Lieder und Reimereien eines alten Grünrocks aus der Pfalz: Hochdeutsch und in heimischer Mundart [Reprint 2019 ed.] 9783111599960, 9783111224893


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German Pages 208 Year 1896

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Table of contents :
Inhalt
Dem Andenken an eine große Zeit
Lieder aus dem Wald und für den Wald
Erinnerungen an die Heimat
Studenten- und Kneiplieder
Allerhand Ulk
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Lieder und Reimereien eines alten Grünrocks aus der Pfalz: Hochdeutsch und in heimischer Mundart [Reprint 2019 ed.]
 9783111599960, 9783111224893

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über «nö

eimereien eines

alten -GrmlrockS ans öer Hfal^ hochdeutsch und

in heimischer Mundart von

5traßburg. Verlag von Karl I. Trübner. 1896.

«. Otto'» Hof - Buchdruckerei in Darmstadt.

K« öe« frettvölich-tt Aeser. Reimereien, nicht Gedichte, Hab' dies Büchlein ich getauft.

Lieber Leser, darum richte Nicht zu streng', hast Du's gekauft!

Seinem Runstwert nachzubrüten, Fiel mir selbst im Traum nicht ein.

Reime nur wollt' ich Dir bieten, Nicht Gedichte sollten's sein.

Zu Gedichten viel zu nüchtern Bin ich wirklich angelegt,

Hab' den Ehrgeiz, zu den Dichtern Mich zu zählen, nie gehegt.

Als die Verse ich verbrochen, Hab' ich viel dabei gelacht

Und sie haben, auch gesprochen, Manchem Freunde Spaß gemacht.

Machen sie auch Dir Vergnügen, Ist ihr Zweck für mich erfüllt.

Möge das auch Dir genügen! Urteil' gütig, tad'le mild!

------------------

Inhalt. Seite.

Dem Andenken an eine große Zeit

.

.

.

1-30

Festlied zur Feier der Wiedererstehung des Deutschen Reiches (18. Januar 1896)........................................ 3 Festlied zur Feier von Bismarcks 80. Geburtstag (1. April 1895).........................................................6 Im Wald ist man niemals allein (Fürst Bismarck, April 1894).................................................................9 Prolog zur Bismarckfeier des Kriegervereins Straß­ burg 1895 Dem 1. bayerischen Infanterie-Regiment „König" . 16 Weihnachten vor Paris................................................ 20 Winterfeldzugsfreuden vor Paris .... 23 Loirefeldzugsfreuden........................................................ 26

Lieder aus dem Wald und für den Wald

.

. 31—72

Waldesschicksal, Menschenloose....................................... 33 Im Maien........................................................................ 35 Der Waldbach und die Quelle........................................37 Jägerfreuden........................................................................ 41 Des heiligen Hubertus Jagdgeschichte ... 45 Forstwirtschaft und Jägerei............................................... 48 Försterfreuden................................................................51 Des Forstmanns Leben................................................ 54 Forstgigerl........................................................................ 58 Die forstliche Statik........................................................60 Die Mathematik undder Wald.......................................... 63 Der Forstkandidaten Not................................................. 65 Förstergelehrf amkeit....................................................... 67 Das gefährlichste Forstinsekt........................................70

Erinnerungen an die Heimat

73—140

Das Pfarrhaus................................................................ 75 Unser Gans........................................................................ 78

11

VIII Seite.

Der Borgemeeschter Fritz Der Bauer is keeü Bufsink Die Schnapsflasch' als Nivellirinstrument . . Der piffig Ferschter Also doch! Der unzufridde Wingertsmann Die Feldhinkle Der Hansjerg als Astronom Orthodox und liweral Dem Präsident seikl Hahnejagde .... Der rot Sammetärmel Die drei Gescheidtschte Aus der gute alte Zeit E homöopathisch! Kur Lieber fett un nit geärgert, als geärgert un recht derr Em Parre sein rote Nas' Em Gustav sein Juddenas'

Studenten- und Aneixlieder Heut' wird gekneipt! Bachusdienst und Wissenschaft Alleweil fidel! Von allen den Mitteln Ein Braver trinkt niemals allein

81 86 89 93 97 100 102 104 107 109 115 121 126 129 133 135 138

.... 141—152 ....

....

Allerhand Ulk Fachmann und Jurist Nochmals Fachmann und Jurist .... Abermals Fachmann und Jurist .... Kneippe und Kneipe Die Mikrowe Der Fremdwerterhannes De Ferschter ihr greeschter Fehler .... Der Antisemitefranz Standesschwindel Hochwohlgeboren Laß' sie laufen die Bande O heiliger St. Kilian Lehmann's Aktien Der Kulturmensch löst sich im Walde ... Das Dichten

143 145 148 150 152

155—199 157 162 165 168 172 175 180 183 187 190 193 195 197 198 199

nöenken an eine

SejMeö zur Leier der Viedererstehung des Deutschen Reichs

(18. Januar 1896). Singtoeife: And wir vereint zu guter Stunde.

Laßt feiern uns in froher Stunde DaS neu erstand'ne deutsche Reich! An Ehren ist zu dieser Stunde Kein zweites ihm auf Erden gleich. Gesühnt ist alter Zeiten Schande, Die alte Schmach, sie ist gerächt. Drum bringt ein Hoch dem Vaterlande, Ein Hoch dem alten deutschen Recht! Wenn meiner Heimat ich gedenke. Wie einst der Fremde dort gehaust, In jene Zeiten mich versenke, Ballt unwillkürlich sich die Faust. Zu Friedenszeit vom Feind vernichtet Die schönsten Städte an dem Rhein! Und heut' der Feind von Gott gerichtet! Jetzt lohnt fich'S wieder, Deutscher sein.

4 Und jene vielumkämpften Lande,

Entrissen uns in schwerer Zeit,

Es knüpfen tausend starke Bande An's deutsche Reich sie dauernd heut'! Das schöne Straßburg, einst im Frieden Geraubt vom Feinde über Nacht,

Zur Zeit der Schmach vom Reich geschieden,

Für's Reich hült'S heut' am Rhein die Wacht.

Im fremden Lande einst verachtet

Und nur das Ziel von Hohn und Spott, Steht heut' der Deutsche hochgeachtet

Und „fürchtet Nichts als seinen Gott". Durch Deutschlands Wort wird heut' entschieden In weiter Welt der Völker Streit

Und dieses Wort gilt nur dem Frieden Und dem Gesetz der Menschlichkeit.

Das deutsche Reich ward neu begründet

Durch Riesenkämpfe ohne Zahl. Des Königs Ruf, er hat gezündet

Es hielten Treu' die Mannen all'.

Manch braver Streiter mußte fallen,

Verstümmelt ward manch tapf'rer Mann. Ein stilles Glas den Braven allen!

Auf sie stoßt leis' die Gläser an!

Was jung erkämpfet einst die Alten, Ihr Werk ist jeden Opfers teert. Wir schwören's mit, „es fest zu halten, So wahr Gott Hilst und unser Schwert." Dem Vaterlande froh wir weihen So Gut wie Blut, so Herz wie Hand. Nie soll ein Fremder mehr entweihen Als Sieger je das deutsche Land.

Und dem zum Zeugen laßt erheben Die Hände uns zu heil'gem Eid: „Wir stehen ein mit Gut und Leben Für deutschen Reiches Herrlichkeit!" Ein Hoch dem deutschen Vaterlande, Dem Lande, dem kein zweites gleich! Vergesten sei die alte Schande! Ein Hoch dem Kaiser und dem Reich!

6



Kejtlied zur Feier von Bismarcks 80. Geburtstage

(1. April 1895). Singweise: Strömt herbei, ihr Bölkerschaaren!

Laßt ein Jubellied erschallen Auf des Reiches Herrlichkeit Und das erste Glas von allen Unserm Kaiser sei's geweiht! Jugendfrisch und waffenschneidig. Jeder Zoll ein ganzer Mann. Hort des Friedens, schaffensfreudig Geht er Allen kühn voran. Dem Gedächtnis seiner Ahnen Sei ein stilles Glas gebracht! Trugen siegreich unsre Fahnen In den Feind in mancher Schlacht. „Ohne Klagen lerne leiden", Lehtt der Sohn in Todespein Und der Dater im Verscheiden Hat nicht Zeit mehr, müd' zu sein.

7 — Was sie schufen, war uns Alten Längst erträumtes höchstes Gut. Ungekürzt es zu erhalten, Opfern froh wir Gut und Blut. Ihrem heißerkämpften Werke Sei das dritte Glas geweiht! Hoch deS deutschen Reiches Stärke! Hoch des Volkes Einigkeit!

Dieses Werk von unser'n Kriegern Ward's vollbracht in Kämpfen heiß Und frohlockend von den Siegern Heimgebracht als Siegerpreis. Allen, die d'ran mitgeschaffen, Bringt ein volles Glas zur Ehr'! Heil dem deutschen Volk in Waffen! Hoch das eine deutsche Heer!

Heil auch all' den Geisteshelden, Die mit ihrem weisen Rat Zur Bewund'rung aller Welten Mitgewirkt an großer That! Alle fast schon mußten senken Wir in's Grab lang' vor der Zeit. Trauernd ihrem Angedenken Weiht ein Glas der Dankbarkeit!



8



Einer noch ist uns geblieben, Großer Zeit der größte Mann. Unser Denken, unser Lieben, Ihm gilt's, der das Werk ersann Unser'm Traumbild hat gegeben Er Gestalt und Wirklichkeit. Unser Bismarck, er soll leben! Bismarck hoch für alle Zeit!

Hm Katt ist man niemals allein. »Fürst Bismarck" April 18M*

Singwelse: Im Krug zum grünen Kranze.

„Ich fühl' in Waldesstille Mich leicht in schwerer Zeit Und dennoch such' im Walde Ich nicht die Einsamkeit."

„Man kann bei tausend Menschen Berlassen, einsam sein, Doch nie ist man's im Walde. Man ist dort nie allein."

Heil dir, du alter Recke, Für dieses gold'ne Wort! Es spricht dein Wort vom Walde Von Mund zu Mund sich fort.

Du warst in großen Tagen Bon Allen hoch geehrt. Hat Mancher dich verlasien. Als sich das Glück gekehrt.

10



Die dich im Wald umgeben. Sind Wesen and'rer Art,

Sie haben dir die Treue

Von jeher fest bewahrt. Sie lasten, kenn du'S wünschest,

Dir die Gedanken dein, Sie wollen nicht begrüßet Und nicht geschmeichelt sein.

Und auch des Waldes Pfleger

Sind Wesen dieser Art,

Mit Treue ist die Liebe Im Walde eng gepaart. Du lebst dort in Gemeinschaft

Mit Menschen ohne Neid, Es gibt noch keine Streber

In Waldeseinsamkeit. Komm' immer drum zum Walde,

Wenn dir die Welt mißfällt! Du findest treue Herzen

Im Wald, du großer Held!

Du wirst in Waldesstille Verkästen niemals sein.

Du bist fürwahr im Walde, Im Walde nicht allein.

11

Hrolog ?«r Hismarckfeier deS

Uriegervereins

Straßburg

t 8 95.

Seid' mir willkommen, all ihr werten Gäste! Seid mir gegrüßt, ihr Kameraden all!

Alldeutschland rüstet sich zum frohen Feste Von Fels zu Meer, im Ausland, überall.

Der, dem es gilt, ich brauch' ihn nicht zu nennen, Sein Name schwebet heut' auf jedem Mund.

Der Name Bismarck, wer sollt' ihn nicht kennen, Bewundert auf dem weiten Erdenrund?

Der Meistgehaßte noch vor dreißig Jahren,

Beim besten Mann in schwerer Acht und Bann, Als achtzigjähr'ger Greis in Silberhaaren

Ist er der Besten bestgeliebter Mann.

Und wohl verdient ist diese Lieb'; er hat's errungen,

Was wir geträumt, zu hoffen kaum gewagt, Des deutschen Volkes Einheit, viel besungen,

Er war es, der das schwere Werk vollbracht.

12 Wohl haben Alle daran mitgeschaffen,

Der große Heldenkaiser führt uns an. Es stand das ganze deutsche Volk in Waffen, Wir sahen fallen manchen braven Mann.

Froh brachten sie das -Opfer ihres Lebens, Wir der Gesundheit unbezahlbar Gut.

Doch ohne unser’« Bismarck wär' vergebens Gefloffen all das theu’re Opferblut. Für’s gleiche Ziel ja haben unsre Väter

Auch hart gekämpft in heißer Völkerschlacht;

Doch ward zu nichte durch die Herrn der Feder DeS Sieges Lohn, der Einheitstraum gemacht. Man gab des deutschen Bundes Rattenkönig Dem einheitSdurst'gen Volk als schnöden Lohn,

Zu viel zum Tod, zum Leben viel zu wenig,

Zum Spott der Fremden, eig'nem Volk zum Hohn.

Und ohne ihn, deß Wiegenfest wir feiern, Wer weiß, was sie vielleicht aus uns gemacht?

Wir wären noch nur Preußen, Sachsen, Bayern,

Daß Deutsche wir, hätt' Keiner ja bedacht. Heut' sind zuerst wir Deutsche und wir danken

Es ewig seiner Thatkraft göttergleich,

Denn er schuf Leben unserm Traumgedanken

Und schuf aus deutschem Bund das Deutsche Reich. Er schuf's nicht nur; er hat's uns auch erhalten, Geschützt als Kanzler treu so manche- Jahr.

Wir danken's ihm, wir danken's seinem Walten,

Wenn es getrotzt so mancher Sturmgefahr.

13



Mit Blut und Eisen sah'n wir ihn es schmieden Zur scharfen Wehr' für's theu're Vaterland. Und diese Wehr' war nur dem Völkerfrieden Geweiht in Bismarck'S eisensester Hand. Und blieb verschont von blut'gen Krieges Grauen Die alte Welt so lange Zeit bis jetzt, So ist's, weil durch sein Wirken fest Vertrauen Die Welt in Deutschlands Friedensworte setzt, Vielleicht auch, weil man weiß, daß BiSmarck'S Werke Kein Menschenkind verletzet »ungestraft Und weil man kennt des Deutschen Reiches Stärke, Des deutschen Volkes lang gestählte Kraft. Dank Bismarck ist bis heute nicht zerbrochen Das deutsche Schwert, von seinem Arm gestählt. »Wir Deutsche fürchten Gott", er hat's gesprochen, „Und weiter Nichts auf Gottes weiter Welt". Und seinem Volk, damit fich's ewig binde, Gab er das längst verlor'ne Elsaßland. Zur Heimath gab er'S uns al« Angebinde, Als seiner Liebe schönstes Unterpfand. Dies Land bewohnt ein Volk, so deutsch im Wesen, Wie lange Zeit es auch von uns getrennt, Daß unser Nachbar jenseits der Vogesen Nach seinem Stamm uns Deutsche all benennt. Und sah'n dies Volk wir Anfangs abseits stehen, So ist das deutsche angestammte Art, Heut' sehen wir's mit uns sein Fest begehen, Um ihn zu feiern, eng um uns geschaart.

14



Daß dem so ist; er ist's, dem wir's verdanken,

Wir danken's seiner milden festen Hand, Die nicht nm Liebe buljlf, doch ohne Wanken Gerechtigkeit ließ walten in dem Land.

Und nicht im leichten Spiel war's zu erringen.

Was er erstrebt, was endlich er erreicht. Es war ein ewig Kämpfen, ewig Ringen,

Es siegt nur der, der keinem Ander'n weicht.

Und Männer dieser Art find nicht zu meffen Mit knappem Maaß, wie Mancher thöricht meint. Wer Großes ernstlich will, der muß vergesten

Im Kampfe selbst den allerliebsten Freund. So macht' es Bismarck, that in seinem Leben

Er Manchem weh', nicht gern' hat er's gethan,

Dem Wohl des Ganzen galt sein ganzes Streben Und irren kann der allerbeste Mann.

Das, was er wollte, war's nicht unser Wollen? Was er erreicht, nicht unf'rer Wünsche Ziel?

Und wer sein Werk gewollt, wer kann ihm grollen, Wenn seine Wahl auf and're Wege fiel? Wir hier im Elsaß, die geschloffen halten

Fü^S Deutsche Reich getreue Wacht am Rhein, Mit Liebe nur ßedenken wir des Alten,

Für ihn steh'n wir mit unserm Herzblut ein, Und nicht verstehen können wir, nicht fasten, Daß der Parteigeist ihm den Gruß versagt.

Wie kann ein Deutscher nur den Helden Haffen,

Der für uns All' so Großes hat vollbracht?

15 Wir können's wahrlich nicht, denn wir verehren In ihm auS großer Zeit den größten Mann. Und dem zum Zeichen laßt uns Alle schwören: „Wir halten's fest, was kämpfend er gewann!" Die Jungen schwören's laut, so wie wir Men Es schwuren, als der heiße Kampf getobt! Wir wollen, was er schuf, dem Volk erhalten, Dem alten Bismarck, hier sei es gelobt! Geschworen sei's dem Greis von achtzig Jahren Geschworen mit dem feierlichsten (£tb: Was er erkämpft, wir wollen's treu bewahren Dem deutschen Volk bis in die fernste Zeit!

16



Ke« 1 bayerischen Hnfanierie-Kegiment „König". Singweise: Strömt herbei, ihr Bvykerschaaren!

Unfefm Regiment, Soldaten,

Bringt ein Hoch aus voller Brust! D'rin zu dienen, Kameraden, War von jeher eine Lust.

Wo man spricht vom großen Kriege Mit den besten man es nennt,

Häufte damals Sieg' auf Siege Unser erstes Regiment.

Treu dem gerngeschwor'nen Eide,

Mit den Preußen eng vereint. Drang's bei Wörth im Mus gen Streite Ein mit Hurrah in den Feind.

Stürmt hinan die steilen Hänge Ruhmreich mit gewalt'ger Wucht Und dem heißen Kampfgedränge

Wich der Feind in wilder Flucht.

17



In BazeilleS im Flammenmeere, Mit bett Sachsen Hand in Hand. Hielt's der Wälschen bestem Heere

Heldenmütig kämpfend stand. Und der Franzmann mußte bleiben

In dem Grunde von Sedan. Ha, da« war ein Kesseltreiben! Fingen neunzigtausend Mann.

Dor Paris um Barrikaden Focht das dritte Bataillon. Zeugen find von seinen Thaten

Pleßis-Piquet, ChLtillon.

Bor den Wällen unverdrossen Hielt'S im Eise treue Wacht.

In der Weltstadt eingeschloflen Blieb deS Feindes Übermacht.

Nach dem Süden zog indefien

Mit den ander'n S' erste Corps. Und im Bunde mit den Heffen Drang es unaufhaltsam vor.

Wo es galt, den Feind verjagen,

Im entscheidenden Moment Hat fich ruhmreich stets geschlagen Unser erstes Regiment.

— 18 — Ging als erstes rasch entschloffeu An Ken Feind bei Arteuah. BiS der letzte Schuß verschaffen,

Hielt's die Spitze fest und zäh

Und als erstes sah man's dringen Allen ander'» weit voran Nach gewalt'gem blut'gen Ringen

Durch bo8 Thor von Orleans.

Als bei CoulmierS mußte weichen

Unser EorpS der Übermacht, Hielt mit Starkmut sondergleichen

Unser Regiment die Schlacht.

Schnurgerade auSgerichtet Ging's im letzten Augenblick,

War'n die Reih'n auch arg gelichtet, Im Paradeschritt zurück.

Und nun galt's auf schwier'gen Wegen, Schnee und Regen überall.

Auf Paris den Weg verlegen, Vierfach überleg'ner Zahl. Es begann ein tolles Jagen

Und durch Märsche unerhört Ward der Feind, auch ungeschlagen,

Von der Hauptstadt abgewehrt.

19



Endlich mit verstärkten Massen

Griff bei Dillepion er an,

Hofft' die Unser'n zu umfassen Mit zweihunderttausend Mann.

Doch in sieben blut'gen Tagen Ward daS große Werk vollbracht, überall aufs Haupt geschlagen

Ward deS Feindes Übermacht.

Unser Regiment in Ehren Stand bei Dillepion vorn an.

Bei Mäung mußt' es sich wehren, Bei Beaugench und Eravant.

Manchen Tapser'n sah eS fallen

In den Kämpfen ohne Zahl. Heldenmütig focht's in allen, Ruhm erkämpft' fich'S überall.

Drum ein Hoch, ihr Kameraden, Unfet'm ersten Regiment!

Wo man spricht von tapser'n Thaten,

Immer man'S mit Ehren nennt. Laßt die Krüge uns erheben! Unfet’m Regiment ein Hoch! Unser Regiment soll leben!

Unsre Kameraden hoch!



20



Heih«achte« vor Oaris. Wir standen vor Paris in der heiligen Nacht

Und hielten in Gräben gar eisige Wacht. Vor uns stand der Feind, eingegraben wie wir, So nah', daß wir hörten der Waffen GeUirr.

Doch heute herrscht Still', kaum ein Schuß mehr erkracht, Es war eine herrliche Weihnachtsnacht.

Die Felder, die Wälle vom Schnee dicht bedeckt,

Der Mond in den Wolken nur wenig versteckt, Kein Lüftchen bewegt sich.

Liegt die Wehr' auch bereit,

Wer denkt an den Feind in der Weihnachtszeit?

Die bittere Kälte, wir fühlen sie kaum, Wir träumen vom schimmernden WechnachtSbaum.

Da künden die Glocken mit ehernem Mund

Die Stunde der Geister, die Mitternachtsstund'

Und plötzlich erscheint vor der feindlichen Front

Ein einzelner Mann, hell beleuchtet vom Mond, Doch ohne Gewehr, an der Mütze die Hand Kaltblütig uns grüßend er vor uns stand.



21

Doch hört, was ist das? welch ein herrliches Lied

Den Lippen des Mannes dort drüben entflieht!

„Minuit, chretiena, c’est l’heure solennelle,

Oü l'Homme- Dieu descendit*, so schallte es hell Das Lied von dem Frieden der Christenheit, DaS Lied von der heiligen Weihnachtszeit.

Die rauhen Soldaten all um mich her.

Sie lauschen in Andacht bei Fuß das Gewehr

Und als er geendet, im Men Gebet Ein jeder den himmlischen Segen erfleht Und denket der Seinen, der Heimat so weit, Gedenket der seligen Weihnachtszeit.

Ganz langsam zurück der Sänger jetzt geht,

Erschüttert die Mannschaft noch immer steht. Da springt auf die Brüstung in Waffenzier

Aus den Reihen der Unser'» ein Kanonier.

Die Brust nach dem Feinde gewendet er tritt Auf'S Schneefeld hinaus in wuchtigem Schritt.

Und dort hält er an, an dem Helme die Hand, Dom Monde beleuchtet stramm vor uns er stand

Und ließ laut ertönen, wie schallt es mit Macht! DaS Lied von der stillen, der heiligen Nacht, Das Lied von dem Frieden der Christenheit,

Von gnadenbringender Weihnachtszeit.



22



Da regt fich's gewaltig in unseren Reih n, Im Chore erschallt'- in die Nacht hinein: „D selige, fröhliche, heilige Zeit!

O gnadenbringende Weihnachtszeit!" Und als er geendet, von drüben schallt'- hell Im Chore herüber NoSl, c'est Noel!

Und während der ganzen Helligen Nacht Auch nicht mehr ein Schuß von drüben erkracht.

Wir aber gedenken der Weihnachtszeit, Gedenken der Lieben, der Heimat so weit

Und träumen im Kriege den herrlichsten Traum Vom Frieden bringenden Weihnacht-baum.

23

Kiuierfelö?ttgsfre«öeu vor Haris. Singweise: Wenn wir durch die Straften ziehen.

Zu den schönstm Winterfreuden

Zählt ein Feldzug zweifellos.

Bor Paris war inSbefond're Wirklich damals sehr viel los.

Stand man draußen auf der Vorwacht, Hatt' man Aussicht auf Paris Und bekam dazu zum Frühstück

Blaue Bohnen überdieß.

Ganze Tage durst' man stehen Angesichts der Riesenstadt

In ein Erdloch eingegraben

Und man sah sich niemals satt.

Stand man aber in Bereitschaft In den Häusern unter Dach. Mit Granaten und Kartätschen

Hielt der Feind den Frohsinn wach.



24



Lag man in dem Hintertreffen,

Gab man sich der Kochkunst hin. Öfen gab's nicht und zum Kochen Diente meist ein wälsch Kamin. Dürres Holz, um eS zu heizen,

Fand man schon im Herbst nicht mehr.

Wollte man nicht ganz erfrieren,

Mußt' der Hausrat halten her.

Erst die Billards, dann Klavier'

Dann die Bilder an der Wand, Dann Kommoden und die Tische,

Bis der letzte Stuhl verbrannt. Einfach war nun die Möblierung, Kriegsgemäß und wirklich nett.

Denn als Stuhl dient' der Tornister

Und der Estrich dient' als Bett.

Die Verpflegung war vorzüglich,

Hammel gestern, Hammel heul'. Hat Kartoffeln man erobert

Oder Grünzeug, welche Freud'! Ganz vorzüglich war das Waffer,

Mäßig aber war der Wein Und es war fürwahr kein Kunststück, Selber mäßig dort zu fein.



25



Und dabei die langen Monde

Selten eine richt'ge Schlacht! Stille halten war die Losung.

Ha, wie das Vergnügen macht! Stille stehen, Griffe machen,

Schanzen bauen überdieß! Reizend war fürwahr der Feldzug

In dem Winter vor Paris.



26



^direfelLzugsfr-uös«. Siugweise: Wenn wir durch die Straßen ziehen.

Wenn'S im Winterfeldzug siebzig

Dor Paris schon reizend war,

War's geradezu bezaubernd Bei dem Zug nach der Loire.

War man einfach dort logieret.

Gab es hier Quartiere kaum, Meistens hieß es bivouakieren

Unter'm ersten besten Baum.

Und das war ein Mordsvergnügen, Unbezahlbar in der That.

O wie schlief fich'S auf dem Boden Doch so sanft bei zwanzig Grad' I That der Wein im Glas gefrieren,

Nahm man einfach eau de vie. Das ist billig und gefrieret In der Feldflafch' beinah' nie.



27



War das Bivouak bezogen, Wurde schleunigst requiriert Und eS hat das Requirieren

Manchmal auch zum Ziel geführt.

Wenn nicht durch die glatte Rechnung Marschbefehl ein Strichlein macht',

Gab'» dann meistens was zu effen,

Ost sogar vor Mitternacht.

Wollt' man unter Dach mal schlafen

Ausnahmsweise eine Nacht,

Galt es, erst das Nest erstürmen Und den Feind daraus verjagt.

Tags marschieret. Nachts gefochten,

War dort das Soldaten LooS Und das ist auf alle Fälle Ein Dergnügm riesengroß.

Heute hierhin, morgen dorthin

Kreuz und quer durch'S ganze Land,

Immerfort nur flott marschieren. Das Gewehr stets bei der Hand.

Welche Wollust, so zu streifen,

Durch die Auen Tag für Tag!

Daß die Gegend dort so nüchtern,

War beinah' die einz'ge Klag'.

28 Und wie war's so schön marschieren Auf dem glatt gefror'nen Schnee!

Keinem that bei all den Märschen

Je die Hitze irgend weh.

An den Kleidern all die Löcher Sorgten stet« für frische Lust Und der Schnee, der drang so mollig Durch der Stiefel weite Kluft.

War die Hos' total zerrissen, War der Schuh ein einz'geS Loch, War gewöhnlich leicht zu helfen,

Gab es todte Feinde doch. Liebreich wurden dann die Kleider

Mit den Todten ausgetauscht.

Reizend war's, wenn in den Hofen

Leises Krabbeln man erlauscht'.

Wollt' die Wäsch' man einmal wechseln,

Spielend war auch das gethan.

In dem nächsten Bauernhause Traf man frische Wäsche an. Fand man keine Männerhemden,

That es and'res Weißzeug auch Und das hat besond're Reize,

Jst'S im Frieden auch nicht Brauch.



29



Kurz es war ein herrlich Leben,

Doller Freuden unerhört Und hätt' nicht manch heißer Schlachttag

Die Idylle arg gestört.

Mär' man aus der Haut gefahren Dor Bergnügen ganz und gar. So war es noch auszuhalten

Bei dem Zug nach der Loire.

ieöer

aus öm

alk unö für öen

-

33

-

Kaldesschicksal, Kenschenlo-fe. Gingweise: Strömt herbei, ihr Bölkerschaaren.

Wo der Mensch in stetem Kampfe Mit Naturgewalten liegt. Hat dem Walde er's zu danken, Wenn im Streit' er nicht erliegt. Fall'n die Wälder, in dem Ringen Sieger bleibt des Menschen Feind. Waldesschicksal, Menschenloose Sind auf'S engste ja vereint.

Aufgetürmt zu schroffen Wänden Liegt der Schnee auf Bergeshöh'n. Wehe, sollt' er thalwärts gleiten Aufgeweicht vom heißen Föhn! Bietet an der Anbruchstelle Halt ihm nicht gefchloff'ner Wald, Stürzt zu Thale allzerstörend Die Lawine mit Gewalt.

-

34

-

Aus der Bergwand engen Schluchten Stürzt der Wildbach jäh zu Thal Und zerstört des Menschen Werke Unaufhaltsam ohne Wahl, Wenn das Himmelsnaß im Laubwerk Dichten Waldes nicht verweilt Und sein Moos die Wasserfäden Nicht zu Tropfen fein zerteilt.

Von den Wellen aufgebauet, Dehnt die Düne sich am Strand' Und der Sturm, landeinwärts wehend, Reißet mit den trock'nen Sand. Schonungslos die schönsten Fluren Sind vom Sand' bald überweht, Wenn des Waldes dicht Gezweige Hemmend nicht im Wege steht, überall der Menschen Wohlfahrt

Dienstbar ist der dunkle Wald, Hier dem Winde, dort dem Master, Dort dem Schüre gebietend Halt. Wer d'rum Feind ist grünem Walde, Der ist auch der Menschen Feind. Waldesschicksal, Menschenloose Sind auf'S Innigste vereint.

35



Im Kaien. Singweise: Hier sind wir versammelt.

Im Maien, da halt es der Teufel aus,

An staubigen Akten zu brüten! Im Maien, da bleibe, wer Lust hat zu Haus!

Mich mögen die Götter behüten! Ich muß dann hinaus in die Gottesnatur, Hinaus in die herrlich ergrünende Flur.

Es frommet im Maien den Irdischen nur Das Wandern, das Wandern im Maien.

Im Maien, da ist es mir doppelter Graus, An Rechnungen prüfend zu fitzen.

Im Maien, da treibt eS mit Macht mich hinaus Auf der Berge hochragende Spitzen.

Dort fühlt man sich frank, dort atmet sich's frei. Die städt'schen Gebreste sind alle vorbei.

Wie herrlich ist's doch im wonnigen Mai

Zu wandern, zu wandern im Maien!

S'



36

«—

Im Mai muß ich wandern in's lachende Grün, Durch der Thäler frisch tauende Matten,

Es zieht zu dem grünenden Walde mich hin

Mit seinem herzstärkenden Schatten.

In der Gottesnatur sich verflüchtigen muß Der Arger des Tages, des Amtes Derdruß. Ja wahrlich, es bleibet ein Hochgenuß Das Wandern, das Wandern im Maien.



37



Ker HaMach und die chuelle. Nach 2'/,jährigem Brautstand der Braut gewidmet.

Planlos meine Schritte lenkend Schritt ich durch die Felsenhalde, Einsam, Liebchen, dein gedenkend. Lautes Leben herrscht' im Walde Und aus jedem Zweige klangen Munt'rer Vögel frohe Lieder. Denn im frischem Grüne prangen Lichte Birken endlich wieder Und der Lenz, der langersehnte, Endlich ist er angebrochen Und der Buche langgedehnte Knospen hat das Laub durchbrochen. Ich gedachte unsrer frommen, Unstet treuen heil'gen Liebe, Dacht', ist hier der Frühling kommen, Wo der Lenz für uns nur bliebe. Träumt' in finster'm düster'n Schweigen Ach von fernen, fernen Zeiten Und die Sänger in den Zweigen Fing ich an, fast zu beneiden.



38



„Was die Anderen begehret, Ihnen ist es doch beschieden, Warum ist es uns verwehret?" Sprach's für mich in dumpfem Brüten.

Weiter ging ich.

In den Zweigen

Ward es ruhig an dem Wege

Und es herrschte tiefes Schweigen,

Kaum ein Laut ward um mich rege. Stille stand ich, um zu lauschen,

Nur der Zweige leis's Bewegen

Und des Waldbachs dumpfes Rauschen Klang mir aus dem Thal' entgegen. Aus der Bergwand schallt' es wieder Von dem munter'n Spiel der Welle

Und zum Thale stieg ich nieder, Setzt' mich schweigend an die Quelle. Durch das Master, durch das reine

Pfeilschnell huschte die Forelle Und am moosbedeckten Steine

Brach sich plätschernd Well' auf Welle. An dem stillen WaldrSorte Mußt' ich auf das Plätschern lauschen

Und mir war's als hört' ich Worte AuS dem Plätschern, aus dem Rauschen: „Stolzer Jüngling, sollst dich schämen,

Schämen des verlor'nen Muthes. Sag', was soll dir all das Grämen

Ob des spät errung'nen Gutes?

-

39



Noch ist's kahl in diesen Zweigen, Die in meine Fluten tauchen Und das Laub der mücht'gen Eichen Liegt noch schlummernd in den Augen. Dennoch sagt dir jubelnd jede, Strotzend von des Saftes Triebe: Auch für uns, wenn noch so späte. Kommt der Maientag der Liebe. Sieh mich selbst das kleine, schwache Ouellchen, in dem Wald geboren. Hab' dem lust'gen wilden Bache Dort im Hauptthal' Treu' geschworen. Und mich schrecken nicht die Steine, Die sich auf dem Wege türmen. Ob ich zu zerstäuben scheine, Vorwärts, thalwärts geht mein Stürmen. Mag auch tausendmal die Schwelle Neid'gen Steins den Weg verlegen, über himmelhohe Fälle Stürm' dem Waldbach ich entgegen. Hörst das Rauschen du der Welle? S'ist der Gruß, den er mir sendet. Horch! er ruft der fernen Quelle, Daß den Lauf sie rasch vollendet." Stille ward's. Die schwache Quelle Stürnite vorwärts durch die Steine, Bildend hohe Wasserfälle, Daß fie sich mit ihm vereine.



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Laut erschallt' be8 Falles Tosen. Da ward's still im Thäte unten

Und es zeigt' der Wellen Kosen,

Daß die beiden sich gefunden. Ich stand auf und frei von Schmerzen

Schritt ich vorwärts, stillen Frieden

In dem tiebetrunk'nen Herzen. Wir auch finden uns hinieden.



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Hägerfreiröev. Stngweise: Strömt herbei, ihr BöNerschaaren!

Manches Lobelied erschallte Schon auf Wald und Waldespracht. Schön ist's ja im grünen Walde, Schön ist aber auch die Jagd. Mag es dunkeln, mag eS tagen, Immer zieht's mich in den Wald, Dort zu pürschen, und zu jagen, Treibt es mich mit Allgewalt.

Wenn im Lenz das erste Leben Sich im Waldgebüsche regt, Im Genist der Waldesreben Laut die erste Drossel schlägt, Balzend streicht in leisem Fluge Dann die Schnepfe durch den Wald Und zum Wald zum Schnepfenzuge Treibt es mich mit Allgewalt.



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Wenn im Busch als Frühlingszeichen Weiß die Schlehendornen blüh'n Und in schlanker Buchen Zweigen

Sproßt des ersten Laubes Grün,

Früh im Zwielicht läßt erklingen Dann der Hahn sein Hochzeitslied Und zum Wald, ihn anzuspringen, ES mit Allgewalt mich zieht.

Schießet auf in Ähren mächtig

Im Getreidefeld die Saat, Schmückt mit Blumen farbenprächtig

Sich die stille Waldesmatt, Rot verfärbt aus grüner Halde Leuchtet dann des Rehbocks Kleid

Und zu pürschen in dem Walde Ist für mich dann größte Freud'.

Wenn der Roggen wohlgeraten Unter'm Schnitt der Sichel fällt Und die Ähren, schwer beladen, Neiget tief das Weizenfeld,

Piepend lockt zu Liebesthaten

Dann das Reh im grünen Wald Und zum Wald, den Bock zu blatten,

Treibt es mich mit Allgewalt.



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Färbet braun im Buchenwalde

Sich im Herbste Blatt auf Blatt, Zeigt der Morgenwind, der kalte,

Daß der rauhe Winter naht. Dröhnend laut aus allen Ecken

Dann des Hirsches Brunstschrei schallt

Und mich zieht's, den Plahhirsch strecken. Mächtig in den bunten Wald.

Wenn der Reif die letzten Blätter

Von den Eichen wcggeführt Und im Feld bei Frosteswetter

Hart zu Stein die Scholl' gefriert,

Hasen und Fasanen stecken Wieder dann im Niederwald. Sie zu jagen, nach den Hecken

Zieht es mich mit Allgewalt.

Decket junger Schnee die Fluren

Zu mit weißem Leichenkleid, Sind im Wald die alten Spuren Auf den Wegen zugeschneit,

Dann im Schnee die Afterklauen Drückt das Hauptschwein deutlich ein Und zu jagen auf die Sauen, Treibt's mich in den Wald hinein.



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So mit Pürschen, Blatten, Jagen

Mir verfließet Jahr auf Jahr Und ist's einst in fernen Tagen

Mit dem Jagen für mich gar, Dann hinaus zu meinen Hirschen Tragt mich, wo der Brunstschrei schallt.

Kann ich dann auch nicht mehr pürschen, Schirmt mich doch mein trauter Wald.

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Kes heMge« Hubertus Hagbgeschichte. Singweise: Wohlauf, die Lust geht frisch und rein.

Prinz Hubert galt im Frankenland Ms Muster aller Jäger. Doch find die Wälschen, wie bekannt, Nichts weniger als Heger. So schoß auch Hubert auf der Jagd Auf Ricken und auf Spießer. Er schoß auf alles unbedacht Als Schinder und als Schießer.

Er fehle nicht oft; doch einst ihm stand Ein Zwölfer gegenüber. Da stand ihm stille der Verstand, Ihn faßt' das Jägersieber. Es pocht' das Herz, wie auf der Jagd Es halt so geht im Leben. Er wackelte und als es kracht', Da ging es weit daneben.

— 46 — Ein echter Schießer ist jedoch,

Kann er auch's Wild nicht hegen,

Wenn er in's Weltall schießt ein Loch, Um Ausred' nicht verlegen. So macht' es Prinz Hubertus auch.

In seinem Jagdberichte Erfand er flugs, wie es so Brauch,

Sich eine Jagdgeschichte.

Der Hirsch, erzählt' er ruhig, sei Ihm gar nicht schlecht gekommen,

Da hab' er plötzlich am Geweih'

Ein Wunder wahrgenommen. Denn aus dem mächt'gen Stangenpaar,

Just als er schießen wollte, Erstrahlt' ein Kreuz gar wunderbar

Von glänzend rotem Golde.

Und weil er wußt', daß allgemein Man alle die Geschichten

Sofort erkennt als Jagdlatein, Fuhr gleich er fort zu dichten, Der Hirsch hab' mündlich ihn belehrt, Wie man die Jagd müßt' hegen.

Dann schwur er kaut, er sei bekehrt,

Werd' jetzt den Wildstand hegen.



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Er that es auch, doch anfangs nicht AuS inn'rer Herzensneigung.

Er that's ob seiner Jagdgeschicht' Zu and'rer Ueberzeugung. Doch als ihm alles spendet' Lob

Ob seiner Art zu jagen,

Und sich der Wildstand sichtlich hob, Da that er's mit Behagen.

Wild gab es jetzt im Ueberfluß

In allen seinen Jagden Und jeder weiß: den Wildgenuß

Die Mönche nicht verachten. Da ihn nun sein Gewissen plagt'

Ob seiner Jagdgeschichte, Schickt' ihnen er nach jeder Jagd Die besten Leibgerichte.

Drum ward Hubert im Leben schon Gar hochverehrt als Heger,

Im Tode aber Schutzpatron

Der waidgerechten Jäger. Die Kirche hat aus Dankbarkeit Ihn heilig ja gesprochen

Und damit war für alle Zeit Die Jagdgeschicht' gerochen.

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48



K-rstwirifchaft u«ö Hägerei. Singweise: Bet dem angenehmsten Wetter.

Früher galt's für selbstverständlich,

Daß der Forstmann Jäger sei. Beide find da gut gefahren Forstwirtschaft und Jägerei.

Was der Forstmann nicht erblickte,

Ward dem Jäger offenbar Und es war dem Jäger immer,

Was der Wald bedurfte, klar.

Ward das Wild zu sehr geheget, Legt' der Forstmann Veto ein Und mit Eifer sorgt der Jäger,

Daß der Wildstand nicht zu klein.

Grundgelehrt kommt heut' der Forstmann Bon der Hochschul' hasenrein.

Von der Pürfche keine Ahnung

Don der Saujagd keinen Schein!



49

Zoologisch hochgebildet, Kennt er jedes Küserlein

Und des kleinsten Käfers Bohrloch Macht ihm heut' die größte Pein. Doch an besten Hirsches Führte

Geht vorbei er ahnungslos. Sieht er ein verbissen Pflänzlein

Auf die Jagd geht's Schelten los. Umgekehrt der heut'ge Jäger

Sieht nur's Jagdrevier im Wald.

Der Kulturen größter Schaden Läßt den Waidmann völlig kalt. Sieht's mit Ingrimm, wenn der Forstmann

Seine Pflanzung rings umhegt Und zum Schutze ed'len Holzes

Einen Hieb in's Dickicht legt. Heute liegt in ew'gem Streite

Forstmann d'rum und Jägerei. Frag' mich oft, ob das denn nöthig,

Ob's dem Volk von Nutzen sei.

Und ich finde, daß sie beide Fahren schlecht, so Wald, wie Jagd. Es verliert die Jagd an Reizen, Es verliert der Wald an Pracht.

— so — Sollen beide sich vertragen,

Muß der Forstmann Jäger fein

Und der Jäger sei auch Forstmann Und nicht Jäger nur allein!

Um die beiden zu vereinen,

Kenn' ich eine Lösung nur: Laßt dem Forstmann seine Jagden,

Er ist Jäger von Natur!



51

K-rsterfreuhen. Singweise: Wenn wir durch die Straßen ziehe«.

Glücklich ist fürwahr der Förster, Hat halt doch den schönsten Stand. Hat die Schreibstub* ihn geärgert Nimmt die Büchse er zur Hand

Und er holet sich im Walde Flugs den allerschönsten Durst.

Was im Zimmer ihn vergrämet, Ist im Wald' ihm völlig Wurst.

Ganz famos schläft stets der Förster,

Fragt nicht, wo der Schlaf ihm bleibt. Tags macht er den Körper müde

Und bei Nacht den Geist bekneipt. Schwache Nerven find beim Forstmann

Immer in den Skat gelegt Und zu jedem guten Ulke Ist er ständig aufgelegt.

4*

— 52 — Hat der Förster einen Kater,

Geht er schleunigst in den Wald Und den schlimmen Menschenquäler Wird er los dort alsobald.

Bei den Andern wächst der Kater

In der Bude riesengroß Und sie werden bis zum Abend Nur mit größter Müh' ihn los,

In dem Walde holt der Forstmann Sich famosen Appetit Und er bringt von seinen Gängen Oft gewalt'gen Hunger mit.

Alles schmeckt ihm und mit Schnellkraft

Wird es auch von ihm verdaut

Und es schadet ihm kein Bischen,

Wenn er über'- Schnürchen haut.

Während And're stets sich fragen,

Was dem Leib gedeihlich fei, Ist das dem gewiegten Förster

Schnuppe ganz und einerlei. Auch beim besten Appetite

Don 'nem Bauche nicht die Spur Und es braucht der richt'ge Forstmann Niemals eine Bantingkur.



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Sind d'rum And're auch bevorzugt

In der Laufbahn, im Gehalt, Kann der Forstmann leicht sich trösten, Hat er doch den grünen Wald. Stubenhocker find die Andern,

Er ist Freiherr hier zu Land. Försterstand ist doch der Schönste.

Dreimal hoch der Försterstand!

Singwelse: „'S gibt kein schön'reS Leben".

Nichts könnt's Schön'reS geben,

Als des Forstmanns Leben, Mär' nicht die verdammte Schreiberei.

Dürst' im Wald er bummeln Und im Forst sich tummeln,

Ach, wie lebt' der Forstmann dann so frei!

Dürst' er immer jagen,

Nichts hätt' er zu klagen, Forstmann sein wär' wahrlich eine Freud'. Aber für die Pürsche,

Sei'S auf Reh', auf Hirsche, Hat von heut' der Forstmann keine Zeit.

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Heut' muß an Papieren Tag und Nacht er schmieren,

Im Büreau verbummeln seine Zeit. Statt den Wald zu hegen,

Muß er Rechnung legen,

Rechnung über jede Kleinigkeit. Heut' der Forstmanns Wirken Statt um Eichen, Birken,

Dreht fürwahr sich nur noch um'S Papier. Heutzutage sicher Statt der Buchen Bücher

Bringt der deutsche Forstmann in's Revier.

Ach, des Forstmanns Walten,

's ist nicht auszuhalten, Es vollzieht sich heut' am grünen Tisch

Und die blaue Tinte, Es ist eine Sünde,

Täglich, stündlich

macht sie breiter sich.

Jedes neu' Gesetze

Mehret nur die Hetze,

Schreiben muß der Forstmann, wie noch nie.

Und durch dieses Treiben, Dieses ew'ge Schreiben Geht zum Kukuk Wald und Poesie.

56 — Ob der Wald verhauen

Oder ob die Sauen

Eichelsaaten fressen gründlich auf, Ob die schönsten Fichten

Nonnen frech vernichten,

Darob regt sich heute Niemand auf. Doch wer Frist versäumet,

Gleich ist der geleimet.

Munter rückt die Ordnungsstrafe an Und ein Rechenfehler, Es wird immer töller.

Gilt als Tod'sverbrechen für den Mann.

Werden wir's erleben,

Daß zurückgegeben Wird der Forstmann endlich unserm Wald? Wer wird ihn erlösen,

Bon dem Schreiberwesen Ihn befreien gründlich, aber bald? Ha, das rost’ ein Segen,

Wenn den Wald zu hegen, Fänd' der Forstmann wieder freie Zeit! Aber, hol's der Teufel!

Es besteht kein Zweifel:

Unf're Zeit bringt's nimmermehr so weit.



57



Wenn sich Einer fände.

Der sich d'rauf verstände,

Abzuthun die ganze Kleckserei, Diesem Noteshelfer

Meinen besten Zwölfer

Gäb' zu schießen ich mit Wollust frei Und die schönste Eiche

In dem deutschen Reiche Seinem Namen würde fie geweiht.

Doch die Schreiberseelen, Nicht will ich's verhehlen,

Kann der Kukuk holen jeder Zeit.

58



K-rstgigerk. Gtngwetse: SS hatten drei Gesellen.

Don jeher waren die Förster

Ein derbes urwüchs'ges Geschlecht. Sie spielten, sie logen und fluchten

Und haben gewaltig gezecht.

Doch wie fie auch zechten und tranken, Jed' Bäumchen ward sorglich gepflegt.

Früh' Morgens in Schmierschuh und Joppe Ward Wald und Wildpret gehegt. Es scheinet von and'rem Kaliber

Die neueste Generation. Sie gigerlt in Lackschuh und Gehrock

Don allermodernster Fa?on. Sie geht als gebildete Jugend

Zu Walde in feinen Glaces Und trägt in der Tasche zur' Stärkung

Chok'lade und schwarzen Kaffee.



59

Mik bangt für die Wälder der Zukunft,

Wenn ich ihre Pfleger betracht'. Gescheidtes hat wahrlich im Walde Noch niemals ein Gigerl vollbracht.

Doch ist's eine alte Erfahrung Und diese beruhigt mich sehr:

Wer lange gelebt in dem Walde, Der trägt keine Lackschuhe mehr. Und sind erst die Lackschuh' beseitigt, Das Andere macht sich dann bald.

Sie treiben's dann g'rad wie die Alten. Es zieht feine Pfleger der Wald!



60



Sie forstliche Statik. Bw

Au 4- D> l,opa-» 4-

Dd l,op *~d — K l,opn _ ▼ + 8

l,op° — 1

0,op

Singweise: Ich Weitz nicht wa» soll e» bedeuten.

Ich liebe die Forstwissenschaften Und pflege sie, wo ich nur kann.

Für eine nur kann ich nicht schwärmen,

DaS ginge mir wider den Mann. Ich lerne sie niemals begreifen. Mir reicht dazu nicht der Verstand.

Gehöret zur Waldwertberechnung,

Wird forstliche Statik genannt.

Sie steht auf ein volles Jahrhundert Die künst'gen Erträge voraus Und nach mathematischen Formeln

Wählt Holzart und Umtrieb fie aus.

Mit sämtlichen Zinsen der Zinsen

Wird Einnahm' und Ausgab' gebucht Und je nach der Kluft zwischen beiden Die schlaueste Wirtschaft gesucht.

— 61 — Nicht fürcht' ich die reizenden Formeln

Mit ihrem so lieblichen p, Nicht die (u—a)4en Potenzen,

Die thun mir wahrhaftig nicht weh'.

Gebt mir nur die richtigen Werte

Von A, von K und von D, Ich mach' euch die Rechnung mit Wollust, Weiß ich nur das richtige p.

Doch da liegt der Hase im Pfeffer. Sie alle sind Niemand bekannt. Auch nicht auf zwei Dutzend Prozente Schützt Jemand sie richtig im Land'

Selbst'- u kann sich Jedermann wählen, So wie'- ihm gerade behagt.

Nur da- s, die Höhe der Steuern,

Ein lieblicher Zettel besagt.

Mit lauter x rechnen zu wollen, Hab' ich aber niemals geübt.

Hütt' mein mathematisch Gewiffen Bon jeher gar ernstlich betrübt. Wohl haben'- schon And're versuchet

Und fanden auch ein Resultat. Doch daß da- auch richtig gewesen, Bezweifle ich sehr in der That.

62 Sind gefunden die wirklichen Werte Von A, von K, und von D,

Vielleicht in dem nächsten Jahrhundert, Glaub' ich an das forstliche p,

Bis dahin die forstliche Statik

Mit Mißtrauen stets ich betracht', Sind auch ihre zierlichen Formeln Ganz richtig und logisch erdacht.

Bw = Bodenerwartungswert, p — forstlicher Wirtschaftszinsfutz. u = Umtriebszeit. Au = Abtriebscrtrag in Geld im uten Jahre. Da, Da — Geldertrag der Durchforstungen im »ten, bezw. dten Jahre. K — Kosten der Bestandsanlage, v — jährliche Ver­ waltungskosten. s — jährliche Steuern und Umlagen.

— 63 —

Sie KaHemattK un- -er Kalö. Singweise: Es blicken drei freundliche Sterne.

Vor kurzem noch lernten ihr Handwerk Die Förster nur von der Natur. Von ZinseSzinS auch nicht die Ahnung,

Von Algebra kaum eine Spur. Recht stattliche Bäume zu ziehen.

Erschien ihnen heiligste Pflicht. Um Nutzung-- und Weiserprozente

Bekümmerten sie sich noch nicht. Heut' in mathematischen Formeln

Ist die sorstliche Jugend au fait.

Sie rechnet mit ut,n Potenzen, Mit A, mit v und mit p. Ihr gilt auch das herrlichste Altholz,

Wüchst'S p Prozente nicht zu,

Als „träger und fauler Geselle", Dem schleunigst zu kürzen das u.

—•

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Wär' heut' sie schon Meister im Walde,

Dann alte Bestände, ade!

Sie würden mit Wollust geopfert Dem Moloch des forstlichen p. ES ist d'rum wahrhaftig ein Segen,

Daß sie heut' noch nicht Einfluß besitzt, Und bis sie hat etwas zu sagen,

Sind sämtliche Formeln verschwitzt.

Kann aber sie wirklich noch rechnen, Vom Preßler'schen a, b und c Ist längstens dann weit überflügelt

DaS im Lande noch übliche p. Die lumpigen Leihzinsprozente

Die liefern die Althölzer auch. Es ist dann rentabel und lohnend

Das u nach dem heutigen Brauch.

Selbst läßt sie die Althölzer wachsen, Ist selber geworden sie alt. Herr wird auch der greulichsten Formeln

Im Laufe der Zeiten der Wald.

u, A, t und p wie auf Seite 62. a — jährliche» Zuwachs» procent an Holzmaffe, b — desgleichen an Gebrauchswert, « — Lruemng-ruwachsprocent.

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Ker Korstkanöiöaien Uot. Singweise: „Grad auS dem WirtShauS".

übler ist Niemand d'ran, nein in der That, Als heutzutage der Forstkandidat. Alles, was möglich ist, Gott sei's geklagt, Wird im Examen er meuchlings gefragt. Statik, Botanik und Bodenphysik, Integral, Jagdrecht, Finanzpolitik, Klimato-, Entomo-, Geologie, Feldmeffen, Orykto-, Geognofie!

Minera-, Phyfio-, Zoologie, Pol'gono-, Stöchio-, Planimetrie, Forstschutz, Prozeßrecht und Litteratur, Kenntnis der Losung und jeglicher Spur! Staatsrecht, Waldwegbau, Arithmetik, Zinseszins, Einrichtung, Forstpolitik, Waldbau, Eivilrecht und Bodenchemie, Sphärische Trigono-, Geometrie!

s



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Landwirtschaft, Holzmessen, schlecht und gerecht, Wasser-, Verwaltangs- und sorstliches Recht, Jagd, Nivellieren und Technologie, Volkswirtschaft, Hochbau, organ'sche Chemie! Wasserbau, Hundezucht, Pflanzenchemie, Forstgeschicht', Algebra, Fischzucht und wie! All das verlanget mit Arglist der Staat Heute in Deutschland vom Forstkandidat. Wenn das nur gut geht, dann lobe ich's mir. Vorderhand kommt es mir sonderbar für! Wenn nur der Forstmann am Ende vom Lied Vor lauter Bäumen den Wald auch noch steht!



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K-rftergelehrsamLett. Singwelfe: Keinen Tropfen im Becher mehr.

Unsre Förster find führwahr An Gelahrtheit wunderbar Muster ohnegleichen. Geht's so fort, so wachsen bald In dem deutschen Eichenwald Quercue nur statt Eichen. Bald gibt es nicht Kiefernforst, Tannenwald und Fichtenhorst, Wälder nur von Pinus. Auch die Buch' ist nicht mehr da, Fagus nur silvatica Und ein paar Carpinus.

Unbekannt wird Haselnuß. S' wächst im Wald nur Corylus, SpecieS Avellana. Frißt 'ne Raup' im Tannenwald', Heißt schon jetzt es alsobald: Tortrix murinana. b»

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Regnet's von den Kiefern Kot, An dem Werke ohne Not Wird erkannt der Thäter, Gleichviel ob Gastropacha, Lophyrus, Fidonia Heißt der Attentäter.

In dem Walde auf Latein Wiffen sie jed' Käferlein Richtig zu benennen. Heute ist's ein Bostrichus, Morgen ein Hylesinus, Den sie flott erkennen.

Zeiget an dem Tannenstamm, Wuchernd sich ein fauler Schwamm, Heißt's gleich: elatinum. Kurz: die Förster unsrer Zeit Strotzen von Gelehrsamkeit, Sprechen nur latinum. Fraglich aber scheint es mir, Ob mit solchen Förstern wir Besier find berathen, Ob nicht all' die Wiflenschast Zehret an des Försters Kraft Deutschem Wald zum Schaden.



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Fürchte fast, der Förster sitzt,

Well am Buch' er lernend schwitzt.

Viel zu viel im Zimmer.

Stubenhocker sind dem Wald', Ob in der, in der Gestalt, Schädlich aber immer!



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Sas gefährlichste Korstinfekt. Singweise: Wenn wir durch die Straßen ziehen.

Ein's der schlimmsten Forstinsekten Ist doch Homo sapiens Und der Homo forestalis Ist es meist in der Potenz. Einerlei ob Oberförster, Ob nur Förster oder Rat, Jeder ist dem Wald gefährlich, Höchst gefährlich in der That. Schwärmt der Mann für eine Regel, Ob für Kahlschlag, Femelei, Plänteraushieb, Bruttoschule, Reinertrag, s'ist einerlei, Hat Bacillus schablonalis Einmal ihm es angethan, Schaden alle Forstinsekten Nicht so viel, als dieser Mann.

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Ist der Forstmann Reinertrügler, Haßt er jeden dicken Baum Und der stärkste Stamm int Walde Kommt zur Sparrenstärke kaum. Einz'ge Holzart wird die Fichte, Wächst fie doch am meisten 311 Und erträgt von allen Bäumen Weitaus doch das kleinste u. Schlimmer ist's, ist gar der Forstmann Ein verbiss'ner Bruttomann. Augen hat er nur für's Laubholz, Wo es irgend wachsen kann. Eichennotzucht sieht man treiben Ihn im Walde ohne Wahl Und er züchtet Krüppclwüchse Schlechter Eichen überall.

Ist der Forstmann Freund des Lichtes, Kraft des Bodens dann ade! Geht man in dem Wald spazieren. Thut die Sonn' den Augen weh'. Doch die schönste Eich' verschwindet, Ist der Förster Dunkelmann. Denn den Schluß zu unterbrechen, Sieht es als 'ne Todsünd' an.

72 Ist er Freund des Laiseer aller,

Meister wird der Borwuchs bald Und man steht auf weite Strecken

Nichts als Wölfe in dem Wald. Liebt' ess aber aufzuasten,

Ist erst recht der Teufel los. Schnupftabak statt guter Stämme Ziehet dann der Forstmann groß.

Was GescheidteS nur im Walde Bringt der Forstmann dann zuweg, Kommt ihm keine der Schablonen

Bei der Arbeit in den Weg. „Jedes Ding am rechten Orte!" Heißt die Regel auch im Wald.

Schema f und Lehrschablone Hol' der Kukuk, aber bald!

Erinnerungen an öie

Komm' ich in ein fremdes Dorf, Frag' ich unwillkürlich, Wo wohl da das Pfarrhaus sei

Und daS ist natürlich.

Knüpft sich an ein Pfarrhaus doch, Klein zwar und bescheiden. Eng fich die Erinnerung

Jugendfroh'ster Zeiten. Sieben Kinder waren wir,

Und das will was heißen.

Denn im Pfarrhaus gab es nicht

Allzuviel zu beißen.

Schmalhans war gar manches Mal Bei uns Küchenmeister. DaS beirrte aber nicht Unsre jungen Geister. Reicht's zum Lendenbraten nicht,

Thaten's auch Kartoffeln.

Hatt' ein Loch das Stiefelpaar, Ging man in Pantoffeln.



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Derbsten Stoffe« waren stets Uns're Sonntagskleider.

Ward den Großen ein'« zu eng, Dann vererbt' fich's weiter.

War zerriffen's Kamisol, Ward geflickt der Schaden.

Uns zu necken ob des Fleck's,

Keinem war's zu raten. Feste Schläge setzt' es sonst

Für die bösen Zungen.

Meister blieben immer wir, Ächte Pfarrersjungen. Blieb uns deßhalb unbekannt Großer Welt Getriebe,

Herrscht' dafür im Pfarrershaus

Gastlichkeit und Liebe. Arbeitslust und Pflichtgefühl,

Lieb' zum Daterlande, Wurden früh uns eingeimpft. Selbstsucht galt als Schande.

Manneömut und Bürgersinn,

Sinn für's Ideale Fanden Pflege alle Zeit,

Blieb auch rauh die Schale. Reich hat d'rum das Pfarrershaus Uns bewehrt für's Leben,

Konnt' es Reichtum uns auch nicht

Und nicht Schätze geben.



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Um das Dasein kümpsten wir Hart in manchem Strauße. Siegten wir, wir danken es

Nur dem Pfarrershause. Frag' ich d'rum int fremden Dorf

Immer unwillkürlich

Nach dem Pfarrhaus, ist das nur Einfach und natürlich. Dank' ich's doch dem Pfarrershaus, Was ich bin und habe.

Dank dir, altes Pfarrershaus, Für die reiche Gabe!

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Unser Hans.

Ich war emol, S'iS lang fchun her, Forschtg'hilf' in Elmsteen hinne Un sellemols war's nit so leicht. E Koschthaus dort zu sinne. Mer Hot jo bei der alte Bas' Schun domols nit schlecht g'gesse. Doch mit ihr selwer war manchmal Mt arg gut Arische esse. Sie Hot ze gut gemißt, daß mir Uf sie fin angewisse Un Hot gemeent, daß unser Bier Bei ihr mer hole miste. Un weil mer's enmol nit gedhan, S'war bei'me Scheibeschieße Zur Feier vun der Leepz'ger Schlacht, Hot se uns 'nauSgeschmiste. E anner Werthshaus war nit do. Ihr liebe Leit', was mache? Un efle muß mer halt emol. S'war werllich nit zum Lache.

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Mer laufe s'ganze Derfel aus, Henn mit de Leit gesproche lln Henn e manchi Fraa gesro't, Ob sie for uns wollt' koche. Doch immer heeßt's: „Ich dheet's jo geern. Grumbeere kann ich quelle Un Milchsupp' koche allefalls, Wann ihr se esse welle." Mir Henn nadierlich abgewinkt. Manchmal will mer aa Brote. Doch endlich is des Frage uns Halt doch entöl gerate. Es war e alte Schreinersfraa, E Fraa, recht brav un bieder, Die Hot uns freindlich ufgenumm', Uns 'nauSgeschmiss'ne Brieder. Ich dank'S noch heit' der gute Fraa, Sie is schnn lang gestorwe. Bei ihrer Koscht do sin mer nit An Hungersnot verdorwe. Beim beschte Wille kann jo nit Ich seift des Esse nenne. Doch Hot se uns so gut gekocht, Als se Hot koche kenne. De ganze Dag, do Hot se sich Uf ebbes Gut'S besänne Un war vergniegt, als wie e Kind, Hot sie was Neies g'funne.

80 So geh' ich aach emol Verbei, Do dhut se 'rein mich winke: „Heil' gibt's zu Ihrem Namensdag Was Besseres wie Schinke". „Was gibt's dann do?" frog' ich zurick. Do Hot se mer's »erröte: „Zum Fescht vun Ihrem Namensdag Werd unser Gans gebrote". „Was eier Gans? Hab' recht ich g'heert? Ich glaub’, Ihr wollt mich foppe. Die seh' ich jo e Ewigkeit Dreimol im Johr schun roppe". Do secht die Fraa: „neen, unser Gans, Die g'heert nit zu de alte, Sie is so alt wie unser Hans. D'rum hab' ich mer's gut behalte". Do hab' ich gar nix mehr gesagt. Ich wollt' sie nit betriewe. Briesbot' war jo der Fraa ihr HanS, Schun seit e Johrer fiwwe. Mir aber iS an bete Gans Der Appetit vergange. Zur Feier vun mein'm Namensdag Bin ich uf Laut're gange.



81

Ser Horgemeefchter Kritz.

Es war emol, so fange jo Gewehnlich an die Mährche, E Borgemeefchter in der Palz, Es sinn ball dreißig Jährche. Der war e Schlitzohr erfchter Klaff' Un is es stets gebliwwe. Er Hot bis in feist alte Dag' Sauhannel als getriwwe. E Wertschaft Hot er aa gehatt, Drin is mer nit verdorwe. Vor Korzem iS mein guter Fritz AIS alter Mann gestorwe. Seist beste Weist, den Hot er nur Geheeße de „Gewendte", Weil er die Drauwe 'rumgrdreht. Daß se hibsch brote kennte. Bun ihm stammt aa die ReddenSart Vum „Z'sammesepariere". Doch kann seist Stick'le mer nit all Vor jedem repetiere.

-*

82

--

Zwee aber will ich eich doch nit So hinnerricks verhehle. Ich will se drum, wann aa nit ganz, Zu eirer Fräd verzehle. Des erscht' is des: es werd emol, S'war an de Mihle drunne, E fremder Mann. den Nimmand kennt, Im Grawe dodt gefunne. Des Hot der Fritz, wie sich'S geheert, Zu Protokoll genumme Un Hot dann glei in aller Eil' Die Parre lofse kumme Un secht: „ihr saa't doch alle Dag', Mer kennt die Leit am Glaawe. Do guckt emol, der, dem er g'heert Der derf den Mann begrawe". Die drehe unsern Dodte 'rum Und suche noch Papiere, Doch war dervun aach nit die Spur Zu sinne und zu spire. Do stehn se still un wisie nix, Die zwee gelehrte Parre Un saa'n: „ich glaab', ihr wolle uns Do Halle for e Narre. Keen Mensch sieht doch ’me Dodte an, Was er geglaabt im Lewe, Vorüber kenne alle zwee Mir eich teeft Usschluß gewe".



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Do secht mein Fritz: «Doch iS halt doch

Diel g'scheidter der Rabbiner, Der hett' sein' Leit sofort gekennt

Un selbscht seift Kerchediener!" E annermol, do sinn bei ihm

Die Parre z'sammekumme

Un Henn minanner stillvergniegt Ihr Effe eingenumme.

ES war g'rad im Gesangbuchstreit

Un in der ganze Gegend Hol'- gege 's neie Liederbuch Proteschte nur geregent.

Fascht iweral war's abgeschafft

Un eingefihrt des alte. Nur imme eenz'ge große Dorf,

Do Henn se 's neie -'halte. Der Parre war nit wenig stolz. Daß ihm des war gelunge

Un Hot derfor aach feiner G'meeft

Des Loblied laut gesunge. „In mein'm Dorf," secht er, „do gibt'S keeft Hernwithige Krakehler,

Dort bin ich Herr un, was ich will, DeS dhuen dort die Wähler."

Do secht der Fritz: „deS kummt druf an,"

Un dhut vergniglich grinse, „Kummt do e g'scheidter Kerl mol hin, Geht's G'sangbuch in die Binse."

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Der Parre war fescht iwwerzeigt, Daß des nit kennt basfiere Un laßt sich vun mein'm schlaue Fritz Zur Wett' sogar verfihre. E paar Dag druf, do fahrt meist Fritz, Sunscht laßt den Knecht er dreiwe, Des Dahl enab an selles Dorf, Doch's Neingehn loßt er bleiwe. Uf Feldweg dreibt um's Dorf erum Er all sei schiene Sai'che Un weeß, schlitzohrig wie er war, Der Dorfstroß' auszuwnche. Do dhuen alle Baure glei Ganz withig zu em laafe. „Was is dann los? Willscht uns dann nir Vun deine Sai verkaafe?" Jetzt secht der Fritz: „Fallt wer nit eist. Mit so Leit' zu verkehre. Ich dheet' verkaafe eich jo geern, Wann ihr so dumm nit wäre." Do froge die, worin dann dheet' Ihr Dummheit als bestehe. Druf fordert se mein Fritz halt uf, Jn'S Wertshaus nein zu gehe Un dort e fulminante Redd' Hot er glei löste springe, WaS des doch for e Dummheit wär', Aus dem Gesangbuch finge.

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Do mißt' jo ball die ganz Gemeen' Versimple un versaure. Des Hot de Leitcher eingeleicht't. Was dhun se jetzt die Saure ? Sie ziehe imme lange Zug An'S ParrhauS nuf minnanner. Un faa'n: „des G'sangbuch wenn mer nit. Mer welle wider 's anner." Un lang gedauert Hot eS nit, War's nei' Gesangbuch Hunne. Mein Fritz Hot awer mit dem Spaß Famos sein Wett' gewunne.



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Ser Himer is Keck

Unser alter Owerferschter

Is e Mann ganz ehrewerth,

Awer Werter Hot er an sich.

Wo mer vun feen'm Ann're heert. „Schreckehaster Zustand," secht er,

Wann em ebbeS imponirt,

Schlitzohr heeßt er un schlitzehrig, Wer die Ann're angefihrt.

Sitzt er bei'me gute Schoppe Un es iS em erdewohl, „Druf, der Bauer iS feen Bussins,"

Heeßt'S dann s'eeü uf'S anner Mol.

Grad des nemlich Speichel fihrt er Immerfort aach dann im Maul,

Wann er Holz Hot zu versteig're

Un'S Derkaafe geht recht faul. „Schreckehaster Zustand!" Heeßt'S dann,

„Is dann heit' der Deibel los? Druf, der Bauer iS feen Bussins, Wer biet't uf des erschte Loos?"



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Letscht is aber doch e Stickel Mit dem Buffink ehm basfirt; S'war fascht, for die Kränk zu kriege, S'hot zu Drähne mich gerihrt. Hot do Kemer wolle biete Uf sein allerscheenschteS Loos, Buffink hinne, Buffink vorne! Korz, sei Ärger, der war groß. Endlich Hot halt doch e Bauer Uf des LooS Gebott gemacht. „Hunnert Mark zum erschte, zweite, Allon«, heeßt's „jetzt fortgemacht!" Wie keen Mensch will weiter biete. Geht des Sprichel wider los: „Druf, der Bauer is keen Buffink! Un zum Dritte! Wer hot'S LooS?" Schnell summt do zurick die Antwort: Buffink HanS vun Barbelrot." Weiß werd do mein Owerferfchter Erscht un dann ganz feierrot. „Buffink," secht er, „heeßt ehr merklich? Buffink un aach ganz gewiß'? Guck, do fieht mer, daß der Bauer Manchmal doch e Buffink is." Anfangs Hot des jo dem Bauer Grad nit arg viel Spaß gemacht. Aber dann mit alle Ann're Hot er herzlich mitgelacht.



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Unserm Owerferschter aber

Tibl's noch jedesmal e Riß,

Wann mer'm sage, daß der Bauer Manchmal doch e Buffink iS.



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Sie Kchnaxsflasch' als ^iveMrinstrument. E Schnapsflasch' iS for BieleS gut, Besunners e gefillte, Des wisse in Amerika Sogar die dummschte Wilde. Die Kält,' de Dorscht, des Bauchweh aach, Die kammer mit kuriere. En Owerferschter aber gibt's, Der dhut mit nivelliere. Der Mann is sunscht e guter Kerl, Nur Hot sein Kehl' keen Bodde. Sein Dokter Hot em drum schun lang Des Drinke ganz verbotte. Bor jedem Waldgang dhut sein Fraa Die Jagddasch' revidiere Un find' se jo e Schnapsflasch' drin, Dhut se die kunfiSciere. Er is drum oft recht iwel dran, Dann Morgens um halb elfe, Do kriegt er Dorscht un ohne was Is do nit leicht zu helfe.

so — Des nächschte Wertshaus, des liegt weit, Im Haseldählche drunne.

In seiner Not, do Hot er nun S'Nivellement erfunne. Geht jetzt er in de Wald, do dhut

Die Ferschter er bestelle Un unnerwegs so allerlee

Vum Wegbau als verzähle.

Un summt er an e steile Weg, Froot er noch de Procente

Vun feilem Weg un ob ft die Aach richtig schätze kennte.

Der Een', der schätzt us zehn Procent Uf dreizehn schätzt der Anner',

Der Dritt' uf zwelf un glei druf sinn

Die Ferschter hinnernanner. Do secht mein Owerferschter als:

„Was braucht er eich zu streite?

Die Frog', die kann rner meiner Seel' Durch Messung nur entscheide."

Er froot dann, ob e Instrument Jemand dheet bei sich drage.

Nadierlich iS deü nit der Fall, Dann heert mer'n immer sage:

„Wer Hot e Schnapsflasch' dann vun eich, So eene vun de flache?

DeS allerscheenscht' Nivellement Kann mer jo domit mache."

— 91 — Flugs fliegt e jedi Schnapsflasch' raus Un ihr kmnt fescht druf zähle, Die, wo am mehrschte Schnaps drin is,

Die dhut der Mann jetzt wähle.

Nadierlich is die Oberfiäch' Zu kleest noch zum Bifiere.

Der Stepsel werd drum ufgemacht, For des zu rebariere. Dann dhut er mit'me eenz'ge Schluck

Die Schnapsflasch' halwer leere.

Bloß um dem Schnaps sein Oberfiäch' Im Glas drin zu vermehre.

Jetzt hebt er an sein rechtes Aag'

Die Nasch' un dhut visiere Den Weg enuf un an de Schnitt

Muß Eener sich postiere.

Der Abstand werd dann noch genaa Mit Meterschritt gemefle Un domit dann sein Aagehöh'

Zu dheele nit vergeffe. So sinnt er seist Gefällprozent,

Des Mittel is nit ohne, Un for die G'scheidtheit muß er sich

Nadierlich aach belohne.

In der Zerstreitheit dhut er drum Die Flasch' bis unne leere. Des heeßt er, im Nivellement

Die Fnschter als belehre.



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Die aber wern de Schnaps so los Mit lauter Nivelliere. Doch dhut der Owerferschter sich Als später revanchiere.

Er will vun denne Ferschter jo

Den Schnaps nur ehrlich borge Un daß se mt verdorschte dhun, Do dhun se selwer sorge. E Jeder dhut jetzt dort im Wald Zwee Fläschle bei sich drage, Des een for des Nivellement,

Des dimer for de Mage. Des wisse dort jo alle Leit Bis uf de Owerferschter. Doch wann er des emol erfahrt, Der alt' Kerschwasserberschter,

Do werd die zwett Flasch aach verbraucht,

For Weg zu nivelliere. Un ganz zuletscht, do braicht er gar Bun jedem Ferschter viere. Dann awer kennt' feen Bauer mehr Uf seine Weg 'rumfahre.

Drum derf der Owerferschter nix Dun bene Schlich' erfahre.

Bun feine Schlich' dhut aber jo Nix seiner Fraa verzähle! Sunscht wär's mit dem Nivellement Bald aus, ihr kennt druf zähle.



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Ker Pifsig Jerschter.

Irgendwo kenn ich en Ferschter, S'is e Faulbelz erster Klaff', Ufzesteh'n am frihe Marge Mecht dem Mann kern biffel Spaß. S'hot en drum sei Owerferschter Ost als noch derheem verwischt Un er Hot dann for sein Faulheit Anfangs viel ze Heere kriegt. Später Hot er dofor immer Glei e gudi Ausred' g'hatt. Doch des Hot beim Owerferschter Uf die Dauer nix gebatt't. Secht er, er wär' an dem Marge Drauß' im Wald schun 'rumspaziert, Hot em glei der Owerferschter Grindlich 'S Schuhwerk revidiert. Hot des Schuhwerk zu dem Wetter Drauß' im Wald nit gut gebaßt, Hot er wie de Weck vum Lade Jedesmal sein Riffel g'faßt.



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--

Grad so isch's em immer g'gange, Wann im Wald drauS Spurschnee war,

Abgespirt Hot dann im Spurschnee

Ihn der Owerferschter gar.

Des Geschänn' Hot drum mein Ferschter Mit der Zeit recht leedig kriegt Un er Hot e Mittel g'funne,

Daß mer'n nit so schnell verwischt. Wann er ufschteht, iS fett ErschteS Daß er noch em Wetter guckt

Un sich fertig angezoge

An sein Fenschter ruhig huckt. Sieht er dann so ganz vun Weitem

Daß der Owerferschter summt, Weeß er sich so ettzurichte,

Daß der nit so leicht mehr brummt. In der Kich' do steh'n drei Kischte.

In der een iS druck'ner Staab, Raffer Dreck iS in der anner,

In der dritt derr Buchelaab. IS es drauße Regewetter, Mecht er geschwind die Stiffel naß

Un dann werd erum gedrampelt

In der Laabkischt' noch zum Spaß. Endlich steigt er mit de Stiffel

In die Kischt mit nassem Staab, Daß die Stiffel dreckig werre

Un nach naß des Buchelaab.



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Js es aber drucke Wetter, Hupst er glei in'S Laab eneift Un mecht dann sein Stiffel staabig In der Staabkischt' owedrein. Leit draus Schnee, do gibt der Ferschter Ob er dragt, geheerig acht. Dragt er gut, do totrfit die Stiffel Nur ganz unne naß gemacht. Un do muß der Owerferschter Ihm jo glaawe, wann er secht. Er hett schun an sellem Marge Lange Weg' zurickgelegt. Nur for'm Spurschnee is mein'm Ferschter Heit noch merklich angscht un bang. Dann do steht mer an de Spure In dem Schnee e jede Gang. S'letscht mol hot's jo noch geholfe Sein alt Mittel bei dem Schnee, Sich, de Kopp' ganz fest verdünne, Lege uf des Kanapee, Jwwer Zahnweh' dann ze klage Un derzwische dann un wann Laut zu stehne zum Erbarme, Daß mer's kaam mehr Heere kann. Uf die Dauer aber hilft des gar nix. Dann der Owerferschter is Nit so dumm, for des ze glaawe Jedesmal, de« is gewiß.



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Un des fin die grefchte Sorge, Wo der Ferfchter heil' noch Hot.

Doch er denkt do mit dem Sprichwort:

Kummt die Zeit, do lammt aach Rot. Bleibt' em gar nix Ann'reS iwrig,

Muß er halt doch in de Wald. Vorderhand Hot er'S nit needig.

Dann der Schnee kummt nit so bald.

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Alfs -Schl

In 're wunnerscheene Gegend

Hot e Ferschter Wertschcift g'hatt

Un sein Forschthaus Hot gegolte For e Kurort in der Stadt.

Alle Johr' hen sich e Masse Kurgäscht' bei em angemeldt

Und er Hot se, wann noch Platz war, Aach genumme for ihr Geld. Arg viel iS jo zu verdiene

An de Summerfrischling' nit, Aber ebbeS Hot geschiene

Doch metft’m Ferschter als Profit. Des iS feil: seift Fraa bringt feite

Uf de Disch em frisches Fleesch, Un en Brote dhut se mache HechschtenS an de Feierdäg'.

Hot se Kurgäscht', muß se awer Brote bringe jede Dag

Un wann denn' die Frischling kriege,

Kriegt dervun der Ferschter aach.



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Un er ißt gern gut, mein Ferschter, Wenn's nix koscht't, wie anner Leit'. Die Geschicht' mit denne Kurgäscht' War so e Gelegenheit. Aber teil Bedingung Hot er An sein Gäscht' glei Anfangs g'schtellt. Dovun wär' er abgewiche Nit for Alles in der Welt. Die Bedingung heeßt: „Die Kurgäscht' Derfe teert Semite fein". Aach gedaaste Judde laßt er In sein FerschterhauS nit neift. Was drall Schuld war, kann ich werklich Mit Gewißheit sage nit. Awer' s spielt e Kälberhannel Oder ebbeS Ähnlich's mit. Korz un gut, Hot Jemmand g'schriwe, Wo mein Ferschter noch nit kennt. Muß er erscht bestimmt verfich're. Daß keell Judd er is am End. Schreibt emol Herr Moriz Maier, Hoppehannlung en detail, Un beruft sich in sein'm Schreibe Uf de Kaufmann Gustav Weil, Kräftig wollt' un gut er esse Un wann mäßig wär' der Preis, Wollt' er'n weiter aach empfehle Seill'm Geschüftsfteind Alphons Friß.



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Dodruf schreibt zurick der Ferschter:

»In mein HauS summt feen Semit.

Eier Name fin verdächtig, Seid Ihr Judde oder nit?"

Ganz nadierlich hot mein Maier

Des genumme aarig schief

Un er hot zurückgeschriwe En verdeibelt growe Brief,

Wie mer so was nur kennt schreiwe

In der ufgellärte Zeit, Unverschämt wär'n all die Frage Un e Schänd vor alle Leit,

Die Geschicht', die dheet' er setze

In sein Demokrateblatt, Daß noch ann're Leit se lese

Uf 'm Land un in der Stadt."

Doch mein Ferschter Hot do driwwer Halwer bucklig sich gelacht Un er secht zu seine Kurgüscht':

„Des werd luschtig, gewen Acht!" Setzt sich hin un schreibt dem Maier Nur e eenz'ge Poschtkart' noch

Un dodruf Hot nix geschtanne,

Als zwee Werter: Also doch!

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-

Ser un?ufri-öe Kingertsma««. E Bauer Hot jo Plog genug, Mer kann's nit annerscht sage, Doch Hot er, wann's em gut aach geht, Halt immer was zu klage. Do kunlm' ich vor zwee Johr emol Beim scheenschte Drauwewetter Nein in e Wingert, S'war e Staat, Mehr Drauwe fascht wie Blätter! Die Drauwe Ware zeitig schun, E Hitz' als rote zum Brote. Do saa' ich zu ’me Wingertsmann: „Wie is der Weiti gerote! Ihr kriegt jo Drauwe grad genunk, Wer soll den Wein all drinke? Deßmol dhnt eich e voller Herbscht, Un was for eener, winke." Do secht der: „Was for dummes Zeig Schwätzt Ihr un waS for Faxe! So lang die Welt besteht, do is Kern voller Herbscht gewachst.

101 Un wann er wachst, do hawe jo Mir Wingertsleit keeü Fässer.

For uns iS so e halwer Herbscht

Mel g'scheidter un viel bester." Deß Johr treff' ich dann wieder an Den Mann in seine Rewe.

Die Drauwe wäre do so siß,

Mer dhut'S nit oft erlerne. Do sag ich: „Seid ihr jetzt emol

Mit eierm Herbscht zufridde? Jetzt hawen ihr e halwe Herbscht Un’8 lange eier Bitte.

Un was betrifft die Qualität, So g'heert se zu de große. So gut habt eier Lebtag nit

E Weinche ihr geblose." Do mecht der Mann e bees' Gesicht:

„Ihr macht schun wieder Faxe. So gut, wie ich en drinke kann,

So kann er gar nit wachse."

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Sie Kelöhinkle. Die Pälzer nemme, wie mer weeß Das Maul gewehnlich voll. Doch neilich iS mer was kassiert, Des war selbscht mir ze doll. Ich kumm do eenmol wider heem Un geh enauS uf'S Feld Un hab do so zum Zeitverdreib En Bauer aach geschtellt. Ich hab dort friher viel gejagt, S'iS mehr wie dreißig Johr, Un sellemols war fein de Jagd, Do bin ich gut dervor. Dort g'schosie haw' ich manche HaS Un manches Hinkel jo. Mer hot es awer kaam bemerkt, So viel war'n sellmolS do. Es hot mich aarg drum int'resfiert, Ob's noch so slecke dhut, Un hab' den Bauer drum gefroht: „IS noch die Jagd so gut?

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Sin noch so viel Feldhinkle do. Als wie zu meiner Zeit?" „6i, alle Bääm, die hocke jo So voll, als wie nit g'scheidt." So secht mein Bauer frecher Weis' Un schneid't e dumm's Gesicht Mich aber ärgert's, daß er meent. Ich glaub' ent die Beschicht' Un fahr' en an: „Wie kennen ihr DeS sage Unsereen'm, Sagt doch, seit wanne Hocke dann Feldhinkle uf den Bääm?" Do secht mein Bauer: „Lieber Herr, Ich glaab, ihr seid geschuckt. Wo solle dann die Hinkte hin, Wann Alles voll schun huckt?" Des hot nur merklich imponiert. Ich hab zum Bauer g'saat: „Daß ihr nit Ferschter worre seid, Des is wahrhaftig Schad'. Dann wer so glaabhaft lige kann Un wer so scheen verzählt Un doch nit Ferschter worre is, Hot sein Beruf verfehlt."

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Ser Kansjerg als Astronom. Der HanSjerg iS e braver Mann, So Eener vun de stumme. Mit dem bin ich, S'iS lang schun her, Im Wertshaus z'sammekumme. ES war g'rad e Kumetejohr. Mer redt nur vun Kumete. Nadierlich summt di Red a druf, Was die bedeite drehte. Der Een fecht: ,,S' gebt e gude Weiü, Wie sell'mols anno Elfe". E Ann'rer meent, es gäb e Krieg, Do dheet un» nix mehr helfe. Do kummt der Owerferfchter rein Un fangt glei an ze lache: „Was seid doch ihr for dumme Kerl! Was machen ihr for Sache? Kumete dhun trotz threm Schwanz Aa nit die Bohn bedeite. Des Alles iS nur dummes Zeig Un nix wie Albernheite.

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Äumete, des fin junge Stern', Wo noch nit fescht fin worre. Sie dhuen um die Sunn erum Grad wie die ann're schnorre. Mit ihrem Name fin se all In Lischte eingedrage Un wann dann wider Eener kummt. Werd er drin ufgeschlage. Vun jedem Hot mer schon genaa Sein Bahn erauSgerechent Un wann es Zeit iS, kummt er aa, Wann ihni grad nix begegent. Durch ihren Schwanz is unser’ Erd' Schun deckmols dorchgefahre. Bassiert iS nix. Ihr kenne drum Eich eiet Ängste schpare." Er Hot dann aus enanner g'setzt, Wie mer de Stern' ihr' Bahne Berechne dheet. Ich hab gehorcht, Hab awer nix verstanne. Des aber Hot mer eingeleicht't, Un ich halt's for bewisse, Daß wann mer's nit berechne kennt, Keeü Menschekind kennt wisse, Wann'S gibt es Sunnefinsternis Un wo die Stern' dhun stehe. Un des kann mer doch alle Johr' In de Kalenner sehe.

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Der Owerferschter iS dann fort Un secht: „Ihr kennt mer'S glaawe

litt wann ihr's nit begreife kennt, Do (offen eich begrawe."

Der Hansjerg awer Hot mich g'stuppt

Un secht: „Des ftn so Froge.

Der Owerferschter Hot uns do Halt wider angeloge.

Dann wann ich aa, was er do saat Bun de Kumeteschweife

Un vun de Sterne ihrer Bahn

Kennt allefallS begreife, So mecht mer doch nit Eener weiß,

Daß so e findig Wese,

Als wie der Mensch, eS wisse kennt. Wie all die Sterne heeße.

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HrHodor ««ö liweral. Seit de letzte Parrerswahle Js im Dorf der Deiwel los. „Orthodoxe," „Liwerale", Heert mer nur noch uf der Stroß'. Kaafe dhut bei Orthodoxe Jetzt feeft Liweraler mehr Un bei denne was zu hole, Gibt feen Frommer mehr sich her. Jedes Handwerk, jeder Hanne!, Wann die Judde se nit hen, IS drum doppelt jetzt verdrete Oder vierfach, wann er wenn. Rote gibt's und schwarze Bäcker, Schwarze Wert' und rose Wert' Un die Rote geh'n zum rote, IS der Weiü aach noch so g'schmeert. Orthodox is aach eeü Hebamm Un die dimer liweral. Korz, jed' Handwerk dhut sich sinne Immer in der Doppelzahl.

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Doch des Scheenfcht hab ich erfahre Kerzlich in dem Nunnewert, Treff do an de alte Sauhert Mit're winzig Kerne Heerd. „Hannes", sag' ich, „warum hawe Ihr dann jetzt so wenig Säu'?" Un do secht mein guter Hannes: „Liewer Herr, des iS Verbei Ich derf nur die orthodoxe Sai' noch dreiwe in de Wald. S'Müller'S Peter hit't die rote Hinne in dem Borgerwald." Ich hab' do for mich gesproche: Dummköpp gibt's jo iweral. Unsre awer ftn die ärgschte Orthodox, wie liweral!

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Kem Hrästöent fein Kahnejagöe. Es war emol en Präsident, Die G'schicht is nit erfunne, Er hat gewohnt, S'iS lang fdjun her, Am Dum in Speier drunne. Daß er zu gut war, kann feen Mensch, Der en gekennt Hot, sage. Besunners aber Widerspruch, Den Hot er nit vertrage. Der Mann is aach als uf die Jagd Aus Mode mitgeloffe Un Hot, korzfichtig wie er war, Gewehnlich nix getroffe. Uf Geeße Hot er loSgeknallt Un uf Fasanehenne. Er braucht se jo als Präsident Nit so genaa zu kenne. Do steh ich eenmol nebe ihm, Do summt e Henn' gestriche. Er meent nadierlich, S' wär e Hahü, Un wollt em glei eens wische.



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Er Hot se radikal gefehlt, Ich hab's genau gesehe. Er aber kreischt, wie er mich do

Schtill uf der Schtroß' sieht stehe:

„Henn Se gesehn den Meeschterschuß? Do hinne muß er liege.

Glei uf de Schuß Hot er gezuckt, Hot kaam mehr kenne fliege. Do nemme Se de Hihnerhund

Un suche dort am Grawe Un kumme nimmehr uf die Jagd,

Bis daß S'en g'funne hawe." Jnzwische kumnit der Jagdherr her.

Ich dhu mein Leed em klage.

Do secht der: „Finne müssen S'en, Do is gar nix zu mache."

Ich hab verstanne, was er meent Un hab en richtig g'funne.

S'war freilich amme ann're Platz,

Als wie am Grawe drunne. Es war aa nit der nämlich Hahü,

Dann fein Hahn war jo keener, Un meiner war e echter Hahü,

Mein Seel', un was for eener!

Wie ich meiü'm Präsident den bring,

S'war drunne uf de Wiese, Do secht er stolz, daß so e Hahn

Nur er elleeü kennt schieße.

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Die Annre hen verständnisvoll So for sich hin gelächelt Un wie er fort war, Henn fe 'ne Geheerig dorchgehechelt. E anner Stickel un ich glaab, Des bescht' vun seine viele, Js sell, wo uf em Eschekopp Bei Daubesuhl dhut schpiele. Bum Eschekopp, do war bekannt, Daß dort die Hahne balze. Nadierlich muß meist Präsident Enuf zum Balzplatz walze. Er Hot zwar vun der Balzerei Aach nit die Bohn verstanne, Doch Hot er jo als Präsident Das Recht uf Auerhahne. Er also nuf uf Daubesuhl. Dort dhut er gut soupiere Un laßt sich vun dem Ferschter dann Nachts uf de Balzplatz fihre. Der Hot en unnerwegs belehrt. Beim Schleife mißt mer springe Un Hot seift liewe Not gehatt, Den Mann do nuf zu bringe. Sie sinn am halwer vier am Platz, Keeft Lifte! Hot geblose, Der Hahft Hot awer wie verrickt Sein Balzlied Heere loste.

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Der Präsident steht meiselschtill Un horcht noch alle Seite,

Doch kann er's Knappe Ueber nit Dum Schleife unnerscheide.

Do nemmt meiü Ferschter korzer Hand, Es bleibt keen anner Mittel,

Wann eener so e Stoffel is, Den Mann halt am Schlaffittel

Un schierst en richtig an de Hahn,

Mer hett' en kenne greife.

Der aber Hot nit ufgeheert, Ze knappe un ze schleife

Un dhut wie e verrickter Narr Als uf sein'm Ascht 'rumrenne.

Nadierlich kann der Präsident En als noch nit erkenne.

Erscht als der Ferschter ihm en zeigt Den Auerhahü, den große,

Do Hot er en dann aa gekennt litt glei druf Hot er g'schoffe. Wie immer war's aach desmol nix. Meiü Hahn iS abgeritte.

ES Hot en uf seiü'm Forleast Halt jetzt nit mehr gelitte. Wie immer, secht der Präsident,

Mer sollt' de Hahn nur suche,

Er hett' en runner falle seh'ü Dohinne in de Buche.



113 —

Der Eschekopp dhut an der Grenz' Bun zwee Reviere liege, Mer kann en drum in alle zwee Noch sinne un verwische, Es werd drum uf JohanniSkreiz Sofort eniwwer g'schriwwe. Daß mer aa dort nochsuche soll, Wo dann der Hahn gebliwwe. Am annre Marge geh'n dann aach Zwee Owerferschter suche Un richtig finn't do jeder aa En Hahn in seine Buche. Sie wäre zwar noch alle zwee Ganz kerngesund un munner. Doch schad't des nix, sie misse jo Zum Präsident enunner. Sie hen sogar ganz flott gebalzt. Doch deSmol koscht's en's Lewe. In HanneSkreiz un Daubesuhl Do schießt mer nit dernewe. In Speier Hot der Präsident Gerad' sich Heere lofle, Er hett' en große Auerhahn Beim Balze angeschosie. Do kummt der Poschtbot angeschneit Un bringt em die zwee Hahne. Verwunnert iS mein Präsident E Weilche do geschtanne.

114 Dann secht er stolz: „Des Werre mer

Jn'S Blüttel setze miste. Zwee Auerhühn uf eene Schuß,

Die kann halt ich nur schieße. D'rum haw' ich mich net auSgekennt, Mit dem verfluchte Schleife.

Die zwee hen mit enann gebalzt. Jetzt kann ich's wohl begreife

Un weil sie uff dem selwe Ast

Ihr Wese Henn gedriwwe,

Do fin halt uf mein Meeschterschuß Glei alle zwee gebliwwe." Mir aber hen for uns gedenkt:

„Du sollscht die Krenk' jo kriege. E guter Jäger bischt de nit, Doch kannscht de aarg gut lige!"

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Ser rot Kamuretärmek.

An der Queich, do leit e StLdtel,

S'leit keen's scheener in der Palz, Dhuscht de dort dein Ärmel streechle, Hoscht 's ganz Stüdtel uf em Hals.

Was se ärgert an dem Streechle, Wiste dort nur wennig Leit. Dann der Ärger, der dhut stamme Aus der gute alte Zeit. In der Zeit vum alte Rotbart

War des StLdtel Residenz Un der Rat Hot miste mache

Als bei Hof fein Reverenz.

Sellemols do wäre Vorschrift

Dozu farb'ge Sammetreck', Wie's eS heitzedag dhut heeße: Anzug: schwarze Spatzeftäck.

Rote Sammtreck' durste drage Nor die Herr« aus em Rat

Un die Henn se aach gedrage, Wann se hawe Sitzung g'hatt.

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•-

Anfangs war'n die ann're Berger Vun de Sammtreck' nit entzickt, Aber mit der Zeit, do hawe Sie sich in die Mode g'schickt Un zuletscht, do Henn die Berger In dem Stüdtel all geglaabt, Sitzung Halle ohne Sammtreck, Wär dem Rat gar nit erlaubt. So lang, als die Hoheschtaufe Herre Ware in der Welt, Zs des aach ganz gut gegange, Später awer, do hot's g'schellt. Vun de Kaiser Hot do Keener In dem Stüdtel mehi gewohnt. Neie Sammtreck' sich ze kaafe, Hot sich drum nit mehr gelohnt. Zudem hawe'S aach die Herre SellemolS nit mehr gehatt, Seit die Kaiser weggebliwwe, War feen Geld mehr in der Stadt. In de Bütter ihre Sammtreck' Sin se drum erum stolziert, Habe drin mit großer Weisheit Lange Johr die Stadt regiert. Leeder fin die alte Sammtreck' Schofel worre mit der Zeit Un zuletscht, war sie ze trage Uf der Gaff', teert Möglichkeit.



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S' hätt teeft Mensch se mehr genumme, Nit for Geld un aa nit g'schenkt.

Do Hot dann der Rat beschlösse: „Stuf uf's Rothaus wern jetzt g'henkt

Alle Sammtreck' un mer drage

In der Sitzung se jetzt nur. Dort ifch's dunkel, vun bett Schäde Sieht mer dann aach nit die Spur." S'is uf die Weis' wider g'gange

Gar nit schlecht noch lange Zeit. Aber aach die beschte Sammtreck

Halte doch feen Ewigkeit. Hen se zwar so lang gedrage.

Als es ergend meeglich war. Endlich fin se doch verrisse.

Guter Rot, der war do rar. Neie saufe, war nit meeglich.

Dann des loscht en Haufe Geld Un mit Geld, do warn die Herre

SellemolS recht schlecht bestellt. Aber merke hot des solle

Nimmand vun der Bergerschast.

Doch aach do hen jetzt die Ratsherrn Noch emol fich Rot's geschasst.

Hen die Fetze vun dem alte

Nus zum Rat feint Schneider g'schickt Un der hot aus denne Fetze Flugs een'n neie z'sammeg'flickt.

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Ja der Sitzung zieht den neie Eener noch em Ann're an.

Alle Stunn', do kummt e Ann'rer Mit dem neie Sammtrock drall. Der, wo dran war. Hot an's Fenschter

Sich im neie Sammtrock g'schtellt, Daß die Berger unne meene, Alles wer noch gut beschtellt. Wider iS es so gegange Dreißig Johr ganz nett un gut,

Awer dann war aach der neie Sammtrock hin un ganz kaput.

Nur die Scheeße vun dem Sammtrock War'n zu brauche noch zur Not, Wann aach morsch un fadenscheinig

Un nur noch e bissel rot. Unser Rat Hot drum beschloße

Heemlich un mit Vorbedacht:

„Aus de Scheeße vun dem Sammtrock Werd e Ärmel jetzt gemacht

Un den muß sich iwerstrippe Eener noch em Ann're jetzt.

Der en anhot, werd an's Fenschter

Mit dem Sammetärmel g'setzt Un er muß sich so hinsetze. Daß mer nur de Ärmel sieht

Un die Berger unne meene, S'wär als noch des alte Lied

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Un mir Ratsherrn dheete sitze

All noch in de Sammetreck Un er muß sich fleißig streechle Als de Staab vum Ärmel weg.

Daß er noch recht lang dhut halte Un ntet’n nit zu berschte braucht.'

Needig war se jo de Vorsicht,

Dann er Hot nix mehr gedaugt. DeSmol hot's nit lang gedauert. Dann der Schneider hot's verschwätzt

Un de- Hot die ann're Pälzer

Aarg zum Uhze ufgehetzt.

Jeder dhut jo aarg geern uhze In dem ganze Pülzerland

Un die G'schicht vum Sammetärmel

War ball alle Leit bekannt. Un noch heit, wann Een'n woll'n uhze

Bergersleit aus seller Stadt, Dhuscht de nur de Ärmel streechle, Hen se glei de« Uhze satt.

Sin dann selwer die Geuhzte,

Aber freilich, des is wohr, Dumm isch's doch, daß sie sich ärg're, Dann sie kenne nix dervor. Ausgewannert sin die Ratsherrn

Schun vor ewig langer Zeit Un der Ärmel iS verrisie

Schun e halwi Ewigkeit.



120



Nix dervun iS hörig bittot. Als der Arger vun de Leit Ult der Uhz Hot iwerdauert Ärmel, Rat un alti Zeit.



121



Sie drei HesHeidtschie. Viel g'scheidte Leit' gibt's in der Palz,

Des iS ganz zweifelsohne, Doch lauter G'scheidte dhun halt doch Nur in der Neistadt wohne.

Des hen ft schun im Pälzerkrieg

UfS klorste jo bewifse. Wann se aach heit noch de Beweis Zum Spaß als Heere misse.

Der Tilly Hot domolS gehatt

G'rad' Mannem eiügenumme Un iS vun dort mit großer Macht Aach in die Neistadt lumme.

Er Hot gemeent, dort wer noch was An Geld un Gut zu hole. Dann sellemolS do Hot de Krieg

Der Krieg ernähre solle. Die Stadträt' Hot er drum zu sich Us's Rothaus lasse lumme Un Hot geheerig in'S Gebet

Die Herre dort genumme.

122



Er braicht, so secht er, erschtenS Geld For sich un sein Soldate,

ES hätt's jo grad eso gemacht

Der Markgraf aach vun Bade.

Un zwettens braicht' er wider Geld For weiter Krieg zu fihre

Un drittens Geld un noch mol Geld, For sich zu Proviantire.

Des Esse un des Drinke mißt' Die Stadt de Truppe liffre. Wieviel, das kennt er in der Eil Genau grad nit beziffre.

Do hen die Stadträt all minann Gescholte un gekrische Un jeder mit me ann're Grund

Fahrt dapper do derzwische.

Der Een' secht, 's wär keekl Kreizer Geld Im ganze Land ze hole.

Der Herzog Chrischtian hett's schun lang Genumme und geschtohle.

Der Anner secht, der Churferscht Fritz

Hätt'S zahle jo verbotte.

Der Dritt' behaupt't, der Mansfeld hätt' Verdrambelt ganz de Bodde.

Es wär drum aach keen bissel Frucht

Im ganze Land ze sinne.

Der Viert' fangt vun de Judde an, Wie die die Leit ausfchinne.

123



Der Faust' der secht, der Wein der wär'

In dem Johr nit gerote Un kaafe dheet fern Mensch mehr Weift, Kern weiße un kern rote.

Bun schlechte Ernte war die Red',

Un aach vum schlechte Zahle, Korzum von jedem Deibelszeig,

Selbscht vun de schlechte Wahle.

Do werd der Tilly deibel-wild Un fangt glei oft zu schänne:

„Ich seh', ihr seid jo aarg g'scheidt Un g'heere aach zu benot. Ihr misse bleche, wann ihr aach Eich noch so aarig wehre.

Mit eirer G'scheidtheit werr ich eich

In Korzem MoreS lehre. Un wann ihr morge frih nit blecht,

Des gew ich ze bedenke, Do loß ich meiner Seel vun eich Die drei Gefcheidtschte henke." Un damit geht meift Tilly ab,

S'war mein Six nit zum Lache, Keen halber Dubbel in der Kass',

Was solle se jetzt mache? Sie laafe in der Stadt erum, For Gelder ufzutreiwe,

Doch iw'ral in der ganze Stadt, Do hot'S geheeße: Scheiwe!



124



ES war nix do, die Judde hen Se s'letfcht Mol schun geschore

Un wo nix iS, der Kaiser selbscht

Hot do sein Recht verlöre. Dem Tilly Hot deS all gemacht

Keen Kummer un keeü Sorge.

Er Hot gemeent, sie summe schun

Mit Geld am ann're Marge. Kaam iS der nüchschte Marge do,

Baßt er schun us die Berger Un Hot sich schun im Voraus gefrät Uf denne ihre Ärger.

Er Hot gebaßt und Hot gebaßt;

Doch kumme is nit Eener. Do Hot mein Tilly halt geflucht

Grad wie en Italiener. Un kreischt: „Ich werr'S dem sreche Chor

In seiner G'scheidtheit weise. Die drei Gescheidtschte misse noch Jn'S Gras heil Marge beiße."

Un fiugS Hot er e Kumpanie UfS RothauS nuf beföhle

Un Hot gesagt, sie sollte schnell Die drei Gescheidtschte hole. Die sucht die ganze Neistadt aus Dun owe bis noch unne,

Un Hot aach nit en eenz'ge Mann Im ganze Städtel g'funne.

125



S' war Alles fort, so jung wie alt,

Die G'funde wie die Kranke, Sich henke loffe for die Stadt, Dhut Jedes sich bedanke.

Daß er zu de drei G'fcheidtfchte g'heert, Dhut dort jo Jeder denke.

Am g'fcheidtschte war's drum jedefalls,

Mer laßt die Ann're henke.

Der Tilly Hot drum sellemolS Keen'n Eenz'ge henke kenne

Uit Hot aach nit en Kreizer kriegt

Trotz Fluche und trotz Schämte.

Des bleibt de Neistadter ihr Ruhm, Mer kennt je drum beneide, Sie fin un bleiwe ewig drum

Die G'fcheidtschte vun de G'scheidte. Un zu de drei G'fcheidtschte dhut

Sich dort e Jeder zähle. Der Allerg'scheidtschte aber iS

In Neistadt schwer zu wähle.

126

gute

Imme hinnerpälzer Städtel,

S' leit vun Bermesens nit weit, Hen e Richter un e Ferschter

Forschtg'richt g'halte lange Zeit. Alle zwee war'n dorscht'ge Brieder, Alle zwee hen geern geuhzt

Un so hen se Freindschaft g'schlosse,

Hen zuletscht sich aa geduzt.

Vor der Sitzung hen se z'samme

Sich vorerscht in's Wertshaus g'setzt Un zunächscht e paar Budelle

Deidesheimer Wein gepetzt.

S' Hot geweehnlich lang gedauert. Die Verklagte sin dann fort.

S'war aach s'Beschte, dann der Richter Hatt' se, so wie so, verknorrt. Eenmol awer sin die Beede In dem Wertshaus wider g'huckt,

Een Budell war ausgedrunke Un die zwett schun halwer g'schluckt.

127



Secht zum Richter do der Ferschter:

„Jetzt isch's awer höchschte Zeit, Daß mer gehe, dann mir hawe

Sache jo vun Wichtigkeit/ Doch der Richter gebt zur Antwort: „Waart nur noch en Aagenblick,

Hab noch ebbeS zu besorge Un ich kumm der glei zerick."

Er geht fort.

Noch zwee Minute

IS er aach schun wider do, Dhut sich ganz gemietlich setze

An de Disch un secht eso: „Des Geschäft wär' wider g'schehe, Mir ftn fertig, Gott sei Dank,

Könne jetzt uns wider widme Dem Dergniege un dem Trank." „Was is fertig?" fragt der Ferschter, „Ei die Sitzung, altes Oos,

Dofor war ich ewe driwwe Die Verklagte, die ftn los.

Wie ich niwwer bin gekumme, Frag ich noch der Forschtbeheerd',

Doch die Hot keen Eenz'ger g'sehe Un aach nix dervuü geheert.

Do haw' ich halt's Urtel g'schproche, S' war ganz eenfach meiner Drei:

Wo keen Kläger, is keeü Richter. Sprech' eich all minanner frei."



128



lln do hescht de sehe solle.

Wie die Kerl' do hen gelacht.

Lieber Fremd, Du kannsches nit lägle. Hab deS wider gut gemacht."

AüfangS Hot sich do der Ferschter

Aarg geärgert un mit Recht. Nachher awer hot's em g'falle

Denn der Witz, der war nit schlecht.

Jetzt wär' so was nit mehk meglich. Kennt basjiere nit mehr heit.

S' war halt doch e scheeneS Lewe

In der gute alte Zeit.

129



H h-möo-athifchi Kur.

„Uf'S Gleiche 8' Gleiche!" lehre jo

Schun lang die Homöopathe Un wann die Regel ihr befolgt,

Kann's manchmal gar nix schade.

Ich war schun selwer in der Lag',

DeS Mittel mer zu wähle, Un 'S Hot gebatt.

Drum will ich's eich

Als Beischpiel jetzt verzähle: S'is mehr wie dreißig Johr schun her,

Muß ost noch driwer lache, Wann's nach grad keeü Bergnige war,

Die Zeile mitzemache. Dann fellemols war unser Palz

Des Stiefkind vun de Bahre Un beinah nur zum Zahle do

Dun meeglichfcht hohe Steire. Des Lännel war halb überschwemmt

Dun Leit' vun driweriwer.

Doch vun de Pälzer Hot mer keeü'n Versetzt in's Jenseits niwer.

s

130 Bun Avanciere war feeft Red'

For so e PSlzer Arischer, E jede gute Stell', die war De Jwerrheiner sicher.

Null fin die Bayre, wie mer weeß,

Jo all gewehnlich dorschtig,

Doch sunscht die Eene ganz charmant,

Die Ann're aber borschtig. Die feine hen se sellemols For sich im Jenseits b'halte.

Die borscht'ge hen se uns geschickt, For Ordnung do zu halte.

Die PSlzer war'n jo liweral Un ferne Dun de iwle Un deitsch derzu un sellemols,

Do wollt mer so Leit zwiwle. Erst seit 'em neinefufz'ger Johr

IS des dann annerfcht worre. Doch wäre aach noch später do E Paar von denne Knorre. So haw ich Eeü'n recht gut gekennt, Es war im Weschtrich hinne,

Der war so grob wie Bohnestroh, Mer kann keetl'n greb're sinne. Den haw emol zur Winterszeit Im Wald ich aügetroffe. Er iS. ich weeß nit mehr warum,

Zu Fuß drin rumgeloffe.



181 —

Glei fangt der Mann zu schünne oft, Ich Heer' es heil noch klinge, E Sauvolk wär'n mir Pälzer all, Mir dheete z'sammebringe Noch nit emol e bissel Schnee, For Schlitte d'ruf zu fahre. Doch sag ich awer: „Kriegt die Kränk, Dhut eier Schelte spare I Wann's eich so gut im Jenseits g'fallt, Do gehn doch wider niwer, Un seid ihr Grobsäck eeftmol fort, Do greint keeft Mensch dodriwer." Er awer Hot nit ufgeheert, Uf unser Palz ze schelte, Mir dheete for Franzoseköpp' Un aach for Krischer gelte. Do sag ich ihm: „Ihr seid zwar grob Ihr Leit vun driwe riwer. Wann's aber sein muß, sin mer doch An Grobheit eich noch iwer. DeS sag' ich eich, wann ihr nit glei Jetzt ufheert, so zu keife, Do Heeren ihr die Engel noch Im bess're Jenseits Prise." S' Hot nix gebatt. Er Hot geschännt. Es war nit anzeheere. Do haw ich em halt eeft gelangt, Er Hot se peife Heere.



132



Do Hot er sich im Jenseits g'fiehlt,

Hot sich verlegt ufs Bitte Un war uf eenmol winnelweech,

Ganz heeflich un zufridde.

Do sieht mer, daß es manchmol batt, Dhut mer des Mittel wähle.

Die Grobheit kann mer jedefallS Mit Grobheit merklich heele.

133



Aieber M «« ttif geärgert, als geärgert en recht öerr. In der Palz, do leit e Derfel,

Weit vum Biehstrich iS es nit,

Willscht de dort mit Holzschuh hannle, Nemm nur glei de Doktor mit.

Dhuscht von Holzschuh du nur redde,

Ärgert sich die ganz Gemeeri

Un sie fange aü zu haue, Alt un Jung un Groß un Klee-.

WaS se an de Holzschuh ärgert. Weeß keeü Mensch, sie selber nit, Aber jeder Mensch im Derfel Ärgert sich auö Grundsatz mit.

Was se wisse, iS des Eene, Daß nur der vun Holzschuh redt, Wo die Leit' will orntlich ärg're,

Un des iS gewiß nit nett. Dumm sinn aber doch die Baure, Daß fern de Gefalle dhun

Un sich uf Kommando ärgre, Dann was hen se dann dervun?

134 — Do haw ich en annre Grundsatz: Wann mich Eener ärgre will, Dhu ich mich erscht recht nit Srg're

Un verhalt' mich meiselstill. E Gesicht dhu ich dann schneide, AIS wär ich ganz kreizfidel,

Un des dhut die Annre greppe Un geheerig meiner Seel.

Un ich kann durchaus nit sage,

Daß mich des nit fräe dheet, Dann die reinscht vun alle Fräde Js halt doch die Schadefräd.

Die Method Hot nur eeft’it Fehler: Ich werr viel ze dick derbei Un die Anme bleiwe mager Bei der ew'ge Ärgerei.

Un des frät die Annre wider, Wann mer als spaziere gehtt

Un sie mich vor lauter Dicksein Ganz geheerig schwitze seh-. Aber ich nemm geern den Fehler

Mit dem Schwitze in de Kaaf. S'Lrgre dheet mich immer greppe, S'Dicksein nur, so ost ich laaf.

Un drum sag' ich, wenn ihr frage.

Was dann do des G'scheidschte wär:

Lieber fett un nit geärgert. Als geärgert

un recht derr!



135

—-

Hm Harre sein rote Aas'.

E Parre, wo in Rußland war, Vielleicht dhut er noch lewe, DeS war e guter Freind vun mir Un aa vum Saft der Rewe. Sein Ras', die war ganz feierrot Un nit vun schlechte Eltre, Sie war ganz dick vun lauter Weik, Mer hett' se kenne kelt're. Der Hot gemeent, er mißt die Ras' Eneiü in Alles stecke Un Hot geglaabt, er hätt' des Recht, Die anner Leit zu necke. Die mehrschte Leit, die hen em des So iwel nit genumme. E manchmal is er aber doch Ganz an de Letze summe. So Hot er uf e Wildsaujagd Sich aach emol verlöre. Der Schnee war dies, die Kält war groß, Mer is beinah' verfrore.



136



Der Owerferschter Hot drum aach

Kerfchwaffer summe losse. Nadierlich hen die Ferschter all Geheerig dran geblose. En gute Stiffel kennen se

Gewehnlich jo vertrage.

Doch Eener war desmol derbei.

Der Hot e schwache Mage. Us eenmol war der krottevoll, Hot kaam mehr gehe kenne.

Wie den mein guter Parre sieht,

Dhut uf en zu er renne Un halt em do e lange Red, Wie mer nur so kennt drinke, Die Siffer käme in die Hell',

Der Deibel dheet schun winke. Do secht der Ferschter: „Dhun Se doch Sich selwer erscht bekehre!

Was brauche Se vor meiner Dheer, Herr Parre, dann zu kehre?

Dann des mecht mir fee ft Deibel weiß, Daß Ihr fuchsroter Zinke

Vum Suck'le knmmt vum russ'sche Eis Un gar vum Wasserdrinke." E annermol do drifft er an En dicke Owerferschter,

Gegesse Hot der mehrschtens gut Un war e Schoppeberschter.



137



Dem kloppt meist Parre uf de Bauch, litt dhut den liebreich streeche Un secht: Was do des Baichel loschst. Dheet for was Bessres reeche. Sie hätte mit dem viele Geld Manch Arme speise kenne." Do secht mein Owerferschter druf: .S'iS wohr, ich will's bekenne. Doch was Ihr rotes Räfel losch' Gibt aach en große Haufe. Was ich for's gute Esse brauch', Des braucheSie for's Saufe!"

138



Hm Gustav fei« Hvööenas'.

Der Gustav hot e krumme Ras' Un werd se aach behalte. E Mancher hot schun for e Judd En deffentweg gehalte. Im A-fang hot en des Geulk Ganz withig als geärgert. Deßwege Hot die Uhzerei Sich später eingebergert. E Jeder weeß vun seiner Ras' E Stickel zu verzähle Un er, als deitscher Michel, kann Sei- Wahrheit nit verhehle. Bald werd sei- Schweschter do gefroht, Wie sie e Judd kennt kifse. Bald heeßt's, er hett' sei- Religion Emol beweise miste. Sei- Ras iS lang, des is jo wahr, Un buck'lig a dernewe, Doch Hot se em schun manche Spaß Un Fräd' gemacht im Lewe.



189



So summt emol e Weiükumpan, So Eener vun de echte, E rote Grumbeer im Gesicht, Bei ihm g'rad an de rechte.

Der secht vum Gustav seiner Nasi, Ihr Form wär' aarig kritisch,

Un wann mer se bei Licht betracht', Wär se sogar semitisch. „Meiü liewer Freind", gebt der znrick,

„Ihr Späh dhnn nix beweise Un Wammer imme Glashaus fitzt, Derf mer mit Steen nit schmeiße." Des Scheenschte aber iS em doch

Im fiebz'ger Johr begegent.

Im Bivouak vor Germerschem War er do eingeregent.

Do kummt e Judd, e guter Kerl,

Ich sag es frei un ehrlich, Un secht, daß er do mitgemißt,

DeS mär' doch arg gefährlich. Do secht meift Gustav: „Des mecht nix, Bin freiwillig jo kumme."

Do Hot mein Judd mit MordSreschpekt

Sein Hut glei abgenumme. „Gott der Gerechte," secht er, „was muß ich

Doch alles noch erlerne? Freiwillig fin Se eingerickt? Im Krieg, do geht's an's Lewe.



140



Freiwillig iS Dun unsre Leit',

Wann Krieg war aiigefange Noch Keener, seit die Welt beschteht.

Zum Militär gegongt. *

Die G'schicht' verzählt er jedesmal, Wann se en uhze wolle

Un geht's Verzähle eenmol an, Do summt des Rad in's Rolle. Dann fangt er selbscht ze uhze all

Un hebt die Stimm' dann mächtig Un secht: „Wer uf die Jndde ulkt, Der scheint mer selbscht verdächtig. Ihr kennt drum eier schlechte Witz'

Recht gut for Ann're spare. S'schilt Keener uf die Judde mehk

Als die, wo Judde wäre!"

inö-nien* unö Uneixlieöer.

Keut' wird gekneipt I Singweise: WaS die Welt morgen bringt.

Bierfax, schenk' ein, schenk' ein! Heut' will ich lustig sein, Heut' wird gekneipt! Wenn auch die ganze Welt D'rob auf den Kopf sich stellt, S'kostet mein eigen Geld. Heut' wird gekneipt!

Bierfax, bring' Bier, bring' Bier! Heute da mundet's mir. Heut' wird gekneipt! Kein echter deutscher Mann Immerfort büffeln kann. S'trinken muß auch mal d'ran. Heut' wird gekneipt!



144



Bierfax, schenk' ein, schenk' ein!

Lohn muß der Tugend sein,

Heul' wird gekneipt!

Hab' eS ja durchgeführt,

Fabelhast viel studiert. Heute wird commerfiert.

Heut' wird gekneipt!

Bierfax, bring' Gerstenwein! Heut' darf ich durstig sein. Heut' wird gekneipt!

Morgen von neuem dann Wieder ich schanzen kann.

Hab' heul' genug daran. Heul' wird gekneipt!

Bierfax, schenk' ein, schenk' ein! Einmal soll keinmal sein,

Heul' wird gekneipt! WaS auch ihr Andern treibt, Wo auch der Wechsel bleibt,

Heute wird durchgekneipt,

Heul' wird gekneipt!

145



Hachusöienst und KiMfchaft. Ich will einst bei Ja und Rein oder Laoriger Horatiu.

{

BachuSdienst und Wisienschaft Sind die nie getrennten. Beiden ja mit Leidenschaft Huld'gen die Studenten. Haben beide das gemein. Daß den Durst sie stillen Und in leere Räume ein Geist'ge Nahrung füllen.

Weisheit gießt die Wisienschaft In die leeren Köpfe, Geistvoll macht der Rebensaft Auch die dümmsten Tröpfe. Doch verschieden himmelweit Sind sie doch, die beiden, Können nicht zu gleicher Zeit Freude uns bereiten.

146



Wissenschaft stillt Wissensdrang.

Wein den Durst des Magens, Magen aber ist schon lang

Urquell des Behagens. Wiflensdurst, den stillet man

Nur mit schweren Nöten,

Weindurststillen stärkt den Mann, Zwang ist nicht vonnöten.

Weintrunk ist an sich Genuß,

Ist an sich Vergnügen,

Wissensdurst'gem aber muß

Resultat genügen. Wissensdrang ist zweifellos

Aller Weisheit Vater. Weintrunk zieht zuweilen groß

Einen Riesenkater.

Wissenschaft mit Mäßigkeit

Darf man nur genießen.

Wein darf man mit Emsigkeit In den Becher gießen.

Mäßig sein kann ich bei Tag, Abends werd' ich schwächer,

Geh' drum Tags den Büchern nach Und des Nachts bem Becher



147



Tags bin ich den Büchern hold,

Doch das muß genügen. Abends bin ich Trunkenbold,

Macht mir mehr Vergnügen. Werde so zugleich gerecht Allen nieinen Dürsten.

Wahrlich das bekommt nicht schlecht,

Tausch' mit keinem Fürsten.

Liebe Wein und Wissenschaft,

Sie die nie getrennten. Diese Lieb' unzweifelhast

Zieret den Studenten.

Hoch leb' drum die Wissenschaft!

Könnt's was Schön'res geben? Hoch leb' auch der Rebensaft,

Beide sollen leben!

Singweise: Der Mai ist gekoi

Seid lustig, ihr Brüder, seid alleweil fidel!

Das sei euch stets Grundsatz, macht daraus kein Hehl! Denn was hilft's, wenn der Ärger euch bringet aus der R

Die Welt wird d'rum nicht anders, fie lachet nur dazr

Ihr Brüder, seid fröhlich, spart euch den Berdruß

Und ärgert die Andern, wenn geärgert sein muß! Lacht über die Narren! Das fördert ja den Durst

Und was die dazu sagen, das ist uns ganz Wurst.

Ihr Brüder, ihr Freunde, schenkt wacker euch nur ei

Zum Trinken, zum Kneipen schuf der Herrgott den W

Und der Herrgott wird böse, wenn schnöde man verach!

Was er der dummen Menschheit zu Liebe hat gemacht.

Seid trinkhaft, ihr Brüder, so lange noch im Faß

Ein Tröpfchen fich findet vom lieben guten Naß! Ihr Freunde, trinkt weiter! Es wäre in der That Für jedes kleine Tröpfchen, das überbliebe, schad'.

149 Trinkt weiter, kneipt weiter, so lange ihr's vertragt!

Zum Dursten ist's Zeit noch, wenn's Zipperlein plagt. Seid seßhaft, ihr Brüder, zum Schlafen ist's noch Zeit,

Wenn's Faß ist leergetrunken und die Morgenglocke läuft Und morgen das Trinken sangt vorne wieder an!

Wenn Philister drob maulen, was lieget daran?

Was hilft auch's Solidsein, was Kopfhängerei? Wenn der Sensenmann winket, ist Alles doch vorbei.

150



Jo« alle« -en Kittel«. Singweise: Bon allen den Mädchen Wohl in

Bon allen den Mitteln, die je ich probiert Die Stunden mir flott zu. vertreiben. Hat eines vor allen mir stets imponiert. Ich meine das fröhliche Kneipen. Und wieder beim Kneipen zu jeglicher Frist, So will eS mir wenigstens dünken. Die Grundlag' von Allem, das Wichtigste ist, Das Beste das Trinken, das Trinken!

Das heimliche Trinken ist immer gemein, Nichts sollte man einsam genießen. Die Freunde, die müssen dabei ja sein. Doch muß man die Freundschaft begießen. Die Freundschaft am besten beim Weine gedeiht, Wenn schäumende Becher uns winken. Zum Wachsen bedarf sie der Feuchtigkeit. Die spendet das Trinken, das Trinken!



151



Es trinkt sich ja schlecht, wo uns fehlt der Gesang, Wo'S fehlet an schäumendem Witze. Doch mangelt der Schwung, es fehlet der Klang, Wenn trocken die Kehle ich fitze. Mufik ist Genuß und Genuß das Gedicht, Trinkt einer zur Rechten zur Linken. Doch trocken genossen, da schmecken sie nicht. Die Würze ist's Trinken, das Trinken!

WaS hilft ohne Trinken Theater und Skat? Was nützt mich der Witz der Genofien? Ein jedes Vergnügen, es schmeckt in der That Nur, wenn es gehörig begoffen. Was soll mir Musik, was nützt mir Gesang, So lange die Becher nicht blinken? Bei Allem, da bleibt doch mein Leben lang Die Würze das Trinken, das Trinken!



152



Hi« chraver trinkt «ievtals altem! Singweise: ES blinken drei freundliche

Es lebte ein Winzer am Rheine, Ein Winzer gar eigener Art.

Er pflanzte die süffigsten Weine, Das Trinken hat er sich erspart.

That all' feint Weine verkaufen, Und trank davon auch nicht ein GlaS: „Den mögen die Anderen saufen,

Für mich ist der Tropfen zu naß!"

So ging's seit den Sechziger Jahren;

Er wurde ein steinreicher Mann. So gut seine Weine auch waren,

Er rührte sie nicht einmal an.

Doch als er die Blume gekostet Bon dem Dreiundneunziger Wein,

War auch seine Kehle verostet, Stellt' doch er das Dursten nun ein.

Ließ lustig im Becher er blinken

Sein Weinchen, so voll und so zart.

„Jetzt lohnt es sich endlich zu trinken,

Wohl mir, daß den Durst ich gespart!"

„Ach, wenn ich es trinken doch könnte, Dies Weinchen ganz für mich allein!"

Er sprach's und kein Tröpfchen er gönnte Den Andern vom köstlichen Wein.

Saß ständig am riesigen Faste' Den Römer in zittemder Hand'

Und noch mit dem Munde am Glase Einst todt man im Keller ihn fand.

Zum Boden war hin er gesunken.

's Gebinde klang hohl und leer,

Hat richtig es ausgetrunken,

Kein Tröpfchen enthielt es mehr.

Den Reichtum, den gönnt' er den Erben,

Doch nimmer den köstlichen Wein. Das nenn' ich ein elendes Sterben:

Alsrhanö Ulk.

NP

157

Kachmanir ttttb Jurist. Frei nach Dr. Lieber. Singweise: So pünktlich zur Sekunde.

Der schönste Stand auf Erden

Ist des Juristen Stand.

Nur er kann etwas werden

Im deutschen Vaterland. Zum Chef wird stets erkoren In Deutschland der Jurist.

Er ist dazu geboren,

Weil er nicht Fachmann ist.

Nur er erkennt die Wahrheit, Er ist darin geübt,

Weil seines Geistes Klarheit

Fachwissen nicht getrübt. Es ist allein gescheidte In Deutschland der Jurist,

Weil ihm des Blickes Weite Ja angeboren ist.



158



Im LandwirtschastSvereine Ist stets er Präsident, Weil er die Mutterschweine Nicht von den Ebern kennt.

ES küret euch die Stiere

In Deutschland der Jurist, Weil in Bezug auf Tiere

Er Fachmann ja nicht ist.

Es ist darum nur Logik,

Wenn er die Schul' regiert, Weil ihn die Pädagogik

Nicht sonderlich geniert. Es kann die Schul' nur leiten

In Deutschland ein Jurist, Weil er des Blicks, des weiten, Allein teilhastig ist.

In der Gesundheitspflege

Er an der Spitze steht,

Diewell er allerwege Davon nicht viel versteht. Sie leiten kann alleine

In Deutschland ein Jurist, Weil wirklich winzig kleine Sein ärztlich Wiffen ist.



159



Auch von der Homiletik Versteht er nicht die Spur. Bon Kirchenrecht und Ethik Kennt er bett Namen nur. Im Kirchenrat drum immer Ist Präses der Jurist, Weil er nicht einen Schimmer Don Exeges' genießt.

Ob Hoch-, ob Niederwaldung, Don ihm wird's dekretiert. Weil auch die Forstverwaltung Er niemals hat studiert. Im Wald die Umtriebszeiten Bestimmet der Jurist, Weil darin auch bescheiden Sein fachlich Misten ist.

Die Kunst der Ingenieure Hat niemals er kapiert, Er ist es drum, man höre, Der Bahnen projektiert. Ja Bahnen zu kotieren Versteht nur der Jurist, Weil er im Nivellieren Durchaus nicht Fachmann ist.



160



Im Zollfach zum Direktor, Wird der Jurist kreiert.

Der Zöllner bleibt Inspektor, Weil er das Fach studiert.

Der Fachmann, der darf raten, Beschließen der Jurist,

Weil frei er von dem Schaden

Zu vielen WiffenS ist.

Im Steuerfach ist's Satzung,

Daß der Jurist befiehlt, Well ©teuern er und Schatzung

Als Zahler nur gefühlt. Es leitet das Kataster

In Deutschland der Jurist, Weil er des WiffenS Laster

Mit Vorficht nur genießt.

So ist's in jedem Zweige

Bis auf das Mllitär,

Wenn dar nichts taugt im Reiche, So kommt es davon her,

Daß an der Spitz' nicht stehet

In Deutschland ein Jurist, Der nichts davon verstehet Und der nicht Fachmann ist.

161



Willst du drum avancieren Im deutschen Vaterland,

Mußt Jura du studieren, Das ist der schönste Stand.

Der Fachmann hat zu denken,

Zu leiten der Jurist, Den Staat kann er nur lenken,

Weil er nicht Fachmann ist.

Doch will ich dir noch raten:

Darfst nicht zu fleißig sein, Sonst impfst du dir den Schaden Zu vielen Wissens ein. ES gilt nur für gescheidte

In Deutschland der Jurist, Wenn er deS Blickes Weite In vollem Maß genießt.

Thust du zu viel studieren, So wirst du Justitiar

Und mit dem Avancieren

Jst'S damit völlig gar. Es kann's zu was nur bringen

In Deutschland der Jurist, Wenn in jurist'schen Dingen

Er auch nicht Fachmann ist.

162

AochrnalS Kachmann uuö Jurist. Antwort an August Schulze.

Freundchen, mit feinem Humor hast traun Du den Unsinn

geschildert,

Welcher die Menschheit bedroht, wenn einst der Techniker

herrscht. Aber als echter Jurist hast gründlich verdreht Du die Frage

Und in der Duplik betont, was in der Klageschrift stand. Alles, was Du in gebundener Rede der Menschheit verkündest,

Stand in der Klageschrift schon, welche Herr Lieber verfaßt. Daß ein einseitiger Kopf unsinnige Dinge verübet,

Niemals stand es in Frag', Niemand bestreitet es Dir. Daß es einseitige Techniker gibt, wer möchte es läugnen?

Niemand hat je es verneint, Jedermann hat es gewußt. Daß der Verwaltungsjurist, weil früh' ihn das Ganze be­

schäftigt, Leichter erweitert den Blick, gerne gesteh' ich es zu.

Aber Du schuldest mir noch den Beweis, daß einseitigen Sinnes

Immer der Techniker ist, niemals jedoch der Jurist. Gegen die Logik nur lehn' ich mich auf, daß alle Juristen

Alles am besten versteh'n, weil sie es niemals gelernt,

163 Daß sie zu Allem am besten befähigt, bloß weil sie Jurist

sind, Dagegen hab ich geulkt, dagegen ulk' ich noch heut'. Oftmals sah ich gewiß in Fachwuth den Fachmann versauern.

Aber dagegen gefeit, ist es vielleicht der Jurist?

Wird auch der Fachmann gar oft aus Liebe zum Fach zum

Philister, Leistet bei euch Politik freundlich den nämlichen Dienst. Traun, nicht das Studium macht's, das den Mann zum Ge­

bieten befähigt. Nein, es gehöret dazu angebor'nes Talent.

Pflegen muß das ein Jeder, ob Fachmann er oder Jurist ist,

Wenn es dem Fachmann auch oft schwierige Arbeit er­ schwert.

Mühsam ist diese Arbeit, den Geist und den Körper er­ müdend.

Manchem zerstöret sie wohl sonstigen Schaffens die Lust. Aber ich kenne doch Manche, die klar sich bewahret das Auge Und mit hellsehendem Blick weiten Bereich überseh'n. Wahrlich, ich sehe nicht ein, was diesen ihr Wissen soll schaden,

Lehrt sie doch Kenntnis des Fachs, gründlich die Sache

versteh'n.

Kannst

du den Schaden jedoch mit wirklicher Logik be­

weisen,

Gerne erkläre ich dann mich von der Logik besiegt. Kannst du es nicht, mein Verehrter, so tritt wohl die Regel in Geltung

Schädlich ist's jeglichem Werk, herrschet dabei das Extrem. 11*

164



Alberne Dinge geschehen, wo immer in einer Verwaltung Nur der Techniker herrscht oder allein der Jurist. Was ja des Guten zu viel wohl der Techniker will, das zu wenig

Schaffet der Andere stets, wenn er bestehlet allein.

Nützliches kann nur entsteh'n, wenn in die Verwaltung sich teilen

Brüderlich treu der Jurist stets mit dem Manne vom Fach. Nicht der Jurist, nicht der Techniker ist an sich schon ein Übel,

Beide sie werden es erst, wenn sie befehlen allein. Dieses Wörtchen „allein" ist der Schwerpunkt der strittigen

Frage. Darum nur handelt es sich, darauf nur lieget der Ton. Nur der Jurist und der Fachmann allein, von Übel ist

Beides, Welches das größere ist, weißt du so wenig wie ich.

165

-

Abermals Kachman« und Janst. Erwiderung an August Schulze.

Es wird in unsern Zeiten Gar Wunders viel gelacht Ob Fachmann'S frevelm Streiten

Um des Juristen Macht.

Einseitig nach Herrn Lieber Der Fachmann immer ist, D'rum ist ihm stets auch über In Deutschland der Jurist.

Denn nur nach einer Seite Des Fachmanns Auge schielt,

Doch über Blickes Weite Stets der Jurist befiehlt.

Wär' nicht zum Glück geboren

Auf Erden der Jurist,

Die Welt, fie wär' verloren,

In allerkürz'ster Frist.



166



Und wählt' das Fach zu leiten Man einen Mann vom Fach, Gäb'S lauter Albernheiten Und einen Riesenkrach.

Es zög' allein die Gelder Im Staat' der Bauersmann. Der Forstmann legt' als Wälder Die ganze Gegend an.

Es baute nur Paläste Im Land der Architekt Und bald daS Feld das beste, Mit Bauten wär's bedeckt. Es würd', bloß um zu bauen, Das Land zur Eisenbahn, Und wo's was gäb' zu stauen, Flugs wär auch das gethan. Herrscht' gar der Mediziner, Wie würde da geschimpft. Mit Serum Herr wie Diener Würd' meuchlings dann geimpft.

Der Bauer würd' erzogen In Deutschland auf Latein, Setzt man die Philologen Als Staateslenker ein.



167



Zum Schweinehirt verlangte

Man dann die Professur

Und wenn's dazu nicht langte, Zum mind'sten 8’ Abitur!

Es wäre dann auf Erden

Der größte Unsinn da, Könnt' Chef ein Fachmann werden,

Freund Schulze sagt es ja. Das liest sich ja ganz dulce

In deinem Streitgedicht, Doch Schulze, lieber Schulze, Das glaubst du selber nicht.

168



Kneippe «« Kneipe.

Mer kann in bete scheppe Welt Jo manchen Unsinn dreiwe Doch ebbes Dumm'reS gibt's doch nit, Ms mit zwee p zu kneippe. Des heeßt mer doch des scheenschte Wort Der Mutterschproch' verhunse, Wann mer des Kneippe Kneipe nennt, Wo's heeßt: vum Wein bleib' vun je! Wann eener in dem nasse Gras Sich barfuß 'rum d'hut dreiwe Un numme Wasser drinkt, des heeßt Doch meiner Seel nit kneipe! ES is jo wohr: nit Jedermann Hot so en gute Mage, Daß er des Kneipe heitzutag' Mt eeft’m p kennt vertrage. Wer vun zwee Flasche Koppweh kriegt, Der muß es lasse bleiwe, Wer sich vor fiwwe Schoppe fercht', Derf mit een'm p nit kneipe.



169



Zu feilem Kneipe g'heert e Mann, Der aa kann was vertrage Un nit noch jeder Kneiperei Dhut iwwer Koppweh klage.

Nur wer, wann er aa noch so trinkt, Im Kopp dhut nichtern bleiwe,

Nur wem das Kneipe Selbstzweck is. Nur der verschteht zu kneipe.

E guter Wein g'heert aa derz»

Un sunscht e guter Trappe, E kräst'ger Jmbs noch iwwerdem

Als Grundlag' for die Schoppe.

Zum Kneipe g'heere außerdem Aach noch recht luscht'ge Lieder

Un sie zu finge, nebenbei

Ganz kreizfidele Brider.

Zum Kneipe g'heere endlich noch Recht dorschtige Kumpane,

Die nit beim zwette Schoppe schun Zum Heemgeh'n d'hun em mahne.

All des beisamm' is in der Welt Nit überall zu sinne,

Mer find' es in dem Welschland nit

Un nit in Rußland hinne. Dem Der? verbiet's sei Religion,

Am Wein sich zu erquicke.

In England un Amerika D'hut's Drinke sich nit schicke.

170



Der Ruff', der Hot, es iS jo wohr En leidlich gute Mage, Doch drinkt er sich aus Grundsatz voll. Der Welsch kann nix vertrage. Un des summt selbst in Deitschland vor, Viel mehr, als mer sollt' glaawe. Aach do liegt jetzt e Mancher schun Beim dritte Glas im Grawe. Un aach in Bah're, wo mer doch De Dorscht kennt gut verdreiwe, Do heeßt's jetzt, wann mer zu Eeü'm drinkt: „Derf nit, ich d'hu' jo kneippe." Ja kneippe d'hut er, aber wie! Mit zwee p kneippt er Waffer. Sein Ras' werd vun der Kneipperei Statt roter däglich blaffer. Do fin doch mir ganz ann're Leit'! Wann mir emol d'hun kneipe, Do dhun mer's mit ’me einfach p, Mit zwee p loste mer's bleiwe. Un die Sort' Kneipe, die is g'sund, Die macht Een'm stets fideler, Un wann se Een'm die Ras' aach färbt, So iS des doch keen Fehler. Un werd die Ras' aach feierrot, Ihr liewe Leit, wann's so iS, Do kneipt mer, S' Mittel is probat, Halt weiter, bis se bloo is.



171



Der Kukuk soll die Kneipperei Mit zwee p lotweis hole! Mr wolle mit ’mc eeiifach p Am Kneipe uns erhole. Dmm Brieder, loßt uns noch emol Die Gläser uf jetzt hewe: Die Kneiperei mit eenem p Des Kneipe, des soll lewe!

172

Sie KiKrowe.

Wann heit mer in e Zeitung guckt,

Do werd's Een'm angscht un bang, Wann's Een'm jetzt nur am Buckel juckt,

Meent mer, mer lebt nit lang. Bum Sterwe leeSt mer iweral,

S'is merklich nit ze lowe, Ball sterbt e Frischt, e Kardinal

Un all an de Mikrowe.

Gestorwe iS mer friher aa. Wie jeder sage muß,

An Schwinnsucht un an Cholera Un ex doctoribus.

Doch so geschwind, so war mer doch AlS friher noch nit Hunne, Wie jetzt, seit der Bacille-Koch

Des Kommavieh erfunne.



173



Woher des summt? Der Kukuk mag DeS misse ganz gewiß. Doch heert. was mer am Dunnerschtag Do eingefalle iS! Schuld fin dodran die Dokter nur, Weil for sich ze belehre, Sie dhun des Zeig als Reiiikultur Erhalte un ernähre.

E jeder Dokter meent, mer hett' For ihm jo feeft Reschpekt, Wann nit in jedem Sputum nett Bacille er entdeckt, Und wann er nit ganz meeschterhast, Mer mecht' die Kränk' jo kriege, Mikrowe for die Wissenschaft MillioneweiS dheet ziege.

Der EeeA, der zieht de Typhus groß, De Starrkrampf zieht der Zwett', Der Dritt', der zieht des Kommaoos Mit Ann're um die Wett. In dinne GlSScher dhun fe die Der Wiffeschast ze Ehre Mit aller Lieb' un Energie Uf Gelatin' vermehre



174



Im GläSche freilich huckt des Zeig Mit Watt verschtopselt drin;

Doch 'S iS gefährlich, sag ich eich, Dann'S GläSche, des iS dinn. IS Eener do e Bissel dumm,

Schmeißt's Gläsel uf de Bode, Giri surre in der Welt erum

Bacille schun noch Note.

Un Hot er aach e Brändche nur

Un werft dann so zum Spaß Zum Fenschter nauS sei Reinkultur

Uf’8 Plaschter in die Gass',

Do wimmelt'S in dem Städte! glei Nur so vun de Mikrobe Un mit der G'sundheit isch'S Verbei, Die Pescht kummt angeschobe.

S' iS Zeit drum, daß die Bolizei

Jn's Mittel neiü sich legt.

Bacillejagd, die iS jo frei,

Doch schlimm, wann mer se hegt! S'iS hibsch, wann mer die Viecher kennt, Wo'S Blut verummeniere,

Doch g'scheidter wär'S halt doch am End',

Mer lernt' Eeü'm aa kuriere.

175

Ser IremöwerLerhavnes. Der Hannes is e flotter Kerl, Er war jo lang in Preiße.

Mit fremde Werter dhut er d'rum Mit Borlieb' um sich schmeiße. Doch ob se basten, is em Worscht.

Ihm kummt's nur aü uf'S Glänze.

In Preiße Hot er jo verkehrt Mit lauter Existenze. Rapacität un Scharfsinn sin

Em nit grad angebore, Doch Hot er, scheint's, recht viel gelernt

Don seine Provisore. Bun Koptik und Gastronomie

Dhut er am liebschte fab'le: Krumete hen zu ihrer Bahn

Tuberkle un Passable.

Elliptisch iS der Erd ihr Bahn, Wie die von de Pastete,

Zu denne Genus un der Pars

Un mehr noch zähle dheete.

176



Aus was die Sterne dhun besteh'n,

Dhut's Sputum Een'm verrate. Des Atrium niecht geele Strich',

Das Knallium mecht rote.

Die Sunn' beschteht, so secht der Hans, Aus glihende Instanze.

Des dheet' mer sehe akkarat

An ihre Pumeranze. Kummt als uf Krankheite die Red',

Do schwätzt er vun Bastille,

Im Menscheblut, do dheete die De Dorscht mit Jerum schtille.

Bun Baktrien redt er als aa

Un vun de Mikroschkowe, Die wäre an dem Typus schuld

Un sunscht aach nit zu lowe. Am Buckel muß er en Receß Sich löste uf bald schneide

Un an Karfunkle Hot er aach

Manchmal recht schwer zu leide. E Nankingkur Hot er gebraucht Sein Fettsucht zu kuriere,

Die Kohlehydra dhut er drum Beim Este an nit rihre.

Bum weiße Wein iS er keen Freind. Er brintt tx Bordex liewer

Un schilt', weil er zu hitzig iS, Moralisch Master driwwer.

177 Die Pilzesportle uf der Haut

DhufS Eölibat verdreiwe.

Dofor dhut er als Junggesell Im Sublimat verbleiwe.

Wann er wo eingelade war, Hot er frugal gegesse

Un Hot de Mage sich verstaucht An lauter Dekadesse. Als Gigerl geht er alsfort schlick.

S'Monopel in de Aage,

Un dhut sich immer uf der Gass' Ganz fassonabel drage.

Mit Dame Hot er kunserviert, Seift Schwart« iS nit ohne

Un Hot sich keschtlich awisiert

Uf Bäll' un uf Rönione. Er heert als in de Patinäes Beethoven's Symphorieen

Un is dann immer enthusmirt Dun denne Methodiken. Er schwätzt dort vun Radatschio,

Pandante un Kurioso.

Uf Fetzomorde summt die Red' Ihr glaawe's nit, s'iS jo so. S'hot Eener 'n dort emol gefrogt: „Sin Sie dann musikalisch?" Do secht er: „bin der Müllerhans Un nit der Musje Kalisch."



178 —

Am liebschte die Plantag'aller

Wählt er zum rumeniere. Mit Fanny vor sein'm Karawan Dhut er erum kutschiere. Er loht vor jedem Monopol

Sein Wägelche als halte Un frät sich iwer's Perdestall, Wie des so schern gehalte.

Uf Bahne fahrt er im Kupon Nur erschter Klass' spaziere. Er will damit de ann're Leit Als Brösns importiere.

Mit seine Reese strunzt er geern Un mehrschtenS mehr als nedig.

In Rom war er im Jakatan, Beim Dog es in Venedig.

In Minche die Pinapothek, Sowie die Profiläe,

Die Vorderdam' aach in Paris Hot er nadierlich g'sehe.

Romantisch iö am Speirer Dum

Der Styl un die Passate

Sin wunnerscheen.

Doch rbbeS mehr

Momentik dheet nix schade.

Im Rechtsfach red't vum Kotze will

Un vum Pennal er heifig.

Die G'setze aus em FluviuS, Die sinn em all geleifig.



179

Korzum, er iS e Dcibelskerl, E werkliches Phänumen.

Er gilt d'rum in der ganze Stadt Ms unser greescht Volumen.

Als richtige Selbmädelmann Dhut mer en eximiere. Ja so e kunstruirter Mann

Der muß Eeü'm kumponiere!



180



Ke Kerschker ihr greeschker Kehler.

Jeder Stand, so secht des Sprichwort, Hot sei Plog' un hot sein Fräd' Und ich will gewiß nit sage, Daß des Sprichwort lige dheet. Aber ebbes dhut noch fehle, Dann deS secht Een'm der Verstand: Aach sein Dugend un sein Fehler Hot ganz sicher jeder Stand. Vun de Ferschter ihrer Dugend, Liebe Leit', do red' ich nit, Selwer derf mer sich nit lowe, Dann mer summt nit weit dermit. Een's nur rnecht ich doch erwähne, Dodruf bin ich merklich stolz: Schneidbankköpp', die kann mer mache Merklich nit aus Ferschterholz. Steif gewachst iS ihr Buckel, Unne stuppe Hilst do nix. Uf Kommando Ja zu sage, Lernt keen Ferschter meinerfix.

181



Un des iS e großer Vorzug B'sunnerS aber heitzutag. Wo die Leit' so leicht sich ducke, S'is jo allgemeen die Klag'. Dodrum dhu jo geern verzeihe Ich ihr Fehler bis uf een'n, Wann se aach e ganze Haufe Uf em Kerbholz stehe hen. Erschtens heeßt's, fie dheete drinke, Un des iS gewiß nit scheeri. Doch den Fehler Hot der Ferschter Mit viel Ann're noch gemeen. Zweitens heeßt'S, fie dheete fluche Mehr als nedig, oft und geern. Aber zehümol ärger Heere Kann wer des in der Kasern'. Drittens heeßt's als vun de Ferschter, Daß se lige, wie nit g'scheidt, Wann se vun der Jagd verzähle Mehr wie ann're Jägersleit. Doch aach des is zu verzeihe. Wann der Ferschter lige dhut, Dhut er's nor for Spaß zu mache Un er ligt gewehnlich gut. Un deS macht in meine Aage Denne Fehler beinah' wett. Schlecht ze lige, iS abscheilich, Aber gut, des iS ganz nett.



182



Annerscht aber steh n die Sache

Mit der vierte Leideschast.

Un die iS ihr greeschter Fehler, Des iS ganz unzweifelhaft. Die sinn' ich ganz unverzeihlich, Frech un werklich unerlaubt:

Mehrschtendeels verlangt der Ferschter, Daß mer seift Geschichte glaabt.

183

Ser Antisemitefra«;.

Antisemite gibt's gennnk

In alle deitsche Länner, Doch so verrickt, wie mein Freind Franz Im Elsaß, iS doch Kenner. Wann der en Judd vun Weitem sieht, Heert gar er seift Gediwwer,

Do geht em, wie ’tne wälsche Hahn

Vor Wut die Gall schun iwwer. Bei jedem Unglick, wo Kassiert, Dhut er er an Judde denke

Un ging'S ihm noch, do dheet noch heit

Mer alle Judde henke. Keeft Mensch summt bei ein uf die Jagd, Un wär' er noch so mächtig,

Wann er aach nur e bissel iS Dem Name noch verdächtig. Heeßt Eener Goldstern, Rosendhal,

Erlanger oder Speyer, Saphyrsteen oder Morgestern, Sogar nur eenfach Maier,



184



Er nimmt en nit mit uf die Jagd, Hot er zevor nit g'schwore. Sein Urgroßvadder, der wär' schun Als deitscher Ehrischt geböte. De Reichsherold muß iwerdem Als Zeitung er sich halte Un muß die letschte Quittung stets Als Urkund' bei sich b'halte. Die Jtzig, Levy, Aaron. Kohn, Die Salme un Genoste, Die sinn bei ihm vun vornerein Vum Jage ausgeschlosse. Bei denne helft's Abonnement Keeü Bohn uf all die Blätter. Er secht: „Sinn sie keeü Judde mehr, So ware's doch ihr Bädder. Ob se gedaast sinn oder nit, Des dhut mich nit bekimm're. Keeü Herrgott kann aus Juddefleefch Germane jemols zimmre." Daß er bei Judde nie was kaaft, Dhut sich vun felbfcht verschtehe Un mißt' er for e Zippelkapp Bis Stroßburg nunner gehe. Bei der Gesinnung kann em jo E kleenes Bech nit fehle. Een'S awer iS em letscht basfiert, DeS will ich eich verzähle.



185

—-

Er war im fiebz'ger Johr Soldat Un kemer vun der schlechte. Er Hot aach domols mitgemacht E ganze Maff' Gefechte. Sein Regiment, des Hot bei Metz E Denkmol loste baue. Er is nadierlich hingereest, For des sich zu beschaue. Er Hot bei der Gelegeheit Das Schlachtfeld abgeloffe Un unnerwegs en gute Fremd Aus Metz dort angedroffe. Dem Hot er allerlee verzählt Bun seine Heldedhate Un vun de Judde Hot er g'saat, Das wäre feen Soldate. Die dheete sich als in der Schlacht Am erschte Grawe brüst. Am g'scheidtsche wär's, mer dheet' se all Uf Palüschtina schicke. Doch in sein'm eeg'ne Regiment, Do hett's fern Judde gerne. For ihn wär' des die greeschte Fräd, Wo er noch hätt' im Lewe. So summe se an'S Monument Un dodruf steht zu lese, Wie die, wu dort gefalle fin, Im Lewe hen geheeße.

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Es iS e aarig langi Reih'.

Der Sieg, der war dort dHeier.

Un Name finn't mer allerhand

Sogar de Jtzig Maier. E Beilcheftock war aach derbei, E Blum, e Heideheimer,

E Aaron und e Liliendhal Un aach e Wacheheimer. Wie des mein gutes Franzel liest,

Do is er withig worre Un kresscht: Henn die dann nit genunk

Am Schmuse un am Schnorre,

Am Kälberhannel, Wucherzins Un am Profitche suckle?

Jetzt dhun die Lumpe sich sogar Uf unser Denkmol schmuggle!"

Der Fremd hqt awer zu em g'saat: Du kannscht dein Wut der schpare. Aus Franksort schlämmt dein Regiment,

Wo immer Judde wäre.

Un iS was sunscht du noch verzählscht Bum Juddevolk nit wohrer,

Do bischte selbscht, so scheint mer's fascht, E ungernwn'scher Schnorrer. E Deitscher, der dhut ltge nur

In seine Jagdgeschichte,

Im Jwrige, do redt er wohr Un dhut nie was erdichte.

187



Ktattöesfchwinöel.

Wann heil' mer in der Stadt rumgeht, Do sollt' mer merklich meene, ES gäb' nix mehr wie Millionär' Un ferne vun de kleene. In Glasieehensching lasse rum Die allerkleenschte Schreiwer Un zehnmal ärger dreiwen'S noch Bei denne Leit' die Weiwer. Am Hut e halwer Bogel Strauß, Am Kleed e Maße Seide, Un Schinkeärmel owe dran, Mer kennt en Rock draus schneide. En Nickel for e kleen Glas Bier Dhun se als Drinkgeld gerne, Nur daß mer meent, sie kennte schun Bun ihre Rente lewe. Wann ich die Sach' so recht bedenk', So is mer's fascht um's Greine. Bum Wese iS jetzt kaam die Red', Mer will heit nur noch scheine.

188

For reich ze scheine, dhun die Leit' Noch aufie Luxus dreiwe Un wann se aach des Geld derfor De Krämer schuldig bleiwe. Sie meette, daß se ihrem Stand' Des Lewe schuldig wäre Und dhuen liewer drum derheem Des Needigschte entbehre. Zwee Abfitt'runge jedes Johr, Daß sich die Disch' dhun biege, Die anner Zeit kaam Käsebrod! Ich dank' for des Bergnige. Ich muß geschiehst, ich kann so was Wahrhaftig nit begreife. Dann des heeßt doch een’n Unverstand Nur uf de ann're Haise. Dann erschtens dhut doch Ehrlichkeit Meist Stand vun mir verlange Un dozu muß dererscht meist Geld Aach for die Ausgab' lange. Zum ann're meen' ich, dheet' mer die Doch aach dernoch besolde. Wann se durch all des dumm GedingS De Stand verdrede sollte. Zum dritte iS es jo bekannt: Dhut mer sich ruiniere, Do heeßt'S, mer het'S nit nedig g'hatt, E Lewe so ze fihre.

189



Un endlich, iS es doch for nix, Sin lauter dumme Sache.

Es glaabt's jo doch feen eenz'ger Mensch Was die Eeü'm weiß wenn mache. Ich frag' drum nit die Bohn' dernoch

Noch denne NarrenSbofle.

Un streck' mich ganz noch meiner Deck, Ihr kennt eich druf verloste. Wann ihr Philischter mich aach heeßt. De- dhut mich gar nit rihre. Dann ehrlich bleirot, heeßt de Stand Ellee- repräsentiere.

DeS meen' ich, heeßt die StandeSehr' In erschter Linie wahre.

Dor Standesschwindel aber soll Der Himmel uns bewahre.

190



Hochwohlgeboren. Daß ich überhaupt geboren, Glaubet mir wohl Jedermann, Daß da- Wie sechsmal gewechselt,

Mancher nicht begreifen kann.

Weder „wohl--, noch „hoch" geboren War ich fünf und zwanzig Jahr,

Wurde dann „Hochwohlgeboren", Weil ich damals Lieutenant war.

Doch das „Hochwohl" ist verflogen, Als ich meinen Abschied nahm

Und als simpler Forstgehilfe

Jn'S Civil herunterkam.

Anno siebzig ward ich wieder

In dem Kriege Lieutenant, Wieder auch „Hochwohlgeboren"

War ich im Soldatenstand. Nach dem Krieg' zum Oberförster

In dem Elsaß dann ernannt, Ward ich in dem Dienst als solcher „Wohlgeboren" nur genannt.



191



Da ich aber war geblieben In der Landwehr Lieutenant, Blieb ich auch „Hochwohlgeboren" Wenn auch nur im Kriegerstand. Wie als Lieutenant ich dann wieder Einstens meinen Abschied nahm. Mir das „Hoch" zu meinem Schrecken Abermals abhanden kam. Und so ward ich ein'ge Jahre „Wohlgeboren" nur genannt, Bis der Kaiser dann auf einmal Mich zum Rate hat ernannt. Und so ward ich plötzlich wieder „Hochwohl" selbst in dem Civil. Alles das sich zu behalten, Ist fürwahr kein Kinderspiel. Erst ganz einfach nur geboren, Dann „Hochwohl" ein halbes Jahr, Dann vier Jahre ganz entbehret Selbst das arme „Wohl" sogar, Wieder „Hochwohl" anno siebzig, „Wohl" d'rauf und „Hochwohl" zugleich, Dann vier Jahr' nur „Wohlgeboren" Und „Hochwohl" als letzter Streich. Daß die Art, wie man geboren, Solchem Wechsel unterliegt, Das zu glauben ohne Weiter's Nicht ein Jeder fertig kriegt.

-

192



Meine Mutter, die doch sicher Damals auch zugegen war, Fand es, als ich's ihr erzählte. Lächerlich und sonderbar.

193

-

Aatz' sie laufen öie Hande! Dem Fürsten BiSmarck zum 80. Geburtstage.

Laß' sie laufen, die Bande! Die Jugend im Lande,

Ob rauh auch die Schale, Kennt noch Ideale. Sie läßt fich's nicht wehren,

Den Helden zu ehren.

Und wünscht Dir das Beste Zum heutigen Feste.

Was sie heut' Dir geloben,

Ob Stürme auch toben, Sie werden Dir'« halten. Sind sie einst die Alten. D'rum, was Du geschaffen.

Trotz all jener Braven Die heute es wagen,

Dir Gruß zu versagen,

Und ihrer Knechte, Bestehet zu Rechte,

Wird wachsen, gedeihen

Trotz aller Parteien



194 —

Und filziger Protzen, Trotz grimmiger Sozen.

Wenn die auch dich schmähen, Dein Werk wird bestehen.

Ihr Undank ohn' Gleichen,

Er kann ja gereichen Nur ihnen zur Schande. Laß' fie laufen, die Bande!



195



heiliger M Kilia«! XXIII. Versammlung deutscher Forstmänner in Würzburg). Singweise: Wohlauf, die Luft geht frisch uud reiu.

O heiliger Sankt Killan! Heut haben schlimme Kunden

In deinem Würzburg Mann für Mann Zusammen sich gefunden. Es tagen heut' die Förster hier

Die Schlimmsten von den Böfen. Du riefst sie her, ich muß drum dir

Heut' die Leviten lesen.

Du warst bestrebt zu jeder Zeit, Die Wahrheit nur zu lehren.

Von ihnen wirst du sicher heut' Kein wahres Wörtchen hören.

Sie führen sich mit Arglist ein

Al» deutschen Waldes Pfleger, Doch was sie sprechen, ist Latein

Und zwar Latein der Jäger.

196



Du lehrtest stets, die Mäßigkeit

Im Trinken zu bewahren. Und wolltest Dir für schlimme Zeit Ein gutes Tröpfchen sparen.

Und nunmehr läd'st Du selber ein Zu Dir die argen Sünder.

Die Förster trinken, groß wie klein, Gieb acht, wie Bürstenbinder.

Lateinisch wirst Du, find sie fort

Auch von den Deinen hören,

Wirst hören manch ein sündig Wort, Mußt wieder sie bekehren.

Von Deinem Wein manch großes Faß

Wirst Du geleeret finden Und Leere zu der Förster Spaß Herrscht dann in den Gebinden.

Und späterhin die Frömmigkeit Ist aus der Stadt verschwunden,

Und Du fluchst dann in Ewigkeit

Der eingelad'nen Kunden. Fürwahr, es war nicht wohlgethan

Die Förster einzuladen.

O heiliger St. Kilian, Wie warst Du schlecht beraten!

197



Aehmamt's Aktie«.

Es wundert Dich, mein Freund,

Das Lehmann'» Aktien steigen. Mich nicht.

Ein Dummkopf ist das Glück

Und suchet seinesgleichen.



198



Ser Kulturmensch l-f't sich im Kalbe. „Der Kulturmmsch löst sich im Walde," So sprach einst Moriz von Mohl, „LoS von der Städte Getriebe Und fühlt sich dort wonniglich wohl."

Wie haben wir damals im Wildbad* Ob dieser Behauptung gelacht

Und doch war wohl selten ein Ausspruch So richtig wie dieser gedacht.

Seit ich in der Schreibstub' muß fitzen,

Ist seine Bedeutung mir llar.

Me ost wird mir heute zur Arbeit,

Was im Wald' ein Vergnügen mir war! Heut' plagen die alten Gebrechen Der schreibenden Menschheit mich 668,

Und ich fühl' mich wahrhaftig viel wohler, Wenn ich in dem Walde mich lös'.

* Bei der IX. Versammlung deutscher Forstwirte 1880.

199



Sichte«. Singweise: Hier sind wir versammelt.

Das Dichten ist doch eine schwierige Kunst. Gar Manchem macht es Schwulitäten.

Die Musen beschenken mit freundlicher Gunst Auf Erden bei Weitem nicht Jeden. Gar Mancher ist an Gedanken reich,

Doch findet den Reim er nicht immer sogleich, Auch spielt ihm das Versmaß manch neckigen Streich. Ja schwierig ist's Dichten, das Dichten!

Das Dichten ist eine gar kitzliche Kunst. Manch Einer ist Meister im Reimen

Und singet ganz wacker von Gunst und von Brunst,

Von Liebe, von Träumen und Schäumen. Und doch es bei manchem Gedichte geschieht,

Aus glattesten Versen bestehet das Lied, Doch Unsinn ist's, wenn man's bei Lichte besieht. Ja schwierig für Manchen ist's Dichten!



200



Für mich ist das Dichten ein lustiges Ding. In Versen darf Manches ich sagen, Sagt' ich es in Prosa, ich glaube, es gieng' Mir manches Mal bös' an den Kragen. Jst's Versmaß auch schlecht, der Gedanke auch blaß, Wenn's die Rechten verstehen, genüget mir das. D'rum macht's mir Vergnügen, drum macht es mir Spaß, D'rum lieb' ich das Dichten, das Dichten!