Leihverkehrs-Fibel: Kurzgefaßte Anleitung zur Praxis des Leihverkehrs der deutschen Bibliotheken. Mit Text und Kommentar der Leihverkehrsordnung 1979 und einer Auswahl-Bibliographie zum Leihverkehr 1971–1982 9783111326061, 9783598211263


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German Pages 146 [148] Year 1983

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Table of contents :
Inhalt
Vorwort zur 2. Auflage
Vorwort
I. Über Charakter und Zweck dieser Leihverkehrs-Fibel
II. Was verstehen wir unter „Leihverkehr“?
III. Der Leihverkehr in Nöten
IV. Die Fernleihwünsche der Benutzer
V. Die bestellende Bibliothek
VI. Ein Blick auf die Zentralkataloge
VII. Die einlaufenden Bestellungen
VIII. Die entleihende Bibliothek
IX. Kosten im Leihverkehr
X. Fernleihe von Handschriften und anderem wertvollen Bibliotheksgut
Schlußbemerkungen
Anmerkungen
ANHANG
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Leihverkehrs-Fibel: Kurzgefaßte Anleitung zur Praxis des Leihverkehrs der deutschen Bibliotheken. Mit Text und Kommentar der Leihverkehrsordnung 1979 und einer Auswahl-Bibliographie zum Leihverkehr 1971–1982
 9783111326061, 9783598211263

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Bibliothekspraxis Herausgegeben von Paul Kaegbein, Franz Georg Kaltwasser, Wolfgang Kehr, Richard Landwehrmeyer und Günther Pflug Band 24 Leihverkehrs-Fibel

Lei h ver keh rs-Fi bei Kurzgefaßte Anleitung zur Praxis des Leihverkehrs der deutschen Bibliotheken Mit Text und Kommentar der Leihverkehrsordnung 1979 und einer Auswahlbibliographie zum Leihverkehr 1971-1982 Von Bernhard Sinogowitz unter Mitarbeit von Dieter Karasek 2. durchgesehene und ergänzte Auflage

K-G-Saur München-NewYork-London-Paris 1983

AUTOREN Dr.Dr. Bernhard Sinogowitz, Direktorder Universitätsbibliothek, Erlangen Dr. Dieter Karasek, Direktor der Universitätsbibliothek, Bamberg HERAUSGEBER DER REIHE „BIBLIOTHEKSPRAXIS" Prof. Dr. Paul Kaegbein, o. Prof. für Bibliothekswissenschaft, Direktor des Bibliothekar-Lehrinstituts, Köln Dr. Franz Georg Kaltwasser, Direktor der Bayerischen Staatsbibliothek München Prof. Dr. Wolfgang Kehr, Direktor der Universitätsbibliothek, Freiburg/Breisgau Dr. Richard Landwehrmeyer, Direktor der Universitätsbibliothek, Tübingen Prof. Dr. Günther Pflug, Generaldirektor der Deutschen Bibliothek, Frankfurt/Main

CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Sinogowitz, Bernhard: Leihverkehrs-Fibel : kurzgafarte Anl.zur Praxis d. Leihverkehrs d. dt. Bibliotheken : mit Text u. Kommentar d. Leihverkehrsordnung 1979 e. A u s w Bibliogr. zum Leihverkehr 1971 - 1982 / von Bernhard Sinogowitz. Unter Mitarb. von Dieter Karasek. — 2., durchges. u. erg. Aufl. — München ; New York ; London ; Paris : Saw 1983 (Bibliothekspraxis ; Bd. 24) I S B N 3-598-21126-0 NE: G T © 1983 by K.G. Saur Verlag K G , München Printed in the Federal Republic of Germany Druck/Binden: Hain-Druck G m b H , Meisenheim/Glan I S B N 3-598-21126-0

Inhalt

I.

Über Charakter und Zweck dieser Leihverkehrs-Fibel

II.

Was verstehen wir unter „Leihverkehr"?

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III.

Der Leihverkehr in Nöten

17

IV. 1. 2.

Die Fernleihwünsche der Benützer Klarstellung des Bestellwunsches 23 Wie lange darf die Erledigung dauern? Terminaufträge — Suchaufträge? 26 Wie ist dem Besteller am besten gedient? 28 Wie kann der Benützer zum Erfolg seiner Bestellung beitragen? . 29 Welche Auskünfte braucht der Besteller? 30

3. 4. 5. V. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11.

VI.

Die bestellende Bibliothek Die Form der Bestellungen Die richtige Lenkung der Bestellungen Bestellung über Zentralkatalog oder direkt? Das Regionalprinzip Direktbestellung bei bekanntem Standort Direktbestellung von Zeitschriftenliteratur unbekannten Standorts Direktbestellung seltener oder sehr spezieller Werke Die Reihenfolge der anzugehenden Bibliotheken Die Sonderregelung für neuere ausländische Monographien: Der Weg der „halben Direktbestellung Das „Vereinfachte Bestellverfahren der neuen LVO Die Bestellungen der mittelbar am Leihverkehr teilnehmenden Bibliotheken Ein Blick auf die Zentralkataloge

VII. Die einlaufenden Bestellungen 1. Unverzügliche Bearbeitung 2. Die vergeblichen Bestellungen

9

33 34 36 39 41 48 49 50 52 53 55 60

63 64

a)

Fehlerhafte Bestellungen

65

b)

Bestellungen auf nicht vorhandene Literatur

66

c)

Bestellungen auf verliehene Werke

67

d)

Bestellungen auf vermißte Werke

69

e)

Bestellungen auf nicht verleihbare Werke

69

f)

Weiterleitung nicht ausgeführter Bestellungen

71

3.

Die erfolgreichen Bestellungen: Kopienversand im Leihverkehr. .

74

4.

Der Versand der bestellten Bücher

79

V I I I . Die entleihende Bibliothek 1.

Die Benutzung der entliehenen Bücher

2.

Die Leihfrist

83

3.

Anträge der Benützer

84

4.

Die Rücksendung entliehener Bücher; Schadenshaftung

85

Kosten im Leihverkehr

88

IX. X.

81

Fernleihe v o n Handschriften u n d anderem wertvollen Bibliotheksgut

90

Schlußbemerkungen

91

Anmerkungen

93

Anhang 1.

Muster für Bestellschein

2.

Auswahlbibliographie Leihverkehr

99

3.

Die Leihverkehrsordnung ( L V O ) 1 9 7 9 mit K o m m e n t a r

113

4.

Register der L VO-Paragraphen

146

101

Vorwort zur 2. Auflage Eine Neuauflage bietet Gelegenheit zu Verbesserungen und Ergänzungen. Die Leihverkehrs-Fibel bedurfte, angesichts der kurzen Zeitspanne ihres bisherigen Daseins, keiner grundlegenden Überarbeitung. Ebensowenig aber sollte sie in unveränderter Gestalt herauskommen, denn die Entwicklung der jüngsten Zeit durfte nicht ganz unberücksichtigt bleiben. Die Leihverkehrsordnung ist inzwischen in allen Bundesländern in Kraft getreten, auch liegt neuerdings eine reguläre Veröffentlichung ihres Textes und Kommentars vor. Die Erprobung des neuen Regelwerks schreitet voran. So habe ich die Fibel in einigen Punkten auf den neuesten Stand gebracht und außerdem einigen Anregungen der inzwischen erschienenen Kritiken Rechnung getragen. Ich danke allen, die mich mit Rat und Kritik darin unterstützen, die Brauchbarkeit der Fibel zu erhöhen, und wünsche dieser Auflage eine ebenso freundliche Aufnahme wie der ersten. Erlangen, im September 1982

Bernhard Sinogowitz

7

Vorwort

Diese Fibel soll ein erster Versuch sein, den Leihverkehr in der Bundesrepublik Deutschland unter praktischen Gesichtspunkten systematisch zu behandeln. Hilfsbücher dieser Art können, wie die Erfahrung zeigt, höchstens in späteren Auflagen der Vollkommenheit nahekommen, und so wird manches in diesem Büchlein sich als verbessernngs- oder ergänzungsbedürftig erweisen. Ich bin dem Leser für jeden nützlichen Hinweis aufrichtig dankbar. Der offizielle Erlaß einer neuen Leihverkehrsordnung (LVO) gab einen höchst willkommenen Anlaß, die vorliegende Fibel zu veröffentlichen. Zwar haben im gegenwärtigen Augenblick noch nicht sämtliche zuständigen Länderministerien die Ordnungen in ihrem Gebiet in Kraft gesetzt, doch ist im Laufe der nächsten Monate fest damit zu rechnen. Auch ist mit Sicherheit anzunehmen, daß die Leihverkehrsordnungen der einzelnen Länder allenthalben gleichlauten, höchstens von Formalien oder von regionalbezogenen kleinen Besonderheiten abgesehen. Denn die Kultusministerkonferenz hat den vom Deutschen Bibliotheksverband vorgelegten Entwurf allen Ländern zur Annahme empfohlen. So wird man auch weiterhin von einer einheitlichen „Leihverkehrsordnung" für den Leihverkehr in der Bundesrepublik Deutschland sprechen dürfen. Die Redaktion der Anhänge besorgte mein Kollege Dr. Dieter Karasek. Dem Deutschen Bibliotheksverband schulden wir Dank dafür, daß er den Abdruck des Kommentars zur L V O 1979 erlaubte, den die von ihm eingesetzten Kommissionen ausgearbeitet haben. Auf einen Abdruck der bis vor kurzem gültigen L V O 1966 glaubten wir verzichten zu dürfen, weil sie, falls zu Vergleichszwecken benötigt, im Sonderheft 8 der Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie leicht erreicht werden kann. Sollte es dieser Fibel gelingen, unseren deutschen Leihverkehr auf der Grundlage der neuen L V O noch ein wenig effizienter zu machen, so hätte sie ihren Zweck vollauf erfüllt. Erlangen, im September 1979

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Bernhard Sinogowitz

I. Über Charakter und Zweck dieser Leihverkehrs-Fibel

Dieses Büchlein soll ausschließlich praktischen Zwecken dienen. Es will beraten, empfehlen und erläutern, was die Bibliothekare in der Abwicklung ihrer Fernleihe tun sollten, wozu sie durch die Vorschriften der Leihverkehrsordnung (LVO) verpflichtet sind, und warum manches so und nicht anders zu handhaben ist. Der Theorie gebührt in einem solchen praktischen Ratgeber nur ein beschränkter Platz, gerade so viel, als zur Erklärung und Begründung mancher Vorschriften und Gewohnheiten nicht entbehrt werden kann. Eines will diese Leihverkehrs-Fibel nicht sein: ein Lehrbuch, das in gründlicher und vor allem erschöpfender Weise die gesamte Problematik des gesamten Stoffes ausbreitet und Lösungsvorschläge gibt. Auch ein solches Lehrbuch wird sicher einmal geschrieben werden, — die Mühe könnte sich sehr wohl lohnen! Doch in den gegenwärtigen Monaten und Jahren ist der Praxis angesichts des immer noch höher anschwellenden Leihverkehrs viel besser mit einem kurzen Leitfaden gedient, einem Ratgeber, der die normalen Fälle berücksichtigt, Ausnahmeerscheinungen aber kurz und schlicht beiseite läßt. Die besonderen Regeln des internationalen Leihverkehrs wurden aus diesen Gründen in unserem Büchlein nicht behandelt. Hierfür bietet das unlängst veröffentlichte Sonderheft 17 der Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie alle etwa erforderlichen Auskünfte (vgl. Nr. 23 unserer Bibliographie). Unsere Fibel will und kann auch nicht die sozusagen halbamtliche Veröffentlichung der LVO und ihres Kommentars ersetzen, die soeben (1982) als Sonderheft 35 der vorhin genannten Zeitschrift erschien (vgl. Nr. 51 unserer Bibliographie). Dort finden sich nicht nur die genauen Texte mit allen Besonderheiten der einzelnen Ländervorschriften, sondern auch spezielle Erläuterungen für die Behandlung etlicher besonderer Schrifttumsgattungen. In dem vorliegenden Buch geht es also in erster Linie um die praktische Arbeit des normalen Alltags. Diese Fibel soll all denen nützen, die mit der

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Annahme, der Weiterleitung und der Erfüllung der ach so vielen Fernleihwünsche befaßt sind, also allen Bibliothekaren und ihren Helfern im Benützungsdienst, den Anfängern zur Einarbeitung, den Fortgeschritteneren, Erfahreneren zur Überprüfung ihrer Alltagsroutine. Auch die „Stammkunden" der Fernleihe sollten, falls dieses Büchlein in ihre Hände gerät, daraus Gewinn ziehen dürfen, indem sie sehen, wie viele Gedanken und Mühen ihre Bestellungen bei den guten Geistern in den Bibliotheken auslösen, wie uneigennützig die oft mühselige Kleinarbeit geleistet wird, und wie splendid sich die „öffentlichen Hände" in der Fernleihbedienung zeigen. Auch in solchen Bundesländern, die eine Leihverkehrsbestellung oder deren Erfüllung mit einer Gebühr belasten, bezahlt der Benützer nur einen geringfügigen Bruchteil des von ihm verursachten Kostenaufwandes. Ob mit oder ohne Nulltarif, — die Literaturversorgung über Land ist ein Geschenk der öffentlichen Hand an die Wissenschaft und die Fortbildung. Man sollte sich dessen, bei aller sonstigen Kritik, stets bewußt bleiben. Für ein Lehrbuch des Leihverkehrs bedürfte es an dieser Stelle einer mehr oder minder ausführlichen historischen Einleitung. Wir können sie uns weitgehend ersparen, weil unser unlängst verstorbener Kollege Walter Koschorreck eine vorzügliche, abgerundete Darstellung der Geschichte des deutschen Leihverkehrs gegeben hat 1 '. Als wichtigste Lehre der geschichtlichen Entwicklung müssen wir uns einprägen, daß die Ausleihe aus fremden Bibliotheken stets nur als Notbehelf angesehen wurde, als Ausweg in all den Fällen, in denen die eigenen Bibliotheksbestände dem Wunsch eines Benützers nicht zu entsprechen vermochten. Diesen Subsidiaritäts-Charakter hat der Leihverkehr — in allen seinen Formen — bis zum heutigen Tage behalten, und zwar nicht nur aus dem einfachen, verständlichen Prinzip heraus, daß jede Bibliothek sich zunächst selbst helfen müsse, bevor sie fremde Hilfe beanspruche, sondern auch aus der Erfahrung, daß die Hilfe über den Leihverkehr leider viel kostet, an Geld und auch stets an Arbeitszeit. Wir haben in den letzten Jahren durch den Aufbau eines bundesweiten Literaturversorgungsnetzes dem Leihverkehr recht viel zugemutet, — mehr, als er bei dem beschränkten Einsatz von Personal und Geld verkraften konnte. Was Wunder, daß sich heute die Kritiker so zahlreich zu Worte melden! Die Berechnung, daß die Erledigung einer Leihverkehrsbestellung 15 DM kostet 2 ', müßte die Fachwelt — und namentlich auch die Unterhaltsträger — noch erheblich mehr zum Nachdenken anregen. Bedarfsgerechter Bestandsaufbau geht weit vor gut funktionierendem Leihverkehr. Die Fernleihe wird also immer ein nur im Bedarfsfalle begangener Ausweg blei10

ben, nicht nur, weil es die Vorschrift so befiehlt, sondern schon nach dem Gebot der einfachen Vernunft. Noch ein weiterer Grundsatz galt für den Leihverkehr ebenfalls von Anbeginn an, und das war das Prinzip der Gegenseitigkeit. Jede Bibliothek, die für ihre Benützer Schrifttum von auswärts entleihen wollte, war verpflichtet, grundsätzlich auch ihre eigenen Bestände im Versandwege zur Verfügung zu stellen. Diesem Prinzip unterlagen — und unterliegen heute noch! - auch die angeschlossenen Präsenzbibliotheken, diese allerdings mit gewissen Einschränkungen. Sein gewaltigstes Wachstum erfuhr der deutsche Leihverkehr in der Zeit des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg. Ein großartiges, imponierendes System überregionaler Literaturversorgung wurde geschaffen, unter äußerst wirkungsvoller Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die diesem System ihren Sondersammelgebietsplan zugrundlegte. Die nach diesem System dezentral aufgebauten Bestände an Spezialliteratur konnten nur auf dem Wege der Fernleihe, also eines geregelten Leihverkehrs, benützt werden, und dies mußte zwangsläufig die Versandzahlen gewaltig in die Höhe schnellen lassen. Die sprunghafte Zunahme der Fernleihbestellungen erforderte dann wiederum organisatorische Großaktionen: den Aufbau der regionalen Zentralkataloge seit 1963, die Einrichtung von Bücherautodiensten seit 1966 und den Erlaß von Leihverkehrsordnungen, erst schon 1951, dann 1966 und schließlich wieder in unserer Gegenwart. Die bis vor kurzem noch gültige Ordnung, 1966 von den Bundesländern erlassen, regulierte die Einschaltung der Zentralkataloge, schuf die Leihverkehrsregionen und begründete damit das sog. Regionalprinzip, d.h. das Erfordernis, den Bedarf an auswärtiger Literatur vorrangig aus der eigenen Leihverkehrsregion zu decken. Der Text der Leihverkehrsordnung 1966, zusammen mit einem von einer Fachkommission ausgearbeiteten Kommentar und einigen erläuternden Beiträgen, ist 1968 als Sonderheft der Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie 3 ' erschienen. Dort kann man sich eingehender darüber informieren. Wollten wir den Leihverkehr lehrbuchmäßig darstellen, so hätten wir jetzt auch ein mehrseitiges Kapitel über die Bedeutung, die Notwendigkeit und den Nutzen der überregionalen Literaturversorgung zu bieten. Doch auch darauf dürfen wir verzichten: Andernorts wurde viel und reichlich darüber gesagt und geschrieben, und der Leser dieses Büchleins braucht über die Unentbehrlichkeit unserer Fernleihverbindungen wohl kaum noch aufge11

klärt oder von deren eminent kulturpolitischer Bedeutung überzeugt zu werden. Vielleicht fragt man aber, mit Blick auf die fulminante Entwicklung der modernen Technik, ob nicht die heute fast ein wenig primitiv anmutende konventionelle Leihverkehrspraxis schon ohnehin in Bälde durch die elektronischen Möglichkeiten überholt sein werde. Volltextspeicherung, Telekommunikation und andere Reizworte klingen so verheißungsvoll, künden ein neues Zeitalter an, indem der gute alte Zettel-, Bücher-und Kopienversand in einen bescheidenen Rahmen zurückzuverweisen sein wird. Auch die Direktbenützung der Bibliotheken weitet sich aus. Spezialliteratur darf auch von weit entfernt wohnenden Benützern unmittelbar brieflich bestellt werden. Bestandsverzeichnisse und Neuerwerbungslisten der Sondersammelgebietsund Spezialbibliotheken ermuntern geradezu zu einem solchen unmittelbaren Zugriff. Ihrer Natur nach kann diese Benützungsart nicht zum Leihverkehr i.e.S. gehören, weil sich dieser Leihverkehr ja zwischen den Bibliotheken abspielt und die Benützer nicht unmittelbar miteinbezieht. Dennoch scheint es völlig verfehlt, ein Schwinden oder gar Verschwinden des derzeitigen Leihverkehrs in der näheren oder auch weiteren Zukunft vorauszusagen, ja selbst nur zu befürchten. Genau so wenig, wie die elektronisch gespeicherten Datenmengen die Buchkultur werden ersetzen oder verdrängen können, werden sich Buch- und Kopienversand im Leihverkehr durch neugeschaffene Kommunikationsmittel ablösen lassen. Es wird sich also auf unabsehbare Zeit hinaus die Mühe lohnen, die Probleme, Sorgen und Nöte des Leihverkehrs zu bedenken und nach Abhilfe und Besserung Ausschau zu halten. Unser Leitfaden taucht also keinesfalls zu spät auf dem Plan auf, sozusagen als nostalgischer Abgesang für den Leihverkehr der Nachkriegszeit. Eher dürfte man fragen, warum ein Wegweiser dieser Art nicht schon längst erschien. Dafür mag es eine doppelte Erklärung geben: Die Leihverkehrsregeln waren ehedem zwar nicht gerade durch besondere Einprägsamkeit ausgezeichnet, aber sie normierten die Arbeitsvorgänge einer gut überschau- und erlernbaren Praxis. Im Laufe der letzten Zeit hat sich aber der Kreis teilnehmender Bibliotheken beträchtlich ausgeweitet, hat die Vielfalt der beteiligten Bibliothekstypen nach allen Richtungen zugenommen, und wir haben eine wahre Fülle von Ermittlungs- und Lenkungshilfen an die Hand bekommen, die eine radikale Verkürzung der Bestellwege möglich machen. Die Beherrschung des neuen Instrumentars zu einer sachge-

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rechten Lenkung der Zettelmassen setzt heutzutage vertieftere, gründlichere Kenntnisse voraus als in früheren Zeiten. Andererseits hat sich auch die Zahl all der Personen, die im Leihverkehr tätig werden, ganz erheblich erhöht. Auch in kleineren Bibliotheken und Büchereien muß man über die Grundregeln der Fernleihe Bescheid wissen. Selbst wer all seine Leihwünsche zunächst an eine Leitbibliothek zu richten hat, wo man sich zusätzlich um eine sachgerechte Behandlung kümmert, muß wissen, was mit der Bestellung späterhin geschieht. Wie könnte er sonst einem ungeduldigen Benützer die rechte A n t w o r t geben? Wenn der Bibliotheksplan '73 ein bundesweites Bibliotheksnetz zur Literaturversorgung anstrebt, wenn die neue Leihverkehrsordnung diesen Bestrebungen Rechnung trägt, müssen die neuen Teilnehmer und Nutznießer des Leihverkehrs über dessen Möglichkeiten und Grenzen ins Bild gesetzt werden. Fortbildungsveranstaltungen und Dienstbesprechungen in den Regionen sind allgemein üblich geworden, weil man die Notwendigkeit einer ausgiebigen Information erkennt. Zu solcher Information will dieses Büchlein beitragen. Hat es aber Sinn, das Fernleih-Brevier jetzt schon herauszugeben, wo doch die neue Leihverkehrsordnung zu kurze Zeit gilt, als daß mit ihr ausgiebige praktische Erfahrung hätte gesammelt werden können? Hätte man nicht eine bessere Erprobung der neuen Regeln abwarten sollen? Freilich enthält die LVO 1979 manches Neue. Die dreijährige Mühe des redigierenden Ausschusses und die Überarbeitung durch die Kultusministerien hat manches geändert und vieles verbessert. Doch die Grundlinien der bisherigen Ordnung blieben gewahrt. Und von dem, was in die Ordnung neu einging, hatte sich das meiste schon längst in praktischer Übung bewährt. Die neue LVO hatte ohnedies nicht dem Zweck dienen sollen, bahnbrechende Neuerungen einzuführen, sondern sie sollte der laufenden Entwicklung eine feste Grundlage, eine sichere Legitimation schaffen, den in den letzten Jahren eingetretenen neuen Verhältnissen Rechnung tragen. Wir haben nicht zu befürchten, daß die gegenwärtig geübte Leihverkehrspraxis, der dieses Büchlein zugute kommen soll, in nächster Zeit nochmals nennenswerte Umgestaltungen erfährt. Unter diesen Umständen kann ein praktischer Ratgeber nicht früh genug erscheinen. Ein gründlicher Kommentar oder ein systematisches Lehrbuch sollte w o h l noch eher einige Zeit auf sich warten lassen, eine kurze Anleitung zum Alltagsgebrauch dagegen soll rasch zu Gebote stehen.

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II. Was verstehen wir unter „Leihverkehr"?

Jeder Bibliothekar verbindet mit d e m T e r m i n u s „ L e i h v e r k e h r " fest umrissene, anscheinend völlig klare Vorstellungen. D e m Laien sagt dieses Wort jedoch weit weniger. W e n n er nicht überhaupt jede A r t v o n Ausleihpraxis darunter verstehen will, rechnet er zumindest jede A r t v o n Bestellungen aus auswärtigen Bibliotheken hierher, — u n d damit zieht er seine Definit i o n o h n e Zweifel zu weit. Eine offizielle Begriffsbestimmung hat es bis vor k u r z e m nicht gegeben. Erst jetzt, in der neuen Leihverkehrsordnung, wird dieser Mangel behoben. D o r t heißt es in § 1, daß der Deutsche Leihverkehr eine kooperative Einrichtung aller Bibliotheken sei, zur Vermittlung von am O r t nicht vorhandener Literatur. A n erster Stelle ist also die Zusammenarbeit der Bibliotheken angesprochen. Nicht eine einzelne Bibliothek trägt den Leihverkehr oder führt ihn durch, sondern es sind mehrere, d e m Grundsatz nach sind sogar alle beteiligt. Z u d e n Bibliotheken werden nach A u s k u n f t des K o m m e n t a r s zu § 1 (1) L V O auch andere bibliothekarische Einrichtungen gerechnet, wie etwa Fachstellen oder Zentralkataloge. Sie alle tragen gemeinsam den Deutschen Leihverkehr. Dieser Deutsche Leihverkehr gliedert sich in den Regionalen u n d d e n Überregionalen Leihverkehr ( § 1 (1) Satz 2 L V O ) . Diese beiden Begriffe sind an sich nicht neu; d o c h in der L V O treten sie n u n z u m erstenmal offiziell in Erscheinung. Der Regionale Leihverkehr beschränkt sich auf die Bibliotheken innerhalb einer der sieben festgelegten Leihverkehrsregionen. Er dient jeglicher A r t allgemeiner Literaturversorgung u n d wird nicht d u r c h die „ g r o ß e " L V O geregelt, sondern d u r c h besondere Erlasse der jeweils zuständigen Bundesländer (§ 1 (2) L V O ) . S c h o n äußerlich unterscheidet er sich v o m Überregionalen Leihverkehr d u r c h eine besondere Farbe seiner Bestellscheine: Während der Überregionale Leihverkehr rote Bestellscheine vorsieht, sind die des Regionalen entweder gelb, grün oder sonstwie anders gefärbt. M a n nennt den Regionalen Leihverkehr daher gelegentlich auch den „ b u n t e n " Leihverkehr. Bis heute gibt es einen solchen „ b u n t e n " Leihverkehr noch nicht in allen Bundesländern, sondern nur in B a y e r n u n d in Nordrhein-West14

falen. Doch ist zu erwarten, daß sich weitere Länder anschließen werden. Der Überregionale Leihverkehr umfaßt das gesamte Bundesgebiet einschließlich Berlins (West) als Einheit. Er dient der Förderung von Lehre und Forschung, vermittelt aber wissenschaftliche Literatur auch für Aus-, Fort- und Weiterbildungszwecke sowie für die Berufsarbeit (§ 1 (3) LVO). Ihm lag früher die LVO 1966 zugrunde, jetzt gilt für ihn die neue LVO 1979, und ihm dient auch diese unsere Leihverkehrsfibel. Allerdings gibt es auch außerhalb des Deutschen Leihverkehrs einige weitere, spezielle „Leihverkehre". Sie wurden alle von Bibliotheken eines gleichen Typus zu gegenseitiger Hilfe geschaffen. So gibt es etwa den Leihverkehr der technischen oder den der kirchlichen Bibliotheken. Wir können im Rahmen dieses kleinen Leitfadens weder auf die regionalen Leihkreise eingehen, noch auf die Leihverkehrsbeziehungen der Spezialbibliotheken untereinander, Regelwerke, Merkblätter und Anleitungen sind bei den zuständigen Zentralkatalogen bzw. Arbeitsgemeinschaften zu erfragen. Doch wenn wir uns hier auch auf den allgemeinen, das ganze Bundesgebiet umfassenden Überregionalen Leihverkehr beschränken, so gilt doch das meiste, das in diesem Büchlein an Vorschriften und Empfehlungen zu behandeln ist. in entsprechender Weise auch für die anderen organisierten Fernleihbeziehungen. Der Regionale Leihverkehr soll ohnehin in ähnlicher A r t geregelt sein, wie der Überregionale, damit die Einheitlichkeit des gesamten Deutschen Leihverkehrs gewahrt bleibt. Und diese Einheitlichkeit soll sich in Z u k u n f t noch deutlicher manifestieren: In § 7 LVO ist vorgesehen, daß Bestellungen des Regionalen Leihverkehrs in den Überregionalen übergeleitet werden können, wenn sie dessen Voraussetzungen entsprechen. Mit dieser Bestimmung, die den Bestrebungen des Bibliotheksplans '73 Rechnung trägt, bringt die neue LVO einen besonders gewichtigen Fortschritt: Das Netz der deutschen Bibliotheken wird hier zu einem Gesamtsystem abgestufter Literaturversorgung weiterentwickelt4'. Charakteristisch für den Überregionalen Leihverkehr ist die rote Farbe seiner Bestellscheine. Wohl mag das Spektrum der gebräuchlichen Farben vom zarten Rosa bis zum tiefen Rot reichen — Bibliotheken geben sich auch hier gern individuell — , doch ist die Rotfärbung der Scheine dem deutschen Überregionalen Leihverkehr vorbehalten (Kommentar zu § 16 (1) LVO). Im Regionalen Leihverkehr und auch in der Fernleihe zwischen

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den Spezialbibliotheken müssen Scheine in anderen Farben verwendet werden. In der bibliothekarischen Fachsprache begegnet man dem Begriff „Leihverkehr" auch in anderem Zusammenhang. Wenn dort vom „aktiven" und „passiven" Leihverkehr die Rede ist, bezieht sich dies nicht auf Tun oder Leiden von Bibliothekaren, sondern auf die „gebende" bzw. „nehmende" Rolle der eingeschalteten Bibliothek. Man spräche wohl besser vom „nehmenden Leihverkehr", wenn eine Bibliothek Schrifttum von auswärts bezieht, und von „gebendem", wenn sie Literatur verschickt. Stellen wir abschließend zu diesem Kapitel der Begriffserklärungen fest, daß sich der Leihverkehr nach der Definition der LVO stets zwischen Bibliotheken abspielt. Daher gehört es, wie schon gesagt, nicht zum „Leihverkehr der deutschen Bibliotheken", wenn sich ein Benützer direkt von einer auswärtigen Bibliothek beliefern läßt, sei es mit Büchern, sei es mit Kopien von Zeitschriftenaufsätzen. Solcherart direkte Fernbenützung richtet sich nicht nach der LVO, sondern nach der speziellen Benützungsordnung der angegangenen Bibliothek, und dies gilt auch dann, wenn die Direktbelieferung durch eine reguläre Fernleihbestellung ausgelöst wurde.

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III. Der Leihverkehr in Nöten

Daß der Leihverkehr für jegliche A r t wissenschaftlicher Arbeit unentbehrlich geworden ist, darf heute niemandem mehr zweifelhaft sein. Daß er sich als höchst segensreiche, vieltausendfach hilfreiche Einrichtung bewährt hat, wird weithin gerühmt. Daß dabei aber noch sehr viel im Argen liege, viel zu seiner Verbesserung zu geschehen habe, hört man nichtsdestoweniger ununterbrochen aus allen Richtungen. Die Kritik vermag, wie auch sonst zumeist, die verschiedensten Seiten zu solidarisieren. Ist diese Kritik tatsächlich berechtigt? Angesichts der staunenswerten Leistungen, mit denen die Bibliotheken und die Zentralkataloge in den letzten Jahrzehnten die rasant gewachsene Leihverkehrsbeanspruchung bewältigt haben, erscheint manches herbe und mißmutige Urteil über die Literaturfernversorgung als ungerecht. Immerhin hat die Zahl der Bestellungen im Leihverkehr von 1955 bis 1972 um über 150% zugenommen, und es verdient Anerkennung, ja sogar Bewunderung, wie die Bibliothekare, o f t nur unzureichend gerüstet, mit dieser Mehr- oder sogar Oberbeanspruchung fertig geworden sind. Die hohe Effizienz des Leihverkehrs steht außer Frage, sie verbietet es, lautstarke Vorwürfe und pauschale Anklagen zu erheben. Dennoch gibt es eine ganze Menge an den gegenwärtigen Leihverkehrspraktiken auszusetzen, und etliche kritische Äußerungen, vor allem von Seiten der sachkundigen Kollegen, sind durchaus ernst zu nehmen, namentlich dann, wenn konstruktive Verbesserungsvorschläge damit verbunden werden. Als eine der Hauptwurzeln des Übels hat das Massenproblem zu gelten. Die Fernleihstatistiken weisen — bis jetzt noch immer! — steigende Millionenzahlen aus, der Arbeitsaufwand in Bibliotheken und Zentralkatalogen wächst entsprechend mit, meist reicht die personelle Besetzung nicht aus, und so leidet die Leistungsqualität im Gewühl der Massenabfertigung, bei überlangen Bearbeitungszeiten. Hinzu kommt aber leider auch die Unterbewertung der Fernleihe in der Prioritätenliste bibliothekarischer Arbeiten und, angesichts der Vielzahl zusammenwirkender Bibliotheken, auch das Problem der geteilten Verantwortung, das Hartwig Lohse zu Recht angesprochen hat 5 1 . Solange niemand für Bearbeitungsfehler und Versäumnisse unmittelbar verantwortlich gemacht werden kann, — und dies ist, im Gegensatz zu den viel besser kontrollierbaren Erwerbungs- und Katalogisie17

rungsleistungen,bei Leihverkehrsbestellungen kaum jemals möglich! — fehlt jener Ansporn, jener leichte Druck, der uns zu besonderer Konzentration und Sorgfalt in unserer Arbeit zwingt. Schnelligkeit in der Abwicklung, Genauigkeit in der Bearbeitung sind aber auf jeder Station des Laufweges einer Bestellung gleicherweise vonnöten. Je mehr Durchlaufstellen sich aneinanderreihen, desto spürbarer addieren sich auch kleinste Säumnisse und Lässigkeiten. Bei so vielen Mitwirkenden mag die überlange Erledigungsfrist einer Bestellung oft keinem einzelnen Hauptschuldigen anzulasten sein. So verteilen sich die Klagen und Vorwürfe des jeweils betroffenen Bestellers auf zahlreiche Häupter an zahlreichen Orten. Allein schon aus diesem Grund mußte die Verkürzung des Bestellscheinumlaufs zum Kardinalproblem bei der Lenkungsarbeit werden. Neben der zersplitterten Verantwortung ist es die Anonymität der Dienstleistung, die den Bemühungen der Fernleih-Bibliothekare Abtrag tut. Die Benützer der Ortsleihe sind bekannt, wissen sich bei mangelhafter Bedienung zu beschweren, können peinliche Rückfragen veranlassen. Aber vom fernen Leihverkehrskunden, der höchstens durch seinen Namen auf dem Begleitabschnitt kenntlich wird, drohen keinerlei Verwicklungen. Ihm die Ausleihe zu verweigern, bringt nur selten schriftliche Reklamationen, ihn warten zu lassen, führt kaum je zu einem Debakel. Seien wir ehrlich genug, zuzugeben, daß die Prioritätensetzung im Benützungsdienst von diesem Faktum nicht ganz unberührt bleibt. Gerade hier liegt aber ein Kern all unserer Leihverkehrsnöte. Solange wir Ortsbenützer und Auswärtige nicht gleich behandeln, rote Scheine grundsätzlich erst nach den weißen bearbeiten, solange wir nicht hinter jeder auswärtigen Bestellung den oft so dringenden Bedarf eines Wissenschaftlers erkennen, wird unser Leihverkehr aus dem Strudel von Klagen und Verärgerungen nicht herausfinden. Wir brauchen eine rechte Leihverkehrs-Gesinnung, die uns daran hindert, unsere überregionalen Pflichten für zweitrangig zu halten. Alle Vermahnungen, all die großen Worte und guten Vorsätze helfen nicht, auch optimale Leihverkehrsordnungen werden zuschanden, solange die hilfreiche Gesinnung und deren bisweilen entsagungsvolle Betätigung fehlen. Auch die vorliegende Fibel käme dann vergebens. Und die ach so notwendige rechte Leihverkehrsgesinnung muß nicht nur bei den vor Ort tätigen Mitarbeitern obwalten, sondern muß auch zu den Benützungsdienstleitern, ja sogar zu den Bibliotheksdirektoren vordringen, die das Personal einsetzen und die Arbeit verteilen, — ein keineswegs neuer, aber leider immer noch allzu berechtigter Appell. Die Verantwortlichen 18

sollten nichts unversucht lassen, um die Geschäftsabläufe optimal aufeinander abzustimmen, sie überschaubarer zu machen, und sie sollten auch die Schnelligkeit wie auch die Qualität der Erledigung überwachen, so gut das nur irgend geht. Wenn auch niemand auf einen Säumigen den ersten Stein werfen darf, so geht es doch nicht an, schädliche Gewohnheiten mit Resignation zu tolerieren und damit fast zu legitimieren. Freilich wäre der ganze Kampf mit den menschlichen Schwächen längst nicht so heftig zu führen, wenn der Umfang des Leihverkehrs überschaubar und einigermaßen konstant geblieben wäre. Doch dies war eben gerade nicht der Fall. Verständlich, daßman allenthalben nach Mitteln und Wegen suchte, die Zettelflut einzudämmen, den Ballast abzuwerfen, die Arbeitslast auf das wirklich nötige Ausmaß zu reduzieren. Doch wie sollte das geschehen? Einigkeit bestand darin, daß es nicht angehe, Leihverkehrswünsche wegen Überlastung kurzerhand abzulehnen oder die Antragstellung zu erschweren, etwa durch Rationierung oder durch einen Zwang, jeden Fernleihwunsch zu begründen. Der Bibliothekar hilft in jedem konkreten Falle, wenn er nur kann; er verweigert seine Hilfe nur, wenn er einer Not gehorchen muß, nicht aber ausschließlich deshalb, um abstrakte Prinzipien zu befolgen. So lag es nahe, das Regulativ in einer Leihverkehrsgebühr zu suchen. Es läßt sich wohl kaum leugnen, daß wir uns von Fernleih-Gebühren einigen Erfolg versprechen können. Neben dem fiskalischen Zweck, der bei Finanzministerien und Kämmerern eitel Zustimmung auslöst, steht der Entlastungseffekt der restriktiv wirkenden Gebühren, sei es, daß sie nur bei erfolgreicher Buchbesorgung oder, wie neuerdings in Baden-Württemberg, für jedes Bestellscheinformular zu entrichten sind. An eine kostendeckende Höhe denkt dabei natürlich niemand. Doch wird immerhin ein nicht unbedeutender Ansatz von 3,— DM pro Bestellung vorgeschlagen. Sollte eine solche Gebühr für den ausufernden Leihverkehr die rettende Lösung bringen? Jedermann weiß, daß es hier um ein Politikum geht, und dennoch wird dies immer wieder übersehen. Eindringlich genug hat Werner Krieg die zahlreichen wissenschafts- und bildungspolitischen Bedenken gegen eine finanzielle Belastung vorgetragen 6 '. Das deutsche überregionale Literaturversorgungssystem ist keine luxuriöse Einrichtung aus dem vergangenen Wohlstandsjahrzehnt, sondern für jeden Forschungsfortschritt und auch für jegliche Ausbreitung wissenschaftlicher Denkweise bitter notwendig. Wir

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Bibliothekare sollten uns davor hüten, kulturpolitische Erfolge durch unangebrachte f iskalistische Methoden wegrationalisieren zu wollen. Seien wir uns bewußt, daß jede spürbare finanzielle Belastung des Leihverkehrs nicht nur die überflüssigen und die zweitrangigen Bestellungen dezimiert, — wie viele werden es übrigens wohl sein? — sondern auch nützliche, wichtige und für die Spezialforschung notwendige Information behindert. Dem allen steht nicht entgegen, daß die Zentralen Fachbibliotheken im Rahmen ihrer auswärtigen Direktbenützung — die ja nicht zum eigentlichen Leihverkehr gehört — Gebühren für ihre Bestellscheine fordern. Direktbenützung ist Spezialdienst und wird es auf lange Sicht hinaus bleiben. Wer Sonderleistungen beansprucht, kann und soll dafür auch bezahlen. Doch die allgemeine Literaturversorgung muß von Belastungen frei bleiben. Gilt das Gesagte für jede Art von Gebühr, also auch für Kleingebühren mit bloßem Schutzcharakter? Hier verschieben sich die Aspekte. Auch in bildungspolitischer Hinsicht zeigt sich der Nulltarif des Leihverkehrs nicht als heilige Kuh, die unter allen Umständen zu schonen wäre. Eine kleine Schutzgebühr macht dem Besteller deutlich, daß er öffentliche Leistungen in Anspruch nimmt, die für ihn Sondernutzungen darstellen. Solche Sondernutzungen werden aber kaum irgendwo im Verwaltungsbereich gratis gewährt. Ist es Unrecht, wenn sich bibliothekarische Dienste, wenigstens symbolisch, als geldeswert anbieten? Allerdings lassen sich Schutzgebühren nur unter zwei Grundvoraussetzungen rechtfertigen: Sie dürfen keinen Mehraufwand an Verwaltungsarbeit auslösen, — z.B. darf es sich nur um Abgabepreise von Bestellscheinen handeln, Erfolgsprämien für Buchbesorgung kommen nicht in Frage, — und sie müssen sich auf ihren Schutzzweck beschränken. Wir werden die Entwicklung in Baden-Württemberg aufmerksam beobachten. Einstweilen bleibt die Entwicklung der Gebührenproblematik noch sehr in Fluß, der vielschichtige Fragenkreis ist bisher noch lange nicht ausdiskutiert 7 '. Allzu große Hoffnungen wollen wir jedenfalls mit der Gebühr nicht verbinden. Wenn eine Medizin dieser Art wirklich heilen soll, schädigt sie den Organismus auf andere Weise. Verabreicht man aber nur eine geringe Dosis, so hält sich der Erfolg in bescheidenen Grenzen. Wir sollten uns bemühen, den Leihverkehr zunächst auf andere, bessere, weniger schädliche Weise zu kurieren. Und da bleibt uns Bibliothekaren die Betreuung unserer Fernleihe-Benützer nicht erspart. Es geht dabei nicht um Verhinderung von Bestellungen, um unzulässige Beeinflussung der Benützer, um Abwehr un20

bequemer Wünsche. Notwendig ist vielmehr die rechte individuelle Beratung eines jeden Bestellers. Der Leihverkehr m u ß seinen subsidiären Charakter behalten. Das zwingt zu völliger Ausschöpfung der örtlichen Informationsquellen. Viele Bestellungen erübrigen sich bei Einsatz der zu Gebote stehenden Orientierungshilfen: örtliche Zentralkataloge, Ermittlung von Standorten aus Bibliographien u. ä. Und auch die Zweckbestimmung des Leihverkehrs muß gewahrt bleiben. Oft mag es Mühe und Ärger bereiten, Bestellwünsche zu nichtwissenschaftlichen Liebhaberzwecken abzuweisen; wir alle kennen jene nicht seltenen zu Unrecht in den Leihverkehr geratenen roten Zettel mit Bestellungen elementarer nichtwissenschaftlicher Hobby-Literatur, die nur als Früchte falsch verstandener bibliothekarischer Großzügigkeit oder einfach der Nachlässigkeit zu erklären sind. Vergessen wir dabei nie, daß der regionale Leihverkehr oft helfen kann, — falls es ihn im Lande gibt. Der überregionale Leihverkehr muß sich aber strikt auf seinen Zweck beschränken, wenn er nicht weiter unter seinem Übermaß leiden soll. Die Nöte des Leihverkehrs werden sich meistern lassen. D o c h wird es dazu nicht ohne die Mithilfe aller beteiligten Bibliothekare abgehen. Wollen wir nun im Weiteren sehen, wie und wo diese Mithilfe am wirkungsvollsten einzusetzen ist.

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IV. Die Fernleihwünsche der Benutzer

Beginnen wir mit der Annahme des Fernleihbestellwunsches durch die örtlich zuständige Bibliothek. Wie äußert der Benützer sein Verlangen nach Zusendung auswärtiger Literatur? Daß er durch Benützungshinweise, Merkblätter oder Auskünfte über die Möglichkeit der Fernleihe aufgeklärt wurde, versteht sich bei gut arbeitenden Bibliotheken von selbst. Doch schon bei der Entgegennahme der Bestellung macht man es sich mancherorts zu leicht. Der Einwurf in einen dafür aufgestellten Sammelkasten oder die kommentarlose Abgabe am Schalter nehmen sich zwar scheinbar rationell und praktisch aus, führen jedoch in einer Vielzahl von Fällen ins Abseits, und zwar nicht nur bei Bestellungen von Anfängern, sondern auch bei routinierten Benützern. Nachträgliche Rückfragen zur Präzisierung des Bestellwunsches kosten Zeit und Mühe, weshalb sie weder beim Bibliothekar, noch beim Besteller beliebt sind. So schickt man den Schein eben ohne diese Umstände auf die Reise, im Vertrauen auf die Hilfsbereitschaft der fernen Kollegen. Und genau hier beginnt das Übel. Wenn schon die bestellende Bibliothek die Bedürfnisse ihres örtlichen Kunden nicht recht erkundet, wie sollen es die auswärtigen Helfer? Jede vom Bedarf abweichende Erledigung der Bestellung führt aber zu berechtigter Kritik bei der Benützerschaft. Daher die Notwendigkeit individueller Beratung. Es geht nicht ohne unmittelbaren Kontakt der Bibliothek zu ihrem Benützer. Im Grunde gilt dies für jede Art bibliothekarischer Arbeit, wird aber kaum sonst so deutlich wie im Bereich der Fernleihe. Freilich erfordern persönliche Gespräche mit den Benützern einen nicht geringen Aufwand. Es muß geeigneter Raum dafür zur Verfügung stehen, geschulte Kräfte sind für die Beratung unerläßlich, und eine zweckmäßige Organisation muß die Beratung des Benützers zum richtigen Zeitpunkt in die Bestellungsbearbeitung einschalten. Eine Verbindung mit Auskunftsoder Signierdienst wird in größeren Bibliotheken anzustreben sein. Doch insgesamt lohnen sich alle Mühen, weil sie den Fernleihdienst straffen und effizienter machen. Der Benützer soll beraten, nicht gegängelt werden. Wir müssen mit viel Taktgefühl auf ihn eingehen, nicht anders als in allen sonstigen Auskunfts- und Kontaktstellen. Dem Auftraggeber sollte klar werden, daß es eine subventio22

nierte Leistung des Staates ist, die er empfängt, daß ihm aber diese Leistung gern erbracht wird. Konflikte können auftreten, wenn ein ausnehmend akr tiver Benützer eine Vielzahl von Bestellungen gleichzeitig aufgeben will. Hier gilt es den Mißbrauch vom echten Bedarf abzugrenzen. Wir müssen jedenfalls der Gefahr begegnen, daß der Besteller später von der Menge eintreffender Fernleihliteratur überfordert wird und dann seine Fristen nicht mehr einzuhalten vermag. Vorausschauende Terminierung des Versandes der Bestellscheine wäre hier wohl häufig der einzige Ausweg. Doch welchen Zweck hat der unmittelbare Kontakt im Normalfalle? Er soll die A n t w o r t finden auf fünf Fragen: 1. 2. 3. 4. 5.

Welches Buch braucht der Besteller? Wann braucht er das begehrte Buch? Auf welche Weise kann ihm geholfen werden? Was muß er selbst zur Erfüllung beitragen? Wann und wie darf er mit der Erfüllung seines Wunsches rechnen?

1. Klarstellung des Bestell Wunsches Wer ein Buch von auswärts entleihen will, weiß, daß dies Zeit und Arbeit kostet. Der Bibliothekar wird dem Besteller verdeutlichen, daß ihm die Fernleihe keineswegs die bequemste und einfachste Erledigung bietet. a) Er könnte ihn fragen, warum er gerade dieses Buch brauche, ob ihm nicht auch ein anderes helfen könne. Dem Wissenschaftler entlockt er damit freilich höchstens ein nachsichtiges Lächeln: Für spezielle Forschung braucht man eben dieses Buch und kein anderes. Doch es kann durchaus vorkommen, daß Benützer zufällig auf einen ansprechenden Buchtitel stießen, ihn im Katalog der Bibliothek nicht fanden, und nun das Werk von auswärts kommen lassen wollen, in der Meinung, auch dafür gäbe es ja die Fernleihe. In solchen Fällen hat der Bibliothekar mit rechtem Spürsinn die rechte Hilfe zu bieten, auf die Sachkataloge und auf einschlägige Bibliographien hinzuweisen. Bei kleineren Bibliotheken spielt eine solche Beratung naturgemäß eine wichtigere Rolle als bei den größeren, etwa bei den Hochschulbibliotheken. b) Des weiteren wäre zu fragen, ob das gewünschte Buch in der Bibliothek tatsächlich nicht vorhanden ist. Hat der Besteller den Katalog richtig eingesehen? Wurde das gewünschte Werk bibliographisch konstatiert? Immer wieder stellt sich bei der Nachprüfung von Fernleihbestellungen heraus, daß ein bestelltes Buch in Wirklichkeit einen Zeitschriftenaufsatz darstellt, 23

daß bei mehrbändigen Werken oder bei Serien der bestellte Band nie erschienen ist. Wer in solchen Fällen drauflosbestellt, fordert den verdienten Tadel der zahlreichen, mit völlig unnötiger Arbei belasteten Kollegen heraus. Es gibt nur einen einzigen Schutz gegen solchen Ärger, und das ist der Bibliographierzwang (§ 16(3) Satz 2 LVO),demdie bestellende Bibliothek unterliegt. c) Eine dritte Frage richtet sich danach, ob nicht schon die örtlichen und benachbarten Bibliotheksbestände dem Benützer helfen können. Der subsidiäre Charakter des Leihverkehrs, seine Aushilfsfunktion, kommt hier zur Geltung. Wenn das gesuchte Werk in einem Universitätsinstitut am Ort erreicht werden kann, oder in einer anderen, zugänglichen Bibliothekder näheren Umgebung einzusehen ist, dürfen ferngelegene Bibliotheken nicht um Ausleihe gebetenwerden (§6(4) LVO). Der Benützer wird diese Einschränkung in der Regel nicht ungern hinnehmen, weil er seine Information am Ort rascher gewinnt, als wenn er das Eintreffen des Buches von auswärts abwarten müßte. Problematisch werden die Fälle aber dann, wenn der Benützer an das nachgewiesene örtliche Exemplar nicht herankommen kann. Für verliehene Bücher darf die Fernleihe keinen Ersatz beschaffen, wohl aber für verlorene. Auch bei vermißten Büchern braucht das Wiederauftauchen nicht abgewartet zu werden. Ganz allgemein gilt der Grundsatz, daß sich der Benützer notfalls mit bloßer Einsichtnahme begnügen muß, etwa bei präsent gehaltener Handbibliotheks-oder Institutsliteratur. Benützung zu Hause kann er nicht verlangen (§ 22 (1a) LVO). d) Unsicherheit herrscht immer noch dann, wenn der Benützer ein Werk bestellt, das in verschiedenen Auflagen, Ausgaben oder Sprachen erschienen ist. Eine Rückfrage scheint dann nicht nur zweckmäßig, sondern unumgänglich. Manche Spezialforscher legen Wert auf eine bestimmte Auflage des Werkes — gelegentlich auch auf eine bestimmte Werkausgabe — , weil sie es so zitiert fanden und den entsprechenden Zitaten nachgehen müssen, oder etwa weil sie die verschiedenen Ausgaben miteinander vergleichen wollen. Anderen Wissenschaftlern kommt es nur auf den Text an, die Ausgabe ist ihnen gleichgültig. Ähnlich differenziert können die Wünsche hinsichtlich von Übersetzungen liegen. Dem Bibliothekar kann es hier nicht gelingen, die wahren Absichten und Wünsche des Benützers zu erraten. Er muß fragen, damit er den entsprechenden Vermerk auf dem Bestellschein („Andere Ausgabe erwünscht") gegebenenfalls streichen kann (§ 16 (3) Satz 5 LVO). Wie ärgerlich, wenn der Vermerk versehentlich zu 24

Unrecht stehen bleibt, und daraufhin eine Auflage eintrifft, die sich ohnehin in der bestellenden Bibliothek befand! e) Steht der Bücherwunsch des Benützers bibliographisch genau fest, so gilt es fünftens, nach besseren, einfacheren Bezugsmöglichkeiten zu forschen. Billige, im Handel erhältliche Taschenbücher und Kleinliteratur dürfen nicht im Leihverkehr bezogen werden (§ 22 (1b) LVO). Der Besteller sollte sie käuflich erwerben. Immerhin kostet, wie schon gesagt, die Ausführung einer Leihverkehrsbestellung die stattliche Durchschnittssumme von DM 15,— ! Gleichermaßen unzulässig sind im überregionalen Leihverkehr Bestellungen auf elementare Literatur oder neuere Reiseführer (§ 22 (1c) LVO). Hier kann immerhin, falls im Lande eingerichtet, der regionale Leihring helfen. Jedenfalls wäre bei einem Bedarf dieser Art die nächstgelegene öffentliche Bibliothek heranzuziehen. Der überregionale Leihverkehr darf seiner Zweckbestimmung nach nur Literatur für Zwecke wissenschaftlicher Arbeit beschaffen (§ 1 (3) LVO), ein Grundsatz, gegen den leider sehr oft verstoßen wird. Die Bibliothekare verfahren in ihrer Praxis weit liberaler, als dies bei Erlaß der Leihverkehrsordnung beabsichtigt war. Weitherzigkeit in der Interpretation verfahrensregelnder Vorschriften hat unseren Berufsstand schon seit eh und je ausgezeichnet. Dennoch müssen wir auf der Einhaltung dieser grundsätzlichen Einschränkung bestehen, um die Zettelflut nicht überquellen zu lassen, um den Kostenaufwand des auswärtigen Leihverkehrs in tragbaren Grenzen zu halten, und vor allem, weil die regionalen Leihringe den nichtwissenschaftlichen Zwecken zumeist gut genug gerecht werden. Wenn wir die in § 1 (3) LVO definierten Zwecke des Leihverkehrs zugrunde legen, heißt dies, daß wir die Vermittlung wissenschaftlicher Literatur auch für Zwecke der Aus-, Fort- und Weiterbildung sowie für berufliche Arbeit übernehmen. Für Freizeitgestaltung, Basteln, Sport, Spiel und Unterhaltung darf der überregionale Leihverkehr dagegen nicht herhalten. Es sollte den beratenden Bibliothekaren auch in Konfliktsfällen möglich sein, dies den Benützern verständlich zu machen. f) Schließlich gibt es noch eine letzte Möglichkeit der Direkthilfe, die so nahe liegt, daß sie oft übersehen wird: Die bestellende Bibliothek prüfe, ob sie das im Leihverkehr gesuchte Buch nicht selbst erwerben sollte. Mancherorts wird schon in der Ortsleihe jede unerfüllte Bestellungauf Erwerbungswürdigkeit hin überprüft. Soweit aber das Publikum gehalten ist, seine Bestellungen selbst zu signieren, entfällt dieses Verfahren, und es bleibt nur, die

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ausgehenden Fernleihwünsche auf beschaffenswerte Titel hin zu kontrollieren. In den meisten Bibliotheken geschieht dies vernünftigerweise auch. Freilich kann man den Benutzer, wenn das von ihm gesuchte Werk beschafft werden soll, nicht auf Monate hinaus vertrösten. Hier gilt es abzuwägen, was mehr Zeit beansprucht, der Ankauf oder der Bezug über den Leihverkehr.

2. Wie lange darf die Erledigung dauern? (Terminaufträge — Suchaufträge) Wissen wir erst einmal, was der Benützer braucht, so müssen wir uns zum zweiten Klarheit darüber schaffen, wann er das bestellte Werk haben muß, wenn es ihm noch Nutzen bringen soll. Also eine Kardinalfrage! Aber dennoch hat eine erstaunlich große Zahl von Bibliothekaren die Bedeutung dieser Fragestellung bisher arg unterschätzt. Der Leser dieser Zeilen möge bitte nicht zu ihnen gehören! Freilich neigt jeder hierzu befragte Benützer spontan zu der raschen Antwort: Sobald als möglich! Wer hat es heute etwa nicht eilig! Beim wissenschaftlichen Arbeiten wird jede erzwungene Unterbrechung als höchst unliebsam empfunden, und wenn man, um weiterzukommen, ein Buch von auswärts braucht, so bedeutet dies eine störende Verzögerung. Also möglichst rasch beschaffen, heißt die Devise! Dieser leicht verständlichen Forderung nach baldmöglichster Erledigung kommen die Bibliothekare durchaus entgegen — soweit es die Lage erlaubt, d. h. soweit die begrenzte Leistungsfähigkeit des Hauses bei der Vielzahl derart „eiliger" Bestellungen es zuläßt. Doch häufig liegt dem Besteller nicht nur an eine baldigen Lieferung, sondern er muß einen bestimmten Termin, etwa für einen Vortrag, pünktlich einhalten. Da kann ihm die vorbereitete Literatur nur nützen, wenn sie ihn rechtzeitig vorher erreicht. Nach dem Vortrag kann er mit den eintreffenden Büchern nichts mehr anfangen, die ganze Mühe war umsonst. In solchen und anderen Terminsachen steht und fällt der Erfolg mit der Rechtzeitigkeit der Lieferung. Doch was heißt „rechtzeitig" in der Leihverkehrspraxis? Eine Umfrage bei Benützern hat ans Licht gebracht, daß 42 % der bestellten Fernleihbücher angeblich zu spät einträfen 8 ) . Sind in allen diesen betrüblichen Fällen feste Termine überschritten worden? Oder taten die Benützer hier nur ihre enttäuschten Erwartungen kund? Daß viele im Leihverkehr bestellte Bücher und Zeitschriftenaufsätze spät, ja sogar sehr spät ankommen, gibt immer wieder Anlaß zu Klagen und zu handfester Kritik. Aber sind die Sendungen dann auch immer zu spät angelangt? Die26

ser Frage ist man bisher — eigenartigerweise — noch nicht weiter nachgegangen. Und dabei steht hier doch so viel auf dem Spiel! Der gute Ruf der Bibliotheken ebenso wie eine Menge Arbeit, die auf Bestellungen vergeblich verwandt wird. Wir können den Problemen nicht anders gerecht werden, als daß wir jeden Benützer schon bei Entgegennahme der Bestellung fragen, ob er das Buch zu einem bestimmten Termin brauche, und ob er nach Ablauf des angegebenen Zeitpunkts auf die Belieferung überhaupt verzichte. Diese Frage nötigt den Benützer, über den Gebrauchszweck und seine Notwendigkeit nochmals kurz nachzudenken. Je knapper er den Termin setzt, desto eher läuft er Gefahr, das bestellte Werk überhaupt nicht zu erhalten. Verzichtet er dagegen auf eine Terminangabe, so zeigt er sich mit der Ausschöpfung allerdenkbaren Möglichkeiten einverstanden und nimmt damit eine lange Laufzeit des Bestellscheins in Kauf, auch wenn sie über Wochen hinaus andauert. Er wird dies Verfahren wählen, wenn er einen seltenen Titel braucht und nicht unter unmittelbarem Zeitdruck steht. Wir können hier von „Suchaufträgen" sprechen. Der Benützer muß aber in einem solchen Falle von uns erfahren, daß seine Bestellung vielleicht an zahlreiche Zentralkataloge und Bibliotheken gelangt, überall einige Bemühungen auslöst und deshalb lange unterwegs sein wird. Für Suchaufträge empfiehlt es sich, den Wunsch nach Umlauf bei allen Zentralkatalogen auf dem Schein anzumerken, so wie dies bei den neuen Bestellscheinformularen, entsprechend § 16 (5) LVO vorgesehen ist. Das Gegenstück zum Suchauftrag, die oben dargestellte terminierte Bestellung, wollen wir Terminauftrag nennen. Auch hierzu sind wir dem Benützer einige aufklärende Worte schuldig. Nach Fristablauf erhält er seinen Zettel zurück, ohne daß zuvor alle Möglichkeiten wahrgenommen worden wären. Die Fristangabe „Erledigung nach dem ... zwecklos" — häufig kurz, aber ungenau und unschön als „Zwecklosvermerk" bezeichnet — k o m m t hier zu ihrem Recht. Sie ist schon seit einigen Jahren auf den Bestellscheinformularen vorgesehen, doch macht die Praxis bisher allgemein noch wenig Gebrauch davon, — zu wenig, wie uns scheinen will. Sucht man etwa dem hier notwendigen, aber unbequemen Gespräch mit dem Benützer aus dem Wege zu gehen? Die neue LVO schreibt in § 16 (6) die Befristung der Bestellungen verbindlich vor, macht den Vermerk also auch für normale Fernleihwünsche — nicht nur für die Terminaufträge — zur Pflicht. Damit soll

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ein überlanger Umlauf der Scheine verhindert und das Gesamtvolumen des Fernleihverkehrs vermindert werden. Ein paar Worte noch zu den besonders eiligen Bestellungen. Immer wieder treffen wir auf Vermerke, die auf beschleunigte Bearbeitung von Bestellungen drängen. Verbindlich sind sie nicht; die Berücksichtigung ist der kollegialen Hilfsbereitschaft anheimgegeben. Häufig nimmt man kaum Notiz von solchen Sonderwünschen, gelegentlich aber doch. Man wird Eilbestellungen nicht mit Absicht im Geschäftsgang liegen lassen. So können die ,,Eilt"-Vermerke doch einen gewissen Nutzen stiften. Allerdings sollte der bestellende Benutzer von seiner Bibliothek dahin belehrt werden, daß ein derartiger Hinweis keinen sicheren Beschleunigungserfolg garantiert. Es gilt hier ein allgemeiner Grundsatz, der auch in den sonstigen Benützungsdiensten einer Bibliothek zu beachten wäre: Sonderwünsche gehören nicht in die Routinearbeit hinein! Wird ein auswärtiges Buch oder ein Aufsatz tatsächlich sehr schnell und dringend benötigt, so soll der Schein mit Eilboten, gesondert von den anderen, möglichst mit spezieller Begründung direkt an die besitzende Bibliothek gehen, und zwar dort am besten an den Benützungsdienstleiter direkt. Der in dieser Weise angegangene Kollege wird helfen, weil er den Ausnahmecharakter der Eilbestellung erkennt. „Eilt"-Vermerke in der Normalpost aber bleiben vom Zufall glücklicher Umstände abhängig und daher von fragwürdigem Wert. 3. Wie ist dem Besteller am besten gedient? Hat der Benützer seinen Fernleih-Wunsch dargetan, dem Bibliothekar seine Erwartungen geschildert, so wird manchmal eine eingehendere Beratung darüber angezeigt erscheinen, welche Art von Erledigung zu wählen sei. Hierzu braucht der zuständige Bibliothekar allerdings einige praktische einschlägige Erfahrungen. Er muß erkennen, ob Direktbestellung erlaubt und aussichtsreich ist, oder ob der Weg des Zettels über die Zentralkataloge zu führen hat. Die sachgerechte Lenkung der Bestellungen wird später unter V, 2 zu behandeln sein. Hier genügt einstweilen der Hinweis, daß die Befragung der zahlreichen besitznachweisenden Kataloge, Gesamtverzeichnisse und Bibliographien in keinem Falle unterbleiben darf. Kleinere Bibliotheken stehen hierbei naturgemäß vor erheblichen Schwierigkeiten; sie müssen sich auf die Nachschlagewerke ihrer Leitbibliotheken verlassen, ihre Bibliothekare sind bei der Beratung des Benützers auf die Erfahrungen angewiesen, 28

die sie aus früherer Tätigkeit an Großbibliotheken erworben haben. In den größeren wissenschaftlichen Bibliotheken wird man entweder dem Benützer anraten, auswärtige Standorte der von ihm gewünschten Literatur selbst zu ermitteln und, möglichst mit Signatur, anzugeben, oder man schaltet den Signierdienst des Hauses vor, der dem Benützer die Suche abnimmt. Für beide Verfahrensweisen sprechen gute Gründe. Wesentlich ist nur, daß die Ermittlung vor der Beratung des Benützers geschieht. Nun kann in gemeinsamem Gespräch geklärt werden, wieviele Bibliotheken angegangen werden sollen, und welche Reihenfolge dabei zweckmäßigerweise angesetzt wird. 4. Wie kann der Benützer zum Erfolg seiner Bestellung beitragen? Für lange Zeit, bis in die Nachkriegsjahre hinein, widersprach es der bibliothekarischen Berufsehre eklatant, den Benützer einer Bibliothek zu aktiver Mithilfe bei der Literaturermittlung und -beschaffung anzuhalten. Die Dienstleistung war Sache des Bibliothekars, die Beherrschung des „Wissens wo" machte seinen Berufsstolz aus. Erst das Übermaß der Inanspruchnahme seiner Leistung im Massenbetrieb der letzten Jahrzehnte führte zu einem Wandel dieser Auffassung. Der Signierzwang kam, und die Selbstbedienung aus Freihandbeständen galt dann nicht einmal als Sparmaßnahme, sondern wurde vom Publikum geradezu mit Beifall aufgenommen. Überhaupt erleben wir immer wieder, daß sich der Benützer zu Mitarbeit und sogar auch zu finanziellen Leistungen bereit findet, wenn er dadurch den Erfolg seiner Bestellung sichern oder beschleunigen kann. Es widerspricht also durchaus nicht dem „guten Ton", wenn der Bibliothekar nicht nur Hilfe darbietet, sondern umgekehrt vom Besteller annimmt. Welche Art von Hilfe wäre dem Besteller zuzumuten? Kurz gesagt, jede Unterstützung, die er besser und leichter leisten kann als der Bibliothekar. Dreierlei Arten kämen in Frage: Hilfe bei der formalen Bestellung, bei der bibliographischen Ermittlung, bei der fachwissenschaftlichen Behandlung. Die formale Hilfe erstreckt sich auf das Herausschreiben des Bestellscheins und die Vorlage dieses Scheins bei dem für die weitere Bearbeitung zuständigen Bibliothekar. Mit beidem wird nicht zuviel verlangt. Es mag nur erstaunen, daß es immer noch Bibliotheken gibt, die dem Benützer die zusätzlichen Schreibarbeiten abnehmen. Halten sie das Publikum für unfähig, ein Formular nach Muster vorschriftsmäßig auszufüllen? Freilich muß die Bibliothek dem Benützer Schreibmaschinen anbieten, deren er sich beim 29

Ausfüllen der Bestellscheine bedienen kann. Auch sollten ausgefüllte Muster bereitliegen, die eine leicht verständliche Hilfe geben. Neben die Signierpflicht des Benützers (wie der sog. Signierzwang besser genannt würde) t r i t t nun vielerorts auch die Bibliographierpflicht, die vom Besteller verlangt, daß er den gesuchten Titel bibliographisch ermittelt und, soweit möglich, eine besitzende Bibliothek nachweist. Vor allem kleine Bibliotheken und Büchereien können auf die Mithilfe des Benützers nicht verzichten. Sehr häufig lassen sich dort die Titel bestellter Spezialwerke mit den vorhandenen Bibliographien nicht feststellen, und dann muß wenigstens der Herkunftsort des Zitats auf dem Bestellschein genannt werden (§ 16 (3) Satz 3 LVO). Jedes auch noch so kleine zusätzlich angegebene Detail erhöht die Chance positiver Erledigung! Es versteht sich, daß der Auskunftsbibliothekar im Bedarfsfalle bei der bibliographischen Suche hilfreich eingreift. Doch unter dieser Voraussetzung läßt sich auch eine solche gesteigerte Mitwirkung des Benützers durchaus rechtfertigen. Er lernt auf diese Weise nicht nur nützliche Hilfsmittel kennen, sondern er bringt dann auch mehr Verständnis für die Leistungen der Bibliothek auf. An den Universitätsbibliotheken entwickeln die ,,Dauerkunden" der Fernleihe, meist Doktoranten und Assistenten, eine beträchtliche Routine bei dieser Sucharbeit, und sie können mit gutem Grund davon überzeugt sein, daß sie die Laufzeit mancher Bestellung damit nicht unerheblich abkürzen. Schließlich kann der Benützer aber auch auf eine dritte A r t in zahlreichen Fällen hilfreich mitwirken, und zwar, indem er seinen Sachverstand, sein Fachwissen mit einbringt. Als Wissenschaftler ist ihm das einschlägige Fachgebiet in aller Regel bestens vertraut, er wird das für die gewünschte Literatur zuständige Sondersammelgebiet gut kennen, ja sogar oft die Bibliotheken benennen können, die seinen Wunsch am sichersten zu erledigen imstande sind. Der Bibliothekar tut gut daran, den Auftraggeber in allen nicht ganz klar liegenden Fällen um nähere Angaben zu bitten. Er vergibt sich nichts dabei, denn es werden von ihm keine speziellen wissenschaftlichen Kenntnisse erwartet.

5. Welche Auskünfte braucht der Besteller? Wenn wir dem Benützer die Mühe zumuten, seine Fernleihbestellung persönlich am zuständigen Schalter abzugeben, dann verpflichtet dies uns 30

Bibliothekare, ihm so genau wie möglich zu erklären, mit welchem Bestellerfolg er rechnen kann, d. h. wann, auf welche Weise und von wo aus ihm das gesuchte Werk wahrscheinlich zugehen wird. Der voraussichtliche Zeitpunkt läßt sich freilich niemals exakt angeben. Immerhin wird es eine Rolle spielen, ob die Bestellung gezielt direkt versandt w i r d , ob mehrere besitzende Bibliotheken zu befragen sind (falls das gesuchte Werk bei einer zuvor angegangenen Bibliothek verliehen ist), oder ob der Standort erst über den zuständigen regionalen Zentralkatalog ermittelt werden muß. In letzterem Falle muß der Besteller im allgemeinen auf längere Wartezeiten gefaßt sein. Es ist wichtig, daß er auf Verzögerungen dieser A r t vorsorglich aufmerksam gemacht wird, damit er im Falle zeitlicher Bedrängnis eine Befristung der Bestellung oder eine Verkürzung des Leitweges veranlassen kann. Manche Enttäuschung beim Benützer, manche vergebliche positive Erledigung einer Bestellung, aber auch manche überflüssige Arbeit bei den angegangenen Bibliotheken ließe sich vermeiden, wenn nur die bestellende Bibliothek hier die nötige Sorgfalt übte! Von Bedeutung kann auch die Kostenfrage werden, falls mit der Zusendung von Reprographien zu rechnen ist, also vor allem bei bestellten Zeitschriftenaufsätzen. Ist der Benützer mit der Zusendung berechneter Kopien einverstanden? Wenn er älteres, kostbares oder sonstwie gefährdetes Schrifttum bestellt, so hat er Benützungsauflagen der verleihenden Bibliothek zu erwarten. Kann er sich dann damit abfinden, oder muß er schon auf dem Bestellschein um Sondererlaubnisse bitten? Schließlich kann auch eine Auskunft darüber dienlich sein, welche einzelne Bibliothek angegangen werden wird. Dann kann der Benützer sich im Falle eines dringenden Bedarfs direkt dorthin wenden. Ist es nach all dem hier Gesagten jetzt noch nötig, auf die wichtige Funktion dieser gegenseitigen Beratung hinzuweisen 9 '? Bei vielen Routinefernleihbestellungen könnte man wohl auch ohne das alles auskommen. Außerdem sind nicht wenige Benützer gar nicht in der Lage, persönlich in der Bibliothek zu erscheinen und sich dort beraten zu lassen. Vvir müssen in solchen Fällen, wie stets im Benützungsdienst, einsichtsvoll verfahren, nicht nach unbeugsamem Schema, damit wir die Benützer nicht gängeln. Doch in der Regel sollte an der persönlichen Betreuung des Bestellers festgehalten werden: Die Fälle sind zu häufig, in denen eine solche Betreuung zu einer richtigen Leitwegfestsetzung und damit zu schnellerem Erfolg führt, ja un-

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ter Umständen einen Bestellerfolg überhaupt erst ermöglicht. Der Bibliothekar muß stets überlegen, ob und welche Angaben er noch brauchen könnte. Je besser der Leitweg, desto früher wird ein Exemplar des bestellten Titels erreicht, desto weniger Kollegen verrichten unnötige Arbeit, desto rascher t r i f f t das gesuchte Werk ein.

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V. Die bestellende Bibliothek

Voller Hoffnung und Erwartung, bisweilen auch mit einiger Skepsis, verabschiedet sich der Besteller v o m Fernleihschalter, nachdem er seinen Bestellzettel dort in Sorge und O b h u t des Bibliothekars hinterlassen hat. Jetzt ist es Aufgabe der Bibliothek, den Auftrag weiterzuführen. 1. Die Form der Bestellungen N o c h einmal gebührt dem Bestellschein eine konzentrierte Aufmerksamkeit: Ist er vollständig ausgefüllt? Mit Schreibmaschine geschrieben (§ 16 (1) Satz 3 L V O ) ? Hiergegen wird — wer wüßte es nicht! — leider immer wieder verstoßen. Freilich wird kaum ein Kollege einen handschriftlichen Bestellschein hartherzig und gnadenlos zurückschicken, wenn er bei sauberer Blockschrift einwandfrei und ohne Zeitverlust entziffert werden kann. Geminderte Lesbarkeit aber soll keine Toleranz beanspruchen dürfen. A u c h im Leihverkehr gilt der allgemeine Grundsatz: Wer u m Hilfe bittet, m u ß alles tun, u m diese Hilfe leicht zu machen! A u c h die bibliographische Ermittlung sollte nochmals überprüft sein, bevor der Schein auf die große Reise geht. Schließlich bedarf es noch der Unterschrift des verantwortlichen Sachbearbeiters (§ 16 (7) L V O ) . Früher wurde eine persönliche Unterschrift mit eigenhändigem Namenszug verlangt, um die Haftung für die Einhaltung der Entleiherpflichten sicherzustellen. D o c h ließ man bald auch einen Faksimile-Stempel für die Unterschrift gelten, und nun, seit Einführung der automatisierten Verbuchung, reicht die bloße Namensangabe in maschinellem Ausdruck. Die neue L V O hat dieser Praxis Rechnung getragen. Es k o m m t jetzt also nicht mehr auf Eigenhändigkeit des Namenszugs an — die Haftung hing von ihr ohnehin nicht ab —, sondern auf einen deutlichen, sichtbaren Hinweis darauf, daß der Bestellschein tatsächlich von der Ausgangsbibliothek abgeschickt wurde, nicht etwa von dem bestellenden Benützer oder einer anderen unbefugten Person. D e m gleichen Zweck, nämlich dem Beweis legitimer Herkunft des Bestellscheins, dient auch die vorgeschriebene Angabe der laufenden Bestellnummer (§ 16 (2) L V O ) . Z u den Formalien gehört ferner, das sei hier nebenbei erwähnt, die Verwendung des verbindlichen Bestellschein-Vordrucks ( § 1 6 (1) Satz 1 L V O ,

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siehe Anhang 1). Einzelne Bibliotheken haben bisher die Bedürfnisse nach einheitlicher Gestaltung hintangesetzt hinter den Wunsch nach eigener, individueller Formgebung. Herausgekommen ist dabei eine wahre Fülle von Variationen. So findet man nicht nur schillernde rosa bis rote Farbtönungen, sondern auch abweichend angeordnete Felder, Spezialeinträge und ähnliches mehr. Solange solche Extratouren die Massenbehandlung der Scheine nicht erschweren, könnte man sie, wenn auch ungern, tolerieren. Manche Eigenwilligkeit geht aber zu weit; auch plausible Absichten und — für sich gesehen — vernünftige Abweichungen dürfen keinen Anlaß geben, die Arbeitsabläufe bei den anderen Bibliotheken zu erschweren. Wie sehr z. B. ein verkehrt angebrachter Rückenaufdruck des Zentralkatalogschemas die Durchsicht der Zettel stört, kennt jeder Sachbearbeiter in Großbibliotheken gut genug. Ist allen Formvorschriften Genüge getan, so kann der Versand der Bestellzettel beginnen. Das Adressieren der Scheine, also die Festsetzung des Leitwegs, gehört zur hohen Schule des Leihverkehrs. Sie muß uns im folgenden eingehender beschäftigen. 2. Die richtige Lenkung der Bestellungen Vier stattliche Paragraphen widmete die frühere Leihverkehrsordnung 1966 der Regelung des Bestellscheinversandes (§§ 8—11), in der neuen L V O sind daraus gar schon sieben geworden (§§ 9—15). Die hier enthaltene Problematik kommt in den differenzierten, fast minutiösen Regeln recht deutlich zum Ausdruck. Es verlangt reiche Erfahrung und viel Geschick, den Leitweg in jedem Falle regelgerecht und zweckmäßig festzusetzen. Und dabei ist es so ungemein wichtig, daß dies in optimaler Weise geschieht. Mit Recht konzentriert sich die Kritik einer schleppenden Erledigung der Fernleihe immer wieder auf den zähen, oft unnötigerweise verlängerten Zettelumlauf. Und leider erleben wir allenthalben, daß in dem Lenkungsgeschäft — aus Zeitmangel oder aus Unkenntnis — sehr viel gesündigt wird. Die zuständigen Sachbearbeiter können gar nicht ausgiebig genug geschult sein, um jede einzelne Bestellung auf den jeweils besten Weg zu bringen. In unserer kleinen Fibel lassen sich leider nur einige häufiger auftretende Schwierigkeiten und Fragen ansprechen; die Detailprobleme, in ihrer Vielzahl und Vielgestalt, vermöchten wohl ein dickleibigeres Lehrbuch zu füllen. a. Die Entwicklung seit 1945 Beginnen wir mit einem kurzen Rückblick auf die Entwicklung in den er34

sten Nachkriegsjahrzehnten. Damals bürgerte es sich, trotz Bildung von Leihverkehrsbezirken, mehr und mehr ein, diejenigen Bibliotheken im Leihverkehr bevorzugt um Hilfe anzugehen, die noch reichhaltige Bestände durch die Kriegszeit gerettet hatten und daher eine positive Erledigung am ehesten erhoffen ließen. Man schickte die Zettel meist „auf Verdacht" oder besser „auf Hoffnung" in die Ferne, und man sparte dabei die kleineren und die kriegsbeschädigten Büchersammlungen aus. So konzentrierte sich der Zettelstrom auf die paar unversehrt gebliebenen Großbibliotheken, was bei ständig steigendem Leihverkehrsvolumen sehr bald zu einer Überlastung der wenigen leistungskräftigen Zentren führte 1 0 '. Ein Ende fanden die Mißstände erst 1963. Damals wurden die sieben regionalen Zentralkataloge tätig, die den Auftrag erhielten, die Bestände aller bedeutenderen Bibliotheken ihrer Region nachzuweisen. Wer jetzt ein Buch von auswärts wünschte, hatte zunächst den Zentralkatalog der eigenen Region zu befragen und die dort verzeichneten Nachweise zu nutzen. Von nun an bestellte man nicht mehr auf Verdacht, sondern auf Grund konkreter, sicherer Besitzvermerke, wenn auch auf indirektem Wege über die Zentralkataloge. Der Umlauf vergeblicher Bestellungen nahm schlagartig ab, die Bestellungen konnten schneller bedient werden, und so hätte eigentlich jedermann damit zufrieden sein können, — wenn nicht in den sechziger und siebziger Jahren die Wissenschaft nochmals unerhört expandiert und der Leihverkehr damit nochmals sprunghaft zugenommen hätte. Dieser zweiten Woge waren weder die den Leihverkehr tragenden Bibliotheken gewachsen, noch erst recht die Zentralkataloge. Der vorgeschriebene „Umweg" einer jeden Bestellung über den regional zuständigen Zentralkatalog, der ja immer einen empfindlichen Zeitverlust bedeutete, geriet bei den überlangen Laufzeiten allenthalben in Mißkredit, teils verdienter-, teils aber auch unverdientermaßen, und sehr bald hieß nun die Devise: Zurück zum Direktversand, und zwar jetzt auf der Grundlage gedruckter Bestand snachweise. Im Bereich der Zeitschriftenliteratur, die in der Fernleihe einen steigenden Anteil ausmachte, hatte sich die Direktbestellpraxis ohnehin im Laufe der Zeit schon längst eingebürgert, soweit sie sich auf Besitzangaben überregionaler Zeitschriftenverzeichnisse stützen konnte. Die Einführung des Versandes von Aufsatzkopien anstelle von Zeitschriftenjahrgängen gewährleistete eine stete Präsenz der bestellten Literatur bei der besitzenden Bibliothek. Auch Ausleihbeschränkungen waren bei Zeitschriften kaum zu befürchten. So gewann die Beschaffung auswärtiger Periodika-Literatur all35

mählich an Eigengesetzlichkeit, und heute gilt dafür eine ganze Reihe besonderer Regeln. Die neue Leihverkehrsordnung, die eine bereits schon länger geübte Praxis bestätigt, macht die Besonderheiten augenfällig.

b. Ober die Einschaltung der

Zentralkataloge

Für die Lenkung eines Bestellscheins gilt als Kernsatz, daß sie ausschließlich dem Ziel zu dienen hat, einen raschen Erfolg der Bestellung herbeizuführen und allenthalben dabei möglichst wenig Arbeit zu verursachen. Wer kollegiale Hilfe in Anspruch nimmt, darf keine eigene Mühe scheuen, u m den auswärtigen Kollegen zu entlasten. Auf keinem Gebiet spielt diese allgemein gültige Anstandsgrundregel eine derart beherrschende Rolle, wie bei der Leitwegfestsetzung. Denn hier wird ja über die Arbeitsbelastung fremder Kollegen entschieden. Jeder Bibliothekar, der einen Bestellschein abschickt, unterliegt der kategorischen Pflicht, nur so viele auswärtige Stationen einzuschalten, wie zu einer positiven Erledigung unerläßlich sind. Um diesem Grundsatz nachzukommen, müssen wir bei jeder Bestellung genau überlegen, ob sie zunächst über den zuständigen Zentralkatalog zu laufen habe, oder ob sie direkt an eine Bibliothek zu richten sei. Zwei Sätze sind bei der Entscheidung maßgebend: 1. Der Zentralkatalog ist dann und nur dann einzuschalten, wenn seine Vermittlungshilfe sinnvollerweise gebraucht wird. 2. Der Zentralkatalog ist immer dann einzuschalten, wenn er zum Bestellerfolg effektiv beizutragen vermag. Das heißt: Wenn ich eine Bibliothek meiner Region kenne, die das gesuchte Werk erwiesenermaßen besitzt, oder wenn ich in einem zusammenfassenden Katalog oder in einem Gesamtverzeichnis eine besitzende Bibliothek auch in fernen Regionen entdecke, ist es mir verwehrt, den Zentralkatalog vorzuschalten. Sind doch all die gedruckten Gesamtverzeichnisse gerade dazu bestimmt, die Zentralkataloge zu entlasten. Gelingt es mir aber trotz aller Bemühungen nicht, eine besitzende Bibliothek zu erkunden, so muß ich über den Zentralkatalog schicken, denn er hat ja die Aufgabe, die übrigen Bibliotheken von Bestellungen „auf Verdacht" freizustellen. 3. Bestellung über Zentralkatalog oder direkt? Nach diesen grundlegenden Thesen wollen wir uns die Praxis näher ansehen. Die Qual der Wahl zwischen ZK- geleiteter und direkter Bestellung be-

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drückt uns naturgemäß nur bei solcher Literatur, die sich in den Zentralkatalogen nachgewiesen finden läßt. a. Zentralkatalog-fremde

Literatur

Es gibt aber eine Menge Schrifttum, das von den Zentralkatalogen entweder gar nicht oder nur sporadisch, jedenfalls nicht programmgemäß aufgenommen wird (§ 15 (1) a LVO). Dazu gehören zunächst einmal Orientalia, Karten und Musikalien, ferner solche Literatur, die außerhalb des Buchhandels veröffentlicht wurde (§ 15 (1) b LVO), wie etwa Reports, Preprints, Firmenschriften, Gutachten u.ä., eine Schrifttumsgattung, für die sich seit einigen Jahren der Begriff „Graue Literatur" oder „Nichtkonventionelle Literatur" eingebürgert hat 1 1 '. Die Bibliotheken sammeln solch hochspezielles Schrifttum normalerweise nicht, außer wenn sie einem besonderen Sammelauftrag nachkommen, wie dies z.B. bei Spezialbibliotheken der Fall ist. Die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Sondersammelgebietsbibliotheken bemühten sich früher nicht sonderlich um die meist recht arbeits- und kostenintensive Graue Literatur, doch gehen sie jetzt ebenfalls mehr und mehr zu deren systematischer Sammlung über, weil der im Laufe der Zeit gewachsene wissenschaftliche Wert uns diese Spezialinformationen heute unentbehrlich gemacht hat. Eine weitere Gruppe von Literatur außerhalb der Zentralkataloge sind die deutschen Dissertationen. Sie müssen, falls sie nicht im Buchhandel erschienen sind, direkt bestellt werden. Nun gibt es freilich Zentralkataloge, die eine Aufnahme von Grauer Literatur oder von Dissertationen nicht grundsätzlich abgelehnt haben, sie also in einigen Einzelfällen durchaus nachweisen könnten. Dennoch wäre es falsch, dieser Ausnahmefälle wegen sämtliche Dissertationenbestellungen auf den zeitraubenden ZK-Umweg zu schicken. Wir kommen hier ohne klare, eindeutige Lenkungsgrundsätze nicht aus. Direktbestellungen von all der Literatur, die in den Zentralkatalogen nicht nachgewiesen wird, erfordern einige zusätzliche Überlegungen. Welche Bibliothek soll angegangen werden? Gibt es noch andere Stellen, die ebenfalls helfen könnten? In welcher Reihenfolge sollten sie befragt werden? Manchmal bestimmt sich der Adressat aus der Natur der Sache, — durch Sondersammelgebiet oder geographischen Bezug. Schrifttum aus speziellen Fächern wird naturgemäß bei den zentralen Fachbibliotheken oder den einschlägigen Sondersammelgebietsbibliotheken anzufordern sein, — die 37

neue LVO faßt diese Bibliotheken unter der Bezeichnung „Schwerpunktbibliotheken" zusammen. Für die Bestellung von Hochschulschriften im Leihverkehr gelten recht differenzierte Regeln. So werden ausländische Dissertationen über den zuständigen Zentralkatalog bestellt, und ebenso auch solche deutsche Dissertionen, die im Buchhandel herauskamen. Nur die außerhalb des Buchhandels veröffentlichten deutschen Hochschulschriften müssen wir direkt bestellen, und zwar Photodruck-Dissertationen bei einer an den Tausch angeschlossenen Hochschulbibliothek unserer eigenen Region — dies verlangt das Regionalprinzip, von dem unter V,4 die Rede sein wird —, wogegen wir die maschinenschriftlich in nur wenigen Exemplaren vorliegenden Doktorarbeiten wohl oder übel bei der Bibliothek jener Hochschule bestellen müssen, an welcher die Dissertation entstand. Es empfiehlt sich, die Bibliothek der Ursprungsuniversität nur in Ermangelung anderweitiger Hilfe anzugehen. Höchst nützliche Ratschläge auf diesem schwer überschaubaren Gebiet haben uns neuerdings Gerd Brinkhus und Wolfgang Leisten gegeben 12 ». Schließlich können für Spezialliteratur, die von den Zentralkatalogen nicht verzeichnet wird, sich auch im Verzeichnis der Spezialbestände von Walther Gebhardt 131 Hinweise finden. Daß wir dann, wenn wir unter mehreren möglichen Adressaten zu wählen haben, grundsätzlich die Bibliotheken der eigenen Leihverkehrsregion bevorzugen müssen, gebietet das Regionalprinzip (§ 9 LVO). Wir werden unter V,4, also in Kürze, darauf zurückkommen. b. Die Bestellung über den Zentralkatalog

als Regel

Bei allen Literaturarten und Schrifttumsgattungen, die von den sieben regionalen Zentralkatalogen systematisch, d. h. mit dem Ziel möglichster Vollzähligkeit, aufgenommen und nachgewiesen werden, ist nach dem allgemeinen Gebot der Zentralkatalog der eigenen Region zuvörderst einzuschalten. Jede Abweichung von dieser Grundregel muß durch eine entsprechende Bestimmung der Leihverkehrsordnung ausdrücklich gedeckt sein. Die Tatsache, daß es eine ganze Reihe von Ausnahmen von der Grundregel gibt — sie werden meistens durch besitznachweisende Kataloge und Verzeichnisse geschaffen —, hat den Grundsatz als solchen bis heute noch nicht außer Kraft gesetzt.

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A l s Normalfall gilt — immer noch! — die Bestellung über den Zentralkatalog. Sie wird allerdings ständig weiter abnehmen, entsprechend d e m M a ß , in dem die Bibliotheken mit gedruckten oder in Mikrofiche veröffentlichten zusammenfassenden Besitznachweisen, regionalen wie überregionalen, ausgestattet werden. Seien es regionale Register nach S t a n d a r d - B u c h n u m mern ( I S B N ) , seien es verfilmte Zentralkataloge, Verbundkataloge in Mik r o f i c h e - F o r m , oder gar in ferner Z u k u n f t einmal ein neuer deutscher Gesamtkatalog, — all diese Nachweise machen es, gemeinsam mit der Zeitschriftendatenbank u n d den anderen überregionalen Zeitschriftenverzeichnissen, möglich, die Zentralkataloge beiseite zu lassen. S c h o n jetzt laufen mehr als 4 0 % der versandten Bestellungen an den Zentralkatalogen vorbei. Steht da vielleicht zu erwarten, daß die Zentralkataloge am E n d e wieder verschwinden, nach 2 0 oder 2 5 Jahren segensreichen W i r k e n s ? Wir wissen es nicht. Einstweilen jedoch müssen wir mit ihnen arbeiten, wie mit einem Notbehelf, solange u n d soweit wir nichts Besseres haben. Die A n w e n d u n g des „ N o r m a l f a l l s " der ZK-gerichteten Bestellung wird also auf breiter F r o n t d u r c h b r o c h e n durch Ausnahmebereiche, in denen die Direktbestellung nicht nur möglich, sondern sogar verbindlich vorgeschrieben ist. 4. Das Regionalprinzip D o c h bevor wir u n s diesen „ A u s n a h m e " - B e r e i c h e n zuwenden, ist eine Darstellung u n d Erläuterung des sog. Regionalprinzips vonnöten. Es lautet dahin, daß Bestellungen der Bibliotheken nach Möglichkeit innerhalb ihrer eigenen Regionen zu erledigen sind. In der neuen L V O ist diesem G r u n d p r i n zip, seiner Bedeutung halber, sogar ein besonderer Paragraph gewidmet (§ 9 L V O ) . Wir haben bereits v o n der Pflicht gesprochen (unter I V , 1 d ) , zuvor die Bestände des örtlichen u n d überörtlichen Verflechtungsbereichs zu nutzen, ehe eine Bestellung in größere Ferne geschickt wird (§ 6 (4) L V O ) . D e m Regionalprinzip liegen ähnliche Erwägungen zugrunde: Die Region soll, ebenso wie der überörtliche Bereich einer bestellenden Bibliothek, die Literaturversorgung in möglichst weitem A u s m a ß aus eigener Autarkie decken. Dies gilt namentlich für die deutsche Literatur. Der Bibliotheksplan ' 7 3 zeigt Wege zu einer entsprechenden Ausstattung der Bibliotheken mit d e m für die Erfüllung dieser A u f g a b e erforderlichen Schrifttum. Was dort für die F u n k t i o n e n der 2. Stufe (örtlicher Verflechtungsbereich) gilt (3.2d), ist auch auf der Ebene der 3. Stufe, also der Leihverkehrsregionen, maßgebend (3.3k). Die Selbstversorgung der Regionen soll gestärkt, die Be-

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anspruchung des über die Region ausgreifenden Leihverkehrs auf das notwendige Maß — man denkt hier vor allem an den hochspeziellen Bedarf — beschränkt werden. Es spielt bei dem allen auch die Vorstellung mit, daß die Wege im Leihverkehr möglichst kurz gehalten werden sollten, — ein Argument, das vor allem beim Einsatz von Bücherautos gilt. Doch nicht nur sehr viel stärker, sondern geradezu entscheidend für das Regionalprinzip spricht der Grundsatzder gleichmäßigen Lastenverteilung'; Wenn jede Leihverkehrsregion zunächst ihre eigenen Bestände nutzt, bevor sie die anderen Regionen in Anspruch nimmt, kann keine Bibliothek über Gebühr belastet oder gar überfordert werden. Die Zentralkataioge, die bei der Weiterleitung als „Landeslastverteiler" fungieren, können dafür sorgen, daß jede der ihnen angeschlossenen Bibliotheken nach dem Maß des individuellen Leistungsvermögens herangezogen wird. Auch kleine Bibliotheksbestände werden hier zur Entlastung dienen. Entgegen der gelegentlich geäußerten Meinung, der Leihverkehr solle auf wenige, dafür besonders leistungskräftige Bibliotheken konzentriert werden, ist festzustellen, daß wir auf die Mithilfe auch der vielen kleineren Bibliotheken unseres Landes nicht verzichten können. Mancher Fernleihwunsch wird in Provinz- und Stadtbibliotheken rascher und besser erfüllt als in Großbibliotheksbetriebenl Aus den angeführten Gründen darf das Regionalprinzip im Leihverkehr auch fürderhin einen hohen Stellenwert beanspruchen, wenn es auch keinen absoluten Vorrang mehr genießt. Zu beachten bleibt, daß es nicht nur dann Platz greift, wenn Direktbestellung und ZK-Einschaltung zur Wahl stehen, sondern auch im Bereich der Direktbestellung selbst. Wir werden dies in den nächsten Abschnitten erläutern. Der Vorrang der innerregionalen Hilfe wirkt sich übrigens nicht nur bei der Bestellung, sondern auch bei der Erfüllung von Ausleihwünschen aus: Beschränkt verleihbare Literatur, etwa aus Handbibliotheken, wird für Bibliotheken der eigenen Region liberaler freigegeben als für Besteller fremder Regionen (Komm, zu § 24 (1) LVO). Gängige Literatur soll überhaupt nicht aus fremden Regionen bestellt werden (§ 23 LVO). So müssen wir bei jeder Bestellung, die wir gezielt aus unserer Region nach auswärts versenden, die Erledigungsmöglichkeit in der eigenen Region prüfen und gegebenenfalls vorrangig wahrnehmen. Damit kommen wir zu den verschiedenen Kategorien der erlaubten, meist sogar vorgeschriebenen Direktbestellung. Behalten wir dabei im Auge, ob 40

und inwieweit in jedem der folgenden Fälle das Regionalprinzip berücksichtigt werden muß. 5. Direktbestellung bei bekanntem Standort Zunächst denken wir an die Bestellung solcher Werke, deren Vorhandensein bei einer anderen Bibliothek positiv bekannt ist. Es wäre unsinnig, solche Bücher über die Zentralkataloge zu bestellen. Die Kenntnis des auswärtigen Standorts kann entweder auf älterer Erfahrung beruhen: Eine auswärtige Bibliothek hatte das Werk schon früher einmal geliefert oder hatte es als verliehen gemeldet. Die erneute Bestellung auf direktem Wege ist hier ausdrücklich erlaubt (§ 15 (1)c L V O ) . In der Regel erlangt man die zuverlässige Kenntnis eines Bücherstandorts aber durch Einsicht in gedruckte Bestandsverzeichnisse, seien es zusammenfassende von mehreren oder gar vielen Bibliotheken, seien es gedruckte Kataloge einzelner Bibliotheken. Bei Bestellung von Zeitschriftenaufsätzen wird die genaue Standortermittlung in den zahlreich vorhandenen Periodika-Verzeichnissen ohnehin als selbstverständlich vorausgesetzt. Eine herausragende Rolle für die Ermittlung von Besitznachweisen spielt die in den letzten Jahren stetig aufgebaute Zeitschriftendatenbank (ZDB). Während ihr für die Auffindung von Zeitschriftenstandorten ein bevorzugter Gebrauch, gleich nach den Verzeichnissen der eigenen Region, vor allen anderen überregionalen Sammelnachweisen, zukommt, zeigt sich ihre Verwendung für Einzelwerke aus Serien mehr und mehr problematisch. Wohl enthält die Z D B auch Serientitel, doch gibt sie keine sichere Auskunft über den Standort einzelner Serienstücke. Zeitschriften werden in aller Regel laufend bezogen, die wenigen Bestandslücken lassen es daher durchaus zu, Einzelaufsätze „auf Verdacht" bei ermittelten Standortbibliotheken zu bestellen, auch wenn der betreffende Band dort nicht sicher nachgewiesen ist. Bei Serien verhält es sich aber leider nur allzu häufig genau umgekehrt, denn kaum ein Bibliotheksetat erlaubt heutzutage noch einen lückenlosen Serienbezug. So bleibt es hier unerläßlich, alle solchen Serienstücke, die einen eigenen Titel haben, erst unter diesem Stücktitel zu ermitteln und dann wie eine Monographie zu bestellen. Der bequeme Nachweis einer Monographien-Serie in der Z D B bewirkt leider viel zu oft ärgerliche Verzögerungen, als daß er für Bestellungen von Einzelstücken „auf Verdacht" als ausreichend anerkannt und gestattet werden könnte. Das Regionalprinzip kann bei Direktbestellung von Literatur mit bekanntem

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Standort naturgemäß nur dann eine Rolle spielen, wenn es mehrere nachweislich besitzende Bibliotheken gibt und daher eine Auswahl möglich und nötig wird. Schon bei der Suche nach Besitznachweisen muß die eigene Region vorrangig berücksichtigt werden: Regionale Verzeichnisse und Verbundkataloge der eigenen Region sind vor allen anderen Nachschlagewerken heranzuziehen, sodann auch Kataloge einzelner Bibliotheken der eigenen Region (Vgl. § 12 (1)a, § 14 (1) LVO). Werden wir dort nicht fündig, so greifen wir zu allgemeinen oder auch fachlichen überregionalen Gesamtverzeichnissen (§ 12 (1 )b LVO), und dabei haben wir die Nachweise bei Bibliotheken der eigenen Region an die erste Stelle des Leitwegs zu setzen (§ 12 (2)a LVO), bevor wir über die Regionsgrenzen ausgreifen. Verzeichnisse aus fremden Regionen kommen also zunächst keinesfalls zum Zuge, selbst wenn es sich um zusammenfassende Kataloge mehrerer Bibliotheken handelt. Bleibt die Suche in regionalen und überregionalen Verzeichnissen ergebnislos, so dürfen die Bestandsnachweise von überregionalen Schwerpunktbibliotheken und von der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz ermittelt und gebraucht werden (§ 12 (1)c; (2)b LVO). Gelangen wir mit keinem der bisher verwendeten Hilfsmittel zu einer Standortangabe, dann sind wir versucht, auch Verzeichnisse und Verbundkataloge heranzuziehen, die sich auf fremde Regionen beziehen, also gar keine Nachweise aus der eigenen Region bieten können. Ist uns dies gestattet? Bei größeren Verbundkatalogen, die sich auf Bestände mehrerer Bibliotheken in verschiedenen Regionen beziehen, läßt sich eine Benützungserlaubnis für „Zaungäste" durchaus denken. Die mit Automatisation arbeitenden Bibliothekssysteme weisen eine imposante, stetig weiter anwachsende Titelmenge nach, umfassen auch eine zunehmende Zahl von Bibliotheken, und so dulden sie nicht nur eine Inanspruchnahme von dritter Seite, sondern fordern geradezu dazu auf, ohne Rücksicht auf Regionsgrenzen. Einer solchen Aufforderung bzw. Erlaubnis dürfen wir unbedenklich folgen (§ 14(2) LVO). Ohne ein ermutigendes Zeichen sollten wir jedoch die „fremden" Verzeichnisse normalerweise nicht heranziehen, — allerdings mit einer gewissen Einschränkung: Kataloge einzelner Bibliotheken und auch Verbundkataloge weisen oft nicht nur den Besitz von Büchern und Zeitschriften nach, sondern bieten darüberhinaus auch noch die Standortsignaturen der besitzenden Bibliotheken. Wer die Verzeichnisse benützt, wird diese Signaturen stets auf dem 42

Bestellschein vermerken, weil er dadurch den Entleihvorgang abkürzt und der angegangenen Bibliothek die Signierarbeit erspart. Hier stellt sich nun die Frage: Darf ein „fremder" Benutzer, also die Bibliothek einer anderen Region, das Regionalprinzip dann durchbrechen, wenn er der (eigentlich unberechtigterweise!) angegangenen Bibliothek die Arbeit durch Signaturangabe erleichtern kann? Oder anders ausgedrückt: Darf ich bei jeder Bibliothek im ganzen Bundesgebiet dann direkt bestellen, wenn ich die dortige Signatur des Buches kenne und angebe? Die LVO schweigt hierüber. Es wird aber kaum eine angegangene Bibliothek einen Bestellschein zurückweisen, der bereits signiert einläuft. Und so tragen auch wir keine Bedenken gegen eine Durchbrechung des Regionalprinzips dann, wenn die Suche innerhalb der Region vergeblich war, eine Bibliothek draußen jedoch auf einfache Weise, also ohne Signierarbeit, aushelfen kann. Rationelles Arbeiten ist wichtiger als engstirniges Befolgen von Prinzipien. Allerdings sind die Besteller aus „fremden" Regionen verpflichtet, besondere Vorsicht bei der Angabe der ihnen zumeist nicht geläufigen Fremdsignaturen walten zu lassen. Sie müssen aus den Gebrauchsanweisungen der benützten Bestandsverzeichnisse ermitteln, ob das bestellte Werk auch tatsächlich zum verleihbaren Bestand gehört. Was in Hochschulinstituten steht, bleibt dort für Auswärtige in der Regel unerreichbar. Die Signaturen der Bücher geben auch bei Hochschulbibliothekssystemen nicht selten Auskunft über Institutsstandorte und damit über den voraussichtlichen Bestellerfolg. Die neue LVO unterscheidet deutlich die Bestellung von periodischer und nichtperiodischer Literatur (§§ 12—15) LVO- Die Serien nehmen dabei ihrer Natur nach eine Mittelstellung ein. In den Periodika-Verzeichnissen sind sie zwar — und dies ist gewiß zweckgerecht — häufig mitenthalten, doch dürfen wir sie nur dann wie Zeitschriften behandeln, wenn ihre Einzelstücke keine eigenen Titel besitzen. Monographien, die in Serien erscheinen, verlieren ihren monographischen Charakter nicht, müssen also dementsprechend bibliographiert und bestellt werden. Wie bei den verschiedenen Kategorien im Einzelfalle verfahren werden soll, zeigt die als Tabelle nachstehend abgedruckte Aufstellung von Jörg Jacoby 1 4 '. Nach ihr kann bequem verfahren werden.

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6. Direktbestellung von Zeitschriftenliteratur unbekannten Standorts Unklarheiten für die Direktbestellung bestanden früher häufig bei solchen Zeitschriften, die in den Gesamt- und Einzelverzeichnissen nicht nachgewiesen sind. Die Zentralkataloge lassen uns hier weitgehend im Stich, weil sie einzelne Zeitschriftenjahrgänge nicht planmäßig nachweisen. S o schikken sie die ihr zugeleiteten Bestellungen sehr häufig „auf V e r d a c h t " weiter an Bibliotheken, die den Titel der Zeitschrift gemeldet haben und infolgedessen wenigstens einen Band davon besitzen müssen. Oft läßt sich auf diese Weise helfen, — dann, wenn sich der „ V e r d a c h t " bestätigt, die angegangene Bibliothek über mehr verfügt, als im Zentralkatalog nachgewiesen war. Oft genug aber schlägt die Vermutung fehl, und wenn es dann gar mehrere Bibliotheken sind, die auf Verdacht befragt wurden, geht unerfreulich viel Zeit und Mühe verloren. Seit Jahren laufen die Bemühungen, diesen mißlichen Zustand zu beenden. A u f dem Felde der ausländischen Zeitschriften sieht es heute immerhin besser aus. Hier weisen Z D B , G A Z , G A Z S und G Z S schon jetzt eine Fülle von Standorten für die wichtigeren Zeitschriften nach, und bei fortgeschrittenem A u s b a u werden wir in aller Regel wenigstens einige Standorte für die häufiger gefragten Periodika feststellen können. Nur bei wenigen ausländischen nach 1 9 3 9 erschienen Zeitschriften, — es sind meist ganz spezielle Titel, — werden die gedruckten Verzeichnisse versagen. Was d a n n ? Solche Zeitschriften sollen bei den einschlägigen überregionalen Schwerpunktbibliotheken oder bei der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz bestellt werden. Die Zentralkataloge k o m m e n hier nicht in Betracht, denn sie vermögen in derartigen Ausnahmefällen kaum je einen Erfolg zu bieten (§ 13 (2) L V O ) . Bei den deutschen Zeitschriften wird die Sache schwieriger, weil die einschlägigen Gesamtverzeichnisse, Z D B , G D Z S und G Z S , noch keinen so respektablen Umfang erreicht haben. A u c h hier sind die neueren Jahrgänge, d. h. die nach 1945 erschienen, bei den einschlägigen überregionalen Schwerpunktbibliotheken direkt zu suchen. Bleibt das Sammelgebiet solcher nicht nachgewiesener Zeitschriften im unklaren, so darf auch die regional zuständige Pflichtexemplarbibliothek bemüht werden, und bei Erfolglosigkeit dieser Wege steht als letzte Hilfe noch die Deutsche Bibliothek zur Verfügung (§ 13 (1) L V O ) . Dieses Neben- und Hintereinander der Instanzen macht leider allen deutlich, daß eine optimale Lösung noch in weiter Ferne schwebt. Kann hier

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die sonst so bevorzugte Direktbestellung überhaupt der zweckmäßigste Weg sein? Sollten wir nicht lieber, wie gewohnt, bei der Lenkung über den Zentralkatalog bleiben? Dies hat in der Tat manches für sich. Allerdings kann sich die Befragung des Zentralkatalogs nur dann lohnen, wenn er Zeitschriftentitel in gehöriger Menge nachweist. Trifft dies zu, so sollte er die Bibliotheken seiner Region darüber informieren, damit seine Bestandsnachweise nicht brachliegen. Doch auch bei Einschaltung des Zentralkatalogs sollte eine jede Bestellung neuerer deutscher Zeitschriftenaufsätze an die Schwerpunkt- bzw. die Pflichtexemplarbibliothek weiterlaufen, um dort zum Bezug oder zur Rückwärtsergänzung des gesuchten Periodikums anzuregen (§ 13(1) Satz 3 L V O mit Kommentar). Bei älteren Zeitschriftenjahrgängen — ausländischen bis 1939, deutschen bis 1945 — besteht im allgemeinen kein dringendes Interesse an nachträglicher Erwerbung. Auch bieten hier die Schwerpunktbibliotheken keine hohe Wahrscheinlichkeit positiver Erledigung, da die Pflege der Sondersammelgebiete erstab 1939 systematisch betrieben wurde, und auch die Pflichtexemplarbibliotheken, nicht selten kriegsgeschädigt, geben keine sicheren Erfolgsaussichten. Die Bestellung über die Zentralkataloge bleibt unter solchen Umständen der aussichtsreichste und daher korrekte Weg ( § 1 3 (3) LVO). 7. Direktbestellung seltener oder sehr spezieller Werke Noch immer gilt es als normal, über den Zentralkatalog zu bestellen. Sichere Kenntnis, daß ein gesuchtes Buch sich an einer bestimmten Bibliothek befinde, bildet immer noch die Ausnahme, — trotz wachsender Verbundkataloge und Standardbuchnummern-Listen. Die Zeit wird kommen, wo sich die Ausnahme zur Regel erhöht und die bisher reguläre Bestellform mehr und mehr zurücktritt. Aber heute ist es noch nicht so weit. Dies müssen wir uns vor Augen halten, wenn wir nun die letzte Kategorie erlaubter Direktbestellungen betrachten: Es ist zulässig, ein Buch unmittelbar bei seiner Bibliothek zu bestellen, wenn es sich um ein seltenes oder um ein sehr spezielles Werk handelt, und nur eine einzige — oder höchstens noch eine zweite — Bibliothek als Besitzerin in Betracht kommt (§ 15 (2) LVO). Diese Bestimmung gehörte von Anbeginn an zu den umstrittensten in der ganzen Leihverkehrsordnung 151 . Auch bei der Neubearbeitung wurde der Passus ausgiebig diskutiert, bis er schließlich dann doch nahezu unverän49

dert erhalten blieb. Anlaß für die Auseinandersetzungen war nicht so sehr die Durchbrechung des Regionalprinzips als solche, - daß es hier Ausnahmen geben mußte, war und ist jedem Kundigen klar, — sondern die Gefahr einer allzu weitherzigen Auslegung dieser Ausnahmeregelung, einer falsch verstandenen Liberalität, die das ganze System der Regionierung in Frage gestellt hätte. Das Problem liegt also in der Interpretation dieses Absatzes, und dafür sind in der Tat die Befürchtungen nicht unberechtigt. Was wollen wir unter „seltener" Literatur verstehen? Der Kommentar zur neuen L V O verbietet es, ältere Werke schlechthin als „selten" zu bezeichnen. Gemeint sind vielmehr Bücher, die entweder ihres speziellen Inhalts wegen nur an einer bestimmten Bibliothek erwartet werden müssen, — das Verzeichnis von Walther Gebhardt kann hier Auskunft geben, — oder ihres regionalen bzw. lokalen Bezuges wegen. Es muß bei diesen „seltenen" Werken alle Wahrscheinlichkeit gegen ein Vorhandensein an anderen Bibliotheken sprechen. Spezielle Literatur der Sondersammelgebiete, der Zentralen Fachbibliotheken und der dem Leihverkehr angeschlossenen Spezialbibliotheken gehört ebenfalls hierher, aber nur insoweit, als jede Vermutung dagegen spricht, daß sie aüch von anderen Bibliotheken, auch den großen Bibliotheken, gesammelt werden. Direkt bestellt werden darf gemäß § 15 (2) L V O also nicht schon dann, wenn Hoffnung auf raschere Erledigung bei der anzugehenden Bibliothek besteht, sondern nur dann, wenn der Weg über die Zentralkataloge keinerlei Aussicht auf zusätzliche Information eröffnet. Die Ausnahme des § 15 (2) L V O ist also sehr eng auszulegen, und dies gilt vor allem für die kleineren Bibliotheken, die bekanntermaßen eher geneigt sind, wissenschaftliche Literatur für hochspeziell zu halten. Man bestelle im Zweifel immer über den Zentralkatalog! 8. Die Reihenfolge der anzugehenden Bibliotheken Die immer reichlicheren und reichhaltigeren Gesamtverzeichnisse mit ihrer wachsenden Fülle von Besitznachweisen haben uns das direkte Bestellen gewaltig erleichtert und vereinfacht, — möchte man meinen. Doch je mehr Fundorte sich zur Wahl stellen, desto mehr muß dann auch der bestellende Bibliothekar nachdenken. Wie soll die Reihenfolge der anzugehenden Bibliotheken festgelegt werden? Hier ist bisweilen sogar der Benützer zur Mithilfe aufgerufen, wenn man ihn in den rechten Gebrauch der Nachschlagewerke einweist. Es ist nämlich keineswegs belanglos, welche von mehreren besitzenden Bibliotheken zuerst in Anspruch genommen wird. Sowohl die Dauer der Er50

ledigung wie auch gelegentlich die Chance des Erfolges können von der zweckmäßigen Lenkung des Bestellscheins abhängen. Zu bedenken ist hier mancherlei: die Leistungsfähigkeit der angegangenen Bibliothek etwa, — in stark beanspruchten Büchersammlungen ist weniger spezielle Literatur häufiger ausgeliehen, — oder die Ausleihbereitschaft: Präsenzbibliotheken oder Systeme mit ausgedehnten Freihandmagazinen nehmen u. U. Teile ihrer Bestände vom Versand aus. Entscheidend bleibt immer, an welchem Ort die höchste Wahrscheinlichkeit für eine positive Erledigung besteht. Innerhalb der Regionen lassen sich für die Lenkung der Bestellungen durchaus verbindliche Prinzipien festlegen, die eine gleichmäßige Verteilung der Leihverkehrslast gewährleisten. So können für jede Bibliothek bestimmte Prioritäten angesetzt werden, nach denen sie den Leitweg für ihre Bestellungen ausrichtet. Geographische Gesichtspunkte können dabei eine Rolle spielen, oder auch Funktion und Größe der anzugehenden Bibliotheken. Für Bestellungen über die Region hinaus sind jedoch allgemeingültige Regeln kaum zu entwickeln, abgesehen von dem fundamentalen Grundsatz des Regionalprinzips. Eine besondere Gruppe von Bibliotheken verdient jedoch hier eine nähere Betrachtung: Es sind die reinen Präsenzbibliotheken, in der Hauptsache die Institutsbibliotheken an den älteren Universitäten. Ihre Bestände sind zwar in den Gesamtverzeichnissen und Verbundkatalogen nicht selten nachgewiesen, doch scheitert die Ausleihe an dem Präsenzcharakter der Bibliothek. Bestellungen auf Zeitschriftenaufsätze lassen sich zwar durch Lieferung von Reprographien erledigen, doch nur die größeren Institute und Teilbibliotheken verfügen über Kopiermöglichkeiten, und selbst bei ihnen entsteht häufig ein besonderer Arbeitsaufwand, der zu verzögerter Erledigung führt. Es entspricht also einem Gebot der Vernunft, Präsenzbibliotheken und Institutsbestände grundsätzlich nur dann in Anspruch zu nehmen, wenn sich keine besitzende Ausleihbibliothek in der Region ermitteln läßt. Die neue Leihverkehrsordnung geht hier sogar einen Schritt weiter, — einen umstrittenen Schritt übrigens, — indem sie die Zeitschriftenbestände der Hochschulinstitute erst dann in den auswärtigen Leihverkehr eingeschaltet wissen will, wenn zuvor die einschlägige überregionale Schwerpunktbibliothek, ggf. auch die Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz und die Pflichtexemplarbibliothek, u. U. auch noch die Zentralkataloge, befragt wurden (§ 12 (4) LVO). Fürdie neuere Literatur sollte die Empfeh51

lung der neuen Leihverkehrsordnung — eine Soll-Bestimmung — ohne Einschränkung beachtet werden. Vor allem darf die Schwerpunktbibliothek nicht ausgeschaltet bleiben, weil sie sich um Ergänzung fehlender Zeitschriften und Jahrgänge zu bemühen hat. Für ältere Zeitschriftenliteratur dagegen, die in einem Institut der eigenen Region als vorhanden nachgewiesen ist, dürfte die Befragung lediglich des eigenen Zentralkatalogs genügen; dem Regionalprinzip wäre dadurch ebenfalls gebührend Rechnung getragen. 9. Die Sonderregelung für neuere ausländische Monographien: Der Weg der „halben Direktbestellung" Für die Bestellung ausländischer Monographienliteratur der neueren Zeit — von 1951 ab gerechnet — gilt eine besondere Regelung, die zunächst auf einer Empfehlung der Benutzungskommission basierte, später aber in die neue Leihverkehrsordnung Eingang fand (§ 16 (4) LVO). Es geht dabei um eine möglichst frühzeitige Einschaltung der überregionalen Schwerpunktbibliotheken. Diese sammeln, wie allgemein bekannt, im Auftrage der Deutschen Forschungsgemeinschaft die ausländische wissenschaftliche Literatur in möglichster Vollständigkeit, und zwar betreiben sie diese Sammlung seit 1951 mit besonderem Nachdruck. Es wäre unrationell, ja geradezu widersinnig, wenn die großen Spezialbestände der Sondersammelgebietsbibliotheken, der Zentralen Fachbibliotheken und der ausleihbereiten Spezialbibliotheken erst nach längeren Umwegen über den Zirkel der Zentralkataloge herangezogen würden. Andererseits ist natürlich zu vermeiden, daß auch die häufiger gebrauchten ausländischen Monographien nun wieder direkt bei den Schwerpunktbibliotheken angefordert werden, weil sonst dort eine Überlastung eintreten müßte. Es ist also eine Grenzziehung zwischen mehrgefragter und hochspezieller Literatur erforderlich, — ein schwieriges Unterfangen! Man löste das Problem unter Zuhilfenahme der Erfahrung, daß die häufiger gebrauchte Literatur in aller Regel in jeder Leihverkehrsregion wenigstens einmal vorhanden ist. Es kann danach die Vermutung gelten, daß eine im Ausland erschienene neuere Monographie, die der zuständige Zentralkatalog der eigenen Region nirgendwo nachweist, zur Spezialliteratur zu rechnen sei, also bei der Schwerpunktbibliothek direkt bestellt werden dürfe. Diese Erwägung führte zu dem höchst sinnvollen Kompromiß, daß man ausländische ab 1951 erschienene Monographien, für die sich aus gedruckten Katalogen kein Standort ermitteln läßt, und die auch nicht zweifelsfrei 52

als „sehr speziell" gelten müssen, zunächst nach der allgemeinen Regel über den Zentralkatalog zu bestellen hat, daß dieser aber, wenn er keinen Nachweis findet, den Bestellschein dann nicht in den ZK-Umlauf gibt, sondern direkt der einschlägigen Schwerpunktbibliothek zuleitet (§ 11 (3) LVO mit Kommentar). Wir haben es hier also mit einer halb indirekten — weil über den eigenen Zentralkatalog laufenden —, halb direkten Bestellung zu tun. Das geschilderte Verfahren setzt jedoch voraus, daß der Weiterleitende die einschlägige Schwerpunktbibliothek kennt. Leider läßt sich diese Kenntnis nicht immer mühelos gewinnen, und so sind Fehlleitungen durchaus an der Tagesordnung. Wer soll nun aber die Schwerpunktbibliothek auf den Bestellschein vermerken? Soli es die Ausgangsbibliothek sein oder der eingeschaltete Zentralkatalog? Die Meinungen darüber gehen wohl heute noch auseinander. Eine eindeutige Lösung aus einhelliger Überzeugung kam nicht einmal bei der Ausarbeitung der neuen Leihverkehrsordnung zustande, und so schweigt sie sich dann auch in § 16 (4) über die Zuständigkeit für die Sigelangabe aus. Der Kommentar weist diese Arbeit vorrangig den Bibliotheken zu, mit der Möglichkeit einer Regelung durch Absprache. Die Praxis selbst verhielt sich bisher uneinheitlich. Die Kontroverse ließe sich mit einiger Vernunft vielleicht dadurch beheben, daß die bestellenden Bibliotheken das Sigel der Schwerpunktbibliothek immer dann vermerken, wenn sie dazu aus ihrer Sachkunde ohne größere Mühe in der Lage sind. Stößt jedoch die Ausgangsbibliothek bei der Bestimmung des Wissenschaftsfaches auf Schwierigkeiten, dann sollte der Zentralkatalog einspringen. In den meisten Fällen wäre dessen Hilfe ohnedies nicht gebraucht, nämlich dann, wenn er einen Besitznachweis zu liefern vermag. 10. Das „Vereinfachte Bestellverfahren" der neuen LVO Nur recht kurz soll hier von einem in den letzten Jahren vorgeschlagenen und in Modellversuchen entwickelten neuen Bestellverfahren die Rede sein. Es ist noch nicht vorgeschrieben; auch die neue LVO, die es in § 17 regelt, überläßt es den regionalen Instanzen, ob sie das Verfahren einführen wollen oder nicht. Einige Regionen haben von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, das sog. 53

Vereinfachte Bestellverfahren zuzulassen, so etwa Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Andere sehen bewußt von der Einführung ab. Wir sprechen also im folgenden von einer Praxis, die nur in einigen Ländern erlaubt wird. Wer in einer Region beheimatet ist, die das neue Verfahren noch nicht ausdrücklich zugelassen hat, möge das hier Gesagte höchstens durchlesen, keinesfalls aber praktizieren! Ihren Ausgang nahmen die Reformgedanken von der Überlegung, daß auf die Fernleihbestellungen an all den vielen Bibliotheken eine Menge Mühe und Arbeit völlig umsonst vertan werde, und zwar in Befolgung des von der Leihverkehrsordnung strikt verordneten Bibliographiergebots (§ 16 (3) LVO). Meistens reichen die vom Benützer gelieferten Daten vollauf aus, um die gesuchten Titel beim Nachschlagen in den Zentralkatalogen zu identifizieren und damit nachzuweisen. Und außerdem läßt sich ja schon mehr als die Hälfte der Monographien-Bestellungen auf Anhieb im ersten Zentralkatalog positiv erledigen. In den normalen Fällen wird also eine zusätzliche Bibliographierung absolut nutzlos geleistet. Wäre es nicht genug, diese anspruchsvolle Arbeit auf solche Bestellungen zu beschränken, die sie wirklich verdienten? Das wäre nur bei solchen bestellten Titeln der Fall, die im Zentralkatalog der eigenen Region erfolglos gesucht worden wären. Folgerichtig müßte man i/orden Bibliographiergang eine Befragung des eigenen Zentralkatalogs einschieben. Die meisten Zettel könnten dabei sogleich durch positive Erledigung ausscheiden, die wenigeren verbleibenden Bestellscheine gingen dann stracks an die Ausgangsbibliothek zurück, wo sie — auf Wunsch des Benützers — als normale Bestellung behandelt, d. h. sogleich bibliographiert werden müßten. Der Bestellschein liefe in einem solchen Falle auf einem schleifenförmigen Wege von Bibliothek über Zentralkatalog zurück zur Bibliothek, und dann erst weiter. So hat man diese Methode kurz, wenn auch nicht gerade schön als „Schleifenverfahren" bezeichnet. „Vereinfachtes" oder „summarisches" Verfahren wäre besser, wenn man nicht keck von einem Husch-husch-Verfahren sprechen will. Denn diese Bestellart dient in erster Linie den Eilaufträgen. Sie sollte stets mit Wissen und Willen des Benützers angewandt werden, wobei der Besteller wissen muß, daß fehlende oder falsche Angaben zu seinen Lastengehen. Für Suchaufträge ist das vereinfachte Verfahren seiner Natur nach ungeeignet. 54

Jeder Kenner der Leihverkehrsproblematik wird zugeben müssen, daß die hier skizzierte Bestellart eine ganze Reihe von Vorteilen bietet. Die v o m Bibliotheksausschuß der Deutschen Forschungsgemeinschaft eingesetzte „Arbeitsgruppe Leihverkehr" hat 1 9 7 5 die Grundzüge dafür entwickelt und in ihren Empfehlungen ausführlich dargestellt 1 6 '. Dort kann man sich näher informieren. In zwei halbjährigen Modellversuchen hat sich die Methode in Niedersachsen und in Nordrhein-Westfalen recht gut b e w ä h r t 1 7 ' . In Bayern wurden unterschiedlichere Erfahrungen gesammelt. A u c h die neue Leihverkehrsordnung hat sie, wie gesagt, zugelassen, die Einführung allerdings v o n einer internen Regelung in den einzelnen Leihverkehrsregionen abhängig gemacht. Zwei Punkte jedoch sind bei Einführung dieses Kurzverfahrens unbedingt zu beachten: Die vereinfachten Bestellungen müssen deutlich als solche kenntlich gemacht werden (§ 17 (1) Satz 2 L V O ) , und sie dürfen, solange sie das Kennzeichen tragen, keinesfalls

über die Region hinaus versandt

werden. Unbibliographierte Bestellungen dieses Verfahrens sind nur dem eigenen Zentralkatalog zumutbar, aber ja keiner anderen Region! 11. Die Bestellungen der mittelbar am Leihverkehr teilnehmenden Bibliotheken Weitaus die meisten der an den überregionalen Leihverkehr angeschlossenen Bibliotheken sind nicht zur unmittelbaren, vollverantwortlichen Teilnahme berechtigt, sondern werden von einer Leitbibliothek betreut. Es handelt sich dabei im wesentlichen u m kleine wissenschaftliche Bibliotheken, u m allgemein öffentliche Bibliotheken oder Gymnasialbibliotheken an Orten ohne wissenschaftliche Bibliothek, sowie u m Spezialbibliotheken. „Mittelbare" Teilnahme bedeutet für diese Bibliotheken nicht etwa, daß sie nicht unmittelbar von anderen Bibliotheken mit Büchern beliefert werden könnten, sondern nur, daß sie ihre Bestellungen nicht direkt in den Leihverkehr geben dürfen. Sie müssen zuerst die betreuende Leitbibliothek angehen (§ 6 (2) L V O ) . Der G r u n d für diese Einschränkung leuchtet dem Leser dieses Leitfadens gewiß ein: Ausfertigung v o n Bestellungen, Bibliographierung und Leitwegfestsetzung erfordern heutigentages eine solche Menge v o n Spezialkenntnissen, Hilfsmitteln und Nachschlagewerken, daß man diese Künste nur den großen, leistungsstarken wissenschaftlichen Bibliotheken zutrauen kann. A u ß e r d e m wird erwartet, daß die Leitbibliothek einen ansehnlichen Teil der Bücherwünsche der ihr angeschlossenen Bibliotheken von sich aus

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zu erfüllen vermag. Denn in aller Regel handelt es sich bei dem von den kleineren Bibliotheken gesuchten Schrifttum nicht um hochspezielle Forschungsliteratur, sondern um Werke, die an den größeren deutschen Bibliotheken häufiger vertreten sind. Die Betreuungsfunktion der Leitbibliothek dient also einerseits als Schutzfilter, zum Auffangen unsachgemäßer oder gar unkorrekter Bestellungen, gewährleistet andererseits eine gleichmäßige Verteilung der Leihverkehrslast: Die Bestellungen sollen nicht unbesehen in weite Fernen laufen, sondern zunächst von der örtlich benachbarten Bibliothek, d. h. der Leitbibliothek, erfüllt werden. Hier begegnen uns die gleichen Gesichtspunkte, die auch das Regionalprinzip bestimmen (s.o. V, 4), und die auch der Zielvorstellung des Bibliotheksplans '73 entsprechen: die Möglichkeiten des überörtlichen Verflechtungsbereichs sind vorrangig zu nutzen (§ 6 (4) L V 0 ) 1 8 ) . Im übrigen sollte es sich von selbst verstehen, daß eine Leitbibliothek die ihr zugeordneten kleineren Bibliotheken nicht nur in Leihverkehrsangelegenheiten unterstützt, sondern ihnen, wo nötig, auch in allen anderen bibliothekarischen Bereichen mit Rat und Tat hilft. Es sprechen also gute Gründe für die Einrichtung der Leitbibliotheken, und daher sollten die betreuten Bibliotheken davon absehen, in falsch verstandenem Selbständigkeitsstreben diese auch zu ihrem Nutz und Frommen eingesetzten Durchlaufstellen zu umgehen. Die Leihverkehrsordnung (§ 6 (2) LVO) kennt diesbezüglich keine Ausnahmen. Dagegen hat sich die Praxis nicht immer an die Regel gehalten, und es wurde wiederholt über unzulässige Direktbestellungen betreuter Bibliotheken geklagt. Aber dennoch wäre es auch hier — ebenso wie auch sonst meistens im Leihverkehr — falsch, das Prinzip zu Tode zu reiten. Die immense Ausweitung der Direktbestellung auf Grund von Bestandsnachweisen, die den Umweg über die Zentralkataloge mehr und mehr ersparen, legt es den betreuten Bibliotheken nahe, nun auch die Leitbibliothek auszulassen und von sich aus direkt dort zu bestellen, wo sich ein Besitz sicher nachweisen läßt, sei es innerhalb der eigenen Region, sei es auch irgenwo außerhalb. Und wenn dann noch die Buch- bzw. Zeitschriftensignaturen der besitzenden Bibliotheken bei der Bestellung angegeben werden können, — wer sollte gegen diese Art von Direktbestellung etwas einzuwenden haben? Die Antwort fällt hier in der Tat nicht leicht, denn nach ihrem Wortlaut erlaubt die Leihverkehrsordnung den betreuten Bibliotheken solche „direkten" Bestellungen unter Übergehung der Leitbibliothek eben nicht (§ 6 (2) 56

Satz 1 LVO). Trotzdem müssen wir, um zu einer richtig fundierten Lösung zu kommen, fragen, welchen Zweck die Zuordnung zu einer betreuenden Bibliothek eigentlich verfolgt. Als Schutzfilter gegen fehlerhafte oder unvollständige Bestellungen braucht die Leitbibliothek jedenfalls dann nicht zu dienen, wenn der gesuchte Titel in einem Verbundkatalog oder Gesamtverzeichnis als Besitz einer Bibliothek ermittelt wurde. Und die vorrangige Ausschöpfung der überörtlichen und regionalen Möglichkeiten kann ebenso wie die Beachtung des Regionalprinzips der Verantwortung auch einer kleineren, betreuten Bibliothek für ihre Direktbestellungen überlassen werden. Von der Sache her ließe sich also die obligatorische Einschaltung der Leitbibliothek für die gezielt auf Grund von Besitzvermerken möglichen Direktbestellungen kaum rechtfertigen. Im Gegenteil: Verbundkataloge und Sammelnachweise auf regionaler Ebene haben ja gerade den Zweck, auch den kleinen Bibliotheken einen direkten Bestellweg zu öffnen und nicht nur den Zentralkatalog, sondern auch die Leitbibliotheken von Bestellungen zu entlasten. Auch werden die betreuten Bibliotheken dazu angehalten, sich mit besitznachweisenden Katalogen und Zeitschriftenverzeichnissen auszustatten, gerade deshalb, damit sie davon Gebrauch machen, und dieser Gebrauch soll ja eben zur Direktbestellung führen. So wird es auch einer betreuten Bibliothek erlaubt sein, Zeitschriften mit Hilfe etwa der Zeitschriftendatenbank oder des GAZS zu suchen und bei einer besitzenden Bibliothek direkt zu bestellen, die Leitbibliothek dabei also ebenso auszulassen, wie den Zentralkatalog. Man wird auch nicht verhindern wollen und können, daß eine betreute Bibliothek bei entsprechenden Nachweisen ihre Direktbestellung über die Grenzen ihrer Region hinausschickt. Voraussetzung bleibt dabei allerdings, daß die Bestände der nähergelegenen Büchersammlungen, vorab die der Leitbibliothek, in erster Linie in Anspruch genommen werden (vgl. § 6 (4) LVO), und daß dem Regionalprinzip gebührend Rechnung getragen wird. Es muß offensichtlich sein, daß die Leitbibliothek das gesuchte Werk nicht besitzt, und zwar muß dies aus deren Katalogen bzw. aus Verbundverzeichnissen belegt werden können. Betreute Bibliotheken dürfen also ihre Leitbibliotheken nur dann übergehen, wenn das gewünschte Werk nachgewiesenermaßen an einer auswärtigen Bibliothek vorhanden und, ebenso nachgewiesenermaßen, an der eigenen Leitbibliothek nicht vorhanden ist. Neben diese durch die Entwicklung der letzten Jahre bedingte Auflockerung des Betreuungsprinzips tritt noch ein anderer Ausnahmebereich, und 57

zwar zugunsten der Spezialbibliotheken.

Abgesehen davon, daß diese unter-

einander in einem besonderen Leihverkehr verbunden sind, der nicht durch die allgemeine Leihverkehrsordnung, sondern durch das Merkblatt der Arbeitsgemeinschaft der Spezialbibliotheken geregelt w i r d 1 9 ' , beteiligen sich die bedeutenderen aus ihrem Kreis auch am allgemeinen Leihverkehr, da sie in aller Regel die Voraussetzung einer fachlichen Leitung erfüllen (§ 2 (1) Satz 2 L V O ; es muß mindestens ein Bediensteter des gehobenen Bibliotheksdienstes eingesetzt sein, vgl. K o m m e n t a r ) , und über einen angemessenen Bestand an Nachschlagewerken verfügen. A u c h wenn noch eine andere Bibliothek desselben Ortes am Leihverkehr t e i l n i m m t , etwa eine allgemeinöffentliche Bibliothek oder eine wissenschaftliche Allgemeinbibliothek, sperrt dies die Spezialbibliothek nicht aus, weil die Eigenart ihrer Bestände die Zulassung rechtfertigt (§ 2 (2) Satz 2 L V O ) . Größere Spezialsammlungen verfügen meist über eine so ansehnliche personelle und bibliographische Ausstattung, daß sie zur unmittelbaren Teilnahme fähig sind ( § 3 ( 1 ) L V O m i t Kommentar). Die mittelgroßen Spezialbibliotheken dagegen erfüllen die Voraussetzungen für die direkte Zulassung häufig nicht in vollem Umfang, und so bleiben sie einer Leitbibliothek zugeordnet. Eine solche Zuordnung kann freilich nur d o r t ihren Zweck erfüllen, w o die Leitbibliothek m i t ihrer reicheren Ausstattung an Büchern und Nachschlagewerken die Bücherwünsche entweder selbst erledigen oder wenigstens besser bibliographieren kann als die betreute Spezialbibliothek. Nun w i r d ihr dies fast nur dann gelingen, wenn die Spezialbibliothek Literatur bestellt, die nicht in ihr eigenes Spezialgebiet fällt. Meistens braucht sie aber für ihre Benützer Schriften aus ihren einschlägigen Disziplinen, und da kann ihr die betreuende Leitbibliothek kaum jemals helfen, weder m i t bibliographischen Nachweisen noch erst recht m i t Ausleihe aus ihren Beständen. Insoweit verliert die Zuordnung ihren Sinn und kann nur zu verzögerter Erledigung der Bestellungen führen. Die neue Leihverkehrsordnung (§ 6 (2) Satz 2 m i t Kommentar) trägt dieser Tatsache Rechnung, indem sie auch den betreuten Spezialbibliotheken die unmittelbare Teilnahme am Leihverkehr stets dann erlaubt, wenn sie Literatur ihres Spezialgebietes anfordern. Soweit jedoch Spezialbibliotheken, die einer Leitbibliothek zugeteilt sind, von dieser Ausnahme Gebrauch machen, sind sie selbstverständlich strikt gehalten, ihre Spezialkenntnisse für die optimale Lenkung ihrer Bestellungen einzusetzen und den weiteren Leitweg sach- und zweckgerecht zu bestimmen. Bestellungen betreuter Bibliotheken bereiten bei der Behandlung in der 58

Leitbibliothek sehr häufig dadurch Schwierigkeiten, daß ihre Angaben unvollständig sind. Die Bibliographien der zugeordneten Bibliothek reichen oft zur einwandfreien Ermittlung des Titels nicht aus, und Rückfragen kosten Zeit und Mühe. Daher seien die bibliothekarischen Kollegen der bestellenden kleinen Bibliotheken auch an dieser Stelle eindringlich ermahnt, nichts zu unterlassen, was eine spätere bibliographische Ermittlung erleichtern könnte. Der Benützer weiß oft viel mehr von dem gewünschten Werk, als er auf dem Bestellschein vermerkt. Man muß ihn nur danach fragen! Auch noch so ungefähre Angaben des Erscheinungsjahres oder des Vornamens z. B. können ausreichen, um in einer Bibliographie ans Ziel zu kommen. Und wenn die betreute Bibliothek einmal tatsächlich einige Daten auslassen muß, weil weder ihre Bibliographien noch die Kenntnisse des Bestellers helfen, dann soll sie dies auf dem Bestellschein ausdrücklich notieren. Die Leitbibliothek weiß dann, daß der Bestellerfolg allein von ihren Ermittlungskünsten abhängt, und sie setzt sich in diesen Fällen vielleicht doch noch ein wenig mehr ein. Ganz allgemein wollen wir am Schlüsse dieses Abschnitts allen betreuten Bibliotheken dringend empfehlen, nicht nur um eine großzügige Vermehrung ihrer Bestände zu kämpfen — das versteht sich für tüchtige Bibliothekare ohnehin von selbst, und der Bibliotheksplan '73 liefert schlagkräftige Argumente dafür —, sondern auch um einen effektiven Ausbau ihrer bibliographischen Hilfsmittel, — dies wird leider nicht überall als ebenso selbstverständlich angesehen. Je mehr standortnachweisende Kataloge und Gesamtverzeichnisse beschafft werden, desto mehr „direkte" Bestellungen kann die Bibliothek in den Leihverkehr geben, zum Wohle ihrer Benützer, zur Entlastung ihrer Leitbibliothek. Sehr nützlich könnte es für betreute Bibliotheken sein, wenn sie von ihren Leitbibliotheken ältere, durch Neuauflagen oder durch Kumulation entbehrlich gewordene Bibliographien geschenkweise überlassen erhielten. Auch alte Hilfsmittel können noch nützliche Dienste leisten, solange ihre Standort- und Signaturangaben verläßlich bleiben. Das gilt z.B. für zurückliegende Ausgaben von Verbundkatalogen, denn deren Aktualität dauert noch über Jahre hinaus fort.

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V I . Ein Blick auf die Zentralkataloge

Wenn wir die Bestellungen auf ihrem Weg weiter verfolgen, erreichen wir in den meisten Fällen einen der sieben regionalen Zentralkataloge. Mögen die Direktbestellungen seit einigen Jahren auch stetig an Zahl zugenommen haben,—sie machen jetzt schon mehr als 40% sämtlicher Bestellungen im Leihverkehr aus und ihr Anteil wird wohl noch weiter ansteigen, — so sind die Zentralkataloge doch bis heute die großen Schaltzentren des Leihverkehrs geblieben, und sie werden ihre dominierende Stellung noch über Jahre hinaus behalten. In dem bescheidenen Rahmen dieses Leitfadens können wir weder eine Funktionsbeschreibung der verschiedenen Zentralkataloge geben, noch auch ihre Probleme darstellen. Dies ist unlängst von anderer Seite gescheh e n 2 0 ' . Doch ebensowenig dürfen wir die Zentralkataloge als Hauptstützen des heutigen Leihverkehrssystems in unserem Büchlein übergehen. Die bestellenden Bibliotheken und vor allem die Bibliotheksbenützer selbst machen sich nur selten klare Vorstellungen davon, was in den Zentralkatalogen eigentlich geschieht. Es fehlt vielerorts noch empfindlich an gegenseitiger Information. Dem soll dieses kurze Zwischenkapitel wenigstens zu einem kleinen Teil abhelfen. Bibliotheksarbeit dient heute fast überall der Bewältigung von Massenproblemen: Es sind Büchermassen zu bearbeiten, Katalogzettelmassen zu ordnen, Bestellzettelmassen zu erledigen. Für die Zentralkataloge ist das Ringen mit überwältigenden Zettelmassen seit ihrer Gründung 1956 charakteristisch. Nicht nur vermehrt sich ihr Katalogbestand von Tag zu Tag, — er nähert sich schon der Gesamtzahl von 42 Millionen Titeln, - sondern es hat auch das Volumen des Bestellscheinstromes einen Höhepunkt erreicht: Täglich bearbeiten die sieben Zentralkataloge zusammen mehr als 7000 Leihwünsche! Und all die Einlege- und Signierarbeit wird Tag für Tag geleistet, ohne daß den hilfreichen Geistern auch nur ein einziges Wort des Dankes zugesprochen würde, von Seite der unzähligen Benützer, denen die Hilfe der Zentralkataloge zugute k o m m t . Lob und Anerkennung dringen nur selten bis in die Zentralkatalogräume vor, — im Gegensatz zu Klagen und Kritiken, die in mündlicher, schriftlicher und auch gedruckter Form vernehmlich laut werden.

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Leider sind diese Klagen und Kritiken in ihrem Ansatz nicht unbegründet. Schon von Anbeginn an besaßen die Zentralkataloge nicht die nötige Personalausstattung, die es erlaubt hätte, neben dem vorrangigen Signierbetrieb auch die Zusammenordnung der verschiedenen Bibliotheksalphabete und die Einordnung der laufend eintreffenden Nachmeldungen zu bewerkstelligen. So blieb das Zettelmaterial z.T. in mehreren parallelen Alphabeten geordnet, Nachtragsalphabete entstanden, und beides führte zu vermehrter Signierarbeit. Damit aber drohten sich die Rückstände zu verewigen. Zum Glück brachten immerhin einige Sonderaktionen eine gewisse Erleichterung. Doch leidet auch heute noch die Zentralkatalogarbeit in besonderem Maße unter der unzureichenden Dotierung. Für das dort eingesetzte Personal muß dieser Zustand eine Quelle ständigen Ärgers bedeuten. Hinzu kommt, daß den Helfern im Zentralkatalog in der Regel das Erfolgserlebnis versagt bleibt. Von all den Wohltaten, die sie mit ihrer Arbeit erweisen, hören sie nur wenig, von den Früchten ihrer Bemühungen wird ihnen kaum etwas kund. Weite räumliche Entfernungen trennen sie von den bestellenden Bibliotheken, meist fehlt der persönliche Kontakt, und auch die fachlichen Informationen fließen recht spärlich, in beiden Richtungen. Gemeinsame Arbeitsbesprechungen und Fortbildungstagungen können dem wenigstens teilweise abhelfen, und erfreulicherweise geschieht hier auch schon manches 21 '. Die Aufgaben der Zentralkataloge finden sich in der Leihverkehrsordnung klar aufgezeichnet: Sie sollen Fundorte der bestellten Literatur ermitteln und die Bestellungen sachgerecht weiterleiten (§ 11 LVO). Damit dienen sie einerseits dem Benützer, indem sie die Standorte aufspüren und einen Leitweg festsetzen, der zu einer raschen Belieferung des Bestellers führt. Sie dienen aber ebenso auch den Bibliotheken ihrer eigenen Region dadurch, daß sie die Leihverkehrslast angemessen verteilen, d. h. unter Berücksichtigung der Leistungskraft der verschiedenen besitzenden Bibliotheken. So entscheiden die Zentralkataloge darüber, welche Bibliothek — bei Mehrfachbesitz — als erste in Anspruch genommen werden soll, sie bestimmen, ob sie die Bibliothek in ihrem eigenen Hause vorschalten oder nicht, ob sie die Bestellungen erst an eine Großbibliothek, etwa an einer Universität, lenken, oder, wenn entsprechende Standorte nachgewiesen sind, erst die kleineren Regions-, Stadt- oder Landesbibliotheken zum Zuge kommen sollen. Der Zentralk ata log bestimmt auch, wie intensiv er die etwa vorhandenen mittels Datenverarbeitung erstellten Verbundkataloge neuerer Bibliothekssysteme einsetzen will, wenn er Bestellungen aus anderen Regio61

nen behandelt. Er legt das Ausmaß fest, in dem Präsenzbibliotheken und -bestände herangezogen werden. Und schließlich wacht er darüber, daß die von ihm weitergegebenen Bestellscheine den Leihverkehrsvorschriften entsprechen (§§ 11 (4), 19 (1) LVO), er w i r k t hier also, ähnlich wie eine Leitbibliothek, in der A r t eines Schutz- und Reinigungsfilters, Außerdem soll der Zentralkatalog aber auch versuchen, kleinere Fehler und Mängel bei den Bestellungen von sich aus zu beheben (§ 19 (2) LVO). Die bestellenden Bibliotheken könnten ihren Zentralkatalogen ein gut Teil Arbeit abnehmen, wenn sie all das beachteten, wovon oben die Rede war. Die Leitwegempfehlung gehört vor allem hierher. Zwar ist der Zentralkatalog grundsätzlich für die Bestimmung des Leitwegs zuständig (§ 10 (2) Satz 1 LVO), doch muß er Leitwegempfehlungen der bestellenden Bibliothek bzw. der Leitbibliothek berücksichtigen (§ 10 (2) Satz 1 LVO). Er wird dies gewiß immer sehr gern tun, da ihm hier schon vorweg geholfen wurde. Soweit die Ausgangsbibliothek aus besserer Kenntnis des Bestellwunsches Anregungen zu geben vermag, sollte sie sich nicht zurückhalten. Nicht nur sind die Zentralkataloge für Hilfe dankbar, sie haben sie geradezu nötig. Denn bei dem Massenbetrieb in der Zettelflut sind sie gar nicht in der Lage, all das für eine Einzelbestellung zu tun, was die Leihverkehrsordnung ihnen abverlangt. Auch die Angabe der Schwerpunktbibliothek bei Bestellungen auf moderne ausländische Monographienliteratur (§ 16 (4) LVO), wir sprachen bereits unter V,9 darüber, w i r d nach diesen Erwägungen nicht einfach den Zentralkatalogen überlassen werden dürfen. Wie die jüngste Entwicklung zeigt, dürfte die Zeit der Spitzenbelastung für die Zentralkataloge w o h l schon vorübergegangen sein. Verbundkataloge, ISBN-Register und Zeitschriftengesamtverzeichnisse haben spürbare Erleichterung gebracht. Eine Verfilmung der Zentralkataloge 221 oder der Aufbau eines Deutschen Gesamtkatalogs 23 ' werden zu weiterer Entspannung der Lage beitragen.

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V I I . Die einlaufenden Bestellungen

1. Unverzügliche Bearbeitung Eigentlich müßte ein jeder mit der Post oder im Bibliotheksauto einlaufende rote Bestellscheine von dem empfangenden Bibliothekar als ein Hilferuf verstanden werden. A u f jeden Schein wartet ein Gelehrter, Student oder sonstiger Wissensdurstiger, der informierender Hilfe bedürftig ist. Der gewissenhafte Bibliothekar muß es als seine Pflicht ansehen, die Wartezeit nicht über das unumgängliche Maß hinaus andauern zu lassen. Doch mag dieser Leitgedanke auch jedermann als selbstverständlich erscheinen, — befolgt wird er leider nicht ebenso selbstverständlich. Die unübersehbare Menge der Bestellzettel mindert von selbst die Dringlichkeit des einzelnen Wunsches. Sofortige Erledigung ist bei umfangreichem Einlaufvolumen ohnehin unmöglich, und zu den unvermeidbaren Verzögerungen gesellen sich — wer wüßte es nicht! — auch die vermeidbaren. So bedarf es denn ständig wiederholter Appelle an die bibliothekarische Berufsehre, Appelle, die wir gern als ebenso lästig wie überflüssig abtun möchten, ohne die wir aber leider dennoch nicht auskommen. Schon die frühere Leihverkehrsordnung verlangte von den Bibliotheken und Zentralkatalogen, daß sie die eingehenden Bestellungen unverzüglich zu bearbeiten hätten. Die neue Leihverkehrsordnung setzt dieses Gebot, seiner hohen Bedeutung wegen, sogar in einen eigenen Paragraphen (§ 18 LVO). „Unverzüglich" entstammt als Begriff der Rechtssprache und bedeutet „ohne schuldhaftes Zögern", im Unterschied zu dem Terminus „sof o r t " , der jegliche Säumnis, auch die unverschuldete, ausschließt. Das Gebot unverzüglicher Bearbeitung wendet sich in zweierlei Richtung: Einmal an alle Bibliothekskräfte, die mit den Bestellungen von auswärts befaßt sind, an die Poststelle ebenso wie an die Signier- und die Magazindienstler. Sie alle sollen, wie sie nur können, für eine rasche, zügige Erledigung sorgen. Zum zweiten sind aber auch die leitenden Bibliothekare angesprochen, die für die Organisation optimaler Geschäftsabläufe Verantwortung tragen. Sie sollen darüber nachdenken, wie die einzelnen Bearbeitungsstufen einander zeitlich so nahe gebracht werden können, daß keine ,,Liege"odergar Leerlaufzeiten entstehen. Jobst Tehnzen 2 4 ' und Otwin V i n z e n t 2 5 ' haben eindringlich auf einige Beschleunigungsmöglichkeiten aufmerksam 63

gemacht. Auch der Kommentar zu § 18 L V O gibt beherzigenswerte Empfehlungen. Er nennt die Bücherautodienste, die in den meisten Bundesländern eingerichtet sind und eine beträchtliche Verkürzung der Wegezeiten ermöglichen. Selbstverständlich muß sich der Arbeitsrhythmus der Benützungsabteilungen in den angeschlossenen Bibliotheken genau auf die Verkehrszeiten der Bücherautos einstellen. Zeitersparnis bringt auch in aller Regel ein unmittelbarer Postanschluß der Bibliothek. Leider sind an einigen Universitäten Kurierstellen zwischengeschalt«, die eigengesetzliche Zeitabläufe einhalten und dadurch verzögernd wirken. Dringend zu wünschen wären mehrmalige tägliche Postgänge. Fernschreibereinsatz hat sich jedoch, überraschenderweise, bisher in Tests nicht bewährt, hauptsächlich deshalb, weil er sich für den Massenbetrieb der Normalbestellungen nicht eignet. Strikt abzulehnen ist die aus falscher Sparsamkeit entsprungene Gepflogenheit, Bücher und Kopien im Versand zurückzustellen, bis mehr „zusammenkommt" und sich dann die Sammelsendung besser lohnt. Ein solches Verhalten mag Portokosten reduzieren, doch verstößt es gegen das Gebot der „unverzüglichen Behandlung" und wirkt benützerfeindlich. Leider lehrt die Erfahrung, daß sich eingefahrene Routinen nur mit erheblicher Mühe und viel Geduld ändern lassen. Gewohnheiten werden nur zögernd und ungern aufgegeben. Dennoch müssen wir uns vergegenwärtigen, daß jede auch noch so geringe Zeitersparnis im Arbeitsablauf die Effizienz des Leihverkehrs spürbar erhöht und damit unser aller Arbeit erfolgreicher macht. Selbst wenn es nur einigen wenigen Bibliotheken gelingt, ihre Geschäftsablaufe zu straffen und zu beschleunigen, wirkt sich dies täglich auf die Laufzeit vieler Hunderte von Bestellungen aus. All diesen organisatorischen Beschleunigungsmaßnahmen steht als einziges Problem der Kostenfaktor entgegen. Wenn ein verstärkter Einsatz von Personal oder von Sachmitteln erforderlich wird, gilt es abzuwägen, wie viel eine Verbesserung des Leihverkehrs kosten darf. Es geht sicher nicht an, jeglichen Mehraufwand strikt zu vermeiden; andererseits dürfen die Mehrkosten, selbst wenn sie der Beschleunigung nützen, ein vertretbares Maß nicht übersteigen. 2. Die vergeblichen Bestellungen Ein nicht unbeträchtlicher Teil der einlaufenden Bestellungen läßt sich nicht positiv erledigen, aus den verschiedensten Ursachen. Eigentlich, so sollte man meinen, müßten die gezielten, auf Grund von positiven Bestandsnachweisen geleiteten Bestellungen in jedem Falle im Katalog fündig werden, und auch die über den Zentralkatalog einlaufenden sollten sich in aller 64

Regel positiv signieren lassen. Doch betrüblicherweise sind die Ausnahmen recht zahlreich, und die Entscheidung über die weitere Behandlung der vergeblichen Bestellungen verlangt in aller Regel mehr Denkarbeit als die Erfüllung der erfolgreichen Ausleihwünsche. Gehen wir die einzelnen erfolgshindernden Gründe der Reihe nach kurz durch. a) Fehlerhafte

Bestellungen

Eine Katalogrecherche endet dann meistens negativ, wenn der Titel eines bestellten Werkes unvollständig oder gar falsch angegeben wurde. Soweit sich die Mängel ohne größere Mühen beheben lassen, wird der Bibliothekar bereitwillig helfen (Komm, zu § 19, 1 LVO). Er sollte dann aber die Ergänzungen und Korrekturen auf dem Schein vermerken, um spätere Doppelarbeit völlig auszuschließen (§ 19 (2) LVO). Eine solche Hilfe verdienen namentlich die Bestellungen kleinerer Bibliotheken, weil dort gelegentlich die spezifischen Nachlagewerke fehlen. Doch darf die Hilfe auch nicht zu weit gehen, vor allem dann nicht, wenn sie die Bearbeitung der übrigen — korrekt ausgefüllten! — Bestellscheine verzögert. Rücksendung an die Ausgangsbibliothek ist hier die einzig mögliche Folge ( § 1 9 ( 1 ) LVO). Sie ist nicht als unfreundlicher A k t zu verstehen — ein gutes kollegiales Begleitwort könnte diesen Anschein vermeiden helfen! — und sollte auch nicht als Schulmeisterei empfunden werden, selbst wenn sich damit gelegentlich ein pädagogischer Zweck durchaus verbinden mag. Sind es Bestellungen aus betreuten Bibliotheken, die in der Leitbibliothek nicht auf Anhieb positiv zu erledigen sind, so erfordern sie einigen zusätzlichen Arbeitsaufwand. Denn an ihnen ist die Betreuungsaufgabe zu erfüllen. Ihr Titel wird überprüft, ebenso ihr bibliographischer Nachweis. Bevor die Leitbibliothek diese Bestellungen im Leihverkehr weitergibt, muß sie sie ebenso sorgsam bearbeiten wie ihre eigenen. Rückfragen werden, weil sie wegen der damit verbundenen Rücksendung mühselig und zeitraubend sind, nur bei zwingender Notwendigkeit gestellt. Im übrigen wird die Leitbibliothek bei der Weiterleitung versuchen, die Interessen des Bestellers so gut wie möglich wahrzunehmen. Je mehr die betreute Bibliothek darüber auf dem Bestellschein hat aussagen können, desto besser w i r k t dies für die weitere Erledigung. Alle einlaufenden Bestellungen, mit Ausnahme derjenigen von betreuten Bibliotheken, sollten längst vorschriftsgemäß bibliographiert sein. Fehlt die bibliographische Ermittlung, so fällt dieser Mangel alsbald auf. Ist aber dabei ein Versehen unterlaufen, weil nicht mit der nötigen Sorgfalt gear65

beitet wurde, so t r i t t dies leider oft erst sehr spät zutage. Etwa hat man einen Teil eines mehrbändigen Werkes oder einer Serie bestellt, das Werk wohl ermittelt, nicht aber den bestellten Band, und dieser ist nicht erschienen. In diesem Falle läuft der Bestellschein von Ort zu Ort, macht überall Arbeit, wird nirgendwo endgültig erledigt. Oder doch? Zwar ist keine Bibliothek und auch kein Zentralkatalog verpflichtet, Bestellungen fremder Bibliotheken bibliographisch zu bearbeiten. Dennoch sollten verdächtige Fälle überprüft werden. Wenn bei mehreren Bibliotheken von einem umfangreicheren Werk ausgerechnet ein bestimmter Band nicht vorhanden war, besteht begründeter Verdacht, daß er nie im Buchhandel herausk a m 2 6 ' . Jeder, der eine Blindgänger-Bestellung dieser A r t entschärft, macht sich um den Leihverkehr hoch verdient. Ein verstärkter Einsatz, auch wenn in der Leihverkehrsordnung nicht gefordert, wird dann erwartet werden dürfen, wenn die angegangene Bibliothek als einzige im Lande für die positive Erledigung in Frage kommt. Schwerpunkt- und Spezialbibliotheken sind für ihre Fachgebiete meist allein zuständig, Landes- und Stadtbibliotheken für die Literatur ihres Landes, ihrer Gemeinde, ihrer Umgebung. Diese singulare Rolle verpflichtet zu besonderer Hilfsbereitschaft. b) Bestellungen auf nicht vorhandene Literatur Wird ein von auswärts bestellter Titel im Katalog nicht gefunden, so fragt es sich, ob das Vorhandensein dieses Titels im Katalog hätte erwartet werden müssen oder nicht. Darauf ist die weitere Bearbeitung der Bestellung auszurichten. Bestellscheine, die eine Leitbibliothek von den ihr zugeordneten Bibliotheken erhält, Direktbestellungen, die sich nicht auf Bestandsnachweise stützen, und Scheine, die der Zentralkatalog „auf Verdacht" weiterleitete, — sie alle lassen eine positive Erledigung nicht mit Sicherheit erwarten. Anders jedoch die auf Grund von konkreten Besitznachweisen zugeschickten Scheine, seien sie direkt oder über den Zentralkatalog gelaufen. Wenn wir derart bestellte Titel im Katalog nicht finden, so muß uns dies mißtrauisch machen, — uns zu doppelter Aufmerksamkeit und Vorsicht mahnen. Denn irgendein Fehler liegt ja vor. Aber wo steckt er? Der ehrliche Bibliothekar sucht bei sich selbst zuerst. Stützt sich die Bestellung auf gedruckte Bestandsverzeichnisse, so schafft ein Einblick dort sehr rasch die erwünschte Klärung. Lag der Fehler im Verzeichnis, so tue man dies auf dem Bestellschein deutlich kund, bevor der Zettel weiterläuft. Wie aber, wenn der

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Falscheintrag im Zentralkatalog auftrat? Soll man dorthin Nachricht geben, damit der falsche Besitzvermerk getilgt werden kann? Es wäre wohl ratsam. Auch in einen Zentralkatalog schleichen sich Fehler ein, die Korrektur erheischen. Doch sollte man keinesfalls den Originalschein zurückschicken und dadurch den Bestellweg ungebührlich verlängern. A m besten bedient man sich einer Kopie des Bestellscheins. Wem dieses Verfahren umständlich erscheint, der bedenke, daß solche Fehler in den Zentralkatalogen gottlob nur selten auftreten. Bestellungen auf nicht vorhandene Literatur, die sogenannten OO-Zettel, werden an vielen Bibliotheken noch auf Erwerbungswürdigkeit des vergeblich gesuchten Titels hin überprüft. Der Fachreferent, der Erwerbungsleiter oder gar der Direktor selbst nimmt sich ihrer an. Dieses Verfahren ist hoch zu loben, — wenn es nur rasch genug geschieht! Hier liegt eine häufige Verzugsursache für den Weg des Bestellscheins. Die Kollegen des höheren Dienstes mögen sich dessen bewußt bleiben. c) Bestellungen

auf

verliehene

lAerke

Fernleihbestellungen, die deshalb nicht ausgeführt werden können, weil die gewünschten Bücher bereits anderweitig ausgeliehen sind, bürden der angegangenen Bibliothek durchwegs mehr Arbeit auf als die Nachfragen nach nicht vorhandenen Werken. Denn nicht nur der Signierdienst, sondern auch der Magazin- und der Ortsleihdienst müssen dabei in A k t i o n treten. Das kostet entsprechend viel Zeit und verzögert den Lauf der vergeblichen Bestellung ganz beträchtlich. So kommt es, daß Bestellungen auf vielgefragte Werke o f t deshalb scheitern, weil sich bei Häufung von VerliehenFällen zwangsläufig übergroße Zeitüberschreitungen ergeben. Je mehr Mühe auf solche Bestellungen verwendet wird, desto tiefer sinkt die Aussicht auf positive Erledigung. Ein ebenso paradoxes wie unbefriedigendes Phänomen! Die Leihverkehrsordnung 1966 vermochtediesem Übel kaum abzuhelfen. Erst die neue LVO bringt einiges gegen solche ,,Dauerläufer". Zum einen soll die künftig strikt vorgeschriebene Angabe der Erledigungsfrist (§ 16 (6) LVO) ein unbedachtes Weiterlaufen der Zettel verhindern. Außerdem dürfen Bestellungen auf Werke, die an mindestens drei Bibliotheken in der eigenen Region nachgewiesen sind, nicht auch noch in andere Regionen überwechseln (§ 23 (a) LVO) — die frühere Ordnung hatte noch Besitzvermerke von vier Bibliotheken verlangt. Schließlich muß eine Bestellung an 67

die Ausgangsbibliothek zurückgesandt werden, wenn das Werk von drei nachweislich besitzenden Bibliotheken außerhalb der eigenen Region nicht geliefert werden konnte (§ 20 (2) d L V O ) . Die beiden letztgenannten Einschränkungen vermögen vielleicht die ganz üblen Zettel-Odysseen zu verhindern. Doch ein langwieriger Umlauf innerhalb der Region kann nicht anders als durch Ablauf der Erledigungsfrist ein rechtzeitiges Ende finden. Daher kommt es bei Bestellungen von vielgefragten Büchern in ganz besonderem Maße auf die Fristangabe an, und ein Gleiches gilt für die Bestellungen solcher Literatur, die sich für Handbibliotheks- oder Lesesaalbestände eignet, bei der infolgedessen mit Ausleihbeschränkungen zu rechnen ist. Immer wieder wird gefragt, ob verliehene Literatur auf Grund eines eintreffenden roten Bestellscheins zurückgefordert werden solle, bzw. ob die Fernleihbestellung festgehalten werden müsse und der auswärtige Benützer für das verliehene Werk vorzumerken sei. Hier gilt seit eh und je der Grundsatz: Keine Vormerkung ohne vorherigen entsprechenden Antrag der bestellenden Bibliothek (§ 20 (5) L V O ) ! Eine Vormerkung verursacht nicht nur Mühe bei der besitzenden Bibliothek, sondern kostet auch Zeit für die Erledigung der Bestellung, bisweilen sehr viel sogar. In den meisten Fällen kann die nächstangegangene besitzende Bibliothek schneller helfen (sofern sie das Werk nicht ihrerseits schon verliehen hat!). Vormerkungen bei vielgefragter Literatur sind also durchaus unzweckmäßig. Anders verhält es sich wiederum bei Spezialliteratur, wie sie sich vor allem in den von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Sondersammelgebieten findet. Hier kann in aller Regel kaum eine andere Bibliothek einspringen; es bleibt dem auswärtigen Besteller also nichts anderes übrig, als auf die Rückgabe des Werkes zu warten und dann die Bestellung gemäß § 15 (1)c L V O zu wiederholen, — ein umständliches, unerfreuliches Verfahren. Daher ist es in diesem Falle erlaubt und ratsam, eine Vormerkung zu beantragen, entsprechend der Empfehlung des Kommentars zu i 20 (5) L V O . A u f eine Begründung für den Antrag, wie sie noch die L V O 1966 vorschreibt, wird heute verzichtet. In keinem Falle jedoch darf eine angegangene Bibliothek ungebeten, von sich aus, eine Vormerkung veranlassen oder gar ein ausgeliehenes Buch vorzeitig zurückfordern. Vielmehr soll die bestellende Bibliothek entscheiden, ob sie, um der Erfolgsaussicht willen, die entstehende Verzögerung in Kauf nehmen will.

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d) Bestellungen auf vermißte Werke Findet sich ein von auswärts bestelltes Buch nicht an seinem Standort im Magazin, ist es auch nicht anderweitig ausgeliehen, so muß danach gesucht werden. Längerdauernde Recherchen wird eine im Leihverkehr angegangene Bibliothek allerdings nur dann unternehmen, wenn sie zur Erledigung der Bestellung in besonderem Maße verpflichtet oder dafür gar alleinzuständig ist, etwa als Spezialsammlung oder als örtlich zuständige Bibliothek bei Regionalliteratur. Stellt sich bei der Suche heraus, daß der gewünschte Band noch im Geschäftsgang läuft und nicht kurzfristig verfügbar gemacht werden kann, so wird dies mit Angabe des Datums auf dem Bestellschein vermerkt. Die bestellende Bibliothek kann dann im Bedarfsfalle ihren Wunsch zu gegebener Zeit wiederholen. Bleibt die Recherche dagegen erfolglos, so fällt es nicht leicht, eine klare,

für den Besteller brauchbare Auskunft zu geben. Hat eine zu späterer Zeit

wiederholte Bestellung irgendwelche realen Chancen? Wenn man dies auf

Grund von Anhaltspunkten und aus intimer Kenntnis des eigenen Biblio-

theksbetriebs heraus bejahen kann, so wird man den Vermerk „z. Zt. nicht auffindbar" anbringen und ihn datieren. Ist das Wiederauftauchen des Bu-

ches dagegen beim besten Willen nicht abzusehen, so wird man es als „vermißt" erklären und damit von nochmaliger Bestellung abraten. Mit Recht

als verpönt gilt allgemein der vieldeutige Vermerk „Nicht verfügbar": Der

angegangenen Bibliothek mag er leicht fallen, die bestellende aber weiß damit nichts anzufangen. Denn er sagt nichts darüber aus, ob der Besteller

noch auf spätere Zeiten hoffen darf, oder ob er die besitzende Bibliothek

direkt anschreiben soll. Auch der Vermerk „Nicht am Standort", den der

Kommentar der früheren Leihverkehrsordnung noch empfahl, hat sich sei-

ner Mehrdeutigkeit wegen nicht bewährt und wurde daher in der neuen

L V O weggelassen. Klarheit in der Auskunft ist oberstes Gebot, und wenn

eine Bibliothek die Erfüllung eines Bestellwunsches ablehnt, obwohl sie das

gewünschte Buch nachweislich besitzt, so sollte sie den Grund dafür deut-

lich nennen. Dies gilt vor allem auch für die nächste Kategorie der vergebli-

chen Bestellungen.

e) Bestellungen auf nicht verleihbare Werke Bei allen bisher behandelten Arten vergeblicher Bestellungen war die angegangene Bibliothek aus tatsächlichen Gründen verhindert, den Wunsch zu erfüllen. Im folgenden beschäftigen wir uns mit Fällen, in denen die Biblio69

thek an sich durchaus zur Hilfe imstande wäre, — das Exemplar ist vorhanden und greifbar — , in denen sie aber diese Hilfe aus anderen, besonderen Gründen nicht zu leisten bereit ist. Solcher Gründe gibt es viele. Sei es, daß sich die gewünschten Werke wegen ihrer Beschaffenheit (z. B. Schallplatten, Loseblattausgaben), ihres schlechten Erhaltungszustandes, ihres ungewöhnlichen Formats für den Versand nicht eignen, seien es Werke von ungewöhnlich hohem Wert, die ein Versandrisiko nicht zulassen, seien es schließlich Werke, die wegen häufiger örtlicher Benützung auch nicht einmal wenige Tage entbehrt werden können (vielgebrauchte Literatur, Lesesaal-und Handbibliothekswerke, Bücher der Lehrbuchsammlung). In all diesen Fällen ist es dem Ermessender besitzenden Bibliothek anheimgestellt, ob sie die Bestellung negativ verbescheiden oder nicht doch eine Ausnahme zugestehen will. Die frühere Leihverkehrsordnung (§ 18) machte die Ablehnung leicht und erlaubte es, den Bereich nicht versendbarer Literatur weit auszudehnen. Und in der Tat verfahren einige Bibliotheken durchaus restriktiv, nehmen beträchtliche Teile ihres normalen Buchbestandes von der Fernleihe aus, weil sie sie dem örtlichen Benützer in Freihandaufstellung stets griffbereit anbieten wollen. Man neigt auch hier dazu, dem Ortsbenützer eine Priorität zu gewähren, und verfährt daher in der Fernleihe in Zweifelsfällen weniger großzügig. Diese Haltung widerspricht jedoch dem Gebot gegenseitiger Hilfe im Leihverkehr § 5 (b) LVO mit Kommentar), wonach jede Bibliothek dem Grundsatz nach sämtliche Bestände für den Leihverkehr zur Verfügung zu stellen hat. Die neue LVO betont das Gegenseitigkeits-Prinzip an dieser Stelle ganz besonders (§ 24 (2) LVO). Ablehnung des Versandes soll Ausnahme bleiben, sie muß in jedem Falle, wenigstens kurz, begründet werden (§ 24 (3) Satz 1 LVO), und es sollte jedesmal geprüft werden, ob nicht in irgendeiner anderen Weise (z. B. durch Kopien) oder unter besonderen Auflagen (etwa kurze Leihfrist) doch noch eine positive Erledigung möglich ist (§ 24 (3) Satz 2 LVO). Ein weitergehendes Entgegenkommen wird von Schwerpunktbibliotheken erwartet, die ja ihre Spezialbestände im Hinblick auf die Fernleihbenützung gesammelt haben (Kommentar zu § 24 (2) LVO). Großzügigere Behandlung verdienen auch die Bestellungen aus der eigenen Region (Kommentar zu § 24 (1) LVO), weil sie außerhalb noch geringere Hoffnung auf 70

positive Erfüllung hätten (vgl. § 23 (b) LVO). Das Regionalprinzip wirkt sich auch hier deutlich aus. So haben die besitzenden Bibliotheken häufig nach Ermessen zu entscheiden, das heißt, sie sind zu gründlichen Überlegungen angehalten. Hinzu kommt aber noch ein weiteres Nachdenken, und zwar darüber, ob und wie diese Bestellungen, soweit man sie selbst nicht erledigen will bzw. kann, richtig weiterzuleiten seien. Hierbei wird, und das sei mit ernster Kritik vermerkt, oft sehr summarisch, unbekümmert oder überhaupt gedankenlos verfahren. Die angegangene Bibliothek will einerseits eine Ausnahme nicht zubilligen, verhält sich aber andererseits so, als könnten oder sollten andere großzügiger handeln. Das eigene Exemplar will man schonen, aber ein anderes Exemplar soll aushelfen! Tatsächlich kommt es nun allerdings vor, daß das gesuchte Werk in der einen Bibliothek zum unentbehrlichen Handwerkszeug gehört, in der anderen aber verfügbar im Magazin steht. Doch solche Fälle sind seltener, als man meinen möchte, — sie beschränken sich fast ganz auf Lehrbücher, Handbücher oder speziellere Bibliographien. Meist wird jedoch zu Unrecht weitergeleitet, aus dem Bedürfnis heraus, wenigstens ein wenig zu helfen, wenn man schon nicht abhelfen könne. Leider sind die anderen Bibliotheken in der Regel auch nicht freundlicher, wenn sie ein Buch versenden sollen, das die weiterleitende Bibliothek zurückhielt. Und so irren dann die Zettel weiter, machen auf jeder neuen Station neue Arbeit, kosten neue Zeit. Die neue L V O ordnet daher mit Recht als Regel die Rücksendung an (§ 24 (4) L V O ) : Wenn die Bibliothek A das Werk nicht versenden will, soll sie der Bibliothek B diesen Versand nicht zumuten. Es ist besser, die Ausgangsbibliothek erhält einen negativen Bescheid rasch, — sie kann dann immer noch Sonderbehandlung für ihren Benützer erbitten! — als daß der Bestellschein auf erfolglose lange Reise geht. Eine Weiterleitung hat nur dann Sinn, wenn das Werk mit hoher Wahrscheinlichkeit an anderen Bibliotheken wirklich verfügbar ist und dort nicht die gleichen oder ähnliche Versandhindernisse zu erwarten sind. f) Weiterleitung nicht ausgeführter Bestellungen Alle Bestellscheine, die nicht positiv erledigt werden konnten, werden entweder weitergeleitet oder an die bestellende Bibliothek zurückgesandt. Die Entscheidung darüber, ob weiterzuleiten oder zurückzusenden sei, verlangt Geschick, Erfahrung und vor allem Sorgfalt. In der Routine des bibliothe71

karischen Alltags unterlaufen hier leider immer wieder Fehler, wird oft schematisch gearbeitet, und daraus erwächst dann andernorts unnötige Mehrarbeit. Am häufigsten begehen wir Fehler dadurch, daß wir einen Zettel einfach nur deshalb weiterleiten, weil der angegebene Leitweg noch nicht ausgeschöpft ist. Da steht noch ein Bibliothekssigel — also schicken wir den Schein dorthin. Wenn das ohne weiteres Nachdenken geschieht, übersehen wir die Angabe der — womöglich überschrittenen — Erledigungsfrist, übersehen, daß es sich vielleicht um ein nicht versandfähiges Werk handelt, — wovon eben die Rede war, — oder gar um mangelhafte Bestellungen. Wir müssen also stets an erster Stelle prüfen, ob der Schein nicht schleunigst wieder an die Ausgangsbibliothek zurückzusenden ist. Wann hat dies zu geschehen? Die neue LVO zählt in § 20 (2) die verschiedenen Fälle auf: 1. Direktbestellungen sind, wenn sie sich nicht erfüllen lassen, stets ebenso direkt an die Ausgangsbibliothek zurückzusenden, 2. Bestellungen mit abgelaufenem Erledigungstermin gehen schnellstens zurück, 3. Bestellungen ohne weiteren Leitweg gehen selbstverständlich zurück, 4. Bestellungen, die außerhalb der Ausgangsregion an drei Stellen hätten positiv erledigt werden können, deren Versand aber jedesmal abgelehnt wurde; hier ist entweder vielgefragte Literatur gewünscht worden, oder gar spezifischer Handbibliotheksbestand; ein weiterer Umlauf hätte kaum Chancen. Im erstgenannten Fall müssen wir allerdings in vernünftiger Weise differenzieren: Zurückzuschicken sind gemäß § 20 (2)a LVO ausschließlich Direktbestellungen von seltenen Werken (§ 15 (2) LVO) oder von solcher Literatur, die aufgrund nachgewiesenen Standorts bei einer einzelnen besitzenden Bibliothek angefordert wurde (§ 15 (1)c LVO). Weitergeleitet, also nicht zurückgesandt, werden hingegen Direktbestellungen von zentralkatalogfremden Literaturgattungen, wie etwa von deutschen Dissertationen außerhalb des Buchhandels, Musikalien usw., sofern die Ausgangsbibliothek einen weiteren Leitweg festsetzte. Für alle vier Fälle gemeinsam gilt grundsätzlich: Weiterleitung nur bei tatsächlicher Erfolgsaussicht. Bietet sich nur geringe Hoffnung, senden wir besser zurück, damit der Benützer bei der Ausgangsbibliothek über weitere Bemühungen entscheiden kann. Wir müssen immer bedenken, daß jede zu72

sätzliche Umlaufstation dem Besteller tagelanges zusätzliches Warten auferlegt. Wartezeiten sind aber ein Hauptkummer im Leihverkehr. Wird die Weiterleitung beschlossen, so wirkt der auf dem Schein angegebene Leitweg als verbindliche Anweisung (§ 20 (1) LVO mit Kommentar). Er darf weder verändert noch abgekürzt werden, auch nicht in guter Absicht. Die Ausgangsbibliothek muß sich auf die ordnungsgemäße Behandlung ihrer Bestellung verlassen können. Nur offenkundige Irrtümer dürfen berichtigt werden. Es versteht sich eigentlich von selbst, daß jede weiterleitende Bibliothek vor dem Versand alle ihre internen Bearbeitungsvermerke tilgt, soweit sie nicht für die nächste Bibliothek von Nutzen sein können (Kommentar zu § 20 (1) LVO). Leider t r i f f t man immer wieder auf weitergeleitete Scheine mit Signaturen von zuvor angegangenen Bibliotheken, — Unterlassungssünden, die Verwirrung stiften und Ärgernis geben. Eine Sonderregelung gilt für die Weiterleitung von Bestellungen auf Spezialliteratur durch überregionale Schwerpunktbibliotheken. Es ist anzunehmen, daß die Schwerpunktbibliothek in ihren Sammelgebieten bessere Kenntnisse und Erfahrungen für die Weiterbehandlung besitzt als die bestellende Bibliothek. So ist es ihr gestattet, auch unter Abweichung vom angegebenen Leitweg die Bestellungen an einschlägige Fachzentralkataloge weiterzuschicken, damit die dortigen Besitznachweise zu Rate gezogen werden können (§ 20 (3) LVO mit Kommentar). Dieses Verfahren dürfte — trotz der damit verbundenen Verzögerung — stets im wohlverstandenen Interesse des Benützers liegen. Der Weiterversand der Bestellscheine muß auf dem schnellsten Wege erfolgen (§ 18 (1) LVO mit Kommentar). Große Bedeutung kommt hierbei einer guten Betriebsorganisation zu, die den Geschäftsgang auf die Postzeiten abstimmt. Daß es eine Unsitte ist, Sendungen zu sammeln, um den Versand zu verbilligen, und daß die Kommentare zu den Leihverkehrsordnungen solche unangemessene Sparpraxis ganz entschieden verurteilen, wurde schon unter VI 1,1 mit allem Nachdruck dargelegt. Beachtung finden sollte auch die Vorschrift, daß die zu versendenden Scheine nicht zusammen mit den Büchern reisen sollen (§ 21 (4) LVO). Zum einen kann dadurch das Tempo leiden, weil Briefsendungen in der Regel schneller befördert werden als Bücherpakete. Zum andern aber gehen die Scheine nicht selten in den Büchern, denen sie bei- oder gar einliegen, verloren. Wird ein Bücherauto in der Fernleihe eingesetzt, so darf es auch der Beförderung von Bestellscheinen dienen, — sofern es 73

schneller zum Ziel transportiert als die Post! Einige Proben können dies zeigen. Doch Trennung von Scheinen und Büchern ist auch im A u t o unerläßlich.

3. Die erfolgreichen Bestellungen: Kopienversand im Leihverkehr Glücklicherweise bleiben die vergeblichen Bestellungen weitaus in der Minderzahl. Ihr durchschnittlicher A n t e i l bei den Bibliotheken beträgt weniger als ein Drittel. In dem hohen Prozentsatz positiv erledigter Bestellwünsche zeigt sich die segensreiche Wirkung der besitznachweisenden Verzeichnisse, und auch der Kopienversand bei Zeitschriftenbestellungen trägt zu dem guten Ergebnis bei, weil er es ermöglicht, die Zeitschriftenbände immer verfügbar zu halten. Läßt sich ein von auswärts bestelltes Buch im Katalog der angegangenen Bibliothek feststellen, u n d w i r d es dann vom Magazinbeamten im Bücherregal gefunden, so bedeutet dies den Normalfall, der kaum irgendwelche Probleme a u f w i r f t . Das Buch w i r d am Fach „ausgehoben" und zur Fernleihstelle gebracht. D o r t muß es „ a b s i g n i e r t " werden, d.h. es ist zu prüfen, o b das zu versendende Werk auch w i r k l i c h dasjenige ist, das der Besteller entleihen w i l l . Wohl werden auch die in der Ortsleihe bestellten Bücher regelmäßig absigniert, damit der Benützer am Ausgabeschalter keinen Anlaß zu berechtigten Reklamationen findet. Für die Fernleihbücher aber ist diese Identitätsprüfung noch sehr viel wichtiger. Denn wenn hier eine Verwechslung bestehen bleibt, ist sie nur nach mühseligem Hin und Her zu korrigieren. Während dem ortsansässigen Benützer unter Umständen auch andere Ausgaben, Auflagen u n d auch andere vergleichbare Werke angeboten werden sollten, gilt für die Fernleihe das Gebot, dem Wunsch des Bestellers entweder strikt zu entsprechen, oder andernfalls von dem Versand überhaupt abzusehen. „Ersatzlösungen" k o m m e n nicht in Betracht, eine „ h a l b e " Hilfe ist hier schlechter als gar keine. Wird ein Zeitschriftenaufsatz bestellt, so fertigt die besitzende Bibliothek davon eine R e p r o d u k t i o n an u n d versendet diese anstelle des ganzen Zeitschriftenjahrganges (§ 25 L V O ) . Diese Praxis wurde m i t Hilfe der Deutschen Forschungsgemeinschaft von 1965 ab erprobt, hat sich bestens bewährt u n d nun schon so fest eingebürgert, daß mehr als die Hälfte aller Fernleihwünsche,—über eine M i l l i o n im Jahr! —durch Übersendung einer Kopie befriedigt w i r d . Zwar verursacht der Kopierservice zunächst einmal 74

nicht unbeträchtliche Mehrkosten. Dafür aber verbilligt sich der Postversand, fällt die Rücksendung f o r t , und es wird außerdem eine ganze Menge an Verwaltungsarbeit gespart, weil sich Fristüberwachung und Mahnungen erübrigen. Auch der Benützer wird besser gestellt. Wohl hat er in einigen Bundesländern eine Schutzgebühr in Höhe von 50 Pfennig bis 1 Mark für jede Aufsatzkopie zu tragen, doch dies nimmt er in aller Regel gern in Kauf, weil er dafür die Kopie auf Dauer behalten darf. Der entscheidende Vorteil der Leihverkehrskopie liegt aber darin, daß die Zeitschriftenliterat u r a u c h bei intensivster Benützung immer in der Bibliothek greifbar bleibt: Der Leihverkehr hat durch den Kopienversand erheblich an Effektivität gewonnen. So verstehen wir, daß die Bibliotheken diese Dienste möglichst ausweiten wollen. In der früheren Leihverkehrsordnung waren nur Zeitschriftenaufsätze geringeren Umfanges und Zeitungsartikel davon erfaßt, in der jetzt gültigen ist allgemeiner von Aufsätzen und Schriften geringeren Umfangs die Rede, und hinzu kommen auch noch kleine Teile von Werken. Doch mit dieser Ausdehnung stoßen wir an die Schranken des Urheberrechts. Eine kleine juristische Betrachtung kann uns jetzt nicht erspart bleiben, denn die Problematik der urheberrechtlichen Vervielfältigung in den Bibliotheken wird gerade in der Gegenwart ausgiebig diskutiert. Die Vertreter des Buchhandels suchen mittels einer Gesetzesänderung die Kopiertätigkeit der Bibliotheken einzuschränken und außerdem zu verteuern. Vorsichtshalber weist die neue LVO darauf hin, daß die Lieferung einer Reproduktion anstelle des Originals in jedem Falle vom Urheberrecht gedeckt sein muß. Denn das Gesetz hat Vorrang vor der Leihverkehrsordnung. Niemals und nirgendwo ist es statthaft, eine nach Urheberrecht unzulässige Kopie durch die LVO legalisieren zu wollen. Die Bibliothekare sind verpflichtet, das Gesetz so gut zu kennen, daß sie ihre Praxis danach einrichten. Leider läßt sich aber das Gesetz nicht eben leicht verstehen, und zu allem ist es in seinen praktischen Auswirkungen nicht einmal unumstritten. Je liberaler und dienstwilliger die Bibliotheken ihren Benützern helfen wollen, je großzügiger sie Kopien liefern, desto stärker geraten sie in die Gefahr gesetzwidrigen Handelns. Hier in unserer Fibel können wir nur ein paar grundsätzliche Hinweise geben; genauere Interpretationen sind an anderer Stelle zu f i n d e n 2 7 ' .

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Jede A r t von Vervielfältigung, selbst die Herstellung nur einer einzigen Kopie, ist bei urheberrechtlich geschützten Werken von Haus aus dem Autor, bzw. dem von ihm berechtigten Verleger, vorbehalten. Geschützt sind alle Werke solcher Urheber, die nach 1914 gestorben sind. Zum eigenen Gebrauch darf aber jedermann in einem gewissen Umfang einzelne Kopien anfertigen oder durch eine Bibliothek anfertigen lassen (§§ 53, 54 Urheberrechtsgesetz). Zeitschriftenaufsätze und kleine Teile von Werken dürfen also in einem oder sehr wenigen Stücken kopiert werden. Da die Herstellung von Kopien auch anderen übertragen werden kann, ist die Leihverkehrspraxis bei Zeitschriftenaufsätzen, Zeitungsartikeln und kleinen Werksteilen durchaus zulässig. Festschriftaufsätze, Kongreßberichte, größere Werkteile und ganze Werke (diese unabhängig von ihrer Größe!) können dagegen nur unter sehr viel engeren Voraussetzungen zu eigenem Gebrauch vervielfältigt werden: Es muß sich hier um den wissenschaftlichen Gebrauch eines Benützers oder eines Instituts handeln, und die Kopie muß zu dem wissenschaftlichen Zweck geboten sein, d. h. das kopierte Werk darf im allgemeinen nicht im Buchhandel erhältlich sein. Da der überregionale Leihverkehr fast ausschließlich den wissenschaftlichen Bedarf zu decken hat (§ 1 (3) L V O ) , bleibt die Anfertigung und Versendung von Kopien durchaus im Bereich des Erlaubten. Es werden zwar jährlich Hunderttausende von Kopien zu Leihverkehrszwecken (und auch im Rahmen der direkten Fernbenützung) hergestellt und verschickt, doch bestellt und erhält jeder Benützer nur jeweils ein einziges Exemplar des gewünschten Aufsatzes. Die Bibliotheken, die eine so riesenhafte Kopiensumme produzieren, werden in jedem Einzelfalle stets nur in fremdem Auftrag tätig. Von Seiten des Buchhandels hat man sie einmal als „Verleger" bezeichnet, doch dies ist falsch, allein schon wegen der fehlenden Initiative bei der Vervielfältigung. Unzulässig wäre es nur, wenn eine Bibliothek Kopien auf Vorrat herstellte und als Service-Leistung anböte. Dann würde sie zu ihrem Gebrauch anfertigen und die Stücke unerlaubterweise weiterverbreiten. Aber von einem solchen Verfahren ist nirgendwo in Bibliotheken etwas bekannt. Immerhin wäre es gerade auf dem Felde der Bibliothekskopie ratsam, jeden möglicherweise auch nur aufkeimenden Zweifel auszuschalten. Die Bibliotheken sollten deutlich kundtun, daß sie nur im Auftrag des jeweiligen Benützers kopieren, — selbst wenn dieses Verfahren aufgrund der oben genannten Vorteile auch ihnen Nutzen bringt. Um die Beauftragung deutlich zu machen, ist ein entsprechender Aufdruck auf dem Bestellscheinformu-

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lar vorgesehen: „Der Benützer wünscht unberechnete Photokopie". Dieser Satz soll klarstellen, daß der Besteller eine Kopie für den Fall in Auftrag gibt, daß die besitzende Bibliothek den betreffenden Zeitschriftenband nicht versendet. Wenn eine Privatperson oder eine Firma Kopien zu gewerblichem Gebrauch durch eine Bibliothek herstellen läßt, — und dies gilt auch für Leihverkehrskopien, — dann hat sie dafür den Autor des kopierten Aufsatzes bzw. die zuständige Verwertungsgesellschaft durch eine angemessene Vergütung zu honorieren (§ 54 (2) Urheberrechtsgesetz). Die Bibliotheken sind nicht verpflichtet, von sich aus für die Entrichtung und die Abführung dieser Vergütungen zu sorgen. Sie haben aber einen entsprechenden Hinweis anzubringen, der die Empfänger der Kopien an die Zahlungspflicht für den Fall gewerblichen Gebrauchs erinnert. Der Vermerk geschieht am besten durch AufStempelung oder durch Anheftung eines besonderen Zettels. Empfänger der Zahlungen ist derzeit die Verwertungsgesellschaft Wort. Das geltende Urheberrecht deckt also unsere gegenwärtige Kopierpraxis vollauf, und es würde auch die in der neuen L V O vorgesehene Ausweitung auf Festschriftartikel und ganze Werke geringeren Umfangs (§ 25 LVO) zulassen, soweit der Benützer mit der Kopie wissenschaftliche Zwecke verfolgt. Bedauerlicherweise droht nun aber eine Neuerung des Urheberrechtsgesetzes die Kopiertätigkeit in den Bibliotheken künftig nicht unerheblich zu behindern. Der Buchhandel, der um den Absatz der wissenschaftlichen Literatur bangt, will dem „Kopierunwesen" dadurch Einhalt gebieten, daß er ein neues Gesetz fordert, das die Vervielfältigungsfreiheit zum eigenen Gebrauch einschränkt und mit einer Kostenpflicht belegt. Zwar wird der Gesetzgeber, entgegen dem Wunsch der Verleger, die Grenzen des erlaubten Kopierens wahrscheinlich nicht enger ziehen. Er wird aber, so befürchten wir, trotz entschiedener Einwände der Wissenschaftler und der Bibliotheken eine allgemeine Pflicht zur Vergütung des Autors und des Verlegers einführen. Die damit zusammenhängenden komplexen Probleme lassen sich hier nicht darstellen. Fest steht nur, daß eine generelle Vergütungspflicht auch den Leihverkehr in seinem Kopienversand treffen müßte und daß dies u.U. die Rentabilität dieses Versandes in Frage stellen könnte. Sollten wir aus finanziellen Gründen gezwungen werden, zum früheren Versand der Zeitschriftenbände zurückzukehren? Vor einem derart argen Rückschritt in der bibliothekarischen Dienstleistung kann uns nur eine einsichtsvolle gesetzliche Neuregelung bewahren. 77

Kehren wir von diesen trüben Aussichten zu der günstigeren gegenwärtigen Lage zurück, und fragen w i r , bis zu welcher Größe des Zeitschriftenaufsatzes Kopien angefertigt und anstelle des Originals versandt werden sollen. Die Leihverkehrsordnung spricht von „Aufsätzen geringeren Umfangs". Der Kommentar schlägt vor, daß die Bibliotheken bis zu 20 Aufnahmen herstellen sollen, ohne daß dies gegenseitig verrechnet wird. Wenn auf einer Aufnahme eine Doppelseite Platz findet, bei kleineren Formaten, könnten also bis zu 40 Seiten unberechnet kopiert und der bestellenden Bibliothek zugesandt werden. Die Allgemeine Benützungsordnung der Bayerischen Staatlichen Bibliotheken (§ 5 Abs. 2 Satz 4) gestattet ein unberechnetes Kopieren im Leihverkehr bis zu 20 Aufsatzseiten, berücksichtigt dabei also die Möglichkeit der Doppelseitenaufnahme nicht. Allgemein sollte im Kopienversand möglichst großzügig verfahren werden. Denn immer, wenn eine Kopie in Rechnung gestellt wird, entsteht bei beiden Bibliotheken Verwaltungsarbeit, vor allem bei der bestellenden, die ja ihrerseits den Benützer mit diesen Kosten belasten muß (§ 31 (2) LVO). Übersteigt der Umfang des bestellten Zeitschriftenaufsatzes das gesetzte Maß, wären also mehr als 20 Aufnahmen erforderlich, so sollte die angegangene Bibliothek ernsthaft prüfen, ob sie sich nicht doch zu einem kurzfristigen Versand des Bandes entschließen kann. Nur wenn diese Alternative ausscheidet, also bei präsent gehaltenen oder sonst ständig gebrauchten Zeitschriften, ist die Anfertigung einer Kopie gegen Berechnung geboten. Bevor aber etwas gegen Berechnung geschieht, muß der Benützer über die Höhe der auf ihn zukommenden Kostenlast ins Bild gesetzt werden. Unterbleibt die diesbezügliche Mitteilung an die Ausgangsbibliothek, dann gibt es später sehr häufig erheblichen Ärger: Der Benützer verweigert die Bezahlung, und er kann auch nicht dazu gezwungen werden, weil die Kosten ohne seine Zustimmung entstanden sind (§ 31 (2) LVO). Auch die bestellende Bibliothek kann die Zahlung ablehnen, außer wenn sie ihr Einverständnis mit der Kostenübernahme auf dem Bestellschein vermerkt hatte. Alle Schwierigkeiten werden am besten dadurch vermieden, daß der Besteller umfangreicher Aufsätze schon bei der Abgabe des Bestellscheins, im Rahmen des Beratungsgesprächs, seine Bereitschaft zur Annahme auch einer berechneten Kopie erklärt und auf dem Schein notiert (Kommentar zu § 25 LVO). Im allgemeinen sind es Xerokopien, die im Leihverkehr angefertigt werden, in Originalgröße der Vorlage oder auf die Hälfte verkleinert. Für Zeitungsartikel empfehlen sich Mikrofilme, weil die großen Zeitungsbände auf den 78

Kopiergeräten übermäßige Strapazen erleiden. Neuerdings sind einige Bibliotheken aus Gründen der Kostenersparnis dazu übergegangen, statt lesbarer Reprographien Mikroformen zu versenden, zu deren Entzifferung der Benützer Lesegeräte braucht. Diese Umstellung wird von der Leihverkehrsordnung nicht für unzulässig erklärt. Soweit die bestellenden Bibliotheken über Lesegeräte verfügen, bleibt die Benützbarkeit ja auch immerhin gewährleistet, und nachgerade hat sich jede größere Bibliothek mit solchen Geräten ausstatten lassen. Will der Benützer den Mikrostrip jedoch zu Hause lesen, so muß er ihn rückvergrößern lassen, was einen Reader-Printer bei seiner Bibliothek voraussetzt. Man mag einem Benützer wohl noch die teurere RückVergrößerung zumuten, — unzureichend ist es jedenfalls, ihn für die Auswertung des Textes auf das Lesegerät in der Bibliothek zu beschränken, wenn dort kein Reader-Printer angeboten wird. Daher kommt ein Versand von Mikrostrips im Leihverkehr nur gegenüber den großen Bibliotheken in Frage, die eine RückVergrößerung garantieren können. Am besten wäre freilich, die Bibliotheken verzichteten auf eine derartige Sparpraxis, die ganz eindeutig zu Lasten der Benützer geht. Leihverkehrskopien können in der Regel durchaus zusammen mit den Büchern verschickt werden. Falls ein getrennter Versand schneller läuft, sollten wir ihn aber trotz der Portomehrkosten vorziehen. Vorschriftswidrig wäre es, die zu versendenden Kopien in einer Bücherversandkiste warten zu lassen, bis die nötige Füllmenge erreicht wird und sich schließlich das Abschicken „lohnt". Die unzulässige Knauserei, die in dieser Verfahrensweise liegt, haben wir schon wiederholt angeprangert. Im übrigen sollten wir darauf achten, daß Kopien, die wir zusammen mit Büchern verschicken — eine durchaus zulässige Praxis-, in gesonderten Umschlägen liegen müssen, damit sie nicht in die Bücher hineinrutschen: Schon so manche Aufsatzkopie ging auf Nimmerwiedersehen in Büchern verloren (§21 (1) Satz 2 L V O ) l 4. Der Versand der bestellten Bücher Bei der Absendung bestellter Literatur ist dreierlei zu bedenken: Sicherheit des Erhaltungszustandes, Sicherung des Wertes der Sendung, Schnelligkeit des Versandweges. Der Erhaltung des Zustandes dient eine ausreichende Verpackung. Bei Transport durch Bücherauto kann eine solide Schachtel oder Kiste genügen, für die Behandlung durch Postbedienstete muß jedoch besser vorgesorgt werden. Wellpappe ist hier unerläßlich, denn auf dem Postwege haben die Sendungen oft rauhe Stöße auszuhalten. Zur Erleichterung des Packgeschäftes hat sich für Sendungen kleineren Umfangs der ge79

fütterte Umschlag, die Jiffy-Tasche, bewährt. Für ältere, wertvollere und größere Bücher genügt die Polsterung dieser Taschen jedoch nicht. Stehen Bibliotheken in engeren Leihverkehrsbeziehungen zueinander, so wird der Einsatz eines Bücherautos im Direktverkehr immer wieder neu zu erwägen sein. Wo sich der Einsatz eines eigenen Autos nicht lohnt — bei großer räumlicher Distanz — , kann der Versand u. U. günstig durch eine Speditionsfirma übernommen werden. Da sich in einem Speditionsversand Bücherkisten aus Metall (Collis) gut verwenden lassen, entfällt bei den Bibliotheken viel Packarbeit. Dafür muß ständig darauf geachtet werden, daß die Collis nicht, wie so manche Beiladung, in den Speditionshallen längere Zeit liegen bleiben, sondern daß sie ohne Unterbrechung reisen. Bücher von höherem Wert sind auch im postalischen Versand verstärkt zu sichern. Dies geschieht durch Einschreiben oder, bei Paketsendungen, mit Wertangabe. Übersteigt der angegebene Wert 500.- DM, so muß das Paket vorschriftsgemäß versiegelt werden. Versand durch Eilboten, Expreßgut oder Schnellpaket wird nur in besonders dringenden Fällen am Platze sein. Die hierbei entstehenden Kosten sind mitunter so hoch, daß sie von der verleihenden Bibliothek berechnet werden und dann u. U. von der bestellenden Bibliothek auf den Benützer umzulegen sind (§ 31 (2) LVO). Wenn wir schon bei den unabdingbaren Versicherungsprämien ein Verrechnungsverfahren dieser umständlichen Art hinnehmen müssen, so wollen wir es bei Expreßgebühren auf die wirklich begründeten Fälle beschränken.

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VIII. Die entleihende Bibliothek

1. Die Benützung der entliehenen Bücher Trifft das gewünschte Buch über Fernleihe bei der bestellenden Bibliothek ein, so wird es dem Benützer ausgehändigt. Dabei wird das Buch grundsätzlich so behandelt, als ob es eigener Besitz der vermittelnden Bibliothek wäre. Die Benützung richtet sich dementsprechend nach den Bestimmungen der entleihenden Bibliothek (§ 26 Satz 1 LVO). So darf also eine Präsenzbibliothek etwa die entliehenen Fernleihbücher ebensowenig außer Haus geben, wie ihre eigenen Bestände. Auch alle anderen Benützungseinschränkungen bei der entleihenden Bibliothek gelten selbstverständlich genau so für die von auswärts bezogenen Bücher. Daher kann sich die verleihende Bibliothek vertrauensvoll darauf verlassen, daß die allgemeinen Grundsätze einer sorgsam geführten Ortsleihe auch für die über den Leihverkehr zugesandten Objekte eingehalten werden. Literatur von offensichtlich hohem Wert wird bei der entleihenden Bibliothek mit entsprechender Sorgfalt aufbewahrt, nur im Lesesaal zur Verfügung gestellt usw., auch wenn keine diesbezügliche spezielle Anweisung beilag. Doch in aller Regel sorgt die verleihende Bibliothek dafür, daß die entleihende von einer notwendigen Sonderbehandlung Kenntnis erhält. Das gebietet die Vorsicht. Häufig läßt sich auch der Wert eines Objekts nicht auf den ersten Blick erkennen. Die entleihende Bibliothek ihrerseits ist strikt gehalten, alle ihr auferlegten Sonderbeschränkungen und Sorgfaltspflichten genau zu beachten (§ 26 Satz 2 LVO). Tritt infolge Verletzung einer solchen Sonderauflage ein Schaden oder Verlust ein, so haftet die entleihende Bibliothek auf Ersatz dieses durch Verschulden ihres Personals erwachsenen Schadens. Als häufigste Sonderanweisung kennen wir die Beschränkung der Benützung auf die Räume der Bibliothek: Die Bücher dürfen nur im Lesesaal der verleihenden Bibliothek eingesehen werden. Entweder es handelt sich hier um Objekte von besonderem Wert, bei denen das Verlustrisiko so klein wie möglich bleiben soll, oder es bezieht sich die Einschränkung auf Werke, deren Rücksendung terminmäßig abzusichern ist, was vor allem bei Büchern gilt, die nur vorbehaltsweise unter verkürzter Leihfrist versandt wurden. Die entleihende Bibliothek gerät immer wieder in Versuchung, dem Verbot der Ausleihe außer Haus zuwiderzuhandeln. Oft wollen die Benützer ein81

fach nicht einsehen, warum sie zur Benützung in den Lesesaal genötigt werden müssen; sie bitten dringend, das Buch in ihr Institut oder nach Hause mitnehmen zu dürfen, und sie erregen sich über „bürokratische Behandlung", wenn die Bibliothek dies verweigert. Ein verantwortungsbewußter Bibliothekar bleibt dem allem gegenüber standfest. Denn er weiß: Wenn er die beschränkende Auflage verletzt, macht er sich nicht nur im Verlustfalle persönlich ersatzpflichtig, sondern er schädigt auch das Vertrauen, das die Bibliotheken im Leihverkehr einander entgegenbringen, worauf sie geradezu angewiesen sind. In wirklich dringenden Fällen bietet sich immerhin noch die Möglichkeit, bei der verleihenden Bibliothek um eine spezielle Befreiung von der einschränkenden Auflage nachzusuchen. In Eilfällen kann dies sogar fernmündlich geschehen. Wird der Benützer als zuverlässig geschildert, so zeigt sich die verleihende Bibliothek meist entgegenkommend. Eigenmächtiges Vorgehen ist der entleihenden Bibliothek aber in keinem Falle gestattet! Besondere Erwähnung verdient in diesem Zusammenhang eine Schrifttumskategorie, deren Benützung stets nur mit Vorbehalten genehmigt wird: die ungedruckten, nur maschinenschriftlich vervielfältigten deutschen Dissertationen. Von ihnen liegen insgesamt nur je sechs maschinenschriftliche Exemplare vor, weil sie in Zeiträumen entstanden sind, in denen kein Drucklegungszwang bestand (in den Jahren um 1920-1929, 1940-1964). Mag ihr wissenschaftlicher Wert unterschiedlich sein, — ihre Seltenheit ist es keineswegs! So bedürfen sie in der Fernleihbenützung einer gesteigerten Aufmerksamkeit, und ihre Entleihung außer Haus wird in aller Regel ausgeschlossen. Mehrere Hochschulbibliotheken gestatten es einander auf Grund besonderer Vereinbarung gegenseitig, ihre im Leihverkehr bezogenen Dissertationen trotz der generellen Beschränkung an zuverlässige Benützer ohne vorherige Rückfrage hinauszugeben, also mit den entliehenen Hochschulschriften ebenso zu verfahren wie mit denen der eigenen Hochschule. Solche allgemeinen Vereinbarungen haben eine Menge Schriftverkehrerspart. Darf ein fernentliehenes Buch nur in den Räumen der Bibliothek eingesehen werden, so bedeutet dies, daß die Benützung unter bibliothekarischer Aufsicht stehen muß (Kommentar zu § 26 LVO), d. h., daß sie sich in einem Areal abspielt, das zum kontrollierten Bereich der Bibliothek gehört. Das Institut des Professors fällt aus diesem Rahmen, selbst wenn es, etwa in einem Hochschulbibliothekssystem, unter demselben Dache ganz nahe untergebracht ist! 82

Als eine weitere häufig auferlegte Benützungsbeschränkung ist das Gebot einer besonders sicheren Aufbewahrung wertvoller Leihgaben zu betrachten, eine Unterbringung in Stahl- oder gar Panzerschränken, die Schutz gegen Feuer und Diebstahl bieten. Kann eine kleine Bibliothek mangels entsprechender Ausstattung eine solche Sicherheit nicht gewährleisten, so muß sie das ihr zugeschickte Wertobjekt ungesäumt wieder zurücksenden, — eine höchst betrübliche Konsequenz, weshalb jede zum Überregionalen Leihverkehr zugelassene Bibliothek über entsprechend sichere Behältnisse verfügen muß (vgl. § 2 (1) LVO: „entsprechende Benützungseinrichtungen"). Die verleihende Bibliothek erwartet, daß die von ihr hinausgegebenen Bücher auch in den fremden Bibliotheken in durchaus normaler Weise benützt werden, sei es in den Räumen der entleihenden Bibliothek, sei es im Hause des Benützers. Diese normale Benützung wird von ihr zugelassen. Wenn jedoch die entleihende Bibliothek das von auswärts bezogene Werk in einer Ausstellung zeigt oder in einen sogenannten Semester-Apparat für die Studenten einer Lehrveranstaltung einstellt, so übersteigt dies den Umfang der normalen Benützung ohne jeden Zweifel. In beiden Fällen erhöht sich das Verlustrisiko, und zudem kann auch die termingerechte Rückgabe gefährdet werden. Über das normale Ausmaß der Benützung geht es selbstredend auch weit hinaus, wenn die entleihende Bibliothek das fremde Buch ungefragt als Nachdruckvorlage verwendet oder verwenden läßt. Für eine jede besondere Inanspruchnahme dieser A r t ist vorher die Zustimmung der entleihenden Bibliothek einzuholen (§ 27 LVO). 2. Die Leihfrist Als Frist für die Benützung ist grundsätzlich ein Monat vorgesehen (§ 28 Satz 1 LVO). Doch gilt für Handschriften und anderen wertvollen Bibliotheksbesitz eine besondere Regelung (§ 35 L V O ) : Für solche Stücke, die fast ausschließlich als Forschungsobjekte dienen, wird eine Frist von drei Monaten eingeräumt. Bei Zeitschriftenbänden wird dagegen die Frist von der geltenden Leihverkehrsordnung auf 2 Wochen verkürzt, weil einzelne Aufsätze sich schneller durcharbeiten lassen, und weil der Band für anderwärtige Ausleihe schnell wieder verfügbar sein soll. Die Zeit für Hin- und Rücksendung wird in die Leihfrist nicht eingerechnet, dagegen selbstverständlich die Zeitspanne vom Eintreffen des Buches 83

bis zur Aushändigung an den Benützer. Ist dieser zeitweilig nicht zu erreichen, so kann die Frist knapp und ein Verlängerungsantrag notwendig werden. Die verleihende Bibliothek ist berechtigt, in Einzelfällen kürzere Fristen vorzuschreiben (§ 28 Satz 2 LVO). Sie wird dies meist dann tun, wenn sie Lesesaalbücher oder Nachschlagewerke ausnahmsweise verleiht. Dann gilt es als Ehrensache, solche Kurzfristen streng einzuhalten, selbst wenn sie dem Benützer und auch der entleihenden Bibliothek unbequem erscheinen. Ebenso wie auch alle anderen Benützungsbeschränkungen müssen die Fristverkürzungen durch deutliche Hinweise erkennbar sein (Kommentar zu § 28 LVO). Reicht die normale Leihfrist für den Benützer nicht aus, so hat die entleihende Bibliothek rechtzeitig eine Verlängerung zu beantragen (§ 28 Satz 3 LVO). Es hat sich dafür ein Kurzformular auf Postkarte eingebürgert. In aller Regel werden beantragte Fristverlängerungen dann auch genehmigt. In diesem Falle braucht die verleihende Bibliothek auf den Antrag keine schriftliche Antwort zu geben: Überflüssiger Schriftwechsel wird hier vermieden (Kommentar zu § 28 LVO). Die entleihende Bibliothek kann also normalerweise die Genehmigung ihres Verlängerungsantrages unterstellen. Soweit es einzelne Bibliotheken miteinander vereinbaren, können sie überhaupt von Verlängerungsanträgen absehen (Kommentar zu § 28 LVO). Die entleihende Bibliothek entscheidet dann von sich aus über entwaige Verlängerungen, — ein sehr vernünftiges Verfahren, das allerdings voraussetzt, daß die entleihenden Bibliotheken ihre Ausleihe gut überwachen und ihr Leihregister regelmäßig durchreklamieren. 3. Anträge der Benützer Obwohl unsere ganze Leihverkehrsordnung einzig und allein den Benützern zu dienen hat, spielen diese darin doch eine scheinbar sehr untergeordnete Rolle. Höchst selten nur ist von ihnen ausdrücklich die Rede. Es werden eben im Leihverkehr ausschließlich Bibliotheken tätig. Nur der Versand zwischen den Bibliotheken kann als Leihverkehr im eigentlichen Sinne gelten. Als Folge ergibt sich daraus, daß der Benützer zur auswärtigen entleihenden Bibliothek in keinem öffentlich-rechtlichen Benützungsverhältnis steht. Sein Fernleihfall wird ausschließlich von „seiner" Bibliothek abgewickelt, die eine umfassende Mittlerrolle zu übernehmen hat. Direkte Beziehungen des Benützers zur verleihenden Bibliothek sind überdies stets geeignet, Verwirrung zu stiften oder Mißverständnisse auszulösen. 84

A u s diesem Grunde wird vorgeschrieben, daß der Benützer alle seine Anträge, die sich auf den Fernleihfall beziehen, bei „seiner" Bibliothek einreicht, also nicht direkt an die auswärtige Bibliothek richtet (§ 3 0 L V O ) . V o r allem geht es dabei um Wünsche nach Aufhebung von Benützungseinschränkungen und um Fristverlängerungsgesuche. Die vermittelnde Bibliothek erhält dadurch Gelegenheit, ihre Stellungnahme dazu abzugeben, in der Regel eine Befürwortung, sie kann sich positiv über die Zuverlässigkeit des Benützers äußern, kann ihrerseits zweckmäßig erscheinende Sicherungsmaßnahmen zusagen o.ä. Freilich geschieht es immer wieder, daß sich Benützer regelwidrig mit der verleihenden Bibliothek unmittelbar in Verbindung setzen. Ein solcher Direktkontakt ist zwar unerwünscht, doch sollten Benützeranliegen deshalb nicht scheitern. Es kommt dann allerdings sehr darauf an, daß die direkt angegangene verleihende Bibliothek ihre Antwort an die entleihende richtet, oder diese wenigstens durch Abdruck ihres Antwortschreibens gleichzeitig mit dem Benützer über ihre Entscheidung informiert (Kommentar zu § 3 0 L V O ) : Unerfreulich ist es, wenn allein der Benützer die Antwort erhält und nun „seine" Bibliothek darüber belehrt. Leider kommt dies gar nicht so selten vor, und zwar meistens dann, wenn ein Benüzter besonders enge oder gar persönliche Kontakte zu einer auswärtigen Bibliothek unterhält. Wir werden solche „überregionalen Direktbeziehung e n " unserer Benützer keineswegs mißbilligen, — für die ordnungsgemäße Abwicklung des Leihverkehrs bleibt es dennoch unerläßlich, daß die entleihende Bibliothek ihre vermittelnde Position voll und ungeschmälert wahrnimmt.

4. Die Rücksendung entliehener Bücher; Schadenshaftung Eigentlich bedürfte es keiner ausdrücklichen Normierung in der Leihverkehrsordnung, daß die entleihende Bibliothek für die rechtzeitige, ordnungsgemäße Rücksendung der von ihr entliehenen Bücher einzustehen hat (§ 2 9 (1) L V O ) . Denn es versteht sich von selbst, daß eine Bibliothek die ihr gesetzten Fristen beachten muß, und ebenso, daß sie für eine sachgerechte Verpackung und Versandart bei der Rücksendung Sorge trägt. Bei wertvollerem Leihgut, das die entleihende Bibliothek unter besonderer Sicherung erhielt (Einschreiben, Wertpaket o. ä.), ist sie strikt dazu verpflichtet, die gleiche Art des Versandes zu wählen, wie sie bei der Zusendung angewandt wurde (Kommentar zu § 29 (1) L V O ) , ein Grundsatz, der ausdem Bereich der Handschriften-und Rariora-Ausleihe stammt (§ 36 (1) Satz 3 LVO).

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Wenn auch die Rücksendung entliehener Literatur nicht ebenso unverzüglich zu geschehen hat, wie die Hinsendung, so ist doch auch hier jegliche Säumnis verpönt. Manches zurückgehende Buch war reklamiert worden und wird in der Heimatbibliothek von einem anderen Benützer erwartet. Die zurückgegebenen Fernleihbücher sollten daher nie länger als ein bis zwei Tage in der entleihenden Bibliothek auf Absendung warten müssen. Für Beschädigung und Verlust von entliehenen Büchern haftet die entleihende Bibliothek sowohl nach allgemeinem wie nach Leihverkehrsrecht (§ 29 (2) LVO). Sie sorgt für die Beseitigung behebbarer Schäden, ehe sie das Buch zurückschickt, z . B . entfernt sie Anstreichungen oder Verschmutzungen, repariert aufgerissene Einbände usf. Lassen sich die Schäden nicht beheben, so hat die entleihende Bibliothek die Wertminderung, u. U. den gesamten Wert des Buches zu ersetzen. Ebenso hat sie verlorengegangene entliehene Literatur zu ersetzen. Dieser Haftung unterliegt sie unabhängig von etwaigem Verschulden: Sie hat der entleihenden Bibliothek die Rückgabe zu garantieren. Zu beachten ist, daß sich die Haftpflicht auch auf die Versandwege erstreckt, d. h. daß die entleihende Bibliothek auch für Schäden und Verluste einzustehen hat, die etwa bei der Post eintreten. Was die Rücksendung anbetrifft, hält sich die Praxis an diese Regelung. Hier kann die entleihende Bibliothek als Absenderin ja auch die nötigen Recherchen anstellen und etwaige Ansprüche gegen die Post geltend machen. Bei Verlust einer Sendung auf dem Hinwege dagegen folgt die Praxis den offiziell geltenden Regelungen, soweit mir bisher bekannt ist, nicht. Hier wird es der (absendenden) verleihenden Bibliothek überlassen, sich mit der Postverwaltung auseinanderzusetzen. Dennoch besteht der Grundsatz einer generellen Haftung der entleihenden Bibliothek zu vollem Recht: Jede Bibliothek, die ihre Bestände dem Leihverkehr zur Verfügung stellt, muß Gewähr haben, ihr Eigentum unversehrt zurückzuerhalten. Der optimale Schadenersatz besteht naturgemäß in einem gleichwertigen Ersatzexemplar. Wenn ein solches nicht mehr erhältlich ist, muß die verleihende Bibliothek im Einzelfall klären, ob sie auf der Lieferung eines durch Xerokopie hergestellten gebundenen Ersatzstückes bestehen muß, oder ob ihr mit einer anderen Auflage oder überhaupt einem anderen Titel von gleichem Wert hinreichend gedient ist. Schadenersatz in Geld wird aus haushaltstechnischen Gründen erst in letzter Linie in Frage kommen. Von selbst versteht es sich, daß die entleihende Bibliothek ihrerseits auf den Benützer zurückgreift, wenn das Werk bei diesem beschädigt wurde oder zu Verlust ging. Die Benützungsordnungen der einzelnen Bibliotheken 86

lassen in aller Regel den Benützer für Schäden und Verlust von Büchern auch dann haften, wenn ihm ein persönliches Verschulden nicht nachzuweisen ist.

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IX. Kosten im Leihverkehr

D a ß der überregionale Literaturversorgungsdienst einen beträchtlichen K o stenaufwand verursacht, wissen wir alle. In der letzten Zeit wurde wiederholt darauf h i n g e w i e s e n 2 8 ' . Dieser ganze finanzielle A u f w a n d wird fast ausschließlich v o n den Unterhaltsträgern der Bibliotheken bestritten, also v o n der öffentlichen Hand. W e n n einige Bundesländer in jüngster Vergangenheit wieder eine Fernleihgebühr des Benützers einführten, so vermag das G e b ü h r e n a u f k o m m e n auch dort nur einen Bruchteil der K o s t e n zu decken. Es handelt sich dabei mehr u m eine Schutzgebühr, die eine unangemessene N u t z u n g unserer teueren kulturellen Dienstleistung eindämmen soll. Wir haben eingangs über die Problematik v o n Leihverkehrsgebühren gesprochen (unter III). Hier genügt die grundsätzliche Feststellung, daß der Benützer die normalen Buchbeschaffungsdienste des Leihverkehrs im größeren Teil des Bundesgebietes unentgeltlich in A n s p r u c h nehmen darf. Die Kostenlast wird v o n den Bibliotheken getragen. Fragen k ö n n t e n wir nur, welche der beteiligten Bibliotheken für Porto u n d S a c h a u f w a n d der einzelnen Leihverkehrssendungen a u f z u k o m m e n hat, o b die bestellende Bibliothek, die den ganzen V o r g a n g auslöst, alle K o s t e n bestreitet, oder o b jede Bibliothek selber das trägt, was sie unmittelbar zu leisten hat. E i n e m Gebot der V e r n u n f t entspricht es nun, daß die Bibliotheken die für die einzelnen Entleihungen anfallenden regulären K o s t e n — Porto, Verpakk u n g u n d K o p i e r a u f w a n d spielen hier die Hauptrolle — nicht gegenseitig verrechnen, sondern daß sie alle diejenigen K o s t e n selber tragen, die bei ihnen anfallen ( § 3 1 (1) L V O ) . D a s hat zwar zur Folge, daß die großen, leistungsstarken Bibliotheken, die mehr Literatur in den Leihverkehr geben, als sie daraus empfangen, finanziell stärker belastet sind als die kleinen. D o c h diese Ungleichheit wird mit guten Gründen in K a u f genommen. N i c h t nur gibt der Verzicht auf gegenseitige V e r r e c h n u n g ein deutliches Zeichen bibliothekarischer Solidarität, sondern vor allem wird eine gewaltige M e n g e an teuerer Verwaltungsarbeit vermieden. Jede Bibliothek trägt also im Prinzip alle K o s t e n der v o n ihr abgeschickten Sendungen. Für unfrankierte oder nicht ausreichend freigemachte Briefe u n d Pakete, die bei ihr eintreffen, — in Ausnahmefällen k a n n dies versehentlich v o r k o m m e n , — wird sie o h n e Widerstreben die Nach- bzw. Straf-

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gebühren berappen. Zweifel könnten aber hinsichtlich der Paket-Zustellgebühren und der damit vergleichbaren Fracht-Rollgelder für die einlaufenden Büchersendungen auftreten. Es wäre zwar auch der absendenden Bibliothek im allgemeinen durchaus möglich, diese Zusatzgebühren schon bei Aufgabe der Post- und Frachtsendungen im voraus zu entrichten. Dennoch muß man davon ausgehen, daß derartige Kosten erst am Ankunftsort „entstehen" — bei Frachten läßt sich die Höhe der Rollgelder ohnehin nicht immer genau vorausberechnen — , und so entspricht es der Sitte und auch der Vorschrift, daß die empfangende Bibliothek die Begleichung übernimmt. Das Verbot gegenseitiger Verrechnung erstreckt sich freilich nur auf die normalerweise anfallenden Kosten. Sonderleistungen, wie etwa Eilzustellungs- und Versicherungsgebühren, gehören nicht dazu. Falls die verleihende Bibliothek dafür Kostenerstattung wünscht, hat die entleihende dafür aufzukommen. Sie wird sich diese Kosten dann ihrerseits vom Benützer ersetzen lassen, gemäß den Normen ihrer eigenen Benützungsordnung (§ 31 (2) LVO). Allerdings kann der Benützer nur in solchen Fällen zum Ersatz herangezogen werden, in denen er die Sonderleistung gewünscht oder sie bewußt veranlaßt hatte. Unvorhersehbare Kosten sind ihm nicht zuzumuten. Daher ist es zur Ausschaltung späterer ärgerlicher Differenzen sehr wichtig, daß die verleihende Bibliothek, bevor sie bestellte wertvolle Literatur unter zusätzlichem Kostenaufwand versendet, genau feststellt, ob die bestellende Bibliothek zum Ersatz dieser Kosten bereit ist, d. h. ob der Bestellschein die Bereitschaft zur Kostenübernahme kundtut. Ist dies nicht der Fall, so muß vor Absendung durch Rückfrage Klarheit geschaffen werden (Kommentar zu § 31 (2) LVO). Es gelten hier also ähnliche Grundsätze, wie wir sie oben (unter VII,3) bei der Übernahme besonderer Kopierkosten kennengelernt haben.

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X. Fernleihe von Handschriften und anderem wertvollen Bibliotheksgut

Für die Entleihung von Handschriften, Inkunabeln, Rariora und anderen Wertobjekten aus Bibliotheken gilt eine ganze Reihe von Sonderbestimmungen (§§ 32—37 LVO). Die Verpflichtungen der entleihenden Bibliothek haben hier ein umso stärkeres Gewicht, je höher der Wert der entliehenen Stücke liegt. Angesichts der Notwendigkeit, den gesamten kostbaren Bibliotheksbesitz ungeschmälert und unbeschädigt für spätere Zeiten zu bewahren, kann hier keine großzügige Liberalität für die Benützung Platz greifen. Schon einmal die Entscheidung darüber, ob ein Objekt überhaupt versandt werden soll, ist ausschließlich Ermessenssache der besitzenden Bibliothek. Glücklicherweise haben es die modernen Reproduktionstechniken uns erleichtert, von der Verschickung von Handschriften und anderen Unica in der Regel abzusehen und an ihrer Stelle Reprographien zu verleihen bzw. gegen Entgelt abzugeben. Die Regeln für den Leihverkehr mit wertvollem Bibliotheksbesitz sind in der jetzt geltenden Leihverkehrsordnung neu gefaßt und vor allem sehr viel stärker differenziert worden. Eine noch weiter gehende Erläuterung dieser Regeln kann in unserer Fibel unterbleiben, weil jeder Versand einer Handschrift oder einer Seltenheit einen Sonderfall darstellt, der auch in großen Bibliotheken keinesfalls zur regelmäßigen Alltagsarbeit gehört.

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Schlußbemerkungen Wer in seiner Lektüre diesem Büchlein geduldig bis hierher gefolgt ist, mag zum Abschluß eine knappe Zusammenfassung des Dargebotenen erwarten. Darauf hat er in der Tat ein Anrecht, aus zweierlei Gründen. Zum einen belastet uns die Fülle der großen und kleinen Verfahrensregeln, die schwer überschaubare Menge dessen, was in der Leihverkehrspraxis von uns Beachtung fordert, und es verwirrt uns vor allem auch die Mehrschichtigkeit der Prinzipien und Richtlinien, die o f t verlangt, verschiedene Gesichtspunkte gegeneinander abzuwägen und machmal eine Regel minderen Ranges beiseite zu schieben, um einen höheren Grundsatz zu wahren. Patentrezepte lassen sich auf diesem weiten Felde nicht entwickeln, nicht einmal ein Lehrbuch vermöchte für jeden in der Praxis auftauchenden Fall eine klare Lösung zu liefern. Das selbständige Denken, das eigenverantwortliche Handeln läßt sich auch durch beste Theorien nicht ersetzen. Immer wieder wird es nötig sein, zu den elementaren Grundsätzen unseres Leihverkehrs zurückzukehren: Gebt der Bestellung die größtmöglichen Chancen für positive Erledigung mit, sorgt für die kürzesten Wege, spart dem unbekannten Kollegen in der Ferne so viel Arbeit wie möglich, und seid bei aller Tätigkeit pünktlich und korrekt gegenüber allen Beteiligten! Das setzt voraus, daß jeder Fernleihbearbeiter bereit ist, sich in die Lage all der später Tätigen hineinzuversetzen, daß er über die Arbeitsvorgänge Bescheid weiß, die er andernorts auslöst, und daß er bereit ist, jeden folgenden irgenwie entbehrlichen Mehraufwand auszuschalten. Würden alle diese genannten Prinzipien allenthalben mit Verstand befolgt, so gäbe es im Leihverkehr keine Nöte mehr. Unsere zusammenfassenden Schlußbemerkungen sollen aber auch noch einen freundlicheren Ausklang bringen. Wer die zahlreichen Ratschläge, die ernsthaften Ermahnungen, die tadelnden Kritiken, ja auch manche Äußerungen des Ärgers in dieser Fibel gelesen hat, könnte leicht die feste Überzeugung gewinnen, im Leihverkehr wimmele es von Schwachstellen, würde gern getrödelt, gäbe es Fehler und Pannen am laufenden Band. Von den großartigen positiven Leistungen unserer überregionalen Literaturversorgung war ja fast nie die Rede. Und so scheint sich unsere Fibel in die lange Reihe der massiven Schelte des Leihverkehrs einzufügen. Doch dieser Eindruck wäre unzutreffend. Wer sich um die Verbesserung unserer Fernleihe bemüht, muß ihre Schwächen ans Licht ziehen, muß die Mängel sichtbar machen. Vieles bleibt uns noch zu tun, bis wir das Ideal eines vollkom91

menen, richtig funktionierenden Leihverkehrs erreichen. Dennoch dürfen wir auch heute schon stolz sein auf das, was in der überregionalen Fernleihe bisher an Erfolgen erzielt wurde, dürfen wir uns darüber freuen, wie gut wir mit der ausufernden Bestellscheinflut fertig geworden sind, wie flüssig, kollegial und effektiv die vielen Bibliotheken und Zentralkataloge hier zusammenarbeiten, welche achtunggebietenden, in den Zahlen der Statistiken deutlich ablesbaren Ergebnisse unser überbeanspruchter Leihverkehr dank der vielfältigen Hilfe von allen Seiten, — die Deutsche Forschungsgemeinschaft verdient hier ausdrücklich genannt zu werden, — erreicht hat. Auch im internationalen Vergleich können wir uns sehr gut sehen lassen. Und dies nötigt dazu, das Wirken all der vielen im Leihverkehr arbeitenden Bibliothekare mit Anerkennung zu würdigen. Otwin Vinzent hat sich unlängst zum Optimismus für den Leihverkehr der deutschen Bibliotheken bekannt 2 9 '; ich glaube, wir können ihm darin mit voller Überzeugung zustimmen.

92

Anmerkungen (ZfBB = Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie; MittNRW = Verband der Bibliotheken des Landes Nordrhein-Westfalen. Mitteilungsblatt) 1) Walter Koschorreck: Geschichte des „Deutschen Leihverkehrs". (Beiträge zum Buch-und Bibliothekswesen Bd. 7) Wiesbaden 1958. 2) Jobst Tehnzen, Wilhelm Jacob: Die regionalen Zentralkataloge, die ,.Negativstelle" und das GAZS. (Bibliotheksdienst. Beiheft 116/117.) (Berlin 1975, 2. Aufl. 1978) S. 144. 3) Der Leihverkehr in der Bundesrepublik Deutschland. Die Leihverkehrsordnung von 1966. Hrsg. v. Ernst Zunker. Frankfurt a. M. 1968. (ZfBB Sonderheft 8.) 4) Bibliotheksplan 1973. Entwurf eines umfassenden Bibliotheksnetzes für die Bundesrepublik Deutschland. Berlin 1973. 5) Hartwig Lohse in: MittNRW Jg. 29 (1978) 325f. 6) Werner Krieg: Zum „Nulltarif" im auswärtigen Leihverkehr. In: MittNRW Jg. 26 (1975) 363-365. 7) Zum letzten Stand vgl. Karl Konrad Finke: Gebühren als Mittel der Bibliothekspolitik. In: Probleme der Benutzung in wissenschaftlichen Bibliotheken. (Bibliotheksdienst. Beiheft 129.) (Berlin 1978) 15-22. 8) Jobst Tehnzen: Zur Effizienz des Leihverkehrs der deutschen Bibliotheken. In: Bibliotheksdienst (1976) 302. 9) Werner Krieg a.a.O. S. 364. 10) Heinrich Middendorf in: Der Leihverkehr . . . (vgl. Anm. 3) S. 15. 11) Horst Braun: Die Bestellung nichtkonventioneller Literatur im Leihverkehr. In: Die Ordnung des Leihverkehrs in der Bundesrepublik Deutschland. Frankfurt a.M. 1982. (ZfBB Sonderheft 35.) 9 2 - 9 7 . 12) Gerd Brinkhus, Wolfgang Leisten: Bestellung neuerer Dissertationen im Leihverkehr. In: Die Ordnung des Leihverkehrs . . . (vgl. Anm. 11) S. 103-109. 13) Walther Gebhardt: Spezialbestände in Bibliotheken der Bundesrepublik Deutschland einschließlich Berlin (West). Berlin 1977. 93

14) Als vervielfältigtes Manuskript verteilt auf dem Bibliothekskongreß in Stuttgart 1978. 15) Heinrich Middendorf a.a.O. S. 23. 16) Empfehlungen zur Verbesserung des Leihverkehrs. In: ZfBB 24 (1977) 321 f f . 17) Jobst Tehnzen Nicht bibliographierte Bestellungen auf Monographien im Leihverkehr der deutschen Bibliotheken. In: ZfBB 25 (1978) 1 8 0 203. 18) Bibliotheksplan 1973. (Berlin 1973) 26 und 129. 19) ASpB-Merkblatt. Leihverkehr 3 1 9 7 8 . 20) Durch den in Anm. 2 genannten Bericht. Vgl. ferner: Überregionale Literaturversorgung von Wissenschaft und Forschung in der Bundesrepublik Deutschland. Denkschrift. (Boppard 1975) 72ff. 21) Vgl. Empfehlungen zur Verbesserung des Leihverkehrs (Anm. 16) S. 324. 22) Dazu Jobst Tehnzen und Wilhelm Jacob (Anm. 2) S. 139ff. 23) Max Pauer: Literaturversorgung. Grundlagen, Leistungen, Weiterentwicklungen. In: Überregionale Literaturversorgung und Kostenrechnung in Bibliotheken (ZfBB Sonderheft 24.) (Frankfurt a.M. 1977) 28. 24) Jobst Tehnzen: Zur Effizienz . . . (Anm. 8) S. 3 0 0 - 3 1 0 . 25) Otwin Vinzent: Organisationsmodell für den Leihverkehr in wissenschaftlichen Universalbibliotheken. In: ZfBB 23 (1976) 8 7 - 9 3 . 26) Helfen kann man sich hier durch einen Blick in die Kataloge des British Museum oder der Library of Congress, sowie mit der Bibliographie von Michael 0 . Krieg: Mehr nicht erschienen. (Bibliotheca bibliographica 2.) (Bad Bocklet u.a. 1 9 5 4 - 5 8 ) 27) Hildebert Kirchner : Bibliotheks- und Dokumentationsrecht. (Wiesbaden 1981) 380. — Wolfgang Bruhn: Vervielfältigungen und Verbreiten. Die Problematik der §§ 53, 54 UrhG und ihre Bedeutung für die Bibliotheken. In : Bibliothek und Wissenschaft 5 (1968) 1 - 7 3 . - Winold Vogt: Urheberrecht und Bibliothekskopie. In: Überregionale Literaturversorgung und Kostenrechnung . . . (Anm. 23) S. 192—198. — Bernhard Sinogowitz: Bibliothekskopie und Urheberrecht. In: ZfBB 14 (1967) 2 0 7 - 2 1 8 . 94

28) Jobst Tehnzen, Wilhelm Jacob (Anm. 2) S. 144. 29) Otwin Virizent. Leihverkehr der deutschen Bibliotheken — Anlaß zu Optimismus? In: Die Hochschulbibliothek. (ZfBB Sonderheft 27.) (Frankfurt a.M. 1978) 180.

95

ANHANG

Muster für Bestellschein

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Auswahlbibliographie Leihverkehr von Dieter Karasek

Für die vorliegende 2. Auflage konnte die Bibliographie gekürzt werden, nachdem ein Sonderheft der Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie (vgl. unten Nr. C 51) eine umfassende Bibliographie neuerer Leihverkehrsliteratur anbietet. Unsere Bibliographie ist eine Auswahlbibliographie, die kleinere Beiträge, Statistiken, Zulassungslisten und Jahresberichte der Zentralkataloge, aber auch Veröffentlichungen zu Einzelfragen des regionalen und internationalen Leihverkehrs übergeht;andererseits wird das Thema der überregionalen Literaturversorgung berücksichtigt, das eng mit dem des Leihverkehrs verbunden ist. Die nachgewiesene Literatur stammt vorwiegend aus den Jahren 1973 bis 1980.

Gliederung: A.

Die Leihverkehrsordnung von 1979 (Erlasse und Ausführungsbestimmungen)

B.

Stellungnahmen und Empfehlungen von bibliothekarischen Fachgremien 1 9 7 3 - 1 9 8 1

C.

Auswahlbibliographie 1 9 7 1 - 1 9 8 2

Als Abkürzungen werden verwendet: M i t t N R W (Verband der Bibliotheken des Landes Nordrhein-Westfalen. Mitteilungsblatt. Neue Folge.), Z f B B (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie).

A.

Die Leihverkehrsordnung von 1979

1.

Erlassene Leihverkehrsordnungen

der einzelnen

Bundesländer:

1.1

Baden-Württemberg; Bekanntmachung des Ministeriums für Wissenschaft und Kunst vom 21.1.1980 (Kultus und Unterricht 29 (1980), S. 405). 101

1.2

Bayern: Bekanntmachung des Bayerischen Staatsministeriums für

1.3

Berlin: Allg. Anweisung des Senats vom 18.9.1979 (ABI. S. 1766

Unterricht und Kultus vom 13.8.1979 (KMBI. I, S. 4 5 7 ) . = Dienstblatt I I I , S. 295). 1.4

Bremen: Erlaß des Senators für Wissenschaft und Kunst vom 20. Juni 1979 (ABI. S . 3 5 5 ) .

1.5

H a m b u r g : Bekanntmachung der Behörde für Wissenschaft und Kunst vom 21. August 1979 ( A m t l . Anzeiger S. 1 5 5 7 ) .

1.6

Hessen: Erlaß des Hessischen Kultusministers vom 24. A p r i l 1979

1.7

Niedersachsen: Runderlaß des Ministers für Wissenschaft und

(Amtsbl. S. 340).

1.8

1.9

Kunst vom 17.5.1979 (Nds. MBI. S. 958). Nordrhein-Westfalen: Runderlaß des Kultusministers vom 30. Mai 1979 (GABI. N W S . 311 = M i n B l a t t f . d . Land NW S. 1312), veröffentlicht auch in: M i t t N R W 29 (1979), S. 3 1 5 f f . Rheinland-Pfalz: Rundschreiben des Kultusministeriums vom 1.6.1979 (Amtsblatt S. 264).

1.10

Saarland: Erlaß des Ministers für Kultus, Bildung und Sport vom

1.11

Schleswig-Holstein: Bekanntmachung des Kultusministers vom

15. November 1979 (Gem.MinBI. 1980 S. 20). 5. November 1979 (Nachrichtenblatt S. 345). Die Deutsche Bibliothek in F r a n k f u r t am Main wendet die Leihverkehrsordnung k r a f t A n o r d n u n g ihres Generaldirektors an. Die Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz verfährt nach der Leihverkehrsordnung m i t Einverständnis des Präsidenten der Stiftung. Für die Bibliotheken des Bundes besteht z.Zt. keine allgemeine Regelung. Infolgedessen dürfte sich ihre Teilnahme am Leihverkehr nach den Regeln des Bundeslandes zu richten haben, in dem sie gelegen sind.

2.

Ausführungsbestimmungen

2.1

Niedersachsen:

einzelner

Bundesländer:-

Runderlaß des Ministers für Wissenschaft und

Kunst vom 17.5.1979 (Nds. MBI. S. 964). 2.2

Nordrhein-Westfalen:

Runderlaß des Kultusministers vom 9.8.

1979 (GABI. NW S. 318), veröffentlicht auch i n : Leihverkehrs102

2.3

Ordnung für die deutschen Bibliotheken ... (vgl. unten Nr. C 40, MittNRW Sonderh. 1.), S. 2 3 - 3 6 . Saarland: Gem.MinBI. 1980 S. 27.

B.

Stellungnahmen und Empfehlungen von Fachgremien 1973-1981

1.

Kommission für Benutzungsfragen des VDB (seit 1974 der AfB des DBV für das wissenschaftliche Bibliothekswesen, seit 1978 des DBI, gemeinsam mit der Kommission für Zentralkatalogfragen.)

1.1

Empfehlungen zur Verbesserung des Leihverkehrs (vom 1.12. 1972). In: ZfBB 20 (1973), S. 3 9 0 - 3 9 2 .

1.2

Empfehlungen zur Verbesserung des Auswärtigen Leihverkehrs (ab 1.1.1979). In: ZfBB 25 (1978), S. 533f. und Bibliotheksdienst 1978, S. 658f.

2.

Kommission für Zentralkatalogfragen des VDB (seit 1974 der A f B des DBV für das wissenschaftliche Bibliothekswesen, seit 1978 des DBI)

2.1

Stellungnahme . . . zu den vorläufigen Empfehlungen der DFGArbeitsgruppe Leihverkehr. (Jürgen) Heydrich. In: Bibliotheksdienst 1976, S. 5 7 7 - 5 8 7 . Vgl. oben unter 1.1 und 1.2.

2.2 3.

bibliothekarischen

Deutsche Forschungsgemeinschaft, Bibliotheksausschuß, „Arbeitsgruppe Leihverkehr" Empfehlungen der... vom 23.9.1975. Abgedruckt in: ZfBB 24 (1977), S. 3 2 1 - 3 2 9 und in Tehnzen, Jacob (Vgl. unten Nr.C 78), S. 1 6 3 - 1 7 6 .

4.

Deutsches Bibliotheksinstitut, Arbeitsgruppe „Regionaler Leihverkehr" Empfehlungen für den Regionalen Leihverkehr (beschlossen am 27. Januar 1981 in Berlin). Abgedruckt in: Die Ordnung des Leihverkehrs (vgl. unten Nr. C 51), S. 6 1 - 6 4 . 103

Auswahlbibliographie

1971-1982

Arbeitsgemeinschaft der Spezialbibliotheken (ASpB). ASpB-Merkblatt Leihverkehr. (Berlin) 1 1971, 2 1974, 3 1978. (zuletzt:) 15 S. Baron, Günther: Ergebnisse des Projekts Benutzerforschung I in bezug auf Orts- und Fernleihe. In: Probleme der Benutzung in wissenschaftlichen Bibliotheken. Berlin 1978 (Bibliotheksdienst. Beih. 129.), S. 9 - 1 4 . (Behandelt Ergebnisse einer Benutzerbefragung von 1973; endgültige Ergebnisse vgl. Nr. 3.) Benutzerverhalten an deutschen Hochschulbibliotheken. Ergebnisse einer mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft durchgeführten vergleichenden Untersuchung. Hrsg. von Karl Wilhelm Neubauer. München 1979. 656 S. (Die Fernleihe behandelt auf S. 343-369; Vorbericht dazu vgl. Nr. 2 und 48.) Bibliotheksplan '73. Entwurf eines umfassenden Bibliotheksnetzes für die Bundesrepublik Deutschland. Deutsche Bibliothekskonferenz. Berlin 1973. 176 S. (Behandelt auch Fragen des Leihverkehrs, vor allem in Anlage 8: Zentralkataloge und Leihverkehr, S. 129-139.) Bilabel, Roland: Statistische Analyse einer Erhebung über Laufzeiten von Direktbestellungen im Fernleihverkehr. Köln 1974. III, 47 gez. Bl. Text und Anh. 1: Abb. 1 - 3 5 (88 ungez. Bl.), nebst Anh. 2: Tab. 1—16 (Hausarbeit z. Prüfung f. d. höh. Dienst an wiss. Bibl. Bibliothekar-Lehrinstitut des Landes Nordrhein-Westfalen.) Braun, Horst: Die Denkschrift der Deutschen Forschungsgemeinschaft zur überregionalen Literaturversorgung. Möglichkeiten der Realisierung. !n: ZfBB 23 (1976), S. 7 1 - 7 7 . Ders.: Planungen der Deutschen Forschungsgemeinschaft für ein Gesamtsystem der Literaturversorgung in der Bundesrepublik. In: ZfBB 19 (1972), S. 361-368. (Zur Beschleunigung des Leihverkehrs: S. 367f.) Deutscher Gesamtkatalog und Verbundkatalog. Zwei Projektstudien. Reinhard Oberschelp: Der Deutsche Gesamtkatalog . . . Paul Niewalda: Der Verbundkatalog aus maschinenlesbaren Katalogdaten. Berlin 1978 (Bibliotheksdienst. Beih. 131.). 95 S.

9.

10.

11. 12.

12a

13.

14.

15.

16.

17.

18.

19.

Dokter, Gunter und Gudrun Holzmann: Ein Jahr „Unbibliographierter Leihverkehr" — Erfahrungsbericht der Universitätsbibliothek Bochum. In: MittNRW 29 (1979), S. 262-266. Empfehlungen zum Aufbau regionaler Verbundsysteme und zur Einrichtung Regionaler Bibliothekszentren. Deutsche Forschungsgemeinschaft, Bibliotheksausschuß, Unterausschuß Datenverarbeitung. ln : .ZfBB 27 (1980), S. 189-204. Emunds, Heinz: Zur Revision des deutschen Leihverkehrs. In: MittNRW 28 (1978), S. 2 9 - 4 7 . Finke, Karl Konrad: Gebühren als Mittel der Bibliothekspolitik. Neue Entwicklungen auf dem Gebiet des Bibliotheksgebührenrechts. In: Probleme der Benutzung in wissenschaftlichen Bibliotheken. Berlin 1978 (Bibliotheksdienst. Beih. 129.), S. 15-22. Hardeck, Erwin: Wirtschaftlichkeitsanalyse des nordrhein-westfälischen Bücherwagendienstes. In: Mitt NRW 32 (1982), S. 383388. Helal, Ahmed Helmi; Bericht über den Lieferwagenverkehr zur Beschleunigung des auswärtigen Leihverkehrs im Lande Nordrhein-Westfalen. In: MittNRW 22 (1972), S. 4 7 - 6 0 . Heydrich, Jürgen und Alexander Welk: Zum Einsatz der elektronischen Datentechnik im fernschriftlichen Leihverkehr. Möglichkeiten einer 3. Phase des DATEX-Projekts. In : ZfBB 20 (1973), S. 503-507. Ders.: Einsatz von Fernschreibern im deutschen Bibliothekswesen (DATEX-Telex). In: Organisation und Technik in Bibliotheken. Vorträge, geh. auf dem Bibliothekartag 1974 in Braunschweig. Frankfurt a.M. 1975 (ZfBB. Sonderh. 21.), S. 8 9 - 9 5 . Ders.: Einsatz von Fernschreibern im Leihverkehr (DATEX-Projekt). Abschlußbericht Herbst 1975. Köln 1975. 61 S., 21 Anlagen in 2 Bdn. Ders.: Modelle der Zentralkataloge zur besseren Literaturversorgung. In: Überregionale Literaturversorgung und Kostenrechnung in Bibliotheken. Vorträge, geh. auf dem 66. Deutschen Bibliothekartag 1976 in Münster. Frankfurt a.M. 1977 (ZfBB. Sonderh. 24.), S. 7 8 - 9 0 . Hillen, Wolfgang: Statistische Erhebungen zur Benutzung der Sondersammelgebietsliteratur, dargest. am Beispiel der Romanistik. In: ZfBB 24 (1977), S. 8 9 - 9 5 . Höfig, Willi: Die Fachzentralkataloge im Fernleihverkehr. In: ZfBB 24 (1977), S. 342-349.

20. 21. 22.

Ders.: Negativbestellungen auf ausländische Zeitungen. In: Z f B B 2 2 (1975), S. 2 1 5 - 2 2 0 . Holzmann, Gudrun s.Nr. 9 Hüttermann, Hildegard: Zwei Jahre ISBN-Projekt beim Hessischen Zentralkatalog. In: Z f B B 24 (1977), S. 3 4 - 4 2 .

23.

International loan services and union catalogues: a manual issued under the auspices of the I F L A Sect. on Interlending. Ed. by Valentin Wehefritz. 2. completely rev. ed. Frankfurt a.M. 1980 (ZfBB. Sonderh. 17.). 2 9 4 S.

24.

Der internationale Leihverkehr: Prinzipien und Richtlinien zur Durchführung (1978). In: Z f B B 26 (1979), S. 1 2 7 - 1 3 3 . Abgedr. auch in: International loan services ... (vgl. oben Nr. 23), S. 18— 25. Jacob, Wilhelm s. Nr. 77f. Jacoby, Jörg: Regionalisierung und Direktbestellung im Fernleihverkehr. In: Z f B B 2 3 (1976), S. 3 0 1 - 3 0 9 . Kiefer, Barbara: Empfehlungen zur Verbesserung des Leihverkehrs. Ergebnisse einer Umfrage bei 134 zum Leihverkehr direkt zugelassenen Bibliotheken. Deutsche Forschungsgemeinschaft, Bibliotheksreferat. Bonn-Bad Godesberg 1974. 10 S., 7 ungez. Bl. (Masch, vervielf.)

25. 26. 27.

28.

29.

30. 31.

Kirchner, Hildebert: Bibliotheks- und Dokumentationsrecht. Wiesbaden 1981 (Elemente des Buch- und Bibliothekswesens. Bd. 8.). X I , 410 S . (Zur Fernleihe: S. 143ff.) Koch, Hans Albrecht: Die Realität des auswärtigen Leihverkehrs im Vergleich zu den Vorschlägen der DFG-Denkschrift. In: Überregionale Literaturversorgung und Kostenrechnung in Bibliotheken. Vorträge, geh. auf dem 66. Deutschen Bibliothekartag 1976 in Münster. Frankfurt a.M. 1977 (ZfBB.Sonderh. 24.), S. 6 1 - 7 7 . Kratsch, Werner »Vereinheitlichung der Regionalen Zentralkataloge. Berlin 1981 (dbi-materialien. 5.). I X , 9 2 S. Ders. Nr. 51.

32.

Krieg, Werner: Eindämmung des auswärtigen Leihverkehrs? In: Bibliotheksdienst 1977, S. 8 8 - 9 3 .

33.

Ders.: Z u m „Nulltarif" im auswärtigen Leihverkehr. In: M i t t N R W 2 5 (1975), S. 3 6 3 - 3 6 5 .

34.

Lehmann, Klaus-Dieter: Grenzen und Möglichkeiten des regionalen Leihverkehrs. In: Z f B B 2 3 (1976), S. 1 - 8 .

35. 36.

37.

38.

39.

40.

41.

42. 43. 44.

45.

Ders.: Der Hessische Zentralkatalog auf Mikrofiches. In: ZfBB 23 (1976), S. 201 f. Ders.: Maßnahmen und Modellversuche zur Verbesserung des Leihverkehrs. In: Bibliotheken als Informationsvermittler. Probleme und Modelle. Vorträge, geh. auf dem Bibliothekskongreß 1978 . . . in Stuttgart. Frankfurt a.M. 1979 (ZfBB. Sonderh. 28.), S. 9 9 - 1 0 4 . Ders.: Verwendung der ISBN im Bereich des Hessischen Zentralkatalogs. Ein Förderungsprojekt der DFG (zur Beschleunigung des Leihverkehrs.) In: ZfBB 21 (1974), S. 466-468. Der Leihverkehr in der Bundesrepublik Deutschland. Die Leihverkehrsordnung von 1966. Einführung, Kommentar, Verzeichnis der am Leihverkehr teilnehmenden Bibliotheken, Literaturverzeichnis. Im Auftrag des Vereins Deutscher Bibliothekare in Zusammenarbeit mit E. Semrau hrsg. von Ernst Zunker. Frankfurt a. M. 1968 (ZfBB. Sonderh. 8.). 129 S. Leihverkehr in der Region des Zentralkataloges Baden-Württemberg. Probleme, Erfahrungsaustausch, Anregungen. Referate und Diskussionsbeiträge des Fortbildungskurses „Leihverkehr" für den gehobenen und höheren Bibliotheksdienst in Baden-Württemberg vom 8.11.-12.11.1976. Hrsg. von Gerhard Römer. Stuttgart 1977. 236 S. Leihverkehrsordnung für die deutschen Bibliotheken. Ausgabe für Nordrhein-Westfalen (Stand: 1. April 1980). Mit Erl. und Listen hrsg. von Jürgen Heydrich. Bonn 1980 (MittNRW. Sonderh. 1.). 42 S. Liebers, Gerhard: Die regionale Grundlage der Literaturversorgung von Wissenschaft und Forschung. In: Überregionale Literaturversorgung und Kostenrechnung in Bibliotheken. Vorträge, geh. auf dem 66. Deutschen Bibliothekartag 1976 in Münster. Frankfurt a.M. 1977 (ZfBB. Sonderh. 24.), S. 5 0 - 5 9 . Limburg, Hans: Vergessene Präliminarien? Zur überregionalen Literaturversorgung. In: MittNRW 26 (1976), S. 307-313. Lohse, Gerhart: Der Nulltarif als Störfaktor im Bibliotheksbetrieb. In: MittNRW 25 (1975), S. 3 5 - 3 8 . Lohse, Hartwig: Deutsche Zeitschriften im auswärtigen Leihverkehr. Ergebnisse einer Auswertung an der UB Bonn. In: MittNRW 27 (1977), S. 248-253. Ders.: „Verlorengegangene" Fernleihbestellungen. In: ZfBB 21 107

46.

47. 48.

(1974), S. 3 6 - 4 1 . Momsen, Ingwer-Ernst: Der auswärtige Leihverkehr in der Bundesrepublik Deutschland seit dem Ende des zweiten Weltkriegs. Köln 1971. IX, 198 gez. Bl. (Hausarbeit z. Prüfung f. d. höh. Dienst an wiss. Bibl. Bibliothekar-Lehrinstitut des Landes Nordrhein-Westfalen.) Mues, Erich: Die Leihverkehrsreform und der Bibliotheksplan '73. In: MittNRW 28 (1978), S. 4 7 - 5 3 . Neubauer, Karl Wilhelm: Katalogbenutzung. Fernleihe, Bibliothekssystem einer Universität, In: Bibliothekarische Kooperation. Aspekte und Möglichkeiten. Vorträge, geh. auf dem Bibliothekskongreß 1973 in Hamburg. Frankfurt a.M. 1974 (ZfBB. Sonderh. 18.)

49. 50. 51.

52. 53.

54.

55.

108

(Behandelt auf S. 129—132 erste Ergebnisse einer Benutzerbefragung von 1973 bezüglich der Fernleihe; endgültige Ergebnisse vgl. Nr. 3.) Niewalda, Paul s. Nr. 8. Oberschelp, Reinhard s. Nr. 8. Die Ordnung des Leihverkehrs in der Bundesrepublik Deutschland. Text und Kommentar der Leihverkehrsordnung von 1979 mit erl. Beiträgen. Mit Unterstützung der Kommission für Benutzungsfragen des Deutschen Bibliotheksinstituts hrsg. von Bernhard Sinogowitz und Werner Kratsch. Frankfurt a.M. 1982 (ZfBB. Sonderh. 35.). VIII, 166 S. Paschek, Karl: Zur Dauer der Literaturbeschaffung im auswärtigen Leihverkehr. In: ZfBB 18 (1971), S. 388-390. Pauer, Max: Die Bedeutung eines deutschen Gesamtkatalogs und eines DV-Verbundkatalogs für das Informationswesen und die Literaturversorgung in der Bundesrepublik Deutschland. In: Bibliotheken als Informationsvermittler. Probleme und Modelle. Vorträge, geh. auf dem Bibliothekskongreß 1978 ... in Stuttgart. Frankfurt a.M. 1979 (ZfBB. Sonderh. 28.), S. 8 8 - 9 8 . Ders.: Brauchen wir einen deutschen Gesamtkatalog? In: Bibliotheken im Verbund, Arbeitsplätze und neue Techniken. 70. Deutscher Bibliothekartag in Wuppertal ... 1980. Frankfurt a.M. 1981 (ZfBB. Sonderh. 32.), S. 5 0 - 5 8 . Ders. .Literaturversorgung — Grundlagen, Leistungen, Weiterentwicklungen. In: Überregionale Literaturversorgung und Kosten-

56.

57.

58. 59.

60.

61.

62. 63.

64.

65.

66.

rechnungen in Bibliotheken. Vorträge, geh. auf dem 66. Deutschen Bibliothekartag 1976 in Münster. Frankfurt a.M. 1977 (ZfBB. Sonderh. 24), S. 2 1 - 3 7 . Philipp, Franz-Heinrich: Anmerkungen zu einigen drängenden Fragen des Bibliothekswesens in der B R D . In: Bibliotheksdienst 9 (1976), S. 4 4 6 - 4 5 7 . Ders.: Die überregionale Literaturversorgung auf der Basis Zentraler Fachbibliotheken. In: Überregionale Literaturversorgung und Kostenrechnung in Bibliotheken. Vorträge, geh. auf dem 66. Deutschen Bibliothekartag 1976 in Münster. Frankfurt a.M. 1977 (ZfBB. Sonderh. 24.), S. 3 8 - 4 9 . Pinkwart, Doris: Direktbestellungen im Fernleihverkehr. In: Mitt NRW 23 (1973), S. 128-139. Popst, Hans: Vorschlag für die Vereinigung der beiden Projekte Deutscher Gesamtkatalog und „Verbundkatalog" und deren gemeinsame Verwirklichung mittels E D V . In: ZfBB 26 (1979), S. 206-214. Ritter, Ilse: Die Leitstelle für Negativbestellungen. In: Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz. Mitteilungen 7 (1975), S. 2 3 26. Roessler, Dietrich: Organisationsprobleme beim Einsatz des Fernschreibers zur Beschleunigung des Auswärtigen Leihverkehrs. In: MittNRW 20 (1970), S. 234-246. Schlitt, Gerhard: Direktbestellungen und Leihverkehr. In: ZfBB 23 (1976), S. 9 - 2 1 . Schlosser, Michael : Sicherungsmöglichkeiten bei der Ausleihe kostbarer Bibliotheksbestände. In: DFW: Dokumentation, Information, Zeitschrift für Allgemein- und Spezialbibliotheken, Büchereien und Dokumentationsstellen 27 (1979), S.23—24. Schmidt, Erhard: Zur Dauer der Literaturbeschaffung im auswärtigen Leihverkehr. Eine Untersuchung auf Grund primärer und sekundärer statistischer Erhebungen. Köln 1972. III, 94 gez. Bl. (Hausarbeit z. Prüfung f. d. höh. Dienst an wiss. Bibl. Bibliothekar-Lehrinstitut des Landes Nordrhein-Westfalen.) Schubel, Bärbel: Organisation der Fernleihstellen an einigen deutschen Hochschulbibliotheken. Köln 1970. 85 S. (Hausarbeit z. Prüfung f. d. höh. Dienst an wiss. Bibl. Bibliothekar-Lehrinstitut des Landes Nordrhein-Westfalen.) Schweigier, Peter: Der Leihverkehr der Soezialbibliotheken im 109

Rahmen des Leihverkehrs der deutschen Bibliotheken. In: Bibliothekarische Kooperation. Aspekte und Möglichkeiten. Vorträge, geh. auf dem Bibliothekskongreß 1973 in Hamburg. Frankfurt a. M. 1974 (ZfBB. Sonderh. 18.), S. 2 6 3 - 2 7 0 . 67.

Seidenschnur, Hans: Die Zulässigkeit der Beförderung von Fernleihscheinen in Bücherautos nach dem Postgesetz vom 28.1.1969. In: Bibliotheksdienst 1976, S. 6 4 9 - 6 5 2 .

68.

Sinogowitz, Bernhard: Die Arbeiten an einer Revision der Leihverkehrsordnung. In: Arbeitsgemeinschaft der Spezialbibliotheken (ASpB). Bericht über die 15. Tagung in Düsseldorf. Berlin 1976, S. 7 1 - 7 8 . Ders.: Leihverkehrs-Fibel. Kurzgefaßte Anleitung zur Praxis des Leihverkehrs der deutschen Bibliotheken. Mit Text und Kommentar der Leihverkehrsordnung 1979 und einer Auswahlbibliographie zum Leihverkehr 1 9 6 7 - 1 9 7 9 . München 1980 (Bibliothekspraxis. 24.). 144 S.

69.

70.

71.

72.

Ders.: Probleme des Leihverkehrs und ihre Behandlung im Entwurf einer neuen Leihverkehrsordnung. Vortrag, geh. auf dem Bibliothekartag 1977 in Bremen. In: ZfBB 24 (1977), S. 4 2 8 441. Ders.: Überregionale Literaturversorgung. Gedanken zur Denkschrift der Deutschen Forschungsgemeinschaft. In: Bibliotheksforum Bayern 3 (1975), S. 1 6 9 - 1 7 3 . Ders.: Zum Entwurf einer neuen Leihverkehrsordnung. In: Bibliotheksdienst 1977, S. 3 9 4 - 3 9 7 .

73.

Ders. Nr. 51.

74.

Tehnzen, Jobst: Die Bedeutung überregionaler Zeitschriftenverzeichnisse für den Leihverkehr. In: ZfBB 25 (1978), S. 1 6 - 2 0 . Ders.: Leihverkehrsordnung 1978 und ASpB-Merkblatt. In: Bibliotheken als Informationsvermittler. Probleme und Modelle. Vorträge, geh. auf dem Bibliothekskongreß 1978 . . . in Stuttgart. Frankfurt a.M. 1979 (ZfBB. Sonderh. 28.), S. 9 9 - 1 0 4 .

75.

76.

77.

110

Ders.: Nicht bibliographierte Bestellungen auf Monographien im Leihverkehr der deutschen Bibliotheken. Bericht über den DFGModellversuch „Unbibliographierte Fernleihbestellungen". In: ZfBB 25 (1978), S. 1 8 0 - 2 0 3 . Ders. und Wilhelm Jacob: Probleme der Literatur-Versorgung. Überlegungen nach einem Besuch der National Lending Library, Boston Spa, England. In: Nachrichten für Dokumentation 24

78.

(1973), S. 1 6 7 - 1 7 8 . Ders. und Wilhelm Jacob: Die regionalen Zentralkataloge, die „Negativstelle" und das GAZS. Berlin 1975 (Bibliotheksdienst. Beih. 116/117). 177 S. 2. Überarb. Aufl. 1978. 176 S. In beiden Auflagen sind auch enthalten: Empfehlungen zur Verbesserung des Leihverkehrs. Vorgelegt von einer Arbeitsgruppe des Bibliotheksausschusses der Deutschen Forschungsgemeinschaft (Vgl. oben unter B 3). Aus der anschließenden Diskussion der Arbeit seien festgehalten: 1. Rezension von Hartwig Lohse in MittNRW 27 (1977), S. 3 2 3 326. 2. Rezension von Jürgen Heydrich in ZfBB 24 (1977), S. 1 1 2 119. Dazu Erwiderungder Autoren in ZfBB 24 (1977), S. 354f., Stellungnahme zu dieser Erwiderung durch Manfred Müller in ZfBB 25 (1978), S. 3 2 - 3 4 .

79.

Ders.: Die Zentralen Fachbibliotheken im Leihverkehr der Spezialbibliotheken. In: Bibliothekarische Kooperation. Aspekte und Möglichkeiten. Vorträge, geh. auf dem Bibliothekskongreß 1973 in Hamburg. Frankfurt a.M. 1974 (ZfBB. Sonderh. 18.), S. 2 7 1 274.

80.

Ders.: Zur Effizienz des Leihverkehrs der deutschen Bibliotheken. In: Bibliotheksdienst 1976, S. 3 0 0 - 3 1 0 . Überregionale Literaturversorgung von Wissenschaft und Forschung. Denkschrift. Bibliotheksausschuß der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Boppard 1975. 116 S.

81.

(Behandelt auch Fragen des Leihverkehrs, insbes. auf den S. 6 9 — 82 und 1 1 3 - 1 1 6 . ) 82.

Tofante, Ingo: Fernleihbestellungen auf Zeitschriften bei der Zentralbibliothek für Medizin in Köln. Unter bes. Berücksichtigung zweier Leihverkehrsregionen. Köln 1978. 77 gez. Bl. (Hausarbeit z. Prüfung f. d. höh. Dienst an wiss. Bibl. Bibliothekar-Lehrinstit u t des Landes Nordrhein-Westfalen.)

83.

T o t o k , Wilhelm: Deutscher Gesamtkatalog, ja oder nein? In: Bibliotheken im Verbund, Arbeitsplätze und neue Techniken. 70. Deutscher Bibliothekartag in Wuppertal ... 1980. Frankfurt a.M. 1981 (ZfBB. Sonderh. 32.), S. 4 3 - 4 9 . 111

84.

85.

Vinzent, O t w i n : Die Herkunft der Bestellungen im gebenden Leihverkehr der Universität Saarbrücken. In: ZfBB 23 (1976), S. 198-201. Ders.: Der Leihverkehr des Auslandes mit Zentralkatalogen und Bibliotheken der BRD. In: ZfBB 25 (1978), S. 2 5 5 - 2 8 0 .

86.

Ders.: Leihverkehr der deutschen Bibliotheken — Anlaß zu Optimismus? In: Die Hochschulbibliothek. Beiträge und Berichte. Hrsg. von K.-D. Lehmann und H. Hüttermann. Frankfurt a.M. 1978 (ZfBB. Sonderh. 27.), S. 1 6 2 - 1 8 0 .

87.

Ders.: Organisationsmodell für den Leihverkehr in wissenschaftlichen Universalbibliotheken, dargelegt am Beispiel der Universitätsbibliothek Saarbrücken. In: ZfBB 23 (1976), S. 8 7 - 9 3 .

88.

Vogel, Dieter: Leihverkehrswege für Spezialbibliotheken. In: Bibliothekarische Kooperation. Aspekte und Möglichkeiten. Vorträge, geh. auf dem Bibliothekskongreß 1973 in Hamburg. Frankfurt a.M. 1974 (ZfBB. Sonderh. 18.), S. 2 5 7 - 2 6 2 .

89.

Vogt, Winold: Fortführung der Regionalen Zentralkataloge m i t EDV. Vorschläge für eine Projektuntersuchung. In : Bibliotheken im Verbund, Arbeitsplätze und neue Techniken. 70. Deutscher Bibliothekartag in Wuppertal ... 1980. Frankfurt a.M. 1981 (ZfBB. Sonderh. 32.), S. 3 8 - 4 2 .

90.

Ders.; Modellversuch am Bayerischen Zentralkatalog zur zentralen Weiterleitung der unter die „Empfehlungen zur Verbesserung des Leihverkehrs" fallende Bestellungen. In: Bibliotheksforum Bayern 4 (1976), S. 3 6 - 3 9 .

91.

Ders. - Modellversuch „Verkürzter Leitweg". In: Bibliotheksforum Bayern 8 (1980), S. 61f. Ders.: Unbibliographierter Leihverkehr. Ergebnis des bayerischen Modellversuchs. In: Bibliotheksforum Bayern 7 (1979),S. 6 5 - 6 7 . Wehefritz, Valentin s. Nr. 23. Welk, Alexander s. Nr. 14. Werhahn, Heinz Martin: Aufgaben, Methoden und Z u k u n f t des Leihverkehrs. In: Buch und Bibliothek 23 (1971), S. 8 4 6 - 8 5 1 . Zunker, Ernst. Die Ausstattung der Leihverkehrsregionen mit deutschsprachigen Monographien ab Erscheinungsjahr 1945. Eine im Auftrag der AfB vorgenommene und vom Bundesministerium f . Bildung und Wissenschaft als Projekt geförderte Untersuchung. Berlin 1977 (Bibliotheksdienst. Beih. 126.), 54 S., 26 Anlagen.

92. 93. 94. 95. 96.

112

Leihverkehrsordnung 1979 Text und Kommentar Der Abdruck erfolgt nach der in Bayern gültigen Fassung (Bekanntmachung des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus vom 13.8.1979; abgedr. in: KMBI. I, S. 457), dem der Text des vom Deutschen Bibliotheksverband beschlossenen und von der Kultusministerkonferenz am 9.2.1979 zur Annahme empfohlenen Entwurfs zugrunde liegt. Die Entwurfsvorlage wurde seinerzeit von den Ländern fast unverändert übernommen; Textvarianten, durch die die Leihverkehrsordnung den regionalen Bedürfnissen angepaßt wurde, sind in der Veröffentlichung Die Ordnung des Leihverkehrs in der Bundesrepublik Deutschland. Hrsg. von B. Sinogowitz und W. Kratsch. 1982 (ZfBB. Sonderh. 35.), S. 6 f f . nachgewiesen. Der Kommentar hat im Gegensatz zum Text der Leihverkehrsordnung keine rechtlich bindende Wirkung. Er wurde 1978 vom Deutschen Bibliotheksverband verabschiedet und lag mit dem Text den Länderministerien vor, wurde dann aber nur in Niedersachsen verkürzt als formell geltende Durchführungsbestimmung in Kraft gesetzt. (Weitere Erlasse zur Leihverkehrsordnung s. Auswahlbibliographie Leihverkehr unter A 2). Der Kommentar ist als gewichtige Empfehlung an alle am Leihverkehr teilnehmenden Bibliotheken zu werten, von der ohne überzeugenden Grund nicht abgewichen werden sollte.

Gliederung

Allgemeine

Bestimmungen

§

1

Zweck

und Gliederung des Deutschen Leihverkehrs

115

§

2

Teilnahme am Überregionalen Leihverkehr

117

§

3

Unmittelbare und mittelbare Teilnahme

118

§

4

Leitbibliotheken

119

§

5

Pflichten der Bibliotheken

119 113

§

6

Aufgabe der Bestellungen; Einschaltung von Leitbibliotheken

120

§

7

Überleitung von Bestellungen des Regionalen Leihverkehrs

121

§

8

Leihverkehrsregionen

122

§

9

Regionalprinzip

123

§ 10

Bestellung über Zentralkataloge und Direktbestellung

123

§11

Aufgaben der regionalen Zentralkataloge

124

§ 12

Direktbestellung von Periodika und Serien aufgrund von Bestandsverzeichnissen

125

§ 13

Direktbestellung von Periodika und Serien ohne Bestandsnachweise

127

Bestellung nichtperiodischer Literatur aufgrund von Bestandsnachweisen

128

§ 14

§ 15

Bestellung nichtperiodischer Literatur ohne Bestandsnachweis

129

§ 16

Form der Bestellungen

131

§17

Vereinfachtes Bestellverfahren innerhalb der Leihverkehrsregion

133

§ 18

Unverzügliche Bearbeitung

134

§ 19

Fehlerhafte und unvollständige Bestellscheine

134

§ 20

Weiterleitung und Rücksendung von Bestellscheinen

135

§ 21

Versandbestimmungen

137

§ 22

Unzulässige Bestellungen

137

§ 23

A u f die Leihverkehrsregion beschränkte Bestellungen

138

§ 24

Ausleihbeschränkungen

139

§ 25

Kopien im Leihverkehr

140

§ 26

Benutzung der entliehenen Werke

141

§ 27

Entleihungen zu besonderen Zwecken

141

114

§ 28

Leihfristen

141

§ 29

Rücksendung, Schadenersatz

142

§ 30

Anträge von Benutzern

142

§ 31

Kosten

143

Sonderbestimmungen und anderem

für den Leihverkehr

wertvollen

mit

Handschriften

Bibliotheksbesitz

§ 32

Bestellung und Entleihung

143

§ 33

Benutzungsbedingungen

144

§ 34

Anfertigung von Reproduktionen

144

§ 35

Leihfrist

144

§ 36

Versand

145

§ 37

Schadenfeststellung

145

Schlußbestimmungen

§ 38

145

Allgemeine

Bestimmungen

§ 1

Zweck

und Gliederung

des Deutschen

Leihverkehrs

1) Der Deutsche Leihverkehr ist eine kooperative Einrichtung aller Bibliotheken zur Vermittlung von am Ort nicht vorhandener Literatur. Er gliedert sich in den Regionalen Leihverkehr und den Überregionalen Leihverkehr. 2) Der Regionale Leihverkehr dient der allgemeinen Literaturversorgung in den Regionen. Er unterliegt nicht den Bestimmungen dieser Leihverkehrsordnung. Soweit dafür besondere Regelungen durch die Länder erforderlich sind, sollen sie den Bedürfnissen der Einheitlichkeit des Deutschen Leihverkehrs Rechnung tragen. 115

3) Der Überregionale Leihverkehr dient der Förderung von Forschung und Lehre. Darüber hinaus vermittelt er wissenschaftliche Literatur für Ausbildung, Fort- und Weiterbildung sowie Berufsarbeit. Er wird durch die vorliegende Leihverkehrsordnung geregelt. Zu § 1,1 Satz 1 Der Deutsche Leihverkehr umfaßt gemäß den Vorstellungen des Bibliotheksplans 1973 die Bibliotheken der Bundesrepublik Deutschland einschließlich Berlin (West), die nach diesem Plan ein abgestuftes System von Bibliotheken aller Gattungen bilden sollen. Unter Bibliotheken werden hier und im folgenden auch andere bibliothekarische Einrichtungen — z.B. Fachstellen — verstanden. Die auf gegenseitigen Absprachen zwischen Bibliotheken beruhende Literaturvermittlung (z. B. Leihringe kirchlicher Bibliotheken) unterliegt nicht dieser Leihverkehrsordnung. Die direkte Literaturvermittlung für natürliche und juristische Personen durch einzelne Bibliotheken wird von dieser Leihverkehrsordnung nicht berührt. Unter Literatur sind auch sonstige Informationsmittel, z. B. Mikromaterialien und audiovisuelle Medien zu verstehen. Z u § 1,1 Satz 2 Aus funktionellen wie organisatorischen Gründen gliedert sich der Deutsche Leihverkehr in den Regionalen und den Überregionalen Leihverkehr. Durch ein abgestuftes System soll der allgemeine Literaturbedarf im Regionalen Leihverkehr durch benutzernahe Bestände schnell und rationell befriedigt werden, so daß die Leistungsfähigkeit des Überregionalen Leihverkehrs für den spezielleren Literaturbedarf gewährleistet bleibt. Z u § 1,2 Der Regionale Leihverkehr dient der allgemeinen Literaturversorgung im Nahbereich, insbesondere für Bestellungen über Bibliotheken mit Funktionen der 1. und 2. Stufe (Bibliotheksplan 1973). Regionale Leihverkehrsordnungen liegen bisher für die Bundesländer Bayern (Amtsblatt des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus (KMBD 1967, S. 42) und Nordrhein-Westfalen (Mitteilungsblatt des Verbandes der Bibliotheken des Landes Nordrhein-Westfalen 1971, S. 1 4 2 - 1 4 5 ; 1972 S. 74) vor. Künftige regionale Leihverkehrsordnungen sollten in der Regel auf Länderebene erlassen werden. Die Bestellscheine für den Regionalen Leihverkehr unterscheiden sich farblich von den roten Bestellscheinen des Überregionalen Leihverkehrs. Zur Möglichkeit der Überleitung von Bestellungen aus dem Regionalen in den Überregionalen Leihverkehr vgl. § 7 . Z u § 1,3 Der Überregionale Leihverkehr erstreckt sich auf die Bundesrepublik Deutschland einschließlich Berlin (West). Im Unterschied zum Regionalen Leihverkehr vermittelt er Literatur sowohl aus Bibliotheken der eigenen Leihverkehrsregion als auch aus anderen Regionen.

116

§ 2 Teilnahme

am Überregionalen

Leihverkehr

1) Der Überregionale Leihverkehr ist eine Einrichtung öffentlich zugänglicher wissenschaftlicher Bibliotheken. Öffentliche Bibliotheken und Spezialbibliotheken werden zugelassen, wenn sie fachlich geleitet werden, über einen angemessenen bibliographischen Apparat und entsprechende Benutzungseinrichtungen verfügen, sowie Bestände besitzen, die für den Leihverkehr Bedeutung haben. 2) An jedem Ort nimmt in der Regel nur eine Bibliothek am Überregionalen Leihverkehr teil. Die Zulassung weiterer Bibliotheken setzt voraus, daß der Umfang ihres Leihverkehrs oder die Eigenart ihrer Bestände ihren Anschluß rechtfertigen. Nehmen am gleichen Ort mehrere Bibliotheken teil, ist durch kooperative Maßnahmen sicherzustellen, daß die örtlichen Bestände vor Inanspruchnahme des Leihverkehrs genutzt werden. 3) Die Teilnahme einer Bibliothek am Überregionalen Leihverkehr beginnt mit der Aufnahme in die amtliche Leihverkehrsliste des zuständigen Landes und erlischt mit der Streichung aus dieser Liste. Die Leihverkehrslisten der Länder werden bei den regional zuständigen Zentralkatalogen geführt, denen auch die Sorge für die Veröffentlichung und die Bekanntmachung von Änderungen obliegt. 4) Eine Bibliothek wird aus der Leihverkehrsliste gestrichen, wenn die Voraussetzungen für ihre Zulassung entfallen oder sie den Verpflichtungen des § 5 nicht nachkommt. 5) Über die Aufnahme in die amtliche Leihverkehrsliste sowie über die Streichung entscheidet das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus. Aufnahmen, Änderungen und Streichungen erfolgen im Benehmen mit den zuständigen Zentralkatalogen. Zu § 2,1 Fachliche Leitung ist gegeben, wenn die Bibliothek über mindestens einen Beamten des gehobenen Bibliotheksdienstes oder einen entsprechenden Angestellten verfügt. Im Einverständnis mit dem Zentralkatalog und der Leitbibliothek (vgl. § 3,2) kann hierauf in Sonderfällen verzichtet werden. Zu § 2,2 Satz 3 Vgl. dazu § 6,4 mit Kommentar.

117

Zu 5 2,3 Neben der amtlichen Veröffentlichung ist die Bekanntgabe in bibliothekarischen Fachzeitschriften vorzusehen. Zu § 2,4 Die Streichung kann vom zuständigen Zentralkatalog oder der Leitbibliothek beantragt werden. Zu § 2,5 Soweit in einzelnen Ländern zuständige bibliothekarische Fachgremien bestehen, sollten sie bei Aufnahmen, Änderungen und Streichungen gehört werden.

§ 3 Unmittelbare

und mittelbare

Teilnahme

1) Unmittelbar am Überregionalen Leihverkehr nehmen Bibliotheken teil, die Gewähr für eine ordnungsgemäße, selbständige Teilnahme am gebenden und nehmenden Leihverkehr bieten. 2) Alle anderen zugelassenen Bibliotheken nehmen am Überregionalen Leihverkehr über Leitbibliotheken teil. Die Zuordnung zu einer Leitbibliothek w i r d aufgehoben, sobald die Voraussetzungen zur unmittelbaren Teilnahme nach Abs. 1 gegeben sind. Über die Zuordnung und ihre Aufhebung entscheidet das jeweilige Land nach Anhörung der betreffenden Leitbibliothek im Benehmen m i t dem zuständigen Zentralkatalog, der für die Veröffentlichung sorgt.

Zu § 3,1 Die unmittelbar teilnehmenden Bibliotheken müssen nach ihrer personellen und bibliographischen Ausstattung das sachgemäße Ausfüllen der Bestellscheine gewährleisten (§ 16,3) und zur sachgerechten Lenkung von Direktbestellungen in der Lage sein. Zu § 3,2 Dies gilt auch für Spezialbibliotheken, soweit sie nicht Literatur ihres eigenen Spezialgebiets bestellen (vgl. 5 6,2). Zur Veröffentlichungspflicht der Zentralkataloge vgl. § 2,3.

118

§4 Leitbibliotheken

1) Die Leitbibliotheken haben die Aufgabe, Bestellungen der ihnen zugeordneten Bibliotheken, soweit sie sie nicht selbst erledigen können, so zu bearbeiten, daß sie den Anforderungen des Leihverkehrsentsprechen. 2) Als Leitbibliotheken können nur Bibliotheken bestimmt werden, die a) unmittelbar am Leihverkehr teilnehmen, b) über wissenschaftliche Bibliothekare verfügen, c) einen für ihre Leitfunktion geeigneten bibliographischen Apparat besitzen und d) über Bestände verfügen, mit denen sie einen erheblichen Teil des Bedarfs der zugeordneten Bibliotheken decken.

Zu § 4,1 Zu den Funktionen im einzelnen vgl. § 6,3. Zu § 4,2 b Hierunter sind Beamte des höheren Bibliotheksdienstes oder entsprechende Angestellte zu verstehen. Zu § 4,2 c Leitbibliotheken müssen in der Lage sein, ausgehende Bestellungen einwandfrei zu bibliographieren.

§5 Pflichten

der

Bibliotheken

Die am Überregionalen Leihverkehr teilnehmenden Bibliotheken sind verpflichtet, a) diese Leihverkehrsordnung und sonstige den Leihverkehr betreffende Bestimmungen einzuhalten, insbesondere Literatur nur zu den in § 1, Abs. 3 genannten Zwecken zu bestellen, b) grundsätzlich die eigenen Bestände für den Leihverkehr zur Verfügung zu stellen (Prinzip der Gegenseitigkeit), c) auf Anforderung ihre Kataloge in den zuständigen Zentralkatalog sowie 119

in entsprechende regionale und überregionale Gesamtverzeichnisse aufnehmen zu lassen und diesen ihre Neuerwerbungen und Bestandsveränderungen ständig zu melden, d) Leihverkehrsstatistiken nach festgelegten Mustern zu führen.

Zu § 5 a Um eine Überlastung des Überregionalen Leihverkehrs zu vermeiden, sind die Beschränkungen auf die genannten Zwecke einzuhalten. Zu § 5 b Die Funktionsfähigkeit des Leihverkehrs beruht auf der Bereitschaft der Bibliotheken, ihre Bestände zur Verfügung zu stellen. Daher müssen grundsätzlich auch Präsenzbestände, ggf. unter Verkürzung der Leihfrist oder in Form von Kopien, in den Leihverkehr gegeben werden. Zu § 5 c Hierunter sind Gesamtverzeichnisse im Sinne der §5 12 und 14 zu verstehen. Zu § 5 d Statistische Erfassung ist für die überregionale Bibliotheksstatistik und auf Anforderung für die regionalen Statistiken erforderlich. Diese Statistiken dienen vor allem dazu, Größenordnung und Effizienz des Leihverkehrs darzustellen und organisatorische Verbesserungen vorzubereiten.

§ 6 Aufgabe

der Bestellungen;

Einschaltung

von

Leitbibliotheken

1) Bibliotheken, die keiner Leitbibliothek zugeordnet sind, geben ihre Bestellungen unmittelbar in den Überregionalen Leihverkehr. 2) Bibliotheken, die einer Leitbibliothek zugeordnet sind, senden ihre Bestellungen an diese. Sind Spezialbibliotheken einer Leitbibliothek zugeordnet, so sind sie berechtigt, Bestellungen auf Literatur aus ihren Spezialgebieten unmittelbar in den Leihverkehr zu geben. 3) Die Leitbibliothek überprüft die ihr zugegangenen Bestellungen auf ihre Übereinstimmung mit dieser Leihverkehrsordnung. Bestellungen, die sie nicht selbst positiv erledigen kann, leitet sie weiter. Dabei ist sie für die Vollständigkeit und Richtigkeit der bibliographischen Angaben verantwortlich.

120

4) Alle Bibliotheken sind verpflichtet, den örtlichen und gegebenenfalls überörtlichen Verflechtungsbereich soweit wie möglich zu nutzen.

Zu § 6,2 Auch die zugeordneten Bibliotheken haben bei ihren Bestellungen die Bestimmungen des § 16 zu beachten. Bestellungen von Spezialbibliotheken auf ihre spezielle Literatur gehen unmittelbar in den Leihverkehr, da von den Leitbibliotheken in diesen Fällen weder Erledigung noch bibliographische Ergänzung erwartet werden kann. Zu § 6,3 Nicht mit dieser Leihverkehrsordnung übereinstimmende Bestellscheine können unter Angabe des Grundes gemäß § 19,1 zurückgeschickt werden. Zu § 6,4 Der Feststellung von Erledigungsmöglichkeiten im Verflechtungsbereich dienen z.B. Katalogkopien anderer Bibliotheken, örtliche Gesamtkataloge, Gesamtkataloge von Hochschulen sowie sonstige Gesamtverzeichnisse. Ist das gesuchte Werk bei einer anderen Bibliothek am Ort zu erwarten, so ist der Besteller zunächst dorthin zu verweisen. Verliehene Literatur ist vorzumerken.

§7 Oberleitung

von Bestellungen

des Regionalen

Leihverkehrs

1) Bestellungen des Regionalen Leihverkehrs können auf Antrag in den Überregionalen Leihverkehr übergeleitet werden, wenn sie dessen Zweck gemäß § 1, Abs. 3 entsprechen und den Formvorschriften genügen. 2) Zur Überleitung werden im Benehmen mit dem zuständigen Zentralkatalog nach der Regelung des jeweiligen Regionalen Leihverkehrs Leitbibliotheken (§ 4) bestimmt. 3) Die Leitbibliothek versieht die Bestellscheine mit Stempelaufdruck „Überregionaler Leihverkehr" sowie mit ihrem Sigel. Mit ihrem Stempelaufdruck übernimmt die Leitbibliothek die Gewähr dafür, daß bei der bestellenden Bibliothek die Voraussetzungen für die Einhaltung dieser Leihverkehrsordnung vorliegen und die Erledigung im örtlichen und gegebenenfalls überörtlichen Verflechtungsbereich erfolglos versucht wurde. 121

Zu § 7,1 Für die Form der Bestellung gilt § 16, unbeschadet der Farbe der Bestellscheine. Die Überleitung setzt einen Antrag der bestellenden Bibliothek voraus, der durch den Vermerk bzw. Stempelaufdruck „Überleitung erbeten" auf dem Bestellschein erfolgt. Durch den Antrag verpflichtet sich die bestellende Bibliothek, für die jeweilige Bestellung die Benutzungsbestimmungen dieser Leihverkehrsordnung, insbesondere § 29, einzuhalten. Die Leitbibliothek sendet Bestellscheine, die diesen Vorschriften nicht entsprechen, an die Ausgangsbibliothek zurück, sofern sie formale Mängel nicht durch Korrekturen oder Ergänzungen selbst behebt. Bestellscheine mit abweichendem Format können nicht übergeleitet werden; sie werden zurückgesandt oder umgeschrieben. Z u § 7,3 Der Stempel ist auf der Vorderseite des Stammabschnittes anzubringen. Die Leitbibliothek richtet die Bestellung an den regional zuständigen Zentralkatalog und legt im Falle der Direktbestellung den Leitweg fest.

§ 8

L eih Verkehrsregionen Für die Durchführung des Überregionalen Leihverkehrs ist die Bundesrepublik Deutschland einschl. Berlin (West) in sieben Leihverkehrsregionen (Regionen) eingeteilt. Für jede Region ist ein regionaler Zentralkatalog zuständig: a) Zentralkatalog Baden-Württemberg in Stuttgart für Baden-Württemberg, das Saarland und den südlichen Teil des Regierungsbezirks RheinhessenPfalz des Landes Rheinland-Pfalz, b) Bayerischer Zentralkatalog in München für Bayern, c) Berliner Gesamtkatalog für Berlin (West), d) Hessischer Zentralkatalog in Frankfurt für Hessen sowie den Regierungsbezirk Koblenz und den nördlichen Teil des Regierungsbezirks Rheinhessen-Pfalz des Landes Rheinland-Pfalz, e) Niedersächsischer Zentralkatalog in Göttingen für Niedersachsen, f) Norddeutscher Zentralkatalog in Hamburg für Hamburg, Bremen und Schleswig-Holstein, g) Zentralkatalog Nordrhein-Westfalen in Köln für Nordrhein-Westfalen und den Regierungsbezirk Trier des Landes Rheinland-Pfalz. 122

Zu § 8 Von den hier aufgeführten regionalen Zentralkatalogen sind die in § 20,3 genannten Fachzentralkataloge zu unterscheiden. Der südliche Teil des Regierungsbezirks Rheinhessen-Pfalz entspricht dem ehemaligen, bis 1974 bestehenden Regierungsbezirk Pfalz, der nördliche Teil dem ehemaligen Regierungsbezirk Rheinhessen.

§ 9

Regionalprinzip 1) Bibliotheken u n d Zentralkataloge sind verpflichtet, für die Erledigung der Bestellungen zuerst alle Möglichkeiten der eigenen Leihverkehrsregion auszuschöpfen (Regionalprinzip). Bestellscheine dürfen in andere Regionen nur dann weitergeleitet werden, w e n n in der eigenen Region eine angemessene Erledigung nicht möglich ist. 2) Das Regionalprinzip gilt für alle Bestellungen, sowohl bei Lenkung über die Zentralkataloge als auch bei Direktbestellungen.

Zu § 9 In den Leihverkehrsregionen ist infolge kürzerer Wege und spezieller Dienste (z. B. Bücherauto) eine besonders schnelle und wirtschaftliche Bedienung des Benutzers zu erreichen. Außerdem wird dadurch der Leihverkehr insgesamt entlastet. Daher ist eine weitgehende Selbstversorgung der Regionen anzustreben. Bei Direktbestellungen sind deshalb nach Möglichkeit zuerst die Bibliotheken der eigenen Region anzugehen. Auch die Zentralkataloge sollen über ihre eigenen Nachweise hinaus prüfen, ob die nicht erfaßten Bestände der Region,z.B. in öffentlichen Bibliotheken oder in SpezialSammlungen herangezogen werden können. Angemessen ist die Erledigung einer Bestellung, wenn die gewünschte Literatur ohne größere Verzögerung und unter zumutbarem Aufwand aus Beständen innerhalb der Leihverkehrsregion entliehen werden kann.

Zur Beschränkung von Bestellungen auf die Leihverkehrsregion vgl. § 23.

§ 10 Bestellung über Zentralkataloge und Direktbestellung 1) Bestellungen des Überregionalen Leihverkehrs laufen über den regional zuständigen Z e n t r a l k a t a l o g (§ 8 ) , soweit sie nicht als Direktbestellungen

123

gemäß §§ 12 bis 15 unmittelbar an einzelne Bibliotheken zu richten sind. 2) Bei Bestellung über den Zentralkatalog ist dieser für die Festlegung des weiteren Leitweges zuständig; Leitwegempfehlungen der Bibliotheken sind zu berücksichtigen. Bei Direktbestellung legt die bestellende Bibliothek (Ausgangsbibliothek) bzw. deren Leitbibliothek den Leitweg fest.

Z u § 10,2 Bei der Festsetzung des Leitweges verfahren die Zentralkataloge nach § 11, die bestellenden Bibliotheken bzw. deren Leitbibliotheken nach §§ 1 2 — 1 5 und § 16,4. Der Leitweg w i r d dadurch festgelegt, daß auf der Rückseite des Bestellscheines die Zentralkataloge gekennzeichnet oder die Sigel der Bibliotheken angegeben werden, die den Bestellschein bearbeiten sollen.

§ 11 Aufgaben

der regionalen

Zentralkataloge

1) Die regionalen Zentralkataloge ermitteln Fundorte in der Leihverkehrsregion und leiten die Bestellungen weiter. 2) Sind Fundorte in der Region nachgewiesen, so bestimmt der Zentralkatalog die Reihenfolge der anzugehenden Bibliotheken. Er berücksichtigt dabei die Gegebenheiten seiner Region und regelt, soweit erforderlich, den weiteren Umlauf. 3) Kann der für die bestellende Bibliothek zuständige Zentralkatalog keinen Fundort in der Region nachweisen und ist nach §§ 17, Abs. 2, 22 und 23 eine Weiterleitung nicht ausgeschlossen, so bestimmt er für den Leitweg die Zentralkataloge (in der Regel drei) oder diejenigen Bibliotheken, bei denen eine Erledigung zu erwarten ist. 4) Die Zentralkataloge sind dafür verantwortlich, daß nur bibliographisch einwandfreie Bestellungen ihre Region verlassen.

Z u § 11,2 Bei der Festsetzung der Reihenfolge der anzugehenden Bibliotheken sind insbesondere die Gesichtspunkte einer schnellen Erledigung und der Entlastung stark beanspruchter Bibliotheken zu beachten. Dabei sollten die personellen und technischen Möglichkeiten der Bibliotheken angemessen berücksichtigt werden.

124

Zu § 11,3 Auch bei der Weiterleitung über die eigene Region hinaus ist der Gesichtspunkt einer möglichst schnellen Erledigung maßgebend. Der Zentralkatalog kann nach pflichtgemäßem Ermessen auch weniger als 3 weitere Zentralkataloge für den Umlauf bestimmen. Ist gemäß § 16,5 der Umlauf bei sämtlichen Zentralkatalogen gewünscht, so setzt der an letzter Stelle angegebene Zentralkatalog den weiteren Leitweg fest. Bei der Festlegung des Leitweges sind vornehmlich fachliche Gesichtspunkte maßgebend. Dabei kommt den überregionalen Schwerpunktbibliotheken und den einschlägigen Spezialbibliotheken vorrangige Bedeutung zu, namentlich bei der Bestellung ausländischer Monographien (§ 16,4). Unter Umständen sind auch regionale Gesichtspunkte zu berücksichtigen. Pflichtexemplare sollen nur in Anspruch genommen werden, wenn es sich um ausgesprochen regionale Literatur handelt oder um Veröffentlichungen, die von anderen Bibliotheken im allgemeinen nicht berücksichtigt werden. Zu § 11.4 Für die Rücksendung unzulänglicher Bestellungen an die Ausgangs- bzw. deren Leitbibliothek gilt § 19,1.

§ 12

Bestellung

von Periodika

und Serien aufgrund

von

Bestandsverzeichnissen

1) N i c h t über den Z e n t r a l k a t a l o g , sondern d i r e k t bei B i b l i o t h e k e n w e r d e n Z e i t s c h r i f t e n , z e i t s c h r i f t e n a r t i g e Reihen, Z e i t u n g e n u n d Serien (Schrift e n r e i h e n ) bestellt, die in f o l g e n d e n Verzeichnissen nachgewiesen sind: a) Regionale Verzeichnisse der eigenen L e i h v e r k e h r s r e g i o n ; lokale Verzeichnisse der eigenen Region sollen ergänzend b e n u t z t w e r d e n . b) Überregionale allgemeine u n d f a c h l i c h e Gesamtverzeichnisse. c) Verzeichnisse überregionaler S c h w e r p u n k t b i b l i o t h e k e n . 2) Mehrere Besitznachweise sind in f o l g e n d e r Reihenfolge zu berücksichtigen: a) die B i b l i o t h e k e n der eigenen L e i h v e r k e h r s r e g i o n , b) S t a a t s b i b l i o t h e k Preußischer K u l t u r b e s i t z o d e r überregionale Schwerpunktbibliotheken, c) B i b l i o t h e k e n anderer Regionen. 3) Besitznachweise der Deutschen B i b l i o t h e k bleiben u n b e r ü c k s i c h t i g t . 4) Bestände, die n u r in H o c h s c h u l i n s t i t u t e n nachgewiesen s i n d / s o l l e n i m ü b e r ö r t l i c h e n Bereich erst herangezogen w e r d e n , w e n n die M ö g l i c h k e i -

125

ten nach § 13 genutzt sind. Bestellungen auf solche Bestände sind im Bedarfsfalle an die zuständige zentrale Hochschulbibliothek zu richten.

Zu § 12,1 Diese Verzeichnisse sollen aus der Zeit nach 1945 stammen und aktuelle Nachweise enthalten. Soweit möglich ist bei Bestellungen die Signatur mindestens der ersten anzugehenden Bibliothek aufzutragen. Die Regelung gilt für Serien, soweit sie in den Verzeichnissen aufgeführt sind. Auch in diesem Falle sind Publikationen in Serien unter ihrem Stücktitel mit Serienangabe zu bestellen. Folgende überregionale Verzeichnisse sind in erster Linie heranzuziehen: Gesamtverzeichnis ausländischer Zeitschriften und Serien (GAZS), Gesamtverzeichnis der Zeitschriften und Serien in Bibliotheken der Bundesrepublik Deutschland einschließlich Berlin (West) (GZS), Gesamtverzeichnis deutschsprachiger Zeitschriften und Serien in Bibliotheken der Bundesrepublik Deutschland einschließlich Berlin (West) (GDZS), Gesamtausdruck der Zeitschriftendatenbank (ZDB), Gesamtverzeichnis der Kongreß-Schriften in Bibliotheken der Bundesrepublik Deutschland einschließlich Berlin (West (GKS), Hagelweide, Gert: Deutsche Zeitungsbestände in Bibliotheken und Archiven, Standortverzeichnis ausländischer Zeitungen und Illustrierten in Bibliotheken und Instituten der Bundesrepublik Deutschland und Berlin (West) (SAZI). Zu § 12,1 c Unter überregionalen Schwerpunktbibliotheken sind Zentrale Fachbibliotheken, sowie Universal- und Spezialbibliotheken mit Sondersammelgebieten und Sammelschwerpunkten für Fächer und Regionen zu verstehen, wie sie in Anlage IV der Denkschrift Überregionale Literaturversorgung von Wissenschaft und Forschung in der Bundesrepublik Deutschland (Deutsche Forschungsgemeinschaft, Bibliotheksausschuß 1975) aufgeführt werden. Hierzu werden auch Deposit-Bibliotheken für amtliches Schrifttum gerechnet. Zu § 12,3 Die Deutsche Bibliothek wird nur entsprechend den Bestimmungen der §§ 13,1 und 15,4 in Anspruch genommen. Zu § 12,4 Der Aufwand zur Erledigung von Bestellungen aus Institutsbibliotheken herkömmlicher A r t ist in der Regel sehr hoch.

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§ 13 Bestellung von Periodika und Serien ohne Bestandsnachweise 1) Deutsche Zeitschriften ab 1945, die in Verzeichnissen gemäß § 12 nicht nachgewiesen sind, sollen bei eindeutiger fachlicher Zuordnung unmittelbar bei der überregionalen Schwerpunktbibliothek, andernfalls bei der regionalen Pflichtexemplarbibliothek bestellt werden. Die Deutsche Bibliothek kann für Bestellungen auf Zeitschriften aus dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland einschließlich Berlin (West) dann in Anspruch genommen werden, wenn die Pflichtexemplarbibliothek und gegebenenfalls die Schwerpunktbibliothek erfolglos angegangen worden sind. Der für die bestellende Bibliothek zuständige Zentralkatalog wird eingeschaltet, wenn dort ein Nachweis erwartet werden kann. 2) Bestellungen von ausländischen Zeitschriften ab 1939, die in Verzeichnissen gemäß § 12 nicht nachzuweisen sind, werden unmittelbar an die zuständige überregionale Schwerpunktbibliothek oder an die Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz geschickt. 3) Deutsche Zeitschriften vor 1945 und ausländische Zeitschriften vor 1939, die in Verzeichnissen gemäß § 12 nicht nachgewiesen sind, werden über die Zentralkataloge bestellt. 4) Bestellungen auf Zeitungen, die in Verzeichnissen gemäß § 12 nicht nachzuweisen sind, werden folgendermaßen geleitet: a) deutschsprachige Zeitungen an den Standortkatalog der deutschen Presse bei der Universitätsbibliothek Bremen, b) fremdsprachige Zeitungen an das Standortverzeichnis Ausländischer Zeitungen und Illustrierten bei der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz.

Z u § 13 Einige Z e n t r a l k a t a l o g e verfügen über umfangreiche a k t u e l l e Nachweise von Zeitschrift e n . D a m i t diese Nachweise g e n u t z t w e r d e n k ö n n e n , i n f o r m i e r e n diese Z e n t r a l k a t a l o ge die B i b l i o t h e k e n ihrer Region. S o w e i t sie d a r a u f h i n eingeschaltet w e r d e n und keinen F u n d o r t nachweisen k ö n n e n , senden sie die Bestellungen gemäß den oben angegebenen Bestimmungen gezielt w e i t e r . Zu § 13,1 Die regionalen P f l i c h t e x e m p l a r b i b l i o t h e k e n u n d die Deutsche B i b l i o t h e k liefern bei Bestellungen auf P e r i o d i k a grundsätzlich K o p i e n .

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Bei Bestellungen auf neuere Zeitschriften aus dem Gebiet der DDR ist es sinnvoll, mehrere Zentralkataloge anzugeben. Zu § 13,2 Die Ausgangsbibliothek bestimmt die Reihenfolge der anzugehenden Bibliotheken. Bestellungen bei der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz kommen vor allem dann in Frage, wenn sich die Zuständigkeit einer überregionalen Schwerpunktbibliothek aufgrund des Titels nicht eindeutig bestimmen läßt. Kann die Schwerpunktbibliothek eine Bestellung nicht erledigen, sendet sie diese an die Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz weiter. Zu § 13,4 Darüber hinaus können Pflichtexemplarbibliotheken, das Mikrofilmarchiv der deutschen Presse in Dortmund und, falls dort nicht vorhanden, die Deutsche Bibliothek berücksichtigt werden. Für die lokale und regionale Presse können die einschlägigen Zentralkataloge, u . U . auch Bibliotheken am Erscheinungsort herangezogen werden.

§ 14

Bestellung

nichtperiodischer

Literatur

aufgrund

von

Bestandsnachweisen

1) I n n e r h a l b der L e i h v e r k e h r s r e g i o n w e r d e n M o n o g r a p h i e n u n d andere n i c h t p e r i o d i s c h e L i t e r a t u r ohne V e r m i t t l u n g des Z e n t r a l k a t a l o g s bestellt, w e n n sie in e i n e m regionalen Gesamtverzeichnis oder in zusammenfassenden Bestandsnachweisen mehrerer B i b l i o t h e k e n angegeben sind. 2) Liegen gemeinsame Bestandsverzeichnisse v o n B i b l i o t h e k e n verschiedener Leihverkehrsregionen v o r , k ö n n e n sie f ü r D i r e k t b e s t e l l u n g auch über die Region hinaus g e n u t z t w e r d e n , soweit die am V e r z e i c h n i s beteiligt e n B i b l i o t h e k e n d a m i t einverstanden sind. 3) Verzeichnisse überregionaler S c h w e r p u n k t b i b l i o t h e k e n sollen für D i r e k t bestellungen auf d o r t gesammelte S p e z i a l l i t e r a t u r g e n u t z t w e r d e n .

Zu § 1 4 , 1 Dies gilt für Leihverkehrsregionen, in denen z. B. ISBN-Kataloge, verfilmte Zentralkataloge oder EDV-Verbundkataloge vorliegen. Zu § 14,3 Hierbei sind Bestellungen auch über die eigene Region hinaus zulässig. Beispiele für solche Verzeichnisse sind fachliche Bestandskataloge (z. B. Katalog des Instituts für

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W e l t w i r t s c h a f t an der Universität Kiel und der Z e n t r a l b i b l i o t h e k der Wirtschaftswissenschaften in der Bundesrepublik Deutschland oder der Katalog der Bestände z u m anglo-amerikanischen Recht der Staatsbibliothek Preußischer K u l t u r b e s i t z ) und periodisch erscheinende Neuerwerbungsdienste. V o m Benutzer angegebene Nachweise sollen bei der Direktbestellung verwendet werden. Die in den Spezialverzeichnissen enthaltenen Signaturen sind auf den Bestellscheinen anzugeben.

§ 15 Bestellung nichtperiodischer

Literatur ohne

Bestandsnachweis

1) Ohne Einschaltung der Zentralkataloge werden Bestellungen direkt an Bibliotheken gerichtet: a) von Werken aus den Literaturgruppen, die in den Zentralkatalogen nicht erfaßt sind (Orientalia, nicht im Buchhandel erschienene deutsche Dissertationen, Karten, Musikalien); b) von Veröffentlichungen außerhalb des Buchhandels (z. B. Reports, amtliches S c h r i f t t u m , Firmenschriften, Gutachten); entsprechende Bestellungen sind an die überregionalen Schwerpunktbibliotheken zu richten, c) von Werken, die von einer früher angegangenen Bibliothek nicht sogleich geliefert werden konnten oder schon einmal geliefert worden sind; sie können dort unmittelbar erneut bestellt werden. 2) Die Direktbestellung seltener oder sehr spezieller Werke ist zulässig, wenn der Besitz nur bei einer bestimmten Bibliothek erwartet werden kann. 3) Bibliotheken außerhalb der Region dürfen für Bestellungen ohne Bestandnachweis nur in Anspruch genommen werden, wenn der Besitz in der eigenen Region ausgeschlossen erscheint. 4) Veröffentlichungen, die nach dem 8. Mai 1945 im Gebiet der Bundesrepublik Deutschland einschl. Berlin (West) erschienen sind, kann die Ausgangsbibliothek nur dann direkt bei der Deutschen Bibliothek bestellen, wenn weder im Zentralkatalog der Region noch in der zuständigen Pflichtexemplarbibliothek ein Nachweis gefunden wurde. Sonstige in der Deutschen Bibliothek gesammelte Literatur kann dort nur bestellt werden, wenn kein Zentralkatalog einen Besitznachweis ermittelt hat.

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Zu § 15,1 a Unter Orientalia sind — unabhängig von Fachgebieten — Ausgaben in orientalischen Sprachen zu verstehen, jedoch nicht deren Übersetzung in abendländischen Sprachen. Bestellungen auf Orientalia sind in der Regel zuerst an die zuständige Schwerpunktbibliothek zu richten. Als Musikalien gelten Notenausgaben wie Partituren, Stimmen, Klavierauszüge. Zulassungs-, Magister-und Diplomarbeiten sowie unveröffentlichte Hochschulschriften anderer A r t können im Leihverkehr nicht bestellt werden, da sie in der Regel nicht an die Hochschulbibliotheken abgeliefert werden. Interessenten sind auf die Möglichkeit einer direkten Anfrage beim zuständigen Universitätsinstitut oder bei der Hochschulbibliothek hinzuweisen. Zu § 15,1 b Überregionale Schwerpunktbibliotheken sollen für dieses Schrifttum grundsätzlich angegangen wrden, weil derartige Spezialbestände oder Informationen Uber deren Standort dort am ehesten zu erwarten sind. Wegen der uneinheitlichen Zitierweise für diese Literaturgruppen soll die vorliegende bibliographische Angabe vorlagengetreu und mit ihrer Quelle auf den Bestellschein übertragen werden. Handelt es sich um ortsbezogenes deutsches Schrifttum, sind in erster Linie die betreffenden örtlichen Bibliotheken anzugehen. Zu § 15,1 c Derartige Bestellungen sind mit dem Stempelaufdruck „Wiederholt" zu versehen. Z u § 15,2 Dies gilt auch für seltene oder sehr spezielle Literatur der überregionalen Schwerpunktbibliotheken . Ältere Literatur kann nicht grundsätzlich als selten angesehen werden und ist daher in der Regel über die Zentralkataloge zu bestellen. Z u § 15,4 Als Archivbibliothek stellt die Deutsche Bibliothek ihre Bestände nur für die Benutzung im Lesesaal der entleihenden Bibliothek zur Verfügung. Sonstige Literatur, die von der Deutschen Bibliothek gesammelt w i r d : Veröffentlichungen aus dem Gebiet der DDR, deutschsprachige ausländische Literat u r sowie Germanica (fremdsprachige Druckwerke des Auslands über Deutschland), Übersetzungen aus dem Deutschen (jeweils ab 1945) und Literatur der deutschen Emigration 1 9 3 3 - 1 9 4 5 .

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§ 16 Form

der

Bestellungen

1) Für die Bestellungen im Leihverkehr werden einheitliche Vordrucke nach dem Muster der Anlage verwendet.*) Für jeden Titel ist ein eigener Bestellschein zu verwenden. Die Bestellscheine sind mit Schreibmaschine und in allen Teilen vollständig auszufüllen. 2) Jeder Bestellschein wird mit einer Bestellnummer und dem Ausgangsdat u m versehen. Die Numerierung beginnt mit jedem Kalenderjahr von neuem. 3) Für das sachgemäße Ausfüllen ist die bestellende Bibliothek bzw. die Leitbibliothek verantwortlich. Dabei sind die bibliographischen Hilfsmittel auszuschöpfen und die bibliographischen Fundstellen zu nennen. Kann ein Titel nicht ermittelt werden, so wird dies vermerkt und angegeben, wo er zitiert ist. Abkürzungen im Titel sind nicht zulässig. Wenn nur eine bestimmte Ausgabe oder Auflage eines Werkes gewünscht wird, ist dies ausdrücklich anzugeben. 4) Bei Bestellungen ausländischer Monographien, die ab 1951 erschienen sind, ist bei eindeutiger fachlicher Zuordnung das Sigel der überregionalen Schwerpunktbibliothek anzugeben. 5) Bestellscheine, die sämtliche Zentralkataloge durchlaufen sollen, sind entsprechend zu kennzeichnen. 6) A u f dem Bestellschein ist der Zeitpunkt anzugeben, nach dem die Erledigung zwecklos ist. 7) Jeder Bestellschein trägt den Namen des verantwortlichen Sachbearbeiters bzw. eine entsprechende Kennung bei automatischer Bearbeitung. *) S. oben S. 9 5 f .

Zu § 16,1 Die Bestellscheine müssen 21 cm breit und 10 cm hoch und von roter Färbung sein. Wegen der leichteren Handhabung sollen sie aus festem Papier (ca. 130 g r / m 2 ) bestehen. Die Perforierung soll ausreichend, aber nicht so stark sein, daß sich die einzelnen Teile bei der Bearbeitung von selbst lösen. Soweit sich nach Ausschreiben des Bestellscheins wesentliche Korrekturen ergeben, ist eine Neuausfertigung erforderlich, u m zu vermeiden, daß durch unklare Angaben die Bearbeitung erschwert w i r d .

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Bestellscheine des Regionalen Leihverkehrs sind in abweichender Färbung zu halten; rote Bestellscheine dürfen n u r v o n B i b l i o t h e k e n b e n u t z t w e r d e n , die z u m Überregionalen Leihverkehr zugelassen sind. Zusätzliche M i t t e i l u n g e n u n d I n f o r m a t i o n e n sollen auf d e m Bestellschein v e r m e r k t u n d nur in Ausnahmefällen auf fest angehefteten Z e t t e l n beigefügt werden. Z u § 16,3 Genaue bibliographische Angaben sind bei allen Bestellungen, abgesehen v o m vereinfachten V e r f a h r e n (§ 17), unerläßlich. Sie müssen e n t h a l t e n : bei M o n o g r a p h i e n : Namen u n d möglichst vollständige V o r n a m e n des Verfassers, T i t e l des Werkes, O r t u n d Jahr des Erscheinens. Der Z e i t p u n k t , zu d e m die ISBN generell anzugeben ist, w i r d d u r c h überregionale Vereinbarung b e s t i m m t . bei einem Band einer gezählten Serie: Namen und möglichst vollständige V o r n a m e n des Verfassers, T i t e l des Werkes, O r t u n d Jahr des Erscheinens, T i t e l der Serie m i t Angabe der Bandzählung. bei Bestellung eines Zeitschriftenaufsatzes oder Tagungsbeitrages: T i t e l m i t Angabe von Jahrgang u n d Jahr, Seitenzahl, Verfasser und nach M ö g l i c h k e i t des gewünschten Aufsatzes u n d Erscheinungsortes. Körperschaftliche Urheber sind ggf. zu berücksichtigen. Bei Bestellung eines Zeitungsartikels: zusätzlich das Tagesdatum. W i r d ein ganzer Z e i t s c h r i f t e n b a n d b e n ö t i g t , so ist dies auf dem Bestellschein ausd r ü c k l i c h zu vermerken. A b k ü r z u n g e n von Z e i t s c h r i f t e n - und Serientiteln sowie die V e r w e n d u n g von Z i t i e r t i t e l n sind unzulässig und können zur Zurücksendung der Bestellscheine führen (vgl. § 19,1). Z u § 16,4 Die Eintragung dient der Weiterleitung der Bestellung d u r c h den Zentralkatalog an die zuständige überregionale S c h w e r p u n k t b i b l i o t h e k . Das anzugebende Sigel ist auf der Rückseite des Bestellscheines in das dafür vorgesehene Feld einzutragen. Für die Angabe des Sigels sind in erster Linie die B i b l i o t h e k e n zuständig; ob und inw i e w e i t die Zentralkataloge diese Aufgabe übernehmen, w i r d d u r c h Absprache in den Leihverkehrsregionen geregelt. Z u § 16,5 Die Kennzeichnung erfolgt d u r c h A n k r e u z e n des entsprechenden Feldes auf der Rückseite. Daneben ist gegebenenfalls die Angabe des Bibliothekssigels nach Absatz 4 erforderlich. Z u § 16,6 Zurückgeschickte Bestellscheine dürfen gemäß § 20,4 mit neuer Fristangabe nochmals in U m l a u f gegeben werden.

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§ 17

Vereinfachtes

Bestellverfahren

Innerhalb

der

Leihverkehrsregion

1) A u f G r u n d b e s o n d e r e r Regelungen i n n e r h a l b der L e i h v e r k e h r s r e g i o n ist es zulässig, M o n o g r a p h i e n o h n e b i b l i o g r a p h i s c h e Ü b e r p r ü f u n g b e i d e m z u s t ä n d i g e n Z e n t r a l k a t a l o g z u bestellen. V e r e i n f a c h t e Bestellungen sind d e u t l i c h als s o l c h e z u k e n n z e i c h n e n . 2) V e r e i n f a c h t e B e s t e l l u n g e n w e r d e n n u r i n n e r h a l b der L e i h v e r k e h r s r e g i o n b e a r b e i t e t . I h r e W e i t e r l e i t u n g an B i b l i o t h e k e n o d e r Z e n t r a l k a t a l o g e and e r e r R e g i o n e n ist unzulässig. 3 ) K a n n eine v e r e i n f a c h t e B e s t e l l u n g i n n e r h a l b d e r R e g i o n n i c h t e r l e d i g t w e r d e n , g e h t sie an die bestellende B i b l i o t h e k z u r ü c k . 4 ) A u f W u n s c h des B e n u t z e r s k ö n n e n Bestellscheine des v e r e i n f a c h t e n V e r f a h r e n s , die o h n e E r f o l g zurückgegangen s i n d , nach b i b l i o g r a p h i scher E r m i t t l u n g u n d E r g ä n z u n g ( § 1 6 , A b s . 3) u n d nach T i l g u n g der b e s o n d e r e n K e n n z e i c h n u n g in d e n regulären L e i h v e r k e h r gegeben werden.

Zu § 17,1 Um das Bestellverfahren zu beschleunigen und den Arbeltsaufwand bei den Bibliotheken zu vermindern, empfiehlt es sich für die Leihverkehrsregionen ein vereinfachtes Verfahren anzuwenden. Es bedarf dazu einer entsprechenden besonderen Regelung in den Ländern. Das vereinfachte Verfahren befreit die bestellende Bibliothek bzw. deren Leitbibliothek von der Pflicht, den bestellten Titel bibliographisch zu ermitteln (§ 16, Abs. 3). Die Bestellscheine müssen jedoch mindestens Verfasser, Sachtitel, Erscheinungsjahr und Erledigungsfrist angeben. Bibliotheken, die einer Leitbibliothek zugeordnet sind, senden auch im vereinfachten Verfahren ihre Bestellungen über diese. Die vorgeschriebene Kennzeichnung der Bestellscheine soll deutlich im Feld für den bibliographischen Nachweis angebracht werden und leicht zu tilgen sein. Zu 5 17,4 Die Bestellung ist um die im Kommentar zu § 16,3 geforderten Angaben zu ergänzen. Ergibt sich bei der bibliographischen Ermittlung eine Berichtigung wesentlicher Angaben, so ist der Bestellschein dem eigenen Zentralkatalog nochmals zuzuleiten. Andernfalls setzt die Bibliothek entsprechend § 11,3 den Leitweg fest. Leitbibliotheken übernehmen diese Aufgabe für die ihnen zugeordneten Bibliotheken.

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§ 18 Unverzügliche Bearbeitung Bibliotheken u n d Zentralkataloge sind verpflichtet, die bei ihnen eingehenden Bestellscheine unverzüglich zu bearbeiten und weiterzuleiten. Bücher u n d K o p i e n sind ohne Verzögerung bereitzustellen u n d zu versenden. Z u § 18 Der Beschleunigung dienen z. B. Bücherautodienste, unmittelbarer Postanschluß der Bibliothek, täglich mehrmalige Postgänge und Abstimmung des Arbeltsablaufs auf die Postzeiten. Mit der Verpflichtung zu unverzüglicher Bearbeitung ist in keinem Fall vereinbart, versandbereite Bücher, Kopien und Bestellscheine liegen zu lassen, um zur Portoersparnis Sammelsendungen zu bilden.

§ 19

Fehlerhafte und unvollständige Bestellscheine 1) Bestellscheine, die den Bestimmungen der Leihverkehrsordnung nicht entsprechen, k ö n n e n von den Bibliotheken oder Zentralkatalogen unbearbeitet an die Ausgangs- bzw. Leitbibliothek zurückgesandt werden. 2) Bibliotheken u n d Zentralkataloge sollen auf den Bestellscheinen K o r rekturen u n d Ergänzungen vornehmen, die sich bei der Bearbeitung ergeben haben.

Zu § 19,1 Es empfiehlt sich ein Hinweis auf die nicht eingehaltenen Bestimmungen. Bei kleineren, ohne Aufwand behebbaren Mängeln sollte im Interesse des Benutzers von der Rücksendung abgesehen werden. Zu § 19,2 Dadurch wird bei nachfolgenden Anlaufstellen Doppelarbeit vermieden.

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§ 20 Weiterleitung

und Rücksendung

von

Bestellscheinen

1) Kann eine Bibliothek eine ihr zugeleitete Bestellung nicht ausführen, so gibt sie diese mit entsprechendem Vermerk auf dem festgesetzten Leitweg weiter. 2) An die bestellende Bibliothek zurückgesandt werden Bestellungen, a) die als Direktbestellungen von der angegangenen Bibliothek nicht ausgeführt werden können, b) die den Leitweg ergebnislos durchlaufen haben, c) deren Erledigungstermin (§ 16, Abs. 6) überschritten ist, d) die sich auf Werke beziehen, die in mindestens drei Bibliotheken ausserhalb der eigenen Region vorhanden, aber nicht erhältlich waren. 3) Bestellungen, die in den Sammelbereich der überregionalen Schwerpunktbibliotheken fallen und dort nicht positiv zu erledigen sind, werden von diesen gegebenenfalls an die einschlägigen Fachzentralkataloge weitergeleitet. Soweit Schwerpunktbibliotheken Bestellungen erhalten, die nicht in ihren Sammelbereich fallen, geben sie diese unmittelbar an die zuständige Schwerpunktbibliothek weiter. 4) Ist ein Bestellschein, der noch nicht sämtliche Zentralkataloge durchlaufen hatte, ergebnislos zurückgekommen, so kann er auf Wunsch des Benutzers erneut in Umlauf gegeben werden. 5) Vormerkungen werden in der Regel nur auf Antrag der bestellenden Bibliothek vorgenommen.

Zu § 20,1 Zur Begründung, warum eine Bestellung nicht ausgeführt werden konnte, sollen folgende Vermerke verwendet werden: Verliehen Nicht verleihbar, mit Angabe des Grundes (vgl. § 24) z . Z t . nicht auffindbar Vermißt Nicht vorhanden (Jg., Bd., Ausg. nicht vorhanden) Nicht mehr vorhanden Im Einzelfall können Vermerke wie: Noch im Geschäftsgang, Beim Buchbinder, Be-

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Schaffung w i r d versucht, Bestellung läuft oder dergl. zweckmäßig sein, und zwar hier sowie bei „Verliehen" mit Datum. Der vieldeutige Vermerk „Nicht verfügbar" sollte vermieden werden. Jeder Vermerk muß mit dem Namen oder dem Sigel der vergeblich befragten Bibliothek versehen sein. Abgesehen von Absatz 2 c und d, 3 sowie § 19,1 darf ein angegebener Leitweg nicht abgeändert oder abgekürzt werden. Auf die Tilgung der bei der Weitersendung entbehrlich gewordenen Signaturenangaben und sonstigen Bearbeitungsvermerke — wozu bibliographische Ergänzungen nicht gehören — ist größtes Gewicht zu legen, um der nächsten Bibliothek eine durch Unklarheiten verursachte Arbeitserschwernis zu ersparen. Als festgesetzter Leitweg sind auch die Direktlenkungen gemäß § 11,3 und 16,4 zu betrachten. Z u § 20,2 a Ergebnislos gebliebene Direktbestellungen können, auf Wunsch des Benutzers nachträglich in Umlauf über die Zentralkataloge gegeben werden. Zu § 20,2 d Hier kann Vormerkung gemäß Abs. 5 beantragt werden, ein erneuter Umlauf ist dagegen ausgeschlossen. Z u § 20,3 Die Fachzentralkataloge bestimmen aufgrund der ihnen vorliegenden Besitzvermerke einen Leitweg. Bestellscheine, für die sie keinen Nachweis ermitteln, schicken sie an die Ausgangsbibliothek zurück. Gegenwärtig stehen zur Verfügung: 1. Osteuropa-Sammelkatalog der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz (OGK) 2. Gesamtkatalog des Wissenschaftlichen Schrifttums über Ostmitteleuropa am Herder-Institut Marburg (GKO) 3. Zentralkatalog der Orientalia und Ostasien-Alphabet der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz ( Z K O / O A ) . Für ausländische Zeitschriften ab 1939 erfüllt die Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz die Aufgabe eines Fachzentralkatalogs. Zu § 20,3 Satz 2 Rücksendung nach § 19,1 würde hier eine unnötige Verzögerung bedeuten. Zu § 20,4 Macht eine Bibliothek von dieser Möglichkeit Gebrauch, so bestimmt sie bzw. ihre Leitbibliothek den weiteren Leitweg selbst. Das Ausgangsdatum ist in diesen Fällen neu anzugeben (vgl. § 16,2). Zu § 20,5 Dies gilt besonders für Bestellungen bei Überregionalen Schwerpunktbibliotheken.

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§ 21

Versandbestimmungen 1) Bücher, Mikroformen und andere Medien sind sachgerecht zu versenden. Mikroformen dürfen keinesfalls in Bücher eingelegt werden. 2) Bei Versand wird jedem Werk der dafür bestimmte Abschnitt des Bestellscheines, außerdem jeder Sendung ein eigenes datiertes Begleitformular mit Angabe der Bandzahl und der Bestellnummer beigefügt. 3) Die Bestellscheine gelten nach Versand der Bücher und nach A u f d r u c k des Tagesstempels der verleihenden Bibliothek als Empfangsscheine. Sie werden nach Rückkehr der verliehenen Bücher vernichtet. 4) Bestellscheine werden getrennt von den Büchern versandt. 5) Alle Leihverkehrssendungen werden äußerlich mit dem Vermerk „Deutscher Leihverkehr" gekennzeichnet. Zu § 21,1 Kann ein Bestellwunsch nur teilweise erfüllt werden (z. B. nicht alle Bände eines Werkes), so ist dies auf der Rückseite des rückgesandten Abschnitts (Bestellabschnitt) zu vermerken (z. B. „Bd. 3 verliehen", „Bd. 5 vermißt"). Zu § 21,2 Soweit eine Sendung auf mehrere Pakete verteilt werden muß, ist jedem Paket ein eigenes Begleitformular beizulegen, das sich nur auf den Inhalt des Paketes bezieht. Für Sendungen des gebenden bzw. des nehmenden Leihverkehrs sind getrennte Begleitformulare, möglichst in verschiedenen Farben, zu verwenden. Zu § 21,4 Um eine rasche Bearbeitung zu sichern und Verluste zu vermeiden, sind Bestellscheine in jedem Fall deutlich getrennt von Büchern und anderen Sendungen auf dem schnellsten Wege zu verschicken. Eine Beförderung im Bücherauto ist nur zulässig, wenn dadurch keine Verzögerung gegenüber dem Postweg eintritt.

§ 22 Unzulässige Bestellungen 1) Nicht zulässig sind Bestellungen von Werken, a) die bei der bestellenden, einer anderen öffentlich zugänglichen Biblio137

thek am Ort oder im Bibliothekssystem einer bestellenden Hochschulbibliothek vorhanden sind; b) die im Buchhandel zu einem geringen Preis erhältlich sind; c) die elementare oder rein praktische Kenntnisse vermitteln, ferner von neueren Reiseführern. 2) Ausnahmen sind von der bestellenden Bibliothek zu begründen. Z u § 22,1 a Dies gilt auch für Werke, die zwar in einer Bibliothek am Ort vorhanden, dort aber zum Präsenzbestand gehören oder z . Z t . verliehen sind. Z u § 22,1 b Die Preisgrenze liegt gegenwärtig bei DM 15,— . Aufwand und Kosten des Leihverkehrs sind so erheblich, daß er von Bestellungen auf solche Werke freigehalten werden muß, deren Beschaffung noch leicht möglich, durch die Bibliothek sachlich vertretbar oder für den Besteller finanziell zumutbar ist. Zu § 22,1 c Die Vermittlung solcher Literatur entspricht in der Regel nicht dem Zweck des Überregionalen Leihverkehrs (vgl. § 1,3). Hierunter fallen Anleitungen zum Photographieren, Garten-, Bastei-, Kochbücher u.a.

§ 23 Auf die Leihverkehrsregion beschränkte Bestellungen Von der Weiterleitung über den Bereich der Leihverkehrsregion hinaus sind ausgenommen Bestellungen a) von Werken, für die mindestens 3 Besitzvermerke bei Bibliotheken der eigenen Region ermittelt wurden; b) von spezifischer Lesesaal- und Handbibliotheksliteratur; c) von Neuerscheinungen, deren positive Erledigung in der eigenen Region erwartet werden kann; d) von Literatur im Rahmen des vereinfachten Bestellverfahrens. Zu § 23 a Ist ein bestelltes Werk bei allen besitzenden Bibliotheken der Region z . Z t . nicht er-

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hältlich (z. B. verliehen), so soll die bestellende Bibliothek bei einer dieser Bibliotheken Vormerkung beantragen, u.U. nach Rücksprache mit dem Benutzer. Zu 5 23 b Innerhalb der Leihverkehrsregion soll die Ausleihe auch von Lesesaal- und Handbibliotheksliteratur erfolgen, ggf. mit verkürzter Leihfrist oder in Form von Kopien. Die verkürzten Fristen sind unbedingt einzuhalten. Werden nur Artikel, z. B. einer Enzyklopädie, oder Textstellen, z. B. aus einer Gesetzessammlung, benötigt, soll dies angegeben werden, um eine rasche Erledigung durch Kopie zu ermöglichen. V o n spezifischer Handbibliotheksliteratur sind Werke zu unterscheiden, die aufgrund örtlicher Sonderverhältnisse z. B. in Speziallesesälen stehen, aber wahrscheinlich in Bibliotheken anderer Leihverkehrsregionen ausleihbar sind. In diesen Fällen ist eine Weiterleitung in andere Regionen möglich. Zu § 23 c Hierunter fällt vor allem Literatur, deren Beschaffung in der eigenen Region vorauszusetzen ist, deren Nachweis jedoch in dem zuständigen Zentralkatalog noch fehlt. In allen diesen Fällen legt der Zentralkatalog einen entsprechenden Leitweg auf Besitzvermutung innerhalb der eigenen Region fest. Z u § 23 d Vgl. dazu § 17.

§ 24

Ausleihbeschränkungen 1) V o m Versand nach auswärts dürfen ausgenommen werden: a) Werke v o n besonderem Wert (s. auch § § 3 2 ff.) b) Werke außergewöhnlichen Formats c) Loseblattausgaben u n d ungebundene Periodika d) N i c h t in B u c h f o r m vorliegende Medien, die infolge ihrer Beschaffenheit durch die Versendung gefährdet werden e) Werke in schlechtem Erhaltungszustand f) Spezifische Lesesaal- u n d Handbibliotheksliteratur g) a m Ort besonders viel benutztes S c h r i f t t u m , insbesondere Bestände der Lehrbuchsammlungen. 2) D a s Prinzip der Gegenseitigkeit gebietet es, A u s n a h m e n v o m Versand auf Sonderfälle zu beschränken. 3) Die A u s n a h m e v o m Versand ist in jedem Falle zu begründen. Die Bibliotheken sollen prüfen, o b ein Versand unter besonderen Bedingungen m ö g l i c h ist; diese Bedingungen sind der Ausgangsbibliothek mitzuteilen.

139

4) Ist ein Versand nicht möglich, so w i r d der Bestellschein in der Regel an die Ausgangsbibliothek zurückgesandt. E r w i r d jedoch weitergeleitet, w e n n die Erledigung an anderer Stelle erwartet werden kann.

Zu § 24,1 Bei Veröffentlichungen, die unter diesen Paragraphen fallen, ist statt der Verleihung die Lieferung von Kopien oder Mikroformen zu erwägen, ggf. unter Berechnung. Bestellungen aus der eigenen Leihverkehrsregion sollen im Hinblick auf die Selbstversorgung der Region und wegen der Beschränkungen des § 23 möglichst großzügig behandelt werden. Zu § 24,1 b Spezielle Verpackungsformen oder Möglichkeiten für den Versand großformatiger Werke (z.B. Bücherauto, Spedition) sollten genutzt werden. Zu 5 24,2 Darüber hinaus besteht für die Schwerpunktbibliotheken eine besondere Verpflichtung, ihre speziellen Bestände für den Leihverkehr zur Verfügung zu stellen. Zu § 24,3 Unter die besonderen Bedingungen fallen z.B. die Übernahme von Versicherungsund außergewöhnlichen Versandkosten durch die Ausgangsbibliothek bzw. den Besteller (vgl. § 31).

§ 25

Kopien

im

Leihverkehr

Aufsätze u n d Schriften geringeren Umfangs, Zeitungsartikel und kleine T e i l e eines Werkes werden grundsätzlich nur in R e p r o d u k t i o n e n geliefert, soweit dies urheberrechtlich zulässig ist.

Zu § 25 Reproduktionen sind vor dem Versand auf Übereinstimmung mit der Bestellung und auf Vollständigkeit zu prüfen. Der Lieferung ist der Bestellschein im Original oder in Kopie beizufügen. Kopien bis zu 20 Aufnahmen sollen ohne gegenseitige Verrechnung zwischen den Bibliotheken geliefert werden, zumal die Bibliotheken Versandkosten für die Bände einsparen. Umfangreichere Kopien werden voll berechnet. Wird ein Aufsatz größeren Umfangs bestellt, und ist es der besitzenden Bibliothek nicht möglich, den ganzen Band selbst zu versenden, so soll sie vor Anfertigung von Reproduktionen die Höhe der entstehenden Kosten mitteilen. Um Rückfragen zu ersparen, sollte das Einver-

140

ständnis des Benutzers zur ersatzweisen Lieferung einer berechneten Kopie möglichst schon bei der Bestellung angegeben werden. Werden ausdrücklich Reproduktionen und nicht Originale bestellt, so handelt es sich um Kopieraufträge, nicht um Leihverkehrsbestellungen. Werden dafür Formulare des Leihverkehrs benutzt, gelten für deren Ausfüllung und Weiterleitung die einschlägigen Bestimmungen.

§ 26 Benutzung der entliehenen Werke D i e entleihende Bibliothek stellt die im Leihverkehr erhaltenen Werke auf G r u n d ihrer eigenen Benutzungsbestimmungen zur Verfügung. Sie ist an A u f l a g e n der verleihenden Bibliothek gebunden.

Zu § 26 Die verleihende Bibliothek hat Benutzungsbeschränkungen (Benutzung in den Räumen der Bibliothek, Kopierverbot, feuer- und diebstahlsichere Aufbewahrung u.ä.) deutlich erkennbar zu machen. Bei Benutzung in den Räumen der Bibliothek wird vorausgesetzt, daß sie unter bibliothekarischer Aufsicht erfolgt.

§ 27

Entleihungen zu besonderen Zwecken Literatur und anderer Bibliotheksbesitz darf zu besonderen Z w e c k e n , z . B . für Ausstellungen oder z u m N a c h d r u c k , nur nach ausdrücklicher Vereinbarung mit der verleihenden Bibliothek verwendet werden.

Zu § 27 Dies gilt insbesondere für wertvollen Bibliotheksbesitz. Die verleihende Bibliothek kann aus Gründen der Sicherung und Erhaltung besondere Auflagen machen.

§ 28 Leihfristen Die Leihfrist beträgt ausschließlich der Zeit für Hin- und Rücksendung für M o n o g r a p h i e n einen M o n a t , für Zeitschriften zwei W o c h e n . In besonderen Fällen k a n n die verleihende Bibliothek kürzere Fristen festsetzen. Eine 141

V e r l ä n g e r u n g d e r L e i h f r i s t ist r e c h t z e i t i g bei der v e r l e i h e n d e n B i b l i o t h e k zu beantragen. Zu § 28 Kürzere Leihfristen müssen durch Einlegen eines auffälligen Friststreifens in das betreffende Buch kenntlich gemacht werden. Wird ein Verlängerungsantrag genehmigt, so ist eine Benachrichtigung nicht erforderlich. Von Verlängerungsanträgen kann bei gegenseitiger Absprache zwischen Bibliotheken abgesehen werden. Bei Verlängerungsanträgen und Mahnungen ist die Bestellnummer und die Buchsignatur anzugeben.

§ 29

Rücksendung,

Schadenersatz

1) D i e e n t l e i h e n d e B i b l i o t h e k ist f ü r die f r i s t g e r e c h t e u n d sachgerechte R ü c k l i e f e r u n g d e r e n t l i e h e n e n Bücher v e r a n t w o r t l i c h . 2) Sie h a f t e t f ü r B e s c h ä d i g u n g u n d V e r l u s t , a u c h w e n n diese a u f d e n V e r sandwegen e n t s t e h e n . Sie h a t ein g l e i c h w e r t i g e s E r s a t z e x e m p l a r z u bes c h a f f e n . Ist dies n i c h t m ö g l i c h , so b e s t i m m t d i e v e r l e i h e n d e B i b l i o t h e k n a c h p f l i c h t g e m ä ß e m Ermessen A r t u n d H ö h e des Schadenersatzes.

Zu § 29,1 Als Einschreiben, unter Wertangabe oder in besonderer Verpackung zugegangene Leihverkehrssendungen sind in gleicherweise zurückzusenden. Zu § 29,2 Ist bei Verlust oder Beschädigung kein gleichwertiges Ersatzexemplar beschaffbar, kann die geschädigte Bibliothek zwischen einer gebundenen Kopie, der Lieferung eines anderen Werkes zum gleichen Wert oder Schadenersatz in Geld wählen.

§ 30

Übermittlung

von

Benutzeranträgen

Die e n t l e i h e n d e B i b l i o t h e k ist f ü r d i e Ü b e r m i t t l u n g v o n B e n u t z e r a n t r ä g e n an d i e v e r l e i h e n d e B i b l i o t h e k z u s t ä n d i g .

Zu § 30 Hierzu gehören z.B. Anträge auf Leihfristverlängerung oder auf Benutzung außer142

halb der Bibliothek. Die Anträge werden ggf. von der entleihenden Bibliothek befürwortet. Wendet sich ein Benutzer entgegen der Vorschrift direkt an die verleihende Bibliothek, so hat diese ihre Antwort an die entleihende Bibliothek, nicht an den Benutzer zu richten.

§ 31 Kosten

1) Die im Leihverkehr entstehenden Kosten werden von der Bibliothek getragen, bei der sie entstehen. Eine gegenseitige Verrechnung zwischen den Bibliotheken findet nicht statt. 2) Außergewöhnliche Kosten (für Telegramme, Eilgutsendungen, Eilbriefe, besondere Versicherungen und dergl.) werden der verleihenden Bibliothek auf Verlangen von der empfangenden Bibliothek erstattet; sie werden dem Benutzer in Rechnung gestellt, wenn sie mit seiner Zustimmung entstanden sind.

Zu § 31,2 Bei unvorhersehbaren Kosten ist vor Versand das Einverständnis der entleihenden Bibliothek einzuholen.

Sonderbestimmungen wertvollen

für den Leihverkehr

mit Handschriften

und

anderem

Bibliotheksbesitz

§ 32 Bestellung

und

Entleihung

1) Handschriften, Inkunablen, sonstige wertvolle Drucke und anderer seltener oder kostbarer Bibliotheksbesitz können nur zu Zwecken wissenschaftlicher Forschung auf begründeten Antrag ausgeliehen werden. 2) Vor jeder Bestellung ist zu prüfen, ob der Benutzungszweck nicht auch durch reprographische Wiedergaben erfüllt werden kann; gegebenenfalls ist dies bei der Bestellung anzugeben. Die Lieferung von Reprographien richtet sich nach der Benutzungsordnung der besitzenden Bibliothek. 3) Alle Bestände von besonderem Rang auf Grund von Alter, Inhalt, 143

Ausstattung, Zusammensetzung, Provenienz, Einband u.ä.), insbesondere Handschriften mit Miniaturen sind grundsätzlich von der Ausleihe ausgeschlossen. Zu § 32,1 Die Entleihung zu besonderen Zwecken unterliegt den Bedingungen von § 27. Zu § 32,3 Daneben gelten die Ausleihungsbeschränkungen des § 24.

§ 33

Benu tzungsbedingungen 1) Der in § 3 2 genannte Bibliotheksbesitz wird nur an Bibliotheken verliehen, die besondere Gewähr für sichere Aufbewahrung, fachgerechte Behandlung und Benutzung unter ständiger Aufsicht bieten. 2) Die verleihende Bibliothek kann die Einhaltung zusätzlicher Benutzungsbedingungen verlangen. Zu § 33,1 Eine Ausleihe an andere Institutionen (z.B. Archive, Museen) kann unter den Bedingungen dieser Leihverkehrsordnung vereinbart werden. Zu § 3 3 , 2 Gefordert werden können: die Lieferung von Belegstücken, die Anerkennung von Publikationsvorbehalten. Daneben können sich Benutzungsbeschränkungen aus Urheber- oder persönlichkeitsrechtlichen Gründen ergeben.

§ 34

Anfertigung von

Reproduktionen

Reproduktionen aller A r t bedürfen einer besonderen Vereinbarung mit der verleihenden Bibliothek.

§ 35

Leihfrist Die Leihfrist beträgt in der Regel 3 Monate. Im übrigen gilt § 28.

144

§ 36 Versand

1) Das Leihgut wird in besonders sorgfältiger Verpackung und unter angemessener Wertversicherung getrennt von anderem Bibliotheksbesitz versandt. Über Form und Art des Versandes entscheidet die verleihende Bibliothek. Die entleihende Bibliothek ist bei der Rücksendung an dasselbe Verfahren gebunden. 2) Jeder Sendung ist auf den Hin- und Rückweg ein Begleitschreiben beizufügen, das die Objekte genau bezeichnet, Wert und Leihfrist angibt und — soweit notwendig — auf etwaige Schäden oder fehlende Teile hinweist. Eine zweite Ausfertigung des Begleitschreibens wird mit getrennter Post versandt. Der Emfpang des Leihgutes ist bei Hin- und Rücksendung umgehend zu bestätigen.

§ 37 Schadenfeststellung

1) Jede eingehende Sendung ist bei Empfang auf die Übereinstimmung mit den Angaben des Begleitschreibens zu prüfen. 2) Abweichungen in Bezug auf Inhalt, Vollständigkeit und Erhaltung sowie während der Benutzung neu auftretende Schäden sind unverzüglich anzuzeigen. 3) Die entleihende Bibliothek ist nicht berechtigt, Schäden eigenmächtig zu beheben. Zu § 37,2 Bei allen Schäden hat die feststellende Bibliothek dafür zu sorgen, daß Schadensersatzansrpüche (z.B. durch Anzeige bei Bundespost oder Versicherung) gegen Dritte gewahrt bleiben.

§ 38 Schlußbestimmungen

Diese Leihverkehrsordnung tritt am . . . in Kraft. Die Bekanntmachung über den Leihverkehr der deutschen Bibliotheken vom . . . 1966 ( . . . ) wird gleichzeitig aufgehoben. 145

Register der LVO-Paragraphen

§§ 1

2 3 5 6 7 9 10

(1) (2) (3) (1) (2) (1) (2) (4)

(1) (2)

11 (3) 12-15 12 (4) 13 14 15 16

(1) (2) (1) (2) (1) (2) (3) (4) (5) (6) (7)

17 18 (1) 19

Fibel S.

§§

14 14 15; 25; 76 58; 83 58 58 70 55f; 58 24; 39; 56f 15 38f 45 62 61 f 53 43ff 42 51 f 48f 42 42 37; 41; 68; 72 49f; 72 15; 33 33 24; 30; 54 52f; 62 27; 44f 27; 67 33 53ff 63f 73 62; 65

20

21 22 23 24

Fibel S. (1) (2) (3) (5) (1) (4) (1)

(1) (4) 25 26 27 28 29 30 31 (2) 32-37 35 36 (1)

73 68; 72 73 68 79 73 24f 40; 67; 71 70 40 71 74; 77f 81f 83 83f 85f 85 88f 78; 80 90 83 85

saur Die 6. Ausgabe ist erschienen !

World Guide to Libraries I nternationales Bibl iotheks-Handbuch Herausgegeben v o n Helga Lengenfelder 1983. 6. Ausgabe. 1 0 0 0 Seiten. Linson. D M 3 8 0 . 0 0 ISBN 3 - 5 9 8 - 2 0 5 2 3 - 6 ( H a n d b o o k of I n t e r n a t i o n a l D o c u m e n t a t i o n and I n f o r m a t i o n , V o l . 8 / H a n d b u c h deF I n t e r n a t i o n a l e n D o k u m e n t a t i o n u n d I n f o r m a t i o n , Band 8)

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lex — T e l e p h o n — Gründungsjahr der B i b l i o t h e k - Name des v e r a n t w o r t l i chen Leiters — H a u p t a b t e i l u n g e n großer U n i v e r s a l b i b l i o t h e k e n , bedeutende Sonderbestände u n d Spezialsammlungen — Bestandsstatistiken — Teilnahme am Leihverkehr — M i t g l i e d s c h a f t bei Fachverbänden — A n s c h l u ß an elektronische I n f o r m a t i o n s s y s t e m e . Der H a u p t t e i l ist nach Ländern geordnet, innerhalb der Länder nach Bibliot h e k s t y p e n u n d m i t e i n e m alphabetischen Gesamtregister der Bibliotheksnamen versehen. Als Ergänzungsband erscheint im Herbst 1983 das I n t e r n a t i o n a l e Handbuch der S p e z i a l b i b l i o t h e k e n .

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Gerhard Rusch

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