Lehrbuch der Augenheilkunde I [Reprint 2022 ed.]
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LEHBRUCH DER AUGENHEILKUNDE. I. WINTHER

Das Auge des Menschen. Das A u g e des M e n s c h e n

b e s t e h t aus dem S e h o r g a n e

mit seinen B e w e g u n g s w e r k z e u g e n u n d aus V o r r i c h t u n g e n , welche

dasselbe

bezeichnet das

umgeben

und

sein L a g e r bilden.

Man

das S e h o r g a n als A u g a p f e l u n d kann h i e r n a c h

A u g e eintheilen

in

den A u g a p f e l

und s e i n e

Au-

fsenwerke.

Augapfel. Anatomie des Gesammtaugapfels.

Normalanatomischer Bau.

D e r A u g a p f e l d e s M e n s c h e n hat K u g e l g e s t a l t , m a t h e matisch

genau

ist

indefs

seine

Form

noch

nicht

stimmt , da sie sich gleich nach dem T o d e ä n d e r t .

beDer-

selbe b e s t e h t aus Häuten, w e l c h e die ä u f s e r e Hülle bilden und

flüssige,

o d e r halbflüssige Massen umschliefsen.

Die

Physiologie u n t e r s c h e i d e t diese B e s t a n d t e i l e in die Hüllen und den

optischen

Apparat

sind von a u f s e n nach welche in z w e i

innen

des A u g a p f e l s .

Kugelabschnitte z e r f ä l l t , w o v o n der v o r -

d e r e , k l e i n e r e völlig d u r c h s i c h t i g — tunica Cornea — darstellt, schnitt

weniger

als

die

gehört

einem

Scleralkrümmung,

W i ii t l i c r , (Iplitliiilnioh.Kii;.

ist

und

die H o r n h a u t

der hintere, gröfsere

durchscheinend

— tunica sclera — b e z e i c h n e t Hornhaut

Die Hüllen

g e r e c h n e t die A u g e n k a p s e l ,

ist und als wird;

andern

harte

die K r ü m m u n g

sphärischen

die H o r n h a u t

Körper

steigt 1

aus

AbHaut der an der

Das Auge des Menschen. Das A u g e des M e n s c h e n

b e s t e h t aus dem S e h o r g a n e

mit seinen B e w e g u n g s w e r k z e u g e n u n d aus V o r r i c h t u n g e n , welche

dasselbe

bezeichnet das

umgeben

und

sein L a g e r bilden.

Man

das S e h o r g a n als A u g a p f e l u n d kann h i e r n a c h

A u g e eintheilen

in

den A u g a p f e l

und s e i n e

Au-

fsenwerke.

Augapfel. Anatomie des Gesammtaugapfels.

Normalanatomischer Bau.

D e r A u g a p f e l d e s M e n s c h e n hat K u g e l g e s t a l t , m a t h e matisch

genau

ist

indefs

seine

Form

noch

nicht

stimmt , da sie sich gleich nach dem T o d e ä n d e r t .

beDer-

selbe b e s t e h t aus Häuten, w e l c h e die ä u f s e r e Hülle bilden und

flüssige,

o d e r halbflüssige Massen umschliefsen.

Die

Physiologie u n t e r s c h e i d e t diese B e s t a n d t e i l e in die Hüllen und den

optischen

Apparat

sind von a u f s e n nach welche in z w e i

innen

des A u g a p f e l s .

Kugelabschnitte z e r f ä l l t , w o v o n der v o r -

d e r e , k l e i n e r e völlig d u r c h s i c h t i g — tunica Cornea — darstellt, schnitt

weniger

als

die

gehört

einem

Scleralkrümmung,

W i ii t l i c r , (Iplitliiilnioh.Kii;.

ist

und

die H o r n h a u t

der hintere, gröfsere

durchscheinend

— tunica sclera — b e z e i c h n e t Hornhaut

Die Hüllen

g e r e c h n e t die A u g e n k a p s e l ,

ist und als wird;

andern

harte

die K r ü m m u n g

sphärischen

die H o r n h a u t

Körper

steigt 1

aus

AbHaut der an der

2

Augapfel.

tunica

sclera • in Form einer

kleineren

grüfseren hervor.

Auf die Augenkapsel

benhaut

uvea



sphärisch

tunica

ist,

an

—,

deren

Kugel aus einer folgt

die

hinterer

Trau-

Abschnitt

der harten Haut anliegt und als Ader-

haut — tunica choroidea — von dem vorderen Abschnitte unterschieden wird, welcher die harte Haut an ihrer Uebergangsstelle dienen.

in die Hornhaut verläfst,

um als Blende zu

Derselbe enthält das Sehloch — pupilla — und

wird Regenbogenhaut — tunica iris — genannt.

Hierauf

folgt die Nervenhaut—tunica r e t i n a — , welche der Aderhaut anliegt und zum Theil aus dem lichtempfindenden, zum Theil aus dem leitenden Nervenapparate des Auges besteht, der leitende liervenantheil derselben setzt sich als Sehnerv zu dem Gehirne fort.

Der optische

Apparat

als

Kammer-

wasser, Krystalllinse und Glaskörper ist von diesen Hüllen umschlossen.

Die Blulgefäfse des Augapfels stammen aus

der art. ophthalmica und der art. choroidea, art. carotis interna hervorgehen.

welche

aus

Die Nerven kommen aus

ganglion ciliare, welches entsteht durch die lange Wurzel des

ram. nasalis vom

Orbitalaste des n. trigeminus und

durch Fäden des n. oculomotorius, mit welchem sich sympathische Fäden verflechten. Das

Gewicht des frischen Augapfels beträgt 1 0 4 bis

1 0 8 Grm., sein Rauminhalt dem Augapfel die S e h a x e ,

/

1 3

•".

Man unterscheidet an

die Sehnervenaxe, den Quer-

durchmesser und die beiden

schiefen Durchmesser.

Die

Sehaxe

von der Hornhautmitte durch den Augapfel mifst

lOVü'"

bis 1 1 ' " ;

die Sehnervenaxe

ist

länger, sie geht durch den Sehnerven äufseren

Hälfte

der Hornhaut

aus

einem Winkel von 20° zur Sehaxe.

Vio'"

bis

Ys'"

und kommt an der dem Augapfel

unter

Der Querdurchmesser

beträgt 1 1 " ' , der schiefe 1 2 ' " . J e d e r Augapfel ist mit sechs Muskeln versehen, durch

3

Anatomie.

welche

derselbe nach

allen

Richtungen

gerollt

werden

kann,

und liegt in einem Fettpolster und in der Augen-

höhle.

Die A u f s e n w e r k e des Augapfels sind die Lider

und

die Thränenwerkzeuge.

Mit diesen Umgebungen ist

der Augapfel durch Bindegewebe verbunden,

welches an

dem vorderen Abschnitte der Augapfeloberfläche eine Haut — tunia conjunctiva — bildet und an den Lidern

in den

Thränenwerkzeugen, wie in dem äufseren Augenwinkel zu Drüsen sich einstülpt und zu Pupillen sich erhebt, woraus nothwendig

eine Verschiedenheit zwischen Pathologie der

Bindehaut an dem Augapfel und der Lidbindehaut hervorgeht. Pathologie des Gesammtaugapfels. Untersuchung.

Abweichungen sich entweder mit

in

Gröfse

Physikalische

und H ä r t e

ergeben

sofort, oder sie sind durch Vergleichung

einem gesunden Auge leicht zu ermitteln.

nutzt hierzu die B e l a s t u n g ,

sie giebt Auskunft über die

vorgefundenen Spannungsgrade vermehrter,

oder

Man b e - Betastung,

verminderter

der Hüllen in Folge von Anfüllung der

und der festen Augenbestandtheile.

flüssigen

Das Verfahren hier-

bei ist wie in der Untersuchung auf Fluctuation von Geschwülsten : Man Iäfst die Augenlieder leicht schliefsen, legt Zeige- und Mittelfinger beider Hände auf beide Augen und drückt sanft

den

Augapfel bald mit der einen bald

mit der anderen Fingerspitze; hierauf wird die Spannung beider Augäpfel verglichen

durch. Betasten des

Auges mit den Spitzen beider Zeigefinger, an

dem inneren

angelegt hat. Verminderung

einzelnen

welchen man

und an dem äufseren Winkel desselben

Krankhafte H e r v o r r a g u n g des Augapfels, und Verlust seiner Beweglichkeit

beruhen

auf Vergröfserung des Apfels, oder auf Verengerung der Augenhöhle,

oder auf Thätigkeitsverlust

keln; — allzutiefes Z u r ü c k w e i c h e n

der

Augenmus-

des Augapfels in 1 *

Augapfel.

4 seiner Höhle

b e r u h t auf

Atrophie

oder

auf ursprünglich

m a n g e l h a f t e r Bildung desselben. Besieh.

Die f e h l e r h a f t e R i c h t u n g der A u g e n a x e n

tlgutlg.

ruht

gröfstentheils

oder

der A u g e n h ö h l e ,

brechenden Ruete

auf

Krankheiten zuweilen

Mittel o d e r

des

auf

der

be-

Augenmuskeln,

Fehlern

der

lichtempfindenden

licht-

Organes.

( ß i l d l . Darst. Seite 5 ) hebt die T h a t s a c h e h e r v o r ,

dafs an L e i c h e n , an den N e u g e b o r e n e n , an völlig Blinden u n d w ä h r e n d des Schlafens in der R ü c k e n l a g e die Stellung des Auges o d e r der S e h a x e n r e c h t w i n k e l i g zur E b e n e d e r Gesichtsfläche steht und beide Sehaxen parallel sind.

Diese

Richtung entspricht der L a g e d e r Muskeln und i h r e r D r e h u n g s a x e n : es

folgt hieraus, dafs alle A u g e n m u s k e l n im

Gleichgewichte sind bei dieser Stellung.

Man kann diese

Richtung als u r s p r ü n g l i c h e , n o r m a l e A u g e n s t e l l u n g a n n e h men,

wefshalb dieselbe von R u e t e die p r i m ä r e g e n a n n t

wird,

aus w e l c h e r i r g e n d e i n e s e c u n d a r e durch Muskel-

wirkung märe,

hervorgehen

kann.

K r a n k h a f t e n t s t e h t die p r i -

parallele Stellung der Sehaxen durch beträchtliche

S t ö r u n g , Verlust d e s S e h e n s e i n e s o d e r b e i d e r in Folge von F e h l e r n d e r o p t i s c h e n ,

O r g a n e des S e h e n s auch ohne Muskelkrankheit. wird

Divergenz,

axen

ausschliefslich

bewirkt.

oder

Convergenz

durch

Dagegen der

Seh-

Muskelerkrankung

Sowohl z u r Beurtheilung der Sehfunction aus

der Stellung der S e h a x e n , schaffenheit und

wie z u r

Bestimmung der B e -

G r a d e des Schielens als Muskelkrankheit

empfiehlt R u e t e die Messung des Schielwinkels eines

Augen

o d e r der nervösen

wagrecht

gehaltenen

Mafsstabes

und

mittelst

beweglicher

Fixirnadeln. Unwillkürliche

Bewegungen

des

Augapfels

k ö n n e n entstehen durch Betrachten allzunaher o d e r allzuentfernter Gegenstände,

f e r n e r durch T r ü b u n g d e r lichl-

Pathologie

.5

brechenden Mittel, durch Schwachsichtigkeit, durch gesteig e r t e Reizbarkeit der Muskelbewegungen, durch Lichtscheue und durch Entzündungen. Zur einfachen Besichtigung des Augapfels genügt meist,

wenn

es

der Kranke nur g e r a d e aussieht oder einen

vorgehaltenen Gegenstand betrachtet, welchen wir in verschiedenen sehr

Richtungen

verschieben.

leicht die A u g e n l i d e r ,

kaltes W a s s e r

Lichtscheue öffnen

wenn vorher

ihr Gesicht in

einigemale getaucht wird.

Will man das

Auge genauer und länger untersuchen , oder ätzen, oder fremde

Körper

aus

demselben

e n t f e r n e n , so

künstliche Eröffnung der Lider nöthig. oberen

wird

die

Zur Eröffnung des

Lides legt man die Hand mit der Volarfläche auf

die Stirne des K r a n k e n , verschiebt mit dem Daumen die Lidhaut

nahe

am

Orbitalrande nach oben und läfst den

Augapfel abwärts richten; anstatt des Daumens kann man den

Lidhalter von P e l l i e r

man den

Haken

Augapfel abrückt. haut und

unter

oder

das Lid

Bell

benutzen, indem

anlegt und

dieses vom

Zur Untersuchung der oberen Lidbinde-

Falte fafst man den

Lidrand mit Daumen und

Zeigefinger der gleichnamigen Hand, hält mit der anderen Hand

eine

ungeknöpfte Sonde oder einen glatten

Draht

o d e r dergleichen fest auf die äufsere Haut des Lides und stülpt mit der

ersteren

Hand

das Lid darüber um.

Die

Eröffnung des u n t e r e n Lides geschieht d a d u r c h , dafs man die äufsere Haut desselben wärts

mittelst

des Zeigefingers ab-

schiebt und gegen den Oberkiefer a n d r ü c k t ,

wird

jetzt der Augapfel aufwärts gerichtet, so entrollt sich vor uns die Bindehaut des Lides und die u n t e r e Hälfte des Augapfels. Als

Beleuchlungsmittel

zur

einfachen

Besichtigung Beleuch-

eignet sich in den meisten Fällen das helle Tageslicht am besten.

Dasselbe falle in das Untersuchungszimmer durch

tung.

Augapfel.

6 ein einziges

Fenster,

um falsche Reflexe zu vermeiden,

welche bei Beleuchtung durch mehrere F e n s t e r entstehen. Zur Untersuchung lichtscheuer Augen

verdunkelt man das

Fenster, oder beschattet das Auge des Kranken und stellt denselben

mit dem Rücken gegen das F e n s t e r ,

letzteres

geschieht auch, wenn die Beleuchtung mittelst eines Spiegels durch reflectirles Tageslicht verstärkt werden soll. LuPe.

Zur Besichtigung man

eine

des Auges mit der Lupe gebraucht

Convexlinse

von

17a"

bis

72"

Brennweite,

welche man unter gleichzeitiger künstlicher Eröffnung der Lider vor das Auge hält. Vorzug des

Die Lupe von B r ü c k e hat den

grofsen Objectivabstandes vom Gegenstande;

sie ist ein G a l i l ä i ' s c h e s Fernrohr von kurzer Brennweite ; Ausziehen des Oculars verstärkt die Vergröfserung,

ver-

mindert aber auch den Objectivabstand und die Gröfse des Sehfeldes.

Pouriskop. soll B r y s 0 n ' s einer

Verminderung

Zur

Linse

Polariskop

dienen,

dasselbe

von grofser Brennweite

A x e drehbaren N i c o l ' s e h e n Mikroskop.

störender Hornhautreflexe besteht

aus

und einem um

die

Prisma.

L i e b r e i c h benutzt zur mikroskopischen Untersuchung des lebenden

Augapfels

einen Tubus, welcher in seinen

Augenspiegel horizontal eingeschoben wird, unter Anwendung s e i t l i c h e r Beleuchtung durch den Hohlspiegel oder eine Convexlinse. Entzündung.

Alle

Bestandtheile

des Auges

können

zugleich

er-

krankt sein unter den Erscheinungen einer acuten E r n ä h rungsstörung , welche man als „Entzündung" auffafst und darstellt unter den Bezeichnungen : Ophthalmitis.

Panophthalmitis.

Phlegmone oculi.

Chemosis bulbi. Diese

Form

beginnt

mit

sehr

heftigen

Schmerzen,

welche von dem Auge aus anfangs über die gleichnamige

7

Pathologie.

Kopfhälfte, später über den ganzen Kopf sich verbreiten. Die Lider röthen

sich und schwellen so s t a r k ,

dafs die Ent-

blöfsung des Augapfels sehr schwierig und nur theilweise, oder gar nicht möglich förmig

lebhaft

roth,

wird.

Die Bindehaut ist gleich-

angeschwollen

und

bildet

ring-

oder

um

die

Hornhaut herum einen W a l l ,

welcher

bogen-

förmig die Hornhaut belegt.

Die Pupille ist sehr verengt,

die Regenbogenhaut wird in Farbe und Gewebe verändert, gewöhnlich erscheint die blaue Iris grün, die braune röthlich, ihr Streifenbau tränkung ihres flüssigkeit ,

wird undeutlich in Folge von Durch-

Gewebes mit pathologischer

dieses krankhafte Material füllt

Augenkammer,

Ernährungszugleich

die

dringt in Hornhaut und Linse und in die

übrigen Theile des Augapfels und entwickelt sich meist zu Eiter,

selten zu

Bindegewebe.

empfindlich gegen L i c h t ,

Die Netzhaut ist äufserst

es entsteht entoptisches Funken-

sehen. — Der Augapfel ist geschwollen, fast unbeweglich und sehr empfindlich für Betastung und Druck.

Der dabei

vorhandene Thränenflufs scheint von vermehrter Thränenbildung und gleichzeitiger gestörter Thränenleitung herzurühren. Diesen Hergang

an dem Augapfel begleitet entzünd-

liches Fieber, oft ist auch das Hirn gereitzt, es treten alsdann E r b r e c h e n ,

Irrsein,

Krämpfe meist unter Zunahme

der Kopfschmerzen hinzu. Findet j e t z t Rückbildung und Aufsaugung der patho- Ausgang, logischen Massen statt und hört der Entzündungshergang auf, so wird der normale Umfang des Auges erhalten und oft auch das Sehvermögen wieder hergestellt. Häufiger dagegen schreitet die pathologische Gewebebildung und Umwandlung vorwärts : der Augapfel tritt als dunkelrothe,

fluetuirende

blaurothen geschwollenen

Geschwulst

aus der Spalte der

Lider — Exophthalmos — , die

8

Augapfel.

Hornhaut

ist

blafsgelb,

Eiterumwandlung ker

aus

dem

quillt

auf und

ihres G e w e b e s , Bindehautwalle,

macerirt

durch

sie erhebt sich es

entsteht

stär-

klopfender

Schmerz in dem Augapfel — Hypopiuin v e r u m , Abscessus bulbi. — Der Puls wird kleiner,

schwach,

der

Kranke

blafs, matt,

völlig s c h l a f l o s ; meist berstet uuter heftigen

Schmerzen

die Hornhaut — rhexis oculi, — selten wird

der Eiter vorher a u f g e s a u g t , jedenfalls aber bleibt, w e n n jetzt Heilung eintritt, ein narbiger S t u m p f — a t r o p h i a bulbi, phthisis bulbi — zurück. — Anstatt Vereiterung kommt auch Brand

der Gewebe des Auges vor : der Augapfel wird

schlaff, unempfindlich grau, seine Gebilde zerfallen in G e webetriimmer

und verjauchen — gangraena bulbi. — Der

Kranke ist sehr kraftlos, zuweilen treten die Erscheinungen der J a u c h e v e r g i f t u n g hinzu. Die Krankheit g e h ö r t hiernach zu den gefährlichsten des

Auges,

Tod;

sie führt meist zu Blindheit,

zuweilen

zum

sie tritt meist plötzlich auf und verläuft rasch, die

pathologische am

Gewebeumwandlung g e h t gewöhnlich schon

bis 2. T a g e vor sich.

die Erscheinungen

In chronischem Gange sind

zugleich m i l d e r , Ausgang und Folgen

jedoch f ü r das Sehorgan nicht günstiger. Diese Entzündung des Gesammtaugapfels entsteht in Folge tiefer mechanischer und chemischer Eingriffe in den Ernährungsprocefs

des A u g e s ,

namentlich in Folge von

Quetschungen, fremden K ö r p e r n , aber wir sehen sie auch nach verhältnifsmäfsig und unbedingt g e r i n g f ü g i g e n V e r letzungen, welche vielfach äufserst leicht ertragen werden, z. B. nach Niederdrückung Male

entwickelt

nächst deren auf

sie

sich

das

Slaares

ohne solche

häufig;

andere

Verletzungen

zu-

in dem einen Auge und nach J a h r e n in dem a n Auge

ein

desselben

Kranken.

Aus alledem hat man

eigenthümliches Verhalten einzelner Augen g e -

9

Pathologie.

schlössen, nannte,

welches man Vulnerabilität,

ohne

Disposition u. dgl.

dasselbe voraus bestimmen zu k ö n n e n ; —

in den Fällen, in welchen die Krankheit ohne dircet nachweisbare Veranlassung e n t s t e h t ,

oder aus einem v e r g l e i -

chungsweise u n b e d e u t e n d e n Ereignisse

hervorgeht,

ver-

muthet man einen Zusammenhang derselben mit Scropheln, Gicht,

Syphilis.

In der That trifft die Ophthalmitis in

ihrer selbstständigen

Entvvickelung

öfters mit einer

der

g e n a n n t e n F o r m e n , namentlich mit verschleppter Scrophulose zusammen und aufserdem mit Puerperalfieber; aber sie kommt auch eben nach Depressio cataracta, oder nach a n d e r e n unbedeutenden, wenn auch gröfseren Verletzungen vor. Es ist anzunehmen, dafs der Entstehung der Ophthalmitis eine wesentlich gleiche Bedingung unter diesen v e r schiedenen Verhältnissen

zu Grunde liegt : In den V e r -

letzungen

oder

durch

Blutgerinnsel

Schnitt

und

können

Quetschung

den

bilden

Capillarkreislauf

sich durch

Thrombose h e m m e n , in der Gicht, Scrophulose, Syphilis, Puerperalfiebern können

pathologische

Gewebebildungen

Gefäfspfröpfe werden und durch Einkeilung — Embolia — den Capillarkreislauf des Auges u n t e r b r e c h e n . zug wie

die Niederdrückung

des

Der A u s -

Staares verändern die

normale Physik des Blutdruckes in dem A u g e und können ebenwohl

unter gewissen

Bauverhältnissen,

insbesondere

bei Gefäfsbrüchigkeit, capilläre Apoplexieen und Pfropfbildungen herbeiführen. Gewifs ist die G e g e n w a r t pathologischer Endosmose, wodurch

krankhafte Massen

den Augapfel f ü l l e n , es

ist

ferner gewifs , dafs die Umwandlung dieser Massen den Ausschlag giebl der Gewebe

für

die Umwandlung oder den

des A u g e s ,

es entwickelt

Bestand

sich hieraus die

therapeutische Aufgabe, auf dieses pathologische Bildungsmaterial einzuwirken.

Wir

wissen nicht,

unter

welchen

Augapfel.

10

Bedingungen die verschiedenen Metamorphosen derselben vor sich gehen, wir sind aufser Stand dieselben zu regeln; dagegen können wir die Masse des Materials zur pathologischen Zellenbildung vermindern durch f r ü h z e i t i g e Eröffnung der Augenkammer mittelst Hornhautstich- oder Schnitt zur Entleerung des f r i s c h e n Ergusses, ehe derselbe bereits Umwandlung eingegangen

hat;

aufserdem

haben sich kalte Aufschläge vortheilhaft erwiesen; zweifelhaft ist die Hülfe durch allgemeine und örtliche Blutentleerungen, Salpeter, Bittersalz und Brechweinstein. — Wenn günstiger Ausgang sich vorbereitet durch frühzeitige pathologische Resorption

des Ergusses und

hören neuer Lieferungen desselben,

durch Auf-

dann soll das Auge

sorgfältigst geschont und beschattet werden, um die eingetretene Heilung nicht zu unterbrechen, oder um Rückfälle zu verhüten.

Beim Zusammentreffen der Ophthalmitis mit

Scrophulose, Syphilis, Eiterdyscrasie sucht man durch Behandlung dieser Zustände die Augen vor neuer ophthalmitischer Erkrankung zu bewahren. Entwickelt sich Eiterung des Augapfels, so verschafft man dem Eiter Abflute durch Eröffnung des Abscesses und cataplasmirt mit erweichenden Kräutern. Bei Brandbildung wird das Auge mit einem weichen Pinsel öfter und vorsichtig ausgespült und die Brandstelle mit Höllenstein, Lapis divinus, Tanninlösung oder Opiumtinctur

bestrichen.

Treten

Erschöpfungserscheinungen

hinzu, so reicht man abwechselnd Chinin und Eisen und läfst auf die Brandstelle Bähungen von Rothwein machen, oder Aufschläge aus spec. resolv. und Tormentilla,

oder

aus spec. aromaticae. Sind diese Hergänge der Ophthalmitis unter Bildung eines

narbigen

Stumpfes

geheilt, so empfiehlt man

n a c h völligem A u f h ö r e n der Entzündung und der Em-

11

Entzündung.

pfindlichkeit des Stumpfes das k ü n s t l i c h e selbe

Auge.

Das-

soll nicht nur den blinden, verunstalteten Augapfel

decken, sondern zugleich die Reizung desselben beseitigen, welche durch die einwärts g e k e h r t e Wimperstellung h e r beigeführt w i r d ; gleichzeitig zur W i e d e r h e r s t e l l u n g weglichkeit

der

dient

das künstliche

der Thränenleitung und

Lider;

auch kann

wohl

das

der

Auge Be-

Einsinken

der Augenhöhle dadurch etwas vermindert w e r d e n . Künstliches Auge.

Die alten Griechen benutzten zwei Arten künstlicher Augen aus Stahlplatten mit einer feinen Haut überzogen : die sxßlecpaQcc sollten den Augenstumpf und zugleich v e r unstaltete Augenlider, — die vnoßXefpaqa

nur den A u g e n -

stumpf decken. — Die gegenwärtig gebräuchlichen k ü n s t lichen

Augen bestehen

mit Emaildecke,

aus Glas und E m a i l ,

oder Gold

es sind W a n n e n s c h a l e n , welche die bei

geöffneter

Lidspalt

Abschnitte

des natürlichen Augapfels darstellen , nämlich

die Bindehaut

sichtbaren

mit der

Theile

in dem

vorderen

Scleralwölbung, die Hornhaut mit

der Augenkammer, die Regenbogenhaut mit der Pupille in mittlerer Farbe

Erweiterung.

müssen diese

In

Wölbung , Gröfse, Lage und

künstlich

dargestellten

Theile

den

e n t s p r e c h e n d e n an dem gesunden A u g e des Kranken möglichst ähnlich sein , ebenso mufs die Randform die Dicke und

Gröfse der Schale dem Stumpfe und der Augenhöhle

vollständig anpassen. formen — ne au

Eine reiche

types — solcher

in Paris

angefertiget.

Sammlung der Haupt-

Schalen Zur

hat Herr

Boison-

brieflichen Bestellung

eines künstlichen Auges ist es nöthig, ein genaues Muster der Gröfse und Krümmung der Oberfläche in dem g e s u n den A u g a p f e l , welches man etwa mittelst einer Bleiplatte nehmen kann, zugleich eine naturtreue Abbildung des g e sunden Auges mit Darstellung oder Angabe der Beschaffen-

Augapfel.

t2 heit

des Stumpfes und seines Lagers zu senden. — Zur

Einlegung den

des künstlichen Auges beölt man dasselbe an

Rändern

seinem

und an der Hinterfläche, hält

unteren

Rande mit Daumen

dasselbe an

und Zeigefinger der

rechten Hand, zieht das obere Augenlid mit Zeige- und Mittelfinger oder mit dem Daumen der linken Hand in die Höhe, richtet den Stumpf abwärts und schiebt den oberen Rand des künstlichen Auges unter das o b e r e Lid, welches man sodann losläfst; jetzt zieht man das untere Lid abw ä r t s , richtet den Stumpf aufwärts und läfst den unteren künstlichen Augenrand an der inneren Lidfläche allmälig dahinlergleiten. dasselbe

Ist das künstliche Auge passend, so wird

von den Augenlidern

Bewegungen

des

Stumpfes.

angedrückt und folgt den

Man läfst dieses Auge a n -

fangs nur kurze Zeit hindurch tragen, damit der Kranke allmälig sich daran gewöhnt. das

Auge jedesmal

wahrt. das

abgenommen

Das Abnehmen

untere

Vor dem Schlafengehen w e r d e

desselben

und in W a s s e r a u f b e geschieht,

indem

man

Lid herabzieht und den Knopf eines Drahtes,

oder einer Nadel zwischen den unteren Rand der Schale und

den

Stumpf

schiebt, wobei das künstliche A u g e in

die offen zu haltende hohle Hand fällt.

Physiologie des Sehens. Das Sehen besteht in der Wahrnehmung der Aufsenwelt unter

dem Einflüsse des Lichtes.

mung wird vermittelt tung;

man kann

optischen

und

durch

Diese W a h r n e h -

eine physikalische

defshalb den

Bau

Vorrich-

des Auges in den

in den nervösen Bau u n t e r s c h e i d e n ,

oder

man theilt das Sehen in die Physik und die Nervenphysiologie des Sehens.

Augapfel.

t2 heit

des Stumpfes und seines Lagers zu senden. — Zur

Einlegung den

des künstlichen Auges beölt man dasselbe an

Rändern

seinem

und an der Hinterfläche, hält

unteren

Rande mit Daumen

dasselbe an

und Zeigefinger der

rechten Hand, zieht das obere Augenlid mit Zeige- und Mittelfinger oder mit dem Daumen der linken Hand in die Höhe, richtet den Stumpf abwärts und schiebt den oberen Rand des künstlichen Auges unter das o b e r e Lid, welches man sodann losläfst; jetzt zieht man das untere Lid abw ä r t s , richtet den Stumpf aufwärts und läfst den unteren künstlichen Augenrand an der inneren Lidfläche allmälig dahinlergleiten. dasselbe

Ist das künstliche Auge passend, so wird

von den Augenlidern

Bewegungen

des

Stumpfes.

angedrückt und folgt den

Man läfst dieses Auge a n -

fangs nur kurze Zeit hindurch tragen, damit der Kranke allmälig sich daran gewöhnt. das

Auge jedesmal

wahrt. das

abgenommen

Das Abnehmen

untere

Vor dem Schlafengehen w e r d e

desselben

und in W a s s e r a u f b e geschieht,

indem

man

Lid herabzieht und den Knopf eines Drahtes,

oder einer Nadel zwischen den unteren Rand der Schale und

den

Stumpf

schiebt, wobei das künstliche A u g e in

die offen zu haltende hohle Hand fällt.

Physiologie des Sehens. Das Sehen besteht in der Wahrnehmung der Aufsenwelt unter

dem Einflüsse des Lichtes.

mung wird vermittelt tung;

man kann

optischen

und

durch

Diese W a h r n e h -

eine physikalische

defshalb den

Bau

Vorrich-

des Auges in den

in den nervösen Bau u n t e r s c h e i d e n ,

oder

man theilt das Sehen in die Physik und die Nervenphysiologie des Sehens.

13

Physiologie des Sehens. Physik des Sehens.

Hornhaut, Kammerwasser, Krystalllinse und Glaskörper bilden den optischen Apparat, das Linsensystem des Auges, so dafs

das Auge sich als eine Sammelllinse darstellt,

dasselbe hat eine etwas stärkere Brechkraft als eine Wasserkugel haben würde.

Die Netzhaut stellt die Brenn-

fläche desselben dar und der gelbe Fleck ist der häufigste Auffallpunkt der Hauplaxe der Lichtstrahlen; die innere Lage der Netzhaut besteht aus einer

Ausbreitung von

Nervenfasern, welche hinten am Augapfel an der inneren Seite desselben als Sehnerv austreten, die äufsere Lage der

Netzhaut besteht aus

kugeln.

Die

schwarz

Nervenstäben und

pigmentirte

Aderhaut

Ganglienzwischen

Netzhaut und Kapsel dient zur Ernährung des Auges, ihr Pigment absorbirt das durch die Netzhaut gegangene Licht und verhindert falsche Lichtreflexe in dem Auge, sie verläfst die Augenkapsel an deren Uebergang zur Hornhaut Und bildet hier einen Schirmvorhang, welcher von dem Sehloche, — pupilla — durchbrochen ist. — Die Augenkugel ist mit durchsichtigen Brechkraft gefüllt.

Massen von

verschiedener

Der hintere Hohlraum des Augapfels

enthält den Glaskörper, eine klare Gallertfeuchtigkeit, deren mittlerer Brechungscoefficienl= 1,3485 ist.

An der Vorder-

wand des Glaskörpers ist die Krystalllinse eingefügt, sie besteht aus Schichten von v e r s c h i e d e n e r

Brechkraft,

die äufsere Schicht = 1,4053, die mittlere == 1,4294, der Kern =

1,4541; die Randslrahlen gehen demnach durch

Schichten von niedrigerem Brechungsverhältnisse, wodurch die Abweichung wird,

wegen

der

welche in Folge der

Randstrahlen

durch

Kugelgestalt

vermieden

allzustarken Brechung von

gleichartige

Der Radius der Linse beträgt 4,6

mm

Linsen entsteht. — , ihre Axe fällt zu-

sammen mit der Sehaxe, sie ist 4,1—5,3 mm dick, ihre Vor-

0p

^ber

Augapfel.

14

derfläche bildet eine Ellipse, die Hinterfläche eine Parabel. Der Raum zwischen Linse, Iris und Hornhaut ist mit dem Kammerwasser

ausgefüllt ,

dessen

Brechungsverhältnifs

=

also

stärker

bricht

1,3420 i s t ,

== 1,33424.

wenig

als

Wasser

Die Hornhaut ist der vordere Theil der A u g e n -

kapsel , welche

hier durchsichtig ist und stärker gewölbt

hervortritt als in

ihrem hinteren

Krümmungshalbmesser

der

Scleralabschnitte,

Hornhaut

beträgt

der

7 bis 8

mm

,

der Sclera 10 bis l l r a m . — Der

optische Mittelpunkt

der Linse — in

welchem

die nicht abgelenkten Strahlen die Linsenaxe schneiden — wird aus den Brechungsverhältnissen der brechenden Mittel des Auges und den Krümmungen der Linse und H o r n haut

bestimmt;

senfläche.

derselbe liegt nahe an der hinteren L i n -

Von

diesem

Punkte

aus

construirt

man

die

Lage des Bildes von den äufseren Gegenständen, welches durch die b r e c h e n d e n Augenmittel auf der Netzhaut e n t w o r f e n wird. eines

Der Winkel, welchen die beiden E n d p u n k t e

Gesichtsgegenstandes

telpunkte bilden, genannt.

mit

Derselbe

ist gleich dem

beiden Endpunkte des B i l d e s punkte der Linse bilden. genstandes

diesem

wird der Sehwinkel

ist seinem

optischen

des

Winkel,

Mit-

Gegenstandes welchen

die

mit dem optischen Mittel-

Die scheinbare Gröfse des Ge-

Sehwinkel

proportional daher e r -

scheint die lineare A u s d e h n u n g eines Körpers in halber Entfernung doppelt

so

g r o f s , und die Fläche desselben

viermal so g r o f s , „überhaupt verhält sich der scheinbare Durchmesser eines Gegenstandes direct proportional, seiner absoluten Gröfse umgekehrt proportional der

Entfernung,

seine scheinbare Flächengröfse umgekehrt proportional dem Quadrat der Entfernung« (Zamminer). Die öufserste Gränze für die Möglichkeit der W a h r n e h m u n g eines Gegenstandes ist ein Sehwinkel von Vs—7s Minute, ist sein Gesichtswinkel

15

Physiologie des Sehens.

kleiner, so kann der Gegenstand n u r durch ein Convexglas von

kurzer Brennweite — ( L u p e ) — g e s e h e n

werden,

welche ein v e r g r ö f s e r t e s virtuelles Bild von demselben in der deutlichen Sehweite erzeugt. Für

das deutliche Sehen ist Hauptbedingung dafs die

Bildpunkte genau auf die Netzhaut treffen.

Folglich mufs

für das deutliche Sehen

Entfernungen

die Brennweite

der

auf verschiedene

Augenlinse beweglich sein.

Es wird

dies dadurch e r r e i c h t , dafs das Auge die Form und Stellung seines optischen Apparates nach Bedarf ändert. n e n n t diese Fähigkeit mögen.

Anpassungs-,

Man

Accommodationsver-

Das gesunde Auge besitzt hierdurch einen S e h -

raum vom Unendlichen bis zu dem Abstände von 12 Cm. Der Abstand, in welchem das normale Auge deutlich sieht, o h n e F o r m v e r ä n d e r u n g und Verschiebung seines Linsens y s t e m s , beträgt 24 Cm. und wird die m i t t l e r e liche

Sehweite,

Nullpunkt

n a n n t . — Beim Anpassen

der

Accommodation

des Auges

deutge-

f ü r g r ö f s e r e Nähe

werden die b r e c h e n d e n Augenmittel stärker gewölbt, die Augenaxe v e r l ä n g e r t , somit die optische Kraft des A u g e s verstärkt.

Beim Anpassen f ü r g r ö f s e r e E n t f e r n u n g werden

die brechenden Augenmittel

flacher,

somit die optische Kraft des Auges

die Sehaxe verkürzt, vermindert. — Man

schreibt diese V e r ä n d e r u n g e n vorzugsweise dem B r ü c k e M ü l l e r ' s e h e n Muskel zu, sie w e r d e n unbewufst dem optischen Apparate ertheilt, w e n n der Blick in

verschiedene

Entfernungen gerichtet wird. Ist

die optische Kraft des Auges zu stark und das

Anpassungsvermögen

nicht

ausreichend

zur

genügenden

Ausgleichung dieser Fehler, so wird der Abstand der deutlichen

Sehweite

sehr

gering

k u r z s i c h t i g : Strahlenkegel,

sein,

solche- Augen

welche von

sind

entfernten

Punkten durch die Pupille gelangen, w e r d e n defshalb v o r

K l h t jg^ t "

Augapfel.

16

der Netzhaut in einem Bildpunkte vereinigt, von hier gehen sie wieder auseinander und bilden an der Netzhaut kleine Kreise — Abweichungskreise — ,

die

Abweichungskreise

benachbarter Punkte decken sich theilweise, dadurch entsteht ein undeutliches Uebermaafs

der

Bild

optischen

ohne s c h a r f e Kraft

zum

Umrisse.

Sehen

Das

auf

grö-

fsere E n t f e r n u n g kann ausgeglichen w e r d e n durch Hohllinsen —, Concavgläser — womit man defshalb die k u r z sichtigen Augen versieht. Ist dagegen die optische Kraft zu g e r i n g ,

Weitsichtigkeit und

sichtigkeit" Abstand der deutlichen Sehweite zu g r o f s , f e r n s i c h t i g : Strahlenkegel von n a h e n den

hinter

bilden

so ist der

das A u g e ist Punkten

wer-

der Netzhaut zu Bildpunkten v e r e i n i g e t ,

sie

also Abweichungskreise an der Netzhaut, weil sie

auftreffen , e h e

sie zu Punkten vereiniget sind.

Dieser

Mangel an optischer Kraft kann zum Theil ersetzt w e r d e n durch C o n v e x g l ä s e r , womit die f e r n s i c h t i g e n

Augen

zum deutlichen Sehen n u h e r Gegenstände versehen w e r den. — Aber in höheren

auch das Sehen f e r n e r Gegenstände

kann

Graden der Weitsichtigkeit nur durch Vorhal-

ten c o n v e x e r

Gläser

vermittelt

werden.

Die

optische

Kraft ist hier nicht einmal ausreichend, um paralleles Licht von einem Gegenstandspunkte in einem Bildpunkte zu v e r einigen ;

man

nennt

— hyperpresbyopia A u g e n , welchen flachen pflegen

diesen

— und

Grad findet

die Krystalllinse

Ueberweitsichtigkeit denselben

fehlt,

Augen, namentlich alter Leute. Sehgegenstände

dem Auge

wie

allen

Ueberweitsichtige

sehr

zu n ä h e r n und

beim Betrachten derselben die Augenlider an apfel a n z u p r e s s e n ,

an

f e r n e r an sehr

den

Aug-

es scheint um den Fehler ihrer

optischen Kraft durch Unterstützung ihres Anpassungsvermögens möglichst auszugleichen , indem dieselben eine s t ä r k e r e Wölbung der brechenden Mittel hervorzubringen suchen.

Physiologie des Sehens.

17

Die Lehre vom Lichte und von dem Anpassungsvermögen der Augen hat zuerst H e l m h o l t z zur Wahrnehmung des Augenhintergrundes an dem lebenden Auge angewendet und hierzu ein optisches Instrument eingerichtet, welches derselbe Augenspiegel genannt und 1852 beschrieben hat. — R u e t e , Zehender,

Coccius,

Schauenburg

v. G r a e f e ,

Jaeger,

und M e y e r s t e i n

setzten

hierauf in verschiedener Weise Augenspiegel zusammen. Jedes dieser Instrumente besteht aus einem Reflector und aus Glaslinsen.

Vermittelst des Reflectors wird Licht in

den Hintergrund des Auges geworfen.

benutzten hierzu ein Glasprisma mit cen-

Meyerstein traler

Oeffnung,

die

Spiegel, und C o c c i u s Spiegel

durch

Brennweite.

H e l m h o l t z und

übrigen

gebrauchen

durchbohrte

verstärkt die Lichtquelle in dem

eine convexe Releuchtungslinse

von 5"

Um die Strahlen der Lichtquelle von

dem

Beobachter abzuhalten, oder um das Reflexlicht zu schwächen benutzt H e l m h o l t z einen freien, R u e t e einen mit dem Instrumente verbundenen Schirm.

Der

beleuchtete

Augenhintergrund verhält sich nun wie jeder beleuchtete, oder leuchtende Gegenstand;

ein jeder Punkt desselben

sendet Lichtstrahlen, welche von der Krystalllinse des beleuchteten Auges gebrochen werden und unter gewissen Bedingungen aus dem Auge entweder parallel fortgehen, oder vor dem Auge sich zu einem umgekehrten Bilde vereinigen, sie gehen parallel fort bei v o l l s t ä n d i g e r Accommodation für paralleles Licht — also für unendliche F e r n e , oder bei unendlich entfernter Lichtquelle, wenn

die

ebene

liegt — ,

das Auge

Lichtquelle das

in

der

parallel

des Beobachters

vorderen austretende

zu Bildpunkten

so dafs die Gegenstände des beleuchteten grundes unmittelbar gesehen werden. Wim hur, (l|.litlmlinoluKif.

oder

BrennpunktsLicht

kann

vereinigen, Augenhinter-

Bei Kurzsichtigkeit 2

Augapfel.

18

des Beobachters, oder des Untersuchungsauges ist hierzu eine Concavbrille nölhig, um die Parallelstrahlen divergent, oder das bereits allzustark von dem Untersuchungsauge gebrochene Licht parallel zu machen ; — C o c c i u s setzt dieselbe vor das Auge des Kranken, um zugleich den störenden Hornhautreflex zu vermindern. Die G l a s l i n s e n

des Augenspiegels werden im All-

gemeinen benützt, um das B i l d von Gegenständen des Augenhintergrundes zu betrachten, welches entsteht, wenn die von den beleuchteten Punkten kommenden Lichtkegel vor den Augen zu Punkten vereiniget werden,

v. G r a e f e

und C o c c i u s halten zu diesem Zwecke eine bis zwei freie Convexlinsen von 1 — 2 " Brennweite vor das Auge

des

Kranken, zu R u e t e ' s Instrument sind solche Linsen gefafst und können auf

Stiften daran

befestiget werden.

Setzt man e i n e Convexlinse vor das Auge des Kranken, so entwirft dieselbe in ihrem Brennpunkte — zwischen sich und dem

Spiegel — ein wirkliches,

vergröfsertes

Bild von den Gegenständen des Augenhintergrundes, dieses Bild ist ein umgekehrt stehendes.

Aus ihrer Verei-

nigungsstelle zu Bildpunkten divergiren die Strahlen des optischen Bildes und werden in dem Auge des Beobachters wieder vereinigt,

so dafs dieser das Bild zwischen der

Glaslinse und dem Spiegel wahrnimmt.

Bringen wir eine

(zweite) Convexlinse zwischen Bild und Spiegel, so w e r den von dieser die divergenten Strahlen des Bildes convergent gemacht und so g e b r o c h e n ,

dafs dieselben von

einem in die deutlichste Sehweite gerückten virtuellen und vergröfserten Bilde zu kommen scheinen.

Es ist hier das

Princip des astronomischen Fernrohrs angewendet,

durch

welches wir das von dem Objectivglase entworfene Bild mittelst der Ocularlupe betrachten. Galiläi'schen

Auch das Princip des

oder holländischen Fernrohrs hat man zu

19

Physiologie des Sehens.

diesem Zwecke benutzt; es dient hierzu eine Hohllinse von

8 bis 9 "

negativer

Brennweite,

welche

an

dem

Augenspiegel von H e l m h o l t z in eine geschwärzte Kapsel gelegt w i r d , R u e t e lichen

Stift

seines

steckt dieselbe auf den beweg-

Instrumentes,

welcher dem

Unter-

suchungsauge zunächst steht, an v. G r a e f e ' s Instrumente wird dieselbe in einen offenen verschiebbaren Ring eingefügt.

Dem kurzsichtigen Auge soll das Hohlglas \ " bis 3",

dem weitsichtigen 3 " bis 5" genähert w e r d e n ; an dem überweitsichtigen Auge ist die Untersuchung bei 5 " bis 6 " Entfernung möglich.

Ehe das wirkliche umgekehrte Bild

des Augenhintergrundes zu Stande gekommen ist, werden die Strahlenkegel von der H o h l l i n s e aufgenommen und divergent abgelenkt, so dafs z. B. derjenige Strahlenkegel, welcher von dem o b e r e n

Punkte des

Gegenstandes

ausgeht und von der Krystalllinse des Untersuchungsauges nach dem u n t e r e n Punkte des Bildes hin convergent g e brochen wird, jetzt bei seinem Hohllinse von dem o b e r e n

Durchgange durch die

Punkte eines

virtuellen

Bildes in der deutlichen Sehweite zu kommen

scheint.

Dieses virtuelle Bild ist demnach ein a u f r e c h t stehendes und vergröfsertes.

Die Sammellinse des Untersuchungs-

auges stellt das Objectivglas in dem G a l l i l ä i ' s c h e n Fernrohr dar und die Concavlinse ist das Ocular. — Beide Untersuchungsmethoden

vergrößern so vielmal, als die

Brennweite des Oculars in der Brennweite des Objectivs enthalten ist. Nervenphysiologie des Sehens.

Es knUpft sich hieran die physiologische Frage über den N e r v e n b a u

des Sehorganes : Welcher

t h e i l e m pr f i n d e t d a s o rp t i s c h e ein Versuch von

Puckinje,

Bild?

Nervöser Bau.

AugenEs besieht ptindung Lichtem-u.

wonach die Netzhaut ihre "rngEigdJn."

eigenen Blutgefäfse sieht : wenn man mit einem Kerzen2*

schaft

"

20

Augapfel.

lichte die Netzhaut aus gröfster Nähe beleuchtet und den Blick über die Flamme weg richtet, indem sich das Augeauf den Nullpunkt der Accommodation stellt, ohne einen Gegenstand

zu betrachten,

so erscheint dem

beleuch-

teten Auge ein schönes Adernetz in schwarzrothen Verzweigungen auf Bronzegrund in der mittleren deutlichen Sehweite.

Diese Aderfigur bewegt sich nach den

Ge-

setzen der Schattenverschiebung bei Bewegung der äufseren Lichtquelle, sie ist ein Schattenbild : die Blutgefäfse sind weniger durchsichtig als die übrigen Netzhauttheile und werfen Schatten, lassen.

unter

den angeführten Bedingungen ihren

während die übrigen Theile das Licht

durch-

Wenn wir also das Schattenbild der Blutgefäfse

unserer eigenen Netzhaut s e h e n ,

so mufs das Organ,

welches Licht empfindet, hinter diesen Blutgefäfsen liegen, es ist dies die Stabschicht der Netzhaut.

An dem gelben

Flecke, dem häufigsten Aufiallspunkte der

Lichtstrahlen,

stehen nur dicke Stäbe — Zapfen —, die Opticusfasern weichen hier auseinander und verschwinden zwischen den Nervenzellen.

(Die Form der pathologischen

subjectiven

Lichterscheinung, wie dieselbe von R u e t e Bildl. Darst. I, VIII, 12 dargestellt ist, hat grofse Aehnlichkeit mit der Gestalt und den Umrissen

der Stabschicht.}

Die Faser-

schicht l e i t e t das Bild zu dem Gehirne, von welchem das Verständnifs der EmpfinSung vermittelt, die Wahrnehmung als Sehact vollendet wird.

H. M ü l l e r hat aus dem Verhalten

jenes Schattenbildes den Abstand der Stabschicht von den Blutgefäfsen der Netzhaut berechnet auf 0,17 mm bis 0,33 mm , und sehr grofse Uebereinstimmung milden unmittelbaren Messungen derselben Stelle 0,20° ua bis O^O""'1 gefunden. — Durch Beleuchtung mittelst eines Reflexspiegels bei Nullpunkt der Accommodation sehen wir vor uns das hochrothe, etwas verwischte Bild unserer Netzhautgefäfse in dem Rahmen der Pupille.

Physiologie des Sehens.

21

Hieran reiht sich der Versuch von M a r i o t t e , wonach die Eintrittsstelle des Sehnerven das Licht nicht empfindet. J o h a n n e s M ü l l e r bemerkt (Handbuch 1840, I I , 370), dafs auch die übrigen Stellen diese Eigenschaften in ringerem Grade besitzen.

Wird z. B. ein Punkt,

ge-

welcher

einen Zoll weit links im wagrechten Abstände von einem Kreuze steht, durch das rechte Auge fixirt in einer Entfernung von 5" von dem A u g e , während das linke g e schlossen ist, so verschwindet das Kreuz sofort; fixirt dagegen dasselbe Auge das Kreuz, so verschwindet der Punkt entweder gar nicht, oder nur allmälig. Bei raschem Umdrehen einer glühenden Kugel sehen Nachbild, wir

einen

glühenden Kreis.

Nach starker Einwirkung

grellen Lichtes auf das Auge erscheint bei dem Schlüsse der Lider noch eine Zeit lang das Nachbild.

Man folgert

hieraus, dafs die durch einen Lichteindruck erregte Netzhautstelle nicht sogleich zur Ruhe kommt, nachdem das Auffallen der Lichtstrahlen aufgehört hat. Es erscheint

ein

heller Gegenstand

Grunde scheinbar v e r g r ö ß e r t ,

auf dunkelem IrradiflMon.

ein dunkeler Gegenstand

auf hellem Grunde scheinbar verkleinert, bis zum Verschwinden.

Der Grund hiervon wird in der Ausbreitung

— I r r a d i a t i o n — des Lichteindruckes auf der Netzhaut gesucht.

Demnach ist die I r r a d i a t i o n dasselbe in Bezug

auf den R a u m , was das N a c h b i l d in Bezug auf die Z e i t . Das Linsensystem des Menschenauges

entwirft

ein steiiung-

Bild der Sehegegenstände auf der Netzhaut, dieses Bild ist ein u m g e k e h r t

stehendes.

wir die G e g e n s t ä n d e Stellung s e h e n ?

Woher kommt es, dafs

a u f r e c h t , in ihrer wirklichen

Man beantwortet diese Frage

allge-

mein mit der Annahme, dafs die Seele der Richtung folge, aus welcher ihr ein Eindruck zugekommen s e i ,

so dafs

sie also die Quelle der Strahlen, welche von dem oberen

sehen.

22

Augapfel.

Gegenstandspunkte durch die Augenlinse nach dem u n t e r e n Bildpunkte gebrochen werden und umgekehrt richtig findet, indem sie dem Sehs.trahle folgt, d. h. der Richtung, in welcher die Strahlen auftreflen, von oben, von unten, von l i n k s oder von r e c h t s . Ich will versuchen, das S t e l l u n g s e h e n anatomische gebilde

zu

Anordnung gründen.

Die

der

auf die

nervösen

Seh-

Stäbe und Zapfen

als

lichtempfindende Organe stehen senkrecht zu der äufseren Krümmungsfläche der Faserlage der Netzhaut und setzen sich durch Ausläufer von Ganglienkugeln in die Fasern f o r t ; bei dem Uebergange in die Fasern bilden sie eine knieförmige Umbeugung, so dafs die Linie, welche die Stäbe und ihre Zellenausläufer darstellen, mit der Krümmungslinie der Fasern einen nahezu spitzen Winkel bilden, von welchem aus die Faserlage nach rückwärts läuft.

Neh-

men wir nun an, dafs die Bildpunkte in ihrer Leitung zu dem Gehirne denselben Weg machen, so wird hierbei das umgekehrte Bild aufrecht gestellt und hat bereits in dem Sehnervenstrange die wirkliche Stellung des Gegenstandes.

Man

kann diese Verwandlung der Bildstellung leicht construiren, wenn man parallele Linien, z. B. von den beiden Endpunkten des Bildes, aus der Stabschicht auf dem angegebenen Wege durch die Faserschicht zu dem Hirne führt. ^eh'en8"

Das R i c h t u n g s e h e n kann ebenfalls anatomisch begründet werden.

Wir nehmen in der Untersuchung des

Richtungsehens die Sehaxe als Gränze zwischen links und rechts oder innerer und äufserer Hälfte der Netzhaut. Die Bilder von solchen Gegenständen, welche r e c h t s von der Sehaxe sich befinden, werden von dem r e c h t e n Auge auf der i n n e r e n Hälfte der Netzhaut, also l i n k s von der Sehaxe entworfen, von dem l i n k e n Auge auf der ä u f s e r e n Hälfte seiner Netzhaut, also ebenfalls links

Physiologie des Seheng. von seiner Sehaxe.

23

Die Bilder von solchen Gegenständen,

welche l i n k s von der Sehaxe sich befinden, werden von dem l i n k e n Auge auf der i n n e r e n Hälfte der Netzhaut entworfen, von dem rechten Auge auf der äufseren Hälfte, so dafs die i n n e r e Netzhauthälfte an dem rechten und an dem linken Auge jedesmal der mit dem Auge g l e i c h n a m i g e n Richtung des G e g e n s t a n d e s entspricht, dafs dagegen die ä u f s e r e Netzhaulhälfte an dem rechten und an dem linken Auge

der

mit dem

namigen

des

Gegenstandes

Richtung

Auge

ungleichentspricht.

Oder : die Bilder von Gegenständen aus einer Richtung, welche mit dem Auge gleichnamig ist, werden an der inneren Netzhauthälfte entworfen, dagegen erscheinen die Bilder von Gegenständen aus einer mit dem Auge nicht gleichnamigen Richtung an der äufseren Netzhauthälfte. Wenn nun die Hirnseite, welcher das Bild durch die Sehnervenfasern überliefert wird, gleichnamig sein soll mit der Richtung, worin der Gegenstand liegt, so ist es nothwendig, dafs "die Fasern aus der inneren Netzhauthälfte auf der Seite ihres Auges

in dem Hirne bleiben, dafs

dagegen die Fasern aus den äufseren Netzhauthälften beider Augen sich kreuzen. Anordnung

Diesem Bedürfnisse scheint die

der Faserzüge in dem Sehnervenkreuze

zu

entsprechen : Auf wagerechten Schnittflächen durch den Sehnerv und zugleich durch die entsprechende Hälfte des chiasma opticum bemerkt man mit freiem A u g e , dafs die Hülle, der Mantel des Sehnerven, in das chiasma sich fortsetzt als weifse Substanz, so dafs die äufsere Fortsetzung den äufseren Umrifs des chiasma bildet,

und dafs die

innere Fortsetzung das chiasma in der Mitte durchzieht. Beide Fortsetzungen

der Sehnervhülle

sammen eine kreisförmige Figur,

deren

beschreiben

zu-

innerer Bogen

kürzer ist, als der äufsere, beide Bogen treffen zusammen

24

Augapfel.

und k r e u z e n des chiasma.

sich an der hinteren und unteren Gränze Innerhalb des von diesen Bogen umfafsten

Raumes liegt g r a u e und weifse Hirnmasse, letztere bildet Streifen in

der Richtung

äufseren Bogen.

von

dem

inneren

nach

dem

Mittelst dieser Kreuzung des S e h n e r v e n -

mantels j e d e r Seite in dem chiasma k ö n n e n F a s e r z ü g e aus der ä u f s e r e n Netzhauthälfte des rechten und des linken Auges auf Hirns

die mit dem A u g e ungleichnamige Seite

treten;

inneren

dagegen

bleiben

Netzhauthälfte

die Faserzüge

der

linken

Auges auf der j e gleichnamigen Seite des Hirnes.

Diese

Begründung

rechten,

aus

wie des

Anordnung

des

des

entspricht der F o r d e r u n g einer des

Richtungsehens

von

links

anatomischen und

rechts,

indem die Ueberlieferung des Bildeindruckes von den Sehnervenfasern an

das Hirn

in allen Fällen auf

derselben

Seite geschehen k a n n , auf welcher der Gegenstand befindet.

sich

Diese Darlegung wird unterstützt durch den V e r -

such : drücken wir ein A u g e oder beide Augen mit Fingerspitze an dem äufseren A u g e n w i n k e l ,

der

so erscheint

die Druckfigur in concentrischen Lichtringen auf d e r e n t gegengesetzten Seite nach der Nase h i n ; findet der Druck an dem i n n e r e n Augenwinkel

s t a t t , so tritt die Figur

an der i n n e r e n , also an der Druckseite auf. Das Richtungsehen von o b e n und u n t e n scheint auf u n g e k r e u z t e r Leitung zu beruhen. In dem hierauf bezügigen Versuche erscheint die Druckfigur an der Netzhauthälfte, welche der Druckstelle entspricht. In

der

mikroskopischen

Untersuchung

wagerechter

Chiasmaschnitte sieht man zwischen dem äufseren und dem inneren weifsen Bogenzuge blasse F a s e r k r e u z u n g ,

deren

Richtung durch einzelne stärker h e r v o r t r e t e n d e Fasern sehr verdeutlicht wird, zugleich bemerkt man multipolare Nervenzellen in Verbindung mit F a s e r n .

25

Physiologie des Sehens. In die

dem

normalen

Sehaxen

beider

Gegenstandes.

gesunden

Sehen

°

in

Augen

schneiden

einem Punkte

sich

d e s fixirten

Der Winkel, unter welchem diefs geschieht,

ist um so s t u m p f e r , j e n ä h e r d e r G e g e n s t a n d l i e g t .

Der-

selbe

Ent-

wird

zu

einem

spitzen W i n k e l

bei

gröfserer

f e r n u n g d e s G e g e n s t a n d e s ; b e i m S e h e n in das U n e n d l i c h e stehen die S e h a x e n in beiden A u g e n

nahezu

in

parallel.

einem Punkte

Wenn

die

Sehaxen

des G e g e n s t a n d e s

sich

schneiden, also beide A u g e n gemeinschaftlich einen G e g e n stand f i x i r e n ,

so e r s c h e i n t

Gegenstandes.

Die

in

Bilder

jedem Auge

liegen

in

ein

der

Bild

des

Richtung

der

Sehlinie, sie w e r d e n also auf g l e i c h n a m i g e n

Netzhautstellen

in

solche

beiden

Augen

entworfen;

identisch, oder congruent. zu v e r m u t h e n , Peripherie

E i n f a c h s e h e n mit

derselben

Hergang Sehens.

in

zwei Augen

in

dafs

einer anatomischen

entsprechen.

Einfachsehens

vor

und

in

des

der

Centraiorgane

wodurch Peripherie und

Vergleichungspunkle

des

dem

die A n s i c h t g e k n ü p f t ,

sich in e i n e r g e w i s s e n W e i s e viele

Stellen

Die Nervenphysiologie gestaltet,

hat h i e r a n

ordnung beruhen möge,

indefs

nennt

d a f s d i e O r d n u n g d e r N e r v e n e n d e n in

der O r d n u n g

entspricht und

man



An-

Centrum

Es

Bezug

das

liegen

auf

den

stereoskopischen

B e t r a c h t e n w i r e i n e n G e g e n s t a n d in d e r d e u t l i c h e n

Sehweite abwechselnd

mit d e m l i n k e n

u n d mit d e m r e c h -

ten A u g e , so f i n d e t e i n e s c h e i n b a r e V e r r ü c k u n g d e s G e g e n s t a n d e s statt, d e r s e l b e s c h e i n t n a c h d e r S e i t e d e s g e s c h l o s senen A u g e s hinzurücken, Seite des offenen A u g e s linearer A u s d e h n u n g ,

zugleich

den Hintergrund

als

hervor,

dafs

anders gestellt

die

wird,

zwar mehr nach innen.

wir dabei auf in

gröfserer

bei gemeinschaftlicher

d e s G e g e n s t a n d e s mit b e i d e n A u g e n . aus

sehen

Sehaxe

für

als f ü r d a s

Fixirung

Es g e h l schon das

einseitige

hier-

Fixiren

gemeinschaftliche,

und

D e m g e m ä f s m u f s s i c h die B i l d l a g e

Einlach. sehen.

Augapfel.

26

auf der Netzhaut nach aufsen verschieben, scheinbare Verrückung des Gegenstandes. Stellungsveränderung

nach innen

wird

woher die Durch

diese

zum Theil der

Unterschied ausgeglichen w e r d e n , welcher bei dem gemeinschaftlichen Sehen stattfindet in Bezug auf die Mafsverthellung,

in welcher beide Augen

den

Gegenstand

sehen, so dafs jetzt das einseitig betrachtende Auge die Ansicht zum g r ö f s e r e n Theile in Besitz zu nehmen sucht, welche dasselbe in dem gemeinschaftlichen Sehen nur zum kleineren Theile besitzt.

Es fallen nämlich von der mit dem

Auge ungleichnamigen Seite des Gegenstandes Lichtstrahlen von einer gröfseren Fläche in das einseitig fixirende Auge, als beim gemeinschaftlichen Fixiren dasselbe Auge von derselben Seite erhält. — Beim Anfertigen photographischer Bilder für stereoskopisches Sehen entstehen die Bilder ganz ähnlich wie bei dem gemeinschaftlichen normalen Sehen in beiden Augen.

Es werden hierbei der camera

obscura

zwei Linsen in dem Abstände der beiden Menschenaugen eingesetzt und der Gegenstand in die Entfernung der deutlichen Sehweite gebracht.

Jede dieser beiden Linsen ent-

wirft ein besonderes Bild, beide Bilder stellen die beiden einseitigen Ansichten dar, welche beim gemeinschaftlichen Fixiren in beiden Augen entstehen. Doppeltsehen.

Bei dem gemeinschaftlichen Fixiren theilen sich die beiden Augen in bestimmter Weise in die beiden Bilder des einfach vorhandenen Gegenstandes, so dafs j e eine Gegenstandsseite dem ihr grade gegenüberliegenden Auge als gröfserer Bildtheil, dem anderen Auge als

kleinerer

Bildtheil zufällt. — Bei dem einseitigen Fixiren gleicht sich dieser Unterschied aus, das fixirende Auge erhält zugleich den Bildantheil des anderen Auges.

Ist nun dieses

letztere nicht fixirende Auge geöifnet und sehkräftig, so erhält dieses ein besonderes Bild von einem etwas anderen

27

Untersuchung des Sehens.

Standpunkte.

Somit müssen abgesonderte,

Doppelbilder in zwei Augen Sehkraft normal, gleich

oder

schieden ist beim S c h i e l e n .

selbstständige

empfunden w e r d e n ,

deren

doch nicht wesentlich verDas Bild in dpm Schielauge

fällt zugleich auf incongruente Netzhautstellen und e x c e n trisch.

Die Schärfe der Lichtempfindung verhält sich um-

gekehrt wie der Abstand vom Centrum der Netzhaut, Bild ist defshalb Lage.

undeutlich

wegen

Excentricität

das

seiner

Das Doppeltsehen erscheint als Folge fehlerhafter

Stellung der Sehaxen durch Bewegungsstörungen des A u g apfels, oder als Folge von fehlerhafter Stellung der Krystalllinse, oder von Ungleichheit der Brechkraft beider Augen.

Untersuchung des Sehens. Die optische Kraft des A u g e s kann gemessen werden mittelst eines Mafsstabes und einer Nadel : Man legt den Mafsstab wagerecht s o ,

dafs derselbe auf der Längenaxe

der Körper in senkrechter Richtung unter dem Untersuchungsauge

an

gehalten wird, dicht und

läfst

das andere

A u g e schlielsen; auf dem Mafsstabe bringt man die Nadel in verschiedene Abslände von dem Auge. nächsten Abstandes,

Die Gränze des

an welcher die Nadelränder

scharf

gesehen werden, ist der Nahepunkt des deutlichen Sehens, und man kann nun

dessen Entfernung ablesen,

dieser Gränze erscheint die Nadel von einem umgeben, vergröfsert,

gespalten.

diesseits Nebelgurt

Ein Fernpunkt könnte

durch Fortrücken der Nadel in gröfsere Abstände sucht werden.

aufge-

H o l k e ' s Optometer besteht aus einem in

Zolle getheilten Lineal mit einem Faden in der Längenaxe : an der Gränze der deutlichsten Sehweite der

Faden

am dünnsten,

erscheint

diesseits und jenseits

dieses

Messung der

27

Untersuchung des Sehens.

Standpunkte.

Somit müssen abgesonderte,

Doppelbilder in zwei Augen Sehkraft normal, gleich

oder

schieden ist beim S c h i e l e n .

selbstständige

empfunden w e r d e n ,

deren

doch nicht wesentlich verDas Bild in dpm Schielauge

fällt zugleich auf incongruente Netzhautstellen und e x c e n trisch.

Die Schärfe der Lichtempfindung verhält sich um-

gekehrt wie der Abstand vom Centrum der Netzhaut, Bild ist defshalb Lage.

undeutlich

wegen

Excentricität

das

seiner

Das Doppeltsehen erscheint als Folge fehlerhafter

Stellung der Sehaxen durch Bewegungsstörungen des A u g apfels, oder als Folge von fehlerhafter Stellung der Krystalllinse, oder von Ungleichheit der Brechkraft beider Augen.

Untersuchung des Sehens. Die optische Kraft des A u g e s kann gemessen werden mittelst eines Mafsstabes und einer Nadel : Man legt den Mafsstab wagerecht s o ,

dafs derselbe auf der Längenaxe

der Körper in senkrechter Richtung unter dem Untersuchungsauge

an

gehalten wird, dicht und

läfst

das andere

A u g e schlielsen; auf dem Mafsstabe bringt man die Nadel in verschiedene Abslände von dem Auge. nächsten Abstandes,

Die Gränze des

an welcher die Nadelränder

scharf

gesehen werden, ist der Nahepunkt des deutlichen Sehens, und man kann nun

dessen Entfernung ablesen,

dieser Gränze erscheint die Nadel von einem umgeben, vergröfsert,

gespalten.

diesseits Nebelgurt

Ein Fernpunkt könnte

durch Fortrücken der Nadel in gröfsere Abstände sucht werden.

aufge-

H o l k e ' s Optometer besteht aus einem in

Zolle getheilten Lineal mit einem Faden in der Längenaxe : an der Gränze der deutlichsten Sehweite der

Faden

am dünnsten,

erscheint

diesseits und jenseits

dieses

Messung der

28

Augapfel.

Punktes erscheinen Nebelpyramiden, deren-Spitzen in dem Punkte liegen.

Der Fernpunkt kann auf diese Weise nur

für ein kurzsichtiges Auge gefunden werden. V o l k m a n n 's Optometer

ist

nach

den

Principien

des

Scheiner'-

schen Versuches eingerichtet, wonach durch zwei kleine OefFnungen, welche näher aneinander liegen als der Durchmesser der Pupille beträgt,

zwei Lichtkreise

entstehen,

welche theilweise sich decken, und ein Gegenstand in der deutlichsten Sehweite einfach, in jeder anderen Entfernung doppelt erscheint : aus den beiden Oeffnungen treten Lichtstrahlen so stark divergent, dafs das Auge sie nicht convergent, sondern nur parallel brechen kann, hierdurch entstehen zwei Abweichungskreise, die wir als Lichtkreise sehen, wodurch beim Sehen in die Ferne das Bild eines Gegenstandes undeutlich wird.

Nur wenn der Gegenstand in dem

Nahpunkte liegt und das Auge für die Nähe accommodirt ist, genügt die optische Kraft zur Vereinigung der Bildpunkte in der Netzhaut. Den N a c h w e i s

Uber Accommodation

erhalten

wir

durch Beobachtung der P u c k i n g e - S a n s o n ' s c h e n Bilder, vollkommener

wird dieser Nachweis

Ophthalmometer von H e l m h o l t z ,

sowohl

durch das

als auch durch

den

Augenspiegel geliefert. In

dem P u c k i n g e - S a n s o n ' s c h e n

Versuche

ein Kerzenlicht vor das Untersuchungsauge gehalten.

wird Der

Beobachter stellt sich zur Seite des Auges und sieht in demselben

drei Bilder

des vorgehaltenen

Kerzenlichtes,

nämlich zwei aufrecht hintereinander stehende Bilder und diesen gegenüber zwischen beiden ein umgekehrtes Bild. Veränderung der Accommodation verändert zugleich Abstand,

Gröfse und Schärfe des h i n t e r e n

aufrecht-

s t e h e n d e n Bildes : Bei Anpassung fUr die Ferne liegt dieses Bild näher dem umgekehrten, ist matter und gröfser ;

29

Untersuchung des Sehens.

bei Anpassung

für die Nähe entfernt sich dasselbe und

erscheint heller und kleiner. — Dieses stehende

Bild erscheint

bläulich

hintere

und ist

Spiegelbild der vorderen Linsenfläche,

aufrecht-

ein

virtuelles

das vordere

auf-

rechtstehende ßild ist ein virtuelles Spiegelbild der Hornhaut ,

das umgekehrte Bild

der hinteren Linsenfläche.

ist ein wirkliches Spiegelbild Verkleinerung,

Abrücken und

Hellerwerden des Bildes der vorderen Linsenfläche beim Nahesehen kann nur von einer Krümmungszunahme vorderen Linsenfläche abhängen.

Nach H e l m h o l t z

der wird

die Gröfse der S a n s o n ' s c h e n Bilder gemessen, um daraus den Krümmungsradius zu berechnen. Der

Augenspiegel

Netzhautbilder

setzt

uns in den Stand,

die

direct zu s e h e n , uns von ihrer Schärfe,

Gröfse und Stellung zu überzeugen und durch Vergleichung derselben bei verschiedenen Accommodationsversuchen die optische Kraft des Auges zu beobachten. R u e t e ' s Pappkasten entzieht dem Kranken die Mitwissenschaft der w i r k l i c h e n Entfernung einer Probeschrift. Die verschiedenen Methoden auchung

haben alle den Zweck,

der entoptischen Unter-

Untersuchung paralleles Licht in das ¡ J " ^ ' " ^

Auge zu b r i n g e n , und sind nach demselben Principe ein- Ge?iehugerichtet, welches S c h e i n e r ' s Versuche zu Grunde liegt. L i s t i n g benutzt hierzu eine kleine etwa Vio""" betragende Oeffnung und als Hintergrund eine gleichförmig tete Fläche.

beleuch-

Die kleine Oeffnung hat die Bedeutung eines

leuchtenden Punktes, wird sie in die vordere Brennpunktsfläche,

also ungefähr 1 Cm. von der Hornhaut in die Seh-

axe gebracht, so erreichen die Lichtstrahlen die Hornhaut so divergirend, dafs sie durch die brechenden Augenmiltel keine convergirende,

sondern

nur parallele Richtung er-

halten ,

so dafs auf der Netzhaut ein

gebildet

wird,

von der

Zerstreuungskreis

Gestalt und Gröfse

der Pupille.

Augapfel.

30 In diesem Lichtkreise

wird

j e d e unregelmäfsige

Licht-

brechung und jedes Auffangen von Lichtstrahlen auf d$r Oberfläche des Augapfels, oder in den brechenden Mitteln als U n t e r b r e c h u n g

des Gesichtsfeldes wahrgenommen.

— B r e w s t e r ' s Versuch mit zwei sich kreuzenden Lichtbüscheln

bewirkt

Doppelschatten

von

Trübungen

der

brechenden Mittel, einfache Schatten, wenn ein Fehler in der Netzhaut oder hart an ihrer Gränze das Sehfeld unterbricht. — D o n d e r s benutzt hierzu den S e h e i n e r ' s c h e n Schirm

: In der Deckstelle der beiden Zerstreuungskreise

auf der Netzhaut liegen alle Schatten

doppelt und um so

weiter auseinander, j e weiter entfernt von der Netzhaut die verdunkelte Stelle liegt, so dafs z. B. eine Verdunkelung in der Pupille, ein Auswuchs an dem Pupillenrande ihre Schatten so weit auseinander w e r f e n , als die Mittelpunkte der Lichtkreise von einander entfernt sind. v. G r a e f e

benutzt zur Untersuchung

der Unterbre-

chungen des Gesichtsfeldes einen punktirten Papierbogen, auf dessen Mitte ein Fleck bezeichnet i s t ,

von welchem

aus nach acht Richtungen Linien sternförmig ausstrahlen, welche in regelmäßigen

kleinen

oder Punkten versehen sind.

Abständen mit Kreuzen

Der Kranke fixirt die Mitte

in verschiedenen Entfernungen und giebt die Länge an, in welcher ihm die Linien

erscheinen : Eine

unthätige

Netzhautstelle unterbricht wie der M a r i o t t e ' s c h e F l e c k ; bei nicht völligem Verluste der Thätigkcit sind die Bilder von hellen oder dunkeln Punkten unterbrochen, oder v e r schleiert.

Die Unterbrechungen haben sehr verschiedene

Form und L a g e ;

meist

sind es blasse Perlschnurformen,

welche einzeln, oder in Netzen den Sehraum durchziehen und die Bildlage unsicher machen;

sie können

sein, dafs sie z. B. Centralamaurose bedingen. scheinen

sie

als

Vergröfserungen

des

so grofs Häufig e r -

normal

blinden

Untersuchung des Sehens.

31

Fleckes; zuweilen bilden sie blinde Netzhautgürtel.

Die

Sehaxe solcher Augen schiefst meist an dem Gegenstande vorbei, oder umkreiset denselben, oder das Auge fixirt mühsam. Zur keit

des

normale >

>

Bestimmung

der

excentrischen Oeffnung des

174° horizontal

.

Gränzen

Sehens

hat

Sehkreises

,

,

und v.

der

Graefe

gemessen ,

Deutlichund

„ , ,

die S e h k r e i s e s zu „ ,

160° vertical— & e ' u n ( > e n > der vordere Pol des Augapfels

dient hierbei als Ausgangspunkt.

Zur Bestimmung

des

Sehraumes für praktische Zwecke läfst man die Sehaxe auf einen Gegenstand richten, von hier aus rückt man einen zweiten gut beleuchteten, aber nicht glänzenden Gegenstand von ziemlicher Gröfse gegen die Gränzen des Sehfeldes mit kleinen seitlichen Verschiebungen und bemerkt die Stelle seines Unsichtbarwerdens. Das Fixiren geschieht in verschiedenen Entfernungen, allzugeringer Abstand ist zu vermeiden. — Bei sehr bedeutender Verengerung des Sehraumes wird dazu eine Tafel benutzt, Figur zum Fixiren enthält

welche eine

und zugleich in nummerirte

Quadrate getheilt ist, man hält dieselbe IV2' entfernt, bewegt ein Kreidestück vom Sehgegenstande nach aufsen und bemerkt die Nummer des Feldes, In welchem das Kreidestück unsichtbar wird, durch Verschieben in verschiedener Richtung beschreibt man die Curve des Sehraumes.

Da der

Ab$tand vom Auge gegeben ist, kann die Oeffnung des Sehraumes gemessen werden. Für die excentrischen Netzhquttheile ist der normal- Prüfung der Sehschärfe.

kleinste Gesichtswinkel noch nicht bekannt; die praktische Bestimmung ihrer Sehschärfe beschränkt sich deshalb auf die Vergleichung verschiedener Abschnitte derselben, wozu man ebenfalls das sternförmig punktirte Papierblatt an-> wendet. — Für die centralen Netzhauttheile suchen wir

32

Augapfel.

die nothwendige Bildgröfse zu von

gleichartigen

ermitteln

Gegenständen

z. B. Schriftproben.

Es kann

durch

in abgestuften

die B e r e c h n u n g

Vorhalten Gröf&gn, der noth-

w e n d i g e n Bildgröfse hieran geknüpft w e r d e n . — Oder man prüft durch s t u f e n w e i s e s Verschieben e i n e s

einzelnen

Gegenstandes in verschiedene Abstände, saehnng sinnes.

Prüfung des Farbensinnes l e g t man dem Kranken eine

Auswahl

ordne.

die A u g e n ,

so

theiles über sinne.

farbiger

Papierstreifen

Setzt man demselben

Die

bewirken

damit

diese eine A e n d e r u n g

die Farbenordnung Untersuchung

vor,

er sie

alsdann farbige Gläser

vor

des U r -

bei fehlerhaftem

Farben-

auf mangelhafte W a h r n e h m u n g

von subjectiven Complementärfarben benutzt ein einfarbiges Papierblatt

mit

aufgelegten

blafsgrünen

Streifen.

Diese

Streifen erscheinen dem gesunden A u g e sofort auf rothem Grunde g r ü n , mangelhafte durch farbige

auf grünem r o t h , auf blauem orange. Unterscheidung Gläser,

der

Farben

wird

Die

gebessert

namentlich durch Benutzung

eines

rothen und eines g r ü n e n Glases zu verschiedenen Z w e c k e n .

Pathologie des Sehens. Die Sehfehler sind zum Theil in dem optischen Baue, zum Theil in dem Nervenbaue

des A u g e s ,

zum Theil

in

dem Sehurtheile b e g r ü n d e t , und es ist oft s c h w e r zu b e stimmen, zu w e l c h e r Abtheilung der Einzelfall gehört, oder ob derselbe in v e r s c h i e d e n e n , oder in allen Gebieten

des

Gesichtssinnes liegt. — Mit Hülfe des A u g e n s p i e g e l s

sind

wir in den Stand g e s e t z t ,

bereits manche

Abweichungen

in dem Sehfelde auf pathologisch-anatomische

Begründung

32

Augapfel.

die nothwendige Bildgröfse zu von

gleichartigen

ermitteln

Gegenständen

z. B. Schriftproben.

Es kann

durch

in abgestuften

die B e r e c h n u n g

Vorhalten Gröf&gn, der noth-

w e n d i g e n Bildgröfse hieran geknüpft w e r d e n . — Oder man prüft durch s t u f e n w e i s e s Verschieben e i n e s

einzelnen

Gegenstandes in verschiedene Abstände, saehnng sinnes.

Prüfung des Farbensinnes l e g t man dem Kranken eine

Auswahl

ordne.

die A u g e n ,

so

theiles über sinne.

farbiger

Papierstreifen

Setzt man demselben

Die

bewirken

damit

diese eine A e n d e r u n g

die Farbenordnung Untersuchung

vor,

er sie

alsdann farbige Gläser

vor

des U r -

bei fehlerhaftem

Farben-

auf mangelhafte W a h r n e h m u n g

von subjectiven Complementärfarben benutzt ein einfarbiges Papierblatt

mit

aufgelegten

blafsgrünen

Streifen.

Diese

Streifen erscheinen dem gesunden A u g e sofort auf rothem Grunde g r ü n , mangelhafte durch farbige

auf grünem r o t h , auf blauem orange. Unterscheidung Gläser,

der

Farben

wird

Die

gebessert

namentlich durch Benutzung

eines

rothen und eines g r ü n e n Glases zu verschiedenen Z w e c k e n .

Pathologie des Sehens. Die Sehfehler sind zum Theil in dem optischen Baue, zum Theil in dem Nervenbaue

des A u g e s ,

zum Theil

in

dem Sehurtheile b e g r ü n d e t , und es ist oft s c h w e r zu b e stimmen, zu w e l c h e r Abtheilung der Einzelfall gehört, oder ob derselbe in v e r s c h i e d e n e n , oder in allen Gebieten

des

Gesichtssinnes liegt. — Mit Hülfe des A u g e n s p i e g e l s

sind

wir in den Stand g e s e t z t ,

bereits manche

Abweichungen

in dem Sehfelde auf pathologisch-anatomische

Begründung

33

Pathologie des Sehens.

zurückzuführen. Der prognostische Werth der Sehstörungen stellt sich im Allgemeinen so, dafs man sagen kann : A b w e i chungen

in der S e h s c h ä r f e werden sehr häufig und

bedeutend gebessert; dagegen bestehen V e r ä n d e r u n g e n in dem

Sehraume

meist unverändert f o r t , oder

Besserung ist auf enge Gränzen beschränkt. ergiebt die Gegenwart

und

Störungen des S e h r a u m e s

ihre

Ueberhaupt

gröfsere Ausdehnung

von

den Ausschlag für ungün-

stigere Vorhersage bei Störungen der S e h s c h ä r f e . — Die Sehstörungen

sind Wirkungen gewisser krankhafter

Bedingungen, sie geben also an sich keine therapeutische Anzeige und die Behandlung ihrer Bedingungen entspringt verschiedenen Gebieten der Augenheilkunde. Optische Fehler.

Durch

krankhaft v e r m e h r t e

A u s d e h n u n g6

des optische Fehler.

Augapfelumfanges — ectasia bulbi — werden die Formverhältnisse der brechenden Mittel und ihre räumliche Beziehung zu dem lichtempfindenden Organe verschoben, sodafs sowohl die optische Kraft des Auges, wie auch die Lage der Brennfläche verändert wird. Fast immer liegt die Ectasie in der Augenachse. Kraft vermehrt,

Hierdurch wird die optische

das Auge leidet an Kurzsichtigkeit

— myopia — ; paralleles Licht wird nach seinem Durchgange durch die Linse bereits in dem Glaskörper v o r der Netzhaut zu Bildpunkten vereiniget, von hier aus divergiren die Strahlen und bilden nun in der Netzhaut Abweichungskreise, welche sich zumTheile decken. Die optische Kurzsichtigkeit aus Ectasie des Augapfels v e r s c h l i m m e r t sich mit zunehmendem Alter des Kranken, wogegen die optische Kurzsichtigkeit aus ursprünglich allzustark gewölbtem Baue der brechenden Mittel oft ausgeglichen, oder vermindert wird durch die normale Verflachung des Augapfels in dem höheren Alter. — Trifft die Erweiterung des Augapfels die W i u t h e r , Ophthalmologie.

3

34

Augapfel.

Aequatorialtheile desselben, so würde divergentes Licht nach seinem Durchgange durch die Linse sich h i n t e r der Netzhaut zu Bildpunkten vereinigen, dasselbe wird demnach thatsächlich in der Netzhaut durch convergente Strahlenkegel vor der Vereinigung zu Punkten Abweichungskreise bilden; die Aequatorialerweiterung des Augapfels ist sonach mit Fernsichtigkeit — presbyopia ectasia — verbunden.

In der

Regel verbindet sich hiermit A s y m m e t r i e der brechenden Mittel, so dafs die Gegenstände mifsgestaltet gesehen werden — metamorphopsia—, oder gewisse Theile der Gegenstände, z. B. Horizontallinien, in einer bestimmten Entfernung sehr deutlich sichtbar sind, dagegen in gröfserer Nähe nicht mehr gesehen werden, während jetzt Verticallinien Sichtbarwerden. Trübungen

der brechenden

M i t t e l sind nicht

völlig undurchsichtig, sie unterbrechen das Gesichtsfeld unvollständig : Linsentrübung veranlafst zunächst undeutliches excentrisches Sehen. Glaskörpertrübungen erzeugen dunkele, schwebende Figuren — mouches voltigeantes — , p e r i o dische

Verdunkelungen

in Form sinkender Molken —

nepheliopia — in dem Sehfelde; — das chronische Glaucom bewirkt

ins Besondere Ungleichmäfsigkeit

in dem

excentrischen Sehen, welche sehr selten sich bessert. Nervöse Fehler.

Netzhautablösung

tritt in Folge von pathologi-

schem Choroidealergufs und von Umwandlung solcher E r güsse innerhalb des Glaskörpers ein; dieselbe findet sich fast immer in den

unteren Abschnitten und veranlafst

plötzliche, anhaltende Verdunkelung gewisser Kreisabschnitte des Gesichtsfeldes, wobei zugleich die Gegenstände schief und nur theilweise — meropia — gesehen werden. Diese Beschränkung des Sehraumes bessert sich höchst selten und auch dann gewöhnlich nur in schmalen Gränzen. Netzhautentartung

in der

Bright'schen

Nie-

35

Pathologie des Sehens.

renkrankheit, — Blutaustritt, — Blasenwurm,

krankhafte

Exosmose in der Netzhaut veranlassen Ungleichmäfsigkeit des excentrischen Sehens, fixe Flecken — scolomata fixa — unterbrechen das Gesichtsfeld. — I n den Reizungsbezirken und Reizungsstadien

der

Netzhautkrankheiten

entstehen

subjective Lichtempfindungen, Funkensehen — photopsia —, nervöse Weitsichtigkeit. Das Arterienatherom erzeugt Greisenblindheit.— Die U n t e r b r e c h u n g e n des G e s i c h t s f e l d e s durch a p o p l e c t i s c h e Netzhautreizung b e s s e r t sich wohl, wird aber leicht recidiv; die Unterbrechung durch C y s t i c e r c u s ist unheilbar.

Das u n d e u t l i c h e

excen-

t r i s c h e Sehen in Folge krankhafter Exosmose

erlaubt

verhältnifsmäfsig günstige Vorhersage.

Die Greisenblind-

heit von Arterienatherom bessert sich sehr selten. G e w e b e k r a n k h e i t e n der Netzhaut, ausgehend aus der c h o r i o - c a p i l l a r i s in den Aequatortheilen des Augapfels, zeigen diese Theile stellenweise von Pigment entblöfst, ihre Gefäfseblofsgelegt; diese Umwandlung verbreitet sich nach und nach zu der Eintrittsstelle des Sehnerven, so dafs jetzt auch die Sehnervenpapille weifs wird und die Zeichen der vorschreitenden Atrophie durch Schrumpfen der Augengefäfse sich entwickeln. Hierbei entsteht Nachtblindheit — hemeralopia —, die Gränzen des Sehraurnes werden allmälig enger gezogen, so dafs während des anatomischen Herganges längere Zeit hindurch ein kleines centrales Seh-

tfeld u frei c • bleibt, 1.1 k! z. B. D ^>

10

° horizontal i n.

10o T e r t i e a i

. einem Abstände

von IV2' Cv- G r a e f e ) wenn die normale Oeffnung des , > 1 7 4 ° horizontal . _, Sehraumes > 16Q0 T e r t . e t J beträgt. — Diese Verengungen des Sehfeldes sind unheilbar. B l e n d u n g des Auges durch Sonnenlicht veranlafst plötzliches Erblinden, z. B. bei Beobachten einer Sonnen-

3*

36

Augapfel.

finsternifs.

Diese Erblindung scheint auf neuroparalytischer

Blulüberfüllung der Netzhaut zu b e r u h e n ; selten findet B e s s e r u n g statt. Centrale Fehler. E m p f i n d u n g s a b n a h m e d e r Netzhaut — a n a e s t h e -

*Fehier.e

sia r e t i n a e ,

amaurosis — aus c e n t r a l e n Ursachen bedingt

oft V e r e n g e r u n g des Gesichtsfeldes mit gleichzeitiger A b nahme

der centralen

Kurzsichtigkeit. —

Sehschärfe.

Es

entsteht

Hirngeschwülste f ü h r e n

nervöse

öfters

halb-

s e i t i g e B e s c h r ä n k u n g des Sehens — hemiopia — und Ungleichmäfsigkeit

des excentrischen Sehens herbei.

fehlt die r e c h t e

oder

beiden A u g e n ; auf

dem

seltener

rechten Auge

linken A u g e .

Häufig

die linke Hälfte des Sehfeldes dagegen

fehlt

u n d zugleich

auf

die r e c h t e Hälfte die

linke auf dem

E s entspricht dieses Vorkommen vollständig

der A n a t o m i e ,

welche die obige Construction des R i c h -

tungsehens

voraussetzt,

wonach

aus d e r linken Netzhauthälfte des

die

der linken Hälfte des linken A u g e s auf seite z u s a m m e n k o m m e n , Hälfte

des A u g e s

auf

und die

Sehnervenfasern

r e c h t e n Auges und

aus

der r e c h t e n H i r n -

die F a s e r n aus der rechten

linke

Hirnseite

treten.

Dafs

Hemiopie und L ä h m u n g der beiden äufseren Netzhauthälften äufserst selten vorkommt, w ü r d e gleichfalls hiermit ü b e r e i n stimmen, indem bei ihrem Hirnseite kreuzen

die

Bündel

L a u f e zur

der

beiden

und also g e r a d e z u

entgegengesetzten

äufseren Hälften

sich

an dem Kreuzpunkte die g e -

meinschaftliche L ä h m u n g s u r s a c h e einwirken mUfste.

Gemischte Fehler.

Gemischte Fehler. B l e i b l i n d h e i t — amaurosis saturnina —. d e r w ä r t s so offenbaret sich vergiftung gewöhnlich nämlich

in

unrichtiger,

dation,

Pupillenstarre,

Wie an-

auch an dem Auge die Blei-

zunächst in oder

Muskelerscheinungen,

aufgehobener

unvollkommener

Accommo-

Fixation,

zeit-

37

Pathologie des Sehens.

weisem Schielen, Lidkrampf oder Lidlähmung. Den Fehlern der optischen Kraft proportional ist das Sehen undeutlich; in seltenen Fällen verdunkelt sich das Sehfeld vollkommen, diese Verdunkelung findet alsdann gewöhnlich

in Anfällen

statt, welche Stunden bis Monate lang andauernd und von Bleikolik und Bleikopfschmerz begleitet zu sein p f l e g e n . — Leichenuntersuchungen Hirnes —

nachgewiesen.

Die Behandlung

säure-Limonade saure

haben beträchtliche Blutleere Vorhersage

der Bleivergiftung

oder

Bittererde,

Die

ist

ungünstig.

durch

Schwefel-

durch kohlensaure, oder schwefel-

sowie

durch

schwefelsaures

sucht unlösliche Bleiverbindungen zu genommene Bleipräparat innerhalb haltes

erzeugen,

des

Natron um

thierischen

das

Haus-

unwirksam zu machen, dieselbe hat also die

deutung einer Vorbauungskur. dagegen

des

Be-

Die Methode von P a r k e s

will durch Darreichung

von Jodkalium eine lös-

liche Jodbleijodkalium-Verbindung bilden , in welcher das Blei durch die Nieren ausgeschieden wird. Alkaloiderblindung, wie

oder — Gesichtsschwäche —

Atropin-, Chinin-, Nicotinamaurose

u. s. w.

scheint

zum Theil aus beträchtlicher Blutanhäufung des Gehirnes, zum Theil aus Lähmung der optischen Kraft hervorzugehen. Die Blutanhäufung in dem Hirne macht sich hierbei namentlich

durch

Täuschungen

kenntlich in

des

Gesichts-

und

zahlreichem Gestaltensehen und

Gehörsinnes dem

Hören

eines anhaltenden hellen Klingens; bei Ubermäfsiger Chininwirkung kommt zugleich öfters Prickeln in den Händen vor. —

In den

wenigen

Blutentleerung

bisher beobachteten Fällen hat sich

durch Blutegel an Schläfe und Zitzenfort-

satz vortheilhaft bewährt : wenn innerhalb w e n i g e r Tage nach der ersten Blutentleerung: Besserung eingetreten so kann

die Vorhersage

ist,

ziemlich günstig gestellt werden

und die Blutentleerung würde zu wiederholen sein.

Angapfel.

38

Unerklärte Fehler.

Es giebt viele Unterbrechungen des Gesichtskreises, deren anatomische Begründung nicht

nachgewiesen

ist;

einige der hierher gehörigen Formen scheinen aus anatomischen Netzhautveränderungen durch Ermüdung hervorzugehen, wie z. B. die plötzliche Verdunkelung des Gesichtsfeldes bei angestrengtem Sehen.

Solche Unterbrechungen

gehen öfters völlig zurück, indefs nach langem Bestände bleiben sie gewöhnlich unverändert. In dem Sehen f a l s c h e r F a r b e n — chromatopseadopsia — erscheinen auf dem Sehfelde Farben,

welche

nicht auf Sehgegenstände zu beziehen sind, dieselben bedecken den ganzen Sehraum, oder unterbrechen denselben. Dieser Fehler ist vorübergehend, oder bleibend und kann verschiedenen Ursachen zugeschrieben werden : derselbe könnte beruhen auf

einer Zerlegung

des Sonneslichtes

durch Schleimtropfen an der Hornhaut, wodurch, wie durch ein Glasprisma, Regenbogenfarben entstehen, oder diese Sehstörung kann in Schwingungsfehlern der Netzhaut begründet sein,

oder sie erscheint als Urtheilsfehler des

Centralorganes. Daltonismus,

nach dem Optiker D a l t o n

benannt,

dessen Auge nur gelb und blau empfunden haben soll, würde darin bestehen y dafs nur einzelne Farben gesehen werden. Das U n v e r m ö g e n

der Farbenunterscheidung —

achromatopsia — soll zugleich meist mit

Unterbrechung

des Gesichtsfeldes verbunden sein und sowohl selbstständig und angeboren, als auch bei Trübungen der brechenden Augenmittel und bei Netzhautlähmung vorkommen.

Anatomie und Physiologie der Bewegung.

39

Bewegung des Augapfels. Augenmuskeln. Der Augapfel wird von seinen Muskeln in der Augenhöhle

nach allen Richtungen gedreht; Störungen dieser

Bewegung werden hiernach hervorgehen aus Fehlern in dem Muskelbaue, in den Muskelnerven und in dem Räume, worin die Bewegung ausgeführt werden soll. — Aufserdem giebt es fehlerhafte Stellungen

der S e h a x e n ,

welche aus

Sehstörungen, ins Besondere aus Trübungen der Hornhaut und aus Netzhautfehlern allmälig sich herausbilden.

Das

Schielen aus Sympathie entspringt in entfernten Gebieten. Sechs Muskeln, nämlich vier gerade und zwei schief laufende, bewegen

den Augapfel.

Der

untere

schiefe

Muskel entspringt an der Leiste des Nasenfortsatzes vom Oberkiefer, geht unter dem unteren geraden Muskel, alsdann zwischen dem Augapfel und dem geraden

äufseren

Muskel her und heftet sich an die h i n t e r e ä u f s e r e Seite des Augapfels zwischen dem geraden geraden oberen Muskel.

äufseren und dem

Die übrigen fünf Augenmuskeln

entspringen alle an dem gemeinschaftlichen Bande, welches angeheftet ist an der Rinne zwischen den hinteren Rändern der oberen Wurzeln der kleinen Keilbeinflügel und sich durch das Sehloch in die Augenhöhle erstreckt.

Der obere

schiefe Muskel verfolgt von hier aus den inneren oberen Augenhöhlenwinkel bis zur Rolle, hier verwandelt er sich in eine Sehne, welche durch die Rolle tritt und jetzt unter einem spitzen Winkel mit schiefer Richtung nach

rück-

wärts und aufsen zu dem Augapfel läuft und an der h i n t e r e n o b e r e n Seite des Augapfels sich befestiget, bedeckt von dem oberen geraden Augenmuskel.

Die vier geraden

Muskeln bestehen aus dem oberen, unteren, äufseren und

Augapfel.

40

inneren geraden Augenmuskel,

sie gehen gerade nach

vorwärts und befestigen sich am vorderen Umfange der harten Augenhaut. Wirkung*kreise und ta^'dei' Augen-

Die Schnelligkeit der Augenmuskelbewegung ist e>ge° ° e © ringer ( V o l k m a n n ) als die anderer Muskeln. — Die .

muskeln. Muskeln des Menschenauges rollen den Augapfel um einen festen Drehpunkt, welcher 5,6'" hinter der Hornhaut liegt, wo die Sehaxe und die Qiteraxe des Augapfels sich schneiden : Der gerade obere und der gerade untere Muskel dreht den Augapfel um seine Queraxe, der gerade innere und der gerade äufsere Muskel drehen denselben um seine senkrechte Axe.

Jeder gerade Augenmuskel rollt nach

seiner Seite hin den Augapfel, je zwei benachbarte gerade Augenmuskeln rollen denselben nach der mittleren Gegend zwischen sich.

Beide s c h i e f e Muskeln rollen den Apfel

um dessen schiefe A x e n ,

so dafs der untere schiefe um

eine von oben und innen nach unten und aufsen gehende Diagoaale und der obere schiefe um die entgegengesetzte rollt : Die Wirkung

des oberen

schiefen Augenmuskels

stellt die Pupille nach aufsen und unten, der untere schiefe stellt dieselbe nach aufsen und oben; die vereinte Wirkung beider

schiefen Muskeln

kann

Stellung der Pupille gerade durchmesser

hiernach

beitragen

zur

nach aufsen in dem Quer-

des Augapfels. — Die

normale

Richtung

des Augapfels ist von der gesetzmäfsigen Zusammen- und Gegenwirkung seiner Muskeln abhängig. Die Nothwendigkeit für übereinstimmende Bewegung der Augen liegt in der Netzhaut; die Möglichkeit, dieser Nothwendigkeit zu sprechen, kann in der Anordnung

ent-

der Nerven für die

Augenmuskeln gesucht werden. Diese Muskeln sind quergestreift,

sie erhalten ihre

Nerven von dem 3., 4. und dem 6. Hirnnervenpaare. Das 3. Paar — n, oculomotorius — liefert die stärksten Augen-

Pathologie der Bewegung.

muskelnerven,

dasselbe entspringt zu

41 beiden Seiten

der

grofsen Hirnschenkel nahe der substantia perforata postica, und tritt durch die fiss. orb. sup. zu dem g e r a d e n oberen, dem g e r a d e n u n t e r e n , dem geraden inneren und unteren Augenmuskel.

dem schiefen

Nach V o l k m a n n erhalten sämmt-

liche Augenmuskeln Zweige von

dem 3. Nervenpaare. —

Das 4. Paar — n. trochlearis — entspringt an der vorderen Hirnklappe, schlägt sich um die grofsen Hirnschenkel, g e langt durch die fiss. orb. sup. in die A u g e n h ö h l e ,

kreuzt

sich mit dem Sehnerven und tritt zu dem oberen schiefen Augenmuskel.

Das 6. Paar — n. abducens — entspringt

zur Seite der Brücke und tritt durch die fiss. orb. sup. zu dem äufseren geraden Augenmuskel. Pathologie der Bewegung des Augapfels.

In dem

Normalzustande

schneiden

Schielen.

sich

die

beiden schielen.

Augenaxen in dem zu betrachtenden Gegenstande in einem Winkel, welcher um so stumpfer ist, j e näher der Gegenstand liegt;

dieser Winkel wird spitz, w e n n der Gegen-

stand entfernter r ü c k t ; die Stellung der beiden Augenaxen nähert sich dem Parallelismus oder wird

parallel in senk-

rechter Richtung zu den Augenpolen , wenn der Blick in das Unendliche fällt : Beim Schielen weichen die

Augen-

achsen von dieser normalen Stellung ab, so dafs die Sehaxe eines Auges .an dem

zu

vorbeischiefst.

diese Abweichung darin , dafs

Es beruht

betrachtenden

Gegenstande

beim Fixiren ein Auge sich nicht einstellt, oder dafs beide Augen sich nicht in der nothwendigen

Uebereinstimmung

richten, mag es sein, dafs beide Augen, oder stets dasselbe Auge, oder bald das eine, bald das andere Auge fehlerhaft gestellt wird. — Zu deutlichem E i n f a c h s e h e n mit zwei Augen ist

die normale

übereinstimmende

Stellung

ihrer

Sehaxen nothwendig, nur so entsteht auf gleichen Stellen beider Netzhäute

das zum

Einklänge

nothwendige

Bild,

42

Augapfel.

man nennt solche Netzhautstellen identisch oder congruent. Beim Schielen fallen die Bilder auf ungleichnamige Netzhautstellen in beiden Augen und beide Augen Bilder von verschiedenem Standpunkte. steht Doppeltsehen.

erhalten

Hierdurch

ent-

Die Bildlage in dem schielenden Auge

ist entfernter von dem optischen Mittelpunkte der Netzhaut, als in dem normal gestellten Auge, sie fällt also in Theile, welche normal weniger scharf empfinden. undeutlicher

gesehen,

Das Bild wird

deshalb wird dasselbe von

dem

Kranken allmälig vernachlässiget und der Wahrnehmung entzogen, wodurch dasselbe als Doppelbild

verschwindet;

es wird indefs durch Hinlenkung der Aufmerksamkeit so lange wieder erscheinen , bis die Netzhaut durch Gewebeveränderung unfähig geworden ist, dasselbe zu empfinden. Beim S c h i e l e n

beider

Augen

nach innen

ent-

steht Kurzsichtigkeit, bei gemeinschaftlichem Schielen nach aufsen Fernsichtigkeit, offenbar in Folge eines Zusammenhanges dieser Stellungen mit der Accommodation, indem bei anhaltender Neigung beider Sehaxen nach innen stets für die Nähe accommodirt wird, und beim Schielen nach aufsen das Auge beständig für die Ferne sich einrichtet.

Es e r -

folgt dies in Uebereinstimmung mit den Hergängen beim normalen Sehen in verschiedene Entfernung. — Das Schielauge wird nach einiger Zeit des Bestandes dieser fehler in Ruhe gesetzt, wodurch seine Sehkraft mehr abnimmt und die Sehstörungen

Sehimmer

des Einäugigen ein-

treten, welcher nach den Gesetzen des Einfachsehens mit zwei Augen die Ansichten verschiedener Standpunkte und die sichere Beurtheilung der Raumverhältnisse nur dann erhält, wenn er sich fortbewegt, dagegen in der Ruhe dieselben nur wie in künstlicher Perspective sieht. Es verhält sich dies ganz ähnlich wie bei der Beurtheilung z. B. einer Kugel durch gleichzeitiges Auflegen

43

Pathologie der Bewegung.

beider Hände auf beide Seiten derselben, gegenüber der Beurtheilung desselben Gegenstandes beim Auflegen e i n e r Hand. Besteht bei fehlerhafter Stellung der Augenaxen Möglichkeit

einer

willkührlichen

Bewegung

so nennt man die Form das b e w e g l i c h e

der

die

Augen,

Schielen

— Strabismus — ; ist dagegen diese Möglichkeit nicht vorhanden, so heifst die Form u n v e r ä n d e r l i c h e s Schielen, S c h i e f s t e h e n — luscitas —. Fallen die Verhältnisse der Form mit denen ihrer Bedingung unmittelbar zusammen, liegt die Schielform unmittelbar in dem Muskelbaue, so wird dieselbe gleichsam als Schatten

ihrer Ursache

und Strabismus concomitans genannt.

betrachtet

Wenn Nervenkrank-

heiten das Gleichgewicht der Bewegung s t ö r e n ,

so

wird

dasselbe als Lähmung — paralysis, paresis — , oder als Krampf — spasmus — des kranken Nervenkrankheiten

können

ihrerseits

Muskels

bezeichnet.

Bauveränderungen,

Verkürzung der Muskeln e r z e u g e n , somit kann z. B. aus geheilten Paralysen Strabismus concomitans hervorgehen. — Je nach der Richtung der abweichenden Augenaxe unterscheidet man das Schielen nach oben, unten u. s. w., meist bezeichnet man deren Stand nach innen als Strabismus convergens, nach aufsen als Strabismus divergens; zuweilen sind indefs einzelne ßichtungsabweichungen

gepaart,

z. B. die wagerechte mit der schiefen durch Betheiligung des m. rectus super., oder des rect. inf. an der krankhaften Wirkung des m. internus oder des m. externus, — seltener

durch Betheiligung der schiefen Augenmuskeln.

Zur Diagnose benutzt man die Lage des Doppelbildes und den Unterschied in der Höhe beider Hornhäute. Zur umfassenden Erkennlnifs der Einzelform und des

u ter ° Buchung

Schielgrades ist die genaueste Messung des Abweichungs- scueien«. Winkels und die Feststellung der Lage des Doppelbildes,

44

Augapfel.

welche hieraus hervorgeht, unbedingt nothwendig.

Hierauf

stützt sich die Möglichkeit und die Art der Abhülfe des Schielens als Krankheit der Augenmuskeln und ihrer Nerven. Wird das g e s u n d e Auge bedeckt, so richtet sich die Sehaxe des Schielauges auf den Gesichtsgegenstand,

sein

Bewegungsgebiet ist hierbei verändertauf Seitendes kranken Muskels : beruht nämlich Muskelbaue

oder in

das

Schielen

in

verkürztem

fehlerhaft vorspringendem

seiner Sehne, so ist das Bewegungsgebiet

Ansätze

nach

Seiten

dieses Muskels hin etwas e n g e r ; bei Schielen aus behinderter Innervation ist die Bahn auf Seiten

des

gelähmten

Muskels länger als normal, in beiden Fällen behält

die

Summe der Bahnstrecken für die zwei Antagonisten ihren Normalwerlh. — Hierbei wird das Schielauge in dem c o n comittirenden,

oder Muskelschielen

den Bewegungen

des

Fixirpunktes folgen, in Uebereinstimmung mit den assoeiirten Bewegungen des gesunden A u g e s ;

in der Parese dagegen

begleitet das kranke Auge höchst unvollständig die Associationsbewegung des gesunden. — Die Wirkung assoeiirten Bewegung des gesunden Auges ist die

dieser „secun-

däre Ablenkung" (v. G r a e f e ) ; die Gröfse der secundären Ablenkung ist im Allgemeinen fast gleich dem

ursprüng-

lichen Schielwinkel des m u s k e 1 kranken A u g e s ; viel beträchtlicher als der Schielwinkel in dem kranken , gelähmten Auge.

dagegen

nerven-

Es erklären sich diese Unter-

schiede aus der beziehungsweise geringeren Wirkung eines Nervenantriebes auf das gelähmte B e w e g u n g s o r g a n ; — umg e k e h r t treten bei k r a m p f h a f t e m Schielen g r ö f s e r e Ablenkungen des g e s u n d e n

Auges e i n ,

indem bei dem

eingeleiteten Fixirversuche der krankhafte Nervenreiz v e r mehrt wird. Die Abweichungsgröfse der Sehaxen wird untersucht und bestimmt durch Messung der Schielwinkel oder

mit-

Pathologie der Bewegung. telst eines

45

einfachen V e r f a h r e n s nach v. G r a e f e

durch

lineare Bestimmungen : Man bringt die Augen des Kranken in

die „mittlere

fixiren

Stellung", indem man einen

läfst, welcher

auf einem

Gegenstand

A b s t ä n d e von 6 ' — 8 ' in

der Mittellinie und in der w a g e r e c h t e n Visirebene sich b e findet,

jetzt wird an dem u n t e r e n Lidrande

des

gesunden

A u g e s ein Punkt in g e r a d e r Richtung von dem H o r n h a u t centrum bezeichnet, die symmetrische Punktstelle an

dem

u n t e r e n L i d r a n d e des Schielauges durch Messung bestimmt und sodann die P u n k t l a g e u n t e r dem Centrum d e r schielenden Hornhaut bemerkt.

D e r Abstand z w i s c h e n diesen beiden

l e t z t e r e n Punkten ist die lineare Gröfse der Ablenkung in d e r mitlleren Stellung. — R u e t e benutzt zur Messung des Schielwinkels ein Brett von

4' Länge

und 5 " Breite;

dem einen E n d e befindet sich ein A u s s c h n i t t ,

aus

an

dessen

Mitte durch die L ä n g e des Brettes eine Linie läuft, welche in Zolle und halbe Zolle getheilt ist. wird

dieses Brett w a g e r e c h t

Zolle getheilte Oberfläche in teren Lidrändern

Bei d e r A n w e n d u n g

gehalten , so dafs s e i n e

in

g l e i c h e r Höhe mit d e n u n -

des K r a n k e n liegt

die Nase des Kranken umschliefst.

und

sein

Ausschnitt

In die getheilte C e n -

trallinie wird eine Nadel in dem N a h e p u n k t e des deutlichen S e h e n s und eine zweite Nadel einige Fufs w e i t e r aufgestellt.

Der K r a n k e betrachtet

entfernt

beide Nadeln a b w e c h -

selnd, w ä h r e n d der B e o b a c h t e r an dem

entgegengesetzten

E n d e d e s Brettes nach der Mitte d e r b e i d e n Pupillen visirt. Die beiden Sehaxen g e s u n d e r A u g e n w ü r d e n sich in einem P u n k t e d e r fixirten Nadel s c h n e i d e n ; — beim Schielen als Krankheit d e r Augenmuskeln o d e r d e r

Augenmuskelnerven

schiefst die Axe des Schielauges an d e r Nadel v o r b e i , so dafs sich stande

beide A u g e n a x e n v o r oder hinter dem

schneiden,

Beim Schielen

o d e r p a r a l l e l , selbst divergent

aus S e h s t ö r u n g e n

wird

nur

Gegenstehen.

das s t ä r k e r e

46

Augapfel.

Auge die Nadel fixiren, die Sehaxe des schwächeren schiefst hinter

der Nadel vorbei.

Der Winkel, unter welchem

die verlängerten Augenaxen sich schneiden, sowie in anderen Fällen der Grad, in welchem dieselben auseinander weichen, kann nun durch einen Transporteur

gemessen

werden. Behandlung durch

Die Behandlung des Schielens zerfällt in die Behand-

Prismen. i u n g d e r Sehstörungen, welche daraus hervorgehen, und in die Behandlung der Bewegungsstörung, Schielen zu Grunde liegt.

welche dem

Die Kurzsichligkeit sucht man

durch Concav-, die Fernsichtigkeit durch Convexgläser auszugleichen.

Die Doppelbilder sucht man durch Anwendung

p r i s m a t i s c h e r Brillengläser zum Einfachsehen zu verschmelzen.

Man wählt hierzu Prismen, deren Ableitungs-

winkel in geeignetem Verhältnisse zu

den Graden

des

Abweichungswinkels der Sehaxe steht. Das Prisma bewirkt für das Auge eine

scheinbare

Verschiebung der Gegenstände in der Richtung nach der brechenden Kante des Prismas hin.

In diesem Sinne wird

die Bildlage verändert, so dafs dieselbe in der Richtung nach der Grundfläche des Prismas gerückt wird. In der Behandlung des Schielens als Bewegungsstörung bedient man sich des Prismas als eines orthopädischen Mittels. Um die Zusammenziehung in dem Antagonisten des Schielmuskels zu verstärken, benutzt man Prismen, deren Brechkraft nicht ausreicht zur Verschmelzung der Bilder, sondern nur eben genügt, eine starke Annäherung derselben bewirken.

Diefs Verhältnifs stört nun das Sehen

zu weit

mehr, als eine mehr excentrische Lage der Doppelbilder. Der Kranke sucht also diese Lage wieder dahin zu bringen, wo dieselbe vorher sich befand.

Diefs ist aber jetzt nach

Zwischenkunft der prismatischen Ablenkung nur möglich durch willkUhrliche Vermehrung der Conlraction

des be-

Pathologie der Bewegung.

47

treffenden Antagonisten, wodurch zugleich die Kraftwirkung des Schielmuskels verringert wird.

Der brechende Winkel

des Prismas wird genau nach dem Schielwinkel gewählt und zuvor die Grade der nothwendigen prismatischen Ablenkung aus dem Schielwinkel berechnet. liche Stärke solcher Prismen beträgt


45° auf

dem Türkensattel sich schneiden w ü r d e n ; ihre Tiefe trägt 1" bis 2".

In dieser Höhle liegt

be-

der Augapfel mit

seinen sechs Muskeln und ist in seinem g r ö f s e r e n hinteren Abschnitte

von

einem

Man unterscheidet oberen,

an

starken der

Fettpolster

knöchernen

umschlossen.

Augenhöhle

den

u n t e r e n , äufseren und inneren Rand, welche die

OeiFnung — Basis — d e r Pyramide einschliefsen. OefTnung ist nicht völlig k r e i s r u n d ,

Diese

ihr Querdurchmesser

beträgt 16'", ihr Höhendurchmesser 1 5 ' " : Der untere Rand wird durch Jochbein und Oberkiefer g e b i l d e t ,

der o b e r e

durch Stirnbein; an demselben befindet sich das Stirnloch für den Stirnnerven

und die Rollgrube

f ü r die Rolle des

oberen schiefen Augenmuskels. Der äufsere Rand wird durch Stirn- und Jochbein

g e b i l d e t , der innere durch

Stirnbein

und Oberkiefer, an dem inneren Rand findet sich ein Theil der T h r ä n e n g r u b e f ü r den T h r ä n e n s a c k , welche in den Thränenausgang

führt.



Die

untere

Seitenwand

der Höhle wird durch Oberkiefer-, J o c h - und Gaumenbein zusammengesetzt : In dem Oberkiefertheile ist die Mündung

Augapfel.

56

des unteren Augenhöhlenkanales, durch welchen der u n t e r e Augenhöhlennerv vom zweiten Aste des Trigeminus tritt, ohne sich an die Augentheile zu verzweigen. Die ä u f s e r e W a n d wird aus den grofsen Keilbeinflügeln und aus dem Stirnund Jochbein zygom.,

aufgebaut : in derselben

ist das for. orb.

welches aus der Augenhöhle

in die J o c h g r u b e

führt und

den Hautzweig vom zweiten Aste der

durchläfst.

trigem.

Die o b e r e W a n d besteht aus dem Stirnbeine

und den kleinen

Keilbeinflügeln : in

dem

Keilbeintheile

ist das for. optic., welches in die Spitze der

Pyramide

fällt und den Sehnerven mit seiner Scheide und der A u g e n arterie nebst einigen Fäden des sympathischen N e r v e n e i n läfst.

Die

innere

Wand

wird

von dem

Thränenbeine

und der Papierplatte des Siebbeines zusammengesetzt : in derselben ist das v o r d e r e und hintere Siebbeinloch,

zum

Durchtritte von nervus und arteria nasoorbitalis. — Zwischen der u n t e r e n und äufseren W a n d ist der u n t e r e Augenhöhlenspalt zur Verbindung mit der Keilbeingaumengrube; durch diesen Spalt tritt der untere Augenhöhlennerv, der Hautast vom zweiten Aste des trigeminus und die vena ophthalmico - facialis.

An

dem

Zusammenstofse

der

äufseren

und oberen W a n d ist die V e r t i e f u n g für die Thränendrüse und weiter rückwärts der o b e r e Augenhöhlenspalt, durch welche das 3 . ,

4 . , 6. Hirnnervenpaar herein, der Augen-

höhlenast des trigeminus, die vordere Hirnhautarterie

und

der sinus ophthalmicus heraustreten. Untersuchung der Augenhöhle,

unterbuchung.

Aus der Stellung gucjil m a n

jen

und Beweglichkeit Betastung

des

die

Augapfels

Beschaffenheit

von Krankheiten der Augenhöhle zu e r k e n n e n ; zum T o u chiren hinter

dem Augapfel führt man

schen Augapfel und Augenlid. engt durch

Knochenauswüchse

den Finger

zwi-

Der Höhlenraum wird v e r ihrer W a n d u n g e n ,

durch

57

Pathologie der Augenhöhle.

Geschwülste des einfachen Bindegewebes und des F e t t g e webes

der Höhle, oder durch Geschwülste

barhöhlen, ins Besondere

der

in den Nach-

Hyghmorshöhle,

Schädel-

oder Stirnhöhle. Entzündung der Augenhöhle — orbititis, Phlegmone orbitae —.

Diese Bezeichnung umfafst einen acut-pathologischen E r n ä h r u n g s h e r g a n g — E n t z ü n d u n g — verschiedener bilde in der A u g e n h ö h l e ,

Ge-

namentlich der Beinhaut —

periorbititis — , der Venen — ophthalmophlebitis — , des Bindegewebes — orbititis

telae

cellulosae —

und

der

Augenmuskeln — ophthalmomyitis —. Im

Allgemeinen lassen folgende Erscheinungen

Entzündung

von Gebilden

Schmerz

der Höhle

in

der

Augenhöhle

mit Röthung

schliefscn :

der Augapfelbinde-

h a u t , Empfindlichkeit und Schwerbeweglichkeit apfels mit V o r d r ä n g e n

auf

des A u g -

desselben — exophthalmos — . In

Folge dieses Verschiebens entstehen Z e r r u n g e n , Druck des Augapfels und dadurch zugleich E r n ä h r u n g s - und Functionsstörungen seiner einzelnen Gebilde.

Es entsteht

Funken-

sehen, Beeinträchtigung bis zum völligen Verluste der S e h kraft, Trübung

der L i n s e ; häufig bildet sich Entzündung

des Gesammtaugapfels, der H i r n h ä u t e ,

derThränendrüse

heraus. Entwickelt sich Eiter in der Tiefe der Augenhöhle, so tritt der Augapfel stark v o r , es entstehen

Frostanfälle

und Irresein, welche auf Eitervergiftung schliefsen lassen. Am äufseren Umfange des Augapfels bildet sich eine blaurothe schwappende Geschwulst, welche dann seitlich v e r schiebt und an der Bindehaut oder nach Durchbohrung des Lides aufbricht.

Ist zugleich caries oder necrose vorhan-

d e n , so fühlt man

den

entblöfsten

Knochen,

Knocheneiter a u s , die Fistelöffnung wird schwammig.

es fliefst

schwielig

oder

Augapfel.

58

Diese Formen entstehen

nach Quetschungen, Schnitt-

w u n d e n , durch fremde Körper, Erkältung und in Puerperalfiebern. Die Aussicht auf Wiederherstellung

hängt

Entstehungsweise und dem Grade der Krankheit Allgemeinen

werden

längere

Dauer

und

von

der

ab.

Im

höhere

Grade

Sehstörungen h e r b e i f ü h r e n . — Ophthalmophlebitis oder E i t e r s e n k u n g oder Eiterbildung in dem Hirn lassen tödtlichen Ausgang befürchten.

Sie w e r d e n angedeutet durch Ohn-

machtanfälle beim A u f r e c h t s i t z e n , E r b r e c h e n ,

Verlangsa-

mung der Pulsschläge, Krampf- oder Lähmungszufälle mit Bewufsllosigkeit. In dem Beginne des (Jebels sind hohe Kopflage, kalte Aufschläge, Beschattung des Zimmers, Calomel und Einwirkung von Quecksilbersalbe zu empfehlen.

Der Abscefs ist

frühzeitig zu eröffnen, das Geschwür einfach zu verbinden und bei f o r t d a u e r n d e r Neigung mit lauen Aufschlägen, spec. emoll., bei Schlaffheit mit spec. arom. zu belegen.

Bei

gleichzeitiger caries oder n e c r o s e erweitert man die Oeffnung, führt einige Charpiefäden zur kranken Knochenstelle; lose Iinochenstückchen w e r d e n ausgezogen und d e r allgemeine Kraftzustand durch Nahrung, Eisen, Chinin gestärkt. Der Verband

wird täglich 2 — 3 Mal erneuert.

Zurück-

bleibende Verhärtung des Bindegewebes und der Beinhaut der Augenhöhle werden sehr zweckmäfsig durch sanften, methodischen, verstärkten Druck mittelst Coinpressen Binden behandelt. — Fremde K ö r p e r w e i d e n

und

ausgezogen,

die Verletzung mit kalten Aufschlägen, Blutegeln und leichtem Compressivverbande behandelt. Geschwülste.

Am häufigsten kommen

in der Augenhöhle

Balgge-

schwülste und Wasserblasen vor, nächst diesen Fett- u n d K n o c h e n g e w ü l s t e , seltener

der Krebs und

die Melanose.

59

Pathologie der Augenhöhle.

— Alle Geschwulstformen in der Augenhöhle drängen den Augapfel vor

— Exophthalmos — in

der von dem

Sitze

derselben ausgehenden Richtung und veranlassen hierdurch zugleich Doppeltsehen.

Diese Ortsveränderung

des Aug-

apfels kann mit oder ohne gleichzeitige Entzündung

des-

selben g e s c h e h e n ,

ent-

durch

zunehmendes Vordrängen

stehen jedenfalls Gewebeentartungen am frühesten

der Augapfelgebilde,

der Netzhaut mit Amaurose

unter Bildung von grauem Slaare.

und der Linse,

Uebrigens sind Fälle von

Vordrängen bis zu 1 " — 1 b e o b a c h t e t , worin das Auge nur hyperpresbyopisch geworden w a r , änderung

in Folge der Formver-

durch Abplattung von hinten nach

Sehschärfe dagegen erhalten war. als solche auszurotten,

vorne,

die

Man sucht die Geschwulst

führt alsdann einige

Charpiefäden

ein und legt einen leichten Compressivverband an.

Zurück-

bleibende Geschwulsttheile

Störung

werden geätzt.

der Beweglichkeit bleibt meist in Folge von Veränderung des Muskelbaues zurück.

Eine

entzündlicher

Die gänzliche Aus-

rottung des Augapfels ist angezeigt bei allen Entartungen desselben fährlich

oder der Augenhöhle, welche dem Leben

ge-

sind, oder durch Rückwirkung auf das Hirn g e -

fährlich zu werden d r o h e n , oder sympathische Erblindung des anderen Auges befürchten lassen, nicht in anderer Weise zu beseitigen sind und durch deren vollkommene Entfernung die Lebensgefahr verschwindet : ins Besondere bei Muskelzerreifsung mit

unvermeidlichem Zutritte von Brand,

bei

Krebs, Balg- und Fettgeschwülsten, welche tief in der Augenhöhle sitzen; bei Bindehautkrebs, welcher in die Augenhöhle vorschreitet,

bei

hochgradigem hydrophlhahnos

posterior,

Blutgefäfsgeschwulst — cirsophthalmos — chronische iridochoroi'dilis, glaucoma u. s. w. Man kann die Ausrottungsweise des Augapfels in das ältere und in das neuere Operationsverfahren unterscheiden.

Aus

™J tail ß

Au6aptels-

Augapfel.

60

Das ältere Verfahren entfernt den Augapfel sammt Muskeln und Polster; das neuere dagegen e n t k a p s e l t

den-

selben aus der T e n o n ' s c h e n Hülle. — Beide Operationen geschehen mit Hülfe der Chloroformnarcose.

Zu beiden

bedürfen wir Lidhalter, einen spitzen Haken,

Cooper's

Scheere und vier Gehülfen; hierzu kommt für das Verfahren ein s p i t z e s S k a l p e l l , Pincette. ser ,

ältere

für das neuere eine

Aufserdem ist vorrälhig zu halten : kaltes Was-

eine Wundspritze,

Charpiepfröpfe.

blutstillende

Das ä l t e r e

Arzneimittel

und

Verfahren zur Ausrottung

des Augapfels wird in drei Zeiten ausgeführt. I.

E n t b l ö f s u n g , Anhaken des Augapfels und Tren-

nung von dem unteren Lide und von den Gebilden am unteren Augenhöhlenrande.

Die Entblöfsung geschieht mit

den Lidhaltern, und wenn diese nicht ausreicht, zugleich durch Spaltung der äufseren Lid-Commissur mit dem Skalpelle.

Der Augapfel wird mittelst des Hakens, welchen die

linke Hand hält, festgehakt; darauf erfafst die rechte Hand das Skalpell, stöfst dasselbe Va" tief in die Augenhöhle zwischen dem Augapfel und dem unteren Lide an dem inneren Augenwinkel, so dafs die Schneide gegen

die

Schläfengegend gerichtet ist und führt den Schnitt längs des unteren Augenhöhlenrandes. — Die Blutung wird durch Einspritzen von kaltem Wasser gestillt oder gemäfsiget. II.

Trennung des Augapfels aus seinen übrigen Ver-

bindungen.

Man vertauscht das Skalpell gegen die C o o -

p e r 'sehe Scheere, zieht, den Augapfel in die Höhe, dringt mit der geöffneten Scheere unter dem Apfel in die Augenhöhle und

trennt

Scheerenblätter

mit

einem

den Sehnerv.

kräftigen

Zuschlage

der

Hierauf werden mit der

Scheere in ähnlicher Weise die Verbindungen des Augapfels an der äufseren, alsdann die an der oberen und zuletzt die an der inneren Wand getrennt, der Augapfel

61

Entwickelang.

herausgehoben und die Blutung gestillt. — Bei bedeutender Vergrößerung der Augapfelgeschwulst benutzt man anstatt der Scheere das spitze Skalpell, oder das auf die Fläche gebogene L e b e r ' s c h e Messer und verrichtet die Ausrottung mittelst zweier Bogenschnitte, oder einem Kreischnitte, welchen man in der Richtung und Form der Augenhöhle führt. III.

Untersuchung der Augenhöhle und nachträgliche

Ausrottung zurückgebliebener Geschwulsttheile an der Thränendrüse, an dem Sehnerven, an den übrigen Weichtheilen und an den Knochen der Augenhöhle. Das n e u e r e Verfahren,

die E n t k a p s e l u n g

des ^"'„g*^8,®"

Augapfels aus der T e n o n ' s c h e n Membran, ist von O ' F e r - A u e a p f e l s r a l 1841, von B o n n e t

1842 vorgeschlagen und ausge-

führt und seitdem gewöhnlich beschrieben.

als Methode von

Bonnet

Dieselbe wird in zweifacher Weise geübt.

Das eine dieser Verfahren wird in drei Zeiten ausgeführt : I.

Trennung

der

Bindehaut

: Nach Eröffnung

der Augenlider durch Lidhalter trennt

man die Bindehaut

nahe an der Hornhaut ringsum mittelst einer gekrümmten Scheere. II.

Trennung der Sehnenansätze der geraden

Augen muskeln. III. rigen

T r e n n u n g des A u g a p f e l s von s e i n e n übVerbindungen

: Ein spitzer Haken wird

in

Hornhaut und Sclera gesetzt, hierdurch der Augapfel nach aufsen gezogen (luxirt), sodann führt man die gekrümmte Scheere, deren Hohlseite nach dem Augapfel gerichtet, an der Innenseite desselben e i n , durchschneidet den Sehnerven und trennt die Sehnenansätzeder beiden schiefen Augenmuskeln nebst den noch übrigen Nerven- und Gefäfsverbindungen des Augapfels. Die zweite Verfahrungsweise der Entkapselung verschmilzt das erste und zweite Moment der ersteren und

62

Augapfel.

durchschneidet die Sehnenansätze der geraden Augenmuskeln in einer bestimmten Reihenfolge : Nach

Eröffnung

der Augenlider wird mit der Bindehaut zugleich die Sehne eines geraden Augenmuskels mittelst

der Scheere

durch-

schnitten; A r l t beginnt die Reihe mit dem ä u f s e r e n , And e r e mit dem

inneren

geraden

Augenmuskel.

Hierauf

schiebt man den hinteren Scheerenarm u n t e r der T e n o n ' schen

Kapsel

zu

der Ansatzstelle

des oberen

geraden

Augenmuskels, trennt dieselbe und verfährt alsdann ebenso der Reihe nach mit den beiden übrigen geraden Augenmuskeln. werthun-

terscnied

Die Entkapselung verdient den Vorzug vor dem älter

o

o

dem älteren ren Verfahren wegen g e r i n g e r e r Verwundung und wegen neueren Belassung

Ausrot-

°

eines passenden Stumpfes f ü r

das

tU

fahrInr" Auge 5 durch dessen Einlegung weiterhin mit ihrer Thätigkeit erhalten,

künstliche

die Lidmuskeln

das Einstülpen

der Lider

verhütet und die Verschiebung des Gesichtsskelettes

ver-

zögert wird. V e r b a n d : Die Lidspalte wird mit Heftpflasterstreifen möglichst geschlossen und

leicht comprimirt.

Man räth :

die Augenhöhle n i c h t mit Charpie auszufüllen; bei etwaiger Nachblutung würde man die Blutgerinnsel am besten tamp o n i r e n ; dagegen führen Charpiepfröpfe meist tiefergreifende E i t e r u n g herbei. Nachbehandlung. kalten Aufschlägen

Die Operationsgegend wird mit

b e l e g t , der Kranke

beobachte

Ruhe

und Rückenlage; heftige Schmerzen können durch örtliche Blutentleerungen erleichtert werden.

In der Eiterung mufs

sofort der Abflufs des Eiters durch Seitenlage und zeitweises Ausspritzen

der Höhle

begünstiget

werden;

die

kalten Belege werden jetzt gegen lauwarme Breiaufschläge vertauscht.

Entwicklung.

63

Entwicklungsgeschichte des Augapfels. Die Entwickelung d e s Augapfels g e h t aus dem o b e r e n Keimblatte hervor. wüchse des

Die primitiven A u g e n b l a s e n sind A u s -

Medullarrohrs,

sie enthalten

den

Halbkanal

der Sehnervenanlage, w e l c h e r an dem v o r d e r e n Abschnitte endet.

Diese Blasen

secundaren,

sind einfach,

doppelwandigen

werden

a b e r in

Augenblasen

die

umgewandelt,

durch Einstülpung der Linse von aufsen ( H u s c h k e ) .

Diese

Einstülpung g e h t von dem peripherischen Theile — H o r n theil — des o b e r e n Keimblattes a u s , w e l c h e r später

auch

den Epidermisüberzug der äufseren Haut liefert ( R e m a k J . D e r Horntheil verdickt sich nämlich an d e r Stelle, an welc h e r derselbe die ä u f s e r e n Flächen d e r Augenblasen ü b e r zieht, zu einer dickwandigen Hohlkugelform mit nach hinten gerichtetem Scheitel; dieser Körper d r ä n g t

den

Abschnitt der

vor sich her,

primitiven

Augenblasenwand

vorderen

stülpt denselben in den Blasenraum herein und bildet durch diese Einstülpung

die s e c u n d a r e A u g e n b l a s e ;

v e r s c h w i n d e t die W a n d d e r primitiven. zu der s e c u n d a r e n

Augenblase

schnürt

mittlerweile

An dem E i n g a n g e sich j e n e

Hohl-

kugel von dem Hornblatte ab u n d wird zur K r y s t a l l l i n s e . D e r Eingang zeigt einen Spalt, w e l c h e r die bei der E i n stülpung

mitgeführte Halbrinne

der S e h n e r v e n a n l a g e

ist.

Die Eingangsstelle selbst wird s p ä t e r zur Pupille, d e r Spalt verwächst gewöhnlich sogleich. — In der Höhle d e r s e c u n dären Augenblase um die Linse e n t s t e h t d e r — Die innere

Schicht der s e c u n d ä r e n

Glaskörper.

Augenblasenwand

entwickelt sich zur N e t z h a u t . — An d e r ä u f s e r e n Fläche der

Blasenwand zeigt sich

ein Anflug

von

schwarzem

Pigmente als Anlage der T r a u b e n h a u t ( A d e r - und R e g e n bogenhaut),

welcher

sich rasch zu häutiger

Ausbreitung

64

Augapfel.

entwickelt. dünne

— Die h a r t e

Schicht aus

Haut

— sclera

einer durchsichtigen,



wird als

f a r b l o s e n Masse

a n g e l e g t , w e l c h e von aufsen die A d e r h a u t b e d e c k t . — Die H o r n h a u t ist eine s p ä t e r e Bildung ( R e m a k ) ; aus der V e r s c h m e l z u n g

des

vorderen

sie g e h t

Endes der

Sclera

mit dem Horntheile — epithelium — h e r v o r . Blldungnfehler.

Man u n t e r s c h e i d e t eine f e h l e r h a f t e K r ü m m u n g d e r Kugelgestalt des A u g a p f e l s , w o n a c h vorn

die W ö l b u n g

nach

und h i n t e n , o d e r s e i t l i c h k r a n k h a f t v e r m e h r t

erscheint.

In dem e r s t e n Falle e n t s t e h t das G l o t z a u g e —

bulbus promineus — in dem z w e i t e n das flache A u g e — bulbus applanatus —. Die nach

vorn und

hinten

vorspringende

W ö l b u n g bedingt allzustarke optische K r a f t ; r e i c h t nun das A n p a s s u n g s v e r m ö g e n nicht

h i n , um

dieses

pathologische

Verhältnifs auszugleichen, so ist das A u g e kurzsichtig,

in-

dem die Bildpunkte f e r n e r G e g e n s t ä n d e v o r die Netzhaut fallen. — Die seitlich v e r m e h r t e kugel dagegen bei

bedingt

ungenügendem

indem

die

Krümmung

allzuschwache naher

Augen-

optische Kraft und

Anpassungsvermögen

Bildpunkte

der

Weitsichtigkeit,

Gegenstände

hinter

die

Netzhaut fallen w ü r d e n . In dem Z w e r g a u g e

— microphthalmos — sind alle

A u g e n g e b i l d e , w e l c h e sich in dem Hohlräume

u n d an der

W a n d der s e c u n d a r e n A u g e n b l a s e h e r v o r b i l d e n s o l l e n , auf einer früheren hemmt. reicht

Entwickelungsstufe

zurückgeblieben,

Die E i n s t ü l p u n g d e r s e c u n d a r e n A u g e n b l a s e oft nicht

die Eintrittsstelle

Augenhöhle,

der Abstand ist

pathologisch

ausgefüllt;

Linse von d e r H o r n h a u t ,

des

Sehnerven

geer-

in die

alsdann durch B i n d e g e w e b e

ebenso ö f t e r s die Linse ist

der

Abstand

der

fast i m m e r trüb,

die Pupille weit, buchtig, o d e r g e s p a l t e n , d e r S e h n e r v d ü n n , schlauchförmig, sichtig.

die Hornhaut flach, v e r k ü m m e r t , u n d u r c h -

Das Z w e r g a u g e ist o f t v e r b u n d e n mit W a s s e r k o p f

Krystallkörper. und

Hemmungsbildungen

65

der Knochenanlage

unter

der

Form des Rhachitismus, mit Drüsenkrankheiten, besonders Gekrösdrüsenatrophie.

Die Verkümmerung des Augenbaues

kommt erblich vor und bessert sich manchmal durch Nachwuchs nach der Geburt. Das verbunden Seite

E i n a u g e — monophthalmos — ist

gewöhnlich

mit Hemicephalie, so dafs die Hirnhälfte der

mangelhaft ist, an welcher die Augenentwickelung

fehlt, woraus auf

unvollkommene Anlage

des

Medullar-

rohres, ins Besondere der Hirnblasenbildung aus demselben, beziehungsweise der primitiven Augenblase zu schliefsen ist. Das S t i r n a u g e — cyclophthalmos — enthält Theile eines zweiten Auges in derselben Augenhöhle.

Die beiden

primitiven Augenblasen liegen normal in den ersten Tagen des Embryolebens dicht zusammen; es ist

wahrscheinlich,

dafs dem Cyclopenauge eine Hemmungsbildung durch V e r harren in dieser L a g e zu Grunde liegt.

Augapfelgebilde. W i r entnehmen

die Reihenfolge

zur

pathologischen

Untersuchung der einzelnen Gebilde des Augapfels aus der Entwickelungsgeschichte derselben, so dafs die Krystalllinse den Ausgangspunkt bildet, woran der Glaskörper, die Netzhaut , die Traubenhaut,

die harte Haut und endlich die

Hornhaut sich anschliefst. Krystallkörper.

Die Linse in dem Menschenauge ist vollkommen durchsichtig und biconvex, sie ist aufgebaut aus langen, platten, sehr blassen Fasern leicht gezähnelten

mit sechseckigem Querschnitte und

Rändern; — jede

Wiuther, Ophthalmologie.

Faser erscheint als 5

Krystallkörper. und

Hemmungsbildungen

65

der Knochenanlage

unter

der

Form des Rhachitismus, mit Drüsenkrankheiten, besonders Gekrösdrüsenatrophie.

Die Verkümmerung des Augenbaues

kommt erblich vor und bessert sich manchmal durch Nachwuchs nach der Geburt. Das verbunden Seite

E i n a u g e — monophthalmos — ist

gewöhnlich

mit Hemicephalie, so dafs die Hirnhälfte der

mangelhaft ist, an welcher die Augenentwickelung

fehlt, woraus auf

unvollkommene Anlage

des

Medullar-

rohres, ins Besondere der Hirnblasenbildung aus demselben, beziehungsweise der primitiven Augenblase zu schliefsen ist. Das S t i r n a u g e — cyclophthalmos — enthält Theile eines zweiten Auges in derselben Augenhöhle.

Die beiden

primitiven Augenblasen liegen normal in den ersten Tagen des Embryolebens dicht zusammen; es ist

wahrscheinlich,

dafs dem Cyclopenauge eine Hemmungsbildung durch V e r harren in dieser L a g e zu Grunde liegt.

Augapfelgebilde. W i r entnehmen

die Reihenfolge

zur

pathologischen

Untersuchung der einzelnen Gebilde des Augapfels aus der Entwickelungsgeschichte derselben, so dafs die Krystalllinse den Ausgangspunkt bildet, woran der Glaskörper, die Netzhaut , die Traubenhaut,

die harte Haut und endlich die

Hornhaut sich anschliefst. Krystallkörper.

Die Linse in dem Menschenauge ist vollkommen durchsichtig und biconvex, sie ist aufgebaut aus langen, platten, sehr blassen Fasern leicht gezähnelten

mit sechseckigem Querschnitte und

Rändern; — jede

Wiuther, Ophthalmologie.

Faser erscheint als 5

66

Augapfel.

eine in zwei entgegengesetzten Bichtungen ausgewachsene Zelle. Durchschnittlich sind dieselben 0 , 0 0 6 m m breit, 0,002 n u u dick. Die Linsenfasern am Umfange der Linse sind breiter als die weiter in dem Inneren derselben gelegenen Fasern. Im Allgemeinen sind

dieselben

in dichten Schichten

ge-

ordnet und laufen wie Meridiane von allen Seiten her um den Halbmesser der L i n s e , Linsenmitte Linse dar.

und

enden

aber in der Nähe der

stellen die Curven —

vortices —

der

Die Fasern enden hier mit verbreiterten End-

stücken an einer

feinkörnigen,

oder

homogenen Masse,

welche sich durch die ganze Dicke der Linse erstreckt und eine Sternform bildet. — Die Linse wird eng umschlossen von einer Hülle, Linsenkapsel.

Diese ist wasserhell, struc-

turlos, an der Innenfläche ihrer vorderen Hälfte liegt eine einfache Epitheldecke.

Die Dicke der v o r d e r e n

Kapsel-

wand beträgt 0 , 0 0 8 — 0 , 0 1 9 m m , die hintere Wand ist etwas dünner und

mit der Hülle des Glaskörpers

Beim Anstechen Leiche

der

Linsenkapsel aus

quillt eine Flüssigkeit

mit

verwachsen.

dem Auge einer

Epithelzellen

hervor,

welche liquor Morgagni heifst und Leichenerscheinung ist. Die Linse und ihre Kapsel sind gefäfslos; ihre Ernährungsbedingungen werden in endosmotischer Durchtränkung mit Kammerwasser angenommen. Linse

beträgt

nach

Das specifische Gewicht der

Chenevix

Bau besteht aus viel Eiweifs,

1,079,

ihr

chemischer

den Blutsalzen

und etwas

Eisen. — Die Linsenmasse des Menschen besitzt

doppelt-

brechende Eigenschaften ( V a l e n t i n ) und ist mithin im Stande, gewöhnliches Licht in p o l a r i s i r t e s

umzuwan-

deln, sie liefert unter gewissen Bedingungen das Schattenkreuz

und

die Newton'schen

Farbenringe.

schaft der doppelten Lichtbrechung Linse,

namentlich

an dem Weingeistpräparate,

als an der durchsichtigen Linse.

Die

ist an der

Eigen-

getrübten deutlicher

67

Kry Stallkörper. Krystallkörperfehler.

Die U n t e r s u c h u n g und A b h ü l f e der F e h l e r d e s Krystallk ö r p e r s bezieht sich auf die O b e r f l ä c h e , d e n s y m m e t r i s c h e n Bau, die Gröfse, die S t e l l u n g , die Durchsichtigkeit werden

desselben.

als T r ü b u n g e n

die V e r b i n d u n g

Die F e h l e r

unter

der

der

Bezeichnung

Staar — c a t a r a c t a " — z u s a m m e n g e f a f s t . —

und

letzteren „grauer

Alle

Linsen-

fehler stören in v e r s c h i e d e n e r W e i s e u n d in v e r s c h i e d e n e m Grade das Sehen, o h n e indefs die L i c h t c m p f i n d u n g

völlig

zu u n t e r d r ü c k e n . Die N o r m a l o b e r f l ä c h e d e s L i n s e n s y s t e m s ist v o l l - U n e b e n h e i t k o m m e n g l a t t ; sie k a n n u n e b e n w e r d e n

durch

theilweise

W u c h e r u n g , Eiterbildung, Verkalkung, Narbenbildung derselben.

Alle die h i e r a u s h e r v o r g e h e n d e n

an

Erhöhungen

o d e r V e r t i e f u n g e n k ö n n e n durchsichtig oder undurchsichtig sein. Die undurchsichtigen b e d i n g e n entoptische E r s c h e i n u n g e n ; die durchsichtigen das M e h r f a c h s e h e n mit e i n e m A u g e — diplopia monocularis — in F o l g e von Z e r s t r e u u n g s b i l d e r n durch u n r e g e l m ä f s i g e B r e c h u n g —. Sie sind meist u n v e r besserlich. In dem n o r m a l s i c h t i g e n

A u g e stellt sich

die A s y m -

metrie so, dafs das A u g e in h o r i z o n t a l e r R i c h t u n g 1 " — 2 " kurzsichtiger ist als in v e r t i c a l e r ( R u e t e ) .

B e t r ü g e dieser

Unterschied m e h r , so k ö n n t e die Asymmetrie als k r a n k h a f t zu bezeichnen sein.

Zur M e s s u n g e i g n e t sich d e r

m a n n ' s c h e Optometer,

Volk-

das A u g e bedarf also n u r in d e r

horizontalen Richtung einer N a c h h ü l f e ;

hierzu

empfiehlt

R u e t e Brillen, w e l c h e auf d e r e i n e n Seite s p h ä r i s c h , der a n d e r e n

cylindrisch geschliffen sind.

Strahlen in verticaler R i c h t u n g

durch

Hierbei

parallele

auf

gehen Flächen,

werden also nicht v e r ä n d e r t ;

dagegen

in horizontaler Richtung auf

e i n e g e r a d e E b e n e und auf

eine Kugelfläche und

fallen die Strahlen

z w a r u n t e r v e r s c h i e d e n e n Winkeln, 5 *

68 sie

Angapfel.

werden

divergent

hier

nach aufsen abgelenkt, für

das

Auge

gemacht, wie durch eine Concavlinse in dieser

Richtung. vergase.

Die G r ö f s e des Krystallkörpers kann krankhaft v e r -

rung.

mehrt s e i n , aufgebläht durch einfache Quellung und Staarbildung in Folge von Verwundung — cataracta traumatica — indem hierdurch das Kammerwasser Zutritt zur Linse hält,

ohne vorher

den

Stromes in der Linsenkapsel unterworfen

zu sein.

Linsenaufblähung

werden

Ginlagerung,

kann

Infiltrat

er-

Bedingungen des endosmotischen ferner

veranlafst

krankhafter

Massen. —

steht meist n a c h S t a a r o p e r a t i o n e n

Die durch

Sie

ent-

mit Belassung der

Staarlinse in dem Auge, ferner überhaupt durch Verletzungen, Eindringen fremder Körper.

Bei jüngeren Individuen wird

die Linse bei der Durchtränkung gewöhnlich zugleich in ihrer ganzen Dicke e r w e i c h t ; in dem männlichen und höheren Alter dagegen bleibt meist der Kern hart, während durch eine Quellung und Erweichung reits Gefahr droht

der Rinde dem A u g e be-

: Der Augapfel

ist

nämlich

hierbei

hart, der vordere Kammerraum flacher, die hintere A u g e n kammer v e r k l e i n e r t ,

oder

ausgefüllt

durch

die geblähte

Linse; die Regenbogenhaut wird entfärbt, glanzlos, v o r g e trieben, erschlafft; das excentrische Sehen ist tiget; die G l a s k ö r p e r m a s s e h ä u f t s i c h und d r ü c k t

die P a p i l l e des

vertieft ( v . G r a e f e ) wefshalb

v. G r a e f e

beeinträch-

übermäfsig

Sehnerven,

diese wird

und dadurch Erblindung eingeleitet, diese Form zu den

Augenkrankheiten rechnet.

E. J a e g e r

glaucomatösen

sah

Netzhautab-

lösung durch Linsenblähung der wiederaufsteigenden Staarlinse nach

Depressio.

Behandlung.

Die Gefahr für das Sehvermögen kann

zurückgehen durch frühzeitiges operatives Einschreiten, wozu v. G r a e f e die Linearextraction der Linse und die Iridec-

69

Krystallkörper.

tomie

empfiehlt.

hinreichender —

Die lineare

Extraction eignet sich

Erweichung

der

aufquellenden

bei

Linse;

der Irisausschnitt eignet sich bei h a r t e m Kerne der-

selben und wird nach ähnlichen Anzeichen wie bei glaucom verrichtet. Verkleinerung

des Krystallkörpers wird

erkannt

Ve

^ne-

aus der Zunahme des freien Raumes in der hinteren A u g e n -

™ar.n"

kammer, hierbei ist meist die Pupille eng, die Regenbagen-

met&mor-

haut geräth

in

wellenförmige

Bewegung des Augapfels.

bei

Schwingungen

jeder

Dieser Zustand findet sich als

Bildungsfehler bei übrigens vollkommen durchsichtiger Linse und bedingt einen hyperpresbyopischen Bau, dessen störungen durch Brillengläser kaum zu bessern Die Verkleinerung in Folge sigung und Aufsaugung

von pathologischer

der L i n s e ,

Seh-

sind.



Verflüs-

oder in Folge

von

Atrophie, entwickelt sich fast nur aus dem traumatischen Staare und paart sich mit Verdickung

der getrübten Kap-

sel, auf diese Weise bildet sie den H ü l s e n s t a a r — taracta siliquata, cystica — , oder dislaceratio operirt.

und wird mittelst

discissio

Als eine andere Art rückgängiger

Umwandlung der cataractösen Linse erscheint metamorphose.

Ca-

die Lypoid-

Es ist mehrfach beobachtet, in den

Hei-

lungsperioden nach glücklicher Staaroperation durch Niederdrückung,

dafs an dem Augenhintergrunde

perlmutter-

glänzende Cholestearintäfelchen in Form von Funkengarben bei Bewegungen des A u g e s aufsteigen und dann langsam sich senken.

Diese Erscheinung ist leicht mit freiem Auge

zu sehen und Glitzerstaar — cataracta scintilans, cataracte etincelante — genannt worden. In

der N o r m a l s t e l l u n g

des Krystallkörpers

der Kapselrand parallel mit der Queraxe Es kommt eine s p o n t a n e

liegt ^jjjgy®

des Augapfels.

Verschiebung

der

Linse

vor — dislocatio, luxatio lentis spontanea — , wobei der

bung "

Angapfel.

70

Krystallkörper vollkommen durchsichtig sein kann; derselbe hat hierbei gewöhnlich eine s c h i e f e Stellung, so dafs ein Randlheil zu weit nach vorn gegen

die Iris, der gegen-

überliegende Randtheil zu weit rückwärts gedrehtjst. Diese falsche Stellung veranlafst optische Sehstörungen unregelmäfsige Brechung der Lichtkegel.

durch

Unter gewissen

Graden der Schiefstellung kann die Linse prismatische Ablenkung der Lichtstrahlen hervorbringen, wodurch Doppeltsehen entsteht. Ist die Schiefstellung von der Art, dafs ein Theil des Pupillargebietes der Linse entbehrt, so ist die optische Kraft an dem linsenfreien Theile sehr schwach, das Auge in diesem Abschnitte hyperpresbyopisch, in dem anderen Theile dagegen zu stark lichtbrechend, myopisch; jeder dieser beiden Fehler der optischen Kraft erzeugt in der Normalsehweite Zerstreuungskreise auf der Netzhaut und somit Bildverwirrung in demselben Auge.

Es kann hierbei

ein Abstand zwischen den Zerstreuungsbildern

eintreten

und somit „Mehrfachsehen mit einem Auge" — diplopia monocularis — entstehen. — Nach Erweiterung der Pupille durch Atropinwasser tritt in manchen Fällen die luxirte Linse bis zur Hornhaut vor.

Die Linse ist meist verklei-

nert, der Augapfel myopisch gebaut. In dein weiteren Verlaufe paart sich die spontane Linsenverschiebung öfters mit Netzhautablösungen; diese Paarung wirft Licht auf die Entstehungsweise der Linsenverschiebung, sie scheint hiernach auf ursprünglichen Glaskörperfehlern zu beruhen, aus deren weiterer Ausbildung die Ablösung der Netzhaut hervorgehen kann.

Die Ver-

schiebung kommt als Fehler der ersten Bildung und erblich vor. B e h a n d l u n g der spontanen Verschiebung durch Operation erscheint nur dann zulässig, wenn die Linse zugleich getrübt ist und ihre spontane Verschiebung nicht genügt

71

Krystallkörper.

zum Einlassen von Lichtstrahlen.

Unter allen Umständen

aber ist die Operation derselben

äufserst vorsichtig

zu

verrichten und giebt sehr zweifelhaften Erfolg. v. G r a e f e hat hierbei die Iridectomie theils mit unglücklichem, theils mit besserem Erfolge gemacht.

Die neue Pupille wird in

derjenigen Irisgegend gebildet, aus welcher die Linse abgerückt ist.

Die Operation hat hier ungewöhnliche Schwie-

rigkeiten : die zonula Zinnii ist schadhaft, deshalb tritt nach dem Hornhautschnitte Glaskörpermasse in die vordere Kammer und verdrängt die Iris rückwärts.

Zur Erleich-

terung dient ein möglichst p e r i p h e r i s c h e r

Hornhaut-

schnitt und das energische Erfassen eines Stückes aus der B r e i t e der Iris mittelst der g e r a d e n

Pupillenpincette.

Aus seiner Normalverbindung mit der tellerförmigen l ^ ^ m Grube an dem Glaskörper kann der Krystallkörper theil-

staar

"

weise, oder völlig losgetrennt s e i n , seine Trübung bildet alsdann den Zitter- oder Schwimmstaar — cataracta t r e mulans, c. natatilis —. Man erkennt diese Form aus dem Schwanken des Linsensystemes bei Augapfelbewegung, sie entsteht in Folge von Schnittwunden oder durch Quetschung des Auges. — Maceration löst leicht die Kapselwand der tellerförmigen Grube.

aus

Bei Einwirkung eines Wurfes,

Stofses u. dgl. auf das Auge platzt die sclera leichter als die Bindehaut, wefshalb alsdann die gleichzeitig losgerissene Linse unter die Bindehaut luxirt werden kann, von dieser neuen Lagerstelle aus ist alsdann die Linse zu extrahiren. Verbindung° der v o r d e r e n Kapsel wand mit der Regenverschmeir o zung. bogenhaut bildet Verengerung

oder Verlust der hinteren

Augenkammer — synechia posterior — ; ihre Verschmelzung mit der Hornhaut veranlafst Verengung der vorderen Kammer — synechia anterior. — Bei gleichzeitiger Trübung der Linse wird die Form als c a t a r a c t a a c c r e t a bezeichnet, dieselbe veranlafst einige Veränderung des Verfahrens beim

Synechia



72

Augapfel.

Staarschnitte nach

: bei synecliia

unten

angezeigt

V e r e n g e r u n g bildet

nach

oben ist die Extraction

und umgekehrt.

man

für

Bei

den Austritt

bedeutender

der L i n s e

ein

künstliches Colobom durch Iridectomie, w e l c h e s man gleichzeitig, oder 8 T a g e v o r der Extraction anlegt. — F ä l l e ist auch

die Extraction

von W e n z e l

wonach ein c e n t r a l e r Irislappen gebildet

F ü r diese

eingerichtet,

und zugleich ein

Bogenschnitt in der Hornhaut g e f ü h r t wird. MtttMtl-

Durchsichtigkeit

Kryiftaii- v e r s c h i e d e n e r körpers.

Ausdehnung

des L i n s e n s y s t e m s kann in

und

in v e r s c h i e d e n e m

Grade

g e t r ü b t s e i n ; diese Trübung hat man g r a u e n S t a a r Cataracta — g e n a n n t .



S i e ist in der K a p s e l — c. c a p s u -

laris — , in d e r Krystalllinse — c. lentis — , o d e r in beiden Theilen zugleich — c. capsulo lenticularis.

D i e s e l b e giebt

sich g e w ö h n l i c h kund durch Kleister o d e r P a p p f a r b e , eine b l a f s b l a u g r a u e o d e r g e l b g r a u e F ä r b u n g , — c. g r i s e a , — z u w e i l e n sieht sie hellbraun aus — c. flava — , oder s c h w a r z braun — einiger

c. nigra, — o d e r m e e r g r ü n — c. lucida. — B e i Ausbildung

dieser

Trübung

kann

dieselbe

sehr

leicht mit f r e i e m A u g e w a h r g e n o m m e n w e r d e n , namentlich w e n n man von der Seite h e r das Pupillargebiet u n t e r s u c h t ; aber selbst äufserst g e r i n g e T r ü b u n g s g r a d e können mittelst des A u g e n s p i e g e l s

festgestellt w e r d e n

der A u g e n h i n t e r g r u n d t r ü b e ,

C e n t r a l g e f ä f s e sind s e h r u n d e u t l i c h , bar ;

diefs

Linse.

deutet

auf

allgemeine

die

oder g a r nicht sichtParenchymtrübung

der

D a g e g e n sieht man einzelne, kleine getrübte S t e l -

len als braune F l e c k e n reflectiren Im

: hierbei erscheint

in bräunlicher F ä r b u n g ,

das

Allgemeinen

Licht ist

durch C o n t r a s t w i r k u n g ;

und

erscheinen

die

Untersuchung

gröfsere

dadurch hellfarbig. bei

erweiterter

Pupille mit seitlicher B e l e u c h t u n g und mit dem F o c a l k e g e l eines C o n v e x g l a s e s z w e c k m ä f s i g . — Den

Puckinje-San-

s o n ' s e h e n V e r s u c h benutzt man e b e n f a l l s zur Bestimmung

73

Krystallkörper.

von Linsentrübungen

aus dem Fehlen

der

Spiegelbilder

an d e r v o r d e r e n oder der hinteren Linsenfläche. Die gewöhnliche Linsentrübung — cataracta grisea — unterdrückt

nie

vollständig das S e h e n ,

g r ö f s e r e Gegenstände

und

die F i n g e r

meist

werden

bei günstiger B e -

leuchtung noch erkannt, jedenfalls Helle und Dunkel s e h r rasch und sicher unterschieden.

Der einfach Cataractöse

sieht bei Beschattung des Auges besser, indem hierbei seine Pupille sich e r w e i t e r t ,

mehr Lichtstrahlen einfallen läfst,

wefshalb derselbe stets beim Sehen den Kopf etwas senkt und sein Sehen im Allgemeinen beeinträchtigt ist.

an sonnigen Tagen mehr

D a g e g e n hält der Netzhautblinde

stets

den Kopf mehr aufrecht und rückwärts. .— Bei d u n k e l e r Linsentrübung — cataracta nigra — prüft man die Thätigkeit der Netzhaut,

indem man durch F i n g e r d r u c k an dem

kranken Auge die subjective Gesichtserscheinung der hellen,

feurigen Kreise — phosphenes ( S e r r e s ) — zu b e -

wirken s u c h t ; entsteht diese Druckfigur nicht, so ist die Netzhaut unthätig, indefs ist die Erregbarkeit der Netzhaut durch Druck sehr veränderlich und unsicher.

Zur F e s t -

stellung dieses Ergebnisses wirft man Sonnenlicht A u g e ; wird dies nicht e m p f u n d e n ,

so ist die

in das

Netzhaut-

thätigkeit e r l o s c h e n ; man kann diese Untersuchung u n t e r stützen durch P r ü f u n g der Sehaxen, diese haben bei völlig Blinden parallele

und horizontale Richtung.

stimmung der verschiedenen dient eine

genaue

Sehschärfe

quantitative



Zur B e -

bei

Cataract

Bestimmung

des

L i c h t s c h e i n e s in dem Auge, welche durch v. G r a e f e ' s Methode erreicht wird ¡ eine Lichtquelle, etwa eine K e r z e n flamme , wird in einem dunklen Zimmer in verschiedenen Abständen

vor dem Auge b e w e g t und die gröfste E n t f e r -

nung b e s t i m m t ,

bei welcher

die Beleuchtung

noch eine

sichere W a h r n e h m u n g des Lichtscheines hervorruft.

Diese

Augapfel.

74 Prüfungen

ergeben beträchtliche Unterschiede

der quan-

titativen Wahrnehmung von Licht bei verschiedenen Cataractösen.

Die Methode

gründet

sich auf das

optische

Gesetz , dafs die Stärke der Beleuchtung abnimmt in dem Verhältnisse, in welchem das Quadrat der Entfernung von Für das normale Auge bleibt die

der Lichtquelle wächst.

Lichtstärke in verschiedenen Entfernungen weil das V e r h ä l t n i s der Lichtmenge bleibt. wird

Durch Dazwischenkunft die Netzhaut

von

nahezu gleich,

zur Bildgröfse gleich

der Cataractlinse dagegen

einem diffusen Lichte

beleuchtet,

indem die Lichtstrahlen vielfach gebrochen, verwirrt, zum Theil reflectirt worden s i n d ,

so dafs kein optisches Bild

des leuchtenden Gegenstandes auf der Netzhaut entworfen wird, sondern nur ein Lichtschein entsteht, und das Auge zugleich die Fähigkeit erhält, die ungleiche Lichtstärke auf verschiedenen Entfernungen genauer zu empfinden, weil hierbei ungenügend oder g a r nicht accommodirt wird. — Aus denselben Gründen werden bei u n v o l l s t ä n d i g e r Linsentrübung Abweichungskreise und wesentlich dieselben quantitativen

Wahrnehmungen

Kurzsichtige

versieht

der

man

Lichtstärke

hierbei

mit

statt

finden.

Concavgläsern,

Ueberfernsichtige mit Convexgläsern, um die Fehlerquelle für die Bestimmung diesen

der Maximumentfernung,

Abweichungen

der optischen Kraft

welche aus hervorgehen

würde, zu vermeiden. Die E n t w i c k e l u n g immer in

der Ringschicht,

umschließt,

diese'

trübt

der Linsentrübung beginnt fast welche den Kern sich

in

Form

unmittelbar

von

Punkten,

Streifen oder Tropfen mit hellgrauer oder brauner Färbung. Von hier aus greift die Trübung nach aufsen in die nächsten Nachbarschichten, alsdann trübt sich der Kern, später die äufserste Rindenschicht und zuletzt der Gürtel zwischen Centrum und Peripherie.

Höchst selten beginnt die Trübung

75

Krystallkörper.

in dem Kerne,

dagegen

oft in

der

äufsersten

Schale

(R. F ö r s t e r ) . — Die Gestalt der beginnenden Trübung entspricht der normalen Meridionalanordnung in dem Linsenbaue in verschiedenen Graden von Regelmäßigkeit. Das Aussehen ist besonders bedingt von der

Ver-

theilung und von der Mächtigkeit der Trübung; das Aussehen eines s. g. ausgebildeten grauen Staares im Leben hängt von der Dicke ab , in welcher die vordere Rindenmasse getrübt ist. — Als Entwickelungsformen scheidet man den S c h i c h t s t a a r ,

unter-

so lange die Trübung

auf die Schichten am Kerne beschränkt bleibt; den R i n d e n s t a a r , Corticalstaar, wenn breite trübe Faserstreifen und flockige Zwischenmasse die g a n z e Rinde rasch durchziehen , — den K e r n s t a a r , und v o l l s t ä n d i g getrübt ist. des ganzen Linsenbaues wird

wenn der Linsenkern stark Die vollkommene Trübung die R e i f e des Staares ge-

nannt. Die A n a t o m i e des g r a u e n S t a a r e s führt die verschiedenen Trübungen des Linsengewebes auf zwei Grundformen zurück, welche als E r w e i c h u n g

und als V e r -

h ä r t u n g der Krystalllinse bezeichnet werden.

Der weiche

Staar ist gewöhnlich nebelgrau oder blaugrau, der harte Staar gelb oder braun bis schwarzbraun.

Der Staar des

Fötus-, des Kindes-, des Jugend- und des beginnenden Mannesalters ist meist weich; nach dem vierzigsten Lebensjahre kommt vorzugsweise der harte Staar vor, defshalb auch der Altersstaar —

welcher

cat. senilis — genannt

wird. — Die Zahlenstatistik des grauen Staares

erlaubt

noch keinen bestimmten Schlufs; vorläufig scheint es, dafs der harte Staar häufiger ist, als der weiche, und dafs das männliche Geschlecht häufiger,

als das weibliche, staar-

krank ist. Der w e i c h e S t a a r — cataracta mollis,

— Linsen-

Augapfel.

76

erweichung — phakomalacia — ,

besteht in der Umwand-

lung des Faserbaues in eine feinkörnige Masse und runde Zellen.

Hierbei erscheint die Linse aufgebläht, nebelgrau

oder milchweifs, flockig, wie bei kunstlicher Ausscheidung von Giweifs aus seinen Lösungen durch Zusatz von einem Alkalisalz oder von Essigsäure.

Bei vorschreitendem Zer-

falle treten verschiedene RückgangsfoTmen auf, wie die Verwandlung in emulsive Flüssigkeit — Phakohydropsia, — Milchstaar — c. lactea — ,

die Aufsaugung der Linse

mit Verdickung der Kapsel — cat. siliquata, — die Lipoidmetamorphose

:

Cholestearinstaar —

cat. scintilans —,

Myelinbildung; Versteinerung — cat. gypsea. Die E n t w i c k e l u n g Allgemeinen rasch.

des weichen Staares

geht im

In der Form des Corticalstaares stört

derselbe oft nach wenigen Wochen das Sehen optisch in hohem Grade und reift zwischen 2 bis 12 Monaten vollständig. Seine Entwickelung ist öfters von Reizungserscheinungen des Auges begleitet, häufig liegen derselben eigenthümliche Kreislaufstörungen der Nachbartheile zu Grunde. Der h a r t e Staar

— cataracta dura,

— Linsenver-

härtung — phakoscleroma — besteht in Verdichtung

der

einzelnen Fasern und Faserschichten in dem Centrum der Linse, mit Schwinden der Zwischensubstanz.

Die Linsen-

mitte ist härter als normal, ihr Faserbau deutlicher, die einzelnen Fasern schärfer, dunkler umrissen, dichter gedrängt; die Farbe ist b e r n s t e i n b r a u n ,

wie diejenige

des reinen, wasserfreien Eiweifses, bis dunkelbraun.

Die

Trübung verhält sich ähnlich wie die künstliche Linsentrübung durch Weingeist.

Die peripherischen

Schichten

der Rinde zeigen oft den körnigen Zerfall und die weifse Farbe des weichen Staares und umhüllen

manchmal

das

mit einem

Perlmutterglanze

bernsteinfarbige

Centrum.

Die peripherischen Schichten sind zuweilen gestaltlos ver-

Krystallkörper. flüssig!,

77

alsdann ändert sich die f e r n l ä g e , der harte Kern

senkt sich nach unten und schimmert hier gelblich durch. Die Entwickelung des harten Staares geht langsam und bedarf viele Jahre zur

völligen Reife.

Es ist diefs

ein normaler Hergang der alternden Linse, er ist schmerzl o s , ohne Reizung.

Das Sehen ist dabei noch ziemlich

gut, besonders in die Ferne, und wird hauptsächlich erst durch TrUbung der peripherischen Schichten

beeinträch-

tigt. — Wir finden diese Umwandlung des Linsenbaues in dem Greisenalter, in der vorzeitig senilen Linse, in der Harnruhrlinse. S t a a r b i l d u n g . Beide Grundformen des Staares gehen aus wesentlich gleicher Bedingung hervor, wir schliefsen dies aus der Verbindung derselben an e i n e r Linse.

Die

Umstände, unter welchen Staarbildung im lebenden Auge vorkommt und die Entwickelung von Linsentrübung durch den Versuch

an frisch ausgeschnittenen Augen

führen

jene Bedingung zurück auf Trennung des Wassers von der Linsensubstanz. Die Trübungsversuche

bestehen

in Kochsalz-

oder

Salpeterfülterung, in der Anwendung von Kälte auf lebende Frösche und auf ausgeschnittene Thieraugen, ferner in der Anwendung von Säure und von Weingeist stalllinse.

auf die Kry-

Der Erfolg dieser Versuche stimmt mit

den

bekannten Eiweifsreactionen überein. Wir wissen,

dafs die Krystalllinse in dem lebenden

Auge sich trUbt, wenn das Kammerwasser Zutritt zu derselben erhält, ohne vorher den Bedingungen des endosmatischen Stromes in der Kapsel unterworfen zu sein : Die normale Linse besteht aus Eiweifs, welches wie überall in dem Thierkörper an Natron in bestimmter Menge gebunden ist, wodurch dasselbe in Wasser löslich und durchsichtig erhalten

wird.

Durch

Zusatz

eines

neutralen

Angapfel.

78

Alkalisalzes wird das Eiweifs in hellgrauen Flocken

aus-

geschieden, indem, nach unserer Vorstellung, das Wasser, worin das Eiweifs gelöst w a r , durch das Salz angezogen, seine Stelle verläfst und nun als Lösungsmittel des Salzes fungirt.

Aus

diesem Versuche

normalen Kammerwassers

würde der Einflute

des

auf die freie Linse zu deuten

sein und wohl in gleicher Weise die Staarbildung der von der Kapsel umhüllten Linse aus pathologischem Kammerwasser in manchen Ernährungsstörungen des Auges. In der Zuckerharnruhr

entwickelt sich der Staar in

Folge der massenhaften Ausfuhr von Wasser in dem Harn, also ähnlich wie wir in Folge von Entziehung des Lösungsmittels das Eiweifs fällen durch Weingeist. Der Versuch mit Säuren kann verschieden werden; man kann annehmen,

gedeutet

dafs sich das Eiweifs wie

eine Basis zur Säure verhält und durch seine Verbindung mit derselben

aus seiner seitherigen Stellung

heraustritt.

Ob es der Säure gleichwirkende Staarursachen giebt in dem- Organismus, steht dahin. In einer Temperatur von — 10° R. gefriert das Linsenwasser auch in dem lebenden Frosche und wird

da-

durch von dem Eiweifs getrennt, die Linse trübt sich von der Oberfläche aus in gelblichen Flocken, diese klären sich in der Wärme wieder auf, woraus angenommen werden kann, dafs die Wasseratome in ihre frühere Stelle zurücktreten ( K u n d e ) , dafs also das Wasser wieder fungirt wie vorher.

An der durch Kälte getrübten Linsenstelle

scheinen die Umrisse der Fasern

er-

sehr dunkel, stark g e -

zähnelt und körnig, während der Untersuchung derselben in einer warmen Temperatur verschwindet der trübe Fleck und die Umrisse der Fasern blassen ab und nehmen ihre normale Beschaffenheit wieder a n , blafsgelbliche Körnchen zurück.

hie und da

bleiben

KrystaHkSrper.

79

Aus der Vergleichung der Linsentrübung in der thierischen Oeconomie und in dem Versuche erscheint

die

Staarbildung als eine pathologisch chemische Bewegung der A t o m e , aus welchen die Linsenmasse besteht.

Die Be-

dingungen, unter welchen das Eiweifs zusammengesetzt ist, sind äulserst leicht verschiebbar; es geht hieraus hervor , dafs der geringste Anstois hinreicht,

um diese Be-

dingungen zu verrücken und somit den Krystallkörper in seiner Eigenschaft als durchsichtige Masse zu trüben. Man sieht ein,7 dafs weder die pulsatilla nigricans der Behandlung r o ¿e8 grauen Homöopathen, noch die Wasserkur die Linsentrübung be- Staares seitigen werden ; denn wenn auch durch künstliche Wasserentziehung die Linse getrübt werden kann,

so wird doch

die Linse, deren Atome durch den Mechanismus des thierischen Haushaltes verschoben worden sind, durch Wasserzufuhr nicht geklärt werden.

Das richtige Heilverfahren

ist die Staaroperation. Der Kapselstaar — Cataracta capsularis — besteht in der KapaeiA n l a g e r u n g krankhafter Gewebe an der Aufsen-, oder an der Innenfläche der Linsenkapsel : Diese pathologischen Anlagerungen sind zum Theil Glashautschichten, zum Theil Fibroi'dmassen, und enthalten verschiedene Umwandlungsproducte; die Anlagerungen an der Innenfläche schiiefsen oft trübe Linsentheile in ihre Dicke ein.

Die Kapsel selbst

ist hierbei öfters verdünnt, behält aber stets ihre Durchsichtigkeit und ist gegen die angelagerte Masse scharf abgegränzt. Die U r s a c h e n

des K a p s e l s t a a r e s

sind hiernach

zum Theil aufserhalb, zum Theil innerhalb des Linsensystemes zu suchen. löthungen

In der einen Reihe liegen

krankhafter Erzeugnisse

die An-

aus Entzündungsher-

gängen der Regenbogenhaut und aus durchbohrenden Hornhautgeschwüren, welche zugleich Verengerung der Augen-

80

Augapfel.

kammern — synechia — Cataracta accreta — herbeiführen. — In der anderen Reihe liegen

die Anlagerungen

und

pathologischen Bildungen aus Linsenbestandtheilen, sowohl nach V e r w u n d u n g e n ,

als auch

unmittelbar in Folge von

endosmotischen Ernährungsfehlern des Kryställkörpers. Die E n t w i c k e l u n g s g e s c h i c h t e

des Kryställkör-

pers zeigt, dafs derselbe aus einer Einstülpung des Hornblattes in der secundaren Augenblase hervorgeht.

Der-

selbe ist anfangs hohl und zeigt an seiner Abschnürungsstelle eine Oeffnung, welche sich in dem Normalzustande bald und spurlos schliefst; die Kapsel wird von der Linsenkugel abgeschieden.

Die angeborene T r ü b u n g der L i n s e



congenita

cataracta lentis

scheint gewöhnlich oder

unter

des Schichlslaares,

— als Bildungsfehler

er-

der Form des Corticalstaares, letzterer

Trübung der Centraischichten

bleibt

lange Zeit

oft als

zarte

stationär

und

kommt dann erst bei umfangreicherer Entwickelung in den Kinderjahren zur Behandlung. — Der angeborene P y r a midstaar,

welcher in der Gestalt eines Kegels aus dem

Linsenscheitel aufsteigt und mit der Spitze in die Pupille hereinragt, scheint sowohl der Linse wie der Kapsel a n zugehören, und dürfte als Ueberbleibsel und Trübung einer Strecke des Linsenstieles werden.

bei der Abschnürung betrachtet

— Der P u n k t s t a a r



cataracta punctata



sitzt fast immer in dem Scheitel der Kapsel und wird alsdann cataracta

centralis

genannt.

Derselbe zeigt

sich

meist als ein gleichmäfsig weifser runder Fleck von Vi'" D . M . an dem Mittelpunkte der v o r d e r e n oder der h i n teren

Kapselwand,

oder

beider W ä n d e ,

manchmal

ist

zugleich die Linsenoberfläche an dieser Stelle weifs punctirt.

Seiler

hat denselben als einen

der vorderen Wand anzunehmen,

weifsen Bing an

des Kryställkörpers gesehen.

Es ist

dafs der vordere Centralstaar ein Bildungs-

81

Krystftllkörper.

fehler

in

dem

Verschlusse

der Linsenöffnung

ist.

Der

h i n t e r e Centralstaar scheint mir darauf hinzudeuten, dafs der

Glaskörper

hervorgeht, hällnifs

aus einer

Abschnürung

der

Linsenkugel

nach deren Loslösung alsdann dasselbe V e r -

an

der hinteren

der Lösung

Linsenfläche

der Linsenkugel

von

vorderen F l ä c h e derselben. erblich vor.

wie nach an

der

D e r a n g e b o r e n e Staar kommt

Manche Kapselstaare

Pupillarmembran erklärt.

auftritt,

dem Hornblatle

Man

werden

hat auch

als Reste

einen

der

angebore-

nen Exsudatstaar beobachtet, als Folge von Foetaliritis. Staaroperationen. — Technik.

Die Aufgabe der Behandlung

des grauen Staares b e -

steht in der Entfernung des getrübten Krystallkörpers aus der Sehaxe. nehmen

Die

Entfernung

des Staares

eröffnung

als

geschieht

durch

Heraus-

extractio,

durch

Kapsel-

als d i s c i s s i o ,

Verrückung

der

Linse

dislaceratio —

als

und

dislocatio,

in

durch specie

reclinatio-depressio. Die H e r a u s n a h m e mentalextraction

und

als

des

Vor 1 7 0 0 J a h r e n ( R h a z e s ) ausnahme

des

Staares

Staares

wird

Linearextraction

als S e g -

°

tractio.

vollzog A n t y l l u s

durch Hornhautschnitt,

die H e r er

führte

eine feine Nadel in die Staarlinse und holte sie so heraus. Seine

Wiedersacher

und die arabische Saugmethode

der

Irakenser verdrängten das V e r f a h r e n , es blieb verschollen, bis vor

200 Jahren

Jacob Freitag

in Zürich

wieder übte mittelst einer Hakennadel. nun

sehr

eifrig die Methode

weiter

schnitt die vordere Kapselwand förderte seinen äufsere,

den Löffel.

Zur

Hornhautumfanges.

durch

Schnittgegend

B e e r die u n t e r e , Young

W i n t Ii u v, Ophthalmologie.

Daviel

aus;

dasselbe bildete

derselbe

mit einer Staarnadel

Austritt der Linse

Jäger

Heraus.

nähme des

ausgeführt. —st»ars-ex.

Fingerdruck

empfahl

Roux

zerund und die

die o b e r e Hälfte des

durchschneidet

die

Q

Kapsel

82 mit

Augapfel.

dem Staarmesser

während

S h a r p nach Beendigung desselben. Hasner,

A. v. G r a e f e

des

Hornhautschnittes,

L a F a y e , de Witte,

erfanden

zu diesem

Zwecke

Kapselmesser — Cystotome. Extractio

Segmentalextraction

segmentalis

-



Extraction mit L a 1p1p e n -

schnitt — extractio segmentalis. Zur V o r b e r e i t u n g gen

e n t f e r n e man auffällige S t ö r u n -

und sorge f ü r Möglichkeit ruhigen Liegens

während

einiger Tage nach der Operation, man g e w ö h n e die Hornhaut an B e r ü h r u n g und lasse das Sehen

nach unten ein-

üben (V. G r a e f e ) , weil — bei Extraction nach oben — diese Stellung

auf das Hervortreten

der Linse

einwirkt,

indem der in. rect. inf. die Linse von unten zur Oeffnung hinschiebt.

Einige Minuten v o r

der Operation

erweitert

man die Pupille durch Eintropfen von Atropinlösung; hierdurch wird die Operation erleichtert und wie es scheint die Heilung

begünstigt,

indem

der

intraoculare

Druck

durch die Muskellähmung vermindert wird. Instrumente Beer

: Staarmesser —

Keratotom — nach

mit schwach convexen F l ä c h e n ,

ein Kapselmesser-

cystotom von H a s n e r ,

oder von v. G r a e f e u. s. w.,

D a v i e l ' s c h e r Löffel, eine Hakenpincette

zur Feststellung

des Augapfels — ophthalmostat v. G r a e f e . — Zur Beseitigung verschiedener accessorischer Zustände fügt man ein g e k n ö p f t e s Messer — couteau mousse —, eine auf die Fläche g e b o g e n e A u g e n s c h e e r e , die A u g e n - oder Pupillenpincette, ein feines Häkchen hinzu. Die A u s f ü h r u n g der Segmentalextraction geschieht in drei Abtheilungen

: I. E r ö f f n u n g der L i d e r ,

Feststellung

des Kopfes, Anhalten des Augapfels, indem man die Hakenpincette

in die Bindehaut

an dem inneren

Augenwinkel

e i n f ü h r t ; S c h n i t t f ü h r u n g nach oben, oder nach unten. Bei dem Erfassen des Staarmessers werden der Zeige-

Krystallkörper.

83

und der Mittelfinger der entsprechenden Hand an der hinleren Fläche

des Heftes zwei Zoll von einander entfernt

angelegt, der Daumen an der vorderen Fläche des Heftes gegenüber der Strecke zwischen den beiden Fingeranlagen. Das Messer wird leicht gehalten und einige Male vor dem zu operirenden Auge herbewegt, um sein Gröfsenverhältnifs zu dem der Hornhaut zu schätzen; bei dem Einstiche wird die Spitze entweder parallel zur Iris, oder senkrecht zur Tangente der Hornhaut gerichtet.

Der Einstichspunkt liege

1

/ J " nach

innen entfernt vom äufseren Hornhautrande in dem Querdurchinesser der Hornhaut;

es ist rathsam,

diesen Punkt

etwas unterhalb dem Querdurchmesser zu wählen bei dem Schnitte nach oben, etwas oberhalb bei dem Schnitte nach unten, damit der Schnitt auch bei einer schrägen Schnittführung hinreichend grofs ausfalle. — Das Eindringen die vordere Augenkammer

in

an

dem Nach-

lassen des Widerstandes und an dem k l a r e n ,

glänzenden

Aussehen

der Spitze.

wird bemerkt

Die Klingenfläche

paralleler Stellung zur Iris

wird

vorgeschoben gegen

hin durch Bewegung aus den F i n g e r g e l e n k e n ,

nun

in

die Nase wobei

das

Handgelenk jedenfalls nur wenig unterstützt, dabei wirke man stets auf den M e s s e r r ü c k e n ,

hierdurch

wird

das

Messer bei

zur Feststellung

des

dem Ausstiche

Augapfels dienen.

zugleich

Der Ausstichspunkt liege in der Horn-

haut in gerader Linie dem Einstiche gegenüber dem inneren Hornhautrande;

1

/ i ' " vor

auf diesen Punkt richte der

Operateur seine Aufmerksamkeit während des Vorschiebens des

Messers,

übergeführt

nachdem

ist.

Die

dasselbe

an der

Vollendung

des

Pupille

vor-

Schnittes

ge-

schieht entweder durch allmäliges Vorschieben, oder, wenn die Nase hindert,

in dem Rückzüge des Messers. —

Die

Schnittform soll einen möglichst grofsen Bogen beschreiben, damit

die

Ränder

bei

dem

Linsendurchtritte 6 *

genügend

84

Augapfel.

klaffen.

Der Schnitt mufs also in der Hornhautperipherie

liegen; jedoch falle derselbe nicht in den Scleralfalz, damit nicht dadurch Iris- oder Glaskörpervorfall eingeleitet werde.

Richter

verlangt einen Schnitt von der Gröfse

des Hornhauldurchinessers; eine Lappenbildung von 3"' Breite reicht aus. — Bemerkt man nach dem

Ausstiche,

dafs der Schnitt etwas zu klein werden wird, so soll man die Schneide bei dem Vorschieben leicht nach der Iris hin neigen, oder wenn diefs nicht möglich, oder nicht genügend ist, soll man v o r der Vollendung des Schnittes die Kapsel öffnen, hierauf den Schnitt mit einem vorn stumpfen Messer erweitern,

indem man auf die innere Hornhautwunde

wirkt, alsdann durchschneidet man s c h l i e f s l i c h die kleine Hornhautbrücke. Auch bei dem K a p s e l s t a a r soll der Hornhautschnitt n i c h t vollendet, sondern zuvor die Kapsel e x t r a h i r t werden mittelst einer feinen Kapselpincette, oder man zerreifst sie mittelst des Häkchens; hierauf erst vollendet man den Schnitt mit dem vorn stumpfen Messer.

Auch

bei Verflüssigung des Glaskörpers und bei theilweiser Verwachsung der Kapsel mit der Regenbogenhaut ist es zweckmäfsig, die Kapsel vor Vollendung des Hornhautschnittes zu spalten.

Es geschehe diese Spaltung während des Horn-

hautschnittes mittelst des Staarmessers, also seitlich, weil beim Versuche, vom Scheitel her zu spalten, die Linse leicht verschoben würde. D e s m a r r e s schnitt früher zugleich ein kleines Bindehautstück aus, jetzt bildet derselbe an dem Hornhautlappen eine B i n d e h a u t b r ü c k e ,

um die Anlagerung des Horn-

hautlappens zu sichern : man neigt die Klinge nach dem Aufhören des Hornhautwiderstandes etwas nach vorn und schiebt dieselbe zwischen Bindehaut und Sclera vor bis zur genügenden Brückengröfse. II.

E r ö f f n u n g der Kapsel.

Nadel und Häkchen

sind hierzu weniger zweckmäfsig, als das Cystotom.

Man

85

Krystallkörper.

legt dasselbe flach an den Scleralfalz, macht durch einen leichten Druck auf diese Stelle die Hornhautwunde klaffen und schiebt nun das Kapselmesserchen in Horizontalzügen allmälig zu dem Scheitel der Kapsel; hier giebt man demselben Viertelaxendrehungund verrichtet einen centralen Kapselschnitt durch e i n e n Messerzug; es ist ein Kreuzschnitt empfohlen, welcher aber selten ausführbar und meist nicht nöthig ist; ein peripherischer Schnitt könnte den Glaskörper verletzen. Das Ausziehen

des Instrumentes geschehe mit Vorsicht,

um den Hornhautlappen nicht abzurücken. III.

Hervortreten

der

Linse.

Die Linse

folgt

zuweilen dem Rückzüge des Kapselmessers in Folge Muskelwirkung zu i h r e r

der Lider und des Augapfels.

Beförderung

ein

Druck

von

Meist mufs

angewendet

werden.

Hierzu legt man den Da v i e l ' s e h e n Löffel mit seiner convexen

Seite

an

den

unteren

Band

der

Hornhaut

bei

Extraction nach o b e n , an den oberen Band bei Extraction nach unten, und übt mit berechneter Kraft einen Druck nach hinten und dann nach oben, oder nach unten j e nach

der

Speditionsrichtung. — Dasselbe wird bezweckt durch das Stellen des Auges nach unten bei Extraction nach oben und umgekehrt.

Nach dem Eintreten des Querdurchmessers der

Linse in der Pupille kann man durch einen Buck an dem äufseren Rande derselben mit dem D a v i e l ' s c h e n Löffel dem Austreten

derselben

theile zurück,

nachhelfen.

so g e b e



Bleiben

Staar-

man vorerst einige Buhe und

suche dann durch leichtes Beiben mit dem Finger an der schnittfreien Hälfte der

Hornhaut diese Beste

treiben ; nur wenn die Beförderung derselben

herauszuauf

diese

Weise nicht gelingt, drückt man zugleich den D a v i e l ' s c h e n Löffel an den hinteren Wundrand mäfsig a n . — W e n n die ganze Linsenmasse ausgetreten ist, so wird j e t z t ein normaler H o r n h a u t l a p p e n f e s t a n l i e g e n und die P u p i l l e r u n d sein.

86 zufsne während mentaieitraction.

Augapfel. Unangenehme °

m e n t e

Zufälle

k ö n n e n in j e d e m J

der Segmentalextraction eintreten.

s t,iolisteile

Mo-

L i e g t die E i n -

bei Extraction nach oben zu weit unterhalb der

langen A x e des Hornhautellipsoi'des,

oder

bei Extraction

nach unten zu weit oberhalb, so kann das Verhältnifs v e r bessert werden durch Schrägschnitt, liegt derselbe dagegen bei E x t r a c t i o n nach

unten zu weit oberhalb, so verbessere

man durch W a h l einer neuen Einstichstelle. —

Liegt die

Stelle des Einstiches zu weit in dem H o r n h a u t g e b i e t e , wende man

so

den Messerrücken etwas nach v o r n , um die

Schneide dem Hornhautrande zu nähern, mit Vorsicht vor Verletzung der Iris. —

Ist bei Tangentialstich die Iris a n -

gespiefst, so ziehe man

etwas zurück.

Hat der Einstich

die Hornhaut nicht durchbohrt, so erscheint die Spitze des Instrumentes trüb und

der Widerstand beim

Verschieben

in horizontaler Haltung wird v e r m e h r t ; in diesem Falle ziehe man zurück und dringe unmittelbar in die vordere Kammer. Diese schiefe Richtung des Einstiches entsteht durch fehlerhafte Messerstellung, o d e r durch Entfliehen des Augapfels nach innen, welche beide Bedingungen bekanntlich leicht zu verhüten sind, durch Anlegen

letztere durch den Ophthalmostat, oder

des Zeigefingers an den Augapfel in dem

inneren Augenwinkel. W e n n bei dem V o r s c h i e b e n

des Messers das K a m -

merwasser austritt bevor das M e s s e r an dem Pupillargebiete vorübergeführt

ist,

so rathen Einige Austausch des

Messers g e g e n ein anderes mit einer dickeren Klinge und zugleich sanftes R e i b e n der Hornhaut mit der Mittelfingerspitze der assistirenden Hand, um dadurch Zurückweichen der vorgelagerten Iris zu b e w i r k e n , von der Operation

und

Verschieben

spätere Zeit, weil das Ausschneiden stückes

schlimme F o l g e n

haben

b e s s e r ist Abstehen auf

eine

eines g r o f s e n

derselben

Iris-

kann; —

dagegen

wird

87

Kry Stallkörper.

eine

etwaige k l e i n e

Verletzung — Colobombildung —

kaum nachtheilig sein. Bei Unmöglichkeit oder Schwierigkeit des A u s s t i c h e s wegen Abstumpfung der Messerspitze soll man von der Operation abstehen, indem man sonst das Ausschneiden eines grofsen Stückes aus der Iris wagen würde. — Liegt der Ausstich zu weit in dem Hornhautgebiete von dem Rande entfernt, oder zu weit in dem Scleralgebiete,

so

ziehe man ein wenig zurück und dringe dann zur geeigneten Stelle vor. — Ist der S c l e r a l r a n d gefafst, dann neige man sogleich den Messerrücken mäfsig rückwärts und drücke das Heft in die Schläfe, um den Schnitt in der Hornhaut findet

fortzuführen.

zuweilen

Bindehaut

Beim Ausstiche in der sclera

Austritt

statt und

des Kammerwassers unter

erhebt

die

dieselbe blasenförmig ohne

nachtheilige Folgen. Ein a l l z u k u r z e r L a p p e n s c h n i t t kann leicht verlängert werden, am besten geschieht dies durch das vorn stumpfe Messer,

weil

der

Scheerenschnitt

quetschend

wirkt. — Der Lappen wird zu s c h m a l , wenn der Schnitt zu wenig peripherisch liegt, entweder weil die Ein- und Ausstichstelle

allzunahe

der Hornhautmitte liegt,

oder

weil bei der Schnittführung die Schneide des Messers zu sehr nach vorn gewendet war.

Es ist in diesem Falle

Verwandlung der extractio in discissio oder dislocatio empfohlen; besser wird es sein, man steht von der Vollendung der Staaroperation ab und versucht später die Extraclion mit Lappenbildung in dem unversehrten Segmente der Hornhaut. V o r z e i t i g e s H e r v o r s t ü r z e n der L i n s e ist meist m i t A u s t r i t t eines T h e i l e s bunden.

des G l a s k ö r p e r s ver-

Austritt von wenigen Tropfen Glaskörpermasse

schadet gar n i c h t ,

wenn

dieselbe nur als Folge

von

88

Augapfel.

Krampfwirkung des Kreismuskels mit Entschlüpfen fixirten

Lides,

oder als Folge unpassend

des

angebrachten

Druckes entstanden war; dagegen erscheint das Sehvermögen vermindert, wenn der an sich unbedeutende Glaskörpervorfall durch Elasticitätswirkung der sclera entsteht, wenn diese z u v o r durch übermäfsige Ansammlung von Glaskörper allzusehr gespannt war, weil diese Vermehrung an

Glaskörper

bereits

die Form

theile und des Sehnerveneintrittes

der

Netzhautbestand-

durch Intraoculardruck

verändert haben konnte. — Sobald man den Glaskörpervorfall bemerkt, schliefse man sofort das Auge, aber es ist zugleich besonders darauf zu achten, d a f s lappen

derHornhaut-

hierbei nicht nach aufsen

umgeklappt

werde. G l a s k ö r p e r a u s t r i t t v o r der Entfernung der Linse wirkt fast unbedingt zerstörend für das Auge. — Der a l l e i nige

Austritt von Glaskörper o h n e

die Linse wird ge-

wöhnlich herbeigeführt durch eine Axendrehung der Linse bei dem Versuche, dieselbe hervortreten zu lassen, indem die hyaloidea an der tellerförmigen Grube einreifst und die Linse s i c h

verschiebt.

Auge Ruhe und suche

Man gebe sogleich dem

dann die Linse wieder in ihre

vorherige Stellung zu bringen durch sanften Druck mittelst des D a v i e l ' s c h e n Löffels, oder durch Eingehen mit einem Häkchen.

Erst wenn dies geschehen, versuche man die

Linse aus dem Auge zu treiben durch berechneten Druck und übe zugleich

mit

dem D a v i e l ' s c h e n

Löffel einen

Gegendruck gegen die Richtung, in welcher die Linse entwichen war. — Der Glaskörpervorfall wird durch

Verflüssigung

begünstiget

des G l a s k ö r p e r s ,

wefshalb

bei dieser Verbindung der Staar j e d e n f a l l s im L i e g e n operirt werden sollte. Uebrigens kann auch der Glaskörper ohne Linse vorfallen, wenn in Folge

fehlerhafter Be-

89

Kry Stallkörper.

schaffenheit des Hornhautschnittes die Linse nicht treten kann und sich an einer Seite anstemmt, der

Glaskörper

an

der

anderen

Seite

aus-

so dafs

herausgedrängt

wird. — Wenn die Verschiebung der Linse in den Glaskörper b e v o r s t e h t ,

so suche man dieselbe zurückzu-

halten durch einen sanften Druck, welchen man dem eindringenden Rande gegenüber auf die sclera ausübt. Kapselaustritt

zugleich mit der Linse kann vor-

kommen bei sehr fester Kapsel und kleinem Staare; es ist dies wahrscheinlich eine Folge von Verdünnung der zonula Zinnii und von pathologischer Aufsaugung der dünnen Masse, mittelst welcher die hintere Kapselwand

an der tellerför-

migen Grube angelegt ist, aus welcher sie sehr leicht gelöst wird, wie z. B. der Versuch durch Maceration lehrt; es erfolgt defshalb hierbei nicht immer Glaskörpervorfall. Der K a p s e l s c h n i t t

kann schwierig sein in Folge

von Pupillenverengerung nach dem Abflüsse des Kammerwassers , es geschieht dies bei reizbaren Augen und allzugrellem Lichteinflusse; man beruhige den Kranken und dämpfe die Lichtstrahlen; anderemale erweitert sich die verengerte Pupille äufserst langsam und spärlich bei seniler Rigidität der Iris, alsdann spalte man den Pupillenrand mit der doppelknöpfigen Scheere von M a u n o i r , oder bilde ein kleines Colobom

nach oben, durch Ausschneiden

eines

Stückchens aus der Iris. Das C o n c a v w e r d e n

der vorderen Hornhautfläche

nach Entleerung des Kammerwassers ist Folge der Verminderung des inneren

Druckes und

gleicht sich bald

wieder aus. Dagegen kommt eine Q u e r f a l t u n g der Hornhaut vor, wobei zugleich die Wundränder ungefügig, steif sind und die Wunde klafft; es läfst dies auf krankhafte Sprödigkeit der Hornhaut schliefsen, und Eiterung derselben

Angapfel.

90

und Irisvorfall befürchten, wefshalb v. G r a e f e räth, in diesem Falle sofort ein Stückchen Iris auszuschneiden. Nachbe-

Der L i n s e n a u s t r i 11 kann erschwert sein durch un-

handlung

mentafex genügenden Hornhautschnitt, welcher dann zu verbessern traction. ¡ s t Liegt dagegen der Schnitt asymmetrisch entfernt von der Scleralgränze, so dreht sich beim Austreten die Linse etwas um ihre senkrechte A x e ; hier sei man d e s halb vorsichtig in der Ausübung des Druckes, weil dadurch die Druckwirkung auf den Glaskörper verschoben ist und derselbe leicht einreifsen könnte.

Eine allzuenge

K a p s e l ö f f n u n g erweitere man mit dem Cystotom. Unmittelbar n a c h Vollendung der Segmentalextraction untersuche m a n , ob der Hornhautlappen fest anliegt und ob die Pupille r u n d , nicht verzogen ist und bringe Abweichungen hiervon in Ordnung; das Augenlid, der

Extractions-

oder Lappenrichtung

welches

gleichnamig

ist,

ziehe man etwas ab und lasse es dann darüber gleiten. Die Augen werden mit einigen Streifen Heftpflaster oder englischem Pflaster einfach und leicht

verbunden.

Der

Kranke liege horizontal auf dem Rücken, mit etwas erhöhtem Kopfe, derselbe beobachte unbedingte Ruhe und für die ersten Stunden werde das Zimmer völlig verdunkelt und

dasselbe alsdann

schattet. fangs

stufenweise täglich

weniger

be-

In den ersten 24 bis 48 Stunden fliefsen in an-

kürzeren,

dann

längeren

Zeitabschnitten

einige

Tropfen Kammerwasser unter vorübergehend stechendem, oder drückendem Schmerz aus; diese Erscheinung hört auf nach erfolgter Vereinigung der Wundränder.

Bei un-

gehindertem Fortgange der Heilung darf der Kranke am dritten Tage eine kurze Zeit lang in dem Bette aufrechtsitzen unter dem Beistande des Wärters, am fünften Tage kann man die Augen zur ersten Untersuchung öfTnen, alsdann aber sind dieselben wieder zu verbinden bis zum

Krystallkörper. achten bis neunten T a g e ,

91

von da an können dieselben

ohne Verband gelassen werden und man kann dem Kranken erlauben, einige Stunden lang aufserhalb des Bettes wohlverwahrt in einem Lehnstuhle zu sitzen; nach drei bis vier Wochen darf der Operirte das Zimmer verlassen. Die s c h l i m m e n Zustände treten meist schon in den ersten zwei bis zehn Stunden a u f , wefshalb die Nachbehandlung besonders in mufs.

dieser

Zeit sehr sorgfältig sein

Wenn Va Stunde nach der Operation der Wund-

schmerz nicht nachgelassen hat, vielmehr das Auge mehr schmerzt und

thränt,

das

obere

Augenlid

anfängt zu

schwellen und erhöhte Wärme in der Operationsgegend gefühlt wird, dann sollen sofort e i s k a l t e Umschläge g e macht werden mit leichten Compressen, welche häufig zu wechseln sind und so lange fortgesetzt werden, als sie dem Kranken wohl thun;

aufserdem möge eine

länger

dauernde Blutung durch Nachsetzen eines Blutegels nach dem Abfallen eines anderen und durch gleichzeitiges Unterhalten der Blutung aus der Stichwunde des ersten angeordnet werden; erfolgt hierbei nicht Besserung, so ist die Anwendung von 1 gr. Calomel alle 2 St. zu empfehlen, v. G r a e f e wendet nach eingetretener Eiterung,

welche

meist nach 24 Stunden beginnt, Calomel in Zweigrangaben als Derivans an. Linearextraction

— extractio linearis.

Die Ex-

traction mit linearem Hornhautschnitte wurde von P a l l u c c i (vergl. v. G r a e f e in A. f. 0 . I, 2, 219) bei Hülsenstaar und

bei

häutigem

Nachslaare angewendet.

empfahl einen geradlinigen Querschnitt als

Wardrop allgemeine

Methode, indefs leidet hier bei hartem Staare die Iris und Hornhaut

von

Quetschung.

der

austretenden

Jaeger

weiter ausgebildet.

hat

Linse

zu sehr

die Methode von

durch

Palucci

G i b so n brachte 1811 dieselbe als

Extractio linearis.

92

Augapfel.

Hauptmethode für die Entfernung aller w e i c h e n

Staare

in E r w ä g u n g , benutzte sie indefs nur als Nachoperation der discissio. T r a v e r s verwandelte 1814 den geradlinigen Schnitt in einen kleinen Bogenschnitt.

A. v. G r a e f e e r -

hebt die Methode des linearen Schnittes zur Staaroperation und bezeichnet scharf die Anzeigen zu ihrer Anwendung aus der Diagnostik der S t a a r c o n s i s t e n z . Zur V o r b e r e i t u n g wird die Pupille durch Eintropfen von Atropinwasser in das Auge erweitert und

nachher,

(was v. G r a e f e für alle Augenoperationen vorzieht) der Kranke in die Rückenlage gebracht.

Der Instrumenten-

apparat besteht in der Hakenpincette, der J a e g e r ' s e h e n Lanze, dem Kapselmesser, der Kapselpincette und dem Da v i e l ' s e h e n Löffel.

Die Operation wird in drei Abthei-

lungen ausgeführt. 1.

Die beiden Augenlider werden durch einen Gehül-

fen von einander gehalten mittelst der Finger.

Zur Fest-

stellung des Augapfels fafst der Operateur mit der Hakenpincette eine Bindehautfalte dicht an dem inneren Hornhautrande.

Die Lanze wird

Hornhaut genau

in dem

auf der

Querdurchmesser

Scleralgränze entfernt angesetzt, Lanze in der

wagerechten

Schläfenseite \"
ei

reclinatiodepres6i0

-

Augapfel.

102

Zimmer. — Zuweilen tritt Erbrechen ein als Folge von Quetschung der Ciliarnerven, dasselbe wird durch Opiatklystiere leicht gestillt.

Das Auge werde bei ungestörtem

Fortgange der Heilung nicht vor dem vierten Tage

untersucht und

schlossen.

bis fünften

dann wieder für einige Tage ge-

Die ersten Sehversuche sind sehr vorsichtig

anzustellen, ijnter Ausschlufs von glänzenden Gegenständen. — Trübung der Iris mit mangelhaftem Sehvermögen ist bedingt durch den Druck der geblähten Linse auf Aderund Netzhaut : man sucht durch wiederholte Paracentese

zu helfen. — An dem ersten bis

Hornhautzweiten

Tage tritt zuweilen iritis acuta a u f , welche gewöhnlich zu beseitigen ist durch

sofortige Anwendung von Eis-

umschlägen und Blutegeln, welchen man nach Umständen einen

Aderlafs vorausschicken

soll;

man verbinde

die

kräftige Antiphlogose mit zweistündiger wiederholter Anwendung von Calomel gr. 1. — Nach mehreren Wochen oder Monaten entwickeln sich öfters deutlich die Folgen chronischer irido-choroi'ditis mit Sehstörung oder Verlust. Aeufsere ;echnlsche

Die A u s f ü h r u n g der Staaroperationen geschieht im 1 ° ~

SseNiei Allgemeinen entweder bei Rückenlage, oder beim Sitzen der rationell. Kranken, und entweder an b e i d e n Augen mit der rechten Hand, oder an jedem Auge mit der ungleichnamigen Hand. Bei Verrichtung der Operation an beiden Augen mit der rechten Hand s i t z t

der Operateur für das l i n k e Auge

v o r dem Kranken, für das rechte Auge setzt sich oder stellt sich derselbe hinter dem Kranken auf eine feste Erhöhung.

Bei Operation an jedem Auge mit der entspre-

chenden Hand sitzt der Operateur für b e i d e Augeli v o r dem Kranken. — Man kann bei gerade auffallendem Lichte operiren, es ist aber weit besser, wenn das Licht von der dem Auge entgegengesetzten Seite hereinfällt.

m

Krystallkörper.

Bevor man die Vornahme

einer Staaroperation be- Beurtheilung der

S

schliefst, ist es nothwendig, den gegebenen Fall mit den £t"°ps®' allgemeinen Bedingungen zur Staaroperation zu vergleichen,

methode

-

aus dessen Eigenschaften das Verfahren zu seiner Entfernung zu bestimmen und das Werthverhältnifs zwischen den verschiedenen Arten der Staaroperation abzuwägen. Die W a h l d e r S t a a r o p e r a t i o n ist von gröfstem w»hi der St&arope*

Einflüsse auf den Erfolg.

Wir entnehmen der klinischen «tionen.

Ophthalmologie, dafs diese Wahl hervorgehen mufs aus der genauen und umfassenden Diagnose der Eigenschaften der Staare und ihrer Träger : Weicher

Staar

weiche Staare o h n e

an j u n g e n

Personen.

Für

harten Kern paffet die Anwendung

der extraclio linearis und der discissio.

Die L i n e a r e x -

t r a c t i o n ist vorzüglich für C o r t i c a l s t a a r

jugendlicher

Leute und für geblähte Linsen in dem W u n d s t a a r e mit drohender iritis. — D i s c i s s i o ist vorzuziehen im Allgemeinen an k l e i n e n K i n d e r n , weil sie nicht ruhig genug sind zur extractio linearis, ferner für L i n s e n , welche durch theilweise Aufsaugung sehr f l a c h geworden

sind,

die centralen Staarmassen solcher Linsen würden nämlich nach Hornhautschnitt centrifugal verdrängt werden durch Glaskörperdruck nach Abflufs des Kammerwassers,

der

Kapselschnilt darf hierbei ausgiebig sein, weil flache Staare sich nicht blähen (v. G r a e f e ) .

Discissio ist ferner vor-

zuziehen für den S c h i c h t s t a a r

mit normaler Linsen-

consistenz, weil diese zu zähe ist für extractio linearis, die Kapselwunde soll hier mit geringer Vorsicht und in sehr geringer Ausdehnung gemacht durchsichtigen

Linsentheile

werden,

vorzugsweise

weil

die noch

quellungsfähig

sind, dagegen bläht sich der r e i f e weiche Staar nicht; aufserdem ist für Schichtstaar i r i d e c t o m i e mit Bildung

Augapfel.

f04

eines kleinen Coloboma durch v. G r a e f e empfohlen. — Für weiche

Staare mit z w e i f e l h a f t e r

Beschaffenheit des

K e r n e s wähle man discissio oder Extraction mit Lappenschnitt. Harter Kernstaare

Staar.

Kernstaar.

an älteren Leuten pafst

Altersstaar.

Für

die Anwendung

der

extractio segmentalis, der reclinatio-depressio und der discissio als paracentesis capsulae. — Die E x t r a c t i o n Lappenschnitt gilt

als Regel.

trahirt man nach o b e n ; unten gelegt,

mit

Im Allgemeinen e x -

dagegen wird der Schnitt

nach

wenn der obere Kapselrand an die Iris g e -

heftet ist und bei Unfähigkeit des Kranken, das Auge abwärts zu stellen. —

Reclinatio

wählt

man unter

Be-

dingungen, welche die extractio segmentalis ausschliefsen, nämlich bei decrepiden Greisen mit seniler Hornhaut, fibrösem Hornhautringe — Gerontoxon Atrophie

senile — , rigiden Arterien,

der äufseren Haut und bei sehr

dyscrasischen

Leuten, weil hier Eiterung der Hornhautwunde zu fürchten ist, ferner bei Kranken mit Lungenemphysem und manchen Cyphotischen, welche nicht ruhig liegen können, bei häufigem Blinzeln und Krankheiten

der Augenliddrüsen

mit

Tarsalknoten, weil dann namentlich der Schnitt nach unten schwierig zu heilen pflegt.

Man wähle zur reclinatio nur

Staare mit ganz hartem Kerne, weil weichere Linsen durch ihre Aufquellung später gefährlich werden; — bei verschiedener Consistenz z w e i e r Altersstaare an e i n e m Kranken werde -deshalb zuerst

der weichere

extrahirt

und

nach

etwa schlimmem Verlaufe später der härtere niedergedrückt. — Discissio als e i n f a c h e r K a p s e l s t i c h kann bei Kernstaaren gemacht werden, wenn der Kern nicht sehr grofs, das Individuum

nicht

sehr alt ist.

Der Kapselstich

wird

alsdann in 1 — 2 Monaten wiederholt, worauf jedesmal ein Zimmeraufenthalt von einigen Tagen für den Kranken noth-

Krystallkörper.

105

wendig ist, der Heilungszeitraum würde 1—iVa Jahre betragen und der Kranke unterdessen in ärztlicher Aufsicht bleiben müssen. Die H e r a u s n a h m e

des Staares aus dem Auge — „„^"¿{J^,

extractio — erfüllt sofort alle Forderungen an ein chirur- staarope. gisches Heilverfahren, sie entspricht am schnellsten und am vollständigsten

dem Heilzwecke. — L i n e a r e x t r a c t i o n

und die Operation des Staares durch d i s c i s s i o

capsulae

mit berechneter Gröfse der Kapselwunde sind am ungefährlichsten. — Dislaceratio capsulae will die ganze vordere Kapselwand entfernen : bei grofser Kapselöifnung tritt nach 8—10 Tagen gewöhnlich eine gleichförmige vollständige Quellung der ganzen Linse a u f , woran oft Druckerscheinungen des Auges sich reihen,

welche die Sehfunction

vernichten, wefshalb dislaceratio gefährlich ist und discissio den Vorzug vor derselben verdient.

Discissio capsulae

per scleram ist vornherein als Methode nicht scharf g e prägt und schon darum nicht gangbar geworden, aufserdem kann man bei derselben die Gröfse der Kapselwunde nicht bestimmen, wefshalb dieselbe nicht empfohlen ist,

wenn

auch in der Reihe der ganz reifen weichen Staare und der flachen Staare keine schädliche Linsenblähung vorkommt. Bei discissio capsulae per corneam dagegen kann die Gröfse des

Kapselschnittes

genau

bestimmt

werden,

wefshalb

d i e s e Methode der discissio zu empfehlen ist, sie bleibt gewöhnlich frei von Zufällen bei richtiger Diagnose

der

Staarconsistenz. — Die Operation des Staares durch V e r änderung

seiner S t e l l u n g — dislocatio — bringt in

ihren späteren Folgen durch Aufblähung der Linse dem Auge häufig Gefahr.

Hierher gehören die verschiedenen

Methoden, deren Grundzüge in reclinatio-depressio enthalten sind.

Der harte Kern einer reclinirten Linse scheint fast

nie aufgesaugt zu werden, es sind Linsen nach mehreren

Angapfel.

106

Jahren wieder aufgestiegen,

v. G r a e f e berichtet den

Sectionsbefund eines Mannes, welcher „4—5 Jahre vorher beiderseits reclinirt worden war" : die harten Kerne der beiden Linsen sind vorhanden, der eine beträgt 23W", der andere ist aufgestiegen und beträgt W l i " ' ; das e r s t e r e Auge war

vollständig erblindet durch

fibrös-kalkige

Ge-

webeveränderung der Aderhaut, Netzhaut und Kapsel. — Bei Seitwärtslagerung werden leicht untere äufsere Netzhauttheile verletzt, woraus Beschränkung des Sehraumes

her-

vorgeht ; die Linse ist für ihre neue Lagerstätte ein fremder Körper, sie wird hier von einer Umhiillungshaut umgeben, welche durch kanalförmige Auslaufer den Weg der Linse durch

den Glaskörper

bezeichnet;

unter gewissen Be-

dingungen bewirkt sie von hier aus nachtheilige Dieselbe kann

Folgen.

alsdann Kreislaufstörungen in dem Auge

hervorrufen und unterhalten, womit Blutungen, übermäfsige Ansammlung von Glaskörpermasse und pathologische Gewebebildungen sich verbinden, welche von dem Glaskörper aus durch narbige Schrumpfung Ablösungen der Netzhaut bedingen.

Diese Erscheinungen entwickeln sich oft sehr

allmälig und treten erst spät in unheilbarer

Vollendung

hervor, so dafs aus klinischen Ergebnissen

anzunehmen

ist, Im

es werden nur % Hinblick

der Reclinirten sehend

auf Nachhaltigkeit

stellt

sich

bleiben.

deshalb

Werthverhältnifs der Reclination niedriger, als

das

das der

Extraction mit Lappenschnitt, wiewohl beide Methoden in Bezug auf unmittelbaren Erfolg ziemlich gleich stehen und auf etwa 10% Verlust angeschlagen werden.

Man kann so-

nach mit v. G r a e f e die Extraction als Operation der Regel, die Reclination als Ausnahmeverfahren schätzen. — Unter den M e t h o d e n

der

Segmentalextraction

Schnitt nach oben ( J a e g e r ) Hornhautlappen

verdient

der

den Vorzug, weil sich der

unter der Decke und

dem Drucke des

Krystallkörper.

107

oberen Augenlides besser anlegt als bei dem Schnitte nach unten, wobei dieser natürliche Compressivverband geringer wirksam ist.

Die Brückenbildung von D e s m a r r e s

führt

zuweilen Bindehautblutung herbei, das Blut ergiefst sich alsdann in die vordere Augenkammer und erschwert die übrigen Acte der Operation. Ueber die E n t w i c k e l u n gB s s t u f e der O pr e r a t i o n s - Bedingungen Kur f ä h i g k e i t des Staares, die erforderlichen Gesundheitsver- stau00n.era" hältnisse seines T r ä g e r s ,

den Einflufs der Jahreszeit auf

den operativen Eingriff, Uber das Zeitverhältnifs der doppelseitigen Operation und über einseitige Operation bei Gesundheit und bei geringer Staarbildung des anderen Auges hat man sich vorläufig geeiniget: Als Staarreife bezeichnet man die Vollendung der Trübung der ganzen Linse.

Es

ist im Allgemeinen rathsam, vor der Operation die volle Ausbildung der bestimmten Staarform abzuwarten; es gilt dies für die Extraction, weil alsdann die Entfernung vollständiger gelingt, für dislocatio und discissio, weil die reife Linse sich nicht bläht.

Hierbei mufs indefs in Bezug

auf discissio mit berechneter Schnittgröfse erwähnt werden, dafs durch dieselbe der Staar gleichsam künstlich gereift wird, so dafs wenn derselbe unter Vollendung seiner Entwickelung die kleine Eapselwunde einreifst, die Gefahr der Linsenquellung vermindert, ist sehr w ü n s c h e n s w e r t ,

öder vorüber ist. — Es

dafs der Allgemeinzustand

des

Staarträgers in die Breite der Gesundheit falle; auffallende Störungen mufs man vor der Operation zu beseitigen suchen, besonders in so weit dieselben die nothwendige Ruhe desselben beeinträchtigen.

Es ist gut, Staarkranke, welche

mit gichtischen Beschwerden behaftet sind, unmittelbar nach günstigem Erfolge einer passenden Badekur, z. B. nach vortheilhaftem Gebrauche von Wiesbaden, zu operiren. — Die Jahreszeit erscheint ebenso gleichgültig für die Vor-

Angapfel.

108

nähme der Augenoperationen,

wie für

die Verrichtung

jeder anderen chirurgischen Operation; es ist dabei selbstverständlich, dafs bei ungünstiger Witterung und im Winter längeres Verbleiben in dem Zimmer und gröfsere Vorsicht vor Störungen nach der Operation nothwendig wird. — Die Operation an b e i d e n einer

Sitzung

verdient

Augen eines Individuums in den Vorzug

vor

der Einzel-

operation der beiden bereits reifen Staare in getrennter Sitzung; die Prognose bleibt jedenfalls gleich, die Dauer der

Nachbehandlung

wird

abgekürzt,

durch

etwaige

schlimme Zufälle und deren Behandlung wird der Kranke geschwächt, geistig deprimirt und deshalb die Vornahme der zweiten Operation oft lange hinausgeschoben. — Aus der seitherigen Statistik der e i n s e i t i g e n Staaroperationen bei Gesundheit des anderen Auges geht hervor, dafs die Operation des Staarauges erlaubt ist, wenn dieselbe durch eine

u n g e f ä h r l i c h e Methode verrichtet werden kann,

wie bei Corticalstaar junger Personen durch Linearextraction, oder durch berechnete discissio.

Das operirte Auge

ist allerdings hyperpresbyopisch, dennoch findet wenigstens manchmal gemeinschaftliches Sehen s t a t t , ohne Benachtheiligung durch die grofse Verschiedenheit Kraft beider Augen.

der optischen

Die beiden Augen der meisten Men-

schen haben normal ungleiche Brechkraft, ohne dafs deshalb Schielen, oder Doppeltsehen sich hervorbildet, oder die Ausdauer des Sehactes gestört wird. Indefs sind Fälle von einseitiger Staaroperation beobachtet, in welcher diese Abweichungen in dem Sehen sich entwickelten. — Die einseitige Staaroperation bei bereits begonnener Staarbildung des anderen Auges erscheint vollkommen gerechtfertigt, da der Zustand dieses Auges auf die Ereignisse an dem operirten Auge keinen Einflufs übt.

Krygtallkörper.

109

Nachstaar.

Es ereignet sich öfters, dafs nach vollkommen glück- Nachstaar. licher Heilung von Staarkranken die Sehschärfe derselben sich allmälig verringert, so dafs diese Abnahme etwa nach Ablauf eines Jahres auffallend hervortritt.

Dieselbe kann

bedingt sein durch eine Abnahme der Sehkraft, oder durch Gewebebildung in dem Gebiete der Pupille.

Die erstere

Ursache ist die seltenere, sie wird erkannt mit Hülfe des Augenspiegels bei steilem Lichteinfalle aus den Graden der Klarheit,

worin die Gegenstände des

grundes erscheinen.

Augenhinter-

Die krankhafte Gewebebildung in dem

verlassenen Linsengebiete ist weitaus der häufigere Grund der verminderten Sehschärfe, sie ist die gewöhnliche Folge nach glücklich geheilten Staaroperationen.

Es ist dies der

Nachstaar — cataracta secundaria —. Jeder Nachstaar besteht aus Ueberbleibseln des Krystallkörpers und aus neugebildeten Kapseltheilen.

Derselbe ist zu

unterscheiden

von dem Pupillenverschlusse — s y n i z e s i s p u p i l l a e — in Folge von Staaroperationen, dem s. g. Nachstaare";

„iritischen

dieser entsteht nach Eiterungen in der

Iris, derselbe wird gebildet durch pathologisches Bindegewebe, welches durch Faserbrücken die Pupillenränder verbindet; zu seiner Beseitigung macht man am besten eine k ü n s t l i c h e Pupille. Aus den Bildungsstufen des Nachstaares werden zwei Formen unterschieden, welche man als

glashäutigen

und als f i b r ö s e n Nachstaar bezeichnen kann. — In dem glashäutigen

Nachstaare verschliefst eine neugebildete

sehr dünne Hautlage die Kapselöffnung; die Kapselreste sind gegen die Peripherie des Pupillargebietes zipfelförmig zurückgezogen und gränzen sich von der neuen Hautmasse durch ihre weniger durchsichtigen Ränder ab, so dafs das Ganze das Ansehen einer spinngewebeartigen Trübung er-

Augapfel.

HO hält.

Wir erkennen den dünnhäutigen Nachstaar am g e -

nauesten mittelst Focalbeleuchtung, indem wir das schief auffallende Licht in der Untersuchungsgegend sammeln und unser Auge in die Richtung des zurückgeworfenen Lichtes bringen, so dafs wir uns von der spiegelnden, glatten Oberfläche der durchscheinenden Nachstaarhaut aus dem schwachen Lichtreflexe derselben überzeugen. — Der f i b r ö s e Nachstaar

bildet dicke weifse Trübungen

mit unebener

körniger Oberfläche und besteht aus harten Hautlagen, welche sich an die Kapselreste

anschliefsen und meist

stellenweise verkalkt sind. Nachstaar-

Operationen

j)ie

Entfernung"

der

Nachstaare

geschieht °

— Technik. ( j u r c j 1 Zerschneidung mit Verschiebung — discissio-dislocatio — und durch Herausnahme — extractio. —

Beide

Operationen können durch die Hornhaut, oder durch "die sclera ausgeführt werden.

Zur Vorbereitung lasse man

die Pupille durch mydriatica erweitern. festgestellt mit der

Hakenpincette.

Der Augapfel wird Bei Operation

des

Nachstaares durch discissio-dislocatio sollen n u r die n e u gebildeten

dünnen Häutchen durchschnitten und zu-

rückgeschoben werden. aZuengCäorcii

D i s c i s s i o cataractae secundariae p e r c o r n e a m wird

dle

hfu°t™" mit einer geraden Staarnadel ausgeführt; B o w m a n n verrichtet dieselbe mit zwei Nadeln, derselbe fixirt den Nachstaar durch eine Nadel und löst ihn alsdann mit der anderen Nadel los. — Man bemerkt sich zuvor bei Focalbeleuchtung genau die Stelle für den Schnitt. I. E i n s t i c h u n d F ü h r u n g d e r N a d e l : Man durchstöfst die Hornhaut an der äufseren Seite des Pupillargebietes, wobei die eine Nadelfläche nach aus- und abwärts,

die

andere nach ein- und aufwärts gerichtet ist, und führt die Nadel in die obere Gränze des Ortes für den Schnitt in der Pupille.

in

Krystallköfper. II.

S c h n i t t f ü h r u n g : Man vollführt einen kleinen

Schnitt durch Heben des Heftes und hält in der Endstellung die Nadel einige Augenblicke, damit der Glaskörper sich vordränge

und beim Ausziehen der Discissionsnadel z w i -

schen die Schnittränder trete. Nach der Operation möge der Kranke z w e i bis drei T a g e in dem Zimmer bleiben. D i s c i s s i o cataractae secundariae p e r s c l e r a m wird zeracbnei1

düng durch

mittelst der Sichelnadel verrichtet. I.

Der Einstich geschieht

die Solera-

in der sclera

—l1/»'"

von dem äufseren Hornhautrande entfernt und

unter-

halb dem Querdurchmesser des Augapfels.

Das Heft wird

horizontal gehalten, die Nadel in der Richtung ihrer Convexität

eingestofsen,

sodann werden

ihre Flächen durch

Viertelaxendrehung parallel zur Iris gestellt und die Nadel vorgeschoben bis zur Schnittstelle. II.

Schnittführung

neugebildeten

Masse

: Man kehrt die

zu und

hebt das

Heft

Spitze

der

gegen

die

Stirnglatze, so dafs die Nadel auf eine kleine Strecke in die Neumasse eindringe und dieselbe verlagere.

Der Nadel-

rückzug geschieht in umgekehrter Ordnung auf dem Einführwege. Extractio

cataractae

secundariae p e r

corneam.

Auszug

durch die

Man bedarf zu dieser Nachstaaroperation die J a g e r ' s e h e Hornhaut. Lanze, oder eine breite Paracentesenadel, ferner ein feines Häkchen, oder die Kapselpincette — serretele. — I.

Hornhautschnitt

: Man setzt

die Lanze

an

der Schläfenseite der Hornhaut dem Pupillarrande g e g e n über a n , so dafs die Flächen senkrecht stehen, und stöfst die Spitze steil durch die Hornhaut, schiebt sodann das Instrument flach vor Linearschnitt.

und erweitert

beim Rückzüge

den

Augapfel.

112 II.

Auszug des Nachstaares.

Rasch nach Vol-

lendung des Linearschnittes wird das Häkchen in derselben Weise wie vorher die Lanze eingeführt, dasselbe dreht man nun in der Nachstaarmasse mehrmals um seine Axe, so dafs die neugebildeten Häute sich darumschlingen und zieht dann dieselben aus.

Oder man holt den Nachstaar

mittelst der Kapselpincette, womit man gewöhnlich mehrere Male eingehen und fassen mufs. Auszug

durch die scier».

Extractio

cataractae secundariae per r

sc1er am

("Sichel). Derlnstrumentenapparat besteht aus der J a e g e r ' schen Lanze, einer Staarnadel, der Scleralpincette und der Röhrenpincette

von S i c h e l ; letztere wird auch als Ge-

webeklammer — serretele — bezeichnet. I.

Einstich.

Die J a e g e r ' s c h e Lanze wird in dem

wagerechten Durchmesser des Augapfels 4—5 mm von dem äufseren Hornhautrande entfernt an die sclera wagerecht angesetzt, so dafs ihre Flächen nach auf- und abwärts g e richtet sind.

In dieser Richtung wird die Spitze der Lanze

durch die sclera und die darunter gelegenen Häute eingesenkt. II.

Einführung der Nadel zur Trennung von

Ver-

wachsungen des Nachstaares mit der Iris in derselben Halt u n g , wie vorher die Lanze eingeführt wurde;

alsdann

Senkung der Nadelschneiden in senkrechter Richtung und Trennen der Adhäsionen

durch Heben und Senken des

Heftes. III.

Einführung der Pincelte, Erfassen und Ausziehen

des Nachstaares.

Man führt das Instrument geschlossen

ein, so dafs der eine Arm desselben nach vorn, der andere nach hinten gerichtet ist, schiebt dasselbe vor, öffnet es und fafst die Nachstaarmasse, führt sie vorsichtig aus.

schliefst die Pincette und

Rrystallkörpet.

113

D e s m a r r e s hat dieses Verfahren vereinfacht, indem derselbe die Irisadhäsionen mit dem langen Arme seiner Kapselpincette trennt. — Die frühere Methode von Q u a d r i legte den Scleralschnitt vertical, parallel mit dem Hornhautrande. Beurtheilung der Nachstaaroperationen.

Die Beschaffenheit des Nachstaares bedingt die Vornahme und die Art der Operation; im Allgemeinen für den Werthunterschied der einzelnen Methode giebt der Grad der Gefahr und der seitherige Erfolg derselben Anhaltspunkte. Für glashäutige, dünnhäutige Nachstaare eignet sich Nachstaarwahi der o ° discissio - disloca tio, sie lassen sich nicht herausnehmen;

operation

-

für fibröse, dickhäutige pafst extractio, weil diese jedenfalls zugleich dislocirt werden

müfsten,

und diefs nur

schwer und selten dauerhaft gelingt, da sie meist wieder aufsteigen. Die kleine Operation des Nachstaares durch discissio werthuntors cbicd per corneam ist ganz ungefährlich; dagegen kann discissio der Nach. staarope-

per scleram gefährlich werden durch Iridochoroi'ditis, wefshalb erstere

vorzuziehen ist. — Extractio per

scleram

nach Q u a d r i hatte den grofsen Nachtheil, dafs die Wunde klaffte; S i c h e l vermeidet diesen Nachtheil, indefs bleibt diese Methode mittelst der Scleralpincette sehr verwundend, mittelst Röhrenpincette — serretéle — verwundet dieselbe weit weniger, hat aber selbst als kleinere Operation ein ungünstiges Ergebnifs im Ganzen, Verlust gerechnet werden. haften Gesammtresultates

so dafs fast 1 0 %

Die-Ursache dieses u n v o r t e i l ist

nicht nachgewiesen;

man

sucht dieselbe in dem Abstreifen von Nachstaarmassen an dem inneren Wundrande, so dafs dieselben dort als fremde Körper wirken und choroi'ditis erregen könnten. — Die frühere Methode der extractio per corneam mittelst der W i n t h e r , Ophthalmologie.

g

rationen

-

114

Augapfel.

Augen- oder Pupillenpincette führt leicht zu Glaskörperv o r f a l l , oder zum Fassen eignet sich defshalb

der Iris.

Weit

extractio partialis

vorzüglicher

nach J ä g e r

in

ihrer Anwendung auf den fibrösen Nachstaar; v. G r a e f e benutzt anstatt des Staarhäkchens die feine Eapselpincette — serretele. — Die Ergebnisse tractio per corneam

stellen

dieser Methode

der e x -

sich bis jetzt günstiger,

als

diejenigen der ([neueren) extractio per scleram. lur'Nachs

Wenn der Nachstaar nicht bedeutende Sehstörungen

6

ration. ' veranlafst,

so gilt im Allgemeinen der Grundsatz,

Nachstaaroperation nur gemacht werden

soll

dafs

nach

Ent-

fernung der Linse durch A u f s a u g u n g oder durch H e r a u s n a h m e aus dem Auge.

Es

hat sich nämlich heraus-

gestellt ( y . G r a e f e ) , dafs selbst die an Extrahirten völlig gefahrlose discissio des Nachstaars,

nach Entfernung des

Staares aus der Sehaxe durch reclinatio-depressio zuweilen sehr

bedenkliche

Folgen

mit Pupillenverschlusse

oder

vollkommener Zerstörung des Augapfels herbeiführte. einem solchen Falle Nachstaaroperation reclinirten Linse.

beobachtete eine

v. G r a e f e

Lagenveränderung

nach der

In der

früher

Glaskörper.

115

Glaskörper. Der Glaskörper füllt die Netzhauthalbkugel bis zu dem Krystall- und dem Ciliarkörper.

Derselbe bildet dje gröfste

Menge des Augapfelinhaltes und ist äufserst durchsichtig und klar.

Der Glaskörper vorzugsweise erhält Form und

Umfang des Augapfels, derselbe besteht aus Schleimgewebe (Virchow),

Gallertbindegewebe ( L e y d i g ) und enthält

9 8 , 4 % Wasser, etwas Eiweifs und Kochsalz, nebst einer Umsetzungsstufe des Eiweifses, welche man als Proteinkörper bezeichnet. Baue

des

P a p p e n h e i m fand zuerst in dem

in kohlensaurem Kali erhärteten Glaskörpers

concentrische Schichten.

B r ü c k e beobachtete bei Behand-

lung des Rinder- und des Schafglaskörpers ein System von concentrischen Häuten, ebenso H a n n o v e r an Thieraugen in Chromsäure, dagegen in dem Menschenglaskörper häutige Sectoren, in welchen die Glaskörpermasse liegt. Bowmann

sah in Querschnitten des chromsauren Men-

schenglaskörpers Linien, welche an der Peripherie parallel mit diesen verlaufen und nach der Mitte hin radiär. l a c h bestätigt die Beobachtung von B o w m a n n . burg's

Untersuchungsergebnifs

an

GerGüns-

dem frischen Glas-

körper eines dreimonatlichen Fötus belegt diese Ansicht, derselbe fand ein Fachwerk von Häuten, welche in der Medianaxe zusammenlaufen.

In der tunica hyaloi'dea er-

kennt G ü n s b u r g eine embryonale Gefäfsmembran. Finkbeiner's

Beobachtung

mit

HgCl sind

Nach

die See-

-torenwände mit Epithel belegt, ebenso die äufsere Fläche der hyaloi'dea in ihrer ganzen Ausdehnung. Nach meinen eigenen Untersuchungen an Querschnitten frischer Glaskörper von Schlachtschweinen liegen in regelmäßigen Abständen Zellenreihen, welche radiär von dem 8*

116

Angapfel.

Centrum ausgehen und in der Nähe der Peripherie bis zu mehreren Linien auseinander weichen; an dem Glaskörperumfange werden

diese Reihen zuweilen

Zellenreihen gekreuzt, verlaufen.

Jede

Zelle

liegt

von

mehreren

ihrem Nachbar

derselben Reihe etwa i " ' entfernt, nen sehr scharf,

von

welche parallel mit dem Rande ih

die Zellen erschei-

sie sind rundlich,

mit einem Kerne

versehen, und haben zum Theil klaren, zum Theil punktirten Inhalt.

Der Querschnitt durch den gefrornen Glas-

körper giebt ein Bild, welches dem Fasermaschengerüste des Schleimes von V i r c h o w

(Würzb. Verh. I I ,

vollkommen entsprechend aussieht.

Virchow

150)

fand den

Glaskörper an f ö t a l e n Schweineaugen aus einer knorpelartig gebauten Substanz : „runde, kernhaltige, stark granulirte Zellen, welche in ziemlich regelmäfsigen Abständen in eine homogene, stellenweise leicht streifige Grundsubstanz mit den chemischen und physikalischen Charakteren des Schleimes eingesetzt waren." der Erwachsenen

Auch der Glaskörper

besieht nach V i r c h o w

aus Schleim-

gewebe; V i r c h o w schliefst, dafs die Zellen untergehen und die Intercellularsubstanz allein zurückbleibt,

v. A m n i o n ' s

Untersuchungen ergeben, dafs der Glaskörper aus dem Auge des menschlichen Fötus

von 2—3 Monaten

eine

gallertartige Masse zeigt, die sich in einem eckigen Zellengerüste befindet, das sich von gröfseren zu kleineren ähnlichen Gestalten fortbaut, und eine Art Bindesubstanz ist, welche später zu breiten Wänden verschmilzt.

Mit der

Verschmelzung schreitet die Umfangsvermehrung des Glaskörpers fort, welche nach v. A m m o n in einer „inneren parenchymatösen Fortbildung", „in spontaner Lamellirung" mit regelmäfsig gelagerten Schichten besteht. — An dem Glaskörper der Neugeborenen erkennt man deutlich ein zartes Fachwerk aus Bindegewebe, in dessen Zwischen-

Glaskörper.

117

räumen die Gallertmasse liegt ( L e y d i g ) .

Dieses Gerüste

trägt in dem Fötus Blutgefäfse, seine Hauptscheidewände sind radiär angeordnet und weichen in ziemlich regelmäfsigen Abständen gegen die Peripherie auseinander, so dafs dieselben auf der Querschnittfläche des Glaskörpers eine Fächerform darstellen,

wodurch der Glaskörper in

dreieckige Räume mit gekrümmter Basis getheilt wird. Es ist diefs dieselbe Anordnung, wie sie in den von mir gesehenen Z e l l e n r e i h e n

an dem Glaskörper etwa ein-

jähriger Schweine besteht. — Das Gewebe der

Scheide-

wände ( L e y d i g ) setzt sich in die Gränzhülle des Glaskörpers — membrana hyaloi'dea — fort und diese verlängert sich als zonula Zinnii von dem Glaskörperrande zu dem Bande der Linsenkapsel.

An der vorderen Wand

in der tellerförmigen Grube ist die Hyaloi'dea mit der hinteren

Linsenkapselwand

verbunden,

so dafs

zwischen

dieser Verbindungsstelle und der zonula Zinnii ein Kanal bleibt — canalis Petiti — ,

welcher um den Linsenrand

herumläuft und beim Lufteinblasen sich bauscht — canal godronne.

In dem Z i n n ' s c h e n

Gürtel fanden

Retzius

und F i n k b e i n e r quergestreifte Fasern. — An der entgegengesetzten , hinteren Fläche ist der Glaskörper mit der Netzhaut fest verbunden durch einen Ast der

art.

retinae centralis, welcher als art. capsularis in dem Fötus zur Linsenkapsel läuft und später obliterirt;

auf diesem

Wege ist die Arterie in dem Glaskörper von einem Glashaiitumschlage begleitet, welcher bildet.

den canalis hyaloi'deus

F i n k b e i n e r unterscheidet an Ochsenaugen zwei

Gefäfsstränge in diesem Kanale.

Die

Einsenkungsstelle

der Arterie in den Glaskörper ist vertieft und bildet die area Marteggiana,

welche an Ochsenaugen

mit

einem

Zapfen (H. M ü l l e r ) , oder mit Ampullen ( F i n k b e i n e r )

Augapfel.

H8

ausgefüllt ist; diese Füllmasse ist weifslich trüb und öfters eine Strecke weit in dem Gefäfsstrange zu verfolgen. Glaskörperfehler.

Die pathologische Anatomie des Glaskörpers lehrt uns zwei Erscheinungsreihen zu unterscheiden, von welchen die eine den Bestandtheilen des Glaskörpers, die andere krankhaften Einlagerungen in den Glaskörperbau angehört. Alle Zustände,

welche die Durchsichtigkeit,

die licht-

brechenden Eigenschaften des Glaskörpers beeinträchtigen, führeh auf verschiedene Weise zu Störungen in der Physik des Sehens, indem dieselben den Gang der Lichtstrahlen ablenken, oder hemmen : in dem ersteren Falle bewirken sie entweder einfache Ablenkung des Lichtes und dadurch Mifsgestaltsehen — metamorphopsia —, oder sie bewirken prismatische Ablenkung und dadurch Doppeltsehen.

Hem-

mungen des Lichtes verschleiern in verschiedenem Grade die Sehschärfe, oder sie wirken auf Beschränkung und Unterbrechung

des

Sehfeldes.



Alle

pathologischen

Formen dagegen, welche die Gröfsen- und Dichtigkeitsverhältnisse des Glaskörpers treffen, stören zunächst

die

optische Kraft durch Veränderung des Abstandes der Linse von der Netzhaut, später stören dieselben Formen nervöse

Sehkraft durch Netzhautdruck

bei

die

Zunahme

der Dichtigkeit des Umfanges, oder durch Loslösung der Netzhaut in Folge von Verkleinerung der Glaskörpermasse. — Es ist anzunehmen, dafs Wucherbildungen der Bestandteile

des Glaskörpers in der Form des

pathologischen

Gallert- oder Schleimbindegewebes auftreten und als Colloidbildung aufgefafst werden können.

Die Berechtigung

zu dieser Annahme glaube ich ableiten zu dürfen aus den Eigenschaften

des

normalen

theils

Glaskörpersbaues

und des Materiales, aus welchem derselbe

hervorgeht,

Glaskörper.

119

theils aus den pathologisch-anatomischen Ergebnissen an Glashäuten, wie dieselben bereits von D o n d e r s , H. M ü l ler,

W e d l vorliegen, wonach an Glashäuten sich Glas-

k u g e l n , Colloi'dkugeln entwickeln,

welche zu Schichten

sich aneinanderreihen, oder zu Drusen sich anhäufen. Die G l a s k ö r p e r k r a n k h e i t e n

sind sehr vielge-

staltig; sie finden sich meist in Verbindung mit anatomischen Veränderungen der Augenhäute und werden im Allgemeinen als Ausgangserscheinungen kungsformen

der

Häute

des

verschiedener Erkran-

Augapfels

angenommen,

namentlich als Folgen von Entzündungsformen der Aderhaut; indefs können dieselben auch aus der Glaskörpermasse selbst hervorgehen und verschiedene Erkrankungsformen des Augapfels in ihrem Gefolge haben, oder sie entwickeln sich gleichzeitig und unter gleichen Einflüssen mit einer Gesammterkrankung des Augapfels. Standpunkte kann man

dieselben

primäre Erkrankungen eintheilen. Krankheitshergängen dieselben hier

in

den

in

Von diesem

in secundäre und

anderen Augengebilden

betreffenden Abtheilungen

soll von denselben

als

in

Als Folgezustände von werden erwähnt;

Glaskörperverände-

r u n g e n a n s i c h ausführlicher die Rede sein. Die Abweichungsformen schaften

des

Glaskörpers

der

verschiedenen

vertheilen

sich auf

EigenUmfang,

Dichtigkeit, Durchsichtigkeit, Symmetrie, Lage und Verbindung der Glaskörpermasse und der Glashaut. Umfangszanahme — Wassersucht.

W a s s e r s u c h t — hydrophthalmos posterior. — Die YunShm« Umfangszunahme des Glaskörpers giebt sich kund durch ¿¿«Smo« Vergröfserung

und

iluctuirende Spannung der hinteren

Halbkugel des Augapfels, unter Entwickelung von Kurz-

P Bteri r

°

°'

120

Angapfel.

sichtigkeit und mattgrauer Trübung des Augenhintergrundes. Hieran reihen sich Veränderungen in dem Baue und der Verrichtung der verschiedenen Augentheile und

zuweilen

des Gehirnes : die Sehschärfe ist vermindert, zugleich besteht Lichtscheue und Funkensehen,

die Netzhautgefäfse

sind verengert oder abgeplattet, das Sehen kann völlig erloschen sein; es ist wahrscheinlich, dafs alsdann Arterienpuls der Netzhaut vorhanden oder leicht zu erzeugen ist. Die Regenbogenhaut ist meist träge oder bewegungslos, die Pupille erweitert bis zum Verstreichen der

Blende.

Beim Aufheben der Augenlider erscheint die Sclera stark ausgedehnt und verdünnt,

so dafs

bläulich

in

durchschimmert,

körpers gränzt

der

die Choroidealfarbe Gegend

des

Ciliar-

sich öfters ein dunkelblauer Wulst

1 — 1 Va'" Breite,

die Bindehautgefäfse. sind

von

erweitert,

hyperämisch, die Hornhaut ist flach und in abnorm geringerer Ausdehnung sichtbar.

In manchen Fällen entsteht

kurz vor der Erblindung heftiger Kopfschmerz und Irrereden. Nach einigen Sectionsbefunden (v. A m m o n ) ist der Glaskörper „wahrhaft flüssig" , die Hüllen des Augapfels verdünnt und zum Theil verschwunden, so dafs die Netzhaut in der Aequatorialgegend aufhört, die Aderhaut hellbraun, fast pigmentlos erscheint und von einzelnen Varices durchzogen ist, Sclera und Hornhaut sehr dünn sind. Alle Erscheinungen lassen sich auf Umfangsvermehrung des Glaskörpers durch Wasserzunahme zurückführen, sowohl die primären der fluctuirenden Wölbung mit Kurzsichtigkeit und mit Trübung des Augenhintergrundes,

als auch in

manchen Fällen die secundären : indem durch den Intraoculardruck zunächst der Kreislauf und hiermit die Function der Netzhaut

gehemmt, allmälig der Bau

aller Augen-

Glaskörper.

131

hüllen zertrümmert wird und der Druckatrophie anheimfällt, welche selbst auf die Augenhöhle sich erstreckt. Als Verbindung ist öfters beobachtet Wassersucht der Linse : es wölbt sich die Kapsel stärker und drängt die Regenbogenhaut vor.

Die Linse trübt sich sehr allmälig

und ist öfters graugrünlich geförbt. Die selbstständige Entstehung

der Wassersucht des

Glaskörpers kann als krankhafte Bildung der Intercellu^rsubstanz

aufgefafst werden,

ist

indessen

hypothetisch.

Die Betrachtung des hydrophthalmos posterior als Folge des E i n t r i t t e s von Wasser setzt pathologische Exosmose voraus aus erweiterten Gefäfsen, in Folge von Krankheiten der Netzhaut und der Choroidea. Heilung ist selten, dagegen folgt meist Atrophie des Augapfels oder doch unheilbare Blindheit.

Jedenfalls hat die

Behandlung den Versuch zu machen, den Bückgang des Uebels durch Aufschlagen von Jod, Jodkaliumwasser und durch inneren v. G r a e f e

Gebrauch

macht

von Jodkalium

einzuleiten. —

hierbei Iridectomie zur Sicherstellung

der retina und der Sehnervenpapille gegen die Einwirkung des Intraoculardruckes. — Wenn

die Lider den hydro-

pischen Augapfel f.icht mehr decken, so entstehen fortwährend

ophthalmitische Reizungen,

welche durch Mit-

theilung an das Hirn dem Leben Gefahr drohen.

In diesem

Falle macht man theilweise Ausrottung des Augapfels, indem man ein Stück Hornhaut wegschneidet, Theil den Glaskörper austreten läfst.

Linse und zum

Man belegt sodann

das Auge mit Heftpflasterstreifen und kalten Aufschlägen. Es bleibt nach der Heilung ein Stumpf zurück, welchen man zur Einsetzung kann.

eines künstlichen Auges

benutzen

122

Atrophi» corp. vitr.

Angapfel.

Verkleinerung

Umfangsabnahme. — atrophia corporis vitrei. — Der

Augapfel ist in allen Richtungen um

i'"—2"'

verkleinert,

die Spannung seiner Häute ist in verschiedenem vermindert,

Grade

erschlafft, die Gestalt des Augapfels eckig,

indem die Scleralwolbung unter den geraden Augenmuskeln besonders stark abgeplattet ist; das Sehen ist sehr vermindert

oder

völlig erloschen,

träge oder gelähmt und verblafst, matt.

die

Regenbogenhaut

der Glanz des Auges

Die pathologische Anatomie atrophischer

Augen

weist nach, dafs der Glaskörperbau geschrumpft ist und von Strängen durchzogen wird, welche aus verschiedenen Stufen

von weichen

Massen bestehen, lagert sind.

gallertigen

zu

festen glashäuligen

worin Zellen und Zellenkerne

einge-

Zuweilen bilden sie ein unregelmäfsiges Netz,

dessen Zwischenräume mit Flüssigkeit gefüllt sind.

Das

Bindegewebe der tunica hyaloi'dea ist gleichfalls geschrumpft, fester und erscheint in deutlichen weifsen Netzzügen und Strängen,

in welchen stellenweise Zellenhaufen liegen,

oder grofse Körnerkugeln eingeschichtet sind; in hohen Graden der Atrophie ist der Glaskörper erst nur als ein kleiner geschrumpfter Strang zu erkennen.

Die Glaskör-

perstränge haften an Punkten, oder gröfseren Flächen der Netzhaut, des Ciliarkörpers, der Linsenkapsel oder der Hornhaut (bei fehlender Linse).

Die Netzhaut ist in ver-

schiedenem Umfange abgelöst und bildet eine Trichterform, welche

die

Glaskörperreste einschliefst;

die abgelösten

Stellen sind an den Strängen befestigt und springen nach innen vor; in den Zwischenräumen zwischen den Ablösungen buchten sich kugelförmige Blasen von 3—S™" nach aufsen.

Aus dieser Form der Netzhautablösung schliefst

H. M ü l l e r ,

dafs dieselbe durch Zug von Innen bewirkt

werde, so dafs „die im Inneren des Augapfels schrumpfende

Glaskörper.

123

Masse alle Theile, an denen sie fixirt ist, an sich zieht." Die übrigen Augapfelgebilde zeigen verschiedene Stufen und Formen rückgängiger Umwandlung, namentlich Fettmetamorphose und Verkalkung, die Blutgefäfse sind zum Theil in Bindegewebestränge umgewandelt, daneben bestehen sehr erweiterte Netzhautgefäfse, Blutlager und blutige Eitermassen. — H a n n o v e r (d. Auge) hat eine Pflanzenbildung in dem Inneren eines atrophischen Auges beschrieben. Dichtigkeitsznnabme.

V e r d i c h t u n g des Glaskörpers —glaucoma. — Der Augenhintergrund schillert mattgrün in verschiedenen Schattirungen dieser Farbe, so dafs dieselbe meist bläulich, meergrün — yhavxos — erscheint. Die Pupille ist über die mittlere Gröfse erweitert, die Regenbogenhaut bewegt sich träge und antwortet spät oder gar nicht auf Lichteinflufs, mag derselbe auf das kranke, oder auf das zweite etwa noch gesunde Auge statt finden. Der Augapfel ist härter, tritt in verschiedenem Grade stärker hervor und ist namentlich in der Aequatorialgegend mehr gewölbt als normal. Die Augapfelbindehaut ist mattglänzend und hat einen trüben bläulichen Schein, einzelne Scleralgefäfse sind erweitert. In der Nähe des Sehnerveneintrittes sind die centralen Netzhautgefäfse flacher, breiter als normal, an der Randgegend der Sehnervenpapille verschwinden einige plötzlich, ihre Fortsetzung erscheint auf eine kurze Strecke unterbrochen, sie treten tiefer in dem Sehnerven an der Axe desselben etwas verhüllt wieder auf, andere erscheinen eingeknickt. Dieses Verhalten der Gefäfse hängt zusammen mit einer Niveauveränderung der Sehnervenpapille, ins Besondere mit einer a b n o r m e n , steilen G r u b e n b i l d u n g in derselben. Zugleich bemerkt

aiaucom».

124

Augapfel.

man

Arterienpuls

der

Netzhaut;

derselbe

ist

entweder

spontan vorhanden, oder sehr schnell durch einen leichten Fingerdruck auf das Auge hervorzurufen.

Bei der Diastole

des Herzens werden die Arterien fast blutleer und bei j e d e r Systole des Herzens sieht man das Blut mit grofser S c h n e l ligkeit einströmen, die Blutleere umfafst ein kürzeres Zeitmafs, als die Füllung.

Der normale Venenpuls

haut ist d e u t l i c h e r denheiten normal

sichtbar und zeigt

: die A u s d e h n u n g

isochromisch

mit

dem

der Netz-

einige V e r s c h i e -

der Venen ist

entweder

Zusammenfallen

der

Arterien, oder ihre Ausdehnung trifft mit der Ausdehnung der Arterien zusammen. in Fernsichtigkeit,

Die Sehslörung besteht

später erscheint

dunkelt und das Sehen

anfangs

das Gesichtsfeld

erlischt vollkommen.

durch kommt subjectives F u n k e n - und Farbensehen vor.

Zuweilen

gesellt

sich

eine

ver-

Zwischen-

blafsgrüne

öfters

Färbung

des Krystallkörpers hinzu. Diese Zustände bleiben entweder auf sich beschränkt, oder

sie

werden

zeitweise

von

einer

durchflochten

anderen

und verbinden

mit e i n e r weiteren Reihe von Die z e i t w e i s e

Erscheinungsreihe sich

dauernd

Gewebeveränderungen.

Erscheinungsreihe

bei Glaucom

tritt

auf unter heftigen Schmerzen, welche von dem Auge nach Stirne,

Wange,

wöhnlich

Schläfe,

Hinterkopf sich ausbreiten,

in A n f ä l l e n , nach

freien

Zwischenräumen

unbestimmter Dauer sich wiederholen der Nachtzeit kommen. Blutüberfüllung allmälig trübe.

ist;

von

während

Diese Anfälle sind mit vermehrter

der Bindehautgefäfse

abnimmt und oft nach

ausgeglichen

und meist

ge-

gleichzeitig

verbunden,

wenigen wird

das

Minuten

welche wieder

Kammerwasser

Ein solcher Anfall kann spurlos verschwinden oder

F o l g e n zurücklassen, welche in verschiedenem Grade f o r t bestehen, oder der Ausgangspunkt verschiedener Umwand-

125

Glaskörper.

hingen werden, woraus eine w e i t e r e Reihe von Gewebeveränderungen bei Glaucom hervorgeht, welche in einer gewissen Höhe stationär bleibt, oder in

verschiedenen

Formen

Atrophie

pathologischer

Rückbildung

zu

des

Augapfels führt : In dem Falle, dafs eine weitere Reihe von Umwandlungen des Glaucomauges sich an diesen Anfall knüpft, werden die Regenbogenhaut und der Ciliarkörper nach vorn gedrängt, wobei die Pigmentlage des Pupillarrandes stellenweise nach vorn umgestülpt erscheint, die Irisfarbe sich dunkelt, die Scleralfalze gehoben wird, wodurch die Hornhautwölbung flacher wird und ein trübrojher Gefäfsring in schmalem Abstände ihren Rand umzieht;

häufig gesellt sich Blutaustritt zur Ausgleichung

der plötzlichen Gefäfsanschwellung und bildet Ecchymosen in dem Netzhautgewebe und Blutungen in dem inneren Augapfelraum.

In dem Blutergusse entwickeln sich meist

Eiterzellen und bilden das hintere Eiterauge — Pyophthalmos posterior — durch Füllung der hinteren Kammer, oder sie beschmutzen die inneren Augenhäute und überziehen den Pupillarrand Uvealgefäfse Hügeln

an

mit einem

erweitern

sich

blutigen Eitersaume. und treten

der Augapfeloberfläche v o r ,

Die

in bläulichen namentlich in

Form des staphyloma annulare in der Gegend des Ciliarkörpers.

Allmälig schrumpfen alle Augapfelgebilde auf

dem Wege pathologischer Rückbildung und Aufsaugung, zuweilen erhält ein dünnes Skelett von Kalkschalen

die

Kugelgestalt des Augapfels. Als E n t w i c k e l u n g s e r s c h e i n u n g e n

des

Glau-

coma haben sich herausgestellt und bilden das Prodromalstadium : langsamere Beweglichkeit des Augapfels, Zunahme der Aequatorialwölbung

mit

Abflachung

des

yorderen

Augapfelschnittes und mit Fernsichtigkeit, vorübergehende, plötzliche Verdunkelung des Gesichtsfeldes in Form von

126

Augapfel.

sich senkenden Wolken; diese zeitweise augenblickliebe Verdunkelung wiederholt sich in zunehmend rascherer Zeitfolge. Die b l a f s g r i i n e Färbung des Krystallkörpers erscheint fast immer erst n a c h Ausbildung der Veränderung der Dichtigkeit und Färbung des Glaskörpers. Der V e r l a u f des Glaucomes ist manchmal abweichend von dieser Beschreibung, so dafs dasselbe sehr frühzeitig, oder gleich vornherein mit entzündlichen Erscheinungen auftritt; man hat deshalb ein a c u t e s i n f l a m m a t o r i s c h e s Glaucom und ein c h r o n i s c h e s untersphieden. Die Träger des Glaucoms sind fast immer decrepide alte Leute, oder vorzeitig marastische Personen mit s. g. gichtischem Habitus. Zuweilen ist das Glaucom mit g r a u e m Staare — cataracta — verbunden, welcher nach den bisherigen Beobachtungen immer bereits vor der Entwickelung der Glaskörperkrankheit entstanden war. Geschichtlich läfst sich die Bekanntschaft mit den Erscheinungen an dem Glaucomauge in die Kenntnifs v o r und n a c h der Erfindung des Augenspiegels scheiden, so dafs durch diese Erfindung von H e l m hol tz 1852 eine neue Zeitrechnung für die Geschichte des Glaucoms beginnt. Die Entdeckungen auf diesem Gebiete durch E. J a e g e r , A. v. G r a e f e , H. M ü l l e r , R. F o e r s t e r liefern die Belege hierzu. — Ueber die Herkunft des Glaucoms sind noch jetzt die Ansichten getheilt; dieselbe wird abgeleitet aus dem Glaskörper, aus der Netzhaut, aus der Aderhaut, beziehungsweise Traubenhaut und aus dem Gesammtaugapfel. Die älteste Geschichte fafst das Glaucom als Entmischung des Glas- und des Krystallkörpers auf; R u f u s von E p h e s u s , 1. Jhrh. n. Chr., vgl. O r i b a s i u s und P a u l von A e g i n a ed. S t e p h a n . 1567, VIII, cap. 47, pag. 130, III, cap. 22, pag. 438. Seitdem hat man seinen

Glaskörper.

12f7

Sitz theils in verschiedene einzelne, theils in alle Gebilde de6 Augapfels verlegt : 1) Als G l a s k ö r p e r l e i d e n wird dasselbe betrachtet von A l e m a n n . A d r i a n 1557, bedingt durch F a r b e n v e r ä n d e r u n g der brechenden Mittel, ebenso von B r i s s e a u 1708 und P l a t t n e r 1745, dagegen von D e s m o n c e a u x 1786 und A r n o l d 1760 aus Sehnervenlähmung, von B e e r 1792 aus Entzündung oder Gicht, von M a c k e n z i e 1832 wird zugleich der Intraoculardruck und dessen Folgen bezeichnet und hervorgehoben, nach J ü n g k e n 1836 ist dasselbe in gichtischer Entzündung bedingt.

2 ) Als

L i n s e n e n t a r t u n g b e t r a c h t e t das Glaucom S a i n t - Y v e s 1722 mit Sehnervenlähmung, T a y l o r 1750 mit Intraoculardruck und seinen Folgen auf Kreislauf, Sehkraft, Verschiebung der Augentheile.

3) N e t z h a u t s i t z

wird dem Glaucome

angewiesen durch A r n e m a n n 1801, v. W a l t h e r 1810, W e l l e r 1830; in Sehnerv und Netzhaut verlegt denselben v. W e n z e l

1808.

4) C h o r o i ' d e a l s i t z

stellt von A u t e n r i e t h

wird aufge-

1807 als Choroi'dealkrätzpustel,

von C a n s t a t t , S i c h e l 1831 als Folge und Ausgang einer choroiditis, von v. A m m o n 1838 mit Zuzug der Centralgefäfse — als Apoplexie und Entzündung —, von C h e l i u s 1839 als gichtische Gewebeveränderung, von

Schröder

v a n d e r K o l k 1841 als fibroalbuminöse Exsudation zwischen Choroidea und Netzhaut, von S i c h e l 1841 als entzündliche und statische Gewebeveränderung, von R u e t e 1845 als Ausgang der choroiditis bei dyscrasischen, vorzüglich bei arthritischen Personen, von F i s c h e r 1846 als Choro'idealgicht,

von A r l t 1853 als venös - dyscrasische

Entzündungsform, von v. G r a e f e 1857 als iridochoroiditis mit Durchtränkung der Augenflüssigkeiten und V e r m e h r u n g des K a m m e r w a s s epr s, wodurch Intraoculardruck entsteht, von v. H a s n e r 1858 als entzündliche Ergiefsung in den Augapfelraum.

5) A l l g e m e i n e

Augapfelkrankheit

128

Angapfel.

ist das Glaucom nach F. J a e g e r 1820 ais Augengicht, D e m o u r s 1821 als Blut- und Lymphgefäfsentzündung des Augapfels mit Entzündung der Beinhaut in der Augenhöhle und der Stirnhöhlenschleimhaut, R o s a s 1834 als gichtische Lymphcachexie, S c h i n d l e r 1842 als krankhafte Ernährung, W a r n a t z 1844 als Gichttocalisation, Desm a r r e s 1847 und S t e l l w a g v. C a r i o n 1855 als Gesammterkrankung des Augapfels, E. J a e g e r 1858 als Ergebnifs einet- Ophthalmia arthritica. Diese Ansichten gehen von einem Punkte nach allen Richtungen auseinander; die Kernfrage nach dem „Wesen" des Glaucomes sammelt dieselben wieder in einen Vereinigungspunkt, sie alle verlangen zur Bildung des Glaucomes eine ganz besondere Form des Erkrankens; aber aus diesem Bildpunkte weichen die Ansichten wieder auseinander, denn die besondere Form mufs sehr verschieden geprägt sein, indem die Abstammung als neuroparalytische, arthritische, fibrös-albuminöse, entzündliche, scabiöse, venös-dyscrasische, phlebitische, lymphangitischej cachectische angegeben wird. — Weit entfernt zu behaupten, dafs das Glaucom stets in gleicher Weise entspringt, will ich nur versuchen, den Erscheinungskreis desselben zu zerlegen und auf gewisse, nur für Einzelfälle wahrscheinliche Bedingungen zurückzuführen, ferner die Hergänge, wenn das Glaucom zeitweise durchflochten wird, nebst deren bleibenden Folgen zu begründen. E r k l ä r u n g s v e r s u c h des Glaucoms als Glaskörperkrankheit. Es ist Thatsache, dafs die frühesten anatomisch^ physikalischen Erscheinungen der m e i s t e n Glaucome bestehen in stärkerer Spannung des Augapfels mit einem blaug r ü n e n S c h e i n e in dem Augenhintergrunde : die Häute des Augapfels enthalten nicht den Grund zur Vergröfserung der Spannung desselben, dieser Grund mufs also in den

Glaskörper.

129

Massen l i e g e n , welche von den Häuten umschlossen sind, die Untersuchungsergebnisse des Krystallkörpers und

des

Kammerwassers weisen uns a b , der Grund mufs demnach in dem Glaskörper gesucht werden.

W i r werden annehmen,

dafs der Glaskörper verdichtet ist und dafs zugleich Zusammensetzung oder

sein Gefüge in

seine

einer Weise sich

verhält,

dafs dadurch j e n e blaugrüne Färbung zu Stande

kommt.

Diese Färbung erscheint als eine

physikalische,

h e r v o r g e g a n g e n aus einer Zusammenstellung der schwarzblauen

Farbe des Augenhintergrundes

hei

gewöhnlicher

Beleuchtung und einer pathologischen Farbe der Glaskörpermasse, wofür wir aus dem grünen Effect gelb, ins Besondere goldgelb aufstellen müssen.

Die

Fernsichtig-

k e i t i n dem Glaucome dürfte zunächst aus der vermehrten Dichtigkeit des Glaskörpers h e r v o r g e h e n ,

wodurch

seine

Verschiebbarkeit in dem Acte der Accommodation erschwert und somit die optische Kraft des Auges vermindert

wird.

Der A r t e r i e n p u l s in der Netzhaut kann künstlich

her-

vorgebracht werden

an dem normalen Auge durch

stetig zunehmenden Fingerdruck

Augapfels, ohne dafs dieser Druck lästig wird. Untersuchungen dafs hierbei

von D o n d e r s

einen

auf die Aufsenfläche des hat sich

Aus

den

herausgestellt,

die Gefäfse sich mehr und mehr v e r e n g e r n

und alsdann bald der Arterienpuls zum Vorschein

kommt.

Derselbe berechnet Ys des ganzen Rhythmus für die Blutleere,

%

für die Füllung der Arterien,

v. G r a e f e

hat

diese Entstehung des Arterienpulses bereits dahin erklärt, dafs der äufsere Druck bei der Systole des Herzens durch den inneren Blutdruck überwunden wird, so dafs hiernach im Ganzen sehr wenig Blut durch die Netzhaut strömt 4ind bei der Systole des Herzens mehr Blut in der Netzhaut vorhanden ist, als bei der Diastole.

In dem Glaucom ist

Arterienpuls in der Netzhaut völlig, oder nahezu entwickelt, Winther,

Ophthalmologie.

9

130

Augäpfel.

so dafs in dem letzteren Falle ein leiser Druck denselben sofort hervortreten läfst.

Es ist wahrscheinlich, dafs der-

selbe durch Druck des verdichteten. Glaskörpers auf

die

Netzhautgefäfee erzeugt wird, oder bereits ein gewisser Grad seiner Bedingungen

dadurch

erreicht

die E r s c h e i n u n g des A r t e r i e n p u l s e s

ist. — An durch Druck

auf das normale Auge knüpft sich nach ein paar Secunden ( D o n d e r s J V e r d u n k e l u n g des G e s i c h t s f e l d e s , so dafs sich die Sehgegenstände anfangs noch „Schemenartig" darstellen und bei etwas stärkerem Drucke bald gänzlich verschwinden. Es liegt nahe, anzunehmen, dafs die g 1 a ucomatöse Erblindung

mit dem Erscheinen des A r -

terienpulses , oder eines Grades seiner Bedingungen zusammenfällt und davon herrührt, so dafs dieselbe hiernach auf Störung des Kreislaufes und Stoffwechsels der Netzhaut beruht.

Aufserdem ist es wahrscheinlich, dafs auch

die periodische Verdunkelung und deren häufigeres Auftreten kurze Zeit vor dem Eintritte der dauernden Erblindung mit solchen Kreislaufstörungen zusammenhängt, deren augenblickliche Ausgleichung weniger ausreichend wird.

nach jeder

Wiederholung

Die pathologische Empfindung

der Netzhaut, welche als Funken- oder Farbenerscheinung subjectiv wahrgenommen wird, kann ebenfalls mit Kreislauf- und Ernährungsstörungen der Netzhaut in Verbindung gebracht werden. — Der V e n e n p u l s

an der Netzhaut

ist von C o c c i u s entdeckt worden; derselbe ist am deutlichsten an den „platten scheinbar spitz zulaufenden Venen" (D o n d e r s ) . In eine solche Form bringt der Fingerdruck auf das Auge den Venencylinder. In demGlaucom wird offenbar die Bedingung zur Abflachung der Venen und hiermit des allgemeiheren Sichtbarwerdens des Venenpulses in dem Drucke des dichteren und vergröfserten Glaskörpers liegen. — Das Verhalten der Nelzhautgefäfse innerhalb derSehnervenpapille

Glaskörper.

131

bei Glaucom hat E. J a e g e r dargestellt und zugleich zue r s t auf eine F o r m v e r ä n d e r u n g des Sehnerveneintrittes aufmerksam gemacht, welche nach ihm für eine Hervorwölbung gehalten wurde, v. G r a e f e hat dieselbe sodann als V e r t i e f u n g an Lebenden erkannt, H. Müller konnte diese Grube an der Eintrittsstelle des Sehnerven bei Glaucom anatomisch nachweisen und bemerkt, dafs dieselbe auf die durch v. G r a e f e hervorgehobene Vermehrung des intraocolaren Druckes sich zurückführen lasse. Nach R. F o e r s t e r überzeugt man sich am besten von der V e r t i e f u n g durch Untersuchung im aufrechten Bilde bei möglichst starker Pupillenerweiterung : Man bemerkt alsdann, dafs die f e i n e n Gefäfschen, welche von aufsen, von unten und von oben her kommen, fast immer, indem sie den Rand des Sehnerveneintrittes, beziehungsweise bei Glaucom die Scheibenform desselben überschreiten, knieförmig sich einbiegen oder wie zerschnitten (V. G r a e f e ) erscheinen, mit seitlicher Verschiebung ihrer scheinbaren Enden; betrachtet man nun dieselben von der entgegengesetzten Seite, so kann man das vorher dem Blick entzogene Zwischenstück erkennen. Die Gefäfspforte liegt nach innen verschoben in der Richtung der Sehnervenaxe und bildet die hellste Stelle. R. F o e r s t e r schliefst hieraus, dafs diese Stelle zugleich die tiefste ist und die Grube einen Trichter bildet, indem diejenige Wandstelle am stärksten reflectirt, welche vom Lichte in senkrechter Richtung getroffen wird. In Bezug auf das Z u s t a n d e kommen der G r u b e n b i l d u n g in dem Glaucome will ich mir einige Andeutungen erlauben. In dem normalen Venenpulse weicht die Sehnervenpapille bei jedem Ausdehnungsmomente zurück und eine dauernde flache Grube derselben von 0,3—0,5°"" scheint (H. M ü l l e r ) noch in die Gesundheitsbreite zu fallen. Es ist hiernach wahr9 *

132

Angapfel.

scheinlich, dafs eine Grubenbildung bei Glaucom, welche diese Tiefe Uberschreitet und zugleich die Merkmale von Atrophie des Sehnerveneintrittes besitzt, durch höheren Blutdruck in den Gefäfsen der Papille bedingt ist. Alle Erscheinungen in dem Glaucome deuten somit darauf hin, dafs denselben eine vergröfsernde Verdichtung des Glaskörpers zu Grunde liegt, deren Gefäfse oder Farbe zugleich die blaugr-üne Färbung des Augenhintergrundes hervorruft. Ich vermuthe, dafs diese vermehrte Dichtigkeit in der Umwandlung des normalen Gallertgewebes in pathologisches besteht, also eine C o l l o i ' d b i l d u n g darstellt. Die Colloi'dbildung Uberhaupt geschieht durch Umwandlung des Inhaltes normal vorhandener, oder krankhaft neugebildeter Zellen (A. Fo e r s t e r ) . In dem frischen Glaskörper von Schlachtschweinen und Ochsen fand ich als beständigen Bestandt e i l schöne, rundliche Bläschenzellen mit centralem Kerne und meist völlig klarem Inhalte, welche bei Vergröfserung 350 in Abständen von i"'—l1/«"' von einander entfernt liegen und gradlinige Reihen bilden, welche oft wie Radien auseinander weichen auf mehrere Linien Abstand. An dem M e n s c h e n g l a s k ö r p e r hat F i n k b e i n e r (Zeitschr. f. w. Zool. VI, 330, Taf. 13) in Sublimatpräparaten eine Zellendecke an den Scheidewänden des Glaskörperbaues gesehen. Es wUrde also die Colloi'dbildung an dem Glaskörpergewebe die Bedeutung einer rückschreitenden Metamorphose haben. — Die Colloi'dmasse hat die Dichtigkeit des zähen Leimes, fester Gallerte, dieselbe besitzt also einen höheren Dichtigkeitsgrad als das normale Glaskörpergewebe. Mit der Bildung von Colloi'dmasse werden die Zellen zugleich aufgeblähet und kann bereits hierdurch eine TJmfangsvermehrung des Organes stattfinden. Der Colloi'dkörper ist durchscheinend, farblos, oder schwach gelblich gefärbt und hat einen matten Glanz; die physika-

Glaskörper.

133

lische Verbindung der Colloidfarbe mit dem Dunkelblau der Aderhaut könnte die blaugrüne Färbung des Augenhintergrundes für das unbewaffnete Auge erzeugen. H. M ü l l e r fand den Glaskörper bei Glaucom stellenweise bräunlich gefärbt durch Körnchen oder „Pigmentklumpen". Der chemische Collo'idbau steht der Schleim- und Knorpelsubstanz sehr nahe. Ferner spricht für meine Annahme das i s o l i r t e Auftreten der Colloidbildung in einem Organe, also hier in dem Auge. Sodann finden wir im Allgemeinen die Colloidmasse entwickelt und angehäuft in abgeschlossenen Räumen aus Bindegewebe, deren Innenfläche ausgekleidet ist mit Zellen, welche das Colloi'd bereiten und abscheiden. Solche Räume sind entweder normal vorhanden, wie z. B. die Schilddrüsenblasen, die G r a a f s c h e n Bälge, die Schleimhautdrüsen u. s. w., oder sie entwickeln sich durch Neubildung in parenchymatösen Organen, in Häuten, in Geschwülsten , und stellen in beiden Fällen Colloidcysten dar. Einen solchen abgeschlossenen Raum böte in dem Glaucom der Glaskörper oder eine einzelne-Abtheilung desselben, denn die Zwischenwände wie die Gränzhaut bestehen aus Bindegewebe und sind mit Zellen ausgekleidet, welche die innere Fläche eines Raumes bilden. Die einzelnen Räume sind normal mit einer halbflüssigen durchsichtigen Sulzmasse gefüllt, welche wir als Zellenausschcidung, als Intercellularmasse betrachten. Der Zelleninhalt sowohl wie die Zwischenzellenmasse ist bei dem Glaucom in pathologische Sulzmasse verwandelt, und der Glaskörper oder seine Abtheilungen stellen Colloidcysten dar, ähnlich wie in der Struma in dem Colloi'd des G r a a f schen Follikels u. s. w., der normale Gallertinhalt in pathologisches Gallertgewebe verwandelt ist, und die Blasenräume der Schilddrüse, des Eierstockes u. s. w. Colloidcysten bilden.

Augapfel.

134

Während oder nach der Entwickelung des Glaskörpercolloi'des tritt öfters dieselbe Bildung in den Zellen Krystallkörpers

auf und stellt die G l a u c o m l i n s e

des dar,

welche hiernach als Gebietserweiterung der colloidcn Entartung fn dem Glaskörper erscheint. — Krankhaft v e r mehrt e Dichtigkeit

des Glaskörpers beobachteten

W a r d r o p (morb. anat. o f t h e h u m . eye, Vol. II, cap. 4 0 ) , S c a r p a (Augenkr. n. v. L e v e i l l e , pag. 2 1 9 ) ;

Portal

(dict. d. sc. med. T. 2 7 ) fand den Glaskörper ähnlich gekochtem Eivveifs, M o r g a g n i

cap. 1 3 , art. 15 verdickt und

zähe (vgl. S c h ö n , path. An. des m. A. 1828, S. 2 1 3 ) . In

Bezug

auf

diejenigen

Erscheinungsreihen,

welche zeitweise oder dauernd mit dem Zeichenkreise des Glaucomes sich zu v e r b i n d e n pflegen, verhält sich die Glaskörpergeschwulst wie jede andere Geschwulst zu ihrer Umgebung

: Beim

Aufhören

oder Nachlassen

eines

mäfsigen Fingerdruckes, welcher einige Zeit lang auf das normale Auge ausgeübt worden war, sieht man eine plötzliche A n s c h w e l l u n g schwellung

der Netzhautgefäfse.

ist besonders

an

den

Venen

Diese AnCCoccius),

weniger ausgiebig an den Arterien ( D o n d e r s ) , sie nimmt allmälig ab und ist nach einer Minute wieder ausgeglichen, wohl nur in Folge

einer

entsprechend stärkeren

Aus-

schwitzung. Wir wissen, dafs Colloi'd

nicht immer

unverändert

bleibt, dafs die Zellen platzen, dafs die Masse zuweilen chemische Veränderungen eingeht, wodurch zugleich ihre physikalischen Eigenschaften verändert werden; es bilden sich Fettkörnchen darin, wodurch das Colloi'd pathologisch resorbirbar wird, die Masse wird flüssig, wässerig, serös, sie verliert durch diese und verschiedene andere Umwandlungen ihre Schleim- oder GallertbeschafTenheit, ihre Dichtigkeit vermindert sich.

Aus dem Berichte über H. M ü l -

Glaskörper.

135

l e r ' s Vorlage eines Glaucompräparates der Glaskörper in ringförmigen

seinem

ersehen w i r ,

vorderen

Abschnitte

Wall von fester Gallerte bildete,

nach hinten verflüssiget war.

dafs einen

dagegen

( W ü r z b . Yerh. VII, S. 2 6 . )

Geschehen solche Verflüssigungen r a s c h , so verlieren die Blutgefiifse in dem Glaucomauge plötzlich ihre pathologisch vermehrte Stütze des Glaskörperdruckes, die Folge davon ist, dafs sich dieselben stark ausdehnen und dafs sie b e r s t e n , wenn ihr Gewebe im Mindesten gestört ist und somit Ecchymosen, oder Blutungen entstehen unter g e w ö h n lichem Blutdruck; der

bei hinreichender

Widerstandsfähigkeit

Gefäfswände werden alsdann massenhafte Ausschwi-

tzungen das Gleichgewicht zwischen dem Drucke des Glaskörpers und dem Blute in den Gefäfsen wieder herstellen, bis in unbestimmter Frist dieselbe Bedingung wiederkehrt und dieselbe Erscheinungsreihe mit verschiedenen Graden von Schmerzhaftigkeit sich wiederholt.

Das endosmotische

Aequivalent und seine Schwankungen sind indefs oft aus so verwickelten Hergängen zusammengesetzt, dafs natürlich die Annahme anderweitiger Mitwirkungen durch diese E r klärung nicht ausgeschlossen sein k a n n , obgleich sie, wie ich glaube, die Hauptbedingung zur Hervorrufung der s. g. entzündlichen Stadien

des Glaucoms enthält. — Die Ge-

fäfse der Netzhaut gehen nirgends in Gefäfse der T r a u b e n haut über, wenigstens ist unentschieden, ob wirklich kleine Zweige der aa. ciliares posticae breves aus der Choroi'dea in

die

Netzhaut

Netzhaut wird

übergehen.

defshalb f ü r

Das Bluigefäfssystem der ein selbstständiges

gehalten

( A r n o l d , D o n d e r s u. A.). Aber die Gefäfse beider Häute kommen

aus der Augenarterie und ergiefsen sich in die

Augenvene;

es

kann

Choroi'dea als Regulator

defshalb

der

Blutumlauf

in

der

für denjenigen in der Netzhaut

CD o n d e r s ) angesehen werden in der anatomischen Form,

Angapfel.

136

wenn auch nicht in der physiologischen Bedeutung eines Collateralkreislaufes, und demnach bei Verminderung des Netzhautblutes V e r m e h r u n g benhaut

entstehen;

des Blutes in der

auf diese Weise könnte

Trau-

die

Ent-

stehung der Gefäfserweiterung und der Staphylombildung an den verschiedenen Abtheilungen dieser Haut

in dem

Glaucome sich erklären. Die Behandlung des Glaucomes scheidet sich in die Behandlung der Glaskörpergeschwulst und in die Abhülfe ihrer Verbindungen. Zur B e h a n d l u n g der G l a s k ö r p e r geschwulst

dürfte die innere und äufsere Anwendung

von Jod-Jodkalium empfohlen sein, in der Voraussetzung, dafs dieselbe aus Bildung eines pathologischen Zellengewebes hervorgeht.

In

dieser

Voraussetzung würde ich

vorschlagen 1) Ree. Jod gr. 1, Kali jodat. dr. 2, Cons. res. q. r. ut f. pil. 48 C. D. in vts. S.

Täglich

Vormittags

dreimal 2 Pillen; 2 ) Ree. Jod gr. 5, Kali jodat. scrup. V2 solve in Aq. dest. libr. 1 S. zu Umschlägen. Zur B e h a n d l u n g

der V e r b i n d u n g e n

sind ver-

schiedene Hülfen in Anwendung gebracht worden.

Die

zwischendurchlaufenden entzündlichen Zufälle gehen meist zurück unter Anwendung von

örtlicher Blutentleerung,

Eiskälte, wenn sie vertragen wird und Calomel gr. 1 mit Opium gr. Ys alle 2 Stunden. S t r o m e y e r 1837 leitet Spannung, Härte und Schmerz des Augapfels beim der Augenmuskeln

Glaucom her und

von

krankhafter

schlägt

oberen schiefen und Bauchschnitt

des

Zerrung

Sehnenschnitt unteren

des

schiefen

Augenmuskels vor. M i d d l e m o r e u n d M a c k e n z i e übten die P u n c t i o n des Auges durch Sclera und Choroidea, um den

Druck

durch

Verminderung

Augenflüssigkeit herabzusetzen.

der

angehäuften

Von demselben Gedanken

geleitet verrichtete A. v. G r a e f e die Iridectomie bei Glau-

137

Glaskörper.

com.

A u s seinen OperationsefTecten geht hervor, dafs da-

durch die

augenblicklichen

entzündlichen

Er-

scheinungen, welche zeitweise dem Glaucom sich einflechten, vermindert

wurden oder

völlig verschwunden

sind.

E s liegt schon hierin ein hoher Werth, wenn wir dadurch ein Mittel haben werden, die qualvollen Schmerzen der

unheilbaren

Glaucomatösen

sicher

zu

selbst

beseitigen,

v. G r a e f e schliefst aus der Wirkung der Iridectomie auf Glaucom, „dafs das sicherste Resultat für diejenigen Fälle erreicht wird, in welchen ein A u g e (nach Erblindung des anderen) bedroht ist. — Für den einmal ausgebrochenen glaucomatösen

Procefs

sind im Allgemeinen die Erfolge

desto günstiger und dauerhafter, j e früher wird.

eingeschritten

Bei den recht heftigen Fällen mufs die Iridectomie

w o möglich in den ersten T a g e n der Krankheit unternommen werden."

In den späteren Zeiträumen sind die Heil-

wirkungen schwankend,

oder sie bleiben aus.

Bezüglich

der Operationstechnik nach A . v . G r a e f e bei Glaucom ist zu bemerken : Die Ausschneidung des Irisstückes geschieht nach den

Regeln

der künstlichen

Pupillenbildung

durch

Iridectomie, wobei zu beachten ist, dafs die Wunden m ö g lichst

excentrisch

angelegt

werden,

so dafs die äufsere

W u n d e etwa V2"' weit in der Sclera liegt und die innere in die Gränze zwischen Hornhaut und Sclera fällt.

Hier-

durch wird es möglich,

das Irisstück bis zu dem Ciliar-

rande herauszunehmen,

der Ausschnitt mufs grofs sein,

wefshalb man eine b r e i t e Lanze benutzen, oder die g e wöhnliche bis zu ihrer gröfsten Breite vorschieben

soll.

Die Wahl der Irisgegend ist gleichgültig; v. G r a e f e wählt die innere, cosmetisch würde die obere vorzuziehen sein, sie ist aber unbequem und erfordert ein

allzugewaltsames

Abwärtsdrehen des Augapfels. — Der Abflufs des Kammerwassers geschehe behutsam, weil bei grellem Nachlasse des

Atigapfel.

138

Druckes umfangreiche Intraocularblutung zu befürchten ist, defshalb übt v. G r a e f e während des Abflusses einen gelinden Fingerdruck auf den Augapfel und legt gleich nach der Operation einen Compressivverband an mittelst Charpiepolster und Flanellbinde.

Der

Spannungsgrad

dieses

Verbandes darf nicht lästig werden, derselbe wird mittelst einer seitlichen Schnalle geregelt. —-synchys^f

Erweichung

corp.vitr. - v j l r e j _



synchysis,

dissolutio

corporis

D e r Augapfel ist sehr weich, die Spannung seiner

Häute schlaff, so dafs die Lagerstätten der geraden Augenmuskelsehnen abgeplattet s i n d , die Regenbogenhaut hängt schlaff herab, so dafs die Pupille nicht rund ist, der Streifenbau der Regenbogenhaut undeutlich, ihre Farbe krankhaft schattirt, matt

erscheint, der Augenhintergrund ist

opalisirend blaugrau, braunröthlich. Functions- und Kreislaufstörungen

Hieran knüpfen sich des Sehorganes,

der

Augapfel ist unempfindlich, die o p t i s c h e Kraft und die S e h s c h ä r f e sind vermindert, in verschiedenen Graden bis zu völligem Verluste, die Netzhautgefäfse sind erweitert, varicös, das Netzhautgewebe oft mit Blutpunkten besetzt, die Regenbogenhaut antwortet träge, oder gar nicht auf Lichteinflufs, bei einiger Dauer des Uebels schimmern Aderhaut und Ciliarkörper durch die sclera und treten in einzelnen Erhebungen (staphyloma) hügelförmig vor. Alle

diese

Functions-

und

Kreislaufstörungen des

Auges sind als Folgen der Dichtigkeitsabnahme des Glaskörpers zu betrachten : Die Weitsichtigkeit entspringt aus der

Untauglichkeit

des aufgelösten Glaskörpers zur Ver-

schiebung desselben in der Accommodation für die Nähe; die Verdünnung

des Glaskörpers bedingt

des normalen Glaskörperdruckes,

Verminderung

es wird hierdurch das

Gleichgewicht zwischen Blutdruck und Glaskörperdruck ge-

139

Glaskörper.

stört,

so dafs die Gefäfse des Augapfels sich erweitern

und bei Gewebeveränderung ihrer W ä n d e bersten, woraus Störung des Stoffwechsels und Zertrümmerung der Netzhautbestandtheile Traubenhaut

mit Erblindung nebst Varicositäten

der

und Lähmung der Empfindung aller A u g e n -

häute hervorgeht. Eine häufige Verbindung bildet die Verkleinerung der Krystalllinse, die Regenbogenhaut Bewegungen sich

des A u g a p f e l s ;

schwankt alsdann

Trübung

der

Linse

bei

gesellt

öfter hinzu in der Form des Zitterstaares —

Cata-

racta tremulans. Synchyse stellt eine

Verkümmerung

len Glaskörperbestandtheile dar, tung Es

eines

ist

Zerfalles

ob

dieselbe

ständige Form des Gewebezerfalles dieselbe des

auch

Augapfels

sich

diese

aus

entzündlichen

hervorgehen

norma-

oder sie hat die Bedeu-

pathologischer

unentschieden,

der

Gewebebildung.

immer

eine

Ergüssen

kann.

Glaskörpererweichung

selbst-

bezeichnet, oder der

Jedenfalls mit

ob

Hüllen

verbindet

Umfangsverminde-

rung desselben. Die R ü c k b i l d u n g

der

Synchyse kommt zu Stande

durch massenhafte Cholestearinmetamorphose, welche alsdann sciatillatio bulbi veranlafst, lung, pelung

oder durch Fettumwand-

seltener verbindet sich der Rückgang mit V e r k n o r und

mit Verkalkung.

Jede

dieser

rückgängigen

Bildungsformen führt zu atrophia bulbi. Ueber Entstehung

der

Erweichung

stimmtes vor : in einzelnen

liegt nichts

Be-

Fällen scheint Erschütterung

und Gewebezertrümmerung zu Grunde zu liegen.

Dieselbe

findet sich öfters bei älteren Personen mit gleichzeitigem grauem Staare und wird

alsdann

von A r l t

Schwund des Glaskörpergerüstes bezeichnet.

als seniler

140

Augapfel.

Die B e h a n d l u n g sucht die Anbildung durch Zufuhr kräftigen Nahrungsmateriales zu regeln und durch Umänderung der ganzen Lebensweise; sie verordnet thierische Kost, Kalk- und Eisenpräparate, Stahlbäder in Verbindung mit Kochsalz, Reisen. Trübung«

G1 a s k ö r p e r t r ü b u n g v e r s c h 1 e i e r t das Gesichts-

u6S uLftS"

körpera. f e i,j j n

seiner

schnitten,

ganzen Ausdehnung, oder in einzelnen Ab-

oder dieselbe u n t e r b r i c h t

das Gesichtsfeld

durch dunkle Stellen von verschiedener Form, Gröfse und Beweglichkeit

Diese Verdunkelung wird fast immer plötz-

lich wahrgenommen,

sie verschwindet

oft nach kurzer

Zeit, oder sie bleibt längere Zeit stationär,

andere Male

vermehrt sie sich stetig zu einem gewissen

Grade der

Ausdehnung und Stärke und löst sich von hier an allmälig wieder a u f , oder sie bleibt auf einer

erreichten Höhe

stationär, oder endet mit Atrophie des Augapfels. — Eine häufige Verbindung bilden N e t z h a u t f e h l e r in Form von Abnahme der Sehschärfe — arablyopia amaurotica —, oder einer

festen

unverrückbaren

Ausfallstelle in

dem

Ge-

sichtsfelde — defectus visus, scotoma retinae —; die Unterscheidung zwischen Netzhaut- und Glaskörpertrübung e r langen

wir mittelst

der

ophthalmoscopischen

und

der

entoptischen Untersuchung. — Zu den Glaskörpertrübungen gehören das Mückensehen, die Trübung durch Blutergufs, Schmarotzer und fremde Körper. "s^herT"

Mückensehen—myiodesopsisQfivia,

elöos),mouches

voltigeantes — bezeichnet die krankhafte Erscheinung von dunkelgrauen Stellen,

welche in dem Sehfelde auf und

nieder schweben, bei schnellenden Bewegungen des Augapfels aufwirbeln, sich dann wieder langsam senken und unter gewissen Bedingungen das Sehfeld räumen. Dieselben treten oft ganz plötzlich vor in einer W e i s e , dafs der

Glaskörper.

141

Kranke sich dadurch zu dem Versuche aufgefordert fühlt, dieselben wegzuwischen.

Meist verblassen dieselben nach

längerem Bestehen und verschwinden, sie kehren alsdann nach Ablauf verschiedener Zeitfristen zurück, oder bleiben aus. — Die Gestalt dieser

dunkelen Stellen ist

höchst

mannichfach, meist haben sie die Form von kleinen Bläschen, Ringen, Streifen, Flocken, Punkten, Fliegen, Spinnen; sie stehen einzeln, oder sind verflochten, oder verzweigt. Die

objectiv

durch

den

Augenspiegel

wahrnehmbaren

Formen der Glaskörpertrübungen entsprechen den jedesmaligen entoptischen Gestalten; man sieht dieselben

als

feine zahllose Punkte, als einzelne Ballen, als Linien, als dünne Schichten, daran

zuweilen

und stellen dann

hängen

zugleich

Cholestearinkrystalle

scintillatio

bulbi

dar;

man sieht diese getrübten Massen den Bewegungen Augapfels

folgen,

wobei

die

zusammenhängenden

des in

Schweif- oder Garbenform geschwungen werden und bei Ruhe des Auges m ihre vorherige Form und Stelle langsam zurückkehren. Die Grundformen

dieser

Gewebetrübungen

können

durch Reagenlien dargestellt werden : In der Linienform reagirt der Glaskörper auf Kochsalz, es bilden sich zarte, grünliche Fäden mit bräunlicher Schattirung, welchen eine Anzahl mikroscopischer Kochsalzoctaeder

anhängen;

Groise

das

dieser

Krystalle

nimmt

gegen

die

Fadenende

stetig ab, so dafs dieselben bei Vergrößerung 350 unvollkommen

erscheinen.

löst die Fäden auf.

Starke Verdünnung der

Probe

Chromsäure erhärtet den Glaskörper

zu häutig ausgebreiteten Schichten.

Erwärmung

erzeugt

darin Opalisiren, zahllose weifsgetrübte Pünktchen und einzelne flockige weifse Ballen. In allen diesen Reactionen wird dem Glaskörpereiweifse das Lösungsmittel entzogen durch Verdampfen, oder durch

142

Angapfel.

Ueberspringen seiner Function. Sie machen es wahrschein-, lieh, date die Gewebetrübung in dem lebenden Glaskörper auf Ausscheidungen seines Eiweifsgehalles beruht, dafs die letztere durch sehr verschiedene Bedingungen eingeleitet werden kann, und dais das Verschwinden von Glaskörpertrübungen auf Herstellung des normalen Concentrationsgrades in der Zusammensetzung der Glaskörpermasse beruht, indem z. B. die geringere Salzmenge eine geringere Menge Wasser anzieht, somit ein Wasserüberschufs bleibt, welcher nun wieder als Lösungsmittel des Eiweifses fungiren kann. Diese Glaskörpertrübungen sind an sich nicht gefährlich und verschwinden öfters für einige Zeit

oder für

immer, unter vollkommener Klärung des Glaskörperbaues. Sie können indefs gefährlich werden durch rückgängige Umwandlung und Aufsaugung, welche dann zu Verkleinerung und Auflösung des Glaskörpers führt. Das Mückensehen ist erblich, aufserdem liegen keine Veranlassungen

vor, aus welchen mit Bestimmtheit

Bedingungen zu diesen Glaskörpertrübungen Im Allgemeinen

sucht man

dieselben

auf

die

hervorgehen. Ernährungs-

störungen zurückzuführen und beschuldigt gewöhnlich E r kältungen, logischer

Congestionen,

Rückschlag gewohnter patho-

Absonderungen, Dyscrasieen,

Quecksilbergebrauch.

Man

wollte

Gicht,

überhaupt

Syphilis, zwischen

Glaskörperkrankheiten und Syphilis und Quecksilbergebrauch einen

ursächlichen

Zusammenhang

vermuthen,

obgleich

Thatsachen in Menge vorliegen, welche diese Vermuthung abweisen. Die B e h a n d l u n g

suche die Lebensweise und den

Stoffwechsel bei Glaskörpertrübung zu regeln allgemeinen Grundsätzen Mückensehen

der Gesundheitspflege.

knüpfen sich sehr

nach den An das

häufig hypochondrische

ö-laskörper. Stimmungen,

welche"man

zu

143

vermindern

oder zu v e r -

scheuchen sucht, indem man den meist gefahrlosen Character j e n e r Verdunkelung hervorhebt. B l u t u n g — haemophthalmos sichtsfeld

ist plötzlich

posterior — .

verdunkelt

oder

Das Ge- Bluterguß,

beschränkt

wie

durch einen Schatten, oder eine Wolkfe, die zuweilen mit einem rothen Scheine umgeben ist ^ meist besteht zugleich das Gefühl von Eintritt einer fremden Masse in das Auge, wefshalb die „Kranken v e r s u c h e n , durch Reiben das Sehen wieder klar zu machen. Iris

träge

schränkung oberen

und

etwas

des

Theile

Die Pupille ist meist o v a l , nach vorn

verschoben. am

Gesichtsfeldes ist

und wird nach unten

ihren

früheren Raum ein.

Be-

stärksten in dem

durchsichtiger,

Bewegungen des Augapfels schwankt dieselbe, sich, wird schlanker, in der Ruhe

die

Die

bei

verschiebt

nimmt dieselbe

wieder

Durch den Augenspiegel

obachtet man eine dunkle Flockenmasse, welche

be-

vorzugs-

weise in dem unteren Abschnitte des Glaskörpers angehäuft ist, nach oben

dünner wird und bei

Augapfelbewegungen

ihre Form mannichfach wechselt; selten (^v. G r a e f e ) die Blutfarbe wahrgenommen worden.

ist

In der Regel spaltet

sich der Ballen nach mehreren Tagen, die einzelnen Stücke werden dünner,

die Durchsichtigkeit

des Glaskörpers und

die Klärung des Gesichtsfeldes wird in verschiedenen Graden, zuweilen vollkommen wiederhergestellt; die Aufsaugung der Blutmasse geschieht

innerhalb 4 — 6

Wochen.

Meist

bilden sich hierbei apoplectische Narben, welche dann b e stehen

bleiben und sehr verschiedene Formen von Glas-

körpertrübungen

darstellen. — Während der Aufsaugung

stellt sich die normale Pupillenform und Beweglichkeit der Iris wieder

her.

lang unverändert,

Manchmal bleibt

der Blutergufs Monate

derselbe wird dann

eingekapselt durch

144

Angapfel.

trübe Glaskörperschichten, ihres

Inhaltes

stellen

zurückbilden.

ungünstige

zahlreiche

welche

Aufsaugung

— Wiederholte

Vorhersage;

Trübungen,

sich bei

es

Blutungen

entstehen

hierdurch

umfangreiche Unterbrechung

des

Sehfeldes durch Netzhautrisse, grauer Staar, Netzhautablösungen und Atrophie des Augapfels. Die E n t s t e h u n g

von

Blutergufs

in

körper ist verbunden mit Anschwellung und mit Kreislaufstörungen

dem

Glas-

der Blutgefäfse

der • Augenhäute,

welche in

einzelnen Fällen als sclero-choroi'ditis posterior zusammengefafst worden sind.

v. G r a e f e

konnte

in

einzelnen

Fällen „den Ort der Blutung und der Netzhautperforation deutlich nachweisen."

Diese Kreislaufstörungen

können

bedingt sein in einer Veränderung des Intraoculardruckes durch den Glaskörper selbst, wechselte,

oder

die

indem dessen

Bedingungen

zu

Dichtigkeit

jenen Kreislauf-

störungen liegen aufserhalb des Glaskörpers, namentlich in Klappenfehlern des Herzens und deren

Folgen auf Ge-

webeveränderung des Blutes und seiner Gefäfse. — Als Gelegenheitsursachen

werden bezeichnet lang andauernde

Accommodation für die Nähe, grelles Einfallen von Sonnenlicht in das A u g e , Anstrengung

durch Nachtwachen, Er-

kältung, Unterdrückung von Menstrual-, Hämorrhoidal- und Nasenblutungen und von Fufsschweifsen. Die Behandlung der G l a s k ö r p e r b l u t u n g ,

sowie

die Vorbeugung gegen ihre Wiederkehr gründet sich auf die Diagnose der Veranlassungen, ihre Vorschriften liegen somit

gröfstentheils in

Therapie.

dem Gebiete

der

medicinischen

Störungen des Gleichgewichtes zwischen Glas-

körper- und Blutdruck erscheinen häufig als Bedingungen zur Blutung : gehen dieselben aus (theilweiser) Auflösung des Glaskörperbaues h e r v o r , so erweiset sich gegen die Rückkehr derselben namentlich der Gebrauch von

Eisen-

Glaskörper. mittein

vorteilhaft;

selbst

wenn

145 Herzklappenfehler

zu

Grunde liegen, erscheint die vorsichtige zeitweise Anwendung von Eigenmitteln in Verbindung mit Digitalis zweckmäfsig, z. B. Ree. Tinct. ferr. Best. dr. 2, - Tinct. digital, dr. 1 S; Täglich 3 mal 15 Tropfen.

Bezüglich der

Gelegenheitsur-

sachen gilt di£ allgemeine Regel, dafs man ihre Einwirkung aufhebe und n o r m a l e , derungen

oder gewohnte krankhafte Abson-

herzustellen suche.

Man empfiehlt bei

allen

mäfsige Bewegung im Freien durch kleine Fufsreisen, oder Spaziergänge; bei Einwirkung blaue Brillen tragen.

grellen Lichtes lasse man

Abgelenkte

Blutungen

sucht

man

durch örtliche Blutentleerung an der Unterdriickungsstelle und durch Hämospasie zu regeln und verordnet bei Hämorrhoi'dalzuständen weinsteinsaure Salze, Bittersalz, Bitterwasser, den Gebrauch von Homburg, Kissingen, Saizhausen u. s. w . , bei Menstrualfehlern Jodkaliom oder bei

verschwundenen

Fufsschweifsen

scharfe

Jodeisen; Fufsbäder,

Senfölaufschläge oder Blasenpilaster an die Unterschenkel. — Auf das Auge wendet man Umschläge und Einreibungen an : bei f r i s c h e r Blutung Umschläge von kaltem Wasser mit Weingeist, bei l ä n g e r e m Bestände Umschläge von v e r dünnter Tinct. arnicae ( A r l t ) , oder von schwacher Lugolscher Jod - Jodkaliumlösung auf die geschlossenen nebst Einreibungen

Lider,

von Jodkaliumsalbe in die Umgebung

des Auges. Die F i n n e , Blasen wurm — Cysticercus cellulosae — bedingt durch ihre

Gegenwart in dem Glaskörper

Seh-

störungen und Unsicherheit der Fixation : das Sehen

ist

in einer bestimmten Richtung undeutlich, das Gesichtsfeld beschränkt und unterbrochen, zuweilen momentan hoben.

aufge-

Die Farbe der Iris ist v e r ä n d e r t , ihre Bewegung

träge und die Pupille erweitert.

Bei Lagerung in der Nähe

der Linse kann man bei gewöhnlicher Beleuchtung W i n t h e r , Ophthalmologie.

den

rinne,

146

Augapfel.

Blasenwurm in Form einer grauweifsen Perle sehen. Die Untersuchung mit dem Augenspiegel unterscheidet die K a p s e l und die n a c k t e Finne.

Die K a p s e l f i n n e erscheint als

ein kleiner bläulicher Körper in einer dunkleren Umhüllungshaut, welche eine Blasenkugel oder einen länglichen Schlauch darstellt, der Schlauch ist graubraun, die Schwanzblase schimmert blaugrün hindurch, der Kopf ist entweder eingestülpt oder ausgestreckt und erscheint dann als längliche Anschwellung

an dem

dünneren

Halstheile.

Der

Schlauch läuft in einen Strang a u s , welcher sich s e h n e n artig an die Netzhaut zu heften scheint. — Die

nackte

Finne flottirt in dem Glaskörper und liegt meist weit nach vorn, die Schwanzblase reflectirt stark

das Licht und e r -

scheint weifsgrau, der Halstheil ist knieförmig gebogen, der Kopf gewöhnlich in die Blase eingestülpt, die Zusammenziehungen des Thieres sind bemerkbar. von Glaskörperlrübungen

Das Lager ist

umgeben. — In beiden

Arten

des Vorkommens bemerkt man in der Netzhaut gewöhnlich nahe dem Sehnerveneintritte eine blafsgelbe Stelle von u n bestimmter

Form,

in welcher

die Gefäfse

auseinander

treten, es ist dies wahrscheinlich die Narbe an dem Bohrloche des Blasenwurmes. — Aus der Erinnerung des Kranken erfahren wir, dafs schon seit längerer Zeit die Sehschärfe abnimmt und dafs einige Wochen oder Monate lang mitunter heftige Augenschmerzen empfunden worden

in Form der Ciliarneurose

s i n d , wahrscheinlich als Zeichen

der

Bohrversuche des Thieres, ferner leidet oder litt der Kranke an ausgebildetem Bandwurm im Darme. Der w e i t e r e Verlauf ist verschieden.

Bei K a p s e l -

f i n n e wird nach 1—IV2 Jahren fast keine Verschlimmerung

des

Sehens

beobachtet.

n a c k t e Finne rasehes Sinken Flimmern, es entsteht

Dagegen

verursacht

die

des Sehens, Hyperämieen,

Sympathie des a n d e r e n

Auges

Glaskörper.

147

durch Abnahme der Ausdauer in dem Sehacte mit Schmerz beim Sehen, und endlich bildet sich A t r o p h i e des k r a n k e n Auges aus. B e h a n d l u n g . Die H e r a u s n a h m e der Finne ist durch v. G r a e f e zuerst verrichtet worden, durch die sclera (1856) und durch die Hornhaut (1858). Ein solcher extrahirter Blasenwurm ist T™ lang, 4 mm breit, 0,6mm schmälste Stelle und besitzt 7 Halsglieder und einige Saugnäpfe (v. G r a e f e ) . T e c h n i k . Sowohl der Scleral- wie der Hornhautmethode einige Wochen v o r a u s wird ein Stück Iris ausgeschnitten zur besseren Ansicht des Entozoons in der Nähe seines Lagers. E x t r a c t i o c y s t i c e r c i p e r s c l e r a m . Die gerade Staarnadel wird durch die sclera von dem Hornhautrande entfernt senkrecht eingestofsen. Hierauf wird die Kapselpincette geschlossen, in derselben Weise senkrecht eingeführt bis zu dem Sitze der Finne; hier öffnet man die Pincette, erfafst den Halstheil und führt das Thier aus. E x t r a c t i o c y s t i c e r c i p e r c o r n e a m . I. Entweder : Segmentalextraction der durchsichtigen Linse mit g l e i c h z e i t i g e r Iridectomie. Oder : v o r a u s Iridectomie, einige Wochen später Segmentalextraction der ungetrübten Linse durch Lappenschnitt, oder anstatt dieser letzteren discissio nebst späterer Linearextraction der durch discissio künstlich g e t r ü b t e n Linse. II. Hierauf nach 4—6 Wochen Linearschnitt und Herausnahme des Entozoon mittelst der geraden Pincette. Operationserfolg. Die Operationswunden und die früheren Erscheinungen von Wurmreiz an dem Auge heilen in einigen Tagen. Der Operirte kann 14 Tage nach dem letzten operativen Eingriffe das Zimmer verlassen. 10*

tion

'

148 Die

Augapfel.

Glaskörpertrübungen

sind bereits

nach

6

Wochen

dünner, nach 1 / l Jahre verschwunden. Durch Herausnahme des Blasenwurmes wird hiernach die Form des Auges erhalten und Klärung der Glaskörpertrübungen so dafs zugleich Wiederherstellung

eingeleitet,

des Sehens

erreicht

werden kann, soweit dasselbe durch die Glaskörperkrankheit gestört war.

Es bleibt alsdann nur der Ausfall in

dem Sehfelde, welchen die Netzhautnarbe des wahrscheinlichen Bohrloches bedingt. Bedingung

zur Cysticercusoperation.

Die

Finne

im Schlauche hat wegen der Einkapselung keine weiteren nachtheiligen Folgen für das k r a n k e Auge, wefshalb n u r bei Sympathie des gesunden Auges Extraction sein dürfte. — Die n a c k t e

angezeigt

Finne dagegen führt stets

zu Atrophie des Augapfels, wefshalb dieselbe zu

extra-

hiren ist, wenn die Netzhautfunction im Ganzen noch gut ist. Werthunterschied

der Methoden.

Die Heraus-

nahme durch die Sclera gelingt nur theilweise,

weil die

der Einstichstelle

losreifst

Blase bei

dem Auszuge

(v. G r a e f e ,

Busch),

an

ferner

entsteht

Polarstaar durch Kapselverletzung.

Es

leicht

hinterer

ist defshalb die

Herausnahme durch die Hornhaut vorzuziehen. Die Gegenwart f r e m d e r K ö r p e r in dem Glaskörper beschränkt und verschleiert den Sehraum, ist entweder von traumatischer iridochoroiditis suppurativa begleitet, oder von Bildung häutiger Umhüllungen mit Vernarbung des Eintrittskanales. Diese begleitenden Hergänge sind wenige Stunden nach dem Eindringen des fremden Körpers bereits angedeutet und in wenigen Tagen vollendet.

In dem weiteren V e r -

laufe können eingedrungene Massen für das Fortbestehen des Augapfels unschädlich werden durch die Einkapselung, oder sie führen zu atrophia und phthisis bulbi durch andauernde consecutive Reizung.

149

Glaskörper.

Die B e h a n d l u n g hat zur ersten Aufgabe, den Eindringling zu entfernen.

Sie versucht denselben sogleich

auf dem Eintrittswege mittelst der geraden Pincette herauszunehmen.

Wenn diefs nicht gelingt,

die Bildung von Umhüllungshäuten.

so erwarte man

Reizzustände sucht

man durch kalte Aufschläge und örtliche Blutentleerungen zu beseitigen; genügt diefs nicht, so werde Iridectomie gemacht, und wenn auch diese erfolglos bleibt, oder ungenügenden Erfolg hat, so entferne man die Krystalllinse durch Segmentalextraction fremden Körper

durch

und

einige Zeit

Linearschnitt

darauf

den

und mittelst

der

geraden Pincette, um den sonst unvermeidlichen

Verlust

des Augapfels zu verhüten. V e r s c h i e b u n g°

des Glaskörpers findet sich in den Lagenverr Änderung.

Scleraltaschen — staphylomata sclerae — , nach Staaroperationen, bei Verschmelzung der vorderen Linsenkapselwand mit membr. Descemetti, bei Hornhautwunden und Narben.

Die

verschobene

Masse

so lange nicht eine Verschiebung

bleibt ihrer

durchsichtig, Atome,

als

c h e m i s c h e Bewegung mit der physikalischen sich verbindet. A s y m m e t r i e des Glaskörpers kommt vor als FehlersymmeMeder ersten Bildung und in Folge von Wunden mit Substanzverlust oder Klaffen der Ränder.

Dieselbe bedingt

Mifsgestaltsehen — metamorphopsis — und Doppeltsehen — diplopia monocularis — ; als Formveränderung des Augapfels kann durch dieselbe in weiterer Folge der Bau und die Verrichtung der Netzhaut beeinträchtigt werden.

150

Augapfel.

Netzhaut. Die Netzhaut — tunica retina —

bildet eine offene

Hohlkugel, umhüllt den Glaskörper und umgränzt an dem hinteren Pole des Augapfels den nackten Stamm des Sehnerven.

In dem Baue der Netzhaut finden sich die Grund-

bestandtheile des Nervensystems sie

erscheint somit

in

und der Bindesubstanz,

ihrer Zusammensetzung als ein

Nervencentrum und in ihrer Gestalt als ein Ganglion mit Hohlkugelform.

Die äufsere Fläche dieser Hohlkugel wird

gebildet von schmalen Nervencylindern, welche in senkrechter Richtung zu dem Mittelpunkte der Kugel s t e h e n ; dieselben sind hell, durchsichtig, homogen, sehr empfindlich gegen äufsere Einflüsse.

Man unterscheidet

dieäe

Cylinder in Stäbe und Zapfen; die Zapfen sind kürzer als die Stäbe, und an ihrem änfseren Ende birnförmig angeschwollen.

An

dem gelben Flecke

— macula retinae

lutea — stehen n u r Zapfen, aufserdem sind Stäbe und Zapfen an einander gereiht,

und in sehr regelmäfsiger

geometrischer Anordnung stehen die Zapfen zwischen den Stäben vertheilt.

Alle diese Gebilde verlängern sich an

ihrem inneren Ende fadenförmig und setzen sich mittelst dieser Verlängerung (H. M ü l l e r ) in kleine Ganglienzellen f o r t , weiter setzen nach

sich

diese wieder durch Ausläufer

innen fort in g r o f s e ,

multipolare

Ganglienzellen,

letztere verbinden sich unter einander und laufen in die Fasern des Sehnerven aus.

Die Sehnervenfaserlage bildet

die innere Fläche der Netzhaut,

weicht an dem gelben

Flecke auseinander und verschwindet dort zwischen den Nervenzellen; die einzelnen Fasern sind blafs, zart und werden leicht varicös, an ihrem Ursprünge in den Stabgebilden sind dieselben am feinsten.

Alle diese verschie-

151

Netzhaut.

denen

Nervenbestandtheile

der

Netzhaut

unterscheidet

man an senkrechten Schnitten von aufsen nach innen in Stabschicht,

zwei Nervenzellenschichten

(Körner

grauer Substanzlage} und eine Nervenfaserschicht.

nebst Die

Nervenfasern treten aqi hinteren Pole des Augapfels näher zusammen,

bilden dadurch einen flachen Ringwulst —

Sehnervenwarze, papilla optica — ; indem sie nun zu dem S t a m m e des Sehnerven sich fortsetzen, entsteht in der Papille eine kleine trichterförmige Vertiefung, in welcher die Hauptstämme der Centralgefäfse der Netzhaut liegen. Von

der Papille

bis zur lamina

cribrosa

besitzen

die

Nervenfasern in der Regel noch keine dunkeln Umrisse, weiter rückwärts erst erhalten sie solche; hier ist zugleich die schmälste Stelle des Sehnervenstammes,

weil hier die

Scheide fehlt, dicht dahinter ist das Choroidealpigment am stärksten angehäuft und bildet einen dunkelen Ring, welcher die lamina cribrosa bedeckt; in der Gegend dieser Siebhaut schliefst festes Scleralgewebe als s. g. Scleralring den Sehnerven unmittelbar ein. unterscheidet D o n d e r s

Von hier rückwärts

die Scheide

des Sehnerven in

drei Schichten, von welchen nur -die innere zwischen die Nervenbündel tritt, durch einen Zug verästelter Bindegewebezellen quer zwischen die einzelnen Bündel des Sehnerven die lamina cribrosa bildet und sich zum Theil in die choroi'dea, zum Theil in die tunicg sclera fortsetzt. mittlere

Die

Schicht gränzt sich an der lamina cribrosa ab,

die äufsere verliert sich in die zwei äufseren Drilttheile der Sclera. Eine helle Gränzhaut — membrana limitans — überkleidet die innere Netzhautfläche und scheidet dieselbe von dem Glaskörper; es ist diese Haut ein homogener Bindegewebesaum,

von

welchem

Bindegewebefaserzüge

in den Netzhautbau strahlig ausgehen und sich in weiches,

Angapfel.

152

feinkörniges Bindegewebe

fortsetzen.

Dieses weichere

Gewebe ist Behälter für die Nervenelemente und trägt die Blutgefäfse der Netzhaut.

Sämmtliche Gefäfsstämme

in der Netzhaut sind von der Faserausbreitung des Sehnerven völlig umhüllt; kein Gefäfsstamm erreicht die Gränzhaut ( D o n d e r s ) .

Die Gefäfsäste verbergen sich immer

tiefer in die Nervensubstanz der Netzhaut;

Haargefäfse

sieht man überall, mit Ausnahme der Stabschicht und der an dieselbe gränzenden Körnerschicht.

Die Centralgefäfse 10

liegen auf einer Strecke von 2 bis S™ des Sehnerven unmittelbar

neben

in dem Centrum

einander; hinter der

túnica sclera tritt zuerst die Vene und alsdann die Arterie seitlich in dem Stamme des Sehnerven nach aufsen. Das Gefäfssystem der Netzhaut erscheint alsein durchaus s e l b s t ständiges;

diese Selbstständigkeit scheint mir damit in

Zusammenhang zu stehen, dafs die Netzhautanlage allein unter den Hüllen des Augapfels an der i n n e r e n

Fläche

der secundären Augenblase sich entwickelt, so dafs die Substanz

der secundären Augenblase eine

Scheidewand

zwischen Netzhaut und Traúbenhaut bildet, welche letztere an der äufseren Fläche der secundären Augenblase sich endigt.

In Folge dieser Selbstständigkeit mufs alles Blut

der Netzhaut durch die Sehnervenpapille ausfliefsen.

In

dieser anatomischen Anordnung des Kreislaufes und der Sehnervenpapille ist wohl eine Pulserscheinung der Netzhaut begründet : Bei dem Eintritte des Blutes in die A r terie wird in Folge des hierdurch erhöhten Blutdruckesdie Papille des Sehnerven und die lamina cribrosa als die weichste Stelle des Sehnerven und der Sclera nach hinten geprefst und die in derselben laufende Vene zusammengedrückt,

so dafs V e n e n p u l s

entsteht.

Mittelst des

Augenspiegels wurde 1853 durch V a n T r i g t und unabhängig von dieser Beobachtung durch C o c c i u s der Venen-

Netzhaut.

153

puls, 1854 durch Ed. J a e g e r der A r t e r i e n p u l s in der Netzhaut entdeckt. V a n T r i g t beobachtete die Pulsschläge an dem untersten, auf der Sehnervenpapille befindlichen Venenstamme an der Stelle, an welcher derselbe enger ist, bei seinem Uebergange in die Tiefe des Sehnerven. Unmittelbar nach jedem Herzschlage entsteht hier

eine

starke Ausdehnung und nach jeder Ausdehnung wieder ein Zusammenfallen.

Auf diese Yenenpulsschläge übt der

Mechanismus des Athmens Einflute.

Van T r i g t bemerkte

f e r n e r , dafs die Verbindungsäste des Gefäfskranzes auf der Sehnervenpapille des Hundes zuweilen plötzlich e r blassen und dafs dieselben auch k ü n s t l i c h durch Druck auf

den Augapfel

unsichtbar

Die spontane Verengerung

gemacht werden können.

dieses Venenkranzes

mehrere Secunden und tritt zuweilen

dauert

erst nach einigen

Minuten wieder ein. — C o c c i u s sah den Venenpuls bald in einem bald in mehreren Aesten der centralen Netzhautvene auf der Sehnervenwarze : die Verengerung der Vene trifft mit

der Ausdehnung der Arterie zusammen.

Diese Erscheinung kann durch abwechselnden Druck auf die Sclera nachgeahmt werden, ein leiser a n h a l t e n d e r Druck am äufseren Augenwinkel ruft in vielen Fällen die Pulsationen deutlich hervor; unmittelbar nach einem starken Drucke schwellen alle Venenstämme plötzlich a n , in diesem Falle tritt der Venenpuls erst dann wieder auf, wenn das Gefäfs sein normales Lumen wieder besitzt, — in einem Falle hörte der Venenpuls auf bei stetem Fixiren naher Gegenstände. — Obwohl der Verlauf der Centralgefäfse an der O b e r fläche

der Sehnervenwarze sehr verschieden

ist,

so

findet man doch bei der ophthalmoscopischen Untersuchung einige Uebereinstimmung innerhalb eines Kreises um die Papille, welcher etwa 1°™ von ihrem Rande entfernt bleibt; man sieht den Kreis sowohl nach oben, als naeh unten

154

Augapfel.

von zwei Arterien und

eben

so vielen

Venenstämmen,

welche sich divergirend ausbreiten, durchschnitten ( D o n ders),

während zu beiden Seiten einige kleinere Aeste

den Kreis kaum Uberschreiten Haargefäfsen

und sich sofort mit den

der Netzhaut verbinden.

Zur

Gewebe-

untersuchung der Netzhaut mittelst des Augenspiegels hat Liebreich

wichtige Anhaltspunkte gegeben

empfiehlt für den g e l b e n dein umgekehrten

Bilde

Fleck

: Derselbe

die Untersuchung in

bei starker Vergröfserung,

diese Stelle erscheint dann als glanzloser F l e c k ,



worin

die centrale Grube als heller Punkt gesehen wird, umgeben von einem rostfarbenen Hofe; der ganze Fleck ist begränzt von einem graulichen Schimmer, welcher von den Nervenfasern herrührt. — stelle

Bei Untersuchung

des S e h n e r v e n

der

Austritts-

im u m g e k e h r t e n

Bilde

er-

scheint die Nervenmasse als eine blafsgraue durchscheinende Substanz, durch welche hindurch die Blutgefäfse in der Tiefe sichtbar sind,

nebst dem hellen Reflexe, durch

welchen sich die lamina cribrosa zu erkennen giebt.

In

a u f r e c h t e m Bilde und starker Beleuchtung der Vorderfläche der Sehnervenwarze mittelst eines Flammenbildchens erkennt man feine unregelmäfsig radiale Streifung, wobei einzelne

Nervenfaserbündel

stärker

hervortreten;

die

Deutlichkeit ist sehr verschieden, so dafs dieselbe zuweilen von krankhaft vermehrter Undeutlichkeit schwer zu unterscheiden ist, dagegen

kommt krankhaft vermehrte Deut-

lichkeit vor, welche von unterscheidet.

der normalen bestimmter

Als Nervengränze bezeichnet

sich

Liebreich

die feine blafsgraue Linie an der schmälsten Stelle des Sehnerven, als Choroi'dealgränze die dunkele Linie an dem Rande des Aderhautloches,

als Scleralgränze

den hellen

Bügel oder Ring zwischen der Nerven- und der Choroi'dealgränze.

Neben der Durchtrittsteile der Centralgefälse

155

Netzhaut.

ist eine flache G r u b e ,

welche in manchen Augen tiefer

erscheint, so dafs man die Gefäfse bis zur Ebene der lamina cribrosa leicht verfolgen kann; die Sieblamelle sieht man bei tiefer Papillengrube als ein helles, sehr stark reflectirendes Netzwerk, dessen scharf begränzte Maschenräume mit den blafsgrauen Bündeln der Sehnervenfasern ausgefüllt sind. — In der Netzhaut läfst sich nur die Schicht der Nervenfasern für sich erkennen,

sie liefert ( L i e b -

r e i c h ) wohl allein den blafsgrauen Schimmer als kleinen Beitrag

zu

dem ophthalmoscopischen Bilde des Augen-

hintergrundes.

Derselbe

fehlt nämlich an dem

gelben

Flecke, nimmt an der Peripherie der Netzhautausbreitung ab und schwebt auf den Netzhautgefäfsen, er tritt namentlich in dunkelen Augen hervor und hat bei jugendlichen Personen einen Fettglanz.

Die einzelnen Faserbündel er-

scheinen als feine Radiärstreifen, worunter zuweilen einige glänzend weifs und vollkommen undurchsichtig sind.

Diese

letzteren gehen von der Sehnerzenwarze aus und gränzen sich nach der Peripherie hin mit mehreren Spitzen scharf ab, auf ihrem Verlaufe verdecken sie die Gefäfse; diese Figur kommt in normalen Augen vor und wird oifenbar von Nervenfasern gebildet, welche ungewöhnlicher Weise in der Netzhautausbreitung dunkele Umrisse besitzen. Die Optik und die Thatsache der P u r k i n j e'sehen Aderfigur bezeichnen die Stabschicht als Organ der Lichtempfindung; den Nervenzellen von

Nervencentren

bei;

legt man die Bedeutung

die Nervenfasern

Empfundene zu dem Gehirne.

leiten

das

Der blinde Fleck in dem

normalen Auge entspricht dem Sehnervenaustritte. — Kreislaufstörungen durch Druck auf das Auge

unterbrechen

den Stoffwechsel und verursachen Verdunkelung des Gesichtsfeldes ; hieraus folgt ( D o n d e r s ) ,

dafs bereits in

156

Augapfel.

der Netzhaut das physikalische Moment des Lichtes in ein chemisches verändert wird. Netzhautfehler.

Die p a t h o l o g i s c h e Anatomie der Netzhaut und des Sehnerven lehrt uns, dafs die primären Erkrankungen derselben am häufigsten aus ihrem Bindegewebe und Gefäfssysteme hervorgehen; weit seltener lassen sich dieselben auf die Nervensubstanz zurückführen und können in diesem Falle

auf krankhaft physikalischer Bewegung

derselben durch Erschütterung, oder auf krankhaft c h e m i s c h e r Bewegung der Nervenbestandtheile,

z. B. in der

markhaltigen,

und

der marklosen Hypertrophie

in der

Greisenatrophie, bezogen werden. — Durch den Augenspiegel ist die pathologisch - anatomische Diagnose in g e wissem Grade schon im Leben möglich,

wodurch

die

Krankheitslehre der Netzhaut einen beträchtlichen Ersatz fUr die spärlich vorhandenen Leichenuntersuchungen erhält. Wir wollen versuchen, die bisherigen Ergebnisse aus diesen beiden Beobachtungsweisen zu verbinden. Niveauveranderung

A b w e i c h u n g e n i n d e r E b e n e der Sehnervenwarze

Netzhaut. — Niveauverschiedenheiten

— kommen öfters vor ohne

Blindheit oder Sehstörungen, andere Male sind dieselben mit unheilbarer Blindheit verbunden.

Der Zusammentritt

der ganzen Masse der Netzhautfasern zu dem Stamme des Sehnerven bildet

normal eine flache Hervorragung mit

einer Trichtergrube.

Die Gränze, an welcher diese Form

der Papille durch h ö h e r e E r h e b u n g fere Grubenbildung

oder durch t i e -

krankhaft w i r d , ist schwer zu

bestimmen, theils wegen schwieriger Präparation,

theils

wegen individueller Verschiedenheiten in Tiefe und Lage der Grube und in der Gefäfsanordnung.

Aus H. M ü l l e r's

Untersuchungen geht hervor, dafs Gruben von 0,3—0,5 mm

157

Netzhaut.

noch in die Gesundheitsbreiten fallen. — Die k r a n k h a f t e n V e r t i e f u n g e n hat H. M ü l l e r in zwei Formen aufgestellt; derselbe unterscheidet eine Abflachung der Papille and Grubenbildung derselben durch r e i n e A t r o p h i e des Sehnerven, ferner s t e i l e G r u b e n b i l d u n g ,

welche bis

tief hinter die Choroi'dealebene reichen kann und die Merkmale der D r u c k a t r o p h i e besitzt.

In der letzteren Reihe

ist auszuzeichnen die Grubenbildung in dem Glaucqmauge, in der ersteren die Vertiefung in v. G r a e f e ' s amaurosis ex atrophia nervi optici cum retractione von intracranieller Herkunft. — Bei pathologischer Grubenbildung sieht man mittelst des Augenspiegels den Netzbau der lamina cribrosa in seinen hellen, das Licht stark reflectirenden Bindegewebezügen um so ausgebreiteter,

j e umfangreicher die

Grube, und um so deutlicher, j e tiefer dieselbe ist, zugleich erscheinen einzelne Gefäfse eingeknickt, andere sind auf kurze Strecken in ihrem Laufe der Wahrnehmung entzogen. —

Die k r a n k h a f t

der Sehnervenpapille

kommt

trophie, Verkalkung u. s. f.

höhere

Hervorragung

vor in Folge von

Hyper-

Man sieht wie die Gefäfse an

dem Rande der Papille eintauchen und sich dann in ungewöhnlich hohen Bogen heben.

Scheinbar könnte die

vordere Papillarebene erhöht sein bei Atrophie der äufseren Netzhautschichten. W u c h e r u n g d e r N e t z h a u t f a s e r n — hypertrophia Wucherung der

nervi optici — ist verbunden mit G e s i c h t s s c h w ä c h e Netzhaut, bis

zur völligen Erblindung

mit s t a r r e m

Seh-

l o c h e . Ophthalmoscopisch tritt die Sehnervenpapille stärker hervor, sie ist gleichmäfsig glanzlos, ihre Begränzung erscheint weicher, zärter als normal, die Nervenfasern r e flectiren ungewöhnlich stark das Licht und treten einzeln sehr deutlich hervor, dieselben sind trüb und verdecken

158

Augapfel.

somit die Ansicht der lamina cribrosa, so wie die Scleralund Ghoroi'dealgränze, wodurch die Papille scheinbar vergröfsert aussieht.

Die Gefäfsfarbe ist durch einen grauen

Ueberzug gedämpft, welcher von Trübung und Verdickung der Sehnervenfasern herrührt und in dem Centrum so dicht wird,

dafs man die Blutgefäfse in der Tiefe der Papille

kaum angedeutet sieht. — An der Leiche ist eine markhaltige oder dunkelrandige, und eine marklose Wucherbildung

der

Netzhautfasern unterschieden

worden.

In

der Umgebung der Austrittstelle des Sehnerven liegt oft eine

Anzahl

weifser Flecken

von

Punkt -

bis Linien-

gröfse zerstreut in der Ebene der Netzhautgefäfse, oder etwas

vorragend;

Flecken

ist

unter

als

eine Bedingung

anderem

Nervenfasern erkannt worden.

solcher weifser

die Gegenwart

verdickter

Namentlich bei B r i g h t ' -

scher K r a n k h e i t , Herzklappenfehlern,

Hirnkrankheiten,

Marasmus sind weifse Netzhautflecken an Lebenden ( L i e b reich)

beobachtet

und

Heymann, Zenker, worden.

von V i r c h o w ,

Beckmann,

H. M ü l l e r anatomisch untersucht

Nach Angabe des Letzteren sind diese Flecken

zusammengesetzt \ ) aus Körperchen, welche derselbe dem Aussehen nach theils mit f e t t i g metamorphosirten Z e l l e n , theils mit erhärtetem N e r v e n m a r k e vergleicht, dieselben sind meist länglich, messen 0,01—0,02 mm und haben unebene Begränzung, ihr Inhalt ist dunkelkörnig, zuweilen homogen und hell; 2 ) aus Körpern, welche den G a n g l i e n z e l l e n ähnlich geformtsind; sie opalisiren gelblich, sind blafs, sehr fein granulirt, von unregelmäfsiger Gestalt, aber stets stark verlängert, und laufen zuweilen in dünneren Fasern aus. — Aus wiederholten Untersuchungen erklärt M ü l l e r der Hauptsache nach die Anschwellung an den weifsen Flecken

der Nervenschicht

als Verbreiterung der Nerven-

primitivfasern; die Frage über das Verhältnifs der Fett-

Netzhaut.

159

degeneration (Bildung von Körnerhaufen) zu dieser Hypertrophie bleibt offen, eben so ob die Form atis Blutaustritt in die Netzhaut, oder krankhafter Gewebebildung der letzteren hervorgeht. Schwinden der Netzhaut

— atrophia retinae — schwinden

entwickelt sich unter Abnahme der S e h s c h ä r f e völligen Blindheit. Die a t r o p h i s c h e A m a u r o s e eine schmerzlose Form

bis zur bildet

der Erblindung; sie findet sich

öfters bei längerem Bestände von Sehnervenlähmung in Folge von Hirn-Bückenmarkskrankheiten. — Mittelst des Augenspiegels bemerkt man eine weifse Färbung der Sehnervenpapille, dieselbe erscheint als glänzendweifse Scheibe mit krankhafter Vertiefung; Umfang und Zahl ihrer Gefäfse ist vermindert.

— A t r o p h i e der

Nervenfasern

des Sehnerven mit W u c h e r seines N e u r i l e m s läfst sich zum Theil ermitteln durch Beachtung des Wechselverhältnisses zwischen Weite und Menge der g r a u e n Maschenräume zu den hellen Bindegewebezügen in der lamina cribrosa ( L i e b r e i c h ) . Aus den anatomischen Untersuchungen Uber Netzhautatrophie geht hervor, dafs die Zellen- und Faserschicht meist eine indifferente Lag« bilden,

welche

so sehr verdünnt ist, dars die Gefäfse an der Innenfläche vorspringen und die Zellen auf einzelnen Strecken fehlen, die Grube an der Sehnervenpapille ist durch Atrophie der Nervenschicht vertieft.

Frisch ist die atrophische Netzhaut

ziemlich durchsichtig, ihre Gefäfse sind spärlich mit Blut gefüllt,

die Nervenprimitivfasern derselben und des Seh-

nerven in ein streifig körniges Gewebe zerfallen, sie trübt sich s t a r k in Wasser (zur Unterscheidung von

Druck-

atrophie).

ebenso

Stäbe und Zapfen sind wohlerhalten,

sind die übrigen Augentheile meist gesund, oder unabhängig von der Netzhautatrophie verändert; so findet sich z. B. drusige Verdickung und Verkalkung der Glaslamelle

Netzh,ut

-

Augapfel.

1«0 der Choroidea.

Aus

dem unversehrten

Verhalten

der

Stabschicht, gegenüber dem völligen Zerfalle der Nervenfaserschicht scheint eine gewisse Unabhängigkeit in den Ernährungsverhältnissen der äufseren Netzhautschichten herMangel der

vorzugehen (H. M ü l l e r ) . N e t z h a u t m a n g6e l —» defectus retinae — ist vor-

Netzhaut, auszusetzen, wenn opthalmoscopisch die Netzhautgefäfse fehlen; hierbei erscheint der Sehnervenaustritt als weifser Sehnenileck. — Unvollkommene Ausbildung und

geringe

Zahl der Netzhautgefäfse mit sehnigem, weifsem Aussehen des Sehnervenaustrittes

findet

sich bei

angeborener

Gesichtsschwäche,

zugleich besteht Augapfelzittern

— nystagmus — in Folge von unvollkommener Ausbildung Pigment-

entartung

Netzhaut

der Muskeln, und der Augapfel ist pathologisch klein. P i g m e n t e n t a r t u n g — retinitis pigmentosa, get e

' f f e r t e Netzhaut — beginnt mit subjectiven

Lichterschei-

nungen, Druckgefühl und Schwachsichtigkeit; bezeichnend ist bereits in dem ersten Zeiträume

Nachtblindheit

— hemeralopie — (v. G r a e f e ) , hierzu tritt concenlrische Verengerung des Sehraumes bei lange Zeit sich gut e r haltender centraler Sehschärfe, die Beschränkung des Gesichtsfeldes schreitet zuweilen in Gürtelform vor; allmälig erblindet indefs die ganze Netzhaut. — Mittelst des Augenspiegels sieht man neben grofsen schwarzen Flecken zuweilen vereinzelte Pigmentzellen.

Immer ist vorzugsweise

oder ausschliefslich (D o n d e r s ) um die Gefäfse schwarzes Körnerpigment massenhaft angehäuft, diese Anhäufung b e ginnt in der Aequatorialgegend und schreitet allmälig nach dem hinteren Pole des Augapfels fort.

Die freien Netz-

hauttheile, die Sehnervenpapille und die Blutgefäfse werden atrophisch. — Der Entwickelungsgang der Pigmentnetzhaut ist äufserst langsam, es sind Fälle beobachtet, in welchen 20 Jahre bis zur völligen Erblindung verstrichen, v. G r a e f e

Netzhaut.

hat dieselbe als erbliche Krankheit beobachtet und in V e r bindung

mit

Taubstummheit.

Dieselbe

scheint

die

Be-

deutung einer rückgängigen Umwandlung, oder in anderen Fällen einer krankhaften und unvollkommenen Entwickelung zu haben.

Man hat dieselbe für sich und in Verbindung

mit Glaskörper- und Linsentrübungen, mit

sclero-choroi-

ditis, mit Syphilis gesehen. Cholestearinbildung

kommt

alteten Netzhautablösungen vor.

besonders

in

v e r - Snw!diä£

Man nimmt die Cholestea- Netzhaut,

rintafeln als blafsgelbe, glitzernde, an die Netzhaut gebundene Körperchen wahr. Blutung

der

Netzhaut



apoplexia

retinae —

bedingt plötzliche Beschränkung des Sehraumes, oder völlige Verdunkelung desselben; gewöhnlich fällt ein Theil des oberen Sehfeldes aus und meist geht heftiger Kopfschmerz und Schwindel vorher.

Das A u g e

erscheint dem

äufseren Ansehen nach in allen Theilen normal, bei wendung

des Augenspiegels

verfärbt,

der

verschiedener

erscheint

graue Nervenschimmer Ausdehnung,

An-

der Augengrund

desselben

die Arterien sind

fehlt in verengert

und schwer zu erkennen, die Venen zeigen Erweiterungsknoten und sind stellenweise mit dunkelrothen Flecken bedeckt,

oder

verschieden

seitlich umlagert. an Gestalt,

Diese Flecken sind

Gröfse und Zahl,

nach

sehr

einigen

Tagen zerklüften dieselben, die ausgetretenen Blutmassen werden hellgelb und verschwinden allmälig in einem Zeiträume von 2 — 4 Monaten. Diesem Rückgange entsprechend klärt sich der Sehraum. Gewebeflecken

Uebrigens bleiben

und Gefäfserweiterungen

Blutung erneuert sich leicht und setzt körper fort. —

öfters weifse

zurück. —

Die

sich in den Glas-

Die B e h a n d l u n g verordnet bei frischem

Ergüsse Eisumschläge, später Aufschläge

von

Tormentill-

klraut, oder von verdünnter Arnicatinctur, oder von JodW i n t h e r , Ophthalmologie.

JJ

B1 u t llug d er Netzbaut-

162

Augapfel.

Jodkaliamwasser; zu innerem Gebrauche ist öfters Fingerhut und Eisen angezeigt. N e t z h a u t g e s c h w ü l s t e — tumores retinae — b e schränken ganzen

das

Sehraum

Sehfeld,

oder

verdunkeln

und z e r s t ö r e n

den

den

Augapfel.

Die Augapfelgeschwülste im Allgemeinen entwickeln sich entweder innerhalb der einzelnen Organe, oder zwischen den Hüllen.

In Bezug auf Netzhautgeschwülste

Entwickelung

von der inneren Fläche aus in den Glas-

ist die

körperraum hinein seltener, als die Entstehung derselben hinter der Netzhaut.

In dem ersteren Falle können wir

an dem lebenden Auge den Bau der Geschwulst unmittelbar beobachten, in den letzteren, gewöhnlichen Fällen ist dieselbe von der Netzhaut bedeckt und tritt erst dann in die unmittelbare Beobachtung vor, wenn die Netzhaut durch die wachsende Geschwulst zerstört ist.

Es kann deshalb

der sichtbare Reflex, nebst Gefäfsverzweigung, sowohl von der Netzhaut, wie von der Geschwulst herrühren. — Zujr Unterscheidung ' von Netzhautablösung durch andere Bedingungen ist zu bemerken, dafs alle Netzhautgeschwülste die Erscheinungen

des stetig zunehmenden

druckes darbieten in Form

Intraocular-

von Ciliarneurose,

gröfster

Spannung des Augapfels, Lähmung mit Vorgedrängtwerden der Regenbogenhaut, nebst Unempfindlichwerden der Hornhaut; während

dagegen

bei

Weichheit mit Atrophie des

einfacher Netzhautablösung Augapfels eintritt

und

sympathische Beweglichkeit der Regenbogenhaut,

die sowie

die Empfindlichkeit der Hornhaut lange Zeit bestehen bleibt. Im Besonderen ist

die F l e i s c h -

und

die

Krebsge-

s c h w u l s t beobachtet. K r e b s — cancer, carcinoma —. Der

Faserkrebs

— scirrhus retinae — kommt meist in Form des carcinoma melanodes an der Netzhaut vor und d u r c h w u c h e r t die

163

Netzhaut.

Nachbargebilde; der Z e l l e n k r e b s — Markschwamm — fungus retinae medullaris — verdrängt die Nachbarschaft und macht dieselbe durch Druck atrophisch.

Beide Krebs-

formen bilden eine unbewegliche Hervorragung in

dem

Augengrunde. — Der Z e l l e n k r e ' b s erscheint als Knollengeschwulst; bei subretinalem Sitze desselben bildet die Netzhaut eine Decke, welche sich in die Vertiefungen zwischen den einzelnen Höckern senkt, ihre Venen werden w e i t e r , man sieht Blutpunkte — ecchymoses — in dem Netzhautgewebe

und verschiedene Stufen der Netzhaut-

atrophie mit fettiger Umwandlung. — Die des Zellenkrebses

in dem Auge geschieht

Entstehung meist

ohne

Schmerz, das Sehfeld wird beschränkt bis zu völliger Verdunkelung, entsprechend dem Sitze und Umfange der Geschwulst, das Auge fixirt nicht, der Augapfel nimmt eine Schiefstellung an, das Sehloch ist erweitert,

unbeweglich,

in dem Augengrunde schimmert eine metallglänzende Trübung , welche bei seitlicher Betrachtung am deutlichsten erscheint.

In weiterer Entwickelung wird

der Augapfel

stark gespannt, glanzlos, die Scleralgefäfse sind erweitert, die Gefäfse der Aderhaut und des Ciliarkörpers schimmern in bläulichen Hügeln — staphylomata — durch die Sclera. Die trübe Scheibe in dem Augengrunde wird mondgelb, tritt mehr hervor, läfst feine Blutgefäfse (ohne künstliche Beleuchtung) erkennen und wächst rasch, zeigt unebene, knotige Oberfläche und drängt Glaskörper und Krystalllinse gegen das Sehloch, die Regenbogenhaut verstreicht, die Krystalllinse trübt sich, die Augapfeloberfläche wird g e r ö t h e t , es treten anfallsweise, besonders Nachts, lebhafte Schmerzen in Auge, Stirne und Nacken auf, die Hornhaut wird trüb, aufgelockert, sie berstet endlich unter heftigen Schmerzen durch gesteigerten Intraoculardruck.

Es ent-

leert sich zunächst eine blutige Flüssigkeit, aus deren Spalt

164

Augapfel.

sprofst eine weiche, höckerige,

dunkelgelbe oder blau-

rothe Masse, welche die Gröfse etwa einer Mannsfaust erreicht und stellenweise verschwärt oder brandig wird, ihre Gefäfse werden dadurch zerstört, es entstehen oft bedeutende Blutungen; die abfliefsende Jauche ätzt die Gesichtshaut. Es entstehen Halsbubonen durch Aufnahme der Jauche, Cachexie, Tod unter Zehrfieber.

Schreitet die Ge-

schwulst rückwärts längs des Sehnerven zum Hirne, so entsteht Coma, Krampf; Apoplexie kann alsdann das Leben enden, ehe sich Zehrfieber ausbildete.

Die Krankheit dauert einige

Monate bis Jahre, sie kommt fast nur bei jugendlichen Personen vor, befällt meist nur ein Auge und endet tödtlich. Die empfehlenswertheste Behandlung der Augapfelgeschwülste ist f r ü h z e i t i g e Ausrottung des Augapfels mit Zurücklassung der T e n o n ' s c h e n Membran und der Augenmuskeln, so dafs ein beweglicher Stumpf für ein künstliches Auge bleibt.

Jedenfalls soll die Ausrottung überhaupt vor

dem Durchbruche

des Augapfels

vorgenommen

werden,

weil hierdurch dem Kranken höchst qualvolle Schmerzanfälle erspart werden und sein Leben gefristet werden kann. Losiosung der

Netzhautablösungen

veranlassen

Beschränkung

Netzhaut. d e s Sehraumes in dem entgegengesetzten Abschnitte desselben; sie pflegen unter gemischten Erscheinungen von Netzhautleiden

und

Glaskörpertrübungen

aufzutreten

in

Form subjectiver Lichterscheinungen, Flimmern, zeitweiser Wolkenzüge.

Immer erreicht die Sehstörung rasch einen

gewissen Grad, auf welchem dieselbe lange stationär bleiben kann.

Die Netzhauterhebung stellt einen grauweifsen Hü-

gel d a r , die Oberfläche ist faltig, opalisirend und wird wellenförmig bewegt bei Bewegungen des Augapfels, die Venen sind aufgetrieben.

Aeltere Loslösungen enthalten

glitzernde Cholestearintafeln in dem Netzhautgewebe, oder in der subretinalen Flüssigkeit.

Die losgelöste Netzhaut-

165

Netzhaut.

stelle

kann

sich

wieder

anlegen

nach Aufsaugung

Flüssigkeit, indefs wäre alsdann nur nach

sehr

der

frischer

Ablösung eine W i e d e r a u f n a h m e der Function zu erwarten, aufserdem ist Heilung unmöglich, weil der Netzhautbau, ins Besondere

die

Stabschicht

zerstört

bleibt,

v.

Graefe

schliefst aus seinen Beobachtungen, dafs Netzhautablösungen durch

flüssige

Subretinalergüsse,

Colloidinetamorphose

( D o n d e r s ) überall vorkommen können und dafs dieselben alsdann

nur

schliefslich

an

der

unteren

Netzhaut-

g e g e n d sich finden in Folge von S e n k u n g der Flüssigkeit, so dafs eine Besserung im Sehen an der ursprünglich abgelösten Stelle noch nicht die Prognose verbessert. — Bei Netzhautablösung wird

der

Augapfel zugleich atrophisch,

sie ist häufig verbunden mit sclerectasia posterior und sclerochoroiditis; in dem letzteren Falle erblinden nacheinander beide Augen. Nach H. M ü l l e r entsteht die Netzhautablösung bei Atrophie des Glaskörpers in Folge von Zug durch pathologische Bindegewebestränge in dem Glaskörperraum

weit

häufiger, als durch subretinalen Ergufs. (S. S e h s t ö r u n g e n . ) A m a u r o s i s s y m p a t h i c a . Es geschieht häufig, dafs symPa einseitige Erblindung auf das gesunde A u g e sich fortsetzt, namentlich

bei Erblindung,

welche mit

Reizungserschei-

n u n g e n , mit iridochoroiditis verbunden ist und durch V e r letzung e n t s t a n d ; aber auch bei Glaucoma ist Mitleidenschaft des anderen Auges und zwar in Form der „Amaurosis mit Sehnervenexcavation" ( v . G r a e f e ) beobachtet. D i e s e F o r m giebt sich dadurch kund, dafs bei vollkommenerDurchsichtigkeit der brechenden Mittel der Sehraum allmälig beschränkt wird und die Sehschärfe sich vermindert, das Ophthalmoscop zeigt steile Grubenbildung in der Sehnervenpapille. Der Miltheilungsweg ist noch nicht bekannt,

v. G r a e f e

und H. M ü l l e r suchen denselben in der Nervenbahn des Sehnerven (v. G r a e f e ) und der Ciliarnerven (H. M ü l l e r ) . Die Bindegewebebahn ist mir wahrscheinlicher.

Netzh

166

Augapfel.

B e h a n d l u n g : Iridectomie ist hier bis jetzt erfolglos

geblieben.

erblindeten

Durch frühzeitige Ausrottung des

Augapfels ist Stillstand

zuerst

und Besserung

der

sympathischen Amaurose erreicht w o r d e n , in einem Falle von G r a e f e ' s schon nach zwei Wochen.

Man verrichtet

die exstirpatio bulbi nach B o n n e t durch Ausschälen Augapfels aus der T e n o n ' s c h e n Kapsel. letzteren

füllt sich

alsdann

Die Höhle

mit Granulationen,

so

des der dafs

schliefslich ein durch die Augenmuskeln beweglicher Stumpf sich bildet. — In der Voraussetzung einer Vermittelung durch Sehnervenfasern hat v. G r a e f e die Durchschneidung der Sehnerven anstatt exstirpatio bulbi vorgeschlagen. Netzhautfinne.

F i n n e — Cysticercus

cellulosae — hinter der Netz-

haut bedingt ihrem Sitze entgegengesetzten Ausfall in dem Sehfelde.

Man sieht den Balg und

die Bewegungen

der

Finne, zugleich erscheint an dem Finnensitze die Netzhaut trüb und gefaltet.

Nach dem Durchtritte der Finne

ent-

steht ein zweiter Ausfall in dem Sehfelde durch den nunmehrigen Sitz in dem Glaskörper; man erkennt das Bohrloch an einer feinkörnigen, grünlich schillernden Gewebemasse. Die Finne wird

nun sehr

schichten umgeben.

bald mit trüben

Glaskörper-

Der Augapfel wird atrophisch.

Die Entfernung der Finne aus dem Glaskörper geschieht, wie oben angegeben wurde, bei Eintritt sympathischer Erkrankung des anderen A u g e s , durch Herausnahme die Hornhaut

mittelst Linearschnitt und gerader

durch Augen-

pincette, nach vorgängiger Iridectomie und Linsenextraction. N e t z h a u t e n t z ü n d u n g — retinitis, diclyitis, amphiblestroditis. — Man unterscheidet eine chronische und eine acute F o r m ; die Erscheinungen der chronischen begleiten die Entwickelung alter Gewebeerkrankungen der Netzhaut; die Pupille ist anfangs etwas verengert, Lichleinfall ist sehr lästig, ebenso die Berührung des Augapfels, zwischendurch besteht Funkensehen. Die Netzhautcapillare sind ausgedehnter und

167

Netzhaut.

in gröfserer Anzahl sichtbar, als in der gesunden Netzhaut, zugleich bemerkt man Erweiterung der Centralgefäfse und öfters gelbliche Flecken (vonExsudatmasse) unmittelbar untef den Haargefäfsen.

Die Sehschärfe und der Sehraum vermin-

dert sich und proportional dieser Abnahme erweitert sich die Pupille und die Regenbogenhaut bewegt sich träge.

Die

Netzhaut erscheint in gröfserer Ausdehnung grau getrübt. In der acuten Form ist die Pupille in höherem Grade verengt und vollkommen unbeweglich;

es bestehen

die

äufsersten Grade von Empfindlichkeit und Schmerzhaftigkeit des Auges gegen Berührung und Lichteinfall, und unter beständigem Vorschweben feuriger und farbiger Lichterscheinungen nimmt das Sehvermögen rasch ab und erlischt, zugleich besteht Fieber, flüchtiges Stechen in dem Auge und äufserst heftiger Kopfschmerz, oft mit den

Erschei-

nungen der Hirnentzündung. Erst nach Ablauf der acuten Reizung erweitert sich die Pupille und man erkennt die anatomischen Zeichen der Capillarphlebitis, welche sich besonders durch höchst zahlreiches Erscheinen erweiterter Haargefäfse in der ganzen Netzhautoberfläche kund geben, oft bemerkt man zugleich als Folgen derselben allgemeine

oder

theilweise

Netz-

hauttrübung von verschiedener Farbe, meist ist dieselbe blaugrau,

oder blafsgelb, seltener

schwarzfleckig (Re-

tinitis pigmentosa), an der Netzhaut erscheinen Verdickungen und zuweilen gelbliche Eiterbälge; die Sehnervenpapille ist meist blauroth oder graugelb, abgeflacht, undeutlich begränzt. An beiden Entzündungsformen

der Netzhaut

nimmt

fast immer der Ciliarkörper Antheil, unter den Erscheinungen von Augenlidkrampf, Lichtscheue, Thränenflufs mit Röthung der Bindehaut; auch die Erscheinungen der Iridochöro'iditis gesellen sich öfters hinzu. Genesung ist selten,

meist entwickelt sich daraus

Blindheit mit Verwachsung, Gefäfserweiterung, Zerfall des

168

Augapfel.

Netzhautbaues und endlicher Atrophie des Augapfels und des S e h n e r v e n ; zuweilen pflanzt sich die Entzündung und ihre Folgen auf das Gehirn fort mit tödtlichem Ausgange. Die Unterscheidung der Netzhautentzündung von jener der verschiedBnen Abtheilungen der Traubenhaut und von dem Glaucome findet man vorzugsweise in dem Funkensehen und der Abnahme der Sehkraft mit auffallend verengter r u n d e r Pupille, bei normaler Farbe und Structur der Regenbogenhaut. A n l a g e zu primärer Netzhautentzündung sollen bilden die Gewebe, welche Anstrengung des Sehorganes fordern, sogenannte

nervöse Constitution,

Als Gelegenheitsursachen Anstrengung

werden

und Ermüdung

weibliches

Geschlecht.

angeführt

übermäfsige

des A u g e s ,

grelles

Licht,

Erhitzung durch geistige Getränke. Zur Behandlung ist es nothwendig, das Krankenzimmer völlig zu verdunkeln und Eiskälte auf das A u g e anzuwend e n , zugleich ist Blutentziehung durch Aderlafs und Blutegel empfohlen und der innere Gebrauch von Brechweinstein, später die Anwendung von Calomel mit Belladonnaextract bis zu Speichelflufs oder Narcose ( S i c h e l ) ,

zu-

gleich Einreibungen von grauer Quecksilbersalbe mit Belladonnaextract, Blasenpflaster in den Nacken und hinter die Ohren, Senfölspiritus auf Oberarme und Oberschenkel. — Nach gelungener Heilung ist noch Monate lang Schonung

der

Augen nothwendig,

und

wegen

grofser Empfindlichkeit

lange bleibender anatomischer Bedingung z u diese Bedingung liegt vorzugsweise

in

den

Rückfällen; Gewebever-

änderungen der Haargefäfse und zum Theil in der Entwickelung von krankhafter Neubildung, Folge

oder

Veranlassung

der

mögen

dieselben

ersten Entzündung

Es ist defshalb angerathen, in dieser Periode und später Eisenmittel und Chinin anzuwenden.

sein.

Jodkalium