Verlangen jederzeit, zwecks Erhebung einer rneuen bei veränderten Umständenr,s tzu wiederholen t. Ich mache diese Angabe lediglich, damit Sie sichu nicht abermals von Ihrem „zuverlässigenv Korrespondentenw“ xbelügen lassenx. Jedey, noch so andeutende, Veröffentlichung über adas Vorstehendea hat bim Interesse von Geh. Rat Windelband b zu unterbleiben. Ich schiebe die, nach der erwähnten Ansicht des Arztes, eventuell zu erwartenden Folgen einer solchen Ihnenc ins Gewissen. dDies ist mein letzter Brief an Sie.d z Hochachtungsvoll Max Weber y
b A1: Rath c A1: Rath d Fehlt in A1. e A1: würde: – f Fehlt in A1. g Fehlt in A1. h B: den i A1: eintretenden k A1: scharf > schroff l A1: ist – m A1: erst am 14. Februar zugestellte n A1: dieser o Fehlt in A1. p Fehlt in A1. q Fehlt in A1. r A1: Klage s B: Umständen > Umständen, t A1: wiederholen zu wollen > zu wiederholen u A1: Sich v A1: berüchtigten > „zuverlässigen w A1: Correspondenten x A1: Eigenhändige Unterstreichung mit Rotstift. y A1: Jede a A1: diesen Punkt > das Vorstehende b Fehlt in A1. c A1: Ihnen d A1: Eigenhändig mit Rotstift eingerahmt. z (S. 121) –z B: Eigenhändige Umrandung sowie Durchkreuzung der drei letzten Abschnitte mit Rotstift sowie Randbemerkung: Darf nicht verlesen werden y (S. 121) –y Fehlt in A. 3 Brief von Ludolf v. Krehl an Max Weber vom 15. Febr. 1911 (GLA Karlsruhe, 269/108, S. 37) mit Webers eigenhändigem Vermerk: „Streng vertraulich“. 4 Diese erfolgte am 17. Februar 1911. 5 Die Erklärung gab Weber am 17. Februar 1911 ab, abgedruckt im Anhang, Nr. I.1, unten, S. 818 f.
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Oskar Siebeck [am oder nach dem 2. März 1911]; o. O. Brief; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 Die Datierung ist aus dem Bezugsschreiben Oskar Siebecks vom 2. März 1911 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446) erschlossen. Der Brief ist vor dem Erhalt der Benachrichtigung durch Richard Wille vom 4. März 1911 (ebd.) geschrieben, in welcher die Zusendung der ersten Korrekturfahnen der „Verhandlungen“ angekündigt wird, wovon Weber dem unten abgedruckten Schreiben zufolge noch keine Kenntnis hatte.
Sehr geehrter Herr Dr Siebeck!
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Ich habe den Vertrag statutenmäßig nicht zu unterschreiben1), habe aber ein Expl. davon für meine Akten zurückbehalten.1 Das Ihrige erhalten Sie von Berlin aus. Die Unterschrift eines Vorsitzenden genügt laut Statuten neben der des Schriftführers (Dr Beck). Die Gesellschaft ist eingetragener, rechtsfähiger Verein. Beschlossen ist die Annahme vom gesammten Vorstand. Also ist Alles in Ordnung. – Ich hoffe, der Druck hat, wie Sie schrieben, begonnen.a2 Mir wäre angenehm, wenn mir die Namen der Diskussionsredner aufgegeben würden, damit ich deren Adressen, soweit für die Correktur nötig, angeben könnte.2)
1)
Natürlich will ich sie Ihnen geben, falls Ihnen das angenehm ist. Mir scheint aber, es hat keinen Zweck. 2) Nicht alle Diskussionsredner müssen b Correkturen erhalten.
a 具Soweit典 b 具so [c]典 1 Oskar Siebeck hatte nach Erhalt des von Hermann Beck und Georg Simmel unterschriebenen Vertragsentwurfs am 2. März 1911 sogleich eine Reinschrift desselben herstellen lassen. In der Annahme, daß Weber mitunterzeichnen müsse, hatte er diesem den Vertrag am 2. März 1911 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446) in dreifacher Ausfertigung, teils zur Weiterleitung nach Berlin, teils für dessen Akten, zugeschickt. 2 Weber bezieht sich vermutlich auf eine Äußerung Oskar Siebecks in dessen Brief vom 27. Febr. 1911 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446), derzufolge das Manuskript der „Verhandlungen“ der Druckerei bereits übergeben sei, „welche den Satz sogleich in Angriff nehmen wird“.
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Im Übrigen bemerke ich nur für die Referenten Prof. Simmel wohnt: Charlottenburg–Westend Königin-ElisabethStr. 14 Sombart (bekannt) Tönnies: Eutin 앚:Dr Alfred:앚 Plötz: München Clemensstr. 2 Tröltsch (bekannt) Gothein (bekannt) Prof. A[ndreas] Voigt: Frankfurt a/M. Akademie für Sozial- u. Handelswissenschaften, Jordanstr. 17 Dr Kantorowicz: Freiburg i/B. Dreikönigstr. 30 Mit bestem Gruß! Max Weber
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Oskar Siebeck 5. März PSt 1911; Heidelberg Karte; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446
Soziologentags-Verhandlungen betr. Heidelberg 5/3 Sehr geehrter Herr Dr Siebeck!
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Die Correkturen des Soziologentags bitte ich an die Autoren zu schikken, also die nächste Corr[ektur-]Sendung an Prof. Dr Georg Simmel Charlottenburg–Westend, Königin-Elisabeth-Str. 14[.] Ich habe ja doch alle Adressen angegeben! Mit bestem Gruß! Max Weber NB! Über den 앚:ersten:앚 Abschnitt, der Simmel’s Vortrag enthält,1 wäre wohl eine „I“ zu setzen. Über jeden folgenden Verhandlungstag dann: „II“, „III“, „IV“.2
1 Gemeint ist der Vortrag von Georg Simmel, Soziologie der Geselligkeit, abgedruckt in: Verhandlungen 1910, S. 1 – 16. 2 Die Verlagsmitarbeiter Richard Wille und Richard Pflug haben zwar in ihrem Schreiben vom 6. März 1911 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446) Webers Anweisung bestätigt, doch wurde in der Druckfassung bei der Ziffernreihenfolge Simmels Begrüßungsvortrag nicht berücksichtigt.
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7. März 1911
Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten 7. März 1911; Heidelberg Abschrift; maschinenschriftlich mit eigenhändigen Zusätzen Max Webers GLA Karlsruhe, 269/108, S. 153 Der folgende Brief steht in Zusammenhang mit einem Pressebericht in den Dresdner Neuesten Nachrichten über eine angebliche Duellforderung von Arnold Ruge an Max Weber; vgl. dazu die Editorische Vorbemerkung zum Brief an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 11. Januar 1911, oben, S. 31 – 33. Die folgende Abschrift ist während des Privatklageverfahrens von Adolf Koch gegen Max Weber von letzterem mit einem beigefügten erläuternden Schriftsatz an das Amtsgericht Heidelberg, vor dem 12. September 1912, abgedruckt im Anhang, Nr. III.9, unten, S. 906 – 917, geschickt worden. Das Schreiben trägt am Briefkopf den eigenhändigen Vermerk Max Webers mit Rotstift: „22)“ sowie den maschinenschriftlichen Zusatz: „ Abschrift.“
Heidelberg, 7. III.11. Sehr geehrte Redaktion! der Mitteilung des Namens des „Herrn aus Universitätskreisen“a erhielt ich nacheinander zwei anonyme Briefe,1 die ich Ihnen hiermit zustelle. Auf diese törichten Vorschläge mich einzulassen ist natürlich unter meiner Würde. Ich schicke Ihnen die Briefe und bemerke: Ich kann die Klage unterlassen, falls sofort die von mir auf S. 4 angestrichene Richtigstellung gebracht wird (so wie ich sie korrigiert habe).2 Dem Herrn seinerseits bleibt dann überlassen, mich zu verklagen. Da mir ja gerade auch an der öffentlichen Feststellung seiner Person liegt, wäre mir dies sehr willkommen. Außerdem verlange ich die Zusicherung der Zusendung Ihrer Richtigstellung an die von mir zu bezeichnenden Blätter mit dem Ersuchen Ihrerseits, Kenntnis von derselben zu nehmen und zu geben. aStatt
a Unterstreichung mit Rotstift. 1 Die beiden anonymen Briefe, die von Otto Bandmann stammten, sind nicht mehr nachgewiesen. In den Akten zum späteren Privatklageprozeß Adolf Koch gegen Max Weber findet sich lediglich ein von Max Weber beschriftetes Blatt (GLA Karlsruhe, 269/108, S. 151) mit einem Rotstiftvermerk: „20, 21“: „2 Anonyme Briefe des Dr Bandmann an Prof. Weber (wörtlich – nur mit teilweise ungenauer Wiedergabe meiner Randbemerkungen – in dem adhibierten Urteil des Dresdener Gerichts enthalten). Ich lasse das umfangreiche Original nicht nochmals abschreiben, sondern lege es ev. im Termin vor.“ 2 Dies bezieht sich vermutlich auf eine Stelle in einem der nicht nachgewiesenen anonymen Briefe Otto Bandmanns.
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Wes Geistes Kind Ihr Korrespondent ist, ersehen Sie aus dem Briefe desselben, – er weiß nicht einmal mehr, was er selbst geschrieben hat und hat die Frechheit, zu behaupten, ich wisse es nicht. Solche Revolverjournalisten gehören an den Pranger. Ich erwarte jetzt, da ich in 8 앚:Tagen:앚 verreise, Zusendung der Nummer Ihres Blattes mit der erfolgten Berichtigung, wörtlich so wie ich sie verlangen kann und muß, binnen 5 Tagen.3 Anderenfalls hat mein Anwalt Auftrag zu klagen. Von Eröffnungen des Herrn „N.N.“ nehme ich keine Kenntnis mehr. Hochachtungsvoll Max Weber.
3 Die „Berichtigung“ erfolgte in den Dresdner Neuesten Nachrichten, Nr. 71 vom 12. März 1911, 2. Bl., S. 2 f., allerdings ohne Webers Zustimmung zu finden; vgl. dazu den Brief vom 13. März 1911 an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten, unten, S.138f.
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7. März 1911
Oskar Siebeck 7. März 1911; Heidelberg Brief; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 Max Weber benutzt als Briefpapier eine ihm zugesandte maschinenschriftliche Liste der Diskussionsredner auf dem Ersten Deutschen Soziologentag, die ihm am 6. März 1911 von den Verlagsmitarbeitern Richard Wille und Richard Pflug (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446) zugesandt worden war mit der Bitte, die fehlenden Adressen nachzutragen. Die maschinenschriftlichen Teile des Briefes sind im folgenden annotiert.
Heidelberg 7. III. 11 Sehr geehrter Herr Dr Siebeck! Nachstehend die Adressen: nicht versenden? – aDr. Böttger a? Prof.b Dr cStaudinger, Darmstadt c, Inselstr. 26. d re ei ” D v. Schulze-Gävernitz, Freiburg /B. fReichstagsabgeordneter Dr. Quarckg, Frankfurt a.M.f Redakteur der „Volksstimme“ hFreiherr v. Stromer-Reichenbachh, München, Schönfeldstr. 26 iReichstagsabgeordneter Dr. Potthoff i, Düsseldorf, Berger Ufer 4 kProf. Dr. R[obert] Michels, Turin k, 1 Via Andrea Provana lProf. Dr R[obert]l mSommer, Giessenm, Psychiatr[ische] Klinik. Dr.n R[udolf] oGoldscheid, Wieno, III, Jacquingasse 45 pProf. Dr. v. Wiese, Hannoverq Frau Henriette Fürth, Frankfurt p Baumweg 37 rDr. Buberr, Berlin-Zehlendorf, Annastr. 12 nicht versenden! – sDr. Oswaltt, Frankfurts –? Prof.u Dr L[udwig] vPohle, Frankfurt v a/M. Oberlindau 81 wRechtsanwalt Dr. Fuchs, Karlsruhe a Maschinenschriftlich: Dr. Böttcher; Unterstreichung eigenhändig. b Maschinenschriftlich. c Maschinenschriftlich. d Maschinenschriftlich. e Maschinenschriftlich. f Maschinenschriftlich. g Maschinenschriftlich: Quark h Maschinenschriftlich. i Maschinenschriftlich. k Maschinenschriftlich. l Wiederholungszeichen eigenhändig durch Prof. Dr R[obert] ersetzt. m Maschinenschriftlich. n Maschinenschriftlich. o Maschinenschriftlich. p Maschinenschriftlich. q Unterstreichung eigenhändig. r Maschinenschriftlich. s Maschinenschriftlich. t Maschinenschriftlich: Ostwald u Maschinenschriftlich. v Maschinenschriftlich. w Maschinenschriftlich.
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Privatdozent Dr. Wüstendörferx, Würzburg Prof.w Dr.y Ph[ilipp] zHeck, Tübingenz, Neckarhalde 68 aPrivatdozent Rechtsanw[alt] Dr. Wimpfheimer, Mannheima Ich bitte, die Correkturen 앚:an die Debatteredner:앚 mit ganz kurzer Frist und ohne das Mscr. zu verschicken (da sonst, falls der Redner die Sache nicht erledigt, Weitläufigkeiten entstehen).b Ausnahme l) Professor Dr Simmel’s Diskussionsrede 2) ferner: die Schlußworte der Referenten 3) ich selbst (Diskussionsreden)c Die Revision bitte ich dort zu erledigen, sofern nicht irgend ein Autor sie direkt verlangt. Auch die Referate bitte ich mit der Bitte „umgehend“ zu versenden! Mit bester Empfehlung Max Weber
x O: Wüstendorfer y Bleistifteinschub von dritter Hand z Maschinenschriftlich. a Maschinenschriftlich. b Randbemerkung Max Webers: Nicht erledigte Correkturen an mich! c Randbemerkung Max Webers zu den letzten drei Punkten: welche mit Mscr. zu versenden sind.
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Marianne Weber PSt 7. März 1911; PSt Heidelberg Karte; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446 Die folgenden Briefe und Karten an Marianne Weber wurden veranlaßt durch deren Vortragsreise vom 6. bis 18. März 1911. Sie besuchte zunächst die Verwandten in Oerlinghausen und hielt dann Vorträge in Bielefeld, Oldenburg, Hannover und Koblenz über Erziehungsfragen und Ehereform.
L. Schn.! Die Musik gestern1 war wundervoll – speziell die beiden Lieder von Ansorge (eines besonders: Composition eines an sich unbedeutenden Dehmel’schen Gedichts)2 standen wie eine monumentale Größe zwischen den (schönen und interessanten, aber gepreßten und etwas gezerrten) Hugo Wolff’schen Sachen. Die kleine Tobler begleitete glänzend, dazwischen spielte sie Mozart (Rondo A moll) und Chopin (Cis), besonders letzteres wundervoll, auch physisch so anmutig und resolutkräftig zugleich, daß es eine Freude war. Eben sagt sich Naumann auf heut an. – E[lse] J[affé] telefonierte um Michels’ Adresse und dann: ob sie noch einmal kommen könnte. Ich sagte, ich käme so wie so, um von ihr u. den Kindern Abschied zu nehmen.3 Herzl[iche] Grüße an Alle. Ob Lili 앚:M[üller]:앚4 wohl nun doch nach Berlin geht? Es wäre doch wohl recht klug! so unangenehm es ja ist. Laß Dich küssen Dein Max
1 Marianne Weber erkundigte sich in ihrem Brief an Max Weber vom 7. März 1911 aus Oerlinghausen (Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446): „War’s gestern beim Tobelchen hübsch?“ Mina Tobler hatte offenbar ein Hauskonzert gegeben; ein Nachweis über eine öffentliche Veranstaltung findet sich nicht in den Tageszeitungen. 2 Wahrscheinlich handelt es sich um die Vertonung des Gedichts von Richard Dehmel: Immer wieder (Dehmel, Richard, Gesammelte Werke. Dritter Band. – Berlin: S. Fischer 1907, S. 79). Ansorge, Conrad, Sieben Gesänge op. 11 für 1 Singstimme mit Klavier. – Berlin: Verlag Dreililien 1909, S. 13 f., enthält neben Vertonungen nach Gedichten von Alfred Mombert, Detlev von Liliencron und Friedrich Nietzsche auch dieses Gedicht von Richard Dehmel. 3 Else Jaffé verzog mit ihren Kindern von Heidelberg nach Wolfratshausen im Isartal. 4 Lili Müller, die Frau von Georg Müller in Oerlinghausen, war seit längerem leidend. Ernst Mommsen hatte eine gründliche Beobachtung ihres Zustandes in Berlin empfohlen, vgl. Brief an Marianne Weber vom 22. Jan. 1911, oben, S. 59.
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Hermann Kantorowicz [nach dem 7. März 1911]; o. O. Brief; eigenhändig GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 19, Bl. 18 Die Datierung ist erschlossen aus den Bemerkungen Webers über Richard Thoma. Dieser hatte nach dem Tode Georg Jellineks am 28. Februar 1911 einen Ruf als Nachfolger auf dessen Lehrstuhl erhalten und diesen am 7. März 1911 endgültig angenommen (GLA Karlsruhe, 235/3118). Im folgenden Brief äußert sich Weber zu den finanziellen Zukunftsaussichten Gustav Radbruchs als Privatdozent bzw. außerordentlicher (Titular-)Professor an der Juristischen Fakultät der Universität Heidelberg.
Sehr verehrter Kollege!
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Thoma’s Reichtum1 kam höchstens so in Betracht, als er die DoktorFabrik abschaffen helfen soll (ausgesprochener Wunsch Fleiner’s u. Gradenwitz’). Es ist leider so, daß die Ordinarien die guten Collegs sich nehmen, fast überall! Fleiner ist schwer berechenbar, aber anständig. Ich kann nicht gut eingreifen, nur mit größter Vorsicht gelegentlich privatim etwas thun. Fl[einer] kenne ich zu wenig. Lilienthal’s Antwort schrieb ich Ihnen ja.2 Daß er an sich gegen eine Zahlung an R[adbruch] aus der [S]taatskassea etwas haben sollte – u. R[adbruch] ist der Nächste dazu – wenn nicht – Kirchenheim3 wäre, der Alles blockiert! (das ist nämlich ein Haupthemmnis!) – halte ich für ausgeschlossen. Er versicherte: es sei nicht zu machen jetzt. Civilprozeß ist ja nur Vertretung f[ür] kurze Zeit.4 Ich werde natürlich keine Anregung scheuen. Aber ich muß sehr behut-
a Lochung. 1 Richard Thoma entstammte einer Industriellenfamilie aus Todtnau im Schwarzwald. 2 Weber bezieht sich vermutlich auf die entsprechenden Bemerkungen in seinem Brief an Hermann Kantorowicz vom 8. Nov. 1910 (MWG II/6, S. 685f.). 3 Gemeint sind die Anciennitätsrücksichten gegenüber Arthur v. Kirchenheim, der seit 1880 als Privatdozent, seit 1886 als a.o. (Titular-)Professor an der Juristischen Fakultät lehrte. 4 Gustav Radbruch sollte im Sommersemester wegen der durch Georg Jellineks Tod bedingten Vorlesungsverschiebungen über Zivilprozeß lesen; vgl. dazu Brief Radbruchs an seinen Vater Heinrich Radbruch vom 28. Jan. 1911, UB Heidelberg, Heid. Hs. 3716 III. A. 11 (Nl. Gustav Radbruch).
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sam sein, da ich draußen stehe, nicht einmal in der jurist[ischen] Fakultät war. Sonst schade ich Radbruch, dessen Schicksal mir sehr nahe geht. Ich sehe ja Niemand von diesen Herren u. das ad hoc-Hingehen wäre eben recht gefährlich: glauben Sie mir, ich habe das erprobt! Herzlichen Gruß! Max Weber.
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Marianne Weber [9. März 1911; Heidelberg] Brief; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446 Das Datum ist erschlossen aus dem Inhalt des Briefes in Verbindung mit der Karte an Marianne Weber vom 7. März 1911, oben, S. 130. Der Ort ist aus dem Inhalt des Briefes erschlossen. Das Schreiben befindet sich auf der Rückseite eines Briefes von Camilla Jellinek an Marianne Weber vom 8. März 1911, in dem diese sie bittet, anstelle der verhinderten Marie Kaiser die Rede auf das Brautpaar Dora Jellinek und Friedrich Busch zu halten.
Liebe Schnauzel, –
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Naumann war vorgestern auch Nachts hier, Abends noch mit August1 u. Tröltsch hier zusammen. Recht müde, der arme Kerl, – große Vortragsreise u. s. w. Die Tochter2 hatte das Bein gebrochen, also muß er nun statt „Erholung“ – „Familie“ genießen. Gespräche sonst fast rein politisch. – Mittwoch Abend: die Morawitza:3 ich bekam die besten Verhaltungs-Zeugnisse vom Bäumchen,4 ich soll ganz berückend freundlich gewesen sein. Sie quatschte salonmäßig, – sonst ganz nett. – Gestern der Graf.5 Die kleine Kröte von Gräfin6 hätte ich sehr viel lieber da sitzen gehabt. Er redet wie ein Wasserfall, oft zweifelhaft, ob mit innerer Beteiligung, ist ganz gescheidt, aber ohne Tiefe, so viel ich sehe. Ich werde ihn einmal mit der Kleinen7 zusammen einladen, vielleicht Lask dazu. Nun liegt also Bielefeld hinter Dir,8 hoffentlich war alles schön und nach dem „wählerischen“ „Geschmack“ der Örlinghäuser etc. etc. Wenn ich nur wüßte[,] ob Du schläfst u. s. w. Und ob in Oldenburg9 keine „Ansprüche“ an Dich gemacht werden.
a O: Morawicz 1 Gemeint ist August Hausrath, ein Vetter von Max Weber, der im gleichen Haus lebte. 2 Elisabeth Naumann. 3 Lucia Morawitz war eine Züricher Studienfreundin von Marie Baum. 4 Marie Baum verbrachte seit Mitte Februar einige Wochen bei Max und Marianne Weber in Heidelberg, bevor sie an die französische Riviera weiterfuhr. 5 Gemeint ist Hermann Graf Keyserling. 6 Es handelt sich um Leonie Gräfin Keyserling, seine Schwester. 7 Gemeint ist Leonie Gräfin Keyserling. 8 In Bielefeld hielt Marianne Weber am 9. März 1911 einen Vortrag über Ehereform. 9 Am 11. März 1911 hielt Marianne Weber auf Einladung der Vereinigten Frauenvereine Oldenburgs einen Vortrag: Zur Frage der gemeinsamen Erziehung.
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Frl. Baum ist nach wie vor recht müde, sie schläft 앚:und dusselt:앚 auf dem Balkon Nachmittags Stundenlang (das Wetter war sehr schön gestern) u. geht Abends sehr früh in die Klappe. Die Gespräche sind meist „sachlich“, Mittags gehen wir zusammen spazieren, Abends nach Tisch sitzen wir auch zusammen. Ich mag absichtlich nicht auf zu viel Persönliches eingehen, sie anscheinend auch nicht. Ich sehe übrigens aus Manchem – d. h. mehr aus der Art, wie u. wo sie schweigt, wie viel sie doch von den Dingen hier10 vermuthen muß. (Quelle wohl die Morawitzb). Ich will gleich nachher zu Else’s11 Kindern, um das erledigt zu haben (Mit ihr kommt man ja doch nicht zum Reden: ich muß auch sagen, wenn es Jemandemc so sauer fällt, wie ihr, kann man es, vollends jetzt in letzter Stunde, nicht haben wollen und „Salon“-Gespräche machen das Häßliche nur häßlicher). Gutes Glück in Oldenburg und gute Reise überhaupt, mein liebstes Mädele. Es küßt Dich und umarmt Dich Dein Max
b O: Morawicz c O: Jemanden 10 Gemeint ist wohl die Beziehung von Else Jaffé und Alfred Weber. 11 Else Jaffé.
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Marianne Weber [11. März 1911; Heidelberg] Brief; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446 Datum erschlossen aus dem Inhalt des Briefes in Verbindung mit der Karte an Marianne Weber vom 14. März 1911, unten, S. 142. Das erwähnte Gespräch mit Else Jaffé fand am Freitag, dem 10. März, statt. Ort ist aus dem Inhalt des Briefes erschlossen.
Liebe Schnauzel, –
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ich hatte Deine Oldenburger Adresse1 verloren, daher erst heut wieder Nachricht, die Dich hoffentlich erreicht. Frl. Baum reist Mittwoch, zusammen mit einer Maler-Freundin.2 Wohin, steht noch nicht fest. Heut war Lask bei Tisch, der in Freiburg gewesen ist. Rickert kann natürlich nicht reisen. Der Anfall3 war recht ernstlich, trat Nachts ein 앚:(mit Ohnmachtsartigen Erscheinungen),:앚 ist der erste wieder seit Jahren. Es ist doch recht schlimm, daß das wieder da ist u. nicht operiert werden soll, also jeden Augenblick eine schlimme Wendung nehmen kann, wenn es wiederkommt. Natürlich kann nun Sophie R[ickert] sicher auch nicht fort. Gestern Vormittag war ich bei Else, um „Abschied“ zu nehmen4 – und habe ihra in der, übrigens sehr herzlichen (aber strapazanten) Unterhaltung nicht verhehlt: daß, ohne daß mein Empfinden geändert sei, sie mir 앚:dennoch:앚 nicht mehr „Freund“ sein könne nach den Häßlichkeitenb des letzten 3/4 Jahres, da sie nicht die Kraft habe, an Alfred dieselben Ansprüche in Bezug auf das Ertragen von Beziehungen zu Andren zu stellen, wie an die Menschen, denen sie ihre Liebe entziehe 앚:und ich nicht in die Lage kommen könne, ihr meinerseits, wenn sie das nicht thue, es zuzumuthen.:앚 Sie hat nicht in Abrede gestellt, daß die Sachlage so sei. Nun – das ist nun im Klaren. – Hoffentlich, mein Mädele, gehst Du mir nicht ganz in Trümmer! Es küßt Dich herzlich Dein Max a 具das典 b 具die典 1 Am 11. März 1911 hielt Marianne Weber einen Vortrag in Oldenburg. 2 Gemeint ist Marie (Mimi) von Geyso. 3 Heinrich Rickert litt unter einer Agoraphobie, die zu Schwindelanfällen führte. Frühere Anfälle wurden von den Ärzten für epileptisch gehalten. Vgl. Glockner, Hermann, Heidelberger Bilderbuch. – Bonn: H. Bouvier 1969, S. 172. 4 Ende April verließ Else Jaffé Heidelberg und zog nach Wolfratshausen.
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Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten [12. März 1911]; o. O. Abschrift; maschinenschriftlich mit eigenhändigen Zusätzen Max Webers GLA Karlsruhe, 269/108, S. 161 Das Datum ist aus dem Hinweis erschlossen, daß am gleichen Tage der anonym bleibende Korrespondent der Dresdner Neuesten Nachrichten mit Weber telephoniert habe; laut Mitteilung des Korrespondenten Otto Bandmann an Julius Ferdinand Wollf vom 12. März 1911 (Abschrift masch.; GLA Karlsruhe, 269/108, S. 165 – 166) fand das Gespräch an diesem Tage statt. Bezug: Brief von Julius Ferdinand Wollf vom 10. März 1911 (GLA Karlsruhe, 269/108, S. 157). Am Briefkopf befindet sich die von Weber mit Rotstift geschriebene Ziffer „23)“ sowie mit Tinte der folgende Vermerk: „NB! Auf den Brief der Redaktion vom 17/2 war mein Brief vom 25/2 ergangen. Darauf erhielt ich das (anonyme) Schreiben des ,Correspondenten‘ und schickte dasselbe mit Rand-Bemerkungen an die Redaktion.“ Im ersten Teil des Schreibens drückt Wollf sein Befremden über die beigelegten anonymen Briefe aus und kommt dann auf die geplante „Berichtigung“ zu sprechen: „Berichtigen können wir natürlich nur Tatsächliches [von Weber mit Rotstift unterstrichen sowie mit Randbemerkung: „NB!“ versehen] und werden Ihnen daher unsre nächste Nummer mit der Berichtigung zugehen lassen. Im übrigen werden wir [von Weber mit Rotstift unterstrichen] es unserm [von Weber zweifach mit Rotstift unterstrichen] Correspondenten überlassen[,] wegen der Bezeichnung ,Revolverjournalist‘, die Sie ihm angedeihen lassen, seinerseits weitere Schritte [von Weber mit Rotstift unterstrichen sowie mit zwei Randstrichen und der Randbemerkung: „NB!“ versehen] zu tun.“ Die folgende Abschrift ist während des Privatklageverfahrens von Adolf Koch gegen Max Weber von letzterem mit einem beigefügten erläuternden Schriftsatz an das Amtsgericht Heidelberg, vor dem 12. September 1912, abgedruckt im Anhang, Nr. III.9, unten, S. 906 – 917, geschickt worden. Das Schreiben trägt am Briefkopf die eigenhändigen Vermerke Max Webers mit Rotstift: „24)“ und „(11. III)“ sowie einen Vermerk mit Bleistift von dritter Hand: „12.3.1911“ und den maschinenschriftlichen Zusatz: „Abschrift.“
Sehr geehrte Redaktion! Eine bloße Berichtigung von „Tatsachen[“] ohne den Ausdruck des lebhaften Bedauerns, diesen auf Täuschung vona Informationa beruhenden Artikel aufgenommen zu haben, berledigt die Sacheb natürlich, angesichts des schwer beleidigenden Charakters der mich betreffenden Behauptung, an der nicht ein einziges wahres Wort ist, cin gar keiner Weisec. Ich hätte keine Wahl, als darnach gegen Sie zu klagen. Ihrem berühmten „Korrespondenten“, der mich heute anonym telephonisch anrief, habe ich lediglich dbemerkt, daß vor allem weiteren dies zu geschehen habed, – er also dafür sorgen möge, daß es geschieht. a Hinter beiden Worten befindet sich jeweils ein Asteriscus für die eigenhändige Anmerkung: NB! *) *) wohl falsch gelesen! b Unterstreichung mit Rotstift. c Mit Rotstift zweifach unterstrichen. d Zusätzliche Unterstreichung mit Rotstift.
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Er mag mich anderenfalls selbst verklagen. Denn ein Journalist, der eine unwahre, schwer beleidigende, aus der Luft gegriffene Behauptung innerhalb 8 Wochen noch nicht wieder gut gemacht hat, verdient die Prädikate, die ich ihm beilegte und in Wahrung meiner berechtigten Interessen beilegen mußte, um ihn aus seiner „muthigen“ Anonymität herauszulocken. Hochachtungsvoll Max Weber. eDie
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anonymen Briefe sind mein Eigentum. Ich ersuche um alsbaldige Rücksendung.e f
e Zusätzliche Unterstreichung mit Rotstift sowie eigenhändiger Randvermerk: NB f Hier folgt die eigenhändige Anmerkung: *) Diese erfolgte nicht. Weber
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Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten 13. März 1911; Heidelberg Abschrift; maschinenschriftlich mit eigenhändigen Zusätzen Max Webers GLA Karlsruhe, 269/108, S. 167 Der Brief führt die Auseinandersetzung mit den Dresdner Neuesten Nachrichten über eine angebliche Duellforderung von Arnold Ruge an Max Weber fort; vgl. dazu die Editorische Vorbemerkung zum Brief an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 11. Januar 1911, oben, S. 31 – 33. Die folgende Abschrift ist während des Privatklageverfahrens von Adolf Koch gegen Max Weber von letzterem mit einem beigefügten erläuternden Schriftsatz an das Amtsgericht Heidelberg, vor dem 12. September 1912, abgedruckt im Anhang, Nr. III.9, unten, S. 906 – 917, geschickt worden. Das Schreiben trägt am Briefkopf den eigenhändigen Vermerk Max Webers mit Rotstift: „25)“ sowie den maschinenschriftlichen Zusatz: „Abschrift.“
Heidelberg, 13. III.11. Sehr geehrte Redaktion! Ich quittiere No. 71a Ihres Blattes.1 Ihre Erklärung enthält eine Unwahrheit: Sie haben nicht „von Gerüchten Notiz genommen“, sondern unter Berufung auf einen der Beteiligten sehr bestimmte, nach Lage der Dinge ehrenrührige, Tatsachen als vorliegend Ihrerseits positiv behauptet. Diese Behauptungen, mit dem Ausdruck des Bedauerns, als auf bgrober Täuschung b beruhend (wie ich gerichtlich nachweisen kann) zurückzunehmen, haben Sie bisher – seit über 8 Wochen – unterlassen, obwohl Sie nachgerade die Eigenart Ihres „Korrespondenten“ hier genau kennen mußten. a Korrektur von dritter Hand: 17 > 71 b Unterstreichung eigenhändig. 1 Die Nr. 71 der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 12. März 1911, 2. Bl., S. 2 – 3, enthielt unter dem Titel: „Alt-Heidelberg, du Feine.“ eine Berichtigung des von Weber beanstandeten Artikels vom 8. Januar 1911 über die angebliche Duellaufforderung Arnold Ruges an Weber. Die Richtigstellung der Dresdner Neuesten Nachrichten lautete wie folgt: „Am 8. Januar haben wir unter dieser Überschrift einen Artikel eines süddeutschen Korrespondenten veröffentlicht, der sich mit einem vielbesprochenen Konflikt zwischen zwei Universitätsdozenten in Heidelberg, und zwar den Herren Professor Weber und Privatdozent Dr. Ruge beschäftigte. In diesem Artikel war von Gerüchten Notiz genommen, die in Heidelberg umliefen über eine Herausforderung zum Duell, Gerüchte, die, wie wir uns nachträglich überzeugt haben, nicht auf Tatsachen beruhen. Wir stellen hiermit fest, daß Herr Professor Weber keine Herausforderung erhalten hat und daher auch keine ablehnen konnte. Im übrigen lag es uns selbstverständlich gänzlich fern, Herrn Professor Weber irgendwie zunahezutreten. Wir haben den Wunsch, das gleichfalls festzustellen, um jeder Mißdeutung vorzubeugen.“
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Die Angelegenheit geht nunmehr an den Anwalt, da meine Geduld zu Ende ist. Hochachtungsvoll Prof. Max Weber. 5
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Die widerrechtlichc zurückbehaltenen anonymen Briefe Ihres „Korrespondenten“ ersuche ich sofort zurückzusenden, bei Vermeidung geeigneter Schritte. Ihr Korrespondent mag mich verklagen[,] da ich in Wahrung berechtigter Interessen gehandelt habe,2 bedeutet das weiter nichts. – Haben aber Sie ddurch eine Verletzung des Briefgeheimnisses ihm dazu Materiale geliefertd, – um so schlimmer für Sie.
c Eigenhändige Unterstreichung mit Rotstift; ein Pfeil geht von hier aus zu der mit Rotstift geschriebenen Bemerkung: NB! cf. Brief vom 11. III. (No 24),3 P.S. d Eigenhändige Unterstreichung mit Rotstift. e Ein Pfeil geht von hier aus zu der eigenhändigen, mit Rotstift geschriebenen Bemerkung: cf Brief vom 10. III. (No 23)4 2 Weber macht hier den § 193 StGB geltend: „Tadelnde Urteile über wissenschaftliche, künstlerische oder gewerbliche Leistungen, desgleichen Äußerungen, welche zur Ausführung oder Verteidigung von Rechten oder zur Wahrnehmung berechtigter Interessen gemacht werden, [...] sind nur insofern strafbar, als das Vorhandensein einer Beleidigung aus der Form der Äußerung oder aus den Umständen, unter welchen sie geschah, hervorgeht.“ 3 Gemeint ist der Brief an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 12. März 1911, oben, S. 136 f. 4 Zum Wortlaut des Briefes von Julius Ferdinand Wollf vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 12. März 1911, oben, S. 136.
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Marianne Weber PSt 13. März 1911; PSt Heidelberg Karte; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446 Die Karte ist nicht zugestellt worden. Auf der Adresse ist ein gedruckter Postvermerk: „Ohne richtige Wohnungsangabe oder sonstige nähere Bezeichnung ist der Empfänger nicht zu ermitteln. Kaiserl. Postamt Hannover 1“ angeklebt. Es befindet sich ferner von fremder Hand die Datumsangabe „14/3“ in andersfarbiger Tinte. Max Weber schrieb wohl nach Erhalt der Rücksendung einen über der Adresse zweifach unterstrichenen Zusatz „Oh je!!“
Lieber Schnauzel, – Gott sei Dank, daß die 2 Sachen1 vorbei sind. Nun wirst Du wieder mehr Vertrauen gewinnen. Es wäre 앚:Dir:앚 ja sicher nicht so schlecht gegangen,2 wenn Du in den Tagen hier nicht so in Anspruch genommen gewesen wärest.3 Hoffentlich hast Du doch noch Spaß an Hannover und Coblenz. Und treibe ja Alles in Ruhe, reise auch nicht zu hastig, damit Du mir nicht ganz kaput hierherkommst, wo Du ja den Toast bei Jellinek’s4 halten mußt! Frau J[ellinek] war nochmal hier, (ihre Geldsache ist nun 앚:von der Fakultät:앚 geregelt5 so wie sie es wünscht). 2 Mal habe ich nun an der Mor[awitz] nach Zeugnis von Frl. Baum Christliches in höchster Potenz verübt, – aber es ist anstrengend! Ich gestehe: ich wüßte ungemein gern meinen „Steckbrief“ – sie erklärt ja, nach 1/4 Stunde einen solchen von jedem Menschen zu besitzen nach dieser Frist.
1 Gemeint sind die Vorträge in Bielefeld und Oldenburg. 2 Drei Stunden vor ihrem Vortrag in Bielefeld hatte Marianne Weber eine Migräne bekommen. Im Notfall sollte ihr Vetter Georg Müller den Vortrag zu Ende lesen, dazu war es aber nicht gekommen. Brief von Marianne Weber an Max Weber vom 11. März 1911, Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446. 3 Ihren Tageslauf im Februar 1911 beschreibt Marianne Weber in ihrem Brief an Helene Weber vom 24. Febr. 1911 (Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446) so: „Vormittags sitze ich am Schreibtisch, mußte ja für die Vortragsreise, die mich am 6. März nach Bielefeld, Hannover, Oldenburg, Koblenz führt, noch allerlei arbeiten. Der Nachmittag aber gehört natürlich dem Gast u. vielen andern ,Seelen‘, die ihr Bedürfnis zu uns führt.“ Oder: „Zu Hause war wohl das Leben ein bischen unruhig u. seelisch angreifend gewesen.“ Brief von Marianne Weber an Helene Weber vom 15. März 1911, ebd. 4 Camilla Jellinek hatte Marianne Weber in ihrem Brief vom 8. März 1911 (Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446) gebeten, bei der Hochzeit ihrer Tochter anstelle der durch die Krankheit ihres Mannes verhinderten Marie Kaiser eine Rede auf das Brautpaar Dora Jellinek – Friedrich Busch zu halten. 5 In den Akten des Heidelberger Universitätsarchivs gibt es keine Hinweise.
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Heut kommen die kleinen Keyserlings,6 – Lask wollte nicht kommen. Morgen kommt Bäumchen’s Maler-Freundin7 u. logiert hier eine Nacht, – Mittwoch reisen sie (nach Le Lavandou!)[,] Mittwoch kommt Dr Quarck von der „Volksstimme“ (wegen der Universität Frankfurt),8 Donnerstag oder Freitag nochmal Else J[affé], wie sie mir gestern 앚:(sie war mit den Kindern bei B[äumchen]9):앚 sagte: es sei noch Einiges zu sagen. Ich sagte ihr: ich würde ihr das Herz nicht schwer machen, wenn sie Das wolle. – Sonst passiert hier nichts Besondres. Linchens10 Seele ist durch „Peterles“11 Fortgang heute tief erschüttert, – es muß doch wohl ein Hundchen oder so etwas her (oder eine ganz junge Katze). Nächste Woche bekommt Bertha12 – sie bat sehr nett und bescheiden darum – Logierbesuch von ihrer Schwester.13 Also: die Klinik ist in jeder Hinsicht im Gange. Erhieltest Du meine gestrige Sendung nach Hannover? (ich hatte die Adresse verlegt und adressierte: „Frl. Heidsieka, Marienstraße“)b.14 Ich umarme Dich, geplagtes Kind, mache Alles gut! Dein Max
a O: Heidsieck b Klammer fehlt in O. 6 Gemeint sind die Geschwister Hermann und Leonie Graf und Gräfin Keyserling. Sie studierte seit 1910 in Heidelberg. 7 Marie (Mimi) von Geyso. 8 Max Quarck, Stadtverordneter und Redakteur der sozialdemokratischen Volksstimme in Frankfurt, unterrichtete Weber von der Absicht, für die geplante Gründung einer Universität in Frankfurt die Hilfe des preußischen Staates in Anspruch zu nehmen. Die Sozialdemokraten befürchteten, dadurch werde die von privaten Stiftungen getragene und unabhängige Akademie in Frankfurt den politischen Interessen der preußischen Regierung ausgesetzt, und baten Max Weber um eine Stellungnahme. Diese erschien unter dem Titel: Ein Votum zur Universitätsfrage, in: Volksstimme. Sozialdemokratisches Organ für Südwestdeutschland, 22. Jg., Nr. 146 vom 26. Juni 1911, S. 1 (MWG I/13). 9 Marie Baum. 10 Lina war eine Haushaltshilfe bei Max und Marianne Weber. 11 Gemeint ist Peter Jaffé. 12 Bertha Schandau. 13 Gemeint ist Lisette Horn. 14 Fräulein Heidsiek war die ehemalige Leiterin des Pensionats in Hannover, das Marianne Weber 1887/88 besucht hatte. Mit ihr war Marianne Weber freundschaftlich verbunden geblieben.
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Marianne Weber PSt 14. März 1911; PSt Heidelberg Karte; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446
Liebes Mädele, – also scheint Dir meine Sendung nicht zugegangen zu sein? Wichtige Sachen waren es nicht, so viel ich sah. Nun jedenfalls werden sie dann als „unbestellbar“ zurückkommen. Ich hatte „Marienstraße“ „bei Frl. H[eidsiek]“1 adressiert und mich als Absender angegeben (ich hatte wie ich schrieb die Adresse verlegt). Aber meine vorgestrige Karte wirst Du doch bekommen haben?2 Frl. B[aum] war eben bei Nissl 3 auf Rath der Mor[awitz]4 u. den meinigen, kam sehr beruhigt zurück. Die Mor[awitz] hatte sie schließlich etwas verängstigt, so daß ich N[issl] für ein gutes Gegengewicht hielt. Daß E[lse] J[affé] Donnerstag oder Freitag nochmal hierher kommen wollte, mich allein zu sprechen (Sonntag war sie mit den Kindern da).a Was ich ihr Freitag sehr freundlich, aber, wie ich glaubte, nun Alles abschließend, gesagt hatte, schrieb ich ja5 (d. h. Du hast es wohl nicht erhalten?) auch daß sie gar kein Hehl hatte, daß ihr Verhalten durch A[lfred]! bestimmt sei (nicht allein, aber sehr wesentlich). Sie war Sonntag recht bewegt. – Gestern waren die beiden Keyserlings6 hier. Ein ganz anmutiges Salongeplauder, an dem Frl. B[aum] teilnahm, – bei dem aber nicht grade viel herauskam. Sehr nett war vorgestern die kleine Tobler hier (mit B[äumchen]) – (Lask hatte ihr gesagt: ich sei TolstojAnhänger!!). Es umarmt und küßt Dich herzlich Dein Max
a Satzkonstruktion defekt. 1 Mit der „unbestellbaren“ Karte ist wohl die Karte vom 13. März 1911, oben, S. 140 f., gemeint. Zu Fräulein Heidsiek vgl. ebd., Anm. 14. 2 Eine Karte an Marianne Weber vom 12. März 1911 ist nicht nachgewiesen. 3 Franz Nissl war ein Heidelberger Psychiater, den Max Weber 1909 konsultiert hatte. Marie Baum war „sehr herunter“, schrieb Marianne Weber am 15. März 1911 an Helene Weber, Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446. 4 Marie Baums Freundin, Lucia Morawitz, war Medizinerin. 5 Brief an Marianne Weber vom 11. März 1911, oben, S. 135. 6 Hermann und Leonie Graf und Gräfin Keyserling.
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Marianne Weber [15. März 1911; Heidelberg] Brief; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446 Datum erschlossen aus dem Inhalt des Briefes in Zusammenhang mit der Karte an Marianne Weber vom 13. März 1911, oben, S. 140 f. Max Weber verwendete einen von Marie Baum begonnenen Briefbogen, auf dem diese geschrieben hatte: „Heidelberg d. 12 III 1911 Liebstes Mariännchen,“. Daher beginnt sein Brief ohne Anrede.
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– weiter kam das „Bäumchen“1 nicht mehr, da sie abreisen mußte. Gestern Abend war also noch ihre Freundin2 hier, mit der sie reist – der Name ist mir gänzlich unbekannt geblieben – ein kleines Malerwesen mit einem Kaninchengesicht, glaubt an „Hexen“ u. s. w., schreibt Spuknovellen u. dgl., ganz lustig und originell, blieb dann die Nacht in Deinem Zimmer. B[äumchen] selbst war seit dem Besuch bei Nissl, den auch ich ihr entschieden angerathen hatte, wie umgewandelt, quietschvergnügt und lebendig, auch im Aussehen ganz verwandelt. Nissl hatte ihr eben die Sache ganz anders als diese ewig nach Abnormitäten spähende Morawitza dargestellt und gut zugesprochen, sie war nun ganz beruhigt. Er hatte nicht einmal die Riviera für nötig gehalten für jetzt. Aber da das Wetter hier kalt und schneeig wird, so schien mir das doch entschieden richtiger u. sie ist nun unterwegs und morgen Abend in Lavandou (wo ich war).3 Nun wüßte ich nur gern: was ich machen werde? Denn das weiß ich noch nicht. Erst aber möchte ich Dich gern wieder leidlich gesund hier haben. Z. Z. habe ich einen tüchtigen Schnupfen. – Die Morawitzb ist in letzter Zeit fast täglich hier gewesen bei B[äumchen], auch 3 Mal zu Abend geblieben u. ich fühlte mich muster-
a O: Morawicz b O: Morawicz 1 Marie Baum. 2 Marie (Mimi) von Geyso war nicht nur Malerin, sondern auch Schriftstellerin. Ihr besonderes Interesse galt dem Mittelalter, speziell den Hexen, wozu sie später ein Buch schrieb: Geyso, Marie von, Das Hexengesinde und andere Geschichten. – München: Rösl & Co. 1923. 3 Max Weber war im März 1908 in Le Lavandou.
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haft in meiner Aufführung. Sie – scheint es – auch, denn Ihr Gesichtsausdruck war ganz anders. Heute also: Dr Quarckc (Frankfurt).4 Nun laß Dir es recht gut gehen, liebes Mädele, gewinne wieder Vertrauen zu Deinem Körper (es war ja nur Dein Leichtsinn in den „Tagen“, der Dir das eintrug), grüße Frl. Heidsiek und komm gesund zurück zu Deinem Max
c O: Quark 4 Vgl. Karte an Marianne Weber vom 13. März 1911, oben, S. 141, Anm. 8.
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Marianne Weber PSt 16. März 1911; PSt Heidelberg Karte; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446
Liebe Schnauzel, –
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also jetzt kommt [nun]a noch der vierte und letzte Streich,1 – ich denke es geht gut und giebt Dir wieder Zutrauen zu Deinem Körper, – denn es war eben diesmal doch nur die Unvorsichtigkeit hier, die diese Serie von Migränen2 verschuldet hat. Daß B[äumchen] in voller rosiger Frische abgereist ist – ganz verwandelt! – schrieb ich wohl schon.3 Nissl hatte ihr sehr gut gethan, sie war wirklich ganz die alte. – Du schreibst von meinem „Friede“-machen mit E[lse] J[affé]. Allein ganz so ist es doch nicht. Ich habe ihr gesagt, daß es damit aus sein müsse, da sie zugestandenermaßen Rücksichten auf A[lfred]’s „Mißempfindungen“ nehmen zu müssen glaube, u. sich dadurch in einer Weiseb in ihrer inneren Stellung beeinflussen lasse, die Alles unmöglich mache u. gegen die einen „Kampf“ zu führen nach Lage der Dinge für mich unmöglich sein würde. Sie will nun dazu noch irgend etwas sagen, – aber an der Sache selbst ist nichts zu ändern. Ich glaube nicht, daß es da 앚:noch:앚 etwas zu „überbrücken“ [gibt]c, denn sie gestand alle Dinge zu, auch daß es eben dem seelischen „Comfort“ nicht entsprochen habe. – Mir kam es darauf an, daß diese „Häßlichkeiten“ ein Ende nehmen, so oder so. – Nun laß es Dir recht gut gehen in den paard Tagen, die noch bleiben; ich weiß ja im Moment gar nicht sicher, wann Du zurückkommst (Sonntag?),4 –
a Lochung. b 具??典 c Lochung. d O: par 1 Den vierten Vortrag im Rahmen ihrer am 6. März 1911 angetretenen Reise hielt Marianne Weber in Koblenz am 17. März, wo sie über Probleme der Ehereform sprach. 2 Dazu schrieb Marianne Weber an Helene Weber am 15. März 1911 (Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446): „Da kam unterwegs so eine Migräne-Periode u. ich lebte vor den Vorträgen in dem abscheulichen Gefühl der Unsicherheit u. Angst vor dem Flimmern.“ 3 Vgl. Brief an Marianne Weber vom 15. März 1911, oben, S. 143 f. 4 Am 23. März 1911 schrieb Marianne Weber an Helene Weber (Bestand Max WeberSchäfer, Deponat BSB München, Ana 446): „Ich habe am Samstag [18. März] mit einiger Mühe den Hafen noch ohne Unfall erreicht.“
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Dienstag ist die Jellinek’sche Hochzeit,5 wo Du zu toasten hast (fang nun langsam an Dich zu präparieren), werd wieder froh und laß Dich umarmen von Deinem Max
5 Am 21. März 1911 heirateten Dora Jellinek, die Tochter des verstorbenen Georg Jellinek und seiner Frau Camilla, und Friedrich Busch.
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Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten 18. März 1911; Heidelberg Abschrift; maschinenschriftlich mit eigenhändigen Korrekturen und Zusätzen Max Webers GLA Karlsruhe, 269/108, S. 173 – 177 Der folgende Brief bildet die Grundlage einer Privatklage wegen Beleidigung von Julius Ferdinand Wollf, dem Chefredakteur der Zeitung, sowie dessen damaligem Heidelberger Korrespondenten Otto Bandmann, der damit endlich – was Webers Absicht gewesen war – aus seiner bisherigen Anonymität hervortrat. Bezug: Brief von Julius Ferdinand Wollf vom 14. März 1911, GLA Karlsruhe, 269/108, S. 171: „In Ihrem Schreiben vom 13. cr. belieben Sie nach anderen Beleidigungen von ,Bruch des Briefgeheimnisses‘ und ,widerrechtlich zurückbehaltenen Briefen‘ [von Weber mit Rotstift unterstrichen sowie mit der Randbemerkung versehen: „cf. meine Nachschrift z[um] Brief vom 11. III!“] zu sprechen. Wir werden Ihnen darauf gegebenenfalls auf andere Weise antworten. Es kennzeichnet die ganze Art Ihres Verfahrens, daß Sie uns Briefe einschicken, uns, so viel wir aus Ihrem zum größten Teil unleserlichen Geschreibsel ersehen können, nahe legen [von Weber mit Rotstift unterstrichen], unsern Correspondenten darüber zur Rede zu stellen [von Weber mit Rotstift unterstrichen sowie mit Strich und zweifach unterstrichener Notiz am Rand versehen: „?? “] und, nachdem wir Ihnen das zugesagt haben, von widerrechtlich zurückbehaltenen Briefen und Verletzung des Briefgeheimnisses sprechen. Wir geben Ihnen anbei die bewußten Briefe wieder zurück und verzichten auf jede weitere Correspondenz.“ Die folgende Abschrift ist während des Privatklageverfahrens von Adolf Koch gegen Max Weber von letzterem mit einem beigefügten erläuternden Schriftsatz an das Amtsgericht Heidelberg, vor dem 12. September 1912, abgedruckt im Anhang Nr. III.9, unten, S. 906 – 917, geschickt worden. Das Schreiben trägt am Briefkopf den Vermerk Max Webers mit Rotstift: „31)“, den er eigenhändig in „32)“ korrigiert hat. Alle Unterstreichungen in der Abschrift sind eigenhändig hinzugefügt worden.
Heidelberg, den 18. März 1911. Sehr geehrte Redaktion!
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Da ich im Gegensatz zu Ihnen es als eine Anstandspflicht ansehe, begangene Irrtümer, selbst rein formelle, wieder gutzumachen, so will ich sehr gern ausdrücklich den Ausdruck „Verletzung des Briefgeheimnisses“ zurücknehmen, da er tatsächlich den Anschein zu erwecken geeignet ist, als solle Ihnen ein strafbares Verhalten vorgeworfen werden, – während es sich in Wirklichkeit darum handelte: daß, wie ein Satz Ihres vorletzten Briefes zeigte, Sie Ihrem Korrespondenten trotz Ihrer eigenen ausdrücklichen bedingungslosen Verurteilung seiner ebenso feigen wie unanständigen Anonymität, dennoch mit der Lieferung von Material a(zu einer eventuellen Klageb)a aus einem für Sie bestimmten Briefe a Klammern eigenhändig. b Widerklage > Klage
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behilflich sein wollten,1 also:c sich mit ihm identifizierten. Nach Ihren Darlegungen will ich auchd ohne weiteres glauben, – ich stelle dies gern fest, – daß Sie eine Einbehaltung der übersendeten anonymen Briefe gegen meinen Willen, also widerrechtlich, nicht beabsichtigten. Freilich war es höchst auffallend und ungehörig, daß ich jene Briefe von Ihnen nicht nach Kenntnisnahme sofort zurückerhielt, da Sie derselben schlechterdings nicht mehr benötigten. –e Ich bin inzwischen dahin orientiert worden, daß eine Klage gegen Sie (nach bekannten üblen Gepflogenheiten) nur einen f„Vertretungsredakteur“ f treffen würde,2 welcher für die Auswahl der Korrespondenten und die Haltung des Blattes materiell nicht die Verantwortung trägt, und da ich Ihnen in jenen beiden Punkten in der Tat meinerseits g(formell!) g Unrecht getan habe, verzichte ich auf dieh beabsichtigte, 앚:aber:앚 nur gegen diesen 앚:Herren:앚 mögliche, gerichtliche Klage. Ich stelle nochmals fest und werde daraus weder privatim noch öffentlich einen Hehl machen: 1. Daß an den mich betreffenden, den Tatbestand der Ehrabschneiderei in sich schließendeni Behauptungen Ihres Artikels nicht ein einziges Wort wahr war, 2. daß Ihrer Redaktion dies genau bekannt war, seit sie die beiderseitigen öffentlichen Erklärungen der Beteiligten kannte,3 3. daß in Ihrer trotzdem erst nach 8 Wochen, nach endloser Korrespondenz und nach Androhung einer Klage erfolgten k„Berichtigung“k 4 jene in Ihrem Blatt positiv aufgestellten Behauptungen von c Doppelpunkt eigenhändig. d gerne > auch e Gedankenstrich eigenhändig. f Anführungszeichen eigenhändig. g Klammern und Ausrufungszeichen eigenhändig. h 具gegen diesen典 i beschließenden > schließenden k Anführungszeichen eigenhändig. 1 Weber bezieht sich auf die Schlußpassage des Briefes von Julius Ferdinand Wollf vom 10. März 1911 (GLA Karlsruhe, 269/108, S. 157): „Im übrigen werden wir es unserm Correspondenten überlassen wegen der Bezeichnung ,Revolverjournalist‘, die Sie ihm angedeihen lassen, seinerseits weitere Schritte zu tun.“ Der Ausdruck „Revolverjournalist“ findet sich in Webers Brief an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 7. März 1911, oben, S. 127. 2 Rein formal war nicht Wollf, sondern der Redakteur Kurt Weisse für den Zeitungsbericht verantwortlich gewesen. 3 Gemeint sind die Dementis von Max Weber in: Heidelberger Tageblatt, Nr. 7 vom 9. Jan. 1911, S. 4 (MWG I/13), sowie von Arnold Ruge – ohne Namensnennung – ebd., S. 4, sowie unter dem Titel: Zum Fall Dr. Ruge–Prof. Weber, ebd., Nr. 14 vom 17. Jan. 1911, S. 4 f. 4 Weber bezieht sich auf die Zeitungsnotiz: Alt-Heidelberg, du Feine, erschienen in: Dresdner Neueste Nachrichten, Nr. 71 vom 12. März 1911, 2. Bl., S. 2 – 3.
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Ihnen in l„Gerüchte“ verfälschtl worden sind, von denen Sie lediglich m„Notiz genommen“m zu haben behaupten, – daß Sie also, und zwar bewußt, die Unwahrheit gesagt haben, 4. daß Sie esn nicht als Ihre elementare journalistische Anstandspflicht ansehen, auf das Sensationsbedürfnis des Publikums zugeschnittene feststehendermaßen unwahre ehrenkränkende Schwindelnachrichten aus eigenem Antrieb wieder gutzumachen und auch jetzt weder selbst noch durch Ihren Korrespondenten einen Ausdruck des Bedauerns darüber gefunden haben, 5. daß Ihr Korrespondento Geldgewinnes halber ehrabschneiderische Sensationsnachrichten, wenn nicht direkt erfindet, dann – günstigstenfalls für ihn – aus Gerüchten unter Unterlassung gewissenhafter Prüfung in positive Tatsachen umfälscht, für deren Wahrheit er dabei ausdrücklich auf einen Gewährsmann5 Bezug nimmt, der diese Tatsachen niemals behauptet hat und – wie sowohl pIhr Correspondent p als Sieq längst wissen – nach seinen öffentlichen Erklärungen gar nicht behauptet haben kann, – daß ebenso seine spätere Angabe: ein r„Herr aus Universitätskreisen“ r habe ihm jene Tatsachen als von dem ersteren herrührend, berichtet,6 unwahr ist, wie seine eigenen anonymen Briefe und der Umstand beweist, daß jener 앚:angebliche:앚 Herr sich bei mir nicht s(wie jedermann von Ehre aus unserem Stande auf Aufforderung sofort getan hätte)s gemeldet hat, 6. daß Ihr Korrespondent trotz Ihrer gegenteiligen ausdrücklichen Zusage bei seiner erbärmlichen Anonymität geblieben ist und keine Genugtuung suchtt, obwohl ich in Wahrung meiner berechtigten Interessen7 sein Verhalten den Umständen entsprechend charakterisiert habe und er dies weiß, –
l Gerüchten verwandelt > „Gerüchte“ verfälscht m Anführungszeichen eigenhändig. n 具also典 o 具um典 p er selbst > Ihr Correspondent q sich > Sie r Anführungszeichen eigenhändig. s Klammern eigenhändig; Ersatz für Kommata. t suchen kann > sucht 5 D. h. Arnold Ruge. 6 Wie sich später herausstellte, war diese Angabe des Korrespondenten Otto Bandmann korrekt: Der Informant war Webers Kollege Adolf Koch. 7 Weber stützt sich hier auf § 193 StGB; zum Wortlaut vgl. Brief an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 13. März 1911, oben, S. 139, Anm. 2. Konkret bezieht Weber sich auf seine Äußerung im Brief an die Redaktion vom 7. März 1911, oben S. 127, in welchem er den anonymen Korrespondenten als „Revolverjournalisten“ bezeichnet hatte.
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7. daß er trotz der in diesem Verhalten sich zeigenden Qualitäten Ihr Korrespondent und zwar nach Ihrer eigenen Ansicht sogar ein u„zuverlässiger“u Korrespondent ist,8 mit dem Sie sich identifizieren, obwohl er den öffentlich von Journalisten mit Bezug auf ihn gebrauchten Ausdruck v„Infamie“v auf sich sitzen hat.9 –w Ich brauche wohl nicht zu sagen, welches Urteil die gesamte anständige deutsche Journalistik über Ihres Korrespondenten und Ihr eigenes Verhalten in Übereinstimmung mit mir fällen muß. Sie sind natürlich ermächtigt, sowohl diesen Brief wie, – nunmehr –, auch alle früheren Ihren Korrespondenten betreffenden Briefe von mir diesem zuzustellen. Ich meinerseits behalte mir vor, jedermann, bei dem ich ein Interesse daran voraussetze, insbesondere auch deutsche Redaktionen, von meiner Beurteilung Ihres Verhaltens durch Mitteilung dieses Briefs zu unterrichten.x Hiermit ist auch für mich diese Korrespondenz abgeschlossen, statt deren ich zweifellos von vornherein besser den mir in Presseangelegenheiten freilich antipathischen Klageweg oder den mir ebenfalls antipathischen Weg des § 1110 gegenüber einem Blatt wie dem Ihrigen eingeschlagen hätte. Hochachtungsvoll y(Weber) y
u Anführungszeichen eigenhändig. v Anführungszeichen eigenhändig. w Gedankenstrich eigenhändig. x Eigenhändige Randbemerkung Max Webers: NB! Ist natürlich nicht geschehen! Weber y Unterzeichnung und Klammern eigenhändig. 8 So hatte Julius Ferdinand Wollf in seinem Brief an Weber vom 23. Jan. 1911 (GLA Karlsruhe, 269/108, S. 97 – 99) seinen Korrespondenten charakterisiert. 9 Den Ausdruck hatte das Heidelberger Tageblatt, Nr. 16 vom 19. Jan. 1911, S. 3, benutzt; zum Wortlaut vgl. Brief an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 9. Febr. 1911, oben, S. 92 f., Anm. 9. 10 Weber bezieht sich auf § 11 I des Pressegesetzes: „Der verantwortliche Redakteur einer periodischen Druckschrift ist verpflichtet, eine Berichtigung der in letzterer mitgeteilten Tatsachen auf Verlangen einer beteiligten öffentlichen Behörde oder Privatperson ohne Einschaltungen oder Weglassungen aufzunehmen, sofern die Berichtigung von dem Einsender unterzeichnet ist, keinen strafbaren Inhalt hat und sich auf tatsächliche Angaben beschränkt.“
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Emil Schott 26. März 1911; Heidelberg Brief; eigenhändig GLA Karlsruhe, Nl. Arnold Ruge, Nr. 18 Im folgenden Brief äußert sich Weber zu dem Vorschlag des Rechtsanwalts von Arnold Ruge, Emil Schott, den dieser dem Dekan der Philosophischen Fakultät, Christian Bartholomae, unterbreitet hatte, eine Aussprache zwischen Weber und seinem Rechtsanwalt Keller, Schott und dem Dekan herbeizuführen. Bartholomae hatte in seinem Brief an Schott vom 16. März 1911 (GLA Karlsruhe, Nl. Arnold Ruge, Nr. 18) erhebliche Zweifel am Nutzen einer solchen Begegnung geäußert: „Im übrigen fürchte ich, daß bei den Verhandlungen nichts herauskommt, was zu einem Ausgleich oder besser zu einer stillen Beendigung der Angelegenheit führen könnte: so daß wir zum Schluß langwieriger Beratung genau wieder da stehen werden, wo wir Anfangs standen. So ist es ja bis jetzt immer gegangen.“ Zu einem Sondierungsgespräch Bartholomaes mit Weber kam es am 25. März 1911. Über das Ergebnis dieser Unterredung schrieb der Dekan an Emil Schott am gleichen Tage (Abschrift masch.; GLA Karlsruhe, Nl. Arnold Ruge, Nr. 18): „Das Ergebnis war das von mir erwartete. Herr M[ax] Weber will sich nur mit der von ihm und dem Docentenverein entworfenen Erklärung begnügen.“
Heidelberg 26. III. 11 Sehr geehrter Herr Rechtsanwalt!
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Herr Prof. Bartholomae, obwohl seinerseits – wie er alsbald sagte –a meiner Ablehnung sicher, hielt sich als Dekan zur Übermittlung Ihrer Mitteilung an mich verpflichtet. – Zum Ausschluß jeden Zweifels erkläre ich auch direkt: 1). Jede Verhandlung mit mir ohne vorherige anständige Erledigung der Angelegenheit mit meiner Frau ist aussichtslos. 2). Für meine Frau könnte keine Erledigung als 앚:(subjektiv und objektiv):앚 anständig 앚:für beide Teile:앚 gelten, welche nur 앚:übel:앚 gewählte Worte, und nicht die, jeglichen thatsächlichen Grundes entbehrenden,b die persönlichen Qualitäten eines, sie mit umschließenden, Personenkreises und das Privatleben der ihm zugehörigen Frauen befleckenden Auslassungen inhaltlich völlig und rückhaltlos aus der Welt schafft. – Etwas Anderes könnte auch ich ihr nicht nahelegen. 3). Der bekannten Umstände und des Friedens wegen hatten meine Frau und ich einer (meinem Standpunkt zur Sache keineswegs 앚:ganz:앚 adäquaten) vom Vorstand der Dozentenvereinigung Ihrem Mandanten
a 具von典 b 具inhaltlich典
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einstimmig anempfohlenen Erklärung,1 sogar unter Verzicht auf die Öffentlichkeit, zugestimmt. Jedes weitere Entgegenkommen ist ausgeschlossen. – 4). Nur die Abgabe jener den Fall wenigstens äußerlich notdürftigc erledigenden Erklärung hätte es mir auch ermöglicht, gewisse Vorkommnisse, welche mir Herrn Dr Ruge gegenüber, auch abgesehen von diesem konkreten Vorfall, leider ein solches Verhalten, wied es mir sonst auch zu dem allerjüngsten Collegen selbstverständlich ist, abschneiden, mit ihm privatim zu erörtern, – da ich sie öffentlich, aus zwingenden Rücksichten, nicht erörtern könnte. – Diese Möglichkeiten sind mit dem Ablauf der von der Dozentenvereinigung gestellten Frist2 erledigt und schon deshalb wäre jede weitere Correspondenz in dieser Richtung zwecklos. Herr Prof. Bartholomae glaubte Sie dahin verstanden zu haben, daß eine Wiederaufnahme der Angelegenheit in irgend einer Form beabsichtigt sei. Sollte dies jetzt oder in Zukunft der Fall sein, so verweise ich auf meinee Verpflichtung durch meine (da Sie kein Prozeßmandat mehr hatten, Herrn Dr Ruge im Auftrag meines Anwalts auf dem üblichen Wege direkt zugestellte) Erklärung vom 17. II. cr.,3 und übrigens auch darauf, daß ich, wie jeder zum Lehren an der Universität Berechtigte, der Disziplinargewalt des Großh. Ministeriums unterstehe, welchem ich über alle Gründe meines Verhaltens volle Rechenschaft zu geben ebenso verpflichtet wie erbötig bin, falls dies verlangt wird. Mit vorzüglicher Hochachtung ergebenst Max Weber
c 具??典 d 具ich典 e die > meine 1 Zum Wortlaut der von Weber autorisierten Erklärung vgl. Brief an Friedrich Voelcker vom 20. Febr. 1911, oben, S.111, Anm. 4. 2 In seinem Schreiben vom 21. Febr. 1911 (GLA Karlsruhe, Nl. Arnold Ruge, Nr. 18) hatte der Vorstand der Dozentenvereinigung als Termin den 25. Februar 1911 festgesetzt. 3 Die Urschrift dieser Erklärung findet sich im GLA Karlsruhe, Nl. Arnold Ruge, Nr. 18, abgedruckt im Anhang, Nr. I.1, unten, S. 818 f.
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Christian Bartholomae 27. März 1911; Heidelberg Brief; eigenhändig UA Heidelberg, B-3075/1 Der folgende Brief an den Dekan der Philosophischen Fakultät, Christian Bartholomae, steht in Zusammenhang mit der Auseinandersetzung zwischen Max Weber und Arnold Ruge wegen dessen öffentlicher Polemik gegen die deutsche Frauenbewegung; zu Inhalt und Verlauf dieses Konflikts vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Heinrich Rickert, nach dem 15. Januar 1911, oben, S. 46 f.
Heidelberg 27/III 11 Sehr geehrter Herr College!
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Windelband teilte mir (gelegentlich eines Telefongesprächs über ganz andre Dinge, auf eine Anfrage meinerseits) mit, daß es unrichtig sei, daß er Herrn Dr Ruge zu einer Aufnahme der Klage gegen mich angeregt habe. Er habe ihm im Gegenteil gesagt: zu seiner Rehabilitierung müsse er (R[uge]) eine wirklich sachliche Erledigung der Angelegenheit herbeiführen. Ich habe geantwortet, daß Vorbedingung 앚:für mich:앚 dafür die Erledigung des Streitfalls mit meiner Frau sei, durch die bekannte vom Dozentenverein anempfohlene Erklärung.1 Von dieser wußte W[indelband] nichts. – Ich habe, zu aller Sicherheit, ameine Stellung a auch meinerseits dem Rechtsanwalt Schott direkt mitgeteilt,2 zugleich auch, daß weitere „Verhandlungen“ keinen Zweck haben würden – und ich Herrn Ruge, falls er etwa die Aufnahme der Sache wünsche, entweder auf den durch meine Erklärung an ihn ihm gewiesenen Weg oder auf die Anrufung der Disziplinarbehörde verweisen müsse, der ich Rede stehen würde. Ich nehme an, daß Sie die Sache nun als erledigt behandeln und bedaure sehr herzlich, daß Sie mit diesen elenden Geschichten derart behelligt worden sind. In ausgezeichneter Hochachtung Ihr ergebenster Max Weber a dies > meine Stellung 1 Gemeint ist die Erklärung vom 21. Februar 1911; vgl. dazu Brief an Friedrich Voelcker vom 20. Febr.1911, oben, S. 111, Anm. 4. 2 Brief an Emil Schott vom Vortage, oben, S. 151 f.
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Werner Sombart 27. März 1911; Heidelberg Brief; eigenhändig GStA Berlin, Nl. Werner Sombart, Nr. 4e, Bl. 51 – 52
Heidelberg 27/3 11 In großer Eile! Lieber Sombart, – ich weiß nicht, was Sie von mir gedacht haben und denken mögen! Seit 3 Wochen fast liegt ein angefangener Brief an Sie auf meinem Schreibtisch. Ich war Ihnen für Ihr freundliches Gedenken herzlich dankbar und fand das Buch1 schriftstellerisch glänzend (mit das beste, was Sie geschrieben haben, – vornehmer und doch lebendiger „Gelehrten“[-] (ja: Gelehrten-)Stil: das sind diea Dinge, die sich selten zusammenfinden. Sachlich fabelhaft interessant in dem massenhaft Neuen, was es bringt. Mancherlei Widerspruch regte sich – und dann wieder entschiedenste Zustimmung. So ging es von A – Z. Das Glänzendste das Religionskapitel.2 Aber mein Kopf ist (Schlafmittel jede Nacht!) in solcher Verfassung, daß ich einfach nichts Verständiges zu Papier bringe, neben rein persönlichen Conflikten hier, die mich Zeit und Mühe kosten (wie Sie Ihre „Schweinebande“). Es geht nicht, daß ich jetzt in Einzelheiten eingehe (und das müßte bich auch zur Begründung der Gesammtstellungnahme,) b denn ich muß fort. Lassen Sie mir Zeit bis Anfang Mai. Entweder schreibe ich in das Archiv (rein sachlich-trocken, über die Differenzpunkte referierend) oder Ihnen selbst sehr ausführlich.3
a Alternative Lesung: darin b ich), > ich auch zur Begründung der Gesammtstellungnahme,) 1 Sombart, Werner, Die Juden und das Wirtschaftsleben. – Leipzig: Duncker & Humblot 1911. Ein Exemplar mit handschriftlicher Widmung vom 22. Februar 1911 sowie Marginalien Max Webers befindet sich in der Arbeitsstelle der Max Weber-Gesamtausgabe in der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München. 2 Wie Anm. 1, Elftes Kapitel: Die Bedeutung der jüdischen Religion für das Wirtschaftsleben, S. 225 – 295. 3 Eine briefliche Stellungnahme Webers ist nicht nachgewiesen. Die Rezension im AfSSp, die erst zwei Jahre später erschien, wurde von Julius Guttmann verfaßt; vgl. dazu Brief an Edgar Jaffé, vor dem 14. Juni 1911, unten, S. 231, Anm. 1.
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Und bitte: Halten Sie mein Verhalten nicht für Interesselosigkeit! Mir geht es schlechter, als selbst meine Frau weiß u. wissen darf. 앚:Ich machte mir – bitte entre nous – zeitweise ernstliche Sorgen, was sonst nicht meine Art ist.:앚 Harte Arbeit: völliges „Vacat“, seit 1/2 Jahr. Nur Kram. Also bis Mai, dann habe ich hoffentlich die Gifte aus dem Leib. Herzlichen Gruß! Ihr Max Weber Daß ich einen kleinen Teil der Anregung zu diesem Buch indirekt mit gegeben habe – Sie haben das ja viel zu stark betont!4 – freut mich aufrichtig, auch wo ich teilweise anders denke.
4 Wie Anm. 1, S.V: „Max Webers Untersuchungen über die Zusammenhänge zwischen Puritanismus und Kapitalismus mußten mich notwendig dazu führen, dem Einflusse der Religion auf das Wirtschaftsleben mehr nachzuspüren, als ich es bisher getan hatte, und dabei kam ich zuerst an das Judenproblem heran. Denn wie eine genaue Prüfung der Weberschen Beweisführung ergab, waren alle diejenigen Bestandteile des puritanischen Dogmas, die mir von wirklicher Bedeutung für die Herausbildung des kapitalistischen Geistes zu sein scheinen, Entlehnungen aus dem Ideenkreise der jüdischen Religion.“
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Oskar Siebeck PSt 29. März 1911; PSt Heidelberg Karte; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 Die folgende Karte steht in Zusammenhang mit der Drucklegung der Verhandlungen des Ersten Deutschen Soziologentages.
Sehr geehrter Herr Dr Siebeck! Bezüglich der Columnen cf. meine letzte Karte1 (einverstanden, nur bei meinem Vortrag: „Geschäftsbericht a“ statt: „Zur Einführung“). S. A. an die Vortragenden in der bei Ihnen üblichen Zahl, die ich Ihnen ganz anheimstelle.2 Es entstehen ja wohl kaum Sonderkosten. Mit Dr Kantorowicz würde es sich empfehlen, über eine Sonder-Ausgabe zu verhandeln.3 Es scheint mir ganz sicher, daß eine solche gut gehen würde, denn die Juristen kaufen solche Sachen jetzt sehr stark. Ich verreise jetzt, Sendungen bitte hierher, bis ich 앚:andre:앚 Nachricht gebe. Beste Empfehlung Max Weber
a O: zweifach unterstrichen. 1 Die entsprechende Karte ist im Verlagsarchiv Mohr/Siebeck nicht nachgewiesen. 2 Laut Antwortschreiben der Verlagsmitarbeiter Richard Wille und Richard Pflug vom 31. März 1911 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446) wurden von den Vorträgen jeweils zwölf Separatabzüge den Autoren zur Verfügung gestellt. 3 Die Sonderausgabe des Vortrags von Hermann Kantorowicz ist tatsächlich zustande gekommen; vgl. dazu den Brief an Oskar Siebeck vom 20. Febr. 1911, oben, S. 109, Anm. 9.
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Heinrich Rickert 30. März 1911; Heidelberg Brief; eigenhändig GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 25, Bl. 50 – 51 Der folgende Brief steht in Zusammenhang mit der Auseinandersetzung zwischen Max Weber und Arnold Ruge wegen dessen öffentlicher Polemik gegen die deutsche Frauenbewegung; zu Inhalt und Verlauf dieses Konflikts vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Heinrich Rickert, nach dem 15. Januar 1911, oben, S. 46 f.
Heidelberg 30. 3. 11 Lieber Rickert!
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Ich habe an Windelband heute Folgendes geschrieben:1 „H[ochgeehrter] H[err] G[eheimer] R[at]! Sie werden in der Lage sein, Sich das Schriftstück zu verschaffen, welches Herr Dr Ruge mir 앚:(29. III.):앚2 zugestellt hat. Die Angelegenheit in der, von der Vertretung seiner Collegen ihm einstimmig anempfohlenen Weise in anständige Bahnen zu leiten, hat er umgangen, insbesondre die inhaltlich anstößigen, die persönlichen Qualitäten und das Privatleben der von ihma gröblich beschimpften Frauen betreffenden Auslassungen nicht aus der Welt geschafft. Statt Dessen enthält das Schriftstück einige nach Lage der Dinge recht grotesk wirkende grobe Ungezogenheiten gegen mich. Ich muß nunmehr bemerken: Eine prozessuale Erledigung der Angelegenheit wäre, selbst wenn ich sie für mich der Mühe für werth hielte, dadurch ausgeschlossen, daß ein Teil der Dinge, auf deren genauer Kenntnis meine Beurteilung des Herrn Dr Ruge und damit mein eignes Verhalten in dieser Angelegenheit von Anfang an mit beruht hat, ohne schwere Schädigung der Universitätsinteressen, für welche ich die Verantwortung nicht tragen will, öffentlich überhaupt nicht erörtert werden könnten. Es handelt sich zum Teil um Vorkommnisse, welche jedes Gefühl für die Anstandspflichten eines Dozenten verletzen und nach meiner (und anderer davon unter-
a 具gänzlich典 1 Der Originalbrief ist nicht überliefert; der Nachlaß von Wilhelm Windelband ist durch Kriegseinwirkung vernichtet worden. 2 Die Erklärung Ruges vom 29. März 1911 mit eigenhändigen Zusätzen Max Webers (GLA Karlsruhe, 235/2644) ist abgedruckt im Anhang, Nr. I.2, unten, S.820 f.
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richteter) Herren Ansicht noch ernster zu beurteilen sind, als der Vorfall, der mich jetzt direkt anging. – Jegliche Form privater Erörterung ist für mich durch Herrn Dr Ruge’s jetziges, bedauerliches, Verhalten unmöglich geworden, ich würde nunmehr schlechthin ablehnen müssen, darüber mit irgend Jemandem, insbesondre auch mit Ihnen, zu verhandeln. Ich unterstehe der Disziplin des Großh. Unterrichtsministeriums, auf dessen Anrufung ich Herrn Dr Ruge für den Fall, daß er mir eine private Erörterung nicht (durch Abgabe der geforderten Erklärung) ermöglicht, verwiesen hatte. Erfolgt auch jetzt eine solche Anrufung nicht, so werden wohl Sie ebenso, wie Andre es thun werden, Sich die nötigen Schlüsse in Bezug auf Herrn Dr Ruge selbst ziehen müssen. – Diesen Brief an Sie behandle ich in keinem Sinne als ,vertraulich‘, erforderlichen Falles auch der Öffentlichkeit gegenüber nicht, und stelle Ihnen ergebenst anheim, dies ebenfalls Niemandem, weder irgendwelchen (beteiligten oder unbeteiligten) Privatpersonen, noch Behörden gegenüber, zu thun. Ich bedaure sehr lebhaft, daß die Angelegenheit trotz all unsres Entgegenkommens in dieses Stadium getreten ist, und daß ich gezwungen bin, Sie, nachdem Sie zu unser aller Freude eben erst ganz wiederhergestellt sind,b mit solchen, diese widerliche Affäre betreffenden, Mitteilungen behelligen zu müssen. Allein ich bin davon unterrichtet worden, daß gleichartige Mitteilungen an Sie auch von andren Seiten nicht ausbleiben werden.“ „Mit pp.“ – – Dr Wolfgang Windelband, den ich telefonisch sprach, teilte mir mit, daß er diesen Brief seinem Vater erst nach dessen Rückkehr aushändigen werde und bat mich, obc nicht die „gleichartigen Mitteilungen von andren Seiten“ doch – wenn ich esd vermitteln könne – ebenfalls bis dahin unterbleiben könnten. Ich schrieb ihm,3 daß es sich um eine mir
b 具wieder典 c daß > ob d 具könne“ –典 3 Der Brief ist nicht nachgewiesen; Manuskripte und Korrespondenzen Wolfgang Windelbands sind zusammen mit dem Nachlaß seines Vaters durch Kriegseinwirkung vernichtet worden.
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indirekt bekannt gewordene Absicht von Ihrer Seite handle und daß ich Ihnen dies vortragen werde, – was hiermit geschieht. Ich gehe dieser Tage nach dem Genfer See, denke ich – oder, falls es wieder kalt wird, südlicher. Herzliche Grüße! Ihr Max Weber
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Oskar Siebeck [vor oder am 31. März 1911]; o. O. Brief; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 Datierung erschlossen aus Verlagsvermerk: „31. III.11 beantw.“ Der folgende Brief steht in Zusammenhang mit der Drucklegung der Verhandlungen des Ersten Deutschen Soziologentages.
Sehr geehrter Herr Doktor! Ich vergaß neulich die Bitte, meinen Vortrag nicht als „Zur Einführung“, sondern als „Geschäftsbericht“ zu bezeichnen. Ich fürchte, es ist zu dieser Änderung zu spät.1 In diesem Fall bitte ich jedenfalls, später auf dem Titel ihn so zu nennen. Mit angelegentlichera Empfehlung Max Weber
a Unsichere Lesung. 1 Laut Antwort von Richard Wille und Richard Pflug vom 31. März 1911 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446) konnte Webers Änderungswunsch noch berücksichtigt werden.
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Christian Bartholomae 31. März 1911; Heidelberg Brief; eigenhändig UA Heidelberg, B-3075/1 Der folgende Brief an den Dekan der Philosophischen Fakultät, Christian Bartholomae, steht in Zusammenhang mit der Auseinandersetzung zwischen Max Weber und Arnold Ruge wegen dessen öffentlicher Polemik gegen die deutsche Frauenbewegung; zu Inhalt und Verlauf dieses Konflikts vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Heinrich Rickert, nach dem 15. Januar 1911, oben, S. 46 f.
Heidelberg 31. 3. 11 Privatbrief
Sehr geehrter Herr College!
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Die Anlage1 bitte ich Sie (nach Rücksprache mit Herrn Dr Windelband jun.) der Fakultät erst nach dem 앚:thatsächlichen:앚 Beginn des Semesters, also frühestens Ende April, vorzulegen, damit jede 앚:denkbare:앚 vorzeitige Erregung des 앚:erholungsbedürftigen:앚 Herrn Geh. Rath Windelband, wie siea vielleicht eintreten könnte, trotzdem ja die Angelegenheit nunmehr eine nicht mehr „öffentliche“ ist und bleibenb wird, jedenfalls vermieden wird. Sollte sich die vom cVorstand des Dozentenvereins c Herrn Ruge 앚:schon vor einem Monat:앚 empfohlene Erklärung2 noch in Ihren Händen befinden, so stelle ich ergebenst anheim, dieselbe – lediglich zur Kenntnisnahme – beizufügen. Von dem, selbstverständlich ganz ungenügenden, 앚:Entwurf einer:앚 „Erklärung“ des Herrn Dr Ruge, welche Sie (obwohl von der Unmöglichkeit, daß ich sie annehme, überzeugt) Sichd als Dekan verpflichtet hielten, mir s. Z. freundlichst mitzuteilen,3 habe a 具ja典 b werden > bleiben c Dozentenverein > Vorstand des Dozentenvereins d 具verpfli典 1 Die Anlage ist weder in den Beständen des UA Heidelberg noch im GLA Karlsruhe nachgewiesen. 2 Gemeint ist die Erklärung vom 21. Februar 1911; vgl. dazu Brief an Friedrich Voelcker vom 20. Febr. 1911, oben, S. 111, Anm. 4. 3 Der entsprechende Entwurf vom 24. März 1911 war Weber bei seiner Unterredung mit Bartholomae am nächsten Tage überreicht worden; eine Abschrift dieser Erklärung befindet sich im GLA Karlsruhe, 269/108, S. 49, mit dem eigenhändigen Zusatz Webers: „Von mir abgelehnter “ Vorschlag Ruges vom 24. März 1911: „Herr Dr. Ruge erklärt gegenüber Herrn Professor M[ax] Weber, daß er die Form seines Eingesandt vom ... im Heidelberger
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ich Abschrift nehmen lassen und sende das Original mit bestem Dank und großem Bedauern übere die so viele nutzlose Mühe, welche diese Sache Ihnen bereitet hat, zurück. Ich wiederhole: daß die Ihnen s. Z. gemachte Mitteilung, Herr Geh. Rath Windelband habe ein Vorgehen gegen mich angeregt, nach dessen Mitteilung unwahr 앚:gewesen:앚 ist. Erf hatteg Dr Ruge 앚:umgekehrt:앚 eine friedliche Erledigung nahegelegt, und dieser hat ihm verschwiegen, daß heine solcheh von der Dozentenvereinigung, mit meiner Zustimmung, in einer Herrn Ruge sehr schonenden Form diesem ermöglicht worden war. Hiermit sind, denke und hoffe ich, die endlosen Correspondenzen in dieser Sache abgeschlossen. Mit vorzüglicher Hochachtung Ihr sehr ergebenster Max Weber
e für > über f 具hat典 g Herrn > hatte h ein solches > eine solche Tageblatt selbst teilweise für verfehlt und manche Ausdrücke in Anbetracht der Kürze des Eingesandt für zu scharf und deshalb für mißdeutbar hält. Wenn Herr Dr. Ruge auch in keiner Weise Grund hat den Inhalt seiner Behauptungen zurückzunehmen [eigenhändige Unterstreichung Max Webers] oder zu ändern, so hat er sich doch wiederholt auf der Seite derer bekannt, die an der Form des Eingesandt Anstoß nehmen.“
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Otto von Zwiedineck-Südenhorst März 1911; o. O. Abschrift; ohne Anrede und Schlußformel Abdruck in: Zwiedineck-Südenhorst, Otto von, Mensch und Gesellschaft. Beiträge zur Sozialpolitik und zu sozialen Fragen. Bearbeitet von Otto Neuloh, Bd. 1. – Berlin: Duncker & Humblot 1961, S. 15. Laut Angabe von Otto Neuloh stammt das Schreiben Max Webers vom März 1911.
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Seit schon geraumer Zeit schulde ich Ihnen den Dank für Ihr großes Geschenk.1 „Die Sozialpolitik“ ist doch ein erheblich umfassenderes, und daher auch anspruchsvolleres Buch geworden, als ich nach Ihren Andeutungen vermutet hatte. – Es ist ja doch nicht so leicht und populär wie ein auch für den Nichtfachmann gedachtes Werk zu sein pflegt, sondern stellt Ansprüche. – Die Fachleute werden dankbar die Gelegenheit ergreifen, sich einmal wieder umfassend über das ganze Gebiet hin mit einem Sachkenner innerlich auseinanderzusetzen, und es ist ein Segen, daß das skandalöse Buch v[an] d[er] B[orghts] nicht mehr allein auf dem Markte liegt.2 Hätte ich Zeit und Kraft, so würde ich gern einmal die Parallele zwischen Ihrer und der Herknerschen Leistung3 ziehen, so bitte ich Sie für lange Zeit, den guten Willen, den diese Zeilen dokumentieren sollen, für die Tat zu nehmen ...a in der Hoffnung, Ihnen einmal etwas fachlich Gründliches schreiben zu können.
a Auslassungszeichen in Abschrift. 1 Wie aus dem folgenden hervorgeht, dankt Weber für die Zusendung von Otto von Zwiedineck-Südenhorsts Werk: Sozialpolitik (B. G. Teubners Handbücher für Handel und Gewerbe). – Leipzig und Berlin: B.G. Teubner 1911. 2 Gemeint ist das Buch von Richard van der Borght, Grundzüge der Sozialpolitik (Handund Lehrbuch der Staatswissenschaften, Abt. 1: Volkswirtschaftslehre, Bd. 15). – Leipzig: C.L. Hirschfeld 1904. 3 Herkner, Heinrich, Die Arbeiterfrage. Eine Einführung, 5., erw. u. umgearb. Aufl. – Berlin: J. Guttentag 1908.
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Dozentenvereinigung der Universität Heidelberg 1. April 1911; o. O. Abschrift; maschinenschriftlich GLA Karlsruhe, 269/108, S. 65 – 67 Mit diesem Schreiben enden die Korrespondenzen Webers bezüglich seines Streits mit Arnold Ruge. Die Abschrift befindet sich in einem Beilagenfaszikel zum Privatklageverfahren Adolf Koch gegen Max Weber.
An den Vorstand der Dozentenvereinigung. Trotz meines vielleicht allzu weiten Entgegenkommens hat Herr Privatdozent Dr. Ruge, – unter ungezogenen Bemerkungen gegen mich,1 die in seinem Munde schwerlich für irgend jemanden irgend welches Gewicht haben, – sich der Verpflichtung entzogen, seine ihrema Inhalt nach höchst anstößigen öffentlichen Verunglimpfungen fremder Persönlichkeiten und ihres intimsten Privatlebens, die er leichtfertig auf gut Glück aufgestellt hat und deren völlige Unbeweisbarkeit ihm bewußt ist, inhaltlich unzweideutig und ehrlich aus der Welt zu schaffen, selbst in der für ihn schonenden Form, in welcher ihm dies vom Vorstand der Vereinigung dringend nahe gelegt worden war.2 Herr Dr. Ruge hatte sich bereits früher, vor wie nach seiner Habilitation einer ganzen Reihe schwerer Entgleisungen schuldig gemacht, darunter einiger auch durch das größte Maaß von Unreife schwer erklärlicher und ganz unverzeihlicher Verletzungen von Standes- und Kollegialitätspflichten. Wären diese den akademischen Behörden vollständig bekannt bezw. schon damals geschehen gewesen, so wäre eine Habilitation des Herrn Dr. Ruge schwerlich erfolgt.3 Denn auf Grund des Bekanntwerdens nur einzelner, verhältnismäßig harmloser derselben war seine Habilitation auf Bedenken gestoßen und hatte er sich zu dem für einen Dozenten recht ungewöhnlichen Schritt bereit gefunden, dem Dekan auf dessen Verlangen durch Handschlag zu versprechen, daß Derartiges nicht wieder passieren solle,
a In Abschrift: ihren 1 Weber bezieht sich hier auf Ruges Erklärung vom 29. März 1911, abgedruckt im Anhang, Nr. I.2, unten, S. 820 f. 2 Gemeint ist das Schreiben des Vorstands der Dozentenvereinigung vom 21. Febr. 1911; vgl. dazu Brief an Friedrich Voelcker vom 20. Febr. 1911, oben, S. 111, Anm. 4. 3 Vgl. dazu Brief von Eberhard Gothein an Max Weber vom 9. Febr. 1911 (Abschrift masch.; GLA Karlsruhe, 269/108, S. 41 – 43).
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was alsdann der Fakultät mitgeteilt worden ist. Nach alle dem wird man von mir nicht verlangen, daß ich Herrn Dr. Ruge in dem Sinne als gleichstehenden Collegen behandle, wie wir dies einander ohne Unterschied von Stellung und Alter gegenseitig schuldig sind. Vielmehr muß ich angesichts seines jetzigen Verhaltens leider nochmals ausdrücklich die ihm von mir s.Zt. brieflich gemachte Mitteilung aufrecht erhalten:4 daß ich die Zugehörigkeit eines Herrn, der sich so verhält, zum Akademischen Lehrkörper bedaure. Ich hatte Herrn Dr. Ruge, falls er in dieser meiner Ansicht irgend eine ungerechte Kränkung sehen zu dürfen glaubte, zu Händen seines Anwalts5 bereits einmal auf den ihm jederzeit offen stehenden Weg der Beschwerde bei der für mich zuständigen Disziplinarinstanz: dem Großh. Unterrichts-Ministerium, hingewiesen, welchem ich Verantwortung schuldig und erbötig bin. (Max Weber) (1. April 1911)
4 Gemeint ist der Brief vom 13. Dez. 1910 (MWG II/6, S. 717); zu dessen Inhalt vgl. Editorische Vorbemerkung zum Brief an Heinrich Rickert, nach dem 15. Jan. 1911, oben, S. 46. 5 Brief an Emil Schott vom 26. März 1911, oben, S. 151 f.
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3. April 1911
Marianne Weber PSt 3. April 1911; PSt Vevey Karte; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446 Die mit dieser Karte beginnende, fast tägliche Korrespondenz mit Marianne Weber erstreckt sich bis zum 27. April 1911. Weber reiste zunächst nach Vevey am Genfer See und nach einem Besuch bei Robert Michels in Turin nach Alassio an die Riviera.
Veveÿ Hotel Trois Couronnes L. Schnauzel! Bei Rickerts blieb ich bis zum andern Vormittag,1 ich denke Sophie2 hat Dir geschrieben, u. mein Telegramm3 wirst Du auch bekommen haben. Das Wetter war so schön, daß ich doch zum Genfer See ging, weil die Wärme so überwältigend war. Kaum bin ich hier, so ist es regnerisch u. sieht danach aus, als wollte es so bleiben. Ich habe ein kleines Zimmer mit Chaiselongue u. hübschem Blick auf die Ostecke des Sees (Dent du Midi, erinnerst Du Dich, vor 13 Jahren?)4[.] Die Nacht schlief ich nur mit Brom.5 Hoffentlich hält das vor. Einstweilen werde ich sehr stumpfsinnig, denke ich. Es wird wohl höchstens zur Nouvelle Héloise6 als Lektüre langen, u. auch dazu kaum. Nun laß Dich küssen, u. laß es Dir recht gut gehen. Grüße Hensel,7 sage Lask, daß R[ickert] in den fabelhaftesten Tönen von ihm (L[ask]) gesprochen habe, grüße Frl. Tobler, sei recht herzlich froh u. vergnügt u. behalte lieb Deinen Max
1 Der Besuchstag bei Sophie und Heinrich Rickert in Freiburg i.Br. ist nicht nachgewiesen, es dürfte sich um den 1. April 1911 gehandelt haben. 2 Sophie Rickert. 3 Ein Telegramm von Max Weber ist nicht nachgewiesen. 4 1898 verbrachten Max und Marianne Weber einige Wochen in Glion, oberhalb von Montreux. 5 Vgl. Einleitung, oben, S. 12. 6 Vgl. Rousseau, Jean Jacques, Julie oder Die neue Heloise. Briefe zweier Liebenden, 2 Bände, deutsch von H. Denhardt. – Leipzig: Reclam o. J. [1882]. 7 Paul Hensel besuchte Marianne Weber am 4. April 1911 zum Essen.
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4. April 1911
Marianne Weber [4. April 1911]; BK Vevey Brief; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446 Datum erschlossen aus dem Inhalt des Briefes in Zusammenhang mit der Karte an Marianne Weber vom 3. April 1911.
Hôtel des Trois-Couronnes Vevey Liebe Schnauzel –
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nur einen kleinen Gruß! Es ist heut wieder einmal Schnee auf alle Bergea gefallen, ganz wie vor 13 Jahren!1 Es ist sehr windig, man heizt in der Stube u. läßt die Fenster offen. Ich bin heut Vormittag erst spazieren gewesen, dann gesessen, dann nochmals spazieren, dann „Lunch“, dann geschlafen, dann gelegen u. etwas gelesen. Zu viel hat man nicht Lust. Die Nacht war, nach langen Einschlaf-Schwierigkeiten, schließlich doch erträglich. Ich werde diese Abend-Fresserei nicht mehr mitmachen, esse separat 1 Gang u. Obst. Sophie R[ickert] wird Dir geschrieben haben, daß sie Dich jetzt 2 haben möchten, wenn möglich, jedenfalls nicht Ende des Monats. Aber nicht wahr: Du gehst nur wenn Hensel nicht bei Dir wohnt. Sonst kommst Du gar nicht zur Ruhe und Erholung, und bedenke, was Du Alles für den Sommer vor hast! Valborg’s3 Brief ist in der That naiv. Sie erwähnt Dich ja wirklich gar nicht. Ich schrieb ihr per „wir“ und werde jetzt 앚:(beiläufig):앚 schreiben,4 daß es Dein Geld sei.5 Nun, sie ist ein wunderliches Wesen. Ob sie das wirklich Alles gelesen hat, was sie da schreibt? Schick mir ja auch die
a Wiederholung des Wortes in betont deutlicher Schrift. 1 1898 erholten sich Max und Marianne Weber einige Wochen in Glion bei Montreux. 2 Marianne Weber hielt sich vom 7. bis 10. April 1911 bei Heinrich und Sophie Rickert in Freiburg auf, wie sie im Brief an Max Weber vom 5. April 1911 (Bestand Max WeberSchäfer, Deponat BSB München, Ana 446) berichtete. 3 Valborg Weber. 4 Die Briefe an Valborg Weber sind nicht nachgewiesen. 5 Valborg Weber hatte sich vermutlich nur bei Max Weber für ein erneut gewährtes Darlehen bedankt, obgleich das Geld aus dem Erbe von Marianne Weber stammte. Vgl. Brief an Helene Weber, vor dem 15. April 1911, unten, S. 185.
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4. April 1911
Siebeck-Sendungen,6 nicht wahr? Ich muß grade sie haben, sonst stockt da Alles. Was magst Du treiben? wen magst Du sehen? Ruh’ Dich doch so viel als möglich ausb u. laß Hensel seiner Wege gehen. Er soll ja sehr herunter sein, innerlich voll psychischer Unrast,7 Rickerts waren soc betrübt über ihn. Was macht er Dir für einen Eindruck? Laß Dirs gut gehen, es küßt Dich Dein Max
b Fehlt in O; aus sinngemäß ergänzt. c 具betrübt!典 6 Es handelte sich um die Drucklegung der Verhandlungen des Ersten Deutschen Soziologentages. 7 Anfang April hatte Paul Hensel, der seine Frau Käthe nach einjähriger Krankheit verloren hatte, Marianne Weber in Heidelberg besucht. Sie fand, daß er gealtert sei. Neben Gundolf wirke er, „als ob seine geistige Produktivität tot wäre“, schreibt Marianne Weber am 5. April 1911 an Max Weber, Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446.
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5. April 1911
Oskar Siebeck PSt 5. April 1911; Vevey Karte; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 Die folgende Karte steht in Zusammenhang mit der Drucklegung der Verhandlungen des Ersten Deutschen Soziologentages.
Vevey (Genfer See) Hotel Trois Couronnes Soziologentagung.
Sehr geehrter Herr Dr Siebeck! 5
Ich erbitte die Correkturen hierher an obige Adresse. Mit vorzüglicher Hochachtung Max Weber Haben eigentlich die Diskussionsredner bisher ihre Correkturen glatt erledigt? Oder sind solche im Rückstand geblieben?1
1 Dazu schreibt Oskar Siebeck am 7. April 1911 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446), daß die Korrekturen im allgemeinen „bis jetzt glatt erledigt worden“ seien. „Die wenigen, welche im Rückstand sind, lasse ich jeweils reklamieren.“
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5. April 1911
Marianne Weber PSt 5. April 1911; PSt Vevey Karte; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446
Liebe Schnauzel! Nichts Neues, – u. heut auch keine Nachricht von Dir. Trübes, kühles Wetter, auf den Bergena Schnee. Thätigkeit: Lektüre der „Neuen Heloise“1) einmal wieder seit langer Zeit, – doch eine starke Anstrengung, wenn man nicht den „historischen“ Maßstab anlegt. Dabei vieles doch auch heute noch bewundernswerth! – Sonst: Spazierengehen, vor Tisch u. Nach Tisch, Flappsen auf dem Sopha 앚:bei offnem Fenster.:앚 – Was mag Hensel machen? u. Du? – Nachtschlaf mit etwas Brom, sonst nichts, mäßig, aber schließlich doch ausreichend. Das Hotel ist behaglich u. nicht zu voll vorerst (Das kommt Ostern). Vom Diner drücke ich mich. Ich wollte nur, es würde etwas freundlicher, dann könnte es sehr schön sein u. man würde auf die Dampfer gehen. So hat das keinen Zweck. – Laß es Dir recht gut gehen, liebes Mädele und denk an Deinen Max 1)
1000 Seiten Reklam! Es war ein hartes Stück!1
a Alternative Lesung: Wegen 1 Rousseau, Jean Jacques, Julie oder Die neue Heloise. Briefe zweier Liebenden, 2 Bände, deutsch von H. Denhardt. – Leipzig: Reclam o.J. [1882].
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7. April 1911
Robert Michels 7. April 1911; BK Vevey Brief; eigenhändig AFLE Turin, Nl. Robert Michels, Kapsel Max Weber, Fasz.85
Hôtel des Trois Couronnes Vevey Freitag 7. IV. 11 Lieber Freund! 5
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1. Rasse u. Wirtschaft u. die Controverse zwischen Frau Gisela M[ichels] und Ihnen:1 Sie sollten, wenn Sie beim Stillen der Kinder vor Neid Brustschmerzen bekommen, jetzt Kopfschmerzen kriegen: Ihre l[iebe] Frau ist 앚:in solchen Sachen:앚 stets die klügere, weil sie die Dinge natürlicher nimmt. Ich wollte einfach wissen: machen Sie das wohl so? d. h.: gehört das nach Ihrer Ansicht in Ihr Thema. Denn sehen Sie: die „Rassenpolitik“ macht ja Rathgen laut „Grundriß“.2 Und „einige Seiten über die Chinesen“?? Der ganze Artikel darf ja nur einige Seiten sein, nur feststellen: was weiß man heut über wirklich erbliche Qualitäten 앚:und Unterschiede von Menschen:앚 in ihrer Bedeutung für die Wirtschaft (m.E.: 0,00 a). Was möchte man wissen? Auf welche Fragestellung käme es an? Hoffentlich mündlich darüber. 2. S. 96/7 Ihres Buches.3 „Entrüstung“? – worüber denn? mein Intellekt sträubt sich gegen eine die Probleme nicht richtig fassende Contrastierung. Was soll der Mann, der „poetisch“ leben will, meiden? Was muß er meiden? Das
a O: zweifach unterstrichen. 1 Der Anlaß zu Webers folgenden sarkastischen Äußerungen ist unklar. Jedenfalls stehen sie in einem Zusammenhang mit Michels’ möglicher Übernahme des GdS-Beitrags über „Wirtschaft und Rasse“. 2 Laut Stoffverteilungsplan des GdS von 1910 sollte Karl Rathgen, der das gesamte „Buch“ über Außenwirtschaft und äußere Wirtschafts- und Sozialpolitik des modernen Staates übernommen hatte, in Abschnitt IV das Thema „Kolonialwesen und ,Rassenpolitik‘“ behandeln. 3 Michels, Robert, Die Grenzen der Geschlechtsmoral. Prolegomena. Gedanken und Untersuchungen. – München, Leipzig: Frauenverlag 1911. S. 96/97 enthält Michels’ Bemerkungen über die Ehe als das „Grab der lyrischen und [...] auch der epischen und dramatischen Poesie. Wer deshalb nur nach einem Leben voller Poesie lechzt, der entsage der Ehe.“
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7. April 1911
Standesamt? Oder: den Willen zur 앚:monogamen:앚 „Treue“? Oder: die Haushaltsgemeinschaft? Oder: das Kinderkriegen? oder: alle zusammen? oder: jedes einzeln? Denn die Ehe ist halt ein Complex von Merkmalen und man will doch wissen, welches hier das wesentliche ist. – Offen gesagt, schließlich: so anmutig Ihr Buch ist, nicht seinetwegen schrieb ich so 앚:einen:앚 langen Brief.4 Sondern weil es von Ihnen ist. Denn im Übrigen fangen die 앚:eigentlichen:앚 Probleme grade da an, wo Sie aufhören. Das ist aber kein „Vorwurf“[.] Herzliche Grüße beiderseits! Ihr Max Weber P.S. Wegen „Wirtschaft u. Rasse“5 möchte ich nur sagen: ich zweifle, daß die Sache so gemacht werden könnte resp. damit erledigt werden könnte, wie Sie es Sich dachten. Es müßten eben doch ganz generell erörtert werden: inwieweit 1) nach heutigem Stand der Kenntnisse angeborene Rassenqualitäten als letztes causales Element ökonomischer Qualifikationen schon nachweisbar sind (schwerlich der Fall!) – 2) welche Fragen überhaupt zu stellen möglich ist (dies die Hauptsache). Also: Qualifikation zu Handel, Geschmacksindustrie, Vergeistigung der Arbeit 앚:u. Ertragen ihrer Monotonie, Arbeits-:앚Intensität, -Ausdauer, Degeneration 앚:durch Arbeit bei:앚 einzelnen Volksteilen[,] Auslese von Unternehmen, Arbeitern pp., der sonstigen Klassen nach Rassen-Qualitäten u. dgl. Es müßte eben wohl von der Frage ausgegangen werden, auf welchen Gebieten angeborene Differenzen der Anlagen wirtschaftliche Folgen haben können resp. im wirtschaftlichen Concurrenzkampf entscheidende Vorteile bedeuten können. – Ich frage mich: ob Sie das wohl auch so zu machen gedächten und die Zeit hätten? Denn Das, was Sie machen zu wollen andeuten, ist wichtig, aber nicht erschöpfend. Noch Eins: falls Sie 앚:etwa:앚 Frau Else Jaffé sehen, so muß ich Sie für jetzt bitten, bauch sie 앚:selbst:앚b – oder wer es sonst sei – auf keinen Fall merken zu lassen, was Sie Alles 앚:schon:앚 wissen, auch und grade dann1), 1)
Dies im Gegensatz zu meiner früheren Äußerung!
b O: zweifach unterstrichen. 4 Dieser Brief ist im Nl. Robert Michels im AFLE Turin nicht nachgewiesen. 5 Max Webers folgende Bemerkungen beziehen sich auf den Artikel „Wirtschaft und Rasse“ für den GdS; vgl. dazu Brief an Michels vom 29. Juli 1911, unten, S. 254, Anm. 1.
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7. April 1911
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wenn sie selbst 앚:(oder sonst Jemand):앚 davon etwas cmehr als bisher Sie erkennenc ließe. Ich spreche Sie über die Gründe einmal mündlich, vielleicht liegt bis dahin schon Alles anders. Zur Zeit geht es noch nicht, daß sie weiß, daß 앚:grade:앚 ich Ihnen etwas mitgeteilt habe. Ich hoffe, ihr das selbst sagen zu können, – aber das ließ sich aus sehr bestimmten Gründen auch nicht machen.
c verlauten > mehr als bisher Sie erkennen
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8. April 1911
Marianne Weber PSt 8. April 1911; PSt Vevey Karte; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446
L. Schnauzel! Gestern himmlisches Wetter: Dampferfahrt, Glion, Montreux, dann viel gegangen, dann Terrasse. Resultat: sehr mäßiger Schlaf. Heut Alles trübe und häßlich, Schneeflocken vereinzelt. Noch gar kein Frühling hier! Schönsten Dank für Kärtchen und Zeitung von Mama nebst Zusatz. Grüße Rickerts1 sehr, rede nicht zu viel, schlafe gut und ruhe Dich aus, mein Liebling. Herzlich küßt Dich Dein Max
1 Marianne Weber hielt sich vom 7. bis 10. April 1911 bei Heinrich und Sophie Rickert in Freiburg auf.
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9. April 1911
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Marianne Weber PSt 9. April 1911; PSt Vevey Karte; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446
L. Schnauzel!
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Heut von Dir keine Nachricht. Hoffentlich geht es gut. Du bist ja eigentlich gar nahebei ....!1 Hier trübes Wetter. Ich hielt mich ruhig, aber qualitativ sind die Nächte recht schlecht, auch quantitativ sehr mäßig. Am Tage geht es erträglich. Käme nur der Frühling! Nun, – um so schöner später in Heidelberg! Hoffentlich geht es Rickerts gut und hast Du etwas von ihnen. Grüße sie sehr. Ich küsse Dich herzlich Dein Max
1 Marianne Weber befand sich vom 7. bis 10. April 1911 in Freiburg bei Sophie und Heinrich Rickert.
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10. April 1911
Oskar Siebeck 10. April PSt 1911; Vevey Karte; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 Die folgende Karte steht in Zusammenhang mit der Drucklegung der Verhandlungen des Ersten Deutschen Soziologentages.
Soziologentagung betr.
Vevey Trois Couronnes 10/4
Sehr geehrter Herr Dr Siebeck! Gelangte die „Vorbemerkung“ s. Z. in Ihre Hände?1 Und kann in der Inhaltsangabe die Rednerliste mit Seitenangabe dort gemacht werden.2 Ich weiß, das ist sehr anspruchsvoll. Aber ich müßte ev. um alle Bogen (umbrochen) hierher bitten, um sie zu machen u. Alles würde sehr verzögert, zumal ich vielleicht bis dahin den Aufenthalt wechsle. Hoffentlich geht Alles prompt a. Mit bester Empfehlung Max Weber
a Unsichere Lesung. 1 In seiner Antwort vom 12. April 1911 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446) entschuldigt sich Oskar Siebeck dafür, daß der Empfang der „Vorbemerkung“ vom Verlag nicht bestätigt worden sei. 2 Der Bitte Webers wurde entsprochen.
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Marianne Weber PSt 10. April 1911; PSt Vevey Karte; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446
Liebe Schnauzel, –
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heute ist milderes, verschleiertes Vorfrühlingswetter. Nach einer erträglichen Nacht so weit ganz wohl. Wie geht es Dir? Seit vorvorgestern nichts von Dir. Bei Rickerts warst Du natürlich zu sehr eingespannt in die Redemaschinerie.1 Jetzt geht es wohl wieder nach hier. Ich lese, gehe, liege auf Sopha oder Terrasse. Nächster Tage gehe ich einmal nach Genf hinüber. Laß Dich herzlich küssen von Deinem Max
1 Marianne Weber schreibt an Max Weber am 10. April 1911 (Bestand Max WeberSchäfer, Deponat BSB München, Ana 446): „Ich habe soeben den Hafen erreicht, nicht ohne noch Rickerts durch eine Abschiedsmigräne leichter Art vorzudemonstrieren, daß 9 – 10stündiges Reden pro Tag bezahlt sein will.“
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11. April 1911
Robert Michels PSt 11. April 1911; Vevey Karte; eigenhändig AFLE Turin, Nl. Robert Michels, Kapsel Max Weber, Fasz. 86
Vevey, Trois Couronnes
L.M. ad 1) Der Artikel darf – ich habe den genauen Plan nicht hier! – m.W. nur 4–5 Seiten1) betragen.1 Darin – in dem Telegramm-Stil – liegt ja grade diea besonders große Schwierigkeit, u. deshalb fragte ich: ob Sie die Zeit zu so etwas haben (sollte heißen: auch die Lust[,] denn es ist ein „Opfer“)[.] ad 2) Vielleicht gegen Ende April auf 1 Tag. Meine Frau, welche großen Appetit verspürt[,] die ganze Michelei in Turin einmal zu genießen, möchte lieber: im September, wo wir nach Perugia gehen. ad 3 ) Zum Kuckuckb! Ihr Buch ist sehr viele solche Briefe „werth“!!2 Aber bei meinem Befinden in den letzten Wochen hätte ich es – käme es nicht von Ihnen, wäre es nicht allerpersönlichster Art, kürzer gemacht. Ihre beaux yeux haben damit wenig zu schaffen. „Persönliche“ Bücher 앚:im Sinn des Ihrigen:앚 haben aber ihre feste immanente Schranke in der Problembehandlung. Und diese ist in Ihrem Buche auch sehr spürbar. Sie sind überall Polemiker[,] und das schafft „Grenzen“ des Blicks. Im Übrigen werden Sie doch gemerkt haben, daß ich mich des Daseins dieses Buches freue. – Herzlichst Ihr Max Weber 1)
Schönberg-Format.
a 具schie典 b O: Kukuk 1 Weber bezieht sich hier auf den Artikel „Wirtschaft und Rasse“ für den GdS; vgl. dazu Brief an Michels vom 29. Juli 1911, unten, S. 254, Anm. 1. 2 Gemeint sind Max Webers Äußerungen in einem nicht nachgewiesenen Brief an Michels über dessen Buch: Die Grenzen der Geschlechtsmoral. Prolegomena. Gedanken und Untersuchungen. – München, Leipzig: Frauenverlag 1911; vgl. dazu auch die Bemerkungen Webers in seinem Brief an Michels vom 7. April 1911, oben, S. 171, Anm. 3.
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Oskar Siebeck 12. April PSt 1911; Vevey Karte; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 Die folgende Karte steht in Zusammenhang mit der Drucklegung der Verhandlungen des Ersten Deutschen Soziologentages.
Vevey 12/IV Sehr geehrter Herr Dr Siebeck!
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1. Wohl oder übel: die Correkturen müssen alle ausgeführt werden (auch Ploetz)[.]1 2. Es handelt sich bei der Inhaltsangabe nicht nur um die Seitenzahlen, sondern: um Eintragung aller 앚:Diskussions-:앚Redner (nebst Seitenzahlen) in dieselbe hinter den Vorträgen. (Eventuell erbitte ich alle Bogen hierher, um es selbst zu machen). 3. Das Statut wird jetzt erst neu gedruckt. 4. Mit Prof. Tönnies hatte ich einen so schweren Streit (wegen des schlechten Präsidierens am letzten Tage der Tagung),2 daß ich ihm nicht schreiben kann.3 Er ist sehr unbemittelt. Bitte schreiben Sie ihm eventuell. Übrigens: ich glaube eher, daß dieser Einzelaufsatz 앚:Ihnen:앚 Reklame macht im Fall der Angabe 앚:in der Zeitschrift:앚, daß diese ganze Sammlung aller Vorträge erscheint, mit Angabe des Titels dieser. Vielleicht stellen Sie diese Bedingung an die Riv[ista] di Sociol[ogia]. Beste Grüße Max Weber 1 Es handelt sich um den Vortrag von Alfred Ploetz, Die Begriffe Rasse und Gesellschaft und einige damit zusammenhängende Probleme, gedruckt in: Verhandlungen 1910, S. 111 – 136. Oskar Siebeck hatte in seinem Brief vom 12. April 1911 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446) darüber geklagt, daß Alfred Ploetz „ziemlich viel geändert“ habe, „besonders im Schlußwort. […] Um keine Verzögerungen eintreten zu lassen, habe ich mir erlaubt, die Druckerei mit der Ausführung der Korrekturen zu beauftragen.“ 2 Gemeint ist Ferdinand Tönnies’ Diskussionsleitung im Anschluß an den Vortrag von Hermann Kantorowicz über „Rechtswissenschaft und Soziologie“, die zu erheblichen Verstimmungen unter nicht wenigen Teilnehmern geführt hatte; vgl. dazu die Editorische Vorbemerkung zum Schreiben an Tönnies vom 26. Okt. 1910 (MWG II/6, S. 653 f.). 3 Weber äußert sich im folgenden zu Oskar Siebecks Mitteilung in seinem Brief vom 12. April 1911 (VA Mohr/ Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446) über eine Anfrage der italienischen Zeitschrift „Rivista italiana di sociologia“. Dieser hatte Ferdinand Tönnies seinen Redebeitrag auf dem Soziologentag über „Wege und Ziele der Soziologie“ zum Abdruck angeboten. Siebecks Mitteilung war mit der Bitte verbunden, Weber möge an Tönnies schreiben, um ihn von diesem Plan abzubringen, dessen Ausführung jener aber für unbedenklich erklärte. Der Vortrag von Tönnies ist erschienen unter dem Titel: Mezzi e fini della sociologia, in: Rivista italiana di sociologia, Jg. 15, 1911, S. 361 – 376.
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Robert Michels PSt 13. April 1911; PSt Vevey Karte; eigenhändig AFLE Turin, Nl. Robert Michels, Kapsel Max Weber, Fasz. 87
L. M.! Bitte erledigen Sie doch sofort Ihre 앚:Soziologentags-:앚Correkturen!1 – falls es nicht inzwischen geschah. Der ganze Druck stockt Ihretwegen[.] Herzl. Gruß! Max Weber
1 Gemeint sind die Korrekturen zu Michels’ Diskussionsbeitrag auf dem Ersten Deutschen Soziologentag zu dem Vortrag von Werner Sombart, Technik und Kultur, abgedruckt in: Verhandlungen 1910, S. 63 – 83; Michels’ Bemerkungen, ebd., S. 102 – 104.
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13. April 1911
Marianne Weber [13. April 1911]; BK Vevey Brief; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446 Datum erschlossen aus dem Inhalt des Briefes in Verbindung mit dem Brief von Marianne Weber an Max Weber vom 11. April 1911, Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446.
Hôtel des Trois Couronnes Vevey Liebe Schnauzel!
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Schönsten Dank für Dein liebes Briefchen. Karten etc. kamen gestern. Hier nichts Neues. Der Rücken ist zappelig, Du siehst’s an der Schrift. Schlaf mäßig, ohne Mittel (d. h. mit Brom). Schönes Wetter, gestern 2 Stunden Kahnfahrt. Ich esse jetzt wieder wenig u. hoffe, das bekommt gut. Schönen Dank für die Nachrichten von Kantorowicz und Rickert, die alle sehr interessant sind, erstere besonders.1 Die arme kleine Lina.2 Könnte man doch dem armen Radbruch zu einer Professur helfen, daß er zu thun und eine reguläre Stellung hätte. Dann könnte sie so viel leichter „gehen“. Und er: sie gehen lassen. Wie gut, daß Du Ruhe hast vor Deiner „Klinik“.3 Ich lese etwas – Tolstoj Briefe4 u. dgl. mehr. Morgens meist. Es fällt hier doch schwer,a ruhig zu liegen. Diesb satte glückhaft-앚:beglückende:앚 cIn-sich-Ruhenc des Südens fehlt eben doch. a 具ruhig zu典 b Die > Dies c Abgeschlossenheit > In-sich-Ruhen 1 Marianne Weber hatte in ihrem Brief an Max Weber vom 11. April 1911 (Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446) von ihrem Besuch in Freiburg berichtet, von den beengten Lebensverhältnissen der Familie Kantorowicz und der Überforderung der Frau sowie der Belastung von Frau Rickert. Sie kam auch auf die Lebensverhältnisse und die Ehekrise des Ehepaars Radbruch zu sprechen. 2 Lina Radbruch. 3 Gemeint ist die Betreuung von Menschen, die sich an Marianne Weber in Heidelberg anschließen wollten. Sie schreibt in ihrem Brief an Helene Weber vom 13. April 1911 (Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446) von „Halben Gemütsferien“, die sie durch die Abwesenheit von Marie Bernays, Mina Tobler, Laura Hausrath sowie Paula und Georg Schmidt habe. 4 Tolstoi, Leo, Briefe 1848 – 1910, gesammelt und herausgegeben von P.A. Sergejenko. – Berlin: J. Ladyschnikow 1911.
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Aber vorerst bleibe ich. Es ist doch so viel billiger. Vielleicht besuche ich dann noch Michels. Keine Zins-Anzeigen vor der Hand!5 Hoffentlich kleckert es bald wieder! Tausend herzliche Grüße, es umarmt Dich Dein Max Morgen: Herr Levenstein!6
5 Marianne Weber hatte nach einer Zinsanzeige von der Diskontogesellschaft gefragt. 6 Max Weber hatte die Arbeiten von Adolf Levenstein seit längerem kritisch beobachtet, vgl. seine Besprechung von drei früheren Büchern Levensteins zur Methodik sozialpsychologischer Enquêten und ihrer Bearbeitung in AfSSp 1909 (MWG I/11, S. 388 – 398, sowie den Editorischen Bericht dazu, S. 380 – 387). Levenstein hatte eine neue Untersuchung abgeschlossen, über die er sich möglicherweise mit Weber besprechen wollte: Levenstein, Adolf, Die Arbeiterfrage. Mit besonderer Berücksichtigung der sozialpsychologischen Seite des modernen Großbetriebes und der psycho-physischen Einwirkungen auf die Arbeiter. – München: Reinhardt 1912.
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Marianne Weber PSt 14. April 1911; PSt Vevey Karte; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446
Liebe Schnauzel,
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[sc]hönstena Dank für die beiden Kärtchen, – wenn ich sie mir morgens ans Bett hole, kommt immer ein klarer warmer lichter Strahl mit ins Zimmer. Ruh Dich doch aus u. laß die Leute jetzt!1 Hier nichts Neues. Schlaf mäßig, nach jeder Richtung. Rechts neben mir ein Deutscher, der Nachts 1/2 1 Uhr mit gewaltigem Zähneputzen zu Bett geht. (Tolstoj’s Mißtrauen gegen die Reinlichkeit hat doch etwas bestechendes bei solcher Lage). Links ein englischer Reverend mit Frau, der er Nachts 1/2 11–11 Psalmen vorliest. Als ich das erste Mal davon erwachte, brach der Satan in mir in einen gewaltig dröhnenden F....z aus! tiefe Stille, dann begann das Psalmodieren in gedämpfter Tonart, aber ebenso störend, wieder. Ich lese etwas, sitze u. liege sonst herum, 앚:schlafe bei weit offenen Fenstern:앚 Wundervolles Wetter! Laß Dich herzlich küssen von Deinem Max Valborg hatte ich nur geschrieben:2 die Sache3 ginge auf Dein Örlinghauser Conto.
a Lochung. 1 Marianne Weber hatte in ihrem Brief an Max Weber vom 13. April 1911 (Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446) von Besuchen von Friedrich Gundolf, Arthur Salz und Emil Lask berichtet und von ihrer Absicht, Frau Jellinek und die Familien der Heidelberger Kollegen Fleiner, Braus, Radbruch und Wülfing aufzusuchen. 2 Valborg Weber. Ein Brief ist nicht nachgewiesen. 3 Max und Marianne Weber hatten der Schwester von Valborg Weber, Elisabeth Jahn, ein Darlehen gewährt. Vgl. den Brief an Helene Weber, vor dem 15. April 1911, unten, S. 185.
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Helene Weber [vor dem 15. April 1911]; BK Vevey Brief; eigenhändig GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 3, Bl. 208 Max Weber schrieb den Brief zum Geburtstag von Helene Weber am 15. April.
Hôtel des Trois Couronnes Vevey Liebe Mutter! Nun rollt wieder ein Jahr des Lebens herum, das Dir mancherlei an Erleben, Erregung, Änderung gebracht hat. Und wohl zum ersten Mal verlebst Du Dein Wiegenfest in einer förmlichen „Cur“-Anstalt.1 Hoffentlich deshalb nicht weniger guten Muthes, dafür wird nicht nur Düringa sorgen, sondern hoffentlich auch gute und frohe Gedanken. Du hast nun drei Kinder in Deiner Nähe,2 – und so eigenwillig, trotzig und verzagt jedes von ihnen seiner eignen Wege geht, die ja gewiß nicht grade die Deinen sind, so stehen sie Dir doch – und ebenso Carl – innerlich jetzt so viel näher als dies Jahre lang der Fall war und sein konnte, so lange sie Dich nicht recht verstanden hatten.3 Und auch Alfred, – es wird Dir Manches schwer sein an den Lebensbedingungen, die er sich jetzt geschaffen hat – oder in die sein Schicksal ihn trieb. Aber er weiß, daß er Deiner Liebe sicher ist und fühlt sie, auch wenn er – das ist doch menschlich – nicht über Das reden 앚:kann:앚, richtiger: nicht ganz aufrichtig über Das zu reden im stande ist, was ihnb besondre Wege führt, für die er sich eine „Rechtfertigung“ zurecht zimmern möchte, die es nun einmal so, wie er sie sucht, nicht giebt und geben kann. Er weiß aber, wie von uns, so von Dir, daß wir Alle menschlich verstehen und mitfühlen, auch wo wir nicht „zustimmen“ können. Ich habe das auch Else J[affé]
a O: Dühring b 具bewegt典 1 Helene Weber befand sich an ihrem Geburtstag, dem 15. April, im Sanatorium in Tobelbad bei Graz, das von Prof. Ernst von Düring geleitet wurde. Es sollte untersucht werden, ob die Schmerzen im Bein auf Gicht oder Krampfadern zurückzuführen seien. 2 Gemeint sind Clara Mommsen, Arthur Weber und Lili Schäfer, die in Berlin lebten. 3 Weber bezieht sich auf die für ihre Kinder geschriebene „Selbstverteidigung“ Helene Webers, die deren Verständnis für die Mutter erhöht hatte. Vgl. Brief an Helene Weber vom 7. Nov. 1910 und Brief an Arthur Weber vom Dez. 1910, MWG II/6, S. 683 und S. 762 – 764.
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zum Abschied gesagt. Alfred kann es nicht ertragen, daß sie sich von mir „beeinflussen“ läßt, 앚:mich auch nur offen spricht,:앚 und sie hat 앚:jetzt:앚 nicht die Kraft – hier wie sonst nicht – ihm, 앚:wo sie sollte,:앚 Widerstand entgegenzusetzen. Daher habe ich ihr gesagt, wir wollten unsre alte Freundschaft nun zu Ende sein lassen, denn es schicke sich nicht, daß ich dagegen ankämpfe. Sie wohnt nun in Wolfratshausenc, 1 Stunde von München, mit den Kindern. Ihr Mann ist Sonntags draußen. – Es ist doch ganz gut, wenn es Dir vielleicht auch etwas schwer war, daß Du Lilis Kind nicht noch abwartetest.4 (Mich wundert, daß es noch nicht da ist!) Aber Clara ist ja da mit ihrer erstaunlichen Vitalität, die mich doch auch wieder sehr angezogen hat im Januar, so ganz anders sie ist als wir Andern. Hoffentlich ist sie nun außer Sorge um ihren Conrad5 oder doch, richtiger gesagt, nicht mehr so aus dem Gleichgewicht. Denn mancherlei Ärger wird ihr der kleine Schlingel noch bereiten, das ist sicher. – Von unsren Geschäften mit Norwegen (5000 Kronen an die Schwester Elisabeth6)d, damit sie sich entloben 앚:und weiter studieren:앚 kann – sie hatte ja den Verlobten ihr die Kosten vorschießen lassen – hast Du wohl gehört. Bitte laß aber Artur und Valborge doch auf keinen Fall wissen, daß Du es weißt, falls sie Dir nichts gesagt haben sollten. (Die früheren 10 000 Kr. haben wir ja zurück)7[.] Und sage auch den Andern nichts! Es ist ja eine peinliche Sache für sie. Ein wunderliches Völkchen in diesen Dingen! Liebe Mutter, ich schicke Dir nur diesen kurzen Gruß. Denn ich gewöhne mir hier das Schlafen an, bin stumpfsinnig und im Rücken zappelig. Du wirst auch dies kaum lesen können. Laß Dich statt dessen herzlich küssen, – Dein getreuer Max
c 具die典 d Klammer fehlt in O. e Valbing > Valborg 4 Hermann Schäfer wurde am 24. April 1911 in Berlin geboren. 5 Clara Mommsen hatte mit ihrem ältesten, vierzehnjährigen Sohn Konrad Erziehungsprobleme. Max Weber hatte sich während seines Aufenthaltes in Berlin im Januar 1911 mit ihm befaßt. Vgl. die Briefe an Marianne Weber vom 27. und 28. Jan. 1911, oben, S. 64 und S. 68. 6 Gemeint ist eine Schwester von Valborg Weber, geb. Jahn, aus Norwegen. 7 Gemeint ist das Darlehen, das Max und Marianne Weber der Familie Jahn im November 1907 zur Verfügung gestellt und Anfang Januar 1911 zurückerhalten hatten. Vgl. Brief an Marianne Weber vom 8. Jan. 1911, oben, S. 23, Anm. 1.
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15. April 1911
Marianne Weber [15. April 1911; Vevey] Brief; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446 Datum erschlossen aus der Banknachricht vom 13. April 1911, deren Rückseite Max Weber beschrieb; Ort aus dem Inhalt des Briefes erschlossen.
L. Schnauzel. [??]a Hier nichts Neues. August H[ausrath] hat sich für morgen angesagt. Das Wetter ist himmlisch, aber es ist doch kein Frühling. Ich schlafe wenig, – nur mit Brom natürlich. Vielleicht weil man doch hier das Lesen nicht ganz lassen kann. Vielleicht gehe ich Anfang k. W. – Dienstag – doch noch nach Bordighera oder so. Wenn ja, dann telegraphiere ich Dir rechtzeitig. Tausend herzliche Grüße und Küsse Max
a Ein Wort nicht lesbar.
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16. April 1911
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Marie Baum 16. April 1911; o. O. Abschrift; maschinenschriftlich ohne Anrede und Schlußformel GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 30, Bd. 6, Bl. 52 – 53.
16. 4. 1911
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Vielen Dank für Ihren Rat bezüglich des K[onrad] Pilater:1 Er ist ein sehr reifes, schönes und tiefes Buch, man möchte wohl einmal davon sprechen. Es freut mich herzlich, daß es Ihnen jetzt besser geht. Die Kurve wird das nächste mal sehr viel flacher verlaufen (denn das kenne ich von so sehr vielen Menschen, auch von mir etwas: bei mir geht sie neben den anderen auch her) und Sie kommen dann gleich zuerst, und hoffentlich in einer freundlicheren Jahreszeit und wenn ich frischer bin. Sie haben ja doch jedenfalls gesehen: daß bei uns mit dem Keine-Umstände-machen es wirklich bitterlicher Ernst ist. „Sauve qui peut“, vom Futtertrog bis zu allem anderen und Marianne als Engel des Herrn über den Interessenkonflikten waltend und wachend. Sie schreibt jetzt ganz vergnügt. Mir geht es langsam besser. Der eigentliche Rückschlag gegen die Hitze ist diesmal nicht gekommen, daher traue ich der Sache nicht recht ...a
a Ende der Abschrift mit Auslassungszeichen. 1 Marie Baum hatte Weber den Roman von Schaffner, Jakob, Konrad Pilater, 3. Aufl. – Berlin: S. Fischer 1910, empfohlen.
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16. April 1911
Marianne Weber PSt 16. April 1911; PSt Vevey Karte; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446
Liebes Schnauzel! Nichts Neues! Wundervolles, aber sehr kühles Wetter, Vorfrühling, erstes Grün. Gestern einige Stunden in Chillon etc., den Tag von Cacao u. Obst u. Kuchen gelebt. Schlaf wie immer mäßig (bei weit offenen Fenstern,a ohne das Rouleau herunterzulassen, also im „Luftbad“)b. Jetzt erwarte ich August Hausrath. Da es mir heut ganz leidlich geht, paßt es. Ich lese einen von Bäumchen mir empfohlenen Roman,1 den ich Dir mitbringen werde. Was magst Du machen? Dein letztes liebes Kärtchen klang ganz heiter und so[nn]igc, vergnügt. Ob Mama wohl an Laura H[ausrath] denken wird für den Sommer?2 Die Bein-Geschichte ist diesmal doch offenbar recht ernst, denn so war es doch noch nie, u. ich traue da den Düring’sd etc. nicht recht.3 Tausend Grüße, es küßt Dich Dein Max
a 具ohne典 b Klammer fehlt in O. c Lochung. d O: Dühring’s 1 Zur Lektüreempfehlung von Marie Baum vgl. Brief an Marie Baum vom 16. April 1911, oben, S. 187, Anm. 1. 2 Zu einem Besuch der unverheirateten Cousine von Max Weber, Laura Hausrath, bei Helene Weber in Berlin kam es erst im Herbst. 3 Helene Weber befand sich im Sanatorium von Prof. Ernst von Düring. Vgl. den Brief an Helene Weber, vor dem 15. April 1911, oben, S. 184 mit Anm. 1.
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17. April 1911
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Marianne Weber PSt 17. April 1911; PSt Vevey Karte; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446
L. Schnauzel, –
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gestern mit August1 auf der Terrasse gebraten – es war unsinnig heiß in der Sonne. Dann, nach Tisch, mit ihm nach Glion, Caffee in Righi Vaudois sehr schön auf der Terrasse. Abends machte ich eine weite Kahnfahrt. Das Wetter und die Beleuchtung sind himmlisch, die Luft ebenso, jetzt auch grüner Frühling im Spürena. Heut sammeln sich Wolken, wenn es etwa schlecht wird, reise ich sofort nach Süden für noch 8 Tage u. telegraphiere Dir dann die Adresse. Schlaf sehr unterbrochen, ohne [Mi]ttelb (etwas Brom) bei w[ei]tc offenen Fenstern u. Jalousien, infolge dessen Morgens früh auf. – Viel Correkturen2 u. Correspondenz. Rükken müde. Laß Dich herzlich küssen, Dein Max
a Unsichere Lesung. b Lochung. c Lochung. 1 Gemeint ist August Hausrath. 2 Die Korrekturen betreffen die Drucklegung der Verhandlungen des Ersten Deutschen Soziologentages.
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18. April 1911
Robert Michels PSt 18. April 1911; PSt Vevey Karte; eigenhändig AFLE Turin, Nl. Robert Michels, Kapsel Max Weber, Fasz. 88
Lieber Freund! Ich komme mit dem Zuge gegen Abend nach Turin und gehe in die „Zecca“.1 Denn zum Logiergast tauge ich nicht. Gegen Abend (6 Uhr ca) spreche ich bei Ihnen vor. All dies, falls Sie mein Telegramm mit „Ja“ beantwortet haben werden. Sonst komme ich später einmal. Herzl. Grüße! Max Weber
1 Gemeint ist der „Albergo della Zecca“, ein Gasthof bzw. Hotel „für Anspruchslose“, so Karl Baedeker in seinem Reiseführer: Oberitalien mit Ravenna, Florenz und Livorno, 17. Aufl. – Leipzig: Karl Baedeker 1906, S. 34.
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18. April 1911
Verlag J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 18. April 1911; Vevey Telegramm VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446
= adresse abwartet = weber +
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18. April 1911
Marianne Weber PSt 18. April 1911; PSt Vevey Karte; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446
L. Schnauzel. Ich fahre nun doch [no]cha etwas nach Süden, zuerst für 1 Nacht nach Turin um Michels zu sehen, dann an die Riviera. Ich telegraphiere von Turin aus: wohin. Schönsten Dank für Deinen ganz fröhlich klingenden Brief, die Leutchen werden sich mit Dir schon sehr gefreut haben am Frühling.1 – Hast Du wohl Frau Simmel (Charl[ottenburg]-Westend, Königin-Elisabeth-Str. 14) geschrieben?2 Du wolltest es ja. Für schleunige Nachrichten (Telegramme) würde meine Adresse morgen (Mittwoch) sein: Torino, Prof. Michels /Via Andrea Provano. Weiteres von dort aus. Hier ist himmlisches Wetter, aber der Frühling zögert zu lange! Es küßt Dich herzlich Dein Max
a Lochung. 1 In ihrem Brief an Max Weber vom 16. April 1911 (Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446) hatte Marianne Weber berichtet, sie und einige Gäste hätten im Garten Gedichtrezitationen von Gundolf gelauscht und den Frühling genossen. 2 Marianne Weber setzte den Besuch von Gertrud Simmel in Heidelberg auf die zweite Julihälfte fest, wie sie im Brief an Max Weber, nach dem 21. April 1911 (Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446) mitteilte.
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19. April 1911
Oskar Siebeck [vor oder am 19. April 1911]; BK Vevey Brief; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 Die Datierung ist erschlossen aus der Ortsangabe „Vevey“ sowie dem Briefinhalt. Demzufolge dürfte Weber diesen Brief kurz vor seiner Weiterreise nach Turin, die am 20. April erfolgte, geschrieben haben. Das Antwortschreiben Oskar Siebecks stammt vom 20. April 1911 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446). Der folgende Brief steht in Zusammenhang mit der Drucklegung der Verhandlungen des Ersten Deutschen Soziologentages.
Hôtel des Trois-Couronnes Vevey Sehr geehrter Herr Dr Siebeck!
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Verbindlichstena Dank für Ihre Sendungen und Brief. Ich schlage für den Titel folgende Fassung vor.1 Ev. Änderungen meiner Adresse telegraphiere ich und bitte 앚:dann:앚 eventuell zur Sicherheit erneute Sendung der inzwischen unterwegs befindlichen Correkturen. Erhalten habe ich sie bis incl. Fahne 200. Mit bester Empfehlung Ihr ergebenster Max Weber
a Unsichere Lesung. 1 Gemeint ist der Titel der „Verhandlungen“. Der dem Brief an Oskar Siebeck beigegebene Entwurf Webers ist nicht nachgewiesen.
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20. April 1911
Oskar Siebeck PSt 20. April 1911; PSt Turin Karte; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 Die folgende Karte steht in Zusammenhang mit der Drucklegung der Verhandlungen des Ersten Deutschen Soziologentages.
Sehr geehrter Herr Dr Siebeck! Der Satz der Vorträge von Gothein u. Voigt1 braucht natürlich nicht aufa die Rücksendung von Correkturen durch mich zu warten. Für Beschleunigung des Druckes wäre ich dankbar. Adresse: Diano Marina (Riviera di Ponente) ferma posta Mit besten Grüßen Max Weber
a 具mich zu w典 1 Gemeint sind die Vorträge von Eberhard Gothein, Soziologie der Panik, abgedruckt in: Verhandlungen 1910, S. 216 – 248, sowie Andreas Voigt, Wirtschaft und Recht, ebd., S. 249 – 265.
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20. April 1911
Verlag J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 20. April 1911; Turin Telegramm VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446
= adresse diano marina riviera ponente ferma posta = weber + – +
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20. April 1911
Marianne Weber 20. April 1911; Turin Abschrift; maschinenschriftlich ohne Anrede GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 30, Bd. 2, Bl. 217
Turin, den 20. April 1911. Gestern Mittag kam ich hier an, traf Michels und die kleine kokette und fein anzusehende Manon1 auf der Bahn, logiere hier in einem einfachen Hotel und aß Mittag bei Michels, dann den Nachmittag Diskussion, abends bis elf einige Menschen (wie üblich – leidlich Schlaf ohne Mittel)a, jetzt noch einige Stunden Turin (Pinakothek u. dgl.)b dann wieder Mittags bei M[ichels] und Nachmittags weiter nach der Riviera. Diano Marina, kleines Nest an der Diano Flußmündung westlich von Bordigherac. Morgen wieder ein Geburtstag ohne Schnäuzchen und sogar ohne Lebenszeichen von ihm. Nun wir feiern das dann, wenn ich am 1. Mai zu Hause bin. Angenehm weiche Luft! Alles schönster Frühling hier, nicht weiter als bei uns. Eherd mehr zurück. Tausend Grüße. Es küßt Dich Dein Max
a Klammer fehlt in Abschrift. b Klammer fehlt in Abschrift. c In Abschrift: Bordighiera d In Abschrift: eher 1 Manon Michels, Tochter von Robert und Gisela Michels.
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20. April 1911
Marianne Weber [20. April 1911]; Alassio Karte; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446 Die Karte trägt den Poststempel vom 21. April 1911. Aus dem Inhalt geht hervor, daß sie am Vorabend geschrieben wurde.
Alassio, Riviera di Ponente. Albergo Net[tun]oa Lieber Schnauzel, –
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da Diano Marina etwas sehr windig war, ging ich hierher u. bin sehr gut in einer ganz kleinen italienischen Kneipe für zwei Lira (Zimmer mit Terrazza, ganz sauber u. mit Himmelbett)b, untergekommen, unmittelbar am Meere mit sehr schönem Strand. Das Nest ist entzückend. Haec est Italia Diis sacra.1 Man sollte immer gleich hierher gehen. Über Michels morgen. Heut ist es schon spät. Dein 47 Jahre alter Greis2 küßt Dich nach Kräften! Himmlisches Wetter! Dein letztes Kärtchen u. der Brief mit der Correktur3 kam zu Michels[.] Die Sachen von Diano Marina bestellte ich hierher. Es war doch nichts.
a Lochung. b Klammer fehlt in O. 1 Das Motto nach Plinius’ Historia Naturalis findet sich auf dem Titelblatt von Burckhardt, Jacob, Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuß der Kunstwerke Italiens. 9. verb. und verm. Aufl. bearb. von Wilhelm Bode und C. v. Fabriczy. – Leipzig: Seemann 1904. 2 Anspielung auf den 47. Geburtstag am 21. April. 3 Die Korrektur betrifft die Drucklegung der Verhandlungen des Ersten Deutschen Soziologentages.
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21. April 1911
Verlag J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 21. April 1911; Alassio Telegramm VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446
adresse alassio riviera albergo nettuno = weber +
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22. April 1911
Marianne Weber [22. April 1911]; BK Alassio Brief; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446 Datum erschlossen aus dem Inhalt des Briefes in Verbindung mit der Karte an Marianne Weber vom 20. April 1911, oben, S. 197.
Comune di Alassio Liebe Schnauzel, –
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Du wirst über mein Schweigen 1 1/2 Tage und meine Wortkargheit unwillig sein. Aber in Turin war ich fast immer bei Michels (Nachts im Hotel: die 앚:M[ichels]’sche:앚 Wohnung ist klein: 3 앚:kleine:앚 Wohnzimmer[,] 앚:1 ganz kleines Nebenzimmer:앚 kein Fremdenzimmer, sonst hübsch gelegen, die Kinder schlafen mit dem Mädchen, und der älteste Junge auf dem Sopha in jenem kleinen Nebenzimmer) u. kam dadurch zu nichts. Am 1. Abend warena wieder (überflüssigerweise) 3 Italiener da. Am 2. waren wir allein u. disputierten bis 1/2 2 Nachts: kostete 1 Bromural (das erste), da ich Morgens 8 Uhr fuhr. Frau M[ichels] ist doch ganz hübsch u. graziös geblieben. Aber er macht ihr weiß Gott das Leben nicht leicht: Herr „Ob[er]f[örster]“ (Altmorschen)1 ins Anmutige übersetzt, aber ganz ebenso nervös zappelig und jäh, willkürlich in seinen Vorwürfen u. keinen Widerspruch, geschweige denn die leiseste Kritik vertragend. Als sie schüchterne Bedenken gegen das „Ehebruch“-Spielen mit „Manon“2 erhob (das wurde mir natürlich vorgemimt und der kleine Racker ist wie versessen darauf), war er sehr „peinlich“ berührt u. biß sich alle Nägel ab. Der älteste Junge (Mario)3 ist sehr nervös, plinkert mit den Augen, ist sehr wenig kräftig (der Vater verachtet ihn als „feig“), ist nett und zuthunlich u. von großer Güte offenbar (daß das ein „Werth“ sei, ging M[ichels] nicht ein), leidlich (nicht sehr) begabt. Manon ist ein allerliebstes nervöses Schlina O: war 1 Anspielung auf den Oberförster Rohnert in Altmorschen (zwischen Bebra und Melsungen), in dessen Haus Clara Weber 1892 und Marianne Schnitger als Braut 1893 Hauswirtschaft gelernt hatten. Anläßlich eines Besuches hatte Max Weber die Familie Rohnert kennengelernt. 2 Manon Michels, sechsjährige Tochter von Robert und Gisela Michels. 3 Mario Michels, neunjähriger Sohn von Robert und Gisela Michels.
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22. April 1911
gelchen, naiv-kokett, agiert wie eine Schauspielerin, spielte den „Ehebruch“ glänzend in Gesten, Mienen und Conversation. Als ich aber sagte: sie werde Schauspielerin werden, waren M[ichels] und Frau beide (moralisch) entsetzt! Die kleinste (ca 4 Jahre) ist ein reizendes gesundes, offnes, klares, kräftiges lebendiges Kind, nicht totzukriegen. Die Kinder turnten immer mit mir herum. Er erörterte dann mit ihnen: ob ich oder Herr Lagardelle oder Herr Goldscheid: 1) schöner, 2) güter, 3) angenehmer 앚:u. s. w.:앚 seien. Ich erhielt den ersten Preis nur im Talent zu spielen, sonst in nichts. Die Kinder sind von fabelhafter „Unbefangenheit“ in ihren Urteilen. Frau M[ichels] habe ich nur kurze Zeit einmal allein gesprochen, u. da nichts Besondres. Angegriffen sieht sie aus (von der 앚:2maligen:앚 Operation), sonst ist sie die alte. Beide doch sehr enttäuscht, daß im Grunde doch in der italienischen Universität die Sache auch so sei wie bei uns, soweit das Persönliche in Frage steht. Er offenbar sehr resigniert geworden politisch. Natürlich lange Gespräche über Erotik. Davon mündlich (nicht sehr viel Neues): „Das Bewußtsein, Eroberer sein zu können, erhalte einen jung. Deshalb: keine „Ehe“, d. h. keinen Verzicht darauf, sich „jung“ zu fühlen“. Ich habe dazu Einiges bemerkt, wie Du Dir denken kannst. Auch langes Gespräch über Jaffé. Er weiß um die Sache im Wesentlichen (denn er wußte ja so auch, durch Combination aus Äußerungen Dritter: Frl. Kallmanna, Kohler, Grabowsky)[.] Er ist in tiefster Verachtung über J[affé] entrüstet, würde gänzlich intransigent sein, ich sei darin gänzlich unzulänglich etc. Sie sagte wenig, fand die Sache nur absolut unhaltbar. – Nun werde ich mal gehen und sehen, ob Dein Geburtstagsbriefchen gekommen ist, auf der Post. Oder hast Du mich alten Knaben schon vergessen? Seit 8 Tagen lebe ich fidel in Bollenhitze (besonders in Vevey, aber auch hier)[.] Heut ist es trübe geworden. Hoffentlich setzt kein schlechtes Wetter ein. Die Nacht gut geschlafen: das Meer rauschte in meine weit offene Balkonthüre hinein u. der warme Wind strich über mich. Alles ist fröhlich hier, wie immer in Italien. Der Genfer See ist doch noch ganz nordisch. Tausend herzliche Grüße und Küsse von Max
a O: Kalmann
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23. April 1911
Marianne Weber 23. April [1911]; BK Alassio Brief; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446 Das Jahr ist aus dem Inhalt des Briefes erschlossen.
Albergo Nettuno Alassio Sonntag 23ten/IV Liebes Schnauzele! 5
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gestern Abend erhielt ich Dein liebes Briefchen zum 47ten. – Nun ja, Du sollst Deinen Willen haben, so weit ich das vermag u. obwohl ich nicht weiß, was dabei Großes herauskommen wird.1 Ich muß ja jetzt ohnehin an allerlei Arbeiten gehen, die, für das „Handbuch“2 bestimmt, Probleme aufrollen, aus denen dann etwas Weiteres werden kann. Nur wird Alles wohl langsam gehen, denn die Zeit der Rezeption hätte an sich noch länger sein müssen. Ich bin mit dem nun Aufgenommenen noch entfernt nicht zu Rande und „besitze“ es noch nicht. – Von Mamaa beiliegenden guten, sehr müden Brief aus Tobelbad, – sie ist so erschüttert, daß es 3 Monate3 dauern soll. Man muß sie etwas trösten, daß sie nachher 10 Jahre länger etwas thun könne, u. daß der 앚:ihr so verhaßte:앚 „Corpus“ doch nur das „Mittel“ sei für Andres. Ich muß ja sagen, ich verspreche mir nicht viel von der Sache, außer soweit die Ruhe in Betracht kommt[.] – So und nun wollen wir zusammen jung bleiben, mein trautes Kind, bringst Du es fertig, dann ich auch, noch viele Jahre, vielleicht bis ans Ende. – a 具den典 1 Marianne Weber hatte in ihrem Geburtstagsbrief an Max Weber vom 19. April 1911 (Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446) gewünscht, daß Max Weber „noch etwas Bleibendes schaffe“, z. B. „kleine, schöne, abgerundete Aufsätze“. Er habe „so viel unausgelebte Kraft in sich aufbewahrt ..., daß sie ihm nun auf der Höhe des Lebens noch zu schönen Früchten reifen dürfe“. 2 Gemeint sind Webers Beiträge zum Handbuch der politischen Ökonomie, dessen Neuausgabe Max Weber übernommen hatte und das ab 1914 unter dem Titel „Grundriß der Sozialökonomik“ erschien. Der Stoffverteilungsplan vom Mai 1910 führt die von Weber zu bearbeitenden Beiträge auf. Vgl. MWG II/6, S. 768, 769, 773, 774. 3 Helene Weber hielt sich im Frühjahr 1911 im Sanatorium in Tobelbad bei Graz auf, um ihr krankes Bein behandeln zu lassen.
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23. April 1911
Von Michels wollte ich noch sagen: Der Salotto4 war ein Bild der Geschmacklosigkeit: an den Wänden sah es wie in Clovelly5 aus (weißt Du noch?). Hübscher (infolge der Glas-Bücherspinde) sein „Studio“ und die guten Ausstellungs-Möbel (auffallend hübsch) im Eßzimmer. Aber sonst? Kleinbürger-Geschmack! Ganz spurlos gehen diese erotischen Abenteuer auch nicht an ihm vorüber: er will nun die Piserjewska6 (das Frankfurter Schwein) nach Turin haben zu einer Rede. Ich sagte ihm: das solle er lassen. Ekelhaft, von so einem Parfüm-Fabrikat so viel Wesens zu machen. Heut (Sonntag früh) ist es wunderbar schön. Es wird wieder heiß, aber nicht so schwül wie gestern, wo ich eine Wagenfahrt in die grünen Berge machte. Meist liege ich im heißen Sand am Strand vor dem Albergo. Nachts bei offner 앚:Balkon-:앚 Thüreb. Der Sonnenaufgang heut aus dem Meer war strahlend schön. Prachtvoller Menschenschlag: die Bengels alle so hübsch (hübscher als die Mädchen). Das nächste Mal gehe ich gleich hierher oder nach Lerici oder Portofino oder Aiguebelle. Es umarmt und küßt Dich Dein Max
b 具im Balk典 4 Italienisch: Wohnzimmer. 5 Anspielung auf eine Station ihrer gemeinsamen Reise nach Großbritannien im August 1910. 6 Gemeint ist Lydie de Pisserjewsky, französische Feministin.
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Oskar Siebeck 25. April PSt 1911; Alassio Karte; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 Die folgende Karte steht in Zusammenhang mit der Drucklegung der Verhandlungen des Ersten Deutschen Soziologentages.
Sehr geehrter Herr Dr Siebeck!
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Ich bitte, Sendungen später als Mittwoch Abend nicht mehr hierher an mich gehen zu lassen, sondern nach Heidelberg, wo ich Sonntag oder 앚:Montag:앚 Abend einzutreffen denke. Mit vorzüglicher Hochachtung und bestem Gruß Ihr Max Weber Alassio 25/IV
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25. April 1911
Marianne Weber PSt 25. April 1911; PSt Alassio Karte; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446
Liebes Schnauzel, – schönen Dank für die [Brie]fea von Mama, Clara, Lili und Dein Kärtchen. Also bist Du doch noch immer so ein Schwachmathikus?1 Ob man mit Dir nicht doch einmal ins Hochgebirge sollte, ganz zum Stilleliegen u. nur zur Bluterneuerung? – Hier nichts Neues. Ich schlief erträglich, lag den Tag über herum auf Bänken, Bett u. Strand. Vor der Osteria badeten die kleinen Purzels, namentlich einige sehr graziöse junge Französchen, und dann Frauen, darunter meine sehr hübsche Wirthin, in dem 18° warmen Meer u. Alles wälzt sich nachher im warmen Sand und treibt sich in einem Badeumhang möglichst lang auf dem Strand umher. Ernstlich zu thun scheint Niemand zu haben. Es ist ja auch außerhalb der Saison, fast kein Mensch hier. Ja für die gute Mutter ist es ein arger Chock mit den 3 Monaten[.]2 Und wenn sie anfängt, bei den Kranken zu „helfen“, wird ihre eigne Cur nicht besonders dabei fahren! – Nun ruhe Dich recht aus, liebes Mädel. Daß Clara nun grade in die Zeit von Frau Simmel’s Dortsein3 fällt, paßt ja ziemlich schlecht. Nun, man muß sehen. Ob Mariännchen4 wohl wirklich kommt? Laß Dir es recht gut gehen. Ich denke Sonnabend zu fahren, Sonntag Abend dort zu sein. Es küßt Dich Dein Max Natürlich habe ich Dein liebes Briefchen von Diano Marina erhalten. a Lochung. 1 In zwei Briefen, beide von Ende April 1911 (Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446), spricht Marianne Weber von ihrer Müdigkeit und ihrem „wackeligen Kopf“. 2 Vgl. Brief an Marianne Weber vom 23. April 1911, oben, S. 201. 3 Gertrud Simmel wolle in der zweiten Julihälfte nach Heidelberg kommen, schrieb Marianne Weber an Max Weber in einem Brief nach dem 21. April 1911, Bestand Max WeberSchäfer, Deponat BSB München, Ana 446. 4 Im gleichen Brief (wie Anm. 3) hatte Marianne Weber geschrieben, daß sie Marianne Müller, die Tochter von Alwine und Bruno Müller aus Oerlinghausen, für Mitte Juni eingeladen habe.
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26. April 1911
Marianne Weber PSt 26. April 1911; Alassio Karte; eigenhändig Bestand Max-Weber Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446
Alassio Mittwoch Liebes Schnauzel, –
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heut kam [nic]htsa von Dir – es geht doch hoffentlich gut? Oder Migräne? Folge von Rosmersholm?1 – Ja daß der Haller nicht statt Hampe nach Heidelberg kam,2 ist mir noch heut ein schwerer Ärger. – Hier regnet es seit einigen Stunden, das ist langweilig, denn es war recht schön in dem heißen Sand am Strand. Aber aus meiner Balkonthür blicke ich immerhin aufs Meer hinaus u. es ist doch schön. Ich lese etwas, – sonst halte ich mich ruhig. Es umarmt Dich herzlich Dein Max
a Lochung. 1 Am 22. April 1911 hatte Marianne Weber eine Aufführung von Henrik Ibsens Stück „Rosmersholm“, vom Maria-Rehoff-Ensemble gespielt, besucht. 2 Marianne Weber hatte Johannes Haller in Begleitung von Prof. Jakob von Uexküll im Heidelberger Theater getroffen. Brief von Marianne Weber an Max Weber vom 25. April 1911 (Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446). Weber hätte 1903 den Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte lieber mit Johannes Haller als mit Karl Hampe besetzt gesehen. Vgl. Brief an Heinrich Rickert vom 31. Mai 1905, GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 25, Bl. 19 – 20 (MWG II/4).
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27. April 1911
Marianne Weber PSt 27. April 1911; PSt Alassio Karte; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446
Donnerstag Liebe Schnauzel, – abermals eine „schlechte Nacht“ nach ganz guten Tagen. Es ist abscheulich, jetzt, wo ich mich wohl fühlen und anfangen möchte zu arbeiten. Allerdings habe ich letztlich gar nichts, auch kein Brom, genommen. Nun muß es umso mehr sein. Ich denke, ich komme Montag Abend; telegraphiere ev. noch, wenn doch schon Sonntag. Es küßt Dich Dein Lazarus.
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Oskar Siebeck 1. Mai 1911; Heidelberg Brief; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 Der folgende Brief steht in Zusammenhang mit der Drucklegung der Verhandlungen des Ersten Deutschen Soziologentages.
Heidelberg 1. V. 11 Sehr geehrter Herr Dr Siebeck!
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1. Wie ist die Correktur des fälschlich in die Simmel’sche Rede gelangten Teils der Diskussionsrede Gotheins geregelt worden?1 2. Sobald sich 앚:jetzt:앚 übersehen läßt, wie umfangreich der Bogenzahl nach der Gesammtdruck wird (ungefähr), bitte ich um Nachricht,2 um ersehen zu können, welche ungefähren Kosten der Gesellschaft erwachsen werden. Wieviel Correktur-Extra-Kosten sind bisher notiert?3 Mit besten Empfehlungen Ihr ergebenster Max Weber
1 In seiner Antwort vom 4. Mai 1911 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446) vermerkt Oskar Siebeck, daß die korrekte Einfügung inzwischen erfolgt sei. 2 Der von der Druckerei geschätzte Gesamtumfang, so Siebeck (wie Anm. 1), belaufe sich auf etwa 20 Bogen. 3 Dazu Siebeck (wie Anm. 1): „An Korrekturkosten sind bis zum gestrigen Tage aufgelaufen 881/2 Stunden.“
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2. Mai 1911
Richard Müller 2. Mai 1911; Heidelberg Abschrift; maschinenschriftlich ohne Schlußformel, mit handschriftlichen Korrekturen von Marianne Weber GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 30, Bd. 7, Bl. 58 Brief zur Verlobung von Richard Müller, dem Sohn von Bruno und Alwine Müller (Oerlinghausen), mit Traute Riedel.
Heidelberg, den 2. 5. 1911. Lieber Richard! Als ich von den Plänen, die Du für ein angebliches Junggesellenheim für Dich hattest[,] hörte[,] regte sich bei mir alsbald der Verdacht, daß da etwas nicht stimmte. Denn nach den Regeln solider Bilanzierung hättest Du nun in jeder Deiner Lebensbilanzen auf der Passivaseite den Posten gefunden: „ein Heim, eingestellt zum Kostpreise, der aus den materiellen und den durch das Ausscheiden aus der Gemeinschaft des großen Müller-Wigwams bestehenden ideellen und Gemütswerten aller Art sich zusammensetzt und jedenfalls eine sehr beträchtliche Höhe erreicht hätte.“ Unsicher aber hätte der auf der Aktivaseite einzutragende Gegenwert gestanden, schmerzhafte Abschreibungen wären vielleicht nicht ausgeblieben und über dem Ganzen hätte die Inschrift geprangt: „Onkel heißt er günstigen Falles – aber dieses ist auch alles.“ So konntest Du nicht gerechnet haben. Mein Verdacht stieg, als ich von der Anwesenheit einer als sehr anziehend geschilderten Freundin Deiner Schwester1 hörte. Zu unserer herzlichen Freude ist er nun zur Gewißheit geworden. Nun ist es ja gar nicht leicht außer den wärmsten Wünschen noch etwas mehr zu sagen[,] da wir das geistige Gepräge und die Persönlichkeit Deiner lieben Braut2 ja noch nicht einmal vom Hörensagen kennen. Vorerst sagten wir also alle beide von ihr nur: „Nun jedenfalls hat sie keinen schlechten Geschmack.“ – Das möge sie uns nicht übel nehmen, – denn wir sind ja sicher[,] daß wir, wenn uns die Freude persönlicher Bekanntschaft zu Teil wird[,] sagen werden[:] „Aber der seinige ist mindestens eben so gut.“ Denn wer Deine Eigenart irgend kennt[,] weiß, daß Du so gewaltige Schicksalsfragen nicht unter Augen-
1 Gemeint ist Marianne Müller. 2 Gemeint ist Traute Riedel.
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blickseingebungen entschieden hast – so wenig wie Du Dir irgend etwas im Leben leicht gemacht hast: das kannst Du glaube ich gar nicht, – sondern nach mit klarem Auge erkannter innerster Notwendigkeit. Möge der so starke und frohe Gott, in dessen Dienstbarkeit Du nun getreten bist, Dir Deine etwas scharfen Falten aus der reifen – und doch noch immer so jungen3 – Stirn streichen und den leichten Zug von Schwermut, der zwischen den Zeilen der überquellenden Fröhlichkeit Deines Humors zuweilen zu lesen stand, in die freie ernste Herrlichkeit jener in sich und dem anderen ruhenden Stimmung auflösen, die denen zu Teil wird, welche gut und recht gewählt haben. Wir überlassen Dich mit herzlichem Vertrauen der Vollstreckerin jenes Gottes – in der Hoffnung sie bald persönlich sehen zu dürfen[.]
3 Richard Müller war 31 Jahre alt.
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11. Mai 1911
Oskar Siebeck [vor oder am 11. Mai 1911]; o. O. Brief; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 Datierung erschlossen aus Verlagsvermerk: „11/V. 1911 beantw.“ Bezug: Brief Oskar Siebecks an Weber vom 8. Mai 1911 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446), dem ein Schreiben von Rudolf Goldscheid vom 7. Mai 1911 (VA Mohr/Siebeck, Tübingen, Nr. 302) beigegeben war. Darin hatte Goldscheid im „Einverständnis mit Prof. Simmel “ die Bitte geäußert, seine in Druckfahnen vorliegende Diskussionsrede auf dem Frankfurter Soziologentag „ganz zu streichen. Es fehlen darin nämlich ganz die wiederholten Unterbrechungen seitens des Vorsitzenden [d. h. Ferdinand Tönnies]. Dadurch wird eine Reihe meiner Bemerkungen unverständlich. Auch konnte ich meine Ausführungen nicht zu Ende führen, der Leser erfährt darum nicht, auf was ich hinaus wollte. Es scheint mir deshalb am besten, wenn meine apokryphe Rede ganz wegfällt.“
Sehr geehrter Herr Dr Siebeck! Dem Wunsche des Herrn Dr Goldscheid steht meinerseits nichts im Wege.1 Mit bester Empfehlung Ihr ergebenster Max Weber
1 Der Bitte Rudolf Goldscheids wurde entsprochen, sein Diskussionsbeitrag nicht abgedruckt. Ein Teil seiner Rede liegt jedoch noch in einer erhaltenen Druckfahne vor; vgl. dazu die Editorische Vorbemerkung zum Brief an den Verlag J. C. B. Mohr (Paul Siebeck), vor oder am 27. Mai 1911, unten, S. 219.
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15. Mai 1911
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Hermann Oncken 15. Mai 1911; Heidelberg Abschrift; maschinenschriftlich ohne Anrede und Schlußformel, mit handschriftlichen Korrekturen von Marianne Weber GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 30, Bd. 6, Bl. 59 – 60 Im Mittelpunkt des hier abgedruckten Briefes steht Webers Bemühen, Oncken für einen Vortrag auf dem nächsten Hochschullehrertag in Dresden zu gewinnen. Oncken, der längere Zeit in den USA gelehrt hatte, sollte als Korreferent zu dem Amerikaner George Fullerton über das Thema: Die von den deutschen abweichenden Einrichtungen an den nordamerikanischen Hochschulen, sprechen. Tatsächlich hat Oncken das Korreferat übernommen, war aber am Erscheinen gehindert; für ihn sprang dann Karl Lamprecht ein.
Heidelberg, 15. V. 1911.
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Ich möchte nochmals an Sie die Bitte richten, sich doch bejahend zu entschließen, denn es scheint mir, daß eine andere Behandlung als eine Feststellung dessen, was jemandem, der drüben eigene Erfahrung gesammelt hat, persönlich als charakteristische Differenz aufgefallen ist[,] garnicht möglich ist. Alle solchen Erfahrungen aber werden aan Einzelexemplarena von Universitäten gesammelt. Fullerton hat gefragt, welche Gegenstände und Fragen für Deutsche interessant seien. Es ist ihm geantwortet: 1.) Die Frage der Belastung der Dozenten mit Verwaltungsarbeit. 2.) Die Frage der Beeinflussung der Lehrfreiheit durch kapitalistische und politische Interessen und 3.) die Frage[,] wie bei Fehlen des Kollegsgeld fleißige Lehrtätigkeit erzielt werde. 4.) Von ihm vorgeschlagen die Frage, welchen Einfluß es hat, daß die amerikanischen Universitäten nicht in erster Linie Beamte erziehen, 5.) von mir zugefügt: Die Stellung der Fakultäten und des Nachwuchses, des letzteren in seinen Avancementschancen, seiner Belastung mit Pauker-Arbeit, dem Maß der Möglichkeit weiter zu kommen (Benutzung der Lehrmittel der Institute). Aber damit ist der Problemkreis ja nicht erschöpft. Und vor allem Fullerton kennt ja die deutschen Zustände nicht und weiß nicht, worüber man sich bei uns beschwert und also nicht was man von drüben an Lösungen erwartet – vielleicht zum Teil recht vergeblich erwartet. Es käme doch wohl darauf an festzustellen: 1.) was die Vereinigung von Rektor, Kurator, Kultusminister in der Person des Präsidenten für Folgen hat, – d. h. was der Präsident eigentlich tut? – 2.) was die scheinbare
a von Einzelexempeln > an Einzelexemplaren
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Demokratisierung der Fakultät für Folgen hat 3.) welche Stellung der Ordinarius hat, welche Machtmittel gegen die Assistenten – 4.) wie sich unter diesen Einflüssen die formale Freiheit, zu lehren was man will: dem Objekt nach, wie sie bei uns besteht, gestaltet? 5.) Wie sich die Stellung des akademischen Lehrers alles in allem, hier und dort für die breite Schicht der Dozenten natürlich, und die Chancen der Tüchtigen unter ihnen gestaltet? Dazu sind Sie, wie ich von so mancher Unterhaltung weiß, sehr kompetent, so kompetent wie jemand[,] der nicht lange Jahre dort war – und solche Leute haben wir nicht – nur sein kann. Ich würde dann wohl bereit sein das wenige[,] was ich gesehen habe[,] als Debatteredner zu ergänzen1 und noch Fragen zu stellen, die sei es Fullerton und sei es Sie beantworten oder auch als nicht durch Sie beantwortbar ablehnen können. Welche? würde ich sehr gern vorher hier mit Ihnen bereden ...b
b Ende der Abschrift mit Auslassungszeichen. 1 Webers Beiträge als Debattenredner über die amerikanischen Universitäten finden sich in: Verhandlungen des IV. Deutschen Hochschullehrertages zu Dresden am 12. und 13. Oktober 1911. Bericht erstattet vom geschäftsführenden Ausschuß. – Leipzig: Verlag des Literarischen Zentralblattes für Deutschland (Eduard Avenarius) 1912, S. 66 – 77 und 85 f. (MWG I/13).
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Anna Neumann 16. Mai 1911; Heidelberg Brief; eigenhändig SBPK zu Berlin, Slg. Darmst., 2g 1900, Max Weber
Heidelberg 16/V 11 Sehr geehrtes Fräulein Neumann!
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Ich danke verbindlichst für Ihre freundliche Sendung.1 Ich habe Ihr Buch, mit ganz andren Dingen befaßt, nur vorläufig durchsehen können und den Eindruck großer Sorgfalt in der gewissenhaften Materialbeschaffung gewonnen. Ich glaube auch, daß das Material, obwohl es in der That leider nicht reich ist und nicht reich sein kann, im Wesentlichen ausreicht, um Ihre Schlüsse bezüglich der Lohnbewegung zu begründen,2 soweit die großen Züge in Betracht kommen. Und die so gewonnenen Resultate sind wichtig genug, um Ihre Darstellung sehr werthvoll zu machen. Vorbehalten muß ich mir meina Urteil über die gegebene Analyse der Gründe der Agrarkrisis der 20/30er Jahre,3 bis ich Zeit finde diesen Teil eingehender zu lesen. Daß für die privatwirtschaftliche Krise die von Ihnen angegebenen Gründe sicher sehr wesentlich, wohl beherrschend, mitwirkten, glaube auch ich. Inwieweit auch auf die Getreidepreisbewegung, – das möchte ich wie gesagt mir noch vorbehalten zu überlegen. Es freut mich jedenfalls sehr, daß diese Arbeit vorliegt
a Alternative Lesung: ein 1 Webers Dank gilt der Zusendung von Anna Neumanns Buch, Die Bewegung der Löhne der ländlichen „freien“ Arbeiter im Zusammenhang mit der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung im Königreich Preußen gegenwärtigen Umfangs vom Ausgang des 18. Jahrhunderts bis 1850 (Landwirtschaftliche Jahrbücher, Bd. 40, Ergänzungsband 3). – Berlin: Paul Parey 1911. 2 Anna Neumann, wie Anm. 1, belegt für den untersuchten Zeitraum die Schwankungen der Geldlöhne der „freien“ Tagelöhner, während bislang von Autoren wie Theodor von der Goltz und Gustav Schmoller deren Stabilität behauptet worden war. 3 Nach Neumann, wie Anm. 1, S. 148, ließen sich die Ursachen der Agrarkrisis nicht auf die „Formel ,Überproduktion‘“ zurückführen. Ausschlaggebend war vielmehr für die Rezession die durch die vorangegangene agrarische Hochkonjunktur ausgelöste Spekulation sowohl des Getreidehandels als auch mit Grund und Boden sowie dem landwirtschaftlichen Gewerbe. „In der mit ihr und großenteils auch mit Wohlleben verknüpften Verschuldung lag der Hauptgrund der Notlage der Landwirte, als mit dem Aufhören der [napoleonischen, d.Hg.] Kriege die ungewöhnlichen Absatz- und Preisverhältnisse einem, mehr noch durch Unterkonsumtion, als durch Überproduktion geförderten Rückgange wichen.“
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und ich werde das Meinige thun, für eine eingehende Besprechung im „Archiv“ (außer der Anzeige im „Litt[erarischen] Anzeiger“) zu sorgen.4 Es würde mich freuen, wenn Sie Sich entschließen sollten, als Rezensentin (oder wie Sie sonst wünschen) am „Archiv“ mitzuarbeiten.5 Mit vorzüglicher Hochachtung Ihr ergebenster Max Weber
4 Weder „Anzeige“ noch Rezension des Buches von Anna Neumann sind im AfSSp erschienen. 5 Anna Neumann ist als Autorin bzw. Rezensentin im AfSSp nicht in Erscheinung getreten.
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16. Mai 1911
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Oskar Siebeck PSt 16. Mai 1911; PSt Heidelberg Karte; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 Die folgende Karte steht in Zusammenhang mit der Drucklegung der Verhandlungen des Ersten Deutschen Soziologentages.
Sehr geehrter Herr Dr Siebeck!
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Der Samstag-Vormittag-Vorsitzende war Prof. Simmel. (Nachm[ittags]: Tönnies) Könnte der Druck nicht jetzt schnell erledigt werden? Ich habe die „Vorbemerkung“ und den „Inhalt“ noch nicht, auch nicht die Revision der Diskussion ama Samstag Nachmittag. Mit besten Empfehlungen Ihr ergebenster Max Weber
a Alternative Lesung: vom
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17. Mai 1911
Oskar Siebeck PSt 17. Mai 1911; PSt Heidelberg Karte; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446
betr. Soziol[ogen-]Tag Sehr geehrter Herr Doktor! Ich weiß nicht[,] ob ich nicht vergaß zu schreiben, daß am Samstag den 21. Okt[ober] Simmel präsidierte. Mit vorzüglicher Hochachtung Max Weber
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25. Mai 1911
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Oskar Siebeck PSt 25. Mai 1911; PSt Frankfurt-Karlsruhe-Basel Bahnpost Zug 920 Karte; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446
Sehr geehrter Herr Dr Siebeck!
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Auf die Anfrage des Herrn R[ichard] Wille von gestern:1 mir scheint es doch richtig, den 19. auch auf dem Titel zu lassen, da Prof. Simmel verletzt sein könnte, falls man seinen Vortrag als „noch nicht“ zur Arbeit der Tagung gehörig ansähe. (ein conkreter Vorfall in Frankfurt giebt mir den Anlaß)2 Mit bester Empfehlung Ihr Max Weber
1 Richard Wille hatte in seinem Schreiben vom 24. Mai 1911 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446) angefragt, ob „auf Umschlag und Titel der Verhandlungen des Soziologentages die Tage vom 19. bis 22. Oktober 1910 gesetzt werden sollen, oder vom 20. bis 22. Oktober 1910. Da der 19. Oktober nur Begrüßungsabend war – freilich mit Vortrag von Herrn Professor Simmel –, so dürfte dieser Tag für den Titel ev. nicht in Betracht kommen.“ 2 Ferdinand Tönnies hatte seine einleitende Rede auf dem Ersten Deutschen Soziologentag in Frankfurt a.M. am 20. Oktober 1910 mit den Worten eingeleitet, daß er „hiermit den wissenschaftlichen Teil des Soziologentages“ eröffne, nachdem am Tage vorher schon Georg Simmel am sogenannten Begrüßungsabend einen soziologischen Vortrag gehalten hatte, hier zitiert nach Simmels Brief an den Vorstand der DGS vom 10. Juni 1912 (Abschrift masch.; SHLB Kiel, Nl. Ferdinand Tönnies, Cb 54.61:1.1.49).
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26. Mai 1911
Hermann Beck 26. Mai 1911; Heidelberg Abschrift; maschinenschriftlich SHLB Kiel, Nl. Ferdinand Tönnies, Cb 54.61:1.1.60
Heidelberg, 26. Mai 1911. Sehr geehrter Herr Doktor, Ich meine, der Vorstand könnte Herrn Dr. Hanns Dorn sehr wohl fragen, ob er Mitglied werden wolle und ihm bejahendenfalls den Kooptationsvorschlag ankündigen für die nächste Sitzung des Hauptausschusses.1 Er scheint auch mir ganz geeignet und nimmt zweifellos gern teil. Mit vorzüglicher Hochachtung Max Weber.
1 Webers Zustimmung gilt dem Vorschlag von Alfred Vierkandt, den Privatdozenten an der Technischen Hochschule München Hanns Dorn, den Herausgeber des „Staatsbürger“ sowie der „Frauenzukunft“ zu kooptieren, falls dieser noch nicht DGS-Mitglied sei. Dorn verfüge „gewiß über eine Anzahl von Beziehungen und Verbindungen, die uns gewiß nützlich sein“ könnten. Die Empfehlung findet sich in Vierkandts Schreiben an Beck vom 19. Mai 1911 (Abschrift masch.; SHLB Kiel, Nl. Ferdinand Tönnies, Cb 54.61:1.1.58). Da der Vorschlag nur Zustimmung fand (vgl. die Schreiben von Hermann Beck und Ferdinand Tönnies vom 31. Mai und 1. Juni 1911; ebd., Cb 54.61:1.1.05 und Cb 54.61:1.1.54), wurde Hanns Dorn zur Kooptation aufgefordert.
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27. Mai 1911
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Verlag J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) [vor oder am 27. Mai 1911]; o. O. Brief; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 Die Datierung ist erschlossen aus der Antwort der Verlagsmitarbeiter Richard Wille und Richard Pflug vom 27. Mai 1911 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446). Max Webers Äußerungen finden sich auf einem Fahnenblatt zu den Verhandlungen zum Ersten Deutschen Soziologentag; das Blatt mit dem Zusatz von dritter Hand: „305“ enthält eine Passage eines Diskussionsbeitrages von Rudolf Goldscheid. Da Weber in einer längeren Bemerkung dazu Stellung bezieht, werden die Äußerungen Goldscheids hier wiedergegeben: „Ich habe mich über die Ausführungen des Herrn Dr. Kantorowicz auf das allerherzlichste gefreut, und zwar gefreut aus den verschiedenartigsten Gründen, gefreut vor allem wegen seiner scharfen Betonung des Wertes der Soziologie für die Jurisprudenz. Ich kann mit einer einzigen Ausnahme, auf die ich noch kommen werde, seinen Vortrag unterschreiben, und habe mich ganz besonders deshalb gefreut, weil er den Wertbegriff – um mich eines burschikosen Ausdrucks zu bedienen – angeschnitten hat. Ich habe durchaus nicht die Absicht, gegen § 1 unserer Statuten mich zu versündigen; ich werde über den Wertbegriff rein theoretisch sprechen, ohne irgend welches Werturteil zu fällen. Das wird allerdings einigermaßen schwierig sein und zwar besonders deshalb schwierig, weil der größte Teil der Themen, die für diese wertfreie Diskussion gewählt sind, Wertprobleme waren. Das wird also deshalb schwierig sein, und ich möchte nur ganz kurz bemerken, daß ich mich auf das energischste gegen diesen Paragraphen gewehrt habe und daß ich seiner Aufnahme in das Statut nur zugestimmt habe, als darüber die ganze Gesellschaft in Brüche zu gehen gedroht hat. Ich werde mich also bemühen, über das Wertmoment rein theoretisch zu sprechen. Ich werde trachten, mich mit der Demonstration am Phantom zu begnügen. (Heiterkeit.) Verehrte Anwesende, es handelt sich um die Bedeutung des Wertbegriffes, des Wertens und des Wägens nicht nur für die Praxis, nicht nur für die Anwendung der Erkenntnis auf das praktisch Geschehene, sondern auch dahin, welche Rolle das Werten in der Geschichte der Forschung, in der Theorie der Praxis spielt. Meine Herren, solange wir uns damit begnügen, nur immer Tatsachen zu beschreiben, solange wir nur Tatsachenmaterial aufhäufen, solange gelangen wir nicht zur Grenze der Dinge, solange gelangen wir nicht an die Wurzel unseres Seins. Erst mit der Frage nach dem Wozu bekommt unser ganzer Forschungswille seine entscheidende Richtung. Es liegen eine“. An dieser Stelle endet die Seite. Am Rande vermerkt Weber dazu: „Ich glaubte, Dr Goldscheid sei gestrichen worden (auf seinen Wunsch!) Eben dasselbe [g]iebt das Inhaltsverzeichnis. Weshalb erhielt ich (vorgestern) diese Revision? – da doch der Schlußbogen (17) schon umbrochen ist?“ In seiner Antwort vom 27. Mai 1911 (siehe oben) bestätigte der Verlag, daß die Diskussionsrede von Rudolf Goldscheid gestrichen sei und in den umbrochenen Bogen nicht mehr vorkomme.
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NB. Könnte wohl nunmehr der Preis ermittelt werden, zu welchem die D[eutsche] G[esellschaft] f[ür] Soz[iologie] das Exemplar (incl. Versendungskosten an die einzelnen Mitglieder – wie bei Duncker & Humblot es auch geschieht, von Ihnen aus) zu stehen kommen wird?1 Weber.
1 Nach den Berechnungen, die Richard Wille und Richard Pflug Max Weber am 30. Mai 1911 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446) mitteilten, betrug der Ladenpreis pro Band „Verhandlungen“ nach „unten abgerundet“ 8 Mk, für die Vereinsmitglieder 3,92 Mk.
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Friedrich Blanck PSt 29. Mai 1911; Heidelberg Brief; eigenhändig Deponat Max Weber, BSB München, Ana 446 Die Datierung ist erschlossen aus dem Inhalt des Briefes sowie einem leeren Briefumschlag mit dem Poststempel vom 29. Mai 1911 in: Deponat Max Weber, BSB München, Ana 446. Dem Brief ist irrtümlich ein Umschlag mit dem Poststempel vom 14. Januar 1912 zugeordnet. Der folgende Brief steht in Zusammenhang mit der Auseinandersetzung über einen Pressebericht in den Dresdner Neuesten Nachrichten über eine angebliche Duellforderung Arnold Ruges an Max Weber; vgl. dazu die Editorische Vorbemerkung zum Brief an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 11. Januar 1911, oben, S. 31 – 33. Diese Auseinandersetzung hatte am 22. und 27. Mai 1911 zu Privatklagen von Julius Ferdinand Wollf und dem bis dahin Weber gegenüber anonym aufgetretenen Otto Bandmann geführt, deren Zustellung an Weber am 29. Mai 1911 erfolgte und vermutlich den unmittelbaren Anstoß für das folgende Schreiben bildete.
Heidelberg Ziegelh. Landstr. 17 Sehr geehrter Herr Doktor!
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Könnten Sie mir nächster Tage1) wohl eine Unterredung in einer vertraulichen Angelegenheit gewähren? Ich habe die Persönlichkeit eines Herrn festgestellt, welcher in einer Anzahl Zeitungen2) gegen mich den ehrenrührigen Vorwurf des Kneifens (gegenüber 앚:angeblichen:앚 Forderungen des Dr Ruge) erhoben hatte. Ich kann ihn im hiesigen Adreßbuch nicht finden, Dr phil. Otto Bandmann.1 Ist er Ihnen bekannt? Er hat mich überdies mit anonymen Briefen behelligt,2 als ich durch die Redaktion der „Dresd[ner] N[euesten] Nachr[ichten]“ (Wollfa) seinen Namen zu wissen verlangte. 1)
Etwa: Donnerstag? Hamb[urger] Fremdenblatt, Dresdener N[eueste] Nachrichten u. s. w. 2)
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a O: (Wolff 1 Otto Bandmann hatte bis Februar 1911 als Redakteur in Mannheim an der Neuen Badischen Landeszeitung gearbeitet und war im März 1911 nach Dresden verzogen, um dort eine Redakteurstelle bei den Dresdner Neuesten Nachrichten anzutreten. 2 Vgl. dazu den Brief an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 7. März 1911, oben, S. 126 f.
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29. Mai 1911
Seine Satisfaktionsfähigkeit ist nach seinem Verhalten fraglich und wäre zu erörtern. Da es sich um einen Journalisten handelt, möchte ich mich gern an einen Standesgenossen wenden und kenne außer Ihnen Niemand. Ich frage ergebenst an, ob ich wohl darauf zählen dürfte, daß Sie mich vertreten? Es ist mir unangenehm Sie zu belästigen; aber an wen sollte ich gehen? Da ich meine Frau nicht beunruhigen will, möchte ich um Antwort im Couvert bitten. Mit bekannter Hochachtung ergebenst Max Weber
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4. Juni 1911
Marianne Weber PSt 4. Juni 1911; PSt Heidelberg Karte; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446
Sonntag Abend L. Schn!
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Heut waren nur Braus’ens, Schmid’s u. die Bernaysa da.1 Es war ganz nett: Frau Br[aus] erzählte von Paris, Cläre2 rezitierte Iphigenie. – Vorgestern war Gundolf da u. wir sprachen viel von St[efan] George. Er ist kein Pseudonymb, sondern der Mann ist französischer Herkunft.3 Maximin4 war 17 Jahre alt, als er starb – Gott sei Dank! Er war wie immer sehr lebendig u. zuthunlich, wir sprachen viel vom A[lter]tumc u. dgl. He[ut]d Mittag kamen Beneckes: Onkel,5 Tante,6 Dora,7 Elfriede8 vorbei u. saßen im Garten mit mir. Jetzt regnet’s. Hoffentlich bist Du gut übergekommen9 u. recht verständig! Grüße die Mutter und Düring’se herzlich[.] Es umarmt Dich Dein Max
a O: Bernay b Unsichere Lesung. c Lochung. d Lochung. e O: Dühring’s 1 Gemeint ist der „jour“ am Sonntagnachmittag. 2 Gemeint ist Cläre Schmid-Romberg, eine gelernte Schauspielerin. 3 Der Vater von Stefan George stammte aus Lothringen. 4 Maximin, eigentlich Maximilian Kronberger, wurde von Stefan George in einem Teil des „Siebenten Ringes“, 2. Aufl. – Berlin: G. Bondi 1909, mythisiert. 5 Ernst Wilhelm Benecke. Die Familie Benecke lebte in Straßburg, hatte aber eine Etage des Heidelberger Elternhauses in der Ziegelhäuser Landstraße 1 als Ferienwohnung beibehalten. 6 Emilie (Nixel) Benecke, eine Schwester von Helene Weber. 7 Dora Benecke, älteste Tochter von Emilie und Ernst Wilhelm Benecke. 8 Elfriede Benecke, eine Schwester von Dora Benecke. 9 Marianne Weber besuchte Helene Weber vom 3. bis 8. oder 9. Juni 1911 im Sanatorium in Tobelbad bei Graz.
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5. Juni 1911
Oskar Siebeck 5. Juni [1911]; Heidelberg Brief; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 Jahresdatum erschlossen aus Verlagsvermerk: „7. VI. 11“ sowie Briefinhalt.
Soziol[ogische] Ges[ellschaft]
Heidelberg 5. VI.
Sehr geehrter Herr Dr Siebeck! R[ückerbittung]a sende ich anbei das Mitgliederverzeichnis der Ges[ellschaft] f[ür] Soziologie zur schleunigen Versendung der Expl. An das Bureau (Berlin W 50 Spichernstr. 17) bitte ich 1 Expl. für Prof. Münsterbergb (Amerika-Institut)1 auf dessen Ersuchen zu senden. Weitere Bestellungen erfolgen 1) nach Beitritt der (ca 40 neuen, – im Ganzen: 80) Mitglieder der im Juni zu begründenden Statistischen Sektion2 und 2) vom Bureau für Austausch-Exemplare später. Mit bestem Gruß! Max Weber aU[nter]
Die Ausstattung macht sich gut
a O: zweifach unterstrichen. b 具zu senden典 1 Gemeint ist Hugo Münsterberg, der damals als amerikanischer Austauschprofessor an der Universität Berlin lehrte und auf dessen Initiative hin das der Staatsbibliothek angegliederte Amerika-Institut 1911 errichtet worden war. 2 Die Gründung erfolgte am 17. Juni 1911; vgl. dazu: Deutsche Statistische Gesellschaft. Abteilung der Deutschen Gesellschaft für Soziologie. Niederschrift der Verhandlungen der konstituierenden Versammlung in Dresden am 17. Juni 1911, erschienen als Beilage in: Deutsches Statistisches Zentralblatt, Jg. 3, Nr. 6, 1911.
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5. Juni 1911
Paul Siebeck 5. Juni [1911]; Heidelberg Brief; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 Jahresdatum erschlossen aus Verlagsvermerk: „7. VI. 11“ sowie Briefinhalt.
Handb[uch] d[er] Polit[ischen] Ök[onomie]
Heidelberg 5. VI.
Sehr geehrter Herr Dr Siebeck!
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Philippovich schreibe ich, daß er Frist bis 1. Mai 1912 (wie v. Wieser) hat, aber jetzt zusagen muß.1 Sonst geht es ja nicht. Mit bestem Gruß! Max Weber Zu erwägen wäre: jetzt Versendung einer (vervielfältigten) Erinnerung aller Mitarbeiter an den Termin, damit sie ihre Arbeitsdispositionen darnach einrichten. Was meinen Sie dazu?2
1 Paul Siebeck hatte in seinem Brief an Max Weber vom 29. Mai 1911 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446) von einer Nachricht Eugen von Philippovichs berichtet, wonach dieser mit der Fertigstellung der Neuauflage von Band 1 seines „Grundrisses der Politischen Ökonomie“ beschäftigt sei und deswegen noch keine definitive Entscheidung bezüglich der Übernahme eines GdS-Beitrages fällen könne. Auch sei er in eine außerordentliche Kommission zur Verwaltungsreform berufen worden und sehe deswegen „seine für die eigene Arbeit übrigbleibende Zeit immer mehr beschnitten. Er will nicht eine Arbeit für das Handbuch übernehmen, die er eventuell nicht leisten kann. [...] Ich stelle es Ihnen anheim, ob Sie ihm die Entscheidung solange offen halten wollen bis er mit dem 1. Band des Grundrisses fertig ist.“ 2 In seinem Antwortschreiben vom 7. Juni 1911 ((VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446) befürwortete Paul Siebeck den Vorschlag, fragte aber zurück, ob Weber einen Entwurf anfertigen wolle. Diesen sandte Weber am 25. Juni 1911 an Paul Siebeck, unten, S. 241 f.
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5. Juni 1911
Marianne Weber [5. Juni 1911; Heidelberg] Brief; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446 Datum und Ort sind aus dem Inhalt des Briefes, auch in Zusammenhang mit der Karte an Marianne Weber vom 4. Juni 1911, oben, S. 223, erschlossen.
Liebes Schnauzele – außer diesen Sachen1 sind noch 540 Mk von der Diskonto G[esellschaft] eingetroffen bzw. annonciert: ganz nett! Gestern waren Braus u. Schmids’ da – ja so das erzählte ich ja schon.2 Nun ist der V[erein] f[ür] Sozialpolitik am 11.[,] 12.,3 der Hochschullehrertag am 13. Oktober.4 Man muß überlegen, wie wir uns dann einrichten: vorher nach Paris? oder nachher? Frau Braus erzählte sehr nett, war von den Frauen so angethan, die man auf den Straßen5 sah, bes[onders] den Toiletten (also: l[ieber] Schnauzel!!) auch den 60–80 Fr. kostenden Hüten der Frauen des kleinen Mittelstandes (also = l[ieber] Schnauzel!!). Sonst hatte sie ja nicht auf vieles geachtet. Es küßt Dich Dein Max Nichts von Dir bisher.
1 Vermutlich beiliegende Post für Marianne Weber. 2 Siehe Karte an Marianne Weber vom 4. Juni 1911, oben, S. 223. 3 Die Generalversammlung des Vereins für Sozialpolitik fand am 9. und 10. Oktober 1911 in Nürnberg statt. 4 Der IV. Deutsche Hochschullehrertag fand am 12. und 13. Oktober 1911 in Dresden statt. 5 Gemeint sind die Straßen von Paris.
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Marianne Weber [am oder nach dem 7. Juni 1911; Heidelberg] Brief; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446 Max Weber benützte die Rückseite eines Schreibens des Vereins zur Förderung des Fremdenverkehrs an Marianne Weber vom 7. Juni 1911. Aus dieser Datierung ist das Datum erschlossen, der Ort aus dem Inhalt des Briefes.
Liebe Schnauzel!
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Wenn das mit Mama so steht, dann ist es ja wunderschön[,] daß sie mit herkommt.1 Die Karoline2 ist versagt jedenfalls von Samstag bis Samstag, durch ein andres Engagement, aber kann dann doch wohl wieder kommen. Sie will das morgen sagen. Alles Andre wird besorgt. Daß Mama Alfred’s Sache3 so sieht u. sich das Andre möglichst in den Hintergrund schiebt, ist auch ein rechtes Glück. Ich schrieb ihr vona Vevey4 aus in ähnlichem Sinn, nur etwas vorsichtig. (Wäre Else5 앚:und Jaffé:앚 jetzt hier, würde ihr doch leicht die 앚:andre Seite kommen!):앚 Daß Mama grade mit Mariännchen6 zusammentrifft, ist eigentlich ja schade, aber nicht zu ändern u. besser, als mit Clara7 zusammen. Nun aber bitte: reist ja nicht vor Montag.8 1) strapazierst Du Dich, – 2) hat Bertha9 앚:sonst:앚 den Sonntag10 앚:erst:앚 grade hinter sich, – 3) ist es dann nur von Dienstag bis Freitag ohne Caroline (mit Frau Wagner, denken wir) u. jeder Tag weniger ist da doch gut. – Wennb Du Else siehst11 – bitte nichts von mir, wenn möglich. Ich 앚:schreibe ihr sehr herzlich u. freundlich, aber ich:앚 will mit ihr nichts a 具Italien au典 b Daß > Wenn 1 Marianne Weber hatte vermutlich aus Tobelbad geschrieben, daß Helene Webers Befinden gebessert sei und sie mit ihr nach Heidelberg kommen könne. Am 9. Juni waren sie spätestens angereist. Vgl. Brief an Siebeck vom 9. Juni 1911, unten, S. 229, auf dem sich eine handschriftliche Datierung von Helene Weber befindet. 2 Karoline war eine zusätzliche Haushaltshilfe. 3 Gemeint ist die Beziehung von Alfred Weber zu Else Jaffé. 4 Vgl. Brief an Helene Weber, vor dem 15. April 1911, oben, S. 184. 5 Else Jaffé. 6 Marianne Müller aus Oerlinghausen sollte Max und Marianne Weber in der zweiten Junihälfte in Heidelberg besuchen. 7 Der Besuch von Clara Mommsen war im Juli vorgesehen. 8 Das war der 12. Juni 1911. 9 Bertha Schandau. 10 Am Sonntag fanden die „jours“ bei Max Weber statt. 11 Gemeint ist wohl ein Treffen in München auf der Rückreise von Graz nach Heidelberg.
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mehr zu schaffen haben, – es ist ja klar, wie werthlos 앚:u. billig:앚 alle 앚:noch so:앚 freundlichen Worte ihrerseits jetzt c u. künftig sein würden. Alfred wird 앚:auch so:앚 so gut es gehtd u. so strapazant 앚:die Unehrlichkeit mir:앚 ist, gut behandelt, da ich ihne nicht „verantwortlich“ mache; das kann sie ja wissen u. braucht sich also keine „Mühe zu geben“. Laß es Dir recht gut gehen u. komme ausgeruht heim. Herzlich küßt Dich Dein Max Gestern bei Endemann’s gegen Abend (er bat mich darum; ist ein guter Wauwau).
c 具sin典 d 具immer典 e 具ja nichts典
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9. Juni 1911
Paul Siebeck 9. Juni 1911; Heidelberg Brief; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 In diesem sowie den folgenden Briefen an Paul Siebeck vom 1. Juli 1911 und an Alexander Kaufmann, nach dem 5. Juli 1911, unten, S. 243 – 245 und 246, geht es um die mögliche deutsche Ausgabe der gerade im Druck befindlichen zweiten Auflage von Kaufmanns 1909 erschienenem Werk: Statistika. Ee priemy i ee znacenie dlja obsˇcˇ estvennych nauk. – Moskva 1911. Die Anregung einer Übersetzung war von Kaufmann selbst ausgegangen, die er in einem Brief an Weber vom 8. Juni 1911 (Abschrift masch.; VA Mohr/Siebeck, Tübingen, Nr. 306) vortrug. Während seines Deutschlandaufenthaltes war Kaufmann in Gesprächen mit Paul Mombert auf den Mangel an geeigneten deutschsprachigen statistischen Lehrbüchern hingewiesen worden, und da sein eigenes Lehrbuch einen bislang so überaus durchschlagenden Erfolg in Rußland gezeitigt habe, fragte er Weber nach der Möglichkeit einer deutschen Ausgabe seines Werkes, das nach seinen Angaben „32 – 35 Druckbogen“ umfassen werde. „Der erste, theoretische Teil ist im großen und ganzen im Sinne der Ansichten von Lexis und seiner Schule gehalten, mit einigen von mir; der zweite, methodologische ist ziemlich selbständig, mit Rücksicht auf die ja sehr interessante russische statistische Praxis gefaßt.“ Dagegen werde auf eine Darstellung der Geschichte der Statistik sowie auf den sonst üblichen deskriptiven Teil, einen Überblick über die statistische Organisation verschiedener Staaten, verzichtet. Wie der folgende Briefwechsel belegt, ist die Anregung Kaufmanns von Weber lebhaft unterstützt worden. Das Buch ist erschienen unter dem Titel: Theorie und Methoden der Statistik. Ein Lehr- und Lesebuch für Studierende und Praktiker. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1913. aHeidelberg, 9. Juni
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Sehr geehrter Herr Dr Siebeck!
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Ich halte es für möglich, daß dieser Vorschlag Ihr Interesse erregt. Herr A[lexander] Kaufmann (er hat auch im „Archiv“ einen Aufsatz gehabt)1 ist in Rußland in der Zeit der Revolution Inhaber eines hohen Beamten-Postens im Landwirtsch[afts-]Ministerium gewesen, trat dann unter der reaktionären Regierung zurück undb begab sich in die akademische Carriere. Seine großen (russischen) Arbeiten über Sibirien waren epochemachend.2 Die allgemeine wissenschaftliche Qualifikation a Ort und Datum von der Hand Helene Webers. b 具bezog典 1 Kaufmann, Alexander, Das russische Übersiedlungs- und Kolonisationsgesetz vom 6./19. Juni 1904 und die Aussichten der inneren Kolonisation in Rußland, in: AfSSp, Bd. 22, Heft 2, 1906, S. 371 – 423. 2 Kaufman, Aleksandr A., Krest’janska obsˇcˇ ina v Sibiri. – S.-Peterburg: Obsˇcˇ estvennaja Pol’za 1897, sowie: Pereselenie i kolonizacija. – S.-Peterburg: Obsˇcˇ estvennaja Pol’za 1905.
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ist also über allem Zweifel. Über das Buch könnte ich Urteile competenter Leute (Prof. Bortkiewicz – Berlin)3 einholen, falls die Sache prinzipiell für Sie in Frage kommt. In der That fehlt so ein „Lehrbuch“. v. Mayr ersetzt ja das natürlich nicht.4 Mit angelegentlichster Empfehlung Ihr ergebensterc Max Weber
c Unsichere Lesung. 3 Ladislaus v. Bortkiewicz hat in seinem Brief an Max Weber vom 25. Juni 1911 zum Buch von Kaufmann Stellung bezogen; vgl. dazu den Brief an Paul Siebeck vom 1. Juli 1911, unten, S. 243, Anm. 2. 4 Gemeint ist das Lehrbuch von Georg v. Mayr, Statistik und Gesellschaftslehre, Bd. 1: Theoretische Statistik. – Freiburg i. B. und Leipzig: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1895.
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Edgar Jaffé [vor dem 14. Juni 1911]; o. O. Brief; eigenhändig Privatbesitz Die Datierung ist erschlossen aus Webers Bedenken, das Buch von Werner Sombart, Die Juden und das Wirtschaftsleben. – Leipzig: Duncker & Humblot 1911, ohne dessen Zustimmung durch Lujo Brentano im AfSSp rezensieren zu lassen. Eine entsprechende Anfrage Jaffés erfolgte in seinem Brief an Sombart vom 14. Juni 1911 (GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Werner Sombart, Nr. 17, Bl. 217 – 218).
Lieber Jaffé!
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1. Ich hätte doch Bedenken, ohne Sombarts ausdrückliche Zustimmung grade Brentano referieren zu lassen.1 Ich könnte es S[ombart] nicht übel nehmen, wenn er ablehnte. Denn Br[entano] hat ihn stets sehr schlecht behandelt.2 Hat denn Braun abgelehnt?3 2. Ich bin so außer Übung mit dem Correspondieren, daß ich z. Z. gar nicht wüßte, an wen wegen des Novemberheftes zu gehen. Ich werde es aber überlegen. 3. Knapp schrieb wegen des Buchs von Frl. Neumann (Landarbeiter)4 an mich. Ob er dasselbe wohl besprechen würde? Ich stehe den Dingen jetzt zu fern! Mit den besten Grüßen! Max Weber
1 Anscheinend hat Sombart keine Bedenken über Brentano als möglichen Rezensenten gehabt, der jedoch ablehnte. Eine Besprechung ist erst zwei Jahre später erschienen: Guttmann, Julius, Die Juden und das Wirtschaftsleben, in: AfSSp, Bd. 36, Heft 1, 1913, S. 149 – 212. 2 Weber denkt hier an Lujo Brentanos Polemik: Ist der Handel an sich Parasit? Eine Frage an Marxisten und andere, in: Die Nation, Jg. 22, Nr. 18 vom 28. Jan. 1905, S. 275 f., Die Produktivität des Handels noch einmal. Insipiens an Sapiens, ebd., Nr. 21 vom 18. Febr. 1905, S. 327 f., und: Schlußwort Professor Brentanos, ebd., Nr. 23 vom 4. März 1905, S. 360. 3 Gemeint ist Adolf Braun. 4 Vgl. dazu Brief an Anna Neumann vom 16. Mai 1911, oben, S. 213 f.
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14. Juni 1911
Paul Siebeck 14. Juni [1911]; Heidelberg Brief; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 Jahresdatum erschlossen aus Verlagsvermerk: „20. VI. 11“ sowie Briefinhalt. Bezug: Brief von Richard Wille und Richard Pflug an Max Weber vom 14. Juni 1911 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446) mit der Anfrage, an wen das „im Vertrag vorgesehene Honorar vom M. 500.– für das Stenogramm der Frankfurter Verhandlungen abzuführen“ sei. Außerdem baten sie um seine Stellungnahme zu der Berechnung der Versandkosten der „Verhandlungen“ an die DGS-Mitglieder unter Hinweis auf einen früheren Vermerk Webers: „wie bei Duncker & Humblot es auch geschieht“. Vgl. Schreiben an den Verlag J. C. B. Mohr (Paul Siebeck), vor oder am 27. Mai 1911, oben, S. 220.
Heidelberg 14/VI Sehr geehrter Herr Dr Siebeck! Ich weiß nicht, wie der V[erein] f[ür] S[ozial-]P[olitik] verfährt, auch werde ich das nicht gut erfahren können. Ich schlage vor: dem Preis von 3,92 M pro Expl. 3 zuzuschlagen für Verpackung, das giebt 3,95 M. Dazu dann die Portospesen. So giebt es dann runde (dezimale) Beträge. Die Verrechnung hätte so zu geschehen: 300 M. hat die Soz[iologische] Gesellsch[aft] ausgelegt, 200 M. ich persönlich aus meiner Tasche[.] Also mußa der Soziol[ogischen] Gesellsch[aft] der erstere Betrag gut geschrieben werden, der letztere an mich gezahlt werden. Mit angelegentlichstem Gruß! Max Weber
a hat > muß
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Hermann Graf Keyserling 21. Juni 1911; Heidelberg Brief; eigenhändig Privatbesitz
Heidelberg 21/VI 11 Sehr geehrter Herr Graf Keyserling!
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Ihre freundliche Karte vom 21. V. und Ihre beiden Sendungen – „Zwei Reden“ und „Entwicklungshemmungen“1 – erfreuten und interessierten mich sehr lebhaft. In der letzten kleinen Schrift stehen – namentlich in den Abschnitten S. 8 – 16 so ausgezeichnete Bemerkungen,2 die zugleich so völlig Dem entsprechen, was mir selbst gemäß ist, daß ich dazu kein Wort zu sagen hätte, und nicht minder richtig finde ich die Charakteristik des Begriffes „moderner Mensch“ (S. 6) als eines wesentlich negativ, jedenfalls aber von außen nach Innen u. nicht umgekehrt determinierten und faßbaren, völlig zutreffend.3 Ob die Bemerkungen über
1 Hierbei handelt es sich um folgende Schriften Hermann Graf Keyserlings: Zwei Reden. – Riga: Jonck & Poliewsky 1911, sowie: Entwicklungshemmungen. Ein Mahnwort an unsere Zeit. – Leipzig: Fritz Eckardt 1909. 2 Entwicklungshemmungen (wie Anm. 1), S. 8 – 12, enthalten Keyserlings Gedanken über die wachsende bzw. manifeste Diskrepanz zwischen Wirklichkeit und Vorstellungswelt, wobei diese die Vergangenheit als Richtmaß der Gegenwart nimmt, sich äußernd in einem mißverstandenen „Vornehmheitskultus“ (ebd., S. 11) und im Ästhetentum als der „sublimierteste[n] Form der Reaktion: wie der politisch Zurückgebliebene in veralteten Staatsformen das einzige Heil erblickt, so ist die Form schlechthin dem Ästheten der einzige Wert.“ Ebd., S. 12. S. 13 ff. enthält kritische Bemerkungen sowohl zum Nationalismus als der „moderne[n] Vergötterung des Volkstums“, ebd., S. 13, als auch zum zeitgenössischen Individualismus, der den „Sinn der Persönlichkeit in den Eigenheiten der Person erblickt, das Wesen mit der Erscheinung verwechselt [...]. Hier hat Nietzsche auf verderbliche Weise Schule gemacht: er zerbrach die dürre ,Seele‘ der protestantischen Philisterphilosophie, er verhalf dem Leben zu seinem Recht. Nun aber verschlang das Natürliche bald das Geistige ganz; der ganze Mensch soll im Physiologischen aufgehen.“ Ebd., S. 15. 3 Entwicklungshemmungen (wie Anm. 1), S. 6: „Man mag etwas Gegenständliches aussagen, wenn man vom Renaissancemenschen, dem Menschen des Mittelalters als einem einheitlichen Typus spricht: den ,modernen Menschen‘ gibt es nicht; spätere Zeiten werden über dieses Geschöpf einer voreiligen Ordnungsliebe lächeln. [...] Blicken wir um uns: unter modernen Menschen gewahren wir nicht allein Amerikaner und Ästheten, Juden und Journalisten, sondern auch Mystiker, Humanisten und Condottieren, Urmenschen und Dekadenten, Mönche und Ritter des Mittelalters, Byzantiner und solche, die vielleicht gewaltige Päbste hätten werden können – sie alle echtgeborene Kinder ihrer Zeit.“
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Caesar und Goethe (S. 7),4 die ich so nicht akzeptieren könnte, einen Gesinnungs- oder nur einen Formulierungs-Unterschied bedeuten, könnte man nur in eingehender Auseinandersetzung feststellen. Ebenso wäre zu dem Schluß – wo „Caesar“ wiederkehrt – vielleicht Einiges zu sagen: Cato war als Person für seine Rolle nicht ganz groß genug.5 Aber 앚:z. B.:앚 das Schicksal der Balten scheint mir zu zeigen, daß anicht einmala für den Politiker, und vollends nicht für den Inhalt einesb Menschenlebens, die „Weltgeschichte“ und ihre Entwicklungsnotwendigkeitenc alsd „Weltgericht“,e ein Werthmaßstab sind. Es ist für das Leben nicht belanglos, daß es Menschen giebt – gleichviel ob grade Cato ein solcher war – die uns es erleben lassen: „daß Menschenwürde der Götterstärke nicht weichen muß“. Schließlich aber ist dies wohl auch Ihre Ansicht. – Ihre Bemerkungen über die moderne Eitelkeit, nur ja um jeden Preis „Persönlichkeit“ sein zu wollen: der sicherste Weg, es im höchsten Sinn nie zu werden – unterschreibe ich ganz speziell.6 – Sehr viel wäre zu Ihrem glänzend geschriebenen Vortrag über Germanen u. Romanen zu sagen.7 Auf die Gefahr hin, daß Sie, wie kürzlich 앚:mit Bezug auf mich:앚 ein russischer Rechtsphilosoph,8 von izvestnij nemeckij pedantizm zu sprechen Sich versucht fühlen, möchte ich, da die Zustimmung zu den meisten Ihrer Bemerkungen selbstverständlich ist, nur einwenden: die Wendung des Lebens nach Innen 앚:(S. 12):앚9 ist von den Germanen den Engländern (auch den „germanischen“ Zügen in
a selbst > nicht einmal b des > eines c 具nicht典 d Alternative Lesung: das e 具überhaupt nur sehr begrenzt典 4 Ebd., S. 7, schreibt Keyserling: „[...] so wenig sie die Zukunft vorauswissen konnten, so wenig sie sogar ihre eigenen Motive übersahen, so genau wußten die Großen doch stets, was sie um der Zukunft willen zu tun hätten. Ich glaube nicht, daß Männer wie Cäsar oder Goethe in dieser Hinsicht je fehlgegangen sind.“ 5 Ebd., S. 18 f., vergleicht Keyserling die zwei historischen Gestalten, „deren Gegensatz für alle Zeiten symbolisch bleiben wird“, nämlich Cato und Julius Cäsar. 6 Vgl. dazu Anm. 2, letzte Zeilen. 7 Gemeint ist der Vortrag: Germanische und romanische Kultur, in: Zwei Reden (wie Anm. 1), S. 1 – 26. 8 Der betreffende russische Rechtsphilosoph konnte nicht identifiziert werden. 9 Zwei Reden (wie Anm. 1), S. 12: „Nur die weitesten Zusammenhänge dürfen überhaupt ins Auge gefaßt werden, wenn typische Züge [von Romanen und Germanen] bestimmt werden sollen. [...] das geistige Leben des Germanen ist wesentlich ein nach innen zu gekehrtes, dasjenige des Romanen ein nach außen zu ausstrahlendes; dieser Richtungsunterschied, dieser allein, ist die eigentliche Ursache aller besonderen Divergenzen und Gegensätze.“
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ihnen) nicht unbedingt eigen, wie mir scheint.1) Und es ist nicht grade nur das Kelten-Blut, was da modifizierend wirkt: (die innerlichsten wie die am meisten nach außen gewendeten Naturen des Inselreichs sind 앚:presbyterianische:앚 Schotten 앚:und:앚 soweit Engländer: Puritaner). Die Stellung zur Kunst und ihren Formungen scheint mir in England und Deutschlandf auf Tradition zu beruhen, Anderes, worin beide gleichmäßig sich von Frankreich – Italien entfernen (g und doch unter einander nicht identisch sind) auf historisch-politischen Schicksalen. Andrerseits ist der Gedanke von der Notwendigkeit der „Bewährung“ des religiösen Glaubens ein durchaus unkatholischer, 앚:vielmehr:앚 dem Calvinismus, Puritanismus, Baptismus etc. eigener, bestimmend für die Attitüde zum Leben sowohl der deutschen Reformierten (앚:namentlich auch der:앚 Schweizer), wie des angelsächsischenh Bürgertums in Englandi und Amerika, wie der Hugenotten und der Schotten. „Deutsch“ ist da 앚:in Ihrem Aufsatz:앚 = lutherisch. (Ich habe dies einmal sehr eingehend nachzuweisen gesucht,10 es ist einer der Punkte, wo rein religiöse Differenzen die Nationalitäten gespalten und ihrerseits welthistorischej Gegensätze geschaffen haben). Der Katholik, „qui pratique“, ist nicht Die sehr geistreichen Bemerkungen S. 20 unten über England11 enthalten, wenn man, wie Sie es S. 19 thun, „imagination“ und „fancy“ streng scheidet,12 gewiß sehr zutreffende Einsichten, die aber nur für einen sehr bestimmten Typus des Engländers, der sehr bestimmte historische Entwicklungen erfahren hat, zutreffenk, m. E. auch doch etwas anders zu wenden wärenl. 1)
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f 具ebenfalls典 g 具auf典 h O: Angelsächsischen i 具, Schottla典 j O: welthistoristorische k O: zutrifft l O: wäre 10 Max Weber bezieht sich hier auf seine Aufsatzfolge: Die protestantische Ethik und der „Geist“ des Kapitalismus, erschienen in: AfSSp, Bd. 20, Heft 1, 1904, S. 1 – 54, sowie Bd. 21, Heft 1, 1905, S. 1 – 110 (MWG I/9). 11 Zwei Reden (wie Anm. 1), S. 20: „Gerade Englands Kultur [...] ist eine Kultur der reinsten Phantasie. Der politische Instinkt, das Gleichmäßige der äußeren Erscheinung, das geregelte Leben dieses Volkes sind nämlich der Ausdruck einer höchst gebildeten Innerlichkeit; sie beweisen nicht Mangel an Einbildungskraft, sie beweisen deren äußerste Beherrschung. Von allen Europäern besitzt der Engländer als Volk die konzentrierteste Imagination.“ 12 Hier formuliert Weber sehr mißverständlich, da die Passage, auf die er offenbar anspielt, einen anderen Sinn ergibt: Für Keyserling (ebd., S. 19) ist die germanische Kultur eine „Kultur der Einbildungskraft, die romanische eine solche des Wirklichkeitssinnes.“
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ein Mann, der sich als prädestiniert u. in der Gnade stehend 앚:im Leben:앚 „bewährt“, sondern der beichtet, zur Messe geht u. dgl. 앚:„kostenlose“ Leistungen vollzieht.:앚 Beim Puritaner 앚:u. Reformierten:앚 dagegen erkennt man den Glauben an seinen mLeistungen in der Welt m: sie sindn Erkenntnisgrund der religiösen Erwählung, die 앚:(sehr billigen):앚 „guten Werke“ 앚:des Katholiken dagegen:앚 sind Realgrund der Seligkeit. Der Lutheraner endlicho – und das heißt: die Masse der Deutschen – haben die passive Religiosität des „Sich-in-die-Welt- (speziell: den „Beruf“ 앚:und die historischen Gewalten:앚)-Schickens“. Hier also scheinen mir keine nationalen, sondern religiöse Differenzen zu liegen. – Sehr zutreffend dagegen Ihre Bemerkungen S. 17 über die Erotik.13– Ob die formale Abgeschlossenheit der französischen Sprache (S. 9) auf ein „differenzierteres Gehirn“ weist?14 So richtig die Bemerkungen S. 10/11 sind,15 – ich zweifle. Auf ein bereits definitiver in bestimmte Bahnen hineingelenktes – damit aber zahlreicher „Möglichkeiten“ 앚:der Entwicklung:앚 beraubtes, möchte ich fast glauben (so unendlich hoch mir französische Culturp als Objektivation steht). Der Vortrag über das „historische Interesse“16 ist in seinen Grundgedanken so durchaus meinen eignen Überzeugungen entsprechend, daß ich dazu fast nichts zu sagen hätte, außer etwa dies: ich nehme an, daß auch darin Übereinstimmung zwischen uns besteht, daß nicht eine Dif-
m [??] > Leistungen in der Welt n ist > sind o dagegen > endlich p 具steht典 13 Zum Unterschied von germanischer und romanischer, speziell französischer Erotik heißt es dort (Zwei Reden, wie Anm. 1): „Gewiß: der Positivismus der französischen Erotik hat für Deutsche zunächst etwas Abstoßendes, es liegt dem Germanen nahe, dem Franzosen Empfindungstiefe abzusprechen.“ Jedoch liege hierin – so Keyserling – ein Irrtum: „[...] beim Franzosen hat alle Sinnlichkeit einen tiefen Hintergrund oder kann solchen wenigstens haben. Bei diesem, dessen Lebensintensität nach außen zu ausstrahlt, anstatt, wie bei jenem, im Inneren schwebend zu verweilen, kommt im Sinnlichen Seelisches zum Ausdruck und kann nur dort zum Ausdruck kommen, wie denn tatsächlich der Körper der Seele ursprünglichster Ausdruck ist.“ 14 Ebd., S. 9: „Wenn der deutsche Philosoph im allgemeinen dunkel schreibt, und der französische klar, so beweist das zunächst das eine, daß das französische Gehirn differenzierter ist als das deutsche“. 15 Ebd., S. 10 f.: „Wo der Deutsche im deutschen Sinne tief wird, dort versagt des Franzosen Verständnis, und wo der Franzose sein Tiefstes zum Ausdruck bringt, dort redet er eine Sprache, deren Bau uns innerlich fremd ist. [...] Das Nichtverstehen im Letzten scheint mir darauf zu beruhen, daß das innerste Leben, welches in beiden Fällen im gleichen Maße vorhanden sein mag, in jedem von ihnen verschiedenen, ja entgegengesetzten Ausdruck sucht und findet.“ 16 Vom Interesse der Geschichte, in: Zwei Reden (wie Anm. 1), S. 27 – 58.
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ferenz der Art und Weise des Seins, sondern eben: des Interesses, die Geschichte constituiert. Jeder conkrete Naturvorgang „ist“ genau so irrational wie irgend ein von dem geschichtlichen Interesse umfaßtes Ereignis. Nur weil die Geschichte eine an universal bedeutsamen Werthen orientierte Auslese aus demq Seienden darstellt, sind „Gesetze“ nicht ihrr Erträgnis und können es nicht sein. Seelisches (auch: „geistiges“, auch: „künstlerisches“) Sein und Geschehen sind so sehr und so wenig „berechenbar“ wie 앚:etwa:앚 das Wetter. Darin besteht keinerlei Differenz. Der Begriff „neu“ ist in der Geschichte ein Werthbegriff: „neuer Werth“ (oder Unwerth), – „neu“ im Sinn von „noch nie dagewesen“, „nicht berechenbar“, „zufällig“ (= Resultate irrational bleibender Determinations-Componenten) u. s. w. ist auch jede kosmische Constellation, sobald die ganze Fülle ihres Seins, nicht nur das, was davon als „Gesetz“ abstrahierbar ist, in Betracht gezogen wird. Doch das ist ja sicher auch Ihre eigene Meinung. – Ganz anders als Sie beurteile ich die Revolution.17 Daß Revolutionen und 앚:Vernunft-:앚Prinzipien a priori nicht in den Himmel wachsen, – dafür ist gründlich gesorgt. Aber wir danken den „Prinzipien von 89“ – deren Kindlichkeit unser Lächeln, deren pedantische Vergewaltigungen der Realität unsren Protest erregen – Dinge, ohne welche das Leben nicht mehr ertragen würde. Und ein Volk, welches (wie wir Deutschen) niemals den traditionellen Gewalten den Kopf vor die Füße zu legen die Nerven gehabt hat, wird nie die stolze Sicherheit seiner selbst gewinnen, welche die Angelsachsen und Romanen uns sin der Welts so überlegen macht, trotz all unserer (durch Disziplin gewonnenen) „Siege“ im Krieg und in der t Technik. „Historischer Sinn“ bedeutet heute für Ihre Leser und Hörer 앚:nur zu sehr:앚 (sicher gegen Ihre Absicht) jenes relativistische Sich-Abfinden mit gegebenen Gewalten, welches dem Leben und der Thatkraft 앚:jetzt:앚 q 具??典 r 具beka典 s politisch > in der Welt t 具Indu典 17 Ebd., S. 55, fragt Keyserling, was „die großen Prinzipien von 1789 bewirkt“ haben, „deren Verwirklichung das bewußte Ziel der Bewegung war?“ Auf Frankreich bezogen ist es die „Dezimierung des wertvollsten Menschenschlages, den Frankreich vielleicht besaß [...], jetzt wo das gallische Blut degeneriert, wo die Instinkte zu versagen beginnen, treten lebendige Folgen der jakobinischen Abstraktionen an den Tag, und diese Folgen sind betrübend genug. Das einst so patriotisch fühlende Frankreich wird zum Herde der Vaterlandslosigkeit“. Ebd., S. 55f. Und ins Allgemeine gewendet, S. 57, ebd.: „Durch Abstraktionen ist nichts Gutes zu erreichen. Die vollkommensten aller Gesetze, einem Volke aufoctroyiert, das aus Gründen seiner Eigenart unfähig erscheint, sie als selbstverständliche Lebensformen anzunehmen, erweisen sich als Quelle des Verderbens.“
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weit gefährlicher geworden ist alsu alle Abstraktionen es je konnten. Gegen diese reagieren die Realitäten prompt und sicher, – gegen die Übermacht des Sich-Schicken in die „beste der Welten“ giebt es keine ähnlich sicher wirkende Gewalt, nachdem das „man soll Gott mehr gehorchen als den Menschen“18 (das eigentlich schöpferische Element der westlichen Culturentwicklung) für immer dahin ist. – Doch genug. Ich wollte nur zeigen, daß Ihre Gedanken 앚:auch mir:앚 wichtige Dinge in einer Art, die zur Auseinandersetzung zwingt, behandelt haben. Ich danke sehr für Ihre gütige Einladung. Ich komme erst Winter übers Jahr nach Rußland (Moskau) und den folgenden Sommer nach Petersburg und aufs Land.19 Sollten Sie Sich meiner dann noch erinnern, dann werde ich keinen Spaß verstehen und Sie beim Wort nehmen. Inzwischen aber darf ich wohl darauf aufmerksam machen, daß auch unser Haus ein (bescheidenes) Fremdenzimmer im Grünen enthält, in welchem unsre Gäste so unbelästigt leben wie im Hotel. Vielleicht erinnern Sie Sich dessen auf Ihren jährlichen Reisen nach Westen. Ich bitte der Gräfin Leonie Keyserling die allerbesten Grüße auszurichten, meine Frau schreibt ihr dieser Tage. Mit ausgezeichneter Hochachtung Ihr ergebenster Max Weber Ich habe keinerlei Gegengabe für Ihre Arbeiten und sende nur der Prästation guten Willens wegen 앚:das Stenogramm:앚 eines Vortrags auf dem Soziologentag, der rein praktischen Zwecken diente.20
u 具die典 18 Apg 5,29: „Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen.“ 19 Die von Weber angekündigten Reisen nach Rußland sind nicht zustande gekommen. 20 Es handelt sich um das Stenogramm von Webers Geschäftsbericht auf dem Ersten Deutschen Soziologentag, erschienen in: Verhandlungen 1910, S. 39 – 62.
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Paul Siebeck PSt 21. Juni 1911; PSt Heidelberg Karte; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446
Sehr geehrter Herr Dr Siebeck!
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Darf ich Sie um einige Probeseiten-Drucke für das „Handbuch d[er] Pol[itischen] Ök[onomie]“ bitten, gemäß dem vorläufig von uns vereinbarten Format? Einige Herren wünschen solche. Mit bester Empfehlung Ihr ergebenster Max Weber
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Oskar Siebeck PSt 24. Juni 1911; PSt Heidelberg Karte; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446
Sehr geehrter Herr Dr Siebeck! Von Herrn Geh. Rath Würzburger, Dresden, wird Ihnen das Verzeichnis der Mitglieder der Statistischen Sektion der D[eutschen] Ges[ellschaft] f[ür] Soziologie zugehen.1 Ich bitte Sie, alsdann an diejenigen Herren dieser Sektion, welchea den 1. Band der Schriften noch nicht erhalten haben, diesen zu versenden und mir gefl. mitzuteilen, wie viele dies sind. Alsdann erbitte ich das Expl. des Mitgliederverzeichnisses zu meinen Akten. Mit bester Empfehlung stets Ihr Max Weber
a 具das典 1 Das Mitgliederverzeichnis der Deutschen Statistischen Gesellschaft, Abteilung der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, wurde auf Veranlassung Max Webers am 30. Juni 1911 durch Eugen Würzburger an den Verlag gesandt; das Begleitschreiben Würzburgers findet sich in: VA Mohr/Siebeck, Tübingen, Nr. 321.
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Paul Siebeck 25. Juni 1911; Heidelberg Brief; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 Auf der Rückseite des Briefes befindet sich der eigenhändige Entwurf Max Webers für ein Rundschreiben „An die Herren Mitherausgeber des Handbuchs der Politischen Ökonomie“; dieser Entwurf wird als Beilage zu diesem Brief wiedergegeben.
Heidelberg 25/VI 11 Sehr geehrter Herr Dr Siebeck!
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Umstehend das Rundschreiben im Entwurf. Da Wieser, Philippovich, Lotz, Vogelstein ohnehin „Ausstand“ bis Ostern haben, ist es wohl besser, das allgemein so zu regeln. – An Wieser, Philippovich, Hettner (der seinen Beitrag schon geliefert hat)1 bedarf es der Versendung nicht. Mit freundschaftlichen Empfehlungen Ihr Max Weber
Beilage
An die Herren Mitherausgebera des Handbuchs der Politischen Ökonomie. Da die Herren Mitherausgeberb des „Handbuchsc der Politischen Ökonomie“d in dieser Zeit ihre Arbeitsdispositionene für Herbst und Winter treffen dürften, so gestatten wir uns im Interesse des gemeinsamen Unternehmens schon jetzt 앚:an:앚 das Herannahen des Termins für die Ablieferung der Manuskripte ergebenst zu erinnern. Auf sehr dringlichen Wunsch einiger Herren, welche besonders umfangreiche Beiträge übernommen haben, ist derselbe, 앚:umf auf jeden Fall ein gleichzeitiges Eingehen der Beiträge zu ge-
a Mitarbeiter > Mitherausgeber b Mitarbeiter > Mitherausgeber d 具vermutlich典 e 具treffen典 f 具jedenfalls ein典
c 具für典
1 Gemeint ist der Beitrag von Alfred Hettner, Die geographischen Bedingungen der menschlichen Wirtschaft, erschienen in: GdS, Abt. II. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1914, S. 1 – 31.
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währleisten,:앚 bis Ostern 1912 verschoben worden. Wir müssen nunmehr jedoch bemerken, daßg eine nicht pünktliche Ablieferung zu diesem äußersten Termine den Erfolg auf das empfindlichste gefährden und daß 앚:vollends:앚 die Hinauszögerung der Ablieferung einzelner Artikel darüberh hinaus, der Verlagshandlung schwere Verluste eintrageni würdej[.] Der Druck der einzelnenk Bände muß erforderlichenfalls gleichzeitig neben einander erfolgen können. 앚:Hochachtungsvoll:앚 Verlag und Schriftleitung des Handbuchs der Pol[itischen] Ökonomie
g 具wir典
h 具derselben典
i 具ka典
j 具, da典
k beiden > einzelnen
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Paul Siebeck 1. Juli 1911; Heidelberg Brief; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446
Heidelberg 1/7 11 Sehr geehrter Herr Dr Siebeck!
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1. Ich schreibe nochmals nach Dresden bzw. Berlin wegen des Mitgl[ieder]-Verzeichnisses.1) 1 2. Anbei die Antwort von Bortkiewicz,2 der ja 앚:als:앚 ein sehr gewissenhafter und unnachsichtiger Kritiker bekannt ist. Bitte behalten Sie den Brief. Ich bemerke dazu: Prof. Kaufmann will den theoretischen Teil in der notwendigen 앚:(russischen):앚 Neu-Auflage gänzlich neu bearbeiten.3 Ebenso soll er dann in die deutschea Ausgabe. Damit entfallen die sachlichen Bemerkungen B[ortkiewicz]’s – bezüglich dieses Teiles. 1)
Eben erhalte ich Nachricht, daß Ihnen das Verzeichnis inzwischen zugegangen ist.4 a 具Auflage典 1 Gemeint ist das Mitgliederverzeichnis der Deutschen Statistischen Gesellschaft, Abteilung der DGS, welches nach Max Webers Mitteilung an Oskar Siebeck vom 24. Juni 1911, oben, S. 240, in Kürze durch Eugen Würzburger in Dresden zugesandt werden sollte. Laut Schreiben von Richard Wille und Richard Pflug vom 30. Juni 1911 (VA Mohr/ Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446) war dieses immer noch nicht beim Verlag eingegangen. 2 Im folgenden geht es um die mögliche Übersetzung des Buches von Alexander Kaufmann über Statistik; vgl. dazu Brief an Paul Siebeck vom 9. Juni 1911, oben, S. 229 f. Zu dem Werk Kaufmanns hatte Ladislaus von Bortkiewicz in seinem Brief an Weber vom 25. Juni 1911 (Abschrift masch.; VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446) Stellung genommen: „Gegen die mehr theoretischen Ausführungen in Kaufmanns Lehrbuch der Statistik läßt sich von meinem Standpunkt aus einiges einwenden. Die Ausführungen leiden an einer gewissen Unausgeglichenheit. Im ganzen halte ich aber das Buch für eine sehr gelungene Leistung und für durchaus geeignet, weitere Kreise mit den Aufgaben und Methoden der Statistik vertraut zu machen, zumal da es im Original in hohem Grade ,lesbar’ ist. Es würde sehr viel darauf ankommen, einen guten Übersetzer zu finden. Gelingt das, so wäre m.E. eine deutsche Ausgabe sehr zu begrüßen, eben weil, wie Sie bemerken, ein Mangel an brauchbaren Darstellungen solcher Art vorhanden ist. – Was mich betrifft, so beabsichtige ich vorläufig kein Lehrbuch der Statistik herauszugeben.“ 3 Die russische Neuauflage ist 1911 erschienen. 4 Die Zusendung durch Eugen Würzburger erfolgte am 30. Juni 1911.
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Im Übrigen wird K[aufmann] – der die deutsche Ausgabe voraussichtlich selbst deutsch schreibt – alle nur für Russen interessanten Abschnitte in der deutschen Ausgabe streichen. Ich bin aber der Ansicht, daß dazu nicht die methodisch-sachliche Analyse der russischen Semstwo-Statistik gehört.4 Denn diese ist eigenartig, bei uns ganz unbekannt u. methodisch höchst interessant, grade für Nicht-Russen. Das Buch K[aufmann]’s umfaßt 407 Seiten2) und 27 graphische und kartographische Darstellungen. (Von diesen werden mehr als die Hälfte in der deutschen Ausgabe fortfallen können und müssen, jedenfalls ein Hauptpunkt der 앚:eventuellen:앚 Verhandlungen mit K[aufmann]. Die Beilagen sind exemplifikatorisch für die Art der Darstellungsmöglichkeiten statistischer Größen). Inhalt (Capitelüberschriften) des Buches von K[aufmann]: 1. Teil: Theoret[ische] Begründung der Statist[ischen] Methode. 1) Statistik als Wissensch[aft] u. als Methode. – 2) Wesen u. Objekte der statist[ischen] Methode 3) Gesetz der großen Zahl u. Wahrscheinlichkeits126 theorie Seiten 4) Statistische Gesetze u. Willensfreiheit. Der „homme moyen“. 5) Soziale Erscheinungen u. soziale Massen 2. Teil: Grundelemente der statist[ischen] Untersuchung 1) Allgemeines 2) Statistische „Beobachtung“ (Wesen und methodische Mittel) 3) Organisation der statist[ischen] Beobachtung. 281 4) Haupttypen der statist[ischen] Beobachtung. Seiten 5) Sammlung und tabellarische Gruppierung der statist[ischen] Beobachtungen 6) Abgeleitete statistische Größen („mathematische Statistik“) 7) Graphische Darstellungsmethode. 2)
à 50 Zeilen à ca 21 Silben (einige Seiten „Petit“ gehören zu den Partien[,] die m.E. fortfallen oder gekürzt werden könnten)[,] 5 Gemeint ist die Statistik der ländlichen Selbstverwaltungskörper in Rußland.
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Prof. K[aufmann] ist zur Zeit recht leidend und in Freiburg. Jedoch kann er jederzeit mündlich verhandeln. Erb spricht das Deutsche nicht gewandt. Für das Schreiben wird er sich einen deutschen Stilisten zur Hilfe nehmen müssen. Er schreibt aber ganz gut (cf. seinen Aufsatz im Archiv),6 ist jetzt nur aus der Übung. Mit besten Empfehlungen und Grüßen Ihr ergebenster Max Weber
b 具[sehr]典 6 Kaufmann, Alexander, Das russische Übersiedlungs- und Kolonisationsgesetz vom 6./19. Juni 1904 und die Aussichten der inneren Kolonisation in Rußland, in: AfSSp, Bd. 22, Heft 2, 1906, S. 371 – 423.
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Alexander A. Kaufmann; Tl. Aleksandr A. Kaufman [nach dem 5. Juli 1911]; o. O. Brief; eigenhändig Institut russkoj Literatury (Puˇskinskij dom), St. Petersburg, fond 125 Die Datierung ist erschlossen aus einem Brief Paul Siebecks an Max Weber vom 5. Juli 1911 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446), in welchem jener sich bereit erklärt, in schriftliche Verhandlungen mit Alexander Kaufmann wegen einer Übersetzung seines Werkes zu Theorie und Methoden der Statistik einzutreten; vgl. dazu die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Paul Siebeck vom 9. Juni 1911, oben, S. 229.
Sehr geehrter Herr College! Die Firma J. C. B. Mohr (Dr Siebeck) – Tübingen erklärt sich bereit, mit Ihnen (schriftlich und später mündlich) in Verhandlungen über die Frage der Übersetzung Ihrer Schrift einzutreten. Vielleicht setzen Sie Sich mit ihr in Beziehung?1 Ich stehe zur Beratung stets zur Verfügung. Die Tafeln am Schluß werden ja wohl stark vermindert werden können?2 Ebenso würde wohl alles nur für Russen Interessante bei der deutschena Ausgabe fortfallen (aber die Technik und der Inhalt der Semstwo-Statistik3 interessiert auch uns Deutsche), ebenso die in Petit gesetzte Partie am Anfang, die ja nur illustrativ ist.4 Vielleicht schicken Sie an Mohr noch eine genauere Inhalts-Übersicht.5 Ich habe ihm die KapitelÜberschriften zugeschickt und den Umfang angegeben.6 Mit collegialer Hochachtung Ihr ergebenster Max Weber
a O: Deutschen 1 Kaufmann hat sich am 14. Juli 1911 an den Verlag gewandt (VA Mohr/Siebeck, Tübingen, Nr. 306). 2 Dazu heißt es in Kaufmanns Schreiben vom 14. Juli 1911 (wie Anm. 1), daß eine „gewisse Anzahl von Farbdrucktafeln [...] nicht zu vermeiden sein“ werde, „da sonst im Schlußkapitel [über graphische Darstellungsmethoden] vieles unklar bleiben würde“. 3 D. h. die Statistik der ländlichen Selbstverwaltungskörper in Rußland. 4 Gemeint sind die einleitenden Bemerkungen über „Statistik als soziale Meßkunst“. 5 Eine detaillierte Inhaltsübersicht findet sich als Beilage zu Kaufmanns Brief an Paul Siebeck vom 14. Juli 1911 (wie Anm. 1). 6 Brief an Paul Siebeck vom 1. Juli 1911, oben, S. 244.
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Ernst Johannes Giese 22. Juli 1911; Heidelberg Brief; eigenhändig GLA Karlsruhe, 269/107, S. 471 – 474 Im folgenden Brief erteilt Max Weber seinem Dresdner Rechtsanwalt Instruktionen für das anstehende Privatklageverfahren vor dem dortigen Amtsgericht, welches die Redakteure Julius Ferdinand Wollf und Otto Bandmann gegen ihn wegen Beleidigung angestrengt hatten. Die Verhandlung fand am 14. Oktober 1911 statt; zu Ursache und Verlauf dieser Auseinandersetzung vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an die Dresdner Neuesten Nachrichten vom 11. Januar 1911, oben, S. 31 – 33. Der Brief ist dem Hauptverhandlungsprotokoll im Beleidigungsprozeß Adolf Koch gegen Max Weber vom 14. bis 17. Oktober 1912 als Beilage angefügt und trägt am Kopf den eigenhändigen Vermerk mit Rotstift: „3“.
Bandmann c/a Weber Heidelberg, Ziegelhauser Landstr. 17 22. VII. 11 5
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Sehr geehrter Herr Rechtsanwalt! Ich erhalte beifolgende Verfügung nebst der Replik des Klägers Dr Bandmann, deren Ausstellungen ich durch Randbemerkungen kritisiert habe.1 Ihrer angekündigten Ergänzung meiner Antwort auf die Klage des Herrn Wollf sehe ich gern entgegen, ich würde sie, bei der confusen Fülle von Thatsachen, um deswillen gern 앚:auch meinerseits:앚 vor dem Abgang sehen, weil doch die Möglichkeit vorläge, daß ich 앚:in faktischer Hinsicht:앚 noch etwas dazu zu sagen hätte. Für jetzt gestatte ich mir zu der Angelegenheit zu sagen: 1. Die Replik bezieht sich ausdrücklich auf die Vernehmung des Dr Ruge als Zeugen.2 Falls es – wie ich annehme – strafprozessual zulässig ist,a daß 앚:auch im Privatklageverfahren:앚 Beweishandlungen schon vor Eröffnung des Hauptverfahrens (bzw. bev. wenigstensb vor dem Termin) stattfinden, so würde es angenehm sein, wenn Herr R[uge] schon jetzt vernommen wera 具wäre典 b schon > ev. wenigstens 1 Die entsprechenden Schriftsätze des Dresdner Prozesses sind nicht nachgewiesen. 2 Ob es zu der Vernehmung Arnold Ruges gekommen ist, ist wegen des Fehlens der Dresdner Prozeßunterlagen nicht nachgewiesen.
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den könnte, 앚:da dies mindestens einen Termin spart.:앚 Dem Gericht könnte doch wohl zur Begründung eines solchen Antrags vorgetragen werden: daß, falls Herr Dr R[uge] jene behauptete Äußerung gethan hätte1) – undc nur dann – ich dem Kläger so weit entgegenkommen würde, daß der Prozeß 앚:bzw. die Abhaltung des Termins durch einen Vergleich wahrscheinlich:앚 vermieden werden könnte. Das Gericht würde sich dann unnütze Mühe sparen. 2. Die Verbindung der beiden Prozesse Wollf c/a mich und Bandmann c/a mich scheint erwünscht.3 3. Zwischen dem 8. September und dem 12. Oktober bin ich schlechthin verhindert,4 einem Termin beizuwohnen, was doch wohl erwünscht bzw. (für die Widerklage) rechtlich nötig wäre? Ich nehme an, daß das Gericht den Termin vor oder nach dieser Zeit anberaumen kann, wenn ihm dies vorgetragen wird, da ja keine begründeten Interessen im Wege stehen. Eine eventuelle Bescheinigung könnte ja dfür den Fall, daßd das Gericht sie für notwendig hielte, angeboten werden (Ohne Noth möchte ich mir eine solche nicht beschaffen müssen). Zur Sache gestatte ich mir noch die Bemerkung: mir kam und kommt es allein darauf an, festzustellen, daß kein Glied der Universität dem Kläger jene Behauptung: 1) daß Dr Ruge mich „koramiert“5 habe – 2) daß er selbst erklärt habe, dies gethan zu haben (oder thun zu wollen) als Thatsache mitgeteilt hat (Geklatsch über „Gerüchte“ 앚:dieser Art:앚 berührt mich nicht2)). Lediglich deshalb habe ich mich auf diese widerliche Correspondenz eingelassen und 앚:absichtlich:앚 der Klage ausgesetzt. Es ist absolut unglaubwürdig, was der Kl[äger] in dieser Hinsicht behauptet und er muß seinen (angeblichen) Gewährsmann nennen oder aber die
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was freilich absolut ausgeschlossen sei Ich unterstelle als wahr, daß solche „Gerüchte“ colportiert wurden. Aber: der Kläger behauptete Thatsachen und berief sich zuerst auf Dr Ruge, dann auf „Universitätskreise“ dafür. 2)
c aber > und d – falls > für den Fall, daß 3 Tatsächlich wurden beide Privatklagen gemeinsam am 14. Oktober 1911 verhandelt. 4 Max Weber war während dieses Zeitraums in München und Paris, anschließend auf der Generalversammlung des Vereins für Sozialpolitik, die am 9. und 10. Oktober 1911 in Nürnberg stattfand, sowie am 12. und 13. Oktober 1911 auf dem Deutschen Hochschullehrertag in Dresden. 5 Veraltete Bezeichnung für „zur Rede gestellt, zurechtgewiesen“.
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Consequenze tragen: daß er als freier Erfinder jener, die Äußerung Dr Ruge’s betreffenden Behauptungf dasteht. Die Sache müßte also so geführt werden, daß wenn – wider Vermuthen – der Kläger einen „Gewährsmann“ 앚:in der Universität:앚 hat, es für diesen moralisch unmöglich gemacht würde, sich nicht zu nennen. Mit vorzüglicher Hochachtung und bestem Dank für die Übernahme meiner Vertretung ergebenst Max Weber
e Consequenzen selbst > Consequenz f 具[feig]典
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Heinrich Rickert [um den 24. Juli 1911]; o. O. Brief; eigenhändig GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 25, Bl. 61 Die Datierung ist erschlossen aus dem Inhalt einer Karte von Marianne Weber an Sophie Rickert vom 24. Juli 1911 (Privatbesitz), der sich mit Teilen des hier abgedruckten Briefes eng berührt und bei dem es um einen eventuellen Besuch des Sohnes von Heinrich und Sophie Rickert, Heinrich Rickert jun., wegen einer möglichen Tolstojstudie geht: „Heini ist uns immer willkommen, schicke ihn nur am Donnerstag her, doch wird ihm Max – fürchte ich – nicht allzuviel raten können.“
Lieber Rickert! – ich bin bis Ende August in Hbg., würde mich über Heini’s Besuch sehr freuen, obwohl ich ihm sicher nichts sagen kann. Ich möchte die TolstojCorrekturen hauptsächlich deshalb haben, weil ich ohne einen Anstoß wohl nicht den Entschluß fasse, selbst etwas zu sagen. Ich bedarf immer eines „Anlasses“ für so was.1 Die „Axiophobie“ der Soziologen bedeutet (was mich anlangt) einfach: daß ich die höchsten Werthprobleme nicht mit der Frage: warum das Schweinefleisch heut in Berlin x kostet, vermengt und alles Letzte, was eine Menschenbrust bewegen kann, nicht in schwammige „Produktivitäts“- (u. ähnliche) Begriffe hineingeheimnißt und mita rein empirischen Fragenb untrennbar zusammengeschweißt sehen kann. Dem „Gott“: der Werthphilosophie, kann erst das Seine gegeben werden, nachdem 앚:unsremc König: :앚 der Empirie, das Seine geworden ist.
a 具ihnen vermen典 b 具vermen典 c dem > unsrem 1 Möglicherweise wollte Weber in seinem für Oktober 1911 angekündigten, aber nicht erschienenen Artikel über Tolstoj für die russische Ausgabe des „Logos“ dazu Stellung nehmen; vgl. MWG I/10, S. 24, Anm. 64. Die genannten „Tolstoj-Correkturen“ – seien es nun Manuskriptteile oder anderes – von Heinrich Rickert jun. sind nicht überliefert.
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Ja, Ruge ist nichts anzuhaben. Solche Burschen fallen immer auf die Butterseited.2 Herzl. Gruß! Max Weber
d Unsichere Lesung. 2 Vielleicht eine Anspielung auf einen Artikel Arnold Ruges, Das politische und soziale Recht der Frauenbewegung, in: Der Tag. Illustrierter Teil. Ausgabe A, Nr. 128 vom 2. Juni 1911, S. [5]. Ruge schildert darin in der dritten Person seinen damaligen Konflikt mit der Frauenbewegung: „Infolge der Kürze dieses Eingesandts lag es nahe, daß die Ansicht auch bei objektiv Urteilenden entstand, der Einsender sei sich nicht völlig klar über die verschiedenen Gesichtspunkte, von denen aus die Frauenbewegung betrachtet, und die gegensätzlichen Wertmaßstäbe, die an sie herangebracht werden können.“ Als Fazit seiner Betrachtungen meint Ruge, daß der „Typus der unverheirateten, erwerblich tätigen [...] Frau eine größere Berücksichtigung“ verdiene, „aber das scheint eben das im deutschen Wesen Begründete zu sein, daß die Frau als Mutter und Gattin der dominierende Typus ,Frau’ bleibe und nicht durch jenen anderen Typus zurückgedrängt werde. [...] Das politische und soziale Recht der Frauenbewegung in Deutschland ist unbestreitbar, aber es hat seine festen Grenzen, die darin wurzeln, daß eben der feste Boden, auf dem dieses Recht steht, ein alter und erprobter Boden ist.“
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Lili Schäfer 26. Juli 1911; Heidelberg Brief; eigenhändig GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 26, Bl. 20 – 21
Heidelberg 26. VII. 11 Liebe Lili, – bei dieser Hitze vergißt man Alles, und so auch Dein Wiegenfest heute. Der Brief kommt daher zu spät. (Marianne muß heut still liegen u. kann daher auch heut noch nicht an Dich schreiben, schickt Dir aber die allerherzlichsten Wünsche und Glückwünsche. Sie hat z. Z. (von Frau Simmel) Logierbesuch.) Was ich nun vor allen Dingen wünsche, ist für Euch, daß die Dresdner Sache sich jetzt schnell – so oder so – entscheiden möchte, damit die Ungewißheit für Euch ein Ende nimmt. Denn gehen würde Hermann1 ja wohl, falls der Ruf2 an ihn käme, und mit Recht. Kommt er diesmal nicht – nun: so wird es nicht allzu lange dauern, bis ein andrer sich einstellt, nachdem H[ermann] einmal auf eine Vorschlagsliste gesetzt ist. Und bei Jemandem, der so sehr wie er doch neben dem Künstler auch eine „Gelehrten“-Natur ist, muß man wünschen, daß Das dann bald kommt. Hoffentlich aber kommt es schon diesmal dazu, denn Dresden wäre doch in jeder Hinsicht nicht zu verachten. Du wirst natürlich auch durch dies lange Hinauszögern der Entscheidung nicht angenehm berührt sein. – Wie ich höre, habt Ihra mit dem Kleinen3 trotz der Hitze keine Störungen und Sorgen gehabt. Gern wüßte man, ob Euch die „ländliche“ Wohnung4 auf die Dauer behagt. Ist denn aus dem „Garten“ etwas zu machen gewesen? Es ist doch arg sandig da in der Gegend, habt Ihr denn Canalisation oder seid Ihr in der glücklichen Lage, mit den eigenen „Produkten“ Eurer Körperlichkeit Euren Acker zu düngen, – wie es das „Ideal“ meines Freundes Kröger war, der seine Kartoffeln „aus eigenem Leibe“ also wirklich als „selbstgelegte“ Kartoffeln, zog? Doch das sind eigentlich indiskrete Fragen. – a 具wenigstens典 1 2 3 4
Hermann Schäfer. Ein Ruf an die Technische Hochschule in Dresden ist nicht nachgewiesen. Gemeint ist Hermann Schäfer, geboren am 24. April 1911. Die Wohnung befand sich in Dahlem, Werderstraße (jetzt: Habelschwerdter Allee) 24.
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Ich schicke Dir liebe Lili ein Buch, welches – mag man, von der Sprache (hie und da) angefangen: Manches dagegen einwenden, doch eine ehrliche Leistung eines ehrlichen Wollens ist und gewisse Züge trägt, die an G[ottfried] Keller erinnern, dessen Landsmann Pilater ist.5 Für ihn spricht, daß hier einmal der Prophet in seinem Vaterland etwas gilt. Unsre feinst empfindenden Schweizer Freunde treten am entschiedensten für das Buch ein, wie für das Wollen des Verfassers überhaupt. Auch mich hat doch sehr Vieles darin sehr kräftig angesprochen. Natürlich kann man in dem Schluß „Tendenz“ empfinden – wie ich höre soll es durchaus nicht so gemeint sein und jedenfalls ist sie nicht aufdringlich und der Conflikt ist an sich wahr, so unsicher es scheint, ob er sich grade so in der Seele eines Proletariers realisieren würde. Sag mir gelegentlich einmal, ob es Dir zugesagt hat oder inwiefern nicht. Ich habe Dir auf Deinen freundlichen Geburtstagsgruß, der mich in Italien (sehr marode damals) antraf, gar nicht geantwortet. Die Zeit war sehr voll gepackt hier mit allerhand und ich hatte hastigb zu arbeiten bei geringer Leistungsfähigkeit trotz [??]c guten Befindens. Grüße Mama sehr, – erzähle ihr, daß ich heimlich zud Mariannes Geburtstag ein sehr schön[es]e Steinway-Pianino durch Frl. Tobler’s (die sie kennt) Vermittlung gekauft habe u. M[arianne] damit überraschen werde.6 Das Boccia 앚:(welches sie schenkte):앚 werde demnächst in Funktion treten, wenn auch schwerlich Sonntags. Man ist, so sehr ich diese Hitze liebe, doch etwas stumpf. Nimm mit diesem Zettel vorlieb, laß Dir Alles Herzliche wünschen und das neue Lebensjahr, sei es in Berlin, sei es in Dresden, in Lebensfreude und Reichtum sich entfalten. Viele Grüße von Deinem Max (an Euch Beide)
b Alternative Lesung: heftig c Ein Wort nicht lesbar. d 具Mari s典 e Wortende abgeschnitten. 5 Gemeint ist die Hauptfigur des Romans von Schaffner, Jakob, Konrad Pilater, 3. Aufl. – Berlin: S. Fischer 1910. Max Weber war das Buch des Schweizer Autors von Marie Baum empfohlen worden. Vgl. den Brief an Marie Baum vom 16. April 1911, oben, S. 187. 6 An ihrem Geburtstag (2. August) wurde Marianne Weber durch das Klavierspiel ihres Neffen Konrad Mommsen und den Gesang von Clara Mommsen, ihrer Schwägerin, geweckt. Zum Klaviergeschenk bemerkt Marianne Weber in ihrem Brief an Helene Weber vom 10. Aug. 1911 (Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446): „Es zieht die steifen Finger wohl zu den Tasten, aber mir ist doch so als sei dies Klavier eigentlich für Tobelchen da u. als hätten wir nun ein Stück von ihr ins Haus genommen. Ich freue mich darauf wenn sie die Seele des zierlichen Dings aufweckt.“
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Robert Michels 29. Juli 1911; Heidelberg Brief; eigenhändig AFLE Turin, Nl. Robert Michels, Kapsel Max Weber, Fasz. 91
Heidelberg 29/VII 11 Lieber Freund! Ich weiß, Sie zürnen – aber mir ging es in Italien schlecht und hier äußerlich besser, aber in Wahrheit so, daß meine Frau nicht wissen darf, durch wie viel „Mittel“ ich Schlaf und Leistungsfähigkeit erzeuge bzw. ihr vortäusche. Heut nur zweierlei: 1. Also Sie nehmen doch „Rasse und Wirtschaft“?1 Ich kann Ihnen 앚:aber nun:앚 über die 앚:von Ihnen:앚 geforderten 10 Seiten hinaus keine Zeilea geben. Bitte glauben Sie auch: daß wir absoluten Ernst mit der Innehaltung des Raumes machen müssen. Mehrkosten durch Überschreitung wird der Verlag – wozu er das Recht hat – ev. von mir einziehen, ich dann von den Mitarbeitern, die daran Schuld sind. Es geht buchhändlerisch nicht anders. 2. Else Jaffé nochmals. Gewiß: ich bin Partei, als Bruder und alter guter Bekannter, meine Frau nächste Freundin. Ich kann nicht so „intransigent“ sein wie Sie es s. Z. für richtiger hielten. Aber bitte: sehen doch Sie Sich auch sehr vor mit Jaffé, falls er etwas darüber sagen sollte (ich glaube kaum!)[.] Else J[affé] ist jetzt an der Grenze schwerer Erkrankung (psychisch-nervöser 앚:Zusammenbruch,:앚 nach dem Arzt): Schuldgefühl, Angst vor der Zukunft, Verantwortung für meinen rasend leidenschaftlichen Bruder, Verantwortung für den „guten Namen“ des Mannes, der Kinder, Alles zusammen. Es wurde Schlimmes gefürchtet. Und Jaffé geht nicht auf Scheidung auf ritterlicher Basis: – Teilung der Kinder – ein. Wenn man ihnb drängt, sich so zu benehmen, wie Pflicht und Ehre gebieten, so sind Brutalitäten oderc Quälereien gegen die Frau, die gar nichts nutzen, die Folge. Von den Kindern hängen das 1.
a 具ges典
b 具zu典
c 具Quäl典
1 Der Beitrag von Robert Michels, Wirtschaft und Rasse, ist erschienen in: GdS, Abt. II. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1914, S. 97 – 102.
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und 3.2 leidenschaftlich an der Mutter, es wäre direkt tödlich, da zu trennen. Alle Kinder aber wären bei der Mutter am besten aufgehoben. Das gestand mir s. Z. Edgar Jaffé selbst zu: er ist ja gänzlich außer Stande, ihnen etwas zu bieten. So würde jeder Schritt, der dazu führt, daß er ihr die Kinder 앚:oder einige davon jetzt:앚 nähme, furchtbare Zerstörung ohne Nutzen anrichten. Das wollte ich gern gesagt haben.3 Sehr herzliche Grüße Ihrer lieben Frau und Ihnen Ihr Max Weber Die Schwätzereien Grabowsky’s4 etc. gehen zweifellos auf gewisse große Unvorsichtigkeiten meines Bruders zurück, der keine Ahnung hatte, welcher Beurteilung er Jaffé u. dessen Frau aussetzte und was die Folgen davon (auch für seine eignen Interessen an der Frau) sein könnten.
2 D. h. Friedrich und Peter Jaffé. 3 Zum Konflikt zwischen Else und Edgar Jaffé vgl. Briefe an Michels vom 8. und 18. Aug. 1911, unten, S. 259 f. und 261 – 263. 4 Gemeint ist Adolf Grabowsky.
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Paul Siebeck PSt [4.] August 1911; PSt Heidelberg Karte; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 Das Tagesdatum des Poststempels ist nahezu unleserlich. Bezug: Brief von Paul Siebeck vom 2. August 1911 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446) mit der Bitte, sich über das Buch von Emanuele Sella, La vita della ricchezza (Biblioteca di scienze sociali, vol. 57). – Torino: Fratelli Bocca 1910, zu äußern, da dem Verlag eine Übersetzung des Werkes angeboten worden war. Siebeck hat aufgrund der unten vorgebrachten Einwände von der Übernahme durch den Verlag Abstand genommen. Das Buch ist dann in einem anderen Verlag erschienen: Sella, Emanuel, Der Wandel des Besitzes. Versuch einer Theorie des Reichtums als Organismus. Einzig autorisierte Übersetzung aus dem Italienischen von Dr. J. Bluwstein. – München und Leipzig: Duncker & Humblot 1912.
Sehr geehrter Herr Dr Siebeck! Sella ist ein sehr gescheidter Mensch, das Buch enthält viel Geistreiches u. einiges Geistvolle. Freilich daneben die gänzlich wertlosen biologischen Analogien. Gewiß hätte es schon Werth es zu übersetzen. Aber es giebt, glaube ich, mancherlei Bücher, deren Übersetzung weit dringlicher wäre. Ich halte recht wohl für möglich, daß Prof. Sella sich zu einem sehr bekannten und geschätzten italienischen Gelehrten entwickelt. Für sein Alter ist dies Buch eine respektable Leistung. Aber etwas schlechthin Erstklassiges ist es – m. E. – noch nicht. Vielleicht urteilen Andre günstiger. Ich kann die Übersetzung nicht für sehr dringlich halten u. der buchhändlerische Erfolg scheint mir fraglich. Aber in all Dem kann ich mich irren. Vielleicht könnte das Buch doch „Aufsehen“ machen? Ich weiß es nicht. Mit ausgezeichneter Hochachtung ergebenst Max Weber
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Edgar Jaffé 7. August 1911; Heidelberg Brief; eigenhändig Privatbesitz
Heidelberg 7. VIII. 11 Lieber Jaffé!
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Es ging mir dieser Tage schlecht, daher die Verzögerung. Die Kritik der Frau Simmel brauche ich nicht zu sehen, da ja doch feststeht, daß sie genommen werden muß.1 Ich muß ja offen sagen: diese Dame wäre die allerletzte, deren Leistungen ich gern im „Archiv“ sähe. Ich traue ihr auch nichts zu. Aber es ist zu spät, Einwendungen zu erheben, ganz abgesehen davon, daß ja meine Mitredakteurschaft lediglich formell ist – durch meine eigne Schuld. – Auf Ihre freundliche Anfrage bzgl. des „Schönberg“ möchte ich Ihnen am einfachsten durch Übersendung der 앚:Correspondenz-:앚Abmachungen zwischen 앚:v.:앚 Schulze und Plenge zunächst einen Überblick darüber verschaffen, was Schulze will.1) 2 Ich bin Ihnen sehr dankbar für Übernahme des französischen neben dem englischen Bankwesen, die Sie zusagten. Wenn Sie Amerika ablehnen, dann würde ich ein paara Seiten darüber mir anderweit verschaffen 1)
NB! Die Briefe u. Karten zeigen zugleich – wenn man weiß, was zwischen Sch[ulze] und mir in Wien3 geredet worden war, daß Sch[ulze] seine Ansichten stetig gewandelt hat.
a O: par 1 Der Genitiv im Satz ist hier vermutlich im Sinne des Genitivus objectivus gebraucht, d. h. im Sinne von: Kritik an Frau Simmel. Wahrscheinlich bezieht sich Weber auf eine Arbeit von Maria von Stach. Diese ist erschienen unter dem Titel: Realität und Gesetzlichkeit im Geschlechtsleben. (Eine Auseinandersetzung mit Marie Luise Enckendorff), in: AfSSp, Bd. 33, Heft 3, 1911, S. 858 – 891. Marie Luise Enckendorff war das Pseudonym, unter welchem Gertrud Simmel ihre Bücher publizierte. 2 Es geht hierbei um die Abgrenzung der Beiträge von Johann Plenge und Gerhart v. Schulze-Gaevernitz für den GdS. 3 Gemeint sind Gespräche am Rande der Generalversammlung des Vereins für Sozialpolitik, die vom 27. bis 29. September 1909 in Wien stattgefunden hatte.
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müssen,4 Schumacher würde wohl einen Bearbeiter wissen 앚:(er selbst thäte es nicht, wie ich von ihm weiß):앚. Könnten Sie es mit übernehmen, so wäre das freilich sehr willkommen. Aber ich dränge Sie nicht, wenn es Ihnen zu lästig ist, obwohl natürlich die Einheitlichkeit der Behandlung recht sehr erwünscht wäre. Ich höre mit Vergnügen, daß Sie Sich am Starnberger See ansiedeln. Recht guten Erfolg damit! Der See gehört doch – ich kenne ihn nur flüchtig – zum Schönsten[,] was es giebt. Collegiale Grüße und Wünsche! Ihr Max Weber
4 Tatsächlich hat Edgar Jaffé das amerikanische Bankwesen in seinem GdS-Beitrag mitberücksichtigt. Dieser ist erschienen unter dem Titel: Das englisch-amerikanische und das französische Bankwesen, ebd., Abt. V, Teil 2. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1915, S. 191 – 222.
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Robert Michels 8. August 1911; Heidelberg Brief; eigenhändig AFLE Turin, Nl. Robert Michels, Kapsel Max Weber, Fasz. 92
Heidelberg 8/VIII 11 Lieber Freund, –
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J[affé]’s Verhalten und Schreiben müssen Sie 앚:nur:앚 aus der 앚:würdelosen:앚 Lage, in die er sich gebracht hat, verstehen u. nichts ernst nehmen. Nochmals bitte ich Sie aber dringend, gegebenenfalls nicht die Verantwortung auf Sich zu laden, ihn 앚:– wider Ihren Willen natürlich! –:앚 zu einer Unritterlichkeit gegen seine 앚:Frau:앚 zu verleiten. Seine erste Pflicht wäre ja: Scheidung 앚:und dann: Verfügung über die Kinder so, wie es 1) deren (ader Kindera) Interesse verlangt, und wie es 2) ritterlich wäre.b Also: mindestens die beiden leidenschaftlich an ihr hängenden Kinder (No 1 und 3)1 müßten ihr dauernd bleiben[.]1):앚 Wenn erc aber dsich scheidet d, so wäre Wuth und Rachebedürfnis die Folge 앚:denn dies und nur dies will er ja:앚 vermeiden. Er würde ihr die Kinder oder doch grade die Kinder, die an ihr hängen, nehmen. Sie ist – malgrado tutto! – eine Mutter von Gottes Gnaden, entzückend und peinlich gewissenhaft mit den Kindern. Er ist mit Kindern gänzlich hilflos und gäbe ihnen allenfalls eine Gouvernante.e Mir hat er damals, als ich Wochen lang mit ihmf verhandelte, zugegeben: im Fall der Scheidungg könnte ich ihr ja die Kinder nicht nehmen, was sollte ich (J[affé]) damit anfangen? Trotzdem bedroht er sie stetig damit, sie ihr zu nehmen; noch diesen Winter wollte er das 앚:Wieder-:앚Zusammenwohnen mit ihr zur Bedingung machen, trotz aller Abmachungen mit mir, daß wenigstens Das unterbleiben solle. 앚:Über sein wirkliches Handeln würde her, ebenso wie er michh
1)
Natürlich unter seiner Controlle und stetem Zutritt.
a O: zweifach unterstrichen. b ist. > wäre. c 具das典 d thut > sich scheidet e 具Noch diesen Winter典 f Alternative Lesung: ihnen g 具müßte典 h er Sie ebenso wie mich > er, ebenso wie er mich 1 Gemeint sind Friedrich und Peter Jaffé.
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8. August 1911
(nachweislich, durch Dokumente nachweislich) belogen hat, auch Sie belügen, – ganz „bona fide“. Denn: :앚 Nichts haftet bei ihm; was er fest verspricht, wozu er fest entschlossen scheint, das bricht er nach 12 Stunden wieder. Sie mögen ihn noch so sehr „überzeugt“ zu haben glauben, – die Folge wärei nicht, daß er thut, was man ihm räth, sondern: daß er in erneuten Wuthanfällen sie (E[lse] J[affé]) schindet. Nicht daß da ein Liebhaber ist (das gab es ja schon früher), sondern daß sie nicht in seinem Hause wohnt,j daß er weiß, er müßte sich 앚:anständiger Weise:앚 distanzieren, sich scheiden, dies Letztere ist es, was ihn rabiat macht. Er würde ihr 1000 Liebhaber konzedieren, wenn sie dem Schein nach seine Frau wäre und bei ihm wohnte, erst recht natürlich, wenn auch er … Sie (E[lse] J[affé]) ist durch sein Verhalten jetzt dergestalt zerstört, daß der Arzt erklärt: sie sei eine schwer Kranke. Es wäre also sehr verantwortlich, den nutzlosen Versuch zu machen, ihm das zu rathen, was natürlich Jeder ihm rathen würde, der es ehrlich mit ihm meint, und was ich ihm in schärfster Form gerathen habe (die Folge waren: 앚:wahnwitzige:앚 Wuthausbrüche gegen sie und sonst – nichts, außer daß er mich mied)k. Genug davon, – man kann dem armen Kerl gegenüber nicht aufrichtig sein. – Ich habe meinem Bruder und Else J[affé] sagen lassen: daß schon geschwätzt werde, daß gänzlich Fernstehende von Jaffé’s „eigentümlichem Verhalten“ redeten etc. Von Ihnen natürlich nichts. Und Ihres Schweigens bin ich ja sicher. Man kann jetzt nichts machen. Die Sache muß irgendwann ihr natürliches Ende finden.– Ja, l[ieber] Fr[eund], gewiß, mein Schweigen erscheint oft befremdlich. Aber in Italien lag ich 8 Tage einfach in u. auf dem Bett. Dann nahm ich die schwersten Mittel,1 ging zurück u. hielt mich hier mit solchen Mitteln über Wasser. Gearbeitet, geschrieben habe ich nichts. Es ging nicht. U. wie es mir ging, durfte auch meine Frau nicht wissen. Denn sie ist recht zart. Jetzt endlich geht es besser. Ich muß da auf Nachsicht rechnen. Wir gehen 5. Sept. nach München (resp. Umgegend) für ca. 10 Tage, dann – wenn es mir darnach geht – nach Paris. 9. Oktober muß ich in Nürnberg sein (V[erein] f[ür] Sozialpol[itik])[.] Mit herzlichem Gruß v. H. z. H. Ihr Max Weber i ist > wäre j 具ist典 k Klammer fehlt in O. 1 Vgl. dazu die Einleitung, oben, S. 12.
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Robert Michels 18. August 1911; Heidelberg Brief; eigenhändig AFLE Turin, Nl. Robert Michels, Kapsel Max Weber, Fasz. 93
Heidelberg 18/VIII 11 Lieber Freund,
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ich möchte nur nochmals davor warnen, zu Jaffé irgend etwas zu sagen. Es steht für mich fest, daß, wenn man ihm zur Scheidung räth (und das ist doch faktisch der Punkt, um den sich Alles dreht), er sich nicht darauf einläßt, mag er es auch noch so sehr versprechen. 1) Winter v. J. hatte ich ihn soweit, daß er zum Rechtsanwalt ging. Trotzdem schwenkte er wieder ab und benahm sich seiner Frau gegenüber erbärmlich1)[.] 2) Sein Bruder1 hat ihm dringend dazu gerathen u. es ihm zur Pflicht gemacht 앚:sich zu scheiden.:앚 Er hat mit ihm – lediglich infolgedessen – gebrochen. 3) Sommer v. J. blieb er mir gegenüber gänzlich unzugänglich. Höchstens 앚:mit:앚 einem Kind würde er seine Frau fortlassen (앚:mit:앚 dem zweitjüngsten).2 Dies Kind ist aber, wie ich Ihnen unter strengster Diskretion sage, zugleich dasjenige, dessen Abstammung mir (subjektiv!) zweifelhaft ist – nach physischen Merkmalen (Von allen drei anderen Kindern, auch dem jüngsten2),3 steht absolut fest, daß er 앚:– J[affé] –:앚 der Vater ist, von diesema behandelt er diese Frage als ebenfalls selbstverständlich, aber in auffallend verlegener Art, wie ich zu bemerken glaubte. Natürlich darf weder er noch sonst Jemand je ahnen, daß ich 앚:subjektiv:앚 diese Zweifel 앚:– Zweifel, mehr nicht! –:앚 habe)[.] Es versteht sich mehr als von selbst, daß seine Frau keinerlei „Recht“ auf alle Kinder oder auch nur 앚:auf:앚 mehr als die Hälfte derselben hat. 1) 2)
drang in ihr Schlafzimmer ein. aus hier nicht näher zu bezeichnenden Gründen.
a 具behau典 1 Gemeint ist entweder Julius Siegfried oder Alfred Leopold Jaffé. 2 D. h. Peter Jaffé. 3 D. h. Hans Jaffé.
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18. August 1911
Aber: das Interesse der Kinder ist, bei diesem Ehepaar, besser gewahrt, wenn sie sie erzieht. Denn sie ist eineb ebenso entzückende wie fabelhaft 앚:peinlich-:앚gewissenhafte Mutter, während er gar kein Talent zum Vater (im Sinn von „Bildner“) hat. Drängen Sie ihn, direkt oder indirekt, zur Scheidung, so ist nicht die Folge, daß er das thut, sondern daß er sie irgendwie 앚:wiederum:앚 schikaniert und brutal behandelt (pekuniär und sonst). 앚:Jetzt verkehrt er bei ihr „freundschaftlich“, bespricht Archivund Colleg-Sachen mit ihr u. s. w.:앚 Man muß eben doch 앚:auch:앚 bedenken, was es heißt, wenn ein Mann seine Frau, wissend daß sie Andre liebt, gegen ihn aber physische Aversionen hat, trotzdem nötigt, ihm zu Willen zu sein und ihm Kinder zu gebären („Ich habe Dich nötig“ – sic! – auf ihrc Verlangen, er solle sie doch in Frieden lassen u. sich auswärts suchen, was ihm beliebe). Ich halte diese 앚:seine:앚 Schuld für so schwer, daß ich finde: so schauderhaft seine Lage ist, sie ist die entsprechende Strafe dafür. Natürlich: wäre irgend eine Garantie, daß er seiner Fraud, wenn nicht alle Kinder auf die Dauer, dann mindestens das älteste und das (mir! subjektiv!) dubiose drittee Kind läßt (der älteste Junge hängt an ihr, er hat einen eigenartigen Misch-Charakter und es wäre gut, wenn er nicht in seine Hände geriethe u. „Jude“ würde), dann würde auch ich sagen: man soll ihn zur Scheidung drängen (wenn er darauf zu sprechen kommt). Aber diese Gewähr hat man schlechterdings nicht. Für den Fall einer Unterredung mit ihm bedenken Sie auch: Sie erfahren von ihm nichts objektiv Wahres. Ich habe Das wieder und wieder feststellen müssen. 앚:Glauben Sie dem armen Teufel nichts[.]:앚 Ich möchte dringend rathen, so sehr ich Sie verstehe, zurückhaltend zu sein. NB! Mit meinem Bruder habe ich jede Erörterung dieser Dinge abgebrochen und jetzt auch in ziemlich scharfer Weise abgelehnt. Da ist jeder Versuch einer Beeinflussung unmöglich. Er kann ja auch in der That nichts machen, so lange sowohl J[affé] (aus Abneigung gegen den Prozeß) wief die Frau (aus Angst, die Kinder zu verlieren)g die Scheidung nicht wollen. An einen Abbruch der Beziehung aber denkt kein Teil. Das muß sich 앚:später:앚 von selbst machen, man kann da nichts thun, jetzt jedenfalls nicht. Ich bitte Sie dringend, richten Sie kein Unheil an, denn
b 具[eben]典 c O: Ihr d 具zum mindesten典 e O: Dritte f 具s典 g Klammer fehlt in O; O: verlieren,
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obwohl Sie ja die Sache zu 2/3 errathen hatten, müßte ich mir doch die größten Vorwürfe machen, Ihnenh noch Weiteres erzählt zu haben. – Ich habe mich 앚:auch:앚 entschlossen, in meinen Beziehungen zu J[affé] Alles zu vermeiden, was den Eindrucki einer Änderung meiner Schätzung für ihn erwecken könnte. Freundschaftlichen Gruß! Ihr Max Weber NB. Sie müssen meinen Brief4 ganz mißverstandenj haben oder nicht haben lesen können. Ich wollte Ihnen dringend rathen: keinenfalls, auch wenn J[affé] Sie fragt, ihn zu einem entschiedenen Schritt zu drängen; jedenfalls aber unter gar keinen Umständen ihm ohne absolute Notwendigkeit Rath zu geben. Denn es nützt nichts und schadet nur. Nochmals herzlichen Gruß!
h 具da典 i Schein > Eindruck j 具oder mißlese典 4 Weber bezieht sich vermutlich auf seinen Brief an Michels vom 8. Aug. 1911, oben, S. 259 f.
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Paul Siebeck 23. August 1911; Heidelberg Brief; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 Im folgenden äußert sich Weber zu zwei ihm zugesandten Briefen von Hermann Schumacher vom 7. und 19. August 1911 (Abschrift masch.; VA Mohr/Siebeck, Tübingen, Nr. 316), die dessen GdS-Beiträge über Börsenwesen und -handel betrafen. Laut des erstgenannten Briefes vom 7. August 1911 hatte Schumacher sich bei seinem Ostasienaufenthalt eine Malariainfektion zugezogen, durch die er in seiner Arbeitsplanung um drei Monate in Rückstand geraten war. Auch seine wachsende Vortragstätigkeit zur Deckung der Reisekosten ließen ihn nicht zur Bearbeitung seines GdS-Beitrags kommen. Als Fazit meinte Schumacher die Mitarbeiterschaft aufgeben zu müssen: „Ich möchte es unter allen Umständen vermeiden, daß durch mich das große Werk eine Verzögerung erfährt.“ In seiner nicht überlieferten Antwort vom 8. August 1911 hat Weber vermutlich inständig auf der weiteren Mitarbeit Schumachers bestanden, da kein adäquater Ersatz zu finden sei. Schumacher nannte in seiner Replik vom 19. August 1911 den „Pessimismus“ übertrieben: „Im Würzburger Schanz würden Sie beispielsweise einen ausgezeichneten Bearbeiter bekommen; seine Aufsätze über das Bankwesen in Elsters Wörterbuch halte ich für das Beste, das auf diesem Gebiet geschrieben ist. Dann kämen noch Lotz und Fuchs in Betracht, wenn Sie an Richard Ehrenberg, wie ich annehme, nicht denken wollen.“ Schumacher lenkte aber insofern ein, als er seine Mitarbeiterschaft nicht ausschloß, aber zu bedenken gab, daß er seinen Beitrag „bei dem erlittenen Zeitverlust nicht “ bis zu dem angegebenen Termin abliefern könne: „Ich könnte es höchstens so machen, daß ich im Sommer eine besondere Vorlesung über Börsenwesen lese und im Anschluß daran Ihnen meinen Beitrag liefere. Das würde aber immerhin eine Verzögerung von etwa drei Monaten bedeuten.“
Heidelberg 23/VIII 11 Sehr geehrter Herr Dr Siebeck! Die anliegende Correspondenz mit Prof. Schumacher ist sehr ärgerlich. Ich habe ihm nochmals sehr energisch geschrieben, daß seine ältere Verpflichtung jedenfalls vorangestellt werden müsse.1 Trotzdem wird er sicher nicht rechtzeitig fertig. Von den 3 von ihm Bezeichneten ist Keiner in der Lage, einzutreten. An Fuchs kann ich mich, da er s. Z. mich ganz ungehörig hinhielt und auf schließliche peremptorische Mahnung in
1 Schumacher hatte in seinem Brief vom 7. Aug. 1911 (wie Editorische Vorbemerkung) Weber u. a. mitgeteilt, daß er seine ostasiatischen Studien unter den noch frischen Eindrücken seiner Reise unbedingt fortsetzen müsse und sein GdS-Beitrag demgemäß im Moment zu warten habe.
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unhöflicher Art absagte, gar nicht erst zurückgreifen.a2 Auch ist es sehr spät und Schumacher der weitaus Beste. Was denken Sie? Ist es möglich, für diesen Beitrag (Börsenhandel) noch weiteren Ausstand zu geben?3 Mit vorzüglicher Hochachtung Ihr ergebenster Max Weber
a Defekte Satzkonstruktion. 2 Zum Ende der mit Carl Johannes Fuchs geführten Verhandlungen heißt es in Webers Brief an Paul Siebeck vom 1. Mai 1910 (MWG II/6, S. 485): „Fuchs hat sich 2 Monate lang nicht entschlossen, so daß ich ihm den Stuhl vor die Thür setzte.“ 3 Dazu vermerkt Oskar Siebeck in seiner Antwort vom 26. Aug. 1911 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446), daß durch die allgemeine Terminverschiebung für die Ablieferung der Manuskripte keine Bedenken bestünden, „Professor Schumacher die von ihm gewünschte Verlängerung zu gewähren.“
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26. August 1911
Marianne Weber [26. August 1911; Heidelberg] Brief; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446 Max Weber benützte die Rückseite eines Schreibens der Rechtsanwälte Emil Bauer & Fritz Keller an Marianne Weber vom 25. August 1911. Aus dieser Datierung ist das Datum erschlossen, der Ort aus dem Briefinhalt.
L. Schnauzel! Sonst nichtsa Neues. Schlaf heute „mittel“. Gehst Du nach Örlinghausen?1 Bertha2 reist heut 11 Uhr, ist 5 Uhr in Trettenhof b, fühlt sich ganz behaglich. Herzlich küßt Dich Dein Max (Nun haben uns 앚:also wirklich:앚 die Kerls Lionardo’s Mona Lisa aus dem Louvre gestohlen!!3 U. hoffentlich sieht es bis 12. Sept. nicht mehr so kriegerisch4 aus)
a O: zweifach unterstrichen. b Unsichere Lesung. 1 Marianne Weber hielt sich seit dem 23. August 1911 bei ihrer Tante Marie Schnitger in Lemgo auf und besuchte am 27. August die Verwandten in Oerlinghausen, wie sie in einem Brief an Helene Weber vom 30. August 1911 (Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446) mitteilte. 2 Bertha Schandau, die seit längerem kränklich war, fuhr drei Wochen zu einem Kuraufenthalt. 3 Marianne und Max Weber wollten im September Paris besuchen, deswegen fühlte sich Max Weber durch den Kunstraub am 22. August 1911 persönlich betroffen. 4 Anspielung auf die zweite Marokkokrise, die Max Weber etwas besorgte, da er mit Marianne zu diesem Zeitpunkt eine Reise nach Paris antreten wollte.
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Edgar Jaffé 27. August 1911; Heidelberg Brief; eigenhändig Privatbesitz
Heidelberg 27/8 11 Lieber Jaffé, –
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ich bin, wie fast immer, so auch hier, gegen redaktionelle Anmerkungen.1 Falls Plenge seinen Aufsatz schicken sollte, erhalten Sie ihn zur Einsicht.2 „Börse“ hat Schumacher. Aber der hat Malaria und will eigentlich die Sache los sein.3 Da weder Schanz, noch Fuchs, noch Lotz – jeder aus andren Gründen nicht – in Betracht kommt, wüßte ich freilich schlechterdings nicht, wer das jetzt noch machen könnte. Könnte man wenigstens einen Teil der Börsensachen Schumacher abnehmen! Natürlich müssen Sie ja ohnehin alles, was Kapitalmarkt anlangt, soweit mit behandeln, als es die Gebietsabgrenzung zwischen Ihnen und Plenge bedingt. Das wäre ev. noch im Einzelnen zu erörtern. – Nun noch etwas, das „Archiv“ betreffend. Unser Vertrag kann so nicht bleiben, ich müßte ihn zum nächsten Termin kündigen. Denn es geht, bei aller guten Freundschaft, schlechterdings nicht an, daß ich für Das, was ich jetzt noch für das Archiv thue, mich mit 200 M. für 6 Bogen honorieren lasse. Ich möchte Sie also sehr bitten: gehen wir wieder auf die alten 80 M. herunter, es erleichtert es mir, für das „Archiv“ zu schreiben. Das Andre ist nicht in der Ordnung, da meine Thätigkeit sich darauf beschränkt, Herrn Dr Lederer zur Verfügung zu stehen, u. auch Das fast gar nicht „praktisch“ geworden ist. Ich erhalte ja ohnedies noch einige Zeitschriften für diese fiktive „Mühe“. Nicht wahr, Sie verstehen das und machen es so, es drückt mich wirklich allmälig etwas. Sombart braucht Das ja nicht zu wissen! (von mir hört er’s nicht).
1 Um welchen Beitrag im AfSSp es sich hier handelt, war nicht zu ermitteln; die Korrespondenzen von Edgar Jaffé mit Werner Sombart und Paul Siebeck enthalten dazu keine Hinweise. 2 Gemeint ist der vorgesehene GdS-Beitrag von Johann Plenge über Geld, Kredit und Kapitalmarkt in der modernen Gesellschaft. 3 Vgl. dazu Brief an Paul Siebeck vom 23. Aug. 1911, oben, S. 264 f.
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Lassen Sie es Sich recht gut gehen bis Nürnberg,4 – ich denke hinzukommen. Collegiale Grüße Ihr Max Weber Die Bernays könnte ja (nicht als „Rezension“ 앚:– das geht nicht –:앚, sondern als reines Referat) die „Ergebnisse“ der Arbeits-Enquete des V[ereins] f[ür] S[ozial-]P[olitik] für das „Archiv“ machen.5 Z.B. weiß ich [jetzt]a Niemand, der grade für die nächsten Hefte mit einer Arbeit in Betracht käme. Es ist halt immer etwas erschwert, so ad hoc einmal sich etwas einfallen zu lassen, wenn die Continuität der gemeinsamen Arbeit nicht mehr besteht. Daß sie nicht besteht, liegt in erster Linie an mir, natürlich.
a Lochung. 4 Gemeint ist die Generalversammlung des Vereins für Sozialpolitik, die am 9. und 10. Oktober 1911 in Nürnberg stattfand und an der auch Weber teilnahm. 5 Dieses Referat von Marie Bernays ist erschienen unter dem Titel: Berufswahl und Berufsschicksal des modernen Industriearbeiters, in: AfSSp, Bd. 35, Heft 1, 1912, S. 123 – 176, sowie ebd., Bd. 36, Heft 3, 1913, S. 884 – 915.
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Edgar Jaffé [nach dem 27. August 1911; Heidelberg] Brief; eigenhändig Privatbesitz Die Datierung ist aus dem Hinweis erschlossen, daß Hermann Schumacher seinen GdS-Beitrag über die Börse behalten werde. In seinem vorherigen Brief an Jaffé vom 27. August 1911, oben, S. 267, hatte Weber noch ernsthafte Zweifel darüber geäußert, daß Schumacher seinen Artikel abliefern werde. Der Ort ist ebenfalls aus dem Inhalt des Briefes erschlossen.
Lieber Jaffé, –
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Schumacher behält die „Börse“. – Mit Dr Lederer werde ich im Herbst einmal selbst reden, wie es zu machen. – Ich bin am 5./6. IX nicht mehr hier, wir reisen in den nächsten Tagen. – Sombarts unverschämte Forderung zu bewilligen1 würde ich für absolut unangebracht halten. Seine jetzigen Beiträge nützen dem Archiv schwerlich, Jeder sieht, daß es Ladenhüter oder Doubletten sind. In Eile mit collegialem Gruß! Ihr Max Weber
1 Der Sachverhalt konnte nicht ermittelt werden; weder die Korrespondenz Jaffé – Werner Sombart noch die von Jaffé – Paul Siebeck enthält entsprechende Hinweise.
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Marianne Weber [28. August 1911; Heidelberg] Brief; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446 Datum und Ort erschlossen aus dem Inhalt des Briefes.
Liebe Schnauzel, – Tante Connea ist doch trotzb ihrer Jahre noch ein „Ekel“1 – was soll ich jetzt schreiben, wo hier gar nichts geschieht, auch innerlich nur geistige Rezeption u. Du doch hoffentlich sehr bald wieder da bist? Gestern war wenigstens Lask da, sprach wesentlich von seiner Arbeit,2 die in 2 Tagen abdiktiert ist, (daneben auch: von Else J[affé] 앚:– er fragte danach –:앚 – die Sache ist eben hier doch bei allen möglichen Leuten einmalc bekannt, durch die Art dieses „Jour“ im Winter und weil A[lfred] Jedermann von seiner Wohnung in E[benhausen]d erzählt 앚:hat:앚 und Jedermanne wissen läßt, daß er fortwährend da hin reist). Bertha3 wird Dir ja wohl geschrieben haben. Dem kleinen Mohr4 geht es gut. – „Die Maria“5 kocht, etwas „süddeutsch“, aber ganz gut, Linchenf 6 scheint durch Berthas Fortgehen etwas gedrückt, sonst aber geht Alles recht ordentlich zu. Hausraths kommen schon Dienstag (morgen) Abend wieder, Laura7 sei es nicht ganz gut gegangen (offenbar der Seewind!), Tröltsch auf ein paarg Tage heuteh soloi, wenn ich nicht irre. Ich werde dann mal mit ihm oben8 essen, das erleichtert Alles.
a Unsichere Lesung. b 具Ihr典 c Unsichere Lesung. d Der Anfangsbuchstabe E ist zweifach unterstrichen. e 具weiß典 f 具ist典 g O: par h Unsichere Lesung. i Fehlt in O; solo sinngemäß ergänzt. 1 Der Sachverhalt ist nicht mitgeteilt. Weber bezieht sich vermutlich auf einen nicht erhaltenen Brief von Marianne Weber. 2 Gemeint ist Lask, Emil, Die Lehre vom Urteil. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1912. 3 Bertha Schandau. 4 Name des Katers. 5 Maria, Hilfe bei Max und Marianne Weber in der Zeit, als Bertha Schandau ihre Kur machte. 6 Lina, Haushaltshilfe zur Unterstützung von Bertha Schandau. 7 Laura Hausrath wohnte mit ihrem Bruder August Hausrath im gleichen Haus. 8 Ernst Troeltsch wohnte in der Etage über Max Weber im gleichen Haus.
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Nun Mamas Brief.9 Der Gedankek ist doch sehr sonderbar. Natürlich darf man ihr keine Schwierigkeiten machen. Aber: wie lange noch wird sie dennl diese eine Sitzung wöchentlich mitmachen können? da ihr 앚:bisher:앚 gesundes Bein 앚:jetzt:앚 auch angeht? Und später wäre dochm, wenn sie einmal fest liegen muß, dies Häuschen mit dem Gärtchen, 앚:so:앚 dicht bei Clara, ein Segen für sie. Es ist ein wahres Elend mit dieser Pedanterie, im Haushalt Alles selbst mit machen zu wollen. Es entstehen nun, da das Häuschen Knall u. Fall verkauft werden muß, schwere Verluste, die gar nicht im Verhältnis stehen zu den Kosten, dien jene von ihr so gefürchtete „Haushälterin“ 앚:(d. h. eine zuverlässige ältere Person!):앚 machen würde. Sie hat da wirklich keine rechte Übersicht. Und der häßliche Gedanke, sie da in einer Mietskaserne, aufs Ungewisse, zu wissen, statt im Sicheren. Aber sie muß thun, was sie will, nur auch alle andren Seiten 앚:der Sache:앚 überlegen, ehe sie sich entschließt. Ich denke, man hört auch von Clara noch mal etwas davon. – Ich werde ihr nur schreiben: „warum denn nicht“? – wenn sie es gern so haben wolle, aber sie möge noch überlegen, ob auch dauernd für später dies das für sie Richtige sei. U. die Wohnung müsse sehr comfortabelo u. schön gelegen sein. Nun freue ich schon mich auf Deine Rückkunft10 – wann denn? – und küsse Dich tausend Mal[.] Strengst Dich hoffentlich in Örlinghausen u. Lemgo nicht an? Grüße die Tante11 Dein Max
k Vorschlag > Gedanke l 具die典 m 具dies典 n 具eine典 o O: zweifach unterstrichen. 9 Helene Weber hatte in ihrem Brief an Marianne Weber vom 26. Aug. 1911 (Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446) von ihren Überlegungen berichtet, das Charlottenburger Haus zu verkaufen, in eine Etage zu ziehen, Personal einzusparen und mehr Kräfte für ihre Tätigkeit in der Wohlfahrtspflege, insbesondere für die Teilnahme an den Sitzungen der Zentrale der Berliner Wohlfahrtspflege zu gewinnen. 10 Marianne Weber wollte am 31. August 1911 nach Heidelberg zurückkommen, schrieb sie in ihrem Brief vom 30. Aug. 1911 an Helene Weber, Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446. 11 Marie Schnitger.
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31. August 1911
Hans W. Gruhle 31. August PSt 1911; Schleißheim Karte; eigenhändig Nl. Hans W. Gruhle, BSB München, Ana 612
Verehrtester Herr Doktor! Ich wohne ganz erträglich hier Dachauer Straße No 10 bei Frl. Dittmeier. Vielen Dank, – auf Wiedersehen
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Ihr Max Weber Schleißheim 31/8
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1. September 1911
Marianne Weber PSt 1. September 1911; Schleißheim Karte; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446 Max Weber war am 31. August 1911 nach München gereist und traf dort am 3. oder 4. September Marianne Weber, mit der er sich zunächst in München und dann vom 10. bis 17. September in Ambach am Starnberger See aufhielt und anschließend bis zum 8. Oktober Paris besuchte.
Schleißheim b. München Lieber Schnauzel!
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Ich wohne hier ganz nett für 90 pro Tag (in der Dachauer Straße No 10 bei Frl. Dittmeier) in einem kl[einen] Stübchen mit Kanapee u. Tisch. Der Schloßpark, still u. einsam, ist sehr schön, das Schloß ein altes großes vornehmes Renaissancegebäude mit schönem Durchblick auf ein anderes, noch ferner gelegenes. Man ißt Mittag u. Abend in der Schloßwirtschaft, beim „alten“ Schloß, vis-à-vis dem eigentlichen (in dem die Marées1 etc. sind) unter alten Bäumen. Das Örtchen besteht nur aus einigen Reihen Häusern. Entfernung nach München 1/2 Stunde per Lokalbahn (vom Hauptbahnhof, letztes, 16tes Geleise). Gruhle habe ich geschrieben2 (Hauptpostamt [l]agernda gab er als Adresse an) u. denke ihn Samstag früh hier zu sehen. Kommst Du wohl schon Sonntag?3 Dann telegraphier bitte: wann? 5 Uhr 9 wahrscheinlich (NB! das Cursbuch ist veraltet. Du mußt auf dem Fahrplan im Gang nachsehen). Bitte
a Lochung. 1 Die Gemäldegalerie im Schloß Schleißheim besaß u. a. 24 Gemälde von Hans von Marées. 2 Vgl. Karte an Hans Gruhle vom 31. Aug. 1911. 3 Marianne Weber, die am 31. August 1911 von ihrer Reise nach Lemgo und Oerlinghausen zurückkehrte, fuhr erst am 3. oder 4. September nach München.
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bring mir die schönen neuen Waschlappen mit, ich vergaß sie! Sonst glaub ich, habe ich Alles. Es küßt Dich Dein Max Laß den Brief an die Baronin4 lieber erst Montag, nachdem Du fort bist, von Linchen5 einstecken. Jaffé wollte am 5 ten in Heidelberg sein, ist also vielleicht am 4 ten noch in Wolfratshausenb.6
b O: Wolfrathshausen 4 Gemeint ist die Baronin von Richthofen (die Mutter von Else Jaffé), die Marianne Weber in Wolfratshausen besuchen wollte. Von diesem Besuch sollte Edgar Jaffé nichts erfahren. 5 Linchen oder Lina – Hilfe bei Max und Marianne Weber. 6 Wohnsitz von Else Jaffé und ihren Kindern.
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Helene Weber [15. September 1911]; Ambach am Starnberger See Brief; eigenhändig GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 3, Bl. 209 – 210 Datum aus dem Inhalt des Briefes und der Tagesangabe „Freitag“ erschlossen.
Ambach am Starnberger See Freitag. Liebe Mutter! 5
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Wir sind nun erst 8 Tage in München gewesen – Gallerien, Kunsthändler, Architektur, „Meistersinger“, Offenbach (im Reinhardt-Zirkus),1 Landschaften (Moor, Isarthal, Seena) mit dem sehr fein besaiteten und dieses schöne Fleckchen wie seine engste Heimath liebenden Dr Gruhle2 zusammen, – dann 8 Tage sehr schön still und ruhig hier in diesem ganz wunderschönen am Starnberger See gelegenen, von allen Auto’s etc. verschonten Örtchen, mit dem Blick auf die Alpen über das Wasser und die schönen ernsten Ufer und wunderbare Wald-Moor-Partien. Jetzt geht es nach München zurück und Sonntag nach Paris (vorläufig: poste restante). Marianne hat ihre Liegetage diesmal weit besser als sonst überstanden und Alles Gott sei Dank sehr genossen. In Paris werden wir vorsichtig mit den Kräften haushalten müssen, Vormittags, zuweilen Abends, Kunst u. Musik, Nachmittags Natur (oder was es statt dessen in und bei Paris giebt)b. Wir fahren gleich durch: Morgens 7 München ab, Abends 1/2 10 Paris an. – Nun wird Dein Fahrstuhl3 hoffentlich schon in vollem Bau sein, damit er bei Beginn der Kälte im Betrieb ist. – Ob Alfred oder ich im Herbst
a O: Seeen b Klammer fehlt in O. 1 Zwischen dem 5. und 30. September wurde neunmal Orpheus in der Unterwelt von Jacques Offenbach in der Ausstellungshalle I (heute Halle 7) auf dem Ausstellungsgelände auf der Theresienhöhe gegeben. In die Halle wurden Zirkustribünen eingefügt und so die Sitzordnung eines Amphitheaters erreicht. 2 Der Psychiater Hans Gruhle hatte in München studiert. Er gehörte zum engen Freundeskreis von Max und Marianne Weber. 3 Der Einbau eines Fahrstuhls sollte es Helene Weber ermöglichen, weiter in ihrem dreistöckigen Haus in der Marchstraße 7F zu leben.
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nach Berlin kommen, steht ja nicht ganz fest. Die Tagung4 ist in Nürnberg, nicht in Leipzig, und ich fahre dann noch zum Hochschullehrertag nach Dresden5 (Alfred schwerlich)c u. dann vielleicht für 1 Tag nach Berlin (ca 13. Oktober)[.] Nimm heut mit diesem Lebenszeichen vorlieb, wir wollen gleich nochmal mit Dr Gruhle spazieren (ich bin viel gelaufen, sogar gerudert) u. dann geht es fort. Mit schönsten Grüßen von Marianne und Deinem Max
c Klammer fehlt in O. 4 Die Tagung des Vereins für Sozialpolitik fand am 9. und 10. Oktober 1911 statt. 5 Der IV. Deutsche Hochschullehrertag fand am 12. und 13. Oktober 1911 statt.
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Camilla Jellinek 26. und 27. September [1911]; BK Paris Brief; eigenhändig BA Koblenz, Nl. Camilla Jellinek, Nr. 24 Das Jahresdatum ist aus Briefinhalt sowie Schreibort erschlossen.
Paris, le Hôtel Windsor Mittwoch 27/IX Abends. 5
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Hochverehrte Frau Geheimrath, – ich habe noch nicht einmal für die gütige Zusendung der Ausgabe der kleinen Schriften Ihres Mannes1 Ihnen und Ihrem Sohn2 gedankt: ich wollte auch hier, wie stets, erst Alles gelesen haben (denn mehr als die Hälfte der Arbeiten kenne ich noch gar nicht) und wara bisher erst dazu gelangt, die Vorreden3 zu lesen und die Anordnung anzusehen (Alles sehr glücklich gelungen, so viel ich urteilen kann). Ich werde also darauf erst einige Wochen nach der Rückkehr zurückkommen. Heute nun – 26. IX. – erhieltb meine Frau Ihr gütiges Schreiben, aus dem ich ersehe, daß ein andres von Ihnen – je nachdem – in München, Ambach oder (was ich sofort feststellen werde) hier auf der Post ruht, ohne mir zugestellt zu sein. Der häufige Wechsel des Aufenthalts hat da jedenfalls Irrtümer zurc Folge gehabt. Den Inhalt jenes Schreibens ersehe ich aus Ihrem freundlichen Brief an meine Frau. Es drängt mich, Ihnen herzlich zu danken für die große Ehre (denn, das wissen Sie selbst, das ist sie), die Sie mir anthun.4 Aber nachdem ich den ganzen Tag heut den Versuch machte, mich zu über-
a bin > war b Alternative Lesung: erhält c O: zu 1 Jellinek, Georg, Ausgewählte Schriften und Reden, 2 Bde. – Berlin: O. Häring 1911. 2 D. h. Walter Jellinek. 3 Gemeint sind das Geleitwort von Wilhelm Windelband, wie Anm. 1, S. V – XII, sowie das Vorwort des Herausgebers Walter Jellinek, S. XIII – XXIII. 4 Im folgenden äußert sich Weber zu Camilla Jellineks Anerbieten, er möge die Neuauflage von Georg Jellineks Allgemeiner Staatslehre betreuen. Letztlich hat – wie es auch Weber vorschlug – Walter Jellinek das Werk seines Vaters herausgegeben: Jellinek, Georg, Allgemeine Staatslehre, 3. Aufl., unter Verwertung des handschriftlichen Nachlasses durchgesehen und ergänzt von Walter Jellinek. – Berlin: O. Häring 1914.
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zeugen, daß ich den Antrag doch vielleicht annehmen könne – es geht nicht, obwohl dies mir recht schmerzlich ist. Es geht jetzt nicht, weil ich bindende und dringliche Verpflichtungen nach 2 Richtungen habe, für die ich schon seit 11/2 Jahren arbeite, ohne sie entscheidend gefördert zu haben. Das Schönberg’sche Handbuch wird sich schon dadurch sehr zum Schaden von Herrn Siebeck um viele Monate verzögern, daß ich so wenig produktiv war und bin. Und jetzt noch eine neue Arbeit, die mich ca. 2–3 Monate (mindestensd!!) intensiv in Anspruch nehmen würde und müßte, das ist absolut unmöglich. Ich bin auf ca. 11/2 Jahre hinaus zu jeder neuen Aufgabe außer stande, es ist schlimm genug, daß ich noch eine ältere (für den „Logos“) neben meiner Hauptarbeit an mir hängen habe.5 Es sind das lauter unerfreuliche Arbeiten, und, glauben Sie mir, hochverehrte Frau Geheimrath, ich würde wirklich gern etwas mich Erfreuendes, ganz Anderes, machen, wie es eine Analyse der Lebens-Arbeit Ihres Mannes in Verbindung mit seinem Leben selbst wäre. Aber ich kann nicht. Und, offen gestanden, ich habe auch dauernd schwere Bedenken, wegen meiner wissenschaftlichen Qualifikation dazu. Eine Arbeit von mir darüber würde keinen Juristen befriedigen. Ich bin nicht au courant der juristischen Litteratur. Ich kann, da ich schließlich selbst Jurist war, theoretisch u. praktisch, wohl alle Feinheiten dieser Arbeiten genießen, aber nicht sie einordnen in den großen Fluß der Entwicklung, der sie angehören u. die sie so stark gefördert haben. Ich könnte die Linien ziehen, die von unsren Disziplinen aus dahin führen, wo Ihr Mann stand, – aber das wäre ein (kleines) Reflexlicht, was da auf seine wissenschaftliche Gestalt fiele, nicht nur nicht erschöpfend, sondern nicht einmal edie Hauptfronte berührend. Ich kenne, glaube ich, seine wissenschaftliche Bedeutung ihrer vollen Größe nach 앚:(wie man ein Kunstwerk als Genießender kennt),:앚 aberf sie zu analysieren – dazu gehört eben doch weit mehr als ich machen und leisten könnte. Daher bitte ich Sie, diese Verantwortung nicht auf mich zu legen, so sehr mein Ehrgeiz nach ihr greifen möchte (denn was könnte man Alles an Problemen in Verbindung mit diesem „Oeuvre“ sagen!!). Sehr wich-
d O: zweifach unterstrichen. e den Kern > die Hauptfront f O: , aber 5 Weber denkt hier an seinen vorgesehenen Artikel im russischen „Logos“ über Leo Tolstoj (vgl. MWG I/10, S. 24, Anm. 64) sowie seine Beiträge für den GdS, das „Schönberg’sche Handbuch“.
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tig aber wäre mir, wenn Sie mir einmal mündlich sagen würden, welches der Punkt ist, wo ich, wie Sie schreiben, Ihren Mann noch nicht ganz erfaßt habe. Was nun? – Könnte nicht Ihr Sohn (nach seiner Habilitation) rein objektiv und sachlich die Stellung Ihres Mannes innerhalb der wissenschaftlichen Problem-Entwicklung zeichnen, in Verbindung mit der Darlegung seines Bildungs- und Lebensganges? Er ist so fein und taktvoll reserviert, daß ich an eine sehr schöne Lösung durch ihn glaube. – Laband? Bernatzik? (falls Ihr Sohn nicht wollte?) Davon ev. mündlich. Haben Sie nochmals herzlichsten Dank und – verstehen Sie! In Verehrung Ihr stets ergebener Max Weber
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5. Oktober 1911
Hans W. Gruhle PSt 5. Oktober 1911; PSt Paris Karte; eigenhändig Nl. Hans W. Gruhle, BSB München, Ana 612
Verehrtester Herr Doktor! Nur eine Karte, da ich sofort wieder lospatrouilliere, um, nachdem ca 1/10 der beabsichtigten Weise zu Schanden gesehen ist, noch etwas nachzutragen. (Meine Frau begnügt sich heute mit der Theater-Matinée). Der betr. Tag ist nächsten Dienstag, wir werden im „Württembergera Hof“ sein1 oder dort Nachricht hingeben, wo wir sind. Sonntag bin ich durchreisend in Heidelberg u. telephoniere Ihren Portier ev. an. – Hier ist etwas zu viel zu sehen. Das Mittelalter ist diesmal sehr zu kurz gekommen. Dafür habe ich, da die Kunsthändler mich standhaft für einen geheimen Emissär einer Gallerie hielten (ich notierte geflissentlich unauffällig Preise)[,] an Neustem wohl ziemlich Alles gesehen. Herzl. Grüße v. meiner Frau und Ihrem Max Weber
a O: „Würtemberger 1 In diesem Hotel übernachteten Max und Marianne Weber während der Generalversammlung des Vereins für Sozialpolitik in Nürnberg, die dort am 9.und 10. Oktober 1911 stattfand; vgl. dazu Karte an Gruhle vom 8. Okt. 1911.
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Hans W. Gruhle PSt 8. Oktober 1911; PSt Heidelberg Karte; eigenhändig Nl. Hans W. Gruhle, BSB München, Ana 612
Verehrtester Herr Doktor!
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Wir reisen heute, Sonntag, 4 Uhr nach Nürnberg, Württemberg[er] a Hof (soll, wie ich ex post höre, sehr feudal sein, aber wenn man dann mal Pleite macht, dann schon –). Ich hinterlasse dort stets Nachricht, wo und wann wir sind. In die Versammlung werde ich Sie als Gast einführen und Schmoller (jetzt „von Schm[oller], Exc[ellenz]“) vorstellen. Kostet sonst ganz unnötig 16 M., da die andren Publikationen und Sachen doch nur für Fachleute Interesse haben. Ich kaufte in P[aris] 2 kleine Sachen (Vallotton’schesb Stilleben,1 Desvallières’sche Phantasie: hat dem Ausstellungs-Plakat des Salon d’Automne alsc Original gedient)d.2 Frl. Else Engler würde ich Sie bitten, doch sehr e für ihre ausgezeichneten Hinweise zu danken. Hoffentlich lernt man sie einmal kennen. Auf Wiedersehen Ihr Max Weber
a O: Würtemberg. b O: (Valloton’sches c zum > als d Klammer fehlt in O. e O: zweifach unterstrichen. 1 Um welches Bild es sich dabei gehandelt hat, konnte nicht ermittelt werden. Laut Mitteilung von Frau Marina Ducrey, der Leiterin der Galerie Paul Vallotton SA und Bearbeiterin des „Catalogue raisonné de l’œuvre de Félix Vallotton“, vom 13. Okt. 1997, hat Vallotton allein im Jahre 1911 22 Stilleben gemalt. 2 Bei dem Bild von Georges Desvallières handelt es sich um das Gemälde „Panneau décoratif“, so betitelt in dem Artikel von René Jean, Le Salon d’Automne, in: Gazette des Beaux-Arts, Jg. 1911, S. 375 – 393, ebd., S. 393. In der Zeitschrift: Les Arts. Revue mensuelle des musées, collections, expositions, Jg. 10, Nr. 119, 1911, S. 29, ist es abgebildet unter dem Titel „Projet de décoration pour une bibliothèque“.
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Ladislaus von Bortkiewicz 12. Oktober 1911; Leipzig Abschrift; maschinenschriftlich ohne Anrede und Schlußformel, mit handschriftlichen Korrekturen von Marianne Weber GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 30, Bd. 6, Bl. 64
Leipzig, 12. 10. 1911 ...a Ich wünschte einem Mißverständnis vorzubeugen, welches hoffentlich gar nicht entstanden ist: daß Ihre Kritik in Nürnberg unwillkommen gewesen sei – ich hoffe, Sie haben dies nicht angenommen – im Gegenteil war es nach so viel „Weihrauch“ eine Erfrischung, daß endlich einmal zur Sache gekommen wurde.1 Ich hoffe auf eine noch eingehendere Fortsetzung Ihrer Kritik im Archiv,2 und werde mich dazu evtl. äußern, (dann aber Ihnen das letzte Wort lassen) da ich zwar de facto mich lediglich für die „psycho-physische“ Seite der in Frage stehenden Arbeiten interessiert habe, auch nur diese michb etwas angehen sollten, aber dies öffentlich nicht geltend gemacht werden darf. Ich bemerke nur retrospektiv: Berufsstatistik für Väter und Großväter in dem von Ihnen gemeinten Sinn sollte tatsächlich nicht getrieben werden.3 Ich erinnere
a Auslassungszeichen in Abschrift. b In Abschrift: mit 1 Gemeint ist der Diskussionsbeitrag von Ladislaus von Bortkiewicz auf der Tagung des Vereins für Sozialpolitik in Nürnberg zu dem Referat von Heinrich Herkner, Probleme der Arbeiterpsychologie unter besonderer Rücksichtnahme auf Methode und Ergebnisse der Vereinserhebungen, abgedruckt in: Verhandlungen der Generalversammlung in Nürnberg, 9. und 10. Oktober 1911 (Schriften des Vereins für Sozialpolitik, Bd. 138). – Leipzig: Duncker & Humblot 1912, S. 117 – 138; v. Bortkiewicz’ Beitrag, ebd., S. 168 – 179. v. Bortkiewicz hatte sich darin kritisch zu der Handhabung der statistischen Methoden in den Einzeluntersuchungen über „Auslese und Anpassung“ geäußert, woraufhin Max Weber in seiner Replik die methodische Vorgehensweise der von ihm mitangeregten Enquete zu verteidigen suchte, ebd., S. 189 – 197 (MWG I/11, S. 416 – 425). 2 Eine solche ist im AfSSp nicht erschienen. 3 v. Bortkiewicz hatte in seinen kritischen Betrachtungen zur Vereinsenquete die Frage aufgeworfen, wie man der „Frage der Proletarisierung statistisch beikommen“ könne (wie Anm. 1, S. 175), und dabei die Methode von Marie Bernays kritisiert, die nicht „prospektiv“, von der Parentalgeneration erster oder zweiter Ordnung aufsteigend, sondern „retrospektiv“, von der Filialgeneration her die intergenerationellen Unterschiede in der Berufsausübung zu bestimmen suchte: „Auf diese Weise kann man alles mögliche beweisen, z. B. was die Vererbung der geistigen Qualitäten anlangt. Wenn ich von einer Gruppe von Idioten ausgehe und feststelle, wieviele von ihren Vätern die und die geistigen Eigenschaften hatten, ebenso von ihren Großvätern, wie viele Genies darunter waren und wie viel überdurchschnittlich und durchschnittlich veranlagt waren, so kann ich auch nicht sagen: sehen Sie, bei der ersten Generation hatten wir es mit einer Gruppe von vernünfti-
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mich, daß[,] als ich den 1. Teil der Arbeit von Fräulein Bernays4 zu Gesicht bekam, ich ihr mit Bezug auf die von Ihnen vorgelesene Stelle5 schrieb, daß hier Mißverständnisse des Sinnes dieser Fragen vorlägen;6 irre ich nicht, so muß dies mindestens in einer Fußnote an der betreffenden Stelle bemerkt sein …c7 Unangenehm war mir offen gestanden eins: Sie hatten natürlich vollkommen das Recht, auf den sehr großen Umfang der Bände hinzuweisen.8 M.E. konnte man jetzt nicht anders verfahren. Aber wie dem sei: ich fand es eine unnötige „Feindseligkeit“ (objektiv, nicht: subjektiv beabsichtigt!) die pekuniären Interessen des anwesenden Verlegers9 gegen die Aufnahme von Tabellen mobil zu machen …d 10
c Auslassungszeichen in Abschrift. d Auslassungszeichen in Abschrift. gen, zum Teil sehr begabten Menschen zu tun, die in der zweiten Generation standen schon etwas tiefer und in der dritten haben wir lauter Idioten“ (wie Anm. 1, S. 175 f.). Letzteres veranlaßte Weber zu dem Zwischenruf: „Um solche Feststellungen hat es sich gar nicht gehandelt!“ Ebd., S. 176. 4 Bernays, Marie, Auslese und Anpassung der Arbeiterschaft der geschlossenen Großindustrie. Dargestellt an den Verhältnissen der „Gladbacher Spinnerei und Weberei“ A.-G. zu München-Gladbach im Rheinland (Schriften des Vereins für Socialpolitik, Bd. 133). – Leipzig: Duncker & Humblot 1910. 5 v. Bortkiewicz hatte in seiner Stellungnahme zu einer Passage aus Bernays’ Buch, wie Anm. 4, S. 111, wo die intergenerationellen Berufsdifferenzierungen prozentual festgestellt werden, besonders kritisch angemerkt: „Wenn es da heißt, in einer Gruppe gab es 29 Personen von 100, die einem traditionellen Berufe oblagen, in der zweiten Generation waren es bloß 14 und in der dritten ist kein einziger darunter, so hat doch letzteres seinen Grund einfach darin, daß man von vornherein die Untersuchung auf die Fabrikarbeiter eingestellt hat.“ Wie Anm. 1, S. 175. Es folgen hierauf die in Anm. 3 wiedergegebenen Ausführungen v. Bortkiewicz’. 6 Ein entsprechender Brief an Marie Bernays ist nicht nachgewiesen. 7 Eine entsprechende Fußnote fehlt bei Bernays, wie Anm. 4; in einer Anmerkung, ebd., S. 112, wird lediglich vermerkt, daß die angegebenen Prozentzahlen „sehr schematisiert“ seien. 8 v. Bortkiewicz hatte in seinen Schlußbemerkungen, wie Anm. 1, S. 178 f., vorgeschlagen, daß bei der weiteren Durchführung der Vereinsenquete statt lediglich allgemeiner Direktiven bei der „Handhabung der statistischen Methode [...] die Einhaltung eines gewissen Schemas wünschenswert“ sei. Dann könne, so v. Bortkiewicz, sich „auch ein Gewinn insofern ergeben, als die Publikationen weniger umfangreich ausfallen würden, und das geht ja nicht nur unseren Herrn Verleger an, sondern geht uns Vereinsmitglieder alle an, die wir doch den natürlichen Wunsch haben, die Publikationen des Vereins nach Möglichkeit zu verfolgen, und an der Erfüllung dieses Wunsches zum Teil durch die Masse des Dargebotenen gehindert werden.“ 9 Gemeint ist Carl Stephan Geibel. 10 Wie Anm. 1, S. 172 f., mit dem Bemerken, man habe „von einer tabellarischen Zusammenstellung“ absehen sollen, sowie die in Anm. 8 zitierte Passage.
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Franz Böhm 17. Oktober 1911; Heidelberg Brief; maschinenschriftlich mit eigenhändigen Korrekturen und Zusätzen Max Webers GLA Karlsruhe, 235/2643, Bl. 88 – 94 Die nachstehend mitgeteilte Korrespondenz, der hier abgedruckte sowie die nachfolgenden Briefe an den badischen Minister des Kultus und Unterrichts, Franz Böhm, vom 19., die beiden vom 20., vom 22. und 25. Oktober sowie vom 8. November 1911, unten, S.306 – 311, 312 – 314, 315 – 318, 319 f., 321 f. und 329 f., wurde ausgelöst durch Webers Auftreten beim IV. Deutschen Hochschullehrertag in Dresden am 13. Oktober 1911. Dort hatte dieser anläßlich der Debatte über das Thema „Die von den deutschen abweichenden Einrichtungen an den amerikanischen Hochschulen“ heftige Kritik an der preußischen Hochschulverwaltung geübt. Webers Ausführungen gipfelten in einem scharfen Angriff auf den verstorbenen Leiter der preußischen Universitätsverwaltung Friedrich Althoff, dessen Bedeutung für das Universitätswesen als eines „Mann[es] von sehr weiten Gesichtspunkten“ zwar unbestritten sei, dessen Art der Menschenbehandlung aber fatale Folgen gezeitigt habe: „er ging bei der Behandlung der Personalien von der Anschauung aus, daß jeder, mit dem er zu tun hatte, ein Schuft oder zum mindesten ein ordinärer Streber sei.“ Das System Althoff habe unzweifelhaft große Erfolge gehabt, doch sei er dabei mit „denkbar rücksichtslosesten [...] Mitteln“ vorgegangen und habe auf die jüngere Generation der deutschen Hochschullehrer „direkt korrumpierend gewirkt.“ Weber berief sich dabei auf seine persönlichen Erfahrungen als Privatdozent in Berlin aus Anlaß seiner Berufung nach Freiburg: „Ich persönlich bin dem Geheimrat Althoff zu außerordentlichem Danke für die Art verbunden, in der er mich äußerlich und innerlich in einer Weise gefördert hat, die zu meinem Verdienste in gar keiner Weise im Verhältnis stand. Aber diese Freude wurde mir durch die Beobachtung geschmälert, daß diese auffällige Protektion mit dem nationalliberalen Abgeordnetenmandat meines Vaters im Zusammenhang stand, an den der Dezernent des Unterrichtsministeriums gelegentlich in einer so taktlosen und dreisten Art unter Bezugnahme auf dieses Personalverhältnis herangetreten ist, daß das zu einer Niederlegung des Mandats meines Vaters in der Budgetkommission geführt hat. Die Tatsache liegt vor, und ich bin nicht der einzige gewesen, der deshalb froh sein konnte, als er von einem anderen als dem preußischen Staat Anerkennung für seine Leistungen fand.“ Als besonders korrumpierend kennzeichnete Weber das in Preußen so geläufige Reverssystem: „Sie werden sich eines Falles erinnern, auf den ich nicht näher eingehen werde, den ich nur streife, der im vorigen Jahre so außerordentlich viel Staub an der Berliner Universität aufgewirbelt hat [d. h. der „Fall Bernhard“]. Wir alle, die wir sicher einmütig hinter den vom Ministerium schikanierten Berliner Kollegen stehen, haben damals bedauert, daß von diesen Kollegen einem anderen, vom Ministerium protegierten Kollegen ein bestimmter Revers abverlangt war. Das ist akademischem Brauche nicht entsprechend. Aber das Reverssystem stammt aus dem preußischen Ministerium. Ich will nur wenige Worte darüber sagen. Wenn Dozenten von auswärts unter Althoffs Regierung nach Preußen berufen wurden, so ging das nie, ohne daß ein Teil der Bezahlung in Papiergeld erfolgte mit einem Reverse auf Avancement an einer anderen, insbesondere an der Berliner Universität. [...] Das waren Reverse, welche das Ministerium den Leuten aufzwängte. Ich selbst bin in die erstaunliche Lage gekommen, als ich in Berlin Extraordinarius werden sollte und längst mit der Fakultät in Verbindung stand, daß mir der Ministerialdezernent um jeden Preis einen Revers in die Hand drückte. Ich wußte nicht, weshalb, bis ich auf dem Heimwege bemerkte, daß in den Revers nach-
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träglich eine Verpflichtung gesetzt worden war, die ich nicht übernommen hatte und die auch noch nicht darin stand, als ich ihn durchlas. [...] Die Hauptsache ist [...], daß, als er mir dieses Papiergeld in die Hand drückte, er die Überzeugung hatte: das wird mein Mann, der wird von mir abhängig werden. Reverse des Ministeriums von der einen, Reverse des Dozenten von der anderen Seite! Meine Herren, auch darin habe ich persönliche Erfahrungen. Man hat mir ganz dasselbe angesonnen, durch dessen Übernahme der Kollege, dessen Name im vorigen Jahre so viel Aufsehen machte, auf die schiefe Bahn der Schwäche und Unentschlossenheit gekommen ist. Man hat mir, als ich Extraordinarius wurde, einen geheimen Lehrauftrag angesonnen, und als ich nach dem Grunde fragte, wurde mir gesagt, weil die beiden in Betracht kommenden Ordinarien gegen Ihre Ernennung zum Extraordinarius stimmen würden. Es wurde mir damit eine Unanständigkeit angesonnen. Ich sagte, die beiden Herren seien längst von mir informiert. In einem Augenblick, wo ein preußischer hochgestellter Ministerialbeamter einem jungen Manne so etwas ansinnt, kann ich auf den jungen Mann keinen Stein werfen, der dann in diese Falle hineingeht und etwas begeht, was objektiv nach akademischer Standessitte eine Unanständigkeit ist.“ Hier zitiert nach dem von Weber autorisierten Wortlaut, abgedruckt in: Verhandlungen des IV. Deutschen Hochschullehrertages zu Dresden am 12. und 13. Oktober 1911. Bericht erstattet vom geschäftsführenden Ausschuß. – Leipzig: Verlag des Literarischen Zentralblattes für Deutschland (Eduard Avenarius) 1912, S. 70 – 75 (MWG I/13). Webers Polemik fand beachtliche Presseresonanz: In mehreren überregionalen Tageszeitungen wurde sein Diskussionsbeitrag z. T. in wörtlicher, allerdings nicht immer korrekter Wiedergabe in extenso veröffentlicht. Die Art und Weise der Presseberichterstattung veranlaßte das badische Kultusministerium bzw. dessen Minister Franz Böhm, sich am 16. Oktober 1911 direkt an Weber mit der Bitte um Klarstellung zu wenden (Ausfertigung des Briefes in: GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 30, Bd. 6, Bl. 65 – 66, als Konzept in: GLA Karlsruhe, 235/2643, Bl. 84 – 87, sowie als Abschrift in den Akten des preußischen Kultusministeriums: GStA Berlin, Rep. 76 Va, Sekt. 1, Tit. IV, Nr. 45, Bl. 95 – 96): „Nach einem Berichte der ,Täglichen Rundschau’ Nr. 483 vom 14. d. Mts. sollen Euer Hochwohlgeboren in der letzten Sitzung des Hochschullehrertags zu Dresden am 13. d. Mts. u. a. ausgeführt haben: ,Ich bekenne ganz offen, daß, als ich seinerzeit aus dem Gebiete der preußischen in das der badischen Universitätsverwaltung versetzt wurde, ich das Gefühl hatte, in sauberere Luft zu kommen. Als ich von Preußen nach Baden berufen wurde, wurde mir in Baden die ganze Korrespondenz vorgelegt, die Preußen mit dem badischen Ministerium geführt hatte, und ich las dort darin, was von Preußen über mich geschrieben worden war. Der badische Dezernent fragte mich, wie ich denn von einem Kerl, der solche Briefe über mich geschrieben habe, einen Ruf hätte annehmen können.’ Wir können nicht glauben, daß diese Zeitungsnachricht Ihre Ausführungen zutreffend wiedergiebt. Denn der behauptete Inhalt Ihrer Rede steht im Widerspruch zu den Tatsachen, die wir aus unsern Akten entnehmen. Inhaltlich unserer Akten wurde Euer Hochwohlgeboren von der philosophischen Fakultät der Universität Freiburg erstmals am 10. Juli 1893 für die erledigte ordentliche Professur der Nationalökonomie primo loco vorgeschlagen. Die Besetzung der Professur wurde jedoch zunächst verschoben, worauf die Fakultät am 22. Januar 1894 ihren Vorschlag wiederholte. Inzwischen war jedoch unter einer Ihren Wünschen entsprechenden Regelung Ihrer Stellung Ihre Ernennung zum außerordentlichen Professor an der Universität Berlin erfolgt. Diese Tatsache ließ es Euer Hochwohlgeboren, wie Sie einem Fachgenossen, der Sie im Auftrage der Freiburger Fakultät befragt hatte, schriftlich mitteilten, zweifelhaft erscheinen, ob Sie ,loyalerweise’ einen Ruf nach Freiburg würden folgen können; ,ich müßte’, so schreiben Euer Hochwohlgeboren am 14. Januar
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1894, ,stets Althoff fragen, ob er es für loyalerweise zulässig halte, daß ich fortziehe.’ Diese Sachlage veranlaßte unseren damaligen Hochschulreferenten, den inzwischen verstorbenen Geheimerat Dr. Arnsperger, am 10. Februar 1894 zu einer Anfrage an den preußischen Hochschulreferenten über Ihre etwaige Gebundenheit in Berlin zu richten[!]. Darauf antwortete Geheimerat Althoff am 19. Februar 1894, wie folgt: ,Auf Ihre gefl. Anfrage vom 10. d. Mts. erwidere ich ergebenst, daß Herrn Professor Weber bei einer Berufung nach Freiburg die Wahl völlig frei gelassen werden wird, und daß es uns durchaus fern liegt, aus dem Umstande, daß er hier vor kurzem zum Extraordinarius ernannt worden ist, eine Verpflichtung für ihn zur Ablehnung der Berufung herleiten zu wollen. Wenn er selbst im Gegensatze zu … [Laut Ministerialanweisung wurde im Konzept der Name „Troeltsch“ ausgelassen; Weber fügte hier den Namen „(Lenel )“ ein.] Bedenken trägt, ohne vorheriges Benehmen mit der vorgesetzten Behörde eine Entscheidung zu treffen, so gereicht ihm das gewiß zur Ehre. Um so weniger wird es aber der hiesigen Praxis entsprechen, ihm in seiner freien Entschließung irgend welche Hindernisse in den Weg zu legen. Hr. Professor Weber ist ein in jeder Beziehung so vortrefflicher Mann, daß wir ihm nur das beste wünschen und jedenfalls nicht die Verantwortung übernehmen können, seinen eigenen Ansichten über das, was für seine Entwickelung am besten ist, irgendwie vorzugreifen. In vorzüglicher Hochachtung...’ Dieser Brief, den wir unter Weglassung eines hier nicht interessierenden Namens wörtlich wiedergegeben haben, ist die einzige Mitteilung der Kgl. preußischen Unterrichtsverwaltung, die sich, soweit unsere Akten Aufschluß geben, auf Ihre Person und Ihre Berufung nach Freiburg bezieht. Der Inhalt dieses entgegenkommenden und für Sie besonders wohlwollenden Briefs läßt es als schlechterdings ausgeschlossen erscheinen, daß der badische Hochschulreferent hätte Anlaß finden können, über den preußischen Dezernenten in der ihm jetzt unterschobenen Weise sich zu äußern. Überdies bietet uns die vornehme Persönlichkeit unseres inzwischen verstorbenen Hochschulreferenten volle Gewähr dafür, daß er den Takt besessen hat, ungehörige und verletzende Angriffe auf seinen preußischen Kollegen, den er hochschätzte und zu dem er in den besten Beziehungen stand, zu unterlassen. Wir sind es hiernach nicht nur der Rücksicht auf die angegriffene Ehre der preußischen Unterrichtsverwaltung sondern auch dem Andenken unseres Hochschulreferenten schuldig, Euer Hochwohlgeboren dringend zu ersuchen, eine Berichtigung des Berichts der ,Täglichen Rundschau’ über Ihre Rede – eines Berichts, der übrigens, wie wir uns überzeugt haben, auch in andere Blätter Aufnahme gefunden hat – umgehend herbeizuführen. Wir dürfen wohl einer baldigen Mitteilung Ihrer Entschließung entgegensehen.“ Der hier abgedruckte Brief liegt uns in zwei verschiedenen maschinenschriftlich identischen Exemplaren vor, bei denen aber die Ergänzungen und Korrekturen Max Webers zum Teil variieren. Daher werden diese im folgenden mit den Siglen A1 und A2 annotiert. Neben der Ausfertigung an Franz Böhm (A1), die hier zum Abdruck kommt, befindet sich eine Durchschrift (A2) im GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 30, Bd. 6, Bl. 67 – 73. Ein nahezu unleserliches Konzept ist ebenfalls überliefert (ebd., Bl. 65 – 66); es wird von der Edition nicht berücksichtigt.
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Heidelberg, den 17. Oktober 1911. Ew. Excellenz!
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Ew. Excellenz beehre ich mich auf das soeben eingetroffene geneigte Schreiben vom gestrigen Tage umgehend zu berichten:a Ich habe die betreffende Nummer der b„Täglichen Rundschau“b1 sofort von der Redaktion eingefordert2 und werde, wie sich von selbst versteht, alle c etwaigen Irrtümer und Mißverständnisse meiner Rede berichtigen.3 Was den von Ew. Excellenz speziell angeführten Passus betrifft, so bemerke ich sehr ergebenst, daß hier ein Irrtum gröbster Art untergelaufen dist, darind bestehend, daß ich dasjenige, was hier als eine Äußerung des badischene Herrn Referenten von mir zitiert sein soll, in Wahrheit als eine Äußerung des damaligen Dezernenten Geh. Rats Althoff f in Berlin zitiert habe. Ich darf mir vielleicht gestatten, den Hergang meinerseits etwas näher darzulegen, damit das Großh. Ministerium nachher die Art meiner Berichtigung auf ihre Vollständigkeit hin kontrollieren kann. Das Großh. Badische Ministerium trug Bedenken, dem Vorschlage der Freiburger Fakultät zu folgen.4 Der – wie ich bei dieser Gelegenheit a A1: Punkt eigenhändig durch Doppelpunkt ersetzt. b A1: Anführungszeichen eigenhändig. c A1: Unterstreichung eigenhändig. d A1, A2: ist. Darin > ist, darin e A1, A2: Unterstreichung eigenhändig. f A1, A2: Unterstreichung eigenhändig. 1 Tägliche Rundschau, Nr. 483 vom 14. Okt. 1911, Mo.Bl., 1. Beilage, S. 1 f., mit der Wiedergabe von Webers Rede auf dem Dresdner Hochschullehrertag. 2 Das Schreiben Webers an die Tägliche Rundschau ist nicht überliefert. 3 Die Berichtigung erfolgte unter dem Titel: Professor Max Weber-Heidelberg über seine Rede auf dem Deutschen Hochschultag zu Dresden, in: Tägliche Rundschau, Nr. 487 vom 22. Okt. 1911, Mo.Bl., 2. Beilage, S. 2 f. (MWG I/13). 4 Der erste Berufungsvorschlag Webers auf den Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre, der seit der Fortberufung von Eugen v. Philippovich nach Wien im Februar 1893 vakant war, erfolgte laut Schreiben des Senats an das Ministerium am 14. Juli 1893 (GLA Karlsruhe, 235/43005); der beigefügte Berufungsbericht der Philosophischen Fakultät fehlt sowohl in dieser als auch in der entsprechenden Freiburger Akte (UA Freiburg i. Br., B 110/409), doch ergibt sich aus einem späteren Schriftstück, daß Max Weber an erster, Carl Johannes Fuchs an zweiter Stelle genannt war. Da das Ministerium in der Folgezeit keine Anstalten machte, den Lehrstuhl zu besetzen, bat die Philosophische Fakultät am 13. Dez. 1893 (ebd.), eine neue Vorschlagsliste präsentieren zu dürfen, da in der Zwischenzeit „die Voraussetzungen, unter welchen jene Vorschläge [d. h. die vom 10. Juli 1893] gemacht wurden, [...] nicht mehr völlig“ zuträfen. Carl Johannes Fuchs war inzwischen zum ordentlichen Professor in Greifswald ernannt worden und „Dr Max Weber ist zum außerordentlichen Professor für Handelsrecht in Berlin ernannt worden und es scheint zweifelhaft, ob derselbe sich nunmehr der Volkswirtschaft zuwenden will. Für den Fall, daß unter diesen
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mit dem größteng Bedauern zum erstenh Male höre, inzwischen, vermutlich während meiner Rekonvaleszenz,i verstorbene damalige Herr Oberregierungsrat Arnsperger hat mehrere Schreiben bis zu meiner Berufung an das Ministerium in Preußen gerichtet, welche in die Zeit zwischen dem Hochsommer 1893 und April 1894 fallen.5 Es kommen für den von mir bezeichneten Vorfall zwei Anfragen des genannten Herrn Dezernenten in Betracht: die eine nahm Bezug auf eine Erklärung, welche ich über meine Berliner Einkommensverhältnisse der Freiburger Fakultät gegeben hatte k(um damit festzustellen, welche materiellen Voraussetzungen für meine Berufung beständen)k. Herr Oberregierungsrat Arnsperger erkundigte sich, ob diese meine Angaben zutreffend seien.6 Dies veranlaßte den Herrn Geheimrat Althoff zu der in sehrl höhnischem Tone gemachten Bemerkung: Ob ich von einem „Kerl m“, der meinen Angaben keinen Glauben schenke und mich für einen Betrüger ansehe, einen Ruf in Ehren annehmen zu können glaube? Ich antwortete, daß mir an sich die Anfrage ja etwas auffällig sei, daß ich aber bei ruhiger Überlegung in der Bitte um amtliche Bestätigung der Angaben eines Privatmannsn seitens einer Behördeo nichts mich Verletzendes finden könne.
g A1, A2: Unterstreichung eigenhändig. h A1, A2: Unterstreichung eigenhändig. i A1: Komma eigenhändig. k A1, A2: Klammern eigenhändig; die öffnende Klammer ersetzt ein Komma. l A1, A2: Unterstreichung eigenhändig. m A1: Unterstreichung eigenhändig. n A1, A2: Unterstreichung eigenhändig. o A1, A2: Unterstreichung eigenhändig. Umständen ein Versuch zur Gewinnung Weber’s nicht mehr in Aussicht stehen sollte, richtet die Fakultät an die Großh. Regierung die gehorsamste Bitte, zu neuen Vorschlägen [...] die Aufforderung hierher ergehen zu lassen.“ Vermutlich auf den Druck der Juristen hin wurde am 27. Dez.1893 vom Ministerium eine neue Berufungsliste angefordert (ebd.), die am 24. Jan. 1894 vom Senat der Universität (ebd.) diesem zugestellt wurde. In der Berufungsliste vom 20. Januar 1894 wurde Max Weber an erster, Ludwig Elster an zweiter sowie Karl Oldenberg an dritter Stelle genannt (UA Freiburg i. Br., B 110/409). Jedoch wurde in dem Schreiben des Senats an das Kultusministerium sehr nachdrücklich als einziger ernstlich in Frage kommender Kandidat wiederum Max Weber genannt, der dann, nachdem er im Frühjahr 1894 den Ruf erhalten und, wie er der Philosophischen Fakultät am 12. April 1894 (ebd.) mitteilte, angenommen hatte, laut Ministerialerlaß vom 30. April 1894 zum ordentlichen Professor in Freiburg ernannt wurde. 5 Im Nachlaß Friedrich Althoff sind drei Briefe von Ludwig Arnsperger, die sich auf einen Ruf Webers nach Freiburg beziehen, überliefert: vom 11. Aug. und 3. Sept. 1893 (GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Althoff, AI, Nr. 311/4, Bl. 2 – 3 und 11 – 12) sowie vom 31. März 1894 [O: 1893] (GStA Berlin, Nl. Althoff, B, Nr. 3, Bd. 2, Bl. 96 – 97). 6 Die entsprechende Anfrage Ludwig Arnspergers ist nicht überliefert.
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Der zweite hier interessierende Punkt betraf meine voraussichtliche Geneigtheit und, im Zusammenhang damit, die objektive p Zweckmäßigkeit q meiner Versetzung nach Baden. Die Fakultät, wurde r, dem Sinne nach,r ausgeführt, dringe wiederholt auf meine Berufung, voraussichtlich werde das Ministerium in die Lage versetzt werden, diesem Wunsche nachzugeben. Angesichts der Art meines Berliner Wirkungskreises (und einer Reihe anderer Umstände) sei doch sehr zu bezweifeln, ob es für mich und auch an sich richtig sei, daß ich von Berlin fort und in diese Stelle nach Freiburg ginge u. s. w.7 앚:Herr:앚 Geh. Rat Althoff knüpfte daran die Frage: Ob ich von einem „Menschen“, der so deutlich
p A1, A2: Unterstreichung eigenhändig. q A1: Unterstreichung eigenhändig. r A1, A2: Kommata und Unterstreichung eigenhändig. 7 Vermutlich bezieht sich Weber hier auf Arnspergers Brief vom 11. Aug. 1893 (wie Anm. 5): „Von Seiten der Universität Freiburg ist uns nämlich für den nationalöconomischen Lehrstuhl Privatdocent Dr Max Weber in Berlin in Vorschlag gebracht worden und zwar zu sofortiger Ernennung zum Ordinarius. Dabei spielten so manchfache[!] Vorgänge mit, daß wir – auch abgesehen davon, daß Weber Jurist und in Berlin für Handelsrecht habilitirt ist – sehr erhebliche Bedenken gegen die uns in Vorschlag gebrachte Berufung haben. Nach den wenig angenehmen Erfahrungen, die wir in der letzten Zeit mit Berufungen an Berliner Docenten gemacht haben [gemeint ist u. a. Max Sering], und nach den Vorgängen des vorliegenden Falles müssen wir die Befürchtung haben, daß unser Ruf nur gewünscht wird, eine Regelung der Verhältnisse des Herrn Weber nach Wunsch in Berlin herbeizuführen, was für uns von geringem Interesse ist. Wir könnten uns deßhalb zu einem Ruf an Weber nur dann entschließen, wenn wir in der Lage wären die obwaltenden Umstände besser und sicherer zu beurtheilen [...]. Wir werden nämlich gedrängt, den Ruf so schnell wie möglich an Weber gelangen zu lassen, da derselbe mit Ew Hochwohlgeboren wegen Übernahme eines Extraordinariats für Handelsrecht [...] in Unterhandlung stehe. Dabei wird uns – in etwas eigenthümlicher, mir schwer verständlicher Weise – angedeutet, daß Herr Weber – wenn das Extraordinariat ihm einmal angeboten sei – kaum für ein Ordinariat in Freiburg zu gewinnen sein werde, während die Annahme dieser Lehrstelle – wenn sie vor dem Anerbieten eines Extraordinariats in Berlin dem betreffenden Docenten angeboten würde – nach den Äußerungen desselben zu erwarten wäre. Das sind nun Verhältnisse, die uns etwas unklar erscheinen und jedenfalls keine genügende Bürgschaft dafür bieten, daß uns nicht abermals eine Absage von Berlin aus zu Theil wird, was für uns und unsere Hochschulen nicht angenehm wäre. Ew. Hochwohlgeboren möchte ich deßhalb um gütige Auskunft darüber bitten, ob wirklich die Absicht besteht, Herrn Weber ein Extraordinariat für Handelsrecht zu übertragen, wann solches voraussichtlich geschehen wird, beziehungsweise in welchem Stadium die Verhandlungen mit Weber sich befinden und ob diese durch einen von uns ergehenden Ruf nach Freiburg gestört oder ob die Wünsche des Herrn Weber hierdurch in der fragl. Richtung gefördert werden könnten? Es kann natürlich nicht in unserer Absicht liegen, einen Ruf ergehen zu lassen, der lediglich nur den Zweck hätte, die Königl. Preuß. Regierung zu einem weiteren, ihr nicht an sich schon gebotenen Entgegenkommen dem fraglichen Docenten gegenüber zu veranlassen, ohne wenigstens einige Gewähr zu haben, daß der Ruf zu uns auch wirklich ernstlich in Betracht gezogen, beziehungsweise angenommen wird.“
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„den animus non possidendi“ an den Tag lege und der Mißtrauen in meine Angaben gesetzt habe und überhaupt derartig mit ihm über mich korrespondiere, einen Ruf annehmen zu können glaube? Ich antwortete, daß ich 1. in diesem Brief nichts Beleidigendes für mich finde, und daß ich 2. selbst wenn Herr Oberregierungsrat Arnsperger gegen meine Berufung Bedenken habe, die übrigens sehr nahe mit dem zusammenträfens, was ich selbst der Freiburger Fakultät seinerzeit geschrieben hättet,8 doch nicht mit ihm, sondern mit den Fakultätskollegen zusammen zu arbeiten hätte und deren nachdrücklich bekundetes Vertrauen miru daher genügen müsse. Es erfolgte darauf die Frage: „Was soll ich dem Mann denn nun antworten?“ Ich antwortete, daß ich darüber unmöglich einen Rat erteilen könne;v daß er (Herr Geh. Rat Althoff) im übrigen ebenso wie die Herren in Baden wisse, daß ich unter keinen Umständen „Handelsgeschäfte“ zu betreiben beabsichtige,w und daß ich, falls er mir erklären sollte: daß er es als eine Loyalitätspflicht x von mir ansehe, zu bleibeny, schon jetzt erklären würde, daß ich einen Ruf nicht annehmen könne und ihn ermächtige z(in dem genannten Falle)z dies Herrn Oberregierungsrat Arnsperger schon jetzt zu schreiben. Herr Geh. Rat Althoff erwiderte darauf a(ungefähr wörtlich)a: „Mein Lieber, der Mann will ja gerade durch mich eine Ablehnung von Ihnen vermittelt haben;b ich werde ihm schreiben, er möge Sie nur berufen.“c Ich gestatte mir noch zu bemerken, daß Herr Oberregierungsrat Arnsperger auf Oktavbriefpapier ziemlich eng und ziemlich ausführlich zu schreiben pflegte d(über welch letzteren Umstand Herr Geh. Rat Althoff einige hier wohl nicht weiter interessierende Bemerkungen machte)d. Der weitere Verlauf der Angelegenheit war der, daß Herr Geh. Rat Althoff mir eines Tages schrieb: Ich möge vor meiner Entschließung über den (ungefähr gleichzeitig an mich kommendene)f Ruf s A1, A2: zusammentreffe > zusammenträfen t A1: hatte > hätte u A1: mit A2: mit > mir v A1: Komma eigenhändig in Semikolon umgeändert. w A1: Komma eigenhändig. x A1, A2: Unterstreichung eigenhändig; A1, A2: Loyalität > Loyalitätspflicht y A1: Unterstreichung eigenhändig. z A1, A2: Klammern eigenhändig; öffnende Klammer ersetzt Komma. a A1, A2: Klammern eigenhändig; öffnende Klammer ersetzt Doppelpunkt. b A1, A2: Komma eigenhändig in Semikolon umgeändert. c A1, A2: Schließendes Anführungszeichen eigenhändig. d A1, A2: Klammern eigenhändig; öffnende Klammer ersetzt Komma. e A1, A2: gekommenen > kommenden f A1, A2: Klammer eigenhändig. 8 Der entsprechende Brief ist in den Akten der Philosophischen Fakultät nicht nachgewiesen.
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aus Baden ihn aufsuchen, da er mir g„eine wichtige Mitteilung zu machen habe.“g Ich antwortete schriftlich h(von Posen aus, wo mich die Briefe erreicht hatten)h:9 Er wisse, daß ich bleiben werde, und zwar ohne irgendwelche Bedingungen zu stellen, ifalls er dies verlange; i ich bäte ihn jedoch zu bedenken, welche Reize die Berufung nach Freiburg für mich habe (was ich näher ausführte). Irre ich mich nicht, so habe ich auch darauf verwiesen, daß ich, falls er mich freigebe, mich nach Lage der Dinge zu einer Annahme der Berufung verpflichtet fühle. jDoch ist es möglich j[,] daß ich ihm diese Mitteilung 앚:erst später:앚 in der gleichzeitig angekündigten mündlichenk Unterredung gemacht habe. Ich nahm dann, nachdem er mir mitgeteilt hatte, daß er mir die Entscheidung freistelle, die Berufung ungesäumt zu den Bedingungen an, welche mir geboten waren, und teilte ihm dies mit. Ich gestatte mir noch zu bemerken: Die Briefe des Herrn Oberregierungsrat Arnsperger, – es müssen in dieser Angelegenheit nach meiner Meinung lim ganzenl bis zur Annahme der Berufung durch michm drei gewesen sein n(davon der letzte die Ankündigung, daß die Berufung
g A1, A2: Anführungszeichen eigenhändig. h A1, A2: Klammern eigenhändig. i A1, A2: Unterstreichung eigenhändig; in A1 Komma durch Semikolon eigenhändig ersetzt. j A1, A2: Unterstreichung eigenhändig. k A1: Unterstreichung eigenhändig. l A1, A2: Unterstreichung eigenhändig. m A1: 具mindestens典 n A1, A2: Klammern eigenhändig; öffnende Klammer ersetzt Komma. 9 Brief Webers an Friedrich Althoff vom 3. April 1894 aus Posen (GStA Berlin, Rep. 76 Va, Sekt. 2, Tit. IV, Nr. 45, Bd. V; MWG II/2): „Ew. Hochwohlgeboren beehre ich mich gehorsamst anzuzeigen, daß mir soeben eine Berufung als ordentlicher Professor der Nationalökonomie in Freiburg zugegangen ist und bitte gehorsamst mir deren eventuelle Annahme zum nächsten Herbst zu gestatten. Ew. Hochwohlgeboren sprachen s. Z. für den Fall einer Berufung den Wunsch aus, daß ich mich zuvor persönlich vorstellen möchte und würde ich mir, falls dies Ihrerseits nicht für überflüssig erachtet wird, am Freitag, wo ich Urlaub zu erhalten hoffe, die Ehre geben, Ew. Hochwohlgeboren aufzusuchen. Ich gestatte mir noch, hervorzuheben, daß ich mich zu keinerlei Anträgen behufs Besserstellung berechtigt oder veranlaßt glaube. Der einzige erhebliche Grund, welcher für mich für eine Annahme der Freiburger Stelle ins Gewicht fallen könnte und thatsächlich fällt, ist der problematische Charakter meiner zukünftigen Lage. Bei der Eigenart der Fächer, für welche combiniert ich mich interessiere, kann ich mir nicht verhehlen, daß nicht leicht innerhalb der juristischen Fakultät ein als Lebensstellung auszugestaltender Platz jemals für mich zu finden sein würde. – Ew. Hochwohlgeboren haben mit so außerordentlichem Wohlwollen mir die Möglichkeit eröffnet, mich auf dem mir nächstliegenden Gebiet als Dozent zu versuchen, daß ich mir gestattet habe, auch diesen freilich nur meine persönlichen Interessen berührenden Gesichtspunkt Ihnen vorzutragen und mir erlauben möchte, Ihren wohlwollenden Rath auch unter Berücksichtigung dieses Moments zu erbitten.“
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erfolgeo)n 10 – 앚:müssen:앚 sich entweder bei den Akten des Berliner Kultusministeriums befinden, oder aber in die große Anzahl derjenigen Briefe übergegangen seinp, welche Herr Geh. Rat Althoff 앚:damals:앚q den für seinen Privatgebrauch angelegten Personalfaszikeln einverleibte.r Inwieweit Abschriften dieser Briefe in Karlsruhe vorhanden sind, vermag ich nicht zu wissen und aus dem geneigten Zitat eines Briefes des genannten Herrn in dem geneigten Schreiben des Großh. Ministeriums vom gestrigen Tage11 nicht eindeutig zu ersehen, da dasselbe zwar Dinges anführt, die auch t in jenen Briefen enthalten waren, die obigen Äußerungen aber u(deren Enthaltenseinv in jenenw Briefen dem x Sinne y, anatürlich heute nach 17 Jahrena nicht b mehr dem Wortlautec nach,d ich in jedere Form, die gewünscht wird, versichern könnte, 앚:hier:앚f gnach bestem Wisseng zu machen)u darin jedoch nicht h erwähnt sind. Sollte das Großh. Ministerium darüber unterrichtet zu sein wünschen, iwelche Gründei mich veranlaßt haben, aus der großen Zahl ähnlicher Vorfälle diesen k l, gerade jetzt,l öffentlich,m zu erwähnen, so würde ich es für meine Pflicht halten, dies zu begründen. Schon heute gestatte ich mir das eine zu sagen: daß die Angriffe des Herrn Kultusministers in Preußen gegen die Universitäten in der Öf-
o A1: Unterstreichung eigenhändig. p A1, A2: 具müssen典 q Einschub fehlt in A2. r Randbemerkung Max Webers in A2: Privatbrieflich ist dem Minister dieser heillose Aktenzustand näher geschildert.12 s A1, A2: Bemerkungen > Dinge t A1, A2: Unterstreichung eigenhändig. u–u A1, A2: Kommata eigenhändig durch Klammern ersetzt. v A1: Unterstreichung eigenhändig. w A1: seinen > jenen x A1: Unterstreichung eigenhändig. y A1, A2: Unterstreichung eigenhändig. a A2: natürlich, heute nach 17 Jahren, b A1, A2: Unterstreichung eigenhändig. c A2: Unterstreichung eigenhändig. d A1: Komma eigenhändig. e A2: Unterstreichung eigenhändig. f Einschub fehlt in A2. g A2: Unterstreichung eigenhändig. h A1, A2: Unterstreichung eigenhändig. i A1, A2: Unterstreichung eigenhändig. k A1, A2: Unterstreichung eigenhändig. l A1, A2: Kommata eigenhändig. m A1, A2: Komma eigenhändig. 10 Brief vom 31. März 1894; vgl. dazu Anm. 5. 11 Brief von Friedrich Althoff an Ludwig Arnsperger vom 19. Febr. 1894, mitgeteilt im Schreiben von Franz Böhm an Max Weber vom 16. Okt. 1911; zu dessen Inhalt vgl. die Editorische Vorbemerkung zu diesem Brief, oben, S. 286. 12 Brief an Franz Böhm vom 19. Okt. 1911, unten, S. 308 f.
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fentlichkeit der letzte entscheidende Grund warenn.13 Ich habe weder den preußischen Herrn Kultusminister noch irgend einen anderen Herren als Personen o angegriffen, auch demp verstorbenen Herrn Geh. Rat Althoff, dem ich persönlich zu Dank verpflichtet war, als Menschen und seinen Absichten q nach alle Gerechtigkeit widerfahren lassen. Ich darf das Großh. Ministerium bitten, sich 앚:davon:앚r aus meiner Berichtigung in der Täglichen Rundschau sim Zusammenhalt s mit denjenigen Teilen meiner Rede, welche dortt etwa richtig u wiedergegeben vsein solltenv, zu überzeugen. Den Ausdruck, daß ich trotz der auffälligen Protektion, welche ich über mein Verdienst hinaus in Berlin erfahren hatte, froh gewesen sei,w x„in sauberere Luft“x zu kommen, habe ich getan yund bin zabsolut außer Stande, davon irgend etwas zurückzunehmen yz, ohne unehrlich zu sein, was mir das Großh. Ministerium, dem ich, wie dort bekannt, zu sehr a großem Danke verpflichtet bin, auch nicht zumuten wird; denn es bezog sich dieser Ausdruck auf den Umstand, daß der preußische Ministerialdezernent s. Zt. meinem Vater, welcher Referent für Teile des Kultusbudgetsb im Abgeordnetenhause war, bezüglich einer Professur, die ich zu bezeichnen bereit bin, gesagt hatte: c„er möge doch sehen, daß
n A1, A2: war > waren o A1, A2: Unterstreichung eigenhändig; A1: Person > Personen p A1: den > dem q A1, A2: Unterstreichung eigenhändig. r Einschub fehlt in A2. s A1: Unterstreichung eigenhändig. t A1, A2: doch > dort u A1, A2: Unterstreichung eigenhändig. v A1, A2: ist > sein sollten w A1: Komma eigenhändig. x A1, A2: Anführungszeichen eigenhändig. y A1: Unterstreichung eigenhändig. z A2: Unterstreichung eigenhändig. a A1, A2: Unterstreichung eigenhändig. b A2: Kultusbudgets > Budgets1); dazu Randbemerkung Max Webers: 1) Durch Privatbrief an den Minister berichtigt: „Budgets“ statt „Cultusbudgets“14 c–c A1, A2: Anführungszeichen eigenhändig. 13 Gemeint ist die Rede des preußischen Kultusministers August von Trott zu Solz anläßlich der Hundertjahrfeier der Universität Breslau im August 1911, in welcher er betonte, daß „der Staat mehr wie eine andere Stelle befähigt“ sei, „die Freiheit von Forschung und Lehre zu schützen und zu wahren. Er kann es am Besten verhindern, daß bestimmte Richtungen und Bestrebungen und Schulen einseitig auf den Universitäten die Vorherrschaft erlangen, er kann am Besten sorgen, daß dort [...] jeder Richtung, insofern sie wissenschaftlich legitimiert ist, Licht und Luft gewährt wird. Um diese hochbedeutende Aufgabe zu erfüllen, ist deshalb dem Staate die freie Besetzung der Lehrstühle bei uns mit Recht vorbehalten. Hierauf kann er nicht verzichten, wenn auch daneben der sachverständige Rat der Fakultäten von höchstem Wert bleibt und unentbehrlich ist. Dabei handelt es sich nicht sowohl um eine staatliche Machtfrage, als vielmehr um eine sachliche Notwendigkeit im Interesse der Universitäten.“ Hier zitiert nach dem Artikel „Universitätsfreiheit“ in: Hochschul-Nachrichten, Jg. 21, Aug./Sept. 1911, Heft 251/252, S. 505. 14 Brief an Franz Böhm vom 19. Okt. 1911, unten, S. 307.
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seine Fraktion diese Anforderung nicht, wie sie angeblichd beabsichtige, ablehne und möge einmal emit mir e darüber sprechen, ob ich für diese Ablehnung wäre“c.15 Die Professur war eine nationalökonomische f. Die Äußerung 앚:war:앚, obwohl nicht sog in der Form h, daß es möglich gewesen wäre, Herrn Geh. Rat Althoff dieserhalb zu i„stellen“i und eventuell
d A2: Wort in Klammern gesetzt. e A1, A2: Unterstreichung eigenhändig. f A1, A2: Unterstreichung eigenhändig; Randbemerkung Max Webers in A2: NB! Kiel g A1, A2: Unterstreichung eigenhändig. h A1, A2: Unterstreichung eigenhändig. i A1: Anführungszeichen eigenhändig. 15 Diese Ausführungen Webers wurden vom parlamentarischen Mitarbeiter der Nationalliberalen Correspondenz, Nr. 236 vom 4. Nov. 1911 – hier zitiert nach dem Exemplar im GStA Berlin, Rep. 76 Va, Sekt.1, Tit. IV, Nr. 45, Adh. Bd. 2, Bl. 110, die Zeitung ist heute nicht mehr nachgewiesen – energisch bestritten: „1. Wenn Herr Professor Dr. Weber die Hasbachsche Professur in Kiel im Auge hatte, kann die Unterredung mit seinem Vater nur im Januar oder Februar 1893 stattgefunden haben. 1892 wurde allerdings schon ein staatswissenschaftliches Extraordinariat für Kiel angefordert. Dieses kommt aber nicht in Betracht, da Abg. Dr. Weber (Halberstadt), wie aktenmäßig feststeht erst 1893 in die Budgetkommission eingetreten ist. 2. Die Möglichkeit, daß der Abg. Dr. Weber ein anderes ihm angetragenes Referat als die früher genannten ausgeschlagen haben könnte, ist ausgeschlossen. Die Referate werden vom Vorsitzenden der Kommission verteilt, doch beruht ihre Verteilung auf die einzelnen Fraktionen auf bestimmter Tradition. So übernahm auch Herr Dr. Weber einfach die Referate des Kultusetats, die 1892 der nationalliberale Abg. Dr. Sattler vertreten hatte. 3. Ein Interesse der nationalliberalen Fraktion an der Ablehnung der Kieler Professur ist nicht ersichtlich. Es handelte sich um eine Ersatzprofessur für den 72jährigen Ordinarius in Kiel, der außerdem als (freisinniger) Parlamentarier seinem Lehramte vielfach entzogen war. 4. Das Protokoll der Budgetkommission vom 8. Februar 1893 bestätigt die widerspruchslose Annahme der geforderten Ersatzprofessur. Ebenso wurde sie im Plenum am 21. Februar 1893 glatt bewilligt. 5. Auch das Protokoll der nationalliberalen Fraktionssitzung vom 22. Februar 1893, in der der Kultusetat verhandelt wurde, erwähnt diese Professur mit keinem Wort. 6. Es ist unerfindlich und heute nicht mehr zu ergründen, wie Dr. Althoff auf den Gedanken kommen konnte, daß die Nationalliberalen die Ersatzprofessur ablehnen wollten. 7. Wenn der Abg. Dr. Weber wegen der Äußerung Althoffs, die er subjektiv als eine Beeinflussung empfunden hat, seine Referate niederlegen wollte, so hat er diese Absicht jedenfalls nicht ausgeführt. 8. Die Mitteilung des Vorgangs durch Herrn Professor Dr. Weber würde wahrscheinlich wesentlich geringeren Eindruck auf die Hörer gemacht haben, wenn er lediglich von einer ,Absicht‘ seines Vaters gesprochen hätte. 9. Wenn der Abg. Dr. Weber die ihm zugeschriebene Absicht, trotzdem sein Sohn ihr ,lebhaft zustimmte‘, aufgegeben hat, war dies sehr vernünftig von ihm. Denn niemand hätte es verstanden, wenn ein Abgeordneter wegen einer als Beeinflussungsversuch empfundenen Äußerung eines Regierungskommissars ein Referat abgegeben hätte, das mit dem Dezernat des betreffenden Kommissars nicht das Geringste zu tun hatte.“
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zu einer disziplinaren Untersuchung zu bringen, 앚:inhaltlich:앚 doch völlig unzweideutig. Mein Vater legte darauf sein Referat nieder.k Sollte, wie ich für möglich halte, die Anfrage des Großh. Ministeriums auf eine Rückfrage der Berliner Behörden erfolgt sein16 und also auch diese meine Antwort nach Berlin l zur Vorlage gelangen,m so beehre ich mich hinzuzufügen: es ist für mich naturgemäß fast unmöglich, die drei Beispiele, welche ich in Leipzig17 vorbrachte, heute dokumentarisch n zu belegen. Für andere Fälle, teilweise schlimmerer Art, würde ich dazu in der Lage sein, falls die beteiligten Dritteno ihre Zustimmung geben. In einemp Falle ist mir dies überaus wahrscheinlich,q und sollte es geschehen, so würde ich bereit sein, auf Wunsch diese Dinge, von denen öffentlich r Gebrauch zu machen mein Empfinden für die Notwendigkeit, nicht mehr als nötig Konfliktsstoff zwischen den Universitäten und den
k Randbemerkung Max Webers in A2: Ungenau und inzwischen corrigiert: „erklärte mir, er beabsichtige niederzulegen“. l A1, A2: Unterstreichung eigenhändig. m A1, A2: gelange > gelangen, n A1, A2: Unterstreichung eigenhändig. o A1, A2: Unterstreichung eigenhändig. p A1, A2: Unterstreichung eigenhändig. q A1: Komma eigenhändig. r A1: Unterstreichung eigenhändig. 16 Die Initiative ging in diesem Fall von Karlsruhe aus: Am 16. Okt. 1911 sandte der Minister des Kultus und Unterrichts Franz Böhm an das preußische Ministerium der geistlichen u. Unterrichts-Angelegenheiten den an Weber abgesandten Brief vom gleichen Tage in Abschrift zu (GStA Berlin, Rep. 76 Va, Sekt.1, Tit. IV, Nr. 45, Bl. 94): „Wir beehren uns in der Anlage Abschrift unseres heute an Professor Dr. Max Weber in Heidelberg gerichteten Erlasses zur gefälligen Kenntnisnahme zu übersenden. Die von den Zeitungen dem Professor Dr. Weber in den Mund gelegten Äußerungen widersprechen so sehr den Tatsachen, daß wir an die Zuverlässigkeit der Zeitungsmeldungen nicht glauben können. Sollte jedoch die Rede Professor Webers in der Tat so gelautet haben, wie die Zeitungen berichten, so könnten wir nur unserem lebhaften Bedauern Ausdruck verleihen, daß ein Mann, der früher den Lehrkörpern unserer Universitäten als ordentlicher Professor angehört hat, sich zu so unberechtigten Angriffen gegen die Preußische Unterrichtsverwaltung und gegen hochverdiente Beamte derselben hat hinreißen lassen. Ein disziplinäres Einschreiten gegen Weber kann nicht in Frage kommen, da er 1903 unter Verzicht auf Ruhegehalt aus dem badischen Staatsdienste ausgeschieden ist und als Honorarprofessor jetzt nicht mehr in einem Beamtenverhältnisse steht.“ 17 Gemeint ist Dresden.
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ihnen vorgesetzten Ministerien zu häufen sich sträubt, privatim s 앚:in Berlin:앚 vorzulegen.t Ehrerbietigst uProfessor Max Weberu
s A1, A2: Unterstreichung eigenhändig. t Randbemerkung Max Webers in A2: Privatbrieflich konstatiert: daß dies nicht etwa eine „Drohung“ für den Fall eines Vorgehens gegen mich enthalten solle. Ich glaube thatsächlich in der Lage zu sein, den Herrn Cultusminister in Preußen davon zu überzeugen, daß es so nicht weiter gehe.18 u Eigenhändige Unterzeichnung in A1; fehlt in A2. 18 Brief an Franz Böhm vom 19. Okt. 1911, unten, S. 310 f.
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Arthur Binz 18. Oktober 1911; Heidelberg Brief; eigenhändig UA der Humboldt-Universität zu Berlin, HH 989, Bl. 115 Das unten abgedruckte Schreiben sowie die Briefe an Paul Eltzbacher vom gleichen Tage, unten, S. 299 f., und an die Handelshochschulen Berlin, Köln, Mannheim und München vom 7. November 1911, unten, S. 327 f., stehen in Zusammenhang mit Webers Kritik an dem Vordringen der farbentragenden Verbindungen an den deutschen Handelshochschulen, für Weber ein typisches und bedenkliches Anzeichen feudaler Prätentionen. Weber hatte seine diesbezüglichen Bedenken auf dem IV. Deutschen Hochschullehrertag in Dresden vorgetragen, und zwar in seiner Diskussionsrede über amerikanische und deutsche Universitäten (Verhandlungen des IV. Deutschen Hochschullehrertages zu Dresden am 12. und 13. Oktober 1911. Bericht erstattet vom geschäftsführenden Ausschuß. – Leipzig: Verlag des Literarischen Zentralblattes für Deutschland (Eduard Avenarius) 1912, S. 66 – 77, 85 f.; MWG I/13). Er hatte bei seinen Betrachtungen über amerikanische Colleges, aus denen die Universitäten hervorgegangen waren, bedauernd festgestellt, daß dieses Collegesystem mit seinem Internatszwang und der strengen Kontrolle der „Lebensführung“ der Studenten langsam verschwinde. Dagegen hätten ihm gerade Vertreter amerikanischer Geschäftskreise versichert, „daß diese es seien, welche auf den Fortbestand des College und der besonderen Art der Collegebildung hinwirken, die nicht in erster Linie Heranbildung zur Wissenschaft bezweckt, sondern Ausbildung der Persönlichkeit zum Sich-behaupten-lernen in Kreisen gleichartiger Studenten, erwachsener Menschen, Ausbildung einer Gesinnung, die dem amerikanischen Staats- und Gesellschaftswesen als Unterlage zu dienen hat. Währenddessen gründet man bei uns Handelsschulen. Wenn wir uns ganz deutlich ausdrücken wollen, so ist der Dampf, der diese Handelshochschulen macht, doch eigentlich immer der Umstand, daß die Kommis gern satisfaktions- und damit reserveoffiziersfähig sein möchten: ein paar Schmisse ins Gesicht, ein bißchen Studentenleben, ein bißchen Abgewöhnung der Arbeit – alles Dinge, bei denen ich mich frage, ob wir denn damit, wenn sie unserem kaufmännischen Nachwuchs anerzogen werden, den großen Arbeitsvölkern der Welt, insbesondere den Amerikanern, werden Konkurrenz machen können. [...] Der amerikanische Student hat wie der deutsche Student seine Verbindungen. Diese sind anderer Art als die deutschen. Die deutschen Verbindungen sind heute mehr und mehr Versicherungsanstalten für Konnexionen und Avancement geworden.“ Ebd., S. 67 und 69. Webers Ausführungen, mitgeteilt in: Berliner Tageblatt, Nr. 524 vom 14. Okt. 1911, 2. Beiblatt, sowie Vossische Zeitung, Nr. 513 vom 14. Okt. 1911, S. 2 f., mit dem ausdrücklichen Hinweis darauf, daß die Handelshochschulen weiter keinen Zweck hätten, „als daß auch junge Kommis satisfaktionsfähig werden“, lösten bei den Vertretern der Handelshochschulen heftige Reaktionen aus, die sich in privaten und öffentlichen Stellungnahmen niederschlugen. So äußerten sich im Berliner Tageblatt zwei Vertreter der Handelshochschule Berlin, der damalige Rektor Arthur Binz, ebd., Nr. 530 vom 17. Okt. 1911, Ab. Bl., S. [3], sowie der Nationalökonom Paul Eltzbacher, ebd., Nr. 528 vom 16. Okt. 1911, Ab. Bl., S. [4] – zu Eltzbacher vgl. Webers Brief vom gleichen Tage, unten, S. 299 f. –, und verwahrten sich gegen die von Weber erhobenen Vorwürfe. Dieser nahm dazu Stellung in seinem Beitrag: Die Handelshochschulen. Eine Entgegnung, erschienen in: Berliner Tageblatt, Nr. 548 vom 27. Okt. 1911, Mo. Bl., S. 1 (MWG I/13), wobei er seinen Kritikern vorwarf, vorschnell auf die seiner Ansicht nach z. T. inkorrekten Zeitungsnotizen reagiert zu haben, ohne ihn persönlich nach deren Richtigkeit gefragt zu haben. Durch die anhaltende Diskussion sah sich Weber veranlaßt, noch ein-
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mal umfassend seine Ansichten in einer Denkschrift über die Handelshochschulen darzulegen. Diese wurde am 7. November 1911 (unten, S. 327 f.) an die deutschen Handelshochschulen und das badische Ministerium des Kultus und Unterrichts (GLA Karlsruhe, 235/2634, Bl. 141 – 151) gesandt, womit die Auseinandersetzung ein Ende nahm. Anlaß des folgenden Briefes ist das offizielle Schreiben des Rektors der Handelshochschule Berlin, Arthur Binz, vom 16. Oktober 1911 an Weber (Abschrift masch.; UA der Humboldt-Universität zu Berlin, HH 989, Bl. 107), erschienen in: Berliner Tageblatt, Nr. 530 vom 17. Okt. 1911, Ab.Bl., S. [3]. Darin erklärt Binz, daß das Couleurwesen „schon deshalb nicht als Kriterium der Handelshochschulbewegung gelten“ könne, weil es „garnicht auf allen Handelshochschulen eingeführt“ sei. „So z. B. ist an einer der größten Handelshochschulen, nämlich der in Berlin, das Couleur-Wesen verboten. Das Studium auf der Handelshochschule gewinnt vielmehr wegen des Ernstes, mit dem ihm Lehrer und Lernende ihre Kräfte widmen, und in Anbetracht des gewissenhaften und andauernden Besuches der Vorlesungen alljährlich an Bedeutung und an Anerkennung im Kaufmannsstande, sodaß alle Sachkundigen auf diesem Gebiete herabwürdigende Urteile wie das obige auf das schärfste zurückweisen müssen.“
Heidelberg 18. X. 11 Sehr geehrter Herr College! Ich erhielt Ihr gefl. Schreiben d.d. 16. X. Ich werde öffentlich konstatieren, was ich gesagt habe, sobald mir die betreffenden, anscheinend äußerst entstellenden Berichte der Zeitungen in Berlin vorliegen. Bis jetzt habe ich noch keine derselben zu Gesicht bekommen, insbesondre nicht die „Tägl[iche] Rundschau“,1 welche – nach Zuschriften – die gröblichsten Irrtümer begangen hat, gröbere noch als die Wiedergabe aus dem Zusammenhang gerissener Worte. Sie werden dann – obwohl wir vielleicht nicht ganz einer Ansicht sind – immerhin ersehen, daß ich zu der Form des Schlußpassus Ihrer Bemerkungen keinen Anlaß gegeben habe. Mit vorzüglicher Hochachtung Max Weber
1 Der Bericht über Webers Rede auf dem Hochschullehrertag findet sich in: Tägliche Rundschau, Nr. 483 vom 14. Okt. 1911, Mo.Bl., 1. Beilage, S. 1 f.
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Paul Eltzbacher 18. Oktober 1911; Heidelberg Brief; eigenhändig Privatbesitz Der Brief steht in Zusammenhang mit Webers kritischen Bemerkungen auf dem IV. Deutschen Hochschullehrertag zu den Feudalisierungstendenzen an den deutschen Handelshochschulen; vgl. dazu die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Arthur Binz vom gleichen Tage, oben, S. 297 f. Veranlaßt wurde das folgende Schreiben durch Eltzbachers Stellungnahme zu Webers Kritik, erschienen unter dem Titel: Max Weber und die Handelshochschulen, in: Berliner Tageblatt, Nr. 528 vom 16. Okt. 1911, Ab. Bl. , S. [4]. Genauso wie Arthur Binz – vgl. dazu die Editorische Vorbemerkung zum vorherigen Brief – wies er besonders auf das Verbot farbentragender Verbindungen an der Handelshochschule Berlin hin und warf Weber mangelnde und nicht sehr sorgfältige Unterrichtung vor: „Durch seine unrichtigen und ungerechten Äußerungen hat sich Max Weber vielleicht ein Verdienst um die Handelshochschulen erworben. Er hat alle die, denen eine Nachäffung studentischen Korporationswesens an den Handelshochschulen als etwas Erstrebenswertes erscheint, noch einmal nachdrücklich darüber belehrt, wie wenig dergleichen der Handelshochschulen würdig ist, und wie gefährlich es für sie werden kann. Dennoch sind seine Äußerungen sehr zu bedauern. Es ist schade, daß ein so hervorragender Mann wie Max Weber etwas, was er nicht kennt, so leichtfertig zur Zielscheibe seines Spottes gemacht hat. Besonders schade aber ist es, daß sein Spott sich gerade gegen Studenten gerichtet hat, die in ihrem redlichen und vielfach opferwilligen Streben nach höherer Bildung ihn am allerwenigsten verdient haben. Die Äußerungen von Max Weber verdienen aufbewahrt zu werden. In der Geschichte der Handelshochschulen wird man sie vielleicht künftig einmal als ein Kuriosum anführen, etwa wie in der Geschichte der Eisenbahnen die Äußerung jenes Postmeisters, der eine Bahn von Potsdam nach Berlin für höchst überflüssig erklärte, da ja nicht einmal sein Postwagen immer vollbesetzt sei.“
Heidelberg 18. X. 11 Sehr geehrter Herr College!
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Daß Sie Sich herausnehmen, von „leichtfertig“ zu sprechen mit Bezug auf Äußerungen von mir, über deren authentische Wiedergabe Sie es nicht für nötig gehalten haben, Sich bei mir zu informieren, hindert mich, mit Ihnen irgend welche Correspondenz zu pflegen, die mich sonst interessiert hätte.
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Ich werde, sobald ich airgend eins der Berliner Zeitungsreferate gesehen habe und diea Fluth privater Zuschriften einigermaßen übersehe, öffentlich feststellen, was ich (im Zusammenhang) gesagt habe.1 Hochachtungsvoll Max Weber. Im Übrigen ist Ihr Brief der erste, der mir wenigstens einige Sätze eines Berliner Zeitungsreferats gedruckt vor Augen bringt.
a die > irgend ... die 1 Webers Stellungnahme findet sich in seinem Artikel: Die Handelshochschulen. Eine Entgegnung, in: Berliner Tageblatt, Nr. 548 vom 27. Okt. 1911, Mo.Bl., S. 1 (MWG I/13).
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Ernst Johannes Giese 18. Oktober 1911; Heidelberg Brief; eigenhändig GLA Karlsruhe, 269/107, S. 475 – 478 Im folgenden Brief erteilt Max Weber seinem Dresdner Rechtsanwalt Instruktionen für den Berufungsprozeß am dortigen Landgericht in der Privatklagesache Julius Ferdinand Wollf/Otto Bandmann gegen Max Weber wegen Beleidigung; zu Ursache und Verlauf dieses Streites vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 11. Januar 1911, oben, S. 31 – 33. Der Brief ist dem Hauptverhandlungsprotokoll im Beleidigungsprozeß Adolf Koch gegen Max Weber vom 14. bis 17. Oktober 1912 als Beilage angefügt und trägt am Kopf den eigenhändigen Vermerk Max Webers mit Rotstift: „4“.
Heidelberg Ziegelhauser Landstr. 17 18. X. 11 Sehr geehrter Herr Rechtsanwalt! 5
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Ich bestätige meine Bitte, Berufung einzulegen und bitte, nachdem dies geschehen ist, um gefl. eingeschriebene Übersendung der gesammten Correspondenz1 a) zwischen mir und dem Kläger Wollf, – b) zwischen diesem und Dr Bandmann, also desjenigen Exemplars, welches Sie zur Benutzung hatten. Das meinige, welches die Wollf’schen Zuschriften nicht enthielt, habe ich ja ebenfalls in Ihrer Hand gelassen. Ich sende die Sachen nach Entnahme der Notizen sofort eingeschrieben zurück. Sehr dankbar wäre ich für die Erfüllung Ihrer gütigen Zusage, mir auch den Prozeßbericht der „Dr[esdner] N[euesten] N[achrichten]“ und der „Dr[esdner] Nachr[ichten]“2 sowie den (etwaigen) Bericht der „Dr[esdner] N[euesten] N[achrichten]“ über meine Rede in Dresden (Sonnabend- oder Sonntag-Nummer, wenn überhaupt)3 senden zu wollen. Ich danke sehr für Ihre Sendung: der sozialdemokratische Bericht ist restlos anständig, wenn auch unvollständig:4 daß meine Widerklage
1 Der größte Teil der im folgenden genannten Korrespondenzen befindet sich entweder in Ur- oder als Abschrift in: GLA Karlsruhe, 269/107 und 108. 2 Prozeßberichte sind in keiner der beiden Zeitungen erschienen. 3 Über den Hochschullehrertag war in den beiden Dresdner Zeitungen nur kurz berichtet worden. 4 Weber bezieht sich auf einen Bericht mit dem Titel „Kolportierter Klatsch“, erschienen in der Rubrik „Gerichtszeitung“, in: Dresdner Volkszeitung, Nr. 240 vom 16. Okt. 1911, S. [3].
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im Hauptpunkt verjährt war,5 ist nicht gesagt. Ich bedaure, Sie mit diesen Dingen zu behelligen, aber ich erhalte doch von der Expedition der Dr[esdener] N[euesten] N[achrichten] kein Exemplar! Die „Tägl[iche] Rundschau“, die meine Rede, laut privaten Reklamationen, absolut entstellt brachte,6 hat mir, trotz Brief (mit Beilage von 20 ) und Telegramm7 noch heute das Expl. nicht geschickt! Nehmen Sie nochmals herzlichen Dank für Ihre viele Mühe. Ich gestatte mir erneut die Bitte, für die zweite Instanz, ganz unbeschadet Dessen, was ich schon darüber schrieb (m.E. muß das Honorar für dieselbe schon jetzt aufa 200 M. vereinbart werden) im Fall einer Bemühung über das übliche Maß hinaus durchaus nach Ihrem Ermessen zu liquidieren, so, wie Sie Ihre Ansprüche zu stellen pflegen. Als Anhaltspunkt diene Ihnen, daß meine letzte Steuerdeklaration auf 13 588 Mk lautet, – allerdings zub einem Drittel schwankende Einnahmen. Aus anliegendem Brief des einen der beiden Herren,8 welche Dr B[andmann] als Quellen seines Gewährsmanns nannte, wollen Sie ersehen, daß er auch da cvor Gericht c eine unrichtige Behauptung aufgestellt 앚:bzw. die Unwahrheit gesagt:앚 hat. Ich bitte den Brief zu den Akten zu nehmen für die zweite Instanz. Die Adresse des andren angeblichen Gewährsmanns (Redakteur Stobitzer) ist mir noch nicht bekannt.9 Ich meinerseits finde in meinen Papieren die Notiz über die TelefonUnterhaltung mit Dr B[andmann],10 über deren Inhalt, wie Ihnen vielleicht nicht erinnerlich, seine von meinen Angaben differierten. Darnach habe ich auf seine Bemerkungen gesagt:d „Das wird sich finden[“] (nämlich: ob ich meine Bemerkungen über ihn rektifizieren könne), a 具mindestens典 b Alternative Lesung: aus c die > vor Gericht d 具„Alles weitere wird s典 5 Die Widerklage Webers hatte sich gegen den Artikel der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 8. Jan. 1911 gerichtet, wurde aber abgelehnt, da die Antragsfrist von drei Monaten (§ 77 b I StGB) überschritten worden war. 6 Gemeint ist die Wiedergabe von Webers Rede auf dem IV. Deutschen Hochschullehrertag in Dresden, in: Tägliche Rundschau, Nr. 483 vom 14. Okt. 1911, Mo.Bl., 1. Beilage, S. 1 f. 7 Diese Korrespondenzen Max Webers mit der Täglichen Rundschau sind nicht überliefert. 8 Gemeint ist ein nicht überliefertes Schreiben Franz Dufners; vgl. dazu Brief an Adolf Koch vom 25. Jan. 1912, unten, S. 401, Anm. 26. 9 Der Aufenthaltsort von Hugo Stobitzer konnte erst im März 1912 ermittelt werden; vgl. Brief an Adolf Koch vom 25. Jan. 1912, unten, S. 400, Anm. 24. 10 Diese hatte am 12. März 1911 stattgefunden.
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nachdem der Ausdruck des Bedauerns in den Dr[esdner] N[euesten] N[achrichten] gestanden haben wird. Sorgen Sie also dafür? Ich habe nichts dagegen, daß dies schon jetzt dem Gegenanwalt für Dr B[andmann]11 mitgeteilt wird. Ich hattee erklärt, B[andmann]’s Behauptung, wonach ich gesagt hätte: über eine Entschuldigung meinerseits „werde sich reden lassen“ (dasselbe steht in dem Brief an die Dr[esdner] N[euesten] N[achrichten])12 sei unrichtig, die Einzelheiten aber: was ich gesagt hätte,f würde ich zwar nicht beschwören können, nach meinem Wissen aber hätte ich einfach gesagt (ehe ich abhängte): „Ich verlange, daß der Ausdruck des Bedauerns gebracht wird“ und sonst nichts. Das Letztereg war nicht absolut genau. Mit bester Empfehlung ergebenst Max Weber
e Alternative Lesung: habe f 具wolle ich典 g Unsichere Lesung. 11 Gemeint ist Johannes Thieme. 12 Weber bezieht sich auf das Schreiben von Otto Bandmann an Julius Ferdinand Wollf vom 12. März 1911 (Abschrift masch.; GLA Karlsruhe, 269/108, S. 165 – 166).
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Otto von Gierke [nach dem 18. Oktober 1911]; o. O. Konzept; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446 Das folgende Konzept Webers steht in Zusammenhang mit seinen auf dem IV. Deutschen Hochschullehrertag in Dresden vorgetragenen Angriffen auf die preußische Kultusbürokratie; zu Webers Ausführungen vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Franz Böhm vom 17. Oktober 1911, oben, S. 284 – 286. Im unten abgedruckten Briefkonzept geht es um eine falsch wiedergegebene Passage von Webers Vortrag in der Täglichen Rundschau, Nr. 483 vom 14. Okt., Mo.Bl., 1. Beilage, S. 1 f. Dort hatte es geheißen: „Auch mir [d. h. Weber] hat man seinerzeit zugemutet, einen Revers zu unterschreiben, in dem mir ein geheimer Lehrauftrag angesonnen wurde. Als ich fragte warum, da sagte man mir, der Lehrauftrag müsse geheim bleiben, weil sonst die Professoren Brunner und Gierke gegen meine Ernennung stimmen würden. Es wurde mir also eine direkte Unanständigkeit angesonnen.“ Zum Teil auf die Vorhaltungen Gierkes hin hat Weber diesen Passus in seiner Darlegung in dem Artikel: Professor Max Weber– Heidelberg über seine Rede auf dem Deutschen Hochschultag [!] zu Dresden, erschienen in: Tägliche Rundschau, Nr. 497 vom 22. Okt. 1911, Mo.Bl., 2. Beilage, S. 2 f. (MWG I/13), korrigiert. Im Anschluß an die oben wiedergegebene Passage bemerkt Weber, daß diese „unvollständig und nicht ganz genau“ sei: „Ich hatte in der Dresdener Rede hinzugefügt, daß ich die Unterzeichnung eines Reverses, germanistische Vorlesungen neben den lehrauftragsmäßigen halten zu müssen, abgelehnt und bezüglich der Geheimhaltung und ihrer Gründe Herrn Althoff bemerkt hatte, daß die beiden Germanisten Brunner und Gierke in der Fakultät ja bereits für meine Ernennung gestimmt hätten, obwohl sie (und ebenso der Dekan) durch mich bereits darüber genau unterrichtet gewesen seien, daß ich jene Vorlesungen zu halten beabsichtige. Geh. Rat. Althoff erklärte daraufhin: dann erledige sich ja die Sache, und machte sich einige Bleistiftnotizen.“ Webers Konzept befindet sich auf einem Brief Otto v. Gierkes vom 18. Oktober 1911. Dieser antwortet darin auf ein nicht nachgewiesenes Schreiben Webers: „Ihr Brief vom 15ten d.M. bestätigt, was ich erwartet hatte, und klärt den Vorfall in einer mich und Brunner vollkommen befriedigenden Weise auf. Hatte ich persönlich auch an der Loyalität Ihres Verhaltens niemals gezweifelt, so freue ich mich doch, den schriftlichen Beweis dafür von Ihnen in den Händen zu haben. Denn wir wurden von verschiedenen Seiten wegen Ihrer Äußerung interpelliert und stießen dabei auf die Tatsache, daß man in Ihren Worten (die übrigens auch in der Vossischen Zeitung ähnlich wiedergegeben sein müssen) eine gegen uns beide gerichtete Verdächtigung gefunden hatte. Aus diesem Grunde wäre uns allerdings eine Richtigstellung des Zeitungsberichtes sehr erwünscht. Übrigens muß ich bemerken, daß weder Brunner noch ich uns einer in der Fakultät vorgenommenen Abstimmung über Ihre Ernennung erinnern. Ich habe nur eine ganz allgemeine Erinnerung daran, daß die ganze Fakultät mit dem Plane der Verleihung eines Extraordinariats an Sie völlig einverstanden war, daß Sie insbesondere mir und Brunner durchaus willkommen waren und daß die Abhaltung germanistischer wie beliebiger anderer Vorlesungen durch Sie uns in keiner Weise unerwünscht gewesen wäre.“
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Antwort:
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Die Fakultätsmitglieder sind vertraulich im Frühsommer 1893 befragt worden, u. haben damals (wegen meiner noch nicht genügenden LehrErfahrung) Bedenken geäußert. Bei der zweiten (amtlichen) Anfrage (Herbst 1893a) hat die Fakultät einstimmig zugestimmt (ich hatte, da mir dies wichtig war, Aufschluß darüber vom Dekan erbeten und erhalten) u. hatte nur darauf hingewiesen, daß andre Collegen (Gradenwitz, Biermann) schon lange auf Beförderung vergebens warteten. Nach jener Entschließung der Fakultät fand jene Unterhaltung mit Althoff statt.
a O: 1894
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Franz Böhm 19. Oktober 1911; Heidelberg Brief; eigenhändig GLA Karlsruhe, 235/2643, Bl. 98 – 103 Webers Schriftwechsel mit Franz Böhm, dem badischen Minister für Kultus und Unterricht, in der Zeit vom 17. Oktober bis 8. November 1911 steht in Zusammenhang mit seinen auf dem IV. Deutschen Hochschullehrertag vorgetragenen Angriffen auf die preußische Kultusbürokratie; zum Inhalt dieser Vorwürfe vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Franz Böhm vom 17. Oktober 1911, oben, S. 284 – 286.
Zu N° A 11 659
Heidelberg 19. X. 11
Ew Excellenz beehre ich mich zu berichten: daß ich das betreffende Blatt der „Tägl[ichen] Rundschau“1 trotz zweimaliger (brieflicher, dann, gestern, telegraphischer) Aufforderung2 noch nicht erhalten habe, obwohl mir gestern telegraphiert wurde, dasselbe sei abgesandt. Ich requiriere dasselbe nun bei Herrn Geh. Rath Gierke 앚:in Berlin:앚, der sich ebenfalls bei mir über eine ersichtlich ziemlich das Gegenteil des von mir Gesagten enthaltene Stelle3 beschwerte und das Blatt hält. Hier habe ich diese Nummer nirgends zu erhalten vermocht. Angesichts der höchst unerwünschten Verzögerung der Richtigstellung werde ich verlangen, daß das Blatt eine eingehende Darlegung des von mir in Leipzig4 Gesagten, an welchem ich thatsächlich nach bestem Wissen nichts korrigieren kann, bringt.5 Andre Berichte norddeutscher Blätter habe ich nicht gesehen. In einem hiesigen Blatt habe ich eine mißdeutbare ganz kurze Notiz durch Darlegung Dessen, was ich 앚:über den betr. Punkt:앚 sagte, berichtigt.6
1 Gemeint ist der Bericht über Webers Rede auf dem Hochschullehrertag in: Tägliche Rundschau, Nr. 483 vom 14. Okt. 1911, Mo.Bl., 1. Beilage, S. 1 f. 2 Brief und Telegramm an die Tägliche Rundschau sind nicht nachgewiesen. 3 Zu deren Inhalt vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Briefkonzept an Otto v. Gierke, nach dem 18. Okt. 1911, oben, S. 304. 4 Gemeint ist Dresden. 5 Webers Stellungnahme erfolgte in seinem Artikel: Professor Max Weber-Heidelberg über seine Rede auf dem Deutschen Hochschultag [!] zu Dresden, in: Tägliche Rundschau, Nr. 497 vom 22. Okt. 1911, Mo.Bl., 2. Beilage, S. 2 f. (MWG I/13). 6 Webers Zuschrift ist einen Tag später erschienen unter dem Titel: Deutscher Hochschullehrertag, in: Heidelberger Zeitung, Nr. 246 vom 20. Okt. 1911, 1. Bl. , S. 1 (MWG I/13).
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In meinem ehrerbietigsten Berichta7 wäre ein Wort als nicht absolut exakt zu corrigieren: S. 8 unten: mein Vaterb referierte über „Teile des Budgets“ (gesagt ist: „des Cultusbudgets“) und er hat mir gesagt, daß er „sein Referat“ niederlegen (bzw. nicht wieder annehmen) werde. Der Vorfall mit Herren Geheimrath Althoff spielte sich auf einem parlamentarischen Abend – wenn ich nicht sehr irre, beim Finanzminister (doch kann ich dies nicht versichern) – ab. Die betreffende Professur war eine nationalökonomische Professur in Kiel (späterhin hat Prof. Hasbach dieselbe erhalten, so viel ich weiß – ich könnte wenigstens dies 앚:eventuell:앚 noch feststellen). –8 Zu dem gütigst mitgeteilten Briefe des Herrn Geh. Rath Althoff 9 gestatte ich mir zu bemerken: es geht aus demselben nicht ausdrücklich hervor, daß ich lediglich eine Loyalitätspflicht empfand, ihn im Fall eines Rufes, ohne Stellung von „Bedingungen“, um Freigebung zu bitten. Ich hatte jeden „Revers“ (wie er üblich war) bei meiner Berliner Ernennung abgelehnt.10 Und zwar vollzog sich dies so: daß, so unglaublich dies erscheint, Geh. Rath Althoff, als er mir aus eignem Antrieb seinec schriftliche (von mir nicht erbetene) Zusicherung – ich darf sagen: – aufnötigte:11 daß er an die Fakultät in Berlin die mich betreffende Anfrage 앚:wegen meiner Ernennung zum Extraordinarius:앚 richten werde,12 er a 具könnte典 b 具war典 c die > seine 7 Brief an Franz Böhm vom 17. Okt. 1911, oben, S. 284 – 296, bes. S. 293 ff. 8 Zur kritischen Stellungnahme zu Webers Behauptungen von parlamentarischer Seite in der Nationalliberalen Correspondenz vgl. Brief an Franz Böhm vom 17. Okt. 1911, oben, S. 294, Anm. 15. 9 Brief von Friedrich Althoff an Ludwig Arnsperger vom 19. Febr. 1894, mitgeteilt im Schreiben von Franz Böhm an Max Weber vom 16. Okt. 1911; zu dessen Inhalt vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Böhm vom 17. Okt. 1911, oben, S. 286. 10 Tatsächlich fehlt der damals übliche Revers in den Akten; das einzige, von Weber unterzeichnete „Anerkenntnis“ vom 27. Okt. 1893 (GStA Berlin, Rep. 76 Va, Sekt. 2, Tit. IV, Nr. 45, Bd. V, Bl. 137) betraf die Verpflichtung – im Falle einer Ernennung zum Extraordinarius –, „an der Prüfung der Kandidaten der Jurisprudenz als Mitglied der Kommission [...] für die von mir vertretenen Fächer gegen die übliche Vergütung theilzunehmen.“ 11 Weber bezieht sich vermutlich auf eine Unterredung mit Friedrich Althoff, die, wie aus der folgenden Korrespondenz hervorgeht, am 5. August 1893 stattfand; zu deren Inhalt vgl. Anm. 12 und 13. 12 Zu einer „Anfrage“ an die Fakultät von seiten des Unterrichtsministers Robert Bosse ist es erst im Herbst 1893 gekommen, nachdem Levin Goldschmidt, der Vertreter des Handelsrechts, ein erneutes, diesmal unbefristetes Urlaubsgesuch krankheitshalber eingereicht hatte; nach der Eingabe Goldschmidts vom 14. Okt. 1893 (GStA Berlin, Rep. 76 Va, Sekt. 2, Tit. IV, Nr. 45, Bd. V, Bl. 135) folgte der Vorschlag des Unterrichtsministers Bosse vom 20. Okt. 1893 (ebd., Bl. 136). Nach der Befürwortung durch die Fakultät kam es zu Webers Bestallung am 25. Nov. 1893 (ebd., Bl. 144 – 146).
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mir diese Zusicherung in seinem Bureau (ununterschrieben) zeigte mit der Frage, ob ich 앚:mit dem Inhalt:앚 einverstanden sei, alsdann erklärte, er werde sie 앚:nun:앚 unterschreiben, 앚:darauf:앚 an sein Pult ging, schrieb, die Zusicherung in ein Aktencouvert steckte, welches er verschloß, sie mir mit der Bitte um Zustellung einer Abschrift 앚:an ihn:앚 einhändigte – und sich, als ich das Couvert 앚:nachher:앚 öffnete, ergab, daß er, ohne mich zu fragen, den 앚:unzutreffenden:앚 Satz hinzugefügt hatte: „Dr W[eber] verpflichtete sich, jede an ihn gelangende Berufung … abzulehnen.“ Ich remonstrierte sofort und erhielt umgehend einen Brief des Inhalts: 앚:(kanzliert): :앚 „Ew. Wohlgeboren … teile ich mit, daß ich bei nochmaliger Erwägung unserer Unterredung darauf verzichte, Sie irgendwie binden zu wollen, meinerseits jedoch die gegebene Zusage aufrecht erhalte. Mit pp.[“] (Unterschrift). – 앚:Eigenhändige:앚 Nachschrift: „Soeben erhalte ich Ihr gefl. Schreiben, mit dessen Inhalt ich einverstanden bin.“13 (Ich hatte den Freiburger Herren inzwischen geschrieben, daß ich jetzt, d. h. bis zur Entscheidung darüber, ob Herr Geh. Rath Althoff seine Zusage – die mich ja moralisch band – erfüllen werde können, nicht nach andren Seiten hin verhandeln könne.14 Diese Briefe müssen sich
13 Der Wortlaut des uns in Abschrift vorliegenden Schreibens von Friedrich Althoff vom 6. Aug. 1893 (GStA Berlin, Nl. Althoff, B, Nr. 194, Bd. 2, Bl. 36) ist ähnlich, jedoch nicht identisch. Am Rand findet sich u. a. die Notiz: „Eilt. Anfrage mit Rücksicht auf Ruf nach Freiburg.“ In der Abschrift heißt es: „Zu unserer gestrigen Unterredung erlaube ich mir noch nachzutragen, daß Sie an den Punkt 2 der von mir aufgenommenen Notiz nicht gebunden sein sollen. Ich wünsche Ihnen vielmehr in Bezug auf Freiburg vollständig freie Hand zu lassen und bitte Sie also, in dieser Beziehung Ihre Entschließungen ganz nach Ihrem eigenen Ermessen zu treffen. Dagegen bleibt die Aussicht, die ich Ihnen unter 1 der Notiz gemacht habe, in jedem Falle bestehen.“ Als Postskriptum folgt: „Eben geht mir Ihr werthes Schreiben vom gestrigen Tage zu [vgl. Anm. 14]. Ich danke Ihnen für die gef. Mittheilung, wünsche aber nach wie vor, Ihnen in Bezug auf Freiburg freie Hand zu lassen.“ Die von Althoff erwähnten Notizen, ebd., Bl. 37, betreffen die finanzielle Vergütung sowie den Umfang des Lehrauftrags: „1. habe ihm bezügl. der Remuner[ation] gesagt: die Extraordin[arien] bek[ommen] 2000 M. Geh[alt] u. W[ohnungs-]G[eld-]Z[ulage], aber die Remuner[ation] würde geringer werden. 2. Lehrauftrag: Handels- und Wechselrecht sowie Versicherungsrecht in demjenigen Semester, in welchem der Fachordinarius diese nicht lesen wird, in ausführlichen Vorlesungen zu vertreten, darüber auch ausgedehnte […] theoretische Übungen u. Praktika zu halten. Außerdem erwarte ich von Ihnen, daß Sie, soweit sich ein Bedürfniß dazu ergiebt, stets gern bereit sein werden, auch auf verwandten Gebieten des Rechts wissenschaftlich eine ergänzende u. aushelfende Lehrwirksamkeit auszuüben.“ 14 Darüber berichtet Weber in seinem Brief an Friedrich Althoff vom 5. Aug. 1893 (GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Althoff, B, Nr. 194, Bd. 2, Bl. 34 – 35; MWG II/2): „Ew. Hochwohlgeboren beehre ich mich, Ihrem Wunsche gemäß den Inhalt der heutigen Besprechung, gemäß der schriftlichen Formulierung dahin sehr ergebenst zu bestätigen, daß 1. Ew. Hochwohlge-
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noch in den Berliner Akten befinden, es sei denn, daß Geh. Rath Althoff (cf. die Zerlegung seiner Antwort in einen kanzleimäßig geschriebenend Teil und eine eigenhändige „Nachschrift“) meinee Remonstration und jene Nachschrift als Privat-Correspondenz angesehen hätte und seinen Privat-Faszikeln einverleibt hätte. Es ist bekannt, daß er solche anlegte und daß er sie beim Scheiden aus dem Amte mindestens 앚:teilweise:앚 mit sich nahm, so daß das Preuß[ische] Cultusministerium genötigt war, – wie mir von einer schlechthin glaubwürdigen Seite versichert wurde – auch nach seinem Rücktritt Auskünfte über Personalverhältnisse bei ihm (angeblich: durch Herrn Geh. Rath Schmidt)15 einzuholen. – Ich habe von Herren Geh. Rath Althoff sehr viel Freundliches erfahren und ihm s. Z. brieflich16 und in Leipzig17 öffentlich dafür gedankt.18 Ich habe ferner in Leipzig19 gesagt: daß nicht nur seine Verwaltung glänzend und seine Absichten stets sachliche, „ressortpatriotische“, gewesen seien, sondern daß ich auch von Andern wisse, daß er trotz seiner rauhen (ich muß sagen: zuweilen unerhörten) Formen ein Mensch von „großer Herzensgüte“ gewesen sei, daß ich aber sein System der Menschend 具und ei典 e 具Remost典 boren in Aussicht stellten, daß ,falls Herr G. J. R. Dr. Goldschmidt auch im Wintersemester seine Vorlesungen nicht hält, von Seiten des hohen Ministeriums eine Anfrage an die Fakultät ergehen werde wegen meiner Beförderung zum Extraordinarius und ich dann bei günstiger Antwort zum Extraordinarius mit einer angemessenen Remuneration, so lange mir nicht ein Gehalt gewährt werden könne und mit der Verpflichtung zur Aushilfe in verschiedenen Fächern ernannt werden solle,’ und daß 2. ,ich auf die Freiburger Berufungsanfrage verneinend antworten werde’. In Gemäßheit der letzteren Verpflichtung habe ich alsbald an die Freiburger Fakultät mit der Bitte um sofortige Bekanntgabe an den Herren Ministerialdezernenten geschrieben, daß ich bitte, eine Berufung nicht an mich gelangen zu lassen, da ich jedenfalls solange zu einer Ablehnung derselben genötigt sei, als nicht feststehe, daß Herr G. J. R. Goldschmidt im Wintersemester lesen werde. Sollte etwa, – was m. E. völlig ausgeschlossen ist, – jetzt bereits eine Berufung an mich unterwegs gewesen sein, so würde ich allerdings genötigt sein, sie anzunehmen, da ich, wie ich Ew. Hochwohlgeboren mitzuteilen mir gestattete, mich, als die Möglichkeit, daß ein Bedürfnis mich zu verwenden hier bestände, ausgeschlossen schien, brieflich ausdrücklich verpflichtet hatte, einen etwaigen Ruf anzunehmen, – eine Verpflichtung, die für die Zukunft nunmehr erledigt ist.“ 15 Gemeint ist Friedrich Schmidt(-Ott). 16 Brief an Althoff vom 3. April 1894 (GStA Berlin, Rep. 76 Va, Sekt. 2, Tit. IV, Nr. 45, Bd. V, Bl. 154 – 155; MWG II/2); eine Abschrift befindet sich ebd., Rep. 92, Nl. Althoff, B, Nr. 194, Bd. 2, Bl. 40 – 41. 17 Gemeint ist Dresden. 18 Vgl. dazu die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Böhm vom 17. Okt. 1911, oben, S. 284. 19 Gemeint ist Dresden.
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behandlung, welches auf (vielleicht durch üble Erfahrungen 앚:mit Professoren:앚1) entstandener) Menschenverachtung beruht habe, sehr scharf verurteilen müsse und daß dies System heute noch nicht verlassen sei.20 Ich füge hinzu: daß ich s. Z., als nach dem Angriff des Prof. Michaëlis das bekannte Althoff-Diner durch die Herren Schmoller – Delbrück etc. veranstaltet wurde,21 mit Collegen darüber konferierte, ob es nicht an der Zeit sei, von diesen Dingen öffentlich zu reden, daß wir aber der Ansicht waren: trotz Allem sei er 앚:(Geh. Rath Althoff):앚 im Interesse der Universitäten seinen präsumtiven Nachfolgern vorzuziehen, man dürfe 앚:jetzt (damals):앚 nichts Derartiges unternehmen. – Endlich gestatte ich mir noch einen Punkt zu berühren: der Schlußsatz meines ehrerbietigsten Berichts22 könnte – was mir nachträglich peinlich zum Bewußtsein kam – trotz der ausdrücklichen Erklärung, daß ich (eventuell) andre Fälle nur privatim (für die Berliner Behörde) mitteilen wolle, dennoch den Anschein erwecken, als wollte ich dadurchf
auch dies sagte ich in Leipzig23 öffentlich, unter Zustimmung der Versammlung 1)
f sagen: > dadurch 20 Vgl. dazu die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Böhm vom 17. Okt. 1911, oben, S. 284. 21 Auslöser für den Artikel von Adolf Michaelis sowie für das Althoff-Diner in Berlin war der sog. „Fall Spahn“. Im Oktober 1901 war der Bonner katholische Historiker Martin Spahn auf einen neugegründeten, konfessionsgebundenen Lehrstuhl für mittelalterliche und neuere Geschichte an der Universität Straßburg berufen worden. Diese Berufung löste erhebliche Widerstände nicht nur in Straßburg, sondern in der ganzen deutschen Gelehrtenwelt aus, die dann in dem bekannten Protest Theodor Mommsens in seinem von Lujo Brentano veranlaßten Artikel über die Voraussetzungslosigkeit der Wissenschaft, erschienen unter dem Titel: Universitätsunterricht und Konfession, in: Münchner Neueste Nachrichten, Nr. 530 vom 15. Nov. 1901, Vorab. Bl. , S. 1, ihren Höhepunkt fanden. Die breite Protestbewegung, die sich in den Zustimmungsadressen der meisten deutschen Universitäten zu Mommsens Artikel äußerte, wurde jedoch durch die anschließende Polemik des Straßburger Ordinarius für Archäologie, Adolf Michaelis, konterkariert, als dieser in seinem Aufsatz: Das Verhalten der Straßburger philosophischen Fakultät im Falle Spahn, erschienen in: Der Lotse, Jg. 2, Heft 8 vom 23. Nov. 1901, S. 225 – 231, heftige persönliche Angriffe gegen Friedrich Althoff richtete. Diese lösten die berühmte Solidaritätsveranstaltung führender Berliner Professoren (u. a. Gustav Schmoller, Adolf Harnack und Hans Delbrück) aus, nämlich ein Festessen zu Ehren von Althoff, welches am 5. Januar 1902 stattfand. 22 Gemeint ist der Brief an Böhm vom 17. Okt. 1911, oben, S. 295 f. 23 Gemeint ist Dresden.
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dem Berliner Ministerium sagen: „Unternehmt nichts gegen mich, sonst … !“ Das ist natürlich nicht der Fall.2) Ich fühlte lediglich das Bedürfnis, – falls ich durch die Zustimmung der beteiligten Dritten (auf die ich natürlich auch keinen Druck ausüben darf und kann) dazu in die Lage versetzt werde, – den preußischen, doch erst sehr kurz im Amt befindlichen, Herren Cultusminister,24 앚:falls mir dies ermöglicht wird,:앚 davon zu überzeugen, daß es so nicht weiter geht. Da dieser Brief ja wohl nicht notwendigerweise 앚:zur Kenntnis:앚 nach Berlin gelangt,25 so gestatte ich mir, rein persönlich, die Bemerkung, daß einer der schlimmsten Fälle, an die ich dabei denke, einen Vorgang betrifft, durch welchen (ohne daß der frühere Herr Cultusminister v. Studt dies wissen konnte) die Behörde geiner ausländischen Behördeg gegenüber in der schwersten Weise bloßgestellt wurde.26 Mündlich würde ich gar kein Bedenken tragen, den Fall mit genauer Angabe der Beweismittel Ew. Excellenz vorzutragen. Denn der betreffende, in hoher Stellung bei jenem ausländischen Staat beschäftigt gewesene, mir befreundete, Herr hatte 앚:seiner Zeit:앚 in seiner Entrüstung daran gedacht, seine Correspondenz zu publizieren, dies aber nicht gethan, aus Gründen, die ich ihm als ausreichend bestätigte. – Ich werde soeben telefonisch verständigt, daß die „Heidelberger Zeitung“ diejenige, einen Einzelpunkt betreffende, Berichtigung, welche ich ihr zugehen ließ, erst morgen bringen kann.27 Ehrerbietigst Prof. Max Weber 2)
Ich würde öffentlich von diesen Dingen natürlich nur reden, wenn ich mich in äußerster Notwehr befände und haußerdem etwah befürchten müßte, daß bei meiner vorgesetzten Behörde: dem hohen Ministerium in Karlsruhe, der Glaube erweckt würde, daß ich leichtfertig und grundlos das System der preußischen Verwaltung „diskreditieren“ wolle. g einem ausländischen Staat > einer ausländischen Behörde h etwa > außerdem etwa 24 D. h. August v. Trott zu Solz. 25 Webers Brief ist in dem Schreiben von Franz Böhm an seinen Amtskollegen in Berlin, August v. Trott zu Solz, vom 23. Okt. 1911 (GStA Berlin, Rep. 76 Va, Sekt. 1, Tit. IV, Nr. 45, Bl. 106 – 107) zu großen Teilen, d. h. von „In meinem ehrerbietigsten Bericht wäre ein Wort“ bis „(angeblich: durch Herrn Geh. Rat Schmidt) einzuholen“ (oben, S. 307 – 309) reproduziert worden. 26 Auf welchen Vorgang bzw. Vorfall sich Weber hier bezieht, konnte nicht nachgewiesen werden. 27 Vgl. dazu Anm. 6, oben, S. 306.
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Franz Böhm 20. Oktober 1911; Heidelberg Brief; eigenhändig GLA Karlsruhe, 235/2643, Bl. 104 – 105 Bezug: Brief Franz Böhms vom 19. Oktober 1911 (GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 30, Bd. 6, Bl. 74): „Wir haben es begrüßt, daß Ihr gefälliges Schreiben vom 17. d.Mts. unsere Annahme, daß die Zeitungsberichterstattung über die Rede Euer Hochwohlgeboren vom 13. d.Mts. in wesentlichen Punkten unzutreffend sei, bestätigt hat. Inzwischen hat aber diese unrichtige Darstellung durch mehrere Zeitungen die Runde gemacht und z. B. der Germania Anlaß zu einem heftigen Angriff auf die badische Unterrichtsverwaltung gegeben (vgl. Nr. 239 zweites Blatt der Germania vom 17. d.Mts.). Sie wollen daraus ersehen, wie notwendig die von uns erbetene Richtigstellung ist. Ihre, wenn auch nur hypothetisch geäußerte Unterstellung, daß unsere Anfrage vom 16. d.Mts. ,auf eine Rückfrage der Berliner Behörden erfolgt sei‘, trifft nicht zu. Auch ohne solche Rückfrage hielten wir es bei unseren guten Beziehungen zur Preußischen Unterrichtsverwaltung, auf deren Aufrechterhaltung wir gerade im Interesse unserer Hochschulen den größten Wert legen, für geboten, mit unserem Schreiben vom 16. d.Mts. eine Aufklärung des Sachverhalts herbeizuführen; vor Allem aber waren wir es dem Andenken unseres verstorbenen Hochschulreferenten Geheimerat Dr. Arnsperger schuldig, einer unrichtigen Darstellung entgegenzutreten, die auf seinen Charakter ein ungünstiges Licht zu werfen geeignet war. Dieselben Gründe machen es uns zur Pflicht, dem Kgl. Preußischen Unterrichtsministerium von Ihren Ausführungen vom 17. d. Mts. Kenntnis zu geben. Indem wir noch ergebenst beifügen, daß Konzepte oder Auszüge der Briefe unseres Hochschulreferenten sich nicht bei den Akten befinden, daß vielmehr Datum und Inhalt des in unserem Schreiben vom 16. d.Mts. Nr. A 11 659 erwähnten Briefes vom 10. Februar 1894 nur aus dem Antwortschreiben des Ministerialdirektors Althoff entnommen worden sind, ersuchen wir uns die von Ihnen beabsichtigte Richtigstellung in der Täglichen Rundschau gefälligst zusenden zu wollen.“ Auf dem Schreiben Böhms findet sich neben der Passage, in welcher von dem Brief Arnspergers vom 10. Februar 1894 die Rede ist, ein Randstrich mit der folgenden Bemerkung Webers: „! Grade der eine entscheidende Brief! (Auch mein Entlassungsgesuch fehlte s. Z. in den Akten! – privatbrieflich ist der Minister darauf hingewiesen)“.
Heidelberg 20. X. 11 Euer Exzellenz bestätige ich ehrerbietigst den Empfang des geneigten Schreibens von gestern soeben, als ich im Begriff stand, die Anlagen zur Post zu geben. Ich werde morgen kurze Verweise auf jene Berichtigung an die „Germania“, „Frankfurter“, „Vossische“ und „Neue Badische Landeszeitung“ versenden,1 sobald ich die telegraphisch erbetene Nachricht habe, 1 Entsprechende Stellungnahmen Webers finden sich unter den Titeln: Vom Hochschullehrertag, in: Germania, Nr. 246 vom 25. Okt. 1911, 1. Bl. , S. [3], sowie: Max Weber über das „System Althoff“, in: FZ, Nr. 298 vom 27. Okt. 1911, Ab. Bl. , S. 2 f. (MWG I/13). Die
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daß der Abdruck in der „Tägl[ichen] Rundschau“ erfolgt,2 die ich sehr dringend unter Hinweis aufa ein von hoher Stelle und von den Professoren Gierke und Brunner mir ausgesprochenes Ersuchen, grade in diesem Blatt und eingehend zu berichtigen,3 um vollständige Aufnahme ersucht habeb. Erfolgt die Aufnahme nicht, so werde ich eine andre große Zeitung ersuchen. Ich gestatte mir noch zu bemerken: Wenn keine Abschriften, selbst nicht eine solche des in den dortigen Akten erwähnten Briefs vom 10. II. 94, zurückbehalten sind, so muß mit der Möglichkeit gerechnet werden, daß auch in Berlin sich nichts findet.4 Ich werde alsdann genötigt sein, die Bitte an Ew. Exzellenz zu richten, aus dieser Unauffindbarkeit nicht auf die Nicht-Existenz jener Schreiben und der daran geknüpften Vorfälle zu schließen. Ich darf daran erinnern, daß s. Z. meine 앚:erstmalige:앚 Kündigung von Januar 1900 (unter Berufung auf § 6 des Beamtengesetzes) ebenfalls nicht bei den dortigen Akten zu finden war und dadurch statt meiner beantragten „Entlassung“ meine „Emeritierung“ erfolgte, so daß ich erst einen besondren Verzicht auf die Pension aussprechen mußte, um den Irrtum auszugleichen.5 Herren Althoff ist es passiert, daß seine Vereinbarung mit mir über mein Gehalt verloren ging und – dac meine beabsichtigte Ernennung inzwischen irgendwie in die Presse gekommen war – ich um endliche a 具einem典 b Fehlt in O; habe sinngemäß ergänzt. c 具die典 Vossische Zeitung indes weigerte sich, einen schon anderweit publizierten Artikel abzudrucken; vgl. dazu Brief an Böhm vom 25. Okt. 1911, unten, S. 321, Anm. 4. Sie brachte jedoch wenig später eine Zuschrift Webers zu einer Stellungnahme der offiziösen „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“, erschienen unter dem Titel: Die Reverse des Kultusministeriums, in: Vossische Zeitung, Nr. 539 vom 28. Okt. 1911, S. 2 (MWG I/13). Dabei benutzte dieser die Gelegenheit, nachdrücklich auf die Irrtümer in der Presseberichterstattung über seine Dresdner Rede hinzuweisen. Die Neue Badische Landeszeitung von diesem Zeitraum ist nicht nachgewiesen. 2 Die Berichtigung: Professor Max Weber-Heidelberg über seine Rede auf dem Deutschen Hochschultag [!] zu Dresden, ist erschienen in: Tägliche Rundschau, Nr. 497 vom 22. Okt. 1911, Mo.Bl., 2. Beilage, S. 2 f. (MWG I/13). 3 Zu der Bitte um Richtigstellung vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Briefkonzept an Otto v. Gierke, nach dem 18. Okt. 1911, oben, S. 304. 4 Gemeint ist der Brief von Ludwig Arnsperger an Friedrich Althoff vom 10. Febr. 1894, erwähnt im Schreiben von Franz Böhm an Weber vom 16. Okt. 1911; zum Inhalt vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Böhm vom 17. Okt. 1911, oben, S. 286. Weder Original noch Abschrift dieses Schriftstücks sind im GLA Karlsruhe bzw. im GStA Berlin nachgewiesen. 5 Diese erfolgte erst 1903; vgl. dazu Brief an das badische Ministerium des Kultus und Unterrichts vom 15. Juli 1912, unten, S. 611 f., Anm. 9 – 12.
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Erledigung der Sache ersuchen mußte, worauf er mir mündlich erklärte: daß der Grund der (viele Wochen dauernden) Verzögerung darin liege und ich ihm die Abmachungen wiederholen mußte. Sowohl Herr Althoff wie Herr Geheimer Rath Arnsperger pflegten eben manche Teile ihrer Schriftsachen unkanzliert und als Privatschreiben ergehen zu lassen und zu behandeln, auch bei Correspondenzen mit Behörden. Ehrerbietigst Professor Max Weber
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Franz Böhm 20. Oktober 1911; Heidelberg Brief; maschinenschriftlich mit eigenhändigen Zusätzen und Korrekturen Max Webers GLA Karlsruhe, 235/2643, Bl. 106 – 108 Webers Schriftwechsel mit Franz Böhm, dem badischen Minister für Kultus und Unterricht, in der Zeit vom 17. Oktober bis 8. November 1911 steht in Zusammenhang mit seinen auf dem IV. Deutschen Hochschullehrertag vorgetragenen Angriffen auf die preußische Kultusbürokratie; zum Inhalt dieser Vorwürfe vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Franz Böhm vom 17. Oktober 1911, oben, S. 284 – 286. Der unten abgedruckte Brief liegt uns in zwei verschiedenen maschinenschriftlich identischen Exemplaren vor, bei denen aber die Ergänzungen bzw. Korrekturen Max Webers zum Teil variieren. Daher werden diese im folgenden mit den Siglen A1 und A2 annotiert. Neben der Ausfertigung an Franz Böhm (A1), die hier zum Abdruck kommt, befindet sich eine Durchschrift (A2) im GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 30, Bd. 6, Bl. 75 – 77.
Heidelberg, den 20. Oktober 1911. Ew. Excellenz
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beehre ich mich anliegend meine heute früh nach Empfang des Artikels in der Täglichen Rundschau1 (gestern) an dieses Blatt gerichtete Darlegung ehrerbietigst zu übersenden.2 Die durch meine Korrekturen verschuldete Form dieser Abschrift bitte ich geneigtest mit meinem Wunsche zu entschuldigen, das Großh. Ministerium alsbald a von der Art des geschehenen Schrittes zu unterrichten. An einige andere Blätter, von denen mir gesagt wurde, daß sie die gleichen Irrtümer übernommen haben, werde ich kurze Berichtigungen mit der Bitte um Übernahme derselben durch die übrige Presse versenden. Wenn ich mir gestatten darf, noch auf einen Punkt des geneigten Schreibens des Großh. Ministeriumsb3 zurückzukommen, so ist es ein a A1: Unterstreichung eigenhändig. b A1: Ministerium > Ministeriums 1 Gemeint ist die Wiedergabe von Webers Rede auf dem Dresdner Hochschullehrertag in: Tägliche Rundschau, Nr. 483 vom 14. Okt. 1911, Mo.Bl., 1. Beilage, S. 1 f. (MWG I/13). 2 Der Brief enthält als Beilage (GLA Karlsruhe, 235/2643, Bl. 109 – 115) eine Abschrift von Webers Berichtigungsschreiben an die Tägliche Rundschau; diese Zuschrift wurde unter dem Titel: Professor Max Weber-Heidelberg über seine Rede auf dem Deutschen Hochschultag [!] zu Dresden, ebd., Nr. 497 vom 22. Okt. 1911, Mo.Bl., 2. Beilage, S. 2 f. (MWG I/13), veröffentlicht. 3 Schreiben von Franz Böhm an Weber vom 19. Okt. 1911; zu dessen Wortlaut vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Böhm vom 20. Okt. 1911, oben, S. 312.
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zweifelloser Irrtum des damaligen Herrn Oberregierungsrats Arnsperger gewesen, wenn er geglaubt hat, die freundlichen Beziehungen, in welchen erc sich zu Herrn Geh. Rat Althoff stehend glaubte, seiend von der anderen Seite ebenso als bestehend aufgefaßt worden. Herr Geh. Rat Althoff hat sich über die Persönlichkeit des Herrn Oberregierungsrats Arnsperger in einer so abfälligen Weise mir gegenüber ausgesprochen, daß ich dies hier im einzelnen nicht wiedergeben möchte. Als Anlaß für seine scharfen Ausdrücke spielte er 앚:zunächst:앚 auf einen e(mir gänzlich f unbekannten)e Vorfall an, welcher mit der Persönlichkeit und der Herberufung des Herrn Geh. Kirchenrats Lemme im Zusammenhang stand.4 Dies 앚:Alles:앚 geschah, nachdem er erfahren hatte (von mir selbst), daß ich mich prinzipiell bereit erklärt hatte (der Freiburger Fakultät gegenüber),5 einem etwaigen Rufe nach Freiburg zu folgen. Ich hatte diese Bereitwilligkeit erst ausgesprochen, nachdemg Herr Geh. Rat Althoff mir 앚:mündlich:앚 mitgeteilt hatte, daß seine früher h, spontan,h gegebene Zusage, bei der 앚:Berliner:앚 Fakultät wegen meiner Ernennung zum Extraordinarius 앚:anzufragen,:앚i z. Zt. 앚:(Sommer 1893):앚 nichtk erfüllt werden könne.6 Von der damals l mir bereits vorliegendenm Anfrage der Freiburger Fakultät hatte ich mich nicht befugt und auch nicht veranlaßt gesehen, ihm etwas mitzuteilen. Ich mußten dies erst tun, nachdem ich zum zweiteno Male zu ihm gebeten wurde,7 von ihm ohne direkten Anlaß eine ganze Anzahl preußischer Professuren an den verschiedensten Universitäten (Extraordinariate in Marburg 앚:(Staatsrecht):앚, Kiel p, Königsberg 앚:(Nationalökonomie):앚q, Bonn 앚:(Germanistik):앚) angeboten erhielt und sofort r sah, daß er von irgend einer Seite
c A1: Unterstreichung eigenhändig. d A1: sein > seien e A1, A2: Klammern eigenhändig. f A1, A2: Unterstreichung eigenhändig. g A1: Unterstreichung eigenhändig. h A1: Kommata eigenhändig; in A2 Wort eigenhändig in Klammern gesetzt. i Einschub fehlt in A1; hier ergänzt nach A2. k Wort in A2 eigenhändig unterstrichen. l A1, A2: Unterstreichung eigenhändig. m A1, A2: Unterstreichung eigenhändig. n A1, A2: Unterstreichung eigenhändig. o A1, A2: Unterstreichung eigenhändig. p In A2 folgt: 앚:(Nat. Ök.):앚 q A2: 앚:(Nat. Ök.):앚 r A1: Unterstreichung eigenhändig. 4 Gemeint ist der evangelische Theologe Ludwig Lemme; dieser war 1890 von Bonn nach Heidelberg berufen worden. 5 Korrespondenzen Webers mit der Philosophischen Fakultät in Freiburg sind nicht nachgewiesen. 6 Der Zeitpunkt dieses Gesprächs ist unbekannt. 7 Vermutlich handelt es sich hierbei um das Gespräch mit Friedrich Althoff am 5. August 1893; zum Inhalt der Unterredung sowie der sich anschließenden Korrespondenz vgl. Brief an Böhm vom 19. Okt. 1911, oben, S. 308 f., Anm. 13 und 14.
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über den (inzwischen erfolgten) Vorschlag der Freiburger Fakultät s(bei dem ich übrigens meines Wissens ursprünglich secundo loco, hinter Herrn Prof. v. Wieser, vorgeschlagen wurde)s 8 unterrichtet worden war. Ich sagte ihm darauf: Nachdem t er seine frühere Zusage, welche mich moralisch gebunden habe, in der letzten Unterredung zurückgenommen habe, hätte ich mich frei gefühlt und auf die Frage der Freiburger Fakultät bezüglich der Annahme eines eventl. Vorschlags bejahend geantwortet.9 Daß der Vorschlag inzwischen erfolgt sei, wisse er ja augenscheinlich. Er bestritt dies nicht, erklärte aber, daß ichu davon nur durch eine Indiskretion wissen könne und erging sich vdarauf hinv in den schärfsten Ausdrücken über badische Universitätsverhältnisse und Herrn Oberregierungsrat Arnsperger, machte mir auch den Vorwurf, w„illoyale Praktiken“w 앚:anderer Regierungen:앚10 ebenso unterstützt zu haben wie dies Prof. Lenel, der ihm x„in Nacht und Nebel durchgegangen“x sei,11 getan habe. Ich wies dies sehr energisch zurück und es s A1: Kommata eigenhändig durch Klammern ersetzt. t A1, A2: Unterstreichung eigenhändig. u A1, A2: Unterstreichung eigenhändig. v A1: Unterstreichung eigenhändig. w A1, A2: Anführungszeichen eigenhändig. x A1, A2: Anführungszeichen eigenhändig. 8 Die Namen Friedrich v. Wieser und Max Weber finden sich auf verschiedenen Berufungslisten. Auf der ersten, die nach der Annahme des Rufs v. Philippovichs nach Wien von diesem selbst Ende Februar 1893 (UA Freiburg i. Br., B 110/409) erstellt worden war, wird v. Wieser an erster und Max Sering an zweiter Stelle genannt. Nachdem letzterer einen Ruf nach Freiburg abgelehnt hatte, wurde eine neue Liste erstellt, auf welcher der Name v. Wieser fehlt. Dieser Vorschlag erfolgte am 14. Juli 1893 und nannte an erster Stelle Max Weber, an zweiter Carl Johannes Fuchs; vgl. dazu Brief an Böhm vom 17. Okt. 1911, oben, S. 287 f., Anm. 4. 9 Die Antwort ist nicht überliefert. Weber erwähnt dieses Schriftstück in seinem Brief an Althoff vom 5. Aug. 1893 (MWG II/2); zu seinem Wortlaut vgl. Brief an Böhm vom 19. Okt. 1911, oben, S. 308 f., Anm. 14. 10 Interessanterweise veranlaßte die mögliche Berufung Webers nach Freiburg Friedrich Althoff zu dem Versuch, eine zwischenstaatliche Vereinbarung zwischen Preußen, Baden und Bayern über Professorenberufungen zu erreichen, mit dem Zweck, ein Kontrollmittel über diese Vorgänge in die Hand zu bekommen und um zu erreichen, „daß nicht mehr hinter dem Rücken des Dienstherrn von einer fremden Regierung verhandelt werden“ könne, so Ernst v. Meier in seiner gutachtlichen Äußerung an Althoff vom 24. Sept. 1893 (Abschrift von dritter Hand; GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Althoff, AI, Nr. 311/4, Bl. 13). 11 Otto Lenel hatte 1884 auf das Betreiben Althoffs hin einen Ruf nach Marburg angenommen, ohne allerdings zu wissen, daß sein Vorschlag von der Juristischen Fakultät nicht einstimmig ergangen war, wie Althoff behauptet hatte. Der Peinlichkeit der Lage wurde Lenel schnell dadurch enthoben, daß er im Wintersemester 1885/86 einen an ihn ergangenen Ruf nach Straßburg annahm, ohne daß Althoff von dem Berufungsvorgang in Kenntnis gesetzt worden war. Vgl. dazu Elmar Bund, Otto Lenel, in: Freiburger Professoren des 19. und 20. Jahrhunderts, hg. von Johannes Vincke (Beiträge zur Freiburger Wissenschafts- und Universitätsgeschichte, Heft 13). – Freiburg i.Br.: Eberhard Albert Universitätsbuchhandlung 1957, S. 77 – 100, ebd., S. 85.
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erfolgte darauf y sein Vorschlag, mich in Berlin vorschlagen zu wollen a(und die Ew. Excellenz in beinem privatenb Schreiben dargelegte 앚:in Dresden ebenfalls erwähnte:앚 Szene mit dem Reversc)a.12 Ich erwähne diese Einzelheiten lediglich, damit Ew. Exzellenz dev. kontrollierend können, inwieweit e mein Gedächtnis 앚:auch:앚 in diesen Nebenpunktenf zutrifft goder nicht g, bemerke jedoch, daß mir die in Dresden h reproduzierten Äußerungen Geh. Rats Althoff’si anläßlich der 앚:späteren:앚 Korrespondenz mit Herrn Oberregierungsrat Arnsperger k, ebenso wie ljener öffentlich erwähnte ganze Vorfalll selbst,k 앚:natürlich:앚m nschlechthin unvergeßlichn geblieben sind,o und daß zahlreiche Kollegen bezeugen müßtenp, daß ich sie ihnen s. Zt., natürlich 앚:damals:앚 streng vertraulich, 앚:so:앚q erzählt habe. Ehrerbietigst rProfessor Max Weberr
y A1, A2: Unterstreichung eigenhändig. a–a A1, A2: Klammern eigenhändig; Komma durch öffnende Klammer ersetzt. b A1: meinem letzten > einem privaten A2: meinem letzten 앚:(privaten):앚 c Randbemerkung Max Webers in A2: 1) Privatbrieflich erläutert:13 Vorlegung eines schriftlichen Versprechens, mich der Fakultät in Berlin zur Beförderung vorzuschlagen, – nach Erklärung meines Einverständnisses Verschluß dieses Versprechens in einem Couvert, bei dessen Öffnung sich ergab, daß A[lthoff] gelegentlich der Unterschrift den Satz: „Dr W[eber] verpflichtet sich zur Ablehnung jedes etwa an ihn gelangenden Rufs“ (wovon keine Rede gewesen war) hinzugefügt hatte [O: war]. Auf meine Remonstration verzichtete A[lthoff] (schriftlich) auf dies Verlangen. d A1, A2: ersehen > ev. kontrollieren e A1: Unterstreichung eigenhändig. f A1, A2: Angelegenheiten > Nebenpunkten g A1, A2: Unterstreichung eigenhändig. h A1, A2: Unterstreichung eigenhändig. i A1: Althoff > Althoff’s k A1: Kommata eigenhändig. l A1: der ganze Vorfall > jener öffentlich erwähnte ganze Vorfall A2: der ganze Vorfall > jener öffentlich erwähnte Vorfall m Einschub fehlt in A2. n A1, A2: Unterstreichung eigenhändig. o A1: Komma eigenhändig. p A1, A2: müssen > müßten q Einschub fehlt in A2. r Eigenhändige Unterzeichnung fehlt in A2. 12 Brief an Böhm vom 19. Okt. 1911, oben, S. 307 – 309. 13 Gemeint ist der Brief an Böhm vom 19. Okt. 1911, oben, S. 308.
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Franz Böhm 22. Oktober 1911; Heidelberg Brief; eigenhändig GLA Karlsruhe, 235/2643, Bl. 119 – 120 Webers Schriftwechsel mit Franz Böhm, dem badischen Minister für Kultus und Unterricht, in der Zeit vom 17. Oktober bis 8. November 1911 steht in Zusammenhang mit seinen auf dem IV. Deutschen Hochschullehrertag vorgetragenen Angriffen auf die preußische Kultusbürokratie; zum Inhalt dieser Vorwürfe vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Franz Böhm vom 17. Oktober 1911, oben, S. 284 – 286.
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beehre ich mich beifolgendes Telegramm der „Täglichen Rundschau“ von gestern zu überreichen.1 Ich habe die „Germania“ und die „Vossische“ Zeitung telegraphisch,2 die erstere unter Appell an ihre Loyalitätspflicht, sofort die Angriffe gegen das Großherzogliche Ministerium zurückzunehmen, auf den Artikel der „Tägl[ichen] Rundschau“3 hingewiesen und ferner Abschrift meiner Darlegungen der „Badischen Landeszeitung“ in Karlsruhe mit Begleitschreiben zugesendet.4 Die „Frankfurter Zeitung“ soll die Nachricht nicht gebracht haben, – ich bin ihr Abonnent, war aber grade in den Tagen, wo alle diese Falschmeldungen erfolgten, verreist und geschäftlich derart voll in Anspruch genommen,5 daß ich auf dieser Reise keinerlei Zeitung gelesen hatte. Die
1 Telegramm von Heinrich Rippler vom 21. Okt. 1911 (GLA Karlsruhe, 235/2643, Bl. 121): „artikel erscheint morgen rippler“. 2 Die Telegramme sind nicht nachgewiesen. 3 Gemeint ist der in Heinrich Ripplers Telegramm (wie Anm. 1) erwähnte Artikel, der eine Richtigstellung von Webers Rede enthielt, wie sie in der Täglichen Rundschau, Nr. 483 vom 14. Okt. 1911, Mo.Bl., 1. Beilage, S. 1 f.(MWG I/13), wiedergegeben worden war. Diese ist erschienen unter dem Titel: Professor Max Weber-Heidelberg über seine Rede auf dem Deutschen Hochschultag [!] zu Dresden, ebd., Nr. 497 vom 22. Okt. 1911, Mo.Bl., 2. Beilage, S. 2 f. (MWG I/13). 4 Das Begleitschreiben ist nicht nachgewiesen. Der Artikel ist erschienen unter dem Titel: Die preußische Unterrichtsverwaltung und Prof. Max Weber-Heidelberg, in: Badische Landeszeitung, Nr. 504 vom 28. Okt. 1911 (MWG I/13). 5 Am Tage, als die z.T ausführlichen Meldungen über Webers Dresdner Rede in der Presse erschienen, nämlich am 14. Oktober 1911, fand die zwölf Stunden dauernde Hauptverhandlung im Beleidigungsprozeß Julius Ferdinand Wollf/Otto Bandmann gegen Weber vor dem Schöffengericht in Dresden statt.
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Nummer von Sonnabend fand ich hier nicht mehr vor. – Ich werde jedoch auch dies Blatt und die „Neue Bad[ische] Landeszeitung“ auf jene Darlegungen brieflich hinweisen.6 Der „Badischen Landeszeitung“ habe ich neben andren Bemerkungen auch mein Bedauern, daß ein so vornehm reservierter Beamter, wie Geh. Rath Arnsperger, Objekt eines Mißverständnisses geworden ist, ausgedrückt. Ich gestatte mir schließlich zu bemerken: ich habe dem Großherzoglichen Ministerium mit der Bemerkung in der ehrerbietigsten Eingabe vom 17. cr. natürlich nichtsa „unterstellen“ zu wollen 앚:mir:앚 erlaubt, was für die Hohe Behörde beleidigend sein könnte.7 Der rege Verkehr der Hohen Ministerien in Berlin und den andren Staaten ist allgemein bekannt. Was ich mir ehrerbietigst gestatten wollte anzudeuten, war: daß ich in einer Eingabe, von der ich annehmen muß, daß sie in Berlin zur Vorlage gelangt, nicht so unbefangen mich äußern könnte wie in einer ausschließlich für das Großherzogl[iche] Ministerium bestimmten Eingabe. Nicht deshalb, weil ich Thatsachen berühren müßte, welche vielleicht den Mißmuth des Berliner Hohen Ministeriums erregen. Das wäre gewiß kein Grund zur Zurückhaltung, eher für das Gegenteil. Sondern weil der preußische Herr Cultusminister8 es, so viel ich weiß, nicht mißbilligt hat, daß eine einseitige, zu Ungunsten von, ihnen z. Z. mißliebigen, Professoren vorgenommene Auslese 앚:aus:앚 ihnen amtlich bekanntenb Thatsachen durch seine Beamten einem einseitig ausgelesenen Teil der Presse ausgeliefert wurde.9 So lange diese Zustände in Berlin bestehen, ist eine offene Darlegung für dasc dortige Ministerium seitens eines immerhin schutzlosen Privatmanns 앚:wohl:앚 nicht möglich. Ehrerbietigst Professor Max Weber
a 具mir典 b O: bekannter c 具das典 6 Max Weber über das „System Althoff“, in: FZ, Nr. 298 vom 27. Okt. 1911, Ab. Bl. , S. 2 – 3 (MWG I/13). Die Neue Badische Landeszeitung von diesem Zeitraum ist nicht nachgewiesen. 7 Weber hatte in seinem Brief vom 17. Okt. 1911 die Vermutung geäußert, daß die vom Ministerium erbetene Stellungnahme möglicherweise „auf eine Rückfrage der Berliner Behörden erfolgt sein“ könne, oben, S. 295. 8 D. h. August v. Trott zu Solz. 9 Weber bezieht sich auf die lancierten Presseangriffe gegen die Berliner Professoren Gustav Schmoller, Adolph Wagner und Max Sering in ihrem Konflikt mit Ludwig Bernhard, bei denen z. T. amtliches Material benutzt worden war; vgl. dazu Brief an Lujo Brentano vom 5. Febr. 1911, oben, S. 83 f., Anm. 5 und 7.
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Franz Böhm 25. Oktober 1911; Heidelberg Brief; maschinenschriftlich mit eigenhändigen Zusätzen und Korrekturen Max Webers GLA Karlsruhe, 235/2643, Bl. 127 – 128 Webers Schriftwechsel mit Franz Böhm, dem badischen Minister für Kultus und Unterricht, in der Zeit vom 17. Oktober bis 8. November 1911 steht in Zusammenhang mit seinen auf dem IV. Deutschen Hochschullehrertag vorgetragenen Angriffen auf die preußische Kultusbürokratie; zum Inhalt dieser Vorwürfe vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Franz Böhm vom 17. Oktober 1911, oben, S. 284 – 286. Der unten abgedruckte Brief liegt uns in zwei verschiedenen maschinenschriftlich identischen Exemplaren vor, bei denen aber die Ergänzungen bzw. Korrekturen Max Webers zum Teil variieren. Daher werden diese im folgenden mit den Siglen A1 und A2 annotiert. Neben der Ausfertigung an Franz Böhm (A1), die hier zum Abdruck kommt, befindet sich eine Durchschrift (A2) im GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 30, Bd. 6, Bl. 78 – 79.
Heidelberg, den 25. Oktober 1911. Ew. Excellenz
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beehre ich mich beifolgend die erst nach wiederholter, schließlich telegraphischera Reklamation in meinen Besitz gelangte No. 497b der Täglichen Rundschau ehrerbietigst zu überreichen.1 Die „Germania“ hat zwar meine sehr energische, telegraphische Aufforderung2 nicht beantwortet, ich nehme jedoch als unzweifelhaft an, daß sie die Richtigstellung gebracht hat.3 Wie sich die „Vossische Zeitung“ verhalten hat, ergibt das beifolgende Antwortschreiben,4 zu welchem ich mir zu bemerken erlaube, daß ich nicht den Abdruckc, sondern die Notiznahmed von der Richtigstellung der das Gr. Ministerium und die beiden Herren Bera In A2 folgt ein eigenhändiges Komma. b In A1 Korrektur von dritter Hand: 297 > 497 c Wort in A2 eigenhändig in Anführungszeichen gesetzt. d Wort in A2 eigenhändig unterstrichen. 1 Professor Max Weber-Heidelberg über seine Rede auf dem Deutschen Hochschultag[!] zu Dresden, in: Tägliche Rundschau, Nr. 497 vom 22. Okt. 1911, 2. Beilage, S. 2 f. (MWG I/13); der Artikel findet sich als Beilage zu diesem Brief im GLA Karlsruhe, 235/ 2643, Bl. 133. 2 Das Telegramm ist nicht nachgewiesen. 3 Die Germania brachte Webers Richtigstellung am gleichen Tage unter dem Titel: Vom Hochschullehrertag, ebd., Nr. 246 vom 25. Okt. 1911, 1. Bl. , S. [3] (MWG I/13). 4 Redaktion der Vossischen Zeitung an Max Weber vom 23. Okt. 1911 (GLA Karlsruhe, 235/2643, Bl. 134): „Im Besitz Ihres Telegramms vom 22. d. M. müssen wir Ihnen mitteilen, daß wir nicht in der Lage sind, Ihrem Wunsche gemäß einen in einer anderen Zeitung abgedruckten Artikel unsererseits wiederzugeben.“
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liner Germanisten betreffenden Punkte erbeten hatte.5 Gegenüber der eEw. Excellenz zweifellos bekannt gewordenene Notiz der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“,6 welche die Angelegenheit auf ein rein persönliches Gebiet spielt, habe ich die anliegenden Bemerkungen an eine Anzahl von Zeitungen geschickt,7 mit der Bitte um gleichzeitige Richtigstellung der oben erwähnten Punkte, soweit eine solche noch nicht erfolgt sei. Eine weitere Auseinandersetzung mit der Presse erscheint mir aussichtslos, speziell angesichts des Umstandes, daß die „Tägliche Rundschau“ fbereits in No. 499 f die ggleichen irrtümlichen Behauptungeng: es habe ein Uriasbrief h des Herrn Geh. 앚:R.:앚i Althoff über mich existiert,8 ihren Lesern erneut vorführt. Es gehört zu den Gepflogenheiten eines Teils der Presse, von Zeit zu Zeit ihrem Bedürfnis nach irgend einer Sensation rücksichtslos nachzugehen und alsdann alles zu tun, um ihre Leser über das Nichtvorhandensein eines Anlasses dazu zu täuschen. Was ich in Dresden gesagt hatte, wurde von den anwesenden Professoren, (k von denen ein großer Teil durchaus gleichartige Erfahrungen zu machen Gelegenheit gehabt hatte und von denen nur einige der preußischen Herren aus sehr naheliegenden Opportunitätsgründen die Erörterung dieser Dinge ungern sahen) jedenfalls in gar keiner Weise als etwas „Neues“ oder gar „Sensationelles“ empfunden. – lEhrerbietigst Max Weberl e Passage in A2 eigenhändig in Kommata gesetzt. f In A2 eigenhändig unterstrichen; A1, A2: 429 > 499 g A2: gleichen irrtümlichen Behauptungen > gleiche irrtümliche Behauptung h Wort in A2 eigenhändig in Anführungszeichen gesetzt. i Einschub fehlt in A2. k A1, A2: Klammer eigenhändig. l A1: Unterzeichnung eigenhändig; fehlt in A2. 5 Otto v. Gierke hatte Max Weber am 18. Oktober 1911 um eine öffentliche Richtigstellung der ihn und seinen Kollegen Heinrich Brunner betreffenden Passagen gebeten, wie sie die Tägliche Rundschau, Nr. 483 vom 14. Okt. 1911, Mo.Bl., 1. Beilage, S. 2 (MWG I/13), in ihrem Bericht über Webers Rede auf dem Hochschullehrertag in Dresden wiedergegeben hatte; vgl. dazu die Editorische Vorbemerkung zum Briefkonzept an Otto v. Gierke, nach dem 18. Okt. 1911, oben, S. 304. 6 Norddeutsche Allgemeine Zeitung, Nr. 250 vom 24. Okt. 1911, S. [2], mit dem Abdruck des Briefes von Friedrich Althoff an Ludwig Arnsperger vom 19. Febr. 1894; zum Inhalt dieses Schreibens vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Franz Böhm vom 17. Okt. 1911, oben, S. 286. 7 Die Stellungnahme Webers ist abgedruckt unter dem Titel: Max Weber über das „System Althoff“, in: FZ, Nr. 298 vom 27. Okt. 1911, Ab.Bl. , S. 2 f. (MWG I/13); eine maschinenschriftliche Abschrift mit eigenhändigen Korrekturen und Zusätzen findet sich als Beilage zu diesem Brief in: GLA Karlsruhe, 235/2643, Bl. 129 – 132. 8 Gemeint ist der Artikel: Für das Andenken Althoffs, in: Tägliche Rundschau, Nr. 499 vom 24. Okt. 1911, Mo.Bl.
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Edgar Jaffé 28. Oktober 1911; Heidelberg Brief; eigenhändig Privatbesitz Handschriftliche Anmerkung von Edgar Jaffé auf diesem Brief: „31/X/11: ich betrachte mich, bei gleichbleibender Leistung moral[isch] gebunden, keine tiefgreifenden Änderungen in L[ederer]’s Stellung ohne seine Zustimmung vorzunehmen, wünsche aber keine jurist[ische] Bindung.“
Heidelberg 28/X 11 Lieber Jaffé, –
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Zeitungs- und andre Fehden aller Art1 hinderten mich 앚:bisher:앚, in einer wichtigen, aber – bitte – vertraulich1) zu behandelnden Angelegenheit an Sie zu schreiben, welche Dr Lederer betrifft. Sie wissen ja, wie es in München gegangen ist. Er wird es nicht über sich bringen, meines Zuredens ungeachtet, sich dort zur Habilitation zu melden und, so sehr ich den Versicherungen von Brentano/Lotz glaube, daß sie ihn „streng sachlich“ behandeln wollen, so war doch die Tonart so kühl, daß ich L[ederer] nicht stärker zureden kann, als ich, in muthmaßlicher Übereinstimmung mit Ihren Wünschen, gethan habe. Nun wünscht L[ederer] sich hier zu habilitieren, unter der Hoffnung, daß er in Mannheim Gelegenheit zu Vorlesungen habe und dann vielleicht irgend eine H[andels]-Hochschule ihn einmal beruft. Was an Bedenken dagegen besteht, weiß er (von mir), – ihn zu habilitieren wären Gothein u. mein Bruder bereit, u. zwar schon jetzt in diesem Semester.2 Aber er könnte sich dann hier nicht festlegen, wenn er die Einnahmen aus dem „Archiv“ etwa in irgend absehbarer Zeit zu verlieren 앚:oder vermindert zu sehen:앚 fürchten müßte. Ich konnte ihm darüber nichts 1)
speziell auch Br[entano] gegenüber.
1 Gemeint sind die diversen Richtigstellungen und Stellungnahmen Max Webers anläßlich der Berichterstattung über seine Rede auf dem IV. Deutschen Hochschullehrertag in Dresden am 13. Oktober 1911 sowie der Beleidigungsprozeß Julius Ferdinand Wollf und Otto Bandmann gegen Max Weber in erster Instanz vor dem Amtsgericht Dresden am 14. Oktober 1911, gegen dessen Urteil gerade die Berufung vorbereitet wurde. 2 Tatsächlich habilitierte sich Emil Lederer am 22. Januar 1912 an der Universität Heidelberg (GLA Karlsruhe, 235/2224).
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sagen. Aber ehe ich ihm zurede – und er verlangt von mir, ehe er irgend etwas thut, kategorisch eine ganz deutliche Antwort, ob ich ihm, Alles in Allem, rathe es zu thun oder nicht, – möchte ich, für mich, wissen, wie es damit steht. Ich gestehe, daß ich L[ederer]’s Arbeit zur Zeit für eigentlich gänzlich unentbehrlich halte, trotz der etwas zu großen Länge der Chroniken.3 Ich möchte glauben, daß man ihm an sich recht wohl die Sicherheit geben könnte (die „moralische“, nichta eine rechtliche), daß er beim Archiv bleibt, mit mindestens seiner jetzigen Einnahme, – vorausgesetzt, daß seine Leistungen nach wie vor befriedigen. Seine Bezahlung ist ja den Verhältnissen des Archiv, wie sie nun einmal liegen, angemessen, sonst aber weiß Gott niedrig. Durch den Wegfall der ganz überflüssigen und mir unerträglichen Tributzahlungen an mich ist ja auch ein Betrag von einigen Hundert Mk mehr definitiv aus den möglichen Ausgabeposten ausgefallen, so daß auch dann, wenn Sie etwa Teile seiner Arbeit, z. B. die Litteratur-Disposition, die ja jetzt in geordneten Bahnen läuft, nach München nehmen sollten, dennoch mindestens die bisherige Bezahlungb ihm wohl als sicher in Aussicht gestellt werden könnte. – Ich würde, da sonst Lederer wohl dazu gezwungen werden wird, sich irgend etwas ganz Andres zu suchen, an sich dazu rathen. Es sei denn, – und das kann ich aber nicht beurteilen, – daß die Notwendigkeit besteht, in absehbarer Zeit die ganze Archiv-Verwaltung in München zu konzentrieren.4 Ob dies der Fall ist, darüber möchte ich Sie um freundliche Auskunft bitten, damit ich nicht eine zu große Verantwortung Lederer gegenüber auf mich nehme. Antworten Sie mir, bitte, nur nach gründlicher Überlegung, aber dann, wenn möglich, bald. Mit kollegialen Grüßen Max Weber
a 具die典 b 具w典 3 Gemeint sind die sozialpolitischen Chroniken, die Emil Lederer regelmäßig im AfSSp veröffentlichte. 4 Eine Verlegung nach München hat nicht stattgefunden.
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Heinrich Rickert [zweite Hälfte Oktober 1911]; o. O. Brief; eigenhändig GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 25, Bl. 71 Die Datierung ist erschlossen aus dem Briefinhalt. Weber bezieht sich hierbei auf den Grundsatzartikel von Gustav Schmoller, Volkswirtschaft, Volkswirtschaftslehre und -methode, erschienen in: Handwörterbuch der Staatswissenschaften, 3., gänzl. umgearb. Aufl., Bd. 8. – Jena: Gustav Fischer 1911, S. 426 – 501. Der Artikel ist, wie die verschiedenen Danksagungsschreiben an Schmoller aus der zweiten Oktoberhälfte von 1911 (GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Gustav v. Schmoller, Nr. 203c) belegen, um diese Zeit erschienen und dürfte Weber direkt zugänglich gemacht worden sein.
Lieber Rickert!
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Der Aufsatz Schmollers befaßt sich, wie Sie gleich sehen werden, fast mehr mit mir als mit Ihnen,1 übrigens – nach dem Kaliber der Autoren, mit denen ich da auf dasa gleiche Postament gestellt werde2 mit meinen paarb Versuchen – in der schmeichelhaftesten Weise. Was mich nicht hindern kann, den Artikel in jeder Hinsicht bejammernswerth zu finden. Gebe der Himmel, daß ich meinerseits rechtzeitig aufhören werde, zu schreiben, ehe ich vertrottele. (Ich fürchte, es ist bald Zeit!) Herzliche Grüße! Ihr Max Weber
a Alternative Lesung: dies b O: par 1 Weber bezieht sich vermutlich auf das Kapitel: Die Namen und Begriffe, die Klassifikation, in: Volkswirtschaft (wie Editorische Vorbemerkung), S. 465 – 469, in welchem Schmoller für Rickerts Unterscheidung der naturwissenschaftlichen und historischen Begriffsbildung eine halbe Kolumne, ebd., S. 467, für Webers „Idealtypus“, ebd., S. 467 f., an die zwei Kolumnen benötigte. 2 Schmoller, Volkswirtschaft (wie Editorische Vorbemerkung), S. 426: „Die Erkenntnistheorie hat mancherlei bedeutsame Fortbildung erfahren. Das Grenzgebiet von ihr und der Volkswirtschaftslehre ist von Hasbach, Neumann, Dietzel, Max Weber und anderen mit erheblichem Erfolg angebaut worden.“
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2. November 1911
Edgar Jaffé 2. November 1911; Heidelberg Brief; eigenhändig Privatbesitz Der folgende Brief steht in Zusammenhang mit der Frage der formellen Absicherung von Emil Lederers Stellung als Redaktionssekretär im AfSSp; vgl. dazu Brief an Jaffé vom 28. Oktober 1911, oben, S. 323 f.
Heidelberg 2. XI. 11 Lieber Jaffé! Ich werde auf Grund Ihres Briefes Dr Lederer nun zurathen u. ihm dabei mitteilen, daß – wie sich dies übrigens 앚:auch m.E.:앚 von selbst versteht – eine juristische Bindung nicht möglich sei, daß aber aus einem Brief von Ihnen an mich mit voller Sicherheit hervorgehe, daß die Thatsache, daß er nicht in München sei, an sich nicht einen Anlaß zu irgend einer Änderung des bisherigen Verhältnisses bilde oder bilden werde, daß also seine Stellung bedingt sei davon, daß seine – bisher befriedigenden – Leistungen nach wie vor befriedigten, daß ich auch aus Ihrem Brief den sichren Eindruck gewonnen habe, daß Sie es als eine Art moralischer Verpflichtung betrachten, ohne sachlichen Grund bei anhaltender Zufriedenheit mit seinen Leistungen ihn nicht, so zu sagen, plötzlich „an die Luft zu setzen“. – Über seine Vorschläge, mich des Öfteren aufsuchen zu wollen in „Archiv“-Sachen, werde ich dann mit ihm einmal mündlich sprechen. – Ist es richtig, daß Sie Eckert (Cöln), ohne mich zu fragen, ob denn der (inzwischen – cf. Berl[iner] Tagebl[att] No 548 – eingehend richtig gestellte) blödsinnige Presse-Bericht1 auch zutreffe, wegen einer gemeinsamen Aktion gegen mich angefragt haben?2 Collegialen Gruß! Ihr Max Weber
1 Gemeint ist die Wiedergabe von Max Webers Äußerungen über die Handelshochschulen auf dem IV. Deutschen Hochschullehrertag in Dresden in: Berliner Tageblatt, Nr. 524 vom 14. Okt. 1911, 2. Beiblatt, S.1f., sowie Webers Richtigstellung in seiner Zuschrift: Die Handelshochschulen. Eine Entgegnung, ebd., Nr. 548 vom 27. Okt. 1911, Mo.Bl., S. 1 (MWG I/13). 2 Zu einem Kollektivprotest gegen Webers Ausführungen ist es nicht gekommen.
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Handelshochschulen Berlin/Köln/Mannheim/München 7. November 1911; Heidelberg Abschrift; maschinenschriftlich mit eigenhändigen Zusätzen und Korrekturen Max Webers GLA Karlsruhe, 235/2643, Bl. 139 Der folgende Brief steht in Zusammenhang mit Webers Bemerkungen auf dem IV. Deutschen Hochschullehrertag in Dresden zu den Feudalisierungstendenzen an den deutschen Handelshochschulen; vgl. dazu die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Arthur Binz vom 18. Oktober 1911, oben, S. 297 f. Das Schreiben enthält am Briefkopf die eigenhändigen Zusätze: „Abschrift “ und „An die Handelshochschulen: Berlin Cöln Mannheim München“.
Heidelberg, den 7. November 1911. Sehr geehrter Herr!
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Anbei übersende ich eine eingehende Darlegung1 der Gründe, welche meine Äußerungen über die Handelshochschulen – die, wie ich auch hier hervorhebe, schon früher von mir in ganz der gleichen Art gemacht,2 diesmal aber von der Presse verstümmelt und entstellt wiedergegeben sind – bedingt haben. Ich überreiche gleichzeitig beifolgend No. 548 des Berliner Tageblatts[.]3 Da ich aus einer Preßäußerung glau-
1 Ein Exemplar dieser Denkschrift über die Handelshochschulen vom 7. Nov. 1911 findet sich im GLA Karlsruhe, 235/2643, Bl. 141 – 151 ; ein weiteres Exemplar, mit dem eigenhändigen Vermerk: „Herrn Prof. Eltzbacher u. Herrn Prof. Sombart zur gef. Kenntnisnahme“, findet sich im UA der Humboldt-Universität zu Berlin, HH 989, Bl. 139 – 149 (MWG I/13). 2 Weber bezieht sich auf seine Bemerkungen über die Handelshochschulen in seinem Aufsatz: Agrarstatistische und sozialpolitische Betrachtungen zur Fideikommißfrage, in: AfSSp, Bd. 19, Heft 3, 1904, S. 503 – 574 (MWG I/8), ebd., S. 571, Anm. 1: „Für viele sind diese studentischen Verbindungen ja keineswegs in erster Linie Pflegestätten studentischer Ehre und Sitte, sondern einfach Avancementsversicherungsanstalten. Die kümmerlichsten Sprößlinge deutscher Geheimrätinnen oder auch Kommerzienrätinnen müssen darin den bei der heutigen Praxis nicht bescheidenen ,Mut’ prästieren, sich durch einige Narben abstempeln zu lassen, weil [...] es für die ,Konnexionen’ unentbehrlich ist. – Aber schlimmer ist, daß dies Treiben nunmehr die Techniker und, wie es fast scheint – wenigstens Anfänge dazu sind bemerkbar – auch die Zöglinge der Handelshochschulen ergreift. Die Vermutung, daß mit der Gründung der letzteren zuweilen in erster Linie nicht dem Wissensbedürfnis der Kaufleute, sondern ihrem Wunsch, an der patentierten ,akademischen’ Bildung teilzunehmen, dadurch ,satisfaktionsfähig’ und damit u. a. auch reserveoffizierfähig zu werden, entgegengekommen werden soll, ist leider recht naheliegend.“ 3 Das Berliner Tageblatt, Nr. 548 vom 27. Okt. 1911, Mo.Bl., S. 1, enthielt Webers Stellungnahme: Die Handelshochschulen. Eine Entgegnung (MWG I/13).
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be entnehmen zu sollen, daß hie und da die kleine Geschichte,4 welche ich in dieser Darstellung eingeflochten habe, als eine pointiert zugestutzte Anekdote aufgefaßt wordena istb, so bemerke ich causdrücklich: derc Vorfall hat sich, soweit menschliches Gedächtnis einen Vorfall wortgetreu überhaupt zu behalten imstande ist, genau so wie erzählt in einer Fabrik zugetragen, an welcher ich selbst mit fast meinem ganzen Vermögen Teilhaber bin.5 Dagegen möchte ich ebenso ausdrücklich bemerken, daß von ausnahmslos allen denjenigen anderen Tatsachen, welche ich angeführt habe und anführe, keine einzige dieser selben Quelle entstammt. Ich darf wohl bitten, aus Gründen, die nicht der Erörterung bedürfen, dieses Begleitschreiben im Gegensatz zu der beigelegten Darlegung, als Außenstehenden gegenüber unbedingt vertraulich zu behandeln. Mit vorzüglicher Hochachtung ergebenst dMax Weberd
a In Abschrift: werden b dürfte > ist c ausdrücklich, der > ausdrücklich: der d Unterzeichnung eigenhändig. 4 Weber bezieht sich auf eine „kleine Geschichte“, die er im Berliner Tageblatt (wie Anm. 3) erzählt hatte: Ein Geschäftsreisender, der ohne Voranmeldung einen Fabrikanten besucht hatte, gab auf dessen Vorhaltung, daß die bisher gelieferten Waren die Qualitätsprobe nicht bestanden hätten, zu bedenken: „Im übrigen könnte Ihnen ja wohl genügen, daß ich Reserveoffizier bin, um zu wissen, daß ich nur reelle Ware zu den besten Preisen anbiete.“ 5 An sich war es zwar Marianne Weber, die durch Erbfall Teilhaberin der Textilfabrik Carl Weber & Co. in Oerlinghausen geworden war, jedoch stand nach der damaligen Zivilgesetzgebung dem Ehemann das sog. Verwaltungsrecht über das eheliche Vermögen zu. Dazu heißt es in § 1363 BGB: „Das Vermögen der Frau wird durch die Eheschließung der Verwaltung und Nutznießung des Mannes unterworfen (eingebrachtes Gut). Zum eingebrachten Gute gehört auch das Vermögen, das die Frau während der Ehe erwirbt.“ Die Bestimmungen des § 1363 (alte Fassung) sind erst 1953 außer Kraft getreten.
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Franz Böhm 8. November 1911; Heidelberg Brief; eigenhändig GLA Karlsruhe, 235/2643, Bl. 135 Das folgende Schreiben steht in Zusammenhang mit Webers kritischen Bemerkungen auf dem IV. Deutschen Hochschullehrertag in Dresden über die preußische Hochschulverwaltung sowie über die Handelshochschulen; vgl. dazu die Editorischen Vorbemerkungen zu den Briefen an Franz Böhm vom 17. Oktober 1911 sowie an Arthur Binz vom 18. Oktober 1911, oben, S. 284 – 286 und 297 f.
Zu Nr A 11 686
Heidelberg 8. November 1911
Euer Excellenz
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beehre ich mich beifolgend: 1. ein an die Redaktion der „Nationalliberalen Correspondenz“ gerichtetes Schreiben1 2. ein Schreiben an die Handelshochschulen in Berlin, Cöln, Mannheim, München nebst 2 Beilagen2 ehrerbietigst zu überreichen. Die Antezedenzien des Schreibens ad 1 sind in eine größere Anzahl auch hiesiger Zeitungen übergegangen und vermutlich bekannt gewor-
1 Eine Abschrift mit eigenhändigen Korrekturen und Zusätzen vom 6. Nov. 1911 findet sich in: GLA Karlsruhe, 235/2643, Bl. 136 – 138; der Artikel selbst ist erschienen unter dem Titel: Noch einmal die Erklärungen des Herrn Professor Dr. Max Weber, in: Nationalliberale Correspondenz, Nr. 241 vom 10. Nov. 1911, S. 1; ein Exemplar des Artikels befindet sich in: GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 30, Bd. 6, Bl. 91 (MWG I/13). 2 Weber sandte die Kopie seines Schreibens an die Handelshochschulen vom 7. Nov. 1911, oben, S. 327 f. (GLA Karlsruhe, 235/2643, Bl. 139), ferner seinen Artikel: Die Handelshochschulen. Eine Entgegnung, aus dem Berliner Tageblatt, Nr. 548 vom 27. Okt. 1911, S. 1 (MWG I/13), ebd., Bl. 140, sowie als zweite Beilage seine Denkschrift an die Handelshochschulen vom 7. Nov. 1911 (MWG I/13), ebd., Bl. 141 – 151.
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den. Mit der in No 1 von mir angekündigten, öffentlichen, Erklärung beabsichtige ich die öffentliche Erörterung dieser Dinge abzuschließen.3 Ehrerbietigst Professor Max Weber An das Großherzogliche Ministerium des Cultus und Unterrichts Karlsruhe
3 Der parlamentarische Mitarbeiter der „Nationalliberalen Correspondenz“ hatte in seiner Erwiderung auf Webers Angriffe auf das preußische Kultusministerium elf Kritikpunkte aufgelistet und unter Punkt elf bemerkt: „Wundern muß man sich dagegen, daß Herr Professor Dr. Weber einen vermeintlichen Beeinflussungsversuch, der 18 Jahre zurückliegt, erst heute ans Licht zieht, um die gegenwärtigen Ministerialbeamten der preußischen Universitätsverwaltung anzugreifen“, hier zitiert nach: Tägliche Rundschau, Nr. 520 vom 4. Nov. 1911, Ab.Bl. , GLA Karlsruhe 235/2643, Bl. 124. Dazu schreibt Weber in seiner Replik an die Nationalliberale Correspondenz (wie Anm. 1): „Ihr Herr Referent ist in seinen [...] Bemerkungen (Punkt 11) offenbar ein Opfer der um die Gegenwart herumgehenden, teilweise direkt unaufrichtigen, Erklärungen der Norddeutschen Allgem[einen] Zeitung geworden, welche die Aufmerksamkeit von dem, was den gegenwärtigen Ministerialbeamten von mir wirklich und ausdrücklich unter spezieller Angabe der einzelnen Punkte öffentlich zum Vorwurf gemacht worden ist, auf andere Punkte abzulenken geeignet und ersichtlich auch dazu bestimmt waren. [...] Sehr gegen meine Neigung muß ich daraus den Anlaß nehmen, abermals öffentlich unzweideutig festzustellen, was der gegenwärtigen Unterrichtsverwaltung von mir zum Vorwurf gemacht worden ist, und zwar diesmal in einer Form, welche eine gerichtliche Feststellung des Sachverhalts ermöglicht. Denn ich bin nicht gesonnen, einen von so gewichtiger Seite ausgehenden Angriff auf mir sitzen zu lassen“, hier zitiert nach der an Böhm gesandten Abschrift des Artikels in: GLA Karlsruhe 235/2643, Bl. 137 f. Webers abschließende Stellungnahme findet sich in seiner Zuschrift, erschienen unter dem Titel: Nochmals Weber – Althoff, in: Tägliche Rundschau, Nr. 528 vom 9. Nov. 1911, Ab.Bl. , 2. Beilage (MWG I/13).
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Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Soziologie 8. November 1911; Heidelberg Abschrift; maschinenschriftlich SHLB Kiel, Nl. Ferdinand Tönnies, Cb 54.61:1.1.60
Heidelberg, 8. XI. 11. An den Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, BERLIN. 5
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1. Den Antrag des Herrn Tönnies empfehle ich sehr,1 unter Beifügung des Themas: „Kultur“ (hier „Sprache“). Dazu hätte ich selbst schon etwas zu sagen. Auch über „Wirtschaft“. 2. Dringendste Geschäfte hinderten mich leider an einem eingehenden Bericht für die letzte Vorstandssitzung.2 Die Presse-Enquête stockt nur deshalb, weil ein Presseprozeß, den ich gegen ein sehr einflußreiches Mitglied des Vorstandes des Presse-Verbandes führe3 und führen muß, so lange er nicht erledigt ist, mich in der Möglichkeit, in dieser Sache leitend hervorzutreten, hindert. Je nach dem Ausgang kann ich ev. nur arbeitend, aber nicht offiziell hervortretend, mittun. Eine Anzahl Arbeiten sind jedoch im Gange. Mit vorzüglicher Hochachtung Max Weber.
1 Weber äußert sich hier zu einem Brief von Ferdinand Tönnies an den Vorstand der DGS vom 5. Nov. 1911 (Abschrift masch.; SHLB Kiel, Nl. Ferdinand Tönnies, Cb 54.61:1.1.54). Darin hatte Tönnies für den nächsten Soziologentag das Thema „Die Begriffe Volk und Nation im Zusammenhang mit Rasse, Staat, Sprache“ vorgeschlagen; zur weiteren Diskussion über diesen Vorschlag vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Schreiben an Hermann Beck vom 18. Nov. 1911, unten, S. 362. 2 Die Vorstandssitzung der DGS hatte am 26. Oktober 1911 in Berlin stattgefunden. 3 Gemeint ist Webers gerichtliche Auseinandersetzung mit Julius Ferdinand Wollf, dem Chefredakteur der Dresdner Neuesten Nachrichten.
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Franz Eulenburg 9. November 1911; o. O. Abschrift; maschinenschriftlich ohne Schlußformel, mit handschriftlichen Korrekturen von Marianne Weber GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 30, Bd. 6, Bl. 92 – 93 und 95 Im folgenden äußert sich Weber kritisch zu den Beweggründen von Franz Eulenburgs Austritt aus der DGS. Hatte Eulenburg – DGS-Mitglied seit 1909 – am 1. April 1911 „feierlichst und mit Begeisterung“ seinen Beitritt zur Deutschen Statistischen Gesellschaft erklärt, so machte er dies am 18. Oktober 1911 in lapidarer Form ohne Anrede rückgängig: „Teile zugleich auch meinen Austritt sowohl aus der ,Deutschen Statist[ischen] Gesellschaft‘ wie aus der ,Deutschen Gesellschaft für Soziologie‘ für 1912 mit.“ Beide Schreiben (Abschrift masch.) befinden sich in: SHLB Kiel, Nl. Ferdinand Tönnies, Cb 54.61:1.1.25.
9. 11. 11. Aber – Zum Teufel, lieber Eulenburg! aSie
waren gegen Ortsgruppen. Sie waren gegen Vorträge à la Goldscheid. Sie waren gegen geräuschvolles und vorlautes Treiben u. s. w.a1 bSie kamen nicht auf die Soziologentagung im vorigen Herbst!2 Sie schrieben mir: dieselbe sei gelungen gewesen und beurteilten sie günstiger als ich. Sie arbeiteten nicht mit an den paar Dingen, die wir versuchten. Sie haben noch keinen konkreten Antrag gestellt, der nicht akzeptiert worden wäre, genau wie Sie ihn stellten (Auslese!)b 3
a Maschinenschriftlich wiedergegebene Randbemerkung Max Webers: und loben dieselben Dinge jetzt! b Maschinenschriftlich wiedergegebene Randbemerkung Max Webers: und schimpfen! 1 Eulenburgs Einwände hatten sich – ebenso wie die Webers – vermutlich gegen den auf der DGS-Versammlung vom 7. März 1909 gebilligten Antrag Rudolf Goldscheids gerichtet, in Berlin eine Ortsgruppe zu gründen und im laufenden Jahr dort drei bis vier „Propagandavorträge“ zu halten. 2 Weber hatte vergebens versucht, Eulenburg für die Teilnahme am Ersten Deutschen Soziologentag zu gewinnen; vgl. dazu seine Schreiben an Eulenburg vom 11. und 12. Okt. 1910 (MWG II/6, S. 641 und 644 f.). 3 Von einem entsprechenden Antrag ist nichts überliefert; doch dürfte es sich um das Thema „Auslese der Intellektuellenschicht“ handeln, über welches Eulenburg nach Webers Vorschlag auf dem Ersten Deutschen Soziologentag referieren sollte. Dieser Vortrag kam aber wegen Eulenburgs Absage nicht zustande; vgl. dazu Webers Brief an Hermann Beck vom 8. März 1910 (MWG II/6, S. 422, Anm. 7).
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Sie sind schlechterdings nicht in der Lage anzugeben, wo die Gelder für ein Institut bei unsern jetzigen Mitteln denn eigentlich herkommen sollen! Der gute Wille schafft es doch nicht! Sie verringern diese Gelder noch durch Ihren Austritt und das Aussprechen der Ansicht, die andern sollten es alle ebenso machen wie Sie. Sie beklagen sich über den zu hohen Beitrag von 20 Mark, obwohl das Statut Ihnen gestattet, sich mit 3 M (oder 1 Mark oder 0,50 M.) abzuschätzen und sich für 17 (statt 20 Mark)? „zu kaufen“[.] Ich meinerseits habe lediglich 1. die Schusterarbeit der äußeren Organisation übernommen[,] für die Sie Alle sich einfach zu schade sind (Sie persönlich auch, entschuldigen Sie!) 2. die Einleitung dieser Presseenquete veranlaßt. Ich war und bin bereit, Sie in Allem zu unterstützen, was Sie machen wollen. „Gegenseitigkeit“c 앚:aber:앚 herrscht nicht so viel ich sehe. – Da ich in einen Presseprozeß geraten bin mit einem Mitglied des Reichsverbands der Presse,4 so muß ich jetzt mich selbst abwartend zurückstellen, bis das erledigt ist. Nur dies hemmt den Fortgang der Sache. Andere tun ja doch nichts dafür und Arbeiten sind im Gange. Endlich: bitte, was hätte denn eigentlich getan werden sollen? Wo sind die zugesagten Arbeiten über „Auslese der führenden Schichten“?5 Sie könnten sofort gedruckt werden, wenn Sie sie abliefern lassen, das wäre eine Sache von wenigen Wochen eventuell. Nein, Verehrtester, Sie sind ein Stimmungsmensch und der Grad, in dem Sie das sind, ist eine Kalamität für alle, die mit Ihnen zusammen arbeiten. Und doch täte man es gern, wenn Sie nur jetzt sagen wollten: was denn nun gemacht werden soll? Ich kann nicht alles machen, denn ich habe täglich 5 Stunden Arbeitszeit, nicht mehr. Wenn Sie fortwährend darauf abheben, daß Andere Geldopfer bringen sollten, nicht Sie, so bemerke ich: diese soziol[ogische] Gesellschaft, die zu gründen nicht ich die Anregung gab, hat mich bisher ca. 1000 Mark bare Auslagen gekostet. Und so entgegengesetzt sind unsere ökonomischen Verhältnisse auch nicht, nur daß ich[,] wie ich zugebe, durch meine Kinderlosigkeit c 具darin典 4 Gemeint sind die gerichtlichen Auseinandersetzungen Webers mit dem Chefredakteur der Dresdner Neuesten Nachrichten Julius Ferdinand Wollf. 5 Dazu heißt es in einem Brief Webers an Gustav v. Schmoller vom 22. Febr. 1910 (MWG II/6, S. 412) bei der Erörterung neuer Themata aus dem Bereich der „Auslese“ sozialer Professionen innerhalb der Schriften des Vereins für Sozialpolitik, daß für die Untersuchung „Auslese der liberalen Berufe“ nach Auskunft Eulenburgs auf einzelnen Gebieten „das Material schon fix und fertig“ vorliege.
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freier gestellt bin. Ich gestehe aber, daß ich das Geld was ich habe gern gegen einen Bruchteil der Gesundheit und Arbeitskraft hergebe, welche Anderen zur Verfügung steht, die in erster Linie immer nur zu schimpfen wissen. Ich muß das einmal aussprechen. Geben Sie gefälligst selbst an, wo man Ihnen denn eigentlich und wodurch in Ihren Absichten nützlich sein kann, nach Ihrer Ansicht. Es hat an mir noch nie gefehlt. Wenn Sie „wie die Ratten“ „das sinkende Schiff“ verlassen wollen, – nun ich persönlich bin froh, wenn ich mit Anstand sagen kann: ich habe das Meinige getan, jetzt ist es genug. Aber um die Sache, die eben etwas mehr Geduld fordert, ist es mir leid. Ich nehme an, daß Sie von Ihrer jetzigen Stellungnahme zurückkommen werden.
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Ernst Traumann 9. November 1911; Heidelberg Brief; eigenhändig GLA Karlsruhe, 269/108, S. 279 – 280 Der nachfolgende Brief sowie ein weiteres Schreiben an Ernst Traumann vom 11. Januar 1912, unten, S. 388 f., gehören zur Vorgeschichte des Privatklageprozesses von Adolf Koch gegen Max Weber im Jahre 1912. In diesen wie auch in den Briefen an Heinrich Heinz vom 25. und 29. November 1911, unten, S. 364 – 366 und 367 f., versucht Weber, Belege für die Unaufrichtigkeit Kochs bzw. für dessen berufliches Fehlverhalten zu erlangen, Belege, die darauf hindeuten konnten, daß Koch nicht nur der Urheber bzw. Informant für die Anfang 1911 erschienene Zeitungsnotiz über eine Duellforderung Arnold Ruges an Max Weber war, sondern diese aus niederen Motiven – d. h. mala fide – lanciert hatte; zu Entstehung und Verlauf dieser Auseinandersetzung vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 11. Januar 1911, oben, S. 31 – 33. In diesem Zusammenhang interessierte sich Weber – wie ihm von Friedrich Blanck zugetragen worden war – für ein Plagiat Kochs an einem Artikel von Ernst Traumann. Da kein Antwortschreiben Traumanns vorliegt, ist anzunehmen, daß dieser auf Webers Anfrage hin telefonisch geantwortet hat und diesem das Plagiat Kochs bestätigen konnte. Es geht hierbei um einen Nekrolog Kochs auf Kuno Fischer, erschienen in der Kölnischen Zeitung, Nr. 704 vom 5. Juli 1907, in welchem etliche Passagen fast wortwörtlich mit einem Artikel von Traumann zum 70. Geburtstag von Kuno Fischer im Heidelberger Tageblatt, Nr. 169 vom 24. Juli 1894, übereinstimmen. Eine auf Webers Veranlassung erstellte maschinenschriftliche Synopse findet sich in: GLA Karlsruhe, 269/108, S. 265 – 267, mit dem eigenhändigen Vermerk: „Auszüge aus der Kölnischen Zeitung und dem Heidelberger Tageblatt (an Gerichtsstelle niederzulegen)“. Neben bestimmten, von Weber eigenhändig mit Rotstift hervorgehobenen gleichlautenden bzw. identischen Redewendungen wie: „ein Fürst des Katheders“ sowie „Kraft und Kunst erleuchtender Darstellung“ finden sich ganze Passagen, die nahezu wörtlich übereinstimmen: Heißt es etwa bei Traumann: „die hinreißende Beredtsamkeit, die unvergleichliche Kunst der Dialektik, die schwungvolle Sprache Kuno Fischers, die Alles ins Ungemeine erhebt“, so bei Koch: „seine hinreißende Beredtsamkeit, seine unvergleichliche Kunst der Dialektik, seine formvollendete, schwungvolle Sprache, die alles ins Ungemeine erhob“. Findet sich bei Traumann die Passage: „trägt auch Alles, was er gibt und wie er es gibt, das Gepräge seines reichen, lebendigen und ursprünglichen Geistes, darum ist Alles bei ihm frei von jeder zünftigen Schulweisheit und Pedanterie und wirkt stets als unmittelbar empfundene, selbsterlebte Wahrheit. [...] eine auf sich selbst gegründete [von Weber mit Rotstift unterstrichen] Persönlichkeit, ursprünglich, feurig, klar und unabhängig [von Weber mit Rotstift unterstrichen]“, so hat sich der Wortlaut bei Koch kaum geändert: „Alles bei ihm war frei von jeder zünftigen Schulweisheit und Pedanterie, und wirkte stets als unmittelbare, selbsterlebte Wahrheit. Auf sich selbst gegründet, ursprünglich, feurig, klar und unabhängig [von Weber mit Rotstift unterstrichen]“.
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Heidelberg, Ziegelhauser Landstr. 17 9. 11. 11 Telefon 1401 Hochgeehrter Herr! Ich habe leider nicht die Ehre, Sie bisher zu kennen, glaube aber doch Sie um folgende Auskunft bitten zu dürfen: 1) Ist es richtig, daß Herr Prof. Koch hier ein Plagiat an Ihnen begangen hat? 2) Ist es richtig, daß er, von Ihnen zur Rede gestellt, eine unwahre Ausrede gebraucht hat? 3) Ist es richtig, daß er den Vorwurf der „Lüge“ von Ihnen eingesteckt hat? Dies wird hier allgemein erzählt. Ich möchte es wissen, da dieser Herr dringend verdächtig ist, eine, auch mich persönlich berührende, Niederträchtigkeit begangen zu haben und ich wissen muß, ob diese ihm zuzutrauen ist. Ich mache nur denjenigen Gebrauch von Ihrer Mitteilung, den Sie gestatten. Mit ausgezeichneter Hochachtung ergebenst Prof. Max Weber
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Heinrich Simon 11. November 1911; Heidelberg Abschrift; maschinenschriftlich mit eigenhändigen Korrekturen und Ergänzungen Max Webers GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 25, Bl. 53 – 55 Im Mittelpunkt des unten abgedruckten Briefes sowie der folgenden Korrespondenz mit Heinrich Rickert vom 14. und nach dem 15. November, unten S. 345 und 361, mit Heinrich Simon vom 15. November, unten S. 346 – 351, und einer Gruppe von Freiburger Kollegen vom 15. November 1911, unten, S. 352 – 357, steht eine öffentlich ausgetragene Kontroverse zwischen der Frankfurter Zeitung und der Universität Freiburg. In der Frankfurter Zeitung, Nr. 305 vom 3. November 1911, 2. Mo. Bl., S. 1, war unter dem Titel „Entgleisungen“ eine Zuschrift aus Freiburg abgedruckt worden, deren Verfasser sich kritisch mit den Reden des Prorektors Ernst Fabricius und des Generals Berthold v. Deimling beschäftigte, die anläßlich des Festkommerses zur Einweihung der neuen Freiburger Universität gehalten worden waren. Im Anschluß an die Einweihung einer Gedenktafel für die studentischen Teilnehmer am Krieg 1870/71 habe Prorektor Fabricius – so der anonyme Berichterstatter – sich zunächst „über die jetzige gefahrdrohende politische Lage und über die Möglichkeit eines Krieges“ ausgelassen: „Er warnte dann vor den ,Einfaltspinseln‘, die durch ihre ,Friedensduselei ‘ das Volk wehrlos machen wollten. [...] Von dieser Ansprache ging Generalleutnant v. Deimling aus, als er später das Wort ergriff. Er hielt eine wahre Lobrede auf den Krieg. Während man früher ,in Kürassierstiefeln‘ über die Bühne des Welttheaters ,gestampft‘ sei, schleiche man heute in ,Filzparisern‘ daher. [...] Das Beste[,] was er der akademischen Jugend wünsche, sei, daß es ihr vergönnt sei, auch einmal Zeiten des Krieges und des Sieges mitzuerleben. Dann redete auch er gegen die Anhänger der Friedensbewegung, die das Volk ,kastrieren‘ und zu ,politischen Eunuchen‘ machen wollen.“ Es sei, so hieß es weiter, „durchaus unangebracht, daß Reden, die ihrem Inhalt und zum Teil auch ihrer Form nach vielleicht zu einem Kriegervereinsfest passen, von der akademischen Jugend beim Festkommers zur Eröffnung einer neuen Universität gehalten werden.“ Gegen diesen ihrer Meinung nach irreführenden Bericht richtete eine Reihe von Freiburger Hochschullehrern einen Protest, der in Nr. 311 vom 9. November 1911 der Frankfurter Zeitung, Ab.Bl., S. 3, unter dem Titel „Eine Freiburger Professoren-Erklärung“ veröffentlicht wurde. In dieser hieß es: „Es ist das gute Recht und die schöne Pflicht des akademischen Lehrers, bei festlicher Gemeinschaft mit unseren Schülern vaterländische Ideale mit dem stolzen und unbedingten Freimute zu bekennen, den die Jugend von uns verlangen muß. Einschüchterungsversuche von der Art des in der ,Frankfurter Zeitung‘ unternommenen lehnen wir ab. Durch ihre Bekrittelung nationaler Empfindungen aber, die schon oft den Unmut auch entschlossen liberal gesinnter Männer erregt hat, hemmt sie den Aufschwung derjenigen moralischen Kräfte, deren Deutschland heute dringender als je zur Wahrung seiner Zukunft bedarf.“ Die Protesterklärung war unterzeichnet u. a. von Georg v. Below, Karl Diehl, Johannes v. Kries, Friedrich Meinecke, Paul Mombert, Richard Reitzenstein, Heinrich Rickert, Richard Schmidt sowie August Weismann. Anlaß zu Webers Stellungnahme war ein Brief Heinrich Simons vom 9. November 1911 (GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 30, Bd. 6, Bl. 105 – 106), in welchem er Weber bat, ihm „privatim“ seine Ansicht über die seiner Meinung nach unverhältnismäßige Reaktion der Freiburger Hochschullehrer mitzuteilen: „Ich verstehe nämlich das Vorgehen der Freiburger nicht. Ich hätte begriffen, wenn man eine Berichtigung geschickt hätte, die bezeugt hätte: ihr habt falsch citiert, oder, wenn man das nicht konnte, ihr habt falsch interpretiert. Aber diese pathetische Erklärung gegen eine Kritik, die doch von unserem Standpunkt aus begreiflich und Deimling gegenüber wohl auch von
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jedem andern politischen Standpunkt aus berechtigt [war]. Sie können sich denken wie peinlich mir Rickerts Unterschrift unter einer Erklärung ist, die in der Frankfurter Zeitung geradezu einen kulturhemmenden Factor in der Entwicklung Deutschlands sieht. Mir würde zur eigenen Klärung sehr viel daran liegen, Ihre Ansicht zu erfahren.“ Der unten abgedruckte Brief liegt uns in zwei maschinenschriftlich identischen (Durchschlag-)Exemplaren vor, bei denen aber die Korrekturen bzw. Ergänzungen Max Webers zum Teil variieren. Daher werden diese im folgenden im textkritischen Apparat mit den Siglen A1 und A2 annotiert. Neben der hier zugrunde gelegten Abschrift A1 befindet sich ein weiteres Exemplar (A2) ebenfalls im Nl. Max Weber, Nr. 30, Bd. 6, Bl. 96, 97 und 122, und ist vermutlich an Heinrich Rickert gesandt worden. Am Briefkopf findet sich dort der eigenhändige Zusatz: „Mit bestem Gruß! Ich schicke Copie an Prof. v. Below. Nichts für ungut, aber – wie kann man!!“ sowie unter der Orts- und Datumszeile der Vermerk: „Herrn Dr Heinrich Simon, Frankfurter Zeitung, Frankfurt a/M.“
Heidelberg, den 11. November 1911. Sehr geehrter Herr Doktor! Sie bitten ausdrücklich um eine a„private“a, also wie ich annehme, nur zur Informationb bestimmte Aufklärung, welche verständlichen Gründe für die Ihnen unbegreifliche Freiburger Erklärung etwa bestanden haben könnten und wie Unbeteiligte sich dazu stellen. Es ist nun gerade eine solche privatec Mitteilung für mich etwasd mißlich, speziell im vorliegenden Fall, wo es sich um Kollegen einer Nachbaruniversität handelt. Gleichwohl möchte ich nicht ausweichend antworten, schicke aber Kopie dieser Antwort an mindestens einen der Herren Mitunterzeichneten der Erklärung.1 Das Verhalten der eFrankfurter Zeitunge konnte in folgenden Punkten Mißdeutungen hervorrufen: Sie hatte, nach eigener Erklärung, über das Freiburger Fest nicht berichtet, weil der Eindruck einer Zurücksetzung der Presse entstanden war.2 Wenn nun eine Notiz einige ihr zugegangene Einzelheitenf nicht nur als Tatsachen berichtete, sondern zu-
a A1, A2: Anführungszeichen und Unterstreichung eigenhändig. b A1, A2: Unterstreichung eigenhändig. c A1, A2: Unterstreichung eigenhändig. d A1: etwa A2: etwa > etwas e In A2 eigenhändig in Anführungszeichen gesetzt. f Ganzes Wort in A2 eigenhändig unterstrichen. 1 Vermutlich war der Freiburger Adressat Heinrich Rickert. 2 Weber bezieht sich auf die Mitteilung der Redaktion in dem Artikel: Eine Freiburger Professoren-Erklärung, in: FZ, Nr. 311 vom 9. Nov. 1911, Ab.Bl. , S. 3: „Über die Freiburger Universitätsfeier, die kürzlich stattfand, ist nicht ausführlich berichtet worden, weil die Presse nicht die Berücksichtigung erfahren hat, die sie beanspruchen darf.“
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gleichg, – ohne eine Äußerung von beteiligter Seite abzuwarten – auch mit einem immerhin aggressiv und dabei, vor allem,h humorlosi wirkenden Kommentar versah, so konntek der Eindruck entstehen, daß dies unter der Nachwirkung einer gewissen Verärgerung geschehe. Die Möglichkeit eines solchen Eindrucks wäre vielleicht vermieden worden, wenn die Frankfurter Zeitung in irgend einer Form von dem Widerspruch, der ihr von dritter Seite, sei es auch, wie sie schreibt, unverbindlich, zugegangen war, Notiz genommen hätte, natürlich unter Vorbehalt der Äußerung ihres Referenten. Wenn Herr Professor Fabricius seinerseits nicht l„berichtigt“l hat,3 so weiß ich aus eigener Erfahrung, daß man dies, einem nicht nurm Tatsachen enthaltenden Angriff gegenüber, nicht immer leicht über sich bringt, zumal man in der Presse dabei nie das letzte Wort behält. Allein auch wenn man alle denkbaren subjektiven Momente in Rechnung stellt, und das Bedürfnis in Betracht zieht, für den, wie ich nach seiner Persönlichkeit nicht zweifle, allseitig beliebtenn Prorektor solidarisch einzutreten,o ist diese Kollektivaktion aus dem objektiv vorliegenden Tatbestand heraus nichtp erklärlich. So weit Herr Professor Fabricius in Frage kommt, war der Ton der geübten Kritik gewiß nicht besonders aufregend. Der Angegriffene stand lange Jahre im politischen Leben und weiß, daß, wer kräftige Worte braucht, (worauf ich mich nicht berufen fühle mit Steinen zu werfen), wer insbesondere q„Einfaltspinsel“q 4 in den Wald ruft, auch irgend ein entsprechendesr Echo wachruft, zumal wenns dies beit einer offiziellen Rede geschah, gegen welche die vermutlich auch anwesenden anders Denkenden vollkommen wehrlos waren. Was aber den von der Kritik doch wohl in erster Linie ge-
g Wort in A2 eigenhändig unterstrichen. h A1, A2: Komma eigenhändig. i A1, A2: Unterstreichung eigenhändig. k A1, A2: Unterstreichung eigenhändig. l A1, A2: Anführungszeichen eigenhändig. m Wort in A2 eigenhändig unterstrichen. n A1, A2: geliebten > beliebten o A1: Komma eigenhändig. p Wort in A2 eigenhändig unterstrichen. q A1, A2: Anführungszeichen eigenhändig. r A1, A2: betreffendes > entsprechendes s A1, A2: denn > wenn t A2: bei > in 3 Wie Anm. 2: „Man sagt uns, daß auch dem, soweit der Prorektor Geheimrat Fabricius in Betracht kommt, ein Mißverständnis zu Grunde liege. Mißverständnisse können aufgeklärt werden. Wir hatten keinen Anlaß, diese unverbindliche Mitteilung höher einzuschätzen als die Auffassungsfähigkeit jenes Kritikers, dachten aber: wenn er doch geirrt haben sollte, so werden wir schon von der Seite, die es angeht, eine Richtigstellung erhalten.“ 4 Zur Rede von Ernst Fabricius vgl. die Editorische Vorbemerkung, oben, S. 337.
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meinten General betrifft, so sind dessen äußerst saftigeu Dicta, bei solchen Gelegenheiten gefallen, wol nur ein Beweis dafür, daß – um in seiner Bildersprache zu reden – man gewißlich alles, was für den Mann vorschriftsmäßig ist,v in den Hosen, dabei aber etwas mehr als unbedingt vorgeschrieben ist, im Kopfe sitzen haben kann. Ich würde das mehr von der heiteren Seite genommen und mich darüber nicht besonders entrüstet haben. Aber eine Kollektiventrüstung von dieser w Leidenschaftlichkeit anläßlich der geübten Kritik schießt erst recht weit über das Ziel. So vor allem deren Bezeichnung als x„Einschüchterungsversuch“x.5 In der Lage von Professor Fabricius würde ich mir die (auf ihn gewiß nicht zutreffende) etwas groteske Unterstellung, ich sei so weibisch konstituiert, daß eine Kritik von Seiten einer noch so einflußreichen Zeitung mich yeinschüchtern könney, dringend verbitten. Die Berufung auf den z„stolzen Freimut“z 6 des akademischen Lehrers bei einem Anlaß, wo es anichts ernsthaftes zu riskierena gegeben hat, macht keinen guten Eindruck. Und geradezu penetrant b„kleinstädtisch“b wirkt die Prophezeiung, durch Kritiken an Kommersreden würden die cmoralischen Kräftec lahmgelegt werden. Die Frankfurter Zeitung, zu deren Traditionen immer ein guter Humor gehört hat, wird m.E. solche Redewendungen aus solchem Anlaß nicht tragisch nehmen. Wenn nun zahlreiche akademische Lehrer solched Mißgriffe des Redaktors dieser Erklärung mit in den Kauf genommen haben, um vor dem Forum ihres eigenen Empfindens nicht unkollegial zu erscheinen,e so erklärt sich dies schließlich wohl wesentlich aus der Siedehitze, in welche die gewiß nicht glänzende Liquidation unserer theatralischen Marokkopolitik7 große Teile gerade der geistig höchst stehenden u Wort in A2 eigenhändig in Anführungszeichen gesetzt. v A1, A2: Komma eigenhändig. w A1, A2: Unterstreichung eigenhändig. x A1, A2: Anführungszeichen eigenhändig. y Passage in A2 eigenhändig in Anführungszeichen gesetzt. z A1, A2: Anführungszeichen eigenhändig. a A1, A2: Unterstreichung eigenhändig. b A1, A2: Anführungszeichen eigenhändig. c Passage in A2 eigenhändig in Anführungszeichen gesetzt. d A1, A2: Unterstreichung eigenhändig. e A1, A2: Komma eigenhändig. 5 Zum Wortlaut der Protesterklärung vgl. die Editorische Vorbemerkung, oben, S. 337. 6 Ebd., oben, S. 337. 7 Gemeint ist die Beendigung der zweiten Marokkokrise. Sie war durch die Entsendung des Kanonenbootes „Panther“ nach Agadir (den sog. „Panthersprung“ nach Agadir am 1. Juli 1911) ausgelöst worden. Hinter dieser von dem damaligen Staatssekretär des Äußeren Alfred v. Kiderlen-Waechter verfochtenen „Kanonenbootpolitik“ stand nicht die Absicht, einen Teil Marokkos zu erwerben, sondern durch eine spektakuläre militärische Demonstration Frankreich zur Abtretung des französischen Kongo zu zwingen. Die deutsch-
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Schichten der Nation versetzt hat. Auch ich wünsche in stärkerem Maße, als dies in der Frankfurter Zeitung betont wird, eine verstärkte Rüstungf verbunden mit einer zugleich nüchternen und rücksichtslos entschlossenen auswärtigen Politik. Aber ich bin der Ansicht, daß wir auch bei den stärksten Rüstungen einen europäischen Krieg ggewissenhafter Weise so lange nicht riskieren könneng, als wir nach Lage der Dinge gewärtigen müßten, daß in die Führung unseres Heeres ein gekrönter Dilettanth sich einmischt, der, wie 앚:mehrfach:앚i in der Diplomatie,j so auf dem blutigen Felde der Ehrek allesl verpfuschen würdem.8 Allerhand nauf einer längst politisch schädlich gewordenen Tradition beruhenden Gefühlsmomente hindern es nun, daß der an sich berechtigte Zorn sich an die orichtige Adresseo wendet. Die Folge ist, daß er unerwartet bei gänzlich deplacierten Gelegenheiten und nach verkehrten Richtungen hin explodiert, – in diesem Fall gegen die Frankfurter Zeitung. Insofern ist diese Erklärung auch eines der vielen Symptome dafür, wie die äußere Ohnmacht der Nation mit ihrer innerpolitischen Ohnmacht zusammenhängt, und weil sie dies ist, erlaubte ich mir hier näher auf sie einzugehen. pMit vorzüglicher Hochachtung qMax Weberqp
f In A2 folgt eigenhändiges Komma. g A1, A2: Unterstreichung eigenhändig. h A1, A2: Diledant > Dilettant i Einschub fehlt in A2. j A1, A2: Komma eigenhändig. k In A2 folgt eigenhändiges Komma. l Wort in A2 eigenhändig unterstrichen. m A1, A2: sollten > würde n Passage in A2 eigenhändig in Kommata gesetzt. o Passage in A2 eigenhändig unterstrichen. p Maschinenschriftliche Grußformel und eigenhändige Unterzeichnung in A2 eigenhändig gestrichen. q A1: Unterzeichnung eigenhändig. französischen Verträge vom 4. November 1911, die den Verzicht auf deutsche Einflußnahme auf Marokko endgültig besiegelten – Marokko wurde laut Vertrag zum französischen Protektorat erklärt –, brachten als Kompensation lediglich einige Vergrößerungen von Deutsch-Kamerun, ohne daß die Abtretung des gesamten französischen Kongo erreicht worden wäre. Das Abkommen vom 4. November 1911 löste, da nach Ansicht vieler die deutschen Interessen von der Reichsleitung nur halbherzig und ohne den nötigen Druck vertreten worden waren, einen Sturm der Entrüstung in der Öffentlichkeit aus und führte zu erbitterten Debatten im Reichstag. 8 Anspielung auf das persönliche Regiment Wilhelms II. und dessen wiederholte Eingriffe in den Gang der auswärtigen Angelegenheiten. Vgl. Brief an Friedrich Naumann vom 12. Nov. 1908 (MWG II/5, S. 694).
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Helene Weber [12. November 1911]; Heidelberg Brief; eigenhändig GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 3, Bl. 229 – 230 Datum aus dem Inhalt des Briefes erschlossen in Verbindung mit der Tagesangabe „Sonntag“ sowie aus dem Brief von Marianne Weber an Helene Weber vom 8. November 1911, Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446.
Heidelberg, Sonntag. Liebe Mutter, – Marianne wird Dir jedenfalls auf Deinen Brief antworten, ich möchte nur gern etwas fragen: Was könnte ich Conrad1 zum nachträglichen Confirmations-Geschenk machen (Weihnachten?) Ich gestehe: ich weiß es nicht recht. Etwas persönliches? Hat er Uhr u. dgl. schon? Oder ein großes Werk? Ich kann ihn recht gut leiden, aber ich kenne seine Interessen nicht. Ich habe Clara2 – der ich heute schrieb – (in mehr indirekter Form) auch gefragt. Ich werde ihm dann auch noch schreiben, damals ging es nicht. Ich kannte ja auch seine innerliche Situation zu diesen Dingen nicht, wie Religion und Kirche. Ein Berliner Junge ist ja schließlich darin anders als ein Kleinstadtkind. – Ich hoffe sehr, daß Dein Bau3 nun schnell fortschreitet und bin empört über Frau Siemons,4 die es verschuldet, daß nun die Winterkälte ins Haus kommt. Ob ich mir nach Weihnachten die Sache ansehen kommen kann, weiß ich noch nicht. Ich habe viel Zeit mit diesem Presse-Spektakel5 verloren. Es war nötig, den Handelshochschulen eine ganz eingehende (private) Denkschrift6 zu schicken mit allen Belegen und Thatsa1 Konrad Mommsen, ältester Sohn von Clara und Ernst Mommsen. 2 Ein Brief an Clara Mommsen ist nicht nachgewiesen. 3 Im Herbst 1911 wurde in das Haus von Helene Weber ein Aufzug eingebaut. 4 Über Frau Siemons konnte nichts ermittelt werden. 5 Gemeint ist die Berichterstattung in der Tagespresse über Webers Rede auf dem IV. Deutschen Hochschullehrertag über das „System Althoff“ und den Charakter der Handelshochschulen, die Weber Ende Oktober und Anfang November zu zahlreichen Gegendarstellungen in verschiedenen Tageszeitungen veranlaßte. Vgl. zu den Vorfällen die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Franz Böhm vom 17. Okt. 1911, oben, S. 284 – 286. 6 Denkschrift an die Handelshochschulen betr. die Äußerungen auf dem IV. Hochschullehrertag am 13. Oktober 1911 in Dresden. Heidelberg, 7. November 1911; ein Exemplar befindet sich im: GLA Karlsruhe, 235/2643, Bl. 141– 151 (MWG I/13).
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chen (für die sie sich nun höflich bedankt haben). Die blödsinnige Nat[ional]-Lib[erale]-Correspondenz mußte 2 Mal eingehende Schreiben7 sehr höflicher Art zum (unvollständigen!) Abdruck bekommen,8 dann aber der Verfasser9 dieses Artikels privatim noch einen höflichen, aber gründlichen Denkzettel10 für seine Leichtfertigkeit und diese Hausknechtsdienste für Herrn Geh. Rath Elster.11 Dann die nochmalige öffentliche Erklärung gegen das Ministerium unter Angebot gerichtlichen Beweises.12 Daß sie nicht klagen würden, wußte ich ja wohl, sie können nicht. Aber die Berliner Collegen (Sering etc.) haben mir sehr warm gedankt, und es war Zeit! Man wird ja jetzt vielleicht so was nicht wieder machen im Ministerium, und es drohte jetzt sehr bald etwas 앚:immerhin:앚 Ähnliches, was es zu verhindern galt.13 Ob man es verhindert, das ist ja ganz unsicher, aber deshalb soll man es doch versuchen. Eine andre Angelegenheit, die mich einen 12stündigen (!) Prozeß-Termin in Dresden14 gekostet hat, nahm ebenfalls viel Zeit. Und ich schreibe jetzt (noch nicht „Tolstoj“, das kommt aber dann gleich)15, und muß mich dran halten, um im Frühjahr fertig zu sein. 7 Eine Abschrift vom 6. Nov. 1911 befindet sich im GLA Karlsruhe. Vgl. Brief an Franz Böhm vom 8. Nov. 1911, oben, S. 329, Anm. 1. 8 Es handelt sich um: Professor Weber über das System Althoff, Nachdruck in: Tägliche Rundschau, Nr. 519 vom 4. Nov. 1911, Mo.Bl., 1. Beilage, S. 1 – 2 (der Artikel in der Nationalliberalen Correspondenz ist heute nicht nachgewiesen) und um: Noch einmal die Erklärungen des Herrn Professor Dr. Max Weber-Heidelberg, in: Nationalliberale Correspondenz, Nr. 241 vom 10. Nov. 1911, S. 1 (MWG I/13). 9 Gemeint ist ein parlamentarischer Mitarbeiter, dessen Name unbekannt ist. Vgl. Brief an Franz Böhm vom 17. Okt. 1911, oben, S. 294, Anm. 15. 10 Dieses Schreiben Webers ist nicht nachgewiesen. 11 Der Sachverhalt ist unbekannt. 12 Gemeint ist Max Webers Artikel: „Nochmals das ,System Althoff‘“, erschienen in der FZ, Nr. 317 vom 10. Nov. 1911, 3. Mo.Bl., S. 1 (MWG I/13). 13 Der Zusammenhang konnte nicht nachgewiesen werden. 14 Am 14. Oktober fand in Dresden die Hauptverhandlung des von Julius Ferdinand Wollf und Otto Bandmann angestrengten Beleidigungsprozesses gegen Max Weber statt. Das Gericht hatte die beiden Privatklagen zu einem Prozeß zusammengefaßt. Gegen die Geldstrafen, mit denen alle Parteien belegt wurden, legten sie Berufung ein. Am 5. Januar 1912 fand die Berufungsverhandlung statt. Nachdem sich für Max Weber durch geschicktes Fragen von Otto Bandmann der Verdacht erhärtet hatte, daß Adolf Koch der Gewährsmann in der Ruge-Affäre war, arbeitete Max Weber auf einen Vergleich hin. Zu Ursache und Verlauf dieses Prozesses vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 11. Jan. 1911, oben, S. 31 – 33. 15 Die Vorstellung, sich einmal prinzipiell über Tolstoj äußern zu müssen, teilte Max Weber auch Paul Honigsheim mit. Vgl. Honigsheim, Paul, Max Weber in Heidelberg, in: Max Weber zum Gedächtnis. Materialien und Dokumente zur Bewertung von Werk und Persönlichkeit, hg. von René König und Johannes Winckelmann. – Köln und Opladen: Westdeut-
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Paris war ein Fest.16 Die ersten 2 Nächte noch Schlafmittel, wie am Starnberger See17 fast jede dritte Nacht. Dann nie mehr. Dabei: was hat man Alles gesehen und gehört. Ja, Bummeln und schöne Dinge, das bekommt halt gut. Aber es ist gut, daß es noch andres giebt. Gestern war hier „Janus“:18 Marianne sprach über griechische Ehe, gut und hübsch, mit angeregter Diskussion; heut ist „jour“, die alten Räume wundern sich nach so langer Einsamkeit, aber ich glaube: sie freuen sich. Denn es paßt zu ihnen. Im Übrigen im Durchschnitt 5 Alltage je einen Menschen. Das nimmt natürlich auch Arbeitskraft, aber soll man es lassen? Schade, daß Lili Dir so fern gerückt ist räumlich.19 Ich dachte mir wohl, daß das doch ein großes Hemmnis sein würde. Daß sie in Berlin bleibt erst einmal, kann ich nicht unbedingt als einen Schaden ansehen. Sie schließlich vielleicht auch nicht. Mit Valborg20 scheint es ja jetzt ganz gut zu stehen? Du schreibst nichts. Laura H[ausrath] hoffen wir jetzt langsam von dem ewigen Hinstarren auf die Lücke21 bei Philipp22 loszulösen. Ja – August23 hat äußerlich Manches vom Vater, aber ein wie guter Kerl ist er! Grenzenlos opferfähig für Alles, was kommt. Nur eben mit Scheuklappen. Marianne grüßt herzlich, ebenso Dein getreuer Max
scher Verlag 1963 (KZSS Sonderheft 7), S. 241. Noch 1913 hatte Marianne Weber in einem Brief an Helene Weber vom 17. Februar (Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446) die Hoffnung nicht aufgegeben: „unser Tolstoi-Buch kommt immer noch nicht daran, aber ich lasse ihn nicht, er schreibt es dann“. Weber hat jedoch nie ein Buch über Tolstoj geschrieben. 16 Dort verbrachten Max und Marianne Weber einige Tage (17. September bis 8. Oktober 1911). 17 Vorher (10. bis 17. September) waren sie am Starnberger See. 18 Der Janus ist „ein neues, von Otto Klebs und Alfred Weber [1909] begründetes, naturwissenschaftlich-philosophisches Kränzchen.“ Vgl. Weber, Marianne, Lebensbild3, S. 417 f. Im Gegensatz zum Eranos waren die Ehefrauen auch zugelassen. 19 Von Dahlem (Wohnsitz von Lili Schäfer) nach Charlottenburg brauchte man damals eine Stunde. 20 Valborg Weber. 21 Emilie (Mila) Jolly, die Schwester von Laura Hausrath und Frau von Philipp Jolly, war psychisch erkrankt und lebte meist in einer Anstalt. 22 Philipp Jolly. 23 August Hausrath.
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Heinrich Rickert PSt 14. November 1911; PSt Heidelberg Karte; eigenhändig GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 25, Bl. 52 Die folgende Karte steht in Verbindung mit einer Kontroverse zwischen der Universität Freiburg und der Frankfurter Zeitung wegen eines dort publizierten Artikels über die Reden des Prorektors Ernst Fabricius und des Generals Berthold v. Deimling anläßlich eines Kommerses bei der Einweihung des neuen Universitätsgebäudes. Weber trat dabei als eine Art Moderator zwischen den Konfliktparteien auf. Zum Inhalt dieser Auseinandersetzung vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Heinrich Simon vom 11. November 1911, oben, S. 337 f.
Lieber Rickert
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– schönen Dank – ich komme auf Ihren Brief zurück. Der „kleine Romantiker“1 ist in diesem, wie in andren, Fällen, als Briefträger der Redaktion benutzt worden u. als solcher ist er auch durchaus brauchbar soa u. von mir ebenfalls benutzt. Auf die Sache schreibe ich noch an Meinecke u. Reitzenstein u. schikke Ihnen das dann.2 Die Erklärung wirkte unendlich „kleinlich“, – bwie einb Produkt eines Ärgers, ganz ebenso wie die „Fr[ankfurter] Z[eitung]“-Notiz,3 – das kann ich Ihnen garantieren. Aber davon abgesehen, es ist auch noch Einiges Andre dazu zu sagen, obwohl ich jetzt ja sehe, daß die Dinge anders lagen, als der Unbeteiligte den Eindruck hatte. Einstweilen herzl. Gruß Ihr Max Weber
a Unsichere Lesung. b als > wie ein 1 Offensichtlich ironische Bezeichnung für Heinrich Simon, der in Freiburg mit einer Dissertation über Novalis promoviert worden war. 2 Vermutlich bezieht sich Weber hier auf den Brief an die Freiburger Kollegen vom 15. Nov. 1911, unten, S. 352 – 357. 3 Zum Wortlaut der Notiz in der FZ vom 3. Nov. 1911 vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Heinrich Simon vom 11. Nov. 1911, oben, S. 337.
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Heinrich Simon [15. November 1911]; o. O. Abschrift; maschinenschriftlich mit eigenhändigen Korrekturen und Zusätzen Max Webers GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 30, Bd. 6, Bl. 109 – 114 Das Datum ist erschlossen aus dem Hinweis in dem nachfolgenden Brief an die „Freiburger Kollegen“ vom 15. November 1911, unten, S. 352, daß er „heute Nachmittag“ Heinrich Simon den Auszug eines an ihn gerichteten Schreibens von Heinrich Rickert vom Vortage zugesandt habe. Auf diesen Auszug bezieht sich Weber im nachstehenden Brief. Der Brief steht in Zusammenhang mit den Bemühungen Max Webers, in der Kontroverse zwischen der Universität Freiburg und der Frankfurter Zeitung wegen eines dort publizierten Artikels über die Reden des Prorektors Ernst Fabricius und des Generals Berthold v. Deimling zu vermitteln; vgl. dazu die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Heinrich Simon vom 11. November 1911, oben, S. 337 f. Das folgende Schreiben trägt am Briefkopf den eigenhändigen Vermerk Max Webers: „Abschrift“.
Sehr geehrter Herr Doktor! Ich nehme an, daß Sie die am Montag Ihnen übersendeten Schreiben der Herren Professoren Meinecke und Reitzenstein und ebenso das heute übersendete Schreiben des Herrn Professor Rickert nebst Beilagen1 der Redaktion der Frankfurter Zeitung vorgelegt haben. Inzwischen hatte ich noch einen Brief des Herrn Professor Rickert erhalten,2 welcher, soweit er die Sache betrifft, betont: Die Mißstimmung gegen die Frankfurter Zeitung sei neuerdings weit verbreitet. Auch er teile den Eindruck anderer Kollegen, darunter solcher, welche der Frankfurter Zeitung sonst nahe ständen, daß im Ausland die Haltung der dort viel gelesenen Frankfurter Zeitung den Interessen unserer Politik durch den Eindruck einer unsere Würde preisgebenden Schwäche geschadet habe und daß sie im Inland den Interessen des Liberalismus schade, indem sie die heute unpraktikabeln Gedanken aus der sogen. Aufklärungszeit noch immer vertrete. Es entstehea der Eindruck eines Chauvinismus mit umgekehrtem Vorzeichen, welcher eine pazifistische Gesinnungsschnüffelei gegenüber jedem kräftigen Worte großziehen müsse, die dann ebenso schlimm sei, als das Treiben der Chauvinisten. Was Profesa 具aber neuerdings典 1 Die Briefe mit Beilagen sind nicht nachgewiesen. 2 Eine undatierte maschinenschriftliche Abschrift dieses Briefes findet sich in: UB Heidelberg, Heid. Hs. 2740 Erg. 93, 1.2.
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sor Fabricius anbelange, so sei er ein Mann, der öffentlich für die Wahl des Sozialdemokraten eingetreten sei, sodaß ein Angriff dieser Art auf ihn,b von dieser Seite, deren eigensten Interessen direkt schädlich sein müsse. Die Rede habe lediglich diejenigen, welche Deutschland wehrlos machen wollten, Einfaltspinsel genannt, eine Ansicht, der jeder Verständige zustimmen müsse. Ich habe den drei Herren Kollegen sowohl meine fortbestehenden Bedenken gegen die Rede des Generals, welche von der Kritik ja offensichtlich in erster Linie gemeint war und durch die Erklärung, wenn nicht ausdrücklich, so doch der Sache nach mitgedeckt wird und auch mitgedeckt werden sollte, nochmals auseinandergesetzt,3 ebenso den Fortbestand meiner Bedenken gegen die Bezeichnung der Kritik als Einschüchterungsversuch und gegen die Hereinziehung angeblich bedrohter moralischer Kräfte in einem Falle, wo 앚:es:앚c sich unter allen Umständen lediglich um politische Interessen handelt. Die Redaktion eines großen Blattes wird, wie jedermann weiß, auch gegenüber Ansichten und Stimmungen, wie sie in solchen Erklärungen und privaten Äußerungen zu Tage treten, ihr eigenes Urteil sich wahren und ich habe keinen Grund zu der Ansicht, daß die Unterzeichner der Erklärung ihrerseits etwas anderes erwarteten. Auf der anderen Seite aber wird sie nicht vermeiden wollen, sich immer erneut mit ernsten Überzeugungen von solcher Stärke aus solchen Kreisen auseinanderzusetzen. Und ich möchte nicht unterlassen meinerseits hinzuzufügen, daß der ersted Eindruck, welchen diese Erklärung auf mich machte, den beteiligten Herren entschieden Unrecht getan hat. Man konnte an eine Aufbauschung eines Mißverständnisses auf der Grundlage einer konkreten Mißstimmung einerseits, oder andererseits auf Ausbeutung einer bestehenden Mißstimmung zu einem konkreten politischen Zweck durch die Redaktoren der Erklärung denken. Es ist jedoch eunzweifelhaft keinese von beiden der Fall und es steht durchaus fest, daß die in so entschiedener Weise bekundete Stimmung auch bei entschieden liberalen Herren besteht und lediglich bei diesem Anlaß öffentlich zum Ausdruck gelangt. Ich erlaube mir meinerseits hinzuzufügen, damit über meine persönlichen Ansichten keine Zweideutigkeit herrscht: die Nichts-als-Pazifisten b Komma eigenhändig. c Einschub von der Hand Marianne Webers. d Unterstreichung eigenhändig. e Unterstreichung eigenhändig. 3 Gemeint ist vermutlich der Brief an die Freiburger Kollegen vom gleichen Tage, unten, S. 352 – 357.
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beurteile ich persönlich nicht anders und eher noch schärfer als Professor Fabricius es tat, – es sei denn, daß sie die Konsequenzen, welche Leo Tolstoi zog, auch ihrerseits nicht nur als literarisches Dessert genießen, sondern auch nach jeder Richtung hin, zum mindesten aber auch in der inneren Politik, durchführen. Wer in der äußeren Politik den Krieg für das schlimmste aller Übel hält, darf sich unter keinen Umständen für Revolutionäre begeistern und muß auch in seinem persönlichen Leben die andere Backe unter allen Umständen hinzuhalten entschlossen sein. Nur dies könnte imponieren, alles andere halte auch ich für inkonsequent und sentimentalen Schwindel. Daß man die Verständigungsaktion zwischen Völkern, deren Interessen ohne Preisgabe der eigenen Würde vereinbar sind, mit solchen Ausdrücken, wie sie Prof. Fabricius gebraucht hat, nicht belegt, versteht sich dabei von selbst und es hat sich gezeigt, daß dies auch nicht der Ansicht und Absicht von Prof. Fabricius entsprach. Zugegeben, daß vielleicht Mißdeutungen in dieser Hinsicht nicht ausgeschlossen warenf – und in Freiburg scheinen sie eingetreten zu sein, – so möchte ich allerdings die Art, wie der Korrespondent der Frankfurter Zeitung in der gestrigen Notiz den Anschein erweckt hat, als sei Prof. Fabricius von seinen Äußerungen vor der Öffentlichkeit zurückgewichen und habe irgend etwas „wieder gutgemacht“,4 als journalistisch geradezu verwerflich bezeichnen, es sei denn, daß er einer falschen Information aus pazifistischen Kreisen zum Opfer gefallen ist.5
f war > waren 4 Weber bezieht sich auf die Zeitungsnotiz aus Freiburg in: FZ, Nr. 316 vom 14. Nov. 1911, 3. Mo.Bl. , S. 1: „Der Prorektor der Universität Geheimrat Fabricius hat seinen abfälligen Worten über die Friedensbewegung inzwischen eine verständige Korrektur folgen lassen. Er hat der Freiburger Vertretung der Friedensgesellschaft gegenüber seine Äußerung berichtigt und auch einen großen Hörsaal der Universität zu einem Vortrag über die Friedensbewegung zur Verfügung gestellt.“ 5 Tatsächlich hatte der Freiburger Korrespondent in seiner Notiz (wie Anm. 3) eine Verlautbarung der Freiburger Ortsgruppe der Deutschen Friedensgesellschaft zugrunde gelegt, derzufolge ein schriftlicher und mündlicher Gedankenaustausch stattgefunden habe: „Dabei hat Herr Professor Fabricius wiederholt versichert, daß er die Bestrebungen der Friedensgesellschaften garnicht in den Kreis seiner Betrachtungen gezogen und nicht einmal wesentlich erwähnt habe. Die Bemühungen der Friedensfreunde würden sogar von ihm hochgeschätzt, was schon daraus hervorginge, daß er auch der Vereinigung für Internationale Verständigung angehöre.“ Zit. nach dem Artikel: Nochmals die „Einfaltspinsel“, in: FZ, Nr. 318 vom 16. Nov. 1911, 1. Mo.Bl., S. 1. In demselben Artikel findet sich Ernst Fabricius’ im Freiburger Tagblatt veröffentlichte Gegendarstellung, um „Mißverständnissen“ entgegenzutreten: „Ich halte die Meinung, daß wir bei unseren gegenwärtigen Kulturzuständen mit der Möglichkeit großer Kriege nicht mehr ernsthaft zu rechnen
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Im letzteren Falle würde dies freilich geeignet sein, den Bestrebungen der betreffenden Herren jegliche Sympathie zu rauben. Ich muß es aber leider für wahrscheinlicher halten, daß der genannte Korrespondent seinerseits die Frankfurter Zeitung in illoyaler Weise unterrichtet und getäuscht hat, und in diesem Fall würde sich das Bild der ganzen Angelegenheit allerdings sehr stark verschieben. Da ich anzunehmen Grund habe, daß die Redaktion der Frankfurter Zeitung den Schäden der Journalistik durchaus objektiv gegenübersteht und da ich beanspruchen darf, daß sie mir eine gerechte Würdigung der Schwierigkeiten, mit welchen auch die größten Zeitungen in ihrem Informationsdienst zu kämpfen haben, zutrauen wird, so darf ich mir wohl gestatten, an eigne Erfahrungen anzuknüpfen. Wenn ich in der letzten Zeit alle den Unsinn und alle die Schmähungen, welche in deutschen Zeitungen, von der nationalliberalen Korrespondenz bis zur Täglichen Rundschau und Kreuzzeitung und auf der anderen Seite bis zum Berliner Tageblatt zu finden waren,6 hätte berichtigen wollen, so hätte ich dafür einen eigenen Sekretär gebraucht. Denn zunehmend bürgert sich die Gepflogenheit ein, daß Blätter, denen man eine Berichtigung schickt, es sich nicht versagen können, durch Äußerung irgend eines Zweifels oder Vorbehalts, oder durch die Behauptung, man habe eine getane Äußerung abgeschwächt oder durch sonstige Bemerkungen es dennoch herbeizuführen, daß irgend etwas an einem hängen bleibt. Berichtigt man aufs Neue, so steigert sich die Animosität des Blattes und setzt man dieses Verfahren weiter fort, so gerät man mindestens in den Geruch, ein kleinlicher Querulant zu sein. Ich darf mit größter Aufrichtigkeit bezeugen, daß ich von der Frankfurter Zeitung, auch wo meine Ansichten den dort vertretenen noch so stark entgegenliefen, stets mit musterhafter Loyalität behandelt worden bin, daß mir auch bisher kein
hätten, für eine vollständige und überaus gefahrvolle Illusion. Darin erblicke ich die Torheit, die ich mit kräftigem Ausdruck zu geißeln suchte. Vernünftigen Bestrebungen, die auf die Erhaltung des Friedens gerichtet sind, stehe ich selbstverständlich sympathisch gegenüber. Dies ist es, was ich den Vertretern der Friedensgesellschaft erklärt habe. Im übrigen verstand es sich von selbst, daß ich ihre Wünsche in Bezug auf die Veranstaltung eines Vortrags durch einen Universitätslehrer nicht anders als mit dem üblichen Entgegenkommen aufzunehmen hatte. Dagegen muß ich auf das nachdrücklichste betonen, daß ich von den Gedanken und Worten meiner Kommersrede nicht das geringste zurückgenommen oder auch nur abgeschwächt habe, sondern an ihnen in vollstem Umfange und mit unbedingter Entschiedenheit festhalte.“ 6 Weber spielt hier an auf die Pressekommentare im Anschluß an seine Rede auf dem Dresdner Hochschullehrertag vom 13. Oktober 1911.
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Fall des Gegenteils bekannt geworden ist. Aber es liegt auf der Hand, daß die unangenehmen Gepflogenheiten der Sensationsblätter in irgend einer Weise auf die große und geachtete Presse in der öffentlichen Meinung mit zurückfallen und die Neigung, auf dem Wege einer einfachen richtigstellenden Korrespondenz Mißverständnisse aufzuklären, abnimmt. In ganz besonders starkem Maße kompliziert sich diese Situation dadurch, daß die meisten Zeitungen sich verpflichtet glauben, zunächst einmal bedingungslos für ihre Korrespondenten einzutreten. Ich habe in der letzten Zeit infolge dieses Umstandes meinen ersten Presseprozeß erlebt,7 obwohl und vielleicht weil ich den unverbrüchlichen Grundsatz durchführte, unter keinen Umständen gegen eine Zeitung gerichtlich vorzugehen und auch den viel mißbrauchten § 118 nicht in Bewegung zu setzen. Ein Blatt, dessen Korrespondent9 eine meine persönliche Ehre berührende Nachricht gebracht hatte,10 über deren Wahrheit oder Unwahrheit nach Lage der Dinge ich ganz allein Auskunft geben konnte, setzte meinem Verlangen, daß konstatiert werde: es sei an der betreffenden Nachricht kein einziges wahres Wort, hartnäckig die Behauptung entgegen: es sei dennoch nach der Versicherung ihres Korrespondenten irgend etwas Wahres daran und sie stamme aus Heidelberger Professorenkreisen. Ich war daraufhin genötigt zu verlangen, daß die angebliche Quelle veranlaßt werde, sich mir, wie dies ein Kollege von irgendwelchem Ehrgefühl ungesäumt tun werde, zu nennen, und als dies nicht geschah, ich vielmehr mit anonymen Briefen des betreffenden Korrespondenten behelligt wurde, mußte ich, – da der Chefredakteur des Blattes (Herr Wollf in Dresden) das Blatt zwar als Chef7 Gemeint ist der Konflikt Webers mit den Dresdner Neuesten Nachrichten, der bis zu einem Beleidigungsprozeß am 14. Oktober 1911 vor dem Dresdner Schöffengericht eskalierte; zu Ursache und Verlauf dieses Prozesses vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 11. Jan. 1911, oben, S. 31 – 33. 8 Gemeint ist § 11 I des Pressegesetzes: „Der verantwortliche Redakteur einer periodischen Druckschrift ist verpflichtet, eine Berichtigung der in letzterer mitgeteilten Tatsachen auf Verlangen einer beteiligten öffentlichen Behörde oder Privatperson ohne Einschaltungen oder Weglassungen aufzunehmen, sofern die Berichtigung von dem Einsender unterzeichnet ist, keinen strafbaren Inhalt hat und sich auf tatsächliche Angaben beschränkt.“ 9 Gemeint ist Otto Bandmann. 10 Im folgenden rekapituliert Weber seinen Konflikt mit den Dresdner Neuesten Nachrichten: Diese hatten am 8. Januar 1911 von einer angeblichen Duellaufforderung Arnold Ruges an Max Weber berichtet, die dieser aus Gesundheitsrücksichten abgelehnt habe zu Entstehung und Verlauf dieses Konflikts vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 11. Jan. 1911, oben, S. 31 – 33.
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redakteur, aber nicht verantwortlich, zeichnete, – dazu greifen, diesen Herrn und seinen anonymen Korrespondenten mit so schweren Beleidigungen und der Drohung, von meinem Briefe Dritten gegenüber Gebrauch zu machen, zur Klage gegen mich zu zwingen, daß ich zwar meinen berechtigten Zweck, die Quelle der Verleumdung festzustellen, erreichte, aber wegen formeller Beleidigung einer unzweifelhaften Verurteilung entgegensehe.11 Die Kosten dieses durch viele Wochen vergeblicher Versuche, von dem Blatte Genugtuung zu erlangen, und durch dikke Prozeßschriften hindurch sich hinziehenden Feldzugesg, durch welchen ich schließlich die Brandmarkung des betreffenden Korrespondenten in öffentlicher Gerichtssitzung erreicht habe, werden sich, wenn die zweite Instanz12 passiert ist, für mich auf mehrere hundert Mark, ungerechnet die verlorene Zeit, belaufen. Solche Erfahrungen machen es mir persönlich verständlich, wenn in einem Fall, wo, wie es hier offenbar zutrifft, ebenfalls ein leichtfertiger den anständigen Sitten des Journalismus zuwiderhandelnder Korrespondent im Spiele ist, die unmittelbar Beteiligten von dem Versuch im Wege einer einfachen Berichtigung zu ihrem Rechte zu gelangen, Abstand genommen haben. Es erklärt sich aus diesem Umstand und aus dem allgemeinen Gefühl von Hülflosigkeit gegenüber der Presse, dessen Umsichgreifen ich nach meinen eigenen Erfahrungen, obwohl ich in dieser Hinsicht einen leidlich guten Humor besitze, 앚:verstehe:앚[,] sowohl die Stärke der gegenwärtigen Mißstimmung gegen die Frankfurter Zeitung in Freiburg, wie die leider immer mehr um sich greifende Neigung, der Presse mit schärferen gesetzlichen Bestimmungen zu Leibe gehen zu wollen. Ich erlaube mir die Bitte, daß die Redaktion der Frankfurter Zeitung die ganze Angelegenheit und das Verhalten ihres Freiburger Korrespondenten, welches sie gewiß tadelnswert finden muß, doch auch einmal unter diesen allgemeineren Gesichtspunkten und vom Standpunkt der Außenstehenden in Betracht ziehen möge. Mit vorzüglicher Hochachtung Ihr ergebensterh
g In Abschrift: Feldzuge h Unterzeichnung fehlt in Abschrift. 11 In erster Instanz war Weber zu 100 M Geldstrafe wegen Beleidigung verurteilt worden. 12 Der Prozeß in zweiter Instanz vor dem Dresdner Landgericht am 5. Januar 1912 endete mit einem Vergleich.
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Freiburger Kollegen 15. November 1911; Heidelberg Brief; maschinenschriftlich mit eigenhändigen Korrekturen und Zusätzen Max Webers GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 30, Bd. 6, Bl. 98 – 102 Der folgende Brief steht in Zusammenhang mit einer Kontroverse zwischen der Universität Freiburg und der Frankfurter Zeitung wegen eines dort publizierten Artikels über die Reden des Prorektors Ernst Fabricius und des Generals Berthold v. Deimling anläßlich eines Kommerses bei der Einweihung des neuen Universitätsgebäudes. Weber trat dabei als eine Art Moderator zwischen den Konfliktparteien auf. Zum Inhalt dieser Auseinandersetzung vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Heinrich Simon vom 11. November 1911, oben, S. 337 f. Der unten abgedruckte Brief liegt uns in zwei maschinenschriftlich identischen Exemplaren vor, bei denen aber die Korrekturen bzw. Ergänzungen Max Webers zum Teil variieren. Daher werden diese im folgenden im textkritischen Apparat mit den Siglen A1 und A2 annotiert. Neben der hier zugrunde gelegten Abschrift A1 befindet sich ein zweites Exemplar (A2) dieses Briefes ebenfalls im Nl. Max Weber, Nr. 30, Bd. 10, Bl. 35 – 39.
Heidelberg, den 15. November 1911 Sehr geehrte Herrn Kollegen! Ich habe die Schreiben der Herren Professoren Meinecke und Reitzenstein am Montag, das heute eingetroffene Schreiben des Herrn Professor Rickert heute früh und einen Auszug aus seinem gestern eingetroffenen Briefe heute Nachmittag, alle mit der Bitte um Vorlegung an die Redaktion der Frankfurter Zeitung, dem Herrn, auf dessen Anfrage hin ich s.Zt. antwortete,1 zugeschickt,2 mit den aus den beifolgenden Schreiben ersichtlichen und einigen schon am Montag gemachten weiteren Bemerkungen.3 Ich glaube, daß diese Briefea einen weit b tieferen Eindruck hinterlassen werden, als die öffentliche Erklärung,4 welche ana A1, A2: Unterstreichung eigenhändig. b A1, A2: Unterstreichung eigenhändig. 1 Gemeint ist Heinrich Simon, der in seinem Brief vom 9. Nov. 1911 Max Weber um eine Stellungnahme zu der Freiburger Protesterklärung gebeten hatte, worauf dieser am 11. Nov. 1911, oben, S. 337 – 341, antwortete; zum Wortlaut des Briefes von Simon vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief vom 11. Nov. 1911, oben, S. 337 f. 2 Weber bezieht sich auf seinen Brief an Simon vom 15. Nov.1911, oben, S. 346 – 351. 3 Die Schreiben von Friedrich Meinecke, Richard Reitzenstein und Heinrich Rickert sind nicht nachgewiesen. 4 In der öffentlichen Erklärung vom 9. November 1911 hatten Hochschullehrer der Universität Freiburg gegen die Zeitungsnotiz in der FZ protestiert; zu deren Wortlaut vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Heinrich Simon vom 11. Nov. 1911, oben, S. 337.
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fangs einfach unverständlich blieb, dann aber, und zwar auch hier, innerhalb wie außerhalb der Universität sehr anders als beabsichtigt gedeutet worden war. Ich möchte ausdrücklich zugestehen, daß dies wohl nicht so eingetreten wäre, wenn nicht zufällig ihr Erscheinen zusammengetroffen wäre mit den Vorgängen in der Hofloge des Reichstags5 und mit Nachrichten über die Aufstellung eines als freikonservativ bezeichneten Sopransängers des Zentrums in Freiburg.6 Daß in der Sache selbst den Motiven der beteiligten Herren sehr Unrecht geschehen ist, kommt ja wohl in dem beiliegenden Briefe genügend zum Ausdruck, ebenso das Urteil über den in der Tat unqualifizierbaren Korrespondenten des Blattes. Aber man war es nachgerade gewohnt, daß von Freiburg 5 Weber bezieht sich auf die Anwesenheit des Kronprinzen Wilhelm in der Hofloge am 9. November 1911 während der kontroversen Reichstagsverhandlungen über die deutsch-französischen Verträge vom 4. November 1911. Dieser hatte ostentativ den Kritikern der Regierungspolitik durch Gestik und Mimik seine Zustimmung gezollt, namentlich der Erklärung des konservativen Parteiführers Ernst v. Heydebrand und der Lasa: „Wir wissen jetzt, wo unser Feind steht.“ Vgl. dazu den Kommentar der FZ unter dem Titel: Die Marokko-Debatte im Reichstag, Nr. 312 vom 10. Nov. 1911, 2. Mo.Bl., S. 1: „Es hat gewiß noch nie ein Tribünenbesucher im Deutschen Reichstage so offen seine Teilnahme an den Vorgängen gezeigt, wie heute der älteste Sohn des Kaisers in einer Debatte, in der der Reichskanzler seine und gleichzeitig des Kaisers Politik zu verteidigen hatte. [...] Die aufmerksamen Beobachter [...] mußten feststellen, daß die ganz unzweifelhaft zur Schau getragene Sympathie des Kronprinzen nicht nur den Stellen galt, in denen Freiherr v. Hertling und Herr v. Heydebrand stark patriotische Redewendungen gebrauchten, die gleichzeitig aber ihre Spitze gegen die angeblich zu schwächliche Politik der Regierung richteten, sondern daß er auch diese Politik der Regierung direkt kritisierende Stellen mit pantomimischer Zustimmung begleitete. Das kann, wie gesagt, Impulsivität eines jüngeren Mannes sein, der noch nie oder selten solchen großen Debatten beigewohnt hat. Aber der Vorgang, den man sonst weiter nicht ernst zu nehmen braucht, gewinnt Bedeutung dadurch, daß bekannt geworden ist, oder wir wollen sagen, verbreitet worden ist, der Kronprinz habe sich mit seinen Brüdern besprochen, um bei ihrem Vater, dem Kaiser, irgend etwas gegen die von ihm als kläglich angesehene Politik des Reichskanzlers in der Marokkosache zu tun. Es ließ sich übrigens bald in Foyergesprächen konstatieren, daß es keine politische Partei im Reichstage gibt, die an einer politischen Parteinahme oder Betätigung des zukünftigen Erben der Krone Gefallen hätte oder sie billigte. Auch die erhitztesten Parteigeister sehnen sich nicht nach der Etablierung eines persönlichen Regiments in der zweiten Generation. Wir glauben, es ist kein Zufall, daß der Reichskanzler heute während der Sitzung ein längeres Telegramm des Kaisers bekam, durch das er und seine Gattin heute Abend zum Essen bei dem kaiserlichen Paare eingeladen wurden.“ Ebd., Nr. 312 vom 10. Nov. 1911, Ab. Bl., S. 1, die Mitteilung des offiziösen Telegramms des Kronprinzlichen Hofmarschallamts vom 9. Nov. 1911, daß die Zeitungsnotiz, wonach „der Kronprinz eine gemeinsame Aktion mit seinen Brüdern gegen den Reichskanzler“ plane, „nicht den Tatsachen“ entspreche. 6 Auf welchen Vertreter des Zentrums Weber sich bezieht, ist unklar. Der bisherige Abgeordnete Karl Hauser, von Beruf Konditor, wurde wieder als Kandidat aufgestellt, verlor jedoch bei den Reichstagswahlen 1912 gegen Gerhart v. Schulze-Gaevernitz.
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aus die berechtigte Entrüstung über unsere politischen Mißerfolge von der Richtung gegen die allein zutreffende Adresse abgelenkt wurdec, so in den bekannten „Novembertagen“, als die Fortentwicklung der Reichsverfassung zur Diskussion gestellt wurded (über deren Wege man gewiß verschiedener Ansicht sein kann), wo man sich in Freiburg nichts mehr angelegen sein ließ, als, aus Besorgnis vor irgend welcher Stärkung der Macht und damit des Verantwortungsgefühls der Parlamente, allen solchen Anregungen in den Rücken zu fallen.7 Mir liegt daran, daß die Schlußäußerung in meinem Ihnen s.Zt. überschickten Briefe nicht als eleicht hingeworfenee Bemerkung8 angesehen wird. Es weiß jeder, namentlich jeder General, der es wissen will, daß jener Zustand tatsächlich besteht. Und was unsere führendenf Militärs privatim und vertraulich gegenüber der Äußerung solcher Besorgnisse zu antworten pflegen: „Seien Sie vor solchen Einmischungen im Ernstfalle unbesorgt: S.M. kann das Pulver nicht riechen und überläßt uns die Sache“, – so glaube ich das gern für den Fall von Niederlagen unserer Waffen, nicht aber wo Erfolge in Aussicht stehen und Geduld verlangt wird. Da g, in der politisch gefährlichen Überspannung des Monarchismus, und nicht bei den paar pazifistischen Utopisten, liegen unsere ernstesten Gefahren, gerade für unsere äußere Stellung. Es wird schließlich wohl nötig werden, dies auf alle Gefahr hin auch öffentlich rücksichtslos zu sagen, – wo aber werden die Mehrzahl der Herren Mitunterzeichner dann zu finden sein? Ich möchte aber noch Folgendes zu dem objektiven Sachverhalt als solchemh sagen. Es liegt auf der Hand, daß die Äußerung von Prof. Fabricius allein schwerlich zu einer Presseerörterung geführt hätte, wenn ihr nicht die Rede des schon mehrfach drastisch hervorgetretenen Ge-
c A1, A2: wurden d In A2 folgt eigenhändiges Komma. e A1, A2: leichthin geworfene f A1, A2: führende g A1, A2: Unterstreichung eigenhändig. h A1, A2: solchen 7 Weber bezieht sich hier auf eine Rede des Staatsrechtlers Richard Schmidt vom 18. November 1908 in Freiburg anläßlich der Daily-Telegraph-Affaire über „Der Kaiser und das deutsche Volk“, in der eine Änderung des „persönlichen Regiments“ Wilhelms II. nicht durch eine Einschränkung der kaiserlichen Rechte, sondern nur „durch die innere Wandlung des Kaisers“ erwartet wurde. Vgl. dazu Freiburger Zeitung, Nr. 319 vom 20. Nov. 1908, 1. Mo.Bl., sowie FZ, Nr. 329 vom 23. Nov. 1908, Ab. Bl., S. 2. 8 Dies bezieht sich auf die Bemerkung in dem in Kopie nach Freiburg geschickten Brief an Heinrich Simon vom 11. Nov. 1911, daß man einen Krieg solange nicht werde riskieren können, als die Heeresführung von einem „gekrönten Dilettanten“ abhängig sei, oben, S. 341.
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nerals gefolgt wäre. Gegen diese richtete sich die Pressekritik, in welche Professor Fabricius nun freilich mit hineingezogen wurde. Ich halte nun redselige Generale schon an sich für eine ebenso unerfreuliche Erscheinung wie redselige Monarchen. Was mir aber im gegenwärtigen Moment speziell auf die Nerven fiel, war der Umstand, daß igerade eben jetzt i die Militärbehörden ihre Praxis, Reserveoffiziere aus dem Heere zu jagen, wenn sie ihrer politischen Überzeugung rückhaltlos Ausdruck geben, nach längerer Pause wieder aufgenommen haben.9 Unter diesen Umständen ist es eine Frechheit, wenn ein General sich so äußert, wie geschehen. In den mir zugegangenen Briefen findet sich die Bemerkung: Man habe eben auch für seine „Gäste“ (also jenen General) eintreten müssen. Und in der Tat deckte die Erklärung, obwohl sie nur den Prorektor nannte, tatsächlich den General mit. Nun erlaube ich mir den Herren Kollegen folgende Frage vorzulegen: Wäre ich der freundlichen Einladung der Universität gefolgt, so hätte ich mir nach der Rede des Generals unter allen Umständen und mit allen Mitteln das Wort verschafft, lediglich um zu sagen: daß, solange die Militärbehörde die ihr unterstellten Offiziere, welche, wie ich, alljährlich ihre Mobilmachungsorder empfangen, zu Eunuchen zu stempeln versuche k(in politischer Hinsicht),k könne ich keineml General das Recht zugestehen, diesen Ausdruck auf andere Leute anzuwenden. – Was wäre nach Ihrer Ansicht die Folge gewesen? Etwa daß auch ich das Gastrecht genossen hätte? Vielleicht glauben Sie dies jetzt, allein nach meiner langjährigen Erfahrung wäre davon keine Rede gewesen. Ein allgemeines Wutgeschrei über eine solche höchst taktlose und anmaßende Störung des schönen Festes und eine Verletzung heiliger nationaler Empfindungen, verbunden mit der vertraulichen Mitteilung guter Freunde: ich hätte ja vielleicht Recht, aber warum denn ichm immer diese öffentlichen Spektakel machen müsse? Worauf ich antworten würde: Weil diejenigen, welche es in erster Linie angeht, deren Stimme gewichtiger wäre als die meinige, i A1, A2: Unterstreichung eigenhändig. k A1, A2: Klammern und eigenhändig. l A1, A2: keinen m A1, A2: Unterstreichung eigenhändig.
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9 Weber bezieht sich auf einen Vorfall in Düsseldorf. Dort hatte das Mitglied der Fortschrittlichen Volkspartei Fritz Bachmann als Leiter einer Partei- bzw. Wahlversammlung die Unterstützung der Liberalen für den sozialdemokratischen Reichstagskandidaten propagiert und war daraufhin aus dem Reserveoffizierskorps entlassen worden; vgl. dazu die Notiz: Reserveoffizier und Politik, in: Die Hilfe, Nr. 46, vom 16. Nov. 1911, S. 722. Zu entsprechenden Vorkommnissen in der Bismarck-Zeit vgl. den Artikel von Bruno Levin, Reserveoffizier und Politik, in: Die Hilfe, Nr. 33 vom 17. Aug. 1911, S. 517 f.
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es nicht – niemals – tun, weil sie nur dann in Bewegung zu setzen sind, wenn es sich um sogen. nationale Erklärungen handelt, welche, so ernst sie den Beteiligten unzweifelhaft sind, keinen Andersdenkenden überzeugen, sondern auf ihnn – das möchte ich Herrn Kollegen Rickert zu bedenken geben, – ganz ebenso als Phrasen wirken können, wie die von ihm mit diesem Wort bezeichneten alten Aufklärungsideale. Und ich möchte ihm und auch den anderen Herren in aller, Ihnen selbst am besten bekannten Hochschätzung doch auch weiter zu bedenken geben, daß die Kennzeichnung einer Kritik bestimmter noch so hoher politischer Ideale als einer Untergrabung moralischer Kräfte auf jeden Fall berechtigten Protest hervorrufen muß. In der „Ethik“ sind uns die Pazifisten nun einmal zweifellos „über“. Ich habe schon in meiner Freiburger Antrittsrede, so unreif sie in vielem gewesen sein mag, die Souveränität nationaler Ideale auf dem Gebiete aller praktischen Politik, auch der sogen. Sozialpolitik, in der rücksichtslosesten Weise vertreten,10 als die große Mehrzahl meiner Fachgenossen dem Schwindel des sogen. sozialen Königtums nachlief. Aber ich habe auch damals sehr absichtlich hervorgehoben, daß Politik kein moralisch fundamentiertes Gewerbe ist noch jemals sein kann. Ich halte den Erlaß dieser Erklärung der Herren Kollegen, so wie sie vorliegt, nach wie vor für kein Glück. Notorisch pflegt bei studentischen Kommersen das Element des Couleur- und Verbindungsstudententums stark vorzuherrschen, auch wo es ziffernmäßig in der Minderheit ist. Jene an die Gartenlaube erinnernde Sorte von vaterländischer Politik, welche in den offiziellen Organen aller dieser Verbindungen heute betriebeno wird, ein schlechthin hohler und leerer rein zoologischer Nationalismus, führt m.E. mit Notwendigkeit zu einer Gesinnungslosigkeit allen großen Kulturproblemen gegenüber, der pso weit p wie irgend etwas in der Welt entfernt ist von jener Auffassung des Sinnes nationaler Ideale, wie wir sie an Herrn Kollegen Meinecke kennen und zu schätzen
n A1: ihm A2: ihm > ihn; hier korrigiert nach A2. o A1, A2: betreten > betrieben p A1, A2: soweit 10 Weber, Max, Der Nationalstaat und die Volkswirtschaftspolitik. Akademische Antrittsrede. – Freiburg i. B. und Leipzig: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1895, S. 32 f. (MWG I/4, S. 572): „Nicht Weltbeglückung ist der Zweck unserer sozialpolitischen Arbeit, sondern die soziale Einigung der Nation, welche die moderne ökonomische Entwicklung sprengte, für die schweren Kämpfe der Zukunft.“
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wissen.11 Das völlige Fehlen jeglicher Kulturideale und die erbärmliche Verengerung des geistigen Horizonts in dieser Hinsicht führt dann dazu, daß diese Kreise ihre Schuld gegenüber der nationalen Kultur in außerordentlich billiger Art durch stürmischen Beifall bei solchen Äußerungen, wie sie jener General auf dem Kommerse getan hat, abtragen zu können vermeinen. Durch solche Reden und durch die ausschließliche Abstellung einer Kollektiväußerung, welche innerhalb der Professorenschaft, wie jedermann weiß, zu den größten Seltenheiten gehört, ausschließlich auf die Inschutznahme derselben wird m.E. die Kluft zwischen der Leere q des sogen. nationalen Empfindens großer Teile unserer Studentenschaft und der Fülle unserer nationalen Kulturbedürfnisse nur erweitert. Ganz sicher sehr entgegen der Absicht, sowohl der Urheber wie der Mitunterzeichner dieser Erklärung. Ich bin den Herren Kollegen ja zu Dank verpflichtet, daß nicht, wie ich das als sehr wahrscheinlich vorausgesehen hatte, das, was ich empfand, einfach als eine unberufene Einmischung in Dinge, die mich nichts angingen, oder als das Bedürfnis, um jeden Preis irgendwie in eine Angelegenheit anderer einzugreifen, empfunden worden ist. Auch mir war, so sehr mich anfänglich, solange der Zusammenhang nicht deutlich war, das Mißverhältnis zwischen Anlaß und Wirkung zum Spott reizte, die Sache an sich ziemlich ernst. Sollte jetzt die Erklärung bei der Frankfurter Zeitung die von den drei Herren Kollegen erhoffte Wirkung zeitigen, daß die auch mir nicht immer zusagende Art der Behandlung von Rüstungsfragen, die übrigens gegen früher m.E. eine zunehmende Besserung in dem uns gemeinsamen Sinne zeigt, r앚:in gleicher Richtung:앚r weiter ssich entwikkelts, so wäre das gewiß sehr erwünscht, und ich hoffe, daß jetzt die Herren Kollegen nicht mehr den Eindruck haben werden, daß eine solche Wirkung durch mich abgeschwächt worden sei. Mit ausgezeichneter Hochachtung ergebenst tMax Weber t q A1, A2: Lehre > Leere r A1: 앚:in gleicher Richtung:앚 A2: 앚:in dieser Richtung:앚 s A1, A2: zu befördern > sich entwickelt t A1, A2: Unterzeichnung eigenhändig. 11 Weber bezieht sich hier vermutlich auf Friedrich Meineckes Ausführungen in dessen Werk: Weltbürgertum und Nationalstaat. Studien zur Genesis des deutschen Nationalstaates. – München und Berlin: R. Oldenbourg 1908. Weber äußert sich dazu in seinem Brief an Hermann Oncken vom 6. oder 7. Juli 1909 (MWG II/6, S. 170 f.).
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Karl Vossler 15. November 1911; Heidelberg Abschrift; maschinenschriftlich ohne Schlußformel mit handschriftlichen Korrekturen von Marianne Weber GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 30, Bd. 6, Bl. 107 – 108
Heidelberg, den 15. 11. 11. Verehrtester Freund! Haben Sie herzlichsten Dank für Ihren wunderschönen Aufsatz in der G[ermanisch-]R[omanischen] M[onatsschrift].1 Ich erlaube mir ihn zu loben, obwohl ich nicht sachverständig bin – also eine große Unbescheidenheit! Aber die Fragestellung2 ist es, die für mich persönlich so wichtig und erfreulich ist. Natürlich: Interessiert haben mich wohl die letzten Partien am meisten, einfach deshalb, weil diese die eigentlichen Heiligtümer der Philologie berühren3 und der Laie die reine Freude gern ge-
1 Gemeint ist die Artikelfolge von Karl Vossler, Zur Entstehungsgeschichte der französischen Schriftsprache, erschienen in: Germanisch-romanische Monatsschrift, Jg. 3, 1911, S. 45 – 60, 157 – 172, 230 – 246, 348 – 363 sowie 476 – 494. 2 Nach Vossler ist eine nationale Schriftsprache aus zwei Komponenten zusammengesetzt bzw. entstanden, der „dokumentarischen“, ebd. S. 45, d. h. den Schriftstücken des praktischen Lebens, wie z. B. Notariatsakten usw., sowie der „monumentalen“, d. h. „Kunst, Monument und unveräußerliche Eigenart seines Volkes zu sein. Den Namen einer nationalen Schriftsprache verdient nur diejenige, die in gleicher Weise beiden Bestimmungen gerecht wird“. Ebd., S. 46. Vosslers Frage geht nun dahin, wie und auf welche Weise „die französische Schriftsprache dieses Ziel erreicht“ habe. Ebd., S. 46. „Höchst auffallend und für die französische Geistesart bezeichnend ist der regelmäßige, fast haarscharfe Parallelismus zwischen der politischen, literarischen und sprachlichen Entwicklung des Landes.“ Ebd., S. 46. 3 Nach Vossler ist die linguistische Homogenität der altfranzösischen Sprache der „sprachgeschichtliche Reflex und das Ergebnis jener innigen, durch und durch nationalen Teilnahme und Mitarbeit des Klerus und der Kirche an den wirtschaftlichen, sozialen und geistigen Bedürfnissen, Schicksalen und Bestrebungen des Volkes“, ebd., S. 478. Diese Symbiose, so Vosslers Hypothese, lasse sich sogar „in einem merkwürdigen, tiefgehenden Einklang der syntaktischen mit den phonetischen, resp. der logischen mit den akustischen und rhythmischen Tendenzen des Altfranzösischen wiedererkennen.“ Betrachte man in diesem Zusammenhang die Geschichte der alt- und mittelfranzösischen Konsonantenwandlungen unter dem Gesichtspunkt der Entwicklung der Akzente sowie der Wort- und Satzrhythmik, dann habe man, so Vossler, „einen [...] Weg gefunden, um die mechanische und lautphysiologische Erklärung zu überwinden und auch die Schicksale der Konsonanten in einen innerlichen, im eigentlichen Sinne des Wortes geschichtlichen Zusammenhang mit der Entwicklung der übrigen Formen des sprachlichen Gedankens zu bringen.“ Ebd., S. 491.
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nießt, auch einmal darin herum zu spazieren, als wäre er da zuhause. Und dann erfreut Einen, wenn man einen Schimmer von Hoffnung sieht aus der trostlosen Lage der üblichen „Lautwandel-Hypothesen“ (in Bezug auf die realen Ursachen der Lautwandeltatsachen nämlich) irgendwie herausgeführt zu werden. Heraus aus der Theorie, daß die veränderte Atmungs-Dynamik infolge gänzlich unbeweisbarer Wanderung in Gebirgsgegenden oder ähnliche physiologische Dinge diese Vorgänge bestimmt haben – oder einfach die „Bequemlichkeit“ (was doch nur bei Annahme periodischer Beschleunigungen des Sprachtempos, für die jeder Grund fehlt, plausibel wäre). Sobald man annehmen darf: daß kulturgeschichtliche Dinge: die Frage, ob Sänger und Dichter oder Denker (Rechts- oder Gottesgelehrte) einen Sprachkörper formten, auch auf diese Lautwandelentwicklung mitbestimmend eingewirkt habe, ist man doch wieder in einem Gebiet, wo man atmen kann. Hat also gerade das mir Fernliegende mich am leidenschaftlichsten interessiert, so war mir das sachlich Wichtigste allerdings die eingehende Darlegung der beiden ersten Aufsätze mit ihrem stark soziologischen Einschlag.4 Denn damit kann unsereiner doch unmittelbar etwas anfangen, und das anmutige und ausgezeichnet treffende Beispiel auf Seite 160 von dema in Liebessachen und Anmut der Komplimente freilich nicht nur auf Französisch (fragen Sie nur Ihre Frau!)5 oft sehr wenig stilgerechten oder nur überhaupt brauchbarenb deutschen Professor6 ist an-
a In Abschrift: den b In Abschrift: brauchbarem 4 Im Mittelpunkt der ersten beiden Artikel, wie Anm. 1, S. 45 – 60 und 157 – 172, stehen der „Wettlauf oder Selektionskampf der [französischen] Dialekte“, ebd., S. 157, sowie die sozialen und kulturellen Gründe für den Sieg der „Dialektgruppe der Ile-de-France“. Ebd., S. 157. 5 Esther Vossler war die Tochter des Grafen Domenico Gnoli, des Direktors der Nationalbibliothek Vittorio Emmanuele in Rom. 6 Nach Vossler ist jede Kunstsprache an einen festen Fundus von Gedanken und Emotionen gebunden, wie Anm. 1, S. 159. So habe es zur Zeit des jungen Dante in Florenz vier funktional differenzierte Kunst- und Schriftsprachen nebeneinander gegeben; „jeder derselben entsprach eine bestimmte Bedeutungssphäre, resp. Bedeutungsnuance“. Ebd.S. 159 f. Ein anderes Beispiel sei Alfonso el Sabio, der „seine prosaischen Werke castilisch, seine Liebeslieder galicisch und eine besonders höfische Art von Minnesang provenzalisch abgefaßt“ habe. „Von demselben Gesetz ist z. B. ein deutscher Professor beherrscht, wenn er in Frankreich mit geläufigem Französisch über wissenschaftliche Fragen diskutiert, während es ihm nicht gelingt, einer schönen Französin in derselben Sprache des Landes eine annähernd stilgerechte Liebenswürdigkeit zu sagen. Sein sprachliches Kunstvermögen hat sich eben an einem andern Gefühls- und Gedankenstock als an dem galanten emporgerankt.“ Ebd., S. 160.
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dererseits wieder darin so sehr glücklich, daß es davor warnt, zu glauben, die Sondersprachbildungen sozialer Schichten hätten in der äußeren sozialen Cohärenz und Homogenität dieser Schichten als solcher, – und nicht vielmehr in der inneren Besonderung der verschiedenen seelischen Provinzen, um die es sich handelt, ihren letzten entscheidenden Grund. Es sind damit meines Erachtens sehr glücklich von vornherein die Grenzen jedes Versuchs einer soziologischen Betrachtung der Sprachgeschichte aufgezeigt. Ich kann mich ja zu dem Ganzen nur rezipierend verhalten. Aber diese kleine Schrift ist mir viel lehrreicher gewesen, als alle Versuche, durch noch so eifrige Lektüre und Rücksprache mit Philologen, z. B. den Geheimnissen der Entwicklung der griechischen κοιν in ihren weiteren Schicksalen Gesichtspunkte abzugewinnen, welche soziologische Angriffspunkte bilden. Alles in allem: es ist ein Glück, daß das Zeitalter der bloßen physiologischen Glottologie zu Ende geht, und der Philologe für uns andere wieder zu dem wird, resp. der Neu-Philologe jetzt auch zu dem wird, was dereinst einmal der Altphilologe für die Kulturbetrachtung war. Denn es ist doch eine tolle Sache, daß von der älteren Generation der Romanisten der Einzige, mit dem man kulturgeschichtlich ein verständiges Wort reden konnte, G[ottfried] Baist war, der ein hoffnungsloser Sonderling ist und die Feder und vollends die Druckerschwärze für eine verwerfliche moderne Erfindung hält.
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Heinrich Rickert [nach dem 15. November 1911]; BK Heidelberg Brief; eigenhändig GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 25, Bl. 100 Das Schreiben ist höchstwahrscheinlich nach den Briefen an Heinrich Simon sowie die Freiburger Kollegen, beide vom 15. Nov. 1911, oben, S. 346 – 351 und 352 – 357, verfaßt worden. Der folgende Brief steht in Verbindung mit der Kontroverse zwischen der Universität Freiburg und der Frankfurter Zeitung wegen eines dort publizierten Artikels über die Reden des Prorektors Ernst Fabricius und des Generals Berthold v. Deimling anläßlich eines Kommerses bei der Einweihung des neuen Universitätsgebäudes. Weber trat dabei als eine Art Moderator zwischen den Konfliktparteien auf. Zum Inhalt dieser Auseinandersetzung vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Heinrich Simon vom 11. November 1911, oben, S. 337 f. Der gedruckte Name der Visitenkarte ist als Ersatz für eigenhändige Unterzeichnung benutzt.
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Ob ich an den „kleinen Romantiker“1 oder an wen sonst schreibe, ist mir bei meiner grundsätzlichen Respektlosigkeit in allen politischen Dingen ganz egal. – Mehr als [wa]sa ich der „Fr[ankfurter] Z[eitung]“ jetzt gesagt habe,2 kann ich nicht sagen. Denn ich bin nach wie vor überzeugt, daß die Erklärung, so wie geschehen, von Übel war. Vielleicht nützt sie trotzdem. Natürlich sehe ich die [Sach]lageb anders an als Anfangs. Herzl. Gruß! Professor Max Weber Heidelberg Ziegelhäuserlandstr. 17.
a Lochung. b Lochung. 1 Offensichtlich eine ironische Bezeichnung für Heinrich Simon, der in Freiburg mit einer Dissertation über Novalis promoviert worden war. 2 Vermutlich handelt es sich um Webers zweiten Brief an Heinrich Simon vom 15. Nov. 1911, oben, S. 346 – 351.
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Hermann Beck 18. November 1911; Heidelberg Abschrift; maschinenschriftlich SHLB Kiel, Nl. Ferdinand Tönnies, Cb 54.61:1.1.60 Im nachfolgenden Schreiben Webers geht es um die Erörterung der von Ferdinand Tönnies und Georg Simmel vorgeschlagenen Themata für den Zweiten Deutschen Soziologentag. Auf einer Vorstandssitzung der DGS vom 26. Oktober 1911, an der Simmel, Tönnies, Alfred Vierkandt und Hermann Beck teilnahmen (vgl. Rundschreiben Becks vom 30. Oktober 1911, SHLB Kiel, Nl. Ferdinand Tönnies, Cb 54.61:1.1.05), war man übereingekommen bzw. hatte den Wunsch geäußert, für den kommenden Soziologentag die Referate jeweils um ein bestimmtes Problem zu gruppieren. Tönnies hatte in seinem Brief an den Vorstand der DGS vom 5. November 1911 (Abschrift masch.; SHLB Kiel, ebd., Cb 54.61:1.1.54) das Thema „Die Begriffe Volk und Nation im Zusammenhange mit Rasse, Staat, Sprache“ vorgeschlagen. Dagegen hatte Simmel in seiner Stellungnahme an den Vorstand vom 10. November 1911 (Abschrift masch.; SHLB Kiel, ebd., Cb 54.61:1.1.49) starke Vorbehalte geäußert: „So bedeutend der Vorschlag von Herrn Tönnies für unsere nächste Tagung auch seinem Inhalte nach ist, so ist mir doch sein stark begrifflicher Charakter bedenklich. In Versammlungen, in denen diskutiert wird, muß man m.E. alles vermeiden, was zu einem Streite über Begriffe und Definitionen führen kann oder gar muß. Wir haben in der Soziologie darunter ja bis zum Erstikken gelitten und eine Diskussion darüber, was Volk, Nation, Rasse ,eigentlich ist‘ wäre für unsere Tagung mörderisch. Ich meine, wir sollten Themata wählen, bei denen die dilettantischen Schwätzer den Mund halten müssen. [...] Wie denken die Herren über das Thema: Die Beziehungen des Handwerkes zu den einzelnen Kulturprovinzen? Also zur politischen Organisation, zur Kunst, zu den Verhältnissen zum Ausland, zur Familienverfassung etc.“ Der Vorschlag Simmels hat – wie aus der nachfolgenden DGS-Korrespondenz hervorgeht – keine Zustimmung gefunden; dagegen wurde das von Tönnies angeregte Thema unterstützt, welches dann auch Verhandlungsgegenstand des nächsten Soziologentages wurde.
Heidelberg, 18. November 11. Sehr geehrter Herr Dr., So interessant und wichtig das Simmel’sche Thema ist, so möchte ich doch widerraten. Denn es führt zu wesentlich ökonomischen, nicht soziologischen Erörterungen. Es scheint mir nicht unbedingt nötig, daß
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das Thema des Herrn Tönnies sich in den toten Weg „Definition“ verläuft. Auf das, was ich etwa zu sagen hätte, würde dies jedenfalls nicht zutreffen. Ich würde also in der Diskussion – denn auf einen Vortrag mache ich keinen Anspruch – sehr leicht die Sache auf sachliche Probleme lenken helfen können, falls sie etwas entgleist. Welcher Ort soll denn in Betracht gezogen werden: Berlin? München? Leipzig? Frankfurt?1 Mit vorzüglicher Hochachtung Max Weber.
1 Der wenig später von Eugen Würzburger in einem Schreiben an Ferdinand Tönnies vom 15. Dez. 1911 (mitgeteilt in Tönnies’ Brief an den Vorstand der DGS vom 30. Dez. 1911, Abschrift masch.; SHLB Kiel, Nl. Ferdinand Tönnies, Cb 54.61:1.1.54) ausgesprochene Wunsch, Elberfeld als Ort des Soziologentages im Zusammenhang mit einer dort tagenden Konferenz der Städte-Statistiker in Erwägung zu ziehen, fand keine Zustimmung, da die Mehrheit der DGS-Mitglieder für Berlin als Tagungsort votierte, wo dann vom 20. bis 22. Oktober 1912 der Zweite Deutsche Soziologentag stattfand.
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Heinrich Heinz 25. November 1911; Heidelberg Abschrift; maschinenschriftlich GLA Karlsruhe, 235/2195, S. 533 – 535 Dieser und der folgende Brief an Heinrich Heinz vom 29. November 1911, unten, S. 367 f., gehören zur Vorgeschichte des Beleidigungsprozesses Adolf Kochs gegen Max Weber, der dann durch dessen Schreiben vom 25. Januar 1912, unten, S. 395 – 406, ausgelöst wurde; zu Entstehung und Verlauf dieser Auseinandersetzung vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 11. Januar 1911, oben, S. 31 – 33. In den Briefen an den ehemaligen Schüler Kochs, Heinrich Heinz, versucht Weber Gewißheit darüber zu erlangen, daß Adolf Koch sich die Nachschrift eines Kollegs von Erich Marcks über nordamerikanische Geschichte ohne dessen Zustimmung verschafft und nach dessen Weggang 1907 über eben dieses Thema mehrere Semester lang eine Vorlesung angeboten habe. Die Abschrift des Briefes ist einem Schreiben des Rechtsanwalts Otto Schoch an das badische Kultusministerium vom 28. November 1912 (GLA Karlsruhe, 235/2195, S. 343 – 350) wegen des anhängigen Disziplinarverfahrens gegen seinen Mandanten Adolf Koch neben anderen Unterlagen beigefügt worden. Die Abschrift trägt am Kopf den Vermerk von dritter Hand: „Anlage 6“.
Heidelberg, 25. 11. 11. Ziegelhäuserlandstr. 17. Für jetzt: Durchaus vertraulich!
Hochgeehrter Herr! Ich bin von zuverlässiger Seite darüber informiert worden, daß der hiesige Tit[ular-]Professor Dr. A[dolf] Koch seinerzeit sich die Nachschrift eines Collegs eines von hier nach auswärts fortberufenen Collegen1 gegen Entgelt beschafft hat und später dies Colleg mit nicht erheblichen Umgestaltungen nach dessen Fortgang wiederholt gelesen hat. Conzept des Collegs, wie die Person des betreffenden Collegen, wie die Höhe des Entgelts für die Nachschrift sind mir genau bezeichnet worden. Nicht …a bezeichnet wurde mir die Persönlichkeit desjenigen Studierenden, welcher jene Nachschrift besorgt hat.2 Dagegen ist mir – und zwar von a Auslassungszeichen in Abschrift. 1 Gemeint ist Erich Marcks. 2 Die Nachschrift hatte der damalige Student und spätere Lektor an der Universität Heidelberg Eugen Fehrle besorgt; vgl. dazu Brief an die Philosophische Fakultät vom 29. Jan. 1912, unten, S. 411f.
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Herrn Dr. Fr[iedrich] Blanckb hier – auf das Bestimmteste unter Erbieten zum Eide versichert worden, daß Sie, hochgeehrter Herr, über diese Tatsachen genaue Auskunft geben könnten. Ich bemerke, daß ich in der Tatsache, daß ein Dozent sich eine Niederschrift einer Vorlesung eines Collegen herstellen läßt, nicht unter allen Umständen etwas Verwerfliches erblicke. (Es kommt ja oft genug vor, daß Collegen ihre Vorlesungen gegenseitig hören). Im vorliegenden Fall allerdings liegt, infolge des weiteren Gesammtzusammenhanges, etwas nicht unbedenkliches vor. Nun besteht der Anlaß dieses Briefes in Folgendem: Gegen Herrn Prof. Koch liegen, neben anderen sehr üblen Dingen u. A. folgende ihn schwer belastende Tatsachen vor, welche dokumentarisch feststehen: 1. Er hat den Vorwurf des „Plagiats“ und der „Lüge“3 auf sich sitzen lassen müssen. Das Plagiat beging er, indem er einen Artikel im „Heidelberger Tageblatt“, dessen Chefredakteur er war, der damals mit Namen (Dr. Ernst Traumann, Heidelberg) erschienen war, in der Kölnischen Zeitung plagiierte, welche darauf nach Kenntnis jede Beziehungen zu ihm abbrach. Die „Lüge“ beging er, als er darüber zur Rede gestellt wurde. Gegen den (brieflich) erhobenen Vorwurf, ein „Plagierer“ und „Lügner“ zu sein, hat er nicht reagiert. Dies ist gerichtlich erweislich. – 2. Er hat mir gegenüber – sich einer Ehrabschneiderei schuldig gemacht und sich geweigert, sich als Täter der betreffenden, meine Ehre als Offizier angreifenden cPresse-Notizc zu nennen, obwohl die Redaktion des Blattes in dem betreffenden Beleidigungsprozeß4 ehrenwörtlich erklärt hat, ihn dazu wiederholt aufgefordert zu haben. Seine Autorschaft mußte indirekt festgestellt werden und es ist ein Zufall,5 daß dies gelang. Daß ich ihn – den anonymen Verleumder – in
b In Abschrift: Blank c In Abschrift: – Presse Notiz 3 Zu diesen Vorwürfen gegen Adolf Koch vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Ernst Traumann vom 9. Nov. 1911, oben, S. 335, sowie den Brief an Traumann vom 11. Jan. 1912, unten, S. 388 f. 4 Gemeint ist der Beleidigungsprozeß vor dem Schöffengericht in Dresden am 14. Oktober 1911. 5 Während der Verhandlung (wie Anm. 4) hatte sich einer der Kläger, Otto Bandmann, versprochen und den Namen „Koch“ anstelle „Weber“ erwähnt, was diesem nicht entgangen war.
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offener Gerichtssitzung eine „feige Canaille“ nannte, hatte ihn nicht zum Hervortreten mit seinem Namen vermocht. – Ich werde nun – wenn möglich – zunächst privatim versuchen, Herrn Prof. Koch zu den entsprechenden Consequenzen: – freiwilligen Rücktritt von seinem Amt – zu bewegen.6 Gelingt dies nicht, dann muß ich den Weg der Anrufung der Behörde beschreiten,7 und unter Anderen würden alsdann auch Sie, hochgeehrter Herr, als Zeuge aussagen müssen. Um eine die Universität nicht kompromittierende, private Erledigung zu ermöglichen, bitte ich Sie, dwas dasjenige, was Sie zu bezeugen in der Lage sindd; denn ich muß, um überhaupt im Privatwege an Herrn Koch herantreten zu können, in der Lage sein, ihm nötigenfalls detailliert sein Verhalten vorzuhalten. Kann ich das nicht, dann beschreite ich sofort den amtlichen Weg. Mit vorzüglicher Hochachtung und besten Dank im Voraus, ergebenst Prof. Max Weber. Ich bedauere herzlich, Sie, hochgeehrter Herr, im Interesse des Lehrkörpers und in meinem eigenen mit diesen Unerquicklichkeiten behelligen zu müssen.
d Defekter Satz in Abschrift. 6 Dieser angekündigte Versuch Webers ist unterblieben. In seinem Brief an Koch vom 25. Jan. 1912, unten, S. 405, heißt es vielmehr, daß ihm dessen Verhalten nicht „damit vereinbar “ erscheine, „angehende Journalisten heranzubilden“. 7 Ein Exemplar seines Briefes an Koch (wie Anm. 6) hat Weber noch am gleichen Tage, dem 25. Jan. 1912, unten, S. 407 f., an die Philosophische Fakultät geschickt.
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Heinrich Heinz 29. November 1911; Heidelberg Abschrift; maschinenschriftlich GLA Karlsruhe, 235/2195, S. 537– 538 Wie schon im vorhergehenden Schreiben an Heinz vom 25. November 1911, oben, S. 364 – 366, geht es in diesem und den folgenden Briefen an Friedrich Blanck vom 29. November 1911, unten, S. 369, sowie an Heinz, nach dem 29. April 1912, unten, S. 516 – 519, um den Vorwurf gegen Adolf Koch, die Nachschrift eines Kollegs von Erich Marcks nach dessen Wegberufung und ohne dessen Einwilligung in seinen eigenen, sich daran anschließenden Vorlesungen benutzt zu haben. Die Abschrift des Briefes ist einem Schreiben des Rechtsanwalts Otto Schoch an das badische Kultusministerium vom 28. November 1912 (GLA Karlsruhe, 235/2195, S. 343 – 350) wegen des anhängigen Disziplinarverfahrens gegen seinen Mandanten Adolf Koch neben anderen Unterlagen beigefügt worden. Die Abschrift trägt am Kopf den Vermerk von dritter Hand: „Anlage 7“.
Heidelberg, 29. 11. 11. Hochgeehrter Herr!
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Ich danke für Ihre loyale Antwort und möchte nur bemerken: gewiß blüht auch der akademische „Klatsch“. Aber in diesem Fall hat bisher Niemand innerhalb der Universitätskreise eine Ahnung, weder von diesen, noch von den andern, wirklich sehr ernsten Dingen, um die es sich bei Prof. Koch handelt. Ich selbst habe davon (und von Anderen) erst in allerletzter Zeit und nicht von Collegen gehört, als mein Verdacht, die niederträchtige anonyme Ehrabschneiderei gegen mich könnte von ihm ausgehen, entstand und ich nun festzustellen suchte: ob ihm eine solche Ehrlosigkeit zuzutrauen sei. Ich habe dann von Herrn Dr. Blancka kategorisch Auskunft, auch über diese, mir zu Ohren gekommene Sache verlangt und (widerstrebend) erhalten. Die Sache ist leider ganz harmlos keinenfalls, soweit Herr Koch in Betracht kommt. Denn es ist strengste Sitte, daß Collegen von dem Inhalt von Vorlesungen anderer Collegen nur mit deren Erlaubnis und unter Mitteilung von einander Kenntnis nehmen. Hier liegt der Fall so: daß Herr Koch, sobald Marcksb fort war, eben dies Colleg ergriff und daß nachweislich in Journalisten-Kreisen schon vorher der Verdacht geäußert war, er habe sich zu diesem Zweck jene Abschrift beschafft und wolle jenes Colleg lesen. Herr Koch hatte die Pflicht, Marcks zu infor-
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mieren, daß er sich bei ihm „Anregungen holte.“ Ich könnte Ihnen auch Beispiele illustrieren, wie man in solchen Fällen unter Collegen verfährt, denn ich selbst habe Collegen in der Vorlesung gehabt und bin von ihnen (mit meiner Erlaubnis) benutzt worden. Herr Koch ist und war kein Fachmann auf dem Gebiet, welches jenes Colleg betraf. Doch ist dieser Fall sehr harmlos gegen das, was sonst gegen ihn (dokumentarisch) an Plagiaten1 vorliegt und dazu geführt hat, daß z. B. die Kölnische Zeitung jede Beziehung zu ihm abbrach und dies Dritten schriftlich mitteilte; und ebenso harmlos im Vergleich mit dem mich betreffenden Fall, der einen Prozeß, anonyme Briefe mit Beschimpfungen seitens eines von ihm informierten Journalisten2 (diese Tatsache ist einwandsfrei gerichtlich festgestellt) an mich u. dergl. zur Folge hatte. Zum Schluß: es tut mir leid, daß der an Sie unter Ihrem Namen gerichtete Brief von der Redaktion3 geöffnet wurde. Ist das üblich? Es stand auf dem Couvert: „Durchaus persönliche Angelegenheit.“ Der Brief war ein streng vertraulicher Privatbrief. Erst nach Erledigung der Sache (und nachdem ich dann Ihnen gegenüber ausdrücklich jede etwa zu …c Deutung des Vorfalls berichtigt haben werde) werde ich Ihnen Mitteilung davon machen und Sie dann natürlich ermächtigen, ihn Jedermann, insbes. Prof. Koch, zu zeigen, falls Sie dies wünschen. Ich danke nochmals verbindlichst und bin mit vorzüglicher Hochachtung Ihr ergebenster Max Weber. N.B. Ich bin kein Geheimrat, hoffe es auch nie zu werden.
c Auslassungszeichen in Abschrift. 1 Zu den Plagiatsvorwürfen gegen Adolf Koch vgl. die Briefe an Ernst Traumann vom 9. Nov. 1911, oben, S. 335 f., sowie vom 11. Jan. 1912, unten, S. 388 f. 2 Gemeint ist Otto Bandmann. 3 Heinz war zu diesem Zeitpunkt Redakteur der Rheinisch-Westfälischen Zeitung in Essen.
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Friedrich Blanck 29. November 1911; Heidelberg Brief; eigenhändig Deponat Max Weber, BSB München, Ana 446 Der folgende Brief steht in Zusammenhang mit den Vorwürfen gegen Adolf Koch, die Nachschrift einer Vorlesung von Erich Marcks nach dessen Wegberufung und ohne dessen Einwilligung in seinen eigenen, sich daran anschließenden Vorlesungen benutzt zu haben; vgl. dazu den vorherigen Brief an Heinrich Heinz vom gleichen Tage, oben, S. 367 f.
Heidelberg 29. 11. 11 Sehr geehrter Herr Doktor!
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Ich antwortete:1 Ganz harmlos sei der Fall keinesfalls. Denn es sei strenge 앚:akademische:앚 Sitte, daß ein Collegea von den Vorlesungen des andren, auch wenn er sich nicht für eigne Collegien daraus „Anregung“ hole, nur mit dessen Zustimmung Kenntnis nehme bzw. ihm von dieser Kenntnisnahme Mitteilung mache. Mit den allerverbindlichstenb Grüßen Ihr ergebenster Max Weber In der nächsten Woche hoffe ich Sie zu besuchen, falls Sie dies vertragen. Wann etwa ist der Artikel, den Ihre Frau Gemahlin erwähnte, in der „Neuen Badischen Landeszeitung“ erschienen?2
a 具der典 b Unsichere Lesung. 1 Weber bezieht sich auf seinen Brief an Heinrich Heinz vom gleichen Tage, oben, S. 367 f. 2 Möglicherweise handelt es sich hier um die Richtigstellung der am 7. Januar 1911 in der Neuen Badischen Landeszeitung gebrachten Notiz über die angebliche Duellaufforderung Arnold Ruges an Max Weber; diese erfolgte am 9. Januar 1911; eine maschinenschriftliche Abschrift der beiden Artikel befindet sich in: GLA Karlsruhe, 269/108, S. 358 – 362 und 364.
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Ernst Johannes Giese 4. Dezember 1911; Heidelberg Brief; eigenhändig GLA Karlsruhe, 269/107, S. 479 – 480 Im folgenden Brief erteilt Max Weber seinem Dresdner Rechtsanwalt Instruktionen für die Berufungsverhandlung am dortigen Landgericht in der Privatklagesache Julius Ferdinand Wollf/Otto Bandmann gegen Max Weber wegen Beleidigung; zu Ursache und Verlauf dieser Auseinandersetzung vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 11. Januar 1911, oben, S. 31 – 33. Der Brief ist dem Hauptverhandlungsprotokoll im Beleidigungsprozeß Adolf Koch gegen Max Weber vom 14. bis 17. Oktober 1912 als Beilage angefügt und trägt am Kopf den eigenhändigen Vermerk mit Rotstift: „5“.
Heidelberg 4. 12. 11 Hochgeehrter Herr Rechtsanwalt! Ich bedaure, Ihnen – so sehr ich Ihre Gründe würdige – dennoch nicht die Zustimmung dazu erteilen zu können, Ihrerseits mit dem Gegner Fühlung zu nehmen. Sollte von der Gegenseite an Sie herangetreten werden, so stelle ich ergebenst anheim, zu sagen, daß Sie bei mir eine Einigung befürworten würden, daß Sie glaubten, auch ich sähe, nachdem im Wesentlichen feststehe, wer sich hinter dem Artikel s. Z. verbarg (Prof. Koch – wie inzwischen durch andre 앚:festgestellte:앚 Umstände so gut wie schlechthin zweifellos geworden ist), die Möglichkeit, 앚:meinerseits:앚 versöhnliche Erklärungen abzugeben, wohl wesentlich günstiger an. – Die Dinge liegen 앚:aber auch dann:앚 angesichts der Art der Urteilsbegründung1 für mich nicht ganz einfach. Eine höhere Strafe muß ich eventuell einstecken. – Ich gebe Ihnen in 2–3 Tagen das Urteil und die Correspondenz nebst meinen Bemerkungen zu ersterem zurück. Mit vorzüglicher Hochachtung Ihr ergebenster Prof. Max Weber
1 Gemeint ist die Urteilsbegründung des Privatklageprozesses in erster Instanz vom 14. Oktober 1911; die Begründung ist nicht überliefert.
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Robert Michels PSt 4. Dezember 1911; PSt Heidelberg Karte; eigenhändig AFLE Turin, Nl. Robert Michels, Kapsel Max Weber, Fasz.96
Lieber Michels!
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Bitte verzeihen Sie! Es ging mir nicht gut, u. ich vergaß gänzlich zu antworten. Nur F[ranz] Eulenburg 앚:(Leipzig, Elsterstraße 11)a:앚 kann über Preisbewegung Angaben machen und Quellen angeben.1 Mir liegt das ganz fern. Schmoller passen Sie in den Kram gegen die „Demokratie“. Das zeigt doch seine Rezension in seinem Jahrbuch,2 die Sie wohl gesehen haben. Und dann wird ihm das Buch als solches gefallen haben. Herzlichste Grüße! v. H. z. H. Max Weber
a Klammer fehlt in O. 1 Franz Eulenburg war der Initiator der „Preisuntersuchungen“ in der Schriftenreihe des Vereins für Sozialpolitik gewesen und leitete die Arbeiten über „Preisbildung der industriellen Produkte“. Interessanterweise vermerkt er in seinem Bericht über den Stand der einzelnen Arbeiten während der Ausschußsitzung vom 12. Oktober 1912 in Berlin, daß unter den Auslandsstudien u. a. auch eine Untersuchung von „Dr. Michels“ über Italien in Vorbereitung sei. Vgl. dazu das gedruckte Protokoll in: British Library of Political and Economic Science, London, Nl. Ignaz Jastrow, Misc.114, S. 3. 2 Gemeint ist Gustav von Schmollers Rezension von Michels’ Buch: Zur Soziologie des Parteiwesens in der modernen Demokratie. Untersuchungen über die oligarchischen Tendenzen des Gruppenlebens (Philosophisch-soziologische Bücherei, Bd. XXI). – Leipzig: Dr. Werner Klinkhardt 1911. Diese ist erschienen in: SchmJb, Jg. 35, 1911, S. 2040 f.
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20. Dezember 1911
Edgar Jaffé [vor oder am 20. Dezember 1911]: o. O. Abschrift; maschinenschriftlich ohne Anrede und Schlußformel VA Mohr/Siebeck Tübingen, Nr. 305 Der folgende Auszug eines Schreibens Max Webers ist in einem Brief Edgar Jaffés an Paul Siebeck vom 20. Dezember 1911 wiedergegeben, und zwar im Zusammenhang mit Plänen der Um- und Neugestaltung des AfSSp: „Bezüglich der Tageschronik habe ich mich nochmals mit Prof. Max Weber in Verbindung gesetzt. Er schreibt wörtlich:“
Ich gestehe offen, daß ich den Wegfall für keinen erheblichen Verlust ansehe.1 Die Zusammenstellung ist ganz nützlich, aber das Maaß der Arbeit ist unverhältnismäßig viel größer als der doch nur sehr beschränkte Nutzen. Ich kann mir sehr schwer denken, daß Braun mit dieser Sache, wenn er sie sich aneignet, Terrain gewinnen würde.2 Ich also würde Dr. Siebeck raten, darauf zu verzichten.
1 Die Rubrik „Sozialpolitische Tageschronik“, die auf eine Idee Emil Lederers zurückging, war 1911 im AfSSp erschienen, hatte aber anscheinend bei den Lesern immer weniger Anklang gefunden, so daß Jaffé Paul Siebeck am 2. Dez. 1911 (VA Mohr/Siebeck Tübingen, Nr. 305) seine Absicht mitteilte, die Tageschronik nicht weiter fortführen zu lassen, da auch Lederer wegen seiner großen Arbeitsbelastung als Redaktionssekretär des AfSSp deren Wegfall als große Erleichterung empfinde. Trotz der Bedenken Paul Siebecks (vgl. sein Schreiben an Jaffé vom 6. Dez. 1911, ebd.) wurde die Sozialpolitische Tageschronik ab Anfang 1912 eingestellt. 2 Die von Heinrich Braun seit 1911 herausgegebenen Annalen für soziale Politik und Gesetzgebung, die bislang keine derartige Tageschronik publiziert hatten, haben auch in der Folgezeit auf eine solche verzichtet.
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28. Dezember 1911
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Friedrich Blanck PSt 28. Dezember 1911; PSt Heidelberg Karte; eigenhändig Deponat Max Weber, BSB München, Ana 446
Verehrtester Herr Doktor!
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Ich gratuliere sehr! – die Entdeckung1 ist sehr hübsch, methodisch klipp u. klar und alle Schwierigkeiten beseitigend. Hoffentlich giebt sie Ihrem Buch einen neuen Impuls zum Vorwärtsschreiten. In bekannter Hochschätzung Ihr ergebenster Max Weber
1 Um welche „Entdeckung“ es sich gehandelt hat, konnte nicht ermittelt werden, jedoch dürfte diese im Zusammenhang mit Friedrich Blancks Dissertation, Der deutsche Nachrichtenmarkt. – Heidelberg: Universitäts-Buchdruckerei von J. Hörning 1910, stehen, die, wie damals üblich, nur in Teilen gedruckt worden war.
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28. Dezember 1911
Ernst Johannes Giese 28. Dezember 1911; Heidelberg Brief; eigenhändig GLA Karlsruhe, 269/107, S. 481 – 484 Im folgenden Brief erteilt Max Weber seinem Dresdner Rechtsanwalt weitere Instruktionen für die Berufungsverhandlung am dortigen Landgericht in der Privatklagesache Julius Ferdinand Wollf/Otto Bandmann gegen Max Weber wegen Beleidigung; zu Ursache und Verlauf dieser Auseinandersetzung vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 11. Januar 1911, oben, S. 31 – 33. Der Brief ist dem Hauptverhandlungsprotokoll im Beleidigungsprozeß Adolf Koch gegen Max Weber vom 14. bis 17. Oktober 1912 als Beilage angefügt und trägt am Kopf den eigenhändigen Vermerk mit Rotstift: „6“.
Heidelberg 28. 12. 11 Ziegelh앚:auser:앚 Landstr. 17 Bandmann & Wollf c/a Weber Termin 5. I. 11 Uhr Strafkammer.
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Sehr geehrter Herr Rechtsanwalt! Ich bin noch ohne Nachricht auf meine Sendung und wäre Ihnen sehr dankbar für freundliche Mitteilung, ob von der Gegenseite ein Schriftsatz eingegangen ist und ob Sie den meinigen überreicht haben oder dies zu thun beabsichtigen.1 Ferner bitte ich erneut um gefl. Nachricht, ob die Zeitungs-Nummern (4 Heidelberger Blätter, teils „H[eidelberger] Tagblatt“ teils „H[eidelberger] Zeitung“)2 sich bei den Gerichtsakten befinden, wenn nicht, bei Ihren Akten, da andernfalls die Beschaffung 앚:durch mich:앚 höchste Zeit würde. Darf ich ev. fragen: welche Nummern Sie dort haben? Ebenso wäre ich für Feststellung der Art der Redaktions-Zeichnung der bei den Akten befindlichen No der „Dresd[ner] N[euesten] Nachr[ichten]“ vom 8. Januar cr. sehr dankbar.3 1 Die Schriftsätze des Prozesses sind nicht überliefert. 2 Gemeint sind die einschlägigen Artikel, Notizen und Richtigstellungen, die im Dezember 1910 und Januar 1911 im Zusammenhang mit der angeblichen Duellanfrage Arnold Ruges an Max Weber erschienen waren. 3 Den Artikel „Alt-Heidelberg, du Feine“, erschienen in: Dresdner Neueste Nachrichten, Nr. 8 vom 8. Jan. 1911, 2. Bl., S. 1f., hatte der inzwischen entlassene Redakteur Kurt Weisse gezeichnet.
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Wann kann ich Sie vor dem Termin eingehender sprechen. Ich kann schon am 3. Abends so eintreffen, daß ich von etwa 7 Uhr ab auf Ihrem Bureau sein könnte. 앚:Ich hätte dann gern die Akten noch einige Stunden im Hotel.:앚 Den 4. bin ich jedenfalls den ganzen Tag in Dresden, und bitte Sie die Zeit zu bestimmen. Ich bedaure herzlich, Sie mit dieser Ihnen sicher ebenso wie mir längst überlästigen Sache behelligen zu müssen, aber ich muß schlechterdings – in meiner Lage – auf einer sachlichen Prüfung meines gegen Herrn Wollf angetretenen Wahrheitsbeweises bestehen. Diesen nicht erhoben, sondern aus den Correspondenzen nur die als „formal beleidigend“ in Betracht kommenden Einzelsätze abgeschrieben zu haben, ist Das, was dem 1. Gericht unter allen Umständen vorzuwerfen ist.4 Den Mitbesitzer des Blattes, Herrn W[olfgang] Huck, der mir (in zufälliger Privatunterhaltung) sein Bedauern aussprach, daß Herr W[ollf] einen Menschen, der anonyme Briefe schreibe, anstelle, habe ich 앚:natürlich:앚 verhindert, in den Prozeßa einzugreifen, wie er es, nach Kenntnisnahme, wollte. Von ihm weiß ich auch, daß es sich nur um Prof. Koch handeln kann, als „Quelle“. Mit vorzüglicher Hochachtung Ihr ergebenster Max Weber
a 具[??]iv典 4 Offensichtlich hatte der Vorsitzende Richter im Prozeß am 14. Oktober 1911 bei der Urteilsbegründung sich im wesentlichen auf die Gesetzesbestimmungen über „Formalbeleidigung“ in § 192 StGB gestützt: „Der Beweis der Wahrheit der behaupteten oder verbreiteten Tatsache schließt die Bestrafung [wegen Beleidigung] nach § 185 nicht aus, wenn das Vorhandensein einer Beleidigung aus der Form der Behauptung oder Verbreitung oder aus den Umständen, unter welchen sie geschah, hervorgeht.“
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Oskar Siebeck 28. Dezember 1911; Heidelberg Brief; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446
Heidelberg 28. 12. 11 Sehr geehrter Herr Dr Siebeck! 1. Für Prof. Wygodzinsky bitte ich Sie, einen Bogen ansetzen zu wollen.1 2. Die größte Sorge ist: Prof. Bücher.2 Es scheint mit ihm so bedenklich zu stehen, daß man auf Schlimmes gefaßt sein muß, jedenfalls aber seine Beiträge sehr zweifelhaft werden. Ich werde ihn in der nächsten Woche in Leipzig persönlich aufsuchen.3 Ich gestehe, daß ich absolut nicht weiß, was werden sollte, falls er auch nur für einen der beiden grundlegend wichtigen Beiträge versagen sollte, und das ist fast zu fürchten, nach Prof. Plenge’s Schilderungen.
1 Gemeint ist der Artikel über „Genossenschaftswesen“, den Willy Wygodzinski übernommen hatte. Dieser ist unter der Mitarbeit von Vahan Totomianz erschienen in: GdS, Abt. IX, Teil 2. – Tübingen J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1922, S. 79 – 105. 2 Webers Befürchtungen über die mangelnde Arbeitsfähigkeit Karl Büchers bei gleichzeitigem Festhalten an seinen beiden projektierten GdS-Artikeln über „Wirtschaftsstufen“ und „Handel“ durchziehen wie ein roter Faden einen Großteil der Korrespondenz mit Paul und Oskar Siebeck sowie Karl Bücher im Jahre 1912. Zu der anhaltenden Altersdepression, verstärkt durch den Tod seiner Frau im Jahre 1909, gesellte sich im Frühjahr 1912 eine schwere neuralgische Erkrankung, die Bücher aber nicht davon abbrachte, auf seinen übernommenen Beiträgen zu beharren. Trotz des Abklingens der Erkrankung im Sommer und trotz der Verlängerung des Abgabetermins bis Oktober 1912 machte die Erstellung des Manuskripts keine Fortschritte. Ende September erhob Bücher plötzlich Bedenken gegen die für den GdS vorgesehene Drucktype – was von Max Weber vermutlich zu Recht als Ablenkungsmanöver gedeutet wurde; vgl. dazu Brief an Paul Siebeck vom 4. Okt. 1912, unten, S. 683. Erst in seinem Schreiben an Siebeck vom 28. Okt. 1912, unten, S. 725, konnte Weber mitteilen, daß Bücher den Artikel „Handel“ abtreten und Heinrich Sieveking den Teilbeitrag über die geschichtliche Darstellung des Handels übernehmen werde. Die übrigen Teile dieses Themenkomplexes wurden, nachdem Weber auf die zuerst vorgesehenen Bücherschüler Eugen Schmalenbach und Johannes Hanisch verzichtet hatte, im Januar 1912 Julius Hirsch übertragen. Dagegen behielt Bücher den erstgenannten Beitrag, erschienen unter dem Titel: Volkswirtschaftliche Entwicklungsstufen, in: GdS, Abt. I. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1914, S. 1 – 18. 3 Zu Webers Besuch bei Karl Bücher vgl. Brief an Paul Siebeck vom 14. Jan. 1912, unten S. 392.
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Da auch Jaffé Ausstand verlangt4 und Andre ebenfalls, so ist an einen Beginn des Druckes vor Mitte des Sommers keinesfalls zu denken, wahrscheinlich erst später, da ja die Redaktionsarbeit dann erst recht beginnt. Mit den allerbesten Festwünschen Ihr ergebenster Max Weber
4 Dies bezieht sich auf Edgar Jaffés GdS-Beitrag über westeuropäisches und amerikanisches Bankwesen; vgl. dazu Brief an Jaffé vom 7. Aug. 1911, oben, S. 258, Anm. 4.
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Friedrich Blanck PSt 29. Dezember 1911; PSt Heidelberg Karte; eigenhändig Deponat Max Weber, BSB München, Ana 446
Sehr geehrter Herr Doktor! Vielen Dank! Sie sind mir sehr willkommen. Mit bestem Gruß! Max Weber
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Adolf Koch 31. Dezember 1911; Heidelberg Brief; maschinenschriftlich mit Korrekturen und Zusätzen von Max Weber GLA Karlsruhe, 235/2195, S. 109 – 113 Der folgende Brief gehört zur unmittelbaren Vorgeschichte des Beleidigungsprozesses von Adolf Koch gegen Max Weber, der durch dessen Schreiben vom 25. Januar 1912, unten, S. 395 – 406, ausgelöst wurde; zu Entstehung, Verlauf und Konsequenzen dieser Auseinandersetzung für Koch vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 11. Januar 1911, oben, S. 31 – 33. Der unten abgedruckte Brief liegt uns in drei textidentischen maschinenschriftlichen Exemplaren vor, bei denen jedoch sowohl die maschinenschriftliche Grundfassung als auch die Ergänzungen bzw. Korrekturen Max Webers zum Teil variieren. Daher werden diese im textkritischen Apparat mit den Siglen A1, A2 und A3 annotiert. Neben der Ausfertigung an Adolf Koch (A1), die hier zum Abdruck kommt, befindet sich ein weiteres Exemplar als Durchschrift im UA Heidelberg, H-IV-326/2 (A2). Ein drittes Exemplar, das zwar text- und zeilenidentisch mit den vorgenannten ist, unterscheidet sich aber insofern von diesen, als im Typoskript einige eigenhändige Korrekturen Max Webers, wie sie sich in A1 und A2 befinden, verarbeitet worden sind. Die Abschrift dieses Briefes befindet sich im GLA Karlsruhe, 269/108, S. 193 – 197 (A3). A2 trägt am Briefkopf den eigenhändigen Vermerk mit Rotstift: „4)“ sowie die Zusätze: „(Copie) An Herren Professor D r Adolf Koch [mit Rotstift unterstrichen]“ und „Zugestellt 9 1/2 Uhr Morgens, durch Radler, am 31. XII.11“. Am Briefende findet sich der eigenhändige Vermerk: „Erneut zugestellt am 2. Januar Morgens durch eingeschriebenen Eilbrief.“ A3 enthält am Briefkopf den eigenhändigen Vermerk: „Abschrift An Herrn Prof. Koch Zugestellt durch den roten Radler Stegitzer um 9 Uhr 30 Minuten“.
Heidelberg, den 31. Dezember 1911. Ziegelhäuserlandstr. 17. Sehr geehrter Herr!
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In den Dresdener Neuesten Nachrichten vom 8. Januar 1911 fand sich ein Artikel, welcher, in sensationeller Form, unter Bezugnahme auf den damals in der Presse erörterten a„Fall Bernhard“a1 als Analogie, und unter Berufung auf eine angeblichb eigene Erklärung eines mit Namen genannten hiesigen Dozenten (Dr. Ruge) als Quelle,c es als dfeststehende Tatsache d hinstellte: daß ich, einer Anfrage jenes Dozenten gegen-
a A1: Fall Bernhardt, > „Fall Bernhardt“ A2: Fall Bernhardt, > Fall Bernhard, ; maschinenschriftlich in A3: „Fall Bernhard“; hier korrigiert nach A3. b A1, A2: angebliche, A3: angeblich; hier korrigiert nach A3. c A1: Komma eigenhändig. d A1: letztes Wort eigenhändig unterstrichen; A3: beide Worte maschinenschriftlich unterstrichen. 1 Zum „Fall Bernhard“ vgl. die Briefe an Heinrich Rickert, nach dem 15. Jan. 1911, oben, S. 49, Anm. 8, sowie an Lujo Brentano vom 5. Febr. 1911, oben, S. 82 – 84.
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über, unter Berufung auf meinen Gesundheitszustand, ees abgelehnt hätte, meine Frau mit den Waffen zu vertretene. An dieser Nachricht war, wie ich der Zeitung sofort erklärte, kein einziges wahresf Wort.2 Berichtigung und Genugtuung wurde jedoch verweigert und erst nach Monaten in ungenügender Art geleistet,3 obwohl auch der als Quelle genannte Dozent (Dr. Ruge) sofort öffentlich gegen jede Bezugnahme auf ihn gals Quelleg protestiert hatte.4 In dem nach längerer Korrespondenz entstandenen Beleidigungsprozeß5 stellte sich als Einsender des Artikels der Korrespondent und jetzigeh Redakteur bei den Dresdener Neuesten Nachrichten, Herr Dr. Bandmann, s.Zt. in Mannheim wohnhaft, heraus. Dieser Herr hat, wie schon vorher seiner Redaktion, so jetzt im Prozeß mir gegenüber,i sich auf die Angaben eines Heidelberger Professors als Quelle berufen, dessen Name jedoch, auch in der Instanz, nicht genannt wurde. Es steht fest, daß Herr Dr. Bandmann, der sonst innerhalb der Heidelberger Universitätskreise, soweit sich feststellen ließ, persönlich unbekannt ist, gerade mit Ihnen verkehrt hat. Es wurde ferner in der Instanz die Vorlegung eines (vorher als Beweismittel angezogenen) Gutachtens über Herrn Dr. Bandmanns journalistische Qualifikation, auf Grund dessen seine Beförderung zum Redakteur erfolgt ist, verweigert, mit der Begründung, daß der Erstatter dieses Gutachtens identisch sei
e A1, A2: Unterstreichung eigenhändig; A3: Unterstreichung maschinenschriftlich. f A1: wahes > wahres A2: wahes maschinenschriftlich in A3: wahres g A2: 具als Quelle典 h A1, A2: jetziger > jetzige A3: jetziger i A1: Komma eigenhändig. 2 Brief Webers an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 11. Jan. 1911, oben, S. 31 – 33. 3 Gemeint ist die „Berichtigung“, die unter dem Titel: Alt-Heidelberg, du Feine, in: Dresdner Neueste Nachrichten, Nr. 71 vom 12. März 1911, 2. Bl., S. 2f. (MWG I/13), erschienen ist. 4 Weber bezieht sich auf die von Arnold Ruge inspirierte redaktionelle Mitteilung in der Notiz: („Eine Duellforderung an der Heidelberger Universität“.), in: Heidelberger Tageblatt, Nr. 7 vom 9. Jan. 1911, S. 4. Eine von Ruge selbst verfaßte ausdrückliche Richtigstellung mit dem Bemerken, daß an der Meldung über seine angebliche Duellanfrage an Max Weber „kein wahres Wort“ sei, findet sich unter der Überschrift „Eine Duellforderung an der Heidelberger Universität“ in: Hamburger Fremdenblatt, Nr. 12 vom 14. Jan. 1911. 5 Der Beleidigungsprozeß Julius Ferdinand Wollf/Otto Bandmann gegen Max Weber hatte in erster Instanz am 14. Oktober 1911 vor dem Schöffengericht Dresden stattgefunden.
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mit der Quelle jenes Artikels.6 Die Dissertation des Dr. Bandmann aber nennt Siej und nur Sie als seinen Lehrer in Journalistik.7 Sie haben auch, nach persönlicher privater Mitteilung des Sohnes des Begründers der Dresdener Neuesten Nachrichten und Mitbesitzers dieses Blattes, Herrn Wolfgang Huck, auch diesem Herrn den Dr. Bandmann auf das wärmste empfohlen. Endlich ist in der Instanz es Herrn Dr. Bandmann widerfahren, durch ein Sichversprechen Ihren Namen direkt zu nennen (was ich meinem Herrn Rechtsbeistand8 gegenüber damals konstatiert habe). Nach alledem besteht nicht der mindeste Zweifel darüber[,] daß Herr Dr. Bandmann behaupten will, sich auf Sie als seine Quelle berufen zu können. Dadurch bin ich zu der Frage an Sie genötigt: Ist es Tatsache, daß Sie im Dezember 1910 oder Januar 1911 Herrn Dr. Bandmann die eingangs wiedergegebenen Angaben gemacht haben oder andere, ihnen ähnliche? Und welche?9 Oder daß der Artikel sonst in irgendwelchen Teilen auf Sie zurückgeht? k(Ich bemerke dabei, daß er ebenso auch im l„Hamburger Fremdenblatt“ l erschienen ist)k.10 Da die Beantwortung jam in jedem Fall mit wenigen Worten zu erledigen ist n(namentlich aber dann, wenn sie, zu meiner Freude, etwa eine j A1: Unterstreichung eigenhändig. k A1: Klammern eigenhändig. l A1: Anführungszeichen eigenhändig. m A1, A2: der > ja maschinenschriftlich in A3: ja n A1: Kommata eigenhändig durch Klammern ersetzt. 6 Gemeint ist die Äußerung von Adolf Koch über die Qualifikation von Otto Bandmann in seinem Brief an Julius Ferdinand Wollf vom 7. Febr. 1911 (Abschrift masch.; GLA Karlsruhe, 269/107, S. 517). Das Schreiben ist dem Hauptverhandlungsprotokoll im Beleidigungsprozeß Koch gegen Weber als Beilage adhibiert und trägt am Briefkopf die von Weber mit Rotstift hinzugefügte Ziffer: „17“. 7 Otto Bandmann erwähnt in seiner Dissertation: Die deutsche Presse und die Entwicklung der deutschen Frage 1864 – 66 (Leipziger historische Abhandlungen, hg. von Erich Brandenburg u. a., Heft 15). – Leipzig: Quelle & Meyer 1910, im Vorwort, S.VII, Adolf Koch eher beiläufig als Gründer der „Journalistischen Bibliothek“ in Heidelberg. 8 Gemeint ist Ernst Johannes Giese. 9 Dazu schreibt Koch in seiner Antwort an Weber vom 3. Jan. 1912 (GLA Karlsruhe, 269/ 108, S. 211): „Zur Sache selbst erkläre ich, daß in meinem Hause, wo Herr Dr. Bandmann freundschaftlich verkehrte, gelegentlich beim Tee [von Weber mit Rotstift unterstrichen] jener Vorfall erwähnt wurde, und zwar in genau der Weise, wie er mir von einem früheren Redakteur des Heidelberger Tageblatts erzählt worden ist. Ich bedauere sehr, daß diese im Familienkreise [von Weber mit Rotstift unterstrichen] getane Äußerung weitergetragen worden ist und Ihnen dadurch Unannehmlichkeiten erwachsen sind.“ 10 Die Mitteilung ist erschienen unter dem Titel: Eine Duellforderung an der Universität Heidelberg, in: Hamburger Fremdenblatt, Nr. 5 vom 6. Jan. 1911, S. 2.
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negative sein könnte)n so darf ich eine umgehende Antwort gewärtigen, wie sie der Natur des Falles und auch dem Umstande entspricht, daß in dieser Angelegenheit in den nächsten Tagen abermals Termin ansteht, für welchen selbstverständlich die Art Ihrer Antwort nicht ohne Einfluß auf mein Verhalten bleiben könnte. Im Fall der Verzögerung einer Antwort müßte ich zu meinem großen Bedauern annehmen, daß Herr Dr. Bandmann sich mit Recht auf Sie beruft. Hochachtungsvoll und ergebenst oProf. Max Webero
o A1, A2: Unterzeichnung eigenhändig; in A2: Unterzeichnung mit Klammern eigenhändig mit Bleistift.
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Adolf Koch 2. Januar 1912; Heidelberg Abschrift; maschinenschriftlich mit eigenhändiger Korrektur und Zusätzen Max Webers GLA Karlsruhe, 269/108, S. 201 Die Abschrift trägt am Briefkopf den maschinenschriftlichen Vermerk: „Copie nach zurückbehaltener Abschrift. (Wörtlichkeit nicht garantiert.)“, von Max Weber eigenhändig korrigiert zu: „Copie nach zurückbehaltenem Konzept. (Wörtlichkeit nicht garantiert.) [letzteres mit Rotstift unterstrichen]“, sowie den eigenhändigen Zusatz Max Webers: „Eilbrief“.
Heidelberg, den 2. Januar 1912. Herrn Professor A[dolf] Koch. Sehr geehrter Herr! 5
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Ich übersandte Ihnen am 31. Dezember früh 9 1/2 Uhr durch besonderen Boten (Radler) einen Brief,1 dessen Copie ich, für alle möglichen Fälle, hier nochmals beifüge, und kündigte gleichzeitig telefonisch dessen Eintreffen noch ausdrücklich mit dem Bemerken an, daß die Erledigung eile. Sie befanden sich, wie mir dabei mitgeteilt wurde, in Ihrer Wohnung. Gleichwohl habe ich eine Antwort bis jetzt (2. Januar morgens) nicht erhalten. Ich bemerke nochmals, daß für mich die Möglichkeit, den auf meine Widerklage hin in erster Instanz verurteilten beiden Redakteuren2 entgegenzukommen, mit in erster Linie auch davon abhängt, ob und welche Auskunft ich von Ihnen auf meine ergebenste Anfrage erhalte.3 ...a Hochachtungsvoll b(Max Weber)b
a Auslassungszeichen in Abschrift. b Unterzeichnung und Klammern eigenhändig. 1 Vgl. oben, S. 379 – 382. 2 Gemeint ist die Widerklage im Beleidigungsprozeß Julius Ferdinand Wollf und Otto Bandmann gegen Weber; die beiden Redakteure waren in der Hauptverhandlung vom 14. Oktober 1911 vor dem Schöffengericht in Dresden zu Geldstrafen von 20 bzw. 30 Mark verurteilt worden. 3 Kochs Antwort findet sich in seinem Brief vom 3. Jan. 1912; zu deren Wortlaut vgl. den Brief an Koch vom 31. Dez. 1911, oben, S. 381, Anm. 9.
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Adolf Koch [2. Januar 1912]; Heidelberg Abschrift; von der Hand Adolf Kochs UA Heidelberg, H-IV-326/2 Webers Schreiben wird in einem Brief Adolf Kochs an die Philosophische Fakultät der Universität Heidelberg vom 3. März 1912 (UA Heidelberg, H-IV-326/2) mitgeteilt. Dieses Exemplar (A1) liegt der Edition zugrunde; ein zweites Exemplar des Briefes von Koch befindet sich als Abschrift in: GLA Karlsruhe, 235/2195, S. 127 – 132; die Abschrift des Weberbriefes, ebd., S. 129 – 130. Da diese Abschrift gegenüber dem Schreiben an die Philosophische Fakultät Varianten aufweist, werden diese mit der Sigle A2 annotiert. Das Datum ergibt sich aus dem ausdrücklichen Hinweis Kochs sowie aus dem Briefinhalt.
Ziegelhäuser Landstraße 17. Sehr geehrter Herr! Ich teile nachstehend auch noch den vollen Wortlaut desjenigen Passus mit, um welchen es sich handelt: „Auf dieses Schreibena fragte Dr. Ruge, wie er selbst erklärt hat, bei Herrn Professor Max Weber an, ob er die Äußerungen seiner Gemahlin“ (in dem bekannten Streitfall, über welchen s. Z. die gesamte Presse berichtet hat) „billige und ob er sie mit der Waffe verteidigen wolle. Professor Weber wies diesb Ansinnen zurück, wie verlautet, wegen seines schlechten Gesundheitszustandes“.1 Ich beziehe mich auf meinen durch Boten am 31ten 2 und auf meinen cauf derc Post eingeschriebenen,d durch Boten heute zugestellten Brief.3 Meine Adresse in Dresden ist „Europäischer Hof“. Der Termin findet am Freitag früh statt. Hochachtungsvoll Max Weber.
a In A2 folgt: hin b A2: dieses c A2: durch die d Komma fehlt in A2. 1 Weber zitiert hier – mit wenigen Auslassungen – den letzten Absatz des Artikels: AltHeidelberg, du Feine, erschienen in: Dresdner Neueste Nachrichten, Nr. 8 vom 8. Jan. 1911, 2. Bl., S. 3. 2 Oben, S. 379 – 382. 3 Oben, S. 383.
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Friedrich Blanck PSt 8. Januar 1912; PSt Heidelberg Brief; eigenhändig Deponat Max Weber, BSB München, Ana 446 Das Datum ist aus dem beiliegenden Briefumschlag erschlossen. Der unten abgedruckte Brief sowie die Schreiben an Blanck vom 11. und 14. Januar 1912, unten, S. 386 f. und 390 f., gehören zur Vorgeschichte des Privatklageverfahrens Adolf Koch gegen Max Weber wegen Beleidigung. Im folgenden Brief geht es um Kochs Verhalten vor und während der Revisionsverhandlung in der Privatklagesache Julius Ferdinand Wollf und Otto Bandmann gegen Max Weber vor dem Landgericht Dresden am 5. Januar 1912, welche mit einem Vergleich endete. Zu Entstehung und Verlauf dieser Prozesse vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 11. Januar 1911, oben, S. 31 – 33.
Sehr geehrter Herr Doktor!
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Auf meine kategorische Aufforderung, sich zu erklären,1 erhielt ich von Koch erst nach 3a Tagen Antwort und das Angebot, im Termin zu erscheinen.2 Er habe nur privatim und gelegentlich jenes „Gerücht“ erwähnt, bedaure etc.3 ... Auf mein Telegramm, daß er im Interesse seiner selbst erscheine und aussage,4 erschien er in Dresden in meinem Hotel; da ich ihn absolut ignorierte, suchte er bei den Gegnern Anschluß, bot ihnenb Hülfe, Stellung eines Anwalts etc. an,5 wurde abgewiesen, „unwohl“ u. reiste zurück. Im Termin erklärte ich dann: „meine Vorwürfe seien leider, 앚:da der Urheber sich weigerte sich zu nennen:앚[,] an die falsche Adresse gerichtet gewesen, was ich bedaure“. Die Gegner bedauerten ihren Artikel u. der Prozeß war zu Ende. Koch hat, wie jetzt feststeht und ev. beeidigt wird, den Artikel lanciert[.] Ich werde Ihnen morgen noch eine Frage vorlegen.6 Im Übrigen mit besten Grüßen und Wünschen Max Weber
a 2 > 3 b 具Recht典 1 Brief an Adolf Koch vom 31. Dez. 1911, oben, S. 379 – 382. 2 Brief Adolf Kochs an Weber vom 3. Jan. 1912 (GLA Karlsruhe, 269/108, S. 211). 3 Ebd.; zum Wortlaut vgl. Brief an Adolf Koch vom 31. Dez. 1911, oben, S. 381, Anm. 9. 4 Das Telegramm ist nicht nachgewiesen. 5 Der Berliner Rechtsanwalt Martin Beradt, ein Schüler Adolf Kochs, der diesen nach Dresden begleitete, hatte Otto Bandmann Prozeßhilfe angeboten; vgl. dazu Brief an Adolf Koch vom 25. Jan. 1912, unten, S. 397. 6 Gemeint ist der Brief an Friedrich Blanck vom 11. Jan. 1912, unten, S. 386 f.
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Friedrich Blanck 11. Januar 1912; Heidelberg Brief; maschinenschriftlich mit eigenhändigen Zusätzen und Korrekturen Max Webers Deponat Max Weber, BSB München, Ana 446 Der unten abgedruckte Brief, das vorherige Schreiben vom 8. Januar 1912, oben, S. 385, sowie jenes vom 14. Januar 1912, unten, S. 390 f., gehören zur unmittelbaren Vorgeschichte des Privatklageverfahrens von Adolf Koch gegen Max Weber, das durch dessen Schreiben vom 25. Januar 1912, unten, S. 395 – 406, ausgelöst wurde.
Heidelberg, den 11. Januar 1912. 앚:Ziegelhauser Landstr. 17:앚 Sehr geehrter Herr Doktor! Ich bitte Sie um kurze ausdrückliche Bestätigung folgender drei Punkte: I. Herr Redakteur Heinz, jetzt in Essen, damals in Heidelberg, hat die Vorgänge bei dem Erwerb der Kollegnachschrift seiner Zeit nicht in einem so harmlosen Lichte gesehen, wie sie ihm jetzt, in der Erinnerung, erscheinen und dies ina Äußerungen Ihnen gegenüber unmißverständlich zum Ausdruck gebracht.1 Es ist auch damals schon prophezeit worden, daß das betreffende Kolleg nach dem Fortgang des Herrn Professor Marcks voraussichtlich von Herrn Professor Koch gelesen werden würde. II. Herr Professor Koch hat sich Ihnen gegenüber gerühmt, daß eine Verwendung von seiner (Kochs) Seite ausreiche, um von seiten der Staatsregierung Stellungen und Vorteile zu erlangen.2
a den > in 1 Adolf Koch hatte sich durch den damaligen Studenten Eugen Fehrle eine Kollegnachschrift von Erich Marcks’ Vorlesung über nordamerikanische Geschichte verschafft und nach dessen Weggang mehrere Semester lang eine Vorlesung darüber gehalten, vgl. dazu Webers Brief an die Philosophische Fakultät vom 29. Jan. 1912, unten, S. 411 f. Ob Fehrle selbst diese Vorlesungsnachschrift angefertigt hat, ist allerdings fraglich, da er im Laufe des entsprechenden Semesters sein Studium beendet und der Quästurakte von Marcks zufolge die betreffende Vorlesung nicht belegt hatte. Heinrich Heinz hatte sich – den Aussagen Blancks zufolge – damals kritisch über die Verhaltensweise seines Lehrers Adolf Koch geäußert, später jedoch sein Urteil darüber wesentlich abgemildert; vgl. dazu die Briefe an Heinrich Heinz vom 25. und 29. Nov. 1911, oben, S. 364 – 366 und 367 f., sowie den Brief an Friedrich Blanck vom 29. Nov. 1911, oben, S. 369. 2 Vermutlich hatte Weber eine Bemerkung Blancks über Koch mißverstanden, in der wahrscheinlich von dessen Einfluß auf Zeitungsredaktionen die Rede gewesen war. Offen-
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III. Herr Professor Koch hat über die beabsichtigte Enquete und meine Beteiligung daran Dritten gegenüber b, nach deren Angabe,b eine gehässige Äußerung getan, insbesondere von c„Kometenschweif“c gesprochen.3 Ich bemerke ausdrücklich, daß ich mit dieser ganzen Angelegenheit meinerseits im Interesse der Universität die Öffentlichkeit nicht zu befassen gedenke, sondern die für die Beurteilung wesentlichen Tatsachen Herrn Professor Koch in einem jedes Urteils sich enthaltenden Privatbrief vorhalten werde4 und diesen Privatbrief alsdann einerseits den Vertretungen der Kollegenschaft, namentlich der Fakultät,5 andererseits,d eunter Ausschaltung der Namene aller daran beteiligtenf dritteng Personen,h den großen Preßorganen als Privatmitteilung zustellen werde. Mit den besten Grüßen und Wünschen 앚:und Dank für Ihren freundlichen Brief:앚 Ihr ergebenster iMax Weberi
b Kommata eigenhändig. c Anführungszeichen eigenhändig. d Komma eigenhändig. e Unterstreichung eigenhändig. f O: Beteiligten g Unterstreichung eigenhändig. h Komma eigenhändig. i Unterzeichnung eigenhändig. sichtlich hat Blanck dies in seiner Antwort richtiggestellt, da Weber die Behauptung in der hier vorgetragenen Form nicht weiter aufgestellt hat; zu Adolf Kochs angeblichem Einfluß auf die Besetzung von Redakteurstellen vgl. die Zeugenaussage Blancks in der Schöffengerichtsverhandlung vom 17. Oktober 1912 (GLA Karlsruhe, 269/107, S. 433 – 434); zum Wortlaut vgl. die Wiedergabe im Anhang, Nr. III.18, unten, S. 971. 3 Gemeint ist eine Äußerung über die von Max Weber initiierte Zeitungsenquete der DGS; vgl. dazu den Brief an Blanck vom 14. Jan. 1912, unten, S. 391. 4 Dies geschah durch den Brief an Adolf Koch vom 25. Jan. 1912, unten, S. 395 – 406. 5 Die Briefe an Koch vom 31. Dez. 1911, oben, S. 379 – 382, sowie vom 25. Jan. 1912, unten, S. 395 – 406, sandte Weber der Philosophischen Fakultät der Universität Heidelberg mit einem Begleitschreiben am 25. Jan. 1912, unten, S. 411 – 414.
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Ernst Traumann 11. Januar 1912; Heidelberg Brief; maschinenschriftlich GLA Karlsruhe, 269/108, S. 273 Der nachfolgende Brief sowie das vorherige Schreiben an Traumann vom 9. November 1911, oben, S. 335 f., gehören zur Vorgeschichte des Privatklageverfahrens von Adolf Koch gegen Max Weber wegen Beleidigung. Zu Entstehung und Verlauf dieses Prozesses vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 11. Januar 1911, oben, S. 31 – 33.
Heidelberg, den 11. Januar 1912. Sehr geehrter Herr Doktor! Ich bitte Sie mir folgende Tatsachen freundlichst ausdrücklich bestätigen zu wollen:1 I. Sie sind zu dem Artikel, welchen Herr Professor Koch später in der bekannten Art benutzt hat, von diesem in seiner Eigenschaft als Redakteur des hiesigen Tageblatts aufgefordert worden. II. Nachdem der Nekrolog in der Kölnischen Zeitung erschienen war, und die Kölnische Zeitung Ihnen Herrn Professor Koch als Verfasser genannt hatte, haben Sie den Tatbestand brieflich Herrn Professor Koch vorgehalten. III. Herr Professor Koch hat daraufhin behauptet, er habe so viele Artikel in jener Zeit zu schreiben gehabt, daß er habe annehmen müssen, auch der von Ihnen eingelieferte und abgedruckte Artikel sei von ihm selbst geschrieben. IV.2 Sie haben diese Behauptung unter Hinweis darauf, daß der Artikel mit Ihrem Namen unterzeichnet erschienen sei und die Benutzung sich bis in die letzte Spalte desselben erstrecke, als eine „Lüge“ bezeichnet und sich jede weitere Korrespondenz verbeten. 1 In seiner Antwort vom gleichen Tage (GLA Karlsruhe, 269/108, S. 275 – 277) mit dem Vermerk Webers am Briefkopf: „10“) hat Traumann alle von Weber im folgenden angeführten Tatsachen bestätigt. 2 Zu Punkt IV vermerkt Traumann in seinem Brief vom 11. Jan.1912, wie Anm. 1: „Ich habe Koch nicht nur die erwähnte Lüge, sondern auch noch andere gelegentliche Unwahrheiten vorgehalten, die ich schließlich nochmals mit dem Ausdruck zusammenfaßte: ,Und was dergleichen erbärmliche Lügen mehr sind.‘ Auch die von ihm gegen gemeinsame Bekannte, sowie besonders gegen den deutschen Buchhändlerverein verübte Treulosigkeit warf ich ihm vor, um meinen Scheidebrief eingehend zu begründen. Ferner hatte ich mir nicht nur jede Korrespondenz, sondern jede persönliche Annäherung verbeten.“
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V.3 Sie haben nach einiger Zeit in dem Kouvert einer Karlsruher Korrespondenz einen Brief von Herrn Professor Koch erhalten, worin derselbe erklärte, er verklage Sie mit Rücksicht auf seine Familie nicht, Sie aber würden eine von Ihnen (angeblich!) über die Frankfurter Zeitung (deren Mitarbeiter Sie waren) gemachte abfällige Bemerkung wohl nicht noch einmal wiederholen. VI. Sie haben dies brieflich als eine „feige Drohung“ bezeichnet. Mit vorzüglicher Hochachtung aMax Webera
a Unterzeichnung eigenhändig. 3 Zu den Punkten V und VI schreibt Traumann zur Ergänzung in seiner Antwort, wie Anm. 1: „Die ,feige Drohung‘, die ich Koch brieflich in’s Gesicht schleuderte, begleitete ich mit der Bemerkung, daß sie umso nichtswürdiger sei – dies war jedenfalls der Sinn, wenn vielleicht auch nicht der genaue Ausdruck der Wendung – als er mir eigentlich, wie er wohl wissen müßte, zu danken hätte, daß ich ihn in dieser Plagiatssache geschont und nicht durch deren Veröffentlichung in seiner Eigenschaft als Journalist und Lehrer der Journalistik vernichtet habe. Ich füge heute zur Ergänzung der Charakteristik Kochs hinzu, daß die Feigheit und Hinterlist, mit der er mich einzuschüchtern und von allen weiteren Schritten abzuhalten gedachte, noch dadurch vermehrt wurde, daß er s. Zt. mit jener abfälligen Bemerkung über die ,Frankfurter Zeitung‘ – sie betraf meines Erinnerns den im Feuilleton sich breit machenden Dilettantismus, den ich, wie ich ihm gegenüber replicierte, wiederholt bei der Redaktion offen gerügt habe – vollständig einverstanden war. So hatte er mir einmal schriftlich zur Übernahme des Referats über deutsche Belletristik mit dem Bemerken gratuliert, daß dasselbe bis dahin in jenem Organe ,elend‘ vertreten gewesen sei. Also: derselbe Mensch, der sich, wie er wohl wußte, weit abfälliger über die Fr. Ztg. geäußert hatte, spielt sich anscheinend zu ihrem Beschützer auf, um anzudeuten, daß er mir eventuell dort schaden bezw. die Mitarbeiterschaft verlegen könne!“
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Friedrich Blanck 14. Januar 1912; Heidelberg Brief; eigenhändig Deponat Max Weber, BSB München, Ana 446 Der nachfolgende Brief wie die vorhergehenden Schreiben an Blanck vom 8. und 11. Januar 1912, oben, S. 385 und 386 f., gehören zur Vorgeschichte des Privatklageprozesses von Adolf Koch gegen Max Weber wegen Beleidigung; zu Anlaß und Verlauf dieser Auseinandersetzung vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 11. Januar 1911, oben, S. 31 – 33.
Heidelberg 14. 1. 12 Sehr geehrter Herr Doktor! Wir scheinen uns – wahrscheinlich durch meine Schuld – gründlich mißzuverstehen, sonst könnten Sie nicht annehmen, ich wolle „unter anonymer Flagge“ segeln!1 Ich beabsichtige: 1) Herrn Koch den Thatbestand mit voller Ausführlichkeit vorzuhalten (privatbrieflich),2 einschließlich der Traumann’schen und Marcks’schen Sache. 2) diesen Brief nebst allen Belegen der Fakultät vorzulegen (zur weiteren Veranlassung).3 3) ihn den großen Presse-Organen zuzustellen unter Tilgung aller Namen (Traumann, Köln[ische] Zeitung, Dresd[ner] N[eueste] Nachrichten und ihre Redakteure)[,] die alle durch Abkürzungen bzw. Chiffren ersetzt werden. Denn wozu diese Namen mitteilen. Der Brief ist nicht zu veröffentlichen (das ist gegen das Interesse der Corporation)[,] dagegen 앚:wird er natürlich als:앚 Koch gegenüber nicht vertraulich bezeichnet. Auch werde ich Koch mitteilen, daß dies geschieht.4 Er mag dann klagen, wenn er will und kann: Ich erbiete mich gleichzeitig 앚:natürlich:앚 zu gerichtlichem Erweise. Ich sehe nicht, wie ich anders verfahren
1 Einen solchen Vorwurf hatte Blanck anscheinend in seinem Antwortschreiben auf Webers Brief vom 11. Jan. 1912, oben, S. 386 f., erhoben. 2 Dies geschah durch Webers Brief an Adolf Koch vom 25. Jan. 1912, unten, S. 395 – 406, der dann Gegenstand des späteren Privatklageverfahrens wegen Beleidigung gegen Weber bildete. 3 Dies erfolgte durch den Brief an die Philosophische Fakultät vom 25. Jan. 1912, unten, S. 407 f. 4 Vgl. dazu den Brief an Koch (wie Anm. 2), unten, S. 405 f.
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könnte. Wozu meinerseits Dritte mit Namen nennen, die nur „Zeugen“ sind? Mein Name wird ja nicht fehlen! – Ich danke für Ihren Brief. Sie erzählten mir den Vorfall s. Z. (ich meine den „Kometenschweif“),5 als ich Ihnen zuerst meinen Verdacht gegen Koch mitteilte, 앚:so wie ich Sie damals verstand,:앚 als eine Bestätigung desselben. Daher meine Auffassung der Sache. Es ist mir lieb, nun zu wissen, wie es stand. – Wichtiger ist mir, daß ich nun weiß, warum Sie so sehr zurückhaltend bezüglich der „Soziol[ogischen] Gesellsch[aft]“ waren. Ich finde, daß Sie da viel zu weit gegangen sind. Ihre Mitarbeit 앚:lag und:앚 liegt im Interesse der Gesellschaft, nicht im Ihrigen. Und ich muß bestimmt und ein für alle Mal ablehnen, ein „glänzender Name“ zu sein, vollends auf Presse-Gebiet, wo ich zu lernen habe! Ich hoffe dringend, Sie ändern da Ihre Auffassung. Herren Heinz’s Ansichten können doch für Sie nicht maßgebend sein.6 Ich hielte es für sehr erfreulich, wenn ein Zusammenarbeiten zu stande käme. In bekannter Hochschätzung ergebenst Max Weber
5 Vgl. dazu Brief an Blanck vom 11. Jan. 1912, oben, S. 387. 6 Heinrich Heinz hatte Blanck zu verstehen gegeben, daß er durch seine etwaige Mitarbeiterschaft an der Presseenquete der DGS in ein Abhängigkeitsverhältnis zu Max Weber geraten werde, woraufhin Blanck seine geplante Mitarbeit aufkündigte, so Max Weber in seinem Antrag an das Amtsgericht Heidelberg betr. die Benennung Blancks als Zeugen vom 10. Okt. 1912, abgedruckt im Anhang, Nr. III.14, unten, S. 948 – 950.
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Paul Siebeck 14. Januar 1912; Heidelberg Brief; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446
Heidelberg 14. 1. 12 Sehr geehrter Herr Dr Siebeck! 1. Bücher fand ich in seelisch ziemlich deprimierter, auch sonst nicht sehr frischer Verfassung. Plenge wird Ihnen ja Näheres gesagt haben. Ich habe lange mit ihm gesprochen. Eine geistige Abnahme fand ich nicht, nur eine gewisse Starrheit der Ansichten. Er will nichts von den Artikeln1 abgeben und hofft sie fertigzustellen. Dabei ersuchte er, ihm zunächst für den ersten (Wirtschaftsstufen) den äußersten Termin mitzuteilen, und zwar Ihrerseits.2 Ich werde nun Wieser schreiben3 und Ihnen dann Auskunft geben. Ich hatte Andren 앚:neuerdings:앚 den 1. Juli als Termin genannt, vorher ist an Büchers Artikel ja sicher gar nicht zu denken. Die Lage ist recht fatal. Auch vom „Handel“ will er nichts abgeben, obwohl es ev. höchste Zeit wäre. – 2. Jaffé und Dr Lederer ersuchen mich dringend, bei Ihnen auch meinerseits im Sinn der Separat-Ausgabe von Chronik und Litteratur-Anzeiger des Archiv zu intervenieren.4 Mir war dies ursprünglich ein antipathischer Gedanke. Allein bei der Preislage des „Archiv“ ist in der That wohl nicht daran zu denken, daß die Interessenten um der Chronik und des L[itteratur-]A[nzeigers] willen das 앚:ganze:앚 „Archiv“ halten. 1 Gemeint sind die GdS-Artikel über „Wirtschaftsstufen“ sowie „Handel“; vgl. dazu Brief an Oskar Siebeck vom 28. Dez. 1911, oben, S. 376, Anm. 2. 2 Diese Bitte hat Weber in seinem Brief an Oskar und Paul Siebeck vom 31. Jan. 1912, unten, S. 418, wiederholt. 3 Korrespondenzen mit Friedrich v. Wieser sind nicht nachgewiesen. 4 In seiner Antwort vom 17. Jan. 1912 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446) signalisierte Paul Siebeck seine prinzipielle Zustimmung zu dieser Absicht, dies umso mehr, als er den Plan einer Separatausgabe schon 1910 angeregt hatte – vgl. dazu Brief Webers an Edgar Jaffé, vor oder am 1. Dez. 1910 (MWG II/6, S. 702, Anm. 7) –, allerdings mit folgender Einschränkung: „Ich bin aber dafür nur dann zu haben, wenn dadurch das ,Archiv‘ von der Sozialpolitischen Chronik und vom Literaturanzeiger entlastet wird. Wir hätten also alle 2 Monate ein Heft des ,Archivs‘ mit Abhandlungen und eventuell mit einigen zusammenfassenden Literaturberichten, und jeden Monat ein Heft einer neuen Zeitschrift, die die Sozialpolitische Chronik und den Literaturanzeiger zu bringen hätte.“ Weber nahm dazu kritisch Stellung in seinem Brief an Oskar und Paul Siebeck vom 31. Jan. 1912, unten, S. 419.
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Und dies allein könnte Braun5 einige Chancen geben, die er sonst sicher nicht hat. Ihm wird das Wasser am sichersten abgegraben, wenn man ihm die Leute wegnimmt, indem man ihnen diesen Teil des „Archiv“ separat zugänglich macht. Für das eigentliche „Archiv“ müßte ich dann jetzt eine neue Mitarbeiter-Acquisition beginnen, um ihm neues Blut zuzuführen. Jedenfalls möchte ich mich jetzt angesichts der Lage für jenen Modus aussprechen. In bekannter Hochschätzung Ihr Max Weber
5 Weber bezieht sich hier auf die von Heinrich Braun herausgegebenen Annalen für soziale Politik und Gesetzgebung, die sowohl vom Verleger als auch von den AfSSp-Herausgebern als neu entstandenes Konkurrenzunternehmen betrachtet wurden; vgl. dazu den Brief an Edgar Jaffé, vor oder am 9. Jan. 1911, oben, S. 25.
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Edgar Jaffé 14. Januar 1912; Heidelberg Brief; eigenhändig Privatbesitz
Heidelberg 14. 1. 12 Lieber Jaffé! 1. Mit Bernaysa einverstanden, falls Dr Lederer dadurch nicht geschädigt wird.1 2. Ich habe an Siebeck wegen der Separat-Ausgabe des Litt[eratur-] Anzeiger u. Chronik geschrieben,2 da Lederer sagt, Sie wünschten es[.] 3. Ich möchte Sie dringend bitten, doch sicher am 1. Juli mit Ihrem Beitrag fertig zu sein.3 Wir haben doch die Vorhand und hatten vor nun langer Zeit Alles mit Ihnen abgemacht. Es geht doch nicht, daß wir auch für kurze Beiträge Ausstand geben[.] – Wir müssen jetzt die erste Hypothek haben, auch vor Ihren beabsichtigten neuen Vorlesungen.4 4. Ich werde an einige Leute dieser Tage schreiben, bin aber natürlich stark aus dem Betrieb heraus.5 Collegiale Grüße und Wünsche! Max Weber a O: Bernanys 1 Möglicherweise handelt es sich hierbei um Beiträge sozialpolitischer Art von Marie Bernays für das AfSSp, die die regelmäßige sozialpolitische Berichterstattung durch Emil Lederer hätten beeinträchtigen können. Die Korrespondenz von Jaffé mit Paul Siebeck sowie dessen Briefwechsel mit Werner Sombart enthalten dazu keinerlei Angaben. 2 Gemeint ist der Brief an Paul Siebeck vom 14. Jan. 1912, oben, S. 392 f. 3 Weber mahnt hier die fristgemäße Fertigstellung des GdS-Beitrages von Jaffé: Das englisch-amerikanische und das französische Bankwesen, an. 4 Jaffé las im Sommersemester 1912 an der Handelshochschule München über: die Organisation des Geld- und Kapitalmarktes in den führenden Ländern, sowie: Sozialpolitik, an der Universität über: Arbeiterfrage und soziale Bewegung, im Wintersemester 1912/13 an der Handelshochschule über: Grundzüge der theoretischen Nationalökonomie, an der Universität über: Geld, Kredit und Notenbanken. 5 Wahrscheinlich hatte Jaffé Weber gebeten, um Mitarbeiter für das AfSSp zu werben, wie er dies kurz zuvor in einem Brief an Werner Sombart ebenfalls getan hatte. So schrieb er diesem am 14. Dez. 1911 (GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Werner Sombart, Nr. 17, Bl. 227 – 228), daß sich „die Braunsche und die Grünbergsche Konkurrenz sehr stark geltend“ mache und dem Archiv „Aufsätze und Mitarbeiter“ entziehe. „Ich wäre Ihnen deshalb sehr dankbar, wenn Sie in der Lage wären, mir bei der Gewinnung neuer Mitarbeiter resp. neuer Beiträge von älteren Mitarbeitern dadurch behilflich zu sein, daß Sie in Ihrem Freundeskreis wieder etwas für das Archiv agitieren.“
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Adolf Koch 25. Januar 1912; Heidelberg Brief; maschinenschriftlich mit eigenhändigen Korrekturen und Zusätzen Max Webers GLA Karlsruhe, 235/2195, S. 87 – 105 Der folgende Brief bildete den Gegenstand einer Privatklage von Adolf Koch gegen Max Weber wegen Beleidigung, die vom 14. bis 17. Oktober 1912 vor dem Heidelberger Schöffengericht verhandelt wurde; zu Entstehung und Verlauf dieses Prozesses vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 11. Januar 1911, oben, S. 31 – 33. Der unten abgedruckte Brief liegt uns in drei maschinenschriftlich identischen Exemplaren vor, bei denen aber die Ergänzungen bzw. Korrekturen Max Webers zum Teil variieren. Daher werden diese im folgenden mit den Siglen A1, A2 und A3 annotiert. Neben der Ausfertigung an Adolf Koch (A1), die hier zum Abdruck kommt, befindet sich ein weiteres Exemplar im UA Heidelberg, H-IV-326/2 (A2), sowie ein drittes im GLA Karlsruhe, 269/108, S. 243 – 261 (A3). A2 enthält am Briefkopf den eigenhändigen Vermerk: „Herrn Professor Dr A[dolf] Koch, hier“, A3 den Vermerk: „Incriminiertes Schreiben (Copie) An Gerichtsstelle niederzulegen.“
Heidelberg, den 25. Januar 1912. Sehr geehrter Herr!
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Mein am 31. Dezember früh 1/2 10 Uhr durch Boten (Radler) an Sie gesandter Brief1 traf Sie festgestelltermaßen zu Hause ana. Sie haben ihn nicht, wie ich erwarten durfte, unmittelbar beantwortet. Ich schickte Ihnen am 2. Januar durch Eilboten den Brief nochmals unter dem Hinweis, daß die Möglichkeit, den in erster Instanz auf meine Widerklage hin verurteilten beiden Redakteuren entgegenzukommen, für mich von der Art Ihrer Antwort abhänge.2 Darauf wurde mir telephonisch mitgeteilt, daß Sie inzwischen verreist seien. Ich fand alsdann in Dresden am 3. Januar abends ein nachmittags in Berlin aufgegebenes Telegramm vor, wonach ein Brief „unterwegs“ sei.3 Dieser ging jedoch laut Poststempel erst am 3. Januar abends nach 8 Uhr ab und traf mich am 4. morgens in Dresden.4 Sie hatten sich auf meinen ersten Brief hin, an die
a A1, A2, A3: vor > an 1 Brief Webers an Adolf Koch vom 31. Dez. 1911, oben, S. 379 – 282. 2 Brief vom 2. Jan.1912, oben, S. 383. 3 Telegramm vom 3. Jan.1912, aufgenommen drei Uhr zwölf nachmittags: „brief unterwegs“, GLA Karlsruhe, 269/108, S. 209. 4 Brief vom 3. Jan. 1912, ebd., S. 211; der dazugehörige Briefumschlag, ebd., S. 213.
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Gegenseiteb mit einem Briefe (vom 31. Dezember) gewendet, in welchem Sie Ihre Beteiligung an dem Artikel der Dresdner Neuesten Nachrichten auf eine gelegentliche im Familienkreise bei Ihnen gefallene Äußerung reduziert wissen wollten.5 Diese Darstellung hatte jedoch Herr Redakteur Dr. Bandmann in einem Brief an Sie vom 2. Januar als nicht zutreffend zurückgewiesen.6 In Ihrem daraufhin abgegangenen, schon erwähnten Brief an mich vom 3. Januar stellten Sie Ihr Verhalten ähnlich dar und „bedauerten“c die „Weitergabe“d jener angeblich nur gelegentlichen privaten Bemerkung.7 Gleichzeitig erboten Sie sich, falls dies erwünscht sei, im Termin zu erscheinen. Ich antwortete telegraphisch nach Berlin, daß Ihr Erscheinen nach Lage der Sache mir als unb A1, A2, A3: Unterstreichung eigenhändig. c A1, A2: „bedauern“ > „bedauerten“ d A1, A2, A3: „Wiedergabe“ > „Weitergabe“ 5 Brief von Adolf Koch an Otto Bandmann vom 31. Dez. 1911 (Abschrift masch.; GLA Karlsruhe, 269/108, S. 199); die Abschrift trägt am Briefkopf den Vermerk Max Webers: „Zu I,1 der Gegenerklärung.“ Weber verwechselt hier den Brief Kochs an Bandmann vom 31. Dez. 1911 mit dem vom 3. Jan.1912 (Abschrift masch.; GLA Karlsruhe, 269/108, S. 199 und 207); Koch hatte dem Schreiben vom 31. Dez. 1911 eine Abschrift des Briefes von Weber vom gleichen Tage, oben, S. 379 – 382, beigefügt und um „umgehende telegrafische Mitteilung“ an seine derzeitige Berliner Adresse darüber gebeten, ob auch Bandmann diesen Brief erhalten habe. „Dann bitte ich um umgehende Mitteilungen über den Stand des Prozesses und nähere Erklärungen über die in dem Briefe des Herrn Prof. Weber enthaltenen Angaben, (umgehend nach Berlin, Hôtel Fürstenhof). Wer klagt eigentlich, Sie oder Herr Wollf oder Prof. Weber?“ Diese Anfrage beantwortete Bandmann nach telegraphischer Bestätigung am 2. Jan. 1912 (Abschrift masch.; ebd., S. 203 – 205): „Die Angaben, die Herr Prof. Weber in seinem Briefe an Sie gemacht hat, sind richtig. Ich habe die größten Anstrengungen gemacht, Ihren Wunsch zu erfüllen, daß Ihr Name nicht Herrn Prof. Weber bekannt werde. [...] Nun, da Herrn Prof. Weber Ihr Name bekannt geworden ist, darf ich wohl annehmen, daß Sie die Verantwortung auf sich nehmen, und ich darf Sie bitten, die Fragen Webers entsprechend zu beantworten und mich zu ermächtigen, Ihren Namen zu nennen. Es ist Ihnen ja bekannt, daß ich den Artikel auf Ihre Veranlassung und auf Ihre Angaben hin verfaßt habe, und daß demnach die Vertretung der Sache Ihnen zufällt.“ Kochs Replik folgte einen Tag später, am 3. Jan. 1912, ebd., S. 207, mit der Berichtigung von Bandmanns Äußerung, „daß ich Sie zu Ihrem Artikel ,veranlaßt‘ hätte. Zu solcher Veranlassung lag für mich nicht der mindeste Grund vor. Ihrer Bitte habe ich insofern entsprochen, als ich Herrn Professor Weber gleichzeitig mitgeteilt habe, daß ich jenen von Ihnen geschilderten Vorfall in meinem Hause, wo Sie freundschaftlich verkehrten, gelegentlich beim Tee erwähnt habe.“ 6 Zu Webers Verwechslung der Briefinhalte vgl. Anm. 5. 7 Brief Adolf Kochs an Max Weber vom 3. Jan. 1912 (GLA Karlsruhe, 269/108, S. 211): „Zur Sache selbst erkläre ich, daß in meinem Hause, wo Herr Dr. Bandmann freundschaftlich verkehrte, gelegentlich beim Tee jener Vorfall erwähnt wurde, und zwar in genau der Weise, wie er mir von einem früheren Redakteur des Heidelberger Tageblattes erzählt worden ist. Ich bedauere sehr, daß diese im Familienkreise getane Äußerung weitergetragen worden ist und Ihnen dadurch Unannehmlichkeiten erwachsen sind.“
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abweisliche Pflicht erscheine.8 Ich erhielt darauf e nachmittags die schriftliche Mitteilung, daß Sie (im gleichen Hotel wie ich) anwesend seien und im Termin erscheinen würden, dessen Zeit und Ort ich Ihnen daraufhin abermals schriftlich kurz mitteilte. Am Abend erhielt ich die schriftliche Anzeige, daß Sie unwohl seien und am Morgen des 5., abermals schriftlich, die Mitteilung, daß der Arzt Ihnen das Aufstehen verboten und die Abreise nach Heidelberg anempfohlen habe.9 Indem ich bemerke, daß ich an Ihrem Übelbefinden nicht zweifle, muß ich gleichzeitig feststellen, daß Sie sich inzwischen, (wie im Verhandlungszimmer des Gerichtes festgestellt wurde)f an die Gegenseite gewendet und dieser Prozeßbeihilfeg angeboten hatten, was aber nicht akzeptiert worden war.10 Im Termin wurde zwischen den beiden Privatklägern11 und mir laut Protokoll folgender Vergleich geschlossen: „Die Privatkläger bedauern, irregeführt durch eine Persönlichkeit, welche die Erlaubnis zur Nennung ihres Namens verweigerte, eine Behauptung aufgestellt zu haben, welche Herr Professor Max Weber in Heidelberg als seine Ehre kränkend ansah. Herr Professor Max Weber bedauert, da der wirkliche Urheber jener Behauptung erst jetzt hat festgestellt werden können, gegen die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten Vorwürfe erhoben zu haben, welche an eine andere Adresse zu richten gewesen wären.“12 Vermeidbar war der so beendigte Prozeß nicht gewesen. Die Redaktion hatte mir mitgeteilt, daß sie meine Erklärung: „die mich betreffenden Behauptungen des Artikels seien durchweg erfunden“,13 nicht widerspruchslos aufnehmen könne, da ein Heidelberger Professor, also ein Kollege von mir, dessen Name aber nicht genannt werden dürfe,
e In A1, A2 folgt: um 具4 Uhr典 f A1, A2: 具abermals典 g A1, A2: Unterstreichung eigenhändig. 8 Die Telegramme sind nicht nachgewiesen. 9 Die beiden Briefe von Adolf Koch vom 4. und 5. Jan. 1912 befinden sich in: GLA Karlsruhe, 269/108, S. 215 und 217. 10 Diese Initiative war von Martin Beradt, einem Berliner Rechtsanwalt und Schüler Kochs, der diesen nach Dresden begleitet hatte, ausgegangen. 11 Gemeint sind Julius Ferdinand Wollf und Otto Bandmann. 12 Vgl. dazu die beglaubigte Abschrift des Vergleichs zwischen Wollf/Bandmann und Max Weber in Dresden vom 5. Januar 1912, GLA Karlsruhe, 269/108, S. 227 – 229. 13 Brief an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 11. Jan. 1911, oben, S. 33.
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jene Angaben gemacht und aufrecht erhalten habe.14 Diese Behauptung, welche ich selbstverständlich für Lug und Trug hielt, konnte ich keinesfalls auf sich beruhen lassen. Ich verlangte, daß jener angebliche Kollege, falls er wirklich existiere, veranlaßt werde, sich – wie es jeder Ehrenmann tun würde – mir zu nennen. Als dies nicht geschah, bestritt ich die Wahrhaftigkeit der beiden beteiligten Redakteure, schließlich in so scharfer Form, daß die genannten Herren zur Klage gegen mich direkt genötigt waren.15 Ein anderes Mittel, die Frage aufzuklären, ob wirklich ein Kollegeh diesen Artikel lanciert habe und sich in Anonymität hülle, hatte ich nicht. Insbesondere konnte eine Klage gegen den für die betreffende Nummer zufällig preßgesetzlich verantwortlichen Redakteur16 nicht zum Ziele führen, ganz abgesehen davon, daß ich diesen Weg noch niemals, trotz oft leidenschaftlicher Presseangriffe, beschritten hatte. In der Tat hat ja auch, trotz des bis zuletzt streng gewahrten Redaktionsgeheimnisses, der von mir eingeschlagene, mir gewiß weder angenehme noch bequeme Weg, allerdings nur in Verbindung mit einer Reihe von Zufällen, zur Ermittlung Ihrer Urheberschaft geführt. Damit ergab er aber zugleich, daß ich den beteiligten Redakteuren objektiv durchaus Unrecht getan hatte, was ich nicht zögern durfte, nunmehr vor Gericht mit Bedauern zuzugestehen. Ich muß nun aber Ihnen gegenüber auf Ihr Verhalten, welches diesen Prozeß, der die Gerichte nutzlos behelligt und beiden Teilen sehr bedeutende Unkosten, Zeitverluste und Unzuträglichkeiten aller Art eingetragen hat, verschuldete, mit einigen Bemerkungen zurückkommen. Selbst wenn die in dem Artikel über mich wiedergegebene Behauptung Ihnen in authentischer Form vorgelegen hätte, müßte man sich fragen: iWelches Motivi kSie bewegen konntek und wie Sie es mit einer Stellung an der Universität in Einklang bringen wollten, derartige Dinge über einen Kollegen an einen Berufsjournalisten weiterzugeben und dann, nachdem dieser wie vorauszusehen war, sie journalistisch verwertet hat-
h A1, A2: Unterstreichung eigenhändig. i A1, A2, A3: Unterstreichung eigenhändig. k A1, A2: Unterstreichung eigenhändig. 14 Brief von Julius Ferdinand Wollf an Weber vom 13. Febr. 1911; zum Wortlaut vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 25. Febr. 1911, oben, S. 118. 15 Klagegrund bildete der absichtlich beleidigende Brief an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 18. März 1911, oben, S. 147 – 150. 16 Gemeint ist Kurt Weiße.
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te, sich lin Anonymität zu hüllenl und – wenn eine bloße Unvorsichtigkeit vorgelegen hätte – nichtsm zu tun, um das Geschehene öffentlich und privatim gutzumachen. Allein der Fall liegt leider wesentlich gravierender. Sie haben den Artikel ganz bewußt n, und offenbar aus einem unerfreulichen Beweggrunde,n in die Presse lanciert, haben dann, soviel an Ihnen lag, dazu beigetragen, daß mir die schuldige Genugtuung nicht gegeben wurde und haben sich, als infolgedessen ein Prozeß daraus entstand, durch das Redaktionsgeheimnis decken lassen, bis Ihnen meine auf Tatsachen gestützte Anfrage diesen Ausweg verschloß. Denn es ist gerichtlich erweisbar: I. Daß Sie die unwahre Nachricht und den sonstigen Inhalt des Artikels dem Herrn Redakteur (damaligen Korrespondenten) Dr. Bandmann nicht, wie Sie behaupten, „im Familienkreise“, sondern am Neujahrstage 1911 in Ihrem Arbeitszimmer, und nicht, wie Sie angeben, als eine gelegentlich fallen gelassene Bemerkung, sondern unzweideutig als eine wohlüberlegte zusammenhängende Information zum Zweck journalistischer Verwertung mitgeteilt haben.17 An dero in der Instanz ehrenwörtlich gemachten, außerhalb derselben unter Eideserbietung mündlich und schriftlich wiederholten Versicherung des beteiligten Redakteurs18 zu zweifeln liegt nicht der geringste Anlaß vor. Ihre Richtigkeit ergibt sich auch aus der auf Verlangen des Gerichts vorgelegten internen Korrespondenz desselben mit dem Chefredakteur der Dresdner Neuesten Nachrichten.19 Auch würde sein Gesamtverhalten anderenfalls nicht nur ganz zwecklos bösartig, sondern außerdem ganz unerklärlich töricht erscheinen müssen. Ebenso aber wäre sonst Ihr weiteres Verhalten, insbesondere die Unterlassung einer Richtigstellung von Ihrer Seite auf offenemp Wege,q ganz unverständlich. l A1, A2: Unterstreichung eigenhändig. m A1, A2: Unterstreichung eigenhändig. n A1, A2, A3: Kommata eigenhändig. o A1, A2, A3: den p A1, A2: Unterstreichung eigenhändig. q A1, A2: Komma eigenhändig. 17 Diese unterschiedlichen Behauptungen führten in der späteren Gerichtsverhandlung zu einer erbitterten Kontroverse zwischen Koch und Bandmann; vgl. dazu den ausführlichen Bericht unter dem Titel: Prozeß Koch – Weber, in: Heidelberger Zeitung, Nr. 245 vom 17. Okt. 1912, S. 1f. 18 Brief von Otto Bandmann an Weber vom 15. Jan. 1912 (Abschrift masch.; GLA Karlsruhe, 269/108, S. 231 – 233): „Es handelte sich um eine ausdrückliche Information zum Zwecke der Veröffentlichung [eigenhändiges Ausrufungszeichen Max Webers am Rand], durchaus nicht um eine vertrauliche Mitteilung.“ 19 Weber bezieht sich auf die Briefe Otto Bandmanns an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 15. Jan. und 16. Febr. 1911 (Abschrift masch.; GLA Karlsruhe, 269/108, S. 87 – 89 und 127 – 129).
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II. Ihre unwahre Information wurde von den beiden angeblich Beteiligten und also allein informierten Seiten alsbald im Heidelberger Tageblatt vom 9. Januar in schärfster Form („kein wahres Wort“) dementiert.20 Sie haben aber nicht nur nicht für alsbaldige Remedur gesorgt und sich bei mir entschuldigt, sondern Sie haben Ihre Information Herrn Dr. Bandmann gegenüber ausdrücklich aufrecht erhalten und dadurch diesen Herrn veranlaßt, entgegen jenerr öffentlichen Feststellung und trotz meiner persönlichen Versicherungen gegenüber seiner Redaktion, das Gleiche zu tun, öffentlich im Hamburger Fremdenblatt, privatim gegenüber der Redaktion der Dresdener Neuesten Nachrichten,21 welche daraufhin mein Ersuchen um Berichtigung ablehnte.22 III. Sie haben den angeblichen Vorfall (also auch die Bezugnahme auf Herrn Privatdozenten Ruge als Quelle) zunächst als eine Ihnen selbst authentisch bekannte Tatsache hingestellt. Bei der erneuten Rückfrage des Herrn Dr. Bandmann haben Sie sich auf die beiden damaligen Redakteure des Heidelberger Tageblatts, die Herren Dufner und Stobitzer, als Gewährsmänner berufen,23 von denen Sie jetzt nur noch den letzteren, dessen Aufenthalt unbekannt ist,24 als direkten Gewährsmann anführen,25 Herrn Dufner dagegen als dessen Quelle. Herr Redakteur Dufner hat in einer jede Zweideutigkeit ausschließenden r A1, A2: den > jener 20 Gemeint ist der Artikel: („Eine Duellforderung an der Heidelberger Universität“.), erschienen in: Heidelberger Tageblatt, Nr. 7 vom 9. Jan. 1911, S. 4 (MWG I/13), welcher im Anschluß an Webers Dementi eine indirekte Richtigstellung von seiten Arnold Ruges enthielt; zum Wortlaut vgl. Karte an Marianne Weber vom 12. Jan. 1911, oben, S. 34 f., Anm. 1. 21 Hamburger Fremdenblatt, Nr. 10 vom 12. Jan. 1911, sowie die in Anm. 19 erwähnten Briefe Bandmanns. 22 Brief von Julius Ferdinand Wollf vom 23. Jan. 1911; zum Wortlaut vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 28. Jan. 1911, oben, S. 65 f. 23 Weber stützt sich hierbei wesentlich auf Otto Bandmanns Aussagen während der Dresdner Schöffengerichtsverhandlung vom 14. Oktober 1911 sowie auf dessen entsprechende Bemerkungen in seinem Brief an Weber vom 15. Jan. 1912 (Abschrift masch., GLA Karlsruhe, 269/108, S. 231 – 233). 24 Der Aufenthaltsort Hugo Stobitzers konnte erst im März festgestellt werden; vgl. dazu dessen Brief an die Philosophische Fakultät der Universität Heidelberg vom 6. März 1912 (UA Heidelberg, H-IV-326/2); zu dessen Vernehmung in Tübingen vgl. Brief an Friedrich Blanck vom 18. Sept. 1912, unten, S. 674. 25 Koch spricht allerdings in seinem Brief an Weber vom 3. Jan. 1912 (wie Anm. 7) lediglich davon, daß er über jenen Vorfall „in genau der Weise“ berichtet habe, „wie er mir von einem früheren Redakteur des Heidelberger Tageblattes erzählt worden ist.“
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Art mündlich und schriftlich jegliches Art von Beteiligung an der Kolportierung dieses Klatsches von sich gewiesen.26 Vor allem aber hatte die Redaktion des Heidelberger Tageblatts schon in der Nr. vom 19. Januar 1911 die durch Sie verschuldete Aufrechterhaltung der unwahren Behauptung für eine „Infamie“ erklärt.27 Die Redaktion des Heidelberger Tageblatts hat übrigens brieflich auch noch besonders jegliche Verantwortung auf das nachdrücklichste abgelehnt. Es sind Ihnen also, günstigenfalls für Sie, Gerüchte zugetragen worden. Über deren Richtigkeit haben Sie aber weder vorher noch nachher an informierten Stellen sich zu vergewissern versucht, insbesondere auch nicht bei Herrn Redakteur Dufner, welchem, nach Ihrer Darstellung, jene Behauptung von Herrn Privatdozenten Ruge selbst mitgeteilt worden sein sollte. IV. Sie sind, aucht nachdem die durch Sie verschuldete Aufrechterhaltung jener Behauptung von der Redaktion des Heidelberger Tageblatts als „Infamie“ bezeichnet worden war, nicht aus Ihrer Anonymität herausgetreten. Sie haben vielmehr auch Herrn Dr. Bandmann, der wegen jenes Ausdrucks gegen die Redaktion im Klagewege vorgehen wollte, dazu überredet, dies zu unterlassen.28 V. Sie haben in der Folgezeit Herrn Redakteur Dr. Bandmann wiederholt dringend ersucht, Sie keinenfalls zu nennen29 und blieben, auch in Kenntnis von der entstandenen Korrespondenz und dem daran sich anschließenden Prozeß, bei Ihrer Anonymität, verhinderten also dessen Vermeidung bezw. Beendigung. s A1, A2, A3: Unterstreichung eigenhändig. t A1, A2, A3: Unterstreichung eigenhändig. 26 Entsprechende Äußerungen von Franz Dufner sind nicht nachgewiesen; vgl. dazu jedoch dessen Zeugenaussage im Privatklageprozeß Koch gegen Weber vom 14. bis 17. Oktober 1912 in: Protokoll der Verhandlungen des Schöffengerichts in Heidelberg (GLA Karlsruhe, 269/107, S. 237 – 461, ebd., S. 329 – 333) sowie Webers Ausführungen, ebd., S. 246, (abgedruckt im Anhang, Nr. III.18, unten, S. 961), daß er sich im Anschluß an den Prozeß in Dresden u. a. an Dufner gewandt habe. Dieser habe die Behauptung, Quelle des Gerüchts gewesen zu sein, vehement bestritten: „[...] es sei eine Infamie, er wisse von der Sache nichts, er habe weder Stobitzer noch Professor Koch etwas derartiges mitgeteilt.“ 27 Der Vorwurf der „Infamie“ war allerdings gegen den anonymen Heidelberger Korrespondenten der Dresdner Neuesten Nachrichten (d.i. Otto Bandmann) gerichtet (Heidelberger Tageblatt, Nr. 16 vom 19. Jan. 1911, S. 3); zu dem Grund für diese Beschuldigung vgl. den Brief Webers an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 9. Febr. 1911, oben, S. 92 f., Anm. 9. 28 Dies nach Aussage von Otto Bandmann. 29 Dies nach Aussage von Otto Bandmann.
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VI. Sie empfahlen dagegen Anfang Februar 1911, also nach Erscheinen des durch Sie inspirierten Artikels in den Dresdner Neuesten Nachrichten, dessen Verfasser, Herrn Dr. Bandmann, dem Chefredakteur und Mitbesitzer dieser Zeitung, Herrn Julius F[erdinand] Wollf, zur Anstellung.30 (Herr Redakteur Dr. Bandmann hat – wie aus Äußerungen von ihm unzweideutig hervorgeht – nachträglich das unangenehme Gefühl gehabt, von Ihnen „benutzt“ worden zu sein. Herr Chefredakteur Wollf wußte damals von Ihrer Beteiligung an jenem Artikel noch nichts)u. VII. Ihnen war hinlänglich bekannt, welche Tragweite die Behauptung hat: daß ein Mann, der öffentlich sich,v wiederholt, als Duellanhänger erklärt hat, der ferner (w trotz mancherx Bedenken gegen die moderne Entwicklung des Kouleurwesens) seine Beziehungen zu einer (hiesigen) Kouleur, der er angehörte, aufrecht erhält,31 und der alljährlich als Offizier seine Kriegsbeorderung erhält, unter dem notorisch unwahren Vorwand: er sei gesundheitlich an der Waffenführung behindert, es abgelehnt habe, die Ehre seiner Frau zu vertreten. Noch bekannter aber war Ihnen, bei Ihrer journalistischen Erfahrung, und zumal nach den Lehren des gerade damals aktuellen Falles Bernhard,32 welcher in dem von Ihnen inspirierten Artikel als Parallele herangezogen war, – wie eine solche Behauptung zu wirken pflegt, wenn sie yin die Pressey lanciert wird. Sie ist tatsächlich von fast allen deutschen33 und auch von amerikanischen Zeitungen34 wiedergegeben worden.
u A1, A2, A3: Klammer eigenhändig. v A1, A2, A3: Komma eigenhändig. w A1, A2, A3: Klammer eigenhändig. x A1, A2, A3: manchen > mancher y A1, A2, A3: im Interesse > in die Presse 30 Die Empfehlung Kochs befindet sich auf einem an ihn gerichteten Brief von Julius Ferdinand Wollf vom 6. Febr. 1911 (GLA Karlsruhe, 269/108, S. 107 – 109). 31 Weber war seit seiner Studentenzeit Mitglied der Burschenschaft „Allemannia“. 32 Zu dem Konflikt Ludwig Bernhards mit seinen Berliner Fachkollegen, der bis zu einer Duellaufforderung Bernhards an Max Sering führte, vgl. die Briefe an Heinrich Rickert, nach dem 15. Jan.1911, oben, S. 49, Anm. 8, sowie an Lujo Brentano vom 5. Febr. 1911, oben, S. 82 – 84. 33 Vgl. dazu die instruktive Sammlung von Zeitungsausschnitten in: GLA Karlsruhe, Nl. Arnold Ruge, Nr. 18. 34 Weber verweist in seiner Beilage zur Gegenerklärung vom 7. Mai 1912, abgedruckt im Anhang, Nr. III.3, unten, S. 869, u. a. auf das deutschsprachige „Cincinnattier Volksblatt“.
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VIII. Auf Veranlassung der Deutschen Gesellschaft für Soziologie hatte ich – wie in der Presse ausführlich erörtert worden war,35 – es übernommen, die materiellen Mittel und die äußere Organisation für eine umfassende wissenschaftliche Erhebung über das moderne Pressewesen zu beschaffen, deren Leitung natürlich in den Händen kompetenter Fachgelehrter und Praktiker zu liegen hatte. An Ihre Beteiligung an dieser Arbeit konnte ich, obwohl ich persönlich (wie ich mehrfach ausgesprochen hatte) nichts dagegen gehabt hätte, nicht denken. Denn die auf diesem Gebiet erste deutsche wissenschaftliche Autorität36 und ebenso die mit bedeutenden Geldmitteln beteiligte hiesige Akademie der Wissenschaften hätten (ausgesprochenermaßen) in diesem Falle es abgelehnt, mitzuwirken, und das gleiche stand auch von einigen Redaktionen großer Blätter fest. Indem ich – ztrotz oft sehr leidenschaftlicher Presseangriffe gegen michz zum ersten und hoffentlich letzten Mal – in einen höchst unangenehmen Presseprozeß verwickelt wurde, mußte ich, bei der Standessolidarität der Presse in solchen Dingen, mich natürlich jeder Mitwirkung bei der Durchführung jener Organisation fast ein Jahr lang vollkommen enthalten. Es geriet dadurch diese Angelegenheit völlig ins Stocken. Daß dem so sein würde, war Ihrer Voraussichta wohl nicht b verborgen. Ich wäre nach Lage der Tatsachen außerstande, irgendwelche Versicherungen Ihrerseits, sehr geehrter Herr, so aufzunehmen, wie dies sonst selbstverständlich sein würde. Dies umso weniger, als dieser Fall leider nicht der erste ist, in welchem Sie es vermieden haben, offene Wege zu betreten. Als ich zu dem Glauben gelangen mußte, daß in der Tat vielleicht ein Kollege sich so verhalten habe und verhalte, wie Sie es getan haben, erkundigte ich mich bei einigen mit Ihnen bekannten Herren, ob etwa Ihnen (dem ich bis dahin nie persönlich begegnet war) etwas derartiges irgendwie zuzutrauen sei. Zu meinem Erstaunen wurde dies von allen Seiten, die ich befragte, unbedingt bejaht. Zur Begründung wurden Tatsachen angeführt und mir auf Verlangen authentisch
z A2: 具trotz oft ... gegen mich典 a A1, A2, A3: 具nach典 b A1, A2, A3: Unterstreichung eigenhändig. 35 Vgl. dazu u. a. den im Fachblatt des Vereins Deutscher Zeitungsverleger „Der Zeitungs-Verlag“ erschienenen Artikel: Die Soziologie des Zeitungswesens, Jg.11, Nr. 43 vom 28. Okt. 1910, Sp. 832 – 834. 36 D. h. Karl Bücher.
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nachgewiesen. Ich hebe von diesen nur einen einzelnen Vorgang heraus, weil auch er speziell mit Ihrem Verhalten zur Presse zusammenhängt.– In Ihrer Eigenschaft als damaliger (übrigens nicht verantwortlichc hervortretender) Redakteur des „Heidelberger Tageblatts“ richteten Sie seiner Zeit an einen angesehenen hiesigen Privatgelehrten (Herrn Dr. E[rnst] Traumann) die Aufforderung, zum 70. Geburtstage Kuno Fischers einen Festartikel zu schreiben.37 Der Artikel wurde geliefert und erschien in No. 169 vom 24. Juli 1894. In der Zeitd, als Sie ständiger Korrespondent der „Kölnischen Zeitung“ waren (1902 – 04),e schickten Sie diesem Blatte für den Todesfall Kuno Fischers einen Nekrolog ein, welcher dort auch in No. 704 vom 5. Julif 1907 (mit Chiffre gezeichnet) erschien. Darin waren aus jenem Festartikel eine größere Anzahl ganzer Sätze und Wendungen ohne Kenntlichmachung der Entlehnung wörtlich übernommen. Von einem Zufall oder einem in der Eile passierten Unterlassen des Zitates oder von irrtümlicher Benutzung von Notizen – Dinge, welche wohl gelegentlich passieren – darf hier keine Rede sein, da es sich bei den Entlehnungen nicht um Tatsachen oder wissenschaftliche Ausführungen, sondern lediglich um allerdings charakteristischg geprägte, inhaltlich aber durchaus im allgemeinen sich haltende Formulierungen handelte. Ich möchte die Art der Benutzung, an sich,h keineswegs unnötig aufbauschen. Wie siei journalistischerseits beurteilt wurde, – wohl zweifellos unter Berücksichtigung jener Vertrauensverhältnisse, in denen Sie seinerzeit zum „Heidelberger Tageblatt“ und dann zur „Kölnischen Zeitung“ gestanden hatten – geht daraus hervor, daß die Kölnische Zeitung Herrn Dr. Traumann in einem mir vorliegenden Schreiben für dessen Hinweis dankte und gleichzeitig erklärte, künftighin Einsendungen von Ihrer Seite nie mehr jaufzunehmen.38 – j Als nun der Tatbestand Ihnen von Herrn Dr. Traumann brieflich vorgehalten wurde, behaupteten Sie k앚:– anstatt Ihr unrichtiges Verhalten einzugestehen und gut zu machen –:앚k in Ihrer Antwort: Sie hätten in jener Zeit Ihrerseits so viele Artikel geschrieben, daß Sie auch den erwähnten c A1, A2, A3: verantwortlicher > verantwortlich d A1, A2, A3: Tat > Zeit e A1, A2, A3: Komma eigenhändig. f A1, A2, A3: Juni g O: charakteristische h A1, A2: Komma eigenhändig. i A1, A2: 具aber典 j A1, A2: aufzunehmen; > aufzunehmen. – k Fehlt in A3. 37 Zu dem im folgenden beschriebenen Plagiatsvorwurf gegen Koch vgl. die Briefe an Ernst Traumann vom 9. Nov. 1911 und 11. Jan. 1912, oben, S. 335 f. und 338 f. 38 Brief der Redaktion der Kölnischen Zeitung vom 16. Juli 1907 (Abschrift masch.; GLA Karlsruhe, 269/108, S. 281) mit der Notiz Webers am Briefkopf: „Abschrift. An Gerichtsstelle niederzulegen.“
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Festartikel des Herrn Dr. Traumann als von Ihnen herrührend hätten ansehen müssen. Allein dieser Artikel war von Herrn Dr. Traumann mit vollem Namen unterzeichnet, eine halbe Spalte unterhalb der letzten entlehnten Stelle. Herr Dr. Traumann bezeichnete daher in seiner Antwort darauf diese Behauptung und einige andere gleichartige Äußerungen von Ihnen als „Lügen“ und erklärte, jeden weiteren Brief von Ihnen zurückweisen zu müssen. Sie benutzten darauf ein Kouvert einer Karlsruher Zeitungskorrespondenz, um Herrn Dr. Traumann dennoch einen Brief zukommen zu lassen. In diesem erinnerten Sie ihn an ein mit dieser Angelegenheit in nichts verknüpftes oder verwandtes von ihm gelegentlich privatim zu Ihnen geäußertes (ungünstiges) Urteil über die (damalige) Feuilletonleitung der Frankfurter Zeitung, deren Mitarbeiter er war, – ein Urteil übrigens, dem Sie selbst damals ausdrücklich zugestimmt hatten. Herr Dr. Traumann bezeichnete dies als eine „feige Drohung“ und hielt Ihnen nunmehr seinerseits noch einige andere Dinge vor, die ich hier ebenso unberührt lassen will, wie alles andere, was nichts mit der Art Ihres Verhaltens zur Presse zu tun hat. Denn entscheidend ist für mich ausschließlich: daß weder Ihr Benehmen in diesem oben erwähnten Falle, noch vollends Ihr Verhalten mir gegenüber mir irgendwie damit vereinbar erscheint, daß Sie an der hiesigen Universität angehende Journalisten heranzubilden sich für berufen erachten. Ich habe natürlich, nachdem mit erheblichen Opfern der Tatbestand aufgeklärt ist, nicht das mindeste persönliche Interesse daran, daß Ihnen Übles geschieht, noch weniger daran, daß ein das Ansehen der Hochschule schädigender öffentlicher Skandal entsteht. Sollten Sie freilich glauben, die angegebenen, mir in authentischer Form, fast ausnahmslos schriftlich, durchweg aber unter Eideserbietung, vorliegenden Tatsachen bestreiten zu können, so verweise ich Sie an die Gerichte oder an die zuständige Disziplinarbehörde: das Großh. Unterrichtsministerium. Privatbriefe von Ihnen lasse ich dagegen zurückgehen. Da Sie Sich (wie ich zu erweisen in der Lage bin) Ihres Einflusses auf die Presse zu rühmen pflegen, übrigens gelegentlich in einer Art, welche darüber irrige Vorstellungen zu erwecken geeignet ist, so behalte ich mir vor, diesen und lmeinen vorigen Brief l 39 an Sie den Redaktionen einiger l A1, A2, A3: meine vorigen Briefe > meinen vorigen Brief 39 Gemeint ist der Brief an Koch vom 31. Dez.1911, oben, S. 379 – 383.
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führender Organe (als Privatbrief) zuzustellen, damit ähnliche Vorkommnisse sich nicht so leicht wiederholen können. Nicht umgehen kann ich es auch, nach eingehender Überlegung und Rücksprache mit Kollegen, ihn der philosophischen Fakultät zur Kenntnisnahme vorzulegen.40 Hochachtungsvoll und ergebenst mMax Weberm
m A1, A2, A3: Unterzeichnung eigenhändig. 40 Dies erfolgte noch am gleichen Tage; vgl. dazu das Begleitschreiben an die Heidelberger Philosophische Fakultät, unten, S. 407 f.
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Philosophische Fakultät der Universität Heidelberg 25. Januar 1912; Heidelberg Brief; maschinenschriftlich mit eigenhändigen Zusätzen und Korrekturen Max Webers UA Heidelberg, H-IV-326/2 Die dem folgenden Brief beiliegenden Schreiben Webers an Adolf Koch vom 31. Dezember 1911 und insbesondere vom 25. Januar 1912, oben, S. 379 – 382 und 395 – 406, veranlaßten die Philosophische Fakultät der Universität Heidelberg, gegen Koch ein Disziplinarverfahren einzuleiten. Zu Entstehung, Verlauf und Konsequenzen der Auseinandersetzung Webers mit Koch vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 11. Januar 1911, oben, S. 31 – 33.
Heidelberg, den 25. Januar 1912. Der philosophischen Fakultät
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glaube ich mich veranlaßt, von den anliegenden beiden Briefen, welche ich an Herrn Professor Dr. A[dolf] Koch, Hier, zu richten genötigt war, Kenntnis zu geben. Ich lege ferner ein Faszikel Papiere bei, welche die jenen Briefen zugrunde liegenden Vorgänge erkennbar machen und Beweismittel für die in meinem zweiten Briefe angezogenen Tatsachen enthalten.1 Ich bemerke dabei, daß die wenigen nicht durch schriftliche Zeugnisse bestätigten Einzelheiten mir mündlich mit dem Erbieten zum Eide mitgeteilt worden sind und ich gegebenenfalls die betr. Herren als Zeugen benennen würde. Ich muß mich dazu bekennen, – da Herr Professor Koch davon wohl Kenntnis erlangt haben dürfte, – daß ich in der öffentlichen Gerichtsverhandlung erster Instanz2 das Verhalten ades, damals anonymen, Inspiratorsa jenes Artikels b(von welchem in den Briefen die Rede ist und der im Original beiliegt)b als c„feige und ehrlos“c bezeichnet habe, ohne daß irgend ein Teilnehmer an der Verhandlung dagegen Widerspruch
a des anonymen Inspirators > des, damals anonymen, Inspirators b Kommata eigenhändig durch Klammern ersetzt. c Anführungszeichen eigenhändig. 1 Dazu vermerkt Hermann Oncken in einer Randnotiz: „Die Beilagen sind am 19.3. Herrn Prof. Max Weber leihweise zurückgegeben worden. Oncken d.Z. Dekan.“ 2 Gemeint ist der Privatklageprozeß von Julius Ferdinand Wollf und Otto Bandmann gegen Max Weber wegen Beleidigung, der am 14. Oktober 1911 vor dem Schöffengericht Dresden stattgefunden hatte.
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erhoben hätte. Meine damaligen Prozeßgegner ließen vielmehr erkennen, daß sie die Sache nicht wesentlich anders beurteilten. Außer den am Schlusse des Briefes angekündigten nach Lage der Dinge unvermeidlichen Schritten sehe ich meinerseits mich nicht veranlaßt, mich mit der Persönlichkeit des Herrn Professor Koch noch zu befassen. Der hohen Fakultät hochachtungsvoll ergebenster dMax Weberd
d Unterzeichnung eigenhändig.
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Hermann Oncken 26. Januar 1912; Heidelberg Brief; eigenhändig GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 30, Bd. 3, Bl. 5 – 6
Heidelberg 26/1 12 Ziegelhauser Landstr. 17 Verehrtester Herr College!
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Ich füge meiner – unerfreulichen – Sendung1 noch einige Worte bei. Es ist mir nicht angenehm, die Fakultät mit Derartigem zu behelligen. Aber es ist nicht nur meine Ansicht, daß es Sache der Corporation sei, zu erwägen, was zu thun (oder: zu unterlassen) sei. Der Pressethätigkeit des Herrn Koch weiter nachzugehen, habe ich – trotz aller ihm sonst vorgeworfenen Dinge – keinen Beruf und erst rechta nicht dazu, die Behörden damit zu befassen. Seine Lehrthätigkeit bewegt sich immer wieder auch auf Gebieten, für welche ihm die sachliche Competenz, vielleicht – ich weiß das nicht – teilweise auch die venia mangelt. Das ginge mich nichts an. Ordnungswidrig, und zwar in starkem Maße, finde ich es aber, daß er, ohne Kenntnis und Zustimmung eines Collegen (E[rich] Marcks), sich eine Nachschrift von dessen Vorlesung („Geschichte Nordamerikas“, von M[arcks] 1906 gelesen) herstellenb läßt, und zwar durch einen Mittelsmann (jetzt Redakteur der Rheinisch-Westf[älischen] Zeitung)2 von einem (mir der Person nach bekannten) Studenten,3 – und alsdann, unmittelbar nach dessen Fortberufung (1907) ein nach Stundenzahl und Titel gleiches Colleg (1908–9) drei Mal hinter einander liest. Ich trage in dieses Verhalten nichts hinein, was nicht in der Sache an sich liegt: Vermeidung des durch Standessitte und Ordnung gebotenen offnen Weges. Daß der Vorgang auch wea Fehlt in O; recht sinngemäß ergänzt. b beschaffen > herstellen 1 Weber bezieht sich auf sein Schreiben an die Philosophische Fakultät der Universität Heidelberg vom Vortage, oben, S. 407 f., dem seine Briefe an Adolf Koch vom 31. Dez. 1911 und 25. Jan. 1912, oben, S. 379 – 382 und 395 – 406, und weitere Schriftstücke beigefügt waren. 2 Gemeint ist der Redakteur Heinrich Heinz. 3 Laut Mitteilung Webers an die Philosophische Fakultät der Universität Heidelberg vom 29. Jan. 1912, unten, S. 411 f., handelte es sich dabei um den damaligen Studenten und späteren Lektor an der Universität Heidelberg Eugen Fehrle; vgl. dazu den Brief an Friedrich Blanck vom 11. Jan. 1912, oben, S. 386, Anm. 1.
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sentlich ungünstiger beurteilt werden konnte und (nachweislich) worden ist, versteht sich – eben wegenc der Einschlagung jenes Weges – von selbst und ist 앚:an sich:앚 ein Verschulden. – Mit ausgezeichneter Hochachtung Ihr ergebenster Max Weber
c 具jene典
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Philosophische Fakultät der Universität Heidelberg 29. Januar 1912; Heidelberg Brief; maschinenschriftlich mit eigenhändigen Korrekturen und Zusätzen Max Webers UA Heidelberg, H-IV-326/2 Um den textkritischen Apparat zu entlasten, ist auf die Annotation der Unterstreichungen verzichtet worden; diese fehlen – außer bei der Ortsangabe im Briefkopf – sämtlich in der maschinenschriftlichen Fassung und sind von Weber selbst nachträglich hinzugefügt worden.
Heidelberg, den 29. Januar 1912. Der philosophischen Fakultät
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beehre ich mich, anliegenden Brief des Anwalts des Herrn Professor Koch zu überreichen.1 Mein der Fakultät vorgelegter Brief an ihn2 hatte die Möglichkeit in Betracht gezogen, er werde vielleicht, da die entscheidenden Tatsachen ja in keiner Art zu erschüttern sind, durch freiwilligen Verzicht auf seine Beziehungen zur Universität die Angelegenheit erledigen. Nachdem, wie freilich zu erwarten war, dieser Weg nicht gewählt worden ist und die Angelegenheit also zu einer Disziplinarsache werden mußte, füge ich meiner Mitteilung noch hinzu: Eine ganz ungehörige Umgehung des offenen Weges seitens des Herrn Professor Koch finde ich auch in folgendem Vorgang: Professor Erich Marcks hat 1903 und 1906 (einstündig, publice) über Geschichte Nordamerikas gelesen. Herr Professor Koch hat, fast unmittelbar nach der Fortberufung von Professor Marcks (1907) das gleiche Kolleg dreimal nacheinander 1908/1909 gelesen, bis Herr Professor Oncken dasselbe in den Kreis seiner Vorlesungen einbezog. Der anliegende Brief (Antwort auf eine Anfrage von mir) des politischen Redakteurs der Rheinisch-westfälischen Zeitung, Herrn Heinz,3 bestätigt, was mir mitgeteilt worden war: daß Professor Koch sich durch diesen Herrn als Mittelsmann eine Kollegnachschrift des damaligen Herrn stud. Fehrle (jetzigen Lektors an der hiesigen Universität)4 in seinen Besitz be-
1 Brief von Otto Schoch an Max Weber vom 25. Jan. 1912 (UA Heidelberg, H-IV-326/2). 2 Gemeint ist der Brief Webers an Adolf Koch vom 25. Jan. 1912, oben, S. 395 – 406. 3 Die Briefe von Heinrich Heinz an Max Weber sind nicht nachgewiesen. 4 Gemeint ist Eugen Fehrle; vgl. dazu den Brief an Friedrich Blanck vom 11. Jan. 1911, oben, S. 386.
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schaffte. Daß Herr Fehrle, dem niemand ein anstößiges Verhalten zutrauen kann, in keiner Weise ein Vorwurf trifft, ist selbstverständlich. Auch Herr Heinz, welcher akademischen Angelegenheiten fernsteht, hat, wie ich nicht zweifle, damals zunächst,a ebenso wie er es in seinem Briefe tut, etwas ganz Harmloses zu tun geglaubt. Allein ihn selbst täuscht seine Erinnerung insofern, als er sich nach jenem Vorgang1) in einer Art geäußert hat, welche erkennen ließ, daß er sich immerhin recht peinlich berührt fühlte (ich würde dies nötigenfalls erweisen). Der Brief selbst ergibt auf das deutlichste, wie peinlich ihm die Angelegenheit jetzt ist: er war und ist eng befreundet mit Herrn Professor Koch. Das Verhalten des Herrn Professor Koch selbst ist – wie nicht anders zu erwarten war – in den Kreisen, welche ihn kannten und von dem Vorgang wußten, durchaus nicht harmlos gedeutet worden, als seine Kolleganzeige bekannt wurde b(was ich, wenn nötig, zu erweisen in der Lage bin)b. Inwieweit nun eine Benutzung stattgefunden hat, wäre naturgemäß durch keinerlei Mittel eindeutig festzustellen. Indem ich also meinerseits es vermied, etwas in den Vorfall hineinzudeuten, was nicht der objektive Tatbestand selbst in sich schließt, habe ich Herrn Heinz auf seinen Brief geantwortet5 (dem Sinne nach): daß die Umgehung des geraden und offenen Weges: der Einholung der Zustimmung von Professor Marcks (welche vermutlich bei Nachweis eines loyalen Zweckes ohne alle Schwierigkeit erteilt worden wäre) dasc der guten akademischen Sitte m.E. in dem Verhalten des Herrn Professor Koch Zuwiderlaufended sei. Diese verbiete unbedingt, daß Dozenten, welche an der gleichen Universität nebeneinander lehrend tätig sind, zumal wenn sie auf gleichen oder ähnlichen Gebieten dozieren, sich auf solchen Umwegen gegenseitig Kenntnis von dem Inhalt ihrer Vorlesungen verschaffen. 앚:Darauf erhielt ich seinen zweiten Brief.:앚 Da ein Herr (Dr Fr[iedrich] Blanck hier, früher im Wolff’schenf Telegr[aphen-]B[ureau], Schüler von Geh. Rath Gothein) den Vorgang als zweifellos nach seiner Herkunft hierher, also nach 1904, geschehen darstellt, müßte es sich um das Jahr 1906 handeln.e
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a Komma eigenhändig. b Klammern eigenhändig; öffnende Klammer ersetzt Komma. c , daß > das d O: zuwiderlaufende e Anmerkung eigenhändig. f O: Wolf’schen 5 Brief an Heinrich Heinz vom 29. Nov. 1911, oben, S. 367 f.
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Was die Angelegenheit des Herrn Dr. Traumann anlangt, so bemerke ich noch: Der Briefwechsel hat s.Zt. Herrn Oberbibliothekar Wille (privatim) vorgelegen. Ebenso hatte, wie ich höre, auch ein – ich weiß z.Zt. nicht: welches – Mitglied der g(damaligen)g Fakultät (privatim) Kenntnis davon erlangt. Das an Herrn Dr. Traumann gerichtete Anheimstellen jedoch, die Angelegenheit seinerseits in einer Art zur Erörterung zu bringen, welche ein Einschreiten der Fakultät ermögliche,6 hat dieser abgelehnt. Er hatte der Kölnischen Zeitung, der die Angelegenheit peinlich war, mitgeteilt: er werde sie seinerseits nicht an die Öffentlichkeit bringen,7 und sah für sich keine Verpflichtung, das Odium, ein nicht öffentliches Disziplinarverfahren herbeigeführt zu haben, in einer Sache auf sich zu nehmen, an der er persönlich beteiligt war. Ich darf bemerken, daß ich in meiner jetzigen Lage ihm dies sehr nachfühlen kann. Andere als diese beiden, teils das journalistische, teils das akademische Verhalten des genannten Herrn betreffenden Dinge zur Sprache zu bringen, müßte ich auch für mich entschieden ablehnen. Den Brief des Herrn Rechtsanwalts Schoch habe ich, wie in der Anlage ersichtlich, beantwortet.8 Da mir bekannt ist, in welcher Art Kreiseh, die Herrn Professor Koch nahe standen, über die in meinemi Brief an ihn erwähnte wissenschaftliche Unternehmung gesprochen worden ist9 und Herr Koch seiner akademischen Stellung ein schwerlich verdientes Vertrauen in einem Teil der Presse verdankt, so werde ich auf eine Mitteilung (in geeigneter Form) an diejenigen Pressekreise, welche als Mitwirkende in Betracht kommen, wohl nicht verzichten können. Da aus dem Brief des Rechtsanwalts Schoch nicht hervorgeht, ob das Disziplinarverfahren gegen Herrn Koch selbst oder etwa gegen mich beantragt ist, so bitte ich für den letzteren Fall:
g Klammern eigenhändig. h und Weise > Kreise i O: meinen 6 Adolf Koch hatte auf die von Ernst Traumann gegen ihn erhobenen Plagiatsvorwürfe mit dem Vorschlag reagiert, einem von Traumann zu benennenden Gremium von „fünf ordentlichen Professoren“ gegenüber Rede und Antwort zu stehen; vgl. dazu den undatierten Brief Kochs an Traumann (Abschrift masch.; UA Heidelberg, H-IV-326/1) mit dem Vermerk Webers am Briefkopf: „Von Koch angebliches Conzept.“ 7 Gemeint ist der Brief von Ernst Traumann an die Redaktion der Kölnischen Zeitung vom 14. Juli 1907 (Abschrift masch.; GLA Karlsruhe, 269/108, S. 287 – 291). 8 Brief an Otto Schoch vom 29. Jan. 1912, unten, S. 415. 9 Zu Kochs Äußerung über die DGS-Presseenquete vgl. die Briefe an Friedrich Blanck vom 11. Jan. 1912, oben, S. 387, Anm. 3, und vom 14. Jan. 1912, oben, S. 391.
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Die Fakultät möge meine beiden Eingaben nebst allen Anlagen dem Großh. Unterrichtsministerium vorlegen, bei welchem ich hiermit 앚:zunächst:앚 die eidliche Vernehmung 1. des Redakteurs Dr. Otto Bandmann bei den Dresdener Neuesten Nachrichten, Dresden-A., Ferdinandstraße 4, 2. des Herrn Dr. E[rnst] Traumann, hier, Bergstraße 64, durch den ersuchten Richter in Antrag bringen würde. Der hohen Fakultät hochachtungsvoll ergebenster j Max Weber j
j Unterzeichnung eigenhändig.
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Otto Schoch 29. Januar 1912; Heidelberg Abschrift; maschinenschriftlich mit eigenhändigen Zusätzen Max Webers UA Heidelberg, H-IV-326/2 Am Briefkopf befindet sich der eigenhändige Vermerk: „Herrn Rechtsanwalt Schoch, hier.“
Heidelberg, den 29. Januar 1912. Sehr geehrter Herr Rechtsanwalt!
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Auf Ihr gefl. Schreiben vom 25.,1 mir zugestellt am 26. Abends, erwidere ich ergebenst: I. Ich habe auf Ihren Brief hin, der nicht erkennen läßt, gegen wen Disziplinaruntersuchung beantragt werden soll,2 der philosophischen Fakultät den Antrag unterbreitet, falls jener Antrag gegen mich gerichtet sei, die Angelegenheit an das Großh. Unterrichtsministerium weiter zu geben.3 II. Ich stelle ergebenst anheim, die von Ihnen im Auftrage Ihres Herrn Mandanten in Aussicht gestellten weiteren Schritte aalsbald zu tuna. Denn ich muß,b zumal gegenüber einer solchen Ankündigung, mir durchaus vorbehalten, zu tun, was ich für sachlich notwendig halten werde. Hochachtungsvoll ergebenst cMax Weberc
a Unterstreichung eigenhändig. b Komma eigenhändig. c Unterzeichnung eigenhändig. 1 Otto Schoch an Max Weber vom 25. Jan. 1912 (UA Heidelberg, H-IV-326/2). 2 Schoch hatte in seinem Brief vom 25. Jan. 1912, wie Anm. 1, lediglich mitgeteilt, daß sein Mandant Adolf Koch aufgrund des Briefes von Weber vom 25. Jan.1912, oben, S. 395 – 406, „die Disziplinaruntersuchung bei Großh. Ministerium des Kultus und Unterrichts beantragen“ werde. 3 Vgl. dazu Webers Brief vom gleichen Tage an die Philosophische Fakultät, oben, S. 411 – 414.
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29. Januar 1912
Julius Ferdinand Wollf 29. Januar 1912; Heidelberg Abschrift; maschinenschriftlich GLA Karlsruhe, 269/107, S. 551 – 552 Die Abschrift trägt am Briefkopf den Vermerk Max Webers mit Rotstift: „B 24“, den er eigenhändig in „B 25“ korrigiert hat, sowie den maschinenschriftlichen Zusatz: „Abschrift.“
Heidelberg, den 29. Januar 1912. Sehr geehrter Herr Chefredakteur! Ich übersende anbei zur privaten Kenntnisnahme der Redaktion den von mir an Herrn Prof. Koch gerichteten Brief,1 durch welchen er nach Mitteilung seines Anwalts genötigt worden ist, Disziplinaruntersuchung zu beantragen.2 Damit ist die Angelegenheit in dem ihr angemessenen Geleise. Ich möchte, nachdem ich den ganzen Verlauf der Sache überblicke, mit folgenden Bemerkungen nicht zurückhalten: Ich beurteile jetzt, in Kenntnis der Vorgänge, naturgemäß vieles anders, als s.Zt. in meiner Korrespondenz mit Ihnen.3 Insbesondere freut es mich aufrichtig sagen zu können, daß ich Herrn Redakteur Dr. Bandmann ein Verhalten wider besseres Wissen nicht mehr vorwerfen könnte. Es ist andererseits von mir nicht gut zu verlangen, daß ich erkläre: Ich fände alle seine Schritte richtig. Allein ich nehme an, daß es die noch nicht genügende journalistische Erfahrung und Menschenkenntnis war, welche ihn falsche Schritte tun ließ und es ist mir angenehm, daß es mir erspart wurde, dieserhalb auf eine gerichtliche Verurteilung zu drängen. Ich hatte nach Feststellung der Urheberschaft des Herrn Prof. Koch Herrn Rechtsanwalt Giese, wie dieser bestätigen muß, beauftragt, die Widerklage im Falle des Scheiterns eines Vergleichs bedingungslos zurückzunehmen und es bei der Abwehr der Klage bewenden zu lassen.4
1 Brief an Adolf Koch vom 25. Jan. 1912, oben, S. 395 – 406. 2 Brief von Otto Schoch an Max Weber vom 25. Jan. 1912; zum Inhalt vgl. Brief an Schoch vom 29. Jan. 1912, oben, S. 415, Anm. 2. 3 Zu Webers Konflikt mit den Dresdner Neuesten Nachrichten vgl. die Editorische Vorbemerkung zu dem Brief an deren Redaktion vom 11. Jan. 1911, oben, S. 31 –33, sowie die sich anschließende Korrespondenz bis zum 18. März 1911, oben, S. 147 – 150. 4 Weber bezieht sich hier auf seinen Entwurf einer Erklärung für die zweite Instanz vom 4. Januar 1912, der sich bei den Handakten seines Dresdner Rechtsanwalts Ernst Johannes Giese befand; die Erklärung ist abgedruckt im Anhang, Nr. II.1, unten, S. 822 f.
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Die im März von Herrn Dr. Bandmann an mich gerichteten Briefe werde ich vernichten.5 In welcher Form ich anderen Redaktionen von dem Verhalten des Herrn Prof. Koch Kenntnis geben werde, behalte ich mir vor. Natürlich geschieht dies so, daß dadurch kein nachteiliges Licht auf Dritte fallen kann. Mich einer Mitteilung gänzlich zu enthalten, wird leider schwerlich möglich sein, da ich wenigstens den Versuch machen muß, ob sich die in meinem beiliegenden Brief erwähnte Arbeitsorganisation,6 über welche in Herrn Koch nahestehenden Kreisen in gehässiger Art gesprochen worden ist,7 nicht jetzt doch noch in einer praktische Erfolge versprechenden Art gestalten läßt. Hochachtungsvoll ergebenst Max Weber.
5 Die beiden anonymen Briefe Otto Bandmanns vom März 1911, die dieser Weber zugeschickt hatte, sind nicht nachgewiesen. 6 Gemeint ist die von Weber in seinem Brief an Adolf Koch vom 25. Jan. 1912, oben, S. 403, erwähnte, von ihm organisierte Enquete zur Soziologie des Zeitungswesens innerhalb der DGS. 7 Weber bezieht sich vermutlich auf entsprechende Äußerungen des Redakteurs Heinz an Friedrich Blanck; vgl. dazu den Brief an Blanck vom 14. Jan. 1912, oben, S. 391.
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31. Januar 1912
Oskar und Paul Siebeck 31. Januar [1912]; Heidelberg Brief; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 Jahresdatum erschlossen aus Verlagsvermerk: „7. II. 12.“ sowie Briefinhalt.
Heidelberg 31. 1. Sehr geehrter Herr Dr Siebeck! Anbei 1. ein Brief des Herrn v. Wieser.1 Da er nach dem 1. Juli noch eine Revision vornehmen will, scheint mir der 15. August als Termin rathsam und ich habe ihm das geschrieben.2 (Ich werde nämlich auch erst dann fertig). Das paßt auch zu Schumacher.3 Nun bitte ich Sie – d. h.: Herrn Dr Siebeck sen. in diesem Fall – an Bücher zu schreiben, daß der Anfang der Sommerferien der äußerste Termin ist.4 Denn Bücher sagte mir: Sie (bzw. Ihr Herr Vater) möge ihm den „letzten“ Termin schreiben. Die Sache muß ihm etwas dringlich vorgestellt werden. Ich habe das Meinige schon gethan. Wir müssen sicher sein können, daß dann Alles klappt. Vorher erhalten wir nichts von ihm, das sah ich sehr deutlich. Denn er hat noch nichts geschrieben. Natürlich schreibe ich ihm auch noch. Aber jedenfalls erwartet er auch von Ihnen (bzw. Ihrem Herrn Vater) einen Brief[.] Ferner bitte ich Sie, Sich mit v. Wieser wegen der Überschreitung zu verständigen. Ich habe Bedenken erhoben u. ev. um Differenzierung des Druckes gebeten. (Petit für Spezialausführungen) Auch er will ja mit Ihnen verhandeln. Ich schrieb ihm, Sie würden ihn hören lassen.
1 Der Brief Friedrich v. Wiesers bzw. eine Abschrift ist im VA Mohr/Siebeck in Tübingen nicht nachgewiesen; das Original hat Paul Siebeck als Anlage zu seinem Brief an Max Weber vom 7. Febr. 1912 (VA Mohr/ Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446) zurückgesandt. Aus einer Bemerkung in Siebecks Brief läßt sich entnehmen, daß v. Wieser Zweifel darüber geäußert hatte, mit der vertragsgemäß vorgesehenen Bogenzahl für seinen GdSBeitrag über Wirtschaftstheorie auskommen zu können. 2 Korrespondenzen mit Friedrich v. Wieser sind nicht nachgewiesen. 3 Hermann Schumacher war wegen seiner Malariaerkrankung bei der Fertigstellung seines GdS-Beitrages über das Börsenwesen in Rückstand geraten. 4 Dazu vermerkt Paul Siebeck (wie Anm. 1), daß er an Karl Bücher „persönlich geschrieben“ und „ihm Ende des Sommersemesters als äußersten Termin für die Ablieferung seines Manuskriptes genannt“ habe.
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2. Wegen der Soziolog[ischen] Gesellschaft habe ich an Dr Beck geschrieben. Ich bin sehr erstaunt.5 3. Es thut mir leid, daß Sie auf die Teilung des Archiv mit alternierendem Erscheinen beider Hälften nicht eingehen.6 Denn monatliche Chronik – das ist unmöglich. Diese Arbeit ist rasend anstrengend, Sie finden dafür keinen Mann von Lederer’s Tüchtigkeit, der sie monatlich macht, außer wenn Sie ihm eine Lebensstellung schaffen mit sehr hohem Gehalt. Und das „Archiv“ würde, wenn jedes Band gelöst würde, schwer leiden. Dagegen wäre ich ganz entschieden.7 Aber natürlich ist es Ihre Sache, zu ermessen, was Sie richtig finden. 4. Herr Prof. v. Düring8 hat sich noch nicht angesagt. Der Brief erwartet ihn hier. Mit besten Grüßen und Empfehlungen in bekannter Hochschätzung Ihr Max Weber Ich war durch einen Prozeß ganz lahm gelegt. Daher die Verzögerungen.
5 Laut Mitteilung vom 11. Jan. 1912 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446) hatte Paul Siebeck sich zweimal an Hermann Beck wegen „der Bezahlung der für die Mitglieder der Gesellschaft gelieferten Exemplare des Frankfurter Protokolls“ gewandt, ohne jedoch eine Antwort erhalten zu haben. Der von Weber erwähnte Brief an Hermann Beck ist in den noch vorhandenen DGS-Unterlagen nicht nachgewiesen. 6 Weber bezieht sich auf entsprechende Äußerungen Paul Siebecks in dessen Schreiben vom 17. Jan. 1912 (VA Mohr/ Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446); vgl. dazu Brief an Paul Siebeck vom 14. Jan.1912, oben, S. 392, Anm. 4. 7 Die von Paul Siebeck favorisierte Idee einer Monatschronik bzw. „aktuellen Monatsrevue“ ist wenig später von Edgar Jaffé, der mit Werner Sombart darüber Einvernehmen erzielt hatte, in seinem Brief vom 2. Febr. 1912 (VA Mohr/Siebeck, Tübingen, Nr. 330) neu ins Gespräch gebracht worden, wurde jedoch nach längerer Diskussion am 16. April 1912 bei einer Besprechung Jaffés mit Paul und Oskar Siebeck ad acta gelegt. 8 Gemeint ist Ernst v. Düring.
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10. Februar 1912
Friedrich Blanck [nach dem 10. Februar 1912]; Heidelberg Brief; eigenhändig Deponat Max Weber, BSB München, Ana 446 Die Datierung ist erschlossen aus dem Hinweis auf die Eröffnung des Disziplinarverfahrens von seiten der Philosophischen Fakultät gegen Adolf Koch. Dieser Beschluß war auf einer Fakultätssitzung am 10. Februar 1912 (UA Heidelberg H-IV-326/2) gefaßt und Koch am 24. Februar 1912 (ebd.) zugestellt worden.
Ziegelh. Landstr. 17 Verehrtester Herr Doktor! Besten Dank! Ich hatte die Sache schon neulich erhalten und sehr darüber gelacht, speziell über die Vorrede und darüber, daß Jemand eine erhaltene Ohrfeige zur Reklame für sich („Presse des In- u. Auslandes“) verwendet.1 Aber mit der „Animosität“ irren Sie wohl. Bei der Verhandlung mit Herrn Prof. Völcker über die Zurücknahme seines „Eingesandt“, welche ihm der Dozenten-Verein anrieth,2 erklärte Herr Dr Ruge: „Man erkennt den Werth eines Menschen am Werth seiner Feinde.“ – Ich könnte ja sehr eitel werden, wenn Das ein ernsthafter Mensch sagte. Leider kann ich mit dieser „Feindschaft“ nicht renommieren. – Ich habe private wie öffentliche Ungezogenheiten dieses Herren, der weder den physischen Muth hat, zur Waffe zu greifen, noch den moralischen, sein Unrecht gutzumachen, schon seit 9 Monaten einfach ignoriert, da er es mit aller Anstrengung hintertrieben hat, daß der Dozentenverein ein Ehrengericht für solche Fälle schuf. – Genug davon. – Gegen Koch ist von der Fakultät das Disziplinarverfahren eröffnet: Fakultäten sind in so etwas nicht sehr geschickt, also weiß man nicht, was herauskommt. Mit besten Grüßen Ihr hochachtungsvoll ergebenster Max Weber 1 Weber bezieht sich hier auf das Vorwort von Arnold Ruges Schrift: Das Wesen der Universitäten und das Studium der Frauen. Ein Beitrag zur modernen Kulturbewegung. – Leipzig: Felix Meiner 1912, S. 5 f.: „Als ich vor einigen Monaten in einem ,Eingesandt‘ eines Tageblattes einer mehr gefühlsmäßigen Auffassung der Frauenbewegung gegenüber Ausdruck gab, wanderten diese wenigen Zeilen mit vielen Kommentaren versehen durch die gesamte In- und Auslandspresse.“ 2 Zum Wortlaut des Briefes an Arnold Ruge vgl. Brief an Heinrich Rickert vom 17. Febr. 1911, oben, S. 100 f., Anm. 5.
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Paul Siebeck 12. Februar 1912; Heidelberg Brief; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446
Heidelberg 12. 2. 12 Sehr verehrter Herr Dr Siebeck!
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1) Bitte schreiben Sie Simmel, ohne Bezugnahme darauf, daß ich Ihnen dies rathe, aber mit dem Bemerken, daß ich orientiert worden sei und daß ich Ihnen geschrieben habe: daß ich zwei Mal Dr Beck nachdrücklich um alsbaldige Erledigung ersucht habe1 (a ich habe dies in sehr energischer Art auch heute gethan,2 es wird ihm wohl nicht angenehm sein, wenn auch Simmel hört, daß die Sachen so bummlig erledigt werden). Wir werden darauf in der Soziol[ogischen] Ges[ellschaft] noch zurückkommen. 2) Ja – es ist mir unlieb, daß der Bogen Schönberg jetzt weniger enthält, als früher.3 Das war nicht in Rechnung gezogen und wird dann sicher Überschreitungen geben. Auf Wieser werde ich energisch drücken, daß er den Raum innehält. a 具er ak典 1 Es handelt sich um die von der DGS noch nicht bezahlten Mitgliederexemplare der Verhandlungen 1910. Paul Siebeck hatte sich in seinem Brief an Max Weber vom 10. Febr. 1912 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446) darüber beklagt, daß eine nochmalige Mahnung an Hermann Beck (vgl. dazu den Brief an Oskar und Paul Siebeck vom 31. Jan. 1912, oben, S. 419, Anm. 5) ergebnislos geblieben sei, und deswegen Weber gebeten, sich an Georg Simmel zu wenden. In der von Weber vorgeschlagenen Weise schrieb Oskar Siebeck am 15. Febr. 1912 an Georg Simmel (VA Mohr/Siebeck Tübingen, Nr. 341). Laut dessen Antwort vom 17. Febr. 1912 (ebd.) habe er „sogleich bei Herrn Dr. Beck reklamiert“, dieser habe ihm daraufhin eine Postquittung gezeigt, derzufolge die angemahnte Summe am 15. Febr. 1912 an den Verlag abgegangen sei. 2 Die entsprechenden Korrespondenzen sind in den noch vorhandenen DGS-Unterlagen nicht nachgewiesen. 3 Oskar Siebeck hatte in seinem Brief vom 31. Jan. 1912 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446) mitgeteilt, „daß eine so sparsame Petitschrift, wie im Schönberg’schen Handbuch bei den heutigen Ansprüchen an Buchausstattungen nicht mehr möglich“ sei, stattdessen eine Schriftart in „Antiquapetit“ vorgeschlagen, wobei allerdings mit einem bedeutend größeren Seiteninhalt zu rechnen sei. Eine Richtigstellung dieser mißverständlichen Stelle erfolgte im Brief Paul Siebecks vom 7. Febr. 1912 (ebd.): „Die von der Druckerei vorgeschlagene Antiquapetit läuft erheblich breiter, als die Petit im Schönberg’schen Handbuch. Eine Seite Petit enthält also in dieser neuen Schrift erheblich weniger, als eine Petitseite im Schönberg’schen Handbuch.“
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12. Februar 1912
3) Sehr freut mich zu hören, daß Philippovich bei Ihnen ist und daß es ihm so viel besser geht und er im Sommer wieder liest (hoffentlich mit der nötigen Schonung). Denn man machte sich wirklich nachgerade um diesen für die verschiedensten wichtigen Angelegenheiten unentbehrlichen Mann ernstliche Sorgen. 4) Es wäre wohl gut, jetzt allen Mitarbeitern die durch Krankheit einiger Mitarbeiter (Schumacher)4 veranlaßte Hinausschiebung des Termins mitzuteilen. Sonst giebt es Verdruß. Vielleicht entwerfen Sie eine Postkarte.5 Ich würde vorschlagen: Einlieferung an Sieb (nicht mich), damit Sie zunächst den Umfang des Mscr. feststellen lassen und ich dann gleich darüber (falls Überschreitung vorliegt) mit den Herren mitverhandeln kann. Mit den allerbesten Empfehlungen und Grüßen Ihr stets ergebener Max Weber
b O: zweifach unterstrichen. 4 Hermann Schumacher war an Malaria erkrankt. 5 Der entsprechende Entwurf wurde Weber am 16. Februar 1912 zugesandt; zu dessen Inhalt vgl. Brief an Oskar Siebeck vom 21. Febr. 1912 mit Beilage, unten, S. 425 – 427.
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Karl Hampe PSt 18. Februar 1912; Heidelberg Brief; eigenhändig Privatbesitz Datiert nach dem beiliegenden Briefumschlag.
Ziegelh. Landstr. 17. Hochverehrter Herr College!
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Ich bin vollständig „platt geschlagen“ durch Ihre Liebenswürdigkeit.1 Es geht doch eigentlich kaum an, daß ich dies einfach benutze, denn das wäre im Grunde Diebstahl. Würden Sie Sich nicht entschließen, einmal 앚:in:앚 einem kurzen Aufsatz diese Sachen, die Sie ja allein – besser als Davidsohn selbst – in ihrera Tragweite übersehen, zusammenfassen?2 Ich wäre ja ohne diesen Hinweis auf eine ganze Anzahl wichtiger Punkte auch bei Lektüre vonb D[avidsohn] gar nicht aufmerksam geworden. Vorerst danke ich Ihnen auf das Herzlichste und möchte mir erlauben, in der nächsten Zeit gelegentlich einmal bei Ihnen vorzusprechen. Es ist ja überhaupt sehr schade, daß man sich so wenig sieht. Hoffentlich wird das im Sommer anders: – jetzt ist meine Frau schon auf der Abreise nach Berlin, sonst würden wir uns erlaubt haben, Sie zu fragen, ob Ihre Frau Gemahlin und Sie uns nicht einmal ein paarc Nachmittagsstunden schenken könnten. Mit bestem Dank und angelegentlicher Empfehlung Ihr Max Weber
a O: Ihrer b Unsichere Lesung. c O: par 1 Wie aus dem folgenden hervorgeht, hatte Hampe Weber Notizen oder Exzerpte zugesandt, die sich vermutlich mit Passagen aus dem Werk von Robert Davidsohn, Geschichte von Florenz, Bd. 3: Die letzten Kämpfe gegen die Reichsgewalt. – Berlin: E. S. Mittler & Sohn 1912, beschäftigten. 2 Eine derartige Arbeit aus der Feder Hampes ist nicht erschienen.
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Franz Eulenburg 21. Februar 1912; o. O. Abschrift; maschinenschriftlich ohne Anrede und Schlußformel, mit handschriftlichen Korrekturen von Marianne Weber GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 30, Bd. 6, Bl. 130
21. 2. 1912. Offen gesagt: ich wollte Ihnen erst einen Brief mit Invektiven schreiben.1 In der Annahme[,] daß Sie sich über mich lustig machten – denn was tue ich im Konversationslexikon?? Dahin gehören Beautés: Sombart etc. oder „bedeutsam“ aussehende Kollegen: Wenckstern, oder – Leute mit „großem Namen“. All das bin ich weder noch wünsch’ ich es zu werden. Ich lachte also stark. Aber – die Eitelkeit der Frauen ist übermächtig und hier schicke ich mich im Auftrag – machen Sie damit[,] was Sie wollen. Ich finde mich höchst schön und beinahe bedeutend aussehend, also beinahe für Ihre Zwecke passend, nur m.E. eben deshalb nicht ähnlich, …a Es freut mich[,] daß Sie Plenges Charakter günstig beurteilen und jetzt auf gutem Fuß mit ihm stehen. Ob ich von Bücher den Beitrag oder vielmehr die beiden Beiträge bekomme?2 Sonst wäre ich schwer blamiert vor der ganzen Kollegenschaft.
a Auslassungszeichen in Abschrift. 1 Webers sardonische Bemerkungen gelten der Bitte Eulenburgs, ihm eine Photographie von sich für einen Lexikonartikel zur Verfügung zu stellen. Webers Bild findet sich mit dem von Werner Sombart als jüngere deutschsprachige Nationalökonomen neben denen der bekannten älteren Fachgrößen, wie z. B. Gustav von Schmoller, Lujo Brentano, Adolph Wagner, Carl Menger und Eugen von Böhm-Bawerk, in dem Artikel: Volkswirtschaftslehre in Deutschland, in: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6., gänzl. neubearb. und verm. Aufl., Bd. 24: Jahres-Supplement 1911 – 1912. – Leipzig und Wien: Bibliographisches Institut 1913, S. 968 – 972, auf der Tafel nach S. 968. Die Photographie ist oben, S. XXIX, abgebildet. 2 Es geht um die beiden GdS-Beiträge Büchers über „Wirtschaftsstufen“ und „Handel“; vgl. dazu Brief an Oskar Siebeck vom 28. Dez. 1911, oben, S. 376, Anm. 2.
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Oskar Siebeck 21. Februar [1912]; Heidelberg Brief; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 Jahresdatum erschlossen aus Verlagsvermerk: „22. II. 12.“ sowie Briefinhalt.
Heidelberg 21/2 Sehr geehrter Herr Dr Siebeck!
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Von Berlin werden Sie inzwischen Nachricht und vor Allem Ihr Geld erhalten haben.1 Es ist eine unerhörte Unordnung, daß das nicht rechtzeitig geschah und darf nicht wieder vorkommen. Mit der Beilage bin ich ganz einverstanden[.]2 Herrn Coll[egen] v. Philippovich bitte ich freundlichst zu grüßen. Ich gehe Anfang März nach der Riviera. Es steht mit meiner Arbeitskraft diesen Winter recht schlecht, daher ist 앚:auch:앚 mir der Aufschub des Termins eine Erlösung. Hoffentlich geht es damit im Sommer besser. Mit den besten Empfehlungen Ihr stets ergebenster Max Weber Ich lege hier eine Inhaltsübersicht des Buches von Professor Sergej Bulgakow in Moskau (früher in Kiew) bei, welche er mir mit dem Anheimstellen überschickte, ob ich einen deutschen Verlag füra eine Übersetzung interessieren könnte.3 Prof. Bulgakow, dessen Buch „Ot sociaa 具d典 1 Am gleichen Tage berichtete Oskar Siebeck in einem Brief an Weber (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446), daß er am 16. Febr. 1912 an Georg Simmel geschrieben habe und schon einen Tag später ihm der bisher bei Hermann Beck vergebens reklamierte Betrag für die Mitglieder-Exemplare der DGS-Verhandlungen 1910 endlich zugegangen sei; vgl. dazu Brief an Paul Siebeck vom 12. Febr. 1912, oben, S. 421, Anm. 1. 2 Gemeint ist der dem Brief an Oskar Siebeck beigegebene, von Weber korrigierte Entwurf eines Rundschreibens an die GdS-Autoren wegen Terminverlängerung bis zum 31. Juli 1912. Der Entwurf wird als Beilage zu diesem Brief abgedruckt. 3 Es handelt sich hierbei um das Buch von Sergej Bulgakov über die Philosophie der Wirtschaft: Filosofija chozjajstva. – Moskva 1912. Wie Oskar Siebeck in seiner Antwort vom 22. Febr. 1912 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446) berichtete, hatte Bulgakov ihm schon eine deutsche Ausgabe des Werkes direkt angeboten, war jedoch
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lizmu k idealizmu“4 (Vom Sozialismus zum Idealismus) s. Z. Berühmtheit erlangt hat als wichtigstes Dokument der Abwendung vom Marxismus, ist schriftstellerisch und als Gelehrter sehr hervorragend, seiner Weltanschauung nach Mystiker etwa Dostojewski’scher Färbung. Es würde sich ja zunächst fragen, ob Sie prinzipiell für so etwas zu haben sein könnten. Ich würde Bulgakow vorschlagen, ein Kapitel seines Buches übersetzt ins Archiv zu geben, damit Sie einen Eindruck gewinnen.5 Nochmals beste Grüße Ihr Max Weber
bei Siebeck auf Ablehnung gestoßen. Auch diesem Brief von Bulgakov an den Verlag vom 27. Dez. 1911/11. Jan. 1912 (VA Mohr/Siebeck Tübingen, Nr. 324) war ein Inhaltsverzeichnis beigegeben. Am Briefkopf befindet sich der Verlagsvermerk: „Philippovich rät ablehnen, da zu umfangreich u. zu wenig Interesse.“ Tatsächlich hat der Verlag laut Schreiben vom 20. Jan. 1912 (ebd.) auf das Angebot Bulgakovs verzichtet. Eine deutsche Ausgabe ist nicht erschienen. 4 Der korrekte Titel lautet: Ot marksizmu k idealizmu. – S.-Peterburg: Obˇscestvennaja ˇ Pol’za 1903. 5 Ein Kapitel des Buches ist ein Jahr später erschienen: Bulgakoff, Sergei, Die naturphilosophischen Grundlagen der Wirtschaftstheorie, in: AfSSp, Bd. 36, Heft 2, 1913, S. 359 – 393.
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Beilage Der maschinenschriftliche Entwurf enthält am Kopf den Vermerk Max Webers: „Einverstanden M.W.“ Am Konzeptende findet sich eine handschriftliche Bemerkung Oskar Siebecks: „Soll vielleicht der Stoffverteilungsplan, von dem noch reichlich Vorrat vorhanden ist und den gewiß manche Herren verlegt haben, mit diesem Anschreiben nochmals verschickt werden?“ sowie zwei senkrechte Striche am Rand mit dem zweifach unterstrichenen Vermerk Webers: „ja“. Der Edition liegt die maschinenschriftliche Vorlage Siebecks mit den handschriftlichen Zusätzen Max Webers zugrunde; der textkritische Apparat weist die Abweichungen zur maschinenschriftlichen Vorlage nach.
An die Herren Mitarbeiter des Handbuchs der politischen Ökonomie. Im Einvernehmen mit Herrn Professor Dr. Max Weber gestatte ich mir, Ihnen ergebenst mitzuteilen, daß einige Mitarbeiter des „Handbuchs der politischen Ökonomie“ durch Krankheit an rechtzeitiger Einlieferung ihrer Manuscripte verhindert worden sind. Wir haben uns daraufhin genötigt gesehen, den Termin für die Einsendung der Manuscripte bis Ende des Sommersemesters, also äußersten Falles bis zum 31. Juli 1912 hinauszuschieben. aDie Manuskriptea müssen bbeim Eingang zunächstb auf cihren Umfangc hin berechnet werden. dWir bittend Sie daher freundlichst,e bis zu dem genannten Termin Ihr Manuscript 앚:nicht, wie Anfangs erbeten, an Herrn Prof. Max Weber, sondern:앚 an meinef Adresse einzusenden. In vorzüglicher Hochachtung ergebenst J. C. B. Mohr (Paul Siebeck). Tübingen, den ......
a Ehe Herr Professor Max Weber die Manuscripte durchsieht, > Die Manuskripte b dieselben > beim Eingang zunächst c Unterstreichung eigenhändig. d Ich bitte > Wir bitten e Komma eigenhändig. f Unterstreichung eigenhändig.
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Arthur Salz [15. oder 22. Februar 1912]; Heidelberg Brief; eigenhändig DLA Marbach a.N., Nl. Karl Jaspers (Fotokopie) Die Datierung ist aus der Tagesangabe sowie verschiedenen Bemerkungen erschlossen, aus denen hervorgeht, daß der Brief gegen Ende des Wintersemesters 1912 geschrieben worden sein muß.
Ziegelh. Landstr.17 Donnerstag. Verehrtester Herr College! Wenn Sie wirklich glauben, daß über Ihren Beitrag1 noch etwas zu reden sei und zwar vor den Ferien, dann würden Sie mir vielleicht ein geeignetes Bruchstück zugänglich machen? Zeit wäre ja an sich noch lange nachher: Termin ist Juli.2 – Wir danken nochmals für Ihre Freundlichkeit. Von den schönen Veilchen[,] die Ihre Braut3 sandte, trat mir meine Frau eine Hälfte ab. Ihre Böhmin macht auch persönlich jenen eigentümlich kultivierten diskreten Eindruck, den in aller ihrer Sonderbarkeit auch die frühere Czechin meines Bruders machte.4 Ich bin Ende des Winters nie sehr frisch. Sonst wäre zu dem, wie es schien, Herrn Stefan George interessierenden Thema: Hausgemeinschaften, wohl noch zu sagen gewesen: Nur dann bindet eine Hausgemeinschaft auch innerlich ihre Angehörigen, wenn sie auf unbezweifelbare gemeinsame Aufgaben ausgerichtet ist. Diese mögen sein, welche sie wollen: ob attische Keramik, ob gemeinsamer Landwirtschaftsbetrieb, ob kapitalistischer Gewinn in einer Unternehmung,a in deren Aufgabenkreis die Söhne, Brüder, Vettern etc. a 具denn典 1 Arthur Salz hatte für den GdS folgende Beiträge übernommen: „Vermögenskategorien und Einkommensformen“, „Berufsgliederung“ und „Kapitalbildung und Kapitalverwertung“. 2 Die Terminverschiebung auf den 31. Juli 1912 war gerade erst von Max Weber und dem Verlag vereinbart worden; vgl. dazu Brief an Oskar Siebeck vom 21. Febr. 1912, oben, S. 425, Anm. 2. 3 Gemeint ist Sophie (Soscha) Kantorowicz, die am 2. April 1912 Arthur Salz heiratete. 4 Der Name der Haushälterin von Arthur Salz ist nicht nachgewiesen. Alfred Webers Haushälterin in Prag, Kati, stand auch noch in Heidelberg 1908/09 in seinen Diensten (vgl. MWG II/5, S. 739).
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aufgehen und sie mittragen, – das gilt gleich. Eine solche, im weitesten Sinn „produktive“ Gemeinschaft 앚:allein:앚 kann in sich das Recht finden undb mit Erfolg 앚:dem:앚 Einzelnen abfordern: daß sie die Schranke seines individuellen Wollens sei. Diese Schranke wird dannc – und das ist das Wohlthätige – nur der innerlich und äußerlich durchbrechen können, der einerd eigenen Mission dazu innerlich ganz sicher und stark genug ist, der also sein 앚:persönliches:앚 „Charisma“ über die Heiligkeit der „Tradition“ 앚:der Gemeinschaft:앚 siegen zu lassen auch objektiv berufen ist. Die Andren werden an jene Allen gleich sichtbare Aufgabe gebunden bleiben, weil ein eigner „Gott“ (oder: Dämon) in ihnen nicht lebt. 앚:Und das ist gut.:앚 Aber: nachdem heut Werkstatt, Kontor, Bureau sich von der Familie gelöst haben und lösen mußten, ihrer eignen ezunehmend bürokratischen Strukture nach, und nachdem unsre moderne Lebenstechnik der Hausgemeinschaft – grade der normalen – ihre „produktiven“ Aufgaben entzogen hat, kann sie grade nicht die Form für das Normale, sondern, wie die eucharistische Gemeinschaft der Religionsstifter mit den Jüngern (oder dieser unter sich) oder wie das Kloster, nur die Form für das Außer-Weltliche, genauer: des Außer-Alltäglichen, darstellen, – also nur „charismatisch“ und nicht „traditionell“ 앚:entstehen, als:앚 freier Zusammenschluß besonders gearteter Menschen mit besonders geartetem, dem Alltag entrücktenf Wollen. 앚:Sonst hat sie keinerlei inneres Eigenleben.:앚 Was soll die heutige Consumenten-Gemeinschaft, wie sie jeder Haushalt einer Familie heute (objektiv) allein sein kann 앚:– wobei zur „Consumtion“ auch die Romanlektüre und all dergleichen gehört:앚[,] Heiliges für die Einzelnen haben außer der einfachen 앚:von ihr innerlich unabhängigen:앚 Kindespietät? – da doch jedes 앚:Mitglied:앚 seinen spezifischen „Beruf“ hat (und haben muß, ob er will oder nicht) der außerhalb ihrer liegt? Für uns heute ist sie, als das Alltägliche gedacht, in der That nicht mehr wohlthätige Schranke, sondern nur noch Fessel, die von außen her bindet, – ausgenommen vielleicht auf einem Niveau sozialen (und materiellen) Lebensausmaßes, welches sie zur Trägerin von Standestraditionen macht. Was früher Alltagg war, muß heute grade das Un-Alltägliche sein. Als solches, in freiem Zusammenschluß 앚:aber grade nicht auf der Basis von Blutszwang:앚 mit möglichst wenig Regel und „Ökonomie“, kann es auch heute viel bedeuten. –
b 具dem典 c Unsichere Lesung. d seiner > einer e Dynamik nach > zunehmend bürokratischen Struktur f 具Zielen典 g Regel > Alltag
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Grüßen Sie bitte Herrn Stefan George bestens. Er wird diesmal schwerlich die Zeit haben, mich noch zu sehen.5 – Mit besten Grüßen an Sie beide Ihr ergebenster Max Weber
5 Das Treffen ist nicht erfolgt; auch ist nicht sicher, ob Stefan George in der zweiten Februarhälfte überhaupt in Heidelberg war. Vgl. dazu H. J. Seekamp, R. C. Ockenden, M. Keilson, Stefan George. Leben und Werk. Eine Zeittafel. – Amsterdam: Castrum Peregrini Presse 1972, S. 232.
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Hans W. Gruhle [23. Februar 1912]; PSt Heidelberg Karte; eigenhändig Nl. Hans W. Gruhle, BSB München, Ana 612 Laut Poststempel ist die Karte am 24. Februar 1912 abgeschickt worden, aus dem Inhalt ergibt sich als Abfassungsdatum jedoch der 23. Februar 1912, denn die in der Karte erwähnte „Communalwählerversammlung“ von „gestern Abend“ hatte am 22. Februar stattgefunden. Max Weber hatte sich auf einer Versammlung der Fortschrittlichen Volkspartei am Vorabend der Heidelberger Stadtverordnetenwahlen zu Wort gemeldet und sich kritisch gegen den Wahlspruch der Bürgervereinigung „Keine Politik aufs Rathaus“ gewandt. Vgl. dazu die Presseberichte „Vor der Entscheidung“, in: Heidelberger Tageblatt, Nr. 46 vom 23. Febr. 1912, S. 5, und „Die Gemeindewahlen“, in: Heidelberger Neueste Nachrichten, Nr. 46 vom 23. Febr. 1912, S. 4 (MWG I/8).
Lieber Herr Doktor!
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Man hatte mich gestern Abend in eine Communalwähler-Versammlung zum Schwätzen verschleppt, – was mir höchst elend bekam. Ich würde mich freuen, Sie etwa Dienstag – wenn es Ihnen paßt, – zu sehen. Herzliche Grüße Ihr Max Weber
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Paul Siebeck 24. Februar [1912]; Heidelberg Brief; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 Jahresdatum erschlossen aus dem Verlagsvermerk: „27. II. 1912“ sowie Briefinhalt.
Heidelberg 24/2 Sehr geehrter Herr Dr Siebeck! Ich sende anbei 1) Ihren Entwurf mit Einverständnis1 2) den Brief von Frl. Dr Raich an Sie, den Prof. Jaffé schickte, mit den entsprechenden Bemerkungen von mir.2 Mit angelegentlichster Empfehlung Ihr ergebenster Max Weber Beilage 1 Der Entwurf trägt am Kopf den eigenhändigen Vermerk Max Webers: „Einverstanden.“ sowie den handschriftlichen Zusatz des Verlages: „Tübingen den 27. Febr. 12“, wohingegen der maschinenschriftliche Schluß „Tübingen, den …“ gestrichen ist.
An die Herren Mitarbeiter des Handbuchs der politischen Ökonomie. Im Einvernehmen mit Herrn Professor Dr. Max Weber gestatte ich mir, Ihnen ergebenst mitzuteilen, daß einige Mitarbeiter des „Handbuchs der politischen Ökonomie“ durch Krankheit an rechtzeitiger Einlieferung ihrer Manuscripte verhindert worden sind. Wir haben uns daraufhin genötigt gesehen, den Termin für die Einsendung der Manuscripte bis Ende des Sommersemesters, also äußersten Falles bis zum 31. Juli 1912 hinauszuschieben. Die Manuscripte müssen beim Eingang zunächst auf ihren Umfang hin berechnet werden. Wir bitten Sie daher freundlichst, bis zu dem genannten Termin Ihr Manuscript nicht, wie Anfangs erbeten, an Herrn Professor Max Weber, sondern an meine Adresse einzusenden. In der letzten Zeit wurde ich von verschiedenen Herren um nochmalige Zu1 Webers Plazet gilt dem überarbeiteten Entwurf des Rundschreibens an die GdS-Autoren wegen Terminverlängerung bis zum 31. Juli 1912. Er ist als Beilage 1 abgedruckt. 2 Der Brief ist als Beilage 2 abgedruckt.
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stellung des Stoffverteilungsplanes gebeten. Für alle Fälle erlaube ich mir daher, auch Ihnen in der Anlage ein weiteres Exemplar der im Jahre 1910 verschickten Fassung desselben zu übergeben. Endlich wurde ich aus dem Kreise der Herren Mitarbeiter über das Verhältnis des Petitsatzes (Ziffer 2 der Vorbemerkung zum Stoffverteilungsplan) zum gewöhnlichen Satz befragt. Sowohl die Textschrift wie die kleinere (Petit-) Schrift sind so gewählt, daß der Seiteninhalt in beiden Fällen demjenigen der 4. Auflage von Schönberg’s Handbuch der politischen Ökonomie entspricht. In vorzüglicher Hochachtung ergebenst J. C. B. Mohr (Paul Siebeck).
Beilage 2 Die folgenden Notizen Max Webers befinden sich auf der maschinenschriftlichen Abschrift eines Briefes von Maria Raich an Paul Siebeck vom 2./15. Februar 1912. Die Abschrift trägt den Vermerk Max Webers: „durch Prof. Jaffé erhalten.“ Maria Raich hatte in ihrem Schreiben ihre Verwunderung darüber geäußert, daß ihr Honorar für einen AfSSpBeitrag „auf Anordnung des Herrn Prof. Dr. Max Weber an diesen ausgezahlt worden“ sei. Das Honorar galt dem Artikel: Einiges über den Stand der russischen Industrie und die Lage der Fabrikarbeiterschaft, erschienen in: AfSSp, Bd. 33, Heft 3, 1911, S. 892 – 901.
NB Es muß sich um ein Versehen von mir handeln. Ich erinnere mich, daß Frl. Raich die 100 M. die ich ihr vorstreckte, an mich zurückgesendet hat.1 Daß eina Honorar an mich gezahlt wurde, erinnere ich mich nicht, aber es wird natürlich so sein. Ich bitte, Frl. Raich das Honorar mit dem Bemerken auszuzahlen, „daß 앚:zweifellos:앚 ein Gedächtnisfehler meinerseits vorgelegen habe“, und mich damit zu belasten. Um welchen Beitrag handelt es sich denn? Bd. 30 Heft 2 enthält nichts von ihr.2 M.W.
a das > ein 1 Die 100 Mk. waren Maria Raich zur Anschaffung russischer Literatur zur Fertigstellung eines AfSSp-Artikels bewilligt worden; da jedoch der Beitrag nicht zustande kam, hatte sie die Summe an Max Weber zurückgeschickt. 2 Siehe dazu die Editorische Vorbemerkung.
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Marianne Weber [24. Februar 1912; Heidelberg] Brief; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446 Datum und Ort erschlossen aus dem Hinweis auf die Johannes-Passion, die am 24. Februar 1912 in Heidelberg aufgeführt wurde. Die folgende Korrespondenz mit Marianne Weber ergab sich aus deren Reise vom 22. Februar bis zum 13. März 1912 nach Berlin zum Deutschen Frauenkongreß und zur Ausstellung „Die Frau in Haus und Beruf“. Auf der Rückreise hielt sie einen Vortrag in Krefeld am 14. März und war am 15. März wieder in Heidelberg.
Liebes Schnäuzchen, – nichts Besondres passiert. Nur: Donnerstag Abend mußte ich also doch in die Communalwähler-Versammlung1 und dort reden, das gab dann eine der üblichen schlechten Nächte, und ich bin noch marode. Heut Johannes-Passion,2 das ist schade! Ich werde nicht frisch sein. Salz hatte mich also, wie sich nachträglich herausstellte, nicht mit gemeint bei der Einladung, sondern nur Dich – siehst Du wohl! Er bedankt sich in entsetzlich devoten Ausdrücken für die ihm widerfahrene „Ehre“! – 3 Eben kommt Dein liebes Briefchen.4 Schönsten Dank. Ja, das mit dem kl[einen] Conrad5 darf man nicht so tragisch nehmen, wir (auch ich) haben das auch gemacht. – Des „großen“ Conrad’s Fortgehen6 halte ich auch für keinen „Verlust“. Er ist soweit ein ganz netter, aber so sehr flacher Mensch. Daß der 1 Am Donnerstag, dem 22. Februar 1912, nahm Max Weber an der Wahlversammlung der Fortschrittlichen Volkspartei in der „Harmonie“ teil, die sein Vetter August Hausrath leitete und in deren Mittelpunkt das Referat des Landtagsabgeordneten und Mannheimer Stadtrats Karl Vogel über „Aufgaben fortschrittlicher Gemeindepolitik“ stand. Weber äußerte sich als erster Diskussionsredner kritisch zum Thema „Keine Politik aufs Rathaus“. Vgl. Heidelberger Tageblatt, Nr. 46 vom 23. Febr. 1912, S. 5, MWG I/8, S. 379. 2 Am 24. Februar 1912 wurde durch den Bachverein die Johannes-Passion von Johann Sebastian Bach in der Heidelberger Stadthalle aufgeführt. 3 Max Weber hatte vermutlich eine Einladung von Arthur Salz abgesagt. Der Privatdozent Salz hatte aber Weber nicht einzuladen gewagt und empfand dessen Annahme, eingeladen worden zu sein, als Ehre. 4 Brief von Marianne Weber vom 23. Febr. 1912 aus Berlin (Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446), auf den Max Weber im folgenden eingeht. 5 Konrad Mommsen, der fünfzehnjährige Sohn von Ernst und Clara Mommsen, hatte seinen Eltern zweimal Geld entwendet, wie Marianne Weber in ihrem Brief aus Berlin berichtete. 6 Konrad Mommsen, der Bruder von Ernst Mommsen, verließ um diese Zeit Berlin aus beruflichen Gründen.
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Mariännchen7 imponiert hat! Sie hat doch sonst einen guten Geschmack. Aber sicher ist sie dazu geschaffen, von einem konventionellen „netten Kerl“ geheirathet zu werden. Geschähe es nur bald! An der Neigung zur Formlosigkeit ist eben doch Richards8 Kalbern stark schuld. Du schreibst nichts von Mamas Beinen.9 Sie nimmt doch hoffentlich stets einen Wagen, wenn sie solche Expeditionen in den „Zoo“10 macht? Laß Dich doch auf die Verdoppelung nicht ein!11 Ich wollte Frl. Bäumer eigentlich meinerseits einfach abtelegraphieren, dachte aber: es macht einen schlechten Eindruck bei „Euren Leuten“. Laß Dich herzlich küssen und grüße auch die Mutter schönstens von Deinem etwas müden Max
7 Gemeint ist Marianne Müller, die Tochter von Alwine und Bruno Müller aus Oerlinghausen, die, wie Marianne Weber schrieb, „sich ein wenig in ihn verliebt“ habe. 8 Richard Müller, dem älteren Bruder von Marianne Müller, wurde das von Marianne Weber berichtete unkonventionelle Verhalten von Marianne Müller zugerechnet. 9 Helene Weber litt an Venenentzündung. 10 In den Ausstellungshallen des Zoologischen Gartens in Berlin fand die Ausstellung „Die Frau in Haus und Beruf“ vom 24. Februar bis 24. März statt. Helene Weber gehörte dem Komitee der Ausstellung an und betreute die Abteilungen „Die Frau in der Hauspflege“ und „Die Frau in der sozialen Arbeit“. Ferner tagte dort vom 27. Februar bis zum 2. März 1912 der vom Bund Deutscher Frauenvereine veranstaltete Deutsche Frauenkongreß. 11 Die Vorträge auf dem Deutschen Frauenkongreß sollten wegen des großen Andrangs doppelt gehalten werden; tatsächlich wurden die am Morgen gehaltenen Vorträge nachmittags wiederholt. Brief von Marianne Weber an Max Weber vom 23. Febr. 1912 (wie Anm. 4) und FZ, Nr. 58 vom 28. Febr. 1912, 3. Mo.Bl., S. 1.
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26. Februar 1912
Marianne Weber [26. Februar 1912]; PSt Heidelberg Karte; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446 Datum erschlossen aus dem Poststempel vom 27. Februar 1912, 6 – 7 Uhr vormittags; nach ihrem Inhalt ist die Karte am Vortage geschrieben worden.
Schönsten Dank für die Kärtchen. Heut kamen sie. Lieber Schnauzel! Vorgestern Abend also mit Tobelchen im Johannes.1 Es war sehr schön; ich ging dann schnell nach Hause, um andern Tages frisch zu sein. Es kamen wirklich einige Leute:2 Jaspers & Frau, Salz, Frl. Jastrow, Frl. Tobler, die noch zum Abendessen u. Plaudern blieb. Sehr Tiefgründiges haben wir nicht geplaudert, ein klein wenig in Anknüpfung an das[,] was ich über die Umwandlung3 von Menschen durch solche Schicksale gesagt hatte; das beunruhigte sie offenbar etwas. Aber sonst nur von Musik, speziell Bach. Mit den Andern war ein ganz lebhaftes Gespräch über ziemlich wissenschaftliche Dinge, namentlich Jaspers kam aus sich heraus. Die kleine Jastrow4 verabschiedete sich dann, noch etwas gerührt. Ich habe noch keine Antwort, ob ich Zimmer an der Riviera bekomme. Das wäre lästig, so ins Ungewisse zu reisen. Morgen bin ich Abend bei Tröltsch (mit Grafe)[,]5 Donnerstag kommt Frl. Tobler, Freitag Gruhle, Sonnabend Frl. Tobler, Sonntag – ? Ich finde es schauerlich, daß Du 2 Mal am selben Tage sprichst.6 Ihr seid ja sehr schmeichelhaft bezüglich des Geschmacks in der Presse rezensiert.7 Aber die Stimmen hat man doch offenbar wenig gehört. Bitte „schreie“ nicht, daß Du mir
1 Gemeint ist die Johannes-Passion von Bach. 2 An Sonntagen fanden offene Nachmittage bei Max und Marianne Weber statt, zu denen unangemeldet Gäste kamen. 3 Vermutlich bezieht sich Weber auf ein früheres Gespräch mit Mina Tobler über Else Jaffé. 4 Gemeint ist Elisabeth Jastrow, Tochter des Berliner Nationalökonomen Ignaz Jastrow, die in Heidelberg Kunstgeschichte studierte. 5 Eduard Grafe. 6 Vgl. Brief an Marianne Weber vom 24. Febr. 1912, oben, S. 435, Anm. 11. 7 Vgl. Heidelberger Zeitung, Nr. 52 vom 29. Febr. 1912, S. 1 f. und FZ, Nr. 58 vom 28. Febr. 1912, 3. Mo.Bl., S. 1.
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nicht heiser wirst. Wie heißen doch die von Dir mitgenommenen Pastillen? Grüße die Mutter sehr. Es küßt Dich herzlich Dein Max
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Marianne Weber PSt 27. Februar 1912; PSt Heidelberg Karte; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446
L. Schnauzel! Nichtsa Neues. Gestern war Schmid einige Stunden bei mir, heut gehe ich Abends auf ein Stündchen zu Tröltschs, wo Grafe (Bonn) ist. Morgen ist Ruhe. Viel Arbeiten gehtb leider nicht, der Kopf thut es nicht. Noch immer weiß ich nicht, ob ich Quartier in Aiguebelle bekomme. Es wäre ärgerlich, wenn nicht. Jetzt also stehst Du schon vor Deinem Volke;1 hoffentlich nicht 2 Mal. Halte Dich dann wenigstens morgen recht ruhig! Alles hier ist wohl. Es küßt Dich herzlich Dein Max Schöne Grüße an die Mutter!2
a O: Nicht b O: giebt 1 Mit seinem „stehst Du … vor Deinem Volke“ spielt Max Weber auf die Johannes-Passion von Bach an, die Marianne Weber am 24. Februar 1912 in Heidelberg gehört hatte; vgl. Brief und Karte an Marianne Weber vom 24. und 26. Febr. 1912, oben, S. 434 und 436. Konkret gemeint sind die zwei Vorträge, die Marianne Weber auf dem Deutschen Frauenkongreß vom 27. Februar bis zum 2. März 1912 in Berlin hielt: Die Bewertung der Hausfrauenarbeit und Die Bedeutung der Frauenbewegung für das Verhältnis der Geschlechter als Problem der Ehe. Der erste Vortrag wurde veröffentlicht: Die Frau. Monatsschrift für das gesamte Frauenleben unserer Zeit, hg. von Helene Lange, Bd. 19, 1911/12, S. 389 – 399. 2 Marianne Weber wohnte bei Helene Weber.
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Marianne Weber PSt 29. Februar 1912; PSt Heidelberg Karte; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446
Lieber Schnauzel, –
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dank der Mutter sehr vielmals für ihren gestern Abend gekommenen brieflichen Bericht. Heut ist ja nun Dein letzter schwerer Tag1 und dann bist Du hoffentlich recht vernünftig und ruhst Dich erst ganz still aus, ehe Du etwas Weiteres machst, damit Du von der Reise doch etwas hast. Vorgestern Abend war ich bei Tröltsch mit Grafe, ganz nett, ohne besonders interessant zu sein. Gr[afe] ist ganz der Alte, aber etwas gedämpft durch seine nervösen Depressionen. Gestern waren erst allerhand Conferenzen mit Dr Lederer etc. wegen des „Archiv“,2 dann erschien Hensel (Vormittags) auf der Bildfläche u. kam später gegen Abend incl. Abendessen. Sehr erholt, weniger dick, ganz begeistert von Amerika und Amerikanern,3 bei denen ihm offenbar sehr wohl war (den Grund seiner Beliebtheit schätzt er z. T. richtig und nüchtern ein: „meine etwas geschmacklosen Witze“), noch immer, wenn von der Frau4 die Rede ist, sehr wehmütig, aber doch im Ganzen normal, und vor allem: in der Arbeit an seinem Swift.5 Er hatte offenbar sich sehr über Deinen damaligen Brief gefreut, da er ihn von A – Z zitierte. In sein Schicksal in Erlangen6 ist er ergebener als früher: Kurz – im Ganzen ein erfreulicher Eindruck. Heut kommt er zu Tisch, Abend das Tobelchen. Morgen Gruhle, 1 Gemeint ist wohl der zweite Vortrag auf dem Deutschen Frauenkongreß. 2 Seit 1910 war Emil Lederer Redaktionssekretär des AfSSp. 3 Paul Hensel war von Juli bis November 1911 in USA. Vgl. Brief an Hugo Münsterberg vom 4. März 1912, unten, S. 451, Anm. 8. 4 Am 27. Oktober 1910 war Käthe Hensel gestorben. 5 Paul Hensel wollte offenbar seine Studien über Jonathan Swift weiterführen; sein Beitrag: Jonathan Swift und sein Pessimismus erschien in: FZ, Nr. 167 vom 19. Juni 1906, 1. Mo.Bl., S. 1 – 3, und FZ, Nr. 168 vom 20. Juni 1906, 1. Mo.Bl., S. 1 – 2, und ist abgedruckt in: Hensel, Paul, Kleine Schriften und Vorträge zum 70. Geburtstag des Verfassers, hg. von Ernst Hoffmann und Heinrich Rickert. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1930, S. 68 – 87. 6 Paul Hensel war seit 1902 ordentlicher Professor für Philosophie in Erlangen. Seine Hoffnungen auf andere Lehrstühle, z. B. 1908 auf den zweiten Lehrstuhl für Philosophie in Heidelberg, vgl. Brief an Marianne Weber, am oder nach dem 18. Okt. 1908 (MWG II/5, S. 680) und 1909 auf den Lehrstuhl für neuere deutsche Literatur in Freiburg, vgl. Brief an Heinrich Rickert, vor dem 11. Dez. 1909 (MWG II/6, S. 333, Anm. 6), hatten sich zerschlagen.
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29. Februar 1912
Sonnabend Abend [Tobelchen]a. Dann ist das Pensum zu Ende, denn Sonntag wird doch wohl Niemand mehr da sein7 und ich denke doch Montag früh zu fahren. Das Zimmer in Aiguebelle8 habe ich, aber billig ist es nicht. Euer Congreß scheint ja glänzend zu gehen, nach der Presse zu urteilen.9 Tausend herzliche Grüße und einen Kuß von Deinem Max Ich wüßte 앚:Mama war ja auch begierig:앚 gern, was Lili wohl zu den Sachen10 piept.b
a In O stehen statt des Namens drei Wiederholungszeichen, genau unter der ersten Erwähnung des Wortes Tobelchen in der vorausgehenden Zeile. b In O folgt: Auch 7 Gemeint sind Gäste zum Sonntagstee während des Semesters. 8 Während seiner Erholungsreise im Frühjahr 1908 nach Le Lavandou hatte Max Weber ein neues Hotel in Aiguebelle besichtigt, in dem er sich jetzt einmietete, vgl. Karte an Marianne Weber vom 3. April 1908, MWG II/5, S. 501. 9 Vgl. Karte an Marianne Weber vom 26. Febr. 1912, oben, S. 436, Anm. 7. 10 Gemeint sind die Themen des Deutschen Frauenkongresses.
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Marianne Weber PSt 1. März 1912; PSt Heidelberg Karte; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446
Liebes Schnauzel!
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Schnell, ehe ich zur Bibliothek gehe, einen schönen Gruß! Nun ist ja wohl alle Noth zu Ende und Du wirst ganz artig zu Haus bleiben, bis Du Dich verschnauft hast. Da ja sogar der Reichstag und der Staatssekretära von Euch eingehend Notiz1 nimmt, so könnt Ihr ja mehr wirklich nicht verlangen! Schönen Dank für Dein Kärtchen. Frl. Tobler war grade da und freute sich, daß es Dir gut ging. Wir sprachen fast nur Musik (Johannes-Passion). Vorher hatte grade Frau Gothein 11/2 Stunden dagesessen, die sich plötzlich angesagt hatte: eine ziemlich gelehrte Unterhaltung, aber auch über Gundolf und St[efan] George. Mir gegenüber äußert sie sich da ganz wie wir! Zu Tisch war Hensel dagewesen und sehr behaglich eigentlich; das Sprechen von seiner Frau2 ist ohne Krampf und Bitterkeit, aber doch so, daß ich an die Chancen des „Schicksal R...“3 nicht glaube. Heut kommt Gruhle Abends 11/2 Stunden. Viele herzliche Grüße, es küßt Dich Dein Max
a 具im Reichstag典 1 Auf den Frauenkongreß wurde in der 16. Sitzung des Reichstages am 29. Februar 1912 u. a. vom Staatssekretär des Innern, Dr. Clemens Delbrück, hingewiesen. Vgl. FZ, Nr. 60 vom 1. März 1912, 1. Mo.Bl., S. 2 – 3. 2 Käthe Hensel war am 27. Oktober 1910 gestorben. 3 Nicht nachgewiesen.
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2. März 1912
Marianne Weber PSt 2. März 1912; PSt Heidelberg Karte; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446
Liebes Schnauzel! – also gestern erst ist die Sache1 zu Ende gegangen. Mama für ihre lebendige Karte schönsten Dank! Leider fangen die Zeitungen an, sehr unvollkommen zu berichten, in der Frankfurter stand gar nichts von Belang. Hoffentlich hat es Dir so viel Freude gemacht wie der Mutter – und mir. Nun aber kommt die Ruhe. Laß doch Simmel zu Dir kommen und gehe erst hin, wenn er fort ist, sonst setzt der kritiklose Mensch Dir den langweiligen Groethuysena vor oder etwas Ähnliches. – Hier ist nichts Besondres. Gestern Abend war Gruhle kurze Zeit da, heut gehe ich noch einmal zur Tobler für die Schumann-Sonate, morgen Nachmittag kommt Hensel u. vielleicht noch ein paarb Leute,2 dann ist Schluß. Montag Nachmittag oder Dienstag früh fahre ich los. Von Montag ab ist also Adresse: Hotel Aiguebelle, par Le Lavandou, Departement Var, Frankreich. Hier im Garten ist eine wahre Veilchenpracht, fast beängstigend gedrängt, als hätten sie Eile vom Leben etwas zu haben, stehen die Blüthen. Außerdem Krokus u. Schneeglöckchen, und die Tulpen sind durch die Zweige von Tannen hindurchgewachsen. Der Rückschlag wird den armen Dingern übel bekommen. Nun genieße die Unsrigen3 und Berlin, Mama und Lilli schönsten Gruß, ebenso Frau Simmel, Dir einen herzlichen Kuß Dein Max
a O: Groithuisen b O: par 1 Gemeint ist der Deutsche Frauenkongreß, der in Berlin vom 27. Februar bis 2. März 1912 tagte. 2 Max Weber bezieht sich auf den „jour“ am Sonntag. 3 Max Webers Geschwister Clara Mommsen und Lili Schäfer mit ihren Familien sowie Arthur Weber und dessen Frau lebten in Berlin.
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3. März 1912
Marianne Weber 3. März PSt 1912; Heidelberg Brief; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446 Das Jahresdatum ist aus den beiliegenden Briefumschlag erschlossen.
Heidelberg 3/3 Liebes Schnauzele!
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Schönsten Dank für Dein liebes Briefchen, Gott sei Dank nun ist die Noth vorüber und die Freude kann in ihr Recht treten. Ich bin sehr froh darüber und stolz auf mein Mädele, hätte nur gern einen ausführlicheren Zeitungsbericht gelesen, als die ganz wenigen Zeilen, welche die „Fr[ankfurter] Z[eitung]“1 brachte. Aber Mama’s Brief und Karte brachten das ja weit lebendiger, danke ihr doch vielmals dafür. – Nun braucht man ja nicht mehr mit Besorgnis auf Das zu warten, was mit Dir noch weiter vor sich geht. Hoffentlich bist Du auch viel mit Frau Simmel zusammen und taust 앚:auch:앚 Lili etwas auf. Das Letztere wird ja nie über einen gewissen Grad gelingen. Was ihr im Leben fehlt, wissen wir ja gut oder vermuthen es doch hinlänglich eindeutig. Und daß sie davon nicht, auch nicht in unpersönlicher Form, redet, ist ja etwas Vornehmes. Sie möchte darin eben ohne zu sprechen verstanden sein und das nicht gern direkt berührt haben, 앚:auch um es sich selbst nicht so stark zum Bewußtsein kommen zu lassen.:앚 Deshalb wird sie sich wohl auch Mamas Versuch gegenüber, sie über Deinen Vortrag2 zum Reden zu bringen, wieder ziemlich „steifleinen“ verhalten. 앚:Sie empfindet das immer als ein Ansturm von für sie praktisch nicht lösbaren Problemen[.]:앚 Es ist ja doch die Hauptsache, daß sie dabei ein so feiner Mensch geblieben ist und doch ein sehr reiches Leben führt. – Freitag Abend war Gruhle da, wir sprachen auch etwas über Radbruch, 앚:Jaffé,:앚 Gothein u.a Leute 앚:in solcher Lage,3:앚 die ich ihm etwas verständlicher zu machen suchte aus ihrer Lage heraus, und daß das da a 具solche典 1 Berichte über den Deutschen Frauenkongreß erschienen in der FZ am 27., 28. und 29. Febr. und am 1. und 2. März 1912. 2 Max Weber meinte vermutlich den ersten Vortrag: Die Bewertung der Hausfrauenarbeit für das Verhältnis der Geschlechter als Problem der Ehe, den Marianne Weber am 27. Februar 1912 in Berlin hielt. 3 Gemeint sind gefährdete Ehen.
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3. März 1912
mit der reinen „Schwabingerei“ als Werth- und Beurteilungs-Maßstab nicht ausreicht. Sonst über seine wissenschaftlichen Interessen. Er blieb nur kurz, hörte Abends einen Vortrag. Gestern war ich dann bei der Tobler und nahm sie nachher mit zum Abendessen in die Stadt. Sie war wieder sehr reizvoll und ist über die Axel4-Episode nun innerlich hinaus. Aber wie sehr viel bedeutet es doch für so ein Wesen 앚:in ihrer Lage:앚[,] wenn ein beliebiger Mann ihr etwas freundlich ist! Wir haben doch fast gar nichts von Erheblichkeit geredet: etwas von Italien u. dgl. (zuerstb 앚:nur:앚 über die schöne Schumann-Sonate, die sie spielte) und doch, wie fast immer, ziemlich unpersönlich. Danach wollte sie heut nicht herkommen, weil c es „so schön gewesen wäre“, 앚:(als Abschied) und hatte glaube ich Thränen!:앚 Und dabei war ich noch recht müde und stumpf! Fände sich doch das „große Schicksal“! Heut wollten eigentlich Salzens und Gundolf 앚:hierher:앚 kommen5 (sagte sie), um dann mit ihr Mondschein auf dem Heiligenberg zu kneipen. Aber es regnet, da wird wohl Niemand von denen kommen. Hensel dagegen kommt, ebenso hat sich Alfred angesagt. Keine Freude – aber schließlich, wenn er nun mal für nötig hält es zu thun, ist mir dieser Weg (in Gesellschaft) angenehmer, als Tête-à-tête’s. Denn es gäbe schließlich da nur offne Stellungen: entweder: „sieh, das hast Du gethan – und nun ist Einer von uns zu viel im Zimmer“ – oder: „Sieh, das thatest Du – nun wollen wir es vergessen, denn Du warst nicht Du selbst“. Beides geht nicht, und diese Salon-Beziehung ist innerlich widerlich. Morgen wird gepackt, übermorgen frühe geht es fort. Anbei ein Artikel von der Cauer,6 dumm und 앚:geschmacklos:앚 wie immer. Laß Dich umarmen und um und um küssen von Deinem Max b außer > zuerst c et > weil 4 Axel Ripke war Journalist. Mina Tobler berichtete im Brief vom 4. Febr. 1912 an ihre Mutter (Privatbesitz) von einem „Intermezzo mit einem Livländer“, der sich in sie verliebt habe. Er hielt sich im Februar 1912 besuchsweise in Heidelberg auf, Mina Tobler traf ihn im „Weber’schen Kreis“. 5 Gemeint ist zum Sonntagstee. 6 Vermutlich legte Max Weber den Artikel: Cauer, Minna, Gedanken zur Ausstellung: Die Frau in Haus und Beruf, in: Die Frauenbewegung, hg. von Minna Cauer, XVIII. Jg., Nr. 5 vom 1. März 1912, S. 35 f., bei. Die Verfasserin kritisiert die Oberflächlichkeit der Ausstellung: Alles Schwere im Daseinskampf der Frau fehle, „eine kurze, schöne und schillernde Episode [...] berührt den tiefsten Kern der Frauensache nicht.“
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Karl Bücher 4. März 1912; Heidelberg Brief; eigenhändig UB Leipzig, Nl. 181 (Karl Bücher) Im Mittelpunkt des folgenden Briefes steht das Problem der Fertigstellung der geplanten GdS-Beiträge Karl Büchers über „Wirtschaftsstufen“ sowie über „Handel“; zu den damit verbundenen Schwierigkeiten, die sich bis Oktober 1912 hinzogen, vgl. Brief an Oskar Siebeck vom 28. Dezember 1911, oben, S. 376, Anm. 2.
Heidelberg 4/3 12 Hochverehrter Herr Geheimrath!
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Sie werden das Rundschreiben Dr Siebeck’s an die Mitherausgeber des geplanten „Handbuchs“ erhalten haben.1 Da Schumacher und Philippovich beide krank waren, – recht schwer, wie ich höre, – war es ohnehin nötig, den Termin so weit zu verlegen. Ich hoffe nun – und natürlich nicht etwa nur oder in erster Linie im Interesse dieser Sache, sondern in unser Aller und unsrer Wissenschaft Interesse – daß Ihnen die Osterferien ganz die alte Frische zurückgeben, und schicke unser Aller verehrungsvolle und sehr herzliche Wünsche für Ihre Gesundheit und Ihr durch so schwere Prüfungen naturgemäß 앚:doch auch noch immer:앚 erschüttertes seelisches Befinden.2 Ich denke mit Freuden an die Stunden zurück, die ich im Januar bei Ihnen sein durfte und hoffe immer, Sie kommen vielleicht Pfingsten einmal wieder, wie vor einigen Jahren, 앚:näher hierher,:앚 nach Heppenheim – und dann vielleicht auch nach Heidelberg. Nun möchte ich nur noch Eines sagen: Ich weiß aus eigner Erfahrung, wie langsam sich eine einmal unterbrochen gewesene Arbeitsfähigkeit wieder voll herstellt und wie sehr zuweilen feste Termin-Verpflichtungen litterarischer Art auf die Stimmung und damit indirekt auch wieder auf die Arbeitsfähigkeit zu drücken pflegen. Es versteht sich daher, daß, wenn Sie jetzt etwa den Wunsch hegen sollten, einen Teil der von Ihnen
1 Gemeint ist das Rundschreiben von Paul Siebeck an die GdS-Mitarbeiter, dem Max Weber am 24. Febr. 1912, oben, S. 432 f., seine Zustimmung gegeben hatte. In diesem wurde der Termin der Manuskriptablieferung „bis Ende des Sommersemesters, [...] äußersten Falles bis zum 31. Juli 1912“ hinausgeschoben. 2 Gemeint sind die seelischen Nachwirkungen des Todes der Frau Karl Büchers im Januar 1909.
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so gütig zugesagten Beiträge für das Handbuch 앚:nachträglich:앚 abzulehnen, wir dies hinnehmen müßten, ohne uns zu beklagen. Es wäre, – sollte dieser Wunsch etwa bei Ihnen bestehen – auch jetzt vielleicht noch möglich, z. B. für den Abschnitt „Handel“, falls dieser Ihnen zu viel würde, irgend einen Nothbau zu errichten und Mitarbeiter zu finden,a deren Auswahl unter strengster Berücksichtigung 앚:nur:앚 Ihrer Anweisungen getroffen werden würde. Ich würde z. B. an Sieveking denken, vielleicht auch an Mataja. Aber allerdings wäre es – gesetzt den Fall, daß Ihnen die Ablehnung dieses Abschnittes angenehmer wäre, dann jetzt allerdings sehr an der Zeit, daß ich den Versuch machte, Das zu thun. Später könnte es eine für das Unternehmen sehr verhängnisvolle lange dauernde Stockung des Ganzen zur Folge haben. Wenn also die Dinge so liegen sollten, daß Sie eine Beschränkung auf den großen und wichtigsten ersten (Einleitungs-)Artikel3 für Sich wünschen oder für rätlich halten, dann würde ich Sie um eine freundliche Äußerung bitten, um dann Ihren Rath und Ihre Anweisungen für Das, was nun zu geschehen hätte, einzuholen und mich darnach zu richten. Ich schreibe dies nur, weil ich bei Ihnen keinerlei Mißverständnis befürchte: wie groß der Verlust für das Handbuch wäre, selbst bei Gewinnung noch so tüchtigen Ersatzes, brauche ich nicht erst zu sagen. Es war mir ein Lieblingsgedanke, daß Sie grade auch über bdieses Problemgebietb einmal Ihre von den üblichen so abweichenden Ansichten zusammenhängend darlegen würden.4 Aber, so sehr ich mich Ihres so augenscheinlichen Besserbefindens im Januar erfreute, so muß ich nach Ihren Bemerkungen über Ihr schlechtes Befinden bei produktiver Arbeit doch mit der Möglichkeit rechnen, daß diese von Ihnen vielleicht noch eine Weile 앚:nur:앚 mit Vor-
a welche > finden, b diesen Punkt > dieses Problemgebiet 3 D. h. Büchers GdS-Beitrag über Wirtschaftsstufen. 4 Nach Büchers ökonomischer Stufentheorie von geschlossener Hauswirtschaft, Stadtwirtschaft und Verkehrswirtschaft ändern sich mit diesen auch die Betriebsformen des Handels, wobei diese auf den ersten beiden Stufen lediglich marginale Bedeutung besitzen. Echte Warenzirkulation gibt es nach Bücher nur in der Verkehrswirtschaft, und der wachsende Weg zwischen Produzent und Konsument macht den Handel zur entscheidenden Vermittlungsinstanz: „Der geschlossenen Hauswirtschaft entspricht der Wanderhandel, der Stadtwirtschaft der Markthandel, der Volkswirtschaft der stehende Handel. Ist der Handel auf den beiden ersten Entwicklungsstufen bloßer Lückenbüßer einer sonst autonomen Produktion, so wird er in der Volkswirtschaft zum notwendigen Mittelgliede zwischen Produktion und Konsumtion.“ Bücher, Karl, Die Entstehung der Volkswirtschaft. Vorträge und Versuche, 5., stark verm. u. verb. Aufl. – Tübingen: H. Laupp 1906, S. 146.
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sicht und Beschränkung ohne gesundheitliche Gefahr ertragen wird. Für diesen Fall gestattete ich mir den vorstehenden 앚:Eventual-:앚Vorschlag. In Verehrung Ihr treu ergebener Max Weber
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Robert Michels 4. März [1912]; Heidelberg Brief; eigenhändig AFLE Turin, Nl. Robert Michels, Kapsel Max Weber, Fasz.54 Das Jahresdatum ist aus dem Inhalt des Briefes erschlossen.
Heidelberg 4/3 In Eile. Reise eben nach Riviera: Hotel Aiguebelle, par Le Lavandou (Var) (Stat[ion] La Fossette) Lieber Michels 1. V[erein] f[ür] Soz[ial-]Pol[itik] – Mitgliederzahl mir unbekannt. Liste m.W. als Anhang der Verhandlungen in Nürnberg, die erschienen sind;1 ich habe sie verliehen, kann leider nicht mehr auf der Bibliothek einsehen[.] 2. Soz[iologische] Ges[ellschaft] – Congreß Mitte Oktober, Berlin, Thema: Nationalität u. ihre verschiedenen Beziehungen.2 Näheres durch Prof. G[eorg] Simmel (Charlottenburg, Königin-Elisabeth-Str. 14) – reist ebenfalls grade jetzt ab, unbekannt wohin, zurück im April – oder Dr Beck.
1 Das entsprechende Mitgliederverzeichnis findet sich in: Verhandlungen der Generalversammlung in Nürnberg, 9. und 10. Oktober 1911 (Schriften des Vereins für Sozialpolitik, Bd. 138). – Leipzig: Duncker & Humblot 1912, S. 205 – 215. 2 Der Zweite Deutsche Soziologentag fand vom 20. bis 22. Oktober 1912 in Berlin mit dem von Weber angegebenen Thema statt. Aus der folgenden Korrespondenz mit Michels, dem Brief vom 9. März und der Karte vom 21. März 1912, unten, S. 460 f. und 480, sowie Webers Mitteilung in seinem Brief an Hermann Beck vom 13. März 1912, unten, S. 466, läßt sich entnehmen, daß Michels seine Bereitschaft signalisiert hatte, ein Referat aus diesem Bereich zu übernehmen. Michels hielt auf dem Soziologentag einen Vortrag über das Thema: Die historische Entwicklung des Vaterlandsgedankens, abgedruckt in: Verhandlungen 1912, S. 140 – 184.
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Hoffentlich geht bei Ihnen Alles gut, ich konnte nur sehr wenig arbeiten diesen Winter trotz sonst erträglichen Befindens. Meine Frau ist in Berlin (Frauenkongreß).3 Herzliche Grüße Ihnen beiden Ihr Max Weber
3 Gemeint ist der Deutsche Frauenkongreß, der vom 27. Februar bis 2. März 1912 in Berlin stattfand; vgl. dazu: Der Deutsche Frauenkongreß, in: Soziale Praxis, Jg. 21, Nr. 24 vom 14. März 1912, Sp. 750 – 752.
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Hugo Münsterberg 4. März [1912]; Heidelberg Brief; eigenhändig Boston Public Library; Nl. Hugo Münsterberg Das Jahresdatum ist aus dem Inhalt des Briefes erschlossen.
Heidelberg 4/3 Lieber Herr College! Sie waren so gütig, mir Ihren Aufsatz über die auch mich interessierenden Themata der Erforschung der psychischen und psychophysischen Anpassungserscheinungen1 zu senden, den ich mit Belehrung und Vergnügen las. Meine Aufsätze2 schickte ich Ihnen doch s. Z.? Inzwischen sind diese Fragen durch die Enquete des Vereins für Sozialpolitik (Band 134, 135 seiner „Schriften“)3 sehr bedeutend gefördert worden, auf einer immerhin (vorläufig) genügend „exakten“ Grundlage (Bd. 135: Messung der Arbeitsleistung nach Vierteltagen).4 Vielleicht haben Sie davon Kenntnis genommen.5 Ich bin begierig, was drüben bei Ihnen ge-
1 Vermutlich handelt es sich um den Artikel von Hugo Münsterberg, Experimentalpsychologie und Berufswahl, erschienen in: Zeitschrift für pädagogische Psychologie und experimentelle Pädagogik, Jg. 13, 1912, S. 1 – 7. 2 Gemeint ist Webers Artikelserie, Zur Psychophysik der industriellen Arbeit, erschienen in: AfSSp, Bd. 27, Heft 3, 1908, S. 730 – 770, Bd. 28, Heft 1 und Heft 3, 1909, S. 219 – 277 und S. 719 – 761, sowie Bd. 29, Heft 2, 1909, S. 513 – 542 (MWG I/11, S. 150 – 380). 3 Auslese und Anpassung der Arbeiterschaft in der Elektroindustrie, Buchdruckerei, Feinmechanik und Maschinenindustrie. Mit Beiträgen von Dr.-Ing. von Bie´nkowski, Dr. H. Hinke, Dr. Cl. Heiß, Dr. J. Deutsch und Dr. Dora Landé (Schriften des Vereins für Sozialpolitik, Bd. 134). – Leipzig: Duncker & Humblot 1910; Auslese und Anpassung der Arbeiterschaft in der Automobilindustrie und einer Wiener Maschinenfabrik. Mit Beiträgen von Dr. Fritz Schumann und Dr. Richard Sorer (Schriften des Vereins für Sozialpolitik, Bd. 135, Teil 1). – Ebd., 1911, sowie Auslese und Anpassung der Arbeiterschaft in der Lederwaren-, Steinzeug- und Textilindustrie. Mit Beiträgen von Dr. Max Morgenstern, Dr. Karl Keck und Dr. Marie Bernays (Schriften des Vereins für Sozialpolitik, Bd. 135, Teil 3). – Ebd., 1912. 4 Weber bezieht sich auf die Studie von Marie Bernays, Untersuchungen über die Schwankungen der Arbeitsintensität während der Arbeitswoche und während des Arbeitstages. Ein Beitrag zur Psychophysik der Textilarbeit, wie Anm. 3, Bd. 135, Teil 3, S. 183 – 389. 5 Webers „vorbildliche Aufsätze“ sowie die Bände 134 und 135 der Schriften des Vereins für Sozialpolitik werden erwähnt in Hugo Münsterbergs Schrift: Psychologie und Wirtschaftsleben. Ein Beitrag zur angewandten Experimental-Psychologie. – Leipzig: Johann Ambrosius Barth 1912, S. 187, Anm. 7.
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macht werden wird und verspreche mir wesentlich mehr davon, als (vorläufig) von den Arbeiten des „Institut Solvay“.6 Es war mir bedauerlich, Sie hier in Deutschland nicht gesehen zu haben.7 Hensel hat mir viel von Ihnen erzählt, es ist doch recht erfreulich, daß er bei Ihnen da drüben über das Schlimmste hinausgebracht ist.8 – Der heutige Anlaß, an Sie zu schreiben, ist eine Bitte des Überbringers dieser Zeilen, eines Schülers meines (Danziger) Bruders.9 Er interessiert sich für amerikanischen Kirchenbau und weiß, begreiflicherweise, nicht recht, an wen er sich zweckmäßigerweise für das erforderliche Material wenden soll. Abgesehen davon, daß schon die Universitätschapelsa als solche für ihn Interesse haben, hielt ich es für möglich, daß Sie in der Lage wären, ihm einige Visitenkarten an Mitglieder oder Vorsitzende dortiger Architekten-Vereine oder auch an Behörden etc. mitzugeben, für die er sicherlich sehr dankbar sein würde. Es käme wohl sehr wesentlich auf die Ableitung der architektonischen Probleme aus den liturgischen 앚:und sonstigen kirchlichen:앚 Bedürfnissen an, eine Seite des Problems, welche mein Bruder, der mich um diese Empfehlung bei Ihnen bat, auch historisch besonders pflegt. Sollten Sie ihm irgendwie ein Entgegenkommen erwirken können, so wäre auch ich Ihnen für diese Liebenswürdigkeit sehr dankbar. Inzwischen seien Sie herzlich gegrüßt und empfehlen Sie mich Ihrer Frau Gemahlin und Fräulein Töchtern auf das Allerbeste. In bekannter Gesinnung Ihr ergebenster Max Weber
a Universitätskirchen > Universitätschapels 6 Vermutlich denkt Weber hierbei an die Untersuchungsreihe des „Institut Solvay“: Recherches sur le travail humain dans l’industrie. Der einzige Beitrag zu diesem Projekt war zwei Jahre vorher erschienen: Slosse, Auguste und Waxweiler, Emile, I. Enquête sur l’alimentation de 1065 ouvriers belges (Instituts Solvay. Travaux de l’Institut de sociologie, Notes et Mémoires, fasc. 9). – Bruxelles: Misch & Thron 1910. 7 Münsterberg war 1910/11 Austauschprofessor der Harvard Universität in Berlin gewesen. 8 Paul Hensel, der im Jahre 1910 seine Frau verloren hatte, hatte sich von Juli bis November 1911 in den USA aufgehalten; vgl. dazu Hensel, Paul, Sein Leben in seinen Briefen. – Wolfenbüttel – Hannover: Wolfenbütteler Verlagsanstalt 1947, S. 224 – 228. Zu Webers Zusammentreffen mit Hensel in Heidelberg vgl. Karte an Marianne Weber vom 29. Febr. 1912, oben, S. 439. 9 Um welchen Schüler von Karl Weber es sich hier handelt, konnte nicht ermittelt werden.
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Paul Siebeck 4. März [1912]; Heidelberg Brief; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 Jahresdatum erschlossen aus Verlagsvermerk: „6. II. 12.“ sowie Briefinhalt.
Heidelberg 4/3 Sehr geehrter Herr Dr Siebeck! Ich verreise eben nach der Riviera: Adresse: Hotel Aiguebelle, poste: Le Lavandou (Stat[ion]: La Fossette) Dept Var, Frankreich. Privatdozent Dr Emil Lederer, hier Keplerstr. 28 hat den Abschnitt: „Der neue Mittelstand“ 앚:(in Buch IV):앚 übernommen (1/2 Bogen).1 Vielleicht senden Sie ihm Vertrag und Stoffverteilungs-Plan. – Meine schwerste Sorge ist: Bücher.2 Auch v. Zwiedineck meint: er werde wohl nichts liefern können. Dann weiß ich absolut nicht, was werden soll. Denn alle Versuche, ihm nahezulegen, etwas abzugeben, sind vergeblich gewesen. Ich habe ihm heut nochmals geschrieben,3 aber ich bin sicher: es hilft nichts. Wie so Mancher, klammert sich der arme Mensch – er thut mir furchtbar leid! – grade an diese Sachen, denn er will sich nicht eingestehen, daß es mit ihm definitiv abwärts geht. Man kann doch nicht hinter seinem Rücken einen Andren bitten! Ich habe weiß Gott auch an diesen verzweifelten Ausweg gedacht. Und man kann auch nicht brutal gegen ihn werden. Aber was dann werden soll, weiß ich schlechterdings nicht. Dies vertraulich. Herzliche Grüße Ihres Max Weber
1 Der Beitrag „Der neue Mittelstand“, den Emil Lederer später mit Jakob Marschak verfaßt hat, findet sich in: GdS, Abt. IX, Teil 1. – Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1926, S. 120 – 141. 2 Im folgenden geht es um das Problem der Arbeitsfähigkeit Karl Büchers und die damit verbundene Frage, ob er die von ihm übernommenen GdS-Beiträge über „Wirtschaftsstufen“ und über „Handel“ werde fertigstellen können; zum Verlauf dieser Schwierigkeiten, die sich bis Oktober 1912 hinziehen sollten, vgl. Brief an Oskar Siebeck vom 28. Dez. 1911, oben, S. 376, Anm. 2. 3 Brief an Karl Bücher vom 4. März 1912, oben, S. 445 – 447.
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Ich schrieb dieser Tage an Jaffé in Archiv-Angelegenheiten.4 Ich glaube: 1) für eine auf Behörden, Handelskammern und Gewerkschaften berechnete Zeitschrift ist der Markt nicht da, sie könnte diesen sehr verschiedenen „Herren“ nicht zugleich dienen, da deren Bedürfnisse sehr differieren. Die Bibliotheken würden sie nicht halten.
4 Vermutlich handelt es sich um einen nicht überlieferten Brief an Edgar Jaffé vom 26. Febr. 1912; am 5. März 1912 hatte Jaffé Paul Siebeck (VA Mohr/Siebeck, Tübingen, Nr. 330) von seinen Korrespondenzen mit Emil Lederer sowie mit Max und Alfred Weber über den Plan einer preiswerten sozialpolitischen Zeitschrift berichtet, die einstimmig der Ansicht waren, daß dieser keine „Aussicht auf Erfolg hätte. Max Weber meint außerdem noch, daß damit das Archiv einen Teil seines wissenschaftlichen Renommées einbüßen würde. Sein Rat geht dahin, auf keinen Fall die Chronik fallen zu lassen und eine weitere Ausgestaltung des Archivs lediglich auf der Basis streng wissenschaftlicher Ausgestaltung zu vollziehen.“ Bei dieser Gelegenheit fügte Jaffé seinem Schreiben den Brief Webers zur Orientierung bei. Von diesem Brief, der einen Tag später retourniert wurde (vgl. Schreiben Siebecks vom 6. März 1912, ebd.), sind die Hauptpunkte stichwortartig von Oskar Siebeck aufgezeichnet worden: „M. Weber schlägt vor (26.2.12): 1) Spaltung a) wissenschaftl[icher] b) sozialpolitischer Teil Getrenntes Abonnement u. ermäßigtes gemeinsames A[bonnement] 2) Wegfall der Tageschronik 3) Gleich hohes Niveau Mit der Zeit 4) 4 – 5 Auslandrubriken in der Chronik, Referat über Gesetzgebung des Ausl[ands] ([...]) 5) Ausländ[ische] Literatur[-]Anzeiger 6) Zeitschriftenschau (Inl[and] u. Ausl[and]) 7) 10 – 11 Hefte im Jahr 8) So entsteht eine internationale Chronik (11/2 x so groß wie die jetzige) a) der soz[ialen] Bewegung b) der sozialen Gesetzgebung (mit Kritik) c) der gesamten „sozialen“ Literatur 9) Über Rußland Frankreich jährlich 1 Bericht Italien über die andern England alle 2 Jahre Amerika 10) Den Referenten (auch Lederer) müssen die sozialpolit[ischen] Ztschr. gestellt werden.“ Der Plan Webers einer Erweiterung des AfSSp ist jedoch sowohl von Paul Siebeck, da „das Archiv dadurch noch teurer würde“ – so in seinem Brief an Jaffé vom 6. März 1912 (ebd.) –, als auch von Jaffé in dessen Brief vom 22. März 1912 (ebd.) einhellig abgelehnt worden.
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2) Das Ganze wäre ein Eingeständnis einer Niederlage Braun gegenüber5 u. sehr schädlich. 3) Könnten Sie nicht das Archiv teilen, bei festem Umfang und festem Preis beider Teile,6 – dann wird aus dem praktischen Teil, der ja zur Monatsschrift (vielleicht 10 Mal jährlich) werden muß, ganz von selbst eine Ihnen und Jaffé gemeinsam gehörende Zeitschrift, und Sie können Sich das Vor- oder Abkaufsrecht vorbehalten.
5 Gemeint sind die von Heinrich Braun seit 1911 herausgegebenen Annalen für soziale Politik und Gesetzgebung, die in den Augen der AfSSp-Herausgeber, insbesondere Edgar Jaffés, immer mehr als ernstzunehmende Konkurrenz aufgefaßt wurden. 6 Diesen Vorschlag hielt Paul Siebeck laut Antwort vom 6. März 1912 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446) für undurchführbar; vgl. dazu Brief an Paul Siebeck vom 13. März 1912, unten, S. 469, Anm. 5.
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Marianne Weber PSt 4. März 1912; PSt Heidelberg Karte; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446 Auf der Karte findet sich die durchgestrichene Anrede „Geehrtes Fräulein Mohr“.
Liebe Schnauzel, –
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gestern1 waren Braus (beide),2 Frl. Tobler, Frau Gothein, Gundolf, Hensel, Alfred da. Man sprach nur Sachliches ohne besonderes Interesse. Nachher bat mich Frl. T[obler], sie doch bis in die Thüre des „Grünen Baum“, wo Salzens, Gundolf, Frl Jastrow sie erwarteten, um mit ihr Mondschein zu kneipen, zu bringen, da sie sich alleine in das unbekannte Lokal zu gehen geniere. Ich saß dann 1/2 Stunde mit da. Schlief leidlich. Heut großes Briefschreiben etc. etc., morgen früh Abkratzen. Unser Papiera ist noch nicht verkauft. Ich habe Bertha3 1 Check f[ür] 100 M. gegeben (für die Monatsbücher u. Linchen4), gebe ihr noch 100 und habe für mich 600. Von der Discontage ist noch nichts eingegangen. Die Dividenden lassen sich verdammt lange Zeit.5 Tausend herzliche Grüße, morgen früh noch eine Karte, dann dauert es ca 3 Tage, ehe Du was hörst. Es küßt Dich Dein Max Was hat denn die Reichskanzleuse und ihr braver Stoffel von Mann mit Euch gemacht?6 Daß sie einlud und er „Staffage“ war, war ja sehr modern! Grüß die Mutter schönstens[.] a O: Papir 1 Zum offenen Nachmittag am Sonntag. 2 Hermann und Lisbeth Braus gehörten zum Freundeskreis von Max und Marianne Weber. 3 Bertha Schandau. 4 Lina, Hausmädchen. 5 Gemeint sind die Dividenden aus dem Erbanteil von Marianne Weber an der Oerlinghäuser Leinenweberei Carl Weber & Co. 6 Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg und seine Frau Martha hatten die Teilnehmer des Deutschen Frauenkongresses am Samstag, dem 2. März 1912, nachmittags ins Reichskanzlerpalais gebeten. Diesen Abschluß des Kongresses, von Helene Lange rückblickend als „ausschließliche Sympathiekundgebung für die deutsche Frauenbewegung“ gewertet (vgl. Die Frau, 19. Jg., 1911/12, S. 405), beurteilte Marianne Weber als „unwürdigen Massenbetrieb, gewiß 800 Menschen drückten sich Leib an Leib umeinander und suchten die Hände der Wirte zu erhaschen.“ Brief von Marianne Weber an Max Weber vom 5. März 1912, Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446.
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Marianne Weber [6. März 1912]; Le Lavandou Karte; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446 Das Datum ist erschlossen aus der Tagesbezeichnung „Mittwoch abend“, der Poststempel ist von Donnerstag, dem 7. März 1912. Die mit dieser Karte einsetzende fast tägliche Korrespondenz zwischen Max und Marianne Weber erstreckt sich bis zum 3. April. Am 5. März reiste Max Weber in Heidelberg ab und erreichte nach einer Übernachtung in Lyon am 6. März das Hotel Aiguebelle an der Côte d’Azur. Weber hatte während seiner Frühjahrsreise 1908 nach Le Lavandou das Hotel als „sehr hübsch“, „auf einer Höhe über der Straße sehr verlockend gelegen“ beschrieben. Vgl. Karte an Marianne Weber vom 3. April 1908 (MWG II/5, S. 501). Die Karten, meist Ansichten des Hotels, und Briefumschläge tragen den Poststempel St. Raphaël oder einen gedruckten Briefkopf des Hotels mit der Angabe „Poste Le Lavandou“. Er blieb dort bis zum 29. März, verbrachte anschließend einige Tage in der Provence mit Stationen in Toulon, Marseille, Arles, Aigues-Mortes, Nîmes, Montpellier, Avignon und Bourg und kam am 5. April nach Heidelberg.
Hotel Aiguebelle, Poste Le Lavandou (Dept Var) Mittwoch Abend. Liebe Schnauzel, – also glücklich da, mit ganz schönem (nur infam theurem) Zimmer nebst überdeckter Veranda, Liegestuhl u. s. w. Wetter recht schön. Es ist spät u. ich will zu Bett, daher nur diesen kurzen Gruß! Morgen mehr. Hoffentlich bist Du frisch. Erzähle doch von der Reichskanzleuse.1 Grüße die Mutter und laß Dich küssen Dein Max
1 Die Teilnehmer des Deutschen Frauenkongresses waren am 2. März 1912 von Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg und dessen Frau empfangen worden. Marianne Weber schreibt darüber am 5. März 1912 an Max Weber (Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446): „Die Reichskanzlerin ist eine schöne stattliche Frau, viel imposanter anzusehen als der ein wenig trivial-bourgeoise Gatte.“
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Marianne Weber PSt 7. März 1912; Le Lavandou Zwei Karten; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446 Die beiden Ansichtskarten sind fortlaufend beschrieben, jeweils adressiert und tragen gleichlautende Poststempel, die zweite Karte ist eigenhändig mit einer „2)“ überschrieben. Die Abbildungen zeigen Ansichten des Hotels und das Panorama von Aiguebelle.
Lieber Schnauzel!
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Bisher ist noch keine Correspondenz hierher nachgekommen. Ihr habt doch meine Adresse richtig? Heut gut u. gänzlich „mittellos“ geschlafen, tüchtig müd und matt, aber ganz vergnügt. Der riesengroße „Park“ des Hotels ist noch etwas sehr jugendlich, aber es liegt sich doch gut unter den Pinien oder im Gebüsch unten am Meer bei Vormittags verdeckter, Nachmittags klarer Sonne, Nachts bei offener Balkonthür ziemlich kühl, Tags sehr schön warmer Temperatur. Auf meiner überdeckten Veranda merke ich von der Existenz der Gäste gar nichts[,] darin ist das Zimmer thatsächlich ideal. Und das Hotel ist mäßig groß (so wie in Schottland),1 Publikum halb englisch, halb französisch. Man stört sich nicht, Alles ist hübsch luftig. Nur billiger könnte es allerdings sein, nachdem schon die sehr komplizierte Reise äußerst theuer war, da ich die Nachtfahrt vermied, auf 2) welche die ganze Geschichte zugeschnitten ist. So muß man schließlich doch, um in 2 x 12 Stunden hier zu sein, den Riviera Expreß von Lyon aus benutzen und in Lyon über Nacht bleiben. Besser steigt man Abends 11 Uhr in Ludwigshafen in den durchgehenden Schnellzug mit Schlafwagen nach Lyon u. fährt dann weiter mit dem Expreß. Ich schrieb dies Alles halb in Gedanken, ob Du wohl auch noch kämst! Denn es ist sehr schön und so ländlich hier. Oder sollen wir unser Geld lieber für den August: Bayreuth – München – zusammenhalten? und dann vielleicht noch für den Herbst (Oktober) 14 Tage irgendwo in Aussicht nehmen? Nun, erst einmal bist Du in Berlin noch hoffentlich mit
1 Anspielung auf ein Hotel während der gemeinsamen Reise nach England und Schottland von August bis Oktober 1895.
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Dingen und Menschen gründlich und doch behaglich und nicht zu strapazant gesättigt und kommst trotz Allem hoffentlich doch etwas auch zum Ruhen und Plaudern mit der Mutter und Lili. Laß Dich herzlich küssen und grüße alle schönstens Dein Max Hotel Aiguebelle, Poste: Le Lavandou, Dept Var
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Marianne Weber PSt 8. März 1912; PSt St. Raphaël Karte; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446
Freitag a Liebe Schnauzel!
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Eben kam Dein liebes Briefchen, – also doch nichts als Unruhe!1 Ich hatte mir das doch nicht so gedacht. Du wirst Dich dann also nachher tüchtig ausruhen müssen. Hier ist es jetzt ganz wundervolles Wetter, volle Sonne und dabei kühl, etwas viel Wind morgens und Abends, sonst ganz ideal. Man liegt im Freien zwischen den Pinien und Mimosengebüschen, denn eigentlich schöner Wald ist nicht da, dazu ist der Riesen„Park“ noch zu jung. Aber man hat die völlige Einsamkeit mit den Feldund Rasen-Blumen und dem Meer und ist absolut ungezwungen. Nur die Preise sind, seit die Engländer hierhergekommen sind, ganz unsinnig in die Höhe geschnellt. Aber für etwaiges schlechtes Wetter ist man freilich sehr gut aufgehoben. Ich schlafe ohne Alles und Jedes auch die letzte Nacht recht gut. Nun wird wohl bald mal die übliche „mala notte“2 kommen. Zu erzählen ist nichts, – im Kopf geht 0,00 vor sich. Grüße die Mutter herzlich und laß Dich küssen von Deinem Max Nun wirst Du also Frau Simmel auch mal allein sehen. Das ist doch mehr werth als zu 2en.
a Donnerstag > Freitag 1 In ihrem Brief vom 5. März 1912 (Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446) hatte Marianne Weber über ihre Besuche bei Georg und Gertrud Simmel, Hermann und Lili Schäfer, Marie Kaiser, Gertrud Bäumer, des Kaiser-Friedrich-Museums sowie über die Absicht, „Romeo und Julia“ im Deutschen Theater zu sehen, berichtet. 2 Gemeint ist eine der von Zeit zu Zeit auftretenden Nächte mit Erregungszuständen.
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Robert Michels PSt 9. März 1912; BK Le Lavandou Brief; eigenhändig AFLE Turin, Nl. Robert Michels, Kapsel Max Weber, Fasz. 98 Das Datum ist aus dem in Fasz. 98 beiliegenden Briefumschlag erschlossen. Der folgende Brief steht in Zusammenhang mit Michels’ Wunsch, einen Vortrag aus dem Themenbereich „Nation“ auf dem kommenden Zweiten Deutschen Soziologentag zu halten; vgl. dazu Brief an Michels vom 4. März 1912, oben, S. 448, Anm. 2.
Hôtel d’Aiguebelle par Le Lavandou (Var) Lieber Michels, – ich schrieb kurz an Simmel,1 Charlottenburg, Königin-Elisabeth-Str.14 und kündigte ihm an, daß Sie schreiben würden, mit Empfehlung, wenn irgend möglich, Sie zu Worte kommen zu lassen. Mehr kann ich nicht thun. Bitte machen Sie das Weitere selbst. Ein „Refus“ wäre eine Ablehnung nicht. Auch ich weiß nicht, ob mein Referat akzeptiert wird.2 Das ist Zeit- und Zweckmäßigkeits-Frage. Ich bin seit der GoldscheidaAffäre nicht mehr im Vorstand,3 Gott sei Dank die Maschine läuft zum ersten Mal von selbst. Darin störe ich sie nicht. a O: Goldscheidt 1 Das Schreiben an Georg Simmel ist nicht nachgewiesen. In seinem Brief an den Vorstand der DGS vom 15. März 1912 (Abschrift masch.; SHLB Kiel, Nl. Ferdinand Tönnies, Cb 54.61:1.1.49) hat Simmel den von Michels angebotenen Vortrag über „Nation und Vaterland“ aufs wärmste empfohlen: „ein Thema, über das er ein ausführliches Werk vorbereitet. M.E. ist dies eine große Chance für uns und ich beantrage, Prof. M[ichels] offiziell aufzufordern.“ In seinem Schreiben an den Vorstand der DGS vom 24. März 1912 hat Simmel (Abschrift masch., ebd.) um einen Bescheid „über den Vorschlag Michels“ gebeten. Dem Vorschlag, Michels als Referenten einzusetzen, wurde dann durch Ferdinand Tönnies in seinem Brief an den Vorstand der DGS vom 26. März 1912 (Abschrift masch., ebd., Cb 54.61:1.1.54) zugestimmt. 2 Max Weber sollte eventuell über das Thema „Nation und Kultur“ referieren, hat aber auf dem Zweiten Deutschen Soziologentag keinen Vortrag beigesteuert, sondern sich nur als Diskussionsredner beteiligt. 3 Rudolf Goldscheid hatte seinen Diskussionsbeitrag auf dem Frankfurter Soziologentag 1910 zur Rede von Hermann Kantorowicz über Rechtswissenschaft und Soziologie dazu benutzt, gegen die Verankerung des Prinzips der Werturteilsfreiheit im § 1 der DGS-Statuten zu polemisieren; zu dem Inhalt der Rede – soweit sie noch vorhanden ist – vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an den Verlag J.C.B.Mohr (Paul Siebeck), vor oder am 27. Mai 1911, oben, S. 219. Das Verhalten Goldscheids hat dann Weber zum Anlaß genommen, ab 1. Januar 1911 aus dem Vorstand der DGS, dem er bislang angehört hatte, auszuscheiden; vgl. dazu Brief an den Vorstand der DGS vom 27. Okt. 1910 (MWG II/6, S. 661).
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Gern sähe ich Sie. Aber jetzt geht es mir nicht so, daß ich dies diskutieren könnte. In 14 Tagen vielleicht. 3./4. April gehe ich zurück. Herzliche Grüße Ihnen beiden Ihr Max Weber
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9. März 1912
Marianne Weber PSt 9. März 1912; PSt St. Raphaël Karte; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446
Liebe Schnauzel! Noch eine ganz erträgliche Nacht ohne Mittel. Aber schwerlich noch viele. Wundervolles Wetter, sehr schön zu liegen in den Pinienbüschen und auch weniger Wind. Man wird sehr stumpf und hat zu nichts Andrem Lust. Wie mag es bei Dir gehen? Hoffentlich kommt nicht jetzt die Migräne-Zeit oder so etwas nach. Grüße die Mutter schönstens und laß Dich küssen Dein Max
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10. März 1912
Marianne Weber PSt 10. März 1912; BK Le Lavandou Brief; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446 Das Datum ist aus dem beiliegenden Briefumschlag erschlossen.
Hôtel d’Aiguebelle par Le Lavandou (Var) Sonntag früh. Liebe Schnauzel, – 5
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also jetzt ist auch wieder Geld da. In Berlin ca 400 Mk (540 M. Dividende,1 davon ab etwas über 100 M. Schulden), in Heidelberg 1476 M. als Erlös der Schweden.2 Ich hatte wie gesagt 700 M. erhoben (100 an Bertha3), also kannst Du rechnen. Hier ist nichts besondres passiert. Ich liege den ganzen Tag teils in den Pinienbüschen über dem Meer, teils auf dem Korbliegestuhl auf dem Balkon, thue nichts, schlafe infolgedessen leidlich, wenn auch sehr unruhig, ohne irgendwelche Mittel irgendwelcher Art. Es scheint jetzt trübe und unfreundlich zu werden u. dafür ist das teure Hotel ganz gut; denn Behagen hat man hier in jeder Hinsicht. Von Deutschland hört man nichts, nicht einmal daß es existiert[,] sieht man aus den .:hiesigen Lokal-:. Zeitungen, Alles ist wie in ein fernes Nebelmeer getaucht und verschwunden. Ob heut wohl wieder ein liebes Kärtchen kommt? Es dauert endlos von Euch hierher: 21/2 Tage ca., da die Post nicht hier ist, sondern 1/2 Stunde fort in Lavandou. Ich fühle mich ganz gut aufgehoben nach wie vor, esse nicht viel u. denke[,] daß auch das gut thut. Nun laß Dich nicht mausetota machen, liebes Mädele, mir ist Angst u. Bange, bei Allem, was ich von Dir über Deinen Speisezettel höre. Grüße die Mutter viele Male und laß Dich küssen von Deinem Max
a mausetot > mausetot; Ersetzung des Wortes in betont deutlicher Schrift. 1 Es handelte sich um Dividenden von der Diskontogesellschaft. Brief von Marianne Weber an Max Weber vom 16. März 1912, Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446. 2 Um welche Anlage es sich handelte, konnte nicht ermittelt werden. 3 Bertha Schandau.
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11. März 1912
Marianne Weber PSt 11. März 1912; Le Lavandou Brief; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446 Das Datum ist aus dem beiliegenden Briefumschlag erschlossen.
Hotel Aiguebelle Le Lavandou (Dept Var) Montag Mittaga Liebe Schnauzele! Schönsten Dank für Dein Briefchen vom Freitag[.] Ob wohl Deine „liebe Klaue“ an der langen Dauer der Reise Schuld ist? Das Departement Var ist immer etwas schwer zu lesen für einen Franzosen. Ich habe, im Gegensatz zu Dir, gar nichts zu erzählen. Ein wenig gelesen (Platon), sonst geträumt. Heut regnet es und ich werde auf der Veranda meines Zimmers bleiben. Sehr viel ist mit mir nicht los, ich möchte gern abgespannter sein, aber immerhin existiere ich ohne alle Mittel und schlafe unruhig aber doch ausreichend. Nur allerdings in steter Unsicherheit, – das ist eben jetzt seit vorigem Frühjahr so und unangenehm. Man existiert hier gut. Die anspruchslos schöne Meer-Landschaft und die Ländlichkeit des Ganzen sind das Beste.b Zimmer sind klein, die Veranden groß, „Comfort“ (beiderlei Wasser, Bidets etc. etc.) sehr gut, Meublement: mäßig. Das Hotel hat bedeutende Spesen, weil es klein, der „Park“ sehr groß, die Entfernung zum nächsten Ort sehr bedeutend ist u. Alles geholt werden muß, auch für das Wasser eine eigne Brunnenstube oben im „Park“ angelegt werden mußte. – Man ist wie aus der Welt, und das ist das (zeitweise) recht Wohlthuende. Ich bin begierig, wie es mir weiterhin bekommt. – Nun ist es doch aber mit dem Vortrag-Halten in Berlin zu Ende, liebes Herz, nicht wahr?1 Das muß Dich ja sonst für lange hinaus mausetot a früh > Mittag b 具Die典 1 Marianne Weber hatte in ihrem Brief vom 8. März 1912 (Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446) geschrieben, sie habe ihren „Ehevortrag noch einmal in Frl. Pappritz’ Verein gehalten.“ Gemeint ist der erste deutsche Zweigverein der Internationalen Abolitionistischen Föderation in Berlin.
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machen. – Daß die kleine Kisker2 noch keinen Mann gefunden hat, muß doch an ihr liegen; sie ist wohl hyperkritisch. Bei der Keyserling3 wundert es mich weniger, da wagt sich Niemand so recht heran. Wie es letztlich in der aussieht, wüßte ich wohl gern, – vielleicht ist doch wenig Eignes da drin u. Alles nur geliehenes Meublement. Hoffentlich kommt Frau Simmel noch etwas aus sich heraus. Nun grüße die Mutter und laß Dich herzlich küssen von Deinem Max
2 Ida Kisker. 3 Leonie Gräfin Keyserling.
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13. März 1912
Hermann Beck 13. März 1912; Le Lavandou Abschrift; maschinenschriftlich SHLB Kiel, Nl. Ferdinand Tönnies, Cb 54.61:1.1.60
Hotel d’Aiguebelle Par le Lavandou (Var). 13. März 1912. An den Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, B E R L I N. Sehr geehrter Herr Doktor! 1. Rechnungs- und Revisionsbericht sind mir zugegangen. 2. Was den Soziologentag anlangt, so erlaubte ich mir schon, Herrn Prof. Simmel mitzuteilen, daß Prof. R[obert] Michels, Turin (1 Via Andrea Provana) einen Vortrag für das Problemgebiet anbietet.1 Er ist demographisch sehr gut informiert und ich glaube, ein Vortrag von ihm könnte sehr gut, lebendig und anregend wirken, – vergleiche auch das etwas breite Buch über „Parteien“, das er geschrieben hat.2 Ich vermisse das Problem: „Nation und Rasse“,3 welches m.E. als erstes Thema gleich am Anfang zu behandeln wäre. (Herr Dr. Plötz würde hier sicherlich einen geeigneten Herrn vorschlagen können[.]) Hoffentlich sagt mein Bruder zu.4 Ich weiß nicht, wo er sich z. Zt. befindet und sehe ihn erst Ende April höchstens. Falls nicht, so würde ich wohl nur einige Spe-
1 Vgl. dazu den Brief an Robert Michels vom 9. März 1912, oben, S. 460 f. Michels hielt auf dem Zweiten Deutschen Soziologentag ein Referat über das Thema: Die historische Entwicklung des Vaterlandsgedankens, abgedruckt in: Verhandlungen 1912, S. 140 – 184. 2 Michels, Robert, Zur Soziologie des Parteiwesens in der modernen Demokratie. Untersuchungen über die oligarchischen Tendenzen des Gruppenlebens (Philosophisch-soziologische Bücherei, Bd. XXI). – Leipzig: Dr. Werner Klinkhardt 1911. 3 Das Thema „Nation und Rasse“ ist nicht behandelt worden; jedoch findet sich aus diesem Problembereich das Referat von Franz Oppenheimer, Die rassentheoretische Geschichtsphilosophie, abgedruckt in: Verhandlungen 1912, S. 98 – 139. 4 Tatsächlich hat Alfred Weber zugesagt und hielt einen Vortrag am Begrüßungsabend über den „soziologischen Kulturbegriff“, abgedruckt in: Verhandlungen 1912, S. 1 – 20.
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zialprobleme aus dem eventualiter mir zugedachten Problemgebiet behandeln können, die ich sonst in der Diskussion vorbringen würde. Sollte sich eine gute Besetzung der Referentenliste jetzt nicht erzielen lassen, dann würde ich vorschlagen, den Soziologentag lieber bis zum Frühjahr zu vertagen, als ihn zu erzwingen.5 Mit den besten Wünschen für ein gutes Gelingen. Hochachtungsvoll Max Weber
5 Der Zweite Deutsche Soziologentag fand in der Zeit vom 20. bis 22. Oktober 1912 in Berlin statt.
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13. März 1912
Paul Siebeck 13. März [1912]; BK Le Lavandou Brief; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 Jahresdatum erschlossen aus Verlagsvermerk: „15. III. 12.“ sowie Briefinhalt.
Hôtel d’Aiguebelle par Le Lavandou (Var) 13/3 Sehr geehrter Herr Dr Siebeck! Besten Dank für Ihren Brief vom 6. cr. Eine Handelspolitik von Eckert würde uns nicht helfen.1 Denn dieser Abschnitt ist bei Rathgen ja in den besten Händen.2 Es handelt sich um den Abschnitt „Handel“ (den Lexis hatte, der damals auch die H[andels-]P[olitik] damit verband),3 also: Handels-Kapital, H[andels]-Betrieba (Waarenhaus-Problem etc.) und dieseb Dinge. Dafür würde das Eckert’sche Buch keinerlei Ersatz sein. Der Philippovich’schen Anregung sollte man m.E. Folge leisten.4 Ich stelle Ihnen anheim, ein solches Rundschreiben zu entwerfen. Ich kenne Ph[ilippovich]’s Abkürzungen nicht, aber jede Form ist da gleich gut. M.W. existiert für unser Fach noch nicht, wie für andre, eine bibliogra-
a 具(Großmag典 b 具Probleme典 1 Paul Siebeck hatte in seinem Brief vom 6. März 1912 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446) unter Hinweis auf die Möglichkeit, daß Karl Bücher seine GdS-Beiträge nicht liefern werde, Weber streng vertraulich mitgeteilt, daß er gegenwärtig mit Christian Eckert wegen eines Buches über Handelspolitik in Verhandlungen stehe, und dabei angeregt, „vielleicht später […] diese Arbeit ins Handbuch zu übernehmen“. 2 Laut Stoffverteilungsplan zum späteren GdS von 1910 sollte Karl Rathgen, der das gesamte vierte „Buch“ über Außenwirtschaft und äußere Wirtschafts- und Sozialpolitik des modernen Staates übernommen hatte, in Abschnitt I das Thema „Entwicklung des Außenhandels und Systeme der äußeren Handelspolitik“ behandeln. Vgl. dazu MWG II/6, S. 772. 3 Lexis, Wilhelm, Handel, in: Handbuch der Politischen Ökonomie, hg. von Gustav von Schönberg, 4. Aufl., Bd. 2, 2. Halbbd. – Tübingen: H. Laupp 1898, S. 223 – 354, mit den Abschnitten: Die innere Handelspolitik, ebd., S. 298 – 316, sowie: Äußere Handelspolitik nebst Schiffahrtspolitik, ebd., S. 316 – 354. 4 Eugen v. Philippovich hatte laut Siebecks Mitteilung an Weber vom 6. März 1912 (wie Anm. 1) vorgeschlagen, an alle GdS-Mitarbeiter ein Rundschreiben mit einem für alle verbindlichen Abkürzungsverzeichnis der häufig auftretenden Literaturangaben zu versenden.
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phisch typisierte Abkürzungsweise. Die vorgeschlagenen Abkürzungen müßten denc Rundschreiben natürlich sämmtlich beigegeben werden. – Das „Archiv“ muß auf feste Bogenzahl u. festen Preis.5 Das ist der Anfang von Allem Andren. Hoffentlich kommen Sie mit Jaffé zu einem Ergebnis. Ihre freundlichen Wünsche erwiedre ich bestens dankend[.] Mit den angelegentlichsten Empfehlungen Ihr ergebenster Max Weber.
c Alternative Lesung: dem 5 Paul Siebeck hatte der Anregung Webers vom 4. März 1912, oben, S. 454, die Archivhefte „bei festem Umfang und festem Preis“ zu teilen, in seiner Antwort vom 6. März 1912 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446) eine eindeutige Absage erteilt: „Eine Rückkehr zum festen Umfang und festen Ladenpreis scheint mir so gut wie ausgeschlossen zu sein, weil Herr Professor Jaffé viel zu gutmütig ist, sowohl qua Annahme der Manuscripte, als auch qua Rücksichtnahme auf die Wünsche der Autoren.“
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Marianne Weber PSt 13. März 1912; PSt St. Raphaël Karte; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446 Max Weber schrieb unter die Adresse, eingerahmt und zweifach unterstrichen: „NB! nicht nachsenden“.
Mittwoch früh. Liebes Schnauzel, – diese Karte trifft Dich also wohl wieder zu Hause,1 und nun wird Müdigkeit, aber hoffentlich auch Ruhe über Dich kommen. Hier ist es fast andauernd wunderschön, volle Sonne und frische Luft. Von Blumen u. dgl. freilich sieht man nicht viel. Es sind lauter Berge mit einfachem niedrigem Piniengehölz, Macchia, Mimosen etc., Alles äußerst einfach und ernst, gar nicht „üppig“. Wer wohl jetzt in Hbg ist? Außer Gruhle und Frl Tobler wohl Niemand. D. h. Tröltsch wird wohl noch da sein, aber den sieht man ja nicht. – Die Nacht war mäßig, aber erträglich. – Laß Dich herzlich küssen von Deinem Max
1 Auf der Rückreise von Berlin hatte Marianne Weber am 14. März 1912 in Krefeld den Vortrag über Ehereform, den sie auf dem Berliner Frauenkongreß gehalten hatte, wiederholt und war am 15. März wieder in Heidelberg eingetroffen. Brief von Marianne Weber an Max Weber vom 12. März 1912, Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446.
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Marianne Weber PSt 14. März 1912; PSt St. Raphaël Karte; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446 Max Weber schrieb unter die Adresse, eingerahmt und unterstrichen: „(nicht nachsenden!)“
Liebes Mädele, –
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die Nächte sind „mäßig“, aber ich lebe noch immer „mittellos“, wenn auch wohl nur infolge absolutester Ruhe. Das Wetter ist ganz herrlich, Sonne, kühles Frühlingswetter, und scheint sich zu halten. Was magst Du nun wohl machen? Ob wohl die Müdigkeit nachkommt? Übrigens: im Hotel ist ein Baby, welches geschlagene 18 Stunden – ich habe das neulich, als ich wenig schlief und den ganzen Tag im Hause blieb[,] festgestellta – brüllen kann wie eine Orgel in großen Registern, phonographisch wiedergegeben, klingen muß. Das geht doch über alle durch Sprechstunden bei Cläre1 oder Marie B[assermann]2 erzielbaren Leistungen! Oder könntest Du so was jetzt auch? Wie oft möchte ich, Du wärst hier. Dann wieder denke ich aber, daß Du Dich, da ich so absolut still liege, wohl sehr langweilen würdest; und Ende März hast Du ja wohl wieder so einen +++ Vortrag?3 Laß Dich herzlich küssen und behalte lieb Deinen Max
a Satz unvollständig; festgestellt sinngemäß ergänzt. 1 Gemeint ist Cläre Schmid, eine ausgebildete Schauspielerin. 2 Maria Bassermann unterrichtete an der Heidelberger Universität Vortrags- und Gesangskunst. 3 Am 30. März 1912 sprach Marianne Weber auf Einladung des Kölner Vereins Frauenbildung–Frauenstudium zum Thema: Die Frauenbewegung und das Verhältnis der Geschlechter in der Ehe. Vgl. Brief von Marianne Weber an Max Weber vom 29. März 1912, Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446, und Mitteilung des Historischen Archivs Köln vom 28. Aug. 1991.
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Marianne Weber PSt 15. März 1912; PSt St. Raphaël Karte; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446
L. Mädele Heut eine „mala notte“,1 – nun wirst Du nicht böse sein dürfen[,] nichts als solche Notizen zu bekommen einige Zeit lang. Da ich ganz still liege, giebt es ja auch nichts zu erzählen. Laß Dirs gut gehen und Dich küssen Dein Max
1 Gemeint ist eine der von Zeit zu Zeit auftretenden Nächte mit Erregungszuständen.
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Marianne Weber PSt 18. März 1912; PSt St. Raphaël Karte; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446
Montag Liebes Schnauzel,
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gestern war Sonntag u. keine Post, heut ist sie noch nicht da, – ob sie wohl schon ein Lebenszeichen aus Heidelberg von Dir bringt? Hier nichts Neues, ich mußte einmal doch wieder zu Codein1 greifen, schlief letzte Nacht ganz erträglich, aber es ist nicht viel los. Das Wetter ist umgeschlagen, starker Regen und warmer Wind von großer Heftigkeit machen den Aufenthalt im Freien unmöglich, auf der Veranda meines Zimmers geht es eher. Man hört hier von Gott und der Welt rein nichts, die französischen Zeitungen bringen aus Deutschland nur das denkbar Dürftigste. – Wie mag es Dir gehen? Welche Menschen sind jetzt für Dich da? Laß Dich tausend Mal küssen von Deinem Max
1 Vgl. die Einleitung, oben, S. 12.
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Hermann Oncken 19. März 1912; BK Le Lavandou Brief; eigenhändig UA Heidelberg, H-IV-326/2 Der folgende Brief steht in Zusammenhang mit dem Privatklageverfahren Adolf Kochs gegen Max Weber wegen Beleidigung; zu Anlaß und Verlauf dieses Konfliktes vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 11. Januar 1911, oben, S. 31 – 33.
Z. Z. Hôtel d’Aiguebelle par Le Lavandou (Var) 19. 3. 12 An den Herrn Dekan der Philosophischen Fakultät
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Sehr geehrter Herr College! Da Prof. Koch jetzt gegen mich Privatklage anstrengt,1 erbitte ich die zeitweilige Rückgabe der als Beilage zu meiner Eingabe s. Z.2 der Fakultät überreichten Beweisstücke (Briefe und Zeitungen) an meine Heidelberger Adresse, Ziegelhauser Landstraße 17.3 Ich werde Duplikate bzw. Abschriften vor Mitte April zu den Akten gelangen lassen und die Originale zurückstellen, sobald sie entbehrlich sind. Mit vorzüglicher Hochachtung Max Weber
1 Der amtlich vorgeschriebene Sühneversuch war auf den 1. April 1912 festgesetzt (vgl. Brief an Marianne Weber vom 19. März 1912, unten, S.475, Anm. 1), verlief aber, nach der Bescheinigung des Bürgermeisteramtes der Stadt Heidelberg (GLA Karlsruhe, 269/106, S. 29), erfolglos; die Privatklage wurde laut Zustellungsurkunde (GLA Karlsruhe, 269/106, S. 55) am 29. April 1912 Weber zugestellt. 2 Brief an die Philosophische Fakultät vom 25. Jan. 1912, oben, S. 407 f. 3 Dazu vermerkt Hermann Oncken in einer Randnotiz zu Webers Brief vom 25. Jan. 1912, oben, S. 407 f.: „Die Beilagen sind am 19.3. Herrn Prof. Max Weber leihweise zurückgegeben worden. Oncken d. Z. Dekan.“
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Marianne Weber PSt 19. März 1912; BK Le Lavandou Brief; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446 Das Datum ist aus dem beiliegenden Briefumschlag erschlossen.
Hôtel d’Aiguebelle par Le Lavandou (Var) Lieber Schnauzel, –
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also der Schw....... klagt!1 Wird ihm nicht viel helfen. Bitte: in meinem Schreibtisch links, unten, oberstes Gefach, liegen die beiden Briefe an Koch,2 die ich geschrieben habe. (Beide fangen an: „Sehr geehrter Herr!“ – sieh doch ja zu, daß es die richtigen sind, der vom 31. Dezember und der andre, dicke, von Ende Januar, beide an Koch!). Diese laß doch durch Herr Hummel 3 sofort abtypen, jeden mit 4 Durchschlägen. Nachdem dies geschehen ist, schicke bitte die Originale (nicht: die Abschriften) an Herrn Rechtsanwalt Fritz Keller, Hauptstraße 119 (?),4 an der Ecke der Augustinergasse, – siehe Adreßbuch – in meinem Auftrag. – Meine Nächte sind jetzt elend schlecht seit dem D[euwe]la.5 Es ist doch eine scheußliche Institution! Es ist sehr windig hier u. ich kann nicht hinaus ins Freie, da ich dann in sehr starke Erregungszustände gerathe. Ich muß also wieder Brom6 nehmen. Nun, es wird sich ja bessern. Sonst ist nichts Neues zu berichten, denn ich halte mich still, lese
a O: Auslassungszeichen in der Wortmitte. 1 Gemeint ist Adolf Koch, der eine Privatklage gegen Max Weber wegen Beleidigung beim Amtsgericht Heidelberg eingereicht hatte. Der Eröffnung des Hauptverfahrens mußte ein Sühnetermin vorausgehen, dieser wurde auf den 1. April 1912 festgesetzt. Marianne Weber hatte die Aufforderung zum Sühnetermin Max Weber am 16. März 1912 nachgesandt. 2 Es handelt sich um die Briefe an Adolf Koch vom 31. Dez. 1911, oben, S. 379 – 382, und vom 25. Jan. 1912, oben, S. 395 – 406. 3 Karl Hummel unterhielt in Heidelberg ein Schreibbüro. 4 Die Kanzlei von Fritz Keller befand sich in der Hauptstraße 146. 5 Gemeint ist die „mala notte“. Vgl. Karte an Marianne Weber vom 15. März 1912, oben, S. 472. 6 Vgl. dazu die Einleitung, oben, S. 12.
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Goethe’sche Gedichte oder St[efan] George’s 7. Ring.7 Selbst das will der Nervenapparat nicht gestatten. Nun genieße die quantitative Beschränktheit (bei qualitativer Auslese) der Menschen, die da sind und halte Dir die Bernays vom Leibe! Denn jetzt wird sie ihre Rechnung präsentieren.8 Sonst freut es mich, daß sie in Berlin verständiger war als sonst. Bis auf den scheußlichen Wind ist es schön hier. Laß Dich herzlich küssen von Deinem Max der Dich gar gern hier hätte (aber es lohnt nicht, zum 30. ist mein Zimmer anderweit vergeben, Alles voll, auch doch zu blödsinnig teuer)b. Wo nur unsre Dividenden bleiben! Es ist ja unausstehlich! Man kann doch nicht immer „verkaufen“.
b Klammer fehlt in O. 7 Erschienen in der 2. Auflage bei Georg Bondi 1909 in Berlin. 8 Max Weber fürchtete ein gesteigertes Anlehnungsbedürfnis von Marie Bernays, nachdem sie sich, wie Marianne Weber am 5. März 1912 an Max Weber schrieb (Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446) anläßlich des gemeinsamen Aufenthaltes beim Berliner Frauenkongreß zurückgehalten hatte.
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Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Soziologie 20. März 1912; Le Lavandou Abschrift; maschinenschriftlich SHLB Kiel, Nl. Ferdinand Tönnies, Cb 54.61:1.1.60 Im nachfolgenden Schreiben äußert sich Weber zu der erneuten Anregung von Ferdinand Tönnies, den Kieler Völkerrechtler Theodor Niemeyer zu einem Referat auf dem Zweiten Deutschen Soziologentag aufzufordern. Schon bei seinem generellen Themenvorschlag über „Die Begriffe Volk und Nation im Zusammenhang mit Rasse, Staat, Sprache“ vom 5. November 1911 (Abschrift masch.; SHLB Kiel, Nl. Ferdinand Tönnies, Cb 54.61:1.1.49) hatte Tönnies ausdrücklich auf Niemeyer als möglichen Referenten hingewiesen und in seinem Schreiben an den Vorstand vom 14. März 1912 (Abschrift masch.; ebd., Cb 54.61:1.1.54) noch einmal unterstrichen, daß es „unerläßlich“ sei, diesen „aufzufordern, einen Vortrag über die soziolog[ische] Seite des internationalen Rechts (oder dergl.) zu halten, weil von ihm und mir gemeinsam die Anregung ausgegangen ist, das Thema Nation in den Mittelpunkt zu stellen“.
Hotel d’Aiguebelle Par le Lavandou (Var) (Station La Fossette-Aiguebelle) 20. 3. 12. 5
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An den Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, BERLIN. Ein Vortrag von Prof. Niemeyer a ließe sich wohl in der Form des Themas: „Recht und Nation“, oder „Nationales u. internationales Recht“ ermöglichen. Eigentlich handelt es sich freilich dabei um ein Recht, welches auf Staaten-Vereinbarung beruht, nicht auf etwas, was zwischen „nationalen“ Gruppen vorgeht, also nicht grade um ein i. e. S. „soziologisches“ Thema. Aber Prof. Niemeyerb als Referent ist nicht zu verachten. Hochachtungsvoll Max Weber.
a In Abschrift: Niemayer b In Abschrift: Niemayer
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20. März 1912
Marianne Weber PSt 20. März 1912; PSt St. Raphaël Karte; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446
Liebe Schnauzel, – nichts Neues; die Nächte sind höchst unerfreulich, ohne tüchtig Codein geht es nicht. Aber Schlafmittel meide ich. Habe ich vielleicht mein Cocain-Rezept1 dort gelassen? In der Nacht-Tisch-Schublade? Wenn ja, bitte schicke es mir doch gleich, es ist doch wirksamer als das andre. Der Kuckuk hole diese Wirtschaft. Also nicht wahr: die beiden Briefe an Koch2 zu Hummel, (4 Durchschläge), dann die Originale zu Rechtsanwalt Fritz Keller, Hauptstraße, Ecke Augustinergasse. – Schönsten Dank für Dein liebes Briefchen von gestern, das zu lesen mir sehr behaglich und mollig war, da ich Dich selbst nun mal nicht hier haben kann. „Axel“3 ist nun wohl für das Tobelchen eine erledigte Sache u. Das ist ganz gut. Aber was nun wohl kommt? Sie hat ja Kräfte und kann auch „ohne“, – und wie viel leichter könnte sie ohne diese mit solchen „Erlebnissen“ und den Spekulationen darüber vollgesogene Athmosphäre rings um sie herum! Da liegt doch der Krebsschaden, in der tiefen Unvornehmheit, diese Dinge so zu Allgemeinangelegenheiten zu machen. Ja, wenn die Mutter so herumsaust,4 was macht dann ihr Bein? – Ob wohl Gruhle Dich jetzt öfter besucht? Oder wer sonst? Laß doch das T[obel]chen Abends kommen oder mach mit ihr Partien; das ist doch der wenigst anstrengende Mensch unsrer Bekanntschaft. U. sie hat am meisten davon, das merkt man ja auch aus ihrem Brief mit den Café-
1 Aus dem Zusammenhang ergibt sich, daß Weber Kokain für wirksamer einschätzte als Kodein, das als krampflösendes Mittel zur Verminderung der Erregbarkeit diente. Kokain wurde gegen Melancholie, aber auch als anästhetisierendes Mittel verwendet. Vgl. zu dem umstrittenen Gebrauch des Kokains als Psychopharmakon Linde, Otfried K., Kokain, in: ders. (Hg.), Pharmakopsychiatrie im Wandel der Zeit. Erlebnisse und Ergebnisse. – Klingenmünster: Tilia Verlag. Mensch und Medizin 1988, S. 40 – 44. Vgl. dazu die Einleitung, oben, S. 12. 2 Gemeint sind die Briefe an Adolf Koch vom 31. Dez. 1911, oben, S. 379 – 382, und vom 25. Jan. 1912, oben, S. 395 – 406. 3 Gemeint ist Axel Ripke (vgl. Brief an Marianne Weber vom 3. März 1912, oben, S. 444), der Mina Tobler nach seiner Abreise aus Heidelberg nicht mehr geschrieben hatte. 4 Marianne berichtete in ihrem Brief an Max Weber vom 17. März 1912 (Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446) von den vielfältigen Tätigkeiten Helene Webers.
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Sehnsüchten, die ich so nachfühlen kann in Erinnerung an junge Jahre. Daß sie noch so jung ist wie sie ist[,] denkt man doch kaum, auch nicht bei ihren Briefen trotz der großen Einfachheit. – Nun laß Dich für heut herzlich küssen von Deinem Max Wenn die Klage kommt, bitte per Expreßbrief (eingeschrieben) hierher!
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Robert Michels PSt 21. März 1912; PSt St. Raphaël Karte; eigenhändig AFLE Turin, Nl. Robert Michels, Kapsel Max Weber, Fasz. 97 Die folgende Karte steht in Zusammenhang mit Michels’ Wunsch, einen Vortrag aus dem Themenbereich „Nation“ auf dem kommenden Deutschen Soziologentag zu halten; vgl. dazu Brief an Michels vom 4. März 1912, oben, S. 448, Anm. 2.
Lieber Michels, – ich habe auch an Tönnies und offiziell an den Vorstand geschrieben.1 Simmel hat inzwischen den Antrag gestellt, Sie aufzufordern.2 Ob es geschieht, ist, wie gesagt, Frage der Zeit u. Opportunität der Zahl der Vorträge. Aber ich denke doch. Jedenfalls, wenn nicht, ist es kein „Refus“! Wann und wo sind Sie an der Riviera? Es wird schwerlich möglich sein, daß wir uns sehen. Aber ich wüßte doch gern Ihre Dispositionen. Herzlichen Gruß! Max Weber
1 Das Schreiben an Ferdinand Tönnies ist in dessen Nachlaß in der SHLB Kiel nicht nachgewiesen; die Anfrage an den Vorstand der DGS bzw. Hermann Beck wegen des MichelsVortrages war am 13. März 1912 erfolgt, siehe oben, S. 466. 2 Schreiben von Georg Simmel an den Vorstand der DGS vom 15. März 1912; vgl. Brief Max Webers an Michels vom 9. März 1912, oben, S. 460, Anm. 1.
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Marianne Weber 21. März 1912; BK Le Lavandou Brief; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446
Hôtel d’Aiguebelle par Le Lavandou (Var) 21. 3. 12 Liebste Schnauzele, 5
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wenn hier auch Veilchen oder andre kleine Blümchen wären – aber es sind nur die großen dickstengeligen Blumen des Südens zwischen die Mimosen und Pinien eingestreut, die man nicht in Briefe thun kann – so würde ich Dir ein paara für diesen Gruß einlegen, der wohl just zum 23.1 in Deine Hände kommt und Dir all die Überfülle von Liebe und Reichtum und Glück danken möchte, die in den nun 19 Jahren (!) – sollte man an die Zeit glauben? – von Dir ausgegangen sind und mich in guten Zeiten froh und frei gemacht und in schlimmen über Wasser gehalten haben, und vor Allem: innerlich jung, das fühle ich immer wieder und auch jetzt hier, obwohl ja der Frühling sonst für mich nicht die eigentlich schöne Zeit des Lebensjahres ist. Aber ich hätte Dich doch gern hier in der großen Einsamkeit dieser ernsten Küsten. Nun – ein ander Mal. Deine Briefe, liebes Mädel, habe ich zu meiner Freude alle erhalten, von den Kärtchen könnten vielleicht 2 aus der ersten Zeit, wo 앚:vielleicht:앚 das Dept „Var“b undeutlich geschrieben war, verloren sein. Jedenfalls weiß ich nun doch ungefähr, was Du erlebt und getrieben hast, zumal nach Deinen beiden letzten ausführlichen Briefen.2 Ich bin gestern zum ersten Mal etwas gewandert, allerdings nicht ohne nachher Codein und Brom gebrauchen zu müssen, aber sonst doch mit Plaisir und Erfrischung. Ich bin nicht sicher, ob ich noch einmal hierhergehe; man hat so gar nichts in der Nähe, wohin man könnte (an Städten) u. die schönen Bergwanderungen sind nichts für mich, Wagen aber von hier aus (1/2 Stunde von Lavandou) sehr schwer und rasend teuer; a O: par b 具nicht典 1 Am 23. März 1893 hatten sich Max und Marianne Weber in Berlin verlobt. 2 Briefe von Marianne Weber an Max Weber vom 17. und 18. März 1912, beide Briefe Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446.
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21. März 1912
dies Letztere spricht überhaupt gegen das sonst wirklich ideal gelegene Hotel,c (ich werde zur Rückfahrt wohl noch 150 Fr. brauchen!) Gut geeignet ist das Hotel für absolute Ruhe zu zweien, allein ist es vielleicht allzu isoliert. Lavandou liegt besser (ist nur sehr wenig comfortabel). Vielleicht sehe ich mir die Umgegend von Marseille einmal darauf an, was sie bietet. – Oncken wird Dir vermutlich in meinem Auftrag die Beilagen (Beweisstücke) meines der Fakultät zugestellten Briefs an Koch geschickt haben.3 Bitte: mit den Originalen der beiden Briefe an K[och] (nach Herstellung der Hummel’schen Abschriften von diesen letzteren1)) an R. A. Fritz Keller (, Hauptstr. Ecke Augustinergasse). Ferner: bitte schikke mir die Adresse von Dr. O[tto] Bandmann – Briefe von ihm 앚:an mich:앚 mit deren Angabe am 앚:Kopf des Briefs:앚 liegen ebenfalls links unten in meinem Schreibtisch oder der an die Fakultät geschickte Brief enthält sie: (Ich muß ihn als Zeugen nennen).4 Und bitte: wenn die Klage kommt, und Du sie (per Expreß, eingeschrieben) schickst, schicke ein großes langes Aktencouvert mit zur Rücksendung an Keller: hier giebt es so was nicht. – Und nun laß Dich lange umarmen und küssen, viele viele Male. Es ist schön jetzt daran zurückzudenken, wie kompliziert es das Leben angefangen hat uns zusammenzuführen!5 Es muß schon etwas Apartes damit bezweckt haben – nun und das hat es ja auch fertig gebracht. Angesichts der Teuerung hier werde ich wohl schon Gründonnerstag oder so wieder da sein. Mein Zimmer hier ist vom 30. an vergeben. Ich denke dann noch ein bischen, ca 3–4 Tage, in der Provence zu sein (Marseille, Nimes, Avignon), ehe ich zurückrutsche. Was wohl das Wetter machen wird? Das Rhonethal stand schon am 6. März in üppiger Baumblüthe! Das geht doch schwerlich ohne starken Rückschlag ab. Leb wohl, leb wohl! Dein Max 1)
nicht von den Beilagen, da habe ich sie schon!
c O: Hotel. 3 Vgl. Brief an Hermann Oncken vom 19. März 1912, oben, S. 474. 4 Im Prozeß Koch gegen Weber war Otto Bandmann Webers wichtigster Zeuge. 5 Vgl. die Darstellung der Zeit von Marianne Schnitgers erstem Aufenthalt in Charlottenburg 1891 bis zu ihrer Verlobung und Hochzeit mit Max Weber 1893 in: Weber, Marianne, Lebensbild3, S. 185 – 201.
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21. März 1912
Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Soziologie [nach dem 21. März 1912; Le Lavandou] Abschrift; maschinenschriftlich SHLB Kiel, Nl. Ferdinand Tönnies, Cb 54.61:1.1.60 Da der Brief von Werner Sombart, auf den sich Weber in diesem Schreiben bezieht, aus dem schlesischen Mittel-Schreiberhau an Hermann Beck in Berlin auf den 21. März 1912 datiert ist, von dort aus in Abschrift an die Vorstandsmitglieder der DGS versandt wurde, kann Webers Stellungnahme erst nach dem 21. März 1912 erfolgt sein. Terminus ante quem ist der 26. März 1912, an welchem Georg Simmel in einem Brief zu den „Vorschläge[n] der Herren Weber, Sombart, Vierkandt“ (Abschrift masch.; SHLB Kiel, Nl. Ferdinand Tönnies, Cb 54.61:1.1.50) Stellung nimmt. Da Weber sich am und nach dem 21. März 1912 in Aiguebelle bzw. Le Lavandou aufhielt, ist die Ortsangabe Heidelberg in der Abschrift entweder irrtümlich erfolgt, oder es wurde Briefpapier mit einem entsprechenden Briefkopf benutzt.
Heidelberg, den 21. 3. 12. An den Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, Berlin. 5
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Der Ansicht des Herrn Sombart bin auch ich.1 Der betr. Vortrag hätte meines Erachtens rein referierend die verschiedenen Arten von faktisch vorkommenden „Nation“-Begriffen festzustellen: z. B. staatliche Gemeinschaft, Sprachgemeinschaft, Abstammungs- und ethnische Gemeinschaft, „Kultur“-Gemeinschaft (in ihren verschiedenen möglichen Bedeutungen, lediglich um so die Sprachverwirrung zu beseitigen, und ohne sich für eine dieser Bedeutungen als die „eigentliche“ zu entscheiden.) Casuistische Gliederung der faktisch vorkommenden Sachverhalte, welche denkbarer Weise eine „Nation“ konstituieren, wäre die Aufgabe. Wer soll ihn halten? Ich würde für diese rein sachliche, jede Pole-
1 Im folgenden äußert sich Weber zustimmend zu Werner Sombarts kritischen Bemerkungen in seinem Brief an den Vorstand der DGS vom 21. März 1912 (Abschrift masch.; SHLB Kiel, Nl. Ferdinand Tönnies, Cb 54.61:1.1.50) zum Programm des nächsten Soziologentages: „Was das Programm anbetrifft, so vermisse ich einen grundlegenden Vortrag über Begriff oder ,Wesen‘ der in Betracht kommenden Phänomene: Nation, Volk etc. Ich denke mir, daß Prof. Simmel davon Abstand genommen hat, weil er fürchtete, daß ein derartiges Thema unsere Diskussion auf die schiefe Ebene der Begriffsklauberei führen könnte. [...] Aber am besten wäre doch, wenn auch nicht ein ,Definitions[-]‘ – so doch ein analytischer Einleitungsvortrag, in dem die ,Elemente‘ der Nation (Land, Staat, Sprache, Geschichte, Bewußtsein, Wille zur Nation etc. etc.) in ihrer nationalitätbildenden Bedeutung erörtert würden.“
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21. März 1912
mik meidende Darlegung mich anbieten, wenn nicht mein Bruder schon beteiligt wäre. Zwei Brüder als Referenten geht nicht.2 Über „Rasse und Nation“ wäre auch für die „Nationalität“ – Statistik (Methode) ein Referat erwünscht (Professor von Rauchberg–Prag?).3 Auch sollte man meines Erachtens öffentlich die Bereitschaft zur Entgegennahme von Communiquées („Papers“) erklären. Dazu wäre für die Nachmittage die Teilung in Sektionen mit Parallelvorträgen recht erwünscht. Sonst bleibt das Ganze doch sehr mager (oder umgekehrt für die Vormittage). Der obige Vortrag könnte ein Sektionsvortrag sein. Er könnte allenfalls das Sprachengemeinschaftsproblem auch sachlich behandeln, die anderen Begriffe nur referieren – casuistisch. Hochachtungsvoll Max Weber.
2 Alfred Weber hielt den Einleitungsvortrag: Der soziologische Kulturbegriff, abgedruckt in: Verhandlungen 1912, S. 1 – 20; Max Weber trat nur als Debattenredner auf und erstattete den Rechenschaftsbericht, ebd., S. 75 – 79. 3 Ein solches Referat ist nicht zustande gekommen.
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Paul Siebeck 22. März 1912; BK Le Lavandou Brief; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 Bezug: Brief Paul Siebecks vom 19. März 1912 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446), dem in Abschrift ein Schriftwechsel von Gustav Schönberg jr. mit dem Verlag zur Kenntnisnahme beigegeben war. Schönberg hatte in seinem Brief vom 14. März (Abschrift masch.; ebd.) bei dem Verlag H. Laupp angefragt, wie weit gemäß dem zwischen seinem Vater, Bernhard Harms und dem Verlag geschlossenen Vertrag die Neuherausgabe des „,Handbuchs der Politischen Ökonomie‘ [...] inzwischen gediehen“ sei. „Nach den mir gewordenen [!] Informationen soll man in Buchhändlerkreisen mit einem baldigen Erscheinen der neuen Ausgabe rechnen. Ich nehme als selbstverständlich an, daß die großen Abhandlungen meines verstorbenen Vaters zwar revidiert, aber im großen und ganzen ihrem Wesen nach unverändert aufgenommen worden sind. Ich bitte Sie[,] mir hierüber eingehend zu berichten.“ In seinem Antwortschreiben vom 16. März 1912 (Abschrift masch.; ebd.) wies Paul Siebeck bzw. die Laupp’sche Buchhandlung darauf hin, daß der mit Gustav von Schönberg geschlossene Vertrag vom 22. Mai 1906 über eine Neuauflage des Handbuchs „eine praktische Bedeutung nicht erlangt“ habe, „weil der Fall der Herausgabe einer neuen Auflage des Werkes nicht eingetreten“ sei und auch nicht weiter erwogen werde: „Die Absicht, sr. Zt. das Werk neu aufzulegen, mußte aufgegeben werden, da ein Vertrag mit Herrn Professor Harms nicht zu Stande kam. Bei den inzwischen vollständig veränderten Verhältnissen kann auch eine neue Auflage nicht mehr in Frage kommen. Die Ihnen gewordenen [!] Informationen können sich nur darauf beziehen, daß für meinen Mohr’schen Verlag die Herausgabe eines ganz neuen Sammelwerkes in Vorbereitung ist. Dieses stellt aber nicht eine Fortführung des ,Schönberg’schen Handbuchs‘ dar, vielmehr ist der Plan dazu auf ganz selbständiger Grundlage entworfen worden.“ In seiner Replik vom 18. März 1912 an den Verlag (Abschrift masch.; ebd.) wies Gustav Schönberg jr. darauf hin, daß er vom Inhalt „unter Vorbehalt der eventuell für die Schönberg’schen Erben geltend zu machenden Rechte mit Interesse Kenntnis genommen habe“. Paul Siebeck, der Weber diese Korrespondenz zur Information zugeschickt hatte, wies in seinem Schreiben noch einmal ausdrücklich darauf hin, daß ein Vertrag mit Bernhard Harms seinerzeit nicht zustande gekommen und deswegen den Erben von Gustav Schönberg keine Mitteilung zugegangen sei: „Nach der Ansicht meines Rechtsanwalts war dies auch nicht geboten und habe ich den Erben gegenüber nach den vorliegenden Verträgen keinerlei Verpflichtung. Mein Anwalt rät indes für alle Fälle den Titel ,Handbuch der politischen Ökonomie‘ zu umgehen. Ich habe darüber mit Philippovich gesprochen, und er schlug eine Anzahl Titel vor, die ich Ihnen hier unterbreite [...]. Der Untertitel ,Lehr- und Handbuch‘ wäre besser zu vermeiden, da in dem letzten Vertrag mit Schönberg gesagt worden ist, daß das Handbuch den Charakter eines Lehrbuchs annehmen solle.“ Der Konflikt über die eventuellen Rechtsansprüche der Schönbergschen Erben verschärfte sich durch das Eingreifen von Bernhard Harms, der in einem Brief vom 26. April 1912 Paul Siebeck unlautere Motive bei der Nichtberücksichtigung der Interessen der Schönbergschen Erben in Sachen Handbuch vorwarf. Dadurch wurde ein lang anhaltender Konflikt zwischen Siebeck, Max Weber und Harms ausgelöst, der bis zu einer Duellforderung Webers an letzteren eskalierte; zur weiteren Entwicklung dieses Konflikts vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Bernhard Harms vom 5. Mai 1912, unten, S. 522 – 525.
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22. März 1912
Hôtel d’ Aiguebelle par Le Lavandou (Var) 22. 3. 12 Sehr geehrter Herr Dr Siebeck! Ich schlage vor: Lehr1)- und Handbuch der Sozialökonomik2) Monographisch bearbeitet und herausgegeben von: … Das ist sicher unbedenklich und trifft den Sachverhalt. Wenn nicht möglich, dann m. E. einfach: „Die Volkswirtschaftslehre“ Monographisch … Aber das Erste ist besser. Daß diese „Erben“ ernten wollen, wo sie nicht säten, ist widerlich. Herzliche Grüße! Max Weber.
1)
Der Vertrag mit Harms ist ja hinfällig, giebt also Niemandem Rechte. Also ist grade als Unterschied gegen Schönberg das „Lehr“Buch sehr geeignet, entspricht auch der Sachlage. Vielleicht [co]nsultierena Sie auch Philippovich darüber nochmals[.]1 2) Der m.E. nicht nur „modernste“, sondern auch beste Name der Disziplin.
a Lochung. 1 Laut Mitteilung von Oskar Siebeck an Weber vom 8. Mai 1912 [!] (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446) war gerade ein Brief seines Vaters vom März 1912 nach Aiguebelle als unzustellbar zurückgekommen, aus dessen Inhalt hervorging, daß auch Eugen v. Philippovich den von Weber favorisierten Titel: Lehr- und Handbuch der Sozialökonomik „für den besten“ halte.
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Marianne Weber 23. März [1912]; [Le Lavandou] Brief; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446 Die Jahresangabe und der Ort sind aus dem Inhalt des Briefes erschlossen. Es handelt sich um eine voll beschriebene Ansichtskarte mit der Aufschrift „Hôtel et Domaine d’Aiguebelle“.
23. 3. Liebes Schnauzel, –
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heut vor 19 Jahren1 gingen wir um diese Zeit zusammen in die Welt und lagen dann erst bei dem alten Gaswerk von Wilmersdorf da draußen, dann unter den Tannen im Grunewald. Es war ein solch schöner Märztag, wie es sie damals sogar so weit nördlich noch gab und hoffentlich jetzt dauernd wieder angefangen hat zu geben. Freilich nehme ich an, daß es jetzt wohl bei Euch kalt ist, denn hier weht heftiger „Mistral“, gegen den man wohl im Zimmer geschützt ist und leidlich auch sonst, der aber doch für mich schon zu stark ist, um ohne Schlafstörung draußen zu sein. Ich habe also gestern ein bischen „gearbeitet“, was freilich der Nacht nicht sehr gut that. Ärgerlich ist mir vor Allem, daß ich das Codein nicht los werde. Ich habe Nissl nun geschrieben,2 er möge mir das s. Z. in Aussicht gestellte andre (äußerliche) Mittel schicken. – Ja, es ist recht lästig, daß man immer erst nach 6–7 Tagen Antwort und Echo auf eine Bemerkung hat. César Franck3 ist unbedingt ein großer Kerl, das sah man auch an den paara Sachen in Paris,4 er steht ja auch auf Beethoven’s Schultern. Diese Orgelsache hätte ich auch gern gehört. Ich denke Tobelchen kommt jetzt recht oft zu Dir, dann sehnt sie sich nicht so nach dem Caffee. Oder geh Du doch Abends mit ihr da hin,
a O: par 1 Am 23. März 1893 hatten sich Max und Marianne Weber verlobt. 2 Brief an den Psychiater Franz Nissl nicht nachgewiesen. 3 Am 19. März hatte Marianne Weber ein Orgelkonzert eines Mannheimer Organisten in der Heidelberger Stadthalle gehört mit einer Orgelsymphonie von César Franck. Karte von Marianne Weber an Max Weber vom 20. März 1912, Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446. 4 Vermutlich hörten Max und Marianne Weber Kompositionen von César Franck während ihres Aufenthaltes in Paris im September 1911.
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23. März 1912
wenn Du grade frisch und unternehmungslustig bist. Ich bin also, um das schon jetzt zu sagen, bis Sonnabend (30ten) früh hier, also Postsachen, welche bis Donnerstag früh (vor 9 Uhr) abgehen, treffen mich noch. Für weitere schicke ich die Adresse dann (wahrscheinlich: Avignon, p[oste] rest[ante]) Das Zimmer ist schon vergeben. Laß Dir’s tausend Mal wohl gehen – wann gehst Du doch nochmal fort?5 – und Dich herzlich küssen Dein Max
5 Am 30. März 1912 fuhr Marianne Weber nach Köln, um abends einen Vortrag über: Die Frauenbewegung und das Verhältnis der Geschlechter in der Ehe zu halten. Brief von Marianne Weber an Max Weber vom 29. März 1912, Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446.
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24. März 1912
Marianne Weber PSt 24. März 1912; PSt St. Raphaël Karte; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446
Sonntag früh Liebe Schnauzel,
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gestern bin ich hier einmal in den Bergen mit ihren Korkeichen, Pinien und „Macchia“ à la Corsika1 richtig geklettert, 2 1/2 Stunden, etwas mühsam anfangs, dann ging es besser trotz großer Anstrengung auf den kleinen Holzfäller-Saumpfaden mit Stein und Gestrüpp. Der Körper wunderte sich und schimpfte Nachts ganz unmäßig, er mußte mit Brom u. Codein beruhigt werden. Trotzdem ist es vielleicht ganz bekömmlich alle paara Tage so; morgen werde ich vielleicht mal eine große Tour machen, – wenn das Wetter danach ist: Heut ist Alles bezogen und ein nicht grad kalter, aber unausstehlich starker und stoßweiser Wind. Bei Euch muß es, denke ich, jetzt ziemlich häßlich sein. Schrieb ich Dir, daß Klenau uns zum 15ten (ungefähr) besuchen möchte? Er schrieb zwei sehr herzliche Briefe, die ich dieser Tage schicke. Die Frau erwartet ein Kind. So – jetzt warte ich auf mein heutiges Schnäuzels-Kärtchen und lese und denke einstweilen ein bischen. Es ist noch sehr früh. Herzlich küßt Dich Dein Max Eben kommt Dein liebes Freitags-Briefchen.2 Schönen Dank für Rezept und Nachrichten. Oh nein: – Kochs wegen komme ich keine Stunde früher heim!3 Wenn ich Sonnabend (30.) von hier fort gehe, werde ich noch eine kleine Tour in der Provence machen (ich denke Marseille – Arles – Nimes – St Rémy – Avignon, vielleicht noch Grenoble)b, ehe ich a O: par b Klammer fehlt in O. 1 In Korsika waren Max und Marianne Weber von Ende November 1900 bis Anfang Januar 1901. 2 Ein Brief von Marianne Weber vom 22. März 1912 ist nicht nachgewiesen. Vermutlich ist die Karte von Marianne Weber an Max Weber vom 21. März 1912 (Bestand Max WeberSchäfer, Deponat BSB München, Ana 446) gemeint. Dort schrieb sie: „Beunruhige Dich nur nicht und kürze Deine Reise nicht ab.“ 3 Max Weber ließ den auf den 1. April 1912 festgesetzten Sühnetermin im Verfahren Koch–Weber bewußt verstreichen.
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24. März 1912
heim komme. Freilich ist dazu gutes Wetter und einige Beruhigung meiner „Dämonen“ nötig. Z. Z. stürmt es hier ganz gewaltig, es ist kein Vergnügen draußen zu sein, obwohl es leidlich warm ist. Noch einen herzlichen Kuß – Dein Max – Also wirklich auch jetzt jeden Tag Menschen?4 Das ist doch fast nicht zu glauben.
4 Gemeint sind die zahlreichen Besucher, von denen Marianne Weber in ihren Briefen berichtete.
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25. März 1912
Robert Michels PSt 25. März 1912; PSt St. Raphaël Karte; eigenhändig AFLE Turin, Nl. Robert Michels, Kapsel Max Weber, Fasz. 99
L. Fr.!
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Ich bin am 29. Abends in Marseille, Hotel de Rome & de St Pierre, Cours St Louis 7–11, gehe dann ca 3–5 Tage in die Provence, dann nach Haus, wo meiner ein Prozeß mit einer anonymen Canaille, die ich entlarvte (Prof. A[dolf] Koch – Journalistik)[,] wartet,1 bin jedenfalls am 4. in Heidelberg, kann unmöglich nach Paris oder Turin kommen. Fahren Sie doch rückwärts über H[eidelberg]! Hoffentlich geht beim Vorstand Alles gut, Simmel hat den Antrag gestellt u. er ist von uns beiden energisch befürwortet.2 Freundschaftlichen Gruß! Max Weber
1 Gemeint ist der von Adolf Koch gegen Weber angestrengte Prozeß wegen Beleidigung. 2 Weber bezieht sich hier auf das Schreiben Georg Simmels an den Vorstand der DGS vom 15. März 1912 mit der Empfehlung eines von Michels angebotenen Vortrages für den Soziologentag; vgl. dazu Brief an Michels vom 9. März 1912, oben, S. 460, Anm. 1; zu Webers positiver Stellungnahme zum Michels-Referat vgl. Brief an den Vorstand der DGS bzw. Hermann Beck vom 13. März 1912, oben, S. 466 f.
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25. März 1912
Marianne Weber PSt 25. März 1912; PSt St. Raphaël Karte; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446
Montag früh. Liebes Schnauzel! Also: von Mittwoch Nachmittag an nichts mehr hierher. Ich gehe zunächst nach Marseille und von da, je nach der Qualität des Wetters, noch in die Provence (Arles, Nimes, Tarascon, St Rémy und vielleicht einen der alten verfallenen „Liebeshöfe“ der Troubadours), dann Avignon, wo mich (poste restante) Sendungen treffen, – aber bitte keine wichtigen, z. B. nicht: die Klage.1 Kommt sie, so behalte sie dort, bis ich komme. Denn eine Erwiederung eilt nicht, auch wenn sie verlangt werden sollte. Alles kommt ja allein auf das Zeugnis des Redakteurs2 an. – Gestern machte ich nochmal einen Abendspaziergang an der schönen Küstenstraße entlang, bei warmer Scirocco-Luft – wie eine Sommernacht. Die Farben sind eben auch hier so diskret in aller strengen Einfachheit, und der warme Wind des Südens, der wirklich „zärtlich um uns braust“,3 thut wohl. Man freut sich dann doch wieder grad der Einsamkeit der Lage sehr. Kein Auto – nichts! Nur eben – zu teuer. Ich glaube, nächstes Jahr: Rom oder Athen! und mit dem Mädele! Herzlich umarmt Dich Dein Max
1 Die Privatklage Kochs wurde Weber erst am 29. April 1912 zugestellt, vgl. Editorische Vorbemerkung zum Brief an Heinrich Heinz, nach dem 29. April 1912, unten, S. 516. 2 Gemeint ist Otto Bandmann. 3 Zitat nicht nachgewiesen.
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Marianne Weber PSt 26. März 1912; PSt St. Raphaël Karte; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446
Dienstag früh Liebe Schnauzel, –
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ja, an Bäumchen habe ich grade ein Kärtchen geschrieben.1 Was diese Seele wohl jetzt macht, – voriges Jahr war sie doch arg durcheinander und etwas strapazant direkt, muß ich sagen, da man nicht wußte, wo man nutzen und helfen sollte. Habe vielen vielen Dank für Dein liebes Briefchen von Samstag, mein Herz, das gestern kam. Aber was machst Du immer für ein großes Tier aus mir?2 Ich segne mein Schicksal, daß es mir Das Alles zugemessen hat ohne Verdienst und möchte nur, es verliehe mir, auch aus mir so viel sichtbare Liebe herauszutragen! Ob wohl der Frühling jetzt auch noch oder wieder so ist bei Euch? Hier ist 앚:jetzt wieder:앚 voller Sommer, muß man sagen: man liegt Nachts bei Mondschein unten im Sand am Meer und der warme Wind ist wie der Arm einer Geliebten um den Nacken. Dabei sind die Obstbäume eigentlich nicht früher gekommen und jetzt nicht weiter als bei Euch. Jetzt beginnt das Oster-Publikum hier anzurücken. Das Hotel ist voll und der Reiz seiner Kleinheit kommt dabei zur Geltung. Für diese und für die große Einsamkeit – 1/2 Stunde bis zu dem kleinen Neste Lavandou – muß man eben so viel zahlen. Gestern auf Cap Nègre bis in die Nacht hinein: es war schon unerhört schön auf diesen dicht bewachsenen Felsen mit ihren schwindligen Pfaden über dem Meer. Ganz wie Villa Serbelloni,3 – 1 Eine Karte an Marie Baum ist nicht überliefert. Marianne Weber hatte in ihrem Brief vom 23. März 1912 (Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446) Max Weber aufgefordert, ihr eine Karte zu schicken, da sie 1911 auch in Aiguebelle gewesen war. 2 Marianne Weber hatte in ihrem Brief an Max Weber vom 23. März 1912 (Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446), dem Verlobungstag, geschrieben: „Ich möchte mir nichts vom Schicksal erbitten als die Kraft Dich bis an’s Ende zu beglücken – wenn der Ausdruck nicht zu unbescheiden ist – daß mein Wesen nicht für alle Dir nötigen Dinge ausreichen kann – ich denke jetzt auch an die Arbeitshilfe, an das Ersparen des Kampfes mit dem tückischen Objekt – das nehme ich meist nicht tragisch, denn ich weiß im Grunde willst Du ja mein Leben und mich in diesen Dingen doch nicht anders. Und sonst?: Ja, das einem Menschen wie Du es bist ,alles sein wollen‘ ist wohl die dümmste Eitelkeit.“ 3 Villa Serbelloni, Hotel in Bellagio am Comer See, in dem sich Max und Marianne Weber im April 1907 aufhielten.
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26. März 1912
nur hat man dort die Alpen in der Ferne vor sich, hier das Meer und die Hyerischen Inseln. Die Serbelloni ist natürlich doch schöner, aber jetzt noch eisig kalt. So sonnig und warm wie hier ist es eben doch sicher nirgends um die Zeit, außer etwa in Süd-Spanien, das sehe ich immer wieder. Von Zeit zu Zeit hat man Lust zu einer „Stadt“ in der Nähe, aber das vergeht dann auch einmal wieder. Jetzt noch ein paara schöne Tage hier, dann hoffentlich gut Wetter für die Provence. Wann gehst Du denn auf Deine erneute Reise?4 und wohin? Grüße das Tobelchen, sie bekommt noch eine Karte dieser Tage.5 Laß Dich herzlich umarmen und küssen Dein Max
a O: par 4 Am 30. März 1912 hielt Marianne Weber auf Einladung des Kölner Vereins Frauenbildung–Frauenstudium einen Vortrag über: Die Frauenbewegung und das Verhältnis der Geschlechter in der Ehe. Brief von Marianne Weber an Max Weber vom 29. März 1912, Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446, und Mitteilung des Historischen Archivs Köln vom 28. Aug. 1991. 5 Gemeint ist Mina Tobler, eine Karte an sie ist nicht nachgewiesen.
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Marianne Weber PSt 27. März 1912; PSt St. Raphaël Karte; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446
Liebe Schnauzel, –
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nichts Neues. Eine ziemlich „schwierige“ Nacht, es geht noch immer nicht ohne Codein. Gestern Nachmittag zog der Nebel vom Meer her in dichten, mit den Händen greifbaren Streifen heran und man saß ganz im Unbestimmten und Algenhaften, ohne drei Schritt weit sehen zu können. Heut früh liegen die Schwaden wieder auf dem Meer, es ist hier schöne warme Sonne, nachdem es die Nacht tüchtig kalt gewesen war. Ob wohl der Kälterückschlag bei Euch jetzt einsetzt? Man muß es wohl erwarten. Also Freitag Abend bin ich in Marseille, dann, je nach dem Wetter, noch in der Provence auf einer kl[einen] Tour oder gleich in Avignon und Dijon. Sogar an Freiburg1 hatte ich gedacht. Aber das lasse ich vielleicht besser. Adresse bis Freitag früh: Avignon, poste restante. Dann: Heidelberg. Laß Dich herzlich küssen von Deinem faulen Max
1 In Freiburg lebten Heinrich und Sophie Rickert, die mit Max und Marianne Weber befreundet waren und die Max Weber kurz besuchte.
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28. März 1912
Hans W. Gruhle 28. März PSt 1912; PSt St. Raphaël Karte; eigenhändig Nl. Hans W. Gruhle, BSB München, Ana 612
Donnerstag 28. 3. Lieber Herr Doktor! Ich wollte Ihnen nur einen schönen Gruß von hier schicken. Schön, aber teuer! Man bezahlt für 1) die Kleinheit des Hotels, 2) die Einsamkeit, 3) die sehr schöne Veranda, 4) die Sonne und Wärme; daß man sich hier jetzt im Mondschein im warmen Sande am Meer herumwälzen kann, wie im Juni nicht in Scheveningen, ist schon etwas. Und dann fehlt der Deutsche! bes. der teutsche „Honoratioren“-Klüngel mit seinem „Vorstellungs“-Zwang (oder Zwangs-„Vorstellung“) etc. etc. Nur französische artiste-peintres und stille englische Damen mit Kindern. Fast keine Autos. Und – bei aller großen ländlichen Schlichtheit der paara Pinienund Korkeichen-Gehölze und der „Macchia“ an der stillen Küstenstraße ein Reichtum höchst diskreter Farben: violett und grau als Grundton, darüber alle Arten vonb Grün mit vorherrschendem Schwarz앚:grau-:앚 oder Blau-Grün. Die stärkste Farbe Nachmittags: das Meer. Es ist – für mich – schon sehr schön, grade im Gegensatz gegen die protzige eigentliche „Riviera“. Hoffentlich geht es Ihnen gut! Ich gehe morgen hier fort, langsam auf den Rückweg. Viele Grüße Ihres M.W.
a O: par b Alternative Lesung: an
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29. März 1912
Marianne Weber PSt 29. März 1912; Toulon Karte; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446
Toulon, Freitag Liebes Mädele –
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gestern in Hyères – altes Sarazenenschloß romantisch auf dem Felsena, ganz wie es auf Lionardo’schen Bildern1 ist, Palmenalleen etc., sonst großer Badeort. Plötzlich lief ich Driesch u. Herbst2 in die Arme. Dr[iesch] immer mit demselben unsteten und unsicheren Blick in aller Freundlichkeit – ein seltsamer Mensch doch! Heut bekam ich nun zum letzten Mal so ein liebes Schnäuzele-Briefchen,3 wie sie mich immer Morgens erfreuten – jetzt in Toulon, eben von einer Hafenfahrt zurück – es ist wohl der schönste Kriegshafen der Welt, von unerhörter Romantik der Lage. Abends in Marseille. Letzte Nacht war – da ich in Hyères sehr geklettert war – miserabel. Sonst gut. Laß Dich vielmals küssen von Deinem Max
a Hügel > Felsen 1 Weber dachte hier vermutlich an die Hintergrunddarstellungen auf Bildern wie die Heilige Anna Selbdritt oder Mona Lisa und ihren als „sfumato“ bezeichneten Eindruck atmosphärischen Dunstes. 2 Der Naturphilosoph Hans Driesch und der Zoologe Curt Herbst waren Kollegen aus Heidelberg. 3 Brief von Marianne Weber an Max Weber vom 27. März 1912, Bestand Max WeberSchäfer, Deponat BSB München, Ana 446.
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Marianne Weber [30. März 1912; im Zug von Marseille nach Arles] Karte; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446 Datum erschlossen aus dem Poststempel Nîmes 31. März 1912 in Verbindung mit dem Inhalt der Karte. Die Karte trägt keine Anrede; sie beginnt mit einer eigenhändigen „2)“, was darauf schließen läßt, daß eine erste Karte mit Anrede verloren gegangen ist.
2) Jetzt eben sitze ich im Zuge 앚:3. Klasse gestopft:앚 von Marseille nach Arles u. denke am Nachmittag noch eine Partie in die „Alpines“ an den alten verfallenen „Liebeshof“ der Barons von Les Baux zu machen. Morgen Aigues-Mortes u. Nimes, dann Avignon. Dort giebts vielleicht ein Schnäuzel-Kärtchen. Laß Dich küssen Dein Max
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Marianne Weber PSt 31. März 1912; Aigues-Mortes Zwei Karten; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446 Die Karten haben keine Anrede und sind fortlaufend beschrieben. Sie sind jeweils adressiert und tragen den gleichlautenden Poststempel. Die Abbildungen zeigen Ansichten von Aigues-Mortes. Die zweite Karte trägt eine eigenhändige „2)“.
Aigues-Mortes, Sonntag Nachm. –
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Die Stadt der toten Wasser liegt in unberührtem Mittelalter – sie war der Kreuzzugshafen Ludwigs des Heiligen, den dieser baute – heut an stagnierenden Sümpfen, ganz einsam, im Rhone-Delta. Schnurgrade Straßen, prachtvoll intakt erhaltene Mauern und Türme, ein gestopft volles Kirchlein mit sehr schönem Gesang eines Mädchenchors und Palmsonntags-Schmuck (die Kinder alle mit Lorbeeren und Mimosen)a – es ist eine seltsam weltferne Stimmung in dem stillen, einst so bedeutenden Nest. – Gestern war ich von Arles aus auf einer weiten Nachmittagswagenfahrt über Land durch die abwechselnd fröhliche und ernste Provence nach dem alten „Liebeshof“ der Seigneurs von Manville in Les Baux bei Arles; auf einem wilden Steinkegel oberhalb eines von wulstigen grauen Steinwänden – ganz wie man sie auf der Fahrt von Burgos 2) aus (damals in Spanien)1 sah, eingeschlossenen Wiesenthal. Der Ort hatte einmal im Mittelalter 3600 Einwohner, jetzt 100, liegt in Ruinen; die Seigneurs waren die größten der Provence, Mittelpunkt der Trobadors,2 einer von ihnen wurde Kaiser von Konstantinopel.3 Der wunderschöne Blick über die Provence mit den schneeweißen kalkstaubigen Straßen, den schneeweißen Kalkquadern, die Abendfahrt durch das stille Land, bei starkem warmem Wind, das Alles war schön. Dann Arles selbst, das Amphitheater und die Rhone im Mondschein; die römische a Klammer fehlt in O. 1 Im September 1897 fuhren Max und Marianne Weber von Bilbao über Burgos nach Saragossa. Brief von Max Weber an Helene Weber vom 18. Sept. 1897 (MWG II/3). 2 Zu Webers Interesse an der Troubadour-Kultur vgl. Brief von Max Weber an Karl Vossler vom 11. und 14. Dez. 1910, MWG II/6, S. 730. 3 Gemeint ist Jacques des Baux, der Titularkaiser von Konstantinopel war (1373 – 1383).
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31. März 1912
Gräberstraße: es steht eine Viertelstunde lang Sarkophag an Sarkophag, direkt am Wege: man ließ die Toten – wie die Gräber in Pompeji, weißt Du noch4– mitten im fließenden Leben, dann überhaupt die RömerReste zwischen der fröhlichen, aber doch so viel kleinern Gegenwart, – das Alles war schön und das genieße ich doch sehr. – Nächstes Frühjahr mit Schnäuzchen nach Griechenland, nicht wahr? Heut Abend Nimes, morgen Montpellier, Dienstag Avignon. Herzlich küßt Dich Dein Max
4 Im April 1901 besichtigten Max und Marianne Weber von Neapel aus Pompeji.
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