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German Pages 120 [121] Year 1981
ERWIN TEGTMEIER • KOMPARATIVE BEGRIFFE
ERFAHRUNG UND DENKEN Schriften zur Förderung der Beziehungen zwischen Philosophie und Einzelwissenschaften
Band 62
Komparative Begriffe Eine Kritik der Lehre von Carnap und Hempel
Von
Erwin Tegtmeier
DUN CKER & HUMBLOT I BERLIN
Alle Rechte vorbehalten
@ 1981 Dunelter & Humblot, Berlln 41
Gedruckt 1981 bei Buchdruckerei A. Sayffaerth - E. L. Krohn, Berlin 61 Printed in Germany ISBN 3 428 04863 6
Inhalt Einleitung Kapitel
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I: Die inhaltlidle und die formale Auffassung der komparativen Begriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Kapitel li: Abstufung und Vergleidl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Kapitel III: Komparative Begriffe und Vergleidlsverfahren
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Kapitel IV: Hauptthesen der Carnap-Hempelsdlen Lehre
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Literaturverzeidlnis
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Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Einleitung Die in der Wissenschaftslehre herrschende Auffassung der komparativen Begriffe stammt von R. Carnap und C. G. Hempel. Sie is:t rein formal. Ihrzufolge sind komparative Begriffe Ordnungsbegriffe, Relationsbegriffe, die Objekte in einer Reihe anordnen. Den Inhalt komparativer Begriffe bestimmen Carnap und Hempel aufgrund von empirischen Operationen. Dies könnte überraschen, weil beide als Kritiker des OperationaUsmus bekannt sind. Ihre Differenz zum Operationali&mus ist aber gar nicht so groß, denn auch in ihren Konzeptionen der Teildefinition wissen.schiaftlicher Begriffe kann der Inhalt dieser Begriffe letztlich nur auf den empirischen Operationen basieren. Im übrigen paßt die operationale Definition, wie ich zu zeigen versuche (Kap. 3), gut zur formalen Auffassung, und beides ist bei Carnap und Hempel eng miteinander verknüpft (Kap. 1 und 4). Die Carnap-Hempelsche Auffassung ist wissenschaftstheoretisches Gemeingut geworden, obwohl sie in vielen Punkten unklar bleibt. Carnaps und Hempels Verwendung des Terminus "Begriff" z. B. gibt Rätsel auf. Einerseits betrachten sie eine Eigenschaft und eine Relation selbst als Begriffe, andererseits reden sie aber von der Anwendung von Begriffen. Nun kann eine Eigenschaft einem Ding zukommen und eine Relation zwischen Dingen bestehen, aber eine Eigenschaft oder eine Relation kann nicht auf Dinge angewendet werden. Merkwürdig ist auch, daß Carnap und Hempel offenbar annehmen, bei seiner Anwendung und durch seine Anwendung werde ein Begriff erst definiert. Mir leuchtet nicht ein, wie man einen undefinierten oder nicht vollständig definierten Begriff anwenden kann. Was soll man überhaupt anwenden, wenn man für den Begriff keine Definition hat? Hat man dann überhaupt einen Begriff? Es wird, hoffe ich, Klarheit schaffen, wenn ich ausdrücklich erkläre, daß ich einen Begriff als etwas Psychisches betrachte und daß ich in der folgenden Untersuchung den Inhalt eines komparativen Begriffs und seine Definition auseinanderhalten werde. Der Inhalt eines komparativen Begriffs ist meist nicht psychisch. Die komparativen Begriffe, die in der folgenden Arbeit als Beispiele vorkommen, haben allesamt zweistellige physische Relationen zum Inhalt. Anders als der Inhalt eines Begriffes, ist seine Definition immer etwas Psychisches. Ich verstehe unter der Definition eines Begriffs die psychische Darstellung seines
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Einleitung
Inhalts, die nicht notwendigerweise auch sprachlich ist (dieser Begriff von Definition scheint vielleicht auf den ersten Blick vom gewöhnlichen ganz verschieden zu sein, ich glaube aber, daß er dieselbe Sache erfaßt, wenn auch unter etwas ungewohntem Aspekt). Durch ,die Definition wird der Begriffsinhalt konzipiert, und auf ihr beruht die Anwendung des Begriffs. Ohne Definition kein Inhalt und keine Anwendung. Einen komparativen Begriff anwenden, heißt ja, ermitteln, ob ein gegebenes Paar von Dingen unter ihn fällt, ob also zwischen diesen Dingen die Relation, die er beinhaltet, besteht. Der Inhalt eines komparativen Begriffs ist zu unterscheiden von seiner Extension, der Gesamtheit der unter ihn fallenden Dingpaare. Ich nenne eine Auffassung der komparativen Begriffe "inhaltlich", wenn durch sie der Inhalt komparativer Begriffe allgemein charakterisiert ist, so daß man bloß aufgrund der Definition eines Begriffes und ohne ihn anwenden zu müssen, entscheiden kann, ob es ein komparativer ist. Mit der Carnap-Hempe1schen formalen AuffaSISung kann man das nicht, vielmehr muß man eine empirische Untersuchung durchführen, in der der Begriff angewendet wird, um ihn als komparativen klassifizieren zu können. Carnap und Hempel haben neben ihrer formalen Auffassung auch noch eine inhaltliche, wonach komparative Begriffe sich auf Abstufungen des Eigenschaftsbesitzes beziehen. Diese tritt jedoch deutlich hinter der formalen Auffassung zurück, die sie vermutlich als Präzisierung der inhaltlichen Auffassung verstehen. In der folgenden Untersuchung versuche ich, zu zeigen, daß die Carnap-Hempelsche formale Auffassung Schwierigkeiten und Ungereimtheiten mit sich bringt (z. B. die, daß ein Begriff aufhören würde, ein komparativer zu sein, wenn die Realität sich in gewisser Weise änderte, s. Kap. 1); daß diese sich nicht mit der inhaltlichen Auffassung Carnaps und Hempels verträgt, sie aber nichtsdestoweniger beide Auffassungen vermengen (Kap. 1 und 4); daß ihre inhaltliche Auffassung auf einem Mißverständnis gewisser Begriffe beruht (Kap. 2); daß manche ihrer Thesen über die komparativen Begriffe im Rahmen der formalen AuffaSISung gar nicht sinnvoll sind und daß manche offenbar falsch sind (Kap. 4). Im 3. Kapitel lege ich hauptsächlich dar, daß die formale Auffassung, insofern sie den Inhalt komparativer Begriffe auf empirische Operationen zurückführt, mit der Praxis nicht im Einklang steht, keinen kritischen Umgang mit der Empirie gestattet und, streng genommen, zu absurden Konsequenzen führen würde. Anders als Carnap und Hempel trenne ich vollständig den Inhalt eines komparativen Begriffs und das Vergleichsverfahren, mit dessen Hilfe er angewendet wird. Das eröffnet die Möglichkeit, ~ empirische
Einleitung
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Verfahren kritisch zu gebrauchen und auch entgegen dem angezeigten Verfahrensergebnis zu urteilen, was ja in der Praxis geschieht. Ich vertrete die Auffassung, daß zwischen einem Vergleichsverfahren und der betr. komparativen Relation nur ein kausaler Zusammenhang besteht. Daher ist eine, durch theoretisches Wissen, begründete Kritik an solchen empirischen Verfahren möglich, eine Kritik, die von der Camap-Hempelschen Auffassung ausgeschlossen wircl. Meine eigene, inhaltliche Auffassung der komparativen Begriffe ist vor allem aus dem Kapitel 2 zu entnehmen. Ich betrachte komparative Begriffe als Größenvergleichsbegriffe, d. h., als Begriffe, die Vergleichsrelationen (Gleichheit oder Verschiedenheit also) zwischen zwei Größen zum Inhalt haben. Dabei knüpfe ich an die traditionelle Grammatik an, vor allem aber stütze ich mich auf Meinongs Analyse der Vergleichsrelationen. Außereiern spielt in meiner Auffassung der Begriff des Eigenschaftsbereichs eine zentrale Rolle. Mit diesem Begriff versuche ich die Grundlage für gewisse Verwandtschaften zwischen Eigenschaften (wie z. B. die Verwandtschaft zwischen den verschiedenen Farben, den verschiedenen Tonhöhen, aber auch die zwischen den verschiedenen Längen, den verschiedenen Temperaturen) zu erfassen und zugleich die Bedeutung von Substantiven wie Farbe, Tonhöhe, Länge, Temperatur. Ich führe jene Verwandtschaften darauf zurück, daß die betr. Eigenschaften in demselben Eigenschaftsbereich liegen, die Farben z. B. alle im Eigenschaftsbereich Farbe. Ich verstehe eine Eigenschaft als Lage in einem Eigenschaftsbereich. J edern Eigenschaftsbereich messe ich eine bestimmte Struktur zu. Ich nehme an, daß die meisten Eigenschaftsbereiche eine lineare (also linienförmige) Struktur haben (z. B. Länge, Gewicht, Temperatur). Größen fasse ich als Eigenschaften auf, die einem linearen Eigenschaftsbereich angehören. Die Eigenschaftsbereiche sind in der Philosophie bisher kaum beachtet worclen. Ich kenne nur einen Philosophen, der sie gründlich untersucht hat, den englischen Logiker W. E. Johnson (s. Johnson, Logic I, Chap. XI), der dafür den Terminus "Determinable" prägte. Johnson kategorisiert sie allerdings als Eigenschaften erster Stufe, die sich von gewöhnlichen Eigenschaften nur durch ihre maximale Unbestimmtheit unterscheiden. Demgegenüber halte ich die Eigenschaftsbereiche für nicht prädikabel, für Entitäten eigener Kategorie, die die Basis für die Bildung von Eigenschaftsbegriffen abgeben. An einigen Stellen der folgenden Arbeit ist die Rede davon, daß etwas aufgrund des Inhalts eines Begriffes so und so ist oder daß etwas in der Natur der Sache, d. h. des Begriffsinhaltes, liegt. Daran werden möglicherweise viele Leser, die es gewohnt sind, Begriffe mit Kriterien oder Regeln gleichzusetzen, Anstoß nehmen. Natürlich kann ich mir nicht
Einleitung
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verhehlen, daß die Denkweise, die sich in solchen Formulierungen ausspricht und in der ich Meinong folge, vielfach als überholt gilt. Ich möchte diese sachbezogene oder, wie Meinong sagt, gegenstandstheoretische Denkweise hier nicht im allgemeinen erklären und verteidigen, sondern nur den Leser bitten, sich dort, wo sie zutage tritt, in die jeweilige spezielle Argumentation und in die herangezogenen Beispiele zu vertiefen. Meine Kritik der Carnap-Hempelschen Lehre von den komparativen Begriffen stützt sich auf folgende Quellentexte (in Klammern stehen Kurzbezeichnungen der jeweiligen Texte, mit deren Hilfe ich zitieren werde): 1. HempeVOppenheim: Der Typusbegriff im Lichte der neuen Logik
(HempeVOppenheim),
2. Camap: Logical Foundations of Probability, Chap. I (Carnap I), 3. Hempel.: Fundamentals of Concept Fonnation in Empirical Science (Hempel), 4. Carnap: Einführung in die Philosophie der Naturwissenschaften (Carnap Il), 5. Stegmüller: Theorie und Erfahrung, Kap. I (Stegmüller).
I. Die inhaltliche und die formale Auffassung der komparativen Begriffe Die Bezeichnung "komparativer Begriff", die von Camap eingeführt worden ist, lehnt sich offenbar an die traditionelle grammatische Kategorie des Komparativs an. Deshalb möchte ich mir zuerst ansehen, wie in einer traditionellen Grammatik der Begriff des Komparativs verwendet und erklärt wird, und zwar greife ich zur Duden-Grammatik, als der im deutschen Sprachbereich maßgebenden Grammatik. Der Duden ordnet den Begriff des Komparativs dem Begriff der Vergleichsform des Adjektivs unter. Der Begriff der Vergleichsform des Adjektivs ist Oberbegriff des Positivs, des Komparativs, des Superlativs und des Elativs. Über alle Vergleichsformen sagt der Duden, daß mit ihnen "verschiedene Grade ausgedrückt werden" könnten (§ 490) und an anderer Stelle zählt er auf, welche verschiedenen Grade gemeint sind, nämlich: der gleiche Grad (das betrifft die Positive), der ungleiche Grad (das betrifft die Komparative), der höchste Grad (das betrifft die Superlative) und ein sehr hoher Grad (das betrifft die Elative) (§ 601). Die Ausdrücke "der gleiche Grad" und "der ungleiche Grad" klingen so, als ob mit ihnen ein bestimmter Grad bezeichnet würde, in Wirklichkeit handelt es sich aber um ein Verhältnis zwischen zwei Graden, um die Gleichheit und die Ungleichheit zweier Grade. Wenn ein gewisses Wort dazu verwendet wird, die Gleichheit oder Ungleichheit zweier Grade zu konstatieren, ist es falsch zu sagen, wie es im Duden geschieht, daß dieses Wort einen Grad "ausdrückt" oder "kennzeichnet", vielmehr wäre es passend zu sagen, daß mit diesem Wort Grade verglichen werden. Streng genommen sind nur diejenigen Adjektivformen, mit denen man die Gleichheit oder Ungleichheit zweier Grade ausdrückt, Vergleichsformen, die übrigen sogenannten Vergleichsformen haben zwar auch mit Graden zu tun, aber nicht mit dem Gradvergleich. Man könnte allerdings geltend machen, daß alle Vergleichsformen (im Sinne des Duden) Vergleiche enthalten, bzw., daß ihr Gebrauch auf Vergleichen beruht. Aber gerade die Weise, wie man diese Ansicht gewöhnlich begründet, zeigt, daß die Adjektivformen, mit denen man Gradgleichheit oder -ungleichheit ausdrückt, die einzigen echten Vergleichsformen sind. Man weist z. B. darauf hin, daß der Positiv "lang" soviel bedeutet wie "länger als die Durch:schnittslänge", der Superlativ "am längsten" soviel wie "länger als alle anderen Mitglieder einer bestimmten Klasse" und
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I.
Die Auffassung der komparativen Begriffe
der Elativ "sehr lang" soviel wie "viel länger als die Durchschnittslänge". Um anzugeben, was für Vergleiche in dem erwähnten Positiv, Superlativ und Elativ enthalten sind, bedient man sich also des Komparativs "länger", denn nur der Komparativ drückt einen Vergleich zwischen zwei Sachen aus. Es entspräche dem Wortsinn der Bezeichnung "Komparativ" und auch ihrer Sonderstellung unter den Vergleichsformen, wenn man alle echt vergleichenden Adjektivformen, d. h. diejenigen, mit denen man Gradgleichheit oder -ungleich.heit ausdrückt, als Komparative zusammenfassen würde. Die Duden-Grammatik zählt jedoch nur die Adjektivformen, die eine Gradungleichheit ausdrücken, zu den Komparativen, die Adjektivformen, die eine Gradgleichheit ausdrücken, hingegen zu den Positiven. Dadurch wird die Kategorie des Positivs allerdings heterogen, was sich auch darin zeigt, wie der Duden diese Kategorie erklärt. Der Duden kennzeichnet den Positiv durch die beiden Stichworte "Grundstufe" und "gleicher Grad", wobei die Grundstufe, laut Duden, die "einfache Form des Adjektivs" ist (§ 602). Die Duden-Grammatik würde sowohl "lang" als auch "so lang wie" als Positive klassifizieren. Nun paßt das erste Stichwort zwar auf "lang", aber nicht auf "so lang wie" und das zweite Stichwort paßt auf "so lang wie", aber nicht auf "lang". Die Kategorie des Komparativs wird in der Duden-Grammatik gekennzeichnet durch die beiden Stichworte "Höherstufe" und "ungleicher Grad". Der Ausdruck "Höherstufe" ist offenbar als Gegenstück zu .,Grundstufe" gedacht. Nun ist eine Grundstufe aber eine bestimmte Stufe, während mit dem Ausdruck "Höherstufe" nur ein Verhältnis zwischen zwei Stufen gemeint sein kann, nämlich das Verhältnis, das darin besteht, daß eine Stufe höher als eine andere ist. Macht man sich klar, daß die Begriffe Stufe und Grad zwar auf verschiedenen Analogien beruhen, aber dieselbe Struktur erfassen, nämlich eine Steigerungsreihe, eine Progression, so erkennt man, daß die sogenannte Höherstufe nur ein spezieller Fall ungleicher Grade ist. Der Begriff der Gradungleichheit schließt zwei Fälle ein, den, daß der eine Grad höher als der andere ist und den, daß der eine Grad niedriger als der andere ist. Die beiden Stichworte, mit denen der Duden die Kategorie des Komparativs kennzeichnet, laufen also, anders als die Kennzeichnung des Positivs, auf dasselbe hinaus. Im Grunde genommen ist der Ausdruck "Grundstufe", der die Kategorie des Positivs erklären soll, ebenso irreführend wie der Ausdruck "Höherstufe", denn bei der Bezeichnung "Grundstufe" denkt man an die niedrigste Stufe, an den geringsten Grad. Positive wie "lang", "schwer", "alt" bedeuten aber keineswegs einen geringsten Grad. Man sollte an die Stelle von "Grundstufe" den Ausdruck "Grundform" setzen, denn "lang", "schwer", "alt" usf. sind unter den Vergleichsformen die morphologischen Grundfor-
I. Die Auffassung der komparativen eegriffe
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men, aus denen man durch Hinzufügung von Endungen und Partikeln Komparative, Superlative und Elative bildet. Die Ausdrücke "so lang wie", "so schwer wie", "so alt wie", die der Duden auch zu den Positiven zählen würde, sind keine Grundformen, sondern abgeleitete Formen, und ich schlage deshalb vor, diese und ähnliche Ausdrücke aus der Klasse der Positive herauszunehmen und in die Klasse der Komparative einzugliedern, derart, daß alle Adjektivformen, die den Vergleich von zwei Graden ausdrücken, der Klasse der Komparative angehören. Dadurch wird die Klasse der Komparative gegenüber der Duden-Grammatik erweitert, außerdem zerfällt sie danach in zwei klar unterscheidbare Teilklassen, in die Teilklasse der Komparative, die eine Gradgleichheit und die Teilklasse der Komparative, die eine Gradungleichheit, eine Gradverschiedenheit ausdrücken. Demgemäß möchte ich die Mitglieder der ersten Teilklasse Gleichheitskomparative und die Mitglieder der zweiten Klasse Verschiedenheitskomparative nennen, "so lang wie" ist z. B. ein Gleichheitskomparativ und "länger als" ein Verschiedenheitskomparativ. Wenn man die Gleichheitskomparative "so schwer wie", "so alt wie", "so hart wie" den Verschiedenheitskomparativen "schwerer als", "älter als", "härter als" gegenüberstellt, so fällt auf, daß jeweils ein Gleichheits- und ein Verschiedenheitskomparativ zusammengehören, insofern sie aus derselben Grundform gebildet sind. Man kann jedem dieser Komparativpaare noch einen dritten Komparativ, der die Umkehrung des betreffenden Verschiedenheitskomparativs ist, hinzufügen, z. B. dem Paar (so schwer wie, schwerer als) den Komparativ "leichter als". Auf diese Weise erhält man Komparativtripel, deren Glieder zwar nicht alle aus derselben Grundform gebildet sind, die aber doch insofern zusammengehören, als sie einander ausschließen. Wenn z. B. asoschwer wie bist, kannaweder schwerer als b, noch leichter als b sein, wenn a schwerer als b ist, kann a weder leichter als b noch so schwer wie b sein, usf. Es ist leicht, einzusehen, weshalb sich diese drei Komparative ausschließen: weil sie sich auf dieselbe Abstufung beziehen, auf eine Abstufung des Gewichts. Ich benutze den Begriff der Abstufung anstelle des weniger bildhaften Begriffs der Progression, weil das Wort "Abstufung" vielfältiger verwendbar ist. Außer von Gradvergleich und Gradgleichheit werde ich von Stufenvergleich und Stufengleichheit reden. Eine Abstufung des Gewichts ist z. B. folgende: sehr leicht - leicht - mittelschwer schwer - sehr schwer. Dies ist allerdings eine sehr grobe Gewichtsabstufung. Die Gewichtskomparative werden gewöhnlich verwendet, um Dinge hinsichtlich einer viel feineren Gewichtsabstufung zu vergleichen. Es kam mir nur darauf an, mit dem Beispiel anzudeuten, was unter dem Begriff der Abstufung zu verstehen ist.
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I. Die Auffassung der komparativen Begriffe
Aus dem Bisherigen geht hervor, daß man dem Duden nicht bloß eine morphologische Charakterisierung der Komparative entnehmen kann, sondern auch eine inhaltliche, begriffliche. Aufgrund der Erklärungen der Duden-Grammatik kann man sagen, daß komparative Begriffe Stufenvergleichsbegriffe sind, Begriffe, mit denen man zwei Dinge hinsichtlich einer Abstufung vergleicht. Welches ist das Verhältnis von Komparativen und komparativen Begriffen? Komparative drücken komparative Begriffe aus. Diese Aussage ist richtig, was immer man unter einem Begriff versteht. Soll man alle sprachlichen Ausdrücke für Stufenvergleiche als Komparative ansehen? Ich glaube, es ist im Einklang mit der Duden-Grammatik, nur Adjektivformen, die komparative Begriffe ausdrücken als Komparative zu klassifizieren. Demnach sind z. B. "ebenso lang" und "gleichlang" Komparative, nicht jedoch "hat eine größere Länge", obwohl man mit diesem Ausdruck auch hinsichtlich einer Längenabstufung vergleicht. Wenn auch nicht alle sprachlichen Zusammensetzungen, die komparative Begriffe ausdrücken, Komparative sind, so werden die komparativen Begriffe doch primär durch Komparative ausgedrückt, und man erkennt das Wesen der komparativen Begriffe am besten, indem man auf die Bedeutung von Komparativen achtet. Üblicherweise hält man ein Wort und den Begriff, den es ausdrückt, strikt auseinander, aber man kennzeichnet einen Begriff, über den man reden will, meist mit Hilfe eines sprachlichen Ausdrucks dieses Begriffs. Um eine ständige Wiederholung der Wendung: "der Begriff, der durch den Komparativ" - "ausgedrückt wird" zu vermeiden, will ich eine Abkürzung einführen: ein in einfache Anführungszeichen gesetzter sprachlicher Ausdruck soll den dadurch ausgedrückten Begriff bezeichnen. Der Begriff ,länger' ist z. B. derjenige Begriff, der durch den Komparativ "länger" ausgedrückt wird. Da häufig verschiedene Ausdrücke denselben Begriff sprachlich darstellen, kann es für einen Begriff mehrere Bezeichnungen geben, so sind z. B. die Begriffe ,ebenso schwer wie' und ,gewichtsgleich' dieselben. Es liegt auf der Hand, daß sprachliche Ausdrücke, die mehrdeutig sind, also gleichzeitig für mehrere verschiedene Begriffe stehen, der hier eingeführten Bezeichnungsweise Schwierigkeiten machen. Man kann aber, wie in Wörterbüchern üblich, die verschiedenen Bedeutungen eines Ausdrucks mit einem Zahlenindex unterscheiden und auf diese Weise für jeden der betreffenden Begriffe eine andere Bezeichnung bilden, so könnte z. B. ,länger1' die Relation zwischen räumlichen Strecken beinhalten und ,länger2' die Relation zwischen Zeitabschnitten. Weil ich die eingeführte Bezeichnungsweise nicht anwenden kann, wenn ich generell über Begriffe reden will, die durch Komparative,
I. Die Auffassung der komparativen Begriffe
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Gleichheitskomparative, Verschiedenheitskomparative ausgedrückt werden, werde ich dort, wo nur die betreffenden Begriffe gemeint sein können, statt "die durch Komparative, Gleichheitskomparative, Verschiedenheitskomparative ausgedrückten Begriffe" abkürzend schreiben: "die Komparative, die Gleichheits-, die Verschiedenheitskomparative." Carnap und Hempel teilen anscheinend die Auffassung, daß die komparativen Begriffe Stufenvergleichsbegriffe sind. So heißt es bei Carnap: "A comparative concept is a relation based on a comparison, with the sense of ,more (in a certain respect)' ... or ,more or equal"' (Carnap II, S. 8) und Hempel schreibt, komparative Begriffe "make it possible to deal with ch.aracteristics capable of gradation" (Hempel, S. 54). Das Wort "mehr" diente wohl ursprünglich nur zum Vergleich von Anzahlen, es ist aber von der Zahlenreihe auf alle Arten von Abstufungen übertragen worden. Der Duden nennt die Wörter "mehr" und "weniger" komparativische Gradadverbien (Duden-Grammatik, S. 262). Obwohl Carnap und Hempel, ihren eigenen Erklärungen zufolge, die gewöhnliche Auffassung der komparativen Begriffe übernehmen, erkennen sie nicht alle Komparative als komparative Begriffe an. Carnap erwähnt zwar zu Beginn seiner Untersuchung der komparativen Begriffe zur Illustration einen Gleichheitskomparativ (nämlich "gleichwarm") (Carnap I, S. 10), dann teilt er aber die komparativen Begriffe in zwei Arten und darunter kommen die Gleichheitskomparative als selbständige Begriffe nicht vor. Die erste Art umfaßt alle Verschiedenheitskomparative und die zweite Art gewisse Zusammensetzungen aus einem Gleichheits- und einem Verschiedenheitskomparativ, die inhaltlich zusammengehören und durch die Konjunktion "oder" verbunden sind, wie z. B. ,gleichwarm oder wärmer'. Wenn man die oben zitierte Erklärung der komparativen Begriffe durch Carnap genau liest, könnte man zu der Ansicht gelangen, daß Carnap die gewöhnliche Auffassung der komparativen Begriffe nur mit Einschränkungen teilt, daß er sagen will: nicht alle Stufenvergleichsbegriffe sind komparative Begriffe, sondern nur diejenigen, die zum Inhalt haben, daß eine Stufe höher als eine andere ist und diejenigen, die zum Inhalt haben, daß eine Stufe höher als eine andere ist oder die beiden Stufen gleich sind. Dies wäre aber eine völlig willkürliche Einschränkung, um so mehr als der Fall der Stufengleichheit ja einbezogen bleibt. Carnap teilt die Komparative nicht so auf, weil er die gewöhnliche Auffassung der komparativen Begriffe für korrekturbedürftig hält, sondern weil er auf eine ganz andere Auffassung der komparativen Begriffe hinaus will, wie wir sehen werden.
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I. Die Auffassung der komparativen Begriffe
Welche Begriffe zählt Hempel zu den komparativen Begriffen? Das ist nicht leicht herauszufinden. Hempel würde nicht, wie Camap, sagen: ,wärmer' ist ein komparativer Begriff, sondern ,wärmer' bestimmt (determine) zusammen mit ,gleichwarm' einen komparativen Begriff, und zwar einen komparativen Begriff der Wärme (Hempel, S. 55). Hempel sagt nie, der und der Begriff ist ein komparativer Begriff, sondern immer nur, die und die beiden Begriffe bestimmen einen komparativen Begriff. Im übrigen verwendet er immer die Genitivkonstruktion "ein komparativer Begriff der/des--", aus der man schließen könnte, daß es die einzusetzenden Substantive sind, wie z. B. "Wärme", "Länge", "Gewicht", die komparative Begriffe ausdrücken. Dagegen spricht aber, daß Hempel auch von einem klassifikatorisch.en Begriff der Wärme, der Länge, des Gewichts reden würde und sich nach Hempels Verwendung diie Adjektive "klassifikatorisch" und "komparativ" gegenseitig ausschließen. Die erwähnten Substantive müßten also schon mehrdeutig sein, eine klassi.fikatorische und eine komparative Bedeutung haben, um als komparative Begriffe in Frage zu kommen. Über die Bedeutung solcher Substantive läßt sich Hempel jedoch nicht näher aus. Soviel scheint sicher, ein Begriff, von dem immer nur gesagt wird, daß er einen komparativen Begriff bestimmt, ist selbst kein komparativer Begriff. Gemäß Hempel bestimmen jeweils ein Gleichheits- und ein Verschiedenheitskomparativ zusammen einen komparativen Begriff. Hempel zählt also weder die Gleichheits-, noch die Verschiedenheitskomparative zu den komparativen Begriffen. An einer wichtigen Stelle findet sich bei Hempel die Wendung: "determine a comparative concept, or a quasi-series" (Hempel, S. 60). Daraus schließe ich, daß für Hempel ein komparativer Begriff und eine Quasireihe dasselbe sind, daß für Hempel ein komparativer Begriff nichts weiter als eine Quasireihe ist. Eine solche Gleichsetzung wäre zumindest erläuterungsbedürftig, denn ein Begriff und eine Reihe scheinen etwas sehr Verschiedenes zu sein, ein Begriff besteht nicht aus Objekten wie eine Reihe, sondern Objekte fallen unter einen Begriff; und eine Quasireihe unterscheidet sich von einer Reihe nur dadurch, daß mindestens eine Stelle von mehreren Objekten eingenommen wird. Hempel stützt sich bei seinen Begriffsbildungen auf die symbolische Logik, betrachten wir deshalb, wie die Reihen dort behandelt werden. In der symbolischen Logik interessiert man sich vor allem für die Erzeugung einer Reihe (auch lineare Ordnung genannt) durch eine Relation. Eine von einer Relation erzeugte Reihe umfaßt Objekte, zwischen denen die Relation besteht, und die Objekte sind so angeordnet, daß man an ihrer Reihenfolge ablesen kann, ob zwischen zwei Objekten aus der Reihe die betreffende Relation besteht oder nicht. Es handelt
I. Die Auffassung der komparativen Begriffe
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sich also um eine Reihe, in der Fakten des Bestehens und Nichtbestehens einer bestimmten Relation zusammenfassend dargestellt werden. Natürlich ist dies nicht bei jeder Relation möglich, und nur von denjenigen Relationen, die dies gestatten, sagt man, daß sie eine Reihe erzeugen. Um das Prinzip der Anordnung in solchen Reihen zu verstehen, muß man zunächst wissen, daß in der symbolischen Logik generell ein Unterschied gemacht wird zwischen dem Sachverhalt, daß ein Objekt a in der Relation R zu einem Objekt b steht und dem Sachverhalt, daß das Objekt b in der Relation R zu dem Objekt a steht. Gewöhnlich würde man zwar z. B. unterscheiden zwischen dem Sachverhalt, daß a Vater vonbist und dem Sachverhalt, daß b Vater von a ist, aber nicht z. B. zwischen dem Sachverhalt, daß a mit b verwandt ist und dem Sachverhalt, daß b mit a verwandt ist, man würde einfach sagen, daß a und b verwandt sind. Voraussetzung für die Bildung einer Reihe der erklärten Art ist eine vollständige Kenntnis der Fakten des Bestehens der betreffenden Relation R, d. h. man muß für je zwei Objekte a und b wissen, ob a in der Relation R zu b und ob b in der Relation R zu a steht. Nun setzt man dasjenige Objekt an die erste Stelle, das zu allen anderen in R steht, zu dem aber kein anderes in R steht, an die zweite Stelle, dasjenige Objekt, das zu allen anderen außer dem ersten in R steht und zu dem nur das erste Objekt in R steht, usf. Nach diesem Prinzip kann man die Objekte in einer Reihe allerdings nur anordnen, wenn es genau ein Objekt gibt, das die genannten Bedingungen für die Einnahme der ersten Stelle erfüllt, genau ein Objekt, das die Bedingungen für die Einnahme der zweiten Stelle erfüllt usw. Diese Bedingungen sind erfüllt, wenn gewisse Arten von Fakten nicht auftreten, z. B. darf es nicht der Fall sein, daß ein a in R zu einem b steht und gleichzeitig das b in R zum a steht, denn dann kann man keines der beiden Objekte a und b dem anderen voranstellen. In einem solchen Fall kann man höchstens eine Quasireihe (auch einfache Ordnung genannt) bilden. Auch für die Bildung einer Quasireihe ist VoraU&setzung, daß gewisse Arten von Fakten nicht vorkommen, z. B. darf es nicht der Fall sein, daß ein a zu einem b und das b zu einem c in der Relation R stehen, ohne daß das a zu dem c in R steht. Dies ist die sogenannte Transitivätsbedingung, die auch für die Bildung einer Reihe notwendig ist. Bei den meisten Relationen sind irgendwelche Arten von Fakten von vomherein ausgeschlossen, z. B. ist es unmöglich, daß eine Person a Vater einer Person b ist und zugleich die Person b der Vater der Persona. Nun sagt man in der symbolischen Logik eine Relation R erzeuge eine Reihe (Quasireihe), wenn es unmöglich ist, daß solche Fakten hinsichtlich des Bestehens von R auftreten, die die Bildung einer Reihe (Quasireihe) verhindern würden, wenn man also in jedem Fall Objekte, 2 Tegtmeler
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I. Die Auffassung der komparativen Begriffe
zwischen denen die Relation R besteht, in einer Reihe anordnen kann. (Diese Definition weicht etwas von der üblichen ab, in der nicht von Unmöglichkeit die Rede ist. Die Ergänzung war nötig, weil es hier um Anwendungen auf eine konkrete, veränderliche Welt geht, die gewisse, in der üblichen Definition nicht berücksichtigte, Unterscheidungen verlangt). Man kann in einer Quasireihe nicht nur die Fakten hinsichtlich des Bestehens eineT Relation darstellen, sondern auch die von zwei Relationen zusammen, wenn die Fakten so sind, wie es dafür erforderlich ist. Es ist dieses letztere Muster, an dem Hempel sich offenbar orientiert. Der Ausgangspunkt meines Referats über Reihen und Quasireihen in der symbolischen Logik war die Vermutung, daß Hempel unter einem komparativen Begriff einfach eine Reihe versteht. Nach dem Referierten läge es nahe, Hempels Wendung "zwei Relationen bestimmen einen komparativen Begriff" im Sinne von "zwei Relationen erzeugen eine Quasireihe" zu deuten. Es gibt aber noch eine andere mögliche Deutung. In der symbolischen Logik ist eine etwas irreführende Redeweise üblich: man nennt eine Relation, die eine Reihe erzeugt, einfach: eine Reihe, ohne damit, wie mir scheint, Reihe und erzeugende Relation ineinssetzen zu wollen. Vielleicht folgt Hempel nur dieser Redeweise, wenn er sagt: "zwei Relationen bestimmen einen komparativen Begriff oder eine Quasireihe" und er will nur ausdrücken, daß ein komparativer Begriff ein Begriff ist, der eine Quasireihe erzeugt. Carnap und Hempel gebrauchen "Relation" und .,Relationsbegriff" als gleichbedeutend, deshaJb können sie auch von einem Relationsbegriff sagen, daß er eine Reihe erzeugt. Für Hempel wäre also, nach d'ieser Deutung, der komparative Begriff der Begriff, der die Quasireihe erzeugt, und nicht die erzeugte Quasireillre selbst. Nach dieser Deutung befände sich Hernpel in Übereinstimmung mit Carnap. Allerdings sind es bei Hempel zwei Relationsbegriffe, die jeweils die Quasireihe erzeugen, während Carnap dafür nur einen Relationsbegriff vorsieht, und deshalb wären für Hempel komparative Begriffe Begriffe, die sirch aus zwei Relationsbegriffen ZUiSammensetzen, wobei die Weise der Zusammensetzung unklar bliebe. Hempels Wendung "zwei Relationen bestimmen einen komparativen Begriff" 'besagt demnach soviel wie "zwei Relationsbegriffe biJ.den zusammen einen komparativen Begriff". Hempel zählte zu den komparativen Begriffen nur Komparativpaare, die mit Carnaps komparativen Begriffen der zweiten Art korrespondierten; wenn z. B. für Carnap ,gleichlang oder kürzer' ein komparativer Begriff ist, so für Hempel das Paar (,gleichlang', ,kürzer'). Warum lassen Camap und Hempel nicht alle Komparative als komparative Begriffe gelten und warum bilden sie noch zusätzlich gewisse
I. Die Auffassung der komparativen Begriffe
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Kombinationen von Komparativen, die sie als komparative Begriffe anführen? Weil sie auf eine andere Auffassung der komparativen Begriffe hinarbeiten, nach der die komparativen Begriffe reihende Begriffe sind, Relationsbegriffe, die Reihen oder Quasireihen erzeugen. Allerdings stimmen Carnap und Hempel nicht ganz überein (soweit man die Darlegungen in Camap I zugrunde legt, in Carnap II hat Camap sich Hempels Standpunkt angeschlossen). Während für Carnap komparative Begriffe Relationsbegriffe sind, die eine Reihe oder eine Quasireihe erzeugen, sind für Hempel nur Begriffe, die eine Quasireihe erzeugen, komparative Begriffe. Daher kommt es, daß Camap die Verschiedenheitskomparative zu den komparativen Begriffen zählt, Hempel jedoch nicht, denn es gilt generell, daß Verschiedenheitskomparative Reihen, aber keine Quasireihen erzeugen. Beide, Camap und Hempel, erkennen Gleichheitskomparative nicht als komparative Begriffe an, weil diese weder Reihen noch Quasireihen erzeugen. Daß Camap Disjunktionsbegriffe wie ,gleidrlang oder länger', die aus zwei Komparativen gebildet sind, als komparative Begriffe ansieht, Hempel jedoch die entsprechenden Komparativpaare, hängt natürlich mit ihrer unterschiedlichen Konzeption der Erzeugung von Quasireihen zusammen. Von der gewöhnlichen Auffassung der Komparative her ist es leicht zu verstehen, warum die Komparative dazu dienen können, Quasireihen von Objekten zu bilden. Diese Quasireihen beruhen einfach auf den Abstufungen, auf die die Komparative sich jeweils beziehen, hinsichtlich deren man zwei Objekte vergleicht. In den erzeugten Quasireihen sind die Objekte nach der Länge, dem Gewicht, der Härte usw. geordnet. Länge, Gewicht, Härte und ähnliche Begriffe sind meiner Ansicht nach Begriffe von bestimmten Abstufungen. Es ist nicht erstaunlich, daß Verschiedenheitskomparative Reihen erzeugen und Gleichheitskomparative nicht, denn mit einem Verschiedenheitskomparativ drückt man ja aus, daß ein Objekt auf einer höheren bzw. niedrigeren Stufe steht als ein anderes, mit einem Gleichheitskomparativ hingegen, daß zwei Objekte auf der gleichen Stufe stehen. Trotzdem bezieht sich ein Gleichheitskomparativ ebenso auf eine Abstufung wie ein Verschiedenheitskomparativ. Das bleibt allerdings verborgen, wenn man das Augenmerk nur darauf richtet, ob sich die Fakten des Bestehens einer Relation in einer Reihe oder Quasireihe von Objekten darstellen lassen, den Inhalt des Relationsbegriffes aber ganz außer acht läßt. Es ist charakteristisch für Camaps und Hempels eigentliche Auffassung von den komparativen Begriffen, ihrer Auffassung der komparativen Begriffe als reihende Begriffe, daß·vom Inhalt dieser Begriffe ganz abgesehen und nur deren Extension berücksichtigt wird. Das Kriterium für einen
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komparativen Begriff ist dabei, ob sich aufgrundseiner Extension eine Reihe oder Quasireihe bilden läßt. Um eine kurze Bezeichnung zu haben, will ich diese Auffassung "fonnale Auffassung" nennen, die Auffassung der komparativen Begriffe als Stufenvergleichsbegriffe hingegen "inhaltliche Auffassung". Ich muß meine Kennzeichnung der formalen Auffassung etwas korrigieren, weil Camap und Hempel in ihrer Behandlung der komparativen Begriffe, den Begriff einer Relation, die eine Reihe (Quasireihe) erzeugt, in einem etwas weiteren Sinne gebrauchen als in dem der oben gegebenen Definition. Diese Definition besagte, daß eine Relation eine H.eihe (Quasireihe) erzeuge, wenn Tatsachen hinsichtlich des Bestehens der Relation, die die Bildung einer Reihe (Quasireihe) verhindem würden, von vomherein ausgeschlossen sind. Hempel betont dagegen (Hempel, S. 60), daß es bloß ein empirisches Faktum ist, wenn solche reihenwidrigen Tatsachen bei der Anwendung eines komparativen Begriffes nicht auftreten. Damit gibt er zu verstehen, daß es auch anders sein könnte. Carnap ist derselben Ansicht. Er erklärt, daß es empirisch überprüft werden muß, ob ein komparativer Begriff bei seiner Anwendung eine Quasireihe erzeugt (Camap II, S. 64). Aus der Camap-Hempelschen Lehre von den komparativen Begriffen folgt, daß man eigentlich in vielen Experimenten prüfen müßte, ob bei der Anwendung der Begriffe, die man gewöhnlich zu den komparativen zählen würde, reihenwidrige Fakten vorkommen und daß es vom Ausgang solcher Experimente abhängt, ob ein bestimmter Begriff, d. h. ein Begriff mit einem bestimmten Inhalt, überhaupt als komparativer Begriff gelten kann. Allerdings hat noch kein Vertreter der Carnap-Hempelschen Lehre eine derartige experimentelle Überprüfung, sei es auch nur für einen Begriff, angestellt. Im übrigen ist bekannt, daß bei der Anwendung komparativer Begriffe sehr wohl reihenwidrige Ergebnisse vorkommen und nicht einmal selten. Darauf werde ich später noch näher eingehen. Der Hauptpunkt in der formalen Auffassung ist, daß sich erst durch die Anwendung eines Begriffes zeigen soll, ob sich eine Reihe bzw. Quasireihe bilden läßt, daß das Auftreten reihenwidriger Fakten nicht von vomherein ausgeschlossen werden kann. Die formale Auffassung der komparativen Begriffe kann deshalb folgendermaßen ausgedrückt werden: "Komparative Begriffe sind Relationsbegriffe, bei deren Anwendung keine reihenwidrigen Fakten des Bestehens der betreffenden Relation gefunden werden." Wenn in Carnaps und Hempels Darlegungen über komparative Begriffe davon die Rede ist, daß eine Relation eine Reihe bzw. Quasireihe erzeugt, so heißt das nicht mehr als, daß
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reihenwidrige Fakten des Bestehens dieser Relation nicht gefunden worden sind, obwohl man systematisch danach gesucht hat. Zur Verdeutlichung möchte ich die inhaltliche und die formale Auffassung an einem Beispiel, dem Komparativ "länger", gegenüberstellen. Inhaltlich gesehen, ist über diesen Komparativ zu sagen, daß man mit ihm zwei Dinge hinsichtlich einer Längenabstufung vergleicht und man insbesondere mit "länger" ausdrückt, daß das eine Ding auf einer höheren Stufe dieser Abstufung steht als das andere. Daß ,länger' ein Stufenvergleichsbegriff ist, kann man ohne jede Berufung auf die Empirie von Längenvergleichen behaupten. Vom Standpunkt der formalen Auffassung ist über den Komparativ "länger" zu sagen, daß er für eine zweistellige Relation steht, die eine Reihe erzeugt. Dies ist allerdings, der formalen Auffassung zufolge, eine Aussage, die nur auf empirischen Untersuchungen, in denen der Begriff ,länger' angewandt wurde, beruhen kann. Betrachten wir einmal folgenden konkreten Fall: man hat eine Menge von Stäben. Diese vergleicht man paarweise hinsichtlich ihrer Länge und man stellt fest, daß zwischen je zwei der Stäbe dlie Relation ,länger' entweder in der einen oder in der anderen Richtung besteht, d. h., daß von zwei Stäben a ·und b entwledier a länger als b oder b länger als a ist. Die ennittelten Fakten hinsichtlich des Bestehens der Rclation ,länger' sind derart gelagert, daß man sie darstellen kann, indem man die Stäbe in einer Reihe nebeneinanderlegt. Dafür darf natürlich die Anzahl der Stäbe nicht zu groß sein. Vergleichen wir einmal die Reihe der Stäbe mit der Längenabstufung, ein Vergleich der naheliegt, weil beides Reihen sind. In diesem Vergleich schneidet die inhaltliche Auffassung natürlich zunächst schlecht ab, denn eine anschauliche Reihe konkreter Objekte ist zweifellos zugänglicher als eine abstrakte Abstufung. Die fomJJale Auffa5Sung bezieht sich jedoch auf alle Objekte, zwischen denen die Relation bestehen kann, wenn sie behauptet, daß eine gewisse Relation eine Reihe erzeugt. Dies scheint zumindest Carnaps Position, der schreibt: "Unsere beiden Relationen (gemeint sind die Relationen ,schwerer' und ,gleichschwer'E. T.) können auf alle Körper, die Gewicht haben, angewendet werden. Die Menge dieser Gegenstände ist der "Definitionsbereich" unserer komparativen Begriffe. Wenn die beiden Relationen in diesem Bereich definiert sein sollen, dann muß es auch möglich sein, alle Gegenstände des Bereichs in einer Art geschichteter Struktur anzuordnen, die manchmal eine "Quasi-Reihe" genannt wird." (Carnap II, S. 62). Nun ist die Menge aller Gegenstände, die eine Länge haben, nicht durch irgendeine Zusammenschau oder Aufzählung gegeben, sondern nur über den Begriff der Länge, als Extension des Prädikats "hat eine
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Länge". Die fonnale Auffassung ist also hier ebenso auf ein Abstraktum angewiesen wie die inhaltliche und eine Längenabstufung dürfte immer noch leichter zu erfassen sein als eine Reihe aller Objekte, die eine Länge haben (wobei man von gleichlangen Objekten immer nur eines nehmen darf, wenn man nur auf die Relation ,länger' zurückgreifen will, sonst erhält man keine Reihe). Für meine Zwecke genügt es, wenn ich mich auf die beschriebene Reihe von Stäben beziehe, die der Reihe aller sich erstreckenden Objekte in den hier interessierenden Hinsichten völlig gleicht. Gemäß der fonnalen Auffassung soll die Stabreihe einen bestimmten Zustand darstellen, nämlich, zwischen welchen Stäben die Relation ,länger' besteht, zwischen welchen nicht. Offenbar kann sich dieser Zustand ändern, z. B. kann ein Stab soviel Länge verlieren, daß er kürzer wird als der Nachbarstab, den er vorher an Länge übertroffen hatte. Der erwähnte Stab steht jetzt nicht mehr zu dem genannten Nachbarstab in der Relation ,länger', sondern letzterer steht nun in dieser Relation zu ersterem. Dies wäre nur eine geringfügige Änderung. Der formalen Auffassung zufolge sind jedoch Änderungen möglich, nach denen die Relation ,länger' keine Stabreihe mehr erzeugte und somit aufhörte, ein komparativer Begriff zu sein. Dabei ist nicht nur an die Möglichkeit zu denken, daß Längengleichheit zwischen zwei Stäben der Menge auftritt, sondern es wird vor allem auch die Möglichkeit eingeräumt, daß ein Stab a länger als ein Stab b, der Stab b länger als ein Stab c, a aber nicht länger als c sein könnte. Die Transitivität, die Tatsachen der letzteren Art ausschließt, gehört zu den Eigenschaften komparativer Begriffe, deren Besitz Hempel als empirisch-faktisch charakterisiert (Hempel, S. 60). Man erkennt, daß es nach der formalen Auffassung von aktuellen Gegebenheiten abhängt, ob der Begriff ,länger' ein komparativer Begriff ist und bleibt, daß er sich nur in seiner Anwendung als komparativer Begriff erweisen kann. Für die inhaltliche Auffassung ist es aus seinem Inhalt ersichtUch, daß ,länger' ein komparativer Begriff ist.
Im Gegensatz zu der Stabreihe ist eine Längenabstufung unveränderlich. Die Länge von 2 cm ist größer als die Länge von 1 cm, das kann nicht anders sein. Die eben aufgestellte Behauptung über die beiden Längen ist keine Behauptung über bestimmte konkrete Objekte, auch nicht über alle Objekte, die sich erstrecken, wenn sie auch Behauptungen über solche Objekte impliziert. Die Längenabstufung stellt keinen wirklichen Zustand dar, an ihr ist nicht das Bestehen der Relation ,länger' zwischen konkreten Objekten ablesbar, sondern nur das Bestehen einer verwandten Relation zwischen Längen, und das Bestehen dieser Relation ist kein empirisches Faktum. Eine Längenabstufung wird
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auch nicht erst durch die Anwendung des Begriffes ,länger' gebildet, vielmehr ist sie in jeder Anwendung dieses Begriffes vorausgesetzt, an ihr orientieren sich ja die Vergleiche, bei denen man sich dieses Begriffes bedient. Um den Begriff ,länger' gebrauchen zu können, muß man ja nicht nur wissen, was die Länge eines Körpers ist, im Unterschied zu seinen anderen Aspekten, wie z. B. Farbe, Form, Gewicht, man muß auch wissen, wie die Längen in der Abstufung aufeinanderfolgen, denn das Vergleichen besteht ja nur darin, daß man die von den beiden verglichenen Objekten präsentierten Längen auf einsichtige Weise miteinander konfrontiert. Ein weiterer Gesichtspunkt, unter dem die Eigenart der beiden Auffassungen und der Unterschied zwischen ihnen deutlich wird, ist die Frage, worauf die Zusammengehörigkeit der beiden komparativen Begriffe ,gleichlang' und ,länger' beruht. Es ist klar, daß für die formale Auffassung eine Zusammengehörigkeit zweier Begriffe nur darin begründet sein kann, daß die beiden Begriffe gemeinsam eine Reihe oder Quasireihe erzeugen. Am Beispiel unserer Stabreihe möchte ich veranschaulichen, wie die Begriffe ,länger' und ,gleichlang' gemeinsam eine Quasireihe erzeugen. Nehmen wir an, es kommen andere Stäbe hinzu, die alle jeweils mit einem Stab in der vorliegenden Reihe gleichlang sind. Die Stäbe gleicher Länge werden nun gebündelt und die sonstige Anordnung bleibt so, wie sie war. Die sich ergebende räumliche Anordnung der Stäbe stellt dar, zwischen welchen Stäben die Relation ,länger' besteht und zwischen welchen die Relation ,gleichlang'. Wir sehen, daß die beiden Relationen innerhalb unserer Stabmenge eine Quasireihe erzeugen. Gemäß der formalen Auffassung können wir sagen, daß die komparativen Begriffe ,länger' und ,gleichlang' zusammengehören, wenn wir annehmen, daß sich alle Objekte, die eine Länge haben, in der beschriebenen Weise zusammen anordnen lassen. Lassen wir die rein praktischen Schwierigkeiten beiseite, so sind wir, denke ich, alle überzeugt, daß dies möglich sein müßte, wir rechnen nicht mit reihenwidrigen Fakten. Wir können uns z. B. nicht vorstellen, daß eine Stabmenge nicht in die beschriebene Anordnung zu bringen wäre. Die formale Auffassung verlangt jedoch, reihenwidrige Sachverhalte nicht von vornherein auszuschließen, sie für möglich zu halten. Ihr zufolge können wir nicht wissen, ob die Relationen ,gleichlang' und ,länger' jetzt und in Zukunft in der Klasse aller Objekte, die eine Länge haben, eine Quasireihe erzeugen. Wir können also nicht sicher sein, daß die beiden komparativen Begriffe zusammengehören und zusammengehören werden.
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Kommen wir noch einmal auf unser anschauliches Beispiel zurück. Ich möchte die Aufmerksamkeit darauf lenken, daß die nach ihrer Länge geordneten Stäbe noch andere Eigenschaften als eine Länge haben; z. B. ein Gewicht. Angenommen die Stäbe wären zylindrisch, hätten den gleichen Durchmesser und bestünden aus dem gleichen Material, dann wäre zu erwarten, daß zwei Stäbe, die gleichlang sind, auch gleichschwer sind. Die durch die beiden Relationen ,gleichlang' und ,länger' erzeugte Quasireihe aus den Stäben würde auch durch die Relationen ,.gleichschwer' und ,länger' erzeugt. Man wäre also berechtigt zu sagen, daß ,gleichschwer' und ,länger' zusammen einen komparativen Begriff bilden, wobei allerdings die Frage: "Ein komparativer Begriff wovon?", die sich im Rahmen der Hempelschen Terminologie sogleich stellen würde, nicht ohne weiteres zu beantworten wäre. Hielte man sich an diP. Terminologie Carnaps, so würde man sagen, daß der Begriff ,länger oder gleichschwer' ein komparativer Begriff ist. Meine Anwendung der Carnap-Hempelschen Lehre auf das Beispiel allerdings dem Einwand ausgesetzt, daß man die Klasse aller Objekte, die eine Länge haben zugrunde legen muß, daß entscheidend ist, ob ,gleichschwer' und ,länger' in dieser Klasse eine Quasireihe erzeugen. Aus Hempels Formulierungen geht allerdings nicht klar hervor, daß dieser Einwand zu erheben ist, denn Hempel bezieht sich in seiner Definition der komparativen Begriffe (Hempel, S. 60 Def. 11.2) auf eine nicht näher spezifizierte Klasse D. Hempel scheint der Ansicht, daß nicht eine bestimmte Klasse zugrunde gelegt werden muß, wenn man beurteilen will, ob ein bestimmter Begriff ein komparativer ist, sondern daß man nur klarstellen muß, welche Klasse man zugrunde legt. Man könnte also für denselben Begriff mehrere Klassen zugrunde legen. Eine Konsequenz dieser Ansicht wäre, daß ein Begriff ein komparativer Begriff immer nur für eine bestimmte Klasse ist und daß möglicherweise ein Begriff für eine Klasse ein komparativer ist und für eine andere nicht. Dafür, daß Hempel wirklich dieser Ansicht ist, spricht das Definiendum der erwähnten Definition. Hempel definiert nämlich nicht, was ein komparativer Begriff ist, sondern was ein komparativer Begriff für die Elemente einer Klasse D ist. Hempel folgend, würde man also sagen können, daß ,gleichschwer' und ,länger' für die Stäbe der beschriebenen Menge einen komparativen Begriff bilden. w~re
Gewiß wird man nicht behaupten können, daß ,gleichschwer' und ,länger' innerhalb der Klasse aller Objekte, die eine Länge haben, gemeinsam eine Quasireihe erzeugen, weil es viele gleichschwere Objekte gibt, die nicht gleichlang sind. Eine Welt, in der die beiden Relationen zusammen eine Quasireihe erzeugen, ist aber nicht unmöglich. Man kann angeben, wie eine solche Welt auszusehen hätte.
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Nach der inhaltlichen Auffassung kann die Welt aussehen wie sie will. Das ändert nichts daran, daß die komparativen Begriffe ,gleichschwer' und ,länger' inhaltlich nicht zusammengehören, weil sie sich nicht auf die gleiche Abstufung beziehen, weil ,gleichschwer' sich auf eine Gewichtsabstufung und ,länger' sich auf eine Längenabstufung bezieht. Aus meinen Überlegungen ergibt sich, daß die formale und die inhaltliche Auffassung von der Zusammengehörigkeit zweier komparativer Begriffe verschieden sind. Insbesondere auch, daß aus. dem Faktum, daß zwei komparative Begriffe unter den gegebenen Bedingungen eine Quasireihe erzeugen, nicht auf ihre inhaltliche Zusammengehörigkeit geschlossen werden darf. Mir scheint, daß mit der formalen Auffassung die inhaltliche Zusammengehörigkeit zweier komparativer Begriffe überhaupt nicht erlaßbar ist. Die Gegenüberstellung der beiden Auffassungen hat gezeigt, daß zwischen ihnen ein Gegensatz besteht. Nach der formalen Auffassung ist es von der Wirklichkeit abhängig, ob ein Begriff ein komparativer ist, nach der inhaltlichen Auffassung nur vom Inhalt des Begriffes, also nicht von der Wirklichkeit. Dieser Gegensatz ergibt sich nicht schon daraus, daß nach der formalen Auffassung komparative Begrüfe Begriffe sind, die eine Reihe oder Quasireihe erzeugen. Zwar stellen die Reihen bzw. Quasireihen immer wirkliche Zustände dar, es ist also von der Wirklichkeit abhängig, welche Reihe erzeugt wird. Daraus folgt aber nicht, daß es von der Wirklichkeit abhängt, ob eine Reihe erzeugt wird; z. B. ist es sicher eine empirische Frage, zwischen welchen Objekten die Relation ,länger' besteht, trotzdem könnte es von vomherein feststehen, und zwar aufgrund des Inhaltes des Begriffs ,länger', daß eine Reihe erzeugt wird, welche es auch immer sein mag. Diese Ansicht ließe sich sogar von der inhaltlichen Auffassung her stützen. Man könnte darauf verweisen, daß der komparative Begriff ,länger' auf eine Abstufung, auf eine Reihe also, Bezug nimmt, daß bei der Anwendung des Komparativs die vergbichenen Objekte gleichsam in diese Abstufung eingeordnet werden. Da ,länger' ein Verschiedenheitskomparativ ist, können Objekte, zwischen denen die Relation ,länger' besteht, nicht die gleiche Stufe einnehmen, daher kann keine Quasireihe, sondern nur eine Reihe gebildet werden. Mit der inhaltlichen Auffassung ist also einzusehen, daß ,länger' eine Reihe erzeugen muß und ebenso ganz generell, daß kraft ihres Inhaltes Verschiedenheitskomparative Reihen und zusammengehörige Komparativpaare Quasireihen erzeugen müssen. Was die formale Auffassung in Gegensatz zur inhaltlichen bringt, ist nicht, daß sie komparative Begriffe als reihen- oder quasireihenerzeugende Begriffe charakterisiert, sondern, daß sie es zu einer empi-
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rischen Frage macht, ob ein bestimmter komparativer Begriff eine Reihe bzw. Quasireihe erzeugt. Wenn es eine empirische Frage ist, ob ein bestimmter Begriff eine Reihe erzeugt, kann in seiner Bedeutung kein Bezug auf eine solche Reihe enthalten sein. Deshalb steht das Definiendum der folgenden Definition Hempels zwar im Einklang mit der inhaltlichen Auffassung, aber nicht mit der form·alen, mit seiner eigenen Auffassung: "x precedes y, or x h.as less mass than y, if and only if y outweighsx." (Hempel,
s. 60).
Diese Formulierung gibt doch offenbar zu verstehen, daß das Prädikat "hat weniger Masse als" soviel bedeutet wie "geht in der Reihe, der nach zunehmender Masse geordneten Objekte, voran", obwohl es naciHempels Auffassung gar nicht sicher ist, daß eine solche Reihe existiert; jedenfalls ergibt es sich nach der formalen Auffassung nicht aus dem Inhalt des Begriffs der geringeren Masse. Hempels Formulierung ist aber kein bloßer Lapsus. Es steckt mehr dahinter. Carnap und Hempel würden es wohl vorziehen, zu sagen, die Anwendbarkeit eines komparativen Begriffes hänge von der Wirklichkeit ab, statt zu sagen, daß es von der Wirklichkeit abhängt, ob ein Begriff überhaupt ein komparativer Begriff ist. Meines Erachtens ist aber das letztere eine klare Konsequenz ihrer Lehre. Ein Begriff, der nicht anwendbar ist, erzeugt keine Reihe oder Quasireihe konkreter Objekte. Wenn man einen komparativen Begriff dadurch definiert, daß er eine Reihe oder Quasireihe erzeugt und nur empirisch zu entscheiden ist, ob ein Begriff eine Reihe oder Quasireihe erzeugt, ist es auch nur empirisch zu entscheiden, ob ein Begriff ein komparativer Begriff ist. Ich habe versucht, zu zeigen, daß zwischen der formalen und der inhaltlichen Auffassung ein Gegensatz besteht, daß man also nicht beide Auffassungen gleichZeitig vertreten kann. Im folgenden werde ich die inhaltliche Auffassung verteidigen und die formale Auffassung kritisieren. Meiner Ansicht nach ist die formale Auffassung der komparativen Begriffe unangemessen und irreführend. Es ist nicht charakteristisch für komparative Begriffe, Reihen oder Quasireihen konkreter Objekte zu erzeugen. Wir haben schon gesehen, daß Carnap und Hempel die Gleichheitskomparative einfach beiseite lassen, weil sie weder Reihen noch Quasireihen erzeugen. Außerdem gibt es viele reihen- und quasireihenerzeugende Relationsbegriffe, die keine komparativen Begriffe sind, d. h. die weder dem Vergleich dienen, noch sich auf eine Abstufung beziehen; z. B. der Begriff des Amtsvorgängers oder Amts.kollegen als Mannheimer Bürgermeister, der eine Quasireihe erzeugt (es gibt immer zwei Bürgermeister, die gleichZeitig eingesetzt werden)
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und der Begriff des Sich-Rechts-von-Befindens (auf einer geraden Linie), der eine Reihe erzeugt. Wir werden auch sehen, daß alle die Begriffe, die Camap und Hempel zur Definition bestimmter komparativer Begriffe heranziehen, keine Stufenvergleichsbegriffe sind, obwohl sie Reihen bzw. Quasireihen erzeugen. Selbst wenn die Klasse der reihenden Begriffe mit der Klasse der Stufenvergleichsbegriffe zusammenfiele, wäre d'ie formale Auffassung unbefriedigend, weil sie ganz davon absieht, daß die Reihen bzw. Quasireihen auf bestimmten Abstufungen beruhen. Mit der formalen Auffassung kann man nicht verstehen, was es heißt, daß in einer bestimmten Reihe die Objekte nach der Länge, nach dem Gewicht, nach der Härte geordnet sind. Für Camap und Hempel hat die formale Auffassung offenbar Vorrang. Wo sie spezielle komparative Begriffe analysieren oder zu wichtigen Ergebnissen über komparative Begriffe im allgemeinen kommen, verlassen sie sich vollständig auf die formale Auffassung. Ich werde im folgenden oft Gelegenheit haben, darauf aufmerksam zu machen, daß eine gewisse wichtige Behauptung nur dann aufgestellt werden kann, wenn man die inhaltliche Auffassung beiseite läßt. Andererseits verwerfen Camap und Hempel die inhaltliche Auffassung nicht, sie schließen sich ihr sogar ausdrücklich an. Zu Beginn ihrer jeweiligen Erörterung, wo es gilt, klarzumachen, was für eine Klasse von Begriffen sie untersuchen wollen, greifen sie auf die inhaltliche Auffassung zurück. Man könnte vielleicht sagen, daß Camap und Hempel der inhaltlichen Auffassung der komparativen Begriffe eine propädeutische Stellung zumessen. Eine solche Bewertung spricht auch aus folgender Formulierung Stegmüllers, eines Vertreters der Carnap-Hempelschen Lehre: "Grob gesprochen handelt es sich dabei (bei den komparativen Begrüfen- E. T.) wn Relationsbegriffe, die Vergleichsfeststellungen im Sinn eines "mehr oder weniger" ermöglichen." (Stegmiiller, S. 28; die Hervorhebung stammt von miT.) Camap und Hempel versuchen, einen Beitrag zur Klärung der inhaltlichen Auffassung zu leisten, indem sie eine Antwort auf die Frage geben, welcher Art die Abstufungen sind, auf die sich komparative Begriffe beziehen, oder anders, im Anklang an Stegmüllers Formulierung, ausgedrückt, auf die Frage, welcher Art die Sachen sind, deren Mehr oder Weniger man mit Komparativen vergleicht. Mit der Antwort Carnaps und Hempels möchte ich mich jetzt beschäftigen.
II. Abstufung und Vergleich Camap schreibt: "Ein komparativer Begriff wie ,wärmer' oder ,kälter' teilt uns mit, in welcher Beziehung ein Gegenstand zu einem anderen steht, ob er eine gewisse Eigenschaft mehr oder weniger als der andere Gegenstand besitzt." (Carnap II, S. 60.) Carnaps Antwort auf die Frage, mit was für Abstufungen es komparative Begriffe zu tun haben, lautet also: mit Abstufungen im Besitz einer Eigenschaft. Mir scheint, daß der Gedanke einer Abstufung des Eigenschaftsbesitzes unserem Denken ziemlich fremd ist. Insbesondere paßt er nicht in die symbolische Logik, deren sich Camap und Hempel zur Analyse der komparativen Begriffe bedienen. Der Eigenschaftsbesitz wird in der symbolischen Logik durch Nebeneinanderschreiben eines Eigenschaftszeichens (eines Prädikats also) und eines Individuenzeichens dargestellt. Auf diese Weise kann man allerdings nur den Besitz und mit Hilfe des Negationssymbols den Nichtbesitz einer Eigenschaft ausdrücken, nicht aber Besitzstufen. Nun kennt man in der symbolischen Logik sogenannte Prädikate zweiter Stufe, die u. a. Relationen zwischen Eigenschaften und Individuen bezeichnen. Man könnte also ohne weiteres die folgenden Prädikate zweiter Stufe aufstellen: M 1 (x, F) bedeutet "x besitzt die Eigenschaft F in geringem Grade" M 2 (x, F) bedeutet "x besitzt die Eigenschaft F in hohem Grade" N (x, y, F) bedeutet "x besitzt die Eigenschaft F in höherem Grade als y".
Auf den ersten Blick mag es scheinen, daß Siich der Gedanke einer Abstufung des Eigenschaftsbesitzes durch solche Prädikate ohne Schwierigkeit in die symbolische Logik einführen ließe. Jedoch wäre die übliche logische Semantik untauglich für Prädikate, die abstufbare Eigenschaften bezeichnen, Üblicherweise ordnet man in der symbolischen Logik jedem Prädikat eine Klasse als seine Extension zu, einem Prädikat, das eine Eigenschaft bezeichnet, ordnet man z. B. die Klasse derjenigen Individuen zu, die die betreffende Eigenschaft besitzen. Wenn nun ein Prädikat eine Eigenschaft bezeichnet, deren Besitz abgestuft ist, welche Extension soll man ihm dann zuweisen? Die einem
II. Abstufung und Vergleich
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derartigen Prädikat zugewiesene Extension könnte nicht einfach eine Klasse von Individuen sein, denn jedem Prädikat darf nur eine Extension gegeben werden, und aufgrund der betreffenden Extension müßte der Wahrheitswert bestimmt werden, sowohl für die mit M1 gebildeten einfachen Sätze, als auch für die mit M2 gebildeten, als auch für die mit N gebildeten, in denen das betreffende Prädikat an einer Argumentstelle vorkommt. Und zwar müßte der Wahrheitswert bestimmt werden anhand der üblichen Wahrheitsdefinition, die besagt, daß ein einfacher Satz genau dann wahr ist, wenn das aus den Extensionen der Subjektsausdrücke zusammengesetzte n-Tupel Element der Extension des Prädikatausdrucks ist. Um dieser Wahrheitsdefinition zu genügen, müßten die Extensionen von Prädikaten, die abstufbare Eigenschaften bezeichnen und auch die Extensionen der neu eingeführten Prädikate zweiter Stufe komplizierter sein, als es in der symboliscl:l.en Logik für Prädikate erster bzw. zweiter Stufe vorgesehen ist. Im übrigen ist der Besitz einer Eigenschaft eine logische Angelegenheit. Hätte man in der symbolischen Logik ein eigenes Zeichen dafür, so wäre dieses kein deskriptives, sondern ein logisches Zeichen, es würde nicht durch eine Extension interpretiert, sondern durch eine Wahrheitsdefinition erklärt werden. Wenn man den Gedanken einer Abstufung des Eigenschaftsbesitzes in die symbolische Logik einführen wollte, müßte man also eigentlich zusätzliche logische Konstanten aufstellen, und das wäre eine grundlegende und weitreichende Veränderung. Derartige Abänderungen oder Ergänzungen der symbolischen Logik liegen Carnap und Hempel aber offenbar fern. In ihrer logisch-symbolischen Analyse der komparativen Begriffe ist jener Gedanke nicht wiederzufinden. Sie symbolisieren komparative Begriffe immer durch einfache Prädikatbuchstaben, die der Kategorie .der Relationsprädikate erster Stufe angehören. Nun lassen sich komparative Begriffe in der symbolischen Logik allerdings nicht anders als durch Relationsprädikate erster Stufe darstellen. Logisch muß man die komparativen Begriffe, auch wenn man der Analyse folgt, die Carnap in dem eingangs zitierten Abschnitt gibt, als Begriffe von Relationen zwischen Dingen auffassen, sie beinhalten keine Relationen zwischen Dingen und Eigenschaften. Das Prädikat zweiter Stufe N drückt ja keinen bestimmten komparativen Begriff aus, sondern den Begriff einer bestimmten Art von komparativen Begriffen, zu der z. B. die Begriffe "wärmer", "schwerer" und "härter" gehören. Obwohl man komparative Begriffe durch Relationsprädikate erster Stufe darstellen muß, könnte man aber sichtbar machen, daß ihnen
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II. Abstufung und Vergleich
eine Relation zwischen Dingen und Eigenschaften zugrunde liegt, indem man sie durch komplexe Prädikate ausdrückt, die definitorisch auf ein Relationsprädikat zweiter Stufe zurückgeführt werden. Das Relationsprädikat erster Stufe "wärmer" ließe sich z. B. aufgrund des Relationsprädikates zweiter StufeN so definieren (wobei P die Eigenschaft sein soll, auf deren Besitzabstufung sich der komparative Begriff "wärmer" bezieht, "P" ist also eine Prädikatkonstante und nicht wie "F" eine Prädikatvariable): "x ist wärmer als y" bedeutet "x besitzt die Eigenschaft P in höherem Grade als y". Das komplexe Prädikat "wärmer" wäre zu symbolisieren durch "(A.xy) N (x, y, P)", es bezeichnet also diejenige Relation zwischen zwei Dingen, die darin besteht, daß diese mit der Eigenschaft P in der Relation N stehen. Daß Carnap und Hempel komparative Begriffe durch einfache Präd!ikatbuchstaben symbolisiter als ein b, b leichter als ein c, aber a nicht leichter als c. Falls ein b ein a und ein c b überwiegt, jedoch a c überwiegt, hätten wir eine Reihenwidrigkeit dieses Typs vor uns, denn aufgrund der obigen Definition müßten wir sagen: a ist leichter als b, b ist leichter als c und c ist leichter als a. Meines Wissens treten solche Fälle nur bei äußeren Störungen auf oder bei Veränderungen am Drehpunkt der Waage. Deshalb könnte man sie für irregulär erklären, mit der Begründung, das Gerät habe Illi.cht richtig funktioniert und somit sei der Vergleich nicht regelrecht gewesen. Falls ein b ein a und ein c b überwiegt, aber a c aufwiegt, läge dann ein reihenwidriges Faktum des beschriebenen Typs vor? Stegmüllers Definition verpflichtet uns nicht, eine bejahende Antwort zu geben. Denn a könnte leichter als c sein, obwohl a c aufwiegt. Es müßte nur ein Objekt d geben, das c aber nicht a aufwiegt. Für die Relation ,gewichtsgleich' ist allein aussch!laggebend, gemäß Stegmüllers Definition, ob es ein solches Objekt gibt, nicht, ob wir es finden. Falls tatsächlich ein reihenwidriges Faktum vorliegen sollte, könnte es jedenfalls nicht nachgewiesen werden. Wir können nie ausschließen, daß es ein solches Objekt nicht doch gibt, auch wenn wir lange vergeblich gesucht haben. Es ist schwer, zu beurteilen, ob Stegmüllers verbesserte Definition jhren Zweck erfüllt, Begriffe zu bilden, die eine vollkommene Quasi-
III. Komparative Begriffe und Vergleichsverfahren
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reihe erzeugen. Wenn sie ihn erfüllt, dann dadurch, daß sie gewisse Vergleichsfehler, nämlich scheinbare Gewichtsgleichheiten, korrigierbar macht, ohne jedoch die Korrektur aller Arten von Vergleichsfehlern zu gestatten, wie ich jetzt darlegen will. Ich habe schon generell gezeigt, daß man gewisse Vergleichs.fehler, gleichsam, immunisiert, wenn man ein ResuLtat eines Vergleichsverfahrens als hinreichende oder auch nur als notwendige Bedingung für einen komparativen Begriff aufstellt. Beim Gewichtsvergleich mit der Hebelwaage kommen nun Fälle vor, in denen ein Körper a einen Körper b überwiegt, obwohl a und b gleichschwer sind. Das geschieht nämlich z. B. wenn a ein viel größeres spezifisches Gewicht als b hat. Dann erfährt b einen stärkeren Auftrieb in der Luft als a und wird deshalb von a überwogen. Aufgrund von Stegmüllers verbesserter Definition müßten wir in einem solchen Fall sagen, daß b leichter als a ist, auch wenn wir den Auftriebseffekt kennen und durch Berechnung der Auftriebskräfte den Vergleichsfehler korrigieren könnten. Der Auftrieb in der Luft kann auch den umgekehrten Fall hervorrufen, nämlich daß ein Körper a einen Körper b aufwiegt, obwohl in Wirklichkeit b leichter als a ist. In diesem Fall zwingt uns Stegmüllers Definition nicht zu der falschen Aussage, daß a und b gewichtsgleich sind. Aus der verbesserten Definition von "gewichtsgleich" ergibt sich auch, wie man den Wägefehler erkennen und korrigieren könnte: indem man erst b und dann a mit dritten Objekten vergleicht. Aber Stegmül,l ers Definition der Gewichtsgleichheit gestattet nur eine Berichtigung des Wägefehlers auf derart schematische Weise, sie erlaubt uns nicht, dazu, wie üblich, unser Wissen über die Vorgänge beim Wägen und unsere Kenntnis des Einzelfalls heranzuziehen. Ich habe an anderer Stelle gezeigt, daß die ursprüngliche Definition der Gewichtskomparative unter Umständen zu unverträglichen Aussagen verpflichtet, wenn man einen Vergleich wiederholt. Ist mit Stegmüllers verbesserter Definition diese Schwierigkeit beseitigt? Wenn der Fall auftritt, daß beim ersten Versuch ein a ein b, beim zweiten Versuch jedoch b a überwiegt, sind wir auch nach der verbesserten Definition zu unverträglichen Aussagen gezwungen: nämlich gleichzeitig zu der Aussage, daß b leichter als a und der Aussage, daß a leichter als b ist. Ein solcher Fall ist vermutlich sehr selten, aber nicht ganz ausgeschlossen, z. B. wenn die Hebelarme der Waage nicht genau gleichlang sind und beim zweiten Versuch a und b die Waagschalen tauschen.
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III. Komparative Begriffe und Vergleichsverfahren
Anders als ntit der ursprünglichen Definition, geraten wir mit der verbesserten nicht in Schwierigkeiten, falls beim ersten Versuch ein a ein b aufwiegt, beim zweiten Versuch jedoch b a überwiegt. In diesem Fall ist zwar die Aussage: "a ist leichter als b" unvermeidlich, aber die Aussage "a ist gewichtsgleich mit b" können wir zurücknehmen, die verbesserte Definition legt uns nicht darauf fest, weil sie das Resultat des Aufwiegens nicht als hinreichende Bedingung für die Gewichtsgleichheit aufstellt. Die Weise, in der die Schwierigkeit im letzteren Fall umgangen wird, scheint mir recht fragwürdig. Denn sie läuft darauf hinaus, daß man generell dem Überwiegen gegenüber dem Aufwiegen den Vorrang gibt, daß man im Konfliktfall sich immer auf das Resultat des Überwiegens verläßt. Stegmüllers Definition läßt einem keine andere Wahl, weil nur das Resultat des Aufwiegens falsch sein kann, d. h., es braucht keine Gewichtsgleichheit zu bestehen, wenn dieses Resultat sich ergibt. Hingegen muß die Relation ,leichter' bestehen, wenn bei einer Wägung ein Überwi.~ resultiert. . Ich finde es ungerechtfertigt, dem Überwiegen generell das Vorrecht einzuräumen. Es steht auch im Gegensatz zur Praxis: Wenn bei zwanzig Wägungen zweier Objekte neunzehnmal ein Aufwiegen und einmal ein Überwiegen beobachtet wurde, wird man natürlich das eine Überwiegen vernachlässigen. Ich will nicht bestreiten, daß das Überwiegen einen gewissen Vorrang genießt, aber keineswegs einen so uneingeschränkten, wie ihn Stegmüllers Definition festsetzt. Daß in Stegmüllers verbesserter Definition der Gewichtskomparative das Aufwiegen nicht mehr als hinreichende Bedingung für die Gewich~ gleichheit gilt, hat eine interessante Konsequenz: diese Definition der Gewichtsgleichheit kann nimt als Anwendun~egel gedeutet werden, während die ursprüngli~ Definition sowohl als Anwen.dun~regel, wie auch als echte Definition aufgefaßt werden konnte. Die verbesserte Definitiongibt nicht an, nach was für Wägeresultaten man sagen soll, daß zwei Objekte gewichtsgleich sind, sondern, worin die Gewichtsgleichheit zweier Objekte besteht. Daß es kein Objekt c gibt, das ein gegebenes Objekt b aufwiegt, das jedoch ein anderes gegebenes Objekt a nicht aufwiegt, ist ja kein Ergebnis, zu dem man durch Wägen unmittelbar gelangen kann. Ein Resultat, zu dem man unmittelbar durch Wägen gelangen kann, ist dies: zahlreiche Objekte, die b aufwiegen, wiegen auch a auf. Und daraus darf man schließen, daß es wahrscheinlich kein Objekt gibt, das b aber nicht a aufwiegt. Die hinreichende und notwendige Bedingung, die Stegmüllers verbesserte Definition für die Gewichtsgleichheit festsetzt, ist keine Bedingung, die sich durch Anwendung des Vergleichsverfahrens der Wä-
III. Komparative Begriffe und Vergleichsverfahren
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gung herstellen läßt. Diese Definition besagt ja nicht, daß ein a gewichtsgleich mit einem b ist, wenn ab aufwiegt und ein bestimmtes Verfahren kein Objekt c zum Vorschein bringt, das b aber nicht a aufwiegt, sondern sie besagt, daß a und b gewichtsgleich sind, wenn a b aufwiegt und es ein solches Objekt c nicht gibt. Stegmüllers verbesserte Definition der Gewichts,gleichheit regelt also die Verwendung dieses Begriffes nicht vollständig durch ein festgelegtes Verfahren. Insofern unterscheidet sie sich wesentlich von den vorher betrachteten operationalen Definitionen komparativer Begriffe und nähert sich der gewöhnlichen Auffassung der Gewichtsgleichheit und der Beziehung zwischen Wägung und Gewichtsgleichheit. Auch nach gewöhnlicher Auffassung ist das Vorliegen gewisser Wägeresultate nicht gleichbedeutend mit dem Bestehen der Gewichtsgleichheit, aus Wägeresultaten schließt man nur, daß Gewichtsgleichheit wahrscheinlich besteht. Stegmüllers Definition kommt der gewöhnlichen Auffassung nahe, aber sie stimmt offenbar nicht mit ihr überein. Stellen wir uns vor, der Gewichtsunterschied zwischen a und b sei so gering, daß auch auf der empfindlichsten Waage a und b einander aufwiegen. Wir würden es doch in diesem Fall nicht als notwendig ansehen, daß ein Objekt existiert, das b aufwiegt aber nicht a. Es muß überhaupt kein Objekt geben, das mit b gewichtsgleich ist oder so wenig im Gewicht von b verschieden, daß es b aufwiegt. Allerdings könnte man die Gewichtsverschiedenheit von a und b nicht durch Wägen feststellen, wenn es kein derartiges Vergleichsobjekt gäbe. Das ist vermutlich der Grund, weshalb Stegmüller ein solches Vergleichsobjekt verlangt. Für ihn muß Gewichtsgleichheit prinzipiell, wenn auch nicht effektiv, durch Wägung feststellbar sein, denn er hält ja daran fest, die Gewichtskomparative aufgrund der Wägung zu definieren. Ich habe darauf aufmerksam gemacht, daß Stegmüllers verbesserte Definition der Gewichtskomparative zwar, anders als die ursprüngliche Definition, die Korrektur gewisser Vergleichsfehler ermöglicht, aber nicht gestattet, diese Korrektur, wie üblich, auf unser Wissen über die Vorgänge beim Wägen zu stützen. Jetzt kann ich den Grund für diese Beschränkung angeben. Auch Stegmüllers verbesserte Definition bestimmt die Beziehung zwischen der Wägung und den Relationen ,gewichtsgleich' und ,leichter' als definitorische und deshalb erlaubt sie es nicht jenes Wissen zu verwerten, das Kausalwissen ist. Der Operationistische Grundsatz, nach dem die komparativen Begriffe durch Vergleichsverfahren definiert sind, steht im Gegensatz zur gewöhnlichen Auffassung der komparativen Begriffe. Es ist, denke ich, einer der Hauptfehler der Carnap-Hempelschen Lehre, das Verhältnis
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Komparative Begriffe und Vergleichsverfahren
der Vergleichsverfahren zu den komparativen Begriffen als definitorisches, bedeutungsverleihendes zu d~uten. Daher kommen nämlich die Schwierigkeiten, die ich aufgezeigt habe. Nach der gewöhnlichen Auffassung sind die Resultate von Vergleichsverfahren nur Indikatoren für die betr. komparativen Begriffe, sie definieren diese Begriffe nicht. Ich habe den Begriff des Indikators für ein Attribut am Beispiel der Hohlheit erklärt. Als Hauptkennzeichen habe ich hervorgerufen, daß die Verwendung eines Indikators auf einem Kausalzusammenhang zwischen diesem und dem betr. Attribut basiert. Wenn ich also sage, daß die Resultate von Vergleichsverfahren gewöhnlich als Indikatoren für komparative Begriffe verstanden werden, so meine ich, daß man das Eintreten eines bestimmten Resultats als Wirkung desBestehenseiner bestimmten Relation ansieht, des Bestehens derjenigen Relation, die der betr. komparative Begriff beinhaltet. Man wendet einen bestimmten komparativen Begriff nicht deshalb bei einem bestimmten Resultat an, weil dieser Begriff durch das Resultat definiert ist, wie Camap und Hempellehren, sondern, weil man von dem Resultat auf das Bestehen der betr. Relation schließt, als von einer Wirkung auf ihre Ursache. Wie sind aber die komparativen Begriffe definiert, wenn nicht durch d!i.e Vergleichsverfahren? Komparative Begriffe sind Jimmer Größenvergleichsbegriffe, d. h., sie haben eine Ve~gleichsrelation zwischen zwei Größen einer bestimmten Art zum Inhalt, der Begriff ,gleichwarm' z. B. eine Gleichheitzweier Temperaturen. Weil die komparativen Begriffe als Größenvergleichsbegriffe, und damit unabhängig von den Vergleichsverfahren, definiert sind, kann man sich ohne Schwierigkeit Vergleichsfehler vorstellen. Es ist auch leicht zu sagen, worin ein Vergleichsfehler besteht: nämlich darin, daß die wirklich bestehende Größenvel'lgleichsrelation eine andere ist, als aufgrund des eingetretenen Resultats und des angenommenen Kausalzusammenhangs zu erwarten. Auch spezielle Fehlerbegriffe, wie z. B. der Begriff der Empfindlichkeit, lassen sich leicht erklären. Daß ein Gerät, das zum Vergleich von Größen einer bestimmten Art verwendet wird, nur eine begrenzte Empfindlichkeit hat, heißt soviel wie: geringe Größenverschiedenheiten bewirken an diesem Gerät dasselbe Resultat wie Größengleichheiten. Ebenso leuchtet ein, daß man Vergleichsfehler mit Hilfe von Kausalwissen korrigieren kann. Die Anwendung eines Vergleichsverfahrens geht so vor sich, daß man einen bestimmten Kausalmechanismus in Gang setzt, um von dem Resultat auf das Bestehen einer bestimmten Relation zu schließen. Deshalb kann man die Verläßlichkeit des einge-
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tretenen Resultats beurteilen und eventuelle Fehler ausgleichen, wenn man den betr. Mechanismus genau kennt, sowie die jeweiligen Umstände eines Versuchs. Habe ich recht mit meiner Behauptung, daß die Resultate von Vergleichsverfahren als Indikatoren gebraucht werden, so ist es sehr abwegig, komparative Begriffe durch solche Resultate definieren zu wollen, denn dann kann man eher die Vergleichsverfahren von den komparativen Begriffen her verstehen, als umgekehrt. Ein Vergleichsverfahren für eine bestimmte Größenart besteht darin, Bedingungen herzustellen, unter denen sich die betr. Größen auswirken und zwar derart, daß die Größengleichheit und die beiden Arten der Größenverschiedenheit jeweils voneinander unterscheidbare Wirkungen haben. Daß man ein bestimmtes Verfahren zum Vergleich von Größen einer bestimmten Art verwendet und bestimmte Resultate dieses Verfahrens als Indikatoren für bestimmte Vergleichsrelationen, hängt jeweils mit der Natur der Größenart und der Vergleichsrelationen zusammen. Warum unterteilt man z. B. die Zeigerstellungen einer HebeLwaage in Nullstellung, Ausschlag nach rechts und Ausschlag nach links, wobei die Nullstellung eine einzige Stellung ist, während die beiden letzteren Begriffe viele verschiedene Stellungen umfassen? Weil es nur eine Gewichtsgleichheit, aber viele verschiedene Gewichtsverschiedenheiten gibt, nämlich Gewichtsverschiedenheiten unterschiedlicher Größe, man bei einem einfachen Gewichtsvergleich aber nur die beiden Arten der Gewichtsversch.iedenheit unterscheidet: ,geringeres Gewicht' und ,größeres Gewicht'. In die Konstruktion einer Hebelwaage geht ein Verständnis dessen, was Gewicht ist, ein und die Absicht, die Gewichte und nur die Gewichte zweier Körper zu vergleichen. Deshalb sind gewisse Teile der Waage beweglich und die übrigen so gebaut, daß sie möglichst unverändert bleiben. Ich denke, daß man die Waage und das Wägen nur verstehen kann, wenn man den Gewichtsbegriff und die Vergleichsbegriffe kennt. Zur Illustration und als einen Beleg dafür, daß Resultate von Vergleichsverfahren tatsächlich als Indikatoren verwendet werden und komparative Begriffe Größenvergleichsbegriffe sind, werde ich den Gewichtsvergleich mit der Hebelwaage analysieren. Dabei werde ich mich an die Darstellung halten, die F. X. Eder in seinem Buch "Modeme Meßmethoden der Pysik" gibt. Was ist das Gewicht? Eder schreibt: "Als Gewicht bezeichnet man die
KTaft, die ein Körper infolge der Erdanziehung auf eine ruhende Unter-
lage ausübt." (ebenda, S. 109.)
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Offenbar sind Kräfte Größen, sie sind nach ihrer Größe geordnet. Mit dem Komparativ "gewichtsgleich" drückt man aus, daß zwei Kräfte einer bestimmten Art gleich, mit dem Komparativ "leichter", daß sie verschieden sind, genauer, daß die eine Kraft schwächer bzw. geringer ist als. die andere. Ich muß zeigen, daß die Wägeresultate, also die sich einpendelnden Stellungen des Waagenzeigers, mit der Gleichheit bzw. Verschiedenheit jener Kräfte zusammenhängen, daß sie Wirkungen der Kräftegleichheit bzw. -Verschiedenheit sind. Dazu erkläre ich den Mechanismus des Wägens. Physikalisch gesehen ist eine Hebelwaage ein zweiarmiger Hebel mit einem Drehpunkt in der Mitte des Waagebalkens. Die Hebelgesetze finden also darauf Anwendung und sie besagen, daß die Waage sich im Gleichgewicht(!) befindet (also der Zeiger die Nullstellung einnimmt), wenn die an beiden Enden des Waagebalkens angreifenden Kräfte gleich sind und im Ungleichgewicht, wenn sie verschieden sind. Nun setzen die Hebelgesetze allerdings einen gewichtslosen Waagebalken bzw. einen reibungslosen Drehpunkt voraus. Die verfügbaren Hebelwaagen stellen nur Annäherungen an dieses Ideal dar und deshalb befinden sie sich auch dann im Gleichgewicht, wenn zwischen den beiden Kräften ein geringer Unterschied besteht. Was man beim Wägen tut, ist also folgendes: man läßt die Gewichtskräfte von zwei Körpern über einen Drehpunkt gegeneinander wirken. Sind die beiden Kräfte gleich oder nur gering verschieden, so halten sie einander die Waage, ist die Gewichtskraft des auf der linken Waagschale liegenden Körpers hinreichend geringer als die des auf der rechten Waagschale liegenden, so schlägt der Zeiger nach links aus. Die Kräftegleichheit bewirkt also die Nullstellung und die besondere Art der Kräfteverschiedenheit den Ausschlag nach links. Abschließend ziehe ich ein Fazit hinsichtlich des Operationistischen Grundsatzes: Dieser Grundsatz läuft darauf hinaus, eine Relation durch ein Verfahren zu definieren, das eigentlich den Zweck hat, zu ermitteln, ob diese Relation besteht. Da es für einen komparativen Begriff bzw. die Relation, die er beinhaltet, immer mehrere Vergleichsverfahren gibt, werden die ursprünglichen komparativen Begriffe, gleichsam, aufgelöst. An ihre Stelle treten jeweils mehrere verschiedene Begriffe, die nur insofern zusammengehören, als sie sprachlich durch denselben Komparativ ausgedrückt werden. Kein Verfahren ist vollkommen spezifiziert, daher ist das Resultat der Anwendung eines Verfahrens auch nicht durch die Regel des Verfahrens vollkommen determiniert, das konkrete Resultat wird davon
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beeinflußt, wie man das Verfahren anwendet. Unterschiede in der Anwendung eines Verfahrens bei wiederholter Anwendung auf dieselben Objekte können zu unterschiedlichen Resultaten führen, ohne daß die betr. Objekte sich verändert hätten. In solchen Fällen würden uns Operationale Definitionen zu unverträglichen Aussagen zwingen. Gegensätzliche Resultate bei wiederholter Anwendung eines Vergleichsverfahrens stellen allerdings an sich noch keine Unverträglichkeit dar. Es ist nur ein scheinbarer Widerspruch, wenn man sagt, daß das Verfahren V an den Objekten a und b dasResultatRund nicht das Resultat R hat, weil sich dahinter versch.iJedene Anwendungen des Verfahrens V verbergen, aber es ist ein wirklicher Widerspruch, wenn man sagt, daß zwischen a und b eine bestimmte Relation besteht und nicht besteht, daß a und b unter einen bestimmten komparativen Begriff fallen und nicht fallen. Die Unverträglichkeit rührt nicht eigentlich von den gegensätzlichen Resultaten her, sondern davon, daß ein Resultat eines Vergleichsverfahrens eine Relation zwischen Objekten bzw. einen komparativen Begriff definiert. Der Operationistische Grundsatz bedeutet, daß man ein Anzeichen des Bestehens einer bestimmten Relation für diese Relation selbst hält. Man kann dann natürlich nicht mehr unterscheiden zwischen dem Anzeichen und der betr. Relation, z. B. nicht zwischen Gleichheit von Gewichtsempfindungen und der Gewichtsgleichheit der Körper, die diese Empfindungen bei einem Gewichtsvergleich hervorrufen. Es ist deshalb nur konsequent, wenn Stegmüller diese beiden Sachen nicht auseinanderhält. Er kündigt einen komparativen Begriff der Gewichtsempfindu.ng an, beschäftigt sich dann aber mit dem Vergleich des Gewichtes von Körpern aufgrund von Empfindungen. (Stegmüller, S. 36.) Mit dem gewöhnlichen Verständnis kann man beides sehr wohl unterscheiden. Es ist eines, zu urteilen, daß zwei Gewichtsempfindungen gleichstark sind, und ein anderes, zu urteilen, daß zwei Körper gleichschwer sind. Auch ·wenn ich das Gewicht zwei.er Körper aufgrund von Gewichtsempfindungen vergleiche, unterscheide ich deren Gewichtsgleichheit und die Gleichheit meiner Gewichtsempfindungen. Ich kann zwei Gewichtsempfindungen für gleich halten, ohne die verglichenen Körper für gleichschwer halten zu müssen und wo es auf Genauigkeit ankommt, werde ich mich auch nicht auf dli.e Gewichtsempfindungen verlassen, weil ich weiß, daß die Unterschiedsschwelle relativ hoch ist. Das Beispiel des empfundenen Gewichts macht, denke ich, besonders deutlich, daß der Operationistische Grundsatz uns die Möglichkeit nimmt, bei der Anwendung komparativer Begriffe zwischen scheinbarem und wirklichem Fallen unter einen Begriff zu unterscheiden,
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III. Komparative Begriffe und Vergleichsverfahren
z. B. zwischen dem, worauf unsere Empfindungen hindeuten und dem, was wirklich ist. Es ist klar, daß wir nie sagen können, zwei Objekte a und b fielen nur scheinbar unter einen komparativen Begriff K, wenn dieser dadurch definiert ist, daß unter bestimmten Bedingungen etwas Bestimmtes wahrzunelunen bzw. beobachten ist.
IV. Hauptthesen der Carnap-Hempelschen Lehre Nun möchte ich die wichtigsten Thesen der Carnap-Hempelschen Lehre von den komparativen Begriffen erörtern. Diese Absicht könnte verwundern, nachdem ich gezeigt habe, daß Carnap und Hempel diese Begriffe sehr mißdeuten. Denn, was jemand über eine bestimmte Klasse von Begriffen sagt, wird sicher stark davon beeinflußt sein, welchen Inhalt er diesen Begriffen zumißt, wie er sie definiert. Wenn er von einer falschen Definition der Begriffe ausgeht, darf man erwarten, daß auch seine sonstigen Aussagen über sie falsch sind. Diese Aussagen müssen jedoch nicht falsch sein. Es können ja dieselben Aussagen auf Begriffe verschiedener Art zutreffen. Die Carnap-Hempelschen Thesen könnten also sowohl von den Begriffen mit dem irrtümlich den komparativen Begriffen zugeschriebenen Inhalt als auch von den echten komparativen Begriffen wahr sein. Ich werde eine These Carnaps erörtern, die nur für die letzteren richtig ist. Drei verschiedene Definitionsweisen für die komparativen Begriffe habe ich bisher behandelt: a) die Definition als abgestufte Eigenschaftsbegriffe, b) die Definition als Größenvergleichsbegriffe, c) die Operationale Definition. Ich habe versucht, zu zeigen, daß nur die zweite Definitionsweise angemessen ist, die beiden anderen hingegen Mißverständnisse darstellen. Deshalb läge es nahe, die folgende Erörterung der Thesen Carnaps und Hempels unter die Frage zu stellen, ob diese Thesen auf Größenvergleichsbegriffe zutreffen. Ich will jedoch nicht voraussetzen, daß b) richtig ist, sondern womöglich die Haltbarkeit der Thesen an Beispielen überprüfen und meis,t ens werde ich fragen, ob eine bestimmte These Carnaps und Hempels eigentlich zuträfe, wenn die komparativen Begriffe operational definiert oder wenn sie abgestufte Eigenschaftsbegriffe wären. Fragen der letzteren Art dienen natürlich der Kritik, durch sie wird ja die innere Konsistenz der Carnap-Hempelschen Lehre geprüft. Diese Fragen sollen aber auch zu einem besseren Verständnis der Carnap-Hempelschen Lehre verhelfen, indem sie Zusammenhänge zum Vorschein bringen. Die erste These, die ich erörtern will, betrifft das Verhältnis der Komparative zu den Positiven, genauer: das Verhältnis eines Komparativs zu demjenigen Positiv, aus dem er jeweils gebildet ist, das Verhältnis 7
Tegtm~er
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IV. Hauptthesen der Carnap-Hempelschen Lehre
eines Komparativs zu seinem Positiv. Carnap und Hempel bezeichnen die Begriffe, die durch Positive ausgedrückt werden, als klassifikatorische Begriffe. Camap schreibt: " ... the historical development of the language is often as follows: a certain feature of events observed in nature is first described with the help of a classificatory concept; later a comparative concept is used instead or in addition to the classificatory concept" (Camap I, S. 12). Camap illustriert seine These, daß Komparative typischerweise später in Gebrauch kommen als ihre jeweiligen Positive bzw. komparative Begriffe später als die zugehörigen klassifikatorischen Begriffe, am Beispiel von Begriffen, die mit dem Wärmezustand von Körpern (state of bodies with respect to heat) zu tun haben: zunächst habe man nur klassifikatorische Begriffe wie ,heiß', ,warm', ,kalt' gehabt und erst später sei der komparative Begriff ,wärmer' eingeführt worden. Nun ist Camaps Beispiel kein historisches, es ist kein Beleg für seine historische These, sondern nur ein vorgestellter Fall: "We may imagine an early not recorded stage of the development of our language where ..." (Camap I, S. 12). Camap deutet in diesem Satz an, daß es keine historischen Belege gibt, weil der Obergang von klassifikatorischen zu komparativen Begriffen der Wärme sich in grauer Vorzeit abgespielt hat, aus der uns nichts überliefert ist. Ich glaube nicht, daß es zu Carnaps These überhaupt kein sprachgeschichtliches Material gjbt. Carnaps Äußerungen erwecken nicht gerade den Eindruck, als ob er danach gesucht hätte. Im übrigen läßt das Sprachlernen Schlüsse auf die historische Sprachentwicklung zu, man könnte also die Sprachentwicklung beim Kinde untersuchen, um Carnaps These zu überprüfen. Wenn Camap sich nicht um empirische Belege bemüht, dann deshalb, weil er offensichtlich gar nicht ernsthaft eine historische These aufstellen will. Mir scheint, daß Carnap bloß in historische Form kleidet, was eigentlich eine analytische These ist, nämlich, daß jeder komparative Begriff auf einen bestimmten klassifikatorischen aufbaut, ähnlich wie, gemäß der Wortbildungslehre, jeder Komparativ auf einen bestimmten Positiv aufbaut. Carnap bezeichnet z. B. den Begriff ,warm' als den klassi.fikatorisch.en Begriff, der dem komparativen Begriff ,wärmer' zugrunde liegt (underlying classificatory concept) (Camap I, S. 10). Es wäre sicher ein Mißverständnis, die morphologische Aussage, daß der Komparativ "wärmer" aus dem Positiv "warm" gebildet ist, als Aussage über die Sprachentwicklung zu deuten. Das Entsprechende gilt, glaube ich, auch für Carnaps These. Daß einem komparativen Begriff ein klassifikatorischer zugrunde liegt, bedeutet nicht, daß der letztere dem ersteren historisch vorausgegangen sein muß. Der zugrunde lie-
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gende Begriff könnte ja erst durch nachträgliche Analyse gefunden worden sein. Daß jeder komparative Begriff auf einen bestimmten klassifikatorischen Begriff aufbaut, ergibt sich aus der einen der beiden inhaltlichen Analysen komparativer Begriffe, die die Carnap-Hempelsche Lehre vorsieht, nicht aus dem Operationistischen Grundsatz, aber aus der Analyse aufgrund der Konzeption einer Abstufung des Eigenschaftsbesitzes. Wie im II. Abschnitt dargelegt, beinhaltet jede·r komparative Begriff, der letzteren Analyse zufolge, einen Vergleich zwischen zwei Graden des Besitzes einer bestimmten Eigenschaft, und zwar immer derjenigen Eigenschaft, die der zugehörige Positiv bezeichnet. So drückt z. B. der Komparativ "wärmer" aus, daß ein gewisses Objekt die Eigenschaft, warm zu sein in höherem Grade besitzt als ein anderes Objekt. Die Eigenschaft, deren abgestuften Besitz der Begriff ,wärmer' betrifft, ist also diejenige Eigenschaft, die den Inhalt des klassifikatorischen Begriffs ,warm' bildet. Insofern baut der Begriff ,wärmer' auf den Begriff ,warm' auf und in diesem Sinne kann man von allen komparativen Begriffen sagen, daß sie auf bestimmte klassifikatorische Begriffe aufbauen. Ich glaube, daß sich Camap, jedenfalls zum Teil, von dieser Konsequenz seiner Analyse der komparativen Begriffe leiten läßt, wenn er die zitierte historische These aufstellt. Es liegt ja nahe, daraus, daß ein Begriff A auf einem Begriff B aufbaut, zu schließen, daß der Begriff B dem Begriff A vorangegangen ist. Wir haben im II. Abschnitt gesehen, daß die Deutung der komparativen Begriffe als abgestufte Eigenschaftsbegriffe auf einer Verwechslung beruht und so beruht auch Camaps These auf einer Verwechslung, auf der Verwechslung eines Eigenschaftsbereichs mit einer bestimmten Eigenschaft dieses Bereichs. In dem Beispiel der Temperaturbegriffe wird der Eigenschaftsbereich der Wärme, zu der auch die Eigenschaft kalt zu sein gehört, mit der Eigenschaft, warm zu sein, verwechselt. Ähnlich wie Camap in seiner historischen These, spricht Hempel vom Ubergang (transition) von klassifikatorischen zu komparativen Begriffen (Hem.pel, S. 55), ohne den umgekehrten Weg in Betracht zu ziehen. Hempel ist offenbar überzeugt, daß man bei der Einführung neuer Begriffe immer erst mit einem klassifikatorischen Begriff beginnen muß und dann erst zu einem komparativen Begriff übergehen kann. Auch diese Uberzeugung entspringt sicher, ebenso wie Camaps historische These, der Ansicht, daß jeder komparative Begriff auf einem bes.t immten klassifikatorischen aufbaut, ist also eine Konsequenz der Definition komparativer Begriffe als abgestufte Eigenschaftsbegriffe. ~·
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Daß ein Komparativ mit seinem Positiv inhalttim zusammenhängt und damit auch der betreffende komparative Begriff mit dem betreffenden klassifikatorischen Begriff, ist offenkundig. Aber dieser inhaltliche Zusammenhang besteht nicht darin, daß der komparative Begriff sich auf eine Abstufung des Besitzes jener Eigenschaft bezieht, die der klassifikatorische Begriff beinhaltet, sondern darin, d:aß beide Begriffe sich auf denselben Eigenschaftsbereich beziehen, die Begriffe ,wärmer' und ,warm' z. B. auf den Eigenschaftsbereich der Wärme. Ein komparativer Begriff bezieht sich allerdings in anderer Weise auf einen Eigenschaftsbereich als ein klassifikatorischer Begriff: ein komparativer Begriff drückt einen Ve11gleich zwischen zwei Eigenschaften des betreffenden Bereichs aus, ein klassifikatorischer Begriff hingegen beinhaltet eine bestimmte Eigenschaft des betreffenden Bereichs. Der komparative Begriff ,wärmer' z. B. drückt eine bestimmte Weise der Verschiedenheit zwi.scllen zwei Wärmezuständen aus und der klassifikatorische Begriff ,warm' beinhaltet einen bestimmten, wenn auch weitgefaßten, Wärmezustand. Während die Konzeption einer Abstufung des Eigenschaftsbesitzes bzw. die Definition der komparativen Begriffe als abgestufte Eigenschaftsbegriffe zu einer Fehldeutung des inhaltlichen Zusammenhangs zwischen klassifikatorisclt.en und komparativen Begriffen führt, bringt der Operationistische Grundsatz eine Aufhebung dieses Zusammenhang;s mit sich, wie leicht zu zeigen ist. Wir haben gesehen, daß bei einer operationalen Definition der komparativen Begriffe jedem Komparativ mehrere verschiedene Begriffe entsprechen, die nicht inhaltlich zusammenhängen. Ich erinnere an die beiden komparativen Begriffe ,wärmer1' und ,wärmer2'· Wenn diese beiden Begriffe nicht untereinander inhaltlich verbunden sind, können sie auch nicht gemeinsam mit dem klassifikatorischen Begriff ,warm' inhaltlich verbunden sein. Denn wenn zwei Begriffe mit demselben dritten Begriff inhaltlich zusammenhängen, hängen sie auch untereinander inhaltlich zusammen. Betrachten wir unser Beispiel: "wärmer1" bedeutet "wird als wärmer empfunden" und "wärmer2" bedeutet "bewirkt eine größere Ausdehnung einer Quecksilbersäule". Offenbar geht aus dem Inhalt des Begriffes ,wärmer2' nicht hervor, daß er mit Wärme zu tun hat. In dem Begriff ,wärmert' könnte man einen Bezug auf die Wärme vermuten, weil das Definiens das Wort "wärmer" enthält. Für diese Vermutung scheint auch zu spreclt.en, daß die Empfindungen, mit deren Hilfe man Wärmezustände vergleicht, "Wärmeempfindungen" genannt werden. Wenn man von Wärmeempfindungen redet, verwendet man jedoch einen anderen Begriff der Wärme als den für unser Beispiel in Frage
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kommenden, man versteht dabei unter Wärme eine gewisse Emp:fi.ndungsqualität, nicht eine Art von Zuständen von Objekten. Die Verfechter operationaler Definitionen sind bestrebt, möglichst alle Begrüfe vollständig auf empirische Verfahren zurückzuführen. Gerade die inhaltlichen Zusammenhänge zwischen den Begriffen gehen dabei verloren. Nun wird meist zu wenig beachtet, daß man, indem man diese Zusammenhänge aufhebt, gewissen Gedanken, die uns sehr geläufig sind, die Grundlage entzieht. Der Gedanke eines Übergangs von einem bestimmten klassifikatorischen Begriff zu einem bestimmten komparativen Begriff z. B. setzt eine inhaltliche Gemeinsamkeit zwischen den beiden Begriffen voraus. Wenn Hempel vom Übergang von einem klassifikatorischen zu einem komparativen Begriff spricht, meint er nicht bloß, daß man auf den klassifikatorischen Begriff verzichtet, sobc.ld man den komparativen gebildet hat, sondern vor allem, daß der komparative Begriff an die Stelle des klassifikatorischen tritt. Die Stelle z. B., die der Begriff ,wärmer' von dem Begriff ,warm' übernimmt, ist der Bezug auf die Wärme, der Begriff ,wärmer' ersetzt den Begri1f ,warm' insofern, als er auch der Beschreibung von Wärmezuständen dient. Hätte der Begriff ,wärmer' nichts weiter zum Inhalt als ein Längenverhältnis zwischen zwei Quecksilbersäulen, fehlte ilun der Bezug auf die Wärme, er könnte also den Begri1f ,warm' nicht ersetzen, es gäbe keine Grundlage, um von ,warm' zu ,wärmer' überzugehen. Dasselbe würde auch gelten, wenn ,warm' ebenso wie ,wärmer' aufgrund eines empirischen Verfahrens definiert wäre. Ich möchte noch deutlicher machen, was ich meine: wenn Carnap, wie zitiert, sagt, daß durch die klassifikatorischen Begriffe ,warm' und ,kalt' der Wärmezustand eines Körpers beschrieben werde, was versteht er dabei unter einem Wärmezustand? Camap erläutert nicht, was der Begriff des Wärmezustandes für ein Begriff ist, sich;er ist es weder ein klassifikatorischer noch ein komparativer Begriff, aber gewisse klassifikatorische Begriffe beziehen sich auf seinen Inhalt. Ich glaube, daß Hempels Gegenüberstellung von klassifikatorischen und komparativen Begrüfen uns hier weiterhelfen kann. Wie ich schon erwähnt habe, unterscheidet Hempel die beiden Begriffsarten so: klassifikatorische Begriffe gestatten nur Besitz oder Nichtbesitz einer Eigenschaft, komparative Begriffe hingegen eine Abstufung des Besitzes einer Eigenschaft. Wenn nun der Begriff ,wärmer' sich auf Besitzstufen der Eigenschaft, warm zu sein, bezieht, so liegt die Annahme nahe, daß die Begriffe ,warm' und ,kalt' Besitz und Nichtbesitz derselben Eigenschaft kennzeichnen und der Begriff des Wärmezustandes einfach der Begriff des Besitzes der Eigenschaft, warm zu sein, ist. Den Wärmezustand eines Körpers beschreiben, hieße, zu beschreiben, wie er die Eigenschaft,
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warm zu sein, besitzt, ob er sie besitzt oder nicht besitzt, ob er sie mehr als ein anderer besitzt. Daß man von den klassifikatorischen Begriffen ,kalt' und ,warm' zu dem komparativen Begriff übergeht, würde bedeuten, daß man den Besitz der Eigenschaft, warm zu sein, durch den komparativen, statt durch die beiden klassifikatorischen Begriffe, bestimmt. Wenn jedoch der Begriff ,wärmer' nur der Begriff ,bewirkt eine größere Ausdehnung einer Quecksilbersäule' wäre, könnte er nicht an die Stelle der Begriffe ,warm' und ,kalt' treten, weil er sich nicht auf den Besitz der Eigenschaft, warm zu sein, bezöge. Auch nicht, falls die Eigenschaft, warm zu sein, durch eine bestimmte Ausdehnung einer Quecksilbersäule definiert wäre, denn mit dem Begriff ,bewirkt eine größere Ausdehnung einer Quecksilbersäule' bezieht man sich auf keine bestimmte Ausdehnung. Was ich sagen will, ist dies: wenn der komparative Begriff ,wärmer' operational definiert wäre, würde er, anders als bei einer Definition, als abgestufter Eigenschaftsbegriff, keine Wärmezustände beschreiben, wie die klassifikatorischen Begriffe ,kalt' und ,warm', er würde überhaupt keine Zustände von Einzelobjekten beschreiben und es gäbe keine Basis, auf der man von den klassifikatorisch.en zu dem komparativen Begriff übergehen könnte. Vom Standpunkt der Größenvergleichsauffassung gäbe es schon eine Basis, auf der man von den klassifi.katorischen Begriffen ,kalt' ·und ,warm' zu dem komparativen Begriff ,wärmer' übergehen könnte, nämlich der Größenbereich der Wärme, der Temperatur, auf den sich die klassifi.katorischen Begriffe wie auch der komparative Begriff beziehen. Auf dieser Basis könnte man aber ebensogut von dem komparativen Begriff zu den klassifi.k.atorischen Begriffen übergehen. Der Begriff der Wärme als Eigenschafts- bzw. Größenbereich wird ja nicht durch den klassifi.k.atorischen Begriff ,warm' definiert. Es wäre also möglich, zunächst nur den komparativen Begriff zu haben und später erst die klassifi.k.atorischen Begriffe einzuführen. Vieles spricht dafür, daß, bezogen auf Größenbereiche, die komparativen, nicht die klassifikatorischen Begriffe, primär sind. Klassifi.k.atorische Begriffe, zu denen es verwandte komparative Begriffe gibt, sind meist aufgrundder komparativen Begriffe definiert. Wenn wir z. B. von einer Münze sagen, daß sie schwerer ist, so meinen wir, daß sie schwerer ist als das Durchschnittsgewicht von Münzen. Ein gleichschweres Buch würden wir als leicht beschreiben. Dies stellt übrigens auch ein Argument gegen die Auffassung der komparativen Begriffe als abgestufte Eigenschaftsbegriffe dar. Denn,
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nach dieser Auffassung wäre ja umgekehrt der Begriff ,schwerer' durch den Begriff ,schwer' definiert. Wenn Hempel nur den Übergang von kl:assifi:katorischen zu komparativen Begriffen in Betracht zieht, so ist das bloß eine Konsequenz dieser Auffassung. Einer These, auf die Carnap besonderen Wert legt, ist, wie mir scheint, ebenfalls der Boden entzogen, wenn die komparativen Begriffe operational definiert sind, der These nämlich, daß komparative Begriffe informativer sind als klassifikatorische (Camap I, S. 10; Camap II, S. 59). Damit kann nur gemeint sein, daß jeder komparative Begriff dieselbe Information enthält wie der zugehörige klassifikatorische Begriff und noch zusätzliche Information, die in dem klassifikatorischen Begriff nicht enthalten ist, daß z. B. der Begriff ,wärmer' dieselbe Information über Wärmezustände enthält wie der Begriff ,warm' und noch zusätzliche Informationen darüber. Das setzt natürlich voraus, daß der Begriff ,wärmer' überhaupt hinsichtlich der Wärme informiert. Wenn der Begriff ,wärmer' nicht mehr beinhaltet als das Längenverhältnis zweier Quecksilbersäulen oder ein anderes Resultat eines Temperaturvergleichsverfahrens, kann er nicht die Information in sich tragen, welche in dem Begriff ,warm' enthalten ist. Camaps These liegt folgender Gedankengang zugrunde, den Stegmüller genau.er ausgearbeitet hat (Stegmüller, S. 37-39) und den ich am Beispiel von Begriffen, die sich auf die Temperatur bezJi.ehen, darstellen will: Durch die .kl.assifikatorischen Begriffe ,heiß', ,warm', ,kalt' werden die Objekte, die eine Temperatur haben, in drei Klassen eingeteilt, die Klasse der heißen, die der warmen und die der kalten Objekte. Die komparativen Begriffe ,kälter' und ,gleichwarm' ordnen zum einen dieselben Objekte in einer Quasireihe an, zum anderen werden diese Objekte durch den komparativen Begriff ,gleichwarm' in Klassen zusammengefaßt, nämlich gleichwarme Objekte jeweils in einer Klasse. Auch dadurch werden die Objekte, die eine Temperatur haben, vollständig in Klassen eingeteilt. Camap und Stegmüller schlußfolgern: die komparativen Begriffe bringen ebenso wie die klassifikatorischen eine Klasseneinteilung hervor und zusätzlich noch eine Reihenordnung, also sind sie informativer. Dabei müssen sie allerdings voraussetzen, daß die Klasseneinteilung und die Ordnung, die durch die komparativen Begriffe zustande gebracht wird, eine Klasseneinteilung und Ordnung hinsichtlich des Eigenschaftsbereichs jst, auf den sich die betreffenden klass:i.fikatorischen Begriffe beziehen, in unserem Beispiel hinsichtlich der Temperatur. Stegmüllers Darstellung erweckt den Eindruck, als ob es genügt, wenn die komparativen Begriffe dieselben Objekte einteilen wie die
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betreffenden klassifikatorischen Begriffe und sie außerdem diese Objekte ordnen. In UllSieTem Beispiel würde es demzufolge für komparative Begriffe, um informativer zu sein als die kla.ssifikatorischen Temperaturbegriffe, ausreichen, daß sie alle Objekte, die eine Temperatur haben, einteilen und ordnen, was immer sie für einen Inhalt haben. Es brauchten auch keine komparativen Begriffe im Sinne der inhaltlichen Auffassung zu sein, sondern bloß Begriffe, die eine Quasireihe der betreffenden Objekte erzeugen. Wenn man zwei Begriffe hätte, die durch ein ganz willkürliches empirisches Verfahren definiert wären und von denen man annehmen könnte, daß sie die Objekte, die eine Temperatur haben, in einer Quasireihe ordnen, würde man wohl kaum diese beiden Begriffe für informativer halten als die Begriffe ,heiß', ,kalt', ,warm'. Das würde man schon deshalb nicht tun, weil solche Begriffe nicht nur keine Information über Temperatur, sondern überhaupt sehr wenig Information vermitteln. Mir scheint, daß man auch von den Begriffen ,wärmer' und ,gleichwarm' nicht sagen dürfte, daß sie informativer sind als die klassifikatorischen Temperaturbegriffe, falls diese komparativen Begriffe operational definiert wären, z. B. durch Thermometervergleich. Wenn man doch zu einer derartigen Aussage neigt, dann deshalb, weil man Thermometervergleiche von vornherein als Temperaturvergleiche deutet, was aber bei einer operationallen Definition nrich!t gerechtfertigt wäre. Carnaps These, daß komparative Begriffe informativer sind als klassifikatorische, wäre also gegenstandslos, man könnte auch nicht ihr Gegenteil behaupten, Begriffe der beiden Typen wären nicht hinsichtlich ihrer Informativität vergleichbar, wenn die komparativen Begriffe eine operationale Definition hätten. Für die Definition, die die komparativen Begriffe tatsächlich haben, ist sie jedoch falsch, wie sich an Beispielen leicht zeigen läßt. Ich stelle mir vor, daß ich ein Bad nehmen will. Das Wasser ist schon eingelassen worden, und man sagt mir: "es ist heiß." Dadurch bin ich gewarnt. Wenn man mir jedoch erklärt: "es ist wärmer als gestern" oder: "Es ist so warm wie gestern" und ich gar nicht weiß, wie warm das Badewasser gestern war (etwa, weil ich es vergessen habe), dann kann ich auch nicht wissen, wie warm es jetzt ist, ob es heiß ist oder nur mäßig warm, ob ich vorsichtig sein muß. Die Begriffe ,gleichwarm' und ,wärmer' vermitteln also weniger Informationen über einen bestimmten Wärmezustand als der Begriff ,heiß', auf jeden Fall vermitteln sie nicht jene Information, die im Begriff ,heiß' enthalten ist. Denn es gehört sicher nicht zum Inhalt der beiden komparativen Begriffe, welche Temperatur ein bestimmtes Was-
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ser zu einem bestimmten Zeitpunkt (wie z. B. das gestrige Badewasser) faktisch hat. Der Fehler, den Camap und Stegmüller in ihrem Gedankengang begehen, ist dieser: sie beachten nicht den Unterschied zwischen der Weise, auf die ein Eigenschaftsbegriff Objekte zu einer Klasse zusarnmenfaßt, und der Weise, auf die durch einen Gleichheitskomparativ Objekte zu einer Klasse zusammengefaßt werden (der Bildung von sogenannten Äquivalenzklassen). Die Klasse der heißen Objekte ist durch ein gewisses, wenn auch weitgefaßtes Merkmal bestimmt, eine Klasse gleichwarmer Objekte nicht. Die Objekte in einer Klasse gleichwarmer Objekte können heiß sein, aber auch kalt, oder warm. Nun setzen Camap und Stegmüller den Fall, daß vollständig bekannt ist, welche Objektpaare jeweils unter zwei zusammengehörige komparative Begriffe, wie z. B. ,gleichwarm' und ,wärmer', fallen, sie setzten voraus, daß z. B. die durch ,gleichwarm' und ,wärmer' erzeugte Quasireihe gegeben ist und somit die Klassen gleichwarmer Objekte nach der Temperatur geordnet sind. Diese Voraussetzung ist eigentlich nicht angebracht, wenn man beurteilen will, wie informativ bestimmte Begriffe sind, denn zu der Information, die man weitergibt, indem man den Begriff in einer Mitteilung verwendet, kann sicher nicht gehören, welche Objekte sonst noch, außer denen, um die es in der Mitteilung geht, unter den Begriff fallen und schon gar nicht, welche Objekte unter einen anderen, sei es auch inhaltlich verwandten, Begriff fallen. (Das letztere wäre natürlich nicht erforderlich, wenn die beiden komparativen Begriffe zu einem disjunktiven Begriff rusammengefügt wären, wie z. B. dem Begriff ,gleichwarm oder wärmer'). Trotzdem möchte ich die Frage stellen, ob man in dem von Carnap und Stegmüller gesetzten Fall, von den komparativen Begriffen jene Information bekommt, die in den klassifikatorischen Begriffen enthalten ist, ob man z. B. weiß, wie warm die Objekte in einer Klasse gleichwarmer Objekte sind, wenn man die Stelle kennt, die diese Klasse in der Reihenordnung einnimmt. Mir scheint, daß man nicht einmal dann von den komparativen Begriffen dieselbe Information bekäme wie von den klassifikatorischen. Wenn z. B. eine gewisse Klasse gleichwarmer Objekte in der Reihenordnung nach zunehmender Temperatur den ersten Platz einnimmt, wäre es wahrscheinlich, daß die Objekte in der Klasse kalt sind, weil es erfahrungsgemäß auch kalte Objekte gibt, weil es erfahrungsgemäß für alle Temperaturbereiche Objekte gibt, denen die betreffende Temperatur zukommt. Das brauchte aber nicht so zu sein. Es ist etwas anderes, wenn man mir direkt sagt, daß gewisse Objekte kalt sind, als wenn ich
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es mit Hilfe von Erfahrungsregeln erschließen muß, ich erhalte nicht dieselbe Information. Zweifellos ist Carnaps These, daß komparative Begrüfe informativer sind als klassifikatorische, unhaltbar, aber sie hat einen richtigen Kern: wenn nämlich eine der beiden zu vergleichenden Eigenschaften bekannt ist, kann durch einen komparativen Begriff die andere Eigenschaft sehr viel genauer bestimmt werden als es mit klassifikatorischen Begriffen im allgemeinen möglich ist, wenn man z. B. sagt, daß Wasser kalt wie Eis ist, so ist das eine genauere Aussage, als wenn man bloß sagen würde, daß es kalt ist. Viele unserer Maßsysteme beruhen ja auf Vergleichen mit Prototypen. Logisch gesehen hat man es dabei allerdings nicht mit zweisitelligen, sondern mit einstelligen Prädikaten zu tun (in unserem Beispiel mit dem Prädikat "x ist so kalt wie Eis", nicht mit dem Prädikat "x ist so kalt wie y") und, zumindest nach Hempels Ansicht, nicht mit komparativen, sondern mit klassifikatorischen Begriffen (s. Hempel, S. 56, wo Hempel einen Begriff ,länger als die Strecke s' zu den klassifikatorischen Begrüfen zählt).
Offensichtlich beachtet Carnap, wenn er meint, komparative Begrüfe seien informativer als klassifikatorische, nicht genügend, daß komparative Begriffe vergleichende Begriffe sind, daß sie nur eine komparative Bestimmung der Beschaffenheit einzelner Objekte erlauben, während klassifikatorische Begriffe eine absolute Bestimmung mit sich bringen. Zwei Gründe sind es wohl, weshalb Carnap den vergleichenden Charakter der komparativen Begriffe außer acht läßt: weil er gemäß seiner formalen Auffassung die komparativen Begriffe wesentlich als reihende Begriffe ansieht und weil er ihnen Operationale Definitionen zuschreibt. Wie schon erwähnt, drücken ja operational definierte Begriffe keinen Vergleich aus. Es ist ein gewöhnlicher Fehler, daß der vergleichende Charakter der Komparative übersehen wird und statt dessen der reihende Charakter auffällt. Man denke etwa an die vorgebliche Steigerungsreihe: gutbesser- am besten. Dabei wird nicht bedacht, daß "besser" keine Steigerung, sondern einen Vergleich ausdrückt. Wir haben gesehen, daß der Duden in der Rubrik "Vergleichsformen" alle Adjektivformen aufführt, die mit einer Steigerung zu tun haben, er sagt also "Vergleich" und meint Steigerung (d. h. Reihung). Der Duden geht mithin so weit, den Begrüf des Vergleichs mit dem der Steigerung gleichzusetzen. Das kann man von Carnap und Hempel sicher nicht sagen, aber doch soviel, daß sie über den Begriff des Vergleichs keine Rechenschaft geben.
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Hempel bietet eine merkwürdige Deutung für die Bezeichnung "komparativer Begriff" an (Hempel, S. 60): danach heißt ein Begriff ein komparativer, weil alle Objekte aus einer bestimmten Klasse mit Hilfe dieses Begriffes vergleichbar (comparable) sind. Der Begriff (,.gleichwarm', ,wärmer') z. B. wird danach komparativ genannt, weil für zwei beliebige Objekte a und b aus der Klasse der Objekte, die eine Temperatur haben, gilt, daß entweder a und b gleichwarm sind' oder b wärmer als a oder a wärmer als b ist, daß also a und b hinsichtlich der Temperatur verglichen werden können, indem man sie unter einen der beiden Teilbegriffe bringt. Hempels Erklärung läuft darauf hinaus, zu sagen: zwei Dinge vergleichen bedeutet, einen zweistelligen Relationsbegriff auf sie anwenden. Warum man dann nicht alle zweistelligen Relationsbegriffe als vergleichende, komparative Begriffe ansieht, hat sich Hempel offenbar nicht gefragt. Carnap und Hempel betrachten komparative Begriffe als Reihenbegriffe, vor allem im Unterschied zu den klassifikatorischen Begriffen. Sie nehmen an, daß klassifikatorische Begriffe wesentlich keine Reihenbegriffe sind, daß sich klassifikator:ische Begriffe mcht eignen, um Stellen in einer Reihe anzuzeigen (Hempel, S. 57). Diese Annahme steckt auch in Carnaps These, daß die komparativen Begriffe informativer sind als die klassifikatorischen. Denn die komparativen Begriffe sollen, "Wie gesagt, insofern informativer sein, als sie zusätzlich zu einer Klasseneinteilung noch eine Reihenordnung mit sich bringen. Camap und Stegmüller nehmen dabei an, daß die klassifikatorischen Begriffe keine Informationen über eine Reihenfolge enthalten. Die Annahme ist ganz offensichtlich falsch: wenn man mir sagt, daß es gestern kühl war, aber vorgestern noch warm, weiß ich, daß es vorgestern wärmer war als gestern. Ein warmes Objekt ist selbstverständlich wärmer als ein kaltes und ein heißes wärmer als ein warmes. Carnap und Hempel tun sich denn auch schwer mit Steigerungsreihen, deren reihende Bedeutung allzu augenfällig ist. Hempel rechnet z. B. die Begriffe der Beaufort-Skala der Windstärken (Windstille leiser Zug -leichte Brise- usw.) zu den klassifikatorischen Begriffen, macht aber den einschränkenden Zusatz: im Wesentlichen (essentially classificatory) (Hempel, S. 56). Hingegen bezeichnet Carnap die Begriffe einer anderen Steigerungsreihe, die eigentlich viel weniger Reiheninformation enthält als die Beaufort-Skala, nämlich: geringe Phantasie - gute Phantasie, als "schwache komparative Begriffe" (Camap II, S. 60). Carnap erläutert nicht, was ein schwacher komparativer Begriff ist. Er scheint aber dazu zu neigen, die beiden Begriffe den komparativen Begriffen zuzuschlagen, nur weil sie Reiheninformation enthalten, obwohl es keine Relationsbegriffe sind, es also seiner eigenen Definition gemäß gar keine komparativen Begriffe sein können.
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Die Annahme, daß klassifikatorische Begriffe keine reihende Bedeutung haben, scheint für Carnap und Hempel sehr wichtig zu sein. Sonst würde Camap sich nicht weigern, jene beiden Begriffe, die im übrigen alle Kriterien für klassifikatorische Begriffe erfüllen, als klassifikatorische anzuerkennen und, definitionswidrig, ihre Einordnung als komparative Begriffe erwägen. Auch Hempel zögerte anscheinend aus demselben Grunde, die Windstärkenbegriffe zu den klassifikatorischen zu zählen. Schließlich leugnet er aber schlicht, daß clie Windstärkenbegriffe Reiheninformationen enthalten (Hempel, S. 57). Wie ist es zu erklären, daß Carnap und Hempel eine Annahme machen, deren Fragwürdigkeit so offenkundig ist? Ihre Definition der komparativen Begriffe zwingt sie nicht dazu, obwohl sie voraussetzen, daß kein klassifikatori.scher Begriff auch ein komparativer Begriff ist. Denn sie definieren ja komparative Begriffe als reihende Begriffe einer besonderen Art. Es könnte also reihende Begriffe einer anderen Art geben und klassifikatorische Begriffe könnten solche Begriffe sein. Wenn Carnap und Hempel annehmen, daß klassifikatorisch.e Begriffe keine reihenden Begriffe sind, so hat das, glaube ich, folgende Gründe: a) Sie meinen, eine Reihenoronung müsse auf Relationsbegriffen beruhen, und die meisten klassifikatorischen Begriffe, die Camap und Hempel erwähnen, sind keine Relationsbegriffe. Allerdings ist nicht sicher, daß alle klassifikatorischen Begriffe keine Relationsbegriffe sind, es bleibt überhaupt sehr unklar, was ein klassifikatorischer Begriff für ein Begriff ist. Hempel und Oppenheim zufolge ist kein Relationsbegriff ein klassifikatorischer Begriff (Hempel!Oppenheim, S. 13), Carnap gibt jedoch einen zweistelligen Relationsbegriff als Beispiel eines klassifikatorischen Begriffs an (Carnap I, S. 10). Camaps Abgrenzung der klassifikatorischen Begriffe (ebenda, S. 9) hätte allerdings die Konsequenz, daß alle Begriffe, die eine Extension haben, auch wenn sie aus Objektpaaren besteht, klassifikatorische Begriffe wären, also ausnahmslos alle Begriffe dazugehörten. Bei seiner Abgrenzung der klassifikatorischen Begriffe scheint Camap zu vergessen, daß auch ein reihender Relationsbegriff seinen Anwendungsbereich in zwei Teile zerlegt, in die Objektpaare, die unter ihn fallen und die Objektpaare, die nicht unter ihn fallen. Er betrachtet nämlich offenbar die Klasse der komparativen Begriffe nicht als Teilklasse der Klasse der klassifikatorischen Begriffe, vielmehr soll kein komparativer Begriff ein klassifikatorischer sein. Nur gelingt es ihm nicht, die Klasse der klassifikatorischen Begriffe entsprechend zu definieren. Si.cher ist jedenfalls, daß Camap reihende Relations~iffe nicht zu den klasffifikatorischen Begriffen rechnet. b) Ein anderer Grund dafür, daß Carnap und Hempel klassifikatoLischen Begriffen eine reihende Bedeutung absprechen, ist, glaube ich,
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dieser: sie richten ihr Augenmerk hauptsächlich auf den Umfang und nicht auf den Inhalt der Begriffe. Deshalb entgeht ihnen, daß viele Eigenschaftsbegriffe-und zwar gerade diejenigen, zu denen es inhaltlich verwandte komparative Begriffe gibt- skh aufgrundihres Inhaltes in eine Reihe einordnen, bestimmten anderen Begriffen vorangehen bzw. nachfolgen. c) Schließlich folgt auch aus der Auffassung, daß Komparative eine Abstufung des Besitzes einer bestimmten Eigenschaft ausdrücken, daß die klassifikatorischen Begriffe, auf die komparative Begriffe aufbauen, keine reihende Bedeutung haben können. Denn nach dieser Auffassung haben die betreffenden klaasi.fi.katorischen Begriffe nur d:ie aboostufende Eigenschaft zum Inhalt, während die Abstufung erst durch die betreffenden komparativen Begriffe herbeigeführt wird. Die Abstufung bzw. Reihung ist also in dem klassifikatorischen Begriff nicht vorhanden, sie wird durch den komparativen Begriff beigetragen. d) Der tiefste Grund, aus dem es Carnap und Hempel so wichtig ist, daß klassifikatorische Begriffe keine reihende Bedeutung haben, scheint mir jedoch dieser: Für sie sind klassifikatorische Begriffe qualitative Begriffe, Begriffe von Qualitäten und sie glauben offenbar, daß durch komparative Begriffe Qualitäten in Quantitäten umgebildet werden können (Stegmüller, S. 17, wo es heißt, die komparativen Begriffe bildeten eine "Zwischenstufe . . . zugleich eine Übergangsstufe" zwis.c hen Qualität und Quantität). Nun ist der Reihencharakter sicher konstitutiv für eine Quantität. Wenn aber die klassifikatorischen Begriffe schon diesen Charakter an sich hätten, könnte er nicht von den komparativen Begriffen herrühren. Und was sonst könnten komparative Begriffe beisteuern, das geeignet wäre, Qualitäten in Quantitäten zu überführen? Meiner Ansicht nach ist der Unterschied zwischen Qualität und Quantität ein Unterschied in der Struktur der Eigenschaftsbereiche, die sowohl den klassifikatorischen wie auch den komparativen Begriffen vorgegeben sind. Es liegt im Begriff des betreffenden Eigenschaft.sbereichs, daß er linear geordnet ist, daß er ein Größenbereich ist, und man würde die komparativen Begriffe überanstrengen, wollte man ihnen die Aufgabe übertragen, aus Qualitäten Quantitäten, Größen zu machen. Mit komparativen Begriffen werden Größen nicht erzeugt, sondern nur verglichen. In einem gewissen Zusammenhang mit der Auffassung; daß die Abstufung bzw. Reihung erst durch die komparativen Begriffe bewirkt wird, steht clie folgende, von Hempel und Oppenheim formulierte, These: "Die Eindeutigkeit, mit der die Sprache jedem Positiv ,den zugehörigen' Komparativ zuordnen läßt, legt . . . die Meinung nahe, durch die
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Definition eines Eigenschaftsbegriffs sei sein Komparativ schon mitdefiniert. Wie unsere Analyse zeigt, ist davon keine Rede: Wird der Positiv eines Adjektivs in der Fonn eines einstelligen Prädikats festgelegt, so ist durch diese Definition logisch überhaupt nicht, geschweige denn eindeutig, ein Komparativ - d. h. eine Relation. . . - :mitbestimmt. Zur Definition des Komparativs sind vielmehr besondere Festsetzungen erforderlich; diese können auf viele verschiedene Arten getroffen werden." (Hempel!Oppenheim, S. 39/40.) Es ist klar, daß ein Komparativ durch die Definition des zugehörigen Positivs zumindest teilweise mitbestimmt wäre, wenn in der Definition des Positivs die Abstufung schon enthalten wäre, auf die sich der Komparativ bezieht, insofern gibt es einen Zusammenhang mit der Auffassung, daß die Abstufung erst von den komparativen Begriffen bewirkt wird. Die These von Hempel und Oppenheim setzt die Richtigkeit dieser Auffassung voraus.
Aber die These, daß ein Komparativ durch die Definition seines Positivs nicht mitdefiniert ist, folgt nicht unmittelbar aus dieser Auffassung. Auch unter der Voraussetzung, daß die Abstufung erst von dem Komparativ gestiftet wird, könnte ein Komparativ durch die Definition seines Positivs mitbestimmt sein, falls nämlich allgemein bestimmt wäre, wie eine Abstufung aufgrund eines Positivs zu bilden ist, anders ausgedrückt: falls die Bedeutung der Bildung von Komparativen aus Positiven definiert wäre. Um z. B. zu wissen, was der Komparativ "schwerer" bedeutet, genügt es natürlich nicht, die Bedeutung des zugehörigen Positivs "schwer" zu kennen, w:enn man mit dem Sinn der Komparation, der Bildung von Vergleichsfonnen, nicht vertraut ist. Es scheint aber, daß man die Bedeutung von "schwerer" bestimmen kann, wenn man die Bedeutung von "schwer" und den Sinn der Komparation verstanden hat. Hempel und Oppenheim gründen ihre These auf das Argument, ein Positiv drücke einen Eigenschaftsbegriff aus, einen einstelligen Begriff also, edn Komparti.v hingegen einen mehrstelligen, einen Relationsbe.grlff, folglich könne ein Komparati.rv nicht durch die Definition eines Positivs nri1rlefli.niert sein. Dieses Argument ist jedoch nicht stichhaltig. Hempel und Oppenheim haben die Möglichkeit außer acht ~assen, daß der Relationsbegriff aufgrund des Eigenschaftsbegriffs definiert ist. Wenn z. B. der Relationsbegriff R so definö.ert wäre: "x steht in der Relation R zu y" bedeutet dasseLbe wie "x hat die Eigenschaft E und y hat die Eigenschaft E nicht", dann wäre durch die Bestimmung des Eigenschaftsbegriffs E der Relationsbegriff R mitbestimmt. Man kann den Sinn der Komparation, von dem ich gesprochen habe, auffassen als Definitionsweise, durch die ein Komparativ inhaltlich auf
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seinen Positiv zurückgeführt wird. Und die Konzeption der abgestuften Eigenschaft enthält ja eine solche Definitionsweise. Dieser Konzeption zufolge drückt man mit einem Komparativ aus, daß ein Objekt die Eigenschaft, die der zugehörige Positiv bezeichnet, in höherem (gleichem) Grade besitzt als (wie) ein anderes Objekt. Mithin Legt es diese Konzeption zumindest sehr nahe, daß durch die Definition eines Positivs die zugehörigen Komparative mitdefiniert sind. Hempel und Oppenheim wenden sich also in dem zitierten Abschnitt nicht nur gegen etwas, was durch die Sprache nahegelegt wird, wie sie bemerken, sondern auch durch ihre eigene Konzeption. Man muß im übrigen aus der zitierten These folgern, daß der Begriff einer Abstufung des Eigenschaftsbesitzes unbestimmt ist. Zu einem ähnlichen Ergebnis bin ich ja auch gekommen, insofern als ich gezeigt habe, daß Camap und Hempel diesen Begriff nicht klären. Wir begegnen in der erörterten These einer Unstimmigkeit zwischen der Konzeption der abgestuften Eigenschaft und dem Operationistischen Grundsatz, also einer Unstimmigkeit innerhalb der Camap-Hempelschen Lehre. Hempel und Oppenheim entscheiden sich mit ihrer These gegen jene Konzeption und für den Operationistischen Grundsatz, sie bestreiten darin etwas, was sich aus der Konzeption der abgestuften Eigenschaft ergibt und beharren damit zugleich auf einer Konsequenz des operationistischen Grundsatzes. Sie verwerfen jene Konzeption nicht, aber sie sprechen ihr doch implizit jegliche Erklärungskraft ab. Es ist leicht zu erkennen, daß Hempel und Oppenheim in ihrer These nur eine Konsequenz aus dem Operationistischen Grundsatz ziehen. Wenn die Komparative operational, also aufgrund von Vergleichsverfahren, definiert wären, genügte es sicher nicht, den zugehörigen Positiv und die Komparation zu kennen, um die Bedeutung des betreffeneo Komparativs zu verstehen, wer z. B. weiß, was "schwer" bedeutet und welchen Sinn die Bildung von Vergleichsformen hat, muß nicht wissen, wie man zwei Objekte hinsichtlich ihres Gewichtes vergleicht. Es ist schon deshalb auszuschließen, daß mit der Definition eines Positivs auch ein Vergleichsverfahren für die zugehörigen Komparative festgelegt ist, weil, wie ich gezeigt habe, die Vergleichsverfahren meist auf Kausalannahmen beruhen. Da für viele Komparative mehrere Vergleichsverfahren im Gebrauch sind, folgt aus dem Operationistischen Grundsatz, daß es für viele Komparative mehrere verschiedene Definitionen gibt und daraus läßt sich vielleicht schließen, daß alle Komparative auf viele verschiedene Arten definiert werden können, wie Hempel und Oppenheim geltend machen. Hempel und Oppenheim wollen diese Schlußfolgerung anscheinend allein aus der Prämisse ableiten, daß ein Komparativ nicht durch seinen
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Positiv mitdefiniert ist, vermutlich in der Annahme, daß die Definition eines Komparativs überhaupt nicht eingeschränkt ist, wenn sie nicht durch seinen Positiv eingeschränkt ist. Dies ist jedoch nicht gerechtfertigt, denn es könnte ja für jeden Komparativ nur ein Vergleichsverfahren verfügbar sein. Dann könnte man jeden Komparativ auch nur auf eine Art operational definieren. Vom Standpunkt der Auffassung, wonach komparative Begriffe Größenvergleichsbegriffe sind, ist zunächst gar nichts einzuwenden gegen di-e These, daß Komparative nicht durch ihre Positive mitdefiniert sind. Ein Komparativ ist ihrzufolge ja nicht aufgrund des Eigenschaftsbegriffs definie.r t, den der zugehörige Positiv ausdrückt, sonrliern aufgrund des Begriffs des Eigenschaftsbereichs, dem die betreffende Eigenschaft angehört. Der Begriff ,schwerer' z. B. ist nicht durch den Begriff ,schwer', sondern durch den des Gewiehtes definiert. Wenn man allerdings annimmt, daß ein Eigenschaftsbegriff auch immer den betreffenden Eigenschaftsbereich beinhaltet, kann man nicht sagen, daß, vom Positiv aus gesehen, die zugehörigen Komparative auf viele verschiedene Arten definiert werden können. Denn mit der Definition des Eigenschafts- bxw. Größenbereichs, auf den er sich zu beziehen hat, ist ein Komparativ eindeutig bestimmt, weil die Vergleichsrelationen für alle Eigenschaften definiert sind und aufgrund seiner Form feststeht, welclre Vergleichsrelation ein Komparativ ausdrückt. Wenn z. B. der Größenbereich des Gewichts definiert ist, ist auch der Komparativ "schwerer" definiert, denn die Ve11gleichsrelati.on ,größer', die er ausdrückt, ist klar bestimmt und für alle Größen dieselbe. Und wer käme auf den Gedanken, "schwerer" die Relation ,gleichgroß' zuzuordnen? Zum Schluß möchte ich eine Frage erörtern, die ich schon im I. Abschnitt kurz behandelt habe, nämlich die Frage: ist es nur empirisch zu entscheiden, ob ein komparativer Begriff eine Quasireihe erzeugt oder steht es aufgrund seines Inhaltes von vornherein fest? Ich habe im I. Abschnitt behauptet, es sei eine Konsequenz der Carnap-Hempelschen Lehre, daß es von der Wirklichkeit abhängt, daß es nur empirisch entschieden werden kann, ob ein komparativer Begriff eine Quasireihe erzeugt, ob er also überhaupt ein komparativer Begriff im Sinne der formalen Auffassung ist. Bei dieser Behauptung war ich mir bewußt, daß Carnap und Hempel selbst anderer Ansicht sind. Sie meinen, von der Wirklichkeit abhängig sei bloß, ob ein komparativer Begriff anwendbar ist. Sie nehmen zweifellos an, daß ein Begriff unabhängig von seiner Anwendung ein komparativer Begriff im Sinne der formalen Auffassung ist. Es soll also unabhängig von der Anwendung feststehen, daß ein komparativer Begriff eine Quasireihe erzeugt.
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Camap schreibt (wie schon zitiert): "Ganz tmabhängig davon, ob man komparative Begriffe . . . anwenden kann, sind sie . . . an eine gewisse logische Struktur gebunden." (Carnap II, S. 65.) Gemeint ist natürlich die logische Struktur einer Quasireihe. Diese These Camaps wäre falsdl, wenn die komparativen Begriffe operational definiert wären, wie er annimmt. Das will ich am Beispiel der komparativen Begriffe des Gewichts deutlich machen. Camap und Stegmüller zufolge beinhaltet der Begriff ,gewichtsgleich' die Relation des Aufwiegens auf einer Hebelwaage und der Begriff ,leichter' die Relation des tlberwogenwerdens auf einer Hebelwaage. Die beiden Relationen erzeugen nicht notwendigerweise zusammen eine Quasireihe, es könnten bei der Wägung mit der Hebelwaage plötzlich viele reihenwidrige Resultate auftreten. Hätten die komparativen Begriffe des Gewichts diese Relationen zum Inhalt, wären sie mithin nicht an die logische Struktur der Quasireihe gebunden. Camaps These gründet vermutlich auf der Vberlegung: wenn die komparativen Begriffe keine Quasireihe erzeugten, wären es keine komparativen Begriffe im Sinne der formalen Auffassung. Daraus foLgt aber für unser Beispiel nur, daß komparative Begriffe des Gewichts, die Wägeresultate zum Inhalt haben, eben nicht notwendigerweise komparative Begriffe im Sinne der formalen Auffassung sind. Kein Vergleichsverfahren erzeugt notwendigerweise eine Quasireihe. Deshalb ist es eine Konsequenz des Operationistischen Grundsatzes, daß komparative Begriffe nicht notwendigerweise eine Quasireihe erzeugen, daß sie nicht an die logische Struktur einer Quasireihe gebunden sind. Camaps These ist jedoch richtig, weil die komparativen Begriffe nicht operational definiert sind, weil sie in der gewöhnlichen Auffassung Größenvergleichsbegriffe sind. Ich habe schon Gelegenheit gehabt, zu bemerken, daß Camap sich nicht bewußt ist, wie sehr die operationale Definition der komparativen Begriffe vom gewöhnlichen Verständnis abweicht. Vielleicht ist er auch deshalb überzeugt, daß die komparativen Begriffe an die logische Struktur einer Quasireihe gebunden sind, weil er ihnen neben der operationalen Definition eine nichtoperationale Definition, eine Definition als Größenvergleichsbegriffe, zuschreibt. Ich habe gezeigt, daß komparative Begriffe nicht eine Operationale und außerdem ihre gewöhnliche Definition haben können, daß die beiden Definitionen unvereinbar sind. Camap und Hempel fällt diese Unvereinbarkeit nicht auf, weil sie für die komparativen Begriffe, die sie als Beispiele untersuchen, keine klaren nichtoperationalen Definitionen formulieren. 8 Teetmeier
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Aufgrund der Inhalte, die wir mit komparativen Begriffen gewöhnlich verbinden, steht in der Tat von vornherein fest, daß diese Begriffe Quasireihen erzeugen, daß reihenwidrige Tatsachen der Arten, die durch die Axiome der Quasireihen gekennzeichnet sind, nicht auftreten können. Wir wissen, daß solche Tatsachen unmöglich sind und dieses Wissen beruht sicher nicht auf Vergleich.serfahrungen, denn bei der Anwendung von Vergleichsverfahren kommen ja häufig reihenwidrige Resultate vor. Und wenn wir reihenwidrigen Resultaten begegnen, sind wir von ihrer Falschheit überzeugt, eben weil wir die Tatsachen, auf die sie hindeuten, von vomherein aussdlließen.
An Beispielen kann man sich verdeutlichen, daß wir quasireihenwidrige Sachverhalte in der Tat für unmöglich erachten: wenn z. B. ein a wirklich gewichtsgleich mit einem b und b wirklich gewichtsgleich mit einem c ist, dann müssen a und c gewichtsgleich sein; wenn aber a wirklich schwerer als b und b wirklich schwerer als c sein sollte, dann müßte a auch schwerer als c sein. Das liegt in der Natur der Sache. Wenn man die Deutung der komparativen Begrüfe als Größenvergleichsbegriffe zugrunde legt, versteht man, warum quasireihenwidrige Tatsachen nicht auftreten können, warum z. B. Gleichheits- sowohl wie Verschiedenheitskomparative transitiv sind: Zwei Größen, die einer dritten gleich sind, sind auch untereinander gleich, deshalb sind GLeichheitskomparative transitiv. Und Verschiedenheitskomparative sind aus folgendem Grund transitiv: Geht (folgt) in der Größenreihe eine Größe g einer Größe h voran und geht (folgt) h einer Größe i voran, so geht (folgt) auch g i voran. Beides liegt in der Natur der Größenreihe. Nur weil aufgrund des Inhaltes der komparativen Begrüfe reihenwidrige Sachverhalte ausgeschlossen sind, können wir ein Vergleichsverfahren kritisieren, wenn es reihenwidrige Resultate liefert, und wir können dabei einzelne Resultate verwerfen, aber auch das ganze Vergleichsverfahren. Wenn nämlich ein Verfahren sehr häufig zu reihenwidrigen Ergebnissen führt, folgt daraus, daß es sich nicht zum Vergleichsverfahren eignet, daß es ein unzuverlässiges Vergleichsverfahren ist. Das folgt, weil komparative Begriffe notwendigerweise, aufgrun.d ihres Inhaltes, Quasireihen erzeugen. Camap und Hempel übernehmen nun diese Beurteilung eines Vergleichsverfahrens danach, wie weit es reihengerechte Ergebnisse Liefert, in ihre Lehre von den komparativen Begriffen. Dort bezieht sie sich natürlich auf Operationale Definitionen. An operationale Definitionen komparativer Begriffe wird die Forderung gestellt, daß sie möglichst zur Erzeugung einer Quasireihe führen. Aber worauf gründet diese Forderung?
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Bei dem gewöhnlichen Verständnis ergibt sich, wie gesagt, aus dem Inhalt der komparativen Begriffe, daß Vergleichsverfahren möglichst reihengerechte Ergebnisse liefern sollten. Und Carnap und Hempel wollen ihre Forderung an die operationalen Definitionen anscheinend auch aus dem Inhalt der komparativen Begriffe herleiten. Hempel erklärt, es sei intuitiv klar (intuitively clear), daß die operationalen Definitionen, die Bedingungen einer Quasireihe erfüllen müßten (Hempel, S. 59). Carnap nennt es "natürlich", den Begriff ,gleiches Gewicht' operational so zu definieren, daß er zur Bildung einer Quasireihe beiträgt und er appelliert damit ganz deutlich an das gewöhnliche Verständnis dieses Begriffes (Carnap II, S. 63). Ich denke, ich habe im Bisherigen klar genug gemacht, daß aus dem Inhalt der komparativen Begriffe nicht hervorgeht, daß sie eine Quasireihe erzeugen, wenn sie operational definiert sind. Deshalb meine ich, daß nur die Position, die Stegmüller einnimmt, in die Carnap-Hempelsche Lehre paßt: er charakterisiert nämlich die Axiome der Quasireihe, in diesem Zusammenhang, als konventionelle Regeln (Stegmüller, S. 29), die wir aufstellen, weil wir mit einem komparativen Begriffssystem das Ziel verfolgen, eine Quasireihe von Objekten zu bekommen (Stegmüller, s. 36). Sehen wir uns einmal die Konvention genauer an, die Stegmüller im Auge haben muß. Diese Konvention kann nicht lauten: alle komparativen Begriffe sind so zu definieren, daß sie Quasireihen erzeugen, denn dann könnte man sie auch als Größenvergleichsbegriffe definieren, man brauchte sie nicht operational zu definieren, wie es die Carnap-Hempelsche Lehre will. Die Konvention kann aber auch nicht lauten: komparative Begriffe sind operational so zu definieren, daß sie eine Quasireihe erzeugen. Im Rahmen der Carnap-Hempelschen Lehre erhält ein komparativer Begriff ja erst durch die Operationale Definition einen bestimmten Inhalt, wird erst durch die Operationale Definition ein bestimmter Begriff. Ein unbestimmter Begriff, ein Begriff ohne Definition ist aber gar kein Begriff, er ist gar nicht vorhanden. Auch aus einem anderen Grunde stellt sich die Frage, über welche Begriffe wir in der oben formulierten Konvention eigentlich reden. Die Konvention bezieht sich auf komparative Begriffe. Gemäß Carnap und Hempel sind komparative Begriffe Begriffe, die eine Quasireihe erzeugen. Da es sich um operational zu definierende Begriffe handelt, kann man erst nach ihrer operationalen Definition sagen, ob sie eine Quasireihe erzeugen, ob sie also komparative Begriffe sind. Die Konvention soll nun aber gerade die operationale Definition dieser Begriffe regeln. Ich glaube, die Konvention kann nur so aussehen: KompaTative sind derart operational zu definieren, daß sie Begriffe ausdrücken, die eine Quasireihe erzeugen.
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Dies ist wichtig, weil man denken könnte, aufgrund der Konvention stehe es von vornherein fest, daß ein komparativer Begriff eine Quasireihe erzeugt, es also, entgegen meiner Behauptung, gemäß der CarnapHempelschen Lehre nicht von der Wirklichkeit abhängig sei. Von vomherein steht jedoch nur fest, daß (die Einhaltung der Konvention vorausgesetzt) alle Begriffe, die von Komparativen sprachlich ausgedrückt werden, Quasireihen erzeugen. Ob aber ein bestimmter operational definierter Begriff, den ein Komparativ darstellt, eine Quasireihe erzeugt, ist vom aktuellen Zustand der Welt abhängig. Wenn plötzlich, was nicht unmöglich ist, das betreffende Vergleichsverfahren sehr viele reihenwidrige Resultate erbrächte, wäre es kein komparativer Begriff mehr und der Komparativ müßte wegen der Konvention redefiniert werden. Stegmüller betont, daß die Carnap-Hempelsche Lehre eine Korrektur des Konventionalismus darstellt, der Auffassung, daß unser Begriffsgerüst ausschließlich auf Konventionen beruht, insofern als aus der Camap-Hempelschen Lehre hervorgeht, daß neben Konventionen auch empirische Befunde und hypothetische Verallgemeinerungen eine Rolle spielen (Stegmüller, S. 18). Ein empirischer Befund und eine hypothetische Verallgemeinerung, an die Stegmüller dabei denkt, ist z. B. der Befund, daß sich beim Wägen mit der Hebelwaage keine quasireihenwidrigen Resultate einstellen und die darauf gegründete Hypothese, daß solche Resultate beim Wägen nie vorkommen. Auch Camap hebt nicht-konventionelle Aspekte der komparativen Begriffe hervor. Er schreibt: "Wir sehen, daß die komparativen Begriffe der Naturwissenschaft in doppelter Weise nicht ganz eine Sache der Konvention sind: Sie müssen auf die Tatsachen in der Natur anwendbar sein, und sie müssen eine gewisse logische Struktur haben." (Carnap II, S. 66.) Mit der "gewissen logischen Struktur" meint Camap die Struktur einer Quasireihe. Worauf Camap hinweisen will, wenn er schreibt, komparative Begriffe seien insofern nicht ganz eine Sache der Konvention, als sie eine gewisse logische Struktur haben müßten, ist vermutlich dies: wir können Begriffe nach Belieben definieren, aber wir können sie nicht nach Belieben zu komparativen Begriffen ernennen. Um ein komparativer Begriff zu sein, muß ein Begriff die logische Struktur einer Quasireihe haben. Daß ein Begriff diese Struktur haben muß, um ein komparativer Begriff zu sein, ist aber bloß eine Folge der Definition des Begriffes ,komparativer Begriff', die Camap und Hempel aufstellen. Was will Camap ausdrücken, wenn er schreibt, daß die komparativen Begriffe insofern nicht ganz eine Sache der Konvention sind, als sie ~nwendbar sein müssen? Gewöhnlich sagt man von einem Begriff, daß
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er anwendbar ist, falls er nicht leer ist, d. h. falls es Dinge gibt, die unter ihn fallen. Carnaps Formulierungen ("auf die Tatsachen der Natur anwendbar") deuten jedoch darauf hin, daß er hier unter Anwendung Operationale Definition versteht, "anwendbar" heißt also soviel wie "operational definierbar". Daraus kann man schließen, daß Carnap hier über die operational undefinierten komparativen Begrüfe redet, daß er hier von deren operationaler Definition absieht. Ich habe gezeigt, daß nach Carnaps Auffassung komparative Begriffe ohne operationale Definition keine bestinunte Relation beinhalten. Was Carnap "Anwendung der komparativen Begriffe" nennt, ist also eigentlich die Definition, die Bildung dieser Begriffe. Carnap will in dem zitierten Satz vermutlich hervorheben, daß wir nicht nach Belieben komparative Begriffe bilden können, weil wir dazu, gemäß Carnaps und Hempels Definition des Begriffs ,komparativer Begriff', Vergleichsverfahren benötigen, die eine Quasireihe erzeugen. Ich kann in der Carnap-Hempelschen Lehre keinen Gegensatz zum Konventionalismus finden. Carnap und Stegmüller erblicken ein nichtkonventionalistisches Element darin, daß gemäß ihrer Lehre für einen komparativen Begriff nicht jede widerspruchslose Definition zugelassen ist und daß nur empirisch festgestellt weroen kann, ob eine Definition sich eignet, daß es von der Wirklichkeit abhängt, ob eine Definition zulässig ist, ja, ob es überhaupt eine geeignete Definition gibt. Diese Einschränkungen gehen jedoch auf eine Konvention zurück und die Definitionen komparativer Begriffe sind nur deshalb empirischen Bedingungen unterworfen, weil in der Konvention solche Bedingungen aufgestellt werden. Daß es von empirischen Bedingungen abhängt, ob die Definition eines komparativen Begriffs angemessen ist, folgt, wie gesagt, nicht schon aus der Vorschrift, daß komparative Begriffe Quasireihen erzeugen sollen. Es muß dafür noch die Forderung hinzutreten, daß komparative Begriffe operational zu definieren sind. Die Konvention bezieht sich also ausdrücklich auf empirische Bedingungen. Carnap vergleicht die Definition komparativer Begriffe mit der klassifikatorischer Begriffe und bemerkt, daß die Definition klassifikatorischer Begriffe nicht durch empirische Bedingungen eingeschränkt wird, sondern daß jede nicht-widersprüchliche Definition erlaubt ist (Carnap II, S. 65). Dieser Unterschied kann gemäß der Carnap-Hempelschen Lehre jedoch nur darauf zurückgeführt weroen, daß für klassi.fikatorische Begriffe keine entsprechenden Konventionen bestehen. Stegmüller erklärt, daß in komparative Begriffe empirische Befunde "eingehen" (Stegmüller, S. 16). Dies ist wohl so zu verstehen: man kann allein daraus, daß ein Komparativ eine bestimmte Definition hat, auf
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einen bestimmten empirischen Befund schließen, nämlich darauf, daß das betreffende Vergleichsverfahren die Objekte annähernd in einer Quasireihe ordnet. Der Schluß basiert aber auf der Konvention und er setzt voraus, daß sie eingehalten wurde. Ich denke, daß die Auffassung, wonach komparative Begriffe Größenvergleichsbegriffe sind. viel eher im Gegensatz zum Konventionalismus steht, weil sie es aus der Natur d:er Sache, der Größe, einsichtig macht, daß komparative Begriffe Quasireihen erzeugen müssen bzw. die Axiome einer Quasireihe erfüllen müssen.
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StegmüUer, Wolfgang: Theorie und Erfahrung, Berlin, Heidelberg 1970.
Register Abstufung 13 f., 109 - des Eigenschaftsbesitzes 28 ff., 46 ff., 99, 109 Anwendungsregel 74 Auffassung, inhaltliche im Gegensatz zur formalen 20 ff. Begriff 7, 14, 63 Definition, von Begriffen 7 f., 63 - echte, im strengen Sinne 72 f. - nichtoperationale 63 :fl., 113 - operationale 59, 97, 101, 113, 117 -systematische im Gegensatz zur empirischen (nach Hempel) 70 ff. - teilweise, Teil- 52 :fl. Eigenschaftsbereich 9, 36, 103, 109, 112 - Ordnung, Struktur von 9, 37 :fl., 109 Extension 19 f. Gleichheitskomparativ 13, 19, 105 Größe, Größenbegriff 9, 39 :fl., 44 ff., 93 Größenbereich, Größenart 39, 61 f., 93, 102 Größenvergleichsrelation, Größenvergleichsbegriff 42, 92 f., 97, 116, 118 Indikator 73 ff., 81 ff., 92 ff. - und Kriterium 73 ff. Inhalt, von Begriffen 7 f.
Inkonsistenzen. durch operationale Definition 76 ff. Klassiflkatorische Begriffe 16, 98 ff., 103 :fl., 117 Komparative, und komparative Begriffe 14 f., 68, 115 f. - Mehrdeutigkeit der 45, 80 ff. Konvention 115 f. Operationistischer Grundsatz 59, 91 f., 94 ff. - und formale Auffassung 611f. - und abgestufter Eigenschaftsbesitz 111 Positiv 11 ff., 33, 97 ff. - und Komparativ 109 ff. Quantität, und Qualität 40, 109 Quasireihe 16 f., 104, 112 Reduktionssatz 52 ff. Reihe 16 ff., 38 f., 107 ff. Vergleich 41 f. Vergleichsfehler 51 ff., 77 ff. 82 ff., 921f. Vergleichsrelation 9, 41 f. Vergleichsverfahren 8 f., 44 f., 59 Verschiedenheitskomparative 13, 19